Perſtändigung der Pankiers in Baſel.
Die Verhandlungen des inkernakionalen Skillhalke=Komikees mit dem deukſchen Bankierkomikee abgeſchloſſen.
Alle ftrikligen Punkke mit Ausnahme der ausländiſchen Mark=Gukhaben bereinigk.
Der Laydon-Berichk ſoll vorläufig nichk veröffenklicht werden.
* Die Baſeler Verhandlungen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Seit Wochen ſchon ziehen ſich jetzt in Baſel die
Verhand=
lungen über die Stillhalteaktion der Gläubigermächte hin. Wir
hören immer wieder, daß ein Abſchluß unmittelbar bevorſtehen
ſoll. Wie es jetzt ſcheint, wird man damit rechnen können,
daß der Bericht des Komitees am Dienstag herauskommt. Eine
endgültige Löſung aber wird er nicht bringen. Beſtenfalls
eine Zwiſchenlöſung. Vielleicht iſt auch kaum mehr zu
erwar=
ten. Es geht ja immerhin um eine Summe von 6 Milliarden
kurzfriſtige Auslandskredite. Daß die Gläubiger weitgehende
Sicherheiten verlangen, iſt verſtändlich. Aber man darf nicht
ſo weit gehen, wie die franzöſiſchen Bankiers gegangen ſind,
mehr von uns verlangen zu wollen, als wir zu geben imſtande
ſind. Wenn kein anderer Ausweg bleibt, werden wir
ſchließ=
lich doch zu einem Auslands=Moratorium kommen müſſen. Das
iſt ſowohl für die Gläubigermächte wie auch für uns eine ſehr
zweiſchneidige Waffe, und deshalb iſt zum mindeſten zu hoffen,
daß eine Verſtändigung in Baſel zuſtandekommt, die nach den
letzten Nachrichten auf ein halbjähriges Moratorium
hinaus=
laufen würde.
Als letzte Differenz iſt vorläufig noch ungeklärt die Frage
der ausländiſchen in Deutſchland ſtehenden Mark=Guthaben, die
aber gegenüber dem 6=Milliardenbetrag keine ausſchlaggebende
Rolle ſpielen dürften. Beſtenfalls wird alſo der Bericht der
Baſeler Sachverſtändigen die Kriſeaufeinhalbes Jahr
verſchleppen. Anfangs Januar ſtehen wir
wie=
der genau vor den gleichen Schwierigkeiten. Denn
daß ſich bis dahin die Dinge ſo weit geändert haben ſollten,
um weſentliche Devifenbeträge aus Deutſchland herauszulaſſen,
iſt kaum anzunehmen. Im Gegenteil, was wir brauchen
undwas alleinhilft, iſtdie Umwandlung dieſer
türzfriſtigen Verpflichtungen in eine
lang=
friſtige Anleihe. Dazu aber werden die Gläubigermächte
ſich nicht entſchließen können, ſolange nicht eine wirtſchaftliche
und politiſche Beruhigung in Deutſchland eingetreten iſt und ſo
lange ſie nicht wiſſen, wie hoch ſich die geſamte
Schul=
denlaſt Deutſchlands beläuft.
„Hier ſchaltet ſich alſo automatiſch die Frage
der Reparationen ein, die das Kernproblem der
künf=
tigen internationalen Finanzverhandlungen wird und bleibt,
ohne daß von Deutſchland aus noch beſonders nach dieſer
Rich=
lung gedrängt zu werden braucht. Das wird ſich vermutlich
auch aus dem Bericht der Sachverſtändigen ganz von ſelbſt
er=
geben. Aber die Entwicklung iſt wohl noch nicht weit genug
gediehen, als daß es Sinn hätte, dieſes heiße Eiſen im
gegen=
wärtigen Augenblick anzufaſſen. Immerhin iſt ja auch ſchon
das Stillhalten für ſechs Monate, jetzt, wo uns das Meſſer ſo
an der Kehle ſitzt, bereits ein Fortſchritt. Dann werden wohl
endlich die Vorausſetzungen dafür gegeben ſein, daß die
Re=
gierung in ihren Entſchlüſſen weiter kommt. Sie muß, ehe ſie
ſich nach irgend einer Richtung entſcheidet, abwarten, was nun
in Baſel überhaupt herauskommt. Dann erſt hat ſie feſten
Boden unter den Füßen, und dann müſſen und ſollen die
Be=
ratungen über das nationale Selbſthilfeprogramm möglichſt
ſchleunigſt zum Abſchluß gebracht werden. Das
Reichs=
kabinett hat am Montag über die Sanierung der
Gemeinden beraten, das Thema aber zunächſt wieder
zurück=
geſtellt, um vorher die mindeſtens ebenſo brennende Frage
der Bankaufſicht zu regeln und dann wohl ſchon vom
Donnerstag ab die Einzelheiten der nationalen Selbſthilfe zu
erörtern.
Es wird „ſillgehallen”.
i
EP. Baſel, 17. Auguſt.
Die Sachverſtändigen=Kommiſſion für die Prüfung der
Kreditlage in Deutſchland nahm den Bericht Sir Walter
Lay=
dons weiter entgegen. In dieſem Bericht ſind verſchiedene
Emp=
fehlungen an Deutſchland hinſichtlich der Notwendigkeit einer
ſtrengen Sparpolitik, ſowie an die übrigen Regierungen
enthal=
ken, Deutſchland bei der Konſolidierung ſeiner Finanzlage
weit=
gehend behilflich zu ſein.
Am Montag abend gelangten die Verhandlungen des
inter=
nationalen Stillhaltekomitees mit dem deutſchen Bankierkomitee
zum Abſchluß. Alle ſtrittigen Punkte, wie Termine, Zinsfuß,
Rembourskredite uſw. wurden bereinigt, mit Ausnahme der
aus=
ländiſchen Markkredite, die nicht vor drei Monaten freigegeben
werden ſollen. Trotzdem wird das Abkommen am Dienstag
un=
terzeichnet werden, damit es dem Laydon=Bericht über die
Ver=
handlungen des Wiggin=Unterausſchuſſes beigefügt werden kann.
Der Laydon=Bericht, der in vier Sprachen ausgegeben wird, wird
Borläufig nicht veröffentlicht. Der Präſident der B. J.3., Mac
Garrah, dem der Bericht zuerſt zuzuſtellen iſt, wird ihn dann den
an der Londoner Konferenz beteiligten Regierungen zuleiten.
Der Bericht, welcher die verſchiedenen Seiten der
Kredit=
lage in Deutſchland eingehend behandelt, empfiehlt die
Ver=
langerung der kurzfriſtigen Kredite im Geſamtbetrage von zirka
2 Milliarden RM. um ſechs Monate, unter der Vorausſetzung,
Laß die Zentralnotenbanken von Frankreich, England und
Ame=
klta, ſowie die B. J.3., welche den 100=Millionen=Dollar=Kredit/
der Deutſchen Reichsbank gewährten, dieſen Kredit ebenfalls um
lEchs Monate verlängern. Die Friſt für die ſechs Monate be=
Hiunt mit dem Datum der Unterzeichnung, d. h. am 18. Auguſt
1931. Das Abkommen dient nunmehr den verſchiedenen Banken=
Kruppen, welche Deutſchland kurzfriſtige Kredite gewährt haben,
ais Grundlage für direkte Agrements von Bankgruppe zu
Bank=
arwpe.
Die meiſten Mitglieder des internationalen
Stillhaltekonſor=
tiums verließen mit dem Nachtſchnellzug von Montag auf
Diens=
tag Baſel. Von der deutſchen Delegation blieben nur noch zwei
Mitglieder in Baſel, welche am Dienstag erneut telephoniſch mit
Berlin Fühlung nehmen werden, ſo daß die Möglichkeit beſteht,
daß im letzten Augenblick noch eine Verſtändigung über die Frage
der Markguthaben erzielt werden könnte.
Scharfe Sparmaßnahmen deukſchlands
von den Baſeler Sachverſtändigen verlangk.
Der „Neuen Züricher Zeitung” wird von ihrem aus
franzö=
ſiſchen Bank= und Delegationskreiſen gut informierten BJ3.=
Son=
derberichterſtatter zu dem von den Finanzſachverſtändigen
auszu=
arbeitenden Bericht an die Regierung noch mitgeteilt, „daß von
Deutſchland ſofort ſehr ſcharfe Maßnahmen verlangt werden ſollen,
damit es durch neue Erſparniſſe den Haushalt des Reiches, der
Länder und der Gemeinden ins Gleichgewicht bringe. Die
Reichs=
regierung werde nicht ausſchließlich auf die Vorſchüſſe rechnen
dürfen, die ihr eine Erweiterung der Einnahmeeingänge der
Reichsbank gewähren könne. Eine ausländiſche Finanzhilfe werde
daher notwendig ſein, aber die ausländiſchen Finanzmärkte
wür=
den trotz der Maßnahmen, die in Deutſchland getroffen werden
ſollen, wenig geneigt ſein, neue Kredite ohne weitgehende
Ga=
rantien zu gewähren”,
Die Aufſicht über die Banken.
* Berlin, 17. Aug. (Priv.=Tel.)
Der Wirtſchaftsausſchuß des Reichskabinetts befaßt ſich ſchon
ſeit einiger Zeit mit banktechniſchen Fragen. Er hat nicht nur
den Präſidenten der Reichsbank und Vertreter der preußiſchen
Re=
gierung zu Rate gezogen, ſondern auch aus der Finanzwelt, der
Wirtſchaft und der einſchlägigen Wiſſenſchaft Perſönlichkeiten
aus=
gewählt, die ihm Vorſchläge unterbreitet haben.
Am Dienstag werden nun die endgültigen Beratungen im
Wirtſchaftsausſchuß zuſammen mit den Sachverſtändigen
begin=
nen. Sie drehen ſich zunächſt um das Schickſal der Dresdener und
der Danat=Bank, ſowie das aller übrigen Bankinſtitute, die vom
Reich geſtützt werden müſſen. Zum anderen will man Klarheit
darüber gewinnen, welche Konſequenzen aus den Erfahrungen
der letzten Wochen zu ziehen ſind. Und ſchließlich ſpielt auch noch
die Frage der Bankaufſicht eine Rolle. Es iſt notwendig, jetzt
Beſchlüſſe zu faſſen, die nicht nur für die nächſten Monate,
ſon=
dern für einen ſehr weitgeſteckten Zeitraum Geltung haben ſollen.
Dagegen iſt nicht beabſichtigt, innerhalb des
Wirtſchaftsausſchuſ=
ſes langatmige Debatten zu führen, ſondern binnen kurzem zu
möglichſt brauchbaren praktiſchen Ergebniſſen zu kommen.
Das Proiekk eines Fünfmächke-Pakkes
zwiſchen Deukſchland und Frankreich.
* Berlin, 17. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Wir haben vor einiger Zeit angedeutet, daß in Berlin die
Hoffnung beſiand, in der deutſch=franzöſiſchen Ausſprache
gele=
gentlich des Beſuches von Laval einen entſcheidenden Schritt
vor=
wärts zu kommen, um die Grundlagen für neue
Ab=
machungen zu ſchaffen, die zur Bereinigung der
politiſchen Atmoſphäre Europas gedient hätten.
Dieſer Ball iſt jetzt von der franzöſiſchen Preſſe aufgefangen
wor=
den, um ihn wieder nach Berlin zurückzuwerfen. Aber er hat ſich
in den franzöſiſchen Händen irgendwie verändert. Die deutſche
Abſicht war, die Verhandlungen ſo zu geſtalten, daß Italien
und England, womöglich auch Rußland, ſich ihnen
an=
ſchließen könnten. Der „Temps” macht daraus den Plan, daß
Deutſchland den Gedanken hätte, ſich um eine unmittelbare
Aus=
ſprache mit Frankreich herumzudrücken und nur in einem
größe=
ren Gremium zu verhandeln. Das iſt, wie uns ſcheinen will, ein
bewußtes Mißverſtändnis. Die deutſch=franzöſiſche Unterhaltung
ſollt= jn gerade die Grundlage der weiteren Entwicklung bilden.
Aber die Franzoſen ſcheinen ſchon bei dem Gedanken nervös zu
werden, daß irgendwie ein Dritter ſich in dieſes Geſpräch
ein=
miſchen könnte. Der „Mancheſter Guardian” nennt das Kind beim
richtigen Namen, wenn er den Franzoſen vorwirft, ſie möchten
eine Verſtändigung mit Deutſchland auf einer Baſis, auf der
Deutſchland ſich dauernd unterordnen müſſe. Das wird aber von
uns ſelbſtverſtändlich mit Recht abgelehnt. Darin haben wir
mit der Zeit zu ſchlechte Erfahrungen gemacht. Aber es iſt wohl
kaum anzunehmen, daß der „Temps” in dieſem Falle das
Sprach=
rohr des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Laval iſt, von dem man
bisher wenigſtens in Berlin den Eindruck hatte, daß er ehrlich
eine Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und Frankreich auf der
Grundlage von gleich zu gleich will.
Schwierige Zinanzlage der Bereinigken Skaaken.
Waſhington, 17. Auguſt.
Die Staatseinnahmen haben in den Vereinigten Staaten
ſtarke Einbußen zu verzeichnen. Allein die internen Einnahmen
haben einen Rückgang von 600 Millionen Dollar aufzuweiſen.
Die Geſamteinnahmen in dem am 30. Juni 1931 zu Ende
gegan=
genen Rechnungsjahr betragen zufolge einer vorläufigen
Verlaut=
barung des Schatzamtes 2,428 Milliarden Dollar. Die
Einkom=
menſteuer erreichte nur 1,860 Millionen Dollar, was einen
Rück=
gang von rund 550 Millionen Dollar bedeutet.
* Das Regieren mit Nokverordnungen.
Von
Dr. Wellthor.
Reichsverfaſſung:
1. Abſatz ..
Art. 48:
2. Abſatz: „Der Reichspräſident kanu,
wenn im Deutſchen Reich die öffentliche
Sicherheit und Ordnung erheblich geſtört
oder gefährdet wird, die zur
Wiederherſtel=
lung der öffentlichen Sicherheit und
Ord=
nung nötigen Maßnahmen treffen,
erforder=
lichenfalls mit Hilfe der bewaffneten Macht
einſchreiten ..
Wir erinnern uns kaum noch daran, daß wir uns vor
Jahresfriſt über die Anwendbarkeit des Art. 48 der
Reichsver=
faſſung ſtritten. Staatsrechtler von Rang verneinten die
An=
wendbarkeit des Art. 48 für Zeiten, in denen von „Unruhen”
nicht die Rede ſein kann. Der Schlußabſatz des genannten
Ver=
faſſungsartikels ſagt, „das Nähere ſei durch ein Reichsgeſetz zu
beſtimmen”. Am vergangenen Dienstag jährte ſich der
Ver=
faſſungstag zum zwölften Mal; das Auslegungsgeſetz exiſtiert
noch nicht. Wir wiſſen alſo nicht, was als „erhebliche” Störung.
und Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung
anzu=
ſehen iſt. Uebrigens enthält der Text der Reichsverfaſſung eine
peinliche Unklarheit. „Wiederherſtellen” kann man nur eine
ge=
ſtörte, nicht aber eine gefährdete Ordnung. Wenn wir von
kleinen örtlichen Krawallen abſehen, iſt die Ordnung in
Deutſch=
land bisher nicht geſtört worden. Und doch iſt in den vier
Wochen, die ſeit dem ſchwarzen Montag (13. Juli) vergangen
ſind, reichlich ein halbes Hundert von Notverordnungen auf
uns niedergehagelt. Der Reichstag hat von dem Recht, das ihm
der dritte Abſatz des Art. 48 gibt: die erlaſſenen Verordnungen
der Reichsregierung aufzuheben, keinen Gebrauch gemacht. Er
hat ſich nicht einmal der Verſuchung ausgeſetzt durch Einſicht
oder durch Wählerdruck zu einem Aufhebungsbeſchluß zu
gelan=
gen, und iſt daher gar nicht erſt zuſammengeteten. Wird denn
nun eine Reichstagsmehrheit auch weiterhin die Notverordnungen
eines Minderheitskabinetts tolerieren? Dieſe Frage kann nur
beantwortet werden, wenn man ſich die Bedeutung der bisher
erlaſſenen Notverordnungen vergegenwärtigt.
Wir haben in den letzten Monaten eine ſtändige
Wechſel=
wirkung von innerpolitiſchen (auch innerwirtſchaftspolitiſchen)
und außenpolitiſchen Ereigniſſen gehabt. Die Kriſe lähmie
immer größere Sektoren der mitteleuropäiſchen Wirtſchaft. Es
kam zu geſchäftlichen Zuſammenbrüchen und zu einem Rückzug
der ausländiſchen Gläubiger aus den Kapitalanlagen
Deutſch=
lands und Oeſterreichs. Dieſer Kapitalrückzug, der bald auch
die inländiſchen Geldbeſitzer anſteckte, höhlte weitere Teile unſere:
Wirtſchaft aus. Die öffentlichen Einnahmen gingen zurück und
die Steuerſchraube drehte ſich in der Luft. Die Notverordnung
vom 5. Juni ſollte erhöhte öffentliche Einnahmen und verringerte
öffentliche Ausgaben bringen. Aus ſachlichen und pſychologiſchen
Gründen hielt die Regierung Brüning einen Hinweis auf die
Unerſchwinglichkeit der Reparationslaſt für notwendig. Das
hat den Rückzug des Auslandskapitals zu einer regelrechten
Flucht ausarten laſſeu. Nun trieb ein Keil den anderen. Der
Hoover=Plan vom 20. Juni wurde durch diplomatiſche Intriguen
abgeſchwächt. So kam es, daß wir erſt nach Feſtlegung des
Schuldenfreijahres die Kriſe in voller Schwere zu ſpüren
be=
kamen. Bald wackelten induſtrielle Großkonzerne und
Kredit=
inſtitute, die ſich ſeit Jahrzehnten eines faſt unbeſchränkten
Ver=
trauens erfreut hatten. Volle drei Wochen hat es gedauert, bis
diejenigen durchgreifenden Maßnahmen ergriffen wurden, die
uns in drei Tagen aus der akuteſten Geld= und Kreditnot hätten
retten können. Oder iſt etwa anzunehmen, daß ein vertrauendes
Publikum in der Zeit vom 16. bis 18. Juli ſchlechter reagiert
hätte, als es das durch langes vergebliches Schlangenſtehen
erbitterte Publikum in der Zeit vom 5. bis 8. Auguſt getan hat?
Vierzig Notverordnungen waren notwendig geworden, weil man
vier Notverordnungen verſäumt hatte. Wir haben uns an das
Regiertwerden mit Notverordnungen gewöhnt, wie ſich
wider=
ſtandsfähige menſchliche Körper an ein ungewohntes Klima
gewöhnen.
Wir haben nur eine Gruppe akuter Nöte überſtanden; andere
nicht minder akute Nöte ſind an ihre Stelle getreten. Wir
können unſere Einfuhr nicht mehr bezahlen. Mit Müh’ und
Not iſt es uns gelungen, weitere Rückberufungen ausländiſcher
Kredite zu ſtoppen. An ſich müßte eine Warenausfuhr, deren
Wert den der Wareneinfuhr überſteigt, ausreichen, um
Deviſen=
ſorgen zu bannen. Aber als Begleiterſcheinung der Geld= und
Kreditkriſe iſt eine „Schere” eingetreten, indem wir für die
Ein=
fuhren ſchneller als früher bezahlen müſſen, aber für die
Aus=
fuhren langſamer als früher kaſſieren können. Eine Gruppe
der in letzter Zeit erlaſſenen Notverordnungen ſucht den
Deviſen=
mangel zu lindern. Die Reichsregierung hatte eine
Deviſen=
erfaſſung und eine Deviſenverwendungsreihenfolge angeordnet.
Für entbehrliche Einfuhren wurden keine Deviſen bewilligt;
dieſe Beſtimmung iſt jetzt gelockert worden, aber mit der
Mah=
nung zur Zurückhaltung. Nach den Worten des Kanzlers ſoll
es „keine chineſiſche Mauer” um das deutſche Wirtſchaftsgebiet
geben. Aber eine Deviſenmauer wird dennoch beſtehen;
ein=
reißen kann ſie nur das Ausland durch den Mauerbrecher
„Kredit‟. Dieſer Mauerbrecher kann aber nicht durch
Notver=
ordnungen der Reichsregierung herbeizitiert werden. Wenn
britiſche Kohlen für die deutſche Nordſeeküſte, däniſche und
hol=
ländiſche Butter für innerdeutſche Verbraucherzentren und
Süd=
früchte für breiteſte deutſche Konſumentenkreiſe nicht mehr
be=
zahlt werden können, ſo wird die Zufuhr eben aufhören und
das intereſſierte Ausland wird ein Praktikum über das Thema
Selbſthilfe” zu hören kriegen. In einigen Tagen wird die
Reichsregierung wiſſen, wieviel Auslandsſchulden beſtehen; ſie
hat ſich durch eine ihrer Notverordnungen die betreffenden
An=
gaben beſtellt. Wie will aber die Reichsregierung die
Erleich=
terung der ausländiſchen Warenzufuhr aufrechterhalten, wenn ſie
ſelbſt keine Ausſicht hat, in abſehbarer Zeit die ausländiſche
Deviſenzufuhr zu ſteigern? Hier verſagt das Mittel der
Not=
verordnung.
Was nicht direkt gelingt, kann indirekt gelingen. Eine
er=
folgreiche Reform von Wirtſchaft und Finanzen kann das
Ver=
trauen des Auslands zu uns und unſrer wirtſchaftlichen Zukunft
wiederherſtellen. Im Art. 48 der Reichsverfaſſung ſind die
Verfaſſungsartikel aufgezählt, die zur Wiederherſtellung der
öffentlichen Sicherheit und Ordnung „ganz oder zum Teil außer
Kraft geſetzt” werden können. Die allein wirkſamen Reformen:
wie Aenderung des Reichsaufbaus, der Zuſtändigkeiten, des
Wahlrechts uſw. ſind nur durch Umwandlung andrer
Ver=
faſſungsartikel als der aufgezählten zu erzielen. Dann nützt die
freieſte Auslegung der Verfaſſung nichts mehr. Da aber der
Leib mehr iſt als die Nahrung, iſt das Leben und das Glück
eines Volkes mehr als das dieſem Leben und Glück dienende
Grundgeſetz. In dieſer neuen Etappe von Notverordnungen
wird ſich jedoch eine grundlegende Wandlung in der Einſtellung
der Parteien und Intereſſentengruppen vollziehen. Die
refor=
matoriſche Arbeit auf lange Sicht kann nicht mit klar
erkenn=
baren Tagesnotwendigkeiten begründet werden. Reiht man die
„unverzichtbaren” Forderungen einer Gruppe von Parteien, die
zuſammengenommen vielleicht eine parlamentariſche Mehrheit
bilden könnten, aneinander, ſo wird klar, daß ſie miteinander
ſchlechthin unvereinbar ſind. Ein etwa auffindbares theoretiſches
Kompromiß wäre eine lebensunfähige Mißgeburt; es wäre
ſchlimmer, als wenn überhaupt nichts geſchähe. Eine deutſche
Reformregierung wird gegen jede heute denkbare Mehrheit
regieren oder aber reſignieren müſſen. Wer aus der
beſtehen=
den Lage nicht die Folgerung zieht, daß wir nur die Wahl
haben, gar nicht oder aber außerhalb der Normen der Verfaſſung
regiert zu werden, ſcheut ſich, den Weg ehrlicher Erkenntnis bis
zu Ende zu gehen. Die Reichsverfaſſung und ihr Notartikel 48
ſind der Lage, in die wir geraten ſind, nicht gewachſen. Es
beſteht aber auch keine Möglichkeit, den Notartikel durch
ver=
faſſungsgemäße Mittel ſo zu erweitern, wie es notwendig wäre.
Eine Zweidrittelmehrheit des Reichstags iſt nicht zu erzielen und
ein Volksentſcheid hat auch keine größeren Chancen. Es iſt eine
bloße Frage der Zeit, wann ſich eine Mehrheit des Reichstags
gegen eine Notverordnung der Regierung auflehnt. In den drei
Monaten, die zwiſchen einer Reichstagsauflöſung und dem
Wiederzuſammentritt des neuen Reichstags liegt, kann die
Re=
gierung ohne förmliche Störung durch Parlamentsakte weitere
Verordnungen erlaſſen. Aber mit jeder neuen Auflöſung muß
ſich der Konflikt verſchärfen. Wir nähern uns dann dem Ende
des Schuldenfeierjahrs und müſſen in Verhandlungen über die
Zukunft der Reparationen eintreten. Wir werden dann keine
Regierung haben, die „ſich auf das Volk ſtützt‟. Das gibt eine
neue ſchwere Belaſtungsprobe für die Führung der politiſchen
Geſchicke Deutſchlands. — Gibt es denn aber überhaupt einen
Ausweg aus dieſem allſeitigen Dilemma? — Derjenige deutſche
Staatsmann, der unbeirrt ſeinen Weg geht, der einen kleinen
Erfolg an den andern reiht und zu größeren Erfolgen
vor=
ſchreitet, kann die Lage meiſtern. Denn er hat Ausſicht, daß ſich
das deutſche Volk für ihn neu gruppiert, damit er weiter
poli=
tiſcher Führer ſein kann.
Ne Beiehangsſenr
für die ermordeken Schupo=Offiziere.
Berlin, 17. Auguſt.
In der Turnhalle der Polizeiunterkunft in der Karlſtraße
fand am Montagnachmittag die Trauerfeier für die am 9. Auguſt
bei den Unruhen auf dem Bülowplatz erſchoſſenen beiden
Po=
lizeihauptleute Anlauf und Lenck ſtatt. Eine Schupoabteilung
in Paradeuniform ſtellte die Ehrenwache. Neben dem
preußi=
ſchen Innenminiſter Severing, der perſönlich Kränze an den
beiden Särgen niederlegte, nahmen Polizeipräſident Grzeſinſki
und Polizeivizepräſident Weiß Platz. Das
Reichsinnenmini=
fterium war durch den Reichsinnenminiſter Dr. Wirth vertreten.
Auch das Reichswehrminiſterium hatte eine Abordnung entſandt.
Abordnungen der Polizeibeamtenverbände, der
Berufsvereini=
gung der höheren Beamten, des Republikaniſchen Richterbundes
und zahlreiche andere Organiſationen waren erſchienen. Nach
den Anſprachen des evangeliſchen und katholiſchen Geiſtlichen
nahm
Miniſter Severing
das Wort. Er führte u. a. aus, daß die Kugeln, die die beiden
Offiziere niederſtreckten, jedem gegolten hätten, der gewillt ſei.
in dieſen trüben Zeiten dem Vaterlande die Treue zu halten.
Am meiſten ſchuld aber ſeien die intellektuellen Urheber dieſer
Mordtaten, die durch Wort und Schrift erſt den
Stimmungs=
boden dafür geſchaffen hätten, daß ſich einige fanatiſierte
Men=
ſchen fanden, um das Werkzeug des Mordes gegen ihre
Volks=
genoſſen zu erheben. Wer glaube, in der Bewertung von
Men=
ſchenleben und in der Gefährdung der Freiheit der anderen
ſeine eigenen Geſetze befolgen zu können, dürfe ſich nicht
wun=
dern, wenn er von Volk und Staat als Störenfried betrachtet
und behandelt werde.
Mit dem Lied vom guten Kameraden, bei dem ſich die
Fahnen ſenkten und die ganze Verſammlung ſich erhob, ſchloß
die Feier. Darauf bildete ſich der Trauerzug, an der Spitze
berittene Polizeibereitſchaft, hinter den Särgen die Fahnen=
Vom Tage.
Eine Wahlkreiskonferenz des Wahlkreiſes Süd der
Reichspar=
tei des Deutſchen Mittelſtandes (Wirtſchaftspartei) in Dortmund
nahm eine Entſchließung an, in der der Parteivorſtand
aufgefor=
dert wird, Drewitz ſpäteſtens bis 10. September zum Ausſcheiden
aus dem Parteivorſtand zu veranlaſſen, da andernfalls der
Wahl=
kreis Weſtfalen=Süd aus der Reichspartei ausſcheiden werde.
Fer=
ner beſchloß die Konferenz, ſämtliche anderen Wahlkreiſe zu
er=
ſuchen, im Intereſſe des Anſehens der Partei Drewitz zu
veran=
laſſen, aus dem Vorſtand auszuſcheiden, da ſeine Stellung nicht
mehr zu halten ſei, zumal er ſich weigere, ſich im
Privatklagever=
fahren zu den gegen ihn erhobenen Beſchuldigungen zu
rechtfer=
tigen.
Im Reichsarbeitsminiſterium fanden geſtern unter Vorſitz des
Reichsarbeitsminiſters Verhandlungen über die Neuregelung der
Gemeindearbeiterlöhne ſtatt. Im Laufe des ſpäten Nachmittags
wurde von ſeiten des Reichsarbeitsminiſteriums ein Vorſchlag
ge=
macht, zu dem ſich die Parteien bis Mittwoch abend erklären
werden.
Zu der Preſſepolemik wegen der Kürzung der Penſionen der
ſogenannten Großpenſionäre wird von zuſtändiger Stelle
mitge=
teilt, daß dem Reichstag bereits ſeit längerer Zeit der Entwurf
eines Penſionskürzungsgeſetzes vorliege. Das Geſetz ſei allerdings
vom Reichstag noch nicht verabſchiedet worden.
In der Suarez=Straße in Charlottenburg haben unbekannte
Täter auf dem Fahrdamm folgende Aufſchrift angebracht: „
Schu=
pos, ſchießt nicht! R.F.B. ſchießt wieder. Für jeden erſchoſſenen
Arbeiter zehn Schupos.”
Wie aus Gollnow berichtet wird, iſt gegen den früheren
Leut=
nant Scheringer, der ſeinerzeit wegen nationalſozialiſtiſcher
Be=
tätigung zu Feſtungshaft verurteilt worden war und ſpäter zur
KPD. übertrat, vom Oberreichsanwalt die Vorunterſuchung zu
einem Hochverratsverfahren eingeleitet worden. Scheringer, der
ſich noch in Gollnow in Haft befindet, wird beſchuldigt, durch
Briefe an Angehörige der Reichswehr kommuniſtiſche Agitation
verſucht zu haben.
Das ſozialdemokratiſche „Volksblatt für die Unterelbe” hatte
in ſeiner Samstagsausgabe bekanntgegeben, daß vom heutigen
Montag an im Gewerkſchaftshauſe eine Liſte derjenigen Stader
Einwohner ausgelegt ſein würde, die für den Volksentſcheid
ge=
ſtimmt hätten. Der Oberpräſident der Provinz Hannover hat,
wie jetzt bekannt wird, die Auslegung dieſer Liſte unterſagt.
Eine große Polizeiaktion gegen die Kommuniſten in Dresden
führte zur Verhaftung von 14 Perſonen. Zahlreiches belaſtendes
Material wurde beſchlagnahmt.
Die Regierungskommiſſion des Saargebiets hat eine
Notver=
ordnung herausgegeben, die ſich gegen den Waffenmißbrauch
rich=
tet und hohe Strafen vorſieht. Für das Führen von Schußwaffen
iſt Gefängnis bis zu drei Jahren vorgeſehen. Das Tragen von
Hieb= und Stichwaffen zieht Gefängnisſtrafe bis zu einem Jahre
nach ſich. Wer gemeinſam mit anderen zu politiſchen Zwecken an
öffentlichen Orten erſcheint und dabei bewaffnet iſt, wird mit
Ge=
fängnis nicht unter drei Monaten beſtraft.
Der Präſident der türkiſchen Republik, Muſtafa Kemal Paſcha,
hatte eine lange Unterredung mit dem eben aus Rußland
zurück=
gekehrten ruſſiſchen Botſchafter. Gegenſtand dieſer Beſprechungen
war der offizielle Beſuch Litwinoffs in der Türkei, der im Laufe
des Monats Oktober erfolgen wird.
Der Gouverneur von Texas verhängte wegen der
Vorkomm=
niſſe auf den Oelfeldern den Belagerungszuſtand. Ein
Truppen=
aufgebot von 2000 Mann iſt in Kampfbereitſchaft geſetzt.
Begrün=
det wird dieſe Maßnahme damit, daß weiteren Verſchwendungen
vorgebeugt werden ſoll. In Wirklichkeit ſollen jedoch die Preiſe
in die Höhe getrieben werden. Im Staate Oklahoma ſind ähnliche
Maßnahmen bereits vor mehreren Wochen getroffen worden.
bereitſchaft mit der ihr am letzten Verfaſſungstag übergebenen
Polizeiſtandarte. Den Särgen folgte das Offizierkorps der
Schutzmannſchaft unter Führung von Kommandant
Heymanns=
berg. Eine ungeheuere Menſchenmenge hatte ſich zu beiden
Seiten der Straße aufgeſtellt.
Der Trauerzug
machte zunächſt vor dem Hauſe Hankelſtraße 2 Halt, wo
Haupt=
mann Anlauf ſeine Wohnung hatte. Vor dem Haufe hatte eine
Ehrenwache der Polizei Aufſtellung genommen. Die Fahnen
ſenkten ſich und der Zug verharrte zwei Minuten lang in
Schweigen. Kurz vor 17 Uhr paſſierte der Trauerzug den ſtreng
abgeſperrten Bülow=Platz. Nach weiterem, faſt einſtündigem
Marſch wurde vor dem Hauſe Taſſowſtraße 14, dem Wohnhaus
des Hauptmanns Lenk, Halt gemacht. Auch hier hatte eine
Ehrenwache Aufſtellung genommen. Wieder ſenkten ſich die
Fahnen und abermals verharrten die Teilnehmer zwei Minuten
lang in ſchweigendem Gedenken. Erſt nach 18 Uhr wurde der
katholiſche Friedhof in Weißenſee erreicht. Hier wurde mit einen
kurzen Trauerakt und einem Gebet des katholiſchen Geiſtlichen
der Sarg des Hauptmanns Anlauf neben dem ſeiner kürzlich
verſtorbenen Gattin beigeſetzt. Der Sarg des Hauptmanns Lenk
wurde nach dem Stettiner Bahnhof überführt, von wo er nach
Stargard gebracht werden wird.
Einent Minneor Brohr are Ladecftaſe.
Woldemaras unker der Anklage des Hochverraks.
Kowno, 17. Auguſt.
Der Hochverratsprozeß gegen den ehemaligen Diktator
Woldemaras in Kowno, von dem ſchon ſeit langem die Rede iſt.
iſt nun endlich in Szene geſetzt worden. Woldemaras hat ſich
ab heute vor einem Kriegsgericht in Kowno zu verantworten.
und die Anklagen, die gegen ihn erhoben werden, ſind ſo
ſchwer=
wiegender Natur, daß dem ehemaligen Diktator die Todesſtrafe
droht. Er wird angeſchuldigt, zuſammen mit 23 ſeiner Anhänger
einen bewaffneten Umſturz vorbereitet zu haben.
In der ſehr umfangreichen Anklageſchrift wird behauptet.
daß Woldemaras und ſeine Mitangeklagten einem
Geheimver=
band angehört haben, deſſen Zweck es war, durch einen
bewaff=
neten Aufſtand unter Mithilfe des Militärs die Regierung
zu ſtürzen. Der Umſturz ſollte Mitte Juli 1930 von der Kownoer
Der frühere litauiſche Miniſterpräſident Woldemaras.
Garniſon durchgeführt werden. Gleichzeitig ſollte der
Staats=
präſident auf einem Feſt in dem litauiſchen Oſtſeebad Polangen
von Offizieren der benachbarten Memeler Garniſon
feſtgenom=
men werden. Die Offiziere der Garniſon in Schaulen follten
Woldemaras aus ſeinem Verbannungsort befreien und nach
Polangen bringen. Hier ſollte Staatpräſident Smetona mit
Gewalt gezwungen werden. Woldemaras mit der Bildung einer
neuen Regierung zu beauftragen. Gleichzeitig wird der
ehe=
malige Diktator beſchuldigt, das Attentat gegen den damaligen
Chef der Geheimpolizei, Ruſteika, bei dem dieſer ſchwer verletzt
wurde, angezettelt zu haben. Woldemaras und ſeine
Mitange=
klagten beſtreiten natürlich energiſch, ſich im Sinne der
Anklage=
ſchrift ſchuldig gemacht zu haben. Das Attentat auf den
Polizei=
chef wird von dem Diktator ſogar als ein ausgemachter
Schwindel bezeichnet, der nur dazu dienen ſollte, um ihm
einen Strick zu drehen. Woldemaras erklärt, daß dem
Polizei=
chef nicht das geringſte geſchehen ſei, ſondern daß man am
Attentatsort, einem Kownoer Hotel, eine Flaſche
Schweine=
blut ausgegoſſen habe, um die ſchweren Verletzungen
Ruſteikas glaubhaft zu machen. Der Polizeichef ſei nur zum
Schein von einem beamteten Arzt behandelt worden. Wer mit
litauiſchen Verhältniſſen vertraut iſt, wird dieſe Angaben
durch=
aus nicht ſo unglaubhaft finden, hieß es doch ſeinerzeit, daß
auch Woldemaras während ſeiner Diktatorenzeit mit ähnlichen
Mitteln gearbeitet hat.
Heute begann nun der Prozeß gegen Woldemaras, der unter
ſtarkem Polizeiaufgebot vor ſich geht. Gegen 8 Uhr wurden
die in Haft befindlichen Angeklagten unter ſtarker Bewachung
in das Gerichtsgebäude geführt. Kurze Zeit darauf betrat auch
Woldemaras in Begleitung ſeines Verteidigers das
Gerichts=
gebäude. Das Gericht ſetzt ſich aus zwei Generälen und drei
Oberſten zuſammen. Die Anklage vertritt der Oberſtaatsanwalt
des Kriegsgerichts, General Wiemer. Die Verteidigung liegt
in den Händen von 10 Rechtsanwälten. Zu dem Prozeß ſind
über 100 Zeugen und eine Reihe Sachverſtändiger geladen. Die
Verhandlung findet unter ſtrengſtem Ausſchluß der
Oeffentlich=
keit ſtatt. In unterrichteten Kreiſen verlautet, daß eine
Ver=
tagung des Prozeſſes ſchon nach kurzer Verhandlung nicht
aus=
geſchloſſen iſt.
Brauk und Bräukigam
in Geſchichke, Sang und Sage.
Geburt und Tod begrenzen das menſchliche Leben. Für Frau
und Mann liegt in dieſer Spanne der Tag des höchſten Glücks
und der Freude, die unſere Ahnen ſo bezeichnend die „hohe
Zeit” die „Hochzeit” nannten. Dieſer Verbindung fürs Leben
geht das Verlöbnis, die Brautzeit voraus.
Wenn wir Sitte und Brauch unſerer Ahnen in dieſer Hinſicht
erforſchen wollen, ſo iſt zunächſt Cäſar unſer Führer, er ſagt:
„Wer ſeine Keuſchheit am längſten bewahrt, der erntet das
höchſte Lob. Im Alter unter zwanzig Jahren mit einem Weibe
Umgang gehabt zu haben, gilt mit für die größte Schande‟
Tacitus beſtätigt dieſe Auffaſſung: „Spät erſt lernt der
Jüngling die Liebe kennen, unverbraucht iſt deshalb ſeine
Jugenokraft. Auch mit der Verheiratung der Jungfrauen eilt
man nicht. Sie zeigen dieſelbe Jugendfriſche wie die Männer,
ähnlichen ſchlanken Wuchs; ihnen an Stärke ebenbürtig,
ver=
mählen ſie ſich, und die Kraft der Eltern zeigt ſich in den
Kindern wieder.”
Aus eigener Wahl um Minne zu werben, iſt auch in
ger=
maniſcher Zeit die Grundlage der meiſten Ehen geweſen.
Be=
ſonders feſſelnd ſind dabei die Zeugniſſe für die Sitte der
Liebes=
gaben, die ſich bei den Ausgrabungen gefunden haben.
Braut= und Liebesleute wandten ſich an Wotan in feierlichem
Hochzeitswunſche. Auf den Geſchenken, die ſie einander
ver=
ehrten, ritzten ſie wohl einen Segensſpruch ein: wie der Gott
ſeine himmliſche Gemahlin mit Eile und Ungeſtüm erſiegt habe,
ſo möge er auch dem irdiſchen Bewerber den Fuß beflügeln.
Ein ſolch alter Hochzeitswunſch iſt uns auf der ſogenannten
„Nordendorfer Spange” erhalten aus dem 6. und 7. Jahrhundert.
Auf ihr ſteht in Runen der Spruch: „Loga thore Wodan wigi
Thonar”— „die Heirat erſiege Wodan, weihe Donar”. Auch
die Namen des alemanniſchen Liebespaares ſind erhalten: „Awa
hat die Spange dem Leubwini geſchenkt”. Die Nordendorfer
Spange befindet ſich im Maximilians=Muſeum in Augsburg.
Aehnlich kennen wir aus einem Weimarer Funde eine
trommel=
förmige Bernſtein=Perle, deren Runen=Inſchrift als „Hahwar
wünſchte Gutes der Ida” gedeutet iſt. Der Bernſtein iſt als
Amulet, die Inſchrift aber als Minneſpruch und als
Zauber=
ſegen gedacht.
Sehen wir uns die Form des altgermaniſchen Verlöbniſſes
einmal an. Nur der Vater hatte die Gewalt, die Braut dem
Bräutigam zu gewähren. War der Vater tot, dann ging das
Recht auf den als Vormund beſtellten nächſten männlichen Ver=
wandten über. Das Verlöbnis geſtaltete ſich durch feierliche
Handlung zu einem Vertrag, durch welchen Mann und Weib
ſich zu einem Haushalt und zur Gründung einer Familie fürs
ganze Leben verbanden, um einander lieb zu ſein über alles
auf Erden, um Wunſch, Willen und Beſitztum gemeinſam zu
haben.
Tacitus berichtet uns: „Die Mitgift bringt nicht die Gattin
dem Manne, ſondern der Mann der Gattin. Zugegen ſind dabei
die Eltern und Verwandten und begutachten die Gaben. Es
ſind nicht Gaben, die ausgeſucht ſind zum Vergnügen des Weibes,
und nicht zum Putze der jungen Frau, nein, es ſind Rinder,
ein gezäuntes Pfero, ein Schild, ein Speer und ein Schwert,
Auf dieſe Gaben hin wird die Frau dem Manne übergeben:
ſie ſelbſt bringt dem Manne auch ihrerſeits einige Waffen. Das
halten ſie für die geheimnisvolle Weihe, das für göttliche
Mächte zum Schutze der Ehe. Damit die Frau nicht wähne,
ſie ſtehe außerhalb der Erlebniſſe, die männlichen Mut erfordern,
und außerhalb der Wechſelfälle des Krieges, wird ſie durch dieſe
feierlichen Wahrzeichen gleich nach Beginn der Ehe gemahnt, ſie
komme als Gefährtin der Mühſale und Gefahren; im Frieden
wie im Kriege werde ſie dasſelbe zu dulden und zu wagen haben
wie der Mann. Dies bedeuteten die zuſammengejochten Rinder,
das zum Kampf geſchirrte Pferd, dies die Waffengabe. So ſoll
ſie leben, ſo in den Tod gehen!“
Und wie verlief nun die „Hochzeit”, die hohe zit, der Tag
der Heirat ſelbſt? Die Hilfe der Götter wurde für das junge
Paar erfleht, heilige Gebräuche weihten ihn ein.
Am Tage zuvor ward die Braut durch reinigendes Bad
entſühnt, um die feindlichen Geiſter abzuwehren, ſie gegen den
Zorn der göttlichen Mächte zu ſchützen und ihr deren Gunſt zu
ſichern; auch ein Sühnopfer ward dargebracht, der dem Donar
heilige Hahn ward geſchlachtet und mit ſeinem Blute die Braut
beſprengt.
Ein uralter Brauch war es, am Vorabend der Hochzeit durch
wilden Lärm und Zertrümmerung von allerlei Geſchirr die
ſchädlichen Unholde, die böſen Geiſter aus dem Hauſe zu treiben.
Noch heute iſt dieſe Sitte im „Polterabend” erhalten.
Der Rosmarinzweig, der dem Donnergotte heilig war, war
der Schmuck der Brautleute.
In feierlichem Brautzuge ging es zum Heim des jungen
Ehepaares. Dem Brautzug voraus wurde auf bekränztem Wagen
der Brautſchatz geführt; da fehlte die große Bettſtatt nicht, Roſen
und Trudenfüße als Abwehr von Alp und Wichtelmännern und
anderen nächtlichen Unholden waren darauf gemalt — an Kiſten
und Kaſten folgte ein mannigfacher Hausrat. Die Ehrenmägde
trugen die Kunkel mit angelegtem Flachs und den ſchön
gezier=
ten Brautbeſen, einfache Sinnbilder von Fleiß und Ordnung
fürs künftige Hausweſen. —
Mannigfacher Volksglauben umwebte den Brautſtand!
Schauerlich mutet die alte Mär an, daß Mädchen, die als Bräute
ſterben, am Kreuzwege ſo lange tanzen müſſen, bis der
Bräuti=
gam ihnen nachgeſtorben iſt. Aber es gibt auch lieblichere Bilder.
Wenn um ein Haus die Schwalben fliegen, ſo wird bald ein
Mädchen darin Braut, denn über jeder Braut, ſie mag ſein, wo
ſie will, fliegen die Schwalben. Ein Mädchen, dem beim Nähen
eines Kleides viele Nähnadeln zerſpringen, wird Braut, noch
ehe das Kleid abgetragen iſt. Auch wird ein junges Mädchen,
das Brautjungfer iſt, binnen Jahresfriſt ebenfalls Braut.
Wichtig iſt das Wetter am Hochzeitstage, denn Regen in den
Brautkranz bedeutet bisweilen und urſprünglich Glück,
Reich=
tum und Kinderſegen, meiſt aber das Entgegengeſetzte: viel
Tränen und Unglück in der Ehe!
Um die altgermaniſche Göttin Freya, die Schirmerin der
Ehe, günſtig zu ſtimmen, muß nach altem Glauben die Braut
zu den Katzen freundlich ſein und ſie gut füttern, denn ſie waren
der Freya heilig.
Allerlei Vorſchriften knüpften ſich an die Vorbereitungen zur
Hochzeit. Beim Nähen des Brauthemdes darf die Braut nicht
eher aufhören, als bis es fertig iſt, ſonſt ſtirbt ſie beim erſten
Kinde. Dem Bräutigam iſt jeder Blick in das Zimmer, in dem
der Brautſtaat angefertigt wird, ſtreng verwehrt. Auch darf ſich
ihm die Braut nicht vor der Zeit im Brautſtaate zeigen, ſonſt
gibt es eine unglückliche Ehe! Sturmwetter bei der Brautwäſche
bedeutet Unfrieden in der Ehe.
Noch einige Sprichwörter ſeien erwähnt: „Langer
Braut=
ſtand — kurzes Eheglück” oder „Aus einem langen Brautſtand
wird kein Eheſtand” Und zum Schluß noch zwei Sprüche aus
der uralten Sittenlehre der Eoda, die für die „Bräutigämmer”
ſchon vor tauſend Jahren galten und noch heute zu Recht ſtehen:
und
Verlachen ſoll einer den anderen nimmer,
Was manchen Mann betrifft,
Zu törichten Menſchen macht ſelbſt Kluge
Der Minne gewaltige Macht.”
„Um Liebe ſoll verlachen kein Mann
Einen anderen je.
Oft trifft den Klugen, was den Toren verſchont,
Der Reiz lieblichen Leibes."
Von der Frauen Treue und Liebe erzählt uns die Gudrun,
von „Frauen Liebe und Haß das Nibelungenlied, unſerer Frauen
Schönheit und Tugend künden die Minneſänger. Herr Walter
von der Vogelweide hat für alle Zeiten recht behalten: „Viele
Lande habe ich geſehen und mich vohl in ihnen umgeſchaut,
aber deutſcher Frauen Zucht und Liebe gehet allen vor.”
Dr. Ludwig Roth.
enninit der berenſninen erelgtfſen.
das Geſpenſt eines 120=Millionen=Pfund=Defiziks. — Einſchneidende Sparvorſchläge der brikiſchen
Spar=
ommiſſion. — Forderung nach Reform der Arbeiksloſenverſicherung. — Scharfe Widerſtände gegen die
geplan=
en Sparmaßnahmen. — Macdonald verſpricht Ausgleich des kommenden Budgeis unker allen Umſtänden.
im nächſten Budget von 120 Millionen Pfund iſt zunächſt nur
eine rein hypothetiſche Summe. Doch ſelbſt wenn dieſe Summe
* Am Großbeikanniens Kredik.
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und nu
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Hafge
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emachte!
um ihn
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man an
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tung
zun
merin
Ar
Braut
beim
Unkerbrochene Sommerferien.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, 16. Auguſt.
Das politiſche England hat plötzlich mitten im Auguſt ſeine
Sommerferien unterbrochen. Gleichzeitig mit Macdonald, der
Hals über Kopf ſein geliebtes Loſſiemouth verlaſſen mußte,
rafen in London ein: Henderſon aus Wales, Snowden aus
Surrey, Thomas aus Hove, Graham aus Yorkſhire, Baldwin
zus Frankreich Neville Chamberlain aus Schottland, Sir
Herbert Samuel aus Norfolk uſw. Von allen Enden und aus
allen Windesrichtungen eilten ſie plötzlich herbei — die
Mit=
glieder der Regierung ebenſo wie die Führer der Oppoſition,
die Politiker ebenſo wie die Bankiers. Seit dem Kriege iſt
auf Downing Street, dem Sitz der Regierung, kein ſo
auf=
geregtes Kommen und Gehen mehr beobachtet worden. Und
obgleich die meiſten Herren ſich nun, nach einer höchſt
anſtrengen=
den Woche, zum Weekend ins Grüne begeben haben, weiß man,
daß ſie Montag alle wieder in London zurück ſein werden und
daß nächſte Woche der ganze Trubel von neuem losgehen wiro.
Was war geſchehen? Eine wirklich ernſte politiſche oder
inanzielle Kriſe hatte natürlich keinen Augenblick beſtanden.
Was erfolgt war, waren lediglich gewiſſe nachteilige
pſycho=
ogiſche Auswirkungen, die der Bericht der
Sparkom=
niſſion, vor allem die Prophezeiung eines Defizits von
wenigſtens 120 Millionen Pfund” im nächſten Budget, beim
großen Publikum ausgelöſt hatte, und zwar nicht nur in
Eng=
and, ſondern auch (und dieſes iſt hier als beſonders peinlich
mpfunden worden) in der ganzen übrigen Welt. Vor allem
die City verfiel völlig unter den Einfluß der ausländiſchen
Kommentare, und ſie war es, die die eiligen, faſt hyſteriſchen
S. O. S.=Rufe an den Premierminiſter und an die Führer der
Oppoſitionsparteien hatte ergehen laſſen. Denn letzten Endes
ging es um den berühmten britiſchen Kredit in
der Welt. Wenn dieſer aber gefährdet iſt, dann ſchreckt John
Bull ſelbſt nicht davor zurück, ſeinen Sommerurlaub zu
unter=
prechen, ſo unantaſtbar und heilig dieſer ihm ſonſt auch
erſchei=
ten mag.
Es mußte ſo raſch wie möglich irgend etwas
geſchehen.
i das Vertrauen des Auslandes in die
Unerſchüt=
erlichkeit der britiſchen Finanzen zu feſtigen. Zu dieſem Zwecke
vurde vor allem die Meldung ausgegeben, daß der
Premier=
niniſter und die übrigen, zur Zeit in London weilenden vier
Mitglieder der Labour Regierung (die „Großen Fünf”)
nit den führenden engliſchen Bankiers „die allgemeine
Finanz=
age des Landes einer erſchöpfenden Erörterung unterzogen”
hatten. Ferner gab der Premier den von ihm nach Downing
Street gebetenen Führern der Konfervativen, Stanley Baldwin
und Neville Chamberlain, ſowie dem Vertreter der Liberalen,
Sir Samuel Herbert, die feierlichen Verſicherung ab,
daß „der Fünferausſchuß des Kabinetts zum Studium des
Be=
eichts der Sparkommiſſion einſtimmig beſchloſſen hätte, daß das
Defizit im nächſten Budget unter allen
Umſtän=
denausgeglichen werde würde . . ." Und zur Beruhigung
der erregten öffentlichen Meinung ſeines Landes tat Macdonald,
getreu dem ihm eigenen Sinn für dramatiſche Wirkungen, noch
in übriges: er begab ſich, nach Beendigung aller aufregenden
Frörterungen, in aller Seelenruhe — — ins Kino und ſah ſich
den bekannten franzöſiſchen Film „Le Million” an.
Der Inhalt des franzöſiſchen Films, den Macdonald ſich
anſah, iſt bekanntlich der, daß ein junger Mann, der in der
Lotterie eine Million gewonnen hat, das Billett verliert und
dann ganz Paris auf der Suche nach dieſer Million
durch=
ſagen muß. Nun, die Summe, die Mr. Macdonald
zum Ausgleich des nächſten Budgets benötigen
wird, iſt weſentlich größer als eine Million franzöſiſcher
Franken, und die Schwierigkeiten, die dabei ſeiner harren,
wer=
den dementſprechend ebenfalls viel größere ſein. Gewiß, das
von der Sparkommiſſion ausgerechnete, vorausſichtliche Defizit
ſich ſpäter als übertrieben erweiſen ſollte, ſo ſteht dennoch
feſt, daß ſie ſich immerhin der Grenze von 100 Millionen
be=
drohlich ſcharf nähern wird. Woher das nötige Geld zum
Ausgleich dieſes Defizits beſchaffen? Dieſe zweite Frage, die
den prinzipiellen Beſchluß der Regierung, das Budget „koſte es
was es wolle” auszugleichen, an Wichtigkeit bei weitem
über=
ragt, wird Gegenſtand der dieſe Woche begonnenen Beratungen
ſein. Doch bereits jetzt läßt ſich vorausſehen, daß die Labour=
Regierung von den Vorſchlägen der
Sparkom=
miſſion ſich nur einen recht geringen Teil zu
eigen machen dürfte. Der Kern der von der
Re=
gierung geplanten Maßnahmen iſt der Plan
einer Konvertierung der inneren Kriegs= und
Staatsanleihen. Die hohen Zinsſätze dieſer insgeſamt
etwa 2 Milliarden Pfund betragenden inneren Schuld belaſten
zur Zeit den Staatshaushalt überaus ſchwer. Bei einer
Herab=
ſetzung des Zinsfußes von 5 auf 4 oder 3½ Prozent würde
ſich eine Erſparnis von 30 bis 40 Millionen Pfund jährlich
ergeben. Das allein würde natürlich nicht genügen. Auch auf
anderen Gebieten müſſen Erſparniſſe erzielt werden. Und der
Schatzkanzler Snowden weiß es ſicher beſſer, als ſonſt jemand,
daß die Labour=Regierung letzten Endes um eine
Reform der Arbeitsloſenverſicherung, d. h. um
eine dem ſozialiſtiſchen Programm kraß
zu=
widerlaufende Maßnahme nicht herumkommen
und daß die Einſparung auf dieſem Gebiete
vielleicht gar die weſentlichſte von allen ſein
wird. Gleichzeitig mit dieſer erſteht vor der Labour=Regierung
jedoch noch eine andere Erkenntnis, nämlich die, daß
der größle Widerſtand gegen die geplanken
Sparmaßnahmen
ihr wahrſcheinlich aus den Reihen der eigenen
Partei erſtehen wird. Der „Forward” das Organ der
ſchottiſchen Sozialiſten, erklärt bereits mit aller nur
wünſch=
baren Deutlichkeit und Schärfe: „Die Empfehlungen der
Spar=
kommiſſion ſind zu reaktionär, um auch nur einen Augenblick
ernſtlich in Erwägung gezogen zu werden. Der Bericht ſchlägt
vor, man ſolle die Arbeitsloſenunterſtützungen um ganze 66
Millionen Pfund kürzen, man ſolle 13 Millionen Pfund an
Lehrergehältern ſparen, man ſolle die Ausgaben für Wegebau,
Geſundheitspflege, Mutterſchutz, Arbeiterwohnungen und
an=
dere höchſt nützliche ſoziale Zwecke ſtreichen. Doch der Bericht
erwähnt mit keinem Worte jene rieſigen Summen, die jährlich
dem König und den anderen Mitgliedern der königlichen Familie
gezahlt werden. Er macht keinerlei Vorſchläge zur Herabſetzung
jener Rieſengehälter, die die Hofchargen, Richter und hohen
Staatsbeamten erhalten. Er umgeht mit vollkommenem
Schwei=
gen jene 100 Millionen Pfund, die die Nation alljährlich für
Rüſtungszwecke ausgibt und die nur der Vorbereitung eines
neuen Krieges dienen. Und er ſagt nichts darüber, wie eventuell
die größte aller Finanzlaſten, die Kriegsſchulden verringert
werden könnten. Solch einem Plane wird die Regierung nie
und nimmer zuſtimmen. Und ſollte es erforderlich ſein, ſo wiro
die Labouy=Party eben mit der Loſung „Nieder mit dem
Sparbericht” die Wählerſchaft um Entſcheidung anrufen .. .
Die letzte Drohung, diejenige mit Neuwahlen,
braucht allerdings kaum ernſt genommen zu werden.
Neu=
wahlen wünſcht im Moment keine einzige der
drei Parteien. Desgleichen liegt die andere Alternative,
die Bildung einer nationalen Koalitionsregierung (etwa mit
Baldwin als Premier und Macdonald als Außenminiſter!!)
ebenfalls außer dem Bereich jeder praktiſchen Möglichkeit. Die
Lage iſt unzweifelhaft ernſt. Doch eine ſo kataſtrophale
Situa=
tion, wie beiſp. ein Krieg, der die eilige Bildung einer „
über=
parteilichen Regierung der nationalen Errettung” zum Gebot der
Stunde manchen würde, liegt zum Glück nicht vor. Eine „
ge=
meinſame Verantwortung” von Labour und Konſervativen iſt
in der Praxis, ohne Eingehen einer formellen Koalition, nur
ſchwer vorſtellbar. Im übrigen wird für Macdonald, ſobald er
es mit der Verwirklichung eines radikalen Sparprogramms ernſt
meint, die Frage viel weſentlicher ſein, was
*
iſche
Kleines Haus. — Montag, den 17. Auguſt 1931.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht.
Abſchieds=Vorſtellung.
Die fünf Frankfarker.
Luſtſpiel in 3 Akten von Carl Rößler.
Es gab Tränen geſtern zu dieſem Abſchied! Viel
Taſchen=
tücher wurden verſtohlen gezückt und viel Naſen und Näschen
verlegen geſchneuzt. Frieda Eichelsheim und Grete
Keß=
ler waren es in erſter Linie, die dieſe Tränenflut entfeſſelten
in dem ſonſt gar nicht ſo übertrieben ſentimentalen Luſtſpiel, mit
dem Bruno Harprecht ſein ſommertheaterliches Gaſtſpiel in
Darmſtadt beſchloß und mit dem er den Abſchied ſehr ſchwer
machte. Sicher waren — der herzliche Beifall des über=
ausver=
kauften Hauſes (man mußte auch in den Orcheſterraum
Stuhl=
reihen ſtellen) bewies es — nicht alle Tränen auf das
Roth=
ſchildtöchterlein zurückzuführen, das ſo tapfer ſeinem allgewaltigen
Vater die Stirn bot und einen hübſchen jungen Herzog ausſchlägi,
um ſeinem jüdiſchen Onkel Jacöble ihr Herz zu ſchenken, ſondern
auch auf den Abſchied.
Bruno Harprecht und ſein ausgezeichnetes Enſemble hat es
verdient daß, man ihm geſtern abend noch einmal Ovationen
bekeitete und viel Blumen ſpendete. Er hat uns in den
Som=
mermonaten mit einer ganzen Reihe von Novitäten bekannt
ge=
macht, die Darmſtadt ſonſt wohl kaum kennen gelernt hätte. Vom
ausgelaſſenen Schwank=Reißer über das leichte und ſeriöſe
Luſt=
iel bis zur literariſch zu nehmenden Komödie. Und es war
nichts darunter, das man miſſen möchte. Was aber noch höher
au veranſchlagen, iſt die Tatſache, daß Bruno Harprechts
Enſemble alles in gepflegten Aufführungen herausbrachte, daß
*S ſehr gutes Theater machte und durch die Qualität der
Auffüh=
rungen auch nicht allzu Literariſchem den Stempel der Kunſt
aufdrückte. So war dieſes Sommertheater, in dem ausgezeichnete
Künſtler nach Kräften bemüht waren, über die Schwere d.e
Autags mit ein paar Stunden heiteren Kunſtgenießens
hinweg=
üuhelfen, eine wirkliche Bereicherung unſerer karg bemeſſenen
Kunſtgenüſſe. Dafür, ſei es bedankt! Sei vor allem
Drund Harprecht gedankt und ihm eine herzliches und
aufrich=
tiges „Auf Wiederſehen!” nachgerufen.
Die Regie und vor allem die treffende Rollenbeſetzung in
Di reizenden, vielgeſpielten Luſtſpiel, das dem Leben der fünf
Seite 3.
der Anfang Okkober in Scarborough
zuſammen=
krekende Parkeitag der Labour=Parky
zu ſeinen Sparvorſchlägen ſagen wird. Den letzten Nachrichten
zufolge gedenkt Macdonald ſich dadurch aus der Affäre zu
ziehen, daß er das Parlament ſchon im September einberuft,
dieſem eine außerordentliche Finanz=Bill vorlegt und dann den
Parteikongreß in Scarborough quaſi vor vollendete Tatſachen
ſtellt. Doch er wird dabei ſehr umſichtig vorzugehen haben.
Denn davon, ob ihm eine Verſtändigung mit dem linken
Par=
teiflügel gelingt oder nicht, hängt die Exiſtenz der Labour=
Regierung und ihre Teilnahme an der großen
Abrüſtungs=
konferenz ab. Und die Ereigniſſe der nächſten Wochen werden
daher nicht nur für England, ſondern für die ganze Welt von
größter und weittragendſter Bedeutung ſein.
Das neue engliſche Sparprogramm.
EP. London, 17. Auguſt.
Der mit der Ausarbeitung eines Sanierungsprogramms
für die engliſchen Staatsfinanzen betraute Unter=Ausſchuß des
Kabinetts hat heute nachmittag unter Vorſitz Macdonalds ſeine
Beratungen wieder aufgenommen. Wie man hört, hat Snowden
dem Ausſchuß in großen Zügen ein neues Budget unterbreitet.
Der Sitzung ging eine längere Beſprechung zwiſchen Macdonald
und Snowden voraus. Ueber die Einzelheiten des
Regierungs=
programms zum Ausgleich des Staatshaushaltes dürfte in den
nächſten beiden Tagen Zuverläſſiges nicht bekannt werden. Dem
„Evening Standard” zufolge ſoll es ſich um folgende
Maß=
nahmen handeln: Herabſetzung der veranſchlagten Beträge für
die großen Staatsausgaben, einſchließlich der Ausgaben für
Flotte, Heer und Luftſtreitkräfte; ſtarke Beſchneidung der
Aus=
gaben für Erziehungsweſen; Herabſetzung der
Verſicherungs=
beträge, gefolgt von einer Herabſetzung der
Arbeitsloſenunter=
ſtützung und der Honorare der Kaſſenärzte; Zurückſtellung der
Straßenbaupläne, Vorſchläge zur Herabſetzung der Gehälter von
Miniſtern und Parlamentsmitgliedern: Erſparungen im
Poſt=
weſen. Sobald Uebereinſtimmung über die wichtigſten
Maß=
nahmen erreicht iſt, will die Regierung eine entſprechende
Kund=
gebung veröffentlichen.
In parlamentariſchen Kreiſen der Arbeiterpartei befürchtet
man, wie die Blätter zu berichten wiſſen, daß die Regierung
ſich auf Sparmaßnahmen einlaſſen könnte, die der Parteipolitik
entgegengeſetzt ſind. Man bezweifelt auch, ob die
Konſer=
dativen ihr Verſprechen halten werden, die Lage nicht für
par=
teipolitiſche Zwecke auszunutzen; doch ſei, erklärt „Evening
Standard”, das Mißtrauen gegen die Konſervativen nicht
be=
gründet. Es beſtehe indeſſen eine Meinungsverſchiedenheit über
die Frage, ob das Schwergewicht auf die Sparpolitik oder die
Erhöhung der Steuern zu legen ſei. Die Konſervativen
wür=
den es zu ihrem Grundſatz machen, daß mehr aus Erſparniſſen,
als aus neuen Steuern eingebracht werden müſſe. Auch der
liberale „Star” betont, daß das Ziel nicht ſo ſehr durch eine
Erhöhung der Staatseinnahmen, als eine Herabſetzung der
Aus=
gaben erreicht werden müſſe.
Sonderkagung des engliſchen Parlamenks.
In politiſchen Kreiſen rechnet man mit Beſtimmtheit damit,
daß das Parlament bereits in der erſten Septembexwoche zu
ſeiner Sondertagung zuſammentritt. Die Parlamentsferien der
Abgeordneten würden damit um ſechs Wochen verkürzt werden,
denn es gilt als wahrſcheinlich, daß das Parlament die
Notmaß=
nahmen nicht vor dem 20. Oktober, dem Tage ſeines
Wieder=
zuſammentritts, verabſchiedet haben wird.
Sndwden warnk vor einer Panik.
London, 17. Auguſt.
In einer Unterredung mit dem Vertreter des „Daily Herald”,
äußerte ſich Finanzminiſter Snowden über die Finanzlage
Eng=
lands und warnt vor allen Dingen vor einer Panik, für die trotz
aller alarmierenden Nachrichten kein Grund vorhanden ſei.
Eng=
land habe ſchon andere ſchwere Zeiten überſtanden und werde
auch dieſe Kriſe überſtehen. Trotzdem ſei die gegenwärtige Lage
außerordentlich ernſt und erfordere entſprechende Maßnahmen.
Dieſe würden draſtiſch ſein. Er hoffe aber, daß ſie jeder willig
tragen werde, wenn ſie gerecht auf die einzelnen
Bevölkerungs=
ſchichten verteilt würden. Der Notzuſtand ſei nur vorübergehend.
Snowden legte beſonderen Wert auf die Feſtſtellung, daß die
eng=
liſche Finanzlage im Grunde genommen vollkommen geſund ſei.
England habe enorme Kapitalreſerven, auf die es zurückgreifen
könne. Die augenblickliche Lage des engliſchen Geldmarktes ſei
durch die gänzlich unbegründete Nervoſität ausländiſcher
Gläubi=
ger hervorgerufen. England müſſe deshalb alles tun, die
Be=
fürchtungen zu beſeitigen und ſeinen Gläubigern zu beweiſen, daß
die Lage Englands völlig geſund ſei. Er werde alles tun, um
den engliſchen Kredit zu verteidigen.
Brüder Rothſchild gewidmet iſt, zeigte wieder, wie immer, die
Routine Bruno Harprechts und ſeinen nie irrenden Blick für
das, was ſchlechthin und als höchſtes Lob „Theater” genannt
wird. Und ſeine eigene Verkörperung des Salomon war in der
feinen, menſchlichen Charakteriſierung wieder eine
Meiſterlei=
ſtung. Walter Gußmanns Anſelm kam ihm noch gleich.
Dieſer jüdiſchſte der fünf Brüder liegt ſeiner pointierten
Dar=
ſtellungskunſt am beſten. Und dann das ſehr überlegte und
überlegen=zurückhaltende Spiel Dr. Warſitz” der dem
lyriſch=
weichen jüngſten Rothſchild, dem Jacöble, ungemein ſympathiſche
Züge verlieh. Bruno Gerhards Nathan und Wilhelm
Schmiedens Carl ergänzten das Brüderquintett
ausgezeich=
net. — Robert Harprecht war ein eleganter, ſchlanker und „
ſchö=
ner” Herzog Guſtav, dem er viel überlegene Ariſtokratie gab und
ihn ohne Uebertreibung ſo darſtellte, daß auch dem leichtſinnigen
„Regierenden” warme Menſchlichkeit Natürliches gab,
Unthea=
traliſches.
Von Frieda Eichelsheim, die die alte Frau Gudula zu
ihren allerbeſten Rollen zählen darf — nur ganz reife Kunſt
ver=
mag dieſen ſeltenen Frauentyp ſo lebenswahr zu zeichnen — und
von Grete Keßler, die in ihre Rolle als Charlotte den ganzen
Reiz ihrer Jugend und den Charm ihrer kleinen, in der Kunſt
allerdings großen, Perſönlichkeit legte, iſt ſchon geſprochen
wor=
den. Von den Genannten wurde die reſtlos ausgezeichnete
Vor=
ſtellung nicht nur getragen, ſie wurde bis ins feinſte Detail
ge=
ſtaltet. Zumal auch die kleineren Rollen — Prinzeſſin Eveline
Lilli Füchſel, Fürſt von Klausthal — Hans Otto Hilke,
die Fürſtin — Annelieſe Hartnack Graf Fehrenberg — Hans
Emons uſw uſw. — ſehr gute Beſetzung gefunden hatten. —
Es war eine Vorſtellung aus einem Guß!
Die 8. „Große deutſche Funkausſtellung 1931"
Im Zeichen der kurzen Welle. — Eine Vorſchau. — Ein
Schall=
platzten=Marionettentheater. — Der „denkende”
Schallplatten=
apparat. — Fernſehen.
Die 8. „Große deutſche Funkausſtellung”, die am 21. Auguſt
in den Ausſtellungshallen am Kaiſerdamm eröffnet wird, wird
den Siegeszug der Rundfunkapparate verſinnbildlichen. Die Zeit
der Propaganda für den neuen Gedanken „Radio” iſt vorbei.
Jetzt kann ſich die Induſtrie darauf beſchränken, durch beſondere
Güte und Billigkeit der Empfangsapparate zu werben. Die
Ge=
räte ſind jetzt ſo vervollkommnet, daß man ſchon mit Zwei= und
Drei=Röhrenempfängern Jagd auf fremde Stationen machen
kann. Die Preiſe ſind gegenüber dem Vorjahre zum Teil bis zu
50 Prozent geſenkt worden. Die Volkstümlichkeit des Rundfunks
wird dadurch beträchtlich geſteigert, zumal die Geräte durch ihre
ſchlichten, ſachlichen Formen einen ſchönen Zimmerſchmuck bilden.
Die Rieſengpparaturen ſind verſchwunden. 2 Mankiſt beſtrebt, ein
kleines wohlgefälliges Gerät zu ſchaffen, das in jeden Haushalt
paßt. Die barocken Linien der erſten Apparate ſind nicht mehr
anzutreffen. Die Apparate bei denen der Lautſprecher
einge=
baut iſt, ſind vollendet in ihrer Geſtalt, da ſie aber teurer ſind,
als getrennt gebaute Stationen und der Maſſenabſatz nur mit
billigſter Berechnung erzielt werden kann, ſo werden auch
zahl=
reiche Modelle von nicht zuſammengebauten Stationen zu ſehen
ſein. Unter den Lautſprechern ſind die magnetiſchen die
begehr=
teren, wenn die dynamiſchen auch beſſer arbeiten. Aber die
mag=
netiſchen ſind erheblich billiger, und die Künſte der Techniker
haben auch ſie ſo verbeſſert, daß ſie in bezug auf Reinheit des
Tons auch verwöhnteſten Anſprüchen genügen. Selbſtverſtändlich
werden einen großen Raum die Kurzwellenempfänger einnehmen,
die die eigentliche Senſation der Ausſtellung bieten dürften. Der
„Ultrakurzwellenfunk”, mit ſeinen großen Möglichkeiten der
„Mehrfachprogramme” hat die Zukunft für ſich um den Aether
zu entlaſten. Allerdings wird er hauptſächlich für Ortsſender in
Betracht kommen wegen der beſonderen Eigenſchaften der Wellen.
Aber auf dieſem Gebiete wird er eine große Rolle ſpielen. Da
nach den günſtigen Ergebniſſen der amtlichen Verſuche in
abſeh=
barer Zeit mit der Einführung des Ultrakurzwellenfunks zu
rechnen iſt, ſo hat die Induſtrie ſchon alle Vorbereitungen
ge=
troffen, um die notwendigen Empfangsapparate auf den Markt
zu bringen, die als Zuſatzgeräte zu den normalen Stationen für
einen verhältnismäßig geringen Preis verkauft werden. Die
Fernſehapparate, die auf keiner Radioſchau fehlen dürfen, werden
die neueſten Fortſchritte auf dieſem Gebiete zeigen. Auch die
Schallplatte wird hier reich vertreten ſein, um das große
An=
wendungsgebiet zu zeigen, das ſie ſich erobert hat. Eine
Ueber=
raſchung dürfte das „Schallplatten=Marionettentheater” werden,
das eine moderne Neugeſtaltung dieſer alten künſtleriſchen
Unter=
haltung darſtellen wird. Auch der „denkende
Schallplattenappa=
rat”, der automatiſch die Stimme eines jeden aufnimmt, ohne auf
Menſchenhilfe angewieſen zu ſein wird hier vorausſichtlich zum erſten
Male der Oeffentlichkeit vorgeführt werden, damit jeder in der
Lage iſt, ſeine Eindrücke von der Funkſchau für kommende
Ge=
ſchlechter auf eherner Platte aufzubewahren. Wenn auch
über=
wältigende Neuerungen bei dem heutigen Stand der
Rundfunk=
apparate kaum vorhanden ſein dürften, ſo wird doch die geſamre
Schau die hohe techniſche Vollendung zeigen, die heute auf dem
Gebiete des Funk= und Phonoweſens in Deutſchland erreicht
worden iſt. Schon jetzt gehört die Funkinduſtrie zu den
erfolg=
reichen deutſchen Erwerbszweigen, denn ſie konnte auch im letzten
Jahre eine Steigerung der Produktion um ein Drittel des
Be=
ſtandes von 1929 erzielen. Solide Arbeit und Billigkeit werden
vorausſichtlich auch neue Erfolge bringen.
— In 10 Sprachen überſetzt. Der große Erfolg, den die
junge Autorin Adrienne Thomas mit ihrem Erſtlingswerk. Die
Katrin wird Soldat” hat, beſchränkt ſich nicht auf
Deutſchland wo ſoeben das 110. Tauſend dieſes Romans aus
Elſaß=Lothringen zur Ausgabe gelangt. Amerika, England,
Frankreich, Italien, Holland. Dänemark-Norwegen Polen,
Schweden, Rumänien und Finnland brachten bereits oder
bringen noch in dieſem Jahr Ueberſetzungen des Buches heraus.
Seite 4
Dienstag, den 18. Auguſt 1931
Nummer 228
Die glückliche Geburt eines
gesunden Jungen zeigen in
dankbarer Freude an
Karl Gerstenmeyer u. Frau
Carola, geb. Heitzenroeder
Darmstadt, den 16. August
Geistberg 5
Unser Klaus Werner ist
an-
gekommen.
Dr.jur. Maximilien Heilig u. Frau
Ottilie, geb. Schäfer.
Mannheim, den 12. August 1931
z. Zt. Theresienkrankenhaus.
Für die uns anläßlich unſerer goldenen
Hochzeit dargebrachten Ehrungen und
Blumenſpenden ſprechen wir, da wir
nicht ſedem einzeln danken können, auf
dieſem Wege unſeren herzl. Dank aus.
Reinheim, den 17. Auguſf 1931.
w Philipp Wörtche u. Frau.
Freiwillige Feuerwehr Darmſtadt.
Zur Beerdigung des Kameraden
Auguſt Zink
wollen ſich die Mitglieder Mittwoch,
den 19. Auguſt, 3½ Uhr, am
Por=
tale des Waldfriedhofes einfinden.
12010)
Das Kommando.
Von der Reise zurück
Dr. Nieswandt
Zahnarzt
Wih. Glässingstr. 32
12002b
Von der Reise zurück
Dr. Th. Becker
Nervenarzt
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vr. B. Bin
Zahnarzt
hat ſeine
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liche Tätigkeit (*idg
wieder
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Von der Reiſe
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Herta Kalcher
Rheinſtraße 37.
Von der Reiſe
zurück
Dr. Leo Gutmann
Patentingenieur,
Viktoriaſtraße 76.
Fernruf 211.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
beim Krankenlager wie auch beim Heimgang
unſerer geliebten, unvergeßlichen
Frau Hilda Stern
geb. Neumann
ſprechen wir auf dieſem Wege unſeren innigſten
Dank aus.
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Siegfried Stern.
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Nummer 228
Dienstag, den 18. Auguft 1931
Seite 5
Darmſtadt, den 18 Auguſi 1931.
Wer heute gute Ratſchläge gibt, wie man Geld verdienen
kann, der wird wohl bei allen Leuten Gehör finden. Das
Leip=
ziger Meßamt hat einen intereſſanten Adreſſenwettbewerb. mit
824 Geldprämien ausgeſchrieben, die ſich zwiſchen 10 — und 1500.—
RM. bewegen und im günſtigſten Falle 2250.— RM. erbringen
können. Jeder kann ſich an ihm beteiligen.
Die geſtellte Aufgabe iſt denkbar einfach. Man geht in die
Waren= und Kaufhäuſer, in Baſare und in die Spezialgeſchäfte.
die Haushaltgeräte. Porzellan und Glaswaren, Eiſenwaren,
Textilwaren, Lederwaren und Reiſeartikel. Galanteriewaren,
Toiletteartikel, kunſtgewerbliche Erzeugniſſe. Schmuckwaren,
Uhren, Papier= und Schreibwaren, Verpackungen und Reklame,
Möbel, Spielwaren, Sportartikel und Sportbekleidung,
Muſik=
inſtrumente, Radio, elektriſchen Bedarf, Beleuchtungskörper,
Dro=
gen Parfümerien, Süßwaren verkaufen oder in Baugeſchäfte,
In=
ſtallationsgeſchäfte uſw., in alle Großhandlungen und ſchließlich
in gewerbliche Betriebe mit maſchinellem Antrieb und fragt, ob
die Geſchäftsinhaber oder ihr Einkaufsperſonal die Leipziger
Herbſtmeſſe 1931, die vom 30. Auguſt bis 3. September ſtattfindet,
beſuchen, um dort die letzten Neuheiten und beſonders
preis=
werten Artikel einzukaufen. Einfacher kann eine Aufgabe wohl
nicht geſtellt werden. Man braucht keine ſchweren Rätſel zu löſen
und im Konverſationslexikon nachzuſchlagen, um gänzlich
unbe=
kannte Flüſſe, Berge oder Städte zu ſuchen, ſondern man beſucht
zuerſt diejenigen Geſchäfte, in denen man regelmäßig kauft und
erkundigt ſich, ob der Geſchäftsinhaber nach Leipzig fährt. Man
kann den Kreis ganz beliebig erweitern und ſo tagtäglich das
Ver=
zeichnis der nach Leipzig fahrenden Geſchäftsleute bequem
er=
gänzen. Alle Firmen, die nach Leipzig fahren, ſchreibt man mit
genauer Firmenbezeichnung und Anſchrift auf eine Liſte, die man
koſtenfrei bei den durch Plakataushang g kennzeichneten Geſchäften
und bei den Meßabzeichen=Verkauf=ſtellen des
erhalten kann. Auf dieſen Liſten ſind auch alle Einzelheiten des
Adreſſenwettbewerbes angegeben.
Ein wenig bekannker Speiſepilz.
Eäind ie Setſchi Wechäeuf dur Sle Girnf i
ein Pilzgericht mit nach Hauſe zu bringen, wie derjenige, welcher
mit mehr Schwammarten vertraut iſt. Um gefährlichen Ver=
gröcheit vechen äanel. Sin Gechis Wtdef, ie äicſte
Scharen oft dicht=büſchelig erſcheint und leicht geſammelt werden
kann. Eine Verwechſlung mit einem Giftpilz iſt dabei
ausge=
ſchloſſen. Die Totentrompete trägt ihren gefährlichen Namen zu
Unrecht. Sie ſollte beſſer Herbſttrompete oder Pilztrompete
heißen. Dieſer Schwamm wird ungefähr 10 Zentimeter hoch und
ähnelt einem kleinen Füllhorn oder einem Trichter, der oben
offen iſt, mit krausgewellten Rändern. Ihre Farbe iſt grau,
grau=bräunlich bis faſt ſchwarz. Nach dieſer kurzen Beſchreibung
iſt der Pilz wohl recht gut von jedem Naturfreund zu erkennen.
Wer ſeinem Fund trotzdem nicht traut, wende ſich an die
Heſ=
ſiſche Landesſtelle für Pilz= und Hausſchwamm=
Beratung, Ballonplatz 1 (Fernruf 4755), deren
Auskunfts=
ſtunden Montag und Donnerstag, von 3 bis 6 Uhr, abgehalten
werden. Schon in friſchem Zuſtand iſt die Totentrompete ein
Sires dich ritnen auf ei Aefendſle. Ain fiff 3s Mi
durch Mahlen der getrockneten Pilze ein vorzügliches Pilzpulver
herſtellen, genau ſo wie ſich der ausgekochte Saft der
Herbſt=
trompete zu einer trefflichen Pilzwürze eindicken läßt.
Betont ſei, daß Pilz=Miſchgerichte am ſchmackhafteſten
ſind, d. h. diejenigen Pilzmahlzeiten, welche nicht nur aus einer
Pilzart, ſondern aus recht verſchiedenen Sorten beſtehen. Die
Nähr=
ſtoffe der Pilze werden am beſten ausgenutzt, wenn dieſelben ſo
fein wie möglich, vielleicht durch die Fleiſchmaſchine, zerkleinert
werden.
Weitere Belehrung erhält man durch die Pilz=Merkblätter
der Deutſchen Geſellſchaft für Pilzkunde, welche in der
oben=
genannten Beratungsſtelle koſtenlos abgegeben werden.
Ernannt wurden am 16. Juli; der Amtsgerichtsrat bei dem
Amtsgericht in Alzey Ludwig Müller zum Oberamtsrichter
des Amtsgerichts Pfeddersheim; der Amtsgerichtsrat bei dem
Amtsgericht in Lampertheim Ferdinand Elbertt zum
Ober=
amtsrichter des Amtsgerichts in Groß=Umſtadt; am 11. Auguſt:
der Juſtizpraktikant Joſef Dörſam aus Lörzenbach zum
Ober=
juſtizſekretär bei einem noch zu beſtimmenden Amtsgericht, mit
Wirkung vom 1. Juli 1931 an; der Juſtizpraktikant Kurt
Lö=
wel in Darmſtadt zum Oberjuſtizſekretär bei der
Staatsanwalt=
ſchaft in Darmſtadt, mit Wirkung vom 1. Juli 1931 an; der
Juſtizpraktikant Karl Bücking in Mainz zum
Oberjuſtizſekre=
tär bei einem noch zu beſtimmenden Amtsgericht, mit Wirkung
vom 1. Oktober 1931 ab. Am 13. Auguſt 1931 wurde der
Vor=
tragende Rat Miniſterialrat Ferdinand Pennrich zu
Darm=
ſtadt mit Wirkung vom 1. Dezember 1931 an zum Präſidenten
des Oberverſicherungsamts zu Darmſtadt ernannt.
Verſetzung in den Ruheſtand: Am 13. Auguſt 1931 wurde
der Präſident des Oberverſicherungsamts zu Darmſtadt Ernſt
Krug von Nidda auf Grund des 8 1 des Geſetzes über die
Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 19. Dezember 1923,
in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249),
mit Wirkung vom 1. Dezember 1931 an in den Ruheſtand
ver=
ſetzt. Auf Grund des Geſetzes über die Altersgrenze der
Staats=
beamten vom 2. Juli 19. Dezember 1923 (Reg.=Bl. S. 509 und
511) in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl.
S. 249) tritt am 1. Oktober 1931 in den Ruheſtand der
Amts=
gerichtsdirektor beim Amtsgericht Butzbach Rudolf Sellheim.
Oberforſtmeiſter Otto Löber im Miniſterium der Finanzen,
Abteilung für Forſt= und Kameralverwaltung, wurde zum
Vor=
ſitzenden der Prüfungskommiſſion für Sekretäre bei den Behörden
im Geſchäftsbereich des Miniſteriums der Finanzen, Abteilung
für Forſt= und Kameralverwaltung, beſtellt.
— 90. Geburtstag. Am 18. Auguſt begeht Herr Chriſtian
Hartmann dahier Fuhrmannsſtraße 10, in völliger Rüſte ſeinen
90 Geburtstag. Derſelbe iſt eines der älteſten Mitglieder des
Sterbekaſſenvereins Darmſtadt 1888 Der Vorſtand des genannten
Vereins ſah ſich veranlaßt, dem Jubilar die Glückwünſche des
Vorſtandes mit einem paſſenden Geſchenk durch deſſen Vorſitzenden
übermitteln zu laſſen. Auch hat der Jubilar die Kriege 1866 und
1870/71 mitgemacht.
— Petrusgemeinde. Am 30. Auguſt ſoll der Jugendſonntag,
wie allerorten, ſo auch bei uns feſtlich begangen werden. Die
Vorbereitungen dafür haben ſchon lange eingeſetzt, ſo daß mit
einem guten Gelingen des Jugendſonntags zu rechnen iſt. Es
„wird fleißig geſchafft, daß ſich ein jeder mit uns von Herzen freuen
kann. Kein Abend iſt frei, an dem nicht geſungen oder anderes
geprobt wird. Es ſoll ja auch etwas Großes werden, denn es iſt
der höchſte Tag im ganzen Jahr, es iſt der Tag, worauf ſich jeder,
Gemeinde und Jugend, freut, der ſchon lange herbeigeſehnt wird.
Es ſoll der Tag ſein, an dem die ganze Jugend Zeugnis von dem
ablegen will, was ſie in einem Jahr geſchaffen hat. Der
dies=
jährige Jugendſonntag ſteht unter der Jahresloſung des
Reichs=
verbandes deutſcher Jungmännerbünde „Jugend vor dem
Wag=
nis mit Gott”.
— Heute abend Nelſon=Revue im Kleinen Haus. Die
be=
kannte Nelſon=Revue „Der rote Faden” beginnt ihr
zwei=
tägiges Gaſtſpiel unter der perſönlichen Leitung Rudolf Nelſons
um 8.15 Uhr.
Ein Beirüger als mehrfacher Zirmeninhaber, Finanzgenie, Bankengründer und „Erfinder” von Pakenlen.
Anf der Geldſuche. — Die hereingefallenen Kreditgeber. — Polniſche Wirkſchaft
in der Birma P. u. A. Jungmann & Cie.
vor der Berufungsinftanz.
Seit 30. Juli wird hier in der Berufungsinſtanz ein Fall
behandelt, der eine große Reihe von Schwindeleien aufdeckte, bei
dem in dankenswerter Weiſe in gründlicher Weiſe in
Schieber=
geſchäfte hineingeleuchtet wird, wie ſie in größeren Handelsſtädten
üppig gedeihen, bis ſie endlich nach großen Mühen und
umfang=
reichen Ermittelungen eine gerechte Sühne finden können.
Bedauerlich iſt dabei, daß ſich dieſe eingehende öffentliche
Verhandlung ohne jedes Publikum abſpielt. Freilich, die
ſog. Kriminalſtudenten kommen in der Verwicklung und
Entwir=
rung der fein geſponnenen Fäden des Angeklagten nicht auf ihre
Rechnung; ein politiſcher Hintergrund iſt nicht vorhanden,
partei=
politiſche Gegenſätze werden nicht mit „ſchlagenden” Gründen
aus=
getragen. Aber vermißt werden Männer der Wirtſchaft die
weſentliche Eindrücke ſammeln könnten und insbeſondere
Män=
gel der Geſetzgebung wahrzunehmen vermöchten, um die
zuſtändigen Stellen zu einem Einſchreiten zu veranlaſſen, damit
ein ehrbarer Handelsſtand durch Machenſchaften unlauterer
Ele=
mente nicht verunehrt wird.
Der Straffall, von dem wir reden wollen, hat das
Bezirks=
ſchöffengericht in Offenbach in Sitzungen, die vom 24. Februar
bis 16. März 1931 währten, beſchäftigt; am 17. März erging
Ur=
teil, das gegen den in Beckingen (Saar) beheimateten Johann
Leo Jungmann eine Gefängnisſtrafe von 4 Jahren und 1500
Mark Geldſtrafe ausſprach, während die mitangeklagte Ehefrau
Auguſte Jungmann rechtskräftig freigeſprochen wurde.
Man kann ſich ein Bild von dem Umfang der eingeleiteten
Vorunterſuchung machen, wenn man erfährt, daß der Angeklagte
ſeit 7. Mai 1930 in Unterſuchungshaft ſitzt.
Jungmann, der in der Nachkriegszeit nach Offenbach
gekom=
men war, iſt dort zunächſt nicht unliebſam aufgefallen. Hierin
ſcheint ein Wandel eingetreten zu ſein, als die erſte
Firmengrün=
dung Leo Jungmann u. Cie, in Offenbach im Jahre 1925
konkurs=
fällig wurde. Der Angeklagte der Gasanzünder, Raſierapparate
(darunter die Marke Piccolo) und tragbare Zündflammrohre
fabrikmäßig herſtellte und vertrieb, hat es in ganz kurzer Zeit
verſtanden, ſechs Firmen aufzutun, die zum Teil an
verſchie=
denen Orten arbeiteten und von denen zwei nicht in das
Handels=
regiſter eingetragen wurden.
In Frankfurt a. M. war es eine Metallwaren= und
Schrau=
beninduſtriegeſellſchaft mit beſchränkter Haftung, die ſich abgekürzt
„Meſi” nannte. Die von einer Frankfurter graphiſchen Firma
hergeſtellten Briefbogen zeigten das Wort MESI in reklamehafter
Aufmachung, aus dem I ſtieg Rauch heraus, wohl, um einen
Fa=
brikbetrieb vorzutäuſchen, obwohl es ſich um ein ganz kleines
Unternehmen handelte, das etwa 12 Heimarbeiter
beſchäf=
tigte, während das „Büro” ſich zuerſt in der Kronprinzenſtraße
befand, dann in den Bäckerweg überſiedelte, um ſchließlich das
beſcheidene Daſein in der alten Schleſingergaſſe zu beſchließen.
Einem Zeugen, der mit J. im Jahre 1918 in Verbindung
trat, wurde dieſer als tüchtiger Fachmann geſchildert: Zeuge ließ
ſich überreden, bei ihm Teilhaber zu werden, da das Geſchäft
ent=
ſprechend ausgebaut werden ſollte. Der neue Geſellſchafter drang
auf prompte Bezahlung der Lieferanten, während J. nur vom
„Rebbach” zu ſprechen beliebte; er trennte ſich deshalb bald
von ihm.
Beteiligung bei der „Meſi” fand ein Offenbacher Zeuge, der
ein Zeitungsinſerat las, wonach ein Geſchäftsführer mit
Kapital=
einlage geſucht wurde. Er zahlte in zwei Raten je 5000 Mark
ein, nachdem er von einer Großbank die Auskunft erhalten hatte,
über J. ſei nichts Nachteiliges bekannt. Das Vermögen der
Meſi” wurde ihm mit 28 000 Mark angegeben, zum Teil
be=
ſtehend aus in Offenbach ſtehenden Maſchinen. In der Meſi”
wurden keine Bücher geführt; Zeuge ſchaffte ſolche an. Als ihm
die Sache nicht ſauber erſchien, ging er zu einem Frankfurter
An=
walt, der einen Arreſt erwirkte. Die gepfändeten Vermögensteile
wurden aber als Eigentum einer dritten Perſon und einer
Obern=
burger Firma reklamiert. Der am 1 November 1926
eingetre=
tene Geſchäftsführer verließ ſchon im Dezember des gleichen
Jah=
res die Stellung. Ihm war vorgeſpiegelt worden, es werde
des=
halb ein Geſchäftsführer geſucht, weil der derzeitige im Ausland
tätig werden ſollte.
In der Sitzung vom 3. Auguſt kam der Vorſitzende auf J.s
Finanzierungsgeſchäfte zu ſprechen, die anſcheinend
darauf hinausliefen, eine Genoſſenſchaftsbank zu
grün=
den. Eine vorbereitende Verſammlung wurde abgehalten, in der
angeblich angeſehene Herren anweſend waren. Ein Poſten in
dieſer Bank war J zugedacht, er ſollte in den Aufſichtsrat
kom=
men. In dieſen Kreiſen lernte der Angeklagte auch andere
Per=
ſonen kennen, die wie er an Geldmangel litten, er trat
nament=
lich mit zweien in Scheck= und Wechſelaustauſch; bei letzterem
handelt es ſich um Reitwechſel. Die neue Bank, die eine
Ge=
ſchäftsverbindung für J. zu werden beſtimmt war, ſollte den Sitz
am Hirſchgraben haben und „Induſtrie= und Gewerbebank
Frank=
furt a. M.” firmieren.
Andere Fäden weiſen auf Beziehungen hin, die nach Freiburg
(Baden) zielen, wohin fix und fertige
Wechſelformu=
lare, die J. als Kundenwechſel bezeichnete, mitgenommen
wur=
den. Das war im Sommer 1929. J. meint dazu, die Wechſel
würden immer wieder weitergegeben und ſchließlich bei der
Reichs=
bank anlaufen, die nun mindeſtens drei Girounterſchriften auf
den Papieren finde. Einen Schwindel will er darin nicht
gefun=
den haben.
Durch Vermittlung eines gewiſſen F. lernte J. im Jahre
1927 einen Wiesbadener Herrn kennen, der gehörig hereingelegt
wurde, denn man kann ruhig ſagen; er hat ſein ganzes
Ver=
mögen verloren. Dieſer F. teilte dem Wiesbadener mit, es ſei
eine große Sache (Gasanzünder) im Treiben, an der viel Geld
zu verdienen ſei. Natürlich wurde auch Anteil am Reingewinn
zugeſichert. Es wurde die Firma P. und A. Jungmann u. Cie.
mit Sitz in Wiesbaden gegründet und im Januar 1928 im
Han=
delsregiſter eingetragen. Der Wiesbadener Herr gab 5000 Mark
in bar und ſtellte das Büro für das Geſchäft, in welchem 11
Per=
ſonen arbeiteten. Die Herren der Firma waren viel auf der
Geld=
ſuche, während ein Fräulein das Büro bediente. Da weiter Geld
gebraucht wurde, gab der neue Teilhaber nach ſeinem Eintritt
in die Firma weiter 5000 Mark; er drang darauf, daß Bücher
ge=
führt wurden. Da ſtellte ſich heraus, daß die Maſchinen, die von
I.s Seite einzubringen waren, gepfändet und ein gleichfalls
ein=
zubringendes Patent verſchoben war. Die Korreſpondenz ſollte
der an Stelle von F. eingetretene Geſellſchafter führen,
Ange=
klagter pflegte aber die darauf bezüglichen Briefe bei ſich zu
füh=
ren. Diebereien der Arbeiter im Wiesbadener Geſchäft waren an
der Tagesordnung. Das Poſtſcheckonto ging auf den Namen der
Frau J. Der Wiesbadener gab, da er Hoffnungen auf das herzu=
— Eliſabethenſtift. Eine Sonntagsfreude bereiteten die
ver=
einigten Männerchöre D.H.V., Eintracht, Turngeſ. Darmſtadt
1875 und V.HC. unter Leitung Herrn Georg Späths den
Kran=
ken des Eliſabethenſtifts. Die alten ſchönen Volkslieder wurden
am Sonntag um die Mittagszeit meiſterhaft von dem ſtattlichen
Chor vorgetragen, zuerſt im neuen Krankenhaus und dann auch
vor der Inneren Station. Herzlichen Dank den Sängern.
ſtellende Zündflammrohr ſetzte, zum dritten Male Geld: 5000
Mark; dieſes Fabrikat ſollte namentlich in der Schweiz abgeſetzt
werden. J. verſtand es eines ſchönen Tages, alles, was in
Wies=
baden war, mit nach Offenbach zu nehmen, wo weitergearbeitet
werden ſollte. — Feſtgehalten zu werden verdient, daß die
be=
kannte amerikaniſche Firma Woolworth, die F. für die
Raſier=
apparate intereſſiert hatte, ſich von einer Geſchäftsverbindung
zurückzog, als ſie hörte, daß die eingehenden Gelder über das
Poſt=
ſcheckkonto von Frau J. laufen ſollten.
In das Jahr 1927 gehen Beziehungen zurück, die mit einem
damaligen Mühlenbeſitzer in Obernburg am Main angeknüpft
wurden, der ſich auf ein Inſerat hin, in dem die „Meſi” zur
Aus=
arbeitung eines Patents eine Perſönlichkeit ſuchte, verleiten ließ,
Geld in das Unternehmen zu ſtecken. J. verſicherte ihm er
ver=
kaufe nach dem Auslande, und ſprach von unheimlich vielen
Auf=
trägen worauf dieſer für 4000 Mark Maſchinen anſchaffte. In
Obernburg wurde fabriziert, aber viel Ware kam mit
Reklamatio=
nen zurück. Ein Geſellſchaftsvertrag wurde im April 1927
abge=
ſchloſſen und zum Handelsregiſter in Aſchaffenburg angemeldet.
Bücher wurden keine geführt.
Im Sommer 1928 wurde die Firma Erich und Leo J. in
Offen=
bach gegründet. Firmeninhaber waren die beiden minderjährie
gen, damals 14 und 16 Jahre alten Söhne I.s, als deren
geſetz=
licher Vertreter der Angeklagte fungierte. Dabei mag für Laien
bemerkt werden, daß, da es ſich um einen Geſellſchaftsvertrag
ge=
handelt hat, die Genehmigung des Vormundſchaftsgerichts nötig
geweſen ſein dürfte wie aus 88 1643, 1822 Nr. 3 BGB. erhellt;
ohne ſolche wäre der Vertrag rechtsunwirkſam. Dieſe Firma
ſollte lediglich mit Waren handeln, bedurfte deshalb nach I.s
Anſicht keiner Geldmittel; auf den Briefbogen wurde ſie
gleich=
wohl als Metallwaren fabrik bezeichnet und von
patentier=
ten Neuheiten geſprochen, obwohl der Firma Patente nicht
ge=
hörten. Als Bankverbindung war die „Induſtrie= und
Gewerbe=
bank Frankfurt a. M.” angegeben. Dabei kommt zur Sprache,
daß einer heſſiſchen Bezirksſparkaſſe faule Wechſel von J. „
ange=
dreht” wurden und daß J. es verſtand, einem mündelſicheren
In=
ſtitut ſolche Wechſel zur Diskontierung zu übergeben.
Man darf auf den weiteren Verlauf des Prozeſſes geſpannt
ſein.
„
Aw. Ein Mühlenarbeiter aus Boppſtadt ſtand
vor dem Bezirksſchöffengericht wegen gefährlicher
Köryerverletzung. Er war an einem ſchönen Majabend
ins Wirtshaus gegangen und, wie er behauptet, von zwei ihm
bekannten jungen Burſchen angehalten worden, er dürfte die
ganze Nacht zu der Schwägerin des einen, der ſich als deren
rk da
würde. Der Mann, der anſcheinend etwas ſehr reichlich Alkohol
genoſſen hatte, hatte zwar kein Geld mehr, aber er wollte in ſeine
Wohnung gehen und Geld holen. Das tat er denn auch, aber ehe
er den Burſchen das Geld verabfolgte, kam es ihm wohl doch
zum Bewußtſein, daß man ihn foppte. Voller Wut holte er ſein
Jagdgewehr hinterm Kleiderſchrank hervor, ſtürzte hinaus auf
die Straße und ſchoß dem einen eine Ladung Schrot in den Fuß.
Die beiden Leute beſtreiten zwar die Behauptungen des
Ange=
klagten, aber ſie kriegen doch ganz rote Köpfe, als die Frau, und
insbeſondere die ſehr energiſche Tochter des Angeklagten, deſſen
Ausſagen bis zu einem gewiſſen Grad beſtätigen. Das Gericht
läßt es dahingeſtellt ſein, was der Anlaß zu der ganzen Sache
war. Mildernd läßt es gelten, daß der Angeklagte anſcheinend
gereizt wurde, und verurteilt ihn wegen Bedrohung und
gefährlicher Körperverletzung zu drei Monaten
und einer Woche Gefängnis und billigt ihm eine
vier=
jährige Bewährungsfriſt zu. Das Gewehr wird eingezogen,
da=
mit der Angeklagte nicht noch einmal in die Verſuchung kommt,
damit draufloszuſchießen.
Es ſitzt dann ein 29jähriger Schloſſer aus
Büdes=
heim auf der Anklagebank. Der Mann war, nachdem er kurze
Zeit zuvor durch einen Unglücksfall im Betrieb eines ſeiner Augen
eingebüßt hatte, aus den Opelwerken entlaſſen worden. Zuerſt
ging es. Aber als die Unterſtützung aufhörte, und er trotz
an=
ſtrengendſter Verſuche nirgends mehr Arbeit bekam, wuchs ſeine
Erbitterung ins Unermeßliche, und es ſetzte ſich bei ihm die fixe
Idee feſt, ſein ehemaliger Betriebsleiter bei Opel ſei an ſeiner
Entlaſſung ſchuld. Eines nachts, als er nicht mehr ſchlafen
konnte, ſetzte er ſich hin und ſchrieb an den Mann eine Karte:
er würde ihm „den Atem abſtellen”, wenn er ihm nicht zur
Wie=
dereinſtellung verhülfe. Nach einiger Zeit folgte eine zweite
Karte, und auch an die Direktion ſchrieb er zwei ähnliche Karten.
Nach einem Gutachten der Sachverſtändigen iſt der Angeklagte
ein ſchwerer Pſychopath und ſtark vermindert zurechnungsfähig.
Er hatte vor Jahren aus enttäuſchter Liebe bereits einen
ähn=
lichen Racheakt vorbereitet und war bei dieſer Gelegenheit
be=
reits in Anſtalten zur Erholung geweſen. Der Staatsanwalt
fordert wegen verſuchter Nötigung und wegen Bedrohung in
zwei Fällen zwei Monate Gefängnis und keine Bewährungsfriſt,
damit der Angeklagte nicht etwa im Glauben gehalten werde,
er könne auf Grund ſeiner Veranlagung ungeſtraft tun, was
er wolle. Das Gericht verurteilt ihn jedoch nur zu ſechs
Wochen Gefängnis, da die ganze Sache wohl nicht ſo
ernſt war, und auch von dem Bedrohten nicht ſo ernſt aufgefaßt
wurde, und er auch keinen unmoraliſchen Zweck damit verfolgte.
Es billigt ihm auch eine fünfjährige Bewährungsfriſt zu, da der
Angeklagte vor ein paar Tagen für kürzere Zeit Arbeit
bekom=
men hat.
Die Kleine Strafkammer verhandelte in zweiter
In=
ſtanz gegen einen 25jährigen Schloſſer aus Mainz
wegen fahrläſſiger Körperverletzung. Der Angeklagte ſoll im
Juni vorigen Jahres mit ſeinem Motorrad in Offenbach durch
ſein Verſchulden mit einem Radfahrer zuſammengeſtoßen ſein,
wodurch dieſer eine leichte Schulterverletzung erhielt. Die Sache
iſt um deswillen intereſſant, weil der Angeklagte ſteif und feſt
behauptet, ſein früherer Komplize bei verſchiedenen Straftaten
hätte ihm kurz vorher ſein Motorrad geſtohlen, habe den
Un=
fall damit gehabt, und dann ſeinen des Angeklagten. Namen
angegeben. Er verſucht das mit großer Erregung und recht
ge=
ſchickten Einwendungen zu argumentieren. Das Gericht kann ſich
denn auch, entgegen dem Gericht erſter Inſtanz, wo er eine
Geld=
ſtrafe von 30 RM. erhielt, nicht zu einer Verurteilung
ent=
ſchließen, da ein Irrtum immerhin möglich ſei, zumal der andere
dem Angeklagten recht ähnlich geſehen haben ſoll, und es
ſpricht ihn mangels Beweiſes frei.
Es iſt dann ein junger Schuſter wegen
Unter=
ſchlagung eines Fahrrades angeklagt, das er für 119 Mark
auf Raten kaufte und, nachdem eine Rate bezahlt war,
ver=
ſchwand. Er behauptet, er habe auf Aufforderung der Firma das
Rad von Magdeburg aus zurückgeſchickt. Das Gericht kommt
je=
doch zu der Anſicht, daß der Angeklagte das Rad unterwegs
irgendwo verkaufte, und verwirft die Berufung, ſo daß
es bei dem Urteil erſter Inſtanz, einer Geldſtrafe von 50 RM.,
hilfsweiſe 10 Tage Gefängnis bleibt.
— Orpheum. Die „Charivari”=Kabarett= und Varieté=
Revue wird heute Dienstag, abends 8,30 Uhr, wiederholt bei
Ein=
trittspreiſen von 80 Pf. bis 2 Mk. Erwerbsloſe, Sozialrentner
und Minderbemittelte erhalten heute, vielfachen Wünſchen
ent=
ſprechend, beſondere Preisvergünſtigung, und zwar: Eſtrade 60
Pfennig Saal 80 Pf., Sperrſitz 1 Mk. und Parkett 1,50 Mk.
(Siehe Anzeige.)
Seite 6
Dienstag, den 18. Auguſt 1931
Nummer 228
Ang den Parielen.
die Aaduaudemotrattige Barier im Wahlkampf.
Zu einem Preſſeempfang als Auftakt des Heſſiſchen
Landtags=
wahlkampfes hatte geſtern abend die Radikal=Demokratiſche
Par=
tei eingeladen, um der Preſſe, unbeeinflußt von Pr=
andarück=
ſichten, über die Ziele und Mittel der neuen Partei Rede und
Antwort zu ſtehen. Rektor Hüsgen=Frankfurt a. M.
begrün=
dete die Schaffung der neuen Partei aus der Notwendigkeit, die
angeſichts der Parteienkriſe entſtandene Lücke zwiſchen
Radikal=
links und Radikalrechts auszufüllen, um den Parteimüden und
der Jugend, die ein neues Gemeinſchaftsleben und politiſches
Neu=
land gewinnen wolle, eine Heimat zu geben. Der
Landesvor=
ſitzende, Landtagsabg. Reiber=Darmſtadt, gab dann einen
kurzen Rückblick über die Abſichten der neuen Partei.
Außen=
politiſch erſtrebe ſie radikale Frie
Grundgeſetze der Weimarer Verfaſſung, Einheitsſtaat unter
Be=
ſeitigung des Dualismus zwiſchen Reich und Preußen,
Juſtiz=
reform, Schulreform. Verwaltungsreform. Beteiligung Heſſens an
den zwiſchen Reich und Preußen ſchwebenden Verhandlungen zur
Verwaltungserſparnis, Neuordnung des Steuerſyſtems durch
ſtär=
kere Heranziehung von Groß=Grundbeſitz, =Vermögen und =
Ein=
kommen, Beſeitigung der Dauerarbeitsloſigkeit durch radikale
Ar=
beitszeitverkürzung und An= und Umſiedlung, Zerſchlagung des
Großgrundbeſitzes um Exiſtenzen für Zehntauſende Erwerbsloſer
zu ſchaffen. Ablöſung der jetzigen Agrarpolitik durch Abbau der
Getreidezölle und ſtärkere Unterſtützung der landwirtſchaftlichen
Veredelungswirtſchaft. Für Heſſen und den Wahlkampf wurden
als beſondere Kampfziele Verwirklichung der Simultanſchule in
Leitung und Geiſt, Beſeitigung des verſteckten Konfeſſionalismus,
wie er jetzt durch die Nachgiebigkeit gegenüber dem Zentrum
ent=
ſtanden ſei, hingeſtellt. Keine Verkümmerung lebenswichtiger
Staatsaufgaben Heſſens gegenüber Schule, Kunſt und Wiſſenſchaft
dürfe durch die Not der Zeit eintreten. Gegen die heſſiſche Juſtiz
erhob der Redner den ſchweren Vorwurf, daß der Republikaner
vor dem Strafrichter ſein Recht nicht finde. Die RDP. ſtehe nicht
links von der SPD. oder gar bei den Kommuniſten. Sie führe
den Kampf gegen Fascismus und Bolſchewismus durch eine
be=
tont ſoziale Politik unter Ablehnung des Antiſemitismus.
Ab=
ſchließend referierte der Reichspropagandaleiter der RDP.,
Vo=
lizeioberleutnant Bathke, über die Organiſation des neuen
„volitiſchen Kindes‟. Eine am Mittwoch abend im Saalbau
ſtatt=
findende Verſammlung will der Oeffentlichkeit die Ziele der
RDP. Partei nahebringen. (Siehe Anzeige.)
— Aus dem Jugendzelt. Auch am zweiten Abend war das
Zelt bis zum letzten Platz gefüllt. Vor einer atemlos
lauſchen=
den Menge ſprach Herr Evangeliſt Verploet in packender Weiſe
über das Thema: „Flucht vor der Verantwortung . Dem erſten
Buch Moſe entnahm er drei Fragen. Die erſte, die Satansfrage
an den Menſchen: „Sollte Gott geſagt haben?” Auf dieſe Frage
hat jedes Menſchenherz das Echo wie es Lombroſo in ſeinem
Buch „Genie und Wahnſinn” ausführt, daß der Menſch ohne
Ver=
antwortung iſt für ſein Handeln. Die Iſolierung von Gott wirkt
ſich aus im ſittlichen Verhalten. Damit folgt notgedrungen als
zweite Frage die Frage Kains: „Soll ich meines Bruders Hüter
ſein. So folgt aus der Iſolierung von Gott auch die
Los=
löſung vom Menſchen, durch die Loslöſung vom Quell der Liebe
die Herrſchaft der Selbſtſucht, die im anderen nur noch Mittel
zum Zweck ſieht, ſogar in ſeinem religiöſen Leben. Hier iſt eine
Entgiftungskur notwendig. Dieſe kommt in Beantwortung der
dritten Frage, die Gott an den Menſchen ſtellt: „Adam, wo biſt
du?‟ In ihr übernimmt Gott die volle Verantwortung für den
Menſchen, deren ſichtbarſter Ausdruck das Kreuz von Golgatha iſt.
Der Redner ſchloß, indem er die Beantwortung der Gottesfrage
jedem aufs Gewiſſen legte. — Das Thema für den nächſten Abend
(Dienstag) lautet: „Der Zukunftsſtaat und die neue Menſchheit”,
dasjenige für Mittwoch: „Der geſtörte Naturmenſch”. Mittwochs
und Samstags um 3 Uhr iſt Kinderfeſt.
— Union=Theater. Ab heute läuft der Luſtſpielfilm „Meine
Ans Heiſen.
Segelflugbericht von der
20 Meterſekunden Wind beeinflußte die Flugergebniſſe an
dem geſtrigen Montag in ungünſtigem Sinne, weil der Polizei=
Motorſportklub, der im Verein mit dem „Sturmvogel‟.
Darm=
ſtadt den Trainingskurſus auf dem Roßberg noch 8 Tage abhält,
nicht über die Maſchinen vom Typ „Profeſſor” und „Falke” und
„Prüfling” verfügt. Der „Hols der Teufel”, mit dem Taufnamen
„Heſſen”, ſchwang ſich etliche Male unter der Führung von Pol.=
Hauptmann Jans und dem Fluglehrer Gaulé todesmutig in die
Lüfte. Da er aber nur eine Eigengeſchwindigkeit von 60 Km.
die Stunde beſitzt und eine Windgeſchwindigkeit von 20mal 3,6
Km. — 72 Km. herrſchte, beſtand die Gefahr, daß die Flugzeuge
in die tiefen Steinbrüche in der Leeſeite des Berges ſtürzten. Die
finanziellen Verhältniſſe der Vereine und der geſtern erſchienenen
26 aktiven Teilnehmer ſind aber nicht derart, daß man das
Ma=
ſchinenmaterial: 2 „Hols der Teufel” und ein „Anfängertyp”
ris=
kanterweiſe aufs Spiel ſetzt. Im ſcharfen böigen Aufwind
ſchau=
kelten die Anfänger mit faſt 30 Flügen, wobei Zeiten von 2
Mi=
nuten erreicht wurden, hinab auf die weichen Wieſen. Nur ein
einziges Mal hat einer verſucht, Kartoffeln auszumachen. Selhſt
die Sperber und Stößer verſuchten vergeblich, indem ſie wie ie
Nachfolger Lilienthals alle Steuerorgane betätigten, ſelbſt
Ver=
windung und Gegenverwindung wurde gegeben, ſich in der Luit
zu halten. Im Zeltlager aber herrſchte bei der C=Prüfungsteier,
die mit Milch, Butter, Brot und Birnen, aus dem nahen
Roß=
dorf geholt, gefeiert wurde, eitel Freude, denn einmal will auch
der Segelflieger „Fliegerwetter” haben und Arbeit und Freude
und Spiel und Ernſt zu einem mouſſierenden Lebenstrank miſchen
und mixen, dazu unſer herzliches „Hals= und Beinbruch”.
Dg. Arheilgen, 17. Aug. Gemeinderatsſitzung. Eine
öffentliche Gemeinderatsſitzung findet am kommenden Mittwoch,
den 19. Auguſt, abends 8 Uhr, im Rathausſaale ſtatt. Zur
Be=
ratung ſtehen u. a. folgende wichtige Punkte: 1. Elektriſche
Stra=
ßenbahn, hier Zinsgarantie: Straßenbeleuchtung in der
Park=
ſtraße; Herſtellung des öſtlichen Fußſteiges in der Darmſtädter
Straße, an der Halteſtelle der elektriſchen Straßenbahn: Gas= und
Waſſerverſorgung in der Frankfurter= und Felsbergſtraße;
Er=
hebung der Gemeindebierſteuer. —
Grundſtücksenteig=
nung. Nachdem die Tagfahrt zur Grundſtücksenteignung zwiſchen
der Gemeinde Arheilgen und dem Georg Keil zu Darmſtadt
ſtatt=
gefunden hat, ſind beide Parteien zu einem Vergleich gekommen.
Es handelt ſich hier um einen Teil des Grundſtücks Flur 17 Nr. 25
im Straßenzuge der neuen Hammelstrift. Die Straße nach der
Mercks=Kolonie zwiſchen der Firma Merck und dem Gaſthaus
Zur Hammelstrift” wird geſchloſſen (das Gelände hat die Firma
Merck erworben) und dafür eine neue Straße unterhalb des
Hauſes Fiſcher eröffnet. — Baulandumlegung am
Lin=
denweg. Ueber den Umlegungsplan zwecks Baulandumlegung
am Lindenweg wird am Mittwoch, den 19. Auguſt, nachmittags
4 Uhr, im Rathausſaale zu Arheilgen verhandelt werden. Von
der Umlegung werden 40 Grundſtücke ganz und 24 Grundſtücke
teilweiſe betroffen, die zwiſchen Weiterſtädter Straße, Bahnſtraße,
Heinrichſtraße und Wixhäuſerweg liegen. Die Pläne und
Unter=
lagen, aus denen die beteiligten Grundeigentümer und die auf
den Grundſtücken laſtenden Rechte Dritter, ſoweit ſie im
Grund=
buch eingetragen wurden, zu erſehen ſind, liegen noch bis zum
Dienstag, den 18. Auguſt, auf der Bürgermeiſterei offen.
Vor=
ſitzender des Umlegungsausſchuſſes iſt Regierungsrat Probſt. Die
Beteiligten werden aufgefordert, in der angegebenen Tagfahrt
zu erſcheinen und abzuſtimmen, widrigenfalls ihr Fernbleiben als
Zeppelin” und die tönende Fox=Wochenſchau.
— In den Palaſt=Lichtſpielen läuft ab heute einer der
größ=
ten und gewaltigſten ſtummen Filme der letzten Jahre „Andreas
Hofer”, der Freiheitskampf des Tiroler Volkes. Andreas Hofer,
deſſen Andenken im Herzen eines jeden Deutſchen fortlebt, iſt das
Sinnbild deutſcher Treue und deutſchen Heldentums. Jugendliche
haben Zutritt.
— Im Helia=Theater ſieht man nur noch heute und morgen
Buſter Keaton in ſeinem neueſten Tonfilm „Buſter rutſcht ins
Filmland . Im Vorprogramm läuft der als Tonfilm
aufge=
nommene Boxkampf um die Schwergewichtsmeiſterſchaft der Welt
— Schmeling gegen Stribbling —. Die hochdramatiſche und
ent=
ſcheidende 15. Runde wird in Zeitlupenaufnahmen gezeigt.
Jugendliche haben Zutritt.
Straßenſperre. Wegen Erneuerung einer Kurve und einer
Weiche am Ernſt=Luwigsplatz (Jagdhaus) am 18. und 19. Auguſt
1931 wird für dieſe Zeit die Einbahnſtraße neben dem Jagdhaus
und dem alten Marſtall geſperrt.
Mahnung. Das zweite Ziel der Hundeſteuer 1931 iſt nach
der heutigen Bekanntmachung bei Meidung der Beitreibung und
Koſtenberechnung bis zum 3. September 1931 an die Stadtkaſſe,
Grafenſtraße 28, zu zahlen.
— Einbruch in die Darmſtädter Schießſtände. In der
ver=
gangenen Nacht wurde in die Schießſtände am Karlshof
einge=
brochen. Dabei ſtahlen die Täter mehrere hundert Patronen, die
zum größten Teil für Kleinkalibergewehre beſtimmt waren,
wäh=
rend ſie die gezeichneten Gewehre liegen ließen.
— Nächſte Dampfer=Abfahrten der Hamburg—Amerika=Linie (Auſtral=
Linien). Ohne Verbindlichkeit. Aenderungen vorbehalten. Nach New
Yoxk (ab Hamburg bzw. Cuxhaven): Albert Ballin” am 19. 8. bzw.
W. 8., „St. Louis” am 22. 8. bzw. 23. 8., „Reſolute” am 24. 8. bzw.
25. 8., „Hamburg” am 26. 8. bzw. 27. 8., „Cleveland” am 29. 8. bzw.
30. 8., „Deutſchland” am 2. 9 bzw. 3. 9., „Milwaukee” am 5. 9. bzw.
6. 9., „Reliance” am 7. 9. bzw. 8. 9., „New York” am 9. 9. bzw. 10. 9.,
„Albert Ballin” am 16. 9. bzw 17. 9. — Nach Kanada (
Gemein=
ſchaftsdienſt Hapag=Lloyd) ab Hamburg: „Bochum” am 21. 8., „
Augs=
burg cm 4 9. — NachBoſton, Philadelphia, Baltimore,
Norfolk (Gemeinſchaftsdienſt Hapag=Lloyd) ab Hamburg: „Remſcheid”
am 20. 8., „Elmshorn” am 27. 8., „Iſerlohn” am 3. 9. — Nach der
Weſtküſte Nordamerikas (Gemeinſchaftsdienſt Hapag=Lloyd) ab
Hamburg: „Portland” am 19. 8., „Los Angeles” am 29. 8., „Tacoma”
am 9. 9 — Nach Cuba (ab Hamburg): „Antiochia” am 29. 8., „
Seſo=
ſtris” am 10. 9. — Nach Mexiko (in Gemeinſchaft mit der Ozean=
Linie) ab Hamburg: „Antiochia” am 29 8., „Seſoſtris” am 10. 9., „Rio
Bravo” am 2. 9. — Nach Weſtindien (in Gemeinſchaft mit der
Roland=Linie Bremen, und der Reederei H. C. Horn, Flensburg) ab
Hamburg: „Teutonia” am 22. 8., „Orinoco” am 5. 9., „Roland” am
12. 9., „Galicia” am 19. 9 — Nachden Weſtindiſchen Inſeln
(in Gemeinſchaft mit der Reederei H. C. Horn, Hamburg) ab Hamburg:
„Frida Horn” am 25. 8., „Georgia” am 8. 9. — Nach der
Weſt=
küſte Zentralamerikas (Gemeinſchaftsdienſt Hapag=Lloyd) ab
Hamburg: „Livadia” am 18. 8., „Portland” am 19. 8., „Los Angeles”
am 29. 8., „Orinoco” am 5. 9., „Tacoma” am 9. 9., „Wiegand” am
15. 9. — Nach Uruguay und Argentinien (ab Hamburg):
„Bayern” am 22. 8., „Iſis” am 29. 8., „General Oſorio” am 10. 9.,
„Taunus” am 16. 9., „General Artigas” am 20. 9. — Nach
Mittel=
braſilien (ab Hamburg): „Bayern” am 22. 8., „Palatia” am 22. 8.,
„General Oſorio” am 10 9., „Patricia” am 19 9. — Nach
Südbra=
ſilien (in Gemeinſchaft mit der Hamburg—Südamerikaniſchen
Dampf=
ſchiffahrts=Geſellſchaft und dem Norddeutſchen Lloyd) ab Hamburg: „
Ba=
hia” am 27. 8., „Münſter” am 10. 9., „Entrerios” am 24 9. — Nach
der Weſtküſte Südamerikas (in Gemeinſchaft mit der Roland=
Linie, Bremen) ab Hamburg: „Aachen am 20. 8., „Goslar” am 22. 8.,
„Albert Vögler” am 3. 9., „Ruhr” am 5. 9. Ein Dampfer (Roland)
am 10. 9. — Nach Oſtaſien (Gemeinſchaftsdienſt Hapag=Lloyd) ab
Hamburg: „Havel” am 19. 8., „Lahn” am 22. 8., „Sauerland” am
26. 8., „Tirpitz” am 29. 8., „Derfflinger” am 2. 9., „Grandon” am
5. 9. — Nach Niederländiſch=Indien (Gemeinſchaftsdienſt der
Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs=Geſellſchaft, A.G, Hamburg, und
der N. V. Nederlandſche Stoompaart Maatſchappif „Oceaan”) ab
Ham=
burg: „Polydorus” am 19. 8., „Freiburg” am 25. 8 (ab Rotterdam),
„Kurmark” am 2. 9. — Nach Auſtralien (Gemeinſchaftsdienſt der
Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs=Geſellſchaft Hamburg, des Nordd.
Lloyd, Bremen, und der Reederei Alfred Holt u. Co., Liverpool) ab
Hamburg: „Moſel” am 1 9. — Nach Südafrika (Deutſch=
Auſtra=
liſche Dampfſchiffs=Geſellſchaft, A. G., Hamburg) ab Hamburg: „
Rhein=
land” am 22. 8., „Naumburg” am 23. 9. — Hamburg—Rhein=
Linie (ab Hamburg): „Köln” am (etwa) 18. 8., „Straßburg” am
„Karlsruhe” am 25. 8. — Hamburg-London=Linie
21
Wöchentlich drei Abfahrten. — Mitgeteilt durch das Reiſebureau der
Hamburg—Amerika=Linie, Darmſtadt, Luiſenplatz 1 (Tel. 1308/09).
Cd. Michelſtadt, 17. Aug. Am vergangenen Sonntag war hier
Bannerweihe des Sturms 61 der NSDAP., Ortsgruppen
Michel=
ſtadt und Erbach. Eröffnet wurde die Veranſtaltung am
Sams=
tag abend mit einem Fackelzug, an dem zirka 300 uniformierte
SS. SA. und Hitlerjugend teilnahmen. Kommuniſten, die den
Zug ſtören wollten, wurden von der den Zug begleitenden
Gen=
darmerie daran gehindert. Als Abſchluß des Fackelzuges fand
eine Kundgebung ſtatt, während der Heß=Reinheim und Trefz=
Darmſtadt ſprachen. Einen würdigen Abſchluß fand dieſe
Kund=
gebung mit dem großen Zapfenſtreich. Am Sonntag früh nach dem
Kirchgang der SA. fand vor dem Krieger=Ehrenmal auf dem alten
Turnplatz eine Gefallenen=Gedenkfeier ſtatt. Trefz hielt eine zu
Herzen gehende Gedächtnisrede. Der Muſikzug ſpielte das Lied
vom guten Kameraden. Ziegler legte für die Ortsgruppe
Michel=
ſtadt noch einen Eichenkranz nieder, dann ging es zurück nach dem
Lindenplatz zum Platzkonzert, dem ebenfalls wieder eine große
Menge zuhörte. Inzwiſchen wurden die einzelnen Formationen
verpflegt. Am Nachmittag fand auf dem neuen Turnplatz in der
Jahnſtraße die Bannerübergabe ſtatt, zu der über 700
Unifor=
mierte angetreten waren. Die Weihereden hielten Jaßmer=
Darm=
ſtadt und Heß=Reinheim. Nach der Uebergabe des Banners an
den Sturm 61 durch Lehrer Weißkopf und nach dem Abſingen des
Deutſchlandliedes formierten ſich die einzelnen Gruppen zu einem
Propagandamarſch durch Michelſtadt, Steinbach, Stockheim und
Erbach. Der Marktplatz in Erbach ſah dann nochmals eine
Maſſen=
kundgebung, bei der Stöcker, Heß und Gemeinder ſprachen. Bei
dem Marſch durch die genannten Orte wurden den Kolonnen
maſſenhaft Blumen zugeworfen, ſo daß der ganze Zug mit Blumen
geſchmückt nach Michelſtadt zurückkehrte. Nach Empfang der
Abend=
verpflegung traten die auswärtigen Stürme ihre Heimreiſe an.
Als Abſchluß des Ganzen fand am Abend in Schmerkers Garten
noch eine Kundgebung ſtatt. Am Schluſſe der Anſprache
Gemein=
ders wurde mit großer Begeiſterung die 4. Strophe des
Deutſch=
landliedes geſungen. — Außer einigen nicht nennenswerten
Klei=
nigkeiten ereigneten ſich am Sonntag keinerlei Zwiſchenfälle.
Zuſtimmung angeſehen wird. Etwaige Einwendungen gegen den
Umlegungsplan und die vorgeſehene Ausgleichung ſind in der
Tagfahrt vorzubringen, auch ſind ſpäteſtens hierbei noch nicht
an=
gemeldete Anſprüche und Rechte einſchließlich derjenigen der
Mie=
ter und Pächter, denen ein vorbezeichnetes Grundſtück auf Grund
des Miet= oder Pachtverhältniſſes überlaſſen iſt, bei Meidung des
Nachteils anzumelden, daß ſie widrigenfalls im Verfahren
unbe=
rückſichtigt bleiben.
F Eberſtadt, 17. Aug. Rotlaufſeuche Unter dem
Schweinebeſtand des Heinrich Störger hier Schloßſtraße 42, iſt
die Rotlaufſeuche ausgebrochen. Die Gehöftſperre iſt angeordnet.
— Spülung des Waſſerleitungsnetzes. In den
nach=
ſten Tagen findet eine Spülung des Waſſerleitungsnetzes ſtatt,
und zwar am Mittwoch, den 19. Auguſt, ab 9 Uhr vormittags, für
den nördlichen Ortsteil, begrenzt durch die Pfungſtädter=, Ober=
und Mühltalſtraße; am Donnerstag, 20. Auguſt. ab 9 Uhr
vor=
mittags, für den ſüdlichen Ortsteil, und am Freitag, den 21.
Auguſt, für die Villenkolonie. Der Einwohnerſchaft wird
empfoh=
len, ſich an den genannten Tagen mit Waſſer vorzuſorgen. — Das
übliche Ende der Kirchweihe. Die beiden Schilder, die
den zwiſchen Ortsausgang und Waldfriede neu angelegten Weg
als „Fußweg” bezeichnen, ſind in der Nacht vom Sonntag auf
Montag umgeriſſen und demoliert worden. Man nimmt an, daß
von der „Kerb” heimkehrende Burſchen an dieſen toten
Gegen=
ſtänden „ihren Mut” gekühlt haben. — Der evangeliſche
Kirchen=
vorſtand hat in ſeiner am Freitag abend ſtattgefundenen Sitzung
erneut zu ſeinem Beſchluß vom 17. Juni 1931, den Beſuch des
Gottesdienſtes durch Verbände uſw. betreffend,
Stellung genommen. Veranlaſſung hierzu gab das Erſuchen des
Landeskirchenamtes, dieſen Beſchluß einer allgemeinen
Ver=
ordnung der Kirchenregierung anzupaſſen, die im
Ver=
ordnungsblatt 1931 Nr. 13 veröffentlicht wurde, und in deren
letz=
tem Abſatz ausdrücklich feſtgeſtellt iſt: „Beim Beſuch der
regelmäßigen Gottesdienſte durch Ortsgruppen,
Verbände oder Vereine darf unter keinen
Um=
ſtänden Ordnung und Sinn des
Gemeindegottes=
dienſtes geſtört werden. Da hierin das gleiche Motiv,
wie es ſeinerzeit den Kirchenvorſtand zu ſeinem bekannten
Be=
ſchluſſe beſtimmte, nämlich die Neutralität der Kirche
zu wahren, offenbar zum Ausdruck kommt, ſieht der
Kirchen=
vorſtand nunmehr ſeinen Beſchluß als hinfällig an, zumal er
ſelbſt die Kirchenbehörde um Erlaß einer entſprechenden
allgemei=
nen Ordnung für die ganze Landeskirche gebeten hatte.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 17. Aug. Beigeordnetenwahl.
Mit einer Wahlbeteiligung, wie ſie Nieder=Ramſtadt noch nicht
geſehen hat, ging im geſtrigen Sonntag die Beigeordnetenwahl
in hieſiger Gemeinde von ſtatten. Von den 1868 Wahlberechtigten
machten etwa 90 Prozent oder genau 1634 Wähler, von ihrem
Stimmrecht Gebrauch. Die Wahlmüden oder Flauen konnten ſich
diesmal nicht von der Abſtimmung drücken, denn der Schleppdienſt
per Auto, Boten uſw. ſetzte ſchon in den Mittagsſtunden ein. Beide
Wahlparteien ſetzten alles daran, um den Sieg an ſich zu reißen.
Von den 1634 abgegebenen Stimmen waren nur 9 ungültig, ſo
daß 1625 gültige Stimmen verblieben. Hiervon konnte der
bis=
herige Beigeordnete Regalia als Kandidat, der vereinigten
bürgerlichen Wählerſchaft, 934 Stimmen auf ſich vereinigen,
wäh=
rend der Gegenkandidat, Gemeinderat Georg Keil von der
So=
zialdemokratiſchen Partei, nur 691 Stimmen erhielt. Regalia iſt
ſomit mit einer Stimmenmehrheit von 243 auf die Dauer von
9 Jahren zum Beigeordneten der Gemeinde Nieder=Ramſtadt
ge=
wählt.
f. Roßdorf, 17. Aug. Beigeordnetenwahl. Bei der
geſtrigen Beigeordnetenwahl machten von 2376 Wahlberechtigten
1604 von ihrem Stimmrecht Gebrauch, alſo 67 Prozent. Das
Stimmenverhältnis war folgendes: 333 Stimmen Beigeordneter
Johann Georg Wilhelm Nicolay 2. (Bauernverein), 310 Stimmen
Heinrich Ewald 3. (Gewerbeverein), 297 Stimmen Georg
Wil=
helm Jäger 1. (NSDAP.), 477 Stimmen Johs. Engert 4. (KPD.),
176 Stimmen Peter Emig 5. (SPD.). Ungültig waren 11 Stimmen.
Es findet mithin Stichwahl zwiſchen dem ſeitherigen
Beigeord=
neten Nicolay und Johs. Engert 4. ſtatt, die auf Sonntag, den
30. Auguſt, feſtgeſetzt iſt. — Schwimmkurſus. Infolge des
ungünſtigen Wetters hat ſich die Abnahmeprüfung durch die
Deutſche Lebens=Rettungsgeſellſchaft e. V. des Bezirks
Starken=
burg verſchoben. Sie wird nunmehr am Sonntag, den 23. Auguſt,
von vormittags 9 Uhr ab, im hieſigen Schwimmbad erfolgen und
werden die Schwimmer nochmals gebeten, ſich in die beim
Bade=
meiſter aufgelegte Liſte einzuzeichnen.
T. Vielbrunn, 17. Auguſt. Der in weiter Umgebung bekannte
hieſige Altbürgermeiſter Hofmann konnte dieſer Tage ſeinen
85 Geburtstag feiern. Herr Hofmann iſt Kriegsveteran der
beiden Feldzüge 1870/71 und iſt es intereſſant, ihn von ſeinen
Er=
lebniſſen erzählen zu hören.
Tageskalender für Dienstag, den 18. Auguſt 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, 20.15 Uhr: Nelſon=Revue. — Orpheum 20.30 Uhr:
Superrevue „Charivari” — Konzerte: Zur Oper,
Schloß=
keller, Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor,
Herrngarten=
kaffee Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und
Palaſt=Lichtſpiele.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 17. Auguſt. Maſſenverſammlung
der N.S.D.A.P. Am Samstag abend fand hier eine
Maſſenverſamm=
lung der N. S.D.A.P. ſtatt. Redner war Stadtrat Abt=Darmſtadt. Die
Verſammlung verlief reibungslos und ohne Zwiſchenfälle. —
Außer=
ordentliche Verſammlung. Die hieſige Dreſchgenoſſenſchaft
hielt vorgeſtern abend bei Gaſtwirt Feick eine außerordentliche
Verſamm=
lung ab. Tagesordnung war: Feſtlegung des Dreſchplanes und
Be=
kanntgabe des Dreſchpreiſes. Der ſtellvertretende Vorſitzende des
Auf=
ſichtsrates eröffnete die Verſammlung, begrüßte die Anweſenden und
übergab dem Direktor der Genoſſenſchaft, Herrn Weidmann, das Wort.
Dieſer bemerkte zu Punkt 1 der Tagesordnung, daß in dieſem Jahre
durch die geringen Ernteerträge das Dreſchen hemmungslos, vor ſich
gehen kann. Zu Punkt 2 wurde von ſeiten eines Mitgliedes beantragt,
daß man den Dreſchpreis, verglichen mit dem letzten Jahre, pro Stunde
um 50 Pfg. herabſetzen ſolle. Die Verſammlung wurde ſich dahingehend
einig, daß bei einem günſtigen Jahresabſchluß dem Antragſteller
ſtatt=
gegeben werden ſolle. Nach einer regen Ausſprache wurde die
Verſamm=
lung geſchloſſen.
T. Lengfeld, 17. Auguſt. Das anhaltende Regenwetter wirkt
ſich hier ganz beſonders als eine ſchlimme Gefahr für die
Ein=
bringung der Ernte aus. Tauſende von Getreidegarben befinden
ſich noch auf Haufen zuſammengeſtellt auf dem Felde, und von der
fortgeſetzten Näſſe, die immer mehr durchdringt, fangen die
Kör=
ner an zu keimen und wachſen aus, was einer vollſtandigen
Miß=
ernte gleichkommend iſt.
Le, Groß=Umſtadt, 17. Aug. Aus dem Gemeinderat.
Nach endgültiger Durchberatung des Gemeindevoranſchlags für
1931 wurde derſelbe unter Berückſichtigung der vorgeſchlagenen
Aenderungen angenommen. Der Voranſchlag ſchließt mit einem
Fehlbetrag von 20 400 Mark. Die Summe aller Einnahmen
be=
trägt 466 261 Mark, die der Ausgaben 486 661 Mark. Bezüglich
der Steuern werden die vorläufigen Steuerſätze für 1930 als
end=
gültig für 1930 angenommen. Weiterhin beſchließt der
Gemeinde=
rat, daß für 1931 die Steuerſätze die gleichen bleiben ſollen wie
1930, abzüglich der Senkungsſätze. Es werden demnach erhoben:
a) Grundſteuer vom bebauten Grundbeſitz 62 Pfennig von 100
Mark, b) Grundſteuer vom land= und forſtwirtſchaftlich genutzten
Grundbeſitz 92 Pfennig pro 100 Mark, c) Gewerbeſteuer vom
Ka=
pital 130 Pfg. pro 100 Mark, d) Gewerbeſteuer vom Ertrag 400
Pfg. pro 100 Mark, e) Sondergebäudeſteuer bei einem
Steuer=
wert bis 7000 Mark 40 Pfg. pro 1 Mark. über 7000 Mark 34,93
Pfg. pro 1 Mark. Bemerkt wird, daß die Senkungen hierbei noch
nicht in Anſchlag gebracht wurden. An Sonderſteuer werden neu
eingeführt: a) Die Bierſteuer, b) Getränkeſteuer. Die Erhebung
einer Bürgerſteuer wurde vom Gemeinderat abgelehnt. — Die
Schillerſtraße ſoll entſprechend dem Voranſchlag des Hochbauamts
Dieburg entwäſſert werden. Die Mittel ſind aus den
voranſchlags=
mäßigen Ausgaben zu entnehmen. Bei den erforderlichen
Arbei=
ten ſind vier Fünftel der Arbeiter aus den ausgeſteuerten
Wohl=
fahrtserwerbsloſen zu verwenden.
Ae. Hammelbach, 17. Aug. Am Freitag fand unter dem Vorſitz des
Herrn BürgermeiſtersRöth, in Anweſenheit des Beigeordn.
Thomas=
berger und 9 Gemeinderatsmitgliedern eine öffentliche
Gemeinde=
ratsſitzung ſtatt. Der Bürgermeiſter eröffnet um 9 Uhr die Sitzung
und wurde ſodann die Tagesordnung von Punkt zu Punkt
durch=
geſprochen. Zu Punkt 1, Faſelweſen, wurde der Beſchluß der
Kör=
kommiſſion, die Abſchaffung des zum Sprung untauglich
gewor=
denen Faſel betr., bekanntgegeben und die Abſchaffung und die
Neuanſchaffung eines Simmentaler Rinderfaſels genehmigt. Der
Verkauf ſoll wie allgemein auf dem Submiſſionswege auf
Lebend=
gewicht erfolgen. Die nähere Bekanntgabe erfolgt durch ein
In=
ſerat in dieſer Zeitung. Weiter ſoll, die Faſelkommiſſion
beauf=
tragt werden, einen neuen Faſel anzukaufen. Zu Punkt 2:
Steuer=
weſen, wurden die Verfügungen über die gewaltſame Beitreibung
der Gemeindegefälle verleſen und darauf feſtgeſtellt, daß es
un=
möglich iſt, die rückſtändigen Gefälle von dem erſchöpften
Steuer=
zahler infolge der bevorſtehenden Mißernte und der ſchlechten
wirtſchaftlichen Lage einzutreiben. Durch die andauernde
In=
anſpruchnahme der Gemeindekaſſe durch die Wohlfahrtsarbeiten
und Anteile zur Kriſenfürſorge mußten infolge der Geldknappheit
die Wohlfahrtsarbeiten eingeſtellt werden. Auf keinen Fall iſt die
Gemeinde in der Lage, die Anteile zur Kriſenfürſorge
weiterzu=
zahlen und auf keinen Fall die angedrohten Zinſen. Ueber dieſe
Verordnungen wurde noch weiter beraten, ſo daß dann mit dieſem
Punkt der öffentliche Teil der Sitzung beendet war. Hieran ſchloß
ſich eine kurze Geheimſitzung an.
Le. Hammelbach i. Odw., 17. Auguſt. Ein in der Nähe
un=
ſerer Gemeinde wohnender Landwirt ließ ſeine 4 Kühe auf einer
Waldblöße weiden. Bald darauf erkrankten ſämtliche Tiere. Zwei
davon gingen ein, die beiden anderen mußten abgeſchlachtet
wer=
den. Man vermutet, daß die Tiere giftige Kräuter oder die von
ſchimmelartigen Pilzen überzogenen Blätter des jungen
Eichen=
ſtockſchlags gefreſſen haben. Landwirt, darum Vorſicht bei
Wald=
weiden!
Bb. Auerbach, 17. Auguſt. Am Samstag veranſtaltete der
Heppen=
heimer evangeliſche Kirchenchor im Verein mit dem Heppenheimer
Po=
ſaunenchor einen gemeinſamen Ausflug nach Auerbach, woſelbſt im Hotzel.
Weigold bei Kaffee, Kuchen, muſikaliſchen Darbietungen und allerlei
ſon=
ſtiger Geſelligkeit einige Stunden der Ausſpannung und Erholung
ver=
bracht wurden. An dem Ausflug nahmen rund 150 Perſonen teil, die
abends hochbefriedigt von dem Ausflug wieder nach Heppenheim
zurück=
kehrten.
Bb. Bensheim, 17. Auguſt. Hiſtoriſch=volkstümliches
Konzert. Im gemeinſchaftlichen Zuſammenwirken der beiden
Krie=
gervereine von Bensheim und Auerbach veranſtaltete der Auerbacher
Bläſerchor unter der zielbewußten Leitung ſeines Begründers, des Herrn
Obermuſikmeiſters a. D. Urbach, bekannt als Dirigent des Muſikkorps
der früher in Hanau a. M. garniſonierenden Ulanen, am Samstag
abend hierſelbſt im Saale des Hotels „Deutſches Haus” ein großes
hiſtoriſch=volkstümliches Konzert, zu dem auch zahlreiche Mitglieder des
Auerbacher Sängervereins erſchienen waren. Der ſtarke Bläſerchor
brachte ein abwechſlungsreiches, hochintereſſantes Programm zur
ein=
wandfreien Wiedergabe, und ſeitens der Anweſenden wurde ihm
ſtür=
miſcher Beifall zuteil. Herrn Obermuſikmeiſter Urbach wurde dabei ein
Blumenſtrauß übergeben — Mit dem heutigen Tage haben die
Som=
merferien unſeres Gymnaſiums und der höheren Mädchenſchulen
ihr Ende erreicht, und wurde wieder mit dem Schulunterricht begonnen.
— Ein ernſter Autounfall bei dem ein junger Menſch ſein Leben
laſſen mußte, ereignete ſich in der Nacht zum Sonntag gegen 1 Uhr
zwiſchen Bürſtadt und Lorſch. Ein früher in Auerbach, jetzt in
Darm=
ſtadt wohnhafter Geſchäftsmann überfuhr mit ſeinem Perſonenwagen
einen Motorradfahrer derart, daß deſſen Tod alsbald eintrat. Der
Mik=
fahrer wurde verletzt. Der Automobillenker, dem wahrſcheinlich das
Verſchulden am Unglück zuzuſchreiben iſt, wurde feſtgenommen. —
Gasrohrverlegung. Heute früh wurde mit den Erdarbeiten
zur Verlegung einer neuen Gasleitung durch die Promenadenſtraße, die
bis hinauf zur Friedhofſtraße führen wird, begonnen. Die Arbeiten
ſollen recht beſchleunigt werden, damit die unvermeidliche
Verkehrsbehin=
derung von möglichſt kurzer Dauer ſein wied.
Dienstag, den 18. Anguſt 1931
Hai4
h erhob
dut Mndfältee ſaaonichen einftaß au die erfeägang von Borzagstäng!
E Es unterliegt keinem Zweifel, daß die immer wieder von
ehr oder weniger berufener Seite aufgeſtellte Behauptung, die
erfütterung von Silofutter ſei der Herſtellung von
Qualitäts=
ilch und =milcherzeugniſſen abträglich, der an ſich dauernd
wach=
nden deutſchen Silobewegung ſchon manche Einbuße und
Er=
zwerung gebracht hat und auch weiterhin eine ſtändige Gefahr
ir die erwünſchte ſtärkere Ausdehnung der neuzeitlichen
Grün=
tterkonſervierung bedeutet.
Dieſe Erkenntnis veranlaßte den Verein zur Förderung der
utterkonſervierung in einem geeigneten landwirtſchaftlichen
Be=
jebe unter genaueſter Kontrolle landwirtſchaftlicher und
tier=
ztlicher Fütterungsſpezialiſten einen Fütterungsverſuch mit
ilofutter an Milchtieren im Jahre 1930 durchzuführen und die
öirkung der Milch in einer Säuglingsanſtalt von Kinderärzten
achprüfen zu laſſen.
Mit Zuſtimmung des Verwaltungsausſchuſſes des Vereines
ir Förderung der Futterkonſervierung und im Benehmen mit
„r Landwirtſchaftskammer für die Provinz Brandenburg und für
erlin ſowie dem Siloverband für die Provinz Brandenburg
urden alsbald die erforderlichen Mittel bereitgeſtellt, um in
um=
ſſender Weiſe auf wiſſenſchaftlicher Grundlage unter
Heran=
ehung anerkannter Fachleute auf dem Gebiet der
Silofutter=
ereitung, der Tierfütterung, der Milchwirtſchaft und der
Säug=
ngsernährung das Geſamtproblem durch einen praktiſchen
Groß=
erſuch auf dem Rittergut Mehrow, Kreis Niederbarnim,
eſtlos zu klären. Unter dem Vorſitz des ſtellvertretenden
Geſchäfts=
ihrers des Vereines zur Förderung der Futterkonſervierung,
ſberregierungsrat Dr. Liehr, wurde eine beſondere
Kom=
riſſion gebildet, deren Hauptaufgabe darin beſtand, alle für
ie Verſuchsdurchführung weſentlichen Geſichtspunkte in einem
um=
aſſenden Verſuchsplan niederzulegen.
Die Verſuchsergebniſſe wurden
folgender=
naßen zuſammengefaßt: Das Ergebnis der
Silo=
utterbereitung beweiſt, daß in ſtatiſch einwandfreien und
achgemäß ausgeführten Futtertürmen bei genauer Beachtung aller
u berückſichtigenden Geſichtspunkte junges eiweißreiches
Grün=
utter unter Anwendung des Kaltgärverfahrens zu einer
über=
viegend milchſauren butterſäurefreien Konſerve verarbeitet
wer=
en kann. Milchreifer Silomais iſt inſolge ſeines hohen
Zucker=
ehalts als die geeignetſte Silopflanze anzuſprechen.
Das chemiſch=analytiſch ermittelte
Säure=
erhältnis und der Befundder biologiſchen
Unter=
e. Bad Wimpfen 17. Auguſt. Odenwaldklub. Am
Aug feierte der 1. Vorſitzende des hieſigen OWK. Herr Lehrer
ſans Kubach, in voller geiſtiger und korperlicher Rüſtigkeit ſeinen
0. Geburtstag. Aus dieſem Anlaß hatte die hieſige Ortsgruppe
m Donnerstag abend im Oſtſchen Saale zu einer Feier
einge=
aden, um ihrem 1. Vorſitzenden die beſten Glückwünſche
darzu=
ringen und ihn zu ehren. Außer den Mitgliedern waren noch
ahlreiche Gäſte erſchienen, darunter Herr Bürgermeiſter Sailer
on hier und Herr Amtsanwalt Stiepel von Michelſtadt. Herr
Imtsanwalt Stiepel hielt am Abend einen ſehr intereſſanten und
ehrreichen Vortrag über Bergwacht. Ganz zweifellos iſt unſere
flora im Rückgange. Die Durchforſtung der Wälder, die
Kulti=
ierung der Felder und Wieſen, die Regulierung der Flüſſe und
Zäche und die Ausbreitung der Induſtrie haben vielen
Pflanzen=
rten die Lebensbedingungen genommen. Auch das Abbrennen
on Bodendecken auf Wieſen, Feldrainen, Oedland, an Hängen
nd Wildhecken iſt im Intereſſe des Vogelſchutzes zu unterlaſſen.
luch die Zügelloſigkeit der Nachkriegsjahre machte auch vor den
hönſten und erhabenſten Teilen unſerer Heimat nicht Halt. In
alſcher Auffaſſung der Freiheit der Berge und der Natur hielten
iele die ungeſchriebenen Geſetze von Sitte und Anſtand für
be=
eitigt. In Gebirgsgegenden wurden Schutzhütten erbrochen,
Einrichtungsgegenſtande im Ruckſack verpackt und mitgehen
ge=
eißen. Andere, Damen und Herren, plündern große Sträuße
Ilpenroſen, Orchideen, Edelweiß, Kellerhals, Heidekraut. Da dies
och weiterhin vorkommt, ſollte man eine Schutzverordnung
er=
aſſen, wie ſie bereits ſchon in Preußen und Baden beſtehen. Die
feinde der Pflanzen ſind die Ausflügler und Badegäſte, die
Gar=
enliebhaber, die Sammler und die Blumenhändler. Einer der
gefährlichſten Feinde iſt aber der Sammler, weil er nicht nur
zelegentlich ſündigt, ſondern er geht bewußt auf Raub aus.
Viel=
ach ſammelt er nicht nur für ſeine Sammlung, ſondern er treibt
ſuchungen kennzeichneten die erzeugte Silage von vornherein
als ein einwandfreies Futtermittel, bei deſſen Verwendung im
Milchtierſtall ein ungünſtiger Einfluß auf den Geſundheitszuſtand
der Tiere und auf die Güte der Milch nicht zu erwarten war.
Der Fütterungsverſuch beſtätigte im vollen Umfange
die bereits chemiſch und biologiſch feſtgeſtellte Güte des
Silofut=
ters. Die erzeugte Silage wurde in Gaben bis zu 30 Kg. je Tier
und Tag von den Milchkühen gern und ohne die geringſte
Schädi=
gung des Allgemeinbefindens und der Verdauungstätigkeit
auf=
genommen. Auf den Ernährungszuſtand und die
Leiſtungsfähig=
keit der Verſuchstiere übte das Silofutter einen wahrnehmbar
günſtigen Einfluß aus. Die durchſchnittliche Gewichtszunahme
während der Verſuchsdauer betrug je Tier 20,6 Kg. Die
Milch=
leiſtung zeigte trotz fortſchreitender Laktation keinen weſentlichen
Abfall.
Die umfangreichen chemiſchen und
bakteriologi=
ſchen Milchunterſuchungen ergaben
unzweideu=
tig, daß die Silomilch in jeder Beziehung den Forderungen
ge=
recht wurde, die an eine gute Vorzugsmilch geſtellt werden
müſ=
ſen. Schädliche Gärungserreger und eiweißzerſetzende
Organis=
men wurden in der Silomilch nur vereinzelt und in weit
gerin=
gerer Zahl feſtgeſtellt als in der Kontrollvorzugsmilch.
Die beweiskräftige Beſtätigung der Laboratoriumsbefunde
lieferten die Erfahrungen, die bei der
Verab=
reichung der Silomilch an Kinder und Säuglinge
gemacht wurden. Die Silomilch erwies ſich der ohne
Silage=
verfütterung erzeugten Vorzugsmilch in jeder Beziehung
mindeſtens als gleichwertig und wurde von den
Kin=
dern ausnahmslos gern angenommen und ohne jede Störung gut
und anſtandslos vertragen.
Der auf wiſſenſchaftlicher Grundlage im praktiſchen Betriebe
erbrachte, einwandfreie Nachweis, daß butterſäurefreies
Silofutter unbedenklich und vorteilhaft zur
Qualitätsmilcherzeu=
gung Verwendung finden kann dürfte die aus privat= und
volks=
wirtſchaftlichem Intereſſe erwünſchte verſtärkte Einführung der
neuzeitlichen Grünfutterkonſervierung in der deutſchen
Landwirt=
ſchaft künftig ganz weſentlich fördern und ſomit zur Verbreitung
der Fütterungsgrundlage aus wirtſchaftseigenen Erzeugniſſen
bei=
tragen.
Eine eingehende Erläuterung des Verſuches iſt in den vom
Verein zur Förderung der Futterkonſervierung herausgegebenen
Heft 2. „Die Futterkonſervierung” (Verlag Paul Parey) zu finden.
Handel mit ſeiner Beute. Um dieſen Uebelſtänden abzuhelfen,
wurde 1920 von wahren Freunden der Natur die Bergwacht
gegründet, eine Vereinigung, die nur gemeinnützigen Zwecken
dient. Der Bergwachtgedanke marſchiert; überall entſtehen
Orts=
gruppen, überall begegnet man Wanderern mit Marke BW.
Erhalten wir uns die Natur in einem Zuſtande, daß unſer Volk
Freude und Belehrung aus ihr ſchöpfen kann. Natur erhalten
heißt Heimats= und Vaterlandsliebe zeugen. Wir brauchen dieſe
Ideale. Helfen wir alſo unſerem Volke die Natur erhalten.
e. Wimpfen. 17. Auguſt. Unfall. Ein bedauerlicher
Un=
fall ereignete ſich am Freitag mittag gegen 12 Uhr. Als der
Landwirt Jakob Wacker, wohnhaft in der Schafgaſſe mit
be=
ladenem Wagen den hinteren Schiedweg abwärts fuhr, ſtürzte
er beim Einbiegen in die Schulſtraße von ſeinem Fahrzeug und
geriet unter die Räder. Seine Verletzungen waren derart, daß
man den Verunglückten ſofort in das Krankenhaus nach
Heil=
bronn verbringen mußte. Arbeiterſamariter leiſteten die erſte
Hilfe. Auch der Arzt war gleich zur Stelle.
— Hirſchhorn, 17. Auguſt. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 16. Auguſt 2,16 Meter, am 17. Auguſt 2,28 Meter.
— Gernsheim, 17 Auguſt. Wafſerſtand des Rheins am
Pegel am 16. Auguſt 1,99 Meter, am 17. Auguſt 2,10 Meter.
Rheinheſſen.
Ah. Alzey, 17. Auguſt. 800 Liter Wein auf die Straße
gepumpt. Ein böſer Streich wurde einem hieſigen Landwirt geſpielt.
In ein im Keller liegendes Faß wurde Wein gepumpt und der
Füll=
ſchlauch auch unter Mittag im Faß gelaſſen. Ein Unbeteiligter nahm
nun den Schlauch aus dem Faß und legte ihn auf den Boden. Die
Kellerarbeiter pumpten dann ſpäter ahnungslos weiter, aber nicht ins
Faß, ſondern in den Keller. So gingen 800 Liter Wein flöten.
Seite 7
Das Ende eines Hochſtaplers.
Der geheimnisvole Tod des Binger Ingenienrs
v. Lacum.
Bingen, 17. Auguſt.
Vor einigen Tagen war gemeldet worden, daß der Binger Ingenieur
v. Lacum auf einer Geſchäftstour mit dem Auto in der Nähe von
Baden=Baden mit ſeinem Wagen verbrannt iſt. An der Stelle, wo
das Auto verbrannte, wurden Schlüſſel und Taſchenuhr gefunden, die
als das Eigentum von Herrn v. Lacum erkannt wurden. Trotzdem waren
die Verſicherungsgeſellſchaften, bei denen v. Lacum mit 60 000 RM.
vey=
ſichert war, mißtrauiſch, zumal bei der Sektion der Leiche keine ſilberne
Hirnplatte gefunden wurde, die v. Lacum infolge einer Kriegsverletzung
angeblich getragen haben ſoll. Die inzwiſchen angeſtellten weiteren Er=
bungen kegsngen ud ene Mzgall hrmen ud ſeine Lute hutes
Licht geführt hat. Er war weder Akademiker noch Diplomingenieur.
In Bingen war v. Lacum ſeit 20 Jahren in den beſten Kreiſen bekannt;
jedermann nahm an, daß v Lacum aus einer begüterten Familie ſtamme.
Er war ein intereſſanter Mann mit ſicherem, ja faſt faſzinierendem
Auf=
treten, von dem man annahm, daß ihm alles gelinge, was er angreife.
Jetzt hat er Verbindlichkeiten in Höhe von rund 900 000
RM. hinterlaſſen, denen Aktiven in Höhe von nur 250—300000 RM.
gegenüberſtehen. Lacum hat in letzter Zeit etwa 400 Leute in Bingen
veranlaßt, ihm Blankowechſel zu unterſchreiben. Auf ſeinem
Schreib=
tiſch wurde ein ganzer Stoß von Blankowechſeln gefunden. Er hat alle
dieſe Leute über ſeine wahren Verhältniſſe zu täuſchen gewußt. Selbſt
ſein Prokuriſt war über ſeine Geſchäfte nicht im klaren. Unter den
Leu=
ten, die ihm Wechſel unterſchrieben haben, gibt es kleine
Lebensmittel=
firmen, die mit rund 40 000 RM., in die Affäre verwickelt ſind, ſo daß
man befürchtet, daß eine ganze Reihe dieſer kleinen Leute bei der
Ab=
wicklung der Lacumſchen Geſchäfte bankrott gehen wird.
Bereits vor einem Jahre ſchien einmal die ganze Geſchichte ans Licht
zu kommen, als eine Binger Bank, bei der Lacum Verbindlichkeiten
hatte, die Vorlage einer Bilanz verlangte. Lacum hatte neben einer
Automobilvertretung ein Hotel; außerdem war er Beſitzer einer
Eis=
fabrik und einer Maſchinenfabrik. Die der Bank vorgelegte Bilanz wies
Unſtimmigkeiten auf. Lacum entſchuldigte dies damit, daß er ſagte, bei
der Abſchrift ſeien Fehler unterlaufen. Es wurde eine neue Bilanz
ver=
langt, die aber wiederum nicht ſtimmte. Als die Bank vorſchlug, eine
Reviſion bei Lacum vorzunehmen, brach dieſer kurzerhand die
Beziehun=
gen zu der Bank ab und beglich innerhalb von wenigen Tagen durch
Barzahlungen ſeine Verbindlichkeiten. In Wirklichkeit hatte Lacum aber
nur dieſes eine Loch zugeſtopft, indem er eine andere Quelle erſchloß.
Die Bankleitung machte ſich damals Vorwürfe, einen ſo großen Kunden
wie v. Lacum abtrünnig gemacht zu haben. — Lacum hatte in den
letz=
ten 8 Wochen einen großen Neubau begonnen. Als nun die
Banken=
kriſe kam mit der Stockung des Bargeldverkehrs, gingen ihm plötzlich die
Mittel aus, und er geriet in Schwierigkeiten. Er wollte daher bei den
Benzwerken oder bei den N. S.U.=Werken, die ſeine Kreditoren ſind,
ver=
ſuchen, ſich Geld zu beſchaffen. Auf der Reiſe dorthin iſt v. Lacum dann
auf tragiſche Weiſe ums Leben gekommen.
Es wird im übrigen nicht mehr vermutet, daß v. Lacum noch am
Leben ſei und daß der Tote in dem Wagen ein anderer geweſen ſei.
Man nimmt vielmehr an, daß v. Lacum die Geſchichte mit der ſilbernen
Hirnſchale nur aus dem Grunde erzählte, um ſich intereſſant zu machen.
Lacum fuhr auf ſeiner Reiſe einen alten Wagen, der ſchon mehrfach
ver=
unglückt war und des öfteren Benzingaſe nach innen abgab. Da Lacum
ein ſtarker Raucher war — beſonders in der letzten Zeit rauchte er zur
Beruhigung ſeiner überanſtrengten Nerven beſonders ſtark — nimmt
man an, daß ſich Benzingaſe, die ins Innere des Wagens drangen,
ent=
zündet haben und daß dadurch die Exploſion entſtand. Außerdem ſprechen
verſchiedene Umſtände dafür, daß v. Lacum tatſächlich verunglückt iſt.
Wenn v. Lacum wirklich die Abſicht gehabt hätte, aus dem Leben zu
ſcheiden, hätte er ſicher die Papiere, Wechſel uſw., die ihn belaſteten,
bei=
ſeite geſchafft. Ein neuer Fall Tetzner” ſcheint auch aus dieſem Grunde
ausgeſchloſſen, weil die Verſicherungsſumme nur 60 000 RM. beträgt,
was angeſichts der hohen Verſchuldung v. Lacums nicht ins Gewicht
fällt.
Unter das abenteuerliche Leben und tragiſche Ende eines großen
Hochſtaplers iſt nunmehr ein Schlußſtrich gezogen worden. Am
Sonn=
tag wurden die Reſte der Leiche Lacums im Mainzer Krematorium
ver=
brannt, ſo daß eine weitere Unterſuchung unmöglich iſt. Die
Auseinan=
derſetzungen um den Nachlaß Lacums dürften allerdings in Bingen und
ſeiner Umgebung noch viel Staub aufwirbeln und manche Erſchütterung
in die Binger Geſchäftswelt hineintragen.
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Eigentümer: Gaſt= und Landwirt Karl Ludwig Pullmann
in Darmſtadt, Feldbergſtraße 28.
Darmſtadt, den 22. Juni 1931.
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Flur 4 Nr. 151, Hofreite Nr. 20 Friedrichſtraße, 382 am.
Schätzung: 24 600 RM.
Flur 4 Nr. 152, Grabgarten daſelbſt, 39 qm. Schätzung:
400 RM.
Eigentümer: Eheleute, Kartonnagefabrikant Karl Weitzel
und Eva geb. Doſch als Geſamtgut der Errungen=
ſchaftsgemeinſchaft.
Darmſtadt, den 22. Juni 1931.
(11989a
Heſſiſches Amtsgericht I.
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Flur 4 Nr. 524, Grabgarten mit Gartenhaus,
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ſtraße, 674 qm. Schätzung: 15 000 RM.
Flur 4 Nr. 525, Hofreite Nr. 32 daſelbſt, 962 am.
Schätzung: 65 000 RM.
Eigentümer: Bankier Jakob Guthmann, Darmſtadt.
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1931.
Guacse
Heſſiſches Amtsgericht I.
Eine Kaute Miſt,
g. Fahrrad u.
Näh=
maſch. z. vk. Nees,
Schwanenſtr. 13. (*
WElBLICH
Ehrl. brav. Mädch.
Stelle in gutem
Haush. tagsüb. (*
Angb. u. H. 183 Gſt.
Tüchtig. Frl.
über=
nimmt Haushalt,
a. liebſt. bei einz.
Hrn. o. Dame. Ang.
u. H. 181. Gſt. (*id
lein ſucht Stelle als
Verkäuf. oder Kaſ=
ſiererin, ev. a. Mit=
hilfe im Haush. (*
Gute Zeugn. vorh.
Angeb. H. 186. Gſt. Selbſtänd, ſparſame
Wirtſchafterin
die la kochen kann,
ſucht z. 1. Oktober
paſſend. Wirkungs=
kreis z. einz. Herrn
o. frauenloſ. Haus=
halt. Angeb. unter
H. 206 Geſchſt. (* Jung. kinderliebes
Mädchen ſucht tags=
über Beſchäftig. (*
Krug. Landwehr=
ſtr. 45, II. Stb. ab 4. Tücht. Schneiderin
nimmt n. Kunden f.
in u. a. d. Hauſe an.
p. Tag 4 ℳ. Angb. u. H. 178 Gſchſt.
Anlage, reelle Existenz. geſchitzt, an ſeriöſen Herrn oder Firma. Der Artikel iſt ſehr wohlſchmeckend
und nahrhaft und wird, der heutigen Wirtſchaftslage entſprechend, außer=
Ainderpiegerin
für nachmittags
geſucht (11996
Heidenreichſtr. 23, I.
Vorzuſt. 11-12 vorm.
Ehrl., gew. Mädch.
mit guten Zeugn.,
Kochen u. Hausarb.
ſofort geſucht.
Ludwigshöhſtr. 1, II.
Ehrliches, kinderliebes
Mädchen für
bürger=
lichen Haushalt als
Haustochter für
ſo=
gleich geſucht. Näh.
Geſchäftsſtelle.
Sichere Kapitalsverwertung durch solide
Hamburger Haus vergibt die bezirksweiſe Alleinvertretung eines abſolut
neu=
artigen und völlig konkurrenzloſen Genußmittels großer Konſumartikel), geſ.
ordentlich billig verkauft. — Keine Akquiſition. Die Verkaufsmethyde iſt neu
und abweichend vom üblichen, ſehr erfolgreich, dabei nur täglich Bareinnahmen,
daher kein Kreditriſiko. Guter und ſicherer Gewinn bei ſtändig ſteigenden
Umſätzen. Es handelt ſich nicht um einen ſogenannten Verkaufsſchlager,
ſondern um einen reellen Artikel, der fortlaufend verlangt wird und eine
Dauer=Exiſtenz gewährt. — Nur ernſte und fähige Bewerber kommen in
Frage, die über ein Kapital von RM. 5 bis 8000, je nach Größe des Bezirks
verfügen. — Näheres unter H. A. 3636 an die Geſchſt, ds. Bl. I.Hbs.11976
Gewandtes. 16jähr.
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ſucht ab 1. Oktober
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Vorkenntn. vorhd.
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(kein Bubik.), 191.,
in Haus u. Küche
beſt. bew., ſucht,
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ſtützt a. gt. Zeugn.
u. Empfhl., geeign.
Wirkungskr. Angb.
u. H. 193 Gſchſt. (*
Kochfrau
empfiehit ſich. Näh.
nd. Geſchäftsſtelle. /*
Mädchen v. Lande,
19 J. alt, ſ. Stellg.
im Haushalt per 1.,
September. Ang. u.
H. 195 a. Geſchſt.
Beſſ. Frl. aus dem
Schwarzw ſucht Stelle
als Haustochter.
An=
geb. u. H 210 Gſchſt. (
Frl., 18 F. alt, ſucht
Stellung für
tags=
über. Angeb. unter
H 211 Geſchäftsſt. (
Jge, unabh. Frau
ſucht Stelle b. nach
d. Spül. Bevorzugt
w. alleinſt. Dame
oder Herr. Angeb.
u. H. 179 Gſchſt. (*
WElBLICH
Mädchen bis nach d.
Spülen od. tagsüber
für 1. Sept. geſucht.
Heinrichſtr. 154, pt. (*
Alleinmädchen,
evang., das einfach
bürgerl. koch, kann,
ſchon in beſſ. Häuſ.
ged. h. u. gt. Zgn.
beſitzt, f. ſofort od.
1. Sept. geſ.
Vorzu=
ſtell. Martinſtr. 57
2. St., Dienstag 10
b. 12 u. 4—6. U.
Frau od. Mädchen
f. Freitag 2.3 Std.
z. Putzen geſ. Ang.
u. H. 202 Geſchſt.
Re
das alle Hausarbeit
verſteht, ſof. geſucht.
Nur ſolche, die ſchon
in Stellung waren
u. Zeugniſſe beſitzen
wollen, ſich melden.
Lagerhausſtr. 2, pt.
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Kapital erhalt. den 4
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Haasenstein &
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Aunter H 188 Geſchäftsſt. 1V.1198
Seite 8
Dienstag, den 18. Augnſt 1931
Nummer 228
Noklandung des Frachkflugzeugs Berlin-London in einem Berliner Borori.
Der zerſtörte Flugzeugkörper auf den Trümmern einer Wohnlaube in Berlin=Lankwitz.
Infolge eines Motorendefekts mußte das fahrplanmäßige Frachtflugzeug Berlin—London kurz nach
dem Start notlanden und zertrümmerte dabei eine Wohnlaube in dem Vorort Lankwitz. Während
die Beſatzung unverletzt blieb, wurde die Bewohnerin der Laube ſchwer verletzt.
Reich und Ausland.
Einbrecherjagd.
Ba. Wiesbaden. In der Samstagnacht,
gegen 12 Uhr, drang der wohnungsloſe
Arbei=
ter Adolf Bender aus Offenbach in die
Kon=
ditorei Kaiplinger, Kirchgaſſe 26, ein. Er nahm
ſeinen Weg über den Hof, der auch von der
Friedrichſtraße einen Eingang hat und meiſt
un=
verſchloſſen iſt. Durch ein vergittertes Fenſter,
deſſen oberer Teil offen ſtand und von
Eiſen=
ſtäben nur halb geſchützt iſt, kletterte der
Ein=
brecher in die Küche der Konditorei, Kurz
darauf wurde Bender von einem Beamten der
Wach= und Schließgeſellſchaft bemerkt. Man
holte den Beſitzer des Cafés, deſſen
Privatwoh=
nung ſich nicht im gleichen Hauſe befindet, und
alarmierte das Ueberfallkommando. Inzwiſchen
war der Einbrecher zu den Lagerräumen der
Konditorei, die in dem einſtöckigen Hinterhaus
liegen, geflohen, vermutlich in der Hoffnung,
über die Dächer entkommen zu können. Weil er
auf mehrfachen Anruf nicht ſtehen blieb, waren
die Polizeibeamten gezwungen, von der
Schuß=
waffe Gebrauch zu machen. Erſt nachdem der
Mann an der Schulter und am Arm verletzt
war, konnte er feſtgenommen werden.
Auszeichnung eines vierfachen Lebensretters.
Idar (Nahe). Dem praktiſchen Arzt Dr.
med. Harry Hartling, Idar, iſt vom
Staats=
miniſterium in Anerkennung ſeines
entſchloſ=
ſenen und mutigen Benehmens, das er in der
Nacht vom 8. April 1927 bei der Rettung von
vier Mitgliedern der Familie des
Edelſtein=
ſchleifers Richard Falz und der Diakoniſſin Eliſe
Kirſch in Idar vom Tode durch
Leuchtgasver=
giftung bewieſen hat, die Verdienſtmedaille
für Rettung aus Gefahr verliehen worden.
Ein Stück Ferngasleitung in die Luft geflogen.
Solingen. Zwiſchen Solingen und
Cro=
nenberg iſt am Sonntag abend ein Stück der
Hauptleitung der Ferngasleitung in die Luft
geflogen. Die Urſache ſcheint in einer
Undich=
tigkeit in der Rohrleitung zu liegen, ſo daß
Gas ausſtrömen konnte. Man nimmt an, daß
von einem Teilnehmer eine Ausflüglergruppe
eine brennende Zigarette fortgeworfen wurde,
wodurch ſich das Gas entzündete. Es folgten
drei Exploſionen, wobei das zwei Meter tief
liegende Rohr von 40 Zentimeter Durchmeſſer
geſprengt wurde. Es entſtand ein Trichter von
4X5 Metern Durchmeſſer. Haushohe Flammen
ſchlugen zum Himmel. In einem Umkreis von
etwa 30 Metern wurden ſämtliche Bäume und
Sträucher der umliegenden Gärten verbrannt.
Ein in der Nähe liegendes Haus mußte geräumt
und von der Feuerwehr dauernd unter Waſſer
gehalten werden. Die Wagen der Solingen—
Elberfelder Schnellbahn wurden, um den
Be=
trieb aufrecht erhalten zu können, im
Vorbei=
fahren unter Waſſer gehalten, damit ſie kein
Feuer fingen. Die kurz vorher an der
Unglücks=
ſtelle weilende Ausflüglergruppe kam wie durch
ein Wunder mit dem Schrecken davon, da ſich
die Exploſion zur entgegongeſetzten Richtung
hin auswirkte. Das Feuer konnte erſt gelöſcht
werden, als durch einen der nächſtliegenden
Hauptgashähne die Gaszufuhr abgeſperrt wurde.
Geiſtesgegenwart eines Chauffeurs.
Berlin. Ein Droſchkenchauffeur wurde
vorgeſtern nacht von zwei jungen Burſchen zu
einer Fahrt nach Hohenſchönhauſen aufgefordert.
Als man dort auf unbebautem Gelände
ange=
kommen war, ſtieg einer der Burſchen aus und
erklärte, er müſſe ſich erſt „orientieren”, da er
die Gegend nicht genau kenne. Plötzlich trat er
mit gezogener Piſtole an den Chauffeur heran,
ſetzte ihm die Waffe auf die Bruſt und verlangte
die Herausgabe des Geldes. In der einſamen
Gegend blieb dem Ueberfallenen nichts übrig,
als ſein Portemonnaie mit 20 RM. herzugeben.
Dann verlangten ſie, daß der Chauffeur ſie nach
der Stadt zurückbringen und an der Stadtgrenze
abſetzen ſollte. Da jeder Widerſtand zwecklos
geweſen wäre, fuhr der Wagenführer nach
Ber=
lin zurück. Unterwegs kam ihm ein rettender
Gedanke. Ohne daß ſeine Fahrgäſte es ſehen
konnten, ſchaltete er das Licht aus und fuhr
dunkel weiter, da er hoffte, daß eine
Schupo=
ſtreife ihn anhalten würde. An der Ecke der
Elbinger Straße und der Landsberger Allee
traten dann auch zwei Schupobeamte dem
unbe=
leuchteten Wagen in den Weg und hielten ihn
an. Mit wenigen Worten verſtändigte der
Chauffeur die Poliziſten von dem Vorfall, und
die beiden Inſaſſen mußten mit aufgehobenen
Händen herauskommen. Sie wurden auf der
Wache als zwei junge Burſchen aus Eſſen, Probs
und Dehn, feſtgeſtellt.
Deutſchlands beſte Stkenographen.
Grete Schließmann=Osnabrück
und Karl Auguſt Klockmann=Hannover
gingen bei dem 9. Stenographentag in Breslau
beim Wettſchreiben als Sieger hervor. Beide
ſchrieben 440 Silben in der Minute. Das
be=
deutet für Frauen einen Weltrekord
Zwei weitere Tole des
Eiſenbahn=
unglücks bei Leoben.
Wien. In der Nacht zum Montag und am
Montag vormittag ſind zwei Schwerverletzte der
Eiſenbahnkataſtrophe bei Leoben ihren
Ver=
letzungen erlegen. In der Nacht mußten einem
weiteren Schwerverletzten beide Beine
ampu=
tiert werden. Die Unterſuchung über den
Un=
fall iſt bereits vom Gericht eröffnet worden.
Der Unterſuchungsrichter des Kreisgerichtes
Leoben hat am Montag früh die Anzeige
zuge=
ſtellt erhalten. Die Unterſuchung wird ſich auf
zwei Tatbeſtände erſtrecken: Auf das
Telephon=
geſpräch zwiſchen den Fahrdienſtleitern von
Hinterberg und Göß, in dem mitgeteilt wurde,
daß der Güterzug bereits in Göß eingelaufen
ſei, ſo daß der Fahrdienſtleiter von Hinterberg
den Schnellzug paſſieren ließ. Nach den
An=
gaben des Fahrdienſtleiters von Hinterberg war
die Verſtändigung am Telephon ſehr ſchlecht. Das
zweite Moment, das unterſucht werden wird,
„iſt die Frage, warum der Güterzug vor der
Ein=
fahrt der Station auf offener Strecke,ſolange
aufgehalten wurde. Der Aufenthalt wird mit
8 bis 14 Minuten angegeben. Vor der Einfahrt
in den Bahnhof iſt das Signal immer auf Halt
geſtellt. Erſt wenn der Fahrdienſtleiter von der
Ankunft des Zuges durch ein Sirenenſignal
aufmerkſam gemacht wird, gibt er die Einfahrt
frei. Der Fahrdienſtleiter von Göß behauptet
nun, er habe ſofort, nachdem er das
Sirenen=
ſignal gehört habe, das Signal auf freie Fahrt
geſtellt. Einige Leute, die in der Nähe der
Bahn wohnen, behaupten jedoch, daß der
Güter=
zug minutenlang faſt unausgeſetzt gepfiffen
habe, ſo daß ſie davon aufgewacht ſeien.
In=
folgedeſſen wird die Vermutung geäußert, daß
der Fahrdienſtleiter in Göß geſchlafen habe und
erſt durch das anhaltende Pfeifen des Zuges
aufgewacht ſei und das Signal freigegeben habe.
Dadurch ſei der Zuſammenſtoß möglich
ge=
worden.
Verſuchtes Eiſenbahnattentat in der Oberpfalz.
Weiden (Oberpfalz). Auf die beiden
Gleiſe der Eiſenbahnbrücke zwiſchen Wernberg
und Luhe auf der Strecke Regensburg—Hof,
haben bisher nicht ermittelte Verbrecher in der
Nacht Schwellen gelegt, um die dort
verkehren=
den, ſtark beſetzten Nachtſchnellzüge zum
Ent=
gleiſen zu bringen. Ein die Stelle paſſierender
Eilgüterzug zertrümmerte eine Schwelle und
ſchob einen andere zur Seite. Der
Lokomotiv=
führer erſtattete Meldung, worauf die Strecke
abgeſucht wurde. Dabei wurde auf dem
Gegen=
gleis ebenfalls eine Schwelle gefunden. Die
Verbrecher beabſichtigten zweifellos, den Abſturz
des Zuges über die Brücke herbeizuführen. Die
Behörden fahnden nach den Tätern.
Kein Eiſenbahnattentat bei Helmſtedt.
Magdeburg. Zu den Gerüchten, die von
einem Sprengſtoffattentat auf die Eiſenbahn
bei Helmſtedt wiſſen wollen, erfährt die „T.=
U.” von der Reichsbahndirektion Hannover
fol=
gendes: Bei dem Dorfe Frellſtedt, in der Nähe
von Helmſtedt, befindet ſich eine ſtillgelegte
Sandgrube, in die ein bisher noch unbekannter
Einwohner aus der Umgebung unbrauchbare
Chemikalien fortgeworfen hat. Es handelt ſich
hier um ein chemiſches Bindemittel, das
voll=
kommen naß und daher auch ungefährlich war.
Ein übereifriger Beamter hatte darin einen
Sprengſtoff vermutet und ſofort die Polizei
ſo=
wie die Reichsbahndirektion Hannover
alar=
miert. Von einem Sprengſtoffattentat kann alſo
keine Rede ſein.
Synagogenbrand infolge Blitzſchlages.
Eberswalde. Am Sonntag, gegen 17
Uhr, konnte man hier ein eigenartiges
Natur=
ſchauſpiel beobachten. Während eines Gewitters
bildete ſich ein Kugelblitz, der die Synagoge
traf und mit lautem Krach zerplatzte. Einige
Zeit danach ſtand die Kuppel der Synagoge in
hellen Flammen. Das Feuer dehnte ſich auch
auf den Gebet= und Altarraum aus die
eben=
falls faſt völlig zerſtört wurden. Die
Feuer=
wehren eilten ſofort zur Brandſtelle und es
ge=
lang ihnen nach mehrſtündiger Arbeit, die
Ge=
fahr für die umliegenden Gebäude zu bannen.
Die Synagoge iſt faſt vollſtändig ausgebrannt.
Auch das Waſſer hat großen Schaden angerichtet.
Der Lyoner Hauseinſturz
ein Verſicherungsbelrug der Beſiherin.
Parfs. Die Unterſuchung der Urſachen
über die ſchwere Einſturzkataſtrophe bei Lyon
hat der Polizei am Samstag eine große
Ueber=
raſchung bereitet. Unter den Trümmern hatte
man eine vollkommen entſtellte Frauenleiche
ge=
funden, die erſt jetzt als die Beſitzerin des
Hau=
ſes, ein Fräulein Sangois, identifiziert werden
konnte. Ihre Anweſenheit in dem
Unglücks=
hauſe, in dem ſie ſelbſt nicht wohnte, zu ſo ſpäter
Stunde und die Tatſache, daß ihre 71jährige
Mutter ſich ſeit der Kataſtrophe nicht mehr um
ſie gekümmert hatte, erſchien der Polizei
ver=
dächtig. Die Mutter der Beſitzerin wurde
da=
her am Samstag verhört, wobei ſie ſich
verſchie=
dentlich in Widerſprüche verwickelte. Nach
ihren Angaben ſoll ihre Tochter ſie gegen 10 Uhr
abends aufgefordert haben, mit ihr zu dem
Mietshauſe zu fahren. Als beide gegen 2 Uhr
nachts in einiger Entfernung vor dem Hauſe
angelangt ſeien, habe ihre Tochter ſie plötzlich
ſtehen; laſſen und ſei in das Haus gelaufen.
Gleich darauf habe ſich die Exploſion ereignet
und das Gebäude ſei zuſammengebrochen. Die
Polizei hat feſtgeſtellt, daß Frl. Sangois ſich in
großer Geldverlegenheit befand, und daß das
Haus mit 90000 Franken verſichert war. Die
Obduktion der Leiche hat ferner ergeben, daß
die Unglückliche nur am Kopf ſchwere
Ver=
letzungen aufwies, während der übrige Körper
auch nicht das leiſeſte Merkmal einer Quetſchung
oder auch nur Hautabſchürfungen zeigte. Die
Art der Kopfverletzungen ließen die Vermutung
aufkommen, als ob ſie durch Splitter eine Bombe
hervorgerufen wurden. Inzwiſchen iſt eines der
verletzten Opfer im Krankenhaus geſtorben, ſo
daß ſich die Zahl der Toten auf elf erhöht. Die
Mutter der bei der Einſturzkataſtrophe bei Lyon
ums Leben gekommenen Hausbeſitzerin hat, wie
ergänzend gemeldet wird, am Sonntag
nach=
mittag zugegeben, daß ihre Tochter das Haus in
die Luft geſprengt hat. Ihre Tochter habe
ge=
hofft, dadurch die Verſicherungsſumme von 90 000
Franken zu erhalten, um ihre Gläubiger
befrie=
digen zu können. Die Polizei hat die 71jährige
Mutter unter dem Verdacht der Mittäterſchaft
verhaftet.
Die Englandfahrt des „Graf Zeppelin”.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” iſt, von einer kurzen
Bodenſeerund=
fahrt zurückkehrend, punkt 8 Uhr auf dem
Werft=
gelände trotz ſtarker Weſtwinde glatt gelandet.
Das Luftſchiff wurde durch das Oſttor in die
Halle gebracht und war um 8.20 Uhr feſt
ver=
ankert. Am Dienstag früh 7 Uhr wird das
Luftſchiff „nach London aufſteigen. Zwanzig
Paſſagiere werden an der Fahrt teilnehmen,
darunter Prinzeſſin Ileana mit ihrem Gatten,
Anton von Habsburg.
Der vermißte Deutſchlandflieger notgelandet.
Wien. Der am Deutſchlandflug außer
Konkurrenz beteiligte Flieger Richard Kern, der
als überfällig gemeldet wurde, iſt bei Perg in
Oberöſterreich notgelandet. Der Flieger iſt
wohlbehalten.
v. Gronaus Flug über das Inlandeis gelungen.
Kopenhagen. Das däniſche
Marine=
miniſterium erhielt am Sonntag eine Meldung
des Inſpektionsſchiffes „Hvidbjörn”, das vor der
Weſtküſte Grönlands liegt. Danach hat der
deutſche Flieger von Gronau den Flug über das
Inlandeis erfolgreich durchgeführt. Er befindet
ſich jetzt in Sukkertoppen, das auf dem 70.
Breitengrad, etwas ſüdlich von Holſtenborg
liegt. Die „Hvidbjörn” iſt nach Sukkertoppen
unterwegs, um v. Gronau neuen Betriebsſtoff
zu bringen.
Mit dem Segelflugzeug in die Zuſchauermenge.
New York. In Wyaluſing (
Pennſyl=
vania) ſtürzte der deutſche Segelflieger Pippig
mit ſeinem Segelflugzeug in die
Zuſchauer=
menge. Dabei wurden 11 Perſonen ſchwer
ver=
letzt. Der Segelflieger, der mit leichten
Ver=
ietzungen davon kam, wurde verhaftet.
Ungeheueres Ausmaß der
Ueber=
ſchwemmungs=Kakaſtrophe in Ching.
London. Britiſchen Meldungen aus
Schanghai zufolge, ſind die Fluten des Jangtſe
noch weiter im Steigen begriffen, während das
Thermometer auf 35 Grad Celſius geſtiegen iſt
Die britiſche Konzeſſion in Hankau z. B. ſteht
5 Meter unter Waſſer. Viele maſſive Wohn,
und Geſchäftshäuſer ſind eingeſtürzt und haben
Hunderte von Menſchen unter ſich begraben. Das
Hoſpital kann ſeinen Betrieb nur noch im
drit=
ten Stockwerk aufrecht erhalten, weil die
Unter=
geſchoſſe überſchwemmt ſind. Tauſende von
Chineſen haben auf den höher liegenden
Eiſen=
bahndämmen und den Bäumgipfeln Zuflucht
ge=
ſucht und ſind dort dem ſicheren Hungertode
preisgegeben, während ganze Dörfer von den
Fluten einfach bedeckt und von der Oberfläche
verſchwunden ſind. Die chineſiſche Regierung hat
eine Hilfskommiſſion gebildet und für die
Flüchtlinge eine Unterſtützungsaktion
einge=
leitet. Berichte amerikaniſcher
Regierungsſtel=
len in China ſchätzen, daß viele Millionen
Menſchen von der Kataſtrophe betroffen worden
ſind.
Sturmverheerungen an der Südküſte Englands.
London. Schwere Stürme werden von
zahlreichen Badeorten, der engliſchen Südküſte
gemeldet. Erheblicher Sachſchaden wurde in
vielen Orten an Fiſcherbooten, Badeanſtalten
und Sommerhäuſern verurſacht. Ein Ruderboot,
in dem fünf Ausflügler von der Inſel Wight
die engliſche Küſte zu erreichen ſuchten, kenterte.
Nur zwei Inſaſſen konnten gerettet werden.
Zyklon in Paraguay.
Aſuncion. Ein Zyklon hat in Paraguay
ſchweren Schaden angerichtet. In Villarica und
in anderen Gebieten ſind etwa 400 Häuſer
zer=
ſtört worden. Man zählt mehrere Tote und
Hun=
derte von Verletzten. Der Verkehr iſt
unter=
brochen.
Verheerende Regengüſſe in Südmexiko.
London. Meldungen aus Mexiko=Stadt
zufolge haben die kataſtrophalen Regengüſſe im
Süden des Landes ernſte Epidemien zur Folge
gehabt. Allein in dem Dorf San Pedro=Jicayan
ſind 200 Kinder an Ruhr geſtorben. Die
Ueber=
ſchwemmungen haben jedoch noch kein Ende
ge=
funden. In der Stadt Huetamo wurden 150
Häuſer vollkommen zerſtört. Die Fluten ſtiegen
ſo plötzlich, daß ein großer Teil der Bewohner
von ihnen im Schlaf überraſcht wurde.
Erdbeben in Texas und Neumexike.
London. Einer „Exchange”=Meldung
zu=
folge wurden am Sonntag die Staaten Texas
und Neumexiko in den Vereinigten Staaten von
einem ſchweren und zwei leichteren Erdbeben
heimgeſucht. Der Bevölkerung bemächtigte ſich
eine außerordentliche Panik, jedoch ſind bisher
keine Meldungen über einen nennenswerten
Sachſchaden eingelaufen.
Erdbeben in Argentinien.
Buenos Aires. In Maipu wurde geſtern
früh ein ſchweres Erdbeben verzeichnet. Nähere
Meldungen ſtehen noch aus.
Schweres Motorbootunglück.
Zürich. Auf dem Züricher See ereignete
ſich bei Küßnacht geſtern ein ſchweres
Motor=
bootunglück, das ſieben Tote forderte. Ein
Arbeiterradfahrerverein war mit mehreren
Motorbooten auf den See hinausgefahren. Bei
dem hohen Wellengang füllte ſich ein Boot mit
Waſſer und ſchlug um. Sieben Perſonen, die
des Schwimmens unkundig waren, ertranken,
während vier gerettet werden konnten.
Vermißter engliſcher Dampfer.
Schanghai. Ernſte Beſorgniſſe hegt man
hier über das Schickſal der Beſatzung des
eng=
liſchen Dampfers „Kwong Sang”, der am
Sonn=
tag in einen Taifun geriet und von dem man
ſeitdem nichts mehr gehört hat. Mehrere
eng=
liſche Marine=Hilfsſchiffe haben das große
Ge=
biet um Schanghai abgeſucht, ohne jedoch eine
Spur von dem Dampfer entdecken zu können.
Die „Kwong Sang” befand ſich auf der Fahrt
nach Schanghai und hatte eine Mannſchaft von
50 Köpfen an Bord.
Der berühmkeſte engliſche
Rennſtall=
beſiter verarmk.
Lord Lonsdale,
der berühmte engliſche Rennſtallbeſitzer, eine der
populärſten Figuren auf allen Plätzen des
eng=
liſchen und europäiſchen Pferdeſports, iſt jetzt
durch große finanzielle Verluſte gezwungen,
ſeinen Rennſtall aufzulöſen und einen großen
Teil ſeiner Beſitzungen zu verkaufen oder zu
verpachten.
Im Alouitenstaat
Von Kaſimir Edſchmid.
Als ich auf der uralten Karawanenſtraße Bagdad-Beyruth / Die Alten ſitzen unter einem Dach von Heu, das auf drei
iber Damaskus und die Libanonpäſſe kam, wollte ich etwas von Lanzen liegt und ſpielen Grammophon. Arabiſche Platten, in die
em ſozuſagen ſagenhaften Alouitenſtaat ſehen. Ich erhielt eine ſie noch vernarrter ſind als in ihre Sängerinnen. Ich fuhr ein=
Empfehlung an Herrn Mabro in Tripoli. Dieſer hatte am Tage mal auf der „Vienna” des Trieſtiner Lloyd mit dem Direktor von
ſor meiner Ankunft eine unerfreuliche Begegnung mit einer alten. Lindſtröm nach Alexandria. Er führte gewaltige Aufnahmekiſten
fordmaſchine gehabt und der Führer des alten Ford hatte daran mit ſich zur Organiſation der Orientplatten. Jedes Volk erhält
lauben müſſen. Die Nachricht von dem toten Mann, den der ſeine eigenen Platten. Das Grammophon hat jedes Nomadenvolk
Thauffeur Mabros auf der Strecke gelaſſen hatte, erreichte mich bereits erobert. Aber man ſchert ſich hier den Teufel um die
chon auf dem Weg. Der Orient iſt, da er gar keine Unterhal= amerikaniſchen Platten. Dabei iſt es ſo heiß, daß jeder Kuli, der
ungsſtätten beſitzt, von ſenſationeller Geſchwätzigkeit. Ich hörte einen Stein ausgräbt, erſt ein Windſegel über der Stelle
errich=
ſon fünf Leuten, die dafür Intereſſe zeigten, was ich wohl in Tri= tet. Komiſcherweiſe kommen alle Augenblicke Eſelzüge aus dem
ſoli wolle, daß der Ford ſich in der Nähe des Mabroſchen Autos Gebirge mit großen Ladungen Schnee, die in Leinen ſtark
einge=
n ſeine Beſtandteile aufgelöſt und in das neue Rugby Mabros wickelt ſind und in Ziſternen kommen, wo ſie gereinigt und ſtatt
ffenbar gerade im Vorbeifahren hineingeſtürzt hatte. Die Stim= Eis benutzt werden. Sie kommen vergnügt im Zotteltrab aus
nung war trotzdem gegen Mabro, da es in ganz Tripoli keine zweitauſend Meter Höhe in die Sonnehölle herunter. Ueberall
ehn Privatwagen gibt. Ich fand Herrn Mabro mit gutem Ge= auf den Feldern ſtehen Weiber in roten Kleidern und Hoſen.
viſſen, aber bekümmert, mit einem verhafteten Chauffeur und Ein faſt unglaubliches Rot gegen dieſes Meer. Dazwiſchen ſtehen,
inem beſchlagnahmten Auto. Infolgedeſſen trat ich mit einem wie niedliche Taubenſchläge, Häuſer auf Stämmen montiert, die
Verwandten von ihm, dem Herrn Rezk Zraik, die Fahrt an. Der ſſo hoch wie ein Baum ſind. Die alouitiſchen Chauffeure fahren
Ulouitenſtaat iſt eine der vier ſyriſchen Staatengründungen der übrigens mit einer Wildheit, die wenig von Kunſt an ſich hat.
Franzoſen und hat, wie das Druſenreich, den Vorteil, daß ſie ihn Am Grenzfluß Nahr el Kebir hatten wir das dritte Huhn erledigt.
aſſen, wie er iſt. Vor zwei Jahren war das gebirgige Nomaden= Die Beſitzer nahmen es mit ſo viel Zeichen des Unglücks wie der
errain noch faſt unbekannt. Die hundertfünfzigtauſend Beduinen / Ergebung hin. Der Chauffeur zuckte mit keiner Wimper. Es
parin haben eine mythiſche Religion. Sie glauben an Mohamed, ging mit ebenſoviel Herzenskälte über gefiederte Tiere und Hunde
aber nicht an die Propheten und werden von den Muſelmanen, wie über Anhänge im Gebirge hin.
nicht anerkannt. Eine Kriegerraſſe, mit der man eine Komödie
aufführte, indem man ihnen die Hafenſtadt Lattaquié als
Haupt=
ſtadt gab, einen Hafen ohne Bedeutung mit einem franzöſiſchen Hier liegt eines der unbekannteſten, aber rieſigſten alten Städte=
Aſphaltwerk, das noch nicht angefangen iſt. Das Parlament be= terrains, die man kennt. Wahrſcheinlich aus der phoeniziſchen
ſteht aus ein paar Leuten aus Lattaquis, die auf das Land ſelbſt Periode und faſt unbearbeitet. Vielleicht lag hier eine Stadt, die
ſeinen Einfluß haben, während die franzöſiſche Macht über das die phantaſtiſchſten Paläſte und Tempel beſaß. Kilometerlang
Nomadenvolk in einer Straße beſteht.
Man ahnt nicht, wie ſündhaft ſchön das Gebirge hier überall Großſtadt, in deren Erde unter Umſtänden Ruinen liegen, die
n den aſiatiſchen Häfen ſeine Ausläufer in die Golfe ſchickt. Die Revolutionen für die Wiſſenſchaft bedeuten. Mitten in der
Diſtel=
leppigkeit dieſer Vorgebirge beſitzt dazu noch eine glänzende wüſte ſtehen zwei große plumpe phalliſche Türme, Hüter einer
Samtfarbe, über der überall Gletſcher aufglühen. Der Zwiſchen= grandioſen Einſamkeit.
aum zwiſchen Gebirge und Küſte iſt tropiſch. Mais, Papyros,
Hranaten, Bananen. Manchmal ſteht das grüne Dſchungel ſo geraden Linien und deliziöſen Farben. Nicht groß, aber ſchlank
ſicht in den Flecken vor dem griechiſch blauen Meer, daß nur die genug, um wie ein Spiegel alle Paletten des Mittelmeeres zu
Atmoſphäre des Orients dieſe Widerſprüche erträglich macht. Im ſammeln. Es glüht auf ihr alles und iſt zugleich ſo ſanft plaſtiſch,
März kann man dazu kaum atmen vor Orangenblüten. Auf das wie mit der Hand modelliert.
Meer ſind viele Cafés hinausgebaut, wie Spielzeug, auf hohen
chwanken Baumſtämmen balanciert. Eines für die Fiſcher, eines
ür die Fruchthändler, eines für die Kameltreiber. Genau nach fahrerburg, die alle Rheinſchlöſſer einpackt. Mit Graben und
Zünften. Man iſt gern unter ſich. In der Nähe des Meeres be= Mauerſyſtemen von gigantiſcher Energie. Dazu an einer anderen
itzt Tripoli einen Teich mit heiligen Fiſchen, die niemand töten. Stelle einen prächtigen Dom. Auf der Seite wirkt er mit ſeinen
ſarf. Man verſteht in dieſen Dingen, wie eine Menge Erſchießun= ſechs viereckigen Vorbauten wie der Papſtpalaſt in Avignon. Von
gen zeigen, wenig Spaß an vielen Stellen des Orients. Die Fiſche vorn nur mächtig. Ohne Schmuck. Niedrig. Aber innen mit
ind hier ſo fett geworden, daß es wie eine Kaskade wirkt, wenn einem unbekannt mächtigen Raumgefühl. Das Dreiſchiff wirkt
ie gefüttert werden. Man kann ſich trotz ihrer Unberührbarkeit, wie eine angeſpannte Athletenbruſt, die im Augenblick der
ſchön=
ang und gut mit ihnen amüſieren. Da der Teich durch einen ſten Erregung Atem geholt hat. Ein Kreuzfahrerdenkmal, an
leinen Waſſerfall mit dem Fluß in Verbindung ſteht, kann man das auf der anderen Seite ein Feigenwald ſich herandrängt.
Zwi=
hnen zum Beiſpiel den Mais genau vor den Waſſerfall werfen, ſchen den Niſchen der Vorbauten ſind in dem hier koſtbaren
Schat=
der ſie ſofort hinunterzieht. Sie müſſen nun ſich gegen die kleinen ten junge Bullen angebunden. Wenn man länger hinſieht, be=
Stromſchnellen hinaufſchleichen, und durch den Waſſerfall in den merkt man, welch ideale Löſung, vom Standpunkt des Arabers
rahrhaften Teich zurückſpringen. Es gelingt ihnen manchmal erſt aus, dieſe Domfront für einen Kuhſtall unter freiem Himmel
jach Stunden. Ohne dieſen Sport wären die Fiſche in ihrem darſtellt.
Fett erſtickt. Sie ſehen wie Karpfen aus und manchen den
Ein=
ruck, ſehr ſchmackhaft zu ſein, in faſt unangenehmer Art.
Die Straße, die die Franzoſen angelegt haben, iſt eine ein= ten. Malech, was ſoviel wert iſt wie ein Achſelzucken. Mafiſch,
ſige Kamelkarawane. Die Beduinen haben hier eine eigene Art, was dem ruſſiſchen nitſchewo ähnelt. Esma, womit man anhält,
Zelte zu bauen. Sie ſind aus dünnen Rohrgeflechten und ſehen was einem gefällt. Und Jallah, was gleichzeitig Reſignation und
wie Wellblechhäuſer aus. Nach dem Gebrauch werden ſie zu= Beſchwörung iſt. Dazu kommt, im Inneren ein fanatiſches
Frei=
ſammengerollt und auf Kamele gehängt. Ein Tier hat manchmal heitsgefühl und wie bei den Druſen ein Ueberfluß an
Büchſen=
einige Häuſer an den Seiten angeſchnallt. Man heizt mit Bri= kugeln. Deshalb ſchreiben die ſyriſchen Gendarmen genau jede
ketts aus Häckſel und Miſt, der eifrig geſammelt wird. Es gibt Autonummer der Wagen auf, die eine beſtimmte Stelle
überſchrei=
eine gute langſame Glut, aber furchtbaren Geſtank. Wenn die ten, auf der eine Holztafel ſteht mit der Aufſchrift: „Etat dos
Beduinen ernten, ſehen die Felder wie eine Kirmes aus. Sie 4louites”. Sie kontrollieren dann, ob die Wagen wieder
zurück=
dreſchen, indem ſie um eine Getreidepyramide auf einer mit Ge= kommen. Dies geſchieht, für europäiſche Denkart unverſtändlich,
treide angefüllten Bahn von Pferden gezogene Schlitten im Kreis dicht neben dem kultivierten Staat der Republik Libanon, ohne
herumjagen. Unter den Schlitten ſind Meſſer und geſchliffene, daß es erſtaunlich iſt. Auch Bagdad iſt, was die Sicherheit an=
Steine. Genau wie vor dreitauſend Jahren. Wenn die Ebene betrifft, europäiſch in Ordnung. Ein paar Stunden in der Wüſte
davon voll iſt, wirkt ſie wie ein phantaſtiſcher Zirkus. Kleine hört Europa recht ſchroff auf. Die Automobile, die durch die
Kinder auf flachen Brettern, die mit Höllengeſchrei überall um Wüſte kommen, hängen ſich vorn auf den Kühler als Maskott eine
eine gelbe Kornſäule herumgaloppieren.
Kurz vor Tartus kreuzte ich endlich das große Ruinenfeld.
ſtrecken ſich grau und verwittert die Fundamente einer uralten
Draußen im Meer liegt die Inſel Ruad, ein Raffinement an
Tartus beſitzt einen phoeniziſchen Hafen und eine Kreuz=
Für dieſe Leute beſteht, wenn ſie ihre Grammophone ſpielen
laſſen und in der Ebene ernten können, das Leben aus vier Wor=
Hyäne, die ſie zufällig überfahren haben.
* Wer kaufk die alken deutſchen
Rieſendampfer?
„Imperator”, „Bismarck” und „Vaterland” machen ihren jetzigen
Beſitzern ſchwere Sorgen.
Als der Krieg ausbrach, beſaß Deutſchland mit rund fünf
Millionen Bruttoregiſtertonnen die zweitgrößte Handelsflotte der
Welt nach der engliſchen, und gleichzeitig die drei größten
Paſſa=
gierdampfer, die es bisher jemals gegeben hat. Das waren die
Vertreter der ſogenannten Imperatorklaſſe, an erſter Stelle der
„Imperator”, ferner die beiden nachgebauten „Bismarck” und
„Vaterland”, die jeweils ihre 65 000 Tonnen verdrängten. Von
der Größe dieſer Schiffe kann man ſich einen Begriff machen,
wenn man hört, daß die „Bremen” und „Europa” nur 46 000
Tonnen Verdrängung haben. Als der Krieg zu Ende war,
ge=
dachten die Siegermächte, auf einfachſte Weiſe ihre Flotten zu
vergrößern und nahmen uns ſämtliche Handelsſchiffe ab,
darunter auch die oben erwähnten drei Rieſendampfer. Sie
wurden zum Teil der engliſchen, zum Teil der amerikaniſchen
Flotte einverleibt, aber die Schiffe waren keine Glückstreffer,
denn ſie erwieſen ſich als viel zu groß.
Es iſt eine unbeſtreitbare Tatſache, daß es bisher nur den
Deutſchen gelungen iſt, derartige Ungeheuer zur See richtig zu
navigieren, während die Engländer und Amerikaner ſtets den
Keſſeln zu viel zumuteten und ſich ſonſt nicht recht mit den
Schif=
fen zurechtfanden. Die erſte Folge war, daß die drei Vertreter
der Imperatorklaſſe ſich als unrentabel erwieſen und aus dem
Dienſt gezogen wurden, die zweite, daß man ſie irgenowo am
Pier feſtmachte und nicht wußte, was man mit ihnen anſtellen
ſollte. Vor 5 Jahren bot man ſie den Deutſchen zum Rückkauf
an, aber unſere Linien verzichteten hohnlächelnd. Sie hatten
längſt erkannt, daß es keinen Zweck hat, über 46 000 Tonnen
hinauszugehen, weil man ſonſt nur an zwei oder drei Stellen
auf der ganzen Welt feſtmachen kann. Auch läßt ſich nur mit
einer geringeren Größe die höchſte Geſchwindigkeit erzielen und
der Frachtraum am beſten ausnutzen. Die deutſchen Linien
bau=
ten neue Schiffe, und heute hat man außerhalb Deutſchlands
längſt erkannt, daß es ein Fehler war, uns die ganze Flotte
abzunehmen, weil wir heute die neueſten und modernſten
Han=
delsſchiffe der ganzen Welt beſitzen, die mit ihren 3,2 Millionen
Brutto=Regiſter=Tonnen bereits wieder den vierten Platz hinter
England, Amerika und Japan erreicht haben. Zur Zeit wird
zum 6. Mal der Dampfer „Vaterland” der ſeit 13 Jahren
„Laviathan” heißt, zum Verkauf angeboten, und angeblich
inter=
eſſiert ſich die amerikaniſche Linie Rooſevelt dafür. Wenn ſie
ihn billig bekommt, wird ſie ihn vielleicht für den Verkehr nach
Mittel= und Südamerika einſtellen wollen, doch müſſen dann
die Paſſagiere immer ausgebootet werden, weil man mit dieſem
Dampfer nur an vier Stellen auf der Welt anlegen kann: In
New York, in Southampton, in Cherbourg und in
Bremer=
haven! Auf dieſer Stelle aber haben die Vertreter der
Impera=
torklaſſe inzwiſchen ſo ſtarke Konkurrenz erhalten, daß ſie keine
Ausſicht auf Rentabilität mehr genießen. Die Paſſagiere
wer=
den lieber auf den neueren Schiffen fahren, und die Fracht, die
ja einen Dampfer erſt rentabel macht, wird natürlich auch eher
auf den ſchnellſten Schiffen verſtaut, weil Zeit heute mehr denn
je Geld bedeutet. Die „Bremen” und „Europa” nehmen bei jeder
Ueberfahrt für etwa 1,5 Millionen Mark Paſſagiere mit und für
Curt Seibert.
12—14 Millionen Mark Fracht.
Welterbericht.
Unter Abflachung wandert nunmehr die atlantiſche Störung
in nordöſtlicher Richtung weiter und lag mit ihrem Kern geſtern
morgen über Schottland und der Nordſee. Der damit verbundene
Zuſtrom kühler Luft an der Rückſeite hat bereits eingeſetzt und
wird ſich auf das Feſtland ausdehnen. Es ſteht daher für die
nächſten Tage wieder kühleres Wetter in Ausſicht. Die
Witte=
rung nimmt dabei einen wechſelhaften Charakter an, zumal durch
die ozeaniſche Luft noch Regenſchauer verurſacht werden, die
all=
mählich an Intenſität abnehmen und nachlaſſen. Denn von
Süd=
weſten her ſteigt der Luftdruck kräftig an, ſo daß durch den
Vor=
ſtoß des Azorenhochs Beruhigung eintritt.
Ausſichten für Dienstag, den 18. Auguſt: Wechſelhaftes Wetter,
teils bewölkt, teils aufheiternd, kühler, noch Regenſchauer,
aber allmählich nachlaſſend, um Weſt drehende Winde.
Ausſichten für Mittwoch, den 19. Auguſt: Etwas ruhigeres, aber
noch kein beſtändiges Wetter.
Dagstdtatt
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
61)
Copyright by Ernſt Keils Nachf., (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck berboten.)
Als er durch die Drehtür des Hotels trat, waren
Begrü=
ßung und Verbeugung des Türhüters nicht anders als fünf
Minuten früher, als Mr. Headſtone durch dieſelbe Tür
geſchrit=
ten war. Obgleich doch zwiſchen dem Beherrſcher der United
Chemical und dem Bürodiener Wittebold ein nicht unerheblicher
Unterſchied beſtand.
Aber in den zwei Stunden, die Wittebold in Berlin für ſich
gehabt hatte, bevor er inkognito Herrn Dr. Moran am Anhalter
Vahnhof empfing und zum Kurfürſtendamm geleitete, waren in
ſeinem Aeußeren durchgreifende Veränderungen vor ſich
gegan=
gen. Es war ein wohlſoignierter älterer Herr mit tadellos
ge=
pflegtem Haar und Bart in einem gutſitzenden Sakkoanzug, einen
hellen Sommerpaletot über dem Arm, der in das Hotel trat.
Die blaue Brille, die er draußen im Sonnenſchein zur Schonung
der Augen getragen hatte, nahm er ab. Setzte ſie aber, als ob
ihn der Schein der Starklichtlampen geniere, gleich wieder auf.
An der Tür des Hauptreſtaurants blieb er einen
Augen=
blick ſtehen, nahm die Brille noch einmal ab und putzte die
Glä=
ſer. Dabei ließ er ſeinen Blick ſuchend über die Tiſche gleiten.
„Pech!” murmelte er vor ſich hin und ſetzte die Brille wieder
auf. „Da iſt ſchlecht ranzukommen.”
Headſtone und Moran ſaßen mitten im Lokal ganz frei nach
allen Seiten. Trotz ſeines ſo ſtark veränderten Ausſehens durfte
es Wittebold nicht wagen, etwa an einem Tiſch in ihrer Nähe
Platz zu nehmen. Beide ſaßen ſich gegenüber. So blieb ihm
lichts anderes übrig, als hinter einer Säule Platz zu ſuchen, wo
er die beiden zwar beobachten konnte, aber von ihrer
Unterhal=
tung kein Wort vernahm.
Das Geſpräch zwiſchen Headſtone und Moran, ſo intereſſant
es auch für Wittebolds Ohr geweſen wäre, brachte keinerlei
Be=
ſtatigung ſeines Verdachtes, daß etwa Headſtone irgendwie um
die finſteren Pläne wußte, die da in Rieba im Gange waren.
Headſtone gab Moran ſogar ſeine Abneigung gegen irgendwelche
gewaltſamen Aktionen deutlich zu verſtehen. Ueber das
Gas=
attentat gegen Fortuyn äußerte er ſich mit großer Entrüſtung.
Im weiteren drehte ſich ihr Geſpräch um ganz andere Dinge.
„Es iſt ſchade, Herr Doktor, daß Sie nicht beſtimmt zu
ſagen wiſſen, wann ungefähr Doktor Fortuyn mit ſeinen
Arbei=
ken fertig wird. Es wäre das doch für uns von großem
In=
kreſſe. Denn wenn wir das wüßten, könnten wir doch wohl mit
dem bereits in Detroit vorhandenen Material über die
Elektro=
hütheſe des Kautſchuks in den Staaten einige Patente anmel=
Leu, die den ſpäteren Patentanmeldungen Riebas
Schwierigkei=
ken machen müßten. Selbſtverſtändlich könnten wir ja ſchon jetzt
Patente anmelden; aber je länger wir warten, deſto valider
wür=
den ſie ſein. „Ich gäbe ſonſt was drum, wenn Sie in
Erfah=
rung hringen könnten, ob und wann Rieba ſeine
Patentſchrif=
ten aufſetzt.”
Noran zuckte die Achſeln. „Das kann in vier Monaten ſein
— in vier Wochen ſein — in vier Tagen ſein. Die Arbeiten
Doktor Fortuyns werden ſeit jenem Attentat derartig
geheim=
gehalten, daß man über ihren Stand nichts Beſtimmtes ſagen
kann. Seine Methode iſt übrigens unbedingt nachahmenswert:
Er allein verarbeitet die Reſultate ſeiner Mitarbeiter. Das iſt
zwar etwas zeitraubend, aber das Ergebnis bleibt unbedingt
ge=
heim. Wenn ich ſpäter wieder in Detroit bin, werde ich unſere
dortigen Arbeiten in derſelben Weiſe leiten.”
Headſtone nickte. „Können Sie Doktor! Möchte nur, daß
Sie recht bald nach Detroit kämen! Die Sache iſt ja von zu
eminenter Bedeutung. Wenn ich ſo denke, wie die ahnungsloſe
Welt die Augen aufreißen wird, wenn man den
elektroſyntheti=
ſchen Kautſchuk hat! Allein die ungeheuren
Ausnutzungsmöglich=
keiten in der Bauwirtſchaft! Straßen, Häuſer würde man bauen
damit. Unzählige Gebrauchsgegenſtände — Dinge, von denen
man heute noch keine Ahnung hat.”
Moran hatte ſinnend vor ſich hingeſtarrt. „Ich wäre auch
froh, wenn ich bald von Rieba weg könnte. Meine Stellung
dort iſt alles andere als angenehm. Muß da ausgerechnet ſo
ein dummer Junge die Lücke in meinem ſo ſchön aufgezogenen
Chemoverfahren entdecken. Gut, daß Fortuyn eine Menge
Geg=
ner in Rieba hat, die naturgemäß meine Freunde ſind. Sonſt
wär’s nicht zum Aushalten . . . War ein langer, dornenreicher
Pfad von Detroit über Wien nach Rieba.”
„Gewiß — der Weg war lang, mein lieber Moran. Aber
ich hatte ihn mir noch länger vorgeſtellt. Daß das alles ſo
klappte mit Ihrer Niederlaſſung in Wien, Ihrer guten
Auf=
nahme dort . vor allem, daß dieſer Profeſſor Janzen ohne
irgendwelche Beeinfluſſung von unſerer Seite ſich ſo für Sie
engagierte, worauf dann Ihre Berufung nach Rieba erfolgte.
daß das alles ſo ſchnell klappen würde, hätte ich damals, als
wir in Detroit den Plan ſchmiedeten, nicht geglaubt.” Headſtone
ſah nach der Uhr. „Wenn Sie noch mit dem Nachtzug fahren
wollen? Ich brauche Sie nicht mehr, Herr Doktor.”
Moran nickte, erhob ſich. Beim Verabſchieden ſagte
Head=
ſtone nochmals: Denken Sie, bitte, immer daran, daß uns zur
Zeit das Wichtigſte iſt, zu wiſſen, wann Rieba Patente nimtnt,
In früherer Zeit würde Moran wohl nicht den Nachtzug
ve=
nutzt, ſondern die Gelegenheit wahrgenommen haben, etwas in
das Berliner Nachtleben einzutauchen. Doch heut war ſeine
Stimmung nicht danach. Er nahm eine Taxe und fuhr zum
Bahnhof.
Auch Wittebold benutzte denſelben Zug. Als der Zug in
Rieba hielt, wartete er eine geraume Zeit, bis er annehmen
konnte, daß Moran den Bahnhof verlaſſen hatte. Dann ging er
auf die Sperre zu und ſchritt durch die Bahnhofshalle. Moran
noch weiter zu folgen, hielt er für überflüſſig. Und doch wäre
es beſſer geweſen, wenn er ihm auf den Ferſen geblieben wäre.,
Oenn ſo paſfierte ihm etwas, was nicht ohne Folgen ſein follte.
Moran hatte keineswegs die Bahnhofshalle verlaſſen. Er
ſtand vor den ausgehängten Fahrplänen und notierte ſich die
beſten Verbindungen von Rieba über Prag nach Trieſt. Gerade
als Wittebold die Tür der Bahnhofshalle hinter ſich zufallen
ließ, drehte ſich Moran um. Da fiel ſein Blick auf Wittebold.
Der hatte ſich vor der Abfahrt des Zuges in Berlin wieder
um=
gezogen, war mit ſeiner alten, Moran wohlbekannten Kleidung.
„Verflucht!” ziſchte Moran vor ſich hin. „Der Kerl war auch
in Berlin! Ift mir gefolgt — ganz beſtimmt! So muß es ſein!“
Nervös lief er in der Halle des Bahnhofs hin und her.
Was ſollte er tun? In ſeiner Erregung benahm er ſich wohl
etwas auffallend. Er merkte, daß der Portier ihn verwundert
inſah. Durch einen Seitenausgang der Halle trat er ins Freie.
Hier ſchaute er ſich vorſichtig nach allen Seiten um. Von
Witte=
bold war nichts zu ſehen. Durch ſtille Nebenſtraßen auf
Um=
wegen, ſich immerfort ſcheu umblickend, erreichte er ſeine
Woh=
nung.
Tiotz der vorgerückten Stunde keine Möglichkeit, ſich in ſolch
aufgeregtem Zuſtand ins Bett zu legen. Seine Gedanken jagten
ſich. Tauſend Möglichkeiten . . . erwogen . . . verworfen. Immer
wieder klammerte er ſich an die Hoffnung, daß der Zufall da
ſtark im Spiel geweſen ſei. Er wußte von dem Gemunkel ein
geheimer Detektiv ſei von der Werkleitung angeſtellt
Witte=
bold dieſer Detektiv? . . . Gewiß, es war möglich. Aber dann
wären doch zum mindeſten auch Dr. Wolff und Kampendonk im
Bilde.
Mit Kampendank war er gerade in den letzten Tagen öfters
zuſammengekommen. Dabei hatte der Geheimrat ſich in ſeiner
gewohnten freien, ruhigen Art gezeigt. Wäre dem irgendeine
Verdächtigung ſeiner Perſon zu Ohren gekommen, er würde ſich,
wie Moran deſſen gerades, offenes Weſen kannte, ſicherlich nicht
ſo harmlos mit ihm unterhalten haben. Immerhin: dieſen
Wittebold leicht zu nehmen, wäre falſch. Da mußte irgendetwas
geſchehen. Der Morgen graute, da hatte ſich Moran ſeinen Plan
gemacht. —
Auch Wittebold fand in dieſer Nacht wenig Schlaf. Als
er vom Bahnhof in die Hauptſtraße von Rieba kam, war ihm
Dr. Fortuyn begegnet. Der war mit ihm ein paar Schritte
weiter in den Schatten eines Baumes getreten, hatte ein paar
Worte mit ihm gewechſelt.
Wittebold fühlte dabei ſehr wohl, daß Fortuyn erwartete,
irgend etwas von ihm zu hören. Doch er hatte ihm nichts von
dem, was er in Berlin geſehen, geſagt. Daß Dr. Fortuyn zwei
Tage verreiſen wollte, war Wittebold nicht angenehm. Der
wäre vielleicht geblieben, wenn er ihm ſein Geheimnis
preis=
gegeben hätte, aber das wollte Wittebold auf keinen Fall.
Fortuyn beſtieg den Zug, der nach Dresden ging. Jur
Laufe des Tages hatte er in der Bauabteilung eine
mehrſtün=
dige Beſprechung mit Kampendonk und den Herren des
Bau=
büros gehabt. Kampendonk hätte Fortuyn gern einen längeren
Urlaub gegönnt. Doch der brannte darauf, die vorbereitenden
Arbeiten für die Aufnahme der Fabrikation ſelbſt in die Wege
zu leiten. Vor allem galt’s ihm, die keramiſchen Teile der
Apparatur und deren beſtmögliche Formgebung mit den
Fabri=
kanten ſelbſt zu beſprechen. Denn er war ſich bewußt, daß
gerade hierbei Theorie und Praxis ſich ſchwer vereinigen ließen,
daß es vigſerz Vorverſuche bedurfte.
(Fortſetzung folgt.)
Seite 10
Nummer 228
Dienstag, den 18. Auguſt 1931
Spoct, Sptel und Jacnen
Zu den Radfahrmeiſterſchaften in Kopenhagen.
Am 22. Auguſt beginnen in Kopenhagen die Weltmeiſterſchaften im Radfahren, die von nicht weniger als 19 Nationen beſtritten werden.
Oben von links nach rechts: Der letztjährige Weltmeiſter im Dauerfahren Möller=Deutſchland; der däniſche Berufsfliegermeiſter und
frühere Amateurweltmeiſter Falk=Hanſen; Steffes, der neue deutſche Berufsfliegermeiſter; Sawall, der in großer Form befindliche
frü=
here Weltmeiſter und diesjährige deutſche Meiſter im Dauerfahren. — Unten von links nach rechts: Die deutſchen Berufsſtraßenfahrer
Metze u. Thierbach; der belg. Dauerfahrer Linart; der letztjähr. Fliegerweltmeiſter Michard=Frankreich u. der holländ. Flieger Moeskops.
Fußball.
Viktoria Griesheim—FC. Egelsbach 5:1 (2:1).
Zum erſten Verbandsſpiel der diesjährigen Saiſon ſtanden
ſich obige Mannſchaften auf dem Viktoria=Sportplatz gegenüber.
Das Wetter war, abgeſehen von dem Regenſchauer während der
Halbzeit, günſtig, und ungefähr 400 Zuſchauer mögen Zeuge des
ſpannenden, fairen Spiels geweſen ſein, das in Hölz=
Franken=
thal einen guten Leiter hatte. Egelsbach wählte den Wind im
Rücken und hatte damit ein kleines Plus. Nachdem von
Gries=
heim einige Chancen ausgelaſſen wurden, erzielte Egelsbach den
Führungstreffer. Die Griesheimer Rothoſen ſtrengten ſich jedoch
jetzt doppelt an. Der Halbrechte Becker konnte den Ausgleich
er=
zielen, dem der Linksaußen Klippel bald einen Strafſtoß folgen
ließ. Nach dem Wechſel zeigte ſich Griesheim von der beſten
Seite. Unaufhaltſam wurde Angriff auf Angriff vor das
gegne=
riſche Tor getragen, aber auch das Griesheimer Hintertrio das
ſeine Sache heute beſonders gut machte, wurde voll beſchäftigt.
Durch Vorlage des Rechtsaußen erzielte Becker bald das 3. Tor.
Das 4. Tor reſultierte aus einem Schuß des Mittelläufers Kon.
Klippel, der von Dierks über den Kopf ins Tor verlängert
wurde. Kurz vor Schluß konnte durch ein 5. Tor das
Endergeb=
nis hergeſtellt werden. Wie ſchon erwähnt, hatte Griesheim in
ſeiner Hintermannſchaft einſchließlich der Läuferreihe keinen
Ver=
ſager. Im Sturm konnten Dierks und Friedmann nicht
beſon=
ders gefallen, ſie dürften aber in den kommenden Spielen ihre
Sache wieder beſſer machen. Becker dürfte im Verkehr mit ſeinen
Mitſpielern noch ein bißchen mehr Ruhe bewahren.
Kreisliga Südheſſen.
Die wenigen Spiele des zweitletzten Sonntags vor Beginn
der Verbandsſpiele hatten keine beſonders überraſchenden
Ergeb=
niſſe. Seltſamerweiſe halten die Vereine dieſes Jahr mit der
Austragung von Freundſchaftsſpielen, die doch als Generalproben
ſicherlich nützlich wären, ſichtlich zurück. So ſind diesmal nur die
Ergebniſſe der Spiele:
Zwingenberg—TV. Biblis komb. 3:3,
Bobſtadt—VfR. Bürſtadt 3:6,
Olympia Lampertheim—Spp. Herrnsheim 2:4.
Zum Teil wurden die Spiele vor einer mäßigen
Zuſchauer=
zahl unter ſtrömendem Regen durchgeführt. Spp. Herrnsheim
hat, ähnlich wie noch mehr Fußballvereine des Südheſſenkreiſes,
ein internes Leichtathletikfeſt abgehalten und dabei recht gute
Reſultate erzielt. Das Abſchlußfußballſpiel dieſes kleinen Feſtes
konnten die Einheimiſchen überraſchenderweiſe glatt gewinnen.
Am kommenden Mittwoch abend finden die leichtathletiſchen
Wettkämpfe des Südheſſenkreiſes auf dem Alemanniaplatz in
Worms ihren Abſchluß. Zur Austragung kommen in erſter Linie
200=, 400= 800= und 3000=Meter=Läufe, außerdem der 4X100=
Meter=Staffellauf ſowie der 100=Meter=Lauf der Fußballer,
4X100=Meter=Staffel für Alte Herren und die 5X100 Meter
ge=
miſchte (1 Schüler, 1 Jugendlicher, 1 Leichtathletin, 1 Aktiver
und 1 Alter Herr) Staffel.
Durch einen Motorradſturz verunglückte der 35 Jahre alte
Schiedsrichterobmann K. Bauer=Bürſtadt tödlich. Der
Südheſſenkreis betrauert in ihm einen tüchtigen Sportler und
guten Schiedsrichter.
Die Nakionalmannſchaft gegen die Schweiz.
Für den am 29. Auguſt 1931 in Bern zur
Durchfüh=
rung gelangenden elften Länderkampf gegen die Schweiz wurde
von der Deutſchen Sportbehörde nachſtehende Mannſchaft
aufge=
ſtellt:
100 Meter: Geerling=Frankfurt, Eldracher=Frankfurt 200
Meter: Geerling=Frankfurt, Mährlein=Frankfurt. 400 Meter:
Münzinger=Stuttgart, Nehb=Raſtatt, 800 Meter: Abel=Mannheim,
Stepp=Darmſtadt. 1500 Meter: Rath=Stuttgart, Fink=
Stuttgart 5000 Meter: Kapp=München. Helber 1.=Stuttgart.
4X100 Meter: Geerling=Frankfurt. Mährlein=Frankfurt.
Münzin=
ger=Stuttgart Eldracher=Frankfurt. 4X400 Meter: Münzinger=
Stuttgart. Nehb=Raſtatt, Maertens=Frankfurt, Pöſchl=München.
110 Meter Hürden: Barth=Stuttgart Sack=Frankfurt Weitſprung:
Dürr=Stuttgart, Kiefer=Freiburg. Hochſprung: Fliſter=Stuttgart,
Haag=Göppingen. Stabhochſprung: „Reeg=Rüſſelsheim. Huber=
Stuttgart. Kugelſtoß: Sievert=Hamburg, Schneider=Rüſſelsheim.
Speerwurf: Barth=Stuttgart. Dinkler=Heidelberg. Diskuswurf=
Buchgeiſter=Freiburg, Sievert=Hamburg.
Die Aachener Radrennen ſahen den Frankfurter Steher
Chriſt=
mann über 20 Km. und Adolf Schön=Wiesbaden über 30 Km.
ſiegreich.
Caracciola fuhr beim Internationalen Tatra=Rennen in
Za=
kopane mit 5:29:87 (81,850) die ſchnellſte Zeit des Tages.
Um dieſe Trophäe
kämpfen die ſchnellſten Flieger der Welk.
Der Schneiderpokal,
um den im September die ſchnellſten Flieger der Welt an der
engliſchen Südküſte ins Rennen gehen. Augenblicklich befindet
ſich die Trophäe im Beſitz der Engländer.
Schwimmen.
Deutſche Jugendkraft Darmſtadt.
Heute, Dienstag, abends 6½ Uhr, findet im Großen
Woog der angekündigte, Klubwettkampf zwiſchen dem D.J.K.
Schwimmverein Rhenania Köln und der Schwimmabteilung der
hieſigen D. J. K. ſtatt. Da Rhenania Köln Reichswaſſerballmeiſter
und Kreismeiſter 1931/1932 im Kreis Niederrhein iſt, wird die
hieſige Abteilung alle Kräfte aufbieten müſſen, um einigermaßen
günſtig abſchneiden zu können. Es kommen drei Staffeln und zwar:
3 X100 Meter Lagenſtaffel, 10 X 50 Meter Bruſtſtaffel, 5 X50
Meter Freiſtilſtaffel ſowie ein Waſſerballſpiel, zum Austrag.
Gaujugendmeiſterſchaften in Aſchaffenburg.
Bei regneriſchem Wetter fand im kalten Main das
Gau=
jugendfeſt ſtatt, unter Teilnahme von 13 Vereinen aus
Frank=
furt, Offenbach, Darmſtadt uſw. mit einer großen Zahl von
Wettkämpfern. Auch S=C. Jung=Deutſchland Darmſtadt war
durch eine anſehnliche Zahl Jugendlicher vertreten, die auch ſchöne
Erfolge davontrugen. In der Geſamtzahl der Siege und Plätze
ſchnitt Jung=Deutſchland mit am beſten ab. 9 Siege, 5 zweite,
4 dritte, darunter beſonders wertvolle Staffelſiege.
Ergebniſſe der einzelnen Rennen:
4X100 Meter Kraulſtaffel. Herrenjugend, Leiſtungskl. 1:
1. Jung=Deutſchland, 4:59 Min, mit (Schüßler, Kärcher,
Lam=
bert, Heyne); 2. Erſter Frankfurter S.=C. 5:01,5 — 50 Meter
Bruſt, Mädchen: 1. Nanna Meyer, Frankfurter S.=V., 49 Sek.;
2. Konſtanze Iven Jung=Deutſchland, 54 Sek.; 3. Anni
Zör=
giebel, J.=D., 55,2 Sek. — 200 Meter Kraul. Jahrg. 15/16. Kl. 2:
1. M. Struck. Offenbach 96. 2:47,6; 2. Laux, E.F.S.C., 3:01,1:
3. Brandis, J.D. 3:03,5. — Dasſelbe, Jahrgang 13/14, Kl. 1:
1. G Heyner J.D. 2:46,2; 2 Hoth, Offenbach 96, 2:52,6
3X100, Kraul, Herrenjugend, Kl. 2: 1. J.=D. in 4:11 Min.
(Schell, Brandis, Lambert); 2. Offenbach 96 4:13. — 50 Meter
Knabenkraul: 1. Paul Hamberger, J.=D., 37,2 (unter 23
Teil=
nehmern). — 100 Meter Bruſt für Herren: 15/16 Kl. 1: 1.
Wun=
denberg, J.=D., 1:31,5; 2. Janny. E.F.S.C., 1:31.9. — 15/16,
Kl. 2: 1. Zürtz, J.=D., 1:32. — 13/14, Kl. 2: 1. Kaiſer. J.
1:30,6; 2 Köhrer, Hanau 1:35; 3. Schell. J.=D., 1:37. — 4X50
Meter Knabenkraul: 1. Offenbach 96 2:43,8 2. J.=D. 2:46.
Damenbruſt, 100 Meter, 16/17: 1. Luiſe Schneider, J.=D., 1:47:
H Daur Offenbach 1:48 — 100 Meter Herrenkraul, Kl. 2
15/16: 1. Struck Offenbach 96, 1:14,5; 2. Brandis, J.=D., 1:20 7.
— Kl. 1. 13/14: 1. Schüßler, J.=D., 1:12,8; 2. Kaiſer, J.=D.,
3. Eimer, E.F.S.C., 1:13,
4. Heyne, J.=D., 1:14,2.
Kl. 2, 13/14: 1. Köhrer, Hanau, 1:17,7: 2. Lambert, 1:18.
Handball.
Polizei Worms - L.u. Sp.V. Braunshardf 8:7 (5:3).
Braunshard war gezwungen, zu dieſem Spiel mit mehreren
Erſatzleuten in Worms anzutreten, was ſich beſonders in der
Hintermannſchaft ſehr zum Nachteil auswirkte. Der Kampf
ver=
lief trotzdem ziemlich ausgeglichen. Der Sieg der Wormſer muß
als etwas glücklich bezeichnet werden, denn ein Unentſchieden
hätte dem Spielverlauf noch eher entſprochen. Großes
Schuß=
pech der Gäſte und die äußerſt ſtabile Hintermannſchaft der
Ein=
heimiſchen vereitelten den verdienten Ausgleich. Schiedsrichter
Krauß=Mannheim leitete korrekt. Unangenehm fiel das ſtändige
Reklamieren der Wormſer Elf gegen die Entſcheidungen des
Schiedsrichters auf. Braunshardt. Jugend — Polizei Darmſtadt.
1. Jugend, 3:3.
Das Handballſpiel Rot=Weiß — Alemannia Worms konnte
nicht ſtattfinden, da der von der Behörde geſtellte Schiedsrichter
nicht da war und es dem Platzverein trotz wiederholtem Bemühen
nicht gelang, einen neutralen Schiedsrichter zu erreichen.
Viktoria Griesheim—TV. Königſtädten 1:10 (0:7).
Ganz ſo ſchlecht wie das Reſultat ausdrückt, waren die
Gries=
heimer nun doch nicht. Königſtädten kam der ſtarke Rückenwind
in der erſten Halbzeit gut zuſtatten und konnte bis zur Halbzeit
7 Tore vorlegen. Die Griesheimer Mannſchaft hat trotz dieſer
Niederlage einen guten Gegner abgegeben und dürfte auch noch
Siege erringen. Für das tapfere Durchhalten bis zum Schluß
ge=
bührt der Mannſchaft dennoch ein Lob.
Aus dem Main=Rhein=Gau der 9.T.
Ausbildungsarbeit auf dem Gebiete des Frauenturnens.
Von den einzelnen Zweigen der Leibesübungen, die im
Main=Rheingau betrieben werden, nimmt beſonders das
Frauen=
turnen eine Vorrangſtellung ein. Dies konnte durch eine
inten=
ſive Ausbildungsarbeit, die ſich der Gau=Fachwart für das
Frauenturnen L. Klenk=Bensheim angelegen ſein läßt, erreicht
werden. Mit der Einrichtung der Gauſchule zur Ausbildung
tüchtiger Leiter und Leiterinnen von Turnerinnen=Abteilungen,
mit Jahresbeginn ins Leben gerufen, konnte eine erhöhte
Tätig=
keit im Frauenturnen innerhalb der Gauvereine feſtgeſtellt
wer=
den. Da die Tätigkeit der Gauſchule infolge der
Wettkampfver=
anſtaltungen eine Unterbrechung erfahren mußte, wird nun am
Mittwoch, den 19. Auguſt, abends 8 Uhr, die Lehrarbeit wieder
aufgenommen und folgen in nächſter Zeit noch einige ſolcher
Aus=
bildungsabende der Gauſchule. Die Lehrabende der Gauſchule
finden wie ſeither in der großen Turnhalle der Turngemeinde
Darmſtadt, Woogsplatz 5, ſtatt.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 37. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterfe.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar fe einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
6. Ziehungstag
15. Auguſt 1931
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
8 Gewinne zu 5000 q. 19266 86808 160363 304340
22 Oewinne zn 3000 M. 607 104519 110939 161429 243031 245529
283968 287492 308094 315145 343890
68 Bewinne zu 2000 M. 1841 4210 28227 48393 63412 60689 62493
66103 73907 74477 96330 104097 107488 140707 142988 164172
170980 198354 214286 2 1483 223456 248339 253842 259776 270806
271644 277662 288860 301473 324168 337468 364233 367000 372478
96 Gewinne zu 1000 M. 3125 10531 13238 00282 29836 32117
88450 81133 62785 77647 80712 94817 101634 162586 105601 168116
148231 188829 170783 175672 185669 187703 198976 903130 208809
214829 215653 227134 231618 235689 239486 241838 248371 249607
264111 283265 294823 306444 323817 335254 362578, 373878 382095
964850 387791 380923 391008 394430
192 Gewinne zu 600 M. 188 2366 10544 17766 17958 21658 21819
23320 04277 42714 45434 46199 46957 47771 54764 56936 57476
68031 69487 61480 62622 65265 65337 87127 70217 79820 82621
63963 864 18 93474 161067 107269 107893 121832 129022 136730
143454 154005 154800 155918 160981 161968 190457 191317 206768
212528 218012 222532 223344 234533 936968 240661 244375 247769
256732 266876 257421 258196 262809 269319 2759865 278312 286679
287723 294031 298651 300366 306129 317916 318726 319698 322642
323450 329728 333870 334531 336006 335786 340259 34 1686 357998
369986 362723 363188 366847 370780 371127 373978 375654 380388
380979 384590 385272 385444 387514 392644
In der beutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinmne m 10000 ℳ. 373613
4 Sewinne zu 6000 M. 224861 309319
18 Gewinne zu 3000 M. 104979 160060 163467 210611 272862
284983 334669 366800 368403
58 Bewinne zu 2000 M. 11337 24202 51487 69100 72590 101383
104513 127876 136452 139008 150777 159993 196952 197449 199951
9354 16 240996 248820 269626 281443 292161 300 132 300425 329781
366388 367278 381438 394214
112 Gewinne zu 1000 M. 839 5165 9716 18226 03327 32596 34531
86268 51061 52860 68070 62783 64302 80137 87868 107601 125884
128170 141844 145797 163617 167066 169473 187111 193618 199989
202695 205 132 224491 231206 244339 249742 268510 278214 279470
293966 298069 300839 307523 308896 315660 320216 327450 332726
341011 344743 356157 356450 363314 364411 366621 376578 387627
387867 394653 399532
200 Gewinne zu 500 M. 3076 5227 10476 13368 17018 18424 25242
26481 42419 42511 44977 47961 49608 61253 62174 55342 58715
66010 76068 81942 82045 84698 90264 92858 95296 97383 107457
107981 110591 111085 111257 140257 145428 166396 166842 171416
172208 175510 176277 180137 185357 1865504 189897 195738 216665
218140 218206 219462 221860 222554 223816 226930 230476 231026
231633 232261 236075 266545 262207 263068 266936 267948 267968
271168 272808 276766 282949 285163 588909 794890 596283 298492
302762 308874 316297 319712 320340 320471 321149 321618 327517
328980 330874 334379 338448 343997 354135 355411 366019 367112
372330 372722 377808 379237 379831 383428 384890 386553 388023
389106
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000, 2 Gewinne
zu je 500000, 2 zu je 300000, 2 zu je 200000, 4 zu je 100000,
6 zu je 75000, 6 zu je 50000 26 zu je 25000, 150 zu je 10000,
390 zu je 5000, 770 zu je 3000, 2374 zu je 2000, 4644 zu je
1000, 7696 zu je 500, 23334 zu je 400 Mark.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 18. Auguſt.
15.20: Hausfrauen=Nachmittag.
16.00: Bayreuth: Triſtan und Jſolde. Von Richard Wagner. —
In der 1. Pauſe: R. v. Scholtz: Die Wagnerſtadt Bayreuth. —
In der 2. Pauſe: H. W. v. Waltershauſen: Triſtan und Iſolde,
Geſtalten der Menſchheitsgeſchichte.
22.00: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 18. Auguſt.
10.10: Schulfunk: Luſtige Hörübungen. Klangfarbe und Tonhöhe.
15.00: Ing. Linke: Hundert Jahre elektriſche Induktion.
16.00: Bayreuth: Triſtan und Iſolde. Von Richard Wagner.
In der 1. Pauſe: R. v. Scholtz: Die Wagnerſtadt Bayreuth. —
In der 2. Pauſe: H. W. v. Waltershauſen: Triſtan und Jſolde,
Geſtalten der Menſchheitsgeſchichte.
22.00: Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
22.40: Das Volkslied als muſikaliſches Thema. Einführung: S.
Scheffler. Mitw.: Gertrud Schmidt, Olga Spannuth. Norag=
Orcheſter.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleton, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport= Karl Böhmanni
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer;
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
ſür den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Wills Kuble
Druck und Verlag: C.C. Wittſch — ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Der deutſche Außenhandel.
254 Millionen Mark Ausfuhrüberſchuß im Juli.
Gewebe aus Seide und Kunſtſeide + 2,2 Mill. RM.), Eiſenwaren
(+ 7 Mill. RM.), elektrotechniſche Erzeugniſſe (+ 7 Mill. RM.),
Wachſender Ausfuhrüberſchuß.
Papier und Papierwaren (+ 4 Mill RM.). Abgenommen hat
ens
Die tatſächliche Einfuhr im Juli beträgt 538 Mill. RM.
von den ausgewieſenen 563 Mll. RM. ſind rund 25 Mill. RM.
(s Ueberhöhung infolge der Lagerabrechnungen für bereits in
orangegangenen Monaten eingeführte Waren abzuſetzen).
Gegen=
ber dem Vormonat ergibt ſich demnach im Juli ein tatſächlicher
infuhrrückgang um 69 Mill. RM., von dem etwa 40 Mill. RM.
uf die Rohſtoffe 17 Mill. RM. auf die Fertigwaren und 12 Mill.
iM. auf die Lebensmittel entfallen.
Die Ausfuhr iſt von 713 Mill. RM. im Juni auf 792 Mill.
iM. im Juli geſtiegen; außerdem ſind im Juli Reparations=
Sach=
jeferungen im Werte von 35 Mill. RM. (Juni 33 Mill. RM.)
usgeführt worden. Die Zunahme der Ausfuhr, die insgeſamt
0 Mill. RM. beträgt, iſt ſtärker, als ſaiſonmäßig zu erwarten
dar; ſie entfällt faſt ausſchließlich auf die Fertigwaren, deren
Ab=
atz um 75 Mill. RM. geſtiegen iſt. Dabei iſt bemerkenswert, daß
ſer Preisindex für die ausgeführten Fertigwaren gegenüber dem
Vormonat nur um etwa 1 v. H. gefallen iſt.
Die Handelsbilanz für Juli ſchließt mit einem
tatſäch=
ichen Ausfuhrüberſchuß von 254 Mill. RM. ab; einſchließlich der
Keparations=Sachlieferungen überſteigt der Wert der ins
Aus=
and abgeſetzten Waren die Einfuhr um 289 Mill. RM.
Der Ruckgang der Rohſtoffeinfuhr beruht zu mehr als
er Hälfte auf der verminderten Einfuhr von Textilrohſtoffen
— 14 Mill. RM., darunter Wolle — 12 Mill. RM.) und
Oel=
rüchten (— 9 Mill. RM.). Ferner haben neben anderen
Roh=
offen Kalbfelle und Rindshäute ſowie rohe Pelzwerkfelle (
je=
beils — 3 Mill. RM.) Anteil am Einfuhrrückgang.
Die Lebensmitteleinfuhr hat zwar nach den
ſtati=
iſchen Anſchreibungen gegenüber dem Vormonat kaum eine
Ver=
nderung erfahren (++ 0,9 Mill. RM.); tatſächlich jedoch iſt ſie um
twa 12 Mill. RM. zurückgegangen, da die ausgewieſenen Zahlen
nfolge der Lagerabrechnungen zum Teil überhöht ſind. Dies gilt
nsbeſondere für die Einfuhr von Gerſte, die ausgewieſenermaßen
m 10 Mill. RM. geſtiegen iſt, tatſächlich jedoch nur um 4 Mill.
7M. zugenommen hat. Auch ſind die Einfuhrzahlen von
Gewür=
en, Reis und Mais aus dieſem Grunde als uberhöht
anzuſpre=
hen. Abgenommen hat in Uebereinſtimmung mit den
Anſchrei=
ungen die Einfuhr von Küchengewächſen (Gemüſen u. dgl.) um
„6 Mill. RM., von Eiern um 5,5 Mill. RM., von Südfrüchten um
„2 Milk. RM. von Schmalz um 2,2 Mill. RM., von friſchen
Kar=
offeln um 1.8 Mill. RM.
Der Rückgang der Fertigwareneinfuhr verteilt ſich
uuf verſchiedene Waren. Die Abnahme iſt tatſächlich ſtärker (— 17
Mill. RM.) als ausgewieſen (— 8,5 Mill. RM.), da die
Einfuhr=
ahlen für Gewerbe aller Art infolge Einbeziehung von
Abrech=
iungsbeträgen um 8 Mill. RM. überhöht ſind. Tatſächlich hat
jaher nicht eine Zunahme, ſondern eine Abnahme der Einfuhr
von Geweben ſtattgefunden.
An der Zunahme der Fertigwarenausfuhr um 75
Mill. RM. ſind insbeſondere beteiligt: nichtelektriſche Maſchinen
+22 Mill. RM., darunter Werkzeugmaſchinen + 16 Mill. RM.),
hemiſche Erzeugniſſe (+ 10 Mill. RM., darunter ſchwefelſaures
Kali + 5 Mill. RM.), Textilwaren (+ 9 Mill. RM. darunter
bewebe aus Wolle und anderen Tierhaaren + 6,5 Mill. RM.,
u. a. die Ausfuhr von Kleidung und Wäſche (— 3 Mill. RM.).
Die um 6 Mill. RM. höhere Ausfuhr von
Lebens=
mitteln beruht auf einer Abſatzſteigerung von Margarine
ſo=
wie pflanzlichen Oelen und Fetten (zuſammen + 5 Mill. RM.).
Von den wichtigſten Reparations=
Sachlieferun=
gen im Juli entfallen auf die Gruppe Rohſtoffe: Steinkohlen mit
5.2 (Vormonat 8,5) Mill. RM.; auf die Gruppe Fertigwaren:
Eiſenwaren mit 7.9 Mill. RM., nichtelektriſche Maſchinen mit 6,1
(Vormonat 7.3) Mill. RM. und Waſſerfahrzeuge mit 5,4 (
Vor=
monat 1,2) Mill. RM.
Außerhalb des reinen Warenverkehrs iſt die Ausfuhr von
Gold und Silber im Juli mit 411 Mill. RM. ausgewieſen.
Hierbei handelt es ſich in Höhe von 341 Mill. RM. um
nachträg=
liche Anſchreibungen von Goldabgaben der Reichsbank im Monat
Juni; davon ging nach Großbritannien 185 Mill. RM., nach den
Vereinigten Staaten von Amerika 109 Mill. RM. nach den
Nie=
derlanden 26 Mill. RM. und nach Frankreich 21 Mill. RM. Die
tatſächlichen Goldabgaben der Reichsbank betrugen mithin im
Juni 908 Mill. RM. An der tatſächlichen Goldausſuhr im Juli
in Höhe von 70 Mill., RM. ſind Goldabgaben der Reichsbank im
Werte von 66 Mill. RM. beteiligt, von denen 46 Mill. RM. nach
den Vereinigten Staaten von Amerika und 20 Mill. RM. nach
Großbritannien gingen.
* Die Außenhandelsbilanz für den Monat Juli iſt in mehr
als einer Beziehung intereſſant. Sie ſteht bereits unter der
Ab=
wicklung der Zahlungsſchwierigkeiten, die Mitte des vorigen
Mo=
nats durch die Bankfeiertage nach außen ihren Ausdruck fanden.
Intereſſant iſt immerhin, daß der Lebensmittelhandel durch die
Deviſenſperre nicht getroffen worden iſt. Offenbar iſt in der erſten
Hälfte des Monats Juli bereits eine volle Eindeckung für den
ganzen Monat vorgenommen und bezahlt worden. Dagegen
be=
wegt ſich die Einfuhr von Rohſtoffen und Fertigwaren auf ſtark
abſchüſſiger Bahn, während die Fertigwarenausfuhr erheblich
hinaufgegangen iſt. Unter dieſen Umſtänden iſt ein neuer
Aus=
fuhrüberſchuß in Höhe von 254 Millionen Mark zuſtande
gekom=
men. Wir glauben nicht, daß man im Ausland dieſe
Außenhan=
delsbilanz mit großer Freude aufnehmen wird. Der
Ausfuhr=
überſchuß macht ſich auch auf den ausländiſchen Warenplätzen ſehr
raſch bemerkbar. Dagegen wird es den ausländiſchen
Exporteu=
ren immer ſchwieriger, auf den deutſchen Markt zu gelangen. Die
Gründe dafür liegen auf der Hand. Deutſchland iſt durch das
Re=
parationsſyſtem nach jeder Richtung hin leiſtungsunfähig
gewor=
den. Es muß ſich jetzt allerſchärfſten Einſchränkungen
unter=
werfen, um ſich einigermaßen über Waſſer zu halten. Dazu
ge=
hört auch die Ablehnung jener Waren, die im eigenen Lande
er=
zeugt werden. Auch dieſe Handelsbilanz iſt mit ein Grund,
mög=
lichſt raſch durch eine vernünftige Löſung des
Reparationspro=
blems auch die deutſche Wirtſchaft wieder aufnahmefähig zu
machen.
Regelung der Stickſtoffeinfuhr.
Amklich wird mitgeteilt: Nach dem Außerkrafttreten der
internatio=
nalen Stickſtoffvereinbarungen und dem Scheitern der internationalen
Stickſtoffverhandlungen iſt auf dem Stickſtoffweltmarkt eine ſo große
Be=
unruhigung eingetreten, daß auch der deutſche innere Markt infolge von
Einfuhr zu Schleuderpreiſen in ſchwere Erſchütterungen zu geraten
droht und daß der Fortgang der Produktion in Deutſchland und damit
auch die geregelte Verſorgung der Landwirtſchaft mit ſtickſtoffhaltigen
Düngemitteln gefährdet iſt. Da bei der gegenwärtigen
außergewöhn=
lichen wirtſchaftlichen Lage derartige Erſchütterungen für die deutſche
Volkswirtſchaft unerträglich wären und lebenswichtige Interſſen des
Landes gefährdet würden, hat ſich die deutſche Regierung genötigt
ge=
ſehen — neben den bereits vorher ergriffenen Maßnahmen —, die
Ein=
fuhr von ſtichſtoffhaltigen Düngemitteln von einer Einfuhrbewilligung
abhängig zu machen. Sie folgt damit dem Beiſpiel einiger anderer
Länder wie z. B. Frankreich, Polen und der Tſchechoſlowakei, die bereits
ihren Markt durch Einfuhrverbote abgeſchloſſen haben und denen noch
andere Länder ſich anzuſchließen im Begriff ſtehen. Die Verordnung
des Reichswirtſchaftsminiſters iſt im „Reichsanzeiger” vom 17. Auguſt
veröffentlicht und tritt am 18. Auguſt 1931 in Kraft.
Wirkſchaftliche Rundſchan.
Neue ſüd= und weſtdeutſche Mehlpreisfeſtſetzung. Die Süddeutſche
und die Weſtdeutſche Mühlenkonvention haben am 17. ds. Mts. vier
ver=
ſchiedene Mehlpreiſe herausgegeben, nämlich: „Weizenmehl, hergeſtellt
nach den alten Vorſchriften aus 40 Prozent Auslands= und 60 Prozent
Inlandsweizen, zu 40,25 RM. Inländiſches Weizenmehl aus 100
Pro=
zent deutſchem Weizen per Auguſt zu 36,50 RM., per September=
Novem=
ber zu 36 RM. Mehl aus 27 Prozent Auslands= und 73 Prozent
In=
landsweizen zu 39,50 RM. per September=November (bisher 34 bis
36 RM.).
Adam Opel A.=G., Rüffelsheim. Die der General Motors
Corpo=
ration naheſtehende Adam Opel A.=G. in Rüſſelsheim weiſt für das
Ge=
ſchäftsjahr 1930 einen Bruttogewinn von 12,49 (im Vorjahre für das
durch Verlegung des Geſchäftsjahres 1 Jahr und 5 Tage umfaſſende
Ge=
ſchäftsjahr, für das zwei Bilanzen aufgeſtellt wurden, insgeſamt 13,24)
ibungen auf Anlagen und Material wur=
ten 10,49, Steuern 2,38, ſoziale Abgaben 1.30, Zinſen 0,88, Liquidationen
2,16 und das Delkrederekonto 1,96 (im Vorjahre nicht ſpezialiſiert
ins=
geſamt 11,24). Es verbleibt alſo ein Verluſtſaldo von 13,88, der ſich
nach Heranziehung des Reſervefonds auf 12,19 ermäßigt (im Vorjahre
237 Mill. RM. Verluſt, um den ſich der geſetzliche Reſervefonds von
406 auf 1,69 Mill. RM. verminderte). Im Geſchäftsbericht wird hervor=
Behoben, daß die bereits im Jahre 1929 begonnene Umſtellung des
Fabri=
kationsprogrammes faſt zu Ende geführt wurde. Es erfolgte insbeſondere
Die Herſtellung der neuen Modelle des 1,8=Liter=Wagens und der 1,5
Tonnen und 2 Tonnen Blitz=Laſtwagen. Die gleichzeitige Produktion
Eines großen Teiles der bisherigen Modelle, die zum Teil eine weſentliche
Verbeſſerung erfahren haben, verurſachte Doppelbelaſtungen und erhöhte
Alsgaben. Die Vorteile des neuen Programms konnten ſich im Be=
Eichtsjahre noch nicht auswirken. Das Fahrradgeſchäft hat unter der
ge=
cwächten Kaufkraft des Publikums gelitten; der Anteil der Geſellſchaft
im geſamten deutſchen Fahrradabſatz ſei jedoch geſtiegen. — Die Bilanz
berzeichnet (in Mill, RM.) Kaſſe und Bankguthaben mit 0,10 (0,84),
Debitoren ſtark ermäßigt mit 4,22 (16,13, auf die Abſchreibungen in Höhe
Son 5,5 vorgenommen wurden), Rohmaterialien, Halb= und Fertig=
Norikate ebenfalls vermindert mit 12,35 (22,02), dagegen Grundſtücke,
Debäude Maſchinen und Einrichtungen erhöht mit 67,51 (55,69) Auf
der Paſſivſeite erſcheinen neben den 60 Mill. RM. Aktienkapital die
reditoren und Bankſchulden mit 19.37 (20,02), noch nicht fällige
Ver=
bſtichtungen mit 2,41 (2,31), Hypotheken mit 0,41 (0,42) und Reſerven
fur Abſchreibungen auf Anlagen und ſonſtige Reſerven mit 17,77 (14,75).
Im laufenden Geſchäftsjahre ſei der Ankeil der Opelwerke am
Inlands=
ſärtre weiter geſtiegen, und das Exportgeſchäft habe ſich ebenfalls
zu=
friedenſtellend entwickelt.
Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer A.=G., Frankfurt a. M. Wie aus
Derwaltungskreiſen der Adlerwerke vorm. H. Kleyer A.=G. verlautet,
abſichtigt die Geſellſchaft, zum 21. Auguſt 12—1400 Arbeitern der 2200
ann ſtarken Belegſchaft zu kündigen. Infolge der Abfatzkriſe auf dem
Aukomobilmarkt ſieht ſich die Verwaltung zu dieſer Maßnahme ge=
Neungen, die in erſter Linie der Lagerräumung dienen ſoll. Man hoffe,
Me erwa 4—6wöchiger Produktionseinſchränkung die Fabrikation neuer,
ENr gefragter Modelle in verſtärktem Maße durchführen zu können. Im
SEgenſatz zu dem Schreibmaſchinengeſchäft, das ebenfalls unter Abſatz=
Awierigkeiten leidet, werde in dem dritten Fabrikationszweig der Adler=
Wier, dem= Fahrngdgeſchäft, zufriedenſtellend gearbeitet,
Berliner Deviſen=Beſtſehung vom 11. Auguſt.
Geld Brief Geld Brief Helſingfors 10.587 10.607 Spanien 36.01 36.09 Wien 59.14 59.26 Danzig 81.67 81.83 Prag 12.47 12.49 Japan 2.080 2.084 Budapeſt 73.43 73.57 Rio de Jan. 0.266 0.268 Sofia 3.057 3.063 Jugoſlawien 7.413 7.427 Holland 169.78 170.12 Portugal 18.55 18.59 Oslo 112.49 112.71 Athen 5.45 5.46 Kopenhagen. 112.49 112.71 Iſtambul Stockholm 112.54 112.76 Kairo 20.94 20.98 London 20.447 20.487 Kanada 4.191 4.199 Buenos Aires 1.223 1.227 Uruguay 1.998 2.002 New York 4.209 4.217 Island 92.21 92.39 Belgien 58.64 58.76 Tallinn 112.24 112.46 Italien 22.05 22.09 Riga 81.22 81.38 Paris 16.49½ 16.53½ Bukareſt 2.504 2.510 Schweiz 82.00 82.16 Kaunas 42.01 42.09Produkkenberichke.
Mannheimer Produktenbericht vom 17. Auguſt. Weizen inländ.
ſofort (Auguſt) 25—25,50, Roggen inländ. ſofort (Auguſt) 21—21,50,
Hafer inländ, alter Ernte 18—19, neuer Ernte 15,50—17, Gerſte (
Brau=
gerſte) bad. heſſ. 16,50—18,50, Soyaſchrot (Mannh Fabr.) prompt 12,25
bis 12,50, Biertreber mit Sack 10,25—10,75, Trockenſchnitzel 6—6,25,
Wie=
ſenheu loſe 4,80—5,2, Luzernkleeheu 5—5,60, Stroh: Preßſtroh Roggen=
Weizen 3,30—3,50, Hafer=Gerſte 2,80—3, geb. Stroh Roggen=Weizen 2,70
bis 2,90, Hafer=Gerſte 2.40—2,60, Weizenmehl Spezial 0 mit Sack Auguſt
40,25 September=November 36, Roggenmehl mit Sack 29—31, feine
Wei=
zenkleie mit Sack 9,75—10, Erdnußkuchen 12,20—12,50. Tendenz feſt.
Frankfurter Produktenbericht vom 17. Auguſt. Weizen neuer Ernte
247,50—250 Roggen neuer Ernte 210—212,50, Wintergerſte neuer Ernte
170—175, Hafer alter Ernte 195—205 Weizenmehl ſüdd. 40,25—40,75,
dito niederrh. 40,25, Roggenmehl 29—30,50, Weizenkleie 9,60—9,75
Rog=
genkleie 9,60—9,75, Erbſen 32—37, Linſen 25—65, Heu ſüdd. 4, Weizen=
und Roggenſtroh drahtgepr. 3, dito gebündelt 2,75—3, Treber 10—10,75.
Tendenz feſt. Ab nächſten Mittwoch kommen die neuen Mehlmarken
ſüdd, und niederrh. Mühlen zur Notierung.
Berliner Produktenbericht vom 17. Auguft. Am Produktenmarkte
fehlten heute beſondere Anregungen. Das Angebot in beiden
Brot=
getreidearten hält ſich nach wie vor in ziemlich engen Grenzen, da die
Erntearbeiten, die durch das unbeſtändige Wetter fortwährend
unter=
brochen werden recht dringlich geworden ſind. Für Weizen bekunden die
Mühlen gute Nachfrage, das Preisniveau für Effektivware hat aber
gegenüber Samstag kaum eine weſentliche Aenderung erfahren, während
am Lieferungsmarkte ſtärkere Deckungsnachfrage beſteht. Noggen blieb
bei ziemlich geringen Umſätzen im Preiſe gut gehalten. Für Mehl
be=
ſteht ausſchließlich Bedarfsnachfrage, die Preiſe blieben ſowohl für
Wei=
zen= als auch für Roggenmehle unverändert. Bei Hafer gehen
For=
derungen und Gebote im allgemeinen zu ſtark auseinander, als daß ſich
größeres Geſchäft entwickeln könnte, Umſätze bleiben auf Bedarfskäufe
des Konſums beſchränkt. Gerſte ruhig bei ziemlich unveränderten
Preiſen.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 17. Aug.:
Getreide. Weizen: Sept. 49½, Dez. 53, März 55%, Mai 57½;
Mais: Sept. 45½, Dez. 39.50, März 42, Mai 43.75: Hafer: Sept.
21½, Dez. 23½, Mai 26½; Roggen: Sept. 33½, Dez. 37.50,
März 40.50, Mai 41.50.
Schmalz: Sept. 7.55, Okt. 7.45, Dez. 6.62½.
Speck, loko 7.25.
Schweine: leichte 7.40—7.65, ſchwere 5.60—6.60;
Schweine=
zufuhren: Chicago 28 000, im Weſten 88 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 17. Aug.:
Schmalz: Prima Weſtern 8.25; Talg, extra, loſe 278.
Getreide. Weizen: Rotwinter 61½, Hartwinter 62½; Mais,
loko New York 65.50; Mehl, ſpring wheat clears 4.00—4.35;
Fracht: nach England 1,6—2,3 Schilling, nach dem Kontinent
8—8.50 Cents.
Kakao. Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze: 102; Loko: 478;
Sept. 4.83, Okt. 4.91, Dez. 5.08, Jan. 5.18, März 5.35, Mai 5.49,
Inli 5,71,
Keine Börſe im Auguft.
* Zwiſchen Preußen und dem Reich haben in den letzten Tagen
wiederholt Beſprechungen ſtattgefunden, die ſich um die
Wieder=
eröffnung des Börſenverkehrs drehten. Es wurde bereits davon
geſprochen, daß ſchon am 20. Auguſt mit einem vollen
Börſen=
betrieb zu rechnen wäre. Inzwiſchen iſt man aber wieder anderer
Meinung geworden. Am Montag fand in Berlin unter dem
Vor=
ſitz des preußiſchen Handelsminiſters eine Beſprechung mit den
Vorſtänden der Berliner, Frankfurter und Kölner Börſe ſtatt die
als Ergebnis die einmütige Auffaſſung zutage förderte, daß es
doch noch nicht angängig ſei, ſchon jetzt den freien Börſenverkehr
wieder herzuſtellen. Infolgedeſſen iſt mit einer Wiedereröffnung
der Börſen vor Ende des Monats nicht zu rechnen.
Vorausſicht=
lich wird auch noch der Ultimo vorübergehen, ſo daß als früheſter
Termin das Ende der erſten Septemberhälfte in Frage kommt
Man iſt ſich natürlich vollkommen im klaren darüber, daß mit
Beginn der Notierungen weitere Kursnachläſſe eintreten dürften,
wenn auch die Hoffnung beſteht, daß vielleicht doch die unterſte
Grenze allmählich erreicht iſt. Die Gefahr läßt ſich aber nicht von
der Hand weiſen, daß wegen der Zinsverhältniſſe aus dem
Publi=
kum heraus namentlich feſtverzinsliche Wertpapiere abgeſtoßen
werden. Hier ſoll nun Vorſorge getroffen werden, und zwar in
Zuſammenarbeit mit der Reichsbank. Es iſt nicht beabſichtigt, das
auf den Markt kommende überſchüſſige und nicht unterzubringende
Material durch eine beſonders zu bildende Organiſation
aufzu=
fangen. Wohl aber ſoll verſucht werden, etwaige Schwierigkeiten
vorſorglich zu überwinden. Wie das im einzelnen zu geſchehen
hat, iſt noch Gegenſtand von Beratungen der zuſtändigen Stellen.
Zunächſt bleibt es jedenfalls noch beim bisherigen Zuſtand.
Zu Beginn der neuen Woche konnte man in den Bankbüros
eine ziemliche Enttäuſchung feſtſtellen. Da alle ſchwebenden
Pro=
bleme in keiner Beziehung bisher weitergekommen ſind, bleibt
nichts anderes übrig, als abzuwarten. Nachdem der franzöſiſche
Miniſterbeſuch nun endgültig verſchoben worden iſt, ſcheinen auch
die Verhandlungen in Baſel ins Stocken geraten zu ſein. Bei der
geſtrigen Sitzung des Zehner=Ausſchuſſes kam trotz ſechsſtündiger
Dauer nichts Poſitives heraus. Es wurden nur die Fragen der
Rembourskredite und das Problem der ausländiſchen
Mark=
anleihen in Deutſchland erörtert. Auf die Reiſe nach Berlin hat
man verzichtet, und man hofft, die Konferenz am Mittwoch
ab=
ſchließen zu können. Auch in New Yorker Finanzkreiſen iſt man
der Meinung, daß man der akuten Finanzſchwierigkeiten in
Deutſchland nunmehr Herr geworden iſt, und daß ſich das Intereſſe
für die weitere Zukunft daher auf die Baſeler Vorſchläge
konzen=
triere. Auch über die Wiedereröffnung der Börſe waren die
An=
ſichten geſtern allgemein peſſimiſtiſcher Die Bedenken für den
Pfandbriefmarkt hatten eine Entſcheidung im preußiſchen
Han=
delsminiſterium für den Termin des 20. Auguſt im negativen
Sinne zur Folge. Die ſonſtige Regelung aller akuten
Banken=
fragen dürfte durch Notverordnung noch in dieſer Woche erfolgen.
Blättermeldungen, die von einem „Fünf=Männer=Kollegium” für
die Bankenaufſicht oder einem „Neunerausſchuß für das
Bank=
gewerbe” wiſſen wollen, erwecken alſo irrige Eindrücke. Es
han=
delt ſich um nichts anderes, als um einen ſogenannten
Wirtſchafts=
ausſchuß des Reichskabinetts, dem auch Vertreter der Reichsbank
und der preußiſchen Staatsregierung angehören.
Der erſte Tag des freien Zahlungsverkehrs in Ungarn nimmt
einen völlig ruhigen Verlauf, und auch die Hartgeldknappheit hat
völlig aufgehört. Sonſt wurde aus dem Auslande geſtern wenig
Intereſſantes hinſichtlich der Effektenmärkte gemeldet. Paris
er=
öffnete gut behauptet, jedoch war das Geſchäft äußerſt gering.
London zeigte nach uneinheitlicher Eröffnung einen ausgeſprochen
trägen Verlauf. Bemerkenswert blieb die weitere Erholung der
braſilianiſchen und deutſchen Bonds. Bei letzteren waren
Hoff=
nungen maßgebend, denen zufolge das Problem der kurzfriſtigen
Kredite bald überwunden ſein ſollte.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 17. Auguſt ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 74.50 RM.
Die
Notie=
rungen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes
(die Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte
Lieferung und Bezahlung) ſtellten ſich für
Originalhüttenalu=
minium, 98= bis 99proz in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren
auf 170 RM. desgl. in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 174 RM.,
Reinnickel, 98= bis 99proz 350 RM. Antimon Regulus 51—53,
Feinſilber (1 Kilogr. fein) 37.50—39.50 RM.
Biehmärkke.
Mannheimer Viehmarkt vom 17 Auguſt. Auftrieb: 224 Ochſen,
175 Bullen, 191 Kühe, 345 Färſen, 574 Kälber, 25 Schafe, 3579 Schweine,
8 Ziegen. Preiſe für 50 Kilogramm Lebendgewicht in RM.: Ochſen
a) 44—46, b) 35—38, c) 37—40, Bullen a) 33—36. b) 31—34, c) 30—32,
Kühe a). 30—34, b) 24—2, c) 2—33, d) 15—17, Färſen a) 46—48,
b) 40—43, c) 36—38, Kälber b) 60—64, c)5—60, d) 50—54, c) 44—48,
Schafe b) 30—34, Schweine a) 58—60, b) 58—60, c) 59—60, d) 59—60,
e) 56—58, f) 50—55, g) 48—52, Ziegen pro Stück in RM. 12—24.
Markt=
verlauf: Großvieh mittel, geräumt; Kälber mittel, geräumt; Schweine
mittel, geringer Ueberſtand.
Frankfurter Viehmarkt vom 17. Auguſt „Aufgetrieben waren 1327
Rinder, 291 Ochſen, 144 Bullen, 485 Kühe, 381 Färſen, ferner 615
Käl=
ber, 99 Schafe, 5852 Schweine. Bezahlt wurde pro Zentner
Lebend=
gewicht: Ochſen al) 43—47 a2) 38—42, b1) 33—37; Bullen a) 36—39,
b) 30—35, Kühe a) 34—37, b) 30—33, c) 22—29, Färſen a) 43—47, b) 38
bis 42, c) 32—37; Kälber b) 55—59, c) 49—54, d) 43—48; Schafe nicht
notiert; Schweine a) 58—61, b) 57—61, c) 56—61, d) 56—60, e) 53—58.
Marktverlauf: Rinder rege, zum Schluß abflauend, ausverkauft;
Schweine ruhig, ſtark abflauend, ausverkauft; Kälber und Schafe ruhig,
geräumt. Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch 1 70—78, dito 2 60—70,
Bullenfleiſch 64—68, Kuhfleiſch 2 50—60, dito 3 30—40, Schweinefleiſch 1
72—75. Geſchäftsgang rege Rundſchau: Am Rindermarkt wurde bei
anfangs regem, zum Schluſſe abflauenden Geſchäftes ausverkauft. Beſſere
Qualitäten waren ſehr geſucht. Am Schweinemarkt war der Auftrieb
etwas ſtärker als in der Vorwoche, bei regem, im Verlaufe ſtark
ab=
flauendem Geſchäft wurde ausverkauft. Kälber und Schafe bei ruhigem
Geſchäft geräumt.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Durch Aushang wurde die Stillegung der Guſtav=Grube in
Roten=
bach in Schleſien mit Wirkung vom 31. Auguſt ab bekanntgegeben. Die
geſamte Belegſchaft, beſtehend aus etwa 750 Mann, erhielt heute die
Kündigung Ob und in welchem Umfang die Melchior=Grube in
Bit=
tersbach ſtillgelegt wird, iſt noch nicht entſchieden. Bisher wurden
Kün=
digungen nicht vorgenommen.
Die Zahlungseinſtellung der Herrenkleiderfabrik Oppenheimer u. Co.
in Frankfurt a. M. iſt in der Hauptfache durch Kreditkündigung einer
Großbank erfolgt. Der Status iſt noch nicht fertiggeſtellt; die Paſſiven
belaufen ſich auf etwa 400 000 RM. Es ſind bereits Verhandlungen im
Gange, den Fortbeſtand der Firma zu ſichern.
Die Spar= und Gewerbebank zu Leipzig G. m. b. H. hat ihre
Zah=
lungen eingeſtellt. Auf dem Wege des gerichtlichen Vergleichsverfahrens
dürfte eine volle Befriedigung der Gläubiger erreicht werden.
Wie die Preſſeſtelle beim Landesausſchuß Sächſiſcher
Arbeitgeberver=
bände mitteilt, hat der Arbeitgeberverband des ſächſiſchen
Transport=
gewerbes den mit dem Geſamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen
Betriebe und des Perſonen= und Warenverkehrs im Freiſtaat Sachſen
am 16. Oktober 1930 abgeſchloſſenen, auf den 1. November 1931
künd=
baren Mantel= und Lohntarifvertrag zum 31. Oktober gekündigt.
Die Bank von England empfing geſtern 200 000 Pfund Sterling
Münzgold und exportierte 2000 Pfund Sterling Münzgold.
Drei Banken der Stadt Toledo, die Ohio Savings Truſt Cy. die
Commercial Guardian Truſt Cy und die Commercial Savings Truſt
Cy., die zuſammen über 100 Millionen Dollar an Mitteln verfügen,
haben ihre Schalter wegen Illyquidität ſchließen müſſen. Der Status
der Banken ſoll vollkommen in Ordnung ſein. Die Leiter der Banken
behaupten, daß lediglich der Run, der vor einigen Tagen einſetzte und
durch nichts begründet ſei, zur ZahlungsEinſtellung geführt habe.
Seite 12
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Regie: Edward Sedwick.
Im wahrsten Sinne des Wortes
rutscht Buster Keaton in
diesem Film ins Filmland.
Um-
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gerät er auf dem Wege zum
Film-
ruhm in Situationen von
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reißender Komik.
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Ab heute
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Fritz Greiner.
Tausende des Tiroler Volkes wirken
in dem historisch echten
Freiheits-
kampf mit.
Uberwältigend ist, wie das Tiroler
Volk hinter dem überlebensgroßen
Christuskreuz in die Schlacht zieht.
Für das Tiroler Volk ist Andreas
Hofer tragisches Geschick.
Hoff-
nung und Tröstung zugleich, und
für Deutschland ist er das Urbild
schlichten Heldentums und das
Sinnbild der Treue.
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