Einzelnummer 1.5 Pfennige
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Franfurt a. M. 1304.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwarte, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Sonntag, den 26. Juli 1931.
Nummer 205
194. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadi 25 Reichspfg.
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ſ4 Dolſar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtiſcher Beſtreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Natſonalbant.
Brüning erſtattet Bericht.
Ausſprache mit dem amerikaniſchen Staaksſekrekär Skimſon. — Macdonald und Henderſon am Monkag
und Dienskag Gäſte der Reichsregierung. — Forkſehung der deutſch=franzöſiſchen Geſpräche.
Weikere Kabinelisberalungen über den Ausbau der nakionalen Selbſthilfe.
Brüning denkk vorerſt nicht an perſonelle Umgruppierungen.
Alles noch in der Schwebe.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die deutſchen Delegierten ſind am Samstag aus London
zurückgekehrt. Am Samstag vormittag hat der Reichskanzler
Dr. Brüning dem Reichspräſidenten v. Hindenburg Bericht
er=
ſtattet. Im Anſchluß daran hat eine Miniſterbeſprechung
ſtattgefunden, in der noch einmal kurz das Ergebnis der Pariſer
und Londoner Reiſe berührt und die aktuellen Probleme des
Tages durchgenommen wurden.
Wenige Stunden ſpäter war dann bereits der
amerika=
niſche Staatsſekretär Stimſon in Berlin
einge=
troffen, der allerdings hier nur einen inoffiziellen Beſuch
ab=
ſtattet. Er iſt in der Hauptſache gekommen, um perſönliche
Eindrücke zu gewinnen, um vor allem mit dem amerikaniſchen
Botſchafter zu ſprechen und die Unterhaltungen, die er in London
mit den deutſchen Staatsmännern hatte, fortzuſetzen und zu
vertiefen. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß auch bei dieſer
Gelegenheit verſucht werden wird, Auswege aus den
gegen=
wärtigen Schwierigkeiten zu finden. Auf jeden Fall iſt aber
der Beſuch Stimſons auf das herzlichſte zu begrüßen, weil aus
ihm hervorgeht, daß ſich auch die Amerikaner nicht mit dem
begnügen wollen, was in London erreicht worden iſt. Das
Gleiche gilt für die Herren Macdonald und Henderſon,
die den deutſchen Delegierten unmittelbar auf dem Fuße folgen
und Montag und Dienstag Gäſte der
Reichsregie=
rung ſein werden. Sie wollen durch ihre Reiſe vor allem
zum Ausdruck bringen, daß ſie an der Klärung der
Zen=
traleuropäiſchen Verhältniſſe ungewöhnlich
ſtark interreſſiert ſind, und daß ſie keine
Möglich=
keit vorübergehen laſſen wollen, die nicht geeignet
ſein könnte, Erleichterungen zu ſchaffen. Es wäre
natürlich vollkommen verfehlt, wollte man ſowohl in dem
Be=
ſuch von Stimſon als auch an dem der engliſchen Staatsmänner
irgendwelche hochgeſchraubten Hoffnungen knüpfen. Wir
befin=
den uns erſt im Anfangsſtadium der Ausräumung aller
Schwie=
zigkeiten, wie ſie mit der Weltwirtſchaftskriſe hochgekommen ſind.
Die Londoner Konſerenz bildek eine Plaktform
für eine weitere erſprießliche Arbeit, die natürlich noch manchen
Schweißtropfen koſten wird. Im Zuge dieſer Arbeit liegen
auch die Wochenendbeſprechungen mit den
Fran=
zoſen. Es ſteht noch nicht feſt, wann Herr Laval Gaſt der
Reichsregierung ſein wird. Der Reichskanzler hat den
franzö=
ſiſchen Miniſterpräſidenten auf der Rückreiſe von London noch
einmal eingeladen. Eine ſchriftliche Einladung wird folgen,
ſobald ſich ergeben hat, wann den franzöſiſchen Herren ein
Be=
ſuch in Berlin am angenehmſten erſcheint. Die
Zuſammen=
kunft wird aber noch vor der Genfer Reiſe ſtattfinden.
Wenn in den letzten Tagen berichtet wurde, daß an eine
Kon=
ferenz in Baden=Baden gedacht worden iſt, ſo können
derartige Gerüchte ſchon jetzt dementiert werden. Die
fran=
zöſiſchen Herren werden ſelbſtverſtändlich die Gaſtfreundſchaft der
Reichsregierung in Berlin genießen. Wie nun weiter
vorge=
gangen werden ſoll, läßt ſich im Augenblick noch nicht
über=
ſehen. Die Marſchroute der Reichsregierung wird
ſich jeweils von Fall zu Fall abſtecken laſſen. Die
Haupt=
ſache iſt, daß die jetzt geknüpften Fäden nicht wieder abreißen
und daß man ganz allmählich auch mit den Franzoſen zu einer
Verſtändigung kommt. Paris iſt für uns inſofern ein
erfreu=
licher Auftakt, als der Kanzler die bekannten
fran=
zöſiſchen Vorausſetzungen für eine Anleihe an
Deutſchland abgelehnt hat. Frankreich hat ſich
aber dennoch veranlaßt geſehen, an der Behebung der
Schwierigkeiten mitzuarbeiten und auch an der
Lon=
doner Konferenz teilzunehmen. Neben den
Beſpre=
chungen von Regierung zu Regierung wird
die Täkigkeit der beiden Finanzkommiſſionen
ſich bei der Danatbank innerhalb ſo kurzer Zeit bemerkbar
ge=
macht haben. Das Reichskabinett wird in den nächſten Tagen
über den
Ausbau der nakionalen Helbſthilfe
weitere Beratungen anſtellen. Wahrſcheinlich wird bei dieſer
Gelegenheit auch das Geheimnis um Herrn Schmitz gelüfter,
von dem man behauptet, daß er auserwählt ſei, das
Reichswirt=
ſchaftsminiſterium zu übernehmen. Gleichzeitig muß auch nach
der einen oder anderen Seite geklärt werden, ob Herr Dr. Luther
weiterhin im Amt bleiben ſoll oder nicht. Am Samstag
nach=
mittag ſah es ſo aus, als ob ſeine Rücktrittserklärung nur noch
eine Frage von Stunden ſei. Am Samstag abend ſchien aber
wieder ein Stimmungsumſchwung eingetreten zu ſein.
Jeden=
falls hörte man von maßgebender Stelle, daß es mindeſtens im
gegenwärtigen Augenblick verfrüht wäre, von einem
unmittel=
bar bevorſtehenden Rücktritt Dr. Luthers zu ſprechen.
Borerſt keine perſonellen Beränderungen
im Reichskabinekk und in der Leikung der Reichsbank
In den ſpäten Abendſtunden hörte man an amtlicher Stelle,
daß von perſonellen Umgruppierungen wieder Abſtand
genom=
men wäre, weil der Reichskanzler auf dem Standpunkt ſteht,
daß in dieſer Periode ſchwierigſter Notzeit weder eine Ergänzung
des Kabinetts noch eine perſonelle Veränderung in der Spitze
der Reichsbank angebracht erſcheine.
Stimſon in Berlin.
Berlin, 25. Juli.
Der amerikaniſche Außenminiſter, Staatsſekretär Stimſon,
traf heute nachmittag 17 Uhr, wie vorgeſehen, im Bahnhof
Friedrichſtraße ein. Zu ſeinem Empfang hatten ſich der
ameri=
kaniſche Botſchafter Sackett mit dem geſamten Botſchaftsperſonal,
ferner von deutſcher Seite Miniſterialdirektor Dieckhoff, der
Chef des Protokolls, Graf Tattenbach, mit verſchiedenen anderen
Herren des Auswärtigen Amtes und eine Anzahl Angehörige
der amerikaniſchen Kolonie im Bahnhof eingefunden.
Staats=
ſekretär Stimſon fuhr mit dem Botſchafter Sackett zuſammen
nach der amerikaniſchen Botſchaft, wo er den heutigen Abend
verbringen wird.
Staatsſekretär Stimſon hatte vor ſeiner Abreiſe nach
Deutſch=
land noch eine telephoniſche Unterredung mit ſeinem
Stellver=
treter, dem Unterſtaatsſekretär Caſtle, den er bat, die Nachricht
zu dementieren, daß er in Berlin neue Wirtſchaftsmaßnahmen
mit den deutſchen Miniſtern zu beraten beabſichtige. Alle dieſe
Fragen ſeien der Studien=Kommiſſion der B. J. Z. zur Löſung
und Prüfung übertragen worden. — In politiſchen Kreiſen
be=
hauptet man allerdings, Stimſon werde, entgegen ſeiner
Ver=
ſicherung, daß ſein Beſuch in Berlin allein der Erweiterung der
perſönlichen Beziehungen in Deutſchland dienen ſolle, über
ge=
wiſſe politiſche Fragen, wie z. B. den Bau des Panzerkreuzers,
mit den deutſchen Miniſtern ſich unterhalten. Da man ſich in
Waſhington über die Beſſerung der politiſchen Atmoſpphäre
zwi=
ſchen Deutſchland und Frankreich ſehr erfreut zeigte, wird
viel=
leicht Stimſon weitere Schritte unternehmen, um die
deutſch=
franzöſiſche Annäherung weiter ausbauen zu helfen.
Nach den Berliner Beſprechungen
neue Sieben-Mächke=Konferenz?
hervorgehoben. Die Kommiſſion, die durch die
Notenbankpräſi=
denten zu ernennen und durch die Bank für Internationale
Zah=
lungen zu beſtätigen iſt, geht auf eine Anregung Stimſons
zurück. Dieſe Kommiſſion iſt berufen, die deutſchen
Kredit=
bedürfniſſen zu prüfen und die Stillhaltemaßnahmen zu
über=
wachen. Daneben wird die Reichsregierung ſchon in den nächſten
Tagen eine andere Kommiſſion ſchaffen, in der bekannte
Finanz=
ſachverſtändige ſitzen. Dieſe Kommiſſion hat aber mehr den
Zweck, der Reichsregierung beratend zur Seite zu ſtehen.
Wie ſich die Stillhalke-Akkion auswirken wird.
iſt noch das Geheimnis der Zukunft. — Eine wichtige
Voraus=
ſetzung für die weitere Verhinderung von Kreditabzügen iſt
ſelbſtverſtändlich, daß das Vertrauen des Auslandes allmählich
wieder hergeſtellt wird. Das iſt natürlich nur möglich, wenn
von uns aus weitere Anſtrengungen gemacht
wer=
den, um der augenblicklichen Schwierigkeiten
Herr zu werden. Die Amerikaner blicken offenbar
recht optimiſtiſch in die Zukunft. Sie halten die deutſche
Wirtſchaft und das deutſche Bankweſen für durchaus geſund. Das
trifft auch zu. Wenn eine Großbank, wie die Danatbank, ihre
Schalter ſchließen mußte, dann hätte das in ähnlich gelagerten
Fällen auch jede große amerikaniſche oder engliſche Bank tun
müſſen, weil kein Bankinſtitut in der Lage iſt, ſo gewaltigen,
Abhebungen und Kreditentziehungen Stand zu. halten, wie ſie
EP. London, 25. Juli.
Dem kommenden Beſuch des Miniſterpräſidenten Macdonald
und des Außenminiſters Henderſon in Berlin mißt man in
hieſigen politiſchen Kreiſen große Bedeutung bei. Man hält es
für möglich, daß den Berliner Beſprechungen bald eine neue
Siebenmächtekonferenz über die deutſche Finanzkriſe folgen werde
Falls die Witterungsverhältniſſe nicht zu ungünſtig ſind,
wird Macdonald am Montag früh in einem zweiſitzigen
Mili=
tärflugzeug von London aus die Reiſe nach Berlin antreten,
ſo daß mit ſeinem Eintreffen in Berlin am frühen Nachmittag
gerechnet werden kann. Dieſes Flugzeug ſoll auch für den
Rückflug benutzt werden. Außenminiſter Henderſon, der zu ſeiner
Berliner Reiſe den Hoek van Holland=Expreß benutzt, fährt
be=
reits am Sonntag abend nach Berlin ab.
Unkerredung zwiſchen Sir Robert Kinderslen
und Moret.
Paris, 25. Juli.
Sir Robert Kindersley iſt heute in Paris angekommen und
vom Gouverneur der Bank von Frankreich, Moret, empfangen
worden. Wie Havas berichtet, verlautet nichts über den
Gegen=
ſtand der Unterredung der beiden Finanzleute. Man=glaubt
aber, daß ſie die Mittel für den Goldausgleich zwiſchen de
reiden Ländern geprüft haben,
* Prager Iſolierungs=Polikik.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Prag, Ende Juli.
Als Deutſchland vor einiger Zeit ſeine Gläubiger darauf
aufmerkſam machte, daß es die ihm auferlegten Laſten ohne
Ge=
fahr für die innere Ruhe und für die Aufrechterhaltung der
Wirt=
ſchaftsordnung im bisherigen Ausmaße nicht mehr tragen könne,
da war es neben der franzöſiſchen die tſchechiſche Preſſe, die in
dieſer deutſchen Warnung eine Finte erblicken zu können glaubte,
einen Winkelzug der deutſchen Außenpolitik, und lauter noch als
aus Paris kam das „Nein!” der Tſchechen auf die deutſche
For=
derung nach einer Reviſion der Reparationen. Der Hinweis
Deutſchlands auf die bei einer Verewigung des bisherigen
Zu=
ſtandes drohende Gefahr einer Radikaliſierung, bzw.
Bolſchewi=
ſierung der Maſſen wurde ebenſowenig ernſt genommen, wie die
Andeutungen über die unausbleiblichen Folgen des
Reparations=
ſyſtems für die deutſche, und damit für die europäiſche Wirtſchaft,
und ſelbſt in den kritiſchen Tagen um die Danatbankſperre hat
ein großer Teil der tſchechiſchen Preſſe der Oeffentlichkeit
einzu=
reden verſucht, die Vorgänge im Reiche ſeien auf geſchickte
poli=
tiſche Initiative zurückzuführen. . . . Bei dieſer Gelegenheit
wurde — es ſollte dies offenbar eine Beruhigungspille für die
tſchechoſlowakiſchen Wirtſchafts= und Finanzkreiſe ſein —
feſtge=
ſtellt, daß ſelbſt die Gefahr eines Markſturzes die Tſchechoſlowaken
nicht berühren könne, und daß eventuell kritiſche Auswirkungen
der neuen Situation im Reiche für die tſchechoſlowakiſche
Repu=
blik keineswegs Störungen des Wirtſchaftslebens herbeiführen
könnten.
Nun, die erſten Tage nach der Sperrung der Danatbank ſchon
haben bewieſen, daß zwiſchen der Wirtſchaft des Reiches und
der=
jenigen des tſchechoſlowakiſchen Nachbarn engere Zuſammenhänge
beſtehen, als die tſchechiſche Publiziſtik ſie zugeben will. Wer in
dieſen Tagen der Unſicherheit über die deutſche Währung, über die
wirtſchaftliche Situation Deutſchlands überhaupt, in den
Grenz=
gebieten des tſchechiſchen Staates ſich aufhielt, dem erwies ſich dieſe
Verbundenheit wirtſchaftlicher Intereſſen deutlicher wie ſonſt. Sie",
zeigte ſich an dem Beiſpiel des Fremdenverkehrs, in einem kleinen
Abſchnitt nur, aber dennoch deutlich genug, um darzutun, wie
kataſtrophal ſich eine neue deutſche Kriſe auch für die
Nachbarlän=
der auswirken müßte. Den tſchechiſchen Journaliſten und
Poli=
tikern, die noch immer nicht das alte Wort wahr wiſſen wollten,
daß das Hemd dem Leibe näher ſein ſoll, wie der Rock, wäre ein
Auftenhalt während der kritiſchen Tage in den Bädern und
Kur=
orten und Sommerfriſchen ihres Landes außerordentlich zu
emp=
fehlen geweſen. Die Panik und die heilloſe Beſtürzung der
Ge=
ſchäftswelt in dieſen Gebieten, die, es nützt einmal alles nichts,
in der Hauptſache auf die deutſchen Beſucher, auf die deutſchen
Käufer angewieſen ſind, hätte auch ihnen zu denken geben, hätte
auch ſie erkennen laſſen müſſen, daß man über wirtſchaftliche
Not=
wendigkeiten nicht mit Leitartikeln und rethoriſchen Uebungen
hinwegkommen kann. So aber wie die ſogenannte
Fremdenver=
kehrsinduſtrie, hängt in der Tſchechoſlowakei das geſamte
Wirt=
ſchaftsleben auf Gedeih und Verderb mit dem des deutſchen
Nach=
barreiches zuſammen, jenes Staates der auch heute noch
Haupt=
abſatzgebiet der tſchechoſlowakiſchen Produktion iſt und deſſen
Ver=
luſt für Handel und Wandel der Tſchechoſlowaki zur Kataſtrophe
führen müßte.
Trotzdem ſcheint man in Prag an der auf der letzten
Kon=
ferenz der Kleinen Entente in Bukareſt eingeſchlagenen politiſchen
Linie beharren zu wollen. Aus der gleichen Liebedienerei für
Frankreich, mit welcher ſich die Tſchechen in die Rolle des
Gen=
darmen an der Grenze Deutſchlands geſunden haben, wurde von
tſchechiſcher Seite in Bukareſt der Vorſtoß gegen die deutſch=
öſter=
reichiſche Zollunion unternommen, wurde Sturm gelaufen gegen
das Projekt einer Wirtſchaftskonſolidierung Europas, und auch
in dieſen Tagen wieder, da Deutſchland ſchwere und ſchwerſte
Stunden durchzumachen hat, überſieht man bei der in Prag
herr=
ſchenden kurzſichtigen Schadenfreude, daß kein Anlaß zum
Froh=
locken über die Wendung der Dinge gegeben iſt. Die Tſchechen
ſehen das deutſch=öſterreichiſche Zollunionsprojekt heute ſo gut als
erledigt an, und die Befriedigung darüber ſpiegelt ſich in der
tſchechiſchen Preſſe deutlich wider: man hält heute, wie man
an=
nimmt, dort, wohin auf der Bukareſter Konferenz der Kleinen
Entente=Staaten der tſchechiſche Außenminiſter Dr. Beneſch
ver=
geblich zu gelangen ſuchte. Man ſagt ſich aber nicht, daß — für
den Fall, daß der Berlin—Wiener Zollpakt wirklich fallen ſollte
— ſich ein Desintereſſement Deutſchlands an Mitteleuropa gerade
für die Staaten der Kleinen Entente kataſtrophal auswirken
müßte. Es iſt ganz klar, daß ein ſolches Desintereſſement
Deutſch=
lands die Donauſtaaten in eine wirtſchaftliche Iſolierung drängen
müßte, die ſchon nach kurzer Zeit zum völligen Verluſt aller
Aus=
fuhrchancen dieſer Länder führen würde.
*
In Prag weiß man, daß das Projekt der ſogenannten Kleinen
Wirtſchaftsentente undurchführbar iſt, denn hier ſtehen zwei
große Agrarſtaaten einem kleinen Induſtrieſtaat gegenüber, der
niemals in der Lage ſein wird, den gewaltigen
Produktionsüber=
ſchuß der verbündeten beiden Länder aufzunehmen. Verſuche,
die darauf hinzielten, Oeſterreich und Ungarn der Kleinen
Wirt=
ſchaftsentente einzugliedern, ſind fehlgeſchlagen, und auch die
Be=
ſtrebungen zur Einbeziehung Polens haben bisher nicht den von
Prag gewünſchten Erfolg gehabt. Trotz dieſer Tatſachen, trotz der
auf der Hand liegenden Unmöglichkeit, der notleidenden
Wirt=
ſchaft der Donauſtagten beizukommen, lehnen Paris und Prag das
deutſch=öſterreichiſche Zollbündnis ab, zerſchlagen ein Projekt, das
ihnen deswegen verhaßt iſt, weil es Deutſchland in die ihm ob
ſeiner wirtſchaftlichen Bedeutung zuſtehenden Rolle in
Mittel=
europa bringen köunte. . ..
Den Tſchechen iſt naturgemäß die von Frankreich gegebene
Weiſung heilig, und daher glauben ſie, die Wendung, die in den
letzten Tagen die Weltpolitik genommen und Frankreich dem
Deutſchen Reiche gegenüber manchen Trumpf in die Hand gegeben
hat, mit Freude und Befriedigung begrüßen zu können. Der
Katzenjammer wird freilich nicht ausbleiben — er wird ſich
zu=
verſichtlich dann einſtellen, wenn die tſchechiſche Politik als
Vor=
ſpann der franzöſiſchen Machtwünſche die Tſchechoſlowakei dorthin
gebracht haben wird, wohin ſie mit vollen Segeln eilt: in die
völlige wirtſchaftliche Iſolierung!
Seite 2
Sonntag, den 26. Juli 1931
Nummer 25
England
das zweite Opfer der Berkrauenskriſe?
EP. London, 25. Juli.
Der Goldabfluß von England nach Frankreich nimmt noch
nicht dageweſene Ausmaße an. Am Freitag ſind in Paris 10 100
Kilogramm im Werte von rund 160 Millionen Franken
einge=
troffen. So viel Gold an einem Tage iſt noch nie auf dem
Luft=
wege von London nach Paris befördert worden. Für den
anhal=
tenden umfangreichen Goldverluſt der Bank von England macht
der diplomatiſche Korreſpondent des „Daily Telegraph” die
Tat=
ſache verantwortlich, daß das Vertrauen Frankreichs in
die finanzielle Stabilität und den Kredit
Eng=
lands geſchwunden ſei. Dieſer Mangel an
Ver=
trauen auf ſeiten Frankreichs laſſe ſich nicht
weg=
leugnen. Als Urſache für den in letzter Zeit beſonders ſtark
ausgeprägten Vertrauensmangel ſeitens Frankreichs müßten dem
Korreſpondenten zufolge gewiſſe Entwicklungen während des
Auf=
enthalts des engliſchen Außenminiſters in Paris in der
vergange=
nen Woche betrachtet werden. Um die Teilnahme der
franzöſi=
ſchen Miniſter an der Londoner Sieben=Mächte=Konferenz zu
ſichern, ſoll Henderſon den franzöſiſchen Staatsmännern die
eng=
liſche Finanzlage in düſteren Farben geſchildert haben und ſogar
ſoweit gegangen ſein, zu behaupten, England werde
möglicher=
weiſe ein Moratorium erklären müſſen, falls ein gleicher Schritt
von Deutſchland vorangehe.
Die Erklärungen Henderſons haben nach dem diplomatiſchen
Korreſpondenten des Blattes in Pariſer Finanzkreiſen eine Panik
hervorgerufen und ſchließlich Laval beſtimmt, nach London zu
gehen. Dieſer Vorgang dürfte nach Anſicht des Blattes mit dazu
beigetragen haben, daß es zu den ſonſt unerklärlich großen
Gold=
ankäufen Frankreichs in London kam. Die Höhe der in
franzöſi=
ſchem Beſitz befindlichen Wechſel hätte ſich vor der deutſchen Kriſe
auf rund 75 Millionen Pfund (1,5 Milliarden Mark) belaufen.
Hinzu kämen rund weitere 75 Millionen Pfund ſonſtiger
franzö=
ſiſcher Guthaben. Von dieſer Geſamtſumme von 150 Millionen
Pfund (3 Milliarden Mark) ſeien bisher rund 40 Millionen Pfund
4800 Millionen Mark) abgezogen worden.
Befriedigung im franzöſiſchen Miniſterrak.
EP. Paris, 25. Juli.
rreber den franzöſiſchen Miniſterrat, der ſich am Samstag mit
den Londoner Verhandlungen befaßte, wurde folgendes
Commu=
niqué ausgegeben: „Im Miniſterrat wurde heute morgen durch
Miniſterpräſident Laval und die Mitglieder der franzöſiſchen
Delegation über die Verhandlungen in Paris und
London hinſichtlich der Finanzkriſe in
Deutſch=
land Bericht erſtattet. Der Miniſterrat hat einmütig den
Mitgliedern der Delegation und insbeſondere dem
Miniſterpräſi=
denten Laval für die Art gedankt, mit der ſie die Intereſſen
Frank=
reichs und die Intereſſen des Friedens verſtanden und verteidigt
haben."
In politiſchen Kreiſen verlautet, daß entgegen ſonſtiger
Ge=
wohnheit die Diskuſſion im Miniſterrat diesmal ſehr ruhig verlief,
da ſämtliche Miniſter mit der Haltung der
fran=
zöſiſchen Verhandlungsteilnehmer bei den
letz=
ten diplomatiſchen Beſprechungen
einverſtan=
den waren. Die deutſch=franzöſiſchen Beſprechungen der letzten
Tage ſind beſonders eingehend von den Miniſtern erörtert und
kommentiert worden. Der „Liberté” zufolge ſei auch die Rede
von derdemnächſt zuerwartenden Reiſeder
fran=
zöſiſchen Miniſter nach Berlin geweſen. Man habe
ſogar über die Haltung geſprochen, welche die franzöſiſchen
Mini=
ſter ihren deutſchen Kollegen gegenüber einzunehmen beabſichtigen.
Scharfe Sparmaßnahmen in den Bereinigken Skaaken
Waſhington, 25. Juli.
Präſident Hoover, der bereits am Freitag mittag nach ſeinem
Sommerſitz abgereiſt iſt, richtet ſein Hauptaugenmerk nunmehr
auf die bevorſtehenden Abrüſtungsverhandlungen. Der Präſident
hat, wie es heißt, nicht die Abſicht, den Pariſer Wünſchen in
dieſer Frage irgendwie nachzugeben. Vielmehr glaubt man in
Regierungskreiſen, daß Hoover die europäiſchen
Na=
tionen unbeirrt auf ihre Schuldnerpflichten verweiſen und ſie
vor die Wahl ſtellen wird: Entweder abrüſten
oder zahlen. Angeſichts des ſtetig wachſenden Fehlbetrags
im amerikaniſchen Staatshaushalt hat der Präſident die
Reſſort=
leiter angewieſen, ſämtliche Ausgaben einzuſchränken. Nur die
Ausgaben für Wohlfahrtszwecke ſind von dieſer Forderung des
Präſidenten ausgenommen. Das Rundſchreiben Hoovers erregte
beſonders im Marineminiſterium rieſiges Aufſehen. Mit einer
weiteren ſcharfen Verminderung des Marinehaushalts wird
gerechnet.
Vom Tage.
Um etwaigen Zweifeln zu begegnen, wird darauf hingewieſen,
daß an den Poſtſchaltern die Militärverſorgungsgebührniſſe und
die Unfall= und Invalidenrenten an den Zahltagen in voller Höhe
auszuzahlen ſind.
Der kommuniſtiſche Landtagsabgeordnete Heilmann aus
Thü=
ringen hielt in einer kommuniſtiſchen Verſammlung in Wien eine
Rede mit heftigen Ausfällen gegen Oeſterreich. Nach Schluß der
Verſammlung wurde Heilmann ſofort von der Kriminalpolizei in
Gewahrſam genommen und zur Abſchiebung aus Oeſtererich an die
Grenze gebracht.
Das Strafgericht in Straßburg hat am Samstag das Urteil
gegen die wegen angeblicher Spionage angeklagten Beamten bei
der Militärverwaltung für die Grenzbefeſtigungen im Oſten
ge=
fällt. Die Urteile lauten gegen Uhrig, Schalck und Heinrich auf 4,
3 bzw. 2 Jahre Gefängnis ſowie für alle drei auf fünf Jahre
Ehr=
verluſt und fünf Jahre Aufenthaltsverbot. Der Angeklagte
Wend=
ling erhielt achtzehn Monate Gefängnis, während Unfried
frei=
geſprochen wurde.
Der chileniſche Präſident Ibanez hat die Regierungsgewalt
einem Militärkabinett übertragen. Die Führung liegt in den
Händen des Kapitäns Frodden. Dem Kabinett ſind unbeſchränkte
Vollmachten zur Niederkämpfung der revolutionären Bewegung
übertragen worden.
Blukiges Tſcheka=Inkermezzo in Wien.
Ein Kommuniſt auf Befehl der Tſcheka erſchoſſen?
* Wien, 25. Juli. (Priv.=Tel.)
In Wien hat ſich am Samstag früh, im 18. Gemeindebezirk,
eine eigenartige Bluttat abgeſpielt, in die man vorläufig noch
kein Licht bringen konnte. Soweit die Umſtände, die man
bis=
her ermitteln konnte, darauf hinweiſen, handelt es ſich um eine
kommuniſtiſche Angelegenheit, wobei ein ehemaliges,
viel=
leicht ſogar prominentes Mitglied der
Kommuni=
ſtiſchen Partei durch einen Angehörigen der
Tſcheka aus der Welt geſchafft werden mußte, eben weil
der Verräter den Sowjets unbequem werden konnte. Der
32 Jahre alte Kaufmann Georg Semmelmann aus Köln wurde
von einem angeblich aus Zürich ſtammenden Manne, namens
Egon Spielmann, der gleichfalls Kaufmann ſein ſoll, durch zwei
Schüſſe getötet. Die Tat hat ſich ſehr ſchnell abgeſpielt.
Be=
wohner des Hauſes, in dem Semmelmann mit ſeiner Frau lebte,
haben Spielmann ſchon gegen 6 Uhr vor dem Hauſe geſehen.
Offenbar hatte er ſchon zu dieſer Zeit alles beobachtet, um für
ſeine Tat, die er auf jeden Fall ausführen mußte, genügend
vor=
bereitet zu ſein. Gegen 8 Uhr läutete Spielmann an der
Wohn=
tür des Getöteten, der ihm ſelbſt öffnete. Nur wenige Worte
müſſen zwiſchen den beiden gewechſelt worden ſein, denn ſchon
fielen zwei Schüſſe, auf die hin Semmelmann tot zu Boden
ſtürzte.
Spielmann, der ſofort die Flucht ergriff, konnte durch
Haus=
bewohner, die auf die Hilfeſchreie der Frau Semmelmann
her=
beieilten, angehalten und der Polizei übergeben werden. Bei
dem Mörder wurden zwei Piſtolen, eine belgiſcher und eine
italieniſcher Herkunft gefunden, ſowie ein genauer Plan des
18. Gemeindebezirks, auf dem die Wohnung Semmelmanns
prä=
ziſe bezeichnet war. Die erſte Unterſuchung und Verhörung durch
die Polizei konnte bisher noch kein Ergebnis zeitigen, da der
Mörder immer wieder betonte, daß er mit keinerlei Parteiſachen
in Berührung ſtehe, er will vielmehr die Tat aus Rache an
ſeinem früheren Konkurrenten Semmelmann begangen haben.
Semmelmann war ein berüchtigter Kommuniſtenſpitzel, der auch
in Berlin der politiſchen Polizei ſchon viel zu ſchaffen machte.
So war er u. a. an der gewaltſamen Befreiung des Kommuniſten
Braun aus dem Sprechzimmer des Unterſuchungsrichters in
Moa=
bit beteiligt, die ſich am 12. April 1928 abgeſpielt hat. Bei der
Unterſuchung des damaligen Vorfalls durch das Reichsgericht hat
ſich dann einwandfrei herausgeſtellt daß Semmelmann und
Braun ſchon ſeit Jahren in der K.P.D. zuſammengearbeitet
hat=
ten. Weiter hat ſich der Ermordete für die damalige
kommuni=
ſtiſche „Regierung” in Thüringen an großen Waffenaufträgen
beteiligt. Als man ihm durch eine großangelegte Aktion auf den
Pelz rücken wollte, verſtand er es aber rechtzeitig, aus dem
Blick=
feld der deutſchen Polizei zu verſchwinden. Wie ſich ſpäter
her=
ausſtellte, hatte ſich Semmelmann unter dem Namen eines
Ober=
leutnants Dr. Frank in München rechtsradikalen Organiſationen
angeſchloſſen und für die Sowjets von hier aus Spionagedienſte
geleiſtet. Er verſtand es aber auch hier, rechtzeitig vor dem
polizeilichen Zugriff zu verſchwinden. Seine letzte Flucht ging
nach Wien, wo ihn jetzt das Schickſal durch Spielmann ereilte,
wahrſcheinlich, weil er den Sowjets auf irgendeine Weiſe einen
Streich geſpielt hatte. Sache der Wiener Polizei wird es jetzt
ſein, Licht in dieſe dunkle Affäre zu bringen.
Die Wirkſchaftsparkei wirbt für
Reichskagseinberufung oder =Auflöſung
Bizepräſidenk v. Kardorff lehnk ab.
Berlin, 25. Juli.
Wie aus maßgebenden Kreiſen der Wirtſchaftspartei erklärt
wird, hat die Wirtſchaftspartei ihr Erſuchen um
Einberufung des Auswärtigen Ausſchuſſes an
alle bürgerlichen Parteien des Reichstags
ge=
richtet; ebenſo iſt das Erſuchen, das auch die eventuelle
Ein=
berufung des Reichstags verlangt, an das Präſidium
des Reichstags zu Händen des Vizepräſidenten v. Kardorff und an
den Vorſitzenden des Auswärtigen Ausſchuſſes, Abg. Scheidemann
(Soz.), gegangen. Offizielle Antworten habe die
Wirtſchafts=
partei bisher nur von den Nationalſozialiſten und vom
Vizepräſi=
denten v. Kardorff erhalten. Die Antwort Hugenbergs ſei bei
der Wirtſchaftspartei noch nicht eingegangen.
Herr v. Kardorff habe erwidert, daß während der Vertagung
des Reichstags die Einberufung des Auswärtigen Ausſchuſſes nur
nach Einvernehmen zwiſchen dem Präſidenten des Reichstags und
dem Vorſitzenden des Auswärtigen Ausſchuſſes erfolgen kann.
Herr v. Kardorff habe weiter hinzugefügt, er glaube, die
Wirt=
ſchaftspartei ſchon jetzt darauf aufmerkſam machen zu müſſen, daß
bei einem erneuten Zuſammentreten des Aelteſtenrats des
Reichs=
tags eine Mehrheit für die Einberufung des
Reichstags auch dann nicht zuerzielen ſeinwerde,
wenn die Vertreter der Wirtſchaftspartei jetzt
für die Einberufung ſtimmen ſollten.
Die Wirtſchaftspartei aber, ſo verſichern führende Kreiſe
die=
ſer Partei, wolle durchaus keine Agitationspolitik treiben,
des=
halb richte ſich ihr Hauptwunſch auch auf die Einberufung des
Auswärtigen Ausſchuſſes, der vertraulich tagt. Wenn auch
viel=
leicht jetzt nicht die Möglichkeit beſtehe, öffentliche
Reichstags=
ſitzungen abzuhalten, ſo hätten die Führer der Parteien doch
An=
ſpruch darauf, in vertraulicher Ausſchußberatung über die
Si=
tuation informiert zu werden. Sollte man allerdings auch das
ablehnen, dann habe es gar keinen Zweck, den jetzigen Reichstag
weiter beſtehen zu laſſen, dann könne man die Auflöſung des
Reichstags verlangen. Der Parteivorſtand der Wirtſchaftspartei
werde ſich in der nächſten Woche mit dieſen Dingen beſchäftigen.
Bis dahin ſeien die Antworten der bürgerlichen Parteien auf den
Appell der Wirtſchaftspartei ja wohl zu erwarten.
Abſage der Nakionalſozlaliſten
an die Wirkſchaftsparkei.
Berlin, 25. Juli.
Der Abg. Stöhr hat namens der nationalſozialiſtiſchen
Reichs=
tagsfraktion an den Vorſitzenden der Wirtſchaftspartei. Abg.
Drewitz, ein Schreiben gerichtet, in dem es u. a. heißt: Auf Ihre
gefällige Zuſchrift vom 23. d. M. erwidern wir Ihnen ergebenſt,
daß wir den Zuſammentritt des Auswärtigen Ausſchuſſes von uns
aus veranlaſſen könnten, wenn wir es für erforderlich halten
wür=
den. Nach allen Erfahrungen, die wir ſeither geſammelt haben,
kommt bei den ſogenannten Beratungen des Auswärtigen
Aus=
ſchuſſes, die zu allem Ueberfluß auch noch für vertraulich erklärt
worden ſind, abſolut nichts heraus. Nach unſerem Dafürhalten
wäre es beſſer, Sie hätten geſtern im Aelteſtenrat für unſeren
An=
trag auf Einberufung des Reichstags geſtimmt. Im Reichstag
hätten dann Reichskanzler und Miniſter des Auswärtigen vor der
ganzen deutſchen Oeffentlichkeit den von ihnen nunmehr
gefor=
derten Aufſchluß über die Ergebniſſe der in Paris und London
abgewickelten Verhandlungen geben können, bzw. geben müſſen.
Wir verſtehen nicht recht, was Sie veranlaßt haben kann, noch am
gleichen Tage, an dem Sie durch Ihr Votum im Aelteſtenrat zum
Ausdruck brachten, daß Sie den Wiederzuſammentritt des
Reichs=
tags gegenwärtig nicht wünſchen, beim Präſidenten des
Reichs=
tags zu beantragen, dieſen Wiederzuſammentritt nunmehr doch
in die Wege zu leiten. Wir müſſen es ablehnen, Hilfeſtellung
zu einem ſolchen Manöver zu leiſten. Sobald begründete
Aus=
ſicht beſteht, daß ein erneuter Vorſtoß in dieſer Richtung zum
Er=
folg führt, werden wir, da wir allein dazu ſtark genug ſind, von
uns aus das Nötige veranlaſſen.
Werkſpionage.
Wegen Werkſpionage zum Nachteil der Firma Cornelius Heyl
in Worms wurden ein Kaufmann, ein Ingenieur, ein Laborant
und eine mit in dieſe Geſchäfte verwickelte Ehefrau vorläufig
feſt=
genommen. Durchſuchungen und Vernehmungen förderten
umfang=
reiches Belaſtungsmaterial zutage. Daraus geht hervor, daß mit
Unterſtützung von Werksangeſtellten zahlreichen ausländiſchen
Fir=
men der Lederbranche ein Geheimverfahren angeboten wurde.
Gepäck für die Arkkis.
Was „Graf Zeppelin” alles mitnimmt — Vollſtändige
Polar=
ausrüſtung — Floßboote und Kajaks für 45 Menſchen — Rote
Zelte, Miniaturküchen, Nanſenſchlitten und Notproviant für 60
Tage — Jagdausrüſtung mit modernſten Waffen — Die
Reſul=
tate jahrelanger Berechnungen ſichern Luftſchiff und Beſatzung.
(Copyright 1931 by „Akademie‟, Berlin.)
Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.
Von Dr. Kohl=Larſen,
Sachverſtändiger für Polarausrüſtung der Arktisexpedition des
„Graf Zeppelin”.
Aka. Als Dr. Villinger, dem bis vor kurzem
zu=
ſammen mit Nanſen, Sverdrup, Samoilowitſch und anderen die
Bearbeitung der Ausrüſtung oblag, den Kurs wechſelte und ſich
entſchloß, an der U=Bootfahrt von Sir Wilkins nach dem
Nordpole teilzunehmen, beſtimmte mich der Zufall dazu, ſein Erbe
anzutreten und aus den Liſten und Ueberlegungen der letzten
Jahre die endgültige Ausrüſtung zuſammenzuſtellen, wie ſie für
eine Fahrt in polare Gegenden notwendig erſchien.
Wozu die vielen Kiſten und Ballen? möchte man
fra=
gen. Wir ſelbſt, die wir an der Fahrt nach dem Norden der
Erde teilnehmen dürfen, überblicken ebenfalls die angeſtauten
Bündel und Maſſen, wobei uns unwillkürlich die bisherigen
küh=
nen Fahrten des Luftſchiffes unter Leitung ſeines bewährten
Füh=
rers Dr. Eckener in den Sinn kommen. Denken wir an die
bis=
herigen großen Leiſtungen des Luftſchiffes, will es uns für
Augen=
blicke ſcheinen, daß wir beſſer daran täten, ſtatt Schlitten und
Schlafſäcken noch mehr Benzin an Bord zu nehmen.
Aber zu einer Fahrt über arktiſche Meere und Inſeln gehört
einmal eine arktiſche Ausrüſtung. Dem in polaren Gegenden
er=
fahrenen Reiſenden wird es zuverſichtlicher zu Mute, wenn er alle
die Dinge ſieht, die für das Leben und Wohlergehen vorgeſehen
ſind. Man iſt dankbar, daß alles für den Fall einer Notlage
mit=
kommt, und man begrüßt dieſe Ordnung der Welt, den Menſchen,
die mitfahren, und ſeinem eigenen Polarfahrergewiſſen gegenüber,
Unſere Notausrüſtung enthält alles, was Menſchen in den
Stand ſetzt, ihr Leben in unwirtlichen Gegenden auf längere
Zeit zu friſten.
Vier geräumige Floßboote und zwei Kajaks ſind geeignet, auf
See 46 Menſchen und die ganze polare Ausrüſtung
unterzubrin=
gen. Jedes der ſogenannten Möwenboote hat bei einem Gewicht
von 130 Kilo eine Länge von 5½ Metern und eine Breite von
1,85 Metern. Ihr Schlauchdurchmeſſer beträgt 60 Zentimeter.
luch für einen Landaufenthalt oder einen ſolchen auf dem Eiſe
ehlt nichts, was unſere Exiſtenz auf Monate hinaus ſichern könnte.
in dem Lagerraum haben wir längliche Bündel, die
Letzter Appell.
verſammelt.
12 rote Polarzelte
thalten. Ihre abſichtlich gewählte rote Farbe bietet im Eiſe
ne gute Sicht. Bei einer Höhe von 1 Meter 80 Zentimeter und
20 Meter im Quadrat gewähren ſie bequem je vier Leuten
latz. Man braucht in einem Ernſtfall ſich nicht frierend darin
nen waſſerdichten Ueberzug geſchützt iſt.
Jedes Zelt hat ſeine eigene Kochkiſte,
eine Kochkiſte en miniature, die alles enthält, was zum täglichen
Leben notwendig iſt: Primus mit Reſerveteilen, Kochgeſchirr und
viele andere Dinge. Einige enthalten noch einen Teil
Werk=
zeuge, ſelbſt Sattlerhandſchuhe
fehlen nicht, um notwendige
Re=
paraturen an Zelten und
Schlaf=
ſäcken vorzunehmen. Als
Be=
triebsſtoff für einen ſolchen
Zelt=
aufenthalt dienen 200 Liter
Ben=
zin, das in Behältern zu je 10
Litern mitgeführt wird. Es iſt
Benzin in den Augen der
Mann=
ſchaft ein ganz beſonders
ange=
nehmer Ballaſt, der, wenn es
dem Ende der Fahrt zugeht, dem
Luftſchiff noch eine gute weitere
Fahrtſtunde zuſichert.
Neben Schneeſchuhen werden
in erſter Linie für eventuelle
Lagerverlegungen 23
Langſchlit=
ten mitgenommen, ſog. Nanſen=
Schlitten, mit breiten
Hikory=
kufen, deren Tragfähigkeit 200
Kilo beträgt. Eine auffallende
Laſt ſind 115 Säcke aus
waſſer=
dichtem Stoff, deren Lände 50
cm bei 40 cm Breite und 35 cm
Höhe beträgt. Sie haben das
handliche Einzelgewicht von
etwa 24 Kilo. In dieſen Säcken,
deren Format an die Tragfläche
der Schlitten angepaßt iſt und
die ſich gleichen wie ein Ei
dem andern, iſt der ganze Not=
„Eckener hat alle Teilnehmer, die ihre Polarausrüſtung angelegt haben, in der Zeppelinhalle, proviant der Expedition verpackt.
Es liegt indes in einem ſolchen
Sack nicht alles durcheinander,
ſondern jeder enthält viele Einzelpackungen, welche die
verſchie=
denſten Lebensmittel in genau beſtimmten Gewichten enthalten.
Das Geſamtgewicht unſerer Notproviantausrüſtung beträgt
2714 Kilo.
Der Notproviant reicht für 46 Menſchen auf 2 Monate,
erumzudrücken, ſondern für jeden Teilnehmer iſt neben einer be= wobei die Rationen ſo reichlich berechnet ſind, daß man im
Ernſt=
nders ſtarken Winterkleidung, Troyer, Pelzmütze, Fellhand= falle gut 3 Monate länger auskommen könnte, ohne dabei die
ſuhen ein guter Renntierſack vorgeſehen, der ſelbſt wieder durch Jagdmöglichkeiten zu berückſichtigen. Eine Tagesportion, die
ins=
geſamt aus 856 Gramm konzentrierter Nahrung beſteht, enthält
Nummer 205
Sonntag, den 26. Juli 1931
Seite 3
Endgülkige Enkſcheidung über die Befreiung des Zahlungsverkehrs von allen Feſſeln erſt nach Schaffung
vollſtändiger Klarheik über das Skillhalten der Auslandsgläubiger.
Berhandlungen über das Tempo
der Abbaumaßnahmen.
Die Frage des Stillhalte=Konſorkiums.
Berlin, 25. Juli.
Wie wir erfahren, ſind Verhandlungen im Gange, wie das
Tempo der Abbaumaßnahmen hinſichtlich des gedroſſelten
Zah=
lungsverkehrs beeinflußt werden kann. Dieſe Verhandlungen
ſind zum Teil bereits abgeſchloſſen. Man hält an maßgebender
Stelle den Abbau der Hilfskonſtruktionen des Zahlungsverkehrs
im Intereſſe der Wirtſchaft für durchaus erwünſcht. Es können
jedoch definitive Entſcheidungen, vor allem über die Befreiung
des Zahlungsverkehrs von allen Feſſeln, nicht eher getroffen
werden, bis vollſtändige Klarheit über das Stillhalten der
Aus=
landsgläubiger vorhanden iſt. Aus dieſem Grunde muß auch
erſt das Eintreffen der ausländiſchen Finanzexperten
abgewar=
tet werden, mit denen die Beſprechungen ſofort aufgenommen
und beſchleunigt durchgeführt werden ſollen. Was das
aus=
ländiſche Stillhaltekonſortium anbelangt, ſo ſind zunächſt in
London und in New York aufgrund von Beſprechungen der
Notenbankpräſidenten mit den maßgebenden Banken Komitees der
Banken gebildet worden, die an der Frage intereſſiert ſind. Durch
die Komitees werden von Markt zu Markt
Stillhalteverhand=
lungen mit den ausländiſchen Bankgläubigern Deutſchlands
zu=
ſtandekommen, wobei ſelbſtverſtändlich auch die Märkte der
neu=
tralen Länder bzw. die Banken der neutralen Staaten
einbe=
zogen werden ſollen. Bezüglich des Beitritts der kleinen und
mittleren Banken des Auslandes zu der Stillhaltung iſt man
an maßgebender Stelle der Auffaſſung, daß die
Stillhalteerklä=
rung der großen Banken auf die kleinen von Einfluß ſein wird.
Man verſpricht ſich ferner von der Einwirkung der
Notenbank=
präſidenten auf die kleineren und mittleren Banken, die von den
Noteninſtituten in beſonderem Maße abhängig ſind, viel, um
die Bereitſchaft auch dieſer Banken zu der Stillhalteerklärung
zu erhöhen. Im übrigen kommt es natürlich in erſter Linie
barauf an, wie ſich die Verhältniſſe in den nächſten Wochen
in Deutſchland ſelbſt geſtalten werden. Man iſt der Auffaſſung,
daß eine möglichſt baldige Wiederherſtellung normaler
Bedin=
gungen im Bank= und Zahlungsverkehr erfolgen wird.
Gemeinſchaftliche Akkion des Reiches
und der Berliner Kredikinſtikuke zur reibungsloſen
Abwicklung des Zahlungsverkehts.
w. Berlin, 25. Juli 1931.
Um eine möglichſt ſchnelle Abwicklung der Beſchränkungen im
Zahlungsverkehr herbeizuführen, hat ſich, wie in ſpäter
Abend=
ſtunde gemeldet wird, das Reich und die nachſtehend benannten
Berliner Kreditinſtitute auf Anregung der Reichsbank unter
Mit=
wirkung des Reiches zu einer gemeinſchaftlichen Aktion
entſchloſ=
ſen. Hierdurch ſoll auch ermöglicht werden, die Danatbank, für
deren Kreditoren das Reich die Ausfallbürgſchaft übernommen
hat, in den Zahlungsverkehr einzuſchalten. Um die erforderlichen
Mittel zu ſichern, wurde unter der Firma Akzept= und
Ga=
rantiebank A.=G., eine Aktiengeſellſchaft mit einem
Kapital von 200 Millionen Mark gegründet. Dieſe
Geſellſchaft wird die reibungsloſe Abwicklung des
Zahlungsver=
kehrs durch Zurverfügungſtellung der erforderlichen Mittel
ge=
währleiſten. Die hierfür notwendigen Kredite ſind geſichert.
An der Gründung beteiligt ſind die Bank für Deutſche
In=
duſtrie=Obligationen, die Berliner Handelsgeſellſchaft, die
Com=
merz= und Privatbank A.=G., die Deutſche Bank und Disconto=
Ge=
ſellſchaft, die Deutſche Golddiskontbank, die Deutſche
Rentenbank=
kreditanſtalt (Landwirtſchaftl. Zentralbanken), die Deutſche
Ver=
kehrs=Kreditbank A.=G., die Dresdener Bank, die Mendelſohn u.
Co., die Preußiſche Staatsbank (Seehandlung) und die Reichs=
Kreditgeſellſchaft A.=G.
Neue Nolverordnung.
Verordnung des Reichspräſidenken über die
Abwick=
lung von Börſengeſchäften vom 25. Juli 1931.
Berlin, 25. Juli.
Auf Grund des Artikels 48 Abſatz 2 der Reichsverfaſſung
wird verordnet:
81.
Die Reichsregierung wird ermächtigt, die Abwicklung von
Börſengeſchäften zu regeln, für die die Geſchäftsbedingungen einer
deutſchen Börſe gelten und deren Erfüllung durch die Schließung
einer Börſe oder durch die Einſtellung von amtlichen
Kursfeſt=
ſtellungen erſchwert oder unmöglich wird. Die Reichsregierung
kann Maßnahmen zum Schutze der Perſonen treffen, die von einer
auf Grund der Vorſchriften des Abſatzes 1 erlaſſenen Beſtimmung
berührt werden.
8 2.
Dieſe Verordnung tritt am 25. Juli in Kraft.
Die Durchführungsverordnung über die Abwicklung
von Börſengeſchäften.
Berlin, 25. Juli.
Aufgrund des § 1 der Verordnung des Reichspräſidenten
über die Abwicklung von Börſengeſchäften vom 25. Juli 1931
wird verordnet:
8 1.
Die vertragsmäßigen Anſprüche auf die Lieferung der
ge=
kauften Ware und auf die Zahlung des Kaufpreiſes aus
Ge=
ſchäften der im § 67 des Börſengeſetzes bezeichneten Artikel,
die nach den Bedingungen einer deutſchen Börſe abgeſchloſſen
und im Juli 1931 zu erfüllen ſind, werden aufgehoben. An die
Stelle dieſer Anſprüche tritt ein Anſpruch auf Zahlung nach
Maßgabe der Vorſchriften der Abſätze 2 und 3. Geſchäfte, die
bis zum Inkrafttreten dieſer Verordnung von einem
Vertrags=
teile erfüllt ſind, bleiben unberührt.
Die oberſte Landesbehörde der Börſe, nach deren
Geſchäfts=
bedingungen Geſchäfte der im Abſatz 1 bezeichneten Art
abge=
ſchloſſen worden ſind, ſetzt für dieſe Geſchäfte Liquidationspreiſe
nach Anhörung des Börſenvorſtandes feſt. Die Marktlage vor
der Schließung der Börſe oder die Einſtellung der amtlichen
Kursfeſtſtellungen iſt bei der Feſtſetzung zu berückſichtigen.
Iſt der durch das Geſchäft vereinbarte Kaufpreis niedriger
als der nach Abſatz 2 feſtgeſetzte Liquidationspreis, ſo kann der
Käufer vom Verkäufer, iſt der Kaufpreis höher als der
Liqui=
dationspreis, ſo kann der Verkäufer vom Käufer die Zahlung
des Unterſchieds verlangen. Dieſe Forderung iſt vom 15. Auguſt
an fällig. Sie iſt für die Zeit vom 1. Auguſt an mit 12 v. H.
jährlich zu verzinſen.
8 2.
Der Börſenvorſtand wird ermächtigt, für Geſchäfte, die nach
den Bedingungen einer Börſe abgeſchloſſen ſind, mit Zuſtimmung
des Staatskommiſſars (§ 2 des Börſengeſetzes) Beſtimmungen
zu treffen über
1. Die Fälligkeit von Anſprüchen aus Geſchäften über
Wert=
papiere;
2. die Erklärungstage für die Ausübung von Barrechten
aus Geſchäften, die eine Prämie, Stellage oder ein Recht
der Nachlieferung oder Nachforderung von Wertpapieren
zum Gegenſtand haben;
3. die Fälligkeit von Anſprüchen aus der Gewährung von
Darlehen, die nach ausdrücklicher oder ſtillſchweigender
Vereinbarung für den An= oder Verkauf von Wertpapieren
oder für die Hinausſchiebung abgeſchloſſener
Wertpapier=
geſchäfte beſtimmt ſind;
4. die Verzinfung von Geldforderungen, deren Fälligkeit
hin=
ausgezogen wird.
8 3.
Anſprüche auf die Rückzahlung von Darlehen, die vor dem
13. Juli 1931 nach den Beſtimmungen einer deutſchen Börſe
gewährt ſind, ſind an dem vertragsmäßigen Tag fällig ohne
Rückſicht darauf, ob dieſer Tag ein Börſentag iſt, ſoweit dieſe
Darlehen nicht nach ausdrücklicher oder ſtillſchweigender
Verein=
barung für die im § 2 Nr. 3 bezeichneten Zwecke beſtimmt ſind.
Sie können auch außerhalb der Börſenräume gekündigt werden.
Sind ſolche Anſprüche täglich kündbar, aber bis zum 30. Juli
1931 nicht gekündigt, ſo ſind ſie am 31. Juli 1931 fällig.
8 4.
Wird ein Schuldner durch eine aufgrund des § 2 getroffene
Beſtimmung ohne ſein Verſchulden gehindert, eine
Verbindlich=
keit zu erfüllen, ſo gelten unbeſchadet der Verpflichtungen zur
Erfüllung der Verbindlichkeit die beſonderen Rechtsfolgen, die
wegen der Nichterfüllung oder nicht rechtzeitigen Erfüllung nach
Geſetz oder Vertrag eingetreten ſind oder eintreten, als nicht
eingetreten. Die auf Geſetz oder Vertrag beruhende Pflicht zur
Zahlung von Verzugszinſen wird hierdurch nicht berührt. Der
Schuldner kann ſich auf die Vorſchrift des Abſ. 1 nicht berufen,
wenn er es unterläßt, die Verbindlichkeit unverzüglich nach
Beſeitigung des Hinderniſſes zu erfüllen.
8 5.
Dieſe Verordnung tritt am 25. Juli 1931 in Kraft.
Berlin, den 25. Juli 1931.
Bor der Beröffenklichung des Skakus der Danal=Bank
* Berlin, 25. Juli. (Priv.=Tel.)
Wie hier von gut unterrichteter Seite verlautet, iſt der
Danatbank=Status ſo gut wie fertig. Seiner Veröffentlichung in
den erſten Tagen der nächſten Woche ſteht, vorbehaltlich der
Ge=
nehmigung der Treuhänder, nichts mehr im Wege; es ſollen in
dieſer Beziehung allerdings noch Bedenken beſtehen. Es kann aber
ſchon jetzt geſagt werden, daß die innere Lage der Danatbank
weſentlich beſſer iſt, als man in der erſten Beſtürzung nach dem
Schließen der Schalter annahm.
Erleichkerung bei der Annahme von Schedls
durch die Kaſſen der Reichsabgabenverwalkung.
Berlin, 25. Juli.
Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichsfinanzminiſter hat in
dem Beſtreben, den Steuerpflichtigen die Entrichtung ihrer
Steuerſchulden möglichſt zu erleichtern, die Finanzkaſſen,
Zoll=
kaſſen und Oberfinanzkaſſen angewieſen, bis auf weiteres
ent=
gegen der bisherigen Regelung auch indoſſierte Schecks,
Kunden=
ſchecks und Orderſchecks als Einzahlung anzunehmen, wenn dieſe
Schecks auf Geldanſtalten ausgeſtellt ſind, die am Sitz der Kaſſe,
an die die Einzahlung entrichtet werden ſoll oder an einem
dem Sitze dieſer Kaſſe unmittelbar benachbarten Orte liegen.
Keine Berlängerung der deviſen=Ablieferungsfriſt.
Berlin, 25. Juli 1931.
Die Friſt zur Ablieferung oder Anzeige der Deviſen im
Geſamtbetrage von 20000 RM. und mehr läuft nur noch bis
zum 29. Juli 1931 und wird nicht verlängert. In einer weiteren
Durchführungsverordnung iſt beſtimmt, daß Ehegatten, die nicht
dauernd von einander getrennt leben, und ferner Eltern und die
mit ihnen in häuslicher Gemeinſchaft lebenden Kinder ihre
Deviſenbeträge zuſammenzurechnen haben, und das
anmeldungs=
pflichtig auch Währungskonten bei inländiſchen Kreditinſtituten
ſind.
Dagegen die Friſt für die Abgabe der Vermögens=
Reuererklärung bis 31. Anguſt verlängerk.
Wie das Reichsfinanzminiſterium mitteilt, wird die Friſt
für die Abgabe der Vermögensſteuererklärung für die Anzeige
von Beteiligungen und für die Steueramneſtie allgemein bis zum
Ablauf des 31. Auguſt 1931 verlängert. Zu den Vorſchriften über
die Anzeige von Beteiligungen und über die Steueramneſtie
wer=
den demnächſt eingehende Durchführungsbeſtimmungen erlaſſen
werden.
als Hauptpoſten 150 Gramm Pemmikan, der in der Hauptſache
aus getrocknetem Fleiſch und Fett beſteht und bei polaren
Expe=
ditionen immer eine wichtige Rolle ſpielt. Wir haben Pemikan
mit einem Zuſatz von Spinat herſtellen laſſen, was ihn in
Suppen=
form nicht nur ſchmackhaft macht, ſondern auch den Vitamingehalt
ſicherſtellt. Der Reſt der Tagesration von 856 Gramm wird durch
Weißmehl, Butter, getrocknetes Eipulver, Spinatpulver,
Kartoffel=
pulver, Erbswurſt, Zucker, Trockenmilch Schokolade. Weißbrot
(200 Gramm pro Kopf am Tage), Tee, Salz und Pfeffer ergänzt.
Abgeſehen von dieſem Proviant, den wir aus der Heimat
mitnahmen, iſt in den Polargegenden für den Jäger faſt
mancher=
lei zu holen. Wohl ſind die Jagdgründe nicht überall ein Dorado,
und man wird nicht in einer übertriebenen Vorſtellung glauben
dürfen, daß einem die Eisbären und Robben nur ſo vor die Büchſe
laufen, aber man darf doch annehmen, daß
im Falle einer Not Bären und Robben eine willkommene
Ergänzung des Notproviantes
bilden werden. So iſt es eine Selbſtverſtändlichkeit, daß ſich
un=
ſere Flugexpedition mit modernen Waffen und reichlicher
Muni=
tion verſah, um für alle Möglichkeiten geſichert zu ſein. Für
die Jagd auf Seehunde haben wir uns eine eigene Ausrüſtung
aus Norwegen beſchafft Es iſt bekannt, daß eine Robe, wenn
ſie nicht augenblicklich tödlich getroffen iſt, ſofort im Waſſer ſinkt
und dem Jäger verloren geht. Handharpunen und ſogenannte
Wurfhaken ſichern ſo in vielen Fällen leichter als der Schuß aus
einem Mauſer dem Fangmann ſeine Beute.
Selbſt eine kleine Fiſchereiausrüſtung iſt mit an Bord des
Luftſchiffes genommen, da man im Küſtengebiet des nordpolaren
Meeres mit guten Fiſchgründen, beſonders im Mündungsgebiete
der großen ſibiriſchen Ströme, wird rechnen dürfen. Vieles
an=
dere hat aber das Luftſchiff „Graf Zeppelin” außer der polaren
Notausrüſtung, von der hier in grober Ueberſicht die Rede war,
noch faſſen müſſen. Neben einem möglichſt großen Vorrat an
Benzinſtoffmußte es eine ärztliche und eine umfangreiche
photogra=
phiſche und wiſſenſchaftliche Ausrüſtung mitnehmen. Schließlich
führt es noch — last not least — eine Radio=Kurzwellenſtation von
1,5 Watt mit, die uns im Falle eines Mißgeſchicks mit der Welt
verbinden ſoll. Sie iſt ausgezeichnet durch Spezialſender und
Spezialempfänger, wobei der Antrieb mittels Tretrad
bewerk=
ſtelligt wird.
Ueber den Vorbereitungen der Expedition waltete ein guter
Stern. Wir dürfen hoffen, ja wir glauben es, daß die ſeltene
polare Fracht des Luftſchiffes, die in großer Vorſicht alle
Mög=
lichkeiten umfaßt, nach glücklicher Fahrt unberührt wieder
aus=
geladen wird.
2
Hefſiſches Landeskheaker.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. — Samstag, den 25. Juli 1931.
„Polikik”
(Haſenklein kann nichts dafür.)
Schwank in 3 Aufzügen einem Vor= und Nachſpiel
von Hans Mahner=Mons.
Eine köſtliche politiſche Satire! Eine Perſiflage unſerer
poli=
tiſchen Zuſtände, die in allem, was ſie, übertreibend, zu einem
Schwank verarbeitet, ein Körnchen bitterer Wahrheit zeichnet.
Wenn auch manchmal etwas derb! Man wählt keinen
Abgeord=
neten, man wählt eine Liſte! Miniſterpräſident werden, das kann
jedem paſſieren. Politiſcher Kuhhandel. Wie man aus Verſehen
Abgeordneter und Miniſterpräſident wird. Wie ein gewiegter
Parlamentsjournaliſt Parteien eint und gegeneinander hetzt, wie
er ſeinem Freund zuliebe deſſen zukünftigen Schwiegervater
„lanciert‟. Das und noch unzähliges andere iſt: „Politik”! Iſt
die Politik, in die der biedere Schneidermeiſter Titus Haſenklein
ganz wider Willen hineingezogen wird, nur weil er ein hübſches
Töchterlein hat, in das ſich ein ariſtokratiſcher Geheimratsſohn
verliebt hat, das dieſen aber nur heiraten will, wenn die
geheim=
rätlichen Eltern Ja und Amen zu der Verbindung ſagen, was zu
erreichen nur möglich, wenn aus dem biederen Schneidermeiſter
Abgeordneter und Miniſterpräſident wird, was dem Tauſendſaſſa
von Journaliſten ſchließlich gelingt!
So macht ſich Hans Mahner=Mons über die Politik luſtig
und — was die Hauptſache iſt — ſchafft er Bruno
Harp=
recht eine Bombenrolle! Man kennt ihn zunächſt nicht, wie er
als Haſenklein auf ſeinem Sch: eidertiſch ſitzt und mit einer
Rou=
tine näht, Fäden abbeißt, bügelt und Maß nimmt, als hätte er
ſein Lebtag nichts anderes gemacht. Man ſchreit im Publikum!
Harprecht übertrifft ſich ſelbſt. Er wechſelt mit dem Koſtüm auch
den Menſchen, deſſen Mentalität für ihn in den Kleidern
ſteckt und die er mit dieſen anzieht. Das iſt zum Schreien! Iſt
unübertrefflich! So unübertrefflich und ſchlagkräftig, wie die
Wahlaufrufe der 22 Liſten, die im Zwiſchenakt zu köſtlicher
Jazz=
muſik in Rieſenprojektionen gezeigt werden. Und iſt ebenſo
un=
übertrefflich, wie die Metamorphoſe zum Miniſterpräſidenten!—
Und wieder zurück!
Dr. Max Wauer hat den Schwank inſzeniert. Er hat das
Enſemble in diſziplinierter Geſchloſſenheit und hat jede Rolle —
es ſind ihrer viele — trefflich beſetzt. Neben Haſenklein (den mit
Harprecht abwechſelnd Hermann Bräuer ſpielen wird) ſind
noch eine Reihe von Typen gut gezeichnet und werden ebenſo gut
geſpielt. So die Abgeordneten Frhr. v. Makeprang und Dr.
Anita Murr durch Wilhelm Schmieden und Annelieſe
Hart=
nack, der Geheimrat von Schendell durch Hans Otto Hilke, und
vor allem des vielſeitigen Journaliſten Harry Greif, den Dr.
Viktor Warſitz ſehr flott und gewandt ſpielte. Entzückend
ſpielt wieder Grete Keßler die dankbare Rolle der Trude
Haſenklein, der vielumworbenen Stenotypiſtin und
Privatſekre=
tärin des Generaldirektors. Die junge Künſtlerin verfügt über
ſoviel natürlichen Charme und ſo heitere Laune, daß ſie ihre
Auf=
gaben ſtets beſonders ſympathiſch löſt. Frieda Eichelsheim
iſt eine derbe, aber rieſig nette Schneidermeiſterin, Walter
Guß=
mann ein eleganter Generaldirektor und Bruno Gerhard
ein ſympathiſcher Geheimratsſohn. In kleineren Rollen behaupten
ſich gut Hans Emons, Willy Schneider, Egon Clauder,
Fritz Lotz, Carl Eberhardt und Herbert Gärtner
In dem köſtlichen Couplet=Duett vor dem letzten Akt, das
Bruno Harprecht und Dr. Warſitz ſingen, iſt viel
Lokal=
kolorit verarbeitet. — Die Schwankneuheit fand eine mehr als
animierte und animierende Aufnahme.
„Helene kann doch nichks dafür”
Wir wollen es ihr glauben. Wirklich. Sie war zu reiz:
zu nett und graziös, als daß man an ihrer Unſchuld im Zimmte
Nr. 12, Bahnhofshotel Saarbrücken zweifeln könnte . . .
wenig=
ſtens, ſoweit es die maskulinen Zuhörer geſtern, Samstag abend,
im Orpheum, beim Gaſtſpiel Berliner Bühnenkünſtler, anbelangt.
Dank den dräuenden Gewitterwolken, die dem Orpheum
wenigſtens einen verhältnismäßig guten Beſuch ſicherten. Es
rentierte ſich. Wirklich. Auch für die Damen im Zuſchauerraum,
die von der entzückenden Katta Sterna, (von den Reinhardt=
Bühnen), als eben jene unſchuldige Helene, aus dem Zimmer
Nr. 12. lernen können — wie man es macht. Oder nicht macht.
Das iſt Anſichtsſache.
Wenn es ſich aber darum handelt, die Leiſtungen der
ein=
zelnen Kräfte dieſes ganz famoſen Enſembles zu werten, ſo iſt es
ſchwer, den Anfang zu finden. Note 1 a. ohne Zweifel für Herrn
Fried Brand, ſchon dafür, daß er für die Regie zeichnet. Und
auch ſonſt nur Note 1 Fritz Oeſterreicher als . Herr von
Hohenſtein, Sondererfolg für „Fränze!” — (Hela v. Brühl), für
Margot” und Herrn Waldmann, der die ſchwierige Aufgabe
übernommen hatte, das ſommerliche Publikum durch ſeine
Con=
ference aufzuwecken. Daß es deſſen nicht bedurfte, bewies der
reichliche Beifall am Ende des netten kleinen Stücks; nicht
min=
der Lob.
Reſumée: ein netter unbeſchwerter luſtiger Abend. Zu
Zimmer Nr. 12 Bahnhofshotel Saarbrücken wäre noch zu ſagen
. . . . aber ich ſchlage vor: Sehen Sie es ſich ſelbſt an. Es ſei
nur verraten — aber vergeſſen Sie es nicht! — daß heute,
Sonntag, die letzte Gelegenheit iſt, im Orpheum die Geſchichte
des Zimmers Nr. 12 zu erfahren, eben jene Geſchichte, für die
„Helene nichts dafür konnte!”
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Sonntag, den 26. Juli 1931
Nummer 205
Die glückliche Geburt eines
Töchterchens zeigen
hoch=
erfreut an
Wilhelm Beckers und Frau
Agnes, geb. Dunker
Schillerplatz 5
(11148
Adelheid Wilhelm
Willy Dackelen
Verlobte
Leeheim
Griesheim
26. Juli 1931 11126
Statt Karten.
Ihre am 25. duli vollzogene
VERMAHLUNG geben bekannt
Otto Feidel U. Frau
Ria, geb. Keil
Darrnstadt
Dieburg
Hermann Fürchtegott Schirmer
Anneliſe Schirmer, geb. Cramer
Vermählte
Darmſtadt, den 26. Juli 1931.
Martinſtraße 10
Trauung: 1 Uhr Pauluskirche.
(11172
Alice Beck
Heinz=Jürgen Sack
Verlobte
Karlſtr. 39 Wittmannſtr. 36
26. Juli 1931.
Todes=Anzeige.
Unſere liebe Mutter, Großmutter, Schweſter und Tante
Frau Apollonie Beckmann
geb. Ort
iſt heute unerwartet von uns gegangen.
In tiefer Trauer:
Otto Beckmann und Familie
Emil Beckmann und Familie.
Darmſtadt, München, Nürnberg.
Sandſtraße 341.
Die Beerdigung findet am Montag, den 27. Juli, nachm. ½4 Uhr,
von der Kapelle des alten Frledhofes aus ſtatt.
Statt Karten.
Dankſagung.
Für die aufrichtige Teilnahme und überaus
zahlreichen Blumenſpenden beim Heimgange
meines lieben Mannes und Vaters ſagen wir
allen Freunden und Bekannten herzlichſten
Dank, den ehrwürdigen Franziskaner, Schweſtern
von St. Fidelis, ſowie den ehrwürdigen Brüdern
vom Herz=Jeſu=Hoſpital für die ſelbſtloſe,
auf=
opfernde Pflege herzliches Vergelts Gott.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Katharina Zimmermann, geb. Welter
Paul Zimmermann.
Darmſtadt, den 25. Juli 1931.
Statt Karten.
Allen Verwandten und Bekannten
die traurige Mitteilung, daß am
geſtrigen Tage vormittags 9 Uhr,
meine liebe Frau, unſere gute
Mutter, Großmutter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
Katharina Spaar
geb. Eberbardt
kurz vor ihrem 56. Geburtstage
nach kurzem, ſchwerem
Kranken=
lager ſanft entſchlafen iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Friedrich Spaar nebſt Kindern
und Enkel.
Darmſtadt, den 25. Juli 1931.
Die Beerdigung findet Montag
nachm. 2½ Uhr auf dem Beſſunger
Friedhof ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir
dankend abzuſehen.
Dr. Schefers
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Kinderkrankheiten
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Dankſagung.
Für die lieben Beweiſe der
wohl=
tuenden Teilnahme anläßlich des
Todes meiner lieben Mutter, unſerer
lieben Großmutter, Urgroßmutter
und Schweſter
Frau Marie Heß Bwe.
geb. Hein
ſagen wir hiermit unſeren herzlichſten
Dank.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Sophie Dexheimer, geb. geß.
Darmſtadt, den 24. Juli 1931.
Dankſagung.
Für die anläßlich des Sinſcheidens
meines lieben Gatten
darge=
brachten Beileidsbezeugungen
ſage ich Allen unſern
herz=
lichſien Dank.
Frau Gunkler
und Kinder.
Darmſtadt, den 25. Juli 1931.
Dankſagung.
Herzlichen Dank all den lieben Freunden
und Bekannten für die herzliche
Teil=
nahme und Blumenſpenden. Beſonderen
Dank der Firma Emmerich und
Per=
ſonal. Warmen Dank den Arheilger
und Darmſtädter Freunden, die nicht
den weiten Wegſcheuten meinem
innigſi=
gellebten Bräutigam
Guſtel Seifert
das letzte Geleit in Oberwallmenach
zu geben und mir hilfreich zur Seite
ſtanden.
In tiefem Schmerz:
Annelieſe Fellenberg und Eltern.
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Nummer 205
Sonntag, den 26. Juli 1931
Seite 5
Darmſiadt, den 26. Tul 1931.
— Ernannt wurde: Am 20. Juli: der Forſtaſſeſſor Ernſt
Bauer aus Guntershauſen zum Oberförſter.
— In den Ruheſtand tritt auf Grund des’s 1 des Geſetzes
über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 bzw.
19. Dezember 1923 in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober
1925 (Reg.=Bl. S. 249) am 1. September 1931 Rektor Friedrich
Karl Thot an der Volksſchule zu Nieder=Ramſtadt, Kreis
Darm=
ſtadt.
— Das Meßabzeichen für die Leipziger Herbſtmeſſe 1931
(Muſtermeſſe und Meſſe für Bau= Haus= und Betriebsbedarf 30.
Auguſt bis 3. September, Textilmeſſe 30. Auguſt bis 2. September)
koſtet im Vorverkauf bis zum Tage vor Meſſebeginn 3 RM., wenn
das Abzeichen und die Ausweiskarte mit übereinſtimmender
Kon=
trollnummer der vorangegangenen Frühjahrsmeſſe zurückgegeben
wird, ſonſt 5 RM. Zur Meſſe in Leipzig ſelbſt greift ein
er=
höhter Preis Platz. Für Meßbeſucher, die ſich nur einen Tag in
Leipzig aufhalten, werden Tageskarten zu verbilligten
Prei=
ſen ausgegeben, die nur in Leipzig verkauft werden.
Die regelmäßige Ausſtellung der Neuerwerbungen der
Landesbibliothek fällt in dieſer Woche wegen Mangel an
Mate=
rial aus.
— Der Verkehrs=Verein Darmſtadt teilt mit: Nachdem durch
die Notverordnung die Auslandsreiſen mit 100 Mark beſteuert
werden, hat ſich der Beſuch der innerdeutſchen Luftkurorte
weſent=
lich gehoben. Beſonders die Sommerfriſchen der allernächſten
Um=
gebung, die ohne nennenswerte Fahrtunkoſten zu ereichen ſind.
ſind zum Teil ſtark gefragt. Der Verkehrs=Verein Darmſtadt weiſt
wiederholt auf ſein Reiſebüro, Luiſenplatz 4, neben dem
Land=
tagsgebäude, hin. Dort findet der Reiſende jegliche erforderliche
Auskunft und darüber hinaus ſämtliche Fahrkarten,
Fahrſchein=
hefte und dergleichen zu amtlichen Preiſen. Sollte eine Fahrkarte
der näheren Umgebung nicht vorrätig ſein, ſo iſt innerhalb
weni=
ger Minuten ein Fahrſchein ſchriftlich ausgeſtellt. Das Reiſebüro
des Verkehrs=Vereins, auf dem Ernſt=Ludwigsplatz 4, neben dem
Landtagsgebäude, iſt alſo in der Lage, Anſprüche des reiſenden
Publikums nach jeder Richtung hin befriedigen zu können.
— Zyklus volkstümlicher Konzerte. Durch die ſeitherige
un=
günſtige Witterung unterbrochen, finden dieſe Konzerte heute
abend 20 Uhr im ſchönen Platanengarten des Rummelbräu=
Re=
ſtaurants. Rheinſtraße, ihren Fortgang. Matthias Weber leitet
perſönlich und wird ein allen Wünſchen entſprechendes Programm
zur Aufführung bringen. Dieſe Konzerte — in großer
Militär=
muſikbeſetzung — bieten dem Beſucher Ablenkung und Erbauung.
(Siehe auch Anzeige.)
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſiſchen
Landes=
theater. „Politik” (Haſenklein kann nichts dafür!), der neueſte,
an aktuellen Witzen überreiche Schwank=Schlager von Mahner=
Mons. fand bei ſeiner vorgeſtrigen Premiere toſenden Beifall,
und reine Stürme des Lachens brauſten immer wieder durch das
Haus, wenn der Politiker „Haſenklein” ſeine politiſche Bühne
be=
trat. Der heutige Sonntag bringt die erſte Wiederholung der
überaus humorvollen Neuheit, und wer ein paar Stunden aus
vollem Herzen lachen will, verſäume nicht, ſich dieſe „Politik”
näher anzuſehen. — Die Montag=Mieter werden darauf
hingewieſen, daß ſie ihre Karten der 5. Miet=Vorſtellung zu den
Vorſtellungen zwiſchen Sonntag und Freitag beliebig an der Kaſſe
eintauſchen können, da am morgigen Montag eine geſchloſſene
Vorſtellung ſtattfindet und die fällige Miet=Vorſtellung
infolge=
deſſen ausfallen muß.
— Orpheum. — Helene kann doch nichts dafür!
Die reizende Luſtſpielneuheit, in der glänzenden Darſtellung
Ber=
liner Bühnen=Künſtler, u. a. mit Katta Sterna von den
Reinhardtbühnen, gelangt nur noch heute Sonntag abends
8.30 Uhr, zur Aufführung. Die geſtrige Erſtaufführung fand
ſtärkſten Beifall. Auf die zeitgemäßen, billigen Eintrittspreiſe
von 60 Pfg. bis 2 RM. ſei beſonders hingewieſen. Karten:
Kiosk gegenüber dem Verkehrsbüro, von 9—1 Uhr, Kiosk
Parade=
platz, von 1—6 Uhr, Orpheumskaſſe ab 3 Uhr.
= Promenaden=Konzert. Sonntag, den 26. Juli, von 11 bis
12 Uhr. ſpielt das Stadtorcheſter unter Leitung ſeines
Kapell=
meiſters W. Schlupp bei günſtiger Witterung im Beſſunger
Herrngarten (Orangeriegarten) nach folgendem Programm:
1. Deutſchlands Ruhm Marſch, Schröder: 2. Ouvertüre zur Oper
„Die Zauberflöte”, Mozart; 3. Herbſtweiſen, Walzer,
Wald=
teufel; 4. Zigeunerſtändchen, Nehl:; 5. Phantaſie aus der Oper
„Der Troubadour, Verdi; 6. Regensburger Turnermarſch,
Kleiber.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher
Erkran=
kung arztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt
zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am
Sonn=
tag, dem 26. Juli 1931, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung
be=
reit: Dr. med. Andres, Rheinſtraße 33. Telephon 3016;
Dr. med. Bönning Erbacher Straße 8 Telephon 2020;
Dr. med. Nahm, Heidelberger Straße 83, Telephon 4646.
Es verſehen den Sonntagsdienſt und in der daran ſich
an=
ſchließenden Woche den Nachtdienſt vom 25. Juli bis 1. Aug. die
Apotheke am Juſtizpalaſt, Bismarckſtraße 9, Einhorn=
Apo=
theke, Kirchſtraße 10½.
AUSVERKAUF bei SCHAAF
wegen Geschäfts-Uebergabe und Umzug, daher
Preisherabsetzungen von 10 bis zu 50 Prozent. (11139
Lokale Beranſtalkungen.
Die bierunter erſcheinenden RNotizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen m betrachten.
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Krit!
— Städt. Saalbau=Garten. Heute Sonntag abend
Konzert des Stadt=Orcheſters bei freiem Eintritt. (Siehe Anz.)
Im Herrngarten=Café findet heute ab 11 Uhr
Frühkonzert ſowie Nachmittags= und Abendkonzert ſtatt.
Ein=
tritt frei.
— Im Wienerkronenbräukeller finden heute
wie=
derum zwei große Konzerte ſtatt. Herr Obermuſikmeiſter
Rühle=
mann übernimmt die Leitung. Der Eintritt iſt frei. (Siehe
Anzeige.)
— Orangeriehaus. Beſſunger Herrngarten, heute,
Sonntag, bei günſtiger Witterung Gartenkonzert mit
Tanzein=
lage im Feſtſaal. (Siehe Anzeige.)
* Aus den Darmſtädker Lichtſpielkheakern.
Helia
bringt zu einem anſprechenden tönenden Beiprogramm einen
her=
vorragenden Wilhelm=Dieterle=Tonfilm. In „Kismet” hat ſich
Wilhelm Dieterle mit ſeinem oft bewährten Mitarbeiterſtab, vor
allem mit ſeinen ausgezeichneten Darſtellern, in das Reich der
orientaliſchen Märchenwelt begeben. Zwar iſt dieſer Film nicht
gerade als Märchen aufgezogen, aber er trifft den Ton der
orien=
taliſchen Gedankenwelt und Weltanſchauung ſehr gut. Was das
Schickſal ſpinnt, nur das allein hat Beſtand, was der Menſch
er=
ſinnt, iſt vor Allah nur Tand!” — Kismet! — Den Beweis
die=
ſer Auffaſſung von unentrinnbarer Schickſalsbeſtimmung gibt der
Film in einer Reihe köſtlicher Bilder und Szenenfolgen, die den
ganzen Prunk, den ganzen meiſterhaften Rahmen des Orients
lebendig werden laſſen. Ein Bettler, deſſen Sehnen Reichtum iſt,
kommt überraſchend zu Geld. Er fällt dabei in die Krallen des
hochverräteriſchen Polizeivezirs, der ihn zum Mord an dem
Ka=
lifen anſtiftet. Wiederum aber geht ſein ſonſt unfehlbar
gewor=
fenes Meſſer fehl. Es trifft den treuen Berater des Kalifen, der
im Todesröcheln noch Verzeihung für den Mörder erfleht. Dieſe
wird ihm. Der Kalif heiratet des Bettlers ſchöne Tochter. Alles
alſo, was böſe gemeint war, geht zum Guten aus, des Menſchen
Wollen iſt nichts, Schickſalbeſtimmung alles.
Der Film iſt tonlich ganz hervorragend. Wladimir
Soko=
loff, der den Bettler Kaſim ſpielt, gibt eine Kabinettsleiſtung
glänzender Charakteriſierung des Bettlerphiloſophen, der ſich ſo
ſchnell umſtellt, als er reich ward, und der ebenſo ſchnell wieder
ſeine Bettlerlumpen anzieht. mit orientaliſchem Gleichmut ſein
Schickſal hinnimmt. Sokoloff iſt auch ſprachlich ganz hervorragend.
Sein Organ muß gleich dem Guſtav Fröhlichs für die
Ver=
tonung beſonders geeignet ſind. Auch Dita Parlo, die wie
immer hübſch und innig ſpielt, und Anton Pointner der
Vezir, ſind gut zu verſtehen. — Der Tonfilm iſt nach einem Büh=
XX
nenwerk von Edward Knobloch gedreht,
Waſſerkuppe, 24. Juli.
Der zweite Wettbewerb brachte ſehr lebhaften Flugbetrieb.
Bei herlichem Sommerweter wehte ein kräftiger Südwind, der
die Sportleitung abermals zur Ausſchreibung eines Tagespreiſes
für die größte Flugdauer auf einem Fluge für die Piloten des
Uebungswettbewerbes veranlaßte. Für den Leiſtungswettbewerb
war ein Sonderpreis für die Umrundung der der Waſſerkuppe
ſüd=
lich vorgelagerten Eube ausgeſchrieben worden. Die Beteiligung
der einzelnen Flugzeuge um die ausgeſetzten Prämien war
über=
aus rege. Allein im Uebungswettbewerb brachte der geſtrige Tag
52 Starts, wobei im allgemeinen Zeiten von 20 Minuten bis
Stunde erreicht wurden. Beſonders hervorzuheben ſind die
Flüge von Teichmann auf der Berliner Maſchine „Offermann”
mit 1 Stunde 27 Minuten, der Flug Künzer von der Akaflieg
Stuttgart auf „Stuttgart” mit 1 Stunde 22 Minuten und ein
Flug von Schlichting auf der „Ludwigshafen” des Badiſch=
Pfäl=
ziſchen Luftfahrt=Vereins in Mannheim mit 1 Stunde 1 Minute.
Dieſen Piloten wurde auch die ausgeſchriebene Tagesprämie für
die längſte Flugdauer zuerkannt.
Im Leiſtungswettbewerb ſtarteten 7 Flugzeuge um den
aus=
geſchriebenen Tagespreis, deſſen Erfüllung deswegen mit
ziem=
lichen Schwierigkeiten verbunden iſt, weil auf dem Fluge größere
Strecken zu überfliegen ſind, an denen Abwind herrſcht, ſo daß
deren Ueberfliegung mit Höhenverluſt verbunden iſt.
Nichtsdeſto=
trotz iſt es dem Piloten Hirth auf „Muſterle” und Hemmer auf
Heil und Sieg” gelungen, den Bedingungen gerecht zu werden.
Intereſſant iſt hierbei beſonders der Flug von Hirth, der für die
Durchführung die Ueberlegung anſtellte, daß mit dem Höchſtſtand
der Sonne die ſtärkſte Erwärmung der Eube ſtattfinden muß, die
ihrerſeits wieder thermiſche Aufwinde zur Folge hat. Dieſer
Flug beweiſt wiederum, daß das Segelfliegen nicht nur eine rein
gefühlsmäßige Angelegenheit iſt, ſondern daß enges
Verbunden=
ſein von fliegeriſchem Können und Vertrautſein mit den
meteo=
rologiſchen Bedingungen des Segelfluges den Erfolg bedingt.
Hemmer und Hirth erhielten für ihre Flüge nach der Eube und
zurück zur Waſſerkuppe die für den vergangenen Tag
ausgeſchrie=
benen Tagespreiſe.
Im Wettbewerb für die Leiſtungsflieger wurden am 2.
Wett=
bewerbstage 17 Flüge ausgeführt, ſo daß insgeſamt 69
Wett=
bewerbsflüge an dieſem Tage zu verzeichnen ſind. Die
Geſamt=
zahl der in dieſem Wettbewerb bereits ausgeführten Flüge iſt
da=
mit auf 109 geſtiegen, von denen 73 auf den Uebungs= und 36 auf
den Leiſtungswettbewerb entfallen. Mit dieſer recht erheblichen
Anzahl von Flügen iſt bereits die Hälfte der im vergangenen
Wettbewerb ausgeführten Starts überſchritten. Der Wettbewerb
1930 konnte insgeſamt 200 Flüge verzeichnen.
Das ausgezeichnete ſchöne Wetter hat Scharen von Zuſchauern
auf die Waſſerkuppe gelockt, die bei dem Großflugbetrieb voll
auf ihre Koſten kamen.
Von den gemeldeten 59 Flugzeugen ſind bis geſtern
einſchließ=
lich 39 Flugzeuge erſchienen und haben ihre Probeflüge vor der
Techniſchen Kommiſſion des Rhön=Segelflug=Wettbewerbes
aus=
geführt. Zu erwähnen iſt noch das ſchwanzloſe Flugzeuge des
Magdeburger Segelflug= und Modellſportvereins, das einige
wohlgelungene Verſuchsflüge durchführen konnte. Erſtaunlich iſt
bei dieſem Flugzeug der außerordentlich günſtige Gleitwinkel,
wo=
durch bei einem Start in flachem Gelände eine Flugſtrecke von
einem Kilometer erreicht werden konnte.
Der 24. Juli bringt bei wunderſchönem Wetter und ſchwachem
Südwind nicht den erforderlichen Aufwind, ſo daß der Flugbetrieb
ziemlich ruht. Es wurden in den Morgenſtunden lediglich einige
Flüge von 30—40 Minuten Dauer ausgeführt. Die Sportleitung
hat für den Uebungswettbewerb einen Sonderpreis für die längſte
Flugdauer auf einem Fluge, mindeſtens aber 1 Stunde, ſowie für
den Leiſtungswettbewerb eine Prämie für einen Streckenflug von
mindeſtens 20 Kilometern ausgeſchrieben. Die ungünſtigen Wind=
verhältniſſe werden aber wohl kaum die Durchführung größerer
Flüge ermöglichen, ſo daß der 3. Wettbewerbstag den Piloten
nach dem lebhaften Flugbetrieb des vergangenen Tages die
wohl=
verdiente Ruhe bringt.
Die wiederum ſcharenweiſe erſchienenen Beſucher der
Waſſer=
kuppe hatten aber trotz des ruhigen Betriebes den ſchönen Anblick
einiger eleganter Segelflüge Kronfelds, Groenhoffs und Hirths.
A. K.
Neue Glanzleiſtungen der Rhön=
Segelflieger.
Groenhoff fliegk 220 Kilomeker, Hirth 180 Kilomeker.
Groenhoffs Streckenrekord von 165 Kilomeker aus
dem Vorjahre um 15 bzw. 55 Kilomeker überboken.
Waſſerkuppe, 25. Juli.
Der 4 Wettbewerbstag brachte trotz anfangs ſchlechten
Wind=
verhältniſſen in den Abendſtunden einen erheblichen Flugbetrieb,
wie ihn die Waſſerkuppe noch nie geſehen hatte. Von der
Wetter=
beratung des Wettbewerbes war für die Abendſtunden der
Durch=
zug einer Front vorausgeſagt worden, der tatſächlich auch gegen
5 Uhr erfolgte. In kurzer Zeit, innerhalb 7 Minuten ſtarteten
12 Flugzeuge dem herannahenden Gewitter entgegen. Bei heftig
wehendem Winde ſtiegen die Flugzeuge ſchnell und zogen in
wun=
dervollem Geſchwaderflug der aufziehenden ſchwarzen
Gewitter=
wand entgegen. Dann ſetzte heftiger Regen und Nebel ein. Nach
deſſen Vorüberzug, nach etwa einer halben Stunde, waren die
Flieger außer Sicht. Die Maſchinen waren auf Strecke gegangen.
Vier Flugzeuge hatten den Anſchluß an die Front verpaßt und
mußten landen, während die übrigen mit dem Gewitter
davon=
gezogen waren. Langſam trafen ſpäter die verſchiedenen
Lande=
meldungen ein. Da hatten Hurtig auf „Miniſter Leuſchner” der
Heſſenflieger Darmſtadt eine Flugſtrecke von 40 Kilometern, Röhm
auf Württemberg” ebenfalls 40 Kilometer Starck auf „
Darm=
ſtadt” 25 Kilometer zurückgelegt. Bachem, Balluſcheck und
Hem=
mer mußten ebenfalls nach kurzer Zeit in einer Entfernung von
etwa 20 Kilometern landen.
Mit großer Spannung ſah man dem Eintreffen der
Nach=
richten der „Kanonen” Hirth und Groenhoff entgegen. Erſt ſpät
abends traf Hirths Landemeldung ein, wonach dieſer
nach Halle a. d. Saale geflogen war und die Landung
bei Friedenburg vorgenommen hatte. Die
Ent=
fernung bis dorthin betrug 180 Kilometer. Eine
Stunde ſpäter traf auch Groenhoffs Meldung ein, der noch
weiter gekommen war und Magdeburg erreicht hatte. Er
landete bei Dunkelheit bei Meizendorf 10 Kilometer
nordweſtlich von Magdeburg, mit einer Flugſtrecke von über 220
Kilometern. Mit dieſen beiden letzten Flügen ſind die
Bedin=
gungen des Streckenſegelflugpreiſes erfüllt,
der eine Flugſtrecke von mindeſtens 100
Kilo=
metern erfordert. Die Preisſumme hierfür beträgt 3000
Mark und wird im Verhältnis der erreichten Flugſtrecke
zuer=
kannt. Groenhoff und Hirth ſind ſomit die erſten Anwärter auf
dieſen höchſten Preis im Segelwettbewerb. Mit dieſen beiden
Flügen wurde der Streckenrekord Groenhoffs von
165 Kilometern aus dem Vorjahre um 15 bzw. 55
Kilometer überboten und ein neuer Rhön=
Streckenrekord aufgeſtellt, den nunmehr
eben=
falls Groenhoff, der Inhaber des
Segelflug=
ſtreckenweltrekords hält. Ueber die Flüge wird nach
Rückkehr der Piloten noch Näheres berichtet werden. A. K.
Skarkerliſte für die Rennen in Erbach.
1. Nennen: „Preis vom Mümlingtal” (ldw. Flachrennen — nichtoffen).
Siegausſichten: Irma, Lux, Erika.
2. Nennen: „Hefſenpreis=Flachrennen” (Vollblutrennen, 1800 Meter
Flachbahn).
Teilnehmer
Stall Buchmüllers Duſche
Stall Barghans Trumber
J. Hauks God boy
Stall Beckers Senora
Stall Fleckſteins Minos
J. Bruſts Roſa
Stall Ferraras Adelbert
Stall Hills Pax
Stall Münchs Prinzeſſin
Frau Rebſamens Irrfee
P. Böhms Sanna Anna
Siegausſichten: Trumber, Adelbert, Senora,
3. Rennen: „Graf=Eberhardt=Erinnerungs=Jagdrennen” Für Offiziere
und Herrenreiter. (3000 Meter Hindernisbahn.)
Teilnehmer
Gew. (Kilo) Reiter
P. Fiſchers Schmetterling
Beſitzer
Stall Ferraras Käte
Baron v. Drachenfels
desſelben Morgenröte
Stall Münchs Ehrentraut
v. Mosner
Stall Beckers Herta
Dr. Dencker
desſelben Marſchall
Oberleutnant Walther
A. Feudners Ausreißer
Dr. Denker
Beckers Biene
Ltnt. d. Reſ. Klingelhöfer
Oberleutnant Nelkes Die=Da
Beſitzer
Beſitzer
Erbgraf zu Erbachs Jenny Lind
Stall Buchmüllers Nuntius
73 Pol.=Oberltnt. Spatz
Siegausſichten: Stall Ferrara, Stall Becker und Die=Da.
Preiswerte Speiſen und Getränke bei anerkannt guter Küche im (11082b
Städtiſchen Ratskeller und in der Saalbau=Gaſtſtätte
Stammeſſen zu Mk. 1.10, 1.30 u. 1.60; im Abonnement 10% Ermäßigung
Union=Theater.
Der neue René Clair „Le Million”.
Wir haben über dieſes neue Film=Meiſterwerk, das einen
ganz eigenen Stil des leicht geſpielten liebenswürdigen Luſtſpiels
darſtellt, bereits geſtern nach einer Probeaufführung eingehend
berichtet. Die nunmehrigen, auch tonlich hervorragend
eingeſtell=
ten erſten Aufführungen beſtätigen das geſtern Konſtatierte, daß
es ſich hier um einen Tonfilm handelt, der feine Kunſt gibt und
der „Unter den Dächern von Paris” noch weit in den Schatten
ſtellt. Die Beſucher ſind reſtlos begeiſtert auch ob der Reichhaltigkeit
der Bilder und Szenen, die in ſeltener Fülle und Schönheit noch
intereſſante Blicke öffnen hinter die Kuliſſen der Bühne und des
Balletts. Sie geben hier auch eine ſehr feine Perſiflage auf die
große Oper in franzöſiſcher Auffaſſung. — Bis ins Letzte künſtleriſch
gemeiſtert iſt die Darſtellung. Da iſt auch nicht eine Fehlbeſetzung,
und die Regie René Clairs hält das Enſemble in vorbildlicher
Diſziplin zuſammen, ſo daß eine flotte, bewundernswert
geſchloſ=
ſene Aufführung herauskommt.
Im Beiprogramm, das diesmal (nach langer Pauſe!)
eben=
falls wieder einigermaßen Niveau hat, läuft u. a. ein neuer, ganz
entzückender Selly=Micky=Film „Winter” von hinreißen=
77
der Komik.
— Im Union=Theater läuft heute und folgende Tage René
Clairs neueſtes Meiſterwerk. Die Million”, René Clair war
auch der Schöpfer des unvergeßlichen Films „Unter den Dächern
von Paris‟. Die Handlung iſt — wie „Unter den Dächern von
Paris — ſo leicht faßlich daß die fremde Sprache nirgends ſtört,
zumal durch deutſche Erklärungen für das Verſtändnis des
Ge=
ſchehens geſorgt wird. Im tönenden Beiprogramm ſieht man den
neueſten Silly=Micky=Film. „Winter”, ſowie den Kulturtonfilm
„Der moderne Tiergarten". Jugendliche haben Zutritt.
— In den Palaſt=Lichtſpielen läuft ab heute im
Doppelpro=
gramm „Die Todesklippe” mit Fred Thomſon, dem kühnen
Prä=
riereiter mit ſeinem Schimmelhengſt Silver King, ferner der
Abenteurerfilm „Die Piraten vom gelben Fluß”,
4. Rennen: „Preis der Stadt Erbach”, (Vollblut=Jagdrennen, 3200
Meter Hindernisbahn.)
Teilnehmer
Gew. (Kilo) Reiter
Stall Buchmüllers Duſche
63 Bode
K. Kreters Teddy=Bear
75½
K
G. Volls Enthuſiaſt
Novak
Leutnant Sachenbachers Hausvogt 72 Beſitzer
Stall Fleckenſteins Minos
Dr. Denker
Birghans Trumber
Beſitzer
Stall Buchmüllers Nuntius
66
A. Beer
63 Novak
Frau Rebſamens Irrfee
Siegausſichten: Enthuſiaſt, Duſche, Minos.
5. Rennen: „Odenwald=Flachrennen”. (Halbblutrennen, 1600 Meter
Flachbahn.)
Teilnehmer
Gew. (Kilo) Reiter
P. Fiſchers Schmetterling
Stall Beckers Herta
desſelben Marſchall
Birghans Perlenkönig
Stall Scherers Dornenroſe
Stall Ferraras Morgenröte
J. Hauks Dompfaff
Stall Münchs Ehrentraut
Oberleutnant Nelkes Waldfee
Beſitzer
desſelben Mondſchein
½ X
Siegausſichten: Stall Becker, Stall Ferrara, Waldfee.
6. Nennen: „Eulbacher Markt=Hürdenrennen”. (2800 Meter Hüdenbahn.)
Teilnehmer
Gew. (Kilo) Reiter
Stall Beckers Senora
2
Heinle
Birghans Trumber
Beſitzer
Buchmüllers Nuntius
67½ Bode
Buchmüllers Nonne
Bode
Ferraras Adelbert
Dornberger
Fleckenſteins Minos
Dr. Denker
Hills Pax
Beer
P. Fiſchers Schmetterling
Beſitzer
Böhms Sanna Anna
67
Beſitzer
Münchs Ehrentraut
Beſitzer
Leutnant Sachenbachers Hausvogt 70
Beſitzer
Siegausſichten: Nonne, Trumber, Senora,
7. Rennen: „Amazonen=Rennen” (1200 Meter Flachbahn. —
Nachmel=
dungen zuläſſig!)
Teilnehmer
Gew. (Kilo) Reiter
Erbgraf Erbachs Erlkönig
Frl. Perske=Berlin
A. Feudners Ausreißer
66 Frl. v. Schmidt=Pauly,
A. Scherers Dornenroſe
F. Beckers Biene
Stall Münchs Bergfinr
66
8
Berlin
Frl. Kreutzer, Schloß
Saaleck
Frl. Jgnazek, Haßloch
Frl. Hinſch, Bremen
Siegausſichten: Bergfink, Erlkönig, Dornenroſe.
Die Zug=Verbindungen am Sonntag nach Erbach: Für
Beſucher des Handballſpiels (Beginn) 10 Uhr: ab Darmſtadt=Oſt 7.23
oder 7.59 Uhr; an Erbach 8.53 Uhr oder 9.25 Uhr. Renn=Zug: ab
Darmſtadt Oſt 11.18 Uhr; an Erbach 1 Uhr. Züge für die Rückfahrt:
Erbach ab 17.19 Uhr, 19.26 Uhr, 19.38 Uhr, 20.51 Uhr.
— Billige Reiſen. In der heutigen Ausgabe gibt das
Reiſe=
büro S. Halm in Mainz ſeine verſchiedenen Veranſtaltungen für
dieſe Woche bekannt. Außer den allgemein beliebten
Omnibus=
fahrten ins Nahetal und nach Rüdesheim verkehren für das
Rheinreiſebüro ab Mainz noch mehrere verbilligte Schiffe.
Nähe=
res ſiehe Anzeige. Der Kartenverkauf hat bereits begonnen.
Tageskalender für Sonntag, den 26. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, 20 Uhr: „Politik” — Orpheum, 20.30 Uhr: „Helene
kann doch nichts dafür”. — Konzerte: Zur Oper,
Schloß=
keller, Datterich, Sportplatz=Reſt. am Böllenfalltor,
Herrngar=
tenkaffee, Wienerkronenbräukeller, Rummelbräu. Theater=Reſt.,
Hotel=Reſt. Poſt, Schuls Felſenkeller; Ludwigshöhe, nachmitt.
4 Uhr. — Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und
Palaſt=Lichtſpiele.
D 2r4
Nummer 205
Seite 6
Sonntag, den 26. Juli 1931
der Turnhalle wurde am Samstag abend das 25jährige Jubelfeſt
der hieſigen Ortskapelle durch eine akademiſche Feier eröffnet.
Als die Orcheſtervereinigung mit dem Marſch „Unter dem
Ster=
nenbanner” die Feier einleitete, war der Saal bis auf den letzten auch ſofort die Erntearbeiten, ihren Anfang genommen. Der
Platz von Vertretern der Ortsvereine und den geladenen Gäſten
gefüllt, die begeiſtert den feſtlichen Klängen lauſchten. Nach einer
kurzen Begrüßung der Gäſte durch Herrn Anthes jun. ergriff Herr
Rektor Haſſenzahl, der durch zwanzigjährige freundſchaftliche
Banden mit der Kapelle Anthes verknüpft iſt, das Wort zu der
Feſtanſprache. Er legte in begeiſterten Worten die Bedeutung der
Kapelle für das muſikaliſche Leben unſeres Ortes dar, die unter
dem Vorbilde und der Leitung ihres Gründers, Herrn Philipp
Anthes, es zu recht beachtlichen Leiſtungen gebracht hat.
Ins=
beſondere hob er deſſen goldenen Humor hervor, der zuſammen
mit demjenigen des Bläſerpaares. Herrn Jakob Waldmann und
Friedrich Schäfer, manche frohe Stunde im Kreiſe der Kapelle
brachte. Ein kurzer Ueberblick über die Geſchichte der Kapelle
zeigte, daß allein die Tatkraft ihrer Gründer und die Liebe zur
Muſik, die ſie alle beſeelte, zu dem machte, was ſie heute iſt. Zum
Dank für ihre Mitarbeit wurde den Gründern Herrn Philipp
Anthes Herrn Friedrich Schäfer Herrn Jakob Waldmann, Herrn
Heinrich Hübner, Herrn Karl Kiſſel, Herrn Ludwig Kilian und
Herrn Konrad Becker, letzterer war beſonders zu dem Feſt von
Fürth in Bayern herbeigeeilt. Ehrenurkunden überreicht.
Zahl=
reiche eingelaufene Glückwunſchſchreiben von den Vereinen, der
Gemeinde und von Einzelperſonen zeugen von der Beliebtheit
der Kapelle. Herr Rektor Haſſenzahl dankte beſonders für die
freundliche Mitwirkung bei den Feſtlichkeiten der Volksſchule.
Geſangsvorträge des Geſangvereins „Frohſinn” und feſtliche
Klänge der Orcheſtervereinigung, deren Entwicklung eng
ver=
knüpft iſt mit der Kapelle Anthes, ſorgten für einen feierlichen
Verlauf der akademiſchen Feier. Hervorzuheben aus dem
reich=
haltigen Progxamm, ohne die anderen Darbietungen
zurückzu=
ſetzen, iſt das Zitherſolo des Vaters der Kapelle, Herrn Philipp
Anthes, der zeigte, daß er auch heute noch über außerordentliche
muſikaliſche Begabung verfügt. Nach dieſem Auftakt verſpricht
die morgige Feier im Gaſthaus „Zum Löwen” ein
außergewöhn=
liches muſikaliſches Ereignis zu werden, zumal die Kapelle,
ver=
ſtärkt durch die Kapelle Ettling=Erzhauſen, deſſen Leiter ein
dank=
barer Schüler des Leiters der hieſigen Kapelle iſt, und des
Muſik=
vereins, Harmonie‟ Darmſtadt, in einer Stärke von 50 Mann
in dem ſchattigen Garten ein Konzert geben wird.
Dg. Arheilgen, 25. Juli. Fahrraddiebſtahl. Einem
jungen Manne von hier, der dieſer Tage ſein Fahrrad vor dem
Gaſthaus „Zur Linde” abgeſtellt hatte, wurde dasſelbe geſtohlen.
Es beſteht die Vermutung, daß das Fahrrad von einem
Hand=
werksburſchen mitgenommen wurde. — Beſuch. Am Sonntag
werden die Geſangvereine „Sängerbund” Meſſel und „Teutonia”
Darmſtadt, die beide unter Leitung von Herrn Ormann=
Darm=
ſtadt ſtehen, unſerem Orte einen Beſuch abſtatten. Im Gaſthaus
„Zum weißen Schwanen” wird Einkehr gehalten, wo gemütliches
Beiſammenſein bei muſikaliſchen und geſanglichen Darbietungen
ſtattfinden wird. — Das Finanzamt Darmſtadt=Land hebt ſein
Konto bei der Städtiſchen Sparkaſſe Darmſtadt mit Ende dieſes
Monats auf. Es wird deshalb darauf aufmerkſam gemacht, daß
Zahlungen für das Finanzamt (Finanzkaſſe) nunmehr auf das
Konto des Finanzamts bei der Reichsbank in Darmſtadt und auf
das Poſtſcheckkonto Nr. 69 040 beim Poſtſcheckamt Frankfurt a. M.
erfolgen können. — Die Getreideernte in der hieſigen
Gemarkung hat mit dem eingetretenen ſchönen Wetter in vollem
Umfange eingeſetzt und ſämtliche Dreſchmaſchinen ſind in vollem
Betrieb. Auch haben die Dreſchmaſchinenbeſitzer die Dreſchpreiſe
herabgeſetzt, was in Anbetracht der wirtſchaftlichen Not
allent=
halben ſehr begrüßt wird. Hoffentlich hält das beſtändige Wetter
noch einige Zeit an, damit die Ernte voll und ganz eingebracht
werden kann.
J. Griesheim, 25. Juli. Erwiſchte Obſtdiebe. An einem
der letzten Abende wurden durch einen hieſigen Einwohner drei
junge Leute beobachtet, wie ſie an einem Obſtbaum in der
Rain=
gaſſe die noch unreifen Birnen abmachten. Als ſie ſich bemerkt
und erkannt ſahen, ergriffen ſie die Flucht. In der Dunkelheit
begaben ſie ſich wieder nach dem Baum und ernteten dieſen faſt
vollſtändig ab. Da ſie erkannt waren, kamen alle drei durch das
Feldſchutzperſonal zur Anzeige. — Die Marktſtandplätze für die
Vor= und Nachkirchweihe (30. und 31. Auguſt und 6. September
d. J.) werden am Freitag, den 31. Juli d. J., vormittags 11 Uhr,
auf dem Rathaus öffentlich verſteigert.
E. Eberſtadt, 24. Juli. Baulandumlegung „
Wein=
weg. Für die Grundſtücke Flur 15 Nr. 93, 93/zo, 97, 120½/o,
120/zo, 121 bis 123. 1267/o, 129 bis 131, 177 bis 185, 185½zo,
185¾o, 1862/zo, 1868/zo, 189 bis 197 ſowie Teile der Grundſtücke
Nr. 95, 96, 99 102, 124:/uo und 198 bis 205 der Gemarkung
Eber=
ſtadt iſt die Baulandumlegung beſchloſſen worden, welche die
Be=
zeichnung „Baulandumlegung Weinweg” trägt. Während der
Dauer des Umlegungsverfahrens iſt die Errichtung von baulichen
Anlagen jeder Art, ſowie der Uebergang zu einer Bewirtſchaftung
des Grundſtückes, die von der bisherigen oder gewöhnlichen Art
der Bewirtſchaftung erheblich abweicht und geeignet iſt, das
Um=
legungsverfahren zu verhindern, zu erſchweren oder zu verzögern,
in dem Umlegungsgebiet unterſagt. Im Widerſpruch mit dem
Verbot errichtete Bauten oder wirtſchaftliche Veränderungen
blei=
ben im Umlegungsverfahren unberückſichtigt. — Die Gefahr
der unbewachten Bahnübergänge. Die Zunahme der
Unfälle an unbewachten Bahnübergängen läßt es angezeigt
er=
ſcheinen, auf die ſtrafrechtlichen Folgen aufmerkſam zu machen,
die bei Nichtbeachtung der Vorſchriften beim Ueberſchreiten und
Ueberfahren von unbewachten Bahnübergängen, deren es auch in
der hieſigen Gemarkung gibt, entſtehen können. Dies gilt
insbe=
ſondere auch für die Führer von Kraftwagen und
Motorrad=
fahrer. — Aerztlicher Sonntagsdienſt. Den ärztlichen
Sonntagsdienſt verſieht am Sonntag, den 26. Juli, Dr. med. Zutz.
An ihn wende man ſich, wenn der Hausarzt nicht erreichbar iſt.
E Eberſtadt, 25. Juli. Naturpfad=Exkurſion. Der
Verſchönerungs= und Verkehrsverein Eberſtadt veranſtaltet, am
Sonntag, den 2. Auguſt, eine erſte heimatkundliche Exkurſion im
Gebiet des Naturpfades unter Führung von Lehrer Franz
Kal=
lenbach=Darmſtadt. Treffpunkt 11 Uhr Felſenkeller.
Ruckſack=
verpflegung. Teilnahme koſtenlos. Vorherige Anmeldung an den
Vorſitzenden des Vereins, Philipp Eyſenbach. — Hohes
Al=
ter. Am Montag, den 27. Juli, feiert die Witwe Florig,
wohnhaft Ludwigſtraße, ihren 89. Geburtstag.
N Eberſtadt, 25. Juli. Verſchiebung der Gewerbeſchau.
In einer geſtern abend im Saale „Zum Darmſtädter Hof” (Laun)
ſtatt=
gefundenen Verſammlung des Ortsgewerbevereins und der
Handwverker=
vereinigung wurde beſchloſſen, die Gewerbeſchau, für deren Abhaltung
man die Tage vom 8.—11. Auguſt vorgeſehen hatte, auf einen ſpäteren
Zeitpunkt zu verſchieben. Maßgebend für dieſen Beſchluß war die wenig
erfreuliche Entwicklung der Verhältniſſe, bei deren vorausſichtlicher
Fort=
dauer man ſich den urſprünglich erhofften Nutzen für das ortsanſäſſige
Handwerk und insbeſondere für die Ausſteller glaubte nicht verſprechen
zu können. Die meiſten derjenigen, die ſich als Ausſteller gemeldet
hat=
ten, ſprachen ſich daher für eine Verſchiebung der Gewerbeſchau aus. Die
bisher tätig geweſenen Ausſchüſſe bleiben beſtehen und werden ihre
Arbeit wieder aufnehmen, ſobald ſich ein günſtigerer Zeitpunkt für
die Veranſtaltung der Schau bieten wird. Der Berufsſtand der
Schrei=
ner und Glaſer, deſſen Vertreter, ſoweit ſie anweſend waren, ſich für
die Abhaltung der Gewerbeſchau zu dem in Ausſicht genommen
ge=
weſenen Zeitpunkt einſetzten, wollen in einer Beſprechung innerhalb
ihres Berufszweiges zu der Frage Stellung nehmen, ob ſie nicht in der
Zeit vom 8—11. Auguſt eine Schau ihrer Erzeugniſſe ſelbſtändig
durch=
führen werden.
F Nieder=Beerbach, 25. Juli. Turnhallen=
Ein=
weihung. Der Turnverein Nieder=Beerbach e. V. hat auf
ſei=
nem neuerworbenen Turn= und Sportplatz aus dem Material
einer vom Reichsfiskus angekauften Lazarettbaracke eine
ſtatt=
liche Turnhalle errichtet, die am 1. und 2. Auguſt d. J.
ihrer Beſtimmung übergeben werden ſoll. Damit geht ein längſt
erſehnter Wunſch der Mitglieder, ein eigenes Heim zu beſitzen,
in Erfüllung. Die Halle wurde im Vorjahre, auf dem
Gries=
heimer Sand abgebrochen und im Frühjahr dieſes Jahres begann
der Aufbau, der größtenteils durch Mitglieder des Turnvereins
in opferfreudiger Weiſe bewerkſtelligt wurde. Aus dem
vorhan=
denen Material ſind in Anlehnung an die frühere Konſtruktion
und in zweckentſprechender Anordnung Räumlichkeiten
entſtan=
den, die auch für größere Anſprüche hinreichend ſind. Die Halle
faßt neben einer ſchönen Wohnung einen großen Turnſaal und
eine geräumige Bühne mit Neben= und Erdgeſchoßräumen. Es
verlohnt ſich, dieſe Halle einmal zu beſichtigen, um ſich zu
über=
zeugen, daß man auch mit knappen Mitteln eine Turnſtätte zu
errichten vermag, wenn ſich — wie hier — das Wort
bewahrhei=
tet: „Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit.”
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 25. Juli. Als Fleiſchbeſchauer hat
dieſer Tage Karl Seeger von hier nach kreisamtlicher Verpflichtung
ſei=
nen Dienſt angetreten. Seeger iſt gleichzeitig Trichinenſchauer für Hahn
und Eich.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 25. Juli. Fluchtlinienänderung.
Der durch das Miniſterium genehmigte Fluchtlinienänderungsplan
Dd. Arheilgen, 25. Juli. In dem feſtlich geſchmückten Saal in dem Bauquartier der oberen Bahnhofsſtraße (vor dem
Gaſt=
haus „Zur Poſt) liegt von Montag, den 27. Juli d. J. an zwei
Wochen lang zur Einſichtnahme auf dem Rathaus offen. —
Erntebeginn. Mit dem Einſetzen beſſerer Witterung haben
Roggen= und Gerſteſchnitt iſt vollauf im Gange. Soweit bis jetzt
zu ermitteln war, dürfte mit einem guten Ertrag zu rechnen ſein.
G. Ober=Ramſtadt, 25. Juli. Ernte. Die Erntearbeiten
haben nun auch in unſerer Gemarkung in vollem Umfange
ein=
geſetzt und die Dreſchmaſchinen ihren Betrieb aufgenommen.
Möge nun ſchönes Wetter die Vorausſetzungen für einen
gün=
ſtigen Fortſchritt der Ernte ſchaffen. — Die Sommerferien der
Schulkinder hauben heute begonnen und dauern drei Wochen. —
Ruhebänke. Der Tätigkeit des Verkehrs= und
Verſchönerungs=
vereins iſt es zu danken, daß in der letzten Zeit, neben mehreren
Bänken im Ort, auch eine ganze Anzahl bequemer Ruhebänke an
beſonders ausſichtsreichen Punkten der Gemarkung, insbeſondere
in unſeren ſchönen Wäldern, Aufſtellung gefunden haben, die ſich
einer recht ausgiebigen Benutzung erfreuen. Wenn Wanderer
nun Ruhe und Erholung in unſeren ſchönen Waldungen ſuchen,
dann finden ſie an faſt allen, eine beſondere Ausſicht bietenden
Stellen dieſe Bänke, die zu angenehmer Raſt einladen. —
Säug=
lingsfürſorge. Am Montag, den 27. Juli, nachmittags von
2—3 Uhr, findet im Zimmer 18 des Rathauſes die übliche
Säug=
lingsberatungsſtunde ſtatt.
f. Roßdorf, 25. Juli. Beigeordnetenwahl. Nach einer
Be=
kauntmachung des Gemeindewahlkommiſſars ſind Wahlvorſchläge für die
am 16. Augu” d. J. ſtattfindende Beigeordnetenwahl bis ſpäteſtens 5.
Auguſt einzureichen. Bei Einreichung nur eines Wahlvorſchlages findet
eine Wahl überhaupt nicht ſtatt, es gilt alsdann der Vorgeſchlagene k. H.
als gewählt. Werden aber zwei odev mehrere Wahlvorſchläge
einge=
reicht, dann findet das Wahlverfahren ſtatt. Die Wählerliſte liegt in
der Zeit vom 31. Juli bis 6. Auguſt zur Einſicht auf der Bürgermeiſterei
offen, und zwar werktags während der Dienſtſtunden und Sonntags von
8—19 Uhr. Bis jetzt ſteht über die Kandidatenfrage noch nichts
endgil=
tiges feſt. Wohl als ſicher anzunehmen iſt, daß der derzeitige
Beigeord=
nete Nicolay eine Wiederwahl annimmt. Ob er Gegenkandidaten erhält,
dürfte die nächſte Zeit lehren. — Sommerferien. Die
Sommer=
ſchulferien beginnen hier am 25. Juli und dauern drei Wochen. Der
Unterricht wird alſo am Montag den 17. Auguſt, wieder aufgenommen.
Cg. Reinheim, 24. Juli. Amtseinführungdes neuen
Bürgermeiſters. Zu dieſem Zwecke war für den geſtrigen
Abend eine öffentliche Gemeinderatsſitzung anberaumt worden,
zu der ſämtliche Gemeinderäte, Herr Kreisdirektor Hemmerde und
der neue Bürgermeiſter unſeres Städtchens, Herr Dr. Goebel,
an=
weſend waren. Gemeinderat Schuchmann begrüßte in dem
feſtlich ausgeſchmückten Sitzungsſaal zunächſt Herrn Kreisdirektor
Hemmerde und den neuen Bürgermeiſter. Anſchließend nahm Herr
Kreisdirektor Hemmerde das Wort und ſprach längere Zeit über
die Aufgaben des Bürgermeiſters im allgemeinen: er ſei einmal
Staatsbeamter, als ſolcher ausführendes Organ der
Staatsbe=
hörde. Leiter der Ortspolizei und als Kommunalbeamter
verant=
wortlicher Leiter der geſamten Gemeindeverwaltung, ging auf die
infolge der jetzigen Verhältniſſe ſchweren Aufgaben und Sorgen
ein und verſprach dem jungen Bürgermeiſter Wohlwollen und
Unterſtützung. Darauf beantwortete Dr. Goebel die ihm
vor=
geſprochene Eidesformel mit ſeinem Schwur und hatte in dieſem
Augenblick der Außenwelt gegenüber das Gelöbnis abgelegt, ſei
es noch ſo ſchwer, für ſeine Ortskinder zu ſorgen und einzuſtehen.
Damit war der amtliche Akt vollzogen und Herr Dr. Goebel auch
durch die vorgeſetzte Behörde in ſein Amt eingeführt. Anſchließend
hieß Apotheker Scriba den neuen Bürgermeiſter im Gemeinderat
willkommen und verſprach die Unterſtützung durch letzteren.
Da=
nach gedachte Redner des verſtorbenen Bürgermeiſters Buxmann,
die Anweſenden erhoben ſich zum Gedenken von den Sitzen. Im
Sitzungsſaale iſt das Bild von Bürgermeiſter Buxmann
ange=
bracht, worauf Buxmann die Amtskette trägt. Die Einführung,
der Akt als ſolcher war äußerſt feierlich und begaben ſich nach
Be=
endigung desſelben in ſeltener Einmütigkeit, Herr Kreisdirektor
Hemmerde, der neue Bürgermeiſter Dr. Goebel und ſämtliche Räte
der Gemeinde (außer dem Mitglied der K.P.D) ins Gaſthaus zur
Spitze, wo die Genannten Gedanken austauſchend wie üblich noch
einige Zeit zuſammenblieben. Herr Dr. Goebel trat heute früh.
bereits ſeinen Dienſt an und fand, von unbekannten Händen
ge=
tätigt, ſein Amtszimmer in reichem Blumenſchmuck vor. Mögen
ihm dieſe lieben Grüße in Erinnerung und Stütze bleiben, ſchwere
Stunden zu überwinden und nicht zu vergeſſen, daß ihm auch die
Spender dann helfend und fördernd zur Seite ſtehen wollen.
(Dieſen Wünſchen ſchließt ſich die Redaktion an.)
* Semd, 25. Juli. Ein Trauerfall, wie er ſelten eine
ganze Gemeinde trifft. Ganz unerwartet wurde am Montag der
Weißbindermeiſter und Beigeordnete Adam Georg 10. durch einen
Schlaganfall aus dem Kreis ſeiner Familie geriſſen. Faſt aufder
Arbeitsſtelle ereilte ihn der Tod. Mit ihm verliert insbeſondere
der Turnverein ſeinen erſten Vorſitzenden, der dem Verein ſein
ganzes Können und jede freie Minute zur Verfügung ſtellte. Ihm
allein verdankt der Verein ſeine hohe Blüte. Der Verſtorbene
war aber nicht nur Turner, ſondern auch ein eifriger Sänger,
und durch ſein allzeit ſonniges und frohes Gemüt für die übrigen
Sänger ein leuchtends Vorbild. Er wurde vor Jahresfriſt mit
überwiegender Mehrheit zum Beigeordneten der Gemeinde Semd
gewählt. Nun ſteht die ganze Gemeinde trauernd an ſeinem
Grabe. Die vielfachen Ehrungen zeigten ſo recht ſeine
Beliebt=
heit. Turnerbrüder trugen ihn unter den Trauerklängen der
Kapelle zur letzten Ruhe. Die Sangesbrüder ehrten ihn durch
Trauerchöre. Gemeinde, Vereine, die Innung und die
Schul=
kameraden legten zur letzten Ehrung Kränze nieder.
R. Pfaffen=Beerfurth i. Odw., 25. Juli. Fremdenbeſuch.
Unſer Oertchen iſt dieſes Jahr ſehr ſtark von Kurgäſten beſucht. Dies
iſt lediglich auf unſere ſchöne, waldreiche Gegend und gute Verpflegung
zurückzuführen. — Es wurden auf den umliegenden Höhen Bänke
auf=
geſtellt und ein ſchöner Kurgarten eingerichtet. Im nächſten Jahr ſoll
mit der Errichtung eines Schwimmbades begonnen werden und hat man
ein beſtimmtes Gelände hierfür ſchon ausgeſucht. — Es iſt ſehr
erfreu=
lich, daß ſich die einzelnen Gemeindeglieder ſolche Mühe geben und
rech=
net man gerade mit der Errichtung eines Schwimmbades auf einen noch
höheren Aufſchwung des Fremdenverkehrs — Heute begannen die
Som=
merferien unſerer Volksſchule. Dieſelben dauern 3 Wochen, bis zum 17.
Auguſt. — Die Ernte iſt in vollem Gange. Das Wetter iſt ſehr günſtig,
und kann man bei weiter beſtändig bleibendem Wetter mit einer
reich=
lichen Einfuhr rechnen.
Dh. Unter=Oſtern i. Odw. 24. Juli. Die Kornernte hat
be=
gonnen, füllt aber in dieſem Jahre nicht gut aus. In der Blütezeit
regnete es, und man ſieht jetzt die Aehren zum Teil bloß halb gefüllt.
Hafer und Gerſte ſtehen dagegen ſehr gut und in dieſen Getreidearten
iſt ein Rekord zu verzeichnen, wenn es nicht die Ungunſt der Witterung
will, daß es geerntet werden kann. Das Obſt hat ſich durch den lang
anhaltenden Regen gut entwickelt, und es wird in unſerer Gegend eine
Vollernte geben. Gewiß eine ſchöne Einnahme für die notleidende
Land=
wirtſchaft. Die Ernteferien beginnen nun am 25. Juli und enden am
15. Auguſt. Das Landwirtſchaftsamt zu Reichelsheim beabſichtigt, der
Landwirtſchaftsſchule daſelbſt auch einen Unterricht für Mädchen
anzu=
gliedern. Eine Rundfrage in den Gemeinden zu dieſem Zweck hatte ein
volles Ergebnis, zumal das Schulgeld bloß 30 Mark koſtet. Die
Mäd=
chen können alle nach dem Unterricht noch nach Hauſe fahren, und den
Jandwirten iſt ſomit für ihre Töchter eine billige Ausbildung
gewähr=
leiſtet.
Cd. Michelſtadt, 25. Juli. Nachtübung der
Feuer=
wehr. Die für den Monat Juli angeſetzte Nachtübung der
Frei=
willigen Feuerwehr Michelſtadt fand geſtern ſtatt. Der Alarm
erfolgte gegen 10 Uhr, und waren als Brandobjekt die Anweſen
Weyrich bis Eckart in der Neutorſtraße auserſehen. Wir wollen
uns abſolut keine Kritik erlauben, aber die Sache klappte nicht
ſo, wie man dies ſonſt von der Freiwilligen Feuerwehr
Michel=
ſtadt gewohnt iſt. Die Wehr war in einer Stärke von zirka 90
Mann angetreten auch die Freiwillige Sanitätskolonne vom
Roten Kreuz, Michelſtadt, beteiligte ſich an der Uebung —
Ber=
liner Mozart=Chor in Michelſtadt. Am kommenden
Montag abend gibt der Berliner Mozart=Chor mit zirka 100
ju=
gendlichen Sängern im „Städt. Saalbau” ein Konzert. Der Chor
befindet ſich ſeit 1. Juli auf einer größeren Konzertreiſe, die den
Berliner Kindern einen längeren Aufenthalt fern des
Großſtadt=
betriebes ermöglichen ſoll.
m. Beerfelden, 25. Juli. Nachahmenswert. Dieſer Tage ſah
ein hieſiger Einwohner abends vor ſeinem Fenſter einen großen Vogel
ſitzen, der einen ſehr erſchöpften Eindruck machte. Das Tierchen ließ ſich
auch willig anfaſſen und ins Zimmer bringen. Es war eine Brieftaube
mit Nummerring verſehen. Ein auf dem Gebiet bewanderter Herr ſtellte
feſt, daß die Taube mittags in Budapeſt freigelaſſen wurde und ſich
wahrſcheinlich verflogen hatte. Das Tierchen erholte ſich bei guter Pflege,
und der Beſitzer in Waſſerailfingen in Württemberg erhielt Nachricht.
Der telegraphiſchen Bitte, die Taube per Bahn zu überſenden wurde
willfahrt, und ſo dürfte dieſes im heutigen Getriebe belangloſe Ereignis
doch genannt und zur Nachahmung empfohlen ſein in punkto Tierſchutz
und Fundehrlichkeit.
Dk. Wald=Michelbach, 23. Juli. Vom Odenwaldklub.
Die am letzten Sonntag fällige Wanderung über Wahlen,
Hilters=
klingen, Moſſau nach Erbach wurde wegen dem in Erbach
ſtattge=
fundenen Wieſenmarkt und aus anderen Gründen auf den 6.
Sep=
tember verlegt. Die nach dem Wanderplan am 6. September
fällige Wanderung über Zollſtock, Lichtenklinger Hof. nach
Sie=
delsbrunn wird zu gelegener Zeit nachgeholt. — Vom
Obſt=
bauverein. Bei ſtarker Beteiligung unternahm der hieſige
Obſt= und Gartenbauverein unter Führung des Herrn
Kreisobſt=
bauinſpektors Orthmann einen Lehrausflug nach dem Limburger
Hof bei Mutterſtadt in der Pfalz. dem Verſuchsgut der J. G.
Far=
beninduſtrie. Beſonders für die Frauen war die Beſichtigung des
Verſuchsgutes ſehr lehrreich. Die Rückfahrt führte über Speier,
Schwetzingen, Heidelberg nach Hauſe. Alles in allem, für die
Teilnehmer ein intereſſanter und durch die vielen
Sehenswürdig=
keiten auch ein ſchöner Ausflug, für den dem Veranſtalter, Herrn
Orthmann, Heppenheim, Dank gebührt. — Steuerſprechtag.
Am Freitag, den 31. Juli, vormittags 8 Uhr, findet hier auf dem
Rathauſe ein Steuerſprechtag des Finanzamtes Fürth ſtatt. Die
Anmeldung hat bis Dienstag, den 28. Juli, auf dem Rathaus zu
erfolgen.
(f. Birkenau, 24. Juli. Gemeinderatsſitzung. Auf
Beanſtandung des Kreisamts hin lehnte der Gemeinderat
wie=
derum einſtimmig die Einſtellung der Schulſtellebeiträge in den
Voranſchlag 1931 ab, da es für die Gemeinde ganz unmöglich iſt,
die Mittel hierfür aufzubringen. Die außerordentlich hohen
wöchentlichen Unterſtützungsbeträge für Ausgeſteuerte haben die
Gemeinde Birkenau in eine äußerſt ſchwierige finanzielle Lage
ge=
bracht und es iſt ungewiß, woher die Mittel für die
Unterſtützungs=
aufwendungen der kommenden Wochen genommen werden ſollen.
— Der von der Kommuniſtiſchen Partei geſtellte Antrag, am
Ge=
meindehaus in der Obergaſſe neben dem Schaufenſter von Friſeur
Schmitt einen Aushängekaſten anzubringen, wurde von den
An=
tragſtellern zurückgezogen, da ſich der Vertreter des
Gewerbever=
eins Gemeinderatsmitglied Metzgermeiſter Hrch. Müller,
frei=
willig bereit erklärt, die Anbringung des Kaſtens an ſeinem
alten Hauſe Ecke Obergaſſe/Kirchgaſſe zu geſtatten — In zwei
Fällen erklärte ſich der Gemeinderat auf Anträge hin bereit, für
ſolche arbeitsloſe Mieter, die in ſonderſteuerfreien Häuſern
woh=
nen, Mietunterſtützung bis zu 50 Prozent der Miete aus
Ge=
meindemitteln zu gewähren. Die Unterſtützungsempfänger haben
hierfür als Gegenleiſtung Gemeindearbeiten auszuführen. Die
Unterſtützung wird direkt an die Hausbeſitzer bezahlt. — Die
Holz=
verſteigerung ſowie die Verſteigerung von 6 Granitſtufen wurde
genehmigt.
0. Reichenbach i. Odw., 24. Juli. Feier der 50=
Jäh=
rigen. Der Jahrgang 1881 des Kirchſpiels Reichenbach mit
Elmshauſen, Lautern, Gadernheim, Knoden und Raidelbach feierte
ſein 50jähriges Jubiläum. Von 84 ehemaligen Schulkameraden
waren noch 61 am Leben, die zum größten Teil der Einladung
Folge geleiſtet hatten. Die Jubilare kamen am Vormittag im
evangel. Gemeindehaus zuſammen und beſuchten dann gemeinſam.
den Gottesdienſt. Herr Pfarrer Scheid gedachte in ſeiner Predigt
des Jubeltages. Anſchließend fand auf dem Friedhof eine
Ge=
denkfeier ſtatt. Herr Peter Weyrauch hielt eine kurze Anſprache
und legte für die Verſtoxbenen einen Kranz nieder. Der übrige
und gemütliche Teil der Feier wurde im Gaſthaus „Zur Traube‟
abgehalten. Herr Schloſſermeiſter Peter Weyrauch begrüßte die
Erſchienenen und gab der Freude des Wiederſehens Ausdruck. Bei
Speiſe und Trank wurden Jugenderinnerungen ausgetauſcht, Herr
Pfarrer Scheid hielt eine Anſprache und Herr Karl Orth und
Frau Rektor Maier=Auerbach erfreuten durch Lied= bzw.
Gedicht=
ſvorträge.
g. Gernsheim, 24. Juli. Gemeinderatsbericht. Ueber
die Einteilung des ſüdlichen Bauquartiers waren von ſeiten des
Hochbauamts Groß=Gerau drei Vorſchläge ausgearbeitet worden.
Das Hochbauamt ſchlug vor die Annahme des Entwurfs 4 oder B.
Nach ausführlichen Ausführungen ſeitens des Bürgermeiſters, der
ſich für den Entwurf 4. entſchied, beſchloß der Gemeinderat
dem=
gemäß. Die gemeinnützige Baugenoſſenſchaft dahier beabſichtigt,
außerhalb des Ortsbauplans ein Doppelwohnhaus zu erbauen.
Da die angedeuteten Baufluchtlinien denjenigen des projektierten
Ortsbauplans entſprechen, wurde dem Geſuch zugeſtimmt.
Inner=
halb der einwöchigen Offenlegungsfriſt hatte der Gaſtwirteverein
wie auch Konditor= und Kaffeehausbeſitzer Karl Prein gegen
die ausgelegte Getränkeſteuerortsſatzung Einſprüche erhoben, die
beide aber abgelehnt worden ſind. In den neuerbauten
Wohn=
häuſern der gemeinnützigen Baugenoſſenſchaft in der Römerſtraße.
iſt die Waſſerleitung noch nicht gelegt. Die Genoſſenſchaft machte
dem Gemeinderat den Vorſchlag, das Material ſelbſt beſchaffen
zu wollen und die entſtehenden Legungskoſten zu bezahlen, auf
der anderen Seite will aber die Baugenoſſenſchaft das
abzufüh=
rende Waſſergeld ſolange ſelbſt von ihren Genoſſen einziehen, bis
die gemachten Aufwendungen vollſtändig getilgt ſind. Der
Ge=
meinderat ſtimmte dieſem Vorſchlag zu und ermächtigte die
Ver=
waltung, einen entſprechenden Vertrag abzuſchließen. Ein
hie=
ſiger Einwohner war wegen käuflicher Erwerbung des
gemeinde=
eigenen Wohnhauſes, Eliſabethenſtraße Nr. 16, vorſtellig
gewor=
den. Der Antrag desſelben wurde genehmigt dahingehend, daß
der Verkaufspreis auf 4500 RM. feſtgeſetzt wurde. Bar zu zahlen
ſind 1200 RM., während der Reſt durch Eintragung einer
erſt=
ſtelligen Hypothek auf Feingoldbaſis im Grundbuch aufzunehmen
iſt. Der Zinsfuß für die Reſtforderung wurde auf 8 Prozent
feſt=
geſetzt. Die im gemeindeeignen Hauſe, Riedſtraße 1, wohnhafte
Milchhändlerin Frau Heinrich Adler Wwe, hatte ſich auf eigene
Koſten eine Waſſerleitungsanlage legen laſſen. In einer Eingabe
erſucht ſie um Erſatz der gemachten Aufwendungen. Es wurde
be=
ſchloſſen, daß die Hälfte der Auslagen aus der Gemeindekaſſe
er=
ſetzt werden ſollen. Bezüglich der Beſtellung eines Pfandmeiſters
für Gernsheim beſchloß nunmehr der Gemeinderat, daß die
Er=
nennung eines ſolchen durch das Kreisamt Groß=Gerau erfolgen
ſoll. Da der Gemeinderat bei dem Punkt Einziehung der
All=
mendgrundſtücke von den Inflationsbürgern, nicht beſchlußfähig
geweſen wäre, wurde dieſer Punkt zurückgeſtellt. Ein Geſuch um
Holzgeldnachlaß wurde abgelehnt. Aus dem Kreiſe des
Gemeinde=
rats wurden auch das Steuerausſchußmitglied und deſſen
Stell=
vertreter beſtimmt. Dem Verkauf des Bauplatzes Flur XII Nr.
61½o an einen hieſigen Kaufliebhaber wurde zugeſtimmt.
Ver=
ſchiedene Unterſtützungs= und ſonſtige interne Angelegenheiten
fanden noch ihre Erledigung.
Dr. Neckarſteinach, 25. Juli. Hochherzige Stiftung. Al8
roßer Wohltäter iſt der im Jahre 1924 verſtorbene Fabrikdirektor Jakob
Lönig hier noch in beſtem Gedenken. Ein Legat von 12500 RM.
befin=
et ſich ſeit Anfang dieſes Jahres in Verwaltung der Gemeinde. Die
Zinſen von ungefähr 1000 RM. ſollen nach der teſtamentariſchen
Be=
immung des Erblaſſers ausſchließlich für Zwecke der hieſigen
Volls=
hule verwandt werden in der Art, daß eine Hälfte für ein Schulfeſt
Ausflug) zum Andenken an den edlen Stifter, die andere zur
Anſchaf=
ung allgemeiner Lehrmittel dienen ſoll. So konnte für die Zinſen aus
930 für die Schule ein Lichtbildgerät mit Zubehör angeſchafft werden.
Nach Beſchluß des Geſamtſchulvorſtandes ſoll in dieſem Jahre ein
Aus=
ug aller Volksſchulklaſſen nach Wimpfen ſtattfinden. — Kettenz
ſchleppſchiffahrt. Heute machte das Kettenſchleppſchiff ſeine letzte
Fahrt an unſerer Stadt vorbei zur Bergfahrt. Hiermit iſt ein Abſchnitt
er Neckarſchiffahrt in Erledigung gegangen durch die Kanaliſation des
luſſes. Der Schleppdienſt wird ab Mannheim ſeit Monaten ſchon durch
ſeſondere Schraubenboote verſehen, jedoch lag auf dem Grunde des
teckars immer noch die für den früheren Schleppdienſt nötige Kette.
Man war heute damit beſchäftigt, dieſelbe aufzuholen mit dem alten
Schleppdampfer. Im Jahre 1878 wurde die Kettenſchleppſchiffahrt auf
em Neckar eingeführt. Man war dadurch in der Lage, mehrere Schiffe
uf der Bergfahrt zu befördern, während bei der Talfahrt Schlepper
icht gebraucht wurden, da man genügend Strömung zur Talfahrt in
em Gebirgsfluß hatte. Sie wurde zum Erſatz der damals üblichen
reidelei eingeführt. Sie geſchah bei der Treidelei durch Pferdebetrieb.
Wberhalb von Hirſchhorn werden die Boote, ſoweit der Neckar noch nicht
analiſiert iſt, auch weiterhin noch Verwendung finden. Die
Fortbe=
vegung erfolgte mittelſt einer auf der Flußſohle liegenden Kette die
orn über den Bug auf Rollen geleitet, über zwei Kettentrommeln geführt
ird und über das Heck wieder in den Strom gelangt. Durch Antrieb
er Kettentrommeln zieht ſich das Schiff an der Kette vorwärts. Die
Lettenführungsrollen im Bug und Heck ſind in je einem, um einen feſten
unkt drehbaren, gemeinſamen Ausleger gelagert, um bei Krümungen
in Ausſcheren der Kette zu vermeiden. Das Kettenſchiff iſt mit einem
ug= und Heckruder verſehen und hat zu deren Antrieb in der Mitte
wei geſonderte waagrechte Handſteuerräder. Die Uebertragung der
Dreh=
arkeit auf die Ruder erfolgt durch die Wellen. Hiermit hat der
Schlep=
er unſere Stadt zum letzten Male paſſiert, der immer ſchon aus weiter
ferne durch das Raſſeln der Kette, die aus dem Waſſer bei dem
Vor=
värtsfahren hochgezogen wurde, ſeine Ankunft ankündigte. Ein
Schiffs=
jetrieb iſt hiermit zu Ende gegangen, der im unteren Neckartal die
zhiffahrt von dem früheren Pferdebetrieb umgeſtellt hatte, und nun
uich wieder weichen mußte den Schraubenſchleppſchiffen, um oberhalb
uſerer Stadt noch weiterhin für den Schleppdienſt Verwendung zu
inden.
Hirſchhorn, 25. Juli, Waſſerſtand des Neckars am
4. Juli 2,10 Meter, am 25. Juli 2,00 Meter.
— Gernsheim, 25. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
4. Juli 3,09 Meter, am 25. Juli 2,98 Meter.
Nummer 205
Sonntag, den 26. Juli 1931
Seite 7
e. Bad Wimpfen, 24. Juli. Ferien am Neckar. Unter den
vielen Städten, die heute den Fremdenverkehr an ſich ziehen, den Strom
aller derjenigen, die die liebliche, idhlliſche Natur mit ihrer erquickenden
und ſtärkenden Nuhe aufſuchen oder die üppigen Fluren und alten
Burgen auf ſich einwirken laſſen wollen, übt Bad Wimpfen eine ſtarke
Anziehungskraft aus. Jeder Ort hat ſeine Schönheit, ſeine Eigenart
and ſeinen Reiz für ſich. Aber mit in der erſten Reihe der ſchönen
Blätze Deutſchlands, in denen man ſich von den Mühen und Laſten des
Berufs und von der Haſt und dem Lärm der Großſtädte erholt, wo man
ich vergnügt und Sport treibt: kurz: die guten Seiten des Lebens
ge=
tießt, gehört unbedingt Bad Wimpfen. Maleriſch liegt das Städtchen
uuf der Berghöhe, ſeine Türme überragen alle Bauten und die Berge
ſes Hintergrundes. Weithin künden die feſten Bauten Macht und Stolz
er früheren freien Neichsſtadt. Himmelragend ſteigen die gotiſchen
rürme der Stadtkirche empor, die Zwiebelkuppel der Dominikanerkirche,
er Rote Turm, blaue Turm und die Arkaden der Kaiſerpfalz.
Allent=
alben findet man reizvolle Brünnlein, Giebel, Höfe, Ecken, Mäuerchen,
ore und Türme, die das Auge ergötzen; prächtige Kreuzgänge laſſen in
hrer ſtolzen Ruhe etwas von der Myſtik mittelalterlichen Kloſterlebens
rahnen, und die mit dem Kölner Dombau begonnene Stiftskirche zu
Limpfen im Tal iſt ein vielbeſuchtes Schauſtück gotiſcher Baukunſt. Die
ähere Umgebung Bad Wimpfens bietet ſchöne Spaziergänge und
Aus=
üge. Die Burgen des Neckartals, die Berge des Odenwaldes, die
öwenſteiner Berge, das Jagſt= und Kochertal ſowie der Kraichgau ſind
7 halb= und ganztägigen Fußtouren bequem zu erreichen. Schlöſſer,
löſter, Burgen und hübſche Städte liegen in einem Kranz rings um
jad Wimpfen. Auch an Unterhaltung fehlt es nicht. Im Kurgarten
nden Konzerte Rundfunk= und Schallplattenübertragungen ſowie
Vor=
äge mittels Mikrophon und Lautſppecher ſtatt Unterhaltungsabende
nd Tanz verſchiedener Art in einzelnen Lokalen. Kirchenkonzerte,
horalblaſen vom blauen Turm uſw. Gelegenheit für Tennis=, Kegel=,
tuder= Schwimm= und Angelſport iſt ebenfalls vorhanden.
Strand=
nd Sonnenbad am Neckar, Kneippſche Waſſertretplätze im Kurgarten
nd in der Umgebung. Auch iſt die Stadt als Kurort ſeit langem das
iel der körperlich und geiſtig Erſchöpften. Sie finden hier ihre
Ge=
eſung, und die alte Tatkraft kehrt zurück. Die freie Lage der
Kur=
nſtalt am Rande des Steilhanges zum Neckarufer auf dem anſchließenden
lategu in etwas mehr als 200 Meter Meereshöhe gewährt eine
unge=
inderte Beſonnung während des ganzen Tages, die aber auch im
Hoch=
mmer niemals als läſtige Hitze ernpfunden werden kann, weil der vom
luſſe ſtetig aufſteigende Lufſtrom Kühlung und zugleich Feuchtigkeit
itbringt. Das Neckartal iſt im übrigen durch geringe
Temperatur=
hwankungen ſowohl im Tages= als im Jahresmittel ausgezeichnet. Zu
eſen Vorzügen der Landſchaft und des Klimas geſellt ſich in
harmoni=
her Weiſe ein intenſiver Badebetrieb, der in dem Solbadeweſen auf 100
ahre Vergangenheit und Erfolg zurückſchauen kann. Die Bad
Limpfener Sole kommt in vollgeſättigter, 25prozentiger Löſung, 12
rad Celſius warm, aus einer Tiefe von 150 Metern und wird durch
n Röhrenſyſtem den Bädern direkt zugeleitet. In dem auf das
mo=
rnſte eingerichteten Kurmittelhaus gibt es Kuren gegen Katarrhe der
zeren Lufwege, Bronchitis, Lungenblähung, Aſthma nach neueſten
Ge=
htspunkten in allergenfreier und pneumatiſcher Kammer, mit
pneuma=
ſcher Inhalation, Raumpernebelung und Inhalation von Sole und
tedikamenten, gegen chroniſchen Muskel= und Gelenkrheumatismus,
euralgien, Iſchias, Gicht der Erwachſenen, Strophuloſe. Rachitis der
inder und gegen Frauenleiden, mit Moorbädern, Solbädern,
kohlen=
uren Bädern, Luftverl= und Schaumbädern, Lichtbädern; Fango= und
tvorpackungen: Nachbehandlung, durch Abhärtungs= und Kneippſche
ſaſſerkuren; Maſſage und Gliederbewegung durch fachmänniſches
Per=
nal. Ferner Kuren gegen funktionelle und organiſche
Nerbenkrank=
iten, Stauungszuſtände und Zirkulationsſtörungen,
Stoffwechſelkrank=
iten, Herz= und Gefäßleiden, Blutkrankheiten, durch Anwendung von
aſſer= und Badekuren nach dem Pfarrer Kneippſchen Heilverfahren.
e Aus dem Neckartal, 23. Juli. Landwirtſchaftliches.
urch den anhaltenden Regen hat die bereits begonnene
Getreide=
nte eine unliebſame Verzögerung erfahren. Das meiſte Getreide
gt auf dem Boden und droht auszuwachſen, wenn nicht das
er=
ffte Erntewetter alsbald ſeinen Einzug hält. Die abgeſchnittene
ucht, ſofern ſie nicht gleich gebunden und aufgeſtellt wurde, ſieht
oſtlos aus. Es wäre empfehlenswert, wenn in dieſem
regen=
ichen Sommer überhaupt kein Getreide auf den Boden gelegt
irde. Für das Wieſengras, Mais, Klee und Dickrüben war
bis=
r das richtige Wachswetter, den Kartoffeln wird der anhaltende
egen allmählich recht gefährlich. Auch der Tabak hat ſich gut
ent=
ckelt und braucht jetzt ebenfalls ſchönes, ſonniges Wetter. Die
ben haben, ſoweit ſie gut gepflegt wurden, einen geſunden und
richmäßigen Traubenbehang, der bei Fortdauer der bisherigen,
allgemeinen bis jetzt nicht ungünſtigen Witterung zu den beſten
iffnungen berechtigt. Vor allem muß auf den Sauerwurm und
auf den Aeſcherich geachtet werden. Bei den Bienen iſt die
Schwarm=
zeit vorüber, Schwärme fielen dieſes Jahr nur wenig, auf
man=
chen Ständen gar keine. Zurzeit iſt der Landwirt mit Pflücken der
Erbſen und Konſervenbohnen beſchäftigt, die an die
Konſerven=
fabriken Gundelsheim uſw. verſandt werden. Der Preis für
Erb=
ſen beträgt 6.— und für Bohnen 5.— RM.
Aa. Hähnlein, 25. Juli. Erloſchene Viehſeuche. Die in
der hieſigen Gemarkung auf dem Neuhof ausgebrochene Maul= und
Klauenſeuche iſt jetzt erloſchen, ſo daß die Sperrmaßnahmen aufgehoben
werden konnten.
W. Heppenheim a. d. B., 25. Juli. Die Starkenburg. Auf
der Starkenburg herrſcht zurzeit reges Leben. Ferienkinder aus
Frank=
furt weilen unter der Aufſicht von 3 Führerinnen in der ſäuberlich und
vorbildlich angelegten Jugendherberge des Starkenburgturmes.
All=
abendlich finden müde Wanderer dort ein ideales Heim und Ruheſtätte.
Mit der Erſtellung dieſes Turmes, deſſen innenarchitektoniſche
Aus=
führungen zurzeit noch teilweiſe im Gange ſind, haben die Stadtgemeinde
und die einzelnen Vereine jedem Beſucher die Schönheit und Lage
unſe=
rer Stadt mit Umgebung erſchloſſen. Die erſten 6 Bimmer des 10
Stock=
werke hohen Turmes ſtehen im Dienſte der Jugendherberge. Das 6.
Zimmer wird nach ſeiner Fertigſtellung dem Corps Starkenburgia zu
Gießen, das bereits den Gründern des Corps vor der Burg ein Denkmal
ſetzte, übergeben und dient der Abhaltung der jährlichen Stiftungsfeſte.
In ſeiner Ausſtattung dürfte es ein ſelten ſchönes Burgzimmer werden.
ur die Kurgäſte des „Halben Mondes” iſt das nächſte Zimmer beſtimmt.
Ein Ausdruck des Erſtaunens ſpiegelt ſich in der Miene jedes Beſuchers
wider beim Betreten des Zimmer des deutſch=öſterreichiſchen
Alpen=
vereins, Sektion Starkenburg. Kunſtvolles Schmiedehandwerk an Tür=
und Schrankeinfaſſungen, zwei kunſtgeſchmiedete Leuchter mit je 6
Lam=
pen und ein holzgeſchnitzter, mit Geweihen verzierter Kronleuchter mit
10 Lampen zieren den freundlichen Auſenthaltsraum. Bänke und Stühle
ſtellen in ihrer Ausführung mit eingeſchnitzten Namen der einzelnen
Mitglieder ein Meiſterwerk handwerklicher Holzſchnitzkunſt dar In
einem einfacheren jedoch ſehr anſprechenden Stile iſt das Zimmer des
Odenwaldklubs gehalten. Die idylliſche Lage unſeres von drei Tälern
umſchloſſenen Kreisſtädtchens zeigt ſich dem Beſchauer beim Betreten des
ringsum mit Fenſtern ausgeſtatteten Ausſichtsturmes. Die Reſtauration
des Burghofes wird in den nächſten Wochen in Angriff genommen. Die
beiden unter dem Denkmalsſchutz ſtehenden Seitentürme des alten
Burg=
verlieſes werden durch eine neue Verbindungsmauer verbunden. Der
zu erſtellende Burgeingang ſtellt in ſeiner bogenförmigen Ausführung
eine Verbindung des Turmes mit der Außenmauer der alten Burg dar,
ſo daß der alte Burghof in ſeiner urſprünglichen Größe und Form neu
erſteht.
8. Lampertheim, 25. Juli. Kinder als Diebe. Während der
Mittagspauſe in Abweſenheit des Inhabers ſtießen ein 12jähriges
Mäd=
chen und ein 10jähriger Knabe in das Schaufenſter des Uhren= und
Gold=
warengeſchäftes von Scheller mit einem Stock ein Loch und entwendeten
eine Damenuhr aus dieſem. Zunächſt hatte der Geſchädigte keinen
An=
halt bezüglich der Diebe bis er bei ſeinen Beobachtungen um 5 Uhr die
beiden vor den Auslagen bemerkte, wo ſie ſich weiter bereichern wollten.
Er eilte raſch hinzu und verfolgte beide, die ſchnell davonliefen. Nach
langem Leugnen gaben ſie beide den Diebſtahl zu, und das Mädchen zog
die Uhr aus der Bluſe hervor. Die Namen wurden feſtgeſtellt und die
kleinen Diebe der Polizei übergeben. Früh übt ſich, was ein Häkchen
verden will. — Autozuſammenſtoß. Der Chauffeur des
hie=
ſigen Arztes Dr. med. Schüßler wollte mit deſſen Auto nach Mannheim
fahren. An einer Straßenbiegung kurz vor dem Ort kam ihm ein
ſchwer beladener Laſtwagen mit Anhänger entgegen, der nicht
vorſchrifts=
mäßig die rechte Fahrbahn einhielt und den Perſonenwagen
da=
durch nach rechts abtrieb. Trotz möglichſten Ausweichens wurde der
Per=
ſonenwagen aber doch erfaßt und in den Straßengraben geſchleudert.
Cs darf als ein großes Glück bezeichnei werden, daß erſt vor kurzem an
dieſer Stelle ſtarke Bäume gefällt wurden und eine dichte Heckenpflanzung
den Sturz milderte, ſonſt wäre der Fahrer wohl nicht dem Tode
ent=
ronnen. Ohne ſich um das in den Graben geſchleuderte Auto zu
küm=
mern, fuhr der Laſtwagen eiligſt davon. Es konnte aber die Nummer
feſt=
geſtellt und Anzeige erhoben werden. Der Fahrer kam glücklicherweiſe
unverletzt davon, während der Wagen nicht unerheblich beſchädigt iſt.
Bm. Hofheim (Ried), 25. Juli. Verkehrsunfall. An einem
Verkehrsunfall, der ſich in Bürſtadt nahe des Bahnüberganges
ereignete, war der hieſige 18jährige L. K. beteiligt. Der junge Mann
begegnete mit ſeinem Motorrad einem Auto, wobei die 18jährige L.
Kuhn von Bürſtadt in der Verwirrung nicht richtig auszuweichen
ver=
ſtand und dem jungen Mann ins Motorrad lief. Das Mädchen erlitt
dabei einen ſchweren Beinbruch, während der junge Motorradfahrer
glimpflich davon kam.
C. Viernheim, B. Juli. Voranſchlagsberatung.
Nach=
dem nunmehr Herr Bürgermeiſter Lamberth von ſeinem Urlaub wieder
zurückgekehrt iſt, wurde ſofort die Voranſchlagsberatung in Angriff
ge=
nommen, wenn man auch hie und da hörte, daß man nicht ſo recht dran”
wollte. In der Tat entwarf auch der Vorſitzende in ſeinem Vortrag
zu der finanziellen Lage der Gemeinde ein recht trübes Bild. Die
Außenſtände überſteigen weit die Höhe des ganzen Umlagekapitals. Auch
die Einnahmen in den werbenden Betrieben zeigen eine rückläufige
Ten=
denz. Die gegenwärtige Situation läßt ſich daraus erkennen, daß der
diesjährige Bedarf für die Rubr. 42 (Soziale Laſten) allein dreimal ſo
hoch iſt, als das ſeitherige Gemeindeumlagekapital. Die Einnahmen aus
Pacht, Obſt. Gras uſw. betragen 12900 Mk., Jagden 4000 Mk. die
werbenden Betriebe liefern 83 000 Mark ab. Die allgemeine Verwaltung
erfordert 63 788 Mark, wobei bemerkt wird, daß die Gehälter durch
Kürzungen und Einſparungen um 13 941 Mark gedrückt wurden. Die
Verzinſung der Straßenbauſchuld erfordert 16 447 Mark. Die Ausgaben
für den Faſelſtall betragen 18 130 Mark, die Einnahmen hiervon 9300
Mark. Die ſozialen Laſten erfordern vorausſichtlich 470 848 Mark. Die
Hundeſteuer bringt 3000 Mark, die Vergnügungsſteuer 3000 Mark. Die
Einführung der erhöhten Bier und Bürgerſteuer wurde abgelehnt.
Nie=
mand wagte es, für dieſe Steuern einzuſpringen, da man es den
Bür=
gern gegenüber nicht verantworten könne. Eine Deckung dieſer
Aus=
fälle wurde von keiner Seite vorgeſchlagen, auch nicht erörtert Da unſere
Steuerausſchlagsſätze die des Landesdurchſchnitts z. T. überſteigen, wird
wohl die Einführung dieſer unpopulären Steuern durch die
Aufſichts=
behörde oder den Staatskommiſſar zu erwarten ſein. — Die
Betriebs=
rechnung ſchließt in Einnahme und Ausgabe mit 829 000 Mark ab.
A-t. Goddelau, 25 Juli. Lohn für Rettung eines
Kindes. Durch die Blätter ging dieſer Tage die Nachricht, daß
eine Dame einem Chauffeur für Ueberreichung einer gefundenen
Handtaſche mit 30 000 Mark Inhalt fünfzig Pfennig Belohnung
gegeben hat. Dazu ein Gegenſtück, das ſich am Mittwoch
nachmit=
tag in Goddelau zutrug. Infolge Reifendefekts mußte das Auto
eines Saarländers in der Rathausſtraße vor dem Hauſe des
Land=
wirts Wendel Schaffner Halt machen. Während der Chauffeur
den Schaden ausbeſſerte, unterhielt ſich der Wagenbeſitzer und
ſeine Frau mit Fräulein Dora Schaffner. Das kleine Kind dieſer
Leute, das ſich bei dem Wagen aufhielt, lief einem Kätzchen nach.
das nach der anderen Straßenſeite ſprang. Im ſelben Augenblick
ſauſte von Wolfskehlen her ein ſchweres Laſtauto heran. Dora
Schaffner faßte mutig zu und riß das Kind kurz vor dem Wagen
zurück. Das Mädchen weigerte ſich, von den Eltern des Kindes
eine Belohnung als Dank anzunehmen. So entfernte ſich die
Fa=
milie mit dem Wagen, ſandte aber kurz darauf ihren Chauffeur
von Groß=Gerau aus mit einem Paket an Dora Schaffner zurück;
darin befanden ſich ein ſeidenes Kleid, eine goldene Uhr, ein
Ring und ein Armband, die die dankbaren Eltern zur Belohnung
für die kühne Tat gekauft hatten. Sie ließen zugleich dem
Mäd=
chen ausrichten, daß ſie in einigen Wochen wieder nach Goddelau
kommen wollten. Möge obengenannte Dame dieſe Zeilen leſen
und den Vergleich ziehen. — Ernte. Faſt 14 Tage iſt die Gerſte
reif zum Mähen und konnte wegen des dauernden Regenwetters
nicht gemäht werden, ſo daß die Halme mit den ſchweren Aehren
teilweiſe eingebrochen waren und am Boden die Körner keimten.
Jetzt aber beginnt bei dem heiteren und heißen Wetter die Ernte
auf den Feldern. Ueberall iſt man mit Bindemaſchinen,
Mäh=
maſchinen und Senſen an der Arbeit und einige Landwirte haben
ſchon die Frucht gebunden und auf Haufen geſtellt. Ende der
Woche wird vielleicht ſchon der Betrieb an den beiden
Dreſch=
hallen 1 und 2 beginnen. Die Ernteausſichten ſind gut. Auch die
Kartoffeln ſcheinen durch die Feuchtigkeit guten Ertrag zu liefern.
(w. Worfelden, 25. Juli. Der Gemeinderat wählte in
den Steuerausſchuß Bürgermeiſter Klink und zu Stellvertretern
Gemeinderechner Bauſch, Beigeordneten Graf und Gemeinderat
Heinrich Engel. Die Abſtimmung über die Einführung der
Bür=
gerſteuer wurde auf die nächſte Sitzung verſchoben. Ein
über=
fälliger Faſeleber ſoll abgeſchafft werden.
Cp. Schneppenhauſen, 25. Juli. Die Vöglinmühle, die
bekanntlich im Frühjahr durch ein verheerendes Schadenfeuer
ein=
geäſchert wurde und wieder aufgebaut werden mußte, iſt jetzt,
gerade noch rechtzeitig für die Ernte, wieder in Betrieb genommen
worden.
Cp. Stockſtadt, 25. Juli. „Altrheinhaus‟. Das vom
Bezirks=
verein der „Naturfreunde” am Einfluß des Schwarzbachs in den
Alt=
rhein unter dem Namen „Altrheinhaus” errichtete Bade= und Bootshaus
iſt fertiggeſtellr. Das Haus bietet Unterkunfsmöglichkeit für 40
Paddel=
boote. Es enthält außerdem einen ſehr ſchönen Aufenthalts= und
Schlaf=
raum für Paddler, Wanderer und ſonſtige Gäſte.
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Zeil 109
[ ← ][ ][ → ]Namiter 205
Sonntag, den 26. Juſ
Kampf der Kapitalſlucht.
vom nakionglen Skandpunkk ebenſo beſchämend,
wie aus volkswirtſchafklichen
Erwä=
gungen beklagenswerk.
Der Feldzug des Reiches gegen die Kapitalflucht hat
begon=
en. Es wurde notwendig, um das allmähliche Verſickern des
in=
indiſchen Kapitalſtroms zu verhindern. Er tut doppelt not in
inem Lande, das ſeit Jahren unter großer Kapitalknappheit
eider, und alles daran ſetzen muß, vorhandene Kapitalmittel der
eimiſchen Wirtſchaft nutzbar zu machen. Leicht wird es
aller=
ings nicht ſein, der Kapitalflucht Herr zu werden. Lange Zeit
berwog ſogar vielfach die Auffaſſung: gegen dieſes
verhängnis=
olle Uebel ſei mit ſtaatlichen Machtmitteln kaum anzukommen:
das anpaſſungsfähige, elaſtiſche, bewegliche Kapital könne durch
ie Maſchen eines Geſetzes, wenn es wolle hindurchſchlüpfen. Die
Zuſpitzung der Notlage Deutſchlands ließ jedoch ernſthaft auf
Nittel ſinnen, wie dieſem Vorgang, der vom nationalen
Stand=
unkt ebenſo beſchämend, wie er aus volkswirtſchaftlichen
Er=
wägungen beklagenswert iſt, mit Ausſicht auf Erfolg begegnet
werden könne.
Deutſchlands Volkswirtſchaft ſteht und fällt mit ihrer
Kapi=
talverſorgung. Von zwei Seiten wurde ſie durch die allgemeine
ſchwere Vertrauenskriſe der letzten Wochen bedroht. Ausländiſche
Heldgeber zogen die unſerer Wirtſchaft geliehenen kurzfriſtigen
Kredite zurück. Gleichzeitig führte die Panik im Inlande zu
ver=
ſtärkter Kapitalflucht und zur Deviſenhamſterei. Wie würde man
vohl noch vor Jahresfriſt über einen Geſchäftsmann geurteilt
haben, der Vermögenswerte aus Geſchäft, Betrieb oder ſonſtigen
Unlagen herauszieht, um ſie im Ausland gegen weſentlich
ge=
ringere Verzinſung anzulegen? Was hätte man ferner wohl zu
dem Einfall geſagt, vorhandene Geldbeträge in ausländiſche
Zah=
lungsmittel umzutauſchen und ſie dann in Form von Dollars,
engliſchen Pfunden u. a. m., in der Schublade aufzubewahren,
unfruchtbar, zinslos? Solch unkluges Verhalten erſchien jedoch
in den letzten Wochen vielen, leider zu vielen Deutſchen, als der
Weisheit letzter Schluß. Man übertrug große Kapitalbeträge
ins Ausland, nahm dort das erheblich geringere Zinsniveau in
Kauf, ja verzichtete ſogar im Einzelfalle auf jegliche Verzinſung.
Andere wiederum hamſterten im Inland Deviſen und
auslän=
diſche Zahlungsmittel, ſcheuten nicht Zinsverluſt und die Speſen
der Umwechſlung. Und das alles geſchah aus völlig
unbegrün=
deter Angſt vor einer Entwertung der Reichsmark, wurde in
Szene geſetzt, obwohl man bei ruhiger Ueberlegung hätte
ein=
ſehen müſſen, daß keine ſachliche Veranlaſſung zur
Inflations=
furcht vorhanden iſt. Die ohnehin kapitalarme deutſche
Volks=
wirtſchaft wurde durch dieſe unnötige Panik weiterhin geſchwächt,
die Blutarmut unſeres Wirtſchaftskörpers nahm beängſtigende
Formen an.
Mit einſchneidenden Maßnahmen wird nunmehr gegen alle
dieſe Vorgänge durch die Notverordnung vom 18. Juli
vorgegan=
gen. Sie erfaßt ſowohl die eigentliche Kapitalflucht — die
Ueber=
tragung von Vermögenswerten ins Ausland — als die
Deviſen=
hamſterei. Um nur einiges Wichtige knapp anzudeuten: Die
Steuerpflichtigen müſſen ihre ausländiſchen Zahlungsmittel
(Banknoten. Schecks. Wechſel uſw.) und ihre Forderungen in
aus=
ländiſcher Währung grundſätzlich bei der Reichsbank anmelden
und ihr auf Verlangen verkaufen und übertragen. Eine
beſon=
dere Anzeigepflicht iſt ferner bei den Steuerbehörden vorgeſehen.
Zuwiderhandlungen werden mit ſchweren Freiheits= und
Geld=
ſtrafen bedroht. Eine Steueramneſtie iſt in die Notverordnung
eingebaut worden; verſchärfte Beſtimmungen über die
Steuerauf=
ſicht ſind erlaſſen. Im ganzen geſehen wird durch dieſe
Notver=
ordnung dem umſichgreifenden Uebel der Kapitalflucht Einhalt
geboten werden können. Darüber hinaus iſt die Annahme
be=
gründet, daß eine Rückkehr geflüchteter Kapitalwerte und eine
Ab=
gabe gehamſterter Deviſen zum Wohl des Volksganzen erreichbar
ſein wird.
Der Ausweis der Reichsbank.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 23. Juli 1931 hat
ſich in der dritten Juliwoche die geſamte Kapitalanlage der Bank
in Wechſeln und Schecks, Lombards und Effekten um 243,5 Mill.
zuf 3485,2 Mill. RM. erhöht. Im einzelnen haben die Beſtände
an Handelswechſeln und =ſchecks um 186,9 Mill. RM. auf 2863,7
Mill. RM. und die Beſtände an Reichsſchatzwechſeln um 126,3
Mill. auf 202,9 Mill. RM. zugenommen und die Lombardbeſtände
um 69,9 Mill. auf 316,4 Mill. RM. abgenommen.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen ſind 28,1. Mill.
RM. in den Verkehr abgefloſſen, und zwar hat ſich der Umlauf
an Reichsbanknoten um 32,8 Mill. auf 4194,6 Mill. RM. erhöht,
derjenige an Rentenbankſcheinen um 4,7 Mill. auf 409,8 Mill.
RM. vermindert. Unter Berückſichtigung, daß in der
Berichts=
woche Rentenbankſcheine, in Höhe von 0,1 Mill. RM. getilgt
worden ſind, haben ſich die Beſtände der Reichsbank an
Renten=
bankſcheinen auf 17,9 Mill. RM. erhöht. Die fremden Gelder
zei=
gen mit 585,0 Mill. eine Zunahme von 277,9 Mill. RM. Die
Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich um
21,9 Mill. auf 1512,3 Mill. RM. erhöht. Im einzelnen haben die
Goldbeſtände um 13,3 Mill. auf 1352,8 Mill. RM. abgenommen
und die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 35,2 Mill. auf
159,5 Mill. RM. zugenommen.
Die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfähige
De=
viſen beträgt 36,1 v. H. gegen 35,8 v. H. in der Vorwoche.
Berlinet deviſen=Feſtſehung.
Geld Brief Geld Brief Helſingfors 10.594 10.614 Spanien 38.96 39.04 Wien 59.19 59.31 Danzig 81.02 81.18 Prag 12.477 12.497 Japan 2.080 2.084 Budapeſt 73.45 73.59 Rio de Jan. 0.289 0.291 Sofia 3.052 3.056 Jugoſlawien 7.453 7.467 Holland 169.73 170.07 Portugal 18.53 18.57 Oslo 112.49 112.71 Athen 5.445 5.455 Kopenhagen 112.44 112.66 „Iſtanbul Stockholm 112.53 112.75 Kairo 20.94 20.98 London 20.438 20.475 Kanada 4.191 4.199 Buenos Aires 1.246 1.250 Uruguay 2.168 2.172 New York 4.209 4.217 Island 92.16 92.34 Belgien 58.76 58.88 Tallinn 111.09 112.21 Italien 22.06 22.10 Riga 81.02 81.18 Paris 16.53 16.57 Bukareſt 2.499 2.505 Schweiz 82.02 82.18 Kaunas 41.99 42.07 Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 25. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 51.50, Sept. 51½, Dez. 56½: Mais:
Juli 57.75, Sept. 50, Dez. 44.25; Hafer: Juli 24½, Sept. 25,
Dez. 27.50; Roggen: Juli 34, Sept. 35.50, Dez. 39.
Schmalz: Juli 7.62½, Sept. und Okt. 7.65, Dez. 6.95.
Speck, loko 7.50.
Schweine: leichte 7.75—8.10, ſchwere 5.50—6.40;
Schweine=
zufuhren: Chicago 4 000, im Weſten 19 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 25. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 8.35) Talg, extra, loſe 33.
Getreide. Mais, loko New York 71.75; Mehl, ſpring wheat
clears 4.00—4.25: Fracht: nach England 1,6—2,3 Schilling, nach
dem Kontinent 8—8.50 Cents.
Kakao. Die Kakaobörſe war heute geſchloſſen.
Die Begriffe „Rediskonk” und „Reſtrikkion”
Die Verhandlungen in Paris und London haben in der
letz=
ten Zeit die öffentliche Aufmerkſamkeit verſchiedentlich auf obige
Begriffe gelenkt. Wir wollen im folgenden verſuchen, eine
Er=
klärung fur dieſe finanztechniſchen Ausdrücke zu geben.
Gibt eine Bank einen Poſten in ihrem Beſitz befindlicher
Wechſel zur Geldbeſchaffung an eine zweite Bank weiter, ſo ſtellt
dieſe Transaktion eine zweite (alſo Re=) Diskontierung dar. (
Dis=
kontieren heißt: einen noch nicht fälligen Wechſel mit einem der
Verzinſung bis zum Fälligkeitstage entſprechenden Zinsabzug
(Diskont) ankaufen.) Bei kleineren Banken müſſen dann die
Originale der Wechſel an die zweite Bank weitergegeben werden.
Bei den großen Notenbanken, wie die Reichsbank, werden jedoch
bei der Gewährung eines Rediskontkredits die von der
Noten=
bank diskontierten (bevorſchußten) Wechſel nicht direkt an eine
zweite Notenbank übergeben, ſondern die Transaktion wickelt ſich
in Form eines Bruchkredites ab, das heißt im Falle der
Reichs=
bank: Für den der Reichsbank gewährten Kredit bezeichnet dieſe
der zweiten Notenbank gegenüber einen Poſten beſtimmter
Wech=
ſel, die erſtklaſſig ſein müſſen, als Pfand und ſondert ſie in ihren
Treſors zur Verfügung der den Rediskontkredit gewährenden
Notenbank beſonders aus.
„Reſtriktion” bedeutet Einſchränkung im finanztechniſchen
Sinn, und im Zuſammenhang mit der Kreditgewährung der
Reichsbank heißt es, daß das Währungsinſtitut die auf Grund von
Wechſeleinzeichnungen bisher gegebenen Kredite einengt. Die
Reichsbank kann das auf verſchiedene Art machen. Sie beſtimmt
entweder eine allgemeine Herabſetzung der Kredite an alle
Wech=
ſeleinreicher, d. h. ſie gibt nur einen beſtimmten Prozentſatz der
in den letzten Monaten im Durchſchnitt gewährten Krediten an
ihre Kundſchaft oder das Währungsinſtitut behält ſich vor,
Wechſel von Fall zu Fall zu prüfen und eine, wie es in den letzten
Wochen oft hieß, „individuelle” Einſchränkung durchzuführen. Die
Reichsbank iſt zu dieſen Maßnahmen durch die Verminderung
ihres Gold= und Deviſenbeſtandes und durch die ſich hieraus
er=
gebende Einſchränkung des Notenumlaufes gezwungen.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Die vom Statiſtiſchen Reichsamt für den 22. Juli berechnete
Richtzahl der Großhandelspreiſe iſt auf 112,1 gegenüber der
Vor=
woche leicht (um 0,2 v. H.) zurückgegangen.
Die Mitglieder der Stempelvereinigung haben beſchloſſen,
den Zinsſatz für Sparkonten auf 8 Prozent feſtzuſetzen.
Die Schuhfabrik Philipp Kiefer in Butzbach (Heſſen) von
deren Schwierigkeiten kürzlich berichtet wurde, iſt nunmehr in
Konkurs gegangen. Erſte Gläubigerverſammlung am 14. Auguſt.
Die Süddeutſche Eiſengeſellſchaft A.=G., Nürnberg, weiſt in
ihrer Bilanz per 31. 12. 1930 einen Reingewinn von 118 910 RM.
aus, der zur Verteilung einer Dividende von 4 Prozent (6 Proz.)
verwendet wird. Zum Vortrag auf neue Rechnung kommen
45 900 RM.
Am Samstag früh hat ſich der Direktor der Deutſch=
Südame=
rikaniſchen Bank, Wilhelm Tang, in ſeinem Garten erhängt.
Unter dem Vorgeben, ſpäzierengehen zu wollen, entfernte er ſich
kurz nach 6 Uhr aus ſeinem Hauſe.
Die öſterreichiſchen Banken und Sparkaſſen beſchloſſen, den Zinsfuß
für Einlagebücher und täglich abhebbare Guthaben mit 7 Prozent, für
einen Monat gebundene Guthaben mit 7½ Prozent und für drei
Mo=
nate gebundene Guthaben mit 8 Prozent feſtzuſetzen.
Der Streik in der nordfranzöſiſchen Textilinduſtrie kann mit
Ablauf dieſer Woche als beendet angeſehen werden. Am
Sams=
tag ſtanden nur noch etwa 30000 Arbeiter im Streik. Man
rech=
net im allgemeinen damit, daß am Montag ſämtliche Fabriken
wieder voll arbeiten.
Gegen die Leitung der Banſtue de Gensve ſind nunmehr vier
Strafanträge wegen Betruges geſtellt worden. Mit Unterſtützung
der Genfer Finanzinſtitute wird den Einlegern bei der Banque
de Genéve ein Vorſchuß von 25 Prozent auf ihre Guthaben bis
zur Höchſtgrenze von 1000 Franken ausbezahlt. Die Auszahlung
ſoll am Montag beginnen.
Süddeukſcher Eiſenmarkk.
In der vergangenen Woche iſt der Bedarf in Form= und Stabeiſen
weiter rückgängig geblieben. Bleche und Bandeiſen waren kaum
gefragt. Meiſt konnte der geringe Bedarf ſofort ab Werk beſchafft
werden, während nur detaillierte Spezifikationen längere
Liefer=
friſten erforderten. Die vom Baumarkt noch benötigten kleinen
Mengen Moniereiſen und Träger ſtanden in keinem Verhältnis
zum vorhandenen Angebot.
Außerordentlich ſchwierig geſtaltete ſich die
Zahlungsabwick=
lung, die ebenfalls das Geſchäft bedeutend erſchwerte und in
vie=
len Fällen zu erheblichen Kaufzurückhaltungen führte. Die Preiſe
am Inlandsmarkt ſind unverändert geblieben.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Darmſtädter und Nationalbank. Wie wir erfahren, iſt der
Leite=
der Stuttgarter Filiale der Darmſtädter und Nationalbank. Direkkor
Guſtav Rollſtadt, in die Zentralgeſchäftsleitung einberufen und zum
Stellvertreter der Geſchäftsinhaber beſtellt worden. Direktor Rollſtadt
iſt bereits früher mehrere Jahre in der Zentrale der Danatbank tätig
geweſen, ehe er die Leitung der Sturtgarter Niederlaſſung übernahm.
Südweſtdeutſche Gas A.=G Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft
ſchließt per 1930 mit einem kleinen Gewinn von 5937 RM., um den
ſich der Verluſtvortrag aus 1928/29 in H’he von 28 520 RM.
vermin=
dert auf 22 583 RM. Die Bilanz zeigt bei unv. 1 Mill. RM.
Aktien=
fapital, wovon 725 000 RM. nicht begeben ſind, Bankguthaben von
252 954 RM. gegenüber 537 RM. Kreditoren. Die Geſellſchaft übt ſchon
ſeit langer Zeit keine Aktionen mehr aus.
Girozentrale für Weſtfalen. Der Rheiniſch=Peſtfäliſche
Sparkaſſen=
verband hat auch für die Provinz Weſtfalen eine proviſoriſche
Girozen=
trale errichtet, die aber — im Gegenſatz zu den Verhältniſſen in der
Rheinprovinz — in engem Zuſammenhang mit der Weſtfäliſchen
Lan=
desbank in Münſter bleiben ſoll. Die Leitung übernimmt
Landesbank=
direktor Ruehenberg; weitere Geſchäftsführer ſind Landesbankrat Dr.
Hähner und der Bevollmächtigte des Deutſchen Sparkaſſen= und
Spar=
verbandes, Ließegang. Aehnlich wie in anderen preußiſchen Provinzen,
ſoll demnächſt auch für Weſtfalen ein Spar= und Giroverband gegründet
werden.
Schröder=Bank, Bremen. Die Verhandlungen zur Stützung der
Schröder=Bank wurden in Berlin unter Beteiligung der Reichsbank, der
bremiſchen Wirtſchaft und des bremiſchen Staates weitergeführt.
Offen=
bar bewegt ſich der in dieſen Beſprechungen erörterte Sanierungsplan
in der Richtung, daß der bremiſche Staat eine ſtärkere Beteiligung an
der Schröder=Bank übernimmt, die ſich aus der Umwandlung einer
be=
ſtehenden Forderung ergibt. Im übrigen iſt im Einvernehmen mit den
Geſchäftsinhabern der Schröder=Bank Rechtsanwalt Dr. Ahler=Bremen
als Treuhänder zum Schutze der Intereſſen der Gläubiger von der
Schröder=Bank beſtellt worden.
Weitere engliſche Goldverkäufe an Frankreich. (Frankreichs
Goldreſerve 9½ Milliarden Mark.) Die Bank von England
ver=
kaufte am Samstag an Frankreich für 3 773 250 Pfund Barren
Gold und führte für 48 000 Pfund Goldmünzen aus. Damit
er=
höht ſich der Nettogoldabfluß der Bank ſeit Beginn der Bewegung
vor etwa zwei Wochen auf über 612 Millionen Reichsmark, deſſen
größter Teil nach Frankreich gegangen iſt. Da jedoch das Pfund
Sterling den Goldpunkt infolge der Heraufſetzung des
Zinsdis=
kontſatzes um 1 v. H. bereits überſchritten hat, ſo rechnet man
damit daß vorläufig kein weiterer nennenswerter Goldabfluß
zu befürchten iſt. Britiſchen Meldungen zufolge hat die
Gold=
reſerve der Bank von Frankreich inzwiſchen die rieſige Summe
von 9220 Millionen Reichsmark überſchritten.
Vor weiterer Erhöhung des Londoner Bankdiskonts. Dem
Wall=
ſtreet=Journal zufolge rechnen die New Yorker Bankiers mit der
Mög=
lichkeit einer weiteren Erhöhung des Bankdiskontſatzes in London. Die
engliſchen Zahlungen für die große Einfuhr an Weizen und anderen
Nahrungsmitteln gegen Ende des Jahres erforderten alljährlich
Gold=
abzüge aus der Bank von England, weshalb ſich dieſe noch vor dem
Herbſt genötigt ſehen werde, ihre Goldbeſtände aufzufüllen „Daily
Herald” glaubt, daß der Bankdiskont ſchon in der nächſten Woche
herauf=
geſetzt werden muß, falls Paris mit ſeiner jetzigen Politik fortfährt.
Produkkenberichke.
* Mainzer Produktenbericht. Großhandelspreiſe per 100 Kilo loco
Mainz am Freitag, den 24. Juli 1931: Hafer alter Ernte 19,50—20,
Futtergerſte 19—20, Malzkeime 10—11, ſüdd. Weizenmehl Spez. 0 42,15,
Roggenmehl (60 Prozent) 33,50, Weizenkeie fein 11,50, dito grob 12,50,
Roggenkleie 12,50 Weizenfuttermehl 14,50—15, Biertreber 11—11,50,
Erdnußkuchen 13,75—14, Kokoskuchen 14,50—17,75, Palmkuchen 10,75 bis
11,25, Rapskuchen 9,75—10,25, Kleeheu (neue Ernte) loſe 4,40, geb 4,80,
Wieſenheu (neue Ernte) loſe 4,00, geb. 4,40, Maſchinenſtroh (alte Ernte)
3,00, Drahtpreßſtroh (alte Ernte) 3,50, Sohaſchrot 13,75—14,50
Trocken=
ſchnitzel 8. Tenden: Die Stimmung an der heutigen Börſe war
etwas beruhigter, da man die Lage zuverſichtlicher beurteilt. Infolge
des nunmehr eingetretenen guten Wetters hofft man, daß die neue
Ernte bald in Bewegung kommt. Neues Getreide mit Ausnahme von
Wintergerſte war noch nicht offeriert. Die Schwierigkeit der
Geldbewe=
gung hemmt weiterhin den Verkehr.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. „Tendenz ſehr ruhig. Bei
un=
veränderter Geſchäftslage blieb der Abſatz ſehr ſtill. Es notierten in
Pfg. per Stück ab loco Frankfurt a. M.: italieniſche —, bulgariſche
8,00—8,25 jugoſlawiſche 8,25—8,50, rumäniſche 7,75, 8, ruſſiſche 7,50 bis
7,75, holländiſche 8—10, däniſche 7,50—10,50, flandriſche 9—9,75, bayriſche
8—8,75, deutſche Friſcheier 8,50—10,75, in= und ausländiſche Mittel= und
Schmutzeier 6,50—6,75.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Tendenz ſtill. Bei
rückläufi=
ger Preistendenz blieb das Geſchäft auf dem Buttergroßmarkt ſehr ruhig.
Es notierte Auslandsbutter 1 Faß (50 Kilo) 150.— RM. (holl.) dito
½ Faß 152.— RM., dito Halbpfundbutter 156.— RM., deutſche Butter
145—148 RM.
Berliner Produktenbericht vom 25 Juli. Mit Rückſicht auf die ſei
tens der Regierung in Ausſicht geſtellten Maßnahmen zur
Erntefinan=
zierung hat ſich das Angebor der Landwirtſchaft, das gegen Schluß der
geſtrigen Produktenbörſe ſich überſtürzte und bei völliger
Aufnahme=
unluſt für Weizen und Roggen einen Kurs nicht zuſtandekommen
ließ=
heute nicht erhöht. Die Käufer bewahren in bezug auf neue Abſchlüſſe
auch weiterhin Zurückhaltung. Die zu erzielenden Preiſe liegen
beſon=
ders beim Roggen unter den Forderungen. Mühlenfrage wird auf
er=
mäßigter Baſis beobachtet. Für Neuweizen intereſſiert ſich die Küſte.
Hafer war geſtern in der letzten Viertelſtunde um 10 Mark herabgeſetzt
worden. Trotzdem halten ſich die Konſumenten noch zurück. Die im
ganzen durchaus irreguläre Lage iſt heute eher noch verſchärft.
Bezüg=
lich der weiteren Geſtaltung der Herbſtkontrakte im handelsrechtlichen
Lieferungsgeſchäft haben ſich neue Tatſachen bisher nicht ergeben. Gerſte
bleibt ruhig, desgleichen Mehl, wo nur geringer Tagesbedarf umgeſehk
wird.
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Witwe, dieſem einige Kleidungsſtücke des
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ſtorbenen, vielleicht auch einen Geldbetrag
aus=
zuhändigen. Der „bedürftige junge Mann” war
ein Komplize des Schwindlers. Das Geſchäft
ging ſo lange gut, bis eine Witwe Verdacht
ſchöpfte, den Pfarrer anrief und dadurch den
Schwindel aufdeckte. Der Komplize befindet ſich
noch auf freiem Fuß.
Ein ungetreuer Gerichtsvollzieher.
Pirmaſens. Der Vollſtreckungsſekretär
Heinrich Schneider in Pirmaſens hat ſich in
Aus=
übung ſeines Berufes als Gerichtsvollzieher
Unterſchlagungen und Urkundenfälſchungen
zu=
ſchulden kommen laſſen. Wegen dieſer Delikte,
deren Entdeckung großes Aufſehen in der Stadt
erregt hatte, hatte ſich jetzt Schneider vor dem
Erweiterten Schöffengericht zu verantworten. In
der Verhandlung wurde dem Angeklagten von
ſeinem Vorgeſetzten ein ſehr ungünſtiges
Zeug=
nis ausgeſtellt. Schneider, der bis zuletzt jede
Schuld hartnäckig in Abrede ſtellte, wurde zu
einer Zuchthausſtrafe von 14 Monaten, zu einer
Geldſtrafe von 100 Mark und zur Aberkennung
der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von
vier Jahren verurteilt.
Brand in einem Kino.
Bremervörde. Freitag abend, gegen
21.00 Uhr, brach, nachdem im Reformkino eben
die Vorſtellung begonnen hatte, ein Brand im
Vorführraum, ſowie im Korridor zu dieſem aus.
Der Vorführer Thomas und ſein Sohn erlitten
ſchwere Brandwunden im Geſicht und an den
Händen und konnten ſich nur mit Mühe retten.
Des Publikums bemächtigte ſich eine Panik,
je=
doch verließ es mit Unterſtützung der Feuerwehr
in Ruhe den Raum. Größeres Unglück konnte
verhütet werden.
Tödlicher Unglücksfall im Großkraftwerk
Hirſchfelde.
Hirſchfelde. Bei den Abbrucharbeiten
im Werk 1 des Großkraftwerkes Hirſchfelde der
Aktiengeſellſchaft Sächſiſche Werke, die von der
Hirſchfelder Schornſtein= und Keſſelbaufirma
Hermann ausgeführt werden, iſt am Samstag
früh das Gerüſt im Gange des zum Abbruch
be=
ſtimmten Schornſteines zuſammengebrochen.
Da=
bei wurde ein Arbeiter der Firma Hermann
getötet und ein anderer ſchwer verletzt. Der
Schwerverletzte wurde nach ſofortiger erſter Hilfe
in das Krankenhaus Zittau überführt, wo er
in=
zwiſchen ebenfalls ſeinen ſchweren Verletzungen
erlag. Zwei weitere Arbeiter konnten ſich im
letzten Augenblick noch retten.
Schweres Autobusunglück bei Lodz.
Warſchau. Bei Ozorkow, in der Nähe
von Lodz, ereignete ſich ein ſchweres Autounglück.
Beim Ausweichen geriet ein Autobus ins
Schleu=
dern und ſtürzte in den Straßengraben.
Drei=
zehn Perſonen erlitten ſchwere Verletzungen.
Ein Laſtauto führt in eine Schafherde.
Paris. In der Nähe von Toulon fuhr ein
Laſtkraftwagen mit Anhänger in eine große
Schar Schafe und tötete oder verletzte über 100
Tiere. Der Wagen kam dadurch ins Rutſchen
und ſtürzte mit Anhänger eine etwa 10 Meter
hohe Böſchung hinab. Der Führer des Wagens
wurde auf der Stelle getötet und ſein Begleiter
lebensgefährlich verletzt. Der Mitfahrer des
An=
hängers erlitt ebenfalls lebensgefährliche
Ver=
letzungen.
Ein Ponton fährt gegen eine Rheinbrücke.
Bern. Bei Buchs (Rheintal) wurde an der
Straßenbrücke über den Rhein ein Ponton des
Pionierfahrvereins Aarau, der mit drei Pontons
eine Rheinfahrt machte, von der Strömung gegen
einen Brückenpfeiler geſchleudert und
zertrüm=
mert. Von den 22 Inſaſſen des verunglückten
Pontons konnten 20 gerettet werden, während
zwei vermißt werden.
Motorbootunglück in Finnland.
Helſingfors. In der Nähe von
Vill=
manſtrand kenterte geſtern auf dem Saimaſee
ein mit ſieben Ausflüglern beſetztes Motorboot,
Rittmeiſter Lönnroth, ſeine Frau und drei
Töch=
ter ſowie ein Unteroffizier, der gleichfalls an
Bord war, fanden den Tod in den Wellen. Die
Hauslehrerin, eine Deutſche, Fräulein
Anne=
marie Schmitt, konnte ſich durch Schwimmen auf
eine etwa 400 Meter von der Unglücksſtelle
ent=
fernte Inſel retten.
Fünf Arbeiter auf dem Grunde der Themſe
verunglückt.
Dagenham. Fünf Arbeiter, die nachts
in einem Rohr auf dem Grund der Themſe
be=
ſchäftigt waren, fielen plötzlich in den Schlamm
auf dem Boden des Rohres. Die zu Hilfe
ge=
rufene Feuerwehr hat bis jetzt vier Mann tot
geborgen.
Sklaverei in China.
Genf. Das Internationale Arbeitsamt in
Genf weiſt in einer Information darauf hin,
daß in weiten Gebieten Chinas immer noch eine
Art Sklaverei in dem ſogenannten „Mui=Tſai”=
Syſtem beſteht. Erhebungen der engliſchen
Re=
gierung in Hongkong hätten ergeben, daß dort
ungefähr 10 000 junge Mädchen im Alter von 8
bis 15 Jahren als Mui=Tſai oder Hausſklaven
lebten. 4000 von dieſen Mui=Tſai ſind
einge=
tragen. In den angrenzenden chineſiſchen
Pro=
vinzen ſei die Zahl der Mui=Tſai noch bedeutend
höher. Die Mui=Tſai ſind junge Mädchen die
von ihren Eltern ſchon im Kindesalter an
chine=
ſiſche Familien oder Unternehmer verkauft
wer=
den gegen einen Preis von 110 bis 150
Hong=
kong=Dollar.
cal Seppelin auf der Arktislahrt.
Route zGref Zeppelin mmm Routes Malygine A Voraussichtlicher Teffpunkt
F Unerforschtes Gebiet
Karte der Arktis mit den letzten offiziellen Fahrtrouten des „Graf Zeppelin”
und des ruſſiſchen Eisbrechers „Malygin”.
Die Fahrt des „Graf Zeppelin”.
„Graf Zeppelin”
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” wurde um
½11 Uhr über Wisby auf Gotland geſichtet. Das
nach Leningrad geſtarket.
Luftſchiff flog ziemlich niedrig.
Berlin. Das Luftſchiff „Graf Zeppelin”,
Reval paſſiert.
iſt geſtern morgen, um 4.40 Uhr, bei ſchönem
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” hat um
Wetter, unter der Führung von Dr. Eckener zu 15.25 Uhr (Ortszeit) Reval paſſiert.
ſeiner Arktisfahrt nach Leningrad geſtartet.
Ueber Helſingfors.
Mehrere hundert Berliner hatten ſich
eingefun=
den, die dem Luftſchiff die letzten Grüße zuwink=
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” überflog
un=
ten. Nach einer kurzen Schleife nahm das Luft= erwartet um 16.20 Uhr die Stadt Helſingfors
und ſetzte dann ſeine Fahrt in Richtung
Lenin=
ſchiff ſofort Kurs nach Nordoſten.
grad fort.
In der Nacht war die Landungsmannſchaft
fieberhaft tätig, um das Luftſchiff bis in die 180 000 wollen den Zeppelin in Leningrad
empfangen.
letzten Kleinigkeiten für die Arktisfahrt fertig=
Moskau. Die letzten Vorbereitungen zum
zumachen. Nicht weniger als 13 600 Kubikmeter
Empfang des Luftſchiffes „Graf Zeppelin” ſind
Gas wurden in das Luftſchiff hineingepumpt.
in Leningrad beendet worden. Die Geſellſchaft
Außerdem wurden weit über acht Tonnen Ben=
Oſſoaviachim teilt mit, daß 180 000 Menſchen bei
zin und Oel geladen. Auch der letzte Proviant der Landung des „Graf Zeppelin” zugegen ſein
wurde ſchon in Berlin eingenommen. Gegen werden. Um irgendwelche Zwiſchenfälle auszu=
4 Uhr morgens erſchien Dr. Eckener, der in einem ſchließen, wird der Flugplatz Leningrad von den
kleinen Gaſthof in Staaken übernachtet hatte, Truppen der G.P.U. beſonders ſcharf bewacht.
und traf die letzten Vorbereitungen. Beſonders
beim Auswiegen des Luftſchiffes wirkte Dr. Eisbrecher „Malygin” an der Küſte des Franz=
Joſeph=Landes.
Eckener mit. Dr. Eckener äußerte ſich über die
Einrichtungen des Flugplatzes Staaken ſehr
Moskau. Der Eisbrecher „Malygin” hat
günſtig. Er betonte, daß er wahrſcheinlich Danzig die Küſte des Franz=Joſeph=Landes erreicht und
und Königsberg nicht überfliegen werde, da er nahm Verbindung mit der Radioſtation der
direkten Kurs auf Leningrad nehmen wolle und Inſel Heeker auf. Die meteorologiſche Station
ſich an die Wetterkarte halten müſſe. — Die der Inſel teilte dem Eisbrecher mit, daß die
Paſſagiere hatten die Nacht an Bord verbracht. Einfahrt in die Stille Bucht frei ſei.
„Graf Zeppelin” am Ankermaſt
in Berlin=Staaken.
„Graf Zeppelin” in Leningrad
gelandet.
w. Leningrad, 25. Juli.
Bei glänzenden atmoſphäriſchen Verhältniſſen
erſchien das Luftſchiff „Graf Zeppelin” um 20,07
Uhr örtlicher Zeit nach einer Schleife über der
Stadt und landete 20,45 Uhr auf dem Flugplatz.
Nach der Landung begrüßten Vertreter der
Leningrader Behörden und Organiſationen Dr.
Eckener und ſeine Mitfahrer. Der deutſche
Bot=
ſchafter Dr. von Dirkſen und Generalkonſul
Zechlin wohnten der Landung bei.
Akademie=
präſident Kartinſky, Vertreter der Organiſation
für Flugweſen, ſowie der deutſche Botſchafter
hielten Anſprachen, in denen die Verdienſte der
Leiter der Expedition hervorgehoben wurden.
Dr. Eckener dankte für die zuteil gewordene
Unterſtützung zur Durchführung des Fluges. Ob
der Start am Sonntag erfolgen wird, hängt
vom Wetter ab.
Garkenfeft beim engliſchen König: 10000 Gäfte.
Andrang der Gäſte vor dem Tor des Buckingham=Palaſtes.
König Georg
Oben links: Königin Mary von England.
begrüßt ſeine Gäſte.
Zum Abſchluß der Geſellſchaftsſaiſon in London lud das engliſche Königspaar nicht weniger als
10 000 Gäſte zu einer Garten=Teegeſellſchaft in den Buckingham=Palaſt.
Furchlbare Brandkakaſtrophe
in Pikksburgh.
30 Tote, 20 Vermißte.
Pittsburgh (Pennſylvanien). Das
Al=
tersheim des hieſigen Minoritenkloſters iſt durch
einen furchtbaren Brand vollſtändig zerſtört
worden. 30 Perſonen fielen den Flammen zum
Opfer, 200 wurden verletzt, 20 Perſonen werden
vermißt. Die Ordensmitglieder haben
Ueber=
menſchliches geleiſtet, um im Verein mit der
Polizei und der Feuerwehr ihre Pfleglinge aus
dem bereits lichterloh brennenden Gebäude zu
retten. Das Altersheim war mit 600 Perſonen
belegt. Die hohe Zahl der Verletzten erklärt ſich
daraus, daß das Feuer ausbrach, während die
Inſaſſen des Heimes ſchliefen, und daß viele
be=
reits die Fluchtwege abgeſchnitten fanden und
aus den Fenſtern ſpringen mußten. Durch die
rieſige Rauchentwicklung wurden die
Rettungs=
arbeiten ungemein erſchwert.
Japaniſche Flieger in Berlin.
Berlin. Auf dem Flughafen in Tempelhof
landeten geſtern, kurz nach 12 Uhr, aus
Königs=
berg kommend, zwei japaniſche Flieger
Kuri=
mura und Profeſſor Kumakava, die ſich auf
einem Europarundflug befinden. Sie werden
ſich etwa eine Woche in Deutſchland aufhalten,
um ſich dem Studium des deutſchen Segelfluges
zu widmen. Von Berlin aus beabſichtigen die
Flieger, über Brüſſel, London, Paris und Rom
nach Neapel zu fliegen, von wo ſie mit dem
Dampfer die Heimfahrt anzutreten gedenken.
Raubmord in Spandan.
Die Täter verhaftet.
Berlin. Am Freitag abend wurde in
Spandau, Breite Straße 40, ein Raubmord
ent=
deckt. In dem Hauſe befindet ſich ein
Zweig=
geſchäft des Kaufmanns Silberzweig, das ſeine
Frau Mirba während des Urlaubs des
Verkäu=
fers betreute. Am Freitag abend ſollte nun ein
Angeſtellter des Hauptgeſchäfts in Spandau
Ware abliefern, fand aber das Geſchäft ſchon
geſchloſſen. Da ihm das verdächtig vorkam,
ſchlug er die Türſcheibe ein. Im Arbeitstraum
hinter dem Laden fand er die Frau ſeines Chefs
tot auf dem Boden, während im Laden
ſämt=
liche Schubladen herausgeriſſen waren. Die
Mordkommiſſion ſtellte feſt, daß der Tod durch
Hiebe über den Kopf herbeigeführt worden iſt.
Da man kein Geld in der Ladenkaſſe fand,
ver=
mutete man ſofort Raubmord.
Der Raubmord an der 29 Jahre alten Irma
Silberzweig in Spandau hat raſch Aufklärung
gefunden. Die Kriminalpolizei konnte bereits
einen der Täter, den 22jährigen Arbeitsloſen
Paul Licht aus Spandau, feſtnehmen. Licht gab
bei ſeiner Vernehmung an, von einem gewiſſen
Willi Möbert angeſtiftet worden zu ſein.
Mö=
bert, der ebenfalls in Spandau wohnt, iſt in
der letzten Nacht mit ſeiner Braut auf einem
Motorrad in Richtung Pommern geflüchtet. Bei
beiden Tätern handelt es ſich um der Polizei
gut bekannte Perſonen.
Den Bemühungen der Kriminalpolizei iſt es
geſtern vormittag gelungen, auch den zweiten, an
dem Raubmord in Spandau Beteiligten, den
Arbeitsloſen Willi Möbert, ſowie deſſen Braut,
die 23 Jahre alte, frühere Hausangeſtellte Frieda
Richter, feſtzunehmen. Die beiden waren nach
Ponickel gefahren, wo ſie einen Vetter der
Rich=
ter beſuchen wollten. Die Polizei, die hiervon
Kenntnis erhalten hatte, konnte das Paar, als
es um 10 Uhr am Bahnhof Ponickel eintraf,
abfangen. Das Amtsgericht in Köslin wird
Mö=
bert nach Berlin transportieren laſſen, wo die
Vernehmung ſtattfinden ſoll.
Ein Sportflugzeug ſtürzt in die Oſtſee.
Königsberg. Am Freitag abend ſtürzte
über dem Oſtſeebad Kranz ein Klemm=
Sport=
flugzeug der Königsberger Akademiſchen
Flug=
wiſſenſchaftlichen Vereinigung in die Oſtſee. Die
Maſchine ging vollkommen zu Bruch. Die
bei=
den Inſaſſen, zwei Königsberger Studenten,
wurden verletzt. Die beiden Studenten hatten
über dem Kranzer Badeſtrand einige Schauflüge
vorgeführt und waren dabei bis auf etwa vierzig
Meter über die Waſſeroberfläche
herunter=
gegangen. In einer Kurve verlor der Pilor,
von der Sonne geblendet, die Gewalt über das
Flugzeug, und die Maſchine ſtürzte ins Waſſer.
Der Luftverkehr mit Marienbad.
Prag. Der Marienbader Stadtrat hat
entgegen ſeiner urſprünglichen Abſicht beſchloſſen,
den Luftverkehr mit Deutſchland nicht
einzu=
ſtellen. Die Linie Marienbad-Halle-Leipzig
wird weiter beflogen werden; die Linie
Marien=
bad—Chemnitz-Berlin vorläufig bis 31. Auguſt.
Flugzeugzuſammenſtoß über einem polniſchen
Militärflugplatz.
Warſchau. Ueber dem Militärflugplatz in
Dewblin ſtießen am Samstag vormittag, kurz
nach dem Aufſtieg, zwei Militärflugzeuge
zu=
ſammen und ſtürzten ab. Von den vier Inſaſſen
wurden zwei Hauptleute und ein Unteroffizier
ſofort getötet. Ein Unteroffizier trug
lebens=
gefährliche Verletzungen davon. Die Flugzeuge
wurden völlig zertrümmert. Das Unglück wird
auf unſachgemäße Führung des einen Flugzeugs
zurückgeführt.
Fünf Todesopfer beim Abſturz eines rumäniſchen
Verkehrsflugzeuges.
Bukareſt. In der Nähe von Jambolin,
in Bulgarien, ſtürzte ein Verkehrsflugzeug ab
und verbrannte. Der Führer und die vier
Paſ=
ſagiere kamen in den Flammen um. Wie
ver=
lautet, ſoll es ſich um ein rumäniſches Flugzeug
handeln, das von Iſtambul nach Bukareſt
unter=
wegs war.
Seite 12
Sonntag, den 26. Juli 1931
Sboct, Sptel und Jucnen
Main=Rheingau=Sporkfeft in Darmſtadk.
Heute der Haupk=Kampfkag.
Der geſtrige Spätnachmittag mit ſeinen Mehrkämpfen war
ein voller Erfolg und wurdiger Auftakt zum heutigen Haupt=
Kampftag, der für die Turner wichtige Entſcheidungen bringen
dürfte Beſonders ſteht im Vordergrund des Intereſſes der Haupt=
Sechskampf der Turner=Oberſtufe. Auch in den verſchiedenen
Diſzi=
plinen der Einzelwettbewerbe dieſer Stufe dürften ſich ſcharfe
Kämpfe entwickeln, und nur wenige Zentimeter Unterſchiede in
Höhe oder Weite der Sprünge ſowie Würfe und Zehntelſekunden
in den Läufen werden ausſchlaggebend für Sieg oder Niederlage
ſein. Mit derſelben großen Spannung ſieht man den
Wettbewer=
ben der Turnerinnen, die nach längerer Zwangspauſe erſtmals
wieder zu Leichtathletikkämpfen antreten, entgegen. Die
Alters=
kämpfe ſowie die der Jugend laſſen ebenſo auf ſtarken Wettbewerb
ſchließen. Während der Vormittag den Mehrkämpfen ſowie Vor=
und Zwiſchenläufen und nur einzelnen Entſcheidungen vorbehalten
ſein wird, werden am Nachmittag die Entſcheidungen in den
Hauptkämpfen und Staffeln fallen. Nach Beendigung der Kämpfe
findet das Handballſpiel Bensheim-Darmſtadt
(Tgſ.) ſtatt, und die Siegerverkündung beſchließt hierauf den
Großkampftag der Turnerſportler.
Die erſten Entſcheidungen der Mehrkämpfe Turner=Mittelſtufe,
Turner=Unterſtufe und Jugend II ſind gefallen.
In der Jugendklaſſe II. Jahrgang 1913/14, konnte im
Drei=
kampf Helmuth Werner, Tv. Vorwärts Langen, den 1. Sieg mit
68 Punkten erringen. Den 2. Sieg errang Philipp Rühl, Tv.
Worfelden, mit 65 Punkten. Den gleichen Sieg konnte noch Hans
Reinheimer vom Tv. Rüſſelsheim mit 65 Punkten belegen.
Drit=
ter Sieger wurde Peter Kaffenberger, Tv. Nieder=Ramſtadt mit
63 Punkten, vierter Sieger Adam Weber, Tgſ. Ober=Ramſtadt,
mit 60 Punkten, und fünfter Sieger W. Feldmann, Tſch.
Gries=
heim, mit 58½ Punkten. Von der Darmſtädter Turnerſchaft folgt
als beſter jugendlicher Kämpfer Heinrich Euler von der Tgſ. 1875
mit 58 Punkten an ſechſter Stelle.
Mittelſtufe, Vierkampf, Turnerklaſſe.
In dieſer Stufe errang den erſten Sieg mit 74 Punkten Hch.
Gö=
riſch von der Tgſ. Ober=Ramſtadt. Zweiter Sieger wurde Hans
Pfeifer vom Tv. Nieder=Ramſtadt mit 72½ Punkten. Dritter
Sieger Edgar Rieble, Tgd. Darmſtadt, mit 69½ Punkten,
vier=
ter Sieger Chr. Meyer, Tv. Gernsheim mit 68½ Punkten,
fünf=
ter Sieger Hermann Emig, A. T.V. Alemannia Darmſtadt, mit
64 Punkten, und den ſechſten Sieg errang Karl Irion, Tv.
Vor=
wärts Langen, mit 63 Punkten.
Unterſtufe, Dreikampf, Turnerklaſſe.
Die beſte Punktzahl errang mit 55½ Punkten Karl Bunger
von der Tgd. Darmſtadt 1846. Den zweiten Platz belegte Karl
Spalt vom Tv. Seeheim mit 55 Punkten und Peter Pfeifer vom
Tv. Bensheim mit der gleichen Punktzahl. Dritter Sieger wurde
Karl Göbel vom Tv. Gernsheim mit 52 Punkten, vierter Sieger
Wilhelm Vierheller von der Tgſ. Darmſtadt 1875, fünfter Sieger
Werner Holetſcheck, Tgd. Beſſungen, und Ludwig Cezanne, Tgſ.
Walldorf, mit 51 Punkten. Sechſter Sieger wurden mit 50½
Punkten Georg Löhr, Tv. Heppenheim. „Rudolf Dofflein, Tv.
Gernsheim. und Adam Frank. MTv. Urberach.
Leichkakhlekik=Klubkampf.
Dieburg — Polizei Darmſtadt 111:157 Punkte.
Am Samstag abend fand auf dem Polizei=Sportplatz der
Leicht=
athletik=Rückkampf Dieburg — Polizei ſtatt, den die Leichtathleten des
Polizei=Sportvereins für ſich entſcheiden konnten. Da bei den einzelnen
Uebungen ſehr gute Kräfte zur Verfügung ſtanden, wurden auch
beach=
tenswerte Leiſtungen erzielt. In 14 Konkurrenzen mit je 3 Teilnehmern
mußte um den Sieg gekämpft werden. Nach herzlichen
Begrüßungswor=
ten des Herrn Polizei=Oberltnt Bender nahm der Kampf ſeinen Anfang.
Alle Läufe mit Ausnahme der Schwedenſtaffel konnte die Polizei für ſich
entſcheiden, währenddem im Steinſtoßen und Stabhochſprung Dieburg
dominierte. Als Abſchluß trugen beide Mannſchaften noch ein
Fauſt=
ballſpiel aus, das von der Polizei mit 21:28 gewonnen wurde.
Ergebniſſe.
100 Meter: Dieburg: Enz 12,0; Muth Steinmetz 12,1 Sek. Polizei:
Seng 11,9, Leiſtler 12,0, Lang 12,2 Sek.
200 Meter: Dieburg: Fendt 25,1, Braun 26,1, Guttandin I. 27,0 Sek.
Polizei: Dörr 24,6, Leiſtler 24,7. Rubröder 26,1 Sek.
400 Meter: Dieburg: Muth 56,8, Steinmetz 58,3, Braun 58,7 Sek.
Polizei: Dörr 56,5, Eckhardt 57,7, Beck 58,8 Sek.
1500 Meter: Dieburg: Remſprecher, Helfrich, Guttandin 6 Punkte.
Polizei: Bünſack 4:45,3, Eckhardt 4:44,2, Kolb 4:48 Sek., 15 Punkte.
4 mal 100 Meter: Dieburg: 3 Punkte. Polizei: 6 Punkte.
Schwedenſtaffel: Dieburg: 2:14,5 Min., 6 Punkte. Polizei: 2:15,9 Min.,
3 Punkte.
Hochſprung: Dieburg: Fendt 1,60, Steinmetz 1,54, Muth 1,41 Meter.
Polizei: Bär 1,65, Schleimkofer 1,60, Matthes 1,46 Meter.
Weitſprung: Dieburg: Fendt 5,80, Müth 5,53, Guttandin I, 5,27 Meter.
Polizei: Bär 6,11, Koch 5,89 Leiſtler 5,53 Meter.
Kugelſtoßen: Dieburg: Ott 10,62, Guttandin 10,16, Euler 10,62 Meter.
Polizei: Himenz 12,05, Eckhardt 11,78, Michel 11,28 Meter.
Steinſtoßen: Dieburg: Guttandin 8,10. Euler 8,08, Ott 7,73 Meter.
Polizei: Groh 7,97, Eckhardt 7,59 Meter.
Speerwerfen: Dieburg: Euler 39,87, Ott 36,70, Heilmann 31,45 Meter.
Polizei: Sommer 46,12, Koch 44,72, Michel 40,/08 Meter.
Diskuswerfen: Dieburg: Guttandin 31,44, Ott 27,11, Euler 24,68 Meter.
Polizei: Eckhardt 36,04, Himenz 32.45, Koch 26,52 Meter.
Schleuderballw.: Dieburg: Guttandin 49,12, Ott 41,10 Meter. Polizei:
Himenz 51,15, Michel 48,90, Eckhardt 37,30 Meter.
Stabhochſprung: Dieburg: Euler 2,90 Brand und Ens 2,60 Meter.
Polizei: Jochum 3,05, Bär 2,60, Dietz 2,50 Meter.
Rot=Weiß, VfR. Darmſtadt — Viktoria Griesheim.
Bei dem heute vormittag 9.30 Uhr ſtattfindenden Klubkampf
kom=
men folgende Konkurrenzen zum Austrag: Läufe über 100, 200, 1500
Meter, 4 mal 100 Meter und Olympiſche Staffel, Hochſprung,
Weit=
ſprung, Kugelſtoßen, Diskus= und Speerwerfen. Es darf mit
ſpannen=
den Kämpfen gerechnet werden, ſo daß die Zuſchauer auf ihre Koſten
kommen dürften.
Waſſerball.
Für die heute zwiſchen Jung=Deutſchland Darmſtadt und SV.
Göp=
pingen um 12 Uhr vormittags bzw. 4.30 Uhr nachmittags pünktlich
ſtatt=
findenden Waſſerballſpiele, die für die ſüddeutſche Waſſerballmeiſterſchaft
gewertet werden, ſtehen die Mannſchaften:
SV. Göppingen:
Fink
Weiner
Koch
Zöge
Joſt Rueß Salb
Wolf
Mayer Berges
Orlemann
Richter
Förſter
Jung=Deutſchland:
Junker
Ein beſonderes waſſerſportliches Ereignis ſcheint das Spiel zwiſchen
dem Oeſterreichiſchen Meiſter, dem Wiener Athletik=Sportklub, und
Jung=Deutſchland zu werden. Geht doch den Wienern ein guter Ruf
voraus. Die meiſten von ihnen haben ſchon international geſpielt; ſo
die Stürmer Roſenblatt und Adler ſiebzehn= bzw. ſechzehnmahl. Auf
ihrer jetzigen Waſſerballreiſe trafen die Wiener auch auf den Deutſchen
Waſſerballmeiſter, Hellas Magdeburg. Sie unterlagen in einem guten,
aber reichlich hart durchgeführten Kampfe ehrenvoll 4:1. Die Preſſe gab
den Wienern durchweg eine gute Kritik. Der Spielausgang zeige
jeden=
falls, ſo ſchreibt der „Schwimmer”, daß die Wiener Waſſerballer ſich
ſtark verbeſſert haben und bei den Europameiſterſchaften ſicherlich ein
ernſtes Wort mitſprechen werden. Man iſt daher geſpannt, wie Jung=
Deutſchland gegen eine ſolche Mannſchaft abſchneiden wird. — Vor dem
Spiele, das am Dienstag, den 28. Juli, um 7.15 Uhr, im Woog
ſtatt=
findet, wird noch eine 7 mal 50 Meter Crawl zwiſchen Wien und
Darm=
ſtadt ausgetragen. — Wir machen auf die ermäßigten Karten im
Vor=
verkauf aufmerkſam.
Tennis.
Z.E.C. Darmſtadt — S. C. 1880 Frankfurt.
In dem Medenſpiel ſind noch einige Aenderungen eingetreten. Die
Frankfurter Mannſchaft ſpielt nun in folgender Aufſtellung: Bermann,
Henke, v. Biſſing, Bann, Hildebrand, Schlichtermann. Dieſe Mannſchaft iſt
weſenklich ſtärker, beſonders durch das Antreten des zurzeit nicht in
Frankfurt weilenden Spitzenſpielers der 80er, den ſich die Frankfurter
extra zu dieſem Spiel kommen ließen. Das Medenſpiel wird außerdem
zu einem Klubwettſpiel ausgeſtaltet, indem die Frankfurter insgeſamt
mit 8 Herren und 4 Damen antreten. Beginn der Veranſtaltung 10.30
Uhr vormittags und 2.30 Uhr nachmittags.
Fußball.
Fr. Tgde. Darmſtadt — Rüffelsheim.
Heute nachmittag 4 Uhr ſteigt am Müllersteich das mit großer
Span=
nung erwartete Treffen obiger Gegner. Rüſſelsheim, das in der
kom=
menden Saiſon Kreisklaſſe ſpielt, wird in kompletter Aufſtellung das
Treffen beſtreiten und daher verſuchen, den Sieg mit nach Hauſe zu
nehmen. Es iſt mit einem ſpannenden Spiele zu rechnen, das kein
Fußballanhänger verſäumen ſollte. Die Jugend ſpielt vormittags 10
Uhr in Ober=Ramſtadt um die Punkte, die dritte Mannſchaft vor der
erſten gegen Traiſa 2. Die 2. Mannſchaft begibt ſich nach Alsbach.
Pferdeſpork.
Rennen zu Hoppegarten.
3. Nemlin=Rennen. Ausgleich II. 3300 Mark, 2000 Meter: 1. Geſtüt
Weils Fandem (Saidik), 2. Impreſſioniſt, 3. Landfarnchi. Toto;
181. Platz: 47, 32, 42. ½—K. Ferner: Lebenskünſtler, Francesco,
Georgia, Gemma, Alpenflieger, Genio, Edelknabe, Tarnſchild,
Kame=
rad, Le Mauvais.
4. Baſedow=Rennen. Dreijährige. 5200 Mark, 2400 Meter: 1. Frhr.
S. A. v. Oppenheims Wolkenflug (E. Grabſch) ging allein über die
Bahn.
6. Preis von Charlottenthal. Zweijährige 3300 Mark, 1200 Meter:
1. Geſtüt Blumbergs Machbuba (Tarras), 2. Janus, 3. Tenor. Toto:
68. Platz: 16, 12, 11. 1½—2. Ferner: Symmetrie, Nebukadnezar,
Schwadroner, Bekas, Abneigung, Palaſtwache, Alemannia.
7. Preis von Briggow. Ausgleich III 2300 Mark, 1600 Meter: 1. H.
H. v. Dertzens Grenzmark (Blume), 2. Heuchler, 3. Nomos Toto:
46. Platz: 16, 44, 18, 48. H.—1 Ferner: Marcianus, Gilgameſch,
Fiametta, Kerner, Fürſtenkind, Trianon, Patgulli, Eroica, Idylle,
Rotenſtein, Ad Arenam, Bellina, Roxana, Irrigoyen, Prinzeſſin.
Nummer 205
Platzſperre für Walldorf. Der neue Bezirksligiſt Viktoria Walldorf
(Gruppe Heſſen) geht mit ſchönen Ausſichten in die Meiſterſchaftskämpfe
ſeiner neuen Umgebung, er hat gleich 2 Monate Platzſperre
abzubüßen, die mit Wirkung ab 1. Auguſt wegen der Vorfälle beim
Auf=
gegen Olympia Lorſch am 7. Juni in Walldorf über ihn
ver=
hängt wurden.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibendes Westags=Programm. 5.55: Wetter Gymnaſtik.
O 6.30: Gymnaſtik. o 7.25: Wetter. 8.30: Waſſerſtand. o
11.50: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen, Programm. O 12.00: Konzert.
12.40: Nachrichten. Wetter, Programm. o 13.05: Konzert
(Fortſetzung). O 13.50: Nachrichten. 14.00: Werbekonzert. o
15.05: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. o 15.15: Gießener
Wetter=
bericht. O 16.20 und 18.00: Wirtſchaftsmeldungen.
Sonntag, 26. Juli.
7.00: Hamburger Hafenkonzert. Glocken vom Gr. Michel.
8.15: Katholiſche Morgenfeier. Mitw.: J. M. Nielen (Anſprache),
W. Eberhard (Rezitation).
11.00: Feſtakt am Deutſchen Eck, Koblenz. Reichsverbandstagung
des Reichsverbandes Deutſcher Sanitätskolonnen und verwandter
Männervereinigungen vom Roten Kreuz. Mitw.: Orcheſterverein
Koblenz.
12.00: Johann Straußſche Operetten. (Schallplatten).
13.50: Bericht aus der Maſchinenprüfungsſtelle am Landw.
Inni=
tut der Univerſität Gießen.
14.00: Stunde des Landes: Landwirt Buns u. Landwirtſchaftsrat
Schmitt: Die Gemarkung Niederwallmenach vor und nach der
Zuſammenlegung. — Pfarrer Reuter: Die Freude an der
Bienen=
zucht.
15.00: Stunde der Jugend: Iſa Oberländer lieſt Gedichte. Mitw.;
Funkorcheſter.
16.00: Konzert des Kurorcheſters Wiesbaden.
18.00: W. Schäferdick: Ein Mann wartet auf ſeinen Tod.
18.25: Dr. Nielen: Rheiniſche Charakterbilder: Friedrich von Spee,
Menſch und Dichter.
18.50: Wien: Fußball=Finale der Arbeiter=Olympia=Meiſterſchaft.
20.00: Cannſtatt: Konzert des Philharm. Bläſer=Orcheſters.
21.00: Grotesken und Anekdoten. Zwiſchenmuſik auf Schallplatten.
Sprecher: K. Marey.
22.00: Mannheim: Studentenlieder. Ausf.: Akademiſcher
Geſang=
verein Heidelberg.
22.35: Karlsruhe: Tanzmuſik der Kapelle Haas=Mahagonny.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Gleichbleibendes Werftags=Programm: 5.45
7.00, 18.55: Zeit, Wetter für den Landwirt. 6.30: Gymnaſtik.
— anſchl. Frühkonzert. O 10.35, 13.30: Nachrichten. O 12: Wetter
für den Landwirt. O 12.05: Schallplatten bzw. Schulfunk. O 12.55:
Nauener Zeit. O 14.00: Schallplatten. 15.30: Wetter, Börſe.
Deutſche Welle: Sonntag, 26. Juli.
6.30: Funk=Gymnaſtik.
7.00: Hamburger Hafenkonzert. Glocken vom Großen Michel,
8.00: Mitteilungen und praktiſche Winke für den Landwirt.
8.15: Wochenrückblick auf die Marktlage.
8.25: Prof. Dr. Stang: Wichtiges von der Tierzucht.
8.55: Morgenfeier. Glockenſpiel der Potsdamer Garniſonkirche.
anſchl. Glockengeläut des Berliner Doms.
10.05: Wettervorherſage.
11.00: Ernſte und heitere Volkslieder. Ausf.: Berliner Aerzte=Chor.
11.30: Elternſtunde: Martha Groß: Mutter erzählt.
12.00: Leipzig: Mittagskonzert des Funkorcheſters.
14.00: Jugendſtunde: Hede Geber erzählt Märchen.
14.30: Mandolinenorcheſter=Konzert. Ausf.: Mandolinen=Orcheſter
„Sevilla‟ 1920.
15.30: Meta Scheele lieſt: Der Millionär. Bauernnovelle.
16.00: Blasorcheſter=Konzert.
17.50: E. Biſchoff: Aus fernen Zonen.
18.20: Dr. Hagemann: Bernard Shaw (zum 75. Geburtstag),
18.50: Wien: Fußball=Finale der Arbeiter=Olympia=Meiſterſchaft.
19.45: Sportnachrichten.
20.00: Viktor Hollaender — Leon Jeſſel. Mitw.: Edith Karin
(Sopran), J. Hendrick (Tenor). Berliner Konzert=Verein. Leitung:
die Komponiſten.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Tanzmuſik der Kapelle Ilia Livſchakoff.
Wekterbericht.
An der Südſeite des ozeaniſchen Tiefs hat ſich eine Teilſtörung
ge=
bildet, die heute morgen mit einem abgeſchloſſenen Kern über England
lag. Unter den Einfluß dieſer Störung gelangt unſere Wetterlage.
Die Warmluft an der Vorderſeite führt ein zuſammenhängendes
Regen=
gebiet mit ſich, das auch unſeren Bezirk überqueren wird. Die
nachfol=
gende kühlere maritime Luft wird ſpäter zu leichtem
Temperaturrück=
gang führen, und in ihrer Begleitung dürften Gewitterſtörungen und
mehrfache Regenſchauer auftreten.
Ausſichten für Sonntag, den 26. Juli: Anfänglich bedeckt mit
Nieder=
ſchlägen, warm, dann wechſelnd wolkig mit gewitterartigen.
Schauern.
Ausſichten für Montag, den 27. Juli 1931: Wechſelnd wolkig, kühler,
einzelne Schauer zum Teil mit Gewittern.
Haupiſchrſtielung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
usland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V.: Dr. C. H. Qneiſchi
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſf: Andreas Bauer;
für „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette
für, den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuble;
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer bat 20 Geiten
Aolge
Att
* *
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Nummer 31
Der „Oroße Preis".
Von KarlOtto Windecker.
Eifrigſte Lektüre, ſchon acht Cage vorher: die
Wetter=
berichtmeldungen des Cagblatts. Dahinter verlieren ſogar
die Notverordnungen an Spannung. Und die diplomatiſchen
Geſpräche zur Verſtändigung zwiſchen Frankreich und
Deutſchland in Paris erſcheinen faſt weniger wichtig wie die
brennende Frage: Frankreich oder Deutſchland auf dem
Nürburgring, — Mercedes oder Bugatti. Caracciola oder
Chiron. Niemand vermochte im voraus die Frage zu ent=.
ſcheiden. Niemand wagte ein Urteil. Man hoffte nur. . .
und flüſterte ſich zu, daß die Molsheimer Bugattiwerke
Mon=
ſieur Chiron einen Kompreſſor in ſeinen Bugatti eingebaut
hatten . . .
Angſt und Sweifel. Negnet es? Scheint die Sonne?
Negen am Donnerstag, Negen am Freitag . . . Negen am
Samstag. Wo blieb das ſonnenverkündende Abendrot?
Fah=
ren wir? Fahren wir nicht? Optimiſtiſch wird der Wecker
auf fünf Uhr geſtellt. Der erſte Blick durchs Fenſter ſieht
einen Himmel — grau in grau — es rieſelt leiſe und ſanft.
Und dann fahren wir.
Bis Mainz iſt die Straße noch leer. Der Wagen
brummt in der Morgenfriſche, er freut ſich über das Cempo,
das er fahren darf. Vor Bingen ſchon vereinzelte Fahrer,
die wir überholen, — aber dann ſetzt es ein. Wagen aller
Größen und Stärken, Motorräder mit und ohne Sozia (aber
meiſtens mit) — und alles in einer Geſchwindigkeit, als gälte
es eine Vorſchau für das Nennen abzugeben. In Koblenz
ſchon Hochbetrieb. Und dann Wagen hinter Wagen. Die
Motorräder dazwiſchen, — ſchmal und lenkig überholen ſie,
fallen wieder zrück, — die Straßenränder der Dörfer in
der Eifel ſind von Neugierigen geſäumt . . . immer größer
wird der Betrieb, das brummt und raſt, das ſichert ſich
zenti=
meterweiſe den Fahrvorteil, — die Cankſtellen ſind
über=
füllt, — Kotflügel neben Kotflügel, Wagen hinter Wagen
— und doch erſt der Vorgeſchmack. Erſt der Anfang.
Schon hinter Mauen wird die Geſchwindigkeit geringer.
Noch kommt man weiter. Bald, noch viele Kilometer vor
dem Ning, beginnt die Drückerei, die jeder kennt, der eimmal
zu einem Großtag zum Nürburgring gefahren iſt. Plötzlich
iſt die Straße verſtopft. Ein paar Näder kommen noch
vorbei, dann ſtauen ſich die Wagen — die lange,
unüberſeh=
bar lange Schlange hinter uns drängt vor — aber —
er=
ſtaunlich — kaum einmal erklingt eine Hupe — jeder kemt
das Unabänderliche: Warten. Swei Meter Fahrt. . .
War=
ten . . . ein Meter Fahrt . . . Warten . . . Warten . . . bei
lau=
fendem Motor, den erſten Gang eingeſchaltet, die Füße auf
LLuppelung und Bremſe . . . zwei Meter Fahrt . . . Stop...
Warten ... die Fußgänger kommen ſchneller weiter. Man
wird ungeduldig. Sieht auf die Uhr. Halb zehn. Um zehn
beginnt das Nennen ... Barten . . . ein Meter weiter . . .
Warten die Beine beginnen zu ſchmerzen ... man ſkellt
den Motor ab. Wieder an. Schaltet. Drückt ſich emen
halben Meter weiter. Hält wieder.
Man könnte fluchen. Aber man tut es nicht. Man ſieht
aufmerkſam auf das Nummernſchild des Vordermanns.
Hofft, daß er weiterkommt. Wartet. . .
Eine halbe Stunde pro Kilometer.
Dann — plötzlich ein eigentümlicher, wohlbekannter
Laut — ein Singen, Heulen .. . die Menſchen, bis auf die
Sahrer, ſpringen aus den Fahrzeugen, — dort drüben, knapp
hundert Schritt von der Fahrſtraße verläuft die Nennſtrecke
im Wald. — und jetzt weiß man auch das Singen und
Heu=
len zu deuten: Mercedes SSk.
Die Ungeduld kennt keine Grenzen mehr. An der
näch=
ſten Seitenſtraße biegt man ab, — Straße? Ein
Schlam=
moraſt, abgeholztes Waldſtück rechts und links — zum
Park=
platz erhoben. Andere folgen. Man läßt den Wagen
irgendwo ſtehen, hängt ſich die unmöglichſten Dinge über
die Schultern, Plaids, Kofferdecken, Seltbahnen — denn es
gießt. . . gießt.. watet durch naſſes Gras, durch
Schlamm=
pfützen, ſteht endlich an der von Menſchen geſäumten
Nenn=
ſtrecke und weiß nicht, warum man ſo verteufeltes
Herz=
klopfen hat, nicht auf Negen achtet, nicht auf die neuen
Schuhe . . ., daß man ganz ſcheußlich gepackt und gar nicht
mehr blaſiert iſt, wenn dann die erſten Nennwagen in die
Kurve ſchlittern, plötzlich Gas geben und mit einem
irr=
ſinnigen Heulen ihrer Motore die Gerade hinabraſen . . ."
Man informiert ſich bei glücklichen Programmbeſitzern.
Wievielte Nunde? Die ſechſte von zweiundzwanzig. Die
Kenn=Nummern? Nr. 8 Caracciola. Nr. 26 Chiron. Der
wo die Näder bis zur Nabe verſinken. Meine Begleiter
verzichten auf das Einſteigen. Schauen mit lebhaftem
In=
tereſſe zu, wie ich durch den Schlamm ſchwimme. Der
Wagen dreht ſich im Kreiſe, rutſcht, ſchwimmt quer — ein
großer Stein liegt vor dem rechten Vorderrad und ſchwimnt
freundlich mit.
Ich atme auf, als meie vier Näder wieder feſteren
Boden unter ſich fühlen.
Franzoſe liegt zurück. Fährt ſchlecht in den erſten Nunden.
Holt langſam auf.
Nun kennt man ſie ſchon. Varzi, der den weiten Platz
hält, den Alfa Nomeo, den Amerikaner auf dem
umgebau=
ten Buickwagen, ſehr langſam, — man ſieht auf die Uhr.
Jetzt muß Caracciola kommen, ſchon von weitem hört man
das tupiſche, eigentümlich helle Singen des Mercedes=
Kom=
preſſors, ganz anders wie das Heulen der kleinen
Bugatti=
wagen.
Ein Maſerati ſchleudert in der Kurve, — die Menſchen,
viel zu dicht an der Bahn, viel zu leichtſinnig und
neu=
gierig — ſchreien und laufen zurück — — aber der Wagen
fängt ſich wieder, donnert mit Vollgas weiter, — lange
Funken ſchlagen aus dem Auspuffrohr — der Lack des
Wagens iſt ſchon ſchwarz, verbramt —
Chiron holt auf. Sum Ceufel. Wer einen
Sekunden=
zeiger auf ſeiner Uhr hat, iſt ein glücklicher Menſch. Jetzt
Nr. 8. Die Suſchauer jubeln. Sechzehnte Nunde. Abzählen:
eine Minute, eineinhalb . . . zwei . . . Chiron. Er hat
auf=
geholt. Jagt hinter Caracciola her. Noch zwei Minuten
Abſtand. Und wenn der ſchwerere Mercedes jetzt die Reifen
wechſeln muß?
Er muß. Braucht für Neifenwechſel und Canken die
phantaſtiſche Nekordzeit von einer Minute. Auch Chiron
tankt. Fünfzig Sekunden. Viel zu viel ..."
*
Die Zufahrtsſtraße iſt leerer geworden. Auch der Negen
hat vorübergehend aufgehört. Wir laufen zu unſerem
im=
proviſierten Parkplatz hinunter, haben Mühe, unter
Cabriolet unter hundert Fahrzeugen, die nach uns kamen,
herauszuſuchen. Müſſen drei Wagen verſchieben, bis wir
freie Bahn haben. Und dann läuft das Bieſt nicht. Ich
gebe Vollgas, — aber die Hinterräder raſen wie irrſinnig
im Stand auf dem naſſen, verklebten Gras, bohren ſich tief
hinein. Bis ſich endlich hilfreiche Hände finde, die den
Wagen vom Gras herunter auf einen Schlammweg ſchieben,
Einen halben Kilometer freie Fahrt in der Richtung
nach den Cribünen. Dann iſt die Straße endgültig
ver=
ſtopft. Die Parkplätze ſind überfüllt. Wagen aus aller
Herren Länder. Alle deutſche Polizeinummern ſind
ver=
treten. Cſchechiſche, engliſche, franzöſiſche, belgiſche,
Luxem=
burger und holländiſche, Schweizer und öſterreichiſche.
Aus=
ländiſche Klubs haben Sternfahrten nach dem Ning
veran=
ſtaltet. Hunderttauſend Beſucher.
Ich gebe es auf. Weit drüben noch flattern die
Fah=
nen der Cribünen. Start und Siel. Unerreichbar.
Hun=
derte ſind nach ſtundenlangem Warten erſt hingekommen, als
das Nennen ſchon aus war. — Auf dem Hof einer Förſterei
an der Straße iſt noch Platz. Hier ſind nur wenige Schritte
zur Nennſtrecke. Halt. Adieu Cribüne und Preſſeplatz.
Das Angebot auf Schinkenbrot und Chermosflaſchentee wird
hehnlachend zurückgewieſen. Eine Kolterdecke über Kopf
und Shultern rennen wir zur Bahn.
Achtzehnte Nunde. Jubel längs der Bahn kündet
Caracciolas Kommen an. Sekundenzeiger. Eine Minute . . .
dreiunddreißig Sekunden .. . Chiron. Donnerwetter. Wenn
nur nichts mehr dazwiſchenkommt . .
Ein Mann trügt auf einem Cablett geſchnittene
Kokos=
nüſſe vorbei. „Caracciola=Schnitten (er ſagt: Saraziiola . . .)
erfriſchend, gut, — ſie erſetzen ein Mittageſſen .. . zehn Pfg.
das Stück. . ."
Man hört ihn kaum. Man ſieht auf die ſchwarze
Nenn=
ſtrecke .. . Wartet auf das Heulen der herankommenden
Wagen.
Urplötzlich taucht die Some auf. Man freut ſich ..."
man hat ſchon nicht mehr daran geglaubt. Die naſſen
Män=
tel, die Verdechs der Wagen dampfen, — hinter uns ſteht ein
funkelnagelneuer Kleinwagen. Sein Beſitzer holt Lappen
und Leder und beginnt ſeinen Liebling zu putzen. Daß die
Umwelt lacht, ſtört ihn nicht .."
Die achtzehnte Nunde . . . die neunzehnte . . .
Die Spannung wächſt von Minute zu Minute . . . Die
Fahrer außer Nr. 8 und Nr. 26 intereſſieren nicht mehr ſehr.
Man fiebert. Schweigt . . . wartet . . . kann Chiron noch
auf=
holen? Nur wenn der Mercedes. . .? Die Nennwagen
ziſchen vorüber in unerhörtem Cempo, von Stuc: iſt die
Brille weggeflogen .. . der DKW.=Fahrer Macher, der
letzte, der von dem hoffnungsvollen Ceam noch im Nennen
iſt, zeigt ein verzweifeltes Geſicht.
Mercedes—Bugatti? Frankreich—Deutſchland? Alles
andere iſt unwichtig geworden.
„Saraziiola=Schnitten. erfriſchend. einen Groſchen. ."
„Fünnef. . !” bietet ein Kölner Junge.
„Acht!”
Niemand hört noch hin.
Swanzigſte Nunde.
Eineinhalb Minuten Abſtand.
Es regnet ſchon wieder. Leiſe aber beharrlich.
Einndzwanzigſte Nunde.
„Gehen Sie aus der Bahn heraus. Wollen Sie die
Fahrer gefährden?”
Die Polizei hat einen ſchweren Stand. Aber ſie bleibt
höflich. Auch die Beſucher zeigen Diſziplin. Die jungen
Mädels, die über die Bahn laufen, ſollte man verhauen.
Die letzte Nunde.
Caracciola kommt. Von
der Menge enthuſiaſtiſch
begrüßt. Sein Beifahrer
hebt ein wenig die Hand
zum Dank. Und dann jagt
Chirons Bugatti heran.
Und nur wenige
verſäu=
men, den Gegner mit
gleichem Beifall zu
be=
grüßen .. . er raſt vorbei,
unbekümmert. Eine
Mi=
nute und ſechsundzwanzig
Sekunden hinter dem
Sie=
ger ... Er ſelbſt iſt einer
der erſten, die am Siel
Caracciola die Hand
ſchütteln und ihn
beglück=
wünſchen!
Noch Stunden ſpäter
hört man das helle
Sin=
gen der Kompreſſoren. —
das gellende Heulen der
Motore und tritt in
Caracciola=Begeiſterung
ſeiner eigenen
Benzin=
ſchaukel auf das
Gas=
pedal, daß die ganze
Ge=
gend ſtinkt . .
HAAAANHAIA
M
[ ← ][ ][ → ] Von Wunderpflanzen.
Von E. Behagel.
Wie ſich dem kranken Paul Dombey — einer der
rührend=
ſten Kindergeſtalten, die Dickens geſchaffen hat — aus dem
krau=
ſen Geſchling eines Capetenmuſters die wunderſamſten Bilder
entwickeln, ſo dichtet die Phantaſie des Volkes unverſtandene
Naturformen oder Mißformen um zu Märchengebilden mit
zauberkräftigen Eigenſchaften. Die Pflanze ſpielt eine
bedeu=
tende Nolle im Bereich dieſer Wandlungen. Iſt ſie doch dem
urtümlichen Menſchen immer nahe und drängt ſich an ſeine
Wohnſtätten heran, vertraut und doch fremd, „alle Geſtalten ſind
ähnlich und keine gleichet der andern”. Und gar im Wald, we
verirrte und verſtoßene Märchenkinder ſich von Beeren und
Wurzeln nähren, tut ſich manches befremdliche Gewächs hervor;
das Farnkraut zum Beiſpiel, das freilich auch die Phantaſie
der Kunſtdichter, der futuriſtiſchen ſogar, beſchäftigt. Man ſah
ſeine ſeltſame Geſtalt, die nicht unter Laubgehölz und in die
Nähe von Nadelbäumen zu paſſen ſchien, ſah die faſt unheimliche
Schönheit ſeiner ſaftgrünen Wedel, die es wie ſchwankende,
prunkende Sedern über den Moosboden breitet; das Farnkraut
trägt keinen Samen, behaupteten die Gelehrten bis tief ins
acht-
zehnte Jahrhundert hinein — es blüht nicht, es trägt keine
Frucht, und doch ſtirbt ſein Geſchlecht nicht aus — das konnte
nicht mit rechten Dingen zugehen. Flugs war das Märchen zur
Hand: Das Farnkraut bildet einen Samen, der ſich ungeheuer
ſchnell entwickelt, abfällt und ſogleich im Boden verſinkt, alles
um die zwölfte Stunde der Johannisnacht. Wer da zur Stelle
iſt und flink ein ſchwarzes Bocksfell unterbreitet, vermag den
Farnſamen feſtzuhalten, der ſeinem Beſitzer übermenſchliche Kräfte
verleiht, die Carnkappe erſetzt, und was er ſonſt noch wünſchen
mag, erfüllt. Das Wunder, daß ihn das Kriegsvolk um jeden
Preis zu erlangen ſuchte, wenn’s nicht anders ging, unter
Mit=
wirkung des Böſen, den man zu dieſem Behufe um Mitternacht
auf ſeinem Kirchhof oder Kreuzweg erwarten mußte.
Auch die Wurzel des Farnkrauts iſt von Wert, wenn ſie
in der Johannisnacht gehoben wird. Aus ihr ſchnitt ſich der
Wildſchütz das „Johannishändchen”, deſſen Sauberkraft der Guß
nie fehlender Freikugeln gelang, allerdings mr bei Neumond.
Geſtoßen, mit Schweineſchmalz vermiſcht und aufgelegt, zog die
Farnwurzel „Pfeil’, ſo von Nohr gemacht” aus den Wunden.
Aber nicht nur die Farnwurzel liefert das „Glückshändchen”
Es gibt Orchisarten deren Knollenbildung eine kleine,
ge=
ſpaltene Menſchenhand vortäuſcht. Daß ſolche Gebilde dem Volke
als ſegenſpendende „Glückshändchen” erſchienen, iſt weiter nicht
wunderbar.
Ungleich mächtiger als Farnwurzel und Orchisknolle wirkte
ſchon vor Jahrtauſenden eine andere Wurzel auf die
Menſch=
heit ein, die Wurzel der Mandragora einer
Nachtſchatten=
art von der Mittelmeerküſte. Und zwar hat die Mandragora
angeblich „teils eine weiße, welche man Männlein, teils eine
ſchwarze Wurzel, welche man das Weiblein nennet‟. Hier war
nicht ein Abbild von Ceilen des menſchlichen Körpers zu erblicken,
wie bei den Orchideen, hier fand ſich ein ganz kleiner Menſch fin
und fertig in der Erde. Nicht von einer Mutter geboren, wie der
ſterbliche Menſch, nicht in der Netorte erzeugt, wie der
ſagen=
hafte Homunkulus, ſchien der Alraun von den Schauern tiefſter
Geheimniſſe umwittert, im Beſitze unerhörter Macht und
wunderſamer Kräfte. „Alräunchen iſt ein Wechſelbalg, ein
Wundermänchen, das ganz tief in der Erde wurzelt und das
zum Wechſelbalg wird, wenn man die Wurzeln aus der Erde
herausreißt” behauptet ein moderner Dichter. Er wurde ein
ungeheuer „gefragter Artikel”, der Alraun, beſonders der um
Mitternacht unterm Galgen gegrabene, denn wer den Alraun
erwirbt, hat Ceil an ſeinen Gaben. Alräunchen ſchreit wie ein
Kind, wenn es der Erde entriſſen wird, und muß verſöhnt
wer=
den durch Bäder von Wein und köſtliches Gewand, er rührt ſich
in der Hand ſeines Meiſters, der ihn zur rechten Stunde aus dem
Bettlein holt, und ſeine Drehungen bedeuten Orakelſprüche. Er
heilt alle Krankheiten und zeigt unterirdiſche Schätze anz er bringt
Macht und Ehre, dient als Amulett und wirkt kräftigſten
Liebes=
zauber. Suweilen erbitten übelbehandelte Ehefrauen ſeinen
Bei=
ſtand:
„Alrun, ich rufe dich an,
Daß du meinen harten Mann
Dringeſt dazu,
Daß er mir kein Leid nicht tu.”
Aber es iſt ihm doch nicht zu trauen. Jählings wird er zum
greulichen Kobold, verwirrt die Geiſter, hetzt Freunde und
Brü=
der aufeinander und peinigt ſeinen Beſitzer zu Wahnſinn und
Cod, kurz, er glimmert als unterirdiſches, unheimlich
zweifelhaf=
tes Weſen durch die Seiten.
In Mitteleuropa iſt zuweilen die Saunrübe an Stelle der
Mandragora getreten, jenes üble Schlinggewächs, das an Orten,
wo es einmal Suß gefaßt hat, kaum mehr auszurotten iſt, mit
ſei=
ner wohl fauſtgroßen Wurzel, bei der das Schnitzmeſſer das
Weſentliche zu beſorgen hatte. Freilich, auch an der
Mandra=
gorawurzel war bloß in ſeltenen Fällen eine rechte menſchliche
Form erkennbar, meiſt wird ſie ſich nur durch ein gegabeltes Ende,
wie es auch bei Gelberüben, ſogar bei Kartoffeln zu finden iſt,
als Wurzelmännchen empfohlen und ebenfalls mit Hilfe des
Meſſers zum Alraun entwickelt haben.
Als Kurioſum ſei noch vermerkt, daß im 17. Jahrhundert
Wein, in dem Alraunwurzel gekocht war, als Betäubungsmittel
bei Amputationen gebraucht wurde: „Von dreißig Maß ſüßen
Weins, darin ein Alraunwurzel geſotten, gibt man drei Löffel
voll zu trinken, ſo ſchlafen ſie (die Patienten) ſo feſt ein, daß ſie
keine Schmerzen empfinden . . .
Neben den Anthropomorphen erregten tierähnliche
Pflanzen=
gebilde die allgemeine Aufmerkſamkeit. Unter ihnen nimmt das
„Fruchttier Boramez” eine hervorragende Stelle ein. Wieder
und wieder haben ſich Laien und Gelehrte des 17. und 18.
Jahr=
hunderts mit ihm beſchäftigt. Der Boramez gehört, ſo
be=
lehrt man uns, zur Familie der Farne; Dickſonia Boramez, die
in Hochaſien zu Hauſe iſt, ſchiebt eine ſehr wunderliche, gelblich
behaarte Wurzel (noch einmal die Farnwurzel!) hoch über den
Boden: das iſt der Boramez. Chineſen nehmen ihn in Arbeit,
Kunſt ſcheint in Natur verwandelt, das angedeutete Lamm in
einen Abklatſch der Wirklichkeit; ein höchſt ſchätzbares Amulett
iſt vollendet.
Das genügte aber nicht überall. Die Phantaſie
abendlän=
diſcher Völker erfaßte den Boramez und bließ ihm Leben ein.
Erasmus Francisci berichtet: „In der europäiſchen Cartarei,
zwiſchen den Strömen Don und Wulga, um die Gegend Samara,
grünet ein Gewächſe, ſo einen ziemlich ſtarken Stengel bekommt.
Oben wächſet eine Frucht, die, dem äußeren Anſehen nach wie ein
Lamm geſtaltet, von den Neußen Boramez (polniſch: baramek —
das Lamm) genannt wird. Der Stengel an dieſem Gewächs iſt
anſtatt des Nabels, auf welchem er ſich ringsherum wenden kann.
Su welcher Seiten er ſich nun wendet, verdörret das umſtehende
Gras. Wenn die Frucht reif wird, beginnt der Stengel zu
ver=
trocknen, die Frucht aber ein rauhes Fell zu bekommen, gleich
einem Lamm, welches nachmals gegerbt und zum Gebrauch
berei=
tet wird, hat ſehr zarte und rauhe Wolle. Die Wölfe allein
ſonſt kein ander Cier, ſtehen (ſtellen) dieſer Frucht nach. Das
Fleiſch iſt eines gar ſüßen Geſchmackes und gleichet der Krebſen
Fleiſch. Wenn dieſe Frucht geſchnitten wird, fleußt ein roter Saft
aus dem Schnitt.”
Der Freiherr von Hohenberg erzählt (170)), die Einwohner
des Landes Cartarie ſäeten einen Kern, „wie ein Melonkern, doch
ein wenig länger; daraus erwächſet ein Kraut, wie ein Lamm,
dem es mit Füßen, Haupt, Ohren und Wolle gleicht. Die Woll”
iſt zart und rein, davon macht man Hauben, wie bei uns von der
Baumwolle . . . Das Fruchttier bleibt, ſolang es ein grünes
Kraut herum zu verzehren hat. Wann ſolches vergangen, ſo
welkt und erſtirbt dies Fruchttier Wiewohl nun dieſes bei
uns bekannt, halte ich doch (dafür), wann es zu bekommen wäre,
es ſollte in unſeren Ländern auch wohl gedeihen. Andere
(darunter Herr Baco von Verulam) wollen, es ſei eine Art eines
rauhen, härichten (haarigen) Kürbisgeſchlechts und ſei eine Fabel,
daß es Gras freſſe, ſondern werde ſolches vielmehr von ſeinem
Schatten und Blättern verdorrt, alſo, daß der Platz unter dieſem
Gewächs kahl bleibt. Ein Fell von einem ſolchen Lamm, ſo in
der Größe von einem Kaninchen, davon die Wolle eines halben
Fingers lang, wie auch dergleichen ſchon geſponnene Wolle und
Garn kann man zu Amſterdam in eines Apothekers Johannes
Schwammerkams Kunſtkammer zu ſehen bekommen und daraus
des vielleicht entſtandenen Sweifels, ob es auch wahr ſein möge,
ſich entledigen”. Wer wollte da den ungläubigen Chomas ſpielen?!
Vielfach iſt auch von den Wunderbäumen die Rede, die an jedem
Sweig eine andere Frucht tragen; es werden Eichen= und
Kirſch=
bäume erwähnt, an denen Crauben hingen. Hier haben wohl,
ohne daß das Volk davon wußte, oder daran glauben wollte,
Pfropfkünſtler gearbeitet. Die Bäume wenigſtens, die zugleich
Crauben und Kirſchen hervorbrachten, ſind nachweislich Opfer
ſolcher Gärtnerſtücklein geweſen; es iſt eine genaue Beſchreibung
(aus dem 17. Jahrhundert) erhalten, „wie man die Nebe in das
Bäumlein getan”.
Die Weinberge, in denen Nebenblättlem und Craubenkerne
aus „vegetabiliſchem Gold vorkommen, wachſen auf
Märchen=
grund, wenn ſie auch nach Ungarn verlegt werden. Ein dort
an=
ſäſſiger Arzt, Johann Patterſon, berichtet darüber an den
Bres=
lauer Gelehrten Dr. Sachs und erbietet ſich zum Beweis ſeiner
Wahrhaftigkeit, ein Pröbchen einzuſenden. Aber es iſt nichts
daraus geworden. Herr Goeczi Paul, auf deſſen Beſitztum „ein
kleines goldnes Blatt an einem Vebenſchößling gewachſen”,
ſtirbt an der Contagion (Peſt), und die Güter des Semliner
Vize=
geſpans Emerich Laßlo, der Anno 1670 auf ſeinem Rebberg eine
Craube mit eitel goldnen Kernlein entdeckte, wurde kurz darauf
von Kriegsvölkern geplündert. Darüber ſind jene Naturwunder,
die man dem medico Patterſon hatte verehren wollen, ſpurlos
verſchwunden. Fürſt Alexander Lubomirſky, Palatin von Krakau,
beſaß einen goldenen Craubenkern, der 27 Karat wog; indes, auch
dieſer Kern ſcheute das Cageslicht . . Goldhaltige Weinberge
erwuchſen über Metalladern, und das Gold drang mit den
war=
men Dünſten, „die das Bergwerk exhaliret”, als flüſſige Maſſe
nach oben und verband ſich mit den Säften der Weinſtöcke, die
endlich ganz und gar davon erfüllt erſchienen. So fabelt nicht
nur das Volk, ſondern auch allerhand gelehrte Schriften des 17.
und 18. Jahrhunderts „bezeugen” es.
Von hier aus führt der Weg immer tiefer in die magiſchen
Gefilde, wo das Naturprodukt, auch in der abenteuerlichſten
Ge=
ſtalt, gänzlich verſchwindet und nur noch Jovis Schoßkind herrſcht
und die urewige Sehnſucht nach dem Wunderbaren, das in der
Wirklichkeit kein Vor= und Abbild hat. Da ſteht der Baum,
Elephanten.
Erzählung von Kaſimir Edſchmid.
Der Sufall wollte es ſo, daß im Auguſt 1914 ein Holländer,
Cheo van Nyſſelbourg, mit einem deutſchen Indiendampfer in
Daresſalam einlief. Die Landung war nicht beabſichtigt geweſen,
aber durch eine Menge Kabels nötig geworden. Die Bucht von
Daresſalam iſt ein rieſiger ſchöner Kreis, u.n den Palmen ſtehen.
Die Ausfahrt aus der Bucht in das Meer iſt ein enger Schlauch.
Das Schiff fuhr dura, den engen Kanal in das hübſche tropiſche
Meer der Bucht. Swei Cage darauf wurden die Maſchinen des
Dampfers an Land gebracht und vergraben. Der Kanal nach dem
Meer wurde verſperrt, wozu ein einziges Schiff genügte. Draußen
auf dem Meer hinter der Lagune der Bucht erſchienen engliſche
Kriegsſchiffe und ſchoſſen hin und wieder herein. Aber die Bucht
war verſperrt. Die Engländer konnten nicht einfahren. Aber
auch kein Menſch kon te ausfahren.
Die Holländer ſind ein altes Kolonialvolk, ſie haben große
Beſitzungen in Indien, im karibiſchen Meer und in Südamerika,
jie ſind kein provinzielles Volk, ſondern mit gelaſſenem Weltblick
und nicht leicht aus der Faſſung zu bringen. Viele Holländer ſind
mit eigentümlichen und ſchätzenswerten originellen Ideen
geſeg=
net, doch findet man dieſe Holländer eher in Surinam und in
Curacao als gerade in Amſterdam. Kurz und gut, Cheo van
Ryſſelbourg war von der Catſache, daß er plötzlich von der Welt
abgeſchnitten war, überraſcht, aber nicht überwältigt. Während
die Welt ins Rutſchen geriet, ſaß er ruhig in Daresſalam und
ließ die Welt ſich um ihn herum bewegen. Nach einem halben
Jahre nahm di. weisheitsvolle Einſtellung bei ihm etwas ab. Der
Krieg konnte noch eine gute Weile dauern, der Holländer wollte
an ſeine Geſchäfte zurück, und im übrigen fehlte ihm jede
Cätig=
keit. Er ging eines Cages ins Gouvernementsgebäude und ließ
ſich melden.
„Exzellenz iſt in Morogoro”, ſagte ihm der Adjutant. „Kann
ich Ihnen behilflich ſein?”
„Natürlich”, ſagte der Holländer. Vielleicht wenigſtens.
Ich möchte Deutſch=Oſtafrika gern verlaſſen.”
„Ich auch”, meint der Adjutant grimmig. Der Hafen iſt
geſperrt, wie Sie wiſſen. Im Weſten iſt der belgiſche Kongo. Im
Norden und Südweſten ſind engliſche Kolonien. Im Süden eine
portugieſiſche. Von allen dieſen Nationen haben wir die Ehre
gehabt, Kriegserklärungen zu erhalten.”
„Ich mochte nach Portugieſiſch=Oſtafrika”, ſagte der
Hol=
länder, „und ich frage Sie, ob Sie mir die Ausreiſe erlauben. Ich
brauche auch zwei oder drei Cräger.”
„Mein Herr, was Sie da vorhaben, iſt ein monatelanger
Kriegszug”, ſagte der Adjutant lächelnd, „durch den Urwald.”
„Och komme aus Indien” meinte der Holländer, „und ich
habe einen indiſchen Diener bei mir. Vielleicht kann ich
unter=
wegs Elefanten jagen.”
„Ich werde mit dem Gouverneur reden”, ſagte der Adjutant
und verbeugte ſich dienſtlich. Obwohl es nicht üblich war, Leute,
die ziemlich Beſcheid wußten, in eine andere Kolonie laufen zu
laſſen, erhielt der Holländer doch die Erlaubnis, ſeine Expedition
zu machen. Er war ein anſtändiger Mann, gab ſein Wort, keine
Erklärungen in Mozambique über die Suſtände in Daresſalam
abzugeben, ſuchte ſich zwei Boys als Cräger aus, ließ ſich ein
Selt machen und verſchwand im Urwald.
Schon als Kind hatte Riſſelbourg ein ſtarkes Intereſſe an
Elefanten gezeigt. Er bekam ſein Kinderzimmer mit Elefanten aus=
gemalt, als er entdeckte, daß eine Capete im Haus Elefanten=Muſter
hatte, und als er aus dieſem Simmer nicht mehr wegzubringen war.
So oft es ging, beſuchte er als Junge den Soologiſchen Garten,
wo jeder Junge ſein Lieblingstier hat. Das ſeine war im
Ele=
fantenzwinger. Für einen Jungen war das eine ſeltſame
Leiden=
ſchaft denn Jungens intereſſieren ſich für kleine Panther oder
große Löwen oder für Adler und Eisbären und in der Negel
nicht für die ſchwarzgrauen Koloſſe mit den langen Nüſſeln, die
Laub freſſen und ganz ungefährlich ſind. Jungens finden
gewohn=
lich nur Raubtiere als ihrer Aufmerkſamkeit würdig, aber
Nyſſelbourg war eine Ausnahme. Er fing dann, als er noch
etwas mehr erwachſen war, an, Elefanten zu ſammeln. Suerſt
kleine und dann ganz große ſchwarze Elefanten aus Ebenholz, wie
ſie in Indien gemacht werden. Dann Elefanten aus Glas, wie
er ſie auf einer Reiſe in Murano bei Venedig ſah. Dann
Ele=
fanten auf Stoffen. Suerſt auf Wandbehängen, wie ſie in Aegupten
gemacht werden, dann auf kunſtvollen Ceppichen. Er ſammelte
ſchließlich nur noch groteske oder wundervolle Elefanten.
Der=
ſiſche Miniaturen von Elefanten. Chineſiſche Elefanten aus Con.
Römiſche Darſtellungen von Elefanten und Elfenbein=Elefanten
von arabiſchen Künſtlern, und ſchwere, plumpe Holzelefanten, die
Neger an der Goldküſte gemacht hatten.
Ruſſelbourg hatte mehr in Indien als in Amſterdam gelebt,
und zwar nicht nur im holländiſchen, ſondern auch im engliſchen
und portugieſiſchen. Er war durch halb Indien im Auto
gefah=
ren, um wilde Elefanten zu ſehen und zu jagen, als er zum erſten
Male dort war. Sein Diener war ein Mann, der ein Jahrzehnt
auf dem Hals eines Elefanten geſeſſen hatte. Eine Seit lang
hatte er ſich einen zahmen Elefanten gehalten, wie andere
be=
ſiunliche und humorvolle Männer, ſich gelegentlich eine große
Schildkröte halten.
der Aſchenbrödels Hofgewänder trägt; Bäumchen rüttel” dich
und ſchüttel dich, wirf Gold und Silber über michl und der Baum.
von dem nur Swejäuglein die ſilbernen Sweige mit den goldener
Aepfeln brechen darf, dieweil die böſen Schweſtern leer
aus=
gehen. Da iſt der Machandelbaum, die Springwurzel, die alle
Schätze erſchließt, da blüht die blaue Blume der Nomantik. Da
brechen die Schlaraffenbäume, die Wurſt und Schinken tragen,
beinahe unter ihrer Laſt, und neben ihnen ſpreizen ſich die Stau=
den, an denen die runden roten und die länglichen gelben Käſe
wachſen. Unter den flimmernden Blättern der Dukatenpflanze
ſchlüpfen die Rübenprinzeſſinnen durch, die Noſenelfen treiben
ihr Weſen und alle Märchenpflanzen des Morgen= und
Abend=
landes begegnen uns. Sehr gerne und ſehr lang möchten wir uns
im Zauberreich aufhalten, aber ein froſtiger Wind bläſt her von
den Sandbreiten des Landes „Wirklich=Wahr”, die
Königs=
kerzen erlöſchen — und die Geſchichte iſt aus.
Von Georg Grabenhorſt.
Eisteetrinkend ſitzen wir uns gegenüber, auf der
Garten=
terraſſe des Fürſtenhofs. Sie müſſen wiſſen: der Fürſtenhof iſt
das Hotel am Platze, es übertrifft das Kurhaus, was den
Kom=
fort, der Bedienung und der Geſellſchaft betrifft, bei weitem, und
es gibt gewiß niemanden hier, der die doppelten Preiſe nicht mit
beſonderer Genugtuung bezahlt.
Der Slow=Fox, den das Cänzerpaar eben über das
Flieſen=
parkett hinhauchte, hat in der Atmoſphäre eine merkwürdige
Schwingung zurückgelaſſen, eine verführeriſche Weichheit oder
wie ſoll ich ſagen: Unſicherheit, eine verteufelt ſanfte und
gefähr=
liche Muſik des Gefühls.
(Wir: das iſt eine Badebekanntſchaft. Sie iſt blond,
glück-
lich verheiratet wie ich und hat heute morgen eine
Anſichtspoſt=
karte aus Lugano bekommen. Sie ſind diesmal getrennt in die
Ferien gegangen. Sieh mal an.)
„Ich finde es himmliſch!” ſagte ſie und lehnt ſich in ihren
Korbſeſſel zurück. Man könnte empfindſam werden und meinen,
in dieſer Bewegung noch den Slow=Fox zu ſpüren, eine ferne,
leiſe ausſchwingende Welle davon. Ihre Augen ſind
unwahr=
ſcheinlich blau.
„Himmliſch? Ein höchſt unzulänglicher Ausdruck, gnädige
Frau, um meine Gefühle für Ihre Geſellſchaft zu beſchreiben, ich
verſichere Siel Aber verzeihen Sie mir eine diskrete Frage:
was finden Sie himmliſch? Die Anſichtskarte, das Bewußtſein
der 1000 Kilometer zwiſchen Lugano und dieſer Cerraſſe oder ..
Ich meine, worin beſteht Ihr Glück in dieſem Augenblick, wie
könnten Sie es näher erklären? Ich bin neugierig, ohne Sweifel,
entſchuldigen Sie, aber es wäre unhöflich, es vor ſolchen Augen
nicht zu ſein ..
Sie ſtochert mit dem Strohhalm in ihrem Eistee herum. Man
möchte eine Seitlupe ſein, um dieſe Handgelenke zu begreifen. Ich
verſtehe nicht, wie man da in Lugano Anſichtskarten ſchreiben
kann . . .
„Was ich himmliſch finde? Gott, das kann ich ſo genau
nicht ſagen, das weiß ich ſelber nicht Als wenn man wieder ...
als wenn man wieder achtzehn Jahre, als wenn man wieder
heim=
lich verlobt wäre! Wiſſen Sie: allein, frei, herrlich frei und allein,
und insgeheim, auf eine unbeſchreiblich prickelnde und zugleich
beruhigende, tröſtliche Weiſe nicht allein! Verſtehen Sie das?
Oder kam nur eine Frau ſo empfinden?”
Was wollen Sie darauf antworten? Ich gebe mir einen
kleinen, ſchwärmeriſchen Nuck.
„O, bitte, ich bemühe mich . . ." ſage ich und blaſe den Rauch
meiner Sigarette offenbar gedankenvoll über meinen eisgefüllten
Ceebecher. „Sie finden alſo, wenn ich recht höre, man friſcht ſich
ſozuſagen auf in ſeinen Gefühlen? Man macht beiſpielsweiſe nach
ſechs Jahren Ehe, Haushalt, Kindererziehung und ähnlicher,
ge=
wöhnter Verpflichtungen noch einmal vier Wochen Brautzeit?
Man reorganiſiert ſich, ſein etwas breit und behäbig oder ſalopp
und mäger gewordenes Ich, macht wieder Symnaſtik, gibt ſich in
Pflege, man ſchickt ſich gleichſam auf Urlaub gegenſeitig, auf
Ferien vom Du? Gewiß, es läßt ſich hören! Ich bin ſogar
über=
zeugt, daß es ſeine entſchiedenen Vorteile hat, ſeine
wünſchens=
werten Ergebniſſe . . . nur, komiſch, wiſſen Sie, wie mir das
vor=
kommt?
„Nun . . .?"
In der Art, wie ſie dabei ihre ſchönen Beine
übereinander=
ſchlägt, liegt eine ſo feine, entzückende Oronie, eine ſo
unwider-
ſtehliche Herausforderung, daß es geſchmacklos wäre, ihr nicht
nachzugeben, ihr nicht zu erliegen.
„Es kommt mir vor”, fahre ich alſo fort, ohne mit der
Wiper zu zucken, zes kommt mir vor, möchte ich ſagen, als
wenn man Montag, Dienstag, Mittwoch und ſo weiter bis
Sonn-
abend — bitte, es iſt nur ein Bild, ich übertreibe etwas, nehmen
Sie es nicht wörtlich — als wenn man eine Woche lang im
Schweiße ſeine Angeſichtes zuſammen ſeine Steine klopft und ſich
Sonntags dünne macht und jeder hübſch allein über die Berge
geht . . . Man iſt Arbeits= und Alltagskollege, aber damit auch
baſta! Man kennt ſich mr im blauen Kittel, als Steinklopfer,
Schulter an Schulter. Die Frühſtückspauſen ſind das höchſte der
Gefühle. Seine Sonntagserinnerungen hat jeder für ſich. Man
feiert ſeine Jubiläen zuſammen, aber damit auch hollal Seine
Unfälle und Sterbefälle und was ſonſt dazu gehört. Aber ſeinen
Sonntag, den behält man für ſich, hinter ſeinen Bergen, allein.
. . . Das Bild hat ſeine Mängel, aber was meinen Sie, ſtimmt
nicht etwas daran, irgendſoein kleines Etwas?”
Sie lächelt. Sie lächelt das Lächeln eines jungen Mädchens
von achtzehn Jahren, das ſich eben verlobt hat.
„Mein Herr Steineklopfer . . .", ſagt ſie, und ihre langen
Wimpern flimmern vor ihrem dunkleren Blick ſekundenlang wie
Libellenflügel, „mein überaus kluger Herr Steineklopfer, ſagen
Sie doch gleich: wo iſt das „hinter Ihren Bergen” und was für
eine Art Erinnerungen meinen Sie eigentlich?!"
Ich ziehe meinen hellen Schlips etwas nach. Man kann
nicht immer geiſtesgegenwärtig ſein.
Das Fürſtenhof-Crio ſpielt den zweiten Slow=Fox. Wie
eine ſanfte Welle kommt er auf uns zu. Was bleibt mir übrig?
„Darf ich — bitten?”
Ihre Augen ſind wirklich unwahrſcheinlich blau.
Die Meſſe der Ediſons.
Beſuch auf der Erfinderausſtellung.
Von Egon Larſen.
Schnell und gründlich haben ſich die Menſchentypen in den
letzten Jahren gewandelt: der zerſtreute Profeſſor iſt zum
welt=
gewandten Wiſſenſchaftler geworden, die alte Jungfer präſidiert
heute im Bridgezirkel, der ſtille Dichter ſehnt ſich nicht in
lenz=
liche Auen, ſondern nach Neubobelsberg, der Miſſionar bekehrt
per Flugzeug. Auch vom traditionellen Cyp des Erfinders iſt
nichts übrig geblieben; der in ungeheuerliche techniſche Ideen
ver=
bohrte Perpetuum=mobile=Baſtler ſcheint ausgeſtorben. Eine
„Kennen Sie die Geſchichte von den Nationen und den
Ele=
fanten?” hatte ihn der Gouverneur von Celebes in der Reſidenz
Menado eines Cages gelegentlich freundlich gefragt. Nyſſelbourg
hatte den Kopf geſchüttelt.
„Na, ſehen Sie”, meinte der Gouverneur und ſchob ſeinen
Cropenhelm zurück, „eines Cages ſchickten die meiſten
euro=
päiſchen Nationen eine eigene Miſſion aus zur Unterſuchung der
Elefanten. Man hat in Europa ja immer etwas Angſt, ſie
könn=
ten ausſterben, während ſie ja immer mehr werden, Gott ſei es
geklagt. Die Engländer ſandten eine Kommiſſion, die nach zwei
Jahren zurückkam mit einem Expoſe in der Größe von einem
Buch mit dem Citel „Der Elefant und der Handel in Elfenbein”.
Die Deutſchen kamen nach ſechs Jahren zurück mit einem Expoſe
im Umfang von zehn Büchern mit dem Citel „Der Elefant, ſeine
Geſchichte und ſeine Wanderungen ſeit der Eiszeit:. Die Italiener
kamen nach 1½ Jahren zurück mit einem Expoſe im Umfang
von zwei Büchern mit dem Citel „Der Elfenbeinzahn des
Elefan=
ten als Muſikinſtrument:. Die Franzoſen waren nach drei
Mona=
ten zurück mit einer Broſchüre für den Verkauf an den
Bahn-
höfen „DerElefant und die Liebe‟.”
Der Gouverneur hatte ſeinen Cropenhelm wieder in die
Stirn gedrückt.
„Und die Holländer” fragte Nyſſelbourg mit gutmütigem
Lächeln.
„Die Holländer”, ſagte der Gouverneur und ſchob den
Cropenhelm von neuem in den Nacken, „die Holländer ſind noch
nicht zurückgekehrt, weil ſie durch Minher van Nyſſelbourg
ver=
treten ſind, der mit den Elefanten vor ſeinem Cod nicht fertig
wird.”
„Nun”, ſagte Nuſſelbourg lachend, „es iſt ja nicht die
ſchlech=
teſte holländiſche Eigenſchaft geweſen, ſich Seit zu nehmen und
nichts zu raſch zu machen . .." Dies war vor Jahren geweſen.
Ryſſelbourg zählte nun Anfang Vierzig.
Er verſchwand nunmehr alſo mit ſeinen zwei Sugheli=Boys,
ſeinem indiſchen Diener und ſeinen zweiundvierzig Jahren im
Ur=
wald von Oſtafrika, um durch den zäheſten und
undurchdringlich-
ſten Wald der Küſte ins portugieſiſche Gebiet zu kommen. Eine
Seit lang kam er im Ochſenwagen voran, aber das hörte bald
auf. Wochenlang ging es auf Wildpfaden und
Eingeborenen=
wegen. Einen Boy mußte er an einer Cembe mit Fieber
zurück=
laſſen. Hin und wieder trafen ſie einen Crupp Askari unter
deut=
ſcher Führung. Seine Briefe und Päſſe und Empfehlungen waren
tadellos. Aber das konnte ihm kein Waſſer verſchaffen, wenn
kein Waſſer da war. Als er nach zwei Monaten in die Nähe
des Gebietes kam, wo die portugieſiſche Grenze anfangen mußte,
traf er viele Elefantenfährten. Aber die drei Leute waren ſo
elend, daß ſie keine übermäßige Luſt zum Jagen hatten. Sie
waren faſt verdurſtet und konnten vor Mattigkeit kaum das Selt
aufſchlagen.
„Schau, Bana”, ſagte der Boy in der Nacht und weckte
den Holländer, und er ſah aus dem Selt hinaus und ſah eine
Menge Elefanten auf die helle Lichtung hinaustreten, wie er es
in ſeinem Leben nicht ſo großartig geſehen hatte. Nyſſelbourg
war ſchwac) und elend und durſtig — aber er ſchoß ſofort. Im
nächſten Augenblick heulte es zwanzigmal durch die Seltleiwwand,
die Elefanten verſchwanden im Urwald, aber es ziſchte immer
wieder durch das Selt hindurch, und ehe der Holländer begriff,
was los war, fühlte er einen ſtechenden Schmerz im Knie und
verlor das Bewußtſein.
Am nächſten Morgen wachte er im Bezirk einer
portugieſi=
ſchen Patrouille auf, die ihn und ſeine Leute für eine deutſche
Patrouille gehalten und angeſchoſſen hatten. Es koſtete lange
junge Generation von Ediſons iſt herangewachſen, Konſtrukteure
mit flinken Gedanken und geſchickten Fingern, ohne
weltumſtür=
zende Utopien, aber mit ſcharfem Sinn für die kleinen
Erforder=
niſſe des Alltags.
Wie jedes Lebeweſen unſerer Seit hat auch der Erfinder
ſeinen Reichsverband, der ſeine Intereſſen vertritt und ihm dem
Weg ebnet, den Kampf gegen unlauteren Wettbewerb und
Aus=
beuter führt und — als wichtigſte Einrichtung — eine ſtändige
Ausſtellung unterhält, auf der die Herren Finanziers und
Sabri=
kanten unter Hunderten von Neuheiten ihre Auswahl treffen
können. Im „Haus der Cechnik”, in der nördlichen Berliner
Friedrichſtraße hat ſich dieſe Schau niedergelaſſen, die auch der
Laie und Nichtkäufer mit Intereſſe beſichtigt.
Wer eine Meſſe der Senſationen erwartet, wird enttäuſcht.
Was heute erfunden wird und Ausſicht auf Verwertung hat, iſt
Praktiſches, Alltägliches, Einleuchtendes — keine komplizierte
Phantaſiekonſtruktionen mehr, keine techniſchen Ungetüme. Da
gibt es eine Sicherung für Brieftaſchen gegen Diebſtahl, einen
Liliput=Eisſchrank für Kleinſtwohnungen, einen leuchtenden Kell=
nerwinker für Neſtaurants. Skatbrüdern wird mit dem
Karten-
gebe=Anzeiger gedient ſein, Ausflüglern mit der faltbaren
Gieß=
kanne. Viele Erfindungen gelten der Verbrecher=Abwehr: der
Revolver mit Sielbeleuchtung, das Cürſchloß, das bei der leiſeſten
Berührung ein Boſchhorn ertönen läßt; für Großbanken iſt eine
ſchußſichere Kabine gedacht, die vor dem S halter des Kaſſiers
aufgeſtellt wird und nötigenfalls — unter Nebelgas geſetzt
wer=
den kann, wenn der Beſucher unfriedliche Abſichten zeigt. Das
Flugzeug=Auto iſt in neuer Konſtruktion zu ſehen, und für den
Waſſerſportler iſt ein Boot beſtimmt, das nicht mit Nudern,
ſon=
dern durch Hebel und Waſſerſchraube fortbewegt wird. Eine
mit Nadioapparat und Lautſprecher kombinierte Uhr iſt zu ſehen,
die nur 59 Mark Ladenpreis koſtet; daneben wird der
auswechſel=
bare Abſatz für Schuhe empfohlen. Beſonders erfinderiſche
An=
regungen ſcheint das häusliche Milieu zu geben: man ſieht den
vierteiligen Kochtopf, den ſelbſttätigen Bratenbegießer, den durch
laufendes Waſſer gekühlten Vorratsſchrank. Den Automobiliſten
intereſſiert die unbegrenzt federnde Stoßſtange, die überdies noch
kleine Nollen zum Beiſeiteſchieben des Hinderniſſes trägt; den
Photographen ein neuer Apparat, mit dem man vier verſchiedene
Bilder auf einer Platte aufnehmen kann. Ladengeſchäfte können
die Sange zum Herausnehmen von Gegenſtänden aus dem
Schau=
fenſter gut gebrauchen, nicht weniger den Kippzahlteller, der das
einkaſſierte oder herausgegebene Geld ſanft in die Hand ſeines
Beſitzers gleiten läßt
Und doch wird noch immer nicht genug erfunden. Der
Reichsverband der Erfinder bekommt viele Anfragen, beſonders
aus dem Ausland, und kann ſie oft nicht ſofort befriedigen. So
verlangt z. B. Auſtralien Vertilgungsmittel für Kaninchen und
für Kakteen; andere Intereſſenten brauchen ein „abſturzſicheres
Flugzeug” oder eine Vorrichtung zur Verhütung von Unfällen
an ungeſicherten Bahnübergängen. Auch dieſe Aufgaben werden
ſicherlich erfüllt werden — wenn es auch immer Unzufriedene
geben wird, die vom Erfinder Unmögliches verlangen: das
Cele=
phon ohne falſche Verbindung, das verliehene Buch, das nach
vier Wochen wieder von ſelbſt zu ſeinem Eigentümer
zurück=
kommt, oder der Kragenknopf, der „Hier” ſchreit, wenn man ihn
ſucht.
Miſter Malones Garten.
Erlebnis in Irland von Heinrich Hauſer.
Ich mußte zur Poſt nach Killronan. Am Abend vorher hatte
ich durch einen Boten ein engliſch geſchriebenes Celegramm an
einen deutſchen Empfänger zum Poſtmeiſter geſchickt. Spät in
der Nacht war der Bote wiedergekommen mit der Nachricht, daß
der Poſtmeiſter zögere, das Celegramm zu ſchicken, weil es doch
fraglich ſei, ob der Empfänger in Deutſchland der engliſchen
Sprache mächtig ſei.
Ich mußte alſo ſelbſt zur Poſt, ein Weg, der ſich 7 Meilen
lang durch die Felſenwüſte der Aran Oslands wand.
Wem ich nur ein Fahrrad hättel” ſagte ich zu Mrs.
McGuire, die meine Wirtin war.
Mrs. McGuire legte das letzte Stück Corf als Abſchluß auf
den ſorgfältig geſchichteten kleinen Curm des Küchenfeuers, warf
einen Blick in den verrußten Eiſentopf, der an einem Haken im
Nauchfang hing, und ſagte: Wir haben 5 Fahrräder auf der
Inſel. Eins hat der Prieſter, eins gehört dem Poſtmeiſter und
Seit, bis die Portugieſen, die von einem Farbigen geführt
wur=
den, begriffen, daß das keine Deutſchen ſeien, und daß man den
Holländer anſtändig behandeln müſſe. Es dauerte vier Wochen
Cransport durch den Urwald bis zur Feſtung Mozambique — mit
einem Schuß im Bein im Urwald eine faſt ausſichtsloſe Sache.
Der indiſche Diener war in der Nacht erſchoſſen worden. Nur
der Suaheliboy war munter aus der Elefantenjagd
herausge=
kommen.
„Bana”, ſagte er, „du haſt in der Nacht, als die Portugieſen
auf unſer ſchönes Selt feuerten, einen Elefanten tot geſchoſſen, und
du mußt mit dem portugieſiſchen General reden, daß die Soldaten
dir die Sähne herausgeben. Ich habe geſehen, daß lie die Sähne
ausgebrochen und mitgeſchleppt haben.”
Nuſſelbourg ſchiffte ſich eine halbe Stunde ſpäter auf einem
Küſtenboot ein, das ihn von Mozambique nach Kapſtadt bringen
ſollte. Er ſprach nicht mit dem General. Er wollte die Sähne
nicht haben. Von Kapſtadt aus ſchrieb er an den Gouverneur
von Celebes.
„Wußten Sie eigentlich, daß die Elefanten eine andere Rnie=
Konſtruktion haben wie die Menſchen, mediziniſch heißt das ein
Säulenknie. Die Elefanten können zum Beiſpiel nie Charleſton
tanzen und keine Dinge unternehmen, bei welchen das Bein nach
der Seite geſchlenkert wird. Sie haben das ja auch ſchließlich
nicht notwendig. Ich überlege mir öfters, ob wir das notwendig
haben, denn ich habe eine portugieſiſche Kugel im Knie. Wie
wäre es, wenn wir die holländiſche Kommiſſion nun auch nach
Hauſe kehren ließen, nach 42 Jahren mit einem Expoſe von einer
Schreibſeite unter dem Citel. Der Elefant und die Sinnloſigkeit
von Kolonialkriegen.”
Mr. Malone hat eins. Gehen Sie zu Mr. Malone, es iſt nur
eine halbe Meile von hier, er leiht es Ihnen gerne.”
„Wer iſt Mr. Malone?‟
„O, Mr. Malone iſt der Lehrer von dem Schulhaus auf dem
Hügel zwiſchen Ourtnagapple und Dungengrus.”
„Aber ich kann doch nicht zu einem fremden Herrn hingehen
und um ſein Nad bitten.”
„O, Sie kennen Mr. Malone nicht! Er freut ſich, er findet
das ganz ſelbſtverſtändlich.”
In dieſem Augenblick fügte es der Sufall, daß Mr. Malone
mit ſeinem Fahrrad auf der eizigen Straße der Inſel
heran=
gefahren kam. Ehe ich irgend etwas unternehmen konnte, war
Mrs. McGuire zur Cür hinaus und lief den abſchüſſigen Garten
hinunter, wobei ſie ſich die Hände an der Schürze wiſchte. Als ich
langſam nachkam, ſah ich Mr. Malone, der vom Nad geſtiegen
war. Wir verbeugten uns, er gab mir mit einer ſcheuen
Bewe=
gung die Hand. Mrs. McGuire erklärte mir ſtrahlend, daß Mr.
Malone nichts lieber täte, als zu Fuß nach Hauſe gehen und mich
auf ſeinem Jahrrad fahren zu laſſen. Ich war ſehr verlegen,
denn natürlich hätte ich nie Mr. Malone um ſein Nad gebeten,
während er gerade darauf fuhr. Mr. Malone aber war noch viel
verlegener. Mit leiſer, ſtockender Stimme ſagte er mehr zu Mrs.
McGuire als zu mir, daß er das Nad wirklich nicht gebrauche, er
freue ſich — und dann faſt ohne Abſchied wandte er ſich um und
war bald hinter den Felſenwänden verſchwunden. Ich blieb ſtehen,
das Nad in der Hand, und ſah ihm nach. Ein kleiner Mann in
einem altväteriſchen Schulmeiſterrock und ebenſolchen Hoſen, die
unten durch Nadfahrklammern zuſammengebunden waren. Ich
fühlte mich beſchämt und innerlich entrüſtet über Mrs. MeGuires
Caktloſigkeit.
„Er ſieht ſo ſelten Fremde,” ſagte ihre Stimme neben mir,
„er iſt ſehr ſcheu, er redet ungern mit Erwachſenen. Er lebt ganz
mit den Kindern. Denken Sie, ſchon in dieſen 10 Jahren, daß er
hier iſt, beobachten wir, daß das Benehmen der Kinder ganz
anders geworden iſt. Sie ſind ſtiller geworden, feiner zueinander,
es geſchieht ſeltener, daß ſie Ciere quälen oder untereinander
Noheiten begehen.”
„Wie kommt er hierher?”
„Ich weiß es nicht, ich glaube, er hat die Regierung gebeten,
daß ſie ihn herſchicken ſoll. Vorher war er der Lehrer von Cory
Osland.”
Ich kannte Cory Island, das war auch ſo ein Felſen im Meer
wie Aran. Die Einwohner lebten vom Jodbrennen aus Seetang
und ſtarben vor Hunger, wenn einer der großen Stürme den
Fiſchfang für längere Seit unmöglich machte. Sie hatten nicht die
Mittel, Vorräte zu halten.
„Haben Sie ſchon ſein Schulhaus geſehen und ſeinen
Gar=
ten?”
„Noch nicht.”
„Sie müſſen hingehen; er hat das alles ſelbſt gebaut und mit
ſeinem eigenen Geld.”
„Ach.”
„Ja, die Negierung hätte die Schule nicht gebaut, der Bezirk
iſt zu abgelegen und zu klein, und ſie haben ja die Schule in
Kill=
ronan. Er hat das Schulhaus und das Wohnhaus und den
Gar=
ten alles ſelbſt gebaut mit 500 Pfund, ſeinem ganzen Geld.”
Nun, ich fuhr mit Mr. Malones Nad zur Poſt und erledigte
das Celegramm zur allgemeinen Befriedigung des Poſtmeiſters,
des Polizeiſergeanten und eines reiſes von mitintereſſierten
Fiſchern. Es wurde verabredet, daß ich in zwei Cagen
wieder=
kommen würde, um das Celegramm zu bezahlen, denn der
betref=
fende Carif mußte erſt durch Nachfrage auf dem Poſtamt in
Galway gefunden werden. Es war das erſte Auslandstelegramm
in der Geſchichte des Poſtamtes zu Killronan, und wir waren
alle ungeheuer ſtolz darauf.
Ich fuhr zum Schulhaus, und da der Berg ſteil war, führte ich
das Nad an der Hand. Ganz unerwartet traf ich Mr. Malone
ſelbſt, er kam den Berg herunter und errötete, als er mich ſah:
„O, ich glaubte nicht, daß Sie ſo ſchnell zurück ſein würden, ich
wollte gerade zu Mrs. McGuire gehen, damit Sie nicht die Mühe
hätten, hier heraufzukommen.
Wir gingen nebeneinander her, das Nad lief zwiſchen uns.
Mr. Malone ſtarrte ſchweigend auf den Boden. Wir führten
einen unfruchtbaren Kampf der Höflichkeit, indem wir beide an dem
Nad ſchoben. Mr. Malone ſchob ſo ſtark, daß ich gar nichts zu
tun hatte, dann ſchob ich wieder ſtärker, indem ich etwas ſchneller
ging, und ſo wechſelten wir uns ab, ſo daß wir beide außer Atem
und ſehr unbehaglich den Berg hinaufkamen.
Mr. Malones Schulhaus war eines der ſeltſamſten Gebäude.
die ich je geſehen habe. Man wußte zunächſt nicht, was Haus und
was Garten war, denn die Gartemmauer war wicht mr
außer=
ordentlich hoch, ſondern auch wie ein Haus mit Fenſtern verſehen.
Dieſe Fenſter waren ſehr unregelmäßig über die Mauer verteilt,
einige ſaßen ganz unten, dicht über der Erde, andere ſo hoch, daß
ſie mit der Mauerkrone abſchloſſen. Die Fenſter waren alle
ver=
ſchieden, ſie waren aus grünem, rotem, gelbem und blauem Glas.
Sie ſahen merkwürdig aus in der plumpen Mauer aus
geſchich-
tetem Fels, wie Edelſteine auf der Fauſt eines Erdarbeiters.
Als wir uns näherten, kamen Kinder aus der Schule. Sie
gingen lautlos auf nackten Sohlen. Es fiel mir auf, wie ſchön
ge=
formt die Füße der kleinen Mädchen waren, wie anmutig ſie
gingen, wie arm die kleinen Kittel waren, die ſie trugen. Sie
waren ſcheu wie die Ciere auf den Felſenweiden. Wäre Mr.
Malone nicht dabei geweſen, ſie wären davongerannt. Die
Jun=
gen kletterten bei unſerem Anblick wie Katzen auf den Nand der
Mauer, da ſaßen ſie und ſahen neugierig auf uns herab.
Ich trat nur in das Cor des Gartens ein. Ich hatte das
Ge=
fühl, man dürfte dieſe kleine Welt nicht weiter aufwirbeln, als
ſchon geſchehen war. Aber während ich von Ar. Malone
Ab=
ſchied nahm, ſah ich den Garten an.
Ich hatte bisher geglaubt, daß es auf Aran keine Bäume
gäbe. Ich hatte mich geirrt: es gab Bäume — in Mr. Malones
Garten. Es waren die rührendſten Bäume, die man ſich denken
kann. Ihretwegen war die Mauer ſo hoch, damit die Stürme ſie
nicht vernichteten, aber die Mauer war auf Suwachs berechnet,
die Bäumchen waren alle winzig klein. Da war z. B. eine klein=
Kirſche. Sie war wie alle anderen mit 5, 6 Bändern aus weißem
Baſt an einen dicken Pfahl gebunden, aber ſie zeichnete ſich aus,
indem ſie Frucht trug. Es waren im ganzen 16 Kirſchen, die
auffallend wie Lichter auf einem Weihnachtsbaum aus dem
ſpär=
lichen Laub ſchimmerten, einige weiß, einige ſchon rot.
Da waren winzige Buchen mit dem hellen Grün der Jugend,
da war eine kleine Birke, weiß wie ein Mädchen am Cag der
Sirmung, da war eine kleine Palme — eine richtige Palme aus
dem Süden. Alle Bäumchen wurzelten in einem Bett von Erde,
die Mr. Malone von weit her über die Felſen getragen hatte.
Alle hatten kleine Schildchen neben ſich in der Erde, auf den mn
engliſch, gäliſch und lateiniſch ihre Namen ſtanden.
Warum waren die Fenſter in der Mauer, und warum waren
ſie rot, grün und blau?
Mr. Malone experimentierte mit verſchiedenen Pflanzen die
Einwirkung des farbigen Lichtes auf Wachstum und Gedeihen,
Sahlloſe, winzig ſchmale Wege ringelten ſich durch den Garten,
jede Pflanze hatte ſozuſagen ihren kleinen Privatweg, auf dem
man ſie umſchreiten und bewundern konnte. Es war ein
wunder=
barer Garten.
Ich ſchüttelte Mr. Malones Hand. Ich ſagte ihm nicht, was
mir zu ſagen auf der Sunge lag, ich kannte jetzt den Charakter
des Mannes zu gut, um ihn unnötig in Verlegenheit zu ſetzen.
Ich wollte ſagen, daß Orland nicht untergehen kann, trotz
ſchreck=
licher Armut, Bedrückung und Not an allen Dingen, ſolange es
Schulmeiſter wie Mr. Malone hat.
ra
Kleine Planderei mit juriſtiſchem Hintergrund.
Von Eric Morton.
Der Poſtbote bringt ein Paket. Es trägt die Anſchrift der
Hausfrau, Wohnort, Straße, Hausnummer — alles iſt richtig.
Verwundert betrachtet ſie es. Nun, der Inhalt wird ja alles
klären. Vorſichtig löſt ſie die Schnur, und ſechs ſchneeweiſe
Caſchentücher liegen, ſorglich von einem Brief umhüllt, darin.
Sehr geehrte gnädige Frau!
Sie werden höflichſt erſucht, die Caſchentücher einer
Prü=
fung zu unterziehen. Es unterliegt keinem Sweifel, daß ſie
Ihnen gefallen. Der Preis von Mark drei iſt bei
Nückbe=
haltung an mich einzuſchicken. Sollten Sie innerhalb von acht
Cagen die Sendung nicht zurückſtellen, ſo faſſe ich das als
An=
nahme auf.
Hochachtungsvoll
Schnlze.
Wohnort, Straße, Hausmummer folgen
Da kein Bedarf an Caſchentüchern vorliegt, und da die
Hausfrau Kundin in einem Geſchäft iſt, in dem ſie immer gut
de=
dient wurde, hat ſie keine Veranlaſſung, die Sendung zu behalten.
Doch die Rückſendung erfordert Koſten und Mühe. Alſo bleiben
die Cücher liegen, und als Herr Schulze nach Ablauf der Friſt
erſcheint, um die Bezahlung einzufordern, weigert ſich die
Empfängerin, die Nechnung zu begleichen. Herr Schulze weiſt
zuerſt höflich, aber beſtimmt auf den Satz in ſeinem Schreiben hin
und erklärt, der Swang zur Abnahme und Bezahlung der Cücher
ſei durch die Nichtbeantwortung entſtanden. In der
Ueberzeu=
gung ihres Unrechtes greift ſie in die Geldbörſe und entnimmt ihr
ſchweren Herzens drei Mark, denen ſie eine ganz andere
Beſtim=
mung gegeben hatte, und die ihr nun an ihrem Wochengeld
feh=
len. Hat ſie ſich nun einer Unterlaſſung ſchuldig gemacht? Sie
ſtellt die Frage an ihren Mann, verzagt wie ein geſcholtenes Kind.
Ja, ſie glaubt, daß der Abſender im Necht war, und daß ſie eine
Nachläſſigkeit bezahlen mußte. Der Mann aber iſt, geſtützt auf
ſeine Kenntniſſe des Geſetzes anderer Meinung. Unbeſtellte
Waren brauchen nicht zuruckgeſandt zu werden. Liegt ihnen
Nückporto bei, ſo wird die Höflichkeit gebieten, dem Abſender
ſein Eigentum wieder zuzuſtellen. Der Hinweis auf die Friſt iſt
ganz belanglos, weil er rechtlich keine Geltung beſitzt. Wer
un=
verlangte Waren ſchickt, tut es auf eigene Verantwortung und
kann nur beanſpruchen, daß ſie ihm, falls er ſie abholen kommt,
wiedergegeben werden. Em Gebot der Höflichkeit iſt es, ſie im
unverſehrten Suſtand zu erhalten. — Das erklärte der Mann
ſeiner Frau, und ſie mußte traurig zugeſtehen, die eigene
Un=
kenntnis mit drei Mark teuer bezahlt zu haben. Gerade an die
Hausfrauen in kleineren Städten und auf dem Lande werden
häu=
fig derartige Wunſchpakete geſchickt, weil der Abſender hofft,
einen Wunſch erraten zu haben. Und wie oft mag es vorkoms
men, daß die Annahme den Catſachen durchaus nicht entſpricht
die Hausfrau aber ihr Geld für unnütze Waren ausgibt, nuh
weil ſie die Friſt hat verſtreichen laſſen! Alſo bitte, merken: Wek
kein Paket erwartet, wer nichts beſtellt
hat=
braucht nichts zubezahlen!
Aufgabe 614.
Nummer 425.
Dr. Heinrich Rübeſamen.
(Süddeutſche Schachblätter, 1907.)
g d e
b
Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: Kf1 Dd7 Lg6 8d3 Bf5 (5);
Schwärz: Kh1 La8 e3 Sa6 Be6e4 e7 h2 (8); 3-.
Aufgabe 615.
J. R. Neukomm in Budapeſt.
(2. Preis, Sydſvenska Dagbladet Snallpoſtens, 1913—14)
Weiß: Ka2 Db3 Te3 Lg5 h1 Sb5 g7 Bf2 (8);
Schwarz: Ke5 De4 Sf6 Bb4 d7 g4 (6).
Matt in zwei Zügen.
Kätſel
Magiſches Quadrat.
4T 4P I4
IA Sr. II
UB UR UR
Nach richtiger Ordnung der Buchſtabenpaare enthalten die
waagerechten und ſenkrechten Reihen gleichlautende Wörter dar=
Carl Deubel.
unter eine ſchöne Zeit.
Silben=Rätſel.
a be bri chi da da di e eb ei go ha i in in ka ko ku le
les leut li li man mel mok mor na nant nung o on phi pi
pos pran rat reg ri ſack ſe ſe ſkor ſo ſtand tel trom tu u um ver.
Aus obigen Silben bilde man 22 Wörter von folgender Bedeutung,
deren Anfangs= und Endbuchſtaben einen Spruch nennen.
1. Frauenname, 2. Singſtimme, 3. Volksſtamm der Sahara,
4. Günſtling des älteren Dionyſios von Syrakus, 5. Farbſtoff, 6. Fluß
in Neuitalien, 7. Kleidungsſtück, 8. Schweizer Kanton, 9.
Spinnen=
tier, 10. Verbindung, 11. Edelſteinmaß, 12. was nicht alle Menſchen
in ausreichendem Maße beſitzen, 13. Faſtenſonntag, 14. Geſichtsteil,
15. Dichtungsart, 16. langgeſtrecktes Küſtenland, 17. Vierfüßler, 18.
Muſikinſtrument, 19. Naturerſcheinung, D. ſchmerzſtillendes Mittel,
Carl Deubel.
21. Vogel, 22. militäriſcher Rang.
Auflöſungen der Rätſel aus Nr. 30.
Kreuzworträtſel.
Auf Urlaub.
Fauſtrecht, Abendſtern, Unterſtand, Landmann, Eiſenſtein,
Naturkunde, Zahnarzt, Eisbär, Nordwind.
„faulenzen”.
Silbenrätſel.
1 Wermut, 2 Algebra, 3 Suppe, 4 Donau, 5 Ibis, 6 Ebner4
Eſchenbach 7 Inſtinkt, 8 Nibelungenlied. 9 Nurmi, 10 Egge;
11 Raleigh. 12 Eskimo, 13 Sauerſtoff, 14 Tarif, 15 Jſobare,
16 Magazin, 17 Mangold 18 Erbſe. 19 Sozius, 20 Periode,
21 Reliquie, 22 Inful, 23 Charge, 24 Tizian, 25 Dementi, 26
Ans=
bach , 27 Sonett.
Das Zitat lautet: ... Was die innere Stimme ſpricht, da4
täuſcht die hoffende Seele nicht.
Druck, Verlag u. Kliſches: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei. Weinſtr. 3. — Verantwortl, für die Redaktion: Dr. 5. Nette. Darmſtadt,
Fernſpr. 1, 2384—2392. — Alle Rechte vorbebalten. Nachdr. verboten
[ ← ][ ][ → ] Alſo die Woch ſitz ich widder mol dehaam, grad bei meim
Kaffee und läs die Zeidung un denk dabei ſo e bische iwwer den
ſprachloſe Tonfilm nooch, iwwer die Hundskommedje, die wo ſich
„Läwe” nennt, un wo ſe mit lauder Kummferenze un
Verord=
nunge die Wäld widder in die Angel hewe wolle, un zwar derart,
daß faſt kaa — ich hett bald was geſagt — mehr draus eraus
kimmt; un wo ſe ſich ſälbſt net mehr drinn auskenne, indem ſe zu
jeder aanslinge Kummferenz noch emol e Dutzend
Näwekumm=
ferenze brauche; un zu jeder Verordnung noch emol e
Verord=
nung iwwer die Verordnung zu däre Verordnung erlaſſe loſſe
miſſe, un wo ſich däßhalb die Verordnunge nor ſo jage, un
iwwer=
nacht Junge krieje —
Alſo die Woch ſitz ich widdermol dehaam bei meim Kaffee —
do kimmt e Herd Stiwwel die Dräbb eruff geſtollwert, un gleich
druff rabbelts an meine Schäll wie narriſch, daß ich im erſte
Schreck beinah vum Stuhl gefalle bin, un in meine Angſt geruffe
hab: „es is niemand do!” weil ich gedenkt hab, es weer e
Hun=
nerdſchaft vun de Schubbo, die wo mich am Kandhooke nemme
wollt, un zwar uff Grund vun dem neie Präſſegeſetz, um mir e
Schloß for’s Maul zu henke, damit ich kimfdich mit meim dumme
Gebabbel dene ’s Kunnzäbbt net mehr verdärwe, un zwiſchedorch
emol aus Verſehe die Wohrheit ſage kennt —
Wie awwer des Gerabbel an meine Schäll immer ärcher
wärd, do hab ich mer e Härz gefaßt un hab aus de Stubb eraus
geruffe: „Is vielleicht jemand do?"
Un do kreiſcht’s, wie aus ſiwwe Kähle: „Freilein
Bimmber=
nell, kumme ſe ſchnell, bei de Fraa Endebärzel is was baſſiert‟. ..
Allmächdicher Strohſack, denk ich, was wärd dann do los ſei;
die alt Schadeek wärd doch net in die Woche kumme ſei;
meech=
lich is däß bei däre jo net mehr, awwer zuzudraue weer’s er
ſchun —
„Ich kumm gleich!” — hab ich geruffe, un hab mich raſch e
bische uffgerabbelt, noddirfdich, hab mein Riddekiehl genumme,
un bin enaus geſtärzt. Un do ſtehn die Kinner aus de
Ende=
bärzelſen ihre Nachbarſchaft, un ſchwäzze ganz uffgereecht
dorch=
enanner, un aus dem Gebabbel heer ich als war vun: „Alles
ver=
brennt”; un abſchneide hedde ſe ſe miſſe, un an de Dierſchlink
hatt ſe gehenkt, un vun vergifte wolle mit Raddegift, un aus=em
Fenſter ſpringe, un ich ſollt um Goddes wille gleich kumme
No ich bin losgetenntert, was gibtſte was hoſte, un
unner=
wähks hab ich nor immer gedenkt: Feier? — Raddekift? —
Dier=
ſchlenk abſchneide? — Aus=em Fenſter ſpringe? — — — Ach du
herrieſſes Herein, was mag dann däre Spinatwachdel in die Kron
gefahrn ſei ..
Wie ich an ihr Bajes kumm, ſäh ich ſchun vun weitem es
Krankeaudo, un nadierlich en Haufe Menſche drum erum, wie
däß immer ſo is, wann wo die Sannidäder erſcheine; un es
hott nadierlich erſt e Weil gedauert, bis ich mich dorch dricke
un zu=er in die Stub konnt.
No und do hott mein Endebärzelſen de lange Wähk uffim
Bett geläje, hott e paar Aage gemacht, wie e geſtoche Kalb, un e
ganz ſpitz as hatt=ſe, un ihr Geſicht war ganz griegääl a gelaafe.
— Im erſte Mommend hab ich gedenkt: e Glick, daß es Summer
is, do ſin wenichſtens die Blumme net ſo deier; dann e Bukädd
weer ſe mer wert gewäſe, wann ſe’s aach net um mich verdient
hott.
Ich hab dem aane Sannidäder en leiſe Ribbeſtumber gäwe,
un hab en gefrogt: „Is es aus?‟ . .. Awwer do ſetzt ſich mei
Endebärzelſen bolzeſtracks im Bett uff und ſeekt: „Noch lang net,
un jetzt erſt recht net!“ — Un zu dene Sanidäder ſeekt ſe: „Macht
nor widder haam, mit eierm Spidalwage, es is mer widder
beſſer..
No un wie die abgezoge worn, die zwaa Schlunſer, do hott
ſe mer dann bei=ere ſtacke Taß Kaffee gebaicht, un hott als de=
zwiſche geſagt: „Hett ich Ihne nor gefolcht — hett ich Ihne nor
gefolcht!“
— Un unner Dreene hott ſe mer dann verzehlt . . .
Nemlich —
Awwer ich muß do was eiſchiewe. Alſo was mei
Endebärzel=
ſen is, die is nemlich wohlbeſtallte Biamtenwittwe, ihr
Ver=
ſtorwener war nemlich Ockdrewa=Uffſeher. Sie is alſo
penſions=
berechdicht, hott e klaa Haische, un is aach ſunſt net hinne wie
vorne, in dem daß ſe’s glenzend verſteht, ſich bei de
Verwand=
un Bekanntſchaft uffim Armewähk dorchzufuddern.
Sparſam is ſe aach, um net zu ſage geizich. Jeden Fennich
legt ſe uff die Hochkant. Un was die Haubtſach is: nämlich ihr
Aelſter, der wo ausm Weltkrieg ſo halbwähks mit=eme blaue
Aag devo kumme is, der hott nooch em Krieg die Geläjenheit
beim Schobb gefaßt un is nooch Ameriga eniwwer. Un grad bei
dem hott des Sprichwort widdermol recht behalte, indems ſeekt:
„Je greeßer des Stick, je greeßer des Glick!” Alſo ihr Aeltſter,
e gelärnter Weißbinner, hott ſich driwwe in Ameriga e Geſchäft
a gefange, und hott jetzt e Haus un e Audo und ſoundſoviel
Ge=
hilfe. ’s geht’m gut, un was ich dem nie zugedraut hett, er
waaß, was er ſeine alde Mudder ſchuldich is, un hott ihr alſo
regelmäßich die Zeit her e bische was geſchickt; alle Monat is ſo e
Dollarbriefche kumme. Aach de Endebärzelſen ihr Verſtorwener
war e Sparbrodche — ’s mißt kaa Ockdrewa=Uffſeher gewäſe ſei, ’s
aanziche was der gebraucht hott, war ſei Päckelche „A=B=Reiter”.
— No un dann hott mei Endebärzelſen aus ihrm
Vorkriegs=
geſparte aach e bische was Uffgewärtes eriwwer gerett, in die
Notzeit. Korz un gut, wo unſeraans als vor Sorje net hott
ſchlofe kenne, do konnt ſie’s, dann ſie hatt was, vun wäje „Häido”!
— Mer hott ſe diräkt for vermeechend odder doch for gud
ſad=
dinniert gehalte, wenn mer aach net devo geredd hott, dann däß
ſieht gleich ſo aus.
Jetzt wie neilich die Menſchheit ſo dorchenanner war, was
dhut mei Endebärzelſen? — Eh’ nor de Dietrich dra gedenkt hott,
hebt ſe ihr ganz Gäld vun de Sparkaß ab, ’s warn gut an die
fimfhunnerd Mack. — Un was die Dollarſchei worn, die wo ihr
ihr Aelſter aus Dollarien geſchickt hott, die hott ſe iwwerhaubt
net aus de Hand gäwe; ſundern die hott ſe dehaam ſchee
ge=
bindelt uffgehowe. Un immer wo annerſt; bald mol in de
Ko=
modſchublad hinner de Hemder, bald hinnerm Spiejel unner dem
alte Maggadſtrauß; bald zwiſche de Bettmaddratze; bald in de
Kich unner ihrm Genskrobbe; jedenfalls immer wo annerſt, wo
kaa Eibrächer druffkumme weer.
No un neilich, wo ſe aach noch ihr Sparkaſſegeſpartes
abge=
howe hatt, do is ſe uff den unglickſeeliche Gedanke kumme, un hott
des ganze Vermeeche — im Owe verſteckelt, diräkt hinne, wo es
Owerohr afengt; do finne ſe’s net, hott ſe gedenkt. .
Nu muß mer wiſſe, daß alle Woch a vun ihre Nichte kimmt,
un macht ſauwer bei=er, weil ſe’s doch net mehr ſo kann, vun
wäje’m Bicke un ſo. Un wie do mei Endebärzelſen emol uff=en
Sprung in die Nachbarſchaft war, was dhut des Unglicksworm
vun Nichte? — Sie ſteckt de ganze Dreck, un die alde
Babier=
ſchnibbel un Zeidunge in die Owe un verbrennt ſe
s Weitere kann mer ſich denke Nemlich, wie mei
Ende=
bärzelſen haamkimmt, un ſieht daß Feier im Owe, reißt ſe des
Owerohr eraus um noch zu redde, was zu redde war — — awwer
es war ſchun zu ſpeet. . .
„Hett ich Ihne gefolgt — hett ich Ihne gefolgt!” — hott ſe
gegreint, wie ſe mer’s verzehlt hott. — No ich hab ſe gedreeſt, ſo
gut, wie’s ging, un hab ihr geſagt, daß ſe jo ihr lachende Erwe
jetzt zu Läbzeide bereits ausbezahlt hett, mehr kennte ſe net
ver=
lange; un zudem ſagt ich, daß ſe ja jetzt däß erreicht hett, was
ſe erreiche wollt, nemlich dem Staat e Schnibbche zu ſchlage.
An=
nern, die wo ſeither ihr Vermeeche verhaamlicht hette, mißte
däß bis zum aanundreißichſte Juli dem Finanzamt mälde; dem
weer ſie jetzt iwwerhowe, no un däß weer doch aach en Droſt,
wann mer efennduäll ſo mit=eme blaue Aag am Zuchthaus
vabeikemt. .
s hott mer awwer geſchiene, als wann däß for ſie en
zimm=
licher armſeelicher Droſt geweſe weer. No do kann mer halt nix
mache, dann wem net zu rade is, dem is aach net zu helfe. . .
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Was ich in Owichem ſo
geſprächs=
weis zum Beſte gäwwe hab, däß brauch net wohr zu ſei,
awwer es kann wohr ſei. Däßhalb mag jedes draus
ent=
nemme, was=em baßt un a genehm is; mir is es egal. Awwer
es gibt e ald Sprichwort, däß haaßt: „Was mer ſich abſpart am
Mund, däß frißt endwädder die Katz odder de Hund”. — Un
wann’s aach net all ſo gange is, wie unſere Endebärzelſen, ſo
macht mir’s doch ſo de Eidruck, als wann in de letzte Zeit
äwenfalls viele de Schlaue hedde mache wolle, un ſin jetzt de.
Dumme. Däßhalb bin ich emol geſpannt, was bei dere
Ver=
möche=Amälderei bis zum 31. dieſes Monats erauskimmt.
Hof=
fentlich is es de Wärt, dann es is in letzterer Zeit viel dem
demogradiſche Freiherr vom Stein ſei Wort gebraucht worrn:
„Deutſchland kann nur durch Deutſchland gerettet werden!“ —
Un wer do etwa noch annerer Maanung war, der is dorch
die Londoner Kummferenz eines Beſſeren belehrt worrn.
Jeden=
falls, dem Brüning ſei „Mitbringſel ſieht aſch magerche
aus. Wobei noch die Frog is, ob, wann mer en Annere
hie=
geſchickt hedde, mehr debei eraus geſprunge weer . . .
s bleibt uns alſo for’s Erſte nix annerſter iwwrich, als de
Schmachtrieme noch e paar Löcher, enger zu ſchnalle un uns
„eizuſchrenke”, un „ſtill zu halte‟. — Daher der Nome „
Still=
haldekonnſortium”. — Un wann im Krieg die Order gelaut
hott: Dorchhalte un 1s Maul halte!” — ſo haaßt ſe jetzt:
Stillhalte — un ſo weiter ätzäddera pe=pe‟.
Un ſo wärrn, mer jetzt widder mol zwangsmeßich an’s
Sparn gewehnt, indem mer nor drebbelchesweis iwwer unſer
Guthawe verfieche därfe. Wäßhalb mer aach dauernd die
Redens=
art heert: „Ich kann mei Geld net krieje.” — — — Annererſeits,
wann mer ſo uff Bumb läwe dhut, ſo läbt mer aach zu gärn
iwwer ſei Verhältniſſe. Un in däre Beziehung kann ich recht
bromminende Beiſpieler uffweiſe. Awwer ich will kaa alde
Ge=
ſchichte uffriehrn, wer’s waaß, wärds wiſſe, wann er ſich dr.
erinnert, was noch for net langer Zeit Darmſtadt ſeinen
„Räbbräſſendatzion” all ſchuldich war Heit räbbräſſendiern
mer widder dorch unſer Armud un erſetze unſern Stolz dorch
ſtramme Haltung. Dene, die däß immer noch net gelärnt hawwe
ſollte, kennt mer jo in de Feſthall odder im Radskeller koſtenlos
Unnerricht gäwwe loſſe ..
No alſo korz un gud, odder meintswäje lang un ſchlecht, ich
ſag bloß ſoviel: „Mer kann arm ſei un doch ehrlich!“ Mer
wärd alſo gud dhu, wann mer ſchun bumbe muß, ſich net immer
uff die Danatbank zu beruffe, däß glaabt aam ſchließlich
nie=
mand mehr. Zweidens wärd mer ſei Gäld net dehaam
hie=
leeche, dann däß is heidichendags noch unſicherer wie uff’re
Sparkaß odder Bank. Un drittens wärd mer ſei Handwerksleit
bezahle, falls mer’n was ſchuldich is, dann es haaßt net
um=
ſunſt: „Wer ſei Schulde bezehlt verdoppelt ſei
Vermeeche‟
Der zeitgemäße Haushalt.
helle Mehlſchwitze gemacht, mit Fiſchbrühe, die man von den
Gräten gekocht hat, aufgefüllt, gut durchgekocht, mit ewas Salz,
Citronenſaft abgeſchmeckt, die Filets hinein und 10—15 Min.
u m o r
Küchenzettel für die Zeit vom 27. Juli bis 2. Auguſt.
(Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt, e. V.)
Die Koſten des Speiſezettels ſind für 6 Perſonen berechnet.
Montag, den 27. Juli:
Blumenkohlſuppe
Tomaten m. Fleiſchreſten gefüllt.
Reis u. Tomatentunke . . . . .
Dienstag, den 28. Juli:
Gemüſeſuppe
s
Grießklöße mit Kompott . . ;
Mittwoch den 29. Juli:
Tomatenſuppe
Gebr. Schweineleber mit . . .
Kartoffelbrei und Gurkenſalat . .
Donnerstag, den 30. Juli:
Kerbelſuppe
Pilzgemüſe mit Kartoffeln".
7
Friſches Obſt
Freitag, den 31. Juli:
Rheiniſche Suppe (—)..
Ged. Fiſchfilet in . . . . .
Kaperntunke und Kartoffeln . . :
*
Stachelbeerſchnee
Samstag, den 1. Auguſt:
Grünkernſuppe
Ochſenfleiſch
Ger. Kartoffeln, rote Rüben . ..
S
onntag, den 2. Auguſt:
Fleiſchbrühe mit Einlage ..
*
Hammelbraten m.
grünen Bohnen, Kartoffeln .
Obſttörtchen m. Schlagſahne
30
0,50
1,70
K
0,40
1,90
0,90
Ja
0,30
1,10
0,60
200
0,36
1,60
0,80
0,70
3,46
0,30
2,00
0,60
2,90
0,40
3,30
0,70
,3:
575
Cedämpfte Fiſchfilets. Die Filets werden in paſſende
uicke geſchnitten, geſalzen, mit Zitronenſaft beträufelt,
hin=
keut. Aus 80 Gramm Fett und ebenſoviel Mehl wird eine
langſam garziehen laſſen. 2 feingehackte Sardellen, Kapern,
etwas Wein vor dem Anrichten dazu geben.
Stachelbeerſchnee. Die Beeren, 1—1½ Pfund, werden mit
Zucker gekocht, in einer größeren Schüſſel abkühlen, 2 Eiweiß
dazu und das Ganze zu ſteifem Schaum geſchlagen.
X
Gebackene Hollerküchle. Dazu wähle man ſchöne, blühende
Holunderblüten, die man flüchtig in kaltem Waſſer überſpült, in
einen dicken Ausbackteig von ½ Liter Weißwein, 2 bis 3 Eiern
und Mehl taucht, um ſie ſofort in ſchwimmendem Fett lichtbraun
und kroß zu backen. Noch warm, beſiebe man ſie mit Puder= und
Vanillezucker. Sie ſchmecken ſowohl warm wie kalt, als Nachtiſch
oder zum Kaffee, vorzüglich.
Wie man Tomaten leicht abſchälen kann. Will
man rohe Tomaten auf den Gäſtetiſch bringen, ſo iſt es
empfehlens=
wert, dieſe in geſchältem Zuſtande aufzutragen. Dazu wähle man
reife, jedoch feſtfleiſchige Früchte, die man mit heißem Waſſer
überbrüht, um ſie dann ſofort mit ſcharfem Meſſer abzuziehen.
Man kann ſie nun entweder ganzfrüchtig mit Pfeffer und Salz.
ſowie Schnittlauch beſtreut in einem Kranz von Peterſilie auf
flachem Teller anrichten, oder in Achtel geſchnitten, mit
Mayon=
naiſe untermiſcht, als feinen Tomatenſalat reichen.
Johannisbeer=Schaumſpeiſe. Den
durchgelaufe=
nen Saft von ½ bis 1 Pfund gekochten Johannisbeeren ſüße man
mit 2—3 Eßlöffel Süßſtofflöſung, verrühre ihn mit aufgelöſter
Gelatine (von der man auf ½ Liter Flüſſigkeit 8 Blatt rechnet),
ſowie 1 Eigelb und kurz vor dem Erſtarren mit dem ſteifen Schnee
von 3 Eiweißen. Dann in Gläſer oder flache Glasſchalen gefüllt,
recht kalt geſtellt, vor dem Anrichten mit in Zucker gewälzten
Johannisbeeren garnieren.
Friſche Gurkenſchalen als Schwabenmittel.
Während der Zeit der Salatgurken kann man mit den abfallenden
Schalen auf Schwaben, die ſich gern in Küche, Speiſekammer und
Vorratsräumen aufhalten, „Jagd” machen. Man lege ſie
allabend=
lich unter die Schränke, in die Nähe des Herdes, auf Bordbretter
und in die Nähe der Scheuerleiſten, und die Schwaben verſchwin=
E. L.
den, da ſie den Gurkengeruch meiden.
Die Klebekraft von Gummi und Leim zu
ver=
beſſern. Beim Aufkleben von Etiketten auf Metall werden
ſchon manche Hausfrauen gemerkt haben, daß ſich dieſe nach einiger
Zeit wieder davon löſen. Dieſem Uebelſtand wird durch einen
kleinen Zuſatz von Glyzerin abgeholfen. Wird dieſes auch dem
ſogenannten Tiſchlerleim beigefügt, ſo rhöht es auch deſſen
Bindekraft bei Holzgegenſtänden.
H.
Doppelſinnig.
„Soll das Studierzimmer Ihres Mannes auch aufgewiſcht
werden, gnädige Frau?”
„Merken Sie ſich ein für allemal, der „Herr
Geheim=
rat” iſt kein Mann!”
Die Burgruine. Eines der beliebteſten Repertoireſtücke des
alten Burgtheaters in Wien war das romantiſche Schauſpiel „Die
Burgruine”, in dem Stella Hohenfels, die nicht altern wollte und
bis in ihr hohes Alter die Naive ſpielte, brillierte.
Ein Wiener Kritiker ſchrieb damals: „Frau Hohenfels ſpielte
die Titelrolle.”
Das Los. Ein bekannter Gelehrter ſteht — nun ſagen wir’s
doch ſchon — völlig unter dem Pantoffel ſeiner Frau, die
natür=
lich auch Herr der Finanzen iſt. Eines Tages kommt der Herr
Profeſſor freudeſtrahlend nach Hauſe und ruft ſeiner Frau zu:
„Freu dich, freu dich, ich habe 10 000 Mark in der Lotterie
ge=
wonnen!“ — Die Gattin aber verzieht keine Miene, ſondern ſagt
diktatoriſch: „Das intereſſiert mich nicht! Aber wiſſen will ich.
woher du das Geld für das Los haſt!“
Pech. „Ihre Töchter ſind unpäßlich, höre ich?” — „Ja, und
dabei ſo ein Pech! Die, die Klavier ſpielt, hat Halsſchmerzen,
und die andere, die ſingt, hat einen ſchlimmen Finger.
Die Blume in der Handtaſche
iſt eine der vielen kapriziöſen
Neu=
heiten der Saiſon und wird ſicherlich
jenen Damen, die ſich der Wichtigkeit
der zahlreichen Details der eleganten
Aufmachung bewußt ſind, große Freude
bereiten.
Dieſe Blüten werden entweder im
„Bug” der ſchmalen
Portefeuillehand=
taſchen untergebracht (wie dies unſer
erſtes iBld zeigt) oder aber in den
äußeren Einſchnitt, der ja bei den
neuen Modellen oft zu ſehen iſt,
ein=
geſchoben (Bild 2).
Sie müſſen natürlich in Art und
Farbe mit dem betreffenden Kleide
übereinſtimmen und ſind ſogar vielfach
aus dem gleichen Materiale
ver=
fertigt.
Durch dieſe neue Note ergibt ſich
ein ſchickes Attribut der eleganten
Garderobe, das in allerkürzeſter Zeit
ſehr gebräuchlich zu werden verſpricht.
Oie Oarderobe
für den Kurort.
verurſacht wohl manchen Damen arges
Kopf=
zerbrechen, denn man will doch, daß die neuen
Anſchaffungen nicht nur für die Zeit des
Kur=
aufenthaltes verwendbar, ſondern auch
ſpäter=
hin in der Stadt „das Richtige” ſeien, ganz
ab=
geſehen davon, daß faſt alle Damen bemüßigt
ſind, mit einem knapp bemeſſenen Budget ihr
Auslangen zu finden, ſo daß jedes einzelne
Stück vorerſt wirklich gut überdacht werden muß,
ehe man ſich dafür endgültig entſcheidet.
Wenn keine ſehr umfangreiche Garderobe
vorhanden iſt, tut man gut daran, niemals
mar=
kante Farben oder parante Faſſons zu wählen,
da ſonſt die Trägerin derartiger Stücke immer
wieder ſofort erkannt wird und der Mangel an
Garderobe beſonders klar zutage tritt, was
natürlich bei unauffällig=eleganten Stücken
nie=
mals geſchehen kann, da ſie — wenn ſie ſchön
gearbeitet ſind — unter allen Umſtänden
ſym=
päthiſch und unaufdringlich wirken.
Bei der Ausſtattung für den Kuraufenthalt
iſt es immer ſehr wichtig, wirklich für jede
Tageszeit und Gelegenheit vorgeſorgt zu haben,
um nicht erſt an Ort und Stelle entdecken zu
müſſen, daß es einem an dieſem und jenem
fehle.
Es heißt alſo, für die frühen Morgenſtunden
genau ſo gerüſtet zu ſein wie für die
vormittäg=
liche Promenade, es gilt aber auch nachmittags
in eleganter, wenn auch ſchlichter Aufmachung
zu erſcheinen.
Sehr weſentlich iſt natürlich auch die
Klei=
dung für den Spätnachmittag, da ſich gerade im
Kurort beim Fünfuhrtee große Eleganz zu
ent=
falten pflegt. Auch für die Abendkleidung muß
entſprechend Sorge getragen werden, wenn man
nicht von den anderen zu ſehr in den Schatten
geſtellt werden will.
Im Prinzip bringt ja die neueſte Mode ſehr
einfache Stücke, gleichviel für welche Gelegenheit
ſie beſtimmt ſeien.
Es fehlen beiſpielsweiſe parante
Garnierun=
gen faſt vollkommen, da die Linien ſelbſt ſo
eigenartig zu ſein pflegen, daß ſchon darin
hin=
reichende Effekte liegen.
Ein übriges tut das zur Verwendung
ge=
langende Material, das heuer ſowohl durch ſeine
Struktur als auch durch ſeine Farben zu feſſeln
vermag und außerordentlichen Phantaſiereichtum
verrät.
Am beſten läßt ſich die Kleidung für den
Kurort beſprechen, wenn man die einzelnen
Ver=
wendungszwecke ins Auge faßt.
Schiffsreiſen
ſind in den letzten Jahren abſolut „Mode”
ge=
worden, und durch die Verbilligung der
verſchie=
denen Fahrten ſcheinen „Ferien am Waſſer” nun
auch für weitere Kreiſe erſchwinglich geworden
zu ſein.
Tatſache iſt, daß eine ſolche Fahrt nicht nur
ohne jede Ermüdung und Anſtrengung die
Be=
kanntſchaft fremder Länder vermittelt, ſondern
gleichzeitig auch jene ganz außerordentliche
Er=
holung darſtellt, die am Strande verbrachten
Ferjen abſolut gleichzuſtellen iſt.
Da wäre alſo vor allen Dingen an die
wich=
tige Aufmachung für den morgendlichen Gang
zum Brunnen zu denken; da es ſelbſt im
Hoch=
ſommer in den frühen Morgenſtunden recht kühl
zu ſein pflegt, erſcheint hier eine wärmere
Um=
hülle durchaus am Platze; es gibt heuer ſehr
reizvolle, doppelſeitige Mäntel, die außen dunkel,
innen hell ſind, wobei die lichte Innenſeite in
Form der breiten Revers ſichtbar wird, (wie
dies bei unſerem erſten Modell der Fall iſt).
Dieſen Mantel hat man ſich außen grün oder
mittelgrau, innen elfenbeinweiß — oder aber:
außen braun, innen biege vorzuſtellen; ein
breiter Wildledergürtel vertritt den
Knopfver=
ſchluß. Die Revers können geſteppt ſein und
ge=
winnen dadurch erhöhten Halt und einen
mar=
kanten Effekt. Der kleine Hut — aus dem
Ma=
teriale der Umhülle gearbeitet — ſieht
außer=
ordentlich flott aus; die Handtaſche aber iſt hell
wie die Farbe der Innenſeite des Mantels,
ſtimmt alſo mit den Revers überein.
Am Spätvormittag, mittags und am frühen
Nachmittag findet man mit einem einfachen
Trotteurkomplet, das ſich aus Kleid und kurzem
Jäckchen zuſammenſetzt, ſein Auslangen. Die
Kleider haben faltige Rockpartien, die Jäckchen
ſind in ihrer Zwangloſigkeit ungemein ſchick.
Ein buntes Halstuch ſieht zu den verſchiedenen
paſtellfarbenen Materialien immer nett aus.
Die geeignetſte Kopfbedeckung iſt ein halbbreiter
Filzhut mit abſtechenden Lackband (Bild 2).
Das ausgeſprochene Nachmittagskleid wird
noch immer gerne aus Imprimé verfertigt, das
ſich als ebenſo praktiſch wie dekorativ erwieſen
hat und aus jeder Garderobeverlegenheit hilft,
da man es bekanntlich ſogar unter Umſtänden
für den Abend heranzuziehen vermag.
Viel neuartiger aber ſind die ſchicken
Kom=
plets aus Spitze, die mit ihren halblangen
Pa=
letots und den kelchförmig erweiterten Aermeln
größten Beifall finden. (Vorletztes Bild.) Die
neuen Spitzen wirken zwar kompakt, ſind aber
trotzdem leicht und zart. Ein ſehr gutes
Spitzen=
modell führt unſer vorletztes Bild vor Augen.
Man trägt zu Komplets dieſer Art ſeit einiger
Zeit lichte Samthüte in der Grundfarbe des
Imprimés (oder der Spitze), womit eine Mode
entſteht, die ſicherlich wieder etwas ganz Neues
zu bieten vermag. (Vorletzte Skizze.)
Für den Abend gilt das „Linienkleid” als
richtunggebend. Man ſtellt es gerne aus Satin
her und gibt ihm drapierte, weich=fließende
For=
men, die in dieſem Materiale bekanntlich immer
vorzüglich zum Ausdrucke kommen. Als
vorzüg=
liche Schaffung in zarter Paſtellfarbe iſt unſer
letztes Bild aufzufaſſen, das für den Abend im
Kurorte ſicherlich in ähnlicher Art oft zu ſehen
ſein wird.
Willy Ungar
Der beſondere Reiz ſolcher Reiſen liegt
übrigens ſicherlich nicht zuletzt auch darin, daß
ſich an Bord ein ſehr reges geſelliges Treiben
entwickelt, da ſich ja ſchon nach kürzeſter Zeit
kleine Gruppen bilden und nach und nach alle
Teilnehmer der Fahrt nichts anderes ſind, als
eine einzige große Familie, die keinen anderen
Zweck verfolgt, als ſich zu erholen und zu
zer=
ſtreuen.
Selbſtverſtändlich iſt es notwendig, für eine
ſolche Reiſe auch die entſprechende Garderobe zu
beſitzen, doch muß man — wenn man nicht zu
große materielle Opfer zu bringen beabſichtigt
— gut und richtig zu wählen verſtehen und nur
ſolche Stücke anſchaffen, die auch ſpäterhin in
der Stadt brauchbar, alſo nicht etwa nur für
die Reiſe verwendbar ſind.
Im Grunde genommen iſt es ſehr leicht,
ſelbſt mit einigen wenigen Stücken ſein
Aus=
langen zu ſinden, vorausgeſetzt, daß die
Gar=
derobe derart zuſammengeſtellt wird, daß die
Möglichkeit für geſchickte Kombinationen
ge=
geben iſt.
So zum Beiſpiel iſt ein weißer Faltenrock
für die Seereiſe faſt unerläßlich, denn man ſtellt
ihn gelegentlich mit einem Jumper, mit einem
Pullover oder mit einer Hemdbluſe, manchmal
wieder mit einem Bordjäckchen, mitunter auch
mit einer Imprimé=Kaſak zuſammen und wird
immer wieder eine grundverſchiedene Wirkung
erreichen können, was natürlich ſehr wichtig iſt,
da ja jede Dame auf Variationen ihrer
Auf=
machung großen Wert legt, um ſo mehr als ſie
ſich ja am Dampfer ſtändig in der gleichen
Ge=
ſellſchaft bewegt und trachtet, zu jeder
Gelegen=
heit, „in neuem Rahmen” zu erſcheinen.
Als zweites Modell unſerer Gruppe zeigen
wir den traditionellen „Legfaltenrock”, dazu
eine Bordjacke aus königsblauem Flanell mit
ſilbernen Knöpfen.
Wenn man außerdem zu dieſer Jacke aus dem
gleichen Materiale noch einen blauen Rock
vor=
ſieht, ſo gewinnt man ein ganz entzückendes
Koſtüm, das ſich für Ausflüge, die man bei
gelegentlichen Landungen unternimmt, als
zweckentſprechend erweiſen wird. Die
Vervoll=
ſtändigung bildet ein weißer Leinen=
Südweſter=
hut, der immer ungemein ſchick iſt.
Für kühlere Tage an Bord (ſolche gibt es
nämlich, wenn eine ſtärkere Briſe weht, ſelbſt
bei ſtrahlendem Hochſommerhimmel) muß
natür=
lich auch entſprechend vorgeſorgt werden; man
pflegt ſich hier im allgemeinen für einen
drei=
viertellangen Paletot zu entſcheiden, arbeitet
ihn aber nicht etwa wie die herkömmlichen
Reiſemäntel in einer Neutralfarbe und auch
nicht in Weiß, wie die früher üblich geweſenen
„Bordmäntel”, ſondern in einer friſchen
Schat=
tierung wie Blau, Mittelgrün oder Erdbeerrot:
dieſe Mäntel bieten nämlich den großen Vorteil,
daß man ſie auch in der Stadt zu hellen
Trot=
teurkleidern ſehr gut verwenden kann. Bild 3
führt ein derartiges Modell vor Augen; es
handelt ſich um die gerade, ſchlanke Faſſon, die
in den Schultern durch einen cape=ähnlichen
Effekt einen originellen Akzent erhält. Der oben
geknöpfte Schlitz in der Rückenmitte iſt eine
Neuheit der Saiſon.
Da ein einziges Trotteurkleid natürlich nicht
genügen würde, tut man gut daran, auch noch
für einen entſprechenden Erſatz zu ſorgen. Am
vorteilhafteſten ſind zweifellos die kleinen
Klei=
der aus Shantung, und beſonders in der
grob=
gemaſerten Neuheit des „Douppions” ſchuf die
Mode ein ſehr wirkungsvolles und
zweckent=
ſprechendes Rohſeidengewebe. Man pflegt ſolche
Kleider noch durch ein Jäckchen zu
vervollſtän=
digen, das aus deſſinierter Rohſeide (Honan)
oder aber aus beſticktem Shantung verfertigt
ſein kann. (Unſere erſte Skizze ſtellt dieſe
ein=
fach=elegante und ſehr erfolgreiche Neuheit der
Trotteurmode dar.) Zu einem ſolchen Komplet
ſieht die ſchlichte Pullmannkappe in der Farbe
der Stickerei (bzw. der Muſterung) des Jäckchens
am allerbeſten aus.
Für den Nachmittag und für kleine abendliche
Gelegenheit wird ſicherlich ein gutes Kleid
vollkommen ausreichen, da es ja nur ſehr ſelten
vorkommt, daß man das kleine Bordkleid gegen
eine nachmittägliche Aufmachung vertauſcht,
weil es am Schiff ein ungeſchriebenes Geſetz iſt,
untertags ſo zwanglos als nur möglich zu
er=
ſcheinen; für alle Fälle aber wäre für den
Nach=
mittag ein ſchickes Imprimékleid zu empfehlen
(wie wir es im vorletzten Bilde feſtgehalten
haben) das durch den im Biedermeierſtil
dra=
pierten Kragen ſowie durch die aparten,
über=
fallenden Aermel bemerkenswert iſt.
Für die abendlichen Tanzveranſtaltungen,
die an Bord ſehr beliebt ſind, iſt natürlich auch
ein entſprechendes Kleid notwendig. Als zeitlos
und elegant können die in klaſſiſcher Art
ge=
gürteten „Linienkleider” bezeichnet werden, die
man gerne mit einem Capo (das leicht
herzu=
ſtellen und ungemein dekorativ iſt) in
Verbin=
dung bringt. Eine Verbrämung in Form eines
ſchmalen Fellſtreifens verrät bei ſolchen
Um=
hängen erleſenen Schick. (Letzte Skizzc.)
Weiß gilt bekanntlich als führende Farbe
des Hochſommers, ſcheint aber auch für die
herbſtliche Mode noch Geltung zu behalten!
mmmer 205
Sonntag, den 26. Juli 1931
Seite 19
Fatat
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
38)
Copyright by Ernſt Keils Nachf.. (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Als Franz Meyer nach Rieba zurückkam, ſagte ihm ſein
Bru=
der, der Kantinier: „Höchſte Zeit, daß du kommſt! Bei Direktor
Lindner heute abend ine kleine Fete. Du ſollſt kellnerieren. Beeil”
dich! Mußt ſpäteſtens um ſieben da ſein! Beim Decken helfen,
den Gäſten die Sachen abnehmen. Fix, fix!“
„Na, paßt mir ganz gut”, ſagte Franz Meyer lachend. „
Ber=
lin — teures Pflaſter! Die Trinkgelder kommen mir gerade
recht. Na, denn alſo los in die alte Kluft!“
Im Schmuck ſeines beſten Fracks aus ſeinen früheren
Kellner=
zeiten empfing Meyer die ankommenden Gäſte in der Garderobe.
Zwei Herren des Werkes, die an der Tür gewartet hatten, bis
eine Gruppe junger Damen ſich ihrer diverſen Pelze und Schals
entledigt hatte, traten jetzt zu Meyer und gaben ihm ihre Hüte
und Mäntel. Meyers ſcharfes Ohr hörte, wie ſie dann ihr
unter=
brochenes Geſpräch wieder aufnahmen.
„Mir ahnte ſchon immer ſo was,” ſagte der eine im
Flüſter=
ton, „daß der alte Schürzenjäger mal an die Falſche gerät.”
„Düſterloh iſt doch ſonſt ein geriſſener Kunde!”
„Iſt er auch! Aber wenn er ein ſchönes Weib ſieht, vergißt
er alle Vorſicht. Vorläufig iſt er jedenfalls ſuspendiert. Ob wir
ihn jemals wiederſehn werden? Nach dieſer Dublette glaub’ ich’s
kaum!"
„Haben Sie eigentlich ine Ahnung, wie das
rausgekom=
men iſt?‟
„Keine Spur! Kampendonk ſagt kein Wort. Wolff erſt recht
nicht. Daher laufen natürlich alle möglichen Gerüchte um. Alle
kommen darauf raus, daß irgendwie ein geheimer Detektiv im
Werk iſt, den niemand kennt als Kampendonk; höchſtens noch
Wolff.”
„Offen geſtanden, das ſcheint mir auch die einzige
Möglich=
keit. Denn wie ſollte es ſonſt zu erklären ſein, daß jetzt ein Spion
nach dem anderen geklappt wird?‟
Neue Gäſte kamen. Während Meyer ihnen beim Ablegen der
Garderobe behilflich war, ging ihm das, was er über den
gehei=
men Detektiv gehört hatte, fortwährend im Kopf herum. Er
fühlte eine gewiſſe Unbehaglichkeit; ſein Frack kam ihm auf
ein=
mal ſehr eng vor. Seine Gedanken ſchweiften nach allen
Rich=
tungen hin. Auch der Kurfürſtendamm kam ihm in Erinnerung
und — der Bürodiener Wittebold. Er rechnete nach. Wie lange
war der hier? Hm . . . richtig: gleich darauf ging’s ja los, daß
ſie einen nach dem anderen ſchnappten! Jedenfalls hieß es ſich
vor dem Kerl in acht nehmen.
Ein tückiſcher Zufall wollte es, daß Fortuyn und Johanna
Terlinden an der Tafel ſo geſetzt waren, daß ſie ſich weder ſehen,
geſchweige denn miteinander ſprechen konnten. Eine gewiſſe
Ent=
ſchädigung bot Fortuyn die Unterhaltung mit ſeinem Nachbar,
einem japaniſchen Geſchäftsfreund des Werkes. Herr Oboro, ein
liebenswürdiger, hochgebildeter Plauderer, verſtand es, ihn in ein
überaus feſſelndes Geſpräch zu verwickeln. Auch nach Aufhebung
der Tafel attachierte er ſich immer wieder mit fernöſtlicher
Zähig=
keit an ihn.
Selbſt wenn Fortuyn es auf Koſten der Höflichkeit verſucht
hätte, ſich ihm zu entziehen, wäre er Jöhanna doch nicht näher
gekommen. Die war von einer Gruppe älterer Damen ummauert.
Rezepte gegen Krankheiten und für Torten, die erſten Zähne von
Enkelkindern, die Anmaßung der modernen Dienſtboten gaben
endloſen Geſprächsſtoff. Ein Herr, der es gewagt hätte, Johanna
aus dieſem Ring zu entführen, hätte mehr Heldenmut beſitzen
müſſen als jener ſagenhafte Siegfried, der Brünnhilde aus der
Waberlohe befreite. Nur einen flüchtigen Blick bisweilen
konn=
ten ſie tauſchen, der ihre innerſten Gedanken ausſprach. Dann
mußten ſie ihre Aufmerkſamkeit wieder ihrer Umgebung widmen.
Der Japaner überſchüttete Fortuyn jetzt gar mit einer Flut
von ſtatiſtiſchen Zahlen und bewies, daß Japan nach den
Auto=
prozenten per Einwohner ſich im Laufe der letzten zwei Jahre
wieder um zwei Stellen der amerikaniſchen Union genähert habe.
„Unſer Kautſchukimport”, fuhr er fort, „hat ſich dementſprechend
auch ſehr verſtärkt. Wenn man bedenkt, daß das in den nächſten
Jahrzehnten ſo weitergehen könnte, kommt man auf ganz
phan=
taſtiſche Zahlen. Es ſei denn” — hier verzog ſich ſein Geſicht zu
einem reſpektvollen Lächeln — „daß Sie, Herr Doktor, eines Tages
die Welt von der Plantagenwirtſchaft unabhängig machen und
die ungeheuren Summen, die heute noch außer Landes gehen, von
der einheimiſchen Induſtrie verdient werden können. Rechnet man
dieſe Zahlen für die ganze Welt zuſammen, ſo erreicht man eine
Rieſenſumme, die, plötzlich in andere Kanäle geleitet, der
Welt=
wirtſchaft einen Stoß verſetzen kann, der nicht unbedenkliche
Er=
ſchütterungen der Börſen zur Folge haben muß".
„Gewiß, Herr Oboro. Aber das „Wann” ſteht vorläufig noch
dahin.”
„Oh. wenn Sie das ſagen, Herr Doktor — die
Chemoſyn=
theſe wird ja vorausſichtlich keine große Bedeutung gewinnen —
ja, dann . . .‟ Der Japaner ſtockte. Er ſchien etwas auf dem
Herzen zu haben, für das er vorſichtig die richtigen Worte ſuchte.
„Es ſcheint mir — vielleicht irre ich mich da —, als hätte man in
Deutſchland noch nicht das volle Vertrauen auf den glücklichen
Erfolg Ihrer Arbeiten. Ich darf Ihnen verſichern, daß man bei
uns zu Haus Ihrem Wirken mit der größten Teilnahme folgt.
Vor meiner Abreiſe hatte ich Gelegenheit, mit unſerem
Kultus=
miniſter zu ſprechen, der ziemlich offen zu erkennen gab, daß er
jederzeit bereit wäre, Ihnen an der Univerſität Tokio einen
Lehr=
ſtuhl anzubieten . . . Sie fänden natürlich daneben Zeit, an
Ihrem Verfahren weiterzuarbeiten, wozu man Ihnen Mittel in
jeder Höhe zur Verfügung ſtellen würde.”
Bei den letzten Worten war das ſtete Lächeln, das wie eine
undurchſichtige Maske auf dem Geſicht des Japaners lag,
geſchwun=
den. Mit offenem, ernſtem Geſicht ſchaute er zu Fortuyn empor.
Der überlegte kurz, wie er, um nicht zuviel zu ſagen,
antwor=
ten ſolle. Er verbeugte ſich leicht. „Gewiß, mein Herr, Ihre
Worte ſind außerordentlich ſchmeichelhaft für mich. Doch irren
Sie ſich, wenn Sie vielleicht glauben, hier ſtünden mir die nötigen
Mittel nicht zur Verfügung. Ein Abbruch meiner Arbeiten hier
würde mich um viele Monate zurückwerfen. Iſt es doch nicht allein
mein Kopf, ſind es doch auch die Leiſtungen meiner Mitarbeiter,
die zu fruchtbarem Weiterſchaffen gehören.”
„Auch darüber”, begann, vorſichtig die Worte wägend, der
Japaner, „wäre vielleicht..."
„Nun, Herr Oboro,” unterbrach ihn Lindner, „haben Sie ſich
gut unterhalten? Gleich wird der Tanz beginnen! Die jungen
Herrſchaften werden ſchon unruhig. Wie ſtellen Sie ſich dazu?
Werden Sie auch . . . ?"
„Aber gewiß, Herr Direktor! Wir ſind bemüht, auch darin
unſeren weſtlichen Freunden nachzueifern.”
Fortuyn ließ die erſten Touren vorübergehen, forderte dann
Johanna auf.
„Wie ſchade!” ſagte die und drückte ſeinen Arm leicht an ſich.
„Der halbe Abend iſt ſchon herum, und wir haben noch kein Wort
zuſammen geſprochen. Und ich hatte mich doch ſo auf dieſen Tag
gefreut! Du mußt ſo oft mit mir tanzen, wie es irgend geht!
Ich habe ſo vieles auf dem Herzen, was mich bedrängt. Warum
biſt du ſo lange nicht gekommen? Eine Ewigkeit, ſcheint es mir!“
Ueber Fortuyns Geſicht glitt ein Schatten. „Es wird mir
mit jedem Male ſchwerer, euer Haus zu betreten”, ſagte er mit
gedrückter Stimme. „Clemens wird immer abweiſender. Ich
er=
trage es nicht, mich dieſen ſtummen Vorwürfen und Anklagen
immer wieder auszuſetzen.”
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Inhaber: Hans Tod
Dieburgerstr. 97 / Telephon 4348
Keute Sonntag.
ab 5 Uhr nachm. bis 11 Uhr abends
dredes Konderr
Leitung: Obermusikmstr. Rühlemann
Eintritt frei! 11154 Eintritt frei!
Mittagstisch von 12 bls 2 Uhr, von 1.— an
Souper von 6 Uhr ab
Ausschank naturreiner Weine der hessischen Weinbaudomäne sowie
der Winzervereine, das Glas Wein von 30 Pfg. an.
Rummelbräu, Michelsbräu, Pilsner, Kulmbacher.
Täglich frisches Eis
Besitzer Georg Christ jr.
Seite 20
Sonntag, den 26. Juli 1931
Nummer 205
Herrngartenrcafé
Eintritt
Sonntag
ab 11 Uhr Früh-Konzert sonie Nachmillag- 1. Abend-Kongert krei. (
Helene kann doch
nichts dafür!
Lustspiel in 3 Akten mit Hatta
Sterna v. d. Reinhardt-Bühnen
Preise 60 Pfg. bis 2.00 Mk.
Karten: Kiosk, gegenüb. d. Verk.-
Büro von 9—1 Uhr, Kiosk,
Parade-
platz von 1—6 Uhr, Orph.-Kasse
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Künsller-Honzert
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Sonntag ab 8 Uhr
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gegründet 1878. (T.Bn. 1066
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Eberstadt 3. d. B.
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Im Ausschank Fay- und Dortmunder
Union-Bier. Schöne Räume für kleine
und größere Gesellschaften.
Besitzer Wilh. Plank.
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Beginn:
Montag.
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Sommer-Spielzeit
Bruno Harprecht
im Hess. Landestheater.
Sonntag, 26. Juli
Außer Miete
Anfang 20 Uhr Ende 22.30 Uhr
Der große Schwank=Schlager:
„Politik” 9oosa
(Haſenklein kann nichts dafür)
Schwank in 3 Akten, einem
Vor=
u. Nachſpiel v. H. Mahner=Mons
Historischer Verein
Sonntag, den 2. August
Ausllug nach Seligenstadl
Abfahrt nicht mit der Eisenbahn,
sondern mit Kraftwagen 14½ Uhr
vom Landesmuseum. Anmeldung
(2.60 Mk.) bis Donnerstag 13 Uhr
im Staatsarchivunbedivgt notwendig 2
Pension Riedmann,
Spessart Steinbach bei Lohr,
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Hente
und folsende Tase / Hente und folsende Tase
KA4.4
Ab heute
Gustau Fröhlich
und Dita Parlo
in dem märehenhaften Tonflm
Kismet
nach dem gleichnamigen Schauspiel
von Edward Knoblock.
Begie: Wilh. Dieterle.
Der Zauber des Orients ersteht hier
in Bild und Ton. Das alte Bagdad
mit dem bunten Leben seiner Bazare,
den prachtvollen Moscheen und den
Palästen der Kalifen geben den
Hintergrund für die Erzählung aus
„Tausend und einer Nacht‟
Dazu
das gute Beiprogramm.
Das Ereignis der Saison!
Ein Film von Rene Clafr:
Die Million
Das neue, unvergleichliche
Meister-
werk des Schöpfers von „„Unter
den Dächern von Paris‟”
Ein Lustspiel von göttlicher,
spielerischer Leichtigkeit u.
Grazle, mitreißend. Humor
u. überlegener Sattre, — eine
tolle, wirbelnde JTagd hinter
dem Glück, hinter dem
großen Los, hinter dem
Haupttreffer.
„Im tönenden Beiprogramm:,
ein köstlich. Silly-Micky-Film
„Winter‟
und ein Kulturtonfilm
Der moderne Tiergarten
Beginn: 2, 4.05, 6.10 und 8.20 Uhr.
Jugendliche haben Zutritt!
Beginn: 2, 4.05, 6.10 und 8.20 Uhr.
Das neue Sensation--Doppelprogramm
Fred Thomson
der kühne Präriereiter mit seinem
Schimmelhengst Silver King in
Die
Todesklippe
Ein frisch-fröhliches Abenteuer aus
dem wilden Westen.
Als II. Schlager:
Richard Dix und Mary Brian
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in
Die Piraten vom
gelben Fluß
Ein Abenteurerfilm der von Anfang
bis Ende in Spannung hält.
Beginn ab 2. letzte Vorstell. 8.15 Uhr.
Wegen Platzmang.
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v. 12—3 Uhr.
Matthias Weber
spielt bel frelem Eintritt
Sonntag Abend von 8-11 Uhr
im Rummelbräu (Rheinstraße 101)
(Konzert findet bei jeder Witterung statt) (9112a
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Inhaber K. Behrens jun., fr. Behrens-Hufnagel, Traisa
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Ieden Sonntag Konzert
— Anfang 8 Uhr
Mittagstisch mit Nachtisch von 1.— Mk. an, im Abonnement Ermäßigung
Reichh. Speisenkarte, Gr. u. kl. Säle ohne Mietberechnung b. Restauration s
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Heute Sonntag abend 8 Uhr
Garten-Konzert
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ausgeführt vom Stadtorcheſter
Leitung Konzertmeiſter Reitz
Eintritt frei. (11131) Eintritt frei.
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Heute Konzert Tanzeinlagen
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Eintritt trei.
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* Rummelbräu=Garten;
Rheinſtr. 101 Inh.: 6, Heidenreich Tel. 3519
Heute Nachmittag
Künſtler=Konzert:
Ab 8 Uhr ſpielt
*Matthias Weber
O Eintritt frei Großes Orcheſter Eintritt frei
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