Ginzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 202
Donnerstag, den 23. Juli 1931.
194. Jahrgang
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Relame=
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(4 Dollar — 420 Marßl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufrubr, Strelt uſw erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtiung von Schadenerſatz. Bei
Konfurs oder gerichtliſcher Beſtreſbung fällt jeder
Rabat weg. Bankonto Deuſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Kurzfriſtige Hilfe ohne Frankreich?
Der langfriſtige Anleihe=Plan am Widerſtand Frankreichs geſcheikerl. — Uebereinſtimmung über die
Ver=
längerung des Rediskonkkredits der Reichsbank und über Maßnahmen zur Verhinderung weiterer
Kredit=
rückflüſſe aus Ddeutſchland. — Prüfung der Finanzlage Deutſchlands durch einen Bankier=Ausſchuß.
Neue Skühungs=Konferenz vorgeſehen. — Engliſch=amerikaniſches Wochenende in Huberkusſtock.
Der franzöſiſche Widerſtand.
Frankreichs Ankwork auf die engliſche Sinanzhilſe.
Geldabzüge aus London.
Die Londoner Konferenz nähert ſich mit Rieſenſchritten
ihrem Ende. Am Donnerstag findet ein großer Empfang beim
engliſchen König ſtatt, der als Abſchiedsbeſuch der Gäſte der
engliſchen Regierung gedacht iſt. Gleich darauf, alſo am
Frei=
tag, werden die Miniſter London verlaſſen. Herr Henderſon
wird gemeinſam mit dem Kanzler und dem Außenminiſter per
Bahn nach Deutſchland reiſen. Herr Maedonald will mit dem
Flugzeug nach Berlin kommen. Das Wochenende in
Hubertus=
ſtock mit den Engländern wird alſo nunmehr eine Woche ſpäter
ſtattfinden.
Wenn auch die Konferenz noch nicht abgeſchloſſen iſt, ſo läßt
ſich doch jetzt ſchon das vorausſichtliche Ergebnis überblicken.
Erſchütternd wird es nicht ausfallen, weil die Franzoſen mit
großer Beharrlichkeit eine umfangreiche Unterſtützungsaktion zu
Gunſten Deutſchlands ſabotiert haben. Aus der großen
inter=
nationelen Anleihe iſt nichts geworden, weil die Franzoſen mit
ihren politiſchen Forderungen winkten, die übrigen
Konferenz=
teilnehmer aber nicht die geringſte Neigung hatten, angeſichts der
kritiſchen Läge Deutſchlands ſich womöglich auf wöchenlange
Streitigkeiten mit den Franzoſen einzulaſſen.‟ Das Ergebnis
wäre doch nur geweſen, daß die Verhältniſſe in Deutſchland
ſich kataſtrophal zugeſpitzt hätten. So iſt man dann auf eine
kurzfriſtige Hülſe
abgekommen. Ueber das Abſtrömen der Auslandskredite liegt
be=
reits eine Einigung vor. Bezeichnend iſt, daß die Franzoſen
ſich an dieſer Frage desintereſſiert haben mit der Bemerkung,
ſie hätten in Deutſchland keine kurzfriſtigen Kredite mehr, man
brauche ſich alſo auch mit der Einſtellung der Kreditabzüge nicht
zu beſchäftigen. So bleibt denn nur noch der Rediskontkredit
der Reichsbank übrig. 400 Millionen hat die Reichsbank bereits
erhalten, und dieſer Kredit wird unzweifelhaft verlängert
wer=
den. Es kommt noch ein neuer Kredit hinzu, den man auf 600
Millionen bis 1 Milliarde ſchätzt. Nach einer neuen engliſchen
Meldung ſcheint es aber noch weſentlich magerer auszuſehen.
Es wird nur von 25 Millionen Pfund geſprochen. Als
Garan=
tie kommt wahrſcheinlich die Ausfallbürgſchaft der Deutſchen
Wirtſchaft im Zuſammenhang mit der Golddiskontbank in Frage.
Mehr wird London nicht bringen.
Das iſt nicht unſere Schuld. Auch die Engländer und
Ameri=
kaner haben ſich redlich Mühe gegeben, mehr
herauszuwirtſchaf=
ten. Das iſt am Widerſtand Frankreichs geſcheitert, das
immer=
mehr dazu übergeht, den Engländern ſeine Geldmacht vor Augen
zu führen. Nach den neuen Feſtſtellungen hat die Bank von
England in der letzten Woche ungefähr 300 Goldmillionen nach
Frankreich verſchiffen müſſen. Die Zurückziehung der
franzöſi=
ſchen Guthaben hält an. Nach einem Mittwochtelegramm
muß=
ten wiederum 3 Millionen Pfund Sterling, alſo mehr als 60
Millionen Mark an die franzöſiſche Adreſſe abgeliefert werden.
Daß die Engländer immer nervöſer werden, iſt leicht
verſtänd=
lich. Man darf geſpannt ſein, wie ſie mit den Franzoſen fertig
werden. Mit der Londoner Konferenz iſt der
Kampf um eine Berlängerung der Goldsecke
der Reichsbank keineswegs abgeſchleſſen.
Die Reichsregierung wird verſuchen, auf dem einen oder anderen
Wege zum Ziel zu kommen. Sehr viel hängt davon ab, daß das
Vertrauen des Auslandes, das durch die franzöſiſchen
Goldab=
süge und deren unerfreuliche Begleiterſcheinungen ernſthaft
er=
ſchüttert worden iſt, ſo bald wie möglich wieder zurückkehrt,
da=
init wenigſtens auf dem Umwege über die Einräumung von
Kre=
diten an die Privatwirtſchaft Deviſen hereinfließen. Wir müſſen
allerdings in Rechnung ſetzen, daß es den ausländiſchen Bankiers
ungemein ſchwer wird, Geld herzuleihen, weil die Franzoſen nicht
nur in den verſchiedenen Pariſer Konferenzen und auf der
Lon=
doner Konferenz, ſondern auch durch die Veröffentlichung ihrer
Abrüſtungsdenkſchrift klar und eindeutig den Beweis geliefert
haben, daß ihnen an einer Befriedung Mitteleuropas, ſo wie ſie
von der geſamten Welt gewünſcht wird nichts liegt, und daß über
kurz oder lang wieder Stockungen im internationalen
Geldver=
kehr in die Erſcheinung treten können. Die Geldabzüge aus
Lon=
don müſſen jedenfalls weiterhin ſtark beunruhigend wirken.
Mit den kurzen Ueberbrückungskrediten iſt uns natürlich nicht
gedient. Die Reichsregierung hat infolgedeſſen auch den
Vor=
ſchlag gemacht, daß gleich nach der Londoner Konferenz namhafte
Bankiers nach Deutſchland kommen und hier eingehende
Erhe=
bungen anſtellen. Die Bankiers ſollen ſich ein eigenes Urteil
bilden und durch perſönliches Studium der deutſchen Verhältniſſe
feſtſtellen, ob die vereinbarten Maßnahmen genügen oder ob eine
Erweiterung der Aktion, vielleicht ſogar eine Neuauflage der
Londoner Konferenz, in allerkürzeſter Friſt notwendig iſt.
Forkſchrikke auf der Londoner Konferenz.
EP. London, 22. Juli.
Die heutige, etwa dreiſtündige Vormittagsſitzung der
Mini=
ſter=Konferenz, die ſich mit den Maßnahmen zur
Wiederherſtel=
lung des Vertrauens in die deutſche Finanzſtabilität befaßte, hat,
dem offiziellen Communiqué zufolge, das durch Erklärungen des
deutſchen Reichsaußenminiſters ergänzt wurde, Fortſchritte
er=
zielt. Gewiſſe finanztechniſche Fragen wurden dem
Finanzmini=
ſterausſchuß zur weiteren Regelung überwieſen. Der Bericht der
Finanzminiſter, der den Beratungen zugrunde lag, hatte
beſon=
ders die Bedeutung der Stabiliſierung der deutſchen Finanzen
für die ganze Welt hervorgehoben. Mit Bezug auf die
Verhü=
tungsmaßnahmen gegen Kredit=Abziehungen
aus Deutſchland, denkt man an die Einſetzung eines
internationalen Bankierausſchuſſes, der, mit
beratenden Befugniſſen ausgeſtattet, die Lage in
Deutſch=
land ſelbſt prüfen und gegebenenfalls die
Ein=
berufung einer neuen Konferenz zum Zwecke
einer Stützungsaktion für Deutſchland
veran=
laſſen ſoll. Angeſichts dieſer Fortſchritte in den Beratungen
rechnet man jetzt mit einem Konferenzabſchluß für Donnerstag
nachmittag. Im übrigen wird auf deutſcher Seite dementiert,
daß die Franzoſen an kurzfriſtigen Krediten desintereſſiert ſeien;
ſie ſeien im Gegenteil durchaus poſitiv zu den Konferenzarbeiten
eingeſtellt.
Einignng der Finanzminiſter. — Der Bericht
wird geheimgehalken.
Die Beratungen der Finanzminiſter über die finanziellen
Hilfsmaßnahmen zugunſten Deutſchlands ſind, wie in Kreiſen der
deutſchen Delegation mitgeteilt wurde, nunmehr zu einem
ge=
wiſſen vorläufigen Abſchluß gebracht worden. Ein offizielles
Communigué über die Nachmittagsſitzung des
Finanzminiſteraus=
ſchuſſes wurde heute ſpät abends veröffentlicht. Es hat folgenden
Wortlaut:
„Der Ausſchuß der Finanzminiſter trat heute nachmittag zu
einer Sitzung zuſammen, die von 4 bis 7,45 Uhr dauerte, und
er=
zielte eine Einigung über den Wortlaut des Berichts, der morgen
vormittag der Vollſitzung der Konferenz zur Billigung
unter=
breitet werden wird.”
Ueber den Inhalt des Berichts iſt offiziell nichts bekannt
ge=
worden. Ob in dieſem gemeinſamen Bericht des
Finanzminiſter=
ausſchuſſes ein Einverſtändnis über die Frage neuer Kredite an
die Reichsbank erzielt worden iſt, erſcheint nach den Aeußerungen
in halboffiziellen Kreiſen zweifelhaft.
Dagegen ſcheint jedoch Uebereinſtimmung über die
Verlänge=
rung des Rediskontkredits der Reichsbank in Höhe von 100
Mil=
lionen Dollar um drei Monate und über Maßnahmen zur
Ver=
hinderung weiterer Kreditrückflüſſe aus Deutſchland erreicht
wor=
den zu ſein. Der Bericht des Finanzminiſterausſchuſſes ſoll nicht
ſehr umfangreich ſein und er wird bis nach Beendigung der
mor=
gigen Vollſitzung geheimgehalten werden.
Am Frankreichs Bekeiligang in London.
Die Frage, ob und wie ſich die Franzoſen an dem in
Lon=
don verhandelten Sofortprogramm zur Stabiliſierung der
Ver=
hältniſſe beteiligen wollen und welche Bedingungen ſie für ihre
Mitarbeit geſtellt haben, wird hier viel erörtert.
Im Laufe der Verhandlungen brachte am Mittwoch der
Schatzkanzler Snowden die Sprache auf die Neuverteilung der
in Deutſchland befindlichen ausländiſchen Guthaben. Im
Hin=
blick darauf, daß Frankreich den größten Teil ſeiner Guthaben
bereits aus Deutſchland zurückgezogen hat und an der
Geſamt=
ſumme nur noch mit einem ſehr geringen Satz beteiligt iſt —
er wurde von der „Times” mit 5 v. H. von deutſcher Seite mit
6 v. H. angegeben —, war es Snowdens Plan, Frankreich an
der Verpflichtung, die Guthaben in Deutſchland zu belaſſen,
mit einem höheren Prozentſatz zu belaſten, als die tatſächlichen
franzöſiſchen Guthaben in Deutſchland betragen. Laval erklärte
hierzu ausweichend, daß er keine Kontrolle über die franzöſiſchen
Banken habe; im übrigen ſei auch zu berückſichtigen, daß größere
Summen franzöſiſchen Geldes über amerikaniſche und engliſche
Bankinſtitute in Deutſchland inveſtiert ſeien. Er könne daher
dem Plan Snowdens nicht zuſtimmen. Das iſt, ſoweit man
in Erfahrung bringen konnte, alles, was von franzöſiſcher Seite
zu der Aufſtellung eines Stillhaltekonſortiums für Deutſchland
aufgebracht worden iſt. Es iſt, wie man ſieht, weniger als
nichts.
Nach der Londoner Konferenz nimmt die
Sach=
verſtändigen=Konferenz ihre Arbeiken wieder auf.
Wie aus engliſchen Delegationskreiſen mitgeteilt wurde, iſt
durch die Sieben=Mächte=Konferenz die Konferenz der
Finanzſach=
verſtändigen über den Hoover=Plan, die am Freitag vergangener
Woche eröffnet, aber nach kurzer Sitzung vertagt wurde, nicht
überflüſſig geworden. Dieſe Finanzſachverſtändigenkonferenz dürfte
möglicherweiſe ſofort nach Beendigung der internationalen
Mini=
ſterzuſammenkunft wieder zuſammentreten, oder aber in aller
Kürze ihre Arbeit wieder aufnehmen. Bankſachverſtändige ſind,
wie weiter erklärt wird, zu den Beratungen der internationalen
Miniſterkonferenz bisher nicht hinzugezogen worden.
*
Franzöſiſches Kapikal
and enropälſche Arbeit.
Von
Otto Corbach.
Am Vorabend der Pariſer Zuſammenkunft ſchrieben die
Londoner „Times” an leitender Stelle: „Die Welt muß ſich
in dieſem Augenblick genügend klar geworden ſein, daß keine
Löſung befriedigend ſein kann, die den Weg offen läßt für eine
Wiederholung der Ereigniſſe der letzten Wochen. Die
Anerken=
nung dieſer Tatſache bedeutet den erſten Schritt zur Aufrollung
des ganzen verwickelten Komplexes politiſcher und ökonomiſcher
Probleme, denen wir gegenüberſtehen.” So erfreulich es iſt,
daß die Pariſer Beſprechungen die politiſche Bahn für eine
internationale Hilfsaktion zugunſten Deutſchlands endlich
frei=
gelegt haben, ſo wenig darf man ſich darüber täuſchen, daß weder
Deutſchland noch andern Schuldnerländern mit einer neuen
Atempauſe gedient ſein kann, wenn es nicht gelingt, nach
gründ=
licher Neuregelung der Schuldenverhältniſſe das Tempo der
allgemeinen Kaufkraftſteigerung mit dem des techniſchen
Fort=
ſchritts Schritt halten zu laſſen, der eine immer maſſenhaftere
Erzeugung von Gebrauchsgütern ermöglicht.
Frankreich muß die Umſtellung zu einer ſchöpferiſchen
inter=
nationalen Zuſammenarbeit mitmachen, und darf nicht bloß
in neuen Krediteinſpritzungen den Ausweg ſuchen, die den
Zu=
ſammenbruch der verſchuldeten Staaten nur verzögern, ihre
Krankheit nicht heilen können, wenn es nicht ſelbſt von dem
Strudel des Unterganges ſchließlich miterfaßt werden will. Das
beginnen auch die maßgebenden franzöſiſchen Staatsmänner
ein=
zuſehen: es fragt ſich nur, ob die Erkenntnis in ihren Köpfen
ſchnell genug reift und ob ſie die Entſchlußkraft aufbringen
werden, auf ein Uebermaß politiſcher Macht zu verzichten, das
die Ohnmacht Deutſchlands und die fortgeſetzte Schwächung
an=
derer Völker Kontinentaleuropas vorausſetzte, denen jetzt wieder
auf die Beine geholfen werden ſoll, von denen man aber
un=
möglich erwarten kann, daß ſie nicht von ihren Gliedern
wie=
der einigermaßen ſelbſtändigen Gebrauch machen werden, ſobald
es ihnen eine verminderte Schuldenlaſt geſtattet.
Daß die Vernunft auch in Frankreich wenigſtens auf dem
Marſche iſt, merkte man zuerſt, als die Hoover=Aktion, die die
Sicherheits=Politiker am Quai d’Orſay doch in arge
Verlegen=
heit verſetzte, an der Pariſer Börſe mit einer Hauſſe begrüßt
wurde. Die ſchwarzen Tage, die derfelben Börſe die
kataſtro=
phalen Wirkungen der Verzögerung der Ausführung des Hoover=
Planes bereiteten, offenbarten auch den vom Glanze des eigenen
Wohlſtandes verblendetſten Franzoſen die Abhängigkeit ihrer
Nuhe von einer gedeihlichen Entwicklung in andern Teilen des
Kontinents. Das rapide Anwachſen ſteriliſierten Goldes in den
Gewölben der Bank von Frankreich war ja auch nur ein
Aus=
druck der Ungemütlichkeit fremder Märkte für franzöſiſche
Ka=
pitalanlagen. Wenn die Außenpolitik Frankreichs dieſe
Unge=
mütlichkeit zunächſt bewußt künſtlich ſteigerte, ſo konnte ſie ſich
dadurch zwar eine beſſere Verhandlungsbaſis für die notwendig
gewordene internationale Verſtändigung über eine gründliche
Neuordnung europäiſcher Machtverhältniſſe ſchaffen, aber gerade
der krampfhafte Eifer, den ſie offenbarte, die Dinge noch fünf
Minuten vor zwölf auf die Spitze zu treiben, offenbarte, wie
ſehr ſie ſich der Unmöglichkeit bewußt geworden war, die alte
paraſitäre Kreditpolitik noch lange fortzuſetzen. Wenn noch in
den letzten fünf Tagen vor der Pariſer Zuſammenkunft
Gold=
barren im Werte von faſt neun Millionen Pfund Sterling aus
England nach Frankreich floſſen, ſo konnte das wohl die
Nei=
gung britiſcher Staatsmänner ſchwächen, Deutſchland den Rücken
zu ſtärken, änderte aber nichts daran, daß der eigene
Gold=
überfluß längſt angefangen hat, dem
franzöſi=
ſchen Wirtſchaftsleben Beſchwerden zu
verur=
ſachen. Man verfügt heute in Frankreich über mehr als
dop=
pelt ſoviel Gold wie vor fünf Jahren, aber die
Produktions=
ziffern der wichtigften Güter ſinken. Im Mai 1930 wurden noch
910 000 Tonnen Roheiſen erzeugt, im Mai dieſes Jahres
725 000. Die entſprechenden Ziffern für Stahl lauten 855 000
und 674000. Die Kohlenproduktion betrug im Mai dieſes
Jahres durchſchnittlich täglich 170000 Tonnen gegen 184000
Tonnen im Mai vorigen Jahres. Statt 154, wie im Mai 1930,
waren im Mai dieſes Jahres nur 129 Hochöfen in Betrieb."
Seit dem Kriege hat der franzöſiſche Arbeitsmarkt faſt zwei
Millionen fremde Arbeiter aufnehmen können, die größtenteils
aus den öſtlichen Agrarländern kamen. Mangelnde
Beſchäfti=
gung bei Fehlen jedes Anrechtes auf Unterſtützung haben in den
letzten Jahren Hunderttauſende davon in die alte Heimat
zu=
rückfluten laſſen. Welche Zuſtände aber fanden ſie nach oft
jahrelanger Abweſenheit, währenddeſſen franzöſiſches
Finanz=
kapital dort „arbeitete”, in ihrem Vaterlande vor? Hatte
inzwi=
ſchen der „befruchtende” Kapitalſtrom aus dem Weſten die
Ar=
beitsverhältniſſe verbeſſert? Im Gegenteil. Die
Bauern=
maſſen Polens wie aller Donauländer ſind
dermaßen verſchuldet, daß ſie in immer
größe=
rem Umfange weder Zinſen zahlen, noch die
notwendigſten Ausgaben beſtreiten können. In
Jugoſlawien erreicht die Verſchuldung des Bodens 59 Dollar je
Hektar, in Ungarn 33. Insgeſamt beziffern ſich die
Agrar=
ſchulden von neun oſt= und ſüdoſteuropäiſchen Ländern, in
denen die Bank für Internationale Zahlungen entſprechende
Erhebungen anſtellen ließ, auf 1582 Millionen Dollar, alſo
über 6½ Milliarden Mark. Was wunder, daß die hinter den
höchſten Schutzzollmauern mit fremden, vor allem franzöſiſchen
Krediten hochgepäppelten Induſtrien dieſer Länder immer
grö=
ßere Ueberſchüſſe für die Ausfuhr erzielen, ohne daß ſie, von
wenigen wirklich modernen Betrieben, wie Bata in der
Tſchecho=
ſlowakei, abgeſehen, für Weltmarktverhältniſſe konkurrenzfähig
wären. Wie weit die Zerrüttung auf den
Binnen=
märkten der öſtlichen Länder geoiehen iſt, lehren
Be=
richte von Augenzeugen, wonach die Bauern mehr und mehr zit
mittelalterlicher Selbſtverſorgung zurückkehren. Man zieht
ver=
ſtaubte Spindeln aus Rumpelkammern hervor, man geht
bar=
fuß oder trägt Schuhe aus Baſt und wer einen abgeriſſenen
Lederriemen nicht durch einen neuen erſetzen kann, zu dem ihm
das Geld fehlt, begnügt ſich ſtattdeſſen mit einem Hanfſtrick. Es
wird ſo gut wie nichts mehr gebaut und an den vorhandenen
Gebäuden unterläßt man die notwendigſten Ausbeſſerungen. Und
Seite 2
das alles geht vor ſich, während der franzöſiſche
Anleihemechanis=
mus in denſelben Ländern dem angelegten ſchlechten Gelde in
immer raſcherem Tempo neues gutes nachſchickte, um ſich
poli=
tiſche Freundſchaften zu erhalten.
Dieſe Rückkehr oſteuropäiſcher Bauernſchaften zu primitivſter
Selbſtgenügſamkeit macht ihre Neigung zu regionaler
Verſtändigung für die franzöſiſche
Sicherheits=
politik ſo bedrohlich. In dem Lärm über die
deutſch=
öſterreichiſche Zollunion kam nur eine lange verhaltener Groll
zu offenem Ausdruck, der ſich in franzöſiſchen maßgebenden
Kreiſen über die Widerſpenſtigkeiten öſtlicher Agrarpolitiker ſeit
langem angeſammelt hatte. Schon die erſte öſtliche
Agrarkon=
ferenz, die in Bukareſt Vertreter zweier Mitglieder der Kleinen
Entente, Rumäniens und Jugoſlawiens, mit ſolchen des
erz=
reviſioniſtiſchen Ungarn zuſammenführte, hatte ja bewieſen, wie
wenig ſich dieſer grüne Zug zu regionaler Verſtändigung um
die Frontbildung franzöſiſcher Bündnispolitik kümmerte. Die
franzöſiſche Diplomatie, die bis dahin für paneuropäiſche Zwecke
der Politik den unbedingten Vorrang vor der Wirtſchaft
zu=
erkannt hatte, mußte ſich, faſt über Nacht, auf die Umkehrung
dieſes Verhältniſſes umſtellen; ſie organiſierte größere und
im=
mer größere Agrarkonferenzen, um die revolutionäre Stoßkraft
regionaler grüner Fronten aufzufangen, ebenſo wie ſie das
deutſch=öſterreichiſche Zollunionsprojekt in allgemeineren
Projek=
ten für einen paneuropäiſchen Ausgleich zwiſchen induſtriellen und
agrariſchen Intereſſen aufgehen zu laſſen und dadurch in ihrem
Sinne unſchädlich zu machen ſucht. Im großen und ganzen
aber lehren die Züge und Gegenzüge im Widerſtreit zwiſchen
regionalen und „paneuropäiſchen” Plänen, daß auch das
franzöſiſche Kapital als politiſches Werkzeug
immer mehr verſagt, ſo daß die franzöſiſche
„Sicherheits”=Politik allmählich dazu erzogen
zu werden ſcheint, den Lebensnotwendigkeiten
derjenigen Völker Rechnung zu tragen, die nach
wie vor auf franzöſiſches Geld mit angewieſen
ſind. Freilich blieb es dem vorwiegend
indu=
ſtrielllen Deutſchland ebenſowenig wie
öſt=
lichen Agrarländern erſpart, ſich zu der
Ent=
ſchloſſenheit aufzuraffen, gegebenenfalls ſich
völlig auf ſich ſelbſt zurückzuziehen, bevor ſich
am franzöſiſchen Horizont die erſten Anzeichen
wirklichen Geſinnungswandels bemerkbar
machten, und nur ein feſtes Beharren in dieſer
Entfchloſſenheit bürgt dafür, daß man an der
Seine nicht zu den alten Methoden politiſcher
Erpreſſung zurückkehrt.
Die amerikaniſchen Kredite
bleiben in Deukſchland.
Verpflichkung amerikaniſcher Banken
zur Aufrechkerhalkung der Kredike in deutſchland.
Waſhington, 22. Juli.
Die geſtrige Erklärung des Staatsdepartements, daß,
hieſi=
gen Informationen zufolge, die Bankiers dem neuen
amerikani=
ſchen Plan zuſtimmen würden, wurde heute durch die weitere
Mitteilung ergänzt, daß Senator Morrow, der aus der Zeit, da
er Partner Morgans war, enge Beziehungen zur Wallſtreet
be=
ſitzt, auf den Wunſch Hoovers hin, zwölf führende amerikaniſche
Banken dazu beſtimmte, ſich in ſchriftlicher Form dazu zu
ver=
pflichten, daß ſie während der gegenwärtigen Kriſe keine Depots,
Vorſchüſſe oder Kredite, aus Deutſchland zurückziehen.
Als Zeichner dieſes Verſprechens werden von „Baltimore
Sun” u. a. genannt: Chaſe National, National City, Chatham
Phönix, American Exchange and Irving Truſt Bank. Morgan u. Verlängerung des Rediskontkredits von 100 Millionen Dollar
Co. iſt nicht erwähnt.
von ſeiten der amerikaniſchen Banken angenommen worden. Nach eine Verlängerung auf drei Monate. Der heutige entſprechende
offiziellen Schätzungen dürfte der amerikaniſche Anteil an den Beſchluß in London kann alſo nur die Erhärtung des ſchon
erfolg=
kurzfriſtigen Krediten, die Deutſchland vom Ausland gewährt
wurden, annähernd 600 Millionen Dollars betragen.
Der „New York Times” zufolge, gewinnt in New Yorker
Finanzkreiſen die Ueberzeugung immer mehr an Boden, daß die Konferenz am Donnerstag abend zu Ende geht. Curtius teilte
deutſche Finanzkriſe zwangsläufig zu einer Neuaufrollung des mit, daß ſich hieran der Beſuch Macdonalds und Henderſons in
geſamten Fragenkomplexes der Schulden und der deutſchen Repa= Berlin anſchließen wird, falls keine unvorhergeſehenen Ereigniſſe
rationen führen werde. An einer Herabſetzung der deutſchen geladen, und man nimmt an, daß Stimſon vielleicht ſchon im
Reparationen werde man dabei nicht vorbeikommen.
Richard Wagners ewige Miſſion.
Sinn und Bedentung der Wagner=Feſtſpiele. bringen vermag!”
Von Profeſſor Dr. Max v. Schillings.
und Interpreten, der ehemalige Intendant der lich haben.
Berliner Staats=Oper, Prof. Dr. Max von
Zeit folgendermaßen:
„Es iſt eine völlige Verkennung Richard Wagners, wenn man wirklicht ſich Wagners Feſtſpielidee welche Menſchen über den
glaubt, daß ſeine Muſik nur noch aus Pietät und Achtung vor Alltag hinausheben wollte, indem ſie ſich einige Tage im Jahre
dem großen Meiſter gepflegt wird. Aus der Pietät allein kann ganz auf einen Kunſtgenuß konzentrieren und die Kunſtwerke in
nicht eine nach außen hin triebhafte Regung, ein Streben und ſich lebendig werden laſſen ſollten.
Sehnen nach einem beſtimmten künſtleriſchen Genuß entſtehen.
Ich ſelbſt gehöre zu den Menſchen — und das ſind beſtimmt ſtützt von erfahrenen Praktikern, haben im Zoppoter Walde eine
nicht wenige —, die in Wagners Schaffen etwas ganz
Monumen=
tales ſehen. Er war ein ganz großer Menſchheitsgenius. Das geführt werden können, mitten in der Natur, im Freien, mit na=
Weſentliche ſeines Schaffens iſt nicht an Zeit gebunden. Die jetzige türlichen Kuliſſen. Ich ſelbſt war, als ich von dieſem Plan hörte,
Generation und ein Teil der Ausübenden verſuchen, ſeinen
Wer=
ken eine neue Beleuchtung zu geben. Man will das aus der Zeit Bei Wagners Werken iſt es ein ganz anderer Genuß, ob man die
des Schaffens Bedingte beiſeite legen und das Dauernde
hervor=
heben. Ich halte aber das Dichteriſche bei Wagner ſo groß, ſo ſehr ſieht oder ob ſie nur unvollkommen im geſchloſſenen Theater
nach=
die letzten Fragen berührend, daß es die Gewähr bietet, ſich über gebildet iſt. Das alte Kuliſſen= und Sofitten=Theater wird ſchon
das zu erheben, was wir Zeitgeiſt nennen. Wenn man mit ewig von vielen Menſchen direkt nicht mehr ertragen. Man denke da
die Zeitſpanne bezeichnet, die wir Menſchen überſehen können, ſo nur an die Waldſzene am Schluſſe des 1. Aktes der
Götterdämme=
darf man ſeinen Werken ruhig Ewigkeitswert zuerkennen.
Die Themen der Wagnerſchen Werke wurzeln in den alten überwältigend.
Sagenſtoffen. Die Vorgänge darin, ſind aber ſo ins allgemein
nahe ſind. Jeder, der mit Wagners Muſikdramen ſich beſchäftigt, phezeiung nie ganz ernſt genommen. Das war auch in der Muſik
erblickt Menſchen und Fragen, die jeden Einzelnen angehen. Das eine Wellenperiode, wie ſie überall auftritt, nach großen
Erſchütte=
iſt ähnlich wie bei allen großen Geiſtern der ſchaffenden und bil= rungen, beſonders nach Ereigniſſen wie der Weltkrieg mit ſeinen
denden Kunſt, die für immer Gültigkeit haben und nicht nur in Folgeerſcheinungen. Damals ſagte man den Zauberer Wagner
der Zeit ihres Entſtehens.
In den Vereinigten Staaten hatte ich Gelegenheit, zu beob= Recht. Es hat ſich aber gezeigt, daß die neue Kunſt nicht ſtark
achten, wie Wagners Werke auf ein Publikum wirkten, das von genug war, das Erbgut überflüſſig zu machen.
den Vorausſetzungen, unter denen dieſe Werke geſchaffen ſind, gar
nichts weiß. Auf die Amerikaner wirkt eben die elementare große nach den Werken Wagners ſehnen. Zoppot, das durch die
uner=
eines Amerikaners, das er mir gelegentlich einer Aufführung kommen iſt, daß in dieſem Jahre Walküre, Siegfried und
Götter=
ſagte: „Ein Volk müßte glücklich ſein, einen Mann in ſeinem dämmerung als Trilogie gegeben werden können, will und ſoll neben
Vom Tage.
Der heſſiſche Miniſter des Innern hat die in Raunheim
zu=
letzt monatlich erſcheinende periodiſche Druckſchrift „Rotes
Sprach=
rohr”, bis zum 31. 12. 1931 einſchließlich verboten, ebenſo die in
Ober=Ramſtadt wöchentlich dreimal erſcheinende Zeitung „
Oden=
wälder Nachrichten” auf die Dauer von zwei Wochen.
Ein Erlaß der polniſchen Regierung verbietet mit dem
geſt=
rigen Tage die Einfuhr von Stickſtoffwaren aus dem Auslande.
In Wilna ſind jetzt im Zuſammenhang mit der
Spionage=
affäre des Majors Demkowſki drei weitere Verhaftungen
vor=
genommen worden. Die Namen von zwei Verhafteten werden
noch geheimgehalten, der dritte iſt ein Elektromonteur
Stanis=
zewſki, der ſich als Ingenieur ausgab und ſich bemühte, in eine
nahe den polniſchen Munitionsfabriken in Skarſzyſki gelegenen
Privatfabrik angeſtellt zu werden.
Das engliſche Unterhaus nahm mit 221 gegen 20 Stimmen
in dritter Leſung die Geſetzesvorlage zur Beſeitigung von
Miß=
bräuchen bei der Handhabung der Arbeitsloſenverſicherung an.
Ruſſiſche amtliche Meldungen beſtätigen die Nachrichten über
die Niederlage der chineſiſchen Roten Armee in der Provinz Süd=
Kiangſi. Der Führer der Roten Armee Sacilin, hat ſich ſelbſt
erſchoſſen. Die Niederlage hat in Moskau großes Aufſehen
er=
regt.
Ueber Peking iſt der Belagerungszuſtand verhängt worden.
Die ausländiſchen Zeitungen ſind unter Zenſur geſtellt worden,
ebenſo die Telegramme und der Briefwechſel.
Slimſon erklärt: London eine Roklöſung.
Die Zukunff müſſe den Bankiers überlaſſen werden.
London, 22. Juli.
Ueber den Fortgang der Verhandlungen in der
Vollkonfe=
renz am Mittwoch vormittag äußerte ſich der amerikaniſche
Staatsſekretär Stimſon in einer Unterredung wie folgt: Es ſei
ein wirklicher Fortſchrit gemacht worden, und es beſtehe die
Hoff=
nung, daß die Konferenz ihre Arbeiten am Donnerstag beenden
werde. Die Aufmerkſamkeit aller Mitglieder der Konferenz habe
ſich auf die Vorſchläge konzentriert, die eine mögliche Hilfeleiſtung
für Deutſchland vorſähen. Alle ſtrittigen Fragen ſeien
fortge=
laſſen worden. Stimſon ſetzte dann weiter auseinander, daß ſein
Dementi bezüglich der neuen Hoovervorſchläge in Wirklichkeit
nichts weiter als eine Frage der Auslegung ſei. Es handele ſich
tatſächlich nicht um neue Vorſchläge. Er habe nur dieſelben
Vor=
ſchläge unterſtützt, die er ſchon in Paris gemacht habe. Die
ſo=
genannten neuen Hoovervorſchläge ſeien nichts weiter als eine
Darlegung des Standpunktes Hoovers, ohne beſondere
Bezug=
nahme auf die Ereigniſſe in der Konferenz. In Wirklichkeit
han=
dele es ſich gar nicht um einen amerikaniſchen Vorſchlag, weil
die engliſchen und amerikaniſchen Pläne zuſammenfielen.
So=
weit die Konferenz in Frage komme, ſeien die Vorſchläge von
Macdonald unterbreitet worden, und ein zuſammenhängender
Plan ſei formell überhaupt noch nicht vorgelegt worden.
Stim=
ſon erklärte weiter, die Konferenz beſchäftige ſich lediglich damit,
das Faß abzudichten, um das in ihm befindliche Waſſer zu retten,
ehe man neues Waſſer in das Faß gießen wolle. Ueber
lang=
friſtige Kredite werde jetzt nicht mehr verhandelt. Das könne
ſpäter geſchehen. Bei der Konferenz handele es ſich
um eine Gruppe von Miniſtern am runden
Verhand=
lungstiſch, die die zeitweiligen finänziellen
Be=
dürfniſſe Deutſchlands erwäge. Im Grunde
ge=
nommen handele es ſich um eine Aufgabe für den
Bankier, und es ſei vielleicht nur ein Zufall, daß
Staatsmän=
ner zuſammenberufen worden ſeien, wahrſcheinlich nur deswegen,
weil ſie im Augenblick verfügbar geweſen ſeien. Die Zukunft
müſſeam beſten den Bankiers überlaſſen werden.
Die Verlängerung des 1e0-Millionen-Dollar-
In deutſchen Kreiſen wird ausdrücklich verſichert, daß an die
an die Reichsbank keinerlei Bedingungen geknüpft worden ſeien.
Es iſt jedoch zu beachten, daß dieſe Verlängerung ſeinerzeit bereits
Die neuen Vorſchläge des Präſidenten Hoover ſind damit in Baſel von den Notenbanken beſchloſſen worden iſt, und zwar
ten Baſeler Beſchluſſes bedeuten.
Konferenz-Ende am Donnerstag?
In Konferenzkreiſen wird damit gerechnet, daß die Londoner
eintreten. Er hat auch Staatsſekretär Stimſon nach Berlin ein=
Laufe der nächſten Woche nach Berlin kommt.
Kreis entſtehen zu ſehen, der in ſo elementarer und großartiger
Weiſe das Empfinden und Denken ſeines Volkes auszudrücken und
anderen Völkern klarzumachen und ihrem Empfinden nahezu=
Man ſtelletſich doch einmal vor, Wagner hätte überhaupt nicht
exiſtiert, man denke ſich ſein Schaffen ausgelöſcht. Dann wird
Einer der beſten deutſchen Wagner=Kenner einem doch wohl ſofort klar, was wir an dem Beſitz Wagners wirk=
Daß heute Bayreuth mit ſeinen Feſtſpielen wieder mehr als
Schillings, äußerte ſich zu unſerem Berliner früher ſeinen Zauber ausübt, iſt darin begründet, daß deren inne=
Dr. Sr.=Mitarbeiter über die Bedeutung und res Weſen ſich ſo ſehr abhebt von dem, was ſonſt auf dem Gebiete
Aufgabe Wagnerſcher Muſik, in der heutigen der Theaterkunſt geboten wird, daß ſie ausgehen auf Ernſt und
Sammlung, nicht nur auf Genuß und Zerſtreuung. Und ſo ver=
Das gleiche Ideal hat die Zoppoter Waldfeſtſpiele ſich
ent=
wickeln laſſen. Eine Gruppe ideal eingeſtellter Menſchen, unter=
Stätte geſchaffen, wo Wagners Werke im Sinne des Meiſters
auf=
ſehr ſkeptiſch, bis ich durch das eigene Erleben überzeugt wurde.
naturhafte Kuliſſe, die dem Meiſter ſelbſt vorſchwebte, wirklich
rung. Wenn man hierbei die Natur im Walde erlebt, ſo iſt das
Vor einigen Jahren bezeichnete man Wagners Werke bereits
Menſchliche gedeutet, daß uns ſeine Götter und Helden in ihren als „altes Eiſen”, und glaubte ſie nicht mehr in Verbindung mit
menſchlichen Empfindungen, ſo wie er ſie uns zeigt, auch heute noch dem modernen Menſchen bringen zu können: Ich habe dieſe
Pro=
tot. Die Jugend ſtellte andere Ideale auf. Das iſt ihr gutes
Darin ſehe ich den Grund, warum ſich wieder viele Menſchen
Linie. Mehr als alles kennzeichnet Wagners Bedeutung das Wort müdlichen Arbeiten ſeines Regiſſeurs Hermann Merz ſo voll=
Nummer 202
* Zwiſchen London und Paris.
Franzöſiſches Mißbehagen
über die Londoner Konfetenz.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 22. Juli.
Der tiefe Gegenſatz zwiſchen engliſcher und franzöſiſcher
Außenpolitik äußert ſich jetzt während der Londoner Konferenz
mit einer Offenheit, die man ſchon ſeit einiger Zeit nicht mehr
gewöhnt war. Wir haben an dieſer Stelle ſchon vor längerer
Zeit auf das Mißbehagen hingewieſen, mit der man in Paris
dem Gedanken einer Konferenz in London gegenüberſteht. Noch
lange vor der Pariſer Reiſe Brünings und Curtius' ſtand es
für die franzöſiſche Politik feſt, daß eine Londoner Konferenz,
welche über das rein techniſche herausgehen würde, mit allen
Mitteln zu bekämpfen ſei. Dies iſt auch von franzöſiſcher Seite
geſchehen, jedoch nur mit recht beſchränktem Erfolg. Denn die
engliſche Außenpolitik hielt mit einer beinahe verzweifelten
Energie an dem Gedanken dieſer Konferenz feſt. Frankreich
konnte nur ſo viel ereichen, daß das Programm der
Beſprechun=
gen feſt umriſſen wurde; in London wird vorerſt nur die
finan=
zielle Zuſammenarbeit mit Deutſchland beſprochen werden.
Immerhin iſt es fraglich, ob dies ohne die Berührung von
hoch=
politiſchen Problemen geſchehen kann.
Die franzöſiſche Preſſe gibt unverhohlen der Meinung
Aus=
druck, daß eine engliſche Vermittlung zwiſchen Paris und
Ber=
lin unnötig ſei, und daß Englands Zweck dabei nur die
Ver=
hinderung einer allzu engen deutſch=
franzö=
ſiſchen Zuſammenarbeit iſt. Ueber dieſes Thema
wer=
den fauſtdicke Unhöflichkeiten zwiſchen der engliſchen und der
franzöſiſchen Preſſe ausgetauſcht.
Dem engliſchen Plan über die finanzielle Zuſammenarbeit
mit Deutſchland verſucht man in Paris nachzuweiſen, daß er ſich
nur auf die franzöſiſchen Kredite ſtützen würde. Ueberhaupt
betont man jetzt hier, daß Frankreich heute als der
Geldgeber Englands betrachtet werden könne, und daß
die Gelder, welche die City Deutſchland zur Verfügung ſtellen
könnte, in der Wirklichkeit kurzfriſtige franzöſiſche Gelder ſeien.
Mit den Beſprechungen mit Brüning und Curtius iſt man
halbwegs zufrieden, aber auch nur halbwegs, da ſie nach
fran=
zöſiſcher Auffaſſung nicht erſchöpfend genug waren, um zu
end=
gültigen und detaillierten Löſungen zu führen. Ihre
Haupt=
bedeutung ſoll in der Annäherung und Entſpannung beſtehen,
und gerade dieſe ſieht man jetzt durch „engliſche Intrigen”
ge=
fährdet. Man geht darin ſoweit, daß einige Blätter Brüning
ſogar auffordern, das Wageſpiel zwiſchen Paris und London
aufzugeben .. .
Inzwiſchen ſind die direkten finanziellen
Be=
ziehungen zwiſchen England und Frankreich
nicht die beſten; engliſcherſeits klagt man über franzöſiſche
Intrigen gegen den Pfundkurs und gegen die Ruhe des
Lon=
doner Finanzmarktes, worauf man in Paris ſarkaſtiſch erwidert,
daß es keiner Intrigen bedarf, um der engliſchen Finanzwelt
Sorgen zu bereiten.
Die Kommuniſten unkerſtühen den Volksenkſcheid.
* Berlin, 22. Juli. (Priv.=Tel.)
Verſchiedene Mitglieder der kommuniſtiſchen Fraktion des
Preußiſchen Landtags haben am Dienstag abend dem preußiſchen
Innenminiſter Severing ein „Ultimatum” überreicht, das eine
ganze Reihe von Forderungen enthält. U. a. werden die
Wieder=
herſtellung der Preſſefreiheit, Verſammlungsfreiheit und
Demon=
ſtrationsfreiheit, die Zurücknahme von Abbaumaßnahmen
Zurück=
nahme des Gehaltsabbaues und Zurücknahme des
Rorfront=
kämpferverbotes gefordert. Die kommuniſtiſche Landtagsfraktion
hat verlangt, daß ihr eine verbindliche Stellungnahme bis zum
22. Juli übermittelt werde. Von der Annahme oder
Nicht=
annahme ihrer Forderungen mache ſie ihre Stellungnahme zum
Stahlhelm=Volksentſcheid über die Auflöſung des Preußiſchen
Landtags abhängig.
In der Tat hat ſich der preußiſche Innenminiſter veranlaßt
geſehen, noch im Laufe des 22. Juli auf das Ultimatum zu
ant=
worten. Daß er überhaupt darauf reagiert hat, muß auffallen.
Er hat es, wie nicht anders zu erwarten war, abgelehnt.
Maß=
nahmen zum Schutze der öffentlichen Ordnung und Sicherheit, ſo
erklärte er, würden nicht zum Gegenſtand eines politiſchen
Tauſch=
handels gemacht. Wenige Stunden ſpäter iſt denn auch ſchon
wie=
der die Kommuniſtiſche Partei in die Erſcheinung getreten. Sie
hat ſich entſchloſſen, ihre Anhänger aufzufordern, bei dem für den
9. Auguſt anberaumten Volksentſcheid ſich für die ſofortige
Auf=
löſung des Preußiſchen Landtags einzuſetzen. Die Kommuniſten
„würden nunmehr die Führung des Volksentſcheids übernehmen”.
Wie das in der Praxis ausſehen wird, bleibt abzuwarten.
Bayreuth, dem es in keiner Weiſe eine Konkurrenz ſein will und
ſein wird, betonen, wie ſtark man an der künſtleriſchen Sache
ar=
beitet, die auch eine nationale allererſten Ranges iſt. Es kommen
viele Tauſende von Fremden an dieſe Stätten, wo ſie Wagner
und ſeine deutſche Kunſt kennen und verſtehen lernen und dieſes
Verſtändnis dann hinaustragen in die Welt.”
Ap. Völker von hente. Wie ſie ſich ſehen und ſchildern
Heraus=
gegeben von Pierre Bouvet, Profeſſor an der Genfer Univerſität,
und Hans Günther Gebhardt, Breslau. Als Heft 2 dieſer
Samm=
lung erſchien: Weltanſchauung und geiſtiges Leben in
Spanien von Joſé Francisco Paſtor, überſetzt von Gerda
Hen=
ning. Neuer Breslauer Verlag, Breslau. Preis 150 NM.) Die
beiden Herausgeber dieſes reich illuſtrierten Buches haben ſich in
ver=
ſchiedenen Ländern an je fünf hervorragende Perſönlichkeiten gewandt
und ſie aufgefordert, den Gegenwartszuſtand ihres Volkes zu ſchildern.
Die Darſtellungen richten ſich an die breite Oeffentlichkeit, insbeſondere
auch an die obere Klaſſe höherer Schüler, die hier Gelegenheit finden,
in unmittelbare Fühlung zu den anderen Völkern zu kommen. Der
ſpaniſche Lektor an der Univerſität Heidelberg, J. F. Paſtor, gibt in
dieſem Buche über Spanien einen Querſchnitt durch das geiſtige Leben
Spaniens und deckt damit zugleich die inneren Beweggründe der
ſpani=
ſchen Revolution auf. In dem erſten Teil handeln drei Kapitel über
die Weſenszüge des ſpaniſchen Volkes und das alte Spanien,
repräſen=
tiert durch Karl Jgnatius von Loyola und Don Quijote, die acht Kapitel
des zweiten Teiles behandeln das neue Spanien, die führenden Männer
der Nation, Katalonier, und das kulturelle Problem Spaniens, die
junge Generation und im Anhang das Bildungsweſen Spaniens. Die
Darſtellung iſt allgemeinverſtändlich gehalten und erfüllt den Zweck, über
die brennenden Probleme in Spanien zu unterrichten, in ebenſo
geiſt=
reicher wie gründlicher Weiſe.
„Das Wort”, Mitteilungen der Deutſchen Dichter=Gedächtnis=
Stif=
tung Hamburg. Heft 2, 5. Jahrgang. Einzelheft 50 Rpf.
Das zweite Heft dieſes Jahres bringt kluge Gedanken über
die Bedeutung des guten Buches für die Kultur eines Volkes, wie
ſie von Staatsrat Zinn im Namen des Hamburger Senats
an=
läßlich des „Tag des Buches” vorgetragen wurden. Bildniſſe und
Handſchriften von Heinrich Mann. Hans Leip und dem unlängſt
verſtorbenen Richard Huldſchiner ſchmücken das Heft: Aufſätze über
dieſe drei Dichter aus der Feder von Dr. Lutz Weltmann, Dr.
Max Sidow und Herbert Saekel geben mit den ausführlichen
Lite=
raturhinweiſen die Ergänzung.
— Ueberall Sperrholz — Deutſche Bau=Ausſtellung. Die einzige in
Europa erſcheinende Fachzeitſchrift, welche ſich nur mit Sperrholz vom
praktiſchen und wiſſenſchaftlichen Standpunkt befaßt, hat ſoeben unter
obiger Deviſe eine inhaltsreiche Sondernummer herausgebracht. Im
redaktionellen Teile ſind illuſtriert, nachfolgende Themen behandelt:
Innenausſtattungen mit Sperrholz — Deckenverkleidungen aus
Sperr=
holz — Prüfung; blockverleimter Tiſchlerplatten — Schutzwirkung von
Anſtrichmitteln auf Sperrholz — Sperrholz im Aufzugbau —
Patent=
ſchau uſw. Ein beſonders reichhaltiger Inſeratenteil der prominenten
Firmen ergänzt die intereſſanten Ausführungen. Probenummern
koſten=
los vom Verlag Sperrholz, Berlin W. 30, Motzſtraße 11.
Nummer 202
Donnerstag, den 23. Juli 1931
Seite 8
Hrutteih den Mchr un Aorafiiing.
Ablehnung jeder Rüſtungsgleichheit. — Die Aufrechkerhalkung der einſeikigen Abrüſtung der Mikkelmächke
für Frankreich Vorausſehzung für alle Verhandlungen über Rüſtungsbeſchränkungen. — Franzöſiſche
Abrüſtung nur gegen weikere Sicherheiten lpolikiſche Garankien und Hankkionen).
D09 Tanzoſtiche Meutorandum .
zur Abrüfkungsfrage.
50 ſieht Frankreichs Berſtändigungswillen aus!
Genf, 22. Juli.
Der Generalſekretär des Völkerbundes hat bekanntlich die
zur Teilnahme an der allgemeinen Abrüſtungskonferenz
einge=
ladenen Staaten aufgefordert, Angaben über ihren
Rüſtungs=
ſtand einzureichen, um auf dieſe Weiſe die Arbeiten der
Ab=
rüſtungskonferenz zu erleichtern. Die franzöſiſche Regierung
hatte daraufhin am 15. Juli dem Generalſekretär, wie bereits
geſtern kurz gemeldet, ein Memorandum überſandt, worin ſie
er=
klärt, bevor ſie die erbetenen Angaben liefere, halte ſie es für
notwendig, „die Prinzipien und die Methoden
der franzöſiſchen Regierung hinſichtlich der
Abrüſtung” in Erinnerung zu rufen.
Das Memorandum beſagt, daß Frankreich eine unbedingte
Gleichheit im Rüſtungsſtande der Nationen nicht anerkennt, und
daß es eine Herabſetzung der Rüſtungen von weiteren
Fort=
ſchritten auf dem Gebiete der Sicherheit abhängig macht. Die
Aufrechterhaltung der einſeitigen Entwaffnungsbeſtimmungen
des Verſailler Vertrags wird als conditio sine aua non für alle
Verhandlungen über Rüſtungsbeſchränkungen bezeichnet. Es
wird erklärt, daß eine Aufgabe des status auo auf dieſem
Ge=
biete jedem Staat ſeine Handlungsfreiheit für eine Erhöhung
der Rüſtungen wiedergebe. Unter Erwähnung des Artikels 8
des Völkerbundspaktes, der von der allgemeinen Abrüſtung
han=
delt, wird in dem Momorandum behauptet, daß gemäß dieſem
Artikel die Herabſetzung der Rüſtungen erſt erfolgen könne, wenn
Garantien für eine wirkſame und rechtzeitige „gemeinſame
Ak=
tion” aller Völkerbundsſtaaten zugunſten eines bedrängten
ein=
zelnen Staates geſchaffen ſeien.
Zu dem
Haupkargumenk der franzöſiſchen Rüſtungspolikik
übergehend, ſagt das Memorandum, es gebe nur ein einziges
feſtſtehendes Element, das als feſte Grundlage angenommen
wer=
den könne: Teil 5 des Verſailler Vertrags der vier Staaten einen
genau begrenzten Rüſtungsſtand vorgeſchrieben habe. Dadurch
gehe aber nicht hervor, daß die Staaten, deren Rüſtungsſtand
durch die Friedensverträge nicht ausdrücklich feſtgeſetzt worden
ſei, die Verpflichtung haben, für die Begrenzung dieſer
Rüſtun=
gen die Methoden und die Ziffern anzunehmen, die Gegenſtand
des Teiles 5 des Verſailler Vertrags ſeien. „Wenn man”
heißt es zu dieſem Punkt weiter — „im Rahmen eines
theore=
tiſchen Prinzips der Gleichheit die durch Teil 5 des Verſailler
Vertrags geſchaffene Lage ändern wollte, ſo würde man die
weitere Aufrechterhaltung der bereits vorgenommenen
Rüſtungs=
herabſetzungen unmöglich machen.”
Der Völkerbundspakt ſchreibe lediglich vor, daß die
Herab=
ſetzung der Rüſtungen Gegenſtand eines Planes zu ſein habe,
der vorbereitend dem Völkerbundsrat, den verſchiedenen
Regie=
rungen zur freiwilligen Annahme unterbreitet werde. Dieſer
Plan müſſe der nationalen Sicherheit, den internationalen
Ver=
pflichtungen, der geographiſchen Lage und den beſonderen
Um=
ſtänden, in denen ſich ein Land befindet, Rechnung tragen.
Bergeblicher Berſuch Frankreichs.
eigene Rüſtungsverminderungen nachzuweiſen.
Im zweiten Teil des Memorandums werden die beſonderen
geopolitiſchen Umſtände dargelegt, die für die rüſtungspolitiſche
Haltung Frankreichs maßgebend ſeien. Das Memorandum behaup=
tet, daß Frankreich eine erhebliche Herabſetzung ſeiner
Rüſtun=
gen bereits vorgenommen habe, verſagt ſich aber ausdrücklich
irgendwelche zahlenmäßige Vergleiche zwiſchen den
Rüſtungsan=
gaben einzelner Länder. Die Denkſchrift verſucht weiter im
ein=
zelnen darzulegen, in welchem Ausmaße die franzöſiſchen
Rüſtun=
gen ſeit 1921 herabgeſetzt worden ſeien. Es wird darauf
hinge=
wieſen, daß die Dienſtpflicht ſeit 1921 von drei Jahren auf 12
Monate progreſſiv vermindert worden iſt. In dieſem
Zuſammen=
hange wird bemerkt, daß Truppen mit einjähriger Ausbildung
in ihrer militäriſchen Leiſtungsfähigkeit mit Berufsſoldaten nicht
verglichen werden könnten, und es wird ſogar die Errichtung des
franzöſiſchen Feſtungsgürtels als ein notwendiger Ausgleich
hin=
geſtellt. Weiterhin wird behauptet, daß die franzöſiſchen
Rekru=
ten in den erſten ſechs Monaten ihrer Dienſtzeit nicht als
ver=
wendungsfähige Soldaten anzuſehen ſeien, und es wird daraus
ge=
folgert, daß ein Drittel der franzöſiſchen Armee ſtets
unverwend=
bar ſei. Der derzeitige Effektivbeſtand der franzöſiſchen Armee
im Mutterland betrage 270 000 Mann, wovon jedoch nur 163000
Mann als „ausgebildet” zu gelten hätten. Es wird weiter
be=
hauptet, daß die franzöſiſche Armee ſeit 1921 ihre ſofort
verwen=
dungsfähigen Streitkräfte um 42 Prozent herabgeſetzt habe.
Zuſammenfaſſend wird erklärt, daß Frankreich ſeine
Rüſtun=
gen bereits ſoweit herabgeſetzt habe, wie es mit dem Minimum
ſeiner nationalen Sicherheit unter den gegenwärtigen Umſtänden
vereinbar ſei. Es verdient feſtgehalten zu werden, daß das
Me=
morandum die Frage der ausgebildeten Reſerven und des
lagern=
den Materials mit keinem Wort erwähnt.
Der dritte und Schlußteil des Memorandums wendet ſich den
Aufgaben der Abrüſtungskonferenz
ſelbſt zu. Es wird betont, daß die Abrüſtung vom internationalen
Vertrauen abhängig ſei. Wörtlich heißt es dann: „Kann man die
Hoffnung haben, dieſes Vertrauen herrſchen zu ſehen, wenn das
Gefühl beſteht, daß für viele das Problem weniger darin beſteht,
den Frieden im Intereſſe aller zu organiſieren, als den
beſtehen=
den Zuſtand zum Nutzen weniger zu ändern, und wenn Staaten
den Eindruck gewinnen, daß ihre Exiſtenz, die auf den Verträgen
beruht, bedroht iſt? Die Entſcheidungen der Konferenz müſſen
auf der Achtung vor den Verträgen begründet ſein.” In
dieſem Zuſammenhang wird dann erklärt, daß bei einer Aufhebung
der einſeitigen Abrüſtungsbeſtimmungen des Verſailler Vertrags
nicht nur keine allgemeine Beſchränkung der Rüſtungen denkbar
ſei, ſondern daß es nicht möglich ſein würde, die bereits
vorge=
nommenen Herabſetzungen aufrechtzuerhalten. Das Memorandum
wendet ſich dann gegen den Verſuch, das Abrüſtungsproblem durch
Aufſtellung willkürlicher Prozentſätze zu löſen, wie es die
Waſhingtoner und Londoner Konferenz verſucht haben. Es gelte
vielmehr, eine politiſche Geſamtlöſung des Problems zu
finden. Die franzöſiſche Regierung ſpricht den Wunſch aus, daß
alle Staaten der Genexalakte beitreten möchten, die als
unent=
behrliche Ergänzung des Kriegsverzichtpaktes bezeichnet wird. Sie
fordert darüber hinaus, daß Verletzungen eines Schiedsſpruchs
Sankkionen
nach ſich ziehen müßten.. Es wird anerkannt, daß die Verträge
von Locarno eine wichtige Sicherung bilden, jedoch darauf
hinge=
wieſen, daß dieſe Verträge ſich nur auf eine beſtimmte Gegend
Europas erſtrecken, und erklärt, daß die Unſicherheit eines Staates
die Unſicherheit aller Staaten bedeute.
Der letzte Teil des franzöſiſchen Memorandums ergibt ein ſehr
weitgeſpanntes politiſches Programm, das als Bedingung für
weitere Rüſtungsherabſetzungen hingeſtellt und folgendermaßen
zuſammengefaßt wird: Univerſelle Verpflichtungen der
gegenſeiti=
gen Hilfeleiſtung, ein kombiniertes Syſtem regionaler Verträge,
Errichtung einer internationalen Streitmacht, gleichzeitige
An=
wendung dieſer verſchiedenen Syſteme.
Die Halkung Italiens.
Von unſerem F=Korreſpondenten.
Rom, den 20. Juli.
Daß Deutſchland mit der Haltung Italiens während der
letzten drei ſchweren Wochen zufrieden und dankbar ſein kann, das
iſt ſchon wiederholt in der deutſchen Preſſe feſtgeſtellt
wor=
den. Der Brief, den Brüning Anfangs des Monats an
Muſſolini durch den Berliner Botſchafter hat gelangen laſſen, als
dieſer zur Berichterſtattung nach Rom berufen wurde, hat dem
Duce obendrein ausdrücklich verſichert, welch ſtarken Widerhall
die ſofortige Annahme des Hooverſchen Vorſchlages durch Italien
in ganz Deutſchland hervorgerufen hat.
Wer ſo in der Patſche ſitzt, wie augenblicklich Deutſchland, hat
natürlich alles Intereſſe, nicht in kleinlicher Weiſe gewiſſe
Schön=
heitsfehler in der Haltung eines europäiſchen Mitſpielers
be=
ſonders feſtzunageln. Da aber inzwiſchen die Frage, ob
Deutſch=
land in bezug auf die Zollunion oder auf den Panzerkreuzer eine
ſogenannte ſchöne Geſte unternehmen ſoll, überall erörtert wird,
und da man dazu neigt, dieſen neuen Balken, den man in das
Räderwerk der Hooverſchen Maſchine geworfen hat, in erſter Linie
auf Frankreichs Konto zu ſchreiben, ſo darf doch erwähnt werden,
daß man in der breiten Oeffentlichkeit von dieſen beiden jetzt auf
Deutſchland laſtenden Gewichten zuerſt in der italieniſchen Preſſe
geſprochen hat. Gerechterweiſe ſei zugleich auch erwähnt, daß es
in den italieniſchen Zeitungen nach einer erſten Erwähnung
in=
zwiſchen von dieſen „Gewichten” im allgemeinen wieder ſtill
ge=
worden iſt. Aber immerhin hat der diplomatiſche Mitarbeiter des
offiziöſen „Popolo d’Italia” bei Beſprechung des Hooverplanes
ſchon am 22. Juni geſchrieben, man hoffe in Italien, daß die
Störung des Gleichgewichtes in Mitteleuropa vermieden werden
könne, aber man erwarte auch in Italien, daß nun die
Beziehun=
gen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich innerhalb der geſteckten
Grenzen bleiben, und daß man in Deutſchland auf den Anſchluß
verzichten werde. Aehnlich haben ſich damals auch die „Tribuna”
und das „Giornale d’Italia” geäußert.
Bei aller Anerkennung der italieniſchen Bereitwilligkeit
kann man alſo nicht umhin, feſtzuſtellen, daß man auch diesmal,
wie ſchon wiederholt, bei Maßnahmen der italieniſchen Politik,
nicht eine einfache gerade Linie vor ſich ſah, ſondern daß gerade
in Rom zuerſt Bedingungen ausgeſprochen wurden, die an die
prinzipielle Zuſtimmung gebunden waren. Man ſieht alſo leider
auch hier wieder, daß ein unbedingter Verlaß auf die italieniſche
Stellungnahme nicht vorhanden iſt.
Aber das Wort „Anſchluß” iſt und bleibt eben für Muſſolini
ein Wort der Gefahr. Man darf nicht vergeſſen, daß für Italien
die Brennergrenze nicht eine durch Sieg oder politiſchen Zwang
begründete Folge des Weltkrieges iſt, ſondern, daß ſie mehr oder
weniger der kapitalen geographiſchen und ethnologiſchen
Unkennt=
nis der Männer von Verſailles entſprungen iſt. Was man aber
zu vollem Recht nicht beſitzt, das wird oft am ſtärkſten verteidigt.
Die Brennergrenze erſcheint den Italienern aber am meiſten
ge=
fährdet, wenn Deutſchland und Oeſterreich ſich durch den Anſchluß
vereinigen würden. Denn über den Brenner führt der Weg nach
Südtirol. Man könnte ſich vorſtellen, daß der Begriff „Anſchluß”
in Rom weniger Sorge erwecken würde, wenn von deutſcher Seite
trotz allen Kummers ein endgültiges Desintereſſement an den
Bergen und Tälern längs der Etſch deutlich zu erkennen gegeben
würde.
Aber ſelbſt wenn ein derartiger Schritt von deutſcher Seite
erfolgen könnte, ſo bliebe bei Italien vermutlich immer noch der
Widerſtand gegen den Anſchluß, weil Muſſolini ſeit Beginn ſeiner
Regierung mit dem Gedanken der Donauföderation ſpielt. Damit
hofft er ſowohl den „Anſchluß” wie die „Reſtauration der
Habs=
burger” im alten öſterreichiſchen Sinne auszuſchalten. Dieſe
Donauföderation ſoll als Gebiet an ſich ſogar noch größer ſein als
das ehemalige Oeſterreich=Ungarn. Denn man möchte in dieſe
Donauföderation außer Ungarn, Oeſterreich und der
Tſchechoſlo=
wakei auch noch Jugoſlawien, Rumänien und womöglich ſogar
Polen in einem Reiche vereinen. Daß dieſe Großmacht von 90
Millionen Bewohnern unter einem Habsburgiſchen Erben,
näm=
lich dem „zukünftigen” König Otto von Ungarn, ſtehen ſoll,
be=
deute dann nicht mehr die Wiederaufrichtung des alten
Habs=
burgiſchen Hauſes, ſondern würde nur ein unter italieniſchem
Einfluß ſtehendes vergrößertes Ungarn in den Augen Italiens
ſein. Ungarn aber iſt durch die innigſten Bande mit Rom
ver=
knüpft.
Für den nüchternen Beurteiler der europäiſchen Lage
er=
ſcheint dieſer tatſächlich in Italien wiederholt erwogene Plan
einer Donauföderation reichlich phantaſtiſch, denn ſchließlich hätte
Frankreich bei dieſer Angelegenheit ein ſehr wichtges Wort
mit=
zuſprechen. Selbſt wenn es, wie von manchen Seiten verſichert
wird, an ſich einer Donauföderation wohlwollend gegenüberſieht,
ſo würde es doch ein derartiges Gebilde nur dann entſtehen laſſen,
wenn jeglicher italieniſcher Einfluß ausgeſchaltet bleibt. Darüber
iſt ſich Muſſolini ſicher auch klar, und ſo iſt es nicht recht
ver=
ſtändlich, warum er um dieſes kaum realiſierbaren Zukunftsbildes
willen den Anſchluß mehr fürchtet, als eine wirkliche, dauernde
Durch Richard Wagner zur Kunſk.
Ein Bekenntnis Hermann Hendrichs.
Hermann Hendrich, der greiſe Maler, der
jetzt durch einen ſo tragiſchen Unglücksfall ums
Leben gekommen iſt, hat ſich in der deutſchen
Kunſt hauptſächlich durch die Gemälde einen
Namen geſchaffen, die er aus dem Geiſte der
Muſikdramen Richard Wagners geſtaltete. Wie
dieſer Meiſter der Leitſtern für ſeine Kunſt
wurde, hak er einmal in einer Zuſchrift
dar=
gelegt, die wir jetzt veröffentlichen können.
Die Schriftltg.
Zu den ſtärkſten, unverblichenen Eindrücken meiner Jugend
gehört eine Aufführung von Richard Wagners „Tannhäuſer”. Vom
Olymp herab ſah ich, ganz berauſcht von der wunderbaren Muſik,
in eine mir ganz neue Wunderwelt. Sie riß mich völlig hin. Nach
der Vorſtellung lief ich noch ſtundenlang im Parke herum, mein
Inneres übervoll, und wie ein fernes Traumglück ſchwebte es mir
vor der Seele, ſpäter derartiges malen zu können. Und dieſe
Idee nahm immer feſtere Geſtalt an, je mehr ich in Wagners
Schaffen drang; wie denn überhaupt das urſchöpferiſche
Natur=
leben im Werke Wagners jeden packen muß, der ein ſtarkes
Naturleben beſitzt. Aus der Natur klingen alle dieſe einfachen
Ur=
motive, aus denen die Muſik des Kunſtwerkes ſich webt; aus der
Natur geboren, treten die Geſtalten vor uns hin. Wo immer
da=
her die Urnatur ſich dem Menſchen in ihrer wilden Kraft und
Urſprünglichkeit darbietet, da muß die phantaſtiſche Geſtaltenwelt
der deutſchen Volksmythe in ihm wachwerden, da müſſen die
herr=
lichen Geſtalten Wagners vor ihm zu friſchem, natürlichem Leben
in die Erſcheinung ſpringen. Vollends den Künſtler, den Maler,
muß es zu einer individuellen Vertonung der innerlich
verwand=
ten Empfindungen und Geſichte treiben. Vor allem waren es
dann die herrlichen Wagneraufführungen im Hoftheater zu
Mün=
chen, die auf mich eine tiefgehende Wirkung ausübten. Ich genoß
ſie zumeiſt mit einer kleinen Gruppe gleichgeſinnter Kollegen, und
wenn wir „Gralsbrüder” danach beim kühlen Maßkrug
beieinan=
der ſaßen, fühlten wir uns ſelbſt als ſelige Götter Walhalls, und
der Keim zu manch ſpäterem Werk fand Befruchtung.
So kam es denn, daß Wagner mich bald nicht mehr verließ.
Die ganze Natur rief mir Wagners Helden, das Wagnerſche
Milieu, die Wagnerſche Muſik wach. Und vollends oben im
Nor=
den, auf Bornholm, in Norwegen, wo Wagners Helden heute noch
zu hauſen ſcheinen, drängten die Mythen nach Geſtaltung. Ueber
die verfallene Warte der Schloßruine Hammershus gelehnt, blickte
Der deutſche Sagenmaler Profeſſor Hendrich
ködlich verunglückk.
Profeſſor Hermann Hendrich,
der bekannte deutſche Sagenmaler, wurde bei ſeiner Beſitzung in
Schreiberhau (Rieſengebirge) von einem Perſonenzug erfaßt und
getötet. Profeſſor Hendrich hat in zahlreichen Gemälden die
deutſche Sagenwelt geſtaltet und ſchuf u. a. die Sagenhalle bei
Schreiberhau, die Walpurgishalle im Harz und die
Nibelungen=
halle auf dem Drachenfels. Er ſtand im 77. Lebensjahr.
(Porträtbüſte von Prof. Limburg.)
ich über das beſchattete, weite Meer, hörte die ſehnſüchtige
kla=
gende Melodie des Hirten aus „Triſtan und Jſolde”, und ſo
ent=
ſtand mein Bild: „Die traurige Weiſe‟. Oder wir fuhren im
Lotſenboot aufs ſtürmiſche Meer, wo oft eine einzige große Welle
den ganzen Horizont überſchnitt und in unheimlicher Stimmung
Schiffe geſpenſtiſch und ſchattengleich vorüberhuſchten, und ſo
ent=
ſtand der „Fliegende Holländer‟. Die Linienführung eines
Ber=
ges im Rieſengebirge ward mir zum Bilde der ſchlafenden
Brun=
hilde. Die untergehende Sonne zeichnete die Konturen des
Ber=
ges in deutlicher Weiſe am Abendhimmel ab. Ich ſah Wagners
herrliche Brunhildengeſtalt im Geiſte, und da drängte es ſich mir
mit ungeſtümer Gewalt auf, hier das Motiv für meine „Schlafende
Brunhilde”, zu ſuchen.
So war Wagner der ewige Born, der mir ſtets aufs Neue
den Trank zu weiterem Schaffen ſchenkte. Den Geſtalten der
deut=
ſchen Volksmythe, wie ſie Wagner dem deutſchen Volke
wieder=
offenbart hat, verdanke ich Anregung und Kraft zu meinem
Lebenswerke.
T."
Deufſche Kunft und dekorakion.
Das Auguſtheft liegt in bekannter Reichhaltigkeit vor. Es hat
beſonders Lokalintereſſe durch die Beſprechung der Ausſtellung
auf der Mathildenhöhe, der Wilhelm Michel eine ſehr gute und
freundliche Beurteilung widmet. Unter den Abbildungen aus der
Ausſtellung ſind vertreten Gottfried Diehl, Alexander Koch, Adolf
Bode, Hans Vielmetter, Erich Martin, Fritz Schwarzbeck, Fanny
Wolfskehl. Lotte Roſe u. a.
Im übrigen iſt der Inhalt des Heftes ſo reich an
kunſtlite=
rariſchen Beiträgen und Abbildungen, daß allein die Aufzählung
eine Kritik des Heftes erſetzen würde. Es kommt aber die
Quali=
tät auch der literariſchen Beiträge ſehr in Frage, denn in der
Wahl der Mitarbeiter iſt der Verlag Koch ſtets von beſonderer
Sorgfalt geweſen. Hans Heilmaier ſpricht über die Sammlung
Paul Guillaume, aus der Abbildungen wiedergegeben werden
von Werken Henri Rouſſeau, André Derain, Henri Matiſſe,
Ama=
deo Modigliani (Bildnis Guillaume) uſw. Sehr zeitgemäß iſt ein
kurzer Aufſatz von Wilhelm Michel über das Wort Beethovens:
„Künſtler weinen nicht Künſtler ſind feurig.‟ Dr. Johannes
Neu=
mann ſchreibt kluge Worte „Ueber die Motivationen des
Künſt=
lers”, und Dr. Max Osborn beſpricht die „Ausſtellung des
Deut=
ſchen Künſtlerbundes in Eſſen”. Auch dieſer Aufſatz iſt reich
illu=
ſtriert. Dr. Fritz Nemitz wirft die Frage auf „Iſt Kunſt Luxus”
und beantwortet dieſe Frage ſelbſtverſtändlich verneinend. Sein
Aufſatz ſchließt mit den Sätzen die Tieck 1804 an Philipp Otto
Runge ſchrieb, die beſonders für unſere wirtſchaftliche
hypnoti=
ſierte Zeit Geltung beanſpruchen: . . . „Alle echte Kunſt iſt nur
Armierung unſeres Geiſtes, ein Fernrohr unſerer inneren Sinne.
durch welches wir neue Sterne am Firmament unſeres Gemütes
entdecken wollen; das geheimſte Wunder in uns, welches wir nicht
ausſprechen, nicht denken und nicht fühlen können, dieſe innerſte
Liebe ſucht ja eben nach dem magiſch=ſymboliſchen Zeichen der
Kunſt, ſtellt ſie anders und will ſie neu gebrauchen.” Aurelie
Gottlieb ſpricht über den „Maler Marc Sterling”, Otto
Bratts=
koven über „Neue Arbeiten von Wilhelm Kohlhoff”, Dr. Elſe
Hof=
mann=Wien über „Emaillierarbeiten von Mizi Otten=
Fried=
mann”. Dr. Kurt Pfiſter berichtet über die „Glaspalaſt=
Künſtler=
hilfe‟
Wie immer iſt ein Teil des Heftes dem Kunſtgewerbe
gewid=
met. Auch dieſe Abteilung iſt reich illuſtriert und bringt eine
An=
zahl guter Aufſätze, u. a. ſchreibt Ina von Kardorff=Berlin über
„Schmückendes Beiwerk”, Moderne Fußbodenteppiche in vielen
Julluſtrationen ſchließen dieſe Abteilung ab.
Seite 4
Donnerstag, den 23. Inli 1931
Nummer 202
und nutzbringende Verſtändigung mit Deutſchland ſelbſt, auch
wenn dabei der „Anſchluß” zuſtande kommen ſollte.
Die rapide Entwickelung der deutſchen Verhältniſſe hat nun in
Rom das Intereſſe am „Anſchluß” oder der „Donauföderation”
wieder mehr in den Hintergrund gedrängt, denn man hat in
Ita=
lien eingeſehen, daß ein Zuſammenbruch Deutſchlands unter
Um=
ſtänden auch das Reich Muſſolinis ſelbſt in Gefahr bringen kann.
Man braucht dabei gar nicht daran zu denken, daß bei einem
Verſagen Deutſchlands der Kommunismus kaum vor den
italie=
niſchen Grenzen Halt machen würde, ſondern man weiß, daß die
wirtſchaftliche Lage Italiens derartig iſt, daß ſie zerſtörende
Wir=
kungen auf dem Wirtſchaftsgebiet Europas durch einen deutſchen
Zerfall in keiner Weiſe ertragen kann. Ein Bankerott Europas
bedeutet vermutlich auch einen Zuſammenbruch Italiens. Denn
wenn Frankreich kein Intereſſe daran zeigt, an der Geſundung
Deutſchlands mitzuarbeiten, ſo wird es mit noch geringerem Eifer
Italien in entſcheidender Stunde helfen. Das weiß man in Rom,
und man muß damit rechnen, daß ein mitteleuropäiſcher
Zuſam=
menbruch, von Deutſchland und Oeſterreich ausgehend, auch Italien
in den Strudel ziehen wird.
Muſſolini hat auch deshalb in Erkenntnis der wahren
Tat=
ſachen ſich in einigen Artikeln, die mit gewohnter journaliſtiſcher
Meiſterſchaft geſchrieben waren, ganz klar in dieſem Sinne
ausge=
laſſen, ohne natürlich dabei die Konſequenzen bis auf die
italie=
niſche Not auszudehnen. Es muß anerkannt werden, daß er trotz
der nicht unbedeutenden Schwierigkeiten, in die er durch den
Kon=
flikt mit dem Vatikan geraten iſt, doch den freien Blick für die
europäiſche Geſamtlage behalten hat. Der Tenor der italieniſchen
Preſſe iſt deshalb auch zurzeit in den entſcheidenden Stunden
Europas im Sinne der dringenden internationalen Hilfe
gehal=
ten. Zum Unterſchied von den obengenannten Bedingungen am
22. Juni werden jetzt, Mitte Juli, keine politiſchen Forderungen
mehr erwähnt. „Wenn man einen Ertrinkenden retten will, ſo
muß man es tun, ohne über den Preis der Rettung zu feilſchen”
ſchreibt das „Giornale d’Italia”. Aber an den Satz ſchließt ſich
noch die echt italieniſche Aeußerung an: „Später wird man dann
darüber ſprechen”. Aehnlich äußert ſich auch der „Corriere della
Sera”, der ebenfalls ſchnelle internationale Hilfe bei der
mittel=
europäiſchen Not fordert. Man gibt in Italien zu, daß an ſich
die deutſchen Verhältniſſe weniger ſchlimm ſind, wie ſie bei der
panikartigen Stimmung in Deutſchland offenbar dort erſcheinen.
Aber der „Corriere della Sera” ſagt auch, daß es nach der
Hilfe=
leiſtung dann Sache der Deutſchen ſei, von ſich aus und freiwillig
den guten Willen zu zeigen, politiſch alles zu vermeiden, was den
Verdacht derer erwecken könnte, die zu einer Hilfe bereit ſind. Daß
Deutſchland gewillt iſt, eine derartige Haltung einzunehmen,
dar=
über dürfte die italieniſche Regierung wohl auf diplomatiſchem
Wege informiert ſein.
Polizeiliche Abſtempelung
der Lohnliften
zur Bermeidung von Rißbränchen.
Von zuſtändiger Seite erfahren wir: Bei dem Nachweis,
deſſen es nach den Notverordnungen über den Zahlungsverkehr
der Kreditinſtitute bedarf, um eine Bgrauszahlung oder eine
Ueberweiſung zu erwirken, welche die Auszahlung von
Gehäl=
tern oder Löhnen ermöglichen ſoll, iſt zur Vermeidung von
Miß=
bräuchen eine Lohnliſte oder ein Lohnnachweis vorzulegen. Die
Lohnliſte oder der Lohnnachweis ſind vor Einreichung bei dem
Kreditinſtitut der für die Vetriebsſtätte zuſtändigen örtlichen
Polizeibehörde zur Abſtempelung vorzulegen. Die etwa
erfor=
derlichen Durchführungsbeſtimmungen zu treffen, bleibt den
Landesregierungen überlaſſen.
Die Regelung für Gehaltsüberweiſungen.
In der amtlichen Mitteilung über die Regelung für
Gehalts=
überweiſungen iſt erneut ein Irrtum unterlaufen. Nach
Rück=
ſprache mit dem Heſſiſchen Finanzminiſterium werden wir auf die
Mitteilung des Reichsfinanzminiſteriums aufmerkſam gemacht,
wonach amtlich feſtgeſtellt wird, daß der 25. Juni der richtige
Termin iſt. Wir verweiſen im übrigen auf unſere Meldung:
Zur Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs” (Nr. 200 vom
Dienstag, den 21. Juli).
Zur Beigrdnung über die Erhebung einer Gebühr
für Auslandsreiſende.
In unſerer geſtrigen Meldung: „Die
Durchführungsbeſtim=
mungen zur Verordnung über die Erhebung einer Gebühr für
Auslandsreiſen” muß es ſelbſtverſtändlich Paßbehörden (nicht
Poſtbehörden) heißen.
Sparkaſſen erhöhen die Auszahlungsguote
Das Verhalten des Publikums muſterhaft. — Bon der Möglichkeik, bis 20.— Mark abzuheben, zu einem
erheblichen Teil keinen Gebrauch gemacht.
Weikere Auflockerung der Bankfeiertage
Vor neuen Beſtimmungen über den Zahlungsverkehr
* Berlin, 22. Juli. (Priv.=Tel.)
Das Reichskabinett wird am Donnerstag wieder
zuſammen=
treten, um ſich mit der Abwicklung der Bankfeiertage zu
beſchäf=
tigen. Die letzte Notverordnung ſteht unmittelbar vor ihrem
Ab=
lauf. Im Laufe des Donnerstag müſſen weitere
Beſtimmun=
gen über den Zahlungsverkehr getroffen werden. Es iſt damit
zu rechnen, daß die Banken ermächtigt werden, größere Beträge
auszuhändigen. Die Sparkaſſen ihrerſeits haben bereits
be=
ſchloſſen, mit Ablauf der dritten Notverordnung über den
Zah=
lungsverkehr die Auszahlungen pro Sparbuch von 20.— RM.
auf 50 RM. zu erhöhen. Sie haben dieſen Beſchluß
unzweifel=
haft im Einvernehmen mit der Regierung gefaßt. Maßgebend
für ihre Stellungnahme iſt das Verhalten des Publikums, das
zu einem erheblichen Teil von der Möglichkeit, bis 20.— RM.
abzuheben, keinen Gebrauch gemacht hat.
Verordnung zur Durchführung der Beroronung
gegen die Kapikal- und Skeuerflucht.
Berlin, 22. Juli.
Auf Grund der 88 1, Abſ. 1, 11 der Verordnung des
Reichs=
präſidenten gegen die Kapital= und Steuerflucht vom 18. Juli
1931 (R. G.B. I, S. 373) wird hiermit verordnet:
8 1.
1. natürliche Perſonen, die im Deutſchen Reich ihren Wohnſitz
oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben, ferner
a) Aktiengeſellſchaften, Kommanditgeſellſchaften auf Aktien,
Kolonialgeſellſchaften, bergbautreibende rechtsfähige
Verei=
nigungen und nicht rechtsfähige Berggewerkſchaften,
Geſell=
ſchaften m. b. H., Genoſſenſchaften, Verſicherungsvereine auf
Gegenſeitigkeit, Hypothekenbanken, Schiffsbeleihungsbanken;
b) rechtsfähige und nicht rechtsfähige Vereine, Anſtalten,
Stif=
tungen, andere Zweckvermögen und ſonſtige nicht unter a)
fallende Körperſchaften des bürgerlichen Rechts;
c) offene Handelsgeſellſchaften, Kommanditgeſellſchaften und
ähnliche Geſellſchaften des Handelsrechts, bei denen die
Ge=
ſellſchafter als Unternehmer (Mitunternehmer) anzuſehen
ſind;
() Kreditanſtalten des öffentlichen Rechts, unter der
Voraus=
ſetzung, daß der Sitz oder der Ort der Leitung im Inlande
liegt,
haben die Verpflichtungen nach §8 1, 2 der Verordnung gegen
die Kapital= und Steuerflucht gegenüber der örtlich zuſtändigen
Reichsbankanſtalt oder einem Kreditinſtitut, dem die Reichsbank
gemäß § 1 der Verordnung über den Verkehr mit ausländiſchen
Zahlungsmitteln vom 15. Juli 1931 (R. G.B. I. S. 366) die
Be=
fugnis zum An= und Verkauf von ausländiſchen Zahlungsmitteln
verliehen hat, in Bezug auf ihre ausländiſchen Zahlungsmittel
und Forderungen in ausländiſcher Währung, die ihnen am
22. Juli 1931 zuſtehen, bis zum 29. Juli 1931 zu erfüllen, ſofern
dieſe Zahlungsmittel und Forderungen am 22. Juli 1931 für
einen Pflichtigen insgeſamt den Gegenwert von 20 000 RM.
er=
reichen oder überſteigen.
2. Für die in Abſatz 1 genannten Perſonen, deren
auslän=
diſche Zahlungsmittel und Forderungen in ausländiſcher
Wäh=
rung den Gegenwert von 20 000 RM. nicht erreichen, bleibt die
Fſtſetzung des Ablieferungszeitraums durch weiteren Aufruf
vorbehalten. Dieſe Perſonen werden von den Verpflichtungen
nach §§ 1. 2 der Verordnung gegen die Kapital= und
Steuer=
flucht frei, wenn ſie ihre ausländiſchen Zahlungsmittel und
For=
derungen in ausländiſcher Währung an die Reichsbank
ver=
äußern, bevor der Aufruf erfolgt.
3. Zu den ausländiſchen Zahlungsmitteln und Forderungen
in ausländiſcher Währung im Sinne dieſer Verordnung gehören
auch ſolche Wertpapiere, die nach dem 12. Juli 1931 gegen aus=
Erhöhung der Auoke von 20.— auf 50.— Mark.
ländiſche Zahlungsmittel oder Forderungen in ausländiſcher
Währung erworben worden ſind.
4. Die im Abſ. 1 unter a) und c) aufgeführten Geſellſchaften
haben die Verpflichtungen nach 88 1, 2 der Verordnung gegen die
Kapital= und Steuerflucht auch dann zu erfüllen, wenn ſie
wirt=
ſchaftlich betrachtet als Zweigniederlaſſung eines ausländiſchen
Unternehmens anzuſehen ſind.
8 2.
Die Reichsbank und die Kreditinſtitute, denen die Reichsbank
gemäß § 1 der Verordnung über den Verkehr mit ausländiſchen
Zahlungsmitteln vom 15. Juli 1931 die Befugnis zum An= und
Verkauf von ausländiſchen Zahlungsmitteln verliehen hat, ſollen
über Annahme der Angebote (8 1 Abſ. 1 der Verordnung gegen
die Kapital= und Steuerflucht) unverzüglich über die
Verpflich=
tung zum Verkauf und zur Uebertragung angezeigter
Zahlungs=
mittel und Forderungen (8 1 Abſ. 2, 3 der Verordnung gegen die
Kapital= und Steuerflucht) innerhalb von zehn Tagen
Entſchei=
dung treffen.
8 3.
Für die Anzeigen gemäß § 1 Abſ. 2 der Verordnung gegen die
Kapital= und Steuerflucht ſind Formulare zu verwenden, die von
der Reichsbank und den im 8 2 bezeichneten Kreditinſtituten
koſtenfrei abgegeben werden.
8 4.
Die im § 2 bezeichneten Kreditinſtitute haben, ſoweit ſie ſelbſt
Verpflichtungen nach §§ 1. 2 der Verordnung gegen die Kapital=
und Steuerflucht haben, dieſe Verpflichtungen gegenüber der
zu=
ſtändigen Reichsbankanſtalt zu erfüllen.
8 5.
Wertpapiere in ausländiſcher Währung, deren Ausſteller
ſei=
nen Wohnſitz, ſeinen Sitz oder den Ort der Leitung im Inlande
hat, gelten nicht als ausländiſche Wertpapiere im Sinne des 5 1
Abſ. 5 der Verordnung gegen die Kapital= und Steuerflucht.
8 6.
1. Als Forderungen in ausländiſcher Währung im Sinne des
8 3 Abſ. 2 S. 1 der Verordnung gegen die Kapital= und
Steuer=
flucht gelten nicht Forderungen in ausländiſcher Währung gegen
Perſonen, die im Inlande ihren Wohnſitz, ihren Sitz oder den Ort
der Leitung haben.
2. Zu den Forderungen, die mit einer längeren Friſt als drei
Monate kündbar ſind und deshalb nach 8 3 Abſ. 2 S. 2 der
Ver=
ordnung gegen die Kapital= und Steuerflucht dieſer Verordnung
nicht unterliegen, gehören ſolche Forderungen nicht, deren
Fällig=
keit zwiſchen dem 18. Juli und dem 18. Oktober 1931 liegt.
8 7.
Dieſe Verordnung tritt mit ihrer Verkündung in Kraft.
gez.: Dr. Dietrich.
Berordpung des Reichspräſidenlen über die
Gold=
deſtinf der Tafen der Purfrälnglenfanfen.
Aufgrund des Artikel 48 Abf. 2 der Reichsverfaſſung wird
verordnet:
8 1.
Wenn die Reichsbank von einer ihr vom Generalrat
erteil=
ten Ermächtigung, die Golddeckung (8 28 Lit. a des Bankgeſetzes)
herabzuſetzen, Gebrauch macht, ſo ſind die Privatnotenbanken
berechtigt, die Golddeckung für ihre Noten (8 7 Abf. 1 Lit. a des
Privatnotenbankgeſetzes) in dem gleichen Verhältnis
herabzu=
ſetzen, in dem die Reichsbank die Golddeckung nach ihrem zuletzt
erſchienenen Wochenausweis herabgeſetzt hat.
Erhöht ſich die Golddeckung der Reichsbank gegenüber dem
zuletzt erſchienenen Reichsbankausweis, ſo ſind die
Privatnoten=
banken verpflichtet, innerhalb von drei Monaten ſeit dem
Er=
ſcheinen dieſes Ausweiſes die Golddeckung ihrer Noten dem
neuen Deckungsverhältnis der Reichsbank anzupaſſen.
8 2.
Dieſe Verordnung tritt am 22. Juli 1931 in Kraft.
Berlin, den 22. Juli 1931.
Der Reichspräſident
(gez.) von Hindenburg
* Allerlei Zeichen.
Vlämiſche Bilder.
Von
Guſtav Dannenberg.
Alljährlich gibt es in der oſtflandriſchen Hauptſtadt, in
Gent, die „Foor” das, was man in Hamburg den Dom, in
Bremen den Freimarkt nennt. Als ich vor dem Kriege dieſen
Jahrmarkt beſuchte, war eine der Hauptbeluſtigungen ein
Fran=
zoſe aus Pappe, beinahe lebensgroß, der ſeinen Mund
ab=
wechſelnd aufriß und zuklappte. Wer es abpaſſen konnte, dieſem
Maulhelden einen Ball in die redſelige Oeffnung zu werfen,
be=
kam einen Preis. — Nach dem Krieg haben die
Jahrmarkt=
beſucher ein anderes Ziel. In einer Bude — übrigens der
einzigen, die nur franzöſiſche Inſchriften hat, während die
an=
deren plämiſche oder doppelſprachige aufweiſen — gehen mehrere
kleine Reiterfiguren im Kreiſe herum. Wer ihnen den Kopf
abſchießt, bekommt einen Preis. Die Reiter ſind unverkennbar
— deutſche Soldaten.
Wo früher der Erbfeind der Lächerlichkeit preisgegeben war,
iſt heute der Deutſche zur Zielſcheibe des Haſſes geworden. Jeder
Krieg muß Haß und Groll hinterlaſſen, beſonders ein ſolcher,
dem nicht nur Soldaten, ſondern auch Nichtkrieger zum Opfer
gefallen ſind, auf beiden Seiten. Aber die raſche Tat der
Not=
wehr oder Aufwallung iſt kein ſolcher Frevel wie die
Ver=
ewigung des Haſſes, der man in Belgien auf Schritt und Tritt
begegnet. Zahlreiche Denkmäler und noch zahlreichere eingelaſſene
Plaketten und Gedenktafeln künden die Tapferkeit der Belgier
und die Bluttaten der Deutſchen. „Zur Erinnerung an X. X.”
ſteht da kurz und ohne Kommentar: „Door de Duitſchers voor
den Kop geſchoten.” Warum ſie ihn vor den Kopf ſchoſſen,
wird natürlich nicht angegeben ..
Aber Blut iſt dicker als Waſſer. Der Vlame, ohnehin von
ruhigerem Temperament als der Wallone, neigt ja einer anderen
Auffaſſung als der, die man durch unaufhörliche Hetze in ihm
(ähren möchte. Auf den plämiſchen Wochenmärkten hab ich den
Deutſchen ſeltener als Zielſcheibe gefunden. Da ſingen
Volks=
ſänger zum „Akkordion” tränenſelige Lieder aus dem Leben des
lleinen Mannes, vom Kindchen, das ſterben muß und ſich vom
Vater in den ewigen Schlaf ſingen läßt, und derbe „Deuntjes”
lon der Frau, die ihren Mann prügelt, weil er zu ſpät aus
dem Wirtshaus heimkommt, oder von dem Mann, der die Frau
rügelt, weil ſie in ſeiner Abweſenheit zum Tanz gegangen iſt.
Aber ſie ſingen auch „de naaſte Oorlog”, den nächſten Krieg: da
ſerden nur die Miniſter und Direktoren, die „groote bazen” zu
den Waffen greifen und gegen einander kämpfen, und das Volk
hird zugucken. Und auf den Schlachtfeldern wird man keine
Gefallenen finden, ſondern nur „heldenbroeken met ſtrond”, auf
deutſch: Heldenhoſen mit — ich kann es nicht verhochdeutſchen.
*
Auf dem großen blutgetränkten Schlachtfeld an der Yzer
geht es ernſter zu, in einem Sinn, der für Belgien noch minder
freundlich iſt. Zu tief hat ſich in die plämiſchen Herzen
ein=
gefreſſen, was Flanderns beſte Söhne hier leiden mußten. So
lange ſie hier im Felde lagen und kämpften, wurden ſie
fran=
zöſiſch befehligt und wenn ſie nach der eigenen, germaniſchen
Mutterſprache verlangten, wurden ſie ſchikaniert und von der
Beförderung ausgeſchloſſen. Und wenn ſie gefallen waren und
ihre Hinterbliebenen die ärmlichen Sparpfennige hergegeben
hatten, um ihnen einen Grabſtein zu ſetzen, wurde ihnen ſelbſt
im Grabe keine Ruhe gegönnt: Wenn die vlämiſche Inſchrift
darauf ſtand „A. V. V. V. V. K.” d. i. „Alles voor Blaanderen,
Vlaanderen voor Kriſtus”, dann ließ der belgiſche General, der
verhaßte Bernheim, die Grabſteine beſeitigen oder zerſchlagen.
Nun haben die Vlamen ihr eigenes Denkmal errichtet, den
„Yzertoren‟. Dient er auch der Verewigung des Haſſes?
Berichte eines Berliner Zeitungsmannes, der kein plämiſch
ver=
ſteht, können uns nicht irreführen. Auf dem Rieſenſockel des
Denkmals ſteht in großen Lettern: Geen Oorlog meer — kein
Krieg mehr. Und die blämiſchen Wallfahrer, die jedes Jahr in
großen Scharen nach dem Nationalheiligtum pilgern, pflegen,
nicht nur auf den deutſchen Gräbern, ſondern auch auf den
franzöſiſchen einen Kranz niederzulegen, als ein Zeichen, daß
ſie es ernſt meinen mit dem Begraben alles Haſſes.
Das bedeutet nicht, daß der Kampf der Vlamen etwa ruhe.
Mi: den Waffen des Geiſtes und der Wirtſchaft wird er heiriger
denn je geführt. Der Plame, der kein Deutſcher ſein will, ſich
aber um ſo ſtärker als Germane fühlt, iſt ſich der demütigen Stellung
bewußt geworden, in der ihn der belgiſche Staat niederhält.
In der Vorkriegszeit hat ſich eine blämiſche Führerſchicht
ver=
geblich dagegen aufgelehnt, weil die Volksmaſſen noch nicht
zum Bewußtſein erwacht waren. Während des Krieges wagten
einige von ihnen den kühnen Verſuch, in friedlicher Arbeit mit
den Deutſchen zuſammen ihrem Volke die Rechte zu verſchaffen.
die der belgiſche Staat ihm vorenthielt. Dieſe mutigen „
Akti=
viſten” wurden nach dem Kriege durch die belgiſchen
Macht=
haber zu Märtyrern gemacht. Und zuſammen mit den
Tauſen=
den, die an der Yzer im belgiſchen Heer gelitien haben, ſind
ſie die Führer eines neuen Geſchlechtes geworden, das vor
keinem Opfer zurückſchreckt, um ihrer niederländiſchen Sprache
und Volkheit die Rechte zu erkämpfen, die ihnen als dem Volk
der gotiſchen Städte, der van Eyck und Rubens zukommen.
Die „Vlaamſche Front” hat durch ihr Auftreten und
Wachs=
tum, vor allem auch durch das opferwillige und menſchlich
große Beiſpiel des „ungekrönten Königs von Flandern”, Angnſt
Borms, den belgiſchen Politikern der altbelgiſchen
Staatspar=
teien die Furcht eingejagt, ſie könnten ihre plämiſchen Wähler
verlieren, wenn ſie mit ihren Forderungen zugunſten der
plä=
miſchen Sprache nicht ernſt machten. Und ſo hat man im
vorigen Jahre die Genter Staatsuniverſität, die ſich bis dahin
der franzöſiſchen Unterrichtsſprache bediente, in eine „Plaamſche
Hoogeſchool”, umgewandelt.
Damit iſt eine Hochburg der Verwelſchung im plämiſchen
Lande gefallen. Aber der belgiſche Staat konnte ſeinen
Fran=
zöslingen dieſen Schmerz nicht antun, ohne ihnen ein Pflaſter
auf die Wunde zu legen. Er förderte noch eifriger als früher
die daneben beſtehende „Haute Ecole”. Sie wurde im letzten
Semeſter von ganzen vierzehn Hörern beſucht, während die
Be=
ſuchsziffer der plämiſchen Univerſität ſechzehnhundert betrug:
eine koſtſpielige Einrichtung, wenn man bedenkt, daß den
Pro=
feſſoren nur erlaubt ift, an der einen oder andern Hochſchule
zu lehren. Einer der Dozenten, Hulin de Loo, bekannt wegen
ſeiner franzöſiſchen Geſinnung, ſetzte ſich über dieſe Vorſchrift
hinweg. Ein Abgefſandter der plämiſchen Studenten forderte
ihn höflich auf, die Vorleſung an der „Hoogeſchool” abzubrechen,
„Sortez, espéce de boche!” war die Antwort des Profeſſors.
Aber hundert plämiſche Studenten, die vor der Tür gewartet
hattten, drangen ein, nötigten ihn in ſeinen Mantel und führten
ihn auf die Straße. Und die Mehrzahl der plämiſchen
Pro=
feſſoren gab grundſätzlich ihren jungen Kommilitonen recht. Ob
dieſes wohlfeilen Martyriums wird Hulin de Loo ſeither von
den welſchen Blättern als Heros gefeiert. Was natürlich nicht
hindern kann, daß ſich die geiſtige Führerſchicht der Plamen an
dieſer Hochſchule vervollkommnet.
Eine faſt ironiſche Fügung hat gewollt, daß dieſe
Ereig=
niſſe, die ſtürmiſche Einweihung des Yzertorens und die
Eröff=
nung der plämiſchen Genter Hochſchule, ins Jubeljahr der
bel=
giſchen Staatsgründung fielen. Auch die Teilung des Heeres in
plämiſche, franzöſiſche und deutſche Einheiten hat im gleichen
Jahre begonnen. Noch ſtehen die Plamen freilich vor zwei
Fragen, die ſchwer zu löſen ſind: die Rückeroberung der halb
verwelſchten Hauptſtadt Brüſſel und die Verwaltungstrennung
Belgiens in eine plämiſche und eine welſche Hälfte nach dem
Föderativſtatut. Wer aber aus den Symptomen auf den Geiſt
ſchließen kann, wird kaum noch bezweifeln, daß die plämiſche
Be=
wegung auch vor dieſen Fragen nicht Halt machen wird. Im
Gegenteil, ſie werden zur Beſchleunigung dieſer Vorſtöße
ermu=
tigt durch die belgiſchen Gewalthaber, die nichts aus den
Stür=
men um den Yzertoren gelernt, ſondern dem plämiſchen
Land=
tag zu Wemmel durch blutige Verfolgung noch ein lauteres Echo
verſchafft haben, als die Vlamen vermocht hätten. Der welſche
Gensdarm, der den vergötterten Vlamenführer durch einen
Ba=
jonettſtoß von hinten zu töten verſuchte, hat den plämiſchen
Beſtrebungen einen unſchätzbaren Dienſt erwieſen.
Nummer 202
Donnerstag, den 23. Juli 1931
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, den 23. Juli 1931.
Fernſprech=Schnellverkehr.
Zur ſchnelleren Abwickelung des Fernſprechverkehrs von
hieſigen Teilnehmern mit Teilnehmern einer Reihe anderer
Orts=
fernſprechnetze, mit denen ein beſonders lebhaften Sprechverkehr
unterhalten wird, iſt in Darmſtadt im Laufe des letzten Jahres
der ſogenannte Schnellverkehr eingerichtet worden. Der Vorteil
dieſes Sprechverkehrs für den anrufenden Teilnehmer beſteht
darin, daß die gewünſchte Geſprächsverbindung im unmittelbaren
Anſchluß an die Anmeldung hergeſtellt wird, d. h. daß der
An=
rufende wie im Ortsverkehr mit dem Hörer am Ohr das
Zu=
ſtandekommen der Fernverbindung abwarten kann. Die Vorzüge
des neuen Verfahrens wirken ſich jedoch nur dann voll aus, wenn
die Beteiligten die hierfür erlaſſenen Betriebsvorſchriften
beach=
ten. Die Beſtimmungen über den Schnellverkehr ſind in den
Vor=
bemerkungen des amtlichen Fernſprechbuchs, Ausgabe 1931. Seite
8 und 9 aufgeführt; auch ſind ſie ſchon mehrmals in den
Zeitun=
gen veröffentlicht worden. Da trotzdem immer wieder
Betriebs=
erſchwerungen und Verzögerungen in der Ausführung der
Ge=
ſprächsverbindungen beobachtet werden, weil viele Teilnehmer die
bekannt gegebenen Vorſchriften zum eigenen Nachteil nicht
an=
wenden, werden nachſtehend die wichtigſten Vorſchriften und
Er=
läuterungen nochmals veröffentlicht:
1. Der Schnellverkehr iſt in Darmſtadt mit folgenden Aemtern
aufgenommen: Bad Homburg v. d. H., Bad Soden (
Tau=
nus), Bergen (Kr. Hanau), Cronberg (Taunus), Frankfurt
(Main), Hanau, Heidelberg, Höchſt (Main), Hofheim (
Tau=
nus). Kelkheim, Königſtein (Taunus), Ladenburg, Langen
(Bez. Darmſtadt), Ludwigshafen (Rhein), Mannheim,
Ober=
urſel, Offenbach (Main), Schwetzingen, Sprendlingen (Kr.
Offenbach) und Worms.
2. Ferngeſprächsverbindungen nach den Orten unter 1 ſind bei
Meldung des Amts mit „bitte Schnellverkehr” zu verlangen.
3. Bei Meldung des Schnellverkehrsamts muß der Anmelder
angeben: die eigene Rufnummer, den gewünſchten Ort und
die jetzt gültige Rufnummer des Verlangten. Beim
Nach=
ſchlagen der Rufnummer des Verlangten darf nur die letzte,
neueſte Ausgabe des Fernſprechbuchs benutzt werden.
4. Nach der Anmeldung iſt der Fernhörer nicht an den Haken
zu hängen oder bei Tiſchapparaten auf die Gabel zu legen,
ſondern die Herſtellung der Verbindung mit dem Hörer am
Ohr abzuwarten.
5. Bei Falſchverbindungen und Schwierigkeiten wegen ſchlechter
Verſtändigung während der Verbindung iſt der Hörer nicht
an den Haken zu hängen, ſondern es iſt durch Flackerzeichen
(dreimaliges, kurzes Niederdrücken und Heben des
beweg=
lichen Apparathebels) dem Schnellverkehrsamt ein Zeichen
zum Eintreten in die Verbindung zu geben.
6. Verbindungen ohne Nennung der eigenen und der
gewünſch=
ten Rufnummer können vom Schnellverkehrsamt nicht
her=
geſtellt werden.
7. Das Schnellverkehrsamt iſt ferner nicht in der Lage,
Aus=
künfte über Rufnummer uſw. zu geben. Der Anrufer muß
zur Feſtſtellung der Nummer die Auskunftsſtelle verlangen.
Aus dieſem Grunde iſt es bei Vermeidung von
Verzögerun=
gen zu empfehlen, die vom Amte mitgeteilte Rufnummer für
ſpätere Fälle greifbar zu vermerken.
8. Nicht zugelaſſen im Schnellverkehr ſind:
a) dringende Geſpräche,
b) Xp= und V=Geſpräche,
c) Vortagsanmeldungen und Daueranmeldungen,
4) Stundenverbindungen,
e) Umleitungen, Befriſtungen und Zurückſtellungen,
k) Feſtzeitgeſpräche.
Straßenſperre. Die Provinzialſtraße von Arheilgen nach
der Provinzialſtraße Darmſtadt—Meſſel iſt wegen Ausführung
von Gleisarbeiten am Uebergang Nr. 32 (bei Stellwerk I) am
Bahnhof Kranichſtein durch das Reichsbahnbetriebsamt I
in Darmſtadt am 21. und 23. Juli d. Js., jeweils von 7.00
bis 15.30 Uhr, für Kraftfahrzeuge und Fuhrwerke jeder Axt
ge=
ſperrt. Der Umweg für den Durchgangsverkehr geht über
Darm=
ſtadt. Die aufgeſtellten Schilder ſind zu beachten,
Zuwiderhand=
lungen werden zur Anzeige gebrächt.
— „Helene kann doch nichts dafür!“ Das überaus humorreiche
Luſtſpiel in 3 Akten, einem Tanzzwiſchenſpiel und Conference von
Murrah und Oeſterreicher gelangt Samstag, den 25., und
Sonn=
tag, den 26. Juli, abends 8½ Uhr, im Orpheum, durch das
Enſemble Berliner Bühnenkünſtler, mit Katta Storna (von
den Reinhardt=Bühnen), Ella Niklaß, Hella v. Bühl, Erna
Cor=
nelius, Fritz Oeſterreicher, Fred Brand, Otto Waldmann u a. —
nur 2 Tage — zur Aufführung. Kleinſte Preiſe: 60 Pfg. bis
2— RM. Karten bei de Waal und im Verkehrsbüro. Weitere
Mitteilungen folgen. (Siehe Anzeige.)
Vortrag. Wir machen nochmals auf den heute abend 8 Uhr
im Bürgerhof, Eliſabethenſtraße 2, ſtattfindenden Vortrag über
„Die Verwendungsmöglichkeit eines modernen Gasbackofens”
auf=
merkſam. Der Eintritt iſt frei.
— Im Uniontheater läuft noch heute und morgen der große
Fox=Film „U. 13”, der den Untergang eines U=Bootes in den
chineſiſchen Gewäſſern ſchildert, ſowie die grauenhaften Stunden,
welche die Mannſchaft in den engen Kammern erlebt, und die
wunderbare Rettung im letzten Augenblick.
Wieder ein ſchwerer Verkehrsunfall. Der Motorradfahrer
tot, der Soziusfahrer ſehr ſchwer verletzt. In der Nacht vom
21. zum 22. Juli iſt auf der Heidelberger Straße, Nähe
Lands=
kronſtraße, ein Motorradfahrer mit Soziusfahrer auf einen dort
haltenden Laſtkraftzug aufgefahren. Ein Kölner Laſtkraftzug
polizeiliches Kennzeichen T 2 54 230, Beſitzer und Führer Paul
Klein, fuhr mit ſeinem Beifahrer etwa um Mitternacht, von
Mannheim kommend, Richtung Darmſtadt. Etwa 80 Meter
ſüd=
lich der Landskronſtraße fuhr er ſeinen Laſtzug hart auf die
öſt=
liche Seite der Heidelberger Straße (auf die rechte Seite der
Fahrbahn) und hielt an, weil ſich Fahrer und Beifahrer etwas
ausruhen wollten. Bald nach 1 Uhr kam der 23jährige
Hand=
lungsgehilfe Hans Arthur Fröhlig, in Darmſtadt, Karlsſtraße 65,
wohnhaft, auf ſeinem Motorrad, Kennzeichen V 8 9991, mit
ſei=
nem 22jährigen Freund Phil. Germann, in Darmſtadt,
Karls=
ſtraße 63½ wohnhaft, auf dem Soziusſitz auch aus Richtung
Eber=
ſtadt und fuhren auf den Schluß des Laſtzuges, den Anhänger,
auf. Der Anprall war derartig heftig, daß Fröhlig, wie auch
Germann außerordentlich ſchwer verletzt nach dem Städtiſchen
Krankenhaus transportiert wurden. Dort iſt Fröhlig alsbald
verſtorben. Der Laſtzug war der Vorſchrift entſprechend beleuchtet,
aber auch an einer Stelle der Straße aufgeſtellt, in deren
unmit=
telbarer Nähe eine Straßenlaterne brannte. Wie es dennoch
eintreten konnte, daß der Führer des Motorrades auf den
hal=
tenden Laſtzug auffuhr, iſt unbegreiflich.
Freiwillig in den Tod. Am 21. Juli vergiftete ſich in den
Kleingärten ſeines Pflegevaters am Gräfenhäuſer Weg der
Bäckerlehrling. Erwin Br. aus Darmſtadt. Welche Gründe den
Jungen ſo früh beſtimmten, aus dem Leben zu ſcheiden, iſt bis
jetzt noch nicht bekannt.
Diebſtahl aus einem Garten am Elfeicherweg. Am 21. Juli
wurde unter Mittag aus einem Kleingarten am Elfeicherweg
eine faſt neue Gartenpumpe geſtohlen. Es handelt ſich um eine
Pumpe mit Schwengel daran angeſetzt 3,20 Meter Rohr und eine
Muffe. Die Pumpe iſt grün geſtrichen.
Feſtnahme eines Fahrraddiebes. Wegen Verdachts des
Fahrraddiebſtahls wurde feſtgenommen der Weißbinder K. B. aus
Neu=Iſenburg. B. verſuchte in einer hieſigen Fahrradhandlung
ein Fahrrad zu verkaufen, das 1927 in Leipzig geſtohlen worden
war. Er wurde dem zuſtändigen Richter zugeführt.
Beginn des Rhön=Segelflug=Wekkbewerbs.
Schwerer Unfall Otto Fuchs.
Gersfeld, 22. Juli. Der diesjährige Rhön=
Segelflug=
wettbewerb wurde am Mittwoch vormittag von Prof. Georgii,
dem Direktor der Rhön=Roſſitten=Geſellſchaft eröffnet. 55
Ma=
ſchinen nahmen am Wettbewerb teil.
Bei dem erſten Fluge ereignete ſich leider ein Unfall.
Der bekannte Segelflieger Otto Fuchs ſtürzte mit der „
Starken=
burg” über dem Flügel am Loeſſelſtein ab. Seine Maſchine
wurde zerſtört. Otto Fuchs erlitt einen Oberſchenkelbruch, aber
ſein Befinden iſt, den Umſtänden entſprechend, gut. Fuchs wurde
ins Eliſabethenſtift, Darmſtadt, verbracht.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſiſchen
Landes=
theater. „Sie werden lachen!” (Roxi), Conners
über=
mütiges und herzlichſt belachtes Luſtſpiel, das von Preſſe wie
Publikum gleich beifällig aufgenommen wurde, gelangt nur noch
am heutigen Donnerstag ſowie am morgigen Freitag in der
rühm=
lichſt anerkannten Premierenbeſetzung zur Wiederholung, worauf
deshalb ganz beſonders hingewieſen ſei. Veranlaßt durch den
außerordentlichen Erfolg, den die beiden Nacht=Vorſtellungen des
Schwank=Schlagers „Intimitäten” verzeichnen konnten. findet
am Samstag, nachts 23 Uhr, eine nur einmalige
Wieder=
holung der Nachtvorſtellung mit der genannten amüſanten
Novi=
tät ſtatt. Ueber den ſtarken Erfolg, den dieſelbe vor dem ſehr gut
beſuchten Hauſe der Erſtaufführung gefunden hat, berichtete die
Preſſe u. a: Die Aufführung! Wieder ganz ausgezeichnet. Die
Neuheit gefiel fehr. Man ſchrie vor Lachen und ſpendete herzlich
dankenden Beifall.”
Die neuen deutſchen Schükenmeiſter.
Von links nach rechts: Dr. Schröder, Meiſter im Büchſenſchießen,
Müller=Sprendlingen, Meiſter im Jagdſchießen, Schulz=Berlin,
Meiſter im Flintenſchießen.
* Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern.
Helia
bringt neben einem Beiprogramm, das man lobt, wenn man es
mit ſchamhaftem Schweigen übergeht, einen intereſſanten
Sprech=
film. Die Maske fällt”, der nach dem Stück „Sintflut”
von Henning Berger gedreht, unverkennbar auf die
expreſſioni=
ſtiſche Dramatik der Jahre um 1920, als auf ſeinen pſychologiſchen
und künſtleriſchen Urſprung verweiſt. Gerade von dieſem
Geſichts=
punkt aus betrachtet, iſt dieſer Film äußerſt intereſſant; aus dem
Abſtand eines halben Jahrzehnts erkennt man in dieſem
nach=
träglich verfilmten expreſſioniſtiſchen Stück eine ganze Reihe von
Situationen und Vorgängen, die als Ausdruck der ſeeliſchen Kriſe
jener Zeit heute beſonders deutlich und typiſch zu erkennen ſind:
das Unwirkliche, ſchreckhaft Zwangsmäßige und Automatiſche des
gewohnten Lebens, das ſchon über manchen Strindbergſtücken lag;
das Iſoliertſein und Abgeſchnittenwerden als Ausdruck der
inneren Vereinſamung; damit zuſammengehend die Beziehungs=
den meiſten Stücken der damaligen Zeit lag, der man heute
nicht mehr erliegt und aus der man deutlicher als damals
ver=
ſagende Nerven und kopfloſe Kataſtrophenangſt herausſpürt. —
Die äußere Situation, von der der Film ausgeht und aus der
heraus er ſtarke Spannungen ſchafft, iſt, daß in einer Bar
acht=
zehn wohlerzogene Herren und Damen durch die Hochwaſſer einer
Ueberſchwemmung eingeſchloſſen werden und in Erwartung des
Erſtickungstodes ihre gewohnte Haltung ſehr raſch von Grund auf
verändern. — Was die filmiſche Verarbeitung angeht, ſo muß man
zunächſt anerkennen, daß die Regie von Wilhelm Dieterle ſich
überhaupt einmal wieder Mühe um ein Experiment gegeben hat,
das auch in der erſten Hälfte gut gelungen iſt und eine Reihe ſehr
ſtarker Bilder ſchafft. Im zweiten Teil iſt leider einiges
fal=
ſches Pathos und unwahr Theatraliſches unterlaufen. Im Ganzen
iſt der Film ſo intereſſant und ſpannend, daß man ihn trotz
die=
ſer notwendigen Einſchränkung als überdurchſchnittlich empfehlen
kann.
Palaſt=Lichtſpiele
bringen wiederum ein Stummfilm=Programm, das ſich ſehen
läßt. Zwar „Die Masken des Erwin Reiner”, nach
dem Roman von J. Waſſermann ſind eine
Romanverfil=
mung, wie ſie nicht ſein ſollte. Das iſt kein Erzählen in Bildern
mehr, das iſt einfach eine Folge aneinandergereihter Bildſzenen,
in denen hübſche Menſchen ſich ſehen laſſen, die aber ohne
verbin=
denden Zwiſchentext nichts zu ſagen haben und oft ſtark litſchig
wirken. Deſſen ungeachtet iſt die ſchauſpieleriſche Leiſtung John
Gilberts und auch die der Alma Rubens recht gut.
Erheblich beſſer iſt „Das Sträflingsſchiff”, in der
Handlung zwar auch etwas ſentimental, dafür aber in der
Dar=
ſtellung kraftvoll und eindringlich. Iſt ſchon die Handlung ſelbſt
ſtark dramatiſch gebaut, wird ſie durch eine Fülle ausgezeichneter
Bilder meiſterhaft illuſtriert, und Handlung, Darſtellung, im
Ver=
ein mit der ſehr guten Bildtechnik, bilden zuſammen einen
aus=
gezeichneten Stummfilm. Bedauerlicherweiſe geben die Palaſt=
Lichtſpiele keine Namensverzeichniſſe heraus. Die Schauſpielkunſt
des Helden der Handlung, ebenſo wie die einiger wundervoll
lebendiger draſtiſcher Typen, würden ſonſt eingehende kritiſche
Würdigung rechtfertigen. Jedenfalls ein Programm, das man
ſehen kann.
Tageskalender für Donnerstag, den 23. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, 20 Uhr: „Sie werden lachen”. — Konzerte: Zur
Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor,
Herrngartenkaffee. — Kinovorſtellungen: Union=,
Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
Aus dem Gerichksſaal.
Holz und Bier, Fahrräder, Chriſtbäume und Käſe. und zum Schluß
ein bißchen Politik.
Aw. Ein Küfermeiſter hat in Lampertheim einen
wunder=
ſchönen Holzlagerplatz. Der Platz hatte nur den einen Nachteil,
daß er etwas außerhalb lag und nicht einegzäunt war, ſo daß
ſich viele Liebhaber für das Holz fanden. Der Küfermeiſter
ge=
dachte dem jedoch Einhalt zu tun, und legte einen 2 Meter hohen
Zaun darum dazu ein feſt verſchließbares Tor. Doch mußte er
zu ſeinem Leidweſen feſtſtellen, daß auch das nicht viel half,
nach wie vor verſchwanden die ſchönſten Holzſcheite. Man konnte
den Dieben lange nicht auf die Schliche kommen, erſt als man
zur Ergreifung Geld ausſetzte, kam einer, der etwas wußte,
und es wurden nun nicht weniger wie ſieben Leute, ein
Bür=
ſtädter und ſechs Lampertheimer ausfindig gemacht,
die ſich immer ſo im Vorbeigehen ein Scheit mitgenommen
hat=
ten. Sie hätten gefroren, das Leſeholz ſei naß und faul geweſen,
und in dem Gitter ſei ſo ein ſchönes, großes Loch zum
Durch=
ſchlupfen geweſen. Das Gericht glaubt den Leuten ihre Notlage.
Fünf von ihnen erhalten wegen je eines Notdiebſtahls
je 50 Mark Geldſtrafe, einer wegen zweimaligen
Notdieb=
ſtahls 50 und 25 Mark Geldſtrafe, und einer der ſchon
er=
beblich vorbeſtraft iſt, eine Gefängnisſtrafe von ſechs
Wochen, ebenfalls für zwei Notdiebſtähle. Die Geldſtrafen
können in Monatsraten von 5 Mark bezahlt werden. Sämtliche
Sieben nehmen ihr Urteil an.
Es folgt dann eine wahre Familienverhandlung. Auf der
Anklagebank ſitzen vier Brüder aus Fürth, einer
unſchul=
diger und harmloſer wie der andere, und die Frau des
Ael=
teſten. Die Brüder nährten ihre Haſen von dem Heugras
anderer Leute, und da denen das doch auf die Dauer recht
miß=
fiel, lauerte ihnen eines Tages der Feldſchütz auf. Er trat auf
den Aelteſten, der voranging zu und wollte ihm ſein Bündel
Klee entreißen. Doch der ſetzte ſich zur Wehr, ſo daß der
Feld=
ſchütz ſeinen Stock in Bewegung ſetzte. Der Feldſchütz nahm dann
das Futter an ſich, brachte es in Verwahrung, und als er wieder
des Weges kam hagelte eine Flut von Beſchimpfungen und
Bedrohungen auf ihn herab. Drei der Brüder und die Frau,
da=
mals noch Braut, die ſich am meiſten hervorgetan haben ſollen,
erhielten Strafbefehle über je ſechs Mark wegen Ruheſtörung.
Doch ſie erhoben Einſpruch, und nun iſt heute Anklage erhoben
wegen Widerſtands gegen den erſten, gegen die übrigen wegen
Beleidigung. Sie geben alles zu können aber in den
Schimpfe=
reien keine Beleidigung ſehen, der Feldſchütz habe doch ihren
Bruder ganz ungerechtfertigt verhauen. Weiter werden die drei
Brüder beſchuldigt in der Oſterſamstagnacht in einem
Erfri=
ſchungshäuschen auf dem Gumbener Kreuz eingebrochen zu haben.
Nachdem der Beſitzer den Einbruch am Sonntagmorgen entdeckt
hatte, wurde im Hauſe der Familie Hausſuchung abgehalten, und
man fand einige der Bierflaſchen und eine Kognakflaſche. Die
drei Brüder gaben es dem Gendarm gegenüber ſofort
zu, ſpäter fingen ſie plötzlich an Märchen zu erzählen.
Das Gericht hält ſie jedoch alle drei für ſchuldig und verurteilt
den erſten wegen ſchweren Diebſtahls im Rückfall und
wegen Widerſtands zu einem Jahr, drei Monaten
und einer Woche Gefängnis den zweiten wegen
ſchweren Diebſtahls im Rückfall zu einem Jahr und drei
Monaten Gefängnis, den dritten wegen ſchweren
Diebſtahls zu vier Monaten Gefängnis, den vierten
Bruder wegen Beleidigung des Feldſchützen zu einer
Geld=
ſtrafe von 10 Mark, und die Frau ebenfalls wegen
Be=
leidigung zu 30 Mark Geldſtrafe. Mit der feſten Ueberzeugung
reinſter Unſchuld entfernten ſie ſich empört aus dem Gerichtsſaal.
und es gibt in der Vorhalle noch eine laute und tränenreiche
Abſchiedsſzene zwiſchen Frau und Mann, der wieder in die
Unter=
ſuchungshaft wandern muß.
Es ſitzt dann noch ein ſolches Unſchuldslamm auf der
Anklage=
bank, ein Bildhauer aus Sachſen. Er wird beſchuldigt,
in den Wintermonaten 1930/31 in Rüſſelsheim nach und nach
21 Fahrräder geſtohlen und veräußert zu haben. Bei der
Ver=
haftung gab er alles zu. Vor dem Amtsrichter waren es nur noch
10, vor dem Kriminalbeamten nur noch 8, und heute ſind es nur
noch zwei Fahrräder. Zunächſt zeigt er heute ſeine juriſtiſchen
Kenntniſſe und beſchwert ſich darüber, daß ihm kein Verteidiger
geſtellt worden ſei. Er erzählt dann, er habe bei der
Verhaf=
tung alles zugegeben, weil er vor einer Lynchjuſtiz der
Beſtoh=
lenen Angſt gehabt habe: Allen anderen Fragen weiß er recht
ge=
ſchickt auszuweichen. Er hat einen früheren Arbeitgeber und ſein
Bräutchen aus Frankfurt herbeizitiert, welch letztere aufs äußerſte
überraſcht zu ſein ſcheint über die Untaten ihres Bräutigams —
trotzdem er bereits recht erhebliche Vorſtrafen aufweiſen kann —
und bittere Tränen über ihn vergießt. Der Staatsanwalt hält
alles für Märchen, was der Angeklagte erzählt und beantragt
wegen fortgeſetzten Diebſtahls im Rückfall 1½ Jahr
Ge=
fängnis. Das Gericht hält jedoch trotz großen Verdachts die
Entwendung der übrigen Fahrräder nicht für nachgewieſen und
verurteilt ihn wegen Diebſtahls im Rückfall in zwei Fällen zu
der vom Staatsanwalt beantragten Strafe. Der Mann, der
trotz äußerlicher Empörung innerlich froh zu ſein ſcheint, ſo
gnä=
dig davongekommen zu ſein, nimmt das Urteil ohne weiteres an.
Zum Schluß kommt noch ein kleiner Käſehändler
aus Reiſen. Lange hatte er von einem Bauern Käſe zu
all=
gemeiner Zufriedenheit bezogen, bis es dem Bauern eines Tages
auffiel, daß er viel weniger Käſe nahm als früher. Gleichzeitig
fiel ihm aber auch auf, daß in ſeinen Keller eingebrochen worden
und Käſe verſchwunden war. Er legte ſich nun eine
Klingelſiche=
rung an. Eines Abends war er ausgegangen, als die Klingel
er=
tönte. Ein Mitbewohner zog ſich an und ging in den Käſekeller,
aber der Vogel war ſchon wieder mitſamt dem Käſe ausgeflogen.
Der Bauer ging nach ſeiner Rückkehr gleich zur Polizei und als
man am Morgen bei dem Angeklagten Hausſuchung abhielt, fand
man in der Garage Käſe, von dem der Angeklagte behauptete,
ihn gekauft zu haben. Als jedoch unſer Bauer auf der Bildfläche
erſchien, verſtummte der Redefluß zunächſt, bis er von neuem
be=
gann und nun erzählte, er habe am Abend niemand im Hauſe
des Bauern vorgefunden, als er Käſe holen wollte, und ſei dann
auf eigene Fauſt in den Keller gegangen. Er habe ihn aber gleich
am Morgen bezahlen wollen. Der Keller ſei aber auf geweſen.
Weiter wird der Angeklagte beſchuldigt in den
Dezember=
monaten 1929 und 1931 im Walde Chriſtbäume geſtohlen zu
haben Beim erſten Mal behauptet er, der Knecht, der ihn heute
als Zeuge belaſtet, ſei der Täter geweſen, und beim zweiten Mal
behauptet er, er habe die Bäume im Wald gefunden. Aber auch
dieſe Erzählungen hält das Gericht für Märchen und verurteilt
den Angeklagten wegen eines ſchweren Diebſtahls und
zweier einfacher Diebſtähle zu insgeſamt ſechs
Monaten und zwei Wochen Gefängnis. Da er ſo gut
wie nicht vorbeſtraft iſt — eine ganz geringe Strafe kommt hier
nicht in Betracht — wird ihm die Unterſuchungshaft mit zwei
Monaten angerechnet.
In der Großen Strafkammer wurde bis 7 Uhr abends
in der Berufungsinſtanz gegen vier Kommuniſten aus
Offenbach verhandelt. Sie werden beſchuldigt, nach einer
Wählerverſammlung im September vorigen Jahres zwei
Natio=
nalſozialiſten überfallen und mit Meſſern übel zugerichtet zu
haben. Das Bezirksſchöffengericht in Offenbach hatte ſeinerzeit
gegen ſieben Angeklagte verhandelt. Drei wurden damals
freige=
ſprochen, einer erhielt einundeinhalbes Jahr Gefängnis und drei
erhielten je ein Jahr Gefängnis wegen gefährlicher
Körperver=
letzung. Die drei letzten hatten Berufung verfolgt, der
Staats=
anwalt ebenfalls vorſorglich, und außerdem noch gegen einen der
Freigeſprochenen. Die Große Strafkammer kommt nach
ausführ=
licher Beweisaufnahme zum Freiſpruch der ſämtlichen
Angeklagten mangels Beweiſes. Leider ſei die
An=
gelegenheit ja heute nicht mehr aufzuklären. Der Haupttäter ſei
ja beſtraft und habe die Strafe auch angenommen, den heutigen
Angeklagten ſei aber nichts nachzuweiſen.
Zuei neue MidGt-Suppen:
(Grüne Erbsen
Aheinische Suppe (mit Karotten)
Legierte Suppe mit Gemüse
Diele,
kosten auch nur10 Pfg. der Würfel, wie alle MAGGl-Suppen und schmecken ebenso gut
Seite 6
Donnerstag, den 23. Juli 1931
Nummer 202
am 25., 26. und 27. Juli.
— Nachdem die Wettexausſichten hoffnungslos geworden
waren, wurde das Feſt am Sonntag vormittag abgeblaſen und
überall hin, ſoweit es möglich war, Nachricht davon gegeben.
Auch die Burgbeleuchtung am Vorabend war unterblieben, da die
Regenſchauer kaum eine Gelegenheit dafür freigaben und die
Wol=
ken und Nebelſchwaden derart niedrig über die Höhen ſchleiften,
daß ein Abbrennen des Feuerwerks nicht zu verantworten war.
Das Wetter muß allerdings gerade hier ganz beſonders ſchlecht
ge=
weſen ſein, denn zu der für den Feſtzug am Sonntagnachmittag im Zentrum des Dorfes, in dem früher ſchon einmal
jahrzehnte=
es der Feſtleitung ſchwer fiel, trotz alledem bei der Abſage zu
blei=
ben. Die enttäuſchten Gäſte können verſichert ſein, daß das Nein
der Feſtleitung ſehr ſchwer gefallen iſt. Allem Anſchein nach hätte
das diesjährige Feſt bei günſtigem Wetter eine Beteiligung
auf=
zuweiſen gehabt, wie nie zuvor. Das ſchwere Unwetter, das dann
gegen abend einſetzte, hätte die Weiterführung des Feſtes ganz
unmöglich gemacht. — Das Feſt iſt alſo unverſehrt geblieben und
um eine Woche verſchoben. Es findet unverkürzt ſtatt, Beleuchtung
und Feuerwerk am Vorabend, der Trachtenzug mit den Sitten
und Gebräuchen der Odenwälder Bauernhochzeit am 26. Juli.
Die bereits gelöſten Karten behalten ihre Gültigkeit.
Dd. Arheilgen, 22 Juli. Immer näher rückt der Tag, den die
Rapelle Anthes zur Feier ihres 25jährigen Jubiläums, das in
muſika=
liſcher Beziehung wohl als Höhepunkt unſerer diesjährigen
Ortsfeſtlich=
keiten zu bewerten iſt, auserſehen hat. Nach den Vorbereitungen, der
Beteiligung der Vereine und der aufgeſtellten Feſtfolge zu urteilen,
dürfte das Feſt unſerer Ortskapelle, die unter dem Namen ihres
Grün=
ders auch in der Umgebung hinreichend bekannt iſt, ein ganz großes
Ausmaß annehmen. Die Feier beginnt am kommenden Samstag abend
mit einer gkademiſchen Feier in der Turnhalle, bei der neben der
Kapelle der Geſangverein Frohſinn und die Orcheſtervereinigung
mit=
wirken. Die Feſtanſprache des Herrn Rektors Haſſenzahl und die
Ehrung der Jubilare verleiht dem Abend eine ganz beſondere Weihe.
Am Sonntag vormittag wartet die Kapelle mit einem Platzkonzert im
Schulhof auf. Bei der Hauptfeier am Nachmittag um 4 Uhr im Garten
des Gaſthauſes „Zum goldenen Löwen”, an der die Ortsvereine von
ihren Vereinslokalen mit Muſik abgeholt werden, tritt die Kapelle unier
Leitung des Kammervirtuoſen Herrn L. Kümmel in Stärke von 50
Mann auf. Neben dieſem Maſſenkonzert wird das Nachmittagsprogramm
noch ergänzt durch die Darbietungen zweier Geſangvereine, ſo daß
wirk=
lich ein außergewöhnlich muſikaliſches Ereignis für Arheilgen
bevor=
ſteht. Der Abend iſt ausgefüllt mit Geſangsvorträgen und turneriſchen
und ſportlichen Vorführungen. Daneben iſt im Saal auch Gelegenheit
zum Tanzen gegeben. Als Abſchluß des Feſtes ſoll dann am Montag ein
Frühſchoppen in dem Geburtshaus der Kapelle. Zum Wernereck” ſteigen,
an den ſich nachmittags im Löwengarten ein großes Volksfeſt anſchließt.
Cp. Pfungſtadt, 22. Juli. Neues Faſelvieh. Die Gemeinde
hat zwei neue Ziegenböcke zum Geſamtpreis von 150,— RM. für den
Faſelſtall angekauft. Außerdem wurde aus Hähnlein ein Eber zum
Preiſe von 142.— RM. angeſchafft. Leider wurde bei dem Faſeleber kurz
nach ſeiner Einlieferung die Rotlaufſeuche feſtgeſtellt, ſo daß ſofort die
notwendigen Schutzmaßnahmen für das Faſelvieh getroffen werden
mußten. Ein junger, erſt im Frühjahr gekaufter Faſelochſe mußte wegen
delk ein desl Jahe albs Ktud ni Strichil” de S im Nächtſch
des elterlichen Schlafzimmers gefunden hatte. Das Kind ſetzte dunch ſein
Spiel plötzlich ein Bett in Brand. Auf ſein Schreien eilte die Mutter
aus einem anderen Zimmer ſchnell herbei, ſo daß es gelang, einen
grö=
ßeren Zimmerbrand zu verhüten.
Cu. Pfungſtadt, 22. Juli. Die letzte Gemeinderatsſitzung, welche
wiederum vollzählig ſeitens der Gemeindevertreter und einer zahlreichen
Zuhörerſchaft beſucht war, ſetzte die Generaldebatte des 1931er
Voran=
ſchlags fort. Die Rubriken, zu denen Anträge ſeitens der Fraktionen
geſtellt waren, wurden ausgiebig behandelt. Gegen 11 Uhr war die
Ausſprache erſchöpft. Für Donnerstag, den 23. Juli, ſind die
Abſtim=
mungen angeſetzt. Dieſem Bericht dürfte eine nähere Betrachtung der
Anträge uſw. vorzubehalten ſein — Ueber die Neubildung der
Steuer=
ausſchüſſe wurden ſeitens der Bürgerfraktion Vorfchläge für die nächſte
Gemeinderatsſitzung in Ausſicht geſtellt. — Seinen 81.
Geburts=
tag konnte am 22. ds. Mts. Zimmermann Mich. Wambold begehen.
G. Ober=Ramſtadt, 22. Juli. Sommerferien. Die
Som=
merſchulferien, beginnen hier am Samstag, den 25. Juli, und
dauern drei Wochen, bis einſchließlich Samstag, den 15. Auguſt.
Der Unterricht wird alſo am Montag, den 17. Auguſt wieder
auf=
genommen. — Die vierte diesjährige Feuerwehrübung war
mit einem Brandangriff an einem der Baugenoſſenſchaft „
Selbſt=
hilfe” gehörenden Häuſerblock in der Alefeldſtraße verbunden Die
Uebung, an der auch die Freiw. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz
teilnahm, nahm einen guten Verlauf.
f. Roßdorf, 22. Juli. Säuglingsberatungsſtunde. Die
nächſte Beratungsſtunde findet am Donnerstag, den 23. Juli, nachm. von
3 bis 4 Uhr, in der Kleinkinderſchule ſtatt; Herr Dr. med. Baumann
wird dabei anweſend ſein. — Gemeindeſteuer. Die in den
näch=
ſten Tagen zur Ausgabe gelangenden Steuerbeſcheide für Gemeinde,
Kreis und Provinz enthalten im erſten Teil die Feſtſetzung und
Abrech=
nung der 1930er Steuer und alsdann die 193ler Zielbeträge, die
ent=
ſprechend dem Realſteuerſenkungsgeſetz um je 6 Prozent bei der
Grund=
ſteuer für Gebäude und landwirtſchaftliche Grundſtücke und um je 12
Prozent bei der Gewerbeſteuer vom Kapital und Ertrag gegenüber den
1930er Beträgen gekürzt ſind. Bei Abrechnungen von Nach= oder
Herauszahlungen ſind mit den neuen Steuerbeſcheiden auch die
vorläu=
figen Steuerbeſcheide 1930 bei der Gemeindekaſſe vorzulegen.
Cg. Reinheim. 21. Juli. Bezirks=Sparkaſſe
Rein=
heim. Wie wir hören, iſt die Abwicklung der kritiſchen Tage
der Geldverknappung an der hieſigen Bezirks=Sparkaſſe Reinheim
völlig ruhig und ohne Reibungen möglich geweſen. Der
Schalter=
betrieb war gegen ſonſt kaum mehr geworden, ein Zeichen, daß
die Bevölkerung vernünftig genug iſt, einzuſehen, daß die Lage
nicht durch die Kaſſe allein geändert werden kann. Durch rigoroſe
Abhebungen iſt im gegenwärtigen Zeitpunkt nur eine
Verſchär=
fung der Kriſe zu erwarten, während bei ruhigem Geſchäftsverkehr
keine nennenswerte Stockung der Betriebe einzutreten braucht;
Lohn= Gehaltsabſchlags= Unterſtützungszahlungen ſind ja bereits
die letzte Woche ausreichend ſichergeſtellt worden. Vermieden muß
werden, daß durch plötzliche Warenhamſterei eine Steigerung der
Preiſe ſtattfindet, dann kann ein Rückſchlag für die betr. Geſchäfte
ſpäter um ſo empfindlicher ſein. — Schwere Niederſchläge.
Seit zirka 10 Tagen gehen hier Niederſchläge in einer Häufigkeit
und Menge nieder, die die ernſteſten Befürchtungen für die
ein=
zubringende Ernte nur zu gerechtfertigt erſcheinen läßt. Die
Frucht, die mit Bindern in dieſem Jahre ſehr leicht hätte
einge=
bracht werden können, iſt nun zur Lagerfrucht geworden und nicht
gut abzuernten. Am vorgeſtrigen Tage iſt die Gerſprenz
erſt=
malig über die Ufer getreten, doch nur geringfügig, ſo daß die
Fluren nur leichteren Schaden erlitten haben.
T. Klein=Zimmern, 22. Juli. Ein Gewitter, das ſich am Montag
über dem oberen Gebiet des Gerſprenztales entleerte, war hier die Folge
einer Hochwaſſererſcheinung. Die Gerſprenz trat ſtellenweiſe über die
Ufer und hat an den mit Getreide, Kartoffeln und anderen
Feldfrüch=
ten beſtellten angrenzenden Aeckern verheerenden Schaden verurſacht.
n. Reichelsheim i. O., 21 Juli. Sammlung für die
deutſchen Schulen im Ausland. Da hier keine
Orts=
gruppe des „Vereins für das Deutſchtum” beſteht, wurde obige
Sammlung von der Schule durchgeführt. Als Ergebnis konnte der
Betrag von 35,80 RM. an den Landesverband abgeführt werden.
b. Erbach, 22. Juli. Die Eulbacher Marktlotterie.
Auch in dieſem Jahre veranſtaltet anläßlich des Eulbacher
Mark=
tes die Stadtverwaltung Erbach i O. ihre beliebte Eulbacher
Marktlotterie, deren Ziehung am Dienstag, den 4. Auguſt,
ſtatt=
findet. Der Gewinnplan hat inſofern eine ſehr begrüßenswerte
Aenderung gefunden, als daß der Hauptgewinn bedeutend erhöht
wurde und diesmal dafür ſogar ein Vierſitzer=Opel=
Perſonenwagen im Werte von 2300 RM. geboten
wird. Damit auch die Landwirtſchaft zu ihrem Rechte kommt, wird
als zweiter Hauptgewinn ein trächtiges Zuchtrind ausgeſpielt, und
zwar im Werte von 500 RM. Als dritter bis ſechſter Hauptgewinn
folgen Kücheneinrichtung, Ruhebettt, Anzugsſtoffe, Haushaltungs=
und Gebrauchsgegenſtände. Es ſind im ganzen 336 Gewinne im
Geſamtwerte von 4225 RM. Da nur 10 000 Loſe 4 1.— RM.
aus=
gegeben werden, wird faſt die Hälfte des eingezahlten Kapitals
den Gewinnern wieder zugeführt. Daher iſt anzunehmen, daß die
Lotterie einen recht günſtigen Abſatz haben wird. Die Loſe ſind
in allen mit Plakaten gezeichneten Geſchäften zu haben, in
Darm=
ſtadt in den bekannten ſtaatlichen Lotterie=Einnahmen C. L. Külp,
Hügelſtr. 2 (Ecke Karlſtr.) und Oskar Petrenz, Rheinſtr. Es
emp=
fiehlt ſich, ſich rechtzeitig ein Los zu ſichern, da bei der kleinen
Loſeanzahl dieſe ſehr bald vergriffen ſein werden.
—Richen, 22. Juli. Unter Aufſicht des Gauleiters Eidmann vom
Gau Untergerſprenz des Südweſtdeutſchen Sportverbandes findet an
Sonntag den 26. Juli, von nachmittags 1 Uhr ab auf den Ständen des
K. K.=Schützenvereins Semd, und am Sonntag, den 2. Auguſt, auf den
Ständen des K. K.=Schützenverein Schaafheim ein Kleinkaliberſchießen
um das Deutſche Sport= und Turnabzeichen ſtatt. Das Schießen iſt
öffentlich. Bedingungen werden auf den Ständen bekanntgegeben oder
ſind durch Gg. H. Eidmann in Richen (Poſt Groß=Umſtadt) zu erfragen.
Dk. Wald=Michelbach, 21. Juli. Aus dem Gemeinderat.
Das Geſuch des Kaufmanns Peter Großmann zwecks
Konzeſſions=
genehmigung zur Errichtung einer Gaſtwirtſchaft wurde von dem
Gemeinderat befürwortet mit der Begründung, daß inſofern ein
Bedürfnis vorliege, da in kurzer Zeit drei Wirtſchaften im
Ober=
dorf eingegangen ſind; außerdem handelt es ſich hier um ein Haus
feſtgeſetzten Stunde war ein ſolcher Zuſtrom von Beſuchern, daß lang eine Gaſtwirtſchaft war. Zu den Steuerausſchüſſen bei den
Finanzämtern wurde als ordentliches Mitglied Bürgermeiſter
Röth und als ſtellvertretendes Mitglied Gemeinderechner Schmitt
gewählt. Die Ernennung je eines Mitglieds durch die
Landwirt=
ſchafts= und Handelskammer ſteht noch aus. Es wurden von
ver=
ſchiedenen Anweſenden dahingehende Wünſche geäußert, die
Land=
wirtſchaftskammer zu erſuchen, einen Vertreter aus mittel= und
kleinbäuerlichen Betrieben zu beſtimmen. Der Antrag des
Auto=
werkſtattbeſitzers Heinrich Lammer zwecks Errichtung einer
Schell=
anlage wurde mit dem Vorbehalt genehmigt, daß die Gemeinde
nach der Durchführung der Anlage eine Anerkennungsgebühr
er=
heben kann. Ferner beſchloß der Gemeinderat die Inſtandſetzung
verſchiedener Wege, welche durch die Regengüſſe der letzten Woche
aufgeriſſen und verſchlammt wurden. Die Zuzugsfrage rief eine
längere Debatte hervor. Es kam in der letzten Zeit vor, daß
Zugezogene nicht in der Lage waren, für ihren Unterhalt zu
ſor=
gen, ſo daß ſie mit ihren Familien der Wohlfahrtsfürſorge
anheim=
fielen. Aus dieſem Grunde ſieht ſich die Gemeinde genötigt, von
der Beſtimmung der Landgemeindeordnung Gebrauch zu machen,
die beſagt, daß das Zuzugsrecht verweigert werden kann, wenn der
Betreffende einen Erwerbsnachweis nicht liefert. Der
Gemeinde=
rat war ſich darüber klar, daß die Anwendung dieſer Beſtimmung
große Härten mit ſich bringt, aber infolge der immer größer
wer=
denden Wohlfahrtslaſten liegt es im Intereſſe der Gemeinde, dieſe
Maßnahme zu ergreifen. Bei Uebernahme des elterlichen Gutes
und bei außergewöhnlichen Fällen, ſoll weitgehendſt Rückſicht
ge=
nommen werden. Ueber verſchiedene Hausbeſitzer wurde Klage
geführt, weil ſie Teile ihrer Wohnung an Ortsfremde vermietet
haben. Jeder Hausbeſitzer iſt nun unter Vermeidung von Strafe
verpflichtet der Gemeindeverwaltung rechtzeitig anzumelden,
wenn er Teile ſeiner Wohnung an Ortsfremde vermieten will.
Zum Schluſſe wurde der Bürgermeiſter beauftragt, die hieſigen
Vereins= und Schulvorſtände zu einer Vorbeſprechung über die
diesjährige Verfaſſungsfeier zuſammen zu rufen. Unkoſten
irgend=
welcher Art dürfen der Gemeinde durch die Verfaſſungsfeier nicht
entſtehen.
e Bad=Wimpfen, 21. Juli. Großer Fremdenbeſuch.
Auch der vergangene Sonntag brachte unſerem Städtchen trotz des
anhaltenden Regens über tauſend Fremde, die im Sonderzug,
Omnibuſſen, Perſonenkraftwagen und Krafträdern hier
angekom=
men waren. Sie wurden durch die hieſige Stadtkapelle am
Bahn=
hof abgeholt und nach dem Marktplatz gebracht, wo ſie im Namen
der Stadt und des Verkehrsvereins aufs herzlichſte begrüßt
wur=
den. Es folgte dann unter Führung die Beſichtigung der Stadt
und daran anſchließend gemütliches Zuſammenſein in den
einzel=
nen Lokalitäten. Abends ging es vom Marktplatz mit Muſik nach
dem Bahnhof. — Beerdigung. Der im Mai 1931 beim
Bahn=
bau in der Nähe von Neudenau verunglückte Arbeiter Karl Schöll
aus Bad=Wimpfen im Tal, iſt ſeinen ſchweren Verletzungen
er=
legen und wurde unter großer Beteiligung zu Grabe getragen. —
Kriegerdenkmal. In dankenswerter Weiſe hat der hieſige
Kriegerverein mit ſeinem rührigen Vorſitzenden. Herrn Diehm,
nach Rückſprache mit den Angehörigen der Gefallenen es zuwege
gebracht, daß dem Kriegerdenkmal einheitliche Blumenkäſten und
ſchöne Blumen gegeben werden konnten, die allgemein lebhafte
Bewunderung hervorrufen. Rechts und links des Denkmals iſt
die Anpflanzung einer Hecke geplant, damit das Denkmal nach
beiden Seiten des alten Friedhofs einen gewiſſen Abſchluß erhält.
e Bad Wimpfen, 22. Juli. Der Sauerwurmmottenflug
im Weinbau. Die Bürgermeiſterei gibt bekannt, daß der
Sauer=
wurmmottenflug in manchen Lagen eine beträchtliche Stärke erreicht
habe, ſo daß von Mitte Juli ab mit einem ſtärkeren Auftreten des
Wurmes gerechnet werden müſſe. Sie empfieht daher in Wurmlagen
ſchon von jetzt ab ein Waſchen der Trauben mit ½ prozentiger
Kupfer=
brühe unter Zuſatz von 400—600 Gramm Kalkarſenat und 20 Gramm
Kottonölſchmierſeife (zur gleichzeitigen Bekämpfung der Botrytis)
vor=
zunehmen. Die Wirkſamkeit dieſer Brühen könne durch Zuſatz von 120
bis 150 Gramm Neinnikotin noch verſtärkt werden. Wo ein Mangel an
Zeit und Arbeitskräften dieſe intenſivſte Bekämpfung nicht erlaubt, ſei
eine ſofortige gründliche Beſtäubung der Trauben mit Arſenſtaub. bei
ſtärkerem Peronoſporabefall mit den ſtärkeren Kupferarſenſtaubmitteln
in die Wege zu leiten. Dieſer erſten Behandlung, bei der der Staub
unter Druck und von zwei Seiten aufgetragen werden müſſe, habe nach
6—8 Tagen eine zweite zu folgen. Da ſich auch Spuren von Aeſcherig
überall bemerkbar machen, ſollte das Schwefeln nicht unterlaſſen werden.
— Diebſtahl. Geſtern früh hat ein Knecht vom Erbacher Hof ſeinen
Arbeitskollegen Kleider und ein Paar ſchwarze Schnürſchuhe im
Ge=
ſamtwerte von 206 Mark entwendet und iſt damit verſchwunden. Die
hieſige Gendarmerie, die ſofort die Ermittlungen aufgenommen hat, iſt
ihm auf der Spur, ſo daß mit einer baldigen Feſtnahme des Täters
ge=
rechnet werden kann. — Bezirksſängerfeſt. Der 1. Bezirk des
Gaues Württemberg vom Deutſchen Arbeiterſängerbund, zu welchem der
hieſige Geſangverein Morgenrot zählt, feierte am letzten Sonntag in
Böckingen auf dem Feſtplatz beim See ſein Bezirksſängerfeſt. Bei
ſtrö=
mendem Negen iſt auch die in letzter Zeit gewachſene Sängerſchar des
hieſigen Geſangvereins Morgenrot under Leitung des Herrn Lehrers
Zinßer=Bad Wimpfen im Tal ausgezogen, um ſich an dem mit dieſem
Feſte verbundenen Kritikſingen zu beteiligen. Gab ſich die
Vereins=
leitung im Bewußtſein einer ſolchen Stabführung großer Hoffnung hin,
ſo wurde ſie durch die ausgegebene Kritik, die bei ausgeglichenem
Stimmenmaterial von einer wackeren Leiſtung des Vereins ſpricht,
keines=
wegs enttäuſcht. Die Stabführung des zielbewußten Chorleiters Herrn
Lehrers Zinßer brachte es mit ſich, daß das Lied. Mein Neckartal” von
Marie Lutz=Weitmann, komponiert von Otto Löffler, vom Verein gut
gemeiſtert wurde.
Cf. Birkenau, 22 Juli. Beſichtigung des Limburger
Hofes. Unter Führung des Herrn Kreisobſtbauinſpektors Ortmann
von Heppenheim unternahm vorgeſtern der hieſige Obſt= und
Garten=
bauverein mit noch einigen anderen Ortsgruppen eine Beſichtigungsfahrt
nach dem Verſuchsgut der J.6. Farbeninduſtrie, dem Limburger Hof bei
Mutterſtadt. Was in faſt 2½ ſtündiger Führung gezeigt wurde, war ſo
viel und die Eindrücke ſo mannigfaltig, daß dieſe Beſichtigungsfahrt
ſicher für alle, die dabei waren, ein Erlebnis war und unvergeſſen
bleiben wird. Aller Auge war entzückt von der einzigartigen
Blumen=
pracht, und die tropiſche Station, in welcher die ſeltenſten Pflanzen zu
ſehen waren, erregte größtes Intereſſe. Auch der Feldbau mit den
ver=
ſchiedenſten Düngungsverſuchen bot für die Landwirte viel Intereſſantes,
und der prachtvolle Viehſtand mit über 100 Milchkühen war einfach
muſtergültig. Nach Schluß des Beſichtigungsrundganges wurden alle
Teilnehmer von der Verwaltung des Limburger Hofes im Namen der
J.G. Farbeninduſtrie zu einem Mittageſſen eingeladen. Herr
Bürger=
meiſter a. D. Stein von Wald=Michelbach ſprach den Dank der
Teil=
nehmer hierfür aus und gedachte auch der aufopfernden Mühe des Herrn
Inſpektors Ortmann, der dieſe Fahrt in die Wege geleitet und mit
be=
währter Umſicht durchgeführt hatte. Auf der Rückfahr wurde Speher
und Schwetzingen berührt und die dortigen Sehenswürdigkeiten
beſich=
tigt, und erſt in vorgerückter Nachmittagsſtunde wurde die Heimfahrt
über Heidelberg angetreten.
O. Reichenbach i. O., 21. Juli. Egelsbacher
Schüler=
wandergruppe. Unter Führung der Herren Lehrer Lohr,
Balß und Wicht hat die Egelsbacher S.W.G. in der hieſigen
Ju=
gendherberge Standquartier bezogen. Daß die Jungens und
Mä=
dels turneriſch und ſportlich auf der Höhe ſind, zeigte die
Veran=
ſtaltung am Sonntag nachmittag in der hieſigen Turnhalle der
Deutſchen Turnerſchaft. Trotz des ſchlechten Wetters hatten ſich an
die 250 Zuſchauer eingefunden. Die auf der Bühne gezeigten
Frei=
übungen nach der Begleitung zweier Ziehharmonikas fanden
all=
gemeinen Beifall, ebenſo die geſchickten Uebungen am Pferd.
Auf=
fallend war die zweckmäßige und einheitliche Turnerkleidung der
Buben und Mädels, die erſt ein erfolgreiches Schulturnen möglich
macht. Die nun folgenden Programmnummern, die unter dem
Titel: „Zirkus Hagenbeck” herausgebracht wurden, fanden
ins=
beſondere bei den Kindern, freudigſte Aufnahme. Da waren zu
ſehen die Pferdedreſſuren, die Rieſenſchlange, der
Indianerhäupt=
ling und Tom Mix, der fliegende Haſe, und die Tanzbären. Nicht
zu vergeſſen die Luftakrobatengruppe, die beiden luſtigen Clowns
und die eifrig tätige Zirkusjazzkapelle. Den Abſchluß bildete ein
Ballett. Der verdiente Beifall wurde auch ihnen reichlich zuteil.
Eine Tellerſammlung ergab die Summe von 17.— Mk., die der
Ausflugskaſſe zugeführt wurde.
— Hirſchhorn, 22. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
21. Juli 3,49 Meter, am 22. Juli 2,95 Meter.
— Gernsheim, 22. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
21. Juli 3.41 Meter, am 22. Juli 3,25 Meter.
Die Erbacher Pferde=Rennen.
Gute Ausſichten für die Eulbacher Markt=Rennen.
b. Erbach i. O., 22. Juli.
Die diesjährigen Eulbacher Markt=Pferderennen in Erbach
Odw. hatten einen ausgezeichneten Nennungsſchluß, ſind doch
für die drei Vollblut=, zwei Halbblut= und für das Amazonen=
Rennen insgeſamt 72 Unterſchriften — d. ſ. 12 Nennungen im
Durchſchnitt — je Rennen eingegangen. Intereſſanter Sport wird
aber nicht nur wegen der Zahl der Nennungen, ſondern auch
wegen der Teilnahme erſtklaſſigen Materials und verſchiedener
beſſerer Pferde aus Frankfurt, Stettin, Haßloch, Landau,
Mün=
chen Pirmaſens, Kandel, Ludwigshafen und Maikammer geboten
werden. Hinzu kommen noch die Ställe der näheren Umgebung.
Die Tribünen bieten eine vorzügliche Ueberſicht über die ganze
Bahn, auch das Geläuf iſt tadellos hergerichtet, die Grasnarbe hat
ſich jetzt dicht geſchloſſen und bietet einen elaſtiſchen
Galoppier=
grund. Starke Gewitterregen in den letzten Tagen haben dem
Geläuf gut getan. Die Erbacher Bahn iſt dicht neben dem
Ver=
gnügungspark gelegen, es beſteht alſo für die Rennbahnbeſucher
die Möglichkeit, vom Rennplatz (Sport= und Erholungspark) direkt
in den Vergnügungspark zu gelangen.
Nun zu den einzelnen Rennen: Für den Preis der Stadt
Er=
bach (Jagdrennen), der über die weiteſte Strecke von 3200 Meter
führt, wurden 13 Pferde eingeſchrieben. Unter ihnen befinden ſich
auch einige Ausländer. In Teddy Bear, Trumber, Nuntius, Pax,
Hausvogt, Enthuſiaſt, Duſche und Minos iſt natürlich alles im
Rennen, was irgendwie Anſpruch auf Siegesehren beſitzt. Das
Eulbacher Markt=Hürdenrennen über 2800 Meter erhielt 14
Un=
terſchriften. Hier ſind Senora, Ehrenkraut, Nonne, Pax, Käthe
und Biene hervorzuheben. Auch das dritte Vollblut=Rennen, das
Heſſenpreis=Flachrennen über 1800 Meter, weiſt eine glänzende
Beſetzung auf. Hier iſt vor allem Good Boy, Trumber,
Prinzeß=
chen, die aus Berlin zur Stelle iſt, Irrfee, Hausvogt und Duſche
zu nennen. Eine beſonders ſpannende Sache werden auch die
bei=
den Halbblut=Rennen werden. Es ſind zwar nur Halbblüter die
die Rennſportfreunde in dem Odenwald=Rennen und im Graf
Eberhardt=Erinnerungs=Jagdrennen zu ſehen bekommen, aber das
edle Halbblut läuft ſeine Rennen genau ſo ſchnell wie das
Voll=
blut. Das Graf Eberhardt=Erinnerungs=Jagdrennen über 3000
Meter erhielt 12 Unterſchriften, darunter befinden ſich neben
Marſchall. Herta. Schmetterling. Jenny Lind, Ausreißer und
Mor=
genröte die Pferde Mondſchein und Die=Da, die aus Stettin
ent=
ſandt werden ſollen. Das Odenwald=Flachrennen ſchloß mit 13
Unterſchriften; hier finden ſich u. a. Perlenkönig, Dornenroſe Roſa,
Dompfaff und Waldfee vor. Das im Vorjahre erſtmals in Erbach
abgehaltene Amazonen=Rennen wird auch diesmal ſeine
An=
ziehungskraft nicht verfehlen. Nennungen für dieſes Flachrennen
ſind genug eingelaufen, und verſchiedene Damen aus Berlin
Haß=
loch, Bremen und Worms werden wieder in den Sattel
ſteigen, um ihre Kunſt zu Pferde zu zeigen. Auch den ländlichen
Reitern wird im einleitenden Landwirtſchaftlichen Rennen
Ge=
legenheit gegeben, ihr Können im Schnellreiten zu zeigen; dieſes
Rennen bringt ebenfalls ein gutes Feld auf die Beine.
Nach dieſem Nennungsſchluß dürfte der diesjährige Renntag
des Odenwälder Reitervereins, ein großes ſportliches Ereignis
werden und ein Anziehungspunkt für nah und fern.
In den Vormittagsſtunden, alſo ab 10 Uhr, wird auf dem
Sport= und Erholungspark ein Handballſpiel ausgetragen, für
das der Polizei=Sportverein Heidelberg und der Turnverein „1860
Erbach” verpflichtet wurden.
A. Gadernheim, 20. Juli. Verkehrs= und
Verſchöne=
rungsverein. Der vor Jahresfriſt gegründete Verkehrs= und
Ver=
ſchönerungsverein, der es ſich zur Aufgabe geſtellt hat, auch im
Inter=
eſſe der hieſigen Gemeinde im allgemeinen und der Geſchäftsleute im
beſonderen für Belebung des Fremdenverkehrs beizutragen, die
Ver=
kehrsverhältniſſe weitmöglichſt zu fördern in gemeinſamem
Zuſammen=
arbeiten mit den benachbarten gleichartigen Vereinen, hat in ſeiner
letz=
ten Sitzung, die unter Vorſitz von Herrn Bürgermeiſter Wolf ſtattfand,
verſchiedene wichtige Beſchlüſſe in dieſer Richtung gefaßt. Es beſtand
Einſtimmigkeit darüber, daß manches noch zur Verſchönerung der Wege
und für die Fremdenwerbung zu tun iſt, wie Anlage von Ruheplätzen,
Aufſtellung von Ruhebänken uſw., was den Zeitverhältniſſen und den
finanziellen Mitteln entſprechend nur nach und nach geſchehen kann.
Es foll verſucht werden, eine dritte Halteſtelle im Dorfbereich ſeitens
der Poſtomnibuslinie Bensheim—Lindenfels zu erreichen. —
Straßen=
ſperre. Da zurzeit das Straßenſtück der Provinzialſtraße von hier
nach Lindenfels gewalzt und geteert wird, ſo iſt Werktags der
Durch=
gangsverkehr von Bensheim und Darmſtadt nach Lindenfels über
Gadernheim geſperrt. Umleitung erfolgt über Heppenheim-Fürth oder
über Reichelsheim—Gumpener Kreuz. Sonntags iſt jedoch der Verkehr
frei, der ja beſonders für Lindenfels von großer Bedeutung iſt.
T. Gadernheim, 21. Juli. Zu der Ausführung eines größeren
Wege=
beues wurde der hieſigen Gemeindeverwaltung auf Erſuchen die
Zuſtim=
mung des Kreisamts Darmſtadt erteilt. Durch die Verwirklichung dieſes
Projekts kann den hieſigen Erwerbsloſen endlich wieder einmal auf
einige Wochen Arbeit und Verdienſtmöglichkeit geboten werden.
Cc. Seeheim, 20. Juli. Die Gemeindeſteuern werden,
wie amtlich bekannt wird, für das Rechnungsjahr 1931 um 6
Pro=
zent bzw. 12 Prozent geſenkt. — Die Bürgermeiſterwahl
findet nächſten Sonntag, den 26. d. M., von 8—5 Uhr auf dem
Rathaus ſtatt. Außer dem Wahlvorſchlag des ſeitherigen
Bürger=
meiſters, Herrn Roßmann, ſind zwei weitere eingereicht: von
Landwirt Herrn Pet. Bohn 3. und von der Kommuniſtiſchen
Par=
tei mit Herrn Ad. Hechler. Die Sozialdemokratiſche Partei hat
auf einen eigenen Wahlvorſchlag verzichtet. — Dienstag und
Mitt=
woch dieſer Woche, abends 7.30 Uhr, finden Uebungen der
Feuer=
wehren ſtatt, Sonntag, den 26. d. M., vorm. 6.30 Uhr, die
Be=
ſichtigung des geſamten Feuerlöſchweſens.
Dp. Zwingenberg, 22. Juli. Die Stelle des dienſtaufſichtsführenden
Richters beim Amtsgericht Zwingenberg wurde Herrn Oberamtsrichter
Engel. zurzeit in Alsfeld, übertragen. — Die Verwaltung der
Berg=
ſträßer Obſt= und Gemüſezentrale in Zwingenberg gibt in der
Markt=
halle Beſtellzettel für Obſtbäume an die Mitglieder der Genoſſenſchaft
aus. Beſtellungen müſſen bis 1. Auguſt d. J. bei der Genoſſenſchaft
er=
folgt ſein. — Die hieſige Bürgermeiſterei macht bekannt, daß die
Wein=
bergbeſitzer, gemäß des Geſetzes zur Bekämpfung der Neblaus, das
Aus=
hauen von Weinſtöcken, noch während dieſelben wachſen, bei der
Bürger=
meiſterei anmelden müſſen. Die betreffenden Weinſtöcke werden auf
Reb=
lausverdacht unterſucht werden.
W Heppenheim a. d. B., 21. Juli. Witterung und
Land=
wirtſchaft. Der wolkenbruchartig niedergegangene Regen der
letzten Tage richtete auch in unſerer Stadt erheblichen Schaden
an. Die Hambach trat — angeſchwollen durch den Dauerregen
und dem mitgeführten Geröll — über die Ufer, überſchwemmte
weſtlich der Hauptſtraße die Felder und ergoß ſich über die
Schie=
nen, die, um den Zugverkehr weiter zu ermöglichen, erſt von
Schlamm und Geröll gereinigt werden mußten. Zum drittenmal
wurde das Pflaſter des Erpelweges, durch die niedergegangenen
Waſſermaſſen herausgeriſſen und bis über die Straße geſchwemmt.
In erheblichem Maße wurden unſere Rebberge beſchädigt. Die
ſteilen Abhänge der Rebgelände an der Starkenburg und vor
allem der vorbildlich angelegte Rebmuttergarten ſind wie
ausge=
waſchen. Die Sand= und Erdmaſſen ſtauten ſich am Fuße der
Ge=
lände und können nur in mühevoller langſamer Arbeit wieder
hinaufgeſchafft werden. Die naßkalte Witterung begünſtigte in
erhöhtem Maße das weitere Ausbreiten der Rebkrankheiten
be=
ſonders das ſtärkere Auftreten des Sauerwurms und des
Aeſche=
rigs. Zur Bekämpfung des Sauerwurms ſei empfohlen: Abwaſchen
der Trauben mit ½prozentige Kupferbrühe, unter Zuſatz von
400—600 Gramm Kalkarſenat und 200 Gramm
Kottonölſchmier=
ſeife, und wenn man die Wirkſamkeit dieſer Brühe noch
verſtär=
ken will. kann man zirka 120—150 Gramm Reinnikotin
hinzu=
fügen. Beſteht die Möglichkeit dieſer intenſiven Bekämpfung nicht,
ſo iſt eine ſofortige Beſtäubung der Trauben mit Arſenſtaub und
bei ſtärkerem Peronoſperabefall mit den kombinierten
Kupfer=
arſenſtaubmitteln vorzunehmen. Zur Bekämpfung von Aeſcherig
iſt ſofortiges Schwefeln empfohlen. — Zeigten die Wieſen= und
Getreidefelder, beſonders die Weizenfelder einen allgemein
be=
friedigenden Stand, ſo muß man jetzt mit Bedauern feſtſtellen,
daß zahlreiche Getreidefelder durch die Witterungsverhältniſſe
umgelegt wurden und die bevorſtehende Erntearbeit weſentlich
er=
ſchweren. Weniger befriedigend iſt der Stand des Roggens.
Die=
ſer zeigt faſt überall ſehr dünn bekörnerte Aehren, wohl eine Folge
der ſchlechten Ueberwinterung, der ſchlechten Witterung während
der Blütezeit und der ſtarken Feldmausplage. — Reich ſind die
eid die derhel Gerharäfndeg un ſäiſte ud unice Figfe
des Steinobſtes ſind durch die Vogznjälle aufgeſprungen, und nur
eine ſofortige Aenderung der Wittexung, die ein ſchnelles Reifen
ermöglicht, kann eine völlige Mißernte verhüten. — Die
Heu=
ernte in der hieſigen Gemarkung iſt noch nicht beendet. Wenn
die Ernte auch über Erwarten gut ausgefallen iſt, ſo liegen doch
jetzt noch größere Beſtände ſeit acht Tagen dem Regen ausgeſetzt;
ein weiterer Teil der Wieſen konnte ſeither infolge allzu großer
Feuchtigkeit noch nicht gemäht werden.
Nummer 202
Seite 7
EPH. Heppenheim, 21. Juli. Evangeliſch=kirchliche
Frauenvereine, Kreisverband Heppenheim. Am
9. Auguſt findet unſer gemeinſamer Ausflug auf die Tromm ſtatt.
Um 13.30 Uhr Andacht im Freien unter Mitwirkung des
Poſau=
nenchors Waldmichelbach. Anſchließend gemütliches
Kafeeſtünd=
chen und gemeinſamer Rückmarſch nach Waldmichelbach. Um recht
zahlreiche Beteiligung wird herzlichſt gebeten.
W. Heppenheim a. d. B. 20. Juli Konzert. Die
Ankün=
digung und Preſſeſtimmen über die Leiſtungen des Berliner
Mo=
zart=Chores dürfen als zutreffend und gerechfertigt angeſehen
werden, geſtaltete ſich doch auch hier das geſtrige Konzert zu einem
vollen Triumphe. In glücklicher Miſchung von Mädchen= und
Knabenſtimmen entpuppte ſich die Schar der jugendlichen Sänger
als ein Volkschor von ſpezifiſch eigener Klangfarbe, umfaſſendem
Stimmpolumen, gut durchgebildeter Technik und klarer,
dialekt=
freier Ausſprache. Vor einem der Zeit entſprechend gut beſuchten
Hauſe eröffnete der Chordirigent Steffen mit ſeiner
diſziplinier=
ten Schar den Abend mit Mozarts „Ave verum”. Aus einem
reich=
haltigen Repertoir von 62 Liedern folgten weitere Weiſen von
Mozart, Beethoven, Haydn, Brahms und anderen bekannten
Kom=
poniſten. Reicher Beifall zollte das Publikum den jungen
Künſt=
lern. Mit dem Gedanken, moge der Chor unſere Stadt bald
wie=
der mit einem Konzert beehren, ging wohl jeder Beſucher
befrie=
digt nach Hauſe. — Wieſenmeliorationen. Der
Land=
wirtſchaftskammerausſchuß für die Provinz Starkenbrg teilt mit,
daß von jetzt an keine weiteren Zuſchüſſe für Wieſenmeliorationen
mehr gewährt werden. — Ebenfalls ſind die Mittel für die
För=
derung der Ziegenzucht ſtark begrenzt worden. — Maul= und
Klauenſeuche. Während anfangs Juli über 100 Gehöfte in
Heſſen verſeucht waren, iſt nach amtlichen Angaben der Kreis
Heppenheim bisher von Maul= und Klauenſeuche verſchont
geblie=
ben. — Stellenbeſetzung. Die hieſige Bürgermeiſterei
ver=
gibt für das ſtädtiſche Schwimmbad die Stellen des Kaſſierers
und des Garderobewärters.
Bm. Bürſtadt, 22. Juli. An einem Unterſchlupfzelt einer
Darm=
ſtädter Telegraphen=Baukolonne, welches hier nahe beim Bahnübergang
ſteht, wurde nachts von unbekannten Tätern die ganze Vorderfront
herausgeſchnitten, ſo daß Regen und Wind aus dieſer Richtung
unge=
hindert eindringen können. Eine freche Tat, unter welcher doch in erſter
Linie die in dem Zelt Schutz ſuchenden Arbeiter zu leiden haben.
Bm. Hofheim (Ried), 22 Juli. Berregnete Ernte. Die
dieſes Jahr hier ziemlich früh einſetzende Ernte iſt durch die Gewitter=
und Regenperiode zum Nachteil der Landwirte unterbrochen worden. Die
wolkenbruchartigen Regen haben die Gelege in den Boden geklatſcht, die
Haufen völlig durchnäßt und die noch auf dem Halm ſtehende Frucht
niedergedrückt. Schwarz geworden ſtand und lag die Frucht im Waſſer
und muß nun mit vieler Mühe gewendet und umgeſtellt werden.
Ab=
geſehen von den erſchwerten Arbeiten, hat der für die Ernte unerwünſchte
ſchwere Regen die Landwirte finanziell geſchädigt, denn der Stroh= und
Körnerertrag hat in der Qualität beſtimmt gelitten. — Für die
Hack=
früchte war der Regen ſehr günſtig und werden dieſe nun allgemein als
„gerettet” betrachtet. — Entlaſſen. Die neuerdings bei der
Leder=
fabrik C. Heyl, Worms, erfolgten Entlaſſungen haben auch eine Anzahl
hieſiger Lederarbeiter brotlos gemacht. Abgeſehen von einzelnen Fällen
ſind es meiſtens Familienväter über 55 Jahre, denen die Entlaſſung
ſchriftlich ins Haus kam.
S Lampertheim, 22. Juli. Ausreißer. Ein junger Mann aus
Biblis, der 3 Tage Haft zu verbüßen hatte, ſollte von dem
Gefängnis=
wärter vorgeführt werden. Hierbei ergriff er die Flucht. In wilder
Jagd eilte ihm der Beſchützer nach, nahm ihn wieder feſt und verbrachte
ihn in ſeine unfreiwillige Wohnung zurück. — Nächtliches
Zuſam=
mentreffen zwiſchen Auto und Radfahrer. Als
vor=
geſtern abend ſpät ein junger Radfahrer auf der Kaiſerſtraße ins
Schwanken kam, geriet er mit einem vor ihm fahrenden Auto in
Kol=
liſion. Die Folge des Anpralles an die hintere Seitenwand des Wagens
war eine Beſchädigung des Fahrrades und ein anſchließender
Wort=
wechſel zwiſchen dem Radfahrer und einem Anwohner der Straße, der
den Unfall beobachtete. Da ſich erſterer dem Beobachter gegenüber nicht
ſehr höflich benahm, ſah ſich dieſer veranlaßt, aus ſeiner Behaufung auf
die Straße zu treten und dem Jüngling einige ſchallende Ohrfeigen zu
verſetzen. Außer dieſem Denkzettel kam der Jüngling ohne Verletzungen
davon.
g. Gernsheim, 22. Juli. Kommenden Samstag, abends 8.30
Uhr, findet im Saalbau „Darmſtädter Hof” die diesjährige
Gene=
ralverſammlung des hieſigen Ortsgewerbevereins ſtatt. Zur
Ta=
gesordnung ſtehen: 1. Jahresbericht. 2. Rechnungsablage. 3.
Vor=
ſtandswahl. 4. Verſchiedenes. — Seitens der ſogenannten
Proteſt=
kommiſſion werden die Inflationsortsbürger zu einer wichtigen
Verſammlung auf Samstag, den 25. Juli d. J., abends 9 Uhr, im
Saalbau „Darmſtädter Hof” eingeladen. Allem Anſchein nach wird
über den Stand der Angelegenheit Aufſchluß erteilt. — Die
Rhein=
allee bzw. die Hafenzunge wurde durch Erſtellung einiger Bänke
von ſeiten des Verkehrsvereins verſchönert. — Die Ferien der
Volksſchulen und Realſchule haben bereits begonnen. Sie dauern
drei bzw. vier Wochen. — Im ſüdweſtlichen Bauquartier wurde
die neu zu eröffnende Straße auf Beſchluß des Gemeinderats
Burgſtraße genannt.
Sp. Crumſtadt, 22. Juli. Dammbruchgefahr. Als zu
Be=
ginn der Woche infolge der großen Regenfälle die Modau die ſeit acht
Tagen von der Gemarkungsgrenze Eberſtadt—Pfungſtadt ab wegen
Rei=
nigungsarbeiten in den Sandbach geleitet wurde, ſtarkes Hochwaſſer mit
ſich führte, beſtand in der hieſigen Gemarkung erneut an verſchiedenen
Stellen die Gefahr von Dammbrüchen. Aus dieſem Grunde mußten
Damm= und Waſſerwachen aufgeſtellt werden. Nachdem in Pfungſtadt
auf Mitteilung von Crumſtadt aus das Waſſer der Modau durch
Nieder=
laſſen der Wehren in das Modaubett wieder eingelaſſen worden war,
war die Gefahr beſeitigt. Die Reinigungsarbeit des Modaubachbettes
haben allerdings durch das Hochwaſſer eine Verzögerung erfahren.
Donnerstag, den 23. Juli 1931
Ober=Roden, 19. Juli. Der Gemeinderat lehnte
die Erhöhung der Bierſteuer und der Bürgerſteuer ab. Der
Wald=
wirtſchaftsplan wurde genehmigt. Der Hiebſatz ſoll 3400
Feſt=
meter betragen. Man trägt ſich mit dem Gedanken, noch einen
Sonderhieb durchzuführen. Als Mitglied des Steuerausſchuſſes
wurde Johann Rupp 9. gewählt. Stellvertreter ſind Franz
Wun=
derlich und Karl Wilzbach. In geheimer Sitzung wurden
Für=
ſorgeangelegenheiten beſprochen.
Bh. Dudenhofen, 21. Juli. Sonntagskarten auf der
Rodgaubahn. Eine begrüßenswerte Neuerung hat die
Reichs=
bahndirektion Frankfurt a. M. auf der Rodgaubahnſtrecke
Offen=
bach-—Ober=Roden—Dieburg eingeführt. Schon lange wurde es
als ein Mißſtand empfunden, daß es in dem dicht bevölkerten
Gebiete, das die Rodgaubahn durchfährt, nur von einzelnen
Sta=
tionen Sonntagskarten nach den Verkehrszentren Frankfurt und
Darmſtadt gab. Nach Frankfurt wurden ſeither nur von Ober=
Roden und von Bieber aus Sonntagskarten ausgegeben; nach
Darmſtadt von Obertshauſen, Weiskirchen, Jügesheim, Ober=
Roden, Eppertshauſen u. Münſter. Das reiſende Publikum empfand
es als Unrecht, daß von den anderen z. T. recht großen Orten
gar keine Sonntagskarten und von den zuletzt erwähnten keine
nach Frankfurt ausgegeben wurden. Dankenswerterweiſe iſt nun
die Reichsbahndirektion Frankfurt auf die wiederholten
Beſchwer=
den in den Tageszeitungen eingegangen und hat die
Neueinfüh=
rung einer ganzen Anzahl von Sonntagskarten auf der
Rodgau=
bahn beſchloſſen. Mit Wirkung vom 25. Juli d. J. ab werden
außer den ſchon ſeither ausgegebenen Sonntagskarten noch die
nachſtehenden Sonntagskarten auf der Rodgaubahn ausgegeben:
Von Obertshauſen, Hainhauſen, Weiskirchen, Jügesheim
Duden=
hofen. Nieder=Roden, Eppertshauſen und Münſter nach Frankfurt
M. Von Hainhauſen, Dudenhofen und Nieder=Roden nach
Darmſtadt. Die Bevölkerung des Rodgaues wird es dankbar
an=
erkennen, daß die Reichsbahn endlich einem langgehegten Wunſche
nachgekommen iſt. Hoffentlich macht ſie von der Neueinrichtung
reichlichen Gebrauch, damit die Neuausgabe der Sonntagskarten,
die vorerſt auf zwei Jahre begrenzt iſt, zu einer dauernden
Ein=
richtung wird.
Bh. Dudenhofen, 20. Juli. Kundgebungzu Ehren des
wiedergewählten Bürgermeiſters. Am vergangenen
Sonntag ſollte in unſerer Gemeinde die Bürgermeiſterwahl
ſtatt=
finden. Da aber bis zu dem feſtgeſetzten Termin kein anderer
Wahlvorſchlag eingereicht worden war, galt unſer ſeitheriger
Bür=
germeiſter für nunmehr 9 Jahre als gewählt. Es iſt ein ſchönes
Zeichen der Einigkeit und Geſchloſſenheit für unſere Gemeinde,
daß es in dieſer ſchweren Zeit nicht zu einem aufregenden
Wahl=
kampf mit ſeinen üblen Folgeerſcheinungen kam. Das größte
Ver=
dienſt, dieſen Wahlkampf verhindert zu haben, hat ſich wohl
Bür=
germeiſter Kämmerer erworben, der in den 6 Jahren ſeiner
Wirk=
ſamkeit die Geſchicke der Gemeinde in wahrhaft vorbildlicher und
gewiſſenhafter Weiſe geführt hat, ſo daß nicht nur die Geſamtheit
unſerer Gemeinde, ſondern auch ſeine vorgeſetzte Behörde ſeine
Leiſtungen und ſeine unermüdliche Arbeitskraft voll und
ganz=
würdigen und dankbar anerkennen. Nachdem nun die behördliche
Beſtätigung des Wahlergebniſſes eingetroffen war, wollte es ſich
die Einwohnerſchaft unſerer Gemeinde nicht nehmen laſſen, ihren
allſeits beliebten Bürgermeiſter zu beglückwünſchen und zu ehren.
Am Vorabend des eigentlichen Wahltages, Samstag abend, wurde
im Gemeindewald ein „Maien” gehauen. Auf einem mit vier
Pferden beſpannten und bekränzten Wagen wurde der Baum unter
Vorantritt der Muſikkapelle und begleitet von einer Reitergruppe
unter dem Jubel der Bevölkerung durch die Ortsſtraßen gefahren.
Vor der Wohnung des Bürgermeiſters Kämmerer hatte ſich
in=
zwiſchen eine vielhundertköpfige Menſchenmenge angeſammelt,
die ſich auch durch den ſtromenden Regen nicht abhalten ließ.
Unter den Hochrufen von jung und alt wurde der Maien am Hauſe
befeſtigt, mit ſeinen Aeſten weit über die Dächer ragend. Nach
mehreren Muſikſtücken ergriff Bürgermeiſter Kämmerer das Wort
und dankte in bewegten Worten für die ſchöne Ehrung. Die
ein=
ſtimmige Wiederwahl ſei für ihn eine große Freude geweſen und
der Beweis dafür, daß die ganze Gemeinde mti ſeiner Arbeit und
ſeiner Dienſtführung voll und ganz zufrieden ſei. Er werde auch
während der kommenden 9 Jahre ſeine ganze Kraft in den Dienſt
der Gemeinde und jedes einzelnen Ortsbürgers ſtellen zum Wohle
der Geſamtheit und zum Wohle jedes einzelnen. Rektor Balder
überbrachte die Glückwünſche und Grüße der Gemeinde. Ein jeder
Ortsbürger ſei ſich wohl klar darüber, daß durch Bürgermeiſter
Kämmerer die Geſchicke unſerer Gemeinde in vorbildlicher Weiſe
geleitet würden. Die Gemeinde habe ihm den Dank für ſeine
unermüdliche Arbeit zum Segen der Gemeinde abgeſtattet, und
auch dieſe Kundgebung beweiſe es deutlich welcher Wertſchätzung
ſich Bürgermeiſter Kämmerer erfreue. Möchte ſeine Arbeitskraft
unſerer Gemeinde noch recht lange erhalten bleiben. In das
„Hoch”, das Rektor Balder auf den wiedergewählten
Bürger=
meiſter ausbrachte, ſtimmten groß und klein begeiſtert ein. In
der Wohnung des Bürgermeiſters hatten ſich der Gemeinderat,
der Beigeordnete, die Gemeindebeamten und einige andere Herren
eingefunden, um Bürgermeiſter Kämmerer perſönlich ihre
Glück=
wünſche zu überbringen. Im Auftrage des Gemeinderats ſprach
Beigeordneter Kratz die herzlichſten Glückwünſche aus, für die
Bürgermeiſter Kämmerer herzlich dankte. In ſämtlichen
Gaſt=
wirtſchaften wurde dann ein Glas Bier auf das Wohl von
Bür=
germeiſter Kämmerer geleert.
Aa. Offenbach, 22. Juli. Ihren Verletzungen erlegen.
Die 63 Jahre alte Witwe Aftung aus Rumpenheim, die, wie bereits
ge=
meldet, in der Bieberer Straße von einem Straßenbahnzug erfaßt und
ſchwer verletzt worden war, iſt im Städtiſchen Krankenhaus ihren
Ver=
letzungen, die man anfänglich nicht für lebensgefährlich hielt, erlegen.
Geſchäftliches.
Die Ueberlegenheit des Dunlop=Reifens.
Der am 19. Juli auf dem Nürburgring ausgefahrene Große
Preis von Deutſchland, erwies erneut die erſtaunliche Haltbarkeit
und hohe Sicherheit des Dunlop=Reifens. Chiron auf Bugatti
mit Dunlop=Reifen, der als zweitſchnellſter, knapp 100 Sekunden
hinter dem Sieger durchs Ziel ging, durchfuhr die für den
ſchweren Kurs des Nürburgringes lange Strecke von 501 Km.
ohne jeden Reifenwechſel! Das iſt der größte Erfolg, den eine
Reifenfirma auf dem Nürburgring erreichen konnte, denn noch
nie vorher hat dort im „Großen Preis” ein Fahrer der ſchweren
Klaſſe dieſe lange Strecke ohne Reifenwechſel beendet.
Zigaretten=Verknappung? Es herrſcht ſtarke Nachfrage der
Raucher nach der beliebten Abdulla Standard=
Ziga=
rette. Die enormen Anforderungen der letzten Zeit haben
zwangsläufig Lieferungsſchwierigkeiten gebracht, die trotz der
Ein=
ſtellung einer großen Anzahl geſchulter Fachkräfte leider nur
lang=
ſam behoben werden können. Die Firma Abdulla will getreu
ihrer Deviſe „ſie verändern ſich nie”, die Fabrikation der Abdulla
Standard=Zigarette nicht überſtürzen, ſondern im
Inter=
eſſe der Raucher nur die bekannte erſtklaſſige Qualität
heraus=
bringen. Wenn daher die Abdulla=Raucher die Standard=Zigarette
nicht gleich überall vorrätig finden, ſo wird um Geduld gebeten.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 23. Juli.
7.30: Bad Soden: Frühkonzert des Kurorcheſters; Sol. Birkner.
(Flöte).
15.30: Stunde der Jugend: 1. Erlebniſſe mit Tieren. — 2.
Pech=
vögel im Sport.
16.30: Konzert des Funkorcheſters. Mitw.: Paula Wagner (Alt),
H. Maile (Violoncello).
18.20: Zeitfragen (Thema wird bekanntgegeben).
18.00: Zoologiſcher Garten: Südſee=Inſulaner; Mikrophonbericht,
18.45: Wien: 2.Arbeiter=Olympiade; Aufmarſch der Rationen.
19.15: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.20: Volkshochſchulheim Habertshof; Mikrophonbericht.
19.45: C. Struve (Schallplattenplauderei): Aus deutſchen Gauen.
20.40: Geſpräch zwiſchen der bekannten Fallſchirmabſpringerin Heddy
Schumann, Dr. Mayer und F. Höger: 4300 m gefallen.
21.00: Unterhaltungskonzert des Philharm. Orch. mit heiteren
Inter=
mezzi von W. Buſchoff.
22.15: Zeit=, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.30: Konzert für Klavier und Violine: Ausf.: O. Keller (Viohine),
Poldy Sperling=Donath (Klavier).
23.10: Karlsruhe: Tanzmuſik der Kapelle Haas=Mahagonny,
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 23. Juli.
14.50: G. Lapper: Deutſch für Ausländer.
15.46: Fraue tunde: Margarete Weinberg: Ueberſpannung der
Haus=
frauentugend.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.00: Dr. H. Michaelis, Maria Knoop: Muſik im Märchen.
17.30: C. M. Holzapfel: Fliegen als inneres Erlebnis.
18.00: Dr. Herz: Wie man vor 40 Jahren reiſte.
18.30: J. Lützen: Prakt. Ratſchläge für Amateurfotographen.
19.00: Ob. Stud. Dir Bockelmann: Spaßmacher, Narren und
Hu=
moriſten auf Shakeſpeares Bühne.
19.30: Min. Rat Dr. Moritz: Grünlandwirtſchaft und
Anpaſ=
ſung des Feldbebauungsplanes an die neuzeitlichen
Bedarfsver=
hältniſſe.
Anſchl. Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Zoppoter Kurgarten: Konzert des Danziger Stadttheaterorch,
21.00: Stunde der großen Städte: Salzburg; Hörfolge mit Muſik v.
Dr. Fortner; Sprecher: T. Kondziella, H. Langewiſch, Dr. E.
Fortner, Frieda Schrantz; Hildegard Bach (Sopran), F.
Samm=
ler (Flügel).
22.00: Tages= und Spoxtnachrichten. —— Anſchl.: Tanz=Muſik.
Welierberichl.
Das neue Hochdruckgebiet im Südweſten hat ſeinen Kern nach
Frankreich und Süddeutſchland verlagert. Infolgedeſſen iſt auch
bei uns die Bewölkung zurückgegangen und Beſſerung eingetreten.
Im nördlichen Deutſchland dagegen verurſachen die
Randausläu=
fer der neuen Störung wolkiges Wetter und vereinzelte
Nieder=
ſchläge. Wenn auch in unſerem Gebiet der Hochdruckeinfluß
zu=
nächſt zur Geltung kommt, ſo iſt mit der ſich weiter ausbreitenden
Südweſtluft durch das nördliche Tief der Vorüberzug von
Bewöl=
kung nicht ausgeſchloſſen. Niederſchläge ſind morgen keine zu
er=
warten. Die Temperaturen ſteigen an.
Ausſichten für Donnerstag, den 23. Juli: Bewölkt mit
Aufheite=
rung, trocken, wärmer.
Ausſichten für Freitag, den 24. Juli: Uebergang zu mehr wechſelnd
wolkigem Weter mit Neigung zu vereinzelten Niederſchlägen.
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Werner Bangel.
Darmſiadt, Weſermünde, den 21. Juli 1931.
Die Beerdigung findet Freitag, den 24. Juli, nachm.
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Seite 8
Nummer 202
Donnerstag, den 23. Juli 1931
Sonderſtener.
Die Einzahlungsſtelle für die Ausreiſegebühr im Berliner Polizeipräſidium.
Am 22. Juli trat die neue Notverordnung der Reichsregierung in Kraft, wonach jede
Aus=
reiſe über die deutſchen Grenzen mit einer Ausreiſegebühr von 100 Mark belegt wird. Die
Durchführung der Verordnung ſtieß auf erhebliche Schwierigkeiten, da es noch nicht klar iſt,
welche Dienſtſtellen zur Entgegennahme der Beträge und zur Beſtätigung im Paßbuch
berech=
tigt ſind.
Die „Kinderlore” zieht mit den Kindern der Stadt dem Schweden=Oberſt entgegen.
Wie alljährlich, wurde in Dinkelsbühl das Feſt der Kinderzeche gefeiert, deſſen Urſprung auf
das Jahr 1632 zurückgeht. Damals wurde die Stadt von den Schweden belagert und nur
dadurch vor der Zerſtörung und Plünderung bewahrt, daß die Kinder unter Anführung eines
Mädchens namens Lore in das Lager der Schweden zogen und den Oberſt um Schonung
anflehten.
Reich und Ausland.
Das Attentat von Kragenhof.
Kaſſel. Kürzlich hatte ein zwanzigjähriger
Baugewerkſchüler kurz vor der Kragenhöfer
Brücke durch Lichtſignale einen Schnellzug
ange=
halten, weil auf den Gleiſen ein Hindernis
auf=
gebaut ſei. Bei der Prüfung durch die
Krimi=
nalpolizei hat ſich ergeben, daß von einem
An=
ſchlag auf den Bahnkörper keine Rede ſein kann,
vielmehr dürfte der junge Mann die
Hinder=
niſſe ſelbſt auf den Bahnkörper gelegt haben, in
der Hoffnung, für ſeine Meldung eine
Beloh=
nung zu erhalten. Wahrſcheinlich wird die
Staatsanwaltſchaft gegen den jungen
Bauge=
werkſchüler Anklage wegen fahrläſſiger
Trans=
portgefährdung erheben.
Ins Ausland geflüchtet?
Idar (Nahe). Der Betrüger Levy, der einen
hieſigen Händler um Edelſteine im Werte von
72 000 RM. betrog, dürfte ins Ausland
entkom=
men ſein. Am Sonntag ließ er ſich von einem
Türkismühler Kaufmann nach Trier fahren, wo
er verſchwand, ohne die Fahrkoſten zu bezahlen.
Den Ausſagen einer Familie nach, bei der L.
in der vorigen Woche nachts logierte, iſt er auch
am letzten Sonntag in Türkismühle geweſen.
Hier hat er mit dem großen Beſitztum geprahlt,
das er bei ſich trage. L. hat die Nacht zum
Mon=
tag in Trier verbracht und iſt am anderen
Mor=
gen mit einem Mietauto nach Luxemburg
ge=
fahren. Wie der Chauffeur ausſagt, wurde der
Plan, nach Belgien zu gelangen, durch
Viſa=
ſchwierigkeiten zunichte. L. ließ ſich dann nach
Metz und Straßburg fahren. Dort verpfändete
er einen wertvollen Edelſtein für 4200 Franken.
Schließlich verſtand der Gauner es noch, den
Chauffeur um ſeinen Paß zu bringen, den L.
ihm herauslockte mit der Angabe, der Paß werde
als Zeugenlegitimation benötigt. Der Chauffeur
vergaß ſpäter, ſich den Paß zurückgeben zu laſſen.
Als er ſein Fahrgeld hatte, fuhr er nach Trier
zurück; L. verſchwand dann. Es kann als
wahr=
ſcheinlich angeſehen werden, daß er ins
Aus=
land — vielleicht nach Amſterdam, dem Sitz des
Edelſtein=Welthandels — entkommen iſt.
Schnell gefaßte Poſträuber.
Karlſtadt a. M. In das hieſige
Amts=
gerichtsgefängnis wurde ein Handwerksburſche
eingeliefert, der einen Einbruch in die
Poſthilfs=
ſtelle Wieſenfeld verübt hatte. Er hatte mit
einem Komplizen namens Zimmermann die
Fenſtergitter ausgebrochen und den
Kaſſen=
ſchrank geraubt, der über zwei Zentner ſchwer
iſt. Sie ſchleppten den Schrank in die Scheune
des Zimmermann und verſteckten ihn im Heu,
wo er von der Gendarmerie ungeöffnet
vorge=
funden wurde. Er enthielt etwa 600 RM.
Bar=
geld und rund 2000 Mark in Marken.
Auf dem Wege zum Arzt tödlich verunglückt.
Somborn. Als Dienstag abend, kurz
nach 10 Uhr, der 28 Jahre alte ledige
Zigarren=
macher Auguſt Neumann aus Albſtadt in
Beglei=
tung des Soziusfahrers Kämpf auf dem
Motor=
rad nach hier unterwegs war, um einen Arzt zu
einem Schwerkranken zu holen, ſtießen ſie etwa
500 Meter vor Albſtadt, in der Nähe des
Sport=
platzes, von hinten auf ein vor ihnen fahrendes
Fuhrwerk. Durch den heftigen Aufſtoß auf die
Bremsvorrichtung des ſchweren Wagens kam das
Motorrad zu Fall. Der Lenker kam unter das
Rad zu liegen, während der Soziusfahrer zur
Seite geſchleudert wurde. Kämpf konnte ſeinen
Freund, der noch einige Lebenszeichen von ſich
gab, unter dem Motorrad hervorziehen und nach
Albſtadt wanken. Der von ihm benachrichtigte
Arzt konnte bei ſeinem Eintreffen nur noch den
Tod Neumanns feſtſtellen. Kämpf hat innere
Verletzungen davongetragen. Eine
Gerichtskom=
miſſion weilte geſtern morgen an der
Unglücks=
ſtelle, um feſtzuſtellen, ob das Fuhrwerk, deſſen
Lenker ſich anſcheinend aus dem Staube gemacht
hatte, ohne ſich um die Verunglückten zu
küm=
mern, beleuchtet geweſen iſt.
Rieſenfeuersbrunft vernichkel 462 Häuſer.
Eine Feuersbrunſt, die mit raſender Schnelligkeit um ſich griff, legte die ſlowakiſche Gemeinde
Vazec bei Kesmark völlig in Aſche. 462 Gebäude, darunter Kirchen und Verwaltungsgebäude,
wurden ein Raub der Flammen. Die Kataſtrophe forderte ſechs Todesopfer. 3400 Einwohner
ſind obdachlos.
Der niedergebrannte Ort Vazec bei Kesmark (Tſchechoſlowakei).
Wertvolle Funde aus der Bronzezeit.
Hünfeld. Als der Landwirt Karl Kircher
in Molzbach (Kreis Hünfeld) kürzlich einen auf
ſeinem Gelände liegenden Hügel, über den ein
Feldweg führte, abtragen wollte, ſtieß er auf die
Reſte von menſchlichen Gebeinen. Studierende
der Urgeſchichte der hieſigen Univerſität unter
Leitung von Prof. Merhart begaben ſich ſofort
nach Bekanntwerden dorthin und öffneten den
Hügel, der einen Durchmeſſer von 17:12 Meter
hatte. Sie ſtellten feſt, daß es ſich bei dem Fund
des Landwirts um ein Grab aus dem 5.
Jahr=
hundert vor Chriſti handelte. Ein anderes, aus
dem 6. Jahrhundert v. Chr. ſtammendes Grab,
lag nur etwa 10 Zentimeter unter dem Wege
und enthielt in gutem Zuſtand als Beigaben
eines etwa 20jährigen Weibes eine ſehr ſchöne
Fibel, einen Armring aus Bronze, etwa 4 Dutz.
Bernſteinperlen, feine Zierſtücke aus Bronzeblech
und einen Eiſenring. Man fand ferner die
Ueberreſte von etwa 25 Beſtatteten, Männern,
Frauen und Kindern. Das Skelett einer Frau,
die aber etwa 1000 Jahre vor den übrigen
be=
ſtattet ſein muß, trug den reichſten Schmuck, der
wohl bisher im Bezirk Kaſſel gefunden wurde:
zwei Ohrringe, einen Halsreif, zwei Radnadeln,
einen ſchönen Oberarmreif am rechten Arm,
große Armringe an beiden Unterarmen, einen
breiten Blechgürtel und einen kräftigen, in zwei
Spiralen endenden Reif am rechten Fuß, alles
aus Bronce gearbeitet. Die wertvollen Funde
wurden in das Landesmuſeum übergeführt.
Falſchgeld.
Montabaur. Aus verſchiedenen
Ort=
ſchaften des Ober= und Unterweſterwaldes kommt
die Nachricht, daß dort falſche Zweimarkſtücke im
Umlauf ſind. Die Falſifikate unterſcheiden ſich
von echten Münzen durch ihren Klang und durch
die undeutliche Prägung. Auch falſche
Fünf=
markſtücke ſollen im Umlauf ſein.
Tödlicher Unfall bei Pionierübungen.
Magdeburg. Bei Brückenſchlag=Uebungen
an der Elbe ertrank der Pionier Rudolf Meyer
vom Pionierbataillon TV. Seine Leiche konnte
noch nicht geborgen werden. Drei andere
Pio=
niere, die zuſammen mit Meyer in die Elbe
geſtürzt waren, konnten gerettet werden.
Ein Reichswehrproviantamt in Flammen.
Stettin. Im Proviatamt der Reichswehr
in Altdamm bei Stettin brach geſtern
vormit=
tag ein Feuer aus, das raſch großen Umfang
annahm. Es iſt bisher noch nicht gelungen, des
Feuers Herr zu werden. Der Brand im
Reichs=
wehrproviantamt zu Altdamm entſtand
vormit=
tags gegen 10 Uhr, in einem großen Schuppen,
in dem 110 Tonnen Heu untergebracht waren.
Trotz ſofortigen Eingreifens der Freiwilligen
Feuerwehr Altdamm und der
Reichswehrtrup=
pen iſt der Schuppen bis auf die Grundmauern
niedergebrannt. Es beſteht noch immer die
Ge=
fahr, daß weitere, in der Nähe gelegene
Pro=
viantſpeicher ebenfalls von den Flammen
ergrif=
fen werden. Die Stettiner Feuerwehr iſt
alarm=
bereit, um im Falle der Anforderung von Hilfe
ſofort auszurücken.
Auch ein Flugzeugmanöver.
Paris. Daß ein franzöſiſcher Flieger den
Bahnhof eines franzöſiſchen Dorfes mitten im
Frieden bombardiert, allerdings mit
Manöver=
bomben, hat ſich vorgeſtrn ereignet. In der
Nähe von Reims fanden Flugmanöver mit
Bom=
benabwurf ſtatt. Ein Flugzeug verflog ſich im
Nebel. Ueber dem hell erleuchteten Bahnhof von
Charlerange, in den 10 Minuten ſpäter ein Zug
einfuhr, muß der Beobachter plötzlich von einer
ſeltſamen Gewalt gepackt worden ſein. Er ließ
vier Zementbomben fallen, von denen die eine
vor den Füßen des Bahnhofsvorſtandes, eine
zweite im Hof des Bahnhofes und zwei andere
auf den Schienen landeten und tiefe Löcher
gru=
ben. Zum Glück wurde niemand verletzt.
Drei Perſonen im Auto verbrannt.
Paris. In der Nähe von Beſangon
ver=
brannten drei Perſonen in einem
Perſonen=
wagen. Der Unglückswagen wollte einem
Motor=
radfahrer ausweichen und raſte in einen vor ihm
fahrenden Laſtkraftwagen. Der Anprall war ſo
heftig, daß der Benzinbehälter platzte und der
Brennſtoff ſich über den heißen Motor ergoß.
Im Nu ſtand das Auto in Flammen. Die drei
Inſaſſen verbrannten bei lebendigem Leibe. Die
Verunglückten konnte niemand aus dem Wagen
befreien, wegen der ſehr ſtarken Hitzeentwicklung.
Die lehte Werkſtätkenfahrt des „Graf
Zeppelin” vor der Arklis=Expedikion.
Friedrichshafen. Unter Führung von
Dr. Hugo Eckener iſt das Luftſchiff „Graf
Zep=
pelin” geſtern um 5.30 Uhr morgens zu einer
letzten Werkſtättenfahrt vor der Arktis=
Expedi=
tion aufgeſtiegen. Im Laufe der mehrere
Stun=
den dauernden Fahrt, zu der die Beſatzung in
voller Polarausrüſtung an Bord gegangen war,
ſind die für die Arktisfahrt des Schiffes neu
eingebauten Inſtrumente geprüft worden. Man
hat ferner mit der von der Friedrichshafener
Werft auf dem Pfänder bei Bregenz neu
errich=
teten Sendeſtation Funkverſuche vorgenommen,
und auch die Peilanlage einer Prüfung
unter=
zogen. Dieſe Sendeſtation am Pfänder ſoll
während der Arktisfahrt mit dem Luftſchiff in
ſtändiger Verbindung bleiben. — Durch einen
Durchlaßſchacht, der in das Luftſchiff eingebaut
worden iſt, ſind zwei kleine Freiballons
abge=
laſſen worden, deren einer mit einem beſonders
leichten Sendeapparat ausgerüſtet war. Dieſes
Experiment glückte ebenſo, wie die Erprobung
der übrigen wiſſenſchaftlichen Einrichtungen.
Friedrichshafen. Der Start des
Luft=
ſchiffes „Graf Zeppelin” zur Arktisfahrt iſt auf
Freitag feſtgeſetzt. Der genaue Zeitpunkt des
Abfluges iſt noch nicht bekannt.
Das 7. Todesopfer des Mont Blanc.
Chamonix. Bei der Beſteigung des Mont
Blanc iſt der Wiener Alpiniſt Dr. Fritz Dießl
durch Erfrieren verunglückt. Mit dieſem
Un=
glück hat die Hochtouriſtik allein im Mont=Blanc=
Gebiet in dieſem Sommer bereits ſieben
Todes=
opfer gefordert.
Der Kircheneinſturz in Loanda.
London. Zu den Meldungen über einen
Kircheneinſturz in Loanda (Portugieſiſch=
Weſt=
afrika), wonach 20 Perſonen getötet und 200
verletzt wurden, darunter 80 ſchwer, teilt
Reu=
ter als Ergebnis genauer Feſtſtellungen aus
Liſſabon mit, daß dabei drei Europäer und ein
Eingeborener ſchwer verletzt wurden; bei ihrer
überſtürzten Flucht erlitten 170 Perſonen, zum
größten Teil Eingeborene, Verletzungen
leich=
terer Natur.
50 ſieht es in Bayreukh aus.
Die Beſucher der Feſtſpiele während einer Pauſe
vor dem Feſtſpielhaus.
Die Wagner=Feſtſpiele haben am 21. Juli mit
einer Aufführung des „Tannhäuſer” unter
Lei=
tung von Toscanini ihren Anfang genommen.
Nummer 202
Donnerstag, den 23. Juli 1931
Seite 9
Sadmſsält der Mabgtatastelldtt derr
Mit freundlicher Erlaubnis des Verlages Dieck u.
Co, Stuttgart, entnommen dem neuen Buche:
Moloch Maſchine. Die Kultur= und
Wirtſchaftskriſe der Welt von Stuart
Chaſe. Autoriſierte deutſche Ausgabe. Geh. 450 RM.,
geb. 6,50 RM. Hier iſt endlich einmal ein Buch, das
ſich auf Tatſachen ſtützt, ſtatt ſie zu umgehen. Nicht
gegen die Maſchine, ſondern für ihren richtigen
Ein=
ſatz in unſer Leben und für das Abbiegen ihrer
Schä=
den geht es diesmal. Seine Darſtellung iſt darum ſo
beſonders wichtig weil er unbeeinflußt neutral
bleibt. Er zeigt hier alle ſchlimmen Gefahren und
Möglichkeiten auf, vergißt aber nicht ihre
Gegenwir=
kungen und die tröſtlichen Ausſichten. Hier ſind
end=
lich einmal poſitive Vorſchläge gemacht, ſtatt daß nur
abſprechend oder nur lobend um den Kern der Sache
herumgegangen wird. Er behandelt die Fragen;
Sind wir Sklaven der Maſchine? — Hinter
Zwing=
mauern aus Stahl. — Unter der dräuenden
Rauch=
wolke. — Die Roboter. — Entartet das Handwerk?
Arbeitserſparnis oder Brotlosmachung? — Iſt
das Syſtem richtig? — Sintflut der Produktion.
Revolution des Bauſtils durch die Maſchine. — Iſt
Hetze Erholung? — Die Gefahr des Nivellierens. —
Wankende Kulturgrundlagen. — Der Zwei=Stunden=
Krieg. — Eine Milliarde wilder Pferde, ſollſt du
bändigen! — Ein Anhang beſpricht das Thema: Von
James Watt bis zum Maſchinenmenſchen. — Soll
nicht Mitteleuropa von morgen das Amerika von
heute werden, müſſen wir uns über die
Maſchinen=
ziviliſation klar ſein und ſie in die rechte Bahn
ſteuern. Wenn recht viele das Buch leſen und darüber
nachdenken, ſo iſt ſchon viel gewonnen.
Der Roboter, die Einbuße an handwerklicher Geſchicklichkeit,
die ſoziale Verflachung, der Niedergang der Warenqualität, die
zerſtörende Wirkung, die zunehmende Arbeitsnot — ſie alle ſtellen
ſchwere Probleme dar, aber ſie nehmen alle am Fluſſe der
Ver=
änderlichkeit teil. Ihre Umriſſe ändern ſich von Jahr zu Jahr.
Es machen ſich außerdem auch gewiſſe ausgleichende Elemente
be=
merkbar. Dagegen erblicke ich keinerlei Ausgleich, ſoweit es ſich
um die Kriegsführung mit Maſchinen handelt und ſoweit die
immer ſtärkere Kompliziertheit und die davon herrührende
maſchi=
nelle Spezialiſierung in Frage kommt, ein Vorgang, den ich als
techniſche „Verdünnung”, als Zerſplitterung, als ein In=die=
Breite=Gehen bezeichnen möchte. Ich finde wenig greifbare
Anzei=
chen der Beruhigung dafür, daß die zunehmende Inanſpruchnahme
der natürlichen Hilfsquellen für die Erzeugung der Warenſintflut
auch in Zukunft durch entſprechende neue Erfindungen auf dem
Gebiete der Syntheſe und anderen Gebieten ihren Ausgleich
fin=
det. Im ganzen genommen werden dieſe drei Gefahren ſtetig
ſchlimmer und ſind um ſo ernſter zu nehmen, weil ihre volle
Wir=
kung erſt nach längerer Dauer recht in Erſcheinung tritt, deshalb
auch bisher noch gar nicht richtig eingeſchätzt wurde. Die
Menſch=
heit befaßt ſich von jeher nur ungern mit Rechnungen ohne
feſt=
liegende Endſumme, deren Fälligkeitstermin irgendwo in der
un=
bekannten Zukunft liegt. Soll ſich doch die Nachwelt gefälligſt
darum kümmern, was tut denn die Nachwelt für uns?!
Wir drehen einen Hebel, und ſchon kommt das Waſſer
gelau=
fen. Sollte es ausbleiben, ſo telephonieren wir gleich
wutent=
brannt den Inſtallateur herbei. Woher das Waſſer aber kommt
und wie es behandelt wird, davon haben wir, meiſtens keine
Ahnung. Es intereſſiert uns auch gar nicht. Eher glauben wir,
daß die Sonne ſtille ſteht, als daß das Waſſer nicht nach dem
ent=
ſprechenden Aufwand von Telephonieren und Flickerei wieder aus
den Hähnen fließt. Und doch konnte eine Handvoll Techniker
die=
ſes Wunder in ein paar Stunden zuwege bringen. Ehe aber die
Amateurtechniker die Leitungen wieder in Betrieb hätten, würden
wir längſt alle, heiſer vor Durſt, nach den nächſten Pfützen rennen.
Ein Ingenieur hat mir einſt geſchildert, wie ein kleines Häuflein
von 100 Mann, die die Adern für Waſſer, Gas, Kraft,
Schwemm=
kanal, Kehricht. Milchverſorgung und Verkehr betreiben, das
Leben in der Großſtadt ebenſo raſch und gründlich erſticken könnte.
wie wenn jeder Fleck mit Giftgas verſeucht würde. Selbſt auf
dem flachen Lande iſt durch zunehmende Verbreitung der
elek=
triſchen Kraft, des Fernſprechers, des Benzinmotors und der vom
Ausland eingeführten Kraftfuttermittel das Maß der
Abhängig=
keit von unbekannten techniſchen Vorgängen ſehr groß geworden.
Wenn in meiner Vorſtadtvilla eine Hauptſicherung durchſchmilzt,
können wir weder beleuchten, noch kochen, noch heizen. Bleibt der
Strom etwa mitten im ſtrengſten Winter aus, ſo wird das Haus
innerhalb weniger Stunden einfach unbewohnbar. Die Maſchine
hat uns ein neues Zentralnervenſyſtem geſchaffen, das aber leider
ohne Schutz durch eine Wirbelſäule, jeder Verletzung ausgeſetzt,
bloß liegt. Zerreißt es aus dem oder jenem Grunde, dann ſtehen
wir vor einer entſetzlichen, vielleicht tödlichen Kriſis. Die
Kul=
turen vor unſerer Zeit kannten ein derartiges Nervenſyſtem faſt
nicht. Man konnte ſie nur ſtückweiſe in ihren einzelnen Dörfern
zerſtören, deren jedes einzelne auf ſeine eigenen Mittel geſtellt
war.
Ein Buchhalter begegnet auf ſeinem täglichen Wege zum Büro
keinen beſonderen erzieheriſchen Kräften. Das Sichbehaupten, das
Ueberleben der Prüfungen hängt für ihn von der Gewandtheit
ab, mit der er den Autos aus dem Wege geht, Fahrpläne lieſt,
Vorſichtsſignale erkennt und die Aufdrucke auf den Konſervendoſen
beachtet; ferner von ſeiner Erfahrung in Gebrauch von Geld und
Telephon, beim Beſtellen der Handwerker und nebenbei auch noch
von gewiſſen kleinen Detailkenntniſſen in der doppelten
Buchfüh=
rung. Vielleicht — meiſt ſogar — lernt er noch etwas mehr, aber
das gehört dann unter den allgemeinen Begriff Zeitvertreib; es
hat ſelten Bezug auf die beſonderen Bedingungen ſeiner
Um=
gebung und gehört daher nicht in die Liſte ſeiner unentbehrlichen
Daſeinsgrundlagen. Möglich auch, daß er ein wenig Körperkultur
treibt, ſeit in der Zeitung ſtand, daß das für Leute mit ſitzender
Lebensweiſe gut iſt, und wir können daran den Stoßſeufzer knüpfen,
zu dem ſich der Redakteur des „New Yorker” in einer
nachdenk=
lichen Stunde verſtieg:
Auf der Elektroſchau ſahen wir, wie die Notwendigkeit zum
Ergehen im Freien ganz überflüſſig geworden iſt. Die Sonne
er=
ſetzt man durch eine Lampe; ſtatt eines Pferdes reitet man im
ſicheren Baderaum ein elektriſches Tier; zum Erſatz für Wind,
Von Stuart Chase.
Schnee und das Toben der Elemente bindet man ſich einen
elektri=
ſchen Gürtel um den Leib und iſt alsbald abgehärtet. All das
ſoll angeblich Männer aus uns machen. Unglücklicherweiſe kam
aber die Elektroſchau gleichzeitig mit einem Zirkus hierher und
wir gingen direkt von der einen in den anderen. Dort
aufge=
ſchwemmte Verkäufer, die auf elektriſchen Pferden unter
Elektro=
ſonnen ſaßen, vom Geſchäft redeten — hier hagere Cowboys, die
ſich über die Hörner von lebendigen Stieren ſchwangen, ohne
da=
bei zu reden. Der Gegenſatz war allzu auffällig.
Sein Hauptaugenmerk richtet unſer Buchhalter natürlich auf
die Aufgabe, genug Geld zu verdienen, um ſeine geſellſchaftliche
Stellung zu halten. Geldverdienen iſt ein Geſchäft für ſich — ein
kleiner Teil des großen Prozeſſes von Fleiſch verwerten.
Web=
waren fabrizieren, Stahl erzeugen, Kettenhandel treiben,
Bank=
betrieb uſw. Um ſich ſeine wöchentliche Lohntüte zu ſichern,
braucht er freilich nur ſeinen Bruchteil zu verſtehen, zu wiſſen,
wie er ſeine Eingänge verbucht und ſeine Summen mit leidlicher
Genauigkeit addiert. Aber als Folge davon neigt er zu einem
Mangel an Selbſtvertrauen und Erfindſamkeit, jener gewiſſen
Grundweisheit, die das normale Erbteil des Pioniers, des
Dorf=
bewohners, des Naturmenſchen bildet. Der moderne
Induſtrie=
arbeiter iſt in ähnlicher Lage. Er braucht zwar mehr Mut und
Kraft als der Buchhalter, beſitzt aber womöglich noch weniger
Kenntniſſe als jener von den Kräften, die ſeine Umgebung
be=
herrſchen.
Die Sache braucht nicht ernſt zu werden, ſolange die
Maſchi=
nenziviliſation weiter funktioniert. Die genannten Menſchen
haben kein unmittelbares Bedürfnis nach weiterem Wiſſen. Wir
brauchen nicht zu befürchten, daß die Leute zu einſeitig entwickelt
werden. Schon die Gefahren des Großſtadt= und Berufsbetriebes
nehmen vielfache Kräfte in Anſpruch. Wer nicht ganz bei, der
Sache iſt, geht unter; die Unfallſtatiſtik zeigt das. Das
Macht=
gefühl aber, das man aus der Führung eines Kraftwagens zieht,
hat den modernen Menſchen gehörig das Rückgrat geſtärkt. Auch
jagen wir ſtets und ſtändig der guten Fee „Erfolg” nach, die
wenn ſie weiter nichts tut, wenigſtens unſere Säfte in Kreislauf
bringt. Ich mache mir z. B. bei einem Reiſeonkel mit ſeinem
Vorrat ſchlechter Witze und einem Kleinauto weniger Sorge um
ſeinen Charakter, als vielmehr wegen ſeiner Unwiſſenheit in
bezug auf alles, was ihm Nahrung und Obdach liefert.
Die Technik entwickelt ſich in raſendem Tempo. In einer
ein=
zigen Woche habe ich nicht weniger als 14 wichtige neue
Erfin=
dungen und Entdeckungen feſtſtellen können. Das private
Inter=
eſſe finanziert dauernd derartige Erfindungen und führt ſie in
den induſtriellen Aufbau ein, wobei das Geheimnis ihrer
Anwen=
dung oft genug geheim bleibt. Das Intereſſe der öffentlichen
Sicherheit ſpielt dabei gewöhnlich nur eine recht beſcheidene Rolle.
(Wer daran zweifelt, erkundige ſich nur einmal bei den
Gaswer=
ken, wieviel tödliche Gaskocher, Gasherde. Gasöfen dieſe dauernd
vom Markte wegtreiben müſſen!) Sicherheit iſt eine
Angelegen=
heit der ſtaatlich dafür angeſtellten Inſpektoren, deren
Einfluß=
bereich begrenzt iſt. Leider haben auch viele von ihnen ihren
Preis.)
Ein paar Schlagzeilen aus der Zeitung:
Londoner Straßen eine Meile weit durch Gasexploſion
auf=
geriſſen. Das Pflaſter flog wie Konfetti in der Luft herum
Gasundichtigkeit tötet 13 Bewohner in Bronx / 16 Tote, 7
Ver=
letzte durch Fabrikbrand, der auf Wohnungen übergriff / Ein
Mann rettet vier Leben aus Ammoniakgas / Mann durch
Gas=
exploſion verbrannt: 24 ohnmächtig / Bruch des Los=Angeles=
Staudamms; 400 Ertrunkene / New Yorker U.=Bahn=Unglück:
17 Tote 101 Verletzte / Kohlenzeche in Ohio brennt jetzt ſeit
44 Jahren: Feuer läßt ſich nicht löſchen. Bisher 7 000 000 Tonnen
Kohle verbrannt. Feuer frißt unter der ganzen Gegend weiter.
Landgüter am Einſinken / Bei 100 Kilometerſtunden legt ein
Auto in der Sekunde gerade 15 Meter zurück, ehe das menſchliche
Nervenſyſtem Hand und Fuß zur Betätigung der Bremſe
veran=
taßt. Bei 65 Kilometerſtunden iſt die Strecke immer noch 10
Me=
ter / Bei einem chemiſchen Betrieb in Hamburg entwich
Phosgen=
gas aus den Aufbewahrungsbehältern. Das Gas hing wie eine
Decke über der Stadt. 11 Perſonen davon geſtorben / Lernt
flie=
gen zu Hauſe nach leicht faßlichen Lehrbriefen. (Dies iſt vielleicht
die ſchlimmſte Schlagzeile von allen?).
Das wären nur ein paar kleine Symptome der dauernden
Bedrohung durch techniſche Verdünnung und Verwäſſerung. Nur
kleine Barometer, die aber einen dauernd beſtehenden Druck
an=
zeigen. Unter den Straßen New Yorks findet man:
1. Tunnel unter den Gehſteigen, gelegentlich von den Anliegern
für Lagerzwecke, Lieferantenzugang, manchmal ſogar als
Werkſtatt benützt.
2. Elektriſche Licht= und Kraftkabel.
3. Fernſprechkabel, bis zu 2400 Adern in einem Kabel (die
Er=
weiterung des New Yorker Telephonnetzes koſtete ſeit 1920
500 000 000 Dollar, alſo 2 Milliarden Goldmark. Der Bau
des Panamakanals nur 300 000 000 Dollar).
4. Waſſerleitungen von 2 Meter herab bis zu 15 Zentimeter
Durchmeſſer; wenn eines der erſtgenannten platzt, richtet es
mehr Unheil an als Dynamit.
5. Gasleitungen — wenn ſie undicht werden, begehen ſie
Maſſen=
mord.
6. Dampfleitungen, die Heizdampf von der Zentrale zu
Büro=
gebäuden leiten.
7. Rohrpoſtleitungen.
8. Telegraphenkabel.
9. Schwemmkanäle, gelegentlich in Backſtein gemauert und weit
genug, um einen Laſtwagen paſſieren zu laſſen.
10. Untergrund=Bahnen (New York beſitzt davon 225 Kilometer),
An einzelnen Stellen liegen ihre Tunnelröhren vierfach
über=
einander. Sie befördern in 14 Tagen eine der
Geſamtbevölke=
rung entſprechende Zahl Fahrgäſte. Das ganze Netz wird nun=
1) Dieſe Offenherzigkeit des Verfaſſers hat heute, wo in
Ame=
rika alles käuflich iſt, auch der Mord, nicht mehr viel zu ſagen.
Wir können von Glück ſagen, daß unſere großen Firmen in
geſun=
der Politik nur gute Apparate zur Prüfung ſtellen. D. Ueberſ.
2 Steht tatſächlich neuerdings wieder im Anzeigenteil
ameri=
kaniſcher populär=techniſcher Zeitſchriften. D. Ueberſ.
mehr mit einem Koſtenaufwand von 700 000 000 Dollar
ver=
doppelt. Alle anderen Leitungen in Kabel müſſen dabei bis
zur Straßendecke gehoben werden, eine äußerſt ſchwierige
Ar=
beit. Bereits fertige Strecken müſſen abgeſtützt, Hochhäuſer
unterfangen werden. Das 724 Tonnen ſchwere Columbus=
Denkmal muß zum zweitenmal durch Unterzüge abgefangen
werden. In nächſter Nähe von Hauptwaſſerleitungsrohren
von 1200 Millimeter Dicke müſſen Sprengungen
vorgenom=
men werden.
Außer dieſen Untertagwundern finden wir an der Oberfläche
verſchiedene Einrichtungen, die ebenſo wichtig, wenn auch nicht
ſo geheimnisvoller Natur ſind. Brücken und Fahrſtraßen für die
Zufuhr, namentlich von Nahrungsmitteln nach der Stadt,
ge=
hören hierher. Dann die Dockanlagen, die Rangierbahnhöfe mit
ihren Stellwerken, die Niveau= und Hochbahn=Durchgangslinien,
die Organiſation der Milch= und Eisverſorgung, Feuerwehr,
Stra=
ßenverkehr, beſonders der Lieferwagen, dann die
Verkehrsrege=
lung mit Beamten und Signalen der Sanitätsdienſt für die
Ueberwachung anſteckender Krankheiten, die Müllabfuhr (eine
äußerſt lebenswichtige Betriebsfrage), das Begräbnisweſen uſw.
Straßenreinigung und Schneebeſeitigung, Baupolizeiliche
Kon=
trolle der unzähligen Sicherheitsvorſchriften über Belüftung,
Feuerverhütung, Konſtruktionsſicherheit. Rauch= und
Staubbe=
kämpfung, Fabrikinſpektion und neuerdings auch die Einrichtung
und Verſorgung von Flugplätzen und die Ueberwachung des
Luft=
verkehrs.
In der ganzen Aufzählung der unterirdiſchen wie der
ober=
irdiſchen Anlagen iſt kaum ein Poſten, der nicht von unbedingter
Bedeutung für die Weitereriſtenz unſeres Buchhalters und ſeiner
Mitbürger wäre. Wenn nur einige dieſer Hauptnervenſtränge auf
längere Zeit durchſchnitten ſind, klappt das Ganze nicht mehr.
Außerdem ſind auch noch die Fäden des ganzen Syſtems derartig
ineinander verwoben, daß das Verſagen eines Nerps faſt ſicher
das Reißen anderer nach ſich zieht. Wenn der elektriſche Strom
ausbleibt, ſitzt die ganze Stadt in tiefſter Finſternis. Jeder
Elek=
tromotor bleibt ſtehen, U=Bahn, Straßenbahnen, Hochbahn,
Waſſerpumpen, Feuermelder, Krankenhäuſer, Aufzüge,
Nahrungs=
mittel= und Milchzufuhr, alles ſteht vor dem ſofortigen
Zuſammen=
bruch.
Wer weiß über das techniſche Arbeiten der öffentlichen
Be=
triebe und ihre Zuſammenhänge genau Beſcheid?. Wo ſind die
Leute, die imſtande ſind, die Handvoll Techniker zu erſetzen, falls
dieſe ihren Poſten verlaſſen oder die Anlagen unwiderbringlich
zerſtören, ohne ſich nur entfernt über den Umfang des Unheils
klar zu ſein, das ſie heraufbeſchwören? Wenn kein einziger in
der Telephongeſellſchaft das neueſte Selbſtanſchlußſyſtem mehr
völlig kennt — 5 zuſammengenommen ſind dazu nötig — wo iſt
dann das zentraliſierte Rieſengenie zu finden, das eine Großſtadt
durch dieſen Nervenzuſammenbruch, ſiegreich durchführen kann?
Die Antwort lautet einfach nirgends! Was noch ſchlimmer iſt,
die hierher gehörigen Probleme ſind viel zu verwickelt, als daß
ſie ein einzelner oder ſelbſt eine kleine Gruppe von Leuten erfaſſen
könnte. Dazu wäre ſchon ein ziemlich umfangreicher
Informations=
ſtab nötig, der unaufhörlich in Tätigkeit zu bleiben hätte, einer
ſtarken Bürobeſetzung und einer eingehenden Karteiführung
be=
dürfte, um einigermaßen gegen, großſtädtiſche Kataſtrophen zu
ſichern. Dabei gelange ich dazu, die Auflöſung in weitläufiger
angelegte, weniger volkreiche Städte zu fordern, deren Eingeweide
nicht durch zehnerlei Verkehrskanäle zerriſſen ſind.
Tag um Tag ſteigert ſich die Verwachſung und damit das
„Wuchtmoment der Gefahr. Material und Aufbau entarten ſtetig
und unmerklich. Man kann ſich in den nächſten zehn Jahren auf
nette Dinge gefaßt machen.
Mit einer beſtimmten Art von ſtädtiſchem Problem, mit der
Einheitsinduſtrie, konnten wir bereits eine recht bezeichnende
Er=
fahrung machen. Als kürzlich die Textilbetriebsleiter in New
Bedford eine Lohnkürzung feſtlegten und ihre Gegenſpieler zum
Streik ſchritten, trat ein höchſt merkwürdiges Ereignis ein: Bis
auf den letzten Mann traten die Bürger der Stadt auf die Seite
der Streikenden. Zeitungen, Geſchäfte, Gaſtſtätten, Banken,
Ver=
ſicherer nahmen geſchloſſen für ſie Partei. Geſchah das etwa aus
purer Herzensgüte? Unſinn! Ganz New Bedford beruht
aus=
ſchließlich auf dem Betrieb ſeiner Textilwerke. Als die Arbeiter
auf der Straße lagen, ſank in der ganzen Stadt die Kaufkraft auf
den Nullpunkt und das Geſchäftsleben ſtand mit einem Male
totenſtill. Genau das gleiche trat, wenn auch in nicht ſo
ausge=
ſprochenem Maße, ein, als Ford ſeine Fabrikation von Modell 7.
auf Modell 4 umſtellte, an die 60 000 Arbeiter mit einem Schlag
entließ und damit den Handel und Wandel von Detroit zum
Stocken brachte. Lawrence, Haverhill, Cary, Paſſaic — es gibt
noch mehr ſolcher Städte auch außer Amerika, die nur eine einzige
Induſtrie beherbergen. Liegt dieſe Induſtrie dann danieder, ſo
ſteht die ganze Stadt vor Not, Elend und Hunger. Der
Zerſplit=
terungsfaktor macht aber nicht bei den Städten Halt.
Wenn die 200 000 ausgebildeten Lokomotivführer von heute
auf morgen verſchwänden, wäre das ſoziale und induſtrielle Leben
der Nation gelähmt, Bergbetriebe, Fabriken und öffentliche
Be=
triebe ſtänden ſtill. Die Verpflegungsverſorgung bliebe fern von
den Märkten liegen. Die Kinder ſtürben, während Männer und
Frauen um ein bißchen Brot kämpften. Nicht Monate, ſondern
Jahre der Schulung wären erforderlich, bis wieder genügend
Leute da wären, um den gleichmäßigen Fluß des Handels wieder
in Gang zu bringen.
Für den Fall, daß das Einlaufen von Lebensmittelſchiffen in
engliſche Häfen aufhörte, gibt Philip Gibbs der Bevölkerung 3
Monate Friſt bis zum Verhungern. Auch ſo ſchon befindet ſich
eine Million Männer, Weiber und Kinder dort in den
Berg=
werksdiſtrikten am Rande des Hungertodes, weil der Zuwachs
an Brennkraftmaſchinen und Waſſerturbinen und das Sinken des
Außenhandels die Nachfrage nach engliſcher Kohle verminderten.
Mehr als eine Viertelmillion Bergleute wird nie mehr die
Gru=
ben betreten. Kalifornien wiederum iſt in ſeinem Kraftbedarf
faſt vollkommen vom Oel abhängig. Würde die Oelzufuhr
plötz=
lich abgeſchnitten, dann würde man dort bei Umſtellung auf
Koh=
lenbaſis die unerhörteſten Schwierigkeiten erleben.
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Seite 10
Donnerstag, den 23. Juli 1931
Nummer 202
Sbort, Sotel und Jucnen
Main=Rheingau=Sporkfeſt in Darmſtadk.
Polizei=Zwölfkampfmeiſter Volz am Start. — Die Meldungen
haben ſich weiter erhöht.
Bereits iſt an dieſer Stelle, der Tip zum Gau=Sportfeſt der
Turner des Main=Rhein=Gaues, welches am Samstag und
Sonn=
tag, den 25. und 26. Juli, auf dem Sportplatzgelände der
Turn=
geſellſchaft an der Kranichſteiner Straße ſtattfindet, abgegeben.
Nachdem nun einige Nachzügler jetzt noch die Meldungen abgaben,
hat ſich aber nicht nur die Teilnehmerzahl weſentlich erhöht,
ſon=
dern gerade unter den „Nachkömmlingen” befindet ſich noch eine
Reihe von namhaften Turner=Leichtathleten, die durch ihre
be=
ſonderen Leiſtungen die Kämpfe noch intereſſanter geſtalten, wie ſie
ohnedies ſchon zu werden verſprachen. So z. B hat der Haupt=
Sechskampf der Oberſtufe in dem Polizei=Mehrkampfmeiſter
Volz, der die Farben ſeines Heimatvereins Auerbach
ver=
tritt, einen Haupt=Siegesanwärter erhalten. Geſteigert iſt die
Ge=
ſamtteilnehmerzahl in genanntem Kampfe durch eine nicht zu
unterſchätzende Konkurrenz aus Rüſſelsheim und Bensheim.
Na=
turgemäß haben auch die Einzelwettbewerbe in der Oberſtufe eine
ſtärkere Beſetzung erfahren, wobei beſonders die Läufe gut
berück=
ſichtigt ſind. Im 100 und 200 Meter=Lauf iſt jetzt auch der
Titel=
verteidiger Geiſt=Rimbach zur Stelle, und ſorgt für eine
ſchwere Gegnerſchaft. Die jetzige Beſetzung im 200 Meter=Lauf iſt
auf acht Teilnehmer angewachſen, und in den weiter abgegebenen
Meldungen aus Bensheim., Rüſſelsheim und Birkenau liegt auch
eine kleine Verſchiebung der Vorausbeſtimmung der evtl. Sieger.
Dasſelbe dürfte auch vom 400 Meter=Lauf, zu ſagen ſein. In
Becker=Sprendlingen ſtellt ſich im 1500 Meter=Lauf Fornoff=
Darm=
ſtadt und Doland=Walldorf eine ſcharfe Konkurrenz und dürfte in
dieſem Rennen ein ſehr knappes Ergebnis zu erwarten ſein. Haag=
Darmſtadt (Tgſ.) erhält im 5000 Meter=Lauf ebenfalls in
Schnei=
der=Bensheim einen Gegner, der nicht ganz achtlos übergangen
werden darf. Auf das Abſchneiden von Volz=Auerbach im
Hoch=
ſprung, Steinſtoß und Schleuderball dürfte man ſehr geſpannt ſein,
zumal er zurzeit durch das Training zu den bevorſtehenden
Poli=
zei=Meiſterſchaften in Hochform zu ſein ſcheint. In der
Mittel=
ſtufe haben Vierkampf und Einzelkämpfe durch die Nachmeldungen
ebenſo eine ſtärkere Beſetzung gefunden. Noch mehr als in
vorge=
nannten Stufen wirken ſich die Nachmeldungen auf die
Teilneh=
merzahl in der Unterſtufe aus. Hat im Geſamtergebnis der
Mel=
dungen die Zahl der teilnehmenden Vereine diejenige des
Vor=
jahres, wie bereits angekündigt, jetzt überſchritten, ſo dürfte dies
ein Beweis ſein, daß die Leichtathletik im Turnerlager einen
wei=
teren Aufſtieg genommen hat, und das bevorſtehende Gau=
Sport=
feſt der Turner dürfte auch eine weſentliche Leiſtungsſteigerung
zu verzeichnen haben.
Die Darmſtädker Turnerſchaft auf dem Gauſporkfeſt.
Die Darmſtädter Turnvereine ſind bei dem Gauſportfeſt des
Main=Rhein=Gaues, das am Samstag und Sonntag auf dem
Sportplatz der Turngeſellſchaft Darmſtadt, Kranichſteiner Straße,
ſtattfindet, zahlenmäßig, ſehr ſtark vertreten. Alle Turnvereine
haben zu dieſer Groß=Turnveranſtaltung auf ſportlichem Gebiete
ihre beſten Vertveter gemeldet, und wenn man die Namen der
Teilnehmer genauer betrachtet, ſo darf man ruhig ſagen, daß hier
mit guten Erfolgen für die Darmſtädter Turnerſchaft gerechnet
werden kann. In den Einzelkämpfen wie auch in der Beſetzung
der Staffeln wird man Darmſtädter Turner als Sieger ſehen. Ein
Beſuch dieſer Groß=Turnveranſtaltung kann daher ſehr empfohlen
werden, zudem die Eintrittspreiſe in niedrigen Grenzen gehalten
ſind.
Gau=Sportfeſt der Turner in Darriſtadk.
Handball Bensheim — Darmſtadt, Toſ. 1875.
Wie ſoeben bekannt wird, iſt es der erſten Mannſchaft der
Turngeſellſchaft Darmſtadt gelungen, zu einem Freundſchaftsſpiel
gelegentlich des Gauſportfeſtes am Sonntag, den 26. Juli, die erſte
Mannſchaft des Turnvereins Bensheim zu verpflichten. Die
Sportfolge erfährt hierdurch eine weſentliche Bereicherung und
Abwechſlung, die jeder Sportfreund nur begrüßen dürfte.
Rot=Weiß Darmſtadt.
Am Samstag, abends 5 Uhr, ſteigen auf dem Rot=
Weiß=Platz (wie ſchon alle Jahre) die internen Fünfkampf=
Mei=
ſterſchaften der Fußballer. Die Kämpfe werden in drei Klaſſen
beſtritten, und zwar: Klaſſe 1 für Aktive, Klaſſe 2 für Jugend und
Klaſſe 3 für Alte Herren.
Der Fünfkampf beſteht aus: Kugelſtoßen; 100 Meter=Lauf;
400 Meter=Lauf; Fußballweitſtoß; Hoch= oder Weitſprung. —
Die=
ſes kleine Sportfeſt zeigte ſchon all die vergangenen Jahre eine
rege Beteiligung der Aktiven, ſo daß man auch dieſes Jahr mit
erfreulichem Reſultat in allen Klaſſen rechnen kann. Für
Inter=
eſſenten iſt der Eintritt frei.
Zeuuts.
T. G. G. Darmſtadt — 5.C. 1880 Frankfurk.
Am Sonntag, den 2. Juli, treffen ſich die 1. Mannſchaften dieſer
beiden Vereine im Kampf um die Bezirksmeiſterſchaft des Bezirkes 9
des Deutſchen Tennisbundes. — Der Weg des SC. 1880 bis zur
Vor=
ſchlußrunde war ſchwer, und man muß das Durchkommen der
Frank=
furter in ihrem Viertel unbedingt als Ueberraſchung werten. Nach
einem glatten 7:2=Sieg über Worms trafen die 80er nämlich auf die
Favoritenmannſchaft des T. u. H.C. Wiesbaden. Hier ſiegte nun der
S.C 1880, dem man eine glatte Niederlage vorhergeſagt hatte, mit viel
Glück gegen die ohne Froitzheim und Kreutzer antretenden Wiesbadener
5:4 und erreichte nach dieſem ſenſationellen Erfolg überlegen mit 8:1
Punkten gegen Rot=Weiß Kaſſel die letzten Vier. — Der T.E.C. hatte es
dagegen auf der anderen Seite bedeutend leichter. Er hatte in der
1. Runde Freilos, ſiegte in der 2. in Mainz gegen Rot=Weiß 6:3 und
blieb auch in der nächſten Runde ſiegreich, nämlich mit 8:1 gegen den
Frankfurter Tennisclub Heimgarten. — Der Sieger dieſes beſtimmt
intereſſant verlaufenden und ſpannenden Sport verſprechenden Spieles
trifft dann im Endſpiel auf den S.C. Forſthausſträße Frankfurt, der
ſich in der oberen Hälfte bereits für das Endſpiel qualifiziert hat. Der
T.E.C. Darmſtadt wird dieſes Spiel zum erſten Male in den
diesjäh=
rigen Medenſpielen mit ſtärkſter Mannſchaft beſtreiten, nachdem in
den Vorrunden immer ein oder zwei Spieler erſetzt werden mußten.
Auf die Aufſtellung der beiden Mannſchaften und ihre Ausſichten in dem
am Sonntag nachmittag um 3 Uhr auf den Plätzen am Böllenfalltor
beginnenden Kampf kommen wir noch zurück.
Deulſche Tennis=Meiſterſchaften.
Die engliſche Vertretung.
Der engliſche Tennisverband hat ſoeben ſeine Mannſchaft
auf=
geſtellt, die bei den im Auguſt in Hamburg ſtattfindenden
Inter=
nationalen Deutſchen Tennismeiſterſchaften teilnehmen ſoll. Es
wurden genannt: Herren: Avory, David, Leſter, Sharpe:
Da=
men: Godfree, Heeley, Trentham, James. In den Doppelſpielen
ſollen mitwirken: Damen=Doppel: Godfree/Trentham.
Hee=
ley/James; Herren=Doppel; Avory/David, Leſter/Sharpe;
Gemiſchtes Doppel: Godfree/Sharpe. Trentham/Avory,
James/Leſter.
Waſſerball.
Jung=Deutſchland gegen S.V. Göppingen.
Wie ſchon angezeigt wurde, ſpielt Jung=Deutſchland am
kom=
menden Sonntag, dem 26. Juli, gegen den Württembergiſchen
Meiſter um die Meiſterſchaft der Gruppe Weſt und
am Dienstag, dem 28. Juli, gegen den Oeſterreichiſchen Meiſter
in einem Freundſchaftsſpiel. Die beiden Spiele laſſen bei der
Gleichwertigkeit der Gegner einen intereſſanten und offenen
Kampf erwarten, ſo daß ihr Beſuch für jeden Sportfreund lohnend
ſein dürfte.
Jung=Deutſchland hat bereits dreimal mit den Göppingern
im Kampfe gelegen. Die letzte Begegnung fand 1928 in
Göppin=
gen ſtatt. Hier gelang es Jung=Deutſchland nach hartem Kampfe,
der erſt in der zweiten Halbzeit entſchieden wurde, die Göppinger
im Endſpiel um die Süddeutſche Meiſterſchaft mit 3:0 zu ſchlagen.
Schon damals hat Göppingen ein ausgezeichnetes Spiel
vorge=
führt, und es hat ſich in letzter Zeit weſentlich verbeſſert. Dies
beweiſt zunächſt die Tatſache, daß der S.V. Göppingen ſowohl die
Winterrunde als auch die Sommerrunde in Württemberg
unge=
ſchlagen beendet hat. In Ulm bei den Süddeutſchen Schwimm=
Meiſterſchaften beſiegte Göppingen Bayern 07 Nürnberg 4:2,
wäh=
rend Darmſtadt die Bayern bekanntlich 5:2 ſchlagen konnte.
Göp=
pingen unterlag dem S.V. München in Ulm 5:2 — zu Hauſe
konnte es ein 7:5 abtrotzen —, während Darmſtadt in Ulm
eben=
falls ſich von den Münchenern 7:5 geſchlagen bekennen mußte.
Aus dieſen Reſultaten iſt erſichtlich, daß Göppingen gegen
Mannſchaften, die gegen Darmſtadt verloren oder gewannen, faſt
die gleichen Ergebniſſe erzielte wie Jung=Deutſchland. Man darf
daher den Schluß ziehen, daß beide Mannſchaften gleichwertig ſind,
und erſt das Spiel vermag den vielleicht, Beſſeren” zu ermitteln.
Im Vorverkauf gibt es ermäßigte Karten zu 40 Pfg. je Spiel,
Vorzugspreis für 3 Spiele 1.— RM., bei L. B. Müller,
Schul=
ſtraße, und Zeitungskiosk gegenüber dem Verkehrshäuschen.
Schmeling=Kampftag in Hamburg.
Die Paarungen.
Das Programm für die nächſte Freiluftveranſtaltung am 31.
Juli in Hamburg, die zu Ehren des deutſchen Weltmeiſters ſeinen
Namen trägt, iſt fertiggeſtellt. Im Mittelpunkt ſtehen zwei
inter=
eſſante Schwergewichtskämpfe. Der junge und ehrgeizige Bochumer
Walter Neuſel wurde mit dem engliſchen Ringfuchs Gipſy
Da=
niels gepaart. Hans Schönrath=Krefeld, der mit friſchen
Lorbeeren aus England zurückkehrte, hat den rieſigen
Südameri=
aner Islas als Gegner erhalten. Nach mehrwöchiger
Ruhe=
pauſe erſcheint auch der Kölner Weltergewichtler Joſeph
Beſſel=
mann im Ring und wird gegen den ſchon etwas abgetanen
Bel=
gier Frankie Paul boxen.
Aachener Reikkurnier.
Die Ungarn in Front.
Nach einem Nuhetag wurde das internationale Fahr= und
Reit=
turnier in Aachen am Dienstag fortgeſetzt. Regen und Sonnenſchein
wechſelten miteinander ab, trotzdem war der Beſuch wieder
zufrieden=
ſtellend. Leider war die Bahn durch das viele Naß ſehr tief geworden,
was auf die Leiſtungen der Pferde natürlich nicht ohne Einfluß blieb.
Oft glitten die Pferde aus, da ſie nicht genügend Widerſtand beim
Ab=
ſpringen hatten. Das größte Intereſſe zog zunächſt das Walküren=
Springen auf ſich, das in zwei Abteilungen (Damen= und
Herren=
ſattel) durchgeführt wurde. Nur acht Teilnehmerinnen erſchienen in
Abteilung im Damenſattel, und von ihnen kam nur die Ungarin Frau
Mary Pauly auf Lavendulla in 97 Sek. fehlerlos über die 15 auf
der 770 Meter langen Bahn verteilten Sprünge. Mit 4 Fehlern legte
Frau Pauly aus Eröſzak auch auf den zweiten Platz Beſchlag. Dritte
wurde Frl. Strack auf Irene. In der Abteilung B, in der im
Herren=
ſattel zu ſpringen war, blieb Frau Franke auf Hartherz mit einem
fehlerlos in 81 Sekunden durchgeführten Ritt erwartungsgemäß
Siege=
rin. Zweite wurde Frl., Backhaus auf Partner mit einem fehlerreien
Ritt in 86,4 Sek. vor Frau Franke auf Hartmannsdorf, der fehlerfrei
in 97,3 Sek. über die Sprünge kam. Die Eignungsprüfung für
Zwei=
ſpänner wurde in drei Abteilungen entſchieden. Veſonders in der
drit=
ten Abteilung, die internationales Material vor die Richter brachte, gab
es ein für Kenner geradezu packendes Bild. Die goldene Schleife erhielt
wieder das Geſpann der ungariſchen Pferdezucht=Anſtalten. In
Abtei=
lung A ſiegte das Geſpann des Geh. Kommerzienrats Dr. Talbot, in
Abteilung B wurden die Sonsfelder von P. Biſchoff an die erſte Stelle
geſetzt. Beſonderes Intereſſe fand auch das Hindernisfahren für
Zwei=
ſpänner. Von den neun Geſpannen wurde keine leichte Aufgabe
ver=
langt. Zunächſt ging es durch den See, dann quer durch den Tiefſprung,
über Eiſenbahnſchinen und einen Sandhaufen, ſchließlich durch eine enge,
rechtwinklig aufg=ſtellte Kegelpyramide. Nur der ungariſche Major
Pettko=Szandtner genügte den Anforderungen. Zweite und
dritte Preiſe wurden nicht vergeben. In der Dreſſurprüfung
(Klaſſe M) ſiegte in Abteilung A. Fritz Wolff auf Feingold vor
Ritt=
meiſter Endrzaz (Ungarn) auf Gloria, in Abteilung B Freiherr von
Langen erneut auf Matador vor E. Kauffmann (Scheiz) auf Marcheſa,
Italieniſcher Sieg im Barrierenſpringen.
Beim Aachener Reitturnier gab es im Barrierenſpringen abermals
bei je 16 deutſchen und italieniſchen Teilnehmern von ſeiten der
Italie=
ner trotz der ungünſtigen Witterungsverhältniſſe Glanzleiſtungen. Als
einzige nahmen Maj. Bettoni auf Aladino, Cap. Filivoni auf Naſello
und Capt. Olivieri auf Valforeſien die ſechs 1,20 bis 1,70 Meter hohen,
in Abſtänden von 10,10 Meter aufgeſtellten Koppelricks fehlerlos und
hatten damit einen neuen grandioſen Erfolg zu verbuchen. Von den
Deutſchen hielten ſich Oblt. v. Sydow auf Bajazzo, Oblt. Schmelz auf
Benno und Frhr. von Nagel auf Wotan mit je vier Fehlern noch am
beſten und belegten die nächſten Plätze. Die deutſche Niederlage iſt um
ſo ſchmerzlicher, als früher an gleicher Stelle bei Höhen bis zu zwei
Meter die Deutſchen weitaus erfolgreicher abſchnitten.
Die 20. Etappe der Tour de France, die über 290 Km. von
Belfort nach Colmar führte, wurde im Endſpurt von Leducg vor
Pelliſſier und dem Dortmunder Metze in 7:05.53 Std. gewonnen.
Mit geringem Abſtand kamen die übrigen deutſchen Fahrer im
Ziel ein.
Im Rahmen des Italien=Rundfluges gewann am Mittwoch
der deutſche Klemmflieger Siebel den Meldeabflug von San
Marino und wurde dafür mit der Goldenen Staatsmedaille
aus=
gezeichnet.
Bei einem Sturz in Civitavecchia zog ſich Alfredo Binda
er=
hebliche Fleiſchwunden und einen Nervenchock zu, ſo daß ſeine
Teil=
nahme an den bevorſtehenden Kämpfen um die Straßen=
Welt=
meiſterſchaft in Kopenhagen in Frage geſtellt iſt.
Infolge Grippe=Erkrankung ſeiner Senioren Bötzelen, Buhtz,
Budde und Peterſen mußte, der Berliner RC. ſeine, ſämtlichen
Meldungen zu der am kommenden Wochenende ſtattfindenden
Mainzer Ruderregatta zurückziehen
Die Begegnung Carnera — Knut Hanſen in Rocheſter (
Ame=
rika) iſt auch am Dienstag verregnet und ſoll jetzt am kommenden
Freitag ſtattfinden.
Hans Schönrath, der deutſche Exſchwergewichtsmeiſter, feierte
am Montag in Leiceſter gegen die engliſche „Hoffnung” Reggie
Meen in der 6. Runde einen k. o. Sieg.
Einen neuen Weltrekord ſtellte die Amerikanerin Eleanor
Holm im 50 Meter=Rückenſchwimmen mit 37,4 Sekunden in
Long=
beach auf.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Poltik und Wiriſchaft: Rudolf Mauve; für, Feullletion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Sireeſe; für Sport: J. V.: Dr. C. H. Queiſchi
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer;
für „Die Gegenwart”, Tagesſpiegei in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteiſlungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſladt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Dagsttat
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
35)
Copyright by Ernſt Keils Nachf.. (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin,
(Nachdruck verboten.)
„Ah!” Wittebold ſprang auf. „Die Exiſtenz des Agenten,
der Briefwechſel mit ihm ſind doch ſicherlich tiefſtes
Geſchäfts=
geheimnis? Nur von einem der Eingeweihten könnte doch dieſe
Warnung kommen!“
Fortuyn zuckte die Achſeln. „Ja, mein lieber Wittebold:
das rauszubekommen, gab ich Ihnen ja die Nachricht weiter.
Ich muß geſtehen, es iſt eine harte Nuß. Aber bei Ihrer
be=
ſonderen Zuneigung für Detroit dürfte Ihnen die Aufgabe
viel=
leicht nicht unwillkommen ſein?” Fortuyn erhob ſich: „Nochmals:
Geldmittel, ſtehen Ihnen natürlich in jeder Höhe zur
Ver=
fügung.”
Als Fortuyn ſpäter durch das Gebäude ging, begegnete er
Dr. Wolff. „Wohin ſo eilig?”
„Zum Geheimrat, Herr Fortuyn. Na, Sie wiſſen ja ſchon
von der neueſten Sache? Das Liebchen hat, wie eben das
Polizei=
telegramm aus Frankfurt meldet, gleich alles geſtanden!“
„Gratuliere!”
Wolff nahm nur zögernd die Hand, die Fortuyn ihm bot.
„Darf eigentlich Ihren Glückwunſch nicht annehmen. Wenn ich
ehrlich ſein will, bin ich doch in dieſem Falle nichts anderes
geweſen als ausführendes Organ dieſes verflixten
Eichenblatt=
mannes . . . Ob ich den wohl jemals zu Geſicht kriege? Iſt
doch ein ganz außergewöhnlich raffinierter Menſch . . . Sicher
ein ſehr intereſſanter Zeitgenoſſe!”
Fortuyn ſah das ſchlichte harmloſe Aeußere Wittebolds vor
ſich, dachte im ſtillen: Dann würden Sie wohl ziemlich
ent=
täuſcht ſein, Herr Doktor Wolff! — An der Tür Kampendonks
trennten ſie ſich.
„Nun, wie iſt’s, Herr Doktor Wolff?” rief der Geheimrat.
„Gute Nachricht?”
„Jawohl, Herr Geheimrat! Fräulein Adrienne LEſtoile
hat ein vollſtändiges Geſtändnis abgelegt. Soweit der kurze
Polizeibericht aus Frankfurt erkennen läßt, müſſen das allerlei
intereſſante Dinge ſein, die ſie da erzählt hat. Ihr
Auftrag=
geber iſt ein franzöſiſches Büro, hinter dem aber
wahrſchein=
lich Detroit ſteckt. Nun, wenn Fräulein L’Eſtoile nach Leipzig
zurückgebracht iſt, wird man das ja alles aus ihr herausholen.
Uebrigens —: Leipzig .. Meine Anfragen bei verſchiedenen
Stellen über dieſen Herrn Bosfeld ſind nicht ungünſtig
beant=
wortet worden. Seine Abreiſe — wohin, konnte oder wollte
ſeine Hausdame allerdings nicht angeben — iſt nach deren
Be=
hauptung ſchon früher geplant geweſen. Nun, ich mache da
trotz=
dem ein kleines Fragezeichen. Habe einen Leipziger
Privat=
detektiv beauftragt, das Leben und Treiben des Herrn Bosfeld
etwas ſchärfer unter die Lupe zu nehmen.”
„Iſt doch eine verfluchte Schweinerei, mein lieber Boffin”
ſagte Bosfeld, „daß ausgerechnet im letzten Augenblick dieſe
Adrienne noch verſchütt gegangen iſt!“
Boffin verzog ſein Geſicht zu einem breiten Grinſen. „Ja,
mein Lieber, warum hat man die Sache nicht mir anvertraut?
Warum wollte Monſieur Gérard, unſer verehrter Chef in Paris,
die Sache abſolut ſelbſt mit ſeinen Leuten machen? Ich glaube
kaum, daß mir ſo etwas paſſiert wäre. Bin überzeugt,
Fräu=
lein Adrienne wäre dann unangefochten über die Grenze
ge=
kommen. Um in Ihrem Jargon zu bleiben, teuerſter Herr
Bos=
feld: Wie konnte man ſo töricht ſein, die „Soré” nicht ſofort
durch x Hände weiterzugeben? Monſieur Gérard ſcheint die
richtige Regie derartiger Unternehmen nicht perfekt zu
beherr=
ſchen.” Man ſah es Boffins Mienen an, daß er nur mit Mühe
ſeine Schadenfreude verbarg.
„Muß aber in hübſches Weib ſein, dieſe Adrienne!” ſagte
Bosfeld. „Der gute Düſterloh iſt ja ein Mann von Geſchmack.
Nun, ich werde vielleicht in Leipzig ſein, wenn die
Gerichtsver=
handlung iſt.”
Boffin ſchüttelte den Kopf. „Wer weiß, wann die ſein
wird? In der Zwiſchenzeit werden die blühenden Farben der
ſchönen Adrienne wahrſcheinlich ſtark verblaßt ſein. Die
Unter=
ſuchungshaft, die fortwährenden Verhöre . . . . man wird doch
verſuchen, alles mögliche aus ihr herauszuholen, wenn ſie nicht
etwa gleich alles geſtanden hat . . Fatale Sache — höchſt fatale
Sache! Gerichtlicherſeits wird man ja Monſieur Gérard nichts
anhaben können . . . aber —
„Sie meinen, das könnte noch zu Weiterungen führen?”
fragte Bosfeld. Verflucht! Gérard hat meine Adreſſe!”
So! Hat er? Dann iſt’s um ſo verwunderlicher, daß er
Sie nicht in die Kombination einbezog. Wo Sie doch in Leipzig
ſitzen und ſo leicht die Papiere von Adrienne hätten in Empfang
nehmen können!“
Bosfeld ſchlug mit der Hand auf den Tiſch. „Sie ſagen,
das wäre verwunderlich? Ich ſage vielmehr, es iſt dumm und
gemein! Denn ſchließlich war ich’s doch, der die ganze Sache
entriert hat. Ich habe doch bei dem Prunk= und Schauſaufen in
Düſterlohs Leipziger Wohnung die Kundenliſten auf ſeinem
Schreibtiſch entdeckt. Aber Gérard, der alte Filz, wollte die
Prämie dafür nicht in ſo viele Teile gehen laſſen. Hat deshalb
die Sache nur mit Gallardo und mit der L’Eſtoile aufgezogen...
Na, iſt die Sache nun ſchon mal ſo weit ſchief gegangen, wird
hoffentlich wenigſtens die Demoiſelle Adrienne dicht halten . .
Unſere teure Juliette würde es in ſolcher Lage jedenfalls tun.”
„Unſere Juliette! Ja, das iſt ganz was anderes!” ſagte
Boffin und küßte mit Feinſchmeckermiene ſeine Fingerſpitzen.
„Wäre ſie nicht ſchon als Miſtreß Alice Johnſon mit
Düſter=
loh bei Lathi geweſen”, warf Bosfeld ein, „hätte man lieber
ſie zu Gallardos Freundin ernennen ſollen.”
Boffin wandte ſich in gemachtem Entſetzen ab, ſtreckte
ab=
weiſend die Hände von ſich. „Juliette?! Was denken Sie,
Herr Bosfeld? Glauben Sie etwa, unſere Juliette hätte ein
derartiges „Verwechſelt das Bäumchen!” geſpielt? Um Gottes
willen! Gewiß, ſie arbeitet mit allen Kräften für uns
aber das hat bei Juliette ſeine Grenzen.”
„Oho, Herr Boffin! So ein Pflänzchen Rührmichnichtan?
Miſter Headſtone iſt doch verlooooobt!‟ Er zog das Wort
ſar=
kaſtiſch in die Länge. „Oder beſteht dieſe Verlobung nur in einer
geſchäftlichen Intereſſenvereinigung? Sagten Sie nicht neulich
mal, Sie hätten ein Bild von Headſtones Braut?”
„O ja! Habe ich! Das heißt, das Brautpaar iſt auf einem
Bild.” Boffin kramte in ſeinem Schreibtiſch und holte eine
Photographie heraus.
Bosfeld betrachtete das Bild einen Augenblick, ſagte nur
trocken: „Was muß die Geld haben!“
Boffins Schnauzbart geriet in heftige Zuckungen; der
Knei=
fer kam wiederholt ins Rutſchen. Er wagte nicht, bei dieſer
offenbaren Verſpottung Dollys zu applaudieren, pruſtete dann
aber doch ſchließlich laut heraus.
In dieſem Augenblick klingelte es.
(Fortſetzung folgk.
Berlin, 22. Juli.
Die Entwickelung des Arbeitsmarktes iſt, da Landwirtſchaft
und ſonſtige Außenberufe in dieſer Jahreszeit keine Arbeitskräfte
in größerem Umfange mehr anzufordern pflegen, in der erſten
Hälfte des Juli zum Stillſtand gelangt. Die Zahl der bei den
Arbeitsämtern gezählten Arbeitsloſen war am 15. Juli mit rund
3 956 000 faſt ebenſo hoch wie Ende Juni. Im gleichen Zeitraum
des Vorjahres hatte die Zahl der Arbeitsloſen infolge Abgleitens
der Konjunktur ſchon um etwa 75 000 zugenommen.
Die Schwierigkeiten der letzten Wochen haben, wie aus den
Berichten der Landesarbeitsämter geſchloſſen werden kann, noch
keine empfindliche Störung des Arbeitsmarktes hervorgerufen,
da=
bei iſt jedoch zu bedenken, daß die Auswirkungen der jüngſten
Entwicklung in den am 15. d. M. durchgeführten Zahlungen noch
kaum zum Ausdruck kommen konnten.
In der Arbeitsloſenverſicherung belief ſich die Zahl der
Haupt=
unterſtützungsempfänger am 15. Juli auf rund 1 246 000. Damit
iſt gegenüber Ende Juni ein Rückgang um rund 166 000
einge=
treten. Dieſe Entwicklung dürfte zum größten Teil auf die
Not=
verordnung vom 5. Juni zurückzuführen ſein, durch die ein Teil der
Ehefrauen, Jugendlichen und Rentenempfänger wegen
mangeln=
der Bedürftigkeit aus der Arbeitsloſenverſicherung ausgeſchieden
iſt; außerdem ſind infolge der Verkürzung der Unterſtützungsdauer
berufsüblich Arbeitsloſe in größerer Zahl ausgeſteuert worden.
Dadurch mußte die Zahl der Kriſenunterſtützten anſteigen, ſie hat
um rund 36 000 auf rund 967 000 zugenommen.
Zur deutſchen Arbeitsmarkklage Ende Juni.
Nach den Ermittelungen des Allgemeinen Deutſchen
Gewerk=
ſchaftsbundes ſtellte ſich Ende Juni 1931 bei 3 937 661 (Ende Mai
3 998 306) Mitgliedern, über die berichtet wurde, die Zahl der
Ar=
beitsloſen auf 1189 133 (1 214 229) und die der Kurzarbeiter auf
683 714 (683 365) oder in Prozenten der Mitgliederzahl auf 30,2
(30,4) bzw. 17,4 (17.1). — In der Saiſongruppe waren von
728 925 (736 554) Mitgliedern 54,1 (55,5) Prozent arbeitslos und
1,6 (1,6) Prozent Kurzarbeiter, während ſich der
Arbeitsloſen=
prozentſatz in der Konjunkturgruppe bei 3 208 736 (3 262 352)
Mit=
gliedern auf 24,8 (24,7) und der Kurzarbeiter=Prozentſatz auf
20,9 (20,6) belief. Im Berichtsmonat hat ſich die Arbeitsloſigkeit
im Vergleich zum Vormonat bei einem um 61245 niedrigeren
Mitgliederbeſtand um 25 096 verringert; die Zahl der
Kurzarbei=
ter iſt unweſentlich geſtiegen. Ende Juni 1930 wurden bei
4 220 112 Mitgliedern 834 066 Arbeitsloſe und 519 085
Kurzarbei=
ter ausgewieſen.
Nordwolle=Gläubigerausſchuß ernannk.
Der Konkursverwalter Dr. Heinemann (Bremen) hat bereits am
Diensrag abend den Gläubigerausſchuß ernannt, der darauf vom
Kon=
kursrichter beſtätigt wurde. Er ſetzt ſich aus folgenden Mitgliedern
zu=
ſammen: Direktor Robert Stuck (Bremer Bank, Filiale der Dresdner
Bank). Direktor W. Grunhage (Commerzbank, Filiale Bremen),
Johan=
nes Volkmenn (in Firma Volkmann u. Co., Wollhandlung, Bremen),
Direktor Nichard Jung (Bremer Wollkämmerei, Blumenthal),
Rechts=
anwalt Dr. Kettmers (Bremen) und Rechtsanwalt Dr. Semler (
Ham=
burg, Vorſtandsmitglied der Deutſchen Treuhand A.=G. für
Warenver=
kehr). Dr. Semler vertritt neben ausländiſchen Banken auch die
Inter=
eſſen der Danatbank im Gläubigerausſchuß. Die erſte
Gläubigerver=
ſammlung iſt auf den 21. Auguſt vor dem Amtsgericht Bremen
anbe=
raumt worden. Die Anmeldefriſt für Konkursforderungen läuft am
15. Oktober ab. Anmeldungen müſſen in deutſcher Reichswährung
er=
folgen. Erſter Prüfungstermin ſteht am 8. Dezember an. Wie wir
erfahren, hat die Konkursverſvaltung der Nordwolle die Deutſche
Treu=
hand A.=G. für Warenverkehr (Treuverkehr Bremen=Berlin) die bereits
im Auftrag des Unterſuchungsrichters in Sachen Nordwolle tätig iſt,
ebenfalls mit der Bearbeitung des Konkursverfahrens beauftragt.
Das Ziel der im Augenblick noch ſchwebenden Verhandlungen iſt,
einen Weg zu finden, auf dem die Betriebe aufrechterhalten bleiben
können. Alle Beteiligten ſind von der Notwendigkeit überzeugt, daß ein
ſolcher Weg gefunden werden muß, und die Ausſichten dafür ſcheinen,
wie in den eingeweihten Kreiſen verlautet, nicht ungünſtig zu ſein.
Faſt 20prozentiger Rückgang der deutſchen Kohlenproduktion im
erſten Halbjahr 1931. Nach den Erhebungen des Statiſtiſchen
Reichs=
amtes betrug in Tauſend Tonnen die Steinkohlenförderung im Juni
9492 gegen 10805 im Juni 1930, die Braunkohlenförderung 11 827 gegen
11 746. Die Koksproduktion ſtellte ſich im Juni 1931 auf 1883 gegen
2611. Preßkohle aus Steinkohle wurden 366 gegen 355 und Preßkohle
aus Braunkohle 3172 gegen 3028 hergeſtellt. Für die Monate Januar
bis Juni ergibt ſich eine Steinkohlenproduktion von 62 525 gegen 71 494
im Vorhalbjahr 1930 und eine Braunkohlenproduktion von 62 525 gegen
71 494 im Vorhalbjahr 1930. Die Koksproduktion ſank von 11972 gegen
17 494. Während die Preßkohlenherſtellung aus Steinkohle ſich auf 2299
gegen 2172 erhöhte, nahm die aus Braunkohle auf 14 749 gegen
16 608 ab.
Der Stand der Feldfrüchte. Nachdem in den Ebenen des
rhein=
mainiſchen Wirtſchaftsgebietes in der zweiten Juliwoche der Schnitt des
Roggens und der Wintergerſte begonnen hatte, wurden zu Ende der
Woche die Erntearbeiten wegen Eintritts ſchlechter Witterung eingeſtellt,
da bei andauerndem Regenwetter das reife Getreide auf dem Halme
weniger Schaden leide, als auf Haufen geſetzt. Die Witterung iſt ſeit
einigen Tagen herbſtlich, es herrſchte in den Abend= und frühen
Mor=
genſtunden eine ſehr kühle Temperatur, die jedoch für die Vegetation der
Feldfrüchte nicht von ungünſtigem Einfluß iſt. Kartoffeln ſtehen ſehr
gut. Frühkartoffeln werden bereits geerntet und auf den Markt
ge=
bracht. Infolgedeſſen iſt in den letzten Tagen eine merkliche Senkung
der Preiſe für neue Kartoffeln eingetreten. Auf dem Lande werden
zurzeit von den Händlern 4—5 Mark pro Zentner Frühkartoffeln
be=
zahlt. Die Ausſichten für eine ſehr gute Ernte der Spätkartoffeln ſind
in der Rhein=Mainebene gegeben. Auch der Stand der übrigen
Hack=
rüchte, des Gemüſes, der Futterpflanzen und aller anderen
Kulturpflan=
zen iſt gut und berechtigt zu den beſten Erntehoffnungen Im heſſiſchen
Riede iſt die Ernte der Gurken, deren feldmäßige Anbaufläche ſich in
den letzten Jahren ſehr erheblich vergrößert hat, bei gutem Ertrag in
vollem Gange. An den in Betracht kommenden Riedbahnhöfen werden
täglich 500 bis 1000 Zentner Gurken verladen und den Großmärkten
zugefahren.
Stand und Wachstum der Zuckerrüben in Süddeutſchland. Das
an=
haltend günſtige Wachstumswetter hat zu einer üppigen
Blattentwick=
lung geführt, hinter der die Ausbildung der Wurzeln zurückgeblieben
iſt. Es wäre daher auch mit Rückſicht auf die Ernte Sonne und Wärme
erwünſcht. Durchſchnittsgewicht einer Rübe 114, Durchſchnittsgewicht
der Blätter einer Rübe 175, Durcki nittsmenge des Zuckers in der Rübe
16,0 Gramm, Zuckergehalt 14 v. H. Der Geſamtdurchſchnitt für ganz
Deutſchland ſtellt ſich wie folgt: Durchſchnittsgewicht einer Rübe 112
(im Vorjahre 124), Durchſchnittsgewicht der Blätter einer Rübe 329 (i.
V. 284), Durchſchnittsmenge des Zuckers in der Rübe 11,4 (i. V. 15,1)
Gramm, Zuckergehalt 10,1 (12,4) v. H.
Kammgarnſpinnerei Kaiferslautern A.=G. Kaiſerslautern. Die
Tat=
ſache des Konkurſes der Nordwolle ſtellt nach Informationen des Fwd.
die Verwaltung der Kammgarnſpinnerei Kaiſerslautern in ihren
bis=
herigen Bemühungen um eine Löſung des Konzernverhältniſſes (
Nord=
welle beſitzt im Aktienaustauſch 1:1 die Majorität des Aktienkapitals
von 4 Mill. RM. von Kaiſerslautern) vor eine neue Situation. Im
Augenblicke iſt das Schickſal der Kaiſerslauterner Geſellſchaft noch
un=
gewiß. Wie die Reorganiſation erfolgt, hängt weſentlich von den
augen=
blicklichen Verhandlungen der Geſellſchaft mit ihren Bankengläubigern
ab. Man hofft, durch eine ſehr weitgehende Sanierung und großen
Kapitalſchnitt eine Neuordnung herbeizuführen. In einigen Tagen kann
mit entſprechenden Beſchlüſſen der Verwaltung für die Zukunft des
Unternehmens gerechnet werden.
Siemens=Schuckert=Werke — Metallgeſellſchaft. Zur Erweiterung
des auf dem Elektrofiltergebiet, d. h. Reinigung von Gaſen aller Art
mittels elektriſcher Hochſpannung, zur Verhütung von
Rauchbeläſtigun=
gen oder zur Gewinnung wertvoller Staubbeſtandteile haben die beiden
Firmen beſchloſſen, die Verwaltung des beiderſeitigen Patentbeſitzes
ſowie die Forſchung einer Gemeinſchaftsgeſellſchaft zu übertragen, der
Siemens=Lurgi=Cottrell. Elektrofilter G. m. b. H. für Forſchungs= und
Patentverwertungen, Berlin, die das ausſchließliche Recht zum Bau und
Vertrieb der Elektrofilteranlagen an die der Metallgeſellſchaft
gehören=
den Lurgi Apparatebau G. m. b. H. in Frankfurt a. M. vergibt. Im
Verfolg dieſer Neuregelung ſind die Vereinbarungen mit den
auslän=
diſchen Elektrofilter Geſellſchaften erweitert worden. Den
Hauptver=
ſammlungen der Siemens=Schuckert=Werke und der Metallgeſellſchaft
wird vorgeſchlagen, den Aufſichtsratsvorſitzenden der Siemens=Schuckert
A.=G., Dr. Karl Friedrich v. Siemens, in den Aufſichtsrat der
Metall=
geſellſchaft und andererſeits den Vorſitzenden des Vorſtandes der
Metall=
geſellſchaft A.=G. Dr. Fred Merton, in den Aufſichtsrat der Siemens=
Schzuckert=Werke A.=G. hereinzunehmen.
Keine Blockierung deutſcher Guthaben durch niederländiſche Banken.
Die Niederländiſche Handelskammer für Deutſchland in Frankfurt a. M.
teilt mit: Vor einigen Tagen wurden Berichte über die Blockierung
deutſcher Guthaben bei ausländiſchen Banken veröffentlicht. Im
Zu=
ſammenhang damit waren auch niederländiſche Banken genannt worden.
Die Niederländiſche Handelskammer für Deutſchland legt nach
ſorgfäl=
tiger Unterſuchung großen Wert darauf zu betonen, daß kein Fall der
Blockierung deutſcher. Guthaben bei holländiſchen Banken erwieſen iſt,
und daß bisher auch kein Zeichen dafür beſteht, daß die niederländiſchen
Banken ihre wohlwollende Haltung gegenüber Deutſchland, ändern
werden.
Berliner Produktenbericht vom 22. Juli. Die Situation am
Produktenmarkt hat nur unbedeutende Veranderungen erfahren.
Das Geſchäft bleibt angeſichts der ſchwierigen
Zahlungsverhält=
niſſe auf einzelne Waggons beſchränkt. Brotgetreide alter Ernte
iſt nur in mäßigem Umfang offeriert und wird dann vereinzelt
zu ſtetigen Preiſen umgeſetzt. In Neugetreide zu kurzfriſtigen
Lieferungen kommt etwas mehr Offertenmaterial heraus, da die
Landwirtſchaft anſcheinend für dieſe Ware erzielbare Aufgelder
mitnehmen will, und andererſeits die etwas gebeſſerten
Witte=
rungsverhältniſſe die Erntearbeiten für Roggen teilweiſe
erleich=
tern. Die Preiſe für Roggen neuer Ernte waren knapp
behaup=
tet, dagegen bleibt Neuweizen, der insbeſondere an Küſte
reich=
licher herauskommt, ſelbſt bei Preiskonzeſſionen ſchwer abzuſetzen.
Weizen= und Roggenmehle in ſofortiger Ware werden gegen
Bar=
zahlung für den laufenden Bedarf gehandelt; Intereſſe beſteht
auch für das noch wenig angebotene Roggenmehl neuer Ernte.
Das Offertenmaterial in Hafer bleibt mäßig, und bei einiger
Konſumnachfrage waren die Preiſe gut behauptet. Neue
Winter=
gerſte liegt ſtetig, die Kaufluſt beſchränkt ſich in der Hauptſache
weiter auf feine Qualitäten.
Frankfurter Produktenbericht vom 22. Juli. Der Umfang des
Ge=
ſchäftes am Frankfurter Produktenmarkt zeigt in Anbetracht der
gegen=
wärtigen Kreditſituation eine immer merkliche Verringerung. Obwohl
für Brotgetreide als auch für Futtermittel konnten ſich die Preiſe gut
behaupten, da infolge der Witterungsverhältniſſe das Angebot in engen
Grenzen blieb. Am Mehlmarkte beſtand etwas Nachfrage, die
Forde=
rungen der Mühlen wurden um je 0,50 RM. erhöht. Es notierten in
RM.: Weizen 230—235 nom., Roggen 240, Wintergerſte neuer Ernte
190—192,50, Hafer inländ. 20—205, Weizenmehl ſüdd. Spezial 0 41,25
bis 42. dito niederrhein. Spezial 0 41,25—41,75, Roggenmehl (60
Pro=
zent Ausmahlung) 33,75—34,50, Weizenkleie 10,75, Roggenkleie 11,25.
Tendenz abwartend.
Der Präſident des engliſchen Handelsamtes teilte geſtern im
Unter=
haus auf Anfrage mit, daß die Ausfuhr engliſcher Waren nach
Deutſch=
land im Juni einen Wert von 29 730 000 Pfund Sterling erreichte,
wäh=
rend die Einfuhr deutſcher Waren nach England einſchließlich der
Sach=
lieferungen in Höhe von 16 Millionen Pfund Sterling im gleichen
Monat 36 550 000 Pfund Sterling ausmachte. Auf eine Zwiſchenfrage
warnte Graham davor, aus dieſen für Deutſchland günſtigen Ziffern
Schlüſſe zu ziehen.
Der Staatsſekretär für Ueberſeehandel, Gillett, beantwortete eine
Frage, die den Handel mit Deutſchland betraf, ſchriftlich dahingehend:
Während des erſten Halbjahres 1930 gewährte die
Exportkreditgarantie=
abteilung Kredite in Höhe von 154 828 Pfund Sterling im
Zuſammen=
hange mit Exporten nach Deutſchland. Die entſprechende Ziffer für das
erſte Halbjahr 1931 belief ſich auf 90 013 Pfund Sterling.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 22. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 54, Sept. 53½, Dez. 57½; Mais:
Juli 58.50, Sept. 51¾, Dez. 45; Hafer: Juli 25½, Sept. 26.50,
Dez. 29½; Roggen: Juli 35.75, Sept. 37½, Dez. 4078.
Schmalz: Juli 7.75, Sept. 7.80, Okt. 7.75, Dez. 7.15.
Speck, loko 7.75.
Schweine: leichte 7.25—7.55, ſchwere 5.40—6.40;
Schweine=
zufuhren: Chicago 13 000, im Weſten 60 000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 22. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 8.30; Talg, extra, loſe 3½; Mais,
loko New York 72.50; Mehl, ſpring wheat clears 4.00—4.25;
Fracht: nach England 1,6—2,3 Schilling, nach dem Kontinent
8—8.50 Cents.
Kakao. Tendenz: willig; Umſätze: 12; Lokonotiz: 5½; Juli
5.04, Sept. 5.24, Okt. 5.32, Dez. 5.49, Jan. 5,59, März 5.75,
Mai 5.86.
Kleine Birkſchaftsnacrichken.
Der 68. Deutſche Genoſſenſchaftsag, der in Dortmund ſtatifinden
ſollte, iſt in Anbetracht der ſchwierigen Wirtſchaftsverhältniſſe abgeſagt
worden. Vermutlich wird man aber im Herbſt eine erweiterte
Ausſchuß=
ſitzung in Berlin abhalten, doch ſind endgültige Beſchlüſſe hierüber noch
nicht gefaßt.
Wie wir erfahren, finden augenblicklich Verhandlungen zwiſchen
Wicking und Dyckerhoff über das Fuſionsprojekt ſtatt. Bisher iſt eine
Einigung über die Benertungsgrundlage von Wicking immer noch nicht
erreicht, von der aber die Fuſion letzten Endes abhängt. Weitergehende
Kombinationen über eine breitere Fuſionsgrundlage durch Einbeziehung
des Süd=Oſtdeutſchen Zementblockes ſind dem Vermehmen nach
gegen=
ſtandslos.
Die Fabrik für chemiſche Erzeugnife Carl Hisga A.=G. Worms,
ſchließt das Geſchäftsjahr 1930 mit eigem Verluſt vor. 6215 RM. ab, zu
deſſen teilweiſer Deckung der Gewinnvertrag aus 1929 mit 4310 RM.
herangezogen wird, ſo daß ein Verluſtreſt von 1904 RM. verbleibt.
Auf die Tagesordnung der für den 31. Juli anberaumten
ordent=
lichen Generalverſammlung der Continental=Hotel= und Großgaragen
A.=G. Wiesbaden, wird als weiterer Punkt geſetzt: Aufhebung des in
der Generalverſammlung vom 2. Juli 1929 gefaßten Beſchluſſes einer
Kapitalerhöhung um 750 000 RM. auf 1,5 Mill. RM.
Die Belegſchaft der Dillinger Hüttenwerke hat Dienstag vormittag,
nachdem die zwiſchen dem Arbeiterausſchuß und der Direktion geführten
Lohnverhandlungen ergebnislos verlaufen waren, die Arbeitsſtätte
ver=
laſſen. Da einer Aufforderung zur Wiederaufnahme der Arbeit nicht
Folge geleiſtet wurde, gab die Direktion durch Anſchlag bekannt, daß der
Betrieb des Werkes bis auf weiteres unterbrochen werden müſſe. Von
dieſer Maßnahme werden über 5000 Arbeiter betroffen.
Das neue engliſche Arbeitsloſenverſicherungsgeſetz, das verſchiedene
techniſche Abänderungen für Bergarbeiter, Kurzarbeiter, verheiratete
Frauen uſw. enthält, wurde am Dienstag vom Unterhaus mit 221 gegen
2 Stimmen in dritter Leſung angenommen. — Die Zahl der
Arbeits=
loſen in Großbritannien war am 13. Juli gegenüber der Vorwoche um
8401 auf 2 642 689 geſtiegen.
Die Bank von England verkaufte geſtern 3 455 634 Pfund Sterling
Barrengold nach Frankreich und exportierte ferner 17000 Pfund
Ster=
ling Münzgold.
Mit Rückſicht auf die geſpannte Lage auf dem internationalen
Kredit=
markt hat die öſterreichiſche Nationalbank beſchloffen, den Zinsſatz mit
ABirkung vom 23. Juli 1931 ab auf 10 Prozent zu erhöhen und die
Lombardzinsfätze dementſprechend auf 10½ und 11 Prozent
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