Darmstädter Tagblatt 1931


31. Juli 1931

[  ][ ]

Einzelnnmmer 10 Pfennige

*
Tat
T4
S
Arf

NA
TT
Anzeigenpreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:

Bei wöchentlich 7maligem Erſcheinen vom 4. Juſi
bis 31. Juli 2.18 Reſchsmark und 22 Pfennig
Abfragegebühr, abgeholt 2.25 Reichsmark, durch die
Agenturen 2.40 Reichsmark frei Haus. Poſibezugspreis.
im Juli ohne Beſtellgeld monatlich 2.45 Reichsmari.
Verantwortlichkeit für Aufnahme von Anzelgen an
beſtimmten Tagen wird nicht übernommen. Nicht=
erſcheiſnen
einzelner Nummern infolge höherer Gewaſt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf ohne Verbindliſchkeit für uns. Poſiſchecklonto
Franifurt a. M. 41301.

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſfattet.
Nummer 210
Freitag, den 31. Juli 1931.
194. Jahrgang

Amm breiie Zelle im Kreiſe Darmſfadt 25 Reichspig.
Flnanz=Anzeigen 40 Reichspfg. Reliamezeile (92 mm
breih2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reſchspfg. 92 mm breiſte Rellame=
zeile
2.00 Reſchsmark. Alle Preiſe in Reiſchsmart
(4 Dolſar 4.20 Mark. Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpſlſchtung auf Erfüllung der Anzelgen=
aufträge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchiliſcher Beltreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankonto Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Natſonalbank.

Aufgtben der Mermationiien Snahanang
Abſtoppen der Zurücknahme kurzfriſtiger Auslandskredike. Zuſammenatbeit mit der Reichsbank und den
Großbauken. Die engliſch=amerikaniſche Skillhalke-Uebereinkunfk. Amlegung von
10 Brozenk der ausländiſchen Kredike auf die Golddiskonibank.

Die inkernakionale Skillhalkung.
Die Hafkung der Golddiskonkbank.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Auf der Londoner Konferenz iſt beſchloſſen worden, daß die
Notenbankpräſidenten beſtimmte Perſönlichkeiten namhaft machen
ſollen, die zu einer Stillhaltekommiſſion zuſammengefaßt werden
und die Aufgabe erhalten ſollen, dafür zu ſorgen, daß die noch in
Deutſchland liegenden kurzfriſtigen Auslandskredite nicht abgezo=
gen
werden. Sie wird alſo vornehmlich mit der Reichsbank und
den Großbanken zuſammenzuarbeiten haben. Weiter ſoll ſie Unter=
ſuchungen
darüber anſtellen, ob es erforderlich und zweckmäßig iſt,
den deutſchen Banken neue Kredite zur Verfügung zu ſtellen. Die
Notenbankpräſidenten haben bereits ihre Vertrauensleute für die
Stillhaltekommiſſion namhaft gemacht. Es ſind folgende Herren:
Leyton=Finnland, Moreau=Frankreich, Melchior=Deutſchland, Be=
neduce
=Italien, Francque=Belgien, Bindſchädler=Schweiz, Canaca=
Japan, Rydbek=Schweden, Vermeulen=Holland. Der amerikaniſche
Vertreter iſt noch nicht bekannt.
Sobald die Vertreter vollzählig ſind, wird die BJ3. die Kom=
miſſion
offiziell beſtätigen. Inzwiſchen haben Verhandlungea
zwiſchen den ausländiſchen Gläubigern und den deutſchen Schuld=
nern
ſtattgefunden. In der Hauptſache hatten die Engländer und
Amerikaner Vertreter nach Deutſchland geſchickt, die hier zunächſt
mit der Reichsbank Fühlung aufgenommen hatten. Die Englän=
der
vertraten den weitaus größten Teil der engliſchen Gläubiger,
während die amerikaniſche Gruppe nur die Intereſſen der ame=
rikaniſchen
Großbanken wahrzunehmen ſuchte. Die Verhandlun=
gen
haben ſich vorläufig um die Frage gedreht, ob die Gläubiger
berechtigt ſein ſollen, einen Teil der Kredite auf andere Stellen
umzulegen.
Nach dem Berliner Börſen=Courier iſt man dabei zu folgen=
dem
Uebereinkommen gelangt: Die Auslandsgläubiger ſollen be=
rechtigt
ſein, einen gewiſſen Teil ihrer Forderungen auf die
Deutſche Golddiskontbank umzulegen, hinter der bekanntlich die
Garantie der maßgebenden deutſchen Wirtſchaftskreiſe ſteht. Der
Betrag der umzulegenden Kredite iſt aber begrenzt, und zwar auf
10 Prozent der insgeſamt in Deutſchland beweglichen ausländi=
ſchen
Rembours=Kredite und auf 5 Prozent der ausländiſchen An=
leihegelder
. Offenbar hat man dieſe Grenze gewält, um das
Riſiko der Deutſchen Golddiskontbank und der hinter ihr ſtehenden
Wirtſchaftskreiſe nicht zu hoch werden zu laſſen. Insgeſamt ſoll
die Golddiskontbank bereit ſein, das Obligo in Höhe von unge=
fähr
500 Millionen zu übernehmen. Nimmt man an, daß das
Volumen der ausländiſchen kurzfriſtigen Kredite in Deutſchland
twas mehr als 5 Millionen Mark beträgt, ſo würde man auf
inen Satz von 10 Prozent kommen. Die Auslandsgläubiger
ſaben die Forderung geſtellt, daß für ihre deutſchen Gläubiger
licht nur die Bank haften ſoll, ſondern auch diejenigen deutſchen
Induſtrieunternehmungen, für deren Zwecke die Kredite aufge=
iommen
wurden, ſich verpflichten ſollen, für die pünktliche Rück=
ahlung
zu ſorgen.
Gründung einer Lombardkaſſe der Berliner
Privgkbankiers.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Wirtſchaftsausſchuß des Reichskabinetts hat auch am Don=
erstag
abend einige Erleichterungen im Zahlungsverkehr durch=
eſprochen
. Intereſſant iſt in dieſem Zuſammenhang eine Ak=
ion
der Berliner Privatbankiers, die im Intereſſe
ines ordnungsmäßigen Zahlungsverkehrs eine Lombardkaſſe
ründen wollen. Man will die vorhandenen Effektenbeſtände
urch Lombardierung in den Dienſt eines normalen Zahlungsver=
ehrs
ſtellen. Das Kapital dieſer Kaſſe ſoll vorausſichtlich eine
Nillion Mark betragen. Die Aufbringung dieſer Summe iſt ſchon
u einem großen Prozentſatz ſichergeſtellt. Die Kaſſe ſoll ihre
Nittel durch Ziehung von Wechſeln bei der Akzept= und Garantie=
ank
beſchaffen. Ueber den Umfang des Kreditbedarfes herrſcht
orläufig noch völlige Unklarheit. Die bei der Akzept= und Garan=
iebank
einzureichenden Wechſel ſollen durch Hinterlegung von
Vertpapieren bei der Lombardkaſſe gedeckt werden.
Sparkaſſen und Reichsbank.
Berlin, 30. Juli.
Wie wir erfahren, hat die Reichsbank auf Grund der in den
itzten Tagen geführten Verhandlungen den Sparkaſſen einen
ſeiteren Betrag von Zahlungsmitteln zur Verfügung geſtellt, der
inen die Auszahlung der in der Notverordnung vorgeſehenen
ſeträge für die nächſten Tage ermöglicht. Infolge dieſer Ge=
ährung
weiterer Geldmittel ſeitens der Reichsbank ſind auch
ie Sparkaſſen im Rheinland und Weſtfalen, die für die Aus=
ihlungen
in den letzten Tagen nur geringe Beträge zur Ver=
igung
hatten, in der Lage, die Auszahlungen im Rahmen der
otverordnung durchzuführen.
1Bpell der Inkernakionalen Handelskammer an alle
Nglionen zur Wiederherſtellung des Berkrauens.
BP. Paris, 30. Juli.
Der Vollzugs=Ausſchuß der Internationalen Handelskammer
heute in Paris zu einer außerordentlichen Verſammlung unter
em Vorſitz von Franz v. Mendelsſohn=Berlin zuſammengetreten.
Der Vizepräſident des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie,

Frowein, wies in einer Anſprache darauf hin, daß das heutige
Wirtſchaftsſyſtem, das auf dem Grundſatz der Zuſammenarbeit
der Menſchen und der Nationen beruhe, ohne Kredit und ohne
Vertrauen unmöglich gemacht werde. Eine Kündigung aller Kre=
dite
könne weder eine Firma noch eine Nation aushalten, ohne
daß man Gefahr laufe, die Völker zu zwingen, ihr Wirtſchafts=
leben
in einer anderen mehr oder weniger von dem heutigen
Syſtem abweichenden Form zu organiſieren. Um dies zu ver=
meiden
, müßten die gegenwärtigen Schwierigkeiten durch eine
Gemeinſamkeit des Willens und durch eine einheitliche Handlung
überwunden werden. Dieſer Wille könne ſich in den verſchieden=
ſten
Aktionen kundtun. Der Redner erinnerte an die Notwendig=
keit
, einen gemeinſamen Plan für große öffentliche Arbeiten auf=
zuſtellen
, wie z. B. für den Bau von Eiſenbahnen in China.
Der Vollzugsausſchuß nahm folgende Entſchließung an:
Die Entwickelung der Weltwirtſchaftskriſe hat die wirtſchaft=
liche
Verbundenheit der Völker auf das deutlichſte gezeigt. Die
Atmoſphäre des Mißtrauens, eine Folgeerſcheinung des Krieges,
iſt ein Hindernis für die Verwirklichung der Maßnahmen, die
dieſe Verbundenheit gebietet; ſie bedeutet eine ſtändige Be=
drohung
des Friedens und gefährdet die geſamte Weltwirtſchaft.
Die Völker können die augenblicklichen Schwierigkeiten durch eine
loyale und vertrauensvolle internationale Zuſammenarbeit über=
winden
. Die Internationale Handelskammer richtet deshalb
einen feierlichen Appell an die öffentliche Meinung aller Natio=
nen
, die der Kammer angehören, durch eine umfaſſende Aktion
das für die wirtſchaftliche Wohlfahrt der Welt unentbehrliche
Vertrauen wiederherzuſtellen.
Ghenvers=Geſpräche in Rom.
Romreiſe des Reichskanzlers und Außenminiſters
Milie der kommenden Woche.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Reichsregierung rechnet offenbar damit, daß ſie vermut=
lich
bis Mitte nächſter Woche mit der Regelung des Zahlungs=
verkehrs
und der Beſeitigung wirtſchaftlicher Schwierigkeiten alle
Hände voll zu tun haben wird. Man hört jedenfalls, daß nicht
vor der zweiten Hälfte der nächſten Woche mit der Reiſe des
Kanzlers und des Außenminiſters nach Rom zu rechnen ſei. Sehr
wahrſcheinlich werden aber beide Herren am Donnerstag abend
Berlin verlaſſen, um dem italieniſchen Staatschef Muſſolini einen
Beſuch abzuſtatten. Die Reiſe war längſt fällig, mußte aber immer
wieder hinausgeſchoben werden. Infolgedeſſen machte ſich bei den
Italienern ſchon eine gewiſſe Ungeduld bemerkbar. Auch von
dieſem Beſuch können wir uns ſelbſtverſtändlich hand=
greifliche
Erfolge nicht verſprechen. Die Be=
ſprechungen
mit Muſſolini werden eben auch nur dazu
dienen, ein Vertrauensverhältnis zwiſchen den
Staatsmännern zu ſchaffen und darauf weiter
aufzubauen.
Wir müſſen es allerdings recht unangenehm empfinden, daß
gerade in dieſem Augenblick der Vertreter Italiens vor dem Haa=
ger
Schiedsgerichtshof, Profeſſor Scialoja, zu einem in ſeiner
Form ungewöhnlichen Vorſtoß gegen die deutſch=öſtereichiſche Zoll=
union
ausgeholt hat. Sachliche Argumente gegen die Union hät=
ten
uns nicht weiter geſtört, daß aber Scialoja den Haager
Schiedsgerichtshof mit einer Kriegsdrohung unter Druck zu neh=
men
verſuchte, iſt doch in Berlin recht peinlich aufgefallen. Aber
auch der Gerichtshof hat mit Entſetzen die Worte Scialojas zur
Kenntnis genommen. Da es ſich aber hier um ein juriſtiſches
Gremium handelt, das nur Rechtsfragen zu klären hat, nehmen
wir an, daß die Worte Scialojas die Urteilsfällung in keiner
Weiſe beeinfluſſen werden. Immerhin darf man doch aus der
Haltung des italieniſchen Vertreters entnehmen, daß man in Rom
anfängt, nervös zu werden. Die Ungarn wollen ſich vom italieni=
ſchen
Einfluß befreien und nach Frankreich hinüberſchwenken. In=
folgedeſſen
empfindet man es in Italien peinlich, wenn vielleicht
auch noch Oeſterreich an Deutſchland politiſche Anlehnung ſucht.
Wir glauben, daß der Kanzler die Heren in Rom nach dieſer Rich=
tung
in weitgehendem Maße beruhigen wird. Da die italieniſche
Politik im Grunde genommen eine erſprießliche Zuſammenarbeit
mit Deutſchland anſtrebt, beſteht die berechtigte Hoffnung, daß
auch die Unterhaltung in Rom zu einem Einvernehmen führen,
und daß es uns allmählich mit Hilfe dieſer Chequers=Geſpräche
gelingen wird, die Atmoſphäre in Europa zu ſchaffen, die wir für
die Erreichung unſerer Ziele unbedingt brauchen.
Laval will gleichfalls Muſſolini beſuchen.
EP. Paris, 30. Juli.
In dem gleichen Augenblick, in dem die deutſchen Miniſter ſich
zu einer Reiſe nach Rom vorbereiten, verlautet hier, daß auch
Miniſterpräſident Laval eine Zuſammenkunft mit Muſſolini
haben werde. Zu den Londoner Meldungen, daß der franzö=
ſiſch
=italieniſche Konflikt in der Flottenfrage unmittelbar vor
ſeiner Beilegung ſtehe, erklärt der ſtets gut unterrichtete politiſche
Redakteur des Oeuvre Barde, nach ſeiner Kenntnis träfe dieſe
Nachricht nicht zu, doch glaube man an den Pariſer zuſtändigen
Stellen an die Möglichkeit einer Verſtändigung. Miniſterpräſi=
dent
Laval, der ſich in London auf dem Gebiet der deutſch= franzö=
ſiſchen
Verſtändigung zu kühnen, aber zugleich vorſichtigen Ver=
ſuchen
bereit erklärt habe, habe vor wenigen Tagen einigen
Freunden vertraulich ſeinen Entſchluß bekanntgegeben, ſich dem=
nächſt
nach Rom zu begeben, um mit=Mnſſolini zuſammeneutreffen.

Deutſchlands Tribuke in zehn Jahren.
Von
Dr. Otto Leibrock=Berlin.
Sowohl in den Dawesjahren als auch ſeit Inkrafttreten des
Youngplanes haben es die Gläubigermächte an dem guten Wil=
len
fehlen laſſen, der notwendig war, um dem deutſchen Reich
die Erfüllung ſeiner Leiſtungen zu erleichtern. Von vornherein
hatten ſie zwiſchen zwei Möglichkeiten zu wählen. Entweder
mußte die Induſtrie geſchützt und auf Reparationen verzichtet
werden, oder man verlangte Reparationen und ſtellte die Be=
denken
der Induſtrie zurück. Obgleich auch ihnen die Tatſache
geläufig war, daß eine Löſung nur durch direkte oder indirekte
Sachlieferungen Deutſchlands erfolgen konnte, beſchritten ſie den
erſten Weg und bereiteten dem deutſchen Ausfuhrwillen ernſthafte
Schwierigkeiten. Beſonders angeregt durch die mit dem New
Yorker Börſenkrach im Herbſt 1929 einſetzende Weltwirtſchafts=
kriſe
hemmten ſie eine zweckmäßige Weiterentwicklung der inter=
nationalen
Arbeitsteilung einerſeits und der zwiſchen= und über=
ſtaatlichen
Wirtſchaftsbeziehungen andererſeits und trugen ſo
dazu bei, daß auch der Young=Plan ähnlich wie der Dawes=
Plan zu einer folgenſchweren Abſurdität wurde. Deutſchland
konnte ſchließlich nur mit Hilfe des deflationiſtiſchen Druckes er=
füllen
. Die Unſicherheit des Inlandmarktes in Verbindung mit
der verbreiteten Ueberkapazität der Induſtrie zwang eben zur
Ausfuhr um jeden Preis. Dieſer irrationale Ausfuhrzwang
war aber volks= und privatwirtſchaftlicher Leerlauf. Er ſteigerte
Deutſchlands Belaſtung, der angeſichts der naturgemäß hier ſtär=
ker
als in einem andern Land ſich auswirkenden Weltwirtſchafts=
kriſe
und der mit dem allgemeinen Preisrückgang verbundenen
Realwertſteigerung der Tributleiſtungen zur Kataſtrophe führen
mußte.
Heute iſt es wohl angebracht, einmal Rückſchau zu halten
auf das bisher von Deutſchland Geleiſtete. Vier Leiſtungs=
perioden
laſſen ſich unterſcheiden. Die erſte läuft vom Kriegs=
ende
bis zur Ruhrbeſetzung, die zweite umfaßt die Ruhrbe=
ſetzung
, die dritte die Dawes=Jahre und die vierte die Young=
Periode.
Nach einer Denkſchrift des Auswärtigen Amtes, die unter
Mitwirkung von Geheimrat Brentano zuſtande kam, wurden von
Deutſchland in der erſten Leiſtungsperiode bis zum 31. Dezember
1922 abgeführt: 41,6 Milliarden GM., und zwar 1,78 Milliarden
GM. Barzahlung und 39,83 Milliarden GM. Sachleiſtungen;
darunter befanden ſich u.a. liquidiertes deutſches Privateigentum in
Höhe von 11,7 Milliarden, abgetretene Forderungen an unſere
ehemaligen Kriegsverbündeten 8,6 Milliarden, abgetretenes
Reichs= und Staatseigentum 5 Milliarden, See= und Binnen=
ſchiffe
4,7 Milliarden, Kohlen und Koks 2,4 Milliarden.! Nicht
berückſichtigt ſind dabei die Verluſte aus der Abtretung von
Elſaß=Lothringen und den anderen Gebieten ſowie das darin
enthaltene Reichs= und Staatseigentum. Der Wert dieſer Ge=
biete
iſt niedrig gegriffen auf 35 Milliarden GM. zu beziffern.
Hierzu kommt dann noch der Wert der Kolonien, der nach vor=
ſichtiger
engliſcher Schätzung auf 136 Milliarden GM. geſchätzt
wird. Rechnet man noch hinzu den Wert des abgetretenen
Reichs= und Staatseigentums in Eupen=Malmedy, die Werte
der abgetretenen Seekabel, der Beſatzungskoſten u. a. m., dann
erhöht ſich die deutſche Leiſtung um weitere 14,3 Milliarden GM.,
ſo daß die erſte Leiſtungsperiode die gewaltige Summe von
229,9 Milliarden GM. umfaßt.
Für die zweite Leiſtungsperiode, in die die Ruhrbeſetzung
fällt, beziffern ſich die deutſchen Opfer auf 4 Milliarden GM.
für die Produktion und 2 Milliarden GM. für den Fiskus.
Nicht einbegriffen ſind in dieſen Ziffern die Schäden, die Reichs=
bahn
, Poſt, Waſſerſtraßen, Länder, Gemeinden, Verbände, Pri=
vatperſonen
uſw. erlitten haben; auch nicht die Schäden durch
die Geldentwertung ſowie die Schäden, die rechneriſch gar nicht
zu erfaſſen ſind.
Der dritte Leiſtungsabſchnitt ſetzt mit dem Dawesgutachten
ein. Die Leiſtungen hieraus bauen ſich wie folgt auf:
Erſtes Annuitätsjahr 1924/25
1000 000 000
1925/26
Zweites
1 220 000 000
1926/27
Drittes
1500 000 000
1927/28
Viertes
1 750 000 000
1928/29
Fünftes
.. . . 2500 000 000

Sa.: 7270 000 000
Hierzu kommen nun die Leiſtungen aus dem
vierten Leiſtungsabſchnitt. Sie belaufen ſich
auf Grund des Haager Protokolls vom 31.
Auguſt 1929 und des ergänzenden Haager Ab=
kommens
vom 20. Januar 1930 auf
834 290 000
auf Grund des Youngplans für die Zeit vom
April 1930 bis März 1931
1818000900
für die Zeit vom April 1931 bis Juni 1931
450 000 000
geſchätzt auf,

Dritte und vierte Leiſtungsperiode ergeben
.. . . . . . GM.: 11 072290 000
zuſammen . ."
Zählt man dieſe gewaltige Summe zu den rein rechneriſch
erfaßten beiden erſten, dann erhält man eine Geſamtleiſtung von
faſt 244 Milliarden GM. das iſt mehr als das Elffache
unſerer vorkriegszeitlichen Auslandsguthaben!
Seit Inkrafttreten des Dawes=Plans haben wir die Tribute
nur aufbringen können durch eine gewaltige Verſchuldung
Deutſchlands, obwohl immer wieder von den Sachverſtändigen=
Kommiſſionen darauf hingewieſen worden iſt, daß eine der=
artige
Erfüllung nur Schein ſei. Das deutſche Wirtſchaftsbild
iſt hierdurch verfälſcht worden. Deutſchland hat eine wirtſchaft=
liche
Tragfähigkeit vorgetäuſcht, die nicht vorhanden war. Die
Tatſache der deutſchen Reparationszahlungen hat die Lage der
deutſchen Wirtſchaft erſchwert, erhöhte die Arbeitsloſigkeit und
verminderte zum Nachteil der Gläubigermächte den Bezug von
Auslandsware.
Immer wieder müſſen wir uns auch vergegenwärtigen, daß
bis zum Beginn des Tribut=Feierjahrs Deutſchland als Geſamt=
ſumme
des Schuldendienſtes und der Ueberfremdungsrenten
1 775 bis 1860 Millionen GM. jährlich aufzubringen hatte. Rech=
net
man dieſe gewaltige Summe zu den Young=Tributen, ſo er=
gibt
ſich eine Belaſtung der deutſchen Zahlungsbilanz in Höhe
von 3,5 bis 3,6 Milliarden für das Jahr. Außerdem iſt nun
noch zu berückſichtigen, daß die Größe der Reparationslaſten

[ ][  ][ ]

Seite 2

mit dem allgemeinen Preisrückgang zugenommen hat; iſt doch
der Realwert einer mit einem beſtimmten Nominalbetrag feſt=
geſetzten
Schuld ſeit Mitte 1929 um 14 v. H. geſtiegen. Es.
ſind alſo die Leiſtungen ſeit dieſer Zeit um dieſen Betrag zu
erhöhen. Daß Deutſchland unter ſolchen Laſten zuſammen=
brechen
mußte, dürfte allmählich dem zäheſten Erfüllungspoli=
tiker
einleuchten.
Die Aolverordnung vom 5. Juni 1931
und die heiſiichen sinanzen.
Die Rolwendigkeik einer Korreklur des inneren
Finanzausgleiches.
Obwohl in verſchiedenen Auslaſſungen der Preſſe, im Land=
tag
und auch ſeitens der Regierung auf den Kardinalfehler in
dem heſſiſchen Staatshaushalt, den durch die entſchädi=
gungsloſe
Uebernahme der Volksſchul= und Polizeilaſten un=
haltbar
gewordenen inneren Finanzausgleich, mehrfach hingewieſen
worden iſt, verſtärkt die Notverordnung der Reichsregierung vom
5. Juni 1931 dieſen Fehler des heſſiſchen Staatshaushaltes. Im
vierten Teil, Kapitel 2, Artikel 1 der Notverordnung wird näm=
lich
angeordnet, daß die Länder die Beträge, die ſie infolge der
vorgeſchriebenen Gehalskürzung erſparen, den Gemeinden zu=
kommen
laſſen müſſen. Das bedeutet für Heſſen eine weitere
Verſchiebung des inneren Laſtenausgleiches zu Ungunſten des
Staates. Die Tatſache, daß Heſſen ſeither ſeine Gemeinden un=
beſtritten
in einer von keinem anderen Land übertroffenen
Höhe bedacht hat, bleibt völlig unberückſichtigt. Die Regelung
der Notverordnung erſcheint geradezu unverſtändlich, wenn man
bedenkt, daß Heſſen ſeinen Gemeinden im innern Finanzaus=
gleich
heute ſchon neun Millionen Reichsmark mehr als
der Durchſchnitt aller Länder gibt. Wird hier nicht der in
der Oeffentlichkeit häufig und nicht ohne Grund bemängelten
Ausgabefreudigkeit der Gemeinden Vorſchub geleiſtet? Wird
z. B. die Gemeinde Griesheim, der nach einer Meldung im
Darmſtädter Tagblatt vom 25. April 1931 das Kreisamt die
Entſcheidung darüber überlaſſen hat, ob auch dem Faſelwärter,
Totengräber, Friedhofswärter, Glöckner und Schuldiener die
Beamteneigenſchaft verliehen werden ſoll, und die tatſächlich
dieſen mit Penſionsbelaſtung verbundenen Beamtenſegen aus=
geteilt
hat, die nach kurz darauf folgender Meldung des gleichen
Blattes nachgeſuchte ſtaatliche Subvention von 75 000 RM. er=
halten
? Im heſſiſchen Landtag hat ein Abgeordneter darauf
hingewieſen, daß die Gemeinde Groß=Zimmern im Jahre 1912
einen Bürgermeiſter beſaß, der die Geſchäfte der Gemeinde be=
ſorgte
und, wie in allen größeren Landgemeinden, 1800 Mk. er=
hielt
. Heute bezahlt die Gemeinde für den Bürgermeiſter 6000
RM., einen Oberſekretär 4500 RM., einen Viceſekretär 3 500
RM. und einen Sekretär 3 000 RM., zuſammen 17 000 RM. Das
iſt zehnmal mehr wie vor dem Kriege. Bürgermeiſter kleiner
Gemeinden (bis zu 2000 Einw.) erhalten 45 000 RM. Gehalt
gegenüber einer kleinen Aufwandsentſchädigung in der Vor=
kriegszeit
! Solche Beiſpiele wären noch zahlreich mit Leichtig=
keit
beizubringen, ſie ſind jedem Kenner der Gemeindeverhält=
niſſe
bekannt.
Dieſe heſſiſchen Verhältniſſe wachſen allmählich zu einem
Schulbeiſpiel aus, wie man es nicht machen ſoll. Durch den
derzeitigen inneren Finanzausgleich ergibt der Haushalt Heſſens
ein Bild, das verglichen mit dem Ergebnis einer Betrachtung
der Haushaltpläne anderer Länder, unbedingt eine ungünſtige
Beurteilung des heſſiſchen Finanzgebarens hervorrufen und bei
der finanziellen Abhängigkeit der Länder vom Reich ſich unheil=
voll
auswirken muß.
Künſtliche Etatskonſtruktionen können nicht mehr täufchen,
es muß Ordnung in den Haushalt ſelbſt gebracht werden. Es
muß wirklich dort, wo die Erzbergerſche Finanzreform geradezu
demoraliſierend gewirkt hat, der Hebel angeſetzt werden. Das
Mittel hierzu kann in Heſſen nur die energiſche Korrektur des
inneren Finanzausgleiches ſein. An den Volksſchul= und Polizei=
laſten
müſſen die Gemeinden wieder in einer ſich mit ihrem
Steigen und Fallen beweglichen Form beteiligt, und damit die
Gemeinden zu ſparſamerer Perſonalpolitik genötigt werden. Der
kommende Landtag wird dies Verſäumnis ſeiner Vorgänger gut=

zumachen haben.

Das Ende der Heſſiſchen Geſandtſchaft.

Bei der preußiſchen Regierung ſind noch immer eine ganze
Reihe von Ländergeſandtſchaften beglaubigt. Miniſterpräſident
Braun hat nun vor einiger Zeit die Länderregierungen gebeten,
ihre Geſandtſchaften in reine Reichsratsvertretungen umzuwan=
deln
. Bayern hat bereits vor einigen Wochen ſeine Geſandtſchaft
bei der preußiſchen Regierung aufgegeben; jetzt iſt Heſſen gefolgt,
das ſeinen Geſandten in Berlin von ſeiner Dienſtaufgabe als
heſſiſchen Geſandten in Preußen entbunden hat.

Freitag, den 31. Juli 1931

Nummer 210

vie Ranft des Sagureng
Von Oscar A. H. Schmitz.

Neben der Kunſt des Redens iſt auch immer die des Zu=
hörens
geprieſen worden. Darunter wird natürlich nicht ein teil=
nahmloſes
Schweigen verſtanden. Ein ſolches kann den Spre=
chenden
ſowohl im privaten Geſpräch wie bei Vorträgen eben ſo
lähmen, wie unkompetentes Dazwiſchenreden, vielmehr gibt es
auch ein aktives, anregendes Zuhören, das den Sprechenden
befeuert, befruchtet, ja ihm im Augenblick Gedanken eingibt. Wie
das möglich iſt, kann man ſchwer erklären, jedenfalls gibt es
außer der bewußten Wirkung von Menſch zu Menſch auch noch
eine Wirkung vom Unbewußten des einen auf das Unbewußte
des andern; darum iſt das, was wir ſagen und wie wir es im
Augenblick ſagen nicht nur durch unſere eigege Seele bedingt,
ſondern auch durch die Seele deſſen, zu dem wir ſprechen, Da=
rum
kann es ein den Sprecher förderndes und ein hemmendes
Zuhören geben.
Jeder erfahrene Redner merkt, ſobald er wenige Minuten
geſprochen hat, ob er die Hörer zu aktivem, d. h. teilnehmendem
Zuhören veranlaßt. Wenn es ihm nicht gelingt, ſo wird die
Schuld gewiß ſehr oft an ihm liegen. Es gibt ſchlechte oder bei
Gelegenheit ſchlecht disponierte Sprecher. Das iſt ſo ſelbſtver=
ſtändlich
, daß es ſich nicht lohnt, mehr darüber zu ſagen. Daß
es aber auch ein gutes produktives und ſchlechtes unter Um=
ſtänden
ideenſtörendes Zuhören gibt, deſſen Urſache nicht in den
Mängeln des Redners, etwa ſeiner Langweiligkeit oder Inkom=
petenz
liegt, das iſt noch weniger beachtet worden. Betrachten
wir zunächſt einmal, wodurch das gute Zuhören verhindert
wird. Daraus wird ſich von ſelbſt ergeben, wie es entſteht.
Unter den vielen pſychologiſchen Einteilungsſchemata der Men=
ſchen
gibt es eines, das den Vorzug hat, jedem auch nur ober=
flächlichen
Beobachter aufzufallen und zugleich auch wiſſenſchaft=
liche
Beſtätigung zu finden. In einem Teil der Menſchen über=
wiegt
das Fühlen, in einem anderen das Denken. Natürlich be=
ſitzt
jeder auch die andern ſeeliſchen Funktionen, aber unter
denen, mit welchen er ſich im Leben zunächſt orientiert, tritt
immer entweder mehr das Denken oder mehr das Fühlen her=
vor
. Betrachten wir nun einmal wie das Zuhören jener beiden
Typen beſchaffen iſt.
Ein Denktypus entſchließt ſich, auf ein Geſpräch einzugehen,
oder, ſelbſt wenn es ihm vielleicht an dem Abend ſchlecht paßt,
in einen Vortrag zu gehen, weil ſich das Thema in Gedanken=
gängen
bewegt, mit denen er ohnehin vertraut iſt oder über die
er ſich unterrichten will. Die Perſon des Sprechenden ſpielt
natürlich auch eine Rolle, aber nicht unmittelbar als Menſch,
ſondern nur mittelbar, inſofern ſie nämlich in der Frage, über

Vom Tage.
Die Verfaſſungsfeier des Reiches findet in dieſem Jahre am
11. Auguſt, mittags 12 Uhr, im Reichstagsgebäude ſtatt. Die Feſt=
rede
wird Vizekanzler und Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich hal=
ten
. Weitere amtliche Feiern, ſei es in Preußen oder von der
Stadt Berlin, werden aus Sparſamkeitsgründen nicht abgehalten
werden.
Der Reichsrat genehmigte am Donnerstag abend die vom
Reichsfinanzminiſter im Einvernehmen mit dem Reichsbankdirek=
torium
beantragte Ausprägung von Fünfmarkſtücken im Geſamt=
betrage
von zunächſt 100 Millionen Mark. Die Ausprägung ſoll
unverzüglich vorgenommen werden. Es bleiben noch über 600
Millionen Mark verfügbar.
In der vergangenen Nacht kam es zwiſchen Lockſtedter Lager
und Itzehoe bei einer nationaliſtiſchen Veranſtaltung zu blutigen
Zuſammenſtößen zwiſchen Nationalſozialiſten und Kommuniſten. 25
Perſonen wurden zum Teil ſchwer verletzt. Einer der Verletzten
iſt im Krankenhaus an den Folgen eines Schädelbruches geſtorben.
Infolge der durch die deutſche Ausreiſegebühr eingetretenen
Verhältniſſe iſt der direkte Perſonenverkehr zwiſchen Deutſchland
und der Schweiz derart zurückgegangen, daß die Reichsbahngeſell=
ſchaft
und die Schweizeriſchen Bundesbahnen übereingekommen
ſind, eine Anzahl direkter Zugverbindungen im Verkehr der bei=
den
Länder vorläufig ausfallen zu laſſen. Die Schlafwagenzüge
bleiben dagegen bis auf weiteres im Verkehr.
Um den geplanten kommuniſtiſchen Kundgebungen am 1. Auguſt
zu begegnen, hat der franzöſiſche Miniſterpräſident ſämtliche Um=
züge
und Verſammlungen unter freiem Himmel für dieſen Tag
verboten. Die Polizei wird verſtärkt, Truppen werden in Bereit=
ſchaft
gehalten. An Kundgebungen teilnehmende Ausländer wer=
den
unverzüglich ausgewieſen.
Die verfaſſunggebenden ſpaniſchen Cortes beſtätigten unter
ſtürmiſchem Beifall die Vollmachten der Regierung Almara Za=
mora
durch Zuruf.
Nach einer ruſſiſchen Meldung hat General Feng die Movil=
machung
ſeiner Truppen für den Kampf gegen die Nankingregie=
rung
angeordnet. Fengs Trupen ſollen aus der Provinz Tſchili
gegen Peking marſchieren. um die Stadt zu beſetzen. Die Nan=
kingregierung
hat daraufhin in Mukden um militäriſche Maß=
nahmen
zum Schutze Pekings gebeten.

Würkkembergiſche Finanzhilfe für Heſſen.
Stuttgart, 29. Juli.
Von zuſtändiger Seite wird mitgeteilt: Die Württemberger
Zeitung greift den württembergiſchen Finanzminiſter wegen eines
von ihm an Heſſen gewährten Darlehens an, deſſen Rückzählung
gefährdet ſei. Der einfache Tatbeſtand iſt folgender: Württemberg
hat aus vorübergehend verfügbaren Kaſſengeldern an Heſſen ein
kurzfriſtiges Darlehen von 2 Millionen Reichsmark gegeben. Der
auf den 28. Juli vereinbarte Rückzahlungstermin iſt infolge der
inzwiſchen eingetretenen Schwierigkeiten auf dem Geldmarkt dahin
geändert worden, daß Zahlung in drei Raten vereinbart wurde.
Die erſte auf den 28. Juli fällige Rate iſt bezahlt. Am Eingang
der beiden anderen Raten auf den 8. und 18. Auguſt iſt nicht zu
zweifeln. Schwierigkeiten fur den württembergiſchen Staat, ins=
beſondere
etwa für die Beſoldungszahlungen, ſind aus dieſer Ver=
einbarung
mit Heſſen nicht entſtanden.
Hierzu wird aus dem heſſiſchen Finanzminiſterium mitgeteilt:
Die kleineren Länder, wie Heſſen, ſind bei der Geldbeſchaffung nicht
in der glücklichen Lage wie die Länder, die über Notenbanken ver=
fügen
. Es iſt auch nichts Beſonderes, wenn ein Land, wie Würt=
temberg
, das eine Auslandsankeihe aufgenommen hat, deren Erlös
es zunächſt (wenigſtens teilweiſe) wieder anlegen muß, einen Be=
trag
als kurzfriſtige Anleihe einem andern Land zur Verfügung
ſtellt. Auch daß das Land Heſſen bei der derzeitigen Lage wie
viele andere öffentlich=rechtliche Körperſchaften unter Geldmittel=
knappheit
leidet, bedarf keiner nähcren Erläuterung. Ob die end=
gültige
Deckung des Darlehens aus vorhandenen, aber zurzeit
nicht verfügbaren Vaniguthaben oder aus Steuerüberweiſungen

oder aus ſonſtigen Mitteln erfolgt, ſteht zurzeit nicht feſt.


Zahlungsmittelkriſe und Gemeindebegmkenſchaft.
Die Gewerkſchaft heſſiſcher Gemeindebeamten nimmt in einem
Aufruf an die Vertrauensleute der Organiſation Stellung zu der
Finanzlage der Gemeinden und ihrer Auswirkung auf die Ge=
meindebeamten
und Angeſtellten. Es ſei zurzeit Aufgabe aller Ver=
antwortlichen
in den Gemeindeverwaltungen, jede Ausgabe zu
vermeiden, die nicht unter allen Umſtänden geleiſtet werden muß.
In erſter Linie gelte es, die Mittel bereitzuſtellen für die Aus=
zahlung
der Unterſtützungen, der Gehälter und Löhne. Den Be=
amten
und Angeſtellten wird empfohlen, alle nicht ſofort verwend=
baren
Gehaltsbezüge in der gleichen. Weiſe wie ſeither auf die
Beamtenbanken und Sparkaſſen überweiſen zu laſſen. Gerade von
den gewerkſchaftlich Organiſierten müſſe trotz der ſchweren Opfer,
die von den Beamten und Angeſtellten zu tragen ſeien, Ruhe und
Beſonnenheit gezeigt werden, um ſo die Stimmung in der Be=
völkerung
günſtig zu beeinfluſſen.
die ſie ſpricht, Kompetenz bereits erwieſen hat oder aus irgend=
welchen
Gründen erwarten läßt. Natürlich kann ein haupt=
ſächlich
auf Denken eingeſtellter Hörer auch einmal den Wunſch
haben, einen windigen Phraſenmacher von Erfolg, über den er
ſich oft geärgert hat, von Angeſicht zu Angeſicht zu ſehen, um
ſich über das Geheimnis ſolchen Erfolgs klar zu werden. Auch
der mittlere Fall iſt möglich, daß ein Denktypus einem anderen
zuhört, um ſich über andere Denkrichtungen, als die ſeine, zu
informieren. Das iſt aber ſchon ſeltener, denn die meiſten Men=
ſchen
fühlen zwar das Bedürfnis, ſich in ihrer gegebenen Rich=
tung
weiter zu entwickeln, aber nur wenige haben den Wunſch
über ihre eigene Richtung hinaus zu ſchauen oder gar darüber
hinaus zu kommen. Ob aber nun z. B. ein exakter Wiſſenſchaft=
ler
einen katholiſchen Redner anhört, oder ein Konſervativer
einen Kommuniſten, falls ſie Denktypen ſind, kommt es ihnen
in ihrer bewußten Einſtellung immer zunächſt darauf an, zu
erfahren, wie der andere denkt, mag einem das ſelbſt auch
als falſch ſcheinen.
Nach dem bis jetzt Geſagten ſollte man nun meinen, daß
Denktypen die allererwünſchteſten Zuhörer ſeien, denn ſie kom=
men
, um zu hören, was geſagt wird. Bei näherer Unterſuchung
aber ergibt ſich, daß ſie in dieſer Hinſicht nicht den geringſten
Vorrang vor den Gefühlstypen haben. Bewußt will der Denk=
thpus
, der einen Vortrag anhört oder auf ein von einem ande=
ren
begonnens Geſpräch über ein ernſtes Thema eingeht, natür=
lich
zunächſt einmal hören, aber unbewußt will er noch etwas
anderes. Wenn er ſich dem Sprechenden auch wirklich öffnet,
ſo bietet er ihm ja nicht ein leeres Gefäß dar, in das nun die
Rede einträufeln kann, ſondern dieſes Gefäß iſt oft bis zum Hals
gefüllt mit den eigenen Anſichten, die meiſt ungern etwas neuem
Platz machen. So lange der Denktypus nur das hört, was er
ſelber denkt, nickt er beifällig, aber zum Schluß erklärt er, bis=
weilen
mit Recht, es ſei ſehr gut, daß dies einmal hier geſagt
worden ſei, vielleicht auch, es ſei ſehr gut geſagt worden, er habe
indeſſen nichts Neues vernommen. Dabei entgeht ihm leicht, daß
die vom Redner aus Bekanntem gezogenen Schlüſſe doch neu
ſein können. Er findet ſie vielleicht zu ſelbſtverſtändlich, wie
das Ei des Columbus, aber tatſächlich hatte er an dieſe Selbſt=
verſtändlichkeit
nie gedacht.
Setzt ſich der Sprecher jedoch in Gegenſatz zu den Gedan=
ken
des Denktypus, ſo regt ſich in dieſem der Widerſpruch. Nun
formuliert er Gegengründe gegen das Gehörte, beſonders, wenn
nachher, wie in jedem Geſpräch und nach vielen Vorträgen die
Möglichkeit einer Diskuſſion beſteht, und die Folge iſt, daß der
Denker bald nur noch mit halbem Ohr den Worten des Spre=
chenden
folgt, ganz mit den eigenen Einwänden beſchäftigt. Das
geſchieht ſelten ganz ohne Affekt. Dieſen aber bezieht der Denk=
typus
aus ſeinem Fühlen, das im Gegenſatz zu ſeinem eigenen
Denken und zum Fühlen des beſußten Gefühlstypus unbewußt

Die lehzke Friſt
394 Einzahlung rückſtändiger Stenern
ohne Berzugszuſchläge.
Berlin, 30. Juli.
Amtlich wird mitgeteilt:
Die Friſt zur Zahlung rückſtändiger Steuern läuft am 31.
d. M. ab. Mit dem 1. Auguſt 1931 treten die in der Verord=
nung
des Reichspräſidenten über die Zuſchläge für Steuerrück=
ſtände
vom 20. Juli 1931 feſtgeſetzten Verzugszuſchläge ſowie
Verzugs=, Aufſchub= und Stundungszinſen in Kraft. Es wird
in letzter Stunde nochmals nachdrücklichſt darauf hingewieſen
daß derjenige, der mit ſeinen Steuern im Rückſtande iſt und ſie
zum 31. Juli d. J. nicht bezahlt hat, hohen Verzugszuſchläger
unterliegt, die für jeden halben Monat 5 Prozent betragen. Die
Zuſchläge ſind verwirkt, ohne daß es einer vorherigen Mahnung
bedarf. Wer ſich daher vor empfindlichen Mehrzahlungen ſchützen
will, tut gut daran, die letzte Friſt zur Einzahlung der Steuern
ungeſäumt zu benutzen. Die Vorſchriften der obigen Notverord=
nung
werden unter allen Umſtänden durchgeführt. Mit einer
Milderung oder ſogar einer Aufhebung dieſer Beſtimmungen iſt
nicht zu rechnen. Die Befolgung dieſes letzten Appells liegt nicht
nur im Intereſſe einer geordneten Finanzverwaltung, ſondern
in erſter Linie im perſönlichen Intereſſe des Steuerzahlers.
Ein Aufruf des Reichslandbundes zur Selbſthilfe.
Berlin, 30. Juli.
Der Bundesvorſtand des Reichslandbundes hat in ſeiner
geſtrigen Sitzung einſtimmig einen Aufruf beſchloſſen, in dem
betont wird, daß Deutſchland nach dem Scheitern der auslän=
diſchen
Kreditverhandlungen völlig auf ſich geſtellt ſei. Vor=
nehmſte
Pflicht ſei es deshalb, vor allem die Volksernährung auf
eigener Scholle zu ſichern. Unter dem Hinweis, daß bereits jetzt
ein Sturz der Getreidepreiſe erfolgt ſei, müſſe die Landwirtſchaft
zur Selbſthilfe greifen.
Die Maßnahmen, die der Bundesvorſtand ſeinen Mitglie=
dern
vorſchlägt, beziehen ſich auf den Getreide= und Viehverkauf.
Brotgetreide dürfe nur in ſolchen Mengen verkauft werden, als
ſie zur Brotverſorgung jeweils erforderlich ſeien. In der Zeit
vom 5. bis 31. Auguſt dürfe jeder Landwirt nicht mehr wie 34
Zentner Getreide je Morgen der Getreideanbaufläche anbieten.
Für Weſt=, Süd= und Mitteldeutſchland ſind gegebenenfalls Zu=
ſchläge
vorgeſehen und ebenſo für Qualitätsware.
Der Schlachtviehmarkt ſoll durch Verkaufsenthaltung ent=
laſtet
werden, um Durchſchnittspreiſe in Höhe von 65 Mark für
Schweine, 55 Mark für Ochſen und 45 Mark für Kühe ab Stall
zu erreichen. Die Landbünde ſollen die Durchführung dieſer
Maßnahmen in ihren Gebieten überwachen. Gläubiger, die einen
Verkaufsdruck ausüben, ſollen durch die Landwirte auf die im
Gange befindlichen Verhandlungen zur Regelung des Zahlungs=
aufſchubes
und des Vollſtreckungsſchutzes hingewieſen werden.
Schadenerſakanſprüche gegen Miniſter Treviranus.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
Die ſogenannte Hundertmark=Verordnung iſt inzwiſchen ſo=
weit
durchlöchert und umgangen worden, daß es einfach unver=
ſtändlich
iſt, warum die Reichsregierung ſich nicht ſchleunigſt von
dieſer Notverordnung wieder trennt. Inzwiſchen haben ſich die
deutſchen Reiſebüros zuſammengeſchloſſen, um Schadenserſatzan=
ſprüche
geltend zu machen. Sie richten ihren Stoß vor allem gegen
den Miniſter Treviranus, der in ſeiner Rundfunkrede etwas vor=
eilig
von dem Beſchluß des Kabinetts über die Hundertmark= Ver=
ordnung
Kenntnis gegeben hat. Das war am 17. Juli. Da in
der Rede ein Stichtag für die Inkraftſetzung der Verordnung nicht
angegeben war, nahm ſelbſtverſtändlich jeder Reiſende an, daß
die Gebühr unverzüglich erhoben würde. Die Reiſebüros wollen
die Regierung bzw. den Miniſter Treviranus für die Schäden ver=
antwortlich
machen, die ihnen durch das Nichtzuſtandekommen von
Geſellſchaftsreiſen in der Zeit vom 17. bis 22. Juli entſtanden ſind.
Am 1. Auguſt ſollen die Erhebungen über dieſe Schäden abge=
ſchloſſen
werden und dann will man eine Klage gegen Miniſter
Treviranus anſtrengen.
Frankreich, eine Gefahr für die Welkwirkſchaft.
In dem in der geſtrigen Nummer unſeres Blattes unter dieſer
Ueberſchrift erſchienenen Artikel ſind die Umrechnungen von Fr.
in Mk. verſehentlich falſch wiedergegeben. 27 Milliarden Francs
ſind nicht reichlich 2 Milliarden, ſondern zirka 4½ Milliarden
RM.; desgleichen beträgt die Goldreſerve der Bank von Frank=
reich
in deutſcher Währung ausgedrückt über 9 Milliarden Mark
(ſtatt über 4 Milliarden).
und darum überempfindlich und leicht verletzbar iſt. So wird
gerade der Denktypus, der das Zeug zum guten Zuhörer hätte,
leicht zum ſchlechten. Das kann ſo weit gehen, daß er ſpäter
das Gehörte ſo falſch wiedergibt, als fehle ihm die Fähigkeit es
zu verſtehen, die er doch gerade in hohem Maße beſitzt. Seine
von dem unbewußten Gefühl geſpeiſte Tendenz gegen den Red=
ner
vermag ſeinen Geiſt bisweilen derart zu trüben, daß er
Behauptungen bekämpft, die der Sprecher gar nicht aufgeſtellt
oder Einwände erhebt, die der Sprecher längſt vorweggenomſe
men und widerlegt hat, oder, was das Schlimmſte iſt, die Ane
ſichten des Gegners geſinnungsmäßig oder durch Anſpielungen
an perſönliche Motive verdächtigt. Sehr viele öffentliche Anl=
griffe
, deren Scharfſinn den Denktypus verrät, tragen dieſen 9e‟
fühlsmäßig ſo peinlichen Charakter.
Ganz anders verhält ſich der Menſch, bei dem das Fühlen
vorwiegt. Er hat weniger eigentlich ſachliche Intereſſen. hM
bewegt vor allem die Perſon des Sprechers und das Thema
nur dann, wenn es ſo formuliert wird, daß es auf ſein Gefüy=
wirkt
. Die Ueberſchrift dieſes Aufſatzes Die Kunſt des Zi=
hörens
hat vielleicht das Glück, ihn zu intereſſieren, denn er
hört ſelbſt gern zu, glaubt auch dieſe Kunſt ganz gut zu ber=
ſtehen
und hat ſich ſchon oft darüber geärgert, wenn abſtrarie
Denker eine ſchöne Rede unterbrachen und zerpflückten mit Grun=
den
, die dem Gefühlstypus völlig gleichgültig erſcheinen gegene
über der begeiſternden, erhebenden, irgendwie wohltuenden oder
auch nur unterhaltenden Wirkung des Geſagten. Hätte ich aber
die Ueberſchrift etwa ſo gewählt: Ueber die fundamentale
Reaktionsdifferenz bei emotionalen und rationalen Thpen gegen=
über
der geſprochenen Rede, ſo würde jeder Gefühlstypus Reiß=
aus
nehmen. Eine derart ſteriliſierte Ausdrucksweiſe würde ihn
ſo wenig merken laſſen, daß dieſes Thema auch ihn vielleicht
betrifft, wie eine Biene verſuchen würde in den Kelch einer
gemalten Blume zu ſchlüpfen oder ein Hund eine gemalte Wurſt.
zu freſſen. Die gemalte Blume oder Wurſt wird in ihrer Ab=
ſtrahiertheit
vom Wirklichen gar nicht wiedererkannt. Man ſiehle
aus dieſer Darſtellung: der Gefühlsmenſch iſt lebensnäher und
ſeine Schilderung wirkt wahrſcheinlich ſympathiſcher, als die des
Denktypus.
Aber wie ſteht es nun mit dem Zuhören des vorwiegend
fühlend eingeſtellten Menſchen? Scheinbar noch beſſer, als es
damit anfangs bei dem Denktypus zu ſtehen ſchien. Iſt der
Gefühlstyp zu der Perſon des Sprechers und infolgedeſſen auch
zu ſeinen Worten negativ eingeſtellt, ſo ſagt er das lieber erſt
auf dem Heimweg im engeren Kreis, zunächſt aber hält er ſich
meiſt zurück, denn die Sache treffende Gegengründe findet er
nicht leicht. Seinem Aerger gefühlsmäßig Ausdruck zu verleihen,
hat er ſich meiſt abgewöhnt infolge der Erfahrung, daß dann
leicht unangenehme Szenen entſtehen, die, falls ſie nicht ſchon
der geſellſchaftlich= Anſtand verbieten würde, ihm auch perſon=

[ ][  ][ ]

Nummer 210

Freitag, den 31. Juli 1931

Seite 3

Die Zweite Internationgle gegen den Krieg
Keine Unkerſcheidung zwiſchen Angriffs= und Verkeidigungskrieg. Kein Verkrauen in den Friedenswillen
der Regierungen. Organiſierung des Widerſtandes der Arbeikerſchaft gegen jede Kriegsdrohung.

Die Parole der Sozialiſten.
Kampf gegen die Kriegsgefahren.
Akkionsprogramm für die Abrüſtung.
Wien, 30. Juli.
Der Kongreß der Sozialiſtiſchen Arbeiterinternationale hielt
am Donnerstag vormittag unter dem Vorſitz von Hillquit ( Ame=
rika
) und Gillies (Großbritannien) wieder eine Vollſitzung ab, in
der die Debatte über den Kampf um die Abrüſtung und gegen
die Kriegsgefahr fortgeſetzt wurde. Dr. Julius Deutſch=
Oeſterreich erſtattete namens der Kommiſſion den Bericht.
Die von der Kommiſſion mit allen gegen vier Stimmen vorge=
ſchlagene
Entſchließung beſagt im weſentlichen, daß der Kampf
gegen die Kriegsgefahren in der gegenwärtigen
Lage die oberſte Aufgabe aller ſozialiſtiſchen
Parteien iſt, weiter, daß alle ſozialiſtiſchen Parteien einig ſind
in dem entſchiedenen Willen, alle im Bereiche ihrer Macht lie=
genden
Mittel anzuwenden, um jede Regierung zu be=
kämpfen
, die den Frieden ſtört. Hierin wird an den
Beſchluß des Brüſſeler Kongreſſes erinnert, wonach gegen eine
Regierung, die ſich einem internationalen
Schiedsſpruch nicht fügt und zum Kriege ſchrei=
tet
, alle, auch revolutionäre Mittel anzuwen=
den
ſeien. Die gemeinſame Parole müſſe ſein: Vorwärts
um Krieg gegen den Krieg!
Fenner.=Brockway (Unabhängige Arbeiter=
partei
Englands) führte aus: Wir haben kein Ver=
trauen
zur Abrüſtungskonferenz der Regierun=
gen
, weil von einem Völkerbund, der von den großen imperia=
liſtiſchen
Mächten beherrſcht iſt, kein nützlicher Beitrag für den
Weltfrieden zu erwarten iſt. Wir müſſen uns an die Arbeiter=
klaſſe
ſelbſt wenden. Wir erkennen nicht die Unterſcheidung zwi=
ſchen
Angriffskrieg und Verteidigungskrieg an. Deshalb ſchla=
gen
wir in einer Reſolution vor, auch kein Kompromiß der
ſozialiſtiſchen Parteien mit den kapitaliſtiſchen Parteien anzu=
erkennen
, keine Koalitionspolitik, keine Tolerierungspolitik und
keine Politik der Zuſtimmung zu militäriſchen Rüſtungskrediten
zu treiben. Wo Sozialiſten die Regierungsgewalt in der Hand
haben, dürfen ſie nicht auf andere Völker warten, ſondern müſſen
der Welt ein Beiſpiel geben, indem ſie mit der Abrüſtung vor=
gehen
. Wenn es trotzdem zu einer Kriegsgefahr kommen ſollte,
dann ſolle die Arbeiterſchaft jeder Kriegsdrohung organiſierten
Widerſtand entgegenſetzen, der nicht unbedingt die Form des
Generalſtreiks annehmen müſſe, aber nach einem ſorgfältig vor=
vereiteten
Plan einer direkten Aktion gegen den Kriegsapparat
geführt werden ſoll.
Anna Juchacz (Deutſchland) unterſtrich namens der
deutſchen Delegation die in der Reſolution zum Ausdruck ge=
prachte
Theſe, daß die Gleichheit unter den Völkern in der
nternationalen Arbeiterſchaft kein Streitpunkt mehr ſei. Sie
dankt de Brouckere dafür, daß er es als falſch bezeichnet hat,
rſt Sicherheit zu verlangen und erſt dann an die allgemeine
Abrüſtung zu denken. Selbſtverſtändlich ſtimmen die deutſchen
Delegierten der Reſolution der Kommiſſion zu. Gerade als Frau
nüſſe ſie angeſichts der Formen eines künftigen Krieges war=
nend
ihre Stimme erheben.
Mörris=Hillquit (Vereinigte Staaten von
Amerika) erklärte, daß, die amerikaniſche Delegation für die
Reſolution ſtimmen werde. Die Reſolution bedeute in einer im
ganzen nicht unangemeſſenen Form eine praktiſche und konkreie
Stellungnahme zu der Abrüſtungsfrage. Die amerikaniſche Dele=
gation
ſei allerdings von der Reſolution nicht vollauf befriedigt.
Die Exekutive möge daher, um die weitergehenden Wünſche der
Amerikaner zu befriedigen, beſchließen, möglichſt bald eine neue
gemeinſame Konferenz, an der auch der Internationale Gewerk=
ſchaftsbund
teilnehmen müßte, einzuberufen.
Pierre Renaudel=Frankreich, Mitglied der franzöſiſchen
Nammer, führt aus: Die Internationale iſt heute ein politiſcher
Organismus, deſſen Wirkungskraft auf die Maſſen der Wähler
ind des Proletariats einen ſtarken Druck auf die Regierungen
ahlreicher Länder ermöglicht: ſie iſt noch mehr, ſie iſt ein politi=
cher
Organismus, deſſen einzelne Sektionen in verſchiedenen
ändern die Regierungsgewalt ganz oder teilweiſe in die Hände
enommen haben. Das ermöglicht, wenn auch unter Schwierig=
eiten
, die Durchführung der Beſchlüſſe der Internationale zu
chern.

ch ſehr unangenehm ſind. In ſolchen Fällen, wo ſie in Wider=
ruch
geraten, kommt nämlich das unbewußte, negative Denken
er Gefühlsmenſchen zum Ausdruck, mit dem ſie in der Regel
ur ihre nächſte Umgebung beglücken, und das, weil es eben ſo
nentwickelt iſt, wie das Fühlen der Denktypen, zunächſt ver=
ünftiger
Einſicht geſperrt iſt.
Der Gefühlstyp aber, der ſich gerne zum Zuhören entſchließt,
ängt an den Lippen des Sprechers. Das Gefäß, das er ihm
arbietet, iſt im Augenblick von allen Gegenmeinungen geleert,
nid daher öffnet ſich in ihm eine Tiefe, die durſtig iſt nach
ufnahme fremder Worte. Da ſcheinen wir nun ja den idealen
ühörer vor uns zu haben. Die Enttäuſchung folgt aber ſpäter,
enn nämlich der begeiſterte Zuhörer weiter erzählt, was er
ir herrliche Dinge gehört hat. Es können dann nämlich ſolche
Utäglichkeiten herauskommen, daß ſich der Sprecher geradezu
loßgeſtellt vorkommt. Er denkt: Gott ſchütze mich vor meinen
reunden. Wohl haben ſie ihm in hingebender Spannung zu=
ehört
, aber ſo gut wie nichts verſtanden. Ich habe z. B. be=
iſterte
Leſerinnen, die ebenſo begeiſtert ſind für das, was ich
ekämpfe.
Wer ſind nun aber die wirklich guten Zuhörer? Offenbar
ie, welche die Fehler beider Typen vermeiden, dazu aber ge=
ört
wirklich eine Kunſt. Was dem Denktypus zunächſt fehlt,
t die gefühlsmäßige Verbundenheit mit dem Sprecher. Hätte er
e, ſo würde er ihn bewußt perſönlicher nehmen, d. h. ſich auf
In als Menſch einſtellen, und dann brauchte das Perſönliche nicht
1 bisweilen feindlicher Tendenz aus dem Unbewußten hervor=
ſtbrechen
. Er muß alſo ſeine eigenen Gefühle bewußter machen
lur dann kann er ſie erziehen), die eigenen wenn auch objektiv
och ſo bewährten Gedanken einmal für eine Stunde beiſeite
hieben und von dem Gefühlstypus lernen, ſein Gefäß leer zu
jachen für die Aufnahme der Rede eines fremden, vielleicht
renden Menſchen. Vermag er das, dann hat er gut zugehört,
nid wenn er nachher ſeine Gegenargumente vorbringt, dann
irken ſie nicht mehr feindlich, zerpflückend, ſondern ergänzend
id bereichernd. Umgekehrt wird der einſeitige Gefühlsmenſch
ſſer denken lernen und verſtehen müſſen, daß er von einer
ede noch nicht viel aufgenommen hat, wenn er ſagt, ſie ſei ſo
hebend und erquickend geweſen. Hat er aber auch Weſeni=
hes
von ihrem Inhalt verſtanden, dann kann die Begeiſterung
ſies ſolchen Hörers eine Lebendigkeit gewinnen, die den Spre=
er
über ſich ſelber hebt.
Der Hörer wird wahrſcheinlich ſchon von ſelbſt darauf ge=
mmen
ſein, daß der Denktypus viel häufiger unter Männern
rkommt, der Gefühlstypus mehr unter Frauen. Das iſt gewiß
Itig, doch gibt es auch unter Männern Gefühlstypen viele,
der keineswegs alle Künſtler gehören dazu und unter den
rauen, beſonders unter den modernen in wiſſenſchaftlichen Be=
efen
ſtrebenden gibt es auch Denktypen. Aber wie dem auch

Mit unſerer Kritik am Völkerbunde ſchädigen wir unter Um=
ſtänden
unſere eigene Aktion. Gewiß werden wir auch dem
Völkerbunde die Löſung nicht allein überlaſſen. Die Inter=
nationale
wird in dieſer Frage die Führerin der Menſchheit, die
Führerin zum Frieden ſein.
Paul Faure, Mitglied der franzöſiſchen Kammer, verweiſt
auf eine Reſolution, die die franzöſiſchen Sozialiſten auf ihrem
letzten Parteitag, angenommen haben, und die die Richtlinien
der Partei für die Abrüſtung und gegen den Krieg feſtlegt. Wir
haben, ſagt der Redner, in unſerer Reſolution, die wir dieſem
Kongreß vorgeſchlagen haben, den Antrag geſtellt, die Inter=
nationale
möge in dieſer Frage eine einheitliche Politik der ſozia=
liſtiſchen
Parteien in allen Ländern im Hinblick auf die Ver=
weigerung
der Rüſtungskredite für bürgerliche Kriege feſtſetzen.
Unſer Vorſchlag wurde den zuſtändigen Organen der beiden
Internationalen zugewieſen. Ich erkläre, daß wir uns damit
zufrieden geben, und daß wir die ganze Kraft daran ſetzen
werden, daß dies die Grundſätze unſerer Internationale werden.
Albarda, der Vorſitzende der ſozialdemokratiſchen Par=
lamentsfraktion
im holländiſchen Parlament führte aus:
Wir müſſen an der Aktion mitarbeiten, die die Abrüſtungskon=
ferenz
zur Erfüllung ihrer Pflicht zwingen muß, denn ſie iſt eine
politiſche Notwendigkeit.
Dann wird abgeſtimmt, und zwar zunächſt über die Reſo=
lution
der gemeinſamen Kommiſſion der ſozialiſtiſchen Arbeiter=
internationale
und des Internationalen Gewerkſchaftsbundes,
die vom Referenten de Brouckere vorgelegt und von der Kom=
miſſion
des Kongreſſes gebilligt wurde, abgeſtimmt. Für die
Reſolution wurden 304, dagegen 5 Stimmen abgegeben, 8 Teil=
nehmer
enthielten ſich der Stimmabgabe. Dann wird über das
ſehr ausführliche Aktionsprogramm für die Abrüſtung abge=
ſtimmt
. Das Aktionsprogramm enthält eingehende Beſtimmun=
gen
über die in Grenzorten zu organiſierenden Demonſtrationen,
über Aktionen in den Parlamenten, über große öffentliche Ver=
ſammlungen
in den wichtigſten Städten, über den internationa=
len
Petitionsſturm für die Abrüſtung, über eine von der Sozia=
liſtiſchen
Arbeiterinternationale und dem Internationalen Ge=
werkſchaftsbund
einzuberufende internationale Konferenz, dann
über Veröffentlichungen in der Preſſe uſw. Das Aktionspro=
gramm
wird einſtimmig angenommen. Dann wird über die am
erſten Tage vom Referenten vorgelegte Ergänzungsreſolution
und über die Flottenabrüſtung abgeſtimmt. Dafür werden 312
Stimmen abgegeben, dagegen eine Stimme, ferner ſind fünf
Stimmenthaltungen feſtzuſtellen. Schließlich wird die heute
namens der Kommiſſion von Dr. Julius Deutſch vertretene
Reſolution zur Abſtimmung gebracht. Das Ergebnis iſt: 304
Stimmen dafür, 5 Stimmen dagegen, 8 Stimmenthaltungen.
Die Ankerbrechung der engliſch=
franzöſiſchen
Binanzverhandlungen.
Paris iſt nervös.
Paris, 30. Juli.
Die Unterbrechung der franzöſiſch=engliſchen Finanzverhand=
lungen
hat in Paris eine reichlich nervöſe, um nicht zu ſagen ver=
ärgerte
Stimmung geſchaffen. In Pariſer Bankkreiſen glaubt
man, daß Montague Norman nur Zeit zu gewinnen verſuche und
darauf ſpekuliere, daß der franzöſiſche Markt wegen ſeiner um=
fangreichen
engliſchen Intereſſen auch ohne ein Abkommen alles
tun werde, um das Pfund zu ſtützen, wie es tatſächlich in den
letzten Tagen geſchehen ſei. Je mehr nun Paris auf dem eng=
liſchen
Markt interveniere, um ſo ſtärker werde natürlich auch
das franzöſiſche Intereſſe in London und die Notwendigkeit, es
zu ſchützen. Die Franzoſen ſind darüber ſehr empört, und werfen
den Engländern vor, ihre traditionelle Finanzpolitik zugunſten
einer Spekulation von einem Tag zum anderen preiszugeben.
Im übrigen haben die Engländer anſcheinend als Gegen=
maßnahme
gegen die franzöſiſche Finanzſperre den franzöſiſchen
Rohſtoffhändlern die Kredite auf dem Londoner Markt entzogen.
Dieſe beklagen ſich lebhaft darüber, daß ſeit einem Jahrhundert
bei der Kreditierung von Ankäufen britiſcher Waren niemals
Schwierigkeiten vorgekommen ſind. Sie drohen damit, ſich vom
Londoner Geldmarkt abzuwenden und ſich andere, ſicherere Kredit=
unterlagen
zu ſuchen.

ſei, der Mann iſt, auch als Gefühlstypus, mehr mit dem Geiſt
verbunden, die Frau auch als Denktypus mehr mit dem Eros,
und darum wird es ihm doch immer mehr auf das Was, ihr
mehr auf das Wie ankommen. Nichts wäre falſcher, als eine der
beiden Lebensrichtungen minderwertig, die andere hochwertig zu
nennen. Wer ſo etwas verſucht, ſoll ſagen, woher er dieſen
Maßſtab nimmt. Er nimmt ihn eben von ſeinem eigenen Typus
her und mißt den Gegentypus mit ſeinem Maß. Das muß zu
negativen Urteilen führen. Jeder Typus kann nur an ſich ſelbſt
gemeſſen werden. Niemand kann wiſſen, ob Denken oder Füh=
len
wertvoller iſt.
Man ſieht alſo: Beide Typen bringen eine weſentliche Gabe
für die Kunſt des Zuhörens mit, aber zu wirklich guten Zu=
hörern
werden ſie erſt nach der Ergänzung durch ihren Gegen=
typ
. Wie aber kann ein Denktypus das Fühlen, ein Fühltypus
das Denken lernen? Am beſten, indem man ſich in ſeinen
Gegentyp verliebt, denn dann findet allmählich eine gegenſeitige
Erziehung in der bisher vernachläſſigten Richtung ſtatt. Liebe
ſucht Verſtändnis, Verſtändnis aber iſt nicht möglich, wenn man
nicht, wenigſtens bisweilen einander zuhört. Der Gefühlstypus
wird nun vom Denktypus vieles inhaltlich Neue erfahren, der
Denktypus aber vom Gefühlstypus eine ihm völlig neue Ein=
ſtellung
zu den Lebensinhalten kennen lernen.

* Briefe des Francesco Petrarca‟ Eine Auswahl, überſetzt von H.
Nacholdt und P. Stern, XlIII und 384 Seiten. Verlag Die
Runde, Berlin. In Leinen RM. 22,
Zum erſten Male erſcheinen in Deutſchland dieſe Briefe des erſten
humaniſtiſchen Dichters Italiens, die er an ſeine Freunde, an hervor=
ragende
politiſche Perſönlichkeiten ſeiner Zeit und an die als lebend ge=
dachten
Schriftſteller des alten Roms richtet. Sie gewähren uns einen
vortrefflichen Einblick in die beginnende Zeit des Humanismus in Ita=
lien
, die Verhältniſſe des in Avignon reſidierenden Papſttums und die
Zeitgeſchichte des 14. Jahrhunderts überhaupt. Von großem Intereſſe
war mir die Beſchreibung einer Bergbeſteigung in Südfrankreich, ein da=
mals
ganz ungewöhnliches Unternehmen, und die damit verbundene
Darſtellung des Naturgefühls der damaligen Zeit. Die Sammlung iſt
mit umfangreichem Apparat verſehen, der auch der wiſſenſchaftlichen Veu=
Dr. W.
wertung voll genügen wird.
Krieg im Garten Erfolgreiche Schädlingsbekämpfung. (Wenn du einen
Garten haſt, II. Teil) von A. Meier. 80 Seiten, 40 Abbildungen.
8. Franckhſche Verlagshandlung, Stuttgart. Preis kart. 2 RM.
Jedem Gartenbeſitzer, ob er einen Schrebergarten, ein Ziergärtchen
oder einen Park hat, ob er ſchon Dutzende von Gartenbüchern beſitzt,
dicke oder dünne oder noch kein einziges, ſei das Bändchen dringend
empfohlen. Ueberſichtlich, klar und eindringlich auf langjährigen
praktiſchen Erfahrungen des Verfaſſers fußend, und auch die neueſten
Mittel und Maßnahmen berückſichtigend, iſt hier auf alles eingegangen,
was zur Gegenwehr gegen die Schädlinge als Vorbeugung und Bekämp=
fung
getan werden kann, und angegeben, wo man werwvolle Helfer findet,
wie man einen ſchöneren und ertragreicheren Garten bekommt.

Die Haager Verhandlung.
Das Problem der Zollunion iſt geſtellt und wird an der
Tagesordnung bleiben. Mit dieſen Worten leitete der Vertreter
der öſterreichiſchen Regierung Prof. Dr. Kaufmann ſeine Rechtsdar=
legungen
über die deutſch=öſterreichiſche Zollunion vor dem Haager
Gerichtshof ein. Seit 10 Tagen ſchon ſteht das Zollunion=Problem
bzw. die Vereinbarkeit des Wiener Protokolls vom 19. März
d. J. mit den öſterreichiſchen Verpflichtungen aus dem Genfer
Protokoll vom Jahre 1922, vor dem Haager Gerichtshof zur
Verhandlung. Seit zehn Tagen bemühen ſich die Vertreter der
einzelnen Mächte, dem Hohen Gerichtshof darzulegen, daß ihr
Standpunkt in der Angelegenheit der einzig richtige ſei. Zwei
Parteien ſtehen ſich beinahe feindlich gegenüber. Deutſchland und
Oeſterreich, die ſchon auf der letzten Sitzung des Völkerbundsrats
im Mai erklärt haben, daß für ſie nur eine rechtliche Prüfung der
Angelegenheit in Frage kommen könne, vertreten auch heute dieſen
Standpunkt. Ihnen gegenüber bemühen ſich Frankreich und
Italien ſowie ihre Trabanten eifrig darum, den Nachweis zu
erbringen, daß die Verwirklichung der Zollunion von unabſeh=
baren
politiſchen Folgen begleitet ſein würde. Ja man ſchreckt
nicht einmal vor der Drohung zurück, wie ſie erſt geſtern der
italieniſche Vertreter, der frühere Außenminiſter Scialoja, vor
dem Haager Gerichtshof ausgeſtoßen hat, daß die Verwirklichung
der deutſch=öſterreichiſchen Zollunion den Krieg bedeuten würde.
Man kann dieſe Auffaſſung gar nicht ſcharf genug zurück=
weiſen
. Was dem einen recht iſt, muß dem anderen billig ſein.
Der deutſche Rechtsvertreter, Prof. Dr. Bruns, hat in ſeinen
Darlegungen mit Recht auf das Beiſpiel der Zollunionen zwi=
ſchen
der Schweiz und Liechtenſtein, zwiſchen Frankreich und
Monaco und zwiſchen Belgien und Luxemburg als Beweis da=
für
Bezug genommen, daß ſogar bei Zollunionen zwiſchen Völkern
gleicher Sprache, von denen eines ganz erheblich kleiner iſt als das
andere, irgendwelche politiſche Folgen, die einen Verluſt der
Unabhängigkeit, für die eine der beiden Parteien darſtellen
würde, keineswegs eingetreten ſind. Es iſt auch beim Abſchluß
dieſer Zollunionen keinem anderen Staat eingefallen, deswegen
dieſen Staaten den Krieg zu erklären, oder auch nur mit dem
Krieg zu drohen.
Für Oeſterreich konnte Prof. Dr. Kaufmann bei ſeinen Aus=
führungen
überdies noch darauf hinweiſen, daß der Völker=
bundsrat
ſelbſt im Jahre 1922 Oeſterreich aufgefordert habe, mit
den Nachfolgeſtaaten Handelsabkommen größeren Ausmaßes, mit
anderen Worten Zollunionen, abzuſchließen. Und heute wollen
dieſelben Mächte, die damals Oeſterreich den Rat gegeben haben,
Zollunionen abzuſchließen, eine Zollunion zwiſchen Oeſterreich
und Deutſchland mit allen Mitteln hintertreiben, weil ſie poli=
tiſche
Auswirkungen von dieſer Zollunion befürchten. Frank=
reich
, Italien, die Tſchechoflowakei, ſie haben bis heute kein Mit=
tel
unverſucht gelaſſen, Deutſchland und Oeſterreich von dieſem
Plan abzubringen. Frankreich hat ſogar bei dem Zuſammen=
bruch
der öſterreichiſchen Kreditbank mit Hilfe ſeines Goldes ver=
ſucht
, Oeſterreich vor ſeinen politiſchen Wagen zu ſpannen. Die=
ſer
Plan iſt ihm aber durch die unerwartete Finanzhilfe der
Bank von England für Oeſterreich mißglückt. Aber Paris hat
ſeinen Plan, die Preisgabe der öſterreichiſchen Unabhängigkeit
mit Hilfe ſeines Goldes zu erkaufen, noch nicht aufgegeben.
Mit aller Deutlichkeit hat daher der öſterreichiſche Rechtsvertreter
dem Haager Gerichtshof zu verſtehen gegeben, daß Oeſterreich ein
Recht darauf habe, die Aeußerung ſeiner Unabhängigkeit, wie ſie
in der Zollunion ihren Ausdruck findet, von den Mächten
reſpektiert zu ſehen. Zehn Jahre lang iſt Oeſterreich vergeblich
bemüht geweſen, zu einer wirtſchaftlichen Annäherung mit ſei=
nen
Nachbarn, den Nachfolgeſtaaten, zu kommen. Daß dieſe Be=
mühungen
ſcheiterten, dafür darf man gewiß nicht die Schuld
bei Oeſterreich ſuchen. Nach dem Mißlingen der fortgeſetzten
Verſuche Oeſterreichs, mit ſeinen Nachbarſtaaten zu einer wirt=
ſchaftlichen
Annäherung zu gelangen, die ſeinen Lebensbedürf=
niſſen
Rechnung trug, blieb ihm ſchließlich kein anderer Ausweg
als die Zollunion mit Deutſchland. Das Wiener Protokoll vom
19. März d. J. war letzten Endes die logiſche Folge dieſer
handelspolitiſchen Fehlſchläge. Es war aber zugleich ein An=
fang
zur Neuregelung Europas durch die Mittel regionaler Ver=
träge
, wie ſie zahlreiche hervorragende europäiſche Staats=
männer
auf der Tagung des Völkerbundes im September 1930
ſelbſt im Intereſſe des wirtſchaftlichen Wiederaufbaues und der
Einheit Europas für notwendig erachtet hatten.
Grotesk muß daher die Erklärung des franzöſiſchen Vertre=
ters
, Paul Boncour, anmuten, der dem Haager Gerichtshof aus=
einanderſetzt
, daß die Pläne einer europäiſchen Union durch die
Zollunion vereitelt würden. Seine Beweisführung für die fran=
zöſiſche
Theſe brachte keinen neuen Gedanken. Bekannt iſt die
franzöſiſche Auffaſſung, wonach das Protokoll von Wien und die
darin niedergelegten Abkommen zu ihrer Wirkſamkeit der Ge=
nehmigung
des Völkerbundsrates bedürfen, die aber, ſolange der
Völkerbund ein politiſches Machtinſtrument ſein wird, das nur
einſeitig den Intereſſen der ehemaligen Feindſtaaten dient, nie=
mals
erteilt wird. Frankreich hatte alle nur irgendwie denk=

Ap. Im Dienſte der Miſſion. Im evangel. Miſſionsverlag in
Stuttgart erſchienen zwei Bücher, die einen Einblick in die Miſ=
ſionstätigkeit
im Auslande gewähren: Wege Gottes in
China‟. Das Hakkavolk und die Baſler Miſſion. Von D. Dr. W.
Oehler. Mit 28 Abbildungen und einer Ueberſichtskarte. (Pr.
3,50 Mk.) und Liebes und Leides aus Kamerun
Erlebniſſe im Miſſionsdienſt von A. Rein=Wuhrmann. Mit
22 Bildern und 6 Zeichnungen. (Preis 3,20 Mk.) Das erſte Buch
verdankt, wie der Verfaſſer mitteilt, ſeine Entſtehung dem längſt
gefühlten Bedürfnis nach einem kleineren, in die Arbeit der Baſ=
ler
Miſſion einführenden Buch, das namentlich auch Studienkrei=
ſen
dienen kann. Sodann will der Verfaſſer Rechenſchaft geben
von ſeiner Inſpektionsreiſe, die er von Januar bis Juni 1929
nach China gemacht hat. Das Buch gibt eine Einführung in das
Arbeitsgebiet der Baſler Miſſion in China und die ſchwebenden
Fragen. Das erſte Kapitel enthält eine Schilderung des in des
Kantonprovinz angeſiedelten Hakkavolkes, ſeiner Schickſale, Sitten
und Gebräuche, einen Rundgang durch die 15 Stationen der Baſ=
ler
Miſſion und einen Ueberblick über die Geſchichte der chineſi=
ſchen
Chriſtenheit in den letzten 25 Jahren. Das Schlußkapitel
Aufgaben von heute ſoll einen Einblick geben in die bei der
Inſpektionsreiſe behandelten Fragen, u. a. die Organiſation der
Miſſion und die Miſſionsſchulen, deren Schülerzahl im Jan. 1930
315 betrug, und verbreitet, ſich über die Schwierigkeiten, mit
denen die Miſſion in China zu kämpfen hat. Das Buch, welches
über die geſamte Miſſionsarbeit in China unterrichtet dürfte
auch außerhalb der Miſſionskreiſe Beachtung und Intereſſe finden.
Das zweite Buch der als Miſſionarin in Kamerun tätig ge=
weſenen
Verfaſſerin, die durch ihre ethnographiſche Studie Mein
Bamumpolk im Grosland von Kamerun und die beiden Schrif=
ten
über das Frauenleben in Kamerun Cydia und Margarete‟
bekannt geworden iſt, iſt vorwiegend unterhaltender Art. Sie
ſchildert darin ihre mancherlei Erlebniſſe mit dem König des Ba=
mumlandes
, die vielfach Streiflichter auf die verhängnisvollen
Seiten ſeines Weſens werfen, in Mädchenheimen und in der Schule,
in der ſie 46 Königstöchter zu unterrichten hatte, und auf ihren
Reiſen mit dem Photoapparat. Die ſcharfe Beobachtungsgabe
und die ſchlichte, mit Humor gewürzte Schilderung der Begeben=
heiten
, die das Miſſionsleben dieſer Frau füllten, die ſich ihrem
Berufe und dem Volk, zu dem ſie geſandt war, mit ganzer Liebe
hingab, machen dieſes mit ſchönen Bildern ausgeſtattete Buch,
das zugleich einen Einblick gewährt in die Nöte des Heidentums,
zu einer feſſelnden Lektüre.
* Dr. Viktor Pöſchl: Einführung in die Lichtbildkunſt. ( Ferdi=
nand
Enke, Stuttgart.)
Dieſer umfangreiche und reich illuſtrierte, theoretiſche und
praktiſche Leitfaden der Photographie und Lehrgang der photo=
graphiſchen
Warenkunde (Beigabe Ernemanns Belichtungstafel)
erſcheint nunmehr in 3. Auflage. Ein Beweis ſeiner guten Ein=
führung
bei Amateur= und Berufsphotographen. In dem reichen
Text und den 225 Bildbeigaben iſt der Leitfaden auf den neueſten
Stand modernſter Photokunſt und Phototechnik gebracht. Eine
große Reihe führender Firmen haben durch Hergabe von techniſch
illuſtrierenden Bildſtöcken mitgewirkt.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Freitag, den 31. Juli 1931

Nummer 210

baren Artikel und Paragraphen mobil gemacht, um die Beweis=
kraft
der franzöſiſchen Theſe zu erhärten. Es verwies auf den
Art. 80 des Vertrages von Verſailles und den Art. 88 des
Vertrages von St. Germain, wonach das geplante Zollabkommen
mit jeder Beſtimmung dieſer Vertragstexte unvereinbar ſei. Nach
Art. 88 des Vertrages von St. Germain dürfe auch nicht die
wirtſchaftliche Unabhängigkeit Oeſterreichs weder direkt noch
indirekt kompromitiert werden. Auch Deutſchland möchte Frank=
reich
auf jeden Fall die Hände binden. Zu dieſem Zweck zog
Paul Boncour Art. 434 des Verſailler Vertrages heran, durch
den Deutſchland verpflichtet ſei, alle weiteren Friedensverträge
anzuerkennen und zu reſpektieren. Auf der gleichen Linie be=
wegten
ſich auch die Ausführungen des zweiten franzöſiſchen Ver=
treters
, Prof. Basdevant. Der tſchechiſche Vertreter, der Prager
Univerſitätsprofeſſor Krtſchmar, wußte gleichfalls keine ſtichhal=
tigen
Beweiſe gegen die deutſch=öſtereichiſche Theſe vorzubrin=
gen
. Ebenſo wenig der juriſtiſche Berater des italienſchen
Außenminiſteriums, Pilotti. Noch weniger der zweite italieniſche
Vertreter, der frühere Außenminiſter, Scialoja, der ſich in uner=
hörten
politiſchen Aeußerungen und Kriegsdrohungen gefiel.
Dieſe Tonart, die uns nur allzuſehr an die Sprache des
Siegers erinnert und alte Wunden wieder aufreißt, iſt eine
ſchlechte Illuſtration zu der in den letzten Wochen, auch von ita=
lieniſcher
Seite ſehr oft und nachdrücklich betonten Forderung
nach freundſchaftlicher, vertrauensvoller Zuſammenarbeit. Sie
paßt noch ſchlechter zu der erſt in jüngſter Zeit von führenden
Männern des äußerſten rechten Flügels unſerer nationalen
Oppoſition bereitwilligſt geäußerten Verſicherung, daß die
ſogenannte Südtiroler Frage zwiſchen einem nationalſozialiſti=
ſchen
Deutſchland und einem fasciſtiſchen Italien nicht einmal
einen Diskuſſionspunkt bilden werde. Wann werden wir end=
lich
begreifen, daß wir auch von einem Italien Muſſolinis kein
Verſtändnis für unſere Lage zu erwarten haben, ſobald ſich
unſere Lebensintereſſen mit den politiſchen Vorſtellungen Ita=
liens
berühren? Demgegenüber können wir nur immer wieder
den deutſchen und öſterreichiſchen Rechtsſtandpunkt hervorheben,
daß die Zollunion weder gegen den Vertrag von St. Germain
noch gegen das Genfer Protokoll, noch gegen den Verſailler
Vertrag gerichtet iſt. Der Haager Gerichtshof hat keine
Prophezeiungen" über die evtl. politiſchen Auswirkungen der
Zollunion, ſondern lediglich ein Gutachten über ein vorliegen=
des
Rechtinſtrument, nämlich das deutſch=öſterreichiſche Protokoll
vom 19. März d. J., abzugeben. Der Gerichtshof wird ſich alſo

nicht auf Hypotheſen einlaſſen können, die mit ſchlechten Rechts=
gründen
in eine juriſtiſch anmutende Konſtruktion hineingetragen
wurden. Der bisherige Verlauf der Auseinanderſetzungen vor
dem Haager Gerichtshof iſt jedenfalls nicht geeignet, dem ob=
jektiven
Beſchauer irgendwelche Zweifel in die Rechtsbeſtändig=
keit
und Korrektheit der deutſchen und öſterreichiſchen Theſe auf=
kommen
zu laſſen.
Deuiſches Bedauern über Scialgias Erklärungen
im Hagg.
Berlin, 30. Juli.
Das geſtrige Plädoyer des italieniſchen Vertreters vor dem
Ständigen Internationalen Gerichtshof im Haag, Prof. Scialoja,
über die deutſch=öſterreichiſche Zollunion wird in Berliner politi=
ſchen
Kreiſen als eine außerordentlich bedauerliche Entgleiſung
beurteilt, und zwar ſchon deshalb, weil Profeſſor Scialoja ver=
ſucht
hat, auf den höchſten Gerichtshof der Welt einen ſtarken
Druck auszuüben und ihn dadurch in eine ſchwierige Lage gebracht
hat. Man iſt ſich jedoch an maßgebender Berliner Stelle darüber
klar, daß die Aeußerungen des italieniſchen Vertreters die politi=
ſchen
Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Italien in keiner
Weiſe tangieren.
Eine holländiſche Skimme
gegen die Ausführungen Scialoias.
Amſterdam, 30. Juli.
Algemeen Handelsblad beſchäftigt ſich heute an führender
Stelle ſehr ausführlich mit dem aufſehenerregenden Teil des Plä
doyers, das der italieniſche Anwalt bei den Haager Zollunions=
verhandlungen
, Profeſſor Scialoja, geſtern vor dem Ständigen
Internationalen Gerichtshof gehalten hat. Das Blatt kritiſiert
dieſe Ausführungen ziemlich ſcharf und betont, daß Scialoja eine
höchſt eigentümliche und in mancherlei Hinſicht nicht unbedenkliche
Auffaſſung verkündet habe. Er habe dem Haager Gerichtshof ge=
wiſſermaßen
ſuggerieren wollen, daß es ſich bei der geplanten
deutſch=öſterreichiſchen Zollunion um eine Frage politiſchen Cha=
rakters
handele, zu deren Entſcheidung der Haager Gerichtshof
eigentlich nicht befugt ſei. Habe darin doch ſchon eine gewiſſe Dro=

hung gelegen, ſo ſei dieſer Paſſus gegen Schluß des Plädoyers
noch dadurch erheblich übertroffen worden, daß Scialoja an ande=
rer
Stelle hervorgehoben habe, daß die Entſcheidung des Haager
Gerichtshofs unter Umſtänden zu einem Kriege führen könne.
Scialoja möge der Anſicht ſein können, daß der Völkerbundsrat
einen Fehler begangen habe, als er die Frage der geplanten Zoll=
union
an den Haager Gerichtshof verwies. Nachdem dies aber
einmal geſchehen ſei, müßten derartige Bemerkungen doch recht be=
fremdlich
anmuten. Auch wenn Scialoja in dieſer Angelegenheit
die Kompetenz der Haager Richter habe beſtreiten wollen, was
ihm aber im Hinblick auf die maßgeblichen Beſtimmungen des
Völkerbundspaktes und des Status des Haager Gerichtshofs juri=
ſtiſch
ſchwer gefallen ſein würde, hätten niemals die bedrohlichen
Aeußerungen von ſeiner Seite fallen dürfen, die im letzten Teile
ſeines Plädoyers enthalten waren.
Die Unkätigkeit des Bölkerbundes
in der gegenwärligen Kriſe.
Paris, 30. Juli.
Die radikale Zeitung La République beklagt die Untätig=
keit
des Völkerbundes und des Europa=Studienausſchuſſes ange=
ſichts
der gegenwärtigen Wirtſchaftsdepreſſion. Das Blatt ſchreibt:
Als es ſich vor einigen Jahren darum handelte, Oeſterreich und
Ungarn vor einer Finanzkataſtrophe zu retten, habe man an den
Völkerbund appelliert, und die von dieſem angegebenen Löſungen
ſeien auch wirkſam geweſen. Heute, wo es ſich darum handele,
unter den gleichen Umſtänden Deutſchland zu retten, denke nie=
mand
daran, ſich an den Völkerbund zu wenden, der bei all den
Verhandlungen der letzten Zeit nicht einmal erwähnt worden ſei.
Weiter habe man doch den Europa=Studienausſchuß geſchaffen,
deſſen eine weſentliche Aufgabe darin beſteht, den Regierungen
Maßnahmen vorzuſchlagen, die das wirtſchaftliche Gleichgewicht in
Europa wiederherſtellen und die Kriſe beheben ſollen, unter der
gewiſſe europäiſche Länder leiden. Angeſichts der deutſchen Kriſe
hätte der Europa=Studienausſchuß eingreifen müſſen. Sein Ver=
ſagen
ſei ein Eingeſtändnis der Schwäche und Ohnmacht.

Moftent

MaftoPears

dafür aber in Anzügen und
anderer gepflegter Fertigkleidung.
Heute haben wir anzubieten:

Den 2teiligen Sport-Anzug

19.50 25.-

38. S2. 65.

Den immer modernen Blauen Anzug
29.50 48. G8. 88. O8.
Den praktischen Wetter-Mantel
14.50 28. 35. 45. 55.
Som mer-Kleidung
im Preise stark herabgesetzt

Das führende Haus für gepflegte Fertigkleidung

Kind.-Badewannen
Kloset-Stühle
Bidets
Aaichmaschine
f. Hand u. elektr
Zollschutz wände
Hartenmöhel
Zektro-Oekonome
zu Sonderpreisen
im Ausverkauf
PHILIPP
SCHAAF
Erusl-Ludwigstraße 20
11227b

Nähe Eberkplaß Sial in beſt. Zuſt
4X3=Zimmer=Haus /Baumert, Mühlſtr. 1
m. Balk. u. Bleich=
platz
für 14000
zu verkaufen. Anz. Zündapp, 250 cem,
56000 Mk. Näh. mit Zündlicht
bei Philipp Dorſt, billig zu verkaufen.
Hoffmannſtraße 21,/ Heinheimerſtr. 13,
Telef. 1935. (11321

Merced.-Benz
Laſtwagen, 2½ To
Kutzlaſt, ſehr g. er.
ſalten, wenig ge=
fahren
, luftbereift
aus Privath. prs. abzug. Anfr.
. F. 111 Geſchſt.

auf dem Lande zu
kaufen geſ. Ang. u.
F. 119 a. d. Gſchſt.*

Ein Anweſen mit
Wirtſchaft u. groß.
Gart. u. ev. Schrei=
nrei
i. d. Nähe v.
Frankf. a. M. z. verk.
Eine gutgeh. Wirt=
ſchaft
in Darmſtadt
m. Saal i. d. Nähe
d. Hauptbhfs. prs. zu verk. Ein
Vilbeler Anweſen
mit Gaſtwirtſchaft,
groß. Wohn., groß.
Kellereien, f. Fla=
ſchenbierhandel
ge=
eignet
, z. Preiſe v.
RM. 100. p. Mo=
nat
zu verpachten.
In größ. Städtchen
d. mittl. Odenwald.
eine Gaſtwirtſchaft
m. Bäckerei z. Prs.
von RM. 80. pro
Monat zu verpacht.
Wo? ſagt die Ge=
ſchäftsſtelle
. (11336

Landgut, ev. m.
Nebeneinnahme,
Penſ.,Kaffee etc.,
ſof. z. kaufen od.
pacht. geſ. Off. u.
N. G.G. 36429 an
Ala=Haaſenſtein
& Vogler,
11303I Nürnberg I.
K

200 Mk. v. Selbſtg.
geg. hohe Zinſ. u.
20 Mk. mon. Rückz.
geſucht. Ang. unter
F. 121 a. d. Gſchſt.*

Mk. 68000.
geg. hohe Zinſ. u.
hyp. Eintrag für 1
Jahr geſucht. Ang.
erbeten unt. F. 117
an die Geſchäftsſt.*

Gute Kapitalanlage!!
Gegen I. Hypoth. a. Geſchäftshaus= Neu=
bau
werden 1015 000 Mk. v. Selbſtgeber
geſ. Angeb. unter F 99 an d. Geſchäfts=
ſtelle
ds. Bl. Diskr. zugeſ.

Hanzen
Käfer, Ratten,
Mäuſe vertilgt
unter Garantie.
Komme auch
auswärts
Ludw. Tiſcher
Kammerjäger,
Woogſtraße 5

Henn ieein deschent
*u machen hahe
Sein eriten Sie enmnsl
Juinde eutese
Junie este en
Eind ilhen etstese
Juinie iae estsen
E n aneeeon
Beudh ei Ecte Nalsts,

3584a

4/20 4=Sitzer,
(11343)

Werkſtätte.

Aelt., gutgeh. Ge=
ſchäft
ſucht Klein=
Auto, Perſ.=Wagen
wie Dixi. B.M.W.
od. D. K.W., in ga=
rantiert
beſt. Zuſt
wenn monatl. Ab=
zahlungen
v. 5060
Mk. genügen. Ang.
unt. F. 114 an die
Gſchſt. erb. (112941

Adler 625 P.
4=Sitzer, verkauft f.
700.
Huck
Alexanderſtr. 6. (*

Laſtwagen
to. Kipper, Fabr.
Daiml., vorn luft=,
hint, elaſtic=bereift,
ſehr gut erhalten.
ca. 30 000 Km. gel.
Anhänger
Kipper, 5 to. luft=
bereift
40 X8, ſehr
gut erhalten, preis=
wert
abzugeben.
Anfragen u. F. 112
a. d. Geſchäftsſt. (*

Großer ſchwerer
Roikweil. Hund
hört auf d. Namen
Alex, Hundemke.
Nr. 4739, entlauf.
Nachricht geg. Bel.
an Guſtav Göckel,
Maſchinenfabrik,
Mornewegſtr. 37.

Ae

45=Zim.=Wohng.
von penſ. kinderloſ.
Ehep. im Süd= od.
Südoſtv. alsb. o. ſp.
zu mieten geſ. Ge=
naue
Angaben unt.
F. 96 a. d. Geſch.

A
9
*
74

A

GEft

Bettwanzen sind nicht nur schmutzige, wi-
derliche
Insekten, sondern sie übertragen
auch Krankheiten. Befreien Sie Ihr Heim
von diesem Ungeziefer schlafen Sie unge-
stört
durch Flit-Zerstäubung.
Flit vernichtet Fliegen, Mücken, Schnaken.
Flöhe, Ameisen, Motten, Bettwanzen, Scha-
ben
und deren Eier. Flit-Zerstäubung ist für
Insekten tödlich, für Menschen jedoch un=
schädlich
. Bequem anzuwenden, fleckt nicht.
Verwechseln Sie Flit nicht mit anderen
Insektenvertilgungsmitteln.
Zerstäubt

A
Nur echt in der gelben Packung mit schwarzem Band.

[ ][  ][ ]

Nummer 210

Freitag, den 31. Juli 1931

Seite 5

Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 31. Tuli 1931.
Die Polizei an die Bevölkerung.
Die konmuniſtiſchen Veranſtalkungen am 1. Auguft
verboken! Ein Appell an alle beſonnenen Teile
der Bevölkerung.
Das Polizeiamt erläßt folgenden Aufruf: Die Darm=
ſtädter
Bevölkerung wird in den letzten Tagen durch unver=
antwortliche
Gerüchte über kommuniſtiſche Ausſchreitungen
größeren Ausmaßes am 1. Auguſt d. J. ſtark beunruhigt.
Richtig iſt, daß ein ſogenanntes Antikriegskomitee, das aus
der Kommuniſtiſchen Partei Deutſchlands und ihren Neben=
organiſationen
ſich zuſammenſetzt, für den 1. Auguſt 1931
einen Umzug und eine Kundgebung unter freiem Himmel
bei uns anmeldete. Wir haben dieſe Veranſtaltungen aus
ſicherheitspolizeilichen Gründen verboten. Sollten unreife
Elemente gleichwohl verſuchen, zu demonſtrieren und die
öffentliche Ordnung zu ſtören, ſo wird die Polizei, die für
alle Fälle gerüſtet iſt, mit allem Nachdruck dagegen ein=
ſchreiten
.
Wir erwarten, daß alle beſonnenen Teile der Bevölke=
rung
im eigenſten Jutereſſe jeder Anſammlung fernbleiben
und damit der Polizei ihren Dienſt nicht erſchweren.

* Miniſterialrat Profeſſor Dr. Georg Heyl! Der Miniſterial=
rat
und vortragende Rat in der Abteilung für öffentliche Geſund=
heitspflege
des Heſſiſchen Miniſteriums des Innern Profeſſor Dr.
Georg Heyl tritt am 1. Auguſt 1931 in den Ruheſtand. Dr. Heyl
begann ſeine pharmazeutiſche Laufbahn als Lehrling in der hie=
ſigen
Apotheke am Juſtizpalaſt. Nach Abſolvierung ſeiner drei=
jährigen
Lehr= und dreijährigen Gehilfenzeit, ſtudierte er an der
hieſigen Techniſchen Hochſchule, wo er auch ſein Staatsexamen ab=
legte
, um ſich dann dem Studium der Chemie zu widmen. Nachdem
er in Heidelberg als Aſſiſtent von Profeſſor W. Meyer den Doktor=
titel
erworben hatte, kehrte er als Aſſiſtent von Prof. Staedel
an die hieſige Hochſchule zurück, habilitierte ſich ebenda für pharma=
zeutiſche
Chemie und erhielt 1902 den Charakter als Profeſſor.
1903 wurde Heyl vortragender Rat im Heſſiſchen Miniſterium des
Innern als Referent für pharmazeutiſche Angelegenheiten und als
Apothekenviſitator. Zugleich übernahm er den Vorſitz der Kom=
miſſion
für das pharmazeutiſche Vorexamen. Im Jahre 1909
erhielt Heyl die Ernennung zum a.o. Profeſſor an der hieſigen
Hochſchule, mit einem Lehrauftrag für Pharmakognoſie. Heyl hat
dem Stand, aus dem er hervorgegangen iſt, allezeit das größte
Intereſſe entgegengebracht und ihn nach Möglichkeit zu fördern
geſucht. Sein Heſſiſches Apothekenweſen und ſeine Erklärung
der techniſchen Prüfungsmethoden des Deutſchen Arzneibuches
werden in keiner heſſiſchen Apotheke fehlen. In ſeine Amtszeit
fällt auch die Errichtung der Heſſiſchen Apothekerkammer, an deren
Zuſtandekommen er eifrig mitgewirkt hat. Durch ſein Verbunden=
fühlen
mit dem Apothekerſtand und ſeine ſtändige Hilfsbereit=
ſchaft
erfreut ſich Dr. Heyl großer Beliebtheit bei den heſſiſchen
Apothekern, die ſeinen durch die erreichte Altersgrenze bedingten
Rücktritt ſehr bedauern und ihm für den Ruheſtand alles Gute
wünſchen.
In den Ruheſtand tritt am 1. September 1931; Juſtizober=
wachtmeiſter
beim Amtsgericht Büdingen Kaſpar Rickert auf
Grund des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom
. Juli bzw. 19. Dezember 1923 (Reg.=Bl. S. 509 und 511) in der
Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249).
Erledigt iſt eine Schulſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Reichenbach, Kreis Bensheim ( Dienſt=
wohnung
iſt nicht vorhanden).
Techniſche Hochſchule Darmſtadt. Herrn Dr. Dr.=Ing. ehr.
Otto Schmidt, Direktor der J. G. Farbeninduſtrie A.G. zu
Ludwigshafen wurde die venia legendi für Organiſche Chemie,
insbeſondere katalytiſche Vorgänge auf organiſch=chemiſchem Ge=
biet
an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt erteilt.
* Verbot. Auf Grund des § 1 Abſ. 1 Ziffer 2, des 8 12 und
des § 13 der Verordnung des Reichspräſidenten zur Bekämpfung
politiſcher Ausſchreitungen vom 28. März 1931 in Verbindung
mit § 4 der heſſiſchen Ausführungsverordnung hierzu vom 31.
März 1931 ſowie auf Grund des § 2 Abſatz 2 Ziffer 2 der zweiten
Verordnung des Reichspräſidenten zur Bekämpfung politiſcher
Ausſchreitungen vom 17. Juli 1931 wird die in Ober=Ramſtadt
wöchentlich dreimal erſcheinende Zeitung Odenwälder Nachrich=
ten
auf die Dauer von weiteren 4 Wochen, vom 6. Auguſt bis
zum 2. September 1931 einſchließlich, verboten.
Beamtenjubiläum. Am Samstag den 1. Auguſt d. J. be=
geht
der Lokomotivführer der Deutſchen Reichsbahn Emil Hahn=
dorf
. Darmſtadt, Rabenauſtraße 72, ſein 25jähriges Beamten=
jubiläum
. In ſteter Schaffensfreude hat ſich der Jubilär 25 Jahre
als Beamter ſeinem ſo verantwortungsvollen Beruf gewidmet. Im
vollen Pflichtbewußtſein und Eifer den ſchweren Dienſt auf der
Lokomotive verrichtet. Während dieſer Zeit hat er ſeine ganze
Kraft der Reichsbahn zur Verfügung geſtellt. In Anbetracht deſſen
wird es ihm ſicherlich nicht an entſprechenden Ehrungen fehlen.
Berufsjubiläum. Im Hebammenverein Stadt= und Land=
kreis
Darmſtadt begehen am 1. Auguſt die Hebammen Frau Marie
Schäppler, hier, Bleichſtraße 5, Frau Eliſe Heß=Nitzſch,
hier, Liebigſtraße 24 und Frau Eliſabeth Leiſer in Erzhauſen
ihr 25jähriges Berufsjubiläum. Am 1. Auguſt werden es 25
Jahre, daß Frl. Lore Eiſenhauer, hier Darmſtraße 39, bei
der Firma Adolf Geiger als Verkäuferin tätig iſt.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſ. Landestheater.
Politik Haſenklein kann nichts dafür! die urkomiſche
Schwanknovität von Mahner=Mons die mit Bruno Harprecht
als Haſenklein allabendlich geradezu ſenſationelle Heiterkeits=
erfolge
erzielt, gelangt am heutigen Freitag und infolge der ſtür=
miſchen
Aufnahme und vielfachen Wünſchen entſprechend auch am
morgigen Samstag zur weiteren Wiederholung, in der Bruno
Harprecht ebenfalls die Bombenrolle des Haſenklein ſpielt. Wer
einmal gründlich den grauen Alltag vergeſſen will verſäume nicht.
ſich dieſen tollen Schwank anzuſehen, der allabendlich orkanartige
Beifallsſtürme und ſchier endloſes Lachen entfeſſelt! Die Sams=
tag
=Mieter können auf Wunſch die Karten der 6. Mietvorſtellung
beliebig für eine der Vorſtellungen ab Sonntag an der Kaſſe ein=
kauſchen
, zumal die nächſte Woche die Bekanntſchaft zweier Neu=
heiten
, am Sonntag die Erſtaufführung des Schwankes. Das ge=
ettete
Kapital und kommenden Mittwoch diejenige der Schwank=
Novität Der Muſtergatte vermittelt.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. In der am 13. und
4. Juli ſtattgefundenen Ziehung 4. Klaſſe, 37 (263.) Lotterie.
ielen die beiden Hauptgewinne von je 100 000 RM. auf Nr. 263831
n den beiden Abteilungen I und II. Die Haupt=und Schluß=
iehung
, in der über 96 Millionen RM. zur Ausſpielung kom=
ten
, beginnt am 8. Auguſt und endet am 12. September Außer
en beiden Prämien von je 500 000 RM. kommen zur Verloſung
ie großen Haupttreffer von zweimal 500 000 RM. zweimal
00 000 RM. zweimal 200 000 RM., viermal 100 000 RM., ſowie
ihr viele andere hohe Gewinne. Im günſtigſten Falle können
uf ein ganzes Los 1 Million RM., auf ein Doppellos 2 Millionen
(M. gewonnen werden. Die Erneuerung der Loſe zu dieſer
auptziehung hat planmäßig ſpäteſtensbis zum 1. Auguſt,
3 Uhr, bei Verluſt des Anrechts, in der zuſtändigen Lotterie= Ein=
ahme
zu geſchehen. Für neu eintretende Spieler ſind in den
eiſten Lotterie=Einnahmen noch Kaufloſe zu haben.
Kraftpsſtſonderfahrt. Nach Schluß der Abendvorſtellung des
irkus Buſch werden Kraftpoſten nach BrandauNeunkirchen und
Der Groß=GerauWolfskehlen nach Geinsheim verkehren.

Sas 9.Sstddr ar Saumlstaai

Darmſtadt iſt eine ſehr zirkusfreundliche Stadt, d. h. wenn es
ſich um gute Darbietungen handelt, wie ſie im allgemeinen ja
heute von großen deutſchen Zirkuſſen hervorragend geboten wer=
den
. Wir ſahen Sarraſani und Krone, und wir ſahen eine Reihe
kleinerer Zirkusunternehmungen, und alle fanden ihr Publikum.
Wenn nicht alles täuſcht, wird auch Zirkus Buſch, eines der weni=
gen
Unternehmen, die nicht aufdringliche Reklame machen,
dafür aber, wie man uns verſichert, ihre Leiſtungen für ſich ſpre=
chen
laſſen, ſein Publikum finden. Geſtern früh traf das Unter=
nehmen
in Darmſtadt ein, und vom frühen Morgen ab begann
auf dem Meßplatz ein reges Leben und Treiben. Beinahe aus
der Erde wachſen ſah man eine kleine Stangen= und Zeltſtadt,
und zuſehends wuchs aus einem Gerippe von Stangen und Stricken
ein geſchloſſenes Ganzes. Während gegen Mittag das rieſige
Hauptzelt ſchon feſtgefügt ſtand, waren gleichzeitig Stallzelte aus
dem Boden gewachſen, eine Reihe rieſiger Waſſerbaſſin=Wagen
aufgefahren und aneinandergeſchloſſen die größte Spezialität
des Zirkus Buſch iſt ſein Zirkus unter Waſſer an anderer Stelle
waren Wagenburgen aufgefahren, und nachmittags gegen 6 Uhr
war das ganze Unternehmen in ſeinen rieſenhaften Ausmaßen fix
und fertig gebaut.
Es war höchſt intereſſant, dieſe Aufbauarbeit zun ſehen. Eine
Arbeit, die von etwa 3400 Menſchen, einer Anzahl Traktoren
(Bulldoggen), die immer mehr Zuggeſpanne erſetzen müſſen. Pfer=
den
und einem rieſigen, bewundernswert fleißigen Arbeitselefan=
ten
ausgeführt wurde. Eine Arbeit, die ſicher ſo viele Zuſchauer
gefunden hatte, die den ganzen Tag über aushielten, wie ſie den
Vorſtellungen von Herzen zu wünſchen wäre. Die Zahl der Kin=
der
die den intereſſanten Arbeiten, beſonders der klugen Elefan=
tin
Jenny, ſpannend zuſchaute und vielfach beklatſchte, aber
auch der Erwachſenen, die Zeit hatten, zählte ſicher nach vielen
Tauſenden. Deſſen ungeachtet es war allerdings Polizei zur
Aufrechterhaltung der Ordnung aufgeboten gingen die Aufbau=
arbeiten
in bewundernswertem Tempo, in minutiöſem Ineinan=
dergreifen
vor ſich. Sie boten geradezu ein Muſterbeiſpiel für
glänzend organiſiertes Ineinanderarbeiten, gaben aber auch einen
intereſſanten Einblick in den rieſigen Apparat eines Zirkusunter=
nehmens
.
Von beſonderem Intereſſe iſt für Darmſtadt natürlich der Zir=
kus
unter Waſſer, der hier ſeit Jahrzehnten nicht zu ſehen war.
Zirkus Buſch führt für dieſe Spezialnummer 5 rieſige Baſſinwagen
mit, ſchwere Eiſenkiſten, die je 100 000 Liter Waſſer faſſen. Dieſe
Wagen werden, durch ein umfangreiches Röhrenſyſtem ineinander=
gekuppelt
. mit einem Spezialwagen verbunden, der das Pump=
werk
enthält. und mit einem weiteren Spezialwagen, von dem
aus das Waſſer geheizt wird. Für die Waſſerſpiele, die jeweils
den Schluß der Vorſtellungen bilden, wird die Manege auf über
1 Meter erhöht, mit einem rieſigen Gummibaſſin ausgefüllt und
das Waſſer, das vorher die Heizung paſſiert und angewärmt wird,
durch das Pumpwerk in die Manege gefördert. Dabei laſſen ſich
ſelbſtverſtändlich reizvolle Waſſerſpiele, Fontänen in farbiger Be=
leuchtung
uſw. uſw. erzielen. Davon weiter unten.
Um 7 Uhr abends bereits waren die Kaſſen geöffnet, und die
Sitzreihen begannen ſich unter den Klängen der zwei Zirkus=
kapellen
zu füllen. Wie üblich, trug die Eröffnungsvorſtellung
den Charakter einer Gala=Feſtvorſtellung. Blitzſauber die Ma=
nege
, das ganze Zelt ſtrahlend beleuchtet, das ganze Perſonal viel=
fach
in Galalivree und Koſtümen aufgeboten, gab ſchon der pomp=
hafte
Einzug nach der Raubtiernummer einen Einblick in den
Umfang und die hervorragende Qualität des Unternehmens
J. Buſch.
Und dann rollte ein Programm ab vor den Zuſchauern, wie
wir es tatſächlich noch nicht in Darmſtadt, vielleicht auch in keiner
Großſtadt ſahen. Den Anfang machte ſehr vielverſprechend, wie

ſchon geſagt, die gewaltige Löwengruppe, vier ſtarke männ
liche Exemplare und vier Löwinnen, von dem ausgezeichneten
Dompteur Jeſephi Buda vorgeführt. Dreſſuren zeigten die
prachtvollen Tiere von ſeltener Vollendung und Eigenart. Immer
wieder werden neue Dinge erdacht auch auf dieſem Gebiete, wie
denn überhaupt alles, was Zirkus Buſch bringt, vom Gewohn=
ten
abweicht, und zwar nach qualitativ beſter Seite hin. Das iſt
beſonders noch bei dem ganz hervorragenden Schulreiter er
iſt ſicher nicht nur der beſte Skandinaviens Rittmeiſter Henric
Gautier der Fall, der ſeine beiden Raſſepferde, einen präch=
tigen
Goldfuchs und einen Braunen, in einer Dreſſur zeigt und
in einer Technik reitet, die ſchlechterdings nicht mehr überboten
werden kann.
Ebenſo hervorragend und neuartig dreſſiert ſind Buſchs tan=
zende
Elefanten. Hier wird Grazie, mit Wucht und gigan=
tiſcher
Form gepaart, gezeigt. 4 graziöſe, ſchlanke Ballettgirls
tanzen mit den Elefanten zuſammen Step und Walz, Blak bottom
und Jimmy. Und der Auguſt der Gruppe tanzt im Tiroler=
koſtüm
einen Ländler von überwältigender Komik. Die Beſten
der Welt dürfen ſich mit beſtem Recht auch die 10 Otaris und
Hady=Alis Araber und Rifkabylen nennen. Die Otaris bie=
ten
die größte über Kreuz fliegende Luftnummer,
eine Senſation, die an den Nerven der Zuſchauer reißt. Wahr=
haftig
: Eleganz und Mut in ſtärkſter Potenz! Und die 12 Ara=
ber
ſind ſicher die beſten Pyramidenbauer und =ſpringer Men=
ſchen
, die wie Gummibälle durch die Luft und über den Teppich
wirbeln und die Pyramiden ſtellen mit affenartiger Gewandt=
heit
, abſchließend mit der Gruppe, in der 10 Menſchen auf 2 Bei=
nen
ſtehen!
Reiterlich intereſſieren, noch die Waſſiliams Sobo=
lewſki
mit einem höchſt eleganten und ebenſo abwechſelungs=
reichen
wie originellen 8fachen Jockey=Akt, mehr vielleicht noch
eine orientaliſche Reitſzene der Geſchwiſter Sobolewſki,
ebenſo ſchöne und elegante wie eigenartige Akrobatik auf traben=
den
und galoppierenden Pferden, und die komiſche Nummer mit
dem ſtörriſchen Eſel, auf dem Reiter aus dem Publikum ihre Reit=
kunſt
zum höchſten Ergötzen der Menge beweiſen.
Von den zahlreichen Tierdreſſurnummern ſei noch das große
exotiſche Potpourri genannt, eine umfangreiche Schau=
nummer
, in der Kamele, Zebus, Zebras, Büffel, Elen=Antilopen
und 12 Pferde zuſammenwirken, vorgeführt von Herrn Männe,
und die ganz wundervollen Pferdedreſſuren, die Herr Rittmeiſter
Henrie Gautier mit 16, 8 und 4 prachtvollen Pferden zeigt.
Das Beſte, was edles Pferdematerial im Zirkus zeigen kann.
Auch die Clowns ſind originell. Sie bringen wirklich
eine Menge Neues, beſonders die berühmten Italiener Fra=
telli
Cavallini, muſikaliſche Clowns von überwältigender
Komik. Hübſch auch die anmutige Nummer der Girl=
Gruppe in ihrem ſtraffen aber graziöſen Matroſentanz Voll=
dampf
voraus!
Und dann endlich die große ſenſationelle Waſſerpanto=
mime
Vom Sklavenhändler geraubt‟. Drei um=
fangreiche
Akte von Alfred Delbosg, in denen faſt das geſamte
Perſonal mit vielen Pferden und Tieren mitwirkt. Im letzten
Akt dieſer großen Ausſtattungspantomime wird der Zirkus im
Rahmen einer Italieniſchen Nacht unter Waſſer geſetzt. Fabel=
haft
! Wenn das Waſſer in Kaskaden von der Zirkusdecke herab=
rauſcht
und darüber in einer rauſchenden Farbenſymphonie Ser=
ventintänze
geboten werden. Wenn in der von Enten, Schwänen,
Pelikanen, Waſſernixen, Gondolieren uſw. belebten Waſſer=
Manege ſich der letzte Akt des Dramas dann abſpielt, wenn Fon=
tänen
in vielfarbigem Licht bis zur Zirkuskuppel aufſteigen und
ſchließlich die ganze Manege ein einziges, rauſchendes Waſſerſpiel
iſt! Aehnliches wurde noch nicht geboten. Man muß das ge=
*
ſehen haben.

* Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
Palaſt=Lichtſpiele
bringen übrigens noch mit der alten Apparatur, da die neue
Lichtton=Anlage noch eine bis zwei Wochen auf ſich warten läßt
einen Abenteurerfilm aus dem Kalifornien der 60er Jahre, der
alle Beſtandteile eines Wildweſtfilms und einer romantiſchen Lie=
besgeſchichte
in ſich vereint. Ein ſpaniſcher Edelmann, der ſich
gegen die neue Herrſchaft der Amerikaner wehrt und zum Ban=
denführer
wird, ſteht im Mittelpunkt der Handlung, die von der
Liebesſzene im mondbeſchienenen Kloſterhof bis zum nächtlichen
Ueberfall und zur Hetzjagd durch die Prärie keine Senſation
ausläßt.
Im Union=Theater beginnen heute die Vorführungen des
vielumſtrittenen Filmwerkes Im Weſten nichts Neues nach dem
weltbekannten und vielgeleſenen Buch von Erich Maria Remarque.
Es werden nur geſchloſſene Vorſtellungen gegeben.
Das Helia=Theater bringt heute und folgende Tage, viel=
fachen
Wünſchen entſprechend, in Neuaufführung Eine Freundin
ſo goldig wie du mit Anny Ondra, Felix Breſſart, Siegfried
Arno, Adele Sandrock, Andr. Pilot u. v. a. Dazu ein gutes Bei=
programm
.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute und folgende Tage den
Abenteurerfilm Der Flüchtling mit Richard Barthelmees und
Mary Aſtor in den Hauptrollen. Regie: Frank Lloyd. Dazu das
Beiprogramm.

2 Zigaretten 2 Judut

Zwischen
Tabletten, das verhütet den Raucherkatarrh
nimmt dem Afem den Tabakgeruch

Neuerwerbungen der Stadtbücherei. (Außer Romanen.)
Roald Amundſen, L. Ellsworth u. a.: Der erſte Flug über das
Polarmeer; 5 Cp. 5. Robert F. Griggs: Das Tal der zehn=
tauſend
Dämpfe (Alaska); 5 Cp. 125. Emil Trinkler: Im
Land der Stürme. Mit Yak= und Kamelkarawanen durch Inner=
aſien
. 1930 30 Ca. 264. Emil Trinkler: Das Land des Dalai=
Lama. (Welt im Bild) 30 Ca. 262. Viktor Ottmann: Vom
Wilden Weſten zum Korallenmeer. Erlebniſſe und Abenteuer
eines Ueberſeedeutſchen. 1 Cm. 200. Ch. W. Domville=Tife:
Unter Wilden am Amazonas. Forſchungen und Abenteuer,
30 Cm. 50. Richard Hülſenbeck: Afrika in Sicht. Reiſebericht.
1 Cf. 110. Martin Johnſon: Simba. Filmabenteuer in Afrika.
1930. 30 Cf. 213. Martin Johnſon: Das Löwenbuch. Afrika=
niſche
Abenteuer. 1931. 1 Dz. 197. Ulrich K. T. Schulz: Tier=
wunder
im Ozean. (Welt im Bild.) 30 Dz. 523. Jacques Dela=
main
: Warum die Vögel ſingen. 30 Dz. 830. C. L. Woolley:
Ur und die Sintflut. Ausgrabungen in Chaldäa. 1931. 3 Cz. 205.
Hendrik van Loon: Die Geſchichte der Menſchheit. 1 B. 280.
Marianne Weber; Frauenfragen und Frauengedanken. Geſam=
melte
Aufſätze. 35 Fs. 285 Agnes von Zahn=Harnack: Die
arbeitende Frau. 35 Fs. 380. Frieda Duenſing: Ein Buch der
Erinnerung. Herausgegeben von Ricarda Huch u. a. 1926.
35 Fs. 60 Henriette Schrader=Breymann: Ihr Leben in Brie=
fen
und Tagebuchblättern. 1927. 2 Bände. 5 Fs. 265/266.
Hedwig Heyl: Aus meinen Leben. 1925. 35 Fs. 125 Johanna
Siebel: Das Leben von Frau Dr. Marie Heim=Vögtlin, der erſten
Schweizer Aerztin, 18451916. 5 L. 3395 Elſe Pfaff: Aus
Frau Pauline Braters Mädchenjahren 18451849. Lebensbild.
1931, 5 8 759. Hermann und Adele Heſſe: Zum Gedächtnis
Unſeres Vaters. 5 L. 3514. Lützow: Der Nordſeekrieg. Dogger=
bank
Skagerrak. (Marine=Archiv.) 1931. 45 Bk. 288. Hugo v.
Waldeyer=Hartz: Der Kreuzerkrieg 19141918 (Marine=Archiv.)
1931. 45 Bk. 478. Marſchall Foch: Meine Kriegserinnerungen
19141918. 1931. 45 Bk. 90. Franz Glienke: Ein Prolet in
der Fremdenlegion. 1931. 80 Bk 9. Ludwig Berg: Was ſagt
Sowjetrußland von ſich ſelbſt? 1931. 17 Bf. 425. Walter Gro=
pius
: Bauhausbauten Deſſau. 1930 15 Ka. 73. Hans Spiegel:
Der Stadthausbau. 2 Bände. 1929/1930. Eb. 326/327.
Am Verfaſſungstag (11. Auguſt) werden im Bezirk der
Reichsbahndirektion Mainz von den in Baden und Heſſen liegen=
den
Bahnhöfen Sonntagsrückfahrkarten ausgegeben. In Preußen
und Bayern iſt dieſer Tag kein geſetzlicher Feiertag. Von den im
Bereich dieſer Länder liegenden Bahnhöfen werden daher am Ver=
faſſungstage
keine Sonntagsrückfahrkarten verabfolgt.
Im ſtädtiſchen Leihamt findet am Mittwoch, dem 5 und
Donnerstag, dem 6. Auguſt 1931. vormittags von 8.3012 Uhr,
Verſteigerung verfallener Pfänder ſtatt. (Siehe beutige Anzeige.)

* Eine neue Hehenswürdigkeit.
Ich glaube, der größte Prozentſatz Darmſtadts hat noch keine
Ahnung von der neuen Sehenswürdigkeit unſerer Stadt, die aller=
dings
noch nicht ganz fertiggeſtellt iſt und erſt im Herbſt dieſes
Jahres eingeweiht werden wird, vorausſichtlich aber die doch
jetzt ſchon beſichtigt werden kann. Hinter dem Oſtbahnhof. ganz
nahe am Judenteich, der allgemein bekannt ſein dürfte, prangt
auf zwei hohen Stangen ein mächtiges Schild mit großen Lettern:
Freilandanlage des Vereins für Aquarien= und Terrarienkunde
Hottonia‟. Ein buntes Blütenmeer aller möglichen Pflanzen
grüßt dem Beſucher aus dem weitgeöffneten Tor entgegen.
Der Verein hat ſich übrigens einen ganz charakteriſtiſchen Namen
gegeben: Hottonia nach einer kleinen Waſſerpflanze. Die ganze
Anlage war früher eine ſumpfige Wieſe geweſen, für keinen nütz=
lichen
Zweck geeignet. Vor vier Jahren etwa hat der Verein das
Wieſenſtück erworben und es nutzbar gemacht. Das Waſſer wurde
in kleinen Becken geſammelt, worin ſich jetzt Waſſerpflanzen und
stiere ihre ſonnigen Lebens freuen. Der eine Behälter iſt z. B.
dicht bewohnt von der Waſſerpeſt am Rande prangt der Froſch=
löffel
in erſtaunlich ſchonen Exemplaren. Aus einem anderen
leuchten Seeroſen mit ihren ſchneeweißen Blüten; und ſo findet
man die verſchiedenſten Arten in den verſchiedenen Becken. Gold=
orfen
tummeln ſich zwiſchen den Pflanzen. Sogar der Fluß=
barſch
der ſonſt nur in fließendem Waſſer heimiſch iſt, fühlt ſich
merkwürdigerweiſe hier im ſtehenden wohl.
Sehr ſchön und außerordentlich intereſſant ſind die Anlagen
an ſich ſelbſt. Natürlich darf man ſich darunter nicht etwa Anlagen
vorſtellen, die der Gärtner mit großer Kunſtfertigkeit anzulegen
pflegt, nein, nicht im geringſten. Alle möglichen Pflanzen ſind
von den Mitgliedern des Vereins herbeigetragen und hier ein=
gepflanzt
worden. Doch das iſt gerade das Schöne und Seltene an
der Freilandanlage. An einer Stelle ſind z. B. nur exotiſche
Pflanzen, an einer anderen einheimiſche, ſeltene und häufig vor=
kommende
Arten. Alſo kurz, das Auge des Beſuchers wird immer
von neuem gefeſſelt.
In einem kleinen Gebäude, inmitten der Anlage, ſind verſchie=
dene
Aquarien aufgeſtellt, in denen viele Waſſerpflanzen grünen.
Kleine Fiſche leiſten ihnen Geſellſchaft. So leben in dem einen
Glasbehälter die zarten, durchſichtigen Flußbarben, die in der
Sonne wie Perlmutter glänzen, in einem andern der Maul=
brüter
. Uebrigens ein ſehr intereſſantes Tierchen. Die Jungen
ſchlüpfen im Kehlſack der Mutter aus, werden dann ausgeſpieen
und wenn Gefahr droht, wieder in das Maul aufgenommen. Auch
Molche, ſogar die Axelottel, ein mexikaniſcher Molch laſſen ſich’s
wohl ſein in den Behältern. Außerdem kann man Ringelnattern
draußen vor dem Gebäude in einem großen Aquarium ſehen. In
der Anlage ſelbſt ſind auch Goldfiſch= und Sonnenfiſchbehälter
aufgeſtellt. Dieſe haben bereits abgelaicht. Eine große Vogel=
voliere
und ein Eichhörnchenkäfig warten auf Wohnungsſuchende‟.
An dem Abfluß des Dreibrunnen, der durch die Anlage
fließt, hat ſich ein Mitglied des Vereins einen kleinen Spaß er=
laubt
, indem er nämlich in dem Waſſer ein reizendes Liliput=
mühlchen
erbaut hat. Eine nette Unterhaltung für Kinder.
Die Freilandanlage iſt noch nicht fertiggeſtellt. Wenn man
Samstags nachmittags dorthin geht, ſieht man viele Mitglieder
des Vereins fleißig graben, hämmern, klopfen uſw. Auch Arbeits=
loſe
helfen begeiſtert ohne Entgeld bei der Fertigſtellung der An=
lage
. Eine erfreuliche Tatſache.
Wir ſehen alle der Einweihung der Freilandanlage der Hot=
tonia
mit großem Intereſſe entgegen und werden uns freuen, daß
Darmſtadt nun eine Sehenswürdigkeit reicher geworden iſt. I.

Meon bei einem Fluchtverſuch feſtgenommen. An einem
der letzten Abende unternahm der in Rockenberg im heſſiſchen
Landeszuchthaus inhaftierte, wegen eines Mordes in Darmſtadt
zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilte frühere Student Meon aus
Bensheim einen Fluchtverſuch. Er hatte an ſeinem Zellenfenſter
einen Gitterſtab durchſägt und ließ ſich um 23 Uhr nach der Wache=
ablöſung
in den Anſtaltshof hinunter. Bei dem Verſuch, mittels
einer Strickleiter die 6 Meter hohe Anſtaltsmauer zu überſteigen,
wurde er bemerkt und wieder feſtgenommen.
Mahnung. Das Schulgeld für den Monat Juli 1931 für
die hieſigen höheren Schulen, ſowie die ſtädtiſche Maſchinenbau=,
Gewerbe=, Handels= und Haushaltungsſchulen iſt nach der heutigen
Bekanntmach ng bei Meidung der Beitreibung und Koſtenberech=
nung
bis z: 10. Auguſt 1931 an die Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28.
zu zahlen.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Freitag, den 31. Juli 1931

Nummer 210

Aus dem Gerichksſaal.

Aw. Ferien auch das Gericht ſteht im Zeichen der Ferien.
Schon beim Eintritt in das Gerichtsgebaude ſchlägt einem Leim=
und Farbenduft entgegen, in den einzelnen Zimmern ſchwingt die
Putzfrau den Beſen, die Stühle ſind auf der Brüſtung aufgebaut
und ſtrecken hilflos ihre Beine in die Luft, traurig gähnen die
leeren Rückſeiten der Schränke. Die ganze troſtloſe und bedrückende
Eintönigkeit dieſer zahlloſen Amtsſtuben mit ihren nicht enden=
wollenden
Aktenbündeln und =ſchränken, die ſich in den Tagen des
regſten Verkehrs ſchön bedrückend auf die Gemüter legt, überwäl=
tigt
einen jetzt beinahe.
Montag und Dienstag ſind überhaupt keine Sitzungen. Teil=
weiſe
ſind ſie auswärts, teilweiſe ſind ſie wieder vertagt. Am
Mittwoch findet von den drei angeſagten Sitzungen in der Gro=
ßen
Strafkammer glücklich eine ſtatt. Die andere wird
wegen Ladung einiger Zeugen vertagt, in der letzten nehmen die
Angeklagten ihre Berufung zurück. Die erſte Verhandlung geht in
müdem Tempo vorwärts, ſchier endlos zieht ſich die Beweisauf=
nahme
hin, die kleinſten Kleinigkeiten werden doppelt und drei=
fach
erörtert. Der Angeklagte, ein hieſiger Oberpoſt=
ſchaffner
, wird beſchuldigt, im Laufe von ſieben Tagen im
Auguſt vorigen Jahres etwa 1100 Mark unterſchlagen
und die Zahlkarten unterdrückt zu haben. Im April
dieſes Jahres war er vom Bezirksſchöffengericht wegen Urkun=
denunterdrückung
und Amtsunterſchlagung zu
einem Jahr und einem Monat Zuchthaus verurteilt worden. Der
Angeklagte hatte gegen dieſes Urteil Berufung verfolgt, die
Staatsanwaltſchaft ebenfalls vorſorglich. Der Angeklagte behaup=
tet
heute, er habe plötzlich ein Defizit gehabt, und da habe er
vollkommen den Kopf verloren und eben dieſe Dummheit gemacht.
Sein Verteidiger beantragt eine weſentlich mildere Strafe. Der
Staatsanwalt beantragt, die Berufung zu verwerfen. Das Ge=
richt
ändert auf die Berufung des Angeklagten das Urteil dahin
ab, daß es ihm mildernde Umſtände zuerkennt und ihn zu insge=
ſamt
ſieben Monaten Gefängnis verurteilt. Das Ge=
richt
hält es für erwieſen, daß der Angeklagte bei Begehung ſeiner
Taten nicht die Abſicht hatte, einen anderen zu ſchädigen oder ſich.
einen Vorteil zu verſchaffen. Aber auch dieſe Strafe ſcheint dem=
Manne noch zu hoch und er will das Urteil nicht anerkennen.
Am Donnerstag beginnt in der Großen Strafkammer
wieder einmal ein Betrugsprozeß aus Offenbach, der vier bis
fünf Wochen in Anſpruch nehmen ſoll und über den wir nach der
Urteilsverkündung berichten werden. In der Kleinen Straf=
kammer
geht es heute etwas lebhafter zu, denn in leidenſchaft=
lichen
Reden tragen ländliche Parteipolitiker ihre Fehden aus.
Klein=Steinheim war der Tatort, und ein Gärtner
und früheres Gemeinderatsmitglied war der Uebeltäter. Er wird
beſchuldigt, den Bürgermeiſter beſtochen und beleidigt zu haben.
Der Tatbeſtand iſt kurz folgender: Im Herbſt 1927 ſollte in Klein=
Steinheim die Anlage einer Weidenkultur auf dem Submiſſions=
wege
vergeben werden. Es kam ein Angebot, und kurz vor der
Entſcheidung bat unſer Gärtner und Angeklagter der auch ein An=
gebot
machen wollte, den Bürgermeiſter, er möchte ihn Einblick
in dieſes Angebot nehmen laſſen, damit er ein billigeres machen
könne, er der Bürgermeiſter bekäme dann ſpäter auch für
jeden Morgen 50 Mark von ihm. Der Bürgermeiſter lehnte das
jedoch ab. Da unſer Gärtner tatſächlich erheblich billiger arbeiten
wollte bekam er natürlich den Zuſchlag, und nun verbreitete er
das Gerücht, der Bürgermeiſter habe von ihm für jeden Morgen
50 Mark verlangt, dann wolle er auch dafür ſorgen, daß er die Ar=
beit
bekäme. Der Angeklagte bleibt nach wie vor bei dieſer Be=
hauptung
. Der Bürgermeiſter habe ihn beſtechen wollen, und
nicht er ihn. Das Amtsericht in Offenbach verurteilte ihn im
Mai dieſes Jahres wegen Beſtechung und Beamten=
beleidigung
zu acht Monaten Gefängnis. Der Angeklagte
legte Berufung ein und behauptet heute, was der Bürgermeiſter
hier ſage, ſei alles gelogen. Das Gericht kommt jedoch zu derſel=
ben
Ueberzeugung wie das Erſtgericht. Lediglich, daß der Ange=
klagte
bisher nicht beſtraft iſt, daß man ihn allgemein mit ſeinen
Redereien nicht ernſt nahm läßt das Gericht zu einer milderen
Beurteilung kommen, ſo daß er diesmal mit vier Monaten
Gefängnis wegkommt. Aber auch das genügt dem Manne
nicht, auch dieſes Urteil will er nicht anerkennen.
Es ſitzt dann ein ehemaliger Angeſtellter der Tech=
niſchen
Hochſchule auf der Anklagebank. Der Mann hatte
die Garderobe der Otto=Berndt=Halle zu beaufſichtigen. Aber man
hatte hier den Bock zum Gärtner gemacht, denn der Angeklagte,
machte ſich, trotzdem er mit Trinkgeldern ein monatliches Einkom=
men
von rund 240 Mark hatte, in raffinierteſter Weiſe über die
Brieftaſchen und Geldbeutel der turnenden Studenten her. Zuvor=
kommenderweiſe
wechſelte er ihnen ihr großes Geld, nur daß er ſich
dann leider 30 bis 40 Prozent zurückbehielt. Lange konnte man
ihm nicht auf die Spur kommen, bis man ihn eines Tages auf
friſcher Tat ertappte. Zehn Diebſtähle geſtand er ein, mehr konnte
man ihm nicht nachweiſen. Man wußte nur, daß er ſich kurz vor=
her
ein Motorrad für 1850 Mark gekauft hatte, und daß er bei
ſeiner Verhaftung Mitte des Monats 450 Mark bei ſich trug. Das
Amtsgericht verurteilte ihn im April dieſes Jahres wegen fort=
geſetzten
Diebſtahls zu fünf Monaten Gefängnis. Der
Angeklagte legte hiergegen Berufung ein, die Strafe ſei ihm zu
hoch. Er und ſein Verteidiger wiſſen auf das beſte das Herz aller
Anweſenden zu rühren. Er wiſſe gar nicht, wie er eigentlich dazu
gekommen ſei, er müſſe gar nicht recht bei ſich geweſen ſein. Er
will dem Gericht weiter glauben machen, daß er ſein ganzes er=
ſpartes
Geld immer bei ſich getragen habe, und der Verteidiger
meint hierzu, daß er auch gern viel Geld bei ſich habe, worauf
der Vorſitzende nicht verfehlt, ihn zu warnen, und derartige Dinge
lieber nicht in aller Oeffentlichkeit zu verkünden, es möchten ſich
Liebhaber für ſeine Taſchen finden. Der Staatsanwalt iſt empört
über die Kühnheit des Angeklagten, der nach derartig raffinier=
tem
und ehrloſem Vorgehen glaube, mit einer Geldſtrafe wegzy=
kommen
. Das Gericht iſt ebenfalls der Anſicht, daß der Ange=
klagte
ganz empfindlich beſtraft werden müſſe, und verurteilt ihn
zu drei Monaten Gefängnis, da es glaubt, daß der An=
geklagte
wahre Reue empfinde. Eine Bewährungsfriſt könne es
nicht ausſprechen.

Aus den Barkeien.

Landesvorſtandsſitzung der Heſſiſcher
Staatspartei Eine für Samstag den 1. Auguſt, nachmit
tags 3½ Uhr, nach Frankfurt a. M. Reſtaurant Fauſt einbe=
rufene
Landesvorſtandsſitzung wird ſich mit der Durchberatung der
zukünftigen programmatiſchen Richtlinien der Partei beſchäftigen.

Lokale Beranſtalkungen.

Wiener Kronenbräukeller. Es wird nochmals
auf das heute abend ſtattfindende Maſſenkonzert von 50 Muſi=
kern
hingewieſen. Die Leitung hat Herr Louis Kümmel über=
nommen
und wird dem konzertliebenden Publikum bei freiem
Eintritt ein genußreicher Abend bevorſtehen. (Siehe Anzeige.)
Konzerte. Der mehrfach durch ungünſtige Witterung
unterbrochene Zyklus volkstümlicher Konzerte wird
heute, Freitag, abend im Heſſiſchen Hof. Wilhelminenſtraße wie=
derum
günſtige Witterung vorausgeſetzt, fortgeſetzt. Der Leiter
des Abends Matthias Weber, bringt mit ſeinem Orcheſter in
Militärmuſikbeſetzung ein auserleſenes Programm zur Ausfüh=
rung
. Dieſe Konzerte, welche dem Beſucher nach des Tages Laſt
Abwechſlung und Erbauung bringen ſollen, bieten durch ihre ab=
wechſlungsreiche
Vortragsform eine beſondere Gabe des Diri=
genten
Gewähr für angenehme Stunden. (Siehe auch Inſerate!)
Gokkesdienft der Iſrgelikiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge.
Freitag, 31. Juli. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, 1. Aug. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min,
Sabbatausgang 9 Uhr 05 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen.
Morgens 7 Uhr Min. Abends 7 Uhr 15 Min.
Gebekzeiken in der Synagoge der Iſtgelikiſchen
Religlonsgeſellſchaft.
Samstag, 1. Aug. Vorabend 7 Uhr 30 Min. Morgens
8 Uhr. Nachmittags 5 Uhr Min. Sabhatausgang 9 Uhr 05 Min
Wochentags: Morgens 6 Uhr Min. Nachmittags 7 Uhr 15 Min.
Tageskalender für Freitag, den 31. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus: Geſchloſſen. Kleines
Haus, 20 Uhr: Politik Konzerte: Zur Oper, Schloß=
keller
. Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor. Herrngarten=
kaffee
, Wiener Kronenbräukeller. Kinovorſtellungen:
ſt. Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele. Auf dem Meßplatz,
m 20 Uh.: Vorſtellung des Zirkus Buſch.

Ried=Cntudsserungskosten

Die heutige Zeit, die von jedem einzelnen gewiſſe Rück=
ſichten
bei der Eintreibung ausſtehender Beträge fordert, gibt
manchen Regierungsſtellen nicht Veranlaſſung, in der gleichen
Weiſe vorzugehen.
Aus Aſtheim erfahren wir, daß zur Zeit dort Riedentwäſſe=
rungskoſten
durch das Heſſiſche Kulturbauamt Darmſtadt beige=
trieben
werden und der Pfandmeiſter, der ja an und für ſich ſchon
täglicher Gaſt in den meiſten Bauernhäuſern iſt, hat wieder reich=
lich
zu tun. Das Bedauerliche iſt nur, daß dadurch der ſchwer
darniederliegenden Landwirtſchaft immer neue und unnötige
Koſten aufgebürdet werden, die bei einer verſtändnisvolleren Hal=
tung
des Kulturbauamts vermieden werden konnten. Die Aſt=
heimer
Landwirte, die einen großen Teil ihrer Einnahmen aus
dem Gurkenbau beziehen, können von den Konſervenfabriken in=
folge
der Notverordnung kein Geld erhalten und auch niemand
iſt da, der ihnen hier helfen kann. Sollten da nicht auch die Be=
hörden
ſoviel Einſehen haben, daß ſie in dieſer Zeit, in der ſchon
an und für ſich den Regierungsſtellen kein großes Vertrauen ent=
gegengebracht
wird, ſolche Maßnahmen unterlaſſen.
Wie uns mitgeteilt wird, haben die Abgeordneten des Heſſ.
Landbundes, die Herren Glaſer und Dr. Müller, nachſtehende
große Anfrage beim Heſſiſchen Landtag eingebracht:

Aus Heſſen.
Zunehmende Forkſchritfe
der genoſſenſchafklichen Eierverwerkung.
Die genoſſenſchaftliche Eierverwertung, deren planmäßige Or=
ganiſation
zum Abſatz des Deutſchen Friſcheies erſt Ende
1928 begonnen werden konnte, hatte im Jahre 1929 eine Geſamt=
erfaſſung
von 80 Mill. Stück zu verzeichnen. Bereits im Jahre
1930 konnten die Anlieferungen ſehr erheblich geſteigert werden,
ſo daß ein Geſamtabſatz von rund 250 Mill. Stück erreicht wurde.
Im laufenden Jahre hat ſich dieſe anſteigende Tendenz in ſehr
erheblichem Maße verſtärkt. War es doch möglich, ſchon in den
Monaten Januar bis Juni durch die 17 dem Reichsverband
der deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſen=
ſchaften
Raiffeiſen angeſchloſſenen Eierabſatzzentralen
insgeſamt 330 Mill. Stück Eier zu erfaſſen. Die Abſatzziffer des
ganzen Vorjahres iſt alſo ſchon im erſten Halbjahr 1931 ſehr er=
heblich
überboten worden eine Entwicklung, die als ein ſehr
erfreulicher Fortſchritt auf dem Gebiete der landwirtſchaftlichen
Abſatzorganiſation bezeichnet werden muß.

Dd. Arheilgen, 30. Juli. Die für Mittwoch abend angeſetzte
öffentliche Gemeinderatsſitzung fiel wegen Beſchlußunfähigkeit
aus. Trotz der äußerſt reichhaltigen Tagesordnung waren nur 11
Gemeinderäte erſchienen. Urſache daran dürften die Erntearbei=
ten
ſein.
Weiterſtadt, 30. Juli. Platzkonzert. Das bekannte
Bläſerkorps des Philharmoniſchen Orcheſters Griesheim b. D.
veranſtaltet unter der Leitung ſeines Dirigenten, Herrn Heinrich
Feldmann am kommenden Sonntag, nachmittags um halb 5 Uhr
an der Schule ein Promenaden=Konzert. Die von dem Orcheſter
an anderen Orten veranſtalteten Konzerte erfreuten ſich ſtets gro=
ßer
Beliebtheit. Es iſt daher zu wünſchen, daß auch die Ein=
wohnerſchaft
Weiterſtadts von dem gebotenen Genuß lebhaft Ge=
brauch
macht. Das Konzert findet nur bei guter Witterung im
Freien ſtatt. Anſchließend wird ſich das Orcheſter nach dem
Lokal Zur Ausſicht begeben, um dort noch einige Konzertſtücke
vorzutragen.
Aa. Eberſtadt, 30. Juli. Möbelſchau. An Stelle der
wegen der ungünſtigen Zeitverhältniſſe ausfallenden größeren
Gewerbeſchäu haben es Mitglieder der hieſigen Glaſer= und
Schreinervereinigung unternommen, eine Möbelſchau abzuhalten.
Die Möbelſchau findet an den beiden Kirchweihtagen und am
Verfaſſungstag, alſo vom 9. bis 11. Auguſt, ſtatt und iſt im
Darmſtädter Hof untergebracht. Mit der Ausſtellung iſt eine
Verloſung von zum größten Teil ſelbſt angefertigten kleineren
Haushaltungsgegenſtänden verbunden.
Cp. Pfungſtadt, 30. Juli. Jubiläumskonzert. Anläß=
lich
ſeines fünfjährigen Beſtehens hält der Muſikverein Pfung=
ſtadt
am Sonntag abend unter Mitwirkung der hieſigen Geſang=
vereine
in den Gartenlokalitäten des Hotels Strauß ein Jubi=
läumskonzert
ab. Im Verlauf des Konzertes wird die Ehrung
verdienſtvoller Mitglieder vorgenommen werden. Bei ungün=
ſtiger
Witterung wird das Konzert in den Saal des Rheiniſchen
Hofes verlegt.
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 30. Juli. Heimatgeſchicht=
liche
Erinnerung. In dieſem Monat waren 50 Jahre ſeit
der Einweihung des Schulhauſes (älterer Teil) verfloſſen. Der
Schulhausneubau dauerte ungefähr ein Jahr. Bei der Ein=
weihung
hielt Pfarrer Zimmermann die Weiherede.
Cp. Eich bei Pfungſtadt, 30. Juli. Erhöhung der Ge=
meindebierſteuer
. Durch das Kreisamt Darmſtadt wurde
die bereits ſeit Mitte März eingeführte Gemeindebierſteuer mit
Wirkung vom 1. Auguſt ab mit einem Zuſchlag von 50 Prozent
belegt. Die Bürgerſteuer wird für das laufende Rechnungs=
jahr
mit dem Eineinhalbfachen des Landesſatzes erhoben.
Aa. Nieder=Beerbach. 30. Juli. Der Kraftomnibus=
verkehr
Darmſtadt-Nieder=Beerbach iſt wegen Unrentabilität
bis auf weiteres eingeſtellt worden.
Ak. Nieder=Ramſtadt 30. Juli. Beigeordnetenwahl.
Wer glaubte, die Wahl des Beigeordneten würde ebenſo klang=
und ſanglos verlaufen wie diejenige des Bürgermeiſters, iſt in
ſeiner Meinung getäuſcht. Obwohl die Friſt zur Einreichung der
Wahlvorſchläge erſt am 6. Auguſt I. J. abläuft, iſt bereits jetzt
ſchon von ſeiten der ſozialdemokratiſchen Partei ein Wahlvorſchlag,
lautend auf Gemeinderatsmitglied Georg Keil, bei dem Wahl=
vorſteher
eingelaufen. Es iſt beſtimmt damit zu rechnen, daß auch
der bisherige Beigeordnete, Karl Regalia, wieder kandidiert,
und es dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen, daß er von ſeiten
des Bürgervereins zum Kandidaten nominiert wird. Ob die ex=
tremen
Parteien, die ebenfalls hier ziemlich ſtark vertreten ſind,
mit eigenen Wahlvorſchlägen herauskommen, ſteht zunächſt noch
nicht feſt. Jedenfalls muß einſtweilen mit einer ſolchen Ueber=
raſchung
gerechnet werden. Wenn auch das Amt des Beigeordne=
ten
in hieſiger Gemeinde ein unbeſoldetes iſt, ſo iſt es doch von
ganz beſonderer Wichtigkeit, weil bei der derzeitigen Zuſammen=
ſetzung
des Gemeinderats der Beigeordnete den Ausſchlag für das
Stärkeverhältnis gibt. Man darf geſpannt ſein, wie die Wahl
ausgeht. Jedenfalls iſt ſie wichtiger, wie von vielen Wählern an=
genommen
wird. Kirchweihe. Die nächſten Sonntag ſtatt=
findende
Kirchweihe iſt für viele Fremden ein gewiſſer Anziehungs=
punkt
, weil ſie eine der erſten in hieſiger Gegend iſt. Es iſt ja
bekannt, daß die hieſigen Geſchäftsleute inbezug auf Verpflegung
etwas bieten, und ganz beſonders an Kirchweihe verſucht einer den
anderen zu übertreffen. Für die leiblichen Genüſſe iſt alſo in
jeder Hinſicht beſtens geſorgt. Aber auch dem Vergnügen iſt weit=
gehendſt
Rechnung getragen. Tanzmuſik findet in den verſchieden=
ſten
Sälen ſtatt. Der Juxplatz auf dem Marktplatz weiſt Karuſ=
ſell
, Schiffſchaukel. Schießbude und vieles andere mehr auf. Wer
ſich alſo am nächſten Sonntag einige vergnügte Stunden bereiten
will, der komme nach Nieder=Ramſtadt.
G. Ober=Ramſtadt. 30. Juli. Sommerfeſt. An dieſer
Stelle ſei hiermit nochmals auf das Sommerfeſt des Turnvereins
1877 Ober=Ramſtadt, das am Samstagabend (1. Auguſt) und am
Sonntag, den 2. Auguſt, auf dem Turnhallengelände in der Wehr=
ſtraße
abgehalten wird, hingewieſen. Ein gediegenes Programm
wird allen Beſuchern angenehme Unterhaltung bieten und ein
recht zahlreicher Beſuch dieſer traditionellen Veranſtaltung iſt er=
wünſcht
. Rentenzahlung. Die Invaliden=, Witwen=,
Waiſen= und Unfallrenten für Auguſt werden am Samstag, den
1. Auguſt, vormittags, am Poſtſchalter ausgezahlt. Eine bürger=
meiſteramtliche
Beglaubigung der Rentenquittungen iſt diesmal
nicht erforderlich
T. Gundernhauſen, 30. Juli. Der Tv. Gundernhauſen emp=
fängt
dieſen Sonntag den Tv. Roßdorf zu einem Freundſchafts=
ſpiel
. Der erſtgenannte Verein, der im Vorſviel beſiegt wurde,
wird hierbei alles aufbieten, die erlittene Schlappe wieder zu=
rückzugeben
, ſo daß ſich dieſes anſprechende Spiel ſehr intereſſant
geſtalten wird.

Das Heſſiſche Kulturbauamt läßt in verſchiedenen Gemein=
den
des Aſtheim=Erfelder=Entwäſſerungsverbandes rückſtändige
Meliorationszinſen für 1929 zwangsweiſe beitreiben. Dies ge=
ſchieht
in einer Zeit, wo infolge der Geldſperre bei den Kredit=
inſtituten
ſelbſt wenige Landwirte die noch Guthaben beſitzen.
über dieſe nicht ohne weiteres verfügen können; dies geſchieht in
einer Zeit zu Beginn der Ernte, wo die Landwirte Einnahme=
möglichkeiten
noch nicht haben oder für verkaufte Produkte von
ihren Gläubigern den Erlös infolge der Schwierigkeiten im Geld=
verkehr
nicht erhalten können.
Wir halten es für unbedingt notwendig, daß mit Rückſicht auf
die beſonderen Schwierigkeiten und die augenblickliche Lage der
geſamten Wirtſchaft die Beträge ſo lange weiter geſtundet wer=
den
, bis ſie aus dem Erlös der Ernte, ohne daß dieſe verſchleudert
werden muß, abgedeckt werden können.
Wir fragen an:
Waren der Regierung die Maßnahmen des Kulturbauamtes
bekannt, ehe über die Zwangsbeitreibung rückſtändiger Beträge
verfügt wurde?
Iſt die Regierung bereit zu veranlaſſen, daß die im Gang
befindlichen Zwangsbeitreibungen eingeſtellt und die geſchuldeten
Beträge bis zum 1. Oktober I. J. weiter geſtundet werden.
gez.: Glaſer. gez.: Dr. Müller.

Bk. Groß=Zimmern, 29. Juli. Meiſterſchaftsfeier
des Fußball=Sportvereins. Kommenden Sonntag begeht
der hieſige Fußball=Sportverein 1919 ſein 13. Stiftungsfeſt, das
diesmal unter einem ganz beſonderen glücklichen Stern ſteht hat
doch dies Jahr der Verein nach hartem Kampf die Meiſterſchaſt
der A=Klaſſe an ſeine Fahne geheftet. Daß die Mannſchaft, die in
den letzten Jahren ſchon immer im Kreiſe ein ſtarker Konkurrent
war, nunmehr in die Ligaklaſſe aufſteigt, iſt neben der Mannſchaft
ſelbſt vor allen Dingen auch der unermüdlichen Tätigkeit des
Trainers Hans Laumann zu danken. Aber auch der Spielaus=
ſchuß
und der Geſamtvorſtand, und hier insbeſondere deſſen rühri=
ger
Vorſitzender, Herr Geo Schmitt, der den Verein in die
Ligaklaſſe führte, ſowie auch der 2. Vorſitzende, Herr Adam Da=
ſcher
, haben Anteil an dieſem ſchönen Erfolg. Das Stiftungs=
feſt
wird den Zeitverhältniſſen entſprechend in kleinerem Rahmen
gefeiert. Hauptſächlich wird es ſportliche Darbietungen bringen,
und unter dieſen dürften die Spiele gegen Germania Eberſtadt,
Haſſia Dieburg, (die beſte Ligamannſchaft im Kreis Starkenburg)
gegen die Bezirksligamannſchaft Urberach ein ganz beſonderes
ſportliches Ereignis darſtellen. Auch das Spiel der Alten Her=
ten
am Samstag abend dürfte viele Sportfreunde anlocken.
Auf dem Sportplatz wird die bewährte Kapelle Reitzel von 3
bis 7 Uhr ein Platzkonzert bieten. Sonntag abend findet ſo=
dann
im Schwanenſaal die eigentliche Feier ſtatt, wobei der
Ehrenvorſitzende Dr. ing. Ludwig Schmitt die Feſtrede halten,
und der Kreisvorſitzende Dröll=Darmſtadt die Ehrung der Mann=
ſchaft
vornehmen wird.
er Brensbach, 29. Juli. Am vorigen Sonntag zogen unſere jugend=
lichen
Turnerinnen und Turner des Deutſchen Turnvereins zum Jugend=
turnfeſt
aus, um im ehrlichen Wettſtreit ihr Können zu beweiſen. Des
Morgens in der Frühe ging es in echter Turnerſtimmung nach Fränk;
Crumbach, wo ſich die Scharen der Jungturner zum Wettkampf trafen
Dort herzlich empfangen und gut bewirtet, ließen es unſere Turner und
Turnerinnen nicht am nötigen Kampfesmute fehlen, ſo daß auch alle,
vom Größten bis zum Kkeinſten, ſieggekrönt nach Hauſe heimkehren durf=
ten
. Es errangen vom Jahrgang 191314 der Turnerinnen Mariechen
Dölp den 1. Preis, Dina Mirswa den 3. Preis, Gretchen Trinkaus den
4. Preis. Vom Jahrgang 191516 Elſa Lautenſchläger den 2. Preis,
Irma Friedrich den 4. Preis. Turner Jahrgang 191516: Gg. Trink=
aus
den 2. Preis, Gg. Göttmann den 6. Preis, Gg. Vierheller den 8.
und Wilh. Bauer den 9. Preis. Ferner erhielten alle Schüler, 37 an
der Zahl, Preiſe. Der erſichtliche Aufſchwung in unſerem Turnverein
iſt wohl der Führung des erſten Turnwarts Ludwig Trinkaus gutzu=
ſchreiben
.
Cg. Ueberan, 29. Juli. Beerdigung. Geſtern wurde unter
zahlreicher Anteilnahme der im 80. Lebensjahre verſtorbenel Andreas
Eidenmüller zur letzten Ruhe getragen. Am Sonntag, 2. Aug.,
findet bei Gaſtwirt Philipp Röder hier die Generalverſamm=
lung
des Landwirtſchaftlichen Konſumvereins und der Spar= und
Darlehnskaſſe Ueberau, e.G.m.b.H., ſtatt. Zu beiden Verſammlungen
ſtehen ſechs Punkte auf der Tagesordnung. Die erſten Ergebniſſe der
Kornernte zeigen ſich mehr als traurig. Es wurden bei der im
Freien ſtehenden Dreſchmaſchine bis jetzt vom Morgen 4 bis 6 Zentner
Körner als Reſultat erzielt. An Durchſchnittsertrag hat man in unſerer
Gegend 12 bis 15 Zentner. Beſonders gute Jahre haben ſchon je Mor=
gen
18 Zentner Frucht ergeben. Es iſt damit zu rechnen, daß die meiſten
kleinen landwirtſchaftlichen Betriebe ſich ein halbes Jahr ihr Brot kau=
fen
müſſen. Die bis jetzt ſich ergebenden Reſultate von Gerſte ſind
zufriedenſtellend.
4i. Vielbrunn, 28. Juli. Odenwaldklub. Ein herrlicher Sonn=
tagmorgen
ließ uns am zweiten Wieſenmarkttag unſere Wanderſtöcke zu
unſerer 7. diesjährigen Pflichtwanderung ergreifen. Eine erfriſchende,
klare Morgenluft bei trockenen Wegen unter blauem Himmel umwehte
uns, ſo recht zum Wandern angetan. Nachdem Eulbach und Erbach hin=
ter
uns lagen, gings mümlingaufwarts zur Marbach und Himbächel mit
dem gewaltigen Viadukt, worüber viel Intereſſantes zu ſagen war. Von
hier aus dirigierten wir unſere Fußſpitzen in Richtung Hüttenthal, unſe=
rem
eigentlichen Wanderziel. Nach Ablauf der feſtgeſetzten Raſtzeit mit
vorzüglichem Mittageſſen wurde Kurs nach der Heimat genommen auf
gut erhaltenen, durch ſchattigen Wald führenden Wegen, immer ſanft
anſteigend, uns der Sonne näher bringend, die freundlich lächelnd von
ihrem guten Recht, eine drückende Hundstagshitze über die Landſchaft zu
lagern, in anbetracht der ohnehin drückenden Lage anſtandshalber keinen
Gebrauch machte. Vorbei führte uns der Weg an der unter Denkmalſchutz
ſtehenden, dem Gedenken des im Weltkrieg gefallenen Grafen Eberhard
zu Erbach=Erbach gewidmeten Eberhardseiche nach Elsbach, und weiter
nach Erbach, der Haupt= und Reſidenzſtadt des heſſiſchen Odenwaldes.
Bald grüßten ihre Türme und das lebhafte bunte Bild des Wieſen=
marktes
, des Odenwälder Volksfeſtes mit ſeinen vielerlei Sehenswürdig=
keiten
und Darbietungen zu uns herauf, und es müßten ganz eingeroſtere
Gemüter ſein, die an dem hiſtoriſchen, vom Rhein bis an den Main und
Neckar und weit darüber hinaus bekannten und beſuchten Wieſenmartk
vorbeigehen, ohne ſich das Markttreiben und beſonders das intereſſamre
Reitturnier anzuſehen. Alſo hinein in die Arena, die üblichen Ribben=
ſtumper
verpaßt, die Hühneraugen revidieren laſſen und mit gleicher
Münze quittiert, dies koſtet nichts, um, nachdem ſich die Augen ſatt=
geſehen
und die Ohren dumm und taub ſind, der Heimat zuzupilgern.
Bg. Unter=Moffau, 29 Juli. Sanitätskolonne. Nachdem die
neugegründete hieſige Sanitätskolonne Rotes Kreuz (Führer Ad. Ewald)
vor zwei Wochen vom Landesverband geprüft und abgenommen wurde,
trat ſie anläßlich des Erbacher Rennens zur Verſtärkung der Sanitals
hilfe zum erſten Male in Tätigkeit Ernte. Mit der Getreideernie
hat man in dieſer Woche allenthalben angefangen. Fleißige Hände ſind
unermüdlich an der harten Arbeit. Leider fehlt die nötige Sonne. Der
Ertrag iſt geringer als erwartet. Hoffentlich kann der Bauer wenigſtens
nachher ſein Korn verkaufen.
Cp. Erlenbach i. O., 30. Juli. Todesfall. Im Alter von
nahezu 82 Jahren iſt der langjährige frühere Gemeindeeinnehmer
Heinrich Chriſtian Luſt geſtorben. Luſt war nahezu 40 Jahre
Gemeinderechner.
Dk. Wald=Michelbach, 29 Juli. Kreisverband evang.
Frauenvereine. Am Sonntag, den 9. Auguſt, machen die
evangeliſchen Frauenvereine des Kreiſes Heppenheim einen ge=
meinſamen
Ausflug auf die benachbarte Tromm. Der hieſige
Frauenverein trifft ſich am Evang. Schweſternhaus und mar=
ſchiert
um 12.30 Uhr ab. Um 2 Uhr findet eine Andacht im
Freien ſtatt. Anſchließend iſt bei Kaffee und Kuchen gemütliches
Beiſammenſein. Der hieſige Poſaunenchor und die Jugendgruppe
werden durch muſikaliſche und ſpieleriſche Darbietungen den Nach=
mittag
verſchönern. Um 5.30 Uhr iſt gemeinſamer Rückmarſch
nach Wald=Michelbach Die auswärtigen Teilnehmerinnen fahren
mit dem 7=Uhr=Zug dann hier weg. Vortrag. Auf An=
regung
des hieſigen Frauenvereins ſprach am Sonntag nachmit=
tag
im Evangeliſchen Schweſternhaus Frau Pfarrer Stork, Bir=
kenau
, über das Thema. Wie erziehe ich meine Kinder zur
Freude! Die Ausführungen der Rednerin waren für die zahl=
reich
erſchienenen Frauen ſehr lehrreich und gipfelten zuſammen=
faſſend
in die ernſte Mahnung an alle Mütter, ihre Kinder von
den erſten Tagen an durch zweckmäßige Nahrung, Kleidung und
Spielzeuge zur Einfachheit und Schlichtheit zu erziehen, denn,
abgeſehen von dem ethiſchen und geſundheitlichen Wert dieſer
Erziehung, iſt auch in den Kindern ein natürlicher Trieb zum
Einfachen und Schlichten vorhanden, den die Eltern nicht ver=
kümmern
oder gar unterdrücken, ſondern weiter zur Entfaltung
bringen ſollen.

[ ][  ][ ]

Nummer 210

Freitag, den 31. Juli 1931

Seite 7

Tagung der Friſeure in 5ad Ralhein.
Der Landesverband der Friſeurmeiſter von Heſſen und
Naſſau E. V. ſchreibt uns: Unter dieſer Ueberſchrift iſt in den
Tageszeitungen vom 28. Juli 1931 ein Bericht erſchienen, der ge=
eignet
iſt, eine Irretierung der Oeffentlichkeit herbeizuführen.
Der Vorſtand des Landesverbandes der Friſeure von Heſſen
und Naſſau E. V. als der ſtärkſten und allein behördlicherſeits
anerkannten Berufsorganiſation, hält ſich daher für verpflichtet,
folgendes richtig zu ſtellen:
Wie leider im deutſchen Volke die Zerſplitterung ihre Blüten
treibt, ſo glauben auch einige Friſeure, ſich als ſogenannte Hcar=
former
beſonders betätigen zu müſſen. Im ganzen Bezirk von
Heſſen und Naſſau beſtehen tatſächlich zwei ganze. Innungen,
welche ſich als Haarformer bezeichnen, und zwar in Frankfurt am
Main und Bad=Nauheim. Es trifft daher nicht zu, daß die mei=
ſten
in dieſem Bezirk beſtehenden Innungen offizielle Vertreter
nach Nauheim entſandt hatten. Ebenſo entſpricht es nicht den
Tatſachen, daß die Obermeiſter der Innungen Darmſtadt und
Wiesbaden in den Vorſtand dieſer Sondergruppe gewählt worden
ſind, da dieſe ja gar nicht der Gruppe angehören und auch an der
Tagung nicht teilgenommen hatten. Wenn auch weiter noch davon
geſprochen wird, daß zu der Frage des Fortbildungsweſens und
der Lehrlingshaltung Stellung genommen worden ſei, ſo kann
ſich dies nur auf den internen Kreis der kleinen Gruppe beziehen,
jedenfalls muß feſtgeſtellt werden, daß die die Allgemeinheit be=
rührenden
großen Fragen der fachlichen Weiterbildung im Rah=
men
der Berufsſchulen, ſowie die geſamte Regelung des Lehr=
lingsweſens
, Aufgaben der behördlich anerkannten Berufsver=
bände
ſind.
Ae. Hammelbach, 29. Juli. Der Kathol. Kirchenchor und Jünglings=
srcheſter
Sankt Marien, Offenbach a. M., als Gaſt des Kathol. Kirchen=
chors
St. Cäcilie Hammelbach hielt einen Theaterabend im Gaſt=
haus
des Egidius Bauer hier ab. Schon vor Beginn der Vorſtellung
war der Saal dicht gefüllt. Der Marſch Hoch Heidecksburg eröffnete
den Abend, worauf Herr Pfarrer Georg die zahlreich Erſchienenen herz=
lich
begrüßte. Es folgten dann die Quvertüre zu. Figaros Hochzeit und
Leuchtkäferchens Stelldichein. Hierauf ſpielten die Offenbacher ein roman=
tiſches
Schauſpiel mit Geſang in vier Akten von W. A. Pannek: Gra=
fenkinder‟
. Die Spieler ſowvie das Orcheſter boten den Zuſchauern einen
ſeltenen Genuß. Der reiche Applaus dankte dies. Außerdem überreichte
Herr Lehrer Metzendorf=Weſchnitz dem Spielleiter, Herrn Uhl=Offenbach,
und dem Herrn Pfarrer Geverg unter begeiſterten Worten des Lobes
und Dankes je ein Blumenbukett im Auftrag der kathol. Kirchengemeinde
Hammelbach, wofür ihm die Geehrten herzlich dankten. Im zweiten Teil
folgte ein burſchikos und ausdrucksvoll geſpielter Schwank: Auguſt, der
Muſterknabe, der mit reichem Beifall aufgenommen wurde. Ein Schluß=
marſch
des Orcheſters, das unter Leitung des Herrn Nektors Schmitt=
Offenbach ſtand, beendete den herrlich verlaufenen Abend. Herr Pfarrer
Geoerg dankte nochmals den Offenbachern für ihr herrliches Spiel und
Muſik und wünſchte allen ein gutes Nachhauſekommen.
O. Reichenbach i. Odw., 30. Juli. Goldene Hochzeit. Am
kommenden Sonntag, den 2. Auguſt, feiern die Eheleute Maurer=
meiſter
Peter Kindinger 2. und Chriſtine, geb. Kindinger, das
ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit. Die Braut iſt 70 Jahre alt,
der Bräutigam wird im September 75 Jahre. Am 31. Juli 1881
wurden ſie, er 24 Jahre, ſie 20 Jahre alt, in der hieſigen Kirche
getraut. Beide Jubilare erfreuen ſich der beſten Geſundheit und
können noch tüchtig arbeiten. Als Nachkommen ſind zu verzeich=
nen
acht Kinder, zehn Enkel und ein Urenkel. Dem Jubelpaare
die herzlichſten Glückwünſche und Gottes Segen!
Cc. Seeheim, 30. Juli. Die Arbeiterwohlfahrt ſchickte
von hier ſieben Kinder im Austauſch an die Nordſee. Sie ſind im Er=
holungsheim
zu Rüſtringen bei Bremerhaven untergebracht und ſchrei=
ben
begeiſterte Briefe heim. Ausflüge, darunter eine Seefahrt nach
Helgoland, ſtehen wiederholt im Programm. Auch die hier unterge=
brachten
Kinder ſind mit ihrem Ferienaufenthalt, ſehr zufrieden. Im
ganzen wurden aus dem Bezirke Bensheim=Worms etwa 30 Kinder an
die Waſſerkante geſchickt. Das Kreisſchulamt bewilligte zu dieſem Zweck
eine Ferienerweiterung von einer Woche.
Du. Jugenheim, 30. Juli. Autounfall. An der Unfall=
Kurve ereignete ſich geſtern abend um 8 Uhr 30 Minuten ein
Autounfall. Der Metzgermeiſter Nickel=Alsbach fuhr mit ſeinem
Motorrad, von Seeheim kommend, die Richtung nach Alsbach, als
in demſelben Augenblick das. Auto eines Frankfurter Fabrikanten,
von dieſem ſelbſt geſteuert, aus der Richtung Bickenbach kommend,
ebenfalls in die Alsbacher Hauptſtraße einbiegen wollte. Beide
Fahrer haben ihre Maſchinen wohl abgeſtoppt, es konnte aber
trotzdem ein Zuſammenſtoß nicht mehr vermieden werden. Der
Motorradfahrer wurde von dem Wagen angefahren und vom
Rad geſchleudert. Durch den Sturz verletzte ſich Nickel am Kopf
und beiden Beinen, während der Autofahrer mit dem Schrecken
davon kam. Der ſchuldige Teil ſoll der Autofahrer ſein, weil er
kein Signal gegeben und die Kurve zu weit nach links genommen
habe. Hierüber wird jedoch erſt die Unterſuchung entſcheiden,
welche die hieſige Gendarmerieſtation aufgenommen hat. Die
Jugenheimer Freiwillige Sanitätskolonne leiſtete mit ihrem Füh=
rer
Lehrian die erſte Hilſe. Da trotz der Straßenverbreiterung
immner wieder Unfälle an dieſer Stelle vorkommen, ſo ſollten doch
die zuſtändigen Behörden ein beſonders auffallendes Warnungs=
ſchild
anbringen laſſen.
Bt. Auerbach, 29, Juli. Reichswinzerkredit. Die
Reichswinzerkreditdarlehen, die an die hieſigen Winzer gegeben
worden ſind, ſind durch die hieſige Spar= und Darlehnskaſſe e. G.
m. b. H. ſeinerzeit vermittelt worden. Soweit die aus dem Reichs=
winzerkredit
1925 gewährten Darlehen (Hauptdarlehen 1925 und
Zuſatzdarlehen 1925) oder das aus dem Reichswinzerkredit 1926
gewährte Darlehen den Betrag von 600 RM. nicht überſteigt, ind
dieſe Kredite ab 1. Januar 1931 von den Darlehensnehmern mit
1½ Prozent jährlich zu verzinſen. Der Zinsſatz für die Kredite
über 600 RM. beträgt wie ſeither 4 Prozent; es ſind allerdings
Kredite in dieſer Höhe von hieſigen Winzern nicht in Anſpruch
genommen worden. Die Schuldſummen aus den verzinslichen
Reichswinzerkrediten ſind in zehn gleichen Jahresraten zu tilgen;
die erſte Jahresrate iſt am 15. November d. J. fällig. In der
gleichen Weiſe hat die Tilgung der unverzinslichen Reichswinzer=
kredite
zu erfolgen. Sind bei den verzinslichen Darlehen die Zin=
ſen
aus den Jahren 1928, 1929 und 1930 bereits erhoben (4 Pro=
zent
), ſo werden dieſe als Tilgungsbetrag auf die Kapitalrückzah=
lung
angerechnet. Im Falle des Ablebens eines Darlehensſchuld=
ners
gehen die Verpflichtungen aus den Reichswinzerdarlehen auf
ſeine Erben über. Die Kredite können in dieſem Falle auf An=
trag
allen oder einzelnen Erben überlaſſen werden, inſoweit dieſe
kreditwürdig ſind die ordnungsgemäße Bewirtſchaftung des Wein=
bergbeſitzes
des Erblaſſers übernommen haben und die Verpflich=
tung
aus dem Kredit ſchriftlich anerkennen. Wenn ein Darlehens=

12. Rhön=Segelllug:Wettbeierk1931

HIII.
Waſſerkuppe, 29. Juli.
Wie bereits in dem letzten Bericht mitgeteilt worden iſt, ſind
am vergangenen Dienstag eine Reihe von Flugzeugen zum
Streckenflug geſtartet. Nach den nunmehr vorliegenden Ergeb=
niſſen
ſind folgende Flugleiſtungen gezeitigt worden:
1. Mayer auf Aachen 54,5 Km., 475 Meter Höhe,
2. Teichmann auf Offermann 34,6 Km. 500 Meter Höhe,
3. Starck auf Darmſtadt 31,3 Km.. 580 Meter Höhe
4. Hakenjos auf Profeſſor 29,8 Km. 380 Meter Höhe
5. Walliſcheck auf Stanavo 29,2 Km. 120 Meter Höhe,
6. Bachem auf Lore 25,0 Km., 160 Meter Höhe
7. Künzer auf Stuttgart 24,8 Km., 410 Meter Höhe,
8. Hemmer auf Heil und Sieg 19,3 Km., 500 Meter Höhe,
Erſtaunlich iſt hierbei, daß auch die Piloten des Uebungswett=
bewerbes
, Teichmann, Hakenjos und Künzer, die ihren erſten
Streckenſegelflug ausführten, derartig ſchöne Leiſtungen vollbrin=
gen
konnten. Hakenjos gelang es ſogar ſeinen Fluglehrer Bachem
um annähernd 5 Kilometer zu überbieten. Mayer konnte auf
ſeinem Fluge den Thüringerwald erreichen, mußte dort aber wegen
ungünſtiger Windverhältniſſe landen.
Von beſonderer Bedeutung ſind die Flüge von Hirth, Kron=
feld
und Groenhoff. Dieſe drei Piloten verſuchten den Strecken=
zielflugpreis
der Ausſchreibung zu gewinnen, der für einen Segel=
flug
nach dem 35 Kilometer entfernten Oechſenberg mit Rückkehr
zur Startſtelle ausgeſchrieben iſt. Bereits am erſten Wettbewerbs=
tage
hatten mehrere Flugzeuge verſucht, die Bedingungen dieſes
Preiſes zu erfüllen, mußten aber auf dem Rückfluge vom Oechſen=
berg
zur Waſſerkuppe unterwegs landen, da ſie zu ſehr an Höhe
verloren hatten. Geſtern nun konnten Hirth und Groenhoff die
ungewöhnliche Leiſtung vollbringen, auf dem Rückfluge bis auf
3000 Meter an die Waſſerkuppe heranzukommen. Hirth landete
in 2560 Meter Groenhoff in 3070 Meter Entfernung von der
Startſtelle. Leider ſieht die Ausſchreibung die Landung innerhalb
eines Umkreiſes von 1500 Metern Radius von der Startſtelle
vor, ſo daß auch mit dieſen beiden hervorragenden Flügen die
Bedingungen noch nicht voll erfüllt ſind. Kronfeld hatte den
Rückflug in anderer Richtung als Hirth und Groenhoff angetreten,
was bei der herrſchenden Windrichtung wohl auch das richtigere
war, mußte aber auch vorzeitig aufgeben und landete hinter der
Milſeburg in einer Entfernung von etwa 14 Kilometern. Die
bereits bis jetzt nach dem Oechſenberg durchgeführten Flüge be=
weiſen
, wie außerordentlich ſchwierig die Erfüllung der geforder=
ten
Bedingung iſt, aber es iſt doch noch zu hoffen, daß der Preis

usgeflogen wird.

Im Uebungswettbewerb erlebte man geſtern dadurch eine
Ueberraſchung, daß Schnude=Würzburg auf dem W. G.A. einen er=
folgreichen
Angriff auf den Dauerrekord von Oberleutnant Hem=
mer
unternahm. Nach ſeinem Start um 10,38 Uhr blieb Schnude
ununterbrochen bis 19,30 Uhr in der Luft und konnte eine Flug=
dauer
von 8 Stunden 59 Minuten erzielen, die größte Dauer, die
bisher im diesjährigen Rhön=Wettbewerb erreicht worden iſt.
Leider zwang das Nachlaſſen des Windes in den Abendſtunden den
Flieger zu einer vorzeitigen Landung, wodurch ½ Stunde vor dem
Ziel der Rekordverſuch abgebrochen werden mußte. Das ſchöne Wet=
ter
des Dienstag mit gutem Weſtwind und hervorragendem Auf=
wind
war für unſere Uebungsflieger die Veranlaſſung zur Durch=
führung
einer großen Anzahl von Dauerflügen. Die weſentlichſten
Ergebniſſe hiervon ſind folgende:

1. Schnude auf W. G.A.
2. Künzer auf Stuttgart
3. Flinſch auf Frankfurt
4. Flinſch auf Frankfurt
5. Hakenjos auf Profeſſor
6. Bihlmaier auf Schriesheim
7. v. Freydorf a Karlsruhe
8. Medicus auf Datſchi
9. Bihlmaier auf Schriesheim

8 Stunden 59 Min. 290 Meter.

Stunde

4
30
56

410
100
300
380
168
112
70
300

Im Leiſtungswettbewerb wurden ebenfalls vor dem Start
zum Streckenflug eine größere Anzahl von Dauerflügen ausge=
führt
, die aber in der Wertung deshalb nicht in Erſcheinung tre=
ten
, weil für die Piloten dieſer Wettbewerbsklaſſe keine Preis=
ſumme
ausgeſetzt worden iſt.
Mit 47 Flügen 28 im Uebungs= und 19 im Leiſtungs=
Wettbewerb am vergangenen Tag, ſtellt ſich die Geſamtſumme
der Wettbewerbsflüge nunmehr auf 292 193 im Uebungs=,
99 im Leiſtungs=Wettbewerb. Es iſt ſomit bereits in der erſten
Hälfte des diesjährigen Wettbewerbes die Geſamtſumme der
Wettbewerbsflüge des vergangenen Jahres um annähernd 50
Prozent überboten.
Am heutigen Mittwoch iſt das Wetter leider wieder ziemlich
ſchlecht, ſo daß der Flugbetrieb erſt gegen Mittag einſetzen konnte.
Es ſtarteten eine Reihe von Maſchinen teils zum Dauerflug, teils
um den Tagespreis, der für die Erreichung der Milſeburg mit
Rückkehr zur Startſtelle für die Flieger beider Wettbewerbs=
klaſſen
ausgeſchrieben iſt. Ueber die Flüge des heutigen Nach=
mittags
wird ſpäter berichtet werden.
Auf der Waſſerkuppe iſt heute Hauptmann Köhl eingetroffen,
der mit ſeiner Gattin für einige Tage hier Quartier nehmen
wird.
A. K.

ſchuldner durch freiwilligen Verkauf, durch freiwillige oder durch
zwangsweiſe Verſteigerung von Grundſtücken den Beſitz von Wein=
bergen
verliert, oder wenn auf andere Weiſe, insbeſondere wegen
Eröffnung des Konkurſes oder Vergleichsverfahrens die Voraus=
ſetzungen
für die Gewährung der Winzerkredite wegfallen, ſind
die Darlehen unverzüglich zurückzuzahlen. Veränderungen im
Perſonenkreis der Darlehensſchuldner haben die den Winzerkredit
vermittelnden Sparkaſſen alsbald nach deren Bekanntwerden bei
der Bank bzw. Kaſſe der Heſſiſchen Landesbank in Darmſtadt mit=
zuteilen
. Der Vorſtand der hieſigen Obſtbau= und Verwer=
tungsgenoſſenſchaft
hat gemeinſam mit dem Vorſtand der hieſigen
vereinigten Landwirte an die Abteilung für Ernährung und
Landwirtſchaft beim heſſiſchen Miniſterium für Arbeit und Wirt=
ſchaft
eine Eingabe gerichtet, worin unter Hinweis auf das Un=
wetter
am 31. Mai d. J. um Erlaß des Zinſendienſtes und Til=
gung
bei dem Reichswinzerkredit, unter ganz beſonderer Berück=
ſichtigung
der Beſitzer von Jungfeldern, gebeten wurde. Die hieſi=
gen
Weinbergslagen haben durch die Abſchwemmungen der ge=
düngten
und humöſen Oberſchicht des Kulturbodens bei den bei=
den
letzten Unwettern ſtark gelitten. Bei vielen Weinbergen
konnten die durch Flutgräben freigelegten Wurzeln der Rebſtöcke
nur behelfsmäßig wieder zugedeckt werden. Es bleibt für die
Wintermonate für die Winzer noch ziemlich Arbeit, um die Par=
zellen
wieder in Stand zu ſetzen.

Auch ich möchte nicht ver=
Behone Weibe Aabne ſehlen, Ihnen meine größte
G
Anerkennung und vollſte Zu=
friedenheit
über die Chlorodont=Zahnpaſte zu übermitteln. Ich gebrauche
Chlorodont ſchon ſeit Jahren und werde ob meiner ſchönen weißen Zähne oſt s
beneidet, die ich letzten Endes nur durch den täglichen Gebrauch Ihrer Chlorodont=
Zahnpaſte erreicht habe. C. Reichelt, Sch... Man verlange nur die echte Chloro= 8
dont=Zahnpaſte, Tube 54 Pf. u. 90 Pf., und weiſe jeden Erſatz dafür zurück.
D. Biblis, 29. Juli. Gürkenernte. Durch das abwechſelnd
naßkalte, kurz darauf wieder tropiſch warme Wetter der letzten Tage hat
die Gurkenernte verſchiedene Schwankungen erlitten. So war beiſpiels=
weiſe
in der letzten Woche der Ertrag derart minimal, daß die Ware
geſucht wurde, während ſonſt um dieſe Zeit meiſt Ueberproduktion da
wuar. Der Preis, 34 Mark pro Zentner, iſt für den Produzenten im=
mer
noch recht annehmbar; die Akkordabſchlüſſe mit 4 Mk. über die ganze
Saiſon ſind dieſes Jahr vorausſictlich unrentabel. Die Marktlage die=
ſer
Woche war wieder verhältnismäßig lebhaft. Geſtern gab es ſogar
einen Anſturm, dem die Einkäufe= und Einleger faſt nicht gewachſen
waren. Nicht weniger als 35 Waggon wurden geſtern abend frachtfertig
gemacht! Wenn man bedentt, daß in jedem Waggon zirka 150 Zentner
verladen werden (das ſind rund gerechnet 60 000 Stück), ſo kann man ſich
ein Bild davon machen, wie ungeheuer einſchneidend die Gurkenernte
für das Ried iſt. Man kann es kaum faſſen, daß an einem Tage über
zwei Millionen Gurken Stück für Stück in mühevoller Arbeit ge=
brochen
, zuſammengetragen, auf= und abgeladen, gewogen uſw. werden.
Die feldmäßige Anpflanzung der Gurken in der Bibliſer Gemarkung
wurde bereits vor 45 Jahren vorgenommen. Bis in die letzten 3 Jahre
war der Bibliſer Gurkenmarkt vorherrſchend. Nunmehr ſind jedoch auch
die Nachbardörfer dazu übergegengen, den Gurkenanbau in großem
Stile zu betreiben; die Haupturſache hierzu iſt der Wegfall des Zucker=
rübenanbaues
in der Gegend um Gernsheim. Neben der Rentabilität
wird der Gurkenanbau auch hauptſächlich deshalb vorgezogen, weil er die
erſte Geldeinnahme durch die frühe Ernte bringt.
Hirſchhorn, 30. Juli. Waſſerſtand des Neckars
am 29. Juli: 1,88 Meter; am 30. Juli: 1,84 Meter.

Au. Groß=Gerau, 29. Juli. Verfaſſungsfeier. Vorgeſtern
abend fand auf dem Kreisamt eine Beſprechung ſtatt über die Begehung
des diesjährigen Verfaſſungsfeiertages. Die eingeladenen Vereine und
Korporationen hatten ihre Vertreter geſandt. Kreisdirektor Dr. Merck
leitete die Sitzung. Zu Anfang führte er aus, daß auch in dieſem Jahre
der Verfaſſungstag in würdiger Form begangen werden müſſe. Der Tag
ſei ein geſetzlicher Feiertag; alle Läden uſw. ſeien an dieſem Tage ge=
ſchloſſen
. Dr. Merck ſchlug vor, die Feier in dem bisher üblichen Rah=
men
abzuhalten. Es ſchloß ſich an dieſen Vorſchlag eine rege Debatte,
und es wurde dann beſchloſſen, daß die Verfaſſungsfeier am 11. Auguſt,
abends 8 Uhr, in der Turnhalle ſtattfinden ſoll. Der eigentlichen Feier
am Abend geht ein Feſtzu gvoraus, der ſich am Bahnhof um 7.30 Uhr
in Bewegung ſetzt. In dieſem ſollen die Vereinsfahnen mitgeführt wer=
den
. Bei der Feier in der Turnhalle wird ein Wirtſchaftsbetrieb nicht
ſtattfinden. Das Programm wird von den hieſigen Vereinen beſtritten.
Den Feſtredner ſtellt diesmal das Reichsbanner.
P Rüſſelsheim 30. Juli. Die Opelwerke geben durch An=
ſchlag
bekannt, daß infolge der allgemeinen Wirtſchaftslage und der
Schwierigkeiten, des Geldverkehrs eine empfindliche Stockung des Mo=
torwagenabſatzes
eingetreten ſei, welche die vorübergehende Schließung
des geſamten Werkbetriebes von Donnerstag, 30. Juli, bis Montag,
3. Auguſt, beide Tage einſchließlich, erforderlich mache.

Rheinheſſen.

4x. Gau=Algesheim, 30. Juli. Schwerer Unglücksfall. An
der Einmündung der Binger Straße in die Provinzialſtraße Bingen
Mainz wurde geſtern nachmittag ein jüngerer Wanderburſche von dem
Anhänger eines Laſtkraftwagens erfaßt und überfahren. Mit mehreren
Knochenbrüchen wurde der Verunglückte durch ein des Weges kommen=
des
Perſonenauto in das Krankenhaus nach Bingen verbracht.
Ad. Schwabsburg, 30. Juli. Bei der Erntearbeit ver=
unglückt
iſt geſtern der Landwirt Rupp dahier. Als er beim
Abmähen von Gerſte die Meſſer der Maſchine nachſah, gingen die
Pferde einige Schritte weiter. Hierdurch begannen auch die Meſſer wie=
der
ihre Tätigkeit, erfaßten ein Bein des Rupp und ſchnitten den Fuß
bis auf den Knochen durch. Der Verunglückte wurde ſofort dem Mainzer
Krankenhaus zugeführt.
Ah. Bingen, 30. Juli. Verbrechen nach 8 218. Am 29. d. M.
wurden in Bingen zwei weibliche Perſonen feſtgenommen und dem
Amtsgericht zugeführt, da ſie ſich gegen 8 218 NStrGB. vergangen
haben. Eine der beiden Perſonen iſt bereits wegen des gleichen Delik=
tes
mit hoher Zuchthausſtrafe vorbeſtraft.

Oberheſſen.

Bad=Nauheim, 30. Juli. Auf die von Fremdenverkehrsſtellen
zurzeit geprüfte Frage, inwieweit ſich die Kriſen der Zeit auf den
Ausländerbeſuch in den deutſchen Bädern auswirken, iſt für Bad=
Nauheim zu antworten, daß der Zufluß von Ausländern unverän=
dert
anhält. In den letzten Tagen iſt der bekannte größte Zei=
tungsbeſitzer
Amerikas Randolph Hearſt, wie im vorigen Jahre,
wieder zu einem mehrwöchigen Kuraufenthalt in Bad=Nauheim
eingetroffen. Ferner verzeichnet die Kurliſte den ungariſchen Ge=
ſandten
in Waſhington, Graf Szechenyi. Mitte September treffen
hier Mitglieder der Reiſevereinigung des Reichsverbands der deut=
ſchen
Aerztevereine in der Tſchechoſlowakiſchen Republik zu einem
Studienbeſuch ein. Für den 7. Fortbildungslehrgang der Ver=
einigung
der Bad=Nauheimer Aerzte, der vom 17. bis 19. Sept.
in der Kerckhoffvorleſungshalle abgehalten wird, über das Thema:
Kreislauferkrankungen und ihre Behandlung, macht ſich bereits
ein reges Intereſſe durch Anfragen und Anmeldungen geltend.

nuütreit *i
entelitzense
Prüiltutsti
Gut Weteltesnit
Meetstettel
zauff

Zur Schuhpflege die guten
MANNA-PRAPARATE

Farbige
Trotteurschuhe

Und immer wieder: Nur Tack! Weil ein Schuh,
von dem Sie glauben, daß er 16 Mark und mehr
wert ist, viel weniger kostet wenn er
von Tack ist. Deshalb immer wieder: Nur Tack!

Vornehme Herren-
modelle
, ECHTE
RAHMEN-ARBEIT.
prima braun und
schwarz, Boxcalf

Verkaufsstelle: Darmstadt, Ludwigstraße 17, Fernsprecher 2437

I.Bln.443

[ ][  ][ ]

Seite 8

Freitag, den 31. Juli 1931

Die glückliche Geburt eines geſunden
Mädchens zeigen hocherfreut an
Dr. Paul Echaller und Frau
Erna, geb. Kattwinkel

Sterkrade, den 27. Juli 1931.
Wilhelmſtr. 29.

(11308

Statt beſonderer Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach langem Leiden
mein lieber Mann, unſer guter Vater, Schwieger=
vater
, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Herr
Heintic Heit
Landes=Oekonomierat
im 69. Lebensjahre.
Giesbügel, Wiesbaden, 30. Juli 1931.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſe Heil, geb. Hiel
Die Beerdigung findet Samstag, 1. Auguſt 1931,
nachm. 1¾, Uhr, in Würzburg vom ſtädtiſchen
Leichenhaus aus ſtatt.
13.18

Nur kurz war unſer Glück!
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute nacht 1 Uhr entſchlief ſanft nach kurzem, ſchwe=
rem
, mit Geduld ertragenem Leiden meine liebe Frau,
die herzensgute, treuſorgende Mutter meines Kindes,
meine liebe Tochter, Schwiegertochter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
Frau Marie Fornauf
geb. Zinn.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Fornauf und Angehörige.
Darmſtadt, Selters, den 30. Juli 1931.
Nieder=Ramſtädterſtr. 9.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 1. Auguſt,
nachmittags 3 Uhr, vom Portale des alten Friedhofs
ans ſtatt

Todes=Anzeige.
Geſtern abend ſtarb plötzlich und unerwartet meine
innigſtgeliebte Frau, meine liebe, gute Mutter,
Schwiegermutter, Schwägerin und Tante

im Alter von 52 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Benedick
Arthur Benedick und Frau.
Groß=Zimmern, Hamburg, den 30. Juli 1931. (11291
Die Beerdigung findet heute Freitag, den 31. Juli
1931, vormittags 11.15 Uhr ſtatt.

Statt beſonderer Anzeige.
Meine treubeſorgte Mutter, unſere liebe Schwiegermutter, Groß=
mutter
, Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Margarethe Zaide, geb. Schneider
Witwe des Kanzleirats Jaide
iſt am 27. Juli nach längerem Leiden im 73. Lebensjahre ſanft
entſchlafen.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Elſe Wald, geb. Jaide
Luiſe Jade, geb. Dingeldei
Karl Wald
3 Enkel
Geſchwiſter Schneider.
Darmſtadt, den 30. Juli 1931.
Die Beerdigung fand auf Wunſch unſerer lieben Verſtorbenen
in aller Stille ſtatt.

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe inniger Teilnahme, ſowie für
die Kranz=und Blumenſpenden beim Heimgange unſeres
lieben Entſchlafenen, des
Schloſſermeiſters
Leonhard Schaffnit II.
ſagen wir herzlichen Dank. Beſonders danken wir Herrn
Pfarrer Blankerts für die troſtreiche Grabrede, dem
Geſangverein Männerchor für die erhebenden Grab=
geſänge
und dem Kirchenvorſtand Brensbach für die
Niederlegung eines Kranzes
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Leonhard Schaffnit I., Schloſſermeiſter.
Brenskach i. 0. u Groß=Gerau, den 30. Juli 1 31 (11335

Statt Karten.
Allen Lenen, die unſerem lieben Entſchlafenen
die Beweiſe der Liebe und Verehrung ent=
gegenbrachten
und uns unſeren großen
Schmerz tragen halfen, ſei innigſt gedankt.
In tiefem Leide
Frau Eliſabeth Wagner, geb. von der Schmitt
nebſt Angehörigen.
Darmſtadt, den 28. Juli 1931.

Todes=Anzeige.
Am Mittwoch entſchlief meine liebe
Frau, Mutter, Großmutter, Schwe=
ſter
, Schwägerin und Tante
Frau Eliſe Ackermann
geb. Maul
im Alter von 64 Jahren.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Jakob Ackermann.
Darmſtadt, den 29. Juli 1931.
Weinbergſtr. 2a.
Beerdigung Freitag nachmittag
2.30 Uhr vom Portale des Wald=
friedhofs
aus.

Verreift
bis 16. Auguſt.
Dr. Paul Wolff
Frauenarzt.
Vertreter:
Dr. KlausHoffmann
Annaſtr. 20.

erſtklaſſig u. billig!
Piano-Berg
Klavierfachmann,
Hügelſtr. 32. (kimf

Eine umwalsende Neuerung auf dem Gebiete der
Dauerwellen sind
Lemaire- Wasserdampf-Dauerwellen
Das neue unschädliche System!
Kostenlose und individuelle Beratung
Bamen- u. Herren-Salon Karg
Eschollbrückerstraße 1, Ecke Heidelbergerstr, (10502b

Statt Karten
Für die herzliche Anteilnahme
an unſerem ſo ſchweren Verluſte
ſagen wir an dieſer Stelle unſeren
tiefgefühlten Dank.
Familie Hugo Skieſi jr.
Darmſtadt, 30. Juli 1931.

Kinderarzt Dr. Sachs
verreist vom 1.23, August.
Vertreter:
(*fg
Dr. Dörr-Asal, Heinrichstr. 62
Dr. Schefers, Zimmerstr. 8
Raſierklingen-Gelegenheitskauf
10 St. Theudoſia bish. 95, jetzt nur 50 J
10 St. Th.=Gold bish. 1.35, jetzt nur 95 ,
1 St. 1000fach erpr. Raſierſeife nur 15
Nur ſolange Vorrat. (9072a
Seifen=Lehner, Waldſtraße 9.

Blluidie / Bochen
Kniestrümpfe
Sportsöckchen
nur beste Oualitäten
zu niedrigsten Preisen
in hervorragender Auswahl
Spezial-Haus
Wolt.,Tmant
Kirchstraße (Ecke Schustergasse)
Unterzeuge / Handschuhe / Strickwaren / Herren-Artikel

Statt Karten.
Dankſagung.
Für die zahlreiche, aufrichtige Teilnahme, ſowie für die
reichen Blumenſpenden bei dem Heimgange unſeler
lieben Entſchlafenen
Frau Katharina Spaar, geb. Eberhardt
ſagen wir Allen, beſonders Herrn Pfarrer Köhler für
die troſtreichen Worte, den Schweſtern des Eliſabethen=
ſtiftes
, ſowie der aufopfer den Pflege der Schweſtern
des Martinsſtiftes, auf dieſem Wege unſeren her lichſten
Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Friedrich Spaar nebſt Kinder.
Darmſtadt, Wenckſtr. 2II., den 30. Juli 1931.

922e
282.
2222288ttedcor t8?
...
Was mag das wohl bedeuten 2.

Noch Budiger
Schöne modene Kdeler Schuhe
zu unglaublich billigen Preisen

Hnnamann Alpacca
und Alpacca Lilber- Bestecke mit 20%0 Rabalt: im Ausverkauf SCHAAR Ernst-Ludwigstr. 20 11299

11301
Berufskleidung f. jed. Beruf kauft man
am bill. b. Rud. Fey, Schulſtr. 9, HIIr.
(11310a)

Heute billig
Allags) m Fruchthaus Freſee
Eliſabethenſtr. 37 Schuſtergaſſe 15 Taunusſtr. 39
0.30
1 Pfd. ſchöne Bananen
0.50
Blumenkohl (groß, weiß)
0.40
10 Pfd. gelbe Kartoffel
0.55
2 Pfd. holl. Tomaten
0.40
2 Pfd. Tomaten, runde
0.95
2 Pfd. amerik. Aepfel".
Telef. 4380. Lieferung frei Haus. Tel. 4380 2

Großer Posten
Vollrindleder-
ulkan
ulkan-
ieher

Harlplatten-
Bahn-n Schrank-
20.505 Nachlaß
Kofter -Aolb
Schuchardstr. 15 Elisabethenstr. 1
(1133
Eliſabethenſtraße 41
Leihbibliothek
tägl. 5 Pfg., wöchentl. 20 Pfg.
M. Pfersdorff Nachf., Papier=
C
handlung. Tel. 1550.

[ ][  ][ ]

Nummer 210

Freitag, den 31. Juli 1931

Seite 9

Die Landſchaden von Skeinach.
Dr. Neckarſteinach, Ende Juli.
Wie prächtige Perlen reihen ſich die Städtchen an das an
Windungen ſo reiche Flußband des Neckars. Wer nennt den
Ort, der durch günſtigere Lage und größere Romantik durch
die vier Burgen beſſere Vorzüge aufzuweiſen hat als
Neckarſteinach? Aus welcher Richtung man ſich auch dem Städt=
chen
nähert, jedesmal hat man ein unvergleichlich ſchönes Land=
ſchaftsbild
vor ſich. Wie in einen großen Garten gebaut er=
ſcheint
im Sommer Neckarſteinach zu Füßen ſeiner Burgen. Mit
dem ſauberen Städtebild umfaßt das Auge gleichzeitig auch die
in ſeinem Rahmen ſilhouettenhaft erſcheinenden Türme und
Mauern der Feſte Dilsberg auf der gegenüberliegenden Höhe.
Das Vierburgenſtädtchen, iſt unbeſtreitbar eines der
ſchönſten Fleckchen in deutſchen Landen! Der Name fordert
ſchon dazu heraus, der Geſchichte über dieſe Burgen und ihrer
Beſitzer nachzuſpüren? In der alten evangeliſchen Kirche zu
Neckarſteinach befindet ſich folgende Grabinſchrift:
Rhumlich, chriſtlich, auch tröſtlich iſt,
Daß man zu keiner Zeit vergißt
Der alten, lieben Vorfahren,
Die vor uns in dem Leben waren
Gerne laſſen wir nun unſere Gedanken um viele Jahrhunderte
zurückeilen, um aus der Geſchichte zu hören. Der Urſprung des
Adelsgeſchlechts, der Herren von Steinach, iſt uns ſehr unbe=
ſtimmt
überkommen. Erwähnt wird die Stelle, wo jetzt Neckar=
ſteinach
liegt, bereits im 7. Jahrhundert. Dieſes Land hat da=
mals
zum Bistum Worms gehört. Zweifellos iſt dieſe Gegend
ſchon vorher, als gutes Jagdgebiet von Fiſchern und Jägern
beſiedelt geweſen. Beim erſten, urkundlich beſtätigten Erſcheinen
der Herren von Steinach (1142) hatten dieſe bereits größeren
eigenen Landbeſitz. Daraus muß man ſchließen, daß ſie ſchon
längere Zeit anſäſſig waren. Durch Möller und Kraus hören
wir zuerſt von einem Bligger von Steinach. Man hat verſucht,
den Namen zu erklären. Die wahrſcheinliche Deutung iſt der
blinkende oder blitzende Ger der Blitzſpeer. Im Laufe der
Zeit hat ſich der Name geändert in Blicker, Bleiker, Bleickard,
Pleickhard und die Kenntnis ſeiner Bedeutung iſt damit verloren
gegangen. Der älteſte Beſitz, der Stammſitz Bliggers war die
Hinterburg, die zweifellos bei Erbauseinanderſetzungen dem
älteſten Sohne zufiel. Die nachgeborenen Söhne mußten ſich
dann nach neuen Wohnſitzen umſehen. So ſind denn mehrere
Burgen auf dem Bergvorfprung, des Ochſenkopfes, dem Riegels=
berge
, entſtänden. Auch die Harfenburg bei Heddesbach wurde
von ihnen erbaut. So wuchs aus dem Stamm ein ſtattliches
Geſchlecht heran, gewaltig im Kampfe, wie mit dem Worte.
Ebenſo wurde die hohe geiſtige Bildung geſchätzt. Berühmt
wurde Bligger II. als Minneſänger bei fürſtlichen Herren und
Großen im Geiſte.
Aus der Reihe dieſer Ahnen wird Ulrich, der Erbauer der
Burg Schadeck (Schwalbenneſt, Schattig, Schättig), der Stamm=
vater
der Landſchaden, die wir zu Beginn des 14. Jahrhunderts
auf Schadeck und Vorderburg finden, genannt. Auch der Name
wird verſchieden geſchrieben. So findet man die Steinahe, Land=
ſchad
von Steynach, Landſchaden von Steinach und in der alten
Familienbibel mit der Jahreszahl 1592 eine eigenhändige Unter=
ſchrift
: Otto Heinrich Landſchadt von Staynach
Sehr ſtrittig iſt die Erklärung dieſes ſonderbaren Namens
geweſen. Man hat ſie durch eine ſchaurige Geſchichte von einem

Wanderung zum Rodenſtein.
Sonntagskarte Groß=Bieberau. Fahrt mit der Odenwald=
bahn
und dem Lieschen nach Groß=Bieberau. Zeichen rot=
gelb
. An der Kirche links ab, über den Fiſchbach, im Feld ſteil
auf, zum Wald, nach 1½ Stunden Nonroder Höhe (340 Meter,
Ausſicht, Nonrod ſelbſt bleibt rechts.) Zeichen gelb in ſüd=
licher
Richtung, nach 2½ Stunden Ruine Rodenſtein. ( Ehema=
liger
Sitz der Herren von Rodenſtein. Gedenktafel zur Erinne=
rung
an den Dichter der Rodenſteinlieder J. V. von Scheffel.
65.BiEBERRU
WERSAU 1R BNENSBRCH
LichrEngcnc?
D;NONROD
MESSBNCRL
ERnu
19.
GERSNNENZ
10 0.
HiROBeER FURM
REiONELSHEiN
PBcchENRop
KL. SuHpEN
U.DSTERN
Gaſthaus.) Zeichen weiß durch das Eberbächer Tälchen nach
3 Stunden Reichelsheim. (Schloß Reichenberg: 308 Meter;
Burgkapelle, Krummer Bau Ziehbrunnen, Ausſicht: Schwimm=
bad
.) Von Reichelsheim auf der Straße nach 3½ Stunden
Fränkiſch=Crumbach (Schloß des Freiherrn von Gemmingen=
Hornberg. Kirche von 1484 mit vielen Grabſteinen der Herren
von Rodenſtein). Zeichen rot=weiß, zunächſt auf der Straße in
nordöſtlicher Richtung, am Waldrand her, durch die Hofreite der
Dornmühle, der Gerſprenz entlang, nach 4½ Stunden Brens=
bach
. (Kirche aus dem 15. Jahrhundert mit Steinkanzel Geburts=
ort
des Limesforſchers Dr. E Anthes und des Odenwald=
dichters
Karl Schäfer .) Rückfahrt. Einfache Karte nach Groß=
Bieberau löſen.

Raubritter zu deuten verſucht. Hier haben ſich wohl Sage und
Geſchichte verflochten. Gewiß gab es im Mittelalter Räuber
unter den adligen Herren. Bei der damaligen mangelhaften
Geſetzeshandhabung glaubten ſie, in ihren Lehen oder an Wegen

und Flüſſen in der Nähe ihrer Burgen, das Recht in Anſpruch
nehmen zu können, in ſchmalen, kargen Zeiten Zölle zu fordern,
oder Bauern und Bürger zu ſchröpfen. Doch wenn wir die
Landſchaden gleich bei ihrem erſten Anführen in höchſt ehren=
werter
Geſellſchaft des Pfalzgrafen Ludwig und des Biſchofs
Friedrich von Speyer finden, kann wohl kein Raubritter darun=
ter
geweſen ſein. Denn dieſem Treiben wäre von dem Pfalz=
grafen
oder dem Kaiſer bald ein Ende bereitet worden. Der
Name wurde von anderen Forſchern wie folgt gedeutet: Schad
iſt ſinnverwandt oder gleichdeutig mit Schwalbe. Neben Land=
ſchad
finden wir in gleichzeitigen Urkunden auch den Bei=
namen
Ruhſchad und Nachtſchad. Ruhſchad iſt eine Be=
zeichnung
für Rauchſchwalbe und Nachtſchad für Nachtſchwalbe.
Landſchad bedeute dann Landſchwalbe ſo nannte man früher
die Hausſchwalbe, im Gegenſatz zur Uferſchwalbe. Der Ritter
erhielt alſo den Namen von ſeiner an die Felswand geklebten
Burg. Denn Schadeck iſt buchſtäblich von Schwalbenneſt (Heck
Neſt; hecken brüten). Der Name iſt alſo kein Schimpf, ſondern
ein Scherzname, den man zur Unterſcheidung von ſeinen gleich=
namigen
Vettern auf Vorder= und Mittelburg gebrauchte.

Ober=Mofſau.
Ober=Moſſau wird 1253 als Moſaha und 1558 als Moſſau
erwähnt, dem das mittelhochdeutſche Wort muos (Sumpf,
Moor) zugrunde liegt. Zur Zeit der Kreuzzüge ſtand in Ober=
Moſſau ein Ordenshaus der Kreuzritter. Der 1290 erbaute Pfarr=
hof
wurde 1557 ein Raub der Flammen. Erſt in der Reforma=
tionszeit
erhielt Erbach die Oberhoheit zur Beſetzung der Pfarr=
ſtelle
. Im Dreißigjährigen Krieg war auch dieſer Ort ziemlich
ausgeſtorben. Durch Vermittelung des Grafenhauſes ſiedelten ſich
Schweizer zur Bewirtſchaftung der großen Güter an. Unter ihnen
ſind die Namen Egly, Schönberger, Bär u. a. zu nennen.
Die Geſamtliegenſchaften der Gemarkung, Wald, Feld und
Wieſen, ſind faſt ausſchließlich, wie dies häufig in der Oberzent
vorkommt, in bäuerlichem Großbeſitz. Nicht ſelten ſind Herren,
die auf eigenem Beſitz über 300 Morgen ihre eigene Jagd haben.
Jahrhunderte von Traditionen haben hier einen Typ geſchaf=
fen
, der mit ſeiner Scholle verwachſen iſt. Möge dies auch in
Zukunft den Leuten vergönnt ſein.

Aus Bädern und Kurorken.
Dobel, Höhenluftkurort im nördlichen Schwarzwald, ideale
Sommerfriſche Nervenkurort Winterſportplatz, zwiſchen den
Weltbädern Wildbad und Baden=Baden, am Haupthöhenweg
Pforzheim-Baſel 690850 Meter über dem Meere, landſchaft=
lich
reizvoll (Tobel=Waldſchlucht!) Seine Bedeutung als Luft=
kurort
geht am beſten aus der Tatſache hervor, daß die Gemeinde
nicht weniger als 5000 Morgen Staatswald auf ihrer Markung
inne hat, Tannenhochwälder in erſter Größe und feierlicher Schön=
heit
ringsum bieten Landſchaftsbilder von beſtrickendem Reiz für
alle die vielen Erholungsſuchen ſowohl wie für die Europareiſen=
den
, die den impoſanten Höhenrücken paſſieren auf dieſer wichtigen
Durchgangsſtrecke ParisWien, abgeſehen von der umfaſſenden
Fernſicht zum Rheintal, Vogeſen. Pfälzer Bergland bis zum Don=
nersberg
. Schon ſo mancher Dichter iſt durch die unbeſchreiblichen
Natureindrücke auf den Dobler Höhen zu ſchwungvollen Verſen
hingeriſſen worden. Alles Nähere im neuen Proſpekt der Kurver=
waltung
, der von dort und bei ſämtlichen Moſſe=Filialen zu
haben iſt.

TRAISA
Hoie Caife Heskaur. Behrens Hulnagel
Täglich, außer Sonntag, Kaffee=-u.
Kuchen=Tag. Gedeck: 1 Kännch. Kaffee
2 St. Kuchen n. Wahl. Mittageſſen
z. Mk. 1. 25 u. 1.50 m. Nachtiſch Speiſen
n d. Karte z. jed. Tageszeit Diätküche.
Penſion. Wochenende. (V 10555
Neuer Inh.: Karl Theiß, langj. Küchenchef.

Privat=Penſion Killinger=Mühle
Luftkurort Neustadt 1. 0.
im Fuße der Ritterburg Breuberg
Erholungsſuchende finden das ganze Jahr
über angen. Aufenthalt. Fr. Schwimm=
1. Sonnenbad b. d. Mühle, Wald i. nächſter
Nähe, eig. Landwirtſchaſt, beſte Verpfleg.,
* Mahlz., Penſ.=Pr. 4 Mk. Wochenende
Alligſte Berechnung. 2. Killinger. (V. 11300

Lothammers Kur-Hotel
Hit Gustav. u. Marienguellen. (V 10558
König i. Od.
Ine tührende Gaststätte unter neuer
Achm. Leitung, Großer Kurgarten mit
1. bekannt. Konzerten, Pens.-Preis 5.00
ernrut 95. Garagen. Krattwagen.

Kurhotel und Pension
Sum Naturalisten.
Dirschhorn am Neckar
Tes.: K. Schäfer (V 8649) Tel. 8
rſtes Haus am Platze / Penſion / Geſell=
Haftsräume / Groß, ſchatt. Garten / Auto=
allen
/Spezialität: Forellen= u. Aalgerichte,

Weinheima. d. Bergſtraße
Jaſthaus u. Penſion Waldſchlößchen
errl geleg, i. waldumſäumten Gorxheimer
al, dir am Schwimmbad. Schöner ſchatt,
Tarten, Terraſſe. Große Wirtſchaftsräume,
Vereine beſt. geeignet. Schöne Fremden=
imer
. Gute Küche und Keller, (V.4393
seuer Beſitzer: Wilh. Erny, Tel. 63,

Sodbad.
A Sastausent
Sastgn
De Kurmittelpreise ab 15. Juli wesentlich herabgesetzt.

Auskunft: Hessische Badedirektion

Bensheim a. d.B. Au den drei Königen
Hauptstraße 5, direkt am Ritterplatz. Gut bürgerl. Lokal.
Guntrum Exportbier. Ia Weine. Nebenzimmer.
(V 10093

PRIVAT-PENSION AMELUNG
im Mühltal bei Eberstadt

Pension Nöth, Morlesau
Bahn Gemünden Bad Kiſſingen, 3 Min z. Bahnhof, 50 mv. d.
Fr. Saale u. Wald., neuerh., 60 Bett., B,d, Waſſerl., el. Licht, Glas=
ver
., off. u. geſchl. (heizb.) ged. Liegehallen mit Liegeſtühl., Ausblick
wie Schwarzw., ruh. Lage, ſch. Spazierg. gut Wege, kein Autoverk.
Sonn=u. Strandbad, eig. Jagd u. Fiſcherei. Penſ.=Preis /4 Mahlz)
. . Tel. Morlesau. Kilian Nörh Beſitzer. (V.11043

Angenehmer Erholungs-Aufenthalt Wochenende
(V 7270)
Tel 367 Eberstadt
Auto-Unterkunft.

SEEHEIM
Hokel-Restaurant,,Zum Löwen‟
(früher Heldmann) (V.6754
Gut-bürgerliches, ältestes Haus am Platze.
Gr. schatt. Garten. vorzügl. Speisen u. Getränke.
Spezialität: Ia Kaffee u. Kuchen. Zivile Preise.
Besitzer: Hermann Wolk, Telefon 232

Luftkurort Kleinheubach a. M., Gaſthaus u. Penſ. z. Anker.
Eine d. meiſtbeſuchteſt. Penſ. i. Maintal. Gute volle u. ab=
wechſlungsr
. Verpfl. Jetzt ganz ermäß. Preiſe. Frdl. ausmöb.
Zim. m. Balkon, i. d. Nähe d. fürſtl. Parkes gel. Strandbad=
gelegh
., Bad i.H. Beſ. Willy Knapp, Tel. Amt Miltenberg 429.
(F. 11324)

Partenstein Im SpesSart, von Heigenbrücken
Kurpension Rietz

15 Bahn -Minuten
wundervolle Lage inmitten großer Tannenwälder, herrl.
Waldspaziergänge m. idyllisch. Ruheplätzen, reizende
Fremdenzim., fließ. Wasser, prima Verpflegung, Mk. 4.50
bei vier Mahlzeiten, Bäder i. H., Badegelegenheit.
Autohalle, Tel. Frammersbach 35.
I.323

Höhenluftkurort Welbrunn i. Od.
Gasthaus Zum Hasen
Gute Verpflegung a. eig. Landwirtschatt. Schöne Zimmer.
Wochenende. Besitzer Bürgermeister Wolf. (V 9644

d. Oppenheimer Fähre
Gaſthaus zur Erholung, Kornſand. Halteſtelle der Poſt.
empfiehlt ſich Wanderern und Waſſerſportlern zur guten und billigen Ver=
pflegung
und Uebernachtung. Gedeckte Halle. Unterkunft von Paddelbooten
uſw. 5 Min. vom Strandbab! Tel. Trebur: 07. Beſ. Joſ. Wehner. (V11186

R

Altbek. gut bürgerl
Kotel Rose Haus. Telephon 3sg

HOTEL ZUR LINDR Tel. 344

Restauration zum Schiff. Gute Verpfl.
Schöne Zimm. 5 Min v. Bahnh. Tel. 397
Gasth. Z,,Anker, Gt. bürg. Haus. Saal
f Vereine=Kegelb. Schöne Zimm. Tel. 224

Café Restaurant z. Mainbrücke‟‟.
Gt. bürg. Haus. Fremdenz. Geſ.=Räume.
Gasthaus Deutscher Hof. Penſ. 4.50.
9940-45)
Tel.

Brunnen i. Allgäu
Stat. Füssen a. Lech. Sonnig, heizb.
Balkonzimm., herrl., staubfr. Höhenlage
Höhensonne, Auss. Alpen inkl. Frähst.,
Abendess., elektr. Licht u. Bedien. 3 GM
Mittagess a. Wunsch Nordd. Küche, Bad.
bestempfohl. Haus. Jahresbetrieb. Vom
1. 9. bis 1. 6. volle Pension m. Licht und
Bedienung 4 GM. Illustrierter Prospekt
(V.10247
Bauernhof Lehrecke.

Borkum/Mordsee, Hohenzollern
lir. a. Meere Strandhotel, vornehmes
ruhiges Haus, keine Konzerte. (TV 9530

Luftkurort Ober-Absteinach
522 m ü. d. M., herrl. Lage, umgeb. V. Hard-
berg
593 m, Götzenst. 535m, Waldkopf 538 m
Lasthaus und Pension zum goldenen Bock
Altbek. Haus, gute Küche u. Verpflegung
5 Minuten v. Wald. Eigene Landwirtschaft
Pension v. Mk 3.50 an. Wochenend Mk. 5..
Postauto Verbindung mit Weinheim a. d.B
W 6319)
Bes.: Georg Berg

Schwarzwaldlandbaus Haus Haldruhe‟
Gündringen b. Nagold, Mürtt. 500 m im Gebirge,
ſehr gute Verpfleg., Preis 4.50 m. Nachm. Kaff.

Vollpenston ab 6 Mk. Hausprospekt./keine Aebe hoſten, Proſpekt,

(V 623

Luitkurort Kortelshütte i. Odw bei
Hirschhorn a. Neckar, 500 m ü. d. Meer.
Gasthaus Zum Lamm‟
Neu einger. Fremdenzimmer, m. fließend.
Waſſer. Schöner Saal. Ruhige, ſtaubfreie
Lage, umgeb. v. herrl. Waldungen, Sonnige
u. ſchattige Liegewieſe a. Hauſe, m. herrl.
Fernſicht. Gute Verpfleg., b. 4 Mahlzeiten
Mk. 4 Autoverbindung n. Hirſchhorn u.
Beerfelden. Tel. Rothenberg 7. (V 8651
Beſitzer: Gg. Wilh. Emmerich II.

Jöhenluftkurort (500 m über dem Meere)
i. heſſ.
Rothenberg sbp.
genannt der heſſiſche Schwarzwald
Giachaus und Lension L.Iüder
Gute, bürgerliche Küche.
Moderne Zimmer, Fließend.
Waſſer. Zentralheizung. Bad
im Hauſe. Autoverbindung
Hirſchhorn=Beerfelden. Tel, 1
Besitzer: W. Karl Schwinn. (V .6315

Luſtkurort Kerrenberg.
Linie Stuttgart-Freudenstadt, berrliche
Buchen- u. Tannenwälder, Schlossbergan-
lagen
, pracht volle Aussicht vom alten Rain,
dem schönsten Punkt Württembergs. Mo-
dernes
Freibad, 30000 qm groß, mit 50m
Schwimmbassin. HOTEL POST aller-
beste
Verpflegung, modern einger. Garten.
Waldpark Pensionspreis Mk. 4., Mk. 4.50.
Näh, d. Hot. Posto. Bürgermeisteramt (V9392

[ ][  ][ ]

Seite 10

ornf sagenns Mautcyt vont der Arllisfahtt.

Graf Zeppelin das Symbol deutſchen Wiederaufſtiegs. Glänzende Leiſtun=
gen
des Schiffes, der Führung, Beſahung und der wiſſenſchaftlichen Pioniere.
Das Lufiſchiff als ausgezeichnekes Forſchungsmitkel.
kannt, worauf ſofort die Haltemannſchaft, be=
Bericht aurt Bie Boinxfahrl. ſtehend aus zwei Hundertſchaften Berliner Schutz=

Neue Rekordleiſitungen.
Die Ozeanfläge New York-Konſtankinopel und Nem York-London gegläick.

Moskau. Der Korreſpondent der Tele=
graphenagentur
der Sowjetunion berichtete am
29. Juli von Bord des Luftſchiffes Graf Zep=
pelin
: 24 Stunden hindurch fehlte uns jede
Funkverbindung. Wir fahren bei gutem Wetter.
Alles in Ordnung. Am 28. Juli überflogen
wir Servernaja Semlia, das in Nebel gehüllt
war. Wegen des Nebels war es uns nicht mög=
lich
, den Führer der Ueberwinterungsgruppe
Uſchakow auf Servernaja Semlia zu finden.
Nachdem das Luftſchiff das Land überflogen
hatte, ſetzte es ſeine Fahrt in Richtung der
Halbinſel Taimyr fort und flog dann zur Inſel
Dickſon, wo für Uſchakow an Fallſchirmen Pakete
hinabgelaſſen wurden. Am 29. Juli erreichte
Graf Zeppelin Nowaja Semlia, wo photogra=
phiſche
Aufnahmen gemacht wurden. Von dort
fliegen wir über Kanin, Archangelſk nach Le=
ningrad
. Wir hoffen, dort am 30. Juli zwiſchen
5 und 6 Uhr morgens einzutreffen.
Wegen ungünſtigen Weikers
in Leningrgd keine Landung.
Wie die Oſſoaviachim amtlich meldet, er=
ſchien
das Luftſchiff Graf Zeppelin um 5.50
Uhr vormittags über Leningrad. Mittels eines
Fallſchirmes wurde der Kommandantur des
Flughafens in Leningrad die Nachricht über=
mittelt
, daß infolge der ungünſtigen Witterungs=
lage
das Luftſchiff in Leningrad, nicht landen
könne.
Skandorkmeldungen.
Memel. Geſtern vormittag 11.45 Uhr über=
flog
Graf Zeppelin auf ſeiner Rückfahrt von
der Arktisfahrt Memel. Das Luftſchiff zog eine
Schleife über der Stadt und zog dann in ſüd=
licher
Richtung die Nehrung entlang.
Das Luftſchiff erſchien um 12.40 Uhr über der
Stadt Königsberg und ſetzte ſeinen Flug in
weſtlicher Richtung fort.
Um 14,10 Uhr erſchien Graf Zeppelin über
dem Weichbilde der Stadt Danzig. Nachdem es
in langſamer Fahrt in ganz geringer Höhe
mehrere Schleifen über der Stadt beſchrieben
hatte, ſetzte es ſeine Fahrt in ſüdöſtlicher Rich=
tung
fort.
Die Landung in Tempelhof.
Berlin, 30. Juli.
Graf Zeppelin iſt um 6.45 Uhr abends in
Tempelhof gelandet. Bevor das Luftſchiff ſich
zur Landung nach dem Flugfeld wandte, kreuzte
es längere Zeit in geringer Höhe über dem
Häuſermeer Berlins. Auf den Straßen jubelte
ihm die Bevölkerung immer wieder zu. So oft
es in Berlin war, iſt es wohl noch nicht mit ſo
freudiger Begeiſterung begrüßt worden wie nach
dieſer großen Fahrt. Gegen 6,45 Uhr wurde
Graf Zeppelin dann in Tempelhof geſichtet.
Hier hatte ſich eine rieſige Menſchenmenge einge=
funden
, die beim Anblick des Luftſchiffes in Be=
geiſterungsſtürme
ausbrach. In der Nähe des
Landungsplatzes hatten ſich zur Begrüßung Ver=
treter
der Reichsregierung, der preußiſchen
Staatsregierung, der ruſſiſche Botſchafter, Ober=
bürgermeiſter
Dr. Sahm, die Vorſtandsmitglie=
der
der Aeroarktis und zahlreiche andere pro=
minente
Perſönlichkeiten eingefunden.
Schon als das Luftſchiff über dem Flugfeld
erſchien, konnte man die Fluggäſte erkennen, die
aus den Gondelfenſtern die ſie erwartenden Ber=
liner
grüßten. Um 18,30 Uhr gab das Luft=
ſchiff
durch Funkſpruch die Landungsabſicht be=

polizei, die Vorbereitungen trafen. Aus dem
Luftſchiff glitt langſam ein Fallſchirmbeutel
herunter, der vermutlich wertvolle Poſt enthielt.
Die Tatſache, daß der deutſche Luftrieſe vor faſt
nur wenigen Stunden über dem Polarkreis
kreiſte und ſobald wieder in ruhiger Fahrt über
Berlin erſchien, daß Eckener der wiſſenſchaft=
liche
Führer Profeſſor Samoilowitſch und ihre
Begleiter innerhalb weniger Stunden ihre Po=
larausrüſtung
mit der gewöhnlichen, der Ber=
liner
Julitemperatur angemeſſenen Kleidung
vertauſchen konnten, iſt ein neuer, unerhörter
Beweis der Leiſtungsfähigkeit dieſes einzig=
artigen
Beförderungsmittels zur Luft, und die
Begeiſterung der unermüdlich winkenden und
rufenden Menge kannte keine Grenzen.
Nachdem das Luftſchiff langſam dichter an die
Hallengebäude herangebracht worden war, um
die Betriebsſtoffübernahme zu erleichtern, ent=
ſtiegen
Dr. Eckener, Profeſſor Samoilowitſch und
andere Fahrtteilnehmer der Gondel. Sie wur=
den
herzlich empfangen. Oberbürgermeiſter Dr.
Sahm hieß ſie mit einer Anſprache herzlich will=
kommen
, in der er auf den Jubel hinwies, mit
der Berlins Bevölkerung das ſtolze Schiff bei
der Abfahrt in das kühne Unternehmen aufſtei=
gen
ſah, und mit dem ſie es jetzt nach Tagen ge=
ſpannten
Intereſſes, und auch bangen Wartens
in der Heimat wieder begrüßte. Das ſilberne
Luftſchiff ſei uns in dieſen Tagen tiefſter Not
ein Symbol des heiß erſehnten Aufſtiegs, von
dem wir lernen wollen, was zäher Wille vermag.
Mit uns blickt die Welt auf die Leiſtung des
Schiffes, ſeiner Führung und der wiſſenſchaft=
lichen
Pioniere des ruſſiſchen Volkes. Als Aus=
druck
des Dankes und zur Erinnerung überreichte
Oberbürgermeiſter Dr. Sahm Dr. Eckener das
Wappentier der Stadt Berlin, den ſtehenden
Bären, in Bronze. Begeiſtert ſtimmte die Menge
in das Hoch ein.
In der bekannten freundlichen und bündigen
Art dankte Dr. Eckener, zugleich im Namen der
Beſatzung, für den Willkommensgruß. Er gab
ſeiner Freude Ausdruck, daß das alte, brave
Luftſchiff wieder eine recht erfolgreiche Fahrt
hinter ſich gebracht habe. Es ſcheine ja, als ob
nicht alles erfüllt worden ſei, was man erwartet
habe, aber er ſei auch nicht ganz ſicher, ob das,
was alles in den Zeitungen über die Pläne der
Veranſtalter berichtet wurde, je von ihnen ge=
plant
geweſen ſei. Graf Zeppelin habe wieder
einmal ſeine Leiſtungsfähigkeit bewieſen, die
Fahrt habe allerdings äußerlich einen anderen
Verlauf genommen, als man vorher glaubte,
wenn man vom Frieren, Eisbelaſtung und ſchwe=
ren
Böen ſprach. Jetzt wiſſe man, daß die Fahrt
in die Arktis die angenehmſte, ſchönſte und am
wenigſten gefährliche ſei, die man ſich vorſtellen
könne. Sie ſei dauernd unter einem herrlichen
blauen Himmel vonſtatten gegangen, und auch
die Orientierung habe keine Mühe gemacht.
Die Aufnahmen, die man mitgebracht habe,
würden zeigen, ein wie ausgezeichnetes For=
ſchungsmittel
das Luftſchiff iſt. Zum Schluß
ſprach Dr. Eckener die Ueberzeugung aus, daß
es noch ſehr häufig für ſolche und ähnliche Fahr=
ten
verwendet werden wird.
Während ſeines etwa einſtündigen Aufent=
haltes
auf dem Tempelhofer Flugplatz nahm
Graf Zeppelin Waſſerballaſt auf. Um 19.50
Uhr wurden, nachdem Dr. Eckener und die Be=
ſatzung
ſich herzlich verabſchiedet hatten, die
Haltetaue gelöſt und das Luftſchiff trat unter
den jubelnden Zurufen der Zuſchauermaſſen die
letzte Etappe der Heimfahrt aus der Arktis nach
Friedrichshafen an.
Die Funkſtation des Luftſchiffbaues erhielt
von Bord des Graf Zeppelin die Mitteilung,
daß das Luftſchiff Freitag früh 5 Uhr in Fried=
richshafen
landen werde.

Reich und Ausland.
Ein Schwindler mißbraucht den Namen
Dr. Popps
Frankfurt a. M. Der berühmte Chemiker
und Kriminaliſt Profeſſor Dr. Popp in Frank=
furt
a. M. feiert bekanntlich am 31. Juli ſeinen
70. Geburtstag. Die Popularität Popps macht
ſich bereits ein Heilmittelſchwindler zunutze. Es
handelt ſich um einen gewiſſen Andreas Frank,
der ſich als Dr. Popp ausgibt, aber auch unter
anderen Namen gearbeitet hat, und der Heiler=
folge
in allen möglichen Krankheiten verſpricht.
Dabei iſt es dem Schwindler aber nur darum zu
tun, ſeine vollkommen wertloſen Tropfen und
Tabletten an den Mann bzw. an die Frau zu
bringen. Frank iſt zuletzt in der Nürnberger
Gegend aufgetaucht, ſeine Verhaftung konnte
trotz aller Bemühungen bisher noch nicht er=
folgen
.
Zuſammenſtoß eines Autos mit einem

Kleinbahnzug.
Karlsruhe. Geſtern morgen 10 Uhr er=
eignete
ſich am Bahnübergang der Lokalbahn
auf der Durmersheimer Landſtraße bei Forch=
heim
ein ſchweres Autounglück. Ein von dem
Fahrer Alfred Rathmann aus Melchendorf bei
Erfurt geführter Perſonenkraftwagen ſtieß mit
der in Richtung Forchheim fahrenden Lokalbahn
zuſammen. Dabei wurde der Wagenführer töd=
lich
verletzt. Die beiden Inſaſſen des Wagens,
Stephan aus Tangermünde und Greinemann
aus Althaldensleben, wurden durch Glasſplit=
ter
ſchwer verletzt und mußten ins ſtädtiſche
Krankenhaus verbracht werden. Der Kraft=
wagen
wurde völlig zertrümmert, der Trieb=

wagen der Lokalbahn ſtark beſchädigt.

Die Schlägerei im Karlsruher Rathaus
vor Gericht.
Karlsruhe. Im Prozeß wegen der Schlä=
gerei
im Rathaus von Karlsruhe am 11. Mai
d. J. wurde am Mittwoch abend nach anderthalb=
ſtündiger
Beratung das Urteil gefällt. Die bei=
den
Hauptangeklagten, der kommuniſtiſche Stadt=
rat
Bönning und der nationalſozialiſtiſche Stadt=
verordnete
Streit erhielten wegen Sachbeſchädi=
gung
, gefährlicher Körperverletzung und Haus=
friedensbruches
je zwei Monate Gefängnis. 14
weitere Stadtverordnete erhielten wegen Sach=
beſchädigung
und Körperverletzung Geldſtrafen
von je 30 bis 60 Reichsmark, während ſieben
weitere angeklagte Stadtverordnete von der An=
klage
des Hausfriedensbruches bzw. der Körper=
verletzung
freigeſprochen wurden. Aus Anlaß
der Voranſchlagsberatung des Bürgerausſchuſſes
war es am 11. Mai d. J. im Sitzungsſaal des
Rathauſes zu einer regelrechten Schlägerei ge=
kommen
, bei der mehrere Bürgerausſchußmitglie=
der
verletzt wurden und Sachſchaden in Höhe von
mehr als 2000 Reichsmark angerichtet worden
war. Der Staatsanwalt hatte gegen die Haupt=
angeklagten
eine Gefängnisſtrafe von je 3 Mo=
naten
beantragt.
Piccard vor einem neuen Stratoſphärenflug.
Start in Friedrichshafen.
Friedrichshafen. Die Zeitung La=
derniere
Heure berichtet, daß Profeſſor Piccard
einen neuen Höhenflug beabſichtigt, der die Prü=
fung
der ſtratoſphäriſchen Forſchungsapparate
zum Zwecke hat. Der neue Flug ſoll womöglich
in bedeutend größere Höhen führen als der erſte.
Der Start wird wahrſcheinlich in Friedrichs=
hafen
ſtattfinden. Piccard habe erwähnt, daß
deutſche und franzöſiſche Ingenieure, mit denen
er bereits darüber verhandelt habe, die Ergeb=
niſſe
des erſten Höhenflugs zum Bau ſtratoſphä=
riſcher
Flugzeuge zu verwerten beabſichtigen.

Die amerikaniſchen Flieger Pangborn (links)
und Herndon.
Konſtantinopel, 30. Juli.
Die beiden amerikaniſchen Flieger Board=
man
und Polando ſind auf dem hieſigen Flug=
platz
heute nachmittag 14,15 Lokalzeit wohlbe=
halten
gelandet. Sie haben den Strecken= Welt=
rekord
in gerader Linie des franzöſiſchen Flie=
gers
Coſtes von 7905 Kilometer auf 8100 Kilo= meldet, daß die beiden Flieger auf ihrem ganzen
meter keraufgeſchraubt.
Zu dem gelungenen Flug der beiden Flie=, hatten Glück, daß ſie auf dem Feſtland und nicht
ger wird noch aus Paris berichtet: Ein Me=
chaniker
des Flugplatzes von Le Bourget fand
ein Paket, an dem ein kleiner Fallſchirm ange= höftes bei Cardigan einen günſtigen Landeplatz
bracht war. In dem Paket befanden ſich einige antrafen. Sie hatten noch Brennſtoff für weitere
amerikaniſche Zeitungen und ein Brief, in dem 8 Stunden zur Verfügung. Die beiden Flieger
es hieß, das Paket ſei von den Fliegern Bo=
ardman
und Polando abgeworfen worden. Der nach Croyden bei London weiterzufliegen. Ihre
Finder wird gebeten, das Paket dem Bürger= Flugzeit für die 5200 Kilometer lange Strecke
meiſter von Paris zu überbringen. Das geſchah
auch. Nach näherer Prüfung des Inhaltes des
abgeworfenen Paketes fand man einen weiteren
Brief, in dem die New York Times dem Bür=
germeiſter
von Paris die beſten Grüße über=
mittelt
. Obgleich man zuerſt Zweifel über
die Echtheit dieſer Botſchaft hegte und an einen / flieger Herndön und Pangborn ſind Donnerstag
ſchlechten Scherz glaubte, iſt man jetzt der An= um 19 Uhr 25 aus London kommend auf dem
ſicht, daß das Paket tatſächlich von den amerika= Flugplatz Tempelhof gelandet.

Lebenslängliche Zuchthausſtrafe.
Offenburg. Das Schwurgericht Offenburg
verurteilte den 21 Jahre alten Steinhauer Pan=
ther
aus Waldulm zu lebenslänglichem Zucht=
haus
und dauerndem Ehrenrechtsverluſt, und den
23 Jahre alten Gelegenheitsarbeiter Vogel aus
Straßburg im Elſaß zu 15 Jahren Zuchthaus und
zehn Jahren Ehrverluſt. Die beiden waren in
der Nacht vom 1. zum 2. März in Gengenbach
in das Anweſen der 73jährigen Witwe Schilli
eingedrungen und hatten ſie berauben wollen;
dabei war die alte Frau erwacht, worauf ſie von
Panther und Vogel erdroſſelt wurde.
Opfer der Berge.
Paris. Havas berichtet aus Grenoble: Am
Etancon=Gletſcher wurde die Leiche des aus
München gebürtigen, in Arlberg wohnhaften
32 Jahre alten Bergführers Solleder aufge=
funden
, der vor einigen Tagen bei der Beſtei=
gung
des Meija, wohin er zwei holländiſche
Touriſten begleitet hatte, von einem nieder=
ſtürzenden
Felsſtück in die Tiefe geriſſen wor=
den
war.
Großfeuer in einer ungariſchen Gemeinde.
Budapeſt. Wie aus Papa gemeldet wird,
brach aus bisher unbekannter Urſache in der Ge=
meinde
Nyarad ein Brand aus, der, durch den
herrſchenden Sturm begünſtigt, raſch um ſich
griff und in einigen Stunden 13 Wohnhäuſer
mit allen dazugehörigen Nebengebäuden ein=
äſcherte
. Eine alte Frau iſt im Rauch er=
ſtickt
. Der Sachſchaden beläuft ſich auf 200 000
Pengö.

Große Verbrecherjagd
im Walde von Beaupais.
Paris. Zwei Söhne des ehemaligen Mi=
niſters
und jetzigen Senators Lefevre, die ſich
am Montag mit ihren Motorrädern in einem
Walde in der Nähe von Beauvais befanden,
wurden plötzlich von zwei bis an die Zähne be=
waffneten
Banditen überfallen. Nachdem man
ſie geknebelt und an einen Baum gebunden
hatte, nahmen die Räuber ihnen ſämtliche Bar=
mittel
und Wertgegenſtände ab und ſuchten auf
den Motorrädern das Weite. Alarmierte Gen=
darmerie
umzingelte den Wald und ſtellte die
Räuber, worauf ſich ein regelrechtes Feuerge=
fecht
entſpann, bei dem der eine der Verfolgten
verletzt wurde. Dieſer konnte nach abermaliger
Flucht erſt am Abend feſtgenommen werden. Die
Verfolgung des zweiten Banditen, eines berüch=
tigten
Räubers, verlief bisher ergebnislos.
Paris. Die Jagd nach dem im Walde von
Beauvais verſteckten Verbrecher, der am Diens=
tag
mit einem Helfershelfer die beiden Söhne
des franzöſiſchen ehemaligen Miniſters über=
fallen
und beraubt hatte, iſt am Mittwoch und
Donnerstag ununterbrochen fortgeſetzt worden,
ohne ein Ergebnis zu erzielen. Der Verbrecher
wurde wohl einige Male geſichtet, konnte aber
immer wieder im Walde ſelbſt oder in den um=
liegenden
Kornfeldern verſchwinden. Die Gen=
darmerie
hat nunmehr ein Flugzeug zur Suche
herangezogen, das über dem von der Polizei um=
zingelten
Walde kreiſt und weiße Sandſäcke ab=
werfen
ſoll, ſobald es den Flüchtigen ſichtet.

Die amerikaniſchen Piloten Ruſſel Boardmar
(rechts) und John Polando an ihrem Flug=
zeug
Cap Cod.
niſchen Piloten abgeworfen wurde. Man hat
allerdings von den Fliegern auch auf dem
Flugplatz von Le Bourget nichts bemerkt.
Zu dem gelungenen Atlantikflug der beiden
Amerikaner Herndon und Pangborn wird ge=
Weg über den Atlantik dichten Nebel an=
trafen
, der ſie auch zur Landung zwang. Sie
auf dem Meer landen mußten und daß ſie
außerdem in der Nähe eines abgelegenen Ge=
beabſichtigen
, heute, Donnerstag früh, zunächſt
New York-Wales betrug genau 25 Stunden
und 15 Minuten.
Die amerikaniſchen Ozeauflieger in Berlin
gelandet.
Berlin. Die beiden amerikaniſchen Ozean=

Einem Kraftwagenbrande zum Opfer gefallen,
Damgarten (Kreis Franzburg). Auf der
Landſtraße bei Behrenshagen fand man geſtern
früh den ausgebrannten Laſtwagen eines Säge=
werks
. In den Trümmern lagen die Leichen des
Wagenführers und ſeines Begleiters. Wie der
Befund ergab, iſt der mit Brettern beladene
Kraftwagen gegen einen Baum gefahren und
in Brand geraten. Durch den Anprall hatte ſich
die Bretterladung nach vorne verſchoben und den
Führer und ſeinen Begleiter in den Führerſitz
eingeſchloſſen, ſo daß ſie ſich nicht mehr in Sicher=
heit
bringen konnten und bei lebendigem Leibe
verbrannt ſind.
Die Hitze dauert in den Vereinigten Staaten an.
Bis jetzt 75 Todesopfer.
New York. Die Hitzewelle hält an. Geſtern
ſind ihr in New York ſieben Menſchenleben zum
Opfer gefallen. In den Vereinigten Staaten ſind
bisher insgeſamt 75 Perſonen an Hitzſchlägen ge=
ſtorben
.
Kardinalfürſtbiſchof Berkram
ſeier ſein Säſchiges Peferilfan

Berlin. Erzbiſchof Kardinal Dr. Ber
tram von der Erzdiözeſe Breslau begeht an
Freitag ſein 50jähriges Prieſter= und 25jährige
Biſchofsjubiläum. Papſt Pius XI. hat den
72jährigen Jubilar ein herzliches Glückwunſch
ſchreiben zugehen laſſen. Anſtelle jeder äußerei
Feierlichkeit wird eine beſondere Jubiläums
ſpende zur Linderung der Not verwandt wer
den. Der Kardinal ſelbſt verläßt am Freita
morgen gegen 8 Uhr Breslau, um eine Urlaubs
reiſe anzutreten.

[ ][  ][ ]

Nummer 210

Freitag, den 31. Juli 1931

Seite 11

Ods Jcüchsde eines Splons.
Von unſerem ſtändigen Wiener Mitarbeiter.

Wien, 27. Juli.
In einem Wiener Vorſtadtbezirk iſt ein Mann erſchoſſen wor=
den
, der in der kommuniſtiſchen Bewegung Deutſchlands einmal
eine gewiſſe Rolle geſpielt hat. Er heißt Georg Semmelmann
und man erinnert ſich, daß das Leipziger Reichsgericht ihn vor
etlichen Jahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen
Urkundenfälſchung und Betrug verurteilte, weil ihm die Ur=
heberſchaft
an den damaligen kommuniſtiſchen Aktionsplänen in
Mitteleuropa ziemlich einwandfrei nachgewieſen worden iſt. Mög=
lich
allerdings, daß Semmelmann bei der Aufſtellung dieſes
Programms nur als Helfer beteiligt war. Er iſt der engſte
Freund des deutſchen Kommuniſtenführers Otto Braun geweſen,
den ſeine Geſinnungsgenoſſen aus Moabit auf romantiſche Weiſe
befreiten und es iſt dann unaufgeklärt geblieben, welche Rolle
jedem von ihnen zugedacht war. Semmelmann hat ſeine Strafe
übrigens abgebüßt und war ſpäter nach Oeſterreich übergeſiedelt,
um von hier aus weiter für Moskau zu arbeiten. Jetzt hat
ihn ein Unbekannter mit zwei Revolverſchüſſen niedergeſtreckt,
der ſich ſchon zeitlich früh in ſeine Wohnung Eingang zu ver=
ſchaffen
wußte. Was zwiſchen den zwei Männern geſprochen
wurde, hat keine Zeugen gehabt. Die kamen erſt dazu, als
Semmelmann ſchon tot auf dem Boden lag und ſein Mörder
ließ ſich ohne Widerſtreben feſtnehmen. Wer er iſt, weiß niemand.
Daß ſein auf den Namen Egon Spielmann ausgeſtellter Paß
gefälſcht war, konnte ſchon nach ein paar Stunden feſtgeſtellt
werden und im übrigen fehlt in dieſem Paß jeder Vermerk,
wann ſein Beſitzer die Grenze überſchritten hat. Der angebliche
Spielmann aber verweigert über ſeine Perſon ebenſo jede Aus=
kunft
wie über das Motiv ſeiner Tat. Er ſpricht nichts und
hat für alle Fragen nur das gleiche überlegene Lächeln.
Nun haben ein paar Zufälligkeiten den Fall ſo weit geklärt,
daß ſich ſeine Vorgeſchichte wenn auch natürlich nur in großen
Umriſſen rekonſtruieren läßt. Semmelmann ſtand im Dienſte
der Sowjets und er wurde über deren Auftrag unſchädlich ge=
macht
, als man in Moskau darauf kam, daß er das ihm über=
tragene
Geſchäft nicht mehr ehrlich beſorgte. Er wußte offen=
bar
zu viel und mußte deshalb beiſeite geſchafft werden, ehe er
den Verrat vollenden konnte, den er geplant hat. Einmal ſcheint
Semmelmann zu den beſtbezahlten Agenten der Moskauer Nach=
richtenzentrale
gehört zu haben. Er war einer der Führer des
kommuniſtiſchen Geheimdienſtes geweſen, der ſich in Paris und
London ebenſo zurecht fand wie in Deutſchland oder zuletzt in
Wien, und ſein Einkommen war hoch genug, daß er ſich jeden
Luxus leiſten konnte. Auch den, daß er erſt vor wenigen Mo=
naten
die Tochter einer angeſehenen Kölner Familie zum Trau=
altar
führen durfte, die freilich von ſeiner wirklichen Beſchäf=
tigung
keine Ahnung hatte. Aber dann war ann in
Moskau plötzlich in Ungnade gefallen und die reichen Geldſen=
dungen
blieben aus. Ob ihn wirklich erſt die Not in das andere
Lager trieb und ob er der kommuniſtiſchen Gegenſpionage ſeine
Dienſte erſt dann anbot, als er von Moskau aus im Stiche ge=
laſſen
wurde, wird ſich wohl ſchwer feſtſtellen laſſen. Tatſache
iſt, daß er vor etwa ſechs Wochen einer Wiener Zeitung ſeine
Erinnerungen als Agent der Sowjets zur Veröffentlichung an=
bot
und ſich bereit erklärte, alles zu enthüllen, was er in ſeiner
früheren Tätigkeit erfahren hatte.
Und er verſprach hier ſehr viel. Er wollte über den ganzen
Aufbau der Sowjet=Spionage bei dem Militär und in der In=

duſtrie berichten und er hatte ſich für das Buch, das er ſchreiben
wollte, auch ſchon das Inhaltsverzeichnis zurecht gelegt. Es
ließ in der Tat manches Intereſſante erwarten. Semmelmann
beabſichtigte über die Agentenwerbung der Sowjet=Spionage zu
berichten und davon zu erzählen, daß ein Führer der Kommu=
niſtiſchen
Partei Deutſchlands, der gleichzeitig als Abgeordneter
dem Deutſchen Reichstag angehört, der Chef der Werbeleitung
dieſer Spionage iſt. Er wollte den Dienſtbetrieb bei den
Spionagezentralen in Berlin und Wien ſchildern, ihre oberſte
Leitung durch höhere Generalſtabsoffiziere der roten Armee unv
die Schulung, die ſie vorher in Moskau durchmachen müſſen,
und man hätte durch ihn davon erfahren, wie die falſchen und
die echten Päſſe und Legitimationen für die Sowjetsagenten
hergeſtellt werden, wie dann die ganze Arbeit vor ſich geht uno
wie das erhaltene Material den Auftraggebern zugeſtellt wird.
Ein paar Kapitel in dieſem Buch wollten ſich mit dem beſon=
deren
Arbeitsgebiet der Spionagezentralen bei der ruſſiſchen
Botſchaft in Berlin und bei der ruſſiſchen Geſandtſchaft in Wien
beſchäftigen und in dem Expoſé, das Semmelmann ſeinem
Offert an die erwähnte Wiener Zeitung beilegte, findet man
immer wieder einen Hinweis auf die enge Verbindung der
kommuniſtiſchen Partei Deutſchlands mit den Arbeiten der Mos=
kauer
Sowjetſpionage. Aber die Redaktion zögerte, wie ſie heute
erklärt, auf das Angebot Semmelmanns einzugehen, da ihr jede
Möglichkeit fehlte, das Material zu überprüfen, das ſie ver=
öffentlichen
ſollte.
Semmelmann hatte ſich alſo wirklich von Moskau befreien
wollen, und er wollte die verraten, in deren Dienſten er ſo
lange Jahre geſtanden war. Auch das wird für immer ein Ge=
heimnis
bleiben, wieſo man in Moskau davon erfahren hat
und wie es der ſowjetruſſiſchen Konterſpionage möglich geweſen
iſt, Semmelmann dieſes Verrates zu überführen. Man hat dann
freilich nicht mehr lange gezögert, ihn für dieſen Verrat zu
beſtrafen. Semmelmann wurde zum Tode verurteilt und ein
junger Menſch wurde beauftragt, dieſes Todesurteil zu voll=
ziehen
. Er hat ſich ohne jede Aufregung dieſes Auftrages er=
ledigt
, ſo wie man irgendeine geſchäftliche Angelegenheit in Ord=
nung
bringt, und er hat nicht einmal den Verſuch gemacht, nach
ſeiner Tat zu fliehen. Daß man ihn verhaften würde und daß
r dann dieſen Mord zu verantworten haben wird, gehörte
eben zu dem Riſiko ſeines freiwillig oder unfreiwillig übernom=
menen
Berufes, und er hatte es ſchon vorher genau einkalkuliert.
So brauchte er jetzt auch keine Reue zeigen und er kann ſich
damit begnügen, jede Auskunft über ſeine Perſon zu verweigern.
Sein gefälſchter Paß wird ihn nicht verraten und anſonſten
fand man bei ihm außer einer größeren Geldſumme und zwei
neuen Repetierpiſtolen nur das Bild Semmelmanns und einen
Stadtplan von Wien mit dem genau eingezeichneten Weg zur
Wohnung des Mannes, an dem das Todesurteil der Sowjets
vollzogen werden ſollte.
Vielleicht hat Semmelmann gewußt, welches Schickſal ihn er=
wartet
und vielleicht war ihm ſein Todesurteil ſogar vorher
zugeſtellt worden. Seine junge Frau erzählt jetzt, daß er ſchon
ein paar Wochen lang immer wieder von ſeinen Todesahnungen
geſprochen hatte, und daß er erſt kürzlich das Grab ſeines Vaters
beſuchte, um dort, wie er ſagte, vom Leben Abſchied zu nehmen.
Er wußte, was ihm bevorſtand, und er war wohl auch davon

überzeugt geweſen, daß er ſeinem Mörder nicht werde entfliehen
können. So wartete er von einem Tag auf den anderen auf
den Unbekannten, den man von Moskau aus zu ihm ſchicken
würde. Jetzt iſt er gekommen und in ein paar Minuten war
alles erledigt. Die kommuniſtiſche Tſcheka hat ihr neues Opfer
oder beſſer geſagt, ſie hat deren zwei. Denn nicht nur der Er=
mordete
, auch der Mörder gehört zu ihnen, der ſeinen Partei
fanatismus und ſeine Ergebenheit in die Idee ohne Widerſpruch
und ohne Ueberlegung zu büßen bereit iſt. Wären die Hinter=
gründe
und die Zuſammenhänge dieſes Dramas nicht ſo grauen=
haft
, ſo könnte man faſt von einem antiken Heroismus ſprechen,
der den Mörder zu dieſer Tat drängte. Aber zu einer ſolchen
Wertung fehlt wohl alles. Fehlt vor allem die ſittliche Idee,
ohne die nun einmal kein Heldentum beſtehen kann. Auch nichr
das, das ſich der Kommunismus von heute ſo gerne zum Ziel
ſetzen möchte.
R. W. P.
Rundfunk-Brogramme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 31. Juli.
7.30: Bad Neuenahr: Frühkonzert des Kurorcheſters.
16.30: Wiesbaden: Konzert des Kurorcheſters.
18.15: Dr. W. Meiſl: Bücherſtunde: Sportliteratur.
18.45: Aerztevortrag: Die Wildbäder im Lichte von Naturwiffen=
ſchaft
und Medizin.
19.15: Pforzheim: Mandolinenkonzert d. Erſten Mandolinenver=
eins
Pforzheim Soliſten: K. Kletterer, L. Nill.
19.45: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters. Mitw.: W. Maurer.
20.15: Ums aoldne Kalb: Totentanz von heute, Literar. muſ. Sen=
defolge
v. R. Rieth; Mitw.: Hildegard Rohde, W. Buſchhoff.
21.15: Sommernachtslieder; Werke von Chopin, Schumann. Brahms
u. a Geſungen v. Ellen Beck, J. Lenz: Am Flügel: A. Haagen.
21.45: Neue Muſik der Nationen. 4. Abend; Vortrag: Dr. P.
Stefan, Ausf.: Das Philharm=Orch. Stuttgart: Solnten Jella
Braun=Fernwald (Sopran), St. Frenkel (Violine).
23.20: Tanzmuſik auf Schallplatten.
0.30: Nachtkonzert: Werke von Händel, Loeillet, Mozart, Fr. d.
Große, Telemann; Ausf.: H. Breiden (Flöte), G. Lenzowſkt
(Violine)., R. Merten (Klavier).
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Freitag, 31. Juli.
15.00: Urſula Scherz: Fröhlicher Bericht aus dem Kinder= Krüppel=
heim
.
15.30: Wetter= und Börſenberichte.
16.00: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.00: O. Henl: Neuzeitliche Inſtrumentalpflege in der Volksſchule.
17.30: Hede Geber: Luſtiges Abenteuer von Sochtſchenko.
18.00: E. Collin: Der Kampf des Handwerks im Zeitalter der
Maſchine.
18.30: Prof. Dr. Dülberg: Moderne lasmalerei.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Wiſſenſchaftlicher Vortrag für Aerzte.
19.30: Kulturkreis des Arbeiters. Arbeit und Familie als kul=
tureller
Faktor im Arbeiterleben.
19.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Luſtiges aus Süddeutſchland. Jodlerquartett Gebrüder Fink.
Mitw.: Th. Auzinger, J. Roider, Geſchwiſter Junghans.
20.45: Was frag ich viel nach Geld und Gut. Komödie von H.
Müller=Schlöſſer.
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Tanzmuſik. Jazz=Orcheſter Dick Dan, Tangokapelle El
Aguilar.

Hauptſchriftleitung: Rudelf Mauve
Verantwortlich für Polltſk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V.: Dr. C. H. Queiſch;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer;
für Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette
für den Inſerafenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: Z. C. Wittſch ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer bat 16 Geiten

ilhelmſtr. 8,I.
Herrſchaftliche
Dimmer-

reichl. Zubeh., Zen=
tralheizg
.. Neben=
treppe
zu vermiet.
Näh.: K. Schembs,
Steinſtraße 10.
(11292b)

Ainfaltt.
Haus
Tintenviert., be=
ſtehend
aus 7 Zim.,
Küche, Bad. Gart.,
Zent.=Heiz., Fried.=
Miete 1800., per
1. 10. 31 zu verm.
Alker’s
Wohnungsnachweis
G. m. b. H.,
Eliſabethenſtr. 34.
(11295)

5 Zimmer, Gas, el.
Licht, Parkett, grß
Verand.,Bodenkam.,
Keller, 2. Stock, ſo=
fort
zu vermieten.
Klavier=Arnold,
Mühlſtraße 12, Ecke
Erbacherſtr. (11338b

FZimmer=
johnung

(Paulusviertel)
m. allem Zubehör,
Fried.=Miete 100.
der 1. 10. zu ver=
mieten
. (11296
Alker’s
Wohnungsnachweis
G. m. b. H.
Eliſabethenſtr. 34

3=Zimm.=Wohnung
(mit Karte) ſof. zu
vermieten. Ang. u.
F. 95 a. d. Geſch.

Schöne 2=Zimmer=
Wohng. m. Küche,
Speiſek., Kell., Bod.
Nähe Woog b. all.. Dame. Preis
d. Z. entſpr herabg.
Näh. Geſchäftsſt. (*

A

Kleine Manſarde
Nanſz. m. el. L. (Seitenb.) nur an

ochgel.aberufst, einz. ehrenh. Perſ.
erloſ. Ehep. od.
nſteh. berufst. m. Mietkarte z. vm.
ibl. Perſ. p. ſof. Ang. u. F. 68 Gſch.
vm. Näh. Gſchſt.*
(df)

Wissen Sie, das ist nämlich

Deusten am Markt vergrößert doch eben
und vier ganz neue Schaufenster sind sogar
schon fertig geworden und konnten dekoriert
werden. lch kann Ihnen sagen da habe ich
S
geschwitzt. lch wollte Ihnen doch gleich richtig
beweisen, daß ich meinen Namen Sparmann
zu Recht trage, daß ich wirklich der Mann bin, der
Ihnen zum Sparen verhilft. Wenn Sie nachher Zeit
haben, kommen Sie doch mal bei Deuster am Maikt
vorbei und sehen Sie sich die 10 Eiker an. Ordentlich
geschafft habe ich, um die Preise klein zu kriegen, aber
es ist auch was geworden. Doch ich will Ihnen gar
nichts weiter sagen, das müssen Sie sehen. Kommen
Sie also nachher! lch bin auch da. Und Sie wissen
doch, nur am Markt ist Deuster, das Spezialhaus
für fertige Herrenbekleidung.

Mod., neuherg.
4-Zim.-Wohn.
in ſehr gt. Wohnl.
mit o. oh. Garage
ſof. zu verm. Ang.
u. F. 109 Geſchſt.

Lagerhausſtr. 26, p.
gut möbl. Z. z. vm.
(*mdf)

Wilhelnſt. 27
ſehr ruh. möbliert.
Zimm. ſof. od. ſpät.
zu vermieten. (*f=

Wittmannſtr. 25, II.
2 möbl. Zimm.
m. Küchenb. z. vm.
(*mfi)

Gediegen möblierte
Zimmer
ſof beziehbar. (473a
Hügelſtr. 15. Laden

Karlsſtr. 12, pt.
möbl. Zim. z. vm.

Schuchardſt. 1, III, r.
gut möbl. Zimmer
a. berufstätig. Hrn
ſof. z. verm. (10739a
Wendelſtadtſtr. 8, I.
ſch. möb. Zim. z. v.
(*dfs)

Kahlertſtr. 32, II.
(E. Wendelſtadtſtr.)
zut mb. Z. bill. z.v
dfs)

Sch. möb. ſonn. Z.,
Fenſt. n. d. Luiſen=
blatz
, ſep. Eing.,
vm. Luiſenplatz 10.
II., Vorderh. (*df

Schützenſtr. 3, III.
möb. Zim. z. v. *fs

Bleichſtr. 47, II.
möbl. Zim. z. vm.

Landwehrſtr. 29, II.
lks., ſch. ſonn. möb.
Z. ſof. z. v., m. all.
Zub. mon. 25 .
Schleiermacherſtr. 20
III., möb. 3. z. v.*

Bismarckſtr. 82, pt.
möbl. Zim., el. L.
ſep. Eing. z. vm.
Waldſtr. 33, II. lk.
möbl. Zim. z. v. *fs

Alexanderſtr. 5, II.
(links) möbl. Zim
zu vermieten. (*f

Dreibrunnenſtr. 3, I.
Schön möbl. Zim
(el. L., Bad, Fern=
ſpr
. i. H.), mit od.
o. voll. Penſ. z. vm.
Liebfrauenſt. 78, III
(lk.) frdl. möbl. 3.
el. Licht, ſof. z. vm.
Wöchentl. 4 .

Roßdörferſtr. 77, I.
gut möb. Wohn= u.
Schlafz. in gut. Lg.
1 od. 2 Bett. z. v.*

Waldſtr. 15, p., gut
möbl. Zim. z. v. *fs
Möbl. Zim. in ſehr
ruh. L. mit fl. W.
Z.=Heiz. u. Badegel
ſof. z. verm. Ang.
u. F. 103 Geſch. (

Gemütl. möb. Zim.
bill. zu vermieten.
Näh. Geſchäftsſt. (

Erbacherſtraße 65
(Müller) frdl. möb
3. m. el. L. z. vm.
Schön. möb. Zim. z
verm., m. el. Licht
20 . Näh. Geſch.*

Grafenſtr. 35, I., gt.
möbl. Zim. z.

Mathildenſtr. 49, p.
gut möbl. Zim. mit
el. Licht, Bad und
Telephon ſofort zu
vermieten.

Luiſenſtr. 32, Vdh.
II., möbl. Z. m. el.
Licht ſof. zu verm.
Pankratiusſtr. 33,II
frdl. möb. 3. ſ. z. v.
Ernſt=Ludwigſtr. 3,
III., möbl. Zimmer,
ſep. Eing., el. Licht,
zu verm. (11320a

Viktoriaplatz 1, III
nett m. 3. bill. z. v.
(*fs)

Schuchardſtr. 13, pt.
möb. Zim. z. vm.
Saalbauſtr. 16, III.
frdl. ſep. möb. 3.z. v.*

Kaſinoſtraße 7, II.
möb. 3. z. vm. (*fs
Pankrat.=Str. 33, I.
ein gut möb. Zim=
mer
zu vermieten.
Ludwigſtr. 20, II.
möb. Zim. m. Penſ.,
ev. 2 Bett. (11305a

Hügelſtr. 77, Vdhs.
III., einf. mb. Z., el.
2.,ſof. z. vm. (*fsg

Heinrichſtr. 136, pt.
1 möb. Wohn= u. 1
leer. Schlafzim. m.
Küchenb., Kell. z. v.
Anzuſ. ab 12 Uhr.

Liebigſtraße 8, II.
möb. Zim. zu vm.
E.=Ludwigſtr. 8, II.
gut möb. Z. z. v.
Alexanderſtr. 10, pt.
gut möb. Z. m. od.
oh. Penſ. zu vm. (*

Bleichſtr. 19, I. lks.
möbl. Z. ſof. z. vm.
(11341)

Waldſtr. 7, ſauber
möb. Zim. z. vm.
Arheilgerſtr. 2, III.
2 möb. 3. z. v.

Eliſab.=Str. 51, pt.l.
gr., gt. möb. Z. m.
1 od. 2 Bett. z. v.*

Schloßgaſſe 12, I.
Hottes), möbl. Z.
ſof. zu vermieten.

Frankf.=Str. 16½,II.
frdl. möb. Z., ſchön
geleg., an berufst.
Hrn. bill. z. vm. (*
Kirchſtr. 12, II. r.
gut möbl. Zimmer
zu vermieten.

Für Tankanlage!
Nähe neu. Dapolin=
ſtelle
d. Blumenthai=
ſtraße
zu vermiet.
Ang. u. F. 43 Gſch.
(11230b)

Nd.=Ramſt.=Str. 51
Werkſtätte z. vm.*

In ruhiger Lage
am Walde
möbl. Zim. an be=
rufst
. Frl. o. Hrn
ſof. zu verm. Bad
im Hauſe.
Eberſtadt/B.,
Frankenſteinerſt. 165

[ ][  ][ ]

Seite 12

Freitag, den 31. Juli 1931

Nummer 210

Spatt, Splel und Jurnen

Boken.
Zum Fteilufk=Kampfabend des Sporkvereins 98.
Freiluft=Boxen erfreut ſich nach dem Kriege in Amerika
denkbarſter Volkstümlichkeit, ebenſo in Europa ſeit Einführen der=
artiger
Veranſtaltungen. Süddeutſchland iſt in laufender Saiſon
zur Nachahmung übergegangen. Am kommenden Samstag abend
wird nunmehr der Sportverein Darmſtadt 98 als vierter ſüddeut=
ſcher
Verein einen ſolchen Freiluft=Kampfabend (welcher gleich=
zeitig
ſein 11. Boxabend iſt), im Stadion am Böllenfalltor ver=
anſtalten
. Das Programm hat durch Verpflichtung der erſten
Kampfmannſchaft der Bockenheimer Turngemeinde 60 eine gedie=
gene
Beſetzung erfahren.
Im Federgewicht trifft Brauburger=98 auf den Bocken=
heimer
Wehrheim; beide ſind nach ihren Trainingsleiſtungen
guten Sport verheißende Erſtlinge. Ebenfalls im Federgewicht
kämpfen Schmidt=98 und Fiſcher=Bockenheim, zwei Bekannte
vom vorjährigen Nationalen der Bockenheimer Turngemeinde her,
wo ſich beide nach ſelten hartnäckigem Fight unentſchieden trenn=
ten
. Der 98er kann die Partie gewinnen, wenn er nach Art des
Frankfurters ohne Kunſtpauſe, kämpft. Im Leichtgewicht ſtehen
ſich Zickler=98 und Hund=Bockenheim gegenüber. Der Sport=
vereinler
, welcher 2. DASV.=Gaumeiſter geweſen iſt, hat es durch
intenſives Training zu ſeiner bislang beſten Form gebracht; be=
ſonders
augenfällig iſt ſein ungemein hart gewordener Schlag. In
Hund hat er einen Gegner mit bemerkenswert gutem Rekord. Die
nächſte Paarung ſteigt dann im Weltergewicht, und zwar zwiſchen
Bock=98 und Friſchmann=Bockenheim. Hier bietet ſich dem
früheren DASV.ler Bock willkommene Gelegenheit, zu zeigen,
daß er nicht unverdient Gau= und 2. Kreismeiſter beim Deutſchen
Athletik=Sportverband geweſen iſt. Friſchmann iſt im Maig=
bezirk
als guter Linksboxer bekannt. Die zweite Paarung im
Weltergewicht bringt Heß=98 und Kerber=Bockenheim zwiſchen
die Seile. Von dem 98er weiß man in hieſigen eingeweihten
Kreiſen zur Genüge Näheres. Es bleibt indes noch übrig, daran
zu erinnern, daß Heß in Kreuznach ſeinerzeit Kreismeiſter wurde
und wiederholt an den Endkämpfen um die Deutſche DASV.=
Meiſterſchaft (Berlin und Frankfurt) teilgenommen hat. In dem
Bockenheimer Kerber hat Heß einen geriſſenen Ringfuchs zum
Gegner, der ein ungewöhnlich ſauber ſchlagender und dabei doch
hart boxender Kämpfer iſt. Im Mittelgewicht kommen zunächſt
zwei Jugendliche, nämlich Schäfer=98 und Seib=Bockenheim
in den Ring. Beide gehören zum vielverſprechenden Nachwuchs
ihrer Klaſſe. Weiter kämpfen im Mittelgewicht Drott=98 und
Scherm=Bockenheim. Es intereſſiert in eingeweihten Kreiſen
mit Recht, wie Drott ſich diesmal aus der Affaire zieht, zumal er,
nach ſeiner jetzigen Form zu urteilen, heute mit zu den beſten
Mittelgewichtlern im Mainbezirk zählt und andererſeits Scherm
in der jüngſten Vergangenheit führenden ſüdweſtdeutſchen Geg=
nern
ſeiner Klaſſe durchweg ebenbürtig geweſen iſt. Im Schwer=
gewicht
kreuzen Trumpfheller=98 und Limbach= Bocken=
heim
die Handſchuhe. Ohne die Bedeutung der anderen Kämpfe
zu ſchmälern, kann man behaupten, daß dieſes Treffen die Stim=
mungsſache
des Abends ſein wird. Der Bockenheimer iſt ein
außergewöhnlich raſch vorwärts gekommenes Talent. Im End=
kampf
um die diesjährige Mainbezirksmeiſterſchaft holte er ſich
nach hartem Kampf gegen ſeinen diesmaligen Widerſacher Sieg
und Meiſterſchärpe. Einige Wochen vorher hatte Trumpfheller
im gleichen Aſchaffenburger Ring den Bockenheimer glatt nach
Punkten abgefertigt. Die jetzige Partie bietet alſo dem Sport=
vereinler
Gelegenheit zur Revanche. An Können iſt keiner ſchlech=
ter
als der andere, jedoch hat der Bockenheimer ſehr deutliches
Gewichts=Vorteil, Trumpfheller dagegen iſt etwas raſcher auf
den Beinen. Den Kämpfen voraus geht die erſte
Handball=
Begegnung der neuen Saiſon, und zwar ſtehen ſich auf dem Haupt=
feld
die Ligareſerven des Sportvereins und die erſte Mann=
ſchaft
der Turngemeinde Beſſungen gegenüber. Die
Turnerhandballer Beſſungens haben ihre deutlichen Erfolge in
letzter Zeit nicht dem Zufall, ſondern einem grundſoliden Kön=
nen
zu verdanken. Dabei iſt die Mannſchaft vorbildlich fair und
außerordentlich raſch im Abſpiel. Von den Ligareſerven der 38er
weiß man noch aus dem letzten Spieljahr her, was die Elf kann
und es iſt nicht zuviel geſagt, wenn man die Spielſtärke der
Sportvereins=Reſerven derjenigen mancher Ligamannſchaften un=
ſeres
Bezirks ſpeziell des neuen, zumindeſtens gleichſtellt. Das
Spiel beginnt pünktlich um 18,45 Uhr. Die Preiſe für dieſe in=
tereſſante
Doppelveranſtaltung im Böllenfalltor=Stadion ſind
äußerſt volkstümliche.
Die deutſche 4mal 1500 Meter Staffelmeiſterſchaft wird am
16. Auguſt in Braunſchweig ausgetragen.
Der Leichtathletikkampf MainHeſſen findet am 16. Auguſt
in Frankfurt auf dem Platze des SC. 80 ſtatt.
In Verbindung mit den deutſchen Leichtathletik= Meiſterſchaf=
ten
findet am kommenden Samstag in Berlin eine Haupiaus=
ſchuß
=Sitzung der DSB. ſtatt.
Die Aachener Abend=Radrennen gewann überlegen Thollem=
beek
vor Damerow, Dederichs und dem Holländer Lorry.

Waſſerball.
Rot=Weiß Heſſen Worms (Liga).
Nach längerer Pauſe zeigen ſich die Rotweißen in zwei Spie=
len
am Sonntag wieder der Oeffentlichkeit.
Um 10.30 Uhr ſtehen ſich im Woog zunächſt die 1. Jugend=
mannſchaften
beider Vereine gegenüber. Rotweiß, als diesjähri=
ger
Pokal=Tuxnierſieger und langjähriger Gauſieger, wird der
ſpielſtärkſten Jugendmannſchaft des Kreiſes Südweſtdeutſchland
beſtimmt ein ebenbürtiges Spiel liefern.
Anſchließend ſtehen ſich die Ligamannſchaften beider Vereine,
die ſich ſchon manchen Kampf lieferten, gegenüber. Rotweiß, das
in den letzten Punkteſpielen reichlich Pech hatte, verſucht eine neue
Aufſtellung, von der man annimmt, daß ſie ihrem Gegner an
Schnelligkeit und Zuſammenſpiel überlegen iſt. Eintritt frei.
* handball in der 9.2.
Beginn der Pflichtſpiele der Kreisklaſſe am 9. Auguſt.
Es ſpielen: Arheilgen Bensheim und Pfungſtadt Wall=
dorf
. Zu einem Privatſpiel hat Bickenbach an dieſem Tage den
vorjährigen Meiſter der D. T., Tv. Frieſenheim, verpflichtet.
Von mancher Seite und namentlich aus Spielerkreiſen wird der
Beginn der Pflichtſpiele ſehr begrüßt. Der Handball iſt eben
Kampfſpiel und man will Früchte ſehen. In allen Lagern hat
man durch eifriges Ueben auf Verbeſſerung hingearbeitet. Einige
Vereine haben ſogar die Koſten für einen Trainer nicht geſcheut.
Wenn man ſie der Reihe nach betrachtet, hat Arheilgen ſeine gute
Form noch verbeſſert und dürfte ſeinen Meiſtertitel erfolgreich
verteidigen. (Trainer Jans=Darmſtadt). Bickenbach hat ſich un=
ter
Hennemann ſchön herangebildet und iſt als erſter Mitbewer=
ber
anzuſprechen. Pfungſtadt ſtellt eine ſtark verjüngte Elf, die
das frühere Mitglied Delp einübt. Auch Griesheim hat auf ſeine
ehemalige ſtarke Jugend zurückgegriffen und bereits ſchöne Er=
folge
erzielt. Walldorf hatte ſich in der Ruhezeit mehr nach
Frankfurt orientiert und am 9. Auguſt wird man die Elf in
Pfungſtadt ſehen. Aus Langen hört man, daß Irion (der Hüter)
wieder Mitglied geworden iſt. Dann wird Doll für die Verteidi=
gung
frei werden. Der Gaumeiſter Bensheim hatte das Pech,
ſeinen beſten Stürmer zu verlieren. Doch iſt Sommer gut erſetzt
worden. Man darf daher auf das erſte Spiel in Arheilgen ge=
ſpannt
ſein. Auch Groß=Zimmern verlor zwei Spieler und hat
dadurch an Stärke eingebüßt. Ueberblickend darf man ſagen, daß
die diesjährige Runde mit den acht genannten Mannſchaften eine
Beſetzung aufweiſt, die, bei dem Gedanken an die Treffen auf den
Handballfeldern, viele Herzen höher ſchlagen läßt. Aus der
Statiſtik; Im 9. Kreis Mittelrhein ſpielen 1550 Mannſchaften,
davon 76 in der Kreisklaſſe, die ſich auf 5 Gaugruppen verteilen.
Unſere, die zweite Gaugruppe, ſpielt zweigeteilt mit je acht
Mannſchaften.
Main=Rhein=Gau.
Anläßlich des Gauturnfeſtes Offenbach=Hanau am 2. Auguſt
ſpielt unſere Gauelf in Neu=Iſenburg mit: Scheuermann ( Büttel=
born
) im Tor; Jakoby und Anthes (Arheilgen) in der Verteidi=
gung
; Spahn (Tgſ. Darmſtadt) Becker (Arheilgen), Fey ( Pfung=
ſtadt
) in der Läuferreihe; und Spalt (Seeheim), Kaltenbach ( Beſ=
ſungen
), Götz und Braun (Arheilgen), Leonhardt (Sprendlingen)
im Sturm. Die Elf kann ſich ſehen laſſen.
Schiedsrichterprüfung in Eberſtadt.
Zur praktiſchen Prüfung der 22 Anwärter werden auf den
beiden Eberſtädter Spielplätzen elf Spiele benachbarter Vereine
ausgetragen. Das Programm iſt dermaßen glücklich zuſammen=
geſtellt
, daß mancher Verein die Eberſtädter ſicherlich beneidet.
Es ſpielen:
Feld 4: 910 Uhr: Eberſtadt 2. Beſſungen 2.: 1011 Uhr:
Eberſtadt Jgd. Bickenbach Jgd 1112 Uhr: See=
heim
1. Reichsbahn 1.: 23 Uhr: Beſſungen 1.
Pfungſtadt 1.; 34 Uhr: 2 Schiedsrichtermannſchaften.
Feld B: 910 Uhr: Pfungſtadt 2. Tgſ. Darmſtadt 2.: 10 bis
11 Uhr: Tgde. 1846 Darmſtadt 2. Reichsbahn 2.; 11
bis 12 Uhr: Nieder=Ramſtadt 1. Biickenbach 2.: 2 bis
3 Uhr: Pfungſtadt Jgd. Arheilgen Jgd.; 34 Uhr:
Tgſ. Darmſtadt 1. Griesheim 1.: 45 Uhr: Tgde.
1846 Darmſtadt 1. Bickenbach 1.
Prüfungsausſchuß: Mündlich und ſchriftlich: Gauſpielwart
Lehr, Wenner. Feld 4: Dr. Schmidt, Hartenfels: Feld B: Wolf,
Fey. Anſchließend, 5,30 Uhr, im Lokal Zur Eiſenbahn Ver=
ſammlung
aller Schiedsrichter.
Handballvorſchau für Sonntag.
(Worfelden Weiterſtadt; Walldorf Polizei Frankfurt:
Heppenheim Ladenburg; Urberach Eppertshauſen Groß=
Hauſen Hahn; Erzhauſen Langen Reſ.)
Das bedeutendſte Spiel iſt zweifellos die Walldörfer Be=
gegnung
mit den Frankfurter Poliziſten, und es wäre erfreulich,
wenn der Ausgang bekannt würde! Auch intereſſiert weitere
Kreiſe das Abſchneiden Weiterſtadts in Worfelden.
Beginn der Gaumeiſterſchaftsſpiele am 13. September.

Freie Turngemeinde Darmſtadt Osnabrück.
Heute abend 6½ Uhr Schwimmwettkampf im Großen Woog.
Auf der Rückfahrt von den Olympiadeveranſtaltungen in
Wien trifft heute die Wettkampfmannſchaft des Osnabrücker
Schwimmvereins hier ein und ſtellt ſich ſofort am Abend in
einem Wettkampf der Schwimmabteilung der Freien Turn=
gemeinde
Darmſtadt. Ausgetragen werden eine 4mal 100 Meter
Lagenſtaffel, 6mal 50 Meter Bruſtſtaffel, 8mal 50 Meter Krawl=
ſtaffel
4mal 100 Meter Frauen=Bruſtſtaffel und verſchiedene
Einzelwettkämpfe. Bei der Frauen=Bruſtſtaffel wird auch eine
Mannſchaft der Freien Turngemeinde Pfungſtadt mitſchwimmen.
Den Abſchluß wird ein Waſſerballſpiel Darmſtadt Osnabrück
bilden. Bei der Stärke der beiden Wettkampfmannſchaften wird
es zu ſpannenden Kämpfen kommen. Osnabrück gehört ſchon von
jeher zu den führenden Schwimmvereinen Süddeutſchlands. Auch
die Schwimmabteilung des hieſigen Vereins ſtellte in der dies=
jährigen
Saiſon ſchon beachtenswerte Reſultate auf. Durch Zu=
zug
konnten in letzter Zeit hier die einzelnen Staffeln noch ver=
ſtärkt
werden. Der Eintrittspreis iſt nur auf 30 Pfg. feſtgeſetzt,
ſo daß tatſächlich jedem Gelegenheit geboten iſt, ſich die Kämpfe
anzuſehen.
Poſtſporkverein Darmftadt.
Körperliche und damit auch geiſtige Ertüchtigung und Stär=
kung
der Beamtenſchaft hat auch der im vorigen Jahre nach dem
Vorbild zahlreicher anderer deutſcher Ober=Poſtdirektionen in
Darmſtadt gegründete Poſt=Spoxtverein ſich zum Ziele ge=
nommen
und am vergangenen Sonntag das Ergebnis ſeiner Tätig=
keit
auf ſeinem hübſch gelegenen Sportplatz am Dornheimer Weg
den Angehörigen der Reichspoſt dahier vorgeführt. Man darf im
voraus bemerken, daß der Erfolg ein befriedigender, ja teilweiſe:
recht guter war.
Unter den Gäſten wurde beſonders auch der Ehrenvorſitzende
des Vereins, Präſident Leiſter von der Ober=Poſtdirektion, be=
grüßt
.
In würdiger Form wurden die Darbietungen durch einen
ſchneidigen Aufmarſch eingeleitet, der einen guten Geſamtein=
druck
hinterließ. Ein ſicheres und ſchones Spiel bot der Hand=
ball
, bei dem der Anwurf durch den Herrn Präſidenten erfolgte.
Recht beifällig aufgenommen wurde das dann folgende abwech=
ſelungsreiche
Spiel der Kinder,
Die Freiübungen der Herren befriedigten, doch iſt.
anzunehmen, daß bei vermehrtem Eifer bis zum nächſten Jahre
ſich die Leiſtungen bei den guten Anlagen bedeutend ſteigern wer=
den
. Mit ſehr gut darf dagegen die von den Damen vorge=
führte
Körperſchule bezeichnet werden, die bewies, was Energie
und fleißige Uebung hervorzubringen vermögen. Den Abſchluß
der Uebungen bildete ein gefälliges Fußballſpiel, das beiden
Mannſchaften Gelegenheit bot, ihre Gewandtheit nach Moglichkeit
zu zeigen. Hier ſchickte Frau Präſident Leiſter den Anwuxfsball
heraus.
Nach dem gemeinſamen Abmarſch richtete der Ehrenvor=
ſitzende
herzliche Dankesworte an die Teilnehmer beſonders aber
an die Spielführer, Herrn Fiedler, Fräulein Müller und Herrn
Mohr, wobei er der Hoffnung Ausdruck gab, daß der Verein bei
weiterer treuer und fleißiger Arbeit im nächſten Jahre mit Stolz
beſtehen könne. Die Geſamtleitung der ganzen Veranſtaltung lag
in der ſehr geſchickten Hand des Vorſitzenden, Herrn Oberpoſtrats
Wittich, geſtützt durch Herrn Oberpoſtſekretär Wuttig.

Rennen zu Hoppegarken.

1. Preis von Heidemühle, Lehrlingsreiten. 2800 Mk. 1800
Meter 1. A. Schumanns Immerfort (Heßler); 2. Süßkirſche,
3. Buſſard. Toto: 19, Platz: 12, 13. 3Kopf. Ferner: Ute,
Berenice.
2. Preis vom Fließ. Für Zweijährige. 2800 Mk 1600 Meter.
1. G. Schmeiſſers Kameradſchaft (Ackermann), 2. Amön; 3. Tri=
num
. Toto: 74. Platz: 22, 20, 21. Kopf1½. Ferner: Mago, Wil=

3. Preis von Fichtenau. Ausgleich 2. Für Dreijährige. 3300
Mark, 2000 Meter. 1. Stall Heidehofs Willkomm (Maß);
2 Marie Louiſe; 3. Maſaniello. Toto: 32, Platz: 14, 18, 14.
/. Ferner: Kamerad, Altai, Novalis, Ramſes, Konflikt.
4. Preis von Woltersdorf. Für Zweijährige. 3300. Mark.
1200 Meter. 1. A. u. =C. v. Weinbergs Fauſtgraf (O= Schmidt);
2. Aventin; 3. Arabeske, Toto: 20, Platz: 12, 16. 19. 234. Fer=
ner
: Gralsbecher, Horos, Palaſtpage Athenais.
5. Hoppegartener Ehrenpreis. Ehrenpreis und 5200 Mark.
1600 Meter 1. Geſt. Mydlinghovens Null Ouvert (Vinzenz);
2. Chamberlin; 3. Palfrey. Toto: 35; Platz: 28, 48. 23. Fer=
ner
: Meiſterpolier. Narciß.
6. Preis von Eggersdorf. Für Dreijährige. Verkaufsrennen.
2800 Mark 1400 Meter. 1. Heinz Stahls Garde (Hiller); 2. Oſt=
kind
; 3. Waſſerquelle. Toto: 63. Platz: 18, 78 17. Kopf-).
Ferner: Landjunker, Trochäe. Flavia, Mandelblüte, Treuling,
Sanda, Ilſha, Feſtkönigin, Beryll. Flaggenlied.
7. Preis von Heſſenwinkel. Ausgleich 3. 2000 Mk. 1600 Mtr.
1. W. Sternbergs Heuchler (J. Svehla); 2. Nomos; 3. Bellina;
4. Immerzu. Toto: 59. Platz: 20. 16, 23, 29
Ferner:
Osram, Scapos, Morgenwind, Helmut, Idylle, Parzenländer,
Wigbert, Funker, Irrigoyen, Tannenberg 2. Flugholde.

Ausſichten für Freitag, den 31. Juli: Meiſt wolkig, wärmer, zeitweiſe
Niederſchläge.
Ausſichten für Samstag. den 1. Auguſt: Teils wolkig, teils aufheiternd,
etwas kühler mit ſtrichweiſen leichten Schauern.

G

SOllAAOIIO TTOIOT

nZen

Unsere 8 Schaufenster
sind wieder einmal das Tagesgespräch
Darmstadts. Ueberzeugen Sie sich von
unserer überragenden Leistungsfähigkeit!

DOrlOMNSROoS
Aeltestes Schuhhaus größten Umfanges
Inh. A
s t0Fiu 8
Schillerplatz 8.

Beſonders billiges
Möbel=
Angebok
1 Piano (ſchwarz),
noch ſehr gt. kreuz=
ſaitig
. Inſtrument,
380. Mk.
1 Schlafzimmer,
nußb. pol., m. Spie=
gelſchr
., . Marm.
u. Spiralrahmen
340. Mk.
1 Büfett, pol., 500
1 Waſchkommode,
f neu, mit weißem
Marmor u. Spieg.,
nußb pol., 115 ,
mehr. Schreibtiſche
von 30 an,
Klubſofa mit 2
Seſſeln 45 , 1 gt.
Chaiſelongue mit
Plüſchdecke u. Wand=
behang
55 , vier
eich. K.=Lederſtühle
ä 7 , 1 weiß. eiſ.
Bettſtelle m. Matr.
22 , 1 gutes pol.
Vertiko 40 .
Fern. ſehr preisw.
mehrere mod. elekt.
Beleuchtungskörper
1 Teppich, mehrere
Tiſche, Schränke,
2 Divane, 2 Büch.=
Schränke, 1 modern
Rauchtiſch mit ge=
hämm
. Meſſingpl.,
1 Pfeilerſchrank.
Blumengrippen etc.

11342

8i

3 Alexanderſtr. 3.
Telef. 4164. (*

Geschäftsübernahme u. Emptehleng!
Meiner verehrten Kundschaft zur gefl.
Kenntnis, daß ich meine seither betriebene
Bäckerei und Konditorei
Herrn Kourad Gerbig übergeben habe. Ich danke
meiner verehrten Kundschaft für das mir geschenkte
Vertrauen und bitte, dasselbe auf meinen Nachfolger
übertragen zu wollen. Darmstadt, den 31. Juli 1931.
Heinrich Lepp, Bäckermeister, Soderstr. 79
Im Anschluß an vorstehende Mitteilung bitte
ich die verehrte Einwohnerschaft, insbesondere
die werte Kundschaft meines Vorgängers, mein
neues Unternehmen gütigst unterstützen zu wollen.
Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, meine
Kundschaft prompt und reell zu bedienen.
lch bitte um geneigten Zuspruch und zeichne hochachtungsvoll
Bächer- Darmstadt
DadHerel U. Kondtorel Konrad Gerhig meisſer Soderstr.79

Wer zögert! Kompl.
Schlafz., . Mar=
mor
, f. nur 575
ſof. zu verk. Ang.
unt. F. 122 Gſchſt. *
1 Nähmaſch. 18
1 Zinkbadew. 10
1 Federdeckb. 12 ,
1 Bettgeſt. m. Spr.. 20 . 1 Tiſch
(nußb.) 12 1rd.
Büroſtuhl 6.50 .*
Roßdörferſtr. 49, pt.
Breite Nußbaum=
bettſt
. (a. als 2ſchl
zu gebr.) mit guter
Matratze zu verk.
erlenberg 13, rcht.

Wittmannſtr. 25, II.
Mobel zu vert.
mfi)

Schiedmayer=
Klavier,
ſehr gut erhalten.
preiswert zu verkf.
Anzuſeh. 46 Uhr
Beckſtraße 63, I. (
Ausziehtiſch mit 2
Stühlen, neuwert.,
f nur 50 z. verk.
Näh. Geſchäftsſt. (2
Schweres, hocheleg.
Schlafzimmer.
kauk. Nßb. preisw.
Odenw. Möbelhaus
Eſchollbr.=Str. 18.
Neuer Maßanzug,
dunkelbraun geſtr.,
Gr. 48, ſtatt 100
für 60 N zu verkf
Rheinſtraße 4, III.
(Schneiderei).

Herrenrad . . 18
Dam.= u. Knaben=
rad
bill. z. verkauf.
Karlſtr. 14, Laden.
(11312)

Damenrad m. Frlf.
35 , Herrenrad m.
Freilauf, 30
ſehr gut erhalten.*
Werkſtätte Brunner
Heinheimerſtr. 16.
Neues Anker=Dam.=
Fahrrad, nicht ge=
braucht
, u. weißes
Bett mit Matratze
zu verkauf. (11293
Schulze,
Beſſungerſtr. 208.

Damenrad m. Gar.
für 45 zu verk.*
Barkhausſtr. 15, pt.

Guterh. Zinkbadew.
18 z. v. A. Kling
Grafenſtraße 35.
1 Herrenrad 25 ,
1 Adler=Herrenrad,
neu bereift, 35 .
Karlſtraße 71, III.
Aeuß. Gelegenheit!
Damenrad (neu)
43 Mk. A. Glatz,
Neckarſtraße 26.

Weiß. Kinderwagen
8 , 2 Bettſtellen,
eine m. Spiralma=
tratze
, 36 u. 10.
verkaufen. Große
Ochſengaſſe 22, II.*
Weiß. Kinderbett,
Sportwagen z. vk.*
Mathildenſtr. 32, II

[ ][  ][ ]

Nammer 210

Freitag, den 31. Juli

jatte

Was geht in der deutſchen Bankwelt vor?
Deutſchlands größke Provinzbank gibt ihre Selbſtändigkeik auf. Bankenblack in Mikkeldeutſchland!
Wie der Zuſammenſchluß in der Bankwelt begann. Vor einer Zuſion der Großbanken?
Einſchränkung der Aufſichlsrakspoſten nokwerdig.

Produkkenberichke.

Wie eine Bombe hat die Nachricht von der Aufnahme der Allge=
meinen
Deutſchen Creditanſtalt Leipzig durch die Sächſiſche Staatsbank
gewirkt. Mag man dieſen, beinahe über Nacht vollzogenen Zuſammen=
ſchluß
der beiden Banken auslegen wie man will, man mag von organi=
ſatoriſchen
Maßnahmen und Verbilligung der Unkoſten ſprechen; eines
gder kann man nicht aus der Welt ſchaffen: Es muß ſchon eine zwin=
Fende Notwendigkeit vorliegen, wenn ein ſo führendes Inſtitut, wie es
e Adca bisher geweſen iſt, nach etwa ſiebzigjährigem Beſtehen ſeine
Eelbſtändigkeit aufgibt, um ſich unter den Schutz der Sächſiſchen Staats=
Hank zu begeben. Weit über Sachſen hinaus, ja ſogar für ganz Mittel=
ſeutſchland
, war die Allgeneine Deutſche Creditanſtalt die maßgebende
Bank. Gab es doch kaum einen Induſtriezweig, an dem ſie nicht durch
größere Kredite intereſſiert war. Sie hat den Maſchinen= und Auto=
mobilbau
finanziert, der Zigaretteninduſtrie Kredite gegeben, den Rauch=
perenhandel
unterſtützt, maßgebenden Einfluß bei führenden Motoren=
ſabriken
beſeſſen, kurz, ſie iſt einer der wichtigſten Kreditgeber der ſächſi=
ſchen
und thüringiſchen Induſtrie geweſen. Auch die ſächſiſche Textik=
induſtrie
ſtand in engſter Geſchäftsverbindung mit der Adca, die man
als die größte deutſche Privatbank bezeichnen kann. Beſaß ſie doch neben
der Leipziger Zentrale mit 15 Depoſitenkaſſen und der Dresdener Zweig=
ſtelle
mit ſechs Depoſitenkaſſen nicht weniger als 75 Filialen in allen
bedeutenden Orten Mittel= und Oſtdeutſchlands. Große internationale
Firmen, wie beiſpielsweiſe Hallgarten u. Co. in New York, hatten grö=
ßere
Aktienpoſten der Bank erworben, deren Geſamtumſatz etwa 22 Mil=
liarden
Mark betrug. Wenn ein ſolches Inſtitut ſich dazu entſchließt,
ſeine Selbſtändigkeit aufzugeben, dann müſſen ſchon ſchwerwiegende
Gründe für dieſes aufſehenerregende Ereignis vorliegen. Gewiß mag
es zutreffen, daß im Augenblick keine akuten Schwierigkeiten bei der
Bank beſtehen. Aber es muß doch Aufſehen erregen, wenn ein ſo wich=
tiger
Beſchluß tatſächlich über Nacht gefaßt worden iſt. Es wird denn
auch bereits jetzt zugegeben, daß eine Anzahl von Induſtriekrediten, die
die Adca gegeben hat, eingefroren, alſo im Augenblick uneinbringlich
geworden ſind, und damit dürften diejenigen recht behalten, die der An=
ſicht
ſind, man hätte die Fuſion unbedingt noch vor Aufhebung der Zah=
lungsſperre
ins Werk ſetzen wollen.
Es bleibt abzuwarten, iſt jedoch ſehr wahrſcheinlich, daß man ſchon
in den nächſten Tagen von weiteren Fuſionen, alfo. Aufnahmen der
Sächſiſchen Staatsbank, hören wird. Gut unterrichtete Leute wollen
wiſſen, daß auch die Thüringiſche Staatsbank und wahrſcheinlich auch die
Sächſiſche Girozentrale ſich dem Mitteldeutſchen Block anſchließen wer=
den
. Damit dürfte die Konzentrationsbewegung im Bankgewerbe, die

Wirtſchafliche Rundſchau.

Zinkhüttenproduktion. Die Zinkhüttenproduktion belief ſich nach
einer Aufſtellung der Metallgeſellſchaft A. G., Frankfurt a. M., im Mo=
nat
Juni in Amerike auf (in metr. To.) 34 375, im Mai auf 37 5B8, und
im Monatsdurchſchnitt des Vorjahres auf 50 429; in Auſtralien auf
4500, 4700 (4662), in Aſien (teilweiſe geſchätzt) auf 2700, 2700 (2675),
in Afrika auf 1041, 1031 (1026). Für Europa laſſen ſich keine Geſamt=
ziffern
angeben, da die Berechnungen für einzelne Länder fehlen. Sie
betrug in Polen (teilweiſe geſchätzt und ohne Zinkſtaub) 11 500, 12000
(14 541), in Deutſchland (ohne Zinkſtaub 2536, 2899 (8107), und in Frank=
reich
5250, 5447 (7558).
57 893 Millionen Franken Gold in der Bank von Frankreich. Aus
der Wochenbilanz der Bank von Frankreich vom 17. bis 24. Juli geht
hervor, daß alle Rekorde hinſichtlich der Goldzufuhr nach Frankreich
geſchlagen worden ſind. In der Berichtswoche floſſen dern franzöſiſchee
Noteninſtitut in der Tat nicht weniger als 1246 Millionen Franken in
Gold zu, ſo daß der Goldbeſtand die neue Rekordhöhe von 57 893 Mil=
lionen
Franken erreicht. Die Deviſenreſerven ſind um 105,5 Millionen
geſunken, die kurzfriſtigen Kredite im Auslande um 922 Millionen Fr.
Der weitaus größte Teil des neuen Goldzufluſſes ſtammt aus London.
Spaniſche Banknoten und Freimarken. Der ſpaniſche Finanzmini=
ſter
hat durch Erlaß angeordnet, daß die Bank von Spanien neue Bank=
noten
mit den Hoheitszeichen der Republik ausgeben wird. In der
Zwiſchenzeit ſollen die im Umlauf befindlichen Noten der Monarchie
weiter benutzt, aber zur Abſtempelung vorgelegt werden. Die Friſt zur
Abſtempelung beginnt am 10. Auguſt und dauert drei Monate. Vom
10. September an gibt die Bank von Spanien nur noch abgeſtempelte
Noten aus, vom 20. September ab werden von den öffentlichen Kaſſen
nur noch mit Stempel verſehene Noten in Zahlung genommen. Man
rechnet damit, daß durch dieſe Maßnahme die in den Strickſtrümpfen der
Spanier theſaurierten Noten herausgelockt und die ſeit der Revolution
ins Ausland abgewanderten Noten zum Rückfluß veranlaßt werden.
Wie der Finanzminiſter bekanntgab, werden demnächſt neue republika=
niſche
Freimarken an die Stelle der mit dem Bildnis des Exkönigs Alfons
geſchmückten ſpaniſchen Poſtwertzeichen treten.

Mekallnokierungen.

faſt vor genau zwei Jahren, im September 1929, ihren Anfang genom=
men
hat, weiter fortgeſetzt werden. Man erinnert ſich wohl noch des
ungeheuren Aufſehens, das damals die völlig unerwartet gekommene
Verſchmelzung der Deutſchen Bank und der Diskonto=Geſellſchaft her=
vorrief
. Damals beſtand noch kein Zwang zu einer ſolchen Fuſion, ledig=
lich
Erſparnismaßnahmen ſtanden im Vordergrund der Erwägungen.
Auch im Ausland rief dieſe Verſchmelzung außerordentliches Aufſehen
hervor. Vor dieſer ſenſationellen Fuſion der Deutſchen Bank und Dis=
konto
=Geſellſchaft hatte man bereits die Verſchmelzung der Nationalbank
für Deutſchland mit der Darmſtädter Bank und der Mitteldeutſchen Kre=
ditanſtalt
mit der Commerz= und Privatbank erlebt. Aber das waren
immerhin keine ſo welterſchütternden Ereigniſſe geweſen, denn man
hatte in Börſenkreiſen gewußt, daß ſich die aufgenommenen Großbanken
nicht lange ihrer Selbſtändigkeit würden erfreuen können.
Man muß es offen und deutlich ausſprechen: Der Nimbus der Groß=
banken
, der dieſe ſo lange umſtrahlt hatte, iſt mit dem Zuſammenbruch
der Darmſtädter Bank erloſchen. Obwohl die Beſorgniſſe des Publi=
kums
völlig unbegründet ſind, will das Mißtrauen des Publikums nicht
ſchwinden. Aber die Einführung der Bankfeiertage hat die breite Maſſe
ſtutzig gemacht; ſie ſieht nur die Tatſache, daß ſie ihr Geld nicht von der
Bank zurückerhalten kann. Man weiß, daß wirtſchaftliche Erwägungen
bei der Mcſſe nicht beliebt ſind, und daher nehmen ſich die Sparer, die
vor den Banken auf die Auszahlung kleinerer Beträge warten, nicht
die Mühe, auf die Hintergründe der eingeſchränkten Zahlungsmethoden
einzugehen. Wenn erſt die Banken wieder voll zahlen werden, wird es
hoffentlich gelingen, die Kundſchaft der Banken zu vernünftiger, über=
legter
Handlungsweiſe zu erziehen
Mit den bereits vollzogenen und den noch bevorſtehenden Fuſionen
dürfte auch eine andere Sanierungsmaßnahme Hand in Hand gehen,
nämlich die Einſchränkung der Aufſichtsratspoſten. Genaue Kenner der
Verhältniſſe haben immer wieder ihre Stimme dafür erhoben, daß die
Zahl der gut dotierten Aufſichtsratspoſten bei den einzelnen Unterneh=
mungen
eingeſchränkt werden ſollte. Bei den Zuſammenbrüchen der
letzten Zeit hat man geſehen, daß leider viele Aufſichtsratsmitglieder
ihre Poſten als eine Art repräſentativer Tätigkeit aufgefaßt haben. So
iſt es ja auch nur zu verſtehen, wenn einzelne Männer mehr als 100
derartige Poſten auf ſich vereinigt haben. Hätten ſie die Abſicht ge=
habt
, jede einzelne dieſer Geſellſchaften genau im Auge zu behalten,
dann hätten ſie nicht eine ſolche Unzahl derartiger Poſten annehmen
dürfen. Dieſen Uebelſtand abzuſchaffen, dieſe Farce einer Aufſicht zu
beſeitigen, muß ſchleunigſte Aufgabe der Regierung ſein.

Berliner Deviſen=Feſtſetzung vom 30. Juli 1931.

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Schweiz

Geld Brief Geld Brief 10.585 10.605 Spanien 38.06 38.14 59.16 59.28 Danzig 81.07 81.23 12.48 12.50 Japan 2.080 2084 73.43 73.57 Rio de Jan. 0.289 6.291 3.052 3.058 Jugoſlawien 7.458 7.472 169.68 170.02 Portugal 18.60 18,64 112.,57 112.79 Athen 5.44 5.46 112.55 112.77 Iſtambul 112.59 112.81 Kairo 20.97 21.01 20.455 20.495 Kanada 4.191 4.199 1.240 1.244 Uruguay 1.817 1.822 4.209 4217 Island 92.21 92.39 58.76 58.88 Tallinn 112,04 112.26 22.07 22.11 Riga 81.12 81.28 16.50 16.54 Bukareſt 2.506 2.512 82.02 82.18 Kaunas 42.06 42.14

Viehmärkke.

Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 30. Juli
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg. Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Deutſche
Elektrolytkupfernotiz) auf 76,75 RM. Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe ver=
ſtehen
ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Be=
zablung
) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium 98 bis 99
Prozent in Blöcken Walz= oder Drahtbarren 170 RM. desglei=
chen
in Walz= oder Drahtbarren 99 Prozent 174 RM. Reinnickel
98 bis 99 Prozent, 350352 RM. Antimon=Regulus 5153 RM.,
Feinſilber (1 Kg. fein) 38,2540,25 RM.

* Darmſtädter Viehmarkt vom 30. Juli. Aufgetrieben waren 10
Ochſen, 88 Kälber, 8 Schafe. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber auf
a) 4852, b) 4247, c) 3841. Pfg. pro Pfund. Marktverlauf:
ſchleppend.
Mannheimer Viehmarkt vom 30. Juli. Auftrieb Zufuhren: 193
Kälber, 28 Schafe, 136 Schweine, 634 Ferkel und Läufer, 1 Ziege. Es
koſten 50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Kälber a) , b) 5056, c) 44
bis 48, d) 3840, e) 2834; Schafe b) 3032. Es koſteten pro Stück:
Läufer 1620, Ferkel bis vier Wochen 610, über vier Wochen 12
bis 16 RM. Marktverlauf: Mit Kälbern ruhig, mit Ferkeln und Läu=
fern
mittel.
Frankfurter Viehmarkt vom 30. Juli. Der Auftrieb des heutigen
Nebenmarktes beſtand aus 62 Rindern, 727 Kälbern, 129 Schafen und
665 Schweinen. Verglichen mit dem Auftrieb des letzten Nebenmarktes
vom Donnerstag der vergangenen Woche, waren 42 Rinder, 193 Kälber,
69 Schafe und 67 Schweine weniger angetrieben. Marktverlauf: Kälber
und Schafe: ſchleppend, geräumt. Schweine; ſehr rege, ausverkauft.
Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht in Mark: Kälber a)
b) 4751, c) 4246, d) 3441; Schafe a) 1. 4044, 2. : b) 33
bis 39, c) und d) . Schweine a) , b) 4851, c) 5052, d) 50
bis 52, e) 4751. Fleiſchgroßmarkt. Beſchickung: 615 Viertel Rind=
fleiſch
, 77 ganze Kälber, 10 ganze Hämmel, 305 Schweinehälften.
Preis für einen Zentner friſches Fleiſch in Mark: Ochſen= und Rind=
fleiſch
1. 6872, 2. 5565. Bullenfleiſch 6066. Kuhfleiſch 2. 4050,
3. 3040. Kalbfleiſch a7085. Hammel= und Schaffleiſch . Schweine=
fleiſch
1. 6065, 2. . Geſchäftsgang des Fleiſchgroßmarktes: rege.

Mannheimer Produktenbericht vom 30. Juli. Die Preiſe verſtehen
ſich per 100 Kilo netto waggonfrei Mannheim ohne Sack: Weizen inl.
ſofort 25,25, desgl. ausländ. 3132; Roggen inländ, ſofort 19,5020,
desgl. 8 Tage 1919,50; Hafer inländ, alter 1920; Futtergerſte 18
bis 18,50; Sohaſchrot 13,00; Biertreber, mit Sack 10,7511; Trocken=
ſchnitzel
6,75; Wieſenheu, loſes 4,805,20; Luzernekleeheu 55,60;
Stroh, Preßſtroh, Roggen=Weizen 3,303.50; desgl. Hafer=Gerſte 2,80
bis 3,00; Stroh, geb., Roggen=Weizen 2,702.90, desgl. Hafer=Gerſte
2,402,60; Weizenmehl Spezial Null, mit Sack 41,25, Sept.=Oktober
35,50; Roggenmehl, mit Sack 32; Weizenkleie, feine, mit Sack 10,50.
Tendenz: ſtetig. Das Intereſſe für neuen Weizen in nahen Poſitionen
hat ſich gebeſſert, da die alten Vorräte erſchöpft ſind. Auslandsweizen
geſchäftslos.
Berliner Produktenbericht vom 30. Juli. Am Produktenmarkte ſetz=
ten
ſich die Preisrückgänge heute weiter fort, da die Käufer die notwen=
digſten
Anſchaffungen vornahmen und ihre Gebote 23 Mark gegen
den geſtrigen Börſenſchluß ermäßigt hatten. Das erſthändige Inlands=
angebot
von Weizen und Roggen iſt allerdings im allgemeinen mäßig,
was in der Hauptſache darauf zurückzuführen iſt, daß nunmehr die
Erntearbeiten bei faſt ſämtlichen Halmbrüchen zuſammentreffen und in=
folgedeſſen
nur wenig Material an die Märkte kommen kann; teilweiſe
dürfte auch der Aufruf des Reichslandbundes nicht ohne Beachtung ge=
blieben
ſein. Das Geſchäft in Brotgetreide geſtaltete ſich ziemlich ſchlep=
pend
, zumal auch der Mehlabſatz nach wie vor nicht über die Deckung
des notwendigſten Bedarfes hinausgeht. Die Mehlpreiſe waren gleich=
falls
kaum behauptet; auch Kleie iſt ſchwer unterzubringen und liegt
ſchwächer. Der Hafermarkt zeigte bei mäßigem, aber ausreichendem
Angebot ſtete Veranlagung. Von Winter= und Sommergerſte finden
nur feinſte Qualitäten Beachtung.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 30. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 51,25, September 50¾, Dezember
54,75; Mais: Juli 68,25, September 50½ Dezember 44; Hafer:
Juli 22½, September 23½; Dezember 26; Roggen: Juli 33½,
September 35, Dezember 39.
Schmalz: Juli, September 7,70, Oktober 7,62½, Dez. 6,85.
Speck loco 7,75.
Schweine: Leichte 8,008,35 ſchwere 5,906,80; Schweine=
zufuhren
in Chicago 17 000, im Weſten 60 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 30. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 8,45; Talg, extra loſe 3½.
Getreide. Weizen: Rotwinter 61,25, Hartwinter 60,25; Mais:
loco New York 70%; Mehl: ſpring wheat clears 3,904,15: Ge=
treidefracht
nach England 1,62,3 ch, n. d. Kontinent 88½ C.
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze 76, Loconotiz 5; September
5,07, Oktober 5,15, Dezember 5,31, Januar 1932 5,43, März 5,58,
Mai 5,70, Juli 5,90.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Wie der Verein der Getreidehändler an der Hamburger Börſe mit=
teilt
, werden die Notierungen im handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäft
für Getreide am Samstag, 1. Auguſt d. Js., wieder aufgenommen.
Nach Berechnungen der Statiſtiſchen Abteilung der Metallgeſellſchaft
A. G., Frankfurt a. M., ſtellte ſich die Kupferhüttenproduktion im Monat
Juni d. J8. auf (in metr. To.) insgeſamt 115 621 gegenüber 117 411 im
Mai und 135 631 im Monarsdurchſchnitt des Jahres 1930.
Wie der Deutſche Handlungsgehilfenverband mitteilt, iſt der zwi=
ſchen
den Arbeitgebern Nordweſt und den Angeſtelltenverbänden hinſicht=
lich
der Regelung der Gehälter der kaufmänniſchen und techniſchen An=
geſtellten
ſeit Monaten beſtehende tarifloſe Zuſtand durch den Abſchluß
einer neuen tariflichen Einkommensregelung mit Geltung ab 1. Juli
beendet worden. Das Abkommen läuft unkündbar bis zum 29. 2. 1932.
Die Süddeutſche (oberrheiniſche) Mühlenvereinigung G.m.b.H. in
Mannheim und die Vereinigung weſtdeutſcher Mühlen G.m.b. H. in Köln
haben ſoeben ihre Konventionen wieder um einen Monat, bis 31. Aug.
1931, verlängert.
Die Schwediſche Reichsbank hat mit Wirkung ab Freitag den Dis=
kontſatz
um 1 Prozent auf 4 Prozent erhöht.
Der Diskont der Bank von England wurde geſtern wiederum um
1 Prozent, alſo von 3,5 auf 4,5 Prozent, erhöht.
Für nächſte Woche iſt in Warſchau die Gründung einer polniſchen
Beamtenbank geplant, der 75 000 Beamte als Intereſſenten angehören.
Die Bank ſoll den Beamten langfriſtige Kredite gewähren. Die polni=
ſche
Regierung hat der Bank einen Kredit von drei Millionen Zloty zur
Verfügung geſtellt.
Zu den Meldungen, daß mit einer bevorſtehenden Schließung der
Hauptbetriebe der Ford=Werke in Detroit zu rechnen iſt, wird von der
Betriebsleitung der Fordwerke erklärt, daß es ſich um eine vorüber=
gehende
Schließung der Werke für die Dauer von etwa einem Monar
handele, und beabſichtigt ſei, danach die Werke wieder fortzuführen.
Die Aktionäre der amerikaniſchen Oelgeſellſchaften Standard Oil Cy.
of New York und Vacuum Oil Cy. haben den von der Leitung der bei=
den
Geſellſchaften geplanten Zuſammenſchluß gebilligt. Die neue Geſell=
ſchaft
, die den Namen Socony=Vacuum Corporation führen wird, hat
ein Aktienkapital von annähernd einer Milliarde Dollar.
Die Bank von England verkaufte geſtern 582 172 Pfund Sterling
Barrengold, die in der Hauptſache noch Holland gingen, außerdem expor=
tierte
ſie 39 000 Pfund Sterling Münzgold. Dagegen wird ein Zugang
von 98 000 Pfund Sterling Münzgold ausgewieſen.
Nach Berichten japaniſcher Blätter macht ſich auch auf dem japant=
ſchen
Geldmarkte in den letzten Wochen ein wachſender Abfluß auslän=
diſcher
Kapitalien bemerkbar. Die Bank von Japan hat im letzten
Quartal 200 Millionen Yen an Einlagen verloren, davon ſind 120 Mil=
lionen
Yen ins Ausland gewandert.

Kommen; Sehen;
Staunen
über
Koffer-Kelbs
Leistung.
Eleg. Besuchstaschen
4.50 6.00 7.50
dar. echt Chamäleon u. Krokodil.
Die praktische beliebte
Elnk.-Tasche, prima Vollrind-
leder
mit Stoff-Futter zu 6.00
Der Koffer zu 4.50, 65 cm
bietet alle Vorteile.
Ecke Schuchard- u, Luisenstraße
Elisabethenstraße 1. 11332

WEIBLICH
Suche f. kl. Haush.
ein Mädchen
(nicht u. 20 Jahr.)
tagsüb. f. Hausarb.
Näh. Geſchäftsſt. (*

Mädchen f. Haus=*
arbeit u. Servieren
geſucht. Café
Scherer, Griesheim.
Sol., ehrl. Mädchen
für Haushalt und
Servieren geſucht.
Obergaſſe 7. (*

Alleinſteh. Dame ſ.
tücht., im Koch. u.
Näh. erfahr. Allein=
mädch
. geſetzt. Alt.
ls Stütze. Ang. m.
m. Zeugn.=Abſchr. u.
F. 120 a. d. Gſchſt.
(11323)

Servierfräulein
geſucht.
Roßdörferſtraße 24.

MNMLIcK
Süddtſche. Reklame
Aviſta ſucht ein.
tüchtige Leute bei
lohnend. Verdienſt.
Vorzuſt. heute 1
Darmſtraße 39. (*

Zur Erweit, eines
priv. Salonorcheſt.
werden noch einige
Muſikliebhaber
(Violine, Cello,
Flöte uſw.) geſ.
Ang. u. F. 108 Gſch.

WEIBLICH

Jung., ſelbſtänd u.
zuverläſſ. Mädchen,
d. Haushalt führen
kann, ſucht Stellg.,
en auch auswärts.
Offerten u. F. 97
a. d. Geſchäftsſt. (*

Neu eingetroffen:

Hasch duf Hidten

in großer Auswahl
zu enorm billigen Preisen.

Für Wirte:
g dick 23 cm . .
TeIOI Fabrikat Bauscher

Küchenmagazin 1323
Mietschmann
10 Ludwigstraße 10

Zeugnisabſchriften

Bäumer’s
Vervielfältigungsbüro
Rheinſtraße 8 Tel. 1223.

Jg. Bäckermeiſters=
tochter
ſucht zum 1.
Sept. Stellung in
Konditorei z. wei=
teren
Ausbildung,
ohne Lohn, gegen
Taſcheng. (1V11327
Käthe Hartz,
Duisburg,
Immendalſtraße 43.

MäNMLIcH

Jüngere perfekte
Stenotypiſtin ſucht
Stellung per ſofort
od ſpäter. Gfl. An=
geb
. u. F. 115 Gſch.*

Servierfräulein
a. g. Fam. ſucht ſ. z.
verändern, a. liebſt.
Tagescafé. Ans. u.
F. 106 a. d. Geſch.*

Weißzeug=Näherin,
die auch einf Klei=
der
näht, ſucht noch
einige Kund. Tag
3 . Näh. Geſch. *

Suche
z. Herbſt für meine
Tochter
Anfangsſtellg.
in Kontor od. An=
waltsbüro
a. Platz.
Alt. 19 J. Oberſek.=
Reife, ſol. Kenntn.
in Stenog., Maſch.=
Schreiben u. Buchf.
Ang. erb. u. F. 101
a. d. Geſchäftsſt. (*
Alleinſteh., ſchuldl.
in Not gek. Frau
Mitte 30 J. ſucht
Beſchäftig. u. Verd.
auch ſtundenw.
Ang. u. F. 98 Gſch.

Lehrſtelle.
f. kaufmänn. Büro
baldmögl. geſucht.*
Angeb. erb. unter
F. 116 a. d. Gſchſt.

Neue Kurfe
ab 3. Auguſt für
Anfänger
in Franz., Engliſch
u. Spaniſch.
Für Fortgeſchr.
Eintritt jederzeit.
Handelsk., Sonder=
abt
.: Ueberſetzung.
The Berlitz=School
of Languages,
Wilhelminenſtr. 19.
Tel. 613. (11218b

Bonder Ingeser

nur so lange Vorrat
Holsteiner
Venelalurst ri 1.30

HugänerDess. Streichkäse
3 Stück V0

9

Bortan, delearüigen
3 Dosen VG=

Schade &
Fülgrabe
95 Rückvergütung

Zuchknerze!
(Quebek Stanſtead
Strain) die beſten
z. Zucht geeig., hat
preisw. abz. Moos,
Zellhauſen,
Kr. Offenbach. Efs

Jg. Angora=Kater
i. gt. Hände abz.
Lauteſchlägerſt. 6. p.

8 Wochen alte
Enten zu verk.
Forſtmeiſterſtr.

FetteSchlachthühner
und Pekingenten
billig zu vk. Brun=
ner
, Grohberg 7. (*

[ ][  ][ ]

Nummer 210

Sommer-Spielzeit
Bruno Harprecht
im Hess. Landestheater.

Schloßkeller

Heute und folgende Tage

Heute und folgende Tage
vielfachen Wänschen entsprech.
in Neuaufführung!
Anny Ondra, das Mädel
mit den schönen Beinen und
Belix Fressart in der
entzückenden Tonflm-Groteske
Eine Freundin
so goldig wie
Du
Regie: Karl Lamac.
Weitere Hauptdarsteller sind:
Siegfried Arno, Adele Sandrock,
Andr. Pilot u. v. a.
Anny fährt Auto‟, Anny,tanzt
Tango‟, Anny singt‟
aber wie
Darüber werden Sie lachen.
Dazu (V.11289
das gute Beiprogramm

Heute und folgende Tage
bringen wir den großen
Abentenrer-Film

Heute Freitag
EHREN-ABEND
der Kapelle
Lutschinuschka

Geschloss. Vorsteilung des vielumstritt. Filmwerks

Freitag, 31. Juli
Freitag=Miete, 5. Vorſtellung
Samstag, 1. Auguſt
Anfang 20 Uhr Ende 22.30 Uhr
Letzte Wiederholung des
ſtürmiſchen Heiterkeits=Erfolges:
Politik uusda
(Haſenklein kann nichts dafür)
Schwank in 3 Akten einem Vor=
u
. Nachſpiel v. H. Mahner=Mons.
Haſenklein, allabendlich: Br. Harprecht

Ber
Fldchtlins

Ein Tonfilm in deutscher Sprache nach dem
weltbekannten Buch von Erich Maria Remargue.
Laut Entscheidung der Reichsfilmprüfstelle Berlin
sind nachsteh. Organisationen u. deren Familienan-
gehörige
zur Vorführung zugelassen:
1. Verbände und Vereinigungen ehem. Kriegsteil-
nehmer
, der Kriegsbeschädigten und Krieger-
hinterbliebenen
;
2. Verbände, Arbeitsgemeinschaft. u. Vereinigung.,
die dem Zweck des internationalen Friedens
dienen;
3. Berufsverbände, Berutsvereine, Standes- und
Bildungsvereinigungen.
Der Ausweis einer der oben angeführten veranstal-
tenden
Organ cationen berechtigt zur Entnahme
von Eintrittskarten im Vorverkauf, der täglich
ab 11 Uhr morgens ununterbrochen an der Kasse
des Union-Theater, Rheinstraße 6 stattfindet.
Vorstellungen: Wochentags: 4.00, 6.15 u. 8.30 Uhr
Sonntags: 2.00, 4.05, 6.10 u. 8 20 Uhr
Jugendliche haben keinen Zutritt.
Ehren- und Freikarten gesetzlich verboten.

Regie: Frank Lloyd.
mit Richard Barthelmees und
Mary Astor.

Sauerbraten
agtiſch 808 Kartoffelklöße
oder
haus
27. Ragout fin.
ath
sſtr. 5 K J0uſ I Kartoffel=Croquett.
Schweinskotelette, Kart, Sal. 65.9

Richard Barthelmees spielt
einen spanischen Edelmann,
der ein abenteuerliches Räuber-
leben
führt, um seinem unter-
jochtem
Volke zu helfen.

Dentsche Friedens-Gesellschaft
Ortsgruppe Darmstadt.
Unsere Mitglieder machen wir darauf
aufmerksam, daß sie gegen Vorzeigen
ihrer Mitgliedskarte oder der letzten
Beitrags-Ouittung. Eintrittskarten zu
dem Film Im Westen nichts Neues,
lösen können. Mitgliedskarten können
bei Herrn G. Müller, Grafenstr. 22 Htb.,
abgeholt werden.
Neuanmeldungen, auch zur Gruppe
der Pazif. Jugend, werden jederzeit

Dazu das
tönende Beiprogramm.

Beginn: 3.45, 6.00 u. 8.20 Uhr

Beginn: 3.45, 6.00 u 8.20 Uhr.

Achtung!

Kleines, nußbaum
poliertes Büfett
zu kaufen geſucht.
Offerten mit Preis
u. F. 107 Geſch.

Unterhalb d. Pal=
laswieſenſtr
. kann
laufend
Efsg

Tel. 4348 Dieburgerſtr. 97 Inh. Hans Tod

Heute Freitag, abends 8 Uhr
Großes

werden. Qualitäts=
arbeit
wd. zugeſich
Adam Dehus,
Eberſtadt.

spielt
bei freiem Eintritt Freitag Abend 8 Uhrs
im Hessischen Hof, Wilhelminenstr. 1 8

50 Muſiker
Leitung: Kammerbirtwoſe Lonis Kümmel
(11315
Eintritt frei.
Im Ausſchank das beliebte
Wiener Doppelkronen

Werbewoche!
Spezial=Miſchung
Pfund 2.60 Mk.
J. Schellhaas,
Karlſtr. 50. (9512a

Sonntag, den 2. Auguſt
Großes Streichkonzert
Stadt=Orcheſter. Eintritt frei.

Gelegen-
heitskauf
!
Echt silberne Be-
stecke
, 6 Messer
Gabel, Löffel, 6 Des=
sert
-Messer u. Gabel,
6 Teelörtel, 36 Teile,
nur Mk. 145..
billiger wie Alpaca.
Kurkz-Wuls
Rheinstraße 22.

Pfirsich-Bowle

An der Fahrt zum Endſpiel um die ſüd=
deutſche
Handballmeiſterſchaft a. 2. Aug.
in Fürth in Bahern können noch einige
Perſonen teiln, Pr. 7.00 pro Perſ. (Polſterſ.)
Anmeldungen bis Samstag, 1. Anguſt,
18 Uhr b. Leiderer, Heinheimerſtr. 16, I. u.

Skurnik, Zeitſchriften in der Poſt.

eigene Bereitung
aus Traubenwein und frischen Früchten
Flasche Mk. 1.25
Köstlich im Geschmack und Aroma

Vervielfältigungen,
Schreibmaſch.=Arb.
S. Jooß, Rhein=
ſtraße
47, Tel. 1739

Beachten Sie bitte mein heutiges Angebot
Embfehle in allerfeinſter Qualität und friſch
geſchlachtet:
Ein großer Poſten Suppenhühner
per Pfd. nur 75 6
Maſthühner, allerfeinſte Ware,
per Pfd. von 1. an
Junge diesj. Hahnen, 14Pfd. ſchwer,
per Pfd. von 1.20 an
Prachtvolle dicke junge Tauben
Stück von 60 c an
diesj. Gänſe, das beſte, was geboten
wird, per Pfd. von 1.20 an
Rehbraten in jeder Größe.
Freier Verſand nach allen Stadtteilen.
L. Schröder
Tel. 1969
Kiesſtraße 15 (4898a

11319

Elisabethenstri 14
Ruf 75 u. 76 (1318

Stemmer

(10346a)

Jugenheim a. d. Bgstr.
Hotel

Goldene Krone / Gastspiel des berühmten Original

Unser Schlager!
Freitag und Samstag
Feinste
Tafelbutter zm.7

in seinen neuen tabelhatten Darbietungen
Balalaika-Orchester, Männerchöre, Tanz

bei den uns angeschlassenen Milchhändiern
und in den Hauptgeschäften:
Fritz Schmunk, Mollerstraße 1
Konrad Wasp, Kranichsteinerstraße 4,
Peter Stappel, Darmstraße 14
Franz Weber, Große Bachgasse 9
Daniel Kraft, Bleichstraße 46
Christian Tkomas, Parkusstraße 12
Ludlwig Hetzler, Wendelstadtstraße 51
Wilohversorgungs-Genossenschaft
e. G. m. b. H., Darmstadt
Telefon 528
Lauteschlägerstr. 28

Samstag, den 1. August 1931, abends
8.30 Uhr Tanz. Eintritt
einschl. Tanz RM. 100.
Sonntag, den 2. August 1931, nachm.
3 6 Uhr Tanz im Freien
(bei schlechtem Wetter im
Festsaal). Eintritt einschl. Tanz
11288
RM. 1.00.

Das 20 Mann starke Balalaika-Orchester
spielt zum Tanz am R-

Autobus=Verkehr bis 1 Uhr nachts n. Darmstadt

Fahrraddecken
Schläuche . . .
Dei B. 0rio,Harls

zebrauchte Guterhalt. Kleider=/Herren= u. Damen=
gskeſſel
ſchrank, hell eichen, Rad, auch defekt,
Angeb. u. zu kauf. geſ. Ang. kauft Hahn,
Schwanenſtr. 20.

i. vord. Odenwald,
2000 Morgen groß
ein Jahr völlig ge=
ſchont
, abzutreten.
Näh. Geſchäftsſtelle.
(11333b)

Perser Teppiche
und Brücken
alle Provenienzen wie Täbris, Heris, Buchara
uſw, paſſ. f. Speiſe=, Herren-, Muſikzim. uſw.
verkauft Firma wegen allerdringenſter Ver=
pflichtungen
zu jedem annehmbaren Preis
gegen ſofortige Kaſſe (auch Schechs), Offerten
unter F 104 an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*

Woog, 30. Juli 1931.
Waſſerhöhe 3,90 m.
Luftwärme . 18‟C.
Waſſerwärme vor=
mittags
7 Uhr 19 0C
Woogs=Polfzei=Wache

10% Rabatt

Kein Laden

z56a1.
K. Möser, H.-Ramslädterstr. 21. Lederw.-Fabrikalion

½ Liter Mopöt
Farben-Kreufh, Eschollhr.-Str.3. 7108469

Neue Sendung echt
grabiſcher Mocca
Edelgewächs
unter der glühenden Sonne
Arabiens gewachſen, ſehr kräftig
daher ſehr ausgiebig, feine Säure,
würzig, voll aromatiſch,
Das Beſte vom Beſten!

Durchgaſung
Sachgemäße Be
kämpfung von u
geziefer aller Art,

Eliſabethenſtraße 31
Fernruf 461

probieren Sie. (683‟a
Nurbei Ludwig Starck
Kirchſtraße, Ecke Holzſtraße.
Spezial=Kaffee und Tee=Abteilung.

Alte Karkoffeln
zu kaufen geſucht.
Schröder, Kiesſtr.
Nr. 15. Telef. 1969.
(11316)

[ ][  ][ ]

Nummer 210

Freſtag, den 31. Juli 1931
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik

43)

Cophright by Ernſt Keils Nachf. (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.

(Nachdruck verboten.)

Als am Abend dieſes Tages bei Schappmann alles ſchlief,
ſaß Wittebold an ſeinem Tiſch und hatte jene harmloſe Druckſache
vor ſich, die er unter ſo wunderlichen Umſtänden in ſeinen Beſitz
gebracht hatte. Wohl die meiſten dieſer umfangreichen Offerten
von Abzahlungsgeſchäften verſchwinden in ähnlicher Weiſe auf
Nimmerwiederſehn. Dieſer hier, die auch der Büfettier Meyer
ſchon mit beſonderer Sorgfalt behandelt hatte, ſchien ein inter=
eſſanteres
Schickſal bevorzuſtehen. Für alle Fälle ſtanden wieder
die verſchiedenen Gläschen mit allerlei Mixturen auf dem Tiſch.
Nun, murmelte Wittebold vor ſich hin, ich denke, die Kerze
wird das Geheimnis enthüllen, wenn hier wirklich eins verbor=
gen
iſt.
Die umfangreiche Offerte zeigte neben den Abbildungen,
Namen und Preiſen, wie üblich, viele weiße unbedruckte Stellen
größerer und kleinerer Art. Wittebold begann jetzt Blatt für Blatt
mit den weißen Stellen an die Kerzenflamme zu bringen. War
nach einer Weile das Papier heiß geworden, heftete ſich ſein Auge
ſcharf auf dieſe Stelle.
Die erſten beiden Seiten verrieten nichts. Auf der dritten
Seite, wo eine Korbmöbelgruppe abgebildet war, zeigten ſich beim
Halten über die Flamme nach der Erwärmung auf den unbe=
druckten
Stellen blaue Schriftzüge.
Ehe ſich Wittebold daranmachte, die Schrift zu entziffern,
begte er ſich, befriedigt über ſeinen vorläufigen Erfolg, in ſeinen
Stuhl zurück und zündete ſich die Pfeife an. Dachte dabei im Stil=
len
: Der Abſender hat mit Kobaltchlorür geſchrieben . . . Es war
doch dumm von Meyer, ſo viele Streichhölzer anzuzünden. Hätte
er ſich eine Kerze beſorgt, würde ich nicht auf ihn aufmerkſam ge=
worden
ſein. Aber zwei Dutzend Streichhölzer hintereinander
wenn das nicht auffällt, an ſolchem Orte?
Schmunzelnd betrachtete er den Umſchlag. Wieder ein Feh=
ler
, brummte er, der nicht hätte paſſieren dürfen! Der Poſt=
ſtempel
zeigt Berlin W: die Firma wohnt N0. Es iſt doch kaum
anzunehmen, daß ſie ihre Druckſachen erſt nach Berlin W befördert
und da der Poſt übergibt . ."
Seine Hand fuhr prüfend über die Adreſſe. Dieſe war nicht
direkt auf den Umſchlag geſchrieben, ſondern, wie es große Fir=
men
wohl häufig machen, auf einen weißen Klebezettel. Er nahm
einen feuchten Schwamm, legte ihn über die aufgeklebte Adreſſe
und ſchob das Kuvert beiſeite.
Dann nahm er die Offerte wieder zur Hand. Die blauen
Schriftzeichen waren ſpurlos verſchwunden; doch ſobald er das Pa=
pier
über der Kerzenflamme erwärmte, kamen ſie wieder zum
Vorſchein. Mit der Linken hielt er jetzt die Stelle mit den Korb=
möbelbildern
an die Flamme; mit der Rechten ſchrieb er die Buch=
ſtaben
, wie ſie nacheinander wieder ſichtbar wurden, auf ein Blatt

Papier. Zeichen reihte ſich an Zeichen, bis endlich das erſte Wort
gefunden ſchien. Die hieß es.
Eine weitere Erwärmung dieſer Stellen ergab nichts. Lang=
ſam
ließ er die nächſten weißen Partien an der Flamme vorüber=
gleiten
. Am unteren Rand, zwiſchen den Beinen eines Tiſchchens,
erſchienen wieder blaue Flecken, doch ſehr undeutlich. Hier war
das Waſſer hingekommen. Die Schriftzüge waren teilweiſe ſtark
verwiſcht. Das Wort fing jedenfalls mit Sac an, und da war
es nicht allzu ſchwer, ſich den Reſt zu ergänzen. Die Sac mußte
aller Wahrſcheinlichkeit nach Die Sache heißen.
Die nächſte Seite zeigte ſchon am oberen Rand Schriftzüge.
Deutlich war zu leſen wird‟. Etwas weiter darunter ergab eine
weiße Stelle ſofort‟. Der untere Rand lieferte nur blaue, kaum
noch entzifferbare Flecken, da hier das Waſſer gewirkt hatte. Aber
nach dem Sinn des Ganzen und den ungefähren Schriftzügen
mußte es gemacht heißen. Der Reſt des Papiers lieferte keine
Zeichen mehr, enthielt auch keine Spur vom Abſender.
Schade! brummte Wittebold. Vielleicht gibt der Brief=
umſchlag
einen Fingerzeig.
Er nahm den Schwamm von dem Kuvert. Die aufgeklebte
Adreſſe Herrn Büfettier Franz Meyer, Rieba=Werke war ſo
weit erreicht, daß ſie ſich unſchwer abziehen ließ.
Ah! Wittebolds Blick ſtürzte ſich auf die Stelle, wo die
Adreſſe geklebt hatte. Wieder flüchtig gearbeitet, der Herr! Der
alte Zettel, der hier klebte, ging ihm nicht ſchnell genug ab. Statt
einen Schwamm zu nehmen, hat er verſucht, die Adreſſe mit dem
Meſſer abzukratzen, aber nur mit halbem Erfolg.
Er nahm eine Lupe vors Auge, las Bo . . in . . . lin W.
Kurf.
Hm, hm ich will mich hängen laſſen, wenn das nicht Herr
Boffin vom Kurfürſtendamm in Berlin iſt! Na, um ganz ſicher
zu gehen, kann ich ja noch die beiden Dreipfenigmarken ablöſen,
die ſtat einer Fünfpfennigmarke aufgeklebt ſind. Die eine ſollte
ja wohl ſicherlich den Poſtſtempel auf dem Umſchlagpapier ver=
decken
.
Mit Hilfe des Schwammes gelang auch das, und da war denn
alles klar. Unter der einen der abgelöſten Marken befand ſich
eine Fünfpfennigmarke, die richtig mit Berlin NO abgeſtem=
pelt
war. Die beiden Dreipfennigmarken waren nur übergeklebt,
um den Reſt des Poſtſtempels zu verdecken.
Immer wieder überflog Wittebold die fünf Worte, die er ſich
notiert hatte. Was ſollten ſie beſagen? Irgend etwas Gleich=
gültiges
, Unwichtiges kam ganz beſtimmt nicht in Frage. Zu ſol=
cher
Mitteilung hätte ſchließlich eine gewöhnliche Poſtkarte ge=
nügt
. Der an ſich unverfängliche Text mußte eine Mitteilung von

Seite 15
ſchwerwiegender Bedeutung bergen. Es hieß jedenfalls, ein ſchar=
fes
Auge auf den Büfettier zu haben.
Wittebold überlegte lange bei ſich, ob er Fortuyn Mitteilung
machen ſollte. Er kam zu keinem Entſchluß. Während er ſich eine
neue Pfeife anbrannte, gingen ſeine Gedanken zu dem Auftrag
Kampendonks an Fortuyn. Den zu finden, der den deutſchen
Agenten in Detroit von hier aus verpfiffen hatte!
Es war Wittebold klar, daß die Perſon dieſes Menſchen und
desjenigen, der die Materiallieferungen beſorgte oder beſorgen
ließ, die gleiche ſei. Fand er den einen, hatte er den anderen auch.
Aber ihn finden, den einen! Was hatte er nicht ſchon alles ver=
ſucht
! Keiner von den Leuten, die irgendwie mit den Fortuyn=
ſchen
Arbeiten verbunden waren, kam in Frage.
Der Büfettier Meyer ? Wittebold ſchüttelte den Kopf. Ge=
wiß
, das war ein ganz geriſſener Burſche. Aber zu ſolcher raffi=
nierten
Spionentätigkeit reichte ſeine Intelligenz nicht aus. Mög=
lich
allerdings, daß er die Kreatur irgendeines Höhergeſtellten war.
Höhergeſtellten ? Ja, da rannte er immer wieder gegen
eine unüberſteigliche Mauer. Der Verdacht war nicht von der
Hand zu weiſen, daß der Verräter unter den höheren Angeſtellten
des Werkes zu ſuchen war. Aber wäre das, woran er bei nüch=
terner
Ueberlegung nicht glauben konnte, wirklich wahr, dann
war er ja ohnmächtig. Solchen Leuten nachzuſpüren, hatte er
weder Zeit noch Gelegenheit. Er konnte vorläufig nichts anderes
tun, als Meyers Tätigkeit aufs ſchärfſte zu beobachten. Vielleicht
kam er dann zu ſeinem Ziel.
Als er am nächſten Morgen Fortuyn im Werk begegnete, kam
ihm der Gedanke wieder in den Sinn, dem die Sache mit Meyer
zu erzählen. Aber im letzten Augenblick unterließ er es doch.
Wahrſcheinlich würde Fortuyn darauf dringen, daß alles das Dr.
Wolff mitgeteilt würde. Und das wollte Wittebold auf keinen
Fall. Hatte er bis jetzt ſtets ohne fremde Hilfe gearbeitet, wollte
er es auch in Zukunft tun.
Fortuyn kam von der Villa Terlinden, wo er ſeine Karte ab=
gegeben
hatte. Eigentlich hatte er die Abſicht gehabt, am Bahn=
hof
von Clemens und Johanna Abſchied zu nehmen. Doch er hatte
den Gedanken wieder fallen laſſen, und das war in gewiſſer Be=
ziehung
gut ſo. Er wäre da nämlich mit dem Direktor Düſterloh
zuſammengetroffen, was ihm keineswegs angenehm geweſen wäre.
Düſterloh erſchien, mit zwei gewaltigen Blumenſträußen be=
waffnet
, auf dem Bahnſteig. Da der Zug ziemliche Verſpätung
hatte, fand er zum Leidweſen Johannas reichlich Zeit, in ſeiner
gewohnten polternd=lauten Art auf ſie einzuſchwatzen.
Dem Kranken ſtellte er beſte Geneſung in Ausſicht. Für Jo=
hannas
Vetternreiſe zeigte er das größte Intereſſe. Er ſelbſt habe
auch einige Wochen Urlaub genommen , ſie hätten ja wohl auch
von dieſen unangenehmen Dingen gehört? Alles ſei maßlos über=
trieben
wenn nicht gar direkt unwahr. Bei näherer Unter=
ſuchung
würde ſich die Harmloſigkeit aller dieſer Dinge heraus=
ſtellen
. . . Wahrſcheinlich würde er in der nächſten Zeit auch an
den Rhein fahren. Vielleicht, daß er Johanna dann träfe.
Johanna ſuchte verzweifelt nach immer neuen Ausflüchten.
Unterbrach bisweilen brüsk das Geſpräch; tat, als ob der Zug
in Sicht käme. Sie atmete auf, als ſie endlich mit Clemens im
Abteil ſaß.
(Fortſetzung folgt.)

Wagengtgabe nur an Mitglieder
Wir bieten unſeren werten Mitgliedern als
beſonders günſtig an:
Pfund 0.04
ff. neue gelbe Kartoſfeln".
Stück 0.10
ff. neue Matzesheringe .
Stück 0.06
la neue Salzgurken ..."
ff. neue Gewürzgurken . . . . . . . Stück 0.08 und 0.07
Pfund 0.20
ta neues Sauerkraut . . . .
Liter 0.45
prima Weineſſig zum Einmachen
Liter O.22
Prima Speiſe=Eſſig
ff. GEG Kokosfelt, 100% Fettgehalt . . . 1 Pfund=Tafel 0.40
ff. Limburger Stangenkäſe, Marke GEG Kuhe . . Pfund 0.56
Pfund 1.48
ff. Tilſiter Käſe Tilſator
ff. Dörrfleiſch (Oeliketeß=Bauchſpeck) . . . . . Pfund 1.10
la Oldenburger Meitwurft, kleine Stücke .. . . Pfund 1.40
. . Pfund 1.40
la Holſteiner Plockwurſt."
ff. Bheinwein in 5=Liter=Korbflaſchen à Liter 0.80 ohne Glas

ff. Röfikaffee aus eigener Röſterei und Abpackerei:
½ Pfund=Paket: weiß 0,60 gelb 0.80 rot 0.95
Spezial in Cellophan . . . . . . . . . . . . 1.05
GEC Malzkaffee, beſte Qualität . . . 1 Pfund=Paket 0.48
ff. Tee, Cehlon, orange Pecoe; offen, in 50 und 20 Gramm=
Packungen

Aus den Fabriken der GEG:
ff. Kernſeife, weiß und gelb, Schmierſeife, Seifenſchnitzel,
Seifenflocken, GEG Famos, Seifenpulber, Waſch= u. Bleich=
mittel
Solex. Nitor Edelſeife in Pulverform.
Toilettenſeifen. Haarwaſſer, Hautcreme, Zahnpaſia, Zahn=
bürſten
. Bürſten, Beſen aller Art, aus beſtem Material,
zu hilligſten Preiſen.
Aus unſerer Fleiſchabgabeſtelle: Karlſtraße 42, Telefon 4481
Karlſiraße 115, Telefon 4643
Eſchollbrückerſtr. 25, Telefon 93
Beſtes Schweinefleiſch mit nur 100 gr Knochenbeilage, Pfd. 0.90
Pfd. 1.00
ff. Schweinekotelett.
... . . Pfd. 1.50
ff. Schweinelenden und Schnitzel
Beſies Ochſenfleiſch mit nur 100 gr Knochenbeilage, Pfd. 0.95
Pfd. 1.20
ff. Hackfleiſch
pfd. 1.15 1.10 1.00
Beſies Kalbfleiſch....
Pfd. 1.00
la Fleiſchwurſt
Pfd. 0.65
la Frankfurter Blut= und Leberwurſt
Pfd. 1.80
ff. Oelikateß=Schinken
Aus unſerer Großbäckerei:
prima Miſchbrot, Roggenbrot, Schrotbrot, Weißbrot, Brötchen,
ff. Kuchen, Gebäck, Zwieback.
5 Rückvergütung auf alle Waren u. auf die volle Einkaufsſumme.
Die Mitgliedſchaft kann von jedermann koſienlos in unſeren Ver=
teilungsſiellen
erworben werden. Auskunft durch das
(11339
Verkaufsperſonal.

O

Nichtmitglieder machen ſich und ihre Anſtifter durch Einkauf in unſeren Verteilungsſtellen nach
8 152 des Genoſſenſchaftsgeſetzes ſtrafbar. Soweit wir Nichtmitglieder beim Einkauf in
unleren Verteilungsſtellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Polizei zur Anzeige bringen.

ooooooooeoooe
e

Gfte decuke!

Oteingut

Porsellan

Slas.

Satz-Schüssel, 6teilig ..
Satz-Schüssel, bunt, 6teilig
Teller, tief und flach, kein
Ausschaß . . . 4 Stück
Teller, gerippt, kein Aus-
schuß
. . . . . 3 Stück
Obertassen, weiß, kein Aus-
schuß
. . . . 5 Stück
Waschkrüge, weib . . . .
Nachttopf, groß .
Waschgarnituren, 4teillg ..
Waschgarnituren
Steilig, Goldrand . . .

0.95
1.45

0.50
1.00
0.50
2.45
4.50

Gmailte
Muschelkonsole, weiß . . . 0.95
Kuchenschüsseln, 22 cm, ., 0.25
Kochtopf. 22 cm, gestanzt. . 0.95
Tolletteeimer
weiß m. Deckel, groß, 195, 1.00
Toiletteeimer
gestanst, mit Deckel . . 2.95
Haushalt-Maschinen
Kaffee-Mühle, gut. Fabrik., 1.00
Wand-Kaffeemühle, cut. 2.45
Reib-Maschine, gut. Fabrik., 1.95
Isolierflasche
½ Liter, gutes Fabrikat 0.75
Passier-Maschinen, gt. Gual., 3.95
Fruchtpressen
schier versinnt . . 0.95, 0.75
Teller-Waage
genaut wviegend, 10 kg. . 1.95
Bohner. 3 Kilo, reine Borst. 1.95
Brotschneide-Maschine

Kaffee-Serviee, 9teilig, für
6 Pers., mod. hübsch. Dek. 4.95
Tasse, mit Untertasse, Gold-
rand
. . . . . 3 Stück 1.00
Gedeck, Zteilig . . . . . 0.75
Dessertteller, Goldrd ,3 St. 1.0½
Teetassen, mit Untertasse,
bunt . . . . . 3 Stück 1.00
Satz-Salats, Zteilig .... 1.00
Teller, Goldrand u. Linie,
tief und flach Stück 0.50
T Frühstücks-Veriee
Steil moderne Dekore 2.45
Obst-Service, 7teilig, Por-
zellan
, neue Dekore . . 1.95
Butterdosen, Goldrand-
Dekore, 1- Pfund . . . 0.95
Tafel-Service, 23tlg., mod.
Form und Dekore . . 17.50
Gmaille
Bazar-Wanne, groß, weiß 0.95
Eimer, 28 cm . . . . . . 0.95
Zwiebel-u. Topflappenbehält. 0.50
Mudelpfannen, schwer, ge-
stanst
, 22 cm . . . . . 0.95
Fenstereimer, weiß . . . . 0.95
Aſuminium
Fleischtopf 20 cm .
. 1.00
Schmortopf, 22 cm
.1.00
6 Kaffee-Löffel
.0.25
6 Esslöffel, erstkl. Fabrik. 0.50
Wasserkessel, ½ Liter . . 1.00
Konsole mit Maß . . . . 0.95

Besonders bällig!
Küchen-Uhr, 8 Tage- Geh-
werk
, gutes Fabrikat,
mod. Ausführ., nur 3.95

gutes Fabrikat . . . . 4.50 Mop, gute Qualität . . . . 1.00
Steintöpfe, alle Größen, neu eingetroffen .

Kompott-Schüssein 6 Stück 0.25
Dickmilchschalen. . 2 Stück 0.25
Einmachhafen, z. Zubinden,
/. Liter . . . 5 Stück 0.68
Einmachhafen, z. Zubinden,
21. Liter . . . 4 Stück 0.75
Einmachhafen, z. Zubinden,
2 Liter . . . . 2 Stück 0.50
Einmachhufen, 2, 3, 4 Liter,
enorm bällig
Honiggläser
1 Pfund. . . 3 Stück 0.50
4 Roll- Salyzil-Einmachpapier 0.20
Monopol-Einkochgläser von0.2Dan
Gummi-Ringe,
4Stück 0,10,eng 5 Stück 0.10
Gmaille
Kochtopf, 26 cm, gestanzt . 1.75
Teigschüssel,
gestanet, schwer 40 cm . 1.45
Waschbecken, weiß
rund gestanet, 32 cm . . 0.75
Kaffee-Kannen, eutru schuer
gestanst, 14 cm, weiß . 1.45
Einkoch-Apparat
komplett, schever, weiß . 6.50
Milchtopf, 16 cm, schver .0.95
Essenträger, gruu, 12 cm . 0.50
Girtschafts=Artikel
Brotkasten, Steingutbehält. 11.75
Sahne-Schläger, euträ groß. 0.50
Zwiebelschneider, vernickelt,
mit Glas. ..
0.95
füchen-Wachstuch Meter 1.00
Ablaufbretter, qute Ausführ. 4.25
Glas-Handtuchhalter . 1.00, 0.50
Dr. Oetiker Mehlsieb
0.75
Zink-Eimer, 28 cm .
1.00
Kaffeefilter, Aluminium . 0.50
.. Liter 0.18

1 refsz

Ooooooooooooosoooooeoeoooeeeeoeoooooneo oooeoooeot
Oooooooeoooooeooot

[ ][  ]

Stet

Nasie-
MWolle n
ED-Effekt

Seneie, Moschen
Sim Telmtkleinen
Sebeitsfehlern

großes

Schustergasse 8
Große Ochsengasse
Kotelett, Nacken- u. Lendenstücke 1.00
0.85
Schwefnebraten obne Fett
1.30
Lendchen und Schnitzel
Westtäl. Bauernbratwurst (Semper 1dem) 1.10
Prima feine Bratwurgt
reines Schweinefleisch 0.90
0.50
Gesalzene Rüssel.
. 0.40
Gesalzene Ohren
1.60
Prima Nußschinken.
1.40
Schinkenspeck . . . . . . .
Prima Dörrfleisch ohne Rippen. . . 1.10
Geräucherter, fetter Speck . . . . . 0.70
Als besonders preiswert empfehle:
.. 1.50
Zartes Rippenspeer..."
Ausgelassenes Schweinesehmalz . . 0.70
Schwartenmagen frisch und geräuchert . 1.00
. . . 0.90
Prima Fleischwurgt . .
Auswahlreicher Aufschnitt
Dienstags und Freitags ab 4 Uhr
Irischer Schwartenmagen
Sämtliche Wurstwaren sind unter Garantie ohne Geraube
(Innereien) von Ochsen, Rind usw. Kein Stadtversand.
Nur eigene Wocholderräncherung. (11345

Seite 16

Freitag, den 31. Juli 1931

Nummer 210

Kenmen Siel
ims Schuhhaus Baar
cCa. 1700 Paar Schuhe sind neu ein-
getroffen
. Nicht nur billig allein,
sondern auch beste Oualitäten:

in Lack und tarbig.
.......
Reform-Schuhe
mit 2 Spangen, in schwarz und tarbig, echt Boxcalf
Damen-Spangenschuhe
Herren-Halbschuhe
in Schwarz, moderne Formen . .

Ortbopädische D.-Spangenschuhe
8.50
6.50
Art
Fal2
Herren-Halbschuhe
1.50
in braun, echt Boxcalf, elegante Form
Herren-Sportstiefel
Su
in braun . .
Arbeitsstiefel extra billig.
Sportstiefel und Halbschuhe
2as Os0
in braun und schwarz
Kinderstiefel u. Halbschuhe
23/26 3.50, 20/42 2.50, 18620 Hr9


4
A
A r

P

Re
Be-
ti

K
o ne
Hes e
et



B ce
HNae oce

oas Haus rün eurr uno
mitilcr FErniöktEivung

scHlosscRAbäN N2 134
digesr HimreRi sculoss

11317

Belalliiäds Sädt
(11325
DARMSTADT
nur Ernst-Ludwigstraße 19 nur Ernst-Ludwigstraße 19

Berannrmachung. auf einen Poſten.
Ueber das Vermögen der Frau Eliſa=hochwertig. (10517a
beth Wilz, verw. Heeb, geb. Hein in
Darmſtadt, Hügelſtraße 29, iſt am 27.
Juli 1931, vormittags 11½ Uhr, dasl Zühkrader
Konkursverfahren eröffnet worden.
Konkursverwalter: RechtsanwaltSturm=
fels
in Darmſtadt, Rheinſtraße. Kon=
kursforderungsanmeldungen
bis zum Schuchardſtraße 10
26. September 1931, Offener Arreſt und
Anzeigefriſt bis zum 27. Auguſt 1931.1Schallplatten
Erſte Gläubigerverſammlung: Donners=
tag
, den 20. Auguſt 1931, vormittags Grafenſtraße 24.
10 Uhr, Zimmer 220, und allgemeiner
Prüfungstermin: Donnerstag, den 8.] Leihbibliothek.
Oktober 1931, vormittags 10 Uhr, Zim=
mer
220 vor dem unterzeichneten Gericht.
Darmſtadt, den 27. Juli 1931.
Heſſ. Amtsgericht I. (11286
Schulgeldmahnung.
Das Schulgeld für den Monat Juli
1931 ſür die hieſigen höheren Schulen,
ſowie die ſtädtiſche Maſchinenbau=, Ge=
werbe
=, Handels= und Haushaltungs=
ſchulen
iſt bei Meidung der Beitreibung
und Koſtenberechnung bis zum 10. Auguſt
1931 an die unterzeichnete Kaſſe zu
(st. 11290
zahlen.
Darmſtadt, den 31. Juli 1931.
Stadtkaſſe Darmſtadt.
Betr.: Waſſerverſorgung Unter=
Scharbach, hier: Quell=
faſſung
.
Vergebung vonWaſſer=
leitungsarbeiten
.
Die Gemeinde Unter=Scharbach (Kreis
Heppenheim) hat die Ausführung von
Quellfaſſungs arbeiten zu vergeben.
Angebote ſollen Mittwoch, den 12.
Auguſt, vormittags 10½, Uhr, bei
uns, Bleichſtraße 1, entgegengenommen
werden.
Die Angebotsformulare ſind bei der
unterzeichneten Behörde gegen Barein=
ſendung
von 0,50 RM. erhältlich, wo=
ſelbſt
auch die Pläne und Bedingungen
offen liegen.
Die Gemeinde behält ſich freie Aus=
wahl
unter den Unternehmern vor.
(t1347
Zuſchlagsfriſt 14 Tage.
Darmſtadt, den 28. Juli 1931.
Heſſiſches Kulturbauamt.
Verſteigerung
im ſtädt. Leihamt, Kirchſtr. 9
Mittwoch, den 5., und Donnerstag,
den 6. Auguſt 1931, vormittags von
8½12Uhr, Verſteigerung der bisEnde
Juli ds. Js. verfallenen Pfänder,
Brillanten, Gold= und Silberwaren,
Uhren, Reißzeuge, Herren= und
Damenkleider, Stiefel, Wäſche,
Operngläſer, Photo=Apparate,
Fahrräder, Muſikinſtrumente uſw.
Am Dienstag, den 4. Auguſt ds. Js.,
bleibt das Amt wegen der Vorarbeiten
zur Verſteigerung geſchloſſen. (st.11334
Darmſtadt, den 30. Juli 1931.
Städt. Leihamt.

225 Rabatt
Gükking
Verleih
Roeder’ſche

(9702a)

Ommen
Prossen
werden unter Garantie durch
Stärke Bbesei
ENUOtist. Preis 2.n75
Seidenweichen Teint nur dureh Venus
GESICHTSWASSER.
2,70.
1.60,
Preis
Parfümerie Th. Frank, Elisabethenstraße 9
Drogen-Liebig, Luisenstraße 4 (IIBIn. 3566
Friedrich Schaefer, Ludwigsplatz 7.
Parfümerie Fr. Tillmann, Elissbethenstr 21

11313

B. oite

25 %Rabatt
auf einen Posten
Fadrräder und
Kinder-Magen
Nur bei
Karlsstr. 19/16
Grödtes Fahrrad-u. Kinder-
wagen
-Spezialhaus Hess.

Fabrikneues 113311
Herren= und
Schlafzimmer
günſtigſt zu verkaufen.
Näheres: Taden, Wilhelminenſtr. 40