Darmstädter Tagblatt 1931


06. August 1931

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Bei wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 1. Kuguſt
bis 31. Auguſf 2.18 Reichsmark und 22 Pfennig
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Donnerstag, den 6. Auguſt 1931.
194. Jahrgang
Nummer 216

27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspig.
Finanz=Anzelgen 40 Reichspfg. Rellamezelle (92 mm
breit) 2 Reichsmark. Anzelgen von auswärts 40 Reichspfg.
Finanz=Anzelgen 60 Reſchspfg. 92 mm breilte Relſame=
zeilſe
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(4 Dollar 4.20 Maril. Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
jſede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzeigene
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung, fällt ſeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und Darm=
ſädter
und Natſonalbank.

Zene koloeroronang doet hie Opnrlaffen.
Die Reichsregierung zu Eingriffen in die Organiſakion (Aufhebung oder Zuſammenlegung) der Spar= und
Girokaſſen ermächkigk. Den Spar= und Girokaſſen die Gewährung von Kommunalkrediken
unkerſagl. Neue Nolverordnung über die Ernkefinanzierung in Vorbereikung.

Der erſte Freigabe Tag.
Reibungsloſer Bollzug des Bankenverkehts
im ganzen Reich.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der Reichskanzler, der am Mittwoch abend in Beglei=
ung
des Reichsaußenminiſters Dr. Curtius nach Rom abge=
eiſt
iſt, will am Montag abend ſchon, wieder in
Zerlin ſein, wohl vielleicht wegen der Folgen, die aus dem
reußiſchen Volksentſcheid möglicherweiſe entſtehen können, haupt=
ichlich
aber wohl, um die Arbeiten an dem Programm
er wirtſchaftlichen Selbſthilfe tunlichſt raſch zu
inde zu führen. Man nimmt aber in unterrichteten Kreiſen
n, daß die Vorbereitungen bis zur endgültigen Durchführung
och einige Wochen in Anſpruch nehmen werden, weil der Kom=
lex
der Fragen, die zur Behandlung ſtehen, außerordentlich groß
t. Jedes einzelne Problem, ſobald man es erſt einmal anpackt,
iſt wieder zwangsläufig andere Probleme aus. Wir denken da=
ei
nur an die Frage der Hauszinsſteuer, deren Sen=
ung
an ſich billig und notwendig wäre, wobei aber doch gleich=
eitig
die Frage beantwortet werden muß, aus welchen
uellen der hauptſächlich für die Länder zu er=
artende
Ausfall ergänzt werden ſoll.
Verhältnismäßig weit ſind die Vorbereitungen nur gediehen
ei der Finanztechnik. Die Freigabe des Bankenverkehrs hat ſich
r ganz Deutſchland reibungslos vollzogen. In der nächſten Woche
Ill auch die Sperre für die Sparkaſſen aufgehoben werden. Hier
nd die Bedenken gegen eine Freigabe natürlich ſehr viel größer,
deil die Gefahr beſteht, daß trotz aller Beruhigungsverſuche ge=
ade
der kleine Sparer ſein Guthaben zurückzieht. Es gilt alſo,
ür alle Fälle erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung zu
tellen, um einen Run abzuſtoppen.
Die weikeren Maßnahmen der Reichsregierung.
Gleichzeitig iſt die Reichsregierung durch eine neue Notver=
rdnung
ermächtigt zu weitgehenden Eingriffen in die ganze
rganiſation der Sparkaſſen und Girokaſſen. Sie kann ſogar, ſo=
eit
ſie es für notwendig hält, einzelne Kaſſen aufheben oder
ehrere zuſammenlegen, wobei gleichzeitig alle Kommunalkredite
5gedroſſelt werden, jedenfalls ſoweit ſie bisher von den Spar=
id
Girokaſſen gegeben wurden. Nebenher gehen die Bera=
ngen
über eine beſondere Aufſicht des Reiches über die Groß=
inken
. Der Reichskanzler hat in ſeiner Rundfunkrede angekün=
gt
, daß auch perſonelle Veränderungen vorgenommen werden
Uen, hauptſächlich wohl bei der Danatbank und der Dresdner
ank. Es ſcheint aber auch, als ob die Abſicht beſteht, Depoſiten
id Emmiſſionsbanken voneinander zu trennen und das ganze
ufſichtsrecht etwa nach amerikaniſchem Muſter auszugeſtalten.
is dieſe Fragen bereinigt ſind, wird wohl auch an eine Wieder=
offnung
der Börſe kaum zu denken ſein. In unterrichteten Krei=
t
reihnet man damit früheſtens zum 1. September. Aber über
le Fragen wird erſt eine Entſcheidung fallen lange nachdem
r Kanzler aus Rom zurückgekehrt iſt.
Die Berordnung des Reichspräſidenken
Der die Spar- und Girokaſſen ſowie die kommunglen
Giroverbände und kommunglen Kredikinſtikuke.
Berlin, 5. Auguſt.
Die Verordnung des Reichspräſidenten über die Spar= und
irokaſſen ſowie die kommunalen Giroverbände und kommunalen
reditinſtitute vom 5. Auguſt 1931 hat folgenden Wortlaut:
8 1.
(1) Die Reichsregierung iſt ermächtigt, bei den öffentlichen
er dem öffentlichen Verkehr dienenden Spar= und Girokaſſen,
vie bei den kommunalen Giroverbänden und kommunalen Kredit=
ſtituten
die zu einer zweckmäßigen Geſtaltung der Organiſation
orderlichen Maßnahmen zu treffen, insbeſondere beſtehende
itzungen zu ändern und neue Satzungen einzuführen; ſie kann zu
ſem Zwecke insbeſondere Einrichtungen und Anſtalten aufheben,
ammenlegen und neu begründen.
(2.) Die Reichsregierung kann die in Abſatz 1 bezeichneten Be=
4niſſe auf die oberſte Landesbehörde übertragen.
8 2.
Die in (1.) genannten Spar= und Girokaſſen, Giroverbände
2 Kreditinſtitute ſind bis auf weiteres zur Abgabe wechſelmäßi=
Erklärungen nach näherer Beſtimmung der oberſten Landes=
zörde
befugt; die Rechtswirkſamkeit der Wechſelverpflichtungen
von ſolchen Beſtimmungen abhängig.
8 3.
Den in § 1 genannten Spar= und Girokaſſen, Giroverbänden
O Kreditinſtituten iſt bis auf weiteres unterſagt, Anleihen, Dar=
en
und Kaſſenkredite an Gemeinden, Gemeindeverbände und
dere öffentlich=rechtliche Körperſchaften und Anſtalten unmittel=
* oder mittelbar zu gewähren.
84.
Die Vorſchrift des § 2 tritt mit Wirkung vom 1. Auguſt 1931
Kraft; die Verordnung tritt im übrigen mit ihrer Verkündung
Kraft.

Die Ernkefinanzierung.
Roggen-Magazinierung. Ausfuhrſcheine für Weizen
und Roggen. Lagerſcheinrechk für Gekreide.
* Berlin, 5. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Das Reichskabinett hat vor der Abreiſe des Kanzlers die
Vorſchläge, die der Reichsernährungsminiſter über die Finan=
zierung
der neuen Ernte gemacht hat, im weſentlichen angenom=
men
, vorbehaltlich der Regelung weiterer Einzelheiten in einer
Beſprcchung, die am Donnerstag noch zwiſchen dem Ernährungs=
miniſter
und dem Finanzminiſter ſtattfinden ſoll. Die Regelung
iſt ſo gedacht, daß zunächſt einmal ein Quantum von etwa
300 000 Tonnen Roggen magaziniert werden
ſoll, um eine Verſchleuderung des Getreides zu
derhindern. Das Reich ſtellt dazu einen Kredit von etwa
60 Millionen RM. zur Verfügung. Außerdem werden Aus=
fuhrſcheine
für Weizen und Roggen geſchaffen, die
dem Exporteur zur Verfügung geſtellt werden
und zur Wiedereinfuhr einer entſprechenden
Getreidemenge in der zweiten Hälfte des Wirt=
ſchaftsjahres
berechtigen. Dabei iſt offenbar daran
gedacht, daß dieſe Ausfuhrſcheine in großem Stile von dem
amerikaniſchen Farmeramt ſofort aufgekauft und zu barem Gelde
gemacht werden, wofür wir dann im Winter ein entſprechendes
Quantum amerikaniſchen Weizen übernehmen müſſen. Eine
neue Notverordnung wird darüber hinaus ein beſcnderes
Lagerſcheinrecht für Getreide ſchaffen. Nach beſtimm=
ten
Qualitätsmerkmalen wird das Getreide dann ſtandardiſiert
und dadurch die Möglichkeit geſchaffen ein ſolches Standard=
getreide
zu lombardieren wobei für dieſes Lombardgerreide ein
bevorzugter Reichsbankdiskont in Ausſicht genonimen iſt.
Die Kaſſen unker der Lupe.
Die Reichskaſſenlage befriedigend. Große Sorgen
wegen der Finanzlage der Kommunen.
BB. Berlin, 5. Aug. (Priv.=Tel.)
Es iſt unmöglich, ſich gegenwärtig ein klares Bild über die
Lage der öffentlichen Kaſſen zu machen. Soweit ſich die Dinge
überſehen laſſen, kann man lediglich bei der Reichskaſſe
feſtſtellen, daß in Verfolg der Steuerfluchtverordnung ihre Ein=
nahmen
nicht unbefriedigend ſind, was im Hinblick auf
die geſamte Wirtſchaftslage ſchon ein begrüßenswertes Zeichen iſt.
Wie man aus gut unterrichteter Quelle hört, wird die zweite
Auszahlung der Beamtengehälter am 10. d. M. in
vollem Umfange erfolgen, und man glaubt ſogar, am
Ultimo die geſamten Septembergehälter auszahlen zu können.
Die Ueberweiſungen des Reiches an die Länder
ſind durchweg erfolgt, ſo daß auch nach dieſer Richtung hin bei
Ländern und Gemeinden keine Schwierigkeiten entſtehen können.
Dagegen macht die Finanzlage der Kommunen an ſich große
Beſorgniſſe, und man wird wohl kaum um radikale Maßnahmen
herumkommen können, um die notwendigen Erſparniſſe zu erzie=
len
. Dabei hat der Städtetag die Abſicht, in gewiſſer Hinſicht
den Staatsmaßnahmen zuvorzukommen und bereits ſeinerſeits
außerordentlich harte und ſcharfe Maßnahmen in Vorſchlag zu
bringen, um das Defizit von 1 Milliarde abzudecken und
die Zahlungen für die Wohlfahrtserwerbsloſen ſicherzuſtellen. Da=
bei
handelt es ſich in erſter Linie um einen radikalen Auf=
gabenabbau
, und zwar von ſolchen Aufgaben, die den Kom=
munen
zugewieſen waren. Insbeſondere ſoll das Berufsſchulweſen
in breitem Umfange eingeſchränkt werden, was allerdings voraus=
ſetzt
, daß eine Aenderung der beſtehenden Beſtimmungen über die
Berufsſchulpflicht erfolgt. Außerdem will man auch auf dem
übrigen Schulgebiet zu weiteren Einſchränkungen kommen, was an
ſich bedauerlich iſt, nach Lage der Dinge aber kaum zu umgehen
ſein wird. Auch die Anteile der Kommunen an der Förderung
der Volksgeſundheit, wie ſie in Zuſchüſſen an Krankenhäuſer und
allgemeine Geſundheitspflege beſtehen, werden eine ſtarke Ein=
ſchränkung
erfahren müſſen. Dadurch dürften zwar die charitati=
ven
Verbände in Schwierigkeiten kommen, doch wird man, wie
man hört, verſuchen, einen gewiſſen Ausgleich zu ſchaffen.
Nach den vorläufigen Schätzungen glaubt der Städtetag, auf
dieſe Weiſe die Hälfte des Defizits abzubauen. Es wird zuvor
allerdings noch zu beſonderen Verhandlungen mit Reich und Län=
dern
kommen müſſen, doch ſteht ſchon jetzt feſt, daß der größte Teil
der ins Auge gefaßten Maßnahmen trotz der Schädigungen und
Härten, die ſich daraus für die Allgemeinheit ergeben, durchgeführt
werden muß. Ebenſo werden die Länder kaum um einen Abbau
herum können. Man rechnet bereits damit, daß in abſehbarer Zeit
im Zuſammenhang mit den großen Wirtſchaftsproblemen ein der=
artiges
Abbauprogramm aufgeſtellt wird.

Der Janus=Kopf des Kreml.
Von unſerem Berichterſtatter.
N. Moskau, Auguft 1931.
Die Verſchärfung der weltpolitiſchen Lage, die durch die
Wirtſchaftskriſe und den deutſchen Kreditzuſammenbruch ent=
ſtanden
iſt, hat in der Räteunion ihre eigenen Auswirkungen
gezeitigt. Noch nie hat das offizielle Blatt, die Jsweſtija im
Zeitraum von drei Wochen eine ſolche Fülle von Leitartikeln
einem einzigen Thema dazu einem außenpolitiſchen! ge=
widmet
. In einer Zeit, in der die entſcheidende Erntekampagne
im Gange iſt, in der das Schickſal der Finanzen des Staates
von Erfolg oder Mißerfolg der neuen Anleihe entſchieden wer=
den
ſoll und allerwärts die Auseinanderſetzungen über die in
der Stalinrede angekündigten Parteirichtlinien andauern, will
dies für die Sowjetpolitik ſehr viel beſagen.
Es unterliegt keinem Zweifel: die durch die deutſchen Er=
eigniſſe
hervorgerufene Weltkriſe hat auch die Sowjetpolitik in
Aufruhr gebracht. Der Ring, mit dem ſich die Sowjets gegen
die kapitaliſtiſche Umwelt abgeſchloſſen haben, wird immer
läſtiger. Denn die andere Seite davon iſt Iſolierung, Beiſeite=
ſtehen
. Man iſt Zeuge der Auseinanderſetzung der führenden
Weltmächte über alle die politiſche Gegenwart berührenden
Fragen und ſteht draußen. Man ſieht im Kreml zwar
deutlich die Grenzen der eigenen Möglichkeiten, man erkennt vor
allem das Mißverhältnis zwiſchen Können und Wollen, aber
man fürchtet eine nochmalige letzte Einigung der kapitaliſtiſchen
Staaten und glaubt an die Gefahr, Objekt dieſer Einigung zu
ſein. Dabei bietet die kriſenhafte Zuſpitzung der europäiſchen
Verhältniſſe allerdings den Komintern ſo manche Hoffnung,
daß nunmehr ihr Weizen mächtig in die Aehren ſchießen werde
aber auch dies braucht vor allem einen geſunden Mutterſtaat.
Daß Rußland aber heute ohne ausländiſche Kredite ſchlechter=
dings
nicht mehr lebensfähig iſt, iſt ſchon zu einer Binſenweis=
heit
geworden. Daher die Unruhe und die Unſicherheit, mit der
die Entwicklung verfolgt wird. Und das Beſtreben, ſich aktiv
in den Gang der Ereigniſſe einzuſchalten.
Als die Danatbank ihre Schalter ſchloß und die Eutwick=
lung
in Berlin ſich überſtürzte, veröffentlichte der bekannte, letzt=
hin
erſt wieder von Stalin in Gnaden aufgenommene Karl
Radek einen Aufſatz in der Isweſtija, in dem er ſich die
größte Mühe gab, haarklein zu beweiſen, warum und wieſo
Amerika und England nie und nimmer die Aufgabe der von
Frankreich geſtellten exorbitanten politiſchen Forderungen ver=
langen
würden. Radek argumentiert, daß innerhalb dieſes
Mächtedreiecks jeder Partner auf die beiden anderen eiferſüch=
tig
ſei, aber jeder ſich auch den anderen warm zu halten trachte,
um ihn gegen den dritten zu verwenden. Somit habe Deutſch=
land
in der Tat keinerlei Ausſichten, mit den Angelſachſen
etwas gegen Frankreich auszurichten; es ſei als beſiegtes Volk
ifoliert, und der einzig Verbündete ſei und bleibe
die Sowjetunion. Die politiſchen Bedingungen Frank=
reichs
an Deutſchland nannte die Isweſtija ein verzehn=
fachtes
Verſailles und ſchrieb: Wenn England und
Amerika mit dieſen Bedingungen einverſtanden ſein ſollten, ſo
würde dem deutſchen Volk damit eine Kriegserklärung über=
reicht
werden. Wenige Tage ſpäter geißelte das Blatt die
Heuchelei der Verhandlungspartner, von denen jeder nur dar=
auf
bedacht ſei, Deutſchland ſeine eigenen, für ihn vorteilhaften,
für die beiden anderen unvorteilhaften Bedingungen aufzu=
zwingen
, und einen Tag darauf gab es folgende Formulierung
für die Lage: Die ganze kapitaliſtiſche Welt denke nichx etwa
daran, Deutſchland auszukurieren, ſondern einzig daran, wie
ſie ſich ſelbſt auf deutſche Rechnung geſund machen könnte‟. Wie
man in Moskau generell über die ſogenannten Rettungspläne
für Deutſchland denkt, wird am beſten in einer Karikatur dar=
geſtellt
, die die Isweſtija am 25. Juli brachte. Briand, Laval,
Macdonald, Stimſon und Brüning ſtehen vor einer Muſter=
kollektion
von Fanginſtrumenten, wie Handſchellen, Schlingen,
Käfigen, Ketten uſw., um aus dieſer Sammlung den richtigen
Plan ausfindig zu machen.
Daß man ſich aber hüten ſollte, die Liebesbezeugungen der
Sowjets allzu wörtlich zu nehmen, das haben die Räte ſelbſt
ziemlich eindeutig unterſtrichen. Hieß es auf der einen Seite,
jetzt gehe es für Deutſchland ums Ganze, jetzt ſei die Gelegen=
heit
da, die Feſſeln abzuſtreifen, (d. h. durch Errichtung der
proletariſchen Diktatur, durch ein Sowjetdeutſchland), ſo ließ man
auf der anderen Seite durch nichts erkennen, daß die Politik
gegenüber dem bourgeoiſen‟ Deutſchland ſich um ein Jora
geändert hätte. Als nämlich die ruſſiſche Handelsver=
tretung
in Berlin durch die Verordnung der Regierung
Brüning über den Verkehr mit Deviſen in ihrer Bewegungs=
freiheit
etwas eingeſchränkt wurde, ſoll ſie geharniſchte
Vorſtellungen in der Wilhelmſtraße erhoben haben,
und gar die Ausſichten einer Krediteinſchränkung haben die
hieſige Preſſe in helle Wut gebracht. Man konnte es wieder
hören in dieſen Tagen, daß Moskau nur Geſchäfte auf Gegen=
ſeitigkeit
und unter voller Garantie der Handlungsfreiheit für
ſeine Vertretungen mache, daß es aber auch noch andere Ge=
legenheiten
habe, ſeine Beſtellungen unterzubringen uſw.
Und dieſe Drohungen wurden noch um einige Grad geſteigerk,
als in Moskau ein Berliner Bericht der Wiener Freien Preſſe‟
bekannt wurde, demzufolge die Amerikaner angeblich in Berlin
darauf hingewieſen hätten, daß eine Kreditgewährung natür=
lich
auch eine gewiſſe Modifizierung der deutſchen Oſtpolitik
zur Folge haben müßte. Man wird dieſen amerikaniſchen
Hinweis in Berlin gewiß auch verſtehen können, ſo ſoll der
Wiener Korreſpondent gefolgert haben, und dieſe Schlußfol=
gerung
veranlaßt die Isweſtija zu einem ganzen Leitartikel,
in dem ſchwerſtes Geſchütz gegen Deutſchland aufgefahren, es
aber auch geradezu beſchworen wird, im eigenſten Intereſſe
nur ja keine Weſtorientierung vorzunehmen.
So bleibt die offizielle Moskauer Deutſchlandpolitik auch
weiter mißtrauiſch und undurchſichtig. Sie ſchwimmt im Fahr=
waſſer
der unzulänglichen beſten Freundſchaft wie Moskau
ſie verſteht, d. h. pendelt zwiſchen Drohungen, Liebesbezeugun=
gen
und Beſchwörungen hin und her. Wobei man es ge=
fließentlich
vermeidet, über eine andere Entwicklung zu ſprechen,
die zwar mit der augenblicklichen deutſchen Kriſe und der Ver=
ſchärfung
der weltpolitiſchen Lage nicht in urſächlichem Zuſam=
menhang
ſteht, auf die Geſamtſituation aber ſtärkſtens zurück=
wirken
kann. Die ſcharfe Verurteilung der fran=
zöſiſchen
Kreditpolitik gegenüber Deutſchland

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Donnerstag, den 6. Auguſt 1931

Seite 2
hindert nämlich Moskau nicht im geringſten, ein
Spiel vorſichtig ausgedrückt mindeſtens
zu dulden, das um Frankreich=Polen=Rußland
im Gange iſt. Der ehemalige franzöſiſche Botſchafter in
Moskau, Herbette, hat lange Zeit fieberhaft verſucht, als Gegen=
ſpieler
des verſtorbenen Brockdorff=Rantzau aufzutreten. Bei
Tſchitſcherin, den bekanntlich freundſchaftliche Bande mit dem
deutſchen Grafen verbanden, hatte er keinen Erfolg, obwohl er
ſich zeitweiſe ſo exponierte, daß er ſich in der Sowjetöffentlich=
keit
außerordentlich radikal gab. Nun haben aber ſowohl das
ruſſiſche Kreditbedürfnis wie allem Anſchein nach politiſche In=
tereſſen
der Pariſer Regierung die Grundlage für ruſſiſch=
franzöſiſche
Verhandlungen abgegeben und man weiß, daß die
Pariſer Beſprechungen zunächſt zu einer gegenſeitigen Aufhebung
der Handelsbeſchränkungen geführt haben. Will man Gerüch=
ten
, die übrigens keineswegs abwegig erſcheinen, Glauben ſchen=
ken
, wird dieſer vorläufige Akkord nur der Anfang einer offen=
bar
auf franzöſiſche Initiative eingeleiteten politiſchen Aktion
ſein, die für die Wilhelmſtraße von beſonderem Intereſſe ſein
wird. Hinüber und herüber werden ſchon ſeit langem Fäden
geſponnen und erinnert man ſich der ſenſationell freundſchaft=
lichen
Begrüßung zwiſchen Briand und Litwinow bei der letzten
Genfer Tagung, ſo wird es klar, daß man auch in Moskau be=
ſtrebt
iſt, Frankreich ein freundliches Geſicht zu zeigen. Es
wird offen von dem bevorſtehenden Abſchluß
eines politiſchen Nichtangriffspaktes geſpro=
chen
und man wird bei uns wohl wenig erſtaunt
ſein, wenn man hört, daß natürlich auch Polen
von dieſer neueſten Freundſchaft profitieren
ſoll. Dazu iſt aber noch zu ſagen, daß der polniſche Ge=
ſandte
Patek vor zwei Wochen in beſonderer Miſſion in
Warſchau weilte, worauf der Ton der polniſchen Preſſe gegen
Moskau ſich von einem Tag zum anderen radikal änderte. Und
in den nächſten Tagen erhält Moskau den Beſuch des ehe=
maligen
polniſchen Finanzminiſters Matuſchewſki, wie es heißt,
eines beſonderen Vertrauensmannes Pilſudſkis. Das ſind
Tatſachen, die zunächſt auf eine Aenderung der fran=
zöſiſch
=polniſchen Politik gegenüber Moskau
ſchließen laſſen. Es iſt nicht unbekannt, daß Polen eine Stabi=
liſierung
ſeiner Grenzverhältniſſe im Oſten anſtrebt, um die
Hände nach dem Weſten freizubekommen; es iſt weiterhin von
einem franzöſiſchen Kredit an Moskau die Rede (der bekannt=
lich
noch ſtets politiſcher Natur geweſen iſt) und die Prawda‟
hat neulich faſt allzu unmißverſtändlich ausgerufen: Frank=
reich
iſt die größte Kapitalmacht der Welt wir
müſſen Verſtändigung mit Frankreich ſuchen!

Scharfe Richklinien
für die Handhabung der Deviſen=Sperre.
* Berlin, 5. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die Reichsregierung hat zur Bewirtſchaftung der Deviſen,
die den Landesfinanzämtern unter Hinzuziehung von Vertretern
der Reichsbank überwieſen worden iſt, Richtlinien herausgehen
laſſen, die außerordentlich ſcharf gehalten ſind. Sie gehen da=
von
aus, daß es in der nächſten Zeit gilt, den De=
viſenbedarf
möglichſt einzuſchränken, um die
Einfuhr, wenigſtens der Rohſtoffe und der wich=
tigſten
Lebensmittel ſicherzuſtellen. Es ſind des=
halb
in dieſer Liſte drei Warengruppen verzeichnet:
Gruppe 1. enthält im weſentlichen Rohſtoffe. Hier ſoll die
Deviſenzuteilung unbeſchränkt erfolgen. Bei der
Gruppe 2., in der Halbfertigfabrikate eingereiht ſind und
andere Waren, deren Einfuhr in gewiſſem Umfang notwendig
erſcheinen, wird, ſoweit Bewilligung erfolgt, dieſe von der Deviſen=
lage
abhängig gemacht. Die Bewilligung kann in einzelnen
Fällen bis zum Höchſtbetrage von 10 000 RM. erfolgen. Zur
Gruppe 3., für die ein Einfuhrbedarf zur Zeit nicht aner=
kannt
wird, gehören alle anderen Waren, alſo nicht nur Luxus=
artikel
, ſondern auch Fertigwaren, Südfrüchte und vieles andere.
Man wird hieraus erſehen können, daß aus dieſer Regelung
erhebliche Schwierigkeiten entſtehen können, weil die Gefahr be=
ſteht
, daß die betreffenden Länder ſich in der gleichen Weiſe
wehren und die Einfuhr deutſcher Waren zu verhindern ſuchen.
Wir hoffen aber, daß dieſe Folgen ſich umgehen laſſen werden,
zumal es ſich nur um eine vorläufige Regelung handelt, die
geändert werden kann, ſobald wir gegen weitere Kapitalabzüge
geſichert ſind und die aufgehoben werden kann in dem Augen=
blick
, wo uns hinreichend Gelder zur Verfügung ſtehen. Jeden=
falls
iſt zur Zeit die Lage ſo ernſt, daß wir uns wehren müſſen
gegen jede überflüſſige Einfuhr. Gerade das Ausland iſt es
ja, das derartige ſcharfe Deviſenvorſchriften gewünſcht hat, weil
es ſich davon eine Abhilfe gegen die weit überſchätzte deutſche
Kapitalabwanderung verſprach. Es darf ſich jetzt nicht wundern,
wenn dieſe Waffe ſich nun auch gegen die Einfuhr nach Deutſch=
land
wendet. Es iſt dies eine unvermeidbare Folge.

Vom Tage.
Der Segelflieger Kronfeld, der am Mittwoch nachmittag auf
der Waſſerkuppe geſtartet war, landete am Abend in Freienbohl
bei Arnsberg. Die Entfernung von der Waſſerkuppe nach Freien=
bohl
beträgt rund 176 Kilometer Luftlinie. Mit dieſem Flug, der
bei ganz geringer Luftbewegung durchgeführt wurde, hat Kron=
feld
ſeine alte Meiſterſchaft erneut bewieſen. Die Leiſtung Kron=
felds
bedeutet den Höhepunkt des ganzen diesjährigen Wett=
bewerbs
und muß in Anbetracht der meteorologiſchen Umſtände
ganz beſonders hoch eingeſchätzt werden.
Auf der Waſſerkuppe fand am Mittwoch abend mit einer kleinen
Feier die Bekanntgabe der Sieger des diesjährigen Rhön= Segel=
flug
=Wettbewerbs ſtatt. Sieger im Wettbewerb 1931 wurde
Groenhoff=Frankfurt a. M., Zweiter wurde Hirth=Stuttgart und
Dritter Kronfeld=Wien.
Der Reichspräſident empfing geſtern die beiden ausländiſchen
Sachverſtändigen Profeſſor Sprague, amerikaniſcher Berater der
Bank von England, und Wallenberg (Schweden), welche die
Reichsregierung in der letzten Zeit mit ihrem Rat unterſtützt
haben, in einer längeren Audienz.
Auf Grund der Ermittelungen der politiſchen Polizei des Ber=
liner
Polizeipräſidiums wurde der kommuniſtiſche Schriftſteller
Johannes Mönk verhaftet, der im Verdacht ſteht, am 1. Auguſt
bei den Unruhen in der Frankfurter Allee den Polizeihauptwacht=
meiſter
Viebig durch einen Schuß ſchwer verletzt zu haben.
Der Vorſtand des Deutſchen und des Preußiſchen Städtetages
hat beſchloſſen, angeſichts der ſchweren Finanzlage der Städte die
für Ende September in Ausſicht genommene diesjährige Jahres=
verſammlung
des Deutſchen und des Preußiſchen Städtetages aus=
fallen
zu laſſen.
Die Verhandlungen für die Gewährung einer Anleihe der
B. J.Z. an Ungarn ſtehen vor dem Abſchluß. Der für die Anleihe
urſprünglich ins Auge gefaßte Betrag von 7 Millionen Pfund iſt
auf 5 Millionen Pfund herabgeſetzt worden, wovon Frankreich
3 Millionen und Italien eine halbe Million Pfund übernehmen
würden, während ſich in den Reſt von 1,5 Millionen Pfund ſchwei=
zeriſche
, holländiſche und amerikaniſche Banken teilen würden.
Präſident Hoover hat einen Plan zur Bekämpfung der
Arbeitsloſigkeit bekannt gegeben, der öffentliche Bauten im Wert
von 300 Millionen Dollar vorſieht. Mit der Ausführung dieſes
Programms ſoll ſo ſchnell wie möglich begonnen werden.

Grundſähliche Einigung in den Skillhalfe=Berhand
lungen mit den franzöfiſchen Banken.

EP. Paris, 5. Auguſt.
Direktor Schlieper von der Deutſchen Bank, der die Pariſer
Beſprechungen über die Stillhaltung der franzöſiſchen Kredite an
Deutſchland geführt hat, iſt, wie die Agence Economique et Fi=
nangiere
meldet, mit den franzöſiſchen Banken zu einer grund=
ſätzlichen
Einigung gekommen. Am Donnerstag wird eine Voll=
ſitzung
der Vertreter der franzöſiſchen Banken ſtattfinden, in der
ein Bericht des Ausſchuſſes entgegengenommen werden wird, der
mit Schlieper verhandelt hat. In Berlin werde zurzeit ein auf
die Freigabe der Scheck=Konten bezüglicher Vorſchlag der Pariſer
Bankiers geprüft, und man hoffe in Paris, daß dieſem Antrag
ſtattgegeben werde. Das Finanzblatt will ferner wiſſen, daß
Schlieper in ſeinem Bericht, den er vor ſeiner Abreiſe nach Lon=
don
der deutſchen Regierung übermittelt habe, ganz beſonders die
liebenswürdige und verſöhnliche Haltung der franzöſiſchen Groß=
banken
hervorgehoben habe, die ein weit größeres Entgegenkom=
men
bewieſen hätten als andere Gläubiger Deutſchlands, wie zum
Beiſpiel die ſchweizeriſchen und holländiſchen Banken, die im Hin=
blick
auf die Tatſache, daß die ganze Angelegenheit, namentlich in
England, ſich noch im Stadium der Unterſuchung befinde, erklär=
ten
, daß ſie vorläufig nicht in der Lage ſeien, bereits jetzt einen
endgültigen Beſchluß in dieſer Angelegenheit zu faſſen.
Die Skillhalkeforderungen der amerikaniſchen Banken
EP. New York, 5. Auguſt.
Obwohl über das Ergebnis der Verhandlungen des amerika=
niſchen
Stillhalteausſchuſſes offiziell nichts mitgeteilt worden iſt,
verlautet aus gut unterrichteter Quelle, daß der nach London ge=
kabelte
Text ein grundſätzliches Einverſtändnis der amerikaniſchen
Banken mit den deutſchen Vorſchlägen enthält, das aber erſt nach
der Zuſtimmung der übrigen ausländiſchen Banken endgültig wer=
den
könne. Die amerikaniſchen Bankiers ſollen ſich damit einver=
ſtanden
erklärt haben, daß in erſter Linie die Coupons der deut=
ſchen
Staatsanleihen und anderer Obligationen aus dem Deutſch=
land
noch zur Verfügung ſtehenden Deviſenbeſtand bezahlt wer=
den
. Dann ſollten die Anſprüche der Exporteure an die Reihe
kommen, die neue Lieferungen, z. B. von Baumwolle, Kupfer uſw
nach Deutſchland ausführen. Das Bankier=Syndikat, das deutſche
Akzepte gekauft und den amerikaniſchen Provinz=Banken weiter=
verkauft
hat, verlange an dritter Stelle die Berückſichtigung ſeiner
Forderungen, damit nicht zwiſchen ihm und ſeinen Käufern Strei=
tigkeiten
über die Bezahlung entſtehen.

Nummer 216

Der Rechksſtreik um die Zollunion.
Eine ſonderbare franzöſiſche Rechlsauffaſſung
Nach Abſchluß der Plädoyers iſt, wie bereits gemeldet,
Vertretern Deutſchlands und Oeſterreichs, den Profeſſoren By
und Kaufmann, Gelegenheit zu einer Replik gegeben worden
Sowohl Profeſſor Bruns wie Profeſſor Kaufmann haber
bisher angeſtrebt und bleiben erſichtlich auch weiter bemüht,
reine Rechtsfrage, die dem höchſten Gerichtshof der Welt zur
fung vorliegt, als ſolche, d. h. als rechtliches Problem zu be.
deln. Sie konnten aber in ihrer Antwort an der Tatſache
vorübergehen, daß von verſchiedenen Gegnern das umgeke
Verfahren beobachtet, d. h. eine Politiſierung der Angelegen
verſucht und ſogar den internationalen Richtern eine Art mor
ſchen Zwanges angeſonnen worden iſt, ſich gegen die öſtereich
deutſche Theſe zu entſcheiden.
Profeſſor Kaufmann gab für Oeſterreich dem Empfin;
Ausdruck, das jeder objektiv Denkende bei Prüfung der Einr
dungen haben muß, mit denen die großen Geſichtspunkte des ö
reichiſch=deutſchen Plans bekämpft, heruntergezogen und entn
licht werden ſollten. Daneben hat er das Spiel mit Worten,
Verſuche gegeißelt, aus einzelnen Ausdrücken der Verträge
des Protokolls, die Oeſterreichs beſondere Verpflichtungen
gründen, Argumente zur Bekämpfung des Zollunionsplanes
ſchmieden. Daß der Begriff der Unabhängigkeit von jeher
auch im Völkerbundspakt weſentlich, vielleicht ſogar ausſchlieſ
als Unverletzlichkeit des ſtaatlichen Territoriums verſtanden u
daß die Bezeichnung compromettre keineswegs ſo weit au
dehnt werden dürfte, wie das von tſchechoſlowakiſcher Seite
ſchehen iſt, wo man die Unabhängigkeit einer Gefährdung
ſetzen darunter verſtanden wiſſen will , das alles vermochte 2
feſſor Kaufmann durchaus überzeugend vorzutragen. Und ſchl
lich hat er mit dem Vergleich des Rechtszuſtandes, wie er
der Anſicht der Gegner wäre, mit einem Käfig für Oeſterreich,
nur unter dem gleichzeitigen Druck von 14 Schlüſſeln geöffnet1
den könnte, ein ſehr eindringliches und klares Bild geſchaf
Denn die 14 Mächte, um die es ſich handelt, haben verſchied
Intereſſen, würden alſo ihr Vetorecht nicht kollektiv, ſondern
zeln und je nach dieſen Intereſſen ausüben, und damit, wie
feſſor Kaufmann ausführte, von der Unabhängigkeit Oeſterre
nur noch die Freiheit zum Sterben übrig laſſen".
Der Kurioſität halber kann man dieſen überzeugten und ü
zeugenden Vorträgen der beiden Vertreter einer gerechten S
zunächſt nur noch ein Wort aus der Duplik Paul=Boncours
gegenhalten: Die Tatſache, daß der Vertragspartner Oeſterre
gerade Deutſchland ſei, trage bereits einen Grund zu ſtarker
unruhigung in ſich, die einer Bedrohung der öſterreichiſchen Un
hängigkeit gleichkomme. Wenn das eine Rechtsauffaſſung
dann wird man ſich fragen müſſen, was der franzöſiſche Vertr
unter Gleichberechtigung der Nationen, ſei es auch nur in Fr
der Rechtsgleichheit vor dem höchſten Gerichtshof, zu verſtehen
neigt iſt!

5

2

Die Bariſer Preſſe zum Volkseniſcheid.
A Paris, 5. Auguf
Die franzöſiſche Preſſe widmet ganze Spalten dem prei
ſchen Volksentſcheid und ſtellt ihn als die letzte Entſcheidt
der deutſchen Politik dar. Man hütet ſich im allgemeinen
Prophezeiungen und auch vor einer ſtrengen Analyſierung
politiſchen Möglichkeiten, die aus der Auflöſung des preußiſe
Landtages folgen würden. Man hört überhaupt kein Wort d
über, wie in Preußen die Lage tatſächlich iſt. Dagegen w
von allen, Seiten unabläſſig betont, daß der Erfolg der Vol
begehrens die vollſtändige Erſchütterung des Vertrauens
Deutſchland nach ſich ziehen würde.
In hieſigen Finanzkreiſen fällt man keine ſo kategoriſd
Urteile. Man betrachtet die Finanzlage Deutſchlands jetzt weſe
lich optimiſtiſcher und will alle Schwierigkeiten auf den Man
des politiſchen Einverſtändniſſes mit Frankreich zurückführ
Ganz im Gegenteil zu der Auffaſſung über England, deſ
Politik man durch eine verzweifelte finanzielle und wirtſche
liche Lage hin und her geriſſen glaubt. Es iſt intereſſaur, tr.
dem ſich jetzt die franzöſiſche Preſſe darüber gerne ausſchwe
daß in Paris die finanzielle Lage Englands für weit ſchlimn
gehalten wird als die Deutſchlands. Die engliſche Induſt
ſoll im Vergleich zur deutſchen desorganiſiert ſein und
Mangel an Organiſation ſoll auch auf anderen Gebieten b.
herrſchen. So funktioniert zum Beiſpiel die Arbeitsloſend
ſicherung nach der Auffaſſung der beſten franzöſiſchen Fachle=
in
Deutſchland glänzend, während ſie in England gauz d
ſagen ſoll. Ebenſo behauptet man, daß auf dem innerfranz!
ſchen Markte die deutſchen Waren die engliſchen ſtark verdrau
ten. Es iſt nicht unſere Aufgabe, dieſe Auffaſſungen, die
Frankreich als ſelbſtverſtändlich gelten, auf ihre Richtigkeit
prüfen. Sie bilden aber zweifellos einen feſten Beſtandteil 1
herrſchenden politiſchen Einſtellung.

Der eintte 4ag in Nei Yott.
Man iſt mit der Europa herübergekommen. Zum erſten=
mal
in Amerika in New York. Man hat in den Weltſtäoten
Berlin, Paris, London gelebt; man kommt alſo nicht vom
Lande aber dennoch. New York überwältigt zunächſt.
Ja, ſo fängt es an. Man kommt in ſein Hotel am oberen
Broadway. Sauſt 11 Stockwerke herauf. Sieht aus ſeinem Zim=
mer
ſchwindelnd in die Tiefe. Später ja, da lacht man.
11 Stockwerke. 50 ſind noch eine Kleinigkeit. Das Empire
State Building, das vor wenigen Tagen eröffnet wurde, hat 97.
Am nächſten Morgen lieſt man, als man frühſtücken gehen
will, am Lift den Anſchlag: Frühſtück im Speiſeſaal 75 Cents.
Niedrigere Preiſe in der Cafeteria. Man überlegt. Der Speiſe=
ſaal
wird vermutlich ſo ſein, wie alle Speiſeſäle in allen
Hotels. Aber Cafeteria, das iſt ſicher typiſch amerikaniſch.
Erſtens das und zweitens billiger. Alſo in die Erde zu
Cafeteria. Ja und da ſteht man nun. Sieht ſich hilfeſuchend
um. Was tun die anderen? Dann geht man energiſch auf ein
Tablett los. Ergreift eine Papierſerviette, in die Meſſer, Gabel
und zwei Teelöffel eingewickelt ſind. Dann begibt man ſich zu
den ausgeſtellten Herrlichkeiten und ſchiebt ſich mit ſeinem
Tablett entlang. Chronologiſch nach Verbrauchsordnung auf=
gereiht
. Erſt die Grapefruits. Jede auf einem kleinen Berg
von Eis. In der Mitte der angeſchnittenen Frucht eine hell=
rote
Kirſche. Apfelſinenſaft Ananasſaft diverſe Kompotts.
Tomato=Cocktail. Durchaus legal zu deutſch: Tomatenſaft.
Dann die Backwaren. Echte deutſche Brötchen Hörn=
hen
, Berliner Pfannkuchen. Plötzlich fühlt man ſich ganz zu
Hauſe.
Dann die Cereals. Echt amerikaniſch. Geſund aber Ge=
ſchmacksſache
. Shredded Wheat, Puffed Wheat, Crumbles,
Grape Nuts. Man nimmt ſo eine Packung, gießt Milch und
ftreut Zucker darüber. Geſchmacksſache!
Dann die warmen Sachen. Mehr old England. Bacon
und eggs. Porridge. Geräucherter Schellfiſch. Scrambled
eggs on toast. Amerikaniſche griddle cakes kleine flache
Weizenkuchen. Amerikaniſche kleine Würſtchen und deutſche
Bratkartoffeln.
Dann paſſiert man die kleinen Gläschen mit Honig und
Marmelade. Dann bekommt man Kaffee, Tee oder Kakao von
einem Schokoladenboy in ſchneeweißem Anzug. Und nach dieſem
Ausflug ins Schlaraffenland kommt das bittere Ende. Ein
Mädchen vor einer Rechenmaſchine. Ehe man zur Beſinnung
gekommen iſt, hat ſie auf ein paar Knöpfe gedrückt. Und man
ſoll 55 Cents zahlen. Und, o Schande. Während hinter einem
ſchon eine Schlange ſteht, die auch zahlen will, ſucht man im

Portemonnaie nach den paſſenden Geldſtücken. Man iſt noch
nicht ſo im Bilde. Das Mädchen an der Kaſſe wartet. Lächelt
ſie nicht ein wenig ironiſch? Und hinter einem? Man hat das
Gefühl, daß ſie alle lächeln. Aha ein Greenhorn! Man fin=
det
ſeine 50 Cents. Niemand iſt ungeduldig geworden, niemand
hat eine unfreundliche Bemerkung gemacht. Und nun zieht
man mit ſeinem Tablett zu einem Tiſch, wo eine kleine Kellnerin
in grün und einem weißen Häubchen einem ſchon Eiswaſſer
hinſetzt und eine Fingerſchale. Und in württembergiſchem ame=
rikaniſch
Guten Morgen fagt. Man antwortet in Deutſch.
Und das Geſpräch ift im Gange. Mit der Stuttgart des
Lloyd bin ich herübergekommen. Habe hier eine verheiratete
Schweſter. Wie mir’s gefällt? Gott ja man hat ſeine zwei
Dollar pro Tag und freie Verpflegung. Aber nun in Kürze
werde ich heiraten. Zu zweit iſt vieles leichter.
Und nun kommt man auf den Broadway. Mein Gott.
Steinmaſſen türmen ſich neben einem zu unwahrſcheinlichen
Höhen. Autos raſen. Ballen ſich zu dicken Knäueln, wenn
grüne Lichter flammen. Menſchen laufen, drängen. Zeitungs=
boys
brüllen. Die Erde öffnet ſich. Aus der Tiefe ſchwebt auf
einem Haufen weißer Mehlſäcke ein Nigger herauf. Mitten
auf der Straße dampft es. Brennt es da unten? Wird die
Straße explodieren? Aber niemand kümmert ſich darum. Man
fragt und erfährt, es ſind die Geyſer von New York. Dampf
aus den Fernheizungsrohren. Plötzlich Sirenengehäul. Erreg=
tes
Glockengebimmel. Feuerwehr raſt vorbei mit blitzenden
Helmen von Anno dazumal. Eine Sekunde aber nur eine
Sekunde hält die raſende Stadt den Atem an. Eine Spanne
nehmen die Menſchen an der Senſation teil, dann ſtürzen ſie
weiter in die Untergrund=, zur Hochbahn, in die Lifts der Hoch=
häuſer
, die bis 9 Uhr mit Zehntauſenden von Menſchen gefüllt
ſein müſſen. Abends kann man ja über die Senſation unter
den Head Lines der Zeitungen weiterleſen.
Die Stadt fiebert. Es iſt ush hour (8,30 bis 9 Uhr
früh, 5 bis 5,30 Uhr nachmittag). Die Stadt iſt eine einzige
Bewegung. Selbſt die Häuſer ſcheinen lebendig zu ſein. Man
wird in den Strudel hineingeriſſen. Man ſtürzt mit dem Strudel
in die Tiefe der Untergrundbahn. Billetſchalter gibt es nicht.
Man wirft ſeinen nickel in den Schlitz an der Drehtür. Geht
durch und ſteht allein, inmitten von tauſenden jagender
und ſtürzender Menſchen, denn niemand iſt da, den man fragen
kann. Man fährt erſt mal ein paar Stationen up tomn an=
ſtatt
domn tomn, zur unteren Stadt. Aber ſchließlich landet
man doch da, wo man hin will. Am unteren Broadway=Wall
Street dem Zentrum New Yorks. Eingepfercht zu tauſenden.
Kleine rotgeſchminkte Mädchen, die zu ihren Büros fahren. Neger
in allen Schattierungen von Kaffeeſchwarz bis zu Elfenbein.
New Yorks Finanzgewaltige, weißhaarig, mit ſcharfgeſchnittenen
Geſichtern.

Vollſtändig benommen ſteigt man an der Wallſtreet aus 1
Erde. Blinzelt ins Sonnenlicht, das ſich mühſam ſeinen W
durch irgend eine Spalte in die Tiefen der Häuſerſchlucht
ſucht. Die Trinity Church, eine der älteſten Kirchen New York
ſieht zart und ſchwach aus neben den Steinmaſſen, die ſich
den unwahrſcheinlichen Höhen der Geſchäftshäuſer auftürme
Die Straßen ſind ein einziges Gewimmel von Menſchen 1.
Autos. Man gleitet in dieſen Strom hinein und läßt ſich 9i.
ihm tragen, den Broadway entlang, zur Battery. Da we
iſt das? Warum hat man plötzlich ein Geborgenheitsgefühl
Gefühl des zu Hauſe? Eine Fahne weht weiß gegen die dun.
ſteile Häuſerwand. Auf weißem Grund trägt ſie in blau eine
Schlüſſel, einen Anker, einen Eichenkranz. Die Flagge de
Norddeutſchen Lloyd, über den Fenſtern der New Yorker 99e!
tur. Und mit einmal wird einem klar, wie nah ſich die Ke.
tinente gerückt ſind. Schließlich iſt man nur 4½ Tage unterwe!
geweſen. Von Europa auf der Europa Plötzlich komlt
man ſich gar nicht mehr wie in der Fremde vor. und
nächſten Tage ſchwimmt man bereits im New Yorker F4.
waſſer. Läßt ſich tragen von dem Rauſch dieſer phantaſtiic
Stadt. Ihrer Dynamik. Ihrer flimmernden Atmoſphare.
Irmgard Johannes.
Von Deutſchlands Hohen Schulen
Bayreuth: Der frühere Präſident der Phyſikaliſch=Techniſch.
Reichsanſtalt, Profeſſor Dr. Emil Warburg, iſt im 86. Lebel
jahr geſtorben und bereits in aller Stille auf dem Stadtfried=
in
Bayreuth beigeſetzt worden.
Berlin: Maurice Bunau=Var illa, der Beſitzer *
Pariſer Matin und Befürworter deutſch=franzöſiſcher Zuſc.
menarbeit hat für die wiſſenſchaftlichen Arbeiten des Inſtitu
für Krebsforſchung in Berlin 20000 Franken geſtifter.
Charlottenburg: Der Schiffbau=Ingenieur Geheimrat 2
Oswald Flamm, ehemaliger Profeſſor der Techniſchen 90.
ſchule Charlottenburg, vollendete am 30. Juli ſein 70. Lebensia=
Haule, Saale: Profeſſor Dr. Adhemar Gelb in Frankft
a. M. hat einen Ruf auf den Lehrſtuhl der Pſychologie an
Univerſität Halle als Nachfolger von Profeſſor Th. Ziehen
halten.
Jena: Der Abteilungsvorſtand an der pharmazeutiſchen A
ſtalt, außerordentlicher Profeſſor Dr. Max Kaufmann
einen Ruf auf den Lehrſtuhl für Pharmazeutik an die Univerſit
Münſter in Weſtfalen erhalten.
Leipzig: Dem Regierungsrat Dr. rer pol, et jur Ullr
Stock aus Leipzig iſt auf Grund der Habilitationsſchrift Er
wicklung und Weſen der Amtsverbrechen von der juriſtiſch
Fakultät der Univerſität Leipzig die venia legendi für Stri
recht erteilt worden. Der Aſſiſtent am Mathematiſchen S
ſtitut Dr phil. Hubert Cremer, habilitierte ſich als Privc
dozent für Mathematik und mathem. Grundlagen der Phyſik
der Univerſität zu Köln.

[ ][  ][ ]

Nummer 216

Donnerstag, den 6. Augnſt 1931

Seite 3

unge
Die poliktiſch

enuemen Fragen in den Hinkergrund gerückk. Kein Verſtändnis für die Lage der Minder=
Zweierlei Maß in der Abrüſtungsfrage. Einſeikigkeit im Völkerbundsſekrekarial.
Grundlegende Reform des Sekrekarials dringend nokwendig.

für den Völkerbund.
Und das Ergebnis?
Genf, 5. Auguſt.
Das Generalſekretariat des Völkerbundes veröffentlicht den
großen Jahresbericht des Generalſekretärs an die Vollverſamm=
ung
des Völkerbundes, der auf der Septemberverſammlung
die Grundlage der politiſchen Ausſprache bildet. Der Bericht
gibt eine Ueberſicht über die Tätigkeit des Völkerbundes im
ibgelaufenen Geſchäftsjahr, und zeichnet ſich dadurch aus, daß
die politiſchen Fragen mit einer ungewöhn=
ichen
Vorſicht behandelt ſind. Der Bericht, der ein
imfangreiches Dokument darſtellt, gibt zuſammenfaſſend die ver=
chiedenen
Beſchlüſſe und Verhandlungen der einzelnen Organe
ſes Völkerbundes des Rates, der zahlreichen Kommiſſionen und
Sonderausſchüſſe wieder, enthält ſich aber hierbei ſichtlich jeder
luch nur andeutungsweiſe wiedergegebenen Stellungnahme.
Die Tendenz des Völkerbundsſekretariats,
ie politiſch unbequemen Fragen möglichſt in den
pintergrund zu rücken, kommt wiederholt deutlich zum
lusdruck. Das Minderheitenkapitel des Berichtes iſt
ußerſt knapp gefaßt. In ſechs Seiten werden kurz lediglich
ie großen oberſchleſiſchen Debatten des Rates wiedergegeben.
Lein Wort findet ſich im Bericht über die allgemeine Lage der
Kinderheiten, über die zahlreichen übrigen Klagen und Beſchwerden
er Minderheiten, die in ſo großer Zahl im Sekretariat eingehen
nid bisher in dem üblichen geheimen Verfahren erledigt worden
rid. So werden die Klagen der Ukrainer gegen Polen, die
erſchiedenen Beſchwerden der deutſchen Minderheiten in Polen,
5üdſlawien, Rumänien, mit keinem Wort erwähnt.
Das Kapitel Abrüſtung beſchränkt ſich gleichfalls auf eine
uſammenſtellung der Beſchlüſſe und Verhandlungen des Rates
nd der Kommiſſionen, erwähnt kurz in einem Abſatz den grund=
itzlichen
deutſchen Standpunkt in der Abrüſtungsfrage und hebt
en Bericht der Botſchafterkonferenz vom 16.
Tärz über die angeblich bisher unterbliebenen
ndgültigen Maßnahmen der deutſchen Ent=
affnung
hervor.
Völlig undurchſichtig iſt der Teil des Berichtes, der die
inanzen des Völkerbundes behandelt. Irgendwelche Ziffern
ber die Zuſammenſetzung der hohen Ausgabenpoſten fehlen
ollſtändig. Es wird lediglich mitgeteilt, daß der Haushalt für
932 mit etwa vier Millionen Goldfranken den vorjährigen
aushalt überſchreiten werde, da ein Betrag von 3,7 Millionen
ir die Durchführung der Abrüſtungskonferenz zur Verfugung
ſtellt werden müſſe. Der Haushalt für 1932 beträgt für den
eſamten Völkerbund einſchließlich des Haager Gerichtshofes
nd des Intern. Arbeitsamtes 35 407 109 Goldfranken gegenüber
T 637 501 Goldfranken im Vorjahr. Auf knappen zwei Seiten
ehandelt der Bericht dann die immer dringlichere Umſtellung
der ſogenannten Hohen Leitung des Völkerbundsſekretariats.
uch in dieſem Kapitel geht der Bericht jeder eingehenden Er=
rterung
aus dem Wege.
Der Generalbericht des Völkerbundsſekretariats zwingt zu
er Feſtſtellung, daß die ſatzungsmäßig vorgeſehene
Interrichtung der Regierungen und der Oeffent=
ichkeit
über die tatſächlichen Ergebniſſe der
Zölkerbundsarbeit in keiner Weiſe erreicht
Horden iſt. Der Bericht zeigt lediglich von neuem, wie dringend
otwendig eine grundlegende Reform des ge=
amten
Völkerbundsſekretariats im Sinne einer
Zeteiligung ſämtlicher Mächte geworden iſt.

In Genfer internationalen Kreiſen verzeichnet man neuer=
ngs
in verſtärktem Maße auftretende Bemühungen von
Tanzöſiſcher Seite, auf der Septembertagung
es Völkerbundes einen Beſchluß über die Ver=

tagung der Abrüſtungskonferenz herbeizu=
führen
. In leitenden franzöſiſchen Kreiſen wird, wie verlautet,
dafür geltend gemacht, die internationale politiſche Lage ſei für
die Abhaltung der Konferenz noch nicht genügend geklärt, unter
den gegenwärtigen Bedingungen könne ein Erfolg der Konfe=
renz
keineswegs als feſtſtehend angeſehen werden. Insbeſondere
ſoll auf franzöſiſcher Seite die Befürchtung be=
ſtehen
, daß das Abrüſtungsproblem mit dem in=
ternationalen
Schulden= und Reparations=
problem
verbunden werden könnte, wie dies in
Hoovers Botſchaft geſchehen iſt, und daß dadurch
die franzöſiſche Abrüſtungspolitik auf der
Konferenz auf große Schwierigkeiten ſtoßen
könnte. Ferner wird geltend gemacht, daß Mitte nächſten
Jahres, alſo etwa gleichzeitig mit der Abrüſtungskonferenz,
das internationale Schulden= und Reparations=
problem
wieder aufgerollt werden würde, und eine
gleichzeitige Behandlung beider Fragen nicht zweckmäßig erſcheine.
Man kann annehmen, daß alle Verſuche, die Abrüſtungskonferenz
ohne entſcheidenden Grund zu vertagen, auf ſtärkſten Widerſtand
ſtoßen werden.
Im Mittelpunkt der diplomatiſchen Verhandlungen über das
Abrüſtungsproblem ſteht der deutſche Standpunkt. Man erwartet
in Völkerbundskreiſen, daß die deutſche Regierung in gleicher
Weiſe wie auch die übrigen Regierungen der Aufforderung des
Völkerbundsrats Folge leiſten und den grundſätzlichen deutſchen
Standpunkt in einer Note an den Generalſekretär des Völker=
bundes
übermitteln werde. Nach der bisher von der deutſchen
Regierung vertretenen Auffaſſung wird hier der deutſche Stand=
punkt
folgendermaßen dargeſtellt:
1. Anerkennung der uneingeſchränkten Gleichberechti=
gung
aller Mächte auf der Grundlage des Geiſtes und des In=
halts
des Völkerbundspaktes.
2. Weſentliche Herabſetzung des gegenwärtigen
Rüſtungsſtandes aller Länder, keineswegs jedoch
Stabiliſierung der heutigen Rüſtungen.
3. Erfaſſung aller Rüſtungskategorien durch
ein allgemeines Abrüſtungsabkommen.
Man nimmt an, daß die grundſätzliche politiſche und techniſche
Seite des Abrüſtungsproblems im Mittelpunkt der Völkerbunds=
verhandlungen
im September ſtehen werde. Henderſon ſoll in
ſeiner Eigenſchaft als Präſident der Abrüſtungskonferenz bereits
auf diplomatiſchem Wege um eine Klärung der Auffaſſungen der
einzelnen Regierungen erſucht haben und wird nach hieſiger Be=
urteilung
während der Septemberverhandlungen auf weitere
Klärung der Lage und Feſtſtellung der Auffaſſungen der ein=
zelnen
Regierungen dringen.

EP. Waſhington, 5. Auguſt.
Nach der Veröffentlichung des franzöſiſchen Memorandums
zur Genfer Abrüſtungs=Konferenz gibt nun der amerikaniſche
Marineminiſter die Nichtlinien der amerikaniſchen Flottenpolitik
bekannt. Der Marineminiſter betont die Notwendigkeit,
die amerikaniſche Flotte in einer Stärke zu er=
halten
die eine ſchnelle und breite Angriffs=
front
im Kriegsfall ermögliche. Die Vereinigten
Staaten hätten die Abſicht, eine Flotte zu bauen und zu er=
halten
, die in nichts den anderen Flotten nachſtehen ſolle, ohne
die Verträge von London und Waſhington zu verletzen. Die
Kreuzertonnage werde gemäß der in den Verträgen feſtgeſetzten
Höhe verwirklicht werden. In dem neuen Flottenprogramm
ſpielten die amerikaniſchen Marineflugzeuge, die auf Panzer=
kreuzern
untergebracht werden können, eine große Rolle. Auch
die Pläne für eine induſtrielle Mobiliſierung in Kriegszeiten
ſind auf wirtſchaftlicher Grundlage ausgearbeitet worden. 60
Millionen Dollar ſind jährlich für Neubauten
vorgeſehen. Das die Jahre 1930 bis einſchließlich 1945 um=
faſſende
Schiffsbau=Programm im Jahre 1945 ſoll die
größte Flottenſtärke und Gleichheit mit Groß=
britannien
erreicht werden wird zu ſeiner Ver=
wirklichung
etwa 840 Millionen bis eine Milliarde Dollar
koſten.

Ikalieniſche Außenpolikik.

Zur Reiſe des Kanzlers und Außenminiſters
nach Rom.
Von unſerem +=Korreſpondenten.
Rom, 5. Auguſt.
Scialojas letzthin getane Aeußerungen vor dem Haager Ge=
richtshof
machen es einem Italienfreunde wirklich nicht leicht,
gerade jetzt in der Hochblüte internationaler Verſöhnungstage
und allgemeiner Geldſorgen die ſo ſehr notwendigen Gefühle der
Freundſchaft aufrecht zu erhalten, die als Vorbedingung für den
Beſuch des deutſchen Kanzlers und des Außenminiſters in Rom
notwendig ſind.
Nur die Not der Zeit und die Abgebrühtheit, mit der augen=
blicklich
die peinlichſten und ſonſt für das berühmte Preſtige
ſchier unerträglichen Dinge hingenommen werden, haben ihm
die recht beſchämende Entſchuldigung von ſeiten des deutſchen
Partners beim Haager Streit für ſeine Worte vor Gericht ein=
getragen
, daß er ſich in der Hitze des Gefechts vergaloppiert
hätte. Eine ſchöne Entſchuldigung für einen Advokaten vor
dem vornehmſten Gerichtshof der Welt, aber auch eine bittre
Entſchuldigung, in der eigentlich auch noch die Kritik enthalten
iſt, daß man ihn nicht ernſt nehmen ſolle, weil bei ihm als
Italiener das Temperament oft ſtärker als die Vernunft iſt.
Derartige Entſchuldigungen mögen aber jene Leute glauben,
die um jeden Preis vor der Romfahrt der deutſchen Miniſter
keine Unruhe oder Unfreundlichkeit zwiſchen den beiden Haupt=
ſtädten
nordwärts und ſüdwärts des Brenners wollen. Scialoja
aber iſt ein ſolch vorſichtiger und geſchulter Juriſt, iſt durch ſeine
langjährige und faſt immer ausgezeichnete Tätigkeit vor dem
Genfer Völkerbundsforum viel zu geſchickt und redegewandt,
als daß ihm aus Verſehen und in der Wallung des Tem=
peraments
eine derart ausgeprägte Wendung in ſeiner Rede
im Haag hätte entſchlüpfen können. Er iſt kein Neuling und
hat in Genf immer gewußt, worauf es ankommt, und was er
wirklich ſagen wollte. Obendrein hat er es ſogar verſtanden,
lange Jahre hindurch ſeinen Einfluß in Rom zu bewahren, ob=
wohl
er kein eingefleiſchter Fasciſt war und ſich nicht geſcheut
hat, auch nötigenfalls gegen fasciſtiſche Häupter zu plädieren.
Seine Aeußerung im Haag, die mit dem Schwert des
Krieges raſſelte, iſt aber auch um ſo merkwürdiger, als man
in Genf nicht den Eindruck hatte, daß er ein Scharfmacher war.
Da man andererſeits annehmen darf, daß er ſehr genau wußte,
was dem Duce genehm iſt, und was er ſich ſehr energiſch ver=
bitten
würde, ſo kann man nicht umhin, ſeine Kraftſtellen im
Haag ernſter zu nehmen, als die Entſchuldigungen der deutſchen
öffentlichen Meinung ſie darſtellen. Wo bleibt übrigens die
eigentlich von italieniſcher Amtsſeite zu erwartende Umtönung
ſeiner Worte? Grollt der Duce nicht? Sollte ihm die Enr=
gleiſung
zufällig entgangen ſein? In einem Lande, in dem
im Gegenſatz zu Deutſchland die Preſſeregie und noch mehr die
Folgſamkeit der Amtsredner im Auslande hervorragend iſt,
muß es wundernehmen, daß mitten in die Verſuche, Ruhe und
Frieden zu nähren, die harten Worte vom Krieg hineinfallen
konnten.
Man kann nicht umhin, auch diesmal wieder die Ver=
mutung
auszuſprechen, daß es im Charakter italieni=
ſcher
Außenpolitik liegt, mit der einen Hand
Gaben der Freundſchaft zu bieten, während die
andere zumrömiſchen Grußerhobene Hand auch
bereit iſt, Backpfeifen auszuteilen. Es wird für
Brüning und Curtius ganz gut ſein, angeſichts der in Rom
zum fasciſtiſchen Gruß enthuſiaſtiſch erhobenen Hände daran
zu denken, daß dieſe Hände nicht immer wiſſen,
wo ſie beim Senken Halt machen ſollen.
Brüning und Curkius auf der Sahrk nach Rom.
Berlin, 5. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Der Reichskanzler und der Reichsaußenminiſter ſind am Mitt=
woch
abend in gleicher Begleitung wie nach Paris und London,
nach Rom abgereiſt. Sie haben noch einen arbeitsreichen Tag
hinter ſich gebracht. Sie waren nacheinander zum Vortrag beim
Reichspräſidenten, um ihm über die innen= und außenpolitiſche
Lage zu berichten. Vormittags und nachmittags waren noch
Kabinettsſitzungen, die ſich nicht nur mit der Romfahrt, ſondern
auch mit den dringenden innenpolitiſchen Problemen, vornehm=
lich
der Frage der Erntefinanzierung, beſchäftigten. Dr. Brüning
nimmt alſo ein ſchweres Paket Sorgen mit auf die Reiſe, hat
aber trotzdem die Fahrt in die Gluthitze von Rom nicht aufgeſcho=
ben
, um die Italiener nicht zu verſtimmen. Poſitive Ergebniſſe
ſind von dieſem Beſuch ohnehin nicht zu erwarten. Es handelt
ſich nur um die Anknüpfung von Beſprechungen der gleichen Art,
wie ſie in Chequers begonnen haben und ſpäter in Paris weiter=
geführt
worden ſind. Immerhin wird ſich hoffentlich die Mög=

Hefſiſches Landeskhegier.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht.
Kleines Haus. Mittwoch, den 5. Auguſt 1221.
Zum erſten Male:

Schwank in drei Akten von Avery Hopwood.
Für die deutſche Bühne bearbeitet von B. Pogſon.
Das iſt ein echter, köſtlicher Schwank. Im Vorwurf und im
1tfbau, dieſe Sache von dem Muſterehemann, deſſen Frau ſich
leiden laſſen wollte, gerade weil er Muſtergatte iſt. Und weil
* ſich ſcheiden laſſen will, will er nicht mehr Muſtergatte ſein.
E verſucht das wenigſtens auf Anraten ſeines erfahrenen Freun=
S. Es gelingt ihm aber nur ſcheinbar. Mit Hilfe einer reizen=
n kleinen Frau, der eben des erfahrenen Freundes, die das
Sibliche Gegenſtück zum Muſtergatten bildet. Beide trinken zum
ſten Male im Leben Alkohol und koſten zum erſten Male
rzlich unſchuldig die Sünde. Aber ſie, kompromittieren
O gegenſeitig! Mit Abſicht und Bewußtſein, wenn ſchließlich
ch wider Willen. Es genügt aber, um die beiderſeitigen Ehe=
ponſte
zu überzeugen, und ſchließlich werden alle kuriert.
Das wird köſtlich geſchildert und in dem Schwank zu einer ge=
4Oſſenen, ſtändig geſteigerten Handlung aufgebaut, die ſo reich
komiſchen Zwiſchenfällen, vor allem an Situationskomik iſt,
bman aus dem Lachen nicht herauskommt. Stürme der Hei=
keit
, herzlichen, befreienden Lachens brauſen durchs Haus, wenn
runo Harprecht= Wheeler ſeine köſtlichen Philoſophien
er die Behandlung der Ehefrauen ſeinem Freunde, dem Muſter=
kten
und Sohn, Robert Harprecht=Segur erzählt, um
S dem Muſtergatten den Lebemann zu machen, der er ſelbſt,
nur eingebildet, iſt. Das Köſtlichſte aber iſt Grete Keß=
r
=Blanche, die entzückende kleine Frau, an der der Muſter=
ke
zum Lebemann zu werden verſucht. Zwei richtige große
nder, dieſe Beiden, wie ſie ihren erſten Alkohol trinken, ihren
ken Spitz, alias Schwips, kriegen, der in ſo komiſche Ver=
eiflung
ausartet, als das Erwachen folgt. Bewunderns=
rt
, wie dieſe junge Künſtlerin, echtes Theaterblut, dieſe Situa=
n
zu meiſtern verſteht, ohne irgendwie zu übertreiben, oder
die Grenze des Künſtleriſchen zu überſchreiten. Das
ganz reife Kunſt! Grete Keßler ſteht im Mittelpunkt und iſt
Xgerin der ganzen Aufführung, die beiden Harprechts ſind ihr
ffliche Partner.
Frl. Baumann (auf dem Programm Hilde Weißner)
2lt die Margaret, dasciſt die Frau, die dem Muſtergattenkkein

Verſtändnis entgegenbringt. Sie ſpielt dieſe Rolle ſehr elegant,
mit viel Charme und Temperament, ſouveräner Beherrſchung
der Aufgabe des Schwanks. In kleineren Rollen gut am Platze
ſind noch Bruno Gerhard, Helga Lornſen, Hans Emons,
Wilhelm Schmieden.
Der Muſtergatte iſt eine ſehr erfolgreiche Schwank=
Neuheit, die beſte der Saiſon bisher. Frieda Eichelsheim
hatte die Neuheit ſehr wirkſam inſzeniert, Elli Büttner ihr
gute Bühnenbilder gegeben. Blumen und frenetiſches Beifall=
klatſchen
quittierten die köſtliche Unterhaltung.

Die anläßlich der Verfaſſungsfeier der Deutſchen Reichs=
regierung
am 11. Auguſt 1931 im Reichstagsgebäude zur Auffüh=
rung
gelangende Hymne. Sämann Deutſchland von Hans F.
Schaub (Dichtung von Erich Kühn) wird unter Prof. Hugo
Rüdels Leitung vom Berliner Staats= und Domchor vorgetragen.
Hans F. Schaub wurde 1880 in Frankfurt a. M. geboren, war
Schüler von Iwan Knorr, Arnold Mendelsſohn und
Engelbert Humperdinck und wirkt heute in Hamburg als erſter
Muſikkritiker am Hamburgiſchen Correſpondenten und als
Lehrer am Vogtſchen Konſervatorium und am Wilhelm=
Gymnaſium.
* Oscar A. H. Schmitz: Wege zur Reife. Niels Kampmann Ver=
lag
, Freiburg.
Unſeren Leſern iſt der Verfaſſer hinreichend bekannt, und
Bruchſtücke oder Vorarbeiten zu den Themen, die hier zuſammen=
hangend
behandelt werden, hat man öfters an dieſer Stelle leſen
können. Es iſt alſo vielleicht unnötig, die beſondere Art, in der
Schmitz ſich mit den Problemen der Zeit auseinanderſetzt, zu ſchil=
dern
. Hervorzuheben iſt die ſtets geiſtreiche gepflegte Faſſung,
das Bemühen überparteiiſcher Haltung, etwa zwiſchen den Par=
teien
Jugend und Alter, Mann und Frau, Einzelner und Geſeil=
ſchaft
, die Klarheit der gut begründeten Entſcheidungen Ein ge=
bildeter
Geiſt, ein ſehr geſchmeidiger Verſtand, der ſich immer
neues Material verſchafft, um es zu ordnen und in die von ihm
geſehenen Zuſammenhänge einzufügen Seine gewiſſe Ueber=
legenheit
beruht durchaus in dieſem Aufnehmen in= Beziehung=
ſetzen
, in der Art, wie weit auseinanderliegende Fäden zu einem
ſinnvollen Gewebe verknüpft werden. Eine Kritik, zu der ja ein
Buch in ernſterem Maße herausfordert als ein Feuilleton, darf
nicht unterſchlagen, daß hier das Schwere etwas zu leicht gemacht
wird, am Ende eines Kapitels iſt die problematiſche Welt un=
fehlbar
in Ordnung gebracht, es gibt gutgefaßte Antworten auf
Fragen, die noch keine Antwort zulaſſen und beſſer noch einige
Zeit in ihrer äußerſten Fragwürdigkeit beſtehen blieben, denn es
iſt ſo wichtig, keine vorſchnellen Antworten zu geben. Das gilt
beſonders für den ſchwächſten Teil des Buches über den ruſſiſchen
Wahn; mit dem Kollektivismus iſt man nicht fertig, wenn man
ihn in ſeiner ruſſiſchen Erſcheinungsform ablehnt und dabei über=
ſieht
, wieweit man ſelbſt in ihn einbezogen und verſtrickt iſt. Wie
man einem ſolchen Problem in die Tiefe nachgeht, und wie man

hier um keinen Preis die Geduld verlieren darf, hat kürzlich
Rudolf Kaßner in einem Vortrag über den Kollektiven Menſchen
vorbildlich gezeigt. Am weiteſten kommt Schmitz, wo er die
Ergebniſſe C. G. Jungs verarbeitet und anwendet, er verdankt
der Beſchäftigung mit Jungs Pſychologie viel und widmet ihr im
vorliegenden Buch ein eigenes, ſehr inſtruktives Kapitel: Das
doppelte Geſicht der Pſychoanalyſe (Freud und Jung). Am er=
freulichſten
iſt Schmitz, wo er ſolche Erkenntniſſe mit den Erfah=
rungen
eines wachſam gelebten, auf Sinnerfaſſung gerichteten
Lebens vereint. So in den Abſchnitten über die Pſychologie der
Lebensalter, in denen er das Ende der Jugendkonjunktur, die mit
der Jugendbewegung anhob und nach dem Krieg ihren Höhepunkt
erreichte feſtſtellt. So in den Abſchnitten über die Pſychologie
des Geſchlechtsunterſchieds, in denen er manche Irrtümer der Zeit
auf ihren ſinnvollen Kern zurückführt In dieſem praktiſch wich=
tigſten
Teil kommt er zu wirklichen Klärungen und gibt unmit=
telbar
verwendbare Einſichten, die für viele Hilfe und Förderung
bedeuten können.
Dr. N.
Ap. Karl Henckell im Spiegel ſeiner Umwelt. Aufſätze, Briefe,
Gedichte als Denkſchrift geſammelt und eingeleitet von Karl
Friedrich Schmid (C. L. Hirſchfeld, Verlag, Leipzig C 1).
Mit einem Bildnis des Dichters. Kartoniert RM. 3.
Die Denkſchrift, die anläßlich des Todestages des Dichters
(geb. 1864, geſt. 1929) am 30. Juli erſchienen iſt, enthält eine reiche
Sammlung von meiſt ungedruckten Aufſätzen und Briefen über
und an Karl Henckell, Auszüge aus ſeinen Schriften, welche die
Stellungnahme und Auffaſſung des Dichters zu den berührten
Fragen wiedergeben, und Proben ſeiner Lyrik. Seine Kinder= und
erſten Jugendjahre ſind von ſeiner älteren Schweſter geſchildert,
Schriftſteller von Ruf behandeln des Dichters Perſönlichkeit, ſein
Pionierſchickſal und ſeine politiſche und ſoziale Einſtellung.
Perſönliche Erlebniſſe und Nachrufe ſchließen ſich an. Gedichte
aus dem Nachlaß beſchließen das Buch, das einen Einblick in das
Seelenleben und das Schaffen des Dichters gewährt und zu einer
gerechten Beurteilung des Menſchen und Lyrikers beitragen wird.
Nias, die Inſel der Götzen. Bilder aus dem weſtlichen Inſulinde.
68 Bilder, eingeleitet von Paul Wirz. Schaubücher Band 29.
Herausgeber Dr. Emil Schaeffer. Preis geb. 2.40 RM. Orell Füßli
Verlag, Zürich und Leipzig.
In den Tagen unſerer Großväter begnügten ſich Künſtler und
Dichter, von heißen, blauen Geſtaden zu träumen; ſpäter gingen ſie,
müde der großen Städte und ihrer Ueberziviliſation, auf die Reiſe,
die Sonne zu ſuchen, ſeeliſche Kultur und phyſiſchen Adel des unver=
dorbenen
Naturmenſchen. So entdeckte man Tahiti, die polyneſiſchen
Inſeln und den Malaiiſchen Archipel, ſo fand Paul Wirz, der mit
den Augen des Künſtlers ſchauende Entdecker Balis, ſüdweſtlich von
den Küſten Sumatras, auch Nias, die Inſel der Götzen. Seine 68 mei=
ſterlichen
Bildaufnahmen ſchildern ſehnſuchtweckend den unerſchöpflichen
Reichtum von Nias, die unbegreifliche Vielgeſtalt dieſer Inſel, erzählen
von ihren Idolen, von Kopfjägern, vom Sklavenhandel und einer ewig
*jungfräulichen, paradieſiſchen Natur. 7

[ ][  ][ ]

Seite 4

Donnerstag, den 6. Auguſt 1931

lichkeit ergeben, Herrn Muſſolini nicht nur über den Ernſt der
wirtſchaftlichen Lage Deutſchlands aufzuklären, ſondern ihm auch
zu zeigen, daß die Befürchtungen, die er aus einer engeren An=
näherung
Oeſterreichs an Deutſchland hat, unberechtigt ſind, und
daß gerade eigentlich Italien dieſen Bemühungen ſeine ſtarke
Unterſtützung gewähren müßte.
2as Programm des deutſchen Skaaksbeſuchs in Kom
Zu dem römiſchen Aufenthalt der beiden deutſchen Miniſter
iſt nun das Programm endgültig feſtgeſetzt worden. Der deutſche
Botſchafter verläßt am Mittwoch Rom, um den beiden Staats=
männern
nach dem Brenner entgegenzureiſen, wo ihnen die ita=
lieniſche
Regierung einen Salonwagen zur Verfügung ſtellt. Die
deutſchen Herren werden am Freitag morgen, 8.15 Uhr, auf dem
Hauptbahnhof in Rom eintreffen und von Außenminiſter Grandi
mit den Beamten des Außenminiſteriums ſowie dem Perſonal
der deutſchen Botſchaft abgeholt. Dr. Brüning und Dr. Curtius
werden als Gäſte der italieniſchen Regierung in einem großen
römiſchen Hotel untergebracht. Am Freitag vormittag begeben
ſich die deutſchen Miniſter zu einer Beſprechung mit Außenmini=
ſter
Grandi in den Palazzo Chigi, worauf ſie Grandi zu Muſſo=
lini
in den Palazzo Venezia begleitet. Nach dem Beſuch bei Muſ=
ſolini
wird Grandi den Beſuch der Miniſter im Hotel erwidern in Berlin nachgeſucht hat. Daraus darf man ſchließen, daß ſich
und dann in der hiſtoriſchen Villa Borgheſe, wo ſich die berühmte
Gemäldegalerie befindet, ihnen zu Ehren ein Frühſtück geben. Herrn Poncet als Botſchafter in Berlin einverſtanden erklärte.
Am Nachmittag gibt Grandi zu Ehren der deutſchen Staats= Das muß auffallen, weil gerade Herr Poncet ſich eben erſt in
findet das offizielle Bankett in einem römiſchen Hotel unter Teil=
nahme
Muſſolinis ſtatt. Der Samstag vormittag iſt der Beſich=
tigung
einiger Sehenswürdigkeiten der Ewigen Stadt und dem
Beſuch beim Papſt und Kardinalſtaatsſekretär Pacelli gewidmet, der jüngſten Zeit in der deutſchen Preſſe erneut aufgetauchten
Am Mittag gibt der deutſche Botſchafter ein Frühſtück, und am Anſchuldigungen zu unterhalten. Herr Poncet hat ihm erklärt,
Samstag nachmittag werden die deutſchen Miniſter vor ihrer Ab=
reiſe
die Preſſevertreter empfangen.

Nummer 216

Paris zur Romreiſe der deutſchen Miniſter.
A Paris, 5. Auguſt.
In Paris ſteht der Beſuch der deutſchen Staatsmänner in
Rom noch immer im Mittelpunkt des Intereſſes. Man ſucht jetzt
nach dem Hintergrund der deutſch=italieniſchen Beſprechungen in
der Wirtſchaftspolitik. Italien ſoll, wie man hier behauptet, als
Käufer für die deutſche Kohle in Betracht kommen. Das bedeutet
EP. Rom, 5. Auguſt. freilich nicht, daß keine politiſchen Folgerungen aus dem deutſchen
Beſuch in Rom gezogen werden, aber dieſe ſind doch recht unbe=
ſtimmter
Natur und erregen jetzt weniger Nervoſität als vor
einigen Tagen. Dagegen bleibt der franzöſiſche Gegenbeſuch in
Berlin noch immer auf der Tagesordnung. Er ſoll kurz vor der
Genfer Tagung erfolgen.
Francois Poncel,
der neue franzöſiſche Botſchafker für Berlin.
* Berlin, 5. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Der franzöſiſche Staatsſekretär Poncet hat es nunmehr doch
durchgeſetzt, daß die Pariſer Regierung für ihn das Agremen:
die Reichsregierung in einer diplomatiſchen Vorbeſprechung mit
männer in der Villa d’Eſte von Tivoli einen Tee, und am Abend. Genf wenig liebenswürdig gezeigt hat und er außerdem während
der Ruhrperiode eine nicht unbedeutende Rolle geſpielt hat. Der
Außenminiſter hat während der Chequers=Beſprechung in Paris
Gelegenheit gehabt, ſich mit Herrn Poncet über die gerade in
daß er damals nur eine vaterländiſche Pflicht erfüllt, im übri=
gen
aber an der Ausrufung der rheiniſchen Republik unbeteiligt

geweſen ſei, weil er zu dieſer Zeit bereits längſt wieder
Frankreich geweſen wäre. In franzöſiſchen Wirtſchaftskrei
wird nun behauptet, daß Poncet an der Ruhr ſein Damasl
geſunden habe und jetzt ein eifriger Befürworter einer wirtſche
lichen Zuſammenarbeit Frankreichs mit Deutſchland ſei.
Das mag richtig ſein, trotzdem gibt uns aber ſeine Verg
genheit doch zu denken, zumal unſere Außenpolitik im geg
wärtigen Augenblick darauf abgeſtellt iſt, eine Verſtändigt
mit Frankreich herbeizuführen. Uns will ſcheinen, als ob H
Poncet doch nicht der richtige Mann auf dem Berliner Po)
iſt. In Berlin iſt man ſich auch über ſeine Einſtellung
Deutſchland nicht im unklaren, hofft aber, daß ſein Anſehen
der franzöſiſchen Wirtſchaft dazu beitragen wird, die Annä
rung zu fördern. Dafür wird er aber erſt noch Beweiſe 1
bringen müſſen. Seine Beſtätigung durch den Reichspräſiden
iſt wahrſcheinlich ſchon in allernächſter Zeit zu erwarten. Wa
Herr Maguerie Berlin verläßt, ſteht noch nicht feſt. Poncet
Mitglied der franzöſiſchen Kammer. Wie es ſcheint, hängt
ſehr an ſeinem Kammerſitz, da in der franzöſiſchen Preſſe dat
geſprochen wird, daß er nur auf 6 Monate nach Deutſchle
gehen würde. Nach der franzöſiſchen Verfaſſung darf ein M
glied der Kammer nicht länger als ein halbes Jahr außerh
der Grenzen Frankreichs weilen. Wenn aber Herr Pon
Magueries Nachfolger wird, dann iſt es ganz ſelbſtverſtändl
daß ſich die Reichsregierung nicht auf eine ſechsmonatli
Zwiſchenlöſung einlaſſen wird.
Der freiwillige Arbeiksdienſt.
Vom Präſidenten der Arbeitsloſenverſicherung ſind jetzt
neuen Ausführungsbeſtimmungen zum freiwilligen Arbeitsdie
erlaſſen worden, ſo daß ſich dieſer Dienſt allmählich einſpie
kann. Die Ausführungsbeſtimmungen decken ſich im weſentlie
mit der Durchführungsverordnung. In den Kreiſen, die dem
beitsdienſt poſitiv gegenüberſtehen, iſt man aber auch mit
Ausführungsbeſtimmungen nicht ſonderlich zufrieden, weil
Rahmen des Dienſtes viel zu eng gezogen worden iſt.

OUM
O

Unser Bub ist gesund angekommen.
Hans Fehr
Maria Fehr, geb. Roth
Darmstadt, 4. August 1931.

Todes=Anzeige.
Am Dienstag Abend verſchied unerwartet mein
lieber Mann, unſer guter Vater, Bruder,
Schwager und Onkel
Suhunneg Praummann
Telegraphenſekretär
im Alter von 53 Jahren.
Frau Marie Trautmann
geb. Eberhardt
und Kinder.

Vermählte

Willy Emmerich
Else Emmerich, geb. Keller
Darmstadt, Liebigstr. 3.
O

Darmſiadt, den 5. Auguſt 1931.
Weinbergſir. 45.

Die Beerdigung findet am Freitag, den 2. Auguſi,
nachmittags ½4 Uhr auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.

Todes=Anzeige.
Mittwoch nacht 1 Uhr entſchlief mein lieber Mann.
unſer lieber Vater, Großvater, Schwager und
Onkel
Herr Tobias Simon
Buchhalter in Ruhe
im nahezu vollendeten 85. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſabethe Simon, geb. Bell.
Zwingenberg, den 5. Auguſt 1931.
(11557
Die Einſegnung und Ueberführung findet am Freitag.
den 7. Auguſt, nachmittags 2 Uhr im Trauerhauſe
und die Einäſcherung am Samstag, den 8. Auguſt
1931, vorm. 11 Uhr im Krematorium in Darmſtadt
ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme
beim Hinſcheiden unſeres lieben Entſchlafenen
ſowie für die zahlreichen Kranz= und Blumen=
ſpenden
ſagen wir allen Verwandten, Freunden
und Bekannten unſeren herzlichſien Dank. Be=
ſonders
danken wir Herrn Dekan Reichert für
ſeine troſtreichen Worte am Grabe, dem Ge=
ſangverein
Frohſinn für ſeinen erhebenden Ge=
ſang
, ſowie der Milchverſorgungs Genoſſenſchaft
und Milchhändlerverein Darmſtadt für die
Kranzniederlegung.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Geſchwiſter Reibold.
Tengfeld, den 4. Auguſt 1931.

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen meine herzensgute, innigſt
geliebte Frau
Anna Geiſt, geb. Nungeſſer
im 78. Lebensjahr nach mit großer Geduld getragenem Leiden heute
morgen 744 Uhr heimzurufen.
In tiefer Trauer:
Loufs Geiſt.
Darmſtadt, den 5. Auguſt 1931.
Die Beerdigung findet Freitag, den 7. Auguſt, nachm. 3 Uhr, auf
dem Friedhof an der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
11559

Dankſagung.
Für die überaus zahlreichen
Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Heimgange unſerer lieben
Entſchlafenen ſagen wir Allen
herzlichen Dank.
Im Namen
der rrauernden Hinterbliebenen:
Jean Krämern. Kinder.
Traiſa, den 5. Auguſt 1931. (11576

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Nummer 216

Donnerstag, den 6. Auguſt 1931

Seite 5

Aus der Landestang

Darmſtadt, den 6 Auguſi 1931.
Das Deulſche Jugendzelt in Darmſtadt.
In der Zeit vom 16.30. Auguſt 1931 wird ſich auf dem Meß=
platz
vor dem Schwimmbad ein ſchmuckes Leinwandzelt erheben,
das die Blicke unſerer Jugend auf ſich ziehen dürfte. Es iſt das
Deutſche Jugendzelt. Getragen von der Mitarbeit aller
kirchlichen und freikirchlichen Jugendkreiſe ſowie der Evangeliſchen
Stadtmiſſion, will dieſes Zelt die Scharen unſerer Jugend in ſich
verſammeln und ihr Intereſſe auf brennende Jugend= und Lebens=
fragen
richten.
Das Aeußere des Zeltes zeigt einen impoſanten Bau von 33
Meter Länge und 22 Meter Breite und einer Höhe von 11½
Meter. Der ſchmucke Zweimaſter bietet etwa Raum für 2000 Pei=
ſonen
. Bei größerem Andrang können die Zeltwände gehoben
werden, ſo daß auch 3000 Perſonen Plaz finden. Die erheblichen
Koſten von etwa 30 000 Mk. für dieſen Bau wurden von der Ju=
gend
ſelbſt in kurzer Zeit aufgebracht. Das Zelt wurde am 1. Juni
1924 feierlich eingeweiht und hat ſeit jener Zeit in faſt allen grö=
ßer
Städten Deutſclands geſtanden und das Intereſſe der Ju=
gend
aller Richtungen auf ſich gelenkt. Das Jugendzelt will vor
allem an ſolche Jugendkreiſe herankommen, die bisher dem Evan=
gelium
ablehnend oder doch abwartend gegenüberſtanden. Die
Miſſionsarbeit des Deutſchen Jugendzeltes ſteht das ſei beſon=
ders
betont abſeits von jeder Politik!
Die Eröffnungsverſammlung findet am Sonntag, dem 16.
Auguſt, nachmittags um 4 Uhr, ſtatt. Es werden dann hinterher
allabendlich um 8.30 Uhr von bekannten Jugendführern öffentliche
Vorträge über Brennende Jugend= und Lebensfragen gehalten.
Der Eintritt iſt frei für jedermann.

Der Hiſioriſche Berein in Seligenſtadk.
Seligenſtadt iſt ein im Verborgenen blühendes Veilchen; es
gibt weder von Darmſtadt noch von Babenhauſen Sonntagsfahr=
karten
dahin, und ſo ſaß die ſtattliche Reiſegeſellſchaft am letz=
ten
Sonntag wieder im Heagwagen, durch deſſen gelüpfte Decke
der offene Himmel und ſchwellende Aepfel längs der Landſtraße
luſtig hereinſahen. Die Stätte der Seligen deren Name zu=
folge
einer nüchternen philologiſchen Anſicht freilich weder von
den dort ruhenden ſeligen Märtyrern, noch von Kaiſer Karls
Seligkeit über die wiedergefundene Tochter Emma, ſondern von
den Sal=weiden der Oertlichkeit herkommt liegt trotz ſolcher
proſaiſcher Erklärung wirklich glückſelig in die weite grüne Main=
landſchaft
eingebettet, aus der die Türme der Baſilika Einharts
weit ins Land hinauswinken. In der Tat wählte Einhart nicht
ſchlecht, als er (um 828) aus den Arbeiten und Händeln des
Hofes ſich auf den Ruheſitz am großen Hofe Obermühlheim zurück=
Zog, den ihm Kaiſer Ludwig zuſammen mit Michelſtadt (815) ge=
ſchenkt
hatte. Neben ſeinem Herrenhofe baute er bald danach an
der Saligſtat die Baſilika und das Kloſter, in deren Glanze ſelbſt
der Name des alten Obermühlheim raſch verſchwand, wenn auch
die alten Mühlen noch immer am Nordende des Städtchens klap=
pern
. Es iſt unmöglich, in wenigen Zeilen zuſammenzufaſſen, was
mehr als 1000 Jahre deutſchen Lebens an dieſem einzigen Orte
uns hinterließen und die kundige Führung Prof. Malſys uns
zeigte. Einzig iſt die Baſilika; nirgends in Heſſen und nicht
einmal in Deutſchland nördlich der Donau gibt es ein Gotteshaus,
wo elf Jahrhunderte in karolingiſchen, romaniſchen, gotiſchen und
Barockformen bauten und ihr künſtleriſches Wollen nicht als etwas
Vergangenes, ſondern als lebendige, gegenwärtige Kraft ſo auf
uns wirkt, wie hier die mächtige Vierung und das herrliche Chor.
Der Rundgang durch die Kloſtergebäude lehrte, daß auch der
Alltag nicht alltäglich war: Ueberwältigend ſchwarz und weit=
räumig
dehnt ſich die Kloſterkirche, in deren Helldunkel es noch
immer ſpukt von den Geiſtern Rembrandts und der Schwarz=
künſtler
. Die Stadt verlor zwar die ſchwer errungene Reichs=
unmittelbarkeit
ſchon früh (endgültig 1308) z unſten des Erz=
ſtifts
Mainz, dem Beſitzer auch des Kloſters (ſeit 1063), ja ſie
büßte ihre eigenwillige Haltung im Bauernkriege mit dem Ver=
luſte
eines Teiles ihrer Selbſtverwaltung. Aber manches treff=
liche
Bürgerhaus mit reicher Handwerkskunſt im Innern und
Aeußern beweiſt; daß ſie wohlhahend blieb, dank ihrer Lage an
der großen Handelsſtraße von Oberdeutſchland her, wo Kaiſer
und Kaufmann die letzte Raſt machten, bevor ſie nach Frankfurt
kamen. Der alte, fröhliche genius loei ſpricht noch aus launigen
Inſchriften (Herbei. herbei zum Haferbrey!), aus den herühmten
meterlangen Trinklöffeln und den ehrwürdigen Löffelbüchern,
nicht zuletzt auch aus der köſtlichen Abwandlung der Sage von
Einhart den man da voll Sorge vor dem geſtrengen Schwieger=
papa
unter einem Dache hervorlugen ſieht, um feſtzuſtellen, ob
im Nachbarhauſe Frau Emmas Eierkuchen ſchon den geſtrengen
Herrn Kaiſer beſänftigt habe.
Zum guten Schluß ſaßen wir Wandergenoſſen auf der Main=
terraſſe
vor der Außenmauer der Pfalz, erfreuten uns, wie einſt
die Hohenſtaufen vom Altan ihrer Burg, des herrlichen Land=
ſchaftsbildes
, vom Main zu unſeren Füßen bis zum Speſſart in
der Ferne, und mancher fragte: Weshalb iſt das viele Schöne
G.
nur ſo unbekannt?
Fernſprechverkehr DeutſchlandRumänien. Vom 1. Aug.
an.werden im Fernſprechverkehr DeutſchlandRumänien Feſtzeit=
geſpräche
zugelaſſen. In demſelben Verkehr wird die verkehrs=
ſchwache
Zeit für die Richtung nach Rumänien ebenfalls am 1. Aug.
auf die Stunden von 19 bis 8 Uhr (bisher 21 bis 8) ausgedehnt.
Für die Richtung Rumänien-Deutſchland bleibt die verkehrs=
ſchwache
Zeit von 21 bis 8 Uhr unverändert.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſiſchen Landes=
theater
, Der Muſtergatte‟, Hopwoods übermütige Schwank=
Neuheit, deren geſtrige Erſtaufführung herzlichſt belacht und be=
klatſcht
wurde und ſich für Direktor Bruno Harprecht und ſein
Enſemble zu einem neuen Erfolg geſtaltet, kommt am heutigen
Donnerstag ſowie morgen Freitag zu den beiden einzigen Wieder=
holungen
, in denen Bruno Harprecht wiederum die Rolle des Jack
Wheeler ſpielt.
Die neue Spielzeit des Heſſiſchen Landestheaters. Die Mie=
ken
für die neue Spielzeit 1931/32 ſind aufgelegt. Bis 15. Auguſt
wird der bisherige Platz aufbewahrt. Bei Erneuerung des Miet=
Dertrags vor dem 11. Auguſt erhält der ſeitherige Mieter einen
Gutſchein zur beliebigen Verwendung in der neuen Spielzeit.
Eine beſondere Vergünſtigung genießt der Mieter der ſeinen
Mietvertrag vor dem 1. September abſchließt; er zahlt dann nur
9 ſtatt 10 Raten. Wird der Mietpreis im voraus bezahlt, ſo er=
hält
der Mieter die 10prozentige Preisermäßigung und einen wei=
teren
Gutſchein. Wahl= und Tauſchrecht werden in der bisherigen
Jorm beibehalten. Sie geben die Möglichkeit, bis ein Fünftel der
Vorſtellungen ſelbſt auszuwählen. Auskunft durch die Mietabtei=
lung
, wochentäglich von 9 bis 13.30 Uhr oder Fernruf 3782 und
3001 (Staatsbehörden), Nebenſtelle 677.
Eine Freilichtaufführung des Datterich‟. Die Heſſiſche
Spielgemeinſchaft veranſtaltet am Sonntag, dem 9. Auguſt, nach=
mittags
6 Uhr, in dem hiſtoriſchen Garten des Hotels Behrens=
Hufnagel in Traiſa eine Freilichtaufführung von Niebergalls
Datterich Herr Eduard Göbel, der auch die Regie hat, wird
Dei dieſer Aufführung zum 75. Male den Datterich ſpielen.
Grete Reinwald, die beliebte Film= und Bühnendarſtel=
lerin
, ſpielt kommenden Samstag, den 8 und Sonntag, den
2 Auguſt, im Orpheum im Rahmen des Gaſtſpiels des Kleinen
heaters Berlin, die weibliche Hauptrolle der köſtlichen Bühnen=
Novität, Liebe unmodern in drei Akten von Wilhelm
Sierk. In den männlichen Hauptrollen wirken die bekannten
Berliner Bühnenkünſtler Willi Kaufmann und Heinz Klu=
bertanz
. Dem Enſemble geht ein ſehr guter Ruf voraus;
Gaſtſviele in Wien, Budapeſt, Belgrad und Bukareſt wurden mit
ſtäriſtem Beifall aufgenommen. Das nur zweitägige Gaſtſpiel
Dürſt: auch in Darmſtadt beſonderes Intereſſe finden, zumal die
Eintrittspreiſe außerſt niedrig (von 60 Pfennig an) gehalten
ſind: Karten im Verkehrsbüro und bei Hugo de Waal, Rhein=
ſtraße
14. (Siehe Inſerat.)

Zue Frage einer Spackassenrelacm.

In Nummer 211 vom 1. d. war im Rahmen des Aktionsplans
der Neichsregierung geſagt worden: . . . es müſſen auf jeden Fall noch
beſtimmte Maßnahmen für die Sparkaſſen ergriffen werden, damit auch
der kleine Sparer zu ſeinem Gelde kommt, weil ſonſt die Gefahr einer
neuen Panik entſteht. Darüber hinaus will man aber auch hier reorga=
niſatoriſch
vorgehen, um die in den letzten Jahren aufgekommene Sitte
der Sparkaſſen, bankmäßig zu arbeiten, wieder ab=
zubauen
und die Sparkaſſen wieder zu reinen Spar=
inſtituten
zu machen.
Der Gedanke, die Sparkaſſen ihrem eigentlichen Z.beck, dem eines
gemeinnützigen Vereins, wieder zuzuführen, iſt nicht neu, er iſt
auch in der hiſtoriſchen Entwicklung vollauf begründet.
In Heſſen beſtehen ſeit über 100 Jahren Sparkaſſen. Die erſte mit
dem Gründungsjahre 1826 war die Bezirksſparkaſſe Groß=Gerau;
1827 folgte die Städtiſche Sparkaſſe Mainz, 1830 reihten ſich die
Kaſſen von Zwingenberg, Höchſt und Heppenheim an; 1833
entſtanden Nidda, Ortenberg und Laubach, 1834 die Städtiſche
Sparkaſſe Offenbach ferner die Bezirksſparkaſſen Gießen und Vil=
bel
; 1835 die Bezirksſparkaſſen Lorſch, Groß=Umſtadt und
Friedberg. Mit 1. Jan. 1836 dehnte die 1827 für die Stadt Als=
feld
gegründete Spar= und Leihkaſſe die Wirkſamkeit auf den Bezirk
des damaligen Landgerichts Alsfeld aus. 1837 erſtand die Städtiſche
Sparkaſſe Darmſtadt; im gleichen Jahre die Kreisſparkaſſe Bingen
und die Bezirksſparkaſſe Oppenheim. Im Jahre 1838 folgten die
Kreisſparkaſſe Alzey und die Gemeindeſparkaſſe Wimpfen. Im
folgenden Jahre wurden in Groß=Bieberau, Lauterbach
Worms (Städtiſche) und Schlitz Sparkaſſen gegründet; 1841 folgten
Seligenſtadt und Büdingen, 1844 Langen, 1845 Grün=
berg
, 1846 Erbach, 1849 Butzbach und Schotten, 1860 Herb=
ſtein
, 1863 Eſchollbrücken (Gemeindeſparkaſſe), 1875 Rein=
heim
, 1877 die Bezirksſparkaſſe Mainz; den Reigen beſchloß 1914
die Bezirksſparkaſſe Worms. So zählen wir in Heſſen 36 Kaſſen, die
dem Heſſiſchen Sparkaſſengeſetz vom 8. Auguſt 1902, in Kraft ſeit 1. Jan.
1904 unterſtehen.
Man wird ſich heute rückſchauend fragen, warum, nachdem dieſe ge=
meinnützig
und zugleich wohltätig zu wirken beſtimmten Kaſſen mit einer
Ausnahme in dem verfloſſenen Jahrhundert das Licht der Welt erblickt
hatten, eine geſetzliche Regelung bis in das laufende Jahr=
hundert
unterblieben iſt. Das Sparkaſſenweſen in Heſſen war,
wie es der Landtagsausſchußbericht feſtſtellte, bis dahin von der Geſetz=
gebung
gänzlich im Stich gelaſſen worden‟. Es genügt heute, dieſe Feſt=
ſtellung
, die bedauerlich iſt, zu regiſtrieren.
Nur die ſtaatlich als ſolche anerkannten Kaſſen fallen unter das Ge=
ſetz
; Vorausſetzung der Anerkennung, die nur auf Antrag erfolgt, iſt,
daß die Kaſſe den Vorſchriften des Geſetzes entſpricht und Gemeinde=
oder
Kreisanſtalt iſt (Gemeinde= Kreisſparkaſſe), oder von einem
rechtsfähigen Verein betrieben wird, deſſen Mitglieder
ausſchließlich Gemeinden, oder Kreiſe ſind ( Bezirksſpar=
kaſſen
).
Die Satzung einer jeden öffentlichen Sparkaſſe muß Beſtim=
mungen
treffen über:
1. die Verwaltung und Vertretung der Sparkaſſe, ſowie über die Be=
ſtellung
und die Rechte und Pflichten der Vertreter;
2. die weſentlichen Grundſätze für die Kaſſe= und Rechnungsführung;
3. die Anlegung des zum Sparkaſſenvermögen gehörenden Geldes, ſo=
weit
dasſelbe nicht zur Beſtreitung von Ausgaben bereitzuhalten iſt;
4. Die Berechnung und Verwendung des Reingewinns.
Wir beſitzen in dem von Bürgermeiſter Dr. Ahl in Bad= Nau=
heim
verfaßten, 1926 verlegten, Erläuterungsbuch einen zuverläſſigen
Führer, der in dankenswerter Weiſe das Verſtändnis dese Geſetzes ver=
mittelt
.
Aus dieſem Kommentar entnehmen wir nun, daß in den Verhand=
lungen
des Landtags eine lebhafte Ausſprache ſich gerade über die An=
lage
der Spargelder entwickelte. Ahl bemerkt zu Artikel 4
Abſ. 2 Bem. 3: In der Ausſprache im Ausſchuſſe wurde betont, die
erſte Aufgabe der Sparkaſſen ſei die Annahme und ſichere Ver=
waltungder
Spareinlagen‟. Die Forderung, daß die bank=
mäßige
Entwicklung des Geſchäfts zu vermeiden ſei, wurde
von der Ausſchußmehrheit entgegengehalten, die mehr bank=
mäßige
Entwicklung beſchränke ſichaufwenige Spar=
kaſſen
, und ſie ſei da nicht aufeinmal zubeſeitigen.
Man gefährde die erſprießliche Entwicklung der Kaſſen, wenn man ihre
Tätigkeit zu ſehr beſchneide. Den Schutz gegen gefährliche
Auswüchſe müſſe die gewiſſenhafte Aufſicht und Kon=
trolle
bilden. Der Ausſchuß wünſchte deshalb insbeſondere, daß
die Einrichtungen und Geſchäftsgebräuche der beſtehenden Kaſſen nach
Möglichkeit geſchont werden, und glaubte, daß die natürliche Entwicklung
ohne äußeren Zwang bald dahin führen werde, den perfönlichen
Kredit den Genoſſenſchaften, langfriſtigen Realkre=
dit
den Hypothekenbanken zu überlaſſen und die
Sparkaſſengelder weſentlich in kündbarer hypothe=
kariſcher
Anleihe anzulegen, unbeſchadet der Anlegung über=
flüſſiger
, ſowie für die Zwecke des laufenden Betriebes erforderter Be=
ſtände
in Bankguthaben, Wertpapieren und guten Wechſeln. Daß die
Reichsgeſetzgebung bereits vor dem Krieg, insbeſondere aber der Krieg
und die Nachkriegszeit die geſamten deutſchen öffentlichen Sparkaſſen vor
neue Aufgaben ſtellten, und damit eine Erweiterung ihres Geſchäftskrei=
ſes
nötig machten, konnte damals nicht vorausgeſehen werden. Dieſe
neuen Aufgaben werden allerdings derart gelöſt
werden müſſen, daß der urſprüngliche Zweck der
heſſiſchen, wie der deutſchen Sparkaſſen überhaupt,
dadurch nicht notleidet‟. Die öffentlichen Sparkaſſen ſtehen
(Art. 3) unter ſtaatlicher Aufſicht. Inſoweit die Aufſicht nicht dem Mini=
ſterium
des Innern vorbehalten iſt, wird ſie unter der oberen Leitung
dieſes Miniſteriums durch das Kreisamt ausgeübt, in deſſen Kreis die
Sparkaſſe ihren Sitz hat.
Für die Bezirksſparkaſſen iſt in Ergänzung des Art. 3 noch
eine Berechtigung der Aufſichtsbehörde in vierfacher Nichtung zu erwäh=
nen
: die Geſchäftsführung der Organe und der Beamten der Sparkaſſen,
insbeſondere des Rechners, zu unterſuchen; die Einberufung der Mit=
gliederverſammlung
zu verlangen und die Leitung der von ihr einberu=
fenen
Verſammlung ohne eigenes Stimmrecht zu übernehmen; die Aus=
führung
der Beſchlüſſe über die Verwendung des Reingewinns zu bean=
ſtanden
; die Ausführung ſolcher Beſchlüſſe zu bean=
ſtanden
, welche geſetz= oder ſatzungs= oder rechts=

widrig ſind, oder welche geeignet ſind, die Mitglie=
der
oder die Einleger zu ſchädigen,
Noch weitergehend ſchlägt hier 8 43 Abſatz 1 BGB. ein: Dem
Verein kann (im geregelten Verwaltungsſtreitverfahren: 1. Inſtanz:
Provinzialausſchuß, 2. Inſtanz: Verwaltungsgerichtshof) die Nechts=
fähigkeit
entzogen werden, wenn er. durch geſetz=
widriges
Verhalten des Vorſtandes das Gemeinwoht
gefährdet‟.
Dieſes geſetzwidrige Verhalten des Vorſtandes kann, ſo führt der
Kommentar von Staudinger zum BGB. (9. Auflage) aus, in poſitwven
Handlungen oder Unterlaſſungen beſtehen. Auch hier genügt objel=
tive
Geſetzwidrigkeit. Die Reichstagskommiſſion ſagt hierzu: Die
Frage, ob ein Verein durch gefetzwidriges Verhalten des Vorſtandes
das Gemeinwohl gefährde, ſei offenbar nicht privatrechtlicher Natur,
ſondern gehöre dem öffentlichen Rechte an‟. Der Kommentar
hält es für unmöglich, einen Begriff von ſolcher Elaſtizität wie Ge=
fährdung
des Gemeinwohls juriſtiſch mit genügender Sicherheit für
die Rechtsanwendung zu präziſieren
Zur Anpaſſung der Satzungen an das neue Geſetz wurde in einem
Amtsblatt vom 20. Februar 1903 eine Muſterſatzung vom Innen=
miniſterium
herausgegeben, die inhaltlich im großen und ganzen von
den Kaſſen übernommen wurde.
Das Amtsblatt Nummer 19 des genannten Miniſteriums vom
3. November 1924 enthält nun eine neue Muſterſatzung. Am ſtärkſten
(ſo heißt es darin) unterſcheidet ſich die neue Muſterſatzung von der
alten in ihren Beſtimmungen über die den Sparkaſ=
ſen
nunmehr erlaubten Geſchäfte. Die veränderten wirt=
ſchaftlichen
Verhältniſſe haben hierzu gedrängt. Die den Spar=
kaſſen
nunmehr zugeſtandenen Geſchäfte erfordern
einen ganz beſonders gewiſſenhaften Geſchäfts=
gang
und peinlichſte Beachtung der durch Geſetz und
Satzung gegebenen Vorſchriften. Sämtliche Organe einer
jeden Sparkaſſe müſſen ſich der dadurch bedingten erhöhten Verant=
wortung
bewußt ſein.
Der Zweck der Sparkaſſe iſt in 8 2 der Satzung dahin umſchrieden:
Die Bezirksſparkaſſe dient wohltätigen und gemein=
nützigen
Zwecken. Sie ſoll insbeſondere den Sparſinn för=
dern
und Gelegenheit bieten, Erſparniſſe, Mündelgelder
und andere private und öffentliche Gelder verzinslich
und ſicher anzulegen, ſowie Darlehen gegen ange=
meſſene
Zinſen und ohne Vermittler zu erlangen.
In Erfüllung ihrer Zwecke betreibt ſie die ihr nach dieſer Satzung er=
laubten
Geſchäfte.
Aus den Beſtimmungen über den Geſchäftsbetrieb intereſſiert, daß
den Sparkaſſen nach den von dem Aufſichtsrat erlaſſenen Beſtimmun=
gen
der Depoſiten= und Kontokorrentverkehr eingeräumt iſt. Der
Kontoinhaber iſt berechtigt, durch Ueberweiſung oder Scheck
über ſein Guthaben zu verfügen. Inſoweit im Kontokorrentverkehr
Kredite eingeräumt werden, müſſen die Sicherungen den hinſicht=
lich
der Anlegung des Sparkaſſenvermögens (8 44) gegebenen Beſtim=
mungen
entſprechen. Die geſamten Ausleihungen im
Kontokorrentverkehr ſollen 50 v.H. der der Spar=
kaſſe
anvertrauten fremden Gelder nicht über=
ſchreiten
.
Ahl bemerkt dazu: Die Vorſchrift ſtellt kein Recht einer Sparkaſſe
dar, immer mit 50 Prozent der ihn anvertrauten Gelder im Konto=
korrentgeſchäft
zu arbeiten. Letzten Endes ſoll das Kontokorrentgeſchäft
ganz oder doch mindeſtens zum weitaus größten Teil aus den der
Kaſſe im Kontokorrent= und Depoſitenverkehr zufließenden Geldern be=
trieben
werden, während man die Spareinlagen mehr und
mehr wieder außerhalb des Kontokorrentverkehrs
anlegen ſoll. Eine derartige Uebung bei der Geldanlage berück=
ſichtigt
am beſten die Herkunft der Gelder und wird am wenigſten An=
griffsmöglichkeiten
gegen die Geſchäftstätigkeit der Sparkaſſen geben.
Hinſichtlich der Anlegung verfügbarer Gelder iſt
unter anderem beſtimmt, daß ſie erfolgen kann: in Wechſeln, die bei
einer Laufzeit von nicht mehr als drei Monaten mindeſtens zwei als
zahlungsfähig bekannte Wechſelverpflichtete aufweiſen, die in der Höhe
der zu leiſtenden Sicherheit angemeſſenes Vermögen beſitzen und den
allgemeinen Gerichtsſtand im Inland haben.
Die Anlegung verfügbarer Gelder kann aber auch in Darlehen
erfolgen, die durch Uebereignung beweglicher Sachen an die
Sparkaſſe vertraglich geſichert ſind. Die Darlehen dürfen die Hälfte
des Wertes dieſer Sachen nicht überſteigen. Die Sachen müſſen durch
ihren Stoff oder ihre Verarbeitung einen im Verkehr anerkann:en
Dauerwert darſtellen. Auch dürfen die Darlehen auf höchſtens 1 Jahr
gegeben werden.
Wer heute ein Bankgeſchäft zu führen hat, wird zur Genüge wiſ=
ſen
, mit wieviel Schwierigkeiten auf wirtſchaftlichem und rechtlichem
Gebiete zu kämpfen iſt. In dieſer Zeit muß mit der größten
Vorſicht gearbeitet werden.
Ob alle Organe der Sparkaſſen, die in verantwortlicher Stellung
ſich betätigen, über eine hinreichend genügende Vorbildung verfügen,
um alle dieſe Dinge zu meiſtern, muß ſtark bezweifelt werden. Sind
doch gerade in den letzten Jahren nach der Markſtabiliſierung allein
in unſerer Provinz eine Reihe von Straffällen in öffentlicher
Gerichtsverhandlung zur Aburteilung gelangt, in denen eine erſchrek=
kende
Unkenntnis hinſichtlich des Scheck= und Wechſelrechts zutage trat.
Wie oft ſtanden geſchäftstüchtige Perſonen vor Gericht, die es ver=
ſtanden
hatten, eine ländliche Sparkaſſe durch geſchicktes Ränkeſpiel und
raffinierte Kniffe durch ſogen, überzogene Schecks hereinzu=
legen
! Wie oft ſind auf dem Wege der immer noch der reichs=
geſetzlichen
Regelung harrenden Sicherungsüber=
eignung
(über die hier beſtehenden Gefahren ſpricht ſich Ahl Seite
116 und 121 mit anerkennenswerter Deutlichkeit aus) die Sparkaſſen
durch ſkrupelloſe Schädlinge um Spargelder gebracht worden! Und
ſchließlich iſt es doch unverſtändlich, daß eine ländliche Kaſſe durch
ſatzungswidrige Diskontierung von Wechſeln eines nicht bezirksange=
hörigen
Kaufmanns um rund 28 000 Mark geſchädigt werden konnte.
Hier wird die Aufſichtsbehörde doch nicht umhin können, den ge=
ſchilderten
Dingen nachzugehen, wenn die Staatsanwälte das geſamte
ihnen in den Dezernaten reichlich bekannt gewordene Aktenmaterial zur
Verfügung geſtellt haben.
Ein genaues Studium ſolchen Aktenſtoffes wird dazu führen müſ=
ſen
, daß, wie es früher war, die Sparkaſſengelder weſentlich nur in
kündbarer hypothekariſcher Anleihe zur Anlage gelangen ſollten.

Aukofahrer, Achkung!

Welch angenehme Neuerung ſchreibt uns ein Mitglied des
Starkenburger Automobil=Clubs Darmſtadt,
bringen uns Autofahrern Anordnungen im Polizeiſtraßendienſt in
einigen heſſiſchen Städten. Kürzlich hielt ich mit dem Auto in
Offenbach in der Mainſtraße zum Zwecke einer kurzen geſchäft=
lichen
Erledigung. Bei meiner Rückkehr zum Wagen leuch=
tete
mir ein kleiner weißer Zettel, der an der Schutzſcheibe
klebte entgegen. Ich leſe den gedruckten Inhalt: Sie parken ver=
kehrshindernd
! Stellen Sie Ihren Wagen nicht an engen Straßen=
ſtellen
, Kreuzungen, Biegungen, Halteſtellen der Straßenbahn oder
der Kraftomnibuſſe, ſondern zweckmäßig in Nebenſtraßen oder an
den mit einem P bezeichneten Stellen der Stadt auf! Beachten
Sie den § 28 Abſ. 1 der Verordnung über Kraftfahrzeug=Verkehr
vom 15. 7. 30. Sie erſparen ſich dadurch Aerger und Beſtrafung,
dem Staat erhebliche Mehrarbeit ſeiner öffentlichen Aufſichts=
organe
Ich löſe den leicht befeſtigten, mit dem Polizeiſtempel
verſehenen Papierſtreifen von der Scheibe und verlaſſe den Platz,
nicht ohne mich zu überzeugen, daß ich in einer Straßenbiegung
gehalten. Die Polizei hatte recht! Ich hatte in der Eile verkehrs=
erſchwerend
geparkt. Ein mir kurz darauf begegnender Verkehrs=
Poliziſt er hatte ſich wohl meinen Wagen gemerkt lächelte
verſtohlen, als ob er ſagen wollte: Merk Dir dieſe Mahnung, mein
Freund!
Ich habe ſie mir gemerkt und war erfreut über ſolch neue
Form pädagogiſcher Erziehung zur Verkehrs=Ordnung, ohne Härte,
ohne perſönliches Moment und die Laſten der nachfolgenden Be=
ſtrafung
. Derartige Maßnahmen gewinnen der Polizei nicht allein
Freunde, ſondern ſie erziehen jeden anſtändigen Fahrer zur Aufmerk=
ſamkeit
und zur Befolgung des 8 28 Abſ. 1. Wie ich höre, be=
richtet
der Fahrer weiter, treten dieſe Polizei=Verwarnungen auch

dann ein, wenn Fahrzeuge bei Dunkelheit in einer nicht ausrei=
chenden
Straßen=Lichtquelle ſtehen, und wenn die urſprünglich aus=
reichende
Lichtquelle der Straße erloſchen iſt oder vermindert
wurde. Schließlich auch dann, wenn ein Fahrzeug mit einem un=
zureichenden
Erkennungszeichen betroffen wird, bei Abweſenheit
des Führers. Soweit der Bericht!
Nach unſeren weiteren Informationen rührt dieſe Neuerung
von Anregungen her, welche von ſeiten der ADAC. und inſonder=
heit
von deſſen Gau III 11 in Frankfurt a. M., der Polizei=
behörde
gegeben wurden, und auf welche die Behörde in Frank=
furt
a. M., Offenbach und Darmſtadt ſehr entgegenkommend ein=
zugehen
gewillt war. Wir können ſolche rückſichtsvollen Maßnah=
men
der Polizejämter den Autofahrern gegenüber nur begrüßen,
und ſind überzeugt, daß auch ſolche Methoden geeignet ſind, den
Straßenverkehr in allgemein nützliche Bahnen zu lenken. . R.
Tagesordnung zur öffentlichen Sitzung des Provinzialaus=
ſchuſſes
am Samstag, dem 8. Auguſt 1931, vormittags 8.30 Uhr:
1. Klage des Emil Thesmer zu Darmſtadt gegen die Entſchei=
dung
des Kreisamts Darmſtadt vom 21. Mai 1931 wegen Nicht=
erteilung
der Erlaubnis zum Ausſchank alkoholartiger Getränke
einſchließlich Branntwein in ſeinem Lokal Holzſtraße 22 zu Darm=
ſtadt
. 2. Klage der Gg. Pieler Witwe zu Bickenbach gegen die
Entſcheidung des Kreisamts Bensheim vom 7. Mai 1931 wegen
Nichterteilung der Erlaubnis zum Betriebe einer Schankwirtſchaft
mit Branntweinausſchank im Hauſe der Wilhelm Metzger Ehe=
leute
im Hintergraben zu Bickenbach. 3. Klage des Nikolaus
Roppel zu Darmſtadt, Schloßgaſſe 14, gegen den Beſcheid des
Kreisamts Darmſtadt vom 30. Mai 1931 wegen Nichterteilung
eines Wandergewerbeſcheins. 4. Klage des Valentin Kerk=
mann
zu Kelſterbach gegen den Polizeibefehl des Kreisamts
Groß=Gerau vom 16. Juli 1931. Letztere Sache wird in Kelſter=
bach
verhandelt, vorausſichtlich 10.45 Uhr.

[ ][  ][ ]

Sefte

Donnerstag, den 6. Anguſt 1937

Nummer 2:7

* Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern.
Palaſt=Lichtſpiele.
Kinder vor Gericht,
In dem einleitenden Vortrag, den Rechtsanwalt Dr. Brandt
vor dem Ablauf dieſes Tonfilms hält, wird u. a. auf das Bedenk=
liche
und Gefährliche der Kinderausſagen vor Gericht hingewieſen,
beſonders wenn es ſich um Sexualvergehen und um Kinder in der
Pubertät handelt. Rechtsanwalt Brandt ſtellt u. a. die For=
derung
auf, daß Ausſagen von Kindern nur dann Gewicht bei=
gelegt
werden darf, wenn dieſe Ausſagen durch alle irgendwie
möglichen ſonſtigen Umſtände und Zeugen ſich als richtig erwei=
ſen
. Dr. Brandt fordert, daß die Gerechtigkeit hundertprozentig
ſei, daß lieber 10 Schuldige unbeſtraft bleiben, als ein Schuldiger
beſtraft werden ſoll.
Der Film, der dieſem Vorſpruch dann folgt. Die Sache
Auguſt Schulze, von dem Regiſſeur Georg C. Klaren ganz
meiſterhaft geſtellt und gedreht nach der Novelle Kinder vor
Gericht, iſt dann allerdings keine reſtloſe Beweiskraft für das
in dem Vorſpruch aufgerollte ſchwerwiegende Problem. Der Film
behandelt in ſeiner erſchütternden Handlung nur eine Kindes=
ausſage
. Dieſe aber iſt eine mit Bewußtſein falſch gegebene, die
auch von anderen, erwachſenen Zeugen mit Bewußtſein falſch be=
ſtatigt
wird. Dieſes Kind beſchuldigt ſeinen Vater aus Not, aus
Angſt vor Strafe des Vergehens, das es ohne Zwang freiwillig
mit einem anderen begangen hat. Es iſt alſo keine der Zeugen=
ausſagen
, wie ſie oft das Gericht in Verlegenheit bringen, derart
etwa, daß Kinder unter dem Einfluß eines durch die Pubertäts=
entwicklung
irregeleiteten Seelenlebens ſie machen. Das ſind
ſolche Ausſagen, die von Kindern ſchließlich ſelbſt geglaubt wer=
den
, weil ſie aus einer Phantaſie geboren wurden, die durch die
ſexuelle Entwicklung aufs äußerſte angeſpannt und irregeleitet
wird. In dem Film Auguſt Schulze iſt die Angelegenheit klar.
Die kleine Hete wurde von dem Schlafburſchen verführt, kurz
darauf von dem Vater mit Recht gezüchtigt. Wegen dieſer Züch=
tigung
verläßt ſie die elterliche Wohnung, nächtigt im Freien,
wird von der Polizei aufgegriffen. Die ärztliche Unterſuchung
ſtellt ihr Vergehen mit dem Schlafburſchen feſt. Teils aus Angſt,
teils aus Rache für die Züchtigung beſchuldigt Hete nunmehr den
eigenen Vater, mit dem ſie bisher in beſtem Einvernehmen lebte.
Es wird alſo hier mit Bewußtſein und mit gutem Grund falſch
ausgeſagt, falſch beſchuldigt. In der Folge kann die falſche Anklage
nicht mehr zurückgenommen werden, weil ſowohl die Stiefmutter
wie der Schlafburſche das Mädel bearbeiten, mit Fürſorge und
mit Zuchthaus drohen uſw.
Die Tendenz dieſes Films geht alſo abwegig. Sie entſpricht
wenigſtens nicht dem Vorſpruch. Deſſen ungeachtet aber iſt aus
dieſem Film ein ausgezeichnetes Kunſtwerk entſtanden. Er gibt
eine Milieuſchilderung, wie ſie ohne Uebertreibung, gerade durch
die Zurückhaltung tiefſt erſchütternd wirkt. Ein Alltagsdrama aus
dem Großſtadtleben, aus den Manſarden= und Kellerwohnungen,
wo 4, 5 und mehr Perſonen in einem Raum wohnen müſſen, wird
entrollt und in wuchtiger Fortentwicklung zu tiefſter Tragik ge=
ſteigert
. Eine Anklage, aufwühlend, nicht im Sinne der gewollten
Tendenz, wohl aber gegen das Wohnungselend und gewiſſe ſo=
ziale
Zuſtände.
Hervorragend, beſonders in techniſcher Hinſicht, iſt auch der
Beifilm Triumphder Technik. Ein Ukraine=Film, der in
gewaltigen Ausſchnitten, ausgehend von dem Bau eines Rieſen=
kraftwerkes
am Dnjepr die gewaltige Entwicklung induſtrieller
Unternehmungen und Werke durch die Großkraftwerke zeigt.
Ein luſtiger Hutzli=Putzli=Trickfilm vervollſtandigt das ausneh=
R
mend gute Programm.
Im Uniontheater läuft noch bis auf weiteres, und zwar
unter unvermindertem Andrang des Publikums das vielumſtrit=
tene
Filmwerk Im Weſten nichts Neues, nach dem bekannten
Roman von Erich Maria Remarque. Karten im Vorverkauf täg=
lich
ununterbrochen ab 11 Uhr an der U.=T.=Kaſſe. Da während
der Vorſtellung kein Einlaß ſtattfindet, wird gebeten, die An=
fangszeiten
zu beachten. Heute, Donnerstag nachmittag 2 Uhr,
eine Arbeitsloſenvorſtellung zu 50 Pfg. Karten und Einlaß nur
gegen Vorzeigen des Ausweiſes.
Im Heliatheater ſieht man nur noch heute und morgen
Richard Tauber, den gefeierten Tenor, in dem Tonfilm Ich
glaub’ nie mehr an eine Frau Außer Rich. Tauber, der eine
Fülle der ſchönſten Lieder ſingt, wirken noch Werner Fütterer,
Maria Solveg und Paul Horbiger mit.

Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyd, Bremen.
(Aenderungen ohne vorherige Anzeige vorbehalten.) Nach New
York ab Bremen=Bremerhaven: D Columbus 4. 8. D. Dresden
6. 8. D. Bremen 13. 8. D. Berlin 13. 8. D. Karlsruhe 16. 8.
D. Europa 18. 8. D. Stuttgart 20. 8. D. General von Steuben
27. 8. D. Sierra Ventana 29. 8. D. Bremen 30. 8. D. Columbus
1. 9. D. Lützow 2. 9. D. Dresden 3. 9. D. Europa 4. 9. Nach
Halifax (Kanada) ab Bremen=Bremerhaven: D. Karls=
ruhe
16. 8. D. Lützow 2. 9. Nach Montreal (Kanada)
(Frachtd.): D. Hagen ab Bremen 5. 8. ab Hamburg 7. 8. D. Bo=
chum
ab Bremen 19. 8., ab Hamburg 21. 8. Nach Baltimore=
Norfolk (Frachtdampfer): D. Weſtfalen ab Bremen 11. 8., ab
Hamburg 13. 8. D. Elmshorn ab Bremen 25. 8., ab Hamburg
27. 8. D. Hannover ab Bremen 8. 9., ab Hamburg 10. 9. Nach
Boſton-Philadelphia (Frachtd.): D. Remſcheid ab Bre=
men
18. 8., ab Hamburg 20. 8. D. Iſerlohn ab Bremen 1 9.,
ab Hamburg 3. 9. D. Holger ab Bremen 15. 9., ab Hamburg
17. 9. Nach Nordamerika (Weſtküſte): D. Schwaben ab
Hamburg 12. 8., ab Bremen 15. 8. MS. Portland ab Hamburg
19. 8., ab Bremen 22. 8. MS. Los Angeles ab Hamburg 29. 8.,
ab Bremen 1. 9. Nach HavannaGalveſton ab Bremen=
Bremerhaven: D. Karlsruhe 16. 8. D. Lützow 2. 9. Nach
CubaNew Orleans und bei Bedarf weitere Cubahäfen
(Frachtd.): D. Ingram ab Bremen 6. 8., ab Hamburg 8. 8. D. Riol
ab Hamburg 3. 9., ab Bremen 5. 9. Nach New Orleans
(Frachtd.): D. Haimon ab Bremen 6. 8., ab Hamburg 10. 8. D.
Holſtein ab Bremen 6 9. ab Hamburg 10. 9. Nach Cuba
MexikoTexas: MS. Erfurt ab Hamburg 6. 8., ab Bremen
8. 8. D. Karlsruhe ab Bremerhaven 16. 8. D. *.* ab Hamburg
29. 8. Nach Weſtküſte Mittelamerika und Mexiko
D. * * ab Hamburg 18. 8., ab Bremen 19. 8. D. Wiegand ab
Hamburg 15. 9 ab Bremen 16 9. Nach Weſtindien: D. Li=
vadia
ab Hamburg 15. 8., ab Bremen 17 8. D. Aachen ab Ham=
burg
12. 9., ab Bremen 14. 9. Nach Nordbraſilien: D.
Aegina ab Bremen 1. 9., ab Hamburg 3. 9. D. Anatolia ab Bre=
men
13. 10., ab Hamburg 15. 10. Nach Mittelbraſilien
(Paſſagier= und Frachtd.) D Eiſenach ab Bremen 12. 8 ab Ham=
burg
19. 8. D. Zeelandia ab Bremerhaven 17. 8. D. Sierra Cor=
doba
ab Hamburg 29. 8 ab Bremerhaven 31. 8. D. Immo ab
Bremen 26. 8., ab Hamburg 29. 8. Nach dem La Plata
(Paſſagier= und Frachtd.): D Salland ab Bremen 15. 8 ab Ham=
burg
19. 8. D. Zeelandia ab Bremerhaven 17. 8. D. Siera Cor=
doba
ab Hamburg 29. 8., ab Bremerhaven 31. 8. D. Madrid ab
Hamburg 1. 9. ab Bremen 5. 9. D. Germar ab Bremen 1. 9.,
ab Hamburg 5. 9. Nach Südbraſilien: D. Tenerife ab
Hamburg 13 8., ab Bremen 14. 8. D. Bahia ab Hamburg 27 8.,
ab Bremen 28. 8. D Porta ab Hamburg 10. 9. ab Bremen 11. 9.
Nach Südamerika (Weſtküſte) via Panamakanal:
D. Carl Legien ab Hamburg 6. 8., ab Bremen 8 8. D Odenwald
ab Hamburg 13. 8., ab Bremen 15. 8. D. Arta ab Hamburg
20. 8., ab Bremen 22. 8: via Magellan=Straße: D. Pla=
net
ab Hamburg 8. 8. D. Goslar ab Bremen 18. 8., ab Hamburg
22. 8. Nach Madeira und den Kanariſchen Inſeln;
D. Orotava ab Bremen 12. 8. MS. Rio Bravo ab Bremen 26. 8.
). Orotava ab Bremen 9. 9. D Arucas 23. 9. Nach Oſtaſien;
D. Pfalz ab Hamburg 8. 8. MS. Havelland ab Bremen 8. 8 ab
Hamburg 12. 8. MS. Friesland ab Bremen 11. 8., ab Hamburg
15. 8. MS. Havel ab Bremen 15. 8., ab Hamburg 19. 8. D. Lahn
ab Bremen 18. 8., ab Hamburg 22. 8. MS. Sauerland ab Bre=
men
22. 8. ab Hamburg 26. 8. D Scheer ab Bremen 25. 8., ab
Hamburg 29. 8. D. Derfflinger ab Bremen 29. 8., ab Hamburg 2. 9.
Nach Auſtralien: D. Dortmund ab Hamburg 15. 8., ab Bre=
men
17. 8. D. Moſel ab Hamburg 1 9. ab Bremen 3. 9. Nach
der Levante ab Bremen: ca. 8 Abfahrten im Monat. Nach
Finnland ab Bremen: 8täg. Dienſt nach allen Haupthäfen.
Nach Reval ab Bremen: Abfahrten alle 810 Tage. Nach
Leningrad ab Bremen: je nach Bedarf. Nach England
(London) ab Bremen: 45 Abfahrten in der Woche. Nach
England (Hull) ab Bremen: 2 Abfahrten in der Woche. Nach
England (Middlesboroug=Newcaſtle); 10tägig. Bremen
HamburgFrankreich: Abfahrten: Dienstags von Bre=
men
, Freitags von Hamburg. Afrika=Linien: Oeſtliche
Rundfahrt um Afrika: D. Ubena ab Hamburg 2. 9. Weſtliche
Rundfahrt um Afrika: D. Adolf Woermann ab Hamburg 8 8.
Weſtküſten=Hauptlinie: D. Wadai ab. Hamburg 8. 8. Fra t=
dampfer
=Linien nach Weſtafrika (A.=Dienſt. C.=Dienſt, Kongo=
Linie. Angola=Linie); vierwöchentliche Abfahrten von Fracht=
dampfern
. Geſellſchaftsreiſen: D. Sierxg Cordoba ab
Bremerhaben 6. 8, nach dem Nordkap.

Ungünſtige Arbeitsmarkkenkwicklung.
Nach den Beobachtungen der Kaufmänniſchen Stellenvermitt=
lung
des Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verbandes hat ſich
die Lage auf dem Stellenmarkt ſeit Anfang Juni allgemein er=
heblich
verſchlechtert. Während im Monat Juni die Auswirkung
der Notverordnung zu einer außerordentlichen Zurückhaltung in=
bezug
auf die Erteilung von Beſetzungsaufträgen führte, iſt durch
die finanzpolitiſchen Schwierigkeiten der letzten Wochen eine Läh=
mung
des Wirtſchaftslebens eingetreten, die ſich naturgemäß auſ
dem Arbeitsmarkt ſtark bemerkbar machte. Es wurden nicht nur
erteilte Beſetzungsaufträge zurückgezogen, oder für ſpäter zurück=
geſtellt
, ſondern erneut Kündigungen, zum Teil in größerem Um=
fange
ausgeſprochen. Die Zunahme der vorſorglichen Kündigun=
gen
kennzeichnet die Unſicherheit und Nervoſität im Wirtſchafts=
leben
beſonders.
Der Bewerberzugang, der in den letzten Monaten bereits eine
fallende Tendenz aufwies, hat durch die letzten Ereigniſſe eine
Steigerung erfahren. Die Bewerber kamen vornehmlich aus der
Maſchinen= und Eiſeninduſtrie, Textilinduſtrie und aus dem
Lebensmitteleinzelhandel. Beſonders auffallend ſind die zahl=
reichen
vorſorglichen Kündigungen in Süd= und Südweſtdeutſch=
land
, Gebiete, in denen bisher die Wirtſchaftslage verhältnis=
mäßig
ſtabil war. Bei der gegenwärtigen Situation beſchränkte
ſich die Vermittelung auf die unbedingt notwendigen Kräfte in
den verſchiedenen Wirtſchaftszweigen. Die Geſamtlage auf dem
kaufmänniſchen Stellenmarkt wird durch die folgenden für die
Stellenvermittelung des DHV. errechneten Meßzahlen gekennzeich=
net
: Es entfallen auf eine offene Stellung im Juli 68,5 Bewer=
er
gegenüber 45,3 im Juni und 30,5 im Juli des Vorjahres.

Aus dem Gerichksſaal.

Aw. Ein wandernder Schmied ſtahl im Mai dieſes Jahres
in Dieburg ein Fahrrad, und zur Stärkung ſeines Geld=
beutels
verſuchte er es in einer der nächſten Ortſchaften zu ver=
kaufen
. Der Fahrradhändler, dem er es anbot ſchöpfte jedoch Ver=
dacht
und benachrichtigte die Polizei. Der Schmied hatte indes
Lunte gerochen und war ſtiften gegangen, und als man ihn ver=
folgte
warf er das Rad fort. Man erwiſchte ihn aber doch, und
er behauptete, er habe es für fünf Mark irgendwo gekauft. Heute
belehrte er das Gericht, daß er nach § ſoundſoviel der Strafprozeß=
ordnung
der Herr Staatsanwalt ſolle es nur einmal durch=
leſen
einen Verteidiger beanſpruchen könne. Weil das Gericht
aber anderer Meinung iſt, gibt er keinen Ton mehr von ſich und
antwortet auf keine Frage Erſt als der Staatsanwalt eine Zucht=
hausſtrafe
von einem Jahr wegen Diebſtahls im Rückfall bean=
tragte
, öffnen ſich die Schleuſen ſeiner Beredſamkeit, und er tiſcht
dem Gericht in beinahe einſtündiger Verteidigungsrede die un=
glaublichſten
Märchen auf. Er hat auch Glück und trifft auf ſehr
milde Richter, die ihn lediglich wegen Hehlerei, nach ſeiner
Behauptung, zu einem Jahr Gefängnis verurteilen. Aber
auch das genügt ihm nicht, ſo was ſei ja lächerlich", behauptet er
empört.
Es wird dann gegen einen an die ſechzigjährigen
Spezereihändler wegen Sittlichkeitsverbrechens
verhandelt. Er hat ſich an zwei kleinen Mädchen, die immer in
ſeinen Laden kamen, in unſittlicher Weiſe vergangen. Vor dem
Kriege war er bereits wegen der gleichen Sachen beſtraft. Er
gibt alles zu, und noch mehr als in der Anklage ſteht, das käme
halt ſo über ihn, aber das Gericht ſolle doch Barmherzigkeit haben,
er wolle ſich ganz beſtimmt zuſammennehmen, es komme nichts mehr
vor. Der Mann macht einen derart zerſchlagenen und reumütigen
Eindruck, daß das Gericht ihm noch einmal mildernde Umſtände
zubilligt und auf ein Jahr und drei Monate Gefäng=
nis
erkennt.
Es war im Monat Mai. Die Bäume ſtanden in der Pracht
ihres Frühlingskleides der Duft der erſten Frühlingsblumen lag
über den Gärten und Wieſen, in Menſch und Tier regten ſich neue
Lebenskräfte. Einen älteren Arbeiter trieben ſie auf ſeine Weiſe,
und eines Tages hielt er es nicht mehr länger aus. Als er ſeinem
ſchlimmſten Feind begegnet, einem Schloſſer, der unglücklicher=
weiſe
im ſelben Hauſe wohnte, begann er Krach mit ihm. Er zer=
hieb
ſeinen Regenſchirm auf ihm, und ſein Sohn, der ihn in Ge=
fahr
fürchtete, half ihm. Der Schloſſer ging, zum Arzt und ließ
ſich ſeine Wunden verbinden, und als er zurückkam, lauerten ihm
der Vater und zwei andere Söhne auf und ſchlugen ihn abermals,
diesmal unter Zuhilfenahme einer Matratzenſpiralfeder und eines
Meſſers, wodurch der Schloſſer einen ziemlich gefährlichen Stich
in den Unterleib erhielt. Der Schloſſer habe den Streit angefan=
gen
, behaupten nun heute die vier Angeklagten, und ein Meſſer
hätte wohl er, aber ſie keinesfalls gehabt. Ueberhaupt wiſſen ſie
ein Lied zu ſingen von der Schlechtigkeit und Bösartigkeit des
Schloſſers und insbeſondere ſeiner Ehefrau, die bei dem Kampf
auch einen Fauſtſchlag in die Seite erhalten haben will. Wie dem
auch ſei ſo ſchuldlos, wie ſie ſich hier alle miteinander hinſtellen,
iſt beſtimmt keiner, auch nicht die Schloſſerseheleute , das Gericht
verurteilt nach ausführlicher Beweisaufnahme den Vater
wegen gemeinſchaftlicher gefährlicher Körper=
verletzung
in zwei Fällen zu insgeſamt 50 Mark:
der älteſte Sohn wird freigeſprochen, da er wirklich
glauben konnte ſein Vater ſei in Gefahr, und er auch nicht weſent=
lich
mithalf. Der Zweite mit der Stahlſpirale erhält eine
Geldſtrafe von 150 Mark und der Dritte mit dem
Meſſer erhält drei Monate Gefängnis. Es wird ihm für
zwei Monate eine fünfjährige Bewährungsfriſt zugebilligt.
Gasvortrag. Wir machen nochmals auf den heute abend
8 Uhr, im Bürgerhof. Eliſabethenſtraße 2, ſtattfindenden Gasvor=
trag
aufmerkſam. Eintritt frei!

Lokale Beranſtalkungen.

Die bierunter erſcheinenden Nokizen ſind ausſchlleßlſch als Sinwelſe euf Anzeigen zu decrachte
in keinem Falſe irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Im Wienerkronenbräukeller findet morgen,
Freitag abend, ein großes Streichkonzert, unter Leitung des Herrn
Kapellmeiſters Willi Schlupp bei freiem Eintritt ſtatt. Herr
Schlupp wird das Publikum durch heitere Stücke mit Geſang in
freudige Stimmung verſetzen. (Siehe Freitag=Anzeige.)
Städt. Saalbau. Heute Donnerstag, den 6. Auguſt,
großes Gartenkonzert, unter perſönlicher Leitung von Matthias
Weber Ein reichhaltiges Programm Ein Abend am Rhein
verſpricht genußreiche Stunden. (Siehe Inſerat.)
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter bieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlon keinerlei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortſich.) (Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Kunſtausſtellung Mathildenhöhe.
Warſt du ſchon in der Kunſtausſtellung? wurde ich ſchon
öfters von meinen Freunden und Bekannten in und außerhalb
Darmſtadts gefragt. Zu meiner Schande mußte ich dieſe Frage ver=
neinen
mit dem Bemerken, daß ich von Malerei nichts verſtehe und
daß ich mir auch aus der modernen Malerei nichts mache. Durch
einen Beſuch der Kunſtausſtellung, angeregt durch eine Anzeige,
daß die Malerin Fräulein Mathilde Stegmayer die Führung durch
die Ausſtellung übernehme wurde ich gründlich eines Beſſeren be=
lehrt
. Von moderner Malerei in meinem Sinn iſt dort wenig zu
ſehen. Was ausgeſtellt iſt iſt ſehenswert und ſchön. Da meiſt nur
heſſiſche Künſtler ausgeſtellt haben, und dieſe vielfach heſſiſche Mo=
tive
behandeln, iſt es Pflicht jedes gebildeten Heſſen, ſicher aber
jedes gebildeten Darmſtädters, dieſe Ausſtellung zu beſuchen. Er
kann mit wenig Geld, 50 Pfg. Eintritt, dieſes Unternehmen der
heſſiſchen Künſtler unterſtützen und ſeine Bildung weſentlich er=
weitern
. Fräulein Stegmayer verſtand es, den Beſuchern der Aus=
ſtellung
zu erklären, was das Bild im beſonderen darſtelle und mit
welchen Mitteln der Künſtler dies erreicht. Sie machte auf die
verſchiedenen Farbenzuſammenſtellungen und die feinen Farben=
abſtufungen
aufmerkſam. Darum nochmals beſten Dank auch an
dieſer Stelle! Wünſchenswert wäre es, wenn die Ausſtellungs=
leitung
wenigſtens zweimal wöchentlich ſolche Führungen veran=
ſtalten
würde. Der Beſuch der Ausſtellung würde dadurch weſent=
lich
gehoben.

Ausfuhr von Karkoffeln.

Verſchiedene Vorkommniſſe in letzter Zeit laſſen es angebr
erſcheinen, erneut darauf hinzuweiſen, daß Kartoffelſendungen
dem Auslande von Urſprungs= bzw. Geſundheitszeugniſſen
Deutſchen Pflanzenſchutzdienſtes begleitet ſein müſſen. Fehlt
Zeugnis, ſo wird die Sendung von den Zollkontrollſtationen
rückgehalten und dem Abſender entſtehen Unannehmlichkeiten.
erforderlichen Zeugniſſe werden in Heſſen jeweils von dem
ſtändigen Landwirtſchaftsamt bzw. von der Heſſiſchen Hauptſ.
für Pflanzenſchutz ausgeſtellt.

Tageskalender für Donnerstag, den 6. Auguſt 1931.
beſſ. Landestheater. Großes Haus: Geſchloſſen Kleines
Haus, 20 Uhr: Der Muſtergatte. Konzerte: Zur
Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſt. am Böllenfalltor, Herrn=
gartenkaffee
. Datterich, Schuls Felſenkeller. Kinovorſtel=
lungen
: Union= Helia= und Palaſt=Lichtſpiele. Bürger=
hof
, abends 20 Uhr: Vortrag Die moderne Gasküche.
Städt. Saalbau, 20 Uhr: Konzert Matthias Weber.

Dd. Arheilgen, 5. Aug. 25jähriges Beſtehen 1
Stenographenvereinigung Gabelsberger,
kommenden Samstag begeht die Stenographenvereinigung
25jähriges Jubiläum. Der Verein, der durch ſeine Stenograp
kurſe während dieſer 25 Jahre äußerſt ſegensreich gewirkt
hat für die Gründungsfeier am Samstag abend im Gaſth
Zum weißen Schwanen ein überaus reichhaltiges, buntes 9
gramm zuſammengeſtellt, ſo daß allen Beſuchern ein genußrei
Abend bevorſteht. Neben dem offiziellen Teil der Gründungsf
ſind u. a. vorgeſehen Tänze von Frl. Aenne Kraft=Darmſtadt.
ſangsvorträge von Peter Leber=Arheilgen, Tänze und Reigen
Damen des Vereins. Selbſtverſtändlich iſt auch eine gute Kap
verpflichtet, ſo daß anſchließend an die Feier noch zum Tanzen
legenheit iſt.
J. Griesheim, 5. Aug. Hohes Alter. Am Dienstag,
4. Auguſt, beging der Nachtſchutzmann i. R. Heinrich Klippel
Georgſtraße 6, hier, im Kreiſe ſeiner Kinder und Enkelkinder
nen 81. Geburtstag. Leider iſt der alte, ſonſt noch geiſtig rüſt
Mann durch einen vor etwa einem Jahre erlittenen Schlagan
in ſeiner Geſundweit ſehr geſchwächt. Möge dem alten Herrn
weiterhin ein ungetrübter Lebensabend im Kreiſe der Seinen
ſchieden ſein. Feldfrevel. Die Feldfrevel in hieſiger
markung haben in der letzten Zeit ſehr bedenkliche Formen
genommen. Beſonders ſind es einige berüchtigte junge Leute
hier im Alter von 1620 Jahren, die unbekümmert um das F
ſchutzperſonal täglich mehrmals dabei erwiſcht werden, daß
Obſt von den Bäumen reißen und ſonſtige Kreszenzen im Fe
ſtehlen. Die Frechheit bei dieſen Burſchen geht ſoweit, daß ſie
die Anzeigen des Feldſchutzperſonals gar keinen Wert mehr le
und ſelbſt vor dem Schnellgericht nicht mehr zurückſchrecken.
Aa. Eberſtadt, 5. Aug. Eberſtädter evgl. Jugen
gruppe vor dem Mikrophon. Die Eberſtädter evgl.
gendgruppe befindet ſich gegenwärtig in zwei Abteilungen
ihren üblichen Sommerfahrten. Während die eine Grupper
Taubertal nach dem Speſſart wandert, hat die andere Gruppe
Knaben und Mädchen) eine Schwarzwaldfahrt hinter ſich. Bei
ſer Gelegenheit erſchien ſie Mittwoch nachmittag in der Kind
ſtunde des Südfunks vor dem Mikrophon in Stuttgart, um Fe
tenlieder zu ſingen und einen Bericht von ihrer Wanderung
geben. In einem Wechſelgeſpräch zwiſchen dem Leiter der Kind
ſtunde, Stockinger, und dem Führer der Jugendgruppe, E
Prier=Eberſtadt, kamen intereſſante Einzelheiten aus den Fal
erlebniſſen und überhaupt aus der Tätigkeit der Jugendgruppe
Gehor. Dabei erfuhr man, daß die Wanderung am 27 Juli
Bretten aus über Maulbronn, Wildbad, Bad=Liebenzell und A
der Stadt nach Stuttgart ging. Der Heimweg führt über L
wigsburg neckarabwärts. Am 12. Auguſt wollen die jugendlie
Wanderer wieder zu Hauſe ſein. Zwiſchendurch erfreute die ſ
gesfreudige Schar mit einer Reihe hübſcher Wander= und Vol
lieder.
F. Eberſtadt, 5. Aug. Gemeinderatsſitzung. Am Fr
tag, den 7. Auguſt, abends 8.30 Uhr beginnend, findet im R
hausſaale eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt. Schor
ſteinfegergebühren. Die Gebühren der Schornſteinfel
ſind mit Wirkung vom 1. Auguſt 1931 ab neu feſtgeſetzt word
Die entſprechende Bekanntmachung iſt an der Anſchlagstafel
Rathaus ausgehängt. Steuerfälligkeit. Der Bürg
meiſter hat den Fälligkeitstermin, für das 1. und 2. Ziel 0
meinde= Kreis= und Provinzialumlagen 1931 auf den
Auguſt feſtgeſetzt. Für die bis Ende Auguſt nicht bezahlten B
träge einſchließlich der Fälligkeiten aus dem Rt. 1930 treten d
auf Grund der Notverordnung feſtgeſetzten Steuerzuſchläge
Kraft. Kirchweihe. Anläßlich der am nächſten Sonnt
und Montag hier ſtattfindenden Kirchweihe iſt es geſtattet, 1
Ladengeſchäfte mit Ausnahme der Zeit während des Gottesdie
ſtes bis abends 6 Uhr offen zu halten. Die Errichtung von V
kaufsſtänden oder das Feilhalten von Genußmitteln und War
aller Art in den Zugangsſtraßen zum Marktplatze (Markt=, A
Schwanen= und Weingartenſtraße) iſt an den Kirchweihtagen a
Gründen der Verkehrsſicherheit ſtrengſtens unterſagt. Auch ſi
dieſe Zufahrtſtraßen über die Kirchweihtage für den öffentlich
Auto= und Fuhrwerksverkehr polizeilich geſperrt.
Cp. Pfungſtadt, 5. Aug. Die diesjährige Verfe
ſungsfeier ſoll in einfachem Rahmen gehalten werden. T
Feier findet am Verfaſſungstag ſelbſt ſtatt. Sie ſoll vormitta
im Anſchluß an einen Feſtzug, der am Rathaus Aufſtellung nimt
im Hof der Neuen Schule ſtattfinden, woſelbſt außer der Feſtre
auf die Verfaſſung muſikaliſche und geſangliche Darbietungen d
Programm ausmachen. Der Feſtzug ſoll ſich um halb 10 Uhr au
ſtellen. Nachmittags ſoll keine Feier mehr abgehalten werde
In einer Vorbeſprechung, die dieſer Tage auf dem Rathaus ſta.
fand, erklärten ſich die örtlichen Vereine und ſonſtigen Korpo!
tionen wie jedes Jahr bereit, an der Feier teilzunehmen.
hieſige Kaninchenzuchtverein Einigkeit hält a
kommenden Sonntag in den Räumen des Gaſthauſes Geißling
eine örtliche Kaninchenſchau ab, mit der ein Preisſchießen und er
Verloſung verbunden iſt. Die Ausſtellung iſt von morgens 8u
bis abends 7 Uhr geöffnet. Eine Feuerwehrübungfind
am Sonntag vormittag (7 Uhr) ſtatt; an der Uebung haben
wohl die Mitglieder der Freiwilligen als auch der Pflichtfeue
wehr teilzunehmen. Die Gemeinde hat die Maurerarbe
zur Herſtellung einer Grenzmauer bei der Kleinkinderſchule
vergeben.
G. Ober=Ramſtadt, 4. Aug. Ernte. Das echt ſommerlig
Wetter der letzten Tage hat die Erntearbeiten außerordentlich."
günſtigt. Unter Zuhilfenahme der heute auch in ſehr vielen mlt"
leren landwirtſchaftlichen Betrieben anzutreffenden Getreide=Yn
und Binde=Maſchinen gelingt es jetzt, die Arbeit in weſitze
Stunden zu leiſten, zu welcher vorher Tage gebraucht wutde
Dadurch ſind Roggen und Gerſte faſt ſchon ganz in den Schenlte
und hie und da iſt auch mit der Hafer= und Weizenernte ſchon.
gonnen. Dem Vernehmen nach liegt der Körnerertrag des Ne.
geus dieſes Jahr allgemein unter dem Durchſchnitt, weil Be.
der Roggen während der Blütezeit durch ſtarkes Regenwe.
ziemlich gelitten hat. Hauptverſammlung. Die
glieder des Obſt= und Gartenbauvereins ſeien hierdurch nochl.
auf die am kommenden Sonntag, den 9. Auguſt, hier im Si‟
Zum weißen Roß ſtattfindende diesjährige Hauptverſammtt
des Obſt= und Gartenbauverbandes für den Kreis Darmſtadr. 4
merkſam gemacht.
G. Ober=Ramſtadt, 5. Aug. Der Obſt= und Gartenba
verband für den Kreis Darmſtadt hält ſeine diesſe
rige Hauptverſammlung am Sonntag, den 9. Auguſt 1994,
Saale des Herrn Heinrich Fiſcher Schafgrabengaſſe, dahler.
Nach der Vorſtands= und Ausſchußſitzung im Rathaus erfolg.
3.30 Uhr nachmittags die Beſichtigung des hieſigen Schwimmon.
mit ſeinen gärtneriſchen Anlagen. Pünktlich 4 Uhr beginn.
Hauptverſammlung. Nach Erledigung der geſchäftlichen An
legenheiten hält Herr Lehrer Röſch einen Lichtbildern
trag über Obſtbauſchädlinge nach eigenen, ganz neuen Sche
lingsaufnahmen. Dies wird dahier freudig begrüßt, da durch iie
zeitliche Kulturmaßnahmen eine gewaltige Vermehrung der 2i
bauſchädlinge zu verzeichnen iſt. Wenn unſer heimiſcher Obſtd
rentabel, erhalten werden ſoll. muß die Schädlingsbekamplt
derall energiſch einſetzen. Schädlingskenntnis und Bekämpfuns
maßnahmen vermittelt aber dieſer Vortrag in anſchautichle
Weiſe. Im ureigenſten Intereſſe ſei deshalb jedem Obſtbaum.
ſitzer der Beſuch dieſer Verſammlung empfohlen.
Hirſchhorn a. N., 5. Aug. Waſſerſtand des Necka
am 4. d. M.: 1,70 Meter, am 5. d. M.: 2,13 Meter, jeweils morge
5 N5r 20 Mi.
Ca. Vorſch, 5. Aug. Todlicher Unfall. Als der 27jähri
Alexander Schnitzer von hier in verfloſſener Nacht, mit ſeine
Motorrad von Bürſtadt heimfuhr, rannte er kurz vor dem Oru
eingang Lorſch gegen einen Baum und blieb tot liegen. Die 21
ſache des Zuſammenpralls konnte noch nicht ermittelt werden.
wird vermutet, daß Schnitzer durch ein entgegenkommendes Au
geblendet wurde und dadurch von der Fahrbahn abkam. Die 2
chenſchau hat ergeben, daß er ſofort tot war.

[ ][  ][ ]

Nummer 216

Donnerstag, den 6. Auguſt 1931

Seite 7

Das deutſche Ledermuſeum in Offenbach a. M.
macht Schule.
Die anläßlich der 1. Internationalen Lederſchau in Ber=
lin
1930 von dem Deutſchen Ledermuſeum veranſtaltete, durch
erſtaunliche Vielſeitigkeit und geſchmackvolle Aufmachung gleich
eindrucksvolle Ausſtellung Das künſtleriſch geſtaltete Leder aller
Völker und Zeiten veranlaßte Ungarn zu dem Plan in Budapeſt
ein ähnliches Inſtitut zur Förderung der darniederliegenden un=
gariſchen
Lederwirtſchaft ins Leben zu rufen. Kurz nach Abſchluß
der von dem Gründer des Deutſchen Ledermuſeums Profeſſor
Hugo Eberhardt, als Organiſator und Architekt geſchaffenen Ber=
liner
Ausſtellung erbat Budapeſt programmatiſche Unterlagen
und Veröffentlichungen des Muſeums, ſowie gutachtliche Rat=
ſchläge
für das geplante ungariſche Muſeum. Die Gründung wurde
dieſer Tage vollzogen. Als Träger wurde ein Landesmuſeums=
verein
der Ungariſchen Lederinduſtrie gebildet, der alle Kreiſe
der ungariſchen Lederwirtſchaft umfaßt. Das neue ungariſche
Fachmuſeum beſchränkt ſich im Gegenſatz zu dem Deutſchen Vor=
bild
auf die Sammlung alter und neuer ungariſcher Leder=
arbeiten
. Im übrigen will es neben geſchichtlichen Darſtellungen
einen Ueberblick über die techniſche Seite der Lederherſtellung,
der Gerbung, Färbung und dal. geben.
Das Deutſche Ledermuſeum hingegen ſammelt, wie bekannt,
und in der vielbeachteten Ausſtellung in der Berliner Funkhalle
gezeigt, kultur= und kunſtgeſchichtlich intereſſante Lederarbeiten
aller Völker und Zeiten und legt das Gewicht darauf, ein um=
faſſendes
Bild der kulturellen Bedeutung des Leders zu geben,
um anregend und belehrend auf Fachkreiſe und Allgemeinheit zu
wirken. Die wirtſchaftliche Bedeutung des 1917 begründeten
Deutſchen Ledermuſeums erfährt durch die Gefolgſchaft des Aus=
landes
eine ſtarke Unterſtreichung.

A. Groß=Rohrheim, 4. Aug. 20jähriges Jubiläum
des FC. Alemannia. Mit Beginn der neuen Spielzeit ver=
band
der FC. Alemannia am Sonntag das 20jährige Jubiläums=
feſt
, das der Notzeit entſprechend in eng ſportlichem Rahmen ge=
feiert
wurde. Der Verein wurde 1911 von ſportbegeiſterten jun=
gen
Burſchen begründet, unter mancherlei Schwierigkeiten, da da=
unals
das Fußballſpiel noch nicht ſo eingebürgert war, zumal wie
hier auf einem Landort. Jedoch überwand die Sportbegeiſterung
der neugegründeten Mannſchaft alle Schwierigkeiten, wie Platz=
frage
Materialbeſchaffung uſw. Bald nahm der Verein bei den
Sportvereinen des Rieds eine geachtete Stellung ein. Später
erfolgte der Eintritt in den Süddeutſchen Fußballverband. Kreis
Südheſſen, Gau Ried, deſſen 4=Klaſſe der Verein ſchon jahrelang
angehört. Auch am Sonntag zeigte der Verein wieder, daß er
ſeine Mannſchaften in echt ſportlichem Geiſte zu erziehen ſucht, wo=
bei
er bisher von größtem Erfolg begünſtigt wurde. Alle Mann=
ſchaften
zeigten ihr Können: die erſte Fußballmannſchaft im Kampf
gegen die gleiche des Turnvereins 1846 Mannheim, ebenſo die
Jugendmannſchaft gegen die der Olympia Worms und die
Schülermannſchaft gegen Vorwärts Bobſtadt. Die Handball=
mannſchaft
hatte die des Turnvereins Rodau zum Gegner. Die
Schüler haben ſich dieſes Jahr bereits die Gaumeiſterſchaft ge=
ſichert
. Die Jugendmannſchaft führt ebenſo bis jetzt ungeſchlagen
die Tabelle an, und die erſte Mannſchaft war immer in der
Spitzengruppe der 4=Klaſſe im Gau Ried zu finden. Möge der
Verein weiter ſo ſegensreich wirken wie ſeither auf allen Gebie=
ten
des Sportes! Daß der Verein heute eine geachtete Stellung in
der Gemeinde einnimmt, zeigte der ſehr ſtarke Beſuch ſeitens der
Einwohner und auch ebenſo die Unterſtützung ſeitens der Ge=
meindeverwaltung
, wie ja auch Herr Bürgermeiſter Olf den Ver=
ein
in jeder Weiſe bisher tatkräftig gefördert hat. Die von dem
Verein vorgenommenen Umbauten auf dem Sportplatz konnten
am Sonntag zum erſtenmal ihre Zweckdienlichkeit unter Beweis
ſtellen.
Gernsheim a. Rh., 5. Aug. Waſſerſtand des Rheins
am 4. d. M.: 1,72 Meter, am 5. d. M.: 1,76 Meter, jeweils morgens
5 Uhr 30 Min.
Cp. Biebesheim, 5. Aug. Gurkenmarkt. Die Nachfrage
auf dem hieſigen Gurkenmarkt iſt nach wie vor unverändert groß.
Der Zentnerpreis ſtellte ſich zuletzt auf 3. bis 3,50 RM. Allge=
mein
kann man erkennen, daß die Hauptſaiſon für die Gurkenernte
bereits vorüber iſt. Hohes Alter. Dieſer Tage konnte
Landwirt Valentin Haſenzahl in der Kirchſtraße ſeinen 80. Ge=
burtstag
begehen.
Art. Goddelau, 4. Aug. Fahrraddiebſtahl. Im Hofe
der hieſigen Gewerbeſchule war vor einiger Zeit das ganz neue
Rad eines Schülers geſtohlen worden. Nach Schluß des Unter=
richts
fand man, daß der Dieb ſtatt des neuen ein altes Rad zu=
rückgelaſſen
hatte. Der Täter war ein eigener Mitſchüler aus un=
mittelbarer
Nähe von Goddelau. Er war vom Lehrherrn recht=
Zeitig zur Schule geſchickt worden, vertauſchte aber im Schulhofe
ſofort ſein altes gegen ein feines, neues Rad und machte darauf
eine Spazierfahrt bis in die Gegend von Kaſſel, wo ihn die Poli=
Zei ganz mittellos aufgriff und alsbald in eine Erziehungsanſtalt
brachte. Der Schüler erhält alſo ſein, ſchönes Rad wieder
Feuerwehrinſpektion. Bei der am Samstag abend abge=
haltenen
Inſpektion wurde zunächſt der hieſigen Freiwilligen und
Pflichtfeuerwehr die Aufgabe geſtellt, den in einer Baueruhof=
reite
in der Weidſtaße angenommenen Brand mit zwei großen und
einer kleinen Feuerſpritze zu löſchen. Da ſich aber angeblich das
Feuer auf die dicht anſchließenden Nachbarſcheunen und Ställe
ausbreitete, wurde durch Feuerboten die Anſtaltsfeuerwehr alar=
miert
, die alsbald mit Mannſchaftsauto und Motorſpritze zur
Stelle war und die ihr zugedachte Arbeit prompt erledigte. Sämt=
iches
Waſſer konnte aus den Hydranten der hier durchziehenden
Waſſerleitung DarmſtadtGernsheim entnommen werden. Am
Schluſſe der Uebung ſprach Herr Feuerwehrinſpektor Schildgen
den beiden Wehren ſeine Anerkennung aus.
4u. Groß=Gerau, 3. Aug. Die Kirchweihen im Kreis
Broß=Gerau. In dieſem Monat beginnt im Kreiſe Groß=
Derau die Saiſon der Kirchweihen. Der Kirchweihkalender weiſt
olgende Daten auf: Am 16. Auguſt iſt Kirchweih in Ginsheim.
Trebur und Weiterſtadt, am 23. Auguſt in Dornberg, Gernsheim
und Rüſſelsheim, am 30. Auguſt in Geinsheim, Griesheim b. D.,
Haßloch, Kelſterbach, Raunheim und Worfelden, am 6. September
n Aſtheim, Berkach, Biſchofsheim, Crumſtadt, Klein=Gerau und
Schneppenhauſen, am 13. September in Braunshardt und Stock=
tadt
, am 20. September in Büttelborn und Groß=Gerau, am 27.
September in Bauſchheim, Dornheim und Klein=Rohrheim, am
Oktober in Gräfenhauſen, Nauheim und Wolfskehlen, am 11.
Iktober in Goddelau und Wallerſtädten, am 18. Oktober in König=
tädten
Leeheim und Mörfelden, und am 25. Oktober in Erfelden
und Walldorf. Obſtdiebſtahl. In der Nacht zum Samstag
Durde in der Sandſtraße ein Apfelbaum von bisher noch unbe=
kannten
Tätern vollſtändig abgeerntet. Handwerks=
ammerſprechſtunde
. Die Handwerkskammernebenſtelle
Darmſtadt hält am Donnerstag, den 6. Auguſt, in Groß=Gerau,
und zwar vormittags von 11 Uhr bis 12,15 Uhr, im Stadthaus
eine Sprechſtunde ab. In Rüſſelsheim findet die Sprechſtunde der
Handwerkskammer am Freitag, den 7. Auguſt, nachmittags von
1.30 Uhr bis 3 Uhr in der Gewerbeſchule ſtatt.

12.Rhön=Segelllag: Wettbewerk1931

XIII.
Waſſerkuppe, 4. Auguſt.
Der Rhön=Wettbewerb geht nun langſam ſeinem Ende ent=
gegen
. Leider hält die Oſtwindwetterlage nun ſchon ſeit einer
Reihe von Tagen mit ſolcher Ausdauer an, daß der Flugbetrieb
erheblich darunter zu leiden hat. Lediglich der vergangene Sonn=
tag
war hierbei eine rühmliche Ausnahme. Der vergangene Mon=
tag
brachte einen recht ruhigen Flugbetrieb. Es wurden 20 Flüge
ausgeführt 9 im Uebungs= und 11 im Leiſtun zwettbewerb.
Die Piloten des Uebungswettbewerbes konnten zum Teil den
recht ungünſtigen Wind für einige Stundenflüge ausnützen um
ihre Geſamtflugdauer damit etwas zu verbeſſern. Hiervon iſt zu
erwähnen:

1. Hakenjos auf Profeſſor 2 Stunden 22 Minuten
2. Schmid auf W.G.A

2 Stunden 11 Minuten

3. Pfeiffer auf Schleſien 1 Stunde 45 Minuten.
Nachmittags ließ der Wind noch mehr nach, ſo daß erſt gegen
abend der Start wieder erfolgen konnte, als ein Gewitter ein=
ſetzte
und die Waſſerkuppe erreichte. Doch waren die Windver=
hältniſſe
hierbei ſo ungünſtig, daß von den 8 geſtarteten Ma=
ſchinen
keine größeren Entfernungen als 20 Kilometer erreicht
wurden.
Der Rhön=Segelflug=Wettbewerb 1931 hat bis zum 3. Auguſt
abends zuſammen 437 Flüge zu verzeichnen, von denen 282 im

Uebungswettbewerb und 155 im Leiſtungswettbewerb ausgeführt
worden ſind. Mit den heute ausgeführten Flügen wird etwa
die Zahl von 460 Starts erreicht werden. Wenn alſo am letzten
Wettbewerbstag noch günſtiges Flugwetter einſetzen ſollte ſo
kann mit einer Höchſtzahl von 500 Wettbewerbsflügen gerechnet
werden. Bis geſtern ſind die Flüge des vergangenen Jahres mit
200 Stück um mehr als das doppelte überboten, ein Beweis für
den Flugeifer unſerer Jungflieger.
In den Kommiſſionen herrſcht jetzt bei Wettbewerbsſchluß
intenſiver Betrieb. Am Donnerstag ſoll die Preisverteilung ſtatt=
finden
. Bis dahin müſſen alſo rund 500 Flüge ausgewertet ſein,
um die Wettbewerbsteilnehmer nicht allzu lange auf die Preis=
verteilung
warten laſſen zu müſſen. In der Sportleitung werden
ſämtliche Flüge zuſammengeſtellt, um die Unterlagen für die
Preisverteilung zu haben. Am Mittwoch abend tritt das Preis=
gericht
zuſammen, um ſeine Entſcheidung zu fällen. Wie dieſe
ausfallen wird, läßt ſich kaum überſehen, doch kann man ſicher
ſein, daß das Preisgericht trotz der geringen zur Verfügung ſtehen=
den
Mittel ſein Möglichſtes tun wird, all die im Wettbewerb
ausgeführten Leiſtungen gerecht zu bewerten. Nach den bisher
vorliegenden Reſultaten iſt anzunehmen, daß die Akademiſche
Fliegergruppe Stuttgart und Groenhoff beſonders gut abſchnei=
den
werden, während die Akaflieg Darmſtadt leider ſehr ins Hin=
tertreffen
gekommen iſt. Auf der Waſſerkuppe weilte heute
A. K.
der Heſſiſche Miniſter des Innern, Leuſchner.

Aa. Wolfskehlen, 5. Aug. Geſchäftsjubiläum. Kauf=
mann
A. Oppenheimer beging am Mittwoch ſein 25jähriges Ge=
ſchäftsjubiläum
.
4a. Langen, 3. Aug. Der Zimmerſtutzenverein
Langen feierte am Sonntag ſein 10jähriges Beſtehen. Auf dem
Scharfſchützen=Schießſtand im Koberſtädterwald fand ein Mann=
ſchafts
= Preis= und Pokalſchießen ſtatt. Nachmittags war für
muſikaliſche Unterhaltung uſw. beſtens geſorgt. Eine größere
Samariter= und Feuerwehrübung fand am Sonntag=
vormittag
an der Gewerbeſchule ſtatt. Es handelte ſich dabei um
eine Bezirksübung des 4. Bezirks im 16. Kreis des Arbeiter=
Samariterbundes. An der Uebung nahmen außer der Kolonne
Langen die Arbeiterſamariterkolonnen der Nachbarorte Spxend=
lingen
Egelsbach. Erzhauſen Wixhauſen und Neu=Iſenburg teil.
Der Uebung lag der Plan eines angenommenen Brandes in der
Gewerbeſchule durch Exploſion während der Schulzeit zugrunde.
Nach der Uebung fand eine Kritik der Sachverſtändigen ſtatt.
4a. Langen, 5. Aug. Verfaſſungsfeier. Die hieſige
von der Gemeinde vorgeſehene offizielle Verfaſſungsfeier ſoll be=
reits
am Montagabend (10. Auguſt) im Saalbau Zum Linden=
fels
zur Durchführung kommen. Auch in dieſem Jahre haben
ſich die Ortsvereine zur Mitwirkung bereit erklärt Die Lan=
gener
Gläubiger des Mitteldeutſchen Bankvereins A.=G., Dieburg,
der bekanntlich hier eine Filiale unterhielt, hielten dieſer Tage
eine Gläubigerbeſprechung ab. Dabei wurde feſtgeſtellt,
daß in Langen ungefähr 150 Gläubiger vorhanden ſind. Herr
Philipp Werner berichtete ausführlich über die Lage Außer=
dem
berichteten die zwei dem Gläubigerausſchuß angehörenden
Langener Vertreter über die bisher geleiſtete Arbeit. Man kam
überein, Vorſtand und Aufſichtsrat, ſoweit dies geſetzlich möglich
ſei, für die entſtandenen Verhältniſſe zur Verantwortung zu zie=
hen
und unter Umſtänden, wenn ſich der Gläubigerausſchuß dem
entgegenſtelle beim Gericht Einſpruch zu erheben. Schließlich
wurde den Gläubigern empfohlen, dem Vergleichsvorſchlag zuzu=
ſtimmen
, jedoch an Stelle des Herrn Lohrum=Dieburg Herrn Lud=
wig
Winter aus Langen zur Vertretung bei dem Gerichts=
termin
zu bevollmächtigen.

Eur Gesichts-Bräunmn

aber auch zur Bräunung des ganzen Körpers bei Sonnenbädern verwende §
man die reizmildernde und kühlende Leodor=Fett Creme. Tube 60 Pf. und 1 Mk. 2
Wirkſam unterſtützt durch Leodor=Edelſeife Stück 50 Pf. Zu haben in allen 8
Chlorodont=Verkaufsſtellen.

Bh. Dudenhofen, 4. Aug. Der Krieger= und Militärverein
hielt am letzten Sonntagabend im Saale des Gaſthauſes Zur
Krone eine außerordentliche Generalverſammlung ab, zu der ſich
etwa 200 Mitglieder eingefunden hatten. Auf der Tagesordnung
ſtand die Berichterſtattung über den Verlauf des am 12. Juli ab=
gehaltenen
60jährigen Jubiläumsfeſtes und die endgültige Rech=
nungsablage
. Der erſte Präſident, Kamerad Fr. Biſchoff, begrüßte
die zahlreich erſchienenen Kameraden und gab noch einmal kurz
einen Rückblick auf das in allen Teilen prächtig verlaufene Feſt.
Er dankte noch einmal allen Kameraden, die keine Mühe und
Arbeit geſcheut hatten und ihre Arbeitskraft in ſelbſtloſer Weiſe
dem Verein zur Verfügung geſtellt hatten, aufs herzlichſte. Sämt=
lichen
Vereinen unſerer Gemeinde und allen Ortseinwohnern
dankte der Voxſitzende ebenfalls für die wohlwollende Unter=
ſtützung
an den Feſttagen. Von ſeiten des Präſidiums der Krie=
gerkameradſchaft
Haſſia und von vielen auswärtigen Vereinen
iſt dem Vorſitzenden und dem Krieger= und Militärverein viel
Anerkennung gezollt worden für die vortreffliche Organiſation
und den ſchönen Verlauf des Feſtes. Im Namen des Vereins
ſprach der erſte Schriftführer Kamerad Conrad dem erſten Vor=
ſitzenden
für ſeine unermüdliche Arbeit zum Wohle des Vereins
und für die vortreffliche Leitung und Organiſation des Feſtes den
beſten Dank aus und ſprach die Hoffnung aus, daß er dem Verein
als Führer noch recht lange erhalten bleiben möge. Darauf er=
hielt
der Vereinsrechner Reppel das Wort zur Rechnungsablage
die einen recht erfreulichen Ueberſchuß ergab. Allſeitigen Beifall
fand der Antrag des erſten Vorſitzenden, ein Trommler= und
Pfeiferkorps zu gründen, wozu ſich ſchon eine größere Anzahl von
jungen Leuten gemeldet habe. Im nächſten Jahre ſoll eine Rhein=
fahrt
unternommen werden, an der nicht nur alle Mitglieder,
ſondern auch deren Familienangehörige teilnehmen ſollen. Sonn=
tag
, den 23. Auguſt, unternimmt die Jugendgruppe des Vereins,
die bereits eine Stärke von 30 Mann hat, einen Geländegang
mit Abkochen im Freien, zu der alle Kameraden, die daran In=
tereſſe
haben, eingeladen werden. Fräulein Marie Röder trug
noch einmal den Prolog vor, den ſie als Ehrendame bei der
Ueberreichung der neuen Fahne bei dem Feſte vorgetragen hatte.
Der Vorſitzende überreichte ihr für die wertvollen Dienſte, die ſie
dem Verein geleiſtet, ein geſchmackvolles Diplom. Nach Erledi=
gung
des offiziellen Teiles blieben die Kameraden noch einige
Stunden in ſchönſter Harmonie zuſammen. Der Muſikverein, der
auch die Feſtmuſik geſtellt hatte, hatte ſich auch hier wieder in un=
eigennütziger
Weiſe zur Verfügung geſtellt und trug durch ſeine
ſchneidigen Märſche und durch patriotiſche Lieder viel zur Unter=
haltung
bei.

Rheinheſſen.

Worms, 5. Aug. Ein gefährlicher Schwindler in
Worms verhaftet. Am Mittwoch vormittag iſt es der
Wormſer Kriminalpolizei gelungen, den ſeit 1925 von zahlreichen
Staatsanwaltſchaften geſuchten Schwindler Jacobi, der alle
größeren Städte unſicher machte, nach einer erneuten Schwindelei
zu faſſen. Jacobi ſuchte im Laufe des Vormittags eine Frau Pfäl=
zer
am Lutherplatz auf, um dort ein möbliertes Zimmer zu mie=
ten
. Er gab ſich als Dr. Landau aus und behauptete am Städt.
Krankenhaus als Facharzt für Krebsforſchung angeſtellt zu ſein.
Während ſeiner Unterredung mit der Frau verlangte er ein Glas
Waſſer. Als Frau Pfälzer ſeinem Wunſche nachkam, benutzte er
ihre Abweſenheit, um aus einem Kleid die Geldbörſe mit 38 RM.
Inhalt zu ſtehlen. Kaum hatte ſich Jacobi entfernt, als die Frau
den Diebſtahl bemerkte und ihren Neffen, einen Studenten, hier=
von
unterrichtete. Dieſer verfolgte den Schwindler und ſah. wie
er eine Wirtſchaft betrat. Der Student alarmierte nun die Poli=
zei
, wobei er ſeiner Vermutung Ausdruck gab, daß es ſich um den
langgeſuchten Jacobi handele, deſſen Bild und Beſchreibung ihm
aus den Zeitungen bekannt war. Als die Polizeibeamten in der
Wirtſchaft eintrafen, ließ ſich Jacobi ohne weiteres feſtnehmen
und abführen. Bekanntlich hat der Gauner mehrere Hundert ſol=
cher
und ähnlicher Schwindeleien verübt, ohne daß es bisher mög=
lich
war, ſeiner habhaft zu werden.

Aus Obetheſſen.

Ulrichſtein, 5. Aug. Das Poſtauto im Viehſtall. Ein
tragikomiſcher Vorfall eregte hier lebhafte Heiterkeit. Das Poſtauto
UlrichſteinMücke ſtand zur Abfahrt bereit, als ſich plötzlich die Bremſe
löſte. Der bereits beſetzte Wagen fuhr auf der abſchüſſigen Ortsſtraße
hinunter und rannte gegen den Viehſtall eines Landwirts; die Wand
wurde eingedrückt, und an der Krippe blieb der Wagen ſtehen. Zum
Glück war kein Vieh im Stall. Die Fahrgäſte verließen zum Teil im
Viehſtall den nur leicht beſchädigten Wagen. Es gab keine ernſten Ver=
letzungen
.

Geſchäftliches.

Ein Freund des Hauſes, den Sie oft übergehen.
Er nimmt es Ihnen aber nicht übel, der Balatum= Fußboden=
belag
. Selbſt wenn Hänschen mit Roller und Schaukelpferd an=
gerückt
kommt, ſehen Sie ihm nachher beſtimmt nicht dieſe Stra=
pazen
an. Und wie das bei guten Freunden iſt, ſie halten
nicht nur lange aus, ſie haben auch ſonſt nach allerlei gute Eigen=
ſchaften
. Balatum z. B. wärmt, es iſt hygieniſcher und erleichtert
der Hausfrau die Arbeit Balatum macht jedes Zimmer ſo freund=
lich
und heiter, daß einem ordentlich warm ums Herze wird. Von
der Vornehmheit, die Balatum der ganzen Wohnung gibt, ganz
zu ſchweigen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 6. Auguſt.
15.15: Stunde der Jugend.
17.00: Freudenſtadt: Nachmittagskonzert des Kurorcheſters.
18.00: Tanzmuſik der Kapelle Haas=Mahagonny.
18.40: Zeitfragen.
19.05: Stadtrat Niemeyer: Siedlungsfragen.
19.45: Dir. Jäger, Dr. Gießler u. E. Brugger: Im Schwarzwälder
Uhrenmuſeum Furtwangen.
20.30: Schweizer Volkslieder. Ausf.: Sängerklub des Turnvereins
Neue Sektion St. Gallen.
21.00: Serenaden. Ausf.: Philharmoniſches Orcheſter Stuttgart.
22.35: Tanzmuſik der Kapelle Haas=Mahagonny.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 6. Auguſt.
14.50: München: Deutſch für Ausländer.
15.45: Elſe Steub: Frauen helfen ſich untereinander.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.00: W. Schmidt: Freies Unterrichtsgeſpräch in der Grundſchule.
17.30: Prof. Dr. Schönemann: Mark Twain und ſein Verhältnis
zu Deutſchland.
18.00: Ludwine v. Broecker: Die deutſche Frau in der Volkstums=
bewegung
.
18.30: Dr. Wagner: Große deutſche Publiziſten.
19.00: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.30: Oberförſter Dr. Hauſendorff: Die Bodenbearbeitung in der
Forſtwirtſchaft im Unterſchied von der Landwirtſchaft.
20.00: Sinfonie=Konzert (Tſchaikowſky).
21.10: Hans Marr ſpricht.
21.40: Lieder=Zyklus für Geſang und Klavier von Ernſt Krener,
Mitw.: C. Brauner (Tenor), H. Zielowſky (Flügel).
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Tanzmuſik. Jaz=Orcheſter Dick Dan und Tango=Kapelle
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[ ][  ][ ]

Seite 8

Donnerstag, den 6. Auguſt 1931

Mozark-Nachkmufik im Dresdner Zwinger.

Von der großen rheiniſchen Sporkwoche in Köln.

Ein ſtimmungsvolles Bild wie aus alten Tagen.
Nächtliche Kammermuſik in dem Hofe des Dresdner Zwingers, eines der herrlichſten Barockbau=
werke
Deutſchlands. An den ſchönen Hochſommer=Abenden dieſer Wochen werden im Dresdner
Zwinger Abendkonzerte veranſtaltet, zu denen die hellerleuchtete Faſſade des eindrucksvollen Bau=
werks
einen ſtimmungsvollen Rahmen abgibt.

Radfahrergruppe an der Spitze des Feſtzugs in der Kölner Ringſtraße.
In Köln findet gegenwärtig die 4. große rheiniſche Sportwoche ſtatt, die mit großen Feſtumzügen
und Sportveranſtaltungen als rheiniſches Heimatfeſt gefeiert wird.

Nummer 216

Reich und Ausland.
Wenn man viel Geld im Hauſe hat.
Frankfurt a. M. Eine Milchhändlerin
in der Rotlindſtraße hatte in einer Schublade
im Küchenſchrank 1900 Mark in einer Handtaſche
aufbewahrt. Dies machten ſich Einbrecher zu=
nutze
, die jedenfalls von dem Vorhandenſein des
Geldes unterrichtet waren. Sie drangen mittels
Nachſchlüſſel in die Wohnung ein und ſtahlen
das Geld.
Die Straßenbahn raſt gegen einen Möbelwagen.
Zehn Verletzte.
Berlin. Ein ſchwerer Zuſammenſtoß zwi=
ſchen
einem vollbeſetzten Straßenbahnzug und
einem von einem Tracker gezogenen Möbel=
transportwagen
ereignete ſich am Dienstag
nachmittag an der Kreuzung Spandauer Chauſ=
ſee
und Reichsſtraße, unterhalb des Spandauer
Bocks. Insgeſamt wurden 10 Perſonen verletzt,
von denen 5 ſchwerverletzt ins Krankenhaus ge=
bracht
werden mußten.
Ein Thüringer Dorf in Flammen.
Meiningen. Von einem Großfeuer
wurde geſtern vormittag das Dorf Mehmels bei
Waſungen heimgeſucht. Durch einen in einer
Scheune entſtandenen Brand, der ſich mit großer.
Geſchwindigkeit auf die Nachbargrundſtücke aus=
dehnte
, wurde der ganze mittlere Teil des Dor=
fes
ergriffen und in Aſche gelegt. Die Feuer=
wehren
der Umgebung müſſen ſich darauf be=
ſchränken
, das Flammenmeer einzukreiſen. Der
Brand dauert zur Stunde noch an.
Benzinexploſion in einer Scheune.
Halle. Auf dem zu den Ländereien des
Oberamtsmannes Wentzel, Teutſchental, gehö=
rigen
Gut Würgenhof brach am Dienstag in
einer Scheune ein Großfeuer aus. Ein durch
einen Benzinmotor betriebener Getreideförderer
explodierte beim Einfüllen von neuem Ben=
zin
. Dadurch gerieten die Scheune und ein in
der Nähe gelegenes Getreidefeld in Brand, wo=
bei
vier Morgen Getreide ein Raub der Flam=
men
wurden. Der Monteur und zwei in der
Scheune beſchäftigte ältere Frauen wurden ſo
ſchwer verletzt, daß ſie mit ſchweren Brandwun=
den
in das Krankenhaus gebracht werden muß=
ten
, wo die eine der Frauen nach der Einliefe=
rung
ſtarb. Das Befinden der beiden anderen
Verletzten gibt zu ernſten Beſorgniſſen Anlaß.
Der Münchener Fallſchirmpilok
Markgraf ködlich abgeſtürzk.

William Markgraf,

der bekannte Münchner Fallſchirmpilot, ſtürzte
bei einem Schaufliegen in Maxglan (Sſterreich)
tödlich ab. Sein Schirm hatte ſich erſt in ge=
ringer
Höhe über dem Boden geöffnet, ſo daß
Markgraf heftig aufſchlug und an den ſchweren
Verletzungen verſtarb.

Gedenkmedaille zum Arkkisflug des Graf Zeppelin

Eine neue Graf=Zeppelin=Medaille
wurde von der Berliner Münzfirma Otto Oertel in Silber geprägt. Die Medaille zeigt auf der
Vorderſeite den Kopf Eckeners und auf der Rückſeite den Graf Zeppelin über einer Ideal=
darſtellung
des Pols.

Die Poſtkaſſe enkführk.
Kaſſel. Wie gefährlich es iſt, wenn Poſt=
halter
auf dem Lande die ihnen anvertraute
Kaſſe auch nur für kurze Zeit unbeaufſichtigt
laſſen, bewies ein Fall, der ſich kürzlich in einem
Landort in Starkenburg zugetragen hat. Nun
wird ein ähnlicher Vorgang aus Röſebeck, im
Poſthalterei von einem Gaſtwirt verſehen. Die=
ſer
Tage erſchien nun ein Reiſender und wollte
einige Briefmarken kaufen. Während der Wirt
Poſthalter am Telephon verlangt und mußte
nun den Fremden für kurze Zeit allein laſſen.
Dieſen Moment benutzte nun der Reiſende, um
die Poſtkaſſe ihres Inhalts von 45 RM. zu be=
rauben
und zu verſchwinden. Es gelang bisher
nicht, den Täter zu faſſen. Der Poſthalter hatte
Dieb in die Hände gefallen wäre.
Eine Einbrecherbande plündert zwei Wohnungen
aus.
Fulda. Am hellen Nachmittag drangen
Einbrecher in zwei größere Wohnungen in der
Adelberſtraße und in der Leipzigerſtraße, deren
Bewohner abweſend waren, ein. Die Diebe
brachen alle Schränke und Behältniſſe auf und
ſtahlen wertvollen Schmuck, Uhren, Lederwaren,
Kleider und was ihnen ſonſt noch mitnehmens=
wert
erſchien. Der Geſamtwert der geſtohlenen
Sachen wird auf einige tauſend Mark geſchätzt.
Die Polizei fahndet noch nach den Dieben.
Räuberiſcher Ueberfall auf eine Bankfiliale.
gen 10 Uhr, wurde die Filiale der Mecklenbur=
ger
Depoſiten= und Wechſelbank in Hagenow
von Bankräubern heimgeſucht. Der Bankvor=
ſteher
Peters wurde von zwei Männern, die mit
einem Kraftwagen vorgefahren waren, mit der
Waffe bedroht, worauf die Räuber alle greif=
baren
Zahlungsmittel an ſich rafften und in
einer Aktentaſche unterbrachten. Da der Bank=
vorſteher
der Aufforderung, ſich an die Wand zu
ſtellen, nicht nachkam, kam es dabei zu einem
Handgemenge mit den Räubern. Als die Ver=
brecher
im Kraftwagen wieder verſchwanden,
verſuchte ein Schuhmachermeiſter, das Auto da=
durch
aufzuhalten, daß er ſich mit ausgebreiteten
Armen vor den Kraftwagen ſtellte. Auch er
wurde mit der Waffe bedroht. Die Flucht der
Täter erfolgte in Richtung Hamburg. Den
Räubern ſind mehrere tauſend Mark in die
Hände gefallen.
Erdrutſch im Stilfſer Joch.
Mailand. Die Stilfſer=Joch=Straße iſt
auf der italieniſchen Seite durch einen Erdrutſch
verſchüttet worden, ſo daß der durchgehende
Automobilverkehr unterbrochen iſt. Der Poſt=
autoverkehr
MeranStilfſer Joch wird durch
Umſteigen aufrecht erhalten.

Blitzſchlag in ein Milikärzelt.
Acht Tote, zwei Schwerverletzte.
Paris. Wie erſt jetzt bekannt wird, war
das Militärlager von Siſſone, in der Nähe von
Reims, in den ſpäten Abendſtunden des Diens=
tag
der Schauplatz eines ſchweren Unglücks. Der
Kreis Warburg, gemeldet. Auch dort wird die Blitz ſchlug während eines heftigen Gewitters
in ein großes Militärzelt ein, in dem zehn ein=
geborene
Soldaten aus Tunis Unterkunft ge=
ſucht
hatten, tötete ſieben auf der Stelle und ver=
wundete
die anderen drei ſo ſchwer, daß einer
und der Fremde im Poſtraum waren, wurde der von ihnen bereits nach der Einlieferung ins
Militärlazarett ſtarb, während die beiden an=
deren
die Beſinnung noch nicht wiedererlangt
haben und mit dem Tode ringen. Die Schüler
der bekannten Offiziersausbildungsſchule von
St. Cyc halten im Augenblick in der Umgegend
am Tage zuvor einen größeren Geldbetrag an von Reims große Sommermanöver ab. Bei der
die Hauptkaſſe überwieſen, der andernfalls dem Rückkehr von einer Uebung am Dienstag abend
wurde eine Gruppe von Eingeborenen von
einem ſchweren Gewitter überraſcht, ſo daß dieſe
eiligſt in dem Zelt Zuflucht ſuchten. Kaum hat=
ten
ſie darin Unterkunft gefunden, als der Blitz
einſchlug.
Schwere Gewitterſchäden in Holland.
Amſterdam. Ein beſonders ſchweres Ge=
witter
, das über Oſt= und Mittelholland nie=
derging
, hat in verſchiedenen Orten durch Blitz=
ſchläge
große Schäden verurſacht. An drei Stel=
len
wurden Perſonen vom Blitz getroffen und
getötet. In Arnheim wurden vier Frauen und
ein Soldat, die von einer Kanupartie auf dem
Rhein zurückkehrten, beim Betreten der Lan=
Schwerin. Am Mittwoch vormittag, ge= dungsbrücke vom Blitz getroffen. Sie wurden
zu Boden geſchleudert und verloren die Beſin=
nung
. Der Soldat war auf der Stelle tot, wäh=
rend
die vier Frauen mit mehr oder weniger
ſchweren Brandwunden in das Krankenhaus ge=
bracht
werden mußten. Auch eine Anzahl an=
derer
Perſonen, die ſich in der Nähe der Un=
glücksſtelle
aufhielten, wurden zu Boden geſchleu=
dert
, kamen jedoch mit dem bloßen Schrecken
davon. Mehrere Bauerngehöfte wurden einge=
äſchert
. In einem Gehöft kamen 17 Schweine in
den Flammen um.
Do. X nach New York geſtartet.
New York. Das deutſche Flugſchiff
Do. X ſtartete am Mittwoch um 10.30 Uhr
MEZ. in Rio de Janeiro zum Flug nach New
York. Die Flugſtrecke führt über Caravellas.
An Bord befinden ſich elf Fahrgäſte, darunter
zwei Frauen. Die Wetterverhältniſſe ſind aus=
gezeichnet
. Für die Nacht iſt eine Zwiſchenlan=
dung
auf Bahia geplant.
Amy Johnſon in Söul gelandet.
Söul (Korea). Die amerikaniſche Fliege=
rin
Amy Johnſon, die vorgeſtern in der Man=
dſchurei
notlanden mußte, iſt geſtern hier einge=
troffen
.

Die Ueberſchwemmungskakaſtrophe
in China.
London. Durch die verheerenden Ueber
ſchwemmungen in China, eine Folge der unge
heuren Regenfälle und der gleichzeitig einſetzen
den Schneeſchmelze, ſind nicht weniger als 17
Provinzen, mit mehr als 50 Millionen Men=
ſchen
, betroffen worden. Der angerichtete Scha=
den
würde nicht die Ausmaße erreicht haben,
wenn nicht durch die Revolution das jahrtau=
ſendälte
Syſtem der Flüſſe vollkommen vernach=
läſſigt
worden wäre. Aus Hankau wird gemel=
det
, daß das Waſſer immer noch im Steigen be=
griffen
iſt und in der Stadt ſtellenweiſe eine
Höhe von 2½ bis 3 Meter erreicht. Der Flug=
platz
und das Elektrizitätswerk ſtehen mehrere
Meter tief unter Waſſer. Der Verkehr iſt auch
in den Fremdenniederlaſſungen nur mit Booten
aufrechtzuerhalten. Die Arbeiter, die mit der
Verſtärkung der Deiche beſchäftigt waren, waren
im entſcheidenden Augenblick in einen Lohnſtreik
getreten. Am Dienstag ſind die Staudämme
von drei großen Seen an der Nordgrenze der
Provinz Kiangſi gebrochen, ſo daß viele Men=
ſchen
und große Viehherden in den Fluten er=
trunken
ſind.
Der St. Philibert geborgen.
Paris. Die deutſchen Hebeſchiffe haben im
Laufe der vergangenen Nacht das Wrack des an
der Loiremündung geſunkenen Vergnügungs=
dampfers
St. Philibert, das ſie am Montag be=
reits
auf einige hundert Meter an die Küſte
herangebracht hatten, trotz ſchwerem Sturm und
hohem Seegang vollſtändig auf den Strand ge
ſetzt, ſo daß es nur noch fünfzig Meter vom Ufer
entfernt iſt. Da an dieſer Stelle die Waſſer=
tiefe
nur etwa drei Meter beträgt, ragt der
St. Philibert, zur Hälfte aus der Flut her=
vor
. Mit dem Einſetzen der Ebbe wurde das
Schiff vollſtändig freigelegt, und es konnte mit
dem Auspumpen der inneren Räume begonnen
werden. Im Laufe des Nachmittags wird der
Sanitätsdienſt das Schiff beſichtigen, um feſtzu=
ſtellen
, ob ſich noch Leichen darin befinden. Um
die zahlreichen Neugierigen abzuhalten, die auf
die Kunde von der gelungenen Hebung herbei=
ſtrömen
, mußte die Polizei einen ſtarken Oro=
nungsdienſt
einrichten.
Ein vollbeſetzter Omnibus ſtürzt in den Fluß=.
New York. In Georgestown in Süd=
Karolina fuhr ein vollbeſetzter Omnibus aul
eine offene Zugbrücke und ſtürzte ins Waſſer.
Dabei ertranken 22 Perſonen.

as hannoverſchepferd
Ein 9

Die Denkmalsweihe in Verden.
Zerden an der Aller wurde ein Denkmal
as hannoverſche Pferd durch den Vorſitzen=
der
Provinzialverbände der hannoverſchen
er und ländlichen Reitervereine, Herrn von
Plate, feierlich eingeweiht.

[ ][  ][ ]

Nummer 216

Donnerstag, den 6. Auguſt 1931

Seite 9

Aas dent daeft

Gibk es eine Stadk unker dem Kreml?
Der Drang der Deutſchen war in der Zeiten Lauf faſt aus=
nahmslos
nach dem Süden und nach dem Weſten gerichtet:
Italien war die Sehnſucht nicht nur der Germanen in der Völ=
kerwanderung
und ſpäter der deutſchen Könige, die ſich in Rom
zum Kaiſer krönen ließen, ſondern im Mittelalter vieler Deut=
ſchen
die jenſeits der Alpen das römiſche Recht ſtudierten uno
dieſes leider auch in Deutſchland einführten, wo ſeit altersher
das deutſche Recht gegolten hatte. Wenn auch heute noch un=
endlich
viele Deutſche das ſonnige Italien aufſuchen und auch
Frankreichs Hauptſtadt Paris betreten, ſo iſt doch unverkennbar,
daß das große Rußland etwas Geheimnisvolles für die Deut=
ſchen
beſitzt, das ſich ganz beſonders in dem Namen Moskau
kriſtalliſiert. Im Mittelpunkte von Moskau liegt aber nicht
Sür örtlich, ſondern auch geſchichtlich der Kreml.
Am bekannteſten aus der ſehr ereignisreichen Geſchichte
Moskaus iſt der Brand von Moskau in den Septembertagen des
Jahres 1812, den der Oberkommandierende von Moskau, Graf
Rastoptſchin, auf eigene Fauſt, ohne des Zaren und Kutuſows
Wiſſen, hatte anlegen laſſen, um die heilige Stadt für den
geind wertlos zu machen. Napoleon, der ſich für unbeſiegbar
haltende Kaiſer der Franzoſen, hatte ſein Hauptquartier im
Kreml aufgeſchlagen: Hier im Kreml bot ſich den Augen des
Korſen der Anblick des brennenden Moskau jenes Gottes=
urteils
, welches das Grab ſeiner Macht bedeutete. Am 16. Sep=
gember
1912 verließ Napoleon den ehrwürdigen Kreml, um nach
vem nahen ruſſiſchen kaiſerlichen Luſtſchloß Petrowſkoje über=
zuſiedeln
. Verſuchte Napoleon auch den Rückzug ſeiner Armee
durch einen Vorſtoß auf Malojaroslawez zu verkleiden, Mos=
kau
und ſein Kreml bilden die für ganz Europa ſo be=
deutungsvolle
Schickſalswende des Napoleoniſchen Zeitalters!
Was iſt und was bedeutet eigentlich der Kreml? In Ruß=
and
verſteht man unter dem Kreml einen mit Wall und Mauer
befeſtigten Stadtteil, der meiſt in der Mitte der um dieſen
Burgteil herumgebauten Stadt liegt. Der Kreml in Mos=
kau
hat aber für Moskau und für das große und weite Rußland
eine ganz beſondere, ausſchlaggebende Bedeutung: Der Kreml
in Moskau nimmt die gleiche Stelle ein wie das Kapitol in
Rom, alle Erinnerungen der ruſſiſchen Vergangenheit gipfeln im
Kreml von Moskau! Außerdem iſt der Kreml in Moskau ein
heiliger Wallfahrtsort, zu deſſen Reliquien alljährlich Tauſende
gepilgert ſind bis die derzeitige Regierung dies verboten hat.
Auf der Stelle des heutigen Moskau ſtand urſprünglich der
im Jahre 1147 zum erſten Male erwähnte Ort Kutſchkowo, die
reiche Beſitzung des Bojaren Kutſchka, den Juri Dolgorukij hin=
richten
ließ und ſeine Güter einzog. Dieſer Juri erbaute an
der Stelle, auf der heute der Kreml ſteht, auf einem der ſieben
Hügel an der Moskwa eine Stadt, die ihren Namen nach dem
Fluſſe Moskwa erhielt, woraus ſich der Name Moskau ent=
wickelte
; bisweilen wurde dieſe Stadt aber auch Kutſchkowo
nach dem zerſtörten Orte genannt. Im 12. und 13. Jahrhundert
mehrfach von den Mongolen zerſtört, aber immer wieder auf=
gebaut
, war Michael der Tapfere der erſte, der den Titel Fürſt
von Moskwa im Jahre 1248 führte. Im Jahre 1328 ver=
legte
Johann Danilowitſch ſeine Reſidenz von Wladimir nach
Moskau, welches damit zugleich die Hauptſtadt des nunmehrigen
Großfürſtentums Moskau und Sitz eines Metropoliten wurde.
Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts beſtand Moskau aus
dem mit Palliſaden umgebenen Kreml, aus dem den Kreml um=
gebenden
Stadtteil Poſſad, ferner aus dem Stadtteil Sagorodje,
der alle Vorſtädte umfaßte, und aus dem auf dem anderen Ufer
der Moskwa gelegenen Stadtteil, der damals Saretſchje, ſpäter
Somoskworetſchje genannt wurde.
Im Jahre 1367 wurde der Kreml mit einer Steinmauer
umgeben; bald darauf hatte Moskau unter den Belagerungen
und Zerſtörungen ſowohl der Litauer als auch der Mongolen
zu leiden. Iwan III., der am 17. März 1462 den Thron des
moskowitiſchen Großfürſtentums beſtieg, ſein Reich durch die
großen Gebietserwerbungen von Twer, Moſhaisk, Wologda und
Nowgorod vergrößerte und ſich von der Tatarenherrſchaft frei
machte, war der erſte, der den Titel Zar von Großrußland
führte; er hatte ſich mit der Tochter des Bruders des letzten
byzantiniſchen Kaiſers vermählt, wodurch der doppelköpfige
byzantiniſche Adler in das ruſſiſche Wappen kam. Von nun an
iſt Moskau und ſein Kreml auf das Engſte mit dem Zarentum
verbunden; auch nach der Gründung Petersburgs war Moskau
die alte und erſte Hauptſtadt Rußlands; und wenn Moskau als
kaiſerliche Reſidenz auch hinter Petersburg rangierte, ſo haben
doch alle Kaiſerkrönungen bis zur jüngſten Revolution im
Kreml in Moskau ſtattgefunden!
Der Kreml in Moskau in ſeiner heutigen Geſtalt iſt
n der Regierungszeit Iwans III., des erſten ruſſiſchen Zaren,
n den Jahren 14751479 von dem Baumeiſter Fioraventi aus
Bologna gebaut worden. Zum Schutze gegen die Tataren=

Horden, die in jenen unruhigen Zeiten die Zarenhauptſtadt
Moskau bedrohten, ließ Iwan III. ſo lautet die Ueberliefe=
rung
unter dem Kreml ein unterirdiſches Gewölbe anlegen,
in dem er ſeine Schätze unterbrachte. Seine Nachfolger erweiterten
dieſe Gewölbe, in denen ſie Schatzkammern anlegten. Streng
wurde das Geheimnis der Eingänge gehütet, Wiſſende wurden
unſchädlich gemacht und der Baumeiſter Fioraventi auf des Za=
ren
Befehl geblendet. Zweifellos ſind die Zugänge zu den
geheimen Kammern durch ſinnreiche Vorrichtungen dieſe
waren während der Renaiſſance üblich geſchützt worden.
Sicherlich iſt es kein Zufall, daß der erſte Kreml=Turm den
Namen Tainik, d. h. Geheimnis, führt.
Es iſt nur natürlich, daß der ſeit dem 15. Jahrhundert be=
ſtehende
Glaube an eine unter dem Kreml vorhandene unter=
irdiſche
Stadt dazu führte, daß oftmals verſucht worden iſt,
alle die Koſtbarkeiten zu heben, die hier verborgen ruhen. Der
Ueberlieferung nach ſollen in dieſer Stadt unter dem Kreml nicht
nur Gold, Perlen und Edelſteine in verſchwenderiſcher Fülle
vergraben ſein, ſondern auch eine außerordentlich große Anzahl
wertvoller Gemälde und hiſtoriſcher Reliquien und außerdem
ſoll ſich daſelbſt auch noch die unſchätzbare Bibliothek Iwans des
Schrecklichen befinden. Es iſt bisher nicht gelungen, dieſe Schätze
aufzufinden, und wenn behauptet wird, daß Peter dem Großen
ein Griff in dieſe heimliche Kaſſe gelungen ſei, ſo ſtehen die
ruſſiſchen Geſchichtsforſcher dieſer Behauptung ſehr ſkeptiſch
gegenüber, denn ſie können es ſich nicht vorſtellen, daß ein ſo
energiſcher Mann wie Peter der Große ſich mit Halbheiten be=
gnügt
hat. Aus dem Jahre 1700 berichtet eine Chronik, daß
ſich in dem bereits erwähnten Tainik=Turm Turm des Ge=
heimniſſes
zahlreiche Geheimgänge und viele unterirdiſche
Kammern befänden; in der Tat wurde ein langer Korridor ge=
funden
, der in eine Mauer mündete; auch wurden in dieſem
Gange eiſerne Türen feſtgeſtellt, deren Oeffnung jedoch nicht ge=
lang
. Vierundzwanzig Jahre ſpäter berichtet der ruſſiſche Hiſto=
riker
Sabelin, daß der Glöckner Oſſipow der Johanniskirche im
Kreml einen Bericht über eine geheime Schatzkammer, in der
zahlreiche Kiſten mit Schmuckſachen verborgen ſeien, an die vor=
geſetzten
Behörden einreichte und gleichzeitig um die Erlaubnis
bat, Nachgrabungen vornehmen zu dürfen. Dieſer Glöckner
Oſſipow behauptete, ein Diener Makarow der Großfürſtin Sofia,
der Schweſter Peters des Großen, habe ſelbſt geholfen, Kiſten
mit Koſtbarkeiten in einen unterirdiſchen Raum zu bringen, er
habe ſich aber geweigert, den Eingang zu der Schatzkammer zu
verraten, jedoch noch erzählt, daß Peter der Große in Beglei=
tung
des Fürſten Proſorowſki die geheime Schatzkammer mehr=
mals
betreten habe. Mit den ihm zur Verfügung geſtellten
zehn Soldaten und einem Koporal unterſuchte der Glöckner alle
Gänge unter dem Kreml, ohne jedoch Koſtbarkeiten zu finden.
Als Oſſipow anfing Ausgrabungen vorzunehmen, mußten dieſe
aber eingeſtellt werden, da nach dem Gutachten eines Sachver=
ſtändigen
hierdurch die Türme des Kreml gefährdet würden.
Seitdem hat die zariſtiſche Regierung keine Nachforſchungen mehr
nach der Stadt unter dem Kreml anſtellen laſſen.
Die Gerüchte von Schätzen, die unter dem Kreml verborgen
liegen, war aber nach Paris gedrungen. Der franzöſiſche Maler
Leyraud erzählt im Pariſer Archiv befindet ſich ſeine Schil=
derung
, daß Napoleon im Jahre 1812 die unterirdiſchen Gänge
beſucht haben ſoll und Ausgrabungen anordnete. Es wird weiter
berichtet, daß franzöſiſche Soldaten in einem unterirdiſchen
Raume mehrere Kiſten entdeckt hätten, bei deren Berührung ge=
heimnisvolle
Töne zu hören waren; vermutlich waren, dieſe
Kiſten mit einer mechaniſchen Orgel verbunden. Sehr erſchreckt
verließen die verängſtigten franzöſiſchen Soldaten die ihnen un=
heimliche
Stätte, ihr Werk der Nachforſchungen blieb ohne Er=
folg
, da der Brand von Moskau Napoleon keine Zeit ließ,
das Geheimnis der Stadt unter dem Kreml weiter aufzuklären.
Bei dem Bau des Lenin=Mauſoleums auf dem Roten Platz
in Moskau ſtieß man in der Nähe des ſogenannten Senatoren=
tors
auf einen unterirdiſchen Gang, der ohne Zweifel mit den
unterirdiſchen Schatzkammern der Stadt unter dem Kreml in
Verbindung ſteht. Dieſe Feſtſtellung veranlaßte die Sowjet=
Regierung, zu verſuchen, nunmehr den Geheimniſſen unter dem
Kreml auf die Spur zu kommen; ſie hat dem ruſſiſchen Archäo=
logen
Profeſſor Jgnazius Steletzki den Auftrag erteilt, den
unterirdiſchen Kreml zu erforſchen. Dieſer Profeſſor Steletzki ſoll
erklärt haben, daß ihn lediglich die unſchätzbar wertvolle
Bibliothek Iwans des Schrecklichen intereſſiere und daß er nicht
nach Gold und Edelſteinen forſche. Sollte wirklich der Sowjet=
Regierung nichts an den ſagenhaften Schätzen an Perlen, Edel=
ſteinen
und Gold gelegen ſein, die angeblich in der Stadt unter
dem Kreml ſchlummern?
Erſcheint es nicht im Widerſpruch ſtehend mit der Vorſtel=
lung
von dem grauſamen Zaren Iwan dem Schrecklichen, daß
dieſer ein ſo großes Intereſſe an der von ſeinem Vater
Waſilij IV. ererbten Bibliothek, die dieſer von dem Patriarchen
von Konſtantinopel als Geſchenk erhalten hatte, bewieſen haben
ſoll, daß er ſie der Nachwelt erhalten wiſſen wollte? Dieſer

Widerſpruch befteht in Wirklichkeit aber nicht, denn der Zar
Iwan der Schreckliche hat ſich große Verdienſte um die Zivi=
liſation
ſeines Volkes erworben, er hat deutſche Gelehrte, Künſt=
ler
und Handwerker nach Rußland gezogen und er hat den
ruſſiſchen Handel begründet, und zwar durch einen Vertrag mit
England, nachdem die Engländer im Jahre 1553 den Seeweg
nach Archangelsk gefunden hatten. So ſoll Zar Iwan der
Schreckliche im Jahre 1565 den deutſchen Priefter Wettermann
aus Riga zur Ordnung ſeines Bücherſchatzes eingeladen haben.
Eine alte Chronik behauptet, daß Wettermann ſo ſehr entzückt
von der Reichhaltigkeit dieſer Bibliothek Iwans des Schreck=
lichen
war, die nach Wettermanns Angaben Manuſkripte von un=
ſchätzbarem
Werte, erſte Abſchriften der Werke des Cicero, des
Tacitus und des Titus Livius beſaß, daß er ſeinen ganzen Be=
ſitz
, ſelbſt ſeine eigenen Kinder zu opfern bereit geweſen wäre,
wenn er dieſe Bibliothek einer deutſchen Univerſität zur Ver=
fügung
hätte ſtellen können.
Ein Auffinden, eine Entdeckung dieſer ſagenhaft reichen
Bibliothek Iwans des Schrecklichen wäre von ſo unermeßlich
großem Werte, daß der berühmte Tutanchamon=Fund in den
Schatten geſtellt werden würde! Im Gegenſatz zu dem bereits
erwähnten ruſſiſchen Hiſtoriker Sabelin, welcher der Meinung
iſt, daß dieſe Bibliothek bei dem großen Brande von Moskau im
Jahre 1571 vernichtet worden ſei, behauptet der jetzige Leiter der
Nachforſchungen Profeſſor Steletzki, daß dieſe äußerſt koſtbare
Bibliothek ſich damals in einem unterirdiſchen Gewölbe befun=
den
habe und noch heute irgendwo verborgen ſein müſſe.
Moskau iſt das Herz von Rußland, und der Kreml in Mos=
kau
nicht nur der Kaiſerpalaſt in ihm iſt die alte, ſtolze
Zarenburg! Fünf Tore führen durch die hohen, zinnen= und
turmgekrönten Umfaſſungsmauern in den Kreml, dieſen beſon=
deren
Stadtteil mit einer Anzahl von Paläſten, Staatsgebäu=
den
, Kirchen und großen Plätzen im Innern der Millionenſtadt
Moskau. Die über vierhundert griechiſch=katholiſchen und die
wenigen lutheriſchen, reformierten und römiſch=katholiſchen Kir=
chen
Moskaus ſind von der Sowjetregierung zum großen Teil
geſchloſſen worden.
Heute iſt der Kreml die altehrwürdige Zarenburg der
Sitz der Sowjet=Regierung. Unter dem Zarentum erging es
den Deutſchen in Moskau gut, die Zaren bemühten ſich ſeit dem
Ende des 15. Jahrhunderts Deutſche nach Rußland zu ziehen;
in Moskau lebten, vor dem Weltkriege faſt dreißigtauſend
Deutſche, die infolge ihrer Tatkraft und Intelligenz in der Kauf=
mannſchaft
und im Handel, in den techniſchen Büros, in den
chemiſchen Laboratorien und in den Rieſenbetrieben der In=
duſtrie
einen bevorzugten Platz einnahmen.
Aber das Moskau von heute hält einen Vergleich mit dem
Moskau aus der Zarenzeit nicht aus. Moskau und ſein Kreml
haben im Laufe der Jahrhunderte ſehr viel erlebt: mehrmals
zerſtört und dreimal durch die Mongolen ein Raub der Flam=
men
geworden zur Zeit des erſten Romanow war Moskau
und ſein Kreml ſogar vorübergehend im Beſitz der ſtets länder=
gierigen
Polen erſtanden Moskau und ſein Kreml ſtets wie
ein Phönix aus der Aſche immer ſchöner. Aber das Schlimmſte,
was die alte Zarenſtadt Moskau und ſein Kreml erlebt haben,
das iſt das Wüten der Tſcheka nach der im Jahre 1917 aus=
gebrochenen
, Revolution! Die Weltgeſchichte kennt kein ähn=
liches
Beiſpiel der Morde und Hinrichtungen, denn die Folter
des Mittelalters und die Maſſenarbeit der Guillotine verblaſſen
vor dem, was Moskau und ſein Kreml gegen Ende des Welt=
krieges
und nach demſelben erlebt haben.
Alle dieſe Greuel ſind der geheimnisvollen Stadt unter dem
Kreml erſpart geblieben.
Der Zarenmord an dem im Kreml in Moskau gekrönten
Zaren Nikolaus II. beraubte nicht nur Rußland ſeines ange=
ſtammten
Herrſchers, ſondern auch die Welt des Nachfolgers des
Kaiſers Auguſtus; dieſe rechtmäßige Nachfolge war durch
die bereits erwähnte Heirat des Zaren Iwan III. aus dem
Hauſe Rurik mit der letzten Paläologenprinzeſſin Anna nach dem
Fall von Konſtantinopel auf das Zarenhaus Rurik und nach
deſſen Ausſterben im Mannesſtamme durch die Heirat der letzten
Rurikprinzeſſin mit einem Romanow auf dieſes Haus über=
gegangen
.
Der Kreml in Moskau iſt als alte ſtolze Zarenburg nicht nur
das Symbol des weltlichen Herrſchers über das große ruſſiſche
Volk, ſondern auch des Patriarchen der griechiſch=katholiſchen
Kirche! Denn nach dem Tode des Patriarchen Adrian im Jahre
1702 erklärte ſich der Zar Peter der Große ſelbſt zum Patriar=
chen
und begründete damit das Prinzip des Cäſareopapismus
in Rußland. Das national und kirchlich geſinnte Rußland er=
blickt
im Kreml in Moskau ſein Nationalheiligtum, von dem
die Zauberkraft zu neuer Machtentfaltung ausſtrömen wird. Der
Glaube an die einſtige Entdeckung der an Gold und Edelſteinen,
an Perlen, Reliquien, Gemälden und der hiſtoriſchen Bibliothek
Iwans des Schrecklichen ſo unermeſſen reichen unterirdiſchen
Schatzkammern der Stadt unter dem Kreml beſtärkt die zu=
verſichtliche
Hoffnung zu neuem Aufſtieg und zu neuer Blüte
Rußlands, die auch dem vierhundertjährigen Deutſchtum Mos=
kaus
zugute kommen würde, iſt doch der Kreml das Herz im
Herzen Rußlands, das ſo hoffen viele Ruſſen ſeine neue
magiſche Kraft aus der Tiefe aus der Stadt unter dem
Kreml ſchöpfen wird.
Ei.

elektriſchen Schalter zu drehen. Die Deckenlampe flammte auf,
Er trat an Fortuyns Bett. Der lag bewußtlos.
Ohne ſich um das Jammern und Klagen der Frauen zu küm=
mern
, ging Wittebold ins Wohnzimmer zum Telephon, rief die
Unfallſtation des Werkes an.
Als Johanna die Worte hörte: Doktor Fortuyn . . . ſchwere
Gasvergiftung, brach ſie beſinnungslos zuſammen.
Die für den folgenden Tag angeſetzte Direktionsſitzung ſtand
unter dem Eindruck der Ereigniſſe der vergangenen Nacht. Wohl
noch nie, ſeit das Werk beſtand, hatte eine derartige Aufregung
unter den leitenden Perſonen geherrſcht. Der Raum war mit
nervöſer Spannung geladen. In erregter Unterhaltung ſtanden
die Direktoren in Gruppen zuſammen, als Kampendonk eintrat,
Der gab einen authentiſchen Bericht über die Geſchehniſſe. Er
ſchloß ſeine Ausführungen: Irgend welche Zweifel über die Un=
geheuerlichkeit
dieſes teuflichen Planes beſtehen nicht. Die zurück=
gelaſſenen
Apparate und Werkzeuge, die ſonſtigen Feſtſtellungen
am Tatort geben ein völlig klares Bild des beabſichtigten, teil=
weiſe
gelungenen Verbrechens. Von beſonderer Wichtigkeit für die
Verfolgung der Täter wird natürlich die Ausſage der Frau Di=
rektor
Terlinden ſein. Augenblicklich leidet die Dame noch an
den Folgen eines Nervenſchocks. Es liegt zweifellos eine ge=
wiſſe
Tragik in dieſer ich möchte ſagen Duplizität der Er=
eigniſſe
: erſt der Unfall ihres Gatten, jetzt das Verbrechen an
Doktor Fortuyn, einem Freund ihres Hauſes . .. beides durch
Gas!
Beſtehen irgendwelche Vermutungen, wer hinter dem Gan=
zen
ſteht? fragte Direktor Lindner. Wer der eigentliche Ur=
heber
des Verbrechens iſt?
Kampendonk ſchüttelte den Kopf. Es iſt nur erwieſen, daß
die Gasbehälter franzöſiſches Fabrikat ſind. Ueber den weiteren
Gang der Unterſuchung werde ich die Herren auf dem laufenden
halten. Ich will nun zu dem eigentlichen Gegenſtand unſerer
Konferenz kommen. Es handelt ſich um die Frage, ob wir jetzt
die Großfabrikation von Kautſchuk nach dem Verfahren Doktor
Morans aufnehmen ſollen oder nicht. Ich habe Herrn Lindner
zum Berichterſtatter beſtimmt. Wollen Sie, bitte, Ihr Referat
geben, Herr Direktor!
Lindner nahm das Wort. Ich nehme an, daß ſämtliche
Herren im Beſitz der Arbeit von Doktor Wendt ſind? Ich kann
mich daher darauf beſchränken, auf dieſe Ausführungen zu ver=
weiſen
, da ſie vollkommen klar und erſchöpfend die Frage be=
handeln
. Ich unterſchreibe dieſes Gutachten Wort für Wort
und habe ihm nichts hinzuzuſetzen.
(Fortſetzung folgt.)

OTagggbgttatt

Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik

49)

Copyright by Ernſt Keils Nachf., (Aug. Scherl), G.m.b.H., Berlin.

(Nachdruck verboten.)

Gerade als Frau Linke die Wohnungstür öffnete, glaubte
Hohanna zu hören, wie die Haustür unten wieder aufging,
aubte auch Schritte zu vernehmen. Die drehte ſich haſtig um,
ih nach unten. Da war alles ſtill.
Sie ſtand einen Augenblick ſchwer atmend, ſuchte vergeblich
ach Worten, der Wirtſchafterin eine Erkärung für ihr Kommen
u geben. Fing dann an, ſtotternd, zuſammenhanglos zu ſpre=
ſen
. Sie werden ſich wohl ſehr wundern, Frau Linke . ..
ſch war in Berlin habe auch von dort angerufen . . . Herr
ortuyn wäre nicht da, ſagten Sie. Ich fuhr von Köln nach
ſerlin ... hörte da im Zug Leute miteinander ſprechen . . .
dn Doktor Fortuyn und . . . von Schriftſtücken . . Ich ver=
und nicht alles, aber es kam mir ſo unheimlich vor. In Ber=
nſah
ich die Leute wieder. Meine Angſt wurde immer größer.
Einer ſollte nach Rieba fahren . . . Aber nein Sie werden
ich ja doch nicht verſtehen! Sie ging haſtig ein paar Schritte
eiter. Bitte, liebe Frau Linke, klopfen Sie doch an Herrn
ortuyns Tür! Wecken Sie ihn! Sie brauchen nicht zu ſagen,
er hier iſt. Wenn er antwortet, aufſteht, bin ich ſchon zufrieden,
derde dann gleich gehen ..
Die Wirtſchafterin ſah Johanna verwundert, erſchrocken an.
Jas iſt mit der Frau? dachte ſie. Iſt die krank? Sie ſieht
berſtört aus, ſchwatzt ſo tolles Zeug. Da kann man ſich ja
irchten .
Sie ſchrak zuſammen, als Johanna plötzlich ihren Arm er=
iff
, ſie weiterzog. Schnell, ſchnell! Ich hab’ nicht eher Ruhe.
C vergehe vor Angſt. Wecken Sie ihn! Klopfen Sie an!
Frau Linke pochte mit dem Finger gegen Fortuyns Tür.
ichts rührte ſich.
Stärker! Stärker müſſen Sie klopfen! ſagte Johanna
ängend.
Die klopfte wieder. Da ſchlug Johanna, unfähig, ihre
fregung zu meiſtern, mit beiden Fäuſten gegen die Tür, rüt=
te
am Türgriff.
Nichts rührte ſich. Die Tür war verſchloſſen. Wieder trom=
elten
Johannas Fäuſte dagegen. Walter! Walter! Ihre
timme überſchlug ſich. Hörſt du mich nicht?

Wieder atemloſes Lauſchen. In dem Zimmer alles ſtill.
Johanna brach in lautes Weinen aus, rang die Hände. Ich
ahnte es! Ich wußte es! Ein Unglück, Frau Linke! Wir
müſſen zu ihm , ihm helfen! Sie warf ſich mit Gewalt gegen
die Tür, doch die wich nicht.
Aber was iſt denn paſſiert? Was iſt denn los, Frau
Direktor? jammerte die Wirtſchafterin, die jetzt auch ängſtlich
geworden war. Iſt denn der Herr Doktor krank? Er hat ja
noch vor ein paar Stunden mit mir geſprochen.
Nein, nein, Frau Linke! Ein Verbrechen! Was? Ich
weiß es nicht. Können Sie nicht jemand zu Hilfe rufen, der uns
die Tür aufbricht?
Ich werde die Leute unter uns wecken! rief Frau Linke
und eilte zur Flurtür. Da ging die gerade auf. Ein Mann
ſtand da. Die Wirtſchafterin ſtieß einen lauten Schreckensſchrei
aus.
Seien Sie ruhig! herrſchte der ſie an. Ich will Ihnen
nichts tun. Was iſt hier los? Er verſtummte, als er Johanna
ſah. Frau Direktor Terlinden? Bitte, ſagen Sie mir, was hier
vorgeht! Ich heiße Wittebold. Bin Bürodiener bei Herrn Dr.
Fortuyn.
Johanna eilte auf ihn zu. Ein Unglück! Was es iſt, weiß
ich nicht. Wir haben geklopft er antwortete nicht. Die Tür iſt
verſchloſſen. Helfen Sie uns! Schnell, ſchnell muß es ſein! Er
ſtirbt! Vielleicht iſt er ſchon tot!
Wittebold ſah ſich um. Die Tür zur Küche ſtand offen. Er lief
hinein, packte einen Feuerhaken. Haben Sie kein Beil? fragte
er Frau Linke. Die reicht ihm eine Handaxt.
Wittebold ſtürmte damit zu Fortuyns Tür. Mit ein paar
Schlägen hatte er eine Füllung herausgeſchlagen, ſchob den Riegel
zurück . . . Die Frauen wollten ſich herandrängen, da hielt er ſie
zurück. Bleiben Sie hier! Ich rieche Gas!
Mit angehaltenem Atem eilte er durch das Zimmer, riß die
Fenſter auf. Lehnte ſich einen Augenblick hinaus, um friſche Luft
zu ſchöpfen. Dann ſtürzte er zur Tür, die zu dem Wohnzimmer
führte, öffnete ſie, riß auch im Wohnzimmer die Fenſter auf. Ein
heftiger Gegenzug fegte durch die Räume. Jetzt wagte er es, den

[ ][  ][ ]

Seite 10

Donnerstag, den 6. Augnſt 1931

Nummer 218

Sbort, Sptel und Jucnen

Waſſerball.
Jung=Deukſchland Duisburg=Ruhrork
heute abend, 19.15 Uhr, Großer Woog.
Wir verweiſen nochmals auf das heute abend, 19.15 Uhr, im
Großen Woog ſtattfindende Waſſerballſpiel von Duisburg=
Ruhrort gegen Jung=Deutſchland, das einen intereſſanten Verlauf
zu nehmen verſpricht. Jung=Deutſchland tritt in ſeiner bekannten
Aufſtellung:
Junker
Förſter
Richter
Orlemann
Wolf
Berges
Mayer
an, während die Duisburger Mannſchaft noch nicht endgültig feſt=
ſteht
. Beſonders geſpannt iſt man in dieſer Mannſchaft auf Schnei=
der
und Klingenburg. Bei Herrn Blank=Mannheim liegt die Lei=
tung
des Spieles, deſſen Beſuch ſich jeder erlauben kann, in den
beſten Händen.
Von Intereſſe iſt auch das vor dieſem Kampf ſtattfindende
Spiel der erſten Mannſchaft des hieſigen=Polizeiſportvereins gegen
die Jugend des D.S. C. Jung=Deutſchland, Vorausſichtlich wird
das ſehr intereſſante Programm durch eine Sprintſtaffel zwiſchen
Duisburg und Jung=Deutſchland bereichert werden. Das erſte
Spiel beginnt pünktlich um 19 Uhr.
Weſtdeukſche Meiſterſchaft der 2.T. 1931.
Sonntag, den 9. Auguſt, Großer Woog.
Die Aufſtiegſpiele im Waſſerball zwecks Feſtſtellung eines
D. T.=Meiſters, gelegentlich der diesjährigen Schwimm= Meiſter=
ſchaften
in Halberſtadt, nehmen am kommenden Sonntag ihren
Fortgang. Nachdem in allen Turnkreiſen die Kreismeiſter ermit=
telt
ſind, treten dieſe wieder in den Spielen der 4 Kreisgruppen
Norden, Süden, Oſten. Weſten gegeneinander an. Die Sieger der
Kreisgruppen (Gruppenmeiſter) beſtreiten dann die Endſpiele in
Halberſtadt.
Das Waſſerballſpiel hat in der D.T. in den letzten Jahren
eine weſentliche Förderung erfahren, die Spielſtärke der einzelnen
Mannſchaften wurde bedeutend gehoben. Auch die Leiſtungsfähig=
keit
der Darmſtädter Turnerwaſſerballer hat ſich merklich gebeſ=
ſert
, das beweiſen die letzten Spiele zur Feſtſtellung des Kreis=
meiſters
im Mittelrheinkreis der D.T.
Der 9. Kreis (Mittelrhein) bildet mit den Turnerkreiſen 7,
8a (Weſtfalen), 8b (Rheinland) die Kreisgruppe Weſten. Die
4 Kreismeiſter hierin ſind die folgenden Vereine: Kreis 7: Kaſſe=
ler
Turngemeinde; Kreis 8a: Schwimmverein Iſerlohn= Schledden=
hofen
; Kreis 8b: Turn= und Sportverein 1859 Eſſen; Kreis 9:
Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Die Spiele um die weſtdeutſche Gruppenmeiſterſchaft 1931 ſind
nun für den kommenden Sonntag nach Darmſtadt, Großer Woog,
angeſetzt. Die Durchführung hat die Turngemeinde Darmſtadt 1846
übernommen. Die genaue Zeitfolge der einzelnen Spiele wird
noch mitgeteilt. Es ſei nur einſtweilen mitgeteilt, daß die ge=
nannten
Vereine ſchon im Vorjahre in Buſchhutten (Siegerland)
um die gleiche Meiſterſchaft ſich einander einen harten Kampf
lieferten, wonach dann bekanntlich die Turngemeinde Darmſtadt
zum weſtdeutſchen Vertreter beſtimmt wurde und ſich bei den letzt=
jährigen
Schwimm=Meiſterſchaften im Großen Woog einen ehren=
vollen
3. Platz erkämpfte.
Auch diesmal dürfte demnach ein harter Kampf um die weſt=
deutſche
Meiſterſchaft im Waſſerballſpiel der D. T. 1931 zu erwar=
ten
ſein. Wir kommen auf die Durchführung der Spiele noch be=
ſonders
zurück, doch ſoll nicht verſäumt werden, jetzt ſchon darauf
hinzuweiſen.
Tennis.
Tennis= und Eisklub Darmſtadt S.C. Forſthausſtraße Frankf.
Nach dem Sieg über den S.C. 1880 Frankfurt trifft nun die
Medenmannſchaft des T.E.C.D. erneut auf einen Frankfurter
Spitzenverein, und zwar auf den S.C. Forſthausſtraße. Der Weg
des Frankfurter Clubs in das Endſpiel ging über Kaſſel= Wil=
helmshöhe
, Grün=Weiß Frankfurt, T.C. Höchſt und in der Vor=
ſchlußrunde
über den T.C. Kreuznach mit 5:4 Punkten. Durch
dieſe Erfolge erreichte der S.C. Forſthausſtraße die Endrunde
und damit die Teilnahmeberechtigung am Endſpiel gegen den
Tennis= und Eisklub. Sowohl der Frankfurter, als auch der
Darmſtädter Club werden unbedingt und um jeden Preis ſiegen
wollen und das ſchon verbürgt dieſem Medenkampf einen ſpannen=
den
und intereſſanten Verlauf. Die Frankfurter Mannſchaft ſetzt
ſich ebenſo wie die Darmſtädter zum größten Teil aus jungen. be=
gabten
Nachwuchsſpielern zuſammen. Namen wie Bäumer und
Sigwort haben im Bezirk Heſſen und Heſſen=Naſſau einen guten
Klang. Die Frankfurter Mannſchaft iſt außerdem noch umſo
ſtärker einzuſchätzen, als es ihr am Sonntag gelang, den S.C.
1880 Frankfurt in einem Klubwettſpiel zu ſchlagen, wobei Bäu=
mer
=Sigwort im Herrendoppel Henke=Schlichtermann beſiegten,
während ſich Donner=Mehl (Forſthausſtraße) v. Biſſing=Baun
überlegen zeigten. Die genaue Aufſtellung der beiden Mann=
ſchaften
iſt noch nicht ermittelt, ſie wird jedoch an dieſer Stelle
noch mitgeteilt werden. Die Darmſtädter, die nach ihren Siegen
über Mainz, Heimgarten und S.C. 80 Frankfurt durch einen
Sieg im Schlußſpiel ihre Erfolgsſerie krönen wollen, treten vor=
ausſichtlich
wieder mit derſelben Mannſchaft an, die vor 14 Tagen
Frankfurt 80 ſchlug. Das Medenwettſpiel, das vorausſichtlich
wieder mit einem Klubkampf der beiden Vereine verbunden wird,
beginnt um 10,30 Uhr auf den Plätzen des T.E.C. am Böllen=
falltor
.
Deutſche Tennis=Meiſterſchaften.
Jaenecke ſchlägt Bernard. Bouſſus von Boyd ausgeſchaltet!
Bei glühender Sonnenhitze, die Spieler und Spielerinnen ſtark zu=
ſetzte
, wurden am Mittwoch bei den internationalen Tennis= Meiſterſchaf=
ten
von Deutſchland in Hamburg die reſtlichen Spiele der erſten Runde
erledigt. Im Herren=Doppel gab es dabei die große Ueberraſchung, daß
der Berliner Jaenecke die franzöſiſche Hoffnung Marcell Bernard
mit 3:6 7:5 5:7 6:2 6:3 aus dem Rennen warf. Ebenſo unerwartet kam
die Niederlage, die Brugnon gegen den Tſchechen Malacek erlitt.
Mit 3:6 6:2 6:4 6:3, alſo verhältnismäßig leicht, mußte ſich der Fran=
zoſe
geſchlagen geben. Im Damen=Einzel war Frl. Peitz mit 6:2 2:6
6:4 6:4 gegen die deutſche Altmeiſterin Frau Friedleben erfolgreich. Wei=
tere
Ergebniſſe am Mittwoch vormittag waren: Herren=Doppel: Menzel/
Dr. KleinſchrothWuarin/Fiſher 4:6 6:3 7:9 8:6 6:4; Gabrovitz/Graf
VichyFrenz/Rahe 3:6 6:2 4:6 6:4 6:2. Gemiſchtes Doppel: Godfreel
David-Kuhlmann/Hartz 6:1 5:7 6:3.
Auch in den Nachmittagsſtunden wurden die Spiele auf den Plätzen
der Hamburger Tennisgilde trotz der Tropenhitze eifrig gefördert. Hatte
der Tag bereits mit Ueberraſchungen begonnen, ſo gab es jetzt die Sen=
ſation
, daß der franzöſiſche Titelverteidiger Chriſtian Bouſſus den Sieg
mit 6:2 6:4 8:10 6:2 dem Argentinier Boyd überlaſſen mußte. Der
in hervorragender Form befindliche Südamerikaner, der bei dem heißen
Wetter offenſichtlich ganz in ſeinem Element war, rang den ſich verzwei=
felt
wehrenden Franzoſen vor allem mit ſeinen wuchtigen Kanonen=
ſchlägen
nieder. Erfreulich war der Sieg, den Dr. Deſſart glatt und
ſicher gegen den öſterreichiſchen Meiſter Artens mit 6:2 6:4 6:3 ſich holte.
Für die Engländer war dieſer Mittwoch ein ſchwarzer Tag. Er brachte
für drei weitere engliſche Teilnehmer Niederlagen. So triumphierte der
Tſcheche Siba gegen Avory 3:6 6:4 2:6 8:6 6:1, H. Sato bezwang
David mit 6:3 6:2 6:4, und ſchließlich gab der ſpaniſche Meiſter Maier
auch Leſter mit 3:6 6:3 4:6 6:1 6:1 das Nachſehen. Englands Hoffnung
ruht jetzt allein noch auf Sharpe
Mit dieſen Spielen am Mittwoch nachmittag wurden im Herren=
Einzel die letzten Acht ermittelt. Auch im Damen=Einzel befindet man
ſich bereits bei den Kämpfen im Viertelfinale. Frl. Roſt ſchlug Frl.
Payot nach hartem Kampfe mit 5:7 6:3 10:8 während Frl. Krahwinkel
Frl. Kallmeyer mit 8:6 6:2 ausſchaltete. Im Damen=Doppel gab es
einen Erfolg der Kombination Jedrzejowſka/Deutſch mit 8:6 4:6 6:2
gegen Kuhlmann/Weihe.
In Sachen Sertha=BSC.1 FC. Nürnberg hat der DFB. entſchie=
den
, daß Hertha=BSC. ſeiner Spielverpflichtung nach Nürnberg nach=
fommen
: mubroder im Weigermndifallemicttflichtig wird.

Fußball.
Sporkverein Darmſtadk 1898 FC. 06 Mainz=Kaſtel.
Auf Grund des neuen Verbandsſpielſyſtems wurde die Zahl
der Vereine in den einzelnen Bezirksliga=Gruppen von 8 auf 10
erhöht und der V. f. L. Neu=Iſenburg ſeinem langjährigen Wunſche
entſprechend wieder der Gruppe Main zugeteilt. Zu den in der
Gruppe Heſſen noch verbliebenen 7 Vereinen ſind Olmpia Lorſch,
Mainz=Kaſtel und Walldorf aufgeſtiegen.
Ueber die Ausſichten der einzelnen Vereine in den bevor=
ſtehenden
Verbandsſpielen wurde, in der jüngſten Zeit in der
Fachpreſſe viel geſchrieben. Ein genaueres Urteil wird erſt nach
einigen Spielſonntagen möglich ſein. Auf jeden Fall wird es ein
ſcharfes Ringen um die erſten 8 Plätze in der Punktetabelle geben,
weil die beiden Vereine, die den 9. und 10. Tabellenplatz einneh=
men
werden, nicht nur abſteigen müſſen, ſondern auch von der
Teilnahme an den nach Beendigung der Verbandsſpiele einſetzen=
den
Verbandspokalſpielen ausgeſchaltet und mithin völlig kalt=
geſtellt
ſind.
Die erhöhte Zahl der Vereine macht einen frühzeitigen Be=
ginn
der Verbandsſpiele notwendig. Bereits am kommenden
Sonntag treten ſämtliche 10 Vereine der Gruppe Heſſen auf den
Plan, und es wird ſich zeigen, welchen Mannſchaften die hochſom=
merliche
Temperatur am wenigſten anhaben kann.
Sportverein Darmſtadt 1898 trägt am nächſten Sonntag, um
16 Uhr, ſein erſtes Verbandsſpiel zu Hauſe aus und hat in dieſem
Spiel den neu aufgeſtiegenen F.C. 06 Mainz=Kaſtel als Gegner.
Für die 98er gilt es, ſich von Anbeginn an alle erreichbaren Punkte
zu ſichern und ſich davor zu hüten, auch nur den kleinſten Vorteil
zu verſchenken. Das würde ſich, wie im letzten Jahre, ſpäter bitter
rächen. Die Darmſtädter haben zweifellos das Zeug in ſich, einem
der beiden letzten Tabellenplätze aus dem Wege zu gehen. Um
dies zu erreichen, iſt es notwendig, daß ſie mit Vertrauen, Kampf=
geiſt
und Mut an ihre Aufgabe herangehen. Der Gegner des kom=
menden
Sonntags hat erſt am letzten Sonntag in ſeinem Jubi=
läumsſpiel
gegen den in ſtärkſter Aufſtellung angetretenen Lokal=
gegner
Mainz 05 mit 3:2 Toren gewonnen, allerdings mit dem
Ex=Neu=Iſenburger Rockmann als Sturmführer. Dieſe Mann=
ſchaft
wird zweifellos alles daranſetzen, um das die Verbands=
ſpiele
einleitende Treffen gegen die 98er zu gewinnen. Wenn auch
Rockmann zur Teilnahme an dieſem Spiel noch nicht berechtigt
iſt, ſo ſind ihm doch der Platz der 98er und dieſe ſelbſt bekannt
genug, um ſeinen Schützlingen die nötigen Winke für dieſes Spiel
zu geben. Die letzte Begegnung der beiden Vereine auf dem Fuß=
ballfeld
liegt lange Jahre zurück. Beide Mannſchaften kennen
einander nicht. Das bevorſtehende Spiel dürfte daher größtem
Intereſſe begegnen
Vor dem Ligaſpiel treffen ſich um 14 Uhr die Reſervemann=
ſchaften
beider Vereine.
Werbe=Pokalkurnier in Erzhauſen.
Rot=Weiß II. Turnierſieger.
Anläßlich des Sportwerbetages in Erzhauſen ließ der dortige Sport=
verein
ein Pokal=Turnier vom Stapel, an welchem ſich folgende Mann=
ſchaften
beteiligten: VfL. Neu=Iſenburg (Sondermannſchaft), Union
Wixhauſen (Sondermſch.), Sportverein Erzhauſen (1 Mſch.) und Rot=
Weiß Darmſtadt (2. Mſch.). Als Favoriten dieſer Veranſtaltung galt
in erſter Linie Iſenburg doch es kam anders. Rot=Weiß mit ſeiner
zweiten Garnitur warf alle Vorausſagen über den Haufen, indem die
Elf die ganz ausgezeichnete Leiſtung vollbrachte, vormittags die erſte
Mannſchaft des Veranſtalters und nachmittags im Endſpiel die ſpiel=
ſtarken
Iſenburger einwandfrei zu ſchlagen. Ein wunderbarer Pokal
(übrigens dieſes Jahr ſchon der dritte der Rot=Weißen) wurde dem
Sieger bei der Preisverteilung überreicht.
Nachſtehend die Reſultate: vormittags: V.f.L. Iſenburg
Union Wixhauſen 5:3; Rot=Weiß II.Sportverein Erzhauſen I. 3:2.
Ausſcheidungskämpfe nachmittags: Union WixhauſenSportverein Erz=
hauſen
3:2; Not=WeißV.f.2 Iſenburg 4:3.
Mit dem Verlauf aller Spiele konnten die Beſucher zufrieden ſein.
Dem noch jungen rührigen und überaus gaſtfreundlichen Sportverein
Erzhauſen ſei auch an dieſer Stelle herzlichſt gedankt, daß er trotz der
wirtſchaftlich ſchweren Zeit nicht Mühe und Koſten ſcheute, um den
Fußballſport auch in ſeiner näheren Umgebung populär zu machen.
Möge dem Veranſtalter der Erfolg dieſes Feſtes recht bald beſchieden
ſein. Den Beteiligten aber dürfte dieſer Tag in angenehmer Erinne=
rung
bleiben.

Radfahren.

Auf der bekannten Rundſtrecke Rund um Kranichſtein findet
am Sonntag, den 9. Auguſt, vormittags 6 Uhr, das 100= Kilo=
meter
=Zeitfahren, um die Plaketten des Herrn Reichsprä=
ſidenten
anläßlich des Verfaſſungstages ſtatt. Nach dem bisheri=
gen
Meldeergebnis wird das Rennen in 2 Klaſſen ausgefahren.
Für die Klaſſe 1. die bis zum vollendeten 30. Lebensjahr zählt,
iſt die Mindeſtzeit 3 Stunden 30 Minuten während für die Klaſſe 2,
vom 31. bis zum 40. Lebensjahr, als Mindeſtfahrzeit 4 Stunden
feſtgelegt ſind.
Die erſten und zweiten Sieger einer jeden Plaſſe erhalten die
Plaketten des Herrn Reichspräſidenten, alle anderen Fahrer,
welche die Mindeſtleiſtung noch erreichen, ein Diplom. In dieſem
Jahre ſtarten nur Vereinsangehörige aus den Darmſtädter Rad=
fahrer
=Vereinen, und zwar dem Velocived=Club 1899 und dem
Darmſtädter Radſport=Club 1919. Die Preisverteilung findet am
Dienstag anläßlich der Verfaſſungsfeier ſtatt, nähere Bekanntgabe
erfolgt noch in den Zeitungen. Die Ausrichtung für das Rennen
übernimmt der Obmann für das Radfahren: Hugo Brunner,
Darmſtadt. Heinheimerſtraße 16.
Inkernalionale Alpenfahrt.
Starke Ausfälle bei der Nacht=Etappe.
Die fünfte Etappe der Internationalen Alpenfahrt von Nizza
nach Genf war die ſchwerſte Probe der ganzen Veranſtaltung. Das
Ergebnis, dieſes Fahrtausſchnittes beſtätigte denn auch dieſe Er=
wartung
, es gab eine recht hohe Zahl von Ausfällen, denn nicht
weniger als neun Teilnehmer konnten Genf nicht recht=
zeitig
erreichen.
Mit ihrer Länge von 501,8 Km. und ihren ſechs Paßſtraßen,
von denen fünf über 2000 Meter hoch gingen, ſtellte die als
Nachtfahrt ausgeſchriebene Etappe die ſchwerſten Anforderun=
gen
an Fahrer und Maſchinen. Pünktlich um Mitternacht ſtar=
teten
in Nizza noch 54 Fahrzeuge in Minutenabſtänden. In ſteti=
ger
Steigung wurde zunächſt La Colle St. Michel (1433 Meter)
erreicht. Ueber La Foux (1748) ging es zum Col d’Allos (2250
Meter), der eine großartige Ausſicht auf das Ubayetal bietet, auf
deſſen Genuß die Alpenfahrer aber diesmal verzichten mußten.
Durch das Ubayetal gelangte man dann auf den Col de Varr
(2115 Meter) und dann folgte eine mehr als 500 Meter lange,
recht ſteile Abfahrt. Die ſchmalen Wege taten ein übriges, um
den Fahrern das Leben ſauer zu machen. Durch die Alpenſtadt
Briancon (1321 Meter) ging es weiter in nächtlicher Dunkelheit
dem 2058 Meter hohen Col du Lautaret entgegen. Inzwiſchen
dämmerte es, die Sonne brach durch und im Nu herrſchte eine
drückende Hitze. In vielen Kehren erreichte man ſchließlich den
Eingang des Col du GalibierTunnels (2556 Meter) und hatte ſich
dann mit der Bergprüfung abgefunden, bei der es wieder zahl=
reiche
Strafpunkte ſetzte. Als letzte größere Steigung gab es noch
die Auffahrt zum Col des Aravis (1498 Meter), der eine famoſe
Ausſicht auf den Mont Blanc bot. In prächtigen Kehren ging es
nun endgültig bergab und bald war die Völkerbundſtadt erreicht.
Unter den Ausgeſchiedenen befinden ſich leider auch drei Stö=
wer
=Wagen, die von H. Schmid. Prinz v. d. Leyen und J. Stöwer
geſteuert wurden, weiterhin H. Quartier auf Röhr, zwei Praga
von F. Synak und B. Kulich gefahren, wodurch das Alfa=Praga
geſprengt iſt, und drei engliſche Riley von R. C. Porter, J. Bonns
und C. Riley. Damit iſt auch die engliſche Riley=Mannſchaft nicht
mehr im Wettbewerb. Im Kampf urn den Alpen=Pokal
haben bisher alſo nur die deutſche Wanderer=Mannſchaft mit
A. Graumüller, B. Bau und Hinterleitner, das belgiſche F.N.=
Team und das tſchechiſche Praga=Piccolo=Team durchgehalten.
Mit der ſechſten 356,4 Km. langen Etappe von Genf nach
Bern erreicht die Internationale Alpenfahrt am Mittwoch ihren
Abſchluß. So ganz einfach iſt auch dieſer Teil nicht, denn es müſſen
noch einige recht ſchwierige Steigungen genommen werden, ſo u. a.
Col du Pillon (1550 Meter) und Jaunupaß (1511 Meter).

* handball in der 9.T.
Wie die Gaumannſchaft in Neu=Iſenburg 10:6 (7:2) verlor.
Der Gau Offenbach=Hanau hatte es erſtmals unternomme
ein großes Handballſpiel in das Programm eines Turnfeſtes
Neu=Iſenburg aufzunehmen. 4000 Zuſchauer umſäumten d
Platz. Wenn mit dem Verluſt des Spiels eine große Hoffnung
den Main=Rhein=Gau auch dahingegangen iſt, ſo hatten die 3
ſchauer die Befriedigung, ihre Mannſchaft ſiegen zu ſehen. Be
nach Beginn wurde unſere Elf mit einem Tor überrumpelt u
ein Strafwurf brachte gleich, den zweiten Treffer. Dann ho
Braun durch Strafwurf ein Tor auf. Aber bald ſtellte Offenba
Hanau durch ein weiteres Tor die alte Differenz wieder her.
ſtand das Spiel bereits nach 6 Minuten mit 3:1 zu unſeren 2
gunſten. Auch im weiteren Verlaufe zeigte unſere Vertretu
wenig gegenſeitiges Verſtändnis. Die linke Sturmſeite des Ge
ners war erſtklaſſig beſetzt und kam immer wieder durch. Unſe
Hoffnung auf den Büttelborner Hüter zeigte ſich als irrig.
war ſehr ſchwach. Da packte die übrigen auch die Unluſt, und
kam es, daß Offenbach=Hanau mit 7:2 in die Pauſe ging. D.
mit neuem Mut kehrte unſere Elf wieder und gewann ſichtl
an Boden, um nicht klar überlegen zu ſagen. Es wurden To
aufgeholt. Aber alle Anſtrengungen halfen nichts. Wenn d
Sturm vier Tore aufholte, ſo ließ Scheuermann=Büttelborn w.
der drei leichte Bälle laufen. Daher 10:6 der Schluß. Ob ſein
ritterlichen Durchführung mit einem guten Schiri fand das Sp=
großen
Anklang.
Die Prüfungsliſte der Schirianwärter aus Eberſtadt:
Notter=Lorſch 38 Punkte als beſte Leiſtung, Gries=Büttelbo
37. Hahn=Weiterſtadt 36, Hartmann=Bensheim 33, Hechler=Aue
bach 33. v. d. Au=Groß=Rohrheim 32, Herpel=Bickenbach 31, He
mann=Groß=Hauſen 30. Sachs=Birkenau 30, Ad. Ries=Münſter
Jak. Ries=Münſter 29. Neumann=Nauheim 29. Nieth=Buchſchl
29, Wenner=Stockſtadt 29 Kraſtel=Heppenheim 27. Walther=Hal
26, Kimpel=Groß=Gerau 26., Bender=Weiterſtadt 25, Jung=Weite
ſtadt 25, Sinner=Hahn 22 Punkte. Zwei Anwärter genügtend
Anforderung nicht. Der Unterſchied zwiſchen Theorie und Pr.
xis trat auch hier wieder klar zutage. Unter den beſten Pri
lingen befinden ſich einige mit ſchwacher praktiſcher Leiſtung. D
gegen hatten ſich die drei Letzten auf dem Felde recht gut bewäh=
Odenwald=Gau.
Der 2. Auguſt 1931 brachte folgende Ergebniſſe: Erbach 1.
Momart 1. 3:4: Erbach 2. Momart 2. 6:6; Zell 1. Kire
Brombach 2. 6:2: Steinbuch 2. Steinbach 2. 7:4; Altheim 2.
Langſtadt 2. 13:1: Groß=Bieberau 1. Reinheim 1. 6:2; Gro
Umſtadt 1./2. Ober=Ramſtadt 1. 4:2; Groß=Umſtadt 2. Obe
Ramſtadt 2. 4:1; Gundernhauſen 1. Roßdorf 1. 7:2.
Während in der erſten Halbzeit Erbachs 1. das Heft in de
Hand hatte, mußte ſie es in der zweiten an Momart abgeben. E
bachs Sturm jagte viele Schüſſe über die Latte und konnte ſich m
den Eigenheiten des Momarter Platzes ſchlecht abfinden. D
Schiri hatte die Augen nicht immer offen, ſonſt hätte er manche
regelwidrige Spielen ſchärfer ahnden müſſen. Kirch=Brombachs
leiſtete Zell guten Widerſtand. Das Treffen ſtand eine Vierte
ſtunde vor Schluß erſt 3:2 für Zell. Im Endſpurt raffte ſich d
Platzelf gewaltig zuſammen und erhöhte auf 6 Tore. Die ve
ſtärkte Steinbacher 2. zeigte ein ſchlechtes Zuſammenſpiel und ka
gegen Steinbuch nicht auf. Nach der Pauſe ſpielte auch Steinba
noch ſtark mit dem Munde und verpaßte dadurch ſeine Torgeleger
heiten, ſo daß Steinbuch zu einem leichten Sieg kam. Infole
lahmer Kampfesweiſe von ſeiten Langſtadts gelang es den en
ſchloſſenen Altheimern, ein ſolch hohes Torverhältnis zu erzieler
Es wäre für das Auftreten der beiden Ober=Ramſtädter Mani
ſchaften vorteilhafter geweſen, wenn ſie mehr Ritterlichkeit der
Gegner gegenüber gezeigt hätten. Groß=Umſtadts Siege ware
verdient. In Groß=Bieberau trug man einen ziemlich harte
Kampf aus, der in der erſten Halbzeit, ausgeglichen war. Wäl
rend Reinheims Hintermannſchaft gut abwehrte, hatte ſein Sturt
nichts zu beſtellen. Bei Groß=Bieberau findet ſich in der zweite
Hälfte der Sturm bald zuſammen und beſtimmt den Spielverlau
Mit dem Wind im Rücken lieferte Gundernhauſen vor dem Wechſe
ein flüſſiges Spiel. Nach der Pauſe geſtaltete ſich das Treffe
ausgeglichener, wozu Roßdorfs guter Mittelläufer viel beitruc
Es ſpielen am 8. Auguſt; Groß=Umſtadt 1. Lengfeld 1.
6.30 Uhr: am 9. Auguſt: Erbach 1. Polizei Darmſtadt 1.
3 Uhr; Kirch=Brombach 1 Tgd. Darmſtadt 1., 4 Uhr (Werbe
ſpiel anläßlich des Jugendfeſtes); Langſtadt 1 Reinheim 1. um
3.15 Uhr: Langſtadt 2. Reinheim 2., um 2 Uhr; Steinbach 1.
Nieder=Klingen 1., um 3.15 Uhr; Steinbach 2. Nieder=Klin
gen 2., um 2 Uhr; Habitzheim 1. Richen 1., um 4 Uhr; Stein
buch 1. Kirchhauſen/M. 1., um 3.15 Uhr; Steinbuch 2. Kirch
hauſen/M. 2., um 2 Uhr.
Am Verfaſſungstag: Zell 2. Momart 2., um 13
Uhr; Wald=Amorbach Klein=Umſtadt, um 3 Uhr; Spachbrücker
1. Groß=Zimmern 2., um 3 Uhr.
Tv. Kirch=BrombachTgſ. Obernburg 4:3 (2:3).
Am vergangenen Sonntag folgte die erſte Handballmannſchaft de
Turnvereins Kirch=Brombach (Meiſterklaſſe) einer Einladung des Turn
und Sportklubs Olympia Eiſenbach. Anläßlich des dort ſtattfindende
Sportwerbetages trat unſere Mannſchaft gegen die 1. Mannſchaft de
Turngeſellſchaft Obernburg (Kreisklaſſe) zu einem Pokalſpiel an.
Das Spiel ſetzte ſofort mit ſcharfem Tempo ein. Obernburg hatte zu
nächſt die Oberhand und konnte durch zweckmäßiges Stürmerſpiel mi
2:0 in Führung gehen. Allmählich findet ſich aber auch Kirch=Brom
bach und kann ein Tor aufholen. Aber faſt poſtwendend erhöht Obern
burg auf 3:1. Kurz vor Halbzeit ſtellt Kirch=Brombach dann das Re
ſultat durch Strafſtoß auf 3:2. Die zweite Halbzeit ſteht dann im Zei
chen Kirch=Brombachs. Der Sturm bringt ſtändig das Tor des Geg
ners in Gefahr, und es gelingt ihm 12 Minuten vor Schluß, den Aus
gleich und bald darauf den Führungstreffer zu erzielen.
Bei Kirch=Brombach klappte es in allen Reihen recht gut. Ein be
ſonderes Lob gebührt dem Tormann, der einige ſcharfe Bälle i.
ganz hervorragender Weiſe meiſterte. Die zahlreich erſchienenen Zu
ſchauer belohnten manche Parade mit lebhaftem Beifall. Obernbur!
ſtellte eine einheitliche Mannſchaft ins Feld, bei der Mittelläufer, rech
ter Verteidiger und das Innentrio gefallen konnten. Der Schieds
richter genügte.
Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit für dieſes Handballwerbeſpie.
überreichte der Sportklub Olympia Eiſenbach dem Sieger einen Poka.
und dem Unterlegenen eine Bronzeſtatue Am kommenden Sonntae
ſpielt die erſte Mannſchaft von Kirch=Brombach gegen die gleiche der
Turngemeinde 1846 Darmſtadt anläßlich des Bezirksjugendtages in
Kirch=Brombach.
Kegler=Bereinigung Darmſtadt und Umgebung.
Verfaſſungskämpfe.
In den letzten Tagen fand die dritte Etappe des 100= Kugel=
kampfes
in der Turnhalle ſtatt. Dieſe brachte große Ueberraſchun=
gen
. Das ſeitherige Höchſtergebnis; mit 573 Holz wurde zweimal
überboten.
Die weſentlichen Ergebniſſe der letzten Kämpfe ſind: 1. Chriſt
D. K. K. 23, 580 Holz: 2. Schild, Konkordia 577 Holz: 3. Bock
hardt. Chattia, 539 Holz; 4. Nickel, Donnerstagsgeſellſchaft
525 Holz; 5. Pohl. Konkordia, 522 Holz; 6. Harres, Kegler
luſt 519 Holz; 7. Kraft, Lokälchen, 515 Holz; 8. Fieſterer, D.K
23, 511 Holz.
Der Schluß der Kämpfe findet am nächſten Sonntag ſtatt. A1
dieſem Tage ſtarten auch die Senioren und Frauen.
Weikerbericht.
Obwohl das Hochdruckgebiet ſeit geſtern ſeine Lage nur weni!
verändert hat, ſo zeigt es in ſeinem Aufbau einen Rückgang de:
Luftdruckes. Die aus dem Hoch ausfließende Luft führt zu vieliag
heiterem und ſommerlichem Wetter mit Morgentemperaturen ube
20 Grad. Inzwiſchen hat ſich über der Biskaya und Weſtfrankreig
eine flache Störung ausgebreitet, welche ſpäter wahrſcheinlich aug
bis in unſeren Bezirk ihren Einfluß entfalten dürfte, ſo daß de
hohe Druck eine weitere Schwächung erfährt.
Ausſichten für Donnerstag, den 6. Auguſt: Warmes Wetter, be
wolkt, aber auch aufheiternd. Neigung zu Gewitterſtörungen
Ausſichten für Freitag, den 7. Auguſt: Bewölkt, warm, Neigun!
zu Gewitterſtörungen oder einzelnen Niederſchlägen.

ſür den Hondel: Dr. C. 8. Quetſch; für den Schlußdſenſt= Andreas Bauefi
für Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette
für den Inſeratenteil und geſchäftſiche Mitteilungen: Willy Kuble:
Druck und Verlag: C. C. Wittich ſämtlich in Darmſſadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

[ ][  ][ ]

Lebhafte Zuſtimmung der Banken zur Rundſunkrede des Reichskanzlers. In Erwarkung der Maßnahmen
euf dem Gebiete des Akkienrechts, des geſamten Kredik= und Kapikalverkehrs ſowie der Neuordnung
der Sparkaſſenverhälkniſſe. Ueberraſchung über die Schwäche des engliſchen Pfunds.

Aoemmter Jahlangsberieht.
Der geſtrige Tag ſtand natürlich ganz im Zeichen der Wiederauf=
nahme
des vollen Zahlungsverkehrs. Bei den Banken in Berlin und
auch im Reich hat ſich die Wiederaufnahme völlig reibungslos und
normal vollzogen, und die Abhebungen ſeitens der Kundſchaft haben
das erwartete Ausmaß nicht überſchritten. Es iſt intereſſant, feſtzuſtellen.
Daß in vielen Fällen Bankfirmen, die für den geſtrigen Tag den Abruf
größerer Guthaben vorbereitet hatten, ſchon gleich ihre Dispoſitionen
rückgängig gemacht haben. In den Berliner Bankkreiſen hat die Rund=
funkrede
des Reichskanzlers lebhafte Zuſtimmung
gefunden, zumal auch der Eindruck im Auslande ein ausgezeichneter iſt.
Man beſchäftigt ſich natürlich lebhaft in den Bankbüros mit den Maß=
nahmen
, die nach Dr. Brünings Mitteilungen auf dem Gebiet
des Aktienrechts und des geſamten Kredit= und Kapi=
talverkehrs
ergriffen werden ſollen. Wie man hört, iſt zunächſt
die Einſetzung einer Enquete=Kommiſſion von drei bis fünf Perſonen in
Ausſicht genommen, die innerhalb weniger Wochen einen umfaſſenden
Situationsbericht vorlegen ſoll. Im übrigen wird im Zuſammenhang
hiermit von der Regierung eine Neuordnung der Sparkaſ=
ſenverhältniſſe
verfolgt. Men beſchäftigt ſich ferner eingehend
mit der Frage der Wiederaufnahme des Börſenver=
Eehrs, und man hofft, daß nach dem vollen Zahlungsverkehr ein Ver=
ſuch
der Wiedereröffnung der Börſe unternommen werden könne und
nennt hierfür das Datum des 17 Auguſt. Zu erwähnen iſt ferner, daß
die amerikaniſchen Bankiers die Empfehlungen des Unterausſchuſſes zur
Prüfung der Vorſchläge Dr. Luthers erörtern, und es iſt intereſſant,
daß die Amerikaner erneut betonen, daß nur die Neuregelung der Repa=
rationsprobleme
Deutſchland wirklich retten könne. Außerordentlich
überraſchend kam den hieſigen und internationalen Finanzkreiſen
die plötzliche Schwäche des engliſchen Pfundes. Die
Sterling=Deviſe ging im Verlaufe einer Stunde von 4.8575 gegen Doll.
auf 4,8437 zurück, und die Auslandsbörſen reagierten natürlich hierauf
mit einer Abſchwächung. Die Schwäche des Pfundes wird darauf zurück=
geführt
, daß die franzöſiſchen Banken ihre Pfunde gegen Dollar verkauft
und dadurch der Sterling=Deviſe die Unterſtützung entzogen haben. Die
Verkaufswelle habe, wie man behauptet, in Paris ihren Ausgang ge=
nommen
. Das handelsrechtliche Lieferungsgeſchäft in Getreide wird
mit dem heutigen Tage in Berlin wieder aufgenommen werden. Die
erſte Gläubigerverſammlung der Norddeutſchen Wollkämmerei und
Kammgarnſpinnerei iſt auf den 21. Auguſt einberufen worden.
Auch am Nachmittag war das Hauptgeſprächsthema in den Bank=
bureaus
der Verlauf des geſtrigen erſten Zahlungstages. Man konnte in
Berlin wie im Reich feſtſtellen, daß der Bankverkehr wieder vollkommen
normal und ohne beſonders ſtarken Andrang des Publikums verlaufen
iſt. Man machte ſogar die Beobachtung, daß die Bankkundſchaft, die am
13. Juli in überſtürzter Haſt große Abhebungen vorgenommen hatte,
geſtern dieſe Beträge wieder an den Kaſſen der Banken zur Ablieferung
brachte. Die aus Vorſichtsgründen vorgenommene Kündigung von Ter=
mingeldern
, die in den beiden letzten Wochen ausgeſprochen worden iſt,
iſt praktiſch nur in ſehr wenigen Fällen in die Tat umgeſetzt worden.
Beſondere Beachtung verdient die Tatſache, daß die Abwendung der
Kunden von dem einen und ihre Zuwendung zum anderen Inſtitut, die
maß ſtarh. befürchtet hatte, in der Tat faſt gar nicht eingetreten iſt.
Die Enkwicklung im Zahlungsverkehr.

Ueber die Entwicklung des Zahlungsverkehrs, der geſtern bei den
Banken wieder voll aufgenommen worden iſt, liegen aus dem Reich die
folgenden Meldungen vor:
Berlin: Aus dem Girokontor der Reichshauptbank: Der
Ucerweiſungsverkehr wickelte ſich in geordneter Weiſe ab. Von
heute ab werden die offizielle Abrechnungsſtelle und der Eilavis=
verkehr
der Banken wieder in Funktion treten. Beſonders lebhaft
war der Ueberweiſungsverkehr, auch der telegraphiſche nach aus=

poſitionsmitteln. Die Vorbereitungen im Barverkehr laſſen einen
völlig ruhigen Verlauf des heutigen Tages erwarten. Die Schwie=
rigkeiten
im Wechſelinkaſſoverkehr haben ſich beheben laſſen.
Darmſtadt: Der Zahlungsverkehr bei ſämtlichen Darm=
tädter
Banken ging nicht über den Rahmen der Ein= und Aus=
ahlungen
an Tagen vor der allgemeinen Bankruhe hinaus. Die
dereitgeſtellten Zahlungsmittel reichten vollkommen aus, ſie wur=
den
ſogar nicht einmal in vollem Umfange in Anſpruch genom=
men
. Vielfach wurden erhebliche Einzahlungen vorgenommen, die
den Auszahlungen die Waage halten dürften. Im übrigen ent=
bickelte
ſich der Verkehr, wie im ganzen Reich, in normalen Bah=
ren
, ein erfreulicher Beweis, daß die Beruhigung und das Ver=
rauen
in weiteſte Kreiſe zurückgekehrt iſt.
Frankfurt a. M.: Der Geſchäftsgang bei den Frankfurter Ban=
en
zeigte geſtern vormittag ein durchaus normales Ausſehen. Von den
kärken Rüſtungen mußte in keiner Weiſe Gebrauch gemacht werden.
Auch bei den Sparkaſſen wickelte ſich das Geſchäft in den üblichen Bah=
ten
ab. Ein beſonderer Andrang konnte auch hier nicht feſtgeſtellt
verden.
Kaſſel: Sowohl bei den Großbanken wie bei den Privatbanken
lat ſich die Freigabe des Zahlungsverkehrs völlig normal vollzogen. Die
Broßbanken hatten für alle Fälle für größere Geldbeſtände vorgeſorgt,
ie ſie aber, da die Abhebungen die normalen Grenzen nicht überſchrit=
en
, der Reichsbank wieder zur Verfügung ſtellen konnten. Auch bei den
Sparkaſſen herrſcht ein völlig normaler Verkehr. Selbſt die Leute, die
n der erſten Zeit der Zahlungskalamität immer wieder verſucht hatten,
Beld abzuheben, ſind zur Beſonnenheit zurückgekehrt und machen keiner=
ei
Abhebungen mehr.

Köln: Nach der Wiedereröffnung des Zahlungsverkehrs entwickelt
ſich bei den Geldinſtituten in Köln der Verkehr in durchaus normalen
Bahnen und zufriedenſtellend. Das Publikum iſt abſolut ruhig das
Vertrauen zu den Kreditinſtituten ſcheint in vollem Umfange wiederge=
kehrt
zu ſein. Die Reichsbank beobachtete ein ganz weſentliches Ueber=
wiegen
der Bareingänge gegenüber den Abhebungen. Die Abhebungen
bei den Banken bewegen ſich in durchaus normalen Grenzen. Ueberall
iſt mindeſtens ein Ausgleich zwiſchen Ein= und Auszahlungen feſtzu=
ſtellen
.
Dresden: Der erſte Tag des unbeſchränkten Zahlungs= und
Ueberweiſungsverkehrs bei den Banken iſt in Dresden vollkommen ruhig
verlaufen. Ein größerer Andrang zu den Auszahlungsſchaltern der
Banken war nirgends zu bemerken; die Auszahlungen halten ſich viel=
mehr
innerhalb der normalen Grenzen und werden bei den meiſten
Bankinſtituten durch die Einzahlungen zum Teil recht beträchtlich über=
kompenſiert
. Auch der Verkehr an den Sparkaſſen iſt als durchaus nor=
mal
zu bezeichnen. Von dem Recht der Abhebung von bis zu 50 RM.
auf Sparkonten und Sparguthaben wird nur in verhältnismäßig gerin=
gem
Umfange Gebrauch gemacht.
Hamburg: Der Zahlungsverkehr wickelt ſich durchaus normal
ab. Es wurden wieder Einzahlungen, zum Teil in erheblichem Umfang,
vorgenommen, was offenbar auch mit dem Ende des Saiſonausverkaufs
zuſammenhängen dürfte.
München: Der Verkehr bei den Bankem iſt nach Aufhebung
der Zahlungsbeſchränkungen völlig ruhig verlaufen. Er war nicht
ſtärker als an den Tagen vor der Beſchränkung und wird auch für
die nächſte Zeit mit keiner Steigerung des Verkehrs gerechnet. Die
Banken waren mit genügend Barmitteln verſorgt, ſo daß ſie
geſtern auf die Mithilfe der Reichsbank größtenteils verzichten
konnten.
Auch in Danzig wieder normaler Geldverkehr
Die Preſſeſtelle des Senats teilt mit: Nachdem durch die letzten Ver=
ordnungen
zur Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs nach den Bank=
feiertagen
die Beſchränkungen infolge der Einſicht und der Beſonnen=
heit
der Bevölkerung mehr und mehr gelockert werden konnten, hat ſich
der Geldverkehr wieder normal geſtaltet. Vom 6. Auguſt ab ſind daher
alle Beſchränkungen des Zahlungs= und Ueberweiſungsverkehrs entbehr=
lich
geworden. Vielmehr wird in Danzig der ungehinderte Geldverkehr
in vollem Umfange wieder Platz greifen.

Londoner Bläkker über das Ende der akuken Bankkriſe
Die Londoner Blätter veröffentlichen Meldungen aus Berlin, wo=
nach
das öffentliche Vertrauen in die deutſchen Banken ſich weiter in
einem Maße kundgetan hat, daß ſogar die Bankiers ſelbſt in Erſtaunen
geſetzt wurden. Von einer Panik ſei, wie hervorgehoben wird, nicht
das geringſte zu ſpüren geweſen. Die normale Wiedereröffnung aller
privaten Banken werde als eine öffentliche Vertrauensprobe angeſehen,
und die Sachverſtändigen ſtimmten dahin überein, daß der geſtrige Tag
das Ende der akuten Bankriſe bedeute.
Erleichkerung im Deviſenverkehr.
Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichswirtſchaftsminiſter hat an die
Deviſenbewirtſchaftungsſtelle ein Telegramm gerichtet, nach dem Ziehun=
gen
(Tratten) gegen Exportware von Banken, die ſich ſchon bisher mit
dem Ankauf und Einzug ſolcher Tratten für ihre Kunden befaßt haben,
ohne beſondere vorherige ſchriftliche Genehmigung angenommen oder
verſandt werden dürfen. Ebenfalls dürfen ohne dieſe Bewilligung auch
Wechſel zur Akzepteinholung ins Ausland entgegengenommen werden.

Berliner Deviſen=Feſtſehung vom 5. Auguſt.

Geld Brief Geld Brief Helſingfors 10.588 10.608 Spanien 36.86 36.94 Wien 59.15 59.27 Danzig 81.47 81.63 Prag 12.467 12.487 Japan 2.080 2.084 Budapeſt 73.43 73.57 Rio de Janeiro 0.274 0.276 Sofia 3.052 3.058 Jugoſlawien 7.453 7.467 Holland 169.63 169.97 Portugal 18.53 18.57 Oslo 112.44 112.66 Athen 5.445 5.455 Kopenhagen 112.44 112.66 Iſtambul Stockholm. 112.49 112.71 Kairo 20.94 20.98 London 20.43 20.47 Kanada 4.191 4.199 Buenos Aires 1.178 1.182 Uruguay 1.758 1.762 New: York 4.209 4.217 Island 92.16 92.34 Belgien 58.67 58.79 Tallinn 111.89 112.11 Italien 22.00 22.04 Riga 81.02 81.18 Paris 16.50 16.54 Bukareſt 2.495 2.499 Schweiz 82.01 82.17 Kaunas 41.99 42.07

Mekallnokierungen.

Die Berliner Metallnotierungen vom 5. Auguſt ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt eif Ham=
burg
, Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für
die deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 74.75 RM. Die Notie=
rungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die

De ch er ehee eane ue ee
nickel 98= bis 99proz. 350352 RM., Antimon Regulus 5153,
Feinſilber (1 Kilogr. fein) 38,7540.,75 RM.

Wirkſchaftliche Rundſchau.
Reichspoſt nimmt Danat=Schecks an. Nachdem die Danatbank erklärt
hat, daß ſie die auf ſie gezogenen und bei den Poſtſparkaſſen eingeliefer=
ten
Schecks für alle Poſt= und Fernmeldegebühren und auch für Steuer=
zahlungen
nach Feſtftellung ihrer Ordnungsmäßigkeit honorieren werde,
ſind die Poſtanſtalten mit ſofortiger Wirkung angewieſen worden, Da=
natſchecks
in demſelben Rahmen wie die Schecks der übrigen Privatban=
ken
anzunehmen.
Unveränderte Zinsſätze bei der Rentenbankkreditanſtalt. Die Deute
ſche Rentenbankkreditanſtalt (Landwirtſchaftliche Zentralbank) teilt w
daß ihre bisher geltenden Zinsbedingungen für die mit ihr im Geſchäfs=
verkehr
ſtehenden Banken und letzten Kreditnehmern auch nach der neuen
Erhöhung des Reichsbankdiskontſatzes unverändert weiter beſtehen. Der
Höchſtzinsſatz dem Landwirt gegenüber beträgt alſo für kurzfriſtige Be=
triebs
= und Saiſonkredite wie bisher 8.25 Prozent.
Begebung eines kleineren Poſtens von Reichsſchatzwechſeln. Wie wi=
erfahren
, hat die Reichsbank einen kleinen Poſten von Reichsſchatzwech=
ſeln
mit Laufzeit bis zum 5. November zur Ausgabe gebracht. Der ge=
ſamte
Betrag iſt bereits bei den Banken, die über größere Kaſſenbeſtände
verfügen, zum offiziellen Diskontſatz von 15 Prozent untergebracht wor=
den
. Das Reich hat damit das ihm zuſtehende Schatzwechſelkontingent
von 400 Millionen RM. ausgenutzt, ſo daß eine neue Emiſſion vorläufig
nicht in Frage kommt.
Drei New Yorker Banken müffen die Schalter ſchließen. Drei New=
Yorker Banken haben geſtern auf ſtaatliche Verfügung hin ihre Schal=
ter
ſchließen müſſen. Auf Grund der Illiquidität und der Entwertung
der Guthaben hat der ſtaatliche Bankkommiſſar die Schließung der
American Union=Bank, der Internatioſkal Madiſon Bank and Truſt Cy.
und der Times Square Truſt Cy. angeordnet. Die Tochterbank
der Times Square Truſt, die Times Square Safe Depoſit=Bank, hat mit
dem Hauptunternehmen die Tätigkeit einſtellen müſſen. Die Verbind=
lichkeiten
der drei Banken ihren Einlegern gegenüber werden auf 15
Millionen Doll. geſchätzt.
Produkkenberichke.
Frankfurter Produktenbericht vom 5. Augnſt. Weizen 220, Roggen
180, Wintergerſte (neue) 170, Hafer (alt) 185,50190, Weizenmehl ſüd=
deutſches
Spezial Null 39,7540,50, desgl. niederrhein. 39,7540,25,
Roggenmehl 26,7528,50, Weizenkleie 9,609,75, Roggenkleie 9,8510.
Tendenz: ruhig.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 5. Auguſt:
Getreide. Weizen: Sept. 4858, Dez. 52½, März 55, Mai 57½;
Mais: Sept. 51.25, Dez. 42, März 46.25, Mai 44.25; Hafer: Sept.
21.75. Dez. 23½, März 26.50; Roggen: Sept. 34. Dez. 3778,
März 42, Mai 39.75.
Schmalz: Sept. 7.37½, Okt. 7.30, Dez. 6.47.
Schweine: leichte 7.758.10 ſchwere 5.856.80; Schweine=
zufuhren
: Chicago 13 000, im Weſten 67000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 5. Aug.:
Schmalz: Prima Weſtern 8.10; Talg, extra, loſe 338.
Getreide. Weizen: Rotwinter 59; Hartwinter 57.50; Mais,
loko New York 71.25; Mehl, ſpring wheat clears 3.854.15;
Fracht: nach England 1,62,3 Schilling, nach dem Kontinent
88.50 Cents.
Kakao. Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze: 130; Lokonotiz: 5;
Juli 5.78, Sept. 4.96, Okt. 5.04, Dez. 5.20, Jan. 5.30, März 5.48,
Mai 5.61, Juli 5.78.

m. Beerfelden, 5. Aug. Viehmarkt. Zum erſtenmal nach
dem großen Markt war vorgeſtern wieder Viehmarkt, zu dem 250
Läuferſchweine und Ferkel aufgetrieben waren. Der Abſatz war
ziemlich flott, die Preiſe ſtellten ſich je nach der Qualität pro Paar
Läufer auf 3050 Mk., pro Paar Ferkel auf 1830 Mk.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Eine Zwangsregulierung der Engagements für die Herbſtliſten im
handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäft in Getreide iſt endgültig abgelehnt
worden, und das Geſchäft wird in Berlin und Breslau mit dem heuti=
gen
Tage wieder aufgenommen werden.
Das größte Baſaltſteinwerk J. Nickel in Dreihauſen, das immer noch
40 bis 50 Arbeiter befchäftigte, mußte wegen Auftragsmangels ſeinen
Betrieb ſchließen. Mit, der Schließung dieſes Werkes liegt jetzt der
Hauptbetrieb der Baſaltſteininduſtrie in Dreihauſen ſtill.
Die Spar= und Darlehnskaſſe Kempten bei Bingen hat durch Unter=
ſchlagungen
ihres Rechners einen Verluſt von 50 000 RM. erlitten. Durch
Beſchlagnahme des Vermögens des Rechners und durch Zuſchüſſe aus
dem Reſervefonds wird ſich der Betrag auf zirka 40 000 RM. verringern.
Die Induſtrie= und Handelskammer Offenbach a. M. hat beim Lan=
desfinanzamt
Darmſtadt beantragt, in Offenbach a. M. eine Stelle für
Deviſenbewirtſchaftung mit ſofortiger Wirkung zu errichten.
Zu der Zinsfuß=Erhöhung der Tſchechiſchen Nationalbank wird mit=
geteilt
; daß dies ſeit 1925 die erſte Diskonterhöhung iſt. Die Maßnahme
wird damit begründet, daß das ſtaatliche Noteninſtitut zum letzten Ultimo
außergewöhnlich ſtark in Anſpruch genommen wurde, obwohl der Noten=
umlauf
nicht viel größer war wie zur gleichen Zeit des Vorjahrs.
Das engliſche Noteninſtitut hat geſtern einen Goldeingang in Höhe
von 500 000 Pfund Sterling zu verzeichnen gehabt. Die Sendung kam
aus Paris und mußte angeſichts der Pfundſchwäche mit Verluſt aufge=
nommen
werden.
Das amerikaniſche Schiffahrtsamt hat ſich angeſichts der ungünſtigen
Lage am internationalen Schiffahrtsmarkt entſchloſſen, die in ſtaatlichem
Beſitz befindliche United States=Line zu verkaufen. Mehrere Beamte
des Schiffahrtsamtes ſind in New York eingetroffen, wo ſie mit den in=
tereſſierten
Kreiſen Verhandlungen über den Verkauf des Leviathan
und deſſen Schweſterſchiff Majeſtie aufnehmen wollen.
Der uruguahaniſche Finanzminiſter hat beſtätigt, daß die Regierung
eine Anleihe in Höhe von 2 Millionen Dollar ausſchreiben werde. Einen
von einem engliſchen Inſtitut angebotenen Kredit hat die Regierung ab=
gelehnt
.

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[ ][  ]

Seite 12

Donnerstag, den 6. Auguſt 1931

Nummer 216

Bis auf Weiteres

In Beltenl Mchts Neues
nach dem weltbekannten Buch von Remargue
Beginn: 4.00, 6.15 und 8.30 Uhr. Vorverkauf täglich
ab 11 Uhr an der Union-Kasse, Rheinstraße 6.
Heute Donnerstag 2 Uhr, Vorstellung für Erwerbslose.

Nur noch heute und morgen

Kammersänger Richard Tauber, der gefeierte Tenor in
loh glaub nie mehr an eine Frau!
mit Werner Fütterer, Maria Solveg,
Paul Hörbiger u. a.
(V. 11555
Beginn: 3.45, 6.00 u. 8.20 Uhr.
Heute und folgende Tage
4
Das von der Zensur endlich freigegebene Filmwerk:
Die Sache August Schulze
nach der Novelle:
Kinder vor Gericht
Beginn: 3.45, 600 u. 8.20 Uhr.

Mautnlds Heier
spielt
heute Donnerstag abend 8 Uhr bei freiem
Eintritt im Städtischen Saalbau-Garten.
Motto: Ein Abend am Rhein. 11574

Sommer-Spielzeit
Bruno Harprecht
im Hess. Landestheater.
Donnerstag, 6. Auguſt
Donnerstag=Miete 6. Vorſtellung
Anfang 20 Uhr Ende 22.15 Uhr
Der neue
Schwank=Schlager:
Der Muſtergatte
Schwank in 3 Akten v. A. Hopwood
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Bruno Karprecht als Jach Wheeler,

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In dem Zwangsverſteigerungsverfah=
ren
gegen den Bankier Jakob Guth=
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in Darmſtadt wird der Termin
vom 1. September 1931 aufgehoben.
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1931. (1155
Heſſiſches Amtsgericht.

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nator
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maſchine
, 1 Kleiderſchrank, 2 tür., eine
Schnellwaage, 25 Vogelkäfige, 10 Ka=
narienvögel
mit Käfig. 1 Theke mit
Glasaufſatz, 1 Trumeauſpiegel, 1 Cello,
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ſchrank
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1931. 56 Seiten in 8. Broſchiert 2.40 RM.
Inhalt: 8 1. Kirche und Staat. § 2. Die zur kirchlich= vermögens=
rechtlichen
Verwaltung berufenen Organe. § 3. Die kirchliche
Vermögensverwaltung im engeren Sinne. § 4. Das kirchliche
Bauweſen. 8 5. Das Kirchenſteuerweſen.
Die Schrift iſt die notwendige Ergänzung zu dem Kirchenrecht von Köhler
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waltung
der evangeliſchen Kirchengemeinden in Heſſen.
Von demſelben Verfaſſer iſt erſchienen:
Einzelne Gebiete des
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im Volksſtaat Heſſen.
1930. 56 Seiten in 89. Broſchiert 3.60 RM.
Inhalt: I. Die Organiſation der Landgemeinden und Städte,
der Kreiſe und Provinzen. II. Die Verwaltungsgerichtsbarkeit.
III. Das Fürſorgeweſen. (Allgemeine Wohlfahrtspflege; Für=
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