Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illufrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Donnerstag, den 30. Juli 1931.
Nummer 209
194. Jahrgang
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41 Dolſar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewaſt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
jede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Telſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fälli ſeder
Nabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Natonalbanl.
(Ein neuer Wirtſchaftsplan.
Von den inkernakionalen Beſprechungen zu den inneren Sanierungsmaßnahmen. — Freigabe des
Zahlungs=
verkehrs am Monkag.— Zür Sparkaſſen Sonderregelung. — Weikerer Lohn= und Preisabbau zur Hebung des
Erporks? — Die Regierung erſtrebl Zuſammengrbeit zwiſchen Gewerkſchaften und Arbeitgeberverbänden.
men zur Konſolidierung der kurzfriſtigen Ver=
Ausond der Hartonaten Heidſtonfe.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der Wirtſchaftsausſchuß des Reichskabinetts tagt in
Per=
manenz. Auch der Beſuch der Engländer hat ihn nicht abhalten
können, in den Pauſen zwiſchen den Beſprechungen Beratungen
über unſere Finanzlage abzuhalten. Er hat am Dienstag abend
getagt. In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch hat er
wei=
ter verhandelt. Am Mittwoch vormittag war er ſchon wieder
beiſammen. Auch am Mittwoch abend hat es eine eingehende
Konferenz gegeben. Dabei dreht ſich alles um den Ausban
der nationalen Selbſthilfe. In erſter Linie gilt es,
die Beſchränkungen des Zahlungsverkehrs aufzuheben. Wie
die Dinge im Augenblick liegen, iſt damit zu rechnen, daß
an=
fangs nächſter Woche die Banken von allen Behinderungen
be=
freit ſein werden. Die Sparkaſſen dagegen werden ſich noch
ge=
wiſſe Einſchränkungen gefallen laſſen müſſen, weil hier eine
Be=
ruhigung des Publikums in vollem Umfange noch nicht
einge=
treten iſt. Die Aufhebung der Beſchränkungen des
Zahlungs=
verkehrs wird alſo nicht ſo weit gehen, daß ſchon in den nächſten
Tagen jeder Konteninhaber über ſein Vermögen frei verfügen
kann. Aber auch hier wird nach einem Ausweg geſucht, um
möglichſt raſch wieder normale Verhältniſſe herzuſtellen.
Daneben beſchäftigt ſich der Wirtſchaftsausſchuß des
Neichs=
kabinetts unausgeſetzt mit einem großen Wirtſchaftsplan. Es
iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß wir uns den veränderten
Verhältniſſen anpaſſen müfſen. Vom Ausland iſt
keine finanzielle Hilfe zu erwarten. Die Vorgänge in London
bei den engliſch=franzöſiſchen Kreditverhandlungen ſind
keines=
wegs verheißungsvoll, weil ſie auf die Stillhaltung von
kurz=
friſtigen Auslandskrediten von ungünſtigem Einfluß ſein
kön=
nien. Wir müſſen uns alſo auf ein Anhalten der
gegenwärti=
gen ernſten Lage einrichten und mit allen Kräften verſuchen, den
Druck, der zurzeit auf dem deutſchen Volke liegt, allmählich zum
Weichen zu bringen. Mit einſeitigen Regierungsmaßnahmen
läßt ſich dieſes Ziel auf die Dauer nicht erreichen. Die
Not=
verordnungen können nur augenblickliche Schwierigkeiten
über=
winden helfen. Einen Ausweg will man in einem Abbau der
Preiſe und einer weiteren teilweiſen
Reduzierungüber=
ſpitzter Löhne ſehen, damit die Wirtſchaft ſich
wieder frei bewegen, produzieren und vor allem
auch exportieren kann. Gerade der Export wird für
uns in nächſter Zeit von ganz beſonderer Bedeutung ſein, weil
wir nur durch ihn Deviſen hereinbekommen und ſo die
Gold=
decke der Reichsmark verlängern können.
Im Reichskabinett wird nun ſchon an einem Wirtſchaftsplan
gearbeitet. Wenn wir recht unterrichtet ſind, will man aber
zu=
erſt die weitgehende Unterſtützung der Arbeitnehmer
und Arbeitgeber ſicherſtellen. Aehnliches iſt bereits vor
Monaten beabſichtigt geweſen, als die Reichsregierung zur
Preis= und Lohnſenkung ſchritt. Damals beſtanden ſchon feſte
Vereinbarungen über eine Zuſammenarbeit der
Spitzenorgani=
ſation der Gewerkſchaften und der Arbeitgeberverbände. Man
wollte damals durch gemeinſames Handeln aus der Not
heraus=
kommen. Unglücklicherweiſe zerſchlug ſich aber damals die
Aktion. Es iſt zu hoffen, daß ſie jetzt wieder auflebt und daß
durch ſyſtematiſches und gerechtes Handeln die Vorausſetzungen
geſchaffen werden, die im Intereſſe des geſamten deutſchen
Vol=
kes zu einer Wiederankurbelung der Wirtſchaft und vor allem
zu einer fühlbaren Verminderung der Arbeitsloſigkeit führen.
Wir müſſen uns immer vor Augen halten, daß ein Volk
von 60 Millionen die Pflicht hat, eigene
Anſtren=
gungen zu machen und ſich nicht auf andere zu
verlaſſen. Da man im Ausland teils keine Luſt hat, uns
zu helfen, teils dazu nicht imſtande iſt, müſſen wir ſchon von
uns aus verſuchen, die Lage zu meiſtern. In dieſem
Zuſammen=
hang darf ein Gerücht erwähnt werden, das erneut von einer
Regierungsumbildung wiſſen will. Der Finanzdirektor der J.G.
Farben, Dr. Schmitz, wird wieder einmal als
Wirtſchaftskom=
miſſar genannt, während der Direktor der Arbeiterbank, Bachem,
Bankenkommiſſar werden ſoll. Dieſes Gerücht hat aber wohl
nur ſeinen Urſprung in der Tatſache, daß eben eine Rettung
nicht anders zu erreichen iſt, als durch gemeinſames Handeln
von Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Der Reichsverband der Deukſchen Induſtrie zur Lage.
Berlin, 29. Juli.
Präſidium und Vorſtand des Reichsverbandes der Deutſchen
Induſtrie traten am 29. Juli unter dem Vorſitz des
ſtellvertre=
tenden Vorſitzenden Dr. Frohwein zu einer ſtark beſuchten
ge=
meinſamen außerordentlichen Sitzung zuſammen, in der die
gegenwärtige währungs=, kredit= und finanzpolitiſche Lage
ein=
gehend beſprochen wurde. Die Beratungen wurden eingeleitet
durch Berichte von Dr. Silverberg und Geheimrat Kaſtl über
die Entwicklung der Währungs= und Kreditlage in den letzten
ſechs Wochen, insbeſondere auch die Kredit=Notmaßnahmen der
Wirtſchaft in dieſer Zeit, das Notverordnungswerk der
Reichs=
regierung und die bisherige Tätigkeit des Reichsverbandes in
allen dieſen Fragen. Silverberg übte unter einmütiger
Zu=
ſtimmung des Präſidiums und Vorſtandes
ſchuldung der Länder und insbeſondere der
Ge=
meinden und zur Sicherung ſparſamſter
Wirt=
ſchaftsführung in allen Zweigen der öffentlichen
Verwal=
tung durchgeführt werden müßten. Er hob dabei hervor, daß
die Induſtrie mit umſo größerem Nachdruck dieſe
Forderun=
gen aufſtellen könne, je mehr ſie ſelbſt bereit ſei, auch
erforder=
liche Aenderungen in der Kreditpolitik der
pri=
vaten Wirtſchaft, ſoweit ſie nicht ſchon durchgeführt ſind,
zu verlangen.
Geheimrat Kaſtl berichtet u. a. über die Verhandlungen mit
den Banken und den anderen Spitzenverbänden ſowie mit der
Reichsregierung und der Reichsbank, die in den letzten Tagen
über die Notwendigkeit der Rückkehr zum normalen Zahlungs=
und Ueberweiſungsverkehr und Beſchaffung erweiterter
Kredit=
möglichkeiten für die Wirtſchaft geführt worden ſind.
Nach einer lebhaften Ausſprache, in der die einmütige
Geg=
nerſchaft gegen die grundſätzliche Regelung des inneren
Zah=
lungsverkehrs zum Ausdruck kam, billigten Präſidium und
Vor=
ſtand einmütig die bisherigen Schritte und Maßnahmen der
Lei=
tung des Reichsverbandes. Sie wandten ſich insbeſondere
gegen alle Borſchläge, die iegendwie das Berktauen in
die deutſche Währung zu erſchüfkern geeigner wären.
Auf der anderen Seite müßten aber alle durch das Bankgeſetz
gegebenen Möglichkeiten zur Wiederherſtellung des den
Bedürf=
niſſen der Wirtſchaft Rechnung tragenden Notenumlaufs der
Reichsbank und zur Beſchaffung von Giralgeld angewendet
werden. Man war einmütig der Anſicht, daß, wenn ſich
ange=
ſichts der Entwicklung der Verhältniſſe ein hoher
Reichsbänt=
diskont für eine kurze Uebergangszeit nicht vermeiden laſſe, doch
unbedingt dafür Sorge getragen werden müſſe, daß dabei jede
Uebertreibung, wie ſie da und dort gefordert worden iſt,
unter=
bleibt. Es komme darauf an, das Wirtſchaftsleben vor
uner=
träglichen Belaſtungen zu bewahren und nicht unnötigerweiſe
den ſchon in bedenklichem Ausmaß vorhandenen
Schrumpfungs=
prozeß zu vergrößern. Die Wiedereinführung des normalen
Zahlungsverkehrs müſſe unter ſorgfältiger Beobachtung der
Be=
anſpruchung ſo ſchnell wie möglich durchgeführt werden.
Im Zuſammenhang mit der Wiedereinführung des normalen
Zahlungs= und Ueberweiſungsverkehrs ſeien auch für die Dauer
des augenblicklichen Zuſtandes Maßnahmen zur vorſorglichen
Be=
wirtſchaftung der vorhandenen Deviſendecke einſchließlich eines
Ausfuhrverbotes für Reichsmarknoten nicht zu vermeiden.
Gegen die Verordnung über die Erhebung einer Gebühr für
Auslandsreiſen wurde ſcharf Stellung genommen. Die inzwiſchen
eingetretenen Milderungen ſeien teils unzuläſſig, teils müſſen ſie
eine ſo weitgehende Durchbrechung ſchaffen, daß eine weitere
Auf=
rechterhaltung dieſer unverſtändlichen Maßnahme zwecklos
gewor=
den ſei. Es ſei daher zu fordern, daß die Reichsregierung ſobald
wie möglich von ihrer Befugnis, dieſe Verordnung wieder außer
Kraft zu ſetzen, Gebrauch macht.
Auf Grund eines kurzen Berichtes des Leitenden
Geſchäfts=
führers der Vereinigung der Deutſchen Arbeitgeberverbände,
Re=
gierungspräſident z. D. Brauweiler, über eine einheitliche
Ver=
teilung der Lohn= und Gehaltszahlungen erklärte der Vorſtand
ſein grundſätzliches Einverſtändnis zur Weiterberatung dieſer
Frage im Einvernehmen mit den übrigen Wirtſchaftsverbänden.
Grundſätzliche Skillhalkeübereinkunft
zwiſchen den engliſchen und amerikaniſchen Banken.
Wie die „F. 3.” erfährt, iſt nunmehr nach faſt dreitägigen
Verhandlungen zwiſchen den Vertretern der großen engliſchen und
amerikaniſchen Banken eine grundſätzliche Uebereinkunft
zuſtande=
gekommen. Dieſe Uebereinkunft ſieht vor, daß die ausländiſchen
Banken mit ihren nach Deutſchland gegebenen Krediten
ſtilkhal=
ten, daß ſie aber bis zu einem gewiſſen Betrage ihrer
Forderun=
gen das Recht zur Umlegung der Kredite haben ſollen. Als neue
Adreſſe für die umzulegenden Kredite ſowohl für die Bar= wie für
die Rembourskredite, wird die Golddiskontbank dienen. Die bei
den Verhandlungen anweſenden ausländiſchen Vertreter waren,
ſoweit die Engländer in Frage kommen, von faſt ſämtlichen
Fir=
men, die Kredite nach Deutſchland gegeben haben, beauftragt. Der
amerikaniſche Vertreter ſcheint dagegen nur für die New Yorker
Firmen verhandelt zu haben. Immerhin wird durch die jetzt
er=
reichte prinzipielle Uebereinkunft für den größten Teil der noch
in Deutſchland laufenden Rembourskredite eine Regelung
getrof=
fen und für einen weſentlichen Teil der ausländiſchen Barkredite.
Zu hoffen iſt, daß auch die Großbanken der Schweiz und von
Holland ſich anſchließen werden. Im Hinblick auf die zahlreichen
Kleingläubiger werden noch ergänzende Maßnahmen zu treffen ſein,
die vielleicht in einer verſtärkten Verwendungskontrolle der
Reichs=
bank für die angeforderten Deviſenbeträge beſtehen dürfte. Eine
entſprechende Notverordnung dürfte in den nächſten Tagen zu er=
Frankreich,
eine Gefahr für die Weltwirkſchaft!
Wirkſchaftsmachk und polikiſche Machk.
Von
Prof. Guſtav Caſſel, Schweden.
Sobald Frankreich Mitte 1928 zur Goldwährung
zurückge=
kehrt war, begann dies Land Gold vom Ausland in einem
Um=
fang an ſich zu ziehen, deſſen Maß allgemein Erſtaunen und
Unruhe verurſachte. Seit 1928 hat die Bank von Frankreich
ihren Goldbeſtand um nicht weniger als 27 Milliarden Francs,
alſo reichlich 2 Milliarden Mark, vermehrt. Die Goldreſerve
der Bank von Frankreich iſt damit auf ca. 56 Milliarden Franes
geſtiegen, das heißt auf über 4 Milliarden Mark. Mit gutem
Grund fragte man ſich damals, welchem Zweck die Anſammlung
eines ſolchen Goldvorrates, der wirtſchaftlich eine zinsloſe
An=
legung bedeutete, dienen ſollte. Die ſtarke Goldanſammlung
Frankreichs war ſchon damals dem Intereſſe der Weltwirtſchaft
gerade entgegengeſetzt, da ſie die Goldknappheit der Welt
ver=
ſchärfte und ſomit ein wichtiger Faktor in dem Preisſturz war,
der den Kern der Weltwirtſchaftskriſe ausmachte. Frankreich
tat ſelbſtverſtändlich alles, um zu verhindern, daß die Einſicht
in dieſe Zuſammenhänge in die Welt drang. Auf
internatio=
nalen Konferenzen durfte infolgedeſſen dieſe Seite der
Welt=
wirtſchaftspolitik nicht diskutiert werden. Die Kritik, die dennoch
zutage trat, ſuchte Frankreich mit der immer wiederholten
Be=
hauptung abzuwehren, daß Frankreich nicht abſichtlich Gold
ſammele, ſondern nur paſſiv das Gold entgegennähme, das
in=
folge des außerordentlichen Vertrauens der Welt in die
fran=
zöſiſche Valuta Frankreich zuflöſſe!
Die Ereigniſſe der letzten Zeit haben uns nun endlich
Klar=
heit darüber gegeben, wie Frankreich von ſeinem Gold Nutzen
ziehen zu können glaubt. Bei allen internationalen
Verhand=
lungen, die anläßlich der deutſchen Kriſe ſtattfanden, hat
Frank=
reich ſtets betont, daß nichts ohne die Mitwirkung Frankreichs
geſchehen könne. Tatſächlich waren alle übrigen Mächte
gezwun=
gen, dieſen Standpunkt anzuerkennen, und damit hat Frankreich
die Stellung erreicht, von der aus es politiſche Bedingungen für
ſeine Mitwirkung diktieren kann. Mit unerſchütterlicher
Hart=
näckigkeit hat Frankreich daran feſtgehalten, daß Deutſchland
politiſche Garantien geben müſſe, bevor es auf finanzielle Hilfe
rechnen dürfe. Von der Art der Garantien, die Frankreich in
ſolcher Lage zu fordern pflegt, hat die Welt ſchon früher eine
Vorſtellung bekommen, als Frankreich die Bedingungen für ſeine
Mitwirkung an der internationalen Hilfsaktion zugunſten
Oeſterreichs nach dem Zuſammenbruch der Kreditanſtalt ſtellte.
Damals erreichte Frankreich jedoch nicht ſein Ziel, Oeſterreich zu
ſeinem Vaſallenſtaate zu machen. Die Bank von England griff
ein und ſtellte Oeſterreich die nötige Summe zur Verfügung.
Im Falle Deutfchland galt es aber eine Hilfe von weit
grö=
ßerem Umfang, und Frankreich konnte ſicher damit rechnen, daß
eine ſolche Hilfe ohne franzöſiſche Mitwirkung unmöglich war,
Die Gelegenheit ſchien gekommen, wo Frankreich politiſche
Mün=
zen aus den geſammelten Goldvorräten prägen konnte.
Die von Frankreich ſelbſt während der Verhandlungen mit
Deutſchland vorgeſchlagene langfriſtige Anleihe von mehreren
Milliarden Mark war nur ein folgerichtiges Glied in der Kette
der franzöſiſchen Geſamtpolitik. Dieſe Anleihe ſollte eben nur
bewilligt werden gegen beſtimmte politiſche Garantien und es
wurde außerdem die Verpfändung der deutſchen Zolleinnahmen
gefordert. Frankreichs eigener Beitrag zu einer ſolchen Anleihe
brauchte im übrigen gar nicht beſonders groß zu werden. Man
rechnete offenbar damit, daß, wie in früheren Fällen, die
Ver=
einigten Staaten und eine Reihe europäiſcher Länder den
Haupt=
teil der Anleihe übernähmen. Den politiſchen Gewinn wollte
jedoch Frankreich einheimſen, und dies allein, weil Frankreich
mit ſeinen überwältigenden Vorräten an Gold und Deviſen bei
einer Anleiheoperation dieſes Umfangs nicht entbehrt werden
konnte!
In den letzten Wochen hat Frankreich noch ſeine Stellung
dadurch weiter zu befeſtigen geſucht, daß es mit Hilfe ſeiner
gro=
ßen Auslandsguthaben noch mehr Gold an ſich gezogen hat. Es
galt, die übrigen Länder und beſonders England fühlen zu
laſſen, daß Frankreich jedes ſelbſtändige Vorgehen von ihrer
Seite durch Goldabzüge verhindern könnte. Die Londoner
Tele=
gramme haben täglich eine Goldausfuhr von 2 bis 5 Millionen
Pfund Sterling zu melden gehabt. Der Goldmarkt Londons
iſt dadurch ſo ſtark verknappt worden, daß die Bank von
Eng=
land am 23. Juli ihren Diskont auf 3½ Prozent erhöhen
mußte, was trotzdem den fortgeſetzten Goldabfluß nicht hinderte.
Unter ſolchen Umſtänden mußte natürlich die Londoner
Kon=
ferenz ohne greifbares Ergebnis enden. Die grundſätzliche
Situation bleibt unverändert. Frankreich kann mit Hilfe der
Macht des Goldes ſeine Forderungen politiſcher Zugeſtändniſſe
von ſeiten Deutſchlands aufrechterhalten und hat die Mittel in
feiner Hand, um in jedem Augenblick andere Geldmärkte ihre
Abhängigkeit von Paris fühlen zu laſſen. Man kann natürlich
je nach politiſchem Standpunkt dieſe Lage verſchieden beurteilen.
Diejenigen Zeitungen, die in dieſem Zuſammenhang von einem
ſchönen Sieg Frankreichs ſprechen, haben jedenfalls keinerlei
Vor=
ſtellung von dem, was das Intereſſe der Weltwirtſchaft forderr.
„Schön” iſt wohl hier unter keinen Umſtänden, das richtige
Adjektiv, und den wirklichen Inhalt des ſogenannten „Sieges”
dürfte die verhängnisvolle Entwicklung, mit der wir jetzt zu
rechnen haben, ziemlich bald enthüllen.
Offenbar iſt jevenfalls geworden, daß Frankreich ſeinen
gewaltigen Goldbeſitz als eine Kraftquelle erſten Ranges
betrach=
tet. Kann man mit der Macht des Goldes politiſche
Zugeſtänd=
niſſe erpreſſen, die ſonſt nur mittels eines blutigen und koſtbaren
Krieges gewonnen werden können, ſo iſt das Halten eines
außergewöhnlichen Goldvorrates ſicherlich auch beträchtliche
Opfer wert. Daher wird Frankreich den einmal eingeſchlagenen
Weg weiter beſchreiten und wird jedes Land, das ſich
Frank=
reichs politiſchen Forderungen entgegenſtellt, mit neuen
Golo=
abziehungen bedrohen. Eine ſolche Haltung Frankreichs muß
aber unvermeidlich ſehr weitgehende Folgen haben. Zunächſt
werden auch andere Länder ſich veranlaßt ſehen, ihre
Goldreſei=
ven weſentlich zu ſteigern, um nicht bei ungünſtiger Wirtſchafts=
Ftage in Abhängigkeit von der diktatoriſchen Politik Frankreichs
ſcharfe Krikik an der Finanzzgebarung
und Kreditpolikik der lekzken Jahre.
Die zu einem erheblichen Teile die jetzigen Zuſtände verſchuldet
hätten. Er ſtellte die Forderung auf, daß in allerkürzeſter Friſt
Die von der Induſtrie ſchon ſeit langem gefordertenkMaßnah=
warten ſein.
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Donnerstag, den 30. Juli 1931
Nummer 205
zu geraten. Eine allgemeine Erhöhung der Anſprüche auf
Gold=
reſerve iſt aber der Goldſparſamkeitspolitik gerade
entgegenge=
ſetzt, die die notwendige Vorausſetzung iſt für die Geſundung
der Weltwirtſchaft.
Als wahrſcheinliche Folge der von Frankreich mit Hilfe
ſei=
nes Goldes betriebenen Machtpolitik wird deshalb ein erneuter
Preisſturz einſetzen, wodurch wahrſcheinlich die wirtſchaftliche
Depreſſion der Welt weiter verſchärft wird. Die Erhöhung des
engliſchen Diskonts iſt das erſte Signal für das, was jetzt
kom=
men muß. Der Verſuch des Hooverplans, der Kriſe ein Ende
zu machen, wird offenbar mißlingen, wenn nichts getan wird,
um der geſteigerten Goloknappheit, die jetzt bevorſteht,
entgegen=
zutreten. Wenn die Welt die Folgen dieſer Goldknappheit in
der Form von geſteigerter Arbeitsloſigkeit und zunehmender
ſozialer Unruhe zu durchleiden haben wird, wird Frankreich
ſeine Hände in Unſchuld waſchen und abermals erklären, daß
es niemals abſichtlich Gold an ſich gezogen habe.
Für die übrige Welt ſollte aber die Lehre aus den
augen=
blicklichen Vorgängen leicht zu ziehen ſein. Die internationale
Goldwährung kann nur aufrechterhalten werden, ſo lange die
Anſprüche auf Gold auf das wirtſchaftlich oder banktechniſch
not=
wendige Maß beſchränkt werden. Würden die Länder aber
Gold für politiſche Machtzwecke anzuſammeln beginnen, dann
bleiben der fortgeſetzten Wertſteigerung des Goldes, aber auch
dem wirtſchaftlichen und ſozialen Elend, das die Welt zu erleben
haben wird, keine Grenzen geſetzt!
Snowden will keinen Kredik von Frankreich.
EP. London, 29. Juli.
Der „Daily Telegraph” will wiſſen, daß infolge des
Wider=
ſtandes des Schatzkanzlers Snowden die engliſch=franzöſiſchen
Kre=
ditverhandlungen zum Stillſtand gekommen ſind. Die Bank von
Frankreich ſei angeblich jederzeit bereit, der engliſchen
Zentral=
bank einen Kredit in Höhe von 20 Millionen Pfund zur
Ver=
fügung zu ſtellen. Schatzkanzlers Snowden ſoll ſich jedoch im
Gegenſatz zu der Auffaſſung des Gouverneurs der Bank von
Eng=
land, Sir Montagu Norman, auf den Standpunkt ſtellen, daß ein
ſolcher Kredit überflüſſig und unnötig ſei.
Der „Daily Herald” bezeichnet die Meldungen aus Paris,
denen zufolge die Bank von England die Bank von Frankreich um
finanzielle Hilfe erſucht habe, als völlig unwahr. In einem
ſcharf gegen Frankreich gerichteten Leitartikel behauptet das Blatt,
es ſei augenblicklich eine Kampagne im Gange, um den Kredit
Englands zu erſchüttern und das Vertrauen europäiſcher Länder
in die Stabilität und Flüſſigkeit des Londoner Geldmarktes zu
zerſtören.
Das Blatt weiſt auf verſchiedene, aus Paris ſtammende
Ge=
rüchte über Englands Finanzlage hin und erklärt, daß es ſich
hier=
bei um abſichtliche Verſuche franzöſiſcher Intereſſenkreiſe handele,
den engliſchen Kredit auf dem Kontinent zu untergraben. Man
wolle Deutſchland, Oeſterreich, kurz allen Völkern Mittel= und
Oſt=
europas klar machen, daß es nur einziges, finanziell ſtarkes und
ſtabiles Land gebe. Man wolle dieſe Länder überzeugen, daß ſie
nur von Paris aus Hilfe erwarten können, und daß ſie bereit ſein
müßten, alle wirtſchaftlichen oder politiſchen Bedingungen
anzu=
nehmen, die man von ihnen für eine finanzielle Hilfe verlange.
Der „Daily Herald” wirft weiter dieſen franzöſiſchen Kreiſen vor,
daß ſie gleichzeitig alles tun, um Amerika von einer finanziellen
Hilfe für Europa abzuhalten. Die Schwächung des Hoover=
Plans, die Knebelung der Londoner Konferenz und der konſtante
Widerſtand gegen die Abrüſtung, all das ſei dazu geeignet, ein
enttäuſchtes Amerika wieder in die Iſolierung zu treiben. Dieſer
Plan ſei jedoch zu genial und zu weltfremd, um Erfolge zu haben.
Wenn dieſe gewiſſen Kreiſe in Frankreich glaubten, den Kredit der
Londoner City durch einen Goldrun von wenigen Tagen, mit
einer Unzahl von Gerüchten und unwahren Zeitungsgeſchichten
erſchüttern zu können, ſo hätten ſie ſich nach Anſicht des „Daily
Herald” gründlich getäuſcht.
New York, 29. Juli.
Die hieſigen Morgenblätter bringen ausführliche Berichte aus
London über die Eindrücke, die Staatsſekretär Stimſon während
ſeines Berliner Aufenthaltes gewonnen hat. In erſter Linie wird
in dieſen Berichten der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß die
akute Niedergeſchlagenheit in Deutſchland bald einer
zuverſicht=
licheren Stimmung weichen werde.
„Herald Tribune” bringt die Forderung des Präſidenten der
Columbia=Univerſität Nicholas M. Butler, den Hoover=Plan
wei=
ter zu entwickeln, ausführlich und an hervorragender Stelle. Dem
Blatt zufolge hat Butler ferner erklärt, daß er die
Wieder=
herſtellung Mitteleuropas als einen Faktor der
Welt=
wirtſchaft ſowie die deutſch=franzöſiſche
Annähe=
rung für die dringlichſten Probleme des
Augen=
blicks halte.
IV.
Von den Künſtlern und Künſtlerinnen, deren Zugehörigkeit
zu den Darmſtädter Organiſationen ſie eigentlich noch zu
Darm=
ſtädter Künſtlern rechnen laſſen, ſind noch nachzutragen Oswald
Ammersbach=Offenbach, der der Freien Vereinigung
ange=
hört. Sein „Mädchen im Bett” iſt wohl etwas eigenartig in der
ſinnlichen Erfaſſung des Sujets, aber es ſtellt in der koloriſtiſchen
Durcharbeit ein ſehr gutes Kunſtwerk dar. Die Farbe iſt, wenn
auch robuſt in der Abtönung, ſo doch ſtark und eindringlich in der
Geſamtwirkung. Auch der Offenbacher Karl Appel, der zur
Darmſtädter Gruppe gehört, iſt ſehr robuſt in ſeinem Holzſchnitt
„Redner”, aber die Zeichnung iſt von eindringlicher Wirkung, die
des zurückhaltenden Kolorits nicht bedurfte. Auch „Masken” zeugt
von Eigenwillen und eigener künſtleriſcher Handſchrift. Paul
Arnoul=Offenbach, ebenfalls Darmſtädter Gruppe, iſt in ſeinen
Blumenſtücken kalt und hart. Er faßt ſeine Aufgabe ganz
intellek=
tuell und iſt zu keiner Konzeſſion an die Weichheit, Zartheit
und den Duft der Blumen und Pflanzen zu bewegen. Sein
Lands=
mann Adolf Bode ſtellt fünf Bilder aus, die als ſehr flott,
großzügig geſehen und großzügig aufgefaßte Skizzen anzuſprechen
ſind. Offenbar franzöſiſche Schule beeinflußt den Maler, der im
Kolorit aber ſehr ſtark zu wirken und zu feſſeln weiß. So iſt zum
Beiſpiel „Mädchen mit Faſan” farbig ungemein reizvoll, „An der
Seine” iſt ebenſo wie „Winterſonne im Schwarzwald” typiſch
franzöſiſche Schule, wenn auch zu eigener Handſchrift entwickelt.
Auch das kleine, intim=reizvolle Bildchen „Waldfriede” von
Fritz Büchner=Eberſtadt, eine in ihrer Zurückhaltung
inter=
eſſante Arbeit, darf zu den Darmſtädtern gerechnet werden.
Her=
mann Burkard=Hanau (D. Gr.) iſt mit 2 Bildern vertreten, die
techniſch intereſſant ſind durch die breite flächige Pinſelführung,
die bis zur Plakatwirkung geſteigert iſt, ohne aber den
koloriſti=
ſchen Reiz dadurch einzubüßen.
Zur Darmſtädter Gruppe gehören noch die ſtarke künſtleriſche
Potenz — ſie iſt das, wenn ihre Eigenwilligkeit auch nicht
jeder=
manns Geſchmack ſein dürfte — Wilhelm Kufittich=Mainz,
deren ganz großzügige, ſtarke maleriſche Eigenart den
landſchaft=
lichen Charakter ausgezeichnet trifft und dabei beſte Bildwirkung
erzielt, dann noch Theo Gebürſch, deſſen „Frau mit Katze” in
gewollt betonter Myſtik des Bildausdrucks faſt unheimlich wirkt.
Vom Tage.
Wie wir erfahren entbehrt die Meldung, wonach an der
Sep=
tembertagung des Völkerbundes diesmal auch der Reichskanzler
ceilnehmen werde, jeder Begründung.
Der Reichsrat iſt zu ſeiner nächſten Vollſitzung für Donnerstag
einberufen worden. Zur Verabſchiedung wird u. a. die Novelle zu
den Reichsgrundſätzen über Vorausſetzung, Art und Maß der
öf=
fentlichen Fürſorge gelangen ſowie die neue Ausprägung von
Reichsſilbermünzen im Nennwert von 5 RM. Dieſer letzte
Ent=
wurf bringt die Erhöhung des Münzumlaufs in Deutſchland von
20 RM. auf 30 RM. pro Kopf der Bevölkerung.
In Oldenburg ſind für den 1. und 2. Auguſt ſämtliche
Ver=
ſammlungen und Aufzüge unter freiem Himmel, außerdem alle
öffentlichen politiſchen Verſammlungen verboten worden.
Lloyd George iſt am Mittwoch vormittag erfolgreich operiert
worden. Das Befinden des Patienten iſt den Umſtänden
ent=
ſprechend gut.
Der engliſche Premierminiſter Macdonald, der am Dienstag
vormittag Berlin im Flugzeug verlaſſen hat, iſt noch am Abend
des gleichen Tages auf dem Flughafen Hendon bei London
ge=
landet. Auch Henderſon iſt inzwiſchen wieder in London
einge=
troffen.
Der Verlag der Gottloſen gibt ein Buch in mehreren
euro=
päiſchen Sprachen heraus unter dem Titel „Der Vatikan als Staat
des römiſchen Papſtes‟. Das Buch erzählt von der Organiſation
des Vatikans und bringt praktiſche Vorſchläge für die Bekämpfung
des Katholizismus und ſeines Einfluſſes in Europa und Amerika.
Das neue Buch iſt im ganzen ein heftiger Angriff auf den
Katho=
lizismus.
Das Weiße Haus veröffentlichte geſtern eine Mitteilung, in
der darauf hingewieſen wird, daß die Politik der Regierung, ſich
jeder Herabſetzung der Induſtriearbeiterlöhne zu widerſetzen,
un=
verändert weitergeführt werde.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 29. Juli.
Die Verhandlungen Stimſons und der engliſchen
Staatsmän=
ner in Berlin wurden von Paris aus mit dem größten Intereſſe
verfolgt. Die Kommentare lauten widerſprechend. Einmütig wird
es aber betont, daß nur eine Verſtändigung mit
Frankreich die für die Weltwirtſchaft
notwen=
dige Entſpannung bringen kann. Man ſieht dieſe
Verſtändigung von allen Seiten bedroht. Zuletzt wurde Italien
der Vorwurf gemacht, daß es eine direkte franzöſiſch=deutſche
Aus=
ſprache für unerwünſcht und unmöglich hält.
In politiſchen Kreiſen wird den Verhandlungen zwiſchen der
Engliſchen Bank und der Banque de France eine ſehr große
Be=
deutung beigelegt. Man erwägt die Möglichkeit einer
finanzpolitiſchen Verſtändigung mit England,
denn bis jetzt herrſchte zwiſchen den zwei Notenbanken ein
Zu=
ſtand, den man beim beſten Willen nicht freundſchaftlich nennen
kann. Man wäre neugierig, zu wiſſen, ob man in Frankreich auch
dieſe finanzielle Zuſammenarbeit für politiſch bedingt hält.
Die Dinge laſſen ſich jedenfalls auch ganz gut anders
auf=
faſſen. Der Pariſer Beſuch von Sir Robert Kindersley, einer
der Adminiſtratoren der Bank von England — er iſt gleichzeitig
Adminiſtrator der Londoner Lazardbank und in Paris ebenſo
be=
liebt wie Montagu Norman unſympathiſch iſt —, iſt im Grunde
genommen eine logiſche Folge der Londoner Konferenz. Die
Ver=
handlungen waren notwendig, um die engliſchen Goldabgaben
nach Paris einzudämmen und um eine überſtürzte Zurückziehung
der franzöſiſchen kurzfriſtigen Gelder von London zu verhindern.
Nach franzöſiſcher Darſtellung ſind es eben dieſelben kurzfriſtigen
Gelder, die die engliſchen Banken nach Mitteleuropa
weiterverlei=
hen. Das würde eine weſentliche Vereinfachung der Lage bedeuten.
Jedenfalls wäre es verfehlt, in den Verhandlungen zwiſchen den
zwei Notenbanken ein Novum zu erblicken. Schließlich verteidigt
Frankreich, indem es eine Zuſpitzung der Lage am internationalen
Finanzmarkte zu vermeiden ſucht, nur ſeine eigenen Intereſſen.
Während man in Paris immer wieder betont, daß nur
Frank=
reich, und Frankreich allein die finanzielle Stabiliſierung in
Deutſchland ermöglichen kann, behauptet man gleichzeitig, daß
Deutſchland bei einigem guten Willen in der Lage ſei, ſeine
Schwierigkeiten ſelbſt zu bewältigen. Der Widerſpruch iſt
offen=
bar. Ebenſowenig ſcheinen die Erklärungen des Kriegsminiſters
Maginot über die Abrüſtungsfrage mit den ſonſtigen
Bekräftigun=
gen über die Verſtändigungsbereitſchaft übereinzuſtimmen.
Auch die Tänzerin Troplowitz und die Studie „Leſende” wird
von dieſer an die Grenze des Erträglichen gehenden betonten
Eigenart in der maleriſchen und zeichneriſchen Löſung des
Vor=
wurfs abgeſtempelt. Sehr intereſſant ſind auch die figürlichen
Kompoſitionen, Zeichnungen von Alfred Springer=Karlsruhe,
der ebenfalls zur Darmſtädter Gruppe gehört.
Die Darmſtädter Sezeſſion zählt zu den ihren noch, außer den
bereits beſprochenen Künſtlern, in erſter Linie Gottfried Diehl=
Frankfurt, deſſen Bildnis und „Mädchen”, die beide durch hartes
Kolorit auffallen, rein geiſtige Löſung der künſtleriſchen
Auffaſ=
ſung bedeuten. Hingegen iſt Joſef Eberz”=München „Straße
nach Aſſiſſi” bei aller Betonung ſeiner künſtleriſchen Eigenart eine
hervorragend reife Arbeit, Arthur Grimm=Baden zeigt in
ſeinen drei Oelbildern ſehr gute Landſchaften reichen Inhalts,
beſte Trübner=Schule. In ſtarkem Gegenſatz hierzu ſteht Alexey
v. Jawlenſky=Wiesbaden, deſſen künſtleriſches Wollen,
beſon=
ders im „Greco=Erlebnis” und „Symphonie in Roſa”, in ſeiner
völligen Abſtracktheit und Konzeſſionsloſigkeit heute eigentlich
überwunden ſein ſollte. Sehr gut geſehen ſind dagegen die
far=
big ungemein reizvollen „Tänzerinnen” von Hermann Keil=
Frankfurt, wenngleich auch dieſem Bild betont intellektuelle
Lö=
ſung des künſtleriſchen Vorwurfs anzumerken iſt.
Nach langen Jahren ſehen wir wieder einmal Arbeiten von
Kay Nebel, der als Akademieprofeſſor in Kaſſel wirkt. Sein
erſtes Auftreten in Darmſtadt war, wie erinnerlich, faſt
Senſa=
tion. Er hat das flächige, zart und fein kultivierte Koldrit
beibe=
halten, ebenſo die Eigenart, in der es das Gegenſtändliche ſowohl
im Menſchen wie in Schöpfungen der Natur ſieht, wenn auch ſeine
heutigen Bilder ganz andere Wege gehen, als ſie vor vielen
Jah=
ren hier eingeſchlagen waren. Ungemein reizvoll — Damen
pfle=
gen „entzückend” zu ſagen — ſind wieder die Radierungen,
Zeich=
nungen und Aquarelle von Erna Pinner=Frankfurt, deren
feine Linienkunſt unſeren Leſern durch vielfache Beiträge bekannt
iſt. „Windhund”, „Pelikane”, „Kronenreiher” ſind typiſche
Zeug=
niſſe ihrer ganz eigenartigen Kunſt, der „Kronenreiher” ein ſehr
feines, zartes Aquarell. Zu bewundern immer der merkwürdig
ſtarke Ausdruck in der Zartheit der techniſchen Mittel.
Die Freie Vereinigung Darmſtädter Künſtler zählt ebenfalls
eine Reihe auswärts Wohnender zu ihren Mitgliedern.
Auffal=
lend und bedauerlich iſt, daß der langjährige Führer der Fr. V.D.,
Profeſſor Adolf Beyer hier nicht vertreten iſt. Rudolf
Bün=
nings=Gießen Landſchaften in Aquarell ſind im Kolorit zwar
hart, aber ſie wirken gut illuſtrativ. Otto Heinrich Engel, der
jetzt in Berlin ſchafft, ſtellt ein großes Bild „Land unter
Wolken, aus, das reich im Inhalt und auch reich in der Farbe iſt.
Wie der Titel des Bildes verrät, zeigt noch die Ausführung, daß
beſonders die intereſſante Wolkenbildung zum Schaffen reizte,
Die Tribuklafken müfſen fallen.
Appell der Skeuben=Geſellſchaft
an das amerikaniſche Volk.
Berlin, 29. Juli,
Die Deutſche Steuben=Geſellſchaft hat der amerikaniſchen Preſſe
einen Offenen Brief an das amerikaniſche Volk und ſeinen
Prä=
ſidenten Hoover übergeben, in dem es heißt: Die Ereigniſſe in
Deutſchland haben der Welt offenbar gemacht, daß die
unerfüll=
baren Tributlaſten nicht nur Deutſchland, ſondern die ganze Welt
bedrohen. Soll mit Deutſchland nicht die Welt der Gefahr des
Bolſchewismus ausgeliefert werden, dann muß das
Reparations=
ſyſtem verſchwinden. Nach einer Würdigung des Hoover=Planes
wie der franzöſiſchen Widerſtände ſagt das Schreiben weiter: In
beiſpielloſer Selbſtdiſziplin — nicht in müder Reſignation —
ver=
harrt das deutſche Volk. Nicht Anleihen, nicht Kredite können
Deutſchland helfen. Sie ſind unwirkſame Medizin, ſolange der
Krankheitserreger — das Reparationsſyſtem — nicht entfernt iſt,
Völliger Fortfall der weder moraliſch noch ſachlich berechtigten
Tributlaſten iſt das einzige Mittel, das die Gefahr für Deutſchland
und damit für Europa und die Welt bannen kann. Dieſe einzig
mögliche Löſung erwartet das deutſche Volk, und auf dieſer
Er=
wartung iſt ſeine Selbſtdiſziplin aufgebaut. Das Schreiben ſchließt
mit einem Appell an das amerikaniſche Volk, keiner Löſung
zuzu=
ſtimmen, die an der Urſache der deutſchen Kriſe und damit der
Weltwirtſchaftskriſe — nämlich am Tributſyſtem —
vorüber=
geht. Solle eine Befriedung Europas und damit eine
Ueberwin=
dung der beſtehenden Weltwirtſchaftskriſe eintreten, dann müßten
die dem deutſchen Volke auferlegten, zu keiner Zeit erfüllbaren
Tributlaſten fallen.
Keine Preisgabe des deutſchen Skandpunkkes
gegenüber dem Abrüſtungs=Konvenkionsenkwurf.
Zu den deutſch=engliſchen Beſprechungen, die am Dienstag
abend in einer geſellſchaftlichen Veranſtaltung in der engliſchen
Botſchaft ihren Abſchluß fanden, verlautet von unterrichteter
Seite noch, daß die Ausſprachen ſich ſchon zum weſentlichen
Teil auf die Fragen der bevorſtehenden Abrüſtungskonferenz
bezogen. In dieſem Zuſammenhang iſt auch die Frage
ange=
ſchnitten worden, ob Deutſchland den bisher als undiskutabel
ab=
gelehnten Genfer Konventionsentwurf als
Verhandlungsgrund=
lage für die Abrüſtungskonferenz anerkennen könne. Die
Reichs=
regierung vertritt die Auffaſſung, daß der Grundſatz der
völli=
gen Gleichberechtigung auch auf dem Gebiete der Rüſtungen zur
Anwendung gelangen könne. Der Genfer Konventionsentwurf
iſt aber ſeinerzeit von dem deutſchen Abrüſtungsdelegierten,
Grafen Bernſtorff, gerade deswegen abgelehnt worden, weil er
nach deutſcher Auffaſſung gegen den Grundſatz der
Gleichberech=
tigung in entſcheidenden Beſtimmungen verſtößt. Es beſteht kein
Grund zu der Annahme, daß die Haltung der Reichsregierung
in dieſer Frage ſich irgendwie geändert hat.
Eine franzöſiſche „Freundlichkeit”.
* Die Bemühungen des Stahlhelm, durch einen Volksentſcheid
den preußiſchen Landtag zur Auflöſung zu bringen, haben auch in
Frankreich Beachtung gefunden. Ein Berliner Abendblatt, deſſen
Pariſer Korreſpondent offenbar ſehr gute Beziehungen zur
fran=
zöſiſchen Regierung unterhält, behauptet, daß von Frankreich
aus bis zum 9. Auguſt, dem Tage des Volksentſcheids,
nichts geſchehen werde wasder nationaliſtiſchen
und kommuniſtiſchen Bewegung: neue Nahrung
geben könnte. Wir finden, daß es ungewöhnlich „freundlich”
von den Franzoſen iſt, ganze zehn Tage ſo zu tun, als ob ſie mit
uns im beſten Einvernehmen lebten und als ob es ſeit den Tagen
des Waffenſtillſtandes nichts gegeben habe, was die deutſch=
fran=
zöſiſchen Beziehungen irgendwie getrübt hätte. Wir brauchen wohl
nicht erſt daran zu erinnern, daß die Franzoſen ſeit zwölf Jahren
die deutſche Nation ununterbrochen gedemütigt haben, daß ſie das
deutſche Volk bis aufs Hemd ausgeplündert, in ſeine Provinzen
eingefallen ſind, ſein Wohngebiet zerſtückelt und es jetzt zur
Ver=
zweiflung getrieben haben. Die Sünden Frankreichs
ſind es ausſchließlich, die zu einer ſtarken
Radikaliſie=
rung der deutſchen Wahlberechtigten geführt
haben, wobei beſonders erſchwerend zu ungunſten Frankreichs ins
Gewicht fällt, daß durch die Politik der Franzoſen der
Bolſchewismus in Deutſchland förmlich
hochge=
züchtet wurde. Das angebliche Stillhalten der Franzoſen wird
ſelbſtverſtändlich auf die Dinge in Preußen vollkommen ohne
Ein=
fluß bleiben. Es könnte eher noch zu einer Erſchwerung der
Situ=
ation führen, weil aus den Wendungen des Berliner
Abend=
blattes, das von den Abſichten der Franzoſen Kenntnis gibt, klar
hervorgeht, daß man nach dem 9. Auguſt das alte Spiel
mit uns wieder fortſetzen will.
Auch Heinrich Giebels=Marburg „Septembernachmittag” iſt
ein inhaltreiches, ſehr fein koloriertes Bild, gleichwie Willibald
Hamburger=Kreuznach in ſeinen Bildern „Am Baſler” und
„Tannen” kleine, aber ſehr feine, ſtimmungsreiche Arbeiten
aus=
ſtellt, denen auch eine gewiſſe Härte des Kolorits nichts von ihrem
intimen Reiz nimmt. Hingegen iſt Anton Heydt=Mainz in
ſeinen Bildern „Auf der Zitadelle” gar zu hart in der Farbe,
Franz Huth=Weimar iſt in einer ſehr guten Schneelandſchaft
in Paſtell „Ettersburg” vertreten, und Melchior Kern=
Mün=
chen mit einem Bild aus dem Odenwald, in dem er den „
Mors=
berg” ſehr dunkel, voll myſtiſcher Stimmung erfüllt, darſtellt. Von
Karl Friedrich Lippmann=Frankfurt wurde ſchon geſprochen,
mit Recht hat man den guten und reifen Arbeiten, „Anſicht aus
dem Meſſeler Park” ein „Blumenſtück” und eine „
Frühlingsland=
ſchaft”, bevorzugten Platz im Ehrenſaal gegeben. Dieſe reifen
künſtleriſchen Löſungen in der breiten lockeren Technik, die farbig
ſo ungemein reich ſind, zählen zu den beſten der Ausſtellung.
Gerhard Pfaff=Goldentraum ſtellt eine Heidelandſchaft
in Oel und zwei Steinzeichnungen aus, gute ſachliche akademiſche
Arbeiten, gleichwie die von Ludwig Plaueln=Offenbach, der
ebenfalls fünf Zeichnungen und zwei Oelbilder bringt, denen man
etwas mehr künſtleriſche Phanataſie wünſchen möchte. Eduard
Selzam=Utting ſtellt eine ſehr ſkizzenhafte, aber flott geſehene
„Atelierecke” und eine Bildnisſtudie „Lechrainer Mädchen” aus.
Hans Erwin Steinbach=Gießen in ſeinem „Stilleben” und
„Geneſende”, Arbeiten, in denen beſonders die kultivierten Farben
feſſeln, Richard Throll=Mainz eine Kollektion Temperabilder,
wohl von phantaſtiſcher Auffaſſung der künſtleriſchen Aufgabe,
farbig und zeichneriſch aber durchaus reif und ſtark, Karl
Ver=
ter=Pfungſtadt eine recht gute Tierzeichnung, Walter
Waen=
tig=Gaienhofen eine Kollektion von ſehr guten, flott
gezeich=
neten Radierungen, Heinrich Hermann Walther=Gießen drei
Aquarelle, die beſonders durch ihre kompoſitoriſche Anlage feſſeln.
Jakob Weinheimer=Langebrück ſtellt einige ſeiner bekannten
feinen Bleiſtiftzeichnungen und Karl Müller=Tenckhoff=
Mainz eine ausgezeichnete „Herbſtlandſchaft aus dem Hunsrück”
aus, ein Bild von hervorragender landſchaftlicher Charakteriſtik.
Der Drei=Städte=Bund iſt durch ſeine beſten Mitglieder ſehr
gut vertreten. Frida Beſt=Mainz bringt ein flottes Aquarell
„Fiſcherboote” und eine gleiche Tuſchzeichnung „An der Alſter”,
Sophie Groſch=Mainz eine „Landſchaft mit Oliven” aus der
Gegend von Gandria in Aquarell, Eliſabeth Schneider=
Goddelau Blumenſtücke und Stilleben, die zwar reichlich hart im
Kolorit ſind, aber farbig doch ſehr eindrucksvoll, und Maria
Ziegler=Mainz einige ſehr ſauber gemalte, inhaltsreiche
Aquarelle. Von den Darmſtädter Mitgliedern wurde bereits ge=
A. St.
ſprochen.
Nummer 209
Donnerstag, den 30. Juli 1931
Seite 3
Notwehr gegen Agrarkataſtrophe.
Kein allgemeines landwirkſchafkliches Morakorium. — Die Grüne Fronk fordert jedoch Maßnahmen gegen
eine Berſchleuderung der Ernke und gegen eine Gefährdung der Forkführung landwirkſchafklicher Bekriebe.
ſich bei der Aktion der Grünen Front um die Fortſetzung der
Die Aor der Ontdratſcen Landwierſchafl. vorläufig nur für den erſten Anfang ſichergeſtellten
Ernte=
finanzierung. Dabei ſpielt auch die völlige Beendigung
Schiele und Brandes werden beim
Reichs=
der Bankfeiertage eine weſentliche Rolle, weil während der
Be=
ſchränkung des Zahlungsverkehrs auch die bisherigen
Maßnah=
präſidenken vorſtellig.
men der Erntefinanzierung nur zu einem kleinen Teil wirk=
Berlin, 29.Juli.
Aus dem Oſten kommen neue Alarmnachrichten über die
Not der oſtdeutſchen Landwirtſchaft. Im Zuſammenhang damit
geht durch die Preſſe eine Meldung, wonach ein allgemeines
landwirtſchaftliches Moratorium in Erwägung gezogen wird.
Derartige Pläne ſollen jedoch mit den Tatſachen keineswegs
übereinſtimmen. Es wird zurzeit lediglich erwogen, wie der
durch die augenblickliche Finanzkriſe beſonders ſchwer betroffenen
oſtdeutſchen Landwirtſchaft geholfen werden kann, damit eine
Verſchleuderung der Ernte und die Gefährdung der Fortführung
der Betriebe vermieden werden kann. Die zuſtändigen
Stel=
len verhandeln zurzeit darüber, welche Vorkehrungen getroffen
werden müſſen, um die mit einer derartigen Entwicklung
ver=
bundene Gefährdung der Sicherheit des Realkredites
auszu=
ſchließen.
Es iſt möglich, daß hierzu die Erklärung eines
Zahlungsauf=
ſchubes für gewiſſe Schuldkategorien ausgeſprochen werden muß,
um eine Verſchleuderung der Ernte zum Zwecke der
Gläubiger=
befriedigung zu vermeiden. Die Dauer derartiger Maßnahmen wird
ſich jedoch nur auf einen Zeitraum zu erſtrecken haben, der zur
ordnungsmäßigen Verwertung der Ernte erforderlich iſt.
For=
derungen, die auf Aufwendungen für den Aufbau der
diesjähri=
gen Ernte beruhen, werden von vornherein auch von einem
be=
friſteten Zahlungsaufſchub ausgenommen bleiben müſſen.
* Wie der „Landwirtſchaftlichen Wochenſchau”, dazu von
unterrichteter Seite erklärt wird, beſchränkt ſich die Aktion der
Grünen Front, die im Gegenſatz zu den von ſozialiſtiſcher Seite
verbreiteten Behauptungen in völliger Geſchloſſenheit vorgeht,
ſelbſtverſtändlich nicht allein um dieſe Oſthilfemaßnahmen. Sie
iſt nur ein im Augenblick beſonders brennendes Teilſtück aus
der allgemeinen Notwehraktion, die gegen die heraufkommende
Agrarkataſtrophe eingeleitet iſt. Es kann doch ſchon kein
Zwei=
fel darüber ſein, daß die erneut beginnende Häufung von
Betriebszuſammenbrüchen im Oſten die ſchwerſten
Rückwirkungen auch auf die übrige Landwirtſchaft haben muß.
Das Schwinden der Sicherheit des Realkredits im Oſten würde
das ganze Agrarkreditgebäude zum Zuſammenbruch bringen.
Ebenſo müßte z. B. eine Verſchleuderung der Ernte im Oſten
den Zuſammenbruch ſämtlicher
landwirtſchaft=
licher Märkte in Deutſchland und damit die
Agrar=
kataſtrophe auch außerhalb des Oſten zur Folge haben.
Wenn allein in Oſtpreußen nach den einwandfrei belegten
Mitteilungen des Generallandſchaftsdirektors von Hippel
an=
nähernd 5000 Landwirte in dieſen Tagen der Ernte von
Pfän=
dungen und Zwangsverſteigerungen getroffen werden, wenn
gleichzeitig bereits zum 1. Auguſt nicht mehr die nötigen
Lohn=
gelder bereitzuſtellen ſind, ſo iſt das der Beweis dafür, daß die
Agrarkataſtrophe im Oſten ſchon ihren Anfang genommen hat."
Die Führer der Grünen Front dürften ſich ihrer
Verant=
wortung nicht bewußt ſein, wenn ſie an einer derartigen
Ent=
wicklung vorbeigehen wollten, ohne energiſch einzugreifen. Da
die beſonderen Schwierigkeiten des Augenblicks im
Zuſammen=
hang mit der Finanzkriſe weſentlich darauf zurückgehen, daß
das in der Beſchränkung des Zahlungsverkehrs in Erſcheinung
tretende und immer noch nicht aufgehobene Bankmoratorium
alle Geldbewegungen in Unordnung gebracht hat, iſt ein
vor=
ſichtig abgewogenes Teilmoratorium" für die oſtdeutſche
Land=
wirtſchaft nur eine konſequente Schlußfolgerung aus dem
Bank=
moratorium.
Aus dieſer für die geſamte deutſche Landwirtſchaft in ihrer
weiteren Auswirkung brennendſten Augenblicksfrage handelt es
ſam werden können und insbeſondere vorher an die
Wieder=
herſtellung des handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäfts nicht zu
denken iſt. Ueber dieſe Augenblicksſorgen hinaus iſt aber, wie
der „Landwirtſchaftlichen Wochenſchau” erklärt wird, das
weſent=
lichſte die Erreichung einer dauernden landwirtſchaftlichen
Ren=
tabilität. Es kommt alſo darauf an, aus dem gegenwärtigen
Syſtem der kurzfriſtigen Aushilfen herauszukommen, um durch
Sicherſtellung der Veredlungswirtſchaft und des Gartenbaus
ſo=
wie durch einſchneidende Förderung des Abſatzes der heimiſchen
land= und forſtwirtſchaftlichen Erzeugniſſe unter rückſichtsloſer
Ausſchaltung jeder überflüſſigen Einfuhr zu der Stabilität zu
kommen, die für die Geſundung der Landwirtſchaft und für
eine organiſche Belebung des Arbeitsmarktes auch außerhalb der
Landwirtſchaft erforderlich iſt.
Der Reichspräſident empfing am Mittwoch vormittag den
Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft zum Vortrag
über die gegenwärtige Lage der Landwirtſchaft im Oſtgebiet. An
der Beſprechung nahm der Präſident des Landwirtſchaftsrates
Dr. Brandes teil.
Die Frage der Ernkefinanzierung.
Wie die „Landwirtſchaftliche Wochenſchau” in Ergänzung der
amtlichen Mitteilung über die Bereitwilligkeit der Reichsbank
zur Finanzierung der Ernte erfährt, kann im Augenblick mit
ſo=
fortiger Sicherheit durch die Zuſammenarbeit von Reichsbank,
Rentenbank=Kreditanſtalt, Bank für Induſtrieobligationen,
Preu=
ßenkaſſe und Privatbanken mit annähernd 300 Millionen für die
Erntebewegung im Auguſt gerechnet werden. Es handelt ſich
da=
bei um die Erklärung der Reichsbank, den Rediskont zur
Ernte=
bewegung auch für Mühlen und Getreidehändler zur Verfügung
zu ſtellen und laufende landwirtſchaftliche Warenwechſel zu
ver=
längern. Weiter werden durch Rentenbank und Preußenkaſſe je
zur Hälfte 50 Millionen den Genoſſenſchaften zur Verfügung
ge=
ſtellt. Ferner ſind 20 Millionen von der Rentenbank=Kreditanſtalt
und 10 Millionen von der Bank für Induſtrieobligationen, als
Warenumſchlagskredite flüſſig gemacht worden, die insbeſondere
für das Lombardgeſchäft der Getreide=Induſtrie und Commiſſion
A. G. zur Verfügung ſtehen dürften. Außerdem ſind kleinere
Mit=
tel von dem Berliner Bankenkonſortium zu erwarten. Dazu kann
mit Sicherheit damit gerechnet werden, daß die Rentenbank=
Kreditanſtalt ſchon in den nächſten Tagen einen nennenswerten
Teil der urſprünglich für die Erntefinanzierung bereitgeſtellten
120 Millionen, die inzwiſchen in der kurzfriſtigen Anleihe bei
an=
deren Banken eingefroren waren, zur Verfügung erhält. Wieweit
die Preußenkaſſe dazu in der Lage iſt, ſich an der Aktion zu
be=
teiligen, iſt zurzeit noch unbekannt.
Berhafkung wegen Deviſenſchleichhandels.
Breslau, 29. Juli.
Auf Grund der Notverordnung über den Verkehr mit
auslän=
diſchen Zahlungsmitteln wurden hier ein Bankier aus Wien und
ſein Bevollmächtigter ſowie ein Kaufmann aus Breslau
feſtge=
nommen. Sie waren übereingekommen, einem hieſigen
Geſchäfts=
mann, der Dollar handeln wollte, mehrere tauſend Dollar zu einem
die amtlihe Notierung weit überſchreitenden Kurs zu verkaufen.
Der Breslauer Kaufmann ließ ſich nun nach Eintreffen der
Wie=
ner in Breslau zunächſt 750 Dollar aushändigen, wobei er
angab, er wolle ſie dem Käufer überbringen. Er ging jedoch zur
Polizei, verriet dort den Plan, verſchwieg aber, daß er ſelbſt 750
Dollar bereits in Empfang genommen hatte. Die Polizei
ver=
haftete die Wiener.
Anerhörkes
ikalieniſches Einſchüchkerungsmanövet
vor dem Haager Gerichkshoſ.
Ikalien droht im Falle der Verwitklichung
der Zollunion mit Krieg.
Aus dem Haag, 29. Juli.
Im Verlaufe der Plädoyers der einzelnen Rechtsgelehrten in
der Angelegenheit der deutſch=öſterreichiſchen Zollunion vor dem
Haager Gerichtshof hat bis jetzt der bekannte italieniſche Politiker
und frühere Außenminiſter Scialoja den Vogel abgeſchoſſen. Er
hat eine Aeußerung getan, die geeignet iſt, einiges Aufſehen zu
erregen. Nachdem Scialoja bereits vorher bei der Beſprechung
der politiſchen Grundlagen, auf denen nach ſeiner Meinung das
erſte Genfer Protokoll vom Jahre 1922 beruht, betont hatte, daß
dieſes Protokoll die Aufrechterhaltung des europäiſchen Friedens
bezwecke, da der vollſtändige wirtſchaftliche Zuſammenbruch
Oeſter=
reichs möglicherweiſe von einigen Staaten als eine Kriegsurſache
betrachtet werden könne, wies er gegen Schluß ſeines Plädoyers
nochmals beſonders eindringlich darauf hin, daß der Haager
Ge=
richtshof, obwohl er die bevorſtehende Entſcheidung nur unter
juriſtiſchen Geſichtspunkten abgeben ſolle, bei ihrer Abfaſſung doch
daran denken ſollte, daß ſie politiſche Folgen haben könnte. Daher
müſſe der Gerichtshof bei der Formulierung ſeines Gutachtens den
hiſtoriſchen Umſtänden Rechnung tragen und bedenken, daß hier
weniger die Möglichkeit des Abſchluſſes einer Zollunion durch
Oeſterreich, ſondern vielmehr eine dem Völkerbundsrat zuerkannte
Befugnis zur Debatte ſtehe.
Allein der Völkerbundsrat müßte darüber entſcheiden, wann
und unter welchen Vorausſetzungen Oeſterreich eine
Zoll=
union abſchließen dürfe. Scialoja fuhr an dieſer Stelle
wörtlich wie folgt fort: Aber es geht hierbei nicht um eine
Kleinigkeit, weil eine Aenderung der politiſchen Lage unter
den gegenwärtigen Umſtänden eines Tages den Krieg oder
den Frieden bedeuten könnte. Es handele ſich nicht um
Dinge, die man wie ein rhetoriſches Spiel auffaſſen dürfe.
Sie können, ich wiederhole es, den Krieg oder den Frieden
bedeuten. Ihre Entſcheidung (zu den Richtern gewendet)
bedeutet alſo etwas mehr, als ſie in anderen Fällen
bedeu=
ten würde. Wenn Sie erklären, daß der Rat nichts mehr
damit zu tun habe, dann würde dieſe Erklärung morgen
eine Kriegserklärung ſein können.”
Scialoja beendete dieſen Paſſus ſodann mit der Feſtſtellung,
daß man ſeines Erachtens ſchon bei der Abfaſſung des Vertrages
von St. Germain ſehr gut gewußt habe, daß der Anſchluß
Oeſter=
reichs das Ideal Deutſchlands darſtelle. Da man ſomit damals
ſchon die Möglichkeit habe ins Auge faſſen müſſen, daß dieſe Frage
ſpäter wieder auftauchen werde, habe man die Entſcheidung
darüber dem Völkerbund vorbehalten wollen, der in ſeiner
Eigen=
ſchaft als „politiſche Körperſchaft und nicht als Richter richten” ſoll.
Die zweite Inkernalionale
zur Abrüſtung.
Wien, 29. Juli.
In der Dienstagsſitzung des Kongreſſes der Sozialiſtiſchen
Ar=
beiterinternationale ergriff nach einer Anſprache des japaniſchen
Vertreters der parlamentariſche Sekretär Henderſons, Baker, das
Wort. Er erklärte: Das erſte, worauf es ankommt, ſei die Jugend.
Dieſe Generation müſſe eine Welt erkämpfen, die frei vom Kriege
iſt. Die zweite Grundlage ſei der Völkerbund. Henderſon habe
ge=
zeigt, wie man den Völkerbund in den Dienſt der Friedensidee
ſtellen könne. Das dritte, worauf es ankommt, ſei die
Anerken=
nung der Gleichheit aller Staaten in der Abrüſtungsfrage. Es
dürfe nicht mehr lange dauern, bis ſich auch bei den „Siegerſtaaten”
die Notwendigkeit der Abrüſtung durchgeſetzt habe. Die
Soziali=
ſtiſche Arbeiterinternationale verlange die Beſeitigung aller
Schlachtſchiffe über 10 000 Tonnen, Zerſtörung ſämtlicher
Flugzeug=
mutterſchiffe und die Feſtigung des techniſchen Friedens. Nach
ihm kam Kirkwood, der Abgeordnete der Unabhängigen
Arbeiter=
partei Englands, zu Wort, worauf die Sitzung auf Donnerstag
vertagt wurde. Es tagten gleichzeitig noch verſchiedene Ausſchüſſe.
Der Tagung liegen zwei Abrüſtungsentſchließungen vor. Eine
beſchäftigt ſich mit der Seeabrüſtung, während in der anderen, der
allgemeinen Entſchließung der Internationale Gewerkſchaftsbund
und die Sozialiſtiſche Arbeiterinternationale eine weſentliche
ſo=
fortige und allgemeine Herabſetzung der Rüſtungen fordern,
wo=
bei eine Kontrolle der Gewerkſchaften über die Rüſtungsinduſtrien
verlangt wird.
Perſönliches von Auguſt Forel †.
Als Auguſt Forel, der jetzt dahingeſchiedene große
Natur=
forſcher und ſoziale Reformer, noch Direktor der Zürcher
Irren=
anſtalt war, da wurde er eines Tages von dem erſchrockenen
Portier ins Wartezimmer gerufen, weil ſich dort ein ihnen
bei=
den nur zu wohlbekanntes gefährliches Subjekt eingefunden
hatte: der trunkſüchtige und brutale Ehemann einer
beklagens=
werten Frau, die als Angeſtellte der Anſtalt vor ſeinen
Miß=
handlungen Zuflucht gefunden hatte. Er kommt nun, um die
Sklavin wieder zurückzuholen, und niemand wagt es, den
ge=
walttätigen Kerl hinauszuweiſen. Aber kaum hat Forel den
widerwärtigen Namen gehört, da iſt der kleine Mann in drei
Sprüngen die Treppe hinunter, reißt die Türe auf, packt den
vierſchrötigen Rohling am Kragen und ſtößt ihn mit den
Wor=
ten: „Hinaus damit!” zur Tür hinaus, während die übrigen
Inſaſſen des Wartezimmers ſchreckensbleich zuſchauen. Dieſe
Handlung aus dem Alltag iſt bezeichnend für das Weſen dieſes
großen Kämpfers, der ſein Leben lang mit unerſchrockenem Mut
die gefährlichſten Erſcheinungen unſerer Kultur reſolut anpackte
und herauszuwerfen ſuchte: Unwiſſenheit und Trunkſucht,
Pro=
ſtitution und Kriegshetzerei uſw. Die Wiſſenſchaft, in der er ſo
Hervorragendes geleiſtet, war ihm nur die Pforte ins Leben,
die gelehrte Erkenntnis die Vorbedingung für die praktiſche Tat.
Vom Studium der Ameiſen ging er aus und iſt der größte
Ameiſenforſcher ſeiner Zeit geworden. Im ganzen hat
er etwa 3000 neue Ameiſenarten beſchrieben und ihnen mehr als
20 Veröffentlichungen gewidmet. Zur Zeit ſeiner ärztlichen
Staatsprüfung erſchien das erſte dieſer Werke, das ihn ſofort
berühmt machte. Er hatte es „Die Ameiſen der Schweiz”
ge=
frannt, weil damals die ſchweizeriſche naturforſchende Geſellſchaft
einen Preis für ein Schweizerbuch ausgeſetzt hatte, den er auch
erhielt. Aus der tiefgründigen Erforſchung des Ameiſenſtaates
erwuchs ihm die Hoffnung, daß der Menſch davon lernen könne.
„Wenn Sie mein großes Ameiſenwerk ſtudieren” hat er einmal
zur einem Beſucher geſagt, „ſo begreifen Sie ſofort, daß es auf
Erden keine vernünftigeren Staatsmänner gibt. Wir brauchen
tur nachzumachen, was ſie vorgemacht haben.” Und dieſen Troſt
lus ſeinen Ameiſenbüchern haben viele Friedensfreunde auch nach
der Kataſtrophe des Weltkrieges geſchöpft. So ſchrieb Romain
Kolland, daß ihm neue Hoffnung auf die Geneſung der
ver=
rrten Inſtinkte der Menſchheit aus der von Forel geſchilderten
Tatſache erwachſen ſei, daß feindliche Ameiſenvölker, die
gewalt=
am vereinigt und in ein verlaſſenes Neſt geſetzt werden, nur
twa einen Tag lang gegeneinander kämpfen und am folgenden
ereits in großer Mehrzahl zuſammenarbeiten. Wenn die Inſekten
ich ſo raſch verſöhnen, warum ſollte das nicht endlich auch einmal
die Menſchheit zuſtande bringen? Forel hat nicht nur als
Pſychia=
ter ſegensreich gewirkt und in ſeinem Forſchen viele
Grund=
lagen für die Freud’ſche Pſychoanalyſe geſchaffen, ſondern er hat
ſich Weltruhm errungen durch ſeine Bekämpfung der Trunkſucht,
durch ſein Buch über die „ſexuelle Frage”, durch ſein tapferes
Kämpfen für die Ideen des Friedens und der Humanität. Wie
er ſtets die Sache über die Perſon ſtellte, das zeigt ſein
Ver=
halten, als er 1912 von einem Schlaganfall betroffen wurde, von
dem er ſich nie wieder ganz erholt hat. Er beobachtete ſich ſelbſt
ſcharf dabei und machte ſein Leiden zum Gegenſtand einer
wiſ=
ſenſchaftlichen Arbeit, der er den Titel gab „Subjektive und
in=
duktive Selbſtbeobachtung über pſychiſche und nervöſe Tätigkeit
nach Hirntromboſe‟. Sein Arbeitszimmer war mit den bunten
Plakaten geſchmückt, die er zur Warnung vor den großen
Menſchheitsgeiſeln verfaßt, und unter ſeinen mehr als 1000
Ver=
öffentlichungen ſind viele kurze Broſchüren und Flugblätter, in
denen er auf die eindringlichſte und verſtändlichſte Weiſe der
ganzen Menſchheit ſeine Ideen einprägen wollte.
* Ein Schwalbenpaar, das den Fahrplan kennk.
Das Schwalbenneſt im Eiſenbahnwagen.
Im Eiſenbahnpoſtwagen, der zwiſchen Traunſtein und
Ruhpolding in Oberbayern den Poſtverkehr vermittelt, wurde
vor kurzer Zeit von Beamten ein ſeltenes Vogelidyll beobachtei.
Ein Schwalbenpaar hatte ſich hier, ohne ſich durch die Fahrten
ſtören zu laſſen, ein Neſt gebaut, und als es von den Beamten
gefunden wurde, ſtreckten ſchon vier Junge ihnen ihre Schnäbel
entgegen. Das Schwalbenneſt wurde ſelbſtverſtändlich in dem
Wagen gelaſſen, und die Beamten bemühten ſich, den beſorgten
Schwalbeneltern ihre Ernährungsarbeit möglichſt zu erleichtern.
Dabei ſtellten ſie feſt, daß die alten Schwalben nicht nur über
ein treffliches Orientierungsvermögen verfügen, ſondern auch
über eine ungewöhnliche Klugheit, die man dieſen kleinen Tieren
gar nicht zugetraut hätte. Von Traunſtein nach Ruhpolding
fahren nämlich die Schwalbeneltern im Eiſenbahnzuge mit ihren
Kleinen mit, um ſie zu füttern und zu betreuen. Vor den
Men=
ſchen im Eiſenbahnwagen haben ſie nicht mehr die geringſte
Furcht, denn ſie wiſſen offenbar genau, daß ſie bei ihnen Schutz
genießen. Wenn der Zug in Ruhpolding hält, dann fliegen ſie
gegen die Fenſterſcheiben und zeigen auf dieſe Weiſe an, daß ſie
frei gelaſſen werden wollen. Sobald die Beamten die Fenſter
herablaſſen, verſchwinden ſie, aber zum Erſtaunen der Beamten
und der Reiſenden finden ſie ſich auf der anderen Endſtation
in Traunſtein ſofort wieder ein, ſobald der Eiſenbahnzug auf
der Rückreiſe hier ankommt. Sie haben in der Zwiſchenzeit
Futter für die Kleinen geſammelt und wiſſen genau, daß ſie
ihr Neſt jetzt nicht dort wieder finden, wo ſie es verlaſſen haben,
ſondern auf der anderen Endſtation, nämlich in Traunſtein. Sie
fliegen alſo regelmäßig dort hin und werden von den Beamten
wieder zu ihrem Neſt gelaſſen, woraufhin ſich in der kleinen
Schwalbenwohnung ein erfreuliches Gezwitſcher bemerkbar macht.
die Strecke von Traunſtein nach Ruhpolding iſt nicht ſehr groß,
ſo daß die Eltern von den Jungen nicht lange abweſend bleiben.
Es iſt wohl das einzige Schwalbenneſt, das in der Welt mit der
Eiſenbahn hin und her fährt, und es iſt wohl auch das einzige
Schwalbenpaar, das ſich in ſeinen Betätigungen nach dem
Fahrplan einer Eiſenbahn richtet. In jedem Falle iſt es das
modernſte Schwalbenpaar der Welt, das hier, von den Beamten
betreut, ſein Leben führt.
j.
* Verlorene Werke Deutſcher Romantiſcher Malerei”. Herausgeber G. J.
Wolf. Verlag von F. Bruckmann A. G., München, 1931. Gebd.
3,80 RM.
Bei der Glaspalaſtkataſtrophe am 6. Juni 1931 in München ſind
un=
ermeßliche Werte deutſchen Kulturbeſitzes untergegangen, ein
unerſetz=
licher Verluſt, wie man ihn heute für kaum möglich gehalten hätte. Erſt
vor verhältnismäßig kurzer Zeit, am Anfang dieſes Jahrhunderts, wurde
der Wert und die kraftvolle Geſchloſſenheit dieſer Periode unſerer
Kunſt=
geſchichte entdeckt, und noch nie war eine ſo umfaſſende Schau
zuſammen=
gebracht worden, wie dieſe nun vernichtete Münchener Ausſtellung zeigte.
Schon heute hat der hervorragende Kunſtverlag die verlorenen Werke
in einem Sammelband dem breiteſten Publikum zugänglich gemacht. 85
der verlorenen 110 Bilder zeigt er uns in hervorragenden, meiſt
ganz=
ſeitigen Abbildungen in beſter Wiedergabe. Die Leihgaben unſeres
Lan=
desmuſeums, das eines der am meiſten betroffenen Inſtitute war, ſind
alle darunter enthalten. Ein kurzer allgemeiner Text und die Daten der
vertretenen Künſtler macht das Buch zu einem wertvollen, für die
Zu=
kunft faſt unentbehrlichen Weiſer durch dieſe Periode der deutſchen
Kunſt. Es iſt ein Erinnerungswerk ſchönſter Art für jeden Kunſtfreund.
Dr. W.
Das gelbe Einmachbuch. Von Elly Peterſen. 120 Seiten mit 300
Rezepten, Zeichnungen und Buchſchmuck. (Verlag Knorr u. Hirth,
G.m.b. H., München.) Preis RM. 2,50,
Gut einmachen — und doch ſparen? Iſt beides heutzutage noch
ver=
einbar?. Man glaubt, man könne eingedünſtete Früchte und gute
Mar=
melade viel billiger fertig kaufen. Man ſcheut die Arbeit und man ſcheut
die Koſten! Frau Elly Peterſen, die bekannte hauswirtſchaftliche
Schrift=
ſtellerin, ſagt aber: „Niemals iſt fabrikmäßig hergeſtelltes Kompott ſo
gut wie ſelbſtgekochtes, und niemals iſt es ſo billig!” Und ihr praktiſcher
Verſtand frägt gleich weiter: Wie muß ich’s machen, um den Hausfrauen
und den jungen Erwerbstätigen ein Einkochbuch in die Hände zu legen,
vor dem ſie nicht zurückſchrecken und von dem ſie nicht ſagen: Ach,
Ein=
kochen, — dazu habe ich keine Zeit!?. Man muß ihnen Luſt machen. Man
muß ihnen Hilfsmittel geben, die Zeit und Geld ſparen. Man muß
ihnen ſagen, wie ſie die Arbeit nur ſo nebenbei machen können”. Und
aus all dieſen Erwägungen entſtand, ihr Gelbes Einmachbuch, das bei
Knorr u. Hirth in München erſcheint.
Seite 4
Afred Höhl
Frau Marie, geb. Beck
Vermählte
Darmſtadt, den 29. Juli 1931.
Heidelbergerſtr. 45 Wenckſtr. 2
Fuß
Berufs=Jubiläum.
Frau Eliſe Heß=Nietzſch, Hebamme,
kann am 31. Juli auf eine 25 jährige
Berufstätigkeit zurüickblicken. (*
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme und die ſchönen
Kranz= und Blumenſpenden bei A
dem unerwarteten Heimgang
un=
ſerer lieben, unvergeßlichenMutter
Fran Regierungsrat
Kiſabeih Bangel
ſagen wir auf dieſem Wege un= M
ſeren innigſten Dank.
In tiefer Trauer: B
Geſchwiſter Bangel. A
Darmſtadt, den 28. Juli 1931.
pflege
Spezialbehandlung,
Hühneraugen.
Nägel entfern.
Ang. Dreſcher
Spezialiſt,
Bismarckſtraße 56,
elef. 1882. (10081a
Nakurfreund
ſucht feingebildete,
unverfälſcht natürl.
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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
meinen lieben Mann, unſern guten Vater
und Großvater
Tnhein Scchel
Dekan i. d. Pfarrei zu Oppenheim
heute morgen infolge eines Herzſchlages im
61. Lebensjahr zu ſich zu rufen.
Im Namen der Leidtragenden
Lisbeth Schäfer
geb. Lutius.
Darmſtadt, den 29. Juli 1931. 11272
Die Trauerfeier findet Samstag um ½3 Uhr in der
Katharinenkirche zu Oppenheim ſiatt, die Beerdigung
anſchließend auf dem Friedhof zu Oppenheim.
Nachruf.
Am 26. Juli 1931 verſtarb unſer Kollege
Herr Wilhelm Wagner
und am 27. Juli 1931 wurde unſer Kollege
Herr Julius Belz
durch den Tod von ſeinem ſchweren Leiden erlöſt.
Beide Kollegen haben ſich in jahrelanger Mitarbeit
unvergeßliche Verdienſte erworben. Wir werden
den Verſtorbenen ein ehrendes Andenken bewahren.
Gewerkſchaftsbund der Angeftellten
5. D. A.
Geſchäftsſtelle Ortsgruppe
Darmſtadt.
11252
Statt Karten.
Alle die Bekundungen hoher Verehrung für meine
liebe Frau über ihr Grab hinaus, alle die
Bezeu=
gungen verſtehender warmer Teilnahme für mich
und meine Kinder haben uns herzlich wohlgetan.
Darum innigen Dank dafür.
Auch im Namen meiner Familie
Heinrich Wagner
Krankenhanspfarrer.
(11262
Darmſtadt, 28. Juli 1931.
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Donnerstag, den 30. Juli 1931.
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Kirchliche Vermögensverwaltung
im Bereich der evangeliſchen
Landeskirche in Heſſen.
Von Dr. jur. Otto Horre
Oberkirchenrat beim Landeskirchenamt zu Darmſtadt.
1931. 56 Seiten in 8. Broſchiert 2.40 RM.
Inhalt: 8 1. Kirche und Staat. 8 2. Die zur kirchlich=
vermögens=
rechtlichen Verwaltung berufenen Organe. § 3. Die kirchliche
Vermögensverwaltung im engeren Sinne. § 4. Das kirchliche
Bauweſen. § 5. Das Kirchenſteuerweſen.
Die Schrift iſt die notwendige Ergänzung zu dem Kirchenrecht von Köhler
(1884) und von Eger=Friedrich (1911/14) und wichtig für die
Auf=
ſtellung des Voranſchlages und die geſamte
Vermögensver=
waltung der evangeliſchen Kirchengemeinden in Heſſen.
Von demſelben Verfaſſer iſt erſchienen:
Einzelne Gebiete des
Verwaltungs= und Kirchenrechts
im Volksſtaat Heſſen.
1930. 56 Seiten in 8‟. Broſchiert 3.60 RM.
Inhalt: I. Die Organiſation der Landgemeinden und Städte,
der Kreiſe und Provinzen. II. Die Verwaltungsgerichtsbarkeit.
III. Das Fürſorgeweſen. (Allgemeine Wohlfahrtspflege;
Für=
ſorgeverordnung. Die Jugendwohlfahrtspflege). IV. Das
Kir=
chenweſen. (Allgemeines. Die evangeliſche Landeskirche. Die
katholiſche Kirche in Heſſen. Gemeinſame Beſtimmungen für die
evangeliſche und katholiſche Kirche in Heſſen).
Zuſammenſtellung der heute gültigen Beſtimmungen auf wichtigen
Ge=
bieten des Verwaltungs= und Kirchenrechts in Heſſen; Einführung in die
Geſetze und Überſicht über das jetzt geltende Recht.
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Tarl
11279
[ ← ][ ][ → ]Nummer 209
Donnerstag, den 30. Juli 1931
Seite 5
Aus der Dunveshaäptftadt.
Darmſtadt, den 30. Juli 1931.
Die Bedeukung der Berkehrsdiſziplin.
Die Heſſiſche Verkehrswacht, e. V., Darmſtadt, ſchreibt uns:
Nach dem letzten Geſchäftsbericht der Deutſchen Reichsbahn
haben die Unfälle im Reichsbahnbetrieb im Jahre 1930 weiter
1928, gezählt wurden.
Bemerkenswert iſt dabei, daß die Zahl der im
Eiſenbahn=
betrieb zu Schaden gekommenen Reiſenden erheblich abgenommen
hat, daß insbeſondere bei Zugunfällen im Jahre 1930 nur drei
Tote und 160 Verletzte zu beklagen ſind. Dieſe Zahl hat ſich gegen
1929 um 58 Prozent, gegen 1928 um 76 Prozent erfreulicherweiſe
geſenkt. Allerdings hat die Zahl der durch eigene
Unvorſichtig=
keit zu Schaden gekommenen Reiſenden trotz des geringen
Ver=
kehrs in 1930. gegen 1929 nur wenig abgenommen. 94,8 Proz.
der getöteten und 52,9 Prozent der verunglückten
Rei=
ſenden, verunglückten durch eigene Unvorſichtigkeit.
Erhöhte Beachtung der Unfallverhütungspropaganda der
Reichs=
bahn und der Deutſchen Verkehrswacht würde ſicherlich viele
Rei=
ſende vor Schaden bewahren.
Feſtzuſtellen iſt ferner, daß das Ueberfahren von
Fuhrwerken erheblich zurückgegangen iſt. In der
Un=
fallſtatiſtik des Jahres 1930 werden insgeſamt 214 Fälle gegen
311 in 1929 aufgeführt. Die Abnahme betragt alſo 31 Prozent
gegen das vorige Jahr und 25 Prozent gegen 1928. Von der
Geſamtzahl der Fälle 214 ſind 33 (gleich 15 Proz.) auf
mangel=
hafte Schrankenbedienung zurückzuführen. Das bedeutet eine
Abnahme von 28 Prozent gegen das Vorjahr. Durch Verſehen
der Wagenführer entſtanden noch immer 175 Unfälle gleich
82 Prozent; allerdings bedeutet auch das gegenüber dem Vorjahr
ein weniger von 25 Prozent.
Beachtlich iſt hierbei, daß die Zahl der überfahrenen
Kraftwagen gegen das Vorjahr um 129, gleich 21 Prozent
ab=
genommen hat. Dies iſt um ſo bemerkenswerter, weil die Zahl
der Kraftfahrzeuge in Deutſchland in der gleichen Zeit (1930 zu
1929) um 207 000, d. ſ. 17 Prozent zugenommen hat.
Es iſt kein Zweifel, daß zu dieſem Erfolge zwei Faktoren
weſentlich beigetragen haben. Der eine Faktor ſind die
Be=
mühungen der Reichsbahn um eine beſſere Ueberſicht an
den Ueberwegen und deren beſſere Kenntlichmachung. Der zweite
Faktor iſt aber ſicherlich in den, auch von der Reichsbahn
geför=
derten Bemühungen der Deutſchen Verkehrswacht,
ſo=
wie der in ihr zuſammengeſchloſſenen örtlichen
Verkehrs=
wachten zu ſehen, welche durch unermüdliche Aufklärung auf
Schaffung und Entwicklung einer Verkehrsdiſziplin
zwecks Senkung der Verkehrsunfallziffern hinarbeiten.
Beſon=
ders erfolgreich hat ſich dieſe Arbeit offenbar bei den
Kraft=
wagenfahrern ausgewirkt, die an den Zielen der
Verkehrs=
wacht von jeher ein ſtarkes Intereſſe haben und durch die
Mit=
arbeit ihrer Organiſationen dort (ſowohl der Selbſt=, als auch
der Berufsfahrer) die Pflege der Verkehrsdiſziplin, namentlich
in ihren eigenen Kreiſen, erheblich fördern.
— Ernannt wurden: Am 18. Juli; der
Gendarmeriehaupt=
wachtmeiſter a. Pr. Ernſt Stock aus Altenſchlirf zum
Gendar=
meriehauptwachtmeiſter mit Wirkung vom 1. Juni 1931; am 20.
Juli: der Verwaltungspraktikant Heinrich Hofmann aus
Eber=
ſtadt zum Verwaltungsoberſekretär bei einem Kreisamt mit
Wir=
kung vom 1. Juli 1931.
— In den Ruheſtand verſetzt wurden: Am 23. Juli: der
Ge=
werbelehrer an der Fortbildungsſchule zu Offenbach am Main
Arthur Latzel auf ſein Nachſuchen vom 1. Auguſt 1931 ab: am
25. Juli: der Obervermeſſungsſekretär Ernſt Keppel zu Alzey
mit Wirkung vom 16. September 1931 an bis zur
Wiederherſtel=
lung ſeiner Geſundheit.
Die Heſſiſche Hauptſtaatskaſſe und die Kaſſe des
Landes=
theaters zahlen die Gehalte der Beamten und die
Ruhe=
gehaltsbezüge am Samstag, dem 1. Auguſt I. J., und die
„Witwen= und Warſengelder am Montag, dem 3. Auguſt
I. J., zu den üblichen Kaſſenſtunden aus.
Hohes Alter, Herr Karl Möſer, Oktroierheber j. R.
Emilſtraße 1, Altersheim, feiert am 31. Juli ſeinen 84.
Geburts=
tag in voller Friſche und Geſundheit.
— Jubiläum. Herr Schuhmachermeiſter Johannes
Fried=
rich wohnhaft ſeit 36 Jahren im Vereinshaus „Feierabend”,
Stiftſtraße 51, begeht Samstag, den 1. Auguſt d. J., ſein 40
jähri=
ges Geſchäftsjubiläum. In dieſer Zeit hat es der Jubilar
verſtan=
den, ſeine Kundſchaft durch fachmänniſche Bedienung in jeder
Weiſe zufriedenzuſtellen, was ihm einen treuen Kundenkreis
ſicherte. — Frau Elſe Heß=Nietzſch Hebamme, blickt am
31. Juli auf eine 25jährige Berufstätigkeit zurück.
Sonderzug Heidelberg—Frankfurt a. M. aus Anlaß der
Schloßbeleuchtung. Zur Verbeſſerung der fahrplanmäßigen
Zug=
verbindungen verkehrt Sonntag, den 2. Auguſt und Dienstag,
den 11. Auguſt 1931, ein Sonderzug 2. und 3. Klaſſe von
Heidel=
berg bis Frankfurt a. M. wie folgt: Heidelberg=Hbf. ab 22,50,
Weinheim an 23.15, Bensheim an 23,31. Darmſtadt=Hbf. an
23.52. Langen (Heſſ.) an 0.09, Buchſchlag=Sprendlingen an 0.14,
Neu=Iſenburg an 0.20. Frankfurt a. M.=Hbf. an 0.32 Uhr.
Fahr=
karten des allgemeinen Verkehrs, auch Sonntagsrückfahrkarten
haben Gültigkeit.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſiſchen
Landes=
theater. Das Kleine Haus muß derzeit allabendlich brandende
Stürme der Heiterkeit über ſich ergehen laſſen, wenn Bruno
Harprecht als ehrſamer Schneidermeiſter aus Krebsbüttel zum
Landtagsabgeordneten und Miniſterpräſidenten avanciert.
Har=
precht erzielt mit der Bombenrolle des Haſenklein” toſenden
Bei=
fall, der immer wieder in das offene Spiel hineinknallt. Infolge
des ſenſationellen Erfolges den der Schwankſchlager „Politik”
(Haſenklein kann nichts dafür!) verbuchen kann, wird derſelbe
ſo=
wohl am heutigen Donnerstag, morgen Freitag und auch am
Samstag zur weiteren Aufführung gebracht, in der täglich Bruno
Harprecht den „Schneidermeiſter Haſenklein” ſpielt.
— Reichsverband bildender Künſtler Deutſchlands E. V. Zu
den Vorführungen des Films „Im Weſten nichts Neues” von
Freitag, den 31. Juli, bis Donnerstag, den 6. Auguſt, im
Union=
theater erhalten unſere Mitglieder Zulaſſungskarten in der
Ge=
ſchäftsſtelle, Heinrichſtraße 1, von 11—12 Uhr vormittags.
Darmſtädter Volksbühne. Ab Freitag, den 31. Juli, läuft
im Union=Theater der Film „Im Weſten nichts Neues”.
als geſchloſſene Vorſtellung. Unſere Mitglieder erhalten gegen
Mitgliedsausweis auf der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule,
Mathildenplatz 17, Ausweiskarten, die zum Beſuche des Filmes
berechtigen. Der Vorverkauf findet an der Kaſſe des Union=
Theaters ab Donnerstag, von 11 bis 20½ Uhr ſtatt.
— Die erſte Vorſtellung im Zirkus J. Buſch beginnt heute
Donnerstag, 8 Uhr abends. Was ſeit Wochen ſchon die Gemüter
in Bewegung verſetzte, was Inſerate und bunte Zirkusplakate
ver=
kündigten, iſt nun endlich für Darmſtadt Ereignis geworden.
Heute früh laufen die beiden Sonderzüge des Zirkus Buſch ein,
in wenigen Stunden erſteht der gewaltige Leinwandpalaſt, die
weite Zeltſtadt, formiert ſich die Wagenburg, eine bunte,
zug=
kräftige Zirkusfaſſade erſteht — heute abend wird ſie mit 7000
Glühbirnen ſich feſtlich illuminieren und von ihrer Zinne
leuch=
tet der Name, der ſeit Wochen elektriſierte: Buſch. Man darf
mit Recht auf die erſte Vorſtellung dieſes modernen Großzirkuſſes
geſpannt ſein, dem der denkbar beſte Ruf vorangeht. Drei
Mo=
nate hat Buſch mit ſeinem unerreichten Programm und mit ſeiner
großartigen Waſſerpantomime das verwöhnte Wien in Atem
ge=
halten, die Preſſe des In= und Auslandes überbot ſich an
enthuſia=
ſtiſchem Lob, in der Fachwelt gilt der Zirkus J. Buſch ſeit langen
Jahren als der Zirkus der Qualität” — die beſte Bürgſchaft
da=
für, daß heute allen Beſuchern ein unvergeßliches zirzenſiſches
Er=
lebnis bevorſteht. Ein Programm der Attraktionen, eine bunte,
farbenprächtige Pantomime, die in ni= geſehenen Waſſerkünſten
gipfelt — noch kein Zirkus hat ein derart reiches Programm
ge=
boten. Es ſei beſonders noch darauf aufmerkſam gemacht, daß
täglich große Tier= und Völkerſchau ab 9 Uhr morgens ſtattfindet
mit Sondervorſtellungen in der großen Afrikaſchau. Noch iſt keine
Vorſtellung ausverkauft. Plätze in jeder Preislage ſind zu haben
im Vorverkauf Reiſebüro des Verkehrsvereins, Luiſenplatz 4,
Tele=
phon 221, und an der Zirkuskaſſe ab 9 Uhr, Tel. 4020. Parole für
heute abend: Auf zu Buſch!
Die Sonderzüge des Zirkus Buſch werden heute Donnerstag
vormittag 8 Uhr in Darmſtadt eintreffen. Es wird dann ſofort
mit dem Ausladen und Aufbau des Zirkus auf dem Meßplatz
be=
gonnen.
WII.
Waſſerkuppe, 27. Juli.
Der 6. Wettbewerbstag ſtand im Zeichen der Dauerflüge
Obwohl die Windverhältniſſe — Südweſtwind — noch ziemlich
ungünſtig waren, ſtarteten doch bereits in den Morgenſtunden
12 Flugzeuge hintereinander, um ſich um den Tagespreis für die
längſte Flugdauer, mindeſtens aber 2 Stunden, zu bewerben. Es
muß beſonders betont werden, daß trotz des ſtarken Windes von
12 bis 16 mſs ſich nur einige leichte Brüche ereignet hatten,
wäh=
rend in den letzten Tagen eine ganze Reihe von Flugzeugen
reparaturbedürftig wurden. Das Einbrechen von Nebel zwang
gegen 10 Uhr die Sportleitung, die durch
Ab=
ſchießen von Leuchtraketen das Zeichen zur
Landung zu geben, um bei dem erforderlich
werdenden Fluge im Nebel Karambolagen zu
vermeiden. Erſt gegen 13 Uhr hatte ſich das
Wetter ſoweit aufgeklärt, daß der Start
wie=
derum freigegeben werden konnte. Für die
Piloten des Uebungswettbewerbes war dies
wieder das Zeichen zum Maſſenſtart. Es
dauerte nicht lange, ſo kreuzten abermals 12
Maſchinen, teilweiſe in großer Höhe, vor dem
Südhang der Waſſerkuppe. Aber auch dieſes
Mal konnte der Flugbetrieb nicht bis zum
Startſchluß aufrecht erhalten werden, da
be=
reits nach einigen Stunden die Waſſerkuppe
abermals in Wolken eingehüllt war. So
muß=
ten die Flugzeuge zur Landung ſchreiten.
Im=
merhin ſind die Ergebniſſe dieſes Tages der
Sturmſegelflüge als hervorragend zu
bezeich=
nen, zumal man hierbei bedenken muß, daß es
ſich faſt durchweg um Piloten handelt, die zum
erſten Male ein Leiſtungs=Segelflugzeug
flo=
gen. Peters auf M 1 der Akaflieg Aachen
er=
reichte eine Flugdauer von 2 Stunden 38 Min.,
v. Freydorf, der erſt vor einigen Tagen ſeine
C=Prüfung abgelegt hatte, eine ſolche von
2 Stunden 12 Minuten. Teichmann=Berlin
konnte auf E. Offermann ebenfalls 1 Stunde
53 Minuten in der Luft bleiben. Außer dieſen
Flügen wurden weitere 10 Einſtundenfluge
durchgeführt.
Von den Piloten des
Leiſtungswettbe=
werbs waren Kronfeld, Groenhoff, Hirth,
Bachem, Hammer und v. Chlingenſperg
ge=
ſtartet. Nach kurzem Segelflug über der
Waſſerkuppe verließ Kronfeld mit
ziem=
licher Höhe das Aufwindgebiet und ging auf
Strecke. Infolge der ungünſtigen Windverhältniſſe wurde er
nach einer Flugſtrecke von 35 Kilometern bei Meiningen zur
Lan=
dung gezwungen. Auch Hemmer verſuchte einen Streckenflug.
mußte aber bereits nach 12 Kilometern bei Hilders aus
dem=
ſelben Grund landen. Insgeſamt wurden am heutigen Tage
36 Starts ausgeführt, davon 22 im Uebungs= und 14 im
Lei=
ſtungswettbewerb.
Waſſerkuppe, 28. Juli.
Nachdem die Windverhältniſſe am vergangenen Tage eine
große Zahl ſehr ſchöner Leiſtungen ermöglicht hatten, war man
nicht ſehr böſe, daß nach der Wetterkarte für den Dienstag
„Waſchküchenwetter” vorausgeſehen war. Die „Knofe” iſt ja eine
ſehr beliebte Einrichtung auf der Waſſerkuppe, wenn die
Wolken=
ſchwaden das ganze Kuppenmaſſiv einhüllen und der Regen in
Strömen herniederrauſcht. Es herrſcht dann gerade das richtige
Wetter zum Reparieren, Skatſpielen uſw. Bereits geſtern in
den Abendſtunden, ſetzte der Nebel ein und hielt treu und brav
die ganze Nacht hindurch an. Man hatte für den heutigen Tag
ſchon alle möglichen Vorbereitungen getroffen, um den
unfreiwil=
ligen Aufenthalt in den Wolken durch irgendeine nutzbringende
Tätigkeit etwas gemütlich zu geſtalten. Wie immer, galt auch
hente morgen der erſte Blick dem Wetter: „Knofe!‟. Der
Wetter=
bericht hatte mal wieder recht behalten. Alſo wieder ſchleunigſt
ins Bett, die Decke über die Ohren gezogen und weitergeſchlafen.
Ja, von wegen! Kaum war man wieder etwas eingeſchlafen, als
das Sirenenzeichen die letzte Müdigkeit wegſcheuchte. Ein Blick
aus dem Fenſter zeigte gerade noch die letzten vorüberhuſchenden
Nebelfetzen. Fern über den Bergen lag ſtrahlender
Sonnen=
ſchein. Kalt fuhr der Wind durch das Fenſter, daß man ſchau=
tändelndem Spiel die letzten Reſte des Nebels hinweg. Der
Flug=
betrieb konnte einſetzen. Es iſt wirklich etwas eigenartiges um
das Wetter auf der Waſſerkuppe. Dem hierfür verantwortlichen
Referenten im Hauptquartier des Wettergottes ſcheint es ein
Vergnügen zu ſein, den Meteorologen manchmal einen Streich zu
ſpielen und aus wohldurchdachten Prognoſen Fehlanzeigen zu
machen. Man hat ſich aber im Laufe der Jahre mit dieſer
Launenhaftigkeit abgefunden.
Schon in den frühen Morgenſtunden konnten die Maſchinen
ſtarten. Der Aufwind war ausgezeichnet. In aller Kürze war
eine große Anzahl von Maſchinen am Weſthang der Waſſerkuppe
dernd zuſammenfuhr, rütelte an den Fenſterläden und fegte in
Eine ſtimmungsvolle Aufnahme: Segelflugzeug im Gewitterflug.
geſtartet, um dann längere Dauerſegelflüge auszuführen, bis die
vorüberziehenden Cumuluswolken großen Höhengewinn brachten.
Die Waſſerkuppe bot heute einmal wieder dem Beſucher ein ſelten
ſchönes Bild, das ſelbſt das der Dauerſegelflüge aus dem
ver=
gangenen Jahre bei weitem übertraf. 18 Flugzeuge waren zu
gleicher Zeit in der Luft, teilweiſe in Höhen von 200 bis 500
Metern ſegelnd, Geſchwaderflug in lautloſer Ruhe. Wie ein
Schwarm ungeheuer großer Raubvögel zogen die Maſchinen hoch
in den Lüften dahin. Es wurden teilweiſe Zeiten von 2 bis 3
Stunden erreicht. Das Wetter blieb den ganzen Tag über günſtig.
Bald lachender Sonnenſchein auf den Hängen, dann wieder
tief=
ziehende Wolken, die der Sonne den Zutritt zum Segelfluglager
verwehrten. Um die Mittagszeit erreichten die Flugzeuge ihre
größte Höhe. Am höchſten war Groenhoff, der im Aufwind einer
Cumuluswolke über 500 Meter Höhe erzielt hatte. Kurz vorher
hatte Hirth das Waſſerkuppenmaſſiv verlaſſen und war auf
Strecke gegangen. Nicht lange nach ihm ging auch Kronfeld zum
Streckenflug über. Als Groenhoff ſeine größte Höhe erreicht
hatte, zog er ebenfalls davon. Doch kaum hatten dies die anderen,
noch in der Luft befindlichen Flugzeuge bemerkt, als ſie ſich
ſchleu=
nigſt Groenhoff anſchloſſen und ſo ein Geſchwader von 8
Flug=
zeugen hintereinander auf Strecke ging. Wohl ſelten haben
Segelflug=Vorführungen ſo für die geſamte Segelflugbewegung
werbend gewirkt und dieſem ſchönſten Sport neue Freunde
ge=
worben, wie die Flüge am vergangenen Samstag und heute.
Für die Zuſchauer war es ein wunderbarer, unvergeßlicher
An=
blick, als dieſe große Anzahl von Segelflugzeugen das
Waſſer=
kuppengebiet verließ und in großer Höhe in wundervoll ruhigem
Fluge dahinzog.
Bei Abſchluß dieſes Berichts liegen noch keine
Landemel=
dungen vor. Auf die Flüge wird daher im nächſten Bericht
noch=
mals eingegangen werden.
A. K.
Kunſtnokizen.
— Zu dem Konzert des Kuban=Koſaken=Chors am
1. Auguſt im Städtiſchen Saalbau. Die Kuban=Koſaken. Sie ſind eine
tapfere Kavalkade des Friedens, eine kühne Reiterei der Kunſt eine Elite=
Truppe des Geſangs. Aus den weiten Steppen Rußlands ſind ſie
auf=
gebrochen. Sie haben noch deren Schwermut im Blute. Sie haben noch
deren Weite in den Stimmen. Der Krieg hatte ſie zuſammengewürfelt:
aus dem Regiment einer, aus jenem Bataillon ein anderer; einer aus
dem Oſten, einer aus dem Weſten — und Sofia wurde der Sammelpunkt
der neuen Formation. Dort wurde eine Kirche der Exerzierplatz ihrer
Kunſt, von dort aus gingen ſie fort nach Europa und eroberten ſich die
Welt. Sie kamen durch Oeſterreich und Deutſchland, wo es wahrhaftig
gute Muſik und verſtändige Hörer gibt, und man war begeiſtert. Sie
kamen nach Italien, dem Lande des Geſanges, und auch da jubelte man
ihnen zu. Ihre ſchwarzen Mäntel und weißen Mützen tauchten in
kandinavien auf, und auch da umbrauſten ſie die Stürme des Beifalls.
Ueberall, wo ſie hinkamen, wurden ſie das große Ereignis. Ihre
Difziplin iſt ohnegleichen. Wie eine Schützenkette ſchwärmen ſie aus.
Stehen wie eine Mauer. Aus ihr löſt ſich ſtill und unauffällig ein Stein:
der Dirigent. Wenn ſie ſingen, ſtehen ſie ſtarr wie Statuen. Wenn es
aus ihnen herausbrauſt wie Sturm vom Meer her über die Steppe, ſind
ſie wie aus Stein gemeißelt. Wenn ſie ſäuſeln, ſüß wie Frühlingswind,
der durch die friſchen Blätter weht, bleiben ſie ernſt und groß und herb,
eine Kompagnie im Stillgeſtanden. Sie ſingen Kirchenlieder und wie
Orgelton ſchwebt es im Raum. Sie ſingen Reiterlieder, und wie
Pferde=
getrappel und Hufſchlag wettert es gegen die Decke. Sie ſingen
Volks=
lieder, und es iſt, als weinte einſam eine Frau. Dieſer Chor von dreißig
Männern hat ſeinen Triumphzug durch Europa gehalten, er wurde
ſtür=
miſch gefeiert, und wo er ging, da rief man ihm den Wunſch nach,
ihn bald wiederzuſehen. Die Kuban=Koſaken ſind ein Gruß aus dem
unerforſchten Rußland; ſie ſind das Austauſchobjekt für die vielen
deut=
ſchen Künſtler, die in Rußland wie im übrigen Ausland ihre Erfolge
feiern. So, wie dieſe Deutſchen draußen Widerhall gefunden haben und
heimiſch geworden ſind, ſo hat ſich den Ruſſen bei uns eine Heimſtatt
auf=
getan. Denn ihr Geſang rührt an unſer Ohr, das aller ſchönen Muſik
aufgetan iſt, und er dringt auch in unſer Herz, das — wie ihres — lacht
und weint, jubelt und trauert und dennoch glücklich iſt im geheimnisvollen
Räum der Muſik.
Balatum=Bodenbelag berjüngt die Wohnung.
Die prächtigen, leuchtenden Farben des eleganten Balatum laſſen die
Zimmer, die Einrichtung gediegener, friſcher wirken Und ſo leicht iſt
die Anſchaffung: Nur 1,89 M. das Quadratmeter. Jedes Stück Balatum
trägt auf der Rückſeite die Marke „Balatum” eingedruckt. (1 K6.3787
Ferien im Hochſchulſtadion. Das Hochſchulſtadion iſt mit
Beginn der Hochſchulferien für die Monate Auguſt und
Septem=
ber für die Bevölkerung ganztägig geöffnet, und zwar an
Wochentagen von früh 7 Uhr bis abends 8 Uhr, und an
Sonn=
tagen nur vormittags von früh 8 bis 1 Uhr. Auch die Benutzung
der Tennisplätze im Hochſchulſtadion iſt für die Ferienmonate
zum Spielen freigegeben. Für den Beſuch des Stadions,
ein=
ſchließlich Schwimmbecken, koſtet die Monatskarte 8.— RM., die
Zehnerkarte (am Platzeingang erhältlich) 6.— RM. Für die
Be=
nutzung der Tennisplätze werden nur Monatskarten zum Preiſe
von 5.— RM. ausgegeben. Studierende auswärtiger Hochſchulen
entrichten für die Benutzung des Stadions (ohne Tennisplätze)
eine einmalige Gebühr von 5.— RM. für die Ferienzeit oder
ein Eintrittsgeld von 30 Pfg. je Beſuch gegen Vorzeigen der
Studentenausweiskarte für das Sommerſemeſter 1931.
— Schuverer Unfall. Ein 17jähriger Erwerbsloſer wollte
geſtern vormittag gegen 12 Uhr im Oberwaldhaus=Wald Holz
ab=
reißen. Zu dieſem Zweck ſtieg er auf einen Baum. Der Aſt, auf
dem der junge Mann ſtand, krachte plötzlich ab, dadurch ſtürzte
jener 8 Meter tief ab. Er zog ſich eine ſchwere
Wirbelſäulever=
letzung zu und mußte lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus
verblacht werden.
Heag=Sonderfahrten im Monat Auguſt. Eine Reihe ſchöner
und billiger Sonderfahrten hat die Heſſiſche Eiſenbahn=
Aktien=
geſellſchaft für den Monat Auguſt ausgearbeitet. Bereits am
kom=
menden Sonntag finden zwei Sonderfahrten ſtatt. Eine herrliche
Fahrt durch den Speſſart, mit Beſichtigung und Führung durch
die weltbekannte Riemenſchneider=Ausſtellung. Ferner eine
kom=
binierte Fahrt: Großkraftwagen und Schiff zur Schloßbeleuchtung
nach Heidelberg. Der Weg führt durch den herrlichen Odenwald
nach Michelſtadt, wo eine Beſichtigung des Stadions ſtattfindet;
dortſelbſt iſt Badegelegenheit geboten. Nach zweiſtündigem
Auf=
enthalt führt der Weg über Erbach-Beerfelden-Hirſchhorn—
Neckarſteinach (Beſichtigung der neuen Schleuſen=Anlage) nach
Neckargemünd. Im neuen Strandbad findet man Gelegenheit,
dem Treiben am Neckar beizuwohnen. Für Konzertliebende und
Tanzluſtige iſt im Kurgarten Gelegenheit geboten. Abends
ver=
ſammeln ſich die Teilnehmer zu gemeinſamer Fahrt mit dem
Schiff zur Schlößbeleuchtung nach Heidelberg. Vom Schiff aus
wird herrlicher Ueberblick zur Beleuchtung gewährleiſtet. Bei
ge=
nügender Beteiligung findet die Fahrt im ſtoßfreien 3=Achſer=
All=
wetter=Großkraftwagen ſtatt. Koſtenloſer Proſpekt und Auskunft
im Heaghaus, Zimmer 6.
Gtägige verböligte Bayernreiſe der Heſſ. Eiſenkahn=A.=G.
Um jedermann Gelegenheit zu einer billigen Reiſe in die
baye=
riſchen Alpen zu geben, hat auf vielſeitigen Wunſch die Heſſ.
Eiſenbahn=A.=G. eine 6tägige Bayernreiſe vorbereitet. Dieſelbe
beginnt am Sonntag, den 9. Auguſt, und führt durch den
Schwarz=
wald nach dem Bodenſee, weiter durch das Allgäu nach Reutte in
Tirol, zu den Königsſchlöſſern nach Füſſen — Hohenſchwangau,
Neuſchwanſtein, über Oberammergau, Schloß Linderhof, nach
Partenkirchen, Garmiſch Mittenwald, Wallgau (Walchenſee),
Kochel, München. Von München aus wird ein Ausflug nach dem
Starnbergerſee unternommen. Die Rückfahrt führt über
Augs=
burg—Ulm—Stuttgart—-Heilbronn—Eberbach — durch den
Oden=
wald nach Darmſtadt. Der Fahrpreis iſt 45 RM. Für die geſamte
Reiſe kann durch den Reiſeleiter unverbindlich ein Abonnement
für 5mal Uebernachten, 6 Mittageſſen und 5. Abendeſſen beſtellt
werden, zum Geſamtpreis von 45 RM. in guten Hotels. Eine
Ferienwoche im bayeriſchen Alpen= und Seengebiet, ausgeführt
im modernen Allwetterwagen der Heag, wird den Teilnehmern
in ſteter Erinnerung bleiben. Auskunft und Spezialproſpekt über
Unterkunft koſtenlos im Heaghaus, Zimmer 6.
— Vom Verkehrsverein wird uns geſchrieben: Durch die
Tatſache, daß die Auszahlungen bei den Banken und Sparkaſſen nur
in beſchränktem Umfange möglich ſind, iſt eine ganze Reihe von
Reiſen in entfernte Kurorte Deutſchlands unterblieben, zumal
ge=
rade die Fahrtunkoſten einen erheblichen Teil der Geſamtunkoſten
ausmachen, und beſonders wenn es ſich hierbei um
Familien=
reiſen handelt. Dies hat dazu geführt, daß gerade die
Luftkur=
orte in unſerer näheren Umgebung, d. h. diejenigen des
Oden=
walds, Speſſarts und Taunus, gerne aufgeſucht werden. Das
Reiſebüro des Verkehrsvereins, Luiſenplatz 4, neben dem
Land=
tagsgebäude, iſt in der Lage allen Anſprüchen des Publikums
gerecht werden zu können. Dort erhält jeder Intereſſent
Aus=
kunft über Bäder, Luftkurorte, Reiſeverſicherungen und ähnliches
und kann gleichzeitig die Fahrkarte oder das Fahrſcheinheft zu
amtlichen Preiſen kaufen. Das Reiſebüro des Verkehrsvereins
iſt auch gerne bereit, Kartenbeſtellungen telephoniſch
entgegenzu=
nehmen und, ſoweit dies größere ſind, durch Boten zuzuſtellen.
CArgentinien erleichtert ſeine Einwanderungsbeſtimmungen.
Die Hamburg—Amerika=Linie, Hamburg, und der Norddeutſche
Lloyd, Bremen, teilen mit, daß laut Meldung ihrer
Vertre=
tungen in Buenos Aires die argentiniſche Regierung ſich
ent=
ſchloſſen hat, für Einwanderer, insbeſondere für Landwirte und
landwirtſchaftliche Arbeiter, Erleichterungen hinſichtlich der
hohen Viſumgebühren eintreten zu laſſen. Auch für die
Ertei=
lung eines Durchreiſe=Viſums nach Paraguay uſw. ſind neue
Be=
ſtimmungen erlaſſen worden. Nähere Auskunft erteilen der
Norddeutſche Lloyd, Bremen, und die Hamburg—Amerika=Linie,
Hamburg, ſowie deren Vertretungen.
Seite 6
Donnerstag, den 30. Juli 1931
Nummer 209
Landesverbandstag der heſſiſchen Gerichksvollzieher.
Der Landesverband heſſiſcher Gerichtsvollzieher hielt ſeinen
21. Landesverbandstag in Worms ab. Der Vorſitzende,
Gerichts=
vollzieher Stang, begrüßte die Erſchienenen und erſtattete im
An=
ſchluß den Geſchäftsbericht für den Deutſchen
Gerichtsvollzieher=
bund und den des Landesverbandes Heſſen. In ſcharf umriſſenem
Programm bat er von allen Anträgen, die die finanzielle Seite
betreffen, Abſtand zu nehmen, der Gerichtsvollzieher müſſe ſich in
der heutigen Notzeit immer mehr befleißigen, neben der ſchwer
drücken
Aus Heſſen.
Dorfkalender 1932.
der Vorkriegszeit in dem Maße nicht ausgeübt werden könnten,
wie vielfach verlangt. Die große Arbeitsloſigkeit treuer ehrlicher
Menſchen, die Verarmung des Mittelſtandes und beſonders der
ſchwer ringende Handwerker und Gewerbetreibende ſind es, mit
denen der Gerichtsvollzieher zum größten Teil zu tun hat.
Bös=
willige Schuldner gäbe es wohl auch, aber dieſer Prozentſatz ſei
gering. Mit eiſernen Nerven gelte es, über dieſe furchtbare
Not=
zeit hinwegzukommen. Es gelte heute, ernſte, aber fruchtbare
Arbeit, zu ſchaffen zum Wohle jedes einzelnen, des ganzen
Stan=
des, aber auch des Vaterlandes. Die Tagung möge getragen ſein
von einem guten kollegialen Geiſte.
Hierauf verlas der Schriftführer das Protokoll der letzten
Hauptverſammlung, anſchließend der Verbandsrechner den
Kaſſen=
bericht. Nach Prüfung desſelben wurde dem Geſamtvorſtand für
ſeine geleiſtete Tätigkeit Dank und Entlaſtung ausgeſprochen. Die
vorgeſehenen Satzungsänderungen wurden einſtimmig
angenom=
men. Sodann erfolgte die Ehrung von 4 Mitgliedern.
Ehrenvor=
ſitzendem Gerhardt=Groß=Gerau wurde für ſeine auch über ſeine
Penſionierung hinaus dem Verbande bewieſene Treue und
tat=
kräftige Mitarbeit eine Ehrenurkunde verliehen. Die gleiche
Ehrung wurde dem Gerichtsvollzieher Mattuſchka=Reinheim jetzt
wohnhaft in Darmſtadt, zuteil. Hierauf wurden der ſeitherige
2. Vorſitzende, Gerichtsvollzieher Hühnermann und der
lang=
jährige Verbandsrechner, Gerichtsvollzieher Viehl in Groß=
Um=
ſtadt, zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die ſo geehrten Mitglieder
dankten bewegt, und verſprachen auch weiterhin dem Verbande
die Treue zu bewahren.
Die Anträge wurden in raſcher Folge erledigt. Eine größere
Ausſprache wurde bei Punkt 7 der Tagesordnung
heraufbe=
ſchworen, Anſtellungs= Beſoldungs= und
Ausbil=
dungsfrage. Ein Beſchluß wurde nicht gefaßt. Nach einer
kurzen Pauſe wurde zur Vorſtandswahl geſchritten.
Gerichs=
vollzieher Stang wurde wiederum einſtimmig zum 1 Vorſitzenden
gewahlt. Die Leitung der weiteren Vorſtandswahl übernahm nun
der Vorſitzende, und wurde nach einem ſehr regen
Meinungsaus=
tauſch Gerichtsvollzieher Hoos=Pfeddersheim zum 2. Vorſitzenden
gewählt.
Da der ſeitherige Schriftführer ebenfalls bat, wegen
allzu=
großer Entfernung das Amt einem anderen Kollegen zu
über=
tragen, wurde alsdann nach verſchiedenen Vorſchlägen
Gerichts=
vollzieher Dann=Zwingenberg gewählt, während das Amt des
2. Schriftführers und Preſſewarts auf den Gerichtsvollzieher
Schell=
haas=Mainz fiel. Zum Verbandsrechner wurde Gerichtsvollzieher
Marx aus Groß=Gerau gewählt. Die Provinzialbeiſitzer
Rein=
heimer=Darmſtadt, Glaſer=Friedberg wurden wiedergewählt und
für Rheinheſſen neu Bangert=Mainz gewählt.
Hierauf erſtattete der Vorſitzende Bericht über die
Verhand=
lungen mit den Verſicherungsgeſellſchaften wegen Abſchluß der
Regreßverſicherung. Da dieſe nur gewillt ſeien, bei einer
bedeu=
tenden Erhöhung der Prämien eine Einzelverſicherung anſtelle
der ſeither beſtehenden Kollektivverſicherung abzuſchließen,
emp=
fehle er, ſich mit der Frage der Selbſtverſicherung zu befaſſen und
erteilte dem Gerichtsvollzieher Saß=Butzbach das Wort der bereits
einen Plan hierfür vorgearbeitet habe. Gerichtsvollzieher Saß
entwickelte nun in längeren Ausführungen ſeinen Plan und
ſtimmte die Verſammlung zu, daß anſtelle der ſeitherigen
Ver=
ſicherung bei der Allianz die eigene Verſicherung trete. Als Ort
der nächſtjährigen Hauptverſammlung wurde Friedberg beſtimmt.
Zum Bundesabgeordneten für den diesjährigen Bundestag in
Braunſchweig wurde der Vorſitzende, Gerichtsvollzieher Stang.
ge=
wählt. Zu Punkt 10 Verſchiedenes, wurden in der Hauptſache
Gebührenfragen und Rechtsfragen beſprochen, und ſchloß der
Vor=
ſitzende hierauf mit Dank an die Verſammlung die Beratungen.
Es folgte eine Abendunterhaltung, bei der der Geſangverein
Singerroſe Lampertheim und der Humoriſt Humding aus Köln
mitwirkten.
Der nachſte Tag brachte dann noch einen Ausflug mit
Om=
nibuſſen in die ſchöne Pfalz nach Bad=Dürckheim, wo ſich der
bayeriſche Gerichtsvollzieher Wahl aus Bad=Dürckheim der
Ge=
ſellſchaft annahm und ſie auf der Fahrt durch Neuſtadt, Jagdhaus
Iſenach, Bad=Dürckheim begleitete. Hierauf ging es nach Worms
zurück, von wo die Heimreiſe angetreten wurde.
Amtstage der Allgemeinen Fürſorge in der
Wohlfahrts=
pflege. Von ausgangs Juli d. J. ab werden die Amtstage nicht
mehr Dienstags und Freitags im Amtsgebäude des Städtiſchen
Wohlfahrts= und Jugendamtes, ſondern nur einmal in der Woche,
in dem für die Wohnung des Unterſtützungsempfängers
zuſtän=
digen Polizeirevier abgehalten. Die Sprechſtunden für den
1. Bezirk (Mitte) werden in den ehemaligen Unterkunftsräumen
des 1. Reviers in der Kirchſtraße Nr. 9., abgehalten. Die
mei=
ſtens ſehr weite Entfernung zwiſchen dem Amtsgebäude des
Wohlfahrts= und Jugendamtes und der Wohnung des
Hilfs=
bedürftigen, aber auch die Unmöglichkeit einer weiteren
geord=
neten Durchführung der Amtstage in einem einzigen Hauſe bei
der fortgeſetzten Steigerung der Zugänge macht dieſe Maßnahme
erforderlich. Die Amtstage finden ſtatt von 8 bis 12 Uhr, und
zwar im 1. Polizeirevier Freitags, im 2. Polizeirevier
Donners=
tags, im 3. Polizeirevier Freitags, im 4. Polizeirevier
Donners=
tags, im 5. Polizeirevier Freitags einer jeden Woche. Im 2. und
4. Revier findet der erſte Amtstag am Donnerstag, den 30. Juni,
und im 1., 3. und 5. Revier am Freitag, den 31. Juli d. J., ſtatt.
— Im Union=Theater finden heute unwiderruflich die drei
letzten Vorſtellungen des mit ſo großem Beifall aufgenommenen
Tonfilms von René Clair, des Schöpfers von „Unter den Dächern
von Paris, „Die Million” ſtatt. Niemand laſſe ſich dieſe
letzte Gelegenheit entgehen, das unvergleichliche Meiſterwerk zu
ſehen.
— Das Helia=Theater zeigt ab heute in Neu=Aufführung
Anny Ondra und Felix Breſſart in „Eine Freundin ſo goldig wie
du . Eine Fülle komiſcher Situationen ſorgen dafür, daß man ſich
in dieſer luſtigen Tonfilmgroteske nicht langweilt.
— In den Palaſt=Lichtſpielen wurde eine neue Lichttonfilm=
Apparatur eingebaut und läuft ab heute als erſter Lichttonfilm
ein Abenteurerfilm „Der Flüchtling mit Richard Barthelmees
und Mary Aſtor in den Hauptrollen. Der Film zeigt das
Räu=
berleben eines ſpaniſchen Edelmannes in Kalifornien.
— Volkshochſchule. Von Freitag, den 31. Juli, ab läuft im
Union=Theater der Film „Im Weſten nichts Neues als
geſchloſſene Vorſtellung. Unſere Mitglieder erhalten auf unſerer
Geſchäftsſtelle Ausweiskarten, die zum Beſuche des Films
berech=
tigen. Der Vorverkauf findet an der Kaſſe des Union=Theaters
ab Donnerstag, von 11 bis 20½ Uhr ſtatt.
— Konzert im Herz=Jeſu=Hoſpital in Darmſtadt. Die Inſaſſen
des Herz=Jeſu=Hoſpitals durften ſich am letzten Sonntag
vormit=
tag an den muſikaliſchen Darbietungen der Kapelle Hintermeier=
Schmidt, die ihrem kranken Mitgliede, Herrn Gaſtwirt Philipp
Müller, der ſichr zurzeit im Herz=Jeſu=Hoſpital befindet, eine
be=
ſondere Ehre erweiſen wollten, erfreuen. Eine Reihe harmoniſch
gut ausgewählter Muſikſtücke wurden mit Gefühl und Wärme
vor=
getragen. An den Leiſtungen war erſichtlich zu erkennen, daß die
Kapelle mit viel Fleiß, Liebe und Geſchicklichkeit die Tonkunſt
pflegt. Man konnte an all den dankbaren Mienen der Patienten
erſehen, wie viele Freude ſolche Ueberraſchungen auslöſen und
wie viel Gutes für die leidende Menſchheit durch derartige Taten
der Nächſten= und Freundesliebe geſchaffen werden kann. Den
liebenswürdigen Herren der Muſikkapelle ſoll deshalb auch hier
an dieſer Stelle der Dank aller Patienten und der Verwaltung
des Hoſpitals mit einem herzlichen „Vergelts Gott” ausgeſprochen
werden.
— Bad Gaſtein und die deutſchen Kurgäſte. Dem
öſterreichi=
ſchen Generalkonſulat Frankfurt a. M. wird von dem
Gemeinde=
amt Bad Gaſtein mitgeteilt, daß die dortige Gemeindeverwaltung,
um den deutſchen Kurgäſten den Aufenthalt und die Kur von
Bad Gaſtein zu ermöglichen, den Hotel= und Kurhausbeſitzern
gegenüber die Haftung für eventuelle Kursverluſte, die bei der
Umwechſelung von Reichsmark entſtehen, übernimmt. Dadurch
er=
ſcheint die Reiſe nach Bad Gaſtein und der Aufenthalt daſelbſt
für deutſche Kurgäſte geſichert.
Tageskalender für Donnerstag, den 30. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus. 20 Uhr: Politik” — Konzerte: Zur Oper,
Schloß=
keller, Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor,
Herrngarten=
kaffee. — Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und
Palaſt=Lichtſpiele,
Ernſt Eimers buntes Titelbild, der heſſiſche Bauer, der
ſei=
nem blonden Jungen den Wahrſpruch zeigt: „Einigkeitmacht
ſtark!” hat heute mehr denn je grundlegende Bedeutung. Im
einzelnen, wie im Leben des ganzen Volkes und beſonders in der
Wirtſchaft. Der Verband der heſſiſchen
landwirt=
ſchaftlichen Genoſſenſchaften, deſſen Wahrſpruch es iſt,
weiß das, und ſeiner Arbeit in dieſem Wahrſpruch hat die heſſiſche
Landwirtſchaft viel zu danken, auch dieſen ſchönen Kalender,
deſſen Herausgeber der Verband iſt und der mit ſteigendem
Er=
folg nunmehr im 6. Jahrgang erſcheint. Verbandsdirektor Berg
hat ihm wieder das Geleitwort geſchrieben. Und wenn er darin
den Dorfkalender als gern geſehenes Bindeglied zwiſchen dem
Heſſiſchen Genoſſenſchaftsverband und den Mitgliedern ſeiner
ört=
lichen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften bezeichnet, hat er
da=
mit wohl ebenſo recht wie in der Feſtſtellung, daß heſſiſche
Künſt=
ler und Fachleute es verſtanden haben, in Bild und Text die
Schönheit der heſſiſchen Heimat zu zeigen. „Heimatland weht uns
beim Durchblättern und Durchleſen des Kalenders entgegen, und
deshalb wird ihn wieder jedermann als treuen Freund bei ſich
aufnehmen der ſich den Sinn für die Schönheit und Eigenart der
heſſiſchen Heimat bewahrt hat.
Der Kalender iſt für 1932 wiederum inhaltlich erweitert
wor=
den. Eine Ehrentafel für verſtorbene verdiente
Perſönlich=
keiten im Genoſſenſchaftsweſen Heſſens iſt dem Kalendarium
vorangeſtellt, das für jeden Monat einen Arbeitskalender
für Haus und Feld, Hof und Garten bringt, ferner die
Wetter=
vorausſagen nach dem 100jährigen Kalender und noch reichlich
Raum für Notizen. Dem Kalendarium folgen Aufſätze und
No=
tizen ſtatiſtiſcher Art aus der heſſiſchen Landwirtſchaft, mit
gra=
phiſchen Darſtellungen intereſſant illuſtriert, zwiſchendurch hübſche
Gedichte und Sinnſprüche, dann Betrachtungen über oberheſſiſche
Baukunſt, ebenfalls mit vielen Bildern, ein volkskundlicher
Auf=
ſatz über Rheinheſſen uſw.
Von beſonderem Intereſſe dürfte ein reichbebildeter Aufſatz
über genoſſenſchaftliches Bauweſen auf dem Lande ſein. Dann
folgen belehrende Aufſätze juriſtiſcher und wirtſchaftlicher Art,
ſolche über Geſundheitspflege, geſchichtliche Artikel, Technik und
Landwirtſchaft und zahlreiche unterhaltende Beiträge ernſten und
humoriſtiſchen Inhalts. Rätſel, Märkte und Meſſen und allerhand
ſonſt Wiſſenswertes ſchließt den reichen Text des Kalenders ab,
zu dem mehrere Künſtler, in erſter Linie Altmeiſter Profeſſor
Kröh, köſtliches Bildmaterial beiſteuerten. In Satzanordnung
und Druck iſt der Dorfkalender wiederum ein vorbildlich gutes
Erzeugnis der L. C. Wittich’ſchen Hofbuchdruckerei, Darmſtadt. **
Cp. Pfungſtadt, 29. Juli. Die Gras= und
Rohrnutzungs=
verſteigerung, die nach der Taxation einen Erlös von 534.—
RM. bringen ſollte, ergab nur einen Geſamterlös von 480,50 RM.
Für einige Stücke wurden überhaupt keine Gebote abgegeben.
Trotzdem wurde die Verſteigerung genehmigt. —
Mietunter=
ſtützungsanträge werden für die laufende Woche nur noch
vormittags bis 11.30 Uhr im Baubüro der Bürgermeiſterei
ent=
gegengenommen.
* Pfungſtadt, 29. Juli. Es wird uns mitgeteilt, daß der
Voranſchlag der Gemeinde Pfungſtadt, über deſſen
Ableh=
nung wir vor einigen Tagen berichtet haben, nunmehr
an=
genommen worden iſt nachdem die Hauptforderung der
bürgerlichen Gemeinderats=Fraktion betreffs Herabſetzung der
Gehälter der Gemeinde=Beamten, ſoweit letztere höher beſoldet
wurden als gleich zu bewertende Reichsbeamte, ebenfalls erfüllt
worden iſt. Als Richtlinie hierfür wurden Vorſchläge des
Kreis=
amtes Darmſtadt angenommen, die ſich im großen und ganzen
mit den Forderungen der bürgerlichen Gemeinderats=Fraktion
decken. Da in vielen Nachbargemeinden die Verhältniſſe ähnlich
liegen, ſei auch an dieſer Stelle nochmals darauf hingewieſen, daß
laut Notverordnung vom 6. Juni 1931, 2. Teil, Kap. 1. § 7.
Ab=
ſatz 2, die Gemeinden berechtigt und verpflichtet ſind, die
Dienſt=
bezüge ihrer Beamten herabzuſetzen, ſoweit ſie höher liegen als
die Dienſtbezüge gleichzubewertender Reichsbeamten. Bei dieſem
Vergleich der Dienſtbezüge ſind alle Geldbezüge und ſonſtigen
Be=
züge heranzuziehen, die die Beamten mit Rückſicht auf ihre
haupt=
amtliche oder nebenamtliche Dienſtleiſtung erhalten.
Wundſein durch übermäßige
Gegen Wandtaufen Schweißabſonderung on Füßen
und anderen Körperteilen (Wolf),
Sonnen= und Gletſcherbrand. Sofort ſchmerzſtillend und heilend Leodor=Fett=
Creme (blaue Packung) auch als Kosmetikum für Hände u. Geſicht. Tube 60 Pf.
u. 1 Mk. in allen Chlorodont=Verkaufsſtellen zu haben.
Dd. Arheilgen, 29. Juli. Baulandumlegung
Linden=
weg. Das Umlegungsverfahren iſt bereits ſoweit gefördert und
die vorläufige Zuteilung der Grundſtücke bereits erfolgt, ſo daß
ſchon Mitte Auguſt eine Tagfahrt des Umlegungsausſchuſſes
er=
folgen wird, bei der die Abſtimmung über den Umlegungsplan
ſtattfindet. Durch die Neuvermeſſung wird der Lindenweg, der
jetzt noch auf die Weiterſtädterſtraße mündet, verlegt und bis
zum Wixhäuſerweg durchgeführt. Die endgültige Zuteilung der
Grundſtücke wird vorausſichtlich bis zum Spätherbſt erfolgen.
O. Erzhauſen, 28. Juli. Die Kornernte iſt hier in vollem
Gange; ſeit den wenigen Tagen, wo ſich gutes, jedoch
unbeſtimm=
tes Weter eingeſtellt hat, iſt es dem übergroßen Fleiß der
Land=
wirte gelungen, die ganzen Flächen des Kornfeldes abzumachen
und aufzuſtapeln. Das Einfahren hat begonnen, und die
Dreſch=
maſchine iſt im Gang, vorläufig erſt für diejenigen, welche keine
Scheunen beſitzen und direkt vom Acker anfahren. Die Beſtellungen
zum Dreſchen ſollen frühzeitig gemacht werden, um allzu großen
Andrang zu vermeiden. Das Dreſchen in den Scheunen ſoll nach
eingetaner Haferernte in der oberen Rheinſtraße beginnen.
4a. Braunshardt. 29. Juli. Erhöhung der Bier= und
Bürgerſteuer. Das Kreisamt Darmſtadt hat für die
Ge=
meinden Braunshardt, Schneppenhauſen und Gräfenhauſen die
bereits eingeführten Gemeindebierſteuern mit Wirkung vom 1.
Auguſt 1931 ab mit einem Zuſchlag von 50 Prozent belegt. Die
Gemeindebierſteuer wird in den drei genannten Arten mit
folgen=
den Sätzen erhoben: bei Einfachbier mit 3,75 RM., bei Schankbier
mit 5,62 RM., bei Vollbier mit 7,50 RM. und bei Starkbier nLt
11,25 RM. für je ein Hektoliter. Außerdem wurde angeordnet,
daß in den betreffenden Gemeinden die Bürgerſteuer für das
Rechnungsjahr 1931 mit dem Eineinhalbfachen des Landesſatzes
zur Erhebung gelangt.
Aa. Traiſa, 29. Juli. Die Gemeindebierſteuer, die
vom Kreisamt Darmſtadt zur Einführung gelangt, wird nach den
Normalſätzen erhoben. Die Ortsſatzung darüber tritt am
1. Auguſt in Kraft.
Le. Groß=Umſtadt, 28. Juli. Beigeordnetenwahl. Die
Wahl des einen hieſigen Beigeordneten findet am 9. Auguſt ſtatt.
Acht Tage ſpäter, alſo am 16. Auguſt, wird ein 2. Beigeordneter,
deſſen Amtszeit ebenfalls abgelaufen iſt, gewählt. Da drei
Be=
werber aufgetreten ſind, iſt es dringend geboten, daß ein jeder
Wahlberechtigte an der Wahlurne erſcheint.
r. Babenhauſen, 29. Juli. Die Wiederverwendung
unſerer Kaſerne iſt zur Wirklichkeit geworden. Leer
ſtan=
den die Wohnräume, die Mannſchaftsgebäude, die Schuppen,
Stal=
lungen und die ſchöne, ſtattliche Reithalle ſeit der Verlegung der
Schutzpolizei am 1. Oktober 1929. Beſonders unſere Geſchäftswelt
hat den wirtſchaftlichen Schaden ſtark geſpürt. Mit großer
Be=
friedigung wurde nun in dieſen Tagen die Nachricht
aufgenom=
men, daß unſere 1900/01 erbaute Kaſerne wenigſtens teilweiſe
Verwendung finden ſoll. Den guten Beziehungen und namentlich
den perſönlichen Bemühungen des Herrn Baurats Schöberl
dahier iſt es zu verdanken, daß die Kaſerne als Sport=
und Erholungsheim für Studenten dienen ſoll.
Zur=
zeit wird ſie für dieſen Zweck eingerichtet. Durchſchnittlich ſollen
ungefähr 120 bis 150 Studenten von etwa 10 bis 15 Univerſitäten
und Hochſchulen, vorausſichtlich ſchon ab 1. Auguſt, hier auf je vier
bis ſechs Wochen zur Erholung weilen und während dieſer Zeit in
Kurſen der verſchiedenſten Sportzweige ausgebildet werden.
Du. Jugenheim, 29. Juli. Unglücksfall beim
Obſt=
brechen. Geſtern nachmittag ereignete ſich hier ein bedauerlicher
Unglücksfall. Der Gärtnereibeſitzer Wilhelm Roth jr. war mit
dem Ernten von Obſt beſchäftigt, als hierbei plötzlich ein Aſt des
Baumes brach. Durch den ſchweren Fall erlitt der junge Mann
einen Beckenbruch und Armverletzungen. — Vor einigen Tagen
wurde hier aus dem Anweſen „Kaffee Störmann” im
Stettbacher=
tal in frecher Weiſe ein Fahrrad entwendet. Von dem Dieb fehlt
jede Spur.
Die Gewitterſchäden in Oberheſſen.
WSN. Gießen, 29. Juli. Bei dem ſchweren Unwetter, das am
Samstag nachmittag über Oberheſſen niederging, wurden neben
den ſchon gemeldeten Blitzſchäden auch gewaltige Sturmſchäden
hervorgerufen. So wurden in der Gemarkung des Dorfes
Lang=
göns etwa 50= bis zu 100jährige Tannen und Kiefern glatt
abge=
knickt und weithin weggeſchleudert. Von einer benachbarten Mühle
wurde das Dach zum Teil abgedeckt, ebenſo wurde an der Scheune
und an den Ställen erheblicher Schaden angerichtet. Die
Obſt=
bäume wurden in gleicher Weiſe ſchwer mitgenommen und zum
Teil wie Streichhölzer umgeknickt. In der mittleren Wetterau
und in der Gegend von Reichelsheim, Echzell und Gettenau wurde
gleichfalls durch den Sturm an den Baumbeſtänden großer
Scha=
den angerichtet. Telegraphenſtangen wurden umgeknickt, das
auf=
geſtapelte Getreide auf dem Felde weit weggeſchleudert, mit Heu
beladene Wagen auf der Landſtraße zwiſchen Echzell und Dorheim
umgeworfen und an den Gebäuden in den Dörfern, insbeſondere
an den Dächern, erheblicher Schaden angerichtet. Die Landſtraßen
waren an mehreren Stellen durch die umgeriſſenen dicken Bäume
längere Zeit für den Verkehr geſperrt, während auf den Aeckern
das Getreide wie gewalzt auf den Boden geſchlagen wurde. Der
Schaden an den Fluren und an den Baumbeſtänden iſt der Höhe
nach noch nicht bekannt, jedoch ſehr groß.
* Jugenheim, 29. Juli. Das Großruſſiſche
Natio=
nal=Orcheſter kommt nach Jugenheim! Am 1. und
2. Auguſt wird es im Hotel „Goldene Krone” unter Leitung ſeines
rühmlichſt bekannten Dirigenten Dr. Swerkoff ſein
abwechſe=
lungsreiches, intereſſantes Programm hier zum Vortrag bringen.
Ein Triumph des Echten und Urſprünglichen” ſagt. Walter
Hirſchberg in der Muſikzeitſchrift Signale, Berlin, zu dem
Vor=
trag dieſer echten Großruſſiſchen National= und Volkskunſt. Man
weiß nicht, was man bei ihnen mehr bewundern ſoll: Das
präch=
tige, ausgeglichene Stimmaterial oder die ungemein diſziplinierte
Weiſe des Vortrags, die ſelbſt im wildeſten und ſchwierigſten
Rhythmus zu einer Präziſion von ſelten erreichtem Maße
geſtei=
gert iſt. Am Schluß zeigen ſie ruſſiſche Volkstänze, begleitet vom
geſamten Orcheſter und von den Sängern, beenden damit einen
Konzertabend, der echte Begeiſterungsfähigkeit und ſtürmiſchen
Jubel der erſcheinenden Zuhörer erwecken wird. Das 20 Mann
ſtarke Orcheſter ſpielt an den betreffenden Tagen auch zum Tanz
auf und hatte auch darin bisher den größten Erfolg. (Siehe noch
Anzeige!)
Aa. Malchen, 29. Juli. Gemeindebierſteuer. Für
die hieſige Gemeinde iſt auf Grund eines Gemeinderatsbeſchluſſes
mit Genehmigung des Innenminiſteriums eine Ortsſatzung über
die Erhebung einer Gemeindebierſteuer erlaſſen worden, die am
1. Auguſt in Kraft tritt. Die Ortsſatzung liegt gegenwärtig (bis
13. Auguſt) bei Bürgermeiſter Steinmetz zur Einſicht auf.
* Ober=Modau, 30. Juli. Die hier und in vielen Orten des
vor=
deren Odenwaldes bekannte Frau Margarete Keller, geb. Helfrich,
aus Brandau, Witwe des hier verſtorbenen Poſtſchaffners Gg. Keller 4.,
erreicht heute ihren 80. Geburtstag bei noch verhältnismäßig guter
Geſundheit. Wir gratulieren herzlichſt und wünſchen ihr auch fernerhin
alles Gute.
O. Reichenbach i. Odw., 29. Juli. Vom Pferd
erſchla=
gen. Am Dienstag morgen ereignete ſich hier im Hofe der
Deut=
ſchen Steininduſtrie ein tödlicher Unglücksfall. Als der Landwirt
Peter Bitſch, der mit Steinſchotterfahren auf die Ortsſtraßen
be=
ſchäftigt war, ſich am Sellſcheid des Wagens zu ſchaffen machte,
ſchlug ein Pferd plötzlich nach hinten aus und traf den Fuhrmann
am Unterleib ſo ſchwer, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Einige
Arbeiter brachten ihn auf einer Bahre nach Hauſe. Das
Unglücks=
pferd gehörte einem anderen Landwirt, mit dem Bitſch
zuſammen=
geſpannt hatte. Der Getötete ſtand im beſten Mannesalter, er
war erſt 38 Jahre alt, und hinterläßt eine Witwe mit zwei
ſchul=
pflichtigen Kindern. Vor zwei Jahren wurde die Familie ſchon
einmal ſchwer heimgeſucht, als die Hofreite, die von einem Knecht
angezündet worden war, zum größten Teil niederbrannte. —
Fe=
rienwanderung der Arbeiterwohlfahrt
Darm=
ſtadt. Auf ihrer Odenwaldwanderung trafen am Dienstag abend
gegen 7 Uhr 70 Kinder der Arbeiterwohlfahrt Darmſtadt mit ſechs
Führern hier ein. Der hieſige ev. kirchliche Frauenverein hatte
in liebenswürdiger Weiſe für unentgeltliche Unterkunft und
Ver=
pflegung Sorge getragen, ſo daß für die Arbeiterkinder in dieſer
Beziehung keinerlei Koſten entſtanden. Die Wandergruppe trat
am Mittwoch nachmittag ihre Weiterreiſe wieder an.
— Heppenheim (Bergſtraße), 29. Juli. Sonntag, den 2.
Auguſt, und Montag, den 3. Auguſt, feiert die Stadt Heppenheim
ihr Kirchweihfeſt. Beſonders iſt es das Parkhotel „Halber Mond",
welches an dieſen Tagen von einem großen Fremdenſtrom beſucht
wird, auch dieſes Jahr dürfte dies der Fall ſein, denn ſein Ruf
iſt bekannt. Auch inbezug auf die Preiſe wird der heutigen Zeit
Rechnung getragen. Die Muſik ſtellt Herr Obermuſikmeiſter M.
Weber=Darmſtadt. Gute Bahnverbindungen und
Autofahr=
ten ermöglichen es, noch in ſpäter Stunde unſere Gäſte aus den
Nachbarſtädten und Nachbarorten nach Hauſe zu bringen. Siehe
auch Inſerat.
Dr. Neckarſteinach, 27. Juli. Einweihung der Kirche zu
Mückenloch. Der Himmel ſchickte gutes Wetter, als man geſtern in
der Nachbargemeinde Mückenloch die neu erbaute Kirche einweihte. Es
war für die Gemeinde ein Feſt= und Freudentag. Die Feier nahm um
3 Uhr ihren Anfang. Nach Abſchiedsworten bewegte ſich ein impoſanter
Feſtzug von der bisherigen Stätte des Gottesdienſtes,vom Schulhaus, nach
der neuen Kirche. Verſchiedene auswärtige Kirchenchöre und der
Ju=
gendbund von der Friedenskirche in Mannheim waren vertreten. Die
Geiſtlichen des Kirchenbezirks nahmen im Ornat teil. Die feierliche
Ein=
weihung nahm von der oberſten badiſchen Kirchenbehörde Herr Prälat
D. Kühlewein vor. Darauf hielt der Ortsgeiſtliche, Herr Pfr. Bucherer,
die Feſtpredigt. Man hat hiermit der Gemeinde ein Gotteshaus gegeben,
das in ſeinem Aeußeren ſich durchaus dem Charakter eines Dorfes
an=
paßt. Mit Stolz ragt neben dem Schiff der Turm, durch ein einfaches
Satteldach gekrönt, über das niedrig gelegene Dörfchen empor. Kommen
wir durch das Hauptportal, ſo werden gleich unſere Blicke durch den
Chor und den Altar gefeſſelt. Schmale Chorfenſter, von denen eines die
anderen überragt, ſind in frühgotiſchem Stil und mit nach oben immer
heller gelb werdenden gezierten Glas gehalten. Von Oſten her fällt durch
ſie das Licht der Sonne in den Chor. „Beſonderes Intereſſe erwecken die
Schnitzarbeiten am Altar, die einen Säemann darſtellen, zu deſſen Seiten
Aehren und Weintrauben. In einer Niſche links ſehen wir eine aus Holz
geſchnitzte Chriſtusfigur. Im Schiff der Kirche können bequem 200
Per=
ſonen Platz finden. Bei beſonderen Feierlichkeiten jedoch kann der
Raum vergrößert werden durch Zurückſchieben der Harmonika=Tür. De
Aufteilung des Kirchenraumes iſt für die Proben des Kirchenchors, fün=
Familienabende, Konfirmandenunterricht u. a. beſtimmt. Außerdem iſt
das Ganze mit Heizung und Beleuchtung ausgeſtattet. Im April 1330
wurde der erſte Spatenſtich getan und am Pfingſtmontag der
Grund=
ſtein gelegt. Jetzt iſt nach viel Mühe und Arbeit das Werk vollendel,
das zum Segen der Gemeinde dienen möge.
— Hirſchhorn, 29. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
28. Juli: 1,86 Meter; am 29. Juli: 1,88 Meter.
— Gernsheim, 29. Juli. Waſſerſtand des Rheins
am 28. Juli: 2,18 Meter; am 29. Juli: 2,03 Meter.
Aa Langen, 29. Juli. Beim Kornladenverunglückt.
Beim Aufladen von Korngarben ſtürzte ein Landwirt vom
höch=
beladenen Wagen. Das Unglück geſchah dadurch, daß die vor den
Wagen geſpannten Kühe unvermutet anzogen. Der Verungluckte
mußte in einem Auto fortgebracht werden. Die Verletzungen
er=
ſcheinen erheblich. — Todesfall. Im Alter von 77 Jahren
ſtarb Kaufmann Hermann Kahn 1. Der Verſtorbene war bereils
ſeit Jahren wegen eines langwierigen Leidens ans Bett
ge=
feſſelt. — Die Gläubiger des Mitteldeutſchen
Bankver=
eins A.=G., Dieburg, Filiale Langen, ſind für Samstag, den
1. Auguſt, zu einer Beſprechung in den „Adler”” geladen. In
die=
ſer Sitzung werden die dem Gläubigerausſchuß angehörenden
Her=
ren aus Langen Bericht erſtatten.
Rheinheſſen.
Ah. Worms a. Rh., 29. Juli. Kirchenrat Benemann 89
Jahre alt. Kirchenrat Paul Benemann=Worms feierte bei voller
geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen 89. Geburtstag. Der Jubilar
blickt auf ein arbeitsreiches Leben zurück. Von 1868 bis 1873 war er
Pfarrer der Waldenſergemeinde Bordighera in Italien, dann war er
zwei Jahre lang in Ortrand in Sachſen tätig. Von 1875—1879 war er
Pfarrer in Ancona, bis 1882 in Livorna, bis 1. Juli 188 6Pfarrer an
der Chriſtuskirche in Frankfurt a. M. Bevor er am 9. Juli 1891 ſeine
Stelle in Worms antrat, war er fünf Jahre in Vilbel als Seelſorger
tätig. Im Jahre 1904 wurde er Dekan. Seit November 1906 iſt er
Kirchenrat.
Ah. Horrweiler (Rhh.), 29 Juli. 95 Jahre alt. Bei voller
geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit feierte der älteſte Einwohner von
Horrweiler, Landwirt und Schuhmacher Jakob Graffert I., ſeinen
95. Geburtstag. Trotz ſeines hohen Alters macht der Jubilar noch
tag=
lich Spaziergänge in die nähere und weitere Umgebung unſeres Dorls.
Nummer 209
Donnerstag, den 30. Juli 1931
Seite 7
Wiederschen in Eiswüste und Urnatd
Jrellpunkt Franz-Joseph-Land.
„Graf Zeppelin” und „Malygin” Seike an Seike.
Treffpunkt Franz=Joſeph=Land! Zwei Schiffe, denen Luft
und Meer ihr Lebenselement bedeuten, liegen im weltverlorenen
hohen Norden Seite an Seite, der „Graf Zeppelin” und der
Eisbrecher „Malygin”, und tauſchen Poſt. Ein Ereignis, das
imſtande war, die Aufmerkſamkeit der ganzen Welt von den
ſchweren Nöten des Tages
ab=
zulenken und die hohe Politik, die
Wirtſchaft, all die Hiobspoſten und
Hoffnungsträume auf die zweite
Seite der Zeitungen zu drängen!
Von dieſem Treffen in der
wei=
ßen Wüſte wird man noch lange
reden. So, wie man heute noch
mit innerſter Anteilnahme von
an=
deren, beabſichtigten oder zufälligen
Zuſammenkünften lieſt, die vor
Jahrzehnten eine ruhiger
dahin=
lebende Zeit in Atem hielten. Die
Formen haben ſich geändert, aber
noch immer reizt das Abenteuer,
das große Wagnis, der Schritt ins
Unbekannte. Und ſo ſicher und
ge=
fahrlos ein Flug mit dem
Zeppelin=
luftſchiff in die Breiten des hohen
Nordens auch ſein mag — die Fahrt
an Bord eines Eisbrechers iſt ja
auch äußerlich eine Vergnügungs=
R9663
und Geſellſchaftsfahrt, die das
amt=
liche ruſſiſche Reiſebüro als
At=
traktion für dollar= und
pfund=
ſchwere Bourgeois veranſtaltet — ſo
bietet das Unternehmen für den
unbeteiligten Beobachter doch noch Spannung genug, um ſich
ihm willig zu überlaſſen.
Wenn es auch gerade kein Wendepunkt in der
Forſchungs=
geſchichte iſt, dieſes Zuſammentreffen im ewigen Eis, ſo zeigt
es doch, wie leicht es ſich der Menſch der Gegenwart zu machen
verſteht. Eine Fahrt mit dem Zeppelin in den hohen Norden
zählt nach wenigen Tagen — wenn früher ein Schiff im
Eis=
meer verſchwand, dann hieß es Abſchied nehmen für manches
Jahr. Im hohen Norden iſt manches Wiederſehen gefeiert
wor=
den. Aber es war nicht immer ſo froh, ſo unbeſchwert, ſo
ein=
fach, wie jetzt bei Franz=Joſeph=Land! Wie manche
Rettungs=
expedition iſt nach Jahren des Harrens und Bangens vom
hei=
miſchen Hafen ausgelaufen, um die Vermißten zu ſuchen und
nichts anderes mehr heimzubringen als ſpärliche Kunde von
einem grauenvollen Tod in der unbarmherzigen Oede.
Manch=
mal hat es auch ein zufälliges Treffen ohne jede Abſicht gegeben.
Es ſind jetzt hundert Jahre her, daß John Roß, der
Ent=
decker des magnetiſchen Nordpols, nach viermaligem
Ueberwin=
tern im Norden mit ſeinen Leuten die „Victory” verließ, um zu
Fuß eine Wanderung nach bewohnten Gegenden zu verſuchen.
Es war eine furchtbare Anabaſis, die aber unerwartet ein
glück=
liches Ende fand. Unterwegs ſichteten Roß und ſeine Leute ein
Schiff, das ſie an Bord nahm; es war von der engliſchen
Regie=
rung ausgeſandt, nicht um Roß ſelbſt zu finden, denn daß der
noch lebte, glaubte in England niemand mehr; es ſollte
wenig=
ſtens Spuren des Expeditionsſchiffs bergen. Vor fünfzig
Jah=
ren wurde die Expedition des amerikaniſchen Leutnants Greely
durch einen Zufall von dem Kapitän Schley gefunden. Es war
die höchſte Zeit. Hunger und Entbehrung hatten unter der
Er=
pedition furchtbare Ernte gehalten; die wenigen Ueberlebenden
waren völlig entkräftet und dem Tode nahe; ſie hatten ſich in
der letzten Zeit von Waſſer und gekochtem Seehundsleder
„ernährt”
Die Begegnung des „Graf Zeppelin” mit dem „Malygin”
wird in der Geſchichte der modernen Expeditionen vielleicht
ein=
mal die Berühmtheit erlangen wie das faſt klaſſiche Treffen
Stanleys mit Livingſtone im innerſten Afrika. Als Stanley
von dem amerikaniſchen Zeitungsverleger Gordon Bennet auf
die Suche nach dem bereits aufgebenen Livingſtone geſchickt
wurde, wußte er nicht mehr, als daß ſich Livingſtone an
irgend=
einem Punkt des rieſigen Erdteils aufhalten müſſe. Daß er den
Geſuchten nach aufregenden Märſchen am Tanganyika=See in
Udjiji ſchließlich wirklich fand, war der Beweis eines genialen
Spürſinns, einer ungeheuren, vor nichts zurückſchreckenden
Ener=
gie und eines hervorragenden Glücks, von dem man faſt ſagen
Begegnung zwiſchen „Zeppelin” und „Malygin”
auf der Briefmarke.
Sondermarke der ruſſiſchen Poſt,
die für Briefe beſtimmt iſt, welche von dem ruſſiſchen Eisbrecher
„Malygin” dem „Graf Zeppelin” bei den Wieſe=Inſeln übergeben
wurden.
könnte, daß es kein Zufall, ſondern ſchon eine Eigenſchaft ſei
Dieſelbe Energie und dasſelbe Glück bewies er noch einmal, als
er Emin Paſcha, den deutſchen Arzt in ägyptiſchen Dienſten,
der im ſüdlichen Sudan abgeſchnitten und dem Fanatismus der
Mahdiſten ausgeliefert ſchien, nach einem unerhört kühnen und
gefahrvollen Zug durch den Urwald lebend antraf.
Ein freudiges Wiederſehen vereinte zwei deutſche Landsleute
und berühmte Afrikaforſcher, den großen Heinrich Barth und
Eduard Vogel, die ſich im Jahre 1854 völlig unerwartet mitten
im Innern Afrikas, in der Nähe der Stadt Bundi, trafen. Es
war eins der größten Erlebniſſe Barths, der den unbekann n
Erdteil auf zahlreichen Reiſen durchſtreift hatte und nun in
Wildnis und Fremde ſo ein Stück Heimat wiederfand.
Moskau. Der Korreſpondent der Telegraphenagentur der
Sowjet=Union an Bord des Eisbrechers, Malygin” berichtet über
die Begegnung des Luftſchiffes Graf Zeppelin” mit dem
Eis=
brecher: Am 27. Juli um 20,10 Uhr tauchte über den blauen
Glet=
ſchern bei den Brook=Inſeln ein ſchwarzer Punkt auf. Von Deck
des Eisbrechers erſcholl der Ruf: „Zeppelin!‟ Der ſchwarze Puntt
wurde immer größer, und alsbald erblickte man den in der Sonne
ſilbern glänzenden Rumpf des Rieſenluftſchiffes. Alle Flaggen
des „Malygin” grüßten das Luftſchiff, von dem eine Fahne
zurück=
grüßte. Die Begegnung zwiſchen dem Luftſchiff und dem
Eis=
brecher erfolgte in der Nähe der Polarſiedlung der im
Arktis=
gebiet überwinternden Sowjetexpedition. Der Zeppelin überflog
die Bucht und rüſtete in der Melenius=Straße zum Niedergehen.
Ohne das Gleichgewicht zu verlieren, näherte der Zeppelin ſich im
Verlaufe einer Stunde dem Waſſerſpiegel. Langſam tauchte die
Zeppelingondel in das Waſſer neben einer treibenden Eisſchicht.
Die „Malygin”=Mannſchaft tauſchte mit der Zeppelin=Mannſchaft
und den Sowjetgelehrten an Bord des Luftſchiffes mündliche
Grüße aus. Plötzlich ſtieg das Luftſchiff wieder auf ohne Poſt
vom „Malygin” aufgenommen zu haben. Der Zeppelin ließ
dar=
auf ein Boot mit Poſt und einem Filmoperateur herab. Zehn
Minuten ſpäter erfolgte der Poſtaustauſch. Hierauf ſtieg der
Zeppelin wieder in die Höhe und verſchwand hinter dem
Sedow=Kap.
Die Arkkisfahrt des „Graf Zeppelin”.
Das Luftſchiff auf dem Wege zur Inſel Kamenew=
Nordland. — Indirekte Funkverbindung
mit „Graf Zeppelin”.
Archangelſk, 29. Juli.
Nach einem Funkſpruch von Franz=Joſeph=Land hat Graf
Zeppelin” das Franz=Joſeph=Land verlaſſen und befindet ſich auf
der Fahrt nach der Inſel Kamenew=Nordland (Kaiſer=Nikolaus II.=
Land). Wie weiter berichtet wird, iſt in den Wetterverhältniſſen
keine große Veränderung eingetreten.
Wie die Hamburg=Amerika=Linie mitteilt, befand ſich nach
einer bei ihr eingegangenen Meldung das Luftſchiff „Graf
Zeppe=
lin” in den Vormittagsſtunden des 29. Juli über den Nowaja=
Semlja=Inſeln.
*
Der Funkleiter der Landſtation des Luftſchiffbaues, Speck, der
auf Veranlaſſung Dr. Eckeners mit einigen Herren der Deutſchen
Betriebsgeſellſchaft für drahtloſe Telegraphie während der
Polar=
fahrt des Luftſchiffes die Beobachtung des Funkdienſtes bei der
Boden=Funkſtelle übernommen hat, teilt mit daß mit einer
Funk=
verbindung nach Ueberſchreiten des 80 Grades (Polargrenze)
nicht mehr gerechnet wurde. Etwas Hoffnung, die allerdings für
die Nachtzeiten vorhanden war, erfüllte ſich nach Ueberſchreiten
der Polargrenze nicht mehr. In der vergangenen Nacht verkehrte
das Luftſchiff mit dem Dampfer „Reſoloute”, der ſich auf der Fahrt
von Reykjavik nach Spitzbergen befindet. Die letzte direkte
Ver=
bindung die die Friedrichshafener Funkſtelle mit dem Luftſchiff
hatte war in der Nacht von Montag auf Dienstag mit recht guter
Zuutſtärke. Die verabredeten Zeichen mit dem Luftſchiff „Grat
Zeppelin”, werden bei Tag und Nacht immer genau eingehalten,
jedoch konnte in der vergangenen Nacht ſelbſt die Großfunkſtelle
Norddeich keine Verbindung mehr mit dem Luftſchiff erhalten.
Telegramme, die im Laufe des Montags einliefen, beförderte das
Luftſchiff über die Küſtenfunkſtelle Vardö, die ſie teils durch
Funk=
telegraphie, teils durch Kabel weiterleitete. Daß man aus der
Polargegend vom Luftſchiff auf Kurzwelle nichts mehr hört, iſt
lediglich auf beſondere atmoſphäriſche Verhältniſſe zurückzuführen,
zumal dort keine Nacht, ſondern nur ein vorübergehender
Däm=
merzuſtand herrſcht, der vermutlich und erfahrungsgemäß die
Kurzwellen in ihrer Ausdehnung beeinträchtigt. Es iſt abſolut
kein Grund zu einer Beängſtigung vorhanden, weil ſchon vor
An=
tritt der Fahrt damit gerechnet wurde, daß man vom 80. Grade
ab nicht mehr in direkte Verbindung mit dem Luftſchiff treten
könnte.
Zeppelin nimmt Kurs auf Leningrad.
Nach einer weiteren Mitteilung der Hamburg=Amerika=Linie
nahm das Luftſchiff „Graf Zeppelin” von Nowaja Semlia Kurs
auf Leningrad, wo es am Donnerstag eintreffen wird.
„Graf Zeppelin” überflog geſtern um 21,35 Uhr MEZ. den
Onega=See.
Luftpoſtbrief von der
„Graf Zeppelin”.
Dieſer Brief wurde an Bord des Graf Zeppelin” abgeſtempelt und von Leningrad
nach Deutſchland befördert.
Sport, Spiel und Jucnen
Fußball.
Von den deutſchen Meeresmeiſterſchafken in Zoppok.
Rot=Weiß=V.f. R.
Nachdem nun mit dem letzten Tage dieſes Monats die
Som=
merpauſe zu Ende iſt, beginnt die neue Saiſon. Die Rotweißen
müſſen, nachdem ihnen die eMeiſterſchaft im vergangenen Jahre
knapp verloren ging, abermals die Spiele in der A=Klaſſe
be=
ſtreiten. Vielleicht war dies nicht einmal ſchlecht für die
Mann=
ſchaft, wenn man bedenkt, daß in dieſem Jahre der erweiterte
Abſtieg in der Kreisliga ſchon feſtſteht und Rotweiß dieſes Jahr
in der A=Klaſſe Zeit genug hat, ſein Mannſchaftsgefüge genügend
vorzubereiten. Die alte Mannſchaft ſpielt am Samstag, abends
6 Uhr, in Arheilgen gegen die Ligamannſchaft der Spielvgg. Das
Vorſpiel konnten die Mühlchens=Leute damals knapp für ſich
ent=
ſcheiden. Treffpunkt für Spieler und Begleiter iſt um 5 Uhr mit
Rad an der Hochſchule. — Am Sonntag begibt ſich die zweite
Mannſchaft nach Erzhauſen, um dortſelbſt bei den Jubiläums=
Pokalſpielen mitzuwirken. Trotz der ſpielſtarken Konkurrenz darf
man den Rotweißen ein gutes Abſchneiden zutrauen. — Die
Alten Herren müſſen zum Rundenſpiel in Wixhauſen antreten,
während die Jugend noch Ruhepauſe hat.
Der Reichs=Arbeiter=Sporkkag in Darmſtadk.
der dieſes Jahr, wie ſchon kurz bekannt gegeben, mit der Feier
des 40jährigen Beſtehens des Freien Athletik=Sportvereins 1891
Darmſtadt (früher Germania) verbunden iſt, verſpricht
ausgezeich=
niete ſportliche Kämpfe. Schon bei der Samstagsveranſtaltung am
. Auguſt ſind als Mitwirkende ausgezeichnete Kräfte gewonnen
worden. Die Nibelungentruppe Worms mit ihren
luftakrobati=
chen Vorführungen zeigt Leiſtungen, die ans Wunderbare
gren=
en. Dann dürfen wir den Jugendbundesmeiſter in der Artiſtik,
Friedel Walter=Offenbach, das elaſtiſche Wunder, nicht vergeſſen.
Auch die Sonntagsveranſtaltungen gehen diesmal über den
üblichen Rahmen durch den nationalen Wettſtreit im Ringen und
Stemmen des Freien Athletik=Sportvereins hinaus. Obwohl für
dieſen Wettſtreit die Meldefriſt erſt mit Ende des Monats
ab=
läuft, laſſen die bis jetzt ſchon eingegangenen Meldungen auf eine
jußerſt zahlreiche Beſchickung ſchließen. Leichtathletik, Fußball=
und Handballſpiele, waſſerſportliche Vorführungen und
Waſſer=
allſpiele bilden im Sonntagsprogramm weitere
Anziehungs=
unkte. Für alle Spiele und Kämpfe ſtehen Gegner mit gutem
Lönnen zur Verfügung.
Links: Ruth Runzler=Berlin, deutſche Meeresmeiſterin.
Rechts: Arthur Reglin=Spandau, Sieger der Klaſſe I.
Im Rahmen des 29. internationalen Schwimmfeſtes des Danziger
Schwimmvereins wurden in Zoppot die deutſchen
Meeresmeiſter=
ſchaften über 1500 Meter ausgetragen.
Allgemeine Sporttagung in Hahn.
Wie im vergangenen Jahre ſo findet auch am kommenden
Sonntag, den 2. Auguſt, in Hahn ein Allgemeiner Sporttag der
Turn= bzw. Sportvereine (Freie Turngemeinde e. V., Turnverein
Hoffnung und Sportverein Olympia) ſtatt. Es kommen Fußball=
und Handballſpiele zum Austrag. Den Spielleitungen der
ein=
zelnen Vereine iſt es gelungen, ſich bekannte ſpielſtarke Gegner zu
verpflichten, was intereſſante Spiele verſpricht.
Der Lyauty=Pokal, eine vom Internationalen Hockey=Verband
vergebene Auszeichnung für den erfolgreichſten Verband, wurde
für 1931 an den Deutſchen Hockey=Bund überreicht.
Frankreichs Waſſerball=Sieben wurde in Prag von der
Tſchechoſlowakei mit 5:2 (3:2) empfindlich geſchlagen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 30. Juli.
7.30: Bad Bertrich: Frühkonzert des Kurorcheſters.
15.30: Stunde der Jugend: Vorleſung von W. Buſchhoff.
16.30: Bad Mergentheim: Nachmittagskonzert der Kurkapelle.
18.10: Waſſerkuppe: Dr. P. Laven: Segelflug=Wettbewerb.
18.35: Zeitfragen.
19.00: F T. Gubler: Bemerkungen zur Berliner Bauausſtellung.
19.30: H. Bergmann: Der Vater der Gerichtskritik: A. Slings Werk.
20.00: Salzburg: Feſtſpiele: Italieniſches Operngaſtſpiel: Soliſten
und Chor der Mailänder Scala: Die heimliche Ehe: Komiſche Oper
v. G. Bertati, Muſik v. D. Cimaroſa; Orch.: Die Wiener
Philhar=
moniker.
22.50: Salzburg: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Skrivanet.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 30. Juli.
15.45: Lili du Bois=Reymond: Das Lebenswerk von Jane Addams.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.00: B. Lachmann: Der Philoſoph Max Stirner.
17.30: K. Förſter: Die Gartenblume des Monats.
18.00: Architekt Paulſen: Grundrißgeſtalten des modernen
Wohn=
hauſes.
18.30: J. Lützen: Praktiſche Ratſchläge für Amateurphotographen.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Dr. Roeſeler: Neue hiſtoriſche Literatur.
19.30: Min=Rat Dr. Gieſe: Was muß der Landwirt von der
Schweinepeſt wiſſen?
19.50: Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Die vier Temperamente bei dem Verluſt der Geliebten,
von Carl Maria von Weber. Einleitung: E. Smiegelski. Mitw.:
E. Poſſony (Bariton), Th. Blumer (Klavier).
20.30: Leipzig: Tanz=Abend. Alte und neue Tänze. Emdé=
Tanz=
ſport=Orcheſter.
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Tanzmuſik der Kavelle Oscar Jooſt.
Weikerbericht.
Das Biskayahoch dehnt ſich oſtwärts über Frankreich nach
Deutſchland aus. Unter dem Hochdruckeinfluß wird ſich zunächſt
die Wetterlage beſſern und Erwärmung eintreten. Da jedoch
zwi=
ſchen den Britiſchen Inſeln und Island eine neue Störung im
An=
zug iſt, ſo dürfte das ſchöne Wetter nur von kurzer Dauer ſein.
Durch die Südſeite der neuen Störung wird im Laufe des Freitags
Warmluft nach Deutſchland vordringen, in deren Begleitung
An=
zeichen erneuter Wetterverſchlechterung auftreten.
Ausſichten für Donnerstag, den 30. Juli: Nur leicht wolkig und
mehr aufheiternd, trocken, wärmer.
Ausſichten für Freitag, den 31. Juli: Anfangs noch vielfach
auf=
heiternd, wärmer, ſpäter Anzeichen erneuter
Wetterverſchlech=
terung.
Hauptſchriftleltung. Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polttik und Wirtſchaft, Rudoll Maupe; für Feullleton. Reich und
Aueland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streele; für Sport: J. V.: Dr. C. H. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch, für den Schlußdienſt. Andreas Bauer;
für „Die Gegenwart” Tagesſpliegel in Bild und Wort. Dr Heeber. Neite
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen Wily Xuh
Druck und Verlag C.C. Wittich — ämtlich in Darmſiade
grantte der Rückſendung nichi übernommen.
Für unverlangte Manuſkripte wir
Seite 8
Donnerstag, den 30. Juli 1931
Nummer 209
Reich und Ausland.
Ein glücklicher Zufall.
Frankfurt a. M. Dienstag nachmittag
hatte ein Weißbinder in der Börſenſtraße eine
kurze Beſtellung auszuführen und ſtellte ſein
Fahrrad an die Hauswand. Als er nach einigen
Minuten zurückkehrte, war das Rad geſtohlen.
Der Weißbinder machte ſich auf die Suche, und
tatſächlich gelang es ihm, in der Bendergaſſe
einen jungen Burſchen zu erwiſchen, der das
Rad neben ſich herführte. Er nahm den Dieb
feſt und brachte ihn auf das Polizeirevier. Hier
ſtellte ſich heraus, daß der Feſtgenommene auch
ein Weißbinder war, und zwar der 24 Jahre
alte Gregor Knoth, und daß der Burſche wegen
mehrfacher Fahrraddiebſtähle erſt im Februar
aus dem Gefängnis entlaſſen worden war. Er
iſt in Haft genommen worden.
Fünf Perſonen bei einem Autozuſammenſtoß
verletzt.
Ba. Wiesbaden. Am Dienstag abend
er=
eignete ſich am Bahnhof Biebrich=Oſt in der
Höhe des Landgrabenweges ein ſchwerer
Auto=
zuſammenſtoß. Ein kleiner Perſonenwagen wollte
hier einen Verkehrsomnibus des Autohalters
Ulrich aus Bacharach, in dem ſich 11 Perſonen
und der Führer befanden, überholen und fuhr
dabei mit ſeinem hinteren Kotflügel den
vor=
deren des Omnibus an. Das Verkehrsauto, deſſen
Führer anſcheinend durch den heftigen Ruck die
Steuerung verlor, wurde gegen einen Baum
ge=
drückt. Bei dem ſtarken Anprall erlitten fünf
Inſaſſen teils ſchwerere, teils leichtere
Ver=
letzungen. Außer drei jungen Damen, die das
Biebricher Sanitätsauto mit Kopf= und
Arm=
verletzungen ins dortige Krankenhaus
trans=
portierte, wurden noch zwei andere Ausflügler
durch einen Privatwagen ebenfalls dorthin
überführt.
Profeſſor Wegeners Tagebuch gefunden.
Berlin. Das letzte Telegramm der
deut=
ſchen Grönland=Expedition enthält die
Mittei=
lung, daß in der Nähe der Weſtſtation eins von
Wegeners Tagebüchern aufgefunden wurde,
wel=
ches die wiſſenſchaftlichen Aufzeichnungen des
toten Forſchers bis zum 10. September enthält.
Ueber ſeine letzte Reiſe fehlen alſo nach wie vor
alle näheren Nachrichten. Die Leiche des
Grön=
länders Rasmus, der vermutlich Wegeners letzte
Aufzeichnungen bei ſich behalten hat, iſt bis zum
heutigen Tage vergeblich geſucht worden. Die
Bemühungen werden aber weiter fortgeſetzt.
Große Unterſchlagungen bei der Beſchaffungsſtelle
der Stadt Köln.
Köln. Bei der Städtiſchen
Beſchaffungs=
ſtelle wurden durch eine unerwartete Reviſion
große Unterſchlagungen aufgedeckt. Ein 34jähr.
Angeſtellter, der ſeit längeren Jahren in
ſtädti=
ſchen Dienſten ſteht, hat im Laufe der letzten
Jahre nach und nach Geldbeträge unterſchlagen,
die ſich auf 180000 Mark belaufen ſollen. Der
ungetreue Beamte wurde am Dienstag von der
Kriminalpolizei verhaftet und ins Gefängnis
Klingelpütz eingeliefert. Er gibt an, das Geld
verwettet zu haben. Es ſteht noch nicht feſt, ob
noch andere Beamte und Angeſtellte in die
be=
trügeriſchen Machenſchaften verwickelt ſind.
Tod durch Gift.
Aachen. In Losheim (Kreis Schleiden) ſind
ein Einwohner und eine ſeiner Töchter unter
Vergiftungserſcheinungen geſtorben, eine zweite
Tochter iſt erkrankt. Man vermutet, daß das
Gift durch Unvorſichtigkeit in die Speiſen
ge=
kommen iſt. Der Verſtorbene hatte Gift zur
Be=
kämpfung der Fuchsplage in Bereitſchaft.
Feſtnahme eines Raubmörders.
Bremen. Der von der bremiſchen
Kriminal=
polizei geſuchte 31jährige Mörder, Melker Otto
Krüger aus Burg bei Magdeburg, wurde bei
Reddigau, Kreis Salzwedel, feſtgenommen und
ſofort nach Bremen überführt, wo er nach
lan=
gem Leugnen das Geſtändnis ablegte, den
Kellnerlehrling Hillmann aus Bremerhaven im
Schlafe erſchlagen und beraubt zu haben.
Vor 375 Jahren ſtarb
Jgnakius von Loyola.
Jgnatius von Loyola,
der Begründer des Jeſuitenordens, ſtarb am
31. Juli 1556, alſo vor 375 Jahren, in Rom.
Er war einer der wagemutigſten Offiziere der
ſpaniſchen Armee, erlitt aber 1521 eine ſchwere
Verwundung, die ihn lange Zeit an das
Kran=
kenlager feſſelte. Während dieſer Zeit wandte
ſich Loyola völlig, religiöſen Betrachtungen zu
und unternahm 1523 eine Pilgerfahrt nach
Jeru=
ſalem. Nach langjährigem theologiſchen Studium
gründete er die „Compania Jeſu” die 1540 als
Orden beſtätigt wurde und ſich ſeitdem immer
mächtiger bis zu ihrer weltumſpannenden
Be=
deutung entwickelte.
50 Jahre Berliner Zeughaus.
Das Zeughaus in Berlin, Unter den Linden,
kann in dieſen Tagen auf ſein 50jähriges Beſtehen zurückblicken. Das Gebäude wurde 1694 von
Nehring begonnen, ſpäter von Schlüter fortgeführt. Seit 1881 iſt es Waffenmuſeum der
preußi=
ſchen Armee, deren Ruhmestaten in der gleichfalls 1881 eröffneten Ruhmeshalle von bekannten
Malern dargeſtellt ſind.
Die Skrafanſtalk Sonnenburg wird aufgelöft.
Das Zuchthaus Sonnenburg,
eine der älteſten preußiſchen Strafanſtalten, iſt jetzt aufgelöſt worden, da ſeine hygieniſchen
Ein=
richtungen recht mangelhaft geworden waren. Die letzten Inſaſſen dre Strafanſtalt werden jetzt
auf andere Zuchthäuſer verteilt.
Ungehenere Regenmengen
in Oberſchleſien.
Beuthen. Seit vorgeſtern abend 18 Uhr
regnet es in Oberſchleſien ununterbrochen mit
teilweiſe größter Heftigkeit. Die oberſchleſiſche
Landeswetterwarte in Ratibor hat von vorgeſtern
früh. 7Uhr bis geſtern früh 7 Uhr eine
Nieder=
ſchlagsmenge von 26 Liter pro Quadratmeter
feſtgeſtellt, die ſich ſeit dieſem Zeitpunkt bis
12 Uhr mittags allein ſchon wieder auf 12 Liter
belief. Bei der oberſchleſiſchen Hauptſtelle für
Grubenrettungsweſen in Beuthen wurde ſeit
vorgeſtern abend 17,30 Uhr bis zur Stunde eine
Niederſchlagsmenge von reichlich 40 Millimetern
gemeſſen. Binnen 24 Stunden wird, wenn der
Regen ſo weiter anhält, ein Niederſchlag von
50 Millimetern erwartet, gegenüber einer
Höchſt=
tagesmenge von 18 Millimetern. Dieſe
unge=
heuren Niederſchläge machen ſich bereits ſehr
ſtörend bemerkbar, insbeſondere im
Fernſprech=
verkehr. Der Verkehr nach Kattowitz und
Königs=
hütte iſt ſeit 10,30 Uhr vollſtändig unterbunden.
Geſpräche von Beuthen aus können nur unter
größten Schwierigkeiten durchgeführt werden.
Bei allen Verbindungen machen ſich
Leitungs=
berührungen bemerkbar.
Motorradfahrer raſt in einen Eiſenbahnzug.
Der Fahrer verbrannt.
Wohlau. Ein Motorradfahrer, deſſen
Fahr=
zeug mit Beiwagen verſehen war, ſtieß geſtern
morgen auf der Strecke Steinau-Parchwitz mit
ſeinem Motorrad bei einem Bahnübergang mit
einem Zuge der Liegnitz—Rawitſcher Kleinbahn
zuſammen. Der Zug ſchleifte das Fahrzeug etwa
50 Meter mit, bevor er zum Halten gebracht
wer=
den konnte. Bei dem Zuſammenſtoß explodierte
der Benzintank des Motorrades, ſo daß der
Fahrer im Nu in hellen Flammen ſtand und
verbrannte. Der Mitfahrer wurde mit ſchweren
Verletzungen in ein Liegnitzer Krankenhaus
ein=
geliefert.
Mädchenmord in Eſſen.
Eſſen. Im Eſſener Stadtwald wurde am
Mittwoch morgen von einem Reiter in der Nähe
des Reitweges die Leiche eines jungen Mädchens
aufgefunden, das, wie die Unterſuchung ergab,
ermordet worden iſt.
Rieſenbrand in Neidenburg.
Neidenburg. In der Nacht zum
Mitt=
woch brannte das große Kaufhaus von Bukofzer
vollſtändig nieder. Das Feuer kam im
Dachge=
ſchoß des dreiſtöckigen Hauſes zum Ausbruch und
griff mit raſender Geſchwindigkeit auf die
an=
deren Stockwerke über. Zwei große Speicher in
einer Frontlänge von 75 Metern mit Waren
brannten ebenfalls vollſtändig aus. Die
Waren=
vorräte in Höhe von 180.000 Mark ſind völlig
vernichtet worden. Auch die Nachbargebäude
fingen wiederholt Feuer. Beim Ablöſchen
ent=
ſtand erheblicher Schaden.
Zahlreiche Opfer der Hitze in Kalifornien.
London. Einer beiſpielloſen Hitzewelle in
verſchiedenen Teilen Kaliforniens ſind bis
Dienstag über 70 Perſonen zum Opfer gefallen.
Die Durchſchnittstemperatur betrug in
Impe=
rial Valley am Dienstag 41,5 Grad Celſius.
Die Ozeanflieger gelandek.
Die beiden Atlantikflieger Herdon und
Pangborn ſind in Maglgaofe in der
Graf=
ſchaft Pembrokeslire (Wales) gelandet.
Große Unterſchlagungen im Elektrizitätswerk
Zoppot.
Danzig. Im Elektrizitätswerk Zoppot
haben der kaufmänniſche Leiter Opitz und der
Hauptkaſſierer Volkmann große Unterſchlagungen
begangen. Bisher iſt ein Fehlbetrag von 15 000
Gulden feſtgeſtellt worden. Opitz hat ſich bei
Bekanntwerden ſeiner Unterſchlagungen
erſchoſ=
ſen. Volkmann wurde verhaftet und hat ein
Geſtändnis abgelegt.
Erdſtöße in Italien.
Rom. In Terni wurden geſtern ſtarke
Erd=
ſtöße verſpürt, die von unterirdiſchem Rollen
be=
gleitet waren. Zahlreiche ältere Häuſer haben
infolge der Erſchütterungen Sprünge bekommen.
Einige Perſonen wurden leicht verletzt.
Neue Erdſtöße in Neuſeeland beunruhigen
die Bevölkerung.
Wellington (Neuſeeland). In dem
nord=
nezſeeländiſchen Gebiet um die Hawkes=
Bucht, das im Februar der Schäuplatz eines
ver=
heerenden Erdbebens war, wurde geſtern ein
kurzer, aber heftiger Erdſtoß verſpürt. Obgleich
das Beben nur Beſchädigungen leichter Natur
verurſachte, hat ſich der Bevölkerung, die neue
ſchwere Erderſchütterungen befürchtet, eine große
Beunruhigung bemächtigt.
Der italieniſche Radiologe Piana ein Opfer
ſeines Berufes.
Rom. In Genua iſt der bekannte Radiologe
Dr. Piana als Opfer ſeines Berufes geſtorben.
Der Gelehrte hatte 25 Jahre lang das
Radiolo=
giſche Inſtitut des Genueſer Krankenhauſes
ge=
leitet und ſich bei ſeinen Radium= und
Röntgen=
forſchungen ſo ſchwere Schädigungen zugezogen,
daß er ſich im Laufe der Zeit nicht weniger als
17 Operationen unterziehen mußte.
Rieſiger Waldbrand in Nizza.
Paris. In der Nähe von Nizza iſt wieder
ein rieſiger Waldbrand ausgebrochen, der
unge=
heure Ausmaße angenommen hat und die
Ort=
ſchaft Thorens ſtark bedroht. Feuerwehr und
300 Soldaten eines Jägerbataillons haben
ver=
gebens verſucht, den Brand einzudämmen. Um
Mitternacht rückten die Flammen in einer Breite
von 6 Kilometern langſam vor. Aus Nizza iſt
dringend Hilfe angefordert worden.
Wieder ein Brand auf der franzöſiſchen
Kolonialausſtellung.
Paris. Auf der franzöſiſchen
Kolonialaus=
ſtellung brach Dienstag nachmittag abermals ein
Brand aus, und zwar wiederum auf dem
nieder=
ländiſchen Gelände, wo gerade an dem
Wieder=
aufbau des abgebrannten Pavillons gearbeitet
wird. Die Feuerwehr war ſofort zur Stelle und
konnte das Feuer im Entſtehen erſticken.
Die Orinocoquellen aufgefunden.
New York. Einer Forſchungsexpedition
unter Führung des Amerikaners Dickey iſt es
ge=
lungen, die bisher unbekannten Quellen des
Orinocofluſſes in Nordbraſilien aufzufinden.
Ein Einundſiebzigjähr
als neupfacher Lebenstsiier.
Der 71jährige Rentner Ernſt Biedermann
aus Falken bei Eiſenach rettete in den letzten
Wochen nicht weniger als ſechs Menſchen vom
Tode des Ertrinkens. Kurze Zeit vorher hatte
er mit eigener Lebensgefahr drei Perſonen aus
einem brennenden Hauſe gerettet, ſo daß der
71jährige rüſtige Mann trotz ſeines hohen Alters
den Ehrentitel eines neunfachen Lebensretters
tragen kann.
Kanal=Schwimmer.
In den Gewäſſern des Kanals zwiſchen
Frank=
reich und England beginnt jetzt wieder die
Sai=
ſon der Kanal=Schwimmer. Drei bekannte
Schwimmerinnen, die gute Ausſichten für das
Gelingen einer Kanal=Ueberquerung haben, ſind
Peggy Duncan aus Kapſtadt, die 18jährige Micky
Weſt aus Süd=Wales und June French aus
Lon=
don. Dieſe drei Schwimmerinnen weilen unter
der Leitung ihres Trainers Jabez Wolffe zur
Zeit in dem eleganten Badeort Le Touquet in
Nord=Frankreich. Peggy Duncan iſt im
vergan=
genen Jahr bereits eine Kanal=Ueberquerung
geglückt, und zwar iſt ſie von Kap Gris Nez in
16 Stunden 17. Minuten nach der engliſchen Küſte
geſchwommen. Sie will, günſtige
Wetterbedin=
gungen vorausgeſetzt, noch in dieſen Tagen das
infolge der ungünſtigen Meeresſtrömung
bedeu=
tend ſchwierigere Unternehmen einer Kanal=
Ueberquerung von der engliſchen Küſte nach
Frankreich unternehmen und zwar will ſie
bei Dover ſtarten.
Segelboot mit vier Perſonen untergegangen,
Paris. Nach einer Meldung des „Echo de
Paris” aus St. Brieuc (Cotes du Nord) iſt dort
vorgeſtern ein mit fünf Perſonen beſetztes
Segel=
boot gekentert. Vier Inſaſſen, und zwar der
Be=
ſitzer des Bootes und drei Pariſer Sommergäſte,
ſind ertrunken. Eine Perſon wurde gerettet.”
Dampferzuſammenſtoß in Kronſtadt.
Moskau. In der Nähe von Kronſtadt ſtieß
ein ruſſiſcher Dampfer, der eine Gruppe
Schau=
ſpieler an Bord führte, mit einem deutſchen
Dampfer zuſammen, deſſen Name unbekannt
blieb. 16 Perſonen wurden über Bord
gewor=
fen. Die Primädonna Waſiliwa und ein
Ma=
troſe kamen ums Leben. Acht Perſonen ſind
ſchwer verletzt. Die Urſache des Zuſammenſtoßes
iſt noch nicht geklärt.
Die Opfer des Alkoholſchmuggels in Amerika.
New York. Bei einer Schjeßerei zwiſchen
feindlichen Bierſchmugglerbanden im belebteſten
Wohnviertel New Yorks wurden fünf Kinder
lebensgefährlich verletzt. Den Tätern gelang en
in einem Privatauto unerkannt zu entkommeſk.
Maſchinengewehrſchüſſe aus einem Auto.
New York. Im New Yorker Italienerviertel
brach eine Panik aus, als aus einem in raſender
Fahrt die Straßen durchfahrenden Automobi!
mit einem Maſchinengewehr auf die Vorübeg
gehenden geſchoſſen wurde. Zwei Männer une
fünf Kinder wurden verletzt.
eiſterin.
Wieder
Fräulein Vera Mentſchik
idigte erfolgreich ihre Damen=
Schachwel=
erſchaft, die im Rahmen der Schach=Olyn
in Prag von den beſten Spielerinne
einmal geprobt
S&EKaffee mmer gelobt
½ Pfd. 1.05, 90, 83, 73, 65, 50
.. Liter 88,
Salatöl
Kokosfett in Tak, Ptä.50
Margarine vr. 66, 57
Oelsardinen
Portionsdosen
portugiesische
das aromatische
Erfrischungs-Getränk
50 gr 90, 65, 55
NeuerGrünkernra. 50
Suppenreis. . . rra. 15
Tafelreis . . . rd. 30, 24
Reue deutsche
Fettheringe 10 Stick 58
Magnet-Mehl ra. 30
kd.
Auszugs-Menl 25. 21
Neue Kartoffeln
10 Pfund
29er Edenkobener
angenehm, frisch
11. Fl. o. C
29er Niersteiner Domtal
Fl. o. Gl.
gefällig, feinduftig .
Mettwurst
Braunschweiger Art . . . .
in Stücken ca. 150 gr schwer
TR
Nummer 209
Donnerstag, den 30. Juli
Die Reichsſteuereinnahmen im Juni.
Im Juni 1931 betrugen laut Mitteilung des
Reichsfinanzmini=
ſteriums die Einnahmen des Reiches aus Beſitz= und Verkehrsſteuern
244,8 Mill. RM. gegen 294,9 Mill. RM. im gleichen Monat des
Vorjah=
res, die Einnahmen aus Zöllen und Verbrauchsabgaben 211,3 (14,0) Mill.
RM., mithin zuſammen 456,1 (508,9) Mill. RM. Im April bis Juni
1931, dem erſten Vierteljahr des neuen Rechnungsjahres, wurden
hier=
nach vereinnahmt an Beſitz= und Verkehrsſteuern 1171,3 Mill. RM. (im
Vorquartal 1392,8 Mill. RM., im gleichen Quartal des Vorjahrs 1487,2
Mill. RM.) und an Zöllen und Verbrauchsabgaben 636,6 gegen 754,6
bzw. 634,7 Mill. RM. zuſammen, alſo 1807,9 gegen 2147,4 bzw. 2121,9
Bcill. RM. Gegenüber dem letzten Viertel des Rechnungsjahres 1930
er=
gibt ſich daher ein Minderaufkommen von 339,5 Mill. RM., und
gegen=
über dem erſten Viertel des Rechnungsjahres 1930 ein ſolches von 314,0
Mill. RM. An dem Minderaufkommen von 339,5 Mill. RM. im
Ver=
gleich zum letzten Viertel des Rechnungsjahres 1930 ſind in der
Haupt=
ſache die Einkommenſteuer mit minus 87,5 Mill. RM., die
Aufbringungs=
umlage mit minus 102,5 Mill. RM., die Umſatzſteuer mit minus 38,6
Mill. RM., die Körperſchaftsſteuer mit minus 14,2 Mill. RM., und die
Lotterieſteuer mit minus 6 Mill. RM. beteiligt.
Der Rückgang des Aufkommens aus der Einkommens= und
Körper=
ſchaftsſteuer iſt vor allem darauf zurückzuführen, daß — abgeſehen von
den ungünſtigeren wirtſchaftlichen Verhältniſſen — geringere
Voraus=
zahlungen für 1931 zu leiſten ſind und vielfach Stundungen erfolgen
mußten. Schließlich iſt auch zu berückſichtigen, daß im Berichtsvierteljahr
diesmal keine Einkommenſteuerzuſchläge fällig geworden ſind. Eine
Mebreinnahme erbrachte die Kraftfahrzeugſteuer mit plus 17,5, die
Renn=
wettſteuer mit plus 5,7 und die Lohnſteuer mit 23,2 Mill. RM.; bei der
letzteren iſt die Mehreinnahme vor allem durch den Rückgang der
Erſtat=
tungen, die von 65,4 Mill. RM. im letzten Viertel des Rechnungsjahres
1930 auf 17,1 Mill. RM. im Berichtsvierteljahr geſunken ſind,
zurückzu=
führen. Bei den Zöllen und Verbrauchsabgaben entfällt das
Minderauf=
kommen in der Hauptſache auf die Tabakſteuer (minus 100,6 Mill. RM.),
die Zuckerſteuer (minus 10,0 Mill. RM.), die Bierſteuer (minus 10,9 Mill.
RM.) und die Einnahmen aus dem Spiritusmonopol (minus 11,7 Mill.
RM.
Das Aufkommen im erſten Viertel des Rechnungsjahres 1931 bleibt
mit 1807,9 Mill. RM., rein rechneriſch betrachtet, um 433,85 Mill. RM.
hinter dem Voranſchlag zurück; hierbei iſt jedoch zu berückſichtigen,
daß in dem Haushaltsſoll Einnahmen veranſchlagt ſind, die, wie z. B.
die Kriſenſteuer und die Aufbringungsſteuer, erſt in den kommenden
Mo=
naten des Rechnungsjahres fließen werden. Aus den bisherigen
Auf=
kommen Schlüſſe auf die künftige Entwicklung der Steuereinnahmen zu
ziehen, wäre daher verfrüht. Die Einnahmen im Juli ſind, wie bereits
verlautbart, kataſtrophal zurückgegangen. Durch die Verzugszuſchläge
ſoll ein wirkſamer Anreiz zur pünktlichen Steuerzahlung geſchaffen
werden.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Zuſammenſchluß der Adca
mit der Sächſiſchen Skaaksbank.
Von zuſtändiger Seite erfährt W. T.B.=Handelsdienſt: Die
Verwaltung der Sächſiſchen Staatsbank und der Adca (Allgemeine.
Deutſche Creditanſtalt, Leipzig) haben die Vereinigung ihrer
Intereſſen beſchloſſen. Ausgehend von der Tatſache, daß unter
den heutigen Verhältniſſen das Bankgewerbe Deutſchlands
über=
ſetzt iſt, und daß ein Zuſammenſchluß beider Inſtitute für das
ſächſiſche Wirtſchaftsleben eine kräftigere Stütze bieten kann, als
die getrennte Arbeit, erfolgt durch die Vereinigung beider
Ban=
ken, über die ſchon ſeit längerem Verhandlungen gepflogen
wor=
den ſind, die Schaffung eines großen, beſonders leiſtungsfähigen
Bankinſtitutes. Es wird damit gerechnet, daß andere Banken
ſich der Kombination anſchließen. Die Durchführung des
Zu=
ſammenſchluſſes iſt in der Weiſe geplant, daß unter der Firma
Adca=Sächſiſche Staatsbank eine Kommanditgeſellſchaft a. A.
ge=
gründet wird, neben der die Sächſiſche Staatsbank für rein
ſtaat=
liche Zwecke beſtehen bleiben wird. Als erſten Schritt auf dieſem
Wege haben die Sächſiſche Staatsbank und die Adca eine Offene
Handelsgeſellſchaft gebildet, in welche das geſamte Geſchäft
bei=
der Inſtitute eingebracht wird. Demgemäß haften beide Banken
für ihre Verbindlichkeiten gemeinſchaftlich und unbeſchränkt. Da
gemäß Staatsbankgeſetz für die Sächſiſche Staatsbank der Staat
für die Verbindlichkeiten der Staatsbank volle Gewähr leiſtet,
de=
deutet dies die volle Garantie des Freiſtaates Sachſen für
ſämt=
liche Verbindlichkeiten beider Inſtitute. Die Beamten beider
Banken werden von dem gemeinſchaftlichen Unternehmen
über=
nommen. Der Schritt beider Banken ſtellt eine bedeutſame
Maß=
nahme zur Kräftigung des Wirtſchaftslebens in Deutſchland dar.
Es dürfte zu erwarten ſein, daß das aus der Vereinigung
hervor=
gehende, mit Staatshaftung verſehene große Inſtitut der
ſächſi=
ſchen Wirtſchaft einen verſtärkten Rückhalt im In= und Auslande
gewähren wird.
Berliner Deviſen=Feſſſekung vom 29. Juli 1931.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt.
Nene Verfahren. Darmſtadt: Fa. Textilwerk Darmſtadt,
Hel=
menſtein u. Herting GmbH. Af 6 8., GlV. 6. 8., Prft. 3. 9 —
Gie=
ßen: Thereſe Kuhl. Af. 2. 8., GlV. und Prft. 13. 8 — Neue
Ver=
gleichsverfahren. Alsfeld (Heſſen); Peter Schmoll, Eigentümer
der Tierverwertungsanſtalt für den Kreis Alsfeld in Hopfgarten. Vgl. T.
14. 8. — Dieburg: Mitteldeutſche Bankvereins A. G VglT. 14. 8. —
Beendete Vergleichsverfahren. Michelſtadt:
Modewaren=
handlung Johannes Sattler. — Worms: Fa. Clara Tryfus, Inh. Jac.
Mortge, Modehaus.
Ueberweiſungsverband e. V. Im Abrechnungsverkehr beim
Ueberweiſungsverband e. V. beteiligten ſich am Mittwoch 40
Fir=
men. Da die Scheckſaldenabſtimmung kein Ergebnis brachte,
be=
ſchränkte ſich das heutige Clearing lediglich auf die Abrechnungen
bankmäßiger Ueberweiſungen. Insgeſamt kamen hierbei 15 904
Stück im Geſamtbetrage von 20 836000 RM. zur Verrechnung.
Es verblieb ein Saldo von 8989 000 RM. Bei der morgigen
Abrechnung wird die Einbeziehung der Scheckſalden in den
Ver=
rechnungsverkehr wieder erfolgen, jedoch iſt dabei zu
berückſich=
tigen, daß bei der erſten am 28. d. M. erfolgten Mitverrechnung
der Scheckſalden dieſe ſich auf einen Zeitraum von 14 Tagen
er=
ſtreckten, wobei ſich der beſonders hohe Betrag von annähernd
55 Mill. RM. ergab. Im normalen Verrechnungsverkehr wird
ſich alſo die Scheckſaldenverrechnung nur mit einem Betrage von
2—3 Millionen RM. täglich auswirken.
Süddeutſche Inſolvenzen. In Kreuzwertheim a. M. hat die Firma
Gebr. Dyroff die Zahlungen eingeſtellt. Betroffen werden hauptſächlich
badiſche und bayeriſche Holzhandelskreiſe. Sägewerk und eine Faßfabrik
befinden ſich in Wertheim. Gläubiger mit Forderungen unter 50 RM.
ſollen voll befriedigt werden. Im übrigen werden 40 Prozent, z. T.
ſichergeſtellt durch Verſicherungsgelder, geboten. — Bei der Schuhfabrik
Falk Siegel in Heilbronn ſind Zahlungsſchwierigkeiten aufgetreten. Den
200 339 RM. Paſſiven ſtehen nach dem Status 82 643 RM. Aktiven
gegenüber. 42 126 RM bevorrechtigte Forderungen ſind vorweg zu
be=
friedigen, ſo daß in der Maſſe nur 40 517 RM. freie Aktiven liegen, d. h.
26 Prozent. — Die Zigarrenfabrik Mundſchenk u. Hermanni, Worms,
hat ſich gezwungen geſehen, die Zahlungen einzuſtellen. Angeſtrebt wird
ein außergerichtlicher Vergleich. Ein Status iſt in Vorbereitung.
Be=
gründet werden die Schwierigkeiten mit der durch die nachlaſſende
Kauf=
kraft, namentlich der Beamten, bedingten Abſatzminderung. — Die ſeit
über 70 Jahren beſtehende Mehlgroßhandlung Franz Kehr in
Kaiſers=
lautern hat ihre Zahlungen eingeſtellt. Der Status ſteht noch nicht feſt.
Als Gläubiger ſind ſüddeutſche, rheiniſche und einige norddeutſche Groß=
Produkkenberichke.
Frankfurter Produktenbericht vom 29. Juli. Die Tendenz an der
heuti=
gen Getreidebörſe war uneinheitlich. Es notierten: Weizen 250—253
Roggen 202,50—25, Wintergerſte neue 175, Hafer 190—192,50,
Weizen=
mehl ſüdd. 40,75—41,50, desgl. niedrrhein. 40,75—41,25 Roggenmehl 28,75
bis 30,50 Weizenkleie 10,15—10,40, Roggenkleie 11,00. RM.
Berliner Produktenbericht vom 29. Juli. Nach ſtetigem
Vormittags=
verkehr nahm die Produktenbörſe einen ruhigen Verlauf. Das
Inlands=
angebot von Brotgetreide iſt ausreichend, wenn auch nicht dringlich, da
die Landwirtſchaft bei den gegenwärtigen Witterungsverhältniſſen noch
mit Erntearbeiten beſchäftigt iſt. Die Kaufluſt beſchränkt ſich in der
Hauptſache auf Deckung des notwendigen Bedarfs; größere Abſchlüſſe
kommen nicht zuſtande. Fir Weizen und Roggen waren die geſtrigen
Preiſe im Börſenverlaufe nicht immer durchzuholen. Der Mehlabſatz
bleibt auf geringe Mengen für den üblichen Bedarf beſchränkt; bei
Ge=
boten waren die Mühlen zu Preiskonzeſſionen bereit. Das
Offerten=
material in Hafer iſt ziemlich gering, und bei einiger Nachfrage des
Kon=
ſums waren leicht erhöhte Preiſe durchzuholen. Im Abſatz von Gerſte
iſt dagegen kaum eine Beſſerung zu verzeichnen.
Amerikagiſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 29. Juli:
Schmalz: Juli 7,80, September 7,80, Oktober 7,80,
Dezem=
ber 6,87½.
Speck loco 7.,87½.
Schweine: Leichte 7,19—8,35, ſchwere 5,90—6,75;
Schweine=
zufuhren in Chicago 14 000, im Weſten 62 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 29. Juli:
Getreide. Weizen: Rotwinter 62,75, Hartwinter 61,75: Mais:
loco New York 70,75; Mehl: ſpring wheat clears 3,90—4,15;
Ge=
treidefracht nach England 1,6—2,3 ch, n. d. Kontinent 8—8½ C.
Kakao: Tendenz willig, Umſätze 84, Loconotiz 5: September
5,02, Oktober 5,10, Dezember 5,27, Januar 1932 5,36, März 5,53,
Mai 5,67, Juli 5,87.
mühlen beteiligt.
Grammophon=
Reparakuren
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(112
Chile und die deutſchen Stickſtoffzölle.
Die chileniſche Regierung hat, wie ſchon gemeldet, den deutſch=
chileni=
ſchen Handelsvertrag am 24. Juli 1931 mit dreimonatiger Friſt gekündigt.
In Aeußerungen, die in der deutſchen und ausländiſchen Preſſe
erſchie=
nen ſind, wurde dieſe Kündigung dargeſtellt als eine Gegenmaßnahme
Chiles gegen die kürzlich eingeführten Stickſtoffzölle, die ſich angeblich
praktiſch ausſchließlich gegen den Chileſalpeter auswirkten.
Hierzu wird uns von maßgebender Seite mitgeteilt, daß die
Zöllver=
ordnung der Reichsregierung vom 13. Juli 1931 die Einfuhr aller
ſtick=
ſtoffhaltigen Düngemittel aus allen Ländern betrifft. Der Erlaß der
Zollverordnung war notwendig, da nach dem Scheitern der
internationa=
len Verhandlungen der Stickſtoffinduſtrien in Luzern eine Ueberflutung
des ungeſchützten deutſchen Marktes mit ausländiſcher Ware zu
befürch=
ten war, nachdem ſich andere Länder bereits wirkſam gegen Einfuhr
fremder ſtickſtoffhaltiger Düngemittel geſchützt hatten. Eine beſondere
Maßnahme gegen Chile iſt hiernach in der Verordnung keinesfalls zu
erblicken. Die Kündigung des deutſch=chileniſchen Handelsvertrags durch
Chile ſtellt deshalb auch nicht etwa die Antwort auf eine ſolche deutſche
Sondermaßnahme dar. Die chileniſche Regierung hat vielmehr die
Kün=
digung ausdrücklich damit begründet, daß der aus dem Jahre 1862
ſtam=
mende Vertrag auf die neuzeitige Entwicklung der Handelsbeziehungen
nicht mehr paßt. Chile hat allgemein die Abſicht, ſeine
Handelsbeziehun=
gen zu fremden Staaten durch neue Verträge zu regeln, ſo wurde erſt
kürzlich auch ein neues Handelsabkommen zwiſchen Chile und Frankreich
abgeſchloſſen. Die Kündigung des deutſch=chileniſchen Vertrags iſt
ledig=
lich als ein Teil der von Chile ſchon ſeit langer Zeit beabſichtigten
han=
delspolitiſchen Geſamtaktion zu betrachten. Die chileniſche Regierung hat
auch bei der Kündigung des Vertrags ſofort zum Ausdruck gebracht, daß
ſie bereit ſei, mit der Reichsregierung alsbald in Verhandlungen über
ein neues Handelsabkommen einzutreten. Die Reichsregierung hat ihre
Bereitwilligkeit hierzu der chileniſche Regierung ebenfalls bereits
mit=
geteilt. Die Verhandlungen werden ſobald als möglich beginnen, und
es iſt zu hoffen, daß ſie ſo raſch zu einem beide Teile befriedigenden
Er=
gebnis führen werden, daß der Eintriet eines vertragsloſen Zuſtandes
zwiſchen beiden Ländern vermieden wird.
Meiallnokierungen.
Metallnotierungen in Berlin am 29. Juli. Es koſteten 100 Kilo
Elektrolytkupfer prompt eif Hamburg, Bremen oder Rotterdam (
Notie=
rung der Vereinigung für d. Dt. Elektrolytkupfernotiz) 77.— RM. —
Die Notierungen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes
(in Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung
und Bazhlung): Originalhüttenaluminium 98—9proz. in Blöcken,
Walz=
oder Drahtbarren 170 RM., desgl. in Walz= oder Drahtbarren 99proz.
174 RM. Reinnickel 98—99proz. 350—352 RM., Antimon — Regulus
51—53 RM., Feinſilber (1 Kilo fein) 38,50—40,50 RM.
Kleine wirkſchaftsnachrichken.
Der Reichsarbeitsminiſter hat den am vorigen Freitag nachmittag in
dem Lohnſtreit in der nordweſtlichen Gruppe der Eiſen= und
Stahlindu=
ſtrie gefällten Schiedsſpruch für verbindlich erklärt.
Im Anſchluß an die bereits vor einigen Tagen gemeldete
Zinser=
höhung bei den Sparkaſſen haben die Mitglieder der Frankfurter
Ban=
kiervereinigung beſchloſſen, den Zinsfuß für Sparkonten rückwirkend ab
1. Juli 1931 auf 8 Prozent pro Jahr zu erhöhen, mit der Maßgabe, daß
der Zinsſatz ſowohl für alte Konten, als auch für „freie Konten” gilt.
Wie wir erfahren, wird das Deviſen=Kommiſſariat in Frankfurt am
Main vorläufig beſtehen bleiben und ſeine Tätigkeit über die Kontrolle
des „Deviſenſchiebens” hinaus ausdehnen.
Nach dem letzten Ausweis des Landesſtatiſtiſchen Amtes ſind im Juni
1931 bei den öffentlichen Sparkaſſen im Gebiete des Volksſtaates Heſſen
einbezahlt worden 7 913000 RM., ausbezahlt dagegen 13 192000 RM.,
ſo daß ſich erſtmalig ein Minusbetrag von 5 279 000 RM. herausſtellt.
Von Jahresbeginn bis Ende Juni iſr demgegenüber ein Einlagezuwachs
von 9 611 000 RM. feſtgeſtellt worden.
Das ſeit 1881 beſtehende Bankhaus H. Bovyron u. Co. in der
Schweiz hat ſeine Schalter geſchloſſen. Der Bank wurde eine
Nachlaß=
ſtundung gewährt. Die Paſſiven belaufen ſich auf 1,5 Millionen S. Fr.,
die vorausſichtlich von anderen Genfer Banken übernommen werden. Die
chließung dieſer Bank iſt auf die Lage der Banque de Geneve und auf
die allgemeine Kriſe zurückzuführen.
Das Internationale Stahlkartell iſt vorläufig bis Ende September
verlängert dorden. Ein Datum für die nächſte Verſammlung des
Kar=
tells, auf der über die weitere Verlängerung beraten werden ſoll, iſt
noch nicht feſtgeſetzt worden.
Am letzten Dienstag iſt im nordfranzöſiſchen Textilgebiet die Arbeit
allgemein wieder aufgenommen worden. Damit hat der zehnwöchige
Streik im nordfranzöſiſchen Textilgebiet ſein Ende erreicht.
Der franzöſiſche Landwirtſchaftsminiſter Tardieu hat Klage gegen
verſchiedene Spekulanten erheben laſſen, die durch große Vorverkäufe eine
künſtliche Baiſſe im Weizenhandel hervorgerufen haben.
Die geſamten Fordwerke ſchließen ab heute bis Anfang September.
Noch vorhandene Autozubehörteile werden in 11 von 35 Fabriken
zuſam=
mengeſtellt. — Bekanntlich haben auch die Fordwerke in Köln ihren
Be=
trieb nunmehr für 14 Tage eingeſtellt.
Der amerikaniſche Bankier J. P. Mopgan iſt an Bord ſeiner Jacht
„Corſair” in Southampton eingetroffen. Ueber ſeinen augenblicklichen
Aufenthalt ſchwebt noch ein Geheimnis. Man glaubt aber, daß er
zu=
nächſt auf ſeinen Landſitz nach Wales gegangen iſt.
15 000 Arbeiter der Seideninduſtrie und von Webereien ſind in
Pa=
terſon im Staate New Jerſey in den Ausſtand getreten. Wie es heißt,
iſt der Streik von einer kommuniſtiſchen Organiſation vom Zaune
ge=
brochen worden.
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Donnerstag, den 30. Juli 1931
Nummer 209
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im Hess. Landestheater.
Donnerstag, 30. Juli.
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Ab morgen
Union-Theater
Union-Theater
Freitag, 31. Juli
Sonder-Vorführungen des vielumstrittenen Filmwerks:
Mi deften malt benen
Ein Tonfilm in dentscher Sprache nach dem weltbekannten, vielgelesenen Buch v. Erich Maria Remaraue
Laut Entscheidung der Reichsälmprüfstelle Berlin sind nachstehende
Organisationen und deren Familien-Angehörige zur Vorführung zugelassen:
1. Verbände und Vereinigungen ehem Kriegsteilnehmer, der Kriegsbeschädigten
und Kriegerhinterbliebenen;
2. Verbände, Arbeitsgemeinschaften und Vereinigungen, die dem Zweck des
internationalen Friedens dienen;
3. Berufsverbände, Berufsvereine, Standes- und Bildungsvereinigungen.
Der Ausweis einer der oben angeführten veranstaltenden Organisationen berechtigt zur Entnahme von
Eintritts-
karten im Vorverkauf, der täglich ab 11 Uhr morgens ununterbrochen an der Kasse des Uniontheaters,
Rheinstr. 6, stattändet. Jeder Ausweis berechtigt zur Entnahme von Eintrittskarten auch für Angehörige. —
Beginn der Vorstellung an Wochentagen: 4.00, 6.15 und 8.30 Uhr. Sonntag: 2.00, 4.05, 6.10 und 8.20 Uhr. —
V Jugendliche haben keinen Zutritt! Für Arbeitslose je eine besondere Vorstellung à 50 ₰ am 5. und
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Siegfried Arno, Adele Sandrock,
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Anny „fährt Auto” Anny „tanzt
Tango‟, Anny „singt”
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teuerliches Räuberleben führt, um
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Nummer 209
Donnerstag, den 30. Juli 1931
Seite 11
Obi
42)
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
Copyright by Ernſt Keils Nachf.. (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Rudi ging ruhig zu ſeinem Platz zurück. „Aethylen?”
brummte er vor ſich hin. „Gibt wieder wenigſtens vierzig
Verſuche.”
Er ſetzte ſich und warf ein paar Formeln aufs Papier und
überlegte. Mit der Azetylenreihe müßte es gehen. Aber ſollte
er’s riskieren? Bei vorſichtiger Doſierung konnte ſchließlich nicht
allzuviel päſſieren . . . ein paar Glasſplitter allenfalls. Mehr
nicht.
Die anderen, außer Tilly, die, Rudis Ausarbeitung vor ſich,
an ihrem Platz feſtgeſchmiedet ſchien, machten ihre
Frühſtücks=
pauſe. Rudi ſaß mit rotem Kopf. Seine Augen hingen an dem
Glaszylinder, auf deſſen Inhalt die elektriſche Hochfrequen;
wirkte .
Der Büfettier Meyer war gerade in das Laboratorium
ge=
kommen, fragte die anderen nach ihren Wünſchen, rief Rudi von
weitem zu: „Was belieben Sie, Herr Dr. Wendt?”
Das war Rudis Glück. Er richtete ſich auf, wandte ſich zu
Meyer um, wollte ſagen: „Eine Taſſe Bouillon” . ., da tat es
einen lauten Knall.
Rudi ſah plötzlich den gefüllten Korb Meyers am Boden
liegen. Nach allen Seiten hin verſtreute ſich deſſen Inhalt. Er
ſtaunte. Was war das? Kam der Knall daher? Da fühlte
er eine warme Feuchtigkeit an ſeinem Hinterkopf herunterriefeln.
Gleichzeitig war Tilly aufgeſprungen, eilte zu ihm. „Rudi!
Unglücksmenſch! Was haben Sie angeſtellt?”
Doch der hatte ſchon begriffen und ſich zu ſeinem Tiſch
ge=
wandt. Starrte, aufs höchſte intereſſiert, in den heil gebliebenen
Boden des Glaſes. Was war das? Was ſah er da? . . . Ah!
Triumphierend hielt er Tilly das Bodenſtück hin. „Etwas
Hexadien gefällig, Tilly?”
„Ach, laſſen Sie die Dummheiten! Merken Sie denn nicht,
daß Sie bluten?”
„Ach was, Tilly! Die paar Kratzer fallen neben meinen
Terzen und Quarten nicht weiter auf. Hier, meine Teure! Hier
haben wir das Zeug! Glauben Sie, daß Doktor Fortuyn
zu=
frieden ſein wird? Ich ſollte denken, mit dieſem kleinen
Klad=
deradatſch hätte ich ihm ein paar Wochen geſpart!”
Tilly drückte jetzt Rudi auf ſeinen Stuhl nieder und wuſch
ihm mit einem naſſen Schwamm den Kopf. „Müßte Ihnen
ganz anders den Kopf waſchen, Sie leichtſinniger Bruder! Iſt
wahrhaftig, Gott ſei Dank, noch verhältnismäßig gut gegangen.
Auf die paar Schrammen werde ich Ihnen nachher ein
Heft=
pflaſter kleben.”
„Aber da!” Rudi lachte laut. „Gucken Sie doch mal da,
Tilly! Unſer geſchätzter Mitbürger Meyer, wie der ſich ſeine
Würſtchen und Semmeln zuſammenklaubt!“
Meyer hatte die Scherben in den Korb geſammelt. Las
jetzt die verſtreuten Lebensmittel auf. Er warf Rudi einen
ärgerlichen Blick zu, der den aber nicht im geringſten genierte.
„Schlechte Nerven, Herr Meyer! Wie kommt das? Sie
trinken wahrſcheinlich zu wenig Bier — oder fahren zuviel nach
Berlin. Ja, ja, Herr Meyer!” ſprach Rudi unbekümmert um
die wütenden Blicke, die der andere ihm zuwarf, weiter. „Von
nix kommt nix, Herr Meyer! Von nix kommt auch kein
Hexa=
dien teure Tilly! Wenn Sie ſich doch mal endlich überzeugen
möchten!“
Tilly wiſchte ihm noch einmal mit dem feuchten Schwamm
über den Kopf, band ein weißes Tuch turbanartig darum.
Lachend hielt ihm ein anderer Kollege einen Spiegel vor. Rudi
warf einen Blick hinein. Machte dann ein zeremoniöſes Geſicht,
ſagte auf ſich deutend und dann auf Tilly: „Der Maharadſcha
und ſeine Lieblingsfrau!”
Ein ziemlich derber Klaps von Tillys Hand ſchloß ihm den
Mund. Alles drängte um Rudis Tiſch und ſchaute intereſſiert
auf die Glasſcherben. Wirklich Hexadien, Rudi?” ſchrie es
durcheinander.
„Das werden wir gleich haben”, ſagte Tilly und bereitete
ein Reagens vor.
Während ſie eifrig arbeitete, verzehrte Rudi vergnügt ſein
Frühſtück. „Na, Sie ungläubiger Thomas”, ſagte er, den letzten
Biſſen in den Mund ſchiebend, „ſtimmt’s immer noch nicht?”
Tilly richtete ſich auf. „Scheint wahrhaftig Hexadien zu ſein.
Sie haben recht. Fortuyn wird zufrieden ſein. Wenn ich Ihnen
raten darf, ſetzen Sie ſich à tempo auf die Hoſen und ſuchen
Sie den Weg, daß die Reaktion weniger ſtürmiſch verläuft!
Denn die Methode an ſich iſt unbedingt richtig.”
In dieſem Augenblick trat Fortuyn in das Laboratorium.
Rudis Turban leuchtete ihm ſchon von weitem entgegen. Mit
ſchnellen Schritten ging er auf den zu, fragte beſorgt: „Etwas
paſſiert, Herr Kollege?”
Rudi zögerte einen Augenblick unſicher, da nahm ihm Tilly
das Wort ab. „Herr Doktor Wendt hat auf ſeine Weiſe die
Bildung von Hexadien erreicht. Der gute Herr hat in . . .
ſei=
nem Eifer” — Tilly warf Rudi einen ironiſchen Blick zu —
„mit Homologen der Azetylenreihe operiert.”
„Ah, Herr Kollege, das war allerdings ein Huſarenſtückchen,
das Sie ſich da geleiſtet haben! Wußten Sie denn nichts von
der Exploſionsneigung dieſer Reihe?"
„O gewiß, Herr Doktor!” ſagte Rudi mit rotem Kopf „Aber
nach der Theorie war dabei die Bildung von Hexadien zu
er=
warten, und ich ſchlug den Weg ein, um, offen geſagt, meine
Arbeit abzukürzen. Immerhin gab ich die Doſierung ſo
vor=
ſichtig, daß kein großer Schaden paſſieren konnte. Die Sache
da” — er deutete auf ſeinen Kopf — „iſt durchaus unbedenklich.
Ein paar Kratzer, die Fräulein Gerland zu tragiſch nimmt. Mit
etwas Heftpflaſter iſt der Schaden kuriert.”
„Das wäre ja ſehr erfreulich. Aber, bitte, kommen Sie mit
in mein Büro! Wir wollen dort den Fall gründlich
durch=
ſprechen.”
Als Fortuyn an Tillys Tiſch vorbeiging, überreichte ihm
dieſe die Arbeit Rudis. „Noch ein Stückchen unſeres tüchtigen
Kollegen Wendt, Herr Doktor! Vielleicht intereſſiert Sie das
auch.”
Als Rudi nach einiger Zeit aus Fortuyns Zimmer
zurück=
kam, war ſein ohnehin ſtets vergnügtes Geſicht noch um einige
Grade vergnügter. Der Büfettier Meyer, der inzwiſchen mie
neuem Frühſtücksmaterial erſchienen war, erhielt ein
Tring=
geld, das in Anbetracht des zu Ende gehenden Monats königlich
genannt werden konnte. Meyers Laune war merklich gehoben,
als er in die Kantine zurückkehrte.
„Hier, Franz!” ſagte eine Schankmamſell. „Liebesbrief aus
Berlin!” Und lachte laut dabei.
Auch der Büfettier Meyer lachte über den Scherz. War es
doch nur eine offene Druckſache. Wie ſchon auf dem Kuvert
erſichtlich, die Anpreiſung eines Abzahlungsgeſchäftes. Er wollte
es eben in die Ecke werfen, da wurden ſeine Augen plötzlich auf
einen Tintenklecks hinter ſeinem Namen aufmerkſam. Er ſteckte
den Brief ſorgfältig in die Bruſttaſche. Viel ſorgfältiger, als
man gewöhnlich mit derartigen Druckſachen umzugehen pflegt.
Als die Kantine ſich etwas geleert hatte, ging er hinaus zur
Toilette. Der Gelegenheiten waren hier viele. Die Augen des
Büfettiers fanden alsbald eine unbeſetzte heraus, die von zwei
anderen unbeſetzten flankiert wurde. Aber wer weiß, daß der
Mechanismus dieſer „Beſetzt”=Schildchen öfters mangelhaft
funk=
tioniert, und wer auf nahe Nachbarſchaft keinen Wert legt, ſollte
ſich beſſer durch probieren vergewiſſern.
Meher dachte nicht daran . . . Und derjenige, der gerade
die Gelegenheit okkupiert hatte, verhielt ſich, in Nachdenken
ver=
ſunken, zufälligerweiſe ſo ſtill, daß Meyer in ſeiner Täuſchung
verharrte.
Der unfreiwillige Nachbar war gerade aus ſeinem
Nach=
denken erwacht, da fiel ihm auf, daß in Meyers Abteil öfters
Streichhölzer angeriſſen wurden. Der verbrennt wohl hier
etwas? dachte er ſich im ſtillen. Doch der durchdringende
Ge=
ruch verbrannten Papiers blieb aus. Noch mehrmals hörte er
das Anreißen von Streichhölzern. Dann wurde die Spülung
gezogen; Meyer entfernte ſich, nicht ohne daß der freiwillige
Lauſcher durch den Türſpalt ihn von hinten erkannt hätte.
Ein paar Minuten ſpäter trat Wittebold — das war der
zufällige Nachbar geweſen — aus ſeinem Gelaß in jenes andere.
Er hätte es auch trotz des unverſtändlichen Anzündens ſo vieler
Streichhölzer kaum getan, wenn er nicht ſchon ſeit einiger Zeit
aus andern Urſachen ein Auge auf dieſen Büffetier gehabt hätte.
Auch hier war von verbranntem Papier nichts zu merken.
Auf der Erde lagen mehrere abgebrannte Streichhölzer und der
Umſchlag eines Briefes. Wittebold hatte das Rauſchen der
Spülung gut gehört. Trotzdem trat er mit einem ſchwachen
Hoff=
nungſchimmer an die Toilette heran. War’s, wie das Kuvert
anzeigte, eine umfangreiche Druckſache geweſen, ſo mochte
viel=
leicht die Kraft des Waſſers nicht ausgereicht haben, ſie in die
Tiefe zu bringen.
Er hatte richtig vermutet. Die Druckſache, flüchtig
zuſam=
mengeknüllt, ſteckte noch im Waſſerknie. Mit zwei Fingerſpitzen
nahm Wittebold ſie heraus. Nur der unterſte Teil des Papiers
war durchweicht. Er legte es draußen auf den Heizkörper, ging
dann zurück und nahm auch den Briefumſchlag an ſich. Um ſein
Warten nicht auffällig zu machen, wuſch er ſich am Waſchbecken
wieder und immer wieder die Hände, bis die ſonderbare Beute
auf der Heizung ſo weit trocken geworden war, daß er ſie in ein
Zeitungsblatt legen und einſtecken konnte.
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Nordſee=, Fein= u. Fluß=Fiſchen.
Für den Abendtiſch: 11273
la fette Süß=Bücklinge. Neue Marinaden.
Neue holl. Salzh., engl. Matjesh. St. 170
Friſcher Fleiſch= und Herings=Salat.
Slſardinen, Clubdoſe 458, 2 Doſen 859.
Prompter Stadt= und Fernverſand.
Ford=
Markt 4 Telefon 641 Karlsſtr. 47
4=Sitzer, verkauft f. / Empfehle prima lebendfriſchen:
700.— ℳ Huck,ſI Schellfiſch im Schnitt . . . Pfd. 0.80
Alexanderſtr. 6. (*df. Fiſchfilet, tafelfertig . . Pfd. 0.80
Sehr gut erhalten. Nordſee=Kablian im Schn. Pfd. 0.70
Seelachs 0.50 Goldbarſch . 0.50
geg. Kaſſe zu kauf. Seehecht 065 Rotzungen 0.90
Prima Heilbutt, 4-Hpfd.
Fiſche
Pfd. 0.85
Bachſiſche
0.35 Grüne Heringe 0.35
Lieferwagen
ſehr preiswert.
Donges & Wieſt
Heinrichſtraße 52.
(11224a)
3/15 faſt neuer
Dixi=Sportwagen
preisw. abzugeb.
H. Ehrig, Heubach.
Hochfeine Matjesheringe
11267) Stück 0,25 und 0.39
Matjesfilet
Stück 0 20
Neue holl. Heringe Stck. 0.15 u. 0.20
Neues Sauerkraut
Ia Süßrahmbutter
Pfd. 0.28
Pfd. 0.79
1a Oelſardinen, Doſe 035, 0.,52, 0.70
Ta Kronenhummer, Doſe 2.10, 3.40
Attoſte Zoitung der Rhoipfalz. Göchftz
Loſerzahl ſäustlcher Feittengen i
Kaiſars-
zitern ensſchließlich Saargrwnsgsbiek
Am Freitag, den 31. Juli 1931,
a. d. Gſchſt. (11221b verſteigere ich in meinem
Verſteigerungs=
lokal, Ludwigsplatz 8, zwangsweiſe
Gebrauchte gegen Barzahlung:
1 Regiſtrierkaſſe, 3 Schreibtiſche, ein
Motdrradet Klavier, 3 Schreibmaſchinen, 1 Büfet,
1 Schaumlöſcher u. a. m. (11275
Darmſtadt, den 29. Juli 1931.
Eißer
Eſſex=Limuſine Gerichtsvollzieher kr. A., Rheinſtr. 28.