Einzelnummer 10 Pfennige
Bezugspreis:
Bel wöchentlich 7maligem Erſchelnen vom 4. Juſlt
bſs 31. Juſi 2.48 Reichsmark und 22 Pfennig
-Abtragegeblhr, abgeholt 2.2s Reſchemark, durch die
Agenturen 2,4d Reſchsmark ſrei Haus. Poſſbezugspreie.
im Juli ohne Beſtellgeld monatliſch 2.75 Reſchsmarl.
Verantworiſchkeſt für Aufnahme von Anzelgen an
beſimmten Tagen wird nſcht übernommen. Nſche
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechiſgt den Bezſeher nſcht zur Kürzung des
Bezugspreſſes. Beſſellungen und Abbeſſellungen durch
Fernruf ohne Verbindlſchkeſt für uns. Poſſcheckonto
Franffurt a. M. 4304.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 195
Donnerstag, den 16. Juli 1931.
194. Jahrgang
Anzeigenpreis:
Amm brelte Zeile im Kreiſe Darmftadt 25 Reichspfg.
FinanzeAnzeilgen 40 Reſchspfg. Relſamezelle (92 mm
breitl2 Reſchemarl Anzelgen vonauswärte 4o Reſchspia.
Finanz=Anzeigen 60 Reſchspfg. 92 mm breite
Rellame=
zeſſe 300 Reiſchemark. Alle Preiſe in Reſchsmark
4 Dollar — 4.20 Marl. — Im Falle höberer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Strell nſw. erliſcht
ſede Verpfſchtung guf Erfüllung der Anzeigene
auſträge und Leiſtung von Schadenerſah. Bel
Konhurs oder gerſchtlicher Beſtreſbung fällt ſeder
Nebaſt weg. Bonſioni Deuſche Bon und Danme
ſädter und Natſonalbank.
Tenet aaf ven dege ſiat Selbſthnfe.
Vorerſt kein Deviſen=Kommifſar. — Bankkechniſche Maßnahmen zum Schuhe der Währung. — Neue Nokverordnung
Des Neiag
äſidenken über die Wiederaufnahme des Zahlangsverkehrs nach den Bankſeierkagen, über den ?
W
und über die Veröffenklichung der Kurſe. — Heuke Wiedereröffnung der Bankſchalker.
Die Wiederaufnahme des
Zahlungs=
verkehts.
* Der Reichspräſident von Hindenburg hat unter dem 15.
Juli eine Notverordnung unterzeichnet, die ſich auf die
Wieder=
aufnahme des Zahlungsverkehrs nach den Bankfeiertagen und
des Verkehrs mit Deviſen und über die Kursveröffentlichung
beſchäftigt. Dieſe Verordnung iſt von außerordentlicher
Wichtig=
keit, weil ihr Sinn darin beſteht, nach der Wiedereröffnung der
Schalter durch ſchrittweiſe Wiederingangbringung des
Zah=
lungsverkehrs eine Beruhigung eintreten zu laſſen und vor allem
zu verhindern, daß plötzlich die Inhaber von Bank= und
Spar=
konten Spargelder an ſich ziehen und anhäufen. Es iſt den
Banken überlaſſen, die Beträge auszuzahlen, die ſie für
notwen=
dig erachten. Sie müſſen dabei von der Natur ihrer Kunden
und deren Bedürfniſſen ausgehen. Infolgedeſſen iſt feſtgeſetzt,
daß die Abhebungen für Löhne und Gehälter und Leiſtungen
im Rahmen der Sozialverſicherungen den Vorrang haben. Es
follen aber nicht nur die Gelder herausfließen, ſondern auch
Gelder wieder in die Banken zurückgehen. Darum ſind alle
Guthaben, die aus Bareinzahlungen nach dem 15. Juli
ent=
ſtanden ſind, vollkommen frei.
Beſondere Beſtimmungen erleichternder Natur ſind für
Schuld=
ner getroffen, die durch die Erklärung von Bankfeiertagen ohne
ihr Verſchulden daran gehindert worden ſind, ihren
Zahlungs=
verbindlichkeiten nachzukommen. Geregelt iſt auch das
Ueber=
weiſungsverfahren, das ſehr raſch wieder in Gang gebracht
wer=
den muß. Es ſind Ueberweiſungen zuläſſig zwiſchen den von den
Bankfeiertagen getroffenen Geldinſtituten jedoch nur insgeſamt
bis zur Höhe der Hälfte des Guthabens der Auftraggeber und
höchſtens 10 000 Mark. Die Auszahlungen erfolgen in begrenztem
Umfange in der Zeit vom 16. bis 18. Juli.
Die Verordnung über den Verkehr mit Zahlungsmitteln iſt
im weſentlichen die Deviſenverordnung des Jahres 1924. Sie iſt
außerordentlich ſcharf gefaßt und mit empfindlichen
Strafbeſtim=
mungen verſehen. Weſentlich iſt auch die Verordnung über die
Veröffentlichung von Kurſen. Es dürfen nur amtlich feſtgeſtellte
Kurſe bekanntgegeben werden, um zu verhindern, daß eine
Panik=
ſtimmung künſtlich erzeugt wird. Uebrig bleibt noch eine zweite
Verordnung über die Danatbank, die ſich aber nur auf die
Friſt=
erſtreckung für Scheckproteſte erſtreckt.
Die geſamte Notverordnung iſt voller Härten. Das
Reichs=
kabinett hat ſich die Maßnahmen, die jetzt zur Anwendung
ge=
langen, ſehr eingehend überlegt. Die anormalen Zeiten, in denen
wir uns befinden, haben aber anſcheinend Maßnahmen notwendig
gemacht, die ſich in erſter Linie auf die bevorſtehenden
Lohnzah=
lungen erſtrecken, zum andern aber dazu dienen ſollen, eine
all=
mähliche Beruhigung herbeizuführen, und den Zahlungsverkehr
wieder in Gang zu bringen. So wie ſich im Laufe des Donnerstag
herausſtellen ſollte, daß Erleichterungen, erfolgen können, wird
die Reichsregierung unverzüglich in dieſem Sinne eingreifen, da
es ihr darauf ankommt, alles zu tun, was eben geeignet iſt, um
über die gegenwärtigen Schwierigkeiten möglichſt raſch hinweg zu
kommen. Das deutſche Volk hat bis jetzt eine bewundernswerte
Ruhe und Zuverſicht an den Tag gelegt. Man darf erwarten, daß
es nicht noch in letzter Minute die Nerven verliert und von ſich
aus mithilft, aus der kritiſchen Situation wieder herauszukommen.
Die Reichsregierung hat davon Abſtand genommen, einen
Deviſen=
kommiſſar zu ernennen. Die Durchführung der Deviſenordnung
wird von der Reichsregierung und der Reichsbank gemeinſam
ge=
handhabt werden.
zur Wiederaufnahme des Zahlungsverkeßts
naf den Fafſelſchen.
Die angekündigten Notverordnungen werden nunmehr
ver=
öffentlicht. Die „Verordnung des Reichspräſidenten
über die Wiederaufnahme des
Zahlungsver=
kehrs nach den Bankfeiertagen im Verkehr mit
Deviſen und ihre Veröffentlichung vom 15. Juli
1931” hat folgenden Wortlaut:
8 1. Die Reichsregierung iſt ermächtigt, die Wiederaufnahme
des Zahlungsverkehrs nach den Bankfeiertagen zu regeln. Sie kann
Maßnahmen zum Schutze gegen die Folgen der Erklärung von
Bankfeiertagen und der Regelung der Wiederaufnahme des
Zah=
ungsverkehrs treffen.
S 2. Die Reichsregierung iſt ermächtigt, Vorſchriften
1) über den Verkehr mit ausländiſchen Zahlungsmitteln und
Forderungen in ausländiſcher Währung in Anlehnung an die
Deviſenverordnung vom 8. November 1924,
2) über die Veröffentlichung von Kurſen, von Wertpapieren
und Metallen zu erlaſſen.
8 3. Dieſe Verordnung tritt am 15. Juli 1931 in Kraft.
gez. Reichspräſident
Berlin, 15. Juli.
v. Hindenburg.
Die Berordnung
ier den Berlelt eif ausſändichen zaclungsniſten
Auf Grund der Verordnung des Reichspräſidenten vom
15. Juli wird verordnet:
8 1. Ausländiſche Zahlungsmittel und Forderungen in
ausländiſcher Währung dürfen gegen inländiſche Zahlungsmittel
nur von oder durch Vermittlung der Reichsbank erworben und
nur an die Reichsbank oder durch ihre Vermittlung abgegeben
werden. Die Reichsbank kann die Befugniſſe zum An= und
Verkauf (Kommiſſionsweiſe oder auf eigene Rechnung) anderen
Kreditinſtituten verleihen.
Die Reichsbank kann von der Vorſchrift des Abſ. 1, Satz 1,
Ausnahmen zulaſſen.
8 2. Termingeſchäfte in ausländiſchen Zahlungsmitteln oder
Forderungen in ausländiſcher Währung oder in Edelmetallen
gegen inländiſche Zahlungsmittel ſind verboten.
8 3. Zahlungsmittel, im Sinne dieſer Verordnung ſind
Geldſorten (Münzgeld, Papiergeld, Banknoten und dal.) und
Zahlungsanweiſungen, Schecks und Wechſel.
Forderungen in ausländiſcher Währung im Sinne diefer
Verordnung ſind Forderungen, bei denen der Gläubiger
An=
ſpruch auf Zahlungen in effektiver ausländiſcher Währung hat.
Als Forderungen in ausländiſcher Währung gelten nicht
aus=
ländiſche Wertpapiere.
Edelmetalle im Sinne dieſer Forderungen ſind Gold,
Sil=
ber, Platin und Platinmetalle in den im Handel mit ſolchen
Metallen üblichen Formen.
8 4. Ausländiſche Zahlungsmittel und Forderungen in
ausländiſcher Währung, für die eine amtliche Notierung in
Berlin erfolgt, dürfen gegen inländiſche Zahlungsmittel zu
kei=
nem höheren als dem letztgenannten amtlichen in Berlin
notier=
ten Briefkurs erworben oder abgegeben werden.
Der Kurs für die Auszahlungen iſt auch für die Geſchäfte
in Geldſorten maßgebend, wenn für die Geldſorten kein
beſon=
derer amtlicher Kurs notiert wird.
Wird ein Kurs notiert, ſo gilt er nur für die Geſchäfte in
Geldſorten.
8 5. Ausländiſche Zahlungsmittel und Forderungen in
aus=
ländiſcher Währung, für die eine amtliche Notierung in Berlin
nicht vorliegt, dürfen gegen inländiſche Zahlungsmittel zu keinem
höheren als dem letzt bekannten und von einem Ausſchuß der
Berliner Bedienungsgemeinſchaft für den Wertpavierverkehr als
Briefkurs ermittelten und in der Preſſe veröffentlichten Preiſe
erworben oder abgegeben werden.
Ausländiſche Zahlungsmittel und Forderungen in
ausländi=
ſcher Währung, für die weder eine amtliche Notierung in Berlin
erfolgt noch gemäß Abſ. 1 Preiſe ermittelt und veröffentlicht
wer=
den, dürfen gegen inländiſche Zahlungsmittel zu keinem höheren
Preiſe erworben oder abgegeben werden, der mit der Grundlage
einerſeits eines letzt bekannten ausländiſchen Briefkurſes dieſes
Zahlungsmittels und andererſeits des letzt bekannten amtlichen
in Berlin notierten Briefkurſes der Währung des ausländiſchen
Börſenplatzes errechnet iſt.
8 6. Geſchäfte, die gegen eine Vorſchrift der 88 2, 4 oder 5
verſtoßen, ſind nichtig.
Die Nichtigkeit kann nicht zum Nachteil von Perſonen geltend
gemacht werden, die den die Nichtggkeit ergründenden
Sachver=
halt beim Abſchluß des Geſchäftes nicht kannten.
8 7. Die 88 2, 4—6 gelten nicht für Geſchäfte, die mit der
Reichsbank oder der Deutſchen Golddiskontbank abgeſchloſſen
werden.
8 8. Alle inländiſchen Kurſe ausländiſcher Zahlungsmittel
dürfen nur die amtlichen Notierungen der Berliner Börſe oder im
gleichgeſtellten Preiſe veröffentlicht werden.
8 9. Der Reichswirtſchaftsminiſter oder die von ihm
be=
ſtimmte Stelle kann von jedermann Auskunft über im eigenen
oder fremden Namen und für eigene oder fremde Rechnung
ab=
geſchloſſene oder vermittelte Geſchäfte mit ausländiſchen
Zah=
lungsmitteln und Forderungen in ausländiſcher Währung
for=
dern, insbeſondere Vorlage der Bücher und ſonſtiger Belege
fordern.
Der Reichswirtſchaftsminiſter kann anordnen, daß ihm oder
der von ihm beſtimmten Stelle gegenüber die Richtigkeit einer
Auskunft nach Abſ. 1 eidesſtattlich verſichert wird.
8 10. Mit Gefängnis und mit Geldſtrafen bis zum
Zehn=
fachen des Betrages der ausländiſchen Zahlungsmittel, der
For=
derungen in ausländiſcher Währung oder der Edelmetalle wird
beſtraft, wer vorſätzlich
1) dem 8 1 zuwider ausländiſche Zahlungsmittel oder
For=
derungen in ausländiſcher Währung gegen inländiſche
Zahlungs=
mittel erwirbt oder abgibt.
2) dem § 1 zuwider den Erwerb oder die Abgabe von
aus=
ländiſchen Zahlungsmitteln oder Forderungen in ausländiſcher
Währung gegen inländiſche Zahlungsmittel vermittelt.
3) Ausländiſche Zahlungsmittel oder Forderungen in
aus=
ländiſcher Währung gegen inländiſche Zahlungsmittel zu einem
höheren als dem nach den 88 4 und 5 zugelaſſenen Preiſen
ab=
gibt oder erwirbt oder einen ſolchen Erwerb vermittelt.
4) Termingeſchäfte in ausländiſchen Zahlungsmitteln oder
Forderungen in ausländiſcher Währung oder in Edelmetallen
gegen inländiſche Zahlungsmittel abſchließt oder vermittelt,
Wird eine der Hanolungen fahrläſſig begangen, tritt nur
die Geldſtrafe ein. An die Stelle der Geldſtrafe tritt bei
Nicht=
eintreibbarkeit Gefängnis.
Mit der in Abſ. 1 bezeichneten Strafe wird beſtraft, wer
vorſätzlich zu einer im Abſ. 1 mit Strafe bedrohten Handlung
auffordert, anreizt oder ſich erbietet. Neben der Strafe können
die ausländiſchen Zahlungsmittel und die Forderungen in
aus=
ländiſcher Währung, auf die ſich die ſtrafbare Handlung bezieht,
zugunſten des Reiches eingezogen werden, auch wenn ſie dem
Täter oder einem Teilnehmer nicht gehören. Die Einziehung
unterbleibt, wenn der von der Einziehung Betroffene nachweiſt,
daß er von der Straftat auch keinen Vorteil gehabt hat.
Er=
weiſt ſich die Einziehung als nicht durchführbar, ſo kann das
Gericht nachträglich durch Beſchluß die Einziehung des Wertes
anordnen. Der Feſtſtellung des Wertes der Zahlungsmittel und
der Forderungen iſt der nach den Vorſchriften dieſer
Verord=
nung errechnete mittlere Kurswert im Zeitpunkt der verbotenen
Handlung zugrunde zu legen.
Zur Sicherung der Geldſtrafe oder zur Einziehung kann
das Vermögen des Angeſchuldigten ganz oder teilweiſe
beſchlag=
nahmt werden.
8 11. Mit Geldſtrafen wird beſtraft, wer vorſätzlich oder
fahrläſſig
1) Kurſe ausländiſcher Zahlungsmittel veröffentlicht, die
nach 8 8 nicht veröffentlicht werden dürfen,
2) Die vom Reichswirtſchaftsminiſter oder der von ihm
be=
ſtimmten Stelle geforderten Auskünfte nicht in beſtimmter Friſt,
unvollſtändig oder unrichtig erſtattet oder die Bücher oder
ſon=
ſtigen Belege nicht in der beſtimmten Friſt oder unvollſtändig
vorlegt.
8 12. In den Fällen der 88 10 und 11 finden die
Vor=
ſchriften der 88 4 und 6 der Reichsabgabenordnung entſprechende
Anwendung.
8 13. Der Reichswirtſchaftsminiſter wird ermächtigt, die
zur Durchführung dieſer Verordnung erforderlichen
Rechtsver=
ordnungen und allgemeinen Verwaltungsvorſchriften zu erlaſſen.
Er kann anordnen, daß und in welchem Umfange bei
Zuwider=
handungen gegen die Durchführungsbeſtimmungen die
Strafbe=
ſtimmungen der 85 10—12 Anwendung finden.
8 14. Die Verordnung tritt am 16. Juli 1931 in Kraft.
gez. Dr. Brüning.
Die Berordnung über die Beröffenklichung von Kurſen
hat folgenden Wortlaut:
Aufgrund der Verordnung des Reichspräſidenten vom 15. Juli
1931 wird verordnet:
8 1. In öffentlichen Bekanntmachungen oder in Miteilungen,
die für einen größeren Perſonenkreis beſtimmt ſind, dürfen
An=
gaben, die ſich auf Preiſe beziehen, zu denen ausländiſche
Zah=
lungsmittel, die Reichsmark und Wertpapiere gehandelt,
ange=
boten oder geſucht worden ſind oder ſein ſollen, nicht gemacht
wer=
den, es ſei denn. daß es ſich um amtlich feſtgeſtellte Kurſe einer
Börſe handelt. Die Reichsregierung kann Ausnahmen zulaſſen.
8 2. Die Vorſchriften des 8 1 gelten entſprechend den
Termin=
geſchäften in Kupfer, Zink, Zinn und Blei.
§ 3. Wer den Vorſchriften des § 1 oder 2 zuwiderhandelt,
wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten und mit Geldſtrafe oder
mit einer dieſer Strafen beſtraft.
8 4. Dieſe Verordnung tritt am 16. Juli 1931 in Kraft.
gez.: Dr. Brüning.
Reichsbank ſetzt neue Deckungsgrenze feſt
Denalſenun des Feſchanffclanfse
von 7 auf 10 Prozenk.
* Berlin, 15. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Geldbedarf, der ſich gegen Ende der Woche wegen der
bevorſtehenden Lohnauszahlungen beſonders empfindlich
bemerk=
bar macht, hat nun dazu geführt, daß die Reichsbank die
geſetz=
lich vorgeſchriebene Deckung für die in Umlauf befindlichen Noten
unterſchritten hat. Aufgrund des Reichsbankgeſetzes ſteht ihr
dieſe Möglichkeit offen. Sie kann bis auf 30 v. H. heruntergehen,
wie das bei dem weitaus überwiegenden Teil der Notenbanken
der Fall iſt. Das hat allerdings die Einführung einer
Noten=
ſteuer und die Heraufſetzung des Reichsbankdiskonts zur
Voraus=
ſetzung. Der Diskontſatz iſt denn auch ganz empfindlich
herauf=
geſchraubt worden, und zwar von 7 auf 10 v. H. Gleichzeitig iſt
der Lombardſatz von 8 auf 15 v. H. erhöht worden.
Man glaubt, daß durch dieſe neuen Sätze namentlich die
ge=
hamſterten Geldbeſtände locker gemacht werden. Mit der
Unter=
ſchreitung der Deckungsgrenze wird aber auch die Möglichkeit
ge=
geben, neues Papiergeld in den Verkehr zu bringen. Man wird
aber zunächſt aus den Beſtänden der Reichsbank nur 600 Millionen
entnehmen. Dieſe Notenausgabe der Reichsbank — das muß ganz
ausdrücklich hervorgehoben werden — hat mit irgendwelchen
In=
flationserſcheinungen nichts zu tun. Sie bewegt ſich ſtreng im
Nahmen der beſtehenden Geſetze, die zur Stützung unſerer
Wäh=
rung erlaſſen worden ſind. Es beſteht alſo nicht die geringſte
Veranlaſſung, wegen der Unterſchreitung der Deckungsgrenze
ner=
vös zu werden. Die Reichsbank hat ſich dabei lediglich von dem
Beſtreben leiten laſſen, Bargeld zur Verfügung zu ſtellen, das
un=
gewöhnlich knapp geworden iſt. Man darf hoffen, daß dieſe
Maß=
nahme genügt und daß wir über die erſten Schwierigkeiten
hin=
weg ſiv”.
Seite 2
Donnerstag, den 16. Juli 1931
Nummer 195
In Verhandlungen des Reichsbankpräſidenten mit den
Ban=
ken iſt es gelungen, über einen Zahlungs= und
Ueberweiſungs=
verkehr zwiſchen der Reichsbank, den Privatnotenbanken und der
Deutſchen Golddiskontbank hinaus Ueberweiſungen zu ermöglichen.
Aufgrund dieſer Tatſache wird eine zweite Notverordnung über
die Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs nach den
Bankfeier=
tagen ausgegeben. In deren § 2 heißt es, daß außer den
vor=
genannten Inſtituten nach den Bankfeiertagen für unbeſchränkt
zuläſſig erklärt werden, Ueberweiſungen zwiſchen den von den
Bankfeiertagen betroffenen Inſtituten, jedoch nur insgeſamt bis
zur Höhe der Hälfte des Guthabens des Auftraggebers und
höch=
tens bis zu 10 000 Mk., und nur auf ein bereits beſtehendes Konto
eines Dritten bei einem von den Bankfeiertagen betroffenen
In=
ſtitut. Die Verordnung iſt nur von dem Stellvertreter des
Reichs=
kanzlers unterzeichnet. Jedoch iſt der Kanzler von ihr in
Kennt=
nis geſetzt.
* Berlin, 15. Juli. (Priv.=Tel.).
Die Darmſtädter und National=Bank, Kommanditgeſellſchaft
auf Aktien, teilt zur Vermeidung unnötiger Scheckproteſte und
der dadurch entſtehenden Koſten mit, daß ſie bei allen ihren
Stellen angeordnet habe, daß beim Vorlegen von Schecks auf
Wunſch der Vermerk „Vorgelegt und nicht bezahlt” erteilt
wer=
den ſoll. Die Bank weiſt ferner daraufhin, daß in einer für
dieſe Nacht vorausſichtlich zu erwartenden
Durchführungsver=
ordnung die Vorlegungsfriſt für Schecks auf die Danat=Bank
bis zum 6. Auguſt verlängert werden ſoll, ſo daß dann zur
Erhaltung des Scheckregreßrechtes die Vorlegung vor dieſem
Tag nicht erforderlich ſein dürfte.
Vom Tage.
Reichspräſident von Hindenburg iſt am Mittwoch vormittag
wieder nach Berlin zurückgekehrt.
Die Reichsregierung hat gemäß Artikel 3. Abſatz 1, der
Ver=
ordnung zur Durchführung der Verordnung des Reichspräſidenten
über die Darmſtädter und Nationalbank vom 13. Juli 1931 (RGB.
1 S. 159) den Reichsbankdirektor Schippe in Hamburg zum zweiten
Treuhänder für die Darmſtädter und Nationalbank beſtellt.
Wie die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft mitteilt, zahlt ſie die
fälligen Gehälter und Löhne aus den ihr zur Verfügung
ſtehen=
den Mitteln. Die Reichsregierung übernimmt im übrigen die
Sicherheit für die Einlagen bei den Reichsbahnſparkaſſen.
Die Auswirkungen der deutſchen Kriſe machen ſich ſelbſt in
den Randſtaaten bemerkbar. Infolge des Anſturmes der Einleger
auf die Libauer Banken hat ſich die lettländiſche Regierung nach
dem Muſter der Reichsregierung zur Uebernahme der Garantie für
Einlagen und Guthaben gezwungen geſehen.
Der Meinungsaustauſch zwiſchen Brüſſel und Waſhington
über die Durchführung des Hoover=Plans geht weiter. Aus den
bisherigen Beſprechungen ergibt ſich die Möglichkeit einer
Verein=
barung, die Belgiens Lage berückſichtigt. Belgien hat der
engli=
ſchen Regierung mitgeteilt, daß es die Einladung zur
Verſtändi=
gungskonferenz annehme und auf ihr vertreten ſein wird durch
Gutt Frere, Janſon, Marx Imeers und Viconte de la Sheere.
Wie die Havas=Agentur mitteilt, hat Deutſchland bei der
Bank für internationalen Zahlungsausgleich in Baſel die
Zah=
lung für die ungeſchützte Annuität des Young=Planes geleiſtet. Der
Betrag wurde gemäß dem franzöſiſch=amerikaniſchen Abkommen
über die Durchführung des Hoover Moratoriums ſofort zur
Ver=
fügung der Reichsbank geſtellt.
Die amerikaniſche Regierung erhielt die offizielle Nachricht,
daß die B. J.3. von England. Frankreich und Italien aufgrund
des Hoover=Planes die Mitteilung erhalten hat, daß dieſe Länder
die am 15. Juli fälligen Reparationszahlungen nicht erwarten.
Die zweite Verordnung des Reichspräſidenten zur
Durch=
führung der Verordnung des Reichspräſidenten über die Danat=
Bank vom 15. Juli 1931 hat folgenden Wortlaut:
Art. 1. Artikel 7, Satz 3, der Verordnung zur Durchführung
der Verordnung des Reichspräſidenten erhält folgende Faſſung.
Satz 2 gilt entſprechend für die Ausübung oder Erhaltung des
Re=
greßrechtes aus einem Scheck.
Art. 2. Dieſe Verordnung tritt am 16. Juli 1931 in Kraft.
gez. Dr. Brüning.
Berlin, 15. Juli.
In dem Prozeß gegen den braunſchweigiſchen Staatsminiſter
Dr. Franzen verkündete das Schöffengericht Berlin=Mitte unter
Vorſitz des Amtsgerichtsrats Dr. Herzfeld folgendes Urteil: Der
Angeklagte wird auf Koſten der Staatskaſſe freigeſprochen. Der
Freiſpruch des Angeklagten erfolgte mangels Beweiſes. Vor der
Urteilsverkündung hatte der Vorſitzende an die Zuhörer die
Mah=
nung gerichtet, ſich jeder Beifalls=oder Mißfallensäußerung zu
ent=
hälten, da er ſonſt wegen ungebührlichen Verhaltens vor
Ge=
richt werde einſchreiten müſſen. Die Aufnahme des Urteils
er=
folgte völlig ruhig.
In der Urteilsbegründung führte der Vorſitzende u. a. aus,
daß die unerfreulichſte Rolle in dem Prozeß der
nationalſozia=
liſtiſche Landtagsabgeordnete Lohſe geſpielt habe, der ſich auf
der Polizeiwache im Hintergrunde gehalten habe, um nicht
er=
kannt zu werden. Er habe im Anfangsſtadium des
Ermitt=
lungsverfahrens bei der Polizei bewußt gelogen. Man müſſe
Dr. Franzen glauben, wenn er ſage, daß auf dem Wege zur
Polizeiwache zwiſchen ihm und Lohſe kein Wort darüber
ge=
ſprochen worden ſei, daß Lohſe dem Guth ſeinen
Landtagsaus=
weis gegeben habe. Als feſtgeftellt müſſe angeſehen werden, daß
Dr. Franzen auf der Polizeiwache mitgewirkt habe, den wahren
Sachverhalt zu verſchleiern und an dem Befreiungsverſuch des
Guth teilgenommen habe. Die Antworten, die Franzen dem
Polizeibeamten gegeben habe, ſtellten eine Begünſtigung inſofern
dar, als ſie im Sinne einer Irreführung der Beamten abgegeben
wurden. Bei der Prüfung der Frage, ob auf der Polizeiwache
Dr. Franzen mitgeteilt worden ſei, daß Guth eines Vergehens
beſchuldigt würde, ſei das Gericht zu einer Verneinung dieſer
Frage gekommen, ſchon allein infolge der Unſtimmigkeiten bei
den Ausſagen der Bamten. Es ſei gerade die Tragik in dieſem
Falle, daß ein bisher makelfreier und für ſein Land zweifellos
das Beſte wollender Mann als Menſch und als Richter in einen
Konflikt geraten ſei, und trotz der bei ihm vorhandenen
Hem=
mungen eine Handlung begangen habe, die zwar nicht
ſtrafrecht=
lich zu ahnden, aber eine nicht legale zu nennen ſei.
* Paris, 15. Juli.
Die Havas Agentur befaßt ſich in einer Auslaſſung mit den
heute in Paris geführten Unterredungen zwiſchen Staatsſekretär
Stimſon, Staatsſekretär Henderſon und dem franzöſiſchen
Miniſter=
präſidenten Laval und ſtellt weitere Unterhandlungen für morgen
in Ausſicht. Außerdem wird in der Auslaſſung darauf hingewieſen.
daß der franzöſiſche Miniſterrat, der am Freitag zuſammentritt,
ſich ebenfalls mit den Problemen beſchäftigen wird, die heute
Ge=
genſtand der Ausſprache der verſchiedenen Miniſter geweſen ſind,
vor allem mit der Frage einer evtl. Finanzhilfe für Deutſchland.
Es heißt in dieſer Auslaſſung: So wie die Dinge
augen=
blicklich liegen, wird die öffentliche Meinung Frankreichs, die
weit davon entfernt iſt, ſich über die gegenwärtige Lage in
Deutſchland zu freuen und ohne die Frage der
Verantwortlich=
keit zu unterſuchen, ſich nicht weigern, einer evtl. franzöſiſchen
Mitwirkung ins Auge zu blicken. Die franzöſiſche öffentliche
Meinung verkennt in der Tat nicht, daß der Krieg eine mehr
und mehr gegenſeitige Abhängigkeit der Völker zur Folge gehabt
hat, und Frankreich verneint nicht die Verpflichtung der
inter=
nationalen Solidarität.
Aber die Erfahrungen, die man in den letzten Jahren in den
Beziehungen zu Deutſchland gemacht hat, dürfen klugerweiſe die
franzöſiſche Politik nicht dazu führen, das franzöſiſche
National=
vermögen in gewagten Operationen anzulegen. Deswegen kommt
es für Frankreich nicht in Frage, Deutſchland Kredite zu eröffnen,
ohne daß es als Gegenleiſtung ſubſtantielle Garantien gibt, welche
durch ein gemeinſames Abkommen der intereſſierten Finanzminiſter
feſtgelegt werden muß. Die ins Auge gefaßten Operationen
wer=
den tatſächlich von ſolchem Ausmaße ſein, daß ſie nicht ohne die
Mitarbeit der amerikaniſchen, engliſchen, franzöſiſchen Banken
ge=
lingen wird, die ſich zu einer gemeinſamen Anſtrengung vereinigen
müßten und die ihre gleichen Intereſſen und ihre gleichen Rechte
haben würden. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſe techniſchen
Be=
dingungen nicht genügen würden, um die deutſche Währung zu
retten, wenn ſie nicht während der Periode der Wiederaufrichtung
von einer politiſchen Stabilität begleitet ſein werden, ohne die
ein internationales Vertrauen und ein Kredit nicht möglich iſt.
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ſich die öffentliche Meinung der
ganzen Welt mit der augenblicklichen finanziellen Kriſe in
Deutſchland befaßt, die ihren ſichtbaren Ausdruck in den
Vorgän=
gen der letzten zwei Tage und in den Verordnungen gefunden
hat, die die Reichsregierung erlaſſen mußte und noch vorbereitet.
Dabei ergibt ſich ein gewiſſes Mißverhältnis zwiſchen den
tat=
ſächlichen und den vermeintlichen Notwendigkeiten, um die es
zur=
zeit für Deutſchland geht, und dieſes Mißverhältnis wird um ſo
größer, je mehr die Erfüllung dieſer Notwendigkeiten von eigenen
politiſchen und anderen Abſichten der in Betracht kommenden
Völker belaſtet iſt.
Denn es ſcheint, daß man ſich die Hilfsaktion im Auslande
vielfach in Form einer großen Regierungsanleihe vorſtellt, die
Deutſchland nötig habe, daß man aber weder die wirklichen
Ur=
ſachen noch die wirklichen Bedürfniſſe mit dieſem Gedankengang
trifft. Denn das Budget iſt, vorausgeſetzt, daß nicht irgendwelche
Ereigniſſe alle aufgeſtellten Berechnungen umwerfen, mit Hilfe der
Notverordnung über Kriſenſteuer uſw. in Ordnung; und es iſt
weder die Reichsregierung und die Reichskaſſe noch ſind es, von
einigen kommunalen Schwierigkeiten abgeſehen, andere öffentliche
Kaſſen, die eine Hilfe notwendig hätten. Das, worum es geht, iſt
die Wirtſchaft, deren Funktionen finanziell von der Reichsbank
geleitet und in ihr geſpiegelt werden. Dieſe Wirtſchaft iſt nicht
in der Lage — und mit Ausnahme der beiden goldüberſättigten
Wirtſchaftskörper Amerikas und Frankreichs würde das im
glei=
chen Falle wohl für jede andere Wirtſchaft der Welt im
gegen=
wärtigen Augenblicke gelten — einen ſo radikalen Blutentzug von
ſich aus zu überwinden, wie er ſchon ſeit einem Jahre, mit akuter
Beſchleunigung aber und in immer raſenderem Tempo ſeit einigen
Wochen betrieben wurde. Es trifft nicht zu, daß der deutſchen
Wirtſchaft und ihren Geldinſtituten wegen ſchwerwiegender
ſelbſt=
verſchuldeter Mißgriffe Subſtanz verloren gegangen ſei, die nun
mit Hilfe des Auslandes erſetzt werden müßte. Von einigen,
vielleicht auch in der allgemeinen Kriſe der Weltwirtſchaft
wur=
zelnden, andern vielleicht auch ſelbſtverſchuldeten Fehldispoſitionen
abgeſehen, die ſich bei der allgemeinen Knappheit Deutſchlands an
eigenen Mitteln beſonders peinlich auswirken mußten, iſt die
deutſche Wirtſchaft geſund und ihre Aufbauleiſtung nach den
Jah=
ren des Krieges und der Inflation erſtaunlich. Daß ſie unter dem
Zwang der Verhältniſſe in eine größere Abhängigkeit von kurze
friſtigen Anleihen geraten iſt, als ſich in einem Augenblick der
Kriſe als gut und nützlich erweiſt, kann ihr angeſichts der
Erſt=
maligkeit einer ſo völligen Verſchiebung der Geldgrundlagen in
der ganzen Welt kaum zum Vorwurf gemacht werden. Und was
jetzt vom Ausland verlangt wird, iſt nichts Neues, ſondern
ledig=
lich der Erſatz dieſer panikartig oder gar aus politiſchen Gründen
abgezogenen Anleihen.
Daran müſſen die Notenbanken, die auf Grund ihrer
volks=
wirtſchaftlichen Funktion an der Erhaltung der internationalen
Zuſammenhänge intereſſiert ſind, in erſter Linie mitarbeiten, auch
wenn ſie vielleicht allein nicht ſtark genug ſind, um dieſe Aktion
durchzuführen. Denn wenn die deutſche Wirtſchaft
zuſammen=
brechen würde, bräche die ganze europäiſche Wirtſchaft zuſammen,
würde vor allem der Oſten und Südoſten Europas zum Erliegen
kommen. Das erkennt z. B. das „Petit Journal”, das Organ
Leucheurs, deſſen Leitartikel ausführt, zwiſchen den Nationen
be=
ſtehe bereits eine Verflechtung der wirtſchaftlichen und ſozialen
Intereſſen, die es unmöglich mache, daß das Unglück des einen
das Wohl des anderen bedeute. Das erkennt der franzöſiſche
So=
zialiſtenführer Léon Blum, wenn er Frankreich ermahnt, ohne
vorher Bedingungen zu ſtellen, das notwendige Rettungswerk zu
übernehmen, da ein Ruin Deutſchlands auf Frankreich ſelbſt
zurück=
fallen würde, und eine mißtrauiſche Aktion ſtatt Dankbarkeit
Ver=
bitterung und Groll zurücklaſſen müßte. Das erkennen die
eng=
liſchen Blätter, die Frankreich vorwerfen, ſeine Politik habe
bis=
her mindeſtens den Eindruck entſtehen laſſen, als wolle ſie die
finanzielle Notlage Deutſchlands zur Erpreſſung von
Zugeſtänd=
niſſen benutzen, anſtatt mit einem Schlage das Jahrhunderte alte
Ziel einer wirklichen Freundſchaft zu erreichen, ohne Bedingungen
zu ſtellen. Das erkennen ſchließlich auch die Amerikaner, die ihre
Hilfsbereitſchaft vorbereiten in der Erwartung, daß Frankreich
führend vorangehe.
Es iſt ein geſchichtlicher Augenblick, deſſen richtige Benutzung,
nicht zur Erlangung verhältnismäßig kleiner vermeintlicher
Vor=
teile, ſondern zur Gewinnung von Vertrauen durch Vertrauen, zur
Entkräftung von Beſorgniſſen und Vorurteilen durch diejenigen,
die dazu die Macht haben, das Unheil in Segen verwandeln
könnte!
Die Büchererſcheinungen über das große Erleben des
Welt=
krieges ſind vorübergehend im Abebben. Schließlich iſt über das
„Erleben, des Krieges ſelbſt nichts mehr zu ſagen.
Einzel=
ſchickſale und Sonderſchickſal einzelner Waffen bleiben immer nur
Teil des Großen, Weltbewegenden. Was ſonſt noch geſchrieben
und gedruckt wird, iſt mehr oder weniger Tendenz, oder iſt nur
Aenderung der Form und Geſtaltung. Dennoch liegen einige
Werke vor, die Beachtung verdienen, auch aus und auf dieſem
Gebiet der Kriegsliteratur. Bemerkenswerter aber iſt die
Er=
ſcheinung der Abkehr vom eigentlichen Kriegserleben.
Sind die Autoren und die Bücher, die zu den Folgen des
Krieges, zu ſeinen Auswirkungen Stellung nehmen, und die
zum Teil ſchon in kühnem Gedankenflug — das Sehnen iſt
begreiflich ſtark — ſich in eine Zukunft hineinleben, die vom
Weltkrieg ſtark beeinflußt, mehr noch von ſeinen Folgen, ſich mit
der Ueberwindung dieſer Folgen und Wirkungen befaſſen.
Remarque hat in dieſer Richtung wohl den Anfang gemacht, aber
ſein Ausgang iſt noch ſehr eng mit dem eigentlichen
Kriegs=
geſchehen verknüpft, iſt im Grunde noch Kriegserleben im
Aus=
atmen. Andere gehen weiter. Allerdings mit dem Nach= (oder
Vor=)teil, daß hier mehr oder weniger ſtarke Phantaſtik frei
waltet, während Bücher, wie „Der Weg zurück” noch kontrollierbar,
nachlebbar, ſind. Erfreulich an dieſen Erſcheinungen iſt der
Glaube an eine beſſere Zukunft des deutſchen Volkes und
Deutſch=
lands, das Vertrauen darauf, daß wir all das Schwere ſchließlich
doch überwinden, das hartes Schickſal uns auferlegt.
Eng an den Weltkriegserfahrungen hängt noch
Generalleut=
nant a. D. Max Schwart: „Der Krieg der Zukunft”,
unter Mitarbeit von Oberſtleutnant a. D. Benaryk). Unter
abſichtlicher Außerachtlaſſung aller phantaſtaſchen Vorausſagen,
Hoffnungen auf irgendwelche Erfindung umwälzender
Kampf=
mittel, ſchildert der Autor im Grunde den Krieg der Zukunft
gleich dem letzt erlebten. Nur noch furchtbarer, unerbittlicher
und, ſelbſtredend, für Deutſchland, das in ſeinen
Rüſtungsmög=
lichkeiten brutal behindert iſt, ungünſtiger. Er ſcheidet eigentlich
Deutſchland ganz aus und ſchildert ſachlich die Wahrſcheinlichkeiten
eines Krieges der Rüſtungsmächte auf Grund der bekannten,
vor=
handenen Kriegsmittel und ihres Einſatzes.
Weſentlich anders iſt Günther v. Trutzberg’s Roman von
der Befreiung des deutſchen Volkes „Es komm t der Tag‟2).
Das iſt zwar freie, kühne Phantaſie, aber ſie verliert ſich nicht in
Phantaſtik. Die Schilderungen des furchtbaren Zukunftskrieges,
mit unerhörter Grauſamkeit gegen das deutſche Volk geführt,
gründen durchaus auf Möglichkeiten, wenn man ſich
Vorhan=
denes, Bekanntes weiter entwickelt, ausgebaut denkt. Grandios
und erſchütternd zugleich iſt die Schilderung eines Gasangriffs
pol=
niſcher Flugzeuge auf Berlin. Wie denn das ganze Werk in
ein=
dringlicher Sprache lebendig und plaſtiſch geſtaltet. Aus den
zer=
mürbenden Folgen der Erfüllungspolitik ergibt ſich für den Autor
der Zukunftskrieg, ergibt ſich aber auch der Tag der Befreiung.
„Es kommt der Tag, iſt der Mahn= und Trutzruf eines halben
Hunderttauſend klarer und zu allem bereiter Führernaturen.
Ihnen erwächſt eines Tages ein unerhörtes Hilfsmittel, die
deutſche Erfindung eines Feuerregens aus der Stratoſphäre, und
mit dieſem in Verbindung ungeahnte Radiomöglichkeiten, die es
dem dezimierten deutſchen Volk, deſſen heiliger Boden von ringsum
eindringenden Feinden beſetzt iſt, ermöglichen, vernichtend unter
ſeine Feinde zu fahren und nun ſeinerſeits einen wirklichen
Frie=
den zu diktieren. Polen und Frankreich ſind es in erſter Linie,
die den neuen Vernichtungskrieg gegen Deutſchland entfeſſeln,
und ſie trifft das Schickſal, ſelbſtverſchuldet, am härteſten. — Iſt
dieſes Buch auch einſtweilen nur eine geniale politiſche Utopie,
ſo iſt es doch erfriſchend in ſeiner Zuverſicht und glühenden
Vater=
laindsliebe, die es diktiert hat. Und die rein menſchlichen
Hand=
lungen, die romanhaft in das große Geſchehen eingeflochten ſind,
nehmen ihm das bewußt und übertrieben Tendenziöſe.
Sehr viel ernſter, ſehr viel furchtbarer, eindringlicher, weil
erſchütternde Chronik der Gegenwart und geahnte nahe Zukunft,
iſt Tomislav Vitezovics Roman „Die Anderen”?),
Im Balkan gründet dieſes Buch, im vergewaltigten Makedonien,
aber es reicht weit über engen Geſichtskreis hinaus. Vielleicht
unbewußt greift der junge Autor in die Welt mit ſeinem Denken
und Fühlen und — Wiſſen. Wir ſtimmen dem Verlag zu, der
in ſeinem Vorwort begründet, daß er das Buch aus anderem
Geſichtspunkt publiziert, als der Autor. Während dieſer den
pſychologiſchen Gegenſatz zwiſchen Oſt und Weſt in den
Vorder=
grund ſeines Werkes rückt, ſieht der Verlag in ihm ein wertvolles
literariſch=zeitgeſchichtliches Dokument gegen die Friedensverträge.
Die folgenſchweren Fehler der Diktate von Trianon und Neuilly
ſind es, die der Verfaſſer zum Gegenſtand ſeines Romans macht,
der ein ſehr wertvoller Beitrag zur pſychologiſchen Kenntnis des
heutigen Europäertums iſt. Um Einzelſchickſale rankt des Autors
glänzende Erzählergabe und Geſtaltungskraft das ganze große
Weltgeſchehen, anklagend und warnend. Ein ſtarkes Buch, das
wohl Widerſprüche auslöſen kann und ſoll, das aber zu den
ſtärkſten und feſſelndſten Erſcheinungen ſeines Gebietes zählt.
In gewiſſem Sinne Beweis für die Vorausſetzungen in
Trutzbergs „Eskommt der Tag” iſt Sie rüſten!” von
H. N. Berndodff”) Eine Tatſachenſchilderung, mit den ſich
aus ihr ergebenden Schlußfolgerungen. Eine Antwort auf die
breinende Frage zwiſchen welchen Völkern ſich das Wettrüſten zur
Kataſtrophe auswachſen, welche aufeinander prallen werden und
wo der Kriegsſchauplatz ſein wird. Was in der Zeit, die den Ruf
zur Abrüſtung gebar und laut in die ziviliſierte Welt ſandte, in
Wahrheit geſchieht, iſt ein Rüſten aller gegen alle. Aus dem nur
das an Händen und Füßen gefeſſelte Deutſchland ausgeſchloſſen
bleibt. Das Deutſchland, das tatenlos zuſehen muß, brennenden
Auges, weil letztlich das allgemeine Wettrüſten ſich immer noch
gegen es richtet. — Ein Buch, deſſen Autor gute Kenntnis der
Politik und der militäriſchen Verhältniſſe zur Verfügung ſtand.
Deſſen Autor klar ſieht und ſachlich urteilt, der Statiſtiken und
einwandfreie Zahlen zuſammenträgt und ſie in einer
Verhältnis=
geſtaltung lebendig werden läßt zu einem furchtbaren Menetekel.
Ein Buch, das eindringliche Sprache redet. Wuchtig und
ſpan=
nend. Kriſtallklar in dem, was es ſehen will.
Dann Franz Schauwecker der in „Deutſche
allein” *) einen Nachkriegsroman ſchrieb, der ſich würdig ſeinem
„Aufbruch der Nation” an die Seite ſtellen kann. Ein Schritt
durch Zeit und Volk ſeit 1918, vom Rückmarſch angefangen bis
heute. In der Schickſalsgeſtaltung eines Einzelnen, des Friedrich
Sperr, ſpiegelt ſich die des ganzen Volkes wider, gewinnt der
ungeheure Sturm der Gegenwart Plaſtik und Leben, ſteinharte
Geſtalt. Aus der Vielheit des Geſchehens ſeit 1918 blieb nichts
unbeachtet in dem romanhaft ſtarken, ſpannenden Buch. Inflation
und techniſche Fortſchritte, Gewiſſensnot und ſeeliſche Kämpfe. Und
aus all den vielgeſtalteten Schilderungen erſteht in lapidaree
Wucht ein Bild der Zeit, das wir täglich ſehen, deſſen
tragiſch=
dramatiſche Wucht aber von wenigen nur gefühlt wird. —
Als „Uebergang” zu den Büchern der im Eingang
geſchik=
aten Kategorie das Kriegsbuch einer Frau! Eliſabeth von
uſtedt ſchrieb. Jutta Cornill”, Aus der Etappe des
eſtens‟). Dieſe Jutta Cornill geht weit in der zweiten Hälfte
s Krieges hinaus, um im Etappengebiet der Weſtfront den
Ifsdienſt zu organiſieren. Auf Befehl des Kriegsamtes! Was
erlebt in der von ihr ſehr ernſt genommenen Aufgabe, die auch
menſchliches Schickſal wurde, geſtaltet die Autorin ernſt und
ark zum — erſten und bisher einzigen — guten Etappenroman.
reilich, die Heldin dieſes Romans ſcheint ſtark idealiſiert. Wer
der zweifelt, daß es in der Kriegszeit nicht, wenn auch wenige,
auen dieſer idealiſiert anmutenden Seelengröße und
Charakter=
rke gab! Die dichteriſche Freiheit darf auch im Kriegsroman
cht beſchränkt werden. Ganz gleich aber, eines iſt ſicher: Die
utorin kannte die Etappe im Weſten, und ſie ſchildert ihre
r Kataſtrophe führende Krankheit mit offenem Bekennermut,
enn auch mit der Einſtellung der immer nach Gründen der
Ent=
huldigung ſuchenden Frau, deren Liebes= und Lebensſchickſal
ch ſchließlich auch in der Etappe des Weſtens erfüllte.
Aus der Büicherreihe reiner Kriegsſchilderungen ſei noch
ein=
al an Karl Bröger: „Bunker 17‟) erinnert, das
on Gegenſtand der Beſprechung war. Dieſe ſchlicht derbe, faß
Nummer 195
Die engliſche Bermitklungsakkion.
paris präſenkierk Henderſon ſeine politiſchen Wünſche
* Berlin, 15. Juli. (Priv.=Tel.)
Der engliſche Außenminiſter Henderſon iſt, wie bereits
ge=
meldet, in Paris eingetroffen. Damit iſt namentlich für die
fran=
zöſiſche Preſſe das Signal gegeben, alle möglichen Vermutungen
über eine engliſche Vermittelungsaktion anzuſtellen, die wieder ſo
aufgezogen ſind, daß man aus ihnen klar die Wünſche Frankreichs
herausleſen kann. Man würde es gerne ſehen, wenn ſich die
Eng=
länder bereit erklärten, bei ihrem Berliner Beſuch im Sinne der
bekannten politiſchen Forderungen Frankreichs auf die Berliner
Regierung einzuwirken. Wir wiſſen natürlich nicht, was im
ein=
zelnen zwiſchen Henderſon und den Franzoſen verhandelt werden
wird. Man darf aber doch feſtſtellen, daß in Paris eigentlich
zu=
nächſt nur die Abrüſtung zur Debatte ſteht. Der amerikaniſche
Staatsſekretär Stimſon traf ebenfalls am Mittwoch in der
fran=
zöſiſchen Hauptſtadt ein. Seine Europa=Reiſe hat bekanntlich nur
den einen Zweck, das Abrüſtungsproblem zu klären. Erſt in
zwei=
ter Linie ſtehen die deutſchen Angelegenheiten für ihn zur
De=
batte. Wir können uns nicht vorſtellen, daß ſich Herr Stimſon
auf dieſe Dinge einlaſſen wird.
Die Franzoſen ſind ſelbſtverſtändlich nicht verlegen in der
Herſtellung von Verbindungsbrücken zwiſchen Abrüſtung und
Finanzhilfe für Deutſchland. Man hört, daß ein angeblicher
Vermittlungsvorſchlag darin beſtehen ſoll, daß Frankreich auf den
Bau ſeines 23 000=Tonnen=Kreuzers verzichten wird, wenn
Deutſch=
land von ſeinem Panzerkreuzer Abſtand nimmt. Das ſind
natür=
lich lächerliche Zumutungen, die wir nach wie vor ablehnen und
mit denen uns auch die Engländer bei ihrem Beſuch in Berlin
kaum kommen werden, da ſie unſere Einſtellung genau kennen.
Sie platzen natürlich in eine ungewöhnlich geſpannte Situation
hinein, ſo daß ihr Beſuch unter Umſtänden eine Bedeutung
er=
halten kann, an die man vorher nicht gedacht hat. Auf alle Fälle
begrüßen wir es aber, daß zwei maßgebende engliſche Miniſter
gerade jetzt nach Deutſchland kommen, weil es für ſie beſtimmt
vorteilhafter iſt, ſich in Berlin in direkter Ausſprache über die
deutſchen Verhältniſſe zu unterrichten, als ſich von London aus
durch Zwiſchenperſonen informieren zu laſſen.
Frankreichs Blucht vor der Berankworkung.
Die Lage in Deutſchland wird vielfach mit der Lage in
Frankreich vor der Stabiliſierung des Franken verglichen und
man betont auf demagogiſche Weiſe, daß ſeinerzeit Frankreich
allein Herr ſeiner Schwierigkeiten wurde. Man will nicht
zu=
geben, daß es ſich um vollkommen verſchiedene Ereigniſſe
han=
delt. Auch iſt das Beſtreben der Preſſe auffallend, die Kriſe in
Deutſchland als eine vollkommen iſolierte Erſcheinung
darzu=
ſtellen, welche mit der Weltwirtſchaftskriſe nichts gemein hat.
Das verhindert ſie aber nicht, daß die Finanzkreiſe ſich darüber
Rechenſchaft geben, daß Finanzkataſtrophen heute, wo immer ſie
auch erfolgen, in der ganzen Welt fühlbar werden. Auf dieſe
Erkenntnis iſt es vielleicht auch zurückzuführen, daß man alles
verſucht, die eigene Verantwortung, für die
Schwierigkeiten in Deutſchland, in Abrede zu
ſtellen. Insbeſondere wird von den hieſigen Finanzorganen
behauptet, daß die Vermiſchung der politiſchen und
finanztech=
niſchen Fragen eine eigentlich amerikaniſche Methode ſei, welche
in dieſem Falle von England am ſtärkſten betrieben
wor=
den ſei. (2!)
Ferienreiſende in Geldverlegenheik.
F Berlin, 15. Juli, (Prib.=Tcl.).
Die Einlegung von Bankfeiertagen und die Schließung der
Börſen haben teilweiſe im Auslande Mißtrauen
hervor=
gerufen, das ſich mit Blitzesſchnelle auf alle Kreiſe ausbreitete,
die mit Deutſchland oder mit Deutſchen in irgendwelchen
ge=
ſchäftlichen oder finanziellen Beziehungen ſtehen. In der
Tſchecho=
ſlowakei, in der Schweiz und in Belgien wollte man plötzlich
keine Marknoten mehr in Empfang nehmen. Das hat zur
Maſſenabwanderung deutſcher Kurgäſte aus dieſen Ländern
ge=
führt. Viele Deutſche haben die Tſchechoſlowakei fluchtartig
ver=
laſſen und in der Nähe der Grenzen iſt man vielfach zu Fuß
und per Auto nach Deutſchland zurückgekehrt. Aus einem ganz
von Deutſchen beſuchten ſehr großen belgiſchen Badeort ſind
nicht weniger als 5000 Kurgäſte abgereiſt. Die wirtſchaftlichen
Schäden, die der ausländiſchen Fremdeninduſtrie dadurch
ent=
ſtehen, ſind enorm. Die Geſchädigten dürfen ſich aber dafür in
Paris bedanken. In der Schweiz hat ſich das Hotelgewerbe
eingeſchaltet und erreicht, daß das Mißtrauen gegen die Mark
bei den Hoteliers zerſtreut wurde. Allerdings hat die
eidge=
nöſſiſche Regierung ſich bereit erklären müſſen, für etwaige
Aus=
fälle einzuſtehen.
wahrheitsfanatiſche, ungeſchminkt erzählte Geſchichte einer
Kame=
radſchaft zählt zu den beſten der Kriegsliteratur.
Auf ähnlichen Pfaden wandelt, wenn auch nicht in der
gleichen durch ihre Anſpruchsloſigkeit zum Kunſtwerk geſtalteten
Schlichtheit Otto Linck in „Kameraden im
Schick=
ſal‟?). Dieſe Novellen ſchrieb zugleich der Dichter und Soldat,
ſchrieb aber vor allem der Menſch! Die Sammlung bildet eine
künſtleriſche und erlebnismäßige Einheit, in der viele bedeutſame
Phaſen des Kriegserlebens an Einzelſchickſalen geſtaltet werden.—
Gleichwie, wenn auch wiederum von ganz anderer, ſchlichterer
Einſtellung aus, in R. Kröner’s „Landſer” (Im Weſten
viel Neues), das Buch des Frontſoldaten in vier Jahren Krieg ?).
Kröner ſchrieb dieſes Buch dem deutſchen Frontlandſer zum
Ge=
denken. Es iſt kein Buch des Grauens geworden, auch keines des
tragiſch=dramatiſchen Geſtaltens ſeeliſcher Konflikte oder
furcht=
barer Erlebniſſe, wenngleich es auch an dieſen nicht mangelt. Es
iſt die trockene Schilderung des Frontkriegers, der ſchließlich die
fürchterlichſten Dinge abgeſtumpft erlebt, der ſie aber nach
Ueber=
windung der erſten Zeit des Grauens mit dem Schuß Humor
nimmt, der nötig war, wollte man dieſes Leben, das keines mehr
war, überhaupt ertragen. Sie geſehen, bringt dieſe ſchmuckloſe
Erlebensſchilderung ſicherlich eine andere Note in die
Kriegs=
dücher.
Mit Rolf Marben: „Ritter der Luft” — das
Volksbuch über unſere Kriegsluftſchiffe — viele unbekannte
Hel=
ſenfahrten 12), ſei die Reihe für diesmal beſchloſſen. Ich ſprach
ürzlich an dieſer Stelle über Horſt von Butlars „Zeppeline gegen
England”, Rolf Marbens vorliegende, von ihm geſammelte und
ſargeſtellte Berichte von Kriegsteilnehmern über Zeppelin=
Tbenteuer im Weltkrieg iſt gleicher Art. Beide Bücher ergänzen
inander, vielfach bildet eines des anderen Beſtätigung. Werden
o auch manche Ereigniſſe doppelt geſchildert, iſt es doch
hochinter=
ſſant, zu leſen, wie die verſchiedenartigen Erlebniſſe ſich
verſchie=
en auswirken. Einig aber ſind beide, ſind alle im Stolz auf die
höne und einzigartige Waffe, der ſie im Kriege dienen durften,
nd in der Liebe zu ihr. Und in der Verehrung zu Peter
Max Streeſe.
Straſſer, dem F. d. L.—
Donnerstag, den 16. Juli 1931
Seite 3
Reclams Univerſalbibliothek, Reclam jr., Leipzig.
Otto Janke, Leipzig.
Almathea=Verlag.
Dieck u. Co., Stuttgart.
Frundsberg=Verlag. G m. b. H.. Berlin.
Phönix=Verlag, Carl Siwenna, Berlin SW 11.
Eugen Diederichs Jeng.
Strecker u. Schröder, Stuttgart
J. C. F. Pickenhahn u. Sohn, A.=G., Chemnitz.
Broſcheck u. Co., Hamburg.
Füffeld Webnager Uigeneines Folen Seielicht
* A Paris, 15. Juli.
Die Alarmnachrichten aus Deutſchland konnten ſich hier nicht
ganz auswirken, da durch das Nationalfeſt am 14. Juli vier Tage
Börſe und Banken geſchloſſen blieben und das Geſchäftsleben
ruhte. Nur in den höchſten politiſchen und Finanzkreiſen herrſcht
eine fieberhafte Aktivität, über die phantaſtiſche Gerüchte in
Um=
lauf ſind.
In politiſchen Kreiſen herrſcht ein relativer Optimismus. Man
behauptet, daß eine Grundlage vorhanden ſei, auf der eine
Ver=
ſtändigung mit Deutſchland erzielt werden könnte. Nach
unkontrollierbaren Gerüchten, die wir nur mit Vorbehalt
wieder=
geben, ſoll eine Einigung in der Seeabrüſtungsfrage
zwiſchen Frankreich und Italien dank der
ameri=
kaniſchen Vermittlung bevorſtehen, welche auf eine
all=
gemeine Einſtellung der Kriegsſchiffbauten in der
ganzen Welt auf ein Jahr ausgeht. Ueberhaupt
er=
wartet man in der Abrüſtungsfrage eine Entſpannung, welche die
Mächte in Europa einander näher bringen ſoll.
In Waſhington ſoll gegen Frankreich eine ſcharfe
Verſtimmung herrſchen, man iſt dort der Meinung, daß ohne
die franzöſiſchen Verzögerungsmanöver bei der Initiative Hoovers
die Situation in Deutſchland ſich nicht ſo weit zugeſpitzt hätte. Die
Zuſpitzung der Lage Deutſchlands ſei nur auf die politiſchen
Mo=
tive zurückzuführen, welche die Haltung der führenden Kreiſe in
Paris bedingen.
Rannſah Macdonald und Arthur Henderſon
Zum Berliner Beſuch der brikiſchen
Von unſerem (=Korreſpondenten.
London, Mitte Juli.
Als vor genau zwei Jahren in England die Labour=
Regie=
rung ans Ruder kam, da wurde allgemein angenommen, daß
hiermit auch ein Wechſel in den Methoden und eine
Beſchleunigung des Tempos, in der britiſchen
Außenpolitik eintreten würde. Dieſe Annahme hat ſich
inzwiſchen voll und ganz beſtätigt. Beſonders in den letzten
kritiſchen Monaten dieſes Jahres hat die Regierung in allen
Dingen ein außerordentliches Maß von Initiative an den Tag
gelegt. Für dieſen neuen, die britiſche Außenpolitik erfüllenden
Geiſt ſind vor allem die zwei prominenteſten Mitglieder der
Labour=Regierung verantwörtlich — der Premier Ramſay
Mac=
donald und der Außenminiſter Henderſon. Sie werden dieſes
Wochenendes in Berlin Gäſte der deutſchen Regierung ſein. Und
das Scheinwerferlicht der Weltgeſchichte, das zurzeit auf ſie fällt,
gibt willkommenen Anlaß, dieſe beiden hervorragenden
Staats=
männer Englands einer näheren Betrachtung zu unterziehen.
Ramſay Macdonald iſt im Jahre 1866 geboren und
iſt mithin über 65 Jahre alt. Das Licht der Welt hat er, als
Sohn eines einfachen Arbeiters, im ſchottiſchen Fiſcherdorf
Loſſiemouth erblickt. Mit 18 Jahren kam er — völlig mittellos
— nach London, verdiente hier jahrelang kaum mehr als 10 bis
15 Mark in der Woche, hungerte und darbte. Doch trotzdem
brachte er genügend Energie auf, um ſein von Haus aus dürftiges
Wiſſen durch eifrige Selbſtſtudien zu ergänzen. Er lieſt viel
Werke über den Sozialismus und wird bald ſelbſt überzeugter
Sozialiſt. Schon in jungen Jahren kandidiert er bei einigen
Stadtwahlen und iſt im Jahre 1895 Mitglied des Londoner
Munizipal=Parlaments. Ein Jahr darauf heiratet er, als
30=Jähriger, eine Dame aus ariſtokratiſchem Hauſe, Miß
Mar=
garet Gladſtone, eine Nichte Lord Kelvins. Es beginnt der
eigentliche Aufſtieg in ſeiner politiſchen Karriere. Die wichtigſten
Begebenheiten derſelben ſind bis zu ſeiner zweiten
Premier=
ſchaft: 1. wiederholte Reiſen nach den Ueberſeeländern, Kanada,
Vereinigte Staaten, Südafrika, Auſtralien, Neuſeeland und
Indien; 2. die im Jahre 1900 erfolgte Begründung der Labour=
Party; 3. der Weltkrieg; und 4, die Uebernahme im Jahre 1924
der Premierſchaft im erſten Labour=Kabinett Englands.
Ramſay Macdonalds zahlreiche Ueberſee=Reiſen hatten ihm
die Möglichkeit genommen, ſchon zu Beginn ſeiner politiſchen
Laufbahn eingehender mit den Verhältniſſen Kontinental=
Euro=
pas bekannt zu werden. Doch er lernte auf dieſen Reiſen durch
eigenen Augenſchein die großen Zuſammenhänge der
Weltwirtſchaft kennen und überzeugte ſich von der ſtetig
wachſenden Bedeutung der Vereinigten Staaten. Durch
Be=
gründung der parlamentariſchen Labour=Party, die ſein
ureigen=
ſtes Werk iſt, erklärte er für den britiſchen Sozialismus den
endgültigen Verzicht auf jede Art von Umſturzmethoden im
Ver=
folgen politiſcher Ziele. Bei Ausbruch des Weltkrieges
wider=
ſetzte er ſich der allgemeinen Auffaſſung, daß „Englands Ehre‟
eine Teilnahme am Kriege erforderlich mache. Er brachte den
Mut zur Unpopularität auf, legte die Führung der Partei
nie=
der und war zeitweilig denſchärfſten perſönlichen Verfolgungen
ausgeſetzt. Doch nach Beendigung des Krieges wandte ſich das
Blatt und 1924 bot ſich Macdonald endlich die langerſehnte
Ge=
legenheit zur Machtübernahme. Er bewies nun durch die Tat,
daß die Labour=Party keine revolutionär umſtürzleriſche, ſondern
Die Wohnangsformen unſerer Zeik.
Das früher einheitliche Ding „Wohnung” ſteht heute in einer großen
Anzahl verſchiedener Geſtaltungen vor uns. Warum?. Weil die früher
maßgebende Lebensform der Familie nicht mehr die allein=herrſchende
iſt. Es gibt die ſelbſtändige, erwerbstätige Frau. Es gibt den allein
lebenden Junggeſellen. Es gibt den kleinen Haushalt von 2 Schweſtern
oder Kameradinnen. Es gibt die kleine und die große Familie. Es gibt
die beſonderen Wohnanforderungen des Sportsmannes, des geiſtiden
Arbeiters. Die frühere Grundform der Familienwohnung iſt den
ſozio=
logiſch, wirtſchaftlich und pſychologiſch veränderten Anforderungen in
vielen Fällen nicht mehr angepaßt. Heute erſt werden dieſe
Anforderun=
gen vom Wohnbau bewußt ins Auge gefaßt und ſo ernſt genommen, wie
ſie es verdienen. Vor unſeren Augen wachſen die neuen Wohnformen
herauf, die um den Menſchen der Gegenwart Beſcheid wiſſen,
vielgeſtal=
tig und beweglich, knapp im Ausdruck und klar in den Mitteln.
Was da geſchieht, iſt eine tiefgreifende Umwälzung. Wie weit wir
aber ſchon mit den Löſungen der neuen Aufgaben ſind, hat die Deutſche
Bau=Ausſtellung in Berlin dargetan. Sie ſtellt im ganzen eine Leiſtung
dar, auf der alle weitere Bearbeitung der neuzeitlichen Wohnprobleme
in den nächſten Jahren fußen wird.
Dieſer Deutſchen Bau=Ausſtellung hat die Darmſtädter
Kunſtzeit=
ſchrift Innen=Dekoration (Verlagsanſtalt Alexander Koch in
Darmſtadt) ihr ſoeben erſchienenes Juliheft gewidmet. Was ſie in
zahl=
reichen Abbildungen darbietet, iſt nicht einer der üblichen wahlloſen
Bildberichte, ſondern eine gewiſſenhaft redaktionelle Arbeit, die aus
der Ueberfülle des Stoffes das Weſentliche klar heraushebt.
Insbeſon=
dere ſieht man hier deutlich, wie ſich mit der Vervielfachung der Wohn=
Aufgaben zwei Dinge verbinden, die die Löſung dieſer Aufgaben erſt
ermöglichen. Die neuartigen Werkſtoffe und das moderne, naturfrohere
Lebensgefühl. Metall, Glas, Sperrholz, die mancherlei ſynthetiſchen
Materialien für Auflegeflächen, Füllungen und Beläge, oft in
neuarti=
ger Verbindung mit Leder, Velours und Rauchwerk — auf der anderen
Seite die freundſchaftliche Hinneigung zu Licht, Luft, Sonne,
Raſen=
fläche und Waſſer, die Freude am geſunden Körper und ſeiner Uebung,
die Freude am Einfachen und Unmittelbaren — beides klingt von innen
her zuſammen und bringt nicht nur im ganzen der Wohnung, ſondern
auch in allen Einzelheiten jene Formen hervor, in denen uns ein echter
„Stil” der Zeit heranwächſt.
Die Innen=Dekoration, führt in der Hauptſache vor die
von Walter Gropius geſchaffenen Räume aus dem „Gemeinſchafts=
Hoch=
haus” (Leſeraum Café mit Bar, Sport= und Baderaum), das
lichtdurch=
flutete Gebilde des Erdgeſchoßwohnhauſes, von Mies van der Rohe,
„das Haus eines Sportsmanns” von Marcel Breuer mit ſeinen „Kojen”
für Schlafen, Eſſen Arbeiten, Training, die „Vierraumwohnung für
kinderloſes Ehepaar” von Otto und Jan Ruhtenberg, das
Einfamilien=
haus der Brüder Luckhardt; weitere gute Arbeiten von Otto Haesler,
Karl Völker, das „Boarding=Haus”, an dem eine Reihe Architekten
mit=
gearbeitet haben. Dazu überall Grundriſſe und Erläuterungen, in denen
eine demokratiſch=konſtruktive Partei ſei. In der Außenpolitik
ſchlug er ſofort ganz andere Töne, als ſeine Vorgänger, die
Konſervativen, an. Die Räumung des Ruhrgebietes, die erſte
Londoner Reparationskonferenz und das Genfer Protokoll waren
die Früchte ſeiner leider zu kurzen, erſten Premierſchaft.
Zwi=
ſchen Macdonalds erſter und zweiter Premierſchaft liegen nur
etwas über vier Jahre. Doch im Laufe dieſer kurzen
Zeit=
ſpanne iſt mit ihm eine außerordentliche Wandlung
vor ſich gegangen. Aus dem demagogiſch veranlagten
Volkstribunen und etwas unſicheren Labour=Premier von 1924
iſt inzwiſchen ein Staatsmann ganz großen Formats geworden.
Er iſt innerlich irgendwie gereift, gewachſen, größer geworden.
Doch das Bemerkenswerte an ihm iſt, daß zur gleichen Zeit mit
dem größeren Verantwortungsgefühl, auch ſein Mut zum
poli=
tiſchen Handeln merklich geſtiegen iſt. In ſeiner geſamten
Poli=
tik, der inneren wie der auswärtigen, iſt jetzt ſtete Handlung,
Bewegung, ein dauerndes Vorwärtsſtreben, ſelten Stagnation,
Furcht oder Unentſchloſſenheit.
Macdonald hält mit großer Regelmäßigkeit jeden Monat
ein=
mal an das britiſche und amerikaniſche Filmpublikum, durch
Vermittlung des Sprechfilms, deſſen politiſche Bedeutung er
ſofort erkannt hat, hochpolitiſche und überaus inhaltsreiche
An=
ſprachen — über den Völkerbund, über die Abrüſtung, über den
Hoover=Plan uſw. Millionen und Abermillionen von Menſchen
in allen Weltteilen ſehen und hören dann den britiſchen
Pre=
mier mit einer Deutlichkeit und Plaſtik, als ob er leibhaftig
vor ihnen ſtehen würde. Sie ſehen einen hochgewachſenen,
auf=
rechten, noch im Alter ſchön wirkenden Mann und hören eine
kräftig männliche und zugleich menſchlich freundliche Stimme zu
ihnen reden. Von Zeit zu Zeit hebt er das ausdrucksvolle
Antlitz und ſchaut mit einem träumeriſchen Seefahrerblick
irgendwohin in die Ferne. Die Macdonalds ſind, obgleich arm,
ſeit jeher eines der ſtolzeſten und unternehmendſten Geſchlechter
Schottlands geweſen. Je älter Ramſay Maedonald wird, deſto
deutlicher tritt in ihm dieſer verwegene, kühne Zug ſeines
Weſens hervor. Doch dieſer herriſche Zug in ihm iſt mit einem ſehr
großen Maß von reinſtem, jugendlichen Idealismus vermengt
und läßt ihn, dieſen aus den ſchottiſchen Hochlanden
ſtammen=
den Kämpfer für den Frieden Europas, mitunter ganz wie einen
altertümlichen, für irgendeine edle Sache ſtreitenden Ritter der
alten Zeit erſcheinen .
Arthur Henderſon, der britiſche Außenminiſter, iſt um
drei Jahre älter, als ſein Chef, der Premier. Henderſon iſt
heute faſt 70 Jahre alt. Doch der robuſte, blondhaarige Mann
mit dem roten, ſonnverbrannten Geſicht ſieht wie höchſtens 50
aus. Die geſunde Luft Schottlands (auch Henderſon iſt Schotte,
in Glasgow geboren) erhält jung und friſch. Henderſon hat
kaum eine rechte Schulbildung genoſſen, hat poſitiv keine
Uni=
verſität beſucht. Das erſte Wiſſen erhielt er in den Newcaſtler
Werken Robert Stephenſon u. Co. Hier hat der zukünftige
Außenminiſter des mächtigſten Reiches der Welt als
Eiſenfor=
mer ſeine Lehrzeit abgedient. Er gehört aber von Anfang an
zu den Trade Unions und wurde bald ſozialiſtiſches Mitglied
eines Stadtparlaments, desjenigen von Newcaſtle. Im Jahre
1903 gelangte Arthur Henderſon erſtmalig nach Weſtminſter —
als Labour=Abgeordneter für Barnard Caſtle. Im Jahre 1914,
als Ramſay Macdonald im Ergebnis ſeiner unverſönlichen
pazi=
fiſtiſchen Haltung, ſich zeitweilig von der politiſchen Arena
zu=
rückziehen mußte, wurde Arthur Henderſon Vorſitzender der
Labour=Party. Als ſolcher verſtand er es, die engliſchen
Sozia=
liſten bei der Kriegsfahne zu halten, ja er nahm am
Kriegs=
kabinett Asquith als Miniſter ohne Portefeuille, als Spezialiſt
für Arbeiterfragen teil. Doch ſofort nach Ausbruch der
ruſſi=
ſchen Revolution erklärte er ſich bereit, an der Stockholmer
Zu=
ſammenkunft des Internationalen Sozialiſtiſchen Büros teilzu=
„Innen=Dekoration”, die geſamte Wohnungskunſt in Bild
und Wort. Juli=Heft 1931. (Einzelpreis 2,50 RM., vierteljährlich 6.—
RM.) Verlagsanſtalt Alexander Koch; G.m.b. H., Darmſtadt.
ſich namentlich auch die weſentlichen Gedankenzüge erſchließen, die dem
neuen Bauen zugrunde liegen.
Die Innen=Dekoration hat der Deutſchen Bau=Ausſtellung
mit dieſer Veröffentlichung einen Dienſt erwieſen; ihre Leiſtungen und
Gedanken werden damit erſt den Vielen zugänglich, für die ſie beſtimmt
ſind.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Die Geſellſchaft Liebig=Muſeum in
Gie=
ßen hält am 19. Juli. 10,30 Uhr vormittags, in den Räumen des
Liebig=Muſeums eine Verſammlung ab, zu der die noch lebenden
Nachkommen und Verwandten von J. v. Liebig als Gäſte geladen
ſind. Zugeſagt haben bereits Familie Thierſch aus Dresden, C.
Liebig aus Valparaiſo, Geſchwiſter Knapp aus Baſel und der
83jährige Georg Liebig aus Lauenſtein, ein Neffe des großen
Chemikers. Verbunden mit der Vexſammlung iſt die Einweihung
des pharmazeutiſchen Laboratoriums, das nach mühevoller Arbeit
wieder in ſeiner urſprünglichen Form hergeſtellt iſt. Herr Prof.
Dr. K. Brand in Marburg a. d. L. wird die Einweihungsrede
halten über „Der Einfluß J. v. Liebigs auf die Entwicklung der
pharmazeutiſchen Chemie‟. Anſchließend ſpricht der 1. Vorſitzende
der Geſellſchaft. Herr Geheimrat Sommer, über: „Die
Nachkom=
menſchaft von J. v. Liebig und von ſeinen Geſchwiſtern”.
Ver=
bunden mit der Verſammlung iſt eine Ausſtellung über die
Be=
ziehung von J.v. Liebig zu dem Profeſſor der Chemie und
Phar=
mazie Wurzer in Marburg; die Ausſtellung iſt eine Leihgabe
von Herrn und Frau Dr. Kortum in Gießen.
— Rudolf Presber: Geſchichten um Bübchen. Verlag Dr. Selle=
Eysler A.=G., Berlin SW. 68. In Halbleder gebunden 1,85 RM. —
Kein Buch für Kinder, aber dafür darf man behaupten, daß es dem
Erwachſenen die ſonnigſte Zeit der Kindheit zum Geſchenk macht. Mit
vergnügtem Schmunzeln niſtet ſich ſelbſt ein Hypochonder in die längſt
entwöhnte Kindesſeele ein, um oft in lautes Lachen auszubrechen. Die
ſorgenfreie Kunſt Rudolf Presbers widmet ſeiner großen Leſergemeinde
auch in dieſer dunklen Zeit ein leuchtendes Buch von herzerquickender
Fröhlichkeit.
— Deutſche über Deutſchland 1931. Eine allgemeine Ausſprache
her=
beizuführen über die Anſichten der Deutſchen aus allen wirtſchaftlichen
und politiſchen Lagern über Deutſchlands Lage und Ausſichten, iſt der
ſehr bemerkenswerte Plan des Verlages Georg Müller in München.
Nicht weniger als 20 000 Mk. in bar ſetzt er aus an Preiſen, die zur
Verteilung kommen an die Verfaſſer der beſten Aeußerungen. Im Herbſt
dieſes Jahres werden alle dieſe prämiierten Arbeiten geſammelt als
Buch erſcheinen mit dem Titel „Deutſche über Deutſchland 1931.
Stim=
men aus allen Lagern”, nachdem ſie vorher der geſamten Preſſe zum
freien Abdruck zur Verfügung geſtellt wurden. Die einheitliche
Grund=
lage für die Einſendungen ſoll das in dieſen Tagen erſcheinende Buch
des Amerikaners K. Philips Morgan: „Nicht warten — wirken!
Ame=
rikas Glaube an Deutſchland”, abgeben. Die Bedingungen des
Preis=
ausſchreibens ſind durch den Verlag zu erfahren.
Seite 4
nehmen, zu dem erſtmalig auch deutſche Delegierte eingeladen
waren. Dieſes brachte ihn mit Lloyd George in Konflikt und
hatte ſein Ausſcheiden aus dem Kriegskabinett zur Folge. Er
war zeitweilig Vorſitzender der Zweiten (Sozialiſtiſchen)
Inter=
nationale. Im erſten Kabinett Macdonald nahm er dann den
Poſten des Innenminiſters ein. Als ſolcher zog er ſofort einen
ſcharfen Trennungsſtrich zwiſchen ſeiner Partei und den ihre
Direktiven von Moskau erhaltenden britiſchen Kommuniſten.
Von Ramſay Macdonald unterſcheidet Henderſon vor allem
die Tatſache, daß er in viel weitgehenderem Maße
ſozialiſtiſcher Parteimann iſt, als der
Begrün=
der der Labour=Party ſelbſt. Wenn Arthur
Hender=
ſon etwas heilig iſt, ſo ſind es die Beſchlüſſe des Exekutivkomitees
der Labour=Party. In der von der Labour=Party
heraus=
gegebenen Programmſchrift „Labour and the Nation”, (die eine
Neviſion aller unhaltbar gewordenen Friedensverträge verlangt)
iſt die internationale Abrüſtung als die Hauptaufgabe der
bri=
tiſchen Außenpolitik feſtgelegt worden. Doch Henderſons
Be=
geiſterung und Sicheinſetzen für das Werk der Abrüſtung iſt
eine Angelegenheit, die ihm auch ganz perſönlich am Herzen
liegt. Seine Wahl zum Vorſitzenden der kommenden großen
Abrüſtungskonferenz hat er als eine große Ehre empfunden und
betrachtet dieſe Aufgabe als die Krönung ſeines Lebenswerkes.
Er wird ſich aller Vorausſicht nach der Sache mit viel Eifer
annehmen und wird für die ſich der Abrüſtung widerſetzenden
Mächte ein überaus gefährlicher und hartnäckiger Gegner ſein,
zumal er eine außerordentliche Erfahrung und Findigkeit im
Leiten und Lenken großer internationaler Zuſammenkünfte
beſitzt.
Ueber die geſchickte Art, wie er in ſeinem eigenen Amte, im
Foreign Office raſch den richtigen Ton gefunden hatte, wird in
w
Ihre Verlobung beehren ſich anzuzeigen
Ilſe v. Weſternhagen
Alfred Krauße d Avis
Darmſiadt, 13. Juli 1931
Artillerieſtr. 9
Wilhelminenſtr. 32
Ihre Vermählung geben bekannt
Rechtsanwalt u. Notar DT. Ludwig Fenſch
und Frau Ilſe, geb. Lauteſchläger
Donnerstag, den 16. Inli 1931
Nummer 195
London folgende amüſante; für Henderſons ganze Art überaus
bezeichnende Begebenheit erzählt: Kurz nach ſeinem Amtsantritt
beauftragte Henderſon die für Abrüſtungsfragen zuſtändige
Ab=
teilung des Foreign Office mit der Ausarbeitung eines
Memo=
rindums über die von der britiſchen Delegation in
Genf einzunehmende Haltung in der
Abrü=
ſtungsfrage. Die noch aus der konſervativen Aera
ſtammen=
den und den neuen Chef etwas gönnerhaft behandelnden
Be=
amten legten dem Miniſter — während einer internen Beratung
des Foreign Office — ein ausführliches Expoſé vor, das
Eng=
lands Bereitſchaft zu reſtloſer Abrüſtung von nicht weniger als
17 Bedingungen und Reſervaten abhängig machte. Henderſon
fah ſich das Dokument eine Weile an und fragte dann den
zuſtändigen Beamten, ob die erwähnten „Bedingungen und
Reſervate” auch auf der letzten Sitzung des außenpolitiſchen
Ausſchuſſes der Labour=Party beſprochen worden wären? Der
etwas verwirrte und ſchon weniger ſichere Beamte bekannte ſich
über dieſen Punkt gänzlich uninformiert. „Nun”, entgegnete
Henderſon, „dann ſchicken Sie bitte einen Boten nach dem
Zentralbüro der Labour=Party, damit er mir das Protokoll der
letzten Sitzung unſeres Parteiausſchuſſes holt!” Eine unendlich
lange halbe Stunde verging. Niemand ſprach ein Wort.
Pein=
lichſte Stille laſtete über ſämtlichen geheiligten Hallen des
For=
eign Office. Endlich erſcheint der Bote, bringt einen
volu=
minöſen Band, legt ihn vor Henderſon nieder. Dieſer ſetzt
um=
ſtändlich ſeine Brille auf, blättert lange, lange im Bericht
herum, ſucht etwas, das er anſcheinend nicht findet, und erklärt
ſchließlich in ſachlichem und keinen Widerſpruch zulaſſendem
Tone, daß „da die betreffenden Bedingungen Reſervate in den
Beſchlüſſen des Exekutivkomitees der Labour=Party mit keinem
Worte erwähnt werden, ſie infolgedeſſen auch für die offizielle
Abrüſtungspolitik der britiſchen Regierung nicht maßgebend ſein
könnten —
Macdonald und Henderſon ſind alſo in vielen Dingen zwei
durchaus verſchieden geartete, und verſchieden
urteilende Naturen. Während Macdonald ſich ganz
ſeiner hiſtoriſchen Rolle als Premierminiſter des größten Reiches
der Welt bewußt iſt, fühlt Henderſon ſich immer noch in erſter
Linie als Parteimann und führt loyal die Beſchlüſſe ſeines
Exekutivbüros aus. Während Henderſon oft Neigung zeigt, in
ſeinen politiſchen Beziehungen jene europäiſchen Staatsmänner
zu bevorzugen, mit denen ihn noch aus der Zeit des
Vorkriegs=
ſozialismus Bande perſönlicher Freundſchaft verbinden, ſpielen
bei Maedonald Erwägungen dieſer Art nicht die geringſte Nolle,
uſw. Doch trotz all dieſer Discrepanzen ſind Macdonalo und
Henderſon ſich dennoch völlig einig in der Verfolgung eines
Zieles, des großen, auf den europäiſchen Frieden gerichteten
Strebens und die von der Labour=Regierung betriebene
Außen=
politik iſt eine Art Reſultante der Intuitionen der beiden,
ſonſt in vieler Hinſicht ſo verſchieden urteilenden und
handeln=
den Staatsmänner. Sie beide betrachten den heutigen Zuſtand
Europas als eine ungerechte, durch rohe Gewalt erzwungene
Ordnung, die eines Tages unbedingt wieder gutgemacht
wer=
den muß. Sie beide wiſſen, daß in erſter Linie Deutſchland aus
der gegenwärtigen Not geholfen werden muß. Sie beide ſehen
in der Abrüſtung die nächſte und wichtigſte Aufgabe der
briti=
ſchen Außenpolitik. Und ſie beide werden, ſollten ſie noch
einige Jahre im Amte bleiben, ſicher alles tun, was in ihren
Kräften liegt, um die großen Probleme, die zurzeit noch die
Be=
friedung und Geſundung Europas aufhalten, einer möglichſt
vollſtändigen und friedlichen Löſung zuzuführen.
Hagenow i. M.
Darmſiadt
Kirchl. Trauung: Donnerstag, den 16. Juli, nachm. 2 Uhr
in der Stadikapelle.
WIR WERDEN HEUTE UM 2½UHR
IN KRANICHSTEIN GETRAUT.
WERKL.EHRER ERNST ADAM
WALDTRAUT ADAM
GEB. MOHR.
16. JUL1 1931.
(10764
Am Sonntag, dem 12. Juli 1931, iſt meine
liebe Gattin, treuſorgende Mutter und herzensgute
Schweſter, unſere Schwägerin und Tante
Miu Geiltie Hrant
geb. Püſchel
nach ſchwerem Leiden ſanft entſchlafen.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Konrad Frank.
Darmſtadt, den 15. Juli 1931.
Die Einäſcherung fand auf ihren Wunſch in aller
Stille ſtatt.
wenn Sle dle Überaus
Treßen Vorteile
bis zum Samstag in dem guten
Spezialhaus
nicht ausgenutzt haben.
0 auf alle nicht reduzierte Ware
0 ausgenommen Markenartikel
Tae Sane
braucht die neus
Oederwasce
Spezialhaus
Meit-Tamtt
Aeß
Kirchstraße, Ecke Schustergasse
Unterzeuge, Strümpfe, Strickwaren, Bade-Anzüge, Bade-Hosen
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſere liebe,
herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter,
Schwägerin und Tante
Kathr. Maſer
geb. Fiſcher
ganz unerwartet in die Ewigkeit abzurufen.
Die tranernden Hinterbliebenen.
Baunheim, Darmſtadt, den 14. Juli 1931. (10799
Die Beerdigung findet in Darmſtadt am Freitag,
den 17. Juli, 743 Uhr, auf dem alten Friedhof an
der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Sehr gut erhalten.
Gasherd zu verk
Anzuſeh. Riedeſel=
*
ſtraße 19, III.
Kinderbett, weiß
lack., m. Matr., bill.
verk. Hartmann,
Rheinſt. 29, Stb., p.
Eiſern. Kinderb. z.
kauf geſ. Ang. unt.
D. 29 Geſchäftsſt. (*
Schlafzimmer
495
Speiſezimmer mit
Nußbaum 550.—.
Odenw. Möbelhaus
Eſchollbrückerſt. 18.*
W. Flügel
g. erh., f. 80 ℳ zu
verkaufen. Off. u.
D. 50 a. d. Geſch.*
Eiſ.Bett, Kommode,
1tür. Schrank bill.*
z. vk. Näh. Geſchſt.
Todes=Anzeige.
Sonntag, den 12. d. Mts., morgens
2 Uhr, entſchlief ſanft nach langem,
ſchweren, mit unendlicher Geduld
ertragenem Leiden mein lieber
Mann, unſer guter Vater,
Schwie=
gervater, Großvater uud Onkel
Herr Guſtad Hilgers
im 81. Lebensjahre.
Im Namen d. trauernd, Hinterbliebenen:
Lina Hilgers, geb. Jaeger.
Die Beiſetzung erfolgte aufWunſch
des Verſtorbenen in aller Stille
Von Beileidsbeſuchen bitten wir
freundlichſt abſehen zu wollen.
Berralft!
Dr. Theodor
Schmidt.
Vertretung:
Dr. Andres,
Rheinſtr. 33.
Dr. Koepke,
Kiesſtraße 90.
(10792)
Zußpflege
Zr. Harkmann
appr. Heilgehilfe,
Grafenſtr. 20, II. lks.
Telef. 1454. (7622a
Gutex FatgokZ ag!
Wenn Bie deld haben, kaufen 8ie Wein. —
Bine vertbeständige Kapltalganlage,
an der Bie nur Freude exieben können.
B1e exhalten entviokelungskähjge
dewächge In a11en Preislagen und
be-
kannt guten dualitäten nioht tenerer
vie Im Produktionggeblet gtets bei
der geit 1880 begtehenden Firna
Weinniehe1 -PFälzer HoL
Heinstube — Hotel — Neinhande1
Hathiidenplatz 4, Ru8 118.
Preinligte zu Diensten.
(10778
(in weiß oder farbig)
Plätten unnötig. Größte Haltbarkeit
Vorzügliches Passen. Sehr billig
zu beziehen von
7 Wilhelminenstraße 17
Fenster beachten!
(10785
Jg. Frl., fl. Klav.
Spiel., ſucht ebenſ
Frl. z. 4hd. Spiel.*
Off. u. D. 51 Gſch.
Fräulein im geſetzt
Alt., etw. Verm.,
möchte einen Herrn
kenn. lern. i. Alt.
50—60 J. in ſicher.
Stellg. zw. Heirat.
Ang. u. D. 41 Gſt.
Fuß=
pege
Spezialbehandlung,
hühneraugen.
Nägel enkfern.
Aug. Dreſchet
Spezialiſt,
Bismarckſtraße 56
Telef. 1882. (10081a
Mehrere geſpielte
*if
darunter:
1 Ibach,
1 Schwechten.
1 Schiedmayer.
Piano=Berg
Hügelſtraße 32.
Telefon 126.
Küchen
Schlafzimmer
Einzelmöbel
äußerſt billig
Alexand, Hags
nur Kl. Ochſeng. 5
Ecke Landgraf=
Georg=Str. (*df
2. guterhalt. Herr.=
Anzüge u. 4
ein=
zelne Hoſen z. verk.
Waldſtraße 24, I. (*
Erstkl. Leistungen
bietet Ihnen
Damen- und Herren-Salon
Willy Schreiber
Kiesstraße 35 nächst der Hochstraße.
Frauer garderoben
„werden in einigen Stunden
ſchwarz gefärbt
Färberei Reingold
Fabrik: Kranichſteinerſtraße 28/30
Läden: Marktpaſſage neben Firma
Rothſchild. — Karlſtr. 117
— Ruf 736 — 327e
Auf Firma und Straße achten,
Nation.=Reg.=Kaſſe
mit all. neuz.
Ver=
beſſ., f. neu, m.
Ga=
rant. bill. zu verkf.
Schreibmaſchinen
gebr., v. 40 ℳ an.
Büromaſchinen=,
Reg.=Kaſſen=,
Photo=
nſtandſetz.=Zentral.
Grafenſtr. 4, Stb.r.*
1 Damenrad,
kaſt neu, verkaufe
vill. L. Fiſcher jr.,
Soderſtraße 59.
Gutes Herrenrad
25 ℳ., gut. Dam.
Rad 35 ℳ z. verk.
Karlſtr. 14, Laden.
(10788
Schreib=
maſchinen
gebr., verſch. Syſt.,
von 25.— ℳ an.
Orga=Verkaufsbüro
Ad. Friedmann,
Luiſenplatz 1.
(10791b)
Rnen
für Darm, Leber,
Galle, Zuckerkr
A3ſ, 3.0070
Miier
für Herz,
Skrofu-
lose, Rachitis.
Stadtvermaltung,
1W 7175
Das Dürerhaus nimmt Abschied
und dankt für erwiesenes Vertrauen. — Es ist
noch 3 Tage
geöffnet, in denen die Restbestände zu nocbmals
reduzierten, niedrigsten Räumungspreisen ausverkauft werden.
DÜRERHAUS
(10794
Elisabethenstraße 25¼
Nähmaſchine,
tadellos u. bill.
ab=
zugeb. Zu erfrag.
Geſchätfsſtelle.
Zu verk. ein. oval.
Auszugtiſch mit 5
Einlagebrett.,
ge=
eign. f. Schneider.
Lukasweg 5, II. (*
Grdl. Kiavierunterricht
Frau Nanny Kaiſer,
Viktoriaſtr. 42, II.
Gediegene Ausbild.,
leichtfaßl. Methode
f. Anfäng. u.
Voran=
geſchrittene.
Uebe=
gelegenheit. Honor.
(338a
mäßig.
Reine Kätzchen
zu verſchenken
Barkhausſtr. 7, pt.
Junghennen
beſte Raſſen
Geräte,
Ställe.
Katalog und
Anleitung frei.
Geftügelhof
in Mergentheim K4.
IV 1328
Der praktiſche Ratgeber
im Obſt= und Gartenbau
Relteſte
Gartenbau=Zeitſchrift Deutſchlands
Mit Beilage Geflügel= u. Kleinvieh=
Wirtſchaft
Unentbehrlich für Gartenbeſitzer
Probenummern und berzeichnis von
Gartenbau=Literatur vom Berlag
Trowitzſch X Sohn, Frankfurt=Oder.
Nummer 195
Donnerstag, den 16. Juli 1931
Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 16. Tuli 1931.
Zum Andenken eines gemeinnühigen Skifkets.*
Durch ein Vermächtnis eines treuen Benutzers, des am
24. Juni 1931 im ſtädtiſchen Krankenhauſe zu Darmſtadt
verſtor=
benen Pfarrers i. R. Dr. Richard Dreſcher, wurde die heſſiſche
Landesbibliothek mit einer rund 650 Bände zählenden
theolo=
giſchen Bibliothek bedacht. Der freundliche Herr mit dem
melier=
ten Vollbare war ſtets ein gern geſehener Gaſt in dem Leſeſaal.
Sein Vermächtnis iſt gleichſam ein Gruß von jenſeits des Grabes
an die Bücherſammlung.
Dreſcher war am 3. Februar 1866 zu Hitzkirchen als Sohn des
Pfarrverwalters Wilhelm Dreſcher (1830—1885) geboren, der
noch in dem nämlichen Jahre nach kurzer Dienſtzeit in Wennings
zum Pfarrer in Wahlen ernannt und 1875 nach Wieſeck verſetzt
wurde. Nachdem er Oſtern in Gießen 1885 das Gymnaſium mit
einem vorzüglichen Zeugnis der Reife verlaſſen hatte, ſtudierte
er daſelbſt mit Ausnahme des in Berlin verbrachten
Sommer=
ſemeſters 1887 Theologie. Im Herbſt 1888 beſtand er die
Fakul=
tätsprüfung nach einjährigem Beſuche des Predigerſeminars zu
Frriedberg, im Januar 1890 die Schlußprüfung. Hierauf genügte
er vom 1. April 1890 an in Gießen ſeiner einjährigen
Militär=
pflicht.
Seine amtliche Laufbahn begann er am 19. April 1891 als
Pfarraſſiſtent in Lampertheim. Am 9. November 1892 wurde er
daſelbſt Pfarrverwalter und am 25. Juni 1893 Pfarrer. Das
dortige ewangeliſche Krankenhaus und die zweite evangeliſche
Kleinkinderſchule, die beide 1902 eingeweiht wurden, verdanken
ſeinem Wirken ihre Entſtehung. Nach einer vom 19. Oktober 1903
bis 9. Mai 1910 währenden Wirkſamkeit in Steinbach im Taunus
wurde er Pfarrer in Eſchollbrücken. Hier war ihm eine
zwanzig=
jährige ſegensreiche Wirkſamkeit beſchieden. Seine geſchwächte
Geſundheit zwang ihn, nach gerade vierzigjähriger Dienſtzeit am
19. Avril 1931 in den Ruheſtand zu treten.
Neben ſeiner ſeelſorgeriſchen Arbeit betätigte er ſich auch
ſchriftſtelleriſch. Von ſeinen ſelbſtändigen Veröffentlichungen ſind
zu nennen: Der Leitfaden für den Schul= und
Konfirmanden=
unterricht „Der chriſtliche Glaube” (1915), die Worte der
Erinne=
rung der evangeliſchen Gemeinde Lampertheim „Ein feſte Burg
iſt unſer Gott” (1916), die kleine Sammlung deutſcher Gedichte
„Vom Schönen das Schönſte” (1925) und die „Kurze Geſchichte
von Eſchollbrücken” (1927) außerdem ſchrieb er mehrere
orts=
geſchichtliche Aufſätze in Lampertheim und die „Pfungſtädter
Zeitung”
Dreſcher, der unverheiratet war, war eine abgeklärte
Perſön=
lichkeit von vornehmer Geſinnung. Als Theologen zeichnete ihn
die gewiſſenmäßiger Verantwortlichkeit verbundene Freiheit des
Geiſtes, als Menſch Freundlichkeit, Güte und Zuverläſſigkeit aus.
Das Büchervermächtnis, das den Ausgangspunkt dieſer
Ausfüh=
rungen bildete, iſt die Auswirkung des vorbildlichen
Gemein=
ſinnes eines Mannes, deſſen Gedächtnis bei allen in Ehren
blei=
ben wird, die ihn gekannt oder von ihm und ſeinem Wirken
ge=
hört haben.
— Das Beileid des Oberbürgermeiſters zum Hinſcheiden des
Prof. Gundolf. Oberbürgermeiſter Mueller hat der Gattin des
ſoeben in beſter Schaffenskraft verſtorbenen Profeſſors Gundolf
das herzlichſte Beileid der Stadt ausgeſprochen, und da er ſelbſt
Darmſtadt heute nicht verlaſſen konnte, am Grabe einen Kranz
mit blau=weißer Schleife und der Inſchrift niederlegen laſſen:
„Darmſtadts Scheidegruß an ſeinen großen Sohn Profeſſor
Fried=
rich Gundolf”.
Ausſchreilungen in Darmſtadk.
Wie ſchon am Vormittag, kam es anläßlich des von den
Kom=
muniſten angeſetzten Reichs=Erwerbsloſentages im Laufe des
Mittwoch mehrfach zu Anſammlungen und Verſuchen zur Bildung
von Zügen von ſeiten der Erwerbsloſen, die aus den Vororten
Zuzug erhalten hatten. Bei Zerſtreuung dieſer Anſammlungen
wurden bis jetzt 20 Siſtierungen vorgenommen. Ein Teil der
Siſtierten wurde nach Feſtſtellung ihrer Perſonalien wieder
frei=
gelaſſen.
Gegen abend kam es in der Altſtadt zu Zugbildungen. Als
dieſe von der Polizei zerſtreut wurden, wurden die Beamten von
den Demonſtranten beſchimpft und mit Steinen beworfen. Ein
Beamter wurde von einem Demonſtranten mit einer Stahlrute
geſchlagen. Er gab in höchſter Not einen Schreckſchuß ab. Der
Demonſtrant wurde feſtgenommen. Ein anderer Demonſtrant
konnte unter Hinterlaſſung ſeiner Stahlrute flüchtig gehen. In
das Krankenhaus wurde ein erwerbsloſer Demonſtrant
eingelie=
fert, der durch einen Schlag mit dem Gummiknüppel eine blutende
Kopfverletzung davongetragen hat.
Die Bereitſchaft war am Dienstag vormittag in Heppenheim,
ohne daß ſie eingeſetzt zu werden brauchte, und befindet ſich
augenblicklich in Lampertheim.
In Offenbach wurden von Kommuniſten und Erwerbsloſen
Flugblätter verteilt. Zu Ausſchreitungen iſt es, wie bis jetzt
ge=
meldet wurde, in Offenbach nicht gekommen.
*
Geſtern abend ſtanden noch mehrere tauſend Menſchen auf dem
Marktplatz und den angrenzenden Straßen, die lediglich als
Neu=
gierige glaubten, einem Schauſpiel beiwohnen zu können.
Abge=
ſehen davon, daß der Ernſt der Lage es verbieten
ſollte, derartig unliebſame Zwiſchenfälle, wie
wir ſie geſtern in Darmſtadt hatten, als Anlaß zur
Befrie=
digung eigener Senſationsluſt zu nehmen, iſt es
auch in höchſtem Grade unbedacht, ſich ſelbſt leichtfertigerweiſe in
Lebensgefahr zu begeben und womöglich über die eigene Familie
tiefſte Trauer zu bringen. Bekanntlich miſchen ſich
unverantwort=
liche lichtſcheue Elemente unter harmloſe „Zuſchauer” und
provo=
zieren die Polizei, die nun gezwungen iſt, zum Schutze der
All=
gemeinheit und zur Vermeidung ſchwerer Unruhen energiſcher
vorzugehen. Man ſollte ſich auch ſagen, daß man der Polizei
ihren Dienſt nicht noch durch Nichtbefolgung ihrer Aufforderung
zum Weitergehen oder gar durch unmotiviertes Kritiſieren und
Schimpfen erſchweren ſoll. Die Polizeiorgane werden doch
lediglich zum Schutze des Publikums und zur
Siche=
rung für Ruhe und Ordnung eingeſetzt. Gerade
die Maſſenanſammlungen in unſeren Hauptgeſchäftsvierteln
brin=
gen ſchwere Gefahren für die Allgemeinheit mit ſich. Bleibe
jeder, der nicht unbedingt auf die Straße gehen muß —
nament=
lich abends — zu Hauſeund helfe für ſeinen Teil mit,
Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten.
Raſche Arbeit des Schnellrichkers.
Am Dienstag abend fand in einem hieſigen Garten=Reſtaurant
unter freiem Himmel eine verbotene Verſammlung der Roten
Hilfe ſtatt. Als ſie aufgelöſt wurde leiſtete eine Frau Wurche
aus Darmſtadt der Polizei dadurch Widerſtand, daß ſie mit einem
Bierglas nach den Beamten warf und einen Beamten ſchlug. Sie
wurde am Mittwoch mit dem Leiter der Verſammlung und der
Rednerin des Abends dem Schnellrichter vorgeführt. Der Leiter
der Veranſtaltung, Fritz Schmidt=Darmſtadt, erhielt vier Monate
Gefängnis, die Rednerin, die frühere Abg. Frau Roth=
Sprend=
lingen, drei Monate Gefängnis und Frau Wurche=Darmſtadt drei
Wochen Gefängnis.
Der Segeiflag und ſeine Bedeutung
für Sport, Wiſſenſchaft und Technif.
Die Segelflugbewegung kann heute auf eine zwölfjährige
glanzvolle Entwicklung zurückblicken. Anfangs ein Notbehelf, ein
Erſatz für die daniederliegende Motörfliegerei, hat ſich die
Segel=
flugbewegung im Laufe dieſer 12 Jahre zu einem wichtigen Zweige
der Luftfahrt entwickelt. Die Erfolge der vergangenen Jahre, die
mit den Namen Schulz, Nehring, Kronfeld, Groenhoff und anderen
in hervorragendem Maße verknüpft ſind, haben überaus
befruch=
tend auf die wiſſenſchaftlichen und techniſchen Probleme der
Luft=
fahrt gewirkt. Wohl gab es Jahre, in denen ſelbſt in Fachkreiſen
das Ende der Bewegung für erreicht erachtet wurde, damals, als
die deutſche Motorfliegerei von ihren drückendſten Feſſeln befreit
wurde und mancher Segelflieger zum Motorflug überging, der
ihm beſſere Entwicklungsmöglichkeiten zu verheißen ſchien. Aber
auch über dieſe Kriſe iſt der Segelflug hinweggekommen und hat
gerade von dieſer Zeit an — es waren die Jahre 1924 und 1925
— die letzten Beweiſe für ſeine Daſeinsberechtigung erbracht. Der
Flug von Kegel im Jahre 1926, bei dem das Flugzeug im
Ge=
witter verſchwand, und von dieſem 55 Kilometer weit geführt
wurde, hat viel dazu beigetragen, ſich mehr und mehr mit den
Fragen der meteorologiſchen Grundlagen des Segelfluges zu
be=
faſſen. Dieſe erſte Anregung, die von der praktiſchen Fliegerei
ausging, wurde von der Wiſſenſchaft aufgegriffen und war die
Grundlage zur Erforſchung des Wolkenaufwindes. Der Flug
Ke=
gels, bei dem dieſer in 1500 Meter Höhe über der Ebene aus den
Wolken herauskam, hatte den Beweis erbracht, daß in dem
Ge=
witter ungeheuere Energien vorhanden ſind, die dem Segelflug
zugänglich gemacht werden können. Für die junge Generation, die
nicht in der Lage iſt, ſich in Motorflug ausbilden zu laſſen, hat
der Gleit= und Segelflug eine große Bedeutung erlangt. Der
Ju=
gend wird auf dieſe Weiſe die Möglichkeit gegeben, ſich ohne allzu
große Koſten fliegeriſch zu betätigen. Wieweit der Gleit= und
Se=
gelflug als eine Art Vorſchule für den Motorflug zu betrachten
iſt, läßt ſich heute noch nicht abſchließend beurteilen. Hierüber
lie=
gen zurzeit noch ſehr geringe Erfahrungen vor. Doch dürfte
im=
merhin die Tatſache, daß gegenwärtig zirka 2000 junge
flugbegei=
ſterte Leute im Gleit= und Segelflug ausgebildet ſind, ein Beweis
dafür ſein, daß allenthalben die Bedeutung des Segelflugſportes
für die Ertüchtigung der Jugend, für ihre Erziehung zu Mut und
Entſchloſſenheit eine außerordentliche iſt.
Im Frühjahr 1928 wurden im Forſchungsinſtitut der Rhön=
Roſſitten=Geſellſchaft in Darmſtadt, unter der Leitung von
Pro=
feſſor Dr. W. Georgii die erſten Verſuche zur Erforſchung des
Auf=
windes unter Wolken durchgeführt, bei denen Nehring mit einem
G. M. G.=Flugzeug mit 35 PS Anzani=Motor bis zur Höhe der
Wol=
ken aufſtieg, den Motor abſtellte und ſich nun im Segelflug unter
der Wolke zu halten trachtete. Dabei iſt es in manchen Fällen
vorgekommen, daß das Flugzeug längere Zeit ohne Höhenverluſt
unter der Wolke ſegelte, ja auch Höhe gewann. Die Auswirkung
dieſer ungemein wichtigen Verſuche zeigte ſich denn auch im Rhön=
Segelflug=Wettbewerb 1928, der zum erſten Male bewußt die
Aus=
nutzung des Wolkenaufwindes im Segelflug zeigte, und zwar bei
dem Fluge von Kronfeld nach dem Himmeldankberg. Kronfeld
ſtartete auf der Waſſerkuppe in der Rhön, erreichte im
Hangauf=
wind langſam Höhe und flog dann eine Wolke an, die ihn im Nu
auf 400 Meter Höhe trug. Mit dieſer Höhe flog Kronfeld dann
zu dem 7 Km. entfernten Himmeldankberg, nachdem er kurz vor
deſſen Erreichung die in Auflöſung übergegangene Kumuluswolke
verlaſſen hatte. Im Aufwind des Berges ſegelte er dann längere
Zeit, bis es ihm wieder gelang, Anſchluß an eine Wolke zu
gewin=
nen, die ihm den Rückflug zur Startſtelle ermöglichte. In 540
Meter Höhe, höher als er die Waſſerkuppe verlaſſen hatte, kehrte
er zu dieſer zurück. Mit dieſem Fluge war der Wolkenflug dem
Segelflug erſchloſſen worden und der 9. Rhön=Segelflug=
Wett=
bewerb ſtand denn auch im Zeichen des Wolkenſegelfluges, der ſich
ungemein belebend auf die Durchführung des Wettbewerbes und
ſeine großen Erfolge ausgewirkt hat. Die vielen größeren
Strecken=
flüge, die in dieſer Zeit durchgeführt worden ſind, ſind faſt
aus=
ſchließlich dadurch möglich geweſen, daß der Pilot gelernt hatte,
den Wolkenaufwind für die Fortführung des Fluges nutzbar zu
machen. Während in früherer Zeit der Blick des Segelfliegers
dem unten liegenden Gelände galt, um die günſtigſten Aufwind=
Möglichkeiten für die Durchführung des Fluges am Gelände zu
erkennen, gilt nunmehr die Aufmerkſamkeit den vorüberziehenden
Wolken.
In erhöhtem Maße erfolgte im 10. Rhön=Segelflug=
Wettbe=
werb 1929 die Ausnutzung dieſer den Segelfliegern durch die
Wiſ=
ſenſchaft vermittelten Kenntnis des Wolkenaufwindes. Damals
wagten es bereits junge Flieger, die gerade ihre C=Prüfung
ab=
gelegt hatten, ſich dem Wolkenaufwind anzuvertrauen und mit
ſeiner Hilfe große Höhenflüge auszuführen
Die Möglichkeit der Ausnutzung des Wolkenaufwindes durch
den Segelflieger iſt nun allerdings auch eine beſchränkte, da die
Lebensfähigkeit einer Wolke nur von begrenzter Dauer iſt. In
weit höherem Maße iſt da eine andere Möglichkeit für die
Weiter=
entwicklung des Segelfluges von Bedeutung, die, wie eingangs
erwähnt, 1926 von Kegel noch unbewußt benutzt worden iſt, und
die 1929 von Kronfeld zielbewußt und mit voller Ueberlegung
dem Segelflug zugänglich gemacht worden iſt. Es iſt dies der
Ge=
witter= und der Frontenſegelflug. Bei einem Gewitter handelt
es ſich im allgemeinen um einen Einbruch kalter Luft in warme.
Das Vorwärtsdringen der Kaltluftmaſſe erfolgt in Form eines
Kopfes, der die vorgelagerte Warmluft gewaltſam emporhebt. Die
dabei auftretende, aufſteigende Bewegung der Luftteilchen geſchieht
mit einer Geſchwindigkeit von 3—4 m/s. Der Böenkopf der
Ge=
witterfront erreicht im allgemeinen eine Höhe von 2000 Meter,
während die ſenkrechte Luftbewegung bis auf 5000 Meter zu
wir=
ken vermag. Ein Segelflugzeug, welches mit einem Gewitter
fliegt, vermag alſo große Höhen zu erreichen, weſentlich größer
als die, die der Aufwind unter den verhältnismäßig tief
ziehen=
den Kumuluswolken zu erreichen geſtattet. In den Rhön=
Segel=
flug=Wettbewerben hat R. Kronfeld insgeſamt vier größereFlüge
ausgeführt, die teils im Gewitter, teils in Einbruchsfronten
durch=
geführt wurden, und auf denen Kronfeld jeweils etwa 150 Km.
Strecke mit Höhen bis zu 3000 Meter über dem Meeresſpiegel
er=
reichte.
Wenn man bedenkt, daß die Kenntnis von dem
Vorhanden=
ſein des Aufwindes unter den Wolken, ſeiner Stärke, von der
Ge=
ſtaltung und Zuſammenſetzung von Gewitterfronten und andere
meteorologiſche Verhältniſſe in hervorragender Weiſe durch den
Segelflug vermittelt worden iſt, und berückſichtigt in welcher
Weiſe ſich dieſe neuen Erkenntniſſe auf die geſamte Luftfahrt
aus=
zuwirken vermögen — es ſei hier nur an die Verkehrsfliegerei
er=
innert, für die die Kenntnis von den Strömungsvorgängen in der
Atmoſphäre im Intereſſe der Sicherheit des Luftverkehrs von
größter Bedeutung iſt — ſo wird man erkennen, daß nicht nur
die Wiſſenſchaft auf die Fortentwicklung des Segelfluges günſtig
eingewirkt hat, ſondern daß umgekehrt auch der Segelflug für die
Wiſſenſchaft zu einem wichtigen Hilfsmittel für die Löſung vieler
meteorologiſcher Fragen geworden iſt.
Aber nicht nur in dieſer Weiſe hat der Segelflug den Beweis
ſeiner Leiſtungsfähigkeit erbracht, ſondern vielleicht noch in weit
höherem Maße durch ſeine Auswirkungen auf die flugtechniſche
Entwicklung des Leicht= und Kleinflugzeuges, wie es in den
letz=
ten Jahren gerade von der deutſchen Luftfahrtinduſtrie
herausge=
bracht worden iſt. Die Konſtruktion des „Vampyr” durch Profeſſor
Madelung von der Techniſchen Hochſchule in Stuttgart hat ſich in
ſehr günſtiger Weiſe auf die Entwicklung des Segelflugzeugbaues
ausgewirkt, was am beſten wohl daraus erſichtlich iſt, daß auch
die heute noch gebräuchlichen Hochleiſtungs=Segelflugzeug=ypen
im weſentlichen in ihrem Aufbau an den Vampyr angelehnt ſind.
Nachdem durch die Konſtruktion dieſes Flugzeuges, mit welchem
die erſten Stundenflüge auf der Waſſerkuppe durchgeführt werden
konnten, dem Segelflugzeugbau der richtige Weg gezeigt worden
war, konnte ſich die Segelflugbewegung erſt in der erfolgreichen
Weiſe entwickeln, wie es der Fall geweſen iſt. Man kam bald
da=
von ab, eigene, für vorteilhaft erachtete Konſtruktionen
auszufüh=
ren, die in vielen Fällen nur zu Mißerfolgen führen, und baute
viel mehr erprobte Typen nach, wie ſie in den Segelflugzeugen der
Akademiſchen Fliegergruppen Hannover und Darmſtadt als
Vor=
bild angeſehen werden mußten, von deren Leiſtungsunfähigkeit
und Hochwertigkeit man durch zahlreiche Erfolge überzeugt war.
Im Laufe der Jahre wurde wohl noch manche günſtige Aenderung
vorgenommen, auch andere Konſtruktionen wurden erfolgreich
er=
probt, aber weſentliche Aenderungen traten nicht mehr in
Erſchei=
nung. Der Hauptgedanke bei der Konſtruktion der Segelflugzeuge
iſt der der Erreichung einer möglichſt geringen
Sinkgeſchwindig=
keit und eines guten Gleitwinkels. Wo es nur irgend anging,
wurde an Gewicht geſpart und auf dieſe Weiſe Flugzeuge
geſchaf=
fen, die bei geringſtem Gewicht doch eine konſtruktive Durchbildung
erfuhren, ſo daß dieſe Flugzeuge den an ſie zu ſtellenden
Forde=
rungen in vollem Maße gerecht werden konnte. Man kann
viel=
leicht ſagen, daß eine weitere Vervollkommnung der Hochleiſtungs=
Segelflugzeuge, wie ſie heute gebaut werden, kaum erreicht
wer=
den wird. Sehr nahe lag bei dieſer Entwicklung der Gedanke, in
ein ſolches Flugzeug einen ſchwachen Motor einzubauen, ein
Ge=
danke, der dann auch bald von den verſchiedenſten Seiten in die
Tat umgeſetzt wurde. Die erſten Verſuche mit Kleinflugzeugen,
wie ſie der „Rote Vogel” von Bäumer, und die Flugzeuge von
Martens darſtellen, erbrachten wohl recht günſtige
Flugeigenſchaf=
ten, befriedigten aber doch noch nicht in vollem Maße, ſo daß man
dazu überging, an Stelle des ſehr ſchwachen Motors ſolche von 20, 30
und evtl. auch 40 PS zu verwenden. Auf dieſe Weiſe erfuhren die
Flugreſultate ſchon weſentliche Verbeſſerungen. Es entſtand das
Meſſerſchmitt=Leichtflugzeug, die Leichtflugzeuge der Akademiſchen
Fliegergruppe Darmſtadt, der „Kolibri” Udets, das Klemm=
Daim=
ler=Leichtflugzeug, das G. M.G.=Flugzeug des Darmſtädters
Hof=
mann und andere Typen. Der Mangel an guten deutſchen
Flug=
motoren mit geringer PS=Zahl führte zur Verwendung von
aus=
ländiſchen Motoren, deren Vorhandenſein in Frankreich und
Eng=
land bereits in dieſen Ländern einen außerordentlichen
Auf=
ſchwung im Bau von Leichtflugzeugen zur Folge gehabt hatte.
Von ſehr weittragender Bedeutung iſt die Einwirkung des
Segelflugzeugbaues auf die Konſtruktion neuartiger
Flugzeug=
typen geweſen, wie ſie die „Ente” und der Storch” des
For=
ſchungs=Inſtitutes der Rhön=Roſſitten=Geſellſchaft darſtellen. Auf
Grund von Modellverſuchen, die ſehr günſtige Reſultate ergeben,
wurden dieſe Flugzeuge als Segelflugzeuge gebaut. Beide
Ma=
ſchinen wieſen hervorragend gute Flugeigenſchaften auf und
führ=
ten längere Segelflüge aus. Dieſer Weg zur Entwicklung
neu=
artiger Flugzeugtypen, iſt inſofern ein ſehr günſtiger, als die
Durchführung der Verſuche mit Segelflugzeugen mit
verhältnis=
mäßig geringen Koſten verknüpft iſt und nicht durch langwierige
koſtſpielige Konſtruktionen der Beweis für die Brauchbarkeit eines
neuen Typs erbracht werden muß. Mit dem Segelflugzeug „Ente‟,
deſſen vorn liegender Rumpf die Steuerwirkung ſehr günſtig
be=
einflußt, hat Stamer, der Leiter der Segelflugſchule auf der
Waſ=
ſerkuppe, im Herbſt 1928 die erſten Raketenflüge auf der
Waſſer=
kuppe durchgeführt. Eine ſehr intereſſante Konſtruktion ſtellt das
ſchwanzloſe Flugzeug Storch des Forſchungs=Inſtitutes dar, das,
wie die Ente von dem Leiter der Flugtechniſchen Abteilung des
Forſchungs=Inſtitutes, A. Lippiſch, konſtruiert worden iſt. Das
Flugzeug beſitzt einen Flügel mit ſtarker Pfeilform, der auf ſeinen
äußeren Enden die Seitenruder trägt. Die Verwindungsklappen,
welche rechts und links hinten am Flügel angebracht ſind, können
zu gleicher Zeit als Höhenruder betätigt werden. Unter dem
Flü=
gel befindet ſich lediglich ein kleines Boot, das zur Aufnahme
der Steuerung und des Piloten beſtimmt iſt. Ein Rumpf kommt
völlig in Fortfall. Auf Grund der erfolgreichen Flüge, die mit
dieſem Flugzeug als Segelflugzeug durchgeführt worden ſind,
wurde es als Motorflugzeug umgebaut und erhielt einen 8 PS=
D. K. W.=Motor, der eine kleine Druckſchraube treibt. Mit dieſem
Kleinflugzeug ſind eine ganze Reihe ſehr gut gelungener Flüge
durchgeführt worden, bei denen allgemein die hohe
Geſchwindig=
keit des Flugzeuges, die etwa 120 Km.=Std. beträgt und ſeine
Wendigkeit bewundert worden ſind. Außerdem weiſt die Maſchine
noch eine ſehr gute Eigenſchaft auf, die darin beſteht, daß ſie ſelbſt
in völlig überzogenem Zuſtand, d. h. alſo mit vollkommen
ange=
zogenem Höhenſteuer, ihre ſtabile Lage in der Luft beibehält.
wäh=
rend andere Flugzeugarten in ſolchen Momenten über den Flügel
oder nach vorne abſtürzen. Dieſes Flugzeug iſt der Vorläufer des
nunmehr herausgebrachten Köhl=Flugzeuges, das nach dem
be=
kannten Ozeanflieger benannt worden iſt. Dieſer Apparat ſtellt
eine weitere Vervollkommnung des ſchwanzloſen Flugzeugtyps dar
und iſt ebenfalls eine Konſtruktion von Lippiſch. Erſt vor wenigen
Tagen ſind die erſten Probeflüge dieſes Flugzeuges, das mit einem
Briſtol=Cherub=Motor von nur 35 PS ausgerüſtet iſt, durchgeführt
worden und haben überaus befriedigende Reſultate gezeitigt. Das
Flugzeug wurde von dem bekannten Weldrekord=Segelflieger
Gün=
ter Groenhoff vorgeführt und fiel durch ſeine große
Geſchwin=
digkeit, ſein gutes Steigvermögen und eine hervorragende
Wen=
digkeit beſonders auf.
Schon ſeit mehreren Jahren werden an verſchiedenen Stellen
Pläne verfolgt, die auf die Konſtruktion des ſogenannten.
Nur=
flügelflugzeuges” hinauslaufen, eines Flugzeuges, das Pilot,
Fluggäſte, Betriebsſtoffe, Motor uſw. im Flügel aufnimmt, alſo
überhaupt keinen Rumpf beſitzt und einen großen fliegenden
Flü=
gel darſtellt. Das neue Junkers G. 38=Flugzeug iſt teilweiſe ſchon
nach dieſen Geſichtspunkten konſtruiert. Auf dieſe Weiſe würden
die Flugzeugteile, welche den größten Widerſtand bedingen. Rumpf
und das verhältnismäßig große Fahrgeſtell. in Fortfall kommen,
ſo daß weſentlich größere Geſchwindigkeiten durch Herabſetzung des
ſchädlichen Widerſtandes erzielt werden können. Die Verſuche des
Forſchungs=Inſtitutes in dieſer Richtung bedeuten einen großen
Schritt vorwärts in der Entwicklung eines künftigen
transatlan=
tiſchen Luftverkehrs. der Flugzeuge mit großer Leiſtungsfähigkeit,
großer Geſchwindigkeit und dem Vermögen, erhebliche Laſten zu
befördern. unbedingt zur Vorausſetzung macht.
K.
— 80. Geburtstag. Am 17. ds Mts. feierte Frl. Johanna
Müller, Liebfrauenſtr 113, Tochter des verſt Gr. Förſters C.
Müller=Faſanerie, in geiſtiger Friſche den 80. Geburtstag. Viele
ältere Darmſtädter werden ſich im Gedenken an den angenehmen
Aufenthalt in der ehemaligen Waldwirtſchaft im Forſthaus
Faſanerie der Genannten noch recht gut erinnern.
— Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Samstag abend: Abendgang nach dem „Heiligen Kreuz”,
Daſelbſt zwangloſes gemütliches Beiſammenſein. Treffen 7.45
Uhr an der Woogstreppe — Darmſtraße. Nachzügler können mit
der Elektriſchen nachkommen.
DTZ
DAS GROSSE RUNDE
SCHNEEWEISSE
SElFENSTÜCK
Nuk Nockost
Seite 6
Donnerstag, den 16. Juli 1931
Nummer 195
Ausflug=Sonderzug ins Reckarkal.
Der für Sonntag den 19. Juli, vorgeſehene Sonderzug der
Reichsbahndirektion Mainz nach Kochendorf und Bad Wimpfen
am Neckar wird beſtimmt verkehren. Wer die Abſicht hat
mitzu=
zent ermäßigten Sonderzugkarte zu verſehen. Nach einer Fahrt
durch die Bergſtraße über Heidelberg, dem Neckartal entlang
vor=
mit der eiſernen Hand, Götz von Berlichingen ſeinen Lebensabend
verbracht hat, wird die Beſichtigung des Salzbergwerks große
Freude bereiten. Wer ins Bergwerk einfährt, kann ſich die unter= der Kur erfolgt auf Koſten der Gemeinde und des
Bezirksfürſorge=
irdiſchen Herrlichkeiten bei tagheller Beleuchtung anſehen und verbandes. — Ein Unfall, der noch glimpflich verlief,
ereig=
hat nicht notwendig, ins Salzkammergut, nach Berchtesgaden zu
fahren, um dort die Schönheiten eines großen Salzbergwerks zu
bewundern.
In dem ehemals freien Reichsſtädtchen Bad Wimpfen das
nächſt Heidelberg die Perle des Neckartals iſt, wird der
Nach=
mittag verbracht. — Es wurde in dieſem Jahre von den
Sonder=
zugteilnehmern ſchon manch Schönes geſehen. Aber Kochendorf —
Bad Wimpfen werden in dieſem Kranz der Erinnerungen einen
Ehrenplatz einnehmen. Drum: Auf ins Neckartal.
In einer Sonder=Veranſtaltung bringen die Palaſt=Lichtſpiele
den ſtummen Großfilm „Quo padis?” in Neu=Ausgabe zur
Vorführung. Dieſes gewaltige Filmwerk, das bereits bei ſeiner
Erſtaufführung von uns ausführlich beſprochen wurde, übte ſeine
tiefe Wirkung auch diesmal wieder auf die Beſucher der Palaſt=
Lichtſpiele, die bei den drei geſtrigen Aufführungen das Haus bis
auf den letzten Platz füllten, aus. Die Filmtechnik hat in dieſem
Bildſtreifen mit Monumentalbauten aus dem alten Rom und mit
einem Rieſenaufgebot von Menſchen ein Werk geſchaffen, das
ſeinesgleichen kaum findet. Das regieliche Zuſammenfaſſen der
Menſchen iſt ſo meiſterhaft, daß kleinliche Kritik hier nicht am
Platze iſt. Emil Jannings als Nero zeigt ſich als Schauſpieler
von überragender Qualität, der die ſchwierige Rolle bis ins
kleinſte beherrſcht. Die Brutalität, der Sadismus, die an
Wahn=
ſinn grenzenden Befehle des Cäſaren verſtand Jannings allein
ſchon durch ſein Mienenſpiel zu zeichnen und verſtändlich zu
machen. Wertvoll wird dieſer Film durch ſeine Anlehnung an
die geſchichtliche Ueberlieferung. Hier wird uns nach faſt 2000
Jahren die Zeit der Chriſtenverfolgung lebendig vor Augen
ge=
führt. Die dämoniſche Grauſamkeit eines Nero iſt unverhüllt
wiedergegeben. Der Großfilm vermag in mitreißender
Geſtal=
tungskraft jeden Beſchauer von Anfang bis Schluß zu feſſeln.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſ. Landestheater.
Heute, Donnerstag, ſowie am morgigen Freitag finden die
bei=
den letzten Aufführungen von Pagnols Neuheit „Zum goldenen
Anker” (Im Hafen von Marſeille), die von Preſſe und Publikum
mit außerordentlichem Beifall aufgenommen wurde, ſtatt.
Scustag und Sonntag, jeweils 22.45 Uhr, werden zwei Nacht=
Vorſtellungen mit der ebenſo erfolgreichen, wie humorvollen
Schwank=Novität „Intimitäten” von Coward veranſtaltet,
auf die wiederbolt beſonders hingewieſen ſei, zumal dieſelbe zu
den vergnüglichſten und amüſanteſten Neuerſcheinungen des
der=
zeitigen Bühnenſpielplans gehört, und beiſpielweiſe in Berlin
allabendlich ausverkaufte Häuſer erzielt. Betont ſei, daß nur dieſe
beiden Aufführungen von „Intimitäten” ſtattfinden. Rechtzeitige
Kartenbeſtellung wird deshalb empfohlen.
— Union=Theater. Vielſeitigen Wünſchen entſprechend zeigen
wir, heute zum letzten Mal, in Neuaufführung Dr. Arnold Francks
großen Hochgebirgsfilm „Stürme über dem Mont=Blanc” mit Leni
Riefenſtahl, Sepp Riſt und Ernſt Udet. Es iſt der gewaltigſte
Hochgebirgs=Tonfilm der je gedreht wurde, ein unauslöſchliches
Dokument menſchlicher Energie und Begeiſterungsfähigkeit.
Jugendliche haben Zutritt.
— Helia=Lichtſpiele bringen in Wiederholung, heute zum
letzten Mal, Mady Chriſtians, der Liebling des Publikums, in
„Das Schickſal der Renate Langen”. Mady Chriſtians und Alfred
Abel ſind die Helden dieſes ſo recht aus dem Leben gegriffenen
Tonfilms. Beide Darſteller beſitzen in hohem Maße die Fähigkeit,
ſeeliſche Tiefen zu verkörpern und in packenden Szenen den
Lei=
densweg zweier Menſchen zu zeigen. Weitere Darſteller: Franz
Lederer, Hilde Hildebrand und der 4jährige Rolf Drucker.
— Palaſt=Lichtſpiele. Der „Suo vadis”=Großfilm in neuer
Faſſung läuft nur noch heute und morgen.
Glücksſpiel und ſeine Folgen. Durch die Kriminal=Polizei
Darmſtadt wurde in der Nacht vom 11. zum 12. Juli in einer
Wirtſchaft in der Altſtadt eine Anzahl Glücksſpieler auf friſcher
Tat ertappt und feſtgenommen. Bei den Feſtgenommenen handelt
es ſich meiſtens um ſolche Perſönlichkeiten die der Kriminal=
Polizei als Glücksſpieler bekannt ſind. Sämtliche Feſtgenommenen
wurden, nachdem ihre Protokollariſchen Vernehmungen zur Sache
erfolgt waren wieder auf freien Fuß geſetzt. Es ſteht feſt daß
einzelne Spieler in ganz kurzen Zeiträumen ihren erheblichen
Bargeldbeſitz im Glücksſpielrauſch verloren haben. Gegen
ſämt=
liche beteiligten Spieler und auch gegen den Wirt iſt ein
Straf=
verfahren eingeleitet.
Wieder ein folgenſchwerer Verkehrsunfall. Am vergangenen
Sonntag gegen 23 Uhr paſſierte auf der Provinzialſtraße
zwi=
ſchen Dieburg und Roßdorf ein bedauerlicher Verkehrsunfall. Zwei
Darmſtädter waren mit einem Motorrad, anſcheinend geblendet
durch entgegenkommende Autos, auf einen beleuchteten
Betriebs=
wagen des Straßenbaues aufgefahren. Der Führer des
Motor=
rades, Jakob Uhrig, erlitt ſchwere Schädel= und Beinbrüche. Sein
Begleiter, Adam Schäfer, kam mit einer Gehirnerſchütterung und
einem Beinbruch davon. Durch eine zufällig mit einem Auto
die Unfallſtelle paſſierende Krankenſchweſter der Umgegend wurde
den Verletzten die erſte Hilfe zuteil. Die freiwillige
Sanitäts=
kolonne Darmſtadt hat die Verletzten ins Herz=Jeſu=Hoſpital in
Darmſtadt eingeliefert, woſelbſt ſie ſofort in ärztliche Behandlung
genommen wurden.
Diebſtähle. Am 19. Juni wurde aus dem Hofe des Garagen=
und Fahrſchulbetriebes von Richard Buſch, Lautenſchlägerſtr. 30,
ein fahrbarer Wagenheber, Marke „Steinbock”, geſtohlen. — In
der Zeit vom 8. bis 14. Juli wurden aus einem Neubau, Ecke
Gabelsberger= und Hicklerſtraße zirka 100 Stück Bretter entwendet.
Die Bretter tragen die Aufſchrift Ludwig Riedlinger und ſind
3 bis 4,50 Meter lang und 10 bis 17 Zentimeter breit.
Geſtohlen wurde am 20. Juni im Städt. Holzhof einem
Ar=
beiter von ſeinem Akbeitskollegen eine Uhr. Der Täter wurde
inzwiſchen ermittelt und dem Amtsgericht zugeführt. — In der
Nacht von Sonntag auf Montag (5. auf 6. Juli) wurde in einer
Wirtſchaft einem Gaſt ſein Portemonnaie mit einem erheblichen
Geldbetrag geſtohlen. Der Dieb wurde ermittelt.
Feſtnahmen: Feſtgenommen wurden durch die Darmſtädter
Kriminal=Polizei der ſteckbrieflich verfolgte Händler Franz M.
aus Eisleben; der Schloſſer Karl P. aus Berlin wohnhaft in
Darmſtadt, wegen Sittlichkeitsvergehens; der Autoſchloſſer Heinrich
W. aus Darmſtadt wegen Fahrraddiebſtahls; der Metzgerlehrling
Joſef B. aus Mechernich bei Euskirchen wurde in Schutzhaft
ge=
nommen, weil er eigenmächtig ſeine Lehrſtelle in ſeiner Heimat
verlaſſen und ſich auf Wanderſchaft begeben hatte. Nachträglich
hat ſich auch herausgeſtellt, daß er ſeinem Lehrmeiſter einen nicht
unerheblichen Geldbetrag veruntreut hatte: ferner der Former
Wilhelm C. aus Pfungſtadt wegen Fahrraddiebſtahls.
Die dierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchlließſich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachtt
in keinem Falle irgendwſe als Beſprechung oder Krild.
— Der Zyklus volkstümlicher Konzerte wird in
dieſer Woche wie folgt fortgeſetzt: Freitag, den 17. Juli, im
„Heſſiſchen Hof”, Wilhelminenſtraße. Hierbei kommen Werke
be=
kannteſter Komponiſten wie: Offenbach, von Suppé von Weber,
Johann Strauß, Karl Zeller, Franz Lehär zu Gehör. Mehrfach
geäußerten Wünſchen entſprechend zum Schluß: „Harmoniſcher
Zapfenſtreich der Infanterie und Kavallerie mit anſchließendem
Gebet‟. Dieſes Konzert nur bei geeigneter Witterung. — Weitere
Konzerte am Sonntag, dem 19. Juli, nachmittags und abends im
Rummelbräu=Garten. Alle Konzerte leitet Matthias Weber
perſönlich.
Tageskalender für Donnerstag, den 16. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, 20 Uhr: Zum goldenen Anker”. — Konzerte: Zur
Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor,
Herrngartenkaffee. Wiener Kronenbräukeller, Schuls
Felſen=
keller. — Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und
Palaſt=Lichtſpiele.
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 15. Juli. Solbadekur für Kinder.
Während der Ernteferien der hieſigen Schule, die am kommenden
fahren, wird gut daran tun, ſich alsbald mit der um 50 Pro= Montag beginnen und ſich über vier Wochen erſtrecken, werden in
hieſiger Gemeinde Solbadekuren für Schulkinder im
Gemeinde=
bad durchgeführt. In Frage kommen etwa 50 bedürftige Kinder,
bei am trotzig ragenden Hornberg bei Neckarelz, wo der Ritter deren Auswahl durch den Schularzt erfolgte. Anſchließend an die
Bäder erfolgt eine Liegekur. Des weiteren werden den
teilneh=
menden Kindern Brötchen und Kakao gereicht. Die Durchführung
nete ſich geſtern abend auf der Kranichſteiner Straße. Einem
Landwirt, der auf einem Grundſtück an der Alten Kranichſteiner
Straße mit Getreidemähen beſchäftigt war, gingen die Pferde mit
der Mähmaſchine durch und raſten nach dem Orte. Erſt an der
Seeſtraße konnten ſie eingefangen werden. Inzwiſchen war ein
Teil des einen Rades der Maſchine abgeſprungen, ſo daß der
Meſſerblock auf der Erde ſchleifte. Glücklicherweiſe waren keine
Kinder auf der Straße, ſo daß kein größeres Unheil entſtand und
nur Materialſchaden angerichtet wurde. Die Mähmaſchine wurde
ſchwer beſchädigt, eine bei der gegenwärtig einſetzenden
Getreide=
ernte nicht erwünſchte Sache.
J. Griesheim, 15. Juli. Herr Daniel Müller 3. von hier hat
ſein Mandat als Gemeinderatsmitglied niedergelegt.
Als Mitglied der Sozialdemokratiſchen Partei gehörte er zehn
Jahre dem Gemeinderat an und war lange Zeit Führer der
ſozial=
demokratiſchen Gemeinderatsfraktion — Die Getreideernte
nimmt allmählich auch hier ihren Anfang; „nachdem die
Winter=
gerſte bereits vorige Woche geſchnitten wurde, hat man Ende der
letzten Woche mit dem Roggenſchnitt begonnen. Der Stand der
Feldfrüchte iſt begünſtigt durch die gute Witterung, im
allge=
meinen gut. Weizen, Gerſte, Hafer und Korn fanden eine gute
Entwicklung. Die Dreſchmaſchine hatte bereits letzte Woche einige
Tage mit dem Druſch der Wintergerſte zu tun. Die Aehren haben
durchſchnittlich einen guten Körnerertrag, und auch der
Stroh=
ertrag iſt im allgemeinen zufriedenſtellend — Der Zweigverein
Griesheim des Heſſiſchen Fechtverein, Waiſenſchutz” hält am
Freitag, den 17. Juli, im Lokale „Zur Straßenbahn” von Jakob
Schaffner, eine Mitgliederverſammlung ab.
* Griesheim, 15. Juli. Einen über Erwarten ſchönen Sieg errang
der Geſangverein „Liedertafel” auf dem großen
Geſangs=
wettſtreit in Wiesbaden=Erbenheim, bei dem 47 Vereine, in 4 Klaſſen
ein=
geteilt, in äußerſt ſcharfe Konkurrenz traten. Der Verein ſang in Klaſſe
III und wurde ihm mit 230 Punkten der 2. Klaſſen= und Ehrenpreis
und im höchſten Ehrenſingen mit 118 Punkten der höchſte Ehrenpreis
zuerkannt. Außerdem erhielt der Dirigent des Vereins, Herr Auguſt
Merker von hier, für höchſte Punktzahl in der Auffaſſung den
Dirigen=
tenpreis. Wer weiß, was heutzutage auf ſolchen Wettſtreiten geboten
wird wird ſich gerne der ſtolzen Freude anſchließen, daß es gerade der
hieſige Dirigent Auguſt Merker war, der dieſen ſchönſten Erfolg des
geſamten Wettſtreits ſeinem Verein zuführen konnte. — Ein ganz
be=
ſonders herzlicher Empfang ward dem preisgekrönten Verein bei ſeiner
Rückkehr zuteil, indem die hieſigen Brudervereine der
Arbeitsgemein=
ſchaft den Verein mit Muſik zum Vereinslokal begleiten ließen und am
Ortseingang mit Sängergruß und Glückwünſchen empfingen. Dieſe
be=
ſondere Ehrung, ein ſelten ſchönes Zeichen von Sangesbrüderlichkeit, hat
den ſchönſten Eindrucke hinterlaſſen. Die Preiſe werden demnächſt im
Schaufenſter der Schloſſerei Heinrich Merker Witwe ausgeſtellt. —
An=
ſchließend an den Wettſtreit beteiligte ſich Herr Dirigent Auguſt Merker
mit ſeinen Vereinen „Eintracht” Wolfskehlen und „Männerquartett”
Crumſtadt an dem Pokalſingen in Crumſtadt und erzielte dort den 2.
und 3. Sieg.
Cu. Pfungſtadt, 15. Juli. In der am Donnerstag, den 16.
d. M., ſtattfindenden Gemeinderatsſitzung liegt als Hauptpunkt
der Gemeindevoranſchlag 1931 vor. Die erbitterten Kämpfe,
welche der 1930er hervorrief, ſind in dieſem Falle durch die
Not=
verordnung unterbunden worden. Die Sitzung dürfte daher
reibungslos von ſtatten gehen, zumal der Voranſchlag
nurzwangs=
läufige Ausgaben enthält. — Der Muſikverein Pfungſtadt kann
in dieſem Jahre auf ſeine fünfzigjährige Beſtehenszeit
zurückblik=
ken. Es iſt beabſichtigt, bei günſtiger Witterung am 2. 8. in der
Gartenwirtſchaft des Hotel Strauß ein Konzert zu veranſtalten,
an dem ſich die hieſigen Geſangvereine beteiligen werden. — Der
Einladung des Turnvereins Pfungſtadt (D. T.) zum Beſuche des
Nahetales mit dem Endziel Bad Kreuznach, waren nicht weniger
als hundert Mitglieder und Gäſte gefolgt. Die Fahrt welche mit
drei Autobuſſen durchgeführt wurde, verlief aufs beſte. — Eine
angenehme Abwechſelung dürfte der Berliner Mozartchor (120
Kinder) den Pfungſtädtern am Donnerstag im Gemeindehaus
bieten. In dem anberaumten Konzert wird der Kinderchor
un=
ter Leitung von Chordirigent Steffen=Berlin Chöre von Brahms,
Beethoven. Mozart und mehrere Volkslieder zu Gehör bringen.
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 15. Juli. Weiteres Nachlaſſen
der Maul= und Klauenſeuche. Die Maul= und Klauenſeuche
geht erfreulicherweiſe weiter zurück. Sie iſt in weiteren 17 Behöften
unter den betroffenen Viehbeſtänden erloſchen. Infolge Beſſerung der
Lage konnten die zum Beobachtungsgebiet erklärten Ortſchaften
Pfung=
ſtadt, Eich und Eſchollbrücken freigegeben werden.
Cu. Eſchollbrücken, 15. Juli. Im Alter von 84 Jahren iſt Herr
Altveteran Jakob Leichtweiß 4. geſtorben. Die Zahl der 70/71er
Kriegsteilnehmer iſt dadurch auf drei zuſammengeſchmolzen.
Der Gemeinderat gab in ſeiner letzten Sitzung ſeine Zuſtimmung
zur Anpaſſung der örtlichen Sondergebäudeſteuer an die ſtaatliche,
entſprechend den Richtlinien des Finanzminiſteriums. Die
dies=
bezüglichen Anträge müſſen innerhalb der üblichen Reſpektfriſt
(4 Wochen nach Zuſtellung des Steuerbeſcheides) geſtellt werden.
— Die Erneuerung der Ortstafel am Ortsausgang nach Eich,
ſo=
wie das Anſinnen der Brauereivereinigung auf Einziehung der
Bierſteuer durch die Gemeinde, werden abgelehnt. Durch
Auf=
hebung der Schule im benachbarten Eich gehen die Kinder zur
hieſigen Volksſchule. Seitens des Kreisſchulamtes iſt beabſichtigt,
zu den ſachlichen Koſten der Schule pro Kind einen Zuſchuß in
Höhe von 5 Mark zu leiſten, was aber dem Gemeinderat zu
nied=
rig erſcheint. Herr Bürgermeiſter Kiſtinger wird beauftragt, mit
der vorgeſetzten Behörde dieſerhalb zu verhandeln. — Landwirt
Philipp Leichtweiß 6, wurde als Steuerausſchußmitglied beſtimmt,
im Vertretungsfalle Landwirt Valentin Roth 3.
Cp. Dieburg, 15. Juli. Motorradunfall. An einer
Straßenkreuzung innerhalb der Stadt kam ein hieſiger
Motoxrad=
fahrer mit ſeinem Rad ins Schleudern und fuhr über den
Fuß=
ſteig wider ein Haus. Während das Motorrad ſtark beſchädigr
und abgeſchleppt werden mußte, kam der Fahrer ſelbſt mit leichten
Hauptabſchürfungen davon.
An. Groß=Zimmern, 15. Juli. Einſichtnahme in den
Reli=
gionsunterricht. Am Dienstag morgen weilte als Vertreter des
Landeskirchenamts Herr Dekan Zimmermann aus Darmſtadt hier und
nahm in ſämtlichen Klaſſen der evangeliſchen Schule Einſicht in den
Neligionsunterricht. — Verpachtung. In der Löwenbrauerei
wurden am Dienstag durch das Forſtamt Dieburg die fiskaliſchen Aecker
und Wieſen in der Gemarkung Groß=Zimmern auf weitere neun Jahre
verpachtet. Der Pachterlös beträgt durchſchnittlich nur die Hälfte wie
vorher. Die miniſterielle Genehmigung ſteht allerdings noch aus. —
Kornernte. Die Kornernte hat auch hier ihren Anfang genommen.
Am Montag wurde in der Groß=Zimmerner Gemarkung das erſte Korn
geſchnitten. — Ein gerichtliches Nachſpiel und üble Folgen
ſcheint hier der Eheſtreit nach ſich zu ziehen, wobei kürzlich eine Frau
ihren Mann mit einer Hacke derart verletzte, daß ihm auf operativem
Wege im Darmſtädter Krankenhaus ein Auge entfernt werden mußte.
Wie man hört, ſoll der ſchwerverletzte Mann in Lebensgefahr ſchweben.
Nun wurde die Frau am Montag dem Unterſuchungsrichter zugeführt.
Bk. Schaafheim, 15. Juli. Schützenerfolg. Bei dem im
be=
nachbarten Groß=Oſtheim von dem dortigen Kleinkaliber=Schützenverein
veranſtalteten Gauſchießen des Gaues Unter=Gerſprenz, verbunden mit
Schießen um die Gaukönigskette und den Gauwanderpreis, hatte der
hieſige, erſt drei Jahre beſtehende Kleinkaliber=Schützenverein einen ſehr
guten Erfolg. Die Gaukönigskette errang Herr Georg Diehl 10. mit
93 Ringen und iſt ſomit für 1 Jahr Schützenkönig des genannten Geues,
ferner gewannen noch folgende 5 Herren den Gauwanderpreis mit 390
Ningen: Georg Diehl 10., Förſter Ludwig Trautmann, Karl Günther
Georg Arthur Roth und Peter Trautmann. Außerdem ſchoſſen noch
Preiſe die Herren Förſter. Ludwig Trautmann und Bürgermeiſter
Höreth.
* Ober=Klingen, 15. Juli. Am Sonntag 19. d. M., findet in dem
Ober=Klinger Walde an der Kanzel das Guſtav=Adolfs=Feſt des
Dekanats Reinheim ſtatt. Feſtprediger iſt Pfarrer Wagner=Bensheim.
Verſchiedene Chöre wirken mit. Abmarſch von der Linde” Ober=Klingen
1.45 Uhr. Alle evangeliſchen Chriſten ſind herzlich zu dieſer Feier
ein=
geladen.
Am. Haingrund, 15. Juli. Heidelbeerernte. Nachdem in
der letzten Woche nur noch 10 Pfg. für ein Pfund Heidelbeeren bezahlt
worden iſt, wurde jetzt der offizielle Ankauf von Heidelbeeren ganz
ein=
geſtellt. Damit iſt dieſe Ernte, die in den letzten Jahren recht, viel Geld
brachte, ſchon nach drei Wochen beendet.
Burgſeſt zu Lindenſels.
Die Beleuchtung der Burg und der Stadtſilhouette am 18. Juli
leitet das diesjährige Burgfeſt ein. Danach folgt ein Fackelzug,
der ſich auf der Burg auflöſt. Hier herrſcht in der Wein=, Café=,
Bier= und Sektbude bald frohe Stimmung.
Am Hauptfeſttag, den 19. Juli, nachmittags 2 Uhr, wird ein
farbenprächtiger Trachtenzug das Auge des Beſuchers erfreuen.
Die „Hochzeit”, das Schönſte aus dem Odenwälder Volksleben,
wird dieſes Mal im Feſtzug dargeſtellt. Die luſtige Geſellſchaft
lockt die Fremden hinauf zur Burg, wo unter der Linde Reigen
und Tänze abwechſeln.
Jedem iſt es bei dem geringen Tageseintritt möglich, frohe
Stunden hier zu verleben. Für gute Auto=Verbindungen nach
allen Richtungen iſt ausreichend geſorgt.
Auf denn zum „Burgfeſt nach Lindenfels”.
* Höchft i. Odw., 14. Juli. Nächſten Sonntag, 19. d. M., findet
nachmittags halb 2 Uhr Gottesdienſt für Gehörloſe im ev.
Gemeindehaus hier ſtatt. Fahrtausweis erbitte man von dem hieſigen
Pfarramt.
— Bad König i. Odw., 15. Juli. Am 1D d. M. ſind es 25 Jahre,
daß die Penſion Schnur (Landhaus Karoline) ſich der Kurtätigkeit
gewidmet hat. In langſamem, aber zielſicherem Aufbau hat ſie ihr
An=
weſen zu erweitern und verſchönern verſtanden, ſo daß das „Landhaus
Karoline” bei den oft wiederkehrenden alten und den neuen Kurgäſten
ſich der größten Zufriedenheit erfreut.
Ea. Stockheim, 15. Juli. Einer der älteſten Einwohner unſeres
Ortes, Herr Philipp Leidermann, feiert am 18. Juli in voller Rüſtigkeit
ſeinen 75. Geburtstag.
A. Aſchbach, 15. Juli Brandſchaden. In einer hieſigen
Hof=
reite brach ein Brand aus, der ſich ſo ſchnell verbreitete, daß er trotz
ſo=
fortigen Eingreifens der Feuerwehr doch das Anweſen einäſcherte.
Je=
doch gelang es, ein Uebergreifen des Feuers auf die Nachbarhäufer zu
verhindern. Die Brandurſache iſt bis jetzt noch nicht ermittelt.
Di. Güttersbach, 15. Juli. Am komienden Sonntag hält unſer
Ortsgeiſtlicher, Herr Pfarrer Peter, ſeine Abſchiedspredigt, um am
näch=
ſten Tage nach ſeinem neuen Dienſtorte Friedberg=Fauerbach
überzuſie=
deln. Herr Pfarrer Peter wirkte 10 Jahre in unſerem Kirchſpiel, und
er und ſeine Gattin haben es verſtanden, ſich in dieſer Zeit große
Be=
liebtheit bei der Bevölkerung zu erringen, ſo daß man ſie nur ungern
ſcheiden ſießt. War doch in den 4 Orten niemand alt oder krank, den
Herr oder Frau Pfarrer nicht beſuchten. Noch mannigfach ſind die
Ver=
dienſte, die ſich unſer ſcheidender Geiſtlicher in der Zeit ſeines Hierſeins
erworben. So war er ganz beſonders ein Freund der Jugend.
Wäh=
rend er die jungen Männer in einem Jugendbund, den er gegründet
hatte, um ſich verſammelte, nahm ſich Frau Pfarrer der ſchulentlaſſenen
Mädchen an. Für die Jugend erwarb er auch das idhylliſch gelegene
Blockhäuschen hinter dem Siegfriedsbrunnen. Dann ſchuf er ein Blatt
für die 4 Kirchſpielsgemeinden, den „Heimatboden”, der nicht nur in
jedem Hauſe geleſen wird, ſondern in über 100 Exemplaren weit über
unſeren Heimatbezirk hinaus, ſogar bis nach Amerika geht. — Wir
wün=
ſchen dem Scheidenden und ſeiner Familie am neues Wirkungsorte alles
Gnte.
m. Beerfelden, 15. Juli. Ein ſeltenes Jubiläum. Noch
einiges vom großen Markt. Der jetzt 90jährige Landwirt Braun aus
Wimmersbach, ein Veteran aus den Jahren 1866 und 1870/71 beſuchte
ſeit Einführung des großen Beerfelder Pferdemarktes alljährlich dieſe
Veranſtaltung und hielt ebenſo regelmäßig Einkehr im „Schwanen”.
Herr Braun war alſo vorgeſtern zum 30. Male auf dem Markt und im
„Schwanen‟. Deſſen Beſitzer, Herr Sattler, ergriff dieſe Gelegenheit,
um dem würdigen Alten für ſeine Anhänglichkeit durch beſonders
feſt=
liche Bewirtung zu ehren. — Der vorgeſtrige Markt war befahren mit
186 Pferden, 192 Stück Rindvieh, 106 Ziegen und 415 Schweinen. Aus
der Zuſammenſetzung der aufgetriebenen Pferde — es waren darunter
25 Stuten mit Fohlen — ergibt ſich ohne weiteres die Folgerung, daß
die Pferdezucht in hieſiger Gegend wieder ſtark im Aufblühen iſt, daß ſich
wieder weitere Kreife der Landwirte der Nach= und Aufzucht der Pferde
widmen. — Das Handelsgeſchäft geſtaltete ſich, wenn man ſich aus einer
Reihe von Einzelbeobachtungen ein Urteil erlauben darf, etwa
folgender=
maßen: Der übergroße Auftrieb an Schweinen brachte es mit ſich, daß
die einzelnen Verkäufer keinen allzu großen Abſatz hatten; bezahlt
wur=
den für Zuchteber das Stück 100—110 Mk., für Einlegſchweine das Stück
70 Mk., für das Paar Läuferſchweine je nach Alter und Qualität 25—45
und für das Paar Milchſchweine 20—25 Mk. Der Handel an Rindvieh
war gut; einzelne Handelsleute ſetzten ihren ganzen Beſtand ab. Nur
nach Faſelvieh war keine fonderliche Nachfrage, und die Preiſe für
das=
ſelbe waren pro Stück um 150—200 Mk. geringer als im vorigen Jahr.
Der Handel an Pferden war leidlich gut; einzelne Händler waren nicht
befriedigt. — An den Einmarſch zur Stadtmitte nach der Prämierung
am Montag ſchloß ſich auch wieder ein gemeinſamer Mittagstiſch in dem
Hotel „Zur Traube” an mit einer Beteiligung von zirka 50 Perſonen.
Dabei nahm S. Erl. Erbgraf Alexander zu Erbach=Erbach Veranlaſſung,
der Stadt Beerfelden zu danken für ihre opfervolle Unterſtützung des
Marktes. Redner überbrachte auch die Wünſche ſeines Bruders, S Erl.
des Grafen Konrad zu Erbach=Erbach; dieſer bedauere, beim diesjährigen
Markt nicht anweſend ſein zu können infolge ſeines Aufenthalts in
Wild=
bad. Graf Konrad war bis jetzt Beſucher aller hieſigen Märkte; ſein
Fernſein wurde allerſeits bedauert und ſein Fehlen als Lücke
empfun=
den. — Als Vertreter der Landwirtſchaftskammer ergriff auch Herr
Bür=
germeiſter Meiſinger=Kirch=Brombach das Wort ebenfalls, um der Stadt
Beerfelden zu danken für die Unterſtützung dieſer Sache. Herr
Bürger=
meiſter Löb dankte namens der Stadt und feierte in deren Namen die
Herren und Vereinigungen, die den Markt unterſtützen; dabei gab der
Redner Rückblicke auf das Werden und Wachſen des Marktes. — Zu
nennen ſind noch zwei Ausſtellungen, die allen Marktbeſuchern
offenſtanden. In dem einen Saal der Gewerbeſchule waren die
Ge=
winne für die Pferdemarkt=Lotterie zu einer ſehr
reich=
haltigen und mannigfaltigen Ausſtellung vereinigt; ſchade, daß man die
Hauptgewinne nicht mit zeigen konnte, der Mut zum Loſekaufen wäre
ſicher noch mehr angefacht worden. Im zweiten Schulſaal hatte die
Städtiſche Nähſchule, geleitet von Frl. Bergmann, ausgeſtellt. Man
be=
wunderte die ſaubere und geſchmackvolle Ausführung alles deſſen, was
Damenhände an Wäſche, Kleidung, Stickereien uſw. uſw. herzuſtellen
imſtande ſind. — Geſtern erfolgte in den Räumen der Bürgermeiſterei
die Ziehung der Pferdemarkt=Lotterie; die
Hauptge=
winne entfielen auf folgende Losnummern: 1. 11279; 2. 7264; 3. 726;
4. 2761; 5. 17606; 6. 2056; 7. 13031; 8. 13 490; 9. 11598; 10. 18 778
und 11. 814.
A. Gadernheim, 15. Juli, Abſchiedsfeier für Pfarrer
Oppenheimer. Zum größten Bedauern der Gemeinde nimmt nun
Herr Pfarrer Oppenheimer mit Familie Abſchied von hier, da er die
Pfarrſtelle in Königſtädten übernommen hat. Zu ſeinem Abſchied wurde
ihm von Poſaunenchor und Kirchenvorſtand, der Dank der
Kirchen=
gemeinde zum Ausdruck gebracht für die ſegensreiche Arbeit ſeit der
An=
ſtellung hier im Dezember 1927. Herr Bürgermeiſter Wolf brachte in
einer öffentlichen Anſprache dieſe Anerkennung zum Ausdruck.
Dz. Bickenbach, 15. Juli. Goldene Hochzeit. Am Freitag
be=
gehen die Eheleute Herr Maurermeiſter Peter Bernet 1. und ſeine
Ehe=
frau Margarete, geb. Göbel, das ſeltene Feſt der „Goldenen Hochzeit”
in körperlicher und geiſtiger Friſche. Herr Bernet iſt Mitbegründer des
hieſigen evangeliſchen Kirchengeſangvereins, dem er 51 Jahre angehört,
in den letzten Jahren als paſſives Mitglied. Auch gehört er ſeit 14
Jah=
ren dem Kirchenvorſtand an. Glück auf zur Diamantenen!
Aa. Bensheim, 15. Juli. Todesfall. Metzgermeiſter Jakob
Weitzel iſt im 65. Lebensjahre nach längerem Leiden geſtorben,
Weitzel war Mitbegründer der Metzgerinnung Bensheim und gehörte
ihr lange Jahre als Vorſtandsmitglied an.
g. Gernsheim, 14. Juli. Der beim hieſigen Amtsgericht kätig
ge=
weſene Juſtizpraktikant Erich Janſon wurde in gleicher Dienſteigenſchaft
gemäß Verfügung des Herrn Miniſters der Juſtiz an das Amtsgericht
Ober=Ingelheim verſetzt. — Zum geſchäftsleitenden Juſtizinſpektor beim
Amtsgericht Gernsheim wurde auf Grund Dekrets des Herrn Miniſters
der Juſtiz ab 1. Juli 1931 Herr Juſtizinſpektor Jakob Kuntz, ſeither am
Amtsgericht II Darmſtadt tätig, ernannt. — Der Sportwerbetag,
verbunden mit Bezirksturnen, der Deutſchen Jugendkraft Gernsheim
nahm bei ſchönſtem Wetter einen herrlichen Verlauf. Während den
Wettkämpfen hatte ſich zahlreiches Publikum auf dem Sportplatz
ein=
gefunden. Ein Werbeabend im Saalbau Haas gab dem Ganzen einen
würdigen Abſchluß. — Im Monat Juni wurden beim Standesamt
Gernsheim folgende Beurkundungen vorgenommen: 3 Geburten, 3
Ehe=
ſchließungen und 3 Sterbefälle. — Der Voranſchlag der Gemeinde Klein=
Rohrheim für Rechnungsjahr 1931 ſchließt in der Betriebsabteilung in
Einnahmen und Ausgaben mit 13 346,53 RM. ab. Der Umlagebedarf
beziffert ſich nach Abzug der vorgeſchriebenen Steuerſenkungen auf
6092.— RM. Es werden belaſtet Gebäude und Bauplätze mit je 28 Pfg.
auf 100.— RM. Steuerwert land= und forſtwirtſchaftlich genutzte
Grund=
ſtücke mit je 57 Pfg. auf 100.— RM. Steuerwert, gewerbliches Anlage=
und Betriebskapital mit 95 Pfg. auf je 100.— RM. Steuerwert,
Gewerbe=
ertragsſteuer mit 2,42 RM. auf je 100.— RM. Steuerwert. Die
Son=
derſteuer vom bebauten Grundbeſitz heträgt bei den Werten über 7000.—
RM. pro 100.— RM. Steuerwert 41,15 Pfg., bei denjenigen unter
7000— RM. pro 100.— RM. Steuerwert 35,93 Pfg. Um Erſatz aus
dem Ausgleichsfonds beanſpruchen zu können, mußten die zur Verfügung
ſtehenden Einnahmequellen ausgeſchöpft werden. Zur Erhebung gelangt
daher im Rechnungsjahr 1931 die Bürgerſteuer und die Bierſteuer nach
den geſetzlich vorgeſchriebenen Sätzen
Nummer 195
Donnerstag, den 16. Juli 1931
Seite 7
* Aus dem Gäſtebuch der Jugendherberge
in Gammelsbach i. 9.
Mitgeteilt von dem Herbergsleiter Lehrer Lehr.
Vor allem darfſt du dich beſchweren.
Wenn unſer Haus nicht bot, was es verſprach
Echt deutſche Gaſtfreundſchaft,
Ein ſchlichtes Lager für die müden Glieder,
Fürs Herz ein freundlich Angeſicht.
Am 1. September dieſes Jahres werden es 2 Jahre, daß in
der Reinhart van Gülpen=Schule dahier die Jugendherberge
ein=
gerichtet wurde. Sie iſt nicht überlaufen wie die Herbergen in
den Orten mit beſſerem Klang. Dazu iſt Gammelsbach im hinteren
Odenwalde zu unbekannt. Immerhin waren im Vorjahre
an=
nähernd 1300 Uebernachtungen zu verzeichnen. Und alle, die
kamen, waren angenehm überraſcht über das, was ſie vorfanden.
Das Gäſtebuch redet eine lebendige Sprache von den Eindrücken
der Jungen und Mädels hier im tiefen Odenwalde am Fuße der
alten Bergfeſte Freienſtein.
So ſchreibt ein Kölner Mädel: „Wandere nicht immer gerade
Straßen fort, überwinde auch manchmal Höhen. Klimme den
Berg hinan, ſchaue ins Land hinein. Stehſt du auf der Höhe,
lerne, daß alles Leben ein Wandern ſei. Nichts halte dich feſt,
gehe immer weiter. Steigſt du dann wieder hinunter zu der
Menſchen Wohnungen, winkt dir dort milde die ſüße Raſt.”
„Schlafen knorke, Eſſen fein!
So ſolls in jeder Herberg” ſein!"
Der Mord in Sprendlingen aufgeklärk.
Den wochenlangen Bemühungen der Unterſuchungsbehörde iſt
es nun gelungen, Aufklärung in die Sprendlinger Mordaffäre zu
bringen, ſo daß ſich die Täter demnächſt vor dem Schwurgericht zu
verantworten haben werden. Wie erinnerlich, beging vor einiger
Zeit eine Frau Brand im Unterſuchungsgefängnis Selbſtmord,
nachdem ſie in einem hinterlaſſenen Brief Angaben über die
Er=
mordung einer Frau Baumgarten in Sprendlingen gemacht hatte,
und als Täter ihren eigenen Ehemann angab. Es hat ſich nun
herausgeſtellt, daß Brand mit der Mordtat nichts zu tun hat,
vielmehr Frau Brand an dem Verbrechen ſeibſt beteiligt war. Im
November v. I. hatte der Arbeiter Baumgarten mit einem
Be=
kannten namens Baumeiſter und Frau Brand die aus Polen
ſtam=
mende Stanislawa Baumgarten im Garten des einige Kilometer
von Sprendlingen abſeits gelegenen Hauſes überfallen und
totge=
ſchlagen. Die Mörder verſcharrten die Leiche der Frau im Garten.
Ihr Verſchwinden wurde damit motiviert, daß ſie, die ſtändig mit
ihrem Mann in Unfrieden lebte, davongegangen ſei. Der von
ſeiner Frau fälſchlich der „Mittäterſchaft beſchuldigte Arbeiter
Brand konnte ſein Alibi für die Zeit der Tat nachweiſen.
Ver=
mutlich hat ſeine Frau, die wegen Ermordung ihres zweijährigen
Kindes in Unterſuchungshaft ſaß, ihn aus Rache der Tat
beſchul=
digt. Brand hatte die Eheſcheidungsklage eingereicht. Die Täter
haben inzwiſchen ein Geſtändnis abgelegt.
Eine willkommene Bereicherung des
Küchen=
zettels bringt die Maggi=Geſellſchaft mit ihren beiden neuen
Suppenſorten: Rheiniſche (grüne Erbſen mit Karotten) und
Legierte mit Gemüſe. Wer Freund einer guten Suppe iſt, ſollte
dieſe beiden Sorten probieren: Wie alle Maggi=Suppen ſchmecken
auch ſie vorzüglich.
4. Klaſſe 37. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Nachdruck verboten
Ohne Gewähr
2. Ziehungstag
14. Juli 1931
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
4 Gewinne zu 5000 M. 195814 373685
4 Gewinne zu 3000 M. 171348 349863
8 Gewinne zu 2000 M. 17714 88481 329113 379327
24 Gewinne zu 1000 M. 49896 59286 73890 108134 130762 187151
205638 226971 230290 268777 311834 330644
30 Gewinne zu 800 M. 61376 62668 93136 106270 133358 164854
166292 200716 219856 284681 299758 313389 365819 360979 390869
66 Gewinne zu 500 M. 33161 38824 50660 62261 53667 77418
136943 142727 151156 184574 210194 211796 212006 229991 234058
238043 239949 246914 263098 316245 317910 320072 333804 341796
354972 372446 374343 383020
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
Eu ni Eus Hattt
SMaltige Preisher
R Schen miasen
hier kau
Einzel-Stücke
Verkaufswert
Sicht auf den
Einzelpaar
Beppdecken
Hunsel Stüieke und HinzelPare,
Hur Besonders gute Onaltäten
Trots der biligen Preise
Veberschlagtücher
und Kopfkissen
Ein il ite eten
Wrech Dekorztion und Lager et.
S tr5b genorden .."
Zabagt
Unter p
Kaufen Sie jets
En und Marr=
SParen Viel 8
Geschäftshau=
Darmst
Ludwigstr.
mit dieſem Sprüchlein bedankt ſich ein froher Einzelwanderer.
Adler und Falken aus Rheinfranken: „Wir brauchen ein
hartes Geſchlecht! Man wird bald irre an dieſem Grundſatz, wenn
man in dieſe pikfeine Herberge kommt. Alles ſauber, alles hell
und ſchön, und die Leute ſo freundlich wie in keiner anderen
Herberge. Dies ohne Uebertreibung.
„Wenn die Jugend wieder wandert mit den Wolken mit dem Wind,
Mag ſie dann nur immer landen, wo ſie ſolche Herberg find!!“
ſchreibt ein Kölner Junge.
Auch einem Studenten muß es hier ausnehmend gefallen
haben:
„Semeſter zu Ende, fort Bücher und Qual!
Entgegen dem Frühling durchs Neckartal!
Auf der Fahrt vom Feldberg zum nördlichſten Brandenburg fand
ich hier die bisher gaſtfreundlichſte Aufnahme.
„Elf frohe Frankfurter ſind zu Land ausgefahren wohl über
des Odenwalds Höh’n.
Wir haben in Gammelsbach gefunden eine Jugendherberge
freundlich und ſchön.”
„Vier Darmſtädter Heiner blieben zur Nacht
Und hat ihnen alles viel Freude gemacht.
Es war wirklich ſchön, wir kommen zurück,
Bis dahin euch allen ein feſt Herbergsglück!”
Da kamen kürzlich Leutchen aus Jena, die ſich verirrt hatten
im Walde. Durch Zufall nur fanden ſie die Herberge. Sie hatten
es nicht bereut.
„Weit ſind wir diesmal nicht gekommen, aber an
Gammels=
bach vorbeizulaufen, ohne hier Bleibe zu machen, das wäre
wirk=
lich nicht wieder gutzumachen. Nicht nur einen Tag, viele Tage
ließen wir uns gern von dem Herbergsvater „bemuttern”
Die letzten Gäſte, die ſich im Gäſtebuch verewigten, waren
Jungen und Mädchen von der Bergſtraße. Sie ſchrieben:
„Ein guter Herbergsvater gleicht einer gaſtfreien Hausfrau,
zu der man immer gerne wiederkommt.”
Und nun zum Schluß noch was der Gudrunbund in Schwaben,
der vom 14.—29. im Ernting 1930 hier ſein Lager Freienſtein
auf=
geſchlagen hatte, zum Abſchied eintrug: „Ich lehre das Nein zu
allem was ſchwach macht, was erſchöpft! Ich lehre das Ja zu
allem, was ſtärkt was Kraft aufſpeichert, was das Gefühl der
Kraft rechtfertigt!“
Bm. Hofheim (Ried), 14. Juli. Hohes Alter. In körperlich
und geiſtig noch ſehr guter Verfaſſung feierte hier heute unſere
dritt=
älteſte Einwohnerin, Frau Eva Löſch, Wwe., geb. Wetzel, ihren 84.
Geburtstag. — Ernte und Ferien. Nachdem in voriger Woche
mit der Ernte begonnen wurde, nahmen am Samstag die Ernteferien
ihren Anfang. Dieſelben dauern drei Wochen bis einſchließl. 1. Auguſt.
Die Ferien der Berufsſchule beginnen erſt in dieſer Woche. Faſt
gleich=
zeitig mit der Ernte ſetzte auch das Gurkenpflücken und =Abliefern ein,
und ſind bereits einige Waggons abgerollt. Für den Zentner wurden
von beiden Händlern 4 Mk. bezahlt. Mit dem Ertrag in der Frucht=
und Gurkenernte werden die Landwirte wohl voll befriedigt.
Eb. Nordheim (Ried) 14. Juli. Da zur hieſigen
Beigeordne=
tenwahl nur ein Wahlvorſchlag eingereicht wurde, gilt der
ſeit=
herige Beigeordnete, Landwirt Ferdinand Wilhelm Glaſer, auf neun
Jahre wiedergewählt. Beigeordn. Glaſer erfreut ſich hier des beſten
Rufes auch als Beigeordneter, ſo daß ſein Verbleiben im Amt als ſolcher
allſeits begrüßt wird. Die Neuwahl des Bürgermeiſters im vorigen
Jahre verlief ebenſo ohne Wahlkampf auf Grund von einem
Wahlvor=
ſchlag. Wie gut iſt es doch für eine Gemeinde, ganz beſonders heute,
wenn die aufpeitſchende Wahlagitation unterbleiben kann, wie es jetzt
ſchon zweimal bei uns zutage trat. Wenn man in unſerer Chronik lieſt,
da enthüllen ſich dem Leſer andere Bilder! Wie heftig wurde in
frühe=
ren Jahren auch um den Platz des Beigeordneten gekämpft! — Am
Sonntag feierte die hieſige chriſtliche Gemeinſchaft auf der
benachbarten Maulbeeraue ihr diesjähriges Kinderfeſt. Unſere
Kinder, die an den jeden Freitag im Pfarrhofſaal ſtattfindenden
Kinder=
ſtunden teilnehmen, wurden hier vom Poſaunenchor des Hauſes „Tabea”
(Worms) abgeholt. In fröhlichem Zuge — etwa an 100 Teilnehmer —
wanderte man zur Maulbeeraue. Die Kinder der Wormſer Gemeinſchaft
holten die unſerigen mit einer Mundharmonikagruppe ab. Lied,
Ge=
dicht und Spiel wechſelten in bunter Folge. Nachdem unſeren Kindern
noch Kaffee gereicht worden war, kamen ſie frohen Mutes am Abend im
Dorf wieder an. Schweſter Adele und Deakon Reinherz gebührt
unſer Dank für den ſchönen Nachmittag unter den ſchattigen Bäumen
am Rheinufer. — In unſerer Gemeinde hat man mit der
Getreide=
ernte begonnen. — Die Ferien unſerer Schule beginnen am
Mon=
tag nächſter Woche.
— Gernsheim a. Rh., 15. Juli. Waſſerſtand des Rheins
am 14. d. M.: 1,90 Meter; am 15. d. M.: 1,93 Meter — jeweils
mor=
gens 5,30 Uhr.
Oberheſſen.
— Lauterbach, 14. Juli. Ein Autoräubertrio
feſtge=
nommen. Geſtern morgen fuhr bei einem hieſigen Tankſtellenbeſitzer
ein Auto vor, deſſen beide Inſaſſen Betriebsſtoff für ihren Wagen
for=
derten. Nachdem dieſer Wunſch erfüllt war, verlangte der Lenker des
Autos eine Quittung, ohne aber Geld bereitzuhalten; jedoch ließ er
gleichzeitig den Motor anlaufen. Dieſes Manöver kam dem
Tankſtellen=
inhaber verdächtig vor, und als er nun forderte, zunächſt Geld
heraus=
zurücken, verſuchten die beiden Inſaſſen des Autos kurzerhand
davonzu=
fahren. Jedoch war der Tankſtelleninhaber raſch entſchloſſen auf den
Wagen geſprungen und hatte blitzſchnell den Schlüſſel zum Anlaſſer
herausgezogen, ſo daß der Wagen ſtehen blieb. Die beiden Schwindler
ſuchten nun ſchleunigſt zu Fuß das Weite unter Zurücklaſſung des
irgend=
wo geſtohlenen Wagens. Sie konnten aber nach Verwahrung des Autos
mit einem Lauterbacher Kraftwagen verfolgt und in der Nähe des
Dorfes Blitzenrod dingfeſt gemacht werden. Die beiden Verhafteten
kamen nach Lauterbach ins Gerichtsgefängnis, wozu ſich einige Zeit
ſpä=
ter noch der Dritte in ihrem Bunde geſellte, der vor dem Lauterbacher
Gaſtſpiel bereits den Wagen verlaſſen hatte und in der Nähe von
Gre=
benhain gefaßt werden konnte. Das von dem Trio geſtohlene Auto trägt
die Kennzeichen III 25 510. Die drei Spitzbuben ſind der 22 Jahre alte
Hilfsmonteur Faulring aus Leipzig, der 20 Jahre alte Schneider Wilh.
Damm aus Döhlau bei Halle und der 22jährige Hausburſche Paul
Ku=
guſt aus Leipzig.
2 Gewinne zu 50000 M. 133280
4 Gewinne zu 10000 M. 69926 196860
2 Gewinne zu 5000 M. 376174
4 Gewinne zu 3000 M. 122815 250641
6 Gewinne zu 2000 M. 186267 189007 213452
24 Gewinne zu 1000 M. 76566 98516 136999 145787 164144 169800
170272 202760 287109 288949 325388 336224
46 Gewinne zu 800 M. 14796 36179 39536 49663 67399 79182
94013 96702 97559 109164 129044 134578 149900 155762 212669
215343 241677 336238 356734 361020 362136 371302 371886
36 Gewinne zu 500 M. 20926 73668 82520 88193 106046 113437
120087 126284 130029 139241 148436 158911 267404 307081 353382
357281 370271 392284
Rundfunk=Programme.
Königswuſterhauſen.
Donnerstag, 16. Jult.
7.30: Bad Salzſchlirf: Frühkonzert des Kurorcheſters.
15.30: Stunde der Jugend.
16.30: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Mitw.: Helene
Ge=
ray=Scheel, A. Haagen (Flügel).
18.10: Zeitfragen.
18.35: Prof. v. Weizſäcker — D. Sternberger: Soziale Krankheit.
19.30: München: Bunte Zwiſchenſtunde. Mitw.: R. Staab, Erwin
Eckersberg, Anny Trautner, F. Georges.
20.40: Mandolinenkonzert des Mandolinen=Quartetts „Frankonia”
21.30: Die Hand, die Samstags ihren Beſen führt . . . Heiteres
Spiel von Hans Funk.
22.30: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.50: Berlin: Tanzmuſik der Kapelle Eddy Walis.
Frankfurt a. M.
Deutſche Welle: Donnerstag, 16. Jult.
14.50: München: Georg Lapper: Deutſch für Ausländer,
15.45: Dr. Margot Bieß: Die Frau als Architektin.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.00: H. Reimann: Heitere Bildung.
17.30: Prof. Mersmann: Hausmuſik (Arbeitsgemeinſchaft).
18.00: Dr. Herz: Wie man vor 40 Jahren reiſte.
18.30: Beim Störſchutzarzt.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Ob.=Stud.=Dir. Bockelmann: Spaßmacher, Narren und
Hu=
moriſten auf Shakeſpeares Bühne.
19.30: G. Löwenkamp: Die wirtſchaftliche Bedeutung der
Bauern=
ſchulung.
anſchl. Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Querſchnitt durch eine Stadt. — Halberſtadt.
20.50: Tages= und Sportnachrichten.
21.00: Konzert a=moll für vier Klaviere von Joh. Seb. Bach.
21.30: Bandonionkonzert. Collegium muſicum des Konzertina= und
Bandonionbundes, Bez. Leipzig.
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Tanz=Muſik. Kapelle Eddy Walis. Mitw.; R. Geßner.
Grammophon=
Reparakuren
und Radio=
Repara=
turen nur v.
Fach=
mann am beſten,
ſchnellſten u.
billig=
ſten im Muſikhaus
Bund u. Sohn,
Schuchardſtraße 9.
(8149a)
Wer fertigt
Maß=
anzug gegen neues
Fahrrad? Ang. u.
D. 43 Geſchſt.
Grüne Fliegen=,
Blaue Fliegen=
Drahtgewebe.
Karl Brückner,
Holzſtr., a. Brunnen
(7169a)
6/21 PS. Fiat=
Roadſter in
ein=
wandfr. Zuſt.
preis=
wert zu verk. Karl
Gieſecke,
Eſcholl=
brückerſtraße 2.
1½ Tonner
hevrolel
Pritſche, tadellos.
preisw. bei (10592b
Müller & Ober
Rheinſtraße 39.
D.K. W.
Frontantriebwagen
verkaufen
J. Donges &. Wieſt
Heinrichſtraße 52.
(10318a)
Guterhaltene
D.M. W.
zu kauf. geſ. m el.
Licht u. Horn. Ang.
u. D. 31 Geſchſt.
10743b
Für die Ferien!
AUS DEM L. C. WITTICH VERLAG:
Robert Schneider, Sonndags=Nachmiddags=
Be=
trachdunge in Heſſen=Darmſtädter Mundart
von Bienche Bimbernell, 1930 .. . . . . . . . . . 2.— RM.
Robert Schneider,Wildſau . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.80 RM.
Wilhelm Diehl, Gefangener Pfarrer. . . . . . . . . . 2.—RM.
Ich dien, Feſtſchrift zum 6o. Geburtstage von
Prälaten D. Dr. Dr. W. Diehl, Darmſtadt . 12.50RM.
H. Bräuning=Oktavio, Silhouetten aus der
Wer=
therzeit, Halbleinen ...
... 12.— RM.
R. N. Wegner, Zum Sonnentor durch altes
In=
dianerland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18.50 RM.
Zu haben in jeder Buchhandlung und in der Geschäftsstelle
des Darmstädter Tagblatt
Biumpi
ſteuer= und
führer=
ſcheinfrei,
ſehr preiswert.
Otto Darmſtädter
Heinheimerſtr. 86.
K
Opel
Motoclub 500 ccm.
Superſport
m. elektriſch. Licht,
nur 500 Kilometer
gelaufen, ſehr bill.
abzugeben.
Riedeſelſtraße 57.
Guterh. dkl. groß.
2tür. Kleiderſchr. z.
kauf. geſ. Ang. m.
Pr. u. D. 35 Gſch.
Gut erh. Tiſch mit
2 Seſſeln zu kauf.
geſ. Ang. m. Pr.
u. D. 38 Geſchſt. (*
Flaſchenankauf
W. Feldmann,
Karlſtraße 73.
Sommersprossen
das garantiert wirksame Mittel ist u. bleibt
Mk. 1.75
Fruchr’s Schwanenweiß I. 2.50
Schönheits wasser Aphrodite
Seseitigt Mitesser, Pickel, Hautröte u alle
Hautunreinheiten Mk. 1.75 und 3.50
Allein-
lis
abethen-
vertauf ERANKT staße 9
A.
Ford-Aufo=
Kundendienſt!
Achtung, Autobeſitz.
Reparat, w. ausge
v. Spezialfachmann.
Repar.=Werkſtätte,
Erſatzteile bei bill.
Berechn. —
Schloß=
gartenſtr. 21. Einf
Ruthsſtr. Tel. 2935
(10457b)
Reise-Koffen
Reichſte Auswahl, billigſte Preiſe
Gebrauchte emaill.
Badewanne
zu kaufen geſucht.
Angebote:
Hügel=
ſtraße 55, Büro. (
4X3=Zimmerhaus,
mit Balkon und
Bleichplatz (Nähe
Rhönring) zu
ver=
kaufen. Pr. 14 000
Mk., Anz. 6000 Mk.
Näh. Auskunft
er=
teilt V. Dorſt,
Hof=
mannſtraße 21.
Te=
lephon 1935.
Kein Laden
)½Rabatt
K. Möser, H.-Hamstädterstr. 27. Lederw.-Fahrikalion
Tüchtige, arbeitsfreudige
Wirtsiente
für ſchönes, ausbaufähiges Geſchäft zu
günſtigen Bedingungen geſucht. Großes
Nebenzimmer, ſchöner ſchattiger Garten. Kleine
Kaution und Tauſchwohnung Bedingung
Angebote erbeten u. D 56 Geſchäftsſt. (*
la Eriſtenz!
Altbekannt.
Lebens=
mittel=Spezialgeſch.
(Goldgrube),
Jah=
resumſ. 80—100 000
M., in beſter Lage,
beſonder. Umſtände
halber zu 8000 Mk.
bar mit Einrichtg.
ſofort zu verkaufen.
Angeb. unter D. 48
a. d. Geſch. (10783
Seite 8
Donnerstag, den 16. Juli 1931
Nummer 195
Eine Gedenkkafel für den Erbauer der erſten denſſchen Eiſenbahn.
Links: Die Gedenktafel für Johannes Scharrer, den Erbauer der erſten deutſchen Eiſenbahn.
Rechts: Das Geburtshaus Scharrers. — Für den Erbauer der erſten deutſchen Eiſenbahnſtrecke
zwiſchen Nürnberg und Fürth, den ehemaligen zweiten Bürgermeiſter von Nürnberg, Johannes
Scharrer, wurde an deſſen Geburtshaus in Hersbruck (Mittelfranken) eine Gedenktafel enthüllt.
Die Bahnlinie, die von der Ludwigs=Eiſenbahn=Geſellſchaft gegründet wurde, eröffnete den
Verkehr 1835.
25 Jahre Linienſchiff „Schleſien”.
Das Linienſchiff „Schleſien” (13 200 Tonnen)
kann auf eine 25jährige Dienſtzeit in der deutſchen Reichsmarine zurückſehen. Mit ſeinem Bau
wurde 1904 auf der Schichau=Werft in Danzig begonnen, 1906 wurde es in Dienſt geſtellt.
Reich und Ausland.
Beileid des Reichspräſidenten zum Ableben
des Erzbiſchofs Söderblom.
Berlin. Aus Anlaß des Ablebens des
ſchwediſchen Erzbiſchofs Söderblom hat der Herr=
Reichspräſident an den König von Schweden
nachſtehendes Telegramm gerichtet: „Zu dem
ſchweren Verluſte, den das ſchwediſche Volk und
ſeine Kirche durch den Heimgang des
ehrwür=
digen Erzbiſchofs von Upſala, Dr. D.
Söder=
blom, erlitten hat, darf ich Ew. Majeſtät mein
herzliches Beileid übermitteln. Dem
Verbliche=
nen wird Deutſchland um ſeines ſelbſtloſen
men=
ſchenfreundlichen Wirkens willen ſtets ein
dank=
bares Gedenken bewahren. Reichspräſident v.
Hindenburg.”
Drei Schwerverletzte
bei einem Kraftwagen=Zuſammenſtoß.
Frankfurt a. M. In der vergangenen
Nacht ſtießen ein Perſonenkraftwagen und ein
Laſtkraftwagen in der Farbenſtraße zuſammen.
Hierbei wurden drei Inſaſſen des
Perſonen=
kraftwagens ſchwer verletzt. Nach Anlegung von
Notverbänden wurden die Verletzten nach dem
Krankenhaus verbracht.
Gipfel der Frechheit.
Kaſſel. Ein tolles Stück leiſtete ſich in
Frankenberg ein junger Mann, der mit ſeinem
defekten Fahrrad durch die Bahnhofsſtraße
ging. Als ihm ein neunjähriger Schüler auf
dem Fahrrad entgegenkam, hielt er den Jungen
an, montierte das Rad des Schülers ab und
ſetzte ſeine defekte Maſchine mit den ſo
gewon=
nenen Teilen wieder inſtand. Dem Jungen ließ
er ſeine alte und beſchädigte Bereifung zurück
und verſchwand.
Paddelbootunglück.
Rüdesheim. Bei Aßmannshauſen
er=
eignete ſich vorgeſtern nachmittag ein ſchweres
Paddelbootunglück. Zwei Damen aus
Wies=
baden, die mit ihrem Paddelboot dicht an einem
Schleppdampfer vorbeifahren wollten, ſtießen
gegen den Radkaſten des Schleppers. Dabei
er=
litt die eine der Damen eine ſchwere
Kopfver=
letzung, während ſich die andere nur unerhebliche
Verletzungen zuzog. Glücklicherweiſe konnten
beide Verunglückte von einem Boot vor dem
Er=
trinken gerettet werden. Sie wurden in das
Krankenhaus in Rüdesheim eingeliefert.
Schwerer Autounfall bei Remſcheid.
Remſcheid. Am Dienstag nachmittag
er=
eignete ſich in der Nähe von Remſcheid ein
ſchwerer Verkehrsunfall. Der Acht=Zylinder=
Mannesmann=Wagen der Familie Rheinhardt
Mannesmann aw Remſcheid=Liedinghauſen
prallte mit einem Motorradfahrer zuſammen.
Mit großer Wucht wurde das Automobil gegen
einen Baum geſchleudert, wobei es völlig in
Trümmer ging. Die Inſaſſen des Wagens, Frl.
Siaida Mannesmann, die den Wagen ſteuerte,
und eine ältere Hausdame, kamen mit
leich=
teren Verletzungen davon, während der
Chauf=
feur und zwei junge Hausangeſtellte ſchwere
Verletzungen an Kopf und Gliedern
davontru=
gen und in bedenklichem Zuſtande in die
Rem=
ſcheider Krankenanſtalt überführt werden
muß=
ten. Der Motorradfahrer und ſeine auf dem
Sozius ſitzende Gattin kamen mit einigen
Haut=
abſchürfungen davon.
Geheimrat Schütte verunglückt.
Berlin. Nach einer Meldung aus Graz iſt
der Berliner Großinduſtrielle Geheimrat
Wer=
ner Schütte, Inhaber der Maſchinenfabrik
Schuchardt u. Schütte, der mit ſeiner Gattin im
Bad Veldes weilte, auf der Rückreiſe nach
Ber=
lin im Kraftwagen ſchwer verunglückt. In der
Nähe von Krain in Jugoſlawien geriet das
Auto ins Schleudern und ſtürzte von einer
ſtei=
len Böſchung herunter, wobei er und ſeine
Gat=
tin unter das Auto gerieten. Schütte erlitt
einen Schädelbruch und ſchwere innere
Ver=
letzungen. Auch ſeine Gattin iſt ſchwer verletzt.
Es ſoll nur geringe Hoffnung beſtehen, Schütte
am Leben zu erhalten. Er ſteht im 48.
Lebens=
jahr.
Der Autounfall des Berliner Induſtriellen
Geheimrat Werner Schütte in Jugoſlawien hat
ſich nach den letzten Meldungen als weniger
ſchwer herausgeſtellt, als anfänglich
angenom=
men wurde. Geheimrat Schütte, der einen
dop=
pelten Armbruch erlitten hat, konnte nach
An=
legung von Notverbänden das Krankenhaus
be=
reits wieder verlaſſen und ſeine Reiſe
fort=
ſetzen. Auch die Verletzungen der Frau Schütte
ſollen nur unbedeutend geweſen ſein.
Ein Oskar von Miller=Relief
im Berliner Ingenieur=Haus.
Im Berliner Ingenieur=Haus wurde ein Relief
Oskar von Millers angebracht, die deſſen Neffe,
Prof. Rupert von Miller, entworfen und die
Erbgießerei der v. Millerſchen Familie in
Mün=
chen gegoſſen hat.
Eröffnung der Neuen Kunſtausſtellung
München.
München. Am Mittwoch fand die
Eröff=
nung der Neuen Kunſtausſtellung München 1931
ſtatt, die anſtelle der durch das große
Brandun=
glück vom 6. Juni d. J. zerſtörten
Glaspalaſt=
ausſtellung im Bibliotheksbau des Deutſchen
Muſeums von der Münchener
Künſtlergenoſſen=
ſchaft, von der Sezeſſion und der Neuen
Sezeſ=
ſion veranſtaltet wird. Miniſterpräſident Dr.
Held und Kultusminiſter Goldenberger wohnten
mit zahlreichen Gäſten der Feier bei. Der
Prä=
ſident der Münchener Künſtlergenoſſenſchaft,
Profeſſor Hoenig, erinnerte in ſeinen
Begrü=
ßungsworten an das Brandunglück im
Glas=
palaſt und ſprach die beſtimmte Erwartung aus,
daß das Jahr 1933 der Stadt München ein
neues Ausſtellungsgebäude am Platz des alten,
und zwar auch in den Formen des alten
Ge=
bäudes bringen werde. Kultusminiſter
Gold=
denberger hob das Hilfswerk hervor, das für die
Münchener Künſtlerſchaft eingeſetzt habe, und
betonte gleichfalls, daß das Jahr 1933 das neue
Ausſtellungsgebäude bringen werde, wenn es
auch ſchwer fallen möge, die Mittel zu ſchaffen.
Er erklärte ſodann die Ausſtellung für eröffnet.
Ein Rundgang durch die Ausſtellung beſchloß
die Eröffnungsveranſtaltung.
Strafanträge gegen die Revoltegruppe
im Scheuen=Prozeß.
Lüneburg. Im Scheuen=Prozeß nahm
Staatsanwalt Kaſtendiek geſtern das Wort zur
Anklagerede. Nach allgemeinen Ausführungen
kommt er auf die Revolte und deren Urſachen
zu ſprechen. Er habe nicht den Eindruck einer
ſyſtematiſchen Vorbereitung der Revolte.
Im=
merhin ſeien Prechel, Schulz, die beiden Krüger
und der Angeklagte Spiekermann als Anſtifter
anzuſehen. Die Taten könnten nur mit
Frei=
heitsſtrafen geſühnt werden. Der Staatsanwalt
kam zu folgenden Strafanträgen gegen die
Re=
voltegruppe: Prechel vier Monate Gefängnis,
Schulz vier Monate, Guſtav Krüger, damals
noch Jugendlicher, zwei Monate, Erich Krüger
vier Monate, Spiekermann vier Monate,
Hoff=
mann zwei Monate. Als mildernde Umſtände
ſeien hierbei die Mißhandlunge des Hoffmann
nach der Revolte berückſichtigt worden. Ferner
beantragte der Staatsanwalt gegen die
Ange=
klagten Müller zwei Monate, Andree drei
Mo=
nate, Otto zwei Monate, Monka einen Monat,
Rettich ſechs Wochen, Buchwald zwei Monate,
Fritzlaff ſechs Wochen, Orth ſechs Wochen, Lange
vier Wochen, Rahnhold einen Monat,
Breit=
mann ſechs Wochen Gefängnis. Die
Mißhand=
lungen nach der Revolte ſind nur bei Hoffmann
als mildernd zu berückſichtigen. Der Vertreter
der Anklage betonte noch, daß derartigen
Re=
volten mit aller Schärfe entgegengetreten
wer=
den müſſe.
Feuergefecht zwiſchen Polizei und Einbrechern.
Bielitz. Zwiſchen Einbrechern, die ſich im
hieſigen Rathaus hatten einſchließen laſſen und
die verſuchten, die Treſorräume zu erbrechen,
und der alarmierten Polizei kam es geſtern früh
zu einem heftigen Feuergefecht. bei dem über
60 Schüſſe gewechſelt wurden. Die Polizei
konnte, jedoch nicht verhindern, daß die
Ein=
brecher entkamen.
Brand der Kathedrale in Philippopel.
Sofia. Dienstag abend iſt die katholiſche
Kathedrale des Heiligen Ludwig in Philippopel
vollſtändig niedergebrannt. In der Kathedrale
befand ſich das Grab der Mutter des Königs
Boris. Von dem Gebäude ſind nur die vier
Mauern ſtehen geblieben. Dem Brande ſind
zahlreiche Kunſtgegenſtände zum Opfer gefallen.
Der Schaden beträgt 400 Millionen Lewa.
Drei Kinder lebendig verbrannt.
Budapeſt. In einer kleinen Ortſchaft in
der Nähe von Debreczin ſind drei Kinder im
Alter von eins bis drei Jahren, die von den
Eltern allein zuhauſe gelaſſen wurden und mit
Streichhölzern ſpielten, in der abgeſchloſſenen
Wohnung bei lebendigem Leibe verbrannt.
Banditen überfallen ein griechiſches Kloſter.
Athen. Das St.=Nikolaus=Kloſter in Sparta
wurde nach einer Meldung aus Patras von acht
bewaffneten Banditen überfallen. Die Räuber
mißhandelten die Mönche und entkamen mit
einer Beute von 40 000 Drachmen ſowie einigen
Kirchenjuwelen.
Rückſichtsloſer Kraftfahrer.
Saarbrücken. Abends wurde in
Frau=
lautern ein 70jähriger Mann von einem
Liefer=
wagen überfahren und getötet. Der Chauffeur
fuhr, ohne ſich um den auf der Straße liegenden
Mann zu kümmern, mit erhöhter
Geſchwindig=
keit davon. Landjäger nahmen ſofort die
Ver=
folgung auf und konnten auch tatſächlich einige
Zeit ſpäter einen Mann verhaften, der in
drin=
gendem Verdacht der Täterſchaft ſteht.
Tod in den Alpen.
Paris. In den franzöſiſchen Alpen haben
ſich dieſer Tage ſchwere Abſtürze ereignet, von
denen einer tödlich verlief. Bei der Beſteigung
des Montblanc ſtürzte ein Touriſt in einer Höhe
von 800 Metern ab und blieb mit
zerſchmetter=
ten Gliedern tot liegen. Drei andere Touriſten
verunglückten in 300 Meter Höhe und wurden
mit ſchweren Verletzungen ärztlicher Hilfe
zu=
geführt.
Furchkbares Aukounglück
an einem ungeſchükken Bahnübergang
Vier Perſonen getötet.
Wetzlar. Ein fürchtbares Autounglück hat
ſich geſtern abend 6 Uhr in dem benachbarten
Burgſolms ereignet. An dem Ortsausgang nach
Oberndorf wird die Straße durch die Bahnlinie
Wetzlar—Grävenwiesbach geſchnitten; der
über=
gang iſt nicht geſchützt. Das Auto des
Bauunter=
nehmers Demmer aus Philippſtein bei
Braun=
fels, das mit fünf Perſonen beſetzt war, wurde
von einem in Richtung Wetzlar führenden
Gü=
terzug erfaßt, 150 Meter bis auf eine über den
Solmsbach führende Eiſenbahnbrücke
mitge=
ſchleift und vollkommen zertrümmert. Der
Bau=
unternehmer, ſeine Frau und zwei erwachſene
Töchter waren ſofort tot. Eine weitere Tochter
wurde ſchwer verletzt, an ihrem Aufkommen wird
gezweifelt. Landleute, die auf dem Felde
arbei=
teten, ſahen das Unheil kommen und verſuchten
durch Winken und Zeichengeben das
Zugperſo=
nal zu verſtändigen, doch war es bereits zu
ſpät, um noch rechtzeitig den Zug zum Stehen
zu bringen.
Eckener ſagt den England=Flug des „Graf
Zeppelin” ab.
London. Der „Graf Zeppelin” wird nicht,
wie vorgeſehen, am 16. Juli nach England
flie=
gen. Dr. Eckener hat an den Maſter of
Sem=
phill, der für die Mitglieder des Fliegerklubs
von Henworth einen Rundflug um England
ver=
anſtalten wollte, folgendes Telegramm gerichtet:
„In Anbetracht der außergewöhnlich ernſten
Lage in Deutſchland ſehe ich mich zu meinem
größten Bedauern gezwungen, den Flug des
„Graf Zeppelin” nach London am nächſten
Don=
neustag abzuſagen. Ich hoffe jedoch, den Flug
zu einem ſpäteren und günſtigeren Zeitpunkte
ausführen zu können.”
Der ungariſche Ozeanflug.
Harbour Grace. Die beiden ungariſchen
Atlantikflieger ſind geſtern mit ihrer Maſchine
„Juſtice for Hungary” um 1,48 Uhr öſtlicher
Zeit zum Fluge nach Budapeſt geſtartet.
Abſturz der Flieger Le Brix und Doret.
Paris. Die franzöſiſchen Flieger Le Brix
und Doret ſind etwa 4000 Kilometer von Tokio
entfernt in der Nähe von Niſhne=Udinſk
abge=
ſtürzt. Die beiden Flieger und der Mechaniker
haben ſich mittels Fallſchirmen retten können,
doch iſt einer von ihnen verletzt worden. Der
Name des Verletzten iſt noch nicht bekannt. Das
Flugzeug ſoll völlig zertrümmert worden ſein.
Die franzöſiſchen Flieger haben gebeten, ſofort
auf dem Luftwege nach Moskau zurückgebracht
zu werden. — Neueren Meldungen zufolge hat
ſich der Abſturz bei dem Dorfe Schoberte
wäh=
rend eines heftigen Sturmes ereignet. Der Ort
des Abſturzes iſt infolge der ſchlechten
Straßen=
verhältniſſe nur ſchwer zugänglich.
Flugzeug=Unglück.
Parks. Ein franzöſiſches Verkehrsflugzeug,
das heute morgen von Cannes nach Paris
auf=
geſtiegen war, iſt ſüdlich von Grenoble wegen
ungünſtiger Sicht gegen eine Bergſpitze geflogen
und abgeſtürzt. Der Pilot und zwei Paſſagiere
wurden getötet, zwei weitere Paſſagiere ſchwer
verletzt. Die Paſſagiere waren Mannequins
eines großen Modehauſes.
Einſturz der Tribüne einer Stierkampf=Arena.
Zehn Schwerverletzte.
Paris. In Saintes Maries de la Mer bei
Marſeille ſtürzte eine erſt kürzlich erbaute
Tri=
büne einer Stierkampf=Arena ein. 40 Perſonen
wurden unter den Trümmern begraben; zehn
wurden mit ſchweren Verletzungen ins
Kranken=
haus übergeführt.
Nächſte Woche Weiterflug des „Do. K”.
New York. Wie Aſſociated Preß aus Rio
de Janeiro meldet, wurde dort mitgeteilt, daß
der „Do. K” Ende nächſter Woche zum
Weiter=
flug nach New York aufſteigen wird. In San
Joan in Portorico iſt eine Zwiſchenlandung
vorgeſehen. Miami ſoll in der erſten
Auguſt=
woche erreicht werden.
Wiederum zwei Flieger zum Ozeanflug
geſtarkel.
Die ungariſchen Flieger Magyar und Endres
ſind von New York zu einem Ozeanflug
auf=
geſtiegen. Bereits nach 7½ Stunden trafen ſie
in Harbour Grace (Neufundland) zur letzten
Landung vor dem Ueberqueren des Meeres ern=
Nummer 195
Donnerstag, den 16. Jnki 1931
Seite 9
Sagbbbolslagsattog!
Große Völkerſchau im Frankfurker 300.
Der Direktion des Frankfurter Zoologiſchen Gartens iſt es (ſo
die Einladung!) nach Ueberwindung mannigfacher Schwierigkeiten
gelungen, 35 Männer und Frauen von den nördlich von Neu=
Caledonien liegenden Loyalty=Inſeln Maré und Lifou
zu einer Truppe zuſammenzuſtellen, die — außer ſportlicher
Be=
tätigung durch Rudern, Schwimmen, Tauchen, Bogenſchießen und
Speerwerfen — befähigt iſt, die durch das Vordringen der Kultur
auch auf dieſen Inſeln mehr und mehr in Vergeſſenheit geratenden,
alttraditionellen Kriegs= und Feſttänze, ſowie die ſchwermütig
anmutenden Geſänge der Ureinwohnerſchaft zur Vorführung zu
bringen.
Der Einladung zur geſtrigen Eröffnungsvorſtellung
war ſehr zahlreich Folge geleiſtet worden, wie denn überhaupt der
ungewöhnlich ſtarke Beſuch des Zoo aus der ganzen Umgegend das
Intereſſe der Bevölkerung an dieſen Völkerſchauen, deren der
Frankfurter Zoo ſchon mehrere bot, bewies. Auch die
völkerkund=
liche Wiſſenſchaft nimmt an dieſer Südſee=Völkerſchau regen
Anteil.
Am großen Weiher, in den unendlich reizvollen Naturanlagen
mit dem hohen Baumbeſtand und dichtem Unterholz, unterbrochen
und verbunden durch Raſenflächen, iſt möglichſt naturgetreu, d. h.
ſo, wie die Südſeebewohner in ihrer Heimat wohnen, ein kleines
Dorf erbaut, in dem die Inſulaner faſt ſo wie „zu Hauſe” leben
und wie ſie vom Publikum beobachtet werden können, allerdings
durch Drahtzaun vor allzu Neugierigen geſchützt. —
Sie haben Pech, die Südſee=Männer und =Frauen. Es iſt für
ſie, die Nacktheit und große Hitze gewohnt ſind, empfindlich kalt,
es regnet ſogar, und die empfindlichen Bronchien reagieren ſchon
durch Hüſteln und Huſten. Sie ſchützen ſich durch maleriſch bunte
Kleidung, eine Art Jackenüberwurf von rotem Wollſtoff und
bun=
tem Lendenſchurz. Die Frauen flechten ſich grellfarbige große
Blumen ins dichte urſprünglich ſchwarze, oben goldblond=gebleichte
Kraushaar und an Fingern, Hand= und Fußgelenken tragen ſie
glitzernden Schmuck. Es iſt ein ſchöner Menſchenſchlag, ſtark,
mus=
kulös, ſehnig. Die Frauen kleiner und auch von etwa hellerer
Hautfarbe, die übrigens auch bei den Männern verſchieden iſt,
vom Bronceton bis zum dunkelſten Blauſchwarz nuanciert.
Im Südſeedorf am Weiher ſteht u. a. ein Häuptlingszelt, ein
großes Verſammlungszelt, ein ſolches für Bildhauer und
Boots=
bauer, eines für Flechterinnen und eine Küche. Es ſind durchweg
ſchilfgedeckte runde oder eckige Hütten. Sie kochen und braten
ſelbſt nach heimatlichem Brauch, die Südſee=Inſulaner, und ſie
wollen demnächſt von einem zwiſchen glühenden Steinen und
Blättern gebackenen Schwein Koſtproben an die Beſucher
ab=
geben. Vom richtigen Schwein natürlich, nicht vom „
Lang=
ſchwein”. Kannibalismus treiben unſere Beſucher nicht mehr,
wenn es auch bei ihren Volksgenoſſen noch vorkommen mag. —
Neben einem Arm des großen Weihers iſt ein ſchmaler
Lauf=
ſteg errichtet, ſchilfmattenbedeckt, über den die Inſulaner zum
Podium gelangen können, auf dem aber meiſt einer oder einige
Männer wie Bronceſtatuen ſtehen, um mit der Lanze nach Fiſchen
zu ſtechen oder mit Pfeil und Bogen zu ſchießen. Ein Paar Boote
und Einbäume ſtehen den Männern zur Verfügung, ſie rudern
unter monotonem aber melodiſchen Geſang über den Weiher zum
Podium, auf dem ſie ihre Künſte zeigen.
Der deutſche Unternehmer, Herr Dr. Siebold, begrüßte die
Erſchienenen, vornehmlich behördliche Vertreter und Kollegen von
der Feder, und machte die betrübliche Mitteilung, daß ein Waggon
mit Utenſilien nicht eingetroffen, ſo daß die Vorführungen heute
mangelhaft ſein würden. Sie waren nachher aber doch ſehr
inter=
eſſant.
Dann erzählte Direktor Dr. Kurt Priemel, der bewährte
Leiter des Frankfurter Zoo, völkerkundliches über die exotiſchen
Gäſte. Nach langen Bemühungen iſt die Einführung von Südſee=
Inſulanern von den nördlich von Neu=Caledonien liegenden
Loyalty=Inſeln Maré, Lifou und Ouvéa gelungen.
Dieſe paradieſiſchen Inſeln wurden vor 157 Jahren durch Cook
entdeckt. Später mußte man feſtſtellen, daß ein großer Teil der
ſchwarzen Bevölkerung, die den Malaneſiern zugerechnet wurden,
Kannibalen ſind. Früher glaubte man, daß die Bevölkerung
der an jagdbarem Wild armen Inſeln durch Mangel an tieriſcher
Nahrung, alſo durch ſogenannten Fleiſchhunger zu dieſer Sitte
ge=
kommen ſei. Dieſe Auffaſſung iſt nicht haltbar, wie der beſte
Ken=
ner dieſer Inſeln, der Schweizer Fritz Saraſin nachwies. Die
Sitte baſiert vielmehr auf dem Glauben des Kriegers, daß durch
das Verzehren von Fleiſchſtücken des getöteten Feindes, deſſen
Tüchtigkeit und Stärke auf den Sieger überginge. Durch die
all=
mählich vordringende Kultur, die Tätigkeit der Miſſionen und
die Beſtrebungen der franzöſiſchen Kolonialregierung wurden
manche der urſprünglichen Sitten und Gebräuche ausgelöſcht und
gerieten in Vergeſſenheit. Beſonders wurde der Kannibalismus
bekämpft, ſo daß er im allgemeinen als erloſchen gelten kann. Die
heutigen Eingeborenen der Inſeln können alſo nur noch als
„Kannibalen von geſtern” bezeichnet werden. Hin und wieder
freilich lebte die alte Sitte in vereinzelten Fällen wieder auf,
zu=
letzt 1917 während eines größeren Eingeborenen=Aufſtandes.
Die hier gezeigten Südſee=Inſulaner ſind intelligente,
freund=
liche und liebenswürdige Menſchen von größtenteils ſchönem
regelmäßigem Körperbau. Ihre Freude an körperlichen
Uebun=
gen iſt ſehr groß. Sie zeigen ſich nicht nur als hervorragende
Tänzer, ſondern auch als Ruderer, Schwimmer, Taucher, Kletterer,
Speerwerfer und Bogenſchützen von beachtlichem Können.
Neuer=
dings werden auf den Inſeln auch moderne, aus Europa
einge=
führte Sportarten gepflegt.
Beim Eindringen der Europäer ſtanden die Leute etwa auf
der Kulturſtufe der Steinzeit, kannten nur Steinbeile und
Muſchel=
werkzeuge und trieben mit Hilfe zugeſpitzter Grabſtöcke einen
primitiven Hackbau der dortigen Knollenfrüchte Taro, Yams.
Bei der Bedeutungsloſigkeit der Jagd ſpielte die Fiſcherei
eine um ſo wichtigere Rolle. Die Eingeborenen ſind bis auf den
heutigen Tag leidenſchaftliche Fiſcher. Sie benutzen Angeln, Netze
und Reuſen, ſpeeren die Fiſche oder ſchießen ſie mit dem Pfeil.
Die Zubereitung der Nahrung geſchah und geſchieht noch heute
teils durch Kochen in Tontöpfen, die ohne Benutzung einer
Dreh=
ſcheibe von den Frauen hergeſtellt werden oder gelegentlich auch im
ſogenannten „Erdofen”. Bei letzterer Methode werden die in
große Blätter eingewickelten Speiſen innerhalb einer flachen
Erd=
mulde auf glühend gemachte Steine gelegt, mit heißen Steinen
überdeckt und mit Erde überſchüttet. Die Speiſen werden alſo
nach dem Prinzip der heutigen Kochkiſte gar. Die Zubereitung
der Speiſen im Erdofen ſoll während des Gaſtſpiels der Truppe
verſchiedentlich vorgeführt werden.
Die Bekleidung der Eingeborenen beſtand urſprünglich aus
ſelbſt hergeſtellten Rindenſtoffen. Heute iſt die Kenntnis der
Her=
ſtellung dieſer Stoffe verloren gegangen, da zur Bekleidung bunte
Kattunſtoffe europäiſcher Herkunft eingeführt werden.
Die Sitte der Durchbohrung der Naſenſcheidewände und der
Ohrläppchen, ſowie die Tätowierung mit Pflanzendornen iſt
längſt verſchwunden. Die urſprünglichen ſtattlichen, mit
Kegel=
dächern verſehenen Rundhütten, geſchmückt mit Dachaufſätzen und
geſchnitzten und bemalten Türpfoſten, von denen man möglichſt
naturgetreue Kopien am Weiher des Frankfurter Zoo ſieht,
wer=
den auf den Inſeln mehr und mehr durch europäiſche Wohnſtätten
verdrängt.
Eines aber haben ſich die Loyalty=Inſulaner bis heute nicht
rauben laſſen, nämlich die Freude an Geſang und Tanz.
Unver=
ändert leben die alten Feſt= und Kriegstänze bis heute noch in der
Bevölkerung fort. Noch heute können ſich beide Geſchlechter dem
Tanz nächtelang bis zur völligen Erſchöpfung hingeben. Vor allem
werden mimiſche Tänze, die Szenen aus dem täglichen Leben oder
aus der Natur darſtellen, gepflegt. Begleitet werden die Tänze
auf der Holztrommel, ſowie durch gellende Schreie, Geziſch und
ſchrilles Pfeifen. Noch können wir das alles unverändert ſehen
—in 1—2 Jahrzehnten ſind auch dieſe alten Gebräuche vielleicht
ſchon vergeſſen — ein Opfer der alles nivellierenden „Kultur”
geworden. Es iſt hohe Zeit, daß wir dieſe Sitten durch unſere
Truppe den Europäern noch unverfälſcht vorführen können. Tanz
und Spiel können aber nicht darüber hinwegtäuſchen, daß ſich
das Schickſal dieſes Volkes bald erfüllen wird.
Mit der Europäiſierung der einheimiſchen Gebrauchsgüter und
der Zerſtörung altüberlieferter geiſtiger Anſchauungen und
reli=
giöſer Vorſtellungen iſt der Lebensnerv dieſes Volkes,
das durch eingeſchleppte Krankheiten und mehrfache Aufſtände
ohnehin geſchwächt iſt, ſchwer getroffen; ſein Untergang in
abſehbarer Zeit iſt unabweisbar.
Nach Dr. Priemel ſprach noch (kurz und unverſtändlich) der
ehemalige franzöſiſche Kolonialbeamte, dem die Durchſetzung der
Ausfuhr der Truppe zu danken iſt. Dann begannen die
Vor=
führungen, die in vielphaſigen Kriegstänzen und einigen
Volkstänzen, in ganz merkwürdigen mehrſtimmigen Geſängen, in
Wettbewerben im Speerwerfen nach der Scheibe im Bogenſchießen
nach ganz kleinem Ziel, in Weitwurf mit dem Kriegsſpeer und in
einem Baumklettern beſtanden, das geradezu fabelhaftes
Können zweier junger Männer zeigte. Der Speerwurfrekord, der
58 Meter beträgt, wurde bis auf 6 Meter erreicht. Die Tänze
wur=
den auf einer rieſigen Holztrommel, einem ſchweren ausgehöhlten
Baumſtamm, in peitſchendem Rhythmus begleitet. —
Nach der Vorſtellung ruderten die Inſulaner wieder unter
gleichem Geſang in ihr Dorf zurück, woſelbſt ſie bis in die
Dunkel=
heit hinein Gegenſtand lebhafteſten Intereſſes blieben.
Hoffent=
lich ſcheint ihnen bald die gewohnte heiße Sonne auch in Frankfurt.
M. St.
Sport, Spiel und Jucnen
Hochſchulſpork.
Inkerne Hochſchulkämpfe
der Darmſtädter Studenkenſchaft.
Der zweite und Haupttag der Internen Hochſchulwettkämpfe der
Darmſtädter Studentenſchaft nahm geſtern nachmittag auf dem
Hoch=
ſchulſtadion einen intereſſanten Verlauf. Trotz des ſehr ungünſtigen
Wetters, das den Kämpfen jedoch nur in den letzten Wettbewerben
Ab=
bruch tat, waren zirka 600 Zuſchauer erſchienen. Das umfangreiche
Pro=
gramm eröffnete Herr Direktor Söllinger mit einer unvorbereiteten
Gymnaſtik, an der 250 Studenten teilnahmen. Darauf wurde der am
vorangegangenen Mittwoch begonnene Mannſchaftsmehrkampf (100
Me=
ter=Bruſtſchwimmen, Kleinkaliberſchießen, 100 Meter=Lauf, Kugelſtoßen,
Weitſprung, Hindernislauf) mit dem 100 Meter=Lauf fortgeſetzt und mit
dem Kugelſtoßen und dem Hindernislauf beendet. Im
Mannſchaftsmehr=
kampf ſiegte der Norwegiſche Klub mit einem Punkt Vorſprung vor
der ATV. Alemannia und gewann damit den von Sr. Magnifizenz
Profeſſor Dr. Wöhler geſtifteten wertvollen Pokal, der zum erſten Male
ausgeſetzt war und nach dem dritten Male endgültig gewonnen wird.
In der Zwiſchenzeit ſtellte ſich die Reitabteilung der Darmſtädter
Stu=
dentenſchaft vor. Im Abteilungsreiten erkannte das Preisgericht, das
aus den Herren Landſtallmeiſter Hertel, Oberſtlt. a. D. Schenk und
Ritt=
meiſter a. D. Gallo beſtand, Herrn Homberger den Sieg zu, ebenſo wie
in dem anſchließenden Leichten Jagdſpringen, das trotz des ſehr glatten
Bodens, von einigen glimpflich verlaufenen Stürzen abgeſehen, gut
verlief. In dem zur gleichen Zeit ſtattfindenden Fauſtballſpiel A S.C.—
Merovingia ſiegte der A.S.C., Südweſtdeutſcher Hochſchulmeiſter im
Fauſtball, verdient 51:33.
Erſtmalig gelaufen wurde ein Hindernislauf über 400 Meter, der bei
den Zuſchauern großes Intereſſe fand und an die Teilnehmer durch die
langen eingelegten Kriechſtrecken ſowie Sprunghinderniſſe hohe
Anfor=
derungen ſtellte. In der Schwedenſtaffel konnte die A.T.V.
Aleman=
nia ihren traditionellen Sieg erſt nach hartem Kampf gegen die A. T.V.
Ghibellinig und den Vorweger=Klub wiederholen. Die ſehr gut
ver=
laufene Veranſtaltung ſchloß mit der Preisverteilung durch den
Vor=
ſitzenden des Akadem Ausſchuſſes für Leibesübungen, Herrn Profeſſor
Reuleaux und der Ueberreichung des Wanderpreiſes für den
Mann=
ſchaftsmehrkampf an den Norwegiſchen Klub durch den Rektor der
Tech=
niſchen Hochſchule, Profeſſor Dr. Wöhler.
Ergebniſſe in den Mannſchaftskämpfen.
(Durchſchnittsleiſtung von je ſechs gemeldeten Leuten.)
100 Meter=Lauf: 1. Alemannia 12,91 Sek.; 2. Norw. Klub 12,92 Sek.;
3 Ghibellinia 13,05 Sek.; 4 Rhenania 13,18 Sek
Kugelſtoßen: 1. Norw. Klub 8,94 Meter; 2. Alemannia 8,59 Meter;
3. Rhenania 8,53 Meter.
Weitſprung: 1. Norw. Klub 5,61 Meter; 2. Alemannia 5,40 Meter;
3 Ghibellinia 5,09 Meter.
Hindernislauf 400 Meter: 1. Alemannia und Norw. Klub 1,452 Sek.;
2. Ghibellinia 1:53,4 Sek.; 3. — 1:56,4 Sek.; 4. Wingolf 1:57,1 Ser.
Schwimmen 100 Meter Bruſt: 1. Alemannia 1:41,4 Sek.; 2. Rhenania
1:47,8 Sek 3. Obotritia 1:52,2 Sek.; 4. Norw. Klub 1:54,3 Sek.
Kleinkaliberſchießen (je 5 Schuß liegend und ſtehend freihändig): 1.
Ger=
mania 476 Ringe; 2 Rhenania 426 Ringe; 3. Alemannia 425 R.;
4. Norw. Klub 409 Ringe.
Sieger im Mannſchaftsmehrkampf (gewertet aus den 6
Mannſchafts=
kämpfen):
1. Norw. Klub 10 Punkte; 2. Alemannia 11 Punkte: 3 Obotritia
19 Punkte; 4. Ghibellinia 24 Punkte; 5. Haſſo=Boruſſia 30 Punkte;
6. V. D. St. 36 Punkte.
Schwedenſtaffel: 1. Alemannia 2:16,6 Sek.; 2. Ghibellinia 2:16,8 Sek.;
3. Norw. Klub 2:19,0 Sek.
Olympiſche Staffel für Verbände: 1. A.T.B.; 2. Akadem. Skiklub.
Luſtige Hindernisſtaffel: 1. Akadem. Skiklub; 2 Wieland; 3. Wingolf.
Tauziehen: 1. Norw. Klub, 2. Markomannia.
Kreisliga Südheſſen.
Auflöſung der Gaue — Neuwahl der Kreisbehörde.
Das Spielfyſtem 1931 wirkte ſich mit ſeiner Neugruppierung für
unſeren Kreis ſo aus, daß die beiden G ue, Ried und Weſtrhein,
auf=
gelöſt wurden. Dieſe Auflöſung der beiden Gaue veranlaßte die
Ver=
treter diesbezüglicher Vereine zu einer Zuſammenkunft, um die
führen=
den Männer für den Südheſſenkreis zu wählen. Der ſeitherige
Kreis=
vorſitzende Klingenmayer eröffnete den erſten Kreistag (ſeither
fanden nur Gautage ſtatt) des Südheſſenkreiſes, begrüßte die zahlreich
Erſchienenen und gab die einzelnen Punkte der Tagesordnung bekannt.
Punkt 1: Erſtattung der Jahresberichte der beiden Gaue: Punkt 2:
Er=
ledigung von Anträgen; Punkt 3: Ortswahl für den nächſten Kreistag;
Punkt 4: Entleſtung der Gaubehörden; Punkt 5: Neuwahl der
Kreis=
behörde; Punkt 6: Verſchiedenes.
Bei Punkt 1 erſtatten zunächſt die beiden Vorſitzenden der
ſeit=
herigen Gaue
für den Gau Ried Herr Schmidt=Hofheim und für den Gan
Weſt=
rhein Herr Kempf=Worms
die Jahresberichte, die ein ebenſo intereſſantes wie ausführliches Bild
über die Verhältniſſe in den beiden Gauen ergaben. — Punkt 2: Die
Erledigung von Anträgen brachte eine längere Debatte, vornehmlich
über die Eingruppierung neuer Vereine. Es wurde für die
rechtsrheini=
ſchen Vereine beſtimmt, daß alle Neueinführungen in der B=Klaſſe be=
ginnen ſollen, zumal — nach den Debatten zu urteilen — hier eine B=
Klaſſe gewünſcht wird. Wie ſich der V.V. zu dieſer Einteilung ſtellt,
bleibt allerdings abzuwarten. — Punkt 3: Der nächſte Kreistag findet
in Lorſch ſtatt. — Punkt 4: Die Eutleſtung der beiden Gaubehörden
geſchieht nach eingehender Prüfung einſtimmig. — Punkt 5: Die Wahl
der Kreisbehörde wickelte ſich natürlich in Anbetracht der Wichtigkeit
dieſer Sache äußerſt lebhaft ab. Leider ſchieden etliche verdienſtvolle
Führer unſerer beiden ehemaligen Gaue aus der neuen Verwaltung aus.
Gewählt wurden als: Kreisvorſitzender Herr J. Klingenmayer=
Worms und als Kreisſpielwart Herr K. Laumann=Worms. Die
beiden Vertreter wurden ohne Gegenvorſchlag gewählt.
Kreisſport=
wart wurde Herr Gollaſch=Worms; vorgeſchlagen waren die Herren
Gollaſch, Fritz und Mahla. Herr Mahla=Lampertheim wurde zum
Jugendobmann gewählt; vorgeſchlagen waren die Herren Müller
und Mahlc. Zum Kreisſchiedsgericht wird Herr K. Bauer=Bürſtadt als
Beiſitzer gewählt; vorgeſchlagen waren die Herren Müller, Kienz,
Bauer und Schuchmann. Die Klaſſenleiter werden für die Folge einzeln
über Spielerſtrafen zu entſcheiden haben. Das Gruppengericht ſteht unter
dem Vorſitz des Herrn Gröll. Zu Gruppenleitern wurden für
die Kreisliga Herr Klingenmayer und Herr Laumann; für die A=Klaſſe
Herr Berg=Lampertheim und für die B=Klaſſe Herr Fis=Biebesheim
be=
ſtimmt. Der letzte Punkt, Verſchiedenes brachte verſchiedene
De=
batten, doch wurden alle Fragen reſtlos geklärt. Der Kreisvorſitzende
brachte die Meiſterſchaftsdiplome zur Verteilung und ehrte folgende
Herren mit der Verbandsehrennadel; J. Wagner=Bürſtadt; Mahla,
Berg und Schmidt=Lampertheim; Schenk, Kraft, Winkler und Stein=
Worms; Kiſſel=Eich. Wie erſichtlich, nahm alſo der erſte Kreistag einen
ſehr guten Verlauf
In Bürſtadt fand das zehnjährige Stiftungsfeſt der
Schiedsrich=
tervereinigung des Riedgaues ſtatt. Der Jubeltag war zugleich der letzte
Tag des Beſtehens der Schiedsrichtervereinigung, da durch die
Auf=
löſung der Gaue dieſe Vereinigung nur noch als Untergruppe der
Kreis=
ſchiedsgerichtsbehörde weiter beſteht. Das Feſt hatte einen ebenſo gut
beſuchten wie angenehmen Verlauf.
Die 8. Nakionalen Ingend=Welkkämpfe in Darmſtadt
Am kommenden Sonntag, dem 19. Juli, bringt der Sportverein 98
Darmſtadt zum achten Male ſeine bekannten Nationalen Jugend=
Wett=
kämpfe im Stadion am Böllenfalltor zum Austrag. Trotz der allgemein
ſchwierigen Wirtſchaftslage hat es der Sportverein 98 möglich gemacht,
auch in dieſem Notjahr dieſen traditionellen Tag der Leichtathletik=
Jugend zu widmen. Die vielen Befürchtungen, daß gerade in dieſem
Jahre die Teilnahme der Vereine eine ſchlechte ſein würde, haben ſich
glücklicherweiſe nicht bewahrheitet; eine Tatſache, die nicht nur ſehr
er=
freulich iſt, die auch dem durchführenden Vereine eine dankbare
Aner=
kennung von ſeiten der Teilnehmer bedeutet, die in den letzten Jahren
immer dieſe in Deutſchland viel beachteten Nationalen Jugend=
Wett=
kämpfe beſucht haben. Und ſo iſt denn tatſächlich auch diesmal das
Meldeergebnis erſtklaſſig ausgefallen, wobei noch zu beachten iſt, daß die
meiſten Vereine nur ihre beſten Jugendlichen zu dieſen Wettkämpfen
entſenden werden. Am vergangenen Samstag und Sonntag haben wir
hier in Darmſtadt erſt die Süddeutſchen Meiſterſchaften unſerer Aktiven
erlebt, und es iſt nun ſehr interſſant, am kommnden Sonntag im
Sta=
dion am Böllenfalltor unſere Jung=Athleten im Kampf um Sieg und
Plätze zu ſehen, zumal an dieſem Tage hier in Darmſtadt wieder viele
Vereine aus Süddeutſchland vertreten ſein werden, die auch mit ihren
Aktiven im Kampf um die „Süddeutſchen” teilgenommen haben.
Dar=
über, daß uns unſere Jung=Leichtathleten am Sonntag ebenfalls
erſt=
klaſſige Kämpfe zeigen werden, beſteht bei dieſer ſehr guten Beſetzung
gar kein Zweifel. Für alle, die von der herrlichen Leichtathletik ſchon
begeiſtert wurden, lautet alſo am kommenden Sonntag die Parole:
Be=
ſucht die 8. Nationalen Jugend=Wettkämpfe des Sportvereins 98
Darm=
ſtadt!
Der Leichtathletikkampf Rhein—Saar, der am 19. Juli in
Trier ſtattfinden ſollte, iſt abgeſagt worden, weil der Verband ein
gleizeitig geplantes Handballſpiel Rhein—Saar nicht genehmigte.
Die 14. Etappe der „Tour de France” führte am Mittwoch
von Cannes in einer 133 Kilometer langen Schleife nach Nizza.
Sieger blieb der Italiener Geſtri in 4:47,01 Std. vor ſeinen
Landsleuten Peſenti und Cremo. Die Deutſchen ſind auch auf
dieſer Etappe weiter zurückgefallen, ſie ſtehen jetzt im
Länder=
klaſſement auf dem letzten Platz.
Wetterbericht.
Ausſichten für Donnerstag, den 16. Juli: Anfangs bedeckt mit
Niederſchlägen, dann wechſelnd wolkig, kühler und Schauer,
teils mit Gewitter.
Ausſichten für Freitag, den 17. Juli: Nachlaſſen der Schauer und
beſſeres, mehr aufheiterndes Wetter.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Verantwortlſch für Politit und Wirtſchaft: Rudolf Manve; für, Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Strteſe; für Sport: J.V.: Dr. C. 6. Qneiſch;
für den Handel: Dr. C. 6. Que iſch: für den Schlußdlenſf: Andreas Bauer;
für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dt. Herbert Nette
für den Inſeratenteil und geſchäftliſche Mittelungen: Willy Kuhle:
Druck und Verlag: L.C. Wittich — ſämſtich in Darmſtiadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht Übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten
A
Grüne Erbsen!
Würfel nur 10 Pf
MMdor Memtodltedadde mit Varotten
MAOGL Legierte Sunge TGemuse
Zuei neue Sorten, die auch Ihnen gut schmecken uerden
Donnerstag, den 46.5Juſi
Nammer 193
Mumnagmen der Keicsgant
zur Behebung der Zinanznok.
Reichsbankdiskonk- und Lombardſak=Erhöhung.
Von der Reichsbank wurde geſtern folgendes Kommuniaué
verbreitet: Mit dem heutigen Tage iſt die Gold= und
Deviſen=
deckung der Reichsbank unter 40 v. H. geſunken. Die geſetzlich
er=
forderliche Ermächtigung des Generalrats iſt hierfür eingeholt
worden. Die Reichsbank hält es nicht für richtig, mit der
Er=
höhung ihres Diskontſatzes zu warten, bis die im Paragraphen
29 des Bankgeſetzes angegebenen Vorausſetzungen vorliegen,
ſon=
dern hat in Vorausnahme dieſer Verpflichtung bereits heute mit
Wirkung vom 16. Juli d. J. ab den Diskont auf 10 v. H.
erhöht. Gleichzeitig iſt der Lombardſatz auf 15 v. H.
feſt=
geſetzt worden.
* Die nach Schließung der Bankſchalter ſich überſtürzenden Gerüchte
haben ganz allgemein zu einer Vertrauenskriſe geführt, die in ihren
Ausmaßen ſchwere Schädigungen für Deutſchland bringen könnten, falls
ſie anhalten würde. Man hat ſich ſcheinbar noch nicht klargemacht, daß
nur der unbedingte Wille der Reichsregierung, die Währung unter allen
Umſtänden nicht zu erſchüttern dazu geführt hat, daß die Reichsbank
ihre Kredite einſchränkte. Sie iſt auch in Zukunft darauf bedacht,
unſere Währung auf keinen Fall irgendwie in Gefahr bringen zu laſſen.
Aus dieſem Grunde werden die verſchärften Reſtriktionsmaßnahmen
der Reichsbank durchgeführt, und aus dieſem Grunde wurde der
Dis=
kontſatz mit Wirkung vom heutigen Tage von 7 auf 10 Prozent und
der Lombardſatz von 8 auf 12 Prozent erhöht. Unſer Geld ſteht aber
auf den gutfundierten deutſchen Banken und Sparkaſſen am ſicherſten,
und jeder vernünftige Deutſche ſollte ſo viel Vertrauen zu den
wieder=
holten Hinweiſen der Reichsregierung haben, daß es nicht „
Angſtabhe=
bungen” vornimmt und ſein Geld zu Hauſe zu verwähren ſucht. Man
muß ſich auch darüber klar ſein, daß eine Abhebung des ganzen mobilen
Kapitals, das zuſammen 17 Milliarden Mark beträgt, eine techniſche
Un=
möglichkeit wäre. Wir leiden heute in der Hauptſache unter einem
gro=
ßen Mangel an Bargeld. Unſere Noten waren ſeither zu 40 Prozent
gedeckt, ein Prozentſatz, der im Vergleich zu den großen
Zentralnoten=
banken aller anderen europäiſchen Großſtaaten, die eine ausreichende
Gold= und Deviſendeckung von 30 Prozent haben, als zu hoch
angeſpro=
chen werden muß. Es lag alſo nahe, und war durchaus zu
verantwor=
ten, daß die Deckungsgrenze der Reichsbank den übrigen Ländern
gleich=
geſetzt würde, um ſomit die Möglichkeit zu bekommen, eine Milliarde Mk.
Bargeld wieder in Umlauf ſetzen zu können. Dieſe Maßnahmen
ge=
fährdeten die Sicherheit der Währung in keiner Weiſe, denn es handelt
ſich ja nicht um einen Notenneudruck oder Herausgabe der eingezogenen
Rentenbankſcheine, ſondern lediglich um das Freiwerden von bei der
Reichs=
bank lagernden Beträgen. Dieſen Noten ſtehen außer Gold und
Devi=
ſen Anweiſungen auf Waren, d. h. Anteilſcheine auf das deutſche
Natio=
nalvermögen, ausgedrückt in realen Werten, gegenüber, die in
Geld=
zahlen ihren Ausdruck finden. Mit dem Freiwerden von einer Milliarde
Mark Bargeld, von denen allerdings zunächſt nur 5—600 Millionen Mk.
in Umlauf gegeben werden dürften, glaubt man der Schwierigkeiten
Herr zu werden. (Vgl. auch Politik.)
Die Indexziffern über die Koſten der Lebenshaltung ſtellen ſich für
den 1. Juli auf 136,4 gegen 135,2 am 1. Mai; das bedeutet eine
Er=
höhung um knapp 1 Proz. Die Steigerung geht vorwiegend darauf
zurück, daß der Preis für neue Kartoffeln zugrunde gelegt iſt. Die Teil=
Indeces betragen (1914 gleich 100 geſetzt): Nahrung 129,8, Kleidung
131,7, Wohnung 130, Heizung und Beleuchtung 134, Verſchiedenes 191.
Schwache Pariſer und Londoner Börſe.
Nach viertägiger Unterbrechung infolge des Nationalfeiertags
eröffnete geſtern die Pariſer Börſe allgemein rückgängig.
Inter=
nationale Werte waren 10 bis 18 Prozent geſchwächt. Die
Reichs=
mark notierte 530 gegenüber einem Normalkurs von 606 am
ver=
gangenen Freitag, doch kam zu dieſem Satz überhaupt kein Geſchäft
zuſtande, da weder Angebot noch Nachfrage vorliegen. Praktiſche
war es geſtern unmöglich, in Paris Mark gegen Franken
umzu=
wechſeln, da die Banken und Wechſelkaſſen die Annahme von
Reichsmark in Erwartung einer Klärung der Finanzlage in
Deutſchland ablehnen.
Die unerwartete ſtarke Baiſſebewegung an der Pariſer Börſe,
die in der Hauptſache durch die Finanzkriſe in Deutſchland
hervor=
gerufen worden iſt, die aber durch ſtarke Abgaben infolge der
Medio=Liquidation verſchärft wurde, hielt bis Ende der Sitzung
an, ſo daß die meiſten Werte zu den niedrigſten Kurſen des Tages
ſchloſſen. Unnotiert blieben auch die Währungskurſe für Ungarn,
Oeſterreich, Rumänien und Jugoſlawien, ſowie diejenigen faſt
aller nordiſchen Länder. Die Deviſen der übrigen Länder wieſen
ämtlich leichte Rückgänge auf. Das engliſche Pfund ſank von
123,95 auf 123,30, alſo unter den Goldpunkt, der bei 123,89 liegt.
Man führt dieſe Bewegung auf die ſtarke Zurückziehung
franzö=
ſiſcher Kapitalien aus England zurück. Dawes=Anleihe ging von
11 825 auf 10 800, Youngplan=Anleihe von 715 auf 600 zurück.
Die Londoner Börſe verkehrte geſtern unter dem Einfluß der
Meldungen aus Deutſchland über neue Notmaßnahmen und der
Entwickelung der Pariſer Börſe in ſchwacher Haltung.
Ungewiß=
heit und Beſorgnis über das, was die nächſten Tage bringen
wer=
den, führte kurz nach Eröffnung faſt zu einer völligen Lähmung
des Geſchäftes. Zum Schluß der Börſe lagen beſondere
inter=
nationale Werte infolge größerer Liquidationen erheblich
niedri=
ger. Die deutſche 5½prozentige Anleihe ging von 60 auf 53, die
7prozentige Anleihe von 89 auf 80 und die deutſche Kali=Anleihe
auf 85 zurück. Auch engliſche Regierungspapiere lagen recht ſchwach.
Der Wechſelkurs für die Reichsmark fiel vorübergehend auf 24,
konnte ſich aber ſpäter auf 23,59 erhoken.
Infolge Schließung der deutſchen Banken und der
Unmöglich=
keit, deutſche Reichsmark auf deutſche Banken zu überweiſen, haben
die engliſchen Banken geſtern beſchloſſen, keine Reichsmark in
Pfund umzuwechſeln. Dieſe Maßnahme ſoll aber nur
vorüber=
gehender Natur ſein.
Predukienberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 15. Juli. Am Frankfurter
Produktenmarkt herrſchte völlige Geſchäftsſtille. Die Stockung im
Geldverkehr durch die Bankfeiertage und die wirtſchaftliche
Geſamt=
ſituation löſten ſtarke Zurückhaltung aus, das regneriſche Wetter
bietet den Preiſen jedoch eine gewiſſe Stütze. Die Forderungen
für Weizen, Roggen und Hafer ſind behauptet. Abſchlüſſe erfolgen
naturgemäß nur für den notwendigſten Konſumbedarf zur
ſofor=
tigen Lieferung. Am Mehlmarkt war das Geſchäft ſtill, während
Weizenmehl ſeinen Preisſtand behaupten konnte, gab andererſeits
Roggenmehl eine viertel Reichsmark nach. Kleie lagen infolge
des geringen Anfalls weiter etwas befeſtigt. Tendenz: luſtlos.
Es notierte Weizen 290.— RM. Roggen 240.— RM.
Winter=
gerſte neuer Ernte 185—190,— RM. Hafer (inländ.) 200.— RM.
Weizenmehl ſüdd. Spezial 0 40,50 bis 41,25 RM. dto. niederrhein.
Spezial 0 40,50 bis 41 — RM. Rogenmehl 60 Prozent Ausm.
32.— bis 33.— RM. Weizenkleie 10,60 bis 10,75 RM.
Roggen=
kleie 11,25 RM.
dee beulſche Auvenhander iin Jam
und im erſten Halbjahr 1931.
Die Einfuhr im Juni (Korrekturen zum Ausgleich für
Lagerabrechnungen ſind nicht erforderlich) beträgt 607 Mill. RM.
Gegenüber der tatſächlichen Einfuhr im Mai (585 Mill. RM.)
er=
gibt ſich eine Zunahme, die ganz überwiegend auf die Einfuhr
von Rohſtoffen entfällt; zu einem geringen Teil hat auch die
Ein=
fuhr von Fertigwaren zugenommen.
Die Ausfuhr ſtellt ſich im Juni auf 713 (Mai 747) Mill.
RM.; ferner ſind im Juni Reparations=Sachlieferungen im Wert
von 33 (Mai 37) Mill. RM. ausgeführt worden. Die Abnahme
der Ausfuhr die ſich einſchließlich der Reparations=Sachlieferungen
auf 37. Mill. RM., darunter auf 26 Mill. RM. bei den
Fertig=
waren, beziffert beruht überwiegend auf dem weiteren Abſinken
des durchſchnittlichen Preisniveaus, das gegenüber dem Vormonat
um 3 v. H. gefallen iſt. Die mengenmäßige Abnahme der
Aus=
fuhr iſt hinter dem ſaiſonmäßigen Rückgang, wie er in den
Vor=
jahren vom Mai zum Juni eingetreten iſt, bemerkenswert
zurück=
geblieben.
Die Handelsbilanz für Juni ſchließt mit einem
Aus=
fuhrüberſchuß von 106 Mill. RM. ab; einſchließlich der
Repara=
tions=Sachlieferungen überſteigt der Wert der ins Ausland
ab=
geſetzten Waren die Einfuhr um 139 Mill. RM.
Die Zunahme der Einfuhr von Rohſtoffen verteilt
ſich auf eine ganze Reihe von Waren; an der vermehrten Einfuhr.
ſind beiſpielsweiſe Eiſenerze, Textilrohſtoffe, Kalbfelle und
Rinds=
häute, Steinkohlenteer, =Oele und =Derivate,
Thomasphosphat=
mehl. Holz zu Holzmaſſe beteiligt. Zurückgegangen iſt die
Ein=
fuhr von rohen Pelzwerkfellen, Oelkuchen und Steinkohlen.
Die Lebensmitteleinfuhr iſt tatſächlich kaum
geſun=
ken. Eine bemerkenswerte Zunahme weiſt die Einfuhr von
Weizen (— 7,6 Mill. RM.), friſchen Kartoffeln (—— 5,8 Mill. RM.)
und Küchengewächſen auf.
An dem Rückgang der Ausfuhr von Fertigwaren
ſind insbeſondere die Textilerzeugniſſe (— 12 Mill. RM.) und
Eiſenwaren (— 11 Mill. RM. beteiligt. Eine leichte Zunahme
weiſt die Ausfuhr von Waſſerfahrzeugen und elektrotechniſchen
Er=
zeugniſſen auf.
Von den wichtigſten Reparations=
Sachlieferun=
gen im Juni entfallen auf die Gruppe Rohſtoffe: Steinkohlen
mit 8,5 Mill. RM.; auf die Gruppe Fertigwaren: Eiſenwaren
mit 7.3 (Vormonat 9,5) Mill. RM. und nichtelektriſche Maſchinen
mit 7,3 Mill. RM.
Die Preußiſche Staatsregierung hat einen Geſetzentwurf vorgelegt,
der zur weiteren Förderung des Baues und der Erhaltung von
Klein=
bahnen 1,5 Millionen RM. bereitſtellt. An ſich wird der Bedarf für
dieſe Zwecke auf über 16 Millionen angegeben. Bei der geſpannten
Finanzlage iſt es aber nur möglich geweſen, anderthalb Millionen für
den Kleinbahnfonds anzufordern.
Die geſtern von privater Seite gebrachte Mitteilung, wonach der
Erlaß eines Moratoriums für die Merkurbank bevorſtehe, wird amtlich
dementiert. Es wird feſtgeſtellt, daß die Bundesregierung nicht
beab=
ſichtige, eine Vorlage über die Bewilligung eines Moratoriums für die
Merkurbank einzubringen.
Die Baſeler Privatbank Paravicini, Chriſt u. Co. hat infolge
plötz=
licher Schwierigkeiten, hervorgerufen durch den Zuſammenbruch der
Banque de Geneve, ihre Schalter bis auf weiteres geſchloſſen. Die
Finanzkriſe in Deutſchland dürfte auf die Schwierigkeiten der Bank
kei=
nen direkten Einfluß haben.
Das praktischste Höbel ist
Mun Mallo
Suhl HJah
HöbelIndustrie Feidel
Hügelstraße 13, 15 u. 17 19651a
Noch billiger, unmöglich!
Preisabbau mn Schuhen „. Leder
In Eichenlohgerbung:
.. von 0.65 an
Damenſohlen .
Herrenſohlen . . . . . . . von 0.95 an
Leder wird gratis gewalzt
Arbeiterſtiefel, Gr. 36—47 . . von 5.25 an
Kinderſtiefel in Rindlederausf. von 3.50 an
Beachten Sie bitte, bevor Hie einkaufen, mein
Angebot! — Samstags geſchloſſen. 16730
Kirchſtraße 10,
Nur cx
bei 1=Rubin gegenüber d. Stadtkirche.
2 gedieg. möbl. Zim
(Wohn= u. Schlafz.
anberufstätig.; Herrn
oder Penſionär zu
vermieten. ((9785 a
Wilh. Gläffingſtr. 37, I.
Waldſtr. 7, b. Laur,
gut möbl. Zimmer
im Zentr., auch auf
kurze Zeit, z. vm.
Wilhelminenſtr. 35,
2. St., ſch. m. W.. Schlfz. m. 1. o. 2
Bett. p. 1. 8. 31 z
vm. Sep. Eing. (*
Olbrichweg 8, II.
elegant möbliertes
Wohn= u.
Schlaf=
zimmer ab 1. 8 zu
verm. Ungeniert,
Heiz., el. L.,
Trep=
penbel., Diplomat.
Ev. leer od. teilw.
möbliert. (*mdf
Barckhausſt. 13,I, r.
möbl. Z. zu verm.,
wöchl. 5 ℳ. (Eimd
Schepp=Allee 14
2 möbl. Zimmer m.
el. Licht, Balkon,
u vermieten. (*md
Alicenſtraße 21, 2. Stck
Zim. zu verm. (*il
Taunusſtr. 12, I, r.
möbl. Zimm. mit
el. L. zum 1. 8. od
pät. zu verm.
Aliceſtr. 23, g. mbl.
Zimm. z. verm. 10
v. 3 Uhr. (*dgd
Heinrichſtr. 95, pt.
iſt ein ſonn., gut
heizb. mbl. 3., e.L.,
20ℳ ſof. z. vm.
Grafenſtraße 8, II,
gut möbl. Zimmer
zu vermieten.
Wendelſtadtſt. 1½,II
möbl. Z. an ſolid.
Herrn z. verm. (*
E.=Ludwigſtr. 13, I.
gut möbl. Zimmer
zu vermieten.
Eichbergviertel, beſchlagnahmefrei, m.
a. Zubeh., völlig neu hergerichtet,
ſo=
fort zu verm. Näh. Annaſtr. 24, I.
Altoſte Zoitung dor Rheiapfalz. Göchſtt
Loſerzall ſäonsticher dwitnangen im
Kaiſors-
kautzrn ginſchligblig Saarpreradtiek
Taddbg
AdT
A
zur Hälfte
des regulären Wertes.
Um die, während des Saison-
Ausverkaufes angesammelten Reste
in Kunstseide, Woll- u. Waschmussline,
Seide, Wollstotfe(vorwieg. Bettdamast u.
Bettkattun) Weißwaren,
Baumwollwaren usw.
vollkommen zuräumen,
gewähren wir auf die
ohnehin schon billigen
Rest-Preise einen
Bar-Rahatt UoTD
Auf alle regulären Waren
gewähren wir während der
3 letzten Tage unseres
Saison-Ausverkaufes
einen Bar-Rabatt von:
Versäumen Sie nicht dieses letzte
günstige Angebot unseres SAlSON-
AUSVERKAUFES auszunützen.
DSTAtt
Prima
Betriebsstoff
per Liter 30 Pfg.
für jedes Perſonen=Auto,
Laſt=
wagen u. Motorrad
verwend=
bar (klopffrei). Viele
ſchrift=
liche lobenswerte
Anerken=
nungen liegen für jedermann
zur Einſicht offen. (10769
Josef Horich
Darmſtadt
Waldſtraße 32. — Tel. 842,
Magdalenenſtr. 5,
Ith., I. ſep. m Z.,
I. L., ſof. 3. vm.
Zentrum!
Schön möbl. 3. m
el. L. ſof. z verm.
Näh. Geſchäftsſt.
Bleichſtr. 19, I. lks.
möb. Zim. ſof. z. v.
(10793)
N.=Ramſt. Str. 49, II
ſchon möbl. Zim.
gut. Hſe. z. v. (*d
1—2 möb. Zim. m.
v.
Küche p. 1.
Off. u. D. 55 Gſch.
Waldſtr. 16, b.
Gil=
berg, m. Z. z. vm.
Beſſere
4=Zim.=Wohnung
beſchl.=fr. m. reichl.
Zub. a. 1. Okt. z.
vm. Kittlerſtr. 43
Erdgeſch. (*md
Beſchlagnfr. ſchöne
3-Zim.-Wohn.
m. Balkon u. allem
Zubeh., in herrlich.
freier Lage, ab 1.
Aug. zu vermieten.
*
Näh. Geſchäftsſt. (*
10789
B. Urn
25½ Rabatt
auf einen Posten
Fabrräder und
Kinder-Wagen
Nur bei
Karlsstr. 14/16
Größles Fahrrad- u
Kinder-
wagen-Spezialhaus Hess.
75Pfg.1 Fl. Fußb.=Reinigung
399a) Farben=Krauth, Eſchollbr. Str. 3.
Vergessen Sie nicht das Haus mitder Uhr
3 Z. m. eig. Vorpl.,
I. L. u. Gas, teilw.
mbl., z. vm. Näh.
nur 2 Et. v. 10—3
Uhr Aliceſt. 23 (*do
Schöne große
abge=
ſchloſſene
3-Zimmer
Wohnuns
m. Veranda,
Bade=
zim., Zentr.=H., all.
Komf. u. Gart in
freier, ruhig. Lage
zu vermieten.
Offerten unt. D. 49
a. d. Geſchäftsſt. (
Hbſch. 3=Zim.=Whg.
1. St., beſchl.=fr.,
g.H. a. p. Zahl. ſof.
beziehb. z. vm. Ang.
u. D. 54 Geſchſt. (
Am Freitag, den 17. Juli 1931,
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokal,
Ludwigs=
platz 8, zwangsweiſe gegen Barzahlung:
1 Regulator, 1 Ladentheke, 4
Schreib=
tiſche, 1 Oelgemälde, 1 Glasaufſatz,
1 Standuhr, 2 Bücherſchränke, 1 Sofa,
2 Klaviere, 1 Regiſtraturkaſſe, 3 Schreib=
(10787
maſchinen u. a. m.
Darmſtadt, den 15. Juli 1931.
Eißer
Gerichtsvollzieher kr. A., Rheinſtr. 28,
II. Hof rechts.
Am Freitag, den 17. Juli 1931,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich
in meinem Verſteigerungslokale, hier,
Hügelſtraße 27, verſchiedene
Gegen=
ſtände öffentlich, zwangsweiſe gegen
Barzahlung. Vorausſichtlich beſtimmt
(10796
verſteigert wird:
„1 Diplomatenſchreibtiſch, 1 Klavier,
hell nußbaum poliert, 1 Piano, Marke
„Feurich”, 1 Bücherſchrank, 1
Oel=
gemälde, verſchiedene Bilder, mehrere
Meſſer und Gabeln.
Darmſtadt, den 16. Juli 1931.
Scharmann
Stellv. des Gerichtsvollziehers Portner,
Darmſtadt, Heinrichſtr. 93, I.
Nummer 195
Donnerstag, den 16. Juli 1931
Seite 11
Ein Roman aus der Induſtrie
Dagggbblae
von Hans Domtnik
29)
Cophright by Ernſt Keils Nachf., (Aug. Scherl), G.m b. H., Berlin,
(Nachdruck verboten.)
Blaß vor Aerger und Zorn, ſchlug Fortuyn mit der Fauſt
auf den Tiſch und rannte im Zimmer hin und her.
„Ich weiß nicht”, fuhr Wittebold fort, „wozu das geſchah.
Kann Ihnen auch nicht angeben, wer es tat. Ich habe leider
nicht den geringſten Verdacht .. ."
Fortuyn blieb ſtehen, ſah Wittebold, durchdringend an.
„Mann! Wiſſen Sie auch, daß es hier um Kopf und Kragen
geht?”
Wittebold erſchrak vor dem drohenden Blick. „Ich kann
Ihnen nichts weiter ſagen!” ſtotterte er.
„Nun — ſo will ich’s Ihnen ſagen!"
War’s die Ueberraſchung, war’s der Ton in Fortuyns
Stimme — auch Wittebold ſprang auf. „Sie —? Sie wiſſen
das? Sie wußten alſo ſchon, was ich Ihnen eben erzählte?"
Fortuyn ſchüttelte den Kopf. „Nein! Sie verſtehen mich
nicht. Was Sie da an dem Expoſé beobachtet haben, wußte ich
nicht. Aber andere Dinge, die ich weiß, haben jetzt durch Ihre
Angaben eine Erklärung gefunden . . . Wenn ich’s Ihnen jetzt
ſage . .. vielleicht begehe ich eine Torheit und bin der
Be=
trogene Er faßte Wittebold an den Schultern, ſah ihm in
die Augen. Der hielt den Blick aus; keine Muskel in ſeinem
Geſicht zuckte. Nach einer Weile ließ ihn Fortuyn los. „Wie
es geſchah, weiß ich nicht. Ich weiß nur, wer es tat — oder
tun ließ. Es war Ihr Freund Headſtone!”
„Head ... ſtone . . .?"” keuchte Wittebold. Er griff ſich an
die Stirn. „Endlich komm’ ich ihm auf die Spur!” Er legte
bittend die Hand auf Fortuyns Arm. „Lieber Herr Doktor, ſagen
Sie . . . ſagen Sie mir mehr! Wenn Sie wüßten, was das für
mich bedeutet —! Endlich eine Spur von dieſem Schuft!“
„Nun, ſo hören Sie denn, daß man jetzt in Detroit nach
meinem Verfahren arbeitet, und zwar auf Grund dieſes
Expoſés!”
Und dann ſprachen ſie noch lange. Ueber das Expoſé über
Detroit und über Headſtone. —
Nach einer ſchlafloſen Nacht ließ ſich Fortuyn am nächſten
Morgen bei Geheimrat Kampendonk melden. Der ſaß an ſeinem
Schreibtiſch, einen Brief in der Hand, deſſen Inhalt nach dem
Ausdruck ſeines Geſichtes zu ſchließen, nicht angenehmer war.
„Nun, was iſt, Herr Doktor Fortuyn?” Aus der Stimme
des Geheimrats klang Mißmut, Gereiztheit. Kaum, daß er
Fortuyn flüchtig die Hand reichte. Er vergaß auch, ihm einen
Stuhl anzubieten knurrte nur, als Fortuyn nicht gleich zu
ſpre=
chen begann: „Nun — was iſt denn, Herr Doktor?”
„Störe ich vielleicht, Herr Geheimrat?”
In Fortuyns Frage mochte wohl der Unterton einer gewiſſen
Empfindlichkeit klingen. Der Geheimrat ſah ihn einen
Augen=
blick an, ſchob dann den Brief, der ihn offenbar ſchwer gereizt
hatte, kurz beiſeite und ſagte: „Bitte, nehmen Sie Platz! Was
iſt denn nun eigentlich los?”
„Sie haben, wie es ſcheint, Herr Geheimrat, heute morgen
ſchon Aerger gehabt. Ich fürchte, ich werde Ihnen
Mitteilun=
gen zu machen haben, die auch recht unerfreulich ſind.”
„Das hätte mir gerade noch gefehlt!” brummte Kompendonk
vor ſich hin. „Na — ein Unglück kommt ſelten allein. Schießen
Sie los, Herr Doktor!”
„Bevor ich ſpreche, erſt eine kleine Bitte, Herr Geheimrat:
Möchten Sie wohl die Güte haben, mir die beiden anonymen
Briefe zu zeigen — die mit dem Eichenblatt?”
„Die Eichenblattbriefe? Die können Sie gern haben.”
Kampendonk ſchloß ſeinen Schreibtaſch auf, nahm daraus die
beiden Schreiben.
Fortuyn legte die Schriftſtücke vor ſich hin, holte aus ſeiner
Brieftaſche zwei andere und breitete ſie neben den
Eichenblatt=
briefen aus. Seine Augen gingen ſcharf vergleichend über die
Blätter.
Kampendonk ſah ihm verwundert zu. „Was machen Sie
denn da, Herr Fortuyn?”
Der ſtand auf, trat zu dem Geheimrat, legte die vier
Schrift=
ſtücke geordnet vor ihn hin. „Wollen Sie bitte, auch einmal
dieſe Kopien mit den Originalen vergleichen!“
„Kopien? Sie haben die Kopien dieſer Briefe? Ja, was
ſoll denn das heißen? Da hätten wir alſo endlich unſern
Anonymus! Wer iſt’s denn?”
„Darüber ſpäter, Herr Geheimrat! Mich intereſſiete es
zu=
nächſt zu wiſſen, ob die Schriftſtücke, die ich mitbrachte,
tatſäch=
lich Kopien der Eichenblattbriefe ſind. Wie Sie ſich wohl ſelbſt
überzeugt haben, iſt ein Zweifel nicht möglich.”
Kampendonk nickte. „Aber was ſoll denn das alles?” ſagte
er ungeduldig.
„Oh — dieſe Sache hat nunmehr keine weitere Bedeutung.
Sie diente nur dazu, mir Sicherheit über das Weitere zu geben,
was ich vorzubringen habe.”
„Wie . . .? Was . . .?" ſtotterte der Geheimrat. „Das
wäre ohne Bedeutung. Geſtatten Sie, daß ich darüber anderer
Anſicht bin. Ich verlange von Ihnen zu wiſſen, von wem Sie
dieſe Kopien haben!“
Fortuyn hob beſchwichtigend die Hand. „Darüber ſpäter,
Herr Geheimrat. Ich bitte, mich jetzt darüber nicht weiter zu
fragen. Das, was mich veranlaßte, Sie um eine Unterredung
zu bitten, iſt von einer viel größeren Wichtigkeit. Ich kann jetzt,
nachdem ich die Eichenblattbriefe geſehen habe, viel ſicherer
ſprechen.” Fortuyn verwahrte die Kopien wieder in ſeiner
Brieftaſche. „Jetzt möchte ich Sie bitten, Herr Geheimrat, mein
letzte Expoſé aus dem Archiv kommen zu laſſen.”
Kampendonk ſchüttelte verwundert den Kopf. „Rätſelhaft
— das alles . . . Aber meinetwegen — Sie ſollen Ihren Willen
haben!” Er rief Dr. Hempel an, ſagte ihm ſeinen Wunſch. „Und
nun, lieber Herr Fortuyn, äußern Sie ſich doch endlich
deut=
licher!“
„Ich bitte um Verzeihung, Herr Geheimrat! Ich möchte erſt
ſprechen, wenn das Schriftſtück hier iſt, um eine Störung zu
ver=
meiden.”
Kampendonk warf einen durchdringenden Blick auf Fortuyns
Geſicht. Was er in deſſen Augen las, erfüllte ihn mit einer
ge=
wiſſen Unruhe. Der Mann, der ſo gelaſſen ſprach .. . nichts
Gutes lauerte hinter deſſen verſchloſſenen Mienen.
Das Eintreten Dr. Hempels unterbrach die Stille. Der
Archivverwalter überreichte dem Geheimrat das Expoſé. Der
gab es ſchweigend an Dr. Fortuyn. Sah erſtaunt, wie der ſitch
haſtig darüberneigte, es ſcharfen Blickes Seite für Seite
durch=
muſterte. Jetzt hob er den Kopf.
„Vielleicht darf Herr Doktor Hempel im Zimmer von
Dok=
tor Knappe warten, Herr Geheimrat?”
„Gewiß . . .‟ Kampendonk deutete auf die Tür zu dem
Zimmer ſeines Sekretärs.
Kaum hatte ſich die Tür hinter Doktor Hempelegeſchloſſen,
da ſprang Fortuyn auf, war mit ein paar haſtigen Schritten
an Kampendonks Seite. Mit leicht zitternden Händen entfernte
er die Klammer, die die Blätter des Expoſés zuſammenhielten,
begann dann zu ſprechen. Seine Stimme klang zwar
vollkom=
men beherrſcht, doch verriet ſein heftiges Atmen ſtarke innere
Bewegung.
„Sie ſehen hier, Herr Geheimrat, an den Ecken der Blätter:
bald deutlich, bald undeutlich die Spuren von Reißnägeln!”
Kampendonk ſah nur flüchtig dorthin, wo Fortuyn
hin=
zeigte; er konnte ſeine Unruhe nicht länger bemeiſtern. „Hören
Sie endlich auf, mir Rätſelaufgaben zu ſtellen! Sagen Sie, um
was es ſich handelt!“
„Jawohl, Herr Geheimrat. Es handelt ſich um folgendes:
Am einundzwanzigſten April hat Herr Direktor Düſterloh von
Doktor Hempel ſich dies Expoſs geben laſſen und es mit nach
Berlin genommen. Am Mittag des übernächſten Tages gab er
es zurück. Und ich behaupte, das Schriftſtück iſt in Berlin von
irgendeiner Seite, die Intereſſe daran hatte, Blatt für Blatt
photographiert worden. Daher die Spuren der Reißnägel! —
Am zweiten Mai bekamen Sie, Herr Geheimrat, von dem
Agenten der Rieba=Werke in Detroit die Nachricht, daß man
dort nach meinem Verfahren unter Benutzung hieſigen Materials
arbeite. Damals zerbrachen wir uns alleſamt den Kopf, auf
welche Weiſe die da drüben in den Beſitz unſerer
Fabrikations=
geheimniſſe gelangt ſeien. Jetzt dürfte dieſe Frage gelöſt ſein.
Die Photos meines Expoſés waren jene Unterlagen, von denen
unſer Vertrauensmann berichtete.” Fortuyn ging hochaufatmend
an ſeinen Platz zurück, ſetzte ſich.
Kampendonk hatte den Kopf in die Hand geſtützt, ſah zur
Seite. „Was Sie da vorbringen, Herr Doktor . .. Wirklich kaum
glaublich . . . Und doch . . . Nur eins vorweg!‟ Er ſprach es
laut, betont: „Ich halte es für gänzlich ausgeſchloſſen, daß etwa
Düſterloh bei dieſen — hm! — von Ihnen vermuteten
Manö=
vern direkt oder gar aktiv beteiligt iſt.”
„Ich habe mit keinem Wort — auch nicht andeutungsweiſe
Herrn Direktor Düſterloh beſchuldigt” erwiderte Fortuyn,
ebenfalls mit ſtarker Betonung. „Ich möchte Sie überdies
bit=
ten, Herr Geheimrat, bei der weiteren Unterſuchung mich völlig
aus dem Spiel zu laſſen.”
Kampendonk nickte. Sprach nach einer Weile: „Ich werde
natürlich ſofort alles das, was Sie mir geſagt haben, Herr
Doktor, aufs ſchärfſte nachprüfen und Ihnen dann Nachricht
geben."
„Sehr wohl, Herr Geheimrat. Doch ehe ich gehe, möchte ich
Ihnen noch eine weitere Sache zur Kenntnis bringen, die
gleich=
falls von großer Bedeutung iſt. Teile meines Materials,
darun=
ter ſehr wichtige Dinge, ſind in einem Rollſchrank in meinem
Büro aufbewahrt. Am Schlüſſelloch dieſes Rollſchranks waren”
— Fortuyn ſtockte einen Augenblick — „heute morgen Spuren
von Wachs zu entdecken. Ich hege daher begründeten Verdacht,
daß jemand einen Wachsabdruck nahm, um ſich einen
Nach=
ſchlüſſel anfertigen zu laſſen.”
(Fortſetzung folgt.)
Eliſabethenſtr. 42 Telefon 367
Das führende Fiſch=Spezialgeſchäft.
Friſch von der See
in bekannt nur beſten Qualitäten:
Bratſchellfiſch /25 1Goldbarſch o. K. 0.45
Kablian v. K 1009/Fiſch=Filets . . 0.75
Küchenfertige Ausſchnittſiſche:
0.50
Nordſee=Seelachs
Fsländiſcher Kablian
... 0.60
ff. Nordſee=Schellfiſch, Kabliau,
Heilbutt, Steinbutt, Notzungen,
Seezungen
Edel=Krebſe
Beſonders preiswert: (10781
Rotzungen 9.90 1 Zander 0.90
Blaufelchen, Rhein=Salm im Schnitt
LebendeKarpfen, Schleien, Aale, Bachfiſcheuſw.
Nene Matjesheringe St. 0.15, 3 St. 0.40
Marinaden, Räucherwaren
Leeres Zimmer
m. Kochgel., a. tät. D
od. H. bill. z. vm (*imd
Wienerſtraße 65.
Gr. I. Zim., part.
i. d. Nähe d.
Herrn=
gart. a. ält. Hrn. o.
Dame, ev. m.Penſ.,
verm. Ang. unt.
D. 44 Geſchſt.
Leeres Zimmer
mit Küche zu
ver=
mieten. Angeb. u.
D. 52 a. d. Geſch.*
Sch. Manſ.=Wohn.,
2 Z. u. Küche, mon.
30 ℳ ſof. z. vm. (*
Off. u. D. 46 Geſch.
Freundl. 6=Zimm.=
Wohn., welche neu
herg. wird, ſof. zu
vermieten. (*dgi
Näh. Geſchäftsſt.
Am Freitag, den 17. Juli 1931,
vorm. 10 Uhr ſollen in meinem
Ver=
ſteigerungslokale Luiſenſtraße 32/34
fol=
gende Pfänder zwangsweiſe gegen
Bar=
zahlung verſteigert werden, insbeſondere:
1 Kofferapparat, 80 Flaſchen Kognak.
1 Kleiderſchrank, 1 Radio=Apparat,
1 Ruhebett m. Decke, 1 Tiſch, 1
Schreib=
tiſch, 1 Bücherſchrauk, 2 Stühle, ein
Schreibtiſchſeſſel, 1 Schlafzimmerbild,
40 Spazierſtöcke, 1 Büfett, 1
Kaſſen=
ſchrank, 1 Theke mit Marmor, eine
große Partie Kinder=, Damen= und
Herrenſchuhe, 1 Büfett, 1 Kredenz,
1 Ausziehtiſch, 6 Stühle mit
Leder=
ſitze, 1 Standuhr, 1 Chaiſelong.
Ferner hieran an Ort und Stelle wird
toch bekannt gegeben: 2 Warenſchränke,
Theke mit Aufſatz, 1 Perſonenwaage,
erſchiedene Beſtecke und Meſſer. (10798 Waſchpl. u. el. L=
Darmſtadt, den 15. Juli 1931.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Zum Schluß
unseres Saison-Ausverkaufs
haben- wir uns nochmals
gewaltig angestrengt!
Sie Spaben
der Geld!!
Wir haben noch große Vorräte moderner
Keider / Mantee / Rostume
Große Posten
Seiden=, Sommer=, Wodlstoffe
Ttbu
Ludwigsplatz 9
(10770
Aet
Große Garage mit
per 1. Auguſt zu
vermieten. Wolf,
Woogsplatz 3.
Beamt., 3 erwachſ
Perſ., langj. Miet.,
ſucht 4=Zimmer=
Wohnung m. Zub.
v. Sept.=Oktob. an.
1. Et. Südoſt bev.. Mietk. vorhd
Offerten unt. D. 47
a. d. Geſchäftsſt. (*
Oberbeamtenfrau
m. erw. Sohn ſucht
beſchlgnfr. 4=Z.=W.
m. Bad, Heizg.,
Ve=
randa i. ſtill., freier
Lage z. 1.Okt. Ang.
u. D. 33 Geſchſt. (*
2 I. Z. mit K. geſ.
Grüne Mietk vorh
Näh. b. Schröder,
Soderſtr. 44, II.
(*dfs)
—2 leere Zimmer
m. Küche zu miet.
geſucht. Angeb. u.
D. 28 Geſchäftsſt. (*
eſucht
2 od. 3 möbl. Zim.
in unbedingt ſchön.
Lage, mit Bedieng.,
v. 2 bzw. 3 beſſer.
Hrn. ab 1. 8. Ang
m. Pr. u. D.30 Gſt.
Geſchäftsmann
ſucht zwecks
Erwei=
terung eines
gut=
gehenden Geſchäfts
noch ca. 5—800 M.
Mehrfache Sicherh.
vorhanden
Selbſt=
geber w. bevorzugt.
Ang. u. G. E. 795
a. d. Geſch. (10795
Wer ſucht Darlehen,
Hypotheken,
Bau=
geld?, der wende
ſich perſönlich an
K. F. Stamm.
Darmſtadt,
Martinſtraße 17. (*
BeiAnfr. Rückp. erb.
Darlehen
an jedermann bis
zu 3000 ℳ vergibt
Vorſchuß= u.
Kredit=
verein. Gefl. Anfr.
u. D. 39 Geſchſt. (*
u6
WWEIBLICH
Fräul., 28 J., ſucht
Stelle a.Haustocht.,
um ſich im Haush.
n. z. vervollkommn
Scheut ſich v. kein.
Arb. Etw. Taſcheng.
erw., jed. w. mehr
a. gute Beh. geſeh.
Angeb unt. D. 36
Geſchäftsſtelle.
Mädchen
20 J.. ſucht Stellg.
in Haushalt. Näh.
Gardiſtenſtr. 8, I. (*
Jung. Mädchen
ſucht Stellung als
Haustocht. in gut.
Hauſe. Angeb. unt.
D. 42 Geſchſt. (*
1.
Reitinger & Blechschmidt
Inh. Jakob Lautenſchläger
Eliſabethenſtr. 19 Telephon 543
Erſtklafſiges Flſchſpezialgeſchäft
In bekannt la Qualitäten empfehle:
Nordſee=Cabliau, Seehecht, Heilbutt,
ff. Schellfiſch i. Schnitt, Rotzungen,
Seezungen, 1a Fiſchfilet u. a. m.
Bratſchellſiſch 35.H, Nordſee=Seelachs i. Sch. 50.5
Goldbarſch o. K 45 H, Island=Cabliau 60 H
Cabliau v. Kopf 35 Z
Lebende Karpfen, Schleien, Aale
Rheinzander, ff. Rheinſakm i. Ausſchnitt
Matjesheringe Stck. 15 J, 3 Stck. 40.J
Matjesfilet, tafelfertig, Stück 20 Z
Oelſardinen, Portionsdoſe 25 H, 4 St. 90.J
Zu erfragen Kies=
bergſtraße 14, I. (* Jg. Frau ſucht ſtun= Tüchtiges Allein=
mädchen in gutem
Hauſe z. 1. Auguſt
geſucht. Zu erf. t.
d. Geſchäftsſtelle. (* Jg. will. Mädchens
ſucht Stellung i. kl.
ruh. Haushält, wo
ihm Geleg. geb. iſt,
ſich in hausl. Arb.
zu vervollk Fam.=
Anſchl. u. kl. Taſch.=
Geld erw. Näh. b.
Maurer, Karlſt. 101 Tücht, ält. ehrlich.
Mädchen ſofort geſ.
Heidelbergerſtraße
Nr. 25, parterre. (* MANNLICH
WElBLIcR
Tchl. Servierfrl.
per ſof. geſ. Vorzu=
ſtell. zw. 10—12 U.
Dieburgerſtr. 72, I.*
Jung. Mann ſucht
großes leer. Zimm.
i. Pr. v. 15—20ℳ.*
Off. u. D. 53 Gſch.
5000 Mark
für 2. Hypothek v.
Selbſtgeber geſucht.
Sicherheit vorhand.
Angeb. unt. D. 37
Geſchäftsſtelle.
Fiſchhaus Ferti=
Empfehle lebendfriſche
Schellfiſche
Kablian.
Fiſchfilet.
Seehecht.
Seelachs".
Pfd. 0.80
Pfd. 0.70
Pfd. 0.30
Pfd. 0.60
Pfd. 0.50
Rotzungen
Backſiſche
Markt 4
Karlsſtr. 47
Telefon 641
(10779
Pfd. 0.80
Pfd. 0.35
Ia Heilbutt
4-5pfd. Fiſche, Pfd. 0.00
Seite 12
Donnerstag, den 16. Juk 1931
Nummer 795
Sommer-Spielzeit
Bruno Harprecht
im Hess. Landestheater.
Donnerstag, 16. Juli, 20 Uhr
Donnerstag=Miete, 3. Vorſtellung
und Freitag, 17. Juli
Letzte Aufführungen
des großen Bühnen=Erfolges:
„Zum goldenen Anker”
(Im Hafen von Marſeille)
Szenen aus dem Hafenleben
von M. Pagnol. (9908a
Samstag, 18. u. Sonntag, 19. Juli
2234 Uhr Nacht=Borſtellungen
Nur zwei Aufführungen des
Schwank=Schlagers:
„Intimitäten‟
Schwank in 3 Akten v. Noel Coward.
„ Aeinsluben aum Haplan”
Mählstraße 68, am Kapellplatz
Ab heute
Grosses Rehessen
zu billigen Preisen.
Rehgulasch mit Spätzle od.
Kartoffel-
klößen. — Rehleberklöße mit Kraut u.
Kart. — Rehkeule garniert. —
Reh-
rücken garniert. — Rehschnitzel mit
Pfifferlinge und Kartoffeln
Rehsteak garniert:
(Jung und frisch aus eigener Jagd)
Im Ausschank 1930 Bosenheimer 259
Es ladet höflichst ein.
(10775
J. P. Bernhardt.
lehen Sie ehe es zu spät 1st
zum Eudwigsplatz
Donnerstag, Freitag und Samstag ſind die 3 letzten Tage meines
Saiſon=Ausverkaufes.
Nur gute Qualitätswaren mit zum Teil
ganzerheb=
lichen Preisſenkungen ſind für Sie bereit geſtellt
Einige Beiſpiele:
Oberhemden, Trikot, beſie Bielefelder
Arbeit ..
Mk. 6.50
Selbſtbinder, reine Seide
Mk. 0.25
Sportſtrümpfe,ganz weit unter Preis, Paar 1.75
Damenſtrümpfe, künſtil. Waſchſeide, Paar 0.25
Damen=Sommer=Handſchuhe mit
Stülpchen..
.. . Paar 0.50
Aufalle nicht zurückgeſetzten Waren 10%Rabatt.
Kandschuhs Liduigsplats
Nr. 2.
Kauptmann.
10784
Tagtätt
Tasb!
Nicht allein, daß wir zu den niedrigen Preisen
verkaufen, sondern was wir zu diesen Preisen
verkaufen, zeulgt von unserer Leistungsfähigkeit!
AA
SAISON
AABTLRIAAA
TO MIAIA
10778
K
in Neuaufführung.
Stürms über dem Montblauo
Ein einmaliges Filmwerk das unvergeßlich bleibt.
Regie: Dr. Arnold Franck.
Hauptdarsteller: Leni Riefenstahl, Sepp Rist, Ernst Udet
Jugendliche haben Zutritt. Beginn: 3.45, 6.00, 8.20 Uhr
Heute letzter Tag
in Neuaufführung.
Der Roman einer modernen Ehe
Mady Christians, die populärste deutsche
Darstellerin in:
Das Schicksal der Renate Langen
Regie: Rnd. Walther Fein. (V.10786
Weitere Darsteller: Alfred Abel, Franz Lederer, Herm.
Beginn: 3.45, 6.00, 8.20 Uhr
Picha.
Nur noch heute und morgen
O4A die Sonder-Veranstaltung!
Der Riegenfilm
aus der Zeit der Christen-Verfolgung:
Auo Dadis
(Wohin gehst Du?)
Emil Jannings als Nero.
Neuausgabe.
Beginn 3.30, 6.00, 8.15 Uhr=
Karten im Vorverkauf: 11—1 und ab ½3 Uhr.
Erwerbslose und Schüler über 18 Jahre, nur
nach-
mittags 3½½, Uhr Vergünstigung.
Kerren=Sport=Anzüge
2teilig, schöne neue Farben . Mk. 1O
O00
Kerren=Sacco=-Anzüge
O00
2reihig, moderne Musterung, Mk. 1—
Kerren=Züster=Saccos
0
.. Mk.
für große Figuren . . ..
Kerren=Gummi=Mäntel
O50
moderne Farben . . . . . . Mk.
Sport=Anzüge
Art Feldberg
Regen=Mäntel
Marke Eres
Allein-
Verkauf
für
Darmstadt
Für Reise, Ferien und späteren Bedarf die billigste
Kauf-
gelegenheit in meinem Saison-Ausverkauf.
Sabalat
Ludwigsplatz
Eche Schulstrabe
10797
Rnaben=Wasch-Angüge
Eingelne Blusen
Hemden-Hosen- Loden=Mäntel
Hermellose Jullouer
Imprägnierte Mäntel
Jiroler=Rleidung
alles jetst enorm Lillig!
Ochſen=, Rinds= u. Kalbsmetzgerei!
in Darmſtadt
40 Jahre beſtehend, mit ſehr großem
Umſatz, vollſtändig eingerichtet, ſehr
günſtig zu verpachten. Angebote
unter D 45 an die Geſchäftsſt. (10780a
Sorgen Sie fürden
Neu eingetroffen
Landerrarater
5 Stück ½/, Liter.
O.68
0.75
0.50
0.50
Helee-Gläser
5 Stück ½ Liter . . 0.68
.. 0.95
6 „
1.20
6 „
Garantle Elnkoch-Gläser
„Monopol‟
1 Liter
0.29 0.32 0.36 0.38
Gummi-Ringe, gt. Oual. 5 Stck. 108
Die Weltmarke 10777
Original „Rex‟
im Preise bedeutend ermäßigt.
Einkoch-Apparat
extra groß, komplett
schwer
verzinkt 5-20 Hmaille 7.50
Salizil-Einmachpapier 4 Roll. 20c
Da die Nachfrage enorm, bitten
wir um rechtzeitigen Einkauf.
Das Franklurter Stadion
eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges.
Ein Naturschutzpark von 42 ha Größe, bestehend aus
Licht-Luft-Schwimmbad, Radrennbahn, Tennis-
Stadion, Große Kampfbahn, Waldtheater (
Auf-
führungen Mi. Sa, So. 16½ Uhr). Sport- u. Turnhalle.
40000 qm Fest- u. Spielwiese. Amerikanische
Klein-
golfanlage. Eintritt ins große Restaurant frei mit
herrlichem Ausblick auf das Badeleben. (1V.10730
Straßenbahn Linie 15. Eintritt 30 Pfg. Kinder die Hälfte
Wohin im Juli u. Aug.?
Das ſagen Ihnen dieſe Lloydreiſen!
25. bis 29. Juli:
Billige Helgolandreiſe über
Bre=
men-Hamburg . . . RM. 90.—
2. bis 9. Auguſt:
Große Waſſerkantfahrt mit
Rhein=
fahrt über Köln nach Norderney—
Helgoland, Bremen-Hamburg
RM. 138.—
29. Aug. bis 2. Sept.:
Helgolandreiſe über Bremen-
Ham=
burg
RM. 90.—
6. bis 13. September:
Paris=Reiſe mit Seefahrt Expreß=
Dampfer „Bremen”, RM. 180.—
Sonderproſpekte und nähere Auskunft
bei den Buchungsſtellen
Anton Fiſcher,
Frankfurterſtr. 12—14, Rheinſtraße 17,
(10768
Telephon 186.
Ernſt Reh. Dieburg,
Steinſtraße 1, Telephon 249.
J. Mainzer, Heppenheim,
Friedrichſtraße 5, Telephon 6.
Lloyd=Reiſebüro, Frankfurt a. M.,
Kaiſerſtraße 17, Telephon 20 486.
Drahtgeflechte aller Art.
Karl Brückner, Drahtgeflechtefabrik,
Darmstadt, Holzstraße. (6680a
Ludwigsplatz
Unter Berücksichtigung der
gegenwärtigen schwierigen
Wirtschaftslage
und deshalb dem geschwundenen
Einkommen aller Volkskreise
Rechnung tragend, habe ich
meine Preise gesenkt.
Preissenkung.
und Preissturz
ist mein Geschäftsprinzip. Deshalb
beehren Sie mich mit Ihrem
Be-
such und überzengen Sie sich
Parfümerie, Herren- und Damen-
Frisier-Salon 110512b
HUGO ORTMANN
Wilhelminenstr. 13 Telefon 959
Obſtwein
Freinsheimer
glanzhell, ſüßlich,
mit
Traubenwein=
reinhefe vergoren,
f. alle Feſte
geeig=
net, im Leihfaß v.
ca. 30 Liter an, p.
Liter 40 Pf. gegen
Nachn. Gratisprobe
durch Gg. Klotzſch,
Landwehrſtr. 62.
Gar. reelle Bedien.
A. Wunſch u. bei g.
Ausk. 30 Tg. Ziel.
Apfelweinkelterei
Freinsheim Nr. 24
(Pfalz). (9997a
Senſation!
Maſſenverkauf
erſt=
klaſſiger
Fahrradreiſen
Schläuche
Zubehör
zu außergewöhnlich
billigen Preiſen
Fr. Gütting
Schuchardſtraße 10.
(10518a)
Tülen
und Beutel
Packpapier
ſehr billig von der
Papier=Großhandl.
Skurnik, Bleichſtr. 46
Tel. 1791. (10790
Sämtliche
Anſtreicher=
Arbeiten
werden gut u.
kon=
kurrenzlos billig
ausgeführt. Ia
Re=
ferenzen. Angeb.
T. 237 Gſch. (8742a
Woog, 15. Juli 1931.
Waſſerhöhe 3,92 m.
Luftwärme 16‟ C.
WVaſſerwärme
vor=
mittags 7 Uhr 210C.
Woogs=Polizei=Wache,