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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Blld und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Freitag, den 10. Juli 1931.
194. Jahrgang
Nummer 189
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aufträge und Teiſfung von Schadenerſatz. Bei
fäll” jede
Conkurs oder gerſchtiſcher Beſtreibung
Nabatt weg. Banklonto Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter und Naionalbanl.
Deutſchland ſoll neue Opfee bringen.
Kanzler=Erklärung und Aufruf der Reichsregierung genügen Paris nicht. — Neue polikiſche Forderungen
Frankreichs. — Engliſche Vorſpanndienſte für Frankreich. — Vorſtoß gegen den deutſchen Kreuzerbau.
Deukſchland ſoll den Bau der Panzerkreuzer und die Zoll=Union bis auf weiteres verſchieben.
Ein unerhörkes Verlangen.
Ablenkungsmanöver zur Berſchleierung der
kakſäch=
lichen milikäriſchen Mächkeverhälkniſſe.
London, 9. Juli.
Offenſichtlich auf den Einfluß höherer Stellen hin, fordert
heute die engliſche Preſſe von Deutſchland als Gegenleiſtung
für die Hilfe, die es durch das Hoovermoratorium erhalte, von ſich
aus freiwillig zur Verbeſſerung der europäiſchen Atmoſphäre
beizutragen. Deutſchland ſoll, wie die „Times” und der der
Ne=
gierung beſonders naheſtehende „Daily Herald” übereinſtimmend
ſagen, von ſich aus erklären, daß es die Arbeiten an dem neuen
Panzerſchiff „Erſatz Elſaß=Lothringen” während des
Hoover=
moratoriums und die öſterreichiſch=deutſche Zollvereinigung bis
auf weiteres verſchieben will.
Ebenſo wie „Daily Herald”, legt auch „Mancheſter Guardian”
heute Deutſchland „Zugeſtändniſſe als Beitrag zu den allgemeinen
Opfern unter dem Hooverplan” nahe. „Mancheſter Guardian”
empfiehlt Deutſchland die Einlegung eines Flottenfeierjahres, eine
Geſte, die in Amerika willkommen geheißen, in Frankreich
aner=
kannt würde, die das franzöſiſche Schiffbauprogramm beeinfluſſen
und die franzöſiſch=italieniſche Reibung vielleicht verringern könnte.
*.Wie die „Times” jetzt dazu kommt, das deutſche
Panzer=
ſchiff in den Mittelpunkt der Erörterungen zu ſtellen, iſt völlig
unverſtändlich. Wenn das Blatt ſagt, wir ſollten zur
Kon=
ſolidierung in Europa beitragen, ſo kann demgegenüber nur
betont werden, daß Deutſchland nicht durch ſeine
eigene Schuld in die fatale Lage geraten iſt.
An=
geſichts der grotesken Mißverhältniſſe
zwi=
ſchen den Stärken der deutſchen Flotte und
bei=
ſpielsweiſe der engliſchen und der
franzöſi=
ſchen Flotte muß eine derartige
Verzichtlei=
ſtung als eine unverſtändliche Zumutung
be=
zeichnet werden.
Was die Engländer aber damit bezwecken wollen, liegt auf
der Hand. Sie ſtreben eine große Abſchlußkonferenz für das
Hoover=Feierjahr an, die aber wohl in der Hauptſache dem
Zweck dienen ſoll, durch die Regelung allerlei
Ange=
legenheiten zweiter Linie die Franzoſen zu beruhigen
und damit der Abrüſtungskonferenz einen guten
Start zu geben. Es liegt ihnen natürlich ſehr viel daran,
daß den Franzoſen der Wind aus den Segeln genommen wird
und daß ſie nicht mehr die Möglichkeit erhalten, ſich hinter dem
deutſchen Panzerſchiff zu verbergen, um ihrerſeits aufrüſten zu
können. Um Ausreden waren aber die Franzoſen
noch nie verlegen. Würden wir den Bau unſerer
Panzer=
ſchiffe, der übrigens nach dem Verſailler Vertrag Deutſchland
geſtattet iſt, aufſchieben, dann wäre beſtimmt damit zu rechnen,
daß die Franzoſen von uns die Aufhebung des Wehr= und
Marineetats fordern würden. Ließen wir uns auch darauf ein,
dann würden ſie von geheimen Rüſtungen Deutſchlands faſeln,
um ihren Rüſtungsſtand nicht preisgeben zu müſſen.
Dennoch müſſen wir mit großem Ernſt die engliſche Aktion
verfolgen. Unzweifelhaft werden die engliſchen Miniſter bei
ihrem Beſuch in Berlin den Panzerkreuzerbau und die
Zoll=
union, über die es am 20. Juli im Haag zu Verhandlungen
kommt, zur Sprache bringen. Uns iſt es allerdings vollſtändig
unverſtändlich, wie große Flottenmächte ſich
ernſthaft wegen der deutſchen Panzerkreuzer
aufregen können, deren Bau uns gerade diejenigen im
Verſailler Vertrag erlaubt haben, die heute dagegen ſind und
die in der Lage ſind, dem kleinen deutſchen
Pan=
zerkreuzer Schlachtſchiffe bis zu 35 000 Tonnen
gegenüberzuſtellen. Wir nehmen nicht an, daß der
amerikaniſche Präſident ſeine Abrüſtungsaktion ausgerechnet beim
deutſchen Panzerkreuzer beginnen will. Er hat beim
Kriegs=
ſchuldenproblem die Dinge richtig geſehen. Er wird auch auf
dem Gebiete der Abrüſtung klaren Blick wahren. Im übrigen
iſt die Reichsregierung gegenwärtig an der Arbeit,
den engliſchen Vorſtoß abzuwehren. Eben erſt
hat der deutſche Botſchafter in Paris die Erklärung des
Reichs=
kanzlers, die er dem amerikaniſchen Botſchafter Sackett
gegen=
über gemacht hat und den letzten Aufruf der Reichsregierung,
wonach die eingeſparten Summen für Rüſtungen nicht
verwen=
det werden, dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Laval
über=
reicht. Der gleiche Schritt wird in London, Rom, Brüſſel und
anderen Hauptſtädten erfolgen. Damit ſollte eigentlich dem
ganzen Gerede um den deutſchen Kreuzerbau ein Ende bereitet
ſein, das doch nicht geeignet iſt, die Aufmerkſamkeit von den
tat=
ſächlichen militäriſchen Kräfteverhältniſſen abzulenken.
Auch die auf gleicher Linie liegende Andeutung der „Times”
hinſichtlich der Zollunion erregt in Berlin um ſo größere
Verwunderung, als erſt geſtern der „Daily Telegraph” erklärt
hat, daß die engliſche Regierung nicht beabſichtige, politiſche
Fragen mit den rein wirtſchaftlichen und finanziellen
Erörterun=
gen zu verquicken. An zuſtändiger Stelle in Berlin wird
er=
klärt, daß Deutſchland das Ergebnis der
Ver=
handlungen vor dem Haager Gerichtshof, die
noch in dieſem Monat beginnen werden,
abwar=
ten werde.
Sachverftändigen=Konferenz
endgültig am 17. Juli.
Anſchließend Miniſter=Konferenz. — Paris befürchket
Aufrollung der Young=Plan=Reviſion.
London, 9. Juli.
Wie der Amtliche engliſche Funkdienſt meldet, wird die
Sach=
verſtändigenkonferenz der am Youngplan beteiligten Mächte am
17. Juli in London eröffnet werden. Dieſes Datum iſt auf Grund
der Beſprechungen zwiſchen der engliſchen und franzöſiſchen
Re=
gierung beſtimmt worden. Nach Beendigung der Arbeiten der
Sachverſtändigen wird eine Miniſterkonferenz einberufen werden.
Der Beginn dieſer Konferenz iſt jedoch noch nicht beſtimmt.
Zu der am 17. Juli in London beginnenden
Sachverſtändi=
genkonferenz meldet der diplomatiſche Mitarbeiter des „Daily
Telegraph”, man fürchte in Paris, das andere Mächte die
Gelegenheit wahrnehmen würden, um das
Verhandlungspro=
gramm auszudehnen und eine Reviſion des
Young=
planes anzuſtreben. Demgegenüber betont der Korreſpondent,
daß die vorgeſchlagene Aenderung der
Hand=
habung des Garantiefonds und das Syſtem der
Sachlieferungen tatſächlich ſchon, das Arbeiten
des Youngplanes in grundlegender Weiſe
be=
einfluſſen.
Fual
Sngwden will Brugkreich keine Konzeſſionen machen.
Schatzkanzler Snowden wiederholte in der heutigen
Unter=
hausſitzung ſeine in der vergangenen Woche abgegebene
Erklä=
rung, daß England im Zuſammenhang mit dem Hoover=Plan
kei=
nerlei neuen Opfer auf ſich nehmen werde. Die engliſche
Regie=
rung, ſo betonte Snowden heute, werde keiner Maßnahme zur
Verwirklichung des Moratoriumsprojektes ihre Zuſtimmung
geben, die dem britiſchen Steuerzahler neue finanzielle Laſten
auferlegen würde. Wie aus dieſer neuen Erklärung Snowdens
zu entnehmen iſt, wird er ſich jedem Verſuch Frankreichs, die
fran=
zöſiſchen Verluſte beim deutſchen Transfer=Aufſchub auf England
abzuwälzen, mit der gleichen Hartnäckigkeit widerſetzen, wie er
dies bei den Youngplanverhandlungen im Haag getan hat.
Belgiens Teilnahme an der Sachverſändigen=
Konferenz.
Belgien wird ſich an den Beſprechungen der Sachverſtändigen
in London beteiligen. Als Belgiſche Sachverſtändige werden
wahrſcheinlich Gutt und Janſon nach London reiſen, die bereits
an den Beratungen über den Youngplan und das
Markabkom=
men beteiligt waren.
*
Als Vertreter der amerikaniſchen Regierung auf der
Sachver=
ſtändigen=Konferenz in London, die ſich mit der Regelung
ver=
ſchiedener Einzelheiten des Hoover=Plans beſchäftigen wird, iſt
nach einer Ankündigung des ſtellvertretenden Staatsſekretärs
Caſtle der Botſchafter in Brüſſel, Gibſon, beauftragt worden.
Gibſon wird an der Londoner Konferenz nicht als aktiver
Mit=
arbeiter, ſondern lediglich in der Eigenſchaft als Beobachter und
Berater teilnehmen.
der Hoover=Plan in Kraft.
Die Londoner Hachverftändigen=Konferenz
haf nur noch Rebenftagen zu löſen.
* Im Auslande hat man ſich die Frage vorgelegt, ob nun
der Hoover=Plan tatſächlich ſchon in Kraft getreten ſei. Wir
finden dieſe Frage höchſt überflüſſig. Die Londoner
Sachver=
ſtändigen=Beſprechungen ſind rein techniſcher Natur. Der
ame=
rikaniſche Präſident hat ja ſelbſt öffentlich erklärt, daß ſein Plan
nunmehr läuft. Auch der Reichspräſident von Hindenburg hat
in ſeinem Telegramm an den amerikaniſchen Präſidenten,
Hoover, davon geſprochen, daß das Feierjahr begonnen habe.
Dieſe Feſtſtellung hat keinen Proteſt zur Folge gehabt. Wäre
man allerdings in Paris der Anſicht geweſen, daß die
Neben=
fragen erft gelöſt werden müßten, dann hätte man beſtimmt die
Sachverſtändigen=Konferenz noch vor dem deutſchen
Zahlungs=
termin, alſo dem 15. Juli, zuſammentreten laſſen. Sie treffen
ſich aber erſt am 17. Juli in London, woraus doch hervorgeht,
daß der Zahlungsaufſchub perfekt iſt.
Zu der Sachverſtändigenkonferenz wäre allerdings noch ein
Wort zu ſagen. Auch wenn an ihr ein engliſcher Miniſter
teil=
nimmt, ſo beſteht deswegen noch lange nicht die Notwendigkeit,
daß auch andere Miniſter nach London kommen. Die
Eng=
länder ſind die Gaſtgeber, und da iſt es eigentlich
ſelbſtver=
ſtändlich, daß mindeſtens am erſten Tag ein engliſcher Miniſter
an der Sachverſtändigenkonferenz teilnimmt. Außerdem ſteht
noch keinesfalls feſt, wie lange die Experten beraten werden.
Man ſpricht ſogar ſchon von wochenlangen Debatten.
Infolge=
deſſen kann man wohl keinem Miniſter zumuten, ſo lange in
London zu bleiben. Außerdem läßt ſich der Abſchluß der
Be=
ratungen den Mächten auf diplomatiſchem Wege mitteilen.
Völlig unzweckmäßig iſt ein Hinübergleiten in eine große
Kon=
ferenz, eben weil dann der ganze Streit um franzöſiſche
Extra=
wünſche wieder losgeht und die für Europa ſo notwendige Ruhe
ſich ſofort wieder in eine gefährliche Unruhe verwandeln würde.
*
Vor der Nakionalverſammlung.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
v. Gss. Madrid, 7. Juli.
In zehn Tagen ſoll die Nationalverſammlung im alten
Cortesgebäude in Madrid zuſammentreten und noch immer liegt
das offizielle Wahlergebnis nicht vor. Dieſe Schwierigkeiten
haben zur weiteren Folge, daß die urſprünglich auf den fünften
Juli feſtgeſetzten Nachwahlen erſt am zwölften ſtattfinden
kön=
nen. Es iſt alſo nicht ausgeſchloſſen, daß die letzten
Abgeord=
neten erſt in zwölfter Stunde namhaft gemacht werden können.
Trotz allem aber läßt ſich heute ſchon ein ungefähres Bild
über die wahrſcheinliche Zuſammenſetzung der
Nationalver=
ſammlung geben. Feſt ſteht, daß die Sozialdemokratie als ſtärkſte
und die Radikalen Republikaner des Außenminiſters Lerroux
als zweitſtärkſte Partei in die Cortes einziehen werden. Ihnen
folgen die rechtsliberalen Republikaner des Miniſterpräſidenten
und dieſen mit größerem Abſtand die Katalaniſche Linke des
Oberſten Macia, der ſich heute ſchon für den Chef der Republik
Katalonien hält; die Radikalen Sozialiſten des
Unterrichtsmini=
ſters Marcelino Domingo und die Accion Republicana, deren
Chef der Kriegsminiſter Azana iſt, folgen. Dieſen
repu=
blikaniſchen Parteien, die zuſammen über
un=
gefähr vierhundert Abgeordnetenſitze
verfü=
gen werden, ſteht die ſogenannte „Rechte” mit
etwa ſiebzig Abgeordneten als kampfunfähige
Minderheit gegenüber. Sie ſetzt ſich zuſammen aus
der Accion Nacional, die klerikale Intereſſen verteidigt, aus
Agrariern, Jaimiſten, den Nachkommen jener famoſen Carliſten
des neunzehnten Jahrhunderts; aus baskiſchen Autonomiſten,
vereinzelten Monarchiſten und politiſch Unabhängigen.
Es muß jetzt ſchon darauf hingewieſen werden, daß es
falſch wäre, dieſes Bild als den Niederſchlag der wirklichen
politiſchen Meinung des ſpaniſchen Volkes anzuſehen. Die
Berechtigung dieſer Behauptung erhellt aus der Tatſache, daß
die Regierung ſich zwar einer direkten Beeinfluſſung der
Wah=
len enthälten hat, aber erſt nachdem ſie in der
Wahlvorberei=
tungsperiode alles getan hatte, was in ihren Kräften ſtand,
um eine poſitive monarchiſche und katholiſche
Propaganda zu verhindern, ſowie ferner aus den
Ziffern über die Wahlbeteiligung. Dieſe war
weſent=
lich geringer als bei den denkwürdigen Gemeindewahlen vom
April, man ſchätzt ſie auf nur 55 Prozent. Nachdem nun
feſt=
ſteht, daß von den republikaniſchen Gruppen ſo ziemlich alles
zu den Wahlen gegangen iſt, gehen die Wahlenthaltungen auf
das Konto der mit dem Regime unzufriedenen Kreife, die alſo
faſt die Hälfte aller wahlberechtigten Spanier darſtellen. Wenn
dieſer Teil des Volkes zunächſt auch der Weiterentwicklung
ziemlich apathiſch gegenüber ſteht, ſo iſt er immerhin eine Kraft,
die im geeigneten Moment mobiliſiert werden kann, wenn ſie
den richtigen Führer findet. Dieſen Volksteil nicht vor den
Kopf zu ſtoßen, ſondern zu verſuchen, ihn auf die Seite der
Republik zu ziehen, iſt das Programm des Führers der
Radi=
kalen Republikaner, Lerroux, der ſich mit ſeinen faſt konſervativ
zu nennenden Wahlreden die Sympathien weiter Kreiſe
er=
rungen hat.
Die Ueberraſchung des Wahlſonntags aber iſt das Ergebnis
in Katalonien, das eine erdrückende Mehrheit der katalaniſchen
äußerſten Linken, des als Separatiſtenführers bekannten
fana=
tiſchen Oberſten Macia ergab. Durch dieſes Reſultat wird die
aufbauende Arbeit der Nationalverſammlung außerordentlich
er=
ſchwert werden. Schon heute ſteht feſt, daß die katalaniſchen
Ab=
geordneten gegen jenen Teil des Verfaſſungsentwurfs, der die
Möglichkeit autonomer Zuſammenſchlüſſe verſchiedener Provinzen
regelt und zuläßt, auf das ſchärfſte Einſpruch erheben werden,
da er den katalaniſchen Selbſtändigkeitswünſchen nicht genügend
entgegenkommt. Die Barcelonger Preſſe ſpricht in dieſen Tagen
faſt täglich von der unumſtößlichen Notwendigkeit
einer Föderativrepublik, die die einzige Form
dar=
ſtelle, welche Katalonien akzeptieren könne, und Macia ſelbſt
erklärte, nicht in die Nationalverſammlung nach Madrid gehen
zu wollen, weil er als „Staatschef” im Lande unentbehrlich
ſei. Abgeſehen aber von dieſen Schwierigkeiten, deren
Beſeiti=
gung der Nationalverſammlung viel Kopfzerbrechen verurſachen
wird, hat dieſer Wahlerfolg der katalaniſchen Linken noch einen
anderen Haken, der auf ſozialem Gebiet liegt. Wie bekannt,
ſind die anarchoſyndikaliſtiſchen
Arbeiterorga=
niſationen in Spanien die erbittertſten Feinde der
Sozial=
demokratie, und ſie herrſchen in Katalonien ſowohl wie in einem
Teil Nordſpaniens und Andaluſiens vor. Ihr Programm, das
als einzige Autorität das Syndikat anerkennt und letzten Endes
die Zertrümmerung des Staates verfolgt, verbietet ihnen, an den
Wahlen teilzunehmen, was ſie aber nicht hinderte, ihren
An=
hängern Anweiſung zu geben, privat für beſtimmte Parteien
zu ſtimmen. Dieſe Parteien aber waren anläßlich der hier
kommentierten Wahlen zur Nationalverſammlung in Katalonien
die katalaniſche Linke und im übrigen Spanien die Radikalen
Sozialiſten. Mit anderen Worten: in der
Nationalver=
ſammlung werden über achtzig Deputierte
ſitzen, die ihrem Wahlvorſchlag ausſchließlich
den Syndikaliſten zu verdanken haben und
da=
mit mehr oder weniger von ihnen abhängig
ſind. Die Einlöſung dieſes Wechſels aber fordern die
Syndi=
kate durch weiteſtgehendes Nachgeben hinſichtlich ihrer
maß=
loſen ſozialen Forderungen, was wiederum zu einem latenten
Krieg mit den ſozialiſtiſchen Arbeiterorganiſationen, die ſich
da=
durch in ihrem Beſtand bedroht fühlen, führen wird. Man
kann alſo heute ſchon prophezeien, daß dem Lande in ſozialer
Hinſicht ſchwere Kämpfe bevorſtehen werden, insbeſondere, wenn
man berückſichtigt, daß die Syndikaliſten bei den Kommuniſten
ſtarke Unterſtützung finden.
Ueber das parlamentariſche Zuſammenarbeiten in der
Nationalverſammlung Vorausſagen zu machen, iſt ziemlich
ge=
wagt. Obwohl es auf den erſten Blick ohne weiteres möglich
erſcheint, eine Mehrheitsgruppe zu bilden, etwa aus
Sozial=
demokraten, Radikalen Republikanern und Rechtsliberalen, iſt die
Durchführung dieſer Idee infolge der Parteigegenſätze
ausge=
ſchloſſen. Außerdem wird die Sozialdemokratie erſt in einer
am zehnten Juli abzuhaltenden außerordentlichen
Parteiver=
ſammlung ſich ſchlüſſig werden, welchen Weg ſie einſchlagen
will. Eine nicht zu unterſchätzende Gruppe innerhalb der Partei
Seite 2
Freitag, den 10. Juli 1931
Nummer 189
hält die Beteiligung der Sozialdemokratie an der kommenden
Regierung für unerläßlich, während die Mehrheit noch die
par=
teitaktiſchen Intereſſen über das Staatsintereſſe zu ſtellen ſcheint
und den Eintritt der Partei in eine Regierungskoalition
ver=
hindern will. Siegt dieſe Strömung, dann bleibt Lerroux das
Zünglein an der Wage, von ihm wird es abhängen, welche
politiſchen Kräfte zunächſt die Verantwortung für Spaniens
Zukunft übernehmen. Bedauerlich iſt, daß die Sozialdemokratie
anſcheinend ein Zuſammengehen mit den Radikalrepublikanern
ablehnt und damit eine aufbauende Arbeit weſentlich erſchwert.
Ueber die Nationalverſammlung ſelbſt kann zunächſt nur
geſagt werden, daß ſie in Madrid zuſammentritt; ob ſie dann
die weiteren Tagungen nach dem Escorial verlegt, ſteht noch
nicht feſt. Wenn ſie es tut, geſchieht das nur aus
Sicherheits=
gründen, um Störungen durch kommuniſtiſche Elemente,
vor=
zubeugen.
* Berlin, 9. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Reichsbankpräſident Dr. Luther will anfangs der nächſten
Woche zu einer wichtigen Sitzung der Bank für internationale
Zahlungen in Baſel ſein. Er iſt bereits unterwegs, hat es aber
vorgezogen, London und Paris zu berühren. In London war er
am Donnerstag nur ganz kurze Zeit. Er hat ſich von da aus mit
dem Präſidenten der engliſchen Notenbank, Montague Norman,
nach Paris begeben. Der Zweck der Reiſe iſt offenbar der, auf
Grund der Ausfallbürgſchaft der deutſchen Wirtſchaft einen
grö=
ßeren Kredit hereinzubringen, damit die Gold= und
Deviſenbe=
ſtände der Reichsbank wieder aufgefüllt werden können.
Ueber den Inhalt der Unterredung mit Montague Norman
iſt nichts bekannt geworden. Der Zweck des Beſuches von Dr.
Luther wird in der Londoner Preſſe eingehend erörtert, die ſich
aber nur auf Vermutungen ſtützt. Sie erwähnt zwei
Möglichkei=
ten. Einmal, daß Luther den Gedanken einer
langfri=
ſtigen Anleihe von einer Milliarde Reichsmark
zur Sprache brachte. Dieſe Auffaſſung gilt jedoch in eingeweihten
Kreiſe als die unwahrſcheinlichere. Dieſe rechnen vielmehr
da=
mit, daß er die Eröffnung eines Kredits erörtert hat,
worüber ſchon in dieſen Tagen Beſprechungen mit einer
Banken=
gruppe ſowohl in London wie in New York ſtattgefunden haben
ſollen. Die Angaben über die Höhe des Kredits ſchwanken
zwiſchen 1,5 und 2 Milliarden Reichsmark.
City=
kreiſe dringen darauf, daß dieſer baldmöglichſt gegeben wird, um
vom Markte endlich die Unſicherheit zu entfernen, die infolge der
Lage der Reichsbank und der noch völlig dunklen Ausſichten, die
die Londoner Sachverſtändigenkonferenz bietet, auf der Börſe
laſtet. Es wird darauf hingewieſen, daß die Eröffnung
eines hinreichend hohen Kredites ſchon genügen
werde, um das Vertrauen wieder zu feſtigen,
wo=
bei es gar nicht notwendig ſei, daß Deutſchland von dem Kredit
ſofort in voller Höhe Gebrauch mache. Als dringendſte
Maßnahme wird zunächſt jedoch angeſehen, daßder
augen=
blicklich laufende Vorſchuß an die Reichsbank
über den 16. Juli hinaus verlängert wird.
Keine weitere Inanſpruchnahme des Schaß
anweiſungskredits.
Das Reichsfinanzminiſterium hatte kürzlich durch die
Reichs=
bank mit einer inländiſchen Bankengruppe einen
Schatzanwei=
ſungskredit abgeſchlöſſen, der bis zu 250 Millionen betragen
ſollte, aber nur mit 184 Mill. RM. in Anſpruch genommen
worden iſt. Die Fälligkeit dieſes Betrages war für den 16
Juli vorgeſehen mit einem Prolongationsrecht zugunſten des
Reichs. Aufgrund der durch den Hdover=Plan eintretenden
Er=
ſparniſſe und entſprechend der von der Reichsregierung
abge=
gebenen Erklärung, dieſe Erſparniſſe zur Verminderung der
ſchwebenden Schulden zu benutzen, hat das
Reichsfinanzmini=
ſterium ſich entſchloſſen, von dem Prolongationsrecht keinen
Gebrauch zu machen. Demnach wird der Betrag von 184 Mill.
RM. am 16. Juli dem Geldmarkte wieder zugeleitet.
In unterrichteten Kreiſen ſieht man in dieſer Maßnahme der
Reichsregierung einen Beweis des vollen Vertrauens in die
Hoover=Aktion, da man überzeugt iſt, daß die im Feierjahr
auf=
geſparten Beträge vollauf ausreichen werden, um die
vorausſicht=
lichen Fehlbeträge im Reichshaushalt und in anderen Haushalten
auszugleichen. Die gegenwärtig ſchwebenden Verhandlungen über
einen großen Auslandskredit ſind alſo nicht etwa zur Ausgleichung
der Haushalte gedacht, ſondern ſie haben ähnlich wie die
Ausfall=
bürgſchaft der großen inländiſchen Wirtſchaftsunternehmungen den
Zweck, das Vertrauen in die deutſche Wirtſchaft und Bankwelt zu
ſtärken, eingefrorene Kredite wieder flott zu machen, die
Wirt=
ſchaft wieder zu beleben und dem Abfluß der Deviſen endgültig
Einhalt zu tun.
Vom Tage.
Die badiſche Regierung hat am Donnerstag einſtimmig
be=
ſchloſſen, durch Notgeſetz, das mit dem Tag ſeiner Verkünduug in
Kraft tritt und zunächſt bis 31. 3. 32 befriſtet iſt, eine beſondere
badiſche Beſoldungskürzung für Landes= und Gemeindebeamte um
5 Prozent durchzuführen.
Am Mittwoch wurde der Abgeordnete der tſchechiſchen
natio=
nalen Liga und ehemalige tſchechiſche Kriegs= und
Eiſenbahnmini=
ſter Stribny verhaftet. Er wird wegen Betruges und Mißbrauchs
der Amtsgewalt angeklagt. Seine plötzliche Verhaftung hat
gro=
ßes Aufſehen erregt.
Aus der Umgebung des Quai d’Orſay verlautet, daß der
Be=
ſuch des deutſchen Reichskanzlers und des Reichsaußenminiſters in
Paris wahrſcheinlich in den letzten Tagen des Juli oder Anfang
Auguſt ſtattfinden wird.
In Madrid und anderen ſpaniſchen Orten kam es zu ſchweren
Ausſchreitungen der ſtreikenden Telephonarbeiter.
Der Präſident der Vereinigten Staaten. Hoover, hat in einem
Telegramm an den Reichspräſidenten von Hindenburg ſeiner
auf=
richtigen Hoffnung und Erwartung Ausdruck gegeben, daß der
Moratoriumsplan das Vertrauen aller Länder untereinander
wieder beleben und die Proſperität fördern möge.
Die amerikaniſche Regierung hat vom Völkerbund die
Ein=
ladung zur Teilnahme an der im Februar nächſten Jahres in Genf
beginnenden allgemeinen Abrüſtungskonferenz erhalten.
Fafummennnſt Hagenoeis hitier.
Erneufe Kampfanſage an die Regierung Brüning.
Berlin, 9. Juli.
Vertreter der rechtsgerichteten Oppoſition ſind heute in Berlin
zu einer Sonderbeſprechung zuſammengetroffen, an der Dr.
Hugen=
berg und Adolf Hitler teilnahmen. Die deutſchnationale
Preſſe=
ſtelle verbreitet über dieſe Zuſammenkunft ein kurzes Communiqué,
das den Charakter einer neuen Kampfanſage an die Regierung
trägt, ohne im übrigen Näheres über die Beſchlüſſe der Tagung
auszuſagen. Es lautet:
„Heute fand in Berlin, unter Anweſenheit von Dr.
Hugen=
berg und Adolf Hitler, eine Tagung der Vertreter der nationalen
Oppoſiition ſtatt. Der Verſuch der derzeitigen Machthaber, trotz
des ſichtbaren Zuſammenbruchs von Volk und Wirtſchaft die
Erfül=
lungspolitik unter verſchleierten neuen Formen auch weiterhin
aufrecht zu erhalten, führte zu einheitlichem, ernſten Entſchluß.
Die nationale Oppoſition wird den Entſcheidungskampf zur
Nie=
derringung des heutigen Syſtems einleiten und durchführen.
Paris, 9. Juli.
Der Beſuch des deutſchen Botſchafters von Hoeſch beim
franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Laval findet in der Pariſer
Preſſe ein Echo, wie es nur bei ſehr großen politiſchen
Ereig=
niſſen üblich iſt. Alle großen Informationsblätter widmen dem
Ereignis lange Artikel. Sie unterſtreichen beſonders, der
Bot=
ſchafter habe den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten wiſſen laſſen,
daß Brüning und Curtius bis zum 25. Juli in Berlin
zurückgehalten ſeien, daß ihr Pariſer Beſuch aber in den
letzten Tagen des Juli oder den erſten Tagen
des Auguſt ſtattfinden könne.
Das „Echo de Paris” unterſtreicht, daß in den übergebenen
Texten der Name Frankreich nicht enthalten ſei. Daher könne
man den Beſuch des deutſchen Botſchafters in keine Verbindung
mit dem im franzöſiſch=amerikaniſchen Abkommen zum Ausdruck
gebrachten Vorbehalt bringen, worin die franzöſiſche Regierung
beſtimmte Garantien für die Anwendung der
freigewordenen Gelder von Deutſchland erwartet.
Das „Journal” hebt hervor, daß es ſich deutſcherſeits wohl
um eine ſpontane Handlung handele, die liebenswürdig erſcheinen
wolle, die aber dennoch weder mit dem Dankſchreiben des
Reichspräſidenten an Hoover noch mit dem Brief Brünings an
Muſſolini verglichen werden dürfe. Deutſchland drücke
Frank=
reich gegenüber zwar ſeine Genugtuung aus, danke aber nicht
einem Staat, der auf mehr als zwei Milliarden Franken
ver=
zichtet habe.
„Petit Pariſien” ſagt, die Reichsregierung wolle ſich der
fran=
zöſiſchen Regierung liebenswürdig erweiſen. Die Erklärung des
deutſchen Botſchafters bedeute eine Geſte, deren Wert man nicht
unterſchätzen dürfe. Laval habe auch nicht verſäumt, den
Bot=
ſchafter zu bitten, der Reichsregierung die Genugtuung der
fran=
jöſiſchen Regierung mitzuteilen. Die Beſprechungen, die Ende
Juli zwiſchen den deutſchen und franzöſiſchen Miniſtern in
Paris ſtattfänden, hätten durch dieſen Schritt nur gewonnen, da
der Boden für fruchtbare Auseinanderſetzungen nunmehr
vor=
bereitet ſei.
Skimſon in Rom.
Muſſolini über den Wechſel auf die Zukunft.
Ohne Abrüſtung keine polikiſchen Erleichkerungen.
Rom, 9. Juli.
Der amerikaniſche Staatsſekretär Stimſon begab ſich heute
zum Palazzo Chigi, wo er von Außenminiſter Grandi empfangen
wurde. Die Unterredung dauerte über eine Stunde. Grandi
erwiderte ſpäter den Beſuch. Am Nachmittag wurde Stimſon von
Muſſolini empfangen. Heute abend findet in der amerikaniſchen
Botſchaft ein Diner ſtatt, an dem auch Muſſolini teilnimmt.
Nach dem Beſuch Stimſons bei Muſſolini hat der Chef der
italieniſchen Regierung die amerikaniſchen Journaliſten
emp=
fangen. Ueber ſeine Erklärungen an die amerikaniſchen
Journa=
liſten wurde eine Mitteilung ausgegeben, der zufolge Muſſolini
darauf hinwies, daß die Reiſe Stimſons von großer
Bedeutung ſei. Italien werde alles tun, erklärte
Muſſo=
lini, di: Initiative des Präſidenten Hoover zu unterſtützen, eine
Initiative, die er als eine der größten Taten der Nachkriegszeit
be=
trachte.
Zur bevorſtehenden Abrüſtungskonferenz komme Italien mit
größter Loyalität und Aufrichtigkeit. Das ſei von Stimſon
voll=
kommen verſtanden worden. Auf die Frage eines Journaliſten,
ob Italien beſtimmte Vorſtellungen über die Abrüſtung habe,
er=
klärte Muſſolini, Italien ſei bereit, die niedrigſte
Zahl anzunehmen, auch dann, wenn es nicht mehr als
10 000 Gewehre behalte. Vorausſetzung ſei natürlich,
daß kein anderes Land über mehr verfüge, ſonſt
hieße es, ſich mit einem Stock gegen eine Piſtole zu verteidigen.
Zur Abrüſtungsfrage erklärte Muſſolini dann weiter: Im
Sinne der durchaus richtigen Innenpolitik iſt Italien von der
Ueberzeugung geleitet, daß zur Löſung der
Wirtſchafts=
kriſe die politiſche und moraliſche Kriſe
über=
wundenwerden müſſe. Es ſei an der Zeit, daß man
Maß=
nahmen zu ihrer Löſung ergreift, da ſie ſchon viel zu lange
dauere. Der Erfolg der Abrüſtungskonferenz ſei durchaus
not=
wendig, damit die Völker ihren Regierungen vertrauen können.
Die Völker dürfen nicht enttäuſcht werden. Das Datum der
Abrüſtungskonferenz dürfe nicht
hinausgeſcho=
benwerden. Auf jeden Fall werde in dieſer Hinſicht kein
Vor=
ſchlag von Italien ergehen, damit es beim feſtgeſetzten Datum
des 2. Februar 1932 bleibe.
Schließlich ſprach ſich Muſſolini optimiſtiſch über die
Ueber=
windung der Wirtſchaftskriſe in den nächſten Jahren
aus, beſonders für den Fall, daß die Abrüſtung von
Erfolg begleitet ſei. In einem ſolchen Falle
würde ſichder Horizont aufklären. Andernfalls würde
er ſonſt düſter bleiben müſſen. Die Welt müſſe jetzt ihre Straße
wählen. Bei der Wahl des Friedensweges befinde ſich Italien
mit Amerika in Uebereinſtimmung.
Iſt die B233. für die Regelung dieſer Frage zuſkändig?
Der Verwaltungsrat der BJ3. wird am
kom=
menden Montag zuſammentreten, um darüber zu
be=
ſtimmen, ob er für die Regelung, der Frage des
Garantiefonds zuſtändig iſt oder nicht. In amtlichen
franzöſiſchen Kreiſen iſt man natürlich der Auffaſſung, daß der
Verwaltungsrat der BJ3. ſehr wohl in der Lage ſei, dieſe ſo
be=
deutende Frage zu verhandeln. Der Direktor der BJZ., der
be=
kanntlich ebenfalls Franzoſe iſt, teilt dieſe Auffaſſung, aber man
iſt trotzdem nicht ganz ſicher, ob die Angelegenheit nicht doch noch
Verhandlungsgegenſtand zwiſchen den einzelnen Unterzeichnern
des Youngplanes werden wird, was man franzöſiſcherſeits
natür=
lich verhindern möchte.
Havas zur Garankiefondsfrage.
In einer Havas=Meldung wird zu der Frage Stellung
ge=
nommen, ob der franzöſiſche Wunſch, den im Falle eines Young=
Plan=Moratoriums von Frankreich zu ſtellenden 500=Millionen=
Garantiefonds gegebenenfalls in Monatsraten zu entrichten, eine
Abänderung des Young=Planes darſtellen würde, wie von
eini=
gen ausländiſchen, offenbar engliſchen, Zeitungen behauptet
wurde. In der Havas=Auslaſſung wird erklärt, daß die
franzö=
ſiſche Regierung um keinerlei Abänderung der franzöſiſchen
Ver=
pflichtungen für die Stellung des Garantiefonds eingekommen
ſei. Ihr Erſuchen bezwecke ausſchließlich nur eine Zulaſſung von
Monatszahlungen in den Garantiefonds. Es handelt ſich daher nur
um eine Durchführungsmodalität, eine der Beſtimmungen des
Young=Planes, über die die Internationale Zahlungsbank
be=
ſtimmen könne und die in keinem Falle den Rechten der übrigen
Gläubigerſtaaten Abbruch tue.
Von Gau Ming.
Eine chineſiſches Singſpiel in deutſcher Sprache von Vincenz
Hundhauſen.
Vincenz Hundhauſen, um deſſen letzte chineſiſche
Literatur=
überſetzung „Das Weſtzimmer” in Deutſchland ein
litera=
riſcher Streit entſtand, der zugunſten des Autors ausging, legt
eine neue ausgezeichnet überſetzte Dichtung klaſſiſcher chineſiſcher
Literatur vor: „Die Laute” oder „Die drei Unterwerfungen”
Das Drama „P1 Pa D31‟.
Ueber Gau Ming ſagt der Autor im Vorwort, daß er mit
Ehrennamen Dſö Tſchöng hieß und in Europa nach ſeinem
Ge=
burtsorte meiſt Gau Dung=Dja genannt wird. Er hat im Jahre
1345 n. Chr. den Doktorgrad erworben und war ſpäter erſter
Sekretär in der hauptſtädtiſchen Reichskanzlei. Seine
Gegner=
ſchaft gegen die Yüandynaſtie war ihm Veranlaſſung, ſich aus dem
politiſchen Leben zurückzuziehen. Er lebte als Privatmann und
Dichter in Ningpo, wo er 1367 das Drama „Pi Pa Dyu
vollen=
dete. Außer dieſem Drama iſt heute noch eine Sammlung von
Gedichten und Abhandlungen erhalten unter dem Titel „Jo Ko
Dſchai”.
Gau Mings Drama iſt in bewußtem ethiſchen und
künſtleri=
ſchen Gegenſatz zu dem faſt 200 Jahre älteren „Weſtzimmer” des
Dichters Wang Sche Fu geſchrieben. Es iſt die Geſchichte einer
Liebe zum Weib und einer Kindesliebe. Es iſt aber nicht die
Geſchichte eines Einzelnen, was Gau Ming dramatiſiert in
der vielbildrigen Handlung, es iſt unendlich mehr, iſt die
Ge=
ſchichte vielleicht der chineſiſchen Seele! Wenn auch das
Wort des Kaiſers Tai Dſu begründet ſein mag, der über „Di Pa
D)1” ſagte: „Die 5 Klaſſiker und die 4 heiligen Bücher ſind das
tägliche Brot für das Volk. Dieſe Oper gleicht einem
auserleſe=
nen Gericht für reiche Leute.‟ Es kann und ſoll wohl damit nicht
geſagt ſein, daß „Die Laute” nur die Seele des geſellſchaftlich
höchſtſtehenden China zeichnet, es iſt wohl ſchlechthin die Seele
des chineſiſchen Volkes aus dem 14. Jahrhundert. Ein köſtliches
Gedicht, das auch heute noch treffend iſt, wenngleich die
Ziviliſa=
tion des Weſtens, wenngleich die Wirren im Innern des Landes
ſelbſt, das chineſiſche Volk umgewandelt haben mögen.
Die Dichtung iſt von einer wunderbaren Weichheit und
lyri=
ſchen Schönheit. Sie beginnt mit einem Vorſpiel und führt über
eine Geburtstagsfeier in 42 Aufzügen durch das ganze Leben des
Helden des Dramas, des Studenten Tſai Yung, ſeiner Gattin
Wu Niang und vor allem ſeiner zweiten Gattin Niu Sche, der
*) Pekinger Verlag, Peking.
Hauptheldin der dramatiſchen Handlung. Nach unſeren Begriffen
ſchlicht und naiv iſt Leben und Schickſal Tſai Yungs und Niu
Sches, am äußeren Rahmen ihres Lebens gemeſſen, reich an
tragiſchen Zwiſchenfällen und ſchweren ſeeliſchen Konflikten. Die
ganze Dichtung ſingt ein Hohes Lied der Gatten= und
Kindes=
liebe und ein Hohes Lied der Treue, der Treue, die ihren Lohn
nicht beſſer und wirkſamer finden kann nach zeitlicher Auffaſſung
dichteriſchen Geſtaltens als in der Huld des Kaiſers, des Sohnes
des Himmels. Trotzdem aber — wiederum typiſche Auffaſſung
wird letztlich nicht dieſe Huld geprieſen, die äußeren Ausdruck
fand durch Titelverleihung, ſondern die Treue ſelbſt, die Tugend,
die die Huldigung veranlaßte:
„Preiſt nicht des Ruhmes, nicht des Titels Wert!
Die Treue, die ein guter Sohn bewieſen,
Der guten Gattin Tugend ſei geprieſen!
Mehr als ein Titel gelte, was er ehrt!“
Es iſt nicht ſo ſehr der Lebensgang und das tragiſche Schick
al der handelnden Perſonen, was uns heute in dieſer
wunder=
vollen Dichtung feſſelt. Es iſt mehr die ſchlichte und treffende
lyriſch=weiche Schilderung, farben= und duftreich in den naiven
Verſen. Und wenn auch die naive und blumenreiche
Ausdrucks=
weiſe ſich gleich bleibt, die Verſchiedenartigkeit des dichteriſchen
Charakter= und Milieugeſtaltens iſt meiſterhaft. — Die
Tugend=
haftigkeit der Tochter:
Aus dem Himmelsſchloſſe
Wurde ſie verbannt,
Weil ihr Herz der Erde
Sehnſucht hat gekannt!
Orchideen und Weihrauch
Duften ſchal und matt,
Dem, der ihrer Schönheit
Duft geatmet hat.
Morgenröte hat ihr
Ein Gewand gewebt
Mit dem Rauche, der aus
Opferſchalen ſtrebt!“
Sehr viel anders, aber in gleichem Reichtum von Phantaſie
und Wortgefüge wird kaiſerlicher Prunk geſchildert, und zwar
in einem Geſpräch zwiſchen dem Direktor der Präfektur und
einem Aufſeher. Eine kleine Probe:
„Die Brokatſchabracken leuchteten ganz
Wie Frühlingswolken im Sonnenglanz;
Auf den goldenen Sätteln lagen ſeidene Decken
Mit dicken Troddeln an allen vier Ecken;
Zu jadenen Gebiſſen führten die purpurenen Zügel,
Und an ſilbernen Ketten hingen die ſilbernen Bügel;
Mit Achat waren beſetzt die Halfter, und mit Korallen
Die Riemen und Schnallen.”
Allerdings kann derſelbe Aufſeher auch anders. Er ſchildert den
Rückgang in der Qualität des Marſtalls und der Pferde in
er=
heblich draſtiſcheren Worten und Verſen.
So wird verſchiedenartig, bis in kleinſte Kleinlichkeiten ſich
verlierend, farben= und blumenreich in Worten gemalt, in Verſen
geſchildert. Neben Hartem ſteht unendlich Zartes und Weiches.
Immer aber bleibt es die gleich tief gehende Herz und Seeliſches
erfaſſende Charakterzeichnung im Guten wie im Böſen.
Natur=
ſchilderungen, ebenſo wie die von Menſchen und Landſchaften.
Am Weiher ſingt Niu Sche:
„Ja, hier iſt gut ſein! Um den Weiher ſchwingt
Der Gräſer zartes Grün. Der Erdbeerregen
Hat aufgehört. Ein friſcher Südwind bringt
Freundliche Kühle. Flinke Schwalben fegen
Um die Geſimſe fröhlich kreuz und quer.
Die Matten gleichen kühlen Mereswogen.
Die ſeidenen Fächer ſchweben hin und her.
Die Perlenvorhänge ſind hochgezogen:
Vom Weiher dringt ja keine Schwüle mehr.
Horch, mein Gemahl rührt ſeiner Harfe Saiten,
Das Lied „Vom Güldenkleide” zu begleiten?
Wie ſchlicht und wie tief tragiſch ein paar Verſe aus dem
Kapitel „Das Bild der Schwiegereltern”, Verſe des
Abſchied=
nehmens:
„In den welken Weiden klagt
Herzzerreißend die Zikade,
Und der rauhe Herbſtwind jagt
Wirre Blätter, ohne Gnade.
Wende nicht den Blick zurück
Ziehe Straßen fort und Gaſſen.
Freundestroſt und Freundesglück
Haſt du hinter dir gelaſſen!“
Wir danken Vincenz Hundhauſen, dem bei dieſer Ueberſetzung
des Urtextes die ſelbſtloſe Mitarbeit des Dichters Feng Dſche
zur Seite ſtand, gute Ueberſetzungen vieler Werke klaſſiſcher
chine=
ſiſcher Literatur. „Die Laute”, ſein jüngſtes Werk, iſt eines der
beſten. Mit Recht ſagt der Verlag von ihm: „Das Drama Gau
Ming’s wird ebenſo wie das „Weſtzimmer” Bewunderung wecken
für die künſtleriſche Vollendung und die bei aller Einfachheit des
Erlebens gewaltige Ueberzeugungskraft der dramatiſchen
Dich=
tung Chinas. Das Drama Gau Ming’s öffnet den Blick für die
geiſtige Höchſtentwicklung und kulturelle Reife des menſchlichſten
aller Völker, die wir bisher nur aus Werken der Malerei und
Max Strec
des Kunſtgewerbes ahnten.
Nummer 189
Seite 3
Freitag, den 10. Juli 1931
Der weiteren Ausſprache über die Gemeindeordnung wohnen
nur noch zwei Dutzend Abgeordnete bei.
Abg. von der Schmitt (Komm.) lehnt die Vorlage, die
das Selbſtverwaltungsrecht der Kommunen weiter einenge, ab.
Gemeindeordnung und Zweckverbandsgeſetz
Abg. Dr. Beſt (V.R.P.) erklärt für ſeine Perſon Ablehnung
Zunenntinsſter Zeafcner
zur Verwalkungsreform.
Eniſcheidung über Aenderung des
Landkagswahl=
geſekes und 11. Auguſt=Zeier verſchoben.
* Der Landtag war geſtern ausgefüllt mit der Ausſprache über
die Geſetzentwürfe der neuen Gemeindeordnung und der
Zweck=
verbände. Wir haben unſere Meinung zu dieſen „Neuheiten”
bereits in mehreren Artikeln kundgetan und können darauf
ver=
zichten, hier noch einmal Stellung zu nehmen. Da im
Geſetz=
gebungsausſchuß in zwei Leſungen die Frage genügend geklärt
worden war, beſchränkte ſich der Landtag auf eine
Generalaus=
ſprache, die von
Innenminiſter Leuſchner
eingeleitet wurde, der u. a. erklärte: Mit dem Entwurf einer neuen
Heſſiſchen Gemeindeordnung, die dem Landtag nun zur
endgülti=
gen Beſchlußfaſſung vorliegt, hat die Regierung einem ſeit langem
gehegten Wunſche des Landtags entſprochen. Mit der Annahme
des Entwurfs wird in der Neukodifizierung des Rechts der
Ge=
meinden der Schlußſtein geſetzt ſein. Schon vor meinem
Amts=
antritt iſt das Gemeindewahlrecht außerhalb den beſtehenden
Ge=
meindeordnungen zuſammenfaſſend neu geregelt worden; ich ſelbſt
durfte Ihnen im Jahre 1929 das Gemeindebeamtengeſetz vorlegen,
das die Rechte und Pflichten der Gemeindebeamten zeitgemäß
fortgebildet hat. Nun ſoll als Hauptſtück der Reform die
neue Gemeindeordnung das Selſtverwaltungsrecht der
Gemein=
den auf eine neue feſte Grundlage ſtellen.
Daß wir in dieſen ſchweren Wochen und Monaten den Mut und
die Kraft gefunden haben, in unſerer Arbeit nicht zu erlahmen, iſt
ein Beweis dafür, daß wir trotz allem Schweren den
Glauben an die Ueberwindung der Kriſe, den Glauben an
eine beſſere Zukunft für Staat und Gemeinden, und damit
für unſer Volk, nicht verloren haben.
Dieſer Entwurf bringt die gemeinſame Gemeindeordnung für
Städte und Landgemeinden, weil wir die ſachlichen Gründe für
dieſe Zuſammenfaſſung für berechtigt halten. Die
geſetzestechni=
ſchen Bedenken, die dagegen von manchen Seiten vorgebracht
wor=
den ſind, haben ſich als unbegründet erwieſen. Trotzdem iſt aber
die Unterſcheidung zwiſchen Städten und Landgemeinden nicht
überflüſſig geworden, weil unter anderem der Größenunterſchied
zwiſchen den bisher nach der Städteordnung verwalteten
Gemein=
den und der großen Mehrzahl der Landgemeinden, ſowie die
Verſchiedenheit in der ſozialen und wirtſchaftlichen Struktur
die=
ſer Gemeinden eine gewiſſe unterſchiedliche Behandlung bedingen.
Aus ähnlichen Gründen ſind in dem Entwurf in gewiſſen Fällen
größere Landgemeinden den Städten gleichgeſtellt, womit zugleich
auch die Bahn für weitere zukünftige Angleichung frei gemacht
iſt. Aus Rückſicht auf die Unterſchiede in der Größe der
Stadt=
gemeinden ſind Sonderregelungen auf gewiſſen Gebieten
vorge=
ſehen, ſo z. B. für die Städte über 20000 Einwohner eine
Sonder=
regelung auf dem Gebiete des Kaſſe= und Rechnungsweſens, der
Rechnungsprüfung und auch bei einzelnen Beſtimmungen über die
Staatsaufſicht.
Grundſätzlich hält der Entwurf an dem Einkammerſyſtem für
die Gemeinden feſt. Es entſpricht dem Gedanken der
Selbſtver=
wältung, die ohne Selbſtverantwortung nicht, denkbar iſt, daß
das=
jenige Gremium, das grundſätzlich über alle
Gemeindeangelegen=
heiten zu beſchließen hat, auch die letzte Verantwortung für ſeine
Beſchlüſſe trägt. Und ich hielte es gerade in unſerer Zeit, in der
der Mut zur Selbſtverwaltung in den Kommunen ſchon hie
und da abgeſtumpft iſt.
für einen ſchwerwiegenden Fehler, wollte man der
beſchließen=
den Körperſchaft durch Einſchaltung eines zweiten Gremiums vor
der Bürgerſchaft einen Teil der Verantwortung abnehmen. Neben
dem Rat ſoll, wie bisher, auch in Zukunft der Bürgermeiſter als
der verantwortliche Leiter der geſamten Gemeindeverwaltung
ſtehen, der auch die Gemeinden nach innen und außen vertritt.
Bei ihm und ſeinen ſtellvertretenden Beigeordneten liegt
grund=
ſätzlich die Exekutive.
Man hat im Ausſchuß gefragt, ob es nicht an der Zeit ſei,
mit der Gemeindeordnung auch das Recht der
ſelbſtändi=
gen Gemarkungen zu regeln und damit einen Rechtszuſtand
zu beſeitigen, der in unſere Zeit nicht mehr recht paſſen will. Ich
teile durchaus dieſe Anſicht, bin jedoch der Meinung, daß die
Neu=
regelung des Gemarkungsrechts beſſer einer beſonderen Vorlage
vorbehalten bleibt. Bis dahin geben die Artikel 8 und 13 des
Entwurfs neue Handhaben, um die Beſeitigung der ſelbſtändigen
Gemarkungen vorzubereiten. Der Teil des
Ortsbürger=
rechts, der bisher in Städte= und Landgemeindeordnung
ent=
halten war, iſt in die neue Gemeindeordnung nicht aufgenommen
worden, obwohl auch auf dieſem Gebiete mir eine zeitgemäße
Neuregelung ſelbſtverſtändlich erſcheint.
Die neue Gemeindeordnung wird alſo Beſtimmungen über
die bevorzugte Behandlung eines Teils der
Gemeindeangehöri=
gen nicht enthalten, wie ſie denn auch die Rechte und Pflichten in
der Gemeinde grundſätzlich einzig auf die Gemeindezugehörigkeit
abſtellt und dabei beſtimmt, daß Gemeindeangehöriger jeder iſt,
wer in der Gemeinde wohnt.
Die bisher in der Landgemeindeordnung enthaltenen
Vor=
ſchriften für die Bildung von Gemeindeverbänden ſollen durch das
Zweckverbandsgeſetz erſetzt werden, das dem Landtag zur
gleichzeitigen Behandlung vorliegt.
Zum Schluß noch ein paar Worte zur Staatsaufſicht,
bei der keinerlei grundſätzliche Aenderungen vorgenommen
wur=
den. Der Entwurf hält nicht nur an dem bisherigen einfachen
und klaren Aufbau der Aufſichtsinſtanzen (Kreisämter und
M. d. J.) feſt, ſondern er vermeidet es auch bewußt, Verſchärfung
in der Beaufſichtigung der Gemeinden eintreten zu laſſen. Die
Beſtimmungen des Geſetzes zur Sicherung der Haushaltführung
der Gemeinden vom Dezember 1930 ſind nicht in den Entwurf
ein=
gebaut worden, weil ſie eine Notmaßnahme ſind, die nach meiner
Auffaſſung ſobald wie möglich verſchwinden muß. Das Geſetz,
das uns den Staatskommiſſar gebracht hat, iſt geboren
aus der Not der Zeit und muß, wenn wir den Glauben an die
Selbſtverwaltung hochhalten wollen, auch mit ihrer
Ueberwin=
dung wieder verſchwinden.
Die kriſenhaften Erſcheinungen in der Selbſtverwaltung haben
den Gedanken der Selbſtverwaltung nicht zu erfaſſen vermocht,
Seit über hundert Jahren hat die Selbſtverwaltung in den
Ge=
meinden Wurzeln geſchlagen, und es hat ſich gezeigt, daß ſie nicht
nur eine Vorausſetzung für die geſunde Entwicklung der
Gemein=
den war, ſondern daß ſie in der Heranziehung der
Gemeindebür=
ger zur Verantwortung auch große ſtaatspolitiſche Aufgaben
er=
füllt hat. Der große Wurf des Reichsfreiherrn vom Stein, deſſen
100. Todestags wir gerade gedacht haben, iſt gelungen. Seine
Ideen haben auch für unſere Generation ihre Bedeutung nicht
ver=
loren. Selbſtverantwortung durch
Selbſtverwal=
tung, das iſt es, was auch heute unſeren
Gemein=
den nottut.
Abg. Heyne (D. Volksp.) ſtellt feſt, daß die vorjährige
Be=
hauptung der Regierungsparteien, der Landtag müſſe zur
Erledi=
gung der Verwaltsreform um ein Jahr verlängert werden,
durch dieſe Vorlagen keine Begründung finden könne. Hier
würden ja einfach zwei getrennte Geſetze zuſammengefaßt. Im
Intereſſe der Materie wäre es richtiger geweſen, den
komplizier=
ten Stoff einheitlich und nicht jetzt Hals über Kopf und ſtückweiſe
zu erledigen. Trotzdem bereits zahlreiche Einzelgeſetze beſtünden,
fehle immer noch die Regelung der Polizeiverwaltung, des
Orts=
bürgerrechts und der ſelbſtändigen Gemarkungen. Die Deutſche
Volkspartei habe im Ausſchuß poſitiv mitgearbeitet, weil
Grund=
ſätzliches nicht geändert werde und einige notwendige
Angleichun=
gen erfolgt ſeien Erſcheinungen unſerer heutigen Situation in
feſter Form im Geſetz zu verankern, könne ſpäter ſchädliche
Konſe=
quenzen zeitigen. Vergütungen an die Ratsmitglieder dürften nur
bei wirklich entgangenem Arbeitsverdienſt erſetzt werden.
Begrü=
ßenswert ſei die Verleihung der Diſziplinargewalt
an die Büngermeiſter in den Gemeinde= und
Stadtratsſitzungen. Zwiſchen Berufs= und
Ehrenbürger=
meiſter müſſe klar unterſchieden werden. Volksabſtimmung über
die Einführung des Berufsbürgermeiſters in Gemeinden über
2000 Köpfen lehne die Deutſche Volkspartei ab.
Es werden die
fim
Abſtimmungen
eingeſchoben. Von der Rechten iſt ein neuer Antrag eingegangen,
im Wahlgeſetz die Zulaſſung von Liſtenverbindungen zu
veran=
kern. Abg. Kaul (Soz.) verlangt Ausſchußberatung, und ſo wird
die Abſtimmung in der zweiten Leſung auf Freitag vertagt. Da
zwiſchen Sozialdemokraten und Zentrum noch Verhandlungen
ſtattfinden, wird auch die Abſtimmung über den volksparteilichen
Antrag, den 1 1. Auguſt als geſetzlichen Feiertag aufzuheben, auf
Freitag verſchoben. Der Filmzenſur=Antrag des Zentrums,
den wir geſtern mitteilten, wird mit 33 Stimmen der Rechten, des
Zentrums und des Abg. Donat gegen 32 Stimmen der übrigen
Parteien angenommen. Der Zentrumsproteſt gegen die
Brotpreiserhöhung wird durch die bekannte
Ausſchußent=
ſchließung für erledigt erklärt und die Regierung
aufge=
fordert, ihre Bemühungen auf Herabſetzung des
Brotpreiſes energiſch fortzuſetzen.
der Vorlage und bringt 21 Abänderungsanträge ein, die zunächſt
im Geſetzgebungsausſchuß verhandelt werden ſollen.
Abg. Schreiber (Staatsp.) bringt zu einzelnen Artikeln
Wünſche vor, insbeſondere auf Sicherungen gegen parteipolitiſche
Verleihung des Ehrenbürgerechts, ſtimmt jedoch dem Geſetz zu.
Abg. Dr. Müller (Landb.) bedauert das Stückwerk, das
von den Regierungsparteien erneut geleiſtet werde. Die kitzligen
Punkte — ſelbſtändige Gemarkungen, Ortsbürgernutzen, Allmende
blieben unerledigt Vorſchriften, die wohl, für Städte
rich=
tig, müßten in Landgemeinden finanziell zu den ſchwerſten
Schä=
den führen. Vom Geiſt des zitierten Freiherrn vom Stein atme
die Vorlage ſehr wenig, und die Landbundfraktion lehne das
Geſetz ab.
Abg. Schül (Ztr.) ſtimmt zu und zollt den beiden
Referen=
ten des Miniſteriums, Staatsrat Schwamb und Miniſterialrat
Dr. Weber, Anerkennung für die von ihnen geleiſtete
vorzüg=
liche Arbeit. Auch die berufenen Organiſationen der Stadt= und
Landgemeinden begrüßten die Vorlage. Angeſichts der
komplizier=
ten Rechtsverhältniſſe ſeien Sondergeſetze über die ſelbſtändigen
Gemarkungen und den Ortsbürgernutzen notwendig.
Abg. Sturmfels (Soz.) unterſtreicht die Ausführungen
des Miniſters und glaubt, daß die geäußerten Bedenken gegen
einzelne Vorſchriften der Geſetze in der Praxis ſich als
unbegrün=
det erweiſen würden. Notwendige Reformen der Verwaltung habe
die Regierung auch hier vorgenommen. Da dieſer Landtag
be=
reits Spezialfragen — Gemeindebeamtengeſetz,
Polizeibeamten=
geſetz uſw. — geregelt habe, war es Pflicht, auch das Hauptſtück
des Werkes noch zu erledigen.
Nachdem Staatsrat Schwamb die Vorlage auch im
einzel=
nen verteidigt hatte, kam Abg. Dr. Werner (Natſoz.) zu einer
Ablehnung der Geſetze. Wenn der angerufene Freiherr vom Stein
dieſe Vorlagen durchläſe, wenn er ſehen müßte, wie ein
Staats=
kommiſſar hinter dem anderen durchs Land ziehe und Ordnung
und Steuern dekretiere, würde er ſich im Grabe umdrehen.
Damit iſt die Ausſprache geſchloſſen, die Abſtimmung erfolgt
am Freitag.
Die kommuniſtiſchen Abgg. Sumpf und Hammann
be=
gründen dann noch ihren Mißtrauensantrag gegen den
Polizeiminiſter Leuſchner und dann vertagt ſich das
Haus um 2.45 Uhr auf Freitag, 10 Uhr. Am Freitag ſoll in einer
Dauerſitzung die Tagesordnung aufgearbeitet werden. Wie ſchon
jetzt feſtſteht, will ſich der Landtag kurz vor den Neuwahlen noch
einmal zuſammenfinden.
Preußen=Landkag
lehnk Selbſkauflöſung ab.
Bolksentſcheid nunmehr am 9. Auguft.
Berlin, 9. Juli.
Der Preußiſche Landtag hatte am Donnerstag darüber zu
entſcheiden, ob er entſprechend dem Volksbegehren und einem
kommuniſtiſchen Antrag aufgelöſt werden ſolle. Mit 229 gegen
190 Stimmen wurde die Auflöſung abgelehnt. Gegen die
Auf=
löſung ſtimmten im weſentlichen nur die Regierungsparteien.
*
* Da der Preußiſche Landtag es abgelehnt hat, ſich ſelbſt
auf=
zulöſen, kommt es jetzt zu dem vom Stahlhelm geforderten
Volks=
entſcheid, der am 9. Auguſt ſtattfinden wird. Das
Abſtimmungs=
ergebnis ſelbſt fordert aber zur ſchärfſten Kritik heraus, weil die
Oppoſition erneut den Nachweis gebracht hat, daß ſie unfähig iſt,
eine gemeinſame Aktion geſchloſſen durchzuführen und zu zeigen,
daß Herr Braun und Herr Severing in Preußen mit einer
Mehr=
heit von ganzen ſieben Stimmen regieren. Die Weimarer
Koa=
lition war nicht nur vollzählig erſchienen. Zu ihr war auch noch
ein oppoſitioneller Kommuniſt geſtoßen, ſo daß ſie 229 Stimmen
aufbrachte, während die gegneriſchen Parteien es nicht fertig
ge=
bracht hatten, den letzten Mann heranzuziehen. Die Kommuniſten
waren ſehr ſchwach vertreten. Auch die Deutſchnationalen waren
zu einem erheblichen Teile nicht gekommen. Bei den übrigen
Par=
teien fehlten ebenfalls einige Abgeordnete, während die Deutſch=
Hannoveraner ſich ſogar an der Abſtimmung nicht beteiligten. So
kam ein Ergebnis von 229 gegen 190 Stimmen für die
Ableh=
nung des Auflöſungsantrages zuſtande. Aus der Mehrheit von
ſieben Stimmen iſt auf dieſe Weiſe für die Regierung eine
Mehr=
heit von 39 Stimmen geworden, was die Preußenregierung
ſelbſt=
verſtändlich gegen den Stahlhelm=Volksentſcheid ausſpielen wird.
* Eiweiß aus Kohle.
Eine Richtigſtellung: „Eiweißbauſtoffe auf Baſis Kohle.”
Zu der in Nr. 179 des „Darmſt. Tgbl.” peröffentlichten
Aus=
laſſung über den Vortrag des Profeſſors Dr. Wilh. Glund.
Direktor der Geſellſchaft für Kohlentechnik, Dortmund, wird uns
von dieſem berichtigend geſchrieben:
Eine Dortmunder Meldung über den Inhalt des in der
Gene=
ralverſammlung der Geſellſchaft für Köhlentechnik von mir
gehal=
tenen Vortrages iſt entſprechend einer herausgegebenen
Miitei=
lung an die Preſſe in einer Anzahl von Zeitungen inhaltlich
rich=
tig wiedergegeben worden, dagegen iſt daraus offenbar eine
an=
dere Meldung hervorgegangen, die einer Anzahl anderer
Zei=
tungen als Unterlage gedient und Ei=veißbauſteine mit Eiweiß
verwechſelt hat. Infolgedeſſen ſind übertriebene Hoffnungen daran
geknüpft worden, die hiermit auf das richtige Maß zurückgeführt
werden ſollen. Inzwiſchen iſt hierzu auch noch eine Auslaſſung
einer bekannten Perſönlichkeit auf dem Gebiete der
Kohlenfor=
ſchung über die Eiweiß=Herſtellung aus Kohle in der
Tages=
preſſe erfolgt, die aber gerade den Wert des Grundgedankens des
Vortrages nicht genügend erkennen läßt, ſo daß auch hierzu dieſe
Klarſtellung notwendig iſt.
Der Inhalt der Ausführungen beſtand u. a. darin, an Hand
einer Reihe durch Totalſyntheſe aus Kohle in der Geſellſchaft für
Kohlentechnik hergeſtellter Eiweißbauſteine zu demonſtrieren, daß
jetzt die Brücke zwiſchen der techniſchen Kohlenchemie und der
or=
ganiſch=ſynthetiſchen Arbeit geſchlagen ſei. Der Kernpunkt der
Ausführungen war deshalb, techniſch und wirtſchaftlich denkende
Kreiſe darauf aufmerkſam zu machen, daß es an der Zeit ſei, in
größerem Rahmen als bisher einerſeits die Herſtellung der
man=
nigfaltigſten Stoffe mit Hilfe der organiſchen Syntheſe auf Baſis
Kohle aufzugreifen und techniſch allmählich zu entwickeln,
anderer=
ſeits durch phyſiologiſche Arbeiten Verwendungsgebiete für dieſe
Stoffe zielbewußt zu ſuchen. In gleicher Weiſe haben vor
Jahr=
zehnten die einzelnen Werke, welche heute die J. G.
Farbenindu=
ſtrie bilden, durch ſyſtematiſche Arbeit auf der Baſis der
Teer=
produkte das ſtolze Gebäude der heutigen Farben= und
chemiſch=
pharmazeutiſchen Induſtrie entwickelt. Was die Eiweißbauſtofſe,
die nur einen Teilpunkt des Programms bilden, die ſog.
Amino=
ſäuren und Peptide, betrifft, ſo iſt für dieſe eine ganze Anzahl
Syntheſen bekannt, die aber bisher über den
Laboratoriumsmaß=
ſtab, das Arbeiten in Glasgefäßen uſw., nicht hinausgekommen
ſind. Demgegenüber iſt es alſo heute möglich, ſchon einzelne dieſer
Eiweißbauſteine auf Baſis Kohle und Koks und damit in jedem
beliebigen Umfange herzuſtellen. Als Schulbeiſpiel für derartige
Produktionen kann die heute ſchon zu Tauſenden von Tonnen auf
Baſis Kohle und Koks dargeſtellte Eſſigſäure dienen. Ganz analog
hat die Geſellſchaft für Kohlentechnik ihre Arbeiten eingeſetzt. Es
iſt daher ſchon richtig, daß die induſtrielle Herſtellung von
Pro=
dukten, welche im lebenden Körper vorkommen oder als deſſen
Bauſteine eine Rolle ſpielen, einen erheblichen Schritt
näherge=
rückt iſt und auf Baſis Kohle bzw. Koks geſtellt werden kann. Ob,
wie und welche dieſer einzelnen Stoffe breitere Verwendung
fin=
den, wird außer der techniſch=chemiſchen Entwicklung der
Her=
ſtellungsverfahren noch vieler, ſpez, phyſiologiſcher Arbeit
bedür=
fen. Wenn man auch ſeine Hoffnungen auf dieſem Gebiete, wie
auch in dem Vortrag deutlich zum Ausdruck gebracht wurde,
vor=
erſt noch ſehr beſcheiden muß, ſo darf man doch nicht davor
zu=
rückſchrecken, nach dieſer Richtung einmal den Anfang zu machen,
denn nur ſo wird ein Fortſchritt erzielt. In dieſem
Zuſammen=
hang ſei daran erinnert, daß dieſes Arbeitsgebiet einen
folgerich=
tigen und zeitgemäßen Schritt vorwärts auf demſelben Wege
be=
deutet, welcher z. B. bei der Pflanzendüngung ſeit langem dadurch
beſchritten wird, daß man die zum Wachstum und Gedeihen
be=
nötigten Stoffe, wie Stickſtoff und Mineralſalze, in geeigneter
Form zuführt. Auch ohne daß man ſynthetiſches Eiweiß für die
menſchliche Ernährung vorweiſen konnte — ein Gebiet, über das
man heute noch nichts ſagen kann und von dem man nicht weiß,
wie es ſich ſpäter darſtellen wird — bietet die Tatſache, daß die
Herſtellung auch von Eiweißbauſteinen auf
Ba=
ſis Kohle zur Erſchließung reif geworden iſt, für den
Fachmann ſchon genug neue Möglichkeiten, ſodaß es in vollem
Um=
fange gerechtfertigt iſt, daß hiervon vor einem Gremium, wie es
die Generalverſammlung der Geſellſchaft für Kohlentechnik
dar=
ſtellt, die Rede war.
Bon Deutſchlands Hohen Schulen.
Die Wahlen zum Aſta der ſtudentiſchen Kammer der
Univerſi=
tät Marburg ergaben folgendes Reſultat: Liſte 1: Nationaler
Block (Stahlhelm= und Deutſchnationale Hochſchulgruppe) 772
Stimmen und 10 Sitze: Liſte 2: Deutſch=Akademiſcher Ring
(Deutſche Studentenſchaft D. St.) 429 Stimmen und 6 Sitze; Liſte 3:
Nationalſozialiſtiſcher Deutſcher Studentenbund 1525 Stimmen und
1 Sitze; Liſte 4: Ueberparteiliche Arbeitsgemeinſchaft
katholi=
ſcher Korporationen und Freiſtudenten 238 Stimmen und 3 Sitze;
Liſte 5: Ring deutſcher Studentinnen 74 Stimmen und 1 Sitz.
Ungültig waren 34 Stimmen. Insgeſamt wurden 3072 Stimmen,
gleich 72 Prozent Wahlbeteiligung, abgegeben, mit insgeſamt 41
Sitzen. Wahlberechtigt waren 4270 Studierende.
Leipzig: Der 1. Oberarzt der Mediziniſchen Klinik der
Uni=
verſität Leipzig. Profeſſor Dr. med Weigeldt, iſt als Direktor
der inneren Klinik an das als moderner Zweckbau amerikaniſchen
Stils neuerrichtete Krankenbaus= Fürth=Nürnberg berufen worden.
Ernſt Proſſinagg: „Das Antlitz Amerikas‟. Drei Jahre
diplomatiſcher Miſſion in den U. S. A.
284 Seiten. Broſchiert
RM. 4.50, Leinen RM. 6.—. Amalthea=Verlag, Zürich, Leipzig,
Wien.
Die Literatur über Amerika und deſſen machtvollſten
Neprä=
ſentanten die Vereinigten Staaten, iſt im ſteten Anſchwellen
be=
griffen. Immer mehr fühlt der Europäer, mag er von dem
Phä=
nomen des märchenhaft raſch entwickelten Landes angezogen oder
abgeſtoßen ſein, daß eine Auseinanderſetzung mit ihm, ein
Ab=
wägen der beiderſeitigen Ziviliſationen und Kulturen
unaus=
weichlich geworden iſt. Der Autor iſt in das Land nicht als
flüchtiger Reiſender gekommen. Er hat dort für ſeine
öſterrei=
chiſche Heimat drei Jahre lang in diplomatiſcher Stellung als
Vertreter in einer internationalen Schiedskommiſſion erfolgreiche
Arbeit geleiſtet, deren wichtigſte Frucht, die Freigabe des im
Kriege beſchlagnahmten öſterreichiſchen Vermögens war. Seine
Eindrücke und Beobachtungen ſind nicht die eines müßigen
Zu=
ſehers, ſondern die Erlebniſſe eines Europäers, der im friedlichen
Waffengang internationaler Schiedsgerichtsbarkeit vor ſeinem
amerikaniſchen Forum in Ehren beſtanden hat.
— Das Wiſſen um das Feldherrntum. Von Adalbert v
Boet=
icher, im Kriege Hauptmann im Generalſtab. Verlag J.
Wieſike, Brandenburg (Havel). 1931. Preis RM. 1.—.
„Eine Anregung für Laien und Fachleute” nennt der
Ver=
faſſer ſeine Studie, die auf dem knappen Raum von nur 42
Druck=
ſeiten in gedrängter Form und doch leicht faßlich über einen gar
häufig und ausführlich behandelten Stoff das Weſentliche ſagt,
das zu ſagen bisher verſäumt wurde. An die Laien richtet ſich
die Mahnung aus der ausgedehnten militärwiſſenſchaftlichen
Kritik nicht die Fehlſchlüſſe zu ziehen, zu denen das Halbwiſſen
und das Halbverſtehen verlockt und die zum oberflächlichen
Dilet=
tantismus im Urteilen über die Leiſtungen unſerer Heerführer
werden. Für die militäriſchen Fachleute ergibt ſich hieraus der
Hinweis, daß ſie der Laienwelt das Werk ſchuldig geblieben ſind,
aus dem auch der Laie Verſtändnis und Kenntniſſe ſchöpfen kann,
um die ſtrategiſchen Operationen und vor allem die
Feldherrn=
leiſtungen und Feldherrnqualitäten richtig zu werten. Was der
Verfaſſer zu ſagen hat, iſt ſo knapp und ohne jedes überflüſſige
Beiwerk gefaßt, es iſt ganz offenbar jedes Wort ſo genau
über=
legt, daß eine wirkliche Inhaltsangabe dieſer in jeder Hinſicht
außerordentlich inhaltsreichen Schrift den gleichen Umfang wie
dieſe ſelbſt einnehmen würde.
„Eheſcheidung”. (Ein Heft für Nichtjuriſten.) Verfaſſer:;
Rechts=
anwälte Fließ und Dr. Friedeberg. Verlag: Wilhelm Rahn,
Stettin.
Das vorliegende Heft bringt in knapper und klarer Form
ne Darſtellung des geſamten Eheſcheidungsverfahrens.
Sämt=
iche mit der Eheſcheidung in Zuſammenhang ſtehenden Fragen
jie die Koſtenfrage, die Frage des Unterhalts, der Wohnung, der
inder uſw. werden in anſchaulicher Weiſe mitbehandelt. Ein
auptvorzug des Heftes iſt die einfache und klare Sprache, die
h von allen ſchwerperſtändlichen Fachausdrücken und juriſtiſchen
egriffen fernhält.
Seite 2
Freitag, den 10. Juli 1931
Nummer 189
Die deutſche Gekreidewirkſchaft
im rommenden erntejayt.
Miniſter Schiele kündigt
Inlandsweizenvermahlungs=
zwang von 97 Prozenk für das ganze
Wirtſchaftsjahr an.
Berlin, 9. Juli.
Im Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft
fanden am Donnerstag unter Vorſitz des Reichsminiſters Schiele
die angekündigten Beſprechungen über die Handhabung des
Ver=
mahlungszwangsgeſetzes im kommenden Wirtſchaftsjahre ſtatt.
Mi=
niſter Schiele gab einen knappen Ueberblick über die zu
erwar=
tende Situation des deutſchen Weizenmarktes im Erntejahr
1931/32. Er bezifferte den durchſchnittlichen
Weizen=
bedarf einſchließlich des Saatgutes auf etwa 4,8
Millio=
nen Tonnen, ſo daß auch bei einer Weizenernte von
4,5 bis 4,6 Millionen Tonnen, mit der infolge der
ver=
tärkten Umſtellung zum Weizenbau zu rechnen ſei, am Schluſſe des
Erntejahres noch ein Einfuhrbedarf von einigen
100 000 Tonnen verbleiben dürfte. Hierbei iſt zu
be=
rückſichtigen, daß der Bedarf mit einer Mindeſt=, die Ernte
da=
gegen mit einer Höchſtmenge in Rechnung geſetzt iſt. Um einer
Preisdepreſſion, die ſich aus der durch den Geldmangel der
Land=
wirtſchaft bedingten Beſchleunigung der Erntemobiliſierung und
der begrenzten Aufnahmefähigkeit der abnehmenden Hand ergeben
könnte, entgegenzuwirken, ſei es notwendig, den
höchſt=
möglichen Satz für das geſamte Wirtſchaftsjahr
als Vermahlungsquote für Inlandsweizen
feſt=
zuſetzen und zwar 97 Prozent. Sollten ſich aus der
Höhe der Quote Schwierigkeiten ergeben, namentlich am Schluſſe
des Wirtſchaftsjahres, ſo wird durch rechtzeitige Maßnahmen dem
veränderten Bild der Verſorgungslage Rechnung getragen werden.
Zur Ueberwindung eines Saiſondruckes, insbeſondere im
Herbſt, ſoll ein Weizenexport ermöglicht werden und damit im
Zuſammenhang ein ſich über das ganze Wirtſchaftsjahr
verteilen=
der Reimport. Durch dieſe Maßnahme wird gleichzeitig ein
Qua=
litätsaustauſch zwiſchen deutſchem Weich= und ausländiſchem
Kle=
berweizen ſtattfinden können. Allen an der Getreidewirtſchaft
und am Getreideaußenhandel intereſſierten Kreiſen wird die
Ge=
legenheit gegeben werden, die ſich aus dem Export ergebenden
Chancen voll auszunutzen.
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10526
Im weiteren Verlaufe ſeiner Rede machte der Miniſter dann
noch die Mitteilung, daß nach dem Zuſtandekommen des Hoover=
Moratoriums und der Bürgſchaftsübernahme der deutſchen
Wirt=
ſchaft aller Vorausſicht nach auch Möglichkeiten für die notwendige
Erntefinanzierung gegeben werden. Diesbezügliche
Verhandlun=
gen haben bereits ſtattgefunden, und es iſt zu hoffen, daß die
Vorbereitungen demnächſt zum Abſchluß gebracht werden können,
womit auch Mittel für die Getreidelombardierung bzw.
Magazi=
nierunug beſchafft werden könnten.
Zu den Ausführungen Schieles erfahren wir ergänzend, daß
die Pläne bezüglich der Schaffung eines Weizenexport= und
Re=
import=Möglichkeiten darauf hinauslaufen, den Export nicht
mengenmäßig, ſondern nur zeitlich, wahrſcheinlich bis Dezember
1931, zu begrenzen, während die Einfuhr ſich auf das ganze
Wirt=
ſchaftsjahr verteilen könnte. Sollte dieſe Abſicht voll verwirklicht
werden, ſo wird auch das Beſtehen des 97prozentigen
Vermah=
lungszwanges, der im übrigen ſo früh, als es die
Ernteverhält=
niſſe nur immer erlauben, in Kraft geſetzt werden ſoll, die
Ver=
mahlung großer Mengen von Auslandsweizen verhindern. Die
bei der Ausfuhr von Weizen ausgeſtellten Exportſcheine, die dem
Inhaber das Recht auf Wiedereinfuhr der gleichen Menge
gewäh=
ren, allerdings wahrſcheinlich unter Entrichtung eines
Teilbetra=
ges des geltenden Zollſatzes, würden dem Müller nämlich
mengen=
mäßig auf dieſe Vermahlungsquote für Inlandsweizen verrechnet
werden. Ueber dieſen Punkt ſchweben zurzeit noch
Verhandlun=
gen, dahingehend, ob überhaupt irgendeine Begrenzung
vorge=
nommen werden ſoll. Sehr weſentlich iſt, daß der Miniſter in
ſeiner Rede betonte, es werde allen an der Getreidewirtſchaft und
am Getreidehandel intereſſierten Kreiſen die Möglichkeit
ein=
geräumt werden, alle ſich für den Export ergebenden Chancen voll
auszunutzen. In dem Reichsminiſter Dr. Schiele naheſtenden
Kreiſen glaubt man, daß die in Ausſicht genommenen Maßnahmen
auf jeden Fall ausreichen, um einen reibungsloſen Ablauf der
Weizenverwertung ſicherzuſtellen.
Jedenfalls kann von einer Weizenkriſe für das kommende
Erntejahr nicht die Rede ſein. Authentiſche Mitteilungen über
irgendwelche Pläne hinſichtlich eventueller ſtützender Maßnahmen
für Rogen waren bisher nicht zu erhalten. Gewiſſe Andeutungen
zielen aber darauf hin, daß gegebenenfalls etwas Aehnliches wie
der Austauſch zwiſchen Inlands= und Auslandsweizen bei
Rog=
gen und Futtergerſte eingeführt werden könnte.
Die franzöfiſch=rufſiſchen Wirkſchafts=
Verhandtanget.
Geringe Ausſichken auf Berſtändigung.
Paris, 9. Juli.
Die ſeit dem 5. Juni d. J. in Paris geführten
franzöſiſch=
ruſſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen ſind, wie Havas mitteilt,
noch nicht in eine Periode eingetreten, die eine baldige
Ver=
ſtändigung vorausſehen ließe. Franzöſiſcherſeits nehmen
an den Beſprechungen teil: Vertreter des Handels=, des
Land=
wirtſchafts=, des Finanz= und des Außenminiſteriums. Die
Sowjetdelegierten verlangen in erſter Linie
die Aufhebung des franzöſiſchen Dekrets vom
3. Oktober 1930 gegen das ruſſiſche Dumping.
Der Vertreter des Handelsminiſteriums habe gegen die
Auf=
hebung des Dekrets keine Einwendungen zu erheben, doch habe
der Vertreter des Finanzminiſteriums darauf hingewieſen, daß
bei Aufhebung des Dekrets und bei Abſchluß eines
Handels=
abkommens mit der Moskauer Regierung Sowjetrußland das
franzöſiſche Kreditverſicherungsgeſetz von 1929 zugute kommen
würde, das automatiſch den Ländern Zahlungserleichterungen
gewährt, mit denen Frankreich durch Handelsverträge
verbun=
den iſt. Frankreich könne jedoch einen ſolchen Vorteil an
Sow=
jetrußland nicht gewähren, ſolange die Schuldenfrage nicht geregelt
ſei. Andererſeits hätten die von den offiziellen franzöſiſchen.
Sachverſtändigen befragten Vertreter des franzöſiſchen Handels
und der franzöſiſchen Induſtrie eingewandt, man habe ihnen
verſprochen, die Schuldenfrage werde im Verlauf der
Verhand=
lungen nicht zur Erörterung kommen und der Abſchluß des
ge=
planten Handelsabkommens werde ſich nur auf einen
Handels=
vertrag mit beſchränkter Tragweite erſtrecken. — So ſtehen
gegen=
wärtig die Verhandlungen, die ſich auch auf andere,
zweit=
rangige Punkte erſtrecken und, wie man annimmt, noch mehrere
Wochen andauern dürften, ohne daß feſtſteht, daß ſie
über=
haupt zu einer Verſtändigung führen werden.
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auf alle Waren und auf die volle Einkaufsſumme.
Nichtmitglieder machen ſich und ihre Anſtifter durch Einkauf in unſeren Verteilungsſtellen nach
§ 152 des Genoſſenſchaftsgeſetzes ſtrafbar. — Soweit wir Nichtmitglieder beim Einkauf in
unſeren Verteilungsſtellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Polizei zur Rnzeige bringen.
Nummer 189
Seite 5
Freitag, den 40. Juli 1931
99
Aus der LAndeshkuerftädt.
Darmſtadt, den 10. Tuli 1931.
Der Deutſche Luftfahrertag 1933 in Darmſtadk.
Nachdem der diesjährige Deutſche Luftfahrertag in
Augs=
burg in jeder Beziehung ein großer Erfolg ſowohl für den
Ver=
anſtalter, wie für die Stadt war, wird es die Darmſtädter
inter=
eſſieren, zu erfahren, daß der Luftfahrertag 1933 in Darmſtadt
ſtattfindet. Dankenswerter Weiſe haben der Heſſen=Flieger=Verein
für Luftfahrt, vertreten durch Herrn Dr. Ouvrier und Herrn Prof.
Dr. Georgii, die Einladung des Herrn Oberbürgermeiſters in
Augsburg auf das wärmſte unterſtützt und erreicht, daß dieſes
be=
deutende flugſportliche Ereignis vielleicht das größte, das man in
dieſer Art in ganz Deutſchland kennt, für 1933 nach Darmſtadt
ge=
legt wurde. 1932 findet der Deutſche Luftfahrertag in Roſtock ſtatt.
Auch für das Jahr 1932 liegen bereits mehrere größere
Ver=
anſtaltungen feſt. So z. B. der Deutſche Berufsſchullehrertag, der
weit über 1000 Perſonen nach Darmſtadt führen wird, die
Reichs=
verbands=Tagung deutſcher Bauunternehmer und eine geſchäftliche
Konferenz der Deutſchen Chemiſchen Geſellſchaft. Bereits jetzt wird
in Verbindung mit dem Heſſiſchen Sängerbund eine intenſive
Wer=
bung mit dem Ziele getrieben, daß während des 11. Deutſchen
Sängerbundesfeſtes 1932 in Frankfurt möglichſt viele Vereine in
Darmſtadt Quartier nehmen. Die Bemühungen ſind zum größten
Teil von Erfolg gekrönt geweſen.
— Ernannt wurde am 16. Juni der Kanzleigehilfe bei dem
Amtsgericht in Homberg Wilhelm Becker zum Kanzliſten mit
Wirkung vom 1. Juni 1931 an.
Uebertragen wurde durch die Kirchenregierung dem Pfarrer
Walter Uhl zu Breungeshain, die evangeliſche Pfarrſtelle zu
Wallernhauſen, Dekanat Nidda, und dem Pfarrer Rudolf Peter
zu Güttersbach die evangeliſche Pfarrſtelle zu Friedberg=Fauerbach.
Dekanat Friedberg.
— Kunſtausſtellung bei Pertchen, Eliſabethenſtraße. Seit
An=
fang dieſer Woche ſind in der Kunſthandlung Pertchen,
Eliſa=
bethenſtraße, einige Aquarelle eines jungen Künſtlers, Wilhelm
Kirſchner, ausgeſtellt. Die Motive ſind unſerer Heimat, der
Berg=
ſtraße, entnommen. Friſch und farbenfroh ſind ſie uns hingeſtellt,
die maleriſchen Punkte der Nachbarſchaft, von denen einer, der
Kirchenaufgang zu Eberſtadt, mit ſeiner herrlichen Linde bald
nicht mehr ſein wird. Mächtig ausladend, überſchattet die Linde
den Jubiläumsbrunnen, aus dem munter das Waſſer plätſchert.
Die übrigen Aquarelle zeigen uns das idylliſche Mühlchen im
Balkhäuſer Tal, über deſſen oberſchlächtiges Mühlrad das Waſſer
rauſcht, ein Motiv aus Zwingenberg, den Marktplatz mit der
alt=
ehrwürdigen Apotheke und dem Rathaus, im Hintergrunde die
Kirche auf einem Stück der alten Feſtungsmauer aufgebaut; das
vierte Bild bietet uns einen ſchönen Blick auf das Auerbacher
Schloß. Aus der duftigen Ferne winkt uns der Melibokus
herüber. Ein anderes Motiv iſt Schönberg bei Bensheim
ent=
nommen. Recht erhaben ſteht hier auf kleiner Bergeshöhe das
Schönberger Schloß. Ueber allen Biſdern liegt recht viel Sonne.
die Licht= und Schattenreflexe ſind ſehr wirkungsvoll und natürlich
eingeſetzt.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſiſchen
Landes=
theater. „Die ſpaniſche Fliege” Arnold und Bachs
humor=
ſprühender Schwank, den Bruno Harprecht mit zahlreichen Geſangs=
und Tanz=Schlagern ausgeſtatter hat, und der in dieſer
muſikali=
ſchen Faſſung allabendlich ſtürmiſche Heiterkeitserfolge erzielte,
gelangt am heutigen Freitag zur unwiderruflich letzten
Wieder=
holung, auf die deshalb nochmals hingewieſen ſei. Kein Freund
ausgelaſſenſten Humors ſollte den Beſuch dieſer Aufführung, die
jeden ein paar Stunden die Sorgen des Alltags vergeſſen läßt,
verſäumen. Der morgige Samstag bringt unter der Leitung von
Dr. Viktor Warſitz die Darmſtädter Erſtaufführung einer der
in=
tereſſanteſten Neuerſcheinungen auf dem Gebiete der Komödie mit
Marcel Pagnols vieraktigem „Zum goldenen Anker”
(„Im Hafen von Marſeille‟). Die Neuheit fand dank ihres ſtark
pointierten Dialogs überall begeiſterte Aufnahme und eroberte
ſich betnahe über Nacht ſowohl die ausländiſchen, wie die
deut=
ſchen Bühnen. Direktor Harprecht bringt mit dieſem Werke eine
der epochalſten Novitäten des modernen Repertoires in Darmſtadt
zur Erſtaufführung, ſo daß die morgige Premiere zweifellos das
größte Intereſſe finden wird.
Führer von Kleinkrafträdern müſſen einen
Perſonalaus=
weis bei ſich führen. Durch die Erleichterungen, die den Führern
von Kleinkrafträdern hinſichtlich der Befreiung von den
Vorſchrif=
ten über den Beſitz eines Führerſcheins eingeräumt worden ſind,
kommen immer mehr Kleinkrafträder in den Verkehr.
Haupt=
ſächlich in den Sommermonaten iſt eine ſtarke Vermehrung der
Kleinkrafträder zu beobachten. Nach 8 48 der Verordnung über
Kraftfahrzeugverkehr hat der Führer eines Kleinkraftrades einen
Perſonalausweis bei der Benutzung des Fahrzeuges auf
öffent=
lichen Wegen bei ſich zu führen und auf Verlangen den
zuſtän=
digen Beamten vorzuzeigen. Dieſe Beſtimmung wird in vielen
Fäl=
len nicht eingehalten. Als Perſonalausweis im Sinne des 8 48
der Verordnung über Kraftfahrzeugverkehr gilt in der Regel ein
von einer Behörde ausgeſtelltes Legitimationspapier auch dann,
wenn es nicht mit einem Lichtbild verſehen iſt, die erforderlichen
Angaben über die Perſönlichkeit aber einwandfrei daraus
hervor=
gehen. Sonſtige Lichtbildausweiſe ſind dann als ausreichende
Legi=
timation anzuſehen, wenn die Antragſtellerin eine in der
Oeffent=
lichkeit bekannte Organiſation iſt (Automobilklubs, größere
Ver=
bände, Körperſchaften oder dgl.) Dagegen müſſen Ausweiſe, die
kein Lichtbild tragen, immer von einer Behörde ausgeſtellt ſein.
In dieſer Beziehung werden anerkannt, ſtandesamtliche Urkunden,
Studentenkarten der Hochſchule, Arbeitsbücher. Invalidenkarten,
alte Militärpapiere ſowie ähnliche behördliche Ausweiſe aus denen
die erforderlichen Angaben über die Perſönlichkeit möglichſt auch
Geburtsdatum und Geburtsort einwandfrei hervorgehen, und von
denen angenommen werden kann, daß ſie im allgemeinen nicht
mißbräuchlich benutzt werden. Dagegen können Vereinskarten die
kein Lichtbild tragen, Viſitenkarten Briefe oder dgl. nicht als
Per=
ſonalausweiſe angeſehen werden. Der Führer eines
Führerſchein=
freien Kraftfahrzeuges, der nur mit derartigen Unterlagen
ver=
ſehen iſt, macht ſich ſtrafbar. Es liegt im eigenen Intereſſe der
Führer von Kleinkrafträdern, ſich mit den erforderlichen
anerkann=
ten Ausweiſen zu verſehen, um bei polizeilichen Kontrollen
Un=
annehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Zukünftig wird eine
ver=
ſchärfte Kontrolle ſtattfinden.
Tagung der ſüddeutſchen Arbeitsgemeinſchaft
im Deutſchen Akademiſchen Afſiſtenten=Verband.
Am 7./8. Juli wurde in Darmſtadt der diesjährige ordentliche
Vertretertag der Süddeutſchen
Arbeitsgemein=
ſchaft im Deutſchen Akademiſchen
Aſſiſtentenver=
band abgehalten. Außer den Vertretern der ſüddeutſchen
Ortsgrup=
pen und Landesverbände war der Vorſtand des Geſamtverbandes aller
wiſſenſchaftlichen Aſſiſtenten durch den Vorſitzenden, Oberingenieur Dipl.=
Ing. Riepe (Aſſiſtent an der Techniſchen Hochſchule Charlottenburg),
und den Syndikus Dr. Heyne=Berlin vertreten. Ferner hatte der
Landesverband Sachſen im DAAV. einen Vertreter entſendet.
Die eingehenden Beratungen der Süddeutſchen Arbeitsgemeinſchaft
be=
faßten ſich mit der dienſtlichen Stellung der akad.
Aſſi=
ſtenten an den deutſchen Univerſitäten und Techniſchen Hochſchulen,
ſowie mit der Lage der Aſſiſtenzärzte an den Kliniken und den
Krankenhäuſern. Dabei wurde auf die Sonderbelaſtungen der bayeriſchen
Aſſiſtenzärzte in der bayeriſchen Aerzteverſorgung hingewieſen.
Wäh=
rend die Profeſſoren der Medizin nur mit ihren Nebeneinnahmen zu
den Beiträgen herangezogen werden, müſſen die Aſſiſtenzärzte aus ihrem
weſentlich niedrigeren Dienſteinkommen hohe Zwangsbeiträge entrichten.
Es wird deshalb auf eine Aenderung des Aerzteverſorgungsgeſetzes
hin=
gearbeitet. Ferner wurde zum Ausdruck gebracht, daß die
wiſſenſchaft=
lichen Aſſiſtenten von der Oeffentlichkeit noch vielfach falſch eingeſchätzt
werden. Das hat zu teilweiſe gänzlich verfehlten beſoldungsrechtlichen
Einſtufungen geführt.
Dieſe bildeten den wichtigſten Beratungsgegenſtand des
anſchließen=
den Ausſpracheabends, dem zahlreiche Vertreter der Staatsregierung,
des Landtags, des Pkofeſſorenkollegiums und eine größere Anzahl von
Fachverbandsvertretern beiwohnten.
Einleitend trat nach kurzer Begrüßungsanſprache Privatdozent
Oberarzt Dr. Büttner, Aſſiſtent an der Univerſität Gießen, für
Bei=
behaltung der bisherigen Bezüge ein, weil eine über den Rahmen der
Notverordnung hinausgehende Senkung unweigerlich eine
Qualitäts=
verſchlechterung des Nachwuchſes nach ſich zieht. Eine ſolche gefährdet
aber die kulturellen Aufgaben der Hochſchulen, bringt unter Umſtänden
auch materielle Gefahren, beſonders für die Univerſitätskliniken. Er
machte beſonders darauf aufmerkſam, daß die Aſſiſtenten zum größten
Teile nicht Lernende ſind, ſondern hochqualifizierte Facharbeiter, die für
die Hochſchulbetriebe lebensnotwendig ſind.
Anſchließend ſchilderte Regierungsbaumeiſter a. D. Sbrzesny
(Aſſiſtent an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt) an Hand ſtatiſtiſchen
Materials die hieſigen Aſſiſtenzverhältniſſe, die Nachteile
der früheren Beſoldungsordnung und die grundſätzlichen Bedenken gegen
die in der Durchführung begriffene Neuregelung der Hochſchulverwaltung.
Dieſe Bedenken richten ſich gegen die außerordentliche Senkung der
Jungaſſiſtentenbezüge, die für die Hochſchule die Gefahr einer
Aſſiſten=
teninflation mit ſich bringe, während heute ſchon weniger von einer
an=
gemeſſenen Vergütung als von einer freiwilligen Arbeitsdienſtpflicht
geſprochen werden muß. Die Art der zukünftigen Vergütungsfeſtſetzung
für die Altaſſiſtenten nach dem freien Ermeſſen der Lehrſtuhlinhaber läßt
befürchten, daß der Willkür bei Feſtſetzung der Bezüge Tür und Tor
ge=
öffnet werden, woraus letzten Endes großer Schaden für die Hochſchulen
erwachſen kann und wird.
In kurzen Worten berichteten darauf die Delegierten der
außerheſſi=
ſchen Verbände über die Lage an ihren Hochſchulen.
Dr.=Ing. Neſtle Aſſiſtent an der Techniſchen Hochſchule
Karls=
ruhe, betont, daß im Grenzland Baden die Vergütung nach der
Aſſiſten=
tenordnung für die akademiſchen Aſſiſtenten trotz der Notverordnung
höher iſt als in Heſſen nach der Neuregelung.
Privatdozent Dr. Müller (Aſſiſtent an der Univerſität
Heidel=
berg). berichtet über die Verteilung der Aſſiſtentenſtellen in
Heidel=
berg auf ordentliche außerordentliche und Aſſiſtenten mit Sondervertrag.
Privatdozent Dr. Schilling (Aſſiſtent an der Univerſität
Frei=
burg) erklärt, daß dieſelbe Verteilung der Aſſiſtentenſtellen auch auf die
Univerſität Freiburg zutreffe.
In Stuttgart wurde nach Bericht des Herrn Dr.=Ing. Th. Schmidt
(Aſſiſtent an der Techniſchen Hochſchule Stuttgart) den Aſſiſtenten
nach der erſten Notverordnung im Februar durch Erlaß des
Kultus=
miniſteriums eine weitere Kürzung der Bezüge von 6 bis 7
Pro=
zent zugemutet, obwohl die Lage der württembergiſchen Aſſiſtenten von
jeher ſchlechter war als die der Affiſtenten in Bayern und Preußen,
Dadurch, daß dieſe neuen Bezüge der letzten Notvrordnung nicht mehr
unterworfen wurden, wurde die den württembergiſchen Aſſiſtenten
zu=
gefügte ungerechte Behandlung zum größten Teil wieder gutgemacht.
Profeſſor Matthaei, Affiſtent in gehobener Stellung an dem
Phyſiologiſchen Inſtitut der Univerſität Tübingen, wies ergänzend auf
den Tübinger Stellenplan hin, in dem die Zahl der planmäßigen
Aſſi=
ſtenten, verglichen mit der der außerordentlichen Aſſiſtenten, im
Ver=
hältnis 2: 1 folgt, während ein Drittel der planmäßigen Aſſiſtenten
gehobene Stellen innehat.
Im Mittelpunkt der Tagesordnung ſtand ein Vortrag des
Mün=
chener Rechtsgelehrten Dr. Wilhelm Glungler, der dem Verband
ſeit mehreren Jahren als Ehrenmitglied angehört, über die
recht=
liche Lage der akad. Aſſiſtenten an den heſſiſchen Hochſchulen.
Dr. Glungler betonte, daß alle dieſe Fragen zuſammen aus einer
weiteren Perſpektive beurteilt werden müſſen, als das bisher geſchehen
ſei. In praktiſcher Auswertung ſeiner rechtspolitiſchen Grundlehren
arbeitete er die leitenden Geſichtspunkte für die rechtliche Neugeſtaltung
des Aſſiſtentenverhältniſſes heraus. Nicht nur formaljuriſtiſche oder
be=
ſchränkt=wirtſchaftliche Erwägungen dürfen maßgebend ſein. Man möge
die Vergangenheit zu Rate ziehen, dürfe dabei aber nicht einſeitig
ver=
fahren. Man möge über das einzelne Land hinausblicken und das
Brauchbare zu übernehmen ſich nicht ſcheuen. Vor allem aber gelte es,
die Staatsnotwendigkeit ins Auge zu faſſen. Die verantwortlichen
Stel=
len ſollten nicht am falſchen Platze ſparen, weil falſche Sparſamkeit
größte Schäden bewirke. Die Gerechtigkeit müſſe verbieten, daß man die
Hochſchulaſſiſtenten, die in verantwortlichen Stellen der Lehre, Forſchung
und Verwaltung dienen, wirtſchaftlich nicht nur ſchlechter ſtellt als alle
anderen Beamten gleicher Vorbildung, ſondern ſchlechter ſogar als z. B.
Volksſchullehrer oder ſogar ſchlechter als. Anwärter auf den
Volksſchul=
dienſt. Mit ſolch engherziger Sparpolitik ſei geradezu die
Fortentwick=
lung der Wiſſenſchaft in Frage geſtellt. In dieſem Sinne arbeite der
Aſſiſtentenverband an einer Aufgabe, die der ernſten Zuſammenarbeit
aller berufenen Stellen wert ſei.
Unmittelbar anknüpfend erklärte der Verbandsvorſitzende Obering.
Riepe=Charlottenburg die Bereitwilligkeit des Geſamtverbandes, ſich
auch für die Intereſſen der heſſiſchen Aſſiſtenten nachhaltig einzuſetzen.
Die Diskuſſion, an der ſich der Nektor der Techniſchen Hochſchule
Darmſtadt, mehrere Profeſſoren, Abgeordnete ſämtlicher politiſchen
Par=
teien des Heſſiſchen Landtages, der Referent für Hochſchulangelegenheiten
im heſſiſchen Reſſortminiſterium und Vertreter der heſſiſchen
Beamten=
organiſationen beteiligten, zeigte, daß die ernſte Abſicht beſteht, die
bis=
herigen unhaltbaren Zuſtände in der Beſoldung der heſſiſchen Aſſiſtenten
zu beſeitigen.
Dieſe Einmütigkeit läßt keine Zweifel aufkommen, daß die Frage
der Beſoldung der heſſiſchen Hochſchulaſſiſtenten in abſehbarer Zeit
befriedigend geregelt werden wird. Der eindrucksvolle Verlauf der ſtark
beſuchten Vollverſammlung hat auch dem Zweifelnden gezeigt, daß dem
Berufsſtand der akad. Aſſiſtenten ſeine ideelle und materielle Anerkennung
nicht verſagt werden kann, und daß man davon Abſtand nehmen müſſe,
zu ihren Laſten einen Sparverſuch an verkehrter Stelle durchzuführen.
Daß es ſich hier um bedachte und maßvolle Wünſche handelt, die der
Staatsnotwendigkeit Rechnung tragen, geht wohl am deutlichſten aus
der nachfolgenden Entſchließung hervor, die in der Sitzung der
Arbeitsgemeinſchaft einſtimmig angenommen wurde:
Beſchluß.
„Die Süddeutſche Arbeitsgemeinſchaft im Deutſchen Akademiſchen
Aſſiſtentenverband nimmt mit Befremden von den auf Herabſetzung der
Aſſiſtentenbezüige gerichteten Beſtrebungen Kenntnis, die in einzelnen
kleineren Hochſchulländern im Gange ſind. In einer Zeit, die durch
Not=
verordnungen allen Beamten und Angeſtellten höchſte Beſchränkung
auf=
erlegt, werden darüber hinausgehende Sonderbelaſtungen der
wiſſen=
ſchaftlichen Aſſiſtenten entſchieden zurückgewieſen, zumal die
wiſſenſchaft=
lichen Aſſiſtenten bisher größexe Opfer zu bringen hatten als alle anderen
vergleichbaren Berufsgruppen. An den Beſchlüſſen der letzten Vertretere
tagung wird deshalb feſtgehalten.”
Die Fortſetzung der Beratungen am geſtrigen Donnerstag ergab,
daß zunächſt mindeſtens die Gießener Regelung für die Techniſche
Hoch=
ſchule Darmſtadt übernommen werden muß. Sodann iſt eine Angleichung
der heſſiſchen Aſſiſtentenbeſoldung an die bewährte preußiſche Regelung
durchzuführen. Für dieſe Leitgedanken haben ſich die Vertreter
ſämt=
licher Fraktionen des heſſiſchen Landtags mit Nachdruck eingeſetzt.
ſo daß ihre Verwirklichung heute ſchon trotz widerſtrebender Elemente
geſichert iſt.
H
Süddeutsche Leichtathletik
Meisterschaften
Darmstadt — Hochschul-Stadion
Samstag, den 11. Juf, 16 Uhr
Sonntag, den 12. Juli. 9 und 15 Uhr
Vorverkauf: Sporthaus Adelmann, Rheinstr., Zigarren-Becher,
Grafenstr., Friseur Opp, Riegerplatz, Skurnik. Hauptpost. (10522
V
— Freunde der Darmſtädter Realanſtalten. Am kommenden
Sonntag, dem 12. Juli, vormittags 10 Uhr, treffen wir uns an
der Sparkaſſe, Rheinſtraße, um eine wertvolle Sammlung zu
be=
ſichtigen. Der Beſitzer der Sammlung hält zuerſt einen Vortrag
und macht dann die hoffentlich recht zahlreiche Beſucherzahl mit
den Gegenſtänden bekannt.
Hausfrauen, die am Samstag den Markt beſuchen, kaufen
beſonders billig:
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Heiſenhaus Manrt Seifenhaus am Schillerplatz.
— Volkshochſchule. Am Samstag, dem 11. Juli treffen
ſich die Mitglieder und Hörer der Volkshochſchule Darmſtadt um
20 Uhr auf dem Oberwaldhaus zu einem geſelligen Abend.
Die Veranſtaltung iſt als Abſchluß unſerer Jahresarbeit gedacht.
Benutzung des Platzes der Turngemeinde 1846. Woogsplatz.
Die Turngemeinde Darmſtadt 1846 ſtellt ihren Turn=, Spiel= und
Sportplatz während des Sommerhalbjahres in der Zeit von 8 bis
20 Uhr auch an Nichtmitglieder zur Verfügung Sie gibt zu dieſem
Zweck Zeitkarten aus, die zur Benutzung der Uebungsanlagen, der
Gerätſchaften ſowie der Umkleide= und Duſchräume berechtigen.
Wie aus der heutigen Anzeige erſichtlich iſt, können auf Wunſch
Gymnaſtikkurſe eingerichtet werden, die von einer Dipl.=Turn= und
Sportlehrerin geleitet werden. Näheres iſt bei dem Platzmeiſter,
Herrn Horn, oder bei dem Hausmeiſter, Herrn Heid. Woogsplatz,
zu erfahren.
— Vom Reutnerbund wird uns geſchrieben: Die äußerſt
miß=
liche Lage zahlreicher Kleinrentner hat die hieſige Ortsgruppe des
Rentnerbundes veranlaßt, an das Landeskirchenamt eine Eingabe
zu richten, die in der Bitte gipfelt, ſich für die geſetzliche Regelung
der Rentneranſprüche einſetzen zu wollen. Gleichzeitig wurde
er=
ſucht, dieſe Eingabe auch dem Landeskirchentag zur Kenntnisnahme
vorzulegen.
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Freitag, den 10. Juli 1931.
Nummer 189
Ausflugſonderzug nach Kochendorf u. Bad Wimpfen
am Reckar.
Am Sonntag, dem 19. Juli, wird von der
Reichsbahn=
direktion Mainz ein Ausflugſonderzug in das Neckartal gefahren.
Er wird uns durch die ſchöne Bergſtraße über Heidelberg,
dem an landſchaftlichen Schonheiten ſo reichen Neckartal entlang
über Heidelberg, Neckargemünd, Neckarſteinach Hirſchhorn,
Eber=
bach und Jagſtfeld zunächſt nach dem an der badiſch=
württember=
giſchen Grenze gelegenen Kochendorf und alsdann nach der
heſſi=
ſchen Enklave Bad Wimpfen am Neckar bringen. In Kochendorf,
dem größten deutſchen Steinſalzlager, umfaſſen die einzelnen
Stock=
werke des Untertagbaues über 500 Quadratkilometer. Von der
Anlage des Steinſalzlagers ſowie von der Gewinnung und
Förde=
rung des Salzes erhält der Beſucher den beſten Eindruck
gele=
gentlich der mit entſprechender Erklärung verbundenen
Beſich=
tigung. Wer in das Salzbergwerk, das ſich in faſt 200 Meter
tie=
fem Schacht befindet einfährt, wird mächtige Salzkuppelbauten,
enhafte Bergwerksbeleuchtung, glitzernde Bergwände, endloſe
Stollen und tiefe Schächte, wie ſie Ganghofer in ſeiner
Volks=
erzählung „Der Mann im Salz” ſchildert, ſelbſt ſehen.
Eine weitere große Freude und Genugtuung werden die
Teil=
nehmer des gleichen Sonderzuges bei dem Beſuche der heſſiſchen
Enklave Bad Wimpfen am Neckar empfinden. Maleriſch liegt
das Städtchen auf der Berghöhe, ſeine Türme als Wahrzeichen
und Wächter überragen alle Bauten und die Berge des
Hinter=
grundes. Weithin künden die feſten Bauwerke Macht und Stolz
der früheren freien Reichsſtadt. Was Bad Wimpfen außerdem
ſo ungemein anziehend macht, das iſt ſeine prächtige Lage, das
an=
mutige, panoramaartige Bild, das ſich meilenweit darbietet. Von
der Terraſſe des Mathildenbades, 200 Meter hoch ſteil über dem
Neckar, ſchaut das Auge auf das lachende Neckartal mit den
Schlangenwindungen des von Schiffen und Flößen, Ruderern,
Kanu= und Paddelbootwanderern belebten Fluſſes mit den burg
gekrönten Rebhügeln und auf die ſanft anſteigende deutſche Ebene.
Um es vielen zu ermöglichen, an dieſer Sonderfahrt, von der alle
Teilnehmer hochbefriedigt zurückkehren werden, teilzunehmen,
wird der Fahrpreis um 50 v. H ermäßigt.
Alles weitere beſagen die Aushänge auf den Bahnhöfen und
bei den Verkehrs= und Mitteleuropäiſchen Reiſebüros.
Schwurgerichk.
Aw. Die diesmalige Tagung des Schwurgerichts hat ſich bis
jetzt nur mit Meineiden beſchäftigt, mit Meineiden, die um ein
bißchen Geld geſchworen wurden. Noch jedesmal kamen die
An=
geklagten mit einer Verurteilung wegen fahrläſſigen Falſcheides
davon, aber ſie waren ſtets nur um Haaresbreite vom Zuchthaus
entfernt. Auch am Donnerstag wurde gegen einen
Architek=
ten aus Alsbach wegen Meineids verhandelt. Eine
Offenbacher Firma hatte eine Forderung von 1100 Mark an ihn,
und zwang ihn, da er nicht bezahlte oder bezahlen konnte, zur
Lei=
ſtung des Offenbarungseides. Er wurde dann ſpäter angezeigt,
weil er bei der Leiſtung dieſes Offenbarungseides eine Forderung
an ſeine Schwiegermutter über 80 Mark monatlich und eine
For=
derung an einen Auftraggeber über 1300 Mark wiſſentlich
ver=
ſchwiegen haben ſoll. Der Angeklagte behauptet, das Geld, was
ſeine Frau, nicht er, von ſeiner Schwiegermutter bekomme, könne
keineswegs als Forderung ſeinerſeits betrachtet werden. Er habe
das lediglich aus ſteuerlichen Gründen in ſeinem einen Buch
ge=
führt. Er gibt weiter an, daß das Geld, das er von ſeinem
Auf=
traggeber zu erwarten hatte, ja noch gar nicht fällig war, denn
es ſollte erſt nach Fertigſtellung eines Anbaues ausbezahlt
wer=
den. Er habe es damals infolgedeſſen auch nicht als Forderung
betrachtet. Durch die Beweisaufnahme konnten ihm dieſe
Schutz=
behauptungen auch nicht widerlegt werden. Der Staatsanwalt
beantragt aber eine Gefängnisſtrafe von ſechs Monaten wegen
fahrläſſigen Falſcheids, denn der Angeklagte, der in derartigen
Dingen keineswegs naiv ſei, hätte ſich darüber eingehend
befra=
gen müſſen, ehe er den Eid leiſtete. Das Gericht verurteilte ihn
wegen fahrläſſigen Falſcheids zu drei Monaten
Gefängnis mit einer Bewährungsfriſt von fünf Jahren. Es
hält dafür, daß der Angeklagte wohl im Zweifel ſein konnte, daß
es aber ſeine Pflicht war, ſich genauer zu erkundigen.
Das Bezirksſchöffengericht verhandelte am
Donners=
tag gegen ſechs Ueberauer Kommuniſten. Der erſte
Angeklagte wird beſchuldigt, in einer Verſammlung am 15. Mai
1931 zum Bürgerkrieg aufgefordert zu haben, und die anderen
werden beſchuldigt, ohne vorherige Genehmigung der Behörde ein
Flugblatt verteilt zu haben. Der erſte Angeklagte gibt zu, die
ihm zur Laſt gelegten Redewendungen gebraucht zu haben, die er
aus dem kommuniſtiſchen Manifeſt zitiert habe. Das Flugblatt
aber ſei kein Flugblatt, ſondern eine periodiſch erſcheinende
Zeit=
ſchrift geweſen, die ihres Wiſſens keiner Genehmigung bedürfe.
Das Gericht verurteilt den erſten Angeklagten wegen Vergehens
gegen die Notverordnung des Reichspräſidenten, in Tateinheit
mit Aufforderung zu Gewalttätigkeiten, zu ſechs Monaten
Gefängnis. Weiter wird er wegen Vergehens gegen das
Preſſegeſetz zu einer Geldſtrafe von 25 Mark verurteilt,
weil er als Herausgeber der Zeitſchrift es unterlaſſen hatte, der
Behörde ein Belegexemplar zu überſenden. Das Gericht kommt
zu der Auffaſſung, daß es ſich wohl um eine periodiſch erſcheinende
Druckſchrift handelte, die aber in dieſem Falle gleichwohl als
Flugblatt gelten müſſe, da ſie von den Kommuniſten öffentlich
ausgeteilt wurde. Durch eine Auskunft der Polizei waren die
Angeklagten jedoch in dem Irrtum befangen, ſo daß ſie dieſerhalb
nicht verurteilt werden konnten.
— Das Union=Theater zeigt noch einige Tage Guſtav Fröhlich
und Dita Parlo in dem neuen deutſchen Tonfilm „Die heilige
Flamme” nach dem gleichnamigen Roman von Somerſet Maugham.
— In den Helia=Lichtſpielen läuft bis auf weiteres „Student
ſein, wenn die Veilchen blühen”, ein Film, der das Studentenleben
in der ſchönen Univerſitätsſtadt Würzburg zeigt, mit dem
Rund=
funk=Tenor Franz Baumann in der Hauptrolle. Weitere
Mitwir=
kende. Fred Louis Lerch, Anita Doris und Fritz Alberti u. a.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen nur noch heute das große
Stummfilm=Doppelprogramm „Dynamit” und „Die Dame hinterm
Vorhang” zur Vorführung.
Gokkesdienſt der Iſrgelikiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge.
Freitag, 10. Juli. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, 11. Juli: Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
Sabbatausgang 9 Uhr 35 Min.
Eottesdienſt an den Wochentagen.
Morgens 7 Uhr — Min. Abends 7 Uhr 30 Min.
Gebekzeiken in der Synagoge der Iſtgelikiſchen
Religionsgeſellſchaft.
Morgens
Samstag, 11. Juli. Vorabend 7 Uhr 45 Min.
8 Uhr. Nachmittags 5 Uhr — Min. Sabbatausgang 9 Uhr 35 Min.
Wochentags: Morgens 6 Uhr — Min. Nachmittags 8 Uhr — Min.
Mittwoch, den 15. Juli: Rausch Chaudesch Aw.
* Aus den Darmſtädker Lichiſpieltheakern.
Helia.
Ein ſehr reichhaltiges und vielſeitiges Programm von
Bei=
filmen. Luſtiges und Belehrendes, Intereſſantes. Neben der
aktuellen Wochenſchau Naturaufnahmen aus dem Leben in und
auf dem Waldteich, aus einer vorbildlichen Körperſchule für
zurückgebliebene Kinder und vieles andere mehr. Der Hauptfilm
aber, „Student ſein, wenn die Veilchen blühen”,
bleibt ſehr viel ſchuldig. Iſt es wirklich ſo ſchwer, einen guten
Film aus dem heutigen Studentenleben zu drehen? Heinz
Pauls Regie wirft durcheinander den Ernſt des heutigen
Stu=
dentendaſeins mit harmloſem Burſchenleben der Vorkriegszeit
und muß ſo kitſchig wirken. Ein paar wundervolle, warme Töne
bringt dieſer Film gegen den Schluß, wie die ganz kurze Szene,
da treue Kameraden dem Gert Simmers ein „Kopf hoch!”
zu=
rufen, das Abſchiednehmen auf der Kneipe und an der Bahn, und
die am beſten gelungene iſt dann die Menſur, das ganze reich
be=
wegte Leben auf dem Paukboden. Das iſt aber alles. Ueber die
ſonſtige Hohlheit und Leere der Handlung — die tauſendmal
„verarbeitete‟ Geſchichte von Verluſt des Reichtums, Ende des
Studentenlebens und von Studentenliebchen — kann auch das
ſympathiſche Spiel von Fred Louis Lerch und Anita Dorris
nicht hinweghelfen, auch nicht der Rundfunktenor Franz
Bau=
mann und die vielen geſungenen Schlager. Aber eine Reihe
hübſcher Bilder aus der alten Univerſitätsſtadt Würzburg bringt
der Film. Sie rechtfertigen ſchließlich, daß man ihn anſieht. — *
Union=Theater.
Der Fliegeroffizier Robert Taylor bekommt von ſeinen
Kame=
raden ein Flugzeug als Hochzeitsgeſchenk. Beim Probeflug ſtürzt
er ab und verletzt ſich ſo ſchwer, daß er zur dauernden
Rollſtuhl=
exiſtenz verurteilt iſt. Jahrelang pflegt ihn ſeine junge Frau
rührend und aufopferungsvoll, bis eines Tages Roberts Bruder
aus Amerika zu Beſuch kommt und die Ereigniſſe eine tragiſche
Wendung nehmen, der man mit großer Spannung folgt. Die
Stärke des Films liegt in der unerbittlichen Folgerichtigkeit der
inneren Ereigniſſe, die die Regie von Berthold Viertel bis
zur größten Spannung herauszuholen verſtand, ſowie in der
ver=
tieften ſchauſpieleriſchen Leiſtung von Hans Heinrich v.
Twar=
dowſki. Dita Parlo und Guſtav Fröhlich. Außerdem fällt
der Film, nach einem Stück von S. Maugham bearbeitet, durch
eine ſehr geſchickte Dialogführung auf.
R
Wicnstt verhitet
den Raucherkatarrh, reinigt den Atem
Holz ſtatt Benzin ermöglicht bedeutende Betriebsſtoff=
Erſparniſſe. Man ſchreibt uns: Seit längeren Jahren ſchon wird
verſucht, an Stelle der flüſſigen Brennſtoffe Benzin und Benzol,
feſte Brennſtoffe, wie Kohle, Torf, Holz, zum Antrieb von Motoren
auszunutzen. Aus dieſen Verſuchen iſt der Imbert=
Holzgasgene=
rator als derjenige hervorgegangen, der ſich am beſten bewährt hat
und der heute in einwandfreier Weiſe arbeitet. Der Imbert=
Holzgasgenerator ermöglicht, jedes Abfallholz zu vergaſen und mit
dieſem Gas ſtationäre oder fahrbare Motore, wie
landwirtſchaft=
liche Maſchinen, Laſtkraftwagen, Zugmaſchinen. Motorkähne uſw.
zu betreiben, d. h., anſtatt Benzol oder Benzin. Abfallholz als
Be=
triebsſtoff zu verwenden. Der gewaltige Vorteil liegt infolgedeſſen
in der außerordentlichen Erſparnis an Betriebsſtoffkoſten, die ſich
bei monatelang in der Praxis durchgeführten Vergleichsverſuchen
zu 80 bis 90 Prozent ergaben. Hinzu kommt eine große
volkswirt=
ſchaftliche Bedeutung. Die Verwendung von Holz gegenüber
Ben=
zin—Benzol ermöglicht den Verzicht auf einen großen Teil des
überwiegend aus dem Auslande kommenden flüſſigen
Betriebs=
ſtoffes und gibt der deutſchen Forſtwirtſchaft ein Abſatzgebiet
ge=
rade für das minderwertige Abfallholz, für das eine genügende
Verwendungsmöglichkeit nicht beſtand. Die Imbert=Gas=
Genera=
toren=Geſellſchaft führt einen mit Imbert=Gas betriebenen
Laſt=
kraftwagen am Montag, den 13. Juli, vormittags 9 Uhr, in der
Kirſchenallee 88, im Betriebe vor und bittet Intereſſenten, an
die=
ſer Vorführung teilzunehmen.
Verwaltungsgerichtshof, Zeughausſtraße 2.
Oeffent=
liche Sitzung am Samstag, den 11. Juli 1931, mit folgender
Tagesordnung: Vormittags 9.15 Uhr: Einwendung des
Polizei=
hauptwachtmeiſters O. Bretzke in Darmſtadt gegen ſeine Verſetzung
in den Ruheſtand; vormittags 10.15 Uhr: Vorentſcheidung gegen
Förſter May in Neu=Iſenburg und Hilfsförſter Weidmann in
Offenbach a. M. wegen Körperverletzung.
daß wir ſchon über 15 Jahre
—die Zahnpaſte Chlorodont be= ,8
Immer weiße Aähne „Ich nöchte Ihnen mitteilen,
nutzen. Noch nie hat ſie uns enttäuſcht! Wir hatten immer weiße Zähne und 2
einen angenehmen Geſchmack im Munde, umſomehr, da wir ſchon längere Zeit
das Chlorodont=Mundwaſſer benutzen. Auch benutzt die ganze Familie nur —
Chlorodont=Zahnbürſten”. gez. C. Chudoba, Fr. ... Man verlange nur die echte
Chlorodont=Zahnpaſte, Tube 54 Pf. u. 90 Pf., u. weiſe jeden Erſatz dafür zurück.
Aus den Parkeien.
— Die Deutſche Volkspartei, Ortsgruppe
Darmſtadt, macht auf die heute Freitag den 10. Juli, abends,
im Gelben Saal des Reſtaurants Sitte, Darmſtadt, Karlſtraße,
ſtattfindende Mitgliederverſammlung aufmerkſam, bei der
Gene=
ralſekretär Welkow über „Die politiſchen
Geſcheh=
niſſe in den letzten Wochen” ſprechen wird. Da es
ſicher=
lich von großem Wert iſt, ſich über die politiſchen Ereigniſſe zu
unterrichten, bitten wir unſere Mitglieder um recht zahlreichen
Beſuch.
Lokale Veranſtalkungen.
Die dierunter erſcheinenden Rolizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachtm
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Krifz.
— Der Verein ehem. Heſſ. Leib=Dragoner Nr. 24
Darmſtadt hält am Samstag, 11. Juli, abends 8 Uhr, ſeine erſte
gemeinſame Monatsverſammlung mit Familienangehörigen im „
Guten=
berg” ab. Gäſte können eingeführt werden. Erſcheinen
kameradſchaft=
liche Pflicht!
Tageskalender für Freitag, den 10. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus. 20 Uhr „O, ſpaniſche Fliege”. — Konzerte: Zur
Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſt. am Böllenfalltor,
Herrn=
gartenkaffee. — Kinovorſtellungen: Union=, Helia=
und Palaſt=Lichtſpiele.
Auf zum Beerfelder Pferdemarkk!
In dem Odenwaldſtädtchen Beerfelden findet am
kom=
menden Sonntag und Montag (Hauptmarkttag Montag, 13. Juli.)
wieder, wie alljährlich ſeit 31 Jahren, eines der größten „
Bauern=
treffen” des ſüdlichen Odenwaldes, der „Große Beerfelder Pferde=,
Fohlen=, Zuchtvieh= Ziegen= und Schweinemarkt mit Prämiierung
und Volksfeſt” ſtatt.
Seit Jahrzehnten ſchon wird dieſe weitbekannte, das
Wirt=
ſchaftsleben der ganzen Gegend befruchtende, großzügige
Veranſtal=
tung aus allen Gauen des Heſſenlandes ſowie den angrenzenden
badiſchen, bayeriſchen und und württembergiſchen Gebietsteilen
außerordentlich ſtark beſucht. Wie wir durch das Markt=Komitee
erfahren, ſind die Anmeldungen zur Beſchickung der Pramiierung
in dieſem Jahr derart zahlreich eingegangen, daß, die Frequenz des
diesjährigen Marktes die Vorgänger weſentlich übertreffen dürfte,
bietet doch auch der Markt eine anerkannt gute An= und
Verkaufs=
gelegenheit für beſtes Zuchtmaterial für Gemeinden und Züchter.
Gerade die Notzeit, in welcher ſich gegenwärtig beſonders die
Landwirtſchaft befindet, bedingt es, daß die Herren Landwirte
und Viehzüchter gerne dieſe in Beerfelden gebotene Gelegenheit
wahrnehmen, um in Gedankenaustauſch mit den vielen Tauſenden
dort anweſenden Berufskollegen neue Eindrücke zu gewinnen und
für den eigenen Betrieb förderliche Fingerzeige zu erhalten. Der
Beerfelder Pferdemarkt bietet, wie aus dem im Inſeratenteil
unſerer Zeitung veröffentlichten Programm erſichtlich, infolge
ſei=
ner Vielſeitigkeit jedem Beſucher etwas, weshalb der Beſuch
des=
ſelben nur zu empfehlen iſt
Die Loſe der mit dem Markt verbundenen „Beerfelder
Pferde=
markt=Lotterie” ſind, wie uns mitgeteilt wird, infolge der
außer=
ordentlich günſtigen Gewinnchancen nahezu geräumt, und
ver=
ſäume daher niemand, ſich rechtzeitig einige Losabſchnitte zu ſichern.
— Wachſende Erbitterung der Kriegsopfer durch
Notverord=
nungen. Man ſchreibt uns: Die Verſammlung des Reichsbundes
der Kriegsbeſchädigten, Ortsgruppe Darmſtadt, beſchäftigte ſich im
weſentlichen mit den ungeheuren Rentenkürzungen durch die
Not=
verordnung vom 5. Juni 1931. Gauleiter Tauer erläuterte neben
den ſonſtigen auch die Kriegsbeſchädigten treffenden Beſtimmungen
der Notverordnung, beſonders die Aenderungen in der
Reichsver=
ſorgung. Scharf verurteilt wurden die dreifachen Kürzungen bei
denjenigen Schwerbeſchädigten, die zufolge ihrer
Kriegsdienſtbe=
ſchädigung ihren Beruf wechſeln mußten und nun irgendwelche
un=
tergeordnete Dienſte in öffentlichen Verwaltungen verrichten.
Wenn ſie die allgemeine Gehaltskürzung nicht trifft, werden ſie
zur Kriſenlohnſteuer mit herangezogen. Bei Erreichung eines
Bruttoeinkommens von 210 RM. wird die Rente um die Hälfte
des darüber hinausgehenden Betrages gekürzt. So ergibt ſich für
Kriegsbeſchädigte mit drei Kindern eine Kürzung der
Geſamt=
bezüge von 80 bis 120 RM. monatlich und das bei einem
Monats=
bruttoeinkommen von 320 bis 340 RM. Kriegerwitwen werden
mit Entzug von Zuſatzrenten beſtraft, obwohl ſie ſchon jahrelang
unzureichend verſorgt waren. Arbeitsloſe Kriegsbeſchädigte müſſen
ſich ihre Renten anrechnen laſſen, ſoweit ſie 15 RM. monatlich
überſchreiten. Es ſei kein Wunder, daß die Erbitterung unter den
Kriegsopfern Formen annimmt, die ſie bis zur Verzweiflung
bringen läßt. Da helfen auch keine Beſchönigungen der Regierung,
daß bei den Kriegsopfern nicht ſo einſchneidend gekürzt worden
wäre, als bei den Arbeitsloſen. Welcher geſunde Menſch möchte
ſich wohl Glieder abſägen laſſen, um dann monatlich noch dafür
einige unzureichende Mark an Renten einzuſtecken? — Eine
Ent=
ſchließung wurde gefordert, die ſinngemäß dieſe Mißſtände der
Oef=
fentlichkeit aufzeigt, mit dem Ziele durch den Reichsbund der
Kriegsbeſchädigten dafür zu ſorgen, daß dieſe größte aller
Unge=
die würdig
rechtigkeiten baldigſt der Vergangenheit angehört.
verlaufene Verſammlung nahm mit ſtarkem Beifall hiervon
Ken;
nis.
** Ueber „Utah, das Wunderland Amerikas”, hielt im
Mozartſaal der amerikaniſche Student Ames H. Bagley aus
Utah einen Lichtbildervortrag vor einem großen Zuhörerkreis, der
aufmerkſam den ſehr intereſſanten Ausführungen folgte. Der
Redner verſtand es in der Tat, die Heimat der Mormonen, ſeine
Heimat, in ſo leuchtenden Farben zu zeichnen, und ſein Referat
war mit farbigen Lichtbildern ſo geſchickt unterſtützt und
erläu=
tert, daß allgemein der Eindruck hervorgerufen wurde, daß die
ra=
pide und erſtaunliche Entwicklung Utahs auf ganz
außergewöhn=
liche Leiſtungen von zielbewußten Menſchen zurückzuführen iſt, die
aus einer Oede mit zäher Energie und ſeltenem Idealismus
ein Paradies zu ſchaffen wußten. Der Referent, der die deutſche
Sprache recht gut beherrſcht, verſtand es, in angenehmer,
ſym=
päthiſcher Beſchreibung herrliche Bilder von ſeiner Heimat zu
geben, die eindrucksvoll und voll Leben vor den Zuhörern
erſtan=
den. Er beſchrieb die ſchwierige Urbarmachung des
amerikani=
ſchen Weſtens durch künſtliche Bewäſſerung uſw., ſchilderte die
Ent=
ſtehung der Salzſeeſtadt mit ihren vornehmen und grandioſen
Bauten, den Kirchen aller Konfeſſionen, den zahlreichen Schulen,
Verſammlungsräumen und dem intereſſanten Mormonen=
Tem=
pel. einem aus Holz errichteten, 10 000 Sitzplätze faſſenden
Taber=
nakel. Weiter ſchilderte er den Reichtum Utahs die aufblühende
Induſtrie, den Bergbau, die Landwirtſchaft, Viehzucht und vor
allem die unvergleichlichen Naturſchönheiten dieſes Landes, das
ſich aus einer Wüſte zum Kulturſtaat in der erſtaunlich kurzen
Zeit von 80 Jahren entwickelt hat. Erſt 1847 zogen die „Pioniere‟
aus, um das ſeither unfruchtbare Land zu erſchließen, und ſchon
heute ſind alle Errungenſchaften der Neuzeit in Utah
ſelbſtver=
ſtändlich. Eine prächtige Vegetation mit natürlicher
Landſchafts=
geſtaltung bietet einen paradieſiſch ſchönen Anblick. Die
Ausfüh=
rungen des Referenten, die zugleich einen Ueberblick über die
emſige Arbeit der Bewohner Utahs gegeben haben, wurden mit
lebhaftem Beifall aufgenommen.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
„Erbach 2‟. Es beſteht kein Zweifel darüber, daß eine Aufwertung
des zur Erlangung des Ortsbürgerrechts in der Inflationszeit
erlegten Einkaufsgeldes ſeitens der Gemeinde gefordert werden kann.
Ein Streit könnte mit Erfolg nur wegen der Höhe der Anfwertung im
Verwaltungsſtreitverfahren geführt werden. Hier müßte Klage beim
Kreisausſchuſſe erhoben werden, und zwar innerhalb 4 Wochen
eit der Faſſung des Gemeinderatsbeſchluſſes; ſie
kann beim Kreisamt zu Protokoll erklärt werden. Mit dem
Aufwer=
tungsgeſetze vom 16. Juli 1925 hat der Anſpruch der Gemeinde nichts zu
tun, da hier öffentlich=rechtliche Anſprüche in Frage ſtehen.
S. In Heſſen ſind die Ausſichten für eine Anſtellung ſehr
ſchlecht, es ſteht nicht einmal feſt, ob nächſtes Jahr überhaupt
Anwärter, auch in ganz geringer Zahl, angenommen werden.
Etwas günſtiger ſind die Ausſichten für die gehobene mittlere
Laufbahn in der Reichsfinanzverwaltung. Die Zahl
der Anwärter wird jedes Jahr vom Haushaltsausſchuß des
Reichstages feſtgeſetzt, ſie betrug in den letzten Jahren 150 bis
180. Vorbedingung: Primareife, Abiturienten werden
bevor=
zut. Drei Jahre lang Supernumerar, währenddeſſen kann ein
Unterhaltszuſchuß bewilligt werden. Dieſer Zuſchuß richtet ſich
nach der wirtſchaftlichen Lage der Eltern, und iſt z. B. geringer,
wenn der Wohnſitz der Eltern ſich mit dem Sitz des
Ausbildungs=
finanzamtes deckt. Nach dem Examen Anſtellung als Praktikant
(außerplanmäßiger Beamter) Die lebenslängliche Anſtellung
er=
folgt zurzeit nach etwa 7 Jahren Praktikantenzeit, alſo etwa nach
10 Jahren Dienſt in der Verwaltung. Nachzutragen iſt noch daß
die Hälfte der angenommenen Anwärter Verſorgungsanwärter
ſein müſſen.
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 189
Freitag, den 10. Juli 1931
Seite 7
Aus Heſſen.
Lehegang zuc Ausbildung von Reklungsſchwimmern
Jugenheim a. d. B., 9. Juli. Am Sonntag, den 12. Juli, findet
im Gemeinde=Schwimmbad zu Jugenheim a. d. B. ein Lehrgang
zur Ausbildung von Rettungsſchwimmern ſtatt. Die Durchführung
übernimmt der Bezirk Starkenburg im Landesverband Heſſen der
Deutſchen Lebens=Rettungs=Geſellſchaft. Der Beginn des
Lehr=
ganges iſt vormittags 8.30 Uhr und dauert bis nachmittags 5 Uhr,
anſchließend Prüfungsabnahme. Die Prüfung I. der D.L. R.G.
macht folgende Leiſtungen notwendig: 1. 15 Minuten im ſtehenden
Waſſer ſchwimmen, davon 5 Minuten in Rückenlage ohne Arme.
2 50=Meter=Schwimmen in Kleidern ohne Schuhe, davon
anſchlie=
ßend: 3. Auskleiden im Waſſer (Schwimmlage oder Waſſertreten).
15=Meter=Streckentauchen mit Kopfſprng aus 1 bis 2 Meter
Höhe. — 5. Zweimal 2 bis 3 Meter Tieftauchen von der
Waſſer=
fläche aus und Heraufholen eines ungefähr 5 Pfund ſchweren
Gegenſtandes. — 6. Vorführung der Rettungs= und
Befreiungs=
griffe an Land und im Waſſer.
7. 20=Meter=Retten, Achſel= und
Kopfgriff.
8. Erklärung und Anwendung der Wiederbelebung
nach Schäfer.
Das Ueben und die Vorführung dieſer Schwimmleiſtungen
wird am kommenden Sonntag, den 12. Juli 1931, in unſerem
Ge=
meinde=Schwimmbad eine große Anzahl Beſucher bringen. Der
geſamte Badebetrieb wird mit der Durchführung dieſes Lehrganges
nicht geſtört. Unſere ſportgerechte, muſtergültige
Schwimmbade=
anlage iſt für derartige Veranſtaltungen wie geſchaffen; die
An=
lage iſt geräumig genug, um den Kurſus während des Badebetriebs
durchführen zu können.
Die angemeldeten Prüflinge werden auf den Beginn des
Lehr=
ganges vormittags 8.30 Uhr aufmerkſam gemacht. Kleider für das
Kleiderſchwimmen ſind mitzubringen. Meldungen zum
Ausbil=
dungs=Lehrgang werden noch bis 11. Juli d. J., abends 6 Uhr,
durch den Bademeiſter Roth entgegengenommen. Die
Einzeich=
nungsgebühr beträgt 1 RM.
Zum Beſuch dieſer Veranſtaltung lädt auch die Schwimmbad=
Kommiſſion des Gemeinderats freundlichſt ein.
43. Meſſel, 9. Juli. Zu Mitgliedern des
Wieſen=
vorſtandes wurden Jakob Laumann 9., Jakob Nickel und Jakob
Reitz 3. ernannt und kreisamtlich verpflichtet.
Dd. Arheilgen, 9. Juli. Oeffentliche
Gemeinderats=
ſitzung. Zu Punkt 1 der Tagesordnung wurde der
Waldwirtſchafts=
plan für das Jahr 1932 gemäß der Vorlage des Forſtamtes genehmigt.
Derſelbe ſieht einen Fällungsetat von 559 Feſtmetern vor, was einen
voranſchlagsmäßigen Einnahmeüberſchuß von 2700 RM. zugunſten der
Gemeinde erbringen ſoll Zu Punkt 2 wird der Erwerb von
Straßen=
gelände in der Heinrichſtraße zum Preiſe von 1,50 RM. pro
Quadrat=
meter beſchloſſen. Zu 3. wird der Antrag des Georg Nepp um
Auf=
hebung eines Pachtvertrages über eine Wieſe wegen der etwaigen Folgen
abgelehnt, es ſei denn, daß der betr. Pächter einen neuen Intereſſenten
beibringt. Zu Punkt 4, betr. Erhebung der Gebäudeſonderſteuer für
das Jahr 1931, verlieſt der Bürgermeiſter ein Schreiben des
Landes=
finanzamtes, wonach in Härtefällen Erläſſe dieſer Steuer platzgreifen
können. Der Gemeinderat beſchließt, dieſe Erleichterungen nur in
den=
ſelben Fällen wie der Staat zu gewähren, nämlich bei einer Nentabilität
des Hauſes von weniger als 5 Proz. Außerhalb der Tagesordnung wird
noch beſchloſſen, der Arbeiterſamariterkolonne zur Unterbringung ihrer
Räderbahre einen Raum in dem Gemeindehaus in der Unteren
Mühl=
ſtraße zu überlaſſen.
In der nichtöffentlichen Sitzung wird über
Uebernahme von Bürgſchaften, Stundungen von Wertzuwachsſteuer
ſo=
wie über die Uebernahme von Lernmittelkoſten verhandelt.
O. Erzhauſen, 9. Juli. Am Samstag und Sonntag findet hier das
Kreistreffen des Kreiſes Darmſtadt vom Heſſenbund ſtatt.
Ungefähr 200 Jugendliche werden zu Gaſt ſein. Am Samstag findet ein
Fackelzug mit anſchließendem Feuer am Hegberg ſtatt. Hier werden die
Arheilger ein Spiel aufführen. Am Sonntag iſt dann Waldgottesdienſt,
anſchließend Platzkonzert der Poſaunenchöre an den einzelnen
Straßen=
ecken des Ortes. Um halb 2 Uhr wird ſich der Feſtzug durch die
Orts=
ſtraßen bewegen. Die Einwohnerſchaft wird gebeten, durch
Flaggen=
ſchmuck das Jugendfeſt verſchönern zu helfen. Der Zug wird am
Spiel=
platz am Hegberg enden, wvo dann die „Petriner” aus Darmſtadt ein
Spiel aufführen werden. Alle Einwohner ſind herzlich eingeladen, an
dieſen Veranſtaltungen teilzunehmen. Erwähnt ſei noch, daß außer den
Kreisgruppen noch andere Freundesgruppen teilnehmen werden, u. a.
auch die alten Wöllſteiner Freunde.
Aa. Eberſtadt, 9. Juli. Den Verletzungen erlegen. Das
anderthalb Jahre alte Kind der Ehefrau Löbig, die ſich mit ihm in
ſelbſtmörderiſcher Abſicht unter einen Zug geworfen hatte, iſt inzwiſchen
ſeinen erlittenen Verletzungen erlegen.
Aa. Eberſtadt, 9. Juli. Dienſtjubiläum. Schutzmann
Chriſtian Pritſch, der früher als Nachtſchutzmann tätig war,
kann am 10. Juli auf eine 25jährige Tätigkeit im Polizeidienſt
der Gemeinde Eberſtadt zurückblicken. Pritſch ſteht im 64.
Lebens=
jahre.
Kinderhaarpflege. Das Kinderhaar muß beſonders ſorgfältig
gepflegt werden. Nehmen Sie hierzu ein mildes Shampoo, wie
es „Schwarzkopf=Extra” iſt. Außerdem liegt dieſem „Haarglanz”
8 bei, jenes ideale Mittel, das Haar elaſtiſch, ſtraff und geſund zu
erhalten. Was aber die Kinder beſonders begeiſtert, iſt die neue
„Schaumbrille”, die als Hülle von „Schwarzkopf=Extra” dient.
Sie verhütet, daß den Kleinen Schaum oder Waſſer in die
Augen kommt und macht ihnen die Haarwäſche zum Freudenfeſt!
*Die Lebergabe der wiederaufgebauten
Jugendherberge Neumähle bei Mainz.
Die Jugendherberge Neumühle bei Mainz, die unter allen heſſiſchen
Jugendherbergen am meiſten aufgeſucht wird, iſt wieder ſchöner und
ge=
cäumiger als ehedem erſtanden. Ein Brand, über deſſen
Entſtehungs=
urſache ſich keine Klarheit verſchaffen ließ, hatte vor über Jahresfriſt den
Hauptflügel der Jugendherberge in Aſche gelegt. Die Mainzer
Stadt=
verwaltung unter tatkräftiger Führung des zuſtändigen Bürgermeiſters
Dr. Kraus war dem Jugendherbergsverband bei dem Wiederaufbau eine
tatkräftige Stütze. Mit einem Koſtenaufwand von 34 000. RM. (28000
RM. Brandverſicherungsſumme, 6000 RM. Zuſchuß der Stadt Mainz)
iſt der Umbau vollzogen worden und ein Werk erſtanden, das ſich ſehen
laſſen kann. Die Mainzer Jugendherberge gehört jetzt ſicherlich zu den
ſchönſten und beſteingerichteten Jugendherbergen in Heſſen und
präſen=
tiert ſich als wahres Schmuckkäſtchen, das die jugendlichen Wandergäſte
zu behaglichem Aufenthalt einlädt.
Im Leſeſaal wurde in ſchlichter und eindrucksvoller Weiſe die
Ueber=
gabe an den Jugendherbergsverband vollzogen. Bürgermeiſter
Dr. Kraus=Mainz kam dabei auf die Bedeutung des
Jugendherbergs=
werks zu ſprechen. Er betonte, daß es gelungen ſei, im
Jugendherbergs=
werk die Jugend aller Richtungen und Weltanſchauungen
zuſammenzu=
faſſen und daß ein Teil der Jugend durch die bewußte Pflege des
Wan=
derns von all den für die jugendliche Pſyche ungünſtigen Einflüſſen
ab=
gezogen würde. Nachdem er eine Schilderung all der Schwierigkeiten
gegeben hatte, die ſich einem Wiederaufbau in die Wege ſtellten, dankte
er allen an der Wiederherſtellung der Neumühle verdienſtlich Beteiligten
und übergab ſodann Schulrat Haſſinger=Darmſtadt, dem Vorſitzenden des
Gaues Südheſſen im Reichsverband für deutſche Jugendherbergen, den
ſtolzen Bau zu treuen Händen. In einer zu Herzen gehenden Rede
dankte
Schulrat Haſſinger
der Mainzer Stadtverwaltung und dem Mainzer Stadtrat und allen
Helfern und Freunden für im Dienſte der Kultur und der
Jugend=
pflege trotz aller wirtſchaftlichen Sorgen geleiſtete Hilfe. Er führte u. a.
aus: In einer Zeit, wo die Not ſelbſt nicht vor dem Abbau unſerer
not=
wendigſten kulturellen Bedürfniſſe zurückſchreckt, iſt es geradezu ein Feſt
des Herzens und der Seele, wenigſtens wieder einen Schritt
vorangekom=
men zu ſein. Und daß dieſer Schritt wie hier, unſerer Jugend
beſon=
ders zugutekommt, iſt, was unfere Freude und unſere Dankbarkeit ſo
gewaltig ſteigert. Gerade hier an dieſer Stelle war jede Lücke
beſon=
ders ſchmerzhaft. Denn halten wir doch einmal Umfrage unter den
Wanderern aus allen deutſchen Gauen: es wird nicht viele Landſtriche
in Deutſchland geben, die ſo ſehr Sehnſucht und Ziel aller Deutſchen
ſind, als gerade unſer herrlicher Rheinſtrom. Hier liegt der
Inbe=
griff unſerer Freiheit, hier geſtaltete ſich immer und immer
wieder deutſche Geſchichte, hier entſchied ſich mehr als einmal deutſches
Geſchick und deutſches Schickſal; der Rhein iſt es, den dieſe Unzahl von
Liedern beſingen, den ſchon die Sage verklärt, er eſt es aber auch, der
uns den Weg in die Zukunft weiſt und den wir geradezu identifizieren
mit der deutſchen Freiheit und Selbſtändigkeit. Nein, wenn hier eine
Unterkunftsmöglichkeit für die jungen Wanderer genommen war, ſo war
das nicht etwa nur eine Lücke für die, die aus der näheren Umgebung
kamen, aus Heſſen, Heffen=Naſſau oder der Pflaz, es war eine Lücke für
die geſamte deutſche Wanderjugend. Ich darf mit Freude feſtſtellen, in
Mainz hat es an dieſem hilfsbereiten Geiſte noch nie gefehlt. Der
Main=
zer weiß, was er ſich ſchuldig iſt, er weiß, daß die Menſchen auch Herzen
und Seelen haben und daß man dieſe beiden auf die Dauer nicht ohne
Schaden darben laſſen kann. Von dem Mainzer kann man wohl im
beſten Sinne des Wortes ſagen: er will leben, aber er läßt
auch leben! Wir erinnern uns ja noch gern der Anfänge der
Jugendherbergen hier in Mainz. Noch immer, wenn das Bedürfnis
wuchs, fanden wir in der Mainzer Stadtverwaltung Rat und Hilfe, wie
größere Näume zu beſchaffen waren. So dürfen wir auch, wenn wir
von der Entwicklung der Jugendherbergen in Mainz ſprechen, eines
Mannes gedenken, der inzwiſchen auf höheren Poſten berufen iſt, der
aber, ſolange er als Bürgermeiſter von Mainz wirkte, ſtets wie noch
heute ein offenes Ohr für unſere Wünſche hatte, unſer jetziger
Staats=
präſident, Herr Dr. Bernhard Adelung, der hochgeſchätzte und
hochverehrte Schirmherr unſeres heſſiſchen Jugendherbergswerkes. Daß
dieſe gute Tradition, die durch die Namen Külb, Adelung, Ehrhard und
Kraus gekennzeichnet iſt, auch in Zukunft gepflegt und weitergeführt wer=
den möge, das iſt unſer Wunſch und unſere Hoffnung. Herr Baurat
Arnold vom Städtiſchen Hochbauamt Mainz iſt in liebevoller Weiſe
auf die Anregungen unſeres Gaugeſchäftsführers eingegangen. So iſt
ein Werk geworden, das ſich ſehen laſſen kann. Unſer Dank gilt auch
allen Firmen, den Meiſtern, Geſellen und Arbeitern, die mithalfen, das
Ganze ſo zu geſtalten, daß die jugendlichen Wanderer von nah und fern
ihre Freude daran haben werden.
So ſteht alſo, nachdem ſo die Arbeit vieler ineinander floß, unſere
Neumühle wieder ſchöner und geräumiger da als ehedem. Immer aber,
wenn ich ihren Namen ausſpreche, muß ich an eine andere Mühle
den=
ken, die ich einmal in einem Mainzer Faſtnachtszug geſehen habe. Es
war die „Altweibermühle‟. Oben ſteckte man die alten Weiber hinein,
und unten kamen friſch, geſund und rotbäckig die hübſchen jungen
Mäd=
chen heraus. Soll es auch ſo mit unſerer Jugendherberge Neumühle
ſein? Gewiß, ſie kann aus alten Frauen keine jungen Mädchen macher=,
aber alles an ihr iſt dazu angetan, aus bedrückten, müden, erſchöpften
Wanderburſchen neue, kräftige und geſunde Menſchen zu machen. Was
aber könnten wir uns Beſſeres wünſchen? Wahrhaftig, wir haben genug
Jugend, die politiſch verhetzt iſt, genug, die in allzu engen Städten
feeliſch und körperlich verkümmert, genug, die tagein und tagaus an den
Sorgen der Erwachſenen mitzutragen hat, genug, die die anderen
Men=
ſchen nur abwigt nach der Farbe der Fahne und der Geſtaltung von
Symbol und Abzeichen, freuen wir uns doch über alle, die ausziehen, um
Menſch unter Menſchen zu ſein, die noch nach ehrlichem Herz und
ver=
ſtehender Freundſchaft fragen, freuen wir uns doch darüber, wenn es in
unſerem weiten Vaterlande noch Dächer gibt, die für alle gemeinſam ſind,
daß es noch Freude gibt, die für alle bereitſteht, freuen wir uns doch,
wenn wir einer Jugend begegnen, die wirklich noch jung iſt und jung
fühlt und die ſich mit allen denen verbindet, die gleich ihr jung ſind.
Solche Jugend wollen wir in unſeren Herbergen haben. Sie mag
draußen ſtehen und kämpfen, wo ſie wolle, ſie ſoll aber das Haus
achten, in das alle jungen Menſchen eingeladen ſind. Denn Freund
oder Feind, wir alle ſind Menſchen, und wir alle wollen unſer bißchen
Recht auf Leben. Wenn wir erſt anfangen, in unſere Herbergen die
Zwietracht hineinzulaſſen, dann werden wir als unausbleiblich Nächſtes
die Zerſtörung des ganzen Werkes erleben. Darum, ihr jungen
Men=
ſchen, kämpft im Leben draußen, wie ihr kämpfen müßt, wenn ihr aber
über die Schwelle der Jugendherberge tretet, dann erinnert euch daran,
daß ihr wie alle anderen auch nur Gäſte ſeid und daß dies Werk für euch
nur ſtehen und gedeihen kann, wenn alle es tragen, die, die ihr draußen
Feinde nennt, ſo gut wie die, die ihr als enre Freunde betrachtet.
Er=
innert euch daran, daß Menſch ſein zuerſt und vor allem heißt: die
ge=
meinſame Arbeit zu ehren und den Menſchen zu achten, der hinter der
Arbeit ſteht.
Und mit dieſen Gedanken und mit dieſem Gelöbnis, zu achten und
zu ehren, was kämpft und ringt um Geſtaltung, wollen wir die
neu=
aufgerichtete Jugendherberge übernehmen, wollen wir noch einmal allen
danken, die durch Streben und Arbeit mit ihr verbunden ſind, und
wollen, uns allezeit bemühen, ehrliche frohe, einfache
verantwortungs=
bewußte und durch die Geſinnung zur Einmütigkeit und zum
Zuſammen=
halten auch dankbare Gäſte zu ſein.
Ein Rundgang durch die ſchönen und lichten Räume, die ſich in
freundlichſtem Gewande präſentieren, unter Führung von Baurat
Arnold und dem Geſchäftsführer des Jugendherbergswerks für
Hef=
ſen, Herrn Brambach=Darmſtadt, zeigte, daß etwas
Außer=
ordentliches geſchaffen worden iſt, das unſerer Jugend zur Freude und
zum Segen gereichen wird. Die Jugendherberge Neumühle weiſt in
ihren verſchiedenen Schlaffälen 210 Betten auf. Sie iſt eine der
beſuch=
teſten Jugendherbergen Heſſens und hat es in einem einzigen Jahre auf
üiber 12 000 Uebernachtungen gebracht. Sie iſt landſchaftlich
außerordent=
lich reizvoll in einem Tale zwiſchen Mainz und Gonſenheim gelegen und
wird in ihrem neuen, ſchmucken Geſand zweifellos ihre ſeither ſch
große Anziehungskraft auf die jugendlichen Wanderer ſteigern. D
Stadt Mainz aber kann ſtolz ſein, ein ſolches für die Jugendpflege
wert=
volles Werk aufzuweiſen. Dem Gau Südheſſen im Reichsverband für
deutſche Jugendherbergen und ſeinem rührigen und verdienſtvollen
Vor=
ſitzenden, Schulrat Haffinger, darf man zu dieſer Perle im Kranze der
heſſiſchen Jugendherbergen herzlich beglückwünſchen. Mögen all die
ſchönen Wünſche und Worte, die bei der Uebergabe geſprochen wurden,
recht bald in Erfüllung gehen.
Rheinheſſen.
Ah. Bingen a. Rh., 9. Juli. Neunzigjährige kurz vor
der Eiſernen Hochzeit geſtorben. Im nahen rheinheſſiſchen
Orte Horrweiler iſt im 91. Lebensjahre die Ehefrau Katharine Doll
geſtorben. Die Frau war nie in ihrem Leben ernſtlich krank und bis
ins hohe Alter hinein noch recht rüſtig. Seit letzten Winter war ſie
infolge eines Sturzes etwas leidend und iſt jetzt, kurz vor der Eiſernen
Hochzeit ſtehend, abberufen worden. Der Ehemann iſt 92 Jahre alt
und körperlich wie auch geiſtig noch auf guter Höhe.
Oberheſſen.
Gießen, 9. Juli. Unfälle. In einem Neubau vom Gerüſt
abgeſtürzt iſt im nahen Launsbach ein Maurer. Er trug ſchwere
Beinverletzungen davon und mußte in die Klinik verbracht
wer=
den. — Von einem Motorfahrer angefahren wurde
zwiſchen hier und Dutenhofen der Landwirt Müller.
Straßen=
paſſanten fanden ihn bewußtlos mit erheblichen Verletzungen im
Chauſſeegraben liegen. Der rückſichtsloſe Fahrer hatte ſich aus
dem Staub gemacht.
Langgöns, 9. Juli. Ihr 50. Jubiläum feiert am
kom=
menden Sonntag die hieſige Freiwillige Feuerwehr. Etwa 40
Wehren aus den Kreiſen Gießen und Friedberg und dem
Hütten=
berg haben ihr Erſcheinen zugeſagt. Mit der Feier veranſtaltet
der Kreisverband Gießen der Freiwilligen Feuerwehren ſeinen
11. Herbſt=Verbandstag.
h. Homberg a. d. Ohm. 9. Juli. Eine Gruppe der
Gie=
ßener Segelflieger iſt hier eingetroffen und unternimmt
Schulungsflüge. Es handelt ſich um die Notgemeinſchaft
erwerbs=
loſer Segelflieger, die ſich hier ausbilden wollen. Hochherzige
Unterſtützungen machten das Unternehmen der ſtrebſamen jungen
Leute möglich.
h. Alsfeld, 4. Juli. Zur Zuchtviehverſteigerung am 13.
Juli ſind gemeldet: 60 Fleckviehbullen und 11 Eber des veredelten
Land=
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[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Freitag, den 10. Juli 1931
Nummer 189
Für all die Blumenspenden und Glückwünsche
die uns anläßlich der Eröttnung unseres neuen
Parfümerie-und Seifengeschäftes zugegangen.
sagen wir auf diesem Wege herzlichst
Dank.
Fritz Mäller und Frau
10538)
am weißen Turm.
Anläßlich unſerer Silberhochzeit
ſind uns von lieben Freunden und
Belannten derartig viele Glückwünſche
zugegangen, ſodaß es uns nur auf
dieſem Wege möglich iſt, allen
herz=
lichen Dank zu ſagen.
Heinrich Seibert und Frau
Roßdorf b. Darmſtadt. (10531
Unterfertigter C. C. erfüllt hiermit die ſchmerz
liche Pflicht, von dem am 7. Juli 1931 zu
Berlin ertolgten Ableben ſeines lieben A. H.
R.
Ahnnp Hiieptih
A
(rec. 28. 5. 94)
geziemend Kenntnis zu geben.
Heute entſchlief nach langem
ſchwe=
ren Leiden unſer lieber Vater,
Großvater, Urgroßvater u.
Schwie=
gervater
Herr
Friedrich Schneider II.
in faſt vollendetem 86.
Lebens=
jahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Ludwig Bender III.
Familie Heinr. Bender V.
Nieder=Ramſtadt, den 8. Juli 1931,
Die Beerdigung findet Samstag,
den 11. Juli, nachmittags 3 Uhr,
vom Sterbehaus aus ſtatt.
10532)
J. A. d. C. C. der „Rhenania”
Hähnlein XXX
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme beim Heimgange unſeres lieben
Ent=
ſchlafenen danken wir herzlich im Namen
aller Hinterbliebenen.
Frau Marie Pfeiffer, geb. Röth
und Sohn Hermann.
Kranichſtein, den 9. Juli 1931.
(10511
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme und für
die zahlieichen Kranzſpenden bei dem Hinſcheiden
unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Georg Reeg I.
geb. Zior
ſagen wir Allen unſeren herzlichſten Dank. Beſonders
danken wir Herrn Pfarrer Brigleb von König für
die troſtreichen Worte am Grabe.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenenen:
Georg Reeg I., Bürgermeiſter.
Ober=Kinzig, den 8. Juli 1931.
(10493
zuverlössig und überraschend
schnell durch das örztlich emp-
Johlene Citrovanille. Jahrzehnte
bewährt bei Kopischmerz,
Mi-
gröne, Neurolgien u. rheumst
Zahnschmerzen. Nicht
ermü-
dend. Unschädlich für Herz und
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Kamerad
Oberſtadtſekretär i. R.
Johannes Kempf
Die Beerdigung des verſtorbenen
Kameraden fand auf Wunſch in
der Stille ſtatt. Wir werden
ſtets in Treue ſeiner gedenken.
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Seite 10
Freitag, den 10. Juli 1931
Nummer 189
Unwetter verwüstet das westüiche Erzgebiege.
Die Verwüſtungen des Hochwaſſers im Antonstal bei Schwarzenberg,
wo der Waſſerſtrom rieſige Bäume entwurzelte und Häuſer einriß.
Zerſtörte Eiſenbahnſtrecke beim Bahnhof Erla.
Ueber dem weſtlichen Erzgebirge zwiſchen Schwarzenberg und Johanngeorgenſtadt gingen derartig ſchwere Wolkenbrüche nieder, daß die kleinen Gebirgsbäche
überall furchtbare Verwüſtungen anrichteten. Auf mehreren Eiſenbahnlinien mußte der Verkehr eingeſtellt werden.
zu reißenden Flüſſen anwuchſen und
Deutſchlands längſte Donaubrücke.
Die neue Donaubrücke bei Deggendorf (Niederbayern),
die mit 417 Metern Länge die längſte Brücke über die deutſche Donau darſtellt,
iſt jetzt dem Verkehr übergeben worden.
Reich und Ausland.
Exploſion in einer Autogarage.
Frankfurt a. M. Im Stadtteil Höchſt
entſtand in dem Hauſe der Autofirma Glöcker,
in der Kleyerſtraße, durch eine Exploſion Feuer.
Die Tochter des Beſitzers, die ſich in der Küche
der im erſten Stock gelegenen Wohnung
auf=
hielt, hörte plötzlich eine heftige Detonation,
gleichzeitig ſchlugen Flammen an der Hauswand
empor. Das Mädchen erlitt ſchwere
Brandwun=
den und konnte ſich vor dem Feuertod nur
da=
durch retten, daß es aus dem Fenſter nach dem
Hof ſprang, wo es ſich weitere Verletzungen
zu=
zog. Die Urſache der Exploſion, die die
Fenſter=
ſ heiben des Hauſes zertrümmerte, konnte noch
nicht feſtgeſtellt werden. Das Feuer war bald
gelöſcht.
Die Schwindeleien mit Traveller=Schecks
aufgeklärt.
Frankfurt a. M. Die Schwindeleien mit
geſp ten, geſtohlenen Traveller=Schecks ſind
au
rt. Die Frankfurter, Kriminalpolizei
h.i
eingehende Verhöre und Ermittlungen
vor
mmen, auf Grund deren vorgeſtern
Fraz urter Kriminalbeamte nach Mainz und
Wiesbaden fuhren, um den Umfang der
Betrü=
gereien an den dortigen Plätzen feſtzuſtellen.
Das Ergebnis war: In Mainz hat der
ver=
haftete Schwindler Hofmann zweimal. 50 Dollar
bei einer Bank und einmal 50 Dollar bei einem
Reiſebüro abgehoben. In Wiesbaden ging das
Geſchäft noch beſſer; dort hat er viermal 50
Dol=
lar und viermal 20 Dollar bei Banken und
Reiſebüros herausgeholt. Hofmann wird
übri=
gens auch von Berlin aus wegen ſolcher
Schwin=
deleien geſucht. Hofmann war derjenige, der
überall die Schecks präſentierte und ſich als
Eng=
länder ausgab, der nur wenig oder gar kein
Deutſch verſtand, um dadurch evtl. auch
unange=
nehmen Fragen zu entgehen. Er arbeitete mit
einem Komplizen zuſammen, der auf der Straße
wartete und gewiſſermaßen Schmiere ſtand, der
aber leider entkommen iſt. Die Polizei glaubt
jedoch, dieſe Perſon zu kennen, und hofft, auch
ſie bald verhaften zu können.
Großfeuer in Neumünſter,
Neumünſter. In der vorvergangenen
Nacht wurden mehrere Gebäude der
Eiſen=
gießerei und Maſchinenfabrik Franz Robert
durch Großfeuer eingeäſchert. Beim Eintreffen
der Feuerwehr kurz nach Mitternacht brannte
das dreiſtöckige Modellager faſt in ganzer
Aus=
dehnung. Es konnte nicht verhindert werden,
daß das Feuer auf ein benachbartes Modellager,
auf die Möbeltiſchlerei und das Holzlager
über=
ſprang und dieſe faſt völlig vernichtete. Wegen
der Gefahr für die Nachbargebäude wurden die
Kieler Feuerwehr und die Feuerwehr einer
Fabrik um Hilfe gebeten. Gegen 4 Uhr früh
war das Feuer in der Gewalt der Wehren. Der
Schaden iſt ſehr groß.
Miß Japan 1931.
Die neugewählte Schönheitskönigin Japans,
das alſo auch in dieſer Beziehung Europa und
Amerika nacheifert. Allerdings findet die Wahl
von „Miß Nippon” nicht in dem verpönten
Badeanzug, ſondern im ehrwürdigen Kimono
ſtatt.
Das Unwetter an der Waſſerkante dauert an.
Hamburg. Die ſtarken Regenfälle, die
ſeit Tagen faſt ununterbrochen an der ganzen
Waſſerkante niedergehen, haben überall ſchweren
Schaden verurſacht. In Hamburg ſelbſt ſind in
den letzten 24 Stunden 36,7 Millimeter Regen
niedergegangen. Auch an der Unterelbe und in
ganz Schleswig=Holſtein, namentlich im Norden,
werden, hohe Niederſchlagszahlen verzeichnet.
Seit Mittwoch abend hat ſich der Weſtwind
weſentlich verſtärkt und erreichte während der
Nacht in Böen Sturmſtärke. — In den
Gemüſe=
kammern Hamburg, den Vierlanden, hat das
Unwetter beſonders große Schäden an den
Kul=
turen angerichtet. Die Erdbeeren=Nachernte
wurde völlig vernichtet. Das Getreide wurde
auf weite Strecken zur Erde gedrückt. Das noch
im Freien lagernde Heu wurde zum größten
Teil weggeſchwemmt. In der Hamburger Marſch
ſind die Getreidefelder arg mitgenommen
wor=
den. Während der Roggen ſich wahrſcheinlich
wie=
der erholen wird, iſt mit der völligen
Vernich=
tung der Weizenernte zu rechnen. Durch
Blitz=
ſchläge iſt auf den Weiden in Nord=Hannover,
ebenſo wie in Schleswig=Holſtein, zahlreiches
Vieh umgekommen. Auch viele Gebäude ſind
durch Blitzſchlag eingeäſchert worden.
Hochwaſſerkataſtrophe in der Oſte=Niederung.
Bremerförde. Im Gebiet der Ober=
und Unteroſte ſtehen infolge der tagelangen, faſt
ununterbrochen anhaltenden Niederſchläge
Tau=
ſende von Hektar fruchtbaren Landes unter
Waſ=
ſer. Die Deiche ſind teilweiſe überflutet. In
einer Länge von etwa 100 Kilometern bildet die
Oſte in ihren Außendeichen einen einzigen
rie=
ſigen See. Das Vieh mußte in vielen Orten
ausgeſtallt werden. An verſchiedenen Stellen
ſollen die Deiche bereits gebrochen ſein. Ganz
beſonders leiden auch die Hafengebiete der Stadt
Bremerförde unter dem Hochwaſſer. Die
Waſ=
ſerſchäden werden noch verſchlimmert durch die
völlig unzulänglichen waſſerbautechniſchen
Ver=
hältniſſe im Oſtegebiet.
Die däniſchen Ozeanflieger auf der Rückreiſe.
Hamburg. Die däniſchen Ozzeanflieger
Höjriis und Hillig trafen geſtern vormittag, von
Kopenhagen kommend, hier ein. Von hier
wer=
den ſie nach Bremen weiterfahren, um ſich an
Bord des Lloyddampfers „Bremen” zu begeben
und die Rückreiſe nach New York anzutreten.
Das Flugzeug der Flieger wird gegenwärtig in
Kopenhagen abmontiert und ſoll mit einem
Frachtdampfer nach New York nachgeſandt
werden.
Starker Schneefall in den Schweizer Alpen.
Baſel. Aus dem Schweizer Alpengebiet
werden ſtarke Schneefälle bis zu 1500 Meter
Höhe herunter gemeldet, die zurzeit noch
an=
dauern. Auf dem Jungfraujoch mißt man 40
Zentimeter, auf dem Säntis 50 Zentimeter
Neu=
ſchnee. bei 8 Grad Kälte. Auch Davos meldet
eine Schneedecke von 8 Zentimetern.
Großfeuer im rumäniſchen Petroleumgebiet.
Bukareſt. In dem Petroleumgebiet von
Ploeſti geriet vorgeſtern ein Bohrturm in Brand,
von dem das Feuer auf zwei weitere Bohrtürme
übergriff. Der Brand ging unter mächtigen
Exploſionen vor ſich. Von fliegenden Trümmern
wurden ein Arbeiterwohnhaus und drei
Petro=
leumbehälter in Brand geſetzt, die unter
gewal=
tigem Getöſe in die Luft flogen. Brennende
Petroleumſtröme nahmen ihren Weg talabwärts.
In der benachbarten Ortſchaft Scorteni wurden
zur Warnung der Einwohner die Kirchenglocken
geläutet. Mit großer Mühe gelang es, die
Ort=
ſchaft vor einer Kataſtrophe zu bewahren. Der
Umfang des Schadens wird auf 10 Millionen
Lei beziffert.
Auf der Suche nach Platos Grab.
In der Nähe von Athen werden gegenwärtig
Ausgrabungen unternommen, die nach den aus
der griechiſchen Hauptſtadt hierher gelangten
Meldungen zu der Hoffnung berechtigen ſollen,
daß man auf das Grab Platos ſtoßen werde.
Ein reicher Athener hatte einer Gruppe
grie=
chiſcher Archäologen Mittel zur Verfügung
ge=
ſtellt, um auf einem ihm gehörigen Grundſtück
in der Nähe von Athen Ausgrabungen
vorzu=
nehmen. Den Altertumsforſchern, die mit dem
Direktor des Athener Nationalmuſeums,
Kuro=
niotis, zuſammenarbeiten, ſollen wichtige
Er=
gebniſſe bei ihren Arbeiten beſchieden geweſen
ſein, die zu weiteren großen Hoffnungen
berech=
tigen. In einer Entfernung von zwei Kildmeter
von der Hauptſtadt ſeien ſie auf die berühmte
Akademie des Plato geſtoßen. Man habe eine
Straße freigelegt, die genau den von Pauſanias
überlieferten Beſchreibungen über die Lage und
die Richtung der „Akademiſchen Straße”
ent=
ſprechen. Die Straße münde auf einen großen
Platz, wo Spuren eines bedeutenden Gebäudes
gefunden worden ſeien. Zweifellos handle es
ſich um das „Gymnaſium”, in dem der
Tra=
dition zufolge, der große Philoſoph begraben
ſei. Bisher habe man bei den Arbeiten bereits
zahlreiche Gegenſtände, im beſonderen zwei
ſchöne, gut erhaltene Reliefs, gefunden, was die
Hypotheſe zu beſtätigen ſcheine, daß das Grab
des Plato ſich in unmittelharer Nähe befinden
müſſe.
Tesla, der Pionier der drahlloſen
Telegraphie, prophezeik eine
neue Erfindung.
A.S. Nikola Tesla, der aus Serbien
ſtam=
mende und in New York lebende Phyſiker und
Erfinder, deſſen Arbeiten neben denen von Hertz
von größter Bedeutung für die ſpäteren
Ver=
ſuche von Marconi mit der Ausgeſtaltung der
drahtloſen Telegraphie, waren, ſchickt ſich an,
ſeinen 75. Geburtstag zu feiern. Tesla, der
ſei=
nerzeit durch ſeine Verſuche mit hochgeſpannten
Dreh= und Wechſelſtrömen und als Schöpfer des
nach ihm benannten „Tesla=Lichtes” ſehr
be=
kannt geworden war, hat jetzt Ankündigungen
über wichtige neue Erfindungen gemacht, die er
demnächſt der Oeffentlichkeit zu unterbreiten
gedenke. Dieſe Ankündigungen in
amerikani=
ſchen Blättern ſind allerdings in derart
ſen=
ſationeller Form gehalten, daß es ſchwer iſt, ihre
wirkliche Bedeutung abzuſchätzen. Tesla ſoll
da=
nach geſagt haben, ſeine neue Erfindung ſei die
bedeutendſte ſeines ganzen Lebens und werde
Licht über manche bisher noch ungelöſte Rätſel
des Kosmos verbreiten. Die Erfindung werde
aber auch von eminentem, unmittelbaren
prak=
tiſchen Nutzen ſein und die bisher auf dem
Ge=
biet der drahtloſen Telegraphie gemachten
Ent=
deckungen an Bedeutung noch übertreffen Tesla
werde durch ſeine Erfindung die Lehren der
üblichen phyſikaliſchen Wiſſenſchaft desavouieren
und der Wiſſenſchaft der Phyſik ganz neue Wege
weiſen. — Tesla ſcheint noch keine Gelegenheit
zu größeren Verſuchen mit ſeinen Theorien
ge=
habt zu haben. Denn er ſprach davon, er habe
ſeine Verſuche durch Experiment, Meſſung und
Rechnung bewieſen, und fügte hinzu, er ſei ſicher,
ſeine Theorien würden die Probe auf ihre
Rich=
tigkeit beſtehen. Wenn dies der Fall ſei, dann
würde ſich der Menſchheit eine praktiſch
uner=
ſchöpfliche Kraftquelle in jedem Teil der Welt
öffnen, deren Natur auch die verhältnismäßig
hohen Koſten für die Apparatur zur Gewinnung
und Umformung der Kraft rechtfertigen würde,
denn die Apparatur würde unbegrenzte Zeit
ohne zuſätzliche Koſten arbeiten.
Fünf Tote bei einem Fluchtverſuch aus einem
bulgariſchen Gefängnis.
Sofia. Mehrere Strafgefangene des
Ge=
fängniſſes von Sliven unternahmen einen
Flucht=
verſuch, der jedoch bemerkt wurde. Als ſich die
Flüchtenden auf den Haltanruf der Wache nicht
ergaben, gab dieſe Feuer, wobei fünf Flüchtlinge
getötet wurden. Im Gefängnis herrſcht wieder
völlige Ruhe.
Stratoſphärenforſchung mit Rakete.
Rom. Der amerikaniſche Gelehrte Prof.
Myon iſt von Tripolis in Begleitung des
Lei=
ters der Tripolitaniſchen Wetterwarte, Prof.
Fantoli, ins Innnere nach Misda abgereiſt, um
ein geeignetes Gelände zu einem Verſuch mit
einer Rieſenrakete zur Erforſchung der
Strato=
ſphäre zu ſuchen. Er hofft, das Experiment
noch vor dem nächſten Winter zu unternehmen.
Ein Non=Stop=Flug Amerika—Japan.
Nome (Alaska). Die beiden amerikaniſchen
Flieger Robbins und Jones, die ſich auf einem
Ohne=Halt=Flug von Amerika nach Tokio
befin=
den, erſchienen nach der Ueberfliegung der
Be=
ringſtraße, über dem Flugplatz von Solomon
(Alaska) Sie übernahmen in der Luft neuen
Betriebsſtoff und ſetzten ihren Flug nach Tokio
fort. Die Strecke Solomon=Tokio beträgt etwa
4500 Kilometer. Beim Gelingen des Fluges
haben die Flieger Anſpruch auf einen von der
japaniſchen Regierung ausgeſetzten Preis in
Höhe von 25 000 Dollar.
Fünf Perſonen nach dem Genuß verdorbenen
Alkohols geſtorben.
New York. In Brocktown, im Staate
Maſſachuſetts, ſind vier Männer und eine Frau
nach dem Genuß von verdorbenem Alkohol
ge=
ſtorben. Zwei Perſonen ſchweben noch in
Le=
bensgefahr.
Dynamitexploſion beim Untergrundbahnbau.
New York. Beim Untergrundbahnbau in
New York. unterhalb des Harlem=Fluſſes,
wur=
den acht Streckenarbeiter durch vorzeitige
Ent=
zündung einer Dynamitladuug ſchwer, verletzt.
E
O
[ ← ][ ][ → ]Nummer 189
Freitag, den 10. Juli 1931
Seite 11
Der Panama=Kanal.
Von Erna Pinner.
* Vier Wochen war ich von Amſterdam auf einem netten
hol=
ländiſchen Handelsdampfer mit zwanzig Kühen, einem Stier,
ſechs Fafanen und wenigen Paſſagieren über den keineswegs
immer freundlich geſinnten Atlantik an den Panamakanal
ge=
fahren.
In den bewegten Momenten, die das Meer bei Windſtärke
11 beliebte, ermutigte mich auf meiner Orche Noah von 5000 To.
die Lektüre mittelalterlicher großer Seefahrer, die in winzigen
Nußſchalen denſelben Ozean überquert hatten.
Einer davon, Vasco Numez de Balboa, kam ſchon im Jahre
1513 mit ſeinem Segelboot bis an den heutigen Panamakanal.
Nach der Landung durchquerte er den Kontinent und ſtand nach
60 Meilen als erſter am heißgeſuchten Pacific, am Großen oder
Stillen Ozean. Eine glückhafte Tat, die den beſcheidenen
Auf=
takt zu der rieſigen ſpaniſchen Eroberung dieſes ganzen
Erd=
teiles darſtellte. Eine glückhafte Tat . .. die auch mir
vierhun=
dertundſiebenzehn Jahre ſpäter geſtattete, die Weſtküſte dieſes
Kontinents zwar nicht zu erobern, aber zu bereiſen, ohne um
Kap Horn herumfahren zu müſſen.
Von dem Moment an, wo Balboa ſich damals durch den
ſchmalen, aber gebirgigen und urwalddurchwachſenen Eroſtreifen
geſchlagen hatte, der den Atlantik und den Stillen Ozean wie
gefährliche Rivalen fürſorglich trennte, fieberte es in allen
ſpani=
niſchen Gehirnen, dieſe Landenge in eine verbindende
Waſſer=
ſtraße zu verwandeln. Nur ſo, und das erkannte man ſchon
damals, erſparte man ſich den endloſen Weg über die
ſüdameri=
kaniſche Oſtküſte und durch die Maggelanſtraße. Die
Verwirk=
lichung dieſer Idee mußte unabſehbare wirtſchaftliche Vorteile
haben. Sie mußte dazu eine ungeheure ſtaatliche Macht
be=
deuten. Der Beſitz eines ſolchen Kanals war der Beſitz
Süd=
amerikas.
Infolgedeſſen ſann und grübelte halb Spanien über dieſem
Projekt. Es ſann und grübelte ſolange, bis Philipp der Zweite
ſeinen Spaniern kurzerhand bei Todesſtrafe verbot, ſich über
das Projekt des Panamakanals weiter den Schädel zu
zer=
brechen. Philipp der Zweite war ein frommer Mann und
empfand jegliche Beſchäftigung mit einem ſolchen Gedanken als
der göttlichen Ordnung zuwiderlaufend.
Mit Hilfe dieſer blutig durchgeführten frommen Geſinnung
verblaßte tatſächlich das Kanalprojekt in den Gehirnen der
ſpa=
niſchen Untertanen, es verblaßte aber auch im Laufe der
Jahr=
hunderte die ſpaniſche Herrſchaft auf dem lateinamerikaniſchen
Kontinent. Die einzelnen Staaten machten ſich zu ſelbſtändigen
Republiken, und das Gebiet von Panama fiel an Kolumbien.
Von Kolumbien erwarben die Franzoſen Ende des
neun=
zehnten Jahrhunderts die Rechte, einen Kanal zu bauen. Sie
gründeten unter Ferdinand de Leſſeps eine Aktiengeſellſchaft und
opferten verzweifelt zehn Jahre lang in dem Höllenklima von
Panama ſehr viel Geld und ſehr viel Menſchen. Die
Erdab=
tragungen, mit denen ſie das Terrain regulieren wollten,
ver=
ſchlangen die Goldmilliarden, und die Malaria und das gelbe
Fieber, das die Sümpfe ausbrüteten, verſchlangen ein ganzes
Armeekorps von Menſchen. Die Anteilſcheine dieſes Unternehmens
ſanken auf den Gefrierpunkt, die Kupons wurden nicht mehr
ein=
gelöſt, die Gerichte griffen ein, und ſchließlich liquidierte man.
Das war 1891. Ein paar Jahre ſpäter hatten die Tropen die
franzöſiſche Pionierarbeit zerſtört, jungfräulicher Wald wucherte
über den mit unzähligen Leichen gedüngten Schutthaufen, und
die Indianer ſtreiften wieder wild und unbehindert umher.
Berge, Sümpfe und undurchdringbare Wälder trennten nach wie
vor die mächtigen Meere.
Nun kam um die Jahrhundertwende eine andere Macht, die
erneut den Kampf mit den Bergen, dem Urwald, den Sümpfen,
den Indianern, der Malaria und dem gelben Fieber aufnahm.
Dieſe Macht, deren Sternenbanner ich jetzt an allen Schleuſen
und Maſchinen des Panamakanals wehen ſah, dieſe Macht war
U. S. A. Nordamerika ließ ſich auf keine Tropenromantik ein.
Es finanzierte erſt einmal, da Kolumbien nicht recht wollte, eine
kleine Revolution in dem für den Kanalbau in Frage
kommen=
den Panamagebiet. Prompt löſte ſich Panama von Kolumbien,
erklärte mit einer von 500 000 faſt nur aus Indianern
beſtehen=
den Bevölkerung ſeine republikaniſche Selbſtändigkeit und trat
1903 gegen zehn Millionen Dollar alle Rechte für einen Kanalbau
an die Vereinigten Staaten von Nordamerika ab. Gleichzeitig
verkaufte Panama an Nord=Amerika die Kanalzone, das heißt:
ein Stück Land, das auf jeder Seite des Kanals etwa acht
Kilo=
meter breit und achtzig Kilometer lang iſt.
Jetzt erſt ſchütteten die Yankees alle Sümpfe zu und machten
die Zone malariafrei. Dann ſetzten ſie 40000 Menſchen ein, die
in zehn Jahren den Panamakanal, ein Werk von unheimlicher
Technik, mitten in die feucht dampfenden Tropen ſtellten.
Sie haben Berge weggeſprengt, den Urwald
niedergeſchla=
gen und ſchließlich kunſtvolle Schleuſen gebaut, in denen die
Schiffe, von dem einen Ozean kommend, hochgepumpt werden,
um über das in einen ſchmalen See verwandelte, höher liegende
Innenland bis zu den Schleuſen am anderen Ende zu fahren,
wo ſie wieder in den anderen Ozean hinuntergepumpt werden.
Mein Dampfer mit den Kühen, dem Stier, den Fafanen
und den wenigen Paſſagieren wurde in ſieben Stunden durch
den Kanal geſchleuſt und gefahren. In die bleierne Schwüle
ſpendete der Himmel einen vielleicht wohlgemeinten Regen, der
aber, einer heißen Duſche ähnlich, mich in nördlicheren Zonen
mehr erfreut hätte." Ich ſah rechts und links an den Kanalufern
Schleuſen, Maſchinen und Pumpwerke. Ich ſah hellgrüne
ge=
pflegte Raſenflächen und direkt dahinter den dunklen Urwald
unmittelbar aufſteigen. Ich ſah Seen mit wilden Inſeln und
Indianerhütten. Ich ſah enorme Befeſtigungen, Flughäfen mit
hunderten von Panzerflugzeugen. Ich ſah am Kanalein= und
ausgang ganze Kriegsflotten liegen. Ich ſah Unterſeeboote um
die Wette mit großen Haien durch das Meer ſchießen. Die
Küſte, das Waſſer und die Luft erzitterten vom Herzſchlag der
Motoren mitten in der Wildnis, miten in den ſiedenden Dünſten
geheimnisvoller und lianenverſtrickter Wälder, in denen noch
heute wilde Indianer ſtreifen, und darin die ganze Pracht
exo=
tiſcher Pflanzen, umworben von Millionen ſchillernder
Schmet=
terlinge und kreiſchender bunter Vögel, unberührt und
hem=
mungslos wuchert.
14000 Menſchen beanſprucht der Kanaldienſt, und ich hatte
wirklich das Gefühl, als ich durchfuhr, daß Nordamerika hier der
geſamten Welt die berühmte gepanzerte Fauſt energiſch unter die
Naſe hält. Nur ſechzehn Kilometer breit iſt die von U. S.A. der
Republik Panama abgekaufte Urwald=Kanalzone, in der noch kein
Zentimeter Terrain an irgend jemand abgegeben worden iſt. Aber
dieſe ſchmale Zone, Privileg der Yankees, windet ſich mit ihren
Befeſtigungen, Schleuſen, Maſchinen, Pumpen, Flugzeugen,
Kreuzern, Unterſeebooten, ja, mit einem ganzen hier ſtationierten
Armeekorps wie eine furchtbare gefährliche Schlange durch die
Wildnis der Republik Panama. Die Befeſtigung iſt ſo
über=
legt, daß die Erbauer des Kanals ſogar nicht vergeſſen haben,
Maſchinen zu konſtruieren, mit deren Hilfe ſie bei einem feind=
lichen Angriff jederzeit die Panzertore ihrer Schleuſen und die
Eiſengerüſte ihrer Pumpen ſelbſt zerſtören können.
Aber die Kapitalkraft des Dollar hat nicht nur Berge
ver=
rückt, Meere vereint, die Tropen mit ihren Krankheiten
über=
wunden, ſondern die Kaditalkraft des Dollar macht dabei noch
wahrſcheinlich ein Geſchäft. 1926 paſſierten beinahe
ſechseinhalb=
tauſend Schiffe den Kanal, und bei dem Erlös von faſt einem
Dollar für die Tonnage werden wohl die 250 000 Dollar, die von
U. S. A. jährlich an die Republik Panama gezahlt werden, nur
eine komiſche Rolle ſpielen.
Aehnlich großartig wie ſie den Kanal gebaut haben, haben
die Amerikaner hier auch für ihre Leute geſorgt. Die
Doppel=
ſtädte Criſtobal=Colon und Balboa=Panama, die eine am Atlantik
und Kanaleingang, die andere am Pacific und Kanalausgang,
gehören mit ihren komfortablen Offiziersvierteln, mit netten
Hotels, mit Schwimmbaſſins, Dancings, Eiscreme=Bars und
Kinos zu den hübſcheſten und geſundeſten Tropenſtädten. Sie
haben Doppelnamen, weil die Kanalzone ſie willkürlich
durch=
ſchneidet. So gehören Criſtobal und Balboa zu U. S.A., Colon
und Panama zur Republik Panama. Während in Criſtobal=
Colon eine Eiſenbahnüberführung die trockene „
Prohibitions=
zone” von dem feuchten „Whisky Eldorado” trennt, genügt in
Balboa=Panama ein kleiner Schritt von der rechten Straße auf
die linke, um in allen verbotenen Genüſſen zu ſchwelgen. Man
kann alſo, mit einem Bein in Panama ſtehend, ſich
beneidens=
wert betrinken und, mit dem anderen Bein in Balboa ſtehend,
darüber nüchterne und bedauernde Reflexionen anführen.
Aber das ſind ja nur Arabesken der Prohibition unter
exotiſchen Bäumen mit ſchreienden Papageien und kurz
aufleuch=
tenden Kolibris und verächtlich herabſehenden ſchwarzen Geiern.
Kleine Grenzüberſchreitungen unter ſpaniſchen Holzbalkonen mit
fächelnden Negerinnen. Viel wichtiger iſt, daß jeder Ziviliſierte
relativ ungefährdet in dieſem tropiſchen Hexenkeſfel ein
ſym=
pathiſches Leben führen kann, etwa wie die weißen Reiher und
die liebenswürdigen Schildkröten, die ich in dem herrlichen
Marmorhof des Präſidenten der Republik Panama um einen
Springbrunnen ſitzen ſah. Dem Herren Präſidenten iſt dieſe
Liebhaberei in ſeiner Hauptſtadt von den Kanaleigentümern
zweifellos großzügig geſtattet worden.
Aber auch das iſt nur eine Arabeske im gepanzerten Urwald=
Reich des Panamakanals, in dem als Symbol nordamerikaniſcher
Macht ſchon von weitem über die Meere ſichtbar hunderte von
Kriegsflugzeugen wie ſilbern glänzende Vögel am
Tropen=
himmel kreiſen.
Wekterbericht.
Die nördliche Störung hat erneut an Energie gewonnen und
ſich über Südſkandinavien zu einem Sturmwirbel mit
Barometer=
ſtänden von unter 735 Millimeter Luftdruck entwickelt. Infolge
der ſtarken Druckgegenſätze hat beſonders in Norddeutſchland
ſtür=
miſches Wetter eingeſetzt. Die Rückſeite des Tiefs wird uns
wei=
terhin beeinfluſſen und unter lebhafter Zufuhr kühler Luft
verän=
derliches Wetter mit Regenſchauern bringen. Auch behalten die
Temperaturen noch ihre verhältnismäßig niedrigen Werte bei.
Ausſichten für Freitag, den 10. Juli: Weiterhin unbeſtändig und
kühl, mit Regenſchauern, lebhafte, um Weſt drehende Winde.
Ausſichten für Samstag, den 11. Juli: Noch keine weſentliche
Aenderung in Ausſicht.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Polliik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feutlleion, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mlttellungen: Willy Kuble.
Druck und Verlag: C.C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
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teritis und Scharlach, ja sogar
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lose-Bazillen können von der todbringenden
Fliege verbreitet werden. Sie nistet auf
Un-
rat und vergiftet dann die Nahrungsmittel.
Schützen Sie sich und Ihr Heim gegen die
Fliegengefahr. — Zerstäuben Sie Flit.
Flit vernichtet Fliegen, Mücken, Schnaken,/
Flöhe, Ameisen, Motten, Bettwanzen,
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ben und deren Eier. Flit-Zerstäubung ist für
Insekten tödlich, für Menschen jedoch
un-
schädlich. Bequem anzuwenden, fleckt nicht.
Verwechseln Sie Flit nicht mit anderen
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Zerstäubt
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1
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Stoßkarren m. Fe=! Schreibmaſchine
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Mopöl
[ ← ][ ][ → ]Seite 12
Freitag, den 10. Juli 1931
Nummer 189
Spoct, Spiek und Fucnen
Der Spoek des Sonnkags.
Hochbetrieb in Leichtathletik und Schwimmen.
Mit dem zweiten fußballoſen Sonntag treten die anderen
Sport=
arten weiter in den Vordergrund. Beſonders Leichtathleten und
Schwim=
mer beherrſchen das Programm des Sonntags. In beiden Sportarten
finden mit den Meiſterſchaften der Landesverbände bzw. Kreiſe die
letz=
ten Vorproben zu den deutſchen Meiſterſchaften des Jahres ſtatt.
Da=
neben gibt es aber auch im Tennis, im Rudern ſowie im Rad= und
Motorſport noch zahlreiche wichtige Veranſtaltungen.
Leichtathletik.
Die ſieben Landesverbände der D.S.B. halten am Samstag und
Sonntag mit ihren Meiſterſchaften die letzte Heerſchau vor den am 1. und
2. Auguſt ſtattfindenden erſten „Deutſchen Meiſterſchaften”, die
bekannt=
lich erſtmals von Sportlern und Turnern gemeinſam veranſtaltet
wer=
den. Süddeutſchlands Titelkämpfe werden im
Darm=
ſtädter Hochſchulſtadion ausgetragen, Kampftage ſind der
Sams=
tag und Sonntag. Es wurden über 300 Teilnehmer gemeldet, die ſich
wohl in allen Diſziplinen ſchwere Kämpfe liefern werden, zumal die
Gruppenmeiſterſchaften vielfach bedeutende Leiſtungsſteigerungen
auf=
wieſen. Weſtdeutſchland führt ſeine von 200 Teilnehmern
be=
ſchickten Titelkämpfe ebenfalls an zwei Tagen in Kaſſel durch. Die
übrigen Landesverbände haben ihre Meiſterſchaften durchweg
an die Hauptzentren ihres Gebietes vergeben, ſo Brandenburg nach
Ber=
lin, Mitteldeutſchland nach Leipzig, Norddeutſchland nach Hamburg,
Südoſtdeutſchland nach Breslau und der Baltenverband nach
Königs=
berg. — In dieſem Zuſammenhang ſind auch die erſtmals veranſtalteten
ſüddeutſchen Volksturnmeiſterſchaften zu erwähnen,
die in Nürnberg von den in Süddeutſchland gelegenen Turnkreiſen der
D. T. (Mittelrhein, Baden, Bayern, Württemberg und Pfalz)
gemein=
ſam aufgezogen werden, um die Vertreter für die Deutſchen
Meiſter=
ſchaften zu benennen.
Tennis.
Eine ſchwere Aufgabe hat ſich Rot=WeißBerlin mit der
Ver=
pflichtung der Davispokalmannſchaft von Südafrika geſtellt, die
be=
kanntlich Deutſchland in der erſten Runde der Cupſpiele erledigte.
Scheinbar wollen die Berliner dem Tennisbund beweiſen, daß eine
Ver=
tretung mit Prenn und von Cramm beſſer gegen die Südafrikaner
ab=
ſchneidet, als die in Düſſeldorf geſtellte Vertretung. —
Um den
Davispokal liefern ſich England und die Tſchechoſlowakei in Prag
das Endſpiel der Europazone, deſſen Sieger dann acht Tage ſpäter in
Paris auf Amerika trifft. — Im übrigen ſind noch die mit deutſche
Beteiligung in Noordwifk veranſtalteten holländiſchen Meiſterſchaften,
das Turnier in Swinemünde und ein Länderkampf Frankreich —
Bel=
gien zu erwähnen.
Rudern.
Das Regattaprogramm verzeichnet wieder eine große Anzahl von
Veranſtaltungen. Zweitägige Veranſtaltungen gibt es in Hamburg
(mit Amicitia Mannheim), in Gießen und Paſſau. Nur einen Tag
dauern die Regatten in Heilbronn Magdeburg und Stettin. — Auf dem
Neuenburger See bei Yverdon wird die Schweizer Meiſterſchaftsregatta
ausgefahren.
Schwimmen.
In allen Schwimmkreiſen des Deutſchen Schwimm=Verbandes
wer=
den am Wochenende die Kreismeiſterſchaften ausgetragen.
Süd=
deutſchland hat die ſeinen dem 1. Schwimmverein Neu=Ulm
über=
tragen, der ſie im Noßmannbad zu Ulm zur Durchführung bringt. Die
weſtdeutſchen Meiſterſchaften werden in Elberfeld ausgetragen,
und der Kreis Südweſtdeutſchland vergab ſeine Titelkämpfe
nach Kaiſerslautern. — Die Meiſterſchaften der übrigen
Schwimm=
kreiſe des DSV. werden wie folgt zum Austrag gebracht: Schleſien
in Breslau Mitteldeutſchland in Magdeburg, Sachſen in Grüna,
Thü=
ringen in Sömmerda, Brandenburg in Frankfurt a. d. Oder und
Nord=
deutſchland in Harburg=Wilhelmsburg.
Radſport.
Innerhalb Deutſchlands muß man das 48. Bundesfeſt des
Bundes Deutſcher Nadfahrer, das vom 10. bis 15. Juli in
Chemnitz ausgetragen wird, beſonders erwähnen. Der Sonntag
bringt hier den Hauptkampftag mit den Bahnmeiſterſchafts=
Entſcheidun=
gen über 1 und 25 Kilometer und im Vereins=Mannſchaftsfahren. Die
Viever=Vereinsmeiſterſchaft auf der Landſtraße und die Meiſterſchaften
im Saalfahren ſowie Radballſpiel werden am Samstag, das
Einzel=
ſtreckenfahren über 25 Kilometer am Montag ausgefahren. — Weitere
Bahnmeiſterſchaften tragen auch die übrigen Radſportverbände
in
aus, und zwar die „Concordia” in Bamberg und die „D.R.U.
Stettin. — Bahnrennen in Nürnberg, Krefeld und Bonn und zahlreiche
Straßenrennen ergänzen das deutſche Programm. Aus dem Ausland
iſt die 11. Etappe der „Tour de France” von Perpignan nach
Montpellier über 168 Kilometer zu erwähnen.
Motorſpor,t.
„Rund um die Solitude 1931” heißt das wichtigſte
Sonn=
tagsereignis im Motorſport. — Von den übrigen motorſportlichen
Ver=
anſtaltungen verdienen das Bad Homburger Automobilturnier, die auch
von Deutſchen beſchickte holländiſche Touriſt=Trophy und das zur
Berg=
meiſterſchaft für Automobile zählende Bergrennen in Shelsley Walſh
beſondere Erwähnung.
Pferdeſport.
Der Rennkalender verzeichnet Galopprennen in Hoppegarten, Köln
und Auteuil.
Im Davispokalkampf England—Tſchechoſlowakei in Prag
übernahmen die Engländer bereits am erſten Tage eine 2:0=
Führung.
Das Weltmeiſterſchaftstreffen Schmeling—Carnera iſt jetzt
feſt für den 17. September, abgeſchloſſen worden.
Hertha/BSC. und München 1860 tragen am 8. Auguſt in
Berlin eine „Meiſterſchafts=Revanche” aus.
Bei der „Tour de France” liegt Deutſchland im
Länderklaſſe=
ment nach der 9. Etappe nicht auf dem letzten, ſondern auf dem
3. Platz.
Ein Rugby=Länderkampf Deutſchland—Tſchechoſlowakei ſoll im
Laufe des Auguſt zum Austrag kommen.
Im Kampf um den Mitropa=Pokal trennten ſich Slavia Prag und
Roma Rom in ihrem erſten Spiel der Vorrunde in Prag vor 17000
Zuſchauern mit einem überraſchenden Unentſchieden von 1:1 (1:1). Das
Rückſpiel ſteigt am Sonntag.
Rund um die Süddeutichen Meiſterſchaften.
Leichtathletik=Elite in Darmſtadt.
Die beiden Tage kommen immer näher, an denen für ein
neues Jahr die Süddeutſchen Meiſter der einzelnen Laufſtrecken,
der Wurf=, Sprung= und Stoßübungen und der
Vereinsmann=
ſchaften in den Staffeln ermittelt werden. Am Samstag und
Sonntag werden wir hier im herrlichen Hochſchul=Stadion ein
buntbewegtes, farbenfrohes Bild ſehen. Dabei iſt jedem, der auch
nur mit einigem Intereſſe die Leiſtungen unſerer deutſchen
Leicht=
athletinnen und Leichtathleten verfolgt und auch erfahren hat,
welch erſtklaſſige Vertreter wir hier zu ſehen bekommen werden,
von vorherein klar, daß in zahlreichen Wettkämpfen wundervolle
Kampfmomente vor den Augen der Zuſchauer erſtehen.
Leicht=
athletik iſt nun einmal begeiſternd ſchön, und Meiſterſchaften
die=
ſes Formats und dieſer glänzenden Beſetzung werden ſicherlich bei
allen Beſuchern eine Begeiſterung erwecken, die ſich ſehr oft in
ſtürmiſchem Beifall, lebhaftem Anfeuern kundtun wird. Unſere
Leichtathleten zeigen ſtets prächtigſten Kampfgeiſt, auch dann, wenn
ſie an Stätten kämpfen müſſen ohneZuſchauer. Sie werden aber einen
unendlich ſtärkeren Rückhalt in ihren Kämpfen haben, wene ſie ſehen
und hören, daß eine große Sportgemeinde hinter ihnen ſteht und ihre
Leiſtungen, ihre beſten Leiſtungen ſehen und miterleben will. Von
Darmſtadts ſportbegeiſterter Bevölkerung wiſſen wir, daß ſie
die=
ſen Beweis erſt im letzten Jahr erbracht hat, und wir wünſchen
unſeren Leichtathleten und Leichtathletinnen am Samstag und
Sonntag bei dieſem neuen großen Ereignis der Leichtathletik ein
Darmſtadt, das mit dem Intereſſe des Jahres 1930 auch dieſe
Meiſterſchaften verfolgt. Qualitativ ſind ſie es ohne weiteres
wert. Alte und neue Olympiakandidaten werden ſich hier
einfin=
den, und die Nähe der Olympiade 1932 in Los=Angeles gibt auch
dieſen Süddeutſchen Meiſterſchaften den Stempel eines der letzten
Prüfſteine für die Auswahl unſerer würdigſten Vertreter in den
einzelnen Wettkampfarten. Sie im Kampf vor dem kommenden
Weltereignis geſehen zu haben, iſt ſchon ein kleines Opfer wert.
Hat das ſeither vorliegende Meldeergebnis die Erwartung
auf erſtklaſſige Leiſtungen ſofort entſtehen laſſen, ſo beſtärkt nun
eine Reihe neuer Meldungen dieſe Erwartung noch mehr So
wird z. B. im Hochſprung auch Fiſcher=ASV. München
mitſprin=
gen, über 10 000 Meter werden noch Inglekofer und Lenz=
Cann=
ſtatt das Feld ergänzen, im Stabhoch wird noch Stahl mit von
der Partie ſein, und auſt Trudel Gladitſch wird ihre
Meiſter=
ſchaften verteidigen. Wir wollen heute auch verraten, daß die
bekannten Sprinter der „Eintracht” Frankfurt bei ſchönem,
war=
mem Wetter einen Rekordverſuch über 10X100 Meter
unter=
nehmen wollen. Die Eintrachtler haben bereits verſchiedentlich
hier trainiert, ſind von der Güte der Hochſchulanlage begeiſtert
und hoffen, daß ihnen dieſer Verſuch unter den genannten
Vor=
ausſetzungen mit Leuten wie Eldracher, Geerling, Welſcher,
Metz=
ner, Mährlein. Niermann, König, Schmid und Unverzagt gelingt.
— Daneben wird auch in dieſem Jahr die Ehrung der drei
Sie=
ger jedes Wettkampfes eine beſonders feierliche Note erhalten
durch das ſofortige Antreten dieſer Sieger und das gleichzeitige
Hiſſen der Landesfahnen. Nicht vergeſſen ſei auch die Tatſache, daß
der bekannte Sportſprecher unſerer deutſchen Meiſterſchaften. Erich
Ritzen=Ulm. der vor wenigen Wochen in Leipzig beim
Vierver=
bändekampf erſt wieder eine fabelhafte Kritik gefunden hat.
eben=
falls hier in Darmſtadt ſeine anerkannten Qualitäten als
An=
ſager unter Beweis ſtellen wird. Seine Stimmungsbilder, ſeine
Anſage iſt meiſterhaft und wird — ſoweit dies nötig ſein wird —
reſtlos den Kontakt zwiſchen Zuſchauern und Wettkämpfern
ver=
mitteln. Und nun hoffen wir auf annehmbares Leichtathletik=
Wetter. An prächtigen Leiſtungen wird es dann beſtimmt nicht
fehlen. Zum Abſchluß nochmals den Hinweis auf die heutige
Annonce, aus der die Vorverkaufsſtellen ebenfalls erſichtlich ſind.
Abendſportfeſt in Heidelberg.
Am Mittwoch abend führte der Akad. Sportklub Heidelberg
auf dem dortigen Univerſitätsſportklub ein Abendſportfeſt durch.
die Leichtathletik hat in Heidelberg noch keinen feſten Fuß faſſen
können. Aber wir können den Heidelbergern verſichern, daß er
dieſem Sport durch ſolche in jeder Beziehung guten
Veranſtaltun=
gen treue Anhänger unter den Aktiven und auch wohl ein
dank=
bares Publikum verſchaffen wird. Verſchiedene Heidelberger
Ver=
bindungen und Vereine, der Rugbyklub Pforzheim, der A.S.C.
Mannheim und der A.S.C. Darmſtadt, verbürgten für eine gute
Beſetzung. Dementſprechend waren auch die Leiſtungen
durch=
ſchnittlich gut, teilweiſe ſogar ſehr gut. Beſonders hervorzuheben
ſind die 100 Meter=Zeiten von Stahl (Rcl. Pf.) 11,0 Sek., Leiperr
(A. S. C. Hbg.) 11,1 Sek., im Einladungslauf und im offenen Lauf
von Block (Ghibellinia) 11,0 Sek. Bei der Olymp. Staffel konnte
der A. S. C. Darmſtadt, der mit 2 Mannſchaften ſtartete, die beiden
erſten Plätze belegen. Im ganzen konnte der Darmſtädter Akad.
Sportklub, der mit einer ſtarken Mannſchaft angetreten war,
5 erſte, 4 zweite und 3 dritte Plätze belegen.
4X100 Meter f. Akad.: 3. A. S. C. D. 48,0 Sek. Kugelſtoßen: 1
Deppenbrock (A. S.C D.) 11,88 Meter.
Speerwerfen: 2. Neff
(A. S. C. D.) 51,35 Meter. — Schwedenſtaffel: 1. A.S.C. D. 2,09
Hoch=
Min. — Diskuswerfen: 2. Deppenbrock 35,05 Meter.
ſprung: 1. Deppenbrock 1,60 Meter. — Olymp. Staffel: 1. A. S.C. D.
3 470 Min., 2. A. S. C. D. 3:52,8 Min.
100 Meter: 2. Burk.
Weit=
(A.S.C. D.) 11,8 Sek., 3. Becker (A.S. C. D.) 11,9 Sek.
ſprung: 3. Deppenbrock (A.S. C. D.) 5,50 Meter. — 10X1 Runde:
1. A. S. C. D. 7.45 Min.
Deutſche Tennisniederlage gegen England.
England führt im Damen=Länderkampf 8:0.
Eine unerwartet hohe Niederlage müſſen unſere Damen im Tennis=
Länderkampf gegen England einſtecken: In den am Mittwoch in
Edge=
beſton bei Birmingham fortgeſetzten Spielen verlor zunächſt Hilde
Krah=
winkel den am Vortage begonnenen Kampf gegen Miß Round mit 6:2
4:6, 9:7. Auch Miß Mudford konnte die ſehr ermüdete Krahwinkel mit
6:2, 7:5 ſchlagen. Mit dem gleichen Ergebnis ſchlug dann Miß Round
Frl. Hammer. Sehr leicht wurde Miß Whittingstall mit Frl. Aenne
Peitz fertig, nämlich 6:1, 6:2. Mrs. Pittmann fand bei Frl. Irmgard
Roſt etwas ſtärkeren Widerſtand, ſiegte aber ſchließlich auch 9:7, 6:1,
Damit haben die deutſchen Damen alle Einzelſpiele verloren, England
führt 8:0, und es beſteht kaum noch die Möglichkeit, daß die Deutſchen
in den noch ausſtehenden vier Einzelſpielen wenigſtens zum Ehrenpunkt
kommen werden.
Main-Rhein=Gau der Deukſchen Turnerſchaft
Schulungsabend für Frauenturnen.
Wie in anderen Gauen der Deutſchen Turnerſchaft, ſo ſind auch
innerhalb des Main=Rheingaues bei den größeren Vereinen, wie
Darmſtadt (Turngemeinde 1846, Turngemeinde Beſſungen,
Turn=
geſellſchaft 1875), Groß=Gerau. Bensheim u. a., bereits
Frauen=
riegen (ältere Frauen) ins Leben gerufen worden. Bei vielen
anderen iſt der Wunſch laut geworden, ſolche zu gründen. Da aber
zur Leitung von Frauenabteilungen eine beſondere Heranbildung
der Leiter und Leiterinnen erforderlich erſcheint, und die
Gaulei=
tung dem aufſtrebenden Frauenturnen beſonderes Augenmerk
an=
gedeihen läßt, beruft der Gau=Fachwart für das Frauenturnen,
Turnoberlehrer L. Klenk=Bensheim, einen Uebungsabend
hier=
für auf Samstag, den 11. Juli, abends um 8 Uhr, ein. Um
allen Abteilungen des Gaues Gelegenheit zu geben, dieſen
Lehr=
abend zu beſuchen, iſt das Turnhaus der Turngemeinde
Darmſtadt. Woogsplatz, hierzu beſtimmt worden. Dieſer
Uebungsabend bietet den in der Darmſtädter Turnerſchaft
beſtehen=
den Frauenabteilungen Gelegenheit, ſich reſtlos zu beteiligen, was
von der Gauleitung beſonders gewünſcht wird.
Spötkliterakur.
Im Heft 28 von „Motor und Sport” wird ein Artikel über
den Sport in England von einem engliſchen Mitarbeiter ſehr
in=
tereſſieren, da er einen Ueberblick über die ſportlichen Ereigniſſe
und Bewegungen vermittelt. In dem techniſchen Teil befindet
ſich ein Teſt der 600er DKW.=Superſport, der die techniſchen
Eigenſchaften dieſer neuen Maſchine kritiſch beleuchtet, und Artikel
über Kleinſtwagen. Der Expeditionsflug unſeres Flugmeiſters
Ernſt Udet wird noch von einem anderen Geſichtswinkel, als
bis=
her geſehen, betrachtet. Dazu aktuelle Sportberichterſtattung und
reichhaltige Bildausſtattung. Preis 60 Rpf. in jeder
Buchhand=
lung oder direkt vom Vogel=Verlag, Pößneck (Thur.).
Geſchäfkliches.
Kleines Erlebnis.
Der Wind ſpielt mit
Irgendwo. — Vor mir geht eine Frau —
ihrem Haar — und trägt mir einen feinen, hauchzarten Duft zu. Die
Sonne ſpielt mit ihrem Haar — — und läßt es glänzen wie edle Seide.
Welch’ wundervolles Haar! — — Später lernte ich ſie kennen. Da
ver=
riet ſie mir ihr Geheimnis: „— — — ich waſche mein Haar mit Elida
Shampoo!“
Großer Preis von Deutſchland für Motorräder.
Das größte und bedeutendſte Motorradrennen Deutſchlands wurde,
wie uns gemeldet wird, abermals ein überragender Erfolg der
Reifen=
marke Dunlop. Die Sieger aller vier Klaſſen fuhren dieſe Weltmarke.
Der vorjährige Nekord wurde abermals unterboten.
Seit Eröffnung des Nürburgrings 1927 ſind in jedem Jahr
dunlop=
bereifte Maſchinen als Sieger durchs Ziel gegangen! Immer wurde die
ſchnellſte Zeit auf Dunlop gefahren! Den Nekord bringt aber die
dies=
jährige Veranſtaltung, wo ſämtliche Klaſſenſieger und von insgeſamt
26 Placierten 14 Fahrer auf Dunlop=Reifen das Nennen beendeten!
Aus Bädern und Kurorken.
Reger Beſuch in Bad Orb im Speſſart.
Die drei an Kohlenſäure überreichen radioaktiven Sprudel Bad
Orbs, die herrliche Lage und das milde Klima des kleinen Speſſartbades
haben es bewirkt, daß der Beſuch auch in den letzten Wochen ein ſehr
reger war. Vom 15. Juni bis zum 30. Juni 1931 erhöhte ſich die Zahl
der Kurgäſte von 3256 auf 4015. Beſonders wichtig iſt für Bad Orb,
daß es allen Anſprüchen und allen Vermögensverhältniſſen Rechnung
trägt.
a NRM47
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 10. Juli.
7.30: Bad Wildungen: Konzert des Kurorcheſters.
15.50: Zoologiſcher Garten: Südſee=Inſulaner.
0: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters; Mitw.: H. Kraus
Violine).
18.10: Frank Brown und Rektor E. Huhn: Der Lehrfilm.
18.35:
ehn Minuten Wanderratſchläge des Taunus=Klubs.
18.45: Aerztevortrag: „Die Haut als Spiegel der Geſundheit”.
19.10: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.15: Operettenkonzert des Philharm. Orcheſters Stuttgart; Soli=
Ida Rußka (Sopran).
ſtin
20.35: Von klugen Tieren und dummen Menſchen: Rezitationen von
E. Eckersberg.
21.06: Eine halbe Stunde Liebhabermuſik von H. Ziegler; Ausf.:
Emma Mayer (Alt), H. Ziegler (Klavier).
21.35: Karlsruhe: A=Cappella=Chöre.
22.45: Zeit, Wetter. Nachrichten, Sport.
23.
5: Mädels, was ſeid ihr doch ſo ſüß: Eine Schlagerſtunde von
K. Wilczynſki: Mitw.: Das Rundfunk=Jazzorcheſter, Käte Mann,
5. Hanus, O. Seyfert.
23.35: Bad Mergentheim: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Freitag, 10. Juli.
15.00: Jungmädchenitunde: Was wir leſen.
16.00: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.00: Lehrer Fiſcher: Die Fortbildung in der deutſchen
Einheits=
kurzſchrift im Rahmen des Schulunterrichts.
17.30: Stud=Rat Thiel: Die Natur als Vorbild der Technik.
18.00: Dr. Broecker: Staatspolitiſche Auswirkungen der deutſchen
Sozialpolitik.
18.30: W. Wauer: Das Erlebnis am Kunſtwerk: „Denker” von
Rodin.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Wiſſenſchaftl. Vortrag f. Zahnärzte.
19.30: Tanz=Abend des P. Godwin=Orcheſters.
20.50: Tages=und Sportnachrichten.
21.00: R. Rieth: „Ums goldene Kalb‟: Ein Totentanz von heute.
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl.: Abendunterhaltung des Berliner Konzert=Vereins.
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Nummer 189
Freitag, den 10. Juli
eſte Nachrchten
K.
der Anndeis der Heichssnnr.
Erhöhung des deviſenbeſtandes und der Deckung.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 7. Juli 1931 hat ſich in der
verfloſſenen Bankwoche die geſamte Kapitalanlage der Bank in Wechſeln
und Schecks, Lombards und Effekten um 225,1 Mill. auf 2885,2 Mill.
RM. ermäßigt. Im einzelnen haben die Beſtände an Handelswechſeln
und =ſchecks um 23,7 Mill. auf 2555,0 Mill. RM., die Lombardbeſtände
um 130,7 Mill. RM. auf 224,5 Mill. RM. und die Beſtände an
Reichs=
ſchatzwechſeln um 70,2 Mill. auf 3,4 Mill. RM. abgenommen.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind 201,6
Mill. RM. in die Kaſſen der Reichsbank zurückgefloſſen, und zwar hat
ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 184,3 Mill. auf 4110,4 Mill.
RM., derjenige an Rentenbankſcheinen um 17,3 Mill. auf 409,0 Mill.
RM. verringert. Dementſprechend haben ſich die Beſtände der
Reichs=
bank an Rentenbankſcheinen auf 18,7 Mill. RM. erhöht. Die fremden
Gelder zeigen mit 342,8 Mill. RM. eine Abnahme um 45,2 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich um
72,1 Mill. auf 1792,7 Mill. RM. erhöht. Im einzelnen haben die
Gold=
beſtände um 0,7 Mill. auf 1427,8 Mill. RM. und die Beſtände an
deckungsfähigen Deviſen um 71,4 Mill. auf 370,9 Mill. RM. zugenommen.
Die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfähige Deviſen
be=
trägt 43,6 Prozent gegen 40,1 Prozent in der Vorwoche.
Ro
Wirkſchaftliche Aundſchau.
Ermittlungsverfahren gegen Lahuſen. Die Bremer
Staats=
anwaltſchaft hat, wie die „Voſſ. Ztg. erfährt, ſoeben ein
ſtraſ=
rechtliches Ermittlungsverfahren wegen des Zuſammenbruchs des
Norddeutſchen Wollkonzerns eingeleitet. Dieſes Verfahren wird
in erſter Linie wegen Betruges geführt, dann aber auch wegen
einer Reihe ſchwere ſtrafrechtlicher Verſtöße gegen
handelsrecht=
liche Vorſchriften, auch die Frage der Bilanzverſchleierung und
Steuervergehen wird geprüft. Das ſtrafrechtliche
Ermittlungsver=
fahren richtet ſich nicht nur gegen die Vorſtandsmitglieder von
Nordwolle, die drei Brüder Lahuſen, ſondern auch gegen eine
Anzahl von anderen leitenden Perſönlichkeiten von Nordwolle.
Das Verfahren der Staatsanwaltſchaft, das noch in den
aller=
erſten Anfängen ſteckt, geſtaltet ſich außerordentlich ſchwierig, da
die Geſchäfte, die ſogar für einen Teil der Gläubiger noch völlig
undurchſichtig ſind, von den Beamten der Bremer
Staatsanwalt=
ſchaft nur außerordentlich ſchwer geprüft werden können.
Gegen=
wärtig wird darüber beraten, inwieweit das geſamte
Buchmate=
rial zu beſchlagnahmen iſt, um die erforderlichen Unterlagen in
die Hände zu bekommen.
Gründung eines Chromoerſatzkarton=Syndikates. Die
haupt=
ſächlichſten Erzeuger von Chromoerſatzkarton (
Verpackungsmate=
rial) in Berlin= Charlottenburg haben ſich zu einem
Verkaufs=
ſyndikat vereinigt. Darin ſind neun Firmen
zuſammengeſchloſ=
ſen: Bachmann. G. m. b. H., Rinnthal=Sarnſtall, Dresdener
Chromo= und Kunſtdruckpapierfabrik Kraus u. Baumann A.=G.,
Feldmühle Stettin, Kartonpapierfabrik A.=G., Groß=Saerchen,
Pa=
pierfabrik Baienfurt A.=G. (Württ.), Papierfabrik Großenhain
A.=G., Sachſen, Papier= und Kartonfabrik Koettewitz G. m. b. H.
(Sachſen), Franz Reinelt, Grunau (Sachſen), Ver, Holzſtoff= und
Papierfabriken A.=‟G., Nieder=Schlema. Die Firma Leonhardt
Söhne, Groſſen (Mulde) hat ſich in der Weiſe angegliedert, daß
ſie zwar ihre Abnehmer wie vorher unmittelbar beliefert, jedoch
zu Verbandsbedingungen. Der Verband läuft zunächſt bis Ende
932.: Die Verkaufstätigkeit beginnt am 15. Juli, jedoch gehen
ſetzt ſchon alle Mitglieder=Geſchäfte für Rechnung des neuen
Syn=
dikates.
Marktbeobachtung für Wein. In Neuſtadt a. d. H. fand eine vom
Deutſchen Landwirtſchaftsrat einberufene Verſammlung von Vertretern
des Weinbauverbandes, der Kreisbauernkammer, des Pfälziſchen
land=
wirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsverbandes, der Behörden uſw. ſtatt, um.
eine Weinmarkt=Beobachtung und die Schaffung eines Nachrichtendienſtes
hierfür in die Wege zu leiten. Das Hauptziel foll ſein, den Abſatz zu
fördern. Dazu ſei vor allen Dingen erforderlich, einen Ueberblick über
den Weinmarkt zu haben, aus dem Angebot und Nachfrage,
Preisbil=
dung, Vorratsbeſtand uſw. zu erſehen ſind. Dieſer Nachrichtendienſt ſoll
keine Koſten verurſachen, ſondern wird vom Deutſchen Landwirtſchaftsrat
rganiſiert, der dazu einen eigenen Fachberater ernannt habe. Im
Veinbaugebiet ſeien lediglich Vertrauensleute zu beſtellen, die nach
Fragebogen Auskünfte ſammeln und ſie einer Zentralſtelle in der Pfalz
übermitteln. Die Zentralſtelle gebe ſie dann der Hauptſtelle in Berlin
weiter, die das Material bearbeitet und die Marktberichte herausgibt,
die monatlich erſcheinen ſollen. Grundſätzlich ſtimmte man der
Schaf=
fung eines Nachrichtendienſtes zu. Es wurde beſchloſſen die
Organi=
ſation einem engeren Ausſchuß zu übertragen, der vom Weinbauverein
einberufen wird.
Meiallngkierangen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 9. Juli ſtellten ſich für je
100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg. Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die deutſche
Elektrolytkupfernotiz) auf 81.25 RM. — Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
ver=
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium. 98= bis 99., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 170 RM., desgl. in
Walz= oder Drahtbarren 99proz. 174 RM., Reinnickel, 98= bis
bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 51—53 RM., Feinſilber
(1 Kilogramm fein) 31.75—41.75 RM.
Amerikaniſche Kgbelngchrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 9. Juli:
Getreide. Weizen; Juli 53.50, Sept. 54½, Dez. 59½; Mais:
Juli 57. Sept. 53½, Dez. 48.50; Hafer: Juli 26½, Sept. 27½,
Dez. 30.50; Roggen: Juli 35, Sept. 37,75, Dez. 41.50.
Schmalz: Juli und Sept. 8.07½, Okt. 8.02½, Dez. 7.45.
Speck, loko 8.12½.
Schweine; leichte 7.25—7.55, ſchwere 5.90—6.75;
Schweine=
zufuhren: Chicago 17 000, im Weſten 74 000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 9. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 8.80; Talg, extra, loſe 33.
Getreide. Mais, loko New Vork 71.25; Mehl, ſpring wheat
clears 3.30—4.25; Fracht: nach England 1,6—2,3 Schilling, nach
dem Kontinent 8—8.50 Cenrs,
Kakao. Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze: 152; Lokonotiz: 5%;
Juli 5,35, Sept. 5.55, Okt. 5.63, Dez. 5.81, Jan. 5.90, März 6.07,
Mai 6.21.
Biehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 9. Juli. Aufgetrieben
waren 10 Ochſen, 142 Kälber, 6 Schafe. Die Preiſe für Kälber
ſtellten ſich auf: a) 49—53, b) 44—48, c) 38—43 Pfg. pro Pfund.
Marktverlauf ſchleppend.
Mannheimer Viehmarkt vom 9. Juli. Auftrieb=Zu=
Uhren: 40 Kälber, 32 Schafe. 178 Schweine, 610 Ferkel und
Laufer, 2 Ziegen. — Preiſe für 50 Kilogr. Lebendgewicht in
Reichsmark: Kälber: a.
b) 50—54, c) 44—47, d) 38—42;
Schafe: b) 30—32.
—Preiſe pro 1 Stück in RM.: Laufer 16—19,
Ferkel bis vier Wochen 5—10, Ferkel über vier Wochen 11—14,
iegen 12—22. Marktverlauf: Mit Kälbern ruhig, langſam
ge=
kaumt, mit Ferkeln und Läufern mittel.
Frankfurter Viehmarkt vom 9. Juli. Aufgetrieben waren ſeit dem
ſetzten Markt 77 Rinder, 923 Kälber, 184 Schafe, 752 Schweine. Bezahlt
wurde pro Zentner Lebendgewicht: Kälber b) 50—56, c) 44—49, d) 35
dis 4, Schafe al) 40—45, b) 35—39, Schweine b) 41—44, c) 42—45,
9)41—45, 2) 38—41. Marktverlauf: Kälber und Schafe ſchleppend,
aus=
verkauft; Schweine ruhig, geräumt. Fleiſchgroßhandelspreiſe:
Ochſen=
fleiſch 1 65—72, dito 2 55—65; Bullenfleiſch 65—68; Kuhfleiſch 2 40—50,
lito 3 30—40; Klabfleiſch 1 und 2 70—90; Schweinefleiſch 1 56—62.
Geſchäftsgang rege. Eingebracht waren 632 Viertel Rinder, 148 Kälber,
Hämmel und 535 halbe Schweine.
Früherer Beginn des Frankfurter Schweinemarktes. Der
Frankfurter Schweinemarkt dauerte bisher von 9—12 Uhr; vom
nächſten Montag ab wird er verſuchsweiſe in der Zeit von 8—11
Uhr abgehalten werden. Es ſoll durch den früheren Schluß, der
einen früheren Beginn nötig macht, ermöglicht werden, den
ge=
ſamten Auftrieb bei der Notierung zu berückſichtigen, was bisher
nicht der Fall ſein konnte.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 9. Juli.
Entgegen der ſchwächeren Haltung des Vorbörſenverkehrs, die ihre
Urſache in den wenig ermutigenden Nachrichten von den geſtrigen
Aus=
landsbörſen hatte, ſetzte die offizielle Börfe auf Grund von Gerüchten
über eine private Anleihe an Deutſchland gegenüber der geſtrigen
Abendbörſe eher etwas freundlicher ein. Es herrſchte allenthalben noch
große Zurückhaltung, da nichts vorlag, was die Umſatztätigkeit hätte
anzegen können. Die Spekulation zeigte etwas Deckungsnachfrage, von
außenher waren Orders kaum eingetroffen. Die Kursgeſtaltung ließ
eine Einheitlichkeit nicht erkennen. Es ergaben ſich Kursveränderungen
nach beiden Seiten von bis zu 1 Prozent. Durch feſte Haltung
zeich=
neten ſich Rheinſtahl, die unter Berückſichtigung des Dividendenabſchlages
2½ Prozent höher notierten, ferner Salzdetfurth mit plus 2 Prozent
und J. G. Farben mit plus 1¾ Prozent aus. Am Elekromarkt lagen
die Kurſe meiſt noch um Bruchteile eines Prozentes ſchwächer, lediglich
A. E. G. zogen ½ Prozent an. Von Montanaktien gaben Gelſenkirchen
und Mannesmann je ¼ Prozent nach. Von Schiffahrtspapieren büßten
Hapag 1½ Prozent ein, während ſich Nordd. Lloyd leicht beſſern
konn=
ten. Bankaktien bei geringem Geſchäft kaum verändert. Cement
Hei=
delberg wurden 1 Prozent niedriger bewertet, Süddeutſche Zucker
er=
öffneten gehalten. Der Anleihemarkt lag geſchäftslos und ohne
weſent=
liche Veränderungen. Auch fremde Werte waren bei kleinem Geſchäft
nur wenig verändert. Am Markt der feſtverzinslichen Werte beſtand
etwas Angebot, ſo daß für Liquidationspfandbriefe Kursrückgänge von
½—1 Prozent zu verzeichnen waren. Reichsſchuldbuchforderungen
blie=
ben mit 60 Prozent unverändert.
Im Verlaufe neigte die Tendenz unter Schwankungen zur Schwäche,
das Abendbörſenniveau wurde dabei zum Teil noch unterſchritten. Das
Geſchäft ſtagnierte faſt vollkommen. Die Deviſenanforderungen haben
doch nicht in dem erwarteten Maße nachgelaſſen, ſo daß die Spekulation,
die im Verlaufe etwas gekauft hatte, zu Glattſtellungen ſchritt. Die
rzielten Beſſerungen gingen wieder verloren, und darüber hinaus
er=
gaben ſich Abſchwächungen bis zu 2½ Prozent.
Nach der ſtärkeren Abſchwächung am Schluß der Mittagsbörſe war
die Abendbörſe leicht erholt. Das Geſchäft iſt allerdings nach wie
vor bei größter Zurückhaltung ſehr klein. Man verweiſt auf die
unver=
mindert anhaltende Deviſennachfrage. Die Entſpannung bei der
Reichs=
kaſſe wurde günſtig aufgenommen. Auch der feſtere New Yorker
Börſen=
beginn trug zur Kurserholung bei, die ſich an allen Märkten durchſetzte.
Farben zogen über 1½ Prozent an und ſchloſſen gut behauptet bei
123½. Von Kurſen ſind zu nennen: Deutſche 100,5, Dresdner 190,5,
Buderus 39,5, Gelſenkirchen 67, Rheinbraun 154, Stahlverein 40,
Salz=
detfurth 187. Habag 46, A. E.G. 90½, Siemens 149 Gesfürel 105, Licht
u. Kraft 112, Scheideanſtalt 120, Holzmann 73,5, Wahß u. Freytag
23,25, Aku 76,5, Bemberg 89,5, Karſtadt 26,25.
Berlin, 9. Juli.
Die heutige Börfe eröffnete bei außerordentlich großer
Geſchäfts=
tille zu 1 bis 2 Prozent ſchwächeren Kurſen. Nach wie vor herrſcht
ſtarke Zurückhaltung, doch wurde die herauskommende Ware überall
glatt aufgenommen. Die Abſchwächung an der geſtrigen New Yorker
Börſe und den anderen Auslandsplätzen wirkte natürlich verſtimmend.
Mit Intereſſe wurde die Nachricht aufgenommen, daß
Reichsbankpräſi=
dent Luther ſchon jetzt nach London gefahren iſt, um über eine große
langfriſtige Auslandsanleihe für die Reichsbank, zu verhandeln, doch
wurde die Tendenz zunächſt noch nicht weſentlich davon beeinflußt. Man
ſprach ferner von den ausländiſchen Preſſemitteilungen über dieſe
ge=
plante Anleihe, aber es verſtimmte, daß der Widerhall der 500 Millionen
Wirtſchaftsbürgſchaft in der Auslandspreſſe geringer war, als man
er=
wartet hatte. Der Londoner Diskont, mit deſſen Ermäßigung man ſeit
Wochen gerechnet hatte blieb auch heute unverändert. Norddeutſche
Wolle wurden heute nicht mehr per Termin notiert, man erörterte aber
weiter lebhaft dieſe Angelegenheit, zumal geſtrige Meldungen über eine
Hilfsaktion des Reiches wieder dementiert wurden. — Im Verlaufe
konn=
ten die Kurſe 1 bis 2 Prozent anziehen, da die Börſe zu Deckungen
ſchritt, die Erholungen konnten ſich ſpäter nicht überall behaupten.
Hugo Schneider wurden verſpätet bei Minus=Minus=Notiz 4 Prozent
niedriger feſtgeſetzt. Berger und Spenska erholten ſich etwas ſtärker.
Deutſche Anleihen ſchwächten ſich etwas ab.
Die Arbeitsmarkklage in Heſſen und Heſſen=Naſſau.
Ueber die Arbeitsmarktlage in Heſſen und Heſſen=Naſſau berichtet
das Landesarbeitsamt Heſſen in Frankfurt a. M.: Die Zahl der
verfüg=
baren Arbeitſuchenden iſt in der zweiten Junihälfte um rund 2000 auf
252 142 zurückgegangen. Als eine Beſſerung der Arbeitsmarktlage kann
dieſer Rückgang nur ſehr bedingt gewertet werden, weil er nach den
Berichten der Arbeitsämter in der Hauptſache auf der Ausſteuerung aus
der Arbeitsloſenverſicherung beruht In den derſchiedenen
Berufsgrup=
pen iſt die Entwicklung nicht einheitlich, die Veränderungen bewegen ſich
jedoch in engen Grenzen. Die verfügbaren Arbeitſuchenden nahmen
hauptſächlich ab in der Landwirtſchaft (um 424), im Bergbau (228), im
Nahrungs= und Genußmittelgewerbe (643), im Verkehrsgewerbe (136),
in der Gruppe Lohnarbeit wechſelnder Art (140); in den
Angeſtellten=
berufen beruht die Abnahme hauptſächlich auf dem oben Angeführten.
Geſtiegen iſt die Arbeitsloſigkeit beſonders in der Lederinduſtrie (
Zu=
nahme 250), im Bekleidungsgewerbe (plus 140) und im Baugewerbe (plus
365 Baufacharbeiter). Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger in
der Arbeitsloſenverſicherung ging um rund 5800 auf 79 836 zurück; in
der Kriſenunterſtützung iſt ſie um 1458 auf 52 765 geſtiegen.
Brodukkenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 9. Juli. Weizen inländ. 28,50
bis 29,25, zollbegünſt. 31,25—32,50, Roggen inländ. 23,50—24, Hafer
inländ. 19—20, Futtergerſte 18,50—19, Soyaſchrot (Mannh. Fabrikat)
prompt 13,25, Biertreber mit Sack 9,75—11, Trockenſchnitzel 7,
Wieſen=
heu loſe 4,80—5,2, Luzernkleeheu 5—5,60, Stroh (Preßſtroh): Roggen=
Weizen 3,30—3,50, Hafer=Gerſte 2,80—3, geb. Stroh: Roggen=Weizen
2,70—2,90 Hafer=Gerſte 2,40—2,60, Weizenmehl Spezial 0 mit Sack (
Süd=
deutſch. Großmühlenpreis ab Mühle) Juli=Auguſt 38,50—39 September=
Oktober 35,25—36, Roggenmehl (60 Prozent) mit Sack 34, feine
Weizen=
kleie mit Sack 10,50. Tendenz ſtetig. Bei kleinen Umſätzen verkehrte
die Börſe in ruhiger Haltung.
Mi
7*
Rieine Watiſchansnachrichten.
In Verhandlungen zwiſchen Werksleitung, den zuſtändigen
Behörden und der Arbeitervertretung wurde beſchloſſen, das Werk
Bismarckhall Biſchofsrode bei Wintershall AG., Kaſſel, wegen
Abſatzmangels vorübergehend ſtillzulegen. Die Belegſchaft von
260 Mann kommt am 15. Juli zur Entlaſſung.
In einer in Gießen ſtattgefundenen Sitzung der
Unternehmer=
verbände von Gießen, Marburg und Wetzlar wurde beſchloſſen,
den Schiedsſpruch des ſtaatlichen Schlichters vom 30. Juni für das
Baugewerbe abzulehnen.
Am Donnerstag vormittag fand vor dem Vergleichsrichter der
Verkündungstermin in dem Vergleichsverfahren der Höchſter
Ver=
einsbank ſtatt. Da die Zuſtimmungserklärungen ſowohl der Zahl
wie der Summe nach in überwiegender Mehrheit eingegangen
waren, wurde dem Vergleich gerichtlich zugeſtimmt. Das
Ver=
fahren iſt nun rechtswirkſam geworden.
Der Abſchluß der Süddeutſchen Reviſions= und Treuhand=AG.,
Mannheim, für 1930 weiſt nach 4002 RM. Abſchreibungen einen
Reingewinn von 24 213 RM. einſchließlich Vorjahrsvortrages aus.
Die GV. beſchloß, hieraus eine Dividende von 8 Prozent auf das
eingezahlte AK. zu verteilen. 15 000 RM. dem Reſervefonds
zuzu=
führen und den verbleibenden Gewinnreſt von 2213 RM. zum
Vortrag zu bringen.
In einer von 56 000 Perſonen aus dem Schweizer
Uhren=
induſtriegebiet unterzeichneten Petition wird das ſchweizeriſche
Volkswirtſchafts=Departement aufgefordert, gegen die ſogenannte
Schablonage, d. h. die Ausfuhr von Uhrenbeſtandteilen ſamt den
notwendigen Inſtrumenten zum Zuſammenſetzen der Uhren, zu
intervenieren. Die Angelegenheit ſteht im Zuſammenhang mit
den neuen „Verſuchen zur Reorganiſation der Schweizer
Uhren=
induſtrie.
Die Pariſer Börſe verhält ſich weiter abwartend, zeigte ſich
aber geſtern ruhiger als in den letzten Tagen. Franzöſiſche Werte
ſind durchweg gehalten, einige ſogar gebeſſert. Internationale
Werte gaben zum Teil beträchtlich nach. Dawesanleihe gingen
von 11975 auf 11 750 zurück, Younganleihe von 758 auf 746. Die
Mark notierte unverändert 605.
Da Polen für den Bau gewöhnlicher Häuſer nach einer
frü=
heren Erklärung des Miniſterpräſidenten kein Geld hat, hat
ge=
ſtern die Regierung einen Kredit von 5½ Millionen Zloty für
den Bau von Holzhäuſern für Arbeiter und Arbeitsloſe beſchloſſen.
Berliner Kursbericht
vom 9. Juli 1931
Oeviſenmarkt
vom 9. Juli 1931
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank. . . . . . ."
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Eleltr.
Berl. Maſch.=Bau
Tonti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
101.50
100.50
00.—
0v.-
45.25
48.75
39.50
46.—
91.
38.62
2.50
94.5
3
110.-
63.—
rleitr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f. elektr. Untern
Harpener Bergbau
boeſch Eiſen;
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr. .
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppel
Wr
123.25
66.
103.50
57.50
48.50
73.25
114,
Ta
3.—
62.—
30.—
3.—
9.50
37.—
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Jali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein., Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Igsb.=Nrnb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werke
115.—
40.—
S8.—
81.—
108.50
Aa.
121.50
2.
8.—
38.—
—
30.—
125.—
28.875
50.-
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
8lo
Kopenhagen
Stockholm
London
uenos-Aires
tew York
Zelgien
Italier
Paris
Währung
100 finn. M
100 Schilling
100 Tſch. Kr
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kroner
100 Kronen
1 S.Sta.
1 Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Francs
Geld
10.593
59.195
12.472
73.38
3.05
169.55
12.:
20.-
58.
22.045
15.478
Brief
12.492
z.
57
169 89
2 94
.94
08
20.515
Aaft
085
16.518
Schweiz
Spanien
Danzig
Jap”
Rio de Janeiro
ugoſlawien
Portugal
Athen
Iſtambu.
Kairo
Kanada
lruguay
Fsland
Tallinn (Eſtl.) 1100 eſtl. Kr.
kig
2 1 Goldpe 2.46 100 isl. Kr. 92.3 112.04 100 Lats 81.12 C1.2
Frankfurter Kursbericht vom 9. Juli 1931.
% Dtſch. Reichsanf
2%Intern., „
% Baden .......
½Bayern ......"
82Heſſen b.28
29
Preuß. Staat.
% Sachſen ......
7% Thüringen. ...
Dtſche. Anl.
Auslo=
ungsſch. *:/=
Ab=
löſungsanl. . . . .
Dtſche. Anl. Ablö
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche Schutzge
bietsanleihe . ..."
8% Aachen v. 29
Baden=Baden
Berlin .. . ..."
% Darmſtadt v. 26
v. 28
790 Dresden. ...
% Frankfurt a.M
v. 26
„
v. 26
8% Mainz.
...
% Mannheim v. 26
v. 27
8% München ....
irnberg. . . . .
3½ Wiesbaden
3% beſſ. Landesbl
89
Goldoblig
4½% Heff Lds.=
Hyp.=Bk.=Lichuid.
4¾½ „Kom.=Obl.
820
ß. Lds.
vfbr.=Anſt. G. Pf.
700
% Golboblig
94.5
78.5
6is
7.75
84
87.5
90
79
2.22
7971
86.5
4
90.5
92
Rrr6
81
80 Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl.
Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr.
78 Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr..
„Naff. Landesbk.
„
4½½ „Liqu. Obl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
AuslSer.
„ Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
18% Berl. Hyp.Bk
4½%onLiqu.=Pfbr.
% Frkf. Hyp.=Bk.
Lig. Pfbr.
30 „
„ Pfbr.=Bk.
Liqu.
4½8
Mein. Hhp.=B
7*
4½%. Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.=V
„ Lig. Pfbr.
Freuß. Boden
v.=Bani .
„Lig. Pfbr..
Centrl.=
Pr.
Bank".
N
„ Lig. Pfbr.
% Rhein. Syp. Bk.
4½% „Lig. Pfbr.
78% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit.. . ..
d. Bod.=
Cred.=Bank ....
4½% Lia. Pfhr.
90
96
93
3.5
95
93.5
86
90.=
46.55
66
11
Ried
96
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96
3S.
95.5
1.75
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94
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98
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R.
90.5
98.5
96
93
86.25
97
98.5
33.75
87.5
3% Württ. Hyp.=B.
6‟ Daimler=Ben
% Dt. Linol.
Werk=
glöckner=Werke
Mainkrw. v. 26
Mitteld. Stahl.
½ Salzmannu. Co
%⁄Ver. Stahlwerke
8% VoigtéHäffner
F. G. Farben Bonds
5% Bosn. L.E. B.
L. Inveſt.
Bulg. Tab.v. 02
Schätze
z% Oſt.
C
entel
vereinh. Rumän
.
Türk. Admin.
Bagdal
* Bollanl.
40
4½% Ungarn 1913
1914
½½ „
„ Gol.
1910
Aktien
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. .....
AndregeNorisZ
Aſchaffbg. B:
Zellſtoff
Bemberg,
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen. .. .
Cemeni Heidelber/
Karlſtadt
F. G. Chemie, Baſe
Chem. Werke Albert
Chade ...
Contin. 8
tiw.
„ Linoleum
oaimter=Benz ...
Me
63
76
84.5
79.25
141
88.1
86
*
R
5.65
14.25
15
15.8
0-4
76
90.5
58
52
R4r4
150
34
93.5
527),
Dt. Atl. Telegr. . .
„Erdöl ......"
Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſta
inoleumwerke
Eiſenhandel. .
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Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk
EßlingenMaſchiner
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleiche
J. G. Farbenint
Feinmech. (
Felt. & Gnilleaume
Frankf. Gas i. Lig.
Hof.
Gelſen:. Bergwer!
Geſ. f.eleltr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Britzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft
Hammerſen (Osn.
Hanauer Hofbrauh
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb
Hindrichs=Aufſerm.
Hirſch Kupfer. . ..
Hochtief Eſſen ..
Holzmann, Phil.
Zlſe Bergb. Stamm
„ Genüſſe
Junghans ..
Kali Chemie .
„ Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
arſtadt, R. . . . . . .
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke .. ."
Knorr C. H.......
Lahmeher & Co. ..
Laurahütte ....
Lech. Augsburg...
12.:
203
13.
GIE
06.5
376/=
128
58.5
50
90
28.5
22,5.
Mie Mi
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt.
Nainz. Akt.=Br. . .
Nannesm.=Röhren
ansfeld Berg. ..
etallgef. Frankf..
jag, Mühlenbau
ontecatiniMaild
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Oberbedarf .. .
Phönix Bergbau ..
Reiniger. Gebber.
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm
Metallwaren ..
Stahlwerke ...
Riebeck Montan. .
Roeder Gebr. . . ."
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Sachtleben A.G.
Salzdetfurth Kali
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm. Lackfbr
Schriftg. Stempel.
Schucker: Elektr. . .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr
Siemens & Halsfe
Südd. Immobilien
Bucker=A. G.
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau ...
Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard
Tucher=Brauerei
Nnterfranken
Beithwerke
Ver. f. Chem. Ind.
„ Stahliverke ..
Strohſtoffgbr.
„ Uſtramarm ...
156
167,
54.5
51
32
43
148.25
23
105
106
Vogtländ. Maſchin.
Zoigt & Haeffner".
Bahß & Frehtag.
Wegelin Rußfabrik
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff=Verein ...
Saldhof... . ..
Memel.. . ..."
Allg. Dt. Creditanſt,
Badiſche Bank..
Bk. f. Brauinduf
BarmerBankver=
Bayer. Hyp. u. 4
Berl. Ha=
13g
„
Cypo.
(he
Comm. u. Privatl
Darmſt. u. Nat.-
)t. Bank und D
. Eff. u. Wech
resdner Bank .. . 1100
Frankf. Bank
Hhp.=Bank .."
Pfdbr.=Bk.
Mein. Hyp. Bank.
Oſt. Credi=
*.
Pfälz. Ht
Reichsbank=Ant
Rhein. Hhp.=B
Südd. Bod.=Cr. Bk.
iener Bankvereit
Württb. Notenbank
A. .G. f. Vertehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
Dt. Reichsb. Vzo
Hapag ...... ...
Nordd.
d. ..
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz. u. Stuttg
Verſicherung ...
Verein. Verſ.
FrankonaRüick=u. M
Mannh. Verſich.
Otavi Minen
Nednnnnne
42
98.5
23.25
20
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84.5
124
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118
Ge
100
100.5
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125.5
123
36
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117
31.a5
48.5
204
[ ← ][ ][ → ]Wiener=Kronenbräu=
Inh. H. Tod
Keller
dieburgerſtr 97
Telefon 4348
Heute Freitag, abends 8 Uhr
Großes
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Leitung Obermuſikmſtr. Rühlemann
Eintritt frei! (10506
10497
Hinker dem Woog
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Turn= und Sportplatz der
Turn=
gemeinde 1846. Woogsplatz.
jn 1
da
Zeitkarken für Nichtmikgliever
während des Sommerhalbjahres
werden an Erwachſene z. Preiſe
von 5.— RM., an Jugendliche
zum Preiſe von 3.— RM. durch
den Platzmeiſter abgegeben.
Gelegenheit zur Teilnahme an
29
17
GMnaftte Karfen
unter Leitung einer Dipl.=Turn=
und Sportlehrerin iſt gegeben.
Turngemeinde 1846, Woogsplatz.
im Stettbachertal!
Samstag, den 11. Juli, von 4 Uhr ab:
Strandkonzert
(die bel. Jazz=Kapelle. Fips Schäfer),
anſchl. Schwimmbadbeleuchtung,
Na5
Tanz
Eintritt frei. — Verläng. Polizeiſtunde.
Die Veranſtalt, ſindet bei jeder Witterung ſtatt
Binniger AdsftägBeS
ins Reckartal.
Am Sonntag, den 19. Juli d. J.,
ver=
ſehrt ein Ausflugſonderzug 3. Klaſſe mit
v. H. Fahrpreisermäßigung und
BC ausreichenden Sitzplätzen in
be=
quemen Durchgangswagen 3. Klaſſe von
Darmſtadt nach Kochendorf und Bad
Wimpfen a. N. Darmſtadt ab 7.13 Uhr,
Kochendorf an 9.47 Uhr, Kochendorf ab
4.15 Uhr, Bad Wimpfen an 14.27 Uhr
Bad Wimpfen ab 19.20 Uhr und Darm=
(10520
ſtadt Hbf. an 21.57 Uhr.
Der ermäßigte Fahrpreis ab
Darm=
tadt Hbf. für die Hin= und
Rückfahr=
zeträgt 5.— RM. Näheres iſt aus den
Aushängen auf den Bahnhöfen zu
er=
ſehen od. durch die Fahrkartenausgaben,
Verkehrs= und Reiſebüros zu erfragen.
Mainz, den 6. Juli 1931.
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Meinen werten Gästen, Freunden und Bekannten
hiermit zur gefl. Kenntnis, daß ich am Freitag,
den 10. Juli mein Café wieder eröffne.
10505)
Die Besitzerin: Käthe Bauer. 6
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Bg
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Die Flamme
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Und weiter geht der Verkauf gepflegter
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erlebt hat. Noch immer warten enorme
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Darmſt.=Str. 157240
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Ae
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entlaufen!
Geg. Belohn. abzu=
Hahnmühle,
geben
Pfungſtadt. (10495
Durchgäſung
Sachgemäße
Be=
kämpfung von
Un=
geziefer aller Art.
Sbel &e Lotz
Eliſabethenſtraße 31.
Fernruf 461. (7 082
Die nachverzeichneten Arbeiten bei
der Errichtung eines Wohngebäudes
Gutenbergſtraße 42, und zwar
1. innere Weißbinderarbeiten,
2. äußere Weißbinderarbeiten,
3. Schreinerarbeiten,
4. Rolladenarbeiten,
5. Fußboden= u. Wandplattenarbeiten,
6. Glaſerarbeiten,
Schloſſer= und Anſchlagarbeiten,
8. Tapezierarbeiten,
ſowie die Terrazzoarbeiten bei
Errich=
tung einer Schweineſchlachthalle im
ſtädtiſchen Schlachthof ſollen auf Grund
der Reichsverdingungsordnung vergeben
werden.
Die Bedingungen liegen bei dem
unter=
zeichneten Amt, Grafenſtr. 30, I., Zim. 9,
offen. Die Angebote unter Ordn.=Nr. 1
und 2 ſind bis Mittwoch, den 22. Juli,
10,30 Uhr, alle übrigen Angebote am
gleichen Tage um 10 Uhr bei dem ſtädt.
Zim=
Hochbauamt, Grafenſtraße 30, I.,
(10048
mer 9, einzureichen.
Darmſtadt, den 9. Juli 1931.
Städt. Hochbauamt.
Tamake
Beinantetägang.
Ueber das Vermögen der Firma
Wil=
helm Ehrhardt in Darmſtadt, Ernſt=
Ludwig=Straße 25, und das ihrer unter
der Firma „Mainzer Tapeten=Fabrik=
Lager Luiſe Ehrhardt” in Mainz
betrie=
benen Zweigniederlaſſung iſt am 7. Juli
1931, vormittags 10 Uhr 15 Minuten,
das Vergleichsverfahren zur Abwendung
des Konkurſes eröffnet worden. Der
Rechtsanwalt Dr. Hermann Neuſchäffer
in Darmſtadt, Rheinſtraße 44, wird zur
Vertrauensperſon ernannt. Termin zur
Verhandlung über den Vergleichstermin
iſt auf Donnerstag, den 6. Auguſt 1931,
nachmittags ½4 Uhr, vor dem
Amts=
gericht Darmſtadt I, Sitzungsſaal
Zim=
mer 219, anberaumt. An die
Schuld=
nerin wird keine
Verfügungsbeſchran=
kung erlaſſen. Der Antrag auf
Eröff=
nung des Verfahrens nebſt ſeinen
An=
lagen und das Ergebnis der weiteren
Ermittelungen iſt auf der Geſchäftsſtelle
zur Einſicht der Beteiligten niedergelegt.
Darmſtadt, den 7. Juli 1931.
Heſſiſches Amtsgericht I. (10496
Die Auszahlung der Unterſtützung in
der Allgemeinen Fürſorge erfolgt
zu=
künftig nicht mehr in der Stadtkaſſe,
ſon=
dern in den Garderoberäumen des
Saal=
baues. Der Eingang iſt Riedeſelſtraße,
der Ausgang Saalbauſtraße. Die
Aus=
zahlung an die übrigen
Unterſtützungs=
empfänger in der Klein= und
Sozial=
rentner= und Kriegsbeſchädigten= und
Kriegshinterbliebenen=Fürſorge erfolgt,
wie ſeither, in der Stadtkaſſe. (St.10466
SCHlOsSCRABER M2. 13 4
DREKT HIRTERM ScHtOss
UBER DIE
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BERICHTE
BERLIN C2
Herausgeber:
Kartunkelstein & Surel
Täglich erscheinend
21. Jahrgang
Mark 50.— pro Quartal
Probenummern kostenlos
Nummer 189
Freitag, den 10. Juli 1931
Seite 15
Dagsglläft
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
23)
Copyright by Ernſt Keils Nachf. (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
„Aha!” Juliette lachte herzlich. „Hab' längſt begriffen!
Spar deine Worte, James!”
Headſtone warf ihr einen mißtrauiſchen Seitenblick zu. Ihre
Stimme klang ſo natürlich und offen, und doch wehte aus den
Worten ein heimlicher Spott. Er ärgerte ſich. Sie mußte doch
einſehen, daß dieſer Affront im Park von Saint=Cloud nur aus
der Welt geſchafft werden konnte, wenn . . . Darüber war er
ſſich mit Dolly bei ihrer Abreiſe von Paris einig geworden.
„Wann wirſt du heiraten, James?” fragte Juliette
unver=
mittelt.
„Bevor die Winterſaiſon beginnt.”
„Hm — du wirſt froh ſein, wenn du dein . . ." Wieder
lachte ſie laut.
Er unterbrach ſie in gereiztem Ton. „Wenn ich Dolly in
Sicherheit habe, meinteſt du wohl?”
„Nun ja: Dolly — oder wie man’s ſonſt nennen mag!”
Headſtone biß ſich auf die Lippen. Wie unbedacht, daß er
früher in launigem Scherz das Wort „Paket” gebraucht hatte.
Juliette würde es nie vergeſſen — das wußte er.
„Und eure Flitterwochen? Wo werdet ihr die verbringen?”
„Wir reiſen nach England, zur Jagd bei einem meiner
Freunde im ſchottiſchen Hochland. Auch Dolly iſt ja eifrige
Jägerin. Jedenfalls werden wir uns dann gefahrloſer
wieder=
ſehen können — ſei es in London, ſei’s hier in Berlin .. ."
„Denn dann biſt du deines Paketes ſicher!“
„Bitte, nicht dieſen Ton! Ich hätte von deiner Einſicht
erwartet, daß du begreifſt, wie ſchwierig meine Lage
augen=
blicklich iſt. Schon wenn ich jetzt neben dir gehe, riskiere ich,
daß irgendein Detektiv es beobachtet und weitermeldet.”
„Du Aermſter! Dann will ich dich aber nicht der Gefahr
ausſetzen, erneut in Mißkredit zu kommen. Trennen wir uns
doch hier!“
„Wenn du es durchaus willſt
„O gewiß, James! So angenehm mir deine Begleitung
war.
Sie rief ein Auto an, reichte Headſtone die Hand.
„Ehe ich fortfahre, werde ich dich noch einmal ſprechen,
Juliette. Auf Wiederſehen!”
„Rotenfelſer Straße 17!” rief Juliette dem Chauffeur zu.
Der Wagen fuhr an.
Unter Rotenfelſer Straße 17 war im Adreßbuch der Name
von Waldemar Haſſenſtein zu finden. Im erſten Impuls war
es ihr über die Lippen gekommen. Uebereilt, dieſe ſchroffe
Tren=
nung von Headſtone eben, geſtand ſie ſich ärgerlich. Aber als
der Wagen hielt, war ihre ſchlechte Laune verflogen.
Sie klingelte im Hochparterre. „Herr Haſſenſtein zu Hauſe?”
fragte ſie die öffnende Wirtin.
„Gewiß, Fräulein! Wen darf ich melden?”
„Nicht nötig! Herr Haſſenſtein erwartet mich!”
Waldemar lag auf dem Diwan, neben ſich ein Taburett mit
Kaffee und Kognak, und las in einem Magazin. „Na, Frau
Weber?” fragte er, ohne ſich umzugucken.
„Ich bin’s, Waldemar!“
„Du? Juliette? Großartig! Tadellos!‟ Er war
aufgeſprun=
gen, küßte ihr die Hand, wollte ihr den Mantel abnehmen. Doch
ſie wehrte: „Nein — nein! Ich will nicht bleiben!“
„Oh — oh! Bitte, liebſte Juliette! Eben gekommen — ſchon
wieder gehen. Das wäre mehr als grauſam. Wenn Sie
wüß=
ten, wie ich mich freue!
Er nahm ihr, trotz ihres Widerſtrebens den Mantel ab,
führte ſie zu einem Seſſel. „Und dieſes ſchöne Frühlingshüt=
chen
ſo reizend es Ihnen ſteht, Juliette, Sie erlauben
doch?” Mit raſchem Griff hatte er es ihr abgezogen. „
Ent=
zückend! Das allerſchönſte Blondhaar! So voll, ſo echt . .."
Nicht hat hier Waſſerſtoffs bleichende Kraft
Aus Schwarz oder Braun das Goldblond geſchafft —!"
Juliette hielt ſich lachend die Ohren zu. „Waldemar!
Ent=
ſetzlich! Das durfte nicht kommen! Sie — ein Dichter?
Ausge=
rechnet Sie?
„Dichten verrät den idealen Liebhaber!” Waldemar drückte
einen Kuß auf ihr Haar — auf ihre Stirn . . . Sie lachte leiſe
vor ſich hin. Da wurde er kühner, küßte ſie auf den Mund—
Wenn
schnell und
leicht man
sich frisiert,
Uufe Wär !
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reicht für 2mal
immer wieder, immer wilder, bis ſie ihn energiſch zurückdrängte.
Hochatmend ſtrich ſie ſich über die Lider. Sekundenlang kreuzte
das Bild eines anderen Mannes ihr Auge. Dann ſprang ſie
jäh auf.
„Wie iſt’s Waldemar? Ich war in der Stadt. Dieſer Staub,
dieſe ſchlechte Luft! Ich bin abgeſpannt. Haben Sie nicht eine
kleine Erfriſchung hier?"
„Aber natürlich! Entſchuldigen Sie, liebe Juliette, daß . . .
Er war an einen Wandſchrank geeilt, der ein wohlaſſortiertes
Lager von Likörflaſchen barg. Ueberlegte einen Augenblick. „Ah,
jetzt weiß ich! Die Miſchung, die Sie in Paris ſo liebten!“
Er drehte ſich um, ſah ſie mit einem langen Blick an. „Oder hat
ſich Ihr Geſchmack verändert?
„Ja”, ſagte ſie gedehnt, „meine Zunge, mein Mund lieben
ab und zu die Abwechflung. Aber immerhin — mixen Sie die
Pariſer Miſchung, wenn Sie die noch kennen!“
Waldemar bot ihr das Glas. Auf das Wohl meines
lieb=
ſten, ſchönſten Gaſtes!” Und wieder ſah er ſie mit ſeinen großen,
dunklen Augen an.”
Juliette wollte dem Blick ausweichen — vermochte es nicht.
Ihre Blicke tauchten ineinander — lange . . . Mit Mühe zwalt)
ſie ſich endlich, den Kopf zu wenden, hob mit leicht zitternder
Hand ihr Glas, trank es leer.
Dies Augenpaar . . . nie glaubte ſie ein ſchöneres geſehen
zu haben. Ein unendlicher Reiz ging von dieſen dunklen
Ster=
nen aus, verſchönte das lange, ungleichmäßige Geſicht. Oft und
oft hatte ſie ſich gefragt: Was findeſt du eigentlich an dieſem
jungenhaften, ewig törichten Menſchen? Gewiß, er hatte gute
Manieren, war äußerlich ein vollkommener Kavalier . . . aber
unſichere Exiſtenz — mäßige Bildung — ſchwacher Geiſt ...
eigentlich nichts, was ſie auf die Dauer feſſeln ſollte. War ſie
aber mit ihm zuſammen, verfiel ſie immer wieder dem Bann
dieſer Augen. Ihre ſtumme Sprache, ihre verwirrende Macht
be=
rauſchten, zwangen ſie immer wieder, trotz aller inneren
Ab=
wehr. Und wenn er lachte — Waldemar lachte, trotz allem
Miß=
geſchick, viel — welch froher Glanz dann darin! Welch Zauber
ſtrahlte dann aus ihnen, riß alles mit ſich, was ihr Blick traf...
Wie um ſich frei zu machen, reichte ſie ihm ihr Glas, bat um
ein neues. Während er den Drink mixte, ſetzte ſie ſich auf den
Diwan, entzündete eine Zigarette und lehnte ſich ungezwungen
in die Kiſſen. Als Waldemar ihr das Glas reichte, wies ſie es
zurück.
„Stellen Sie es, bitte, dahin! Später . . . Ich langweiie
mich, Waldemar. Das Prachtwetter draußen . . . Machen Sie
doch einen Vorſchlag! Raus ins Grüne — irgendwohin!“
„Ausgezeichnete Idee, Juliette! Ins Grüne . . . Wie wärs
mit dem grünen Raſen?”
„Famos!” Juliette ſprang auf, eilte auf Waldemar zu, der
an ſeiner Bar ſaß, küßte ihn auf die Augen. Er hielt ſie an
den Händen feſt, als ſie von ihm abließ, ſchaute ihr glückſelig
lächelnd ins Geſicht. Da konnte ſie nicht anders: ſie beugte
ſich über ihn und küßte den Mund, bis es ihr dunkel vor den
Augen wurde.
Da riß ſie ſich los. Er wollte ſie in die Arme nehmen —
doch mit einem Sprung war ſie bei ihrem Mantel. Im Nu hatte
ſie ihn übergeworfen, den Hut wieder über den Kopf geſtülpt.
„Ich bin fertig, Waldemar. Wollen Sie Ihre Dame noch lange
warten laſſen?”
Einen Moment ſtand er ſtumm. Sein Geſicht ſtarr wie in
grenzenloſer Ueberraſchung.
Juliette lachte laut heraus, griff ihn an den Schultern,
ſchob ihn vor den Spiegel. „Waldemar — das Geſicht!” Ihr
Gelächter überſchlug ſich. „Schade, daß kein Photograph da iſt!“
Da lachte auch er. „Warte, du Hexe!” Er ging in den
Nebenraum, deſſen Tür offenblieb. Juliette warf einen
neu=
gierigen Blick hinein. Da kam Waldemar zurück, ſah ihren
Blick, machte eine einladende Handbewegung: „Nett hier bei mir
nicht wahr?”
„Sieht mehr nach Damenboudoir aus, Waldemar.”
„Richtig, Juliette. Vor mir wohnte hier eine bekannte
Bardiva . . . Nehme an, daß meine Wirtin für rückſtändige
Miete das Mobiliar ihres Schlafzimmers einbehalten hat.
Wollen Sie es nicht mal anſehen? Es iſt wirklich entzückend.”
„Nein — nein . . . Später vielleicht . . . Es iſt höchſte Zeit,
wenn wir noch zurechtkommen wollen.”
Das erſte Rennen wurde gerade angeläutet, als ſie auf die
Tribüne kamen. Juliette war entzückt. Der ſonnige
Frühlings=
tag, das elegante Publikum um ſie herum — das aufregende
Spiel der Rennen .. Es bedurfte keiner großen
Ueber=
redungskunſt Waldemars, um ihr Glück mit ihm am Totaliſator
zu verſuchen. Doch kein Pferd kam, auf das ſie getippt.
Walde=
mar verdoppelte den Einſatz, um den Verluſt wieder
einzubrin=
gen, und machte das Loch in ſeiner Brieftaſche dadurch nur
immer größer.
(Fortſetzung folgt.)
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