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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſkrierte Beilage: „Die Gegenwart=, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 194
Mittwoch, den 15. Juli 1931.
194. Jahrgang
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(4 Dolſar — 4.20 Markl.
Im Falle, höherer
Gewali, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw erliſcht
ſede Verpfiſchtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
auffräge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtlicher Beltreibung fällt ſede
Rabatt weg. Bankonto Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Natlonelbant.
Vor weiteren Maßnahmen der Reichsregierung.
Umfangreicher Kredit für die Reichsbank am Widerſtand Frankreichs geſcheikerk. — Zur Beunruhigung
kein Grund. — 2as Reichskabinekt beräf. — Rekkung zunächſt nur durch eigene Krafl. — Keine Gefahr”
für die deutſche Währung. — Die Auszahlung der Löhne zum Wochenende wird ſichergeſtellkt.
* Tauſend Projekte.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Das Reichskabinett iſt am Dienstag abend zu
ausgedehnten Beratungen zuſammengetreten, die ſich
wieder bis in die Morgenſtunden des Mittwoch ausdehnen
wer=
den und die im Laufe des Mittwoch ihre Fortſetzung
finden ſollen und ſehr wahrſcheinlich am Abend des gleichen
Tages zum Abſchluß gebracht werden dürften. Dieſen
Be=
ratungen kommt eine überragende Bedeutung
zu, weil die Reichsregierung jetzt die
Voraus=
ſetzungen für ihren weiteren Kampf gegen
unſere Finanzſorgen ſchaffen will. Sie muß dabei
von der Tatſache ausgehen, daß lediglich der 100=
Mil=
lionen=Dollar=Kredit, deſſen Nückzahlung am 16. Juli
fällig geworden wäre, eine Verlängerung erfahren
hat, daß aber am Widerſtand der Franzoſen das
Verlangen geſcheitert iſt, einen umfangreichen
Zuſatz=Nediskontkredit zu erhalten.
Dr. Luther hat in dieſer Kabinettsſitzung Bericht erſtattet.
Man iſt nun daran gegangen, die verſchiedenen Projekte
durch=
zuſprechen, die in den letzten Tagen an die Reichsregierung
herangetragen worden ſind und deren Zahl nicht gering iſt. Sie
laufen im weſentlichen darauf hinaus, für den Donnerstag eine
Situation zu ſchaffen, die es den Banken ermöglicht, namentlich
die Arbeitgeber mit ausreichenden Geldmitteln auszuſtatten,
da=
mit ſie zum Wochenende ihre Löhne auszahlen können. Die
Lohnzahlungen bereiten der Reichsregierung im Augenblick die
größten Sorgen, weil
die Gefahr der Zahlungsmikkelverknappung
ſchon ſehr weit fortgeſchritten iſt. Infolgedeſſen iſt auch der
Vorſchlag aufgetaucht, auf die Geldzeichen der Rentenbank, die
ſich zum Teil noch im Verkehr befinden, zurückgreifen und die
herausgezogenen Scheine den Banken zur Verfügung zu ſtellen.
Man könnte ſich an dieſe Art Zahlungsmittelbeſchaffung
heran=
wagen, wenn gleichzeitig die Deckung ſichergeſtellt würde. Aber
hier tappt man noch im Dunkeln. Ob das Garantie=Syndikat
eine ausreichende Stütze abgeben kann, iſt fraglich. Weſentlich
iſt aber, daß unter allen Umſtänden die Währung
keinerlei Erſchütterungen ausgeſetzt werden
darf und daß keinerlei Behelfsmittel angewendet werden, die
auch nur den Schein einer Inflation aufkommen ließen. Man
darf aber darüber beruhigt ſein, daß die
Reichsregie=
rung nichts unternimmt, was gegen die
Grund=
ſätze einer geſunden Währungspolitik verſtößt.
Wie ſie allerdings aus den Schwierigkeiten herauskommen will,
läßt ſich im Augenblick noch nicht erkennen. Es iſt auch der
Gedanke aufgetaucht,
ein inneres Morakoriur
zu verkünden, das eine geringere Inanſpruchnahme der
Geldzei=
chen zur Folge hätte. Aber auch ein Moratroium will
gründ=
lich überlegt ſein. Auch die Erwägung, es bei der
Geldverknappung zu belaſſen, hat bereits eine Rolle
geſpielt. Man gab ſich dabei der Erwartung hin, daß ſich dann die
Geldhamſterer und auch die Beſitzer von Deviſen ſchließlich
ver=
anlaßt ſehen würden, ihre Geldbeſtände wieder in den Verkehr
zu bringen. Aber das alles ſind zunächſt Projekte, die in den
intereſſierten Kreiſen herumgereicht werden und über deren
Durchführung man ſich noch nicht den Kopf zerbricht, ebenſowenig
auch darüber, wie es ſich wohl einrichten ließe, das im Laufe der
Jahre ins Ausland abgewanderte deutſche Kapital, das recht
er=
heblich ſein ſoll, wieder zurückzuholen.
die Reichsregierung ſteht wirklich nichk vor leichken
Aufgaben.
Sie muß ſich aber zu Entſchlüſſen durchringen, die am Donnerstag
früh fix und fertig vorzuliegen haben, weil am gleichen Tage die
Banken wieder geöffnet werden. Sollte wider Erwarten die
Reichsregierung ihre Verhandlungen mit den Finanz=
und Wirtſchaftsführern, die vornehmlich am
Mitt=
woch zu Wort kommen ſollen, nicht zu Ende bringen, dann iſt
wohl mit einer Ausdehnung der Bankfeiertage zu
rechnen. Aber dieſe Eventualität kommt nur für den äußerſten
Fall in Frage. Was das aber für die breite Maſſe unſeres
Vol=
kes bedeutet, darüber brauchen wir wohl kein Wort zu verlieren.
In dieſem Augenblick iſt es daher unverantwortlich, wie dies von
gewiſſer Seite geſchieht, den Rücktritt der Regierung Brüning
jetzt zu fordern, und damit eine Regierungskriſe
heraufzubeſchwö=
ren, deren Folgen unabſehbar wären. Daegen darf man wohl
ſchon jetzt ſagen, daß in dieſen ſchwierigen Wochen, durch
die wir hindurch müſſen, Bankfeiertage keine
Selten=
heit ſein werden. Auch die Börſewird ſich von Zeit
zu Zeit eine Ausſchaltung gefallen laſſen
müſ=
ſen. Vorläufig iſt noch nicht zu erkennen, wann
ihre jetzige Ruhezeit abläuft. Inzwiſchen gehen
natürlich
die Kreditverhandlungen mit den
Nokenbank=
präſidenken und die diplomakiſchen Einwirkungen
weiter. Die Engländer werden Ende der Woche in
Ber=
lin ſein. Herr Henderſon hat ſich bereits am Dienstag nach
Paris begeben, wird alſo ſicherlich mit perſönlichen Eindrücken
von der Unnachgiebigkeit der Franzoſen nach Berlin”!
kommen. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß man den engliſchen
Miniſtern ein ungeſchminktes Bild unſerer Verhältniſſe malen
wird. Man wird ihnen außerdem Gelegenheit geben, mit
maß=
gebenden Perſönlichkeiten in Berührung zu kommen, damit ſie ſich
auf Grund von perſönlichen Beſprechungen ein eigenes Urteil
bil=
den können. Bis dahin liegt auch der neue Plan des
Reichskabinetts vor, der dann eine Grundlage der
Wochenendbeſprechungen in Hubertusſtock
ab=
geben wird.
Eine Warnung für das Ausland.
Was wir von den Unterhaltungen mit den engliſchen
Staats=
männern zu erhoffen und zu erwarten haben, liegt noch im Schoße
der Zukunft begraben. Immerhin dürften die Herren Macdonald
und Henderſon bis zum Tage ihrer Abreiſe noch genügend
Mate=
rial über die Auswirkungen unſerer Schwierigkeiten auf das
Aus=
land empfangen haben. Sie ſelbſt müſſen feſtſtellen, daß die
Franzoſen Gold aus England abziehen, weswegen
bereits der „Daily Herald” Lärm geſchlagen hat. Im Oſten und
Südoſten wird man auch ſo langſam nervös. Die Holländer und
Dänen haben am eigenen Leibe ſchon zu ſpüren bekommen, daß es
für ſie nicht vorteilhaft iſt, den Parolen Frankreichs zu folgen.
Das hat ein Vorfall in den Berliner Zentralmarkthallen deutlich
gezeigt. Hier verlangten die Holländer plötzlich für ihr
Früh=
gemüſe holländiſche Gulden. Sie wurden abgewieſen und blieben
nun mit ihren ungeheuren Vorräten ſitzen. Das in Holland
ver=
ſandfertige Material mußte auf den holländiſchen Markt geworfen
werden, was zu erheblichen Verluſten führte. Hier haben wir es
nur mit einem kleinen Vorſpiel zu tun. Das Ausland muß
ſich aber darüberklar ſein, daß es ſich ins eigene
Fleiſch ſchneidet, wenn es weiter ſeine Gelder
zurückzieht.
Wohl hat Deutſchland eine bemerkenswerte Widerſtandskraft
gezeigt, auf die es ſtolz ſein kann. Auf die Dauer hält aber auch
die kapitalſtärkſte Nation Gold= und Deviſenabzüge, wie wir ſie
über uns ergehen laſſen mußten, nicht aus. Schlägt man uns zu
Boden, dann reißen wir alle Staaten, die mit uns im
Wirtſchafts=
verkehr ſtehen, mit. Aber vorläufig iſt das geſamte deutſche Volk
feſt entſchloſſen, ſich nicht niederringen zu laſſen. Es iſt gar nicht
ſo ausgeſchloſſen, daß wir in allernächſter Zeit auf dem Gebiete
des Außenhandels zu einer größeren Offenſive übergehen, um
Deviſen in vermehrtem Umfange hereinzubekommen. Das hätte
allerdings wieder Umſchaltungen im Inlande zur Vorausſetzung,
die auf ſozialpolitiſchem und finanziellem Gebiete erforderlich ſind.
Soweit man ſich im Auslande kühlen Verſtand bewahrt hat,
er=
kennt man auch die drohenden Gefahren nur zu deutlich. Aber
nicht einmal die Amerikaner wollen ohne Frankreich an die große
Kredithilfe herangehen. Es muß feſtgeſtellt werden, daß ſich Dr.
Luther in Baſel die denkbar größte Mühe gegeben hat, daß aber
der Baſeler Fehlſchlagerneut auf das Konto der
Franzoſen zu ſetzen iſt.
Das Ergebnis der Kabinekksſihung.
Abbau der Bankfeiertage.
Berlin, 14. Juli.
Das Reichskabinett iſt am Dienstag nachmittag, wie bereits
kurz gemeldet, zu einer Sitzung zuſammengetreten, um zunächſt
den Bericht des Reichsbankpräſidenten Dr. Luther über ſeine
Baſeler Verhandlungen entgegenzunehmen. Im Anſchluß an
dieſe Sitzung erſtattete Dr. Luther dem Reichsbankdirektorium
ebenfalls über ſeine Baſeler Miſſion Bericht. In ſpäter
Abend=
ſtunde trat das Reichskabinett zu einer neuen Sitzung
zuſam=
men, die bereits um ½4 Uhr beendet wurde. In dieſer Sitzung
wurden im weſentlichen Richtlinien der im Laufe des
Diens=
tag Nachmittag gefaßten Beſchlüſſe beraten, wonach die
gegen=
wärtigen Bankfeiertage wieder abgebaut und
normale Verhältniſſe wieder hergeſtellt werden ſollen. Wie die
TU. zu berichten weiß, wird in den neu zu beſchließenden
Maß=
nahmen auch eine neue Deviſenverordnung enthalten ſein.
Skaaksſekrefär a. 2. Bergmann
Reichskommiſſar für die Danakbank.
Berlin, 14. Juli.
Wie wir von gutunterrichteter Seite erfahren, wird der
ehe=
malige Staatsſekretär im Reichsfinanzminiſterium, Karl
Berg=
mann, den Poſten eines Reichskommiſſars für die Danatbank
über=
nehmen. — Die Beſtellung Bergmanns als Treuhänder für die
Danatbank wird amtlich beſtätigt.
*
Der von der Reichsregierung zum Treuhänder für die
Danat=
bank ernannte Staatsſekretär a. D. Dr. Karl Bergmann ſteht im
58. Lebensjahr, und hat nach ſeiner Tätigkeit in der Direktion
der Deutſchen Bank wiederholt im politiſchen Leben der Kriegs=
und Nachkriegszeit eine bedeutende Rolle geſpielt. So gehörte
Staatsſekretär Bergmann der Friedensdelegation in Verſailles
an. Ihm fiel ſpäter die beſondere Aufgabe zu, die Verhandlungen
mit der Reparationskommiſſion zu führen, der er ſich auch nach
ſeinem Ausſcheiden aus dem Reichsdienſt im Jahre 1921 widmete.
Bergmann lebte dann wiederum als Mitglied des Aufſichtsrates
der Deutſchen Bank im Haag, bis er 1924 als Mitinhaber in das
Frankfurter Bankhaus Lazard, Speyer=Elliſſen eintrat. Dr.
Berg=
mann gehört dem Verwaltungsrat der Deutſchen
Reichsbahngeſell=
ſchaft an.
* Die Kapikalſtrukkur
der deutſchen Wietſchaft.
Von
Prof. Dr. von Tyſzka.
Gerade in der gegenwärtigen Zeit des ſchweren Kampfes
unſerer Wirtſchaft um ihre Exiſtenz wird eine Darſtellung der
Größe des Betriebsvermögens und ſeiner Verteilung auf die
einzelnen Wirtſchaftsgruppen und Größenklaſſen von Intereſſe
ſein. Wir erhalten dadurch wertvolle Einblicke in die
Kapital=
ſtruktur unſerer Wirtſchaft wie z. B. durch
Aufglie=
derung des Kapitalvolumens nach der Rangordnung der
Be=
dürfniſſe oder durch Aufteilung nach der durchſchnittlichen
Kapi=
talſtärke. Ermöglicht wurde uns eine ſolche Erkenntnis durch
die Verarbeitung des bei der Durchführung des
Induſtriebe=
laſtungs= und Aufbringungsgeſetzes vom 30. Auguſt 1924
ange=
ſammelten Materials. Infolgedeſſen ſind hier unter „Wirtſchaft”
nur die nichtlandwirtſchaftlichen Betriebe (alſo Induſtrie,
Ge=
werbe und Handel, Verkehr, Gaſtwirtſchaft uſw.) mit der
wei=
teren Einſchränkung, daß Betriebe mit einem Betriebsvermögen
bis 20000 RM. ausgeſchloſſen ſind, verſtanden. Ferner muß
bemerkt werden, daß „Betriebsvermögen” hier im
ſteuertech=
niſchen Sinne gemeint iſt; das zu verſteuernde
Betriebsver=
mögen weicht aber nicht ſelten von der tatſächlichen Wertgröße
ab. Trotz dieſer Einſchränkung erhalten wir durch dieſe
Unter=
ſuchung aber ein im ganzen wahrheitsgetreues Zahlenbild
unſerer Wirtſchaft.
Danach ſtellte ſich im Jahr 1929 — dem letzten Jahr der
Erhebung — das Betriebsvermögen der 207000 unterſuchten
Betriebe in Induſtrie, Handel und Verkehr, Gaſtwirtſchaft uſw.
auf 48 Milliarden RM. In dem nachfolgenden Kriſenjahr von
1930 dürfte ein nennenswerter Betrag kaum dazu getreten ſein,
ſo daß dieſe Zahlenangabe auch für die Gegenwart gelten kann.
Von dieſen 48 Milliarden entfällt etwa zwei Drittel, nämlich
32 Milliarden auf die 94 000 Betriebe der Produktion” (
In=
duſtrie, einſchl. Bergbau, Baugewerbe und Waſſer= Gas= und
Elektrizitätsverſorgung); 6,8 Milliarden auf die 69 500 Betriebe
des Warenhandels und 9,2 Milliarden auf die 43.350 Betriebe
der „übrigen Wirtſchaftszweige” (in der Hauptſache Bankweſen,
Verkehr und Gaſtwirtſchaftsgewerbe.) Die hinſichtlich des
Kapi=
talbedarfs überragende Bedeutung der Produktion kommt hierin
zum Ausdruck. Auf einen Betrieb kommt ein durchſchnittliches
Betriebsvermögen: in der Produktion von 340 000 RM. im
Warenhandel: 98 000 RM., in den „übrigen Wirtſchaftszweigen”
212 000 RM.
Zwiſchen den einzelnen Wirtſchaftszweigen innerhalb der
drei großen Wirtſchaftsgruppen ergeben ſich recht beachtenswerte
Unterſchiede. Als kapitalkräftigſter Wirtſchaftszweig innerhalb
der „Produktion” ſteht mit vier Milliarden Betriebsvermögen
das Nahrungs= und Genußmittelgewerbe an erſter Stelle. Es
folgt in nur geringem Abſtand die Textilinduſtrie (3,7
Milliar=
den), an dritter Stelle kommt die lebenswichtige
Verſorgungs=
wirtſchaft (Waſſer, Gas, Elektrizität) mit 3,5 Milliarden, an
vierter Stelle ſtehen mit je 2,9 Milliarden Maſchinen=,
Appa=
raten=, Fahrzeugbau und chemiſche Induſtrie. Ein
Betriebsver=
mögen mit über zwei Milliarden weiſen noch die
Wirtſchafts=
zweige Bergbau (2,2 Milliarden) und Bergbau in Kombination
mit anderen Werken (meiſt Hütten) (2,3 Milliarden) auf.
Zwi=
ſchen eine bis zwei Milliarden ſtellt ſich das Kapitalvolumen in
der Papierinduſtrie einſchl. Vervielfältigung (1,6 Milliarden)
ſowie in der Induſtrie der Steine und Erden und in der
Elek=
troinduſtrie (je 1,5 Milliarden). An eine Milliarde reicht das
Betriebsvermögen in der Bekeidungsinduſtrie heran.
Schon dieſe Gegenüberſtellung läßt eine Abſtufung des
Kapi=
latvolumens nach der Dringlichkeit der zu befriedigenden
Be=
dürfniſſe erkennen. Noch klarer tritt dieſe aber hervor, wenn
man die geſamte Wirtſchaft (Produktion, Warenhandel und
übrige Wirtſchaftszweige) zuſammenfaßt. Dann ergibt ſich dieſe
Reihenfolge der Kapitalinveſtition nach der Rangordnung der
Bedüirfniſſe: in Betrieben, die für die Befriedigung unſeres
dringlichen Bedürfniſſes der Ernährung tätig ſind, iſt ein
Be=
triebsvermögen von 6,9 Milliarden inveſtiert, in Betrieben, die
uns mit Bekleidung verſehen, ein ſolches von 6,1 Milliarden,
in Betrieben, die der Beſchaffung unſerer Unterkunft (Wohnung)
dienen: 3,4 Milliarden. Zu dieſen drei großen, den dringlichſten
Bedarf deckenden Gruppen müſſen wir aber noch das
Betriebs=
vermögen in der Urproduktion (Bergbau, Hüttenweſen einſchl.
Handel mit dieſen Produkten) mit 6,2 Milliarden und das in
den lebenswichtigen Verſorgungsbetrieben (Waſſer, Gas,
Elektri=
zität) inveſtierte Vermögen mit 3,5 Milliarden rechnen. Dann
ſtellt ſich das Betriebsvermögen in den Wirtſchaftszweigen,
die der Befriedigung des rein phyſiologiſchen Bedarfs in
wei=
terem Sinne dienen, auf faſt 26 Milliarden, alſo auf mehr als
die Hälfte des geſamten Betriebsvermögens. Würde man noch
die landwirtſchaftliche Produktion hinzunehmen, würde ſich das
Gewicht der „Nahrungswirtſchaft”, da das landwirtſchaftliche
Betriebsvermögen im Sinne dieſer Unterſuchung auf mindeſtens
neun bis zehn Milliarden zu veranſchlagen iſt, noch beträchtlich
erhöhen.
Von den übrigen Wirtſchaftszweigen ſteht das
Betriebsver=
mögen im „Geld=, Bank und Büroweſen” mit 3,3 Milliarden an
erſter Stelle. Dieſe Wirtſchaftsgruppe nimmt in der
Rangord=
nung der Bedürfniſſe eine Sonderſtellung ein; denn wenn ſie
auch nicht phyſiologiſch notwendige Bedürfniſſe deckt, ſo iſt doch
das ordnungsmäßige Funktionieren gerade dieſes
Wirtſchafts=
zweiges eine unerläßliche Vorausſetzung unſeres Kulturdaſeins.
In den Betrieben, die der Deckung des mehr materiellen
Kul=
turbedarfs, einſchließlich des Luxusbedarfs dienen, — chemiſche
und elektriſche Induſtrie, Maſchinen=, Fahrzeug= Metallinduſtrie,
Schmuckſacheninduſtrie, Holz=, Leder= und Kautſchukgewerbe
ein=
ſchließlich dem Handel mit dieſen Erzeugniſſen — ſind 12,5
Mil=
liarden inveſtiert, alſo ungefähr halbſoviel als in den
Wirt=
ſchaftsgruppen, die den phyſiologiſch dringlichſten Bedarf decken,
aber faſt noch einmal ſoviel wie in den Wirtſchaftszweigen, die
dem Nahrungsbedürfniſſe dienen. Ein Zeichen, in welcher Weiſe
die Kultur gegenwärtig extenſiv ausgebreitet iſt, d. h. weiteſte
Schichten des Volkes erfaßt. Nimmt man das Verkehrsweſen
mit 2,3 Milliarden noch dazu, ſo erhält man ein Kapitalvolumen
von faſt 15 Milliarden, das zur Befriedigung unſerer
materiel=
len=Kulturbedürfniſſe Verwendung findet. Sehr erheblich ge=
Mittwoch, den 15. Juli 1931
Seite 2
ringer iſt das Kapital, das in den Betrieben inveſtiert iſt, die
geiſtigen Kulturbedürfniſſen dienen: — Verlagsgewerbe und
Buchhandel, Papier=, Vervielfältigungsgewerbe, Theater, Muſik,
Schauſtellungen, Muſikinſtrumenteninduſtrie, — nämlich nur 2,4
Milliarden. Rechnet man hinzu noch das Geſundheitsweſen, ſo
erhöht ſich das Kapital auf 3,0 Milliarden. Schließlich ſei noch
das Verſicherungsweſen mit einem Kapital von 360 Millionen
genannt. Nicht enthalten ſind in dieſer Aufgliederung der Ein=
und Ausfuhrhandel (183 Millionen), der Gemiſchtwarenhandel
(Warenhäuſer) mit 500 Millionen, der Handel mit Altmetall
und Trödelhandel (50 000 RM.).
Ein ganz anderes Bild ergibt aber die Betrachtung des
durchſchnittlich auf einen Betrieb entfallenden Vermögens. Dann
zeigt ſich die Urproduktion, als der weitaus kapitalkräftigſte
Wirtſchaftszweig: im Bergbau entfällt auf einen Betrieb 4,4
Millionen, in den kombinierten Betrieben ſogar 37,7 Millionen.
An zweiter Stelle ſteht die chemiſche Induſtrie mit einem
durch=
ſchnittlichen Betriebsvermögen von einer Million; es
fol=
gen die Verſorgungsbetriebe (Waſſer, Gas, Elektrizität) mit
710000 RM., die Eiſen= und Kautſchukinduſtrie mit je 680 000
RM., die elektriſche Induſtrie mit 590 000 RM., die Maſchinen=
und Fahrzeuginduſtrie mit 560 000 RM., die Textilinduſtrie mit
510 000 RM.
Zwiſchen 250 000 und 500 000 RM. liegt das
durchſchnittliche Betriebsvermögen in der Papier=, Leder= und
Spielwareninduſtrie, zwiſchen 100 000 und 250 000 RM. in der
Induſtrie der Steine und Erden, der Metallwareninduſtrie,
Holz= und Bekleidungsgewerbe und Nahrungsmittelinouſtrie
(157 000 RM.); am geringſten iſt es im Baugewerbe mit
90 000 RM.
Im Warenhandel entfällt auf einen Betrieb durchſchnittlich
weit weniger Betriebsvermögen. Hier ſteht der Handel mit
Berg=
werksprodukten (236 000), der Gemiſchtwarenhandel(Warenhäuſer)
mit 180000 RM. und der allgemeine Ein= und Ausfuhrhandel
mit 200 000 RM. an der Spitze. In faſt allen anderen
Handels=
zweigen hält ſich das durchſchnittliche Betriebsvermögen unter
100 000 RM.
Sehr erheblich kapitalkräftiger ſind dagegen die Betriebe in
den ſogenannten „übrigen Wirtſchaftszweigen
Im
Seever=
kehr hat ein Betrieb im Durchſchnitt 1,7 Millionen, im
Land=
verkehr 814 000 RM., im Luftverkehr 890 000 RM. aufzuweiſen.
Im Geld= und Bankweſen entfällt auf einen Betrieb 740 000
RM., im Verſicherungsweſen 700000 RM., im
Immobilien=
handel 470 000 RM. Dagegen im Gaſtwirtsgewerbe hat ein
Betrieb nur 60 000 RM., im Theaterweſen 140 000 RM. und im
Verlags= und Buchhandel 120000 RM.
Zum Schluß noch ein Wort über die Unternehmungsformen.
Scheidet man zwiſchen perſönlichen Unternehmungen und
Geſell=
ſchaftsunternehmungen, ſo ſtellen der Zahl der Betriebe nach die
erſteren mit über 80 Prozent das Hauptkontingent. Dem
in=
veſtierten Betriebsvermögen nach ſind ſie aber nur mit 35 Proz.
beteiligt. Denn von den 48 Milliarden entfallen nur 17
Milliar=
den auf die perſönlichen Unternehmungen, dagegen 22,8
Milliar=
den auf die Aktiengeſellſchaften, 5,1 Milliarden auf die
Geſell=
ſchaften mit beſchränkter Haftpflicht, 370 Millionen auf
Genoſſen=
ſchaften, und 2,9 Milliarden ſind in öffentlich=rechtlichen
Betrie=
ben inveſtiert. In Geſellſchaften überwiegen auch die
Groß=
betriebe. Von den Aktiengeſellſchaften ſind 71 Prozent der
Be=
triebe ſolche, die ein Kapital von über fünf Millionen beſitzen,
25 Prozent dieſer Aktienbetriebe verfügen über ein Kapital von
500 000 RM. bis fünf Millionen. Dagegen in den perſönlichen
Unternehmungen haben nur 6 Prozent ein Vermögen von über
fünf Millionen, 29 Prozent ein ſolches von 500 000 RM. bis
fünf Millionen, aber 65 Prozent ein ſolches unter 500 000 RM.
Die Tendenz zur Vergeſellſchaftung der Großbetriebe und
Kon=
zentration der Kapitalien kommt in dieſen Zahlen deutlich zum
Ausdruck. Zwiſchen den drei großen Wirtſchaftsgruppen ergeben
ſich aber hier beträchtliche Unterſchiede. Jene
Kapitalkonzentra=
tion und Vergeſellſchaftung tritt eigentlich nur ſcharf in der
„Produktion” und den „übrigen Wirtſchaftszweigen” hervor. In
dieſen verfügen die Geſellſchaften über 58 Prozent bis 63 Proz.
des Vermögens, die perſönlichen Unternehmungen aber nur über
29 Prozent. Im Warenhandel dagegen liegen 75 Prozent des
Betriebsvermögens in den Händen der perſönlichen
Unter=
nehmungen.
Kein deutſches Hilfsgeſuch.
Berlin, 14. Juli.
In dem Baſeler Communiaué wird von einem Hilfsgeſuch
der deutſchen Regierung bei den anderen Mächten geſprochen.
Das iſt nicht richtig. Ein ſolches Hilfsgeſuch iſt nicht ergangen,
da der Reichshaushalt die ausländiſchen Kredite nicht benötigt.
Es iſt vielmehr die Gefährlichkeit der Geſamtlage in Deutſchland,
die durch Abzug der Kredite aus der deutſchen Wirtſchaft und
deren Folgeerſcheinung ſich entwickelt hat, dargelegt und um
Er=
wägung über die Mittel zur Abhilfe gebeten worden.
Vom Tage.
Reichspräſident von Hindenburg wird am Mittwoch von
ſei=
nem Gute Neudeck in Oſtpreußen nach Berlin zurückkehren.
Der Reichsrat iſt zu einer Vollſitzung für kommenden
Don=
nerstag einberufen worden. Auf der Tagesordnung befindet ſich
u. a. der Entwurf einer Verordnung über die Forderung des
frei=
willigen Arbeitsdienſtes.
Der Reichsausſchuß der Erwerbsloſen hatte kürzlich
beſchloſ=
ſen, am 15. Juli einen Reichs=Erwerbsloſentag in Form von
Demonſtrationen und Kundgebungen „als Proteſt gegen den
Hungerfeldzug der Brüning=Regierung” durchzuführen. Wie wir
erfahren, hat der Berliner Polizeipräſident dieſe Kundgebung für
Berlin verboten.
Wegen verſchiedener Vorgänge der letzten Tage und Wochen,
die zeigten, daß Verſammlungen unter freiem Himmel unter den
beſtehenden Verhältniſſen eine Gefahr für die öffentliche
Sicher=
heit bedeuten, ſind auf Grund des Artikels 123 Abſ. 2 der
Reichs=
verfaſſung alle Aufzüge und Verſammlungen unter freiem
Him=
mel für den Regierungsbezirk Koblenz bis auf weiteres verboten
worden.
Das Geſamtvermögen Badens beziffert ſich zu Beginn des
laufenden Rechnungsjahres (1. April 1931) auf rund 566.5 Mill
RM., während die Geſamtſchulden 136,7 Mill. RM., alſo rund
24 Prozent des Vermögens, betragen.
Der ehemalige Straßburger Poſtdirektor Pink, der 1928 im
Kolmarer Autonomiſtenprozeß als angeblicher Geldgeber der
Autonomiſtenzeitſchrift „Zukunft” in Abweſenheit zu 15 Jahren
Gefängnis verurteilt worden war, und ſeitdem in Bad Homburg
wohnte, hatte ſich anfangs dieſer Woche den Franzoſen an dem
Grenzübergang bei Neu=Breiſach geſtellt. Er war in das
Kol=
marer Gefängnis gebracht worden, von wo er nun wieder
frei=
gelaſſen wurde.
Am Dienstag nachm. um 2 Uhr hat der amerikaniſche
Staats=
ſekretär Stimſon von Rom aus die Reiſe nach Paris angetreten.
Zum Abſchied hatte ſich der italieniſche Außenminiſter Grandi
auf dem Bahnſteig eingefunden.
Der Generaldirektor der Bank für Internationalen
Zahlungs=
ausgleich in Baſel, Quesnay, iſt am Dienstag abend von Baſel
nach Paris abgereiſt. Man bringt dieſe Reiſe mit einer
even=
tuellen Finanztransaktion für die Reichsbank in Verbindung.
Der griechiſche Miniſterpräſident Venizelos iſt in London
ein=
getroffen. Geſtern traf er mit Außenminiſter Henderſon und mit
Macdonald zuſammen. Da Griechenland auf der am Freitag
be=
ginnenden Sachverſtändigenkonferenz nicht vertreten ſein wird
will Venizelos der Konferenz in einer Denkſchrift die Nachteile
des Hooverplans für Griechenland darlegen.
Der von den Syndikaliſten in Madrid und anderen Städten
proklamierte Generalſtreik iſt durch die ablehnende Haltung der
ſozialiſtiſchen Führer überall geſcheitert.
Das amerikaniſche Marineminiſterium wird am 15. Juli die
Ausſchreibungen für den Bau von 12 Torpedobootzerſtörern
aus=
legen. Die Angebote müſſen bis zum 1. Oktober d. J. eingereicht
ſein.
gart, 14. Juli.
Vizekanzler a. D. Geheimrat
Paher iſt am
Dienstag abend gegen 19 Uhr nach kurzer, ſchwerer Krankheit
im Alter von 84 Jahren geſtorben.
Nummer 194
die Hilfsmoglichtenen oer b.J.3.
Keine Veranlaſſung zum Peſimismus.
Baſel, 14. Juli.
Angeſichts des Umſtandes, daß das geſtern veröffentlichte
zweite Communigué über die Verwaltungsratsſitzung der B.J.3.
die finanzielle Hilfeleiſtung für Deutſchland
den verſchiedenen Regierungen als Aufgabe
zu=
weiſt, und daß dieſe Hilfe in erſter Linie von den
Regierungen und nicht von der B. J. 3. kommen
ſoll, iſt da und dort eine peſſimiſtiſche Beurteilung der
Stel=
lungnahme der B.J.3. zu bemerken. Demgegenüber weiſt man in
Kreiſen der B.J.3. darauf hin, daß die B. J.3. im Rahmen ihres
Tätigkeitsgebietes und ihrer Machtmittel die Beſchlüſſe gefaßt
hat, die ſie faſſen konnte. Es wäre der B. J. 3. nicht möglich
geweſen, die für eine große Hilfeleiſtung in Frage
kommende Summe von 500 bis 600 Millionen
Schweizerfranken in der knappen zur Verfügung
ſtehenden Zeit aufzubringen, nachdem die B. J.3.
be=
reits ihre Beteiligung am Kredit von 100 Millionen Dollars
zu=
geſichert und zur Verlängerung dieſes Kredites, der am 16. Juli
rückzahlbar geweſen wäre, ihre Zuſtimmung erteilt hatte. Es
liegt ſchon deswegen keine Veranlaſſung zu
Peſſi=
mismus vor, als gerade die geſtrigen Beſprechungen innerhalb
des Verwaltungsrates klar die Gefahren gezeigt haben, welche
für die Geſamtlage Europas und die geſamte
Finanzwelt und Wirtſchaft entſtehen könnten, wenn
eine raſche Hilfe für Deutſchland ausbleiben
würde. Der Verwaltungsrat hat ſich ausdrücklich bereit erklärt,
bei jeder Hilfe für Deutſchland mitzuwirken und ſie mit den den
Zentralbanken zur Verfügung ſtehenden Mitteln zu verſtärken.
Dieſer Zuſage kommt daher nicht nur moraliſche, ſondern auch
große materielle Bedeutung zu, vielleicht durch eine Stützung der
Mark im Auslande.
Die nächſte Sitzung des Verwaltungsrates findet am 3. Auguſt
ſtatt, falls nicht unvorhergeſehene Ereigniſſe eine Verſchiebung
dieſes Datums notwendig machen.
Im Hinkergrund die politiſchen Garankien.
EP. Zürich, 14. Juli.
Zu den heutigen Verhandlungen Dr. Luthers am Sitz der
B. J. 3. berichtet die „Neue Züricher Zeitung”: Nachdem geſtern
abend die Bankgouverneure grundſätzlich beſchloſſen haben,
Deutſch=
land ihre Unterſtützungen zu leihen, wenn die Regierungen ſie
dazu ermächtigen und Deutſchland die bekannten Maßnahmen
er=
griffen hat, bleibt eine Friſt von 5 Tagen, innerhalb der eine
praktiſche Löſung gefunden werden kann. In erſter Linie ſtellt
ſich die Frage, wie groß der zu gewährende Kredit ſein ſoll.
Luther hat keine beſtimmten Zahlen genannt, aber in den Kreiſen
der B.J.3. glaubt man, daß der Kredit ſich auf mindeſtens 500
Millionen Dollar belaufen werde. Zur Zeit gehört dieſe Frage
nicht in das Reſſort der B.J.3., ſondern in das der Regierungen,
die hoffen, daß Reichskanzler Brüning, um eine Löſung zu
er=
leichtern, die beruhigenden politiſchen Erklärungen abgeben wird,
die von ihm gewünſcht werden.
Eine Anſprache des franzöſiſchen Botſchafters
in Berlin.
Der franzöſiſche Botſchafter de Margerie in Berlin, hat heute
bei einem Empfang der franzöſiſchen Kolonie, der aus Anlaß des
Nationalfeſtes ſtattfand, eine Anſprache gehalten, in der er u. a.
ausführte:
Wenn wir gewiſſe Fehler feſtſtellen die notwendigerweiſe
ver=
hängnisvolle Folgen gehabt haben, ſo iſt es nicht gewiß, daß ſie
alle hätten vermieden werden können. Die Franzoſen können
nicht auf das Recht verzichten, wo die größere Verantwortung zu
ſuchen iſt. Aber es ſei ein Vorzug der franzöſiſchen Raſſe, daß der
Sinn des Mitgefühls und der Menſchlichkeit ihr erlaube, ſich nicht
ſo ſehr über die ungerechten Angriffe zu ſorgen. Selbſt wenn
eine Meinung, die man beſſer oder weniger leidenſchaftlich
unter=
richtet ſehen möchte, ſich verirre, wüßten die Franzoſen, daß
die=
jenigen, die die Verantwortung trügen, eine Vorſicht auf
fran=
zöſiſcher Seite verſtehen würden, die durchaus nicht die mutige
Uebernahme von Riſiken und Opfern ausſchließe und ſie wüßten,
wenn Frankreich dauernde Löſungen zu erreichen verſuche, daß
dieſes geſchehe, um ein grauſames Morden zu vermeiden. Wir
dürfen, ſagte der Botſchafter, in dieſem Lande trotz ſo vieler
Schwierigkeiten nicht aufhören, für ein beſſeres Verſtehen der
fran=
zöſiſchen Abſichten zu werben. Schließlich gab Botſchafter de
Mar=
gerie ſeiner Hoffnung Ausdruck, daß aus der augenblicklichen Kriſe
ein beſſeres Begreifen der internationalen Gegenſätze ſich ergeben
werde, damit man endlich das Wunder der notwendigen Harmonie
erlebe.
Heinhoid Begus.
Zu ſeinem 100. Geburtstag am 15. Juli 1931.
Reinhold Begas hat einmal für den echten Künſtler eine
„dreieinige” Begabung gefordert: Eine männliche Energie, eine
weibliche Zartheit und eine kindliche Naivität‟. Dieſe
Eigen=
ſchaften waren ihm ſelbſt zuteil geworden. Kraftvoll war die
Tatkraft, mit der er ſeine ſich leicht ins Zarte und Weiche
ver=
lierende Phantaſie zwang, aus den ſchönen Einzelheiten, die ihm
mühelos gelangen, geſchloſſene Monumentalwerke, zu ſchaffen.
Schmiegſame Anempfindung und feiner Schönheitsſinn leiteten
ihn bei ſeinen Porträtbüſten, in der ſinnlich klaren Harmonie,
mit der er die Wunder eines herrlichen Körpers nachzubilden
wußte. Die naive Unbefangenheit des Kindes endlich äußert
ſich nicht nur in der Schilderung des drolligſten Kinder= und
Puttenvolkes, ſondern auch in der Heiterkeit, der Sicherheit des
Könnens, die ſeinen reifſten Werken eigen waren. Die Eintracht,
in der Talent und Schickſal in ſeinem Lebenslauf ſtanden, lag
ſchon in den glücklichen Umſtänden der Geburt und Erziehung
beſchloſſen, die dieſem Liebling des Glücks und der Grazien
be=
ſchieden waren. Im Vaterhaus wuchs der Knabe in einer
durch=
aus künſtleriſchen Atmoſphäre auf. Sein Vater, Karl Begas
d. A., war ein tüchtiger liebenswürdiger Maler. Seine drei
Söhne ſchritten in ſeinen Bahnen weiter; der älteſte, Oskar
führte in ſeinen intereſſanten Bildniſſen des Vaters Art direkt
fort, der jüngſte, Carl, war wie ſein Bruder Reinhold zugleich
Bildhauer und Maler. Aber eben dieſer mittlere ſollte Vater
und Brüder weit überſtrahlen. Von früh an war in ihm eine
ſieghafte Macht lebendig, die ihn über die engen Kunſtgrenzen
des Vaterhauſes hinausführte.
Seine erſten Anregungen hat Begas in der Schule Rauchs
empfangen, aber aus dem ſtreng klaſſiziſtiſchen Weſen dieſes
großen Meiſters flüchtete ſich der jugendliche Feuergeiſt nach
erſten realiſtiſch taſtenden Verſuchen in die ſonnigen Gefilde des
italieniſchen Lebens und lachender Sinnlichkeit. In Rom, in
jener zukunftsreichen Epoche deutſch=italieniſcher Kunſt, da
Böck=
lin, Feuerbach, Marées u. a. die nordiſche Schwere durch die
Weihe des antiken Boden überwanden, iſt auch ſeine Kunſt
ge=
boren worden. Der weibliche Körper in ſeiner blühenden
Weich=
heit und dem ſchwellenden Spiel der Muskeln ſchien in dem
Mar=
mor ſeiner Werke lebendig zu werden, ſeine ſinnliche Grazie, eine
üppige Läſſigkeit umfängt die Glieder ſeiner hingelagerten, ſich
bückenden oder hebenden Frauen. Von der Klarheit der Antike
war er während ſeiner italieniſchen Bildungsjahre zu der Kunſt
des Barocks vorgedrungen, und als er wieder nach der Heimat
zurückkehrte, war er recht vorbereitet, um nun die Anregungen
aufzunehmen, die von den Werken des größten preußiſchen
Barockmeiſters, von Schlüter, ausgingen. Die ſtark bewegten
Faſſadengruppen an der Berliner Börſe verraten, wie er ſich
von der Nachahmung der gigantiſchen Formen Michelangelos zu
einem eigenen Stil durchrang. Freilich große neue Werke hat
Begas nicht geſchaffen; ſeine Kunſt wurzelt, ein echtes Kind des
19. Jahrhunderts, ganz im Hiſtoriſchen, und der bildneriſche
Reinhold Begas.
Ausdruck ſeeliſcher Kräfte, die Geſtaltung geiſtiger Ideen waren
nicht ſein Gebiet. Sein Meiſterſchaft bewährte er in der
körper=
lichen Erfaſſung eines mehr animaliſchen, ſeeliſch noch nicht
ge=
löſten Zuſtandes; darum iſt er ein ſo prächtiger Schilderer von
Kindern, deren noch nicht durchgeformte Körperchen er köſtlich
zu geben vermochte. Doch machte ſich in der Ent icklung Begas”
immer mehr der Drang nach gewaltigeren Formen geltend, und
ſo gelangen ihm auch innerlich ſtärkere Schöpfungen, von denen
vielleicht das Strousbergſche Grabdenkmel die geſchloſſenſte und
reifſte iſt. Noch manch anderes Grabmonument hat Begas
ge=
ſchaffen; ſein berühmteſtes iſt der Sarkophag Friedrichs III. im
Potsdamer Mauſoleum. Die üppige Meiſterſchaft der
Dekora=
tion, die in den plaſtiſchen Arbeiten für das Berliner Zeughaus
zu Tage tritt, hat dann auch in den großen Aufgaben, die dem
Meiſter in ſeiner ſpäteren Zeit zuteil wurden, mehr und mehr
die Herrſchaft erlangt. In ſeinem erſten Monument, dem
Ber=
liner Schiller=Denkmal, waltet noch eine ſchlichte Anmut der
Linien. In muſterhafter Weiſe wußte er Großzügigkeit des
Entwurfs und Reichtum der Verzierung in dem
Neptunbrun=
nen auf dem Berliner Schloßplatz zu vereinen. In einer
rau=
ſchenden Viſion hebt ſich die Geſtalt des meerbeherrſchenden
Neptun empor über das fabelhafte Waſſervolk, das ſeinen Thron
umgibt. Alles iſt hier aufſtrömende Kraft, vielfach bewegtes
Leben, brauſender Akkord der Maſſen. Solcher Einklang von
Monumentalität und dekorativen Einzelheiten iſt ihm in ſeinen
beiden bekannteſten Denkmalsſchöpfungen, dem Nationaldenkmal
Kaiſer Wilhelms I. und dem Bismarckdenkmal vor dem
Reichs=
tag, nicht gelungen. Der Eindruck einer geſchloſſenen Silhouette,
der nur durch ein ſtrenges Stiliſieren zu erreichen war, mußte
zugunſten einer allſeitigen Ausgeſtaltung des Details
zuruck=
treten. Solche Aufgaben konnte Begas nur mit höchſter
An=
ſtrengung ſeinem Talent abringen. Im Grunde bot er doch nur
Vollendetes in kleineren Formen, in der zarten Anmut des
Genres, im Porträt. Davon erzählt die lange Galerie ſeiner
Porträtbüſten; beſſer noch als Männer gelangen ihm Frauen.
Begas' Lebenswerk erſcheint uns an ſeinem 100. Geburtstag
nicht mehr in dem Glanz, der es für ſeine Zeitgenoſſen verklärte,
aber es wird bezeichnend bleiben für ſeine Epoche und ſo wird
er in der Kunſtgeſchichte als ein „representative man” fori=
Dr. F. S.
leben.
zuldigung, Gedichte einer Runde. (Verlag „Die Runde”.
Ber=
in W 15. Düſſeldorfer Straße 14.)
Es iſt richtig, daß Mut dazu gehört, in heutiger Zeit einen
en Verlag zu gründen, und mehr noch, dieſen Verlag einer
fgabe zu widmen, die zum mindeſten einen zahlenmäßig nur
nen Kreis von Intereſſenten, man kann auch ſagen, von geiſtig
eſenen haben kann. — Der Gedichtband „Huldigung” iſt in
ge=
ſſem Sinne anonym. Seine Autoren gehören dem Kreis um
fan George an, der ihr geiſtiger Führer iſt und ſie inſpiriert.
ſind Gedichte wie aus dem Gefühlsleben, aus dem Empfinden
höpft. Sie werden treffend eigentlich kritiſiert in dem
Vor=
rt: „Die gedichte, die hier vorgelegt werden, ſtehen in dem
ume, der durch die Neue Dichtung geſchaffen iſt, und erheben
nen anſpruch auf öffentlichkeit. Unterſchiedlich nach art und
vicht ſind ſie doch ſämtlich aus dem wiſſen um die verpflichtung
dem neuen bilde deutſcher jugend geboren und ſprechen darum
h nur zu jenen, die ſich gleicher verantwortung wiſſen: eine
Die
Hul=
drohender ſtunde nicht unnötige erinnerung.”
ung gilt der Welt Stefan Georges. Sie wird ſicher in dieſes
Echo finden. (Die Geſamtauslieferung des Werkes erfolgt
ich Carl Fr. Fleiſcher, Leipzig.
Nummer 194.
Seite 3
Mittwoch, den 15. Juli 1931
Die (ntſcheidung bei Frankreich.
Frankreich krägt eine ſchwere Verankworkung für Europa. — England und Amerika erwarken
deutſch=
franzöſiſche Zuſammenarbeit. — Deutſchlands Rektung zugleich die Rekkung Europas
vor dem ſonſt ungufhaltbaren Unkergang.
An die franzöſiſche Adreſſe.
Berlin, 14. Juli.
Unter der Ueberſchrift „Entſcheidung bei Frankreich” ſchreibt
die „Germania” am Dienstag abend u. a.: In 12tägigen
hart=
näckigen Stellungskämpfen hat Frankreich das Kapital an
Ver=
trauen zu verwirtſchaften verſtanden, das aus dem großherzigen
Schritt des Weißen Hauſes auf Mitteleuropas Wirtſchaftslage
zurückſtrömte. Zum Schluß war der Hooverplan gerettet, aber
ſein unmittelbarſtes Ziel nicht erreicht, nämlich die Rettung aus
der deutſchen Kriſe. Wir brauchen ſofort die neue „
Hoover=
aktion”. Frankreich trägt eine ſchwere
Verant=
wortung für Europa. — Zum zweiten Male im Verlauf
dreier Wochen. Wenn es in dieſem Augenblick von ſich aus, ohne
kleinliche politiſche Forderungen zu ſtellen, in der Kreditaktion
die Führung ergreift, dann würde es das Hauptverdienſt an der
Rettung aus der deutſchen Kriſe tragen und in Deutſchland würde
dieſe Handlungsweiſe nicht vergeſſen werden. Frankreich
bringt kein Opfer und geht kein Riſiko ein, wenn
es mit dieſer Kreditaktion gleichzeitig eine neue Baſis
deutſch=
franzöſiſcher Wirtſchaftszuſammenarbeit ſchafft, die eine
trag=
fähigere Grundlage der Politik darſtellt, als machtpolitiſche
In=
ſtrumente und ein lückenloſes Bündnisſyſtem. Der deutſche Beſuch
in Paris würde unter dieſen Umſtänden die günſtigſten Ausſichten
auf eine Verſtändigung eröffnen, die den Wünſchen beider Länder
entgegenkommt, ohne dem einen von ihnen ein inner= wie
außen=
politiſch gleich untragbares Diktat aufzuerlegen. Der ſtärkere
Partner kann mit größerem Recht von der Freiwilligkeit ſeiner
Zugeſtändniſſe reden, ohne ſich der Gefahr auszuſetzen eine Politik
nutzloſer Vorleiſtungen zu treiben. Die Frage an Frankreich iſt
zugleich eine Frage an das europäiſche Schickſal!
Ein engliſcher Rak an Frankreich.
London, 14. Juli.
In einem Leitartikel vertritt „Daily Chronicle” die
Auffaſ=
ſung, daß Frankreich die Entſcheidung in der Hand habe. Bisher
habe die franzöſiſche Politik zumindeſt den Eindruck entſtehen
laſ=
ſen, daß ſie die finanzielle Notlage Deutſchlands zur Erpreſſung
von Zugeſtändniſſen benutzen wolle. Dies ſei ein taktiſcher
Feh=
ler. Das Blatt ſchreibt: „Garantien”, die mit ſolchen Mitteln
erpreßt worden ſind, würden wertlos ſein. Auf der anderen Seite
gibt es einen Weg, auf dem Frankreich die ſich bietende
Möglich=
keit mit ungeheurer Wirkung ausnutzen könnte. Frankreich ſollte
einſehen, daß es mit einem einzigen Schlage das Jahrhunderte alte
Ziel einſichtiger franzöſiſcher Politik, nämlich wirkliche
Freund=
ſchaft mit Deutſchland, erreichen kann. Wenn es jetzt, ohne
Be=
dingungen zu ſtellen, das deutſche Volk von der furchtbaren, ihm
drohenden Not befreit, hat es eine Garantie, wie ſie ihm kein
Ver=
trag und keine Armee verſchaffen kann. Frankreich würde in den
Augen der Welt und Deutſchland als die Nation daſtehen, die
Deutſchland vor der Zerſtörung bewahrte. Eine ſolche Handlung
könnte keine Nation jemals vergeſſen. Die Gefahr, die dem
Frie=
den und der Wohlfahrt unmittelbar droht, iſt die Lage
Deutſch=
lands. Durch die Beſeitigung dieſer Gefahr würde Frankreich
nicht nur Deutſchland, ſondern die ganze Welt zu ſeinem
Schuld=
ner machen. Wird es großmütig genug ſein, ſich der großen
Ge=
legenheit gewachſen zu zeigen?
Frankreich ſoll ſich endlich als „gufer Europäer”
Zeigen.
In einer Zuſchrift an die „Times”, der redaktionell ein
be=
vorzugter Platz gegeben wird, heißt es, daß jetzt ſicherlich
Frank=
reich an der Reihe ſei, Zugeſtändniſſe zu machen und ſich als
„guter Europäer” zu zeigen. Seit 1920 habe Frankreich niemals
verſucht, dieſe Rolle ernſtlich zu erfüllen. Immer, wenn die Frage
aufgeworfen ſei, die ſchwerwiegenden Wirkungen der Beſetzung
Deutſchlands zu mildern oder die für Deutſchland untragbaren
Bürden zu erleichtern, habe Frankreich verſucht, für ſich neue
poli=
tiſche Vorteile herauszuſchlagen. Noch niemals habe Frankreich
den guten Willen, die Großherzigkeit und die
Opferbereitwillig=
keit wie England gezeigt und wie England Vertrauen, Achtung
und Dankbarkeit beim deutſchen Volk geſichert hätten.
Morek erſtakkei Bericht in Paris.
Paris, 14. Juli.
Finanzminiſter Flandin hatte heute vormittag eine längere
Unterredung mit dem Gouverneur der Bank von Frankreich,
Mo=
ret, und dem Untergouverneur Franier. Die beiden Vertreter
der Bank von Frankreich, die aus Baſel zurückgekehrt ſind, haben
dem franzöſiſchen Finanzminiſter über die geſtrige Sitzung des
Verwaltungsrates der Bank für internationale Zahlungen
Be=
richt erſtattet.
Paris beurkeilt die Lage Deutſchlands
elwas weniger geſpannk.
Wie „Aſſociated Preß” aus Waſhington berichtet, erhielt das
amerikaniſche Staatsdepartement ein Telegramm des
amerikani=
ſchen Pariſer Botſchafters, Edge, in dem dieſer erklärt, die
fran=
zöſiſche Regierung ſei der Auffaſſung, daß die Lage in Deutſchland
heute als etwas weniger geſpannt angeſehen werden könne.
Die amerikaniſche Preſſe über die Rokwendigkeit
einer Sanierung deutſchlands.
New York, 14. Juli.
Die New Yorker Blätter heben die Ergebniſſe der geſtrigen
Konferenz in Baſel hervor und betonen, daß das amerikaniſche
Kapital zur Beteiligung an einem ſtabile Verhältniſſe
verſpre=
chenden Plan bereit ſei. Auf letzteres Erfordernis legen auch die
Waſhingtoner Meldungen beſonders ſtarken Wert, die ausführlich
über das fortgeſetzte Intereſſe berichten, das Hoover und andere
führende Perſönlichkeiten der Weiterentwicklung der deutſchen
Finanzkriſe und den Maßnahmen zu ihrer Beendigung wvidmen.
Als ſoiche Maßnahmen werden in erſter Linie auch Schritte zur
Beendigung der Kapitalflucht angeſehen. An maßgebender Stelle
in Waſhington ſchätzt man, daß bisher vier Fünftel des aus
Deutſchland herausgezogenen Geldes deutſches und nicht
aus=
ländiſches Kapital iſt.
„New York Times” ſchreibt in einem Leitartikel über den
Aufruf des Reichskanzlers Dr. Brüning, die deutſche Kriſe mit
ihren Panikerſcheinungen enthalte die Gefahr einer Ausbreitung
nach anderen Ländern. Die Hilfsaktion für Deutſchland dürfe
nicht lediglich als Werk des guten Samariters betrachtet
wer=
den, ſondern als Sanierung Deutſchlands, die auch das
Wohl=
ergehen der anderen Länder gewährleiſtet. Die
Kreditgewäh=
rung für Deutſchland laſſe ſich als reine Geſchäftstransaktion
bezeichnen, die für andere Zentralbanken ebenſo notwendig ſei
wie für die Reichsbank ſelbſt. Daher komme das große Intereſſe,
mit dem Hoover dem Rat und den Vorſchlägen der amerikaniſchen
Bankiers zuhöre. Es ſei leicht für den Unterſchatzſekretär
aus=
zuführen, daß der Präſident keine geſetzliche Autorität gegenüber
der Federal Reſerve Bank beſitze. Er habe jedoch einen großen
moraliſchen Einfluß, den er öffentlich ausübe. Da er entdeckt
habe, daß das Moratorium nicht ausreiche, um Deutſchland aus
ſeiner Finanznot zu retten, müſſe der Präſident bereit ſein,
ſeinen Einfluß auszuüben, um das bereits begonnene gute Werk
zu vollenden und zu krönen.
„Evening Poſt” ſagt in ihrem Leitartikel, ebenſo wie
das franzöſiſche Feilſchen, die Annahme des
Hoover=Planes verzögerte, ſo verzögere jetzt
die franzöſiſche Selbſtſucht die rettenden
An=
leihen für Deutſchland.
Zuſtimmung der Federal Reſerve Bank
zur Berlängerung des Rediskonkkredikes.
Die Federal Reſerve Bank von New York erklärt ſich bereit,
den an die deutſche Reichsbank gewährten Kredit von 100
Milli=
onen Dollar zu erneuern, unter dem Vorbehalt, daß die anderen
Banken, die ſich an dieſem Kredit beteiligten ebenfalls ſeiner
Ver=
längerung zuſtimmen.
Der engliſche Außenminiſter in Paris.
Henderſon rechnel inſolge des B.3.3.-Beſchluſſes
mit einer Enkſpannung der Lage.
London, 14. Juli.
Der engliſche Außenminiſter erklärte vor ſeiner Abreiſe nach
Paris, er trete dieſe Reiſe unter außergewöhnlichen Umſtänden
an und ſei ſich deſſen vollkommen bewußt. Der geſtrige Beſchluß
der Internationalen Zahlungsbank müſſe eine Entſpannung der
Lage auf alle Fälle herbeiführen. Er hoffe, daß ſich dieſe
Erwar=
tung erfüllen werde. Außenminiſter Henderſon ging dann auf
den Beſuch in Berlin ein und betonte, die britiſchen Miniſter
wollten in Deutſchland alles in ihren Kräften ſtehende tun, um
die freundſchaftlichen Beziehungen nicht nur zwiſchen England und
den anderen europäiſchen Nationen auszubauen, ſondern auch
zwi=
ſchen Frankreich und Deutſchland. Außenminiſter Henderſon
er=
klärte ſchließlich, er werde in Paris mit dem franzöſiſchen
Außen=
miniſter, vielleicht auch mit anderen Mitgliedern des franzöſiſchen
Kabinetts, verhandeln.
Bevorſtehende Ausſprache Henderſons mit Laval
und Briand.
EP. Paris, 14. Juli.
Der engliſche Außenminiſter Henderſon iſt heute nachmittag
aus London kommend in Paris eingetroffen. Er wurde am
Nord=
bahnhofe von dem engliſchen Botſchafter Lord Tyrrell ſowie einem
Vertreter des Außenminiſters Briand begrüßt. Er begab ſich,
ohne den Preſſevertretern irgendeine Erklärung abzugeben, ſofort
im Auto zur engliſchen Botſchaft.
Henderſon wird, obwohl er offiziell nur zum Beſuch der
Kolonial=Ausſtellung nach Paris gekommen iſt, im Verlauf der
nächſten beiden Tage mit Laval, Briand und vielleicht auch
noch mit anderen franzöſiſchen Perſönlichkeiten
Beſprechun=
gen haben, in denen zweifellos die durch die Finanzkriſe in
Deutſchland aufgeworfenen ernſten Probleme erörtert werden
dürften. Da Henderſon bekanntlich Präſident der zu
Anfang 1932 in Genf zuſammentretenden allgemeinen
Ab=
rüſtungskonferenz iſt, liegt die Annahme nahe, daß auch
die damit zuſammenhängenden Fragen einer
Prüfung unterzogen werden. Am Donnerstag, den
16. Juli, nachmittags, wird Henderſon nach Berlin
wei=
rerreiſen, um dort mit dem Miniſterpräſidenten Macdonald
zuſammen den Beſuch des Reichskanzlers und des
Reichsaußen=
miniſters in Chequers zu erwidern.
Henderſon über ſeine Miſſion in Paris.
Auf der Fahrt von Calais nach Paris erklärte Henderſon
einem Vertreter des Reuter=Büros in Bezugnahme auf die
Unter=
redungen, die er in Paris haben werde, das gemeinſame Ziel
be=
ſtehe vor allem darin, die Meinungsverſchiedenheiten
auszuglei=
chen und das Werk Hoovers vorwärts zu bringen. In
verſchiede=
nen Kreiſen ſei die Meinung aufgetaucht, daß die britiſche
Regie=
rung ihre Hilfe für Deutſchland an verſchiedene Bedingungen
ge=
knüpft habe. Dem ſei nicht ſo. Die britiſche Regierung habe den
Plan Hoovers vorbehaltlos angenommen und wünſche
ledig=
lich, eine Löſung der gegenwärtigen Schwierigkeiten zu finden.
Er, Henderſon, vertraue darauf, daß er in Paris und Berlin die
gleiche Auffaſſung vorfinden werde.
Im weiteren Verlauf ſeiner Erklärungen betonte der britiſche
Außenminiſter, das Wichtigſte ſei, alles zu tun, um eine
deutſch=
franzöſiſche Verſtändigung zu fördern, weil ſie in Europa größeres
Vertrauen und eine Atmoſphäre des guten Willens ſchaffen werde.
die für einen Erfolg der Abrüſtungskonferenz außerordentlich
wichtig ſei.
Der franzöſiſche Nakionalfeierkag.
Paris, 14. Juli.
Das franzöſiſche Nationalfeſt wurde heute in Paris wie üblich
mit einer Truppenſchau, an der die Pariſer Garniſon und —
wegen der Kolonialausſtellung — auch Kontigente von
Kolonial=
truppen in ihren hiſtoriſchen Uniformen teilnahmen, begangen.
Dem Vorbeimarſch der Regimenter wohnten der Präſident der
Republik, die Mitglieder der Regierung, die Präſidenten von
Kammer und Senat, zahlreiche Parlamentarier und viele hohe
militäriſche und ſonſtige offizielle Perſönlichkeiten bei. Heute
abend werden in ſämtlichen Staatstheatern Gratisvorſtellungen
gegeben, während die Volks= und namentlich die Tanzbeluſtigungen
auf offener Straße, die bereits geſtern begonnen haben, ihren
Fortgang nehmen und bis in den frühen Morgen hinein dauern
werden. In der Provinz wird der Nationalfeiertag in ähnlicher
Weiſe begangen. In Toulon fand eine Flottenparade ſtatt.
Der Führer des Welkprokeſtankismus †.
Erzbiſchof D. Nathan Soederblom zum Gedächtnis.
Aus Schweden kommt die Nachricht, daß unerwartet, im Alter
von 65 Jahren, an Herzlähmung, der oberſte Leiter der
evange=
liſchen ſchwediſchen Landeskirche, D. Nathan Soederblom geſtorben
iſt. Der Mehrzahl der Chriſten auch in Deutſchland wird der
Name und das Werk dieſes Mannes nicht unbekannt ſein. Schon
jetzt ſteht feſt, daß in der Geſchichte der Kirchen, des Chriſtentums
und namentlich des Proteſtantismus ſein Name als des Größten
unſerer Zeit verewigt werden wird. Er iſt der Anreger, Förd’rer
und Durchführer der ſogenannten Stockholmer
Weltkir=
chenkonferenz vom Jahre 1925. Aus den Trümmern
des Weltkrieges, in dem chriſtliche Völker ſich gegenſeitig ans
Le=
ben gingen, hat er eine neue Epoche der Fühlung, des Vertrauens
und der Einigung unter allen, wie immer genannten und gearteten
chriſtlichen Kirchen der ganzen Welt — mit alleiniger Ausnahme
der römiſch=katholiſchen — zuſtande gebracht und damit eine neue
Phaſe in der kirchengeſchichtlichen Entwicklung eingeleitet. Die
ökumeniſche Bewegung, die namentlich zu einer wenn
auch loſen Einigung des Weltproteſtantismus geführt hat, iſt ſein
Werk, und dieſe Bewegung ſteht erſt am Anfang ihrer
Entwick=
lung.
Nathan Soederblom iſt 1866 in Tronö in Schweden geboren.
Schon mit 27 Jahren war er Pfarrer in Upſala, wurde ein Jahr
ſpäter, 1894, Geſandtſchaftspfarrer in Paris, 1901 Profeſſor in
Upſala. 1912 wird er als Profeſſor der Theologie nach Leipzig
berufen und tritt damit in engſte Verbindung mit Deutſchland.
Dort bleibt er bis 1914, um in Upſala die Leitung der geſamten
ſchwediſchen Landeskirche als ihr Erzbiſchof zu übernehmen. Sein
wiſſenſchaftliches Arbeitsgebiet war die Religionsgeſchichte, die er
auch in Leipzig vertreten hat. Er hat mehrere deutſchgeſchriebene
theologiſche Werke veröffentlicht, z. B. 1898 „Die Religion und die
oziale Entwicklung”, 1905 „Die Religionen der Erde”, das mehrere
Auflagen erlebt hat. Uns Deutſchen iſt er auch dadurch
be=
ſonders nahegetreten, daß er während des Ruhreinbruchs der
Franzoſen an der Spitze ſeiner ganzen Landeskirche mutig vor
der ganzen Welt proteſtiert hat. In vielen Vorträgen iſt er
immer wieder in Deutſchland tätig geweſen. So hat er z. B.
während der Internationalen Preſſeausſtellung in Köln vor
eini=
gen Jahren den Vortrag gehalten, der am meiſten Beachtung
fand, nämlich über evangeliſche Kulturaufgaben.
Seine Hauptlebensaufgabe ſieht er darin, die alte ſchwediſche
Tradition fortzuſetzen. So knüpft er bewußt an Guſtav=Adolfs
Sorpus Evangelicorum an. Obwohl nicht unmittelbar am Krieg
beteiligt, hat er ſein Leid aufs tiefſte durchlebt. Aber er redet
nicht mit den andern vom Bankrott des Chriſtentums, ſondern
weiß, daß aus dem Kreuz die Liebe wachſen muß als ſeine
Ueber=
windung. Er iſt tief durchdrungen „von der tiefen inneren
Ein=
heit, die alle Chriſten trotz konfeſſioneller und nationaler
Ver=
ſchiedenheit in Chriſtus und dem Werk ſeines Geiſtes keſitzen”,
ſo ſagt der erſte Entwurf zu einer Weltkonferenz aus dem Jahre
1919. Bis in die Kriegsjahre gehen die Vorverhandlungen zu=
Erzbiſchof Nathan Soederblom,
rück, die endlich 1925 in der Stockholmer Konferenz ihre
Ver=
wirklichung finden. Hier iſt nach dem Kriege ein Konzil
zu=
ſtande gekommen, wie es die Welt noch nicht ſah. Vom fernſten
Orient bis zum amerikaniſchen Weſten gab es (mit einer
Aus=
nahme) keine chriſtliche Gemeinſchaft, die nicht in Stockholm
ver=
treten geweſen wäre. Soederblom war klug genug zu wiſſen, daß
über die Fragen der Glaubenslehren und der
Kirchen=
verfaſſungen nicht verhandelt werden dürfe, wenn man
wirklich zur Annäherung kommen wolle. Das unendlich weite
Ge=
biet praktiſch chriſtlich=ſozialer Betätigung war es, auf dem alle
ſich im Geiſt der Liebe fanden. Die „Solidarität der Chriſtenheit”,
die „evangeliſche Katholizität” iſt ſein Ziel. Von der Kirche
muß die neue Initiative ausgehen zur Ueberwindung der
Welt=
not. „Wir erheiſchen gemeinſame, klare Gedanken über das, was
unſer Heiland in den gegenwärtigen Nöten der Menſchheit von
ſeiner Gemeinde fordert, wir erheiſchen eine gemeinſame Hand für
kräftige Tat der Kirche und eine gemeinſame Stimme für das
chriſtliche Gewiſſen.” (In „Chriſtliche Lebens= und
Arbeitsgemein=
ſchaft‟). Er war der Führer, dem die andern alle auf dieſem
Weg folgten. Ein großer Segen iſt aus ſeinem Werk gefolgt.
Die Weltkirchenkonferenz war nicht Ende und Stillſtand.
Seit=
dem iſt zwar weniger geräuſchvoll und weniger vor der
Oeffent=
lichkeit, aber ununterbrochen mit ganzer Tatkraft und Hingebung
im „Stockholmer Fortſetzungsausſchuß” gearbeitet worden. Das
„Internationale Sozialwiſſenſchaftliche Inſtitut” in Genf, mit
ſei=
ner reichen Arbeit, iſt eine der Früchte, die aus der
Zuſammen=
arbeit der Weltchriſtenheit erwachſen ſind. Vor allem aber hat
der Proteſtantismus, der ſo arg zerriſſene, über die Grenzen
ſchauen gelernt und eine Fülle von perſönlichen Beziehungen haben
zu gemeinſamer Arbeit geführt, haben „den Weltproteſtantismus”,
überhaupt erſt in Erſcheinung treten laſſen. Und Soederblom
iſt der Geiſt des Ganzen.
Heftig wurde dieſer Geiſt angegriffen, im Jahre 1918 durch die
päpſtliche Enzyklika „Mortalium animos”, die davon ſpricht, daß
es nur eine chriſtliche Einheit gäbe, nämlich diejenige der
römi=
ſchen Kirche. Das gab Soederblom Anlaß zu eingehender
Klar=
ſtellung über Motive und Zielſetzung der ökumeniſchen Bewegung
unter dem Titel „Chriſtliche Einheit” Eine Reihe anderer original
deutſcher Schriften aus ſeiner Feder beſchäftigen ſich mit dem
glei=
chen Problem „Chriſtliche Lebens= und Arbeitsgemeinſchaft”
(Wittenberg 1922), „Chriſtliche Gemeinſchaft. Die Einigung der
Chriſtenheit aus dem Geiſt werktätiger Liebe‟ (1925), „
Evange=
liſche Katholizität” (Tübingen 1927), und das ſchon genannte
„Chriſtliche Einheit” (1928).
Eine neue Epoche der Geſchichte des Chriſtentums iſt
einge=
leitet durch den Mann: Nathan Soederblom. Er iſt ein anderer
Guſtav Adolf, ein Retter aus Entzweiung und Untergang
ge=
worden. Er zeigt den Weg der ökumeniſchen Verbundenheit des
Chriſtentums, namentlich des Proteſtantismus. Er iſt nicht mehr.
Sein Werk lebt und wird nicht mehr untergehen. Aber was das
weſentlichſte iſt: bei allem war und blieb er ein Mann, der nur
aus tiefſter Frömmigkeit handelte. Es gilt von ihm mit Recht
das Wort Scheels: „Hier finden wir Geiſt von unſerem Geiſt
oder beſſer: den Herzſchlag der Reformation und den
Wirklich=
keitsſinn deſſen, der dienen und nicht herrſchen will”.
Dr. Bergér.
— Fr. Langs Kriſenlohnſteuertabelle, gültig ab 1. Juli 1931. — Die
Tabelle iſt für alle Entlohnungsarten praktiſch und überſichtlich
ausge=
arbeitet und mit Erläuterungen aus dem Geſetz und den
Durchführungs=
beſtimmungen über Kriſenlohnſteuer verſehen, die alles Wiſſenswerte für
den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer auf dieſem Gebiete enthalten. —
Verlagsagentur Emil Weisheit, Darmſtadt, Inſelſtraße 43.
Seite 4
Mittwoch, den 15. Juli 1931
Nummer 194
Ein Aufruf der S.B.9.
Die Sozialdemokraken
zum Nachgeben gegenüber Frankreich bereit.
Berlin, 14. Juli.
Der Parteivorſtand, der Parteiausſchuß und die
Kontroll=
kommiſſion der SPD. haben in ihrer Sitzung am Dienstag eine
Kundgebung beſchloſſen, in der es u. a. heißt:
„Die Kriſe hat ſich verſchärft. Zuſammenbrüche großer
In=
duſtrie= und Bankunternehmungen zeichnen ihren Weg. Mit
ihnen bricht die Lüge von der „marxiſtiſchen Mißwirtſchaft”
zu=
ſammen, die erfunden wurde, um von den wahren Schuldigen
abzulenken: Dem kapitaliſtiſchen Syſtem und ſeinen Vertretern.
Das kapitaliſtiſche Unternehmertum ruft nach Hilfe des
Aus=
landes, aber ein weſentlicher Teil dieſes Unternehmertums hat
den verhängnisvollen Wahlſieg der nationalſozialiſtiſchen
Reak=
tion im September v. J. bezahlt und ihr kreditzerſtörendes
Trei=
ben bis zum heutigen Tage mit allen Mitteln gefördert. In der
Stunde höchſter Gefahr fordern wir entſchloſſene Umkehr. Mit
Nachdruck erneuern wir die Forderung nach Aenderung der
Not=
verordnung vom 5. Juni und nach Beſeitigung des ſozialen
Un=
rechts. Ausländiſche Hilfe in ausreichendem Maße tut not.
Da=
zu bedarf es einer Außenpolitik der Verſtändigung, die weder
mit herausfordernden Paraden belaſtet iſt, noch auf leere
Pre=
ſtigebedürfniſſe Rückſicht nimmt.
*
* Die Sozialdemokratie wollte ſich am Dienstag mit den
Diſziplinbrechern Seydewitz und Roſenfeld beſchäftigen. Wie
nicht anders zu erwarten war, hat ſie es vorgezogen, die
derzei=
tigen Schwierigkeiten unſerer Wirtſchaft und der Banken als
Blitzableiter zu benutzen. Sie hat zum Schluß ihres Aufrufes
noch Abänderung der Notverordnung und ausländiſche Hilfe in
ausreichendem Maße gefordert, wobei auf „leere
Preſtigebedürf=
niſſe” keine Rückſicht genommen werden darf. Aus dieſer letzten
Redewendung kann man natürlich nur herausleſen, daß die
Sozialdemokraten bereit ſind, vor den politiſchen Forderungen
Frankreichs zu Kreuze zu kriegen. Aber ganz abgeſehen davon
iſt der Aufruf doch unerhört. Der Vorwurf von der „
marxiſti=
ſchen Mißwirtſchaft” deren Höhepunkte die bekannten Barmat=
und Sklarek=Affären bilden, iſt nur zu berechtigt. Mit keinem
Wort wird aber geſagt, daß die gegenwärtige Kriſe ein Produkt
Frankreichs iſt, das rückſichtslos die deutſche Wirtſchaft und die
deutſchen Finanzen zerſtören will. Die Sozialdemokraten ſuchen
aus rein parteipolitiſchen Motiven heraus, die deutſche
Wirt=
ſchaft für unſere Notlage verantwortlich zu machen. Wir können
uns nicht vorſtellen, daß es auch nur einen halbwegs
vernünf=
tigen Sozialdemokraten gibt, der den Inhalt des höchſt
über=
flüſſigen Aufrufs gläubig in ſich aufnimmt, da mittlerweile
doch zu Genüge die Schuldfrage nicht nur durch die deutſche,
ſondern namentlich auch durch die ausländiſche Preſſe geklärt
worden iſt.
Einberufung des Aelkeſtenrakes.
* Berlin, 14. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Aelteſtenrat des Reichstages tritt am kommenden
Frei=
tag zuſammen, um ſich mit den vorliegenden Anträgen der
Oppo=
ſitionsparteien auf Einberufung des Reichstages zu beſchäftigen.
Es muß damit gerechnet werden daß die Anträge der Ablehnung
verfallen, da im gegenwärtigen Augenblick das Parlament die
Situation der Regierung Brüning nur erſchweren würde. Am
13. Oktober wird es noch früh genug ſein, ſich mit den Wünſchen
der Oppoſitionsparteien auseinanderzuſetzen. Selbſtverſtändlich
wäre gegen einen vorzeitigen Zuſammentritt des Reichstages
nichts einzuwenden, wenn die Gewißheit beſtände, daß die
Par=
teien ſich zu einer einheitlichen Willenskundgebung aufzuraffen
und dem Kanzler in ſeinem Kampf gegen Frankreich und um die
Rettung Deutſchlands den Rücken zu ſtärken vermöchten. Aber
leider kann bei der Einſtellung unſerer Parteien und den
be=
kannten außenpolitiſchen Extratouren der Sozialdemokratie mit
einer eindrucksvollen Kundgebung des Reichstages an die Adreſſe
des Auslandes nicht gerechnet werden.
Ruhe in Berlin.
Vom 6. bis 18.
Juli!
*
*
P
PAS
* Berlin, 14. Juli. (Priv.=Tel.)
Die vielfach gehegte Befürchtung, daß es nach der
Zahlungs=
einſtellung bei der Danat=Bank und nach der Schließung aller
Banken und Sparkaſſen und Poſtſcheckämter für die Dauer von
zwei Tagen zu Zwiſchenfällen kommen würde, hat ſich
erfreulicher=
weiſe nicht beſtätigt. Im Laufe des Dienstag herrſchte überall
in Berlin völlige Ruhe. Erklärlicherweiſe iſt es natürlich an
ein=
zelnen Stellen, beſonders vor den ſtädtiſchen Sparkaſſen, zu
An=
ſammlungen von Spargutinhabern gekommen, die auch heute ihre
Anlagen zurückfordern wollten und noch nicht über die
vorbeugen=
den Maßnahmen der Regierung unterrichtet waren. Es blieb
aber lediglich bei der Gruppenbildung vor den geſchloſſenen Türen
der Geldinſtitute. Es wurde lebhaft diskutiert. Hie und da fielen
auch einzelne erregte Worte. Aber nirgends traten
Ausſchreitun=
gen ein, woraus zu erſehen iſt, daß ſich jedermann mit den
Maß=
nahmen, die die Reichsregierung notgedrungen erlaſſen mußte,
einverſtanden erklärte. Die Polizei beſchränkte ſich auf einen
ver=
ſchärften Streifendienſt, um etwaige Verſuche, die augenblickliche
Situation zur Aufhetzung der breiten Maſſe auszunutzen, ſofort
im Keime zu erſticken. Wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren,
beſteht dort die Zuverſicht, daß die Erklärungen der Regierung
ſich beruhigend auswirken und daß keine Tumultſtimmung
ein=
treten wird.
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treuſorgender Vater, Bruder, Schwiegerſohn,
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Ober=Vermeſſungsaſſiſt.
im 55, Lebensjahre.
Im Namen aller trauernden Hinterbliebenen:
Emma Leonhard, geb. Kautmann.
Darmſtadt, den 13. Juli 1931.
(10734
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 16. Juli
1931, nachmittags ½4 Uhr, vom Portale des alten
Friedhofes an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.
Für die anläßlich unſerer
Vermählung in ſo reichem
Maße dargebrachten Geſchenke
und Glückwünſche danken
(*
herzlichſt
Georg Lotter u. Frau.
Dankſagung.
Allen Bekannten und
Ver=
wandten, die an dem Ableben
meines lieben Mannes ſo regen
Anteil nahmen, fage ich auf
dieſem Wege meinen
herz=
lichſien Dank.
Anna Hartmann Ww.
geb. Seibert.
Kranichſieinerſtraße 36.
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Heute morgen um 4 Uhr verſchied plötzlich mein lieber
Mann, unſer guter Vater, Schwiegervater,
Groß=
vater, Bruder, Schwager und Onkel
AA
Saue Inengener.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Johanna Oppenheimer, geb. Mag.
Fränk.=Crumbach, den 14. Juli 1931.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, mittags um
(10758
1 Uhr ſtatt.
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Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
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Bund Schlüſſel. — Zngelaufen: 1
Schäferhündi. 1 Schäferhund. 1 Fox.
Zugeflogen: 2 Kanarienvögel. 1 Taube.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch Fundgegenſtände
vorhanden ſind, die in früheren
Bekannt=
machungen verzeichnet waren.
Intereſſen=
ten können die Fundgegenſtände während
den Büroſtunden auf dem Fundbüro des
heſſ. Polizeiamts, Hügelſtr. 11, beſichtigen.
Am Donnerstag, den 16. Juli
1931, nachmittags 3 Uhr, verſteigere
in meinem Verſteigerungslokale
Luiſenſtraße 32 zwangsweiſe meiſt=
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bietend gegen Barzahlung:
1 Teppich, 1 Uhr, 1 Kaſſenſchrank, 1
Schreibmaſchine. 1 Nähmaſchine, ein
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Hieran anſchließend an Ort und Stelle,
Treffpunkt Ecke Roßdörfer= u. Beckſtraße:
1 Kaſſenſchrank, 1 Schreibmaſchine.
Darmſtadt, den 15. Juli 1931.
Darmſtadt
Stellv. des Gerichtsvollziehers
Weit=
heimer in Darmſtadt.
Nummer 194
Mittwoch, den 15. Juli 1931
Seite 5
Aus der Landeshaupkfkadk.
Darmſtadt, den 15. Tuli 1931.
Heſiſcher Jagdklub, Darmſtadk.
Allmählich geſtatten die Anmeldungen zu den großen
Meiſter=
ſchaftsſchießen des Verbandes der Schießvereine Deutſcher Jäger
einen Ueberblick über die Beteiligung. Merkwürdigerweiſe zeigt
dieſer genau dasſelbe Bild wie im Jahre 1907. Damals ſchrieb
Kommerzienrat Hickler in ſeiner markanten Weiſe, wie aus den
alten Briefſchaften hervorgeht: „Aus dem großen Deutſchland
laufen die Anmeldungen recht brav ein, nur bei uns, in der
näheren Umgebung Darmſtadts, herrſcht wieder eine Leimſiederei
kaum zu glauben.”
Nun glauben wir nach den gemachten Erfahrungen, daß die
Teilnehmer aus der näheren Umgebung zum Teil auch
unange=
meldet erſcheinen, aber damit erſchwert man der Leitung des
Heſſiſchen Jagdklubs die Arbeit außerordentlich. Die Anſchaffung
der Ehrenpreiſe und die Zuteilung zu den einzelnen Konkurrenzen
ſollte doch vor dem Schießen im großen und ganzen erledigt ſein.
Der Glaube, daß der Durchſchnitts=Schütze mit den „Kanonen”
nicht konkurrieren könnte, wurde am letzten Sonntag, wo eine
Anzahl „Sieger” aus verſchiedenen Gegenden Deutſchlands
an=
weſend war und übte, gründlich zerſtört. Gerade die Jagdſchützen
aus unſerem Mitgliederkeis blieben an erſter Stelle, und die
Weitgereiſten fielen ſtark gegen ſie ab.
Es ſei nochmals darauf hingewieſen, daß an den
Meiſter=
ſchaftsſchießen jeder unbeſcholtene deutſche Jäger und Schütze
teil=
nehmen kann. Alles, was er braucht: Verſicherung Programm,
Patronen uſw., erhält er beim Heſſiſchen Jagdklub, Darmſtadt
(Geſchäftsſtelle, Heinrichsſtr. 21), Tel. 2367.
Auch die Förſter und Jagdſchutzbeamten ſollen nach den
Wün=
ſchen einzelner Stifter von Ehrenpreiſen beſonders zur Teilnahme
animiert werden. Sie ſchießen wohl gemeinſam mit allen anderen,
aber für ſie wird eine Anzahl von Ehrengaben reſerviert, die kein
anderer erlangen kann.
Wenn auch der Beginn am Freitag den 17. Juli, um 8 Uhr,
feſtgeſetzt iſt, ſo dürfen für die Teilnehmer, denen es gar nicht
anders möglich iſt, auch die Ankunft am Samstag früh noch
genügen.
— In den Ruheſtand tritt: auf Grund des 8 1 des Geſetzes
über die Altergrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli bzw. 19.
Dezember 1923 der Miniſterialrat Profeſſor Dr. Georg Heyl bei
dem Miniſterium des Innern mit Wirkung vom 1. Auguſt 1931.
— Kriminalkommiſſar i. R. Jakob Daniel, dahier, durch ſeine
über ein Menſchenalter lange erfolgreiche Tätigkeit bei der
Staats=
anwaltſchaft der Provinz Starkenburg, wie weit über Heſſen
hin=
aus auf dem Gebiet der Kriminaliſtik auf das Beſte bekannt, ſeit
ſeinem 74. Lebensjahr hier im wohlverdienten Ruheſtande lebend.
vollendet am 16. Juli ſein 80. Lebensjahr, in voller geiſtiger und.
körperlicher Friſche.
— Schauſpieler Curt Max Richter vom Landestheater wurde
für die Spielzeit 1931/32 von Intendant Erwin Hahn unter ſehr
günſtigen Bedingungen als 1. jugdl. Held, Liebhaber und
Cha=
rakterliebhaber an das Stadttheater in Heidelberg
ver=
pflichtet.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſ. Landestheater.
Der heutige Mittwoch bringt eine weitere Aufführung von
Pagnols intereſſanten Szenen aus dem Hafenleben „Zum
goldenen Anker” (Im Hafen von Marſeille), die bei ihrer
hieſigen Premiere einen überaus ſtarken Erfolg verzeichnen konnten
und allabendlich begeiſterte Aufnahme finden. Zweifellos
ge=
hört dieſes Werk zu den beſten Neuheiten des Bühnenſpielplans,
das kennen zu lernen niemand verſäumen ſollte, zumal nach dem
Urteil der Tagespreſſe auch die Darſtellung wiederum eine ganz
meiſterliche iſt. — Zwei Nacht=Vorſtellungen finden am
kommenden Samstag und Sonntag, jeweils 2234 Uhr ſtatt, die die
beiden einzigen Aufführungen des Schwank=Schlagers „
In=
timitäten” von Coward bringen, der gelegentlich ſeiner
gleich=
zeitigen Uraufführung in Berlin und Breslau einen
überwältigen=
den Erfolg erzielte und von der Preſſe als das „luſtigſte Stück
dieſes Theater=Sommers” bezeichnet wird. So ſchreibt u. a. die
„Börſenzeitung‟: Der Beifall nahm Formen der Raſerei an und
der Beifall knatterte wiederholt in die offene Szene!
— Geſellſchaft Heſſiſcher Bücherfreunde. Am Montag, dem
20. Juli, wird anſchließend an eine Vorſtandsſitzung der
Geſell=
ſchaft heſſiſcher Bücherfreunde, um 20 Uhr ein gemeinſames
Abend=
eſſen im Hotel Traube ſtattfinden, zu dem die Mitglieder herzlichſt
eingeladen werden. Preis des kleinen Menüs 3,50 RM. Anſagen
ſind an den 1. Vorſitzenden, Herrn Grafen von Hardenberg, Schloß,
zu richten. Demſelben würde es eine große Freude ſein, wenn
ſich die hieſigen Mitglieder recht zahlreich einfinden würden.
v. Allgemeine Bauordnung. In Nr. 177 vom 28. Juni d. J.
wurde ein dieſe Materie betreffender Geſetzentwurf beſprochen,
der nach dem Landtagsbericht in Nr. 190 vom 11. d. M. „keinen
Abgeordneten intereſſierte”; er iſt nun verabſchiedet. In der
Druckſache Nr. 951 des 2. Landtages (1921/24) iſt nun ein Antrag.
die Bauordnung betr, vom 15. Januar 1924, enthalten, der die
Unterſchriften der Mitglieder der Deutſchen Volkspartei (Dr.
Oſann und Gen.) trägt. Hier heißt es: „Die Reviſion der
Bau=
ordnung, die ſchon jahrelang betrieben wird, harrt immer noch
der Entſcheidung ſeitens der Regierung. Wir hoffen, daß ſich
die Bautätigkeit im kommenden Frühjahr entwickeln möge. Um
dieſe aber zu fördern, iſt unbedingt die Reviſion der baurechtlichen
und bautechniſchen Vorſchriften nötig. Wir beantragen deshalb,
die Regierung zu erſuchen, alsbald die Reviſion der Bauordnung,
erforderlichenfalls in einer Notverordnung, vorzulegen‟ Wenn
man bedenkt, daß das Geſetz das Datum des 30. April 1881 trägt,
ſo erſcheint doch eine Reviſion ſchon mit Rückſicht auf die
wirt=
ſchaftliche Entwicklung nicht mehr aufſchiebbar.
— Vogelsberger Höhen=Club, Zweigverein Darmſtadt. Der
Zweigverein Darmſtadt führte am 12 Juli ſeine planmäßige
Wan=
derung durch, die gemeinſam mit dem Zweigverein Mainz
gegan=
gen wurde. Etwa 100 Teilnehmer fanden ſich am Hauptbahnhof
in Darmſtadt ein, denen ſich in Mainz noch etwa 50 Wanderfreunde
zugeſellten. Vom Bahnhof Wiesbaden=Chauſſeehaus begann die
Wanderung, durch herrlichen Hochwald bei mäßigem Aufſtieg
führte uns der Weg zum Schläferskopf, woſelbſt eine kurze
Früh=
ſtücksraſt gehalten wurde. Ein herrlicher Anblick bot ſich hier
dem Auge, das ſchöne Wiesbaden zu unſeren Füßen, der Vater
Rhein golden in der Morgenſonne glänzend und links und techts
die herrlichen bewaldeten Höhen des Taunus. Hier nahm auch
der 2. Vopſitzende des Zweigvereins Darmſtadt, V. H. C.=Bruder
Burk. Gelegenheit, die Mainzer Wanderfreunde zu begrüßen. Der
nun folgende etwas ſchärfere Aufſtieg zur Hohen Wurzel koſtete
manches Tröpfchen Schweiß, obwohl auch er wieder durchweg durch
ſchönen Hochwald führte. Ein ſchöner Ausblick und eine kurze
Raſt belohnten die Strapazen. Nun gings abwärts, immer durch
Wald, zu dem Wilhelmsfelſen wo die Mittagsraſt gehalten
wurde. Nachdem man ſich alkoholfrei geſtärkt hatte, wurde der
Abſtieg nach Schlangenbad angetreten. Ein Rundgang durch das
Bad ſchloß ſich an, wirklich ein gottbegnadetes Fleckchen Erde.
das einem die Sorgen des Alltags vergeſſen läßt und das
wirk=
lich zu längerem Verweilen geſchaffen iſt. In Rauenthal wurde
in der Winzerhalle die Schlußraſt gehalten und bei fröhlichem
Tanz, Geſang und Spiel waren gar bald die paar Stunden ver= gewendet werden. (8 1311 Reichsverſicherungsordnung (RVO.)).
ſtrichen. Köſtlichen Mainzer Humor konnte man hier kennen
lernen. Ueber das Rauenthaler Befreiungsdenkmal wurde der
Ab=
ſtieg durch die Weinberge nach Eltville angetreten. In Rauenthal den in derſelben Gegend ein geſunder Arbeiter der Berufsgruppe
begrüßte der Vorſitzende des Zweigvereins Mainz V. H. C.=Bruder,
Ob.=Reg.=Rat Hanack die Darmſtädter Wanderfreunde, während
der 2 Vorſitzende des Zweigvereins V. H C.=Bruder Burk ſowohl
den Mainzer wie auch den Darmſtädter Führern V. H. C.=Brüder
Böttger, Dippel, Herzberger und Korſchan für die herrliche
ge=
nußreiche Wanderung den üblichen Führerdank zum Ausdruck
brachte.
er
Das Heſſiſche Landestheater in der Spielzeit 1930/31
Am Sonntag, den 9. September wurde im Großen Haus
die 4. Spielzeit unter Leitung von Generalintendant Carl Ebert
mit der Erſtaufführung der Verdi=Oper „Simone Boccanegra”
eröffnet. Die Oper brachte die Uraufführung der heiteren Oper
des Darmſtädter Komponiſten Hans Simon „Valerio” nach
Mo=
tiven des Büchnerſchen Luſtſpiels „Leonce und Lena” und die
Süd=
weſtdeutſche Erſtaufführung von Alban Bergs „Wozzeck”, dem
eben=
falls eine dramatiſche Dichtung Georg Büchners zu Grunde liegt.
Im Schauſpiel wurden Georg Kaiſers Gegenwartsſtück „Miſſiſſippi”,
Ferdinand Bruckners hiſtoriſches Schauſpiel. Eliſabeth von
Eng=
land”, Pentzoldts Schauſpiel „Die Portugaleſiſche Schlacht”, Joſef
Sells Mormonenkomödie „Die 25. Frau” und eine Komödie des
ruſſiſchen Dichters Schkwarkin. Der Faſchſpieler” uraufgeführt. Für
die Darſtellung der Königin „Eliſabeth von England” wurde
Her=
mine Körner als Gaſt gewonnen, die auch in der engliſchen
Kon=
verſationskomödie „Die erſte Frau Selby” die Titelrolle
über=
nahm. Die Spielzeit ſchloß im Großen Haus mit einer Aufführung
der von Carl Ebert neuinſzenierten Bizet=Oper „Carmen” am
28. Juni. Außer 9 Sinfoni=Konzerten wurden 4 Volkskonzerte
veranſtaltet. Im Schauſpiel wurden im ganzen 28 Werke (in der
vorigen Spielzeit 23), in der Oper und Overette 37 (35) im
Tanz 1 (4), alſo zuſammen 66 (62) Werke zur Aufführung gebracht.
Davon waren 6 Uraufführungen, 21 Erſtaufführungen, 11
Neu=
inſzenierungen und 28 Wiederaufnahmen. Insgeſamt wurden 440
eigene Theater= und Konzert=Auführungen gegenüber 460 im
Vor=
jahr veranſtaltet, nämlich 240. Schauſviel=Aufführungen, 186
Opern= und Operetten=Aufführungen, 1 Tanzabend und 13
Kon=
zerte.
Von den Uraufführungen im Schauſpiel erreichte Georg
Kaiſers Gegenwartsſtück „Miſſiſſippi” mit 13 Aufführungen die
höchſte. Aufführungsziffer. Bruckners „Eliſabeth von England‟
konnte elfmal gegeben werden. Maurice Roſtands Schauſpiel
„Der Mann, den ſein Gewiſſen trieb” brachte es auf 14
Auffüh=
rungen. Wir nennen ferner Ervines Geſellſchaftskomödie „Die
erſte Frau Selby” mit 12, Zuckmayers „Hauptmann von Köpenick”.
mit 11. Bruno Franks „Sturm im Waſſerglas” mit 10
Auffüh=
rungen. Die höchſte Aufführungsziffer der Spielzeit erreichte das
muſikaliſche Luſtſpiel „Meine Schweſter und ich” von Verneuil und
Blum, Muſik von Benatzky mit 31 Aufführungen. Am nächſten
kommt dieſem Erfolg die Operette von Paul Abraham „Viktoria
und ihr Huſar” mit 19 Aufführungen.
In der letzten Spielzeit wurden vor allem auch die Klaſſiker
beſonders gepflegt. Shakeſpeares „Sommernachtstraum” mit 12
Aufführungen, Schillers „Kabale und Liebe” mit 10
Aufführungen=
erreichten die höchſten Aufführungsziffern. Ferner wurden
Tor=
quato Taſſo” und „Pentheſilea” neuinſzeniert. Blumenthal und
Kadelburgs beliebtes Luſtſpiel „Im weißen Röſſl” erzielte in
dieſem Jahr 15 Aufführungen. In der Oper wurde die
Neu=
inſzenierung der Bizet=Oper „Carmen” zwölfmal. „Das Glöckchen
des Eremiten” zwölfmal und „Die Königskinder” zehnmal gegeben.
Puccinis Oper „Turandot” brachte 8 Aufführungen. Wagner
er=
ſchien mit 6 Werken 17 mal auf dem Spielplan. Lortzing mit 2
Werken 16 mal, Mozart mit 2 Werken 15 mal und Verdi mit 3
Werken 9 mal.
Das Ehrenmitglied des Landestheaters Hofkapellmeiſter
Willem de Haan, der noch im Vorjahr ſeinen 80. Geburtstag
feierte, verſtarb am 26. September 1930. Das Landestheater ehrte
ſein Andenken durch eine Feier, an der der Muſikverein und der
Morzartverein teilnahmen. Käthe Gothe feierte am 27. September
als Röſſlwirtin in Blumenthal und Kadelburgs Luſtſpiel. Im
weißen Röſſl” ihre 25jährige Zugehörigkeit zum Heſſiſchen
Lan=
destheater. Kammerchorſänger Adolf Klotz war am 1. Juli 1930
50 Jahre am Landestheater tätig.
Die Gaſtſpiele des Landetheaters in Worms, Bad Nauheim,
Gießen und Baden=Baden kamen in noch ſtärkerem Umfange als
in den Vorjahren zur Durchführung. In Bad Nauheim übernahm
das Heſſiſche Landestheater die Aufführungen im Kurtheater
wäh=
rend der Badeſaiſon.
Was hal der Mann hier falſch gemachk?
Dieſes Unfallverhütungsbild des Verbandes der Deutſchen
Berufsgenoſſenſchaften zeigt, wie trotz unfallſicherer Einrichtungen
durch Leichtſinn und durch Nichtbefolgen der
Unfallverhütungs=
vorſchriften Unfälle verurſacht werden. Leider ein alltäglicher Fall!
Vorſchriftsmäßig ſind auf dieſem Bilde Transmiſſionen und
Wellen durch Schutzgitter an beiden Seiten geſichert. Wenn der
Verunglückte etwa dieſe Abſperrung nur überſteigt und unter den
glatten Wellen hindurchkriecht, um ſeinen Weg abzukürzen, ſo
hat er ſchon ſträflich leichtſinnig gehandelt. Wenn er aber gar,
worauf die zu Boden gefallene Oelkanne hindeutet, an der im
Betrieb befindlichen Riemenſcheibe oder dem dazugehörigen Lager
hantiert hat, ſo iſt das ein grober Verſtoß gegen die beſtehenden
Unfallverhütungsvorſchriften, da während des Ganges der
Ma=
ſchine keinerlei Arbeiten an den Transmiſſionsanlagen
vorgenom=
men werden dürfen. Die Maſchine muß vielmehr vorher abgeſtellt
werden.
Schwurgericht.
Bestel Nr- 379-4 Ugfallverhütungsbilid Em d4.
Verd, d. Dtsch. Berufsgenossenschaft. Berlin Wö.
Schließlich wäre vielleicht auch dieſer leichtſinnige Mann
glimpflich davongekommen, wenn er vorſchriftsmäßige
Arbeits=
kleidung ſtatt eines wehenden Kittels mit lang flatternden
Schößen getragen hätte. In Sekundenſchnelle rollen ſich auf der
ſich drehenden Welle derartige Kleidungsſtücke auf und reißen
unbarmherzig die Körper der Betroffenen nach ſich, die Welle
ſchleudert ſie herum und zerſchmettert ſie in furchtbarer Weiſe.
Preisgekrönte Schützen. Beim Bundesfeſt des Heſſiſchen
Schützenbundes in Ober=Roden erhielt in der 2. Klaſſe den Erſten
Preis Phil. Handſchuch, Fledermaus Darmſtadt, mit 66 Punkten,
2. Preis: Looſer, Ober=Ramſtadt, 65 P., 3. Preis: Hartmann,
Feurio Darmſtadt, 64 Punkte.
Briefkaſten.
Irder Anfrage iK die letzie Bezugsgulttung beizufägen. Huenyme Anftegen werden
nich beantwortet. Die Veantwortung efolgt ohne Rechteverbindlichtest
„Rente”. Iſt die Invalidität Folge eines
entſchädi=
gungspflichtigen Unfalls, ſo ruht der Teil des Grundbetrags
der Invalidenrente, der dem vom Verſicherten bezogenen Teile
der Vollrente aus der Unfallverſicherung entſpricht. Gilt die
In=
validität wegen Verſchlimmerung der Unfallfolgen
nachträglich als Folge des Unfalls, ſo darf die
Ruhensvor=
ſchrift nicht zur Kürzung des bisherigen Geſamtrentenbetrags an=
Neben reichsgeſetzlichen Unfallrenten ruht die Invalidenrente,
ſoweit die Geſamtbezüge den Jahresarbeitsverdienſt überſteigen,
erzielt, welcher der Verſicherte bei im weſentlichen ungeſchwächter
Arbeitskraft nicht nur vorübergehend angehört hat. (8 13114
RVO.)
Die Frage, ob § 1311 hier einſchlägt, wird nur vom Arzt
be=
urteilt werden können, der den Unfall mediziniſch begutachtet hat.
Vorſicht erſcheint am Platze.
Aw. Um 9 Uhr ging die Verhandlung im Bensheimer
Totſchlagsprozeß weiter. Die 15jährige Schwägerin des
Angeklagten erzählte, daß ſie dem Angeklagten etwa eine Stunde
vor der Tat begegnet ſei. Die Tränen ſeien ihm über die Backen
gelaufen, er könne nicht heim, ſein früherer Hauswirt verfolge
ihn. Der Schwager des Getöteten empört ſich darüber, daß der
Mann nur wegen Totſchlags angeklagt ſei, es ſei ja doch ein
förm=
licher Mord geweſen. Es kommen der einſtige Lehrherr und der
jetzige Hauswirt des Angeklagten, die ihm ein durchweg gutes
Zeugnis ausſtellen. Er habe recht ſolide gelebt, richtig betrunken
hätten ſie ihn nie geſehen. Der Hauswirt gibt auch an, daß es
unter den Eheleuten nie Streit gegeben habe, daß er gar nicht
verſtehen könne, wieſo es vorher immer dazu gekommen ſei, ſo
daß wohl ein Zeuge, der geſtern auftrat, wohl nicht ſo ganz
un=
recht hat, wenn er ſagt, die beiden Frauen, des Getöteten und des
Angeklagten, wären an allem ſchuld, ſie hätten die Männer ganz
durcheinander gemacht. Ein Zeuge ſagt, der Angeklagte habe
nicht viel Alkohol vertragen können, nach 3 bis 4 Gläſern habe er
ſchon „ſein Sach gehabt‟. Die beiden Kriminalinſpektoren, die
den Angeklagten zu allererſt verhörten, bekunden beide, daß der
Angeklagte als Grund ſeiner Tat angegeben habe, er habe ſich
an dem Schloſſermeiſter rächen wollen. Es kommen dann die
Sachverſtändigen. Zunächſt der Arzt aus Bensheim, der
die Sektion der Leiche vorgenommen hatte. Der Mann hatte
min=
deſtens ſieben Stiche in Kopf und Bruſt. Tödlich war ein Stich
in die Bruſt, der die Hauptkörperſchlagader in unmittelbarer
Nähe des Herzens verletzte. Es kommt dann der Gefängnisarzt.
Er hat den Angeklagten im Gefängnis beobachtet und hatte, da
er im Zweifel war, ob der Angeklagte nicht vielleicht doch an
pathologiſchen Rauſchzuſtänden leide. Beobachtung im
Philipps=
hoſpital gemacht. Der leitende Arzt des Philippshoſpitals
er=
zählte in ſeinem Gutachten, daß man Alkoholverſuche mit dem
Angeklagten gemacht habe, die wohl gezeigt hätten, daß der
Al=
kohol zweifellos eine große Rolle an dem Abend geſpielt habe,
daß aber von einem pathologiſchen Rauſchzuſtand, in dem der
Angeklagte nicht mehr wußte, was er tat, keine Rede ſein könne
Zudem habe die Verhandlung ergeben, daß der Angeklagte noch
recht gut Beſcheid wußte über die ganzen Vorgänge an jenem
Abend. Der Angeklagte ſei körperlich und geiſtig unterentwickelt
und zumal in betrunkenem Zuſtand jähzornig und brutal. Der
Angeklagte habe wohl nicht die Abſicht gehabt, den Mann
um=
zubringen, zweifellos aber die Abſicht, ihm einen tüchtigen
Denk=
zettel zu geben. Nach einer Mittagspauſe bis 3,30 Uhr beginnt
der Staatsanwalt ſein Plädoyer. Er geht ausführlich auf
die ganzen Verhältniſſe ein, die zu der Tat führten. Die
Beweis=
aufnahme habe ergeben, daß der Getötete und ſeine Frau ſich
zweifellos mehr als nötig um die Familienverhältniſſe des
An=
geklagten bekümmert hätten, und daß ſich der Getötete zu
Miß=
handlungen des Angeklagten habe hinreißen laſſen, zu denen er
unter keinen Umſtänden berechtigt war. Der wahre Anlaß zu
dem Zuſammenſtoß ſei aber der Alkohol geweſen. Dem
Ange=
klagten, der ſonſt feig war, ſei da das Mütchen geſtiegen.
Ob=
gleich erwieſen ſei, daß der Getötete den Streit und die
Schlä=
gerei begonnen, könne von Notwehr keine Rede ſein, denn der
Angeklagte ſtach und hieb noch auf den Mann ein, als er ſchon
ſtill am Boden lag. Auch von Ueberſchreitung der Notwehr in
Furcht und Schrecken, wie es der Angeklagte behaupte, könne
keine Rede ſein, denn ein Mann, der mit einem derartigen
Werk=
zeug ausgerüſtet ſei, komme nicht in Beſtürzung. Der Angeklagte
habe die Abſicht gehabt, den Schloſſermeiſter zu ermorden, doch
habe die Verhandlung einwandfrei erwieſen, daß er im Affekt
handelte. Der Staatsanwalt iſt weiter der Anſicht, daß man dem
Angeklagten mildernde Umſtände zuerkennen könne, denn er iſt
nicht vorbeſtraft, zu dem ſei er betrunken geweſen, und von
dem Getöteten gereizt worden. Er beantragt eine
Gefängnis=
ſtrafe von fünf Jahren und Aberkennung der bürgerlichen
Ehren=
rechte auf fünf Jahre. Der Verteidiger iſt der Auffaſſung,
daß der Angeklagte niemals eine Tötungsabſicht hatte, daß er
vielmehr in Ueberſchreitung der Notwehr gehandelt habe, und
beantragt Freiſpruch. Allenfalls könne auf Körperverletzung mit
tödlichem Erfolg erkannt werden.
Gegen 6,30 Uhr verkündet der Vorſitzende das Urteil: Der
Angeklagte wird wegen Totſchlags zu einer
Gefäng=
nisſtrafe von fünf Jahren verurteilt und die
bürgerlichen Ehrenrechte werden auf fünf Jahre aberkannt. Der
Angeklagte habe dem Gericht ſelbſt den Schlüſſel zur Tat in die
Hand gegeben, indem er derart ausführlich auf die ganzen
Streitigkeiten im Hauſe des Schloſſermeiſters eingegangen ſei.
Zweifellos hätten ſich der Schloſſermeiſter und ſeine Frau
keines=
wegs einwandfrei benommen, zumal die Mißhandlungen des
Schloſſers ſeien vollkommen unberechtigt geweſen. Das Gericht
ſtellt ſich im übrigen vollkommen auf dem Standpunkt des
Staats=
anwalts.
Der junge Mann nimmt das Urteil nicht an
— Union=Theater. Vielſeitigen Wünſchen entſprechend zeigen
wir in Neuaufführung Dr. Arnold Francks großen Hochgebirgsfilm
Stürme über dem Mont=Blanc” mit Leni Riefenſtahl. Sepp
Riſt und Ernſt Udet. Es iſt der gewaltigſte Hochgebirgs=Tonfilm
der je gedreht wurde, ein unaulöſchliches Dokument menſchlicher
Energie und Begeiſterungsfähigkeit. Ju endliche haben Zutritt.
— Helia=Lichtſpiele bringen in Wiederholung Mädy Chriſtians,
der Liebling des Publikums in „Das Schickſal der Renate Langen”
Mady Chriſtians und Alfred Abel ſind die Helden dieſes ſo recht
aus dem Leben gegriffenen Tonfilms. Leide Darſteller beſitzen
in hohem Maße die Fähigkeit, ſeeliſche Tiefen zu verkörpern und
in packenden Szenen den Leidensweg zweier Menſchen zu zeigen.
Weitere Darſteller: Franz Lederer. Hilde Hildebrand und der
4jährige Rolf Drucker.
SLAAN T
Urriee AMlnstese R
Cmo8.
[ ← ][ ][ → ]Seite 6
Mittwoch, den 15. Juli 1931.
Nummer 194
Der Hiſtoriſche Verein in Ridda.
Eine zahlreiche Geſellſchaft war der Einladung des
Hiſtori=
ſchen Vereins zum Beſuche der geſchichtlichen Stätten des
Niddertales gefolgt und fuhr im ſchönen Heagwagen hinaus
durch das Licht= und Schattenſpiel des Meſſeler Waldes, durch die
fahnengeſchmückten Orte des Rodgaues, unter den Türmen
Stein=
heims hin, über den Main, in die ſanft gewellten Hügel und Täler
der öſtlichen Wetterau, die in reichem Ernteſegen prangten. Von
Lindheim gings das grüne Niddertal aufwärts, an der alten
Volks= und Reichsburg Glauberg vorbei und, nicht ohne einigen
Widerſtand des Nidderbrückchens gegen den ungewohnten Beſuch,
binüber zu dem iſenburgiſchen Hofgut Leuſtadt, wo hinter dem
weiten Wirtſchaftshofe das Idyll der Burg die Beſucher
über=
raſchte. Wir ſtanden unter den ſchattigen Baumen des Burghofs,
vor uns das vom wilden Wein überrankte gotiſche Burghaus
mit ſeinem runden Treppenturm, zur Seite den Burggraben, über
deſſen Waſſer das dichte Gezweig des alten Gebüſches ſich breitet,
und hörten von dem trefflichen Erforſcher der Heimat, Lehrer
Heuſohn=Lorbach, die Geſchichte des Orts. Fuldiſche
Urkunden erwähnen Leuſtadt ein paarmal in der Karolingerzeit,
dann aber tauchten erſt am Ende des 15. Jahrhunderts die Herren
von Wolfskehl=Vetzberg als Beſitzer einer Burg L. auf. erbauen
im Anfang des 16. Jahrhunderts das Gebäude in ſeiner
gegen=
wärtigen Form und behaupten ſich durch manche Nöte und Fehde
auf ihrer kleinen Herrſchaft, zu der auch die Burg Vetzberg und
ein Teil vom benachbarten Effolderbach gehörte, bis zu ihrem
Erlöſchen um 1650. Seit 1725 iſt das Gut mit ſeinen 500 Morgen
im Beſitz der Grafen von Iſenburg=Büdingen; vorübergehend
1744—50) gehörte der Pächter dem Herrnhuter Kreiſe an. Die
Kirche außer der Burg beſtand noch um 1540. iſt aber ſpurlos
ver=
ſchwunden. Pietätvoll iſt die Raumgeſtaltung des Innnern
be=
wahrt vom großen Herrenſaal bis zum Sakramentshäuschen in
der Wand des Zimmers, das einſt als Burgkapelle diente.
Eine knappe Stunde weiter talauf grüßt vom unteren Hange
des langgeſtreckten Bergrückens, über den eine der alten
Nidder=
ſtraßen in der Richtung nach Fulda und Thüringen zog, das
ehe=
malige Kloſter Konradsdorf. Herbe Schlichtheit ſpricht aus den
Reſten dieſer Stiftung Hartmanns von Büdingen (1194), aus den
kräftigen Pfeilern der Kirche, die Haupt und Seitenſchiffe trennen,
aus der (lange ſchon herabgeſtürzten) flachen Decke aus dem
ſchmuckloſen, aber doch eindrucksvollen Rund der Koncha und den
anſpruchsloſen Fenſterarkaden des neben der Kirche liegenden
Wohnbaues, des „Nonnenhauſes”. Schon 1270 iſt die
Niederlaſ=
ſung ein Frauenkloſter geworden, und der Verfall dauert vom
15. Jahrhundert bis heute; ſeit 1581 iſt das Kloſter eingegangen.
ſeine Beſitzungen — die heutige Domäne — kam aus den Händen
der ewig ſtreitenden Ganerben 1601 an Hanau, 1738 an Heſſen=
Kaſſel, 1810 an Heſſen=Darmſtadt; das nördliche Seitenſchiff iſt
abgetragen, das ſüdliche verbaut, das Hauptſchiff dient als
Schuppen. Ein kurzer Blick galt noch den wunderlichen,
modern=
primitiven Reliefs an der öſtlichen Außenwand der Kirche und
des Hauſes, dann brachte uns der Wagen, vorbei an Ortenberg
und Lißberg, in eiliger Wallfahrt durch den prächtigen
Buchen=
wald hinauf nach Hirzenhain und ſeiner Kirche, in deren
Schön=
heiten Pfarrer Ehrhard die Beſucher einführte. Die hohe. ge=
ſchmackvoll erneuerte Hallenkirche, der Lettner mit ſeinen
treu=
herzigen Reliefs aus dem Marienleben, die markigen Geſtalten
Johannes des Täufers und des Heiligen Antonius, der
bekann=
ten Meiſterwerke rheiniſcher Schnitzerei, ſind noch lebendige
Zeu=
gen der geſchichtlichen Bedeutung des berühmten Kloſters und
Wallfahrtsortes, ſo kurz ſeine Blüte im ſpäteren 15. Jahrhundert
auch war. Deſto ſchmerzlicher bleibt allerdings die Oede des
Chors, des älteſten Teils der Kirche, wo nur eine wundermilde
Madonna noch immer lächelt, auch in der Oede, die eine
rationa=
liſtiſche Zeit geſchaffen.
Eine ganz andere Welt eröffnet der Beſuch des Eiſenwerks
Buderus in Hirzenhain, wo Lehrer F. Sauer=Oberlais die
Führung übernahm. Den Brauneiſenſtein des Bodens und das
Holz der Wälder verwertete bereits 1375 eine Waldſchmiede in
Hirzenhain, und es war gerade im Augenblick der jetzigen Kriſe
überaus lehrreich, mit dem Vortragenden die
Schickſalverbunden=
heit zwiſchen dem deutſchen Geſamtvolke und der Hirzenhainer
Eiſenſchmiede zu verfolgen. Als das Kloſter die Hütte an ſich
gebracht, kommt ſie in den inneren Wirren des Bauernkriegs zum
Erliegen. Im Jahre 1555 von den Stolbergen neu eröffnet,
arbeitet ſie günſtig, auch für die Ausfuhr nach England, bricht
aber im Dreißigjährigen Kriege nochmals zuſammen. Dem erſten,
1678 angeblaſenen Hochofen führt die Familie Buderus ihre in
den Lahnhütten erworbene Erfahrung zu und erweitert ihn
be=
deutend. Zwar ſteht nun ſeit 1882 der Hammer, ſeit 1885 der
Hochofen ſtill, aber das Werk, auf die Erzeugung von Oefen
um=
geſtellt, behauptet ſich trotz der Sorgen des Augenblicks, und darf
mit Recht ſagen, daß das Dorf ihm ſeine neue Exiſtenz
ver=
dankt.
Das einfach=gute Mittagsmahl war beendet, und die
Rück=
fahrt begann. Lißberg mit ſeinem „Krautfaß” dem Burgturm,
ließ man beiſeite, um Ortenberg, das kleine Marburg an der
Nidder, unter Lehrer Heuſohns kundiger Führung etwas
ge=
nauer ſehen zu können. Ein altes Geſchlecht herrſchte da in einem
Städtchen, das eines der älteſten Oberheſſens iſt (1266), und deſſen
Befeſtigung mit dem ſtattlichen Oberturm noch in die
ſpätroma=
niſche Zeit hinaufreicht. Die Kirche hat ihr Schönſtes das
Altar=
werk, dem Landesmuſeum gegeben. Doch auch ſo iſt die
unvermit=
telte Miſchung von romaniſchen und gotiſchen Motiven im
weſt=
lichen Teil, das ſchöne gotiſche Portal und das dem Hirzenhainer
nachgebildete Chor, das Chorgeſtühl. deſſen Schnitzwerk in Technik
und Auffaſſung einer uralten Zeit anzugehören ſcheint, noch
immer bemerkenswert genug. Unvergeßlich bleibt der Blick vom
Stolberger Schloß über die ſich zuſammendrängenden Spitzdächer
hinunter ins Niddertal.
Dann raſtete man noch drunten im jungen Garten von Bad
Selters, ließ die Augen ſich weiden an den blühenden Anlagen,
dem maleriſchen Wieſengrund, deſſen Hintergrund das
ſchloßge=
krönte Ortenberg reizend abſchließt. Es war wirklich ein
geſeg=
neter Tag: Man fühlte ſich wohl im Kreiſe der Jungen und Alten,
Bekannten und ſelbſt der Unbekannten, fand ſich bereichert durch
alles, was man von der wohl vorbereiteten Führung ſah und
hörte und war fröhlich, wieder einmal da zu ſein, wo jeder
her=
kommt, der — ihwes e Kerl is.
Kreiskreffen des Heſſenbundes in Erzhauſen.
EPH. Es war ein Wagnis, als die nur 15 Mitglieder ſtarke
Jungmannſchaft von Erzhauſen den Kreisverband Darmſtadt des
Heſſenbundes zum Jugendtreffen nach Erzhauſen einlud. Das
Wagnis iſt gelungen. Am Samstag und Sonntag bot unſer Dorf
das Bild jugendfrohen Lebens und Treibens. Etwa 350 bis 400
Heſſenbündler waren gekommen, 250 junge Leute waren in
Scheu=
nen im Maſſenquartier untergebracht. — Um 9 Uhr ſammelten ſich
die Jugendgruppen an der Kirche zum Fackelzuge. In langem
Zuge ging es durch die Ortsſtraßen, wobei fröhliche Fahrtenlieder
erſchollen, und dann hinaus zum Heegberg. Dort war in einer
Sandkaute der Holzſtoß zum Feuer errichtet. Das Lied „Es rauſcht
durch deutſche Wälder” erklang zur Einleitung. Dann grüßte
Pfarrer Grein aus Arheilgen als Kreisverbandsleiter. Die
Arheilger Gruppe ſpielte „Peter Joſt’s Himmelfahrt”. Im
Fackel=
ſchein wurde das Spiel auf dem für dieſe Aufführung geradezu
idealen Platze nun in meiſterhafter Durcharbeitung geboten.
Laut=
loſe Stille herrſchte bei den vielen Zuſchauern. Denn außer der
Jugend war auch die Gemeinde Erzhauſen in großer Anzahl
her=
ausgekommen.
Und dann loderte das Feuer in die Höhe gen
Himmel. Flamme empor! In muſterhafter Ordnung zog die
Jugend gegen 12 Uhr nachts im Scheine der Fackeln zurück ins
Dorf und ſuchte ihr Nachtlager auf. — Früh am Morgen war ſie
wieder auf den Beinen zum Kurrendeſingen in den Dorfſtraßen.
Um 8 Uhr ſammelten ſie ſich von neuem an der Kirche, und dann
ging es unter Vorantritt des 32 Mann ſtarken Poſaunenchors von
Arheilgen hinaus in den Wald zum Waldgottesdienſt. Und
wie=
der kamen auch die Gemeindeglieder mit. Die Predigt hielt
Pfar=
rer Werner=Erzhauſen über Apoſtelgeſchichte Kav. 1 V. 8:
„Ihr ſollt meine Zeugen ſein‟. Es war eine erhebende Feierſtunde
im Walde. An 300 Jungmannen ſangen unſere ſchönen Choräle
und lauſchten den Predigtworten, die ſie auf den Ernſt und die
Schwere ihrer Aufgabe hinwieſen, und dann am Schluſſe beteten
die 300 gemeinſam das Vaterunſer. Im Dorf wurde die inzwiſchen
eingetroffene Bundesfahne mit begeiſtertem Heilruf begrüßt. Nach
dem von Frauen und Mädcen bereiteten Mittageſſen ſammelten
ſich um halb 2 Uhr die Gruppen zum Zug nach dem Spielplatz,
unter Vorantritt des Roßdörfer Poſaunenchors, der Bundesfahne
und der vielen Wimpeln. Im Walde begrüßte Pfarrer
Wer=
ner nochmals die Jugend. Dann ſprach der Bundesvorſitzende
Pfarrer Page=Weiſenau zu der Jugend. Danach folgte buntes
Treiben auf der Waldwieſe, Spiel und Geſang und ein luſtiges
Spiel der Beſſunger Gruppen „Der Paſteten=Bäcker”, das frohen
Beifall erntete. Im geſchloſſenen Zuge ging es zurück ins Dorf.
An der Kirche ſammelte ſich nochmals die ganze Schar mit der
Ge=
meinde. Pfarrer Berck=Roßdorf hielt noch einmal eine kurze
markige Anſprache. Noch einmal klang ein Lied auf „Kein ſchöner
Land in dieſer Zeit...
Es waren zwei herrliche Tage, die
wir nicht wieder vergeſſen werden. Ein herzlicher Dank ſei noch
geſagt allen Gemeindegliedern, die ſo treu mitgeholfen und ihre
Häuſer ſo reich geſchmückt. Beſonders auch der Arbeiter=
Samariter=Kolonne, die am Samstag abend und Sonntag
mittag bereit war, und auch in einzelnen Fällen helfen konnte.
Und ebenſo beſonderer Dank der Freiwilligen
Feuer=
wehr, die den Fackelzug begleitete. Unſer Dorf hat zum
erſten=
mal eine Feier evangeliſcher Jugend erlebt. Möge der Anſporn
gegeben ſein, zur weiteren Mitarbeit.
W.
— Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen.
EAenderungen ohne vorherige Anzeige vorbehalten.) Nach New
York ab Bremen=Bremerhaven: D. Europa 15. 7., D. Karlsruhe
16. 7., D. Stuttgart 23. 7. D. Bremen 26. 7.. D. General von
Steuben 30. 7., D. Europa 31. 7., D. Columbus 4. 8., D. Dresden
D. Bremen 13. 8., D. Berlin 13. 8., D. Karlsruhe 16. 8.,
8
D. Europa 18. 8., D. Stuttgart 20. 8. Nach New York via
Halifax ab Bremen=Bremerhaven: D. Karlsruhe 16. 7.. D.
Karlsruhe 16. 8. Nach Kanada: D. Augsburg ab Bremen
22. 7., ab Hamburg 24. 7. Nach Boſton—Philadelphia
Baltimore-Norfolk (Frachtd.) ab Bremen=Hamburg;
D. Hamm ab Bremen 15 7., D. Holger ab Hamburg 22. 7., ab
Bremen 25. 7. (Nicht nach Boſton.) Nach Nord=Amerika=
Weſtküſte ab Bremen=Hamburg: MS. Oakland ab Bremen
4. 7., D. Vancouver ab Hamburg 22. 7., ab Bremen 25. 7., MS.
Seattle ab Hamburg 1. 8., ab Bremen 4. 8., D. Schwaben ab.
Hamburg 12. 8., ab Bremen 15. 8. Nach Havana=
Gäl=
veſton ab Bremen=Bremerhaven: D. Karlsruhe ab
Bremer=
haven 16. 8. Nach Cuba=New Orleans ab Bremen=
Ham=
burg: D. Ingram ab Hamburg 6. 8., ab Bremen 8. 8. Bremen=
Hamburg=New Orleans: D. Haimon ab Bremen 6 8.,
ab Hamburg 10. 8. Nach Cuba=Mexiko=Texas ab
Bre=
men=Hamburg: MS. Kiel ab Hamburg 25. 7., MS. Erfurt ab
Hamburg 6. 8., ab Bremen 8. 8. Nach Weſtküſte Zentral=
Amerika und Mexiko ab Bremen=Hamburg: D. Witell a
Hamburg 21. 7., ab Bremen 22. 7. Nach Weſtindien: D.
Ulm ab Hamburg 18. 7., ab Bremen 20. 7. Nach
Nordbra=
ſilien: D. Anatolia ab Bremen 16. 7., ab Hamburg 18. 7.,
D. Aegina ab Bremen 1. 9., ab Hamburg 3. 9. Nach
Mittel=
braſilien (Paſſagier= und Frachtd.): D. Drechterland ab
Bremen 15 7., ab Hamburg 18. 7., D. Weſer ab Bremerhaven
22. 7., D. Flandria ab Bremerhaven 27, 7., D. Irmgard ab
Bre=
men 29. 7. ab Hamburg 1. 8., D. Eiſenach ab Bremen 12. 8., ab
Hamburg 15. 8. Nach dem La Plata (Paſſagier= und
Fracht=
dampfer): D. Weſer ab Bremerhaven 22.
D. Flandria ab
Bremerhaven 27. 7., D. Gotha ab Bremen 21. 7.. ab Hamburg
25. 7., D. Amſtelland ab Bremen 1. 8. Nach Südbraſilien:
D. Paraguay ab Hamburg 23. 7., ab Bremen 24. 7. Nach Süd=
D. Adolf v.
Amerika (Weſtküſte) via Panamakanal
Bayer ab Hamburg 23. 7., ab Bremen 25. 7.. D. Ludwigshafen ab
Hamburg 30. 7., ab Bremen 1. 8., D. * ab Hamburg 6. 8., ab
Bremen 8. 8. Via Magellan=Straße: D. Karnack ab
Bremen 21. 7., ab Hamburg. 25. 7.. D.
* ab Bremen 4. 8., ab
D.
Hamburg 8. 8. Fruchtdampfer Canar. Inſeln
Orotava ab Bremen 15. 7.. MS. Rio Bravo ab Bremen 29. 7.,
D. Orotava ab Bremen 12. 8. Nach Oſtaſien: MS.
Fries=
land ab Bremen 14. 7., ab Hamburg 18. 7., MS. Trave ab
Bre=
men 18. 7., ab Hamburg 22. 7.. D. Alſter ab Bremen 21. 7., a
Hamburg 25. 7., MS. Duisburg ab Bremen 25. 7., ab Hamburg
29. 7., MS. Rheinland ab Bremen 28. 7., ab Hamburg 1. 8.. D.
Trier ab Bremen 1. 8. ab Hamburg 5 8. Nach Auſtralien;
D. Bitterfeld ab Hamburg 18, 7., ab Bremen 20. 7., D. Moſel ab
b Bremen 3 8. Nach der Levante ab Bre=
Hamburg 1.
men zirka 8 Abfahrten im Monat. Nach Finnland ab
Bre=
men achttägiger Dienſt nach allen Haupthäfen. Nach Reval
ab Bremen: Abfahrten alle 8—10 Tage. Nach Leningrad
ab Bremen; je nach Bedarf. Nach England ab Bremen-
Lon=
don 4—5 Abfahrten in der Woche. Bremen—Hull 2
Ab=
fahrten in der Woche. Bremen—Middlesborough=
Newcaſtle 10tägig. Bremen—Hamburg—
Frank=
reich: Abfahrten: Dienstags von Bremen, Freitags von
Ham=
burg. Afrika=Linien: Oeſtliche Rundfahrt um Afrika: D
D.
Niaſſa ab Hamburg 22. 7.; weſtliche Rundfahrt um Afrika: D.
Adolf Woermann ab Hamburg 8 8. Geſellſchaftsreiſen:
2. Nordkapfahrt: D. Lützow ab Bremerhaven 21. 7., 3.
Nordkap=
fahrt: D. Sierra Cordoba ab Bremerhaven 6. 8 — Mitgeteilt
durch Anton Fiſcher, Darmſtadt, Frankfurterſtr. 12—14.
Lokale Beranſkalkungen.
Die bierunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen mn betrodte.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kriff.
— Im Herrengarten=Café findet heute abend ein
großes Konzert moderner Operetten und Schlager ſtatt.
Ver=
ſäume niemand, dieſe ſchönen Sommerabende in Darmſtadts
ſchön=
ſten Garten=Lokalitäten zu beſuchen.
— Schuls Felſenkeller. K ute Mittwoch den 15. Juli,
findet in Schuls Felſenkeller ein Rheiniſcher Abend ſtatt.
Der=
ſelbe wird ausgeführt von einem Enſemble des Stadt=Orcheſters.
In dem windgeſchützten Garten erwarten den Beſucher einige
genußreiche und ſtimmungsvolle Stunden.
Aus den Parkeien.
Deutſche Staatspartei, Ortsgruppe Darmſtadt. Am
Freitag, den 17. d. M., abends, treffen ſich die Mitglieder der
Partei im Parteilokal, Eſchollbrücker Straße 5, zur zwangloſen
Ausſprache über politiſche Tagesfragen.
Tageskalender für Mittwoch, den 15. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, 20 Uhr: „Zum goldenen Anker”, — Konzerte: Zur
Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor,
Herrngartenkaffee, Wiener, Kronenbräukeller, Schuls Felſen=
Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und
keller.
Palaſt=Lichtſpiele.
Aus Heſſen.
— Traiſa, 14. Juli. Gleich dem Obſt= und Gartenbauverein, der vor
einiger Zeit unſer Schulhaus mit herrlichem Blumenſchmuck verſah,
be=
zeugte auch der hieſige Spar= und Kohlenbezugsverein anläßlich ſeines
10jährigen Beſtehens ſeine Schulfreundlichkeit, indem er einen
anſehn=
lichen Geldbetrag zur Beſchaffung von Lehrmitteln ſtiftete.
Cp. Pfungſtadt, 14. Juli. Der Berliner Mozartchor
(Kinderchor) gibt hier am Donnerstag abend (16. Juli) im evgl.
Gemeindehaus ein Konzert. Der ungefähr hundert Kinder ſtarke
Chor wird in Privatquartieren untergebracht. — Die
Kohlenein=
kaufsgeſellſchaft „Friede” hält am Sonntag vormittag im
Gaſt=
haus Vögler eine Mitgliederverſammlung ab, auf deren
Tages=
ordnung u. a. die Erſatzwahl des Vorſtandes und die Abrechnung
vom Jahre 1930 ſteht.
R
Aul desichs-Braautg
I
aber auch zur Bräunung des ganzen Körpers bei Sonnenbädern verwende 8
man die reizmildernde und kühlende Leodor=Fett=Creme. Tube 60 Pf. und 1 Mk. —
Wirkſam unterſtützt durch Leodor=Edelſeife Stück 50 Pf. Zu haben in allen S
Chlorodont=Verlaufsſtellen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 14. Juli. Sterbekaſſee. V. Die
Generalverſammlung findet am Samstag, den 25. Juli I. J., im
Saale des Gaſthauſes „Zum Darmſtädter Hof” ſtatt. — Klein=
und Sozialrentner=Unterſtützungsempfänger.
Infolge Herabſetzung der Richtſätze iſt eine Nachprüfung der
ge=
währten Unterſtützungen notwendig geworden. Inſoweit die
Unterſtützungen zuzüglich des übrigen Einkommens die jetzt
gül=
tigen Richtſätze überſchreiten, muß eine Verminderung der
Unter=
ſtützung eintreten. Es liegt daher im eigenſten Intereſſe der
Unterſtützungsempfänger, wenn ſie der Bürgermeiſterei alle
Aen=
derungen im Einkommen (Rentenverminderung, Wegfall von
Miet= und Pachterträgen, Zinſenverminderung uſw.) mitteilen.
Nur ſo iſt es zu vermeiden, daß ungerechtfertigte Abſtreichungen
an der Unterſtützung ſtattfinden. — Gemeindeſteuerzettel.
Die Steuerbeſcheide der Gemeinde für das Rechnungsjahr 1931
gelangen in den nächſten Tagen zur Zuſtellung. Im Gegenſatz
zu denjenigen des Staates iſt auf dieſen die Steuerfeſtſetzung und
Abrechnung für das Rechnungsjahr 1930 nicht enthalten, weil lt.
Gemeinderatsbeſchluß die vorläufigen Steuern für 1930 als
end=
gültige zu betrachten ſind. Nur in ſolchen Fällen, wo ſich bei einer
Steuerkategorie der dem Ausſchlag zugrunde liegende Steuerwert
um mehr als 5 Prozent gegen das Vorjahr verändert hat, findet
eine endgültige Veranlagung ſtatt, wobei aber auch wieder
Unter=
ſchiedsbeträge bis zu 3 Mark unberückſichtigt bleiben.
G. Ober=Ramſtadt, 14. Juli. Auch in unſerer Gemarkung ſetzen
die Felddiebſtagte eben in erhöhtem Maße ein. Die Frepler haben
es auf Erbſen, Bohnen. Gemüſe und Kartoffeln abgeſehen, ſie
ernten, ohne Rückſichtnahme auf diejenigen, die unter Aufwand
von Zeit und Geld ſäen. — Nicht immer iſt es dringende Not, die
die Frevler zu den Entwendungen treibt, ſondern ſehr oft nur das
Verlangen, auch von den erſten Erzeugniſſen zu koſten. Obwohl
unſer Feldſchutzperſonal unermüdlich im Dienſt, reicht es nicht aus,
die große Feldgemarkung ausreichend zu ſchützen und die
Beſtel=
evtl. Ehrenſchützen — erweiſt ſich
lung weiterer Hilfskräfte —
wohl als notwendig.
T. Spachbrücken, 14. Juli. Unfall. Ein 12jähriger Junge von
hier ſtürzte auf dem Wege zur Schule ſo unglücklich zu Boden, daß er
ſich eine erhebliche Knochenquetſchung zuzog. Man bringt der
betrof=
fenen Familie, die erſt kürzlich ihrer Ernährer (den Vater des Jungen)
durch den Tod verloren hat, hier allgemeine Teilnahme entgegen.
T. Groß=Zimmern, 14. Juli. Frau Friedrich Rapp geb. Brücher
konnte am Samstag ihren 86 Geburtstag feiern. Wenn ſich auch
in körperlicher Hinſicht die Mängel des Alters bereits einſtellten, ſo
er=
freut ſich das Geburtstagskind doch noch einer geſunden geiſtigen Friſche.
T. Zeilhard, 14. Juli. Im hohen Alter von 88 Jahren verſtarb hier
rau Eliſabethe Ihl Witwe. Sie war die älteſte Einwohnerin der
ieſigen Gemeinde. Sie wurde unter großer Beteiligung zu Grabe
ge=
agen.
— Hirſchhorn, 14. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
. Juli: 1,70 Meter; am 14. Juli: 1,78 Meter.
S. Bensheim, 14. Juli. Brand. In der Sonntagnacht ertönten
die Feuerſirenen und die Feuerſignale. Es brannte am Güterbahnhof
in der dort gelegenen Zinn= und Bleiſchmelze des Herrn Zieringer, die
ein faſt völliger Raub der Flammen wurde. — Segelfliegerei.
Die hieſige Ortsgruppe der Segelflieger veranſtaltete am Sonntag in
Gegenwart vieler Hunderte Zuſchauer die Taufe ſeiner erſten
Segelflug=
maſchine, die S. D. Erbprinz Georg Ludwig von Erbach=Schönberg
vor=
nahm. Die Maſchine erhielt den Namen „Nully”. Anweſend waren
unter anderen Gäſten die Herren Kreisdirektor Reinhart, Schlerf=
Mann=
heim, der Träger des Hindenburgpokals, Dr. Ouvrier=Darmſtadt und
Bauführer Gramlich=Mannheim. Leider ging das Fahrgeſtell der
Ma=
ſchine bei dem erſten Start zu Bruch, ſo daß weitere Flüge vorerſt nicht
mehr ausgeführt werden konnten; die Maſchine ſoll jedoch bis zum
näch=
ſten Sonntag wieder ſtartbereit ſein. Das Intereſſe der Bewohnerſchaft
an dem Segelflugfport iſt durch die öffentliche Schauſtellung und die
Taufe erfreulich geſtiegen.
Au. Mörfelden, 13. Juli. Stürmiſche
Gemeinderats=
ſitzung. In der letzten Sitzung des Gemeinderates kam es wiederum,
wie ſchon in den zwei letzten Sitzungen, zu lebhaften Störungsverſuchen
durch das kommuniſtiſche Publikum. Während der Beratung des
Ge=
meindevoranſchlages wurde der Verſuch gemacht, die Verſammlung zu
ſtören, ſo daß mehrere Beſucher gewaltſam entfernt werden mußten. Bei
dem Durcheinander wurde das Beratungsprotokoll des Gemeinderats
entwendet. Da die Störungen fortdauerten, mußte die Sitzung
wieder=
um abgebrochen werden.
— Gernsheim, 14. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
13. Juli: 2,10 Meter; am 14. Juli: 1,90 Meter.
4. Klaſſe 37. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
1. Ziehungstag
13. Juli 1931
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 100000 M. 263831
2 Gewinne zu 5000 M. 264460
4 Gewinne zu 3000 M. 83965 222309
Bewinne zu 2000 M. 137113 174249 247952 253529 266401
6 Gewinne zu 1000 M. 23768
27754 87052 163694 182111 21277
222204 242052 259116 259325 273234 277035 320811 357008 359831
3689257 374812 397214
34 Gewinne zu 800 M. 14011 39637 42398 53596 62934 66016
85358 86478 85617 103283 123726 126002 213930 240080 241743
255491 294699
0 Gewinne zu 500 M. 57976 104236 106276 139082 141375 147983
186058 195861 207535 212886 218660 224362 227536 236790 238556
240977 252024 253665 269158
259982 264727 296461 298999 307192
322231 330719 339925 380126 381546 389138
On der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 10000 M. 27019
Gewinne zu 5000 M. 4091
72128
8 Gewinne zu 3000 M. 95435 171861 183436 290506
H
6 Gewinne zu 2000 M. 86598
98314 27529
16 Gewinne zu 1000 M. 40193 54881 82436 207583 223764 251420
265686 379984
40 Gewinne zu 800 M. 30121 74916 118580 123019 129505 138308
175463 191184 193873 196061 235880 236148 244310 260920 269841
270517
192134 350353 385714 399102
48 Gewinne zu 600 M. 11664 17219 21111 21209 68752 114020
125633 1263
128002 181748 165224 194685 210863 219691 247430
317159 334597 346847 348619 348585 364582 386978 388624 394693
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 15. Juli.
7.32: Bad Salzſchlirf: Frühkonzert des Kurorcheſters.
12.29: Schloßplatz Stuttgart: Promenadekonzert.
15.20; Stunde der Jugend.
Zad Nauheim: Konzert des Kurorcheſters.
16.26:
18.10: Dr. Köbner: Wie wird der Grundbeſitz in Heſſen=Naſſau
neu bewertet werden?
18.35; Zeit, Programmänderungen.
18.40: K. Walter: Theater und Dichtung im Elſaß.
19.05: Kaclsruhe: Saxophonkonzert der Kapelle Haas=Mahagonny.
Ausf.: H. Wagner (Saxophon), J. Schwarz (Klavier).
19.10: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.30: Bergwerk. Erlebte Geſchichten von Paul Laven.
20.00: Düſſeldorf: Militärkonzert der verſtärkten Kapelle des ehem.
Niederrheiniſchen Füſilier=Regts. 39.
21.30: Creß ertrinkt. — Erlebnis am ſchwarzen See. Zwei
Erzäh=
lungen von Andreas Zeitler.
22.15: Zeit, Wetter. Nachrichten, Sport.
Königswuſterhauſen.
„Deutſche Welle: Mittwoch, 15. Juli.
15.00: Margarete Wallmann: Tanzturnen für Kinder.
15.45: Martha Jordan: Meine Erfahrungen während meiner
Ar=
beitszeit in einem bäuerlichen Haushalt.
16.00: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.00: Lehrer Richter: Zur Landſchulheimfrage: Ueber den
Aufent=
halt einer ganzen Berliner Volksſchule im Landſchulheim.
17.30: Altengliſche Muſik und Dichtung: „Purcell, ein Klaſſiker
der engliſchen Muſik.
18.00: Dr. Böhmer: Das ſchöne Mecklenburg,
Dr. Goldſchmit: Der kluge Zeitgenoſſe im Irrtum.
18.30:
18.55: Wetterbericht für die Landwirtſchaft.
19.00: G. Reuter: Neue Romantik der Landſtraße: Unbekanntes
aus dem Leben der Landſtraßenwärter.
19.20: A. Mühr: Tragikomödien des Alltags.
19.40: Min.=Rat Goslar: Was der Staatsbürger wiſſen ſollte:
Die Gleichberechtigung der Geſchlechter in der Reichsverfaſſung
und in der ſtaatsbürgerl. Praxis. — Anſchl.: Wetterbericht für
die Landwirtſchaft.
20.00: Düſſeldorf: Militärkonzert. Kapelle des ehem. Niederrhein.
Füſilier=Regt. 39.
21.35: Budapeſt: Zigeunermuſik. Kapelle Imre Magyari.
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Café Berlin: Tanzmuſik. Kapelle George Nettelmann.
Nummer 194
Mittwoch, den 15. Juli 1931
Seite 7
9b
James Brodte.
Die Phantaſie der Knaben und die zu ihrer Anreizung
ge=
ſchriebenen mehr oder minder ſchlechten Bücher haben ſich immer
gern als Thema gewählt den Abenteurer, der in fernem Lande bei
irgendwelchen Wilden Häuptling wird oder gar ein Königreich
gründet, aber gar ſelten nur ſind ſolche Phantaſien Wirklichkeit
geworden. Um ſo intereſſanter iſt es, einmal den Spuren eines
Mannes zu folgen, der tatſächlich die Herrſchaft eines halbwilden
Landes gewonnen hat, zumal da dieſer Staat heute noch exiſtiert:
Sarawak auf Borno.
Sir James Brooke, geb. am 29. April 1803, als der zweite
Sohn von Thomas Brooke, einem Zivilbeamten der Oſtindiſchen
Kompagnie, entſtammte einer altangeſehenen engliſchen Familie.
Ein Vorfahre von ihm war ſchon unter Karl II. Lord Mayor von
London geweſen. James Brooke trat als Kadett in die
engliſch=
indiſche Armee ein, zeichnete ſich im Birmakrieg 1824—26 aus,
wurde dabei verwundet und verließ den Heeresdienſt. 1830 ging
er, wie ſo manche reiche Engländer, auf Reiſen „zur Stärkung
ſeiner Geſundheit und zum Vergnügen”, und zwar nach China.
Dort faßte er den Plan, auf den Sundainſeln zu wirken, und zwar
im Intereſſe der Forſchung und Wiſſenſchaft, zur Unterdrückung
der Sklaverei und des damals dort noch blühenden Piratentums
und — zur Anbahnung von Handelsverbindungen dorthin. Echt
eng=
liſch dieſe Verbindung von philantropiſchen und wiſſenſchaftlichen
Zielen mit den ſehr realen Zwecken des britiſchen Handels.
James Brooke wird geſchildert als ein edler Menſch,
auf=
richtig von Charakter, energiſch und gewandt, ſportlich geübt und
waffenkundig und von eleganten Umgangsformen. Drei Jahre
brauchte er zur Zuſammenſtellung, Ausrüſtung und Ausbildung
ſeiner Mannſchaft. Er machte hierzu eine Kreuzfahrt im
Mittel=
meer. Das für ſeine Zwecke von ihm gecharterte Schiff war der
„Royaliſt”, ein Schuner von 142 Tonnen mit nur wenig mehr als
20 Mann Beſatzung, armiert mit 6 Sechspfündern und einigen
swivels (Drehbaſſen, eine Art Wallbüchſen). Am 16. September
1838 verließ Brooke England und fuhr über Rio de Janeiro, ums
Kap der guten Hoffnung nach Singapur. Dort verſtärkte er ſeine
Mannſchaft um einen Dolmetſcher, Williamſon, ſpäter ſein
ge=
treueſter Mitarbeiter, und acht Malaien und ſegelte im Juni 1839
nach Borneo. Am 1. Auguſt wird dieſe Inſel geſichtet, und am
15. Auguſt 1839 landet Brooke in Sarawak (oder Kutſching), der
Hauptſtadt des gleichnamigen Landes, 37 Kilometer oberhalb der
Mündung des ebenſo genannten Fluſſes, mit damals 1500
Ein=
wohnern. Das Land bildete zur damaligen Zeit eine Provinz des
Königreichs Borneo oder Brunei und wurde beherrſcht von
Rad=
ſcha Muda Haſſim, dem Oheim des Sultans von Brunei. Die
herrſchende Klaſſe und Hauptbewohner der Küſtenorte ſind
ein=
gewanderte Malaien; auch haben ſich zahlreiche Chineſen als
Kaufleute, und Handwerker dort niedergelaſſen. Das
Herrſcher=
geſchlecht von Brunei war arabiſcher Abſtammung. Von Arabern
gibt es ſonſt nur wenige dort. Die Maſſe der Bevölkerung
bil=
deten damals wie heute die eingeborenen Dajaks, die im (Holland
gehörigen) Innern Borneos auch noch gegenwärtig eine ziemlich
kulturloſe Geſellſchaft ſind. Die Dajaks waren berüchtigte
Kopf=
jäger, und in der Zeit Brookes mußte bei den Stämmen im
Innern noch der Jüngling den Kopf eines erlegten Feindes
vor=
weiſen, ehe er ein Mädchen heimführen durfte. Das Land
Sara=
wak umfaßt 108800 Quadratkilometer, d. h. faſt ſoviel wie
Bayern, Sachſen und Heſſen zuſammen (Heſſen 7682
Quadratkilo=
meter) und hat 600 000 Einwohner nach der Zählung von 1925.
Es iſt größtenteils mit Urwald bedeckt und außerordentlich
frucht=
bar. An Bodenſchätzen findet man Gold, Kohlen, Antimon und
Erdöl. Die Flüſſe ſind nur im Unterlauf ſchiffbar. Die Küſte iſt
650 Kilometer lang (Darmſtadt-Berlin 567, Darmſtadt-Kiel
669 Kilometer).
Brooke fand im Lande einen Aufſtand einiger Dajakſtämme
vor und die Seeräuberei in voller Blüte. Am 26. September
1839 ſchlägt er zum erſten Mal einen Piratenüberfall ab. Nach
einem Abſtecher nach dem holländiſchen Celébes und Rückkehr im
Auguſt 1840 ſtellte ſich Brooke auf Bitten des Radſchas Muda
Haſſim dieſem zur Verfügung zur Unterdrückung des Aufſtandes,
deſſen der Radſcha nicht Herr werden konnte. Trotz der
Kopf=
jägerei der Dajaks, die wohl meiſt durch hinterliſtige Ueberfälle
ausgeübt wurde, ſind dieſe und auch die Malaien auf Borneo,
und die eingewanderten Chineſen erſt recht, keine guten Soldaten.
Die Kämpfe werden mehr auf chineſiſche Art ausgefochten. Einer
befeſtigt ſich in Forts oder Schanzen, der andere rückt ihm
gegen=
über, verſchanzt ſich auch, und man verſchießt möglichſt viel
Pul=
ver, beſchimpft ſich auch nach Art der homeriſchen Helden, aber
einen Sturm wagt man möglichſt nicht. Die Truppen des
Rad=
ſchas beſtanden aus 400 bis 500 Malaien und Dajaks, hierzu
wur=
den noch 200 Chineſen in ihrer Heimat angeworben. Der Gegner
war ungefähr gleich ſtark, in Forts verſchanzt, zur Hälfte mit
Ge=
wehren bewaffnet und verfügte über drei Sechspfünder und eine
Anzahl Swivels. Die Truppen des Radſcha waren auch zum Teil
nur mit Speer, Schwert und Schild bewaffnet und hatten
viel=
fach ſehr vorſintflutliche Schießgewehre. Brooke hatte ſehr mit
der Indolenz und Eiferſucht der eingeborenen Führer (
Pange=
rans genannt) zu kämpfen, man verſuchte ſogar, ihn zu ermorden,
aber er ſetzte ſich durch, die Befeſtigungen wurden vorgeſchoben,
ein Zwölfpfünder in Stellung gebracht, Breſche in die feindlichen
Schanzen geſchoſſen, und nun wollte Brooke ſtürmen; aber der
Befehlshaber Pangeran Macota — ſpäter der erbitterte Gegner
Brookes — zögerte. Da reißt dieſem die Geduld, er fährt zum
Radſcha und erklärt, abreiſen zu wollen. Da bietet am 14. 12.
1840 der Radſcha ihm Regierung und Handelsprivilegium in
Sarawak an, wenn er nur helfe. Macota wird durch einen
an=
deren Pangeran erſetzt, der Sturm wird abermals vorbereitet,
Brooke will mit 10 Engländern, 60—80 Malaien und 50 Chineſen
zum Sturm vorgehen, während 6 Engländer bei den Geſchützen
bleiben. Wieder mißlingt die Sache, da ein Weg, der von einigen
hundert Dajaks am Tag vorher durch den Urwald gebaut wer=
den ſollte, wegen ſtarken Regens nicht angelegt worden war.
Aber ſchließlich ſiegt doch Brookes Energie, der Feind wird
ge=
ſchlagen und zur Unterwerfung gezwungen.
Im April 1841 legte ſich Brooke noch ein zweites Schiff zu,
den Swift, einen kleinen Schuner von 90 Tonnen. Trotz
Feind=
ſeligkeiten und Intriguen der Gegenpartei, vor allem Macotas,
trat Brooke tatſächlich die ihm von Muda Haſſim übertragene
Herrſchaft an, bezog im Auguſt 1841 ein für ihn beſonders
ge=
bautes Haus und wurde am 24. September 1841 feierlich als
Statthalter eingeſetzt. Mit Energie, und doch mit Takt und kluger
Rückſicht auf die einheimiſchen Verhältniſſe, ergriff er die Zügel,
er gründete einen oberſten Gerichtshof unter ſeinem eigenen
Vor=
ſitz, ſetzte Kriegsgefangene in Freiheit, erließ Verordnungen zur
gleichmäßigen Beſteuerung aller Einwohner und Unterdrückung
der Willkür der Führer, nahm die teilweiſe unterdrückten und
ausgebeuteten Dajaks vor den Malaien in Schutz und bekämpfte
beſonders ſcharf die Seeräuberei, ebenſo wie die Fehden und
Raubzüge zu Land. Nach zwei erfolgreichen Zügen gegen
See=
räuber ging Brooke nach Brunei und verlangte dort vom Sultan
die förmliche Beſtätigung ſeiner Herrſchaft mit dem Titel Radſcha
(Fürſt) am 1. Auguſt 1842. Muda Haſſim ſoll nach Brunei
zurück=
kehren und dort die Herrſchaft führen, während ſein Neffe, der
Sultan, der als ein energieloſer Menſch geſchildert wird, ſich mit
dem Titel als Sultan und den für ſeinen Hof nötigen Einnahmen
begnügen will.
Als Helfer bei ſeiner Regierung hatte Brooke nur zwei
Europäer, den ſchon erwähnten Dolmetſcher Williamſon und
einen Arzt, bei Zügen gegen Seeräuber außerdem die Mannſchaft
ſeiner beiden Schiffe, aber hinter ihm ſtand doch die Macht
Eng=
lands. Das engliſche Kriegsſchiff „Dido”, unter Kapitän Keppel
bekämpfte von Mai bis Juni 1843 und Juli bis September 1844
im Verein mit Brooke die Piraten und zerſtörte ihre Neſter,
Im Februar 1845 wurde Brooke zum Agenten der britiſchen
Re=
gierung für Borneo ernannt, er war alſo nun gleichzeitig
eng=
liſcher diplomatiſcher Beamter und Lehensfürſt des Sultans. Im
ſelben Jahre erſchien ein engliſches Geſchwader unter Admiral
Cochrane und brachte Muda Haſſim von Sarawak nach Brunei,
damit er dort die Herrſchaft antrete. Die Abdankung des
Sul=
kans ſcheint alſo vielleicht doch nicht ſo ganz freiwillig geweſen
zu ſein, wie Brooke ſie ſchildert. Muda Haſſim wurde dann auch
ſpäter von der antiengliſchen Partei unter Mitwiſſen des
Sul=
tans ermordet, aber der Verſuch des letzteren, das ihm
unange=
nehm gewordene Verhältnis zu Brooke zu löſen, mißlang.
1846 wurde der Sultan dazu noch gezwungen, die Inſel
Labuan an England abzutreten, die bis heute engliſche
Kron=
kolonie und Kohlenſtation geblieben iſt. Brooke reiſte 1847 nach
England zu Verhandlungen mit der Regierung und Beſtätigung
der mit dem Sultan von Brunei abgeſchloſſenen Verträge. Am
1. Februar 1848 als britiſcher Generalkonſul in Borneo und
Gouverneur von Labuan nach Borneo zurückgekehrt, ließ er am
27. Juli 1849 eine furchtbare Metzelei unter den Piraten
an=
richten. 1850 wurde er als ſelbſtändiger Herrſcher von Sarawak
von England, Italien und den Vereinigten Staaten von Amerika
anerkannt. 1857 wurde er von einem Chineſenaufſtand ſchwer
be=
troffen, es gelang ihm aber, dieſen zu unterdrücken. 1863 verließ
er Sarawak und ſtarb auf ſeiner Beſitzung in Devonſhire in
Eng=
land am 11. Juni 1868.
1875 erwarb die britiſche Nordborneokompagnie noch einen
großen Teil des Sultanats Brunei, übernahm 1881 definitiv die
Regierung in dieſem Gebiet und erweiterte es 1885 noch
bedeu=
tend. Die Herrſchaft wird dort nicht von der engliſchen
Regie=
rung, ſondern von der Geſellſchaft ausgeübt, die alſo
Hoheits=
rechte außer ihrem Handels=, Plantagen= und Bergwerksbetrieb
beſitzt, ähnlich wie in der erſten Zeit der deutſchen Koloniſation
die Deutſch=Oſtafrikaniſche Geſellſchaft und die Deutſche Neu=
Guinea=Kompagnie. 1888 trat das bis dahin ſouveräne Sarawak
unter die Oberhoheit Englands, blieb aber in der inneren
Ver=
waltung bis heute ſelbſtändig, hat z. B. auch noch eigene
Poſt=
marken und eigene Münzen. Die heutige politiſche Geſtaltung
Borneos iſt alſo folgende: der bei weitem größte Teil der Inſel
gehört den Holländern (Bezirke Pontianak und Bandſchermaſſing),
die Nordſpitze gehört der britiſchen Nordborneokompagnie, an der
Nordweſtküſte liegen die Sultanate Brunei und das kleine Sulu
unter eingeborenen Herrſchern, ſowie Sarawak,, alle drei unter
dem Protektorate Englands. Die dieſer Küſte vorgelagerte Inſer
Labuan iſt engliſche Kronkolonie.
In Sarawak folgte als Radſcha auf James Brooke ſein Neffe,
Sir Charles Johnſon Brooke, und auf dieſen ſein Sohn, Sir
Charles Vyner Brooke, alſo der Großneffe des Gründers der
Dynaſtie, der, am 26. September 1874 geboren, ſeit 1917 bis heute
herrſcht. Die Gewalt des Regenten iſt unbeſchränkt; eine
Volks=
vertretung exiſtiert nicht. Das Land hat unter ſeinen europäiſchen
Radſchas ſchöne Fortſchritte gemacht, der Handel iſt ſehr lebhaft,
Ruhe und Ordnung herrſchen, die Hauptſtadt zählt 25 000
Ein=
wohner (gegen 1500 im Jahre 1839). Als Beiſpiel für die
Ent=
wicklung mag dienen, daß das Land 32 Poſtämter beſitzt, mir
16 Kilometer Telegraphenlinien und 19 Funkſtationen.
Eiſen=
bahnen gibt es nicht, Hauptverbindungsſtraßen ſind die Flüſſe
und in neuerer Zeit einige Autoſtraßen. Im Innern gibt es
natürlich auch heute noch, bei der dünnen Bevölkerung, Strecken
unerforſchten Urwaldes.
Schr.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Veranwwortlſch für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V.: Dr. C. H. Queiſch;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer;
für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herberi Nette
für den Inſeratentel und geſchäftliche Mittellungen: Willv Kuble;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten
Naont Tainku. Jarann
Hochſchulſpork.
Auf dem Hochſchulſtadion finden am Mittwoch, den 15. Juli,
16 Uhr, die Endkämpfe in den internen Wettkämpfen der
Darm=
ſtädter Studentenſchaft ſtatt.
Die Wettkämpfe werden eingeleitet von der gemeinſamen
Gymnaſtik aller Teilnehmer. Darauf folgen die Endkämpfe in dem
bereits vergangene Woche begonnenen Mannſchaftsmehrkampf,
die wieder unterbrochen werden von den Vorführungen einer
Tiſchſprungriege und dem Abteilungsreiten der Reitabteilung,
dem ſich ein leichtes
Jagdſpringen
anſchließt. Den Abſchluß der Veranſtaltung bilden Staffelkämpfe
der einzelnen Korporationen und Vereinigungen an der Hochſchule.
Zu den leichtathletiſchen Wettkämpfen ſind über 250
Meldun=
gen von 23 Korporationen und Vereinigungen eingelaufen. Hart
umſtritten und diesmal ungewiß iſt der Sieg in der
Schweden=
ſtaffel, zu der 9 Korporationen gemeldet haben. Bei der ſtarken
Beſetzung iſt es fraglich, ob der letztjährige Sieger, die A. T.V.
Alemannia, ihren Sieg wiederholen wird.
Ama Mannſchaftsmehrkampf zu dem S. Magnifizenz der
Rek=
tor der Techniſchen Hochſchule einen wertvollen Wanderpreis
ge=
ſtiftet hat beteiligen ſich 8 Korporationen. Dieſer
Mannſchafts=
mehrkampf ſetzt ſich zuſammen aus den Einzelmannſchaftskämpfen
im 100=Meter=Lauf. 100=Meter=Schwimmen, 400=Meter=
Hindernis=
lauf, Kugelſtoßen. Weitſprung und Kleinkaliberſchießen. Nach den
bisherigen Ergebniſſen ſtehen der norwegiſche Club, die A. T.V.
Alemannia und das Korps Rhenania am günſtigſten.
Bisherige Ergebniſſe im Mannſchafts=Mehrkampf (
Durch=
ſchnittsleiſtung von ſechs Einzelkämpfern): 1. Mannſchaftskampf
im 100 Meter Bruſt=Schwimmen: 1. Alemannia 1:41,4, 2.
Rhe=
nania 1:47,8, 3. Obotritia 1:51,2, 4. Norwegiſcher Club 1:54. —
Beſte Einzelleiſtung: Schäfer, Haſſo=Boruſſia 1:32,8. 2.
Mann=
ſchaftskampf im Weitſprung: 1. Norwegiſcher Club 5,61 Meter,
2. Alemannia 5,40 Meter, 3. Obotritia 5,27 Meter. 4.
Ghibbe=
linia 5,09 Meter. Beſte Einzelleiſtung: Gunderſen, Norw. Club,
5,96 Meter. 3. Mannſchaftskampf im Kleinkaliberſchießen (ſechs
Teilnehmer, je 5 Schuß liegend und 5 Schuß ſtehend freihändig):
1. Rhenania 426 Ringe. 2. Norwegiſcher Club 409 Ringe, 3
Ghi=
bellinia 405 Ringe, 4. Obotritia 395 Ringe. Ergebnis des Einzel=
Mannſchaftskampfes im Kleinkaliberſchießen:
1. Germania 476
Ringe, 2. Rhenania 426 Ringe, 3. Alemannia 425 Ringe.
Die Einzelmannſchaftskämpfe für den Mannſchafts=Mehrkampf
im 100=Meter=Lauf, 400=Meter=Hindernislauf und Kugelſtoßen
kommen am Mittwoch, den 15. Juli, zum Austrag.
* Handball in der 9.T.
Ergebniſſe vom 12. Juli: Groß=Umſtadt 1. — König 1.
5:1; Groß=Umſtadt 3. — Klein=Umſtadt 1. 6:6; Erbach 1. —
Leng=
feld 1. 1:3: Momart 1. — Schaafheim 1. 15:2; zweite
Mannſchaf=
ten 6:1: Hergershauſen 1. — Münſter 1. 3:5; zweite Mannſch. 3:2;
Reinheim 1.
Heubach 1. 7:5
Erbach 2. 11:3: Semd 1.
Zell 2. 7:3.
König 3. —
Groß=Umſtadt fand ſich trotz verſchiedener Erſatzleute gleich
zuſammen und ſpielte klar überlegen. Die Königer
Hintermann=
ſchaft hatte gegen den ſchnellen Sturm vollauf zu tun. Durch
raumgreifendes Spiel kam dieſer immer wieder zu klaren
Tor=
gelegenheiten. Aber es hielt hart, den guten Gäſtetormann zu
ſchlagen. Er zeigte feine Leiſtungen. Nachdem Umſtadt in
Füh=
rung gegangen, nutzte König einen Deckungsfehler geſchickt zum
Ausgleich aus. Sein Sturm verliert ſich im Innenſpiel und kann
gegen die ſichere Hintermannſchaft des Platzvereins nichts
aus=
richten. Dagegen ſtellt Groß=Umſtadt noch vor der Pauſe durch
feine Torſchüſſe den Sieg ſicher. König kommt nach der Pauſe
beſſer zur Geltung, aber nicht durch. Auch etliche Strafwürfe
brin=
gen nichts ein. Auf der Gegenſeite gibt es einige Lattenſchüſſe,
und im Endſpurt noch ein Tor. Das Spiel war trotz der Hitze
ſchnell bis zum Schluß. — Die neu zuſammengeſtellte Mannſchaft
Klein=Umſtadts war körperlich überlegen und ſetzte ſich zeitweiſe
beſſer durch. Der unentſchiedene Ausgang iſt gerecht. Das
Er=
gebnis des Erbacher Spieles entſpricht dem Spielverlauf und den
von dem Gaſtgeber gezeigten Leiſtungen. Der Sturm brachte nichts
zuwege. Die Hintermannſchaft ſpielte reichlich hart. Schaafheim
konnte in Momart nichts ausrichten. Das Ergebnis ſpricht für
ſich! Die Gäſte aus Münſter ſind ſehr flink und überlegen. Den
körperlich überlegenen Hergershäuſern mangelt es an Technik und
Torſchuß. Bei den zweiten Mannſchaften iſt es umgekehrt.
Rein=
heims ſchnelle Außen konnte die Erbacher Läuferreihe nicht halten.
Heubachs Sturm iſt ſchwach und verlor das Spiel. Der Semder
Tormann war an den letzten Toren nicht ſchuldlos. König 3. iſt
ſtark überlegen, ſpielt aber hart und viel mit dem Mund. Der
Zeller Angriff ſehr ſchwach. Nach der Pauſe fällt die Mannſchaft
ganz ab.
Am Sonntag ſpielen: Altheim 1 — Worfelden 1. um 3.30
Uhr Steinbach 2. —
Beerfelden 1., 4 Uhr; Lengfeld 1. —
Stein=
bach 1.. 3 Uhr: Mümling=Grumbach 1.
König 2., 1.30 Uhr;
Wald=Amorbach
Klein=Umſtadt 1., 3 Uhr; Gundernhauſen 1
Groß=Umſtadt 2., 3.15 Uhr; Gundernhauſen 2. — Groß=
Bie=
berau 2. 2 Uhr; Kirch=Brombach 2
— Reinheim 2., 2 Uhr; erſte
Mannſchaften um 3.15 Uhr; Groß=Umſtadt 3.
Richen 1./2., 4.15
Uhr; Schafheim 1
Hainſtadt 1., 3 Uhr; Semd 1. — Klein=
Zim=
mern 2., 3.15 Uhr
Zell 2. — König 3.
In Michelſtadt, „Zum grünen Baum”, findet ein Lehrgang
für Schiedsrichteranwärter ſtatt. Beginn pünktlich 8 Uhr.
Schieds=
richter! Zeitig die Berichte!
Wetterbericht.
Unſere Wetterlage ſteht weiterhin unter dem Einfluß des
atlantiſchen Tiefdruckſyſtems, das ſeine Ausläufer auf das Feſtland
vorſchickt und durch die verſchiedenen Luftmaſſen
Gewitterſtörun=
gen hervorruft. So befand ſich heute morgen eine Teilſtörung
über Norddeutſchland, die an ihrer Rückſeite etwas kühlere Luft
nach dem Feſtland bringt. Aber mit dem Vordringen des über
Irland gelegenen Kerngebietes gelangt auch wieder wärmere
Ozeanluft in unſern Bezirk, ſo daß es dabei noch mehrfach zu
Ge=
wittern mit Niederſchlägen kommt. Mit dem Wechſelſpiel der
Luftmaſſen ſchwanken auch die Temperaturen etwas, jedoch bleibt
es im allgemeinen ſchwül.
Ausſichten für Mittwoch, den 15. Juli: Wolkiges und ſchwüles
Wetter mit vorübergehender Aufheiterung, vereinzelte
Ge=
witterſtörungen oder Niederſchläge,
Ausſichten für Donnerstag, den 16. Juli: Fortdauer des
wechſel=
haften und öfters zu Gewittern neigenden Wetters.
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Seite 8
Mittwoch, den 15. Juli 1931
Nummer 198
Vom erſten Waffenkag der Kavallerie in Dresden.
Spaniſche Klöfter müſſen abgeriſſen werden.
Vorbeiritt einer Reichswehr=Ständartenabteilung vor Generalfeldmarſchall v. Mackenſen.
Der Waffenring der deutſchen Kavallerie veranſtaltete in Dresden ſeinen erſten Waffentag.
Zahlreiche ehemalige Kavallerieführer ſowie Vertreter der Reichswehrkavallerie nahmen an dem
Treffen teil.
Feuerwehr bei den Abbrucharbeiten an einem der zerſtörten Klöſter in Madrid.
Bei den kürzlichen Klöſterſtürmen in Spanien ſind viele Gebäude ſo ſchwer beſchädigt worden, daß
die Feuerwehr die Ruinen jetzt abreißen muß, um einem Einſturz vorzubeugen.
Meiut and Austand.
Prof. Ludwig Gurlikk F.
Prof. Ludwig Gurlitt,
der hervorragende Bahnbrecher der modernen
Pädagogik, ſtarb 76jährig in Freudenſtadt.
Zum Bilderdiebſtahl in Sindlingen.
Frankfurt a. M. Die Kriminalpolizei
hat ſich zwei Tage ſehr intenſiv mit der
Ange=
legenheit befaßt, ſteht der Sache inſofern aber
ſkeptiſch gegenüber, als die Ermittlung der
Täter, vor allem aber auch die
Wiederherbei=
ſchaffung der Bilder, ſehr ſchwierig ſein dürfte.
Die heutige Lesart geht dahin, daß der
Dieb=
ſtahl genau vorbereitet worden iſt, und daß die
Täter gute Hintermänner haben.
Höchſtwahr=
ſcheinlich ſind die Bilder unmittelbar nach
ge=
lungener Tat den eigentlichen Hintermännern
in die Hand geſpielt worden, von denen ſie dann
mittels Kraftwagens ins Ausland geſchafft
wor=
den ſind. Es beſteht die Wahrſcheinlichkeit, daß
die Bilder ſchon im Auslande waren, bevor die
Kriminalpolizei überhaupt die Möglichkeit hatte,
ſich mit der Sache zu befaſſen. Die
Grenzbehör=
den ſind aber immerhin entſprechend
benachrich=
tigt worden. Jedoch iſt die Möglichkeit, die
Bilder in abſehbarer Zeit wieder
herbeizuſchaf=
fen, mehr als gering.
Eiſenbahnanſchlag.
Kaſſel. In der Nacht vom 12. auf den
13. Juli bemerkte der Lokomotivführer des
Eil=
zuges 104 (Halle-Kaſſel) auf der
Eiſenbahn=
brücke bei Krangenhof, daß jemand mit einer
elektriſchen Taſchenlampe winkte. Da kurz darauf
der Lokomotivführer einen Stoß an der
Loko=
motive verſpürte, bremſte er und brachte den
Zug ſofort zum Halten. Bei der Unterſuchung
der Lokomotive und des Gleiſes wurden
keiner=
lei Beſchädigungen feſtgeſtellt. Der Zug ſetzte
darauf ſeine Fahrt fort. Auf Bahnhof
Kragen=
hof meldete ſich darauf ein 20jähriger
Bauge=
werksſchüler, der die Lichtſignale auf der Brücke
gegeben hatte, und gab folgendes an: Er habe
die Brücke und den Weg am Bahnkörper entlang
als Heimweg benutzt. Beim Verlaſſen der Brücke
habe er zwei Geſtalten beobachtet, die den
Bahn=
körper fluchtartig verlaſſen hätten. Dann habe
er quer auf den Gleiſen einen dicken Balken und
große Eiſenſtücke geſehen, die auch noch mit
Drahtſeilen verbunden geweſen ſeien. Die
Unter=
ſuchung der Bahnpolizei, die unmittelbar darauf
an Ort und Stelle erſchien, hatte folgendes
Er=
gebnis: Auf der einen Schiene des Gleiſes Hann.=
Münden-Kaſſel lag eine 1 Meter lange
Eiſen=
ſchiene und auf der anderen ein 70 Zentimeter
langes eiſernes Schwellenſtück. Dieſe
Gegen=
ſtände waren, ohne Schaden anzurichten, von den
Schienenräumern der Lokomotive weitergeſchoben
worden. Sie wurden in der Nähe gefunden und
ſtammen von einem Lagerplatz des Bahnhofes
Krangenhof. Die Behauptungen, daß ein ſchwerer
Balken auf den Schienen lag, und ferner, daß
Leute eiligſt den Bahndamm verlaſſen hätten,
konnten dem Anzeigenden widerlegt werden. Die
weitere Unterſuchung erfolgt durch die hieſige
Kriminalpolizei.
Von der Nordlandfahrk der deutſchen Flokke.
Die 1. Minenſuch=Halbflottille im Hardanger Fjord vor Ulvik (Norwegen).
Während im Kieler Hafen einige norwegiſche Kriegsſchiffe zu Beſuch eingetroffen ſind, haben
Teile der deutſchen Nordſeeflotte eine Nordlandfahrt unternommen, wobei ſie auch in norwegiſchen
Häfen vor Anker gingen.
Zurchkbare Tragödie eines Landwirks.
Vater und vier Kinder verbrannt.
Bremen. In dem kleinen Dorf Ohlenſtedt
im Kreiſe Oſterholz brach in der vergangenen
Nacht auf dem Grundſtück des Landwirts
See=
dorf ein Brand aus, der ſich mit überraſchender
Schnelligkeit über das ganze Beſitztum
aus=
dehnte und dem der Beſitzer und ſeine vier
Kin=
der zum Opfer fielen. — Wie ſich herausgeſtellt
hat, hat der Landwirt gegen Mitternacht das
Feuer ſelbſt angelegt, nachdem er ſeine vier
Kin=
der im Alter von 1½ bis 8 Jahren =auf der
Diele des Hauſes verſammelt und auch ſeine
Lieblingspferde dort feſtgemacht hatte. Bevor
die Feuerwehr aus dem Nachbarort zur Stelle
war, ſtürzte das brennende Dach des rings von
Flammen umzingelten Gebäudes in ſich
zuſam=
men und begrub den etwa 40jährigen Beſitzer
mit ſeinen vier Kindern unter ſich. Die Urſache
der furchtbaren Tat iſt wirtſchaftliche Not.
Bei=
nahe wären auch die Ehefrau, die Großmutter
und das Dienſtmädchen ein Opfer der Flammen
geworden.
Römiſche Funde bei Wetzlar.
Wetzlar. Durch den Heimatforſcher C. Metz
ſind in der letzten Zeit verſchiedentlich Funde
ge=
macht worden, die die römiſche Herkunft von
Be=
feſtigungsanlagen in der Umgebung von
Wetz=
lar zweifelsfrei darlegen. So fand er im vorigen
Jahr ein römiſches Kaſtell mit Tor, das ſich als
ein Straßenpoſten auswies, als man jetzt neben
dem Kaſtell auf eine gebaute römiſche Straße
ſtieß, deren weitere planmäßige Verfolgung ſich
über 30 Kilometer von Greifenſtein bis nach
Gießen erſtreckte. Ueber dem auf dem
gewach=
ſenen Boden liegenden Erdwall befindet ſich ein
etwa 25 Zentimeter dicker Steinkörper. Die
Breite der Straße ſchwankt zwiſchen 3 und 7
Meter. Eine wertvolle Ergänzung fand die
Straße durch die Entdeckung eines römiſchen
Brunnens etwa 50 Zentimeter unter der
Erd=
oberfläche. Er weiſt ſich als ein Becken von
vier=
mal vier Meter aus. Die Wände werden von
einer dreifachen Balkenlage gebildet. Die
nähere Unterſuchung der Funde dürfte durch das
Archäologiſche Inſtitut in Frankfurt
übernom=
men werden.
Der Lübecker Calmette=Prozeß am 12. Oktober.
Lübeck. Die Hauptverhandlung gegen die
in der Säuglingsaffäre beſchuldigten Lübecker
Aerzte wird am 12. Oktober vor dem Großen
Schöffengericht in Lübeck beginnen.
Abgeſagte Aerzte=Tagung.
Wien. Der Berliner Profeſſor v. d. Velde
hat als Generalſekretär der Geſellſchaft für
Ver=
dauungs= und Stoffwechſelkrankheiten die
dies=
jährige Tagung der Geſellſchaft, die im
Septem=
ber in Wien ſtattfinden ſollte, abgeſagt, und
zwar mit Rückſicht auf die wirtſchaftliche Not der
Aerzte, für die der Beſuch von wiſſenſchaftlichen
Kongreſſen eine allzuſtarke finanzielle Belaſtung
bedeuten würde.
Gasunglück in Duisburg.
Duisburg. Geſtern vormittag ereignete ſich
in den Mannesmann=Röhrenwerken ein
folgen=
ſchweres Gasunglück, das ein Todesopfer forderte.
Ein Arbeiter war beauftragt worden, in einen
Schacht hinabzuſteigen, um einen Gashahn
abzu=
ſperren. Obwohl er mit einem Sauerſtoffapparat
verſehen war, brach er nach kurzer Zeit
bewußt=
los zuſammen. Zwei Arbeitskollegen und ein
Mitglied der Werksfeuerwehr, die ihm zur Hilfe
geeilt waren, wurden ebenfalls bewußtlos. Die
Verunglückten wurden ſofort an die Luft
ge=
ſchafft. Die angeſtellten
Wiederbelebungsver=
ſuche hatten bei dem Arbeiter Wilhelm Feldhaus
keinen Erfolg mehr. Die anderen drei
Gaskran=
ken wurden dem Krankenhaus zugeführt.
50 ſeierke New York die Heimkehr
der Weltflieger Poſt und Gakky.
Poſt und Gatty (im erſten Auto)
werden in New York jubelnd begrüßt,
nachdem ſie in 8½ Tagen die Welt umflogen
und damit den Ehrentitel der ſchnellſten
Reiſen=
den der Welt erworben haben.
Horoſtope, die 50 000 M. einbrachken
Landau. Ein raffinierter Schwindler, der
unter dem falſchen Namen Dr. Rabenſtein als
Geſchäftsführer eines von ihm ins Leben
ge=
rufenen Vereins für geiſtige Kultur „Pſyche‟
tätig war, iſt von der Kriminalpolizei entlarvt
worden. Der angebliche Dr. Rabenſtein, mit dem
richtigen Namen Wittemann, hat zahlreiche
Per=
ſonen in Südweſtdeutſchland, beſonders ältere
Frauen, um Tauſende von Mark geſchädigt,
in=
dem er beim Stellen von Horoſkopen erklärte,
ihr Horoſkop ſtände" für die nächſte Zeit ſo
günſtig, daß ſie reich werden könnten. Sie
ſoll=
ten ſich raſch Geld verſchaffen und damit
ſpeku=
lieren. Wenn ſie nicht ſelbſt wüßten, wie man
ſpekuliere, ſo ſei er gerne bereit, die
Spekula=
tionen für ſie zu erledigen. Auf dieſe Weiſe
kamen dem Schwindler mehr als 20 000 Mark
in die Hände; nach anderer Schätzung ſollen es
mindeſtens 50 000 Mark ſein. Wittemann hat
mit dem erſchwindelten Gelde bereits die Flucht
ergriffen. Angeblich befindet er ſich auf dem
Weg nach Frankreich.
Wieder eine Segeljacht ohne Beſatzung
geborgen.
Kiel. Wie aus Kiel gemeldet wird,
berichtete der Kapitän eines finniſchen
Dampfers beim Einlaufen in die
Holte=
nauer Schleuſe, daß er am 12. Juli nachmittags
ſüdlich Yſtadt (Südſpitze Schwedens) ein auf dem
Waſſer treibendes weißes Boot ohne Beſatzung
ſichtete. Ein von ihm ausgeſandtes bemanntes
Boot brachte das treibende Fahrzeug, das voll
Waſſer war, längsſeits an den Dampfer. Es
war die deutſche Segeljacht „Klabautermann”
aus Blankeneſe, deren Inneres ein Chaos von
Inventar aller Art bildete. Leichen wurden in
dem Boot nicht gefunden. Es wird angenommen,
daß die Beſatzung bei dem letzten ſchweren
Nord=
weſtſturm den Tod gefunden hat. — Wie der
Blankeneſer Segelklub hierzu mitteilt, hat die
Jacht am 4. Juli mit vier Mann eine
Oſtſee=
fahrt angetreten.
Myſteriöſe Flugzeuglandung auf Korſika.
Paris. Wie der „Matin” aus Marſeille
meldet, iſt vorgeſtern nachmittag ein italieniſches
Flugzeug in der Nähe des kleinen Hafens
Fium=
orbo an der Oſtküſte von Korſika niedergegangen.
Die Inſaſſen ſollen ſofort ein Auto beſtiegen
haben und ſeitdem verſchwunden ſein. Das
Flug=
zeug wurde beſchlagnahmt und wird von der A
Gendarmerie bewacht.
18 Soldaten unter einem Kraftwagen begraben.
Paris. In Spaniſch=Marokko ſtürzte in
der Nähe von Villa Sanjurjo ein
Militärlaſt=
wagen mit 18 Soldaten in voller Fahrt um und
begrub alle Inſaſſen unter ſich. Ein Soldat iſt
tot, drei wurden in hoffnungsloſem Zuſtand
aus den Trümmern hervorgezogen. Die 14
an=
deren erlitten ſo ſchwere Verletzungen, daß ihre
Ueberführung in ein Militärlazarett notwendig
wurde.
Ueberſchwemmungen in Rußland.
Moskau. Infolge des anhaltenden
drei=
tägigen Regenguſſes wurde eine Anzahl von
Gruben und Kraftwerke im Donezbecken
über=
ſchwemmt.
Acht Tote bei einem Flugunfall
in Rußland.
Moskau. Vorgeſtern morgen ereignete ſich
bei dem Bahnhof Alabino, etwa 44 Kilometer
von Moskau, ein ſchweres Flugzeugunglück. Der
ſtellvertretende Chef des Stabes der Roten
Armee, der ſtellvertretende Leiter des Amtes
für Motoriſierung und Mechaniſierung, ſowie ein
Mitarbeiter des Stabes der Roten Armee, ferner
zwei Flieger, ein Beobachter und zwei
Flugtech=
niker wurden getötet.
Ozeanflug New York-Budapeſt.
New York. Zu einem Transatlantikflug
New York-Budapeſt ſind am Montag die beiden
ungariſchen Flieger Magyar und Endreſz vom
Roſevelt=Flugplatz aus aufgeſtiegen. Die erſte
Zwiſchenlandung ſoll in Harbour Grace erfolgen.
Das Flugzeug trägt den Namen „Gerechtigkeit
für Ungarn”.
„Juſtice for Hungary” in Harbour Grace
gelandet.
Harbour Grace. Die mit dem
Flug=
zeug „Juſtice for Hungary” geſtern von New
York zu einem Transozeanflug geſtarteten
un=
gariſchen Flieger Magyar und Endreſz ſind hier
um 11,32 Uhr vormittags gelandet.
Nummer 194
Mittwoch, den 15. Juli 1931
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Nummer 194
Mittwoch, den 15. Juli
Ruhige Beurteilung der Lage.
Deviſenzuflüſſe bei der Reichsbank. — Geſicherker Markkurs.
Wenn auch der Deviſenverkehr durch die Schließung der Börſe
offiziell aufgehört hat, ſo verweigert die Reichsbank keineswegs
die Hergabe von Deviſen, ſondern löſt gemäß den Beſtimmungen
des Bankgeſetzes auf Verlangen Reichsbanknoten gegen Deviſen
ein. Allerdings werden, wie wir erfahren, von ihr die Deviſen
nur noch gegen ſofortige Barzahlung in Reichsbanknoten
abge=
geben, und zwar zu Kurſen, die ungefähr mit denen vom Samstag,
dem 11. Juli, übereinſtimmen. Durch die verſchärfte Anwendung
der Kreditreſtriktion werden von der Reichsbank nur noch Wechſel
mit ganz kurzer Fälligkeit diskontiert, was praktiſch ein nur 40 50prozentiges Hereinnehmen der tatſächlichen Einreichungen
bedeutet. Dies hat dazu geführt, daß der Reichsbank ſeitens der
Banken, die durch die Verſchärfung der Kreditreſtriktion zur
Ab=
gabe von Valuten gezwungen ſind, Deviſen zufließen. Die
Reichs=
bank hat infolgedeſſen in den beiden letzten Tagen keine
Deviſen=
verluſte aufzuweiſen, ſondern ſogar einen Zugang an Deviſen. Da
damit die verſchärfte Reſtriktion den beabſichtigten Zweck erreicht
hat, iſt es vorläufig fraglich, ob es zum Erlaß der angekündigten
Deviſenverordnung kommt, die bekanntlich nur mit
internationa=
ler Zuſtimmung erlaſſen werden kann, da im Anſchluß an den
Youngplan die Einlöſungspflicht der Reichsbank feſtgelegt wurde.
In Fachkreiſen ſteht man nach den gemachten Erfahrungen des
Jahres 1924 der Wiedereinführung einer Deviſenzwangswirtſchaft
ſkeptiſch gegenüber, weil man wie damals eine ſtarke
Verknap=
pung an fremden Geldſorten ſchon im inoffiziellen Handel in
De=
viſen befürchtet.
Die Tatſache, daß die Reichsbank ihrer Einlöſungsplicht
durch=
aus nachkommt, hat ihren Eindruck auf das Ausland nicht
ver=
fehlt. Nach den anfänglich ſchwachen Markkurſen, die wohl auf
den erſten Einfluß einer gewiſſen Panikſtimmung zurückzuführen
waren, hat ſich eine allgemeine Erholung durchgeſetzt. Der
Schutz der Währung iſt alſo nach wie vor durch
die Reichsbank gewährleiſtet. Außerdem liegt in der
Verringerung des Markumlaufes an ſich ein ſehr wirkſamer Schutz
der Währung.
Die Durchführungsbefſkimmungen
Zur Berutonang der Bumrſeietlage.
Die Verordnung zur Durchführung der Verordnung des
Reichs=
präſidenten über die Bankfeiertage hat folgenden Wortlaut:
§ 1. Die Staatsbanken der Länder, die öffentlich=rechtlichen
Kredit=
anſtalten, die Sparkaſſen, die Kommunalbanken, die
Genoſſenſchaftsban=
ken, die Banken und Bankgeſchäfte, die Htzpothekenbanken, Landſchaften,
Stadtſchaften und andere öffentliche und private Realkreditinſtitute und
deren Banken bleiben in ſämtlichen inländiſchen Niederlaſſungen mit
ihren Geſchäftseinrichtungen, Kaſſen und Wechſelſtuben für den
Ver=
kehr mit ihrer Kundſchaft ihren Gläubigern und Schuldnern, am
Diens=
tag, den 14. Juli, und Mittwoch, den 15. Juli, 1931 geſchloſſen. Die
Leiſtung und Entgegennahme von Zahlungen und Ueberweiſungen an
das In= oder Ausland, auf welchem Wege auch immer, ſind nicht zuläfſig.
Dasſelbe gilt für den Poſtſcheckverkehr. Der Handel an den
Wertpapier=
börſen iſt unterſagt.
Für die Berechnung von Friſten und Terminen für
Willenserklärun=
gen und Leiſtungen, die von einem Inſtitut der im Abſatz 1 genannten
Art oder ihm gegenüber zu bewirken ſind, gelten der 14. und 15. Juli
1931 als ſtaatlich anerkannte allgemeine Feiertage.
Für die Hinterlegung von Aktien zur Teilnahme an
Generalver=
ſammlungen darf, ſofern es ſich um den letzten Tag der
Hinterlegungs=
friſt handelt, in den Hauptniederlaſſungen der als Hinterlegungsſtellen
genannten Banken und Bankgeſchäfte ein Schalter von 10—12 Uhr
ge=
öffnet ſein.
§ 2. Dieſe Verordnung tritt mit Wirkung vom 13. Juli 1931 in
Kraft.
Berlin, den 13. Juli 1931.
(gez.): Reichskanzler Brüning, Reichsfinanzminiſter Dietrich,
Reichspoſtminiſter Schätzel, für den Reichswirtſchaftsminiſter:
Staats=
ſekretär Trendelenburg.
Zweite Durchführungsverordnung zur Berordnung
über Bankfeierkage.
Die Reichsregierung hat folgende weitere Durchführungsverordnung
zu der Verordnung des Reichspräſidenten über Bankfeiertage vom 13. 7.
1931 erlaſſen.
Artikel 1. Die auf Grund der Verordnung des Reichspräſidenten
vom 13. Juli feſtgeſetzten Bankfeiertage gelten als ſtaatlich anerkannte
allgemeine Feiertage im Sinne der Wechſelordnung und des
Scheck=
geſetzes.
Artikel 2. Sind in gerichtlichen verwaltungsrechtlichen und
ver=
waltungsbehördlichen Verfahren für die Zahlung von Gebühren,
Aus=
lagen oder Vorſchüſſen oder für den Nachweis einer ſolchen Zahlung
Fri=
ſten vorgeſehen, an deren Ablauf ſich Rechtsnachteile knüpfen, und fällt
der letzte Tag der Friſt auf einen Bankfeiertag, ſo endet die Friſt nicht
vor Ablauf einer Woche nach dem letzten Bankfeiertag.
Artikel 3. Dieſe Verordnung tritt mit Wirkung vom 14. Juli 1931
in Kraft.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Der Aktienindex für die Zeit vom 6. bis 11. Juli. Der vom
Statiſti=
ſchen Reichsamt errechnete Aktienindex (1924—26: 100) ſtellt ſich für die
Woche vom 6. bis 11. Juli 1931 auf 75,7 gegenüber 78,7 in der Vorwoche,
und zwar in der Gruppe Bergbau und Schwerinduſtrie auf 69,8 (73,9),
Gruppe verarbeitende Induſtrie auf 65,9 (68,6) und Gruppe Handel und
Verkehr auf 98,1 (100,6).
Lederfabrik Dörr und Reinhart, Worms. Die Einzelheiten
des Vergleiches mit den Großgläubigern der Firma Dorr und
Reinhart in Worms, der bekanntlich die Fortführung der Firma
ſichert, bringen die bemerkenswerte Tatſache, daß ſich die
Konkur=
renzgruppe Adler u. Oppenheimer A.=G., Berlin, Freudenberg
G. m. b. H., Weinheim, und Cornelius Heyl A.=G., Worms,
künf=
tig wohl desintereſſieren. Von dem urſprünglichen Schuldenſtand
bei Dörr und Reinhart von 13 Mill. RM. wurden 36 Prozent
in=
zwiſchen bezahlt. Von den verbleibenden rund 8,3 Mill. RM.
Schulden hat, wie erinnerlich, die Konkurrenzgruppe aus
Banken=
hand über 4 Mill. RM. zu durchſchnittlich 65 Prozent erworben.
Auf Grund des vorliegenden Vergleiches bringt ihr der
Forde=
rungserwerb nunmehr ſogar Verluſte. Denn die Gruppe erhält
nunmehr zur Abgeltung ihrer Forderungen eine Million RM. in
bar. Außerdem wird zu ihren Gunſten eine Hypothek von 1,5
Millionen RM. auf Grundſtücke der Firma eingetragen, die mit
5 Prozent zu verzinſen und jährlich mit 5 Prozent zu amortiſieren
iſt. Daneben wird noch zu ihren Gunſten eine unverzinsliche
Hy=
pothek von 390 000 RM. eingetragen, die gleichfalls jährlich mit
5 Prozent zu verzinſen iſt. Iſt ſie in zehn Jahren nicht
amorti=
ſiert, ſo wird ſie ſofort fällig. Für dieſe Hypotheken muß die Stadt
Worms die allerdings nicht mehr ſehr riſikovolle Garantie
über=
nehmen. Engliſche und ſchweizeriſche Geſchäftsfreunde der Firma
Dörr und Reinhart werden ihr zur Fortführung des Betriebes
einige Millionen RM. Kredite zur Verfügung ſtellen, die
un=
mittelbar vertragsmäßig feſtgelegt werden. Dörr und Reinhart
wird die Geſellſchaftsform der o. H. G. nicht ändern, dagegen iſt
mit einer Ergänzung in der Leitung zu rechnen. Augenblicklich
werden etwa 500 Arbeiter noch beſchäftigt.
Metallglas A. G., Offenburg. Dieſes Unternehmen das mit 200 000
RM. Aktienkapital ausgeſtattet iſt, erhöhte ſeinen Verluſt für 1930 von
16 191 auf 26 035 RM. Einem Bruttogewinn von 164 962 RM. ſtehen
Unkoſten und Abſchreibungen von 174 806 RM. gegenüber. Durch
Auf=
löſung des Reſervefonds von 20000 RM. wird ein Teil des Verluſtes
gedeckt und der Reſt mit 6035 RM. auf neue Rechnung vorgetragen.
Bilanzzahlen in 1000 RM.: Gebäude 86, Grundſtück 20, Heizung und
Brennanlage 12, Maſchinen A. Warenbeſtände 53, Bebitoren 93 und
Kreditoren 125.
Auswiekung der deukſchen Wirkſchaftskriſe
an den ausländiſchen Börſen.
Die Merkurbank hat in Wien geſtern ihre Schalter
geſchloſ=
ſen. Dieſelben werden heute nach Beſchaffung der Mittel zur
Auszah=
lung zu behebender Einlagen wieder geöffnet werden. Die
Börſenkam=
mer hat beſchloſſen, daß mit Rückſicht auf die Schließung der Budapeſter
Börſe der Handel in allen ungariſchen Wertpapieren an der Wiener
Börſe bis auf weiteres ſiſtiert wird. Auch der Handel in Merkuraktien
wird heute ausgeſetzt. Die geſtrige Wiener Börſe eröffnete den Verkehr
in ſehr ruhiger, abwartender Haltung. Eine Beunruhigung iſt auf
keinem Gebiet zu bemerken.
Die Leitung der Wiener Merkur=Bank iſt mit dem Finanzminiſterium
und der Regierung in Verhandlungen eingetreten. Sie verlangt ein
ſechsmonatiges Moratorium ſowie einen öffentlichen Kredit von 15 bis
20 Millionen Sch. Die Regierungsvertreter ſagten weiteſtgehendes
Ent=
gegenkommen zu. Der geſtern nachmittag ſtattgefundene Miniſterrat
hat ein vorläufiges Morgtorium bewilligt.
Bankfeiertag in Ungarn!
In den frühen Morgenſtunden, als alle Blätter bereits
Redaktions=
ſchluß hatten, wurde den Zeitungen ein amtliches Communiqué
zuge=
leitet, in welchem die Schließung aller Banken und
Bank=
geſchäfte in Ungarn für den geſtrigen Dienstag und für die
beiden darauffolgenden Tage, Mittwoch und Donnerstag, verfügt wird.
Dem Communiqué zufolge wurde nach Bekanntwerden der
außer=
ordentlichen Maßnahmen der Reichsregierung bezüglich der Schließung
der deutſchen Bankinſtitute ein außerordentlicher Miniſterrat einberufen,
der mit Rückſicht darauf, daß Miniſterpräſident Graf Bethlen ſich auf
Urlaub befindet, unter dem Vorſitz des ſtellvertretenden
Miniſterpräſi=
denten, Kultusminiſters Graf Klebelsberg, und in Anweſenheit des
Präſidenten der Ungariſchen Nationalbank, Popowitſch, ſtattfand. Der
Miniſterrat beſchäftigte ſich auf Grund des Berichtes des
Finanzmini=
ſters Weckerle mit dem durch die internationale Finanz= und
Wirtſchafts=
lage in den letzten Tagen entſtandenen Komplikationen, und kam zu dem
Schluß, daß die derzeitige prekäre deutſche Finanzlage auch die
unga=
riſche Regierung zu vorbeugenden Maßnahmen gegen evtl.
Rückwirkun=
gen der deutſchen Schwierigkeiten auf das ungariſche Wirtſchaftsleben
zwinge. Die Regierung beſchloß deshalb, im Verordnungswege die
Geldinſtitute und alle Firmen, die ſich gewerbsmäßig mit Kreditgeſchäften
befaſſen, anzuweiſen, ihre Schalter am 14., 15. und 16. Juli geſchloſſen
zu halten. Der Miniſterrat endete um 2.30 Uhr.
Da das Communigué erſt gegen 3 Uhr den Blättern zugeleitet wurde,
nimmt die Preſſe zu dieſem Beſchluß keine Stellung.
*
Die Vorgänge in Deutſchland finden auch in den baltiſchen
Staa=
ten allergrößte Beachtung. Die deutſche Kriſe macht ſich bereits in
Lettland geltend. Der Anſturm auf die mit deutſchem Kapital
arbei=
tenden Banken war gewaltig. Bei der Rigaer Internationalen Bank
wurden im Laufe der letzten zwei Tage über 2 Millionen Lat (Goldfr
Guthaben abgehoben; bei der Libauer Bank im gleichen Zeitraum faſt
eine Million Franken. Die Nigger Banken verkaufen die Reichsmark
zum alten Goldkurs (1,25 Lat), jedoch lehnen ſie den Kauf von
Reichs=
mark wegen Fehlens der Kursnotierung ab, ſo daß die deutſche
Reichs=
mark nur an der ſchwarzen Börſe gehandelt wird.
Die lettländiſche Regierung hat in anbetracht der ſich zuſpitzenden
Lage einen Geſetzentwurf ausgearbeitet, der größte Aehnlichkeit mit
der letzten Verordnung des Reichspräſidenten zeigt. Danach wird die
lettländiſche Regierung ermächtigt, Bürgſchaften für Spareinlagen und
Guthaben zu übernehmen, falls die betreffenden Banken darum
nach=
ſuchen und entſprechende Garantien dem Staat gegenüber leiſten.
Gleich=
zeitig wird in Regierungskreiſen der Erlaß einer Verordnung erwogen,
der ebenſo, wie in Deutſchland, die Regierung zur Anordnung von
Bankfeiertagen ermächtigt.
Zwei Rigaer Banken geſchloſſen.
Zwei Rigger Kreditinſtitute, die Internationale Bank und die
Li=
bauiſche Bank, welche mit einem erheblichen Anteil deutſchen Kapitals
gearbeitet haben, mußten infolge der deutſchen Bankfeiertage
vorüber=
gehend ihre Schalter ſchließen. Da beide Banken keine eigenen Verluſte
erlitten, wird in den nächſten Tagen wieder eine normale Abwicklung der
Geſchäfte erwartet. In den Bankkreiſen und im Publikum Rigas haben
dieſe Schließungen keinerlei beſondere Aufregung hervorgerufen. Auch
die Abhebung der Depoſiten hält ſich in normalen Grenzen. Eine
wei=
tergehende Auswirkung der deutſchen Kriſe auf Lettland wird nicht
er=
wartet, weil an den übrigen Rigger Banken deutſches Kapital nicht in
bedeutendem Ausmaße beteiligt iſt. Der Miniſterrat hat die
Einbrin=
gung einer Dringlichkeitsvorlage im Parlament beſchloſſen, wonach die
Regierung ermächtigt wird, die Sicherheit der Bankdepoſiten zu
garan=
tieren; nötigenfalls ſoll den bedrängten Banken ein zweitägiger
Bank=
feiertag gewährt werden.
Die New Yorker Börſe.
Die Wertpapierbörſe verhielt ſich ziemlich leblos und abwartend. Die
zunächſt auf Verkäufe hin gefallenen Kurſe zogen gegen Börſenſchluß
wieder an. Deutſche Werte gingen beträchtlich, einige bis zu 14
Punk=
ten, zurück. Sämtliche ausländiſchen Deviſen gaben nach, beſonders
natürlich die Reichsmark; doch war der Schluß auch auf dem
Deviſen=
markt gebeſſert, wozu in erſter Linie die Gerüchte beitrugen, daß die
B. J.3. bereit ſei, Deutſchland einen Kredit zu gewähren.
J. G. Farben im zweiten Quartal 1931. Der auf der H.=V.
der J. G. Farben erſtattete Bericht für die erſten Monate des
laufenden Jahres, kennzeichnet auch das zweite Vierteljahr.
Farb=
ſtoffe und Färbereiprodukte erwieſen ſich weiterhin gegenüber den
Kriſenauswirkungen als widerſtandsfähig. Düngemittel und
tech=
niſcher Stickſtoff zeigen für das geſamte Düngejahr geringere
Um=
ſätze, obgleich das Geſchäft im zweiten Quartal etwas ſtärker
an=
zog. Photographika wieſen die erwartete ſaiſonmäßige Belebung
In Kunſtſeide
auf. Pharmazeutika lagen weiterhin günſtig.
zeigte ſich lebhafte Nachfrage. Die finanzielle Lage wird als
nach wie vor günſtig bezeichnet, um ſo mehr, als keinerlei
Bankver=
pflichtungen beſtehen.
Umſtellung in der Pirmaſenſer Schuhinduſtrie. Die
Geſchäfts=
lage in der Pirmaſenſer Schuhinduſtrie iſt während der ruhigeren
Sommerzeit im vergangenen Monat wieder ſtiller geworden. Die
Zahl von 2505 Kurzarbeitern, die unter 40 Stunden arbeiten, iſt
gegenüber dem Vormonat gleichgeblieben, dagegen haben ſich die
Vollerwerbsloſen auf 4500 erhoht. Die Beſchäftigung iſt ſonſt
etwas beſſer geweſen als in der gleichen Zeit des Vorjahres, wenn
auch in den einzelnen Betrieben ſehr uneinheitlich. Dies iſt zum
größten Teil darauf zurückzuführen, daß ſich viele Betriebe mit der
Herſtellung von Opanken befaßten, während andere Betriebe
un=
ter einem geringeren Abſatz an regulären Artikeln leiden. Die
Opanken werden in Teilarbeiten größtenteils von Heimarbeitern
hergeſtellt, ſo daß im Bezirk Pirmaſens und Zweibrücken zahlreiche
Arbeiter Beſchäftigung gefunden haben. Insbeſondere ſind
Opan=
ken=Flechterinnen ſehr ſtark geſucht. Viele Kleinbetriebe haben
ſich ebenfalls mit der Opankenherſtellung befaßt.
Maſchinenbau A.G. vorm. Beck u. Henkel, Kaſſel. Die G.V., in der
von 1,2 Mill. RM. Stammaktienkapital 739000 RM. und ſämtliche
15 000 RM. Vorzugsaktien vertreten waren, genehmigte debattelos den
dividendenloſen Abſchluß für 1930/31 und beſchloß eine
Satzungsände=
rung dahingehend, daß künftig je 50 GM. einer Stammaktie von 200
GM. eine Stimme gewähren. Zur Geſchäftslage wurde von
Verwal=
tungsſeite ausgeführt, daß der Auftragsbeſtand im Geſchäftsjahre im
allgemeinen ſehr gut geweſen ſei, daß aber hierin ſeit Oktober ein
ſchar=
fer Abfall eingetreten ſei. Nur durch Auslandsaufträge könne der
Be=
trieb einigermaßen gehalten werden.
Internationales Zink=Kartell. In der Sitzung des
Inter=
nationalen Zink= Kartells wurden am Sonntag die
Verhandlun=
gen erfolgreich zu Ende geführt. Es verlautet, daß eine 45
prozen=
tige Produktions=Verminderung, berechnet auf der Baſis der in
den letzten Jahren erzielten Höchſtproduktion der Fabriken
be=
ſchloſſen worden iſt. Das Kartell umfaßt Italien, Belgien,
Deutſch=
land, England, Frankreich, Kanada, Mexiko, Anſtralien,
Nor=
wegen, Polen und die Tſechoſlowakei.
Wechſelverpflichkungen und Poſtanweiſungen
nach dem Ausland.
Ueber die Auswirkungen der Bankfeiertage auf die privaten
Wechſelverpflichtungen und die Proteſtfriſt herrſchen vielfache
Un=
klarheiten. Die jetzigen Bankfeiertage ſind den geſetzlichen
Feier=
tagen und den Sonntagen gleichzuſetzen. Wechſel, die z. B. am
geſtrigen Dienstag fällig waren, gelten bis zur Wiedereröffnung
der Bankſchalter, die vorausſichtlich am Donnerstag erfolgt. Der
erſte Fälligkeitstag iſt ſomit für am Dienstag und Mittwoch
fäl=
lige Wechſel der 16. Juli. Die Proteſtfriſt regelt ſich ſinngemäß.
Das Reichspoſtminiſterium teilt mit: Da zurzeit
Börſenkurs=
notierungen nicht ſtattfinden, iſt es der Poſt bis auf weiteres nicht
möglich, Einzahlungen auf Poſtanweiſungen nach dem Auslande
anzunehmen. Die Poſtanſtalten ſind entſprechend angewieſen.
Außerdem ſind die Poſtſcheckämter ebenfalls wegen der
Unter=
brechung der Kursnotierungen an den deutſchen Börſen
angewie=
ſen worden, die bei ihnen eingehenden Ueberweiſungen nach dem
Auslande bis auf weiteres nicht auszuführen.
Produkkenberichke.
Verbot des handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäftes in Getreide. Der
Börſenvorſtand zu Berlin — Abteilung Produktenbörſe — hat
an=
geordnet, daß handelsrechtliche Lieferungsgeſchäfte in Getreide in dieſer
Woche nicht abgeſchloſſen werden dürfen, und verboten ſind. Die
Prompt= und Loconotierungen der Produktenbörſe finden wie üblich
ſtatt. — Der Börſenvorſtand hat die auswärtigen Börſen von dieſem
Beſchluſſe in Kenntnis geſetzt.
Berliner Produktentendenzbericht vom 14. Juli. Die
Er=
örterungen über die allgemeine Lage beherrſchten auch heute den
Verlauf des Produktenmarktes. Die Umſatztätigkeit war äußerſt
gering und beſchränkte ſich auf dem Effektivmarkt, während
No=
tierungen im handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäft entſprechend der
Anordnung des Börſenvorſtandes nicht ſtattfanden. Die
Markt=
lage war ruhig, aus der Provinz lag in Brotgetreide und Hafer
einiges Angebot vor, Abſchlüſſe kamen nur ſehr vereinzelt zuſtande,
da Forderungen und Gebote bei der allgemeinen Zurückhaltung
ſchwer im Einklang zu bringen waren Stimmungsmäßig war
eine Abſchwächung feſtzuſtellen. In Hafer beſteht dagegen einige
Aufnahmeneigung zu ziemlich behaupteten Preiſen. Auch das
Mehlgeſchäft blieb auf dringendſte Bedarfdeckungen beſchränkt.
Biehmärkke.
* Mainzer Viehhof=Marktbericht. Amtliche Notierung vom
13./14. Juli. Auftrieb: 24 Ochſen, 24 Bullen, 430 Kühe oder
Färſen, 275 Kälber, 895 Schweine. Marktverlauf: ruhig,
lang=
ſam geräumt. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht. Ochſen:
a) 46—48 RM. b) 37—39 RM. Bullen: 32—34 RM. Kühe:
1) 34—37 RM., b) 28—32 RM. c) 20—27 RM. Färſen: 45—49
RM. Kälber: c) 37—50 RM., d) 32—36 RM. Schweine:
O 46—49 RM., d) 49—51 R
N.
Rinder=Nutzviehmarkt in Gießen vom 14. Juli. Der Auftrieb auf
dem heutigen Rinder=Nutzviehmarkt in Gießen belief ſich auf 1174 Stück
Großvieh, 155 Freſſer und 268 Kälber. Man bezahlte für Kühe erſter
Qualität 426—500 RM. zweiter Qualität 275—375 RM., dritter Qual.
180—230 RM.; für Schlachtkühe 75—300 RM.; ½—¾jährige Rinder
75—150 RM., 34—2jährige Rinder 125—200 RM., tragende Rinder 275
bis 400 RM.; Kälber 30—40 Rpf. pro Pfund Lebendgewicht. Für Tiere
beſſerer Qualität wurden höhere Preiſe bewilligt. Angeſichts der
der=
zeitigen Finanzſchwierigkeiten verlief der Markt ſehr ſchleppend und
hinterließ erheblichen Ueberſtand,
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 14. Juli;
Getreide. Weizen: Juli 50¾, September 51½, Dezember 56,25;
Mais: Juli 57,25, September 50,50, Dezember 44,75; Hafer: Juli
24,75, September 25,50, Dezember 28,25; Roggen: Juli 32,75,
September 35, Dezember 38,75.
Schmalz: Juli 7,75, Sept. 7,75, Okt. 7,62½, Dez, 7.17½.
Speck loco 8,12½.
Schweine: Leichte 7,35—7,55, ſchwere 5,65—6,50;
Schweine=
zufuhren in Chicago 17 000, im Weſten 69 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 14. Juli;
Schmalz: Prima Weſtern 8,50; Talg, extra loſe 338.
Getreide. Mais: 71,25; Mehl: ſpring wheat clears 3,90—4,15;
Getreidefracht nach England 1,6—2,3 sh, nach dem Kontinent
8—8½ C.
Kakao: Tendenz willig, Umſätze 118, Loconotiz 5½; Juli 5,16,
September 5,34, Dezember 5,61, Januar 1932 5,69, März 5,85,
Mai 5,98.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die Reichsbank beſtätigt, daß der von den internationalen
Notenbanken und der B. J.3 eingeräumte 100=Millionen=Dollar=
Rediskontkredit, der bekanntlich am 16. Juli fällig war, um drei
Monate bis Mitte Oktoher verlängert worden iſt.
Der preußiſche Miniſter für Handel und Gewerbe hat an alle
preußiſchen Wertpapierbörſen Telegramme gerichtet, wonach die
Wiederaufnahme des Börſenverkehrs in dieſer Woche zu
unler=
laſſen iſt.
Infolge des offiziellen Bankfeiertages fand geſtern weder in
Deviſen noch Effekten ein Handel ſtatt. Kurſe wurden von keiner
Seite ausgeſprochen. Am Geldmarkt hörte man etwa die
Sams=
tagsſätze von 8 bis 10 Prozent.
Die Berliner Banken ſind übereingekommen, die
Reſtriktions=
maßnahmen, wie ſie ſich am Montag bei Auszahlungen
herausge=
bildet haben, einheitlich in demſelben Maße beizubehalten.
In einer Sitzung der Bankiers in den Räumen der Bank von
Danzig iſt der Beſchluß gefaßt worden, für einige Tage ſämtliche
deut=
ſchen Banken in Danzig zu ſchließen.
Auf Grund eines Beſchluſſes der Vereinigung Danziger Banken
und Bankiers werden vorläufig die Auszahlungen je nach der Höhe der
Guthaben auf 10 bzw. 20 v.H. eingeſchränkt.
Die Bremer Baumwollterminbörſe bleibt infolge der beiden
Bankfeiertage ebenfalls heute geſchloſſen.
Wie der D.H.V. mitteilt, werden die Gehälter im
Bankge=
werbe am 16. Juli ausgezahlt.
Wie der DH.V. mitteilt, ſind die Verhandlungen über die
Regelung der Kurzarbeit der Angeſtellten und Arbeiter in der
Berliner Metallinduſtrie nach dem 1. Auguſt auf Anfang Auguſt.
vertagt worden.
Arbeit Nordweſt und Zechenverband teilen mit: Entgegen
Nachrichten, die Lohnzahlungen für die Arbeiter im Ruhrgebiet
ſeien gefährdet, erklären wir, daß von ſeiten der Werke für die
Auszahlung der Löhne Vorſorge getroffen worden iſt.
Die Vereinigung Weſtdeutſcher Mühlen G. m. b. H., Köln,
hielt in Düſſeldorf eine Verſammlung ab, auf der beſchloſſen
wurde, die Vereinigung bis zum 31. Juli d. J. zu verlängern.
Unter dem Namen Export Co., Frankfurt a. M. G. m. b. H.,
iſt eine neue Firma mit dem Sitz in Frankfurt a. M. eingetragen
worden, die ſich mit dem Verkauf von Drahtſeilen. Seildrähten
und von Maſchinen zur Herſtellung dieſer Artikel befaßt. Das
Stammkapital der Geſellſchaft beträgt 20 000 RM.
Die Zahnradfabrik A.G. Friedrichshafen (Zeppelinkonzern)
ſchließt 1930 nach Abſchreiben von 149 000 RM. mit einem
Rein=
gewinn von 67 191 RM., der durch G.V.=Beſchluß vorgetragen
wird. Im Vorjahre wurden 7 Prozent Dividende verteilt.
Die Merkur=Bank in Wine erklärt, daß die Danat=Bank zwar
die Majorität der Aktien der Merkur=Bank beſitze, im übrigen
aber bei der Merkur=Bank nur Guthaben unterhalte.
Die engliſche Arbeitsloſenziffer iſt in der letzten Woche um
30 601 zurückgegangen. Die Geſamtziffer der Erwerbsloſen beträgt
zurzeit 2 634 288.
Ein neuer Handelsvertrag iſt zwiſchen den Regierungen von
Kanada und Auſtralien abgeſchloſſen worden. Der Handelsvertrag
ſieht gegenſeitige Vorzugszölle für zahlreiche Produkte der beiden
Länder vor.
Nummer 194
Mittwoch, den 15. Juli 1931.
Seite 11
agblat
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
Copyright by Ernſt Keils Nachf.
2
Wittebold fuhr jetzt fort: „Ich halte es für beſſer, wenn
die Tür geſchloſſen wird. Es empfiehlt ſich nicht, daß irgend
jemand draußen etwas von der Unterredung zwiſchen Ihnen
und mir hört.”
„Was ſoll das alberne Gewäſch, Sie unverſchämter Menſch?
Eine Unterredung zwiſchen Ihnen und mir? Ihre Frechheit
überſteigt faſt noch Ihre Gemeinheit. Ich werde Sie ſofort
dem Sicherheitsdienſt zuführen.”
„Das wäre übereilt, Herr Doktor! Vielleicht denken Sie
anders, wenn Sie ſich doch herablaſſen, dem ſo ſchwer
ver=
dächtigten Bürodiener Wittebold, alias Doktor Wilhelm
Hart=
kaub, eine Unterredung zu gewähren.”
Fortuyn ſtand unſchlüſſig. Der auf friſcher Tat Ertappte
— zweifellos wollte er doch den Rollſchrank erbrechen, wo viel
wertvolles Material aufbewahrt wurde — zeigte nicht eine
Spur von Schuldbewußtſein. Im Gegenteil: er legte eine
Sicher=
heit an den Tag, die nach alledem, was Fortuyn am heutigen
Abend geſehen und in früheren Beobachtungen feſtgeſtellt hatte,
unbegreiflich war.
Mechaniſch drehte Fortuyn ſich um, ging zur Tür, ſperrte
ſie ab. „Ich halte es zwar für unnötig, nach dem was ich
alles von Ihnen weiß, eine Sekunde an Sie zu verſchwenden.
Aber immerhin, falls Sie wirklich etwas zu Ihrer Rechtferti=
!”
gung vorzubringen haben, ſo ſagen Sie es
„Da Sie, Herr Doktor Fortuyn, wie Sie ſagten, mich ſchon
längſt in Verdacht haben, werde ich zu meiner Rechtfertigung
etwas eingehendere Ausführungen machen müſſen. Ich möchte
daher vorſchlagen, wir ſetzen uns.”
In Fortuyns Geſicht ſchoß jähe Röte des Zorns. Die
Dreiſtigkeit dieſes erbärmlichen Spions ging über alle Grenzen.
Ohne Notiz davon zu nehmen, daß Wittebold ſich ſetzte, ging
er mit ſtarken Schritten in dem Raume auf und ab. „Nun
fangen Sie endlich an!“
zittebold deutete nach dem Rollſchrank. „Dies das letzte
Korpus delikti. Damit wollen wir anfangen!” Er kniete
wie=
der nieder und ließ ſeine Taſchenlampe aufleuchten. „Vielleicht
bemühen Sie ſich einmal hierher, Herr Doktor, und betrachten
ſich das Schloß! Bei genauem Hinſehen werden Sie merken,
daß um das Schlüſſelloch herum der Glanz des Meſſings
matter iſt und daß ſich da Spuren von Wachs befinden. Auf
dieſe Spuren hab’ ich ſchon lange gewartet. Daß ſie nicht von
mir herrühren, iſt wohl klar. Denn wenn ich Wachsabdrücke
nehmen wollte, könnte ich das am Tage viel bequemer.” Mit
ſeinem Taſchenmeſſer fuhr er an den Rändern des
Schlüſſel=
lochs entlang, zeigte dann Fortuyn die Schneide. „Es dürfte
Ihnen ein leichtes ſein, Herr Doktor, dieſe Subſtanz mit einigen
Reagenzien als Wachs feſtzuſtellen.
Fortuyn ſchaute Wittebold unſicher an. „Gut! Nehmen
wir an, es wäre Wachs! Und von anderer Hand! Doch das
berührt in keiner Weiſe das übrige, was ich von Ihnen
poſi=
tiv weiß.”
(Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Gewiß nicht, Herr Doktor Fortuyn. Aber ich ſagte, wir
wollten von hinten beginnen — und da glaubte ich, das wäre der
nächſtliegende Punkt.”
„Sol Wenn Sie meinen, Verehrteſter? Was kommt denn
jetzt?
„Ja —”, ſagte Wittebold mit einigem Zögern, „ich glaube,
es wäre doch beſſer, wenn ich, um eine logiſche Darſtellung
zu geben, chronologiſch vorginge.
„Ah!” erwiderte Fortuyn ſpöttiſch. „Von Ihrem neueſten
Beruf als Zeitungsverkäufer in Leipzig möchten Sie wohl nicht
gern was ſagen?”
Wittebold ſtutzte. Dann huſchte ein Lächeln über ſeine
Züge. „Dadurch kamen Sie mir wohl auf die Sprünge? Und ich
glaubte, ich hätte mich genügend unkenntlich gemacht! Vielleicht
hätt’ ich doch lieber die blaue Brille, die ich im Hotel drin
trug, auch draußen aufbehalten ſollen. Dann würden Sie mick
ſicher nicht erkannt haben. Dann wäre auch gewiß alles das
jetzt nicht gekommen . . . Aber vielleicht iſt es beſſer ſo!
„Ich möchte Sie bitten, Herr Wittebold, dieſen Ton zu
laſſen. Ich habe Sie ſchon ſeit einiger Zeit in ſchwerſtem
Verdacht, Spion zu ſein. Ich halte es für ganz ausgeſchloſſen,
daß Sie ſich von allen Verdachtsmomenten reinigen können.
Etwas mehr Beſcheidenheit würde Ihnen beſſer anſtehen.”
Wittebold ging zu einem Stuhl, ſetzte ſich. „Entſchuldigen
Sie, Herr Doktor, wenn ich mich ſetze! Ich bin heut viel
unterwegs geweſen und bin müde.”
War’s, daß die erſte Erregung bei ihm geſchwunden — er
machte den Eindruck eines Mannes, der, von vieler Mühe unp
Arbeit erſchöpft, von Sorgen bedrückt, der Ruhe bedurfte, als
er jetzt anfing. Fortuyn ſetzte ſich an ſeinen Schreibtiſch
bereit, zu hören.
Und Wittebold begann zu erzählen
Von ſeiner erſten
Anſtellung in Ludwigshafen, ſeiner Heirat, den Geldnöten, der
Lockung des Dollars . . . Deutſche Chemiker, im Beſitz von
deut=
ſchen Fabrikationsgeheimniſſen, von Amerika zu hohen Preiſen
geſucht — Er ſchilderte ſeine Fahrt nach New York, ſein
Schick=
ſal drüben: Wie ihm ſein Verrat von Headſtone ſo ſchnöde
gelohnt wurde, wie er ſich, nach Not und Elend von langer
Krankheit geneſen, innerlich gewandelt, ſein ganzes Hoffen
und Streben nur auf das eine Ziel gerichtet habe, den Flecken
auf ſeiner Ehre zu tilgen, den Feind auf deutſchem Boden
anzugreifen, Headſtones dunkles Spiel hier zu durchkreuzen . . .
„Was Sie mir da vortrugen, Herr Doktor Hartlaub, klingt
zwar nicht unbedingt unwahrſcheinlich. Aber Sie müßten
ſtär=
kere Gegengründe beibringen, wenn Sie meinen Verdacht
ent=
kräften wollen.”
„Ich habe auch keineswegs erwartet, Herr Doktor, daß meine
Erzählung Ihnen vorläufig mehr iſt als ein Märchen. Ich will
verſuchen, Ihnen die Wahrheit meiner Worte zu beweiſen.”
„Bitte, Herr Witte — — Pardon: Herr Doktor Hartlaub!”
„Ich nehme an, daß Sie etwas von Briefen gehört haben,
die mit einem Eichenblatt unterzeichnet waren? Dieſes Signum
war ein ſpontaner Einfall von mir — eine kleine Nechtfertigung
dafür, anonym ſchreiben zu müſſen.”
„Wie? Was? Sie kennen dieſe Briefe und wollen
behaup=
ten, Sie wären der Schreiber?“
„Allerdings, Herr Doktor Fortuyn. Ich kann Ihnen das
auch leicht beweiſen. Ich war ſo vorſichtig, die Briefe mit
Kopien zu ſchreiben. Die Kopien ſtehen Ihnen jederzeit zur
Verfügung.
Fortuyn war einen Augenblick verdutzt. Sagte dann
zögernd: „Ich kann Ihren Beweis erſt als gelungen anſehen,
wenn ich Ihre Kopien mit den Originalen verglichen habe.
2"
Sonſt noch Beweiſe, Herr Hartlaub‟
„Ja .. . Herr Doktor . . . Die Worte kamen ſtockend,
un=
gewiß aus Wittebolds Munde. Im Archiv liegt ein Exemplar
eines Expoſés, das Sie ſeinerzeit angefertigt haben, mit der
Ueberſchrift: „Expoſé, betreffend die Elektroſyntheſe von
Kautſchuken‟ . .
Fortuyn ſprang auf. Dies Expoſé kennen Sie? Das haben
Sie in der Hand gehabt? Menſch, ſind Sie des Teufels?”
Wittebold ſchüttelte den Kopf. „Ich habe es nicht in der
Hand gehabt. Der Zufall brachte es mit ſich, daß ich’s vor mir
liegen ſah und die Titelzeile leſen konnte . .
„Reden Sie weiter! Schnell! Sie wiſſen nicht, von welcher
Bedeutung Ihre Ausſage für mich ſein kann.”
Wittebold druckſte. „Ich weiß nicht recht, wie ich Ihnen das
klar machen ſoll. Am beſten wohl, ich erzähl’ es ſo, wie ſich’8
zutrug. Alſo — es war am Dreiundzwanzigſten vorigen Monats.
Vormittags um halb zwölf kam ich, wie gewöhnlich, ins Archiv.
Vor mir trat Herr Direktor Düſterloh ein, ſagte zu Doktor
Hempel: „Hier bringe ich Ihnen das Fortuynſche Expoſé
wie=
der!” Hempel ſtand gerade auf der Leiter. Deshalb legte
Düſter=
loh das Dokument auf die Tiſchſchranke und ich nachher, als der
Direktor gegangen war, meine Aktenmappe daneben. Zufällig
verſchoben ſich die Blätter des Expoſés ein wenig — Sie
er=
innern ſich wohl, daß es ein loſe geheftetes Schriftſtück iſt?
und auf der rechten oberen Ecke des zweiten Blattes bemerkte
ich, während ich daſtand und auf Herrn Doktor Hempel wartete,
einen winzigen Stich, wie von einer Nadel oder einer feinen
Reißzwecke. Es ſchien mir, als ob man verſucht hätte, die
ge=
ringfügige Verletzung durch Streichen und Drücken, vielleicht mit
dem Fingernagel, wieder zu verwiſchen. Sie werden begreifen,
Herr Doktor, daß mich dieſe Beobachtung ſtark intereſſierte. Da
Herr Hempel noch immer auf ſeiner Leiter zu tun hatte, prüfte
ich verſtohlen auch die übrigen Seiten des Schriftſtückes und . ..
„.. entdeckten das gleiche?"
„Ungefähr — ja. Auf einigen Blättern auch wieder ſolche
verwiſchten Stiche an den äußerſten Ecken, an anderen leichte
kreisförmige Eindrücke, wie ſie wohl der Kopf eines Reißnagels
hervorbringen kann . . .
„Weiter! Und dann —?‟
„Nun — ich fragte mich: Wie kommen die Abdrücke dahin?
Und fand die eine Erklärung: Man mußte die Blätter einzeln
auf eine Unterlage geheftet haben. Zu welchem Zweck? Um ſie
zu photographieren!
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Regie: Dr. Arnold Franck.
Hauptdarsteller: Leni Riefenstahl, Sepp Rist, Ernst Udet
Jugendliche haben Zutritt. Beginn 3.45, 6.00, 8.20 Uhr
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Der Roman einer modernen Ehe
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Das Schicksal der Renate Langen
Regie: Rnd. Walther Fein. (V.10745
Weitere Darsteller: Alfred Abel, Franz Lederer, Herm.
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Beginn: 3.45, 6.00, 8.20 Uhr
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aus der Zeit der Christen-Verfolgung:
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Beginn 3.30, 6.00, 8.15 Uhr.
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