Einzelnnmmer 10 Pfennige
*
Tat
T4
S
Arf
NA
TT
Anzeigenpreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Bei wöchentlich 7maligem Erſcheinen vom 4. Juſi
bis 31. Juli 2.18 Reſchsmark und 22 Pfennig
Abfragegebühr, abgeholt 2.25 Reichsmark, durch die
Agenturen 2.40 Reichsmark frei Haus. Poſibezugspreis.
im Juli ohne Beſtellgeld monatlich 2.45 Reichsmari.
Verantwortlichkeit für Aufnahme von Anzelgen an
beſtimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nicht=
erſcheiſnen einzelner Nummern infolge höherer Gewaſt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf ohne Verbindliſchkeit für uns. Poſiſchecklonto
Franifurt a. M. 41301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 210
Freitag, den 31. Juli 1931.
194. Jahrgang
Amm breiie Zelle im Kreiſe Darmſfadt 25 Reichspig.
Flnanz=Anzeigen 40 Reichspfg. Reliamezeile (92 mm
breih2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reſchspfg. 92 mm breiſte
Rellame=
zeile 2.00 Reſchsmark. Alle Preiſe in Reiſchsmart
(4 Dolſar — 4.20 Mark. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpſlſchtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchiliſcher Beltreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankonto Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Natſonalbank.
Aufgtben der Mermationiien Snahanang
Abſtoppen der Zurücknahme kurzfriſtiger Auslandskredike. — Zuſammenatbeit mit der Reichsbank und den
Großbauken. — Die engliſch=amerikaniſche Skillhalke-Uebereinkunfk. — Amlegung von
10 Brozenk der ausländiſchen Kredike auf die Golddiskonibank.
Die inkernakionale Skillhalkung.
Die Hafkung der Golddiskonkbank.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Auf der Londoner Konferenz iſt beſchloſſen worden, daß die
Notenbankpräſidenten beſtimmte Perſönlichkeiten namhaft machen
ſollen, die zu einer Stillhaltekommiſſion zuſammengefaßt werden
und die Aufgabe erhalten ſollen, dafür zu ſorgen, daß die noch in
Deutſchland liegenden kurzfriſtigen Auslandskredite nicht
abgezo=
gen werden. Sie wird alſo vornehmlich mit der Reichsbank und
den Großbanken zuſammenzuarbeiten haben. Weiter ſoll ſie
Unter=
ſuchungen darüber anſtellen, ob es erforderlich und zweckmäßig iſt,
den deutſchen Banken neue Kredite zur Verfügung zu ſtellen. Die
Notenbankpräſidenten haben bereits ihre Vertrauensleute für die
Stillhaltekommiſſion namhaft gemacht. Es ſind folgende Herren:
Leyton=Finnland, Moreau=Frankreich, Melchior=Deutſchland,
Be=
neduce=Italien, Francque=Belgien, Bindſchädler=Schweiz, Canaca=
Japan, Rydbek=Schweden, Vermeulen=Holland. Der amerikaniſche
Vertreter iſt noch nicht bekannt.
Sobald die Vertreter vollzählig ſind, wird die BJ3. die
Kom=
miſſion offiziell beſtätigen. Inzwiſchen haben Verhandlungea
zwiſchen den ausländiſchen Gläubigern und den deutſchen
Schuld=
nern ſtattgefunden. In der Hauptſache hatten die Engländer und
Amerikaner Vertreter nach Deutſchland geſchickt, die hier zunächſt
mit der Reichsbank Fühlung aufgenommen hatten. Die
Englän=
der vertraten den weitaus größten Teil der engliſchen Gläubiger,
während die amerikaniſche Gruppe nur die Intereſſen der
ame=
rikaniſchen Großbanken wahrzunehmen ſuchte. Die
Verhandlun=
gen haben ſich vorläufig um die Frage gedreht, ob die Gläubiger
berechtigt ſein ſollen, einen Teil der Kredite auf andere Stellen
umzulegen.
Nach dem Berliner Börſen=Courier” iſt man dabei zu
folgen=
dem Uebereinkommen gelangt: Die Auslandsgläubiger ſollen
be=
rechtigt ſein, einen gewiſſen Teil ihrer Forderungen auf die
Deutſche Golddiskontbank umzulegen, hinter der bekanntlich die
Garantie der maßgebenden deutſchen Wirtſchaftskreiſe ſteht. Der
Betrag der umzulegenden Kredite iſt aber begrenzt, und zwar auf
10 Prozent der insgeſamt in Deutſchland beweglichen
ausländi=
ſchen Rembours=Kredite und auf 5 Prozent der ausländiſchen
An=
leihegelder. Offenbar hat man dieſe Grenze gewält, um das
Riſiko der Deutſchen Golddiskontbank und der hinter ihr ſtehenden
Wirtſchaftskreiſe nicht zu hoch werden zu laſſen. Insgeſamt ſoll
die Golddiskontbank bereit ſein, das Obligo in Höhe von
unge=
fähr 500 Millionen zu übernehmen. Nimmt man an, daß das
Volumen der ausländiſchen kurzfriſtigen Kredite in Deutſchland
twas mehr als 5 Millionen Mark beträgt, ſo würde man auf
inen Satz von 10 Prozent kommen. Die Auslandsgläubiger
ſaben die Forderung geſtellt, daß für ihre deutſchen Gläubiger
licht nur die Bank haften ſoll, ſondern auch diejenigen deutſchen
Induſtrieunternehmungen, für deren Zwecke die Kredite
aufge=
iommen wurden, ſich verpflichten ſollen, für die pünktliche
Rück=
ahlung zu ſorgen.
Gründung einer Lombardkaſſe der Berliner
Privgkbankiers.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Wirtſchaftsausſchuß des Reichskabinetts hat auch am
Don=
erstag abend einige Erleichterungen im Zahlungsverkehr
durch=
eſprochen. Intereſſant iſt in dieſem Zuſammenhang eine
Ak=
ion der Berliner Privatbankiers, die im Intereſſe
ines ordnungsmäßigen Zahlungsverkehrs eine Lombardkaſſe
ründen wollen. Man will die vorhandenen Effektenbeſtände
urch Lombardierung in den Dienſt eines normalen
Zahlungsver=
ehrs ſtellen. Das Kapital dieſer Kaſſe ſoll vorausſichtlich eine
Nillion Mark betragen. Die Aufbringung dieſer Summe iſt ſchon
u einem großen Prozentſatz ſichergeſtellt. Die Kaſſe ſoll ihre
Nittel durch Ziehung von Wechſeln bei der Akzept= und
Garantie=
ank beſchaffen. Ueber den Umfang des Kreditbedarfes herrſcht
orläufig noch völlige Unklarheit. Die bei der Akzept= und
Garan=
iebank einzureichenden Wechſel ſollen durch Hinterlegung von
Vertpapieren bei der Lombardkaſſe gedeckt werden.
Sparkaſſen und Reichsbank.
Berlin, 30. Juli.
Wie wir erfahren, hat die Reichsbank auf Grund der in den
itzten Tagen geführten Verhandlungen den Sparkaſſen einen
ſeiteren Betrag von Zahlungsmitteln zur Verfügung geſtellt, der
inen die Auszahlung der in der Notverordnung vorgeſehenen
ſeträge für die nächſten Tage ermöglicht. Infolge dieſer
Ge=
ährung weiterer Geldmittel ſeitens der Reichsbank ſind auch
ie Sparkaſſen im Rheinland und Weſtfalen, die für die
Aus=
ihlungen in den letzten Tagen nur geringe Beträge zur
Ver=
igung hatten, in der Lage, die Auszahlungen im Rahmen der
otverordnung durchzuführen.
1Bpell der Inkernakionalen Handelskammer an alle
Nglionen zur Wiederherſtellung des Berkrauens.
BP. Paris, 30. Juli.
Der Vollzugs=Ausſchuß der Internationalen Handelskammer
heute in Paris zu einer außerordentlichen Verſammlung unter
em Vorſitz von Franz v. Mendelsſohn=Berlin zuſammengetreten.
Der Vizepräſident des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie,
Frowein, wies in einer Anſprache darauf hin, daß das heutige
Wirtſchaftsſyſtem, das auf dem Grundſatz der Zuſammenarbeit
der Menſchen und der Nationen beruhe, ohne Kredit und ohne
Vertrauen unmöglich gemacht werde. Eine Kündigung aller
Kre=
dite könne weder eine Firma noch eine Nation aushalten, ohne
daß man Gefahr laufe, die Völker zu zwingen, ihr
Wirtſchafts=
leben in einer anderen mehr oder weniger von dem heutigen
Syſtem abweichenden Form zu organiſieren. Um dies zu
ver=
meiden, müßten die gegenwärtigen Schwierigkeiten durch eine
Gemeinſamkeit des Willens und durch eine einheitliche Handlung
überwunden werden. Dieſer Wille könne ſich in den
verſchieden=
ſten Aktionen kundtun. Der Redner erinnerte an die
Notwendig=
keit, einen gemeinſamen Plan für große öffentliche Arbeiten
auf=
zuſtellen, wie z. B. für den Bau von Eiſenbahnen in China.
Der Vollzugsausſchuß nahm folgende Entſchließung an:
Die Entwickelung der Weltwirtſchaftskriſe hat die
wirtſchaft=
liche Verbundenheit der Völker auf das deutlichſte gezeigt. Die
Atmoſphäre des Mißtrauens, eine Folgeerſcheinung des Krieges,
iſt ein Hindernis für die Verwirklichung der Maßnahmen, die
dieſe Verbundenheit gebietet; ſie bedeutet eine ſtändige
Be=
drohung des Friedens und gefährdet die geſamte Weltwirtſchaft.
Die Völker können die augenblicklichen Schwierigkeiten durch eine
loyale und vertrauensvolle internationale Zuſammenarbeit
über=
winden. Die Internationale Handelskammer richtet deshalb
einen feierlichen Appell an die öffentliche Meinung aller
Natio=
nen, die der Kammer angehören, durch eine umfaſſende Aktion
das für die wirtſchaftliche Wohlfahrt der Welt unentbehrliche
Vertrauen wiederherzuſtellen.
Ghenvers=Geſpräche in Rom.
Romreiſe des Reichskanzlers und Außenminiſters
Milie der kommenden Woche.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Reichsregierung rechnet offenbar damit, daß ſie
vermut=
lich bis Mitte nächſter Woche mit der Regelung des
Zahlungs=
verkehrs und der Beſeitigung wirtſchaftlicher Schwierigkeiten alle
Hände voll zu tun haben wird. Man hört jedenfalls, daß nicht
vor der zweiten Hälfte der nächſten Woche mit der Reiſe des
Kanzlers und des Außenminiſters nach Rom zu rechnen ſei. Sehr
wahrſcheinlich werden aber beide Herren am Donnerstag abend
Berlin verlaſſen, um dem italieniſchen Staatschef Muſſolini einen
Beſuch abzuſtatten. Die Reiſe war längſt fällig, mußte aber immer
wieder hinausgeſchoben werden. Infolgedeſſen machte ſich bei den
Italienern ſchon eine gewiſſe Ungeduld bemerkbar. Auch von
dieſem Beſuch können wir uns ſelbſtverſtändlich
hand=
greifliche Erfolge nicht verſprechen. Die
Be=
ſprechungen mit Muſſolini werden eben auch nur dazu
dienen, ein Vertrauensverhältnis zwiſchen den
Staatsmännern zu ſchaffen und darauf weiter
aufzubauen.
Wir müſſen es allerdings recht unangenehm empfinden, daß
gerade in dieſem Augenblick der Vertreter Italiens vor dem
Haa=
ger Schiedsgerichtshof, Profeſſor Scialoja, zu einem in ſeiner
Form ungewöhnlichen Vorſtoß gegen die deutſch=öſtereichiſche
Zoll=
union ausgeholt hat. Sachliche Argumente gegen die Union
hät=
ten uns nicht weiter geſtört, daß aber Scialoja den Haager
Schiedsgerichtshof mit einer Kriegsdrohung unter Druck zu
neh=
men verſuchte, iſt doch in Berlin recht peinlich aufgefallen. Aber
auch der Gerichtshof hat mit Entſetzen die Worte Scialojas zur
Kenntnis genommen. Da es ſich aber hier um ein juriſtiſches
Gremium handelt, das nur Rechtsfragen zu klären hat, nehmen
wir an, daß die Worte Scialojas die Urteilsfällung in keiner
Weiſe beeinfluſſen werden. Immerhin darf man doch aus der
Haltung des italieniſchen Vertreters entnehmen, daß man in Rom
anfängt, nervös zu werden. Die Ungarn wollen ſich vom
italieni=
ſchen Einfluß befreien und nach Frankreich hinüberſchwenken.
In=
folgedeſſen empfindet man es in Italien peinlich, wenn vielleicht
auch noch Oeſterreich an Deutſchland politiſche Anlehnung ſucht.
Wir glauben, daß der Kanzler die Heren in Rom nach dieſer
Rich=
tung in weitgehendem Maße beruhigen wird. Da die italieniſche
Politik im Grunde genommen eine erſprießliche Zuſammenarbeit
mit Deutſchland anſtrebt, beſteht die berechtigte Hoffnung, daß
auch die Unterhaltung in Rom zu einem Einvernehmen führen,
und daß es uns allmählich mit Hilfe dieſer Chequers=Geſpräche
gelingen wird, die Atmoſphäre in Europa zu ſchaffen, die wir für
die Erreichung unſerer Ziele unbedingt brauchen.
Laval will gleichfalls Muſſolini beſuchen.
EP. Paris, 30. Juli.
In dem gleichen Augenblick, in dem die deutſchen Miniſter ſich
zu einer Reiſe nach Rom vorbereiten, verlautet hier, daß auch
Miniſterpräſident Laval eine Zuſammenkunft mit Muſſolini
haben werde. — Zu den Londoner Meldungen, daß der
franzö=
ſiſch=italieniſche Konflikt in der Flottenfrage unmittelbar vor
ſeiner Beilegung ſtehe, erklärt der ſtets gut unterrichtete politiſche
Redakteur des „Oeuvre” Barde, nach ſeiner Kenntnis träfe dieſe
Nachricht nicht zu, doch glaube man an den Pariſer zuſtändigen
Stellen an die Möglichkeit einer Verſtändigung.
Miniſterpräſi=
dent Laval, der ſich in London auf dem Gebiet der deutſch=
franzö=
ſiſchen Verſtändigung zu „kühnen, aber zugleich vorſichtigen
Ver=
ſuchen” bereit erklärt habe, habe vor wenigen Tagen einigen
Freunden vertraulich ſeinen Entſchluß bekanntgegeben, ſich
dem=
nächſt nach Rom zu begeben, um mit=Mnſſolini zuſammeneutreffen.
Deutſchlands Tribuke in zehn Jahren.
Von
Dr. Otto Leibrock=Berlin.
Sowohl in den Dawesjahren als auch ſeit Inkrafttreten des
Youngplanes haben es die Gläubigermächte an dem guten
Wil=
len fehlen laſſen, der notwendig war, um dem deutſchen Reich
die Erfüllung ſeiner Leiſtungen zu erleichtern. Von vornherein
hatten ſie zwiſchen zwei Möglichkeiten zu wählen. Entweder
mußte die Induſtrie geſchützt und auf Reparationen verzichtet
werden, oder man verlangte Reparationen und ſtellte die
Be=
denken der Induſtrie zurück. Obgleich auch ihnen die Tatſache
geläufig war, daß eine Löſung nur durch direkte oder indirekte
Sachlieferungen Deutſchlands erfolgen konnte, beſchritten ſie den
erſten Weg und bereiteten dem deutſchen Ausfuhrwillen ernſthafte
Schwierigkeiten. Beſonders angeregt durch die mit dem New
Yorker Börſenkrach im Herbſt 1929 einſetzende
Weltwirtſchafts=
kriſe hemmten ſie eine zweckmäßige Weiterentwicklung der
inter=
nationalen Arbeitsteilung einerſeits und der zwiſchen= und
über=
ſtaatlichen Wirtſchaftsbeziehungen andererſeits und trugen ſo
dazu bei, daß auch der Young=Plan ähnlich wie der Dawes=
Plan zu einer folgenſchweren Abſurdität wurde. Deutſchland
konnte ſchließlich nur mit Hilfe des deflationiſtiſchen Druckes
er=
füllen. Die Unſicherheit des Inlandmarktes in Verbindung mit
der verbreiteten Ueberkapazität der Induſtrie zwang eben zur
Ausfuhr um jeden Preis. Dieſer irrationale Ausfuhrzwang
war aber volks= und privatwirtſchaftlicher Leerlauf. Er ſteigerte
Deutſchlands Belaſtung, der angeſichts der naturgemäß hier
ſtär=
ker als in einem andern Land ſich auswirkenden
Weltwirtſchafts=
kriſe und der mit dem allgemeinen Preisrückgang verbundenen
Realwertſteigerung der Tributleiſtungen zur Kataſtrophe führen
mußte.
Heute iſt es wohl angebracht, einmal Rückſchau zu halten
auf das bisher von Deutſchland Geleiſtete. Vier
Leiſtungs=
perioden laſſen ſich unterſcheiden. Die erſte läuft vom
Kriegs=
ende bis zur Ruhrbeſetzung, die zweite umfaßt die
Ruhrbe=
ſetzung, die dritte die Dawes=Jahre und die vierte die Young=
Periode.
Nach einer Denkſchrift des Auswärtigen Amtes, die unter
Mitwirkung von Geheimrat Brentano zuſtande kam, wurden von
Deutſchland in der erſten Leiſtungsperiode bis zum 31. Dezember
1922 abgeführt: 41,6 Milliarden GM., und zwar 1,78 Milliarden
GM. Barzahlung und 39,83 Milliarden GM. Sachleiſtungen;
darunter befanden ſich u.a. liquidiertes deutſches Privateigentum in
Höhe von 11,7 Milliarden, abgetretene Forderungen an unſere
ehemaligen Kriegsverbündeten 8,6 Milliarden, abgetretenes
Reichs= und Staatseigentum 5 Milliarden, See= und
Binnen=
ſchiffe 4,7 Milliarden, Kohlen und Koks 2,4 Milliarden.! Nicht
berückſichtigt ſind dabei die Verluſte aus der Abtretung von
Elſaß=Lothringen und den anderen Gebieten ſowie das darin
enthaltene Reichs= und Staatseigentum. Der Wert dieſer
Ge=
biete iſt niedrig gegriffen auf 35 Milliarden GM. zu beziffern.
Hierzu kommt dann noch der Wert der Kolonien, der nach
vor=
ſichtiger engliſcher Schätzung auf 136 Milliarden GM. geſchätzt
wird. Rechnet man noch hinzu den Wert des abgetretenen
Reichs= und Staatseigentums in Eupen=Malmedy, die Werte
der abgetretenen Seekabel, der Beſatzungskoſten u. a. m., dann
erhöht ſich die deutſche Leiſtung um weitere 14,3 Milliarden GM.,
ſo daß die erſte Leiſtungsperiode die gewaltige Summe von
229,9 Milliarden GM. umfaßt.
Für die zweite Leiſtungsperiode, in die die Ruhrbeſetzung
fällt, beziffern ſich die deutſchen Opfer auf 4 Milliarden GM.
für die Produktion und 2 Milliarden GM. für den Fiskus.
Nicht einbegriffen ſind in dieſen Ziffern die Schäden, die
Reichs=
bahn, Poſt, Waſſerſtraßen, Länder, Gemeinden, Verbände,
Pri=
vatperſonen uſw. erlitten haben; auch nicht die Schäden durch
die Geldentwertung ſowie die Schäden, die rechneriſch gar nicht
zu erfaſſen ſind.
Der dritte Leiſtungsabſchnitt ſetzt mit dem Dawesgutachten
ein. Die Leiſtungen hieraus bauen ſich wie folgt auf:
Erſtes Annuitätsjahr 1924/25
1000 000 000
1925/26
Zweites
1 220 000 000
1926/27
Drittes
1500 000 000
1927/28
Viertes
1 750 000 000
1928/29
Fünftes
.. . . 2500 000 000
Sa.: 7270 000 000
Hierzu kommen nun die Leiſtungen aus dem
vierten Leiſtungsabſchnitt. Sie belaufen ſich
auf Grund des Haager Protokolls vom 31.
Auguſt 1929 und des ergänzenden Haager
Ab=
kommens vom 20. Januar 1930 auf
834 290 000
auf Grund des Youngplans für die Zeit vom
April 1930 bis März 1931
1818000900
für die Zeit vom April 1931 bis Juni 1931
450 000 000
geſchätzt auf,
Dritte und vierte Leiſtungsperiode ergeben
.. . . . . . GM.: 11 072290 000
zuſammen . ."
Zählt man dieſe gewaltige Summe zu den rein rechneriſch
erfaßten beiden erſten, dann erhält man eine Geſamtleiſtung von
faſt 244 Milliarden GM. — das iſt mehr als das Elffache
unſerer vorkriegszeitlichen Auslandsguthaben!
Seit Inkrafttreten des Dawes=Plans haben wir die Tribute
nur aufbringen können durch eine gewaltige Verſchuldung
Deutſchlands, obwohl immer wieder von den Sachverſtändigen=
Kommiſſionen darauf hingewieſen worden iſt, daß eine
der=
artige Erfüllung nur Schein ſei. Das deutſche Wirtſchaftsbild
iſt hierdurch verfälſcht worden. Deutſchland hat eine
wirtſchaft=
liche Tragfähigkeit vorgetäuſcht, die nicht vorhanden war. Die
Tatſache der deutſchen Reparationszahlungen hat die Lage der
deutſchen Wirtſchaft erſchwert, erhöhte die Arbeitsloſigkeit und
verminderte zum Nachteil der Gläubigermächte den Bezug von
Auslandsware.
Immer wieder müſſen wir uns auch vergegenwärtigen, daß
bis zum Beginn des Tribut=Feierjahrs Deutſchland als
Geſamt=
ſumme des Schuldendienſtes und der Ueberfremdungsrenten
1 775 bis 1860 Millionen GM. jährlich aufzubringen hatte.
Rech=
net man dieſe gewaltige Summe zu den Young=Tributen, ſo
er=
gibt ſich eine Belaſtung der deutſchen Zahlungsbilanz in Höhe
von 3,5 bis 3,6 Milliarden für das Jahr. Außerdem iſt nun
noch zu berückſichtigen, daß die Größe der Reparationslaſten
Seite 2
mit dem allgemeinen Preisrückgang zugenommen hat; iſt doch
der Realwert einer mit einem beſtimmten Nominalbetrag
feſt=
geſetzten Schuld ſeit Mitte 1929 um 14 v. H. geſtiegen. Es.
ſind alſo die Leiſtungen ſeit dieſer Zeit um dieſen Betrag zu
erhöhen. Daß Deutſchland unter ſolchen Laſten
zuſammen=
brechen mußte, dürfte allmählich dem zäheſten
Erfüllungspoli=
tiker einleuchten.
Die Aolverordnung vom 5. Juni 1931
und die heiſiichen sinanzen.
Die Rolwendigkeik einer Korreklur des inneren
Finanzausgleiches.
Obwohl in verſchiedenen Auslaſſungen der Preſſe, im
Land=
tag und auch ſeitens der Regierung auf den Kardinalfehler in
dem heſſiſchen Staatshaushalt, den durch die
entſchädi=
gungsloſe Uebernahme der Volksſchul= und Polizeilaſten
un=
haltbar gewordenen inneren Finanzausgleich, mehrfach hingewieſen
worden iſt, verſtärkt die Notverordnung der Reichsregierung vom
5. Juni 1931 dieſen Fehler des heſſiſchen Staatshaushaltes. Im
vierten Teil, Kapitel 2, Artikel 1 der Notverordnung wird
näm=
lich angeordnet, daß die Länder die Beträge, die ſie infolge der
vorgeſchriebenen Gehalskürzung erſparen, den Gemeinden
zu=
kommen laſſen müſſen. Das bedeutet für Heſſen eine weitere
Verſchiebung des inneren Laſtenausgleiches zu Ungunſten des
Staates. Die Tatſache, daß Heſſen ſeither ſeine Gemeinden
un=
beſtritten in einer von keinem anderen Land übertroffenen
Höhe bedacht hat, bleibt völlig unberückſichtigt. Die Regelung
der Notverordnung erſcheint geradezu unverſtändlich, wenn man
bedenkt, daß Heſſen ſeinen Gemeinden im innern
Finanzaus=
gleich heute ſchon neun Millionen Reichsmark mehr als
der Durchſchnitt aller Länder gibt. Wird hier nicht der in
der Oeffentlichkeit häufig und nicht ohne Grund bemängelten
Ausgabefreudigkeit der Gemeinden Vorſchub geleiſtet? Wird
z. B. die Gemeinde Griesheim, der nach einer Meldung im
Darmſtädter Tagblatt vom 25. April 1931 das Kreisamt die
Entſcheidung darüber überlaſſen hat, ob auch dem „Faſelwärter,
Totengräber, Friedhofswärter, Glöckner und Schuldiener die
Beamteneigenſchaft verliehen werden ſoll”, und die tatſächlich
dieſen mit Penſionsbelaſtung verbundenen Beamtenſegen
aus=
geteilt hat, die nach kurz darauf folgender Meldung des gleichen
Blattes nachgeſuchte ſtaatliche Subvention von 75 000 RM.
er=
halten? Im heſſiſchen Landtag hat ein Abgeordneter darauf
hingewieſen, daß die Gemeinde Groß=Zimmern im Jahre 1912
einen Bürgermeiſter beſaß, der die Geſchäfte der Gemeinde
be=
ſorgte und, wie in allen größeren Landgemeinden, 1800 Mk.
er=
hielt. Heute bezahlt die Gemeinde für den Bürgermeiſter 6000
RM., einen Oberſekretär 4500 RM., einen Viceſekretär 3 500
RM. und einen Sekretär 3 000 RM., zuſammen 17 000 RM. Das
iſt zehnmal mehr wie vor dem Kriege. Bürgermeiſter kleiner
Gemeinden (bis zu 2000 Einw.) erhalten 4—5 000 RM. Gehalt
gegenüber einer kleinen Aufwandsentſchädigung in der
Vor=
kriegszeit! Solche Beiſpiele wären noch zahlreich mit
Leichtig=
keit beizubringen, ſie ſind jedem Kenner der
Gemeindeverhält=
niſſe bekannt.
Dieſe heſſiſchen Verhältniſſe wachſen allmählich zu einem
Schulbeiſpiel aus, wie man es nicht machen ſoll. Durch den
derzeitigen inneren Finanzausgleich ergibt der Haushalt Heſſens
ein Bild, das verglichen mit dem Ergebnis einer Betrachtung
der Haushaltpläne anderer Länder, unbedingt eine ungünſtige
Beurteilung des heſſiſchen Finanzgebarens hervorrufen und bei
der finanziellen Abhängigkeit der Länder vom Reich ſich
unheil=
voll auswirken muß.
Künſtliche Etatskonſtruktionen können nicht mehr täufchen,
es muß Ordnung in den Haushalt ſelbſt gebracht werden. Es
muß wirklich dort, wo die Erzbergerſche Finanzreform geradezu
demoraliſierend gewirkt hat, der Hebel angeſetzt werden. Das
Mittel hierzu kann in Heſſen nur die energiſche Korrektur des
inneren Finanzausgleiches ſein. An den Volksſchul= und
Polizei=
laſten müſſen die Gemeinden wieder in einer ſich mit ihrem
Steigen und Fallen beweglichen Form beteiligt, und damit die
Gemeinden zu ſparſamerer Perſonalpolitik genötigt werden. Der
kommende Landtag wird dies Verſäumnis ſeiner Vorgänger gut=
zumachen haben.
Das Ende der Heſſiſchen Geſandtſchaft.
Bei der preußiſchen Regierung ſind noch immer eine ganze
Reihe von Ländergeſandtſchaften beglaubigt. Miniſterpräſident
Braun hat nun vor einiger Zeit die Länderregierungen gebeten,
ihre Geſandtſchaften in reine Reichsratsvertretungen
umzuwan=
deln. Bayern hat bereits vor einigen Wochen ſeine Geſandtſchaft
bei der preußiſchen Regierung aufgegeben; jetzt iſt Heſſen gefolgt,
das ſeinen Geſandten in Berlin von ſeiner Dienſtaufgabe als
heſſiſchen Geſandten in Preußen entbunden hat.
Freitag, den 31. Juli 1931
Nummer 210
vie Ranft des Sagureng
Von Oscar A. H. Schmitz.
Neben der Kunſt des Redens iſt auch immer die des
Zu=
hörens geprieſen worden. Darunter wird natürlich nicht ein
teil=
nahmloſes Schweigen verſtanden. Ein ſolches kann den
Spre=
chenden ſowohl im privaten Geſpräch wie bei Vorträgen eben ſo
lähmen, wie unkompetentes Dazwiſchenreden, vielmehr gibt es
auch ein aktives, anregendes Zuhören, das den Sprechenden
befeuert, befruchtet, ja ihm im Augenblick Gedanken eingibt. Wie
das möglich iſt, kann man ſchwer erklären, jedenfalls gibt es
außer der bewußten Wirkung von Menſch zu Menſch auch noch
eine Wirkung vom Unbewußten des einen auf das Unbewußte
des andern; darum iſt das, was wir ſagen und wie wir es im
Augenblick ſagen nicht nur durch unſere eigege Seele bedingt,
ſondern auch durch die Seele deſſen, zu dem wir ſprechen,
Da=
rum kann es ein den Sprecher förderndes und ein hemmendes
Zuhören geben.
Jeder erfahrene Redner merkt, ſobald er wenige Minuten
geſprochen hat, ob er die Hörer zu aktivem, d. h. teilnehmendem
Zuhören veranlaßt. Wenn es ihm nicht gelingt, ſo wird die
Schuld gewiß ſehr oft an ihm liegen. Es gibt ſchlechte oder bei
Gelegenheit ſchlecht disponierte Sprecher. Das iſt ſo
ſelbſtver=
ſtändlich, daß es ſich nicht lohnt, mehr darüber zu ſagen. Daß
es aber auch ein gutes produktives und ſchlechtes unter
Um=
ſtänden ideenſtörendes Zuhören gibt, deſſen Urſache nicht in den
Mängeln des Redners, etwa ſeiner Langweiligkeit oder
Inkom=
petenz liegt, das iſt noch weniger beachtet worden. Betrachten
wir zunächſt einmal, wodurch das gute Zuhören verhindert
wird. Daraus wird ſich von ſelbſt ergeben, wie es entſteht.
Unter den vielen pſychologiſchen Einteilungsſchemata der
Men=
ſchen gibt es eines, das den Vorzug hat, jedem auch nur
ober=
flächlichen Beobachter aufzufallen und zugleich auch
wiſſenſchaft=
liche Beſtätigung zu finden. In einem Teil der Menſchen
über=
wiegt das Fühlen, in einem anderen das Denken. Natürlich
be=
ſitzt jeder auch die andern ſeeliſchen Funktionen, aber unter
denen, mit welchen er ſich im Leben zunächſt orientiert, tritt
immer entweder mehr das Denken oder mehr das Fühlen
her=
vor. Betrachten wir nun einmal wie das Zuhören jener beiden
Typen beſchaffen iſt.
Ein Denktypus entſchließt ſich, auf ein Geſpräch einzugehen,
oder, ſelbſt wenn es ihm vielleicht an dem Abend ſchlecht paßt,
in einen Vortrag zu gehen, weil ſich das Thema in
Gedanken=
gängen bewegt, mit denen er ohnehin vertraut iſt oder über die
er ſich unterrichten will. Die Perſon des Sprechenden ſpielt
natürlich auch eine Rolle, aber nicht unmittelbar als Menſch,
ſondern nur mittelbar, inſofern ſie nämlich in der Frage, über
Vom Tage.
Die Verfaſſungsfeier des Reiches findet in dieſem Jahre am
11. Auguſt, mittags 12 Uhr, im Reichstagsgebäude ſtatt. Die
Feſt=
rede wird Vizekanzler und Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich
hal=
ten. Weitere amtliche Feiern, ſei es in Preußen oder von der
Stadt Berlin, werden aus Sparſamkeitsgründen nicht abgehalten
werden.
Der Reichsrat genehmigte am Donnerstag abend die vom
Reichsfinanzminiſter im Einvernehmen mit dem
Reichsbankdirek=
torium beantragte Ausprägung von Fünfmarkſtücken im
Geſamt=
betrage von zunächſt 100 Millionen Mark. Die Ausprägung ſoll
unverzüglich vorgenommen werden. Es bleiben noch über 600
Millionen Mark verfügbar.
In der vergangenen Nacht kam es zwiſchen Lockſtedter Lager
und Itzehoe bei einer nationaliſtiſchen Veranſtaltung zu blutigen
Zuſammenſtößen zwiſchen Nationalſozialiſten und Kommuniſten. 25
Perſonen wurden zum Teil ſchwer verletzt. Einer der Verletzten
iſt im Krankenhaus an den Folgen eines Schädelbruches geſtorben.
Infolge der durch die deutſche Ausreiſegebühr eingetretenen
Verhältniſſe iſt der direkte Perſonenverkehr zwiſchen Deutſchland
und der Schweiz derart zurückgegangen, daß die
Reichsbahngeſell=
ſchaft und die Schweizeriſchen Bundesbahnen übereingekommen
ſind, eine Anzahl direkter Zugverbindungen im Verkehr der
bei=
den Länder vorläufig ausfallen zu laſſen. Die Schlafwagenzüge
bleiben dagegen bis auf weiteres im Verkehr.
Um den geplanten kommuniſtiſchen Kundgebungen am 1. Auguſt
zu begegnen, hat der franzöſiſche Miniſterpräſident ſämtliche
Um=
züge und Verſammlungen unter freiem Himmel für dieſen Tag
verboten. Die Polizei wird verſtärkt, Truppen werden in
Bereit=
ſchaft gehalten. An Kundgebungen teilnehmende Ausländer
wer=
den unverzüglich ausgewieſen.
Die verfaſſunggebenden ſpaniſchen Cortes beſtätigten unter
ſtürmiſchem Beifall die Vollmachten der Regierung Almara
Za=
mora durch Zuruf.
Nach einer ruſſiſchen Meldung hat General Feng die
Movil=
machung ſeiner Truppen für den Kampf gegen die
Nankingregie=
rung angeordnet. Fengs Trupen ſollen aus der Provinz Tſchili
gegen Peking marſchieren. um die Stadt zu beſetzen. Die
Nan=
kingregierung hat daraufhin in Mukden um militäriſche
Maß=
nahmen zum Schutze Pekings gebeten.
Würkkembergiſche Finanzhilfe für Heſſen.
Stuttgart, 29. Juli.
Von zuſtändiger Seite wird mitgeteilt: Die „Württemberger
Zeitung” greift den württembergiſchen Finanzminiſter wegen eines
von ihm an Heſſen gewährten Darlehens an, deſſen Rückzählung
gefährdet ſei. Der einfache Tatbeſtand iſt folgender: Württemberg
hat aus vorübergehend verfügbaren Kaſſengeldern an Heſſen ein
kurzfriſtiges Darlehen von 2 Millionen Reichsmark gegeben. Der
auf den 28. Juli vereinbarte Rückzahlungstermin iſt infolge der
inzwiſchen eingetretenen Schwierigkeiten auf dem Geldmarkt dahin
geändert worden, daß Zahlung in drei Raten vereinbart wurde.
Die erſte auf den 28. Juli fällige Rate iſt bezahlt. Am Eingang
der beiden anderen Raten auf den 8. und 18. Auguſt iſt nicht zu
zweifeln. Schwierigkeiten fur den württembergiſchen Staat,
ins=
beſondere etwa für die Beſoldungszahlungen, ſind aus dieſer
Ver=
einbarung mit Heſſen nicht entſtanden.
Hierzu wird aus dem heſſiſchen Finanzminiſterium mitgeteilt:
Die kleineren Länder, wie Heſſen, ſind bei der Geldbeſchaffung nicht
in der glücklichen Lage wie die Länder, die über Notenbanken
ver=
fügen. Es iſt auch nichts Beſonderes, wenn ein Land, wie
Würt=
temberg, das eine Auslandsankeihe aufgenommen hat, deren Erlös
es zunächſt (wenigſtens teilweiſe) wieder anlegen muß, einen
Be=
trag als kurzfriſtige Anleihe einem andern Land zur Verfügung
ſtellt. Auch daß das Land Heſſen bei der derzeitigen Lage wie
viele andere öffentlich=rechtliche Körperſchaften unter
Geldmittel=
knappheit leidet, bedarf keiner nähcren Erläuterung. Ob die
end=
gültige Deckung des Darlehens aus vorhandenen, aber zurzeit
nicht verfügbaren Vaniguthaben oder aus Steuerüberweiſungen
oder aus ſonſtigen Mitteln erfolgt, ſteht zurzeit nicht feſt.
Zahlungsmittelkriſe und Gemeindebegmkenſchaft.
Die Gewerkſchaft heſſiſcher Gemeindebeamten nimmt in einem
Aufruf an die Vertrauensleute der Organiſation Stellung zu der
Finanzlage der Gemeinden und ihrer Auswirkung auf die
Ge=
meindebeamten und Angeſtellten. Es ſei zurzeit Aufgabe aller
Ver=
antwortlichen in den Gemeindeverwaltungen, jede Ausgabe zu
vermeiden, die nicht unter allen Umſtänden geleiſtet werden muß.
In erſter Linie gelte es, die Mittel bereitzuſtellen für die
Aus=
zahlung der Unterſtützungen, der Gehälter und Löhne. Den
Be=
amten und Angeſtellten wird empfohlen, alle nicht ſofort
verwend=
baren Gehaltsbezüge in der gleichen. Weiſe wie ſeither auf die
Beamtenbanken und Sparkaſſen überweiſen zu laſſen. Gerade von
den gewerkſchaftlich Organiſierten müſſe trotz der ſchweren Opfer,
die von den Beamten und Angeſtellten zu tragen ſeien, Ruhe und
Beſonnenheit gezeigt werden, um ſo die Stimmung in der
Be=
völkerung günſtig zu beeinfluſſen.
die ſie ſpricht, Kompetenz bereits erwieſen hat oder aus
irgend=
welchen Gründen erwarten läßt. Natürlich kann ein
haupt=
ſächlich auf Denken eingeſtellter Hörer auch einmal den Wunſch
haben, einen windigen Phraſenmacher von Erfolg, über den er
ſich oft geärgert hat, von Angeſicht zu Angeſicht zu ſehen, um
ſich über das Geheimnis ſolchen Erfolgs klar zu werden. Auch
der mittlere Fall iſt möglich, daß ein Denktypus einem anderen
zuhört, um ſich über andere Denkrichtungen, als die ſeine, zu
informieren. Das iſt aber ſchon ſeltener, denn die meiſten
Men=
ſchen fühlen zwar das Bedürfnis, ſich in ihrer gegebenen
Rich=
tung weiter zu entwickeln, aber nur wenige haben den Wunſch
über ihre eigene Richtung hinaus zu ſchauen oder gar darüber
hinaus zu kommen. Ob aber nun z. B. ein exakter
Wiſſenſchaft=
ler einen katholiſchen Redner anhört, oder ein Konſervativer
einen Kommuniſten, falls ſie Denktypen ſind, kommt es ihnen
in ihrer bewußten Einſtellung immer zunächſt darauf an, zu
erfahren, wie der andere denkt, mag einem das ſelbſt auch
als falſch ſcheinen.
Nach dem bis jetzt Geſagten ſollte man nun meinen, daß
Denktypen die allererwünſchteſten Zuhörer ſeien, denn ſie
kom=
men, um zu hören, was geſagt wird. Bei näherer Unterſuchung
aber ergibt ſich, daß ſie in dieſer Hinſicht nicht den geringſten
Vorrang vor den Gefühlstypen haben. Bewußt will der
Denk=
thpus, der einen Vortrag anhört oder auf ein von einem
ande=
ren begonnens Geſpräch über ein ernſtes Thema eingeht,
natür=
lich zunächſt einmal hören, aber unbewußt will er noch etwas
anderes. Wenn er ſich dem Sprechenden auch wirklich öffnet,
ſo bietet er ihm ja nicht ein leeres Gefäß dar, in das nun die
Rede einträufeln kann, ſondern dieſes Gefäß iſt oft bis zum Hals
gefüllt mit den eigenen Anſichten, die meiſt ungern etwas neuem
Platz machen. So lange der Denktypus nur das hört, was er
ſelber denkt, nickt er beifällig, aber zum Schluß erklärt er,
bis=
weilen mit Recht, es ſei ſehr gut, daß dies einmal hier geſagt
worden ſei, vielleicht auch, es ſei ſehr gut geſagt worden, er habe
indeſſen nichts Neues vernommen. Dabei entgeht ihm leicht, daß
die vom Redner aus Bekanntem gezogenen Schlüſſe doch neu
ſein können. Er findet ſie vielleicht zu ſelbſtverſtändlich, wie
das Ei des Columbus, aber tatſächlich hatte er an dieſe
Selbſt=
verſtändlichkeit nie gedacht.
Setzt ſich der Sprecher jedoch in Gegenſatz zu den
Gedan=
ken des Denktypus, ſo regt ſich in dieſem der Widerſpruch. Nun
formuliert er Gegengründe gegen das Gehörte, beſonders, wenn
nachher, wie in jedem Geſpräch und nach vielen Vorträgen die
Möglichkeit einer Diskuſſion beſteht, und die Folge iſt, daß der
Denker bald nur noch mit halbem Ohr den Worten des
Spre=
chenden folgt, ganz mit den eigenen Einwänden beſchäftigt. Das
geſchieht ſelten ganz ohne Affekt. Dieſen aber bezieht der
Denk=
typus aus ſeinem Fühlen, das im Gegenſatz zu ſeinem eigenen
Denken und zum Fühlen des beſußten Gefühlstypus unbewußt
Die lehzke Friſt
394 Einzahlung rückſtändiger Stenern
ohne Berzugszuſchläge.
Berlin, 30. Juli.
Amtlich wird mitgeteilt:
Die Friſt zur Zahlung rückſtändiger Steuern läuft am 31.
d. M. ab. Mit dem 1. Auguſt 1931 treten die in der
Verord=
nung des Reichspräſidenten über die Zuſchläge für
Steuerrück=
ſtände vom 20. Juli 1931 feſtgeſetzten Verzugszuſchläge ſowie
Verzugs=, Aufſchub= und Stundungszinſen in Kraft. Es wird
in letzter Stunde nochmals nachdrücklichſt darauf hingewieſen
daß derjenige, der mit ſeinen Steuern im Rückſtande iſt und ſie
zum 31. Juli d. J. nicht bezahlt hat, hohen Verzugszuſchläger
unterliegt, die für jeden halben Monat 5 Prozent betragen. Die
Zuſchläge ſind verwirkt, ohne daß es einer vorherigen Mahnung
bedarf. Wer ſich daher vor empfindlichen Mehrzahlungen ſchützen
will, tut gut daran, die letzte Friſt zur Einzahlung der Steuern
ungeſäumt zu benutzen. Die Vorſchriften der obigen
Notverord=
nung werden unter allen Umſtänden durchgeführt. Mit einer
Milderung oder ſogar einer Aufhebung dieſer Beſtimmungen iſt
nicht zu rechnen. Die Befolgung dieſes letzten Appells liegt nicht
nur im Intereſſe einer geordneten Finanzverwaltung, ſondern
in erſter Linie im perſönlichen Intereſſe des Steuerzahlers.
Ein Aufruf des Reichslandbundes zur Selbſthilfe.
Berlin, 30. Juli.
Der Bundesvorſtand des Reichslandbundes hat in ſeiner
geſtrigen Sitzung einſtimmig einen Aufruf beſchloſſen, in dem
betont wird, daß Deutſchland nach dem Scheitern der
auslän=
diſchen Kreditverhandlungen völlig auf ſich geſtellt ſei.
Vor=
nehmſte Pflicht ſei es deshalb, vor allem die Volksernährung auf
eigener Scholle zu ſichern. Unter dem Hinweis, daß bereits jetzt
ein Sturz der Getreidepreiſe erfolgt ſei, müſſe die Landwirtſchaft
zur Selbſthilfe greifen.
Die Maßnahmen, die der Bundesvorſtand ſeinen
Mitglie=
dern vorſchlägt, beziehen ſich auf den Getreide= und Viehverkauf.
Brotgetreide dürfe nur in ſolchen Mengen verkauft werden, als
ſie zur Brotverſorgung jeweils erforderlich ſeien. In der Zeit
vom 5. bis 31. Auguſt dürfe jeder Landwirt nicht mehr wie 34
Zentner Getreide je Morgen der Getreideanbaufläche anbieten.
Für Weſt=, Süd= und Mitteldeutſchland ſind gegebenenfalls
Zu=
ſchläge vorgeſehen und ebenſo für Qualitätsware.
Der Schlachtviehmarkt ſoll durch Verkaufsenthaltung
ent=
laſtet werden, um Durchſchnittspreiſe in Höhe von 65 Mark für
Schweine, 55 Mark für Ochſen und 45 Mark für Kühe ab Stall
zu erreichen. — Die Landbünde ſollen die Durchführung dieſer
Maßnahmen in ihren Gebieten überwachen. Gläubiger, die einen
Verkaufsdruck ausüben, ſollen durch die Landwirte auf die im
Gange befindlichen Verhandlungen zur Regelung des
Zahlungs=
aufſchubes und des Vollſtreckungsſchutzes hingewieſen werden.
Schadenerſakanſprüche gegen Miniſter Treviranus.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
Die ſogenannte „Hundertmark=Verordnung” iſt inzwiſchen
ſo=
weit durchlöchert und umgangen worden, daß es einfach
unver=
ſtändlich iſt, warum die Reichsregierung ſich nicht ſchleunigſt von
dieſer Notverordnung wieder trennt. Inzwiſchen haben ſich die
deutſchen Reiſebüros zuſammengeſchloſſen, um
Schadenserſatzan=
ſprüche geltend zu machen. Sie richten ihren Stoß vor allem gegen
den Miniſter Treviranus, der in ſeiner Rundfunkrede etwas
vor=
eilig von dem Beſchluß des Kabinetts über die Hundertmark=
Ver=
ordnung Kenntnis gegeben hat. Das war am 17. Juli. Da in
der Rede ein Stichtag für die Inkraftſetzung der Verordnung nicht
angegeben war, nahm ſelbſtverſtändlich jeder Reiſende an, daß
die Gebühr unverzüglich erhoben würde. Die Reiſebüros wollen
die Regierung bzw. den Miniſter Treviranus für die Schäden
ver=
antwortlich machen, die ihnen durch das Nichtzuſtandekommen von
Geſellſchaftsreiſen in der Zeit vom 17. bis 22. Juli entſtanden ſind.
Am 1. Auguſt ſollen die Erhebungen über dieſe Schäden
abge=
ſchloſſen werden und dann will man eine Klage gegen Miniſter
Treviranus anſtrengen.
„Frankreich, eine Gefahr für die Welkwirkſchaft.
In dem in der geſtrigen Nummer unſeres Blattes unter dieſer
Ueberſchrift erſchienenen Artikel ſind die Umrechnungen von Fr.
in Mk. verſehentlich falſch wiedergegeben. 27 Milliarden Francs
ſind nicht reichlich 2 Milliarden, ſondern zirka 4½ Milliarden
RM.; desgleichen beträgt die Goldreſerve der Bank von
Frank=
reich in deutſcher Währung ausgedrückt über 9 Milliarden Mark
(ſtatt über 4 Milliarden).
und darum überempfindlich und leicht verletzbar iſt. So wird
gerade der Denktypus, der das Zeug zum guten Zuhörer hätte,
leicht zum ſchlechten. Das kann ſo weit gehen, daß er ſpäter
das Gehörte ſo falſch wiedergibt, als fehle ihm die Fähigkeit es
zu verſtehen, die er doch gerade in hohem Maße beſitzt. Seine
von dem unbewußten Gefühl geſpeiſte Tendenz gegen den
Red=
ner vermag ſeinen Geiſt bisweilen derart zu trüben, daß er
Behauptungen bekämpft, die der Sprecher gar nicht aufgeſtellt
oder Einwände erhebt, die der Sprecher längſt vorweggenomſe
men und widerlegt hat, oder, was das Schlimmſte iſt, die Ane
ſichten des Gegners geſinnungsmäßig oder durch Anſpielungen
an perſönliche Motive verdächtigt. Sehr viele öffentliche
Anl=
griffe, deren Scharfſinn den Denktypus verrät, tragen dieſen 9e‟
fühlsmäßig ſo peinlichen Charakter.
Ganz anders verhält ſich der Menſch, bei dem das Fühlen
vorwiegt. Er hat weniger eigentlich ſachliche Intereſſen. „hM
bewegt vor allem die Perſon des Sprechers und das Thema
nur dann, wenn es ſo formuliert wird, daß es auf ſein
Gefüy=
wirkt. Die Ueberſchrift dieſes Aufſatzes „Die Kunſt des
Zi=
hörens” hat vielleicht das Glück, ihn zu intereſſieren, denn er
hört ſelbſt gern zu, glaubt auch dieſe Kunſt ganz gut zu
ber=
ſtehen und hat ſich ſchon oft darüber geärgert, wenn abſtrarie
Denker eine ſchöne Rede unterbrachen und zerpflückten mit
Grun=
den, die dem Gefühlstypus völlig gleichgültig erſcheinen gegene
über der begeiſternden, erhebenden, irgendwie wohltuenden oder
auch nur unterhaltenden Wirkung des Geſagten. Hätte ich aber
die Ueberſchrift etwa ſo gewählt: „Ueber die fundamentale
Reaktionsdifferenz bei emotionalen und rationalen Thpen
gegen=
über der geſprochenen Rede”, ſo würde jeder Gefühlstypus
Reiß=
aus nehmen. Eine derart ſteriliſierte Ausdrucksweiſe würde ihn
ſo wenig merken laſſen, daß dieſes Thema auch ihn vielleicht
betrifft, wie eine Biene verſuchen würde in den Kelch einer
gemalten Blume zu ſchlüpfen oder ein Hund eine gemalte Wurſt.
zu freſſen. Die gemalte Blume oder Wurſt wird in ihrer
Ab=
ſtrahiertheit vom Wirklichen gar nicht wiedererkannt. Man ſiehle
aus dieſer Darſtellung: der Gefühlsmenſch iſt lebensnäher und
ſeine Schilderung wirkt wahrſcheinlich ſympathiſcher, als die des
Denktypus.
Aber wie ſteht es nun mit dem Zuhören des vorwiegend
fühlend eingeſtellten Menſchen? Scheinbar noch beſſer, als es
damit anfangs bei dem Denktypus zu ſtehen ſchien. Iſt der
Gefühlstyp zu der Perſon des Sprechers und infolgedeſſen auch
zu ſeinen Worten negativ eingeſtellt, ſo ſagt er das lieber erſt
auf dem Heimweg im engeren Kreis, zunächſt aber hält er ſich
meiſt zurück, denn die Sache treffende Gegengründe findet er
nicht leicht. Seinem Aerger gefühlsmäßig Ausdruck zu verleihen,
hat er ſich meiſt abgewöhnt infolge der Erfahrung, daß dann
leicht unangenehme Szenen entſtehen, die, falls ſie nicht ſchon
der geſellſchaftlich= Anſtand verbieten würde, ihm auch perſon=
Nummer 210
Freitag, den 31. Juli 1931
Seite 3
Die Zweite Internationgle gegen den Krieg
„Keine Unkerſcheidung zwiſchen Angriffs= und Verkeidigungskrieg. — Kein Verkrauen in den Friedenswillen
der Regierungen. — Organiſierung des Widerſtandes der Arbeikerſchaft gegen jede Kriegsdrohung.”
Die Parole der Sozialiſten.
Kampf gegen die Kriegsgefahren.
Akkionsprogramm für die Abrüſtung.
Wien, 30. Juli.
Der Kongreß der Sozialiſtiſchen Arbeiterinternationale hielt
am Donnerstag vormittag unter dem Vorſitz von Hillquit (
Ame=
rika) und Gillies (Großbritannien) wieder eine Vollſitzung ab, in
der die Debatte über den Kampf um die Abrüſtung und gegen
die Kriegsgefahr fortgeſetzt wurde. Dr. Julius Deutſch=
Oeſterreich erſtattete namens der Kommiſſion den Bericht.
Die von der Kommiſſion mit allen gegen vier Stimmen
vorge=
ſchlagene Entſchließung beſagt im weſentlichen, daß der Kampf
gegen die Kriegsgefahren in der gegenwärtigen
Lage die oberſte Aufgabe aller ſozialiſtiſchen
Parteien iſt, weiter, daß alle ſozialiſtiſchen Parteien einig ſind
in dem entſchiedenen Willen, alle im Bereiche ihrer Macht
lie=
genden Mittel anzuwenden, um jede Regierung zu
be=
kämpfen, die den Frieden ſtört. Hierin wird an den
Beſchluß des Brüſſeler Kongreſſes erinnert, wonach gegen eine
Regierung, die ſich einem internationalen
Schiedsſpruch nicht fügt und zum Kriege
ſchrei=
tet, alle, auch revolutionäre Mittel
anzuwen=
den ſeien. Die gemeinſame Parole müſſe ſein: „Vorwärts
um Krieg gegen den Krieg!”
Fenner.=Brockway (Unabhängige
Arbeiter=
partei Englands) führte aus: Wir haben kein
Ver=
trauen zur Abrüſtungskonferenz der
Regierun=
gen, weil von einem Völkerbund, der von den großen
imperia=
liſtiſchen Mächten beherrſcht iſt, kein nützlicher Beitrag für den
Weltfrieden zu erwarten iſt. Wir müſſen uns an die
Arbeiter=
klaſſe ſelbſt wenden. Wir erkennen nicht die Unterſcheidung
zwi=
ſchen Angriffskrieg und Verteidigungskrieg an. Deshalb
ſchla=
gen wir in einer Reſolution vor, auch kein Kompromiß der
ſozialiſtiſchen Parteien mit den kapitaliſtiſchen Parteien
anzu=
erkennen, keine Koalitionspolitik, keine Tolerierungspolitik und
keine Politik der Zuſtimmung zu militäriſchen Rüſtungskrediten
zu treiben. Wo Sozialiſten die Regierungsgewalt in der Hand
haben, dürfen ſie nicht auf andere Völker warten, ſondern müſſen
der Welt ein Beiſpiel geben, indem ſie mit der Abrüſtung
vor=
gehen. Wenn es trotzdem zu einer Kriegsgefahr kommen ſollte,
dann ſolle die Arbeiterſchaft jeder Kriegsdrohung organiſierten
Widerſtand entgegenſetzen, der nicht unbedingt die Form des
Generalſtreiks annehmen müſſe, aber nach einem ſorgfältig
vor=
vereiteten Plan einer direkten Aktion gegen den Kriegsapparat
geführt werden ſoll.
Anna Juchacz (Deutſchland) unterſtrich namens der
deutſchen Delegation die in der Reſolution zum Ausdruck
ge=
prachte Theſe, daß die Gleichheit unter den Völkern in der
nternationalen Arbeiterſchaft kein Streitpunkt mehr ſei. Sie
dankt de Brouckere dafür, daß er es als falſch bezeichnet hat,
rſt Sicherheit zu verlangen und erſt dann an die allgemeine
Abrüſtung zu denken. Selbſtverſtändlich ſtimmen die deutſchen
Delegierten der Reſolution der Kommiſſion zu. Gerade als Frau
nüſſe ſie angeſichts der Formen eines künftigen Krieges
war=
nend ihre Stimme erheben.
Mörris=Hillquit (Vereinigte Staaten von
Amerika) erklärte, daß, die amerikaniſche Delegation für die
Reſolution ſtimmen werde. Die Reſolution bedeute in einer im
ganzen nicht unangemeſſenen Form eine praktiſche und konkreie
Stellungnahme zu der Abrüſtungsfrage. Die amerikaniſche
Dele=
gation ſei allerdings von der Reſolution nicht vollauf befriedigt.
Die Exekutive möge daher, um die weitergehenden Wünſche der
Amerikaner zu befriedigen, beſchließen, möglichſt bald eine neue
gemeinſame Konferenz, an der auch der Internationale
Gewerk=
ſchaftsbund teilnehmen müßte, einzuberufen.
Pierre Renaudel=Frankreich, Mitglied der franzöſiſchen
Nammer, führt aus: Die Internationale iſt heute ein politiſcher
Organismus, deſſen Wirkungskraft auf die Maſſen der Wähler
ind des Proletariats einen ſtarken Druck auf die Regierungen
ahlreicher Länder ermöglicht: ſie iſt noch mehr, ſie iſt ein
politi=
cher Organismus, deſſen einzelne Sektionen in verſchiedenen
ändern die Regierungsgewalt ganz oder teilweiſe in die Hände
enommen haben. Das ermöglicht, wenn auch unter
Schwierig=
eiten, die Durchführung der Beſchlüſſe der Internationale zu
chern.
ch ſehr unangenehm ſind. In ſolchen Fällen, wo ſie in
Wider=
ruch geraten, kommt nämlich das unbewußte, negative Denken
er Gefühlsmenſchen zum Ausdruck, mit dem ſie in der Regel
ur ihre nächſte Umgebung beglücken, und das, weil es eben ſo
nentwickelt iſt, wie das Fühlen der Denktypen, zunächſt
ver=
ünftiger Einſicht geſperrt iſt.
Der Gefühlstyp aber, der ſich gerne zum Zuhören entſchließt,
ängt an den Lippen des Sprechers. Das Gefäß, das er ihm
arbietet, iſt im Augenblick von allen Gegenmeinungen geleert,
nid daher öffnet ſich in ihm eine Tiefe, die durſtig iſt nach
ufnahme fremder Worte. Da ſcheinen wir nun ja den idealen
ühörer vor uns zu haben. Die Enttäuſchung folgt aber ſpäter,
enn nämlich der begeiſterte Zuhörer weiter erzählt, was er
ir herrliche Dinge gehört hat. Es können dann nämlich ſolche
Utäglichkeiten herauskommen, daß ſich der Sprecher geradezu
loßgeſtellt vorkommt. Er denkt: Gott ſchütze mich vor meinen
reunden. Wohl haben ſie ihm in hingebender Spannung
zu=
ehört, aber ſo gut wie nichts verſtanden. Ich habe z. B.
be=
iſterte Leſerinnen, die ebenſo begeiſtert ſind für das, was ich
ekämpfe.
Wer ſind nun aber die wirklich guten Zuhörer? Offenbar
ie, welche die Fehler beider Typen vermeiden, dazu aber
ge=
ört wirklich eine Kunſt. Was dem Denktypus zunächſt fehlt,
t die gefühlsmäßige Verbundenheit mit dem Sprecher. Hätte er
e, ſo würde er ihn bewußt perſönlicher nehmen, d. h. ſich auf
In als Menſch einſtellen, und dann brauchte das Perſönliche nicht
1 bisweilen feindlicher Tendenz aus dem Unbewußten
hervor=
ſtbrechen. Er muß alſo ſeine eigenen Gefühle bewußter machen
lur dann kann er ſie erziehen), die eigenen wenn auch objektiv
och ſo bewährten Gedanken einmal für eine Stunde beiſeite
hieben und von dem Gefühlstypus lernen, ſein Gefäß leer zu
jachen für die Aufnahme der Rede eines fremden, vielleicht
renden Menſchen. Vermag er das, dann hat er gut zugehört,
nid wenn er nachher ſeine Gegenargumente vorbringt, dann
irken ſie nicht mehr feindlich, zerpflückend, ſondern ergänzend
id bereichernd. Umgekehrt wird der einſeitige Gefühlsmenſch
ſſer denken lernen und verſtehen müſſen, daß er von einer
ede noch nicht viel aufgenommen hat, wenn er ſagt, ſie ſei ſo
hebend und erquickend geweſen. Hat er aber auch
Weſeni=
hes von ihrem Inhalt verſtanden, dann kann die Begeiſterung
ſies ſolchen Hörers eine Lebendigkeit gewinnen, die den
Spre=
er über ſich ſelber hebt.
Der Hörer wird wahrſcheinlich ſchon von ſelbſt darauf
ge=
mmen ſein, daß der Denktypus viel häufiger unter Männern
rkommt, der Gefühlstypus mehr unter Frauen. Das iſt gewiß
Itig, doch gibt es auch unter Männern Gefühlstypen — viele,
der keineswegs alle Künſtler gehören dazu — und unter den
rauen, beſonders unter den modernen in wiſſenſchaftlichen
Be=
efen ſtrebenden gibt es auch Denktypen. Aber wie dem auch
Mit unſerer Kritik am Völkerbunde ſchädigen wir unter
Um=
ſtänden unſere eigene Aktion. Gewiß werden wir auch dem
Völkerbunde die Löſung nicht allein überlaſſen. Die
Inter=
nationale wird in dieſer Frage die Führerin der Menſchheit, die
Führerin zum Frieden ſein.
Paul Faure, Mitglied der franzöſiſchen Kammer, verweiſt
auf eine Reſolution, die die franzöſiſchen Sozialiſten auf ihrem
letzten Parteitag, angenommen haben, und die die Richtlinien
der Partei für die Abrüſtung und gegen den Krieg feſtlegt. Wir
haben, ſagt der Redner, in unſerer Reſolution, die wir dieſem
Kongreß vorgeſchlagen haben, den Antrag geſtellt, die
Inter=
nationale möge in dieſer Frage eine einheitliche Politik der
ſozia=
liſtiſchen Parteien in allen Ländern im Hinblick auf die
Ver=
weigerung der Rüſtungskredite für bürgerliche Kriege feſtſetzen.
Unſer Vorſchlag wurde den zuſtändigen Organen der beiden
Internationalen zugewieſen. Ich erkläre, daß wir uns damit
zufrieden geben, und daß wir die ganze Kraft daran ſetzen
werden, daß dies die Grundſätze unſerer Internationale werden.
Albarda, der Vorſitzende der ſozialdemokratiſchen
Par=
lamentsfraktion im holländiſchen Parlament führte aus:
Wir müſſen an der Aktion mitarbeiten, die die
Abrüſtungskon=
ferenz zur Erfüllung ihrer Pflicht zwingen muß, denn ſie iſt eine
politiſche Notwendigkeit.
Dann wird abgeſtimmt, und zwar zunächſt über die
Reſo=
lution der gemeinſamen Kommiſſion der ſozialiſtiſchen
Arbeiter=
internationale und des Internationalen Gewerkſchaftsbundes,
die vom Referenten de Brouckere vorgelegt und von der
Kom=
miſſion des Kongreſſes gebilligt wurde, abgeſtimmt. Für die
Reſolution wurden 304, dagegen 5 Stimmen abgegeben, 8
Teil=
nehmer enthielten ſich der Stimmabgabe. Dann wird über das
ſehr ausführliche Aktionsprogramm für die Abrüſtung
abge=
ſtimmt. Das Aktionsprogramm enthält eingehende
Beſtimmun=
gen über die in Grenzorten zu organiſierenden Demonſtrationen,
über Aktionen in den Parlamenten, über große öffentliche
Ver=
ſammlungen in den wichtigſten Städten, über den
internationa=
len Petitionsſturm für die Abrüſtung, über eine von der
Sozia=
liſtiſchen Arbeiterinternationale und dem Internationalen
Ge=
werkſchaftsbund einzuberufende internationale Konferenz, dann
über Veröffentlichungen in der Preſſe uſw. Das
Aktionspro=
gramm wird einſtimmig angenommen. Dann wird über die am
erſten Tage vom Referenten vorgelegte Ergänzungsreſolution
und über die Flottenabrüſtung abgeſtimmt. Dafür werden 312
Stimmen abgegeben, dagegen eine Stimme, ferner ſind fünf
Stimmenthaltungen feſtzuſtellen. Schließlich wird die heute
namens der Kommiſſion von Dr. Julius Deutſch vertretene
Reſolution zur Abſtimmung gebracht. Das Ergebnis iſt: 304
Stimmen dafür, 5 Stimmen dagegen, 8 Stimmenthaltungen.
Die Ankerbrechung der
engliſch=
franzöſiſchen Binanzverhandlungen.
Paris iſt nervös.
Paris, 30. Juli.
Die Unterbrechung der franzöſiſch=engliſchen
Finanzverhand=
lungen hat in Paris eine reichlich nervöſe, um nicht zu ſagen
ver=
ärgerte Stimmung geſchaffen. In Pariſer Bankkreiſen glaubt
man, daß Montague Norman nur Zeit zu gewinnen verſuche und
darauf ſpekuliere, daß der franzöſiſche Markt wegen ſeiner
um=
fangreichen engliſchen Intereſſen auch ohne ein Abkommen alles
tun werde, um das Pfund zu ſtützen, wie es tatſächlich in den
letzten Tagen geſchehen ſei. Je mehr nun Paris auf dem
eng=
liſchen Markt interveniere, um ſo ſtärker werde natürlich auch
das franzöſiſche Intereſſe in London und die Notwendigkeit, es
zu ſchützen. Die Franzoſen ſind darüber ſehr empört, und werfen
den Engländern vor, ihre traditionelle Finanzpolitik zugunſten
einer Spekulation von einem Tag zum anderen preiszugeben.
Im übrigen haben die Engländer anſcheinend als
Gegen=
maßnahme gegen die franzöſiſche Finanzſperre den franzöſiſchen
Rohſtoffhändlern die Kredite auf dem Londoner Markt entzogen.
Dieſe beklagen ſich lebhaft darüber, daß ſeit einem Jahrhundert
bei der Kreditierung von Ankäufen britiſcher Waren niemals
Schwierigkeiten vorgekommen ſind. Sie drohen damit, ſich vom
Londoner Geldmarkt abzuwenden und ſich andere, ſicherere
Kredit=
unterlagen zu ſuchen.
ſei, der Mann iſt, auch als Gefühlstypus, mehr mit dem Geiſt
verbunden, die Frau auch als Denktypus mehr mit dem Eros,
und darum wird es ihm doch immer mehr auf das Was, ihr
mehr auf das Wie ankommen. Nichts wäre falſcher, als eine der
beiden Lebensrichtungen minderwertig, die andere hochwertig zu
nennen. Wer ſo etwas verſucht, ſoll ſagen, woher er dieſen
Maßſtab nimmt. Er nimmt ihn eben von ſeinem eigenen Typus
her und mißt den Gegentypus mit ſeinem Maß. Das muß zu
negativen Urteilen führen. Jeder Typus kann nur an ſich ſelbſt
gemeſſen werden. Niemand kann wiſſen, ob Denken oder
Füh=
len wertvoller iſt.
Man ſieht alſo: Beide Typen bringen eine weſentliche Gabe
für die Kunſt des Zuhörens mit, aber zu wirklich guten
Zu=
hörern werden ſie erſt nach der Ergänzung durch ihren
Gegen=
typ. Wie aber kann ein Denktypus das Fühlen, ein Fühltypus
das Denken lernen? Am beſten, indem man ſich in ſeinen
Gegentyp verliebt, denn dann findet allmählich eine gegenſeitige
Erziehung in der bisher vernachläſſigten Richtung ſtatt. Liebe
ſucht Verſtändnis, Verſtändnis aber iſt nicht möglich, wenn man
nicht, wenigſtens bisweilen einander zuhört. Der Gefühlstypus
wird nun vom Denktypus vieles inhaltlich Neue erfahren, der
Denktypus aber vom Gefühlstypus eine ihm völlig neue
Ein=
ſtellung zu den Lebensinhalten kennen lernen.
* „Briefe des Francesco Petrarca‟ Eine Auswahl, überſetzt von H.
Nacholdt und P. Stern, XlIII und 384 Seiten. Verlag Die
Runde, Berlin. In Leinen RM. 22,—
Zum erſten Male erſcheinen in Deutſchland dieſe Briefe des erſten
humaniſtiſchen Dichters Italiens, die er an ſeine Freunde, an
hervor=
ragende politiſche Perſönlichkeiten ſeiner Zeit und an die als lebend
ge=
dachten Schriftſteller des alten Roms richtet. Sie gewähren uns einen
vortrefflichen Einblick in die beginnende Zeit des Humanismus in
Ita=
lien, die Verhältniſſe des in Avignon reſidierenden Papſttums und die
Zeitgeſchichte des 14. Jahrhunderts überhaupt. Von großem Intereſſe
war mir die Beſchreibung einer Bergbeſteigung in Südfrankreich, ein
da=
mals ganz ungewöhnliches Unternehmen, und die damit verbundene
Darſtellung des Naturgefühls der damaligen Zeit. Die Sammlung iſt
mit umfangreichem Apparat verſehen, der auch der wiſſenſchaftlichen Veu=
Dr. W.
wertung voll genügen wird.
Krieg im Garten Erfolgreiche Schädlingsbekämpfung. (Wenn du einen
Garten haſt, II. Teil) von A. Meier. 80 Seiten, 40 Abbildungen.
8‟. Franckhſche Verlagshandlung, Stuttgart. Preis kart. 2 RM.
Jedem Gartenbeſitzer, ob er einen Schrebergarten, ein Ziergärtchen
oder einen Park hat, ob er ſchon Dutzende von Gartenbüchern beſitzt,
dicke oder dünne oder noch kein einziges, ſei das Bändchen dringend
empfohlen. Ueberſichtlich, klar und eindringlich — auf langjährigen
praktiſchen Erfahrungen des Verfaſſers fußend, und auch die neueſten
Mittel und Maßnahmen berückſichtigend, iſt hier auf alles eingegangen,
was zur Gegenwehr gegen die Schädlinge als Vorbeugung und
Bekämp=
fung getan werden kann, und angegeben, wo man werwvolle Helfer findet,
wie man einen ſchöneren und ertragreicheren Garten bekommt.
Die Haager Verhandlung.
„Das Problem der Zollunion iſt geſtellt und wird an der
Tagesordnung bleiben”. Mit dieſen Worten leitete der Vertreter
der öſterreichiſchen Regierung Prof. Dr. Kaufmann ſeine
Rechtsdar=
legungen über die deutſch=öſterreichiſche Zollunion vor dem Haager
Gerichtshof ein. Seit 10 Tagen ſchon ſteht das Zollunion=Problem
bzw. die Vereinbarkeit des Wiener Protokolls vom 19. März
d. J. mit den öſterreichiſchen Verpflichtungen aus dem Genfer
Protokoll vom Jahre 1922, vor dem Haager Gerichtshof zur
Verhandlung. Seit zehn Tagen bemühen ſich die Vertreter der
einzelnen Mächte, dem Hohen Gerichtshof darzulegen, daß ihr
Standpunkt in der Angelegenheit der einzig richtige ſei. Zwei
Parteien ſtehen ſich beinahe feindlich gegenüber. Deutſchland und
Oeſterreich, die ſchon auf der letzten Sitzung des Völkerbundsrats
im Mai erklärt haben, daß für ſie nur eine rechtliche Prüfung der
Angelegenheit in Frage kommen könne, vertreten auch heute dieſen
Standpunkt. Ihnen gegenüber bemühen ſich Frankreich und
Italien ſowie ihre Trabanten eifrig darum, den Nachweis zu
erbringen, daß die Verwirklichung der Zollunion von
unabſeh=
baren politiſchen Folgen begleitet ſein würde. Ja man ſchreckt
nicht einmal vor der Drohung zurück, wie ſie erſt geſtern der
italieniſche Vertreter, der frühere Außenminiſter Scialoja, vor
dem Haager Gerichtshof ausgeſtoßen hat, daß die Verwirklichung
der deutſch=öſterreichiſchen Zollunion den Krieg bedeuten würde.
Man kann dieſe Auffaſſung gar nicht ſcharf genug
zurück=
weiſen. Was dem einen recht iſt, muß dem anderen billig ſein.
Der deutſche Rechtsvertreter, Prof. Dr. Bruns, hat in ſeinen
Darlegungen mit Recht auf das Beiſpiel der Zollunionen
zwi=
ſchen der Schweiz und Liechtenſtein, zwiſchen Frankreich und
Monaco und zwiſchen Belgien und Luxemburg als Beweis
da=
für Bezug genommen, daß ſogar bei Zollunionen zwiſchen Völkern
gleicher Sprache, von denen eines ganz erheblich kleiner iſt als das
andere, irgendwelche politiſche Folgen, die einen Verluſt der
Unabhängigkeit, für die eine der beiden Parteien darſtellen
würde, keineswegs eingetreten ſind. Es iſt auch beim Abſchluß
dieſer Zollunionen keinem anderen Staat eingefallen, deswegen
dieſen Staaten den Krieg zu erklären, oder auch nur mit dem
Krieg zu drohen.
Für Oeſterreich konnte Prof. Dr. Kaufmann bei ſeinen
Aus=
führungen überdies noch darauf hinweiſen, daß der
Völker=
bundsrat ſelbſt im Jahre 1922 Oeſterreich aufgefordert habe, mit
den Nachfolgeſtaaten Handelsabkommen größeren Ausmaßes, mit
anderen Worten Zollunionen, abzuſchließen. Und heute wollen
dieſelben Mächte, die damals Oeſterreich den Rat gegeben haben,
Zollunionen abzuſchließen, eine Zollunion zwiſchen Oeſterreich
und Deutſchland mit allen Mitteln hintertreiben, weil ſie
poli=
tiſche Auswirkungen von dieſer Zollunion befürchten.
Frank=
reich, Italien, die Tſchechoflowakei, ſie haben bis heute kein
Mit=
tel unverſucht gelaſſen, Deutſchland und Oeſterreich von dieſem
Plan abzubringen. Frankreich hat ſogar bei dem
Zuſammen=
bruch der öſterreichiſchen Kreditbank mit Hilfe ſeines Goldes
ver=
ſucht, Oeſterreich vor ſeinen politiſchen Wagen zu ſpannen.
Die=
ſer Plan iſt ihm aber durch die unerwartete Finanzhilfe der
Bank von England für Oeſterreich mißglückt. Aber Paris hat
ſeinen Plan, die Preisgabe der öſterreichiſchen Unabhängigkeit
mit Hilfe ſeines Goldes zu erkaufen, noch nicht aufgegeben.
Mit aller Deutlichkeit hat daher der öſterreichiſche Rechtsvertreter
dem Haager Gerichtshof zu verſtehen gegeben, daß Oeſterreich ein
Recht darauf habe, die Aeußerung ſeiner Unabhängigkeit, wie ſie
in der Zollunion ihren Ausdruck findet, von den Mächten
reſpektiert zu ſehen. Zehn Jahre lang iſt Oeſterreich vergeblich
bemüht geweſen, zu einer wirtſchaftlichen Annäherung mit
ſei=
nen Nachbarn, den Nachfolgeſtaaten, zu kommen. Daß dieſe
Be=
mühungen ſcheiterten, dafür darf man gewiß nicht die Schuld
bei Oeſterreich ſuchen. Nach dem Mißlingen der fortgeſetzten
Verſuche Oeſterreichs, mit ſeinen Nachbarſtaaten zu einer
wirt=
ſchaftlichen Annäherung zu gelangen, die ſeinen
Lebensbedürf=
niſſen Rechnung trug, blieb ihm ſchließlich kein anderer Ausweg
als die Zollunion mit Deutſchland. Das Wiener Protokoll vom
19. März d. J. war letzten Endes die logiſche Folge dieſer
handelspolitiſchen Fehlſchläge. Es war aber zugleich ein
An=
fang zur Neuregelung Europas durch die Mittel regionaler
Ver=
träge, wie ſie zahlreiche hervorragende europäiſche
Staats=
männer auf der Tagung des Völkerbundes im September 1930
ſelbſt im Intereſſe des wirtſchaftlichen Wiederaufbaues und der
Einheit Europas für notwendig erachtet hatten.
Grotesk muß daher die Erklärung des franzöſiſchen
Vertre=
ters, Paul Boncour, anmuten, der dem Haager Gerichtshof
aus=
einanderſetzt, daß die Pläne einer europäiſchen Union durch die
Zollunion vereitelt würden. Seine Beweisführung für die
fran=
zöſiſche Theſe brachte keinen neuen Gedanken. Bekannt iſt die
franzöſiſche Auffaſſung, wonach das Protokoll von Wien und die
darin niedergelegten Abkommen zu ihrer Wirkſamkeit der
Ge=
nehmigung des Völkerbundsrates bedürfen, die aber, ſolange der
Völkerbund ein politiſches Machtinſtrument ſein wird, das nur
einſeitig den Intereſſen der ehemaligen Feindſtaaten dient,
nie=
mals erteilt wird. Frankreich hatte alle nur irgendwie denk=
Ap. Im Dienſte der Miſſion. Im evangel. Miſſionsverlag in
Stuttgart erſchienen zwei Bücher, die einen Einblick in die
Miſ=
ſionstätigkeit im Auslande gewähren: „Wege Gottes in
China‟. Das Hakkavolk und die Baſler Miſſion. Von D. Dr. W.
Oehler. Mit 28 Abbildungen und einer Ueberſichtskarte. (Pr.
3,50 Mk.) und Liebes und Leides aus Kamerun
Erlebniſſe im Miſſionsdienſt von A. Rein=Wuhrmann. Mit
22 Bildern und 6 Zeichnungen. (Preis 3,20 Mk.) Das erſte Buch
verdankt, wie der Verfaſſer mitteilt, ſeine Entſtehung dem längſt
gefühlten Bedürfnis nach einem kleineren, in die Arbeit der
Baſ=
ler Miſſion einführenden Buch, das namentlich auch
Studienkrei=
ſen dienen kann. Sodann will der Verfaſſer Rechenſchaft geben
von ſeiner Inſpektionsreiſe, die er von Januar bis Juni 1929
nach China gemacht hat. Das Buch gibt eine Einführung in das
Arbeitsgebiet der Baſler Miſſion in China und die ſchwebenden
Fragen. Das erſte Kapitel enthält eine Schilderung des in des
Kantonprovinz angeſiedelten Hakkavolkes, ſeiner Schickſale, Sitten
und Gebräuche, einen Rundgang durch die 15 Stationen der
Baſ=
ler Miſſion und einen Ueberblick über die Geſchichte der
chineſi=
ſchen Chriſtenheit in den letzten 25 Jahren. Das Schlußkapitel
„Aufgaben von heute” ſoll einen Einblick geben in die bei der
Inſpektionsreiſe behandelten Fragen, u. a. die Organiſation der
Miſſion und die Miſſionsſchulen, deren Schülerzahl im Jan. 1930
315 betrug, und verbreitet, ſich über die Schwierigkeiten, mit
denen die Miſſion in China zu kämpfen hat. Das Buch, welches
über die geſamte Miſſionsarbeit in China unterrichtet dürfte
auch außerhalb der Miſſionskreiſe Beachtung und Intereſſe finden.
Das zweite Buch der als Miſſionarin in Kamerun tätig
ge=
weſenen Verfaſſerin, die durch ihre ethnographiſche Studie „Mein
Bamumpolk im Grosland von Kamerun” und die beiden
Schrif=
ten über das Frauenleben in Kamerun „Cydia” und „Margarete‟
bekannt geworden iſt, iſt vorwiegend unterhaltender Art. Sie
ſchildert darin ihre mancherlei Erlebniſſe mit dem König des
Ba=
mumlandes, die vielfach Streiflichter auf die verhängnisvollen
Seiten ſeines Weſens werfen, in Mädchenheimen und in der Schule,
in der ſie 46 Königstöchter zu unterrichten hatte, und auf ihren
Reiſen mit dem Photoapparat. Die ſcharfe Beobachtungsgabe
und die ſchlichte, mit Humor gewürzte Schilderung der
Begeben=
heiten, die das Miſſionsleben dieſer Frau füllten, die ſich ihrem
Berufe und dem Volk, zu dem ſie geſandt war, mit ganzer Liebe
hingab, machen dieſes mit ſchönen Bildern ausgeſtattete Buch,
das zugleich einen Einblick gewährt in die Nöte des Heidentums,
zu einer feſſelnden Lektüre.
* Dr. Viktor Pöſchl: „Einführung in die Lichtbildkunſt”. (
Ferdi=
nand Enke, Stuttgart.)
Dieſer umfangreiche und reich illuſtrierte, theoretiſche und
praktiſche Leitfaden der Photographie und Lehrgang der
photo=
graphiſchen Warenkunde (Beigabe Ernemanns Belichtungstafel)
erſcheint nunmehr in 3. Auflage. Ein Beweis ſeiner guten
Ein=
führung bei Amateur= und Berufsphotographen. In dem reichen
Text und den 225 Bildbeigaben iſt der Leitfaden auf den neueſten
Stand modernſter Photokunſt und Phototechnik gebracht. Eine
große Reihe führender Firmen haben durch Hergabe von techniſch
illuſtrierenden Bildſtöcken mitgewirkt.
Seite 4
Freitag, den 31. Juli 1931
Nummer 210
baren Artikel und Paragraphen mobil gemacht, um die
Beweis=
kraft der franzöſiſchen Theſe zu erhärten. Es verwies auf den
Art. 80 des Vertrages von Verſailles und den Art. 88 des
Vertrages von St. Germain, wonach das geplante Zollabkommen
mit jeder Beſtimmung dieſer Vertragstexte unvereinbar ſei. Nach
Art. 88 des Vertrages von St. Germain dürfe auch nicht die
wirtſchaftliche Unabhängigkeit Oeſterreichs weder direkt noch
indirekt kompromitiert werden. Auch Deutſchland möchte
Frank=
reich auf jeden Fall die Hände binden. Zu dieſem Zweck zog
Paul Boncour Art. 434 des Verſailler Vertrages heran, durch
den Deutſchland verpflichtet ſei, alle weiteren Friedensverträge
anzuerkennen und zu reſpektieren. Auf der gleichen Linie
be=
wegten ſich auch die Ausführungen des zweiten franzöſiſchen
Ver=
treters, Prof. Basdevant. Der tſchechiſche Vertreter, der Prager
Univerſitätsprofeſſor Krtſchmar, wußte gleichfalls keine
ſtichhal=
tigen Beweiſe gegen die deutſch=öſtereichiſche Theſe
vorzubrin=
gen. Ebenſo wenig der juriſtiſche Berater des italienſchen
Außenminiſteriums, Pilotti. Noch weniger der zweite italieniſche
Vertreter, der frühere Außenminiſter, Scialoja, der ſich in
uner=
hörten politiſchen Aeußerungen und Kriegsdrohungen gefiel.
Dieſe Tonart, die uns nur allzuſehr an die Sprache des
„Siegers” erinnert und alte Wunden wieder aufreißt, iſt eine
ſchlechte Illuſtration zu der in den letzten Wochen, auch von
ita=
lieniſcher Seite ſehr oft und nachdrücklich betonten Forderung
nach freundſchaftlicher, vertrauensvoller Zuſammenarbeit. Sie
paßt noch ſchlechter zu der erſt in jüngſter Zeit von führenden
Männern des äußerſten rechten Flügels unſerer „nationalen
Oppoſition” bereitwilligſt geäußerten Verſicherung, daß „die
ſogenannte Südtiroler Frage zwiſchen einem
nationalſozialiſti=
ſchen Deutſchland und einem fasciſtiſchen Italien nicht einmal
einen Diskuſſionspunkt” bilden werde. Wann werden wir
end=
lich begreifen, daß wir auch von einem Italien Muſſolinis kein
Verſtändnis für unſere Lage zu erwarten haben, ſobald ſich
unſere Lebensintereſſen mit den politiſchen Vorſtellungen
Ita=
liens berühren? Demgegenüber können wir nur immer wieder
den deutſchen und öſterreichiſchen Rechtsſtandpunkt hervorheben,
daß die Zollunion weder gegen den Vertrag von St. Germain
noch gegen das Genfer Protokoll, noch gegen den Verſailler
Vertrag gerichtet iſt. Der Haager Gerichtshof hat keine
Prophezeiungen" über die evtl. politiſchen Auswirkungen der
Zollunion, ſondern lediglich ein Gutachten über ein
vorliegen=
des Rechtinſtrument, nämlich das deutſch=öſterreichiſche Protokoll
vom 19. März d. J., abzugeben. Der Gerichtshof wird ſich alſo
nicht auf Hypotheſen einlaſſen können, die mit ſchlechten
Rechts=
gründen in eine juriſtiſch anmutende Konſtruktion hineingetragen
wurden. Der bisherige Verlauf der Auseinanderſetzungen vor
dem Haager Gerichtshof iſt jedenfalls nicht geeignet, dem
ob=
jektiven Beſchauer irgendwelche Zweifel in die
Rechtsbeſtändig=
keit und Korrektheit der deutſchen und öſterreichiſchen Theſe
auf=
kommen zu laſſen.
Deuiſches Bedauern über Scialgias Erklärungen
im Hagg.
Berlin, 30. Juli.
Das geſtrige Plädoyer des italieniſchen Vertreters vor dem
Ständigen Internationalen Gerichtshof im Haag, Prof. Scialoja,
über die deutſch=öſterreichiſche Zollunion wird in Berliner
politi=
ſchen Kreiſen als eine außerordentlich bedauerliche Entgleiſung
beurteilt, und zwar ſchon deshalb, weil Profeſſor Scialoja
ver=
ſucht hat, auf den höchſten Gerichtshof der Welt einen ſtarken
Druck auszuüben und ihn dadurch in eine ſchwierige Lage gebracht
hat. Man iſt ſich jedoch an maßgebender Berliner Stelle darüber
klar, daß die Aeußerungen des italieniſchen Vertreters die
politi=
ſchen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Italien in keiner
Weiſe tangieren.
Eine holländiſche Skimme
gegen die Ausführungen Scialoias.
Amſterdam, 30. Juli.
„Algemeen Handelsblad” beſchäftigt ſich heute an führender
Stelle ſehr ausführlich mit dem aufſehenerregenden Teil des Plä
doyers, das der italieniſche Anwalt bei den Haager
Zollunions=
verhandlungen, Profeſſor Scialoja, geſtern vor dem Ständigen
Internationalen Gerichtshof gehalten hat. Das Blatt kritiſiert
dieſe Ausführungen ziemlich ſcharf und betont, daß Scialoja eine
höchſt eigentümliche und in mancherlei Hinſicht nicht unbedenkliche
Auffaſſung verkündet habe. Er habe dem Haager Gerichtshof
ge=
wiſſermaßen ſuggerieren wollen, daß es ſich bei der geplanten
deutſch=öſterreichiſchen Zollunion um eine Frage politiſchen
Cha=
rakters handele, zu deren Entſcheidung der Haager Gerichtshof
eigentlich nicht befugt ſei. Habe darin doch ſchon eine gewiſſe Dro=
hung gelegen, ſo ſei dieſer Paſſus gegen Schluß des Plädoyers
noch dadurch erheblich übertroffen worden, daß Scialoja an
ande=
rer Stelle hervorgehoben habe, daß die Entſcheidung des Haager
Gerichtshofs unter Umſtänden zu einem Kriege führen könne.
Scialoja möge der Anſicht ſein können, daß der Völkerbundsrat
einen Fehler begangen habe, als er die Frage der geplanten
Zoll=
union an den Haager Gerichtshof verwies. Nachdem dies aber
einmal geſchehen ſei, müßten derartige Bemerkungen doch recht
be=
fremdlich anmuten. Auch wenn Scialoja in dieſer Angelegenheit
die Kompetenz der Haager Richter habe beſtreiten wollen, was
ihm aber im Hinblick auf die maßgeblichen Beſtimmungen des
Völkerbundspaktes und des Status des Haager Gerichtshofs
juri=
ſtiſch ſchwer gefallen ſein würde, hätten niemals die bedrohlichen
Aeußerungen von ſeiner Seite fallen dürfen, die im letzten Teile
ſeines Plädoyers enthalten waren.
Die Unkätigkeit des Bölkerbundes
in der gegenwärligen Kriſe.
Paris, 30. Juli.
Die radikale Zeitung „La République” beklagt die
Untätig=
keit des Völkerbundes und des Europa=Studienausſchuſſes
ange=
ſichts der gegenwärtigen Wirtſchaftsdepreſſion. Das Blatt ſchreibt:
Als es ſich vor einigen Jahren darum handelte, Oeſterreich und
Ungarn vor einer Finanzkataſtrophe zu retten, habe man an den
Völkerbund appelliert, und die von dieſem angegebenen Löſungen
ſeien auch wirkſam geweſen. Heute, wo es ſich darum handele,
unter den gleichen Umſtänden Deutſchland zu retten, denke
nie=
mand daran, ſich an den Völkerbund zu wenden, der bei all den
Verhandlungen der letzten Zeit nicht einmal erwähnt worden ſei.
Weiter habe man doch den Europa=Studienausſchuß geſchaffen,
deſſen eine weſentliche Aufgabe darin beſteht, den Regierungen
Maßnahmen vorzuſchlagen, die das wirtſchaftliche Gleichgewicht in
Europa wiederherſtellen und die Kriſe beheben ſollen, unter der
gewiſſe europäiſche Länder leiden. Angeſichts der deutſchen Kriſe
hätte der Europa=Studienausſchuß eingreifen müſſen. Sein
Ver=
ſagen ſei ein Eingeſtändnis der Schwäche und Ohnmacht.
Moftent
MaftoPears
dafür aber in Anzügen und
anderer gepflegter Fertigkleidung.
Heute haben wir anzubieten:
Den 2teiligen Sport-Anzug
19.50 25.-
38.— S2.— 65.—
Den immer modernen Blauen Anzug
29.50 48.— G8.— 88.— O8.—
Den praktischen Wetter-Mantel
14.50 28.— 35.— 45.— 55.—
Som mer-Kleidung
im Preise stark herabgesetzt
Das führende Haus für gepflegte Fertigkleidung
Kind.-Badewannen
Kloset-Stühle
Bidets
Aaichmaschine
f. Hand u. elektr
Zollschutz wände
Hartenmöhel
Zektro-Oekonome
zu Sonderpreisen
im Ausverkauf
PHILIPP
SCHAAF
Erusl-Ludwigstraße 20
11227b
Nähe Eberkplaß Sial in beſt. Zuſt
4X3=Zimmer=Haus /Baumert, Mühlſtr. 1
m. Balk. u.
Bleich=
platz für 14000 ℳ
zu verkaufen. Anz. Zündapp, 250 cem,
5—6000 Mk. Näh. mit Zündlicht
bei Philipp Dorſt, billig zu verkaufen.
Hoffmannſtraße 21,/ Heinheimerſtr. 13,
Telef. 1935. (11321
Merced.-Benz
Laſtwagen, 2½ To
Kutzlaſt, ſehr g. er.
ſalten, wenig
ge=
fahren, luftbereift
aus Privath. prs. abzug. Anfr.
. F. 111 Geſchſt.
auf dem Lande zu
kaufen geſ. Ang. u.
F. 119 a. d. Gſchſt.*
Ein Anweſen mit
Wirtſchaft u. groß.
Gart. u. ev.
Schrei=
nrei i. d. Nähe v.
Frankf. a. M. z. verk.
Eine gutgeh.
Wirt=
ſchaft in Darmſtadt
m. Saal i. d. Nähe
d. Hauptbhfs. prs. zu verk. Ein
Vilbeler Anweſen
mit Gaſtwirtſchaft,
groß. Wohn., groß.
Kellereien, f.
Fla=
ſchenbierhandel
ge=
eignet, z. Preiſe v.
RM. 100.— p.
Mo=
nat zu verpachten.
In größ. Städtchen
d. mittl. Odenwald.
eine Gaſtwirtſchaft
m. Bäckerei z. Prs.
von RM. 80.— pro
Monat zu verpacht.
Wo? ſagt die
Ge=
ſchäftsſtelle. (11336
Landgut, ev. m.
Nebeneinnahme,
Penſ.,Kaffee etc.,
ſof. z. kaufen od.
pacht. geſ. Off. u.
N. G.G. 36429 an
Ala=Haaſenſtein
& Vogler,
11303I Nürnberg I.
K
200 Mk. v. Selbſtg.
geg. hohe Zinſ. u.
20 Mk. mon. Rückz.
geſucht. Ang. unter
F. 121 a. d. Gſchſt.*
Mk. 6—8000.—
geg. hohe Zinſ. u.
hyp. Eintrag für 1
Jahr geſucht. Ang.
erbeten unt. F. 117
an die Geſchäftsſt.*
Gute Kapitalanlage!!
Gegen I. Hypoth. a. Geſchäftshaus=
Neu=
bau werden 10—15 000 Mk. v. Selbſtgeber
geſ. Angeb. unter F 99 an d.
Geſchäfts=
ſtelle ds. Bl. Diskr. zugeſ.
Hanzen
Käfer, Ratten,
Mäuſe vertilgt
unter Garantie.
Komme auch
auswärts
Ludw. Tiſcher
Kammerjäger,
Woogſtraße 5
Henn ieein deschent
*u machen hahe
Sein eriten Sie enmnsl
Juinde eutese
Junie este en
Eind ilhen etstese
Juinie iae estsen
E n aneeeon
Beudh ei Ecte Nalsts,
3584a
4/20 4=Sitzer,
(11343)
Werkſtätte.
Aelt., gutgeh.
Ge=
ſchäft ſucht Klein=
Auto, Perſ.=Wagen
wie Dixi. B.M.W.
od. D. K.W., in
ga=
rantiert beſt. Zuſt
wenn monatl.
Ab=
zahlungen v. 50—60
Mk. genügen. Ang.
unt. F. 114 an die
Gſchſt. erb. (112941
Adler 625 P.
4=Sitzer, verkauft f.
700.—
Huck
Alexanderſtr. 6. (*
Laſtwagen
to. Kipper, Fabr.
Daiml., vorn luft=,
hint, elaſtic=bereift,
ſehr gut erhalten.
ca. 30 000 Km. gel.
Anhänger
Kipper, 5 to.
luft=
bereift 40 X8, ſehr
gut erhalten,
preis=
wert abzugeben.
Anfragen u. F. 112
a. d. Geſchäftsſt. (*
Großer ſchwerer
Roikweil. Hund
hört auf d. Namen
„Alex”, Hundemke.
Nr. 4739, entlauf.
Nachricht geg. Bel.
an Guſtav Göckel,
Maſchinenfabrik,
Mornewegſtr. 37.
Ae
4—5=Zim.=Wohng.
von penſ. kinderloſ.
Ehep. im Süd= od.
Südoſtv. alsb. o. ſp.
zu mieten geſ.
Ge=
naue Angaben unt.
F. 96 a. d. Geſch.
A
9
*
74
A
GEft
Bettwanzen sind nicht nur schmutzige,
wi-
derliche Insekten, sondern sie übertragen
auch Krankheiten. Befreien Sie Ihr Heim
von diesem Ungeziefer — schlafen Sie
unge-
stört — durch Flit-Zerstäubung.
Flit vernichtet Fliegen, Mücken, Schnaken.
Flöhe, Ameisen, Motten, Bettwanzen,
Scha-
ben und deren Eier. Flit-Zerstäubung ist für
Insekten tödlich, für Menschen jedoch
un=
schädlich. Bequem anzuwenden, fleckt nicht.
Verwechseln Sie Flit nicht mit anderen
Insektenvertilgungsmitteln.
Zerstäubt
A
Nur echt in der gelben Packung mit schwarzem Band.
Nummer 210
Freitag, den 31. Juli 1931
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 31. Tuli 1931.
Die Polizei an die Bevölkerung.
Die konmuniſtiſchen Veranſtalkungen am 1. Auguft
verboken! — Ein Appell an alle beſonnenen Teile
der Bevölkerung.
Das Polizeiamt erläßt folgenden Aufruf: Die
Darm=
ſtädter Bevölkerung wird in den letzten Tagen durch
unver=
antwortliche Gerüchte über kommuniſtiſche Ausſchreitungen
größeren Ausmaßes am 1. Auguſt d. J. ſtark beunruhigt.
Richtig iſt, daß ein ſogenanntes Antikriegskomitee, das aus
der Kommuniſtiſchen Partei Deutſchlands und ihren
Neben=
organiſationen ſich zuſammenſetzt, für den 1. Auguſt 1931
einen Umzug und eine Kundgebung unter freiem Himmel
bei uns anmeldete. Wir haben dieſe Veranſtaltungen aus
ſicherheitspolizeilichen Gründen verboten. Sollten unreife
Elemente gleichwohl verſuchen, zu demonſtrieren und die
öffentliche Ordnung zu ſtören, ſo wird die Polizei, die für
alle Fälle gerüſtet iſt, mit allem Nachdruck dagegen
ein=
ſchreiten.
Wir erwarten, daß alle beſonnenen Teile der
Bevölke=
rung im eigenſten Jutereſſe jeder Anſammlung fernbleiben
und damit der Polizei ihren Dienſt nicht erſchweren.
* Miniſterialrat Profeſſor Dr. Georg Heyl! Der
Miniſterial=
rat und vortragende Rat in der Abteilung für öffentliche
Geſund=
heitspflege des Heſſiſchen Miniſteriums des Innern Profeſſor Dr.
Georg Heyl tritt am 1. Auguſt 1931 in den Ruheſtand. Dr. Heyl
begann ſeine pharmazeutiſche Laufbahn als Lehrling in der
hie=
ſigen Apotheke am Juſtizpalaſt. Nach Abſolvierung ſeiner
drei=
jährigen Lehr= und dreijährigen Gehilfenzeit, ſtudierte er an der
hieſigen Techniſchen Hochſchule, wo er auch ſein Staatsexamen
ab=
legte, um ſich dann dem Studium der Chemie zu widmen. Nachdem
er in Heidelberg als Aſſiſtent von Profeſſor W. Meyer den
Doktor=
titel erworben hatte, kehrte er als Aſſiſtent von Prof. Staedel
an die hieſige Hochſchule zurück, habilitierte ſich ebenda für
pharma=
zeutiſche Chemie und erhielt 1902 den Charakter als Profeſſor.
1903 wurde Heyl vortragender Rat im Heſſiſchen Miniſterium des
Innern als Referent für pharmazeutiſche Angelegenheiten und als
Apothekenviſitator. Zugleich übernahm er den Vorſitz der
Kom=
miſſion für das pharmazeutiſche Vorexamen. Im Jahre 1909
erhielt Heyl die Ernennung zum a.o. Profeſſor an der hieſigen
Hochſchule, mit einem Lehrauftrag für Pharmakognoſie. Heyl hat
dem Stand, aus dem er hervorgegangen iſt, allezeit das größte
Intereſſe entgegengebracht und ihn nach Möglichkeit zu fördern
geſucht. Sein „Heſſiſches Apothekenweſen” und ſeine „Erklärung
der techniſchen Prüfungsmethoden des Deutſchen Arzneibuches”
werden in keiner heſſiſchen Apotheke fehlen. In ſeine Amtszeit
fällt auch die Errichtung der Heſſiſchen Apothekerkammer, an deren
Zuſtandekommen er eifrig mitgewirkt hat. Durch ſein
Verbunden=
fühlen mit dem Apothekerſtand und ſeine ſtändige
Hilfsbereit=
ſchaft erfreut ſich Dr. Heyl großer Beliebtheit bei den heſſiſchen
Apothekern, die ſeinen durch die erreichte Altersgrenze bedingten
Rücktritt ſehr bedauern und ihm für den Ruheſtand alles Gute
wünſchen.
— In den Ruheſtand tritt am 1. September 1931;
Juſtizober=
wachtmeiſter beim Amtsgericht Büdingen Kaſpar Rickert auf
Grund des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom
. Juli bzw. 19. Dezember 1923 (Reg.=Bl. S. 509 und 511) in der
Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249).
— Erledigt iſt eine Schulſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Reichenbach, Kreis Bensheim (
Dienſt=
wohnung iſt nicht vorhanden).
Techniſche Hochſchule Darmſtadt. Herrn Dr. Dr.=Ing. ehr.
Otto Schmidt, Direktor der J. G. Farbeninduſtrie A.G. zu
Ludwigshafen wurde die venia legendi für „Organiſche Chemie,
insbeſondere katalytiſche Vorgänge auf organiſch=chemiſchem
Ge=
biet” an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt erteilt.
* Verbot. Auf Grund des § 1 Abſ. 1 Ziffer 2, des 8 12 und
des § 13 der Verordnung des Reichspräſidenten zur Bekämpfung
politiſcher Ausſchreitungen vom 28. März 1931 in Verbindung
mit § 4 der heſſiſchen Ausführungsverordnung hierzu vom 31.
März 1931 ſowie auf Grund des § 2 Abſatz 2 Ziffer 2 der zweiten
Verordnung des Reichspräſidenten zur Bekämpfung politiſcher
Ausſchreitungen vom 17. Juli 1931 wird die in Ober=Ramſtadt
wöchentlich dreimal erſcheinende Zeitung „Odenwälder
Nachrich=
ten” auf die Dauer von weiteren 4 Wochen, vom 6. Auguſt bis
zum 2. September 1931 einſchließlich, verboten.
Beamtenjubiläum. Am Samstag den 1. Auguſt d. J.
be=
geht der Lokomotivführer der Deutſchen Reichsbahn Emil
Hahn=
dorf. Darmſtadt, Rabenauſtraße 72, ſein 25jähriges
Beamten=
jubiläum. In ſteter Schaffensfreude hat ſich der Jubilär 25 Jahre
als Beamter ſeinem ſo verantwortungsvollen Beruf gewidmet. Im
vollen Pflichtbewußtſein und Eifer den ſchweren Dienſt auf der
Lokomotive verrichtet. Während dieſer Zeit hat er ſeine ganze
Kraft der Reichsbahn zur Verfügung geſtellt. In Anbetracht deſſen
wird es ihm ſicherlich nicht an entſprechenden Ehrungen fehlen.
Berufsjubiläum. Im Hebammenverein Stadt= und
Land=
kreis Darmſtadt begehen am 1. Auguſt die Hebammen Frau Marie
Schäppler, hier, Bleichſtraße 5, Frau Eliſe Heß=Nitzſch,
hier, Liebigſtraße 24 und Frau Eliſabeth Leiſer in Erzhauſen
ihr 25jähriges Berufsjubiläum. — Am 1. Auguſt werden es 25
Jahre, daß Frl. Lore Eiſenhauer, hier Darmſtraße 39, bei
der Firma Adolf Geiger als Verkäuferin tätig iſt.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſ. Landestheater.
Politik” — „Haſenklein kann nichts dafür!” die urkomiſche
Schwanknovität von Mahner=Mons die mit Bruno Harprecht
als „Haſenklein” allabendlich geradezu ſenſationelle
Heiterkeits=
erfolge erzielt, gelangt am heutigen Freitag und infolge der
ſtür=
miſchen Aufnahme und vielfachen Wünſchen entſprechend auch am
morgigen Samstag zur weiteren Wiederholung, in der Bruno
Harprecht ebenfalls die Bombenrolle des Haſenklein” ſpielt. Wer
einmal gründlich den grauen Alltag vergeſſen will verſäume nicht.
ſich dieſen tollen Schwank anzuſehen, der allabendlich orkanartige
Beifallsſtürme und ſchier endloſes Lachen entfeſſelt! — Die
Sams=
tag=Mieter können auf Wunſch die Karten der 6. Mietvorſtellung
beliebig für eine der Vorſtellungen ab Sonntag an der Kaſſe
ein=
kauſchen, zumal die nächſte Woche die Bekanntſchaft zweier
Neu=
heiten, am Sonntag die Erſtaufführung des Schwankes. Das
ge=
ettete Kapital” und kommenden Mittwoch diejenige der Schwank=
Novität „Der Muſtergatte” vermittelt.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. In der am 13. und
4. Juli ſtattgefundenen Ziehung 4. Klaſſe, 37 (263.) Lotterie.
ielen die beiden Hauptgewinne von je 100 000 RM. auf Nr. 263831
n den beiden Abteilungen I und II. Die Haupt=und
Schluß=
iehung, in der über 96 Millionen RM. zur Ausſpielung
kom=
ten, beginnt am 8. Auguſt und endet am 12. September Außer
en beiden Prämien von je 500 000 RM. kommen zur Verloſung
ie großen Haupttreffer von zweimal 500 000 RM. zweimal
00 000 RM. zweimal 200 000 RM., viermal 100 000 RM., ſowie
ihr viele andere hohe Gewinne. Im günſtigſten Falle können
uf ein ganzes Los 1 Million RM., auf ein Doppellos 2 Millionen
(M. gewonnen werden. Die Erneuerung der Loſe zu dieſer
auptziehung hat planmäßig ſpäteſtensbis zum 1. Auguſt,
3 Uhr, bei Verluſt des Anrechts, in der zuſtändigen Lotterie=
Ein=
ahme zu geſchehen. Für neu eintretende Spieler ſind in den
eiſten Lotterie=Einnahmen noch Kaufloſe zu haben.
Kraftpsſtſonderfahrt. Nach Schluß der Abendvorſtellung des
irkus Buſch werden Kraftpoſten nach Brandau—Neunkirchen und
Der Groß=Gerau—Wolfskehlen nach Geinsheim verkehren.
Sas 9.Sstddr ar Saumlstaai
Darmſtadt iſt eine ſehr zirkusfreundliche Stadt, d. h. wenn es
ſich um gute Darbietungen handelt, wie ſie im allgemeinen ja
heute von großen deutſchen Zirkuſſen hervorragend geboten
wer=
den. Wir ſahen Sarraſani und Krone, und wir ſahen eine Reihe
kleinerer Zirkusunternehmungen, und alle fanden ihr Publikum.
Wenn nicht alles täuſcht, wird auch Zirkus Buſch, eines der
weni=
gen Unternehmen, die nicht aufdringliche Reklame machen,
dafür aber, wie man uns verſichert, ihre Leiſtungen für ſich
ſpre=
chen laſſen, ſein Publikum finden. Geſtern früh traf das
Unter=
nehmen in Darmſtadt ein, und vom frühen Morgen ab begann
auf dem Meßplatz ein reges Leben und Treiben. Beinahe aus
der Erde wachſen ſah man eine kleine Stangen= und Zeltſtadt,
und zuſehends wuchs aus einem Gerippe von Stangen und Stricken
ein geſchloſſenes Ganzes. Während gegen Mittag das rieſige
Hauptzelt ſchon feſtgefügt ſtand, waren gleichzeitig Stallzelte aus
dem Boden gewachſen, eine Reihe rieſiger Waſſerbaſſin=Wagen
aufgefahren und aneinandergeſchloſſen — die größte Spezialität
des Zirkus Buſch iſt ſein Zirkus unter Waſſer — an anderer Stelle
waren Wagenburgen aufgefahren, und nachmittags gegen 6 Uhr
war das ganze Unternehmen in ſeinen rieſenhaften Ausmaßen fix
und fertig gebaut.
Es war höchſt intereſſant, dieſe Aufbauarbeit zun ſehen. Eine
Arbeit, die von etwa 3—400 Menſchen, einer Anzahl Traktoren
(Bulldoggen), die immer mehr Zuggeſpanne erſetzen müſſen.
Pfer=
den und einem rieſigen, bewundernswert fleißigen
Arbeitselefan=
ten ausgeführt wurde. Eine Arbeit, die ſicher ſo viele Zuſchauer
gefunden hatte, die den ganzen Tag über aushielten, wie ſie den
Vorſtellungen von Herzen zu wünſchen wäre. Die Zahl der
Kin=
der die den intereſſanten Arbeiten, beſonders der klugen „
Elefan=
tin” Jenny, ſpannend zuſchaute und vielfach beklatſchte, aber
auch der Erwachſenen, die Zeit hatten, zählte ſicher nach vielen
Tauſenden. Deſſen ungeachtet — es war allerdings Polizei zur
Aufrechterhaltung der Ordnung aufgeboten — gingen die
Aufbau=
arbeiten in bewundernswertem Tempo, in minutiöſem
Ineinan=
dergreifen vor ſich. Sie boten geradezu ein Muſterbeiſpiel für
glänzend organiſiertes Ineinanderarbeiten, gaben aber auch einen
intereſſanten Einblick in den rieſigen Apparat eines
Zirkusunter=
nehmens.
Von beſonderem Intereſſe iſt für Darmſtadt natürlich der
Zir=
kus unter Waſſer, der hier ſeit Jahrzehnten nicht zu ſehen war.
Zirkus Buſch führt für dieſe Spezialnummer 5 rieſige Baſſinwagen
mit, ſchwere Eiſenkiſten, die je 100 000 Liter Waſſer faſſen. Dieſe
Wagen werden, durch ein umfangreiches Röhrenſyſtem
ineinander=
gekuppelt. mit einem Spezialwagen verbunden, der das
Pump=
werk enthält. und mit einem weiteren Spezialwagen, von dem
aus das Waſſer geheizt wird. Für die Waſſerſpiele, die jeweils
den Schluß der Vorſtellungen bilden, wird die Manege auf über
1 Meter erhöht, mit einem rieſigen Gummibaſſin ausgefüllt und
das Waſſer, das vorher die Heizung paſſiert und angewärmt wird,
durch das Pumpwerk in die Manege gefördert. Dabei laſſen ſich
ſelbſtverſtändlich reizvolle Waſſerſpiele, Fontänen in farbiger
Be=
leuchtung uſw. uſw. erzielen. Davon weiter unten.
Um 7 Uhr abends bereits waren die Kaſſen geöffnet, und die
Sitzreihen begannen ſich unter den Klängen der zwei
Zirkus=
kapellen zu füllen. Wie üblich, trug die Eröffnungsvorſtellung
den Charakter einer Gala=Feſtvorſtellung. Blitzſauber die
Ma=
nege, das ganze Zelt ſtrahlend beleuchtet, das ganze Perſonal
viel=
fach in Galalivree und Koſtümen aufgeboten, gab ſchon der
pomp=
hafte Einzug nach der Raubtiernummer einen Einblick in den
Umfang und die hervorragende Qualität des Unternehmens
J. Buſch.
Und dann rollte ein Programm ab vor den Zuſchauern, wie
wir es tatſächlich noch nicht in Darmſtadt, vielleicht auch in keiner
Großſtadt ſahen. Den Anfang machte ſehr vielverſprechend, wie
ſchon geſagt, die gewaltige Löwengruppe, vier ſtarke männ
liche Exemplare und vier Löwinnen, von dem ausgezeichneten
Dompteur Jeſephi Buda vorgeführt. Dreſſuren zeigten die
prachtvollen Tiere von ſeltener Vollendung und Eigenart. Immer
wieder werden neue Dinge erdacht auch auf dieſem Gebiete, wie
denn überhaupt alles, was Zirkus Buſch bringt, vom
Gewohn=
ten abweicht, und zwar nach qualitativ beſter Seite hin. Das iſt
beſonders noch bei dem ganz hervorragenden Schulreiter — er
iſt ſicher nicht nur der beſte Skandinaviens — Rittmeiſter Henric
Gautier der Fall, der ſeine beiden Raſſepferde, einen
präch=
tigen Goldfuchs und einen Braunen, in einer Dreſſur zeigt und
in einer Technik reitet, die ſchlechterdings nicht mehr überboten
werden kann.
Ebenſo hervorragend und neuartig dreſſiert ſind Buſchs
tan=
zende Elefanten. Hier wird Grazie, mit Wucht und
gigan=
tiſcher Form gepaart, gezeigt. 4 graziöſe, ſchlanke Ballettgirls
tanzen mit den Elefanten zuſammen Step und Walz, Blak bottom
und Jimmy. Und der „Auguſt” der Gruppe tanzt im
Tiroler=
koſtüm einen Ländler von überwältigender Komik. — Die Beſten
der Welt dürfen ſich mit beſtem Recht auch die 10 Otaris und
Hady=Alis Araber und Rifkabylen nennen. Die Otaris
bie=
ten die größte über Kreuz fliegende Luftnummer,
eine Senſation, die an den Nerven der Zuſchauer reißt.
Wahr=
haftig: Eleganz und Mut in ſtärkſter Potenz! Und die 12
Ara=
ber ſind ſicher die beſten Pyramidenbauer und =ſpringer
Men=
ſchen, die wie Gummibälle durch die Luft und über den Teppich
wirbeln und die Pyramiden ſtellen mit affenartiger
Gewandt=
heit, abſchließend mit der Gruppe, in der „10 Menſchen auf 2
Bei=
nen ſtehen”!
Reiterlich intereſſieren, noch die Waſſiliams
Sobo=
lewſki mit einem höchſt eleganten und ebenſo
abwechſelungs=
reichen wie originellen 8fachen Jockey=Akt, mehr vielleicht noch
eine orientaliſche Reitſzene der Geſchwiſter Sobolewſki,
ebenſo ſchöne und elegante wie eigenartige Akrobatik auf
traben=
den und galoppierenden Pferden, und die komiſche Nummer mit
dem ſtörriſchen Eſel, auf dem Reiter aus dem Publikum ihre
Reit=
kunſt zum höchſten Ergötzen der Menge beweiſen.
Von den zahlreichen Tierdreſſurnummern ſei noch das große
exotiſche Potpourri genannt, eine umfangreiche
Schau=
nummer, in der Kamele, Zebus, Zebras, Büffel, Elen=Antilopen
und 12 Pferde zuſammenwirken, vorgeführt von Herrn Männe,
und die ganz wundervollen Pferdedreſſuren, die Herr Rittmeiſter
Henrie Gautier mit 16, 8 und 4 prachtvollen Pferden zeigt.
Das Beſte, was edles Pferdematerial im Zirkus zeigen kann.
Auch die Clowns ſind originell. Sie bringen wirklich
eine Menge Neues, beſonders die berühmten Italiener
Fra=
telli Cavallini, muſikaliſche Clowns von überwältigender
Komik. — Hübſch auch die anmutige Nummer der Girl=
Gruppe in ihrem ſtraffen aber graziöſen Matroſentanz „
Voll=
dampf voraus!”
Und dann endlich die große ſenſationelle
Waſſerpanto=
mime „Vom Sklavenhändler geraubt‟. Drei
um=
fangreiche Akte von Alfred Delbosg, in denen faſt das geſamte
Perſonal mit vielen Pferden und Tieren mitwirkt. Im letzten
Akt dieſer großen Ausſtattungspantomime wird der Zirkus im
Rahmen einer „Italieniſchen Nacht” unter Waſſer geſetzt.
Fabel=
haft! Wenn das Waſſer in Kaskaden von der Zirkusdecke
herab=
rauſcht und darüber in einer rauſchenden Farbenſymphonie
Ser=
ventintänze geboten werden. Wenn in der von Enten, Schwänen,
Pelikanen, Waſſernixen, Gondolieren uſw. belebten Waſſer=
Manege ſich der letzte Akt des Dramas dann abſpielt, wenn
Fon=
tänen in vielfarbigem Licht bis zur Zirkuskuppel aufſteigen und
ſchließlich die ganze Manege ein einziges, rauſchendes Waſſerſpiel
iſt! Aehnliches wurde noch nicht geboten. Man muß das ge=
*
ſehen haben.
* Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
Palaſt=Lichtſpiele
bringen — übrigens noch mit der alten Apparatur, da die neue
Lichtton=Anlage noch eine bis zwei Wochen auf ſich warten läßt —
einen Abenteurerfilm aus dem Kalifornien der 60er Jahre, der
alle Beſtandteile eines Wildweſtfilms und einer romantiſchen
Lie=
besgeſchichte in ſich vereint. Ein ſpaniſcher Edelmann, der ſich
gegen die neue Herrſchaft der Amerikaner wehrt und zum
Ban=
denführer wird, ſteht im Mittelpunkt der Handlung, die von der
Liebesſzene im mondbeſchienenen Kloſterhof bis zum nächtlichen
Ueberfall und zur Hetzjagd durch die Prärie keine Senſation
ausläßt.
— Im Union=Theater beginnen heute die Vorführungen des
vielumſtrittenen Filmwerkes „Im Weſten nichts Neues” nach dem
weltbekannten und vielgeleſenen Buch von Erich Maria Remarque.
Es werden nur geſchloſſene Vorſtellungen gegeben.
— Das Helia=Theater bringt heute und folgende Tage,
viel=
fachen Wünſchen entſprechend, in Neuaufführung Eine Freundin
ſo goldig wie du” mit Anny Ondra, Felix Breſſart, Siegfried
Arno, Adele Sandrock, Andr. Pilot u. v. a. Dazu ein gutes
Bei=
programm.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute und folgende Tage den
Abenteurerfilm „Der Flüchtling” mit Richard Barthelmees und
Mary Aſtor in den Hauptrollen. Regie: Frank Lloyd. Dazu das
Beiprogramm.
2 Zigaretten 2 Judut
Zwischen
Tabletten, das verhütet den Raucherkatarrh
nimmt dem Afem den Tabakgeruch
Neuerwerbungen der Stadtbücherei. (Außer Romanen.)
Roald Amundſen, L. Ellsworth u. a.: Der erſte Flug über das
Polarmeer; 5 Cp. 5. — Robert F. Griggs: Das Tal der
zehn=
tauſend Dämpfe (Alaska); 5 Cp. 125. — Emil Trinkler: Im
Land der Stürme. Mit Yak= und Kamelkarawanen durch
Inner=
aſien. 1930 30 Ca. 264. — Emil Trinkler: Das Land des Dalai=
Lama. (Welt im Bild) 30 Ca. 262. — Viktor Ottmann: Vom
Wilden Weſten zum Korallenmeer. Erlebniſſe und Abenteuer
eines Ueberſeedeutſchen. 1 Cm. 200. — Ch. W. Domville=Tife:
Unter Wilden am Amazonas. Forſchungen und Abenteuer,
30 Cm. 50. — Richard Hülſenbeck: Afrika in Sicht. Reiſebericht.
1 Cf. 110. — Martin Johnſon: Simba. Filmabenteuer in Afrika.
1930. 30 Cf. 213. — Martin Johnſon: Das Löwenbuch.
Afrika=
niſche Abenteuer. 1931. 1 Dz. 197. — Ulrich K. T. Schulz:
Tier=
wunder im Ozean. (Welt im Bild.) 30 Dz. 523. — Jacques
Dela=
main: Warum die Vögel ſingen. 30 Dz. 830. — C. L. Woolley:
Ur und die Sintflut. Ausgrabungen in Chaldäa. 1931. 3 Cz. 205.
Hendrik van Loon: Die Geſchichte der Menſchheit. 1 B. 280.—
Marianne Weber; Frauenfragen und Frauengedanken.
Geſam=
melte Aufſätze. 35 Fs. 285 — Agnes von Zahn=Harnack: Die
arbeitende Frau. 35 Fs. 380. — Frieda Duenſing: Ein Buch der
Erinnerung. Herausgegeben von Ricarda Huch u. a. 1926.
35 Fs. 60 — Henriette Schrader=Breymann: Ihr Leben in
Brie=
fen und Tagebuchblättern. 1927. 2 Bände. 5 Fs. 265/266.
Hedwig Heyl: Aus meinen Leben. 1925. 35 Fs. 125 — Johanna
Siebel: Das Leben von Frau Dr. Marie Heim=Vögtlin, der erſten
Schweizer Aerztin, 1845—1916. 5 L. 3395 — Elſe Pfaff: Aus
Frau Pauline Braters Mädchenjahren 1845—1849. Lebensbild.
1931, 5 8 759. — Hermann und Adele Heſſe: Zum Gedächtnis
Unſeres Vaters. 5 L. 3514. — Lützow: Der Nordſeekrieg.
Dogger=
bank—Skagerrak. (Marine=Archiv.) 1931. 45 Bk. 288. — Hugo v.
Waldeyer=Hartz: Der Kreuzerkrieg 1914—1918 (Marine=Archiv.)
1931. 45 Bk. 478. — Marſchall Foch: Meine Kriegserinnerungen
1914—1918. 1931. 45 Bk. 90. — Franz Glienke: Ein Prolet in
der Fremdenlegion. 1931. 80 Bk 9. — Ludwig Berg: Was ſagt
Sowjetrußland von ſich ſelbſt? 1931. 17 Bf. 425. — Walter
Gro=
pius: Bauhausbauten Deſſau. 1930 15 Ka. 73. — Hans Spiegel:
Der Stadthausbau. 2 Bände. 1929/1930. Eb. 326/327.
Am Verfaſſungstag (11. Auguſt) werden im Bezirk der
Reichsbahndirektion Mainz von den in Baden und Heſſen
liegen=
den Bahnhöfen Sonntagsrückfahrkarten ausgegeben. In Preußen
und Bayern iſt dieſer Tag kein geſetzlicher Feiertag. Von den im
Bereich dieſer Länder liegenden Bahnhöfen werden daher am
Ver=
faſſungstage keine Sonntagsrückfahrkarten verabfolgt.
Im ſtädtiſchen Leihamt findet am Mittwoch, dem 5 und
Donnerstag, dem 6. Auguſt 1931. vormittags von 8.30—12 Uhr,
Verſteigerung verfallener Pfänder ſtatt. (Siehe beutige Anzeige.)
* Eine neue Hehenswürdigkeit.
„Ich glaube, der größte Prozentſatz Darmſtadts hat noch keine
Ahnung von der neuen Sehenswürdigkeit unſerer Stadt, die
aller=
dings noch nicht ganz fertiggeſtellt iſt und erſt im Herbſt dieſes
Jahres eingeweiht werden wird, vorausſichtlich aber die doch
jetzt ſchon beſichtigt werden kann. Hinter dem Oſtbahnhof. ganz
nahe am Judenteich, der allgemein bekannt ſein dürfte, prangt
auf zwei hohen Stangen ein mächtiges Schild mit großen Lettern:
Freilandanlage des Vereins für Aquarien= und Terrarienkunde
„Hottonia‟. Ein buntes Blütenmeer aller möglichen Pflanzen
grüßt dem Beſucher aus dem weitgeöffneten Tor entgegen. —
Der Verein hat ſich übrigens einen ganz charakteriſtiſchen Namen
gegeben: „Hottonia” nach einer kleinen Waſſerpflanze. Die ganze
Anlage war früher eine ſumpfige Wieſe geweſen, für keinen
nütz=
lichen Zweck geeignet. Vor vier Jahren etwa hat der Verein das
Wieſenſtück erworben und es nutzbar gemacht. Das Waſſer wurde
in kleinen Becken geſammelt, worin ſich jetzt Waſſerpflanzen und
stiere ihre ſonnigen Lebens freuen. Der eine Behälter iſt z. B.
dicht bewohnt von der „Waſſerpeſt” am Rande prangt der „
Froſch=
löffel” in erſtaunlich ſchonen Exemplaren. Aus einem anderen
leuchten Seeroſen mit ihren ſchneeweißen Blüten; und ſo findet
man die verſchiedenſten Arten in den verſchiedenen Becken. „
Gold=
orfen” tummeln ſich zwiſchen den Pflanzen. Sogar der „
Fluß=
barſch” der ſonſt nur in fließendem Waſſer heimiſch iſt, fühlt ſich
merkwürdigerweiſe hier im ſtehenden wohl.
Sehr ſchön und außerordentlich intereſſant ſind die Anlagen
an ſich ſelbſt. Natürlich darf man ſich darunter nicht etwa Anlagen
vorſtellen, die der Gärtner mit großer Kunſtfertigkeit anzulegen
pflegt, nein, nicht im geringſten. Alle möglichen Pflanzen ſind
von den Mitgliedern des Vereins herbeigetragen und hier
ein=
gepflanzt worden. Doch das iſt gerade das Schöne und Seltene an
der Freilandanlage. An einer Stelle ſind z. B. nur exotiſche
Pflanzen, an einer anderen einheimiſche, ſeltene und häufig
vor=
kommende Arten. Alſo kurz, das Auge des Beſuchers wird immer
von neuem gefeſſelt.
In einem kleinen Gebäude, inmitten der Anlage, ſind
verſchie=
dene Aquarien aufgeſtellt, in denen viele Waſſerpflanzen grünen.
Kleine Fiſche leiſten ihnen Geſellſchaft. So leben in dem einen
Glasbehälter die zarten, durchſichtigen Flußbarben”, die in der
Sonne wie Perlmutter glänzen, in einem andern der „
Maul=
brüter”. Uebrigens ein ſehr intereſſantes Tierchen. Die Jungen
ſchlüpfen im Kehlſack der Mutter aus, werden dann ausgeſpieen
und wenn Gefahr droht, wieder in das Maul aufgenommen. Auch
Molche, ſogar die Axelottel, ein mexikaniſcher Molch laſſen ſich’s
wohl ſein in den Behältern. Außerdem kann man Ringelnattern
draußen vor dem Gebäude in einem großen Aquarium ſehen. In
der Anlage ſelbſt ſind auch Goldfiſch= und Sonnenfiſchbehälter
aufgeſtellt. Dieſe haben bereits abgelaicht. Eine große
Vogel=
voliere und ein Eichhörnchenkäfig warten auf „Wohnungsſuchende‟.
An dem Abfluß des Dreibrunnen”, der durch die Anlage
fließt, hat ſich ein Mitglied des Vereins einen kleinen Spaß
er=
laubt, indem er nämlich in dem Waſſer ein reizendes
Liliput=
mühlchen erbaut hat. Eine nette Unterhaltung für Kinder.
Die Freilandanlage iſt noch nicht fertiggeſtellt. Wenn man
Samstags nachmittags dorthin geht, ſieht man viele Mitglieder
des Vereins fleißig graben, hämmern, klopfen uſw. Auch
Arbeits=
loſe helfen begeiſtert ohne Entgeld bei der Fertigſtellung der
An=
lage. Eine erfreuliche Tatſache.
Wir ſehen alle der Einweihung der Freilandanlage der „
Hot=
tonia” mit großem Intereſſe entgegen und werden uns freuen, daß
Darmſtadt nun eine Sehenswürdigkeit reicher geworden iſt. „ I.
— Meon bei einem Fluchtverſuch feſtgenommen. An einem
der letzten Abende unternahm der in Rockenberg im heſſiſchen
Landeszuchthaus inhaftierte, wegen eines Mordes in Darmſtadt
zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilte frühere Student Meon aus
Bensheim einen Fluchtverſuch. Er hatte an ſeinem Zellenfenſter
einen Gitterſtab durchſägt und ließ ſich um 23 Uhr nach der
Wache=
ablöſung in den Anſtaltshof hinunter. Bei dem Verſuch, mittels
einer Strickleiter die 6 Meter hohe Anſtaltsmauer zu überſteigen,
wurde er bemerkt und wieder feſtgenommen.
Mahnung. Das Schulgeld für den Monat Juli 1931 für
die hieſigen höheren Schulen, ſowie die ſtädtiſche Maſchinenbau=,
Gewerbe=, Handels= und Haushaltungsſchulen iſt nach der heutigen
Bekanntmach ng bei Meidung der Beitreibung und
Koſtenberech=
nung bis z: 10. Auguſt 1931 an die Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28.
zu zahlen.
Seite 6
Freitag, den 31. Juli 1931
Nummer 210
Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Ferien — auch das Gericht ſteht im Zeichen der Ferien.
Schon beim Eintritt in das Gerichtsgebaude ſchlägt einem Leim=
und Farbenduft entgegen, in den einzelnen Zimmern ſchwingt die
Putzfrau den Beſen, die Stühle ſind auf der Brüſtung aufgebaut
und ſtrecken hilflos ihre Beine in die Luft, traurig gähnen die
leeren Rückſeiten der Schränke. Die ganze troſtloſe und bedrückende
Eintönigkeit dieſer zahlloſen Amtsſtuben mit ihren nicht
enden=
wollenden Aktenbündeln und =ſchränken, die ſich in den Tagen des
regſten Verkehrs ſchön bedrückend auf die Gemüter legt,
überwäl=
tigt einen jetzt beinahe.
Montag und Dienstag ſind überhaupt keine Sitzungen.
Teil=
weiſe ſind ſie auswärts, teilweiſe ſind ſie wieder vertagt. Am
Mittwoch findet von den drei angeſagten Sitzungen in der
Gro=
ßen Strafkammer glücklich eine ſtatt. Die andere wird
wegen Ladung einiger Zeugen vertagt, in der letzten nehmen die
Angeklagten ihre Berufung zurück. Die erſte Verhandlung geht in
müdem Tempo vorwärts, ſchier endlos zieht ſich die
Beweisauf=
nahme hin, die kleinſten Kleinigkeiten werden doppelt und
drei=
fach erörtert. Der Angeklagte, ein hieſiger
Oberpoſt=
ſchaffner, wird beſchuldigt, im Laufe von ſieben Tagen im
Auguſt vorigen Jahres etwa 1100 Mark unterſchlagen
und die Zahlkarten unterdrückt zu haben. Im April
dieſes Jahres war er vom Bezirksſchöffengericht wegen
Urkun=
denunterdrückung und Amtsunterſchlagung zu
einem Jahr und einem Monat Zuchthaus verurteilt worden. Der
Angeklagte hatte gegen dieſes Urteil Berufung verfolgt, die
Staatsanwaltſchaft ebenfalls vorſorglich. Der Angeklagte
behaup=
tet heute, er habe plötzlich ein Defizit gehabt, und da habe er
vollkommen den Kopf verloren und eben dieſe Dummheit gemacht.
Sein Verteidiger beantragt eine weſentlich mildere Strafe. Der
Staatsanwalt beantragt, die Berufung zu verwerfen. Das
Ge=
richt ändert auf die Berufung des Angeklagten das Urteil dahin
ab, daß es ihm mildernde Umſtände zuerkennt und ihn zu
insge=
ſamt ſieben Monaten Gefängnis verurteilt. Das
Ge=
richt hält es für erwieſen, daß der Angeklagte bei Begehung ſeiner
Taten nicht die Abſicht hatte, einen anderen zu ſchädigen oder ſich.
einen Vorteil zu verſchaffen. Aber auch dieſe Strafe ſcheint dem=
Manne noch zu hoch und er will das Urteil nicht anerkennen.
Am Donnerstag beginnt in der Großen Strafkammer
wieder einmal ein Betrugsprozeß aus Offenbach, der vier bis
fünf Wochen in Anſpruch nehmen ſoll und über den wir nach der
Urteilsverkündung berichten werden. In der Kleinen
Straf=
kammer geht es heute etwas lebhafter zu, denn in
leidenſchaft=
lichen Reden tragen ländliche Parteipolitiker ihre Fehden aus.
Klein=Steinheim war der Tatort, und ein Gärtner
und früheres Gemeinderatsmitglied war der Uebeltäter. Er wird
beſchuldigt, den Bürgermeiſter beſtochen und beleidigt zu haben.
Der Tatbeſtand iſt kurz folgender: Im Herbſt 1927 ſollte in Klein=
Steinheim die Anlage einer Weidenkultur auf dem
Submiſſions=
wege vergeben werden. Es kam ein Angebot, und kurz vor der
Entſcheidung bat unſer Gärtner und Angeklagter der auch ein
An=
gebot machen wollte, den Bürgermeiſter, er möchte ihn Einblick
in dieſes Angebot nehmen laſſen, damit er ein billigeres machen
könne, er — der Bürgermeiſter — bekäme dann ſpäter auch für
jeden Morgen 50 Mark von ihm. Der Bürgermeiſter lehnte das
jedoch ab. Da unſer Gärtner tatſächlich erheblich billiger arbeiten
wollte bekam er natürlich den Zuſchlag, und nun verbreitete er
das Gerücht, der Bürgermeiſter habe von ihm für jeden Morgen
50 Mark verlangt, dann wolle er auch dafür ſorgen, daß er die
Ar=
beit bekäme. Der Angeklagte bleibt nach wie vor bei dieſer
Be=
hauptung. Der Bürgermeiſter habe ihn beſtechen wollen, und
nicht er ihn. Das Amtsericht in Offenbach verurteilte ihn im
Mai dieſes Jahres wegen Beſtechung und
Beamten=
beleidigung zu acht Monaten Gefängnis. Der Angeklagte
legte Berufung ein und behauptet heute, was der Bürgermeiſter
hier ſage, ſei alles gelogen. Das Gericht kommt jedoch zu
derſel=
ben Ueberzeugung wie das Erſtgericht. Lediglich, daß der
Ange=
klagte bisher nicht beſtraft iſt, daß man ihn allgemein mit ſeinen
Redereien nicht ernſt nahm läßt das Gericht zu einer milderen
Beurteilung kommen, ſo daß er diesmal mit vier Monaten
Gefängnis wegkommt. Aber auch das genügt dem Manne
nicht, auch dieſes Urteil will er nicht anerkennen.
Es ſitzt dann ein ehemaliger Angeſtellter der
Tech=
niſchen Hochſchule auf der Anklagebank. Der Mann hatte
die Garderobe der Otto=Berndt=Halle zu beaufſichtigen. Aber man
hatte hier den Bock zum Gärtner gemacht, denn der Angeklagte,
machte ſich, trotzdem er mit Trinkgeldern ein monatliches
Einkom=
men von rund 240 Mark hatte, in raffinierteſter Weiſe über die
Brieftaſchen und Geldbeutel der turnenden Studenten her.
Zuvor=
kommenderweiſe wechſelte er ihnen ihr großes Geld, nur daß er ſich
dann leider 30 bis 40 Prozent zurückbehielt. Lange konnte man
ihm nicht auf die Spur kommen, bis man ihn eines Tages auf
friſcher Tat ertappte. Zehn Diebſtähle geſtand er ein, mehr konnte
man ihm nicht nachweiſen. Man wußte nur, daß er ſich kurz
vor=
her ein Motorrad für 1850 Mark gekauft hatte, und daß er bei
ſeiner Verhaftung Mitte des Monats 450 Mark bei ſich trug. Das
Amtsgericht verurteilte ihn im April dieſes Jahres wegen
fort=
geſetzten Diebſtahls zu fünf Monaten Gefängnis. Der
Angeklagte legte hiergegen Berufung ein, die Strafe ſei ihm zu
hoch. Er und ſein Verteidiger wiſſen auf das beſte das Herz aller
Anweſenden zu rühren. Er wiſſe gar nicht, wie er eigentlich dazu
gekommen ſei, er müſſe gar nicht recht bei ſich geweſen ſein. Er
will dem Gericht weiter glauben machen, daß er ſein ganzes
er=
ſpartes Geld immer bei ſich getragen habe, und der Verteidiger
meint hierzu, daß er auch gern viel Geld bei ſich habe, worauf
der Vorſitzende nicht verfehlt, ihn zu warnen, und derartige Dinge
lieber nicht in aller Oeffentlichkeit zu verkünden, es möchten ſich
Liebhaber für ſeine Taſchen finden. Der Staatsanwalt iſt empört
über die Kühnheit des Angeklagten, der nach derartig
raffinier=
tem und ehrloſem Vorgehen glaube, mit einer Geldſtrafe
wegzy=
kommen. Das Gericht iſt ebenfalls der Anſicht, daß der
Ange=
klagte ganz empfindlich beſtraft werden müſſe, und verurteilt ihn
zu drei Monaten Gefängnis, da es glaubt, daß der
An=
geklagte wahre Reue empfinde. Eine Bewährungsfriſt könne es
nicht ausſprechen.
Aus den Barkeien.
— Landesvorſtandsſitzung der Heſſiſcher
Staatspartei Eine für Samstag den 1. Auguſt, nachmit
tags 3½ Uhr, nach Frankfurt a. M. Reſtaurant „Fauſt”
einbe=
rufene Landesvorſtandsſitzung wird ſich mit der Durchberatung der
zukünftigen programmatiſchen Richtlinien der Partei beſchäftigen.
Lokale Beranſtalkungen.
— Wiener Kronenbräukeller. Es wird nochmals
auf das heute abend ſtattfindende Maſſenkonzert von 50
Muſi=
kern hingewieſen. Die Leitung hat Herr Louis Kümmel
über=
nommen und wird dem konzertliebenden Publikum bei freiem
Eintritt ein genußreicher Abend bevorſtehen. (Siehe Anzeige.)
Konzerte. Der mehrfach durch ungünſtige Witterung
unterbrochene Zyklus volkstümlicher Konzerte wird
heute, Freitag, abend im Heſſiſchen Hof. Wilhelminenſtraße
wie=
derum günſtige Witterung vorausgeſetzt, fortgeſetzt. Der Leiter
des Abends Matthias Weber, bringt mit ſeinem Orcheſter in
Militärmuſikbeſetzung ein auserleſenes Programm zur
Ausfüh=
rung. Dieſe Konzerte, welche dem Beſucher nach des Tages Laſt
Abwechſlung und Erbauung bringen ſollen, bieten durch ihre
ab=
wechſlungsreiche Vortragsform — eine beſondere Gabe des
Diri=
genten — Gewähr für angenehme Stunden. (Siehe auch Inſerate!)
Gokkesdienft der Iſrgelikiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge.
Freitag, 31. Juli. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, 1. Aug. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min,
Sabbatausgang 9 Uhr 05 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen.
Morgens 7 Uhr — Min. Abends 7 Uhr 15 Min.
Gebekzeiken in der Synagoge der Iſtgelikiſchen
Religlonsgeſellſchaft.
Samstag, 1. Aug. Vorabend 7 Uhr 30 Min. Morgens
8 Uhr. Nachmittags 5 Uhr — Min. Sabhatausgang 9 Uhr 05 Min
Wochentags: Morgens 6 Uhr — Min. Nachmittags 7 Uhr 15 Min.
Tageskalender für Freitag, den 31. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, 20 Uhr: „Politik” — Konzerte: Zur Oper,
Schloß=
keller. Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor.
Herrngarten=
kaffee, Wiener Kronenbräukeller. — Kinovorſtellungen:
ſt. Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele. — Auf dem Meßplatz,
m 20 Uh.: Vorſtellung des Zirkus Buſch.
Ried=Cntudsserungskosten
Die heutige Zeit, die von jedem einzelnen gewiſſe
Rück=
ſichten bei der Eintreibung ausſtehender Beträge fordert, gibt
manchen Regierungsſtellen nicht Veranlaſſung, in der gleichen
Weiſe vorzugehen.
Aus Aſtheim erfahren wir, daß zur Zeit dort
Riedentwäſſe=
rungskoſten durch das Heſſiſche Kulturbauamt Darmſtadt
beige=
trieben werden und der Pfandmeiſter, der ja an und für ſich ſchon
täglicher Gaſt in den meiſten Bauernhäuſern iſt, hat wieder
reich=
lich zu tun. Das Bedauerliche iſt nur, daß dadurch der ſchwer
darniederliegenden Landwirtſchaft immer neue und unnötige
Koſten aufgebürdet werden, die bei einer verſtändnisvolleren
Hal=
tung des Kulturbauamts vermieden werden konnten. Die
Aſt=
heimer Landwirte, die einen großen Teil ihrer Einnahmen aus
dem Gurkenbau beziehen, können von den Konſervenfabriken
in=
folge der Notverordnung kein Geld erhalten und auch niemand
iſt da, der ihnen hier helfen kann. Sollten da nicht auch die
Be=
hörden ſoviel Einſehen haben, daß ſie in dieſer Zeit, in der ſchon
an und für ſich den Regierungsſtellen kein großes Vertrauen
ent=
gegengebracht wird, ſolche Maßnahmen unterlaſſen.
Wie uns mitgeteilt wird, haben die Abgeordneten des Heſſ.
Landbundes, die Herren Glaſer und Dr. Müller, nachſtehende
große Anfrage beim Heſſiſchen Landtag eingebracht:
Aus Heſſen.
Zunehmende Forkſchritfe
der genoſſenſchafklichen Eierverwerkung.
Die genoſſenſchaftliche Eierverwertung, deren planmäßige
Or=
ganiſation zum Abſatz des „Deutſchen Friſcheies” erſt Ende
1928 begonnen werden konnte, hatte im Jahre 1929 eine
Geſamt=
erfaſſung von 80 Mill. Stück zu verzeichnen. Bereits im Jahre
1930 konnten die Anlieferungen ſehr erheblich geſteigert werden,
ſo daß ein Geſamtabſatz von rund 250 Mill. Stück erreicht wurde.
Im laufenden Jahre hat ſich dieſe anſteigende Tendenz in ſehr
erheblichem Maße verſtärkt. War es doch möglich, ſchon in den
Monaten Januar bis Juni durch die 17 dem Reichsverband
der deutſchen landwirtſchaftlichen
Genoſſen=
ſchaften —Raiffeiſen angeſchloſſenen Eierabſatzzentralen
insgeſamt 330 Mill. Stück Eier zu erfaſſen. Die Abſatzziffer des
ganzen Vorjahres iſt alſo ſchon im erſten Halbjahr 1931 ſehr
er=
heblich überboten worden — eine Entwicklung, die als ein ſehr
erfreulicher Fortſchritt auf dem Gebiete der landwirtſchaftlichen
Abſatzorganiſation bezeichnet werden muß.
Dd. Arheilgen, 30. Juli. Die für Mittwoch abend angeſetzte
öffentliche Gemeinderatsſitzung fiel wegen Beſchlußunfähigkeit
aus. Trotz der äußerſt reichhaltigen Tagesordnung waren nur 11
Gemeinderäte erſchienen. Urſache daran dürften die
Erntearbei=
ten ſein.
Weiterſtadt, 30. Juli. Platzkonzert. Das bekannte
Bläſerkorps des Philharmoniſchen Orcheſters Griesheim b. D.
veranſtaltet unter der Leitung ſeines Dirigenten, Herrn Heinrich
Feldmann am kommenden Sonntag, nachmittags um halb 5 Uhr
an der Schule ein Promenaden=Konzert. Die von dem Orcheſter
an anderen Orten veranſtalteten Konzerte erfreuten ſich ſtets
gro=
ßer Beliebtheit. Es iſt daher zu wünſchen, daß auch die
Ein=
wohnerſchaft Weiterſtadts von dem gebotenen Genuß lebhaft
Ge=
brauch macht. Das Konzert findet nur bei guter Witterung im
Freien ſtatt. Anſchließend wird ſich das Orcheſter nach dem
Lokal „Zur Ausſicht” begeben, um dort noch einige Konzertſtücke
vorzutragen.
Aa. Eberſtadt, 30. Juli. Möbelſchau. An Stelle der
wegen der ungünſtigen Zeitverhältniſſe ausfallenden größeren
Gewerbeſchäu haben es Mitglieder der hieſigen Glaſer= und
Schreinervereinigung unternommen, eine Möbelſchau abzuhalten.
Die Möbelſchau findet an den beiden Kirchweihtagen und am
Verfaſſungstag, alſo vom 9. bis 11. Auguſt, ſtatt und iſt im
„Darmſtädter Hof” untergebracht. Mit der Ausſtellung iſt eine
Verloſung von zum größten Teil ſelbſt angefertigten kleineren
Haushaltungsgegenſtänden verbunden.
Cp. Pfungſtadt, 30. Juli. Jubiläumskonzert.
Anläß=
lich ſeines fünfjährigen Beſtehens hält der Muſikverein
Pfung=
ſtadt am Sonntag abend unter Mitwirkung der hieſigen
Geſang=
vereine in den Gartenlokalitäten des Hotels Strauß ein
Jubi=
läumskonzert ab. Im Verlauf des Konzertes wird die Ehrung
verdienſtvoller Mitglieder vorgenommen werden. Bei
ungün=
ſtiger Witterung wird das Konzert in den Saal des „Rheiniſchen
Hofes” verlegt.
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 30. Juli.
Heimatgeſchicht=
liche Erinnerung. In dieſem Monat waren 50 Jahre ſeit
der Einweihung des Schulhauſes (älterer Teil) verfloſſen. Der
Schulhausneubau dauerte ungefähr ein Jahr. Bei der
Ein=
weihung hielt Pfarrer Zimmermann die Weiherede.
Cp. Eich bei Pfungſtadt, 30. Juli. Erhöhung der
Ge=
meindebierſteuer. Durch das Kreisamt Darmſtadt wurde
die bereits ſeit Mitte März eingeführte Gemeindebierſteuer mit
Wirkung vom 1. Auguſt ab mit einem Zuſchlag von 50 Prozent
belegt. Die Bürgerſteuer wird für das laufende
Rechnungs=
jahr mit dem Eineinhalbfachen des Landesſatzes erhoben.
Aa. Nieder=Beerbach. 30. Juli. Der
Kraftomnibus=
verkehr Darmſtadt-Nieder=Beerbach iſt wegen Unrentabilität
bis auf weiteres eingeſtellt worden.
Ak. Nieder=Ramſtadt 30. Juli. Beigeordnetenwahl.
Wer glaubte, die Wahl des Beigeordneten würde ebenſo klang=
und ſanglos verlaufen wie diejenige des Bürgermeiſters, iſt in
ſeiner Meinung getäuſcht. Obwohl die Friſt zur Einreichung der
Wahlvorſchläge erſt am 6. Auguſt I. J. abläuft, iſt bereits jetzt
ſchon von ſeiten der ſozialdemokratiſchen Partei ein Wahlvorſchlag,
lautend auf Gemeinderatsmitglied Georg Keil, bei dem
Wahl=
vorſteher eingelaufen. Es iſt beſtimmt damit zu rechnen, daß auch
der bisherige Beigeordnete, Karl Regalia, wieder kandidiert,
und es dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen, daß er von ſeiten
des Bürgervereins zum Kandidaten nominiert wird. Ob die
ex=
tremen Parteien, die ebenfalls hier ziemlich ſtark vertreten ſind,
mit eigenen Wahlvorſchlägen herauskommen, ſteht zunächſt noch
nicht feſt. Jedenfalls muß einſtweilen mit einer ſolchen
Ueber=
raſchung gerechnet werden. Wenn auch das Amt des
Beigeordne=
ten in hieſiger Gemeinde ein unbeſoldetes iſt, ſo iſt es doch von
ganz beſonderer Wichtigkeit, weil bei der derzeitigen
Zuſammen=
ſetzung des Gemeinderats der Beigeordnete den Ausſchlag für das
Stärkeverhältnis gibt. Man darf geſpannt ſein, wie die Wahl
ausgeht. Jedenfalls iſt ſie wichtiger, wie von vielen Wählern
an=
genommen wird. — Kirchweihe. Die nächſten Sonntag
ſtatt=
findende Kirchweihe iſt für viele Fremden ein gewiſſer
Anziehungs=
punkt, weil ſie eine der erſten in hieſiger Gegend iſt. Es iſt ja
bekannt, daß die hieſigen Geſchäftsleute inbezug auf Verpflegung
etwas bieten, und ganz beſonders an Kirchweihe verſucht einer den
anderen zu übertreffen. Für die leiblichen Genüſſe iſt alſo in
jeder Hinſicht beſtens geſorgt. Aber auch dem Vergnügen iſt
weit=
gehendſt Rechnung getragen. Tanzmuſik findet in den
verſchieden=
ſten Sälen ſtatt. Der Juxplatz auf dem Marktplatz weiſt
Karuſ=
ſell, Schiffſchaukel. Schießbude und vieles andere mehr auf. Wer
ſich alſo am nächſten Sonntag einige vergnügte Stunden bereiten
will, der komme nach Nieder=Ramſtadt.
G. Ober=Ramſtadt. 30. Juli. Sommerfeſt. An dieſer
Stelle ſei hiermit nochmals auf das Sommerfeſt des Turnvereins
1877 Ober=Ramſtadt, das am Samstagabend (1. Auguſt) und am
Sonntag, den 2. Auguſt, auf dem Turnhallengelände in der
Wehr=
ſtraße abgehalten wird, hingewieſen. Ein gediegenes Programm
wird allen Beſuchern angenehme Unterhaltung bieten und ein
recht zahlreicher Beſuch dieſer traditionellen Veranſtaltung iſt
er=
wünſcht. — Rentenzahlung. Die Invaliden=, Witwen=,
Waiſen= und Unfallrenten für Auguſt werden am Samstag, den
1. Auguſt, vormittags, am Poſtſchalter ausgezahlt. Eine
bürger=
meiſteramtliche Beglaubigung der Rentenquittungen iſt diesmal
nicht erforderlich
T. Gundernhauſen, 30. Juli. Der Tv. Gundernhauſen
emp=
fängt dieſen Sonntag den Tv. Roßdorf zu einem
Freundſchafts=
ſpiel. Der erſtgenannte Verein, der im Vorſviel beſiegt wurde,
wird hierbei alles aufbieten, die erlittene Schlappe wieder
zu=
rückzugeben, ſo daß ſich dieſes anſprechende Spiel ſehr intereſſant
geſtalten wird.
„Das Heſſiſche Kulturbauamt läßt in verſchiedenen
Gemein=
den des Aſtheim=Erfelder=Entwäſſerungsverbandes rückſtändige
Meliorationszinſen für 1929 zwangsweiſe beitreiben. Dies
ge=
ſchieht in einer Zeit, wo infolge der Geldſperre bei den
Kredit=
inſtituten ſelbſt wenige Landwirte die noch Guthaben beſitzen.
über dieſe nicht ohne weiteres verfügen können; dies geſchieht in
einer Zeit zu Beginn der Ernte, wo die Landwirte
Einnahme=
möglichkeiten noch nicht haben oder für verkaufte Produkte von
ihren Gläubigern den Erlös infolge der Schwierigkeiten im
Geld=
verkehr nicht erhalten können.
Wir halten es für unbedingt notwendig, daß mit Rückſicht auf
die beſonderen Schwierigkeiten und die augenblickliche Lage der
geſamten Wirtſchaft die Beträge ſo lange weiter geſtundet
wer=
den, bis ſie aus dem Erlös der Ernte, ohne daß dieſe verſchleudert
werden muß, abgedeckt werden können.
Wir fragen an:
Waren der Regierung die Maßnahmen des Kulturbauamtes
bekannt, ehe über die Zwangsbeitreibung rückſtändiger Beträge
verfügt wurde?
Iſt die Regierung bereit zu veranlaſſen, daß die im Gang
befindlichen Zwangsbeitreibungen eingeſtellt und die geſchuldeten
Beträge bis zum 1. Oktober I. J. weiter geſtundet werden.”
gez.: Glaſer. gez.: Dr. Müller.
Bk. Groß=Zimmern, 29. Juli. Meiſterſchaftsfeier
des Fußball=Sportvereins. Kommenden Sonntag begeht
der hieſige Fußball=Sportverein 1919 ſein 13. Stiftungsfeſt, das
diesmal unter einem ganz beſonderen glücklichen Stern ſteht hat
doch dies Jahr der Verein nach hartem Kampf die Meiſterſchaſt
der A=Klaſſe an ſeine Fahne geheftet. Daß die Mannſchaft, die in
den letzten Jahren ſchon immer im Kreiſe ein ſtarker Konkurrent
war, nunmehr in die Ligaklaſſe aufſteigt, iſt neben der Mannſchaft
ſelbſt vor allen Dingen auch der unermüdlichen Tätigkeit des
Trainers Hans Laumann zu danken. Aber auch der
Spielaus=
ſchuß und der Geſamtvorſtand, und hier insbeſondere deſſen
rühri=
ger Vorſitzender, Herr Geo Schmitt, der den Verein in die
Ligaklaſſe führte, ſowie auch der 2. Vorſitzende, Herr Adam
Da=
ſcher, haben Anteil an dieſem ſchönen Erfolg. — Das
Stiftungs=
feſt wird den Zeitverhältniſſen entſprechend in kleinerem Rahmen
gefeiert. Hauptſächlich wird es ſportliche Darbietungen bringen,
und unter dieſen dürften die Spiele gegen Germania Eberſtadt,
Haſſia Dieburg, (die beſte Ligamannſchaft im Kreis Starkenburg)
gegen die Bezirksligamannſchaft Urberach ein ganz beſonderes
ſportliches Ereignis darſtellen. Auch das Spiel der „Alten
Her=
ten” am Samstag abend dürfte viele Sportfreunde anlocken. —
Auf dem Sportplatz wird die bewährte Kapelle Reitzel von 3
bis 7 Uhr ein Platzkonzert bieten. — Sonntag abend findet
ſo=
dann im „Schwanenſaal” die eigentliche Feier ſtatt, wobei der
Ehrenvorſitzende Dr. ing. Ludwig Schmitt die Feſtrede halten,
und der Kreisvorſitzende Dröll=Darmſtadt die Ehrung der
Mann=
ſchaft vornehmen wird.
er Brensbach, 29. Juli. Am vorigen Sonntag zogen unſere
jugend=
lichen Turnerinnen und Turner des Deutſchen Turnvereins zum
Jugend=
turnfeſt aus, um im ehrlichen Wettſtreit ihr Können zu beweiſen. Des
Morgens in der Frühe ging es in echter Turnerſtimmung nach Fränk;
Crumbach, wo ſich die Scharen der Jungturner zum Wettkampf trafen
Dort herzlich empfangen und gut bewirtet, ließen es unſere Turner und
Turnerinnen nicht am nötigen Kampfesmute fehlen, ſo daß auch alle,
vom Größten bis zum Kkeinſten, ſieggekrönt nach Hauſe heimkehren
durf=
ten. Es errangen vom Jahrgang 1913—14 der Turnerinnen Mariechen
Dölp den 1. Preis, Dina Mirswa den 3. Preis, Gretchen Trinkaus den
4. Preis. Vom Jahrgang 1915—16 Elſa Lautenſchläger den 2. Preis,
Irma Friedrich den 4. Preis. Turner Jahrgang 1915—16: Gg.
Trink=
aus den 2. Preis, Gg. Göttmann den 6. Preis, Gg. Vierheller den 8.
und Wilh. Bauer den 9. Preis. Ferner erhielten alle Schüler, 37 an
der Zahl, Preiſe. Der erſichtliche Aufſchwung in unſerem Turnverein
iſt wohl der Führung des erſten Turnwarts Ludwig Trinkaus
gutzu=
ſchreiben.
Cg. Ueberan, 29. Juli. Beerdigung. Geſtern wurde unter
zahlreicher Anteilnahme der im 80. Lebensjahre” verſtorbenel Andreas
Eidenmüller zur letzten Ruhe getragen. — Am Sonntag, 2. Aug.,
findet bei Gaſtwirt Philipp Röder hier die
Generalverſamm=
lung des Landwirtſchaftlichen Konſumvereins und der Spar= und
Darlehnskaſſe Ueberau, e.G.m.b.H., ſtatt. Zu beiden Verſammlungen
ſtehen ſechs Punkte auf der Tagesordnung. — Die erſten Ergebniſſe der
Kornernte zeigen ſich mehr als traurig. Es wurden bei der im
Freien ſtehenden Dreſchmaſchine bis jetzt vom Morgen 4 bis 6 Zentner
Körner als Reſultat erzielt. An Durchſchnittsertrag hat man in unſerer
Gegend 12 bis 15 Zentner. Beſonders gute Jahre haben ſchon je
Mor=
gen 18 Zentner Frucht ergeben. Es iſt damit zu rechnen, daß die meiſten
kleinen landwirtſchaftlichen Betriebe ſich ein halbes Jahr ihr Brot
kau=
fen müſſen. Die bis jetzt ſich ergebenden Reſultate von Gerſte ſind
zufriedenſtellend.
4i. Vielbrunn, 28. Juli. Odenwaldklub. Ein herrlicher
Sonn=
tagmorgen ließ uns am zweiten Wieſenmarkttag unſere Wanderſtöcke zu
unſerer 7. diesjährigen Pflichtwanderung ergreifen. Eine erfriſchende,
klare Morgenluft bei trockenen Wegen unter blauem Himmel umwehte
uns, ſo recht zum Wandern angetan. Nachdem Eulbach und Erbach
hin=
ter uns lagen, gings mümlingaufwarts zur Marbach und Himbächel mit
dem gewaltigen Viadukt, worüber viel Intereſſantes zu ſagen war. Von
hier aus dirigierten wir unſere Fußſpitzen in Richtung Hüttenthal,
unſe=
rem eigentlichen Wanderziel. Nach Ablauf der feſtgeſetzten Raſtzeit mit
vorzüglichem Mittageſſen wurde Kurs nach der Heimat genommen auf
gut erhaltenen, durch ſchattigen Wald führenden Wegen, immer ſanft
anſteigend, uns der Sonne näher bringend, die freundlich lächelnd von
ihrem guten Recht, eine drückende Hundstagshitze über die Landſchaft zu
lagern, in anbetracht der ohnehin drückenden Lage anſtandshalber keinen
Gebrauch machte. Vorbei führte uns der Weg an der unter Denkmalſchutz
ſtehenden, dem Gedenken des im Weltkrieg gefallenen Grafen Eberhard
zu Erbach=Erbach gewidmeten Eberhardseiche nach Elsbach, und weiter
nach Erbach, der Haupt= und Reſidenzſtadt des heſſiſchen Odenwaldes.
Bald grüßten ihre Türme und das lebhafte bunte Bild des
Wieſen=
marktes, des Odenwälder Volksfeſtes mit ſeinen vielerlei
Sehenswürdig=
keiten und Darbietungen zu uns herauf, und es müßten ganz eingeroſtere
Gemüter ſein, die an dem hiſtoriſchen, vom Rhein bis an den Main und
Neckar und weit darüber hinaus bekannten und beſuchten Wieſenmartk
vorbeigehen, ohne ſich das Markttreiben und beſonders das intereſſamre
Reitturnier anzuſehen. Alſo hinein in die Arena, die üblichen
Ribben=
ſtumper verpaßt, die Hühneraugen revidieren laſſen und mit gleicher
Münze quittiert, dies koſtet nichts, um, nachdem ſich die Augen
ſatt=
geſehen und die Ohren dumm und taub ſind, der Heimat zuzupilgern.
Bg. Unter=Moffau, 29 Juli. Sanitätskolonne. Nachdem die
neugegründete hieſige Sanitätskolonne Rotes Kreuz (Führer Ad. Ewald)
vor zwei Wochen vom Landesverband geprüft und abgenommen wurde,
trat ſie anläßlich des Erbacher Rennens zur Verſtärkung der Sanitals”
hilfe zum erſten Male in Tätigkeit — Ernte. Mit der Getreideernie
hat man in dieſer Woche allenthalben angefangen. Fleißige Hände ſind
unermüdlich an der harten Arbeit. Leider fehlt die nötige Sonne. Der
Ertrag iſt geringer als erwartet. Hoffentlich kann der Bauer wenigſtens
nachher ſein Korn verkaufen.
Cp. Erlenbach i. O., 30. Juli. Todesfall. Im Alter von
nahezu 82 Jahren iſt der langjährige frühere Gemeindeeinnehmer
Heinrich Chriſtian Luſt geſtorben. Luſt war nahezu 40 Jahre
Gemeinderechner.
Dk. Wald=Michelbach, 29 Juli. Kreisverband evang.
Frauenvereine. Am Sonntag, den 9. Auguſt, machen die
evangeliſchen Frauenvereine des Kreiſes Heppenheim einen
ge=
meinſamen Ausflug auf die benachbarte Tromm. Der hieſige
Frauenverein trifft ſich am Evang. Schweſternhaus und
mar=
ſchiert um 12.30 Uhr ab. Um 2 Uhr findet eine Andacht im
Freien ſtatt. Anſchließend iſt bei Kaffee und Kuchen gemütliches
Beiſammenſein. Der hieſige Poſaunenchor und die Jugendgruppe
werden durch muſikaliſche und ſpieleriſche Darbietungen den
Nach=
mittag verſchönern. Um 5.30 Uhr iſt gemeinſamer Rückmarſch
nach Wald=Michelbach Die auswärtigen Teilnehmerinnen fahren
mit dem 7=Uhr=Zug dann hier weg. — Vortrag. Auf
An=
regung des hieſigen Frauenvereins ſprach am Sonntag
nachmit=
tag im Evangeliſchen Schweſternhaus Frau Pfarrer Stork,
Bir=
kenau, über das Thema. Wie erziehe ich meine Kinder zur
Freude! Die Ausführungen der Rednerin waren für die
zahl=
reich erſchienenen Frauen ſehr lehrreich und gipfelten
zuſammen=
faſſend in die ernſte Mahnung an alle Mütter, ihre Kinder von
den erſten Tagen an durch zweckmäßige Nahrung, Kleidung und
Spielzeuge zur Einfachheit und Schlichtheit zu erziehen, denn,
abgeſehen von dem ethiſchen und geſundheitlichen Wert dieſer
Erziehung, iſt auch in den Kindern ein natürlicher Trieb zum
Einfachen und Schlichten vorhanden, den die Eltern nicht
ver=
kümmern oder gar unterdrücken, ſondern weiter zur Entfaltung
bringen ſollen.
Nummer 210
Freitag, den 31. Juli 1931
Seite 7
Tagung der Friſeure in 5ad Ralhein.
Der Landesverband der Friſeurmeiſter von Heſſen und
Naſſau E. V. ſchreibt uns: Unter dieſer Ueberſchrift iſt in den
Tageszeitungen vom 28. Juli 1931 ein Bericht erſchienen, der
ge=
eignet iſt, eine Irretierung der Oeffentlichkeit herbeizuführen.
Der Vorſtand des Landesverbandes der Friſeure von Heſſen
und Naſſau E. V. als der ſtärkſten und allein behördlicherſeits
anerkannten Berufsorganiſation, hält ſich daher für verpflichtet,
folgendes richtig zu ſtellen:
Wie leider im deutſchen Volke die Zerſplitterung ihre Blüten
treibt, ſo glauben auch einige Friſeure, ſich als ſogenannte
Hcar=
former beſonders betätigen zu müſſen. Im ganzen Bezirk von
Heſſen und Naſſau beſtehen tatſächlich zwei ganze. Innungen,
welche ſich als Haarformer bezeichnen, und zwar in Frankfurt am
Main und Bad=Nauheim. Es trifft daher nicht zu, daß die
mei=
ſten in dieſem Bezirk beſtehenden Innungen offizielle Vertreter
nach Nauheim entſandt hatten. Ebenſo entſpricht es nicht den
Tatſachen, daß die Obermeiſter der Innungen Darmſtadt und
Wiesbaden in den Vorſtand dieſer Sondergruppe gewählt worden
ſind, da dieſe ja gar nicht der Gruppe angehören und auch an der
Tagung nicht teilgenommen hatten. Wenn auch weiter noch davon
geſprochen wird, daß zu der Frage des Fortbildungsweſens und
der Lehrlingshaltung Stellung genommen worden ſei, ſo kann
ſich dies nur auf den internen Kreis der kleinen Gruppe beziehen,
jedenfalls muß feſtgeſtellt werden, daß die die Allgemeinheit
be=
rührenden großen Fragen der fachlichen Weiterbildung im
Rah=
men der Berufsſchulen, ſowie die geſamte Regelung des
Lehr=
lingsweſens, Aufgaben der behördlich anerkannten
Berufsver=
bände ſind.
Ae. Hammelbach, 29. Juli. Der Kathol. Kirchenchor und
Jünglings=
srcheſter Sankt Marien, Offenbach a. M., als Gaſt des Kathol.
Kirchen=
chors St. Cäcilie Hammelbach hielt einen Theaterabend im
Gaſt=
haus des Egidius Bauer hier ab. Schon vor Beginn der Vorſtellung
war der Saal dicht gefüllt. Der Marſch „Hoch Heidecksburg” eröffnete
den Abend, worauf Herr Pfarrer Georg die zahlreich Erſchienenen
herz=
lich begrüßte. Es folgten dann die Quvertüre zu. Figaros Hochzeit” und
Leuchtkäferchens Stelldichein. Hierauf ſpielten die Offenbacher ein
roman=
tiſches Schauſpiel mit Geſang in vier Akten von W. A. Pannek: „
Gra=
fenkinder‟. Die Spieler ſowvie das Orcheſter boten den Zuſchauern einen
ſeltenen Genuß. Der reiche Applaus dankte dies. Außerdem überreichte
Herr Lehrer Metzendorf=Weſchnitz dem Spielleiter, Herrn Uhl=Offenbach,
und dem Herrn Pfarrer Geverg unter begeiſterten Worten des Lobes
und Dankes je ein Blumenbukett im Auftrag der kathol. Kirchengemeinde
Hammelbach, wofür ihm die Geehrten herzlich dankten. Im zweiten Teil
folgte ein burſchikos und ausdrucksvoll geſpielter Schwank: „Auguſt, der
Muſterknabe”, der mit reichem Beifall aufgenommen wurde. Ein
Schluß=
marſch des Orcheſters, das unter Leitung des Herrn Nektors Schmitt=
Offenbach ſtand, beendete den herrlich verlaufenen Abend. Herr Pfarrer
Geoerg dankte nochmals den Offenbachern für ihr herrliches Spiel und
Muſik und wünſchte allen ein gutes Nachhauſekommen.
O. Reichenbach i. Odw., 30. Juli. Goldene Hochzeit. Am
kommenden Sonntag, den 2. Auguſt, feiern die Eheleute
Maurer=
meiſter Peter Kindinger 2. und Chriſtine, geb. Kindinger, das
ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit. Die „Braut” iſt 70 Jahre alt,
der Bräutigam” wird im September 75 Jahre. Am 31. Juli 1881
wurden ſie, er 24 Jahre, ſie 20 Jahre alt, in der hieſigen Kirche
getraut. Beide Jubilare erfreuen ſich der beſten Geſundheit und
können noch tüchtig arbeiten. Als Nachkommen ſind zu
verzeich=
nen acht Kinder, zehn Enkel und ein Urenkel. Dem Jubelpaare
die herzlichſten Glückwünſche und Gottes Segen!
Cc. Seeheim, 30. Juli. Die Arbeiterwohlfahrt ſchickte
von hier ſieben Kinder im Austauſch an die Nordſee. Sie ſind im
Er=
holungsheim zu Rüſtringen bei Bremerhaven untergebracht und
ſchrei=
ben begeiſterte Briefe heim. Ausflüge, darunter eine Seefahrt nach
Helgoland, ſtehen wiederholt im Programm. Auch die hier
unterge=
brachten Kinder ſind mit ihrem Ferienaufenthalt, ſehr zufrieden. Im
ganzen wurden aus dem Bezirke Bensheim=Worms etwa 30 Kinder an
die Waſſerkante geſchickt. Das Kreisſchulamt bewilligte zu dieſem Zweck
eine Ferienerweiterung von einer Woche.
Du. Jugenheim, 30. Juli. Autounfall. An der Unfall=
Kurve ereignete ſich geſtern abend um 8 Uhr 30 Minuten ein
Autounfall. Der Metzgermeiſter Nickel=Alsbach fuhr mit ſeinem
Motorrad, von Seeheim kommend, die Richtung nach Alsbach, als
in demſelben Augenblick das. Auto eines Frankfurter Fabrikanten,
von dieſem ſelbſt geſteuert, aus der Richtung Bickenbach kommend,
ebenfalls in die Alsbacher Hauptſtraße einbiegen wollte. Beide
Fahrer haben ihre Maſchinen wohl abgeſtoppt, es konnte aber
trotzdem ein Zuſammenſtoß nicht mehr vermieden werden. Der
Motorradfahrer wurde von dem Wagen angefahren und vom
Rad geſchleudert. Durch den Sturz verletzte ſich Nickel am Kopf
und beiden Beinen, während der Autofahrer mit dem Schrecken
davon kam. Der ſchuldige Teil ſoll der Autofahrer ſein, weil er
kein Signal gegeben und die Kurve zu weit nach links genommen
habe. Hierüber wird jedoch erſt die Unterſuchung entſcheiden,
welche die hieſige Gendarmerieſtation aufgenommen hat. Die
Jugenheimer Freiwillige Sanitätskolonne leiſtete mit ihrem
Füh=
rer Lehrian die erſte Hilſe. — Da trotz der Straßenverbreiterung
immner wieder Unfälle an dieſer Stelle vorkommen, ſo ſollten doch
die zuſtändigen Behörden ein beſonders auffallendes
Warnungs=
ſchild anbringen laſſen.
Bt. Auerbach, 29, Juli. Reichswinzerkredit. Die
Reichswinzerkreditdarlehen, die an die hieſigen Winzer gegeben
worden ſind, ſind durch die hieſige Spar= und Darlehnskaſſe e. G.
m. b. H. ſeinerzeit vermittelt worden. Soweit die aus dem
Reichs=
winzerkredit 1925 gewährten Darlehen (Hauptdarlehen 1925 und
Zuſatzdarlehen 1925) oder das aus dem Reichswinzerkredit 1926
gewährte Darlehen den Betrag von 600 RM. nicht überſteigt, ind
dieſe Kredite ab 1. Januar 1931 von den Darlehensnehmern mit
1½ Prozent jährlich zu verzinſen. Der Zinsſatz für die Kredite
über 600 RM. beträgt wie ſeither 4 Prozent; es ſind allerdings
Kredite in dieſer Höhe von hieſigen Winzern nicht in Anſpruch
genommen worden. Die Schuldſummen aus den verzinslichen
Reichswinzerkrediten ſind in zehn gleichen Jahresraten zu tilgen;
die erſte Jahresrate iſt am 15. November d. J. fällig. In der
gleichen Weiſe hat die Tilgung der unverzinslichen
Reichswinzer=
kredite zu erfolgen. Sind bei den verzinslichen Darlehen die
Zin=
ſen aus den Jahren 1928, 1929 und 1930 bereits erhoben (4
Pro=
zent), ſo werden dieſe als Tilgungsbetrag auf die
Kapitalrückzah=
lung angerechnet. Im Falle des Ablebens eines
Darlehensſchuld=
ners gehen die Verpflichtungen aus den Reichswinzerdarlehen auf
ſeine Erben über. Die Kredite können in dieſem Falle auf
An=
trag allen oder einzelnen Erben überlaſſen werden, inſoweit dieſe
kreditwürdig ſind die ordnungsgemäße Bewirtſchaftung des
Wein=
bergbeſitzes des Erblaſſers übernommen haben und die
Verpflich=
tung aus dem Kredit ſchriftlich anerkennen. Wenn ein Darlehens=
12. Rhön=Segelllug:Wettbeierk1931
HIII.
Waſſerkuppe, 29. Juli.
Wie bereits in dem letzten Bericht mitgeteilt worden iſt, ſind
am vergangenen Dienstag eine Reihe von Flugzeugen zum
Streckenflug geſtartet. Nach den nunmehr vorliegenden
Ergeb=
niſſen ſind folgende Flugleiſtungen gezeitigt worden:
1. Mayer auf „Aachen” 54,5 Km., 475 Meter Höhe,
2. Teichmann auf „Offermann” 34,6 Km. 500 Meter Höhe,
3. Starck auf Darmſtadt 31,3 Km.. 580 Meter Höhe
4. Hakenjos auf Profeſſor 29,8 Km. 380 Meter Höhe
5. Walliſcheck auf „Stanavo” 29,2 Km. 120 Meter Höhe,
6. Bachem auf Lore” 25,0 Km., 160 Meter Höhe
7. Künzer auf „Stuttgart” 24,8 Km., 410 Meter Höhe,
8. Hemmer auf „Heil und Sieg” 19,3 Km., 500 Meter Höhe,
Erſtaunlich iſt hierbei, daß auch die Piloten des
Uebungswett=
bewerbes, Teichmann, Hakenjos und Künzer, die ihren erſten
Streckenſegelflug ausführten, derartig ſchöne Leiſtungen
vollbrin=
gen konnten. Hakenjos gelang es ſogar ſeinen Fluglehrer Bachem
um annähernd 5 Kilometer zu überbieten. Mayer konnte auf
ſeinem Fluge den Thüringerwald erreichen, mußte dort aber wegen
ungünſtiger Windverhältniſſe landen.
Von beſonderer Bedeutung ſind die Flüge von Hirth,
Kron=
feld und Groenhoff. Dieſe drei Piloten verſuchten den
Strecken=
zielflugpreis der Ausſchreibung zu gewinnen, der für einen
Segel=
flug nach dem 35 Kilometer entfernten Oechſenberg mit Rückkehr
zur Startſtelle ausgeſchrieben iſt. Bereits am erſten
Wettbewerbs=
tage hatten mehrere Flugzeuge verſucht, die Bedingungen dieſes
Preiſes zu erfüllen, mußten aber auf dem Rückfluge vom
Oechſen=
berg zur Waſſerkuppe unterwegs landen, da ſie zu ſehr an Höhe
verloren hatten. Geſtern nun konnten Hirth und Groenhoff die
ungewöhnliche Leiſtung vollbringen, auf dem Rückfluge bis auf
3000 Meter an die Waſſerkuppe heranzukommen. Hirth landete
in 2560 Meter Groenhoff in 3070 Meter Entfernung von der
Startſtelle. Leider ſieht die Ausſchreibung die Landung innerhalb
eines Umkreiſes von 1500 Metern Radius von der Startſtelle
vor, ſo daß auch mit dieſen beiden hervorragenden Flügen die
Bedingungen noch nicht voll erfüllt ſind. Kronfeld hatte den
Rückflug in anderer Richtung als Hirth und Groenhoff angetreten,
was bei der herrſchenden Windrichtung wohl auch das richtigere
war, mußte aber auch vorzeitig aufgeben und landete hinter der
Milſeburg in einer Entfernung von etwa 14 Kilometern. Die
bereits bis jetzt nach dem Oechſenberg durchgeführten Flüge
be=
weiſen, wie außerordentlich ſchwierig die Erfüllung der
geforder=
ten Bedingung iſt, aber es iſt doch noch zu hoffen, daß der Preis
usgeflogen wird.
Im Uebungswettbewerb erlebte man geſtern dadurch eine
Ueberraſchung, daß Schnude=Würzburg auf dem W. G.A. einen
er=
folgreichen Angriff auf den Dauerrekord von Oberleutnant
Hem=
mer unternahm. Nach ſeinem Start um 10,38 Uhr blieb Schnude
ununterbrochen bis 19,30 Uhr in der Luft und konnte eine
Flug=
dauer von 8 Stunden 59 Minuten erzielen, die größte Dauer, die
bisher im diesjährigen Rhön=Wettbewerb erreicht worden iſt.
Leider zwang das Nachlaſſen des Windes in den Abendſtunden den
Flieger zu einer vorzeitigen Landung, wodurch ½ Stunde vor dem
Ziel der Rekordverſuch abgebrochen werden mußte. Das ſchöne
Wet=
ter des Dienstag mit gutem Weſtwind und hervorragendem
Auf=
wind war für unſere Uebungsflieger die Veranlaſſung zur
Durch=
führung einer großen Anzahl von Dauerflügen. Die weſentlichſten
Ergebniſſe hiervon ſind folgende:
1. Schnude auf W. G.A.
2. Künzer auf Stuttgart
3. Flinſch auf Frankfurt
4. Flinſch auf Frankfurt
5. Hakenjos auf Profeſſor
6. Bihlmaier auf Schriesheim
7. v. Freydorf a Karlsruhe
8. Medicus auf Datſchi
9. Bihlmaier auf Schriesheim
8 Stunden 59 Min. 290 Meter.
Stunde
4
30
56
410
100
300
380
168
112
70
300
Im Leiſtungswettbewerb wurden ebenfalls vor dem Start
zum Streckenflug eine größere Anzahl von Dauerflügen
ausge=
führt, die aber in der Wertung deshalb nicht in Erſcheinung
tre=
ten, weil für die Piloten dieſer Wettbewerbsklaſſe keine
Preis=
ſumme ausgeſetzt worden iſt.
Mit 47 Flügen — 28 im Uebungs= und 19 im Leiſtungs=
Wettbewerb — am vergangenen Tag, ſtellt ſich die Geſamtſumme
der Wettbewerbsflüge nunmehr auf 292 — 193 im Uebungs=,
99 im Leiſtungs=Wettbewerb. Es iſt ſomit bereits in der erſten
Hälfte des diesjährigen Wettbewerbes die Geſamtſumme der
Wettbewerbsflüge des vergangenen Jahres um annähernd 50
Prozent überboten.
Am heutigen Mittwoch iſt das Wetter leider wieder ziemlich
ſchlecht, ſo daß der Flugbetrieb erſt gegen Mittag einſetzen konnte.
Es ſtarteten eine Reihe von Maſchinen teils zum Dauerflug, teils
um den Tagespreis, der für die Erreichung der Milſeburg mit
Rückkehr zur Startſtelle für die Flieger beider
Wettbewerbs=
klaſſen ausgeſchrieben iſt. Ueber die Flüge des heutigen
Nach=
mittags wird ſpäter berichtet werden.
Auf der Waſſerkuppe iſt heute Hauptmann Köhl eingetroffen,
der mit ſeiner Gattin für einige Tage hier Quartier nehmen
wird.
A. K.
ſchuldner durch freiwilligen Verkauf, durch freiwillige oder durch
zwangsweiſe Verſteigerung von Grundſtücken den Beſitz von
Wein=
bergen verliert, oder wenn auf andere Weiſe, insbeſondere wegen
Eröffnung des Konkurſes oder Vergleichsverfahrens die
Voraus=
ſetzungen für die Gewährung der Winzerkredite wegfallen, ſind
die Darlehen unverzüglich zurückzuzahlen. Veränderungen im
Perſonenkreis der Darlehensſchuldner haben die den Winzerkredit
vermittelnden Sparkaſſen alsbald nach deren Bekanntwerden bei
der Bank bzw. Kaſſe der Heſſiſchen Landesbank in Darmſtadt
mit=
zuteilen. — Der Vorſtand der hieſigen Obſtbau= und
Verwer=
tungsgenoſſenſchaft hat gemeinſam mit dem Vorſtand der hieſigen
vereinigten Landwirte an die Abteilung für Ernährung und
Landwirtſchaft beim heſſiſchen Miniſterium für Arbeit und
Wirt=
ſchaft eine Eingabe gerichtet, worin unter Hinweis auf das
Un=
wetter am 31. Mai d. J. um Erlaß des Zinſendienſtes und
Til=
gung bei dem Reichswinzerkredit, unter ganz beſonderer
Berück=
ſichtigung der Beſitzer von Jungfeldern, gebeten wurde. Die
hieſi=
gen Weinbergslagen haben durch die Abſchwemmungen der
ge=
düngten und humöſen Oberſchicht des Kulturbodens bei den
bei=
den letzten Unwettern ſtark gelitten. Bei vielen Weinbergen
konnten die durch Flutgräben freigelegten Wurzeln der Rebſtöcke
nur behelfsmäßig wieder zugedeckt werden. Es bleibt für die
Wintermonate für die Winzer noch ziemlich Arbeit, um die
Par=
zellen wieder in Stand zu ſetzen.
„Auch ich möchte nicht ver=
Behone Weibe Aabne ſehlen, Ihnen meine größte
G
Anerkennung und vollſte
Zu=
friedenheit über die „Chlorodont=Zahnpaſte” zu übermitteln. Ich gebrauche
„Chlorodont” ſchon ſeit Jahren und werde ob meiner ſchönen weißen Zähne oſt s
beneidet, die ich letzten Endes nur durch den täglichen Gebrauch Ihrer Chlorodont=
Zahnpaſte erreicht habe.” C. Reichelt, Sch... Man verlange nur die echte Chloro= 8
dont=Zahnpaſte, Tube 54 Pf. u. 90 Pf., und weiſe jeden Erſatz dafür zurück.
D. Biblis, 29. Juli. Gürkenernte. Durch das abwechſelnd
naßkalte, kurz darauf wieder tropiſch warme Wetter der letzten Tage hat
die Gurkenernte verſchiedene Schwankungen erlitten. So war
beiſpiels=
weiſe in der letzten Woche der Ertrag derart minimal, daß die Ware
geſucht wurde, während ſonſt um dieſe Zeit meiſt Ueberproduktion da
wuar. Der Preis, 3—4 Mark pro Zentner, iſt für den Produzenten
im=
mer noch recht annehmbar; die Akkordabſchlüſſe mit 4 Mk. über die ganze
Saiſon ſind dieſes Jahr vorausſictlich unrentabel. Die Marktlage
die=
ſer Woche war wieder verhältnismäßig lebhaft. Geſtern gab es ſogar
einen Anſturm, dem die Einkäufe= und Einleger faſt nicht gewachſen
waren. Nicht weniger als 35 Waggon wurden geſtern abend frachtfertig
gemacht! Wenn man bedentt, daß in jedem Waggon zirka 150 Zentner
verladen werden (das ſind rund gerechnet 60 000 Stück), ſo kann man ſich
ein Bild davon machen, wie ungeheuer einſchneidend die Gurkenernte
für das Ried iſt. Man kann es kaum faſſen, daß an einem Tage über
zwei Millionen Gurken — Stück für Stück — in mühevoller Arbeit
ge=
brochen, zuſammengetragen, auf= und abgeladen, gewogen uſw. werden.
Die feldmäßige Anpflanzung der Gurken in der Bibliſer Gemarkung
wurde bereits vor 45 Jahren vorgenommen. Bis in die letzten 3 Jahre
war der Bibliſer Gurkenmarkt vorherrſchend. Nunmehr ſind jedoch auch
die Nachbardörfer dazu übergegengen, den Gurkenanbau in großem
Stile zu betreiben; die Haupturſache hierzu iſt der Wegfall des
Zucker=
rübenanbaues in der Gegend um Gernsheim. Neben der Rentabilität
wird der Gurkenanbau auch hauptſächlich deshalb vorgezogen, weil er die
erſte Geldeinnahme durch die frühe Ernte bringt.
Hirſchhorn, 30. Juli. Waſſerſtand des Neckars
am 29. Juli: 1,88 Meter; am 30. Juli: 1,84 Meter.
Au. Groß=Gerau, 29. Juli. Verfaſſungsfeier. Vorgeſtern
abend fand auf dem Kreisamt eine Beſprechung ſtatt über die Begehung
des diesjährigen Verfaſſungsfeiertages. Die eingeladenen Vereine und
Korporationen hatten ihre Vertreter geſandt. Kreisdirektor Dr. Merck
leitete die Sitzung. Zu Anfang führte er aus, daß auch in dieſem Jahre
der Verfaſſungstag in würdiger Form begangen werden müſſe. Der Tag
ſei ein geſetzlicher Feiertag; alle Läden uſw. ſeien an dieſem Tage
ge=
ſchloſſen. Dr. Merck ſchlug vor, die Feier in dem bisher üblichen
Rah=
men abzuhalten. Es ſchloß ſich an dieſen Vorſchlag eine rege Debatte,
und es wurde dann beſchloſſen, daß die Verfaſſungsfeier am 11. Auguſt,
abends 8 Uhr, in der Turnhalle ſtattfinden ſoll. Der eigentlichen Feier
am Abend geht ein Feſtzu gvoraus, der ſich am Bahnhof um 7.30 Uhr
in Bewegung ſetzt. In dieſem ſollen die Vereinsfahnen mitgeführt
wer=
den. Bei der Feier in der Turnhalle wird ein Wirtſchaftsbetrieb nicht
ſtattfinden. Das Programm wird von den hieſigen Vereinen beſtritten.
Den Feſtredner ſtellt diesmal das Reichsbanner.
P Rüſſelsheim 30. Juli. Die Opelwerke geben durch
An=
ſchlag bekannt, daß infolge der allgemeinen Wirtſchaftslage und der
Schwierigkeiten, des Geldverkehrs eine empfindliche Stockung des
Mo=
torwagenabſatzes eingetreten ſei, welche die vorübergehende Schließung
des geſamten Werkbetriebes von Donnerstag, 30. Juli, bis Montag,
3. Auguſt, beide Tage einſchließlich, erforderlich mache.
Rheinheſſen.
4x. Gau=Algesheim, 30. Juli. Schwerer Unglücksfall. An
der Einmündung der Binger Straße in die Provinzialſtraße Bingen—
Mainz wurde geſtern nachmittag ein jüngerer Wanderburſche von dem
Anhänger eines Laſtkraftwagens erfaßt und überfahren. Mit mehreren
Knochenbrüchen wurde der Verunglückte durch ein des Weges
kommen=
des Perſonenauto in das Krankenhaus nach Bingen verbracht.
Ad. Schwabsburg, 30. Juli. Bei der Erntearbeit
ver=
unglückt iſt geſtern der Landwirt Rupp dahier. Als er beim
Abmähen von Gerſte die Meſſer der Maſchine nachſah, gingen die
Pferde einige Schritte weiter. Hierdurch begannen auch die Meſſer
wie=
der ihre Tätigkeit, erfaßten ein Bein des Rupp und ſchnitten den Fuß
bis auf den Knochen durch. Der Verunglückte wurde ſofort dem Mainzer
Krankenhaus zugeführt.
Ah. Bingen, 30. Juli. Verbrechen nach 8 218. Am 29. d. M.
wurden in Bingen zwei weibliche Perſonen feſtgenommen und dem
Amtsgericht zugeführt, da ſie ſich gegen 8 218 NStrGB. vergangen
haben. Eine der beiden Perſonen iſt bereits wegen des gleichen
Delik=
tes mit hoher Zuchthausſtrafe vorbeſtraft.
Oberheſſen.
Bad=Nauheim, 30. Juli. Auf die von Fremdenverkehrsſtellen
zurzeit geprüfte Frage, inwieweit ſich die Kriſen der Zeit auf den
Ausländerbeſuch in den deutſchen Bädern auswirken, iſt für Bad=
Nauheim zu antworten, daß der Zufluß von Ausländern
unverän=
dert anhält. In den letzten Tagen iſt der bekannte größte
Zei=
tungsbeſitzer Amerikas Randolph Hearſt, wie im vorigen Jahre,
wieder zu einem mehrwöchigen Kuraufenthalt in Bad=Nauheim
eingetroffen. Ferner verzeichnet die Kurliſte den ungariſchen
Ge=
ſandten in Waſhington, Graf Szechenyi. Mitte September treffen
hier Mitglieder der Reiſevereinigung des Reichsverbands der
deut=
ſchen Aerztevereine in der Tſchechoſlowakiſchen Republik zu einem
Studienbeſuch ein. — Für den 7. Fortbildungslehrgang der
Ver=
einigung der Bad=Nauheimer Aerzte, der vom 17. bis 19. Sept.
in der Kerckhoffvorleſungshalle abgehalten wird, über das Thema:
„Kreislauferkrankungen und ihre Behandlung”, macht ſich bereits
ein reges Intereſſe durch Anfragen und Anmeldungen geltend.
nuütreit *i
entelitzense
Prüiltutsti
Gut Weteltesnit
Meetstettel
zauff
Zur Schuhpflege die guten
MANNA-PRAPARATE
Farbige
Trotteurschuhe
Und immer wieder: Nur Tack! Weil ein Schuh,
von dem Sie glauben, daß er 16 Mark und mehr
wert ist, viel weniger kostet —wenn er
von Tack ist. Deshalb immer wieder: Nur Tack!
Vornehme
Herren-
modelle, ECHTE
RAHMEN-ARBEIT.
prima braun und
schwarz, Boxcalf
Verkaufsstelle: Darmstadt, Ludwigstraße 17, Fernsprecher 2437
I.Bln.443
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Freitag, den 31. Juli 1931
Die glückliche Geburt eines geſunden
Mädchens zeigen hocherfreut an
Dr. Paul Echaller und Frau
Erna, geb. Kattwinkel
Sterkrade, den 27. Juli 1931.
Wilhelmſtr. 29.
(11308
Statt beſonderer Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach langem Leiden
mein lieber Mann, unſer guter Vater,
Schwieger=
vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Herr
Heintic Heit
Landes=Oekonomierat
im 69. Lebensjahre.
Giesbügel, Wiesbaden, 30. Juli 1931.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſe Heil, geb. Hiel
Die Beerdigung findet Samstag, 1. Auguſt 1931,
nachm. 1¾, Uhr, in Würzburg vom ſtädtiſchen
Leichenhaus aus ſtatt.
13.18
Nur kurz war unſer Glück!
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute nacht 1 Uhr entſchlief ſanft nach kurzem,
ſchwe=
rem, mit Geduld ertragenem Leiden meine liebe Frau,
die herzensgute, treuſorgende Mutter meines Kindes,
meine liebe Tochter, Schwiegertochter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
Frau Marie Fornauf
geb. Zinn.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Fornauf und Angehörige.
Darmſtadt, Selters, den 30. Juli 1931.
Nieder=Ramſtädterſtr. 9.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 1. Auguſt,
nachmittags 3 Uhr, vom Portale des alten Friedhofs
ans ſtatt
Todes=Anzeige.
Geſtern abend ſtarb plötzlich und unerwartet meine
innigſtgeliebte Frau, meine liebe, gute Mutter,
Schwiegermutter, Schwägerin und Tante
im Alter von 52 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Benedick
Arthur Benedick und Frau.
Groß=Zimmern, Hamburg, den 30. Juli 1931. (11291
Die Beerdigung findet heute Freitag, den 31. Juli
1931, vormittags 11.15 Uhr ſtatt.
Statt beſonderer Anzeige.
Meine treubeſorgte Mutter, unſere liebe Schwiegermutter,
Groß=
mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Margarethe Zaide, geb. Schneider
Witwe des Kanzleirats Jaide
iſt am 27. Juli nach längerem Leiden im 73. Lebensjahre ſanft
entſchlafen.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Elſe Wald, geb. Jaide
Luiſe Jade, geb. Dingeldei
Karl Wald
3 Enkel
Geſchwiſter Schneider.
Darmſtadt, den 30. Juli 1931.
Die Beerdigung fand auf Wunſch unſerer lieben Verſtorbenen
in aller Stille ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe inniger Teilnahme, ſowie für
die Kranz=und Blumenſpenden beim Heimgange unſeres
lieben Entſchlafenen, des
Schloſſermeiſters
Leonhard Schaffnit II.
ſagen wir herzlichen Dank. Beſonders danken wir Herrn
Pfarrer Blankerts für die troſtreiche Grabrede, dem
Geſangverein Männerchor für die erhebenden
Grab=
geſänge und dem Kirchenvorſtand Brensbach für die
Niederlegung eines Kranzes
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Leonhard Schaffnit I., Schloſſermeiſter.
Brenskach i. 0. u Groß=Gerau, den 30. Juli 1 31 (11335
Statt Karten.
Allen Lenen, die unſerem lieben Entſchlafenen
die Beweiſe der Liebe und Verehrung
ent=
gegenbrachten und uns unſeren großen
Schmerz tragen halfen, ſei innigſt gedankt.
In tiefem Leide
Frau Eliſabeth Wagner, geb. von der Schmitt
nebſt Angehörigen.
Darmſtadt, den 28. Juli 1931.
Todes=Anzeige.
Am Mittwoch entſchlief meine liebe
Frau, Mutter, Großmutter,
Schwe=
ſter, Schwägerin und Tante
Frau Eliſe Ackermann
geb. Maul
im Alter von 64 Jahren.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Jakob Ackermann.
Darmſtadt, den 29. Juli 1931.
Weinbergſtr. 2a.
Beerdigung Freitag nachmittag
2.30 Uhr vom Portale des
Wald=
friedhofs aus.
Verreift
bis 16. Auguſt.
Dr. Paul Wolff
Frauenarzt.
Vertreter:
Dr. KlausHoffmann
Annaſtr. 20.
erſtklaſſig u. billig!
Piano-Berg
Klavierfachmann,
Hügelſtr. 32. (kimf
Eine umwalsende Neuerung auf dem Gebiete der
Dauerwellen sind
Lemaire- Wasserdampf-Dauerwellen
Das neue unschädliche System!
Kostenlose und individuelle Beratung
Bamen- u. Herren-Salon Karg
Eschollbrückerstraße 1, Ecke Heidelbergerstr, (10502b
Statt Karten
Für die herzliche Anteilnahme
an unſerem ſo ſchweren Verluſte
ſagen wir an dieſer Stelle unſeren
tiefgefühlten Dank.
Familie Hugo Skieſi jr.
Darmſtadt, 30. Juli 1931.
Kinderarzt Dr. Sachs
verreist vom 1.—23, August.
Vertreter:
(*fg
Dr. Dörr-Asal, Heinrichstr. 62
Dr. Schefers, Zimmerstr. 8
Raſierklingen-Gelegenheitskauf
10 St. Theudoſia bish. 95, jetzt nur 50 J
10 St. Th.=Gold bish. 1.35, jetzt nur 95 ,
1 St. 1000fach erpr. Raſierſeife nur 15 ₰
Nur ſolange Vorrat. (9072a
Seifen=Lehner, Waldſtraße 9.
Blluidie / Bochen
Kniestrümpfe
Sportsöckchen
nur beste Oualitäten
zu niedrigsten Preisen
in hervorragender Auswahl
Spezial-Haus
Wolt.,Tmant
Kirchstraße (Ecke Schustergasse)
Unterzeuge / Handschuhe / Strickwaren / Herren-Artikel
Statt Karten.
Dankſagung.
Für die zahlreiche, aufrichtige Teilnahme, ſowie für die
reichen Blumenſpenden bei dem Heimgange unſeler
lieben Entſchlafenen
Frau Katharina Spaar, geb. Eberhardt
ſagen wir Allen, beſonders Herrn Pfarrer Köhler für
die troſtreichen Worte, den Schweſtern des
Eliſabethen=
ſtiftes, ſowie der aufopfer den Pflege der Schweſtern
des Martinsſtiftes, auf dieſem Wege unſeren her lichſten
Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Friedrich Spaar nebſt Kinder.
Darmſtadt, Wenckſtr. 2II., den 30. Juli 1931.
922e
282.
2222288ttedcor t8?
...
Was mag das wohl bedeuten 2.
Noch Budiger
Schöne modene Kdeler Schuhe
zu unglaublich billigen Preisen
und Alpacca Lilber- Bestecke mit 20%0 Rabalt: im Ausverkauf SCHAAR Ernst-Ludwigstr. 20 11299
11301
Berufskleidung f. jed. Beruf kauft man
am bill. b. Rud. Fey, Schulſtr. 9, HIIr.
(11310a)
Heute billig
Allags) m Fruchthaus Freſee
Eliſabethenſtr. 37 Schuſtergaſſe 15 Taunusſtr. 39
0.30
1 Pfd. ſchöne Bananen
0.50
Blumenkohl (groß, weiß)
0.40
10 Pfd. gelbe Kartoffel
0.55
2 Pfd. holl. Tomaten
0.40
2 Pfd. Tomaten, runde
0.95
2 Pfd. amerik. Aepfel".
Telef. 4380. Lieferung frei Haus. Tel. 4380 2
Großer Posten
Vollrindleder-
ulkan
ulkan-
ieher
Harlplatten-
Bahn-n Schrank-
20.505 Nachlaß
Kofter -Aolb
Schuchardstr. 15 Elisabethenstr. 1
(1133
Eliſabethenſtraße 41
Leihbibliothek
tägl. 5 Pfg., wöchentl. 20 Pfg.
M. Pfersdorff Nachf., Papier=
C
handlung. Tel. 1550.
Nummer 210
Freitag, den 31. Juli 1931
Seite 9
Die Landſchaden von Skeinach.
Dr. Neckarſteinach, Ende Juli.
Wie prächtige Perlen reihen ſich die Städtchen an das an
Windungen ſo reiche Flußband des Neckars. Wer nennt den
Ort, der durch günſtigere Lage und größere Romantik durch
die vier Burgen beſſere Vorzüge aufzuweiſen hat als
Neckarſteinach? Aus welcher Richtung man ſich auch dem
Städt=
chen nähert, jedesmal hat man ein unvergleichlich ſchönes
Land=
ſchaftsbild vor ſich. Wie in einen großen Garten gebaut
er=
ſcheint im Sommer Neckarſteinach zu Füßen ſeiner Burgen. Mit
dem ſauberen Städtebild umfaßt das Auge gleichzeitig auch die
in ſeinem Rahmen ſilhouettenhaft erſcheinenden Türme und
Mauern der Feſte Dilsberg auf der gegenüberliegenden Höhe.
Das Vierburgenſtädtchen, iſt unbeſtreitbar eines der
ſchönſten Fleckchen in deutſchen Landen! Der Name fordert
ſchon dazu heraus, der Geſchichte über dieſe Burgen und ihrer
Beſitzer nachzuſpüren? In der alten evangeliſchen Kirche zu
Neckarſteinach befindet ſich folgende Grabinſchrift:
Rhumlich, chriſtlich, auch tröſtlich iſt,
Daß man zu keiner Zeit vergißt
Der alten, lieben Vorfahren,
Die vor uns in dem Leben waren
Gerne laſſen wir nun unſere Gedanken um viele Jahrhunderte
zurückeilen, um aus der Geſchichte zu hören. Der Urſprung des
Adelsgeſchlechts, der Herren von Steinach, iſt uns ſehr
unbe=
ſtimmt überkommen. Erwähnt wird die Stelle, wo jetzt
Neckar=
ſteinach liegt, bereits im 7. Jahrhundert. Dieſes Land hat
da=
mals zum Bistum Worms gehört. Zweifellos iſt dieſe Gegend
ſchon vorher, als gutes Jagdgebiet von Fiſchern und Jägern
beſiedelt geweſen. Beim erſten, urkundlich beſtätigten Erſcheinen
der Herren von Steinach (1142) hatten dieſe bereits größeren
eigenen Landbeſitz. Daraus muß man ſchließen, daß ſie ſchon
längere Zeit anſäſſig waren. Durch Möller und Kraus hören
wir zuerſt von einem Bligger von Steinach. Man hat verſucht,
den Namen zu erklären. Die wahrſcheinliche Deutung iſt der
blinkende oder blitzende Ger — der Blitzſpeer. Im Laufe der
Zeit hat ſich der Name geändert in Blicker, Bleiker, Bleickard,
Pleickhard und die Kenntnis ſeiner Bedeutung iſt damit verloren
gegangen. Der älteſte Beſitz, der Stammſitz Bliggers war die
Hinterburg, die zweifellos bei Erbauseinanderſetzungen dem
älteſten Sohne zufiel. Die nachgeborenen Söhne mußten ſich
dann nach neuen Wohnſitzen umſehen. So ſind denn mehrere
Burgen auf dem Bergvorfprung, des Ochſenkopfes, dem
Riegels=
berge, entſtänden. Auch die Harfenburg bei Heddesbach wurde
von ihnen erbaut. So wuchs aus dem Stamm ein ſtattliches
Geſchlecht heran, gewaltig im Kampfe, wie mit dem Worte.
Ebenſo wurde die hohe geiſtige Bildung geſchätzt. Berühmt
wurde Bligger II. als Minneſänger bei fürſtlichen Herren und
Großen im Geiſte.
Aus der Reihe dieſer Ahnen wird Ulrich, der Erbauer der
Burg Schadeck (Schwalbenneſt, Schattig, Schättig), der
Stamm=
vater der Landſchaden, die wir zu Beginn des 14. Jahrhunderts
auf Schadeck und Vorderburg finden, genannt. Auch der Name
wird verſchieden geſchrieben. So findet man die Steinahe,
Land=
ſchad von Steynach, Landſchaden von Steinach und in der alten
Familienbibel mit der Jahreszahl 1592 eine eigenhändige
Unter=
ſchrift: Otto Heinrich Landſchadt von Staynach”
Sehr ſtrittig iſt die Erklärung dieſes ſonderbaren Namens
geweſen. Man hat ſie durch eine ſchaurige Geſchichte von einem
Wanderung zum Rodenſtein.
Sonntagskarte Groß=Bieberau. Fahrt mit der
Odenwald=
bahn und dem „Lieschen” nach Groß=Bieberau. Zeichen
rot=
gelb. An der Kirche links ab, über den Fiſchbach, im Feld ſteil
auf, zum Wald, nach 1½ Stunden „Nonroder Höhe” (340 Meter,
Ausſicht, Nonrod ſelbſt bleibt rechts.) Zeichen — gelb in
ſüd=
licher Richtung, nach 2½ Stunden Ruine „Rodenſtein”. (
Ehema=
liger Sitz der Herren von Rodenſtein. Gedenktafel zur
Erinne=
rung an den Dichter der Rodenſteinlieder J. V. von Scheffel.
65.BiEBERRU
WERSAU 1R BNENSBRCH
LichrEngcnc?
D;NONROD
MESSBNCRL
ERnu
19.
GERSNNENZ
10 0.
HiROBeER FURM
REiONELSHEiN
„PBcchENRop
KL. SuHpEN
U.DSTERN
Gaſthaus.) Zeichen — weiß durch das Eberbächer Tälchen nach
3 Stunden Reichelsheim. (Schloß Reichenberg: 308 Meter;
Burgkapelle, Krummer Bau” Ziehbrunnen, Ausſicht:
Schwimm=
bad.) Von Reichelsheim auf der Straße nach 3½ Stunden
Fränkiſch=Crumbach (Schloß des Freiherrn von Gemmingen=
Hornberg. Kirche von 1484 mit vielen Grabſteinen der Herren
von Rodenſtein). Zeichen — rot=weiß, zunächſt auf der Straße in
nordöſtlicher Richtung, am Waldrand her, durch die Hofreite der
Dornmühle”, der Gerſprenz entlang, nach 4½ Stunden
Brens=
bach. (Kirche aus dem 15. Jahrhundert mit Steinkanzel
Geburts=
ort des Limesforſchers Dr. E Anthes † und des
Odenwald=
dichters Karl Schäfer †.) Rückfahrt. Einfache Karte nach Groß=
Bieberau löſen.
Raubritter zu deuten verſucht. Hier haben ſich wohl Sage und
Geſchichte verflochten. Gewiß gab es im Mittelalter Räuber
unter den adligen Herren. Bei der damaligen mangelhaften
Geſetzeshandhabung glaubten ſie, in ihren Lehen oder an Wegen
und Flüſſen in der Nähe ihrer Burgen, das Recht in Anſpruch
nehmen zu können, in ſchmalen, kargen Zeiten Zölle zu fordern,
oder Bauern und Bürger zu ſchröpfen. Doch wenn wir die
Landſchaden gleich bei ihrem erſten Anführen „in höchſt
ehren=
werter Geſellſchaft des Pfalzgrafen Ludwig und des Biſchofs
Friedrich von Speyer” finden, kann wohl kein Raubritter
darun=
ter geweſen ſein. Denn dieſem Treiben wäre von dem
Pfalz=
grafen oder dem Kaiſer bald ein Ende bereitet worden. Der
Name wurde von anderen Forſchern wie folgt gedeutet: „Schad”
iſt ſinnverwandt oder gleichdeutig mit Schwalbe. Neben
Land=
ſchad finden wir in gleichzeitigen Urkunden auch den
Bei=
namen „Ruhſchad” und „Nachtſchad”. Ruhſchad iſt eine
Be=
zeichnung für Rauchſchwalbe und Nachtſchad für Nachtſchwalbe.
Landſchad bedeute dann Landſchwalbe — ſo nannte man früher
die Hausſchwalbe, im Gegenſatz zur Uferſchwalbe. Der Ritter
erhielt alſo den Namen von ſeiner an die Felswand geklebten
Burg. Denn Schadeck iſt buchſtäblich von Schwalbenneſt (Heck —
Neſt; hecken — brüten). Der Name iſt alſo kein Schimpf, ſondern
ein Scherzname, den man zur Unterſcheidung von ſeinen
gleich=
namigen Vettern auf Vorder= und Mittelburg gebrauchte.
Ober=Mofſau.
Ober=Moſſau wird 1253 als Moſaha und 1558 als Moſſau
erwähnt, dem das mittelhochdeutſche Wort „muos” (Sumpf,
Moor) zugrunde liegt. Zur Zeit der Kreuzzüge ſtand in Ober=
Moſſau ein Ordenshaus der Kreuzritter. Der 1290 erbaute
Pfarr=
hof wurde 1557 ein Raub der Flammen. Erſt in der
Reforma=
tionszeit erhielt Erbach die Oberhoheit zur Beſetzung der
Pfarr=
ſtelle. Im Dreißigjährigen Krieg war auch dieſer Ort ziemlich
ausgeſtorben. Durch Vermittelung des Grafenhauſes ſiedelten ſich
Schweizer zur Bewirtſchaftung der großen Güter an. Unter ihnen
ſind die Namen Egly, Schönberger, Bär u. a. zu nennen.
Die Geſamtliegenſchaften der Gemarkung, Wald, Feld und
Wieſen, ſind faſt ausſchließlich, wie dies häufig in der Oberzent
vorkommt, in bäuerlichem Großbeſitz. Nicht ſelten ſind Herren,
die auf eigenem Beſitz über 300 Morgen ihre eigene Jagd haben.
Jahrhunderte von Traditionen haben hier einen Typ
geſchaf=
fen, der mit ſeiner Scholle verwachſen iſt. Möge dies auch in
Zukunft den Leuten vergönnt ſein.
Aus Bädern und Kurorken.
Dobel, Höhenluftkurort im nördlichen Schwarzwald, ideale
Sommerfriſche Nervenkurort Winterſportplatz, zwiſchen den
Weltbädern Wildbad und Baden=Baden, am Haupthöhenweg
Pforzheim-Baſel 690—850 Meter über dem Meere,
landſchaft=
lich reizvoll (Tobel=Waldſchlucht!) Seine Bedeutung als
Luft=
kurort geht am beſten aus der Tatſache hervor, daß die Gemeinde
nicht weniger als 5000 Morgen Staatswald auf ihrer Markung
inne hat, Tannenhochwälder in erſter Größe und feierlicher
Schön=
heit ringsum bieten Landſchaftsbilder von beſtrickendem Reiz für
alle die vielen Erholungsſuchen ſowohl wie für die
Europareiſen=
den, die den impoſanten Höhenrücken paſſieren auf dieſer wichtigen
Durchgangsſtrecke Paris—Wien, abgeſehen von der umfaſſenden
Fernſicht zum Rheintal, Vogeſen. Pfälzer Bergland bis zum
Don=
nersberg. Schon ſo mancher Dichter iſt durch die unbeſchreiblichen
Natureindrücke auf den Dobler Höhen zu ſchwungvollen Verſen
hingeriſſen worden. Alles Nähere im neuen Proſpekt der
Kurver=
waltung, der von dort und bei ſämtlichen Moſſe=Filialen zu
haben iſt.
TRAISA
Hoie Caife Heskaur. Behrens Hulnagel
Täglich, außer Sonntag, Kaffee=-u.
Kuchen=Tag. Gedeck: 1 Kännch. Kaffee
2 St. Kuchen n. Wahl. Mittageſſen
z. Mk. 1. 25 u. 1.50 m. Nachtiſch Speiſen
n d. Karte z. jed. Tageszeit Diätküche.
Penſion. Wochenende. (V 10555
Neuer Inh.: Karl Theiß, langj. Küchenchef.
Privat=Penſion Killinger=Mühle
Luftkurort Neustadt 1. 0.
im Fuße der Ritterburg Breuberg
Erholungsſuchende finden das ganze Jahr
über angen. Aufenthalt. Fr. Schwimm=
1. Sonnenbad b. d. Mühle, Wald i. nächſter
Nähe, eig. Landwirtſchaſt, beſte Verpfleg.,
* Mahlz., Penſ.=Pr. 4 Mk. Wochenende
Alligſte Berechnung. 2. Killinger. (V. 11300
Lothammers Kur-Hotel
Hit Gustav. u. Marienguellen. (V 10558
König i. Od.
Ine tührende Gaststätte unter neuer
Achm. Leitung, Großer Kurgarten mit
1. bekannt. Konzerten, Pens.-Preis 5.00
ernrut 95. Garagen. Krattwagen.
Kurhotel und Pension
Sum „Naturalisten.
Dirschhorn am Neckar
Tes.: K. Schäfer (V 8649) Tel. 8
rſtes Haus am Platze / Penſion / Geſell=
Haftsräume / Groß, ſchatt. Garten /
Auto=
allen /Spezialität: Forellen= u. Aalgerichte,
Weinheima. d. Bergſtraße
Jaſthaus u. Penſion Waldſchlößchen”
errl geleg, i. waldumſäumten Gorxheimer
al, dir am Schwimmbad. Schöner ſchatt,
Tarten, Terraſſe. Große Wirtſchaftsräume,
Vereine beſt. geeignet. Schöne
Fremden=
imer. — Gute Küche und Keller, (V.4393
seuer Beſitzer: Wilh. Erny, Tel. 63,
Sodbad.
A Sastausent
Sastgn
De „Kurmittelpreise ab 15. Juli wesentlich herabgesetzt.”
Auskunft: Hessische Badedirektion
Bensheim a. d.B. „Au den drei Königen”
Hauptstraße 5, direkt am Ritterplatz. Gut bürgerl. Lokal.
Guntrum Exportbier. Ia Weine. Nebenzimmer.
(V 10093
PRIVAT-PENSION AMELUNG
im Mühltal bei Eberstadt
Pension Nöth, Morlesau
Bahn Gemünden — Bad Kiſſingen, 3 Min z. Bahnhof, 50 mv. d.
Fr. Saale u. Wald., neuerh., 60 Bett., B,d, Waſſerl., el. Licht,
Glas=
ver., off. u. geſchl. (heizb.) ged. Liegehallen mit Liegeſtühl., Ausblick
wie Schwarzw., ruh. Lage, ſch. Spazierg. gut Wege, kein Autoverk.
Sonn=u. Strandbad, eig. Jagd u. Fiſcherei. Penſ.=Preis /4 Mahlz)
.— ℳ. Tel. Morlesau. Kilian Nörh Beſitzer. (V.11043
Angenehmer Erholungs-Aufenthalt — Wochenende —
(V 7270)
Tel 367 Eberstadt
Auto-Unterkunft.
SEEHEIM
Hokel-Restaurant,,Zum Löwen‟
(früher Heldmann) (V.6754
Gut-bürgerliches, ältestes Haus am Platze.
Gr. schatt. Garten. vorzügl. Speisen u. Getränke.
Spezialität: Ia Kaffee u. Kuchen. Zivile Preise.
Besitzer: Hermann Wolk, Telefon 232
Luftkurort Kleinheubach a. M., Gaſthaus u. Penſ. z. Anker.
Eine d. meiſtbeſuchteſt. Penſ. i. Maintal. Gute volle u.
ab=
wechſlungsr. Verpfl. Jetzt ganz ermäß. Preiſe. Frdl. ausmöb.
Zim. m. Balkon, i. d. Nähe d. fürſtl. Parkes gel.
Strandbad=
gelegh., Bad i.H. Beſ. Willy Knapp, Tel. Amt Miltenberg 429.
(F. 11324)
Partenstein Im SpesSart, von Heigenbrücken
Kurpension Rietz
15 Bahn -Minuten
wundervolle Lage inmitten großer Tannenwälder, herrl.
Waldspaziergänge m. idyllisch. Ruheplätzen, reizende
Fremdenzim., fließ. Wasser, prima Verpflegung, Mk. 4.50
bei vier Mahlzeiten, Bäder i. H., Badegelegenheit.
Autohalle, Tel. Frammersbach 35.
I.323
Höhenluftkurort Welbrunn i. Od.
Gasthaus „Zum Hasen”
Gute Verpflegung a. eig. Landwirtschatt. — Schöne Zimmer.
Wochenende. Besitzer Bürgermeister Wolf. (V 9644
d. Oppenheimer Fähre
„Gaſthaus zur Erholung”, Kornſand. Halteſtelle der Poſt.
empfiehlt ſich Wanderern und Waſſerſportlern zur guten und billigen
Ver=
pflegung und Uebernachtung. Gedeckte Halle. Unterkunft von Paddelbooten
uſw. 5 Min. vom Strandbab! Tel. Trebur: 07. Beſ. Joſ. Wehner. (V11186
R
Altbek. gut bürgerl
Kotel Rose Haus. Telephon 3sg
„HOTEL ZUR LINDR Tel. 344
Restauration „zum Schiff”. Gute Verpfl.
Schöne Zimm. 5 Min v. Bahnh. Tel. 397
Gasth. Z,,Anker”, Gt. bürg. Haus. Saal
f Vereine=Kegelb. Schöne Zimm. Tel. 224
Café Restaurant „z. Mainbrücke‟‟.
Gt. bürg. Haus. Fremdenz. Geſ.=Räume.
Gasthaus „Deutscher Hof”. Penſ. 4.50.
9940-45)
Tel.
Brunnen i. Allgäu
Stat. Füssen a. Lech. Sonnig, heizb.
Balkonzimm., herrl., staubfr. Höhenlage
Höhensonne, Auss. Alpen inkl. Frähst.,
Abendess., elektr. Licht u. Bedien. 3 GM
Mittagess a. Wunsch Nordd. Küche, Bad.
bestempfohl. Haus. Jahresbetrieb. Vom
1. 9. bis 1. 6. volle Pension m. Licht und
Bedienung 4 GM. Illustrierter Prospekt
(V.10247
Bauernhof Lehrecke.
Borkum/Mordsee, Hohenzollern
lir. a. Meere — Strandhotel, vornehmes
ruhiges Haus, keine Konzerte. (TV 9530
Luftkurort Ober-Absteinach
522 m ü. d. M., herrl. Lage, umgeb. V.
Hard-
berg 593 m, Götzenst. 535m, Waldkopf 538 m
Lasthaus und Pension zum goldenen Bock
Altbek. Haus, gute Küche u. Verpflegung
5 Minuten v. Wald. Eigene Landwirtschaft
Pension v. Mk 3.50 an. Wochenend Mk. 5.—.
Postauto Verbindung mit Weinheim a. d.B
W 6319)
Bes.: Georg Berg
Schwarzwaldlandbaus „Haus Haldruhe‟
Gündringen b. Nagold, Mürtt. 500 m im Gebirge,
ſehr gute Verpfleg., Preis 4.50 m. Nachm. Kaff.
Vollpenston ab 6 Mk. Hausprospekt./keine Aebe hoſten, Proſpekt,
(V 623‟
Luitkurort Kortelshütte i. Odw bei
Hirschhorn a. Neckar, 500 m ü. d. Meer.
Gasthaus „Zum Lamm‟
Neu einger. Fremdenzimmer, m. fließend.
Waſſer. Schöner Saal. Ruhige, ſtaubfreie
Lage, umgeb. v. herrl. Waldungen, Sonnige
u. ſchattige Liegewieſe a. Hauſe, m. herrl.
Fernſicht. Gute Verpfleg., b. 4 Mahlzeiten
Mk. 4 — Autoverbindung n. Hirſchhorn u.
Beerfelden. Tel. Rothenberg 7. (V 8651
Beſitzer: Gg. Wilh. Emmerich II.
Jöhenluftkurort (500 m über dem Meere)
i. heſſ.
Rothenberg sbp.
genannt der heſſiſche Schwarzwald
Giachaus und Lension L.„Iüder”
Gute, bürgerliche Küche.
Moderne Zimmer, Fließend.
Waſſer. Zentralheizung. Bad
im Hauſe. Autoverbindung
Hirſchhorn=Beerfelden. Tel, 1
Besitzer: W. Karl Schwinn. (V .6315
Luſtkurort Kerrenberg.
Linie Stuttgart-Freudenstadt, berrliche
Buchen- u. Tannenwälder,
Schlossbergan-
lagen, pracht volle Aussicht vom alten Rain,
dem schönsten Punkt Württembergs.
Mo-
dernes Freibad, 30000 qm groß, mit 50m
Schwimmbassin. HOTEL POST
aller-
beste Verpflegung, modern einger. Garten.
Waldpark Pensionspreis Mk. 4.—, Mk. 4.50.
Näh, d. Hot. Posto. Bürgermeisteramt (V9392
Seite 10
„
ornf sagenns Mautcyt vont der Arllisfahtt.
„Graf Zeppelin” das Symbol deutſchen Wiederaufſtiegs. — Glänzende
Leiſtun=
gen des Schiffes, der Führung, Beſahung und der wiſſenſchaftlichen Pioniere.
Das Lufiſchiff als ausgezeichnekes Forſchungsmitkel.
kannt, worauf ſofort die Haltemannſchaft, be=
Bericht aurt Bie Boinxfahrl. ſtehend aus zwei Hundertſchaften Berliner Schutz=
Neue Rekordleiſitungen.
Die Ozeanfläge New York-Konſtankinopel und Nem York-London gegläick.
Moskau. Der Korreſpondent der
Tele=
graphenagentur der Sowjetunion berichtete am
29. Juli von Bord des Luftſchiffes „Graf
Zep=
pelin”: 24 Stunden hindurch fehlte uns jede
Funkverbindung. Wir fahren bei gutem Wetter.
Alles in Ordnung. — Am 28. Juli überflogen
wir Servernaja Semlia, das in Nebel gehüllt
war. Wegen des Nebels war es uns nicht
mög=
lich, den Führer der Ueberwinterungsgruppe
Uſchakow auf Servernaja Semlia zu finden.
Nachdem das Luftſchiff das Land überflogen
hatte, ſetzte es ſeine Fahrt in Richtung der
Halbinſel Taimyr fort und flog dann zur Inſel
Dickſon, wo für Uſchakow an Fallſchirmen Pakete
hinabgelaſſen wurden. — Am 29. Juli erreichte
„Graf Zeppelin” Nowaja Semlia, wo
photogra=
phiſche Aufnahmen gemacht wurden. Von dort
fliegen wir über Kanin, Archangelſk nach
Le=
ningrad. Wir hoffen, dort am 30. Juli zwiſchen
5 und 6 Uhr morgens einzutreffen.
Wegen ungünſtigen Weikers
in Leningrgd keine Landung.
Wie die „Oſſoaviachim” amtlich meldet,
er=
ſchien das Luftſchiff „Graf Zeppelin” um 5.50
Uhr vormittags über Leningrad. Mittels eines
Fallſchirmes wurde der Kommandantur des
Flughafens in Leningrad die Nachricht
über=
mittelt, daß infolge der ungünſtigen
Witterungs=
lage das Luftſchiff in Leningrad, nicht landen
könne.
Skandorkmeldungen.
Memel. Geſtern vormittag 11.45 Uhr
über=
flog „Graf Zeppelin” auf ſeiner Rückfahrt von
der Arktisfahrt Memel. Das Luftſchiff zog eine
Schleife über der Stadt und zog dann in
ſüd=
licher Richtung die Nehrung entlang.
Das Luftſchiff erſchien um 12.40 Uhr über der
Stadt Königsberg und ſetzte ſeinen Flug in
weſtlicher Richtung fort.
Um 14,10 Uhr erſchien „Graf Zeppelin” über
dem Weichbilde der Stadt Danzig. Nachdem es
in langſamer Fahrt in ganz geringer Höhe
mehrere Schleifen über der Stadt beſchrieben
hatte, ſetzte es ſeine Fahrt in ſüdöſtlicher
Rich=
tung fort.
Die Landung in Tempelhof.
Berlin, 30. Juli.
„Graf Zeppelin” iſt um 6.45 Uhr abends in
Tempelhof gelandet. Bevor das Luftſchiff ſich
zur Landung nach dem Flugfeld wandte, kreuzte
es längere Zeit in geringer Höhe über dem
Häuſermeer Berlins. Auf den Straßen jubelte
ihm die Bevölkerung immer wieder zu. So oft
es in Berlin war, iſt es wohl noch nicht mit ſo
freudiger Begeiſterung begrüßt worden wie nach
dieſer großen Fahrt. Gegen 6,45 Uhr wurde
„Graf Zeppelin” dann in Tempelhof geſichtet.
Hier hatte ſich eine rieſige Menſchenmenge
einge=
funden, die beim Anblick des Luftſchiffes in
Be=
geiſterungsſtürme ausbrach. In der Nähe des
Landungsplatzes hatten ſich zur Begrüßung
Ver=
treter der Reichsregierung, der preußiſchen
Staatsregierung, der ruſſiſche Botſchafter,
Ober=
bürgermeiſter Dr. Sahm, die
Vorſtandsmitglie=
der der Aeroarktis und zahlreiche andere
pro=
minente Perſönlichkeiten eingefunden.
Schon als das Luftſchiff über dem Flugfeld
erſchien, konnte man die Fluggäſte erkennen, die
aus den Gondelfenſtern die ſie erwartenden
Ber=
liner grüßten. Um 18,30 Uhr gab das
Luft=
ſchiff durch Funkſpruch die Landungsabſicht be=
polizei, die Vorbereitungen trafen. Aus dem
Luftſchiff glitt langſam ein Fallſchirmbeutel
herunter, der vermutlich wertvolle Poſt enthielt.
Die Tatſache, daß der deutſche Luftrieſe vor faſt
nur wenigen Stunden über dem Polarkreis
kreiſte und ſobald wieder in ruhiger Fahrt über
Berlin erſchien, daß Eckener der
wiſſenſchaft=
liche Führer Profeſſor Samoilowitſch und ihre
Begleiter innerhalb weniger Stunden ihre
Po=
larausrüſtung mit der gewöhnlichen, der
Ber=
liner Julitemperatur angemeſſenen Kleidung
vertauſchen konnten, iſt ein neuer, unerhörter
Beweis der Leiſtungsfähigkeit dieſes
einzig=
artigen Beförderungsmittels zur Luft, und die
Begeiſterung der unermüdlich winkenden und
rufenden Menge kannte keine Grenzen.
Nachdem das Luftſchiff langſam dichter an die
Hallengebäude herangebracht worden war, um
die Betriebsſtoffübernahme zu erleichtern,
ent=
ſtiegen Dr. Eckener, Profeſſor Samoilowitſch und
andere Fahrtteilnehmer der Gondel. Sie
wur=
den herzlich empfangen. Oberbürgermeiſter Dr.
Sahm hieß ſie mit einer Anſprache herzlich
will=
kommen, in der er auf den Jubel hinwies, mit
der Berlins Bevölkerung das ſtolze Schiff bei
der Abfahrt in das kühne Unternehmen
aufſtei=
gen ſah, und mit dem ſie es jetzt nach Tagen
ge=
ſpannten Intereſſes, und auch bangen Wartens
in der Heimat wieder begrüßte. Das ſilberne
Luftſchiff ſei uns in dieſen Tagen tiefſter Not
ein Symbol des heiß erſehnten Aufſtiegs, von
dem wir lernen wollen, was zäher Wille vermag.
Mit uns blickt die Welt auf die Leiſtung des
Schiffes, ſeiner Führung und der
wiſſenſchaft=
lichen Pioniere des ruſſiſchen Volkes. Als
Aus=
druck des Dankes und zur Erinnerung überreichte
Oberbürgermeiſter Dr. Sahm Dr. Eckener das
Wappentier der Stadt Berlin, den ſtehenden
Bären, in Bronze. Begeiſtert ſtimmte die Menge
in das Hoch ein.
In der bekannten freundlichen und bündigen
Art dankte Dr. Eckener, zugleich im Namen der
Beſatzung, für den Willkommensgruß. Er gab
ſeiner Freude Ausdruck, daß das „alte, brave
Luftſchiff” wieder eine recht erfolgreiche Fahrt
hinter ſich gebracht habe. Es ſcheine ja, als ob
nicht alles erfüllt worden ſei, was man erwartet
habe, aber er ſei auch nicht ganz ſicher, ob das,
was alles in den Zeitungen über die Pläne der
Veranſtalter berichtet wurde, je von ihnen
ge=
plant geweſen ſei. „Graf Zeppelin” habe wieder
einmal ſeine Leiſtungsfähigkeit bewieſen, die
Fahrt habe allerdings äußerlich einen anderen
Verlauf genommen, als man vorher glaubte,
„wenn man vom Frieren, Eisbelaſtung und
ſchwe=
ren Böen ſprach. Jetzt wiſſe man, daß die Fahrt
in die Arktis die angenehmſte, ſchönſte und am
wenigſten gefährliche ſei, die man ſich vorſtellen
könne. Sie ſei dauernd unter einem herrlichen
blauen Himmel vonſtatten gegangen, und auch
die Orientierung habe keine Mühe gemacht.
Die Aufnahmen, die man mitgebracht habe,
würden zeigen, ein wie ausgezeichnetes
For=
ſchungsmittel das Luftſchiff iſt. Zum Schluß
ſprach Dr. Eckener die Ueberzeugung aus, daß
es noch ſehr häufig für ſolche und ähnliche
Fahr=
ten verwendet werden wird.
Während ſeines etwa einſtündigen
Aufent=
haltes auf dem Tempelhofer Flugplatz nahm
„Graf Zeppelin” Waſſerballaſt auf. Um 19.50
Uhr wurden, nachdem Dr. Eckener und die
Be=
ſatzung ſich herzlich verabſchiedet hatten, die
Haltetaue gelöſt und das Luftſchiff trat unter
den jubelnden Zurufen der Zuſchauermaſſen die
letzte Etappe der Heimfahrt aus der Arktis nach
Friedrichshafen an.
Die Funkſtation des Luftſchiffbaues erhielt
von Bord des „Graf Zeppelin” die Mitteilung,
daß das Luftſchiff Freitag früh 5 Uhr in
Fried=
richshafen landen werde.
Reich und Ausland.
Ein Schwindler mißbraucht den Namen
Dr. Popps
Frankfurt a. M. Der berühmte Chemiker
und Kriminaliſt Profeſſor Dr. Popp in
Frank=
furt a. M. feiert bekanntlich am 31. Juli ſeinen
70. Geburtstag. Die Popularität Popps macht
ſich bereits ein Heilmittelſchwindler zunutze. Es
handelt ſich um einen gewiſſen Andreas Frank,
der ſich als Dr. Popp ausgibt, aber auch unter
anderen Namen gearbeitet hat, und der
Heiler=
folge in allen möglichen Krankheiten verſpricht.
Dabei iſt es dem Schwindler aber nur darum zu
tun, ſeine vollkommen wertloſen Tropfen und
Tabletten an den Mann bzw. an die Frau zu
bringen. Frank iſt zuletzt in der Nürnberger
Gegend aufgetaucht, ſeine Verhaftung konnte
trotz aller Bemühungen bisher noch nicht
er=
folgen.
Zuſammenſtoß eines Autos mit einem
Kleinbahnzug.
Karlsruhe. Geſtern morgen 10 Uhr
er=
eignete ſich am Bahnübergang der Lokalbahn
auf der Durmersheimer Landſtraße bei
Forch=
heim ein ſchweres Autounglück. Ein von dem
Fahrer Alfred Rathmann aus Melchendorf bei
Erfurt geführter Perſonenkraftwagen ſtieß mit
der in Richtung Forchheim fahrenden Lokalbahn
zuſammen. Dabei wurde der Wagenführer
töd=
lich verletzt. Die beiden Inſaſſen des Wagens,
Stephan aus Tangermünde und Greinemann
aus Althaldensleben, wurden durch
Glasſplit=
ter ſchwer verletzt und mußten ins ſtädtiſche
Krankenhaus verbracht werden. Der
Kraft=
wagen wurde völlig zertrümmert, der Trieb=
wagen der Lokalbahn ſtark beſchädigt.
Die Schlägerei im Karlsruher Rathaus
vor Gericht.
Karlsruhe. Im Prozeß wegen der
Schlä=
gerei im Rathaus von Karlsruhe am 11. Mai
d. J. wurde am Mittwoch abend nach
anderthalb=
ſtündiger Beratung das Urteil gefällt. Die
bei=
den Hauptangeklagten, der kommuniſtiſche
Stadt=
rat Bönning und der nationalſozialiſtiſche
Stadt=
verordnete Streit erhielten wegen
Sachbeſchädi=
gung, gefährlicher Körperverletzung und
Haus=
friedensbruches je zwei Monate Gefängnis. 14
weitere Stadtverordnete erhielten wegen
Sach=
beſchädigung und Körperverletzung Geldſtrafen
von je 30 bis 60 Reichsmark, während ſieben
weitere angeklagte Stadtverordnete von der
An=
klage des Hausfriedensbruches bzw. der
Körper=
verletzung freigeſprochen wurden. — Aus Anlaß
der Voranſchlagsberatung des Bürgerausſchuſſes
war es am 11. Mai d. J. im Sitzungsſaal des
Rathauſes zu einer regelrechten Schlägerei
ge=
kommen, bei der mehrere
Bürgerausſchußmitglie=
der verletzt wurden und Sachſchaden in Höhe von
mehr als 2000 Reichsmark angerichtet worden
war. Der Staatsanwalt hatte gegen die
Haupt=
angeklagten eine Gefängnisſtrafe von je 3
Mo=
naten beantragt.
Piccard vor einem neuen Stratoſphärenflug.
Start in Friedrichshafen.
Friedrichshafen. Die Zeitung „
La=
derniere Heure” berichtet, daß Profeſſor Piccard
einen neuen Höhenflug beabſichtigt, der die
Prü=
fung der ſtratoſphäriſchen Forſchungsapparate
zum Zwecke hat. Der neue Flug ſoll womöglich
in bedeutend größere Höhen führen als der erſte.
Der Start wird wahrſcheinlich in
Friedrichs=
hafen ſtattfinden. Piccard habe erwähnt, daß
deutſche und franzöſiſche Ingenieure, mit denen
er bereits darüber verhandelt habe, die
Ergeb=
niſſe des erſten Höhenflugs zum Bau
ſtratoſphä=
riſcher Flugzeuge zu verwerten beabſichtigen.
Die amerikaniſchen Flieger Pangborn (links)
und Herndon.
Konſtantinopel, 30. Juli.
Die beiden amerikaniſchen Flieger
Board=
man und Polando ſind auf dem hieſigen
Flug=
platz heute nachmittag 14,15 Lokalzeit
wohlbe=
halten gelandet. Sie haben den Strecken=
Welt=
rekord in gerader Linie des franzöſiſchen
Flie=
gers Coſtes von 7905 Kilometer auf 8100 Kilo= meldet, daß die beiden Flieger auf ihrem ganzen
meter keraufgeſchraubt.
Zu dem gelungenen Flug der beiden Flie=, hatten Glück, daß ſie auf dem Feſtland und nicht
ger wird noch aus Paris berichtet: Ein
Me=
chaniker des Flugplatzes von Le Bourget fand
ein Paket, an dem ein kleiner Fallſchirm ange= höftes bei Cardigan einen günſtigen Landeplatz
bracht war. In dem Paket befanden ſich einige antrafen. Sie hatten noch Brennſtoff für weitere
amerikaniſche Zeitungen und ein Brief, in dem 8 Stunden zur Verfügung. Die beiden Flieger
es hieß, das Paket ſei von den Fliegern
Bo=
ardman und Polando abgeworfen worden. Der nach Croyden bei London weiterzufliegen. Ihre
Finder wird gebeten, das Paket dem Bürger= Flugzeit für die 5200 Kilometer lange Strecke
meiſter von Paris zu überbringen. Das geſchah
auch. Nach näherer Prüfung des Inhaltes des
abgeworfenen Paketes fand man einen weiteren
Brief, in dem die „New York Times” dem
Bür=
germeiſter von Paris die beſten Grüße
über=
mittelt. — Obgleich man zuerſt Zweifel über
die Echtheit dieſer Botſchaft hegte und an einen / flieger Herndön und Pangborn ſind Donnerstag
ſchlechten Scherz glaubte, iſt man jetzt der An= um 19 Uhr 25 aus London kommend auf dem
ſicht, daß das Paket tatſächlich von den amerika= Flugplatz Tempelhof gelandet.
Lebenslängliche Zuchthausſtrafe.
Offenburg. Das Schwurgericht Offenburg
verurteilte den 21 Jahre alten Steinhauer
Pan=
ther aus Waldulm zu lebenslänglichem
Zucht=
haus und dauerndem Ehrenrechtsverluſt, und den
23 Jahre alten Gelegenheitsarbeiter Vogel aus
Straßburg im Elſaß zu 15 Jahren Zuchthaus und
zehn Jahren Ehrverluſt. Die beiden waren in
der Nacht vom 1. zum 2. März in Gengenbach
in das Anweſen der 73jährigen Witwe Schilli
eingedrungen und hatten ſie berauben wollen;
dabei war die alte Frau erwacht, worauf ſie von
Panther und Vogel erdroſſelt wurde.
Opfer der Berge.
Paris. Havas berichtet aus Grenoble: Am
Etancon=Gletſcher wurde die Leiche des aus
München gebürtigen, in Arlberg wohnhaften
32 Jahre alten Bergführers Solleder
aufge=
funden, der vor einigen Tagen bei der
Beſtei=
gung des Meija, wohin er zwei holländiſche
Touriſten begleitet hatte, von einem
nieder=
ſtürzenden Felsſtück in die Tiefe geriſſen
wor=
den war.
Großfeuer in einer ungariſchen Gemeinde.
Budapeſt. Wie aus Papa gemeldet wird,
brach aus bisher unbekannter Urſache in der
Ge=
meinde Nyarad ein Brand aus, der, durch den
herrſchenden Sturm begünſtigt, raſch um ſich
griff und in einigen Stunden 13 Wohnhäuſer
mit allen dazugehörigen Nebengebäuden
ein=
äſcherte. Eine alte Frau iſt im Rauch
er=
ſtickt. Der Sachſchaden beläuft ſich auf 200 000
Pengö.
Große Verbrecherjagd
im Walde von Beaupais.
Paris. Zwei Söhne des ehemaligen
Mi=
niſters und jetzigen Senators Lefevre, die ſich
am Montag mit ihren Motorrädern in einem
Walde in der Nähe von Beauvais befanden,
wurden plötzlich von zwei bis an die Zähne
be=
waffneten Banditen überfallen. Nachdem man
ſie geknebelt und an einen Baum gebunden
hatte, nahmen die Räuber ihnen ſämtliche
Bar=
mittel und Wertgegenſtände ab und ſuchten auf
den Motorrädern das Weite. Alarmierte
Gen=
darmerie umzingelte den Wald und ſtellte die
Räuber, worauf ſich ein regelrechtes
Feuerge=
fecht entſpann, bei dem der eine der Verfolgten
verletzt wurde. Dieſer konnte nach abermaliger
Flucht erſt am Abend feſtgenommen werden. Die
Verfolgung des zweiten Banditen, eines
berüch=
tigten Räubers, verlief bisher ergebnislos.
Paris. Die Jagd nach dem im Walde von
Beauvais verſteckten Verbrecher, der am
Diens=
tag mit einem Helfershelfer die beiden Söhne
des franzöſiſchen ehemaligen Miniſters
über=
fallen und beraubt hatte, iſt am Mittwoch und
Donnerstag ununterbrochen fortgeſetzt worden,
ohne ein Ergebnis zu erzielen. Der Verbrecher
wurde wohl einige Male geſichtet, konnte aber
immer wieder im Walde ſelbſt oder in den
um=
liegenden Kornfeldern verſchwinden. Die
Gen=
darmerie hat nunmehr ein Flugzeug zur Suche
herangezogen, das über dem von der Polizei
um=
zingelten Walde kreiſt und weiße Sandſäcke
ab=
werfen ſoll, ſobald es den Flüchtigen ſichtet.
Die amerikaniſchen Piloten Ruſſel Boardmar
(rechts) und John Polando an ihrem
Flug=
zeug „Cap Cod”.
niſchen Piloten abgeworfen wurde. Man hat
allerdings von den Fliegern auch auf dem
Flugplatz von Le Bourget nichts bemerkt.
Zu dem gelungenen Atlantikflug der beiden
Amerikaner Herndon und Pangborn wird ge=
Weg über den Atlantik dichten Nebel
an=
trafen, der ſie auch zur Landung zwang. Sie
auf dem Meer landen mußten und daß ſie
außerdem in der Nähe eines abgelegenen
Ge=
beabſichtigen, heute, Donnerstag früh, zunächſt
New York-Wales betrug genau 25 Stunden
und 15 Minuten.
Die amerikaniſchen Ozeauflieger in Berlin
gelandet.
Berlin. Die beiden amerikaniſchen Ozean=
Einem Kraftwagenbrande zum Opfer gefallen,
Damgarten (Kreis Franzburg). Auf der
Landſtraße bei Behrenshagen fand man geſtern
früh den ausgebrannten Laſtwagen eines
Säge=
werks. In den Trümmern lagen die Leichen des
Wagenführers und ſeines Begleiters. — Wie der
Befund ergab, iſt der mit Brettern beladene
Kraftwagen gegen einen Baum gefahren und
in Brand geraten. Durch den Anprall hatte ſich
die Bretterladung nach vorne verſchoben und den
Führer und ſeinen Begleiter in den Führerſitz
eingeſchloſſen, ſo daß ſie ſich nicht mehr in
Sicher=
heit bringen konnten und bei lebendigem Leibe
verbrannt ſind.
Die Hitze dauert in den Vereinigten Staaten an.
Bis jetzt 75 Todesopfer.
New York. Die Hitzewelle hält an. Geſtern
ſind ihr in New York ſieben Menſchenleben zum
Opfer gefallen. In den Vereinigten Staaten ſind
bisher insgeſamt 75 Perſonen an Hitzſchlägen
ge=
ſtorben.
Kardinalfürſtbiſchof Berkram
ſeier ſein Säſchiges Peferilfan
Berlin. Erzbiſchof Kardinal Dr. Ber
tram von der Erzdiözeſe Breslau begeht an
Freitag ſein 50jähriges Prieſter= und 25jährige
Biſchofsjubiläum. Papſt Pius XI. hat den
72jährigen Jubilar ein herzliches Glückwunſch
ſchreiben zugehen laſſen. Anſtelle jeder äußerei
Feierlichkeit wird eine beſondere Jubiläums
ſpende zur Linderung der Not verwandt wer
den. Der Kardinal ſelbſt verläßt am Freita
morgen gegen 8 Uhr Breslau, um eine Urlaubs
reiſe anzutreten.
Nummer 210
Freitag, den 31. Juli 1931
Seite 11
Ods Jcüchsde eines Splons.
Von unſerem ſtändigen Wiener Mitarbeiter.
Wien, 27. Juli.
In einem Wiener Vorſtadtbezirk iſt ein Mann erſchoſſen
wor=
den, der in der kommuniſtiſchen Bewegung Deutſchlands einmal
eine gewiſſe Rolle geſpielt hat. Er heißt Georg Semmelmann
und man erinnert ſich, daß das Leipziger Reichsgericht ihn vor
etlichen Jahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen
Urkundenfälſchung und Betrug verurteilte, weil ihm die
Ur=
heberſchaft an den damaligen kommuniſtiſchen Aktionsplänen in
Mitteleuropa ziemlich einwandfrei nachgewieſen worden iſt.
Mög=
lich allerdings, daß Semmelmann bei der Aufſtellung dieſes
Programms nur als Helfer beteiligt war. Er iſt der engſte
Freund des deutſchen Kommuniſtenführers Otto Braun geweſen,
den ſeine Geſinnungsgenoſſen aus Moabit auf romantiſche Weiſe
befreiten und es iſt dann unaufgeklärt geblieben, welche Rolle
jedem von ihnen zugedacht war. Semmelmann hat ſeine Strafe
übrigens abgebüßt und war ſpäter nach Oeſterreich übergeſiedelt,
um von hier aus weiter für Moskau zu arbeiten. Jetzt hat
ihn ein Unbekannter mit zwei Revolverſchüſſen niedergeſtreckt,
der ſich ſchon zeitlich früh in ſeine Wohnung Eingang zu
ver=
ſchaffen wußte. Was zwiſchen den zwei Männern geſprochen
wurde, hat keine Zeugen gehabt. Die kamen erſt dazu, als
Semmelmann ſchon tot auf dem Boden lag und ſein Mörder
ließ ſich ohne Widerſtreben feſtnehmen. Wer er iſt, weiß niemand.
Daß ſein auf den Namen Egon Spielmann ausgeſtellter Paß
gefälſcht war, konnte ſchon nach ein paar Stunden feſtgeſtellt
werden und im übrigen fehlt in dieſem Paß jeder Vermerk,
wann ſein Beſitzer die Grenze überſchritten hat. Der angebliche
Spielmann aber verweigert über ſeine Perſon ebenſo jede
Aus=
kunft wie über das Motiv ſeiner Tat. Er ſpricht nichts und
hat für alle Fragen nur das gleiche überlegene Lächeln.
Nun haben ein paar Zufälligkeiten den Fall ſo weit geklärt,
daß ſich ſeine Vorgeſchichte — wenn auch natürlich nur in großen
Umriſſen — rekonſtruieren läßt. Semmelmann ſtand im Dienſte
der Sowjets und er wurde über deren Auftrag unſchädlich
ge=
macht, als man in Moskau darauf kam, daß er das ihm
über=
tragene Geſchäft nicht mehr ehrlich beſorgte. Er wußte
offen=
bar zu viel und mußte deshalb beiſeite geſchafft werden, ehe er
den Verrat vollenden konnte, den er geplant hat. Einmal ſcheint
Semmelmann zu den beſtbezahlten Agenten der Moskauer
Nach=
richtenzentrale gehört zu haben. Er war einer der Führer des
kommuniſtiſchen Geheimdienſtes geweſen, der ſich in Paris und
London ebenſo zurecht fand wie in Deutſchland oder zuletzt in
Wien, und ſein Einkommen war hoch genug, daß er ſich jeden
Luxus leiſten konnte. Auch den, daß er erſt vor wenigen
Mo=
naten die Tochter einer angeſehenen Kölner Familie zum
Trau=
altar führen durfte, die freilich von ſeiner wirklichen
Beſchäf=
tigung keine Ahnung hatte. Aber dann war ——ann in
Moskau plötzlich in Ungnade gefallen und die reichen
Geldſen=
dungen blieben aus. Ob ihn wirklich erſt die Not in das andere
Lager trieb und ob er der kommuniſtiſchen Gegenſpionage ſeine
Dienſte erſt dann anbot, als er von Moskau aus im Stiche
ge=
laſſen wurde, wird ſich wohl ſchwer feſtſtellen laſſen. Tatſache
iſt, daß er vor etwa ſechs Wochen einer Wiener Zeitung ſeine
Erinnerungen als Agent der Sowjets zur Veröffentlichung
an=
bot und ſich bereit erklärte, alles zu enthüllen, was er in ſeiner
früheren Tätigkeit erfahren hatte.
Und er verſprach hier ſehr viel. Er wollte über den ganzen
Aufbau der Sowjet=Spionage bei dem Militär und in der In=
duſtrie berichten und er hatte ſich für das Buch, das er ſchreiben
wollte, auch ſchon das Inhaltsverzeichnis zurecht gelegt. Es
ließ in der Tat manches Intereſſante erwarten. Semmelmann
beabſichtigte über die Agentenwerbung der Sowjet=Spionage zu
berichten und davon zu erzählen, daß ein Führer der
Kommu=
niſtiſchen Partei Deutſchlands, der gleichzeitig als Abgeordneter
dem Deutſchen Reichstag angehört, der Chef der Werbeleitung
dieſer Spionage iſt. Er wollte den Dienſtbetrieb bei den
Spionagezentralen in Berlin und Wien ſchildern, ihre oberſte
Leitung durch höhere Generalſtabsoffiziere der roten Armee unv
die Schulung, die ſie vorher in Moskau durchmachen müſſen,
und man hätte durch ihn davon erfahren, wie die falſchen und
die echten Päſſe und Legitimationen für die Sowjetsagenten
hergeſtellt werden, wie dann die ganze Arbeit vor ſich geht uno
wie das erhaltene Material den Auftraggebern zugeſtellt wird.
Ein paar Kapitel in dieſem Buch wollten ſich mit dem
beſon=
deren Arbeitsgebiet der Spionagezentralen bei der ruſſiſchen
Botſchaft in Berlin und bei der ruſſiſchen Geſandtſchaft in Wien
beſchäftigen und in dem Expoſé, das Semmelmann ſeinem
Offert an die erwähnte Wiener Zeitung beilegte, findet man
immer wieder einen Hinweis auf die enge Verbindung der
kommuniſtiſchen Partei Deutſchlands mit den Arbeiten der
Mos=
kauer Sowjetſpionage. Aber die Redaktion zögerte, wie ſie heute
erklärt, auf das Angebot Semmelmanns einzugehen, da ihr jede
Möglichkeit fehlte, das Material zu überprüfen, das ſie
ver=
öffentlichen ſollte.
Semmelmann hatte ſich alſo wirklich von Moskau befreien
wollen, und er wollte die verraten, in deren Dienſten er ſo
lange Jahre geſtanden war. Auch das wird für immer ein
Ge=
heimnis bleiben, wieſo man in Moskau davon erfahren hat
und wie es der ſowjetruſſiſchen Konterſpionage möglich geweſen
iſt, Semmelmann dieſes Verrates zu überführen. Man hat dann
freilich nicht mehr lange gezögert, ihn für dieſen Verrat zu
beſtrafen. Semmelmann wurde zum Tode verurteilt und ein
junger Menſch wurde beauftragt, dieſes Todesurteil zu
voll=
ziehen. Er hat ſich ohne jede Aufregung dieſes Auftrages
er=
ledigt, ſo wie man irgendeine geſchäftliche Angelegenheit in
Ord=
nung bringt, und er hat nicht einmal den Verſuch gemacht, nach
ſeiner Tat zu fliehen. Daß man ihn verhaften würde und daß
r dann dieſen Mord zu verantworten haben wird, gehörte
eben zu dem Riſiko ſeines freiwillig oder unfreiwillig
übernom=
menen Berufes, und er hatte es ſchon vorher genau einkalkuliert.
So brauchte er jetzt auch keine Reue zeigen und er kann ſich
damit begnügen, jede Auskunft über ſeine Perſon zu verweigern.
Sein gefälſchter Paß wird ihn nicht verraten und anſonſten
fand man bei ihm außer einer größeren Geldſumme und zwei
neuen Repetierpiſtolen nur das Bild Semmelmanns und einen
Stadtplan von Wien mit dem genau eingezeichneten Weg zur
Wohnung des Mannes, an dem das Todesurteil der Sowjets
vollzogen werden ſollte.
Vielleicht hat Semmelmann gewußt, welches Schickſal ihn
er=
wartet und vielleicht war ihm ſein Todesurteil ſogar vorher
zugeſtellt worden. Seine junge Frau erzählt jetzt, daß er ſchon
ein paar Wochen lang immer wieder von ſeinen Todesahnungen
geſprochen hatte, und daß er erſt kürzlich das Grab ſeines Vaters
beſuchte, um dort, wie er ſagte, vom Leben Abſchied zu nehmen.
Er wußte, was ihm bevorſtand, und er war wohl auch davon
überzeugt geweſen, daß er ſeinem Mörder nicht werde entfliehen
können. So wartete er von einem Tag auf den anderen auf
den Unbekannten, den man von Moskau aus zu ihm ſchicken
würde. Jetzt iſt er gekommen und in ein paar Minuten war
alles erledigt. Die kommuniſtiſche Tſcheka hat ihr neues Opfer
oder beſſer geſagt, ſie hat deren zwei. Denn nicht nur der
Er=
mordete, auch der Mörder gehört zu ihnen, der ſeinen Partei
fanatismus und ſeine Ergebenheit in die Idee ohne Widerſpruch
und ohne Ueberlegung zu büßen bereit iſt. Wären die
Hinter=
gründe und die Zuſammenhänge dieſes Dramas nicht ſo
grauen=
haft, ſo könnte man faſt von einem antiken Heroismus ſprechen,
der den Mörder zu dieſer Tat drängte. Aber zu einer ſolchen
Wertung fehlt wohl alles. Fehlt vor allem die ſittliche Idee,
ohne die nun einmal kein Heldentum beſtehen kann. Auch nichr
das, das ſich der Kommunismus von heute ſo gerne zum Ziel
ſetzen möchte.
R. W. P.
Rundfunk-Brogramme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 31. Juli.
7.30: Bad Neuenahr: Frühkonzert des Kurorcheſters.
16.30: Wiesbaden: Konzert des Kurorcheſters.
18.15: Dr. W. Meiſl: Bücherſtunde: „Sportliteratur.”
18.45: Aerztevortrag: Die Wildbäder im Lichte von
Naturwiffen=
ſchaft und Medizin.
19.15: Pforzheim: Mandolinenkonzert d. „Erſten
Mandolinenver=
eins Pforzheim” — Soliſten: K. Kletterer, L. Nill.
19.45: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters. Mitw.: W. Maurer.
20.15: „Ums aoldne Kalb”: Totentanz von heute, Literar. muſ.
Sen=
defolge v. R. Rieth; Mitw.: Hildegard Rohde, W. Buſchhoff.
21.15: Sommernachtslieder; Werke von Chopin, Schumann. Brahms
u. a Geſungen v. Ellen Beck, J. Lenz: Am Flügel: A. Haagen.
21.45: Neue Muſik der Nationen. — 4. Abend; Vortrag: Dr. P.
Stefan, Ausf.: Das Philharm=Orch. Stuttgart: Solnten Jella
Braun=Fernwald (Sopran), St. Frenkel (Violine).
23.20: Tanzmuſik auf Schallplatten.
0.30: Nachtkonzert: Werke von Händel, Loeillet, Mozart, Fr. d.
Große, Telemann; Ausf.: H. Breiden (Flöte), G. Lenzowſkt
(Violine)., R. Merten (Klavier).
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Freitag, 31. Juli.
15.00: Urſula Scherz: Fröhlicher Bericht aus dem Kinder=
Krüppel=
heim.
15.30: Wetter= und Börſenberichte.
16.00: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.00: O. Henl: Neuzeitliche Inſtrumentalpflege in der Volksſchule.
17.30: Hede Geber: Luſtiges Abenteuer von Sochtſchenko.
18.00: E. Collin: Der Kampf des Handwerks im Zeitalter der
Maſchine.
18.30: Prof. Dr. Dülberg: Moderne lasmalerei.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Wiſſenſchaftlicher Vortrag für Aerzte.
19.30: Kulturkreis des Arbeiters. Arbeit und Familie als
kul=
tureller Faktor im Arbeiterleben.
19.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Luſtiges aus Süddeutſchland. Jodlerquartett Gebrüder Fink.
Mitw.: Th. Auzinger, J. Roider, Geſchwiſter Junghans.
20.45: Was frag” ich viel nach Geld und Gut. Komödie von H.
Müller=Schlöſſer.
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Tanzmuſik. Jazz=Orcheſter Dick Dan, Tangokapelle El
Aguilar.
Hauptſchriftleitung: Rudelf Mauve
Verantwortlich für Polltſk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V.: Dr. C. H. Queiſch;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer;
für „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette
für den Inſerafenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: Z. C. Wittſch — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer bat 16 Geiten
ilhelmſtr. 8,I.
Herrſchaftliche
Dimmer-
reichl. Zubeh.,
Zen=
tralheizg..
Neben=
treppe zu vermiet.
Näh.: K. Schembs,
Steinſtraße 10.
(11292b)
Ainfaltt.
Haus
Tintenviert.,
be=
ſtehend aus 7 Zim.,
Küche, Bad. Gart.,
Zent.=Heiz., Fried.=
Miete 1800.—, per
1. 10. 31 zu verm.
Alker’s
Wohnungsnachweis
G. m. b. H.,
Eliſabethenſtr. 34.
(11295)
5 Zimmer, Gas, el.
Licht, Parkett, grß
Verand.,Bodenkam.,
Keller, 2. Stock,
ſo=
fort zu vermieten.
Klavier=Arnold,
Mühlſtraße 12, Ecke
Erbacherſtr. (11338b
FZimmer=
johnung
(Paulusviertel)
m. allem Zubehör,
Fried.=Miete 100.—
der 1. 10. zu
ver=
mieten. (11296
Alker’s
Wohnungsnachweis
G. m. b. H.
Eliſabethenſtr. 34
3=Zimm.=Wohnung
(mit Karte) ſof. zu
vermieten. Ang. u.
F. 95 a. d. Geſch.
Schöne 2=Zimmer=
Wohng. m. Küche,
Speiſek., Kell., Bod.
Nähe Woog b. all.. Dame. Preis
d. Z. entſpr herabg.
Näh. Geſchäftsſt. (*
A
Kleine Manſarde
Nanſz. m. el. L. (Seitenb.) nur an
ochgel.aberufst, einz. ehrenh. Perſ.
erloſ. Ehep. od.
nſteh. berufst. m. Mietkarte z. vm.
ibl. Perſ. p. ſof. Ang. u. F. 68 Gſch.
vm. Näh. Gſchſt.*
(df)
Wissen Sie, das ist nämlich
Deusten am Markt vergrößert doch eben
und vier ganz neue Schaufenster sind sogar
schon fertig geworden und konnten dekoriert
werden. lch kann Ihnen sagen — da habe ich
S
geschwitzt. lch wollte Ihnen doch gleich richtig
beweisen, daß ich meinen Namen „Sparmann”
zu Recht trage, daß ich wirklich der „Mann” bin, der
Ihnen zum „Sparen” verhilft. Wenn Sie nachher Zeit
haben, kommen Sie doch mal bei Deuster am Maikt
vorbei und sehen Sie sich die 10 Eiker an. Ordentlich
geschafft habe ich, um die Preise klein zu kriegen, aber
es ist auch was geworden. Doch ich will Ihnen gar
nichts weiter sagen, das müssen Sie sehen. Kommen
Sie also nachher! lch bin auch da. Und Sie wissen
doch, nur am Markt ist Deuster, das Spezialhaus
für fertige Herrenbekleidung.
Mod., neuherg.
4-Zim.-Wohn.
in ſehr gt. Wohnl.
mit o. oh. Garage
ſof. zu verm. Ang.
u. F. 109 Geſchſt.
Lagerhausſtr. 26, p.
gut möbl. Z. z. vm.
(*mdf)
Wilhelnſt. 27
ſehr ruh. möbliert.
Zimm. ſof. od. ſpät.
zu vermieten. (*f=
Wittmannſtr. 25, II.
2 möbl. Zimm.
m. Küchenb. z. vm.
(*mfi)
Gediegen möblierte
Zimmer
ſof beziehbar. (473a
Hügelſtr. 15. Laden
Karlsſtr. 12, pt.
möbl. Zim. z. vm.
Schuchardſt. 1, III, r.
gut möbl. Zimmer
a. berufstätig. Hrn
ſof. z. verm. (10739a
Wendelſtadtſtr. 8, I.
ſch. möb. Zim. z. v.
(*dfs)
Kahlertſtr. 32, II.
(E. Wendelſtadtſtr.)
zut mb. Z. bill. z.v
dfs)
Sch. möb. ſonn. Z.,
Fenſt. n. d.
Luiſen=
blatz, ſep. Eing.,
vm. Luiſenplatz 10.
II., Vorderh. (*df
Schützenſtr. 3, III.
möb. Zim. z. v. *fs
Bleichſtr. 47, II.
möbl. Zim. z. vm.
Landwehrſtr. 29, II.
lks., ſch. ſonn. möb.
Z. ſof. z. v., m. all.
Zub. mon. 25 ℳ.
Schleiermacherſtr. 20
III., möb. 3. z. v.*
Bismarckſtr. 82, pt.
möbl. Zim., el. L.
ſep. Eing. z. vm.
Waldſtr. 33, II. lk.
möbl. Zim. z. v. *fs
Alexanderſtr. 5, II.
(links) möbl. Zim
zu vermieten. (*f
Dreibrunnenſtr. 3, I.
Schön möbl. Zim
(el. L., Bad,
Fern=
ſpr. i. H.), mit od.
o. voll. Penſ. z. vm.
Liebfrauenſt. 78, III
(lk.) frdl. möbl. 3.
el. Licht, ſof. z. vm.
Wöchentl. 4 ℳ.
Roßdörferſtr. 77, I.
gut möb. Wohn= u.
Schlafz. in gut. Lg.
1 od. 2 Bett. z. v.*
Waldſtr. 15, p., gut
möbl. Zim. z. v. *fs
Möbl. Zim. in ſehr
ruh. L. mit fl. W.
Z.=Heiz. u. Badegel
ſof. z. verm. Ang.
u. F. 103 Geſch. (
Gemütl. möb. Zim.
bill. zu vermieten.
Näh. Geſchäftsſt. (
Erbacherſtraße 65
(Müller) frdl. möb
3. m. el. L. z. vm.
Schön. möb. Zim. z
verm., m. el. Licht
20 ℳ. Näh. Geſch.*
Grafenſtr. 35, I., gt.
möbl. Zim. z.
Mathildenſtr. 49, p.
gut möbl. Zim. mit
el. Licht, Bad und
Telephon ſofort zu
vermieten.
Luiſenſtr. 32, Vdh.
II., möbl. Z. m. el.
Licht ſof. zu verm.”
Pankratiusſtr. 33,II
frdl. möb. 3. ſ. z. v.
Ernſt=Ludwigſtr. 3,
III., möbl. Zimmer,
ſep. Eing., el. Licht,
zu verm. (11320a
Viktoriaplatz 1, III
nett m. 3. bill. z. v.
(*fs)
Schuchardſtr. 13, pt.
möb. Zim. z. vm.
Saalbauſtr. 16, III.
frdl. ſep. möb. 3.z. v.*
Kaſinoſtraße 7, II.
möb. 3. z. vm. (*fs
Pankrat.=Str. 33, I.
ein gut möb.
Zim=
mer zu vermieten.
Ludwigſtr. 20, II.
möb. Zim. m. Penſ.,
ev. 2 Bett. (11305a
Hügelſtr. 77, Vdhs.
III., einf. mb. Z., el.
2.,ſof. z. vm. (*fsg
Heinrichſtr. 136, pt.
1 möb. Wohn= u. 1
leer. Schlafzim. m.
Küchenb., Kell. z. v.
Anzuſ. ab 12 Uhr.
Liebigſtraße 8, II.
möb. Zim. zu vm.
E.=Ludwigſtr. 8, II.
gut möb. Z. z. v.
Alexanderſtr. 10, pt.
gut möb. Z. m. od.
oh. Penſ. zu vm. (*
Bleichſtr. 19, I. lks.
möbl. Z. ſof. z. vm.
(11341)
Waldſtr. 7, ſauber
möb. Zim. z. vm.
Arheilgerſtr. 2, III.
—2 möb. 3. z. v.
Eliſab.=Str. 51, pt.l.
gr., gt. möb. Z. m.
1 od. 2 Bett. z. v.*
Schloßgaſſe 12, I.
Hottes), möbl. Z.
ſof. zu vermieten.
Frankf.=Str. 16½,II.
frdl. möb. Z., ſchön
geleg., an berufst.
Hrn. bill. z. vm. (*
Kirchſtr. 12, II. r.
gut möbl. Zimmer
zu vermieten.
Für Tankanlage!
Nähe neu.
Dapolin=
ſtelle d.
Blumenthai=
ſtraße zu vermiet.
Ang. u. F. 43 Gſch.
(11230b)
Nd.=Ramſt.=Str. 51
Werkſtätte z. vm.*
In ruhiger Lage
am Walde
möbl. Zim. an
be=
rufst. Frl. o. Hrn
ſof. zu verm. Bad
im Hauſe.
Eberſtadt/B.,
Frankenſteinerſt. 165
Seite 12
Freitag, den 31. Juli 1931
Nummer 210
Spatt, Splel und Jurnen
Boken.
Zum Fteilufk=Kampfabend des Sporkvereins 98.
„Freiluft=Boxen” erfreut ſich nach dem Kriege in Amerika
denkbarſter Volkstümlichkeit, ebenſo in Europa ſeit Einführen
der=
artiger Veranſtaltungen. Süddeutſchland iſt in laufender Saiſon
zur Nachahmung übergegangen. Am kommenden Samstag abend
wird nunmehr der Sportverein Darmſtadt 98 als vierter
ſüddeut=
ſcher Verein einen ſolchen Freiluft=Kampfabend (welcher
gleich=
zeitig ſein 11. Boxabend iſt), im Stadion am Böllenfalltor
ver=
anſtalten. Das Programm hat durch Verpflichtung der erſten
Kampfmannſchaft der Bockenheimer Turngemeinde 60 eine
gedie=
gene Beſetzung erfahren.
Im Federgewicht trifft Brauburger=98 auf den
Bocken=
heimer Wehrheim; beide ſind nach ihren Trainingsleiſtungen
guten Sport verheißende Erſtlinge. Ebenfalls im Federgewicht
kämpfen Schmidt=98 und Fiſcher=Bockenheim, zwei Bekannte
vom vorjährigen Nationalen der Bockenheimer Turngemeinde her,
wo ſich beide nach ſelten hartnäckigem Fight unentſchieden
trenn=
ten. Der 98er kann die Partie gewinnen, wenn er nach Art des
Frankfurters ohne Kunſtpauſe, kämpft”. Im Leichtgewicht ſtehen
ſich Zickler=98 und Hund=Bockenheim gegenüber. Der
Sport=
vereinler, welcher 2. DASV.=Gaumeiſter geweſen iſt, hat es durch
intenſives Training zu ſeiner bislang beſten Form gebracht;
be=
ſonders augenfällig iſt ſein ungemein hart gewordener Schlag. In
Hund hat er einen Gegner mit bemerkenswert gutem Rekord. Die
nächſte Paarung ſteigt dann im Weltergewicht, und zwar zwiſchen
Bock=98 und Friſchmann=Bockenheim. Hier bietet ſich dem
früheren DASV.ler Bock willkommene Gelegenheit, zu zeigen,
daß er nicht unverdient Gau= und 2. Kreismeiſter beim Deutſchen
Athletik=Sportverband geweſen iſt. Friſchmann iſt im
Maig=
bezirk als guter Linksboxer bekannt. Die zweite Paarung im
Weltergewicht bringt Heß=98 und Kerber=Bockenheim zwiſchen
die Seile. Von dem 98er weiß man in hieſigen eingeweihten
Kreiſen zur Genüge Näheres. Es bleibt indes noch übrig, daran
zu erinnern, daß Heß in Kreuznach ſeinerzeit Kreismeiſter wurde
und wiederholt an den Endkämpfen um die Deutſche DASV.=
Meiſterſchaft (Berlin und Frankfurt) teilgenommen hat. In dem
Bockenheimer Kerber hat Heß einen geriſſenen Ringfuchs zum
Gegner, der ein ungewöhnlich ſauber ſchlagender und dabei doch
hart boxender Kämpfer iſt. Im Mittelgewicht kommen zunächſt
zwei Jugendliche, nämlich Schäfer=98 und Seib=Bockenheim
in den Ring. Beide gehören zum vielverſprechenden Nachwuchs
ihrer Klaſſe. Weiter kämpfen im Mittelgewicht Drott=98 und
Scherm=Bockenheim. Es intereſſiert in eingeweihten Kreiſen
mit Recht, wie Drott ſich diesmal aus der Affaire zieht, zumal er,
nach ſeiner jetzigen Form zu urteilen, heute mit zu den beſten
Mittelgewichtlern im Mainbezirk zählt und andererſeits Scherm
in der jüngſten Vergangenheit führenden ſüdweſtdeutſchen
Geg=
nern ſeiner Klaſſe durchweg ebenbürtig geweſen iſt. Im
Schwer=
gewicht kreuzen Trumpfheller=98 und Limbach=
Bocken=
heim die Handſchuhe. Ohne die Bedeutung der anderen Kämpfe
zu ſchmälern, kann man behaupten, daß dieſes Treffen die
Stim=
mungsſache des Abends ſein wird. Der Bockenheimer iſt ein
außergewöhnlich raſch vorwärts gekommenes Talent. Im
End=
kampf um die diesjährige Mainbezirksmeiſterſchaft holte er ſich
nach hartem Kampf gegen ſeinen diesmaligen Widerſacher Sieg
und Meiſterſchärpe. Einige Wochen vorher hatte Trumpfheller
im gleichen Aſchaffenburger Ring den Bockenheimer glatt nach
Punkten abgefertigt. Die jetzige Partie bietet alſo dem
Sport=
vereinler Gelegenheit zur Revanche. An Können iſt keiner
ſchlech=
ter als der andere, jedoch hat der Bockenheimer ſehr deutliches
Gewichts=Vorteil, Trumpfheller dagegen iſt etwas raſcher auf
den Beinen. — Den Kämpfen voraus geht die erſte
Handball=
Begegnung der neuen Saiſon, und zwar ſtehen ſich auf dem
Haupt=
feld die Ligareſerven des Sportvereins und die erſte
Mann=
ſchaft der Turngemeinde Beſſungen gegenüber. „Die
Turnerhandballer Beſſungens haben ihre deutlichen Erfolge in
letzter Zeit nicht dem Zufall, ſondern einem grundſoliden
Kön=
nen zu verdanken. Dabei iſt die Mannſchaft vorbildlich fair und
außerordentlich raſch im Abſpiel. Von den Ligareſerven der 38er
weiß man noch aus dem letzten Spieljahr her, was die Elf kann
und es iſt nicht zuviel geſagt, wenn man die Spielſtärke der
Sportvereins=Reſerven derjenigen mancher Ligamannſchaften
un=
ſeres Bezirks ſpeziell des neuen, zumindeſtens gleichſtellt. Das
Spiel beginnt pünktlich um 18,45 Uhr. Die Preiſe für dieſe
in=
tereſſante Doppelveranſtaltung im Böllenfalltor=Stadion ſind
äußerſt volkstümliche.
Die deutſche 4mal 1500 Meter Staffelmeiſterſchaft wird am
16. Auguſt in Braunſchweig ausgetragen.
Der Leichtathletikkampf Main—Heſſen findet am 16. Auguſt
in Frankfurt auf dem Platze des SC. 80 ſtatt.
In Verbindung mit den deutſchen Leichtathletik=
Meiſterſchaf=
ten findet am kommenden Samstag in Berlin eine
Haupiaus=
ſchuß=Sitzung der DSB. ſtatt.
Die Aachener Abend=Radrennen gewann überlegen
Thollem=
beek vor Damerow, Dederichs und dem Holländer Lorry.
Waſſerball.
Rot=Weiß — „Heſſen” Worms (Liga).
Nach längerer Pauſe zeigen ſich die Rotweißen in zwei
Spie=
len am Sonntag wieder der Oeffentlichkeit.
Um 10.30 Uhr ſtehen ſich im Woog zunächſt die 1.
Jugend=
mannſchaften beider Vereine gegenüber. Rotweiß, als
diesjähri=
ger Pokal=Tuxnierſieger und langjähriger Gauſieger, wird der
ſpielſtärkſten Jugendmannſchaft des Kreiſes Südweſtdeutſchland
beſtimmt ein ebenbürtiges Spiel liefern.
Anſchließend ſtehen ſich die Ligamannſchaften beider Vereine,
die ſich ſchon manchen Kampf lieferten, gegenüber. Rotweiß, das
in den letzten Punkteſpielen reichlich Pech hatte, verſucht eine neue
Aufſtellung, von der man annimmt, daß ſie ihrem Gegner an
Schnelligkeit und Zuſammenſpiel überlegen iſt. Eintritt frei.
* handball in der 9.2.
Beginn der Pflichtſpiele der Kreisklaſſe am 9. Auguſt.
Es ſpielen: Arheilgen — Bensheim und Pfungſtadt —
Wall=
dorf. Zu einem Privatſpiel hat Bickenbach an dieſem Tage den
vorjährigen Meiſter der D. T., Tv. Frieſenheim, verpflichtet.
Von mancher Seite und namentlich aus Spielerkreiſen wird der
Beginn der Pflichtſpiele ſehr begrüßt. Der Handball iſt eben
Kampfſpiel und man will Früchte ſehen. In allen Lagern hat
man durch eifriges Ueben auf Verbeſſerung hingearbeitet. Einige
Vereine haben ſogar die Koſten für einen Trainer nicht geſcheut.
Wenn man ſie der Reihe nach betrachtet, hat Arheilgen ſeine gute
Form noch verbeſſert und dürfte ſeinen Meiſtertitel erfolgreich
verteidigen. (Trainer Jans=Darmſtadt). Bickenbach hat ſich
un=
ter Hennemann ſchön herangebildet und iſt als erſter
Mitbewer=
ber anzuſprechen. Pfungſtadt ſtellt eine ſtark verjüngte Elf, die
das frühere Mitglied Delp einübt. Auch Griesheim hat auf ſeine
ehemalige ſtarke Jugend zurückgegriffen und bereits ſchöne
Er=
folge erzielt. Walldorf hatte ſich in der Ruhezeit mehr nach
Frankfurt orientiert und am 9. Auguſt wird man die Elf in
Pfungſtadt ſehen. Aus Langen hört man, daß Irion (der Hüter)
wieder Mitglied geworden iſt. Dann wird Doll für die
Verteidi=
gung frei werden. Der Gaumeiſter Bensheim hatte das Pech,
ſeinen beſten Stürmer zu verlieren. Doch iſt Sommer gut erſetzt
worden. Man darf daher auf das erſte Spiel in Arheilgen
ge=
ſpannt ſein. Auch Groß=Zimmern verlor zwei Spieler und hat
dadurch an Stärke eingebüßt. Ueberblickend darf man ſagen, daß
die diesjährige Runde mit den acht genannten Mannſchaften eine
Beſetzung aufweiſt, die, bei dem Gedanken an die Treffen auf den
Handballfeldern, viele Herzen höher ſchlagen läßt. — Aus der
Statiſtik; Im 9. Kreis Mittelrhein ſpielen 1550 Mannſchaften,
davon 76 in der Kreisklaſſe, die ſich auf 5 Gaugruppen verteilen.
Unſere, die zweite Gaugruppe, ſpielt zweigeteilt mit je acht
Mannſchaften.
Main=Rhein=Gau.
Anläßlich des Gauturnfeſtes Offenbach=Hanau am 2. Auguſt
ſpielt unſere Gauelf in Neu=Iſenburg mit: Scheuermann (
Büttel=
born) im Tor; Jakoby und Anthes (Arheilgen) in der
Verteidi=
gung; Spahn (Tgſ. Darmſtadt) Becker (Arheilgen), Fey (
Pfung=
ſtadt) in der Läuferreihe; und Spalt (Seeheim), Kaltenbach (
Beſ=
ſungen), Götz und Braun (Arheilgen), Leonhardt (Sprendlingen)
im Sturm. Die Elf kann ſich ſehen laſſen.
Schiedsrichterprüfung in Eberſtadt.
Zur praktiſchen Prüfung der 22 Anwärter werden auf den
beiden Eberſtädter Spielplätzen elf Spiele benachbarter Vereine
ausgetragen. Das Programm iſt dermaßen glücklich
zuſammen=
geſtellt, daß mancher Verein die Eberſtädter ſicherlich beneidet.
Es ſpielen:
Feld 4: 9—10 Uhr: Eberſtadt 2. — Beſſungen 2.: 10—11 Uhr:
Eberſtadt Jgd. — Bickenbach Jgd 11—12 Uhr:
See=
heim 1. — Reichsbahn 1.: 2—3 Uhr: Beſſungen 1. —
Pfungſtadt 1.; 3—4 Uhr: 2 Schiedsrichtermannſchaften.
Feld B: 9—10 Uhr: Pfungſtadt 2. — Tgſ. Darmſtadt 2.: 10 bis
11 Uhr: Tgde. 1846 Darmſtadt 2. — Reichsbahn 2.; 11
bis 12 Uhr: Nieder=Ramſtadt 1. — Biickenbach 2.: 2 bis
3 Uhr: Pfungſtadt Jgd. — Arheilgen Jgd.; 3—4 Uhr:
Tgſ. Darmſtadt 1. — Griesheim 1.: 4—5 Uhr: Tgde.
1846 Darmſtadt 1. — Bickenbach 1.
Prüfungsausſchuß: Mündlich und ſchriftlich: Gauſpielwart
Lehr, Wenner. Feld 4: Dr. Schmidt, Hartenfels: Feld B: Wolf,
Fey. Anſchließend, 5,30 Uhr, im Lokal „Zur Eiſenbahn”
Ver=
ſammlung aller Schiedsrichter.
Handballvorſchau für Sonntag.
(Worfelden — Weiterſtadt; Walldorf — Polizei Frankfurt:
Heppenheim — Ladenburg; Urberach — Eppertshauſen Groß=
Hauſen — Hahn; Erzhauſen — Langen Reſ.)
Das bedeutendſte Spiel iſt zweifellos die Walldörfer
Be=
gegnung mit den Frankfurter Poliziſten, und es wäre erfreulich,
wenn der Ausgang bekannt würde! Auch intereſſiert weitere
Kreiſe das Abſchneiden Weiterſtadts in Worfelden.
Beginn der Gaumeiſterſchaftsſpiele am 13. September.
Freie Turngemeinde Darmſtadt — Osnabrück.
Heute abend 6½ Uhr Schwimmwettkampf im Großen Woog.
Auf der Rückfahrt von den Olympiadeveranſtaltungen in
Wien trifft heute die Wettkampfmannſchaft des Osnabrücker
Schwimmvereins hier ein und ſtellt ſich ſofort am Abend in
einem Wettkampf der Schwimmabteilung der Freien
Turn=
gemeinde Darmſtadt. Ausgetragen werden eine 4mal 100 Meter
Lagenſtaffel, 6mal 50 Meter Bruſtſtaffel, 8mal 50 Meter
Krawl=
ſtaffel 4mal 100 Meter Frauen=Bruſtſtaffel und verſchiedene
Einzelwettkämpfe. Bei der Frauen=Bruſtſtaffel wird auch eine
Mannſchaft der Freien Turngemeinde Pfungſtadt mitſchwimmen.
Den Abſchluß wird ein Waſſerballſpiel Darmſtadt — Osnabrück
bilden. Bei der Stärke der beiden Wettkampfmannſchaften wird
es zu ſpannenden Kämpfen kommen. Osnabrück gehört ſchon von
jeher zu den führenden Schwimmvereinen Süddeutſchlands. Auch
die Schwimmabteilung des hieſigen Vereins ſtellte in der
dies=
jährigen Saiſon ſchon beachtenswerte Reſultate auf. Durch
Zu=
zug konnten in letzter Zeit hier die einzelnen Staffeln noch
ver=
ſtärkt werden. Der Eintrittspreis iſt nur auf 30 Pfg. feſtgeſetzt,
ſo daß tatſächlich jedem Gelegenheit geboten iſt, ſich die Kämpfe
anzuſehen.
Poſtſporkverein Darmftadt.
Körperliche und damit auch geiſtige Ertüchtigung und
Stär=
kung der Beamtenſchaft hat auch der im vorigen Jahre nach dem
Vorbild zahlreicher anderer deutſcher Ober=Poſtdirektionen in
Darmſtadt gegründete Poſt=Spoxtverein ſich zum Ziele
ge=
nommen und am vergangenen Sonntag das Ergebnis ſeiner
Tätig=
keit auf ſeinem hübſch gelegenen Sportplatz am Dornheimer Weg
den Angehörigen der Reichspoſt dahier vorgeführt. Man darf im
voraus bemerken, daß der Erfolg ein befriedigender, ja teilweiſe:
recht guter war.
Unter den Gäſten wurde beſonders auch der Ehrenvorſitzende
des Vereins, Präſident Leiſter von der Ober=Poſtdirektion,
be=
grüßt.
In würdiger Form wurden die Darbietungen durch einen
ſchneidigen Aufmarſch eingeleitet, der einen guten
Geſamtein=
druck hinterließ. Ein ſicheres und ſchones Spiel bot der
Hand=
ball, bei dem der Anwurf durch den Herrn Präſidenten erfolgte.
Recht beifällig aufgenommen wurde das dann folgende
abwech=
ſelungsreiche „Spiel der Kinder”,
Die „Freiübungen der Herren” befriedigten, doch iſt.
anzunehmen, daß bei vermehrtem Eifer bis zum nächſten Jahre
ſich die Leiſtungen bei den guten Anlagen bedeutend ſteigern
wer=
den. Mit „ſehr gut” darf dagegen die von den Damen
vorge=
führte „Körperſchule” bezeichnet werden, die bewies, was Energie
und fleißige Uebung hervorzubringen vermögen. Den Abſchluß
der Uebungen bildete ein gefälliges „Fußballſpiel”, das beiden
Mannſchaften Gelegenheit bot, ihre Gewandtheit nach Moglichkeit
zu zeigen. Hier ſchickte Frau Präſident Leiſter den Anwuxfsball
heraus.
Nach dem gemeinſamen „Abmarſch” richtete der
Ehrenvor=
ſitzende herzliche Dankesworte an die Teilnehmer beſonders aber
an die Spielführer, Herrn Fiedler, Fräulein Müller und Herrn
Mohr, wobei er der Hoffnung Ausdruck gab, daß der Verein bei
weiterer treuer und fleißiger Arbeit im nächſten Jahre mit Stolz
beſtehen könne. Die Geſamtleitung der ganzen Veranſtaltung lag
in der ſehr geſchickten Hand des Vorſitzenden, Herrn Oberpoſtrats
Wittich, geſtützt durch Herrn Oberpoſtſekretär Wuttig.
Rennen zu Hoppegarken.
1. Preis von Heidemühle, Lehrlingsreiten. 2800 Mk. 1800
Meter 1. A. Schumanns Immerfort (Heßler); 2. Süßkirſche,
3. Buſſard. Toto: 19, Platz: 12, 13. 3—Kopf. Ferner: Ute,
Berenice.
2. Preis vom Fließ. Für Zweijährige. 2800 Mk 1600 Meter.
1. G. Schmeiſſers Kameradſchaft (Ackermann), 2. Amön; 3.
Tri=
num. Toto: 74. Platz: 22, 20, 21. Kopf—1½. Ferner: Mago, Wil=
3. Preis von Fichtenau. Ausgleich 2. Für Dreijährige. 3300
Mark, 2000 Meter. 1. Stall Heidehofs Willkomm (Maß);
2 Marie Louiſe; 3. Maſaniello. Toto: 32, Platz: 14, 18, 14.
/. Ferner: Kamerad, Altai, Novalis, Ramſes, Konflikt.
4. Preis von Woltersdorf. Für Zweijährige. 3300. Mark.
1200 Meter. 1. A. u. =C. v. Weinbergs Fauſtgraf (O= Schmidt);
2. Aventin; 3. Arabeske, Toto: 20, Platz: 12, 16. 19. 2—34.
Fer=
ner: Gralsbecher, Horos, Palaſtpage Athenais.
5. Hoppegartener Ehrenpreis. Ehrenpreis und 5200 Mark.
1600 Meter 1. Geſt. Mydlinghovens Null Ouvert (Vinzenz);
2. Chamberlin; 3. Palfrey. Toto: 35; Platz: 28, 48. 2—3.
Fer=
ner: Meiſterpolier. Narciß.
6. Preis von Eggersdorf. Für Dreijährige. Verkaufsrennen.
2800 Mark 1400 Meter. 1. Heinz Stahls Garde (Hiller); 2.
Oſt=
kind; 3. Waſſerquelle. Toto: 63. Platz: 18, 78 17. Kopf-).
Ferner: Landjunker, Trochäe. Flavia, Mandelblüte, Treuling,
Sanda, Ilſha, Feſtkönigin, Beryll. Flaggenlied.
7. Preis von Heſſenwinkel. Ausgleich 3. 2000 Mk. 1600 Mtr.
1. W. Sternbergs Heuchler (J. Svehla); 2. Nomos; 3. Bellina;
4. Immerzu. Toto: 59. Platz: 20. 16, 23, 29
Ferner:
Osram, Scapos, Morgenwind, Helmut, Idylle, Parzenländer,
Wigbert, Funker, Irrigoyen, Tannenberg 2. Flugholde.
Ausſichten für Freitag, den 31. Juli: Meiſt wolkig, wärmer, zeitweiſe
Niederſchläge.
Ausſichten für Samstag. den 1. Auguſt: Teils wolkig, teils aufheiternd,
etwas kühler mit ſtrichweiſen leichten Schauern.
G
SOllAAOIIO TTOIOT
nZen
Unsere 8 Schaufenster
sind wieder einmal das Tagesgespräch
Darmstadts. Ueberzeugen Sie sich von
unserer überragenden Leistungsfähigkeit!
DOrlOMNSROoS
Aeltestes Schuhhaus größten Umfanges
Inh. A
s t0Fiu 8
Schillerplatz 8.
Beſonders billiges
Möbel=
Angebok
1 Piano (ſchwarz),
noch ſehr gt.
kreuz=
ſaitig. Inſtrument,
380.— Mk.
1 Schlafzimmer,
nußb. pol., m.
Spie=
gelſchr., wß. Marm.
u. Spiralrahmen
340.— Mk.
1 Büfett, pol., 50ℳ0
1 Waſchkommode,
f neu, mit weißem
Marmor u. Spieg.,
nußb pol., 115 ℳ,
mehr. Schreibtiſche
von 30 ℳ an,
Klubſofa mit 2
Seſſeln 45 ℳ, 1 gt.
Chaiſelongue mit
Plüſchdecke u.
Wand=
behang 55 ℳ, vier
eich. K.=Lederſtühle
ä 7 ℳ, 1 weiß. eiſ.
Bettſtelle m. Matr.
22 ℳ, 1 gutes pol.
Vertiko 40 ℳ.
Fern. ſehr preisw.
mehrere mod. elekt.
Beleuchtungskörper
1 Teppich, mehrere
Tiſche, Schränke,
2 Divane, 2 Büch.=
Schränke, 1 modern
Rauchtiſch mit
ge=
hämm. Meſſingpl.,
1 Pfeilerſchrank.
Blumengrippen etc.
11342
8i
3 Alexanderſtr. 3.
Telef. 4164. (*
Geschäftsübernahme u. Emptehleng!
Meiner verehrten Kundschaft zur gefl.
Kenntnis, daß ich meine seither betriebene
Bäckerei und Konditorei
Herrn Kourad Gerbig übergeben habe. Ich danke
meiner verehrten Kundschaft für das mir geschenkte
Vertrauen und bitte, dasselbe auf meinen Nachfolger
übertragen zu wollen. Darmstadt, den 31. Juli 1931.
Heinrich Lepp, Bäckermeister, Soderstr. 79
Im Anschluß an vorstehende Mitteilung bitte
ich die verehrte Einwohnerschaft, insbesondere
die werte Kundschaft meines Vorgängers, mein
neues Unternehmen gütigst unterstützen zu wollen.
Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, meine
Kundschaft prompt und reell zu bedienen.
lch bitte um geneigten Zuspruch und zeichne hochachtungsvoll
Bächer- Darmstadt
DadHerel U. Kondtorel Konrad Gerhig meisſer Soderstr.79
Wer zögert! Kompl.
Schlafz., wß.
Mar=
mor, f. nur 575 ℳ
ſof. zu verk. Ang.
unt. F. 122 Gſchſt. *
1 Nähmaſch. 18 ℳ
1 Zinkbadew. 10 ℳ
1 Federdeckb. 12 ℳ,
1 Bettgeſt. m. Spr.. 20 ℳ. 1 Tiſch
(nußb.) 12ℳ 1rd.
Büroſtuhl 6.50 ℳ.*
Roßdörferſtr. 49, pt.
Breite
Nußbaum=
bettſt. (a. als 2ſchl
zu gebr.) mit guter
Matratze zu verk.
erlenberg 13, rcht.
Wittmannſtr. 25, II.
Mobel zu vert.
mfi)
Schiedmayer=
Klavier,
ſehr gut erhalten.
preiswert zu verkf.
Anzuſeh. 4—6 Uhr
Beckſtraße 63, I. (
Ausziehtiſch mit 2
Stühlen, neuwert.,
f nur 50 ℳ z. verk.
Näh. Geſchäftsſt. (2
Schweres, hocheleg.
Schlafzimmer.
kauk. Nßb. preisw.
Odenw. Möbelhaus
Eſchollbr.=Str. 18.
Neuer Maßanzug,
dunkelbraun geſtr.,
Gr. 48, ſtatt 100 ℳ
für 60 N zu verkf
Rheinſtraße 4, III.
(Schneiderei).
Herrenrad . . 18ℳ
Dam.= u.
Knaben=
rad bill. z. verkauf.
Karlſtr. 14, Laden.
(11312)
Damenrad m. Frlf.
35 ℳ, Herrenrad m.
Freilauf, 30 ℳ
ſehr gut erhalten.*
Werkſtätte Brunner
Heinheimerſtr. 16.
Neues Anker=Dam.=
Fahrrad, nicht
ge=
braucht, u. weißes
Bett mit Matratze
zu verkauf. (11293
Schulze,
Beſſungerſtr. 208.
Damenrad m. Gar.
für 45 ℳ zu verk.*
Barkhausſtr. 15, pt.
Guterh. Zinkbadew.
18 ℳ z. v. A. Kling
Grafenſtraße 35.
1 Herrenrad 25 ℳ,
1 Adler=Herrenrad,
neu bereift, 35 ℳ.
Karlſtraße 71, III.
Aeuß. Gelegenheit!
Damenrad (neu)
43 Mk. — A. Glatz,
Neckarſtraße 26.
Weiß. Kinderwagen
8 ℳ, 2 Bettſtellen,
eine m.
Spiralma=
tratze, 36 u. 10. ℳ
verkaufen. Große
Ochſengaſſe 22, II.*
Weiß. Kinderbett,
Sportwagen z. vk.*
Mathildenſtr. 32, II
Nammer 210
Freitag, den 31. Juli
jatte
Was geht in der deutſchen Bankwelt vor?
Deutſchlands größke Provinzbank gibt ihre Selbſtändigkeik auf. — Bankenblack in Mikkeldeutſchland!
Wie der Zuſammenſchluß in der Bankwelt begann. — Vor einer Zuſion der Großbanken?
Einſchränkung der Aufſichlsrakspoſten nokwerdig.
Produkkenberichke.
Wie eine Bombe hat die Nachricht von der Aufnahme der
Allge=
meinen Deutſchen Creditanſtalt Leipzig durch die Sächſiſche Staatsbank
gewirkt. Mag man dieſen, beinahe über Nacht vollzogenen
Zuſammen=
ſchluß der beiden Banken auslegen wie man will, man mag von
organi=
ſatoriſchen Maßnahmen und Verbilligung der Unkoſten ſprechen; eines
gder kann man nicht aus der Welt ſchaffen: Es muß ſchon eine zwin=
Fende Notwendigkeit vorliegen, wenn ein ſo führendes Inſtitut, wie es
e Adca bisher geweſen iſt, nach etwa ſiebzigjährigem Beſtehen ſeine
Eelbſtändigkeit aufgibt, um ſich unter den Schutz der Sächſiſchen Staats=
Hank zu begeben. Weit über Sachſen hinaus, ja ſogar für ganz
Mittel=
ſeutſchland, war die Allgeneine Deutſche Creditanſtalt die maßgebende
Bank. Gab es doch kaum einen Induſtriezweig, an dem ſie nicht durch
größere Kredite intereſſiert war. Sie hat den Maſchinen= und
Auto=
mobilbau finanziert, der Zigaretteninduſtrie Kredite gegeben, den
Rauch=
perenhandel unterſtützt, maßgebenden Einfluß bei führenden
Motoren=
ſabriken beſeſſen, kurz, ſie iſt einer der wichtigſten Kreditgeber der
ſächſi=
ſchen und thüringiſchen Induſtrie geweſen. Auch die ſächſiſche
Textik=
induſtrie ſtand in engſter Geſchäftsverbindung mit der Adca, die man
als die größte deutſche Privatbank bezeichnen kann. Beſaß ſie doch neben
der Leipziger Zentrale mit 15 Depoſitenkaſſen und der Dresdener
Zweig=
ſtelle mit ſechs Depoſitenkaſſen nicht weniger als 75 Filialen in allen
bedeutenden Orten Mittel= und Oſtdeutſchlands. Große internationale
Firmen, wie beiſpielsweiſe Hallgarten u. Co. in New York, hatten
grö=
ßere Aktienpoſten der Bank erworben, deren Geſamtumſatz etwa 22
Mil=
liarden Mark betrug. Wenn ein ſolches Inſtitut ſich dazu entſchließt,
ſeine Selbſtändigkeit aufzugeben, dann müſſen ſchon ſchwerwiegende
Gründe für dieſes aufſehenerregende Ereignis vorliegen. Gewiß mag
es zutreffen, daß im Augenblick keine akuten Schwierigkeiten bei der
Bank beſtehen. Aber es muß doch Aufſehen erregen, wenn ein ſo
wich=
tiger Beſchluß tatſächlich über Nacht gefaßt worden iſt. Es wird denn
auch bereits jetzt zugegeben, daß eine Anzahl von Induſtriekrediten, die
die Adca gegeben hat, eingefroren, alſo im Augenblick uneinbringlich
geworden ſind, und damit dürften diejenigen recht behalten, die der
An=
ſicht ſind, man hätte die Fuſion unbedingt noch vor Aufhebung der
Zah=
lungsſperre ins Werk ſetzen wollen.
Es bleibt abzuwarten, iſt jedoch ſehr wahrſcheinlich, daß man ſchon
in den nächſten Tagen von weiteren Fuſionen, alfo. Aufnahmen der
Sächſiſchen Staatsbank, hören wird. Gut unterrichtete Leute wollen
wiſſen, daß auch die Thüringiſche Staatsbank und wahrſcheinlich auch die
Sächſiſche Girozentrale ſich dem Mitteldeutſchen Block anſchließen
wer=
den. Damit dürfte die Konzentrationsbewegung im Bankgewerbe, die
Wirtſchafliche Rundſchau.
Zinkhüttenproduktion. Die Zinkhüttenproduktion belief ſich nach
einer Aufſtellung der Metallgeſellſchaft A. G., Frankfurt a. M., im
Mo=
nat Juni in Amerike auf (in metr. To.) 34 375, im Mai auf 37 5B8, und
im Monatsdurchſchnitt des Vorjahres auf 50 429; in Auſtralien auf
4500, 4700 (4662), in Aſien (teilweiſe geſchätzt) auf 2700, 2700 (2675),
in Afrika auf 1041, 1031 (1026). Für Europa laſſen ſich keine
Geſamt=
ziffern angeben, da die Berechnungen für einzelne Länder fehlen. Sie
betrug in Polen (teilweiſe geſchätzt und ohne Zinkſtaub) 11 500, 12000
(14 541), in Deutſchland (ohne Zinkſtaub 2536, 2899 (8107), und in
Frank=
reich 5250, 5447 (7558).
57 893 Millionen Franken Gold in der Bank von Frankreich. Aus
der Wochenbilanz der Bank von Frankreich vom 17. bis 24. Juli geht
hervor, daß alle Rekorde hinſichtlich der Goldzufuhr nach Frankreich
geſchlagen worden ſind. In der Berichtswoche floſſen dern franzöſiſchee
Noteninſtitut in der Tat nicht weniger als 1246 Millionen Franken in
Gold zu, ſo daß der Goldbeſtand die neue Rekordhöhe von 57 893
Mil=
lionen Franken erreicht. Die Deviſenreſerven ſind um 105,5 Millionen
geſunken, die kurzfriſtigen Kredite im Auslande um 922 Millionen Fr.
Der weitaus größte Teil des neuen Goldzufluſſes ſtammt aus London.
Spaniſche Banknoten und Freimarken. Der ſpaniſche
Finanzmini=
ſter hat durch Erlaß angeordnet, daß die Bank von Spanien neue
Bank=
noten mit den Hoheitszeichen der Republik ausgeben wird. In der
Zwiſchenzeit ſollen die im Umlauf befindlichen Noten der Monarchie
weiter benutzt, aber zur Abſtempelung vorgelegt werden. Die Friſt zur
Abſtempelung beginnt am 10. Auguſt und dauert drei Monate. Vom
10. September an gibt die Bank von Spanien nur noch abgeſtempelte
Noten aus, vom 20. September ab werden von den öffentlichen Kaſſen
nur noch mit Stempel verſehene Noten in Zahlung genommen. Man
rechnet damit, daß durch dieſe Maßnahme die in den Strickſtrümpfen der
Spanier theſaurierten Noten herausgelockt und die ſeit der Revolution
ins Ausland abgewanderten Noten zum Rückfluß veranlaßt werden.
Wie der Finanzminiſter bekanntgab, werden demnächſt neue
republika=
niſche Freimarken an die Stelle der mit dem Bildnis des Exkönigs Alfons
geſchmückten ſpaniſchen Poſtwertzeichen treten.
Mekallnokierungen.
faſt vor genau zwei Jahren, im September 1929, ihren Anfang
genom=
men hat, weiter fortgeſetzt werden. Man erinnert ſich wohl noch des
ungeheuren Aufſehens, das damals die völlig unerwartet gekommene
Verſchmelzung der Deutſchen Bank und der Diskonto=Geſellſchaft
her=
vorrief. Damals beſtand noch kein Zwang zu einer ſolchen Fuſion,
ledig=
lich Erſparnismaßnahmen ſtanden im Vordergrund der Erwägungen.
Auch im Ausland rief dieſe Verſchmelzung außerordentliches Aufſehen
hervor. „Vor dieſer ſenſationellen Fuſion der Deutſchen Bank und
Dis=
konto=Geſellſchaft hatte man bereits die Verſchmelzung der Nationalbank
für Deutſchland mit der Darmſtädter Bank und der Mitteldeutſchen
Kre=
ditanſtalt mit der Commerz= und Privatbank erlebt. Aber das waren
immerhin keine ſo welterſchütternden Ereigniſſe geweſen, denn man
hatte in Börſenkreiſen gewußt, daß ſich die aufgenommenen Großbanken
nicht lange ihrer Selbſtändigkeit würden erfreuen können.
Man muß es offen und deutlich ausſprechen: Der Nimbus der
Groß=
banken, der dieſe ſo lange umſtrahlt hatte, iſt mit dem Zuſammenbruch
der Darmſtädter Bank erloſchen. Obwohl die Beſorgniſſe des
Publi=
kums völlig unbegründet ſind, will das Mißtrauen des Publikums nicht
ſchwinden. Aber die Einführung der Bankfeiertage hat die breite Maſſe
ſtutzig gemacht; ſie ſieht nur die Tatſache, daß ſie ihr Geld nicht von der
Bank zurückerhalten kann. Man weiß, daß wirtſchaftliche Erwägungen
bei der Mcſſe nicht beliebt ſind, und daher nehmen ſich die Sparer, die
vor den Banken auf die Auszahlung kleinerer Beträge warten, nicht
die Mühe, auf die Hintergründe der eingeſchränkten Zahlungsmethoden
einzugehen. Wenn erſt die Banken wieder voll zahlen werden, wird es
hoffentlich gelingen, die Kundſchaft der Banken zu vernünftiger,
über=
legter Handlungsweiſe zu erziehen
Mit den bereits vollzogenen und den noch bevorſtehenden Fuſionen
dürfte auch eine andere Sanierungsmaßnahme Hand in Hand gehen,
nämlich die Einſchränkung der Aufſichtsratspoſten. Genaue Kenner der
Verhältniſſe haben immer wieder ihre Stimme dafür erhoben, daß die
Zahl der gut dotierten Aufſichtsratspoſten bei den einzelnen
Unterneh=
mungen eingeſchränkt werden ſollte. Bei den Zuſammenbrüchen der
letzten Zeit hat man geſehen, daß leider viele Aufſichtsratsmitglieder
ihre Poſten als eine Art repräſentativer Tätigkeit aufgefaßt haben. So
iſt es ja auch nur zu verſtehen, wenn einzelne Männer mehr als 100
derartige Poſten auf ſich vereinigt haben. Hätten ſie die Abſicht
ge=
habt, jede einzelne dieſer Geſellſchaften genau im Auge zu behalten,
dann hätten ſie nicht eine ſolche Unzahl derartiger Poſten annehmen
dürfen. Dieſen Uebelſtand abzuſchaffen, dieſe Farce einer Aufſicht zu
beſeitigen, muß ſchleunigſte Aufgabe der Regierung ſein.
Berliner Deviſen=Feſtſetzung vom 30. Juli 1931.
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia”
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Schweiz
Viehmärkke.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 30. Juli
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg. Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Deutſche
Elektrolytkupfernotiz) auf 76,75 RM. Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
ver=
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Be=
zablung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium 98 bis 99
Prozent in Blöcken Walz= oder Drahtbarren 170 RM.
desglei=
chen in Walz= oder Drahtbarren 99 Prozent 174 RM. Reinnickel
98 bis 99 Prozent, 350—352 RM. Antimon=Regulus 51—53 RM.,
Feinſilber (1 Kg. fein) 38,25—40,25 RM.
* Darmſtädter Viehmarkt vom 30. Juli. Aufgetrieben waren 10
Ochſen, 88 Kälber, 8 Schafe. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber auf
a) 48—52, b) 42—47, c) 38—41. Pfg. pro Pfund. Marktverlauf:
ſchleppend.
Mannheimer Viehmarkt vom 30. Juli. Auftrieb — Zufuhren: 193
Kälber, 28 Schafe, 136 Schweine, 634 Ferkel und Läufer, 1 Ziege. Es
koſten 50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Kälber a) —, b) 50—56, c) 44
bis 48, d) 38—40, e) 28—34; Schafe b) 30—32. Es koſteten pro Stück:
Läufer 16—20, Ferkel bis vier Wochen 6—10, über vier Wochen 12
bis 16 RM. Marktverlauf: Mit Kälbern ruhig, mit Ferkeln und
Läu=
fern mittel.
Frankfurter Viehmarkt vom 30. Juli. Der Auftrieb des heutigen
Nebenmarktes beſtand aus 62 Rindern, 727 Kälbern, 129 Schafen und
665 Schweinen. Verglichen mit dem Auftrieb des letzten Nebenmarktes
vom Donnerstag der vergangenen Woche, waren 42 Rinder, 193 Kälber,
69 Schafe und 67 Schweine weniger angetrieben. Marktverlauf: Kälber
und Schafe: ſchleppend, geräumt. Schweine; ſehr rege, ausverkauft.
Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht in Mark: Kälber a) —
b) 47—51, c) 42—46, d) 34—41; Schafe a) 1. 40—44, 2. —: b) 33
bis 39, c) und d) —. Schweine a) —, b) 48—51, c) 50—52, d) 50
bis 52, e) 47—51. — Fleiſchgroßmarkt. Beſchickung: 615 Viertel
Rind=
fleiſch, 77 ganze Kälber, 10 ganze Hämmel, 305 Schweinehälften.
Preis für einen Zentner friſches Fleiſch in Mark: Ochſen= und
Rind=
fleiſch 1. 68—72, 2. 55—65. Bullenfleiſch 60—66. Kuhfleiſch 2. 40—50,
3. 30—40. Kalbfleiſch a70—85. Hammel= und Schaffleiſch —.
Schweine=
fleiſch 1. 60—65, 2. —. Geſchäftsgang des Fleiſchgroßmarktes: rege.
Mannheimer Produktenbericht vom 30. Juli. Die Preiſe verſtehen
ſich per 100 Kilo netto waggonfrei Mannheim ohne Sack: Weizen inl.
ſofort 25,25, desgl. ausländ. 31—32; Roggen inländ, ſofort 19,50—20,
desgl. 8 Tage 19—19,50; Hafer inländ, alter 19—20; Futtergerſte 18
bis 18,50; Sohaſchrot 13,00; Biertreber, mit Sack 10,75—11;
Trocken=
ſchnitzel 6,75; Wieſenheu, loſes 4,80—5,20; Luzernekleeheu 5—5,60;
Stroh, Preßſtroh, Roggen=Weizen 3,30—3.50; desgl. Hafer=Gerſte 2,80
bis 3,00; Stroh, geb., Roggen=Weizen 2,70—2.90, desgl. Hafer=Gerſte
2,40—2,60; Weizenmehl Spezial Null, mit Sack 41,25, Sept.=Oktober
35,50; Roggenmehl, mit Sack 32; Weizenkleie, feine, mit Sack 10,50.
Tendenz: ſtetig. Das Intereſſe für neuen Weizen in nahen Poſitionen
hat ſich gebeſſert, da die alten Vorräte erſchöpft ſind. Auslandsweizen
geſchäftslos.
Berliner Produktenbericht vom 30. Juli. Am Produktenmarkte
ſetz=
ten ſich die Preisrückgänge heute weiter fort, da die Käufer die
notwen=
digſten Anſchaffungen vornahmen und ihre Gebote 2—3 Mark gegen
den geſtrigen Börſenſchluß ermäßigt hatten. Das erſthändige
Inlands=
angebot von Weizen und Roggen iſt allerdings im allgemeinen mäßig,
was in der Hauptſache darauf zurückzuführen iſt, daß nunmehr die
Erntearbeiten bei faſt ſämtlichen Halmbrüchen zuſammentreffen und
in=
folgedeſſen nur wenig Material an die Märkte kommen kann; teilweiſe
dürfte auch der Aufruf des Reichslandbundes nicht ohne Beachtung
ge=
blieben ſein. Das Geſchäft in Brotgetreide geſtaltete ſich ziemlich
ſchlep=
pend, zumal auch der Mehlabſatz nach wie vor nicht über die Deckung
des notwendigſten Bedarfes hinausgeht. Die Mehlpreiſe waren
gleich=
falls kaum behauptet; auch Kleie iſt ſchwer unterzubringen und liegt
ſchwächer. Der Hafermarkt zeigte bei mäßigem, aber ausreichendem
Angebot ſtete Veranlagung. Von Winter= und Sommergerſte finden
nur feinſte Qualitäten Beachtung.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 30. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 51,25, September 50¾, Dezember
54,75; Mais: Juli 68,25, September 50½ Dezember 44; Hafer:
Juli 22½, September 23½; Dezember 26; Roggen: Juli 33½,
September 35, Dezember 39.
Schmalz: Juli, September 7,70, Oktober 7,62½, Dez. 6,85.
Speck loco 7,75.
Schweine: Leichte 8,00—8,35 ſchwere 5,90—6,80;
Schweine=
zufuhren in Chicago 17 000, im Weſten 60 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 30. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 8,45; Talg, extra loſe 3½.
Getreide. Weizen: Rotwinter 61,25, Hartwinter 60,25; Mais:
loco New York 70%; Mehl: ſpring wheat clears 3,90—4,15:
Ge=
treidefracht nach England 1,6—2,3 ch, n. d. Kontinent 8—8½ C.
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze 76, Loconotiz 5; September
5,07, Oktober 5,15, Dezember 5,31, Januar 1932 5,43, März 5,58,
Mai 5,70, Juli 5,90.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Wie der Verein der Getreidehändler an der Hamburger Börſe
mit=
teilt, werden die Notierungen im handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäft
für Getreide am Samstag, 1. Auguſt d. Js., wieder aufgenommen.
Nach Berechnungen der Statiſtiſchen Abteilung der Metallgeſellſchaft
A. G., Frankfurt a. M., ſtellte ſich die Kupferhüttenproduktion im Monat
Juni d. J8. auf (in metr. To.) insgeſamt 115 621 gegenüber 117 411 im
Mai und 135 631 im Monarsdurchſchnitt des Jahres 1930.
Wie der Deutſche Handlungsgehilfenverband mitteilt, iſt der
zwi=
ſchen den Arbeitgebern Nordweſt und den Angeſtelltenverbänden
hinſicht=
lich der Regelung der Gehälter der kaufmänniſchen und techniſchen
An=
geſtellten ſeit Monaten beſtehende tarifloſe Zuſtand durch den Abſchluß
einer neuen tariflichen Einkommensregelung mit Geltung ab 1. Juli
beendet worden. Das Abkommen läuft unkündbar bis zum 29. 2. 1932.
Die Süddeutſche (oberrheiniſche) Mühlenvereinigung G.m.b.H. in
Mannheim und die Vereinigung weſtdeutſcher Mühlen G.m.b. H. in Köln
haben ſoeben ihre Konventionen wieder um einen Monat, bis 31. Aug.
1931, verlängert.
Die Schwediſche Reichsbank hat mit Wirkung ab Freitag den
Dis=
kontſatz um 1 Prozent auf 4 Prozent erhöht.
Der Diskont der Bank von England wurde geſtern wiederum um
1 Prozent, alſo von 3,5 auf 4,5 Prozent, erhöht.
Für nächſte Woche iſt in Warſchau die Gründung einer polniſchen
Beamtenbank geplant, der 75 000 Beamte als Intereſſenten angehören.
Die Bank ſoll den Beamten langfriſtige Kredite gewähren. Die
polni=
ſche Regierung hat der Bank einen Kredit von drei Millionen Zloty zur
Verfügung geſtellt.
Zu den Meldungen, daß mit einer bevorſtehenden Schließung der
Hauptbetriebe der Ford=Werke in Detroit zu rechnen iſt, wird von der
Betriebsleitung der Fordwerke erklärt, daß es ſich um eine
vorüber=
gehende Schließung der Werke für die Dauer von etwa einem Monar
handele, und beabſichtigt ſei, danach die Werke wieder fortzuführen.
Die Aktionäre der amerikaniſchen Oelgeſellſchaften Standard Oil Cy.
of New York und Vacuum Oil Cy. haben den von der Leitung der
bei=
den Geſellſchaften geplanten Zuſammenſchluß gebilligt. Die neue
Geſell=
ſchaft, die den Namen „Socony=Vacuum Corporation” führen wird, hat
ein Aktienkapital von annähernd einer Milliarde Dollar.
Die Bank von England verkaufte geſtern 582 172 Pfund Sterling
Barrengold, die in der Hauptſache noch Holland gingen, außerdem
expor=
tierte ſie 39 000 Pfund Sterling Münzgold. Dagegen wird ein Zugang
von 98 000 Pfund Sterling Münzgold ausgewieſen.
Nach Berichten japaniſcher Blätter macht ſich auch auf dem
japant=
ſchen Geldmarkte in den letzten Wochen ein wachſender Abfluß
auslän=
diſcher Kapitalien bemerkbar. Die Bank von Japan hat im letzten
Quartal 200 Millionen Yen an Einlagen verloren, davon ſind 120
Mil=
lionen Yen ins Ausland gewandert.
Kommen; Sehen;
Staunen
über
Koffer-Kelbs
Leistung.
Eleg. Besuchstaschen
4.50 6.00 7.50
dar. echt Chamäleon u. Krokodil.
Die praktische beliebte
Elnk.-Tasche, prima
Vollrind-
leder mit Stoff-Futter zu 6.00
Der Koffer zu 4.50, 65 cm
bietet alle Vorteile.
Ecke Schuchard- u, Luisenstraße
Elisabethenstraße 1. 11332
WEIBLICH
Suche f. kl. Haush.
ein Mädchen
(nicht u. 20 Jahr.)
tagsüb. f. Hausarb.
Näh. Geſchäftsſt. (*
Mädchen f. Haus=*
arbeit u. Servieren
geſucht. — Café
Scherer, Griesheim.
Sol., ehrl. Mädchen
für Haushalt und
Servieren geſucht.
Obergaſſe 7. (*
Alleinſteh. Dame ſ.
tücht., im Koch. u.
Näh. erfahr.
Allein=
mädch. geſetzt. Alt.
ls Stütze. Ang. m.
m. Zeugn.=Abſchr. u.
F. 120 a. d. Gſchſt.
(11323)
Servierfräulein
geſucht.
Roßdörferſtraße 24.
MNMLIcK
Süddtſche. Reklame
„Aviſta” ſucht ein.
tüchtige Leute bei
lohnend. Verdienſt.
Vorzuſt. heute 1—
Darmſtraße 39. (*
Zur Erweit, eines
priv. Salonorcheſt.
werden noch einige
Muſikliebhaber
(Violine, Cello,
Flöte uſw.) geſ.
Ang. u. F. 108 Gſch.
WEIBLICH
Jung., ſelbſtänd u.
zuverläſſ. Mädchen,
d. Haushalt führen
kann, ſucht Stellg.,
en auch auswärts.
Offerten u. F. 97
a. d. Geſchäftsſt. (*
Neu eingetroffen:
Hasch duf Hidten
in großer Auswahl
zu enorm billigen Preisen.
Für Wirte:
g dick 23 cm . .
TeIOI Fabrikat Bauscher
Küchenmagazin 1323
Mietschmann
10 Ludwigstraße 10
Zeugnisabſchriften
Bäumer’s
Vervielfältigungsbüro
Rheinſtraße 8 — Tel. 1223.
Jg.
Bäckermeiſters=
tochter ſucht zum 1.
Sept. Stellung in
Konditorei z.
wei=
teren Ausbildung,
ohne Lohn, gegen
Taſcheng. (1V11327
Käthe Hartz,
Duisburg,
Immendalſtraße 43.
MäNMLIcH
Jüngere perfekte
Stenotypiſtin ſucht
Stellung per ſofort
od ſpäter. Gfl.
An=
geb. u. F. 115 Gſch.*
Servierfräulein
a. g. Fam. ſucht ſ. z.
verändern, a. liebſt.
Tagescafé. Ans. u.
F. 106 a. d. Geſch.*
Weißzeug=Näherin,
die auch einf
Klei=
der näht, ſucht noch
einige Kund. Tag
3 ℳ. Näh. Geſch. *
Suche
z. Herbſt für meine
Tochter
Anfangsſtellg.
in Kontor od.
An=
waltsbüro a. Platz.
Alt. 19 J. Oberſek.=
Reife, ſol. Kenntn.
in Stenog., Maſch.=
Schreiben u. Buchf.
Ang. erb. u. F. 101
a. d. Geſchäftsſt. (*
Alleinſteh., ſchuldl.
in Not gek. Frau
Mitte 30 J. ſucht
Beſchäftig. u. Verd.
auch ſtundenw.
Ang. u. F. 98 Gſch.
Lehrſtelle.
f. kaufmänn. Büro
baldmögl. geſucht.*
Angeb. erb. unter
F. 116 a. d. Gſchſt.
Neue Kurfe
ab 3. Auguſt für
Anfänger
in Franz., Engliſch
u. Spaniſch.
Für Fortgeſchr.
Eintritt jederzeit.
Handelsk.,
Sonder=
abt.: Ueberſetzung.
The Berlitz=School
of Languages,
Wilhelminenſtr. 19.
Tel. 613. (11218b
Bonder Ingeser
nur so lange Vorrat
Holsteiner
Venelalurst ri 1.30
HugänerDess. Streichkäse
3 Stück V0
9
Bortan, delearüigen
3 Dosen VG=
Schade &
Fülgrabe
95 Rückvergütung
Zuchknerze!
(Quebek Stanſtead
Strain) die beſten
z. Zucht geeig., hat
preisw. abz. Moos,
Zellhauſen,
Kr. Offenbach. Efs
Jg. Angora=Kater
i. gt. Hände abz.
Lauteſchlägerſt. 6. p.
8 Wochen alte
Enten zu verk.
Forſtmeiſterſtr.
FetteSchlachthühner
und Pekingenten
billig zu vk.
Brun=
ner, Grohberg 7. (*
Nummer 210
Sommer-Spielzeit
Bruno Harprecht
im Hess. Landestheater.
Schloßkeller
Heute und folgende Tage
Heute und folgende Tage
vielfachen Wänschen entsprech.
in Neuaufführung!
Anny Ondra, das Mädel
mit den schönen Beinen und
Belix Fressart in der
entzückenden Tonflm-Groteske
Eine Freundin
so goldig wie
Du
Regie: Karl Lamac.
Weitere Hauptdarsteller sind:
Siegfried Arno, Adele Sandrock,
Andr. Pilot u. v. a.
Anny „fährt Auto‟, Anny,tanzt
Tango‟, Anny „singt‟
aber wie —
Darüber werden Sie lachen.
Dazu (V.11289
das gute Beiprogramm
Heute und folgende Tage
bringen wir den großen
Abentenrer-Film
Heute Freitag
EHREN-ABEND
der Kapelle
Lutschinuschka
Geschloss. Vorsteilung des vielumstritt. Filmwerks
Freitag, 31. Juli
Freitag=Miete, 5. Vorſtellung
Samstag, 1. Auguſt
Anfang 20 Uhr Ende 22.30 Uhr
Letzte Wiederholung des
ſtürmiſchen Heiterkeits=Erfolges:
„Politik” uusda
(Haſenklein kann nichts dafür)
Schwank in 3 Akten einem
Vor=
u. Nachſpiel v. H. Mahner=Mons.
Haſenklein”, allabendlich: Br. Harprecht
Ber
Fldchtlins
Ein Tonfilm in deutscher Sprache nach dem
weltbekannten Buch von Erich Maria Remargue.
Laut Entscheidung der Reichsfilmprüfstelle Berlin
sind nachsteh. Organisationen u. deren
Familienan-
gehörige zur Vorführung zugelassen:
1. Verbände und Vereinigungen ehem.
Kriegsteil-
nehmer, der Kriegsbeschädigten und
Krieger-
hinterbliebenen;
2. Verbände, Arbeitsgemeinschaft. u. Vereinigung.,
die dem Zweck des internationalen Friedens
dienen;
3. Berufsverbände, Berutsvereine, Standes- und
Bildungsvereinigungen.
Der Ausweis einer der oben angeführten
veranstal-
tenden Organ cationen berechtigt zur Entnahme
von Eintrittskarten im Vorverkauf, der täglich
ab 11 Uhr morgens ununterbrochen an der Kasse
des Union-Theater, Rheinstraße 6 stattfindet.
Vorstellungen: Wochentags: 4.00, 6.15 u. 8.30 Uhr
Sonntags: 2.00, 4.05, 6.10 u. 8 20 Uhr
Jugendliche haben keinen Zutritt.
— Ehren- und Freikarten gesetzlich verboten.
Regie: Frank Lloyd.
mit Richard Barthelmees und
Mary Astor.
Sauerbraten
agtiſch 808 Kartoffelklöße
oder
haus
27. Ragout fin.
ath
sſtr. 5 K J0uſ I Kartoffel=Croquett.
Schweinskotelette, Kart, Sal. 65.9
Richard Barthelmees spielt
einen spanischen Edelmann,
der ein abenteuerliches
Räuber-
leben führt, um seinem
unter-
jochtem Volke zu helfen.
Dentsche Friedens-Gesellschaft
Ortsgruppe Darmstadt.
Unsere Mitglieder machen wir darauf
aufmerksam, daß sie gegen Vorzeigen
ihrer Mitgliedskarte oder der letzten
Beitrags-Ouittung. Eintrittskarten zu
dem Film „Im Westen nichts Neues”,
lösen können. Mitgliedskarten können
bei Herrn G. Müller, Grafenstr. 22 Htb.,
abgeholt werden.
Neuanmeldungen, auch zur Gruppe
der „Pazif. Jugend”, werden jederzeit
Dazu das
tönende Beiprogramm.
Beginn: 3.45, 6.00 u. 8.20 Uhr
Beginn: 3.45, 6.00 u 8.20 Uhr.
Achtung!
Kleines, nußbaum
poliertes Büfett
zu kaufen geſucht.
Offerten mit Preis
u. F. 107 Geſch.
Unterhalb d.
Pal=
laswieſenſtr. kann
laufend
Efsg
Tel. 4348 Dieburgerſtr. 97 Inh. Hans Tod
Heute Freitag, abends 8 Uhr
Großes
werden.
Qualitäts=
arbeit wd. zugeſich
Adam Dehus,
Eberſtadt.
spielt
bei freiem Eintritt Freitag Abend 8 Uhrs
im „Hessischen Hof, Wilhelminenstr. 1 8
50 Muſiker
Leitung: Kammerbirtwoſe Lonis Kümmel
(11315
Eintritt frei.
Im Ausſchank das beliebte
Wiener Doppelkronen
Werbewoche!
Spezial=Miſchung
Pfund 2.60 Mk.
J. Schellhaas,
Karlſtr. 50. (9512a
Sonntag, den 2. Auguſt
Großes Streichkonzert
Stadt=Orcheſter. Eintritt frei.
Gelegen-
heitskauf!
Echt silberne
Be-
stecke, 6 Messer
Gabel, Löffel, 6
Des=
sert-Messer u. Gabel,
6 Teelörtel, 36 Teile,
nur Mk. 145.—.
billiger wie Alpaca.
Kurkz-Wuls
Rheinstraße 22.
Pfirsich-Bowle
An der Fahrt zum Endſpiel um die
ſüd=
deutſche Handballmeiſterſchaft a. 2. Aug.
in Fürth in Bahern können noch einige
Perſonen teiln, Pr. 7.00 pro Perſ. (Polſterſ.)
Anmeldungen bis Samstag, 1. Anguſt,
18 Uhr b. Leiderer, Heinheimerſtr. 16, I. u.
Skurnik, Zeitſchriften in der Poſt.
eigene Bereitung
aus Traubenwein und frischen Früchten
Flasche Mk. 1.25
Köstlich im Geschmack und Aroma
Vervielfältigungen,
Schreibmaſch.=Arb.
S. Jooß,
Rhein=
ſtraße 47, Tel. 1739
Beachten Sie bitte mein heutiges Angebot
Embfehle in allerfeinſter Qualität und friſch
geſchlachtet:
Ein großer Poſten Suppenhühner
per Pfd. nur 75 6
Maſthühner, allerfeinſte Ware,
per Pfd. von 1.— ℳ an
Junge diesj. Hahnen, 1—4Pfd. ſchwer,
per Pfd. von 1.20 ℳ an
Prachtvolle dicke junge Tauben
Stück von 60 c an
diesj. Gänſe, das beſte, was geboten
wird, per Pfd. von 1.20 ℳ an
Rehbraten in jeder Größe.
Freier Verſand nach allen Stadtteilen.
L. Schröder
Tel. 1969
Kiesſtraße 15 (4898a
11319
Elisabethenstri 14
Ruf 75 u. 76 (1318
Stemmer
(10346a)
Jugenheim a. d. Bgstr.
Hotel
Goldene Krone / Gastspiel des berühmten Original
Unser Schlager!
Freitag und Samstag
Feinste
Tafelbutter zm.7
in seinen neuen tabelhatten Darbietungen
Balalaika-Orchester, Männerchöre, Tanz
bei den uns angeschlassenen Milchhändiern
und in den Hauptgeschäften:
Fritz Schmunk, Mollerstraße 1
Konrad Wasp, Kranichsteinerstraße 4,
Peter Stappel, Darmstraße 14
Franz Weber, Große Bachgasse 9
Daniel Kraft, Bleichstraße 46
Christian Tkomas, Parkusstraße 12
Ludlwig Hetzler, Wendelstadtstraße 51
Wilohversorgungs-Genossenschaft
e. G. m. b. H., Darmstadt
Telefon 528
Lauteschlägerstr. 28
Samstag, den 1. August 1931, abends
8.30 Uhr Tanz. Eintritt
einschl. Tanz RM. 100.
Sonntag, den 2. August 1931, nachm.
3 —6 Uhr Tanz im Freien
(bei schlechtem Wetter im
Festsaal). Eintritt einschl. Tanz
11288
RM. 1.00.
Das 20 Mann starke Balalaika-Orchester
spielt zum Tanz am R-
Autobus=Verkehr bis 1 Uhr nachts n. Darmstadt
Fahrraddecken
Schläuche . . .
Dei B. 0rio,Harls
zebrauchte Guterhalt. Kleider=/Herren= u.
Damen=
gskeſſel ſchrank, hell eichen, Rad, auch defekt,
Angeb. u. zu kauf. geſ. Ang. kauft Hahn,
Schwanenſtr. 20.
i. vord. Odenwald,
2000 Morgen groß
ein Jahr völlig
ge=
ſchont, abzutreten.
Näh. Geſchäftsſtelle.
(11333b)
Perser Teppiche
und Brücken
alle Provenienzen wie Täbris, Heris, Buchara
uſw, paſſ. f. Speiſe=, Herren-, Muſikzim. uſw.
verkauft Firma wegen allerdringenſter
Ver=
pflichtungen zu jedem annehmbaren Preis
gegen ſofortige Kaſſe (auch Schechs), Offerten
unter F 104 an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*
Woog, 30. Juli 1931.
Waſſerhöhe 3,90 m.
Luftwärme . 18‟C.
Waſſerwärme
vor=
mittags 7 Uhr 19 0C
Woogs=Polfzei=Wache
10% Rabatt
Kein Laden
z56a1.
K. Möser, H.-Ramslädterstr. 21. Lederw.-Fabrikalion
½ Liter Mopöt
Farben-Kreufh, Eschollhr.-Str.3. 7108469
Neue Sendung echt
grabiſcher Mocca
Edelgewächs
unter der glühenden Sonne
Arabiens gewachſen, ſehr kräftig
daher ſehr ausgiebig, feine Säure,
würzig, voll aromatiſch,
Das Beſte vom Beſten!
Durchgaſung
Sachgemäße Be
kämpfung von u
geziefer aller Art,
Eliſabethenſtraße 31
Fernruf 461
probieren Sie. (683‟a
Nurbei Ludwig Starck
Kirchſtraße, Ecke Holzſtraße.
Spezial=Kaffee und Tee=Abteilung.
Alte Karkoffeln
zu kaufen geſucht.
Schröder, Kiesſtr.
Nr. 15. Telef. 1969.
(11316)
Nummer 210
Freſtag, den 31. Juli 1931
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
43)
Cophright by Ernſt Keils Nachf. (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Als am Abend dieſes Tages bei Schappmann alles ſchlief,
ſaß Wittebold an ſeinem Tiſch und hatte jene harmloſe Druckſache
vor ſich, die er unter ſo wunderlichen Umſtänden in ſeinen Beſitz
gebracht hatte. Wohl die meiſten dieſer umfangreichen Offerten
von Abzahlungsgeſchäften verſchwinden in ähnlicher Weiſe auf
Nimmerwiederſehn. Dieſer hier, die auch der Büfettier Meyer
ſchon mit beſonderer Sorgfalt behandelt hatte, ſchien ein
inter=
eſſanteres Schickſal bevorzuſtehen. Für alle Fälle ſtanden wieder
die verſchiedenen Gläschen mit allerlei Mixturen auf dem Tiſch.
„Nun”, murmelte Wittebold vor ſich hin, „ich denke, die Kerze
wird das Geheimnis enthüllen, wenn hier wirklich eins
verbor=
gen iſt.”
Die umfangreiche Offerte zeigte neben den Abbildungen,
Namen und Preiſen, wie üblich, viele weiße unbedruckte Stellen
größerer und kleinerer Art. Wittebold begann jetzt Blatt für Blatt
mit den weißen Stellen an die Kerzenflamme zu bringen. War
nach einer Weile das Papier heiß geworden, heftete ſich ſein Auge
ſcharf auf dieſe Stelle.
Die erſten beiden Seiten verrieten nichts. Auf der dritten
Seite, wo eine Korbmöbelgruppe abgebildet war, zeigten ſich beim
Halten über die Flamme nach der Erwärmung auf den
unbe=
druckten Stellen blaue Schriftzüge.
Ehe ſich Wittebold daranmachte, die Schrift zu entziffern,
begte er ſich, befriedigt über ſeinen vorläufigen Erfolg, in ſeinen
Stuhl zurück und zündete ſich die Pfeife an. Dachte dabei im
Stil=
len: Der Abſender hat mit Kobaltchlorür geſchrieben . . . Es war
doch dumm von Meyer, ſo viele Streichhölzer anzuzünden. Hätte
er ſich eine Kerze beſorgt, würde ich nicht auf ihn aufmerkſam
ge=
worden ſein. Aber zwei Dutzend Streichhölzer hintereinander —
wenn das nicht auffällt, an ſolchem Orte?
Schmunzelnd betrachtete er den Umſchlag. „Wieder ein
Feh=
ler”, brummte er, „der nicht hätte paſſieren dürfen! Der
Poſt=
ſtempel zeigt Berlin W: die Firma wohnt N0. Es iſt doch kaum
anzunehmen, daß ſie ihre Druckſachen erſt nach Berlin W befördert
und da der Poſt übergibt . ."
Seine Hand fuhr prüfend über die Adreſſe. Dieſe war nicht
direkt auf den Umſchlag geſchrieben, ſondern, wie es große
Fir=
men wohl häufig machen, auf einen weißen Klebezettel. Er nahm
einen feuchten Schwamm, legte ihn über die aufgeklebte Adreſſe
und ſchob das Kuvert beiſeite.
Dann nahm er die Offerte wieder zur Hand. Die blauen
Schriftzeichen waren ſpurlos verſchwunden; doch ſobald er das
Pa=
pier über der Kerzenflamme erwärmte, kamen ſie wieder zum
Vorſchein. Mit der Linken hielt er jetzt die Stelle mit den
Korb=
möbelbildern an die Flamme; mit der Rechten ſchrieb er die
Buch=
ſtaben, wie ſie nacheinander wieder ſichtbar wurden, auf ein Blatt
Papier. Zeichen reihte ſich an Zeichen, bis endlich das erſte Wort
gefunden ſchien. „Die” hieß es.
Eine weitere Erwärmung dieſer Stellen ergab nichts.
Lang=
ſam ließ er die nächſten weißen Partien an der Flamme
vorüber=
gleiten. Am unteren Rand, zwiſchen den Beinen eines Tiſchchens,
erſchienen wieder blaue Flecken, doch ſehr undeutlich. Hier war
das Waſſer hingekommen. Die Schriftzüge waren teilweiſe ſtark
verwiſcht. Das Wort fing jedenfalls mit „Sac” an, und da war
es nicht allzu ſchwer, ſich den Reſt zu ergänzen. „Die Sac” mußte
aller Wahrſcheinlichkeit nach „Die Sache” heißen.
Die nächſte Seite zeigte ſchon am oberen Rand Schriftzüge.
Deutlich war zu leſen „wird‟. Etwas weiter darunter ergab eine
weiße Stelle „ſofort‟. Der untere Rand lieferte nur blaue, kaum
noch entzifferbare Flecken, da hier das Waſſer gewirkt hatte. Aber
nach dem Sinn des Ganzen und den ungefähren Schriftzügen
mußte es „gemacht” heißen. Der Reſt des Papiers lieferte keine
Zeichen mehr, enthielt auch keine Spur vom Abſender.
„Schade!” brummte Wittebold. „Vielleicht gibt der
Brief=
umſchlag einen Fingerzeig.
Er nahm den Schwamm von dem Kuvert. Die aufgeklebte
Adreſſe „Herrn Büfettier Franz Meyer, Rieba=Werke” war ſo
weit erreicht, daß ſie ſich unſchwer abziehen ließ.
„Ah!” — Wittebolds Blick ſtürzte ſich auf die Stelle, wo die
Adreſſe geklebt hatte. „Wieder flüchtig gearbeitet, der Herr! Der
alte Zettel, der hier klebte, ging ihm nicht ſchnell genug ab. Statt
einen Schwamm zu nehmen, hat er verſucht, die Adreſſe mit dem
Meſſer abzukratzen, aber nur mit halbem Erfolg.”
Er nahm eine Lupe vors Auge, las „Bo . . in . . . lin W.
Kurf.
„Hm, hm — ich will mich hängen laſſen, wenn das nicht Herr
Boffin vom Kurfürſtendamm in Berlin iſt! Na, um ganz ſicher
zu gehen, kann ich ja noch die beiden Dreipfenigmarken ablöſen,
die ſtat einer Fünfpfennigmarke aufgeklebt ſind. Die eine ſollte
ja wohl ſicherlich den Poſtſtempel auf dem Umſchlagpapier
ver=
decken.”
Mit Hilfe des Schwammes gelang auch das, und da war denn
alles klar. Unter der einen der abgelöſten Marken befand ſich
eine Fünfpfennigmarke, die richtig mit „Berlin NO”
abgeſtem=
pelt war. Die beiden Dreipfennigmarken waren nur übergeklebt,
um den Reſt des Poſtſtempels zu verdecken.
Immer wieder überflog Wittebold die fünf Worte, die er ſich
notiert hatte. Was ſollten ſie beſagen? Irgend etwas
Gleich=
gültiges, Unwichtiges kam ganz beſtimmt nicht in Frage. Zu
ſol=
cher Mitteilung hätte ſchließlich eine gewöhnliche Poſtkarte
ge=
nügt. Der an ſich unverfängliche Text mußte eine Mitteilung von
Seite 15
ſchwerwiegender Bedeutung bergen. Es hieß jedenfalls, ein
ſchar=
fes Auge auf den Büfettier zu haben.
Wittebold überlegte lange bei ſich, ob er Fortuyn Mitteilung
machen ſollte. Er kam zu keinem Entſchluß. Während er ſich eine
neue Pfeife anbrannte, gingen ſeine Gedanken zu dem Auftrag
Kampendonks an Fortuyn. Den zu finden, der den deutſchen
Agenten in Detroit von hier aus verpfiffen hatte!
Es war Wittebold klar, daß die Perſon dieſes Menſchen und
desjenigen, der die Materiallieferungen beſorgte oder beſorgen
ließ, die gleiche ſei. Fand er den einen, hatte er den anderen auch.
Aber ihn finden, den einen! Was hatte er nicht ſchon alles
ver=
ſucht! Keiner von den Leuten, die irgendwie mit den
Fortuyn=
ſchen Arbeiten verbunden waren, kam in Frage.
Der Büfettier Meyer —? Wittebold ſchüttelte den Kopf.
Ge=
wiß, das war ein ganz geriſſener Burſche. Aber zu ſolcher
raffi=
nierten Spionentätigkeit reichte ſeine Intelligenz nicht aus.
Mög=
lich allerdings, daß er die Kreatur irgendeines Höhergeſtellten war.
Höhergeſtellten —? Ja, da rannte er immer wieder gegen
eine unüberſteigliche Mauer. Der Verdacht war nicht von der
Hand zu weiſen, daß der Verräter unter den höheren Angeſtellten
des Werkes zu ſuchen war. Aber wäre das, woran er bei
nüch=
terner Ueberlegung nicht glauben konnte, wirklich wahr, dann
war er ja ohnmächtig. Solchen Leuten nachzuſpüren, hatte er
weder Zeit noch Gelegenheit. Er konnte vorläufig nichts anderes
tun, als Meyers Tätigkeit aufs ſchärfſte zu beobachten. Vielleicht
kam er dann zu ſeinem Ziel.
Als er am nächſten Morgen Fortuyn im Werk begegnete, kam
ihm der Gedanke wieder in den Sinn, dem die Sache mit Meyer
zu erzählen. Aber im letzten Augenblick unterließ er es doch.
Wahrſcheinlich würde Fortuyn darauf dringen, daß alles das Dr.
Wolff mitgeteilt würde. Und das wollte Wittebold auf keinen
Fall. Hatte er bis jetzt ſtets ohne fremde Hilfe gearbeitet, wollte
er es auch in Zukunft tun.
Fortuyn kam von der Villa Terlinden, wo er ſeine Karte
ab=
gegeben hatte. Eigentlich hatte er die Abſicht gehabt, am
Bahn=
hof von Clemens und Johanna Abſchied zu nehmen. Doch er hatte
den Gedanken wieder fallen laſſen, und das war in gewiſſer
Be=
ziehung gut ſo. Er wäre da nämlich mit dem Direktor Düſterloh
zuſammengetroffen, was ihm keineswegs angenehm geweſen wäre.
Düſterloh erſchien, mit zwei gewaltigen Blumenſträußen
be=
waffnet, auf dem Bahnſteig. Da der Zug ziemliche Verſpätung
hatte, fand er zum Leidweſen Johannas reichlich Zeit, in ſeiner
gewohnten polternd=lauten Art auf ſie einzuſchwatzen.
Dem Kranken ſtellte er beſte Geneſung in Ausſicht. Für
Jo=
hannas Vetternreiſe zeigte er das größte Intereſſe. Er ſelbſt habe
auch einige Wochen Urlaub genommen , ſie hätten ja wohl auch
von dieſen unangenehmen Dingen gehört? Alles ſei maßlos
über=
trieben — wenn nicht gar direkt unwahr. Bei näherer
Unter=
ſuchung würde ſich die Harmloſigkeit aller dieſer Dinge
heraus=
ſtellen . . . Wahrſcheinlich würde er in der nächſten Zeit auch an
den Rhein fahren. Vielleicht, daß er Johanna dann träfe.
Johanna ſuchte verzweifelt nach immer neuen Ausflüchten.
Unterbrach bisweilen brüsk das Geſpräch; tat, als ob der Zug
in Sicht käme. Sie atmete auf, als ſie endlich mit Clemens im
Abteil ſaß.
(Fortſetzung folgt.)
Wagengtgabe nur an Mitglieder
Wir bieten unſeren werten Mitgliedern als
beſonders günſtig an:
Pfund 0.04
ff. neue gelbe Kartoſfeln".
Stück 0.10
ff. neue Matzesheringe .
Stück 0.06
la neue Salzgurken ..."
ff. neue Gewürzgurken . . . . . . . Stück 0.08 und 0.07
Pfund 0.20
ta neues Sauerkraut . . . .
„ Liter 0.45
prima Weineſſig zum Einmachen
„ Liter O.22
Prima Speiſe=Eſſig
ff. GEG Kokosfelt, 100% Fettgehalt . . . 1 Pfund=Tafel 0.40
ff. Limburger Stangenkäſe, Marke „GEG Kuhe . . Pfund 0.56
Pfund 1.48
ff. Tilſiter Käſe „Tilſator”
ff. Dörrfleiſch (Oeliketeß=Bauchſpeck) . . . . . Pfund 1.10
la Oldenburger Meitwurft, kleine Stücke .. . . Pfund 1.40
. . Pfund 1.40
la Holſteiner Plockwurſt."
ff. Bheinwein in 5=Liter=Korbflaſchen à Liter 0.80 ohne Glas
ff. Röfikaffee aus eigener Röſterei und Abpackerei:
½ Pfund=Paket: weiß 0,60 gelb 0.80 rot 0.95
Spezial in Cellophan . . . . . . . . . . . . 1.05
GEC Malzkaffee, beſte Qualität . . . 1 Pfund=Paket 0.48
ff. Tee, Cehlon, orange Pecoe; offen, in 50 und 20 Gramm=
Packungen
Aus den Fabriken der GEG:
ff. Kernſeife, weiß und gelb, Schmierſeife, Seifenſchnitzel,
Seifenflocken, GEG Famos, Seifenpulber, Waſch= u.
Bleich=
mittel Solex. Nitor Edelſeife in Pulverform.
Toilettenſeifen. Haarwaſſer, Hautcreme, Zahnpaſia,
Zahn=
bürſten. — Bürſten, Beſen aller Art, aus beſtem Material,
zu hilligſten Preiſen.
Aus unſerer Fleiſchabgabeſtelle: Karlſtraße 42, Telefon 4481
Karlſiraße 115, Telefon 4643
Eſchollbrückerſtr. 25, Telefon 93
Beſtes Schweinefleiſch mit nur 100 gr Knochenbeilage, Pfd. 0.90
„Pfd. 1.00
ff. Schweinekotelett.
... . . Pfd. 1.50
ff. Schweinelenden und Schnitzel
Beſies Ochſenfleiſch mit nur 100 gr Knochenbeilage, Pfd. 0.95
Pfd. 1.20
ff. Hackfleiſch
pfd. 1.15 1.10 1.00
Beſies Kalbfleiſch....
Pfd. 1.00
la Fleiſchwurſt
Pfd. 0.65
la Frankfurter Blut= und Leberwurſt
Pfd. 1.80
ff. Oelikateß=Schinken
Aus unſerer Großbäckerei:
prima Miſchbrot, Roggenbrot, Schrotbrot, Weißbrot, Brötchen,
ff. Kuchen, Gebäck, Zwieback.
5‟ Rückvergütung auf alle Waren u. auf die volle Einkaufsſumme.
Die Mitgliedſchaft kann von jedermann koſienlos in unſeren
Ver=
teilungsſiellen erworben werden. — Auskunft durch das
(11339
Verkaufsperſonal.
O
Nichtmitglieder machen ſich und ihre Anſtifter durch Einkauf in unſeren Verteilungsſtellen nach
8 152 des Genoſſenſchaftsgeſetzes ſtrafbar. — Soweit wir Nichtmitglieder beim Einkauf in
unleren Verteilungsſtellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Polizei zur Anzeige bringen.
ooooooooeoooe
e
Gfte decuke!
Oteingut
Porsellan
Slas.
Satz-Schüssel, 6teilig ..
Satz-Schüssel, bunt, 6teilig
Teller, tief und flach, kein
Ausschaß . . . 4 Stück
Teller, gerippt, kein
Aus-
schuß . . . . . 3 Stück
Obertassen, weiß, kein
Aus-
schuß . . . . 5 Stück
Waschkrüge, weib . . . .
Nachttopf, groß .
Waschgarnituren, 4teillg ..
Waschgarnituren
Steilig, Goldrand . . .
0.95
1.45
0.50
1.00
0.50
2.45
4.50
Gmailte
Muschelkonsole, weiß . . . 0.95
Kuchenschüsseln, 22 cm, uß., 0.25
Kochtopf. 22 cm, gestanzt. . 0.95
Tolletteeimer
weiß m. Deckel, groß, 195, 1.00
Toiletteeimer
gestanst, mit Deckel . . 2.95
Haushalt-Maschinen
Kaffee-Mühle, gut. Fabrik., 1.00
Wand-Kaffeemühle, cut. 2.45
Reib-Maschine, gut. Fabrik., 1.95
Isolierflasche
½ Liter, gutes Fabrikat 0.75
Passier-Maschinen, gt. Gual., 3.95
Fruchtpressen
schier versinnt . . 0.95, 0.75
Teller-Waage
genaut wviegend, 10 kg. . 1.95
Bohner. 3 Kilo, reine Borst. 1.95
Brotschneide-Maschine
Kaffee-Serviee, 9teilig, für
6 Pers., mod. hübsch. Dek. 4.95
Tasse, mit Untertasse,
Gold-
rand . . . . . 3 Stück 1.00
Gedeck, Zteilig . . . . . 0.75
Dessertteller, Goldrd ,3 St. 1.0½
Teetassen, mit Untertasse,
bunt . . . . . 3 Stück 1.00
Satz-Salats, Zteilig .... 1.00
Teller, Goldrand u. Linie,
tief und flach Stück 0.50
T Frühstücks-Veriee
Steil „moderne Dekore 2.45
Obst-Service, 7teilig,
Por-
zellan, neue Dekore . . 1.95
Butterdosen, Goldrand-
Dekore, 1- Pfund . . . 0.95
Tafel-Service, 23tlg., mod.
Form und Dekore . . 17.50
Gmaille
Bazar-Wanne, groß, weiß 0.95
Eimer, 28 cm . . . . . . 0.95
Zwiebel-u. Topflappenbehält. 0.50
Mudelpfannen, schwer,
ge-
stanst, 22 cm . . . . . 0.95
Fenstereimer, weiß . . . . 0.95
Aſuminium
Fleischtopf 20 cm .
. 1.00
Schmortopf, 22 cm
.1.00
6 Kaffee-Löffel
.0.25
6 Esslöffel, erstkl. Fabrik. 0.50
Wasserkessel, ½ Liter . . 1.00
Konsole mit Maß . . . . 0.95
Besonders bällig!
Küchen-Uhr, 8 Tage-
Geh-
werk, gutes Fabrikat,
mod. Ausführ., nur 3.95
gutes Fabrikat . . . . 4.50 Mop, gute Qualität . . . . 1.00
Steintöpfe, alle Größen, neu eingetroffen .
Kompott-Schüssein 6 Stück 0.25
Dickmilchschalen. . 2 Stück 0.25
Einmachhafen, z. Zubinden,
/. Liter . . . 5 Stück 0.68
Einmachhafen, z. Zubinden,
21. Liter . . . 4 Stück 0.75
Einmachhafen, z. Zubinden,
2 Liter . . . . 2 Stück 0.50
Einmachhufen, 2, 3, 4 Liter,
enorm bällig
Honiggläser
1 Pfund. . . 3 Stück 0.50
4 Roll- Salyzil-Einmachpapier 0.20
Monopol-Einkochgläser von0.2Dan
Gummi-Ringe,
4Stück 0,10,eng 5 Stück 0.10
Gmaille
Kochtopf, 26 cm, gestanzt . 1.75
Teigschüssel,
gestanet, schwer 40 cm . 1.45
Waschbecken, weiß
rund gestanet, 32 cm . . 0.75
Kaffee-Kannen, eutru schuer
gestanst, 14 cm, weiß . 1.45
Einkoch-Apparat
komplett, schever, weiß . 6.50
Milchtopf, 16 cm, schver zß.0.95
Essenträger, gruu, 12 cm . 0.50
Girtschafts=Artikel
Brotkasten, Steingutbehält. 11.75
Sahne-Schläger, euträ groß. 0.50
Zwiebelschneider, vernickelt,
mit Glas. ..
0.95
füchen-Wachstuch Meter 1.00
Ablaufbretter, qute Ausführ. 4.25
Glas-Handtuchhalter . 1.00, 0.50
Dr. Oetiker Mehlsieb
0.75
Zink-Eimer, 28 cm .
1.00
Kaffeefilter, Aluminium . 0.50
.. Liter 0.18
1 refsz
Ooooooooooooosoooooeoeoooeeeeoeoooooneo oooeoooeot
Oooooooeoooooeooot
Stet
Nasie-
MWolle n
ED-Effekt
Seneie, Moschen
Sim Telmtkleinen
Sebeitsfehlern
großes
Schustergasse 8
Große Ochsengasse
Kotelett, Nacken- u. Lendenstücke 1.00
0.85
Schwefnebraten obne Fett
1.30
Lendchen und Schnitzel
Westtäl. Bauernbratwurst (Semper 1dem) 1.10
Prima feine Bratwurgt
reines Schweinefleisch 0.90
0.50
Gesalzene Rüssel.
. 0.40
Gesalzene Ohren
1.60
Prima Nußschinken.
1.40
Schinkenspeck . . . . . . .
Prima Dörrfleisch ohne Rippen. . . 1.10
Geräucherter, fetter Speck . . . . . 0.70
Als besonders preiswert empfehle:
.. 1.50
Zartes Rippenspeer..."
Ausgelassenes Schweinesehmalz . . 0.70
Schwartenmagen frisch und geräuchert . 1.00
. . . 0.90
Prima Fleischwurgt . .
— Auswahlreicher Aufschnitt
Dienstags und Freitags ab 4 Uhr
Irischer Schwartenmagen
Sämtliche Wurstwaren sind unter Garantie ohne Geraube
(Innereien) von Ochsen, Rind usw. Kein Stadtversand.
Nur eigene Wocholderräncherung. (11345
Seite 16
Freitag, den 31. Juli 1931
Nummer 210
Kenmen Siel
ims Schuhhaus Baar
cCa. 1700 Paar Schuhe sind neu
ein-
getroffen. — Nicht nur billig allein,
sondern auch beste Oualitäten:
in Lack und tarbig.
.......
Reform-Schuhe
mit 2 Spangen, in schwarz und tarbig, echt Boxcalf
Damen-Spangenschuhe
Herren-Halbschuhe
in Schwarz, moderne Formen . .
Ortbopädische D.-Spangenschuhe
8.50
6.50
Art
Fal2
Herren-Halbschuhe
1.50
in braun, echt Boxcalf, elegante Form
Herren-Sportstiefel
Su
in braun . .
Arbeitsstiefel extra billig.
Sportstiefel und Halbschuhe
2as Os0
in braun und schwarz
Kinderstiefel u. Halbschuhe
23/26 3.50, 20/42 2.50, 18620 Hr9—
4
A
A r
P
Re
Be-
ti
K
o ne
Hes e
et
B ce
HNae oce
oas Haus rün eurr uno
mitilcr FErniöktEivung
scHlosscRAbäN N2 134
digesr HimreRi sculoss
11317
Belalliiäds Sädt
(11325
DARMSTADT
nur Ernst-Ludwigstraße 19 nur Ernst-Ludwigstraße 19
Berannrmachung. auf einen Poſten.
Ueber das Vermögen der Frau Eliſa=hochwertig. (10517a
beth Wilz, verw. Heeb, geb. Hein in
Darmſtadt, Hügelſtraße 29, iſt am 27.
Juli 1931, vormittags 11½ Uhr, dasl Zühkrader
Konkursverfahren eröffnet worden.
Konkursverwalter:
RechtsanwaltSturm=
fels in Darmſtadt, Rheinſtraße.
Kon=
kursforderungsanmeldungen bis zum Schuchardſtraße 10
26. September 1931, Offener Arreſt und
Anzeigefriſt bis zum 27. Auguſt 1931.1Schallplatten
Erſte Gläubigerverſammlung:
Donners=
tag, den 20. Auguſt 1931, vormittags Grafenſtraße 24.
10 Uhr, Zimmer 220, und allgemeiner
Prüfungstermin: Donnerstag, den 8.] Leihbibliothek.
Oktober 1931, vormittags 10 Uhr,
Zim=
mer 220 vor dem unterzeichneten Gericht.
Darmſtadt, den 27. Juli 1931.
Heſſ. Amtsgericht I. (11286
Schulgeldmahnung.
Das Schulgeld für den Monat Juli
1931 ſür die hieſigen höheren Schulen,
ſowie die ſtädtiſche Maſchinenbau=,
Ge=
werbe=, Handels= und
Haushaltungs=
ſchulen iſt bei Meidung der Beitreibung
und Koſtenberechnung bis zum 10. Auguſt
1931 an die unterzeichnete Kaſſe zu
(st. 11290
zahlen.
Darmſtadt, den 31. Juli 1931.
Stadtkaſſe Darmſtadt.
Betr.: Waſſerverſorgung Unter=
Scharbach, hier:
Quell=
faſſung.
Vergebung
vonWaſſer=
leitungsarbeiten.
Die Gemeinde Unter=Scharbach (Kreis
Heppenheim) hat die Ausführung von
Quellfaſſungs arbeiten zu vergeben.
Angebote ſollen Mittwoch, den 12.
Auguſt, vormittags 10½, Uhr, bei
uns, Bleichſtraße 1, entgegengenommen
werden.
Die Angebotsformulare ſind bei der
unterzeichneten Behörde gegen
Barein=
ſendung von 0,50 RM. erhältlich,
wo=
ſelbſt auch die Pläne und Bedingungen
offen liegen.
Die Gemeinde behält ſich freie
Aus=
wahl unter den Unternehmern vor.
(t1347
Zuſchlagsfriſt 14 Tage.
Darmſtadt, den 28. Juli 1931.
Heſſiſches Kulturbauamt.
Verſteigerung
im ſtädt. Leihamt, Kirchſtr. 9
Mittwoch, den 5., und Donnerstag,
den 6. Auguſt 1931, vormittags von
8½——12Uhr, Verſteigerung der bisEnde
Juli ds. Js. verfallenen Pfänder,
Brillanten, Gold= und Silberwaren,
Uhren, Reißzeuge, Herren= und
Damenkleider, Stiefel, Wäſche,
Operngläſer, Photo=Apparate,
Fahrräder, Muſikinſtrumente uſw.
Am Dienstag, den 4. Auguſt ds. Js.,
bleibt das Amt wegen der Vorarbeiten
zur Verſteigerung geſchloſſen. (st.11334
Darmſtadt, den 30. Juli 1931.
Städt. Leihamt.
225‟ Rabatt
Gükking
Verleih
Roeder’ſche
(9702a)
Ommen
Prossen
werden unter Garantie durch
Stärke Bbesei
ENUOtist. Preis 2.n75
Seidenweichen Teint nur dureh Venus
GESICHTSWASSER.
2,70.
1.60,
Preis ℳ
Parfümerie Th. Frank, Elisabethenstraße 9
Drogen-Liebig, Luisenstraße 4 (IIBIn. 3566
Friedrich Schaefer, Ludwigsplatz 7.
Parfümerie Fr. Tillmann, Elissbethenstr 21
11313
B. oite
25 %Rabatt
auf einen Posten
Fadrräder und
Kinder-Magen
Nur bei
Karlsstr. 19/16
Grödtes Fahrrad-u.
Kinder-
wagen-Spezialhaus Hess.
Fabrikneues 113311
Herren= und
Schlafzimmer
günſtigſt zu verkaufen.
Näheres: Taden, Wilhelminenſtr. 40