Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 193
Dienstag, den 14. Juli 1931.
194. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Strell uſw. erliſcht
ſede Verpſchtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Teſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerſchticher Beiſtreibung ſällt jeder
Nabatt weg. Banklonto Deutſche Bank und
Darm=
ſädter und Nationalban:.
Hinanzhilfe für Deutſchland.
Der Berwalkungscak der B.3.3. bereik, „an dieſer Hilfe mikzuwirken und ſie mik allen den Zenkral=-Aokenbanken zur
Verfügung ſtehenden Mikkeln zu ſkärken”. — Erneuerung des 100-Millionen-Dollar=Rediskonkkredits für die Reichsbank.
Die Enkſcheidung der B.J.3.
TU. Baſel, 13. Juli.
Nach Schluß der Montags=Spätabendſitzung des
Verwaltungs=
rates der B. J.3. um 11 Uhr wurde, entgegen der ſonſtigen
Ge=
wohnheit der B. J. 3., bei der Ausfertigung des Communiques nach
Schluß der Sitzung noch eine gewiſſe Wartezeit einzulegen, direkt
folgendes Communiqué zur Veröffentlichung bekanntgegeben:
Der Verwaltungsrat der B. J.3. hat von der Darſtellung
Kenntnis genommen, die der Präſident der Deutſchen Reichsbank,
Dr. Luther, von der Situation in Deutſchland und von der
deut=
ſchen Finanz= und Wirtſchaftslage gegeben hat, die trotz der durch
die Abzüge von in Deutſchland angelegten kurzfriſtigen Kapitalien
hervorgerufenen Kriſe befriedigend iſt.
In Anbetracht der Umſtände, daß ſich die deutſche Regierung
an die verſchiedenen Regierungen wegen finanzieller Unterſtützung
an ihren entſprechenden Märkten gewandt hat, erklärt ſich der
Verwaltungsrat — überzeugt von der Notwendigkeit einer ſolchen
Unterſtützung — unter den gegenwärtigen Umſtänden bereit, an
dieſer Hilfe mitzuwirken und ſie mit allen den Zentralbanken zur
Verfügung ſtehenden Mitteln zu ſtärken. In der Zwiſchenzeit hat
der Verwaltungsrat den Präſidenten ermächtigt, in
Uebereinſtim=
mung mit den anderen beteiligten Inſtituten, die Beteiligung an
dem der Reichshank kürzlich gewährten Rediskontkredit zu
er=
neuern.
Reichsbankpräſident Dr. Luther gab in tiefer Bewegung der
ihn umringenden Preſſe zu verſtehen, welch ſchweren Kampf
Deutſchland gegenwärtig führt, der nicht durch eigenes
Verſchul=
den hervorgerufen worden iſt, ſondern durch fremde Eingriffe von
außen, indem ſeit Mai Deutſchland in unerhörtem Maße die
aus=
ländiſchen Gelder abgezogen werden, wodurch dasſelbe natürlich
immer weniger in der Lage iſt, aus dem Auslande Rohſtoffe zu
beziehen und Waren einzukaufen. Ohne eine geſunde und ruhige
Entwicklung in Mitteleuropa iſt auch an eine ebenſo geſunde
Weiterentwicklung der übrigen Welt nicht zu denken.
Reichsbankpräſident Dr. Luther iſt mit dem
Nachtſchnell=
zug von Baſel nach Frankfurt a. M. abgereiſt, von wo er ſich am
Dienstag früh im Flugzeug nach Berlin begeben wird.
* Die Reparationsminiſter der Reichsregierung ſaßen auch am
Montag nachmittag wieder, warteten aber ebenſo wie die
ge=
ſamte deutſche Preſſe ſtundenlang auf das Ergebnis der Baſeler
Beſprechungen, von denen es abhing, ob die
Notenbankpräſiden=
ten eine gemeinſame Hilfsaktion zugunſten Deutſchlands einleiten
werden oder nicht. Reichsbankpräſident Dr. Luther kam am
Sams=
tag mit wenig erfreulichen Nachrichten nach Berlin zurück. In
England hatte man ihm keine glatte Zuſage gegeben, ſondern das
Einverſtändnis Frankreichs zur Eröffnung eines größeren
Kre=
dits gefordert. Paris aber holte ſofort ſeine bekannten politiſchen
Forderungen hervor, auf die Dr. Luther, da er mit politiſchen
Vollmachten nicht ausgerüſtet war, nicht einging. Die
Kredit=
verhandlungen waren aber mit dem negativen Verlauf ſeiner
Reiſe keineswegs abgebrochen. Inzwiſchen lief die diplomatiſche
Aktion der Reichsregierung zur Unterſtützung des
Reichsbank=
präſidenten weiter.
Auch der amerikaniſche Botſchafter iſt noch einmal eingehend
informiert worden, der dann auch in einem ſehr langen
Tele=
gramm auf die Notwendigkeit raſcheſter Hilfe für
Deutſchland hingewieſen hat. Wenn auch in den letzten 24
Stunden aus Waſhington keine allzuviel verſprechenden
Nachrich=
ten nach Europa kamen, ſo ſteht doch feſt, daß die New Yorker
Federal Reſerve Bank grundſätzlich bereit iſt, ſich an einem
Kre=
dit für Deutſchland zu beteiligen, zumal man ſich davon überzeugt
hat, daß Deutſchland keine Anſtrengungen unterläßt, um auf dem
Deviſenmarkt Ordnung zu ſchaffen, und, wie das auch der Fall
der Danatbank gezeigt hat, Zuſammenbrüche aufzuhalten.
In New Yorkwartete man aber ebenfalls wie
in Berlin auf die Baſeler Entſcheidung, die in
ſpäter Nachtſtunde fiel. Was wir brauchen, iſt natürlich
nicht eine Verlängerung des 100=Millionen=
Dollar=Kredits, ſondern Einräumung eines
un=
begrenzten Kredits, damit wir wieder Gold und
Deviſen hereinnehmen und unſerer Wirtſchaft
den Aufſchwung geben können, um den ſie durch
das Verhalten Frankreichs nach der Erklärung
des Hoover=Moratoriums gebracht worden iſt.
Im Inkereſſe der Gläubiger. — Einſekung eines Treuhänders der Reichsregierung zur Ueberwachung
der Geldgeſchäfte der Danak=Bank.
Berlin, 13. Juli.
Die Reichsregierung erläßt folgenden Aufruf an das deutſche Volk:
Der Hoover=Plan hat der Finanzwirtſchaft des Deutſchen Reiches eine ſtarke Entlaſtung verſchafft.
Eine große Geldſumme, auf deren Weiterbelaſſung das Reich Anſpruch hatte, konnte den Banken
zurück=
gegeben werden. Für die private Wirtſchaft aber haben dieſe Wochen, in denen um
dieſen Plan gerungen wurde, ungeheuren Schaden angerichtet. In die Milliarden
gehende Summen, die vom Ausland kurzfriſtig nach Deutſchland geliehen waren, ſind angeſichts der
Un=
ſicherheit der Lage zurückgezogen worden. Auch heute iſt volle Beruhigung noch nicht eingetreten. Wenn
auch das Ziel ſein muß, daß die deutſche Wirtſchaft wieder dahin kommt, mit eigenen Mitteln zu
ar=
arbeiten, ſo iſt es doch jetzt notwendig, wenn nicht ſchwerſte Stockungen eintreten
ſollen, daß weitere Abzüge unterbleiben. Die Beſtrebungen der Reichsbank und
der Golddiskontbank ſind darauf gerichtet, möglichſt langfriſtige Kredite des Auslands
zu erlangen, um der privaten Wirtſchaft zu helfen, ihre Notſtände zu
über=
winden.
Trotz aller Bemühungen iſt im Verlaufe dieſer Vorgänge einesder größten
Bankinſtitute, die Darmſtädter= und Nationalbank, illiquid geworden. Die
Reichsregierung erachtet es für ihre Pflicht, und der Reichspräſident hat hierzu die notwendigen
Bollmachten erteilt, den größen Gefahren; die aus dieſer Illiquidität drohen, zu
begegnen. Es handelt ſich nicht darum, das Vermögen der Bank zu retten, ſondern es handelt
ich darum, den Hunderttauſenden von Kunden der Bank ihren Beſitz zu
er=
ſalten und damit ihre Unternehmungen vor der Betriebseinſtellung oder
gar vor dem Untergang zu retten.
Nur aus dieſen Geſichtspunkten wird das Reich für etwaige Ausfälle, die eintreten können,
auf=
kommen. Es iſt eine Selbſtverſtändlichkeit, daß die Geſchäfte der Bank von Treuhändern
der Reichsregierung überwacht werden. Irgendwelche Unregelmäßigkeiten, die
mit den Geſetzen in Widerſpruch ſtehen, ſind nicht feſtgeſtellt.
Es kommt darauf an, daß das deutſche Volk in dieſer ſchweren Lage die
Nerven behält und nicht durch mangelndes Selbſtvertrauen die
Schwierig=
keiten vermehrt.
Berlin, 13. Juli 1931.
Die Reichsregierung.
Nicht die Nerven verlieren!
Trotzdem in unterrichteten Kreiſen ſchon ſeit längerer Zeit von
Schwierigkeiten der Danatbank geſprochen wurde, kam die
Schlie=
ßung ihrer Schalter geſtern morgen für die breite Oeffentlichkeit
doch völlig überraſchend. Man hat ſich dazu entſchloſſen, obwohl man
ſich in Berlin über die bedenklichen Begleiterſcheinungen eines
ſolchen Schrittes natürlich durchaus klar war. Man hatte ſein
Möglichſtes getan, um dieſen Schritt zu vermeiden. Aber alle
Stützungsaktionen konnten ſchließlich die angeſtrebte Stabiliſierung
nicht erreichen, da das Ausland und insbeſondere Frankreich ſtändig
Gelder abzog. Hunderte von Millionen Mark mußte die Danatbank
auf dieſe Weiſe im Laufe der letzten Monate auszahlen, ſo daß
ſchließlich einmal der Augenblick kommen mußte, an dem die
flüſſigen Mittel der Bank erſchöpft waren. Daß die, wenn auch nur
vorübergehende Schließung der Schalter einer großen Bank vom
Range der Dantbank nicht nur für dieſe ſelbſt, ſondern darüber
hinaus für den ganzen deutſchen Kapitalmarkt, für die ganze
deutſche Wirtſchaft einen ſchweren Schlag bedeutet, iſt ohne
wei=
teres klar. Trotzdem iſt kein Anlaß dazu vorhanden, nunmehr den
Kopf zu verlieren und die Lage durch unbedachte Maßnahmen zu
veſchärfen. Zunächſt darf wohl feſtgeſtllt werden, daß es ſich bei den
Schwierigkeiten der Danatbank trotz erheblicher Verluſte, die ſie in
letzter Zeit erlitten, lediglich um eine Illiquidität handelt.
Infolgedeſſen konnte ſich auch die Reichsregierung ohne weiteres
dazu entſchließen, im Intereſſe der zweihundertachtzigtauſend
Kun=
den der Bank, die ſich zum großen Teil aus kleinen Sparern und
Mittelſtandsangehörigen zuſammenſetzen, die volle
Garan=
tie für die Einlagen der Danatbank zu übernehmen.
Damit iſt die Sicherheit für alle Einleger der Bank gegeben,
die nunmehr in Ruhe die Abwicklung der Geſchäfte der
Danat=
bank abwarten können — und ſie auch abwarten ſollten!
Das deutſche Publikum wird in dieſen Tagen zeigen können, daß
es auch in ernſten Zeiten nicht die Nerven verliert. Wir kennen
alle die ſchweren finanziellen Sorgen des Reichs, die natürlich
auch ſtark auf die private Wirtſchaft zurückwirken. Die
Schwierig=
keiten bei der Danatbank hätten kaum derartige Ausmaße
an=
nehmen können, wenn nicht durch die Politik der Franzoſen
plan=
mäßig das Vertrauen zu unſerer wirtſchaftlichen Leiſtungsfähigkeit
draußen unterhöhlt worden wäre. Daß man bei uns, die wir die
Zeiten der Inflation ſchaudernd miterlebt haben, in Gelddingen
nervöſer iſt als vielleicht in anderen Ländern, iſt immerhin
ver=
ſtändlich. Trotzdem wäre es außerordentlich töricht, wenn Inhaber
von Konten bei Banken und Sparkaſſen nunmehr verſuchen
woll=
ten, ihr Guthaben abzuheben und das Geld in den Sparſtrumpf
zu ſtecken. Unſere großen Banken und Sparkaſſen ſind trotz der
ſchweren Zeiten völlig geſund, und die Sicherheit der Einlagen iſt
heute ebenſo gegeben wie bisher. Eine ſachlich durchaus
unbe=
gründete Panikſtimmung würde nur die Regierung zu
Abweyr=
maßnahmen zwingen, die im Intereſſe des deutſchen Sparers und
auch im Intereſſe der deutſchen Wirtſchaft beſſer vermieden werden.
Auch die Gefahr einer neuen Inflation
be=
ſteht durchaus nicht. Trotz der gewaltigen Schwierigkeiten,
die für die Reichsbank durch die Zurückziehung von Milliarden
ausländiſcher Kredite entſtanden, iſt ſie nicht unter die vom
Reichs=
bankgeſetz vorgeſchriebene Deckungsgrenze hinausgegangen. Unſere
Banknoten und unſer Geld iſt zu über 40 Prozent durch Gold und
deckungsfähige Deviſen gedeckt, während in vielen anderen
Län=
dern die Deckungsgrenze nur 30 Proznet beträgt. Man hat die
Deckungsgrenze im Reichsbankgeſetz damals je abſichtlich ſo hoch
geſetzt, um der neuen Währung von vornherein ein großes
Ver=
trauen zu ſichern. Ebenſo töricht alſo wie eine unnötige
Ab=
hebung von Spargeldern wäre der Verſuch ſich anſtelle der
deut=
ſchen Mark fremde Deviſen zu beſorgen. Man würde damit den
Druck auf die Reichsbank nur unnötig verſtärken, ſie zu weiteren
Kreditreſtriktionen im Intereſſe der Währung zwingen und damit
die deutſche Wirtſchaft, an deren Beſtand jeder einzelne von uns
mittelbar oder unmittelbar intereſſiert iſt, ſchädigen. Das deutſche
Volk ſollte auch in dieſen ernſten Tagen nicht die Nerven
ver=
lieren. Für das Ausland aber werden vielleicht die
Schwierig=
keiten der Danatbank ein Menetekel ſein. Sie werden ihm zeigen,
wohin die wirtſchaftliche Ausſagung Deutſchlands ſchließlich führen
muß. Eine Bank vom Range der Danatbank hat bei der engen
Verflechtung der Weltwirtſchaft eine ſehr praktiſche und
unmittel=
bare Bedeutung auch für die Wirtſchaft der anderen Länder, und
Schwierigkeiten, die an einer Stelle entſtehen, wirken mit
unfehl=
barer Sicherheit auf die geſamte Wirtſchaft der ziviliſierten Völker
zurück.
Nokverardnung über Bankfeierkage.
Am Dienskag und Mikkwoch
Fanien ud Hafafen geſcläifent.
Berlin, 13. Juli.
Wie wir erfahren, beſtätigt es ſich, daß für die Banken für
Dienstag und Mittwoch Bankfeiertage eingelegt ſind. Die Kaſſen
der Banken werden alſo an dieſen Tagen geſchloſſen bleiben. Die
Maßnahme ſtützt ſich auf folgende Verordnung des
Reichspräſiden=
ten über Bankfeiertage vom 13. Juli 1931.
Auf Grund des Art. 48, Abſ. 2 der Reichsverfaſſung wird
ver=
ordnet:
8 1.
Die Reichsregierung wird ermächtigt, Bankfeiertage zu
er=
klären, die beſtimmt, für welche öffentliche und private
Kredit=
inſtitute und Einrichtungen die Bankfeiertage gelten und welche
Rechtswirkungen mit ihnen verbunden ſind.
8 2.
Die Verordnung tritt mit Wirkung vom 13. Juli 1931 in
Kraft.
gez. v. Hindenburg.
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Nummer 193
Nolverardnung des Reichspräfidenken
zur Skühung der Dangk=Bank.
Berlin, 13. Juli.
Auf Grund des Artikels 48 Abſatz 2 der Reichsverfaſſung
wird verordnet:
8 1.
Die Reichsregierung iſt ermächtigt, in Anſehung der
Darm=
ſtädter= und Nationalbank, Kommanditgeſellſchaft auf Aktien,
die durch die Geldkriſe in ihrer Liquidität bedroht iſt, Garantien
zu übernehmen.
8 2.
Die Reichsregierung kann im Falle der Uebernahme einer
Garantie anordnen, daß Arreſte, Zwangsvollſtreckungen und
einſtweilige Verfügungen gegen das Vermögen der Bank nicht
ſtattfinden, und daß der Konkurs über das Vermögen der Bank
nicht eröffnet wird. Die gleiche Anordnung kann die
Reichs=
jegierung für das Vermögen eines perſönlich haftenden
Geſell=
ſchafters der Bank treffen, wenn ſie es im Intereſſe der
Gläubiger der Bank für notwendig erachtet. Eine ſolche
Anordnung bewirkt, daß der perſönlich haftende Geſellſchafter
den gleichen Beſchränkungen unterliegt, die in dieſer Verordnung
und ihren Durchführungsvorſchriften für die Bank getroffen
werden.
8 3.
Die Reichsregierung iſt ermächtigt Vorſchriften
über die Geſchäftsführung und Vertretung der Bank, über die
Dienſtverhältniſſe und vermögensrechtlichen Anſprüche der
per=
ſönlich haftenden Geſellſchafter, Angeſtellten und
Aufſichtsrats=
nitglieder gegenüber der Bank, ſowie die zur Durchführung
dieſer Verordnung erforderlichen Reichsverordnungen und
Ver=
waltungsvorſchriften zu erlaſſen; ſie kann für
Zuwiderhandlun=
gen gegen die von ihr erlaſſenen Vorſchriften Gefängnisſtrafen
bis zu drei Jahren und Geldſtrafe oder eine dieſer Strafen
an=
drohen.
8 4.
Maßnahmen, die gemäß dieſer Verordnung oder der
Durch=
führungsverordnungen getroffen werden, begründen keinen
An=
ſpruch auf Entſchädigungen.
8 5.
Dieſe Verordnung tritt am 13. Juli 1931 in Kraft.
Neudeck, den 13. Juli 1931.
Der Reichspräſident.
gez. v. Hindenburg.
Die Ausführungsbeſtimmungen zur Danak=
Skühungsakkion.
Berlin, 13. Juli.
Aufgrund der Verordnung des Reichspräſidenten vom 13. Juli
1931 wird verordnet:
Artikel 1.
1. Die Reichsregierung übernimmt namens des Reichs die
Ausfallbürgſchaft für die Erfüllung der Verbindlichkeiten der
Darmſtädter= und Nationalbank, Kommanditgeſellſchaft auf Aktien
1. aus Bareinlagen
2. aus laufender Rechnung,
3. ſoweit ſie ſonſt in den Büchern der Bank
als Kreditoren geführt werden.
4: aus eigenen Akzepten der Bank.”
2. Die Ausfallbürgſchaft beſteht inſoweit nicht, als der
Ver=
bindlichkeit der Bank eine zur Aufrechnung geeignete
Verbind=
lichkeit des Gläubigers gegenüberſteht. Die Ausfallbürgſchaft
be=
ſteht ferner nicht für Verbindlichkeiten gegenüber perſönlich
haften=
den Geſellſchaftern der Bank, für Verbindlichkeiten gegenüber
einer von der Bank abhängigen Unternehmung, ſowie für
Ver=
bindlichkeiten aus Rechtshandlungen, die im Falle des Konkurſes
oder bei Anwendbarkeit des Anfechtungsgeſetzes der Anfechtung
unterliegen würden.
Artikel 2.
Der Reichsregierung bleibt vorbehalten, anzuordnen, daß für
Verbindlichkeiten, die nach einem beſtimmten zukünftigen
Zeit=
punkt entſtehen, die Ausfallbürgſchaft des Artikels 1 nicht gilt.
Artikel 3.
3. Die Reichsregierung beſtellt für die Bank einen oder
mehrere Treuhänder.
2. Die Wirkſamkeit von Willenserklärungen der Bank iſt von
der Zuſtimmung mindeſtens eines der Treuhänder abhängig. Die
Treuhänder können die Zuſtimmung für gewiſſe Arten von Wil=
Friedrich Gundolf †.
Wie wir bereits geſtern kurz gemeldet, iſt der
bekannte Literarhiſtoriker Profeſſor Dr. Friedrich
Gundolf am Sonntag vormittag geſtorben. Peter
Hamecher (GDS) hat an dieſer Stelle zum 50.
Ge=
burtstag des berühmten Darmſtädters eine
ein=
gehende Würdigung von Gundolfs Schaffen und
ſeine Bedeutung für die Geiſteskultur der
Gegen=
wart veröffentlicht. Hamecher ſchrieb u. a.:
Vor rund zwanzig Jahren erſchien Friedrich Gundolfs Buch
„Shakeſpeare und der deutſche Geiſt‟. Dieſes Werk iſt eine der
bedeutendſten geiſtesgeſchichtlichen Taten unſerer Zeit. Es gibt
eine Geſchichte der Wirkſamkeit Shakeſpeares in Deutſchland,
be=
ginnend mit dem erſten Auftauchen des großen Dramatikers und
ſeiner Stücke und Stoffe im Spielplan des engliſchen
Komödian=
ten am Anfang des 17. Jahrhunderts und endend mit der
Ein=
deutſchung ſeiner Schöpfungen durch Auguſt Wilhelm von
Schle=
gel. Das Neue an dem Buche, das Epochemachende war die Art,
wie hier hiſtoriſches Geſchehen geſehen ward als Kräftebewegung
und Geſtalten als ſymbolhafte Träger von Tendenzen des
Wer=
dens. „Kräfte und Tendenzen, das ſind die Formen, unter denen
die Geiſtesgeſchichte allein Zeitalter wahrnehmen ſoll, nicht
empi=
riſche Begebenheiten, Abſchnitte oder gar Jahrzehnte”, fordert
Gundolf und gemäß dieſer Forderung ſucht er die Zeit zu faſſen
„als ein unteilbares, ſubſtantielles Fließen” Im Vorwort aber
heißt es: „Methode iſt Erlebnis, und keine Geſchichte hat Wert,
die nicht erlebt iſt.”
Shakeſpeare iſt in dieſem Zuſammenhang der große
be=
freiende Dichtergeiſt, das große dichteriſch=menſchliche Erlebnis,
unter deſſen Anhauch die ſeit dem Zerfall um die Wende des
16. zum 17. Jahrhundert in Todesſtarre ſchlummernden geiſtigen
und ſeeliſchen Kräfte der Nation wieder zum Leben erwachen, und
mit dem ihre neue Entfaltung und Geftaltung dauernd verknüpft
bleibt. In den Zeiten der Erſtarrung, bis auf Gottſched, iſt er
nur da als Stoffarſenal, nicht als dichteriſche Wirklichkeit. Dem
„verſtofflichten und verhirnlichten Menſchen” jener Tage fehlten
die Organe, geſtaltetes Leben zu faſſen und aufzunehmen. In
demſelben Augenblick aber, wo die Phantaſie wieder die Augen
aufſchlägt, iſt Shakeſpeare da in einem neuen Sinn, als der
Märchenprinz, als das Wunder, auf das die erwachende
ge=
blendet und bezaubert ſchaut. In feſſelnder Weiſe beſchreibt
Gundolf dieſes Gewahrwerden einer neuen Welt und ihre
all=
mähliche Entdeckung und Eroberung, die für den deutſchen Geiſt
zugleich die Entdeckung ſeiner ſelbſt iſt, und er zeigt das geheime
Spiel der Kräfte, das unfaßbar ſchickſalmäßige Müſſen im
ſchein=
bar Zufälligen. „Die Geſchicke der Völker ſteigen allerdings aus
Dienstag, den 14. Juli 1931
lenserklärungen allgemein im voraus erteilen; ſie können mit
Einwilligung der Reichsregierung ihre Befugnis zur Erteilung
von Zuſtimmungen auf andere Perſonen übertragen.
Artikel 4.
Die Treuhänder werden ermächtigt, Dienſtverträge, die die
Bank geſchloſſen hat, insbeſondere ſolche mit leitenden Angeſtellten
mit der geſetzlichen Friſt zu kündigen und die Anſprüche auf
An=
teile am Gewinn oder ſonſtigen Bezügen, ſoweit ſie perſönlich
haftenden Geſellſchaftern oder Aufſichtsratsmitgliedern zuſtehen,
herabzuſetzen.
Artikel 5.
1. Die perſönlich haftenden Geſellſchafter ſind verpflichtet,
auf Verlangen eines der Treuhänder die Generalverſammlung
ein=
zuberufen; das Recht der Aktionäre der Bank, die Einberufung
der Generalverſammlung zu verlangen, ruht bis auf weiteres.
2. Die perſönlich haftenden Geſellſchafter ſind ferner
ver=
pflichtet, Anſprüche und Befugniſſe Dritten gegenüber auf
Wei=
ſung eines der Treuhänder geltend zu machen.
Artikel 6.
Die Bank darf bis zum 31. Juli 1931 aus Verbindlichkeiten,
die vor dem 13. Juli 1931 entſtanden ſind, und für die das Reich
nach Artikel 1 die Ausfallbürgſchaft übernimmt, mit Ausnahme
der Verbindlichkeiten aus eigenen Akzepten, Auszahlungen je nach
Weiſung eines der Treuhänder leiſten. Zuwiderhandlungen
wer=
den mit Gefängnis bis zu drei Jahren und Geldſtrafe oder mit
einer dieſer Strafen beſtraft.
Artikel 7.
Anſprüche gegen die Bank aus Wechſeln können bis zum
31. Juli nicht geltend gemacht werden. Die Friſten, innerhalb
deren gegenüber der Bank Handlungen vorzunehmen ſind, um das
Wechſelrecht auszuüben oder zu erhalten, verlängern ſich bis zum
6. Auguſt 1931, ſoweit die Friſten bei Inkrafttreten der
Ver=
ordnung laufen oder nach ihrem Inkrafttreten bis zum 31. Juli
1931 zu laufen beginnen. Satz 2 gilt entſprechend für die
Aus=
führung oder Erhaltung des Regreßrechts gegen die Bank aus
einem Scheck.
Artikel 8.
1. Arreſte, Zwangsvollſtreckungen und einſtweilige
Verfügun=
gen gegen das Vermögen der Bank aus Verbindlichkeiten, die vor
dem 13. Juli 1931 entſtanden ſind, finden bis zum 31. Juli 1931
nicht ſtatt. Bis zu dieſem Zeitpunkt kann Konkurs über das
Ver=
mögen der Bank nicht eröffnet werden.
2. Das Gleiche gilt für Maßnahmen der in Abſatz 1 genannten
Art gegen das Vermögen der perſönlich haftenden Geſellſchafter
der Bank.
Artikel 9.
Die Reichsregierung ſetzt die Vergütungen der Treuhänder
feſt. Schuldnerin der Vergütungen iſt die Bank. Die
Reichs=
regierung übernimmt namens des Reichs für dieſe
Verbindlich=
keit die Ausfallbürgſchaft.
Artikel 10.
Der Reichsregierung bleibt vorbehalten, die in dieſer
Ver=
ordnung geſetzten Friſten zu verlängern.
Berlin, den 13. Juli 1931.
Der Reichskanzler
gez.: Dr. Brüning
Die amtliche Mikkeilung über die Kaſſenſchließungen.
Berlin, 13. Juli.
Am Montag ſpät abends wurde folgende Mitteilung
aus=
gegeben:
Aufgrund einer Verordnung des Reichspräſidenten vom
heu=
tigen Tage hat die Reichsregierung angeordnet, daß alle Banken,
Sparkaſſen und andere Kreditinſtitute mit Ausnahme der
Reichs=
bank am Dienstag und Mittwoch dieſer Woche geſchloſſen bleiben.
Die Reichsregierung und die berufenen Vertreter der Banken und
Sparkaſſen werden im Laufe dieſer Tage die notwendigen
Maß=
nahmen und Vorbereitungen treffen, damit am Donnerstag die
zur Weiterführung der Wirtſchaft und zur Bewirkung der
Ge=
halts= und Lohnzahlungen erforderlichen Mittel bereitgeſtellt
wer=
den. Die Wertpapierbörſe bleibt vorausſichtlich bis Ende der
Woche geſchloſſen.
Wegen der ernſten Lage in Deutſchland hat der deutſche
Bot=
ſchafter Freiherr von Neurath dem engliſchen Außenminiſter am
Montag erneut einen Beſuch abgeſtattet.
Der Berliner Polizeipräſident Grzeſinſki, der ſich ſeit dem
14. Juni auf Urlaub befand, hat dieſen Urlaub abgebrochen und
am Montag die Amtsgeſchäfte wieder übernommen.
Der ſüdſlawiſche Generalkonſul Dr. Barckhauſen iſt in ſeiner
Wohnung In den Zelten erſchoſſen aufgefunden worden. Ob Mord
oder Selbſtmord vorliegt, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden.
Die Mordkommiſſion iſt noch am Tatort.
den tiefſten Quellen”, heißt es im letzten Abſchnitt, „und
Shake=
ſpeare wird nicht zum deutſchen Ereignis, weil ein gewandter
Literat, der zufällig Romantiker iſt, das Ueberſetzungstalent hat.
In den Zufälligkeiten, Individuen, Daten wirkt der Impuls der
univerſalen Kräfte‟. Der Augenblick iſt Alles!
Profeſſor Dr. Friedrich Gundolf.
Die Krönung der deutſchen Eroberung Shakeſpeares iſt
Schlegels Ueberſetzung. „Durch Goethe ward die deutſche Sprache
erſt reich genug, Shakeſpeare auszudrücken, durch die romantiſche
Bewegung frei genug, durch Schlegel entſagend genug”.
Aller=
dings weiſt Gundolf auch die Grenzen Schlegels nach. Sie liegen
in dem verſchiedenen „Urerlebnis der Zeit”. „Selbſt Goethes
ſeeliſcher Umfang war, der ganzen Sphäre Shakeſpeares nicht
entſprechend, und wie ſehr Schlegel das Individuelle
Shake=
ſpeares in dem Verhältnis zu dem, was er um ſich ſah, fühlte:
er fühlte es doch nur als Kind ſeiner Zeit, der Goetheſchen Welt,
der Bildungswelt.” Goethe ſagt ſelber in einem ſeiner
Shake=
ſpeare=Aufſätze: „Und doch iſt dies die Eigenſchaft des Geiſtes,
daß er den Geiſt ewig anregt.” Jede Zeit muß ſich aus ihrem
eignen Urerlebnis heraus Shakeſpeare neu erobern, und ſo wird
auch jede Zeit, die ein Urerlebnis hat, ihn in ihre eigene Sprache
zu bannen ſuchen. Hier entſteht, gleichzeitig mit ſeinem erſten
geiſtesgeſchichtlichen Werk beginnend, Gundolfs andere Tat: ſeine
Die Zahlungseinſtellung der Darmſtädter= und Nationalbank
iſt dem größten Teil des deutſchen Volkes überraſchend
gekom=
men. Für den Eingeweihten, der wußte, daß die Bank in
den letzten drei Monaten allein 650 Millionen
ausgezahlt hat und daß ihre Schwierigkeiten noch
durch den Zuſammenbruch der Norddeutſchen
Wollkämmerei verſchärft wurden, hatte die
Schalter=
ſchließung weniger die Bedeutung eines Blitzes aus heiterem
Himmel. Gemunkelt wurde ſchon längſt über das Bevorſtehen
dieſes Ereigniſſes. Offen davon ſprach man aber erſt im Laufe
des Sonntags, als ſich die Mitglieder des Reichskabinetts in
un=
unterbrochenen Sitzungen vom Samstag nachmittag an, in die
iur einige kurze Ruhepauſen eingeſchoben wurden, mit den
Finanznöten der Danatbank beſchäftigten.
Aus dieſen Kabinettsſitzungen kam ſchließlich eine
Notver=
ordnung heraus, durch die die Regierung ermächtigt wird, eine
hundertprozentige Garantie für die Bank zu übernehmen. Die
Verordnung iſt gleichzeitig mit Ausführungsbeſtimmungen
ver=
ſehen. Begleitet wurde ſie durch einen Aufruf der Regierung,
der den ganzen Ernſt unſerer Lage ſchildert und das deutſche
Volk auffordert, kühlen Kopf zu bewahren.
Die Schalterſchließung ſelbſt ſprach ſich in Berlin erſt im
Laufe des Montag vormittag herum. Sie hatte, wie nicht anders
zu erwarten war, bei den zahlreichen Konteninhabern, ernſte
Be=
fürchtungen ausgelöſt. In den Mittagsſtunden machte ſich in
allen Bankgeſchäften und Sparkaſſen ein
er=
heblicher Andrang von Einlegern bemerkbar, die ſich
bemühten, ihre Gelder zurückzuerhalten. Das hatte eine
Verknappung von Zahlungsmitteln zur Folge,,
ſodaß eine ganze Reihe von Geldinſtituten dazu
übergehen mußte, die Zahlungen zu
beſchrän=
ken. Namentlich bei den Spärkaſſen waren erhebliche
Abhebun=
gen zu beobachten, ſo daß ſich gleichzeitig der Deutſche
Sparkaſſen= und Giroverband veranlaßt
ge=
ſehen hat, die Sparkaſſen aufzufordern, bei
Abhebungen von denſatzungsmäßigen bezw.
ver=
traglichen Kündigungsfriſten Gebrauch, zu
machen und die Auszählungen außer von kleineren Beträgen,
nur noch nach Ablauf der ſatzungsmäßigen Kündigungsfriſt und
nach Maßgabe der verfügbaren Mittel vorzunehmen.
Offenbar=
befürchtet man, daß ſich in den nächſten Tagen ein noch ſtärkerer
Andrang des Publikums zu den Kaſſen bemerkbar machen wird.
Erfreulich iſt jedenfalls, daß am Montag von einer
Panikſtim=
mung nichts zu bemerken war. Zu hoffen iſt, daß die
Beunruhigung ſehr raſch wieder weichen wird.
Erſte und wichtigſte Vorausſetzung iſt aber die
Oeffnung der Schalter der Danatbank.
Am Montag vormittag hoffte man noch im Reichskabinett,
daß bereits am Dienstag die Bank ihre Geldgeſchäfte wieder
abwickeln könnte. Die Aufſicht wirdein Treuhänder
der Reichsregierung führen. Man hatte an Dr.
Schacht gedacht, der aber angeblich abgelehnt haben ſoll. Bis.
zum Montag abend war ein Treuhänder noch nicht ernannt.
Seine Ernennung wird aber nach Anſicht maßgebender Kreiſe
im Finanzminiſterium beſtimmt am Dienstag erwartet. Am
Dienstag werden allerdings die Schalter der Danat=Bank noch
nicht geöffnet, da der Treuhänder erſt ſeine Anweiſungen geben
muß, in welchem Umfange Auszahlungen erfolgen dürfen. Es
iſt aber zu erwarten, daß bis zum Mittwoch, wo die Börſen
wieder anfangen werden, zu arbeiten, auch die Danat=Bank ihre.
Pforten wieder öffnet. Es ſteht aber ſchon jetzt feſt, daß die
Konteninhaber, ſoweit ſie Geldforderungen erheben, nur. Ab=”
ſchlagszahlungen erhalten. Den Prozentſatz ſetzt der Treuhänder
feſt. Es wird aber jeder zu ſeinem Recht kommen,“
da die Reichsregierung eine Totalgarantie übernommen hal.”
Dieſe Garantie ſchließt auch eine Befriedigung der ausländiſchen
Konteninhaber in ſich. Insgeſamt hat die Danat=Bank etwa
280 000 Konten, die zu einem erheblichen Teil auf kleinere
Spa=
rer entfallen. Sehr ſtark iſt aber auch die Wirtſchaft intereſſiert.
Infolgedeſſen hat ſich die Reichsregierung veranlaßt geſehen,
kei=
nen Augenblick mit einem Eingreifen zu zögern. Sie hat das
nicht zuletzt auch mit Rückſicht auf unſere Kreditwürdigkeit
ge=
tan, um dem Auslande zu zeigen, daß von unſerer Seite
alles geſchieht, was geeignet iſt, der
Schwierig=
keiten Herr zu werden. Wie weit die Reichsgarantie in
Angriff genommen wird wird ſich erſt im Laufe der nächſten:
Zeit herausſtellen. Die Reichsregierung hofft natürlich, daß der
Treuhänder geſchickt genug verfahren wird, um Verluſte zu
ver=
meiden. Für die Reichsregierung wird die Situation
ſelbſtver=
ſtändlich erleichtert, wenn der Aufruf auf fruchtbaren Boden
fällt, das deutſche Volk die Nerven behält und ſein
Selbſtver=
trauen nicht verliert.
Shakeſpeare=Uebertragung. Gundolfs Urerlebnis war Stefan
George, und die Sprachgeſtalt des Georgeſchen Werkes gab ihm
Möglichkeiten des Ausdrucks über Schlegel hinaus.
Faſt zwei Jahrzehnte nach „Shakeſpeare und der deutſche
Geiſt” erſcheint das große Shakeſpeare=Werk Gundolfs, die
Dar=
ſtellung des Genius ſelber. Goethe ſagt einmal: „Shakeſpeare
ge=
ſellt ſich zum Weltgeiſt; er durchdringt die Welt wie jener; beiden
iſt nichts verborgen‟. Das Werk Shakeſpeares hat nichts von
Goetheſcher Konfeſſion, und keine Schillerſchen Morallehren
ſind=
aus der Handlung abzuziehen. Es iſt ſo ſehr geſtaltetes Leben,
daß es in höherem Sinne anonym, wie von einer Weltkraft
er=
zeugt erſcheint und ſich jedem pſychologiſchen Deutungsverſuch
verwahrt. Dennoch mangelt dem Werk in ſeiner
weltumgreifen=
den Expanſivität nicht die Perſönlichkeit. Gundolf ſagt: „
Shake=
ſpeares Werk” würde uns nicht ſo ergreifen, wenn ſeine „
Perſön=
lichkeit hinter ſeinem Werke verſchwände.” Sie iſt ganz in ſein
Werk eingegangen, doch ſie tritt nicht vor ſein Werk und ſie
ſchwebt nicht darüber, ſie ſteckt nicht dahinter, ſondern offenbart;
ſich darin und damit” „Aus dieſem Satze ſtellt ſich die Aufgabe,
die Gundolf zu löſen hat. Sie lautet: die Geſtalt. Worauf
Gundolf abzielt, iſt die Seelenbiographie; iſt, das Weſen in
ſeiner „Fülle, Kraft und Schönheit” im Werk und aus dem Werk.
ſichtbar und fühlbar zu machen, das Naturgeſetz ſeines
urſprüng=
lichen Seins, die überraſchende Totalität der Erſcheinung und
das tief Schickſalhafte, Schickſalbedrohte der Exiſtenz.
Für Gundolf war die große Perſönlichkeit immer ein Wunder,
unfaßbar göttlichen Urſprungs. Sie iſt autochthon und
unerklär=
bar aus Zeit und Umwelt. So verſucht er auch nicht, Shakeſpeare
aus der ihn umgebenden Atmoſphäre zu erklären. Er nimmt
vielmehr die Zeit in ihn, ihren Verewiger hinein, und deutet ſie
aus ihm. „Was bleibet aber, ſtiften die Dichter.” Hier aber
kommen wir dem Mittelpunkt der Geſchichtsauffaſſung und
Ge=
ſchichtsdarſtellung Gundolfs nahe, wie ſie ſich auch in ſeinem
Goethe, ſeinem Kleiſt, ſeinem Cäſar zeigt. Es iſt, bei aller
Ge=
lehrſamkeit, die Auffaſſungsart eines Künſtlermenſchen, und aus
eigner Künſtlerſeele umſchreibt auch Gundolf die Kunſt als einen
„urſprünglichen Zuſtand des Menſchentums, weder die
Nach=
ahmung eines Lebens, noch die Einführung in ein Leben, ſondern
eine primäre Form des Lebens.” In der Vorrede zu „
Shake=
ſpeare und der deutſche Geiſt” heißt es: „Methode iſt
Erlebnis=
art, und keine Geſchichte hat Wert, die nicht erlebt iſt.” Was er
von der Hiſtorie erlebt, war nicht die Abfolge der Zeiten und
Tat=
ſachen, ſondern die große Perſönlichkeit, das Leib gewordene
Ur=
erlebnis, wie es ihm in ſeinem Meiſter George in unſeren Tagen
entgegentrat. Seine Geſchichte war immer Herrengeſchichte und
bei aller gelehrten Genauigkeit iſt ſie im Grunde Schau,
Intui=
tion. Als Ziel ſeiner Deutungen nennt er: „Daß wir mit den
Begriffen und Ordnungen, welche unſere eignen geiſtigen
Vor=
ausſetzungen und unſer Erlebnis der Urdinge uns ausgebildet
Nummer 193
Dienstag, den 14. Juli 1931
Seite 3
„Die Schuld Frantteichs
an der beätſcer Aeie.
Ueberraſchung in Londoner Finanzkreiſen wegen der
Zahlungseinſtellung der Danak=Bank.
EP. London, 13. Juli.
Die deutſche Finanzkriſe und die Baſeler Konferenz der
Lei=
ter der europäiſchen Zentralbanken ſtehen hier im Vordergrund
des allgemeinens Intereſſes. Ueber die letzte Entwicklung in der
deutſchen Finanzkriſe bringen die Londoner Blätter ausführliche
und groß aufgemachte Berichte. In hieſigen Finanzkreiſen hat
die Zahlungs=Einſtellung durch die Danatbank große
Ueber=
raſchung und beträchtliche Nervoſität hervorgerufen. An der
Lon=
doner Börſe löſten die innerdeutſche Bank= und Finanzkriſe ſcharfe
Kursſchwankungen aus, von denen beſonders engliſche Regierungs=
Papiere, ſowie deutſche und öſterreichiſche Anleihen betroffen
wur=
den. Deutſche Reichs=Schatzanweiſungen lagen vorübergehend
zwi=
ſchen 7—11 Punkte niedriger. Das hier verbreitete Gerücht, die
deutſche Regierung habe die franzöſiſchen politiſchen Bedingungen
für eine Kreditgewährung angenommen, führte am Nachmittag zu
viner teilweiſen Erholung an der Börſe. — In City=Kreiſen
be=
zeichnet man die Schließung der deutſchen Börſen für eine kluge
Handlung der deutſchen Regierung. Man glaubt weiter, daß die
Danat=Bank durch offizielle Unterſtützung wieder flottgemacht
werden kann, vorausgeſetzt, daß die allgemeine Lage in
Deutſch=
land eine Entſpannung erfahre.
„Evening News” teilen heute mit, daß Montagu Norman,
der Gouverneur der Bank von England, den
Reichsbankpräſiden=
ten Dr. Luther vor einer Reiſe nach London und Paris zwecks
Er=
langung eines 60=Millionen=Kredits gewarnt habe, da dieſe Reiſe
ſicherlich politiſche Forderungen Frankreichs bei einer
Kreditge=
währung im Gefolge haben würde. Der Rat Normans ſei jedoch
von Deutſchland nicht angenommen worden.
Der Wechſelkurs der Reichsmark unterlag an der Londoner
Börſe ſcharfen Schwankungen und ging von 20,65 auf 27 zurück,
konnte ſich aber am Nachmittag wieder völlig erholen.
In einem längeren Leitartikel über die Schuld Frankreichs
an der deutſchen Kriſe meint der „Mancheſter Guardian” u. a., es
ſei ſchwer zu glauben, daß Hoover die politiſchen Forderungen
Frankreichs auf Einſtellung des Panzerkreuzerbaues und den
Ver=
zicht auf die Zoll=Union unterſtützen werde. Aber angeſichts der
ernſten Natur einer derartigen Behauptung ſei ein offizielles
De=
menti wünſchenswert. — Das Blatt wiederholt auch heute wieder
ſeine Forderung, daß der Zoll=Union keine Schwierigkeiten in den
Weg gelegt werden dürfen. Andererſeits würde es das Blatt
be=
grüßen, wenn Deutſchland von ſich aus auf die Kriegsſchiffbauten
verzichten würde, denn bei einem etwaigen Wettrüſten müſſe es
doch hinter den anderen Ländern zurückbleiben
Franzöſiſche Angriffe auf den Skerling=Kurs.
London, 13. Juli.
Der Finanzkorreſpondent des Arbeiter=Blattes „Daily Herald‟
ſagt zur Lage auf dem Geldmarkt: Es iſt damit zu rechnen, daß
im Laufe dieſer Woche infolge des Angriffes
Frankreichs auf den Sterling=Kurs Millionen
an Gold zurückgezogen werden. Die erſten
Goldver=
fügungen nach Paris würden heute oder morgen beginnen. Dies
bilde einen Teil eines franzöſiſchen Planes,
durch den Snowden gezwungen werden ſoll,
ſei=
nen gegen weitere britiſche Opfer in der
Kriegs=
ſchuldenfrage gerichteten Standpunkt
abzuän=
dern. Wenn der Angriff fortdauert wird nicht
nur die Goldpoſition der Bank von England
ge=
ſchwächt werden, ſondern Regierung und Handel
werden auch mehr Zinſen für kurzfriſtige
An=
leihen zahlen müſſen.
Im „Daily Telegraph” heißt es: Die Finanzlage in
Europa wird jetzt durch politiſche Erwägungen
verdunkelt. Eine andere Erklärung läßt ſich für den unſicheren
Stand der ausländiſchen Deviſenkurſe nicht finden, wobei das
plötzliche Steigen des franzöſiſchen Franken=Kurſes in erſter Linie
zu erwähnen iſt. Wenn der Grund für dieſe Zurückziehung von
Krediten wie in einigen Kreiſen behauptet wird, auf rein
finan=
zielle Gründe zurückzuführen iſt, dann iſt es bedauerlich, daß ſolche
Bewegungen unabänderlich mit Meinungsverſchiedenheiten auf
dem Gebiete der internationalen Politik zuſammenfallen. Das
Bevorſtehen eines ernſten Abfluſſes von Gold aus London nach
Frankreich muß jetzt als nahezu ſicher betrachtet werden, wenn
die Kreditbewegungen nicht eingeſtellt werden und wenn die Bank
von Frankreich ihre Politik nicht ändert.
Die amerikaniſche Regierung lehnk ein Eingreifen ab
New York, 12. Juli.
Nach mehrſtündigen Konferenzen zwiſchen dem
Unterſtaats=
ſekretär Mills, den Beamten der Federal Reſervebank und einer
Gruppe von Finanzleuten unter Führung Owen Youngs gab
Mills folgende amtliche Erklärung bekannt: „Die Stellung der
Regierung der Vereinigten Staaten in der gegenwärtigen Phaſe
der Lage des Deutſchen Reiches iſt klar. Durch Hoovers
Mora=
toriumsprogramm wurde die Reichsregierung aus der kritiſchen
Lage befreit, die infolge der internationalen
Finanzverpflich=
tungen der Regierungen hervorgerufen war. Ueber 400 Millionen
Dollar wurden ſo für die Wiederingangſetzung der deutſchen
Induſtrie und des deutſchen Handels im gegenwärtigen Jahr
flüſſig, die ſonſt auf Reparationskonto hätten eingezahlt werden
müſſen. Das iſt die einzige Richtung, in der die Regierung der
Vereinigten Staaten Gelegenheit und Autorität hat, zu
inter=
venieren.
Es iſt ſelbſtverſtändlich und wohlbekannt, daß die
Regie=
rung keine Kontrolle" über die ausländiſche Kreditpolitik der
Federal Reſervebanken übt, da ſie in einer wohlbegründeten und
geſunden Politik von dem Einfluß der Exekutivgewalt oder einer
Einmiſchung freigemacht worden ſind. Es ſollte nicht vergeſſen
werden, daß die Probleme, mit denen wir uns heute
beſchäfti=
gen, grundlegende europäiſche Probleme ſind und daher am
beſten durch die Initiative und eine gemeinſchaftliche Aktion der
Beteiligten ſchnellſtens gelöſt werden können.”
New Yorker Bundesreſervebank
warkek auf ein gemeinſames Programet
der europäiſchen Zenkral=Nokenbanken.
Von maßgebender, der Federal Reſerve Bank naheſtehender
Seite wird erklärt, daß die Frage der Kreditgewährung für
Deutſchland von der Entwicklung der Baſeler Verhandlungen
ab=
hänge.
Die New Yorker Federal Reſervebank beabſichtige nicht, ſelbſt
die Initiative zu ergreifen. Sie warte vielmehr, bis ein
gemein=
ſames Programm der Leiter der europäiſchen Zentralnotenbanken
vorliege. Selbſtverſtändlich werde ſich die Federal Reſervebank
an der Durchführung eines ſolchen Programms beteiligen.
Das Handelsdepartement erhielt am Montag mittag auf dem
Kabelwege vom amerikaniſchen Handelsattaché in Berlin die
be=
ruhigende Verſicherung, daß die Reichsregierung alle notwendigen
Schutzmaßnahmen für die deutſchen Banken treffen werde.
Eindringliche deulſche Borſtellungen in Paris.
Miniſterpräſident Laval, der den geſtrigen Sonntag
außer=
halb von Paris verbracht hat, kehrte um 21 Uhr 30 ins
Miniſter=
präſidium zurück. Um 21 Uhr 55 empfing er den deutſchen
Bot=
ſchafter von Hoeſch, der um eine Audienz nachgeſucht hatte. Die
Unterredung dauerte etwa 40 Minuten. Das Miniſterpräſidium
veröffentlichte darüber ein Communiqué, in dem lediglich
mitge=
teilt wurde, der deutſche Botſchafter habe ſich mit
dem Miniſterpräſidenten über den Ernſt der
Finanzlage Deutſchlands unterhalten. Am
Mon=
tag vormittag ſprach der deutſche Botſchafter von Hoeſch am Quai
d’Orſay vor, wo er mit Briand eine Unterredung hatte, in der
er ihn gleichfalls von dem Ernſt der finanziellen Lage
Deutſch=
lands in Kenntnis ſetzte.
Nach dem „Matin” hat der Miniſterpräſident von Hoeſch
dar=
auf auf die ſchwierige Lage Frankreichs verwieſen und daß
Inter=
eſſe betont, mit dem „Frankreich von Berlin kluge,
energiſche und ſchnelle Rettungs=Maßnahmen
erwarte. Deutſchland müſſe eine rieſige Anſtrengung machen,
um über ſeine Schwierigkeiten hinweg zu kommen und eine
etwa=
ige Hilfe von außen zu rechtfertigen. Laval werde die Regierung
über ſeine Beſprechung mit von Hoeſch unterrichten. In kurzem
werde übrigens die Situation ſich weiter entwickelt haben, und
die Mächte würden in der Lage ſein, ſich in letzter Inſtanz
aus=
zuſprechen.
Zwiſchen dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten und dem
Finanzminiſter Flandin fanden am Montag zwei Beſprechungen
haben, uns gedanklich machen, in Wiſſen verwandeln, was uns
dort als Sein, als ſtummes Leben ergreift: daß wir als Bildung,
als Eindruck auffangen, was als Schöpfung, als Ausdruck
ge=
geben iſt.”
Die große Perſönlichkeit war ihm Träger der Geſchichte und
ihr Schöpfer. Groß aber waren ihm die, in denen ſich die
Beſtand=
teile des Weſens zur umfaſſenden vorbildlichen Norm, zum Geſetz
fügen; die welthaltig ſind, weil ſie die Welt haben. So war er
Cäſar, Shakeſpeare, Goethe, George. Abgrenzend aber zeichnet
er das Bild des chaotiſchen, ichbeſeſſenen, welteinſamen Kleiſt,
der nicht die Kraft zum Geſamtmenſchentum in ſich trägt. In
dieſer Auffaſſung liegt der Zukunftswert Gundolfs. Seine
Dar=
ſtellungsweiſe, aus der Mitte der Erſcheinungen vordringend,
aus dem Urerlebnis der Geſtalten und Geſtaltungen bedeutet neue
Sicht der Geſchichte. Dieſe Geſchichte aber iſt im letzten Grunde
wertende, wertſetzende Geſchichte aus den Tiefen des Lebens,
An=
ruf des Lebens voll vom Willen zur Formung, und ſo iſt
Gun=
dolf, der Hiſtoriker, nicht weniger ein Führer als Stefan George,
der Dichter. Hier liegt ſeine große Wirkung begründet.
Mit der Univerſität Heidelberg trauert Darmſtadt das
einen ſeiner Beſten und Größten verlor, trauert aber auch die
ganze deutſche Geiſtes= und vor allem literariſche Welt.
Neue Schallplakien.
Immer aufs neue überraſchen die Schallplattenfabriken mit
den allmonatlichen Neuausgaben. Immer noch ſind techniſche
Ver=
beſſerungen möglich und werden erreicht. Wo nicht, da bietet das
künſtleriſche Niveau den Fortſchritt. Die beſten und größten
Künſt=
ler und Künſtlerinnen der Welt vermitteln ihre Kunſt der
Un=
ſterblichkeit durch die Platte.
Electrola: Diaz Weismanns ganz große Kunſt,
ſeine meiſterhaft feine Bogenführung und ganz eigene ſeeliſche
Er=
faſſung und Vermittlung der Kompoſition feiert in Maſſenets
Elegie und in einem entzückenden, feinwiegenden Tango von
Al=
beniz, in Bearbeitung von Fritz Kreisler, auf Platte E. G. 2206
Triumphe — Nicht weniger der geniale Meiſter des Cello
Pablo Caſals (am Flügel Otto Schulhof) in Bachs Arie aus
der Suite in D und dem Andante (Arr, Siloti, am Flügel Blas
Net) auf Platte D. B. 1404 — Marcel Wittriſch dann. der
jetzt in London unerhörte Triumphe feierte. Mit Levis Ruth
Band bringt er Lehars „Was wär ich ohne euch, ihr wunderſchönen
Frau’n” und „Nur wer die Frau’n nie fragt”. Valſe Primavera
aus dem Richard=Tauber=Tonfilm „Die große Attraktion” (E. G.
2255) Eine ausgezeichnete Platte, ebenbürtig der weiteren
Ton=
film=Neuheit „Ein bißchen Puder, ein bißchen Schminke”, Tango
aus „Schachmatt” von Marek Webers Orcheſter geſpielt, mit
dem von Siegfried Arno geſungenen Refrain. Auch die andere
Seite dieſer Platte (E. G. 2130) bringt einen feinen Tango
„Wenn du mal in Haway biſt”. — Wer Spezial=Inſtrumental=
platten liebt, dem ſei unter den Neuheiten die Flöten=Serenade
aus dem Fridericus=Rex= und Sansſouci=Tonfilm empfohlen, die
Marc. Roland mit Marek Webers Orcheſterbegleitung ſpielt.
Die andere Seite dieſer Platte (F G. 2301) bringt den
Parade=
marſch der „Langen Kerls” ſchneidig und raſſig geſpielt vom
Marek=Weber=Orcheſter.
Grammophon”, die Stimme ſeines Herrn: Die
Raumtonaufnahmen der Polyfar=Serie ſind an Stärke und Fülle
des Tons, an Klangſchöne noch unübertroffen. Franz
Völ=
ker, den Frankfurt an die Wiener Staatsoper abgeben mußte,
ſingt auf Platte B. 43 402 aus Philipp zu Eulenburgs
Roſenlie=
dern „Weiße und rote Roſe” und „Rankende Roſe”, Bändigt
er hier ſeinen gewaltigen Tenor zu ſeelentiefem Vortrag, ſo
entfaltet er ihn in ganzer Stärke in „Seeroſe”", und vor allem
in „Murmelnde Lüftchen” von Jenſen auf B. 43 404. — Der
rheiniſche Volksſänger Auguſt Batzern ſingt auf B 43 425
zwei ſehr hübſche und temperamentvolle ſelten gehörte
Moſel=
lieder „O, du herrliche Moſel” von L. Woldmann und „Im
weiten deutſchen Land” von Schmitt=Reck, beide mit
ſtimmgewal=
tigem Männerquartett und Orcheſterbegleitung. — Leo
Mo=
noſſon. Tenor mit ausgezeichnetem Material und
ſchmelzen=
dem Vortrag, ſingt den Tango. Meine Gnädigſte, ſind Sie ſchon
einmal verliebt geweſen” aus dem Tonfilm „Im
Walzerpara=
dies” und „Sag mir Darling”, Walzer, erſteren zu Paul
God=
wins, letzteren zu Ilja Livſchakoffs Tanzorcheſter. Gefühl und
Rhythmus! (B. 43 410.)
Ilja Livſchakoffs Orcheſter ſpielt mit wundervollem Vortrag
und berauſchender Klangſchönheit auf C. 40 725 den
Roſenkava=
lier=Walzer (Richard Strauß—Dobler) zweiſeitig, und ganz
großes Niveau haben die beiden Furtwängler=Platten B. 21 305
und B. 21308 Triſtan und Jſolde”, Vorſpiel, 1. und 2. Teil,
und Jſoldes Liebestod. 1. und 2. Teil. Zwei Platten, die das
Berliner Philharmoniſche Orcheſter unter ſeinem genialen Leiter
auf der Höhe ſeines künſtleriſchen Könnens zeigen, das einmalig
iſt. — Mit Theodor Scheidls (Staatsoper Berlin) „Die Friſt
iſt um” aus „Der Fliegende Holländer” 1. und 2. Teil (B.
22 491) ſind das Platten von unvergänglichem Wert. Dann
noch eine ſehr gute Platte von Alexander Bſailowſky, der auf
Steinway=Flügel Schumanns „Traumeswirren” und
Mendels=
ſohns Scherzo wahrhaft virtuos ſpielt. (B 7098.) Wer
ame=
rikaniſche Tanzplatten immer noch liebt, wird an den
Brunswick=Platten 6035 A Sweet Roſita und The Peanut
Ven=
dor, Foxtrotts und 86 117 Tc. Odio und Companera, Tangos,
ſeine Freude haben.
Homocord. Für Homocord ſpielt das Mailänder
Sin=
fonieorcheſter unter Gino Neri Vorſpiel und Chor und
„Warum zögert der Mond” aus Puccinis „Turandot”
(H. 9097) Es erweckt ſtets aufs neue den Eindruck, als liege
den Mailänder Künſtlern Puccini beſonders. Jedenfalls
über=
raſcht jede neue Platte durch Volumen und Schönheit des Tones.
— Von den Homocord=Geſangsylatten ſeien aus den
letzt=
monatlichen Neuheiten beſonders empfohlen H. 4149 auf der
Manfred Lewandowſki. An die Nacht” von Schwiebert und
„Gebt mir Roſen” von Schwiebert=Müller ſingt, und dann
4 — 9088, auf der der ausgezeichnete Bariton Paul Wieſen=
ſtatt, wobei mit Genugtuung feſtgeſtellt wurde, daß die B. J.3. den
franzöſiſchen Vorſchlag hinſichtlich des im Falle eines
Youngplan=
moratoriums einzuzahlenden Garantiefonds mit deutſcher
Stimm=
enthaltung und gegen die Stimme Englands angenommen habe.
Wegen der von der B.J.3. Deutſchland etwa zu gewährenden
Kredite wird die Befürchtung gehegt, daß dieſe ſchnell verbraucht
ſein könnten. Ferner wird bedauert, daß Brüning und Curtius
durch die Beſuche Macdonalds, Henderſons und Stimſons in
Ber=
lin zurückgehalten würden, wodurch die Beſprechung mit den
deutſchen Miniſtern in Paris verzögert würde.
Der Schwerpunkk Baſel.
Die Tagung des Verwaltungsrakes der B.J.3.
Berlin, 13. Juli.
Obwohl ſich die Auswirkungen der heutigen
Regierungs=
aktion noch nicht im einzelnen überblicken läßt, ſo kann man
doch nach zuverläſſigen Meldungen auf allen wichtigeren
Geld=
plätzen eine zuverſichtliche Stimmung feſtſtellen. Von ſeiten der
Reichsregierung iſt jedenfalls alles getan, was nach menſchlichem
Ermeſſen notwendig iſt, um eine weitere Gefährdung des
Kredit=
marktes zu verhüten. Man darf annehmen, daß dieſe
Maß=
nahmen ſchon in aller kürzeſter Friſt wieder aufgehoben werden.
Der Schwerpunkt der Verhandlungen lag jetzt jedenfalls in
Baſel, wo über einen größeren und langfriſtigen
Ueberbrückungs=
kredit in Form eines Gemeinſchaftskredites verhandelt wurde.
Die Baſeler Verhandlungen
geſtalteten ſich wie folgt:
Nachdem in der Vormittagsſitzung der B. J.3. Geheimrat
Vocke ein eingehendes Expoſé über die Lage in Deutſchland
er=
ſtattet und die Notwendigkeit der Gewährung ausreichender und
langfriſtiger Kredite dargelegt hatte, ergänzte in den
Nachmittags=
verhandlungen Reichsbankpräſident Dr. Luther dieſe
Darlegun=
gen, indem er vor allem auch eingehend die Maßnahmen ſchilderte,
welche die Reichsregierung und die Reichsbankleitung getroffen
haben und noch treffen werden, um Herr der Lage zu bleiben. Er
verhehlte aber auch nicht, daß keine Minute Zeit mehr
zuverlieren ſei, und daß, wenn raſcher eingegriffen
worden wäre, die politiſchen und
wirtſchaftlichenVer=
hältniſſe nicht ſo weit gediehen wären, wie ſie
heute ſind. In Anbetracht der Wichtigkeit der Verhandlungen
wurden dieſe Ausführungen ins engliſche und franzöſiſche
über=
ſetzt, ſo daß die einzelnen Beratungsgegenſtände viel längere Zeit
in Anſpruch nahmen als ſonſt.
Um ½7 Uhr wurde die Sitzung unterbrochen, um den
Dele=
gierten Gelegenheit zu geben, ihren Tee einzunehmen. Schon um
½8 Uhr wurden die Beratungen wieder aufgenommen, wobei Dr.
Luther wieder das Wort nahm. Es konnte im Laufe der
Bera=
tungen eine gewiſſe Entſpannung erreicht werden. Die
Verhand=
lungen werden gegenwärtig als ausſichtsreich bezeichnet. Dafür
ſpricht auch der Umſtand, daß nach der um 9 Uhr eingetretenen
Abendpauſe die Sitzung um 10 Uhr wieder fortgeſetzt werden
konnte. Meldungen, die bereits von einer weſentlichen Erhöhung
der Rediskontkredite ſprechen und von einer neuen großen
Kredit=
operation für Deutſchland wiſſen wollen, eilen jedoch den
Tat=
ſachen voraus.
Den ganzen Nachmittag über liefen fortgeſetzt
Telephon=
geſpräche von der B.J.3. nach Berlin. Reichsbankpräſident Dr.
Luther hatte eine längere telephoniſche Ausſprache mit der
Reichs=
regierung, um ſie über den Stand der Angelegenheit zu
unter=
richten.
Die Enkſcheidung der B33. in der Garankiefondsfrage
Nach Schluß der Abendſitzung wurde über den
bisheri=
gen Gang der Beratungen ein Communigué
her=
ausgegeben, das beſagt, daß nach Kenntnisnahme des
Monatsaus=
weiſes und des Berichtes über die im Juni getätigten Geſchäfte,
gerade in Oeſterreich und Ungarn, eine eingehende Ausſprache
ſtatt=
fand. Was die Frage des franzöſiſchen Garantiefonds anlangt,
ſo beſchloß der Verwaltungsrat der Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich in ſeiner Eigenſchaft als Treuhänder und
ledig=
lich für ſich ſelbſt, dem Vorſchlag der franzöſiſchen Regierung
zu=
zuſtimmen, die Summen, die in den im Treuhändervertrag
vor=
geſehenen Garantiefonds im Falle eines Moratoriums im
Rah=
men des Young=Planes noch einzuzahlen wären, dem
Garantie=
fonds durch monatliche Zahlungen zuzuführen, und zwar in der
Weiſe, wie es in dem Schreiben vorgeſehen iſt, das der
fran=
zöſiſche Miniſter der Finanzen am 9. Juli 1931 an den Präſidenten
der B. J. 3. gerichtet hat.
Um 23 Uhr übergab der Verwaltungsrat der B. J.3. ein
zwei=
tes Communiqué (ſiehe erſte Seite, erſte Spalte), das die für
Deutſchland lebenswichtige Entſcheidung enthielt.
danger ſich in „Tom, der Reimer” und Löwes „Uhr” hören
läßt. — Ausgezeichnet ſpielt das Homocord=Orcheſter unter
Grete Eweler aus Lehars „Zarewitſch” „Hab nur dich
allein” und „Wolgalied‟
Die Deutſche Ultraphon=A.=G. (Berlin
Lichten=
berg) Küchenmeiſter=Konzern, legt gleich vier verſchiedene
Fa=
brikate vor. Vor allem hat Ultraphon ſich Erich Kleiber,
den temperamentvollen Generalmuſikdirektor, ausſchließlich
ver=
pflichtet. Er ſpielt auf Ultraphon mit ſeinen Berliner
Phil=
harmonikern zwei altböhmiſche Tänze von L. Janacek. Sehr fein,
ſehr ſchmiſſig! Die andere Seite der Platte (E. 938) bringt den
Polka aus „Schwanda, der Dudelſackpfeifer” desſelben Orcheſters
unter Alexander von Zemlinſky. Glänzende Leiſtung!
Konzertmeiſter Georg Knieſtädt mit Orcheſter ſpielt auf
A. 932 Franz Schuberts, Ständchen” und Chopins Nocturne.
Fein, zart und eindrucksvoll im Vortrag, ſchöner Tonfülle und
Reine! Der weiche, voluminöſe Tenor Joſeph Schmidt
ſingt zu Orcheſterbegleitung „Lolita” und Mal d’Amore von A.
Bucci=Pecca, in Stimmreinheit und bezwingender
Ein=
dringlichkeit des Vortrags. (A. 939.) Albert Fellar,
ebenfalls ein begnadeter lyriſcher Tenor ſingt deutſch „
Ball=
geflüſter” von Erik Meyer=Helmund und „Wien, du Stadt
meiner Träume” (A. 919). Köſtlich ſchmalzig, aber
künſtle=
riſch, mit feinem ſatiriſchen Humor pointiert, ſingt Erika
Helmke zu Klavier= und Bandonionbegleitung das in meiner
Kindheit fernen Tagen ſo viel geſungene „Mariechen ſaß
wei=
nend im Garten”, und mit Berta Drews zuſammen auf der
gleichen Platte (A 934). Als er von ihr weggegangen‟. Eine
ganz köſtliche Sache! — Sämtlich „Utraphon”.
Mit der Muſica=Sacra=Serie hat der Verlag ſich
einer Kulturaufgabe angenommen, die ihm viele danken
wer=
den. In der heutigen Zeit des negrilen Amerikanismus in der
Muſik ein Wagnis, aber eine ſchöne Aufgabe. Die
vorliegen=
den Prebeplatten laſſen beſtes, allerbeſtes für die Zukunft
er=
warten. Der Soliſtenchor St. Marien in Beuthen i. O., unter
ſeinem Dirigenten Erich Lokay, ſingt in ganz prachtvollem,
ſtimmreinen Vortrag „Wanderers Nachtlied” und der Staats=
und Domchor unter Profeſſor Hugo Rüdel „Licht vom Herrn”,
aufgenommen in der Auenkirche Berlin (A 48). Gertrud
Bau=
mann (Sopran) ſingt zum Streichorcheſter unter Walter
Ber=
ten Joh. Bachs „Biſt du bei mir” und „Komm, ſüßer Tod.
komm ſel’ge Ruh” (A 31). Wundervoll, andachtzwingend ſpielt
Eugen Sonntag (Violine) Pergoleſes Aria und Georg
Kuh=
lenkampf Adams „Religioſo” (A. 54). Das ſind köſtliche Platten
für Freunde ernſter Hausmuſik und muſikaliſcher Andacht. —
Adler=Electro iſt die dritte Serie des Konzerns. Sehr gute
Technik. Die Regiments=Kapelle des öſterreichiſchen Alpenjäger=
Regts. Nr. 11 ſpielt flott und ſchneidig „Kärnten den
Kärnt=
nern” und „Vorwärts Marſch” (Bisköp) auf Platte Nr. 5766
und auf 5765 ſpielt ein ungariſches Zigeuner=Orcheſter ein
un=
gariſches Volkslieder=Potpourri. — Die letzte Ultraphon=
Neu=
heit ſind die kleinen Orcheſtrola=Platten, die mit 20 Zentimeter
Durchmeſſer den Inhalt einer 25=Zentimeter=Platte haben.
Hiervon liegt uns vor Nr. 2536, ein Slow=Fox und ein
Marſch=
lied vom Orcheſtrola=Jazz=Orcheſter mit Refraingeſang. — *
Nummer 193
Seite 4
Ztantreichs Iot44-ERd.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 11. Juli 1931.
Die Initiative Hoovers war nicht etwas in ſich
Abge=
ſchloſſenes, ſie mußte vielmehr, wenn ſie überhaupt wirkſam
werden ſollte, den Beginn einer breit angelegten Aktion
dar=
ſtellen. Darum ließ auch der internationale Ideenaustauſch in
dem Augenblick, als die franzöſiſch=amerikaniſche Einigung
zu=
ſtande kam, nicht nach, ſondern wurde erſt jetzt wirklich aktiv.
So ſelbſtverſtändlich dieſe Feſtſtellungen auch
zu ſein ſcheinen, in Frankreich ſind ſie es nicht,
und darum, wird jede neue Phaſe der
inter=
nationalen Verhandlungen in Paris mit einer
Welle von Mißtrauen begrüßt. Bei dem abſichtlich
be=
ſchränkten, außenpolitiſchen Geſichtskreis, der in Paris
vor=
herrſcht, könnte es kaum anders ſein. Die franzöſiſche
Auffaſ=
ſung ſieht noch heute eine Reihe von Dingen als ſtabil an, die
ſonſt nirgends in der Welt für ſtabil gelten. Darum das
Un=
behagen, ſo bald man von Reformen in irgendeiner Form hört.
Und dann gibt es noch einen Faktor, der die franzöſiſche
Un=
ſicherheit erhöht: Man fühlt ſich iſoliert.
Die Expertenkonferenz, die in London zuſammentritt, wird
mit beſonderer Unruhe betrachtet. Man befürchtet hier, daß
dieſe Konferenz ſchließlich in einer internationalen politiſchen
Konferenz ausmunden wird, eine Eventualität, die eigentlich
ſelbſtverſtändlich ſcheinen müßte. Aber die Idee der Konferenz
kam aus London, und das genügt ſchon, um ſie in Paris
unſympathiſch zu machen.
Schon während der Verhandlungen mit Amerika wurde
von engliſcher Seite die Idee einer Konferenz angeregt, zuerſt
für den Fall, daß eine Einigung in direkten Verhandlungen nicht
zu erzielen wäre. Als die Einigung dann doch zuſtande kam,
erwies ſich die Konferenz als noch notwendiger, zunächſt, um die
Initiative Hoovers praktiſch durchzuführen. Briand hat den
engliſchen Wunſch, gleich eine Konferenz der Miniſter
zuſammen=
zurufen, etwas brüsk abgelehnt; er gibt zwar die Möglichkeit
einer politiſchen Konferenz zu — aber auch nur mit größtem
Widerwillen und erſt nach der Arbeit der Experten.
Es kann aber der Fall eintreten, — das wird ſich bei der
Zu=
ſammenkunft der B.J.3. entſcheiden —, daß die
Sachver=
ſtändigen ohne Hilfe der Politiker ſich nicht
einigen können! Eine politiſche Konferenz in London
ſcheint alſo möglich, und ſie kann, trotz aller Erklärungen und
Berechnungen, früher zuſammentreten, als man erwartet.
Nach der Stimmung in London iſt mit einer ſcharfen
eng=
liſch=franzöſiſchen Auseinanderſetzung zu rechnen. Die
Vorbe=
halte, die Frankreich bei den Verhandlungen mit Hoover
durch=
gedrückt hat, mißfallen in England, und zwar nicht ſo ſehr im
Foreign Office, als in den Finanzkreiſen und ganz beſonders
bei der Treſorerie. Snowden und Montagu Norman werden
zu den entſchiedenſten Gegnern der franzöſiſchen Auffaſſung
ge=
rechnet. Sie ſind der Anſicht, daß die franzöſiſch=amerikaniſche
Einigung über den geſchützten Teil der deutſchen Zahlungen
erſt nach der Konferenz der Gläubigerländer in Kraft treten
ſoll. Die Franzoſen ſollen angeblich eben darum gefordert
haben, daß die Expertenkonferenz erſt nach dem fünfzehnten
Juli, nach der Einzahlung durch Deutſchland an die B.J.3.
ſtattfinde. Man darf eben nicht vergeſſen, daß der ſogenannte
inkonditionelle Teil der deutſchen Zahlungen zu fünf Sechſteln
Frankreich zugute kommt. Allerdings nur theoretiſch, denn in
der Praxis muß Frankreich im Sinne der Initiative Hoovers
dieſes Geld Deutſchland wieder zur Verfügung ſtellen. In
London iſt man alſo der Meinung, daß Frankreich
wenigſtens theoretiſch gegenüber den ſonſtigen
Gläubigern Deutſchlands begünſtigt wird; und
darum iſt anzunehmen, daß über dieſen Punkt ſchwere engliſch=
Dienstag, den 14. Juli 1931
franzöſiſche Meinungsverſchiedenheiten ausbrechen werden. Man
wird aber doch gut tun, ſie nicht allzu ernſt zu nehmen, denn es
handelt ſich hier mehr um Fiktionen. Wirklichkeit iſt nur,
daß der Youngplan bereits verſagt hat und daß
die Weltwirtſchaft ſich in einer ſo verzweifelten Lage befindet,
ſo daß man die juriſtiſchen Spitzfindigkeiten, die heute noch die
Leidenſchaften erhitzen, in einem Jahre vielleicht zum alten Eiſen
werfen wird.
Intereſſanter als die erſten Verhandlungen in London, bei
denen die Experten zum Wort kommen, iſt die Frage, auf
welche Art Hoover ſeine Initiative fortzuſetzen gedenkt. Die
Aktivität der amerikaniſchen Diplomatie läßt nur wenig Zweifel
darüber.
In Waſhington ſcheint man jetzt die Vorbereitung
der allgemeinen Abrüſtungskonferenz für das
Nächſtliegende zu halten. Nicht etwa nur aus innenpolitiſchen
Rückſichten. Das Wettrüſten muß eingedämmt werden aus
finanziellen Gründen, und noch mehr, um das Vertrauen wieder
herzuſtellen. Die Abrüſtungsfrage vergiftet die internationaren
Beziehungen; die reichlich demagogiſchen Anfragen an
Deutſch=
land, ob es die Summen, die es zu der Aufhaltung einer
un=
mittelbar drohenden Finanzkataſtrophe freibekommt, nicht etwa
zu Rüſtungszwecken benützen wolle, illuſtrieren dies zur Genüge.
Die Reiſe Stimſons dient in erſter Linie der
Ab=
rüſtungsfrage. Und es iſt kein Zufall, daß Stimſon, der als
„einfacher Touriſt” nach Europa kam, zuerſt nach Italien ging.
Er will vor allem in der Frage des italieniſch=franzöſiſchen
Wett=
rüſtens eine Löſung herbeiführen. Das Wettrüſten zwiſchen
Italien und Frankreich bedroht nämlich das Londoder
Seeab=
rüſtungsabkommen und damit das Gleichgewicht zwiſchen den
großen Flotten. In der franzöſiſchen Kammer müſſen zwar, ſo
oft neue Schiffe bewilligt werden ſollen, die deutſchen
Schiffs=
bauten herhalten, in der Wirklichkeit ſagt man nur Deutſchland
und denkt Italien. Darum wird hier auch die Anteilnahme
Italiens an allen Verhandlungen ſo eiferſüchtig verfolgt. Man
verübelt Stimſon, daß er nicht zuerſt nach Paris kam und
man verübelt Deutſchland die geplanten
Be=
ſprechungen mit Italien.
der Inhalt des Mac Millan=Berichtes:
Inkernakionaler Fonds für Anleihen.
EP. London, 13. Juli.
Der Mac Millan=Bericht über die Beziehungen zwiſchen Finanz und
Induſtrie iſt heute veröffentlicht worden.
Der Bericht prüft zunächſt die Urſachen, die zu der gegenwärtigen
Wirtſchaftskriſe geführt haben, und ſchlägt als Hauptmittel zur
Beſſe=
rung der Lage die Errichtung eines großen internationalen Fonds vor,
aus dem international garantierte Anleihen ausgegeben werden ſollen.
Zu dieſem Zweck ſollen die Zentralbanken der Gläubigerſtaaten
Eng=
land, Frankreich und der Vereinigten Staaten zuſammenarbeiten.
An=
dererſeits ſollen die Schuldnerſtaaten durch Verbeſſerung der Märkte
für ihre Ausfuhrprodukte unterſtützt werden. Als Ziel einer
internatio=
nalen Geldpolitik empfiehlt der Bericht die Erreichung höherer
Waren=
preiſe, um eine Stabiliſierung dieſer Preiſe auf dem jetzigen niedrigen
Niveau zu verhüten. Dieſem Ziel müſſe das Geldſyſtem Englands
an=
gepaßt werden. Eine engere Zuſammenarbeit der Bank von England
mit den Clearing=Banken ſei notwendig. Ferner müßten die
Beziehun=
gen zwiſchen Banken und der Induſtrie inniger geſtaltet und
Erleich=
terungen für langfriſtige Kredite geſchaffen werden.
Hoover widmet Deutſchland „ungekeilte
Aufmerk=
ſamkeil”.
Präſident Hooher konferiert ſeit den Morgenſtunden des Montags
ununterbrochen mit dem Unterſtaatsſekretär Caſtle. Die Attachés im
Weißen Hauſe erklären, daß der Präſident der Lage in Deutſchland
„ungeteilte Aufmerkſamkeit” widme. Es ſtehe jedoch nicht in ſeiner Macht,
iber das Moratoriumsgebot hinaus irgendeine Aktion zu unternehmen.
Andererſeits werde jede Maßnahme, die zur Löſung der Kriſe beitragen
könnte, die größte moraliſche Unterſtützung des Präſidenten finden.
Der Auf nach dem Reichstag.
Die Oppoſikion forderk Einberufung.
* Berlin, 13. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Oppoſitionsparteien haben plötzlich wieder Sehnſucht
nach dem Reichstag. Von den Kommuniſten iſt bereits in einem
Schreiben an den Reichstagspräſidenten Löbe als Termin des
Wiederzuſammentritts des Reichstages der 16. Juli
vorgeſchla=
gen worden. Die Reichsregierung ſoll über die außenpolitiſche
Situation und die Wirtſchaftslage Bericht erſtatten. Außerdem
wird die Aufhebung der Notverordnung verlangt.
Selbſtver=
ſtändlich wollen die Nationalſozialiſten nicht zurückbleiben. Sie
haben zwar nur den Zuſammentritt des Aelteſtenrates verlangt,
der über die Einberufung Beſchluß faſſen ſoll. Nach ihrer
An=
ſicht muß der Reichstag wegen der Vereitelung der Aktion
Hoo=
vers durch Frankreich, wegen des Verſuchs der Franzoſen und
Engländer das Deutſche Reich des letzten Reſtes ſeiner
Souverä=
nität zu berauben und wegen der letzten Notverordnung
zu=
ſammentreten. Schließlich kommen noch die Deutſchnationalen,
von denen man annimmt, daß ſie auch im Aelteſtenrat die
Ein=
berufung des Reichstages fordern werden.
Selbſtverſtändlich wird auch diesmal der Vorſtoß der
Oppo=
ſition abgeſchlagen werden, zumal im gegenwärtigen Augenblick
Reichstagsdebatten die Situation der Reichsregierung keineswegs
erleichtern werden. Für Dienstag tritt noch der
ſozialdemokra=
tiſche Parteiausſchuß zuſammen, von dem man tiefgehende
Aus=
einanderſetzungen mit dem oppoſitionellen Flügel um Seydewitz
und Roſenfeld herum erwartet hat. Wenn man ſich aber die
Abendausgabe des „Vorwärts” vom Montag abend anſieht,
dann iſt aber doch anzunehmen, daß der Parteiausſchuß mit
bei=
den Händen nach dem Thema: „Finanznot und Danatbank”.
greift, und einen ſchwungvollen Aufruf an die Parteimitglieder
vom Stapel läßt, und ſo kommt man am bequemſten, wenigſtens
für den erſten Augenblick um höchſt unangenehme
Auseinander=
ſetzungen mit den Oppoſitionellen herum.
Keine Annahme der politiſchen Sorderungen
durch die Reichsregierung.
Berlin, 13. Juli.
Gegenüber ausländiſchen Preſſeſtimmen, die behaupten, daß
die Reichsregierung den Forderungen bezüglich der Zollunion und
des Kreuzerbaues nachgegeben hätte, wird von zuſtändiger Stelle
erneut mit Nachdruck darauf hingewieſen, daß die Annahme der
politiſchen Forderungen für Deutſchland nicht in Frage kommen
könne. Gegenüber deutſchen Preſſemeldungen, wonach die
Fran=
zoſen offiziell die bekannten politiſchen Forderungen geſtellt
hät=
ten, wird erklärt, daß in den Unterredungen, die
Reichsbankpräſi=
dent Luther in Paris geführt hat, wohl politiſche
Vorausſetzun=
gen erwähnt worden ſeien, daß aber weder in dieſen
Beſprechun=
gen, noch in den Beſprechungen des deutſchen Botſchafters mit
Miniſterpräſident Laval politiſche Forderungen offiziell erhoben
worden ſeien. Lediglich in der franzöſiſchen Preſſe ſeien politiſche
Forderungen genau aufgeführt worden, die aber ſo gut wie
ein=
ſtimmig von der deutſchen Preſſe abgelehnt worden ſeien. Im
üb=
rigen habe ſich die Sonntagunterredung zwiſchen Laval und Hoeſch
nicht, wie teilweiſe berichtet worden ſei, in dramatiſchen Formen
abgeſpielt.
Rabb. Dr. 5. Merzbach u. Fran
zeigen in Freude die Geburt
eines Töchterchens an.
Darmſtadt, den 11. Juli 1931
z. Zt. Frankfurt.
Die Eheleute Georg Stier und
Frau, geb. Enderle,
Ludwigs-
höhstraße 41, feiern morgen,
15. Juli, das Fest ihrer
Silbernen Hochzeit.
Glückauf zur Goldenen. (*
Für die vielen herzlichen
Glück=
wünſche, Geſchenke,
Blumen=
ſpenden und ſonſtigen
freund=
lichen Gedenken zu meinem
80. Geburtstage ſagen wir Allen
unſeren verbindlichſien Oank.
). Zulius F. Schilling u. Frau.
Vereinigung
früherer
Leibgardiſten
Darmſtadt.
Am Sonntag, den 12. Juli
ver=
ſchied unſer langjähriges, treues
Mitglied
Kamerad
Karl Eggert
Kaufmann.
Die Beerdigung findet
heuteDiens=
tag; den 14. Juli, nachm. 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Wir bitten unſere Mitglieder,
recht zahlreich dem verſtorbenen
Kameraden die letzte Ehre zu
er=
weiſen.
Der Vorſtand.
10724)
Statt Karten.
Ihre Verlobung geben bekannt.
Gretel Bucking
Adolf Schmidt
Darmstadt, den 12. Juli 1931.
Joffmannstr. 10.
Heinheimerſtr. 42.
Küche. 1,80br.,
kom=
plett., m. Geſch.
et=
nur 225 ℳ z. vk. (*
Ang. u. B. 193 Gſt.
Schlafz., weiß
Mar=
mor, kompl., m. all.
Federn etc. für nur
650 ℳ z. verk. Ang.
1. B. 200 Geſchſt.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine liebe
Frau, unſere liebe Mutter und Großmutter
Eliſe Schwärzel
geb. Geyer
nach langem ſchweren, mit Geduld ertragenem
Leiden zu ſich zu rufen.
Im Namen der krauernden Hinterbliebenen:
Georg Schwärzel
Familie Heinrich Schwärzel
Familie Georg Schwärzel
(10709
nebſt Enkel.
Darmſtadt, den 13. Juli 1931.
Offenbach a. M., Groß=Zimmern, Aubigny ſur Nére.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 15. Juli;
nach=
mittags 3½ Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.
Statt Karten.
Todes=Anzeige.
Sonntag abend 11½ Uhr entſchlief nach längerem
Leiden meine liebe Frau, unſere herzensgute
Mutter, Schweſter, Großmutter, Schwiegermutter,
Schwägerin und Tante
Eliſabeth Friedrich
geb. Barth
im Alter von 64 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Philipp Friedrich
Landwirt und Fuhrunternehmer.
(10712
Darmſtadt, Kranichſteinerſtraße 39.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 15. Juli
nach=
mittags 3 Uhr auf dem alten Friedhof ſtatt.
Statt Karten.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme bei dem
ſchwe=
ren Verluſte, der uns betroffen,
ſagen wir Allen unſeren
innig=
ſien Dank. Insbefondere danken
wir Herrn Pfarrer Marx für
die lieben Worte am Grabe,
ſowie für die überaus
zahl=
reichenBlumen= u. Kranzſpenden.
Im Namen d. trauernd. Hinterbllebenen:
Frau Karoline Kempf Bwe.
Darmſtadt, den 11. Juli 1931. (10692
Statt Karten.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme, ſowie für die zahlreichen
Blumenſpenden beim Heimgange
unſeres lieben Entſchlafenen
ſagen wir Allen unſeren
tiefempfun=
denen Dank.
Familie Ludwig Bender III.
Familie Heinrich Bender V.
Nied.=Ramſtadt, den 13. Juli 1931. (*
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
auf=
richtiger Teilnahme bei dem
Heimgang unſererlieben
Ent=
ſchlafenen ſagen wir auf
dieſem Wege unſeren
tief=
empfundenen Dank.
Karl Klotzſch
Frieda Mende, geb. Voelmg
Darmſtadt.
Weimar,
den 13. Juli 1931
Vervielfältigungen
Schreibmaſch.=Arb.
S. Jooß.
Rhein=
ſtraße 47, Tel. 1739.
(10346a)
Schallplatten=
Verleih
Grafenſtraße 24.
Roeder’ſche
Leihbibliothek.
in Mo=
Toni Hanau •Meisterin
Elisabethenstrasse 70, 1. Telefon Nr. 4243
Geſiern vormittag iſt in Heidelberg mein
treueſter Mann, mein lieber Bruder
Friedrich Gundolf
Univerſitätsprofeſſor
nach kurzem Krankenlager ſanft verſchieden.
Elli Gundolf
Ernſt Gundelfinger.
Heldelberg, Darmſtadt, den 43. Juli 1931. (
Statt Karten.
Für die ſo überaus herzliche Anteilnahme
an unſerem großen Schmerz um unſeren lieben
Heimgegangenen
is Monrau Meocfer
Freiherr zu Eiſenbach
ſagen wir an dieſer Stelle unſeren aufrichtigſten
Dank.
Im Namen der Tieftrauernden:
Gertrud Willich gen. von Poellnitz.
Sickendorfbei Lauterbach (Heſſen), im Juli 4931.
1V. 10696
Privat-Schneider- Unterricht
Gründliche Ausbildung an eigener Garderobe
Zuschnelden,
Klelder-, Mäntel-,
Wäsche-Nähen
Nummer 193
Dienstag, den 14. Juli 1931
Seite 5
Aus der Landeshaupkftadl.
Darmſtadt, den 14 Juli 1931.
Enkgegenkommen bei Skeuerrückſtänden.
Der heſſiſche Finanzminiſter hat unterm 10. Juli
folgendes Schreiben, betreffend
Staatsſteuex=
rückſtände des Rechnungsjahres 1928
und früherer Rechnungsjahre, an den
Präſidenten des Landesfinanzamts gerichtet:
Mit Rückſicht auf die ſchwierige Wirtſchaftslage bin ich zu
Erleichterungen der laufenden Steuerzahlungen bereit, ſolchen
Steuerpflichtigen (natürlichen Perſonen und
privatwirtſchaft=
lichen Unternehmungen), die noch mit ſtaatlicher Grundſteuer,
Sondergebäudeſteuer und Gewerbeſteuer aus den
Rechnungs=
jahren 1928 und früher im Rückſtande ſind, durch Erlaß oder
an=
gemeſſene Ermäßigung dieſer Beträge entgegenzukommen.
Vor=
ausſetzung iſt hierbei, daß
1. die Rückſtände nicht auf mangelnden
Zahlungs=
willen, ſondern auf beſonders ſchwierige Verhältniſſe
des Steuerpflichtigen zurückzuführen ſind und
2. in der Höhe der zu erlaſſenden Beträge Zahlungen auf
die im übrigen noch rückſtändigen Raten der genannten
Steuern binnen einer vom Finanzamt zu
be=
ſtimmenden Friſt geleiſtet werden und daß
die für das Rechnungsjahr 1931 bereits fälligen
Steuer=
raten gezahlt ſind oder alsbald gezahlt werden.
„Ich ermächtige hiernach die Finanzämter, Rückſtände der
ge=
nannten Steuerarten des Rechnungsjahres 1928 und früher unter
den vorerwähnten Vorausſetzungen innerhalb der ihnen für die
Reichseinkommenſteuer gezogenen Grenze auf Antrag zu erlaſſen.
Bei höheren Betragen iſt zu berichten.
— Erledigt ſind: die Lehrerſtelle für einen evangeliſchen
Leh=
rer an der Voſksſchule in Wetterfeld, Kreis Schotten (
Dienſt=
wohnung vorhanden und frei); die Lehrerſtelle für einen
evan=
geliſchen Lehrer an der Volksſchule in Olfen, Kreis Erbach i. O.
(Dienſtwohnung iſt vorhanden).
— Jubiläum. Heute, am 14. Juli, kann Herr Reichsbahn=
Lademeiſter Valentin Hammel, wohnhaft Hügelſtraße 59,
auf ſeine 30jährige Dienſtzeit bei der Güterabfertigung
Darm=
ſtadt Hbf. zurückblicken.
— Sommerſpielzeit, Bruno Harprecht im Heſſ. Landestheater.
Marcel Pagmols ausgezeichnetes, aus dem Hafenleben geſchöpftes,
volkstümliches Milieu=Stück „Zum goldenen Anker” hatte
nach dem übereinſtimmenden Urteil der Darmſtädter Preſſe eine
begeiſterte Aufnahme zu verzeichnen, die ſich nicht zuletzt auf die
glänzende Wiedergabe der Neuheit ſtützen konnte. Der Abend
brachte für Direktor Harprecht und ſeine Künſtlerſchar einen neuen,
großen Erfolg, der den weiteren Aufführungen am heutigen
Dienstag und den folgenden Tagen treu bleiben wird. — Bei dieſer
Gelegenheit ſei ſchon heute auf die am kommenden Samstag
und Sonntag, abends 2234 Uhr ſtattfindenden Nacht=
Vor=
ſtellungen, die die beiden einzigen Aufführungen des Schwank=
Schlagers „Intimitäten” von Noel Coward bringen,
beſon=
ders hingewieſen. Die „Deutſche Zeitung”, Berlin, bezeichnete
dieſe Neuheit gelegentlich ihrer Berliner Uraufführung als das
anmutigſte, vergnüglichſte und dabei feſſelndſte Stuck dieſes
Sommers. Rechtzeitige Vorbeſtellung für dieſe beiden einzigen
Aufführungen des Werkes erbeten.
— Holzgas ſtatt Benzin. Wie uns die Imbert=Gas=Geneatoren=
Geſellſchaft mitteilt, mußte die Vorführung des mit Imbert=
Holz=
gas ausgerüſteten Laſtwagens, auf die wir in unſerer Freitag=
Ausgabe hingewieſen haben, verſchoben werden, da der Wagen
in=
folge Getriebedefektes ſeine Fahrt durch Weſtdeutſchland
unter=
brechen mußte. Da in nächſter Zeit Vorführungen in Berlin und
Mitteldeutſchland vorgeſehen ſind, kann der Wagen erſt in einiger
Zeit nach Darmſtadt kommen, worüber nähere Mitteilung zu
gegebener Zeit erfolgt.
Beſichkigung der Brauerei. Wiener A.-G.
durch ausländiſche Skudenken.
Dürch das lobenswerte Entgegenkommen der Brauerei
Wie=
ner war es der hieſigen Akademiſchen Auslandsſtelle der
Techni=
ſchen Hochſchule vergönnt, mit einigen deutſchen und etwa 15
aus=
ländiſchen Studenten die Beſichtigung eines modern eingerichteten
Brauereibetriebes vorzunehmen. Die Herren Direktoren Wiener
und Müller, die in dankenswerter Weiſe die Führung
übernom=
men hatten, gaben den Studenten ein anſchauliches Bild von der
Herſtellung des Bieres, das durch die klare und überſichtliche
An=
ordnung der Einzelbetriebe noch im beſonderen gehoben wurde.
Die Beſichtigung der Mälzerei, einer Anlage zur Gewinnung
von Malz aus Gerſte, wurde als erſte vorgenommen. Obwohl
das Malz einer der wichtigſten Faktoren bei der Bierbereitung iſt,
ſind die Mälzereien doch nur Nebenanlagen der Brauereien, die
zur Herſtellung des Bieres nicht unbedingt notwendig ſind. Wie
Herr Direktor Wiener ausführte, gibt es ſehr viele Brauereien,
die keine eigene Mälzerei beſitzen, ſondern ihren Bedarf von
grö=
ßeren Mälzereien beziehen. Um ſo erfreulicher war es, daß die
Studenten eine derartige Mälzerei in moderner techniſcher
Ein=
richtung kennen lernen konnten. — Die Gerſte, die von
Land=
wirten an die Laderampe gefahren wird, kommt in große
Be=
hälter, wo ſie eingeweicht wird, bisweilen unter Zuſatz von etwas
Kalk. Von dort wird die Gerſte, die durch Aufnahme von Waſſer
ein größeres Volumen angenommen hat, vermittels Elevatoren
auf die Keimtenne befördert. Hier entwickelt ſich unter einer
konſtanten Temperatur der Blatt= und Wurzelkeim. Haben die
beiden Keime eine beſtimmte Länge erreicht, wird der
Keim=
prozeß unterbrochen, und das ſogenannte Grünmalz auf die
Dar=
ren befördert, wo ihm das Waſſer wieder entzogen wird und die
Keime abfallen. Bei 60—80 Grad Celſius. unter Durchzug heißer
Luft und dauerndem Wenden bleibt das Malz je nach ſeiner
Ver=
wendungsart mehrere Stunden. Für die Herſtellung dunkler
Biere röſtet man das Malz ſtärker an als es die Herſtellung
hel=
len Bieres verlangt. Damit iſt die eigentliche Malzbereitung zu
Ende. Zur Weiterverarbeitung wird das Malz wieder durch
Elevatoren zur Schrotmühle gefördert, wo es zur Herſtellung
von Bier zerkleinert wird. Man rechnet bei der Malzbereitung
aus Gerſte mit einer Ausbeute von 75 Prozent.
Das zerkleinerte Malz wandert nun in das Sudhaus zu
großen Maiſchbottichen. Beim Maiſchen baut man mittels
der vorhandenen Enzyme die unlöslichen Stoffe in gewünſchter
Weiſe ab. Der Gehalt an Eiweiß, Dextrin und Maltoſe und eine
Reihe chemiſcher Stoffumwandlungen geben der aus dem Malz
herzuſtellenden Würze und weiterhin dem Bier die
charakteriſti=
ſchen Eigenſchaften. Die Maiſche wird abgeläutert — die Würze
muß nämlich möglichſt klar und von unlöslichen
Treberbeſtand=
teilen befreit ſein — und wird nun in einer Kühlanlage auf
dem ſogenannten Kühlſchiff oder durch Berieſelungskühlung
abge=
kühlt und dann in den Gärkeller weitergeleitet. Unter
Zu=
ſatz von Hefe, die in beſonderen Aluminiumbottichen zum
Gär=
prözeß vorbereitet wird und die Gärung fördern ſoll, wird die
Würze etwa 10 Tage lang dem Gärprozeß unterworfen. Hier, und
beſonders bei der anſchließenden Nachgärung bildet ſich die
für die Schaumbildung des Bieres nötige Kohlenſäure. Nach
dieſer Nachgärung, die dann beendet iſt, wenn vergärbarer Zucker
kaum noch vorhanden iſt, kommt das Bier durch einen Filter und
Druckregler, der Schaumbildung durch unregelmäßiges Fließen
verhindern ſoll, in den Lagerkeller. Hier lagert das Bier
bis zur Reifung, die einige Monate dauert, und welche die
ge=
löſte Kohlenſäure feſt mit dem Bier verbindet.
Daran ſchloß ſich noch eine Beſichtigung der Nebenanlagen:
Faßſpülanlage und Flaſchenfüllanlage, Eisbereitung und Picherei.
Die ſehr modernen techniſchen Einrichtungen, die im Gegenſatz zu
früheren Einrichtungen mit ihrem großen Aufgebot von
Arbeits=
kräften nur von wenigen Leuten bedient werden, fanden
ein=
gehende Beachtung.
Den Abſchluß bildete ein gemütliches Beiſammenſein bei
einem „Fäßchen”, das die Brauerei in liebenswürdiger Weiſe als
He.
beſondere Koſtprobe geſtiftet hatte.
Deſtelnngse und ermaptgangsinsgctenen
bei der ſtaaklichen Grundfteuer für das Rechnungsjahr 1931.
A. Steuerbefreiung.
1. Für Grundſtücke und Gebäude, die im Eigentum des Reiches,
Staates, der heſſiſchen Provinzen, Kreiſe, Gemeinden, der
evangeliſchen und katholiſchen Kirche, der rechtsfähigen
Re=
ligionsgeſellſchaften ſowie der überwiegend für heſſiſche
Staats=
angehörige beſtimmten gemeinnützigen Anſtalten und
Stif=
tungen ſtehen und die unmittelbar dem öffentlichen Dienſt,
dem öffentlichen Gottesdienſt, der öffentlichen
Totenbeſtat=
tung, dem öffentlichen Unterricht und der ſonſtigen geiſtigen
Fortbildung der Armen=, Kranken= und Waiſenpflege, der
Strafrechtspflege und der Fürſorge für Beſſerungsbedürftige
dienen.
2. Für Grundſtücke und Gebäude, falls der Geſamtwert des in
Heſſen gelegenen Grundvermögens des Steuerpflichtigen den
Betrag von 3000 Mark nicht erreicht.
3. Für Gebäude, die zur Unterbringung des lebenden oder toten
Inventars oder der rohen Erzeugniſſe einem
landwirtſchaft=
lichen Betrieb (einſchließlich der Viehzucht, des Wein=, Obſt=
und Gartenbaues) dienen.
Dient ein Grundſtück oder Gebäude nur teilweiſe den
unter 1 und 3 angegebenen Zwecken, ſo bleibt es nur für
dieſen Teil von der Steuer befreit.
4. Für Rodfelder (Neuanlagen von Weinbergen) in Größe von
mindeſtens 3 Ar für die erſten drei Jahre nach der
An=
pflanzung.
5. Für Neubauten (oder Teile von ihnen), die Wohnzwecken
dienen und nach dem 31. März 1924 bezugsfertig wurden, für
8 Rechnungsjahre nach der Fertigſtellung. Für das 9. und 10.
Rechnungsjahr nach der Fertigſtellung wird nur die Hälfte
der Steuer erhoben. Die Freiſtellung bzw. die Erhebung
der halben Steuer endet jedoch in allen Fällen ſpäteſtens mit
Ablauf des Rechnungsjahres 1938 (31. März 1939).
Der Hofreitegrund (Bauplatz) iſt in allen Fällen voll
ſteuerpflichtig.
Fur Wohngebäude, die nach dem 31. März 1931
bezugs=
fertig werden, gelten die reichsrechtlichen Beſtimmungen (Not=
verordnung des Reichspräſidenten vom 1. Dezember 1930,
dritter Teil, Kapitel II § 20).
B. Steuerermäßigung.
1. Für Gebäude: Berechnung der Steuer von einem Wert, der
dem zwanzigfachen Betrage der Friedensmiete entſpricht,
falls dieſe weniger als 5. v. H. des Friedenswertes des Hauſes
beträgt und deshalb eine entſprechende Ermäßigung der
Sondergebäudeſteuer ſtattzufinden hat.
2. Für als Bauland bewertete Grundſtücke, die landwirtſchaftlich,
forſtwirtſchaftlich oder gärtneriſch benutzt werden:
Berech=
nung der Steuer von einem Wert, der für dieſe Grundſtücke
im Jahre 1914 feſtzuſetzen geweſen wäre, wenn ſie damals
lediglich dieſen Zwecken gedient hätten.
3. Für Bauplätze: Nichterhebung des Grundſteuerzuſchlags nach
dem Geſetz vom 5. Dezember 1930, falls der Steuerwert des
Bauplatzes relativ hoch und das Grundſtück dabei
ertrag=
los iſt.
4. Für Gebäude, die im Eigentum inländiſcher
Perſonenvereini=
gungen und Vermögensmaſſen ſtehen, ſofern dieſe
unmittel=
bar und ausſchließlich gemeinnützigen, mildtätigen, ethiſchen
oder religiöſen Zwecken dienen vorausgeſetzt, daß der
Grund=
beſitz für dieſe Zwecke benutzt wird. Der Grundſteuerzuſchlag
nach dem Geſetz vom 5. Dezember 1930 bleibt unerhoben.
5. Für als Eichenſchälwald bewertete Grundſtücke, die ſeit 1923
in Hochwaldkulturen umgewandelt worden ſind oder in
Zu=
kunft umgewandelt werden. Die Steuer iſt inſoweit zu
er=
mäßigen, als ſie von einem Steuerwert berechnet worden iſt,
der 200 Mark je Hektar überſteigt. Die Ermäßigung tritt
nicht ein, wenn der geſamte Waldbeſitz des Steuerpflichtigen
einen Flächeninhalt von mehr als 25 Hektar hat.
Die Steuerermäßigungen nach B. Ziffer 1. 3 und 4 werden
nach pflichtmäßigem Ermeſſen der entſcheidenden Stelle nur dann
gewährt, wenn die wirtſchaftlichen Verhältniſſe des
Steuerpſlich=
tigen ein Entgegenkommen dringend erforderlich machen.
Auswandererberakung im Quarkal April
bis Juni 1931.
In den Monaten April, Mai und Juni iſt die
Auswanderer=
beratungsſtelle in Frankfurt a. M. von 1265 Frageſtellern mit
insgeſamt 2450 mündlichen und ſchriftlichen Auskünften in
An=
ſpruch genommen worden, die ſämtlich koſtenlos gegeben worden
ſind.
Heſſen=Naſſau, Heſſen und die Rheinpfalz ſtellten mit 465, 459
und 280 die meiſten Ratſuchenden. Mit 33 Bewerbern war das
Saargebiet vertreten. Die reſtlichen Anfragenden verteilten ſich
auf Baden und das Ausland, von wo gern frühere Klienten die
Verbindung mit der Beratungsſtelle wieder aufnehmen.
Mit 502 Heimatmüden gehörte der weitaus größte Teil der
Frageſteller der Induſtrie an. Angehörige des Handels waren
mit 205 und weibliche Hausangeſtellte mit 188 vertreten. Die
übrigen Anfragenden verteilten ſich auf freie Berufe mit 70,
Land=
wirtſchaft mit 68 und auf das Geſundheitsweſen mit 50 Perſonen.
Der Reſt entfiel auf den Bergbau, das Gaſtgewerbe und andere
Berufe.
Bemerkenswert iſt die erhöhte Nachfrage nach europäiſchen
Zielländern, die mit 1425 Anfragen an der Spitze ſtehen darunter
Frankreich mit 445. Rußland mit 385, Holland mit 230 und die
Schweiz mit 185 Auskünften. Von den 380 auf die
amerikani=
ſchen Länder entfallenden Anfragen bezog ſich der größere Teil auf
die ſüdamerikaniſchen Staaten, die heute noch Einwanderungs=
und Siedlungsmöglichkeiten für etwas Bemittelte bieten. Auch
Afrika iſt mit 178 Nachfragen recht begehrt geweſen. Aſiatiſche
Länder wurden 47mal, auſtraliſche dagegen nur 10mal erfragt.
Neben dieſen reinen Länderauskünften wurden noch 410 Anfragen
verſchiedenſter Art erledigt, von denen beſonders die
Erkundi=
gungs=. Nachforſchungs= und Betreuungsgeſuche zu erwähnen
ſind.
Die geſteigerte Spannung zwiſchen dem in weiten Kreiſen
beſtehenden Auswanderungswillen und den wirklichen
Auswan=
derundgsmöglichkeiten läßt es heute mehr denn je ratſam
er=
ſcheinen, erſt die Auswandererberatungsſtelle (Rathenauplatz 3)
aufzuſuchen, bevor an die Verwirklichung eines derartigen Planes
herangegangen wird.
— Der Gabelsberger Stenographen Verein gegr. 1861 macht
unter Hinweis auf ſeine geſtrige Anzeige nochmals darauf
auf=
merkſam, daß die angekündigten neuen Kurſe in der deutſchen
Einheitskurzſchrift heute um 20 Uhr, und zwar in der
Ballon=
ſchule am Ballonplatz beginnen. Der Beſuch der Kurſe ſei allen
Intereſſenten nochmals nahegelegt, weil eine jahrzehntelange
Unterrichtsmethode und erfahrene Kurzſchriftlehrer die Gewähr
für einen vollen Erfolg bieten. Wir verweiſen auf die geſtrige
Anzeige des Vereins.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Zur 8.
diesjäh=
rigen Wanderung, die in das herrliche Rheingau führte, fanden
ſich trosz der frühen Morgenſtunde eine ſtattliche Anzahl der
Ge=
treuen am Hauptbahnhof ein, um die Fahrt nach Bad=Schwalbach
unter der Führung der trefflichen Klübler Eckhardt und Karg
an=
zutreten. Nach luſtig verlaufener Fahrt begann die Wanderung
über den Schmidtberg nach der Kemmlerſtraße, von wo aus ſich
dem Auge des Wanderers ein wundervoller Blick darbot auf die
Hallgartner Zange und die Taunusberge. Die Wiſperſtraße über.
querend geht die Wanderung durch die Wieſen, über den
Dorn=
bach, dann auf einem laubenähnlichen Weg nach der Wiſper, die
von da aus der Vereinigung zwiſchen Fiſchbach und Dornbach
ihren Namen verdankt. Zur wohlverdienten Raſt hatte der
Be=
ſitzer der Rieſenmühle eingeladen. Volles Lob iſt dieſem Manne
zu zollen, der alles bot, um dem Ruhme ſeines Hauſes ein weiteres
Lorbeerblatt zuzufügen. Die roten Berge werden auf ſchmalem
und ſteilem Pfade erklommen, ein Ueben nach dem Radio in der
Frühe oder menſendieken bringt ſicher nicht die teuren
Schweiß=
perlen zum Erſcheinen, als es dieſer nette Aufſtieg fertig brachte.
Prächtige Waldwege und Staudengänge führten uns über den
Höhenrücken, der uns fortwährend neue intereſſante Bilder bot.
Vor uns das Gladbacher Tal mit den ſauberen Dörfchen Ober=
und Nieder=Gladbach geht es weiter, bis wir mit einem
Abſchieds=
blick auf Fiſchbach Hauſen vor der Höhe erreicht haben. Eine
kurze Raſt, und abwärts führt der Weg auf die Landſtraße nach
Kiedrich zu. Der Sonne ein Schnippchen ſchlagend die uns nun
auf der Landſtraße noch 1½ Stunde braten wollte, erſchienen
plötzlich Autos aus Kiedrich, welche uns nun in ſchneller Fahrt
nach dem Endziel Eltville brachten. Im Bahnhofshotel, das
eben=
falls ein Lob ob ſeiner guten Verpflegung verdient, dankte Freund
Klump in markigen Worten den beiden Führern, die mit großem
Fleiße und Sorgfalt die prächtige Wanderung vorbereitet und
auch durchgeführt hatten. Das kräftige „Friſch auf” hatten die
beiden Wackeren vollauf verdient. Freund Karg hatte von dem
Altführer Eckhardt viel gelernt und damit ſeine Führerprüfung
mit gutem Erfolge beſtanden. Die nächſte Wanderung führt uns
wieder einmal in unſern heimiſchen Odenwald, über die Tromm
nach Rimbach, am 9. Auguſt. „Friſch auf!”.
— Hausfrauenbund. Wir erinnern unſere Mitglieder an
unſeren heutigen Späziergang zur Ludwigshöhe, woſelbſt
Kaffee=
ſtunde und Berichterſtattung über die Mannheimer Tagung.
Treffpunkt: Böllenfalltor, 3 Uhr. Wir würden uns ſehr freuen,
wenn ſich ein großer Mitgliederkreis zuſammenfinden würde.
— Palaſt=Lichtſpiele. Der „Suo vadis” Großfilm in neuer
Faſſung beginnt, wie aus der heutigen Anzeige erſichtlich, morgen,
Mittwoch, in den Palaſt=Lichtſpielen erneut zu laufen. Für den
Film macht ſich ſchon jetzt ein ſehr ſtarkes Intereſſe bemerkbar.
* Schwurgerichl.
Aw. Das Schwurgericht verhandelte am Montag gegen einen
24jährigen Schuhmacher aus Bensheim wegen
Tot=
ſchlags. Der junge Mann hatte die Schuhmacherei erlernt.
konnte aber durch Krankheit ſein Handwerk nicht mehr ausüben.
Er ging dann hier auf die Handelsſchule und machte nach einer
Lehrzeit in einer Schuh= und Lederhandlung einen eigenen kleinen
Laden gleicher Art auf. Im Jahr 1928 zog er mit ſeiner
Fa=
milie zu einem Schloſſermeiſter, mit dem er ſich anfänglich recht
gut ſtand. Doch bald ergaben ſich Differenzen. Der Angeklagte
meint, daß es daher gekommen ſei, daß er ſeine Miete
manch=
mal nicht bezahlen konnte. Das Geſchäft des Angeklagten ging
aber mit der Zeit ſehr ſchlecht, und der junge Mann ſelber ergab
ſich allmählich dem Trunk. Er bekam auch Streitigkeiten mit
ſeiner Frau, in die ſich andauernd der Hauswirt hineingemiſcht
habe. So habe er ihn ein paarmal verprügelt, ſei auch einmal
mit einem Seitengewehr, ein andermal mit einer Miſtgabel auf
ihn losgegangen. Schon im Auguſt vorigen Jahres bekam er das
Haus verboten. Er mietete ſich im Nachbarhaus eine Werkſtatt
und ſchlief dort auf einem Strohſack. Etwas ſpäter bekamen ſie
eine andere Wohnung, und er zog nun wieder mit ſeiner Frau
zuſammen. Kleine Bosheiten erhöhten die Feindſchaft, ſo
be=
hielten die Wirtsleute beim Umzug verſchiedene Sachen zurück,
da ſie angeblich noch Forderungen gehabt haben. Eines Tages im
Dezember waren wieder Schimpfereien hin und her gegangen und
in halbem Suff erregte ſich der junge Mann derartig, daß er
mit der bloßen Fauſt eine kleines Scheibchen im Laden ſeines
früheren Hauswirts einſchlug. Er kehrte dann in verſchiedenen
Wirtſchaften ein, zeigte dort zwei Schuſterkneipen vor und führte
vage Redensarten, daß er es heute einem ſtecken werden uſw.
Keiner nahm das ernſt, vielmehr faßte es jeder als Geſchwätz des
Betrunkenen auf. Er irrte noch einige Zeit in der Stadt herum
und ſei dann mit dem Schloſſer zuſammengetroffen, der ihn wegen
der Fenſterſcheibe zur Rede geſtellt habe und mit dem Stock auf
ihn losgeſchlagen habe. Er habe ſich dann umgedreht und ſich mit
dem Schuſtermeſſer zur Wehr geſetzt. Von da an will er nichts
Genaueres mehr wiſſen. Aus Zeugenausſagen erfährt man, daß
der Schloſſer hinfiel, er ſetzte ſich auf ihn und ſtach immer weiter
mit dem Meſſer auf ihn ein. Schließlich ließ er daß Meſſer fallen,
ſtand auf und hieb dem Daliegenden noch ein paarmal mit deſſen
Spazierſtock über den Kopf. Ein Zeuge, eben der Nachbar, bei
dem er ſeine Werkſtatt gemietet hatte, hatte die Szene beobachtet.
Er hatte geglaubt, der junge Mann ſei der Verprügelte und im
Stillen gedacht, da er von dem Meſſer in der Dunkelheit nichts
ſehen konnte, das könne ihm mal gar nichts ſchaden. Als jedoch
die Stockhiebe kamen, wurde es ihm doch zu toll, er ging hin,
und da ſah er erſt, daß der Schloſſer der Verprügelte war. Der
Angeklagte lief davon. Man hob den Schloſſer auf und trug ihn
in das nächſtliegende Haus, eine Wirtſchaft, wo man aber nur
noch ſeinen Tod feſtſtllen konnte. Der junge Mann war
mittler=
weile in die Wirtſchaft ſeiner Schwiegereltern gelaufen, wo er
ganz verſtört, mit weißem Geſicht und an allen Gliedern zitternd
erſchienen ſei. Sein Schwiegervater brachte ihn dann zur
Poli=
zei. Der Angeklagte behauptet heute, er habe nie die Abſicht
ge=
habt, den Schloſſermeiſter zu töten, er habe die Meſſer nur zu
ſeiner Verteidigung mitgenommen, denn der Mann ſei ihm an
Kraft weit überlegen geweſen. Daß er dabei derart zugeſtochen
habe, bereue er ſehr. Die Beweisaufnahme war zeitweiſe derart
leiſe, daß man nur mit Mühe das vorhergeſagte verſtehen konnte.
Doch ließ ſich daraus entnehmen, daß der Angeklagte an jenem
Abend recht viel Alkohol zu ſich genommen hatte. Er behauptet
ſelber, er ſei vollkommen betrunken geweſen. Zum Schluß kommt
noch die Frau des Getöteten. Sie behauptet, die ganzen
Streitig=
keiten ſeien nur dadurch entſtanden, daß ihr Mann immer der
Frau des Angeklagten geholfen habe, wenn der ſie mißhandelte.
Aber die Frau ſei eine falſche Schlange. Erſt habe ſie um Hilfe
geſchrien, und ſich dann immer wieder mit ihrem Mann verſöhnt,
ſie ſei daran ſchuld, daß nun ihr Mann das Leben habe laſſen
müſſen. Gegen ſechs Uhr wird die Verhandlung auf Dienstag
vormittag 9 Uhr vertagt. Es werden nach 21 Zeugen heute dann
weitere 26 Zeugen vernommen werden.
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
„Heſſen und die Gehaltskürzung in Baden”
Zu dem unter dieſer Spitzmarke gebrachten Artikel in Nr. 190
ſei bemerkt, daß die heſſiſche Regierung auch abſolut nicht nötig
hat, ſich mit der badiſchen Gehaltskürzung zu befaſſen; denn ſie
braucht es Baden nicht nachzumachen, weil ſie es ſchon längſt
vor=
gemacht hat. Die heſſiſche Gehaltskürzung iſt viel
einſchneiden=
der geweſen, als die badiſche. Heſſen gebührt der Ruhm, die
Ge=
haltskürzung auf den Plan gebracht zu haben. Die badiſche
Ge=
haltskürzung hat nun gegenüber der heſſiſchen doch einen großen
Vorzug, und das iſt der der Gerechtigkeit, welcher der heſſiſchen
ganz und gar abgeht. Heſſen hat auch nicht 5 Prozent abgebaut,
ſondern 8 bis zirka 15 Prozent. Baden läßt alle Beamten weitere
Opfer bringen, die wir durchaus für unberechtigt halten, Heſſen
aher hat die Opfer den Beamten auferlegt, die den ſchwerſten
wirtſchaftlichen Kampf zu führen haben. Es hat die Kinderzulage
in dem Alter entzogen (21 bis 24 Jahre), wo ſie am allernötigſten
iſt. Man denke nur an die Beamtenſöhne, die ſtudieren. Gerade
dieſe Beamten ſind aber auch in dem Alter, in dem ihnen die
Aufrückung vorenthalten wird. Die eine Beamtenkategorie wird
alſo doppelt mit Gehaltsabzug geſtraft, der andere Teil geht leer
cus. Heſſen hat allen Grund, erſt dieſes Unrecht gutzumachen,
ehe es an neue Abzüge denkt, vielmehr ſich damit befaßt. *
Seite 6
Dienstag, den 14. Juli 1931
Nummer 193
Die Bekämpfung des Krebſes.”
Die Landesverſicherungsanſtalt Heſſen, der ärztliche
Kreis=
verein Darmſtadt, die Arbeitsgemeinſchaft der Krankenkaſſen
Darmſtadt hatten am Montag, dem 13. Juli, zu einer
Veranſtal=
tung „Kampf der Krebskrankheit”, im Union=Theater,
eingeladen. Das Theater war bis zum letzten Platz beſetzt.
An=
weſend waren Vertreter der Staatsregierung, der
Stadtverwal=
tung, eine große Anzahl Aerzte Schweſtern uſw. Sehr wertvoll
war, daß die Veranſtaltung nicht nur als Vortragsabend
auf=
gezogen war, ſondern durch Orgelſpiel, Film und
Lichtbildervor=
führung gleichzeitig für den Beſucher eine Abwechſlung bot.
Ein Orgelſpiel leitete die Veranſtalt=
Dr. Neumann begrüßte die Erſchienenen und wies daraufhin,
daß wir heute wohl in der Lage ſind, die gefährlichen
Volks=
krankheiten Tuberkuloſe, Geſchlechtskrankheiten, Alkoholismus als
Volkskrankheiten zu bekämpfen und zu heilen; daß es aber leider
der ärztlichen Wiſſenſchaft bis jetzt noch nicht gelungen ſei, den
Erreger des Krebſes feſtzuſtellen. Trotzdem gibt es Mittel und
Wege um der Kreskrankheit Einhalt zu bieten. Er hoffe und
wünſche, daß nicht nur die maßgebenden Perſönlichkeiten den
Kam= gegen die Krebskrankheiten unterſtützen, ſondern daß alle
Bevölkerungskreiſe ſich an dieſem Kampfe beteiligen.
Der Film Kampf dem Krebs”, aufgenommen vom
Deut=
ſchen Hygiene=Muſeum in Dresden, zeigte in kurzer, ſachlicher Form,
wie man in der Lage iſt, den Krebs erfolgreich zu bekämpfen.
An=
ſchließend ſprach der weit über Heſſens Grenze bekannte Arzt,
Herr Obermedizinalrat Dr. Kupferberg, der langjährige Direktor
der Hebammen=Lehranſtalt Mainz, über das Thema: „Die
Krebskrankheiten und ihre Heilung unter
Be=
rückſichtigung der Röntgen= und
Radiumbeſtrah=
lung‟. Er führte ungefähr folgendes aus: Die für die
Menſch=
heit bedeutſamſten chroniſchen Volkserkrankungen ſind Tuberkuloſe,
Syphilis und Krebs. Bei den beiden erſteren liegen
verhältnis=
mäßig klare urſächliche Verhältniſſe vor. Es ſind beſtimmte
Er=
reger gefunden, gegen die der Kampf ſich richten kann: man kennt
die Wege, auf denen ſie eindringen, und hat auch wirkſame
vor=
beugende Behandlungsmethoden kennen gelernt, denen es zu danken
iſt, daß dieſe beiden Erkrankungen immer ſeltener werden. Das
Weſen des Krebſes iſt ganz anderer Natur. Der Krebs iſt eine
ſogenannte bösartige Neubildung. Zunächſt iſt es nötig, zu
er=
klären, was man unter einer Neubildung zu verſtehen hat. Eine
ſolche iſt eine abnorme Wucherung eines Körpergewebes oder einer
Gruppe von Geweben. Der Organismus beſteht aus verſchiedenen
Organen, jedes derſelben aus mannigfachen Geweben, die ſich
durch die Anordnung, Beſchaffenheit und Funktion ihrer Elemente
unterſcheiden. Die Gewebselemente bezeichnen wir als Zellen,
und ihre Formen ſowie die Art ihrer Anordnung ergeben das
Strukturbild des Gewebes. Die Zellen haben je nach ihrer
Funk=
tion eine beſtimmte Geſtalt und Größe. Sie wachſen nur bis
zu einem beſtimmten Grade durch Zunahme ihres Umfangs, dann
durch eine Vermehrung ihrer Zahl aut de
Das Prinzip der letzteren iſt eine Verteilung der Erbmaſſe auf
die beiden Tochterzellen. Durch eine gleichmäßige Verteilung wird
der Charakter der Zellen aufrecht erhalten, durch eine
ungleich=
mäßige kann er ſich wandeln. Man wird fragen, welche Urſachen
hat die Entſtehung der Krebskrankheit. Wir wiſſen, daß eine
Reihe von Schädigungen chemiſcher oder phyſikaliſcher Natur, aber
auch mancher Paraſiten das normale Gewebe in Krebsgewebe
um=
wandeln können. Beſonders gefährdet ſind die Brikettarbeiter,
Arbeiter die viel mit Teer und Anilin beſchäftigt ſind. Als
Reiz=
mittel zur Förderung des Krebſes ſind ſicher auch Tabak und
Alkoholgenuß (Schnaps) anzuſehen.
Wo kommt der Krebs am häufigſten vor? In
Deutſchland haben wir es beſonders bei den Frauen mit dem
Gebärmutter=Krebs zu tun, während die Männer am häufigſten
an der Speiſeröhre und Maſtdarm erkranken. Damit iſt nicht
geſagt, daß die übrigen Organe wie Zunge, Kehlkopf, Bruſt uſw.
nicht auch von Krebs befallen werden können. Alle Organe des
menſchlichen Körpers können von der Krebskrankheit heimgeſucht
werden. Einen ſicheren Schutz gegen den Krebs durch
Vorbehand=
lung gibt es nicht. Ebenſowenig kann man von einer Diät
ſprechen, welche die Krebsgefahr bannt. Wohl aber kann man bei
der Ernährung direkte Schädlichkeiten vermeiden; auch bei der
Zubereitung der Ernährung (z. B. ſorgfältiges Waſchen des
Ge=
müſes um Wurminfektionen zu vermeiden). Daß Konſerven oder
beſtimmte Metalle oder Emailleüberzüge der Kochgefäße die
Nei=
gung zur Krebsentſtehung vermehren, wie von mancher Seite
be=
hauptet wurde, iſt unbewieſen.
Für die Behandlung des Krebſes gilt der Grundſatz, daß
die Heilung um ſo ſicherer iſt, in je früherem
Stadium das Leiden entdeckt und behandelt
wird. Der Krebs kann entweder durch Operation, oder durch
Beſtrahlung (Röntgen, Radium oder Meſotorium) oder durch
eine Kombination von Operation und Beſtrahlung im
Früh=
ſtadium mit einem ſehr hohen Prozentſatz geheilt werden.
Nach=
weisbar ſind beim beginnenden Zungenkrebs 60 Prozent geheilt
worden, bei Hautkrebs 78 Prozent, Lippenkrebs 68 Prozent, Krebs
der Mundhöhle 55 Prozent.
Eine große Gefahr für die Krebskranken bedeuten die
Kur=
pfuſcher, da es immer wieder Perſonen gibt die
verantwortungs=
loſen Menſchen in die Hände fallen, die durch ſchöne
Verſpre=
chungen und gutes Geld behaupten, den Krebs heilen zu können.
Eine bösartige Krebskrankheit ſchreitet bei den Patienten vor,
und dann iſt natürlich eine Heilung auch durch den Arzt
meiſten=
teils nicht mehr möglich.
Krebs iſt heilbar, wenn man frühzeitig den Arzt aufſucht,
und wenn die geſamte Bevölkerung hilft an der Aufklärung über
dieſe Krankheit.”
Der Vortrag wurde ergänzt durch gutes Lichtbildmaterial, und
es darf geſagt werden, daß die Beſucher voll auf ihre Rechnung
kamen. Es wäre zu begrüßen, wenn derartige ärztliche Vorträge
gemeinverſtändlich für das Laienpublikum in dieſer Form öfters
ſtattfinden würden. Die Bevölkerung von Darmſtadt wäre
ſicher=
lich den Veranſtaltern ſehr dankbar.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hlerunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließiſch als Hinweiſe auf Anzeigen m betrechten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung odes Kri ſ.
— Evangeliſcher Arbeiter= und
Handwerker=
verein. Die Mitglieder werden auf die heute abend 8.30 Uhr,
im Vereinshaus Feierabend, Stiftsſtraße 51 ſtattfindende
Monats=
verſammlung aufmerkſam gemacht. Die Wichtigkeit der
Tages=
ordnung erfordert vollzähliges Erſcheinen.
— Im Sportplatz=Reſtaur ant und Café am
Böllenfalltor findet heute das erſte Sonderkonzert der
an=
erkannt erſtklaſſigen Konzert= und Tanz=Kapelle ſtatt.
— Bibelabend des Chriſtl. Vereins Junger
Männer, Alexanderſtraße 22 (Inf. Kaſerne). Wir laden
hier=
durch zu unſerer heute, Mittwoch, abends, ſtattfindenden
Bibel=
ſtunde in der Herr Studienrat Knöpp ſprechen wird, herzlich
ein. Freunde und Gäſte ſind willkommen.
— Im Wienerkronenbäukeller konzertiert heute
abend das ehemal. Weiße=Dragoner=Regiment unter Leitung des
Obermuſikmeiſters Rühlemann bei freiem Eintritt. (Siehe
An=
zeige.)
— Verein ehem. 6ler Artilleriſten, Darmſtadt.
Wie bekannt, findet unſer Ausflug, mit Wiederſehen mit den
rheinheſſiſchen Kameraden, nach Oppenheim am Sonntag, dem
19. Juli ſtatt. Anmeldungen hierzu können noch bis 15. Juli
bei Kamerad Schnabelius, Wittmannſtr. 29, erfolgen. Die
Ab=
fahrt erfolgt pünktlich 13,30 Uhr, ab Mercks Apotheke.
Zu=
ſammenkunft 13,15 Uhr.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsgnittung beizufügen. Hrer
nicht beantwortet. Die Beantwortung enfolgt ohne Nechteertimdichet.
W. H. Sie werden am beſten wegen einer Rente bei der
Lan=
desverſicherungsanſtalt, hier (Wilhelminenſtraße) Erkundigung
einziehen.
N. C. 99. Dieſe Frage iſt in Oeſterreich noch nicht vom Fleck
gekom=
men. Wenden Sie ſich mit einer Beſchwerde an das Reichsaufſichtsamt
für Privatverſicherung in Berlin, Ludwigskirchplatz.
Tageskalender für Dienstag, den 14. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, 20 Uhr: „Zum goldenen Anker”. — Konzerte: Zur
Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor,
Herrngartenkaffee. Wiener Kronenbräukeller. —
Kinovor=
ſtellungen: Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
frober Bauerntag in Beerlelden.
Der Pſerde=, Fohlen= und Zuchkvieh=Markt am Monkag.
m. Beerfelden, 13. Juli 1931.
In den Morgenſtunden ein Gewitter, bis gegen 8 Uhr Regen,
dann trocken, ein bedeckter Himmel und dadurch kein
Sonnen=
brand, die Temperatur angenehm abgekühlt — für einen
Vieh=
markt eine geradezu ideale Witterung. Durch den
Regen am Morgen ließen ſich wohl einige Ausflug=Marktgäſte
vom Beſuch abhalten, deſto zahlreicher ſtellten ſich die Landwirte
ein, denn einmal ſcheuen ſie ein paar Tröpflein Regen nicht und
zum anderen wußte man, daß nun zu Hauſe nichts verſäumt wird,
— alſo geht man dorthin, wo die Berufsgenoſſen zu finden ſind.
Und ſie hatten ſich in wahrhaft ſtattlicher Zahl eingefunden. Den
Hauptzuſtrom aus dem Mümlingtal brachte der Zug von Hetzbach,
und damit kam auch die Mehrzahl der noch nicht anweſenden
offi=
ziellen Marktgäſte. Die Muſikkapelle geleitete dieſe zunächſt zum
Rathaus und ſpäter auf den Viehmarktplatz an der Hirſchhorner
Höhe. Hier war der Auftrieb der an Zahl nicht zu überſehenden
vierbeinigen Marktbeſucher vollendet und alsbald konnten die
verſchiedenen Prämiierungskommiſſionen ihre ſchwierige Arbeit
be=
ginnen Schwierig iſt ſie, denn bei ſolchen Anläſſen ſieht man nur
erſtklaſſige Tiere, und darunter dann das Allerſchönſte
herauszu=
finden, iſt wahrhaftig nicht ſo einfach. Machen wir einen
Rund=
gang: Erſt gerade aus und rechts zur Herde der ſchneeweißen
Ziegen, dann links zum Lager der Schweine. Die erſtklaſſige
Ware bietet reichſte Auswahl, auch die Preiſe könnten zum
Kau=
fen reizen, und doch ſind die Schweinehändler nicht ſo recht
zufrie=
den mit ihrem Abſatz. Die Zahl der Rinder dürfte dem
vorig=
jährigen Auftrieb gleichkommen, man ſieht vorwiegend Fleckvieh,
aber die roten Odenwälder ſind auch ſtark vertreten, und in
bei=
den Raſſen findet man Prachtexemplare. Das Pferdematerial
war auch durchweg erſtklaſſig.
Der ſo bevölkerte Platz bot nun, in Einzelſzenen aufgelöſt,
ein Bild regſten Lebens; einerſeits die planmäßige Tätigkeit der
Kommiſſionen dann aber galoppierende Pferde, vom Händler mit
leichten Peitſchenhieben ſtolz und mutig gemacht — im Handel
be=
griffene Gruppen, ihre Ware anbietende Schweinehändler uſw
Unter den Prämiierungskommiſſionen und offiziellen
Feſt=
gäſten ſah man u. a. folgende Herren: Den zweiten Vorſitzenden
des Landwirtſchaftskammer=Ausſchuſſes für die Provinz
Starken=
burg, Meiſinger=Kirch=Brombach, den Generalſekretär Dr.
Roh=
dert, Inſpektor Glaſſert, S. Erl. Erbgraf Alexander zu Erbach=
Erbach, Kreisdirektor v. Werner und Regierungsrat Dr.
Rind=
fuß, Gutsbeſitzer Schönberger=Groß=Bieberau. Dr. Denker,
Refe=
rent für Pferdezucht bei der Landwirtſchaftskammer, Freiherr
Roeder von Diersburg. Rittmeiſter Gallo=Darmſtadt. Als
Ein=
leitung zur Preisverteilung ergriff Herr Meiſinger=Kirch=
Brom=
bach in Stellvertretung des Vorſitzenden des
Landwirtſchafts=
kammerausſchuſſes für Starkenburg das Wort zu einem Willkomm
an die Anweſenden. Redner dankte allen, die zum Gelingen des
Marktes beitrugen, hauptſächlich auch den Züchtern und Beſitzern
der Tiere, er ermunterte zu weiterem Zuſammenhalten, damit
man die Nöte der Gegenwart in gemeinſamem Wirken überſtehe.
Die Preisverteilung ergab folgendes Bild:
Pferde.
Kaltblüter, Familien: 1 Preis 30 Mark (Ehrenpreis S. Erl.
des Grafen Konrad zu Erbach=Erbach); Joh. Ad Siefert 2.=
Airlen=
bach: 2. Preis 30 Mk.: Joh. Adam Schäfer=Airlenbach; 3. Preis
15 Mark: Ludwig Siefert=Airlenbach; Anerkennungen zu je 10
Mark: Ludwig Kredel und A. Kaiſer, beide von Airlenbach und
Bürgermeiſter Heß=Hüttenthal.
Mutterſtuten mit Fohlen: 1. Preis 50 Mk. (Ehrenpreis des
Landes=Pferdezuchtvereins); Jakoh Volk=Würzberg; 1. Preis 50
Mark (Ehrenpreis der Volksbank Beerfelden): Joh. Adam
Sie=
fert=Airlenbach; 2. Preis 40 Mk.: Jakob Siefert=Hetzbach: Ludwig
Kredel=Airlenbach; 3. Preis 25 Mark: Gg. Kaiſer=Airlenbach
An=
erkennungen zu je 15 Mark: J. Volk=Würzberg; Joh. Ad. Schäfer=
Airlenbach; Heß=Hüttenthal; Wegvergütungen zu je 8 Mark:
Leonhard Hering=Airlenbach; Jakob Schmitt=Falken=Geſäß; Georg
Olt=Haiſterbach.
Hengſt=, Stuten= und Wallach=Fohlen (3jährig): 1. Preis 40
Mark: Eidenmüller=Ober=Oſtern: 2. Preis 30 Mark: Joh. Ad.
Siefert=Airlenbach: 3. Preis 20 Mark: Joh Löw=Airlenbach;
Anerkennung 10 Mk.; Ph. Kaiſer=Falken=Geſäß; Wegvergütung
5 Mk.: Eidenmüller=Ober=Oſtern.
Hengſt=, Stuten= und Wallach=Fohlen (2jährig); 2a Preis 25
Mark: L. Kredel=Airlenbach; 2b Preis 25 Mark: Joh. Ad.
Schäfer=Airlenbach; 2e Preis, 25 Mark: Flächſenhar=Hetzbach;
3 Preis 15 Mark: Joh. Löw=Erlenbach; A. Knapp 1.=Krumbach;
Anerkennung 10 Mark: Olt=Haiſterbach.
Warmblüter, Mutterſtuten mit Fohlen: 1. Preis 50 Mark
und ſilberne Plakette, geſtiftet vom Verein der Warmblutzüchter:
Joh. Kredel Witwe=Etzean; 2. Preis 40 Mk. und bronzene
Me=
daille, geſtiftet vom Verein der Warmblutzüchter: Jak
Thomas=
berger=Erzbach: 3. Preis 25 Mark: Ludwig Heiland=Nieder=
Kains=
bach; Joh. P. Walter=Würzberg; Anerkennungen von je 15 Mk.;
Gg. Helm=Airlenbach; Konrad Hörr=Hetzbach; Gg. Katz=Momart.
Dreijährige Fohlen: 1. Preis 40 Mark: Hch. Eckard=Unter=
Moſſau; 2. Preis Ad. Siefert=Airlenbach; 3. Preis 20 Mk.: Joh.
Kredel Witwe=Etzean; Anerkennungen je 10 Mark: Val.
Roth=
ermel=Unter=Moſſau; L. Berg=Ebersberg.
Zweijährige Fohlen: 1. Preis 35 Mark und ſilberne Medaille
des Warmblutzüchterverbandes: Gg. Helm=Airlenbach; 2. Preis
25 Mark und bronzene Medaille des Warmblutzüchterverbandes:
L. Sattler=Airlenbach; 3. Preis 15 Mk. und bronzene Medaille:
Jak, Olt=Würzberg; Anerkennung 10 Mark: Gg. Schnellbächer=
Steinbuch
Familien: 1. Preis 30 Mk. (Ehrenpreis S. Erl. des Grafen
Konrad zu Erbach=Erbach) und ſilberne Medaille des
Warmblut=
züchterverbandes: Ad. Siefert=Airlenbach; 2. Preis 20 Mk. und
bronzene Medaille: Joh. P. Walter=Würzberg; 3. Preis 15 Mk.
und bronzene Medaille: Jak. Thomasberger=Erzbach; Gg. Helm=
Airlenbach; Anerkennung 10 Mk: Gg. Kratz=Momart.
Händlerpferde: 1. Preis 50 Mk.: L. Haas=Höchſt; 2. Preis L.
Haas=Höchſt; 2. Preis 40 Mk.: Gebr. Marx=König; 2. Pr. 40 Mk.:
Natan Neu=Fränkiſch=Crumbach.
Faſel= und Zuchtvieh.
Faſelvieh: aufgetrieben 15 Bullen. Heſſ. Fleckvieh: 1. Preis
30 Mk.: Ad. Siefert=Airlenbach: 2. Preis 20 Mk.: J. A. Schäfe=
Airlenbach; 2. Preis 20 Mk.: W. Krebs=Kleeſtadt; 3. Preis 15
Mk.: Joh. Friedel=Heſſelbach; W. Krebs=Kleeſtadt:
Anerkennun=
gen je 10 Mk.: Ad. Siefert und J. A. Schäfer=Airlenbach; Wilh.
Ihrig=Ober=Sensbach; Wegvergütungen zu je 6 Mk.: W.
Hol=
zer 2.=Reinheim: L. Berg=Ebersberg; Fr. Ihrig=Beerfelden: W.
Beckenhaupt=Klein=Umſtadt: „W. Krämer=Unter=Moſſau; Georg
Brunner=Stockheim Joh. Ad. Schäfer 3.=Airlenbach.
Rotvieh, Bullen: 1. Preis 30 Mk.: Gg. Kaiſer=Airlenbach;
Wegvergütung zu je 6 Mk. Joh. Ad. Siefert, Gg. Helm=Airlenbach.
Fleckvieh, ältere Kühe: 1. Pr. 80 Mk.: W. Uhrig=Etzean
und W. Michel=Beerfelden; 2. Pr. 20 Mk.: Ad. Siefert=
Airlen=
bach: 3. Preiſe, je 15 Mk.: Leonhard Meiſinger=Schönnen; Leonh.
Holſchuh=Beerfelden; L. Siefert=Airlenbach; Anerkennungen zu je
10. Mk.: Jak, Brauer 2.=Beerfelden; L. Berg=Ebersberg; W.
Krämer= U.=Moſſau; Leonh. Siefert=U.=Sensbach; Weggeld von je
5 Mk.: Ad. Heckmann 12=Rothenberg; S. Siefert=Airlenbach; W.
Scheuermann=Beerfelden; K. Volk=Beerfelden.
Fleckvieh. junge Kühe: 1. Pr. 30 Mk., W. Michel=Beerfelden;
2. Pr. 20 Mk.: Hch. Schmahl=Beerfelden und Ad. Siefert=
Airlen=
bach; 3. Preiſe, zu je 15 Mk.: S. Siefert=Airlenbach; W. Schäfer=
Hetzbach; Leonh. Hering=Airlenbach; Ludwig Lenz=Beerfelden; Gg.
Heinr. Ihrig=Beerfelden; Anerkennungen zu je 10 Mk.: Leonh.
Holſchuh=Beerfelden; L. Siefert=Airlenbach; W. Krämer=U.=
Moſſau; Wegegelder von je 5 Mk.: Leonh. Holſchuh=Beerfelden;
L. Siefert=Airlenbach: L. Holſchuh=Beerfelden; Karl Setzer=
Beer=
felden: H. Schmahl=Beerfelden; Leonh Siefert=U.=Sensbach
Fleckvieh, Familien: 1. Pr. 30 Mk.: W. Michel=Beerfelden;
3. Preiſe, je 15 Mk.: Ad. Siefert=Airlenbach; L. Holſchuh=
Beer=
felden.
Züchterſammlungen (kleine): 2. Preiſe, je 15 Mk.: Ad. Siefert=
Airlenbach; L. Siefert=Airlenbach; 3. Pr. 10 Mk.: L. Holſchuh=
Beerfelden.
Große Sammlungen: Rinderzuchtverein Airlenbach 1. Pr.
30 Mk.: Rinderzuchtöerein Beerfelden 2. Pr. 20 Mk.
Rotvieh, ältere Kühe: 1. Pr. 30 Mk.: Helm; 2. Preiſe, je
20 Mk.: J. A. Siefert Gg. Kaiſer; 3. Pr. J. A. Siefert;
Aner=
kennung 10 Mk.: L. Sattler; Wegevergütungen ie 5 Mk.: J. A.
Siefert, L. Sattler, Gg. Kaiſer, Gg. Helm. L. Sattler, ſämtlich
von Airlenbach
Kühe bis 2 Kälber: 1 Pr. 30 Mk.: Gg. Helm=Airlenbach;
3. Preiſe, je 15 Mk.: Gg. Helm, Joh. Ad. Siefert; Anerkennung
10 Mk.: Gg. Kaiſer=Airlenbach; Weggeld 5 Mk.: Gg. Kaiſer=
Airlenbach.
Rinder ſichtbar trächtig: 1. Pr. 20 Mk.: J. A. Siefer=
Airlen=
bach; 2. Pr. 15 Mk.: L. Sattler, derſelbe noch zweimal 5 Mk.;
Anerkennung 7 Mk.: Gg. Kaiſer=Airlenbach; Weggeld 4 Mk.: Gg.
Helm=Airlenbach.
Familien: 1. Pr. 30 Mk.: J. A. Siefert; 7. Pr. 20 Mk. Gg.
Helm; 3. 15 Mk.: L. Sattler; 4. Pr.:10 Mk.: Gg. Kaiſern
fämtlich=
in Airlenbach
Kleine Sammlungen: 1. Pr. 20 Mk.: J. A. Siefert; 2. Pr.
15 Mk.: L. Sattler; 3. Pr. 10 Mk.: Gg. Helm; 4. Pr. 7 Mk.:
Gg. Kaiſer, ſämtlich in Airlenbach.
Große Sammlungen: Rotvieh=Zuchtverein Airlenbach 1. Pr.
30 Mk.
Fleckvieh. Rinder: 1. Pr. 20 Mk.; Fr. Hamann=Etzean und
Ad Beyſel=Rothenberg; 2. Pr. je 15 Mk.: J Heilmann=Etzean, Ad.
Neff=Airlenbach; 3. Pr. je 10 Mk.: Ad. Heß=Hetzbach, L. Kaufmann=
O.=Sensbach; Anerkennungen zu je 7 Mk.: Jak. Heilmann=Etzean,
J. Reubold=Ebersberg. W. Michel=Beerfelden, L. Siefert=
Airlen=
bach; Weggeld je 4 Mk.: A. Siefert=Airlenbach. L. Braun=
Rothen=
berg. Fr. Ihrig=Beerfelden, Gg. Siefert 2=Rothenberg, L. Foshag=
O.=Sensbach zweimal, K. Setzer=Beerfelden.
Schweine.
Für Zuchteber erhielten Preiſe: L. Siefert=Airlenbach, H.
Volk=Würzberg, Kredel=Etzean. Flächſenhaar=U.=Moſſau. Ad.
Schäfer 3.=Airlenbach, Wider=O.=Sensbach, Reichert=Würzberg,
Joh. Walter=Schönnen, L. Siefert=O.=Sensbach.
Züchter von Ferkeln: K. Zimmermann=Beerfelden, Gg. Olp=
Hetzbach.
Händler von Zuchtferkeln: J. Müller=Weinheim, J. Schmitt=
Zwingenberg, Glaſer=Altheim, Jäger=Lorſch, Schenk=Schriesheim.
Dd. Arheilgen, 13. Juli. Sommerfeſt. Die
Sportvereini=
gung 04 hatte für Sonntag ihre Anhänger und Mitglieder zu einem
Sommerfeſt eingeladen, das bei gutem Beſuch einen glänzenden Verlauf
nahm. Nach einem Werbeumzug ſämtlicher Aktiven in Sportkleidung
durch die Hauptſtraßen des Ortes nach dem Arheilger Mühlchen wurde
auf dem Sportplatz ein Fußballübungsſpiel ausgetragen, bei dem der
internationale Spieler Knöpfle, der Trainer des Vereins, mitwirkte, der
einen ausgezeichneten Fußball demonſtrierte. Der Schauplatz des Feſtes
wurde dann nach dem ſchattigen Mühlchesgarten verlegt, wo ſich bei den
Klängen der eifrigen Kapelle Anthes ein frohes Leben entwickelte.
Abends ſtrahlte der Garten in bunter Beleuchtung. Eine reichhaltige
Tombola, bei der es alle Arten von Blumen zu gewinnen gab, und eine
große Polonaiſe trugen zur Erhöhung der Stimmung bei die recht lange
anhielt. — Die Dreſſurvereinigung für Raſſe= und Gebrauchshunde
trat am Sonntag mit einer Werbevorführung in die
Oeffent=
lichkeit, die in dem, was geboten wurde, als gut gelungen bezeichnet
werden kann. Im Turnhallengarten zeigten die gelehrigen Tiere,
durch=
weg deutſche Schäferhunde, was ſie unter ſachkundiger Leitung alles zu
lernen und zu leiſten vermögen. Gehorſamsübungen, Springen,
Ver=
brecherarbeit u. a. wechſelten einander ab und wurden, trotz der
mittäg=
lichen Hitze, gut durchgeführt. Die äußerſt intereſſanten und nicht oft
gebotenen Vorführungen verfehlten nicht ihre Wirkung auf die
zahl=
reichen Zuſchauer.
J. Griesheim, 13. Juli. 17. Bundesfeſt des Heſſ. und
Naſſauiſchen Radfahrer=Bundes. Wie bekannt, findet das
25jährige Bundes=Jubiläumsf=ſt, verbunden mit Standartenweihe und
dem 25jährigen Vereins=Jubiläum des Radfahrer=Vereins „Conus”
Griesheim am 18., 19 und 20. Juli ds. Js. hier ſtatt, zu dem Herr
Schulrat Haſſinger das Protketorat übernommen hat. Zu den am
Sams=
tag nachmittag 3.30 Uhr beginnenden Wettbewerben ſind überaus
zahl=
reiche Anmeldungen eingegangen, es darf deshalb ein Maſſenbeſuch des
Feſtes vorausgeſetzt werden. — Arbeits=Vergebung. Die
Ausführung der Erd=, Beton=, Maurer= und Rohrverlegungs=Arbeiten
zur Räumung des Flurgrabens ſollen unter den in der Gemeinde
Gries=
heim anſäſſigen Unternehmern vergeben werden. Angebotsformulare
ſind beim Heſſ. Kulturbauamt in Darmſtadt zu beziehen, woſelbſt auch
Pläne und Bedingungen offenliegen. Angebotseröffnung: Mittwoch, den
15. Juli ds3. Js., vorm. 9 Uhr, beim Kulturbauamt.
Aa. Eberſtadt, 13. Juli. Feuerwehrübng an der Kirche.
Die Freiwillige Feuerwehr hielt am Samstag abend an der evangeliſchen
Kirche eine für den Ernſtfall ſehr wichtige Uebung ab. —
Erfolg=
reiche Turner. Mit klingendem Spiele kehrte am Sonntag abend
die Turngeſellſchaft e. V. vom 46. Gauturnfeſt des Main=Rodgaues, das
in Dreieichenhain ſtattfand, heim. Die Turngeſellſchaft e. V. hatte u. a.
den 1. Feſtzugspreis in der Klaſſe B und nahezu 20 Einzelpreiſe
errun=
gen. Im Vierkampf (Unterſtufe) konnte Turner Georg Brecht den erſten
Sieg erringen. Die Muſterriege des Vereins wurde mit „Sehr gut”
be=
wertet.
F. Eberſtadt, 13. Juli. Siegreiche Sänger. Der hieſige
Ge=
ſangverein „Männerquartett Harmonie”, der von Lehrer Knöß
diri=
giert wird, beteiligte ſich am geſtrigen Sonntag in Crumſtadt an
dem Konkurrenzſingen, das der Geſangverein, Germania” in
Crumſtadt anläßlich des Jubiläums ſeines 90jährigen Beſtehens
veran=
ſtaltet hatte. „Harmonie” konnte bei ſchärfſter Konkurrenz mit 100 Pkt.
den erſten Platz in der 2. Klaſſe belegen und damit den erſten Preis
in dieſer Klaſſe erringen. Dieſer glänzende Erfolg, auf den unſere
hei=
miſchen Sänger und ihr Dirigent ſtolz ſein können, wurde nach freudiger
Rückkehr am Abend im Vereinslokal. Zur Poſt” durch ein gemütlich
verlaufenes frohes Zuſammenſein im Sängerkreiſe gefeiert.
G. Ober=Ramſtadt, 13. Juli. Verſchiedenes. Ein
Merk=
blatt über die am 1. Juli ds. Js. auf Grund der Notverordnung in
Kraft getretene Kriſenlohnſteuer können Arbeitgeber bei der
Bürger=
meiſterei koſtenlos in Empfang nehmen. — Erntebeginn. In
unſerer Gemarkung wurde bereits die erſte Wintergerſte geerntet. Nicht
mehr lange wird es dauern, und auch die anderen Getreidearten folgen.
Hier wird in dieſem Jahre eine dritte Dreſchgarnitur auf einem Platz
in der Ammerbach zu Beginn der Ernte in Betrieb genommen werden.
Schießſport. Bei dem diesjährigen Bundesfeſt des heſſiſchen
Schützenbundes in Ober=Roden hatte wiederum die Schützengeſellſchaft
„Tell” Ober=Ramſtadt ſehr ſchöne Erfolge zu verzeichnen. So errangen
in der Sonderklaſſe den 1. Preis Herr Büchner, in der 2. Klaſſe Herr
Loſer den 1., Herr Schüttler den 3. und Herr Langenbacher den 4. Preis.
Bei der Vereinsmeiſterſchaft ſtand die Schützengeſellſchaft „Tell” mit 186
Ningen an zweiter Stelle. Dieſe Erfolge beweiſen, daß der Schießſporr
bei der „Tell” eine gute Pflegeſtätte hat. — Stiftungsfeſt. Der
Geſangverein, Sängerluſt” kann in dieſem Jahre auf ſein 60jähriges
Beſtehen zurückblicken. Aus dieſem Anlaß wird am 25. und 26. Juli eine
Gründungsfeier ſtattfinden. — Ortsbürgernutzen. Den in den
Jahren 1920—23 aufgenommenen Ortsbürgern, denen das
Ortsbürger=
recht nicht durch Geburt zuſtand, wurde ſeitens der Gemeinde kürzlich
für das in Papiermark gezahlte Einzugs= und Einkaufsgeld eine
Auf=
wertung in Höhe von 50 Prozent des Goldmarkbetrages angefordert.
Hiergegen haben die Betreffenden in einer dieſer Tage ſtattgefundenen
Zuſammenkunft Stellung genommen. — Fälligkeit. Die 1. Rate
Handwerkskammerbeitrag iſt bis zum 15. Juli, der Beitrag zur Land=
und forſtwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft bis zum 25. ds. Mts. und
die 1. Rate Kirchenſteuer innerhalb 10 Tagen zur Zahlung fällig. In
dieſen Tagen werden die Ableſezettel für den Waſſerverbrauch im zweiten
Vierteljahr den Pflichtigen zugeſtellt. Die Zahlung des Waſſergeldes hat
innerhalb 14 Tagen zu erfolgen. — Zur Feldbereinigung in
der Gemarkung Rohrbach iſt gegenwärtig eine Bekanntmachung an
der Ortstafel angeſchlagen, auf welche diejenigen, die in der Gemarkung
Rohrbach Grundſtücke beſitzen, hingewieſen ſeien. —
Bauland=
umlegung. Verhandlungs= und Abſtimmungstermin über den
Um=
legungsplan „Schachenmühlenweg” iſt vom Vorſitzenden des
Umlegungs=
ausſchuſſes auf Mittwoch, den 15. Juli, nachmittags 3.30 Uhr, im
Rat=
haus zu Ober=Ramſtadt anberaumt. Es liegt im Intereſſe aller
Betei=
ligten, in dieſem Termin zu erſcheinen und abzuſtimmen. —
Fund=
gegenſtände. Bei der Bürgermeiſterei befinden ſich noch verſchiedene
Fundgegenſtände, u. a. auch ein Trauring, in Verwahr, die von den
Eigentümern gegen Ausweis daſelbſt abgeholt werden können. —
Klein= und Sozialrentnerfürſorge. Die Bezüge der Klein=
und Sozialrentner für Monat Juli kommen am Mittwoch, den 15. Juli,
nur vormittags von 8—12 Uhr, bei der Gemeindekaſſe zur Auszahlung.
— Hirſchhorn, 13. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
12. Juli: 1,79 Meter; am 13. Juli: 1,70 Meter.
— Gernsheim, 13. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
12. Juli: 2,41 Meter; am 13. Juli: 2,10 Meter.
Nummer 193
Dienstag, den 14. Juli 1931
Seite 7
Die Polarfahrt des Luftſchiffes „Graf Zeppelin”
wird Sammlern eine beſondere Gelegenheit geben, ſeltene
Mar=
ken zu erhalten. Die deutſche Reichspoſt wird drei beſondere
Marken mit Aufdruck Polarfahrt ausgeben, welche ſpeziell
zur Frankierung dieſer Poſt beſtimmt und bei jedem größeren
Poſtamt in nächſter Woche erhältlich ſein werden. Mit dieſen
Marken frankierte Poſtkarten oder Briefe — die an jede Adreſſe,
auch diejenige des Abſenders gerichtet ſein können — ſind bis
ſpäteſtens 22. Juli in einem Umſchlag an das Poſtamt
Friedrichs=
hafen (Zeppelinpoſt) zu ſenden, welches die Sendungen zur
Wei=
terbeförderung dem Luftſchiff Graf Zeppelin übergibt. Das
Porto für Sendungen, welche bis Leningrad mit dem Luftſchiff
befördert werden ſollen, iſt 1 RM. für eine Poſtkarte und 2 RM.
für einen Brief, Sendungen welche bis zum Polargebiet (Franz=
Joſephs=Land oder Eisbrecher Maligin) befördert werden ſollen
koſten 2 RM. für eine Poſtkarte und 4 RM. für einen Brief
Porto. Auf den Sendungen iſt noch anzugeben, ob die Poſt bis
Leningrad, Franz=Joſephsland oder Maligin mit dem Luftſchiff
befördert werden ſoll. Sollten die Sondermarken beim Poſtamt
nicht erhältlich ſein, ſo können die Sendungen auch unfrankiert,
unter gleichzeitiger Ueberweiſung des Portobetrages an das
Poſt=
amt Friedrichshafen geſandt werden. Die Sendungen erhalten
außerdem noch beſondere Stempel Luftſchiff „Graf Zeppelin",
Polarfahrt.
j. Von der Bergſtraße, 13. Juli. Schweizer Gäſtein
Wein=
heim. Aus verſchiedenen Schweizer Kontonen trafen geſtern in
Wein=
heim a. d. B. 25 Landwirte und Obſtbau=Intereſſenten unter Führung
eines Schweizer Regierungsrates ein um den hieſigen Großobſt= und
Gemüſe=Hallenbau zu beſichtigen. Bürgermeiſter Dr. Meiſer hieß die
Gäſte willkommen und gab ihnen über die ganz modernen Einrichtungen
des Weinheimer Großobſtmarktes alle wünſchenswerten Aufſchlüſſe. Die
Gäſte ſprachen ſich über die muſtergültige Organiſation dieſer
Einrich=
tungen ſehr anerkennend aus. Später begaben ſich die Beſucher nach
Großſachſen, um unter Führung des Landbundpräſidenten Maher einige
Güter daſelbſt zu beſichtigen. Dann erfolgte die Weiterreiſe in andere
Bergſtraßenorte
W. Heppenheim a. d. B., 13. Juli. Einbruch. Im benachbarten
Kirſchhauſen wählten Diebe das Pfarrhaus zum Gegenſtand ihrer
nächtlichen Beutezüge. In unverfrorener Weiſe drangen ſie gegen 12
Uhr nachts in das Pfarrhaus ein, nachdem ſie zuerſt an einem Fenſter
des unteren Stockwerks den Laden hoben, die Fenſterſcheiben zur
Un=
ſichtbarmachung der Fingerabdrücke mit Seife einrieben und dann
ein=
ſchlugen. Um die Fußſpuren zu verwiſchen, wurden die Schuhe
vermut=
lich mit Lumpen umwickelt. Der Diebſtahl, der ſich nur auf Wäſche und
Nähutenſilien erſtreckte, und den Beſitzer um 200—300 RM. ſchädigte,
läßt vermuten, daß ſich an dem Diebſtahl auch eine Frau beteiligte. Die
Eindringlinge ſchleppten ihre Beute mit dem Waſchkorb, in dem ſich die
Wäſche teilweiſe befand, fort. Die ſofortige kriminelle Unterſuchung
er=
gab zwar noch keine Spur der ungeſtört entkommenen Diebe, jedoch
konnten trotz der getroffenen Vorſichtsmaßregeln der Diebe die
Finger=
abdrücke feſtgeſtellt werden. — Grundſtücksverkauf. Das 16000
Quadratmeter umfaſſende Baugelände von Frau Direktor Kraft, das
bisher an Gärtner Binz als Gartenanlage verpachtet war, wurde von
dem Baugeſchäft Roth u. Hinkel hier für den Preis von 16 000 RM.
käuflich erworben.
Bm. Hofheim (Ried), 13. Juli. Beerdigung. Der tragiſche
Unglücksfall, der ſich, wie bereits berichtet, am Freitag vormittag auf der
Bahnſtrecke zwiſchen Biblis und Groß=Rohrheim ereignete, hatte bereits
noch am ſelben Tage den Tod des bedauernswerten Ludwig Dinges
zur Folge. Die Verletzungen waren doch ſchwerer, als angenommen
wurde, und noch am Abend verſchied der Verunglückte im Wormſer
Krankenhaus. — Geſtern mittag wurde er unter größer Teilnahme zu
Grabe getragen. Zahlreich waren die Betriebskollegen der jetzigen und
der früheren Dienſtſtelle, wie auch einige Vorgeſetzte von hier und
aus=
wärts im Leichenzug vertreten. Der Männergeſangverein „Liederkranz”
widmete ſeinem treuen Gründer, Mitglied und langjährigen
Fahnen=
träger einen tiefempfundenen Grabgeſang, und der Vorſitzende ſprach am
Grabe einen warmen Nachruf. Im Namen der Bahnmeiſterei Biblis
und des Bahnhofes Hofheim wurden Kränze niedergelegt. Die
Grab=
rede hielt der evgl. Geiſtliche, Herr Pfarver Volp, der am Grabe wie auch
im anſchließenden Trauergottesdienſt den mitten aus der Arbeit ſo jäh
Herausgeriſſenen als braven Menſchen und pflichttreuen Arbeiter
ſchil=
derte.
Au. Nauheim b. Groß=Gerau, 13. Juli.
Kreisfeuerwehr=
tag desKreisverbandes der
FreiwilligenFeuer=
wehren für den Kreis Groß=Gerau. Zu dem
Kreis=
feuerwehrtag in Nauheim hatten faſt alle Kreisgemeinden ihre
Vertreter geſchickt. Die Beteiligung war ſehr groß. Vor allem
war die Teilnahme der vielen Feuerwehrleute aus den
ausge=
meindeten Orten der Mainſpitze Biſchofsheim, Ginsheim und
Guſtavsburg ſehr erfreulich. Die Kreisbehörde war durch
Kreis=
direktor Dr. Merck und Regierungsaſſeſſor Keil vertreten. Den
Auftakt des Kreisfeuerwehrtages bildete am Samstagabend ein
Fackelzug. Am Sonntagmorgen verſammelten ſich die
Abgeord=
neten im Saalbau Ruhland zur Arbeitstagung, die vom
Kreis=
feuerwehrinſpektor Schildgen=Groß=Gerau mit herzlichen
Be=
grüßungsworten eröffnet wurde. Im Auftrage des
Landesverban=
des überreichte der Kreisfeuerwehrinſpektor dem
Ehrenkomman=
danten Reviol=Walldorf das heſſiſche Ehrenkreuz.
Regierungs=
aſſeſſor Keil überbrachte die Grüße des Kreisamtes. Bürgermeiſter
Kaul=Nauheim begrüßte die Gäſte im Namen der Gemeinde
Nau=
heim. Dann erſtattete Kreisfeuerwehrinſpektor Schildgen den
Jahresbericht. Es haben 29 Beſichtigungen ſtattgefunden. Vier
neue Wehren wurden gegründet, in Büttelborn, Königsſtädten,
Leeheim und Klein=Gerau. In Stockſtadt iſt eine Neugründung
in Vorbereitung. 18 Brände waren zu verzeichnen. Es fand eine
Hochwaſſerkataſtrophenübung ſtatt am Main, und eine am Rhein.
Rüſſelsheim veranſtaltete eine Rettungsübung auf dem Main.
Mit dem heſſiſchen Feuerwehrkreuz wurden ausgezeichnet: Drais
bach=Kelſterbach, Linz, Müller und Hebbel. Rüſſelsheim und
Re=
viol=Walldorf. Herdt=Rüſſelsheim wurde für 25jährige Dienſtzeit
ausgezeichnet. Auf dem Provinzialverbandstag war der Kreis
durch mehrere Wehren vertreten. Der nächſte
Provinzialfeuer=
wehrtag im Jahre 1934 ſoll in Rüſſelsheim abgehalten werden.
Dann gab der Kreisfeuerwehrinſpektor eine Aufſtellung des
Aus=
rüſtungsmaterials, es ſind im Kreis Groß=Gerau vorhanden
ins=
geſamt: 32 einräderige und 14 zweiräderige Handſpritzen, 30
Hy=
drantenwagen, 10 fahrbare Leitern, 52 gewöhnliche Leitern, 12270
Meter Schlauchmaterial. Die Mannſchaft iſt 965 Mann ſtark.
Dann erſtattete der Verbandskaſſierer, Kehr=Groß=Gerau, den
Kaſſenbericht. Es waren an Einnahmen zu verzeichnen: 247,60
Mark, die Ausgaben betrugen 233,81 Mark, ſo daß noch ein
Kaſſen=
beſtand von 13,79 Mark verblieb. Es ſind noch einige Rechnungen
zu begleichen. So geht es alſo mit einem Minus ins neue
Ge=
ſchäftsjahr. Auf Antrag von Draisbach=Kelſterbach wurde dem
Vorſtand und dem Kaſſierer Entlaſtung erteilt. Die Neuwahl des
Vorſtandes ergab einſtimmige Wiederwahl des bisherigen
Vor=
ſtandes, nur für das ausgeſchiedene Mitglied Schwerdt=
Gerns=
heim wurde Thama=Kelſterbach neu in den Vorſtand gewählt. Der
Antrag der neugegründeten Wehren Königsſtädten, Klein=Gerau,
Leeheim, um Aufnahme in den Kreisverband, wurde einſtimmig
angenommen. Der 18. Kreisfeuerwehrtag ſoll 1932 auf Beſchluß
der Verſammlung in Walldorf abgehalten werden. Darauf
be=
riet die Verſammlung die Abänderung des 8 22 Abſ. 4 der
Feuer=
löſchordnung über die Abgrenzung der Brandhilfebezirke im Kreis
Groß=Gerau. Die alten Grenzen ſind überholt. Dem
Kreisaus=
ſchuß ſoll eine Neuordnung der Bezirke vorgeſchlagen werden.
Dann gab Regierungsaſſeſſor Keil noch einige Aufklärungen über
den Abſchluß von Unfall= und Haftpflichtverſicherungen. Damit
war die Tagesordnung erſchöpft und der Kreisfeuerwehrinſpektor
konnte die Sitzung ſchließen. Am Nachmittag trafen ſich die
Teil=
nehmer bei der Inſpektion der Nauheimer Wehr. Danach zog der
Feſtzug durch die Straßen zum Feſtplatz. Dort begrüßte der zweite
Kommandant der Nauheimer Wehr die zahlreichen Gäſte.
Oberheſſen.
h. Gießen, 13. Juli. Schwere Autounfälle und
herz=
loſe Autler. Auf der Wetzlarer Straße, dicht bei Klein=Linden
ſtreifte ein Gießener Autobeſitzer mit ſeinem Wagen das Fuhrwerk des
Müllers Wilhelm Weigel von der Sorgermühle bei Allendorf. Das
eine Pferd wurde am Hinterſchenkel und in der Seite ſchwer verletzt und
ſtürzte zuſammen. Der Autofahrer ſuchte in der Dunkelheit zu
ent=
kommen, doch hatte der Fuhrmann die Autonummer erkannt. Er mußte
erſt Hilfe aus Klein=Linden holen und das ſtark blutende Pferd zur
Tierklinik Gießen bringen. Der gewiſſenloſe Autofahrer wurde in
der=
ſelben Nacht bei Garbenheim im Straßengraben liggend aufgefunden.
Sein Auto war zertrümmert, er hatte mehrere Rippen gebrochen. An
dem Kraftwagen hingen noch die Hautfetzen von dem Pferd, ſo daß das
Leugnen des Fahrers nichts, half. — Hilflos aufgefunden
wurde ein Bürger aus Dutenhofen auf der Landſtraße Gießen—Wetzlar
von Handwerksburſchen. Er hatte ſchwere Kopf= und Beinverletzungen
durch ein Motorrad mit Beiwagen erlitten. Das Fahrzeug hatte ihn
zur Seite geſchleudert und war ſchleunigſt davongefagt. — Durchein
nicht abgeblendetes Auto wurde ein entgegenkommender
Kraftwagen ſo verwirrt, daß er gegen einen Straßenbaum rannte. Der
Mann erlitt ſtark blutende Geſichtsverletzungen und wurde in die
Gieße=
ner Klinik verbracht.
Por hundert Jahren.
Der polniſche Aufſtand von 1830 31.
Während heutzutage weite Kreiſe in deutſchen Landen mit
tiefem Ingrimm die Geſchehniſſe in Polen verfolgen, wo ſlawiſcher
Haß eine deutſche Minderheit aufs ſchwerſte vergewaltigt, gab
es eine Zeit, wo kaum ein Volk in Europa Polens Schickſale
mit wärmerer Teilnahme begleitete, als das deutſche. Es waren
die Zeiten der polniſchen Erhebung von 1830/31, und ihrer ſoll
in dieſem kurzen Aufſatz gedacht werden.
Bekanntlich war am Ende des 18. Jahrhunderts der polniſche
Staat, dem Namen nach ein Königreich, in Wirklichkeit aber eine
Adelsrepublik, durch die drei ſogenannten polniſchen Teilungen
von 1772, 1793 und 1795 zerſchlagen worden. Der größere Teil
Polens war dann durch den Wiener Kongreß 1815 Rußland
an=
heimgefallen. Immerhin beſaß Polen damals noch eine gewiſſe
Selbſtändigkeit. Es beſaß ſeine eigene Regierung, ſeinen eigenen
Reichstag, ſein eigenes Heer. Aber auf die Dauer genügten dieſe
Zugeſtändniſſe trotz des materiellen Aufſchwungs, den das Land
nahm, nicht, um die Kraft der nationalen Idee zu unterdrücken,
und ſo führte die Erbitterung der Polen gegen die Herrſchaft der
Ruſſen, genährt, durch die Brutalität des Generaliſſimus der in
Polen ſtehenden Truppen des Großfürſten Konſtantin, ſchließlich
am 29. November 1830 zum Aufſtand. Wohl mißlang ein
An=
ſchlag auf das Leben des in Warſchau reſidierenden Großfürſten,
der von einer Schar junger Leute, Kadetten und Studenten,
un=
ternommen wurde. Als aber Konſtantin mit den ruſſiſchen
Trup=
pen Warſchau feige verließ, da hatte die Revolution geſiegt und
eine vorläufige Regierung unter dem Fürſten Czartoryſki trat jetzt
ins Leben.
Nun war die militäriſche Lage für die Aufſtändiſchen äußerſt
günſtig. Sie verfügten über ein vorzügliches Heer von 33000
Mann, befehligt von kriegserprobten Offizieren, über eine
ge=
regelte Verwaltung und gefüllte Kaſſen. Dabei fehlte es nicht an
Zu Ehren der deutſch
fallenen.
Ein Kranz mit amerikaniſchen, engliſchen und deutſchen Schleifen
am Gefallenen=Ehrenmal in der Neuen Wache in Berlin.
Die Inhaber von einigen großen Blumengeſchäften Englands und
Amerikas haben an dem Kriegsgefallenen=Ehrenmal in der Neuen
Wache in Berlin einen prachtvollen Kranz niederlegen laſſen, der
mit Schleifen in den Farben Amerikas, Englands und
Deutſch=
lands geſchmückt war.
* Tartagona.
Dhdl. Von der Hauptſtadt Kataloniens drei Stunden
Eiſen=
bahnfahrt an dem in der Morgenſonne glitzernden Meer entlang,
das ſelten einem Strand Raum gebend in ſcharfen Felsbuchten an
die Strecke herantritt, führen dich in die Römerſtadt, die in jener
Zeit ein machtvoller Platz war. Lang ehe du die Stadt ſiehſt, weckt
ein höher viereckiger Bau — das Grabmal der Scipionen —
pein=
volle Schulerinnerungen. Bei der Einfahrt vermittelt der groß
angelegte Hafen den Eindruck des Vergänglichen: in ihm ſchaukeln
einige jämmerliche Kähne — auf ſeinem Grunde ruhen manche
Schiffe der ſtolzen römiſchen Flotte, die die einſtige Iberiſche
Pro=
vinz mit dem Mutterlande verband.
Treppen führen hinan in die Stadt, die ſich terraſſenförmig
auf dem Hügel lagert, und geben den Blick über den Hafen in die
ſtill verglänzenden Wellen des weiten Meeres, bis plötzlich nach
einer Wendung, aufragend in ungeheurer Maſſigkeit, in finſterer
Wirkung, die eine faſt gänzliche Fenſterloſigkeit vermittelt, der
Palaſt des römiſchen Statthalters vor dir ſteht. Pilatus, Auguſtus,
die Scixionen, faſt ſagenhaft gewordene Zuſammenhänge
ſchwir=
ren nur ſo in deinem Kopf. Den Reſt gibt dir dann die den
Stadthügel nach Norden und Weſten beherrſchende Mauer, deren
unterſte Steinſchichten (unmenſchliche Felsquadern) die alten
Iberer 300 vor Chriſtus da herum geſchleppt haben. Es ſcheint
unfaßlich, wie dieſer Bau ohne die Hilfsmittel moderner Technik
bewerkſtelligt wurde; man ſchaudert in dem Wiſſen von dem Blut
und Schweiß der Sklavenhände, die dieſe Felsblöcke in der uns
undenkbaren Qual ihrer ausgedörrten Herzen gefügt haben. —
Dann Reſte des römiſchen Zirkus, in dem du aufatmeſt, da du aus
der langſam aufſteigenden Hitze in die Kühle unterirdiſcher
Zwin=
ger trittſt, die dich derart wohltuend umfängt, daß ſelbſt die
Be=
richte von den grauſamen Zirkus=„Spielen” kalt laſſen.
Hinaus=
tretend fühlſt du dich wie geblendet in der ſüdlichen Sonne, trabſt
Schatten ausnutzend durch die engen Straßen, ſchauſt vergeblich
nach einer Taverne oder Bar, findeſt aber ein verſtaubtes
archä=
ologiſches Muſeum, das du ſchnell wieder fliehſt. Hin und her
über den in der aufſteigenden Mittagsglut verſengenden
Markt=
platz in eine enge Gaſſe, die dich auf eine weit ausladende Treppe
zwingt. Auf ihr laſtet die Kathedrale; über einem edelen
roma=
niſchen Partal mit intereſſanten Plaſtiken der Turmaufbau
miß=
verſtandener Gotik. Dafür beglückt unendlich das Innere in einer
ſelten ſo eindrucksvoll geſchauten Myſtik. Du lächelſt noch beim
Eintreten über das Taufbecken, eine marmorne Badewanne aus
dem Auguſtus=Palaſt, und lächelſt noch ſchnell über dich ſelbſt, da
du zu ihren Ornamenten denken willſt: „Welch entzückendes
Em=
pire!” — und flüchteſt an den Grabmälern ſpaniſcher Könige
vor=
bei, um den Lettner herum hinein in die dunkeln Hallen, auf
deren Steinfließen die Sonne durch die wenigen kleinen Fenſter
farbfrohe Teppiche in allen Spielarten von rot und blau
hin=
zaubert. Lang ruht das Auge auf den edlen Formen der plaſtiſchen
Geſtaltungen, um ſich in den ſich überſchneidenden Linien des
Ge=
wölbes zu verlieren. Du könnteſt Stunden hier verweilen. Sehr
ſtille iſt es in dir, da du hinaustrittſt in den herrlichen Kreuzgang,
in deſſen von ihm eingeſchloſſenen Gärtlein traumhafte Blüten
Menſchenmaterial, um die Feldarmee auf 100 000 Mann zu
bringen, ſowie die nötigen Reſerve= und Erſatzformationen
aufzu=
ſtellen; aber die Unfähigkeit der Führung nützte leider dieſe
Möglichkeiten nicht aus. Daneben lähmte die in der polniſchen
Geſchichte ſo oft beobachtete und für die Sache Polens
wieder=
holt ſo verhängnisvoll gewordene Zwietracht die Stoßkraft des
polniſchen Heeres. Der Oberbefehlshaber über Polens Heer,
General Chlopicki, ein Kriegsmann, der ſich unter Napoleon
aus=
gezeichnet hatte, und mit ihm der hohe polniſche Adel hielten den
Kampf gegen die ruſſiſche Großmacht für ausſichtslos und hofften,
auf dem Wege der Unterhandlungen umfaſſende Freiheiten für
ihr Land zu erreichen. Die radikale Partei, geführt von dem
Wilnaer Profeſſor Lelewel, dagegen wollte den Kampf bis aufs
Meſſer gegen die ruſſiſchen Unterdrücker und wünſchte, ſofort
los=
zuſchlagen. Als dann der Zar den polniſchen Abgeſandten
gegen=
über jede Unterhandlung ablehnte und auf bedingungsloſer
Unterwerfung beſtand, da blieb freilich für die Polen nur noch
der Kampf auf Leben und Tod übrig.
Leider verſagte die polniſche Heeresleitung. Als nunmehr
das ruſſiſche Heer unter dem Feldmarſchall Diebitſch in Polen
einrückte, da errangen wohl die polniſchen Truppen dank ihrer
glänzenden Tapferkeit, dank namentlich der Ueberlegenheit der
polniſchen Reiterei über die feindliche Kavallerie manchen Teile
erfolg, aber auf die Dauer war ihnen das Kriegsglück nicht hold.
So unterließ es vor allem Skrzynecki, der, nachdem Chlopicki und
dann ſein Nachfolger Fürſt Radziwill zurückgetreten waren, zum
Oberfehlshaber über das polniſche Heer ernannt worden war,
die ihm wiederholt gebotene Möglichkeit auszunützen, über die
einzelnen, getrennten feindlichen Heeresabteilungen mit
Ueber=
macht herzufallen und ſie vernichtend zu ſchlagen. Am 26. Mai
1831 unterlagen ſchließlich die Polen bei Oſtrolenka am Narew
in einer blutigen Schlacht, wo ſie beinahe ein Drittel ihres Heeres
verloren, und nur das Zögern Diebitſch, der aus ſeinem Sieg nicht
die entſprechenden Vorteile zu ziehen verſtand, rettete das
pol=
niſche Heer vor völliger Auflöſung.
Es folgte jetzt eine Periode des Stillſtandes der militäriſchen
Operationen, bedingt durch den Siegeszug, den in dieſer Zeit die
Cholera durch Europa nahm. Große Lücken riß dieſe Seuche in die
Reihen der beiderſeitigen Heere und ihr fiel auch am 10. Juni
1831 Feldmarſchall Diebitſch zum Opfer. An ſeine Stelle trat der
Eroberer von Erzerum, Paskiewitſch.
Wohl lächelte jetzt noch einmal vorübergehend den Polen das
Kriegsglück, als es einer Diviſion von 13 000 Mann unter
Giel=
gud, die durch die Schlacht bei Oſtrolenka von der Hauptmacht
ab=
geſchnitten worden war, gelang, ſich nach Litauen durchzuſchlagen,
wo im März ebenfalls der Aufſtand gegen die Ruſſen ausgebrochen
war. Aber nach anfänglichen Erfolgen blieb Gielgud doch nichts
andres übrig, als ſich durch den Uebertritt auf preußiſches Gebiet
der ruſſiſchen Uebermacht zu entziehen. Nur ein Bruchteil der
Di=
viſion unter Dembinſki wußte dem Feinde zu entkommen und den
Anſchluß an die polniſche Hauptarmee wiederzugewinnen.
Unterdeſſen hatte aber Paskiewitſch mit überlegener
Heeres=
macht den Vormarſch gegen die polniſche Hauptſtadt angetreten,
und von allen Seiten zog ſich das Netz immer enger um Warſchau
zuſammen. Hier ging es drunter und drüber. Der Gegenſatz
zwi=
ſchen der Adelspartei und den demokratiſchen Maſſen führte gar
am 15. Auguſt zu einem furchtbaren Pöbelaufſtand und zu
grauen=
haften Mordſzenen. Dabei wechſelte jetzt der Oberbefehl
wieder=
holt im polniſchen Heer, das bereits bis dicht vor die Tore
War=
ſchaus zurückgegangen war; und als dann am 6. September die
Ruſſen, unterſtützt von einer gewaltigen Artillerie, zum Sturm
auf Warſchau antraten, da war trotz der hingebenden Tapferkeit,
welche die Polen auch diesmal wieder bewieſen, der
Zuſammen=
bruch nicht mehr aufzuhalten. Das polniſche Heer kapitulierte und
räumte Warſchau. Am 8. Sptember, 7 Uhr morgens, rückten die
Ruſſen in die Stadt ein, und triumphierend konnte Paskiewitſch
jetzt ſeinem Gebieter melden: „Warſchau liegt zu den Füßen Eurer
Majeſtät.”
Mit dem Fall der Hauptſtadt und mit der Flucht der noch
intakten polniſchen Heeresabteilungen über die preußiſche Grenze
war der Krieg zu Ende. Aber während jetzt viele Tauſende des
aufgelöſten polniſchen Heeres ſich nach dem Weſten wandten, wo
ſie, namentlich in Deutſchland, als Helden gefeiert und feſtlich
bewirtet wurden, da lag die Hand des Selbſtherrſchers aller
Reu=
ßen ſchwer auf ihrer Heimat. Hier herrſchte fortan für lange Zeit
die Ruhe des Kirchhofs.
L.,
erfreuen. Du wendeſt dich weiter zu den Gebäuden des
Prieſter=
ſeminars, in deſſen Vorhalle die Chorgebete entgegenklingen, und
du ſtehſt im ſeitlichen Hof vor einer kleinen römiſchen Kapelle,
in deren Wänden einſt die Worte des Apoſtels Paulus hallten.
Eigentlich ſchaffſt du es nicht mehr, jedenfalls ordnen ſich die
Eindrücke erſt in ſpäteren Nächten. Trotzdem ſchleichſt du durch die
harte und dann ſtaubige Straße hinaus vor die Stadt, dorthin,
wo die Tabakmonopole einen Fabrikpalaſt errichtet haben. Nicht
ihm gilt der Weg, ſondern dem römiſchen Friedhof, den man bei
dem Bau entdeckte. Trotz glühender Mittagshitze freuſt du dich
der liebevollen Aufſtellung der Ausgrabungen in gärtneriſchem
Rahmen, begeiſterſt dich an dem voll blühenden Mohn und biſt
wieder entzückt von den ſo ſchönen „Empire”=Ornamenten der
Sarkophage.
Der Weg wieder an der Stadt vorbei, an der römiſchen
Waſ=
ſerleitung entlang, Treppen hinauf, gilt dem für deine Begriffe
armſeligen „Wald” einiger, aber ſchattenſpendender Pinienſtämme
auf einer Bergkuppe mit einer ins Land vorgeſchobenen
Befeſti=
gung. Im Kreis der Freunde, unter der Fürſorge fraulicher
Hände und leicht dahinfrorelnder Worte lebſt du in mittaglicher
Raſt wieder langſam auf. Vorübergehende Landleute laſſen ihren
Weinſchlauch bei uns kreiſen, was viel Gelächter gibt, denn der
feine Weinſtrahl muß mit dem Munde aufgefangen werden. Es
gibt noch einen politiſchen Abſchluß, da die „republikaniſchen
Ca=
talanen” auf das Wohl der Repuhlik Deutſchland den Reſt leeren.
Von Schatten und Erfriſchung biſt du wieder ſo menſchenfreundlich
geworden, den in der Laube der nahe gelegenen Finca
darge=
botenen Kaffee nicht als fürchterliche Brühe zu werten. Später
ſitzeſt du auf der kleinen Mauer und ſchauſt über das Tal hinweg
und erlebſt den Eindruck der altrömiſchen Feſte mit der mächtigen
Mauer beſagter iberiſcher Fundamente, auf ihr Türme und
Zin=
nen. Vielleicht huſchen Nürnberger Reminiſzenzen vorbei, die
jedoch vor dieſer Wucht als Spielerei verblaſſen. Du plauderſt
mit einem blonden Mädel und ſchauſt unter dir hinein in die
Gräberſtadt des heutigen Tarragona, in der die Toten der
Ge=
ſchlechter in den Villen ihrer Grabkapellen ruhen, während der
Plebs in überirdiſchen Katakomben, Zementquartieren wie
drei=
ſtöckige Mietskaſernen mit Straßen und Hausnummern
dahin=
modert.
Ein Höhenpfad, ſteinig und kahl, leitet dich auf dem
Berg=
rücken weiter hinein in das Land zum mächtigen römiſchen
Via=
dukt, jenem ungeheuren Bau, der über die breite Senkung das
Quellwaſſer aus den Bergen der römiſchen Stadt zuleitete.
Gi=
gantiſch zeugen die übereinander gelagerten Bogenreihen durch
die Jahrhunderte von der ungeheuren Arbeitskraft jener Zeiten.
Der einbrechende Abend gehört der modernen Stadt. Du
findeſt dich wie aus einem Traum erwachend in der breiten
Rambla mit ihrem Gewoge, an den ſich aneinanderreihenden
Kaf=
feehäuſern, dieſem typiſchen Schauplatz ſüdlichen Lebens. Der dich
heimführende, ratternde Zug bringt dich aus dieſem Tag des
Er=
lebens fremder, ferner Kulturen den Aufgaben der eignen Tage
entgegen. Vertieft hat ſich das Wiſſen von dem Vergehen irdiſcher
Größe, dem Wandel der Zeiten — und auch von dem ewigen
Gleichklang des Lebens, das nur wechſelnde Ausdrucksformen in
ſeinen Kulturepochen zeigt.
Seite 8
Dienstag, den 14. Jnli 1931
Nummer 193
Koburg feiert ſein 6odjähriges Jubiläum.
Der Prozeß gegen den braunſchweigiſchen Innenminiſter Franzen hat begonner
Miniſter Franzen bei der Ausſage im Gerichtsſaal Berlin=Moabit.
Unter großem Andrang des Publikums begann in Berlin der Prozeß gegen den braunſchweigiſchen
Innenminiſter Dr. Franzen. Die Anklage behauptet, daß Franzen bei den Tumulten anläßlich der
Reichstagseröffnung im Oktober 1930 einen Parteigenoſſen durch falſche Ausſagen vor der
Ver=
haftung zu bewahren verſucht habe.
Blick auf die Veſte Koburg.
In dieſem Jahre kann Koburg ſein 600jähriges Jubiläum als Stadt feiern. Koburg, das 1057
zum erſten Male genannt wird, erhielt 1331 Stadtrechte, fiel 1347 durch Heirat an die Erneſtiſche
Linie der Wettiner und war 1826 bis 1918 abwechſelnd mit Gotha die Reſidenz der Herzöge von
Sachſen=Koburg=Gotha. Seit 1920 gehört Koburg zu Bayern.
Rembrandt van Ryn
(nach einem ſpäten Selbſtbildnis).
Vor 325 Jahren wurde der größte
niederlän=
diſche Maler, Rembrandt van Ryn, am 15. Juli
1606 in Leiden geboren. Rembrandts Gemälde,
Zeichnungen und Radierungen ſtellen den
koſt=
barſten Beſitz der Weltgeſchichte der Malerei dar.
Reich und Ausland.
Einbrecher im Palmengarten.
Frankfurt a. M. In der Nacht zum
Sonn=
tag bemerkte der Geſchäftsführer des
Palmen=
gartens gegen 3,20 Uhr, ein verdächtiges
Ge=
räuſch. Er begab ſich in die Geſchäftsräume und
fand dort am Büfett des großen Saales einen
Einbrecher, der ſich auf den Boden gelegt hatte.
Der Dieb führte die modernſten
Einbrecher=
werkzeuge und eine große Anzahl Dietriche bei
ſich und hatte bereits einen Schrank, in dem ſich
Spirituoſen und Zigarren befanden,
aufgebro=
chen. Das Ueberfallkommando nahm den
Ein=
brecher feſt. Es handelt ſich um den bereits
mehrfach vorbeſtraften Heinrich Heck aus
Frank=
furt, der im April nach Verbüßung einer
län=
geren Gefängnisſtrafe aus dem Gefängnis
ent=
laſſen worden war.
Schwere Bluttat eines Schuldners.
Frankfurt a. M. Geſtern mittag gegen
13 Uhr wurde der Kolonialwarenhändler
Wen=
delin Schüßler von dem Reiſenden Willy Franke
durch einen Stich mit einer Schere in die
Herz=
gegend, ſchwer verletzt, Schüßler unterhält in
der Kelſterbacher Straße in Niederrad einen
kleinen Kolonialwarenladen. Franke ſchuldete
ihm ſeit längerer Zeit etwa 70 Mark. Da die
Schuld nicht zu erhalten war, übergab Schüßler
die Eintreibung dem Verband der
Kolonial=
warenhändler, der den Schuldner brieflich zur
Zählung aufforderte. Er ging mit der
Auffor=
derung des Verbandes zu Schüßler, um eine
Ver=
längerung der geſetzten Friſt zu erwirken. Dabei
iſt es zu einem ſchweren Wortwechſel gekommen,
in deſſen Verlauf Franke eine auf dem Ladentiſch
liegende Schere ergriff und dem Händler einen
ſchweren Stich in die Herzgegend beibrachte.
Franke trug nach der Tat ein ſehr ruhiges Weſen
zur Schau. Man ſchließt daraus, da er ſtark dem
Morphium ergeben iſt, daß er kurz vor der Tat
eine Doſis genommen hat.
Leichtſinn mit dem Tode bezahlt.
Birnbach (Weſterwald). Bei Anbruch der
Dunkelheit unternahm ein 21jähriger junger
Mann mit einer Begleiterin auf dem Motorrad
eine Fahrt in die Umgegend. Da der Fahrer
ohne Beleuchtung fuhr, überfuhr er in der
Stra=
ßenkreuzung bei Wöllmerſen einen
Straßen=
paſſanten, der lebensgefährlich verletzt wurde.
Motorradfahrer und Beifahrerin kamen
eben=
falls zu Fall, wobei der Motorradfahrer tot auf
der Straße liegen blieb, während die
Beifahre=
rin verletzt wurde. Erſt nach Stunden fand man
die Verunglückten auf.
Vor 325 Jahren wurde Rembrandt
geboren.
Von links nach rechts: Der Präſident des Deutſchen Aero=Clubs, von Hoeppner, und die Flieger
Poß, Mai, Luſſer und Siebel.
Zu dem demnächſt ſtattfindenden Italien=Rundflug ſind die vier deutſchen Teilnehmer unter
Füh=
rung des Präſidenten des Deutſchen Aero=Clubs, von Hoeppner, in Rom eingetroffen.
Mordprozeß Boulter.
Chur. Geſtern begann hier der auf drei
Tage berechnete Prozeß gegen die Engländerin
Frau Boulter, die am 19. Januar d. J. in einem
Hotel von St. Moritz den Schriftſteller und
Po=
litiker Kuno Hofer durch fünf Revolverſchüſſe
tötete. Hofer hatte als diplomatiſcher Vertreter
der Schweiz in Budapeſt die Engländerin kennen
gelernt und mit ihr einige Zeit in Beziehungen
geſtanden. Später aber nach ſeiner Verheiratung
mit einer ungariſchen Gräfin hat er die von
Frau Boulter unternommenen
Wiederannähe=
rungsverſuche abgewieſen. Dieſe Abweiſung
ſcheint den Anſtoß zu der Tat der Frau Boulter
gegeben zu haben.
Reichsgericht beſtätigt das Urteil
im Saffran=Prozeß.
Leipzig. Im Mordprozeß Saffran, der am
Montag den 2. Strafſenat des Reichsgerichts als
Reviſionsinſtanz beſchäftigte, iſt das Urteil des
Schwurgerichts Bartenſtein vom 25. März 1931
beſtätigt worden. Der Senat hat die Reviſion
der wegen Mordes und Mordverſuchs zum Tode
und zu Zuchthaus verurteilten Angeklagten
Saf=
fran und Kippnich verworfen. Die Todesurteile
ſind damit rechtkräftig geworden. Die andern im
Prozeß Angeklagten und Verurteilten hatten
keine Reviſion eingelegt.
Der Mordfall im Grunewald aufgeklärt.
Berlin. Der grauenvolle Mord an der
Kontoriſtin Gerda Kaliſch iſt jetzt aufgeklärt
worden. Der Stiefvater der 17jährigen Gerda,
der 40jährige Kohlenträger Hans Papke, will
den Mord aus Notwehr begangen haben.
Don=
nerstag abend hätte er mit ſeiner Stieftochter
eine Radtour nach dem Grunewald
unternom=
men, und dort ſei es auf einer Bank aus
Eifer=
ſucht zu einem Wortwechſel gekommen. Das
Mädchen habe ſich auf ihn geſtürzt und ihn
ge=
ſchlagen. Er ſei dann ſo in Wut geraten, daß
er eine Schnur aus der Taſche gezogen habe, mit
der er das Mädchen erwürgte.
Durch Starkſtrom getötet.
Rothneuſiedel bei Wien. Der Zeppelin=
Beſuch hat hier ein Todesopfer gefordert. Ein
16jähriger Lehrling kletterte auf das Dach eines
Wohnhauſes, um das Luftſchiff beſſer zu ſehen.
Dabei kam er der Starkſtromleitung zu nahe
und wurde bei der Berührung auf der Stelle
getötet.
Geheimnisvoller Tod
des ſüdſlawiſchen Generalkonſuls.
Berlin. Der ſüdſlawiſche Generalkonſul,
Dr. Barckhauſen, wurde in der Nacht zum
Mon=
tag in ſeiner Amtswohnung tot aufgefunden.
In der Nähe der Leiche lag ein Revolver. Ob
es ſich um einen Mord handelt, oder ob der
Generalkonſul ſelbſt ſeinem Leben ein Ende
ge=
macht hat, konnte bisher noch nicht einwandfrei
ermittelt werden. Allerdings läßt die am
Tat=
ort herrſchende Unordnung unter Umſtänden den
Schluß zu, daß Dr. Barckhauſen einer Mordtat
zum Opfer gefallen iſt, ſich aber gegen den
Mör=
der verzweifelt gewehrt hat. Die
Mordkommiſ=
ſion iſt mit der Aufklärung des Falles
beſchäf=
tigt. Man glaubt, in Kürze eine Klärung dieſes
rätſelhaften Todesfalles herbeiführen zu können.
Zwei Todesurteile im Eräfenthaler Mordprozeß.
Rudolſtadt. Im Prozeß wegen der
Er=
mordung des Uhrmacherehepaares Groſch in
Grä=
fenthal wurde am Montag nach ſechstägiger
Ver=
handlung das Urteil gefällt. Die Angeklagte
Klara Paſchold und der Dachdecker Werner, die
bekanntlich wegen Ermordung des Kirſchberg in
Leipzig zum Tode verurteilt waren, wurden jetzt
wiederum wegen Ermordung des Ehepaares
Groſch in Gräfenthal in zwei Fällen zum Tode
und wegen Unterſchlagung zu je einem Jahr
Ge=
fängnis verurteilt. Während der Angeklagte
Werner das Urteil ruhig und gefaßt
entgegen=
nahm, brach die Angeklagte Paſchold in Weinen
aus und brach ſchließlich in der Anklagebank
zu=
ſammen.
Die 200. Fahrt des „Graf Zeppelin” beendet.
Friedrichshafen. „Graf Zeppelin” iſt
von ſeiner Wiener Landungsfahrt, die die 200.
Fahrt war, am Montag morgen um 0,25 Uhr
glatt gelandet.
Hamburger Segeljacht an der ſchwediſchen Küſte
geſcheitert.
Berlin. Wie aus Hamburg gemeldet wird,
iſt bei dem Sturmwetter an der ſüdſchwediſchen
Küſte die mit vier Perſonen beſetzte Hamburger
Segeljacht „Windſpiel” geſcheitert. Das Boot
wurde mit gebrochenem Maſt von der
Küſtenzoll=
bewachung von Torekow geborgen. Es muß
da=
mit gerechnet werden, daß alle vier Inſaſſen,
Mitglieder des Seglervereins Altona=
Oevelgön=
nen, den Tod in den Wellen gefunden haben.
Dammbruch=Unglück in Oberbayern.
Moosburg (Oberbayern). Am
Haupt=
kanal des Kraftwerkes Pfrombach bei
Langen=
preiſing ereignete ſich am Sonntag ein
Damm=
bruch. Die Bruchſtelle befindet ſich an der Stelle
der alten, überbauten Diſtriktsſtraße
Warten=
berg—Langenpreiſing, wo der Kanal eine ſcharfe
Kurve bildet. Die Waſſermaſſen, die aus der
60 Meter breiten Lücke herausſtürzten,
unter=
ſpülten die neue Straße und ſetzten die
Bauern=
höfe von Appolding unter Waſſer und ergoſſen
ſich durch die Unterführung in Richtung
Langen=
preiſing. Dabei wurden die Felder vermurt.
Die Getreide= und Kartoffelernte der
betroffe=
nen Landwirte iſt vernichtet. Vom Kraftwerk
Eitting wurde der Zuſtrom des Triebwaſſers
ab=
gelenkt, und das Kraftwerk Pfrombach zog die
Schleuſen. An der Bruchſtelle ſtand man aber
dem Element machtlos gegenüber. Die
über=
raſchten Bewohner der Bauernhöfe konnten nur
mit Mühe ihr Leben retten und das Vieh und
Hausgerät in Sicherheit bringen. Auf den
Aller=
heiligenhöfen konnte das Vieh nur dadurch
ge=
rettet werden, daß die Wartenberger Turner
von der Straße aus zu den Höfen ſchwammen
und dort das Vieh auf die Heuböden brachten.
Die Weltopiumkonferenz.
Genf. Nach ſiebenwöchiger Dauer iſt geſtern
die Weltopiumkonferenz zu Ende gegangen. Die
Konferenz hat den Entwurf einer Konvention
für die Beſchränkung der Herſtellung und
Ver=
teilung der Rauſchgifte aufgeſtellt, (an der
Deutſchland, das auf der Konferenz durch
Frei=
herrn v. Rheinbaben vertreten war, ſeinen
In=
tereſſen als erſtes Exportland entſprechend
ein=
flußgebend mitgewirkt hat. Der deutſche
Ver=
treter hat in der Schlußſitzung die Konvention
unterzeichnet. Sie tritt in Kraft, wenn 25
Staa=
ten, darunter vier Fabrikationsländer, ſie
rati=
fiziert haben. Die Unterzeichnungsfrift läuft bis
zum 31. Dezember d. J.
Der franzöſiſche Fernflug Paris—Tokio.
Paris. Das Flugzeug „Bindeſtrich”, mit
dem die franzöſiſchen Flieger Le Brix und Doret
einen direkten Flug Paris—Tokio angetreten
haben, hat geſtern abend 19,30 Uhr Moskau
überflogen. Seitdem liegen weitere Nachrichten
von den Fliegern nicht mehr vor.
Amerikaniſches Kleinluftſchiff verbrannt.
Canſas City. Das der Goodyear=
Zeppe=
linbaugeſellſchaft gehörige Kleinluftſchiff „
May=
flower” iſt am Sonntag während einer
Rund=
fahrt explodiert. Der Führer des Luftſchiffes
erlitt lebensgefährliche Brandwunden, während
ein Paſſagier leichter verletzt wurde. Das
Luft=
ſchiff, das reſtlos in den Flammen aufging, hatte
einen Wert von 60 000 Dollar.
Die Frauenkragödie im Hamburger
Polizeipräfidium.
Die deutſchen Teilnehmer am Ikalien=Rundflug in Rom eingekroffen.
Regierungsrätin Joſephine Erkens,
die Leiterin der Hamburger weiblichen
Krimi=
nalpolizei, ſteht im Mittelpunkt der
Unter=
ſuchung über die Gründe des tragiſchen
Selbſt=
mordes der beiden Kriminalbeamtinnen Dopfer
und Fiſcher. Es ſcheint, daß die Differenzen der
beiden Beamtinnen mit ihrer Vorgeſetzten ſie
in den Tod getrieben haben.
Nummer 193
Dienstag, den 14. Juli 1931
Seite 9
Ser SaterTa Saeſient
Waſſerball.
Anläßlich der Süddeutſchen Meiſterſchaften in Ulm trug Jung=
Deutſchland zwei Spiele aus, die für die Süddeutſche
Waſſerballmeiſter=
ſchaft bewertet werden. Es ſpielte am Samstag abend
Jung=Deutſchland gegen Bayern 07 Nürnberg 5:2 (1:2).
Das Spiel war ſehr abwechſlungsreich und hielt ſich im allgemeinen
in=
nerhalb der Grenzen des Erlaubten. Darmſtadt, das faſt immer beim
Anſchwimmen den Ball holen konnte, hatte in der erſten Halbzeit wenig
Glück. Orlemann verſchoß mehrere Male aus nächſter Nähe. Die
Bayern konnten das Führungstor erzielen. Erſt nachdem ein
Nürn=
berger Verteidiger herausgeſtellt war, glich Berges durch Verwandlung
des verhängten Viermeterwurfes aus. Mit 1:2. für Nürnberg wurden
die Seiten gewechſelt. Nach der Pauſe zeigte der Darmſtädter Sturm
ein flüſſiges und variationsreiches Spiel. Maher ſchoß in gleichen
Zeit=
räumen vier Tore. Auffallend war die Uneigennützigkeit der einzelnen
Stürmer und die Sicherheit des Tormanns Junker. Der Schiedsricher
Andreas=Ulm war nicht überragend.
Nach den Schwimmwettkämpfen am Sonntag nachmittag verlor
Jung=Deutſchalnd gegen München 99 5:7 (2:4).
Schon zweimal konnte München in den letzten Jahren die Darmſtädter
Ɨnapp ſchlagen. Die Vorausſetzungen für einen Sieg und damit
Re=
vanche der Jung=Deutſchen waren diesmal gut. Aber wiederum blieb
den Darmſtädtern das bei einem ſolchen Spiel nun einmal erforderliche
Glück abhold. Dazu fand das Spiel in Belz=Frankfurt einen
Schieds=
richter, der die Darmſtädter ſtark benachteiligte. — Gleich zu Beginn des
Spieles konnte Darmſtadt durch Berges und Mayer zwei Tore
vor=
legen. Jedoch glich München bald wieder aus. Berges wurde dann
wegen angeblichen Fouls herausgeſtellt, und München kam dadurch zu
einem billigen Führungstreffer. Es war dies augenſcheinlich eine
Fehl=
entſcheidung des Schiedsrichters, die auf die Darmſtädter Spieler
nieder=
drückend wirkte. München konnte dann bis zur Pauſe noch einen
Tref=
fer erzielen — Nach der Halbzeit wurde das Tempo auf beiden Seiten
noch verſchärft. Zunächſt konnte Jung=Deutſchland ein Tor aufholen.
München ſtellte dann die alte Tordifferenz wieder her. Dieſer
Vor=
gang wiederholte ſich bis zum Schluß noch zweimal. Für Darmſtadt
er=
zielte Förſter von der Mittellinie aus durch unheimlichen Schuß das
vierte Tor; das fünfte ſchoß Berges — Zur Kritik der Mannſchaften:
München ſtellte die körperlich überlegenere Mannſchaft. Die Spielweiſe
der Münchener iſt äußerſt hart und ſehr produktiv. Die Stürmer wiſſen
aus jeder Lage zu ſchießen. — Bei der Darmſtädter Mannſchaft klappte
es nicht ſo wie am Vortage. Insbeſondere hätte ſich der Sturm mehr
frei ſchwimmen müſſen. Auch hätte der Tormann einen Ball halten
müſ=
ſen. — Unſer Wunſch geht dahin, die Darmſtädter Mannſchaft gegen
München hier im Rückſpiel ſiegen zu ſehen. Das Zeug hat ſie
jeden=
falls dazu.
Bei den mitteldeutſchen Schwimm=Meiſterſchaften, die am
Sonntag in Magdeburg durchgeführt wurden, gab es bei ſchönem
Wetter und ſtarkem Beſuch ausgezeichnete Leiſtungen. Die
Sen=
ſation des Tages war das Verſagen von Magdeburg 96, das
durch=
weg Niederlagen einſtecken mußte. Dagegen befanden ſich die
Magdeburger Hellenen in ausgezeichneter Form und ſtellten zwei
neue Freiwaſſer=Rekorde auf, und zwar in den Staffeln über 10 50 4:48,4 und 4mal 100 Meter 4:17,4. Magdeburg ſchied
außerdem auch aus dem Wettbewerb um die deutſche Waſſerball=
Meiſterſchaft aus, da die Mannſchaft im Kampf um die
mittel=
deutſche Meiſterſchaft von Halle 02 knapp geſchlagen wurde. Seit
langer Zeit erſchien auch Hilde Schrader wieder einmal am Start.
Sie ſchwamm in einer zweiten Staffel ihres Vereins.
Die Studenten=Weltmeiſterin im Kunſtſpringen, Frl. Dr.
Margret Borgs=Düſſeldorf, wird ſich Ende des Monats nach
San Diago, der Hauptſtadt von Chile begeben, wo ſie ſich mit dem
deutſchen Kunſtſpringer Artur Mundt verheiraten will. Der
frühere Deſſauer, der vor einigen Jahren die Europameiſterſchaft
im Kunſtſpringen errang, iſt in Südamerika als Dozent der
Deut=
ſchen Hochſchule für Leibesübungen tätig. Nach Ernſt Küppers=
Reni Erkens — iſt dies die zweite Ehe von erfolgreichen
Vertre=
tern des deutſchen Schwimmſports.
Mar Schmeling wieder in der Heimak.
Begeiſterter Empfang in Berlin.
Weltmeiſter Max Schmeling traf am Montag früh an Bord des
Lloyddampfers „Europa” in Bremerhaven ein. Zu ſeiner Begrüßung
hatten ſich Vertreter der Boxſportbehörde Deutſchlands (BBD.) und der
Preſſe eingefunden. Schmeling, der einen vorzüglichen Eindruck machte
begrüßte an Bord zunächſt ſeine Mutter, und anſchließend fand auf
dem Sonnendeck eine kleine offizielle Feier ſtatt. Der Weltmeiſter äußerte
ſich dabei über ſeinen Amerika=Aufenthalt, daß alles nach beſten
Wün=
ſchen gegangen ſei, jedoch habe ihn die dem Weltmeiſterſchaftskampfe
voraufgegangene Schaukampftournee durch 50 amerikaniſche Städte
der=
maßen angeſtrengt, daß er ſich nun zunächſt einmal in Deutſchland etwas
erholen wolle. Ueber ſeine weiteren Pläne drückte ſich Schmeling ſehr
vorſichtig aus; er ließ aber durchblicken, daß ſeines Wiſſens der Kampf
mit Carnera für September noch nicht endgültig ſei.
Einen äußerſt herzlichen Empfang bereitete die Berliner
Sportge=
meinde am Montag abend auf dem Flugfelde Tempelhof. Als Schmeling
munter aus dem Sonderflugzeug kletterte, bereiteten ihm an die 10000
Perſonen ſtürmiſche Ovationen. Auch hier begrüßte die Mutter des
Weltmeiſters, die von Bremerhaven aus mit dem Zug nach Berlin
ge=
kommen war, ihren Sohn zuerſt.
* Handbal in der 2.T.
Schiedsrichterlehrgang in Beſſungen.
Erfreulicherweiſe konnte Dr. Schmidt=Sprendlingen
feſtſtel=
len, daß faſt alle Schiedsrichter und Anwärter — 81 an der
Zahl — erſchienen waren. Er berichtete dann über die Tagung
der Obleute auf der Loreley, die weſentlich Neues nicht gebracht
hatte. Somit iſt der Beweis erbracht, daß der langjährige
Ob=
mann Müller=Griesheim in ſeiner Schiedsrichterausbildung ganz
auf der Höhe war. Es folgte ein kurzer Vortrag von Zeunert=
Langen über die Auswüchſe auf dem Spielfeld und ihre
Be=
kämpfung, der ſehr beifällig aufgenommen wurde und es wäre
zu wünſchen, wenn die Schiedsrichter daheim in ihrem Verein
in Anlehnung an Zeunerts Richtlinien die letzte Aufklärung
gäben. Beſchloſſen wurde die Anſchaffung einer einheitlichen
Spielkleidung für Schiedsrichter mit blau=weiß gewürfeltem
Trikot und blauer Hoſe. Die Gründungsverſammlung einer
Schiedsrichtervereinigung ſoll für 2. Auguſt, dem Tag der
dies=
jährigen Schiedsrichterprüfung in Eberſtadt, vorbehalten bleiben.
Tagung des Deutſchen Keglerbundes
mil wichkigen Enkſcheidungen.
Das diesjährige Treffen der Verwaltungsorgane des Deutſchen
Keglerbundes findet in dieſem Jahre anläßlich der Deutſchen
Meiſter=
ſchaften des Bundes in Hamburg vom 7. bis 10. Auguſt d. J. ſtatt.
Während der Kämpfe um die Bundesmeiſterſchaften am 8. und 9. Aug.
ausgetragen werden, findet bereits am 7. Auguſt in der Hamburger
Kegelſporthalle die Sitzung des Spörtausſchuſſes ſtatt, dem am 8, eine
der Gaupreſſewarte aus 13 Landesgauen und des geſchäftsführenden
Vorſtandes ebenfalls in der Kegelſporthalle folgt. Montag, 10. Auguſt
vormittags, tagt der Geſamtvorſtand des Bundes, zu welchem 1000
Mit=
glieder je einen Vertreter entſenden. In dieſer Sitzung fällt u. a. die
Entſcheidung über die Teilnahme am internationalen Keglerturnier im
Juni 1932 in New York.
Am 11. Auguſt 1931 findet eine Dampferfahrt nach Helgoland zu
beſonders günſtigen Bedingungen ſtatt.
Tennis=Städtekampf Freiburg—Stuttgart 15:3.
Tennis= und Hockeh=Klub Freiburg und der Stuttgarter Tennisklub
Weißenhof trugen in Freiburg einen Tennis=Städtekampf Freiburg—
Stuttgart aus, den die Einheimiſchen mit 15:3 Punkten gewinnen
konn=
ten. Bei Stuttgart fehlte der Würtembergiſche Meiſter Wille, während
Freiburg ohne Frl. Weihe und Schweiß antrat. In dem Herren=Einzel
fielen alle 7 Spiele an die Badener, die auch bei den Damen mit 3:1=
Siegen in Front blieben. Mit 2:2=Siegen endeten die Doppelſpiele. Im
Geſamtergebnis ſiegte Freiburg mit 15:3 Punkten, 32:9 Sätzen und 228
zu 146 Spielen.
Geſchäftliches.
Fröhliche Kinder! Jede Träne, die Sie Ihrem Kinde erſparen können,
iſt ein Gewinn. Machen Sie Ihrem Kinde die Haarwäſche zum
Ver=
znügen mit der neuen „Schaumbrille”, die jede Packung „Schwarzkopf=
Extra umhüllt. Sie ſchützt das Geſicht abſolut ſicher vor Waſſer d
Schaum. Ihr Liebling wird jetzt bei der Haarwäſche nicht mehr ſchreien
ſondern lachen. Und „Haarglanz”, der jeder Pacung „Schwarzkopf=
Extra” beiliegt, dient zum Nachſpülen und macht das Haar ſeidenweich;
friſch und glänzend.
Der Kunſtſalon Julius Hergt, Schützenſtraße 1—3, eröffnet
ſeinen diesjährigen großen Verkauf nur guter klaſſiſcher Original=
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Darmſtadt noch nicht geboten worden ſind. Für Gemälde=
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haber wohl die beſte Gelegenheit, ſich ein gutes Bild zu ſichern. Es
ſtehen weit über 200 Bilder bereit, ſo daß ſelbſt verwöhnte Kenner
etwas finden werden.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 14. Juli.
7.30: Bad Orb: Kurkonzert des Kurorcheſters.
15.20: Hausfrauen=Nachmittag: Siebkäſe in moderner Form.,
16.30: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Mitw.: M. v. Wie
ſtinghauſen (Bariton), O. Seyfert (Klavier).
18.15: F. Schotthöfer: Italien und die europäiſche Kriſe.
18.45: Landtagsdirektor Dr. Eiſenmann — E. Stockinger: Die Ab=
19.10: Zeit. Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.15: Unterhaltungskonzert. Funkorcheſter.
19.45: Flug in den Weltenraum. Hörfolge von W. Knoeckel.
21.00: Muſikaliſche Schallplattenumſchau von H. Rosbaud und F.
Seckl.
21.45: Muſikaliſche Plagiate, von Hans Reimann. R. Merten (
Kla=
vier).
22.45: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
23,05: Wien: Tanzmuſik der Kapelle Bazanella,
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 14. Juli.
13.30: Berlin: Neueſte Nachrichten.
15.00: Mittelmeerfahrt.
16.00: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.00: M. Schaffer: Deutſche Schickſale in Amerika.
17.30: Prof. Mersmann: Einführung in die neue Muſik.
18.00: Ob.=Ing. Hoppe: Moderne Bautechnik.
18.30: Geh.=Rat Dr. Waetzoldt: Eine Stätte deutſcher Kunſt i. Rom.
18.55: Wetterbericht für die Landwirtſchaft.
19.00: Dr. Jordan: Die engl. Dominions: Land und Leute m
Auſtralien.
19.30: Dr. Stolper: Die öffentliche Finanzwirtſchaft in der Kriſe.
19.55: Wetterbericht für die Landwirtſchaft.
20.00: Olle Kamellen. Geſtalten ut Meckelnborg. Querſchnitt durch
Fritz Reuter von Waldemar Baumgart.
21.00: Tages=, Sportnachrichten.
21.10: Kammermuſik. Ausf.: Havemann=Quartett.
22.15: Weiter=, Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Abendkonzert des Funkorcheſters.
Weiterbericht.
Ausſichten für Dienstag, den 14. Juli: Meiſt wolkiges Wetter,
vereinzelte Gewitterſtörungen mit Regen, ſchwül, ſpäter leichte
Abkühlung.
Ausſichten für Mittwoch, den 15. Juli: Teils bewölkt, teils
auf=
heiternd, noch vereinzelte gewitterartige Schauer, kühler.
Sauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Polltik und Wiriſchaft: Rudolf Mauve; für. Feullleion. Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Mar Streeſei für Sport: J. V.: Dr. C. H. Quetſch;
für den Kandel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Baueri
für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite
ſär den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuble;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſiadt
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Schattenmorellen), netto, also
entsteint gewogen (jedoch ohne
Wasser), gut zerdrückt mit vorerst
Pfd. Zucker zum Kochen bringen.
Nachdem es auf der ganzen
Ober-
fläche brausend kocht, noch 7.8
Minuten gründlich durchkochen,
dann weitere 2½ Pfd. Zucker hinzu
(aber keinesfalls wenlger),
noch-
mals 1-2 Minuten gut durchkochen,
Topf vom Feuer, / Flasche Opekta
„flüssig” zu 95 Pfg. 1-2 Minuten
gut einrühren.
Auch aus sämtlichen anderen
Früchten kann man köstliche
Mar-
meladen mit Opekta bereiten.
Es gibt auch Trocken-Opekte, das
ist Opekta in Pulverform.
Beutel-
chen zu 25 und 50 Pfg.
Vorsicht beim Opekta-Einkauf.
Nicht zu verwechseln mit
ähnlich lautenden
Bezeich-
nungen. Opekta ist nur echt mit
dem dampfenden 10-Minuten-Topf
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Ludw. Tiſcher
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Erklärungen J. Goldſchmidts. — Die=Kommandiken der Danal=Bank haben ebenfalls die Schalter geſchloſſen.
Den Entſchluß, die Schalter der Danatbank zu ſchließen
be=
gründete geſtern Bankier Jakob Goldſchmidt in einer
Preſſebe=
ſprechung: Bei Geſamtabhebungen von Auslandsgeldern aus
Deutſchland von etwa drei Milliarden Reichsmark ſeit dem
30. Juni v. J. habe die Danatbank etwa 930 000 000 bis eine
Mil=
liarde an flüſſigen Mitteln verloren. Es entfalle ſomit auf die
Danatbank etwa ein Drittel aller Abziehungen aus Deutſchland.
Seit Anfang Mai ſeien der Danatbank 650 Millionen RM.
ent=
zogen worden. Die beſondere Konzentration der Abziehungen auf
die Dantbank werde in erſter Linie mit den Vorfällen bei der
Nordwolle und damit in Verbindung gebracht, daß ſich Gerüchte
über Bankſchwierigkeiten insbeſondere auf die Danatbank
kon=
zentriert hätten und ſchließlich vor etwa 14 Tagen die „Baſeler
Nachrichten” die Nachricht gebracht habe, daß die Danatbank vor
dem Zuſammenbruch ſtehe. Dies habe zu einem offenen Run auf
die Bank geführt. Man habe nichts unverſucht gelaſſen, den jetzigen
Schritt zu vermeiden. Angeſichts der Verzögerung der
auslän=
diſchen Kredithilfe für Deutſchland und der hierdurch bedingten
ſchärferen Reſtriktionsmaßnahmen der Reichsbank ſei es aber
un=
möglich geweſen, von dieſer Seite Hilfe zu bekommen, ebenſo von
anderen Großbankkreiſen. Es ſei eben unmöglich, ohne
Herbei=
führung einer Kriſe innerhalb von fünf bis ſechs Wochen die
Mittel aus dem deutſchen Wirtſchaftskörper herauszuziehen, die
man in einem Zeitraum von fünf bis ſechs Jahren in ihrr inveſtiert
habe. Das Ausland müſſe ſich ſagen, daß man die Deutſchland zur
Verfügung geſtellten kurzfriſtigen Mittel in Deutſchland nicht habe
liquide liegen laſſen können.
Goldſchmidt gab der Hoffnung Ausdruck, daß durch die
Ga=
rantieſtellung des Reiches gegenüber der Danatbank die in= und
ausländiſchen Gläubiger Ruhe an den Tag legen werden, und daß
die Angelegenheit einen ruhigen und ſachlichen Verlauf nimmt,
ohne daß ein nationaler Schaden eintritt. Im übrigen rechne die
Verwaltung der Danatbank mit der kurz bevorſtehenden Ernennung
eines Kommiſſars ſeitens der Reichsregierung, ſodann dürfte ein
Status aufgeſtellt werden. Es wird verſucht werden, durch Abbau
von Engagements ſtärkere Liquiditäten zu ſchaffen. Auf Anfrage
teilte Goldſchmidt noch mit, daß die Verpflichtungen der Danatbank
an das Ausland zur Zeit 460 Millionen ausmachen (350
Mik=
lionen Rembourskredite und 110 Millionen Valutaguthaben des
Auslandes) Von den geſamten Kreditoren, gegenwärtig rund
1½ Milliarden Mark ſind 552 Millionen innerhalb ſieben Tagen
fällig. 598 Millionen bis zu drei Monaten und 75,6 Millionen nach
drei Monaten. (Es wird auch auf die Ausführungen über die
Schwierigkeiten bei der Danatbank im politiſchen Teil verwieſen.)
Auf Weiſung der Danatbank haben auch ihre Kommanditen,
die Firmen Schwarz, Goldſchmidt u. Co., Berlin, und Gebr.
Ham=
merſtein=Berlin, deren Zweigfirma in Eſſen vor wenigen Wochen
erſt aufgelöſt wurde, am Montag ebenfalls ihre Schalter geſchloſſen.
Die gleiche Maßnahme hat die Frankfurter Firma Otto Hirſch
u Co getroffen. Man will zunächſt die Frage klären, inwieweit
dieſe Firmen von der Situation bei der Danatbank ſelbſt betroffen
werden, ſo daß Angaben über die interne Lage dieſer Firmen noch
nicht möglich ſind. Eine weitere Firma, wo die Danatbank
nur=
eine von vielen Kommandidiſten iſt, hat ihre Schalter nicht
ge=
ſchloſſen.
Einſchränkung der Auszahlungen bei den Banken.
Da die Reichsbank infolge der Kreditreſtriktion nicht in der
Lage iſt, die legitimen Anſprüche der Banken zu befriedigen, ferner
im Hinblick auf die Zahlungseinſtellung der Darmſtädter= und
Nationalbank, haben ſich die übrigen Banken zu einer
Rationie=
rung der Auszahlungen entſchloſſen Eine entſprechende
Verſtän=
digung zwiſchen Reichsbank. Privatbanken und Sparkaſſen iſt
be=
reits erzielt worden, ſo daß die Auszahlungen nicht mehr in vollem
Umfange vorgenommen werden.
Eine Erklärung der Gemeinſchaftsgruppe
deutſcher Hypokhekenbanken.
Die Gemeinſchaftsgruppe deutſcher Hypothekenbanken
über=
mittelt folgende Erklärung:
Die Hypothekenbanken werden von den durch die
Schalter=
ſchließung der Darmſtädter= und Nationalbank offenbar
geworde=
nen Schwierigkeiten nicht berührt. Das deutſche
Hypothekenbank=
gewerbe iſt geſund. Es hat ſich der Natur ſeiner Geſchäfte
ent=
ſprechend nicht kurzfriſtig verſchuldet. Seine langfriſtigen
Emiſ=
ſionen ſind voll gedeckt durch langfriſtige Darlehen auf den
deut=
ſchen Haus= und Grundbeſitz. Die Darlehenszinſen zum Julitermin
ſind bei der Gemeinſchaftsgruppe deutſcher Hypothekenbanken
über=
raſchend gut eingegangen. Zinsrückſtände ſind kaum höher als im
Vorjahre.
Der deutſche Grundbeſitz, heißt es weiter in der
Verlaut=
barung, iſt nun einmal das Fundament, auf dem die deutſche
Wirtſchaft aufbaut und den ſie ſchützt. Um das Vertrauen dieſes
Fundaments zu ſtärken, wird es nur notwendig ſein, die den
Hausbeſitz ſo ſchwer ſchädigende Hauszinsſteuer ſobald als
mög=
lich im Wege der Notverordnung zu beſeitigen. Dadurch wird der
Wert der Immobilien geſteigert, und die Volkswirtſchaft wird
die Kraft zum endgültigen Aufbau finden.
Schwierige Lage der Eiſenerzgruben. Der Berg= und
Hüttenmän=
niſche Verein teilt über die Lage des Eiſenerzmarktes im Lahn=
Dill=
gebiet und in Oberheſſen folgendes mit: Die Lage am Eiſenerzmarkt in
dieſen Gebieten hat ſich, wenn man bei dem ungewöhnlichen Tiefſtand
überhaupt noch von einer Verſchlechterung ſprechen kann, durch weitere
Verminderung des geringen Abſatzes und durch einen ſtarken Preisſturz
der Hütten weiterhin verſchlimmert. Den Preisforderungen der Hütten
durch Herabſetzung der Löhne nachzukommen, iſt bei dem ſtarren
Lohn=
tarifſyſtem nicht möglich. Darum wird es immer ſchwieriger, die
Gru=
ben durchzuhalten.
Einſchränkung der Kohleneinfuhr nach Frankreich.
Miniſter=
präſident Laval beabſichtigt, durchgreifende Maßnahmen zur
Be=
hebung der Arbeitsloſigkeit in den franzöſiſchen Kohlengruben zu
ergreifen. Einer Abordnung nordfranzöſiſcher Grubenarbeiter
er=
klärte er, daß ein Geſetz eingefüht werden ſoll, das die Einfuhr
ausländiſcher Kohle um 20 v. H. einſchränkt. Zuſammen mit
an=
deren Maßnahmen werde dies weſentlich zur Beſſerung der Lage
in den Kohlenzechen beitragen.
Frankfurter Produktenbericht vom 13. Juli. Die wirtſchaftspolitiſche
Lage beherrſchte naturgemäß heute vollkommen die Stimmung der
Pro=
duktenbörſe. Das Geſchäft hielt ſich auf allen Marktgebieten in ſehr
engen Grenzen. Das Angebot von Weizen und Roggen war klein, die
Preiſe ſtellten ſich für Weizen unverändert; Roggen büßte dagegen bis
5 RM. ein. Am Mehlmarkt war für prompte Lieferung kein Angebot
feſtzuſtellen, und ſomit konnten ſüdd. Weizenmehl Spezial um 1,25—1,50.
RM. niederrhein. Spezial Null von 0,75—1,50 RM. anziehen. Die
Mannheimer Viehmarkt vom 13. Juli. Auftrieb — Zufuhren: 224
Ochſen, 180 Bullen, 266 Kühe, 368 Färſen, 583 Kälber, 25 Schafe, 3014
Schweine, 46 Arbeitspferde, 72 Schlachtpferde, 1 Ziege. Es koſteten
50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 45—47, b) 36—38, c) 38—40;
Bullen a) 33—36, b) 30—32, c) 28—30; Kühe a) 32—36, b) 24—30,
c) 20—22, d) 14—16; Färſen a) 47—48, b) 41—43, c) 36—38; Kälber
b) 52—58, c) 46—50, d) 40—44, e) 30—36; Schafe b) 3032; Schweine
a) 45—47, b) 46—48, c) 48—50, d) 48—50, e) 46—47 f) 42—43. Es
koſteten pro Stück in RM.: Arbeitspferde 800—1600, Schlachtpferde 50
bis 150; Ziegen 10—20. — Marktverlauf: Großvieh ruhig, Ueberſtand;
mit Kälbern mittel, langſam geräumt; „mit Schweinen lebhaft,
ausver=
kauft: „Arbeitspferde ruhig; Schlachtpferde mittel.
Frankfurter Viehmarkt vom 13. Juli. Aufgetrieben waren: Rinder
1224, ſeit dem letzten Markt 24, darunter 261 Ochſen, 137 Bullen, 474
Kühe und 352 Färſen. Ferner 605 Kälber 54 Schafe und 3901 Schweine;
vor Marktbeginn 358 Schweine ausgeführt. Bezahlt wurden pro Ztr.
Lebendgewicht: Ochſen a) 1. 44—48, 2. 39—43; b) 1. 32—38; Bullen
a) 37—40, b) 32—36; Kühe a) 35—37, b) 30—34, c) 22—29; Färſen
a) 44—48 b) 39—43, c) 32—38; Kälber b) 50—56, c) 44—49, d) 36
bis 43; Schafe a) 1. 43—48, b) 35—42; Schweine a) 46—49, b) 46
bis 50, C) 47—50, d) 46—50, e) 45—49. Marktverlauf: Rinder ruhig,
nahezu ausverkauft; Schweine rege, ausverkauft; „Kälber und Schafe
ruhig, geräumt.
* Frankfurter Pferdemarkt vom 13. Juli. Der Auftrieb zum
heuti=
gen Pferdemarkt war gering. Es ſtanden nur zirka 300 Pferde zum
Verkauf. Der Handel war ſchleppend und die erzielten Preiſe
nach=
gebend. Infolge der Erntearbeiten fehlten die Käufer aus
landwirt=
ſchaftlichen Kreiſen faſt vollkommen. Zum Schluß wurden Verkäufe
unter den Händlern getätigt, und es verblieb infolgedeſſen trotz der
ſchlechten Marktlage nur wenig Ueberſtand.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 13. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 51½, September 52, Dezember 56,50;
Mais: Juli 55,75, September 50,50, Dezember 45½; Hafer: Juli
2458, September 25,50, Dezember 28,25; Roggen: Juli 33,
Sep=
tember 35,50, Dezember 39.
Schweine: Leichte 7.35—7,60, ſchwere 5,65—6,50;
Schweine=
zufuhren in Chicago 45 000, im Weſten 112000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 13. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 8,40; Talg, extra loſe 33.
Getreide. Weizen: Rotwinter 40; Mais: loco New York
70,75; Mehl: ſpring wheat clears 3,90—4,25; Getreidefracht nach
England 1,6—2,3 sh, nach dem Kontinent 80½.
Kakao: Tendenz willig, Umſätze 96, Loconotiz 5½; Juli 5,30,
Septmber 5,50, Oktober 5,57, Dezember 5,75.
Notiz für Hafer, wovon nur geringes Angebot vorhanden war, zeigte
eine Befeſtigung von 7,50—10 RM. Erſtmalig notiert wurde
Winter=
gerſte neuer Ernte mit 185—190 RM. Für Weizenkleie erhielt ſich auch
heute kleines Intereſſe und der Kurs wurde bis zu 0,25 RM. höher
feſt=
geſetzt. Roggenkleie lag im ſelben Ausmaß abgeſchwächt Tendenz:
zu=
rückhaltend. Es notierten: Weizen 290. Roggen 240—235, Wintergerſte
neuer Ernte 185—190, Hafer inländ. 197,50—20, Weizenmehl füdd.
Spe=
zial Null 40—41,25, niederrhein. Spezial Null 40—40,50, Roggenmehl
6öproz. Ausmahlung 32,25—33,25, Weizenkleie 10,50—10,75, Roggenkleie
11,50—11,25, Erbſen 32—36, Linſen 25—68, Heu 3,50—4, Weizen= und
Noggenſtroh drahtgepr. 3,00, desgl. gebündelt 2,75, Treber 10,25—11,00.
Wie wir aus der Sitzung des Börſenvorſtandes erfahren,
fin=
det der amtliche Verkehr an der heutigen Produktenbörſe wie
üb=
lich ſtatt. Die Effekten= und Metallbörſe bleibt heute geſchloſſen.
Deviſen= und Privatdiskontnotierungen finden gleichfalls nicht
ſtatt.
Der für 1931 vorgeſehene Sparkaſſentag fällt mit Rückſicht auf
die ſchwierige allgemeinwirtſchaftliche Lage aus. Dafür findet am
28. September — am 28. 9. 1881 iſt der erſte Sparkaſſenverband
in Deutſchland gegründet worden in Berlin eine gemeinſame
Tagung der Vorſtände des Deutſchen Sparkaſſen= und
Girover=
bandes und ſeiner Mitgliederverbände ſtatt.
Die Vorgänge im Reich haben die Bank von Danzig
veran=
laßt, den Diskontſatz mit ſofortiger Wirkung von 5 auf 6 und den
Lombardſatz von 6 auf 7 v. H. zu erhöhen.
Die engliſche Textilinduſtrie wird von einem neuen Konflikt
bedroht. In etwa 50 Wollwebereien in Bradford traten mit dem
geſtrigen Tage rund 8000 Arbeiter in den Ausſtand. Falls es
nicht bald zu einer Einigung kommt, werden 100 000
Textil=
arbeiter in den Konflikt verwickelt werden. Der Ausſtand richtet
ſich gegen eine Forderung der Arbeitgeber, die Löhne um 11,7
Prozent herabzuſetzen.
Einträge in das Handelsregiſter,
Ab=
teilung A: Am 1. Juli 1931 hinſichtlich
der Firma: Mina Schorlemmer, Darm=
ſamtprokura des Ernſt Göbel in
Darm=
ſtadt iſt erloſchen. Direktor Karl Rieſe
in Auerbach a. d. B. iſt zum
Einzelpro=
kuriſten beſtellt. — Am 9. Juli 1931
hinſichtlich der Firma: Guſtav Groß
Nachf., Darmſtadt: Der Geſellſchafter
Karl Voegele in Darmſtadt iſt infolge
Todes aus der Geſellſchaft
ausgeſchie=
den. An ſeiner Stelle iſt gleichzeitig
deſſen Witwe Gertrude geb. Schäffler
in Darmſtadt in die Geſellſchaft als
perſönlich haftende Geſellſchafterin
ein=
getreten, mit der die Geſellſchaft
fort=
geſetzt iſt. Die genannte Geſellſchafterin
Gertrude Voegele Witwe iſt von der
Vertretung der Geſellſchaft
ausge=
ſchloſſen
Abteilung B: Am 7. Juli 1931
hin=
ſichtlich der Firma; Verwaltungs= und
Verwertungs=Geſellſchaft für
Immobi=
lien mit beſchränkter Haftung,
Darm=
ſtadt: Die Vertretungsbefugnis des
Liquidators iſt beendet und die Firma
erloſchen.
Am 10. Juli 1931 iſt die
Aktiengeſell=
ſchäft in Firma; Kronenbrauerei
Wie=
ner, Aktiengeſellſchaft vorm. Gebrüder
Wiener, Darmſtadt, mit dem Sitz in
Darmſtadt eingetragen worden.
Der Gefellſchaftsvertrag iſt am 9.
April 1931 feſtgeſtellt.
Gegenſtand des Unternehmens iſt:
Die Fortführung des ſeither unter der
Firma „Gebrüder Wiener, Darmſtadt”
betriebenen. Gewerbe=Unternehmens,
nämlich das gewerbliche
Herſtellungs=
geſchäft der Biererzeugung, ferner der
Brauerei= und Wirtſchaftsbetrieb, ſowie
die Herſtellung und Verwertung
braue=
reibrancheverwandter. Handelsartikel,
außerdem der Erwerb, die Ermietung
oder Pachtung anderer derartiger oder
ähnlicher Unternehmen und überhaupt
der Betrieb von Handelsgeſchäften aller
Art, die den Geſellſchaftszweck zu
för=
dern geeignet ſind.
Das Grundkapital beträgt 1 150 000
Reichsmark.
Der Vorſtand der Geſellſchaft iſt der
Brauereidirektor Karl Müller in
Darm=
ſtadt.
Die Geſellſchaft wird, wenn der
Vor=
ſtand aus mehreren Perſonen beſteht,
durch zwei Vorſtandsmitglieder
gemein=
ſchaftlich oder durch ein Mitglied des
Vorſtandes und einen Prokuriſten
ge=
meinſchaftlich vertreten. Der
Aufſichts=
rat kann jedoch beſtimmen, daß auch,
wenn der Vorſtand aus mehreren
Mit=
gliedern beſteht, dieſe oder einzelne von
ihnen berechtigt ſind, die Geſellſchaft
allein zu vertreten. Die
Vertretungs=
befugnis der ſtellvertretenden
Vor=
ſtandsmitglieder iſt die gleiche wie die
der ordentlichen Vorſtandsmitglieder.
die Geſellſchaft kann auch durch zweit
Prokuriſten vertreten werden=
nicht eingetragen wird bekannt
gemacht:
Der Vorſtand beſteht je nach den
Be=
ſchlüſſen der Generalverſammlung aus
einer oder mehreren Perſonen. Die
Be=
ſtellung des erſten Vorſtandes erfolgt
durch die Generalverſammlung. Die
ſpätere Beſtellung, ſowie die
Abberu=
fung von Vorſtandsmitgliedern erfolgt
durch den Aufſichtsrat. Letzterer iſt
be=
rechtigt, ſtellvertretende
Vorſtandsmit=
glieder zu beſtellen.
Das Grundkapital zerfällt in 1100 auf
den Inhaber lautende Stammaktien
über je 1000.— RM. und in 500 auf
den Inhaber lautende Stammaktien
über je 100.— RM., die zum
Nenn=
betrag ausgegeben werden.
Die Bekanntmachungen der
Geſell=
ſchaft erfolgen durch einmaliges
Ein=
rücken im „Deutſchen Reichsanzeiger”
ſoweit nicht durch Geſetz oder Satzung
eine mehrmalige Bekanntmachung
an=
geordnet iſt. Die
Generalverſammlun=
gen werden durch den Vorſtand oder
den Aufſichtsrat durch einmalige
Be=
kanntmachung in den
Geſellſchaftsblät=
tern einberufen.
Die Gründer der Geſellſchaft, die
ſämtliche Aktien übernommen haben,
ſind:
1. Brauereibeſitzer Hermann Wiener,
2. Brauereidirektor Karl Müller,
3. Friedericke, Müller geb. Wiener,
Ehefrau des zu 2) Genannten
4. Die Ehefrau des Profeſſors
Hein=
rich Klump. Anna geb. Wiener,
5. Hofdekorationsmaler Robert Klump,
ſämtlich in Darmſtadt.
Von den Gründern bringen an
An=
lagen und Vermögenswerten in die
Geſellſchaft ein:
1A) Hermann Wiener:
Das von ihm als
Einzelkauf=
mann unter der Firma. Gebrüber
Wiener Darmſtadt” betriebene
Brauereiunternehmen mit allen
Aktiven einſchließlich des
Grund=
beſitzes in der Gemarkung
Darm=
ſtadt, wie letzterer im
Geſell=
ſchaftsvertrag verzeichnet iſt, dem
Firmenrecht undGeſchäftsbüchern
pp im Geſamtwert von ...... 2245550,45 RM.
abzüglich
a.
derübernom=
menen Paſſi=
1095550,45 RM.
ven:
b. der beſonders
zu
befriedi=
genden
For=
derungen der
Gründer:
1. KarlMüller)
Ehefrau
2. Hch. Klump
Ehefrau
3. R. Aump
c. der unterden
Aktiven
be=
reits
enthal=
tenen
Bar=
einlage des
Gründers
Karl. Müller
von
404600 RM.
1000 RMT., A. 501,450.45. Rm.
Re
Hierfür werden ihm als Gründer
Aktien im gleichen Nennbetrag
ge=
währt, und zwar hat Anſpruch auf
Aushändigung dieſer Aktien der
Bank=
ſyndikus Dr. Hans Stirtz in Darm=
ſtadt, als im Vergleichstermin im
ge=
richtlichen Vergleichsverfahren vor dem
Amtsgericht 1 Darmſtadt — V. N 1/31
— über das Vermögen des
Bierbraue=
reibeſitzers Hermann Wiener und deſſen
Firma beſtellter Treuhänder.
Das Einbringen erfolgt auf Grund
der Bilanz per 31. März 1931.
B) Karl Müller Ehefrau Friedericke
geb. Wiener:
Ihre im Grundbuch für Darmſtadt
für ſie eingetragenen Hypotheken nebſt!
den den Hypotheken zugrunde liegenden
Forderungen im Geſamtbetrag von
263 669,70 RM.
Sie erhält für dieſes Einbringen
Ak=
tien im Nennbetrag von 263 600 RM.
C) Heinrich Klump Ehefrau Anna geb.
Wiener:
Ihre im Grundbuch für Darmſtadt
für ſie eingetragenen Hypotheken, nebſt
den dieſen Hypotheken zugrunde
liegen=
den Forderungen im Geſambetrag von
70 500 RM.
Sie erhält für dieſes Einbringen
Ak=
tien im Nennbetrag von 70 500 RM.
D) Robert Klump:
Seine im Grundbuch für Darmſtadt
ihm als Gläubiger zugeſchriebenen
Hy=
potheken nebſt den dieſen Hypotheken
zugrunde liegenden Forderungen im
Geſamtbetrag von 70 500 RM.
Er erhält für dieſes Einbringen
Ak=
tien im Nennbetrag von 70 500 RM.
Den erſten Aufſichtsrat bilden
fol=
gende Perſonen:
1. Profeſſor Heinrich Klump.
Darm=
ſtadt,
2. Hofdekorationsmaler Rob. Klump,
Darmſtadt,
3. Bauunternehmer Auguſt Koch,
Darmſtadt,
4. Kaufmann Erich Helle, Mainz.
5. Volksbankdirektor Becker, Darmſtadt,
6. Rechtsanwalt Levor, Nürnberg.
Von den mit der Anmeldung der
Geſellſchaft eingereichten Schriftſtücken,
insbeſondere dem Prüfungsberichte des
Vorſtandes, des Aufſichtsrates und der
Reviſoren kann bei dem Gericht, von
dem Prüfungsbericht der Reviſoren auch
bei der Heſſiſchen Induſtrie= und
Han=
delskammer in Darmſtadt Einſicht
ge=
nommen werden.
Darmſtadt, den 11. Juli 1931.
Amtsgericht I.
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Schätzung: 9700.— RM.
Eigentümer: Landwirt und Fuhrunternehmer Wilhelm
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Nummer 193
Dienstag, den 14. Juli 1931
Seite 11
Sabtt
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
27)
Copyright by Ernſt Keils Nachf., (Ang. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.
„Pardon, Herr Düſterloh. Erſt das Geſchäft — dann das
Vergnügen!” Nach kurzem Beſinnen fuhr Gallardo fort: „Wenn’s
Ihnen recht iſt, ruf’ ich ſie herunter.”
„Ich bitte darum, Herr Gallardo.” Und zu dem Kellner,
der die Teller auf den Tiſch brachte: „Noch ein drittes Gedeck,
Herr Ober!“
„Außerordentlich dankbar, Herr Direktor!” verſicherte
Gal=
lardo mit ſtrahlendem Lächeln. „Ich werde Fräulein L'Eſtoile
gleich benachrichtigen.” Als er vom Telephon zurückkam, ſagte
er wie entſchuldigend: „Fräulein Adrienne bittet um etwas
Ge=
duld. Nachdem ſie hörte, daß hier ein Frauenkenner von Rang
ſie erwartet, behauptet ſie, ſich unbedingt erſt ſchön machen
zu müſſen.”
Und dann erſchien ſie. Schon bei der höchſt zeremoniellen
Begrüßung durch Gallardo nahm Düſterloh die Gelegenheit
wahr, ſie kritiſch zu muſtern. Wußte ſofort, daß Gallardo nicht
übertrieben hatte. „Bella prineipessa” konnte man füglich ſagen.
Es war nicht allein die Schönheit ihres regelmäßig geſchnittenen
Geſichtes, ihr tadeloſer Wuchs, ihre elegante Toilette — nein,
das allein hätte einem Mann wie Düſterloh nicht genügen
können. Auch alle die anderen Vorzüge einer idealen Freundin
hatte ſie. Und von ihren friſchen Lippen perlte luſtig=geiſtreiches
Geplauder, beſonders dröllig durch den ſtarken franzöſiſchen
Akzent, mit dem ſie die deutſche Sprache handhabte. Ein
reiz=
voller Scharm ging von allem aus, was ſie tat und ſagte.
Düſterloh war entzückt. Er dachte nicht mehr an die
ge=
ſchäftlichen Verhandlungen, widmete ſich ganz ſeiner ſchönen
Nachbarin, die augenſcheinlich ſeinen Huldigungen gegenüber
nicht unempfindlich blieb. Als er nach dem Mahl ſein Glas
mit dem ihren zuſammenklingen ließ, fing er einen Blick von
ihr auf, der ſeine Wirkung nicht verfehlte.
Währeno der Kellner dann abräumte, verſchwand Adrienne
für kurze Zeit. Kaum war ſie außer Sicht, wandte ſich
Düſter=
loh ohne Umſchweife an Gallardo. Nach ein paar einleitenden
Worten über die Vorzüge Adriennes, die in ihrem Ueberſchwang
ſelbſt dem Mann aus heißen Zonen ein Lächeln entlockten, ging
er direkt auf ſein Ziel los. „Entſchuldigen Sie, wenn ich ein
bißchen mit der Tür ins Haus falle! Sie deuteten vorhin an,
in fünf Tagen verließe Ihr Dampfer Hamburg, und Fräulein
Adrienne führe allein über die Schweiz zurück. Sie geſtatten
wohl, daß ich mich ihrer da etwas annehme?”
„Sehr liebenswürdig, Herr Direktor! Ich bin überzeugt,
es wird ihr ein Vergnügen ſein, wenn Sie ...‟ Er trank
Düſterloh ſchmunzelnd zu.
„Eh — in fünf Tagen erſt geht Ihr Dampfer, ſagten Sie?
Offen geſtanden — Sie nehmen es mir doch nicht übel? —
fünf Stunden wären mir lieber!“
„Fünf Stunden?” Gallardo lachte heiter. „Da ſind wir
ja nicht mal mit unſerem Vertragsabſchluß fertig!”
„Na, mein Freund” meinte Düſterloh behäbig, „das dürfte
doch etwas ſehr reichlich ſein. Wie war eigentlich unſere
Differenz?”
Gallardo überfiel ihn mit einem Wortſchwall. Die
wirk=
liche Differenz von einer Mark pro Tonne wurde im Nu zu
zwei Mark. Düſterloh überlegte einen Augenblick, ſagte dann
jovial: „Nun — dann teilen wir uns die Differenz!”
Galardos Herz hüpfte vergnügt. Im Handumdrehen hatte
er aus ſeiner Mappe die Vertragsformulare gezogen, füllte die
Lücken aus, unterſchrieb, reichte auch Düſterloh die Feder zur
Unterſchrift. „Ich danke Ihnen für Ihr Entgegenkommen, Herr
Direktor. Es wäre ja auch das erſtemal, daß wir nicht glücklich
daccord geworden wären."
„Wäre noch . . ." Düſterloh winkte mit den Augen nach
dem leeren Stuhl neben ſich.
„Ah, Sie meinen die Poſition Adrienne? Eine ſchnelle
Regelung wäre Ihnen angenehm? Selbſtverſtändlich bin ich
bereit, Ihnen auch da entgegenzukommen. Vorausgeſetzt, daß
die Dame ihr Einverſtändnis erklärt.”
„Danke ſehr, Herr Gallardo! Darüber brauchen Sie ſich,
glaub’ ich, keine Sorgen zu machen!“
Kurz nachdem Adrienne wieder hereingekommen war,
ver=
ließ Düſterloh eine Zeitlang den Tiſch. Als er wiederkam, tat
Gallardo dasſelbe. Und als der zurückkehrte, war auch die
Regulierung der Poſition Adrienne zur allgemeinen
Zufrieden=
heit erledigt.
Düſterlohs Stimmung wurde immer ausgelaſſener, je weiter
die Zeit vorſchritt. Einem Zeitungsverkäufer, der an den Tiſch
kam, ſchob er ein Markſtück hin, ohne ſich herausgeben zu
laſſen. Dieſer Verkäufer ſchien übrigens nicht von großem
Geſchäftsgeiſt beſeelt zu ſein. Mit der unverhofften Einnahme
anſcheinend zufrieden, blieb er, den Reſt der Zeitungen unterm
Arm, draußen ſtehen. Trat hin und wieder ein paar Schritte
zur Seite, ohne den Vorübergehenden die Exemplare
anzu=
bieten.
Zwei Herren kamen jetzt an ihm vorüber, ſtreiften ihn faſt.
Während der eine weiterſchritt, kaufte der andere ein
Zeitungs=
blatt. Diesmal war der Verkäufer nicht an einen ſo freigebigen
Käufer gekommen. Er mußte ein größeres Geldſtück wechſeln
und trat unter eine Laterne an der Bordſchwelle, um ſein
Kleingeld zuſammenzuſuchen.
In dieſem Augenblick drehte der zweite Herr ſich um und
ſah das Geſicht des Zeitungsverkäufers. Unwillkürlich machte
er ein par ſchnelle Schritte auf den zu, wandte ſich aber wieder
ab und tauchte ins Dunkel. An der Seite des Herrn, der die
Zeitung gekauft hatte, ging er noch bis zur nächſten Ecke. Dann
verabſchiedete er ſich, überquerte die Straße und blieb drüben
im Schatten ſtehen, ſo daß er ungeſehen den Zeitungsverkäufer
im Auge behalten konnte.
Der wartete noch geraume Zeit. Als eine luſtige
Geſell=
ſchaft, die aus drei Perſonen — einer Dame und zwei Herren
— beſtand, aus dem Hotel kam, ging er etwas beiſeite und
beobachtete verſtohlen, wie der größere der beiden Herren mit
der Dame in ein Auto ſtieg, während der andere in das
Lokal zurückkehrte.
Jetzt ſchien der Zeitungsmann ſein Geſchäft endgültig
ſchließen zu wollen. Er klemmte ſich den Reſt ſeiner Blätter
unter den Mantel und trottete die Straße hinab. Der Herr
auf der anderen Seite folgte ihm in einiger Entfernung. Am
Auguſtusplatz ſchlug der Zeitungsverkäufer den Weg nach dem
Bahnhof ein und ſtieg dort in einen Zug, der nach Oſten fuhr.
Auch der unbekannte Herr benutzte dieſen Zug. In Rieba
ver=
ließen beide die Eiſenbahn.
Die Bahnhofsuhr ſchlug gerade vier Uhr morgens. Der
Herr folgte auch hier dem Zeitungsverkäufer auf dem Weg
nach den Rieba=Werken. Beide ſchienen Angehörige des Werks
zu ſein; denn auf Grund der vorgezeigten Karten fanden ſie
ungehindert Einlaß. Der Zeitungsverkäufer ging
geradeswegs=
auf das Laboratoriumsgebäude zu. Ein Heer von
Scheuer=
frauen war beſchäftigt, die Räume zu ſäubern. Der Mann
ſchritt durch die weitläufigen Gänge des Gebäudes, bis zum
Privatzimmer Dr. Fortuyns. Er drückte die Klinke nieder,
als ob er prüfen wolle, ob die Tür ordnungsmäßig verſchloſſen
ſei. Zog dann einen Schlüſſel aus der Taſche, öffnete ſie,
trat ein.
Der andere hatte denſelben Weg eingeſchlagen und kam
ebenſo unangefochten vorwärts. Je mehr er ſich der Tür Dr.
Fortuyns näherte, deſto vorſichtiger trat er auf. Die letzten
Schritte ſchlich er haſtig und unhörbar über den
Linoleum=
belag des Flurs, zog die Tür, die nicht eingeklinkt war, etwas
weiter auf und ſchaute hinein.
Der Zeitungsverkäufer ſtand, ihm den Rücken kehrend, vor
der Rolljalouſie eines hohen Schrankes. Er prüfte ihren
Ver=
ſchluß, kniete dann nieder. Eine Taſchenlampe flammte auf.
Anſcheinend machte er ſich an dem Schloß über der Fußleiſte
zu ſchaffen.
Mit ein paar Schritten war der Lauſcher neben dem
Knienden, packte ihn an den Schultern, riß ihn in die Höhe.
„Sie erbärmlicher Lump! Sie Schuft! Jetzt hab’ ich Sie!”
Der Ertappte drehte ſich um, hob die Fauſt, wie um ſich
zu verteidigen . . . ließ ſie ſinken. „Oh — Sie ſind es, Herr
Doktor Fortuyn?”
„Jawohl, Herr Wittebold, alias Doktor Wilhelm Hartlaub
aus Ludwigshafen! Ich bin es!“
Fortuyn hatte ihm die Worte laut ins Geſicht geſchrien.
Wittebold fuhr ſich ein paarmal über die Augen, wie um ſich
zu ſammeln. Sagte dann leiſe: „Ich möchte Sie bitten, Herr
Doktor, die Tür zu ſchließen. Es wäre ja eigentlich meine
Aufgabe — als Laboratoriumsdiener; aber Sie könnten dann
argwöhnen, ich wollte die Gelegenheit zur Flucht benutzen.”
Er ſprach völlig ruhig und gelaſſen. Fortuyn meinte ſogar
einen Zug von Ironie und Humor um ſeine Mundwinkel zu
ſehen.
(Fortſetzung folgt.)
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Dienstag, den 14. Juli 1931
Nummer 193
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ein Gesellschaftsfilm mit Adolphe Menion
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