Ginzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſkrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Origſnal=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 187
Mittwoch, den 8. Juli 1931.
27 mm breiite Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 40 Reſchepfg. Rellamezele (92 mm
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ſede Verpfliſchtung auf Erfüllung der Anzeigene
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konturs oder gerichtiſcher Beſtreibung fäll ſeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Banl und Darme
ſtädter und Nationalbanl.
Die Reichsregierung an das deutſche Polk.
Mik dem Reparakions=Zeierjahr die wirtſchaftlichen und finanziellen Nöke noch keineswegs behoben.
Die Nolverordnung bleibk ebenſo wie der Zwang zum Sparen. — Die geſamken Erleichkerungen
des Hoover=Planes werden zur Konſolidierung der öffenklichen Zinanzen
und der Wiederherſtellung der dentſchen Wirkſchaft benökigk.
der zu Beſprechungen nach Rom gekommen iſt. Der Botſchafter
überbrachte Muſſolini einen Brief des Reichskanzlers Brüning,
Die Vorausſehungen
in dem der Reichskanzler die Dankbarkeit des deutſchen Volkes
zum Gelingen des Hoover=Planes.
Berlin, 7. Juli.
Die Reichsregierung erläßt folgenden Aufruf:
„Die weitſchauende und ſtaatsmänniſche Initiative des
Präſidenten Hoover wurde von Erfolg gekrönt. Die ſeeliſche
Entlaſtung und die Hoffnung auf Wirtſchaftsbeſſerung, die dieſes
Ergebnis mit ſich bringt, löſen allerſeits freundſchaftliche und
freudige Gefühle aus. Der Entſchluß zu raſchem und
durch=
greifenden Handeln eröffnet weitere Möglichkeiten zu einer
Wiedergeſundung der Welt.
Das deutſche Volk iſt ſich darüber klar, daß die endgültige
Durch=
führung des Hoover=Planes ihm als dem Schwerſtbelaſteten
die verhältnismäßig ſtärkſte Erleichterung bringen wird. Die
Einigung über das Feierjahr konnte nur durch verſtändnisvolle
Mitwirkung aller Beteiligten erreicht werden, von denen einige
Staaten eine Vergrößerung eigner Schwierigkeiten und
erheb=
liche Unbequemlichkeiten im Intereſſe der Geſamtlöſung auf ſich
nehmen mußten. Der hochherzige Verzicht des amerikaniſchen
Volkes hat jedoch ein begrüßenswertes Echo ausgelöſt. Wir
er=
kennen dankbar an, daß in der Stunde ſchwerſter wirtſchaftlicher
Gefahr Deutſchland dieſes Verſtändnis für ſeine Lage
gefun=
den hat.
Deutſchland iſt auch nach Eintritt des
Feier=
jahres keineswegs feiner wirtſchaftlichen und
finanziellen Nöte überhoben. Es kann die ihm
verbleibenden Mittel nicht benutzen, um die
Opfer, die die Regierung der Bevölkerung hat
zumuten müſſen, bei aller Milderung gewiſſer
Härten herabzuſetzen. Es darf nicht in ſeinen äußerſten
Anſtrengungen, zu ſparen, nachlaſſen. Die geſamten
Er=
leichterungen, die der Hoover=Plan
Deutſch=
land bringen wird werden zur Konſolidierung
der öffentlichen Finanzen reſtlos benötigt und
verwendet werden; die hierdurch eintretende
Erleichterung des Geld= und Kreditmarktes
muß der deutſchen Wirtſchaft zugute kommen.
Eine Erhühungirgendwelcher Ausgaben des
Reiches, auf welchem Gebiete auch immer, iſt
während des Feierjahres nicht möglich. Darüber
hat der Herr Reichskanzler der amerikaniſchen Regierung
ein=
deutige Erklärungen abgegeben. Das Hoover=Jahr ſoll
der Wiederherſtellung der deutſchen Wirtſchaft
ind darüber hinaus der wirtſchaftlichen
Erho=
lung der Welt dienen. Soll ſich die Hoffnung
verwirklichen, daß in der gefetzten Zeit dieſes
Ziel erreicht wird, ſo iſt eine enge
Zuſammen=
arbeit der Völker erforderlich.
Die nächſten Monate werden Gelegenheit zu einer ſolchen
Zuſammenarbeit bieten. Die Heilung der Wunden dieſer Kriſe
und die Vorſorge gegen den Wiedereintritt ähnlicher
Welt=
kataſtrophen muß das gemeinſame Ziel ſein, von dem ſich die
Staatsmänner und die Völker bei der Löſung der noch größeren
Aufgaben des kommenden Jahres leiten laſſen.”
* Die Reichsregierung hat keinen Zweifel darüber
auf=
kommen laſſen, daß Deutſchland ſeiner wirtſchaftlichen und
finan=
ziellen Nöte noch lange nicht überhoben iſt. Die Botſchafter
Sackett gegenüber getane Aeußerung des Kanzlers, wonach
Deutſchland gar nicht daran denke, freiwerdende Beträge in
Rüſtungen zu ſtecken, wird in ihren Grundzügen wiederholt.
Dieſe Bemerkung gilt auch gleichzeitig für Frankreich, das in
ſeinem Communiqué über den Abſchluß der Pariſer
Verhand=
lungen den Vorbehalt gemacht hat, entſprechende Erklärungen
direkt von Deutſchland zu verlangen, wenn man auch annehmen
kann, daß dieſer Paſſus nur auf die in einem Teil des
fran=
zöſiſchen Volkes herrſchende Stimmung Rückſicht nimmt.
Jeden=
falls hat die Pariſer Regierung bisher nichts darüber
ver=
lauten laſſen, daß ſie entſprechende diplomatiſche Schritte
unter=
nehmen will. Sie wird offizielle Schritte wohl auch
unter=
laſſen, da man ihr doch nur von Berlin aus dieſe beiden
Er=
klärungen der Regierung und des Kanzlers übermitteln würde.
Hindenburg an Hoover.
Berlin, 7. Juli.
Der Reichspräſident hat nachſtehendes Telegramm an den
Präſidenten der Vereinigten Staaten gerichtet:
„Neudeck, den 7. Juli 1931.
Nachdem die Pariſer Verhandlungen nunmehr zum
Ab=
chluß gelangt ſind und das von Ihnen vorgeſchlagene
Feier=
ahr begonnen hat, möchte ich Ihnen und dem amerikaniſchen
Bolke den Dank des deutſchen Volkes zum Ausdruck bringen.
Dank Ihrer Initiative möge die ganze Welt einer neuen Aera
riedlicher und vertrauensvoller Zuſammenarbeit entgegengeführt
verden. Dies iſt mein aufrichtigſter Wunſch.
(gez.:) v. Hindenburg.
Eine Bokſchaft Brünings an Mufſolini.
EP. Rom, 7. Juli.
Muſſolini hat Außenminiſter Grandi in Begleitung des
talieniſchen Botſchafters in Berlin, Orſini Barone, empfangen,
für die Initiative des Präſidenten Hoover ausdrückt und betont,
dieſe Tat des Präſidenten der Vereinigten Staaten liege
voll=
kommen in der Richtung der weitſichtigen und energiſchen
Poli=
tik, die von Italien ſeit langem unter Führung Muſſolinis
be=
folgt werde. Die Botſchaft ſpricht auch von dem tiefen
Wieder=
hall, den die ſofortige Annahme des Hooverſchen Vorſchlages
durch Italien in ganz Deutſchland gefunden habe, und drückt
die Befriedigung des deutſchen Volkes über dieſe
Handlungs=
weiſe aus, die um ſo größer ſei, als man in Deutſchland wiſſe,
welche Opfer es für Italien bedeutete, dem Hooverplan
bei=
zutreten.
Muſſolini hat den Botſchafter beauftragt, dem
Reichskanz=
ler eine herzliche Antwortadreſſe zu überbringen.
Neuer Abrüſtungs-Appell Hoovers.
New York, 7. Juli.
Die Mitteilung Mellons, daß die Einigungsformel endlich
ge=
funden ſei, kam ſelbſt der Waſhingtoner Regierung überraſchend,
da man noch am frühen Vormittag den Eindruck hatte, daß die
Pariſer Verhandlungen in eine Sackgaſſe geraten ſeien. Hoover,
der die Nachricht geradezu freudeſtrahlend den Preſſevertretern
übergab, verlas bei dieſer Gelegenheit eine längere Erklärung.
Die techniſchen Schwierigkeiten, ſo führte der Präſident aus, die
ſich aus den verwickelten internationalen Abmachungen ergäben,
ſcheinen auf dem Wege durch guten Willen und durch die
Zuſam=
menarbeit aller Regierungsführer gelöſt zu werden.
Die Annahme des Moratoriumsvorſchlages habe den Völkern
Amerikas und den alliierten Mächten Opfer abverlangt. Sie
be=
deuten aber eine ungeheure Erleichterung der wirtſchaftlichen
Bürde, die auf Deutſchland und Mitteleuropa laſte. Die Furcht
vor Unordnung und Regierungsſturz weiche neuer Hoffnung und
neuem Vertrauen in die Zukunft. Abſchließend betonte Hoover,
daß eine der Haupturſachen des Niedergangs der Weltwirtſchaft
das allgemeine Wettrüſten ſei. Der Rückblick auf die vergangenen
Wochen ſollte lehren, wie notwendig eine Erleichterung der
Rüſtungslaſt ſei, die den Betrag der politiſchen Schulden mehrfach
überſteige.
500 Millionen Aasfallbärgſchaft
der deutſchen Wirkſchaft
für die deutſche Golddiskonkbank.
TU. Berlin, 7. Juli.
Wie wir erfahren, haben am Dienstag zwiſchen der
Reichs=
bank und maßgebenden Vertretern der Banken und Induſtrie
Beſprechungen ſtattgefunden, in deren Mittelpunkt die Frage der
Beſchaffung neuer Auslandskredite ſtand.
Sämtliche großen Induſtrieunternehmungen, Banken und
Schiffahrtsgeſellſchaften haben am Dienstag abend an den
Reichsbankpräſidenten einen Brief gerichtet, in dem ſie davon
Mitteilung machen, daß ſie ſich entſchloſſen haben, der Deutſchen
Golddiskontbank eine Ausfallbürgſchaft von 500 Millionen Mark
zur Verfügung zu ſtellen. Der Zweck iſt, die Bank in die Lage zu
verſetzen, in noch viel ſtärkerem Maße als bisher ein wirkſames
Kreditinſtitut zu ſein.
Der eigentliche Sinn dieſes Schrittes iſt jedoch, von ſeiten
der geſamten Wirtſchaft gegenüber dem In= und Auslande unter
Beweis zu ſtellen, daß trotz der bekannten Ereigniſſe auf dem
Devi=
ſenmarkt und der Erſcheinungen des Mißtrauens, die deutſche
Wirtſchaft ſtark genug und willens iſt, der Schwierigkeiten Herr
zu werden.
Das Schreiben iſt von etwa 1000 deutſchen Firmen
unter=
zeichnet, die ſich in allerkürzeſter Zeit zu dieſem Schritt
zuſammen=
gefunden haben.
Engliſche Einladung zur Rep=Konferenz in London.
EP. Paris, 7. Juli.
Der engliſche Botſchafter Lord Tyrrell hat heute nachmittag
Außenminiſter Briand einen Beſuch abgeſtattet. Der Botſchafter
hat erneut an den bereits vor einigen Tagen gemachten engliſchen
Vorſchlag erinnert, eine Sachverſtändigen=Konferenz und ſpäter
eine Konferenz der Signatar=Mächte des Youngplans
einzube=
rufen, in denen die Einzelheiten des Hoover=Plans, die nach den
franzöſiſch=amerikaniſchen Verhandlungen noch nicht erledigt ſind,
geprüft und erledigt werden könnten. Außenminiſter Briand hat
dem engliſchen Botſchafter geantwortet, die franzöſiſche Regierung
habe nichts dagegen einzuwenden, daß eine ſolche Konferenz der
Sachverſtändigen der verſchiedenen Schatzämter ſich mit den noch
ſchwebenden Fragen beſchäftige. Die engliſche Regierung hat
an=
geregt, daß dieſes Komitee bereits am nächſten Montag in London
zuſammentreten ſolle. Die franzöſiſche Regierung erklärte darauf,
es ſei ihr nicht möglich, vor Mittwoch oder Freitag nächſter Woche
Vertreter nach London zu entſenden.
194. Jahrgang
Amerika und die endgültige Löſung
der Reparakionsfrage.
Von
Dr. Walter Scheunemann, Dipl.=Volkswirt.
Der Hoover=Plan kam zwar zeitlich unerwartet, aber er
war doch zwangsläufig bedingt. Die letzten Wochen haben in
Amerika die Erkenntnis der wahren Zuſammenhänge zwiſchen
der inneramerikaniſchen Kriſe und der ſchweren Lage Europas
und beſonders Deutſchlands raſcher reifen laſſen als
urſprüng=
lich erhofft wurde. In dem Satz des Hoover=Memorandums:
„Die Schwierigkeiten im Ausland verringern die Kaufkraft für
unſere Exporte und ſind in einem gewiſſen Maß die Urſache
für unſere dauernde Arbeitsloſigkeit und die dauernde
Sen=
kung der Preiſe für unſere Landwirte” werden die
Zuſammen=
hänge ausdrücklich feſtgeſtellt.
Man kann eine Reihe von Gründen für den raſchen
Stim=
mungsumſchwung in den Vereinigten Staaten anführen: Die
Gefahr der Niederlage, die bei der nächſten Präſidentenwahl
im Herbſt 1932 dem Präſidenten Hoover und damit der
repu=
blikaniſchen Partei droht; bei den demokratiſchen Gegnern die
Erkenntnis, daß von der zunehmenden Radikaliſierung der
Arbeiter bei den „kapitaliſtiſchen” Parteien ſchwere Gefahr droht;
ſchließlich darf der wichtigen Arbeit maßgebender Männer in
Deutſchland, den U. S. A. und England ein bedeutender Anteil
zugeſprochen werden. Wie wichtig die vollzogene Schwenkung
der amerikaniſchen Politik iſt, erkennt man, wenn man den oben
angeführten Satz mit jenem anderen aus dem Macdonald=
Hoover=Memorandum vom Oktober 1929 vergleicht:
„Die Rolle, die unſere beiden Regierungen bei der
For=
derung des Weltkrieges ſpielen werden, wird verſchieden ſein,
da die eine ſich nicht darauf einlaſſen wird, in die europäiſche
Politik verſtrickt zu werden, während die andere entſchloſſen iſt,
eine Politik aktiver Kooperation mit den europäiſchen
Nach=
barn zu treiben.”
Es wäre aber abwegig und leichtfertig, wollte man aus dem
erſten Entgegenkommen ſchließen, daß jetzt alle weſentlichen
Schwierigkeiten für eine wirklich dauernde Löſung der
Repa=
rationsfrage aus dem Weg geräumt ſeien. Der Schlüſſel zur
Reparationsfrage liegt ohne Zweifel in Amerikas Händen.
Wird es ihn richtig gebrauchen?
Der Hoover=Plan wurde mit Recht als ein Sieg des
indu=
ſtriellen Oſtens über die Weſtſtaaten bezeichnet. Aber Hoover
muß auch den Weſtſtaaten Konzeſſionen machen. Er beſtreitet
den inneren Zuſammenhang zwiſchen Reparationen und
inter=
nationalen Schulden. Ausdrücklich ſagt er: „Ich ſtimme auch
nicht im entfernteſten Sinne einer Streichung der in Amerika
fälligen Schulden bei.‟ Dieſe Beruhigungspille für den Weſten
hat zunächſt pſychologiſche Gründe. Der Weſtſtaatler, der
„Babbit”, ſieht in Europa den genauen Gegenſatz zu God’s
omn country. Die Abfuhr, die Wilſon 1919 in Paris erhielt,
iſt noch in guter Erinnerung. Am wichtigſten aber ſind die
wirtſchaftlichen Gründe. Die Verflechtung der Union und
ins=
beſondere ihrer weſtlichen Teile in die Weltwirtſchaft iſt
verhält=
nismäßig ſehr gering.
Zwar ſind die abſoluten Außenhandelsziffern der U. S.A.
bedeutend. 1928 betrug die Einfuhr 17,145 Milliarden RM.,
die Ausfuhr 21,494 Milliarden RM. Vergleicht man aber
ein=
mal die pro=Kopf=Quote verſchiedener Länder, ſo ergibt ſich ein
ganz anderes Bild. Es betrug 1928 pro Kopf in RM.:
626,0 Argentinien . ... 342,0 384,0 Chile
... 141,0 238,0
Gerade dieſe Zuſammenſtellung von Ländern verſchiedenſter
Wirtſchaftsſtruktur zeigt, wie gering die weltwirtſchaftliche
Ver=
flechtung der U. S.A. im Verhältnis zu andern Ländern iſt.
Noch geringer wird dieſe Verflechtung, wenn man von der
Geſamtausfuhr von 4,773 Milliarden Dollar die Ausfuhr nach
Kanada mit 862,3 Millionen Dollar und nach Cuba mit 137,5
Millionen Dollar ( den beiden Nachbarländern) ſowie die
ent=
ſprechende Einfuhr von 481 bzw. 224,8 Millionen von der
Ge=
ſamteinfuhr von 4,146 Milliarden Dollar abſetzt.
Iſt ſchon die weltwirtſchaftliche Verflechtung der
Geſamt=
union vergleichsweiſe gering, ſo zeigt eine nähere Betrachtung,
daß die der Weſtſtaaten beſonders minimal zu nennen iſt.
Dieſe Verflechtung der Einzelſtaaten iſt ſchwer zu erfaſſen,
da die Ein= und Ausfuhrſtatiſtik ja nur das Geſamtgebiet der
U. S. A. berückſichtigt. Gewiſſe Anhaltspunkte kann aber doch
die folgende Zuſammenſtellung liefern. Es betrug:
Ausfuhr
Einfuhr
in 1000 Dollar
in den Nordatlantiſchen Häfen . 1,956,048
2,655,141
447,632
Südatlantiſchen Häfen ...
174,248
. 1,295,/444
Golfhäfen
300,035
.. . .
427,/475
526,969
Pazifikhäfen . . .....
531,046
Nord= und Südgrenze (Land) 756,196
Wenn dieſe Zuſammenſtellung ſelbſtverſtändlich auch nur
roh iſt, ſo zeigt ſie doch das ſtarke Ueberwiegen des Nordoſtens
in Ein= und Ausfuhr ſowie die bedeutende Stellung der
Golf=
häfen (New=Orleans, Galbeſton) für die Ausfuhr (Baumwolle).
Schlaglichtartig beleuchtet wird die verſchieden ſtarke
Verflech=
tung der amerikaniſchen Gebiete mit der Weltwirtſchaft durch
folgende Ziffern: 1925 berug bei einem Geſamtimport der 11. S.A.
von 4,2 Milliarden Dollars die Einfuhr der beiden Staaten
Utah und Nevada 170 000 Döllars. Die Stadt Pittsburg (Pa.)
allein führte für 11,684 Millionen Dollars ein.
Aus der eigenartigen Struktur der amerikaniſchen
Verfaſ=
ſung ergeben ſich nun wichtige Folgerungen. Der amerikaniſche
Senat, deſſen Rat und Zuſtimmung (advice and sonsent) für
Seite 2
Mittwoch, den 8. Juli 1931
Nummer 187
alle politiſch wichtigen Handlungen notwendig ſind, beſteht aus”
96 Mitgliedern, und zwar je zwei Vertretern für jeden Staat.
Die ſchwach beſiedelten Staaten des Weſtens mit ihrer
gerin=
gen Verbindung zur Außenwelt haben alſo das gleiche Gewicht
wie die dicht bevölkerten exportintereſſierten Oſtſtaaten.
Fol=
gende Zuſammenſtellung mag das noch deutlicher machen. Es
entfällt je ein Senator auf:
2,835,000 Einwohner in Californien (großer Obſtexport!)
2 000 000 Einwohner in den Neuengland=, Mittelatlantik=
und Nordoſtzentralſtaaten (U. a.
New York, Pennſylvania,
Michi=
gan, Ohio, Indiana)
1 376 000 Einwohner in den Südweſt= und
Südoſtzentral=
ſtaaten, (u. a. Texas, Louiſiana,
Arkanſas)
1 191000 Einwohner in den Nordweſtzentralſtaaten (u. a.
Jowa, Kanſas, Minneſota)
875 000 Einwohner in den Südatlantikſtaaten (Virginia,
Florida uſw.)
620 000 Einwohner in Waſhington und Oregon
253 000 Einwohner in den Gebirgsſtaaten (u. a. Utah,
Nevada, Wyoming).
Beſonders kraß iſt das Verhältnis zwiſchen dem Staat New
York mit 12,6 Millionen und dem Staat Nevada mit 90000
Einwohnern; beide Staaten mit je zwei Senatoren vertreten.
Zwar beweiſen einzelne Senatoren des Weſtens, wie z. B.
der Vorſitzende des Auswärtigen Ausſchuſſes, Borah (Idaho),
weltwirtſchaftliches Verſtänonis. Von den meiſten kann es aber
aus den dargelegten Gründen nicht erwartet werden und was
Volk. Gerade dieſer Teil der Vereinigen Staaten, deſſen
innen=
politiſche Stellung mit ſeiner weltwirtſchaftlichen und
welt=
politiſchen Verknüpfung merkwürdig kontraſtiert, muß zur
Er=
kenntnis der wahren Zuſammenhänge erzogen werden. Hier
liegt eine weſentliche Aufgabe der deutſchen Propaganda.
Wenn dabei von amerikaniſcher Seite darauf hingewieſen
wird, daß ja der Außenhandel der U.S.A. einen nur geringen
Bruchteil, (8—9 Prozent) der wirtſchaftlichen Kraft in Anſpruch
nehme, daß die innerwirtſchaftlichen Beziehungen dieſes Kon= muniſten und Autonomiſten) gegen 13 Stimmen abgelehnt, am
tinentsſtaates viel wichtiger ſeien, ſo darf dem entgegen
gehal=
ten werden, was der Direktor des U. S. Bureau of Foreign and
Domeſtic Commerce, J. Klein, ſchreibt: „Wenn auch der
Aus=
fuhrhandel der U. S. nur einen kleinen Teil der heimiſchen
Erzeugung ausmacht, iſt er doch von äußerſter Wichtigkeit für
die wirtſchaftliche Wohltat des Landes zufolge der Tatſache,
Der Druck der Not liegt ſchwer auf den U. S.A. Dafür eine
Zahl als Beweis. Die Umſätze im Einzelhandel gingen 1930
um zirka 25 Prozent gegen 1929 zurück. Es iſt zu hoffen, daß
unter dem Druck dieſer Not die Erkenntnis für die einzig
mög=
liche Endlöſung heranreife. In der Hoover=Botſchaft iſt das
lage dieſer Schuldenregelung die Zahlungsfähigkeit des
Schuld=
ners bei normalen Verhältniſſen war, ſo würden wir nur in geführt würden, ausſcheiden. Als Teilnehmer ſind in erſter
Ulebereinſtimmung mit unſerer Politik . .. ſtehen, wenn wir die
anormalen Bedingungen, die jetzt in der Welt herrſchen, in
Rechnung ſtellen.”
politiſche Situation nur vorſichtig andeuten kann, ſpricht der
Wirtſchaftler des Oſtens heute offen aus. Governor A. C.
Ritchie (Maryland) ſagte am 16. Juni 1931 bei dem
Feſt=
eſſen der Advertiſing Federation im Hotel Aſtor, New York:
„Ob wir uns entſcheiden, auf der Zahlung der internationalen
Schulden zu beſtehen ohne Rückſicht auf das, was
Deutſch=
land tut bezüglich der Reparationen, oder ob wir erkennen,
daß der Verluſt von heute der Gewinn von morgen ſein wird,
I
das iſt natürlich die entſcheidende Frage.”
Der =Yankee iſt harter Buſineßmann. Möge er die Sprache
des Geſchäftsmanns und nicht die des Diplomaten reden.
Berlin, 7. Juli.
Am 7. Juli 1931 fand bei der Reichsanſtalt für
Arbeits=
vermittlung und Arbeitsloſenverſicherung eine Beſprechung mit
den beteiligten Spitzenverbänden über den freiwilligen
Ar=
beitsdienſt ſtatt. Präſident Dr. Syrup gab einleitend einen
Ueberblick über die Grundgedanken des vorliegenden Entwurfs
einer Verordnung. Die Verwirklichung hängt von der
Zuſam=
menarbeit dreier Faktoren ab, nämlich der Träger des Dienſtes
(Jugend= und Wohlfahrtsverbände), der Träger der Arbeit
(Gemeinden und Meliorationsgenoſſenſchaften u. dergl.) und der
Dienſtſtellen der Reichsanſtalt. Die fördernde Tätigkeit der
Reichsanſtalt, die ſich nur auf ausführungsreife Projekte
er=
ſtrecken kann, beſteht weſentlich in der Fortzahlung der
Unter=
ſtützung an die Arbeitsloſen während der Durchführung der
Arbeiten. Vorausſetzung dafür iſt, daß die vorgeſchlagenen
Arbeiten als gemeinnützig und zuſätzlich im Sinne des Geſetz=
Die Naturwunder des deutſchen Chequers.
Von Dr. Hanns Walter.
„Wie ein Auge Gottes glänzet,
Drüber dunkle Brauen glühen,
Liegt, von Wald und Berg umkränzet,
Märchenhaft der Werbellin.”
So beſingt der Dichter des „Heidegrabes”, der Kantor
Zrunold den See, an deſſen Ufer die engliſchen Staatsmänner
emnächſt ein Wochenende in Deutſchland verbringen ſollen.
der Gaſtgeber hat es gut mit ihnen gemeint. Es gibt in der
anzen Mark, es kann wohl überhaupt in keinem Flachland eine
andſchaft geben, die bei aller Kraft der natürlichen
Unberührt=
ſeit im wechſelnden Reichtum ihrer Schönheiten mit dem
Fleck=
den Erde wetteifern könnte, das ſich hier am Werbellinſee,
ſchszig Kilometer im Nordweſten von Berlin, in der Richtung
ach Mecklenburg zu erſtreckt.
Dieſes zauberhafte Stück Land, das auch einen Fontane in
höhte Begeiſterung verſetzte, liegt etwas abſeits von den
gro=
en Straßen. Eine Zweigbahn bimmelt gemächlich an einem
ipfel des Sees vorbei. Durch tiefen Sand führt von der kleinen
Station ein Fußpfad am hochabfallenden Ufer entlang. Tritt
nan durch die Bäume an das Schilf des Waſſers, ſo öffnet ſich
n Bild von einſamer, melancholiſcher, überwältigender
Schön=
ſeit. Ueber der ſilberblauen Fläche des langgeſtreckten Sees liegt
in leichter Dunſt. Die Landzungen der vielen Buchten ſchieben
ch hintereinander in das Bilo wie Wellen, die nach dem
ver=
ämmernden Horizont verklingen. Keine menſchliche Siedlung
heint die Ruhe des Geſtades zu unterbrechen. Irgendwo
ſchim=
nert das Dach eines Landhauſes oder einer Förſterei aus den
ichten Baumkronen. In einer Bucht verſteckt, ein kleines
Kur=
haus und eine Anzahl Gaſthöfe. Der Wanderer am See erlebt
en deutſchen Wald in ſeinem ganzen Reichtum und in ſeiner
bundervollen Mannigfaltigkeit. Aus den dunklen, ſchweren
Liefern und knorrigen Eichen leuchten plötzlich ſilberne Birken,
uI8 wenn ſich munteres Backfiſchlachen in die Reden ernſter
ſtänner erquickend miſche. Aus dem heiteren Bereich kräftigen
ind hochgewachſenen Birkenwaldes gelangt man faſt ohne
Ueben=
ang in geſchloſſene, feierliche und hochſtrebende Buchendome,
ind wenn man ſich mit der Fähre hinüberfetzen läßt, um auf
der ſchlechten Straße zwiſchen dem Landhaus des
Reichspräſi=
ſenten und dem Jagdſchloß der preußiſchen Regierung;weiter
u gehen, ſo gelangt man in einen weiten Wald von hohen,
norrigen Eichen, in denen das. Weekendſchkoß Kubertusſtoch
R
Vom Tage.
Die in Berlin umlaufenden Gerüchte, nach denen Briand=die
Abſicht habe, am 8. Auguſt nach Berlin zu kommen, werdensvon!
amtlicher franzöſiſcher und deutſcher Stelle auf das entſchiedenſte‟
dementiert.
Der Reichsrat iſt zu einer Sitzung für kommenden Donners=,
tag einberufen. Unter den Vorlagen befindet ſich auch der
Ent=
wurf einer Verordnung über die Förderung des freiwilligen
Ar=
beitsdienſtes.
Die „Rote Fahne” iſt auf Grund des § 1 Ziffer 1 und 13 des
Geſetzes zum Schutze der Republik vom 8. bis 21. Juli 1931
ver=
boten worden, weil ſie wiederholt die Polizeibehörde Berlin in
gröblichſter Weiſe beſchimpft hat.
Das vor einigen Tagen für die Stadt Braunſchweig
ausge=
ſprochene Verbot von Verſammlungen und Aufzügen unter
freiem Himmel iſt nunmehr auf das ganze Land Braunſchweig
ausgedehnt worden. Sämtliche Kreisdirektionen haben für ihren
Bereich das gleiche Verbot erlaſſen. Damit ſind die
Straßen=
demonſtrationen bis auf weiteres im ganze Lande unterſagt.
Der heſſiſche Innenminiſter hat die alle 14 Tage in
Bretzen=
heim erſcheinende kommuniſtiſche Druckſchrift „Das Rote
Sprach=
rohr” bis zum 31. Dezember 1931 einſchließlich verboten.
Das Oberlandesgericht Hamburg hat das Uniformperbot gegen
die Nationalſozialiſten für ungültig erklärt. Daraufhin hat der
Polizeipräſident unter Bezugnahme auf die März=Notverordnung
des Reichspräſidenten das Uniformperbot für die N. S. D.A.P.
er=
neut ausgeſprochen.
Die Poſener Berufungsinſtanz verkündete im ſogenannten
Pfadfinder”=Prozeß das Urteil. Das Gericht beſtätigte das
Urteil der erſten Inſtanz, in der Dr. Burchardt zu einer
Gefäng=
von den Senatoren gilt, gilt natürlich in verſtärktem Maß vom nisſtrafe von einem Jahr verurteilt wird. Burchardt habe in
ge=
heimen Beziehungen zu den deutſchen Pfadfindern geſtanden.
Auf eine Beſchwerdenote der Danziger Regierung hat wegen
des Auftauchens polniſcher Marinepatrouillen in den Straßen
Danzigs Miniſter Straßburger am Montag zugegeben, daß die
polniſchen Patrouillen im dienſtlichen Auftrag handelten, zugleich
aber angedeutet, Polen halte die Einholung einer Genehmigung
bei irgendeiner Danziger Stelle nicht für erforderlich, weil in
Danzig keine Militärbehörde exiſtiere.
Der Stadtrat von Straßburg hat es mit 18 Stimmen (
Konn=
franzöſiſchen Nationalfeiertag das Münſter zu illuminieren.
Der König von Irak, Feſſal, traf am Dienstag vormittag in
Angora ein. In den frühen Nachmittagsſtunden empfing er den
Miniſterpräſidenten, die Miniſter des Aeußern und des Innern.
Später ſtattete er dem Präſidenten der Republik einen Beſuch ab.
Der chineſiſche Geſandte in Tokio hat bei der japaniſchen
Re=
daß er als allgemeiner Ausgleichsfaktor der Induſtrie wirkt.” gierung einen ſcharfen Proteſt gegen die Angriffe auf Chineſen
eingelegt und den Schutz der chineſiſchen Staatsangehörigen in
Korea gefordert.
gebers anerkannt werden. Daher müſſen Arbeiten, die das
nur zaghaft angedeutet, wenn es da heißt: „Da die Grund= bereits ſchwer darniederliegende Baugewerbe beeinträchtigen
oder von öffentlichen Körperſchaften ohnehin planmäßig aus=
Linie unterſtützte Arbeitsloſe, vor allem Jugendliche, in
Aus=
ſicht genommen, deren Unterſtützung unter Umſtänden im Betrag.
bis zu 2 RM. täglich und im Zeitraum bis zu 20. Wochen
Was der Politiker mit Rückſicht auf die dargeſtellte innen= pauſchaliert werden kann. An dem Grundgedanken der
Frei=
willigkeit ſoll unter allen Umſtänden feſtgehalten werden. Die
Ausſprache ergab zu einzelnen Punkten der praktiſchen
Durch=
führung zahlreiche Anregungen.
EP. Paris, 7. Juli.
Finanzminiſter Flandin gab dem „Journal des Débats”
zufolge zu der franzöſiſch=amerikaniſchen Einigung folgende
Er=
klärungen ab: Ueber die geſtern angedeuteten zukünftigen
Ver=
handlungen ſei noch nichts genaues beſtimmt. Die franzöſiſche
Regierung ſcheine jedoch die Abſicht zu haben, ſich der
Einbe=
rufung einer internationalen Konferenz zu widerſetzen, die unter
dem Vorwande, endgültig die noch ſchwebenden Fragen
hin=
ſichtlich des Feierjahres zu löſen, Gefahr laufe, die Probleme
der Reparationszahlungen in ihrer Geſamtheit wieder
aufzu=
rollen, zum Schaden des Youngplanes. Es könne ſich alſo nicht
um eine Konferenz, ſondern nur um Beſprechungen über einen
Meinungsaustauſch handeln. Zunächſt würden Brüning und
Curtius im Verlauf des Juli nach Paris kommen, um die an
Amerika abgegebene Verſicherung zu beſtätigen, die erſparten:
Summen nur wirtſchaftlichen Zwecken zuführen zu wollen. Dann
ſehe man einer Reiſe Henderſons nach Paris entgegen. — In
den Beſprechungen mit Henderſon ſollen verſchiedene, die beiden
Länder intereſſierende Teilfragen des Youngplans verhandelt
werden. Franzöſiſche und engliſche Sachverſtändige werden ſich
dann endgültig über die Frage des Garantiefonds und die
An=
wendungs=Modalitäten des Hooverplanes zu verſtändigen
ha=
ben. — Das Sachlieferungskomitee endlich, das ſich einmal im
Jahr in Paris verſammelt, wird die Frage der Sachlieferungen
zu prüfen haben.
Die wenigen Wirtſchaftsgebäude, das hochgetürmte
Forſt=
haus und das liebliche Jagdſchloß ſelbſt wirken wie ein
mär=
chenhaftes Idyll, das in den tiefſten Frieden des rauſchenden
Waldes hineingezaubert wurde. Wir befinden uns mitten in
dem ausgedehnteſten Naturſchutzgebiet des Reiches, in der
Schorfheide. Die Zahl der Hirſche, die in dieſem Gebiet
be=
heimatet ſind, hat ſich in den letzten Jahrzehnten erheblich
ver=
mehrt. Während Fontane für ſeine Zeit dreitauſend Hirſche
annahm, wird ihre Zahl von der Förſterei heute auf fünftauſend
geſchätzt. Es gibt kein Gebiet in Europa, das bei dieſem
Umfang — rund 100 000 Morgen — eine ſolche Menge dieſes
edlen Wildes in ſich vereinigte. Wenn die engliſchen Gäſte
kommen, ſo wird natürlich das ganze Revier in ſeiner
aus=
gedehnten weiteren Umzäunung abgeſperrt ſein. Im
allgemei=
nen iſt dieſer Waldpark bis auf eine ganz enge innere
Umzäu=
nung dem Beſucher frei, und er kann ſich an hölzernen Tiſchen
unter den Kronen der wuchtigen Eichen aus den
Wirtſchafts=
räumen der Förſterei ein Labſal nach der Wanderung holen.
Das einfache Schloß war urſprünglich nur ein rechteckiger Bau,
an den der letzte Kaiſer einen Nebenflügel anbauen ließ, der
dem Ganzen erſt ſeinen eigenartigen architektoniſchen Reiz gab.
Ueber dem lichten, okerfarbigen Gemäuer des Erdgeſchoſſes mit
den ſchmalen hohen Fenſtern erhebt ſich ein holzverkleidetes
zweites Stockwerk, das in ſeinem ganzen Umfang von einem
Balkon aus kräftigem hölzernen Schnitzwerk umgeben iſt. Die
flachen, weit vorſpringenden Giebeldächer ſind ebenfalls mit
Holzſchnitzerei umrandet. Das Haus ſteht in entzückend
wir=
kender Einheit, im Stil eines ſchweizeriſchen Herrenhauſes,
zwiſchen den Kieswegen einer Raſenfläche, der man hoffentlich
bis zur Ankunft der engliſchen Gäſte noch etwas Pflege
an=
gedeihen läßt.
Nörgler haben Vergleiche ziehen wollen zwiſchen dieſem
beſcheidenen Jagdſchloß und dem althiſtoriſchen, prunkvollen
Bau, in dem Englands Premierminiſter ſeine Weekendgäſte
empfängt. Aber gerade ein Mann von der Weſensart
Macdo=
nalds wird den tiefen Frieden und die unverdorbene
kraft=
volle Natur dieſer Waldeinfamkeit zu ſchätzen wiſſen. Der letzte
Hohenzoller, der dies Schloß ſein eigen nannte, hatte mehrere
Gebrauchsjagden. Die Schorfheide ſtellte für ihn
gewiſſer=
maßen eine Jagd zur Repräſentation dar. Nach Hubertusſtock
lud er ſeine ſicher doch auch verwöhnten Gäſte an Forſt= und
Galatagen, um ihnen zu zeigen, was hohe Jagd in den Marken
ſei. Der gewaltige Wildbeſtand war ihm eine Paradetruppe an
Hirſchen. Die Könige von Italien zund Sachſen waren dort
häufige Gäſte, und vom Kronprinzen=Rudolf angefangen reihen
ſich im Fremdenbuch dieſes einſamen=Jngdſchloſſes die Namen
zahlreicher europäiſcher Fürſten und Prinzen. Der Kronprinz
und die Tochter des letzten Kaiſers erlebten hier ihre Flitter=
Ewochen.
* Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß das Weltfeierjahr ſeinen
Zweck verfehlen würde, wenn nicht der eingeſchlagene Kurs
wei=
tergeſteuert wird. Wir wiſſen, daß Hoover urſprünglich
an eine allgemeine Kürzung der politiſchen
Schulden gedacht hat. Er iſt vor dieſem Plan wieder
ab=
gekommen und hat zunächſt das Moratorium in den Vordergrund
geſchoben. Erreicht hat er damit ganz zweifellos, daß das
Syſtem der politiſchen Schulden einen heftigen
Stoß erhalten hat. Wir ſind optimiſtiſch genug, feſtzuſtellen,
daß wir uns jetzt an einem Wendepunkt befinden, und
daß nunmmehr zielbewußt dahin gearbeitet
werden muß, die Tribute zu beſeitigen. Präſident
Hoover iſt auch der Auffaſſung, daß die Welt von
den politiſchen und unproduktiven
finanziel=
len Leiſtungen befreit werden muß. In ſeiner
letz=
ten Aeußerung bringt er klar zum Ausdruck, daß die
Welt=
laſten die Urſache der allgemeinen Depreſſion
ſind. Er wird ſehr wahrſcheinlich im kommenden Frühjahr ſeine
Kraft darauf konzentrieren, daß die Abrüſtungskonferenz
von Erfolg begleitet ſein wird. Er wird, ſo darf man jedenfalls
aus ſeinen Aeußerungen vor den Preſſevertretern entnehmen,
einen weiteren Verſuch machen, die durch die
Ab=
rüſtung hervorgerufenen finanziellen
Erleich=
terungen im Sinne eines Abbaues der
Repa=
rationen zu verwerten.
War es den Franzoſen möglich, die Hooveraktion durch ihre
Quertreibereien um einen Teil ihrer pſychologiſchen Wirkung zu
bringen, ſo wird es einige Zeit dauern, bis die Börſen wieder
ein freundlicheres Bild bieten. In Berlin war bereits am
Diens=
tag ein, wenn auch gedämpfter Optimismus zu
ver=
zeichnen. Man darf wohl hoffen, daß die Kurſe allmählich wieder
in die Höhe gehen, daß die Finanzwelt wagemutiger wird, und
daß vor allem auch die Deviſenabzüge zum Stillſtand kommen.
Vorläufig werden die Franzoſen wohl weiter
ver=
ſuchen, noch kleine Vorteile von uns
herauszu=
holen und uns finanzielle Knüppel zwiſchen
die Beine zu werfen. Eine gewiſſe Hoffnung iſt aber doch
die Widerſtandsfähigkeit unſerer Wirtſchaft, die ſich gerade in den
letzten 14 Tagen erwies. Wir haben in den hinter uns liegenden
neun Monaten ungefähr 3 bis 4 Milliarden Goldmark verloren.
Trotzdem haben die deutſchen Finanzen, wenn auch nur ſehr
ſchwer und zuletzt mit ausländiſcher Hilfe, ſtandgehalten. Große
Zuſammenbrüche in der Wirtſchaft ſind nicht erfolgt. Es gilt
allerdings, nunmehr nicht erneut in den Fehler zu
verfallen, kurzfriſtige Schulden aufzunehmen.
Mit den Ländern, Gemeinden und der Wirtſchaft ſind
Verhand=
lungen im Gange, die eine Aenderung dieſer Praxis bezwecken,
damit wir nicht erneut in ähnliche Gefahren
kommen, in denen wir während der hinter uns
liegenden vier Wochen geſchwebt haben. Es iſt
aber auch unbedingt notwendig, daß die Verluſte wieder
auf=
geholt werden, und das wird gewaltiger Kraftanſtrengungen
be=
dürfen. Allein die Reichsbank ſteht unter einer Laſt
von 600 Millionen, die ihr an ausländiſchen Krediten
zu=
gefloſſen ſind und wieder langſam abgetragen werden müſſen.
Die jüngſten Vorgänge dürften aber auch der ganzen Welt
gezeigt haben, daß nur eine Zuſammenarbeit aller
Völker imſtande iſt, die Weltwirtſchaftskriſe
und Kriſe der Wirtſchaftsſtruktur in ihrer
Schärfe abzubiegen. Natürlich läßt ſich die
Zuſammen=
arbeit nicht von einem Tag auf den anderen herbeiführen. Auch
die Hooveraktion hat geraume Zeit gebraucht, bis man ſie ſtatten
konnte. Jetzt werden wir uns zunächſt mit den Engländern
un=
terhalten. Für einen ſpäteren Zeitpunkt kommen die Beſuche in
Rom und Paris in Frage, zwiſchendurch wird ſich der
amerika=
niſche Staatsſekretär Stimſon wegen der Abrüſtung bemühen.
Für September ergeben ſich in Genf neue Gelegenheiten zur
diplomatiſchen Fühlungnahme, und im Dezember wird dann in
Waſhington der Kongreß zuſammentreten, um die Hooveraktion
zu billigen und dem Präſidenten der Vereinigten Staaten die
Bahn zu neuer Aktivität freizumachen.
Am Dienstag abend wurden die Wahlen für das ungariſche
Abgeordnetenhaus endgültig abgeſchloſſen. Bei den letzten 17
Stichwahlen in Bezirken mit offener Abſtimmung wurden
über=
raſchenderweiſe 2 Linksoppoſitionelle und 2 oppoſitionelle Agrarier
gewählt. Nach dem endgültigen Ergebnis hat der
Regierungs=
block 17 Mandate eingebüßt. Von den 245 Abgeordneten verfügt
er über 193 Sitze, die Rechtsoppoſition zählt 17 Mandate, die
bürgerliche Linksoppoſition zuſammen 11, die oppoſitionellen
Agrarier verfügen über 10 und die Sozialdemokraten über 14
Mandate. Das neue Parlament tritt am 21. Juli zuſammen.
Zahlreich und ins Geſicht ſpringend ſind die Erinnerungen
an dieſe Tage des kaiſerlichen Glanzes. Das Tor durch die
innere Umzäunung iſt flankiert von den Geweihen zweier
kapi=
taler Sechzehnender, deren Schädeldach die Krone und die
Ini=
tialen W. II., darunter den Tag des Abſchuſſes tragen. Der
Turm der Förſterei und die Holzbekleidung des oberen
Schloß=
ſtockwerkes ſind geradezu bedeckt mit gleichen Jagdtrophäen, die
faſt ausnahmslos die gleichen Initialen tragen. Das Schwert
Cromwells über dem Kamin in Chequers iſt zwar eine
hiſto=
riſche Denkwürdigkeit von älterem Rang, aber die engliſchen
Miniſtergäſte werden lächelnd feſtſtellen, daß die preußiſchen
Sozialdemokraten keine Bilderſtürmer waren, als es ſich um die
Erhaltung der Schönheiten und Eigenarten ihres perſönlichen
und prachtvoll gewählten Weekendhauſes handelte.
In dem Flügelbau, den Kaiſer Wilhelm II. anfügen ließ,
liegen die beiden repräſentativen Räume, in denen die intimen
politiſchen Unterhaltungen geführt werden dürften. Der große
Speiſeſaal und der anſchließende Salon ſind in der Höhe
ge=
räumiger als die anderen Zimmer des Hauſes. Um die roten
Teppiche und die roten Polſtermöbel gruppieren ſich ein ſchöner
Kachelkamin und kräftige Wandbeleuchtung, überdacht von einer
maſſiven, geſchnitzten Holzdecke. Im Salon beleuchtet eine
zier=
liche, moderne Krone intim gruppierte Sofa= und Seſſelecken.
Die Treppenhäuſer ſind als kleine Lichthöfe gebaut. Im
Ober=
geſchoß befinden ſich die Schlafräume, die die engliſchen Miniſter
und ihre deutſchen Gaſtgeber mit ihren Begleitern aufnehmen
werden. Es ſind recht einfach ausgeſtattete mittelgroße Zimmer,
in denen außer dem Bett nur noch Raum für einen Toilettetiſch
und einen Kleiderſchrank iſt. Die Zahl der Räume iſt aber
größer als der Anblick des Hauſes vermuten läßt, und es laſſen
ſich leicht Schlafzimmer, Badezimmer, Ankleidezimmer, Wohn=
und Arbeitszimmer zu Gruppen vereinigen. Am
notwendig=
ſten Komfort werden alſo die engliſchen Gäſte in dieſem einſamen
Waldidyll durchaus nicht Mangel zu leiden haben. Für den
Prunk von Chequers wird ſich aber Macdonald reich entſchädigt
fühlen, wenn er am Morgen ſeiner Weekendnacht auf den
Bal=
kon dieſes Märchenſchloſſes tritt, wenn ihm aus dem
unberühr=
ten, machtvollen deutſchen Wald der vielſtimmige Geſang einer
hier unerhört reichen Vogelwelt entgegenklingt, wenn ihm die
Eichhörnchen über die Wege ſpringen, wenn ſein Blick über
die nahen, geheimnisvollen Weiher und die in die
Waldeinſam=
keit eingebetteten Wieſen durch die Ulmen und Weiden hindurch
zu einem breiten, ſilbernen Band ſchweift, das der Dichter als
das Auge Gottes in der Mark beſungen hat, zum Werbellinſee,
zur Krone aller Naturſchönheiten in norddeutſchen Landen. Ob
es ihn im vollen Erleben der Natur wohl etwas ſtören wird,
daß man ihn hierher gebeten hat, um etwas von ihm zu
er=
reichen?
Nummer 187
Mittwoch, den 8. Juli 1931
Seite 3
Müde iſt er, gehl zur Ruhe!
* Der Heſſiſche Landtag trat geſtern zu einer einwöchigen
Be=
ratung zuſammen. Nichts Weltbewegendes will und kann er mehr
tun. Wenn er vor den Neuwahlen nicht mehr zuſammengetreten
wäre, niemand hätte ihn gerufen. Seine Zeit iſt abgelaufen.
Vielen, die im Vorjahre das Leben unſeres Heſſenparlaments
verlängern halfen, läuft angeſichts der in der Zwiſchenzeit
erfolg=
ten Entwicklung ein Schauer über den Rücken, wenn ſie an die
Neuwahlen im Herbſt denken. Man verſucht noch zu retten, was
zu retten iſt. Das Molekül der ſeinerzeitigen demokratiſchen
Frak=
tion hat ſich aufgelöſt in drei Atome: Staatsparteiler,
Radikal=
demokraten und Altdemokraten; der miniſterielle Atomkern iſt
ohne Trabanten. Die Sozialdemokraten ſpannen noch einmal ihre
Agitationsmaſchine ein, und der Innenminiſter liefert mit „
Ver=
waltungsreformgeſetzen” — die inhaltlich kaum Reformierendes
bringen — neuen Stoff. Das letzte Jahr der Großen und jetzt
Kleinen Koalition war durch nichts Gutes ausgezeichnet:
er=
drückende Steuererhöhungen, Sonderbelaſtungen der Beamten und
Anwärter, die Verlegung der Pädagogiſchen Inſtitute, die
Be=
ſetzung des Intendantenpoſtens des Landestheaters, Eingriffe in
die Selbſtverwaltung der Kommunen, um nur einige der Uebel
zu nennen, die aus der Büchſe der Regierungsparteien uns trafen.
Kein Wunder, daß die Stimmung gedrückt iſt. Müde
Reſig=
nation lagerte über der Dienstagsſitzung des Landtags.
Präſi=
dent Delp hieß zunächſt den Abg. Stein=Stumpertenrod, der für
den tödlich verunglückten Landbundabg. Joſt eintrat, herzlich
will=
kommen und wünſchte ihm reichen Erfolg. (Heiterkeit.) Er teilte
noch die Auflöſung der demokratiſch=ſtaatsparteilichen Fraktion
mit, und dann verlangen die Kommuniſten vor Eintritt in die
Tagesordnung Aufhebung der vierwöchigen „Polizei=Ferien”, weil
dadurch die Vorbereitung der Neuwahlen unterbunden würde.
Weiter geben ſie zu Protokoll, daß ſie gegen die in der letzten
Sitzung des Landtags angenommene Entſchließung zur Reviſion
des Youngplanes haben ſtimmen wollen, jedoch überrumpelt
wor=
den ſeien. (Hört, hört!)
Das Haus beginnt dann die Beratung der Geſetzesvorlage zur
Aenderung des Landkagswahlgeſehes,
benn der Reichsſtaatsgerichtshof hatte feſtgeſtellt, daß einige
Be=
ſtimmungen, die von den Regierungsparteien ſeinerzeit beſchloſſen
worden waren, gegen die Reichsverfaſſung verſtießen. Verbunden
ſind damit die zahlreichen Anträge auf Herabſetzung der
Abgeordnetenzahl.
Abg. bon der Schmitt (Komm.) bezeichnet die Geſchichte
des Heſſiſchen Wahlrechts als eine Liſte von Schlechtigkeiten, um
das kapitaliſtiſche Syſtem und die Weimarer Koalition an der
Macht zu halten. Die Kommuniſten lehnten die neue
Schmäle=
rung der demokratiſchen Rechte des Volkes ab.
Abg. Kaul (Soz.) betont, die Sozialdemokratie lehne eine
Heraufſetzung des Wahlalters auch in der Reichswahlreform ab
Die Vorlage bedeute lediglich eine Anpaſſung an das Urteil des
Reichsſtaatsgerichtshofes. Der Antrag des ſtaatsparteilichen
Ab=
geordneten Schreiber, die Abgeordnetenzahl auf 56 herabzuſetzen,
möge dem kommenden Landtag zur Entſcheidung überlaſſen
bleiben.
Abg. Schreiber (Staatsp.) ſetzt ſich für ſeinen Antrag ein,
der ſachlich vertretbar und finanziell notwendig ſei. Um das
Ni=
veau des Parlaments zu heben und Erpreſſungsverſuche von
Intereſſentengruppen bei der Aufſtellung der Kandidatenliſten zu
unterbinden, fordere ſeine Partei Rückkehr zu kleinen Wahlkreiſen,
bei gleichzeitiger Heraufſetzung des Wahlalters.
Abg. Dr. Werner (Natſoz.) hält eine Beratung der
Wahl=
vorlage für nutzlos, da die Mehrheit durch Sozialdemokraten und
Zentrum geſichert ſei. Die Vorlage beſtätige, daß der
Heſſiſche Landtag. auf ungeſetzliche Weiſe
zu=
ſtandegekommen ſei. Durch einen in der deutſchen
Parla=
mentsgeſchichte unerhörten Vorgang habe er ſich ſein Leben ſelbſt
verlängert. Dieſes Unrecht werde bei den Herbſtwahlen ſeine
Strafe finden. Der Abg. Schreiber habe früher ſelbſt Anträge
auf Herabſetzung der Abgeordnetenzahl als Schaumſchlägerei
be=
zeichnet.
Abg. Dr. Keller (D. Volksp.) betrachtet die
Regierungs=
vorlage als eine formale Angelegenheit. Was die
Verminderung der Abgeordnekenzahl
angehe, ſo habe die D.V.P. bereits vor Jahren eine Herabſetzung
verlangt und ſie ſtimme dem Antrag auf Begrenzung der Sitze auf
56 zu. Wenn man das Parlament, ſolange es nun einmal
be=
ſtehe, nicht arbeitsunfähig machen und es zu einer Domäne für
Berufspolitiker und vermögende Schichten geſtalten wolle, müſſe
man die Anträge der Nationalſozialiſten (die 30 Abgeordnete
for=
dern) und der Deutſchnationalen (die nur 25 wünſchen) ablehnen,
Die Volkspartei halte an der notwendigen Heraufſetzung
des Wahlalters feſt und der ſtehe der Bildung einer
berufsſtändiſchen zweiten Kammer ſympathiſch
gegenüber. Dieſer Landtag beſitze keine Daſeinsberechtigung, ſolle
nur die unbedingt notwendige Tagesarbeit leiſten und alles
an=
dere dem kommenden Parlament überlaſſen.
Abg. Böhm (Dntl.) plädiert für ſeinen Antrag, die
Abge=
ordnetenzahl auf 25 zu ermäßigen. Wenn man für eine
notwen=
dige berufsſtändiſche Kammer noch 12 Abgeordnete anſetze,
er=
reiche man erſt 37 Abgeordnete und eine ſehr große Erſparnis.
Abg. Dr. Müller (Lbd.) ſtimmt einer vernünftigen
Be=
ſchränkung der Abgeordnetenzahl zu. Der Landbund fordere zur
Beſeitigung der Schäden des jetzigen Wahlſyſtems Bildung
kleiner Wahlkreiſe, damit das flache Land im Parlament
das notwendige Gewicht erhalte.
Abg. Reiber (Radikaldemokrat) polemiſiert gegen den Abg.
Böhm, der jeden Antrag auf Herabſetzung der Abgeordnetenzahl
unterbiete. Bedauerlich bleibe, daß die Frage vom Landtag jetzt,
wenige Wochen vor den Neuwahlen, traktiert werde.
Abg. Galm (Komm. Opp.) hält die ganze Debatte für völlig
überflüſſig, ebenſo das heſſiſche Parlament und den heſſiſchen Staat.
Das Volk habe längſt erkannt, daß die Entſcheidungen über ſein
Schickſal nicht in den Parlamenten fielen, denn das Zeitalter des
Hochkapitalismus erlaube keine wahre Demokratie.
Abg. Dr. Beſt (V.R.P.) erklärt die grundſätzliche
Zuſtim=
mung ſeiner Partei zu der Regierungsvorlage.
Während Abg. Lux (Soz.) meint, die Annahme des
national=
ſozialiſtiſchen Antrages bringe nur eine Erſparnis von 6 Pf. pro
Kopf, hält Abg. Dr. Werner (Natſoz.) an ſeinem Antrag feſt.
Auch wenn nur 80 000 RM. im Jahre erſpart würden, müſſe
ange=
ſichts der allgemeinen Volksnot die Verringerung durchgeführt
werden.
Abg. Hammann (Komm.) wettert gegen den Abg. Galm.
Die K.P.D. lehne die Beſchränkung des Parlamentarismus ab,
erſtrebe jedoch die proletariſche Diktatur, worauf Abg. Galm
er=
widert, es ſcheine, daß nicht die Heraufſetzung des Wahlalters
helfe, ſondern allein eine Heraufſetzung der Intelligenz. (
Schal=
lende Heiterkeit.) Nach Erwiderungen und perſönlichen
Bemer=
kungen von Min.=Rat Bornemann, Abg. Galm (Komm.
Opp.), Dr. Werner und Schreiber iſt die Debatte geſchloſſen.
Der Präſident teilt mit, daß alle Abſtimmungen erſt am
Mitt=
woch erfolgen.
Abg. Schreiber (Staatsp.) begründet hierauf ſeinen
An=
trag, die Staatsverwaltung umzuorganiſieren
und bis zum Zuſammentritt des neuen Landtags die Vorarbeiten
abzuſchließen.
Abg. Dr. Niepoth (D. Volksp.) hält dem Vorredner vor
Augen, daß er jetzt verlänge, was er, ſolange die Staatspartei in
der Regierung vertreten war, ebenſo ſtrikte abgelehnt habe. Der
jetzige Antrag vor den Neuwahlen erwecke daher einen ominöſen
Beigeſchmack.
Abg. Kaul (Soz.) bedauert den Antrag ſeines ehemaligen
Koalitionsgenoſſen, weil der Verdacht der politiſchen
Schaum=
ſchlägerei tatſächlich begründet erſcheine.
Abg. Reiber (Rad.=Dem.), der den Antrag Schreiber
mit=
unterzeichnet hatte, erklärt, daß er ſeine Unterſchrift zurückziehe,
weil der Abg. Schreiber in der Frage der Pädagogiſchen
Inſti=
tute umgefallen ſei. (Heiterkeit und Zwiſchenrufe.) Der Tendenz
des Antrags Schreiber ſtimme er zu.
Die Abgg. Frau Hattemer (Ztr.) und Frl. Birnbaum
(D. V. P.) ſind ſichtlich verärgert über die Regierungsantwort
be=
züglich der Erteilung des biologiſchen Unterrichts
vom Menſchen an höheren Mädchenſchulen. Die
Antwort der Regierung ſei völlig ungenügend, und das
Verlan=
gen, dieſen Unterricht allein durch Lehrerinnen abhalten zu laſſen,
ſachlich gerechtfertigt. — Durch Schweigen bewies die Regierung,
daß ſie eine Aenderung des jetzigen Zuſtandes — über das
zuge=
ſagte Entgegenkommen hinaus — nicht für brennend hält.
Ohne weſentliche Ausſprache ſtellte das Haus kleinere
Vor=
lagen abſtimmungsreif, ſo den Umbau der Mainzer
Stra=
ßenbrücke Richtlinien für die Unterſtellung von
Kraftfahrzeugen. Umbau des Brüderbaues in der
Heil= und Pflegeanſtalt Philippshoſpital bei Goddelau und
Regelung des Verkehrs mit brennbaren
Flüſſig=
keiten. Um 2 Uhr vertagte man ſich auf Mittwoch, 10 Uhr.
Vorher will der Aelteſtenrat zuſammentreten und ſich mit den
Anträgen beſchäftigen, die zur letzten Notverordnung eingegangen
ſind. Die Ausſchußbeſchlüſſe werden auch hier ſicherlich erneut
be=
ſtätigt.
Polikiſcher Hochbekrieb in Heſſen.
Amtlich wird erklärt: Nach Feſtſtellungen des
Landes=
kriminalpolizeiamts haben in Heſſen während des Monats
Mai insgeſamt 752 öffentliche Verſammlungen,
Kundgebungen, Aufzüge und ſonſtige Demonſtrationen politiſcher
Art ſtattgefunden, d. h. pro Tag durchſchnittlich 25
Verſamm=
lungen, ſehr wahrſcheinlich alſo an Samstagen und Sonntagen,
den Höhepunkten des politiſchen Hochbetriebs, noch ein Vielfaches
davon. Und dies trotz Pfingſten und Himmelfahrt,
an welchen Tagen für Politik nur wenig oder gar kein
Inter=
eſſe beſteht. Aller Wahrſcheinlichkeit nach dürfte die Zahl der
Verſammlungen im Monat Juni noch geſtiegen ſein,
ſo daß der Erlaß des heſſiſchen Innenminiſters, in der Politik
einmal fünf Wochen Ferien zu machen (vom 6. Juli bis
9. Auguſt), für Polizei, Publikum und Parteien mehr als
gerechtfertigt erſcheinen muß.
* Der genaue Wortlaut der Pariſer Vereinbarungen lag bis
zum Dienstag abend in Berlin noch nicht vor. Infolgedeſſen iſt
es auch nicht möglich, ſchon jetzt ein abſchließendes Urteil zu fällen.
Soweit ſich aber die Ergebniſſe von Paris überſehen laſſen, darf
wohl mit Recht feſtgeſtellt werden, daß ſich Präſident Hoover mit
ſeiner Forderung, wonach Deutſchland während des
Weltfeier=
jahres von allen Zahlungen befreit werden müſſe, ziemlich reſtlos
durchgeſetzt hat. Nehmen wir uns jedoch die Pariſer
Verhand=
lungen zur Hand, dann drängt ſich einem die berechtigte
Sorge auf, ob nicht doch zu einem ſpäteren Zeitpunkt erneut
der Verſuch gemacht werden wird, den
Hoover=
ſchen Grundſatz zu durchbrechen, oder ob nicht doch
noch im Pariſer Abkommen ſelbſt Fußangeln
ent=
halten ſind.
Vollkommen offen iſt die Löſung des Sachlieferungsproblems.
Hier ſollen erſt die Sachverſtändigen ſitzen und einen Ausweg
finden, der ſich im Rahmen, von Hoovers Vorſchlag hält. Wir
können uns denken, daß die Franzoſen, deren unangenehme Seite
wir in den letzten zwei Wochen zur Genüge kennen lernen durften,
den Verſuch machen werden, der Sachverſtändigenkonferenz einen
hochpolitiſchen Stempel aufzudrücken. Gegen derartige Verſuche
wird man ſich von vornherein mit aller Kraft zur Wehr zu ſetzen
haben, zumal bei der B. J.3. Fonds in Höhe von 80—100
Millio=
nen beſtehen, die man zur Abwicklung der Sachlieferungsverträge
mobil machen kann, ſo daß alſo der Grundſatz des Weltfeierjahres
nicht umgeſtoßen zu werden braucht.
Die ſtrittige Frage des Garantiefonds
läßt ſich mit der B. J.3. ebenfalls regeln. Irgendeine
Notwendig=
keit, wegen dieſer Fragen ein großes Diplomatentreffen zu
ver=
anſtalten, beſteht alſo nicht. Von beſonderer Wichtigkeit iſt
das Inkrafttreten des Hoover=Abkommens,
Bis zum 15. Juli müſſen nach dieſer Richtung alle Klarheiten
ge=
ſchaffen ſein. Auch hier genügen nach unſerer Meinung einfache
diplomatiſche Verhandlungen. Wollte man daran gehen, eine
Konferenz aller intereſſierten Mächte einzuberufen, die ſich dann
am grünen Tiſch zuſtimmend zu äußern hätten, ſo würde doch die
Gefahr beſtehen, daß das alte Spiel von vorne
los=
ginge und wieder politiſche Wünſche und
Forde=
rungen in den Vordergrund geſchoben würden,
deren Behandlung nicht nur ſehr viel Zeit in Anſpruch nimmt,
ſondern auch neue Schwierigkeiten auftürmt. Der gangbarſte Weg
iſt, daß die Regierungen durch ihre Beauftragten
Zuſtimmungs=
erklärungen abgeben laſſen, womit dann die Inkraftſetzung des
Weltfeierjahres erklärt werden könnte.
EP. Waſhington, 7. Juli.
Die amerikaniſche Regierung beabſichtigt, wie in hieſigen
maßgebenden Kreiſen mit Beſtimmtheit verlautet, in nächſter Zeit
einen energiſchen Vorſtoß zugunſten internationaler
Abrüſtungs=
maßnahmen zu unternehmen. Es ſoll nichts unterlaſſen werden,
um der nächſtjährigen Genfer Abrüſtungskonferenz einen großen
Erfolg zu ſichern. Eine der Hauptaufgaben der Europareiſe der
Staatsſekretärs Stimſon ſoll es ſein, die europäiſchen Regierungen
auf den in Waſhington beabſichtigten Schritt vorzubereiten.
Es war zu erwarten, daß nach der Brandkataſtrophe des
Glaspalaſtes manches bekannt werde, was einen bitteren
Nach=
geſchmack hinterlaſſe. Vor allem war das Gebäude ſeit 40 Jahren
mit 2 Millionen bei der „Allianz” verſichert, — am 1. Januar
1930 wurden die hierfür nötigen 1200 Mark aus
Erſparnis=
gründen” geſtrichen! Die jetzt fehlenden 2 Millionen hätten
voll=
kommen zum Erſatz eines einfachen, aber zweckmäßigen
Ausſtel=
lungsbaues genügt. Ferner hatte man, ebenfalls aus falſcher
Sparſamkeit, die früher beſtehende Wache von fünf Mann der
Freiwilligen Feuerwehr aufgegeben. — Auch ſoll der
General=
direktor der Münchener Kunſtausſtellungen wiederholt die
maß=
gebende Behörde auf die Feuergefährlichkeit des Glaspalaſtes
aufmerkſam gemacht haben; wie konnte ſich aber dann die
Aus=
ſtellungsleitung bei Bekanntwerden dieſer Dinge dazu entſchließen,
eine deutſche Romantikerſchau mit unerſetzlichen Werken aus
öffentlichem und privatem Beſitz in dieſen gefährdeten Räumen
aufzuſtellen?
Nachdem endlich die Abſicht, die Erſatzausſtellung in der
hier=
für zu kleinen Neuen Pinakothek unterzubringen, fallen gelaſſen,
hat man dank der Initiative Oskar v. Millers einen
paſſen=
den Ausweg gefunden. — Die gut beleuchteten und des
Aus=
baues harrenden Räume der Bibliothek des Deutſchen
Muſeums werden in den nächſten zwei Jahren zirka 2000
Werke ausſtellungsfreudiger Münchener Künſtler beherhergen.
Die notwendigen Einbauten werden gegenwärtig in aller Eile
ausgeführt und man beabſichtigt, bis zum 15. Juli bereits eine
Erſatzausſtellung in gewünſchtem Ausmaße vorführen zu können. —
Als letzte Neueinſtudierung vor den Theaterferien bracht
das Staatsſchauſpiel den „Kaufmann von Venedig” he
aus. Die Inſzenierung unter Ulmers ſorgfältiger Regie er
folgte in ſtarker Anlehnung an M. Reinhardts bewährte Vor
bilder. Wenn auch H Wernickes Interpretion des Shylo
zu ſehr am Oberflächlichen haftete und gegen Poſſarts
Meiſte=
leiſtung verblaßte, atmete die Geſamtaufführung ſprühende
Leben und verdiente den reichen Beifall des Publikums. — Z
Zeit der hier üblichen Wagner= und Mozartfeſtſpiele, erweiter
durch Opern von R. Strauß und H. Pfitzner, veranſtaltet da
Bayeriſche Staatsſchauſpiel vom 7. Auguſt bis 1. September d. .
als Sonderaufführungen einen Zyklus von Shakeſpeare=Werkei
Was ihr wollt”, „Wie es euch gefällt”, „Der Widerſpenſtiger
Zahmung” „Ein Sommernachtstraum. „Der Kaufmann vo
Venedig” und „Heinrich IV.” (erſter Teil). Ferner von Hel
bel „Die Nibelungen” und von Schiller „Die Räuber”. „Do=
Carlos”, „Maria Stuart” und die „Wallenſtein”=Trilogie. F
dieſe Sonderaufführungen wurde die Mitwirkung prominente
Gäſte geſichert. Albert Baſſermann wird als Wallenſtei
und als König Philipp (Don Carlos) auftreten. Agne
Straub übernimmt die Maria Stuart, die Kriemhild (Nibe
lungen) und die Widerſpenſtige. Paul Hartmann ſehen wi
erſtmals als Siegfried (Nibelungen) und als Karl Mohr. Wer
ner Kraus ſpielt, alternierend mit Wernicke, den Shylock, und
Hermine Körner die Eliſabeth in Maria Stuart. Es iſt
zu hoffen, daß die Beſtrebungen der Münchener Theaterleitung,
dem gebildeten Publikum der deutſchen Provinz in den Ferien
gute Klaſſikeraufführungen zu bieten, von Erfolg begleitet ſind. —
Zum Schluß ſoll eine intereſſante literariſche Tat, die wir
der „Akademiſchen Spielſchar” hervorgegangen aus Profeſſor
Kutſchers Seminar, verdanken, noch erwähnt werden. In dem
Theaterſaal des Studentenhauſes feierte Rob. Griepenkerls
„Robespierre” (1846) ſeine Auferſtehung. Der damals 39
Jahre alte Dichter erreichte als dramatiſches Talent niemals die
Bedeutung ſeines Zeitgenoſſen G. Büchner, ſondern
beeinträch=
tigte die Bühnenwirkſamkeit ſeiner Hiſtorie durch
geſchichtsphilo=
ſophiſche Betrachtungen. In 17 ziemlich loſe aneinandergereihten
Bildern ſchildert er Robespierre als Pedanten der Tugend, der
nach Ueberwindung ſeines Todfeindes Danton untergehen mußte,
weil er das Gebot der Stunde, die Ergreifung der Diktatur,
ver=
kannte. — Hermann Frieß, der die Titelrolle verkörperte,
bewährte ſich als Schauſpieler von bedeutendem Format und
ver=
diente vor allem neben den anderen Mitwirkenden den freudigen
Beifall eines literariſch interſſierten Publikums.
A. G.
Der Verlag Franz Schneider (Leipzig W 31) bringt in der
richtigen Erkenntnis, daß auch in den Ferien gute
Unterhaltungs=
lektüre für Jungens und Mädels beliebt und empfehlenswert iſt,
vier ſehr ſchöne neue Bücher heraus, für Mädchen von 7—10 und
von 10—16, für Knaben von 10—16 und einen Band, der für
Kna=
ben und Mädchen von etwa 8—12 Jahren intereſſant und begehrt
ſein dürfte. „Hans und Kathrin entdecken Berlin”
heißt der letztere Band, den W. K. von Nohara ſchrieb und zu
dem Eva Schneider ſehr hübſche Photoaufnahmen lieferte.
Mit köſtlichem Humor, aber auch mit eindrucksvollem Ernſt,
er=
zählt der Autor wie zwei kleine junge Menſchenkinder ſich in der
Weltſtadt Berlin zurechtzufinden ſuchen, was ſie alles anſtellen
und was ſie erleben. Eine ebenſo ſpannende und feſſelnde wie
auch unmerklich erzieheriſche Lektüre. — Inge wieder
da=
heim” ſchrieb Helene Horlyk. Sie erzählt von glücklichen und
ſchweren Tagen eines jungen, lebensfriſchen Backfiſches in der
alten und neuen Heimat. F. W. Oehlſchlägel lieferte den
bildlichen Schmuck zu dem Buch, der die intereſſanten Erlebniſſe
Inges ſehr wirkſam illuſtriert. — Ein richtiges Jungenbuch iſt
Fred Hildenbrandts „Fritz Freemann wird
Revor=
ter”, das Emerich Göndör flott illuſtrierte. Die tollen
Aben=
teuer des angehenden Zeitungsrevorters ſind zwar vielfach
Ergeb=
niſſe kühner Phantaſie, aber ſie ſind ſo friſch und flott geſchildert,
daß man ſeine Freude daran haben kann. — „Kita und
Trixi” endlich iſt die hübſche Schilderung einer
Kinderfreund=
ſchaft von Eva Fritzſche ebenfalls mit farbigen und Schwarz=
Weiß=Bildern geſchmückt. Alle vier ſind als Ferienlektüre ſehr zu
*X
empfehlen.
Alpines Handbuch. 2. Band. (Herausgegeben vom Deutſchen und
Oeſterreichiſchen Alpenverein. 2 Bände mit 176 Abbild., 4 Bunttafeln,
3 Tiefdrucktafeln und 2 Karten. Leipzig 1931. Verlag F. A.
Brock=
haus. Leinen 14,50 RM. p. Band.)
Der Deutſche und Oeſterreichiſche Alpenverein und in ſeinem
Auf=
trage der weltbekannte Verlag F. A. Brockhaus hat ſeinen großen
Wurf vollendet, zu dem er mit dem 1. Bande des Alpinen Handbuches”,
ſo verheißungsvoll ausholte. Das zweibändige Werk liegt nunmehr in
ſeiner Vollendung vor.
Hatte man anfangs Bedenken, ob die Fülle des Stoffes ſich wirklich
reſtlos in den Panzer zweier äußerſt handlicher und mit ihren je 400
Seiten keineswegs als ſchreckenerregende „Wälzer” wirkender Bände
ein=
zwängen ließe, ſo iſt dieſer Zweifel angeſichts der muſterhaften
Ein=
teilung und Konzentration (in der Hauptſache ein Verdienſt des
verant=
wortlichen Herausgebers W. Schmidkunz) einer freudigen
Ueber=
raſchung aller erfahrenen Kenner gewichen.
Galt der 1. Band als wiſſenſchaftliche Baſis aller Bergkunde, Laien
und alpine Fachleute gleichermaßen durch gediegene und ſtets anregende
Belehrung über Werden und Vergehen unſerer Hochgebirge, ihre
Ge=
ſchichte, ihre Tier= und Pflanzenwelt intereſſierend, ſo finden wir nun im
2. Band die Beziehungen des Menſchen zu den Alpen behandelt. In
dieſem Standardwerk iſt nicht ſo ſehr die Rede vom „Bergſteigen”
über=
haupt — obwohl auch den perſönlichen Belangen des Alpiniſten in
eini=
gen glänzend geſchriebenen Aufſätzen Genüge getan wird —, als
viel=
mehr das Wiſſen vom Berge” grundlegend umſchloſſen
Die „Erſteigungsgeſchichte” (ein Meiſterwerk des bekannten
Mün=
chener Alpin=Schriftſtellers W. Schmidkunz) leitet aus dem 1. Bande
planmäßig hinüber in alle die hochintereſſanten, Laien wie Fachleute
glei=
cherweiſe begeiſternden Aufſätze über Ethik des Bergwanderns, Technik
des Steigens in Fels und Eis, Schilderung all der den Hochtouriſten
Sommers und Winters bedrohenden Gefähren, Phyſiologie des
Höhen=
wanderers, Bergführerweſen, Jugendwandern, das Photographieren in
den Hochalpen und, nicht zuletzt, eine erſchöpfende hiſtoriſche und
zeit=
gemäße Darlegung des alpinen Vereinsweſens. Dieſes Dutzend
Auf=
ſätze, in jeder Zeile reizvoll und in die knappe Form von 420 Seiten
ge=
goſſen, bildet den Inhalt des beſonders den aktiven Bergſteiger
berühren=
den 2. Bandes.
Waren die Verfaſſer des 1. Bandes hauptſächlich Männer der
Wiſſen=
ſchaft, ſo kommen in dem vorliegenden 2. Bande faſt durchweg Männer
der Tat zu Wort, Bergſteiger, die mit Pickel und Feder gleich gewandt
umzugehen wiſſen. Wir nennen hier den feinſinnigen Schriftleiter der
„Oeſterr. Alpenzeitung”, Franz Rudovſky, Walter Hofmeier (
Gelände=
kunde und Gefahren der Berge), Georg v. Kraus, den klettergewandten,
Willy Welzenbach, den berühmten Bezwinger der Wiesbachhorn= und
Dent d’Hérens=Wände, H. v. Zallinger, Georg Blab, Redwitz, Menger,
den bekannten Jugendführer E. Enzensperger (ein Bruder des
berühm=
ten Bergſteigers und Zugſpitzmeteorologen), Kuhfahl, dem Publikum
längſt durch herrliche Alpenphotos bekannt, und A. Dreher.
Dem Alpenverein und mit ihm dem Verlag Brockhaus iſt mit dieſem
Werk eine Großtat gelungen! Ein grundlegendes Kompendium liegt vor
uns, das in ſeiner Geſchloſſenheit, Großzügigkeit und künſtleriſchen
Aus=
ſtattung von keinem anderen Alpenbuch erreicht, geſchweige denn
über=
troffen wird. Man ſtaunt, welche Fülle von Wiſſen und Erfährung in
dieſen handlichen zwei Bänden aufgeſtapelt iſt und wünſcht von Herzen,
daß der Erfolg dieſes Werkes die darauf verwandte unendliche Mühe und
H. Banmeiſter.
Sorgfalt belohnen möge.
Seite 2
Mittwoch, den 8. Juli 1931
Die glückliche=Geburt ihres
zweiten geſunden Jungen
Gerhard zeigen an
Forftaſſeſſor Ludwig. Heid
u. Frau Renate, geb. Metz
Darmſtadt, den 7. Juli 1931.
Forſthaus Woogsdamm b. Gr. Gerau
7 z. Zt. Alicehoſpital.
Albert Büttner
Frau Aenne, geb. Doll
Vermählte
Darmstadt, 8. Juli 1931.
Jahnstr. 39.
Kätha Schandua
Franz Jörger
Verlobte
8. 7. 1931
Landuehrstr. 13 Parkusstr. 171uo
Unerwartet verſchied ſanft am Sonntag, den 5. Juli mein
innigſtgeliebter Gatte, unſer herzensguter Vater und
Groß=
vater, mein lieber Bruder und Schwager
Franz Fret
Betriebs=Oberinſpektor
im Alter von 38 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſe Fret, geb. Blechſchmidt.
Darmſtadt, den 8. Juli 1931.
Auf Wunſch des Verſtorbenen fand die Einäſcherung in aller Stille ſiatt.
Für die vielen Beweiſe herzlicher. Anteilnahme bei dem
Heimgang unſeres lieben Entſchlafenen
Georg Germann II.
ſagen wir allen auf dieſem Wege herzlichſten Dank.
Ins=
beſondere danken wir dem Kriegerverein und dem Verein
ehemaliger 115er für die Niederlegung von Kränzen und
dem ehrenden Nachruf, ſowie Herrn Pfarrer Winkler für
ſeine troſtreichen Worte am Grabe.
Meſſel, den 4. Juli 1931.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Wilhelm Haller
Familie Nikolaus Laumam..
Am Donnerstag, den 2. Juli ſtarb plötzlich in Darmſtadt
nach ſchwerer Operation, im Alter von 54 Jahren, meine
liebe Frau, unſere gute Mutter
Wilhelmine Burger
geb. Weliner.
Dr. Ing. P. Burger
Guſtel Burger
Elſe Burger.
Baumholder, R.B. Trier, Anfang Juli 1931.
Die Beerdigung hat in aller Stille auf dem alten
Darm=
ſtädter Friedhof ſtattgefunden.
(10403
Wir erfüllen hiermit die
trau=
rige Pflicht, unſere
Regiments=
kameraden von dem Ableben
unſeres lieben Vereinsmit=
(10438
gliedes
Herrn
Ernft Kraulwarm
Kaufmann
geziemend in Kenntnis zu ſetzen.
Beiſetzung: Donnerstag, den
9. Juli, 2½ Uhr, auf dem
Wald=
friedhof. Treffpunkt: 2,15 Uhr
am Hauptportal.
Wir bitten die Kameraden
um zahlreiche Beteiligung.
Verein ehemal. Angehöriger
des Großherzogl. Artilleriekorps.
Der Vorſtand:
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gezogenen und mit großer Geduld ertragenem Leiden
unſer lieber Sohn, Bruder und Vater
Ernſt Krautwurm
(10416
im 37, Lebensjahre.
In tiefſtem Schmerz:
Familie Auguſt Krautwurm
Familie Willy Krautwurm
Eliſabeth Krautwurm.
Darmſtadt, Stockheim i. Odw., den 6. Juli 1931.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 9. Juli,
nachmittags 2½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
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Nummer 187
Mittwoch, den 8. Juli 1931
Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 8. Juli 1931.
der Gabelsberger Skenographenverein von 1861.
darf mit Stolz und Genugtuung auf den in allen Teilen gut
verlaufenen 51. Verbandstag des Heſſ.=Naſſ. Kurzſchriftverbandes,
und nicht zuletzt auf die einzelnen Veranſtaltungen zu ſeinem
70. Stiftungsfeſt zurückblicken. Auf der Reihe der
Veranſtal=
tungen ſei noch nachgetragen, daß am Sonntag nachmittag ein
Nundgang durch Darmſtadt vorgenommen wurde, deſſen
Führung in uneigennütziger Weiſe Herr Stadtarchivar Dr. Müller
perſönlich übernommen hatte. Rund 150 Perſonen, durchweg
auswärtige Kunſtgenoſſen, nahmen an der Führung durch die
Sehenswürdigkeiten Darmſtadts teil. Sie haben, wie
verſchie=
dentlich verſichert wurde, den beſten Eindruck von der heſſiſchen
Landeshauptſtadt mit nach Hauſe genommen. Herrn
Stadtarchi=
var Dr. Müller ſei auch an dieſer Stelle für die Führung und
ihre perſönliche Uebernahme herzlichſt gedankt. Im Vorraum des
Saalbaues hatte übrigens der Stenographieverlag Winkler
(Gebr. Grimm), Darmſtadt, eine ſehr ſehenswerte
Stenogra=
phiſche Ausſtellung veranſtaltet, die vornehmlich einen
guten Ueberblick über die Literatur auf ſtenographiſchem Gebiete
gab. Beſonders erwähnenswert iſt dabei, daß die Werke des
ge=
nannten einheimiſchen Verlags eine Geſamtauflage von bereits
über 1½ Million erreicht haben. Zu dem Wettſchreiben hatten
eine größere Anzahl hieſiger Geſchäftsleute namhafte Ehrenpreiſe
geſtiftet. Sowohl ſeitens des Vereins, als auch der
Verbandslei=
tung wurde der Darmſtädter Geſchäftswelt für dieſe Unterſtützung
der Sache öffentlich herzlicher Dank abgeſtattet. An dem
Wett=
ſchreiben nahm auch der feſtgebende Verein trotz der großen
In=
anſpruchnahme ſeiner Mitglieder in den einzelnen Feſtausſchüſſen
zahlreich teil. Beſonders erfreulich iſt, daß die beiden höchſten
Ehrenpreiſe, ſowohl der Ehrenpreis des Staatspräſidenten (in
Abteilung 260 Silben errungen vom Vereinsmitglied Hans
Fiſcher), als auch der Preis der Stadt Darmſtadt (in 240 Silben
errungen von Mitglied Wilhelm Schmitt), auf dieſe Weiſe in
Darmſtadt blieben und an den feſtgebenden Verein fielen. Der
Verein 1861 hatte insgeſamt acht Ehrenpreiſe, 73 erſte Preiſe,
22 zweite Preiſe und 15 dritte Preiſe errungen, und damit das
beſte Vereinsergebnis des Verbandswettſchreibens erzielt, ein
Beweis für ſeine Leiſtungsfähigkeit.
In den Ruheſtand tritt auf Grund des Artikels 14 des
Polizeibeamtengeſetzes vom 31. März 1928 der
Gendarmerie=
meiſter Guſtav Frühling zu Seligenſtadt mit Wirkung vom
1. Auguſt 1931.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſ. Landestheater.
„Eine ausgezeichnete Aufführung” — ſo toll hat man in
Darm=
ſtadt noch nicht gelacht!” berichtet die Tagespreſſe über den
ſtür=
miſchen Premieren=Erfolg der von Bruno Harprecht muſikaliſch
bearbeiteten Geſangspoſſe „O. ſpaniſche Fliege!” der in
einem ſchier endloſen Beifallsſturm ſeinen lebhaften Ausdruck
fand. Heute, Mittwoch, und die nächſten Tage finden weitere
Aufführungen dieſes urkomiſchen Schwankes ſtatt, auf die
noch=
mals beſonders hingewieſen ſei.
— Preisgekrönte Sänger. Das Männerquartett „Loreley”
Darmſtadt errang bei dem nationalen Geſangswettſtreit in
Wir=
hauſen unter harter Konkurrenz mit 19 Sängern unter der
Stab=
führung ſeines Chormeiſters. Herrn Paul Bäniſch in der dritten
Stadtklaſſe den dritten Klaſſenpreis. — Der Geſelligkeitsklub
„Treue: 1924 Darmſtadt unter der Leitung ſeines Dirigenten
Herrn Wilh. Bergſträßer errang anläßlich des nationalen
Wett=
ſtreites des Geſangvereins, Liederkranz” Wixhauſen am Sonntag,
den 5, Juli 1931, in der Klaſſe der nichtpreisgekrönten Vereine
den 1. Klaſſenpreis, den Klaſſen=Ehrenpreis, den höchſten
Ehren=
preis und den Dirigentenpreis.
— Bibelabend im Chriſtlichen Verein junger Männer,
Alexan=
derſtraße 22 (Inf=Kaſ.). Jeden Mittwoch abend haben wir
un=
ſere regelmäßige Bibelſtunde. Wir laden zu der auch heute abend
ſtattfindenden Stunde Männer und junge Männer aller Berufe
und Stände herzlich ein. Beſondere Einführung iſt nicht
erfor=
derlich.
Guſtav=Adolf=Vortragsabend. Den Freunden des Guſtav=
Adolf=Vereins, insbeſondere den Inhabern der Sammelbüchſen,
bietet ſich heute, Mittwoch, abend, im Gemeindehaus der
Kies=
ſtraße, ein intereſſanter Abend. Frau Pfarrer Lie Claußen aus
Husby wird auf Grund reicher Erfahrungen in Steiermarck und
Böhmen einen Vortrag, halten über: „Digſpora und Heimat im
Austauſch ihrer Kräfte.‟ Darauf ſoll ein Bericht über Stand und
Fortgang des Jubiläumsſammelwerkes geboten werden, um einen
Ueberblick über die Ausſichten für den Abſchluß der eine Million
in Groſchen im Jahre 1932 zu bekommen. Der Abend beginnt um
8.30 Uhr pünktlich.
— Evangel.=kirchlicher Frauenverein der Petrusgemeinde. Es
ſei nochmals darauf hingewieſen, daß der beliebte Ausflug
un=
ſeres Frauenvereins morgen, Donnerstag, nach der Ludwigshöhe
ausgeführt wird. Gemeinſchaftlicher Abmarſch erfolgt um 3 Uhr,
am Anfang der Kaſtanienallee. Es wird dringend geraten,
bald=
möglichſt ſich bei Kirchendiener Kropp Kaffeekarten löſen zu
wollen.
Krebskrankheiten. Die Landesverſicherungsanſtalt Heſſen,
der ärztliche Kreisverein Darmſtadt, die Arbeitsgemeinſchaft der
Krankenkaſſen Darmſtadt veranſtalten am Montag, den 13. Juli,
abends 8 Uhr, im Union=Theater, Rheinſtraße 4, einen Film=
und Lichtbildervortrag „Kampf der Krebskrankheit”. Redner:
Herr Obermedizinalrat Dr. medl. Kupferberg, Mainz a. Rh. Der
Eintrittspreis iſt auf 75 Pfg. und 1 RM. feſtgeſetzt. Karten ſind
im Vorverkauf an der Kaſſe des Union=Theaters zu haben. Die
Krankenkaſſen geben an ihre Mitglieder verbilligte Karten. Die
Nachfrage nach Karten iſt ſehr ſtark. An der Abendkaſſe findet
kein Kartenverkauf ſtatt.
— Palaſt=Lichtſpiele, Grafenſtr. 18. Ab heute „Dynamit”
In den Hauptrollen: Konrad Nagel, Kay Johnſon, Charles
Bick=
ford und Julia Faye. Eine Bergwerkskataſtrophe iſt der
Höhe=
punkt dieſes Films. Außerdem. Die Dame hinterm Vorhang”,
ein Geſellſchaftsfilm mit Ramon Novarro in der Hauptrolle.
— Im Union=Theater läuft nur noch heute in Neuaufführung
die entzückende Operette „Der Bettelſtudent”, mit
Jar=
mila Novotna von der Staatsoper Berlin und Hans=Heinz
Boll=
mann. Dazu das gute Beiprogramm.
— Das Helia=Theater zeigt nur noch heute den Eichberg=Film
„Die Bräutigamswitwe‟. Martha Eggerth. der neu
entdeckte Eichbergſtar, Fritz Kampfers und Georg Alexander
ſpie=
len die Hauptrollen. Im tönenden Beiprogramm ein neuer
Micky=Film: „Micky als Sträfling”.
Die Darmſtädter
goner Nr. 24
tagoner Ar. 23 und Leibd
in Briedens=Pgradeuniform vor Generalfeldwarſchall v. Mackenſen
In den Tagen vom 11. bis 13. Juli wird Dresden im
Zeichen des 1. Waffentagesder deutſchen Kavallerie
ſtehen, und ein Bild bieten, wie es bisher noch niemals eine
deutſche Stadt weder vor noch nach dem Kriege geſehen hat. Aus
allen Gauen des Reiches werden ſich in dieſen Tagen Zehntauſende
alter und junger Kavalleriſten ein Stelldichein geben, um die alte
Kameradſchaft zu erneuern. Gleichzeitig werden auch ſportliche
und reiterliche Vorführungen ein Zeugnis darüber ablegen, daß
auch heute noch — 13 Jahre nach dem Weltkriege — der alte
Reitergeiſt in den Reihen der gedienten Kavalleriſten weiterlebt.
Die Durchführung dieſer einzigartigen Veranſtaltung hat der
Waffenring der deutſchen Kavallerie” übernommen, der erſt im
Juli 1928 gegründet wurde, doch heute unter dem Protektorat des
Generalfeldmarſchalls von Mackenſen und unter Vorſitz des
Generaloberſten von Einem bereits den größten Teil aller
ört=
lichen Vereine ehemaliger deutſcher Kavallerie=Regimenter
um=
faßt. Der Zweck des Waffenrings iſt der, einmal die alte
Tradi=
tion des guten, deutſchen Reitergeiſtes zu wahren, andererſeits
aber auch in der Jugend den echten Reitergeiſt fortleben zu laſſen.
Das Feſtprogramm ſieht am Samstag, den 11. Juli,
einen allgemeinen Empfang auf dem Dresdener Hauptbahnhofe
vor, von wo aus um 6 Uhr nachmittags dann auch die berittene
Standarten=Eskadron unter Vorantritt eines Trompeterkorps
nach dem Städtiſchen Ausſtellungspalaſt abmarſchiert. Im großen
Feſtſaal der Internationalen Hygiene=Ausſtellung vereinigen ſich
am Abend die Teilnehmer im Beiſein der höchſten
Kavallerie=
führer v. Mackenſen und v. Einem zu einem Reiterkommers.
Am Sonntag vormittag um 9 Uhr findet auf der Städtiſchen
Ilgenkampfbahn ein Feldgottesdienſt, verbunden mit einer
Gefallenenehrung ſtatt. Zur gleichen Stunde werden beſondere
Abordnungen im Ehrenhain der Dresdner Garniſon am Denkmal
der früheren ſächſiſchen Armee, ſowie an allen Ehrenmälern
ehe=
maliger deutſcher Kavallerie=Regimenter, Kränze niederlegen.
Den Abſchluß bildet eine Paradeaufſtellung der Feſtteilnehmer
zu Fuß, bei der die höchſten Führer der Kavallerie, die
Vorſitzen=
den der Landesverbände des Waffenringes und die Führer
ande=
rer Waffenringe die Front abſchreiten werden. Anſchließend
ord=
nen ſich die Teilnehmer zu einem großen Feſtzugdurch die Stadt,
der am Neuen Rathaus an den oberſten Kapallerieführern von
Mackenſen und von Einem vorbeimarſchiert. Im Feſtzug werden
Küraſſiere, Dragoner, Ulanen. Huſaren, Jäger und Grenadiere zu
Pferde, ſowie die ſchweren Reiter Bayerns und Sachſens großes
Erſtaunen in ihren farbenprächtigen Friedensuniformen, deren
Tragen allen Teilnehmern am Waffentag geſtattet iſt,
hervor=
rufen. Beſonders die heranwachſende Jugend, die die frühere
deutſche Kavallerie nur vom Hörenſagen oder aus Abbildungen
kennt, dürfte den ehemaligen deutſchen Reitern größtes Intereſſe
entgegenbringen. Am Nachmittag folgen dann auf der Städtiſchen
Ilgenkampfbahn ſportliche und reiterliche Vorführungen, die aus
Dreſſur=, Geſpann= und Geſchicklichkeitsprüfungen, ſowie aus einem
leichten und ſchweren Jagdſpringen beſtehen.
Den Höhepunkt des Waffentages bildet jedoch der
die Vorführungen abſchließende berittene Vorbeimarſch
der ehemaligen 110 deutſchen Kavallerie=
Regi=
menter in Friedens=Paradeuniform vor
Gene=
ralfeldmarſchall von Mackenſen.
Jedes frühere deutſche Kavallerie=Regiment wird durch je drei
Reiter in voller Friedens=Paradeuniform vertreten ſein. Weiter
werden auch als beſondere Abordnungen je vier Offiziere in
Friedens=Paradeuniform des Leibhuſaren=Regiments
Nr. 1 (Danzig=Langfuhr), dem Generalfeldmarſchall v. Mackenſen
4 la suite geſtellt war, und des K. u. K. Huſaren=
Regi=
ments von Mackenſen (Budapeſt) am Vorbeimarſch
betei=
ligt ſein. Vor den Augen aller Zuſchauer wird hierbei — wenn
auch nur im verkleinerten Maßſtabe — die gewaltige Stärke der
alten deutſchen Kavallerie erſtehen. Mit Stolz, oder vielleicht auch
mit Wehmut, wird mancher der Tage gedenken, wo er ſelbſt aktiv
bei der Truppe ſtand, oder im Weltkrieg in ihren Reihen kämpfte.
Die Herzen aller beteiligten Heſſen ſollten aber höher ſchlagen,
wenn die Abordnungen des 1. Großherzoglich=Heſſiſchen
Garde=Dragoner=Regiments 23 und des 2.
Groß=
herzoglich=Heſſiſchen Leib=Dragoner=
Regi=
ments 24 in der dunkelgrünen mit rot (Garde=Dragoner), bzw.
mit weiß (Leib=Dragoner) abgeſetzten Uniform, dem
ſilberbe=
ſchlagenen Lederhelm mit ſchwarzem Roßhaarbuſch und im
ſchwar=
zen Lederzeug (eine beſondere Ausnahme, alle übrigen Dragoner=
Regimenter führten weißes Lederzeug) an ihnen vorbeireiten.
Alte Erinnerungen werden wach, und wer denkt da nicht an den
Inhaber des Gardedragoner=Regiments, den General der
In=
fanterie Großherzog Ernſt Ludwig, den letzten
Friedenskomman=
deur des Regiments, Oberſtleutnant (jetzt Generalmajor a. D.)
Freiherrn v. Brandenſtein, den bereits am 29. Auguſt 1914 bei
Brandeville gefallenen Oberleutnant v. Werneburg, ſowie die
zahlreichen Offiziere und Mannſchaften, die auf dem Felde der
Ehre blieben. Bei den Leib=Dragonern war Oberſtleutnant
Zie=
rold (jetzt Generalmajor a. D.) letzter Friedenskommandeur des
Regiments. Viele werden nicht wiſſen, daß in dieſem Regiment
drei Prinzen (Lt. Maximilian von Heſſen, vermißt ſeit 12 Oktober
1914 am Kloſter Jean Chapelle bei Poperinghe; Lt. Emich zu
Leiningen, gefallen am 22. März 1918 bei Quéant; Lt. Philipp
Hermann zu Solms=Hohenſolms=Lich, gefallen am 8. April 1918
bei Konſtantinowka) den Heldentod ſtarben Zahlloſe
Einzel=
heldentaten verzeichnen die Geſchichten der beiden Darmſtädter
Dragoner=Regimenter.
Am Montag, den 13. Juli, ſind für die Teilnehmer
Führun=
gen durch die Stadt, ſowie Ausflüge in die nähere und weitere
Umgebung Dresdens vorgeſehen, womit der „1. Waffentag der
deutſchen Kavallerie” ſeinen Abſchluß findet.
Von der Burſchenſchafter=Schulungswoche.
(Schluß=Referate)
Rechtsanwalt Karpenſtein, M. d. R., ſprach am
Freitag über „Deutſches und Römiſches Recht”.
Der gegenwärtige Umbruch der Zeit hat der jüngeren
Gene=
ration einen ſicheren Wertmaßſtab geſchaffen. Als höchſtes Gut
auf der Erde erſcheint uns das Leben unſeres Volkes und die
Reinheit des Volkstums. Wir befinden uns im Angriff gegen
die ererbte bürgerlich=liberale Geiſtesbildung.
Wir, erkennen ihre romaniſch=weſtleriſchen Wurzeln. Das
römiſche Rechtsſyſtem iſt ihre ſtärkſte Poſition. Es erhebt Anſpruch
auf Abſolutheit und verkündet aus ſich die ſelbſtändige Idee des
Rechts und einer eigenen Sittlichkeit. Es befindet ſich aber im
Widerſpruch mit den deutſchen Daſeinsbedingungen. Ausgehend
von dem letzten Wort Herriots über die franzöſiſche Nation als
„Erbin römiſchen Rechtsgefühls” legt der Redner die
Entwicke=
lung der Tributgeſetze unter dieſem abſoluten Geſichtspunkt dar.
Unſer oberſtes natürliches Recht iſt die Freiheit Deutſchlands, die
Wiederherſtellung der Nationalehre
Verhängnisvoll iſt die Uebernahme der franzöſiſchen
Termino=
logie durch das amtliche Deutſchland.
Nach einer geſchichtlichen Darſtellung der Rechtsentwicklung
ſtellt der Redner das Weſen des Römiſchen Rechts in zweifacher
Geſtalt dar. Es hat einen anderen Eigentumsbegriff als das
Deutſche Recht. Es kennt nicht den deutſchen Begriff der
ſelbſtän=
digen Perſonengemeinſchaft und den Begriff der Treue. Der
Boden iſt eine Sache. Das rezipierte Römiſche Recht ſtammt aber
auch aus der römiſchen Dekadenzzeit. Es iſt das Kapitaliſtiſche
Handelsrecht der Mittelmeervölker.
Neben der Idee der Geſamtperſönlichkeit und dem Syſtem der
wechſelſeitigen Treue verlangt das deutſche Rechtsgefühl die
Ver=
bindung von Pflichten und Verantwortlichkeit mit jeglicher Art
Herrſchaftgrecht.
Der Redner gibt Beiſpiele deutſcher Rechtsbegriffe aus dem
Arbeitsrecht, dem Erb= und Güterrecht, dem Beamtenrecht und
aus Anordnungen preußiſcher Könige.
An den Beſtimmungen der 88 137 und 903 des Bürgerlichen
Geſetzbuches und der Reichsverfaſſung über Fideikommiſſe wird der
romaniſche Rechtseinfluß geſchildert.
Am Freitag, den 3. Juli 1931, ſprach Herr Oberſtudiendirektor
Profeſſor Hübler=Elberfeld über „Raſſenhygiene‟. Da das
Weſen, die Ziele und die Bedeutung der Raſſenhygiene nur auf
der Grundlage der Vererbungstheorie verſtanden werden können,
zerfiel der Vortrag in zwei Teile, deren erſter die Haupttatſachen
der Erblehre kurz behandelte. Ausgehend von der Keimplasmalehre
Weißmanns wurde die Unhaltbarkeit von der Lehre der
Ver=
erbung erworbener Eigenſchaften dargetan.
Im zweiten Teile führte der Redner den furchtbaren Ernſt
der Kriſis vor Augen, in der ſich das deutſche Volk inſonderheit
durch das ungeheure Anwachſen der Minderwertigen und die jähe
Geburtenabnahme der Erbtüchtigen befindet. Als
Erhaltungs=
faktoren wurden angegeben, erſtens Erhöhung der Kinderzahl,
mindeſtens 3 bis 4 in den erbbegabten Familien, zweitens
Bevor=
zugung nebenhergehender poſitiv gerichteter Erbänderungen (
Mu=
tationen), drittens Ausbau der Individualhygiene und richtige
Erziehung. Viertens: Die Ausmerze der Aſozialen und die
Aus=
leſe der Erbguten. Um die Uebertragung verbrecheriſcher
An=
lagen zu verhindern, forderte der Redner die Steriliſierung die
namentlich in Amerika weit fortgeſchritten iſt. Schließlich legte
der Redner die Lenzſchen Vorſchläge zur Steuerreform und zur
Erbrechtsreform klar, die die Ausſchaltung des Erbgutes durch die
Geburtenbeſchränkung einigermaßen wettmachen könne.
An den Vortrag, der eine nachhaltige Wirkung auslöſte, ſchloß
ſich eine lebhafte Erörterung an.
Am Samstag, den 4. Juli, ſprach Gauleiter Wagner, M.
d. L., München, über „Burſchenſchaft und Nationalſozialismus”.
Ausgehend vom ſeeliſchen Zuſammenbruch unſeres Volkes und der
Notwendigkeit einer entſchiedenen und klaren Willensbildung nach
den Zielen eines deutſchen Sozialismus nach innen und eines
un=
bändigen Freiheitswillens nach außen, erläuterte der Redner die
politiſche Bedeutung des burſchenſchaftlichen Wahlſpruches: Ehre!
Freiheit! Vaterland! für unſere Zeit, der in ſeiner Verpflichtung
gegenüber dem einzelnen und der Geſamtheit der Deutſchen
Bur=
ſchenſchaft weit mehr fordert als von der Urburſchenſchaft.
An den begeiſternden Vortrag ſchloß ſich eine ausgedehnte
Aus=
ſprache an, die vor allem die Eingliederung der deutſchen
Korpo=
rationen in das einheitlich geleitete Erziehungsweſen eines
kom=
menden Staates zum Gegenſtand hatte. Der vom Liberalismus
gebrachte Ueberindividualismus müſſe im Intereſſe der deutſchen
Zukunft eine eindeutige Einſchränkung erfahren. Die deutſche
Burſchenſchaft habe die Pflicht, aus innerſter Ueberzeugung, den
Schritt zur Verbindung von politiſcher Erziehung und
Perſönlich=
keitserziehung im korporativen Sinne, im Hinblick auf das
Er=
ziehungsideal des kommenden Staates zu tun und in der
allge=
meinen Anerkennung dieſes Gedankens führend voranzugehen.
Ueber die „Europäiſche Wehrlage vor der
Abrüſtungskonfe=
renz” ſprach Rechtsanwalt Koffka=Berlin, der unter Angabe
der Kriegsſtärken der europäiſchen Staaten auf die beiſpielloſe
deutſche Entwaffnung hinwies und insbeſondere auf die
Unmög=
lichkeit einer Ausbildung der Jugend, die der Verſailler Vertrag
in ſchamloſer Brutalität gefordert hat. Der Redner beleuchtete
eingehend die Verſuche der Ententemächte die Schuld an einem zu
erwartenden Mißlingen der Abrüſtungskonferenz von ſich
abzu=
wälzen, gleichzeitig aber auch die Bemühungen der
Reichsregie=
rung, die in der Forderung nach allgemeiner Abrüſtung ſtatt
Aufrüſtung einer optimiſtiſchen Stimmung im deutſchen Volke
Raum gebe und die Notwendigkeit einer freiheitlichen
Willens=
bildung verſchleiere.
Weiter kakaſtrophaler Abſahräckgang
in Mineralwäſſern.
Trotz günſtiger Witterung iſt im Juni d. Js. gegenüber Juni 1930
der Abſatz in künſtlichen Mineralwäſſern (Selterswaſſer) und
Brauſe=
limonaden um 50 Prozent, in natürlichen Mineralwäſſern um 35
Proz=
zurückgegangen. Dieſer Vergleich gibt ein deutliches Bild über die
ver=
heerende Auswirkung der Mineralwaſſer= und Schankverzehrſteuer, die
die ſo belaſteten Getränke in einer Weiſe verteuern, daß deren
Anſchaf=
fung weiteſten Kreiſen unmöglich geworden iſt.
Bei dem angegebenen Konſumrückgang iſt noch zu berückſichtigen,
daß die Mineralwaſſerſteuer bereits im Juni 1930 beſtanden hat, und daß
der Abſatz ſchon damals gegenüber 1929 weſentlich niedriger
ge=
weſen iſt.
PISCHR LUALrTAISMeRRNALE
sind es, denen der BUSSNG-NAG Schnell-Lastwagen seine
überlegene Wirtschaftlichkeit verdankt: Hängende Ventile im
abnehmbaren Zylinderkopf, fischbauchförmige Rahmenträger
und Schubübertragung durch Schub- und Stützrohr, so daß die
Federn von jeder schädlichen Beanspruchung frei sind für ihre
eigentliche Arbeit: Die Schonung von Wagen und Ladegut.
REINIGTE MÜTZKRAFTWAGEN AKT.-GES. BRAUNSCHWEIG
Generalvertretung: Motorwagen-Verkaufsgesellschaft m. b. H.,
I.Bln. 1814)
FrankkurteMain, Solmsstr. 09, Fernruf: Amt Mginggu 13941.49
Seite 6
Mittwoch, den 8. Inh 1931
Nummer 187
Die Akademiſche Auslandsſtelle der Techniſchen Hochſchule
Darmſtadt hatte für geſtern abend zu einem Vortragsabend in den
Hörſaal 330 der Techniſchen Hochſchule eingeladen, dem
erfreu=
licherweiſe zahlreiche Studierende und Gäſte gefolgt waren
er=
freulich beſonders deshalb, weil die Ziele der Kulturpolitik im
Ausland, die die akademiſchen Auslandsſtellen in erſter Linie
ver=
folgen, in der Allgemeinheit noch zu wenig bekannt ſind, und
fer=
ner deswegen, weil in dem Referenten über obiges Thema ein
ausgezeichneter Kenner der Materie gewonnen war. Die
Beſtre=
bungen der Akademiſchen Auslandsſtellen an allen deutſchen
Hoch=
ſchulen werden in Erkenntnis ihres hohen Wertes für unſer
Vater=
land von der Profeſſorenſchaft beſonders unterſtützt. Auch an dem
geſtrigen Abend war der Lehrkörper der Darmſtädter Techniſchen
Hochſchule ſtark vertreten
Im Namen der Akademiſchen Auslandsſtelle hielt Profeſſor
Dr. Schlink eine kurze Anſprache, in der er ſeiner Befriedigung
über die ſtarke Teilnahme an dem Vortragsabend Ausdruck gab.
die Zuhörer begrüßte und auf die Bedeutung der Kulturpolitik
im Ausland kurz hinwies. Er erteilte dann dem Referenten,
Oberregierungsrat a. D. Dr. Dr. Moxsbach, dem Leiter des
Deutſchen Akademiſchen Auslandsdienſtes, Berlin, das Wort zu
ſeinem Referat über vorgenanntes Thema „Kulturpolitik
im Ausland‟. Der Referent präziſierte kurz den Begriff
Kul=
turpolitik und die durch dieſe Politik zwiſchen den Ländern
hervor=
gerufenen Beziehungen. Er unterſtrich ganz beſonders, daß dem
Ausland der Wert dieſer Beziehungen bekannt wäre, und kam
nach einer Zeichnung der im Ausland in dieſer Richtung
beſtehen=
den Organiſationen auf die kulturpolitiſchen Beſtrebungen in
Deutſchland zu ſprechen, die dazu führten, daß im Auswärtigen
Amt und im Reichsminiſterium des Innern Stellen organiſiert
wurden, die ſich mit der Kulturpolitik im Ausland befaßten.
Die=
ſen Stellen iſt es vornehmlich zu danken, daß beiſpielsweiſe die
deutſchen Minoritätsſchulen erfolgreich exiſtieren. Im Ausland
habe man erkannt, daß deutſche Geiſteswiſſenſchaft z. B. auf den
Kongreſſen nicht ausgeſchaltet werden könne. Man hat neben der
deutſchen Wiſſenſchaft amtlicherſeits deutſcher Kunſt im Ausland
wieder Geltung verſchafft. Allerdings iſt der Kulturpolitik, die
amtlicherſeits geführt wird, durch die „hohe Politik” eine Grenze
geſetzt. Auch in der inneren Kulturpolitik gibt es eine Grenze
ſchon durch die Selbſtverwaltung der Hochſchulen, ſo daß ſich der
Staat amtlich jeweils eine weiſe Beſchränkung auferlegt.
In ſeinen weiteren Ausführungen kam der Referent auf die
internationalen Organiſationen zu ſprechen, die, wie eine
Ein=
richtung im Völkerbund die geiſtige Zuſammenarbeit der Völker
fördern wollen. Ein Inſtitut der geiſtigen Zuſammenarbeit
be=
findet ſich in Paris. In den geiſtigen Beſprechungen muß ein
ausgeprägtes Verſtändnis herrſchen für das „nationale
Empfin=
den, des Einzelnen, Geſinnungsbildende Verbände, die nichts
anderes wollen, als „Geſinnung zu bilden”, ſind nach Anſicht des
Re=
ferenten von geringem Wert. England iſt einer Häufung
inter=
nationaler Verträge z. B. abgeneigt, und wenn man die
Frie=
densliebe Frankreichs heute unter die Lupe nehme, ſo ſcheine es,
als ob es nichts wolle, als die Verewigung der Verſailler
Friedensverträge.
Redner beleuchtet dann die Methode, wie Kulturpolitik bei
anderen Völkern gemacht wird und wünſcht die weitere
Mobi=
liſation des deutſchen Geiſtes. Im Mittelpunkt aller
Kulturpoli=
tik müſſe das Verhältnis von Menſch zu Menſch ſtehen, d. h. die
Berückſichtigung des Individuellen, der Nationalität. Im
Aus=
land tritt uns der hiſtoriſche Menſch ſeiner Volksheit entgegen.
Dieſe Erkenntnis läßt nicht in eine gefährliche Ideologie
ver=
fallen. Je mehr die eigene Kultur ausgebildet iſt, um ſo leichter
iſt es, eine andere zu verſtehen. Vorausſetzung einer rechten
Be=
gegnung iſt hohes geiſtiges Niveau, Takt, Ritterlichkeit, nicht
ge=
genſeitiges Wohlwollen, ſondern gegenſeitige Klarheit wird
vei=
langt. Ein Deutſcher im Ausland könne das Bild von
Deutſch=
land durch ſein Weſen, ſein Auftreten ontſcheidend beeinfluſſen,
Die Franzoſen geben 60 Millionen jährlich aus der Staatskaſſe
aus, um dieſe Gedanken für Frankreich durch Unterricht.
Er=
ziehung und Unterſtützung im Ausland zu vertiefen. Mit dieſer
Kulturpropaganda habe Frankreich großen Erfolg. Aehnlich
lie=
gen die Verhältniſſe in England und Amerika.
Eingehend kam dann der Referent auf die hohe Bedeutung
des akademiſchen Austauſchdienſtes zu ſprechen. In der
Erkennt=
nis, daß der Student im Ausland entſcheidend für den Eindruck
ſei, den der Ausländer von dem Vaterland dieſes Studenten
habe, werde nicht ſo ſehr zunächſt auf wiſſenſchaftliche
Höchſtqua=
lität geachtet, als pielmehr darauf, daß der Austauſchſtudent ſich
bewußt iſt, daß er das, was er iſt, ſeinem Vaterland verdankt,
daß er alſo feſt in der Heimat wurzelt und nationale Würde
be=
ſitzt. Oberſter Grundſatz ſei nur, nicht Verſtändigung, ſondern
gegenſeitiges Verſtändnis zwiſchen den Völkern. Der Referent
ging ſchließlich noch im Einzelnen auf die Aufgaben des deutſchen
erreichen. Die
ie dazu herufen, für ihr 2
Jeviſe müſſe lauten: Wir
Hi De eſche i
uns ſelbſt zu erkennen und unſer Vaterland lieben zu lernen.
Prof. Dr. Schlink, gab dem reichen Beifall, der den
Aus=
führungen folgte beredten Ausdruck und betonte nochmals, daß
die Profeſſorenſchaft der Hochſchulen die Kulturpolitik im
Aus=
kand nach Kräften unterſtütze. Mit Dankesworten an den Refe=
72
renten ſchloß er den Vortragsabend.
Mutter und Kind unter den D=Zug. Geſtern nachmittag
warf ſich in ſelbſtmörderiſcher Abſicht die 22jährige
Ehe=
frau Frieda Loebig aus Griesheim bei
Darm=
ſtadt mit ihrem eineinhalbjährigen Kinde zwiſchen
Darm=
ſtadt und Eberſtadt vor den D=Zug Nr. 85 und wurde ſofort
ge=
tötet. Das Kind erlitt ſchwere Verletzungen und wurde ins
Städtiſche Krankenhaus in Darmſtadt übergeführt,
Rheinreiſebüro Siegfried Halm in Mainz. Die nächſte
Rhein=
fahrt findet am kommenden Sonntag mit dem Dampfer „
Rhein=
luſt” zu einem ſehr günſtigen Preiſe ſtatt. Die zweite verbilligte
Ferienfahrt iſt am Mittwoch, den 15. Juli. Kartenverkauf im
Papierwarengeſchäft „J. Ph. Leuthner, Ernſt=Ludwigsplatz 2.
(Siehe Anzeige.)
Aus den Parkeien.”
—Deutſche Staatspartei — Ortsgruppe
Darm=
ſtadt. Der für kommenden Sonntag, nachmittags, geplante
Familien=
ſpaziergang nach Eberſtadt wird umſtändehalber auf ſpäter verſchoben.
Lokale Veranſtalkungen.
— Schuls Felſenkeller. Der am vergangenen
Mitt=
woch ausgefallene Soldabend findet heute ſeine Wiederholung.
Poſt im Walde aus der Ferne geblaſen, Poſaunen= und
Xylo=
phonſoli ſind vorgeſehen, und werden dem Beſucher im
wind=
geſchützten Garten genußreiche Stunden bevorſtehen. (Siehe
An=
zeige.)
Tageskalender für Mittwoch, den 8. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, 20 Uhr: „O, ſpaniſche Fliege” — Konzerte: Zur
Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſt. am Böllenfalltor, Herrn=
Kinopoxſtellungen: Union=,
Helia=
gartenkaffee.
und Palaſt=Lichtſpiele.
Geſchäftliches.
Das Kyffhäuſer=Technikum in Bad Frankenhauſen am
Kyff=
häuſer hat unter ſeinem neuen Leiter Dipl.=Ing. Winkelmann.
mit Beginn des Sommer=Semeſters 1931 ſeinen Lehrbetrieb auf
neue und moderne Unterrichtsgrundlagen geſtellt. Den
Erforder=
niſſen der raſch vorwärtsſchreitenden Technik entſprechend ſteht die
Laboratoriumsausbildung im Mittelpunkt des geſamten
Unter=
richtes, wodurch eine wertvolle Ergänzung zu den theoretiſchen
Fachporträgen geſchaffen wird.
von
Zu genaueren Angaben aller Art, ſowie zur Ueberſendung
Studienplänen und Proſpekten iſt die Leitung des Kyff=
häuſer=Technikums gern bereit.
(817
88. Hauptverſammlung des Heſſiſchen Hauptvereins
der Suſtav=Adolf=Stiftung in Groß=Amſtadt.
EPH. Zu ſeiner 88. Hauptverſammlung hatte der Guſtav=
Adolf=Verein das evangeliſche Heſſenland nach Groß=Umſtadt
be=
rufen, und groß war die Zahl der Gäſte, die dieſem Rufe Folge
leiſteten. Auch die Stadt Groß=Umſtadt ſelbſt und die nähere
Um=
gebung erbrachten den Beweis, daß der Guſtav=Adolf=Gedanke
brüderlicher Liebe in unſerem Heſſenvolk trotz des hohen Alters
des Guſtav=Adolf=Vereines, der im nächſten Jahre ſeinen 100.
Ge=
burtstag begehen wird, noch nicht erſtorben iſt.
Der Vormittag des erſten Feſttages brachte Feſtgottesdienſte
in großer Anzahl in Stadt und Dekanat Groß=Umſtadt, in wel=
chen Vertreter der Diaſpora aus der Nähe und der Ferne den
zahlreichen erſchienenen Gäſten und Gemeindegliedern die
Notwen=
digkeit von dem Segen der Guſtav=Adolf=Arbeit vor Augen
führ=
ten. In Groß=Umſtadt ſelbſt ſprach Pfarrer und Schuldirektor
Reimerſch aus Kronſtadt in Siebenbürgen am
Vormit=
tag, während der feſtliche Gottesdienſt des Nachmittags von
Pfarrer D. Mahnert=Innsbruck gehalten wurde. In
außer=
ordentlich packenden Ausführungen wußte der Redner die Guſtap=
Adolf=Arbeit in ihrer Fürſorge für die Glaubensgenoſſen als
Seelſorger zu ſchildern und dadurch die Herzen für das große Werk
praktiſchen Chriſtentums zu erwärmen. Im Namen der
Kirchen=
regierung und des Landeskirchenamtes grüßte Herr Prälat
D. Dr. Dr. Diehl die Feſtgemeinde und würdigte die Bedeutung
der Guſtav=Adolf=Arbeit für das kirchliche Leben. Der Redner
wünſchte dem Guſtav=Adolf=Verein die gleiche Tatkraft und
Lebensenergie wie ſie ſeinen Namenspatron beſeelt hat,
Die große Stadtkirche in Groß=Umſtadt vermochte die Zahl der
Beſucher längſt nicht zu faſſen, ſo daß ein Parallelgottesdienſt in
der Turnhalle der Oberrealſchule abgehalten werden mußte, in
dem Herr Studienrat Dr. Zimmermann aus Darmſtadt die
Feſtpredigt übernahm und Herr Prälat D Dr. Dr. Diehl
gleich=
falls ſprach. — Die vereinigten Kirchenchöre des Dekanats Groß=
Umſtadt unter Leitung von Herrn Zeichenoberlehrer Frey ſowie
die Poſaunenchöre von Lengfeld, Schaafheim und Groß=Bieberau
trugen durch ihre Darbietungen weſentlich dazu bei, den feſtlichen
Charakter der Gottesdienſte zu erhöhen.
Ein Feſtzug von mehreren tauſend Menſchen bewegte ſich durch
die feſtlich geſchmückten Straßen der Stadt nach dem Hofe der
Oberrealſchule, wo anſchließend die große öffentliche
Kund=
gebung und Volksverſammlung ſtattfand. Der
Vor=
ſitzende des Heſſiſchen Guſtav=Adolf=Hauptvereines, Freiherr D, Dr.
Heyl=Herrnsheim eröffnete die Volksverſammlung mit
einer Begrüßungsanſprache, in welcher er in packenden Worten
dem Gedanken Ausdruck verlieh, daß nur der Menſch im wahren
Sinne des Wortes lebt, der ſein Leben in den Dienſt einer höheren
Idee ſtellt. Dem Gedanken der Nächſtenliebe dient der Guſtav=
Adolf=Verein ſeit nunmehr faſt hundert Jahren. Die Not der
Gegenwart überhebt das epangeliſche Deutſchland keineswegs der
Verpflichtung, für die noch größere Not der Brüder draußen zu
ſorgen. Einen Gruß aus dem fernen Siebenbürgen und von
ſei=
nem treu=deutſchen Sachſenvolk brachte Pfarrer Reimerſch aus
Kronſtadt, welcher in zündenden Worten darauf hinwies, daß die
Eintracht jenen verſprengten Splitter deutſchen Volkstums im
heutigen Rumänien davor bewahrt hat, in fremdem Volkstum
und Glauben unterzugehen. Der Redner wünſchte dem Volkstum
auch der Heimat, daß die Not unſer Volk wieder beten lehre. —
Frau Pfarrer Lic Clausſen aus Husby berichtete ſodann von
ihrer früheren Tätigkeit in der Steiermark. In ergreifenden
Bil=
dern ließ ſie die Leidensgeſchichte des Evangeliums in Oeſterreich
und die Nöte der früheren Gemeinde ihres Mannes, Judenburg
in Steiermark, an dem Auge der Hörer vorüberziehen. Die
Red=
nerin ſchloß mit einem herzlichen Dankesgruß an das evangeliſche
Heſſenland, welches ſeit Jahrzehnten einige ſteieriſche Gemeinden
in vorbildlicher Weiſe unterſtützt. — Aus dem ſchönen Land Tirol
und beſonders der evangeliſchen Pfarrgemeinde Innsbruck grüßte
Pfarrer Dr. Mahnert, welcher die Schwierigkeiten und
Fort=
ſchritte der evangeliſchen Sache im heiligen Land Tirol in
inter=
eſſanten Ausführungen, die von dichteriſchem Geiſt durchweht
waren ſchilderte. Oberkirchenrat Dr Müller verglich in
ſei=
nem Schlußwort die Guſtap=Adolf=Arbeit mit den
Odenwald=
kirchen: So wird ſie vielfach auf freier Höhe ſtehen, und über die
Täler grüßen, ſo wird man auf die Höhe geführt, wenn der
Guſtav=Adolf=Verein ſeine Freunde um ſich ſammelt, und ſo klingt
zufcfe Ment eidſichen Ge eit
aus, nachdem der Vereinsvorſitzende Freiherr Heyl zu Herrnsheim
die Erſchienenen begrüßt hatte. Für den Landeskirchentag ſprach
deſſen Präſident Archivdirektor Dr. Herrmann=Darmſtadt, für
das Dekanat Dekan Reichert=Lengfeld, für die Stadt
Bürger=
meiſter Lampe=Groß=Umſtadt. Pfarrer Hartmann=Groß=
Umſtadt überreichte eine ſtattliche Dekanatsſpende, welche aus
An=
laß des Feſtes geſammelt war.
So hat auch in der gegenwärtigen Notzeit der getreue Ekkard
und Nothelfer der Gemeinden in der Zerſtreuung ſeine alte
An=
ziehungskraft von neuem bewieſen, es hat ſich wieder gezeigt, daß
eigene Not die Herzen der Menſchen zwar manchmal verhärten,
aber auch wieder weich machen kann in herzlicher Bereitſchaft zur
Linderung fremder Not.
Der zweite Tag der großen Umſtädter Guſtav=Adolf=Tagung
war, wie herkömmlich, zunächſt der Verwaltungsratsſitzung
ge=
widmet. Nach Eröffnungsworten des Vorſitzenden D. Dr.
Frei=
herr Heyl zu Herrnsheim nahmen die zahlreich
er=
ſchienenen Vertreter der Guſtav=Adolf=Arbeit den Jahresbericht
des Schriftführers Pfarrer Wagner=Bensheim entgegen. Aus
ihm geht hervor, daß die Vereinseinnahmen im Berichtsjahr den
Betrag von 148 558,94 RM. erreicht haben. In dieſen Gaben
drückt ſich etwas von der Notgemeinſchaft der Evangeliſchen in der
Heimat und in der Zerſtreuung aus. Es konnten erhebliche
Be=
träge für die heſſiſche und die Auslandsdiaſpora bereitgeſtellt
wer=
den” der größte Betrag davon fiel der Gemeinde Amöneburg bei
Mainz zu, welche dadurch in die Lage verſetzt wird, im Herbſt
d. J. den Grundſtein zu ihrer neuen Kirche zu legen und damit
einem längſt, gefühlten Bedürfnis abzuhelfen, Erfreuliches wurde
auch über die Jubiläumsſammlung berichtet, welche eine
Geburts=
tagsgabe der Evangeliſchen in aller Welt zum 100. Geburtstag des
Guſtav=Adolf=Vereins im Jahre 1932 darſtellen ſoll und für welche
auch in Heſſen nach Kräften geſammelt wird. Die nächſte
Jahres=
hauptverſammlung des Guſtav=Adolf=Vereins ſoll im Herbſt 1932
in Mainz ſtattfinden.
Der Nachmittag des zweiten Feſttages pflegt der Guſtav=
Adolf=Frauenarbeit gewidmet zu ſein. In überaus ſtattlicher
Zahl hatten ſich die Vertreterinnen der Guſtav=Adolf=
Frauen=
arbeit zu einer Vorſtände=Konferenz mit anſchließender
Frauen=
verſammlung eingefunden. Ein Vortrag von Frau Pfarrer Lic,
Clauſſen über die Arbeit der Inneren Miſſion in der
Tſchecho=
ſlowakei, fand die geſpannteſte Aufmerkſamkeit der Anweſenden
und tat in ergreifenden Bildern die Notwendigkeit der Mitarbeit
auch der evangeliſchen Frauenwelt bei der Guſtav=Adolf=Sache
kund. Ein Geſchäftsbericht über die Tätigkeit der Heſſiſchen
Guſtav=Adolf=Frauenvereine ergab auch hier ein erfreuliches Bild
reger Tätigkeit. Ein erfreulich hoher Betrag konnte für das
ge=
meinſame heſſiſche Liebeswerk der Guſtav=Adolf=Frauenvereine
die Diakoniſſen= und Schweſternſtationen in Heuſenſtamm bei
Offenbach, bereitgeſtellt werden. Und ebenſo wurden die
Zöckler=
ſchen Anſtalten in Stanislau mit namhaften Beträgen bedacht.
So darf zuſammenfaſſend geſagt werden, daß der Guſtav=Adolf=
Verein trotz ſeines hohen Alters keine Zeichen von Altersſchwäche
in ſich trägt, ſondern daß ſeine Arbeit rege und erfolgreich
be=
trieben wird, wie es auch angeſichts der großen Hilfsbedürftigkeit
der Diaſpora jetzt gerade in der Nachkriegszeit nichts anders ſein
kann. — Ein kleiner Ausflug brachte einen großen Teil der
Feſt=
teilnehmer nach des Tages Laſt und Hitze durch Täler und Höhen
des Odenwaldes nach Neuſtadt zu einem Beſuch der maleriſchen
Burg Breuberg. — Wie alljährlich, ſchloß ſich auch in dieſem Jahr
am Vormittag des 7. Juli ein Lehrgang über die Guſtav=
Adolf=Arbeit an die eigentlichen Feſttage an. Direktor
Reimerſch ſprach auf ihm von der jetzigen Notlage der
Sie=
benbürger Sachſen, während Frau Lic. Clauſſen ſich über ihre
Erfahrungen in der Jugendarbeit für die Diaſpora in
inſtruk=
tiven Ausführungen verbreitete und Pfarrer Dr. Mahnert=
Inns=
bruck einen geſchichtlichen Rückblick auf die Austreibung der
Zil=
lertaler aus Tirol gab.
Aus dem Gerichksſaal.
Am. In der Strafſache gegen den Reiſenden L. aus
Pfungſtadt wurden am Dienstag noch etliche Zeugen vernommen,
bis gegen 11 Uhr Staatsanwalt Müller mit ſeinem Plädoyer
be=
gann. Er kennzeichnete treffend die „verbrecheriſche Veranlagung”
des Angeklagten, deſſen Intelligenz und Fähigkeit, ſein
jedes=
maliges Vorgehen, obgleich im Grund immer dasſelbe, ſtets auf
das Vielfältigſte zu variieren, man in der langen Verhandlung
zu bewundern Gelegenheit gehabt habe. Nicht nur mit den
Dum=
men nehme er es auf, ſondern auch den vorſichtigen und
intelli=
genten Geſchäftsmann wiſſe er mit Raffineſſe hineinzulegen, ſo
daß er als ein geradezu gemeingefährlicher Betrüger gelten könne.
Ein Vermögensobjekt in ſeiner Hand bedeute ſchon eine Gefahr,
Wenn die Leute zurückhielten, ließ er ſie in ſeine Wohnung
kom=
men, ſo daß ſie durch die Eleganz und Güte der
Wohnungseinrich=
tung anderen Sinnes wurden. Er verbürgte ſich mit ſeinem
Eigentum, was allerdings ein recht negativer Begriff geweſen ſei,
denn als einſt bei Kauf einiger Vorhänge im Werte von 700 RM.
der Geſchäftsmann ſich beim Eigentumsvorbehalt auch die
Unter=
ſchrift der Frau ausbedang, meinte er empört: Wo mein Name
ſteht, ſteht ebenſogut der Name meiner Frau. Aber der
Geſchäfts=
mann hatte ſpäter doch das Nachſehen, denn die beiden lebten in
Gütertrennung und L. hatte die Vorhänge ſchon längſt ſeiner
Frau geſchenkt. Dabei habe der Angeklagte noch unerhörtes Glück
gehabt. Schon jahrelang kamen die verſchiedenſten Strafanzeigen
gegen ihn, doch war ihm eine Betrugsabſicht meiſt nicht
ein=
wandfrei nachzuweiſen, ſo daß die Verfahren ſtets eingeſtellt
wer=
den mußten. Erſt als ſich durch eine Zeitungsnotiz der Verein
der Betrogenen zuſammengetan habe, ſei es geglückt, ſeinen
Feld=
zugsplan aufzudecken. Der Staatsanwalt beantragt wegen 28
Fällen des vollendeten Betrugs, wegen vier Unterſchlagungen,
eines Betrugsverſuchs und wegen Bedrohung insgeſamt zwei
Jahre Gefängnis. Mildernde Umſtände könne man dem
Ange=
klagten unter keinen Umſtänden zubilligen. Auch die
Unter=
ſuchungshaft ſei nicht anzurechnen, da der Angeklagte an
Dreiſtig=
keit, mit der er dem Gericht Lügen aufgetiſcht habe, ſeinesgleichen
ſuche. Wegen der unendlich niedrigen Geſinnung, die er überall
gezeigt habe, indem er ſich nicht entblödet habe, armen Witwen,
Arbeitsloſen und alten Leuten das Geld aus der Taſche zu ziehen,
beantragt er fünf Jahre Ehrverluſt. Wegen Kolliſionsgefahr
könne der Haftbefehl nicht aufgehoben werden. Als der
Ange=
klagte mit einer bis ins kleinſte führenden Verteidigungsrede
los=
legt, weiſt der Beiſitzer ihm ſofort einige fauſtdicke Lügen nach, ſo
daß L. ſich ſchließlich betreten zurückzieht. Das Gericht ſchließt ſich
nach einſtündiger Beratung in vollem Umfange den Ausführungen
des Staatsanwalts an. Es erkennt wegen 30 vollendeter
Be=
trugsfälle, wegen eines verſuchten Betrugs einer
Unterſchla=
gung und einer Bedrohung auf zwei Jahre Gefängnis.
Die bürgerlichen Ehrenrechte werden auf vier Jahre aberkannt.
Drei der als Unterſchlagung angeklagten Fälle, in denen der
An=
geklagte Vorführmaſchinen der einzelnen Firmen verkauft hatte,
ſieht das Gericht ebenfalls als Betrugsfälle an. Die
Unter=
ſuchungshaft wird nur mit zwei Monaten angerechnet. Ziemlich
kleinlaut geworden, erkennt der Angeklagte das Urteil an. Das
Verfahren gegen die Frau, die lediglich wegen Beihilfe zu einem
Betrug angeklagt war, wird zwecks Ladung eines Zeugen
abge=
trennt.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch. 8. Juli.
7.30: Bad König: Konzert des Kurorcheſters.
10.20: Schulfunk; Kinder, ſpielen Theater.
15.20: Jugendſtunde.
16.30: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters.
18.15: Dr. Ehrenſtein: Unruhe in Paläſtina.
18.40: Zeit, Programmänderungen.
18.45: Eſperanto,
19.10: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.15: Freiburg: Prof. Dr. Lampe: Arbeitsmarkt=Entlaſtung durch
Lohnſenkung.
19.45: Aeltere Tanzmuſik: geſpielt vom Rundfunkorcheſter.
20.30: „Vom Zirkus”; Heiteres literariſchemuſikaliſches Programm.
21.00: Einführende Worte zum amerikaniſchen Konzert.
21.15: Kurhaustheater Bad Homburg: Symphoniekonzert des
Frank=
furter Rundfunk=Symphonie=Orcheſters. Amerikaniſche Komponiſten:
Soliſt; Frant Mannheimer, New York.
22.15; Zeitbericht: Weltkampf gegen die Arbeitsloſigkeit — Debatte
aus der internationalen Arbeitskonferenz im Genf; bearbeitet von
Actualis.
23.00: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
23.15: Köln: Tanzmuſik der Kapelle Head.
Königswuſterhauſen.
15.00: Kinderſtunde: Tanzturnen für Kinder.
15.45: Frauenſtunde: Zweckmäßige Verwendung von Gartenfrüchten.
16.00: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.00: Min.=Nat Frank: Das Züchtigungsrecht des Lehrers.
17.30: K. Graef u. Prot. Dahlke: Das Melodram.
18.00: Dr. Mohrhenn: Der böhmiſch=bayriſche Wald.
18.30: Dr. Goetz: Rückblick auf die verfloſſene Theaterſaiſon in
Ber=
lin und in der Provinz.
12. Siach ereeiet
20.00: 400 Millionen durchbrechen die Mauer, Ein Querſchnitt durch
das moderne China von J. Seelig und H. Bodenſtedt. Unter
Mitarbeit des Konſuls der Nanking=Regierung Tſai Chung Tang
und Hermann Erdlen.
21.20: Tages= und Sportnachrichten.
21.35: London: Sinfonie=Konzert. BBC.=Orcheſter. Werke von
Beet=
hoven Mozart, Haydn, Strawinſky.
B3.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Café Berlin: Tanzmuſik der Kapelle George Nettelmann.
Hauptſchriftleitung: Rudelf Maupe
Veranwortich für Pollik und Wirtſchaft: Rudelf Maupe: für Feuilleion, Reich um
Ausland und Heſſche Nachrichien: Max Streele; für Sport: Karl Bshmann,
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdlenſf: Andrea” Bauer; führ
„Die Gegenwart”, Tagesſpſegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für den Inſeraienteil und geſchäftliſche Mittellungen: Willy Kuble
Druck und Verlag: L. C. Wlttich — ſämtlich in Darmſtad”.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht Übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten
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V138
[ ← ][ ][ → ]Nummer 187
Seite 7
Aus Heſſen.
Nakionaler Geſangswekkſtreik und 60jähr.
Vereins=
jubiläum des Geſangvereins „Liederkranz”
in Wirhauſen.
B. Wixhauſen, 7. Juli.
Bereits am Samstag abend begann das Feſt. Als es dunkelte,
ſtellten ſich die örtlichen Vereine mit größter Beteiligung zum
gemein=
ſamen Abmarſch nach dem ſchönen, idhlliſchen Feſtplatz auf. Dortſelbſt
wickelte ſich ein vielſeitiges Programm reibungslos ab. Der hieſige
Turnverein zeigte am Barren gute Leiſtungen. Die Freie Sport= und
Sängervereinigung wartete mit gymnaſtiſchen Uebungen auf. Konzert
und Geſang bildeten an dieſem Abend die Hauptunterhaltung. Unſer
Ort ſtand am Feſtſonntag im Zeichen des Geſanges. Teils mit der
Bahn, teils mit Autos kehrten am frühen Morgen fröhliche
Sänger=
ſcharen in unſeren reichgeſchmückten Ort ein, um vor berufenen
Muſik=
ſachverſtändigen im Geſang ſich zu meſſen. Man darf ſagen: es wurden
recht beachtliche Leiſtungen geboten. Die Entſcheidung der Preisrichter
bzw, das Ergebnis des nationalen Geſangswettſtreites wurde in Nr. 185
an dieſer Stelle bereits mitgeteilt. Am frühen Nachmittag bewegte ſich
ein Feſtzug durch die Ortsſtraßen, an deſſen Spitze zwei Herolde und die
Reitergruppe des hieſigen Junglandbundes voranritten. Einige
Feſt=
wagen, wie der der Handwerkervereinigung und der Biedermeier=Damen=
Wagen, auch der Wagen mit der „Göttin des Geſangs”, erregten großes
Intereſſe. Zum ehrenden Angedenken der gefallenen und verſchiedenen
Sangesbrüder ſtand der Feſtzug in der Mittel= und Falltorſtraße 2 Min.
ſtill. Auf dem Feſtplatz begrüßte Herr Konrad Koch alle erſchienenen
Feſt= und Sangesgäſte. Frl. Emma Melk als Ehrendame ſprach einen
ſchönen Prolog und überreichte namens der Feſtdamen dem Vorſitzenden,
Herrn Karl Sayfer, eine Schleife. Die Feſtrede hielt Herr Lehrer Kern.
Er ſprach in beſeelten Worten über den göttlichen Geſang und über das
deutſche Volkslied. Mit einem Hoch auf den deutſchen Männergeſang
und auf unſer geliebtes Vaterland ſchloß Herr Kern ſeine Rede. An
Muſtk, Geſang und Tanz konnten ſich dann in reichem Maße alle
Feſt=
gäſte erfreuen. Gegen Abend fand die Preisverteilung ſtatt. Im Laufe
des Abends kehrten die preisgekrönten Sänger in fröhlicher Stimmung
heim, mit dem Bewußtſein dem deutſchen Männergeſang ein neues
Ruhmesblatt beigefügt zu haben. Bei dem herrlichen Wetter war es
nicht verwunderlich, daß auch am Montag noch ein fröhliches und reges
Leben auf dem Feſtplatz herrſchte. Den verdienſtvollen Leitern des
Ver=
eins, Herrn Sayzfer und Herrn Merker, wurden von Herrn Ludwig Melk
Blumenſträuße überreicht. Außerdem bekam Herr Karl Sahfer noch
eine ſilberne Ehrennadel vom Krieger= und Militärverein geſtiftet. Den
Abſchluß des gut organiſierten Feſtes bildete ein Feuerwerk. Die
Bach=
bäume bildeten hinter den Lichtergarben einen romantiſchen
Hinter=
grund, ſo daß alle Zuſchauer gebannt waren von der magiſchen Kraft
des Feuers, des Lichtes.
Weiterſtadt, 6. Juli. Gemeinderatsbericht. In letzter
Sitzung waren Gegenſtände der Beratung: 1. Gemeindevoranſchlag
1931; 2. Waldverkauf Johs. Opper. Der Gemeindevoranſchlag,
der nach Offenlage dem Kreisamt eingereicht war, wurde von
die=
ſem wegen der in Rubrik 43 eingeſtellten Kapitalaufnahme
zu=
rückgereicht mit dem Bemerken, daß zu Wohlfahrtszwecken eine
Kapitalaufnahme nicht bewilligt werde. Der in Rubrik 43 in
Ausgabe eingeſtellte Betrag wurde in dieſer Sitzung umgeſtellt,
ſo daß ein Ausgleich vorhanden. Der Voranſchlag iſt nun
end=
gültig unter Dach und Fach gebracht. Die Umlagen betragen
47 000 RM. — Zu Grabe getragen wurde am 4. Juli unter
allgemeiner Beteiligung der Bevölkerung der hoffnungspolle
Sohn des Landwirts Michael Laumann, der 21jährige
Oberpri=
maner der Liebigs=Oberrealſchule, Michael Laumann, der nach
kurzem Krankenlager einer akuten Lungenentzündung erlegen iſt.
Welch großer Beliebtheit ſich der junge Menſch bei ſeinen
Kame=
raden wegen ſeiner guten Charaktereigenſchaften erfreute, geht
aus den Kranzniederlegungen und Anſprachen hervor. Mit
ent=
ſprechenden Würdigungen legten Kränze am Grabe nieder ſeine
Altersgenoſſen von Weiterſtadt und Braunshardt, die mit ihm
konfirmiert wurden, ſeine Kameraden der Oberprima der
Lud=
wigs=Oberrealſchule, die ihm alle das letzte Geleit gaben. Es ſei
beſonders hervorgehoben und wurde angenehm empfunden, daß
faſt ſämtliche Lehrkräfte, an der Spitze der Herr Direktor, ſich an
der Trauerfeier beteiligten. Für ſie ehrte der Religionslehrer
der Anſtalt mit einer tiefempfundenen Anſprache und
Nieder=
legung eines Kranzes den Entſchlafenen. Groß iſt auch der
Ver=
luſt, den die hieſige Turngemeinde DT., insbeſondere die
Hand=
ballmannſchaft, erlitt, was ſowohl vom Vorſitzenden der
Turn=
gemeinde als auch dem Sprecher der Mannſchaft in ihrem letzten
Gruß mit warmen Worten zum Ausdruck gebracht wurde. Mit dem
von der Turnerkapelle geſpielten Lied „Ich hatt’ einen
Kame=
raden” ſchloß die eindrucksvolle Feier.
— Weiterſtadt, 7. Juli. Nachtrag zum
Gemeinderats=
bericht. Waldverkauf des Johs. Opper. Bezüglich des Waldverkaufs
des J. Opper an die Kameradſchaftl. Vereinigung Haſſia zwecks Erſtellung
eines Schießſtandes beſchließt der Gemeinderat, auf das Vorkaufsrecht
pbengenannter Geſellſchaft gegenüber zu verzichten. — Großer
Er=
folg bei Geſangswettſtreiten. Am Sonntag waren zwei
hieſige Geſangvereine zu Wettſtreiten angetreten, und zwar der
Geſang=
verein „Germania” in Wixhauſen, die Sängervereinigung in Gau=
Alges=
heim. Bei ſcharfer Konkurrenz errangen beide je 4 Preiſe: 1.
Klaſſen=
preis, Ehrenpreis der Klaſſe, höchſter Ehrenpreis und Dirigentenpreis;
wahrlich ein ſchöner Erfolg und glücklicher Zufall. Der Erfolg iſt
ſelbſt=
verſtändlich nicht auf Zufall, ſondern auf die Arbeitsfreudigkeit der
Sän=
ger, insbeſondere auf die Tüchtigkeit der Dirigenten, Herrn H. Samper
(Darmſtadt) bzw. Herrn Muſikdirektor Müller (Mainz) zurückzuführen.
In der geſamten Bürgerſchaft hat der Erfolg Freude und Stolz
aus=
gelöſt.
P. Eberſtadt 7. Juli Platzvergebung. Anläßlich der am
9. und 10. Auguſt ſtattfindenden Kirchweihe werden am Donnerstag, den
16. Juli, nachmittags 3 Uhr, im Rathaus zu Eberſtadt die Plätze für die
Aufſtellung eines Schießſtandes, einer größeren Schaubude verſchiedener
Eisverkaufs=, Galanterie= und Zuckerwarenſtände öffentlich verpachtet.
4a. Eberſtadt, 7. Juli. Todesfall. Ein bekannter hieſiger
Hand=
werker, Zimmermeiſter Georg Wilhelm Kern I., iſt im Alter von 68
Jahren geſtorben. Kern war innerhalb des Ortes Mitglied verſchiedener
Organiſationen.
J Griesheim, 7. Juli. Am Mittwoch, den 8. Juli ds. Js., abends
8.30 Uhr, findet auf dem Rathaus eine Gemeinderatslitzung
ſtatt. — Am Samstag abend gegen 6 Uhr entſtand in der
Rathenau=
ſtraße am Hauſe der Bäckerei Weber ein Waſſerrohrbruch. Das
Rohrnetz wurde ſofort abgeriegelt und das defekte Rohr ausgebeſſert.
Ein größerer Schaden entſtand nicht. — Am Donnerstag, den 9. Juli
d8. Js., vormittags 9 Uhr, findet auf dem Rathaus die Nachſchau der am
vergangenen Donnerstag geimpften Kinder ſtatt, wobei die Impfſcheine
ausgegeben werden.
T. Roßdorf, 7. Juli. Glück beim Unglück. Beim Glasberg
an der Kreuzung Roßdörfer—Erbacher Straße ſcheuten die Pferde eines
Fuhrmanns vor einem Auto und wollten mit zwei mit Heu
hochbelade=
nen Wagen, vor die ſie geſpannt waren, Reißaus nehmen. Dabei hängte
ſich der hintere Wagen von dem vorderen Wagen ab und lief den
Ab=
hang hinunter, wobei er umkippte. Dem Fuhrmann gelang es, die
wildgewordenen Tiere wieder zu bändigen, ſo daß durch ſeine große
Geiſtesgegenwart ein größeres Unheil unfehlbar verl, jet worden iſt.
Mittwoch, den 8. Juli 1931
Tagung der beſſiſchen Juſtizbürobeamten.
Haupkverſammlung des Verbandes in Offenbach.
Der Verband Heſſiſcher Juſtizbürobeamten hielt am Sonntag
ſeine diesjährige Hauptverſammlung zu Offenbach a. M. ab. Als
Vertreter der Heſſiſchen Regierung war Miniſterialrat Dr. Metz=
Darmſtadt erſchienen. Obwohl an alle politiſchen Parteien
Ein=
ladungen zu dieſer Tagung ergangen waren, waren nur Abg.
Lang (Ztr.) und Abg. von der Schmitt (Komm.) erſchienen. Die
Deutſche Volkspartei hat ſich mit der Enthüllung des Streſemann=
Denkmals in Mainz entſchuldigt. Als Vertreter des Heſſiſchen
Beamtenbundes war Rechnungsdirektor Koch=Darmſtadt
er=
ſchienen.
Der 1. Vorſitzende. Juſtizſekretär Schäfer=Darmſtadt,
er=
öffnete um 10 Uhr die Verſammlung und begrüßte die Gäſte. Die
Tagung ſtand im Zeichen der zweiten Notverordnung des
Reichs=
präſidenten, war einer eingehenden Ausſprache über die
beamten=
politiſche Lage im allgemeinen und insbeſondere die in Heſſen
ge=
widmet. — Der Vertreter der Zentrumspartei hob die dringende
Notwendigkeit eines ſo ſtarken Eingriffes in die
Beamtenwirt=
ſchaft, wie ihn die zweite Notverordnung darſtellt, hervor,
be=
zeichnete ſie aber als nicht dolos.
Nachdem der Vorſitzende den Geſchäftsbericht vorgetragen hatte,
kam er auf die zweite Notverordnung zu ſprechen, insbeſondere
ihre Auswirkungen bezüglich der unteren Beamtenſchaft.
Rech=
ner Joſt=Mainz erſtattete den Kaſſenbericht und wurde entlaſtet.
Hierauf ergriff der Vertreter des Heſſiſchen Beamtenbundes,
Rechnungsdirektor Koch=Darmſtadt das Wort zu einem
Vor=
trag über die beamtenpolitiſche Lage. Er führte
un=
gefähr aus: Was die rechtliche Seite anlangt, ſo haben wir in
Deutſchland noch kein einheitliches Beamtenrecht. Der Rechtsſchutz
der Beamten im Diſziplinarverfahren iſt ungenügend.
Neuer=
dings iſt das Reich dabei, Teile des Beamtenrechts
reichsrecht=
lich einheitlich zu regeln, ſo z. B. iſt im Entwurf: die
Reichsdienſt=
ſtrafordnung, das Beamtenvertretungsgeſetz, das Geſetz zur
Be=
gründung des Beamtenverhältniſſes und ein Geſetzentwurf über
weibliche Beamte. Der Redner betonte, daß dieſe Entwürfe
einerſeits dazu neigen, in die verfaſſungsmäßig gewahrten
wohl=
erworbenen Rechte der Beamten, wenn auch in verſchleierter Art,
einzugreifen, andererſeits einen verſteckten Angriff auf das
Be=
rufsbeamtentum, ſoweit es ſich um mittlere und untere Beamte
handele, enthalten, da ſie die Beamteneigenſchaft abhängig machen
wollen von der Verrichtung „hoheitlicher Tätigkeit”. — Von den
Organen der Wirtſchaft, insbeſondere von ſeiten der
Schwer=
induſtrie, habe ſeit der Währungsſtabiliſierung eine
unverant=
wortliche Hetze gegen das Berufsbeamtentum eingeſetzt. Die
Wir=
kungen zeigten ſich ganz beſonders in der Beſoldungsordnung
Dg. Arheilgen, 7. Juli. 25jähriges Jubiläum. Die
hieſige Kapelle Anthes, die in der ganzen Umgebung
ge=
achtet und mit dem muſikaliſchen Leben unſeres Ortes eng
verknüpft iſt, kann in dieſem Jahre auf eine 25jährige muſikaliſche
Tätigkeit zurückblicken. (Gründer und Leiter der Kapelle iſt der
Schriftſetzer Philipp Anthes.) Aus dieſem Anlaß hat die Kapelle
eine Feſtfeier vorbereitet, die in den Tagen des 25. und 26. Juli
ſtattfindet. Zu dieſem Zweck hat Herr Kammervirtuos L.
Küm=
mel=Darmſtadt (der auch unſere Orcheſtervereinigung dirigiert) die
Leitung der Jubelkapelle übernommen. Den Auftakt bildet ein
Feſtkommers am Samstag, den 25. d. M., abends in der
Turn=
halle des Turnvereins unter Mitwirkung der hieſigen
Orcheſter=
vereinigung. Der Sonntag bringt dann ein Platzkonzert an der
ehemaligen Balzerpumpe während das eigentliche Jubiläums=
Konzert nachmittags ab 4 Uhr im Gaſthaus „Zum goldenen
Löwen” ſtattfindet. Die Feier wird am Abend mit Gartenkonzert
und Tanz beſchloſſen. Bei der Jubiläumsfeier iſt die Kapelle auf
50 Mann verſtärkt. Da auch verſchiedene hieſige Geſangvereine
ihre Mitwirkung zugeſagt haben, ſo verſpricht die Feier einen
muſikaliſchen Genuß und einen würdigen Verlauf. — Ebenfalls
auf eine 25jährige erfolgreiche Tätigkeit im Dienſte der
Volksbil=
dung und Ertüchtigung der Jugend zu praktiſcher
Leiſtungsfähig=
keit im Berufsleben kann die hieſige Stenographen=
Ver=
einigung „Gabelsberger” zurückblicken. Von einer
grö=
ßeren Feſtlichkeit wurde Abſtand genommen. Der Verein will nur
den Gründungstag (Samstag, den 8. Auguſt) in würdiger Weiſe
begehen. Ehrung der Gründer, Anſprachen und ſonſtige
Darbietun=
gen in bunter Reihenfolge ſollen das Programm bilden, wobei
ein gemütliches Tänzchen die Feier beſchließen ſoll. — Werbe=
Vorführung. Die hieſige Dreſſur=Vereinigung 1913
veran=
ſtaltet am kommenden Sonntag, den 12. Juli, im Garten der
Turnhalle des Turnvereins eine Werbevorführung von Hunden.
Dieſe Veranſtaltung ſoll allen Intereſſenten zeigen, was ein gut
dreſſierter Hund zu leiſten vermag, nicht nur im Dienſte der
Poli=
zei, ſondern auch zum perſönlichen Schutz. Da gerade der
Orts=
verein gutes Material zur Verfügung hat, kann der Beſuch dieſer
Veranſtaltung allen Intereſſenten empfohlen werden.
T. Groß=Zimmern, 7. Juli. Eine hieſige Frau, die ſchon oft ihren
Mann drangſalierte, geriet geſtern wieder einmal mit ihrem Eheherrn
in Zwiſtigkeiten, wobei ſie ihm mit der Ackerkratze ein Auge ausſchlug.
Auch die Augenhöhle wurde dabei erheblich verletzt. Herr Dr. Zängler
leiſtete dem Unglücklichen die erſte Hilfe und ordnete die ſofortige
Ueber=
führung in das Krankenhaus in Dieburg an. Die hieſige
Einwohner=
ſchaft war über dieſen brutalen Roheitsakt nicht wenig in Aufregung
verſetzt; es fehlte nicht viel, und man hätte das robuſte Frauenzimmer
gelyncht, jedoch gelang es der Beſonnenheit einiger, ſie der Prügel zu
entziehen.
Cp. Dieburg, 7. Juli. Verkehrsunfall. Auf der
Land=
ſtraße zwiſchen hier und Altheim ſtießen zur Nachtzeit zwei
Mo=
torradfahrer zuſammen. Während der eine von ihnen mit
leich=
teren Verletzungen davonkam, wurde der andere aus dem
benach=
barten Harpertshauſen ſtammende Fahrer, ſo ſchwer verletzt, daß
er in das hieſige St. Rochushoſpital eingeliefert werden mußte.
Du. Jugenheim, 7. Juli. V.D.A. Am Sonntag fand hier im
Gartenſaal des Hotels „Zur Goldenen Krone” eine nationale
Feier durch den Verband für das Deutſchtum im Ausland ſtatt.
Nach den verſchiedenen Anſprachen wurden Kinderreigen
aufge=
führt, wobei durch Kindermund für Ankauf von deutſchen
Erzeug=
niſſen geworben wurde.
von 1927. Die Beamtenſchaft iſt ſeither nicht wieder zur Ruhe
gekommen. Durch die Notverordnung habe man in einer geradezu
brutalen Weiſe auf der Linie des geringſten Widerſtandes, den
mittleren und unteren Beamten, die ſich zu den treueſten Dienern
des Staates rechnen dürfen und die eine der feſteſten Grundlagen
unſeres geſamten Staatslebens darſtellen, die Gehälter gekürzt,
während man Vermögen; freies Einkommen und Arbeitslohn bei
weitem nicht ſo hart anfaſſe. Als Sonderbelaſtung ſtellen ſich
dazu noch die Sondermaßnahmen der Heſſiſchen Regierung
be=
züglich der Behandlung der Anwärter und ledigen Beamten dar.
Dieſe Sonderbelaſtungen müſſen unter allen Umſtänden fallen,
denn die Opfer, die von den Beamten und dem ganzen Volke
durch die Notverordnung verlangt werden, ſtellten nach dem
Auf=
ruf der Reichsregierung das Aeußerſte dar, was dem Volke
zugemutet werden könne. Nur in Heſſen ſei noch eine Steigerung
erfolgt. Die zweite Notverordnung ſei nicht allein unſozial,
ſon=
dern auch im höchſten Maße undankbar gegenüber den
Kriegs=
teilnehmern, deren Renten erheblich geſchmälert wurden, und
ſtaatspolitiſch unklug, denn ſie führe zur Radikaliſierung der
Maſſen. Der Redner betonte, es ſei wohl möglich geweſen, der
zweiten Notverordnung einen anderen Inhalt und ein gerechteres,
ſozialeres Gepräge zu geben. Zum Schluſſe ſeiner Ausführungen
trat der Redner Preſſeveröffentlichungen des Landtagsabg. Dr.
Beſt mit der Ueberſchrift „Zahlen” entgegen.
Der 1. Vorſitzende ſprach dem Redner ſeinen Dank für die
trefflichen Ausführungen aus.
In der Diskuſſion über die beamtenpolitiſche Lage nahm
Juſtizſekretär Eiſenhauer=Darmſtadt Gelegenheit, die
Ausführun=
gen des Redners zu unterſtreichen und dem Heſſiſchen
Beamten=
bund für ſein eifriges Eintreten hinſichtlich der Juſtizbürobeamten
Dank zu ſagen.
Miniſterialrat Dr. Metz=Darmſtadt nahm dann das
Wort zu einigen von tiefem Verſtändnis für die Not des deutſchen
Volkes, insbeſondere der heſſiſchen Juſtizbeamtenſchaft zeugenden
Worten. Er zeigte nicht nur Verſtändnis für die Lage der
Beam=
tenſchaft, ſondern ſagte auch ſeine tätige Mitwirkung zur Abſtellung
der größten Not, insbeſondere der Sonderbelaſtung in Heſſen zu.
Nach der Mittagspauſe erfolgte die Wiederwahl des
Vorſtan=
des. Bei Beratung der eingegangenen Anträge wurden viele
gute Anregungen gegeben. Als jeweiliger Tagungsort der
Haupt=
verſammlung wurde Frankfurt a. M. beſtimmt. Um 16.30 Uhr
ſchloß der Vorſitzende die trotz der ſchlechten wirtſchaftlichen
Situation und der ſich hieraus ergebenden geſpannten politiſchen
Lage ruhig und harmoniſch verlaufene Verſammlung.
Ce, Seeheim, 7 Juli. Gefaßte Felddiebe Geſtern abend
begegneten der Förſter Eiſinger und Feldſchütz Dingeldein von
hier in der „Tanne” drei Leuten aus Bickenbach, die ungefähr
25 Pfund Johannisbeeren in Körben bei ſich trugen. Da den
Auf=
ſichtsbeamten die Sache verdächtig vorkam, forderten ſie die Leute
auf, mit auf die Bürgermeiſterei zu kommen. Erboſt, leerten ſie
die Körbe aus und bedrohten die Beamten; dieſe wandten den
Rücken und erſtatteten Anzeige an zuſtändiger Stelle.
— Jugenheim, 7. Juli. Das Sommernachtsfeſt findet im
gro=
ßen Feſtſaal des Hotels. Goldene Krone” im Park mit
anſchlie=
ßender Terraſſe und Hotelpark ſtatt. Es ſpielen zwei
Muſikkapel=
len, eine Militärkapelle und eine erſtklaſſige Jazzbandkapelle zum
Tanz. Außer den Preistänzen gibt es noch allerlei
Ueberraſchun=
gen. Das Feſt wird bei jeder Witterung abgehalten. Am
betref=
fenden Abend iſt Gelegenheit, bis 1 Uhr nachts nach Darmſtadt
mit dem Autobus zu fahren.
Ay. König i. O. (Stahlbad), 6. Juli. Die Kurkonzerte
finden nunmehr wieder, wie in früheren Jahren, in dem
neuher=
gerichteten Kurgarten der Guſtav= und Marienquellen ſtatt. Der
Südweſtfunk hier hat eine Anlage zur Uebertragung der Konzerte
des Kurorcheſters uſw. errichtet. Dieſe ſehr begrüßenswerte
Ein=
richtung, die erſte in dem ſich in ſteigendem Maße
verkehrserſchlie=
ßenden Odenwald, welche dank intenſiver Bemühungen der
Kur=
verwaltung ermöglicht wurde, findet größtes Intereſſe. Am
Mitt=
woch, den 8 und Donnerstag, den 9. d. M., ab vormittags 7.30
Uhr, finden die erſten Konzertübertragungen ſtatt, und es dürften
nicht allein viele ehemaligen Beſucher unſeres beliebten
Bade=
ſtädtchens ſich dieſe willkommene Gelegenheit nicht entgehen laſſen,
den vertrauten Weiſen des tüchtigen Orcheſters am Rundfunk zu
lauſchen, ſondern auch die anweſenden Kurgäſte ſehen mit der
einheimiſchen Bevölkerung erwartungsvoll der erſten
Rundfunk=
übertragung entgegen. — Ausdem Gemeinderat. Die
Ent=
richtung der Kanalbenutzungsgebühren hat gemäß
Gemeinderats=
beſchluß jährlich in 4 Raten zu erfolgen. Die Fälligkeit iſt mit
derjenigen des Waſſergeldes zuſammengelegt. Ergänzend zu 8 4
der Ortsſatzung über die Erhebung einer Bierſteuer werden die
Bierlieferanten (Bierbrauer oder Händler) als abgabepflichtig
feſtgelegt. Die Entwäſſerungsgräben im Wieſengrund ſollen durch
Wohlfahrtserwerbsloſe gereinigt und eine Lehrerswohnung
in=
ſtand geſetzt werden.
r. Babenhauſen, 7. Juli. Sangeserfolg. Vergangenen
Sonn=
tag nahm der Geſangverein „Eintracht” unter Leitung ſeines
treff=
lichen Chormeiſters Sahm an dem Rheiniſchen Geſangswettſtreit zu Gau=
Algesheim teil. In der Landklaſſe 4 errang er bei ſtarker Konkurrenz
von ſechs Vereinen den 3. Klaſſenpreis, ferner den Ehrenpreis und den
höchſten Ehrenpreis. Ein ſchöner Erfolg, der dem Dirigenten und den
auf=
wärts ſtrebenden Eintrachtſängern zur Ehre gereicht — Der
Vereins=
ausflug, den der Geſangverein, Sängerbund” letzten Sonntag zum
Beſuch ſeines ehemaligen Vereinswirts A. Peter nach Eberſtadt
unter=
nahm, hatte, vom herrlichen Ausflugswetter begünſtigt, einen
ausgezeich=
neten Verlauf. Die Stunden, die man im „Bergſträßer Hof” verlebte,
gehören zu den ſchönſten des ganzen Ausflugs, und nur zu ſchnell
ſchlug die Stunde des Abſchieds. — Aus Anlaß ſeiner Goldenen
Hochzeit wurde das Ehepaar Phil. Hammann von hier reich
ge=
ehrt. Nach dem Hauptgottesdienſt am Vormittag gedachte Herr Pfarrer
Kehr in zu Herzen gehenden, ergreifenden Worten der Lebensarbeit des
rüſtigen, allgemein beliebten Jubelpaares; ein Kinderchor ſang unter
Leitung des Herrn Rektors Glock zwei Lieder. Der Krieger= und
Solda=
tenverein ließ es ſich nicht nehmen, ſeinem langjährigen
Vorſtandsmit=
glied ſeine Liebe und Dankbarkeit an dieſem hohen Ehrentage zu zeigen.
eine Abordnung, an ihrer Spitze der erſte Vorſitzende, Herr Gg. Krapp,
begab ſich in die Wohnung der Gefeiereten, übermittelte mit bewegten
Worten die Glück= und Segenswünſche des Vereins und überreichte einen
mit allerlei Leckerbiſſen reich geſpickten Geſchenkkorb. Das Wohnzimmer
des Wagnermeiſters Hammann, der gleizeitig auch ſein 50jähriges
Ge=
ſchäftsjubiläum feierte, glich einem herrlichen Blumengarten.
— Hirſchhorn, 7. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
6. Juli 1,70 Meter, am 7. Juli 1,70 Meter.
— Gernsheim, 7. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 6. Juli 1,50 Meter, am 7. Juli 1,54 Meter.
Ias dur kleine Boie bracht
dad war aik!
Nun haben Sie wieder einmal gesehen, was Vim kann. Auch bei Ihnen war
doch der Vim-Bote mit einer kostenlosen Probedose? Und Sie haben es
probiert und gut gefunden, nicht wahr? Sehen Sie, das finden die anderen
Hausfrauen auch. Wo man fragt, eine Stimme: Vim putzt wirklich
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er-
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A. G.
(TV.1716
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Mittwoch, den 8. Juli 1931
Nummer 187
Zur Neckar=Kanaliſation.
Dr. Neckarſteinach, 6. Juli.
Nachdem durch das letzte Hochwaſſer die Arbeiten auf den beiden
Bauſtellen einige Tage eingeſtellt werden mußten, geht man jetzt um ſo
emſiger an die erforderlichen Arbeiten heran. Auf der linken Uferſeite
an der Bauſtelle Hirſchhorn iſt man augenblicklich noch mit dem
Erdaus=
hub beſchäftigt für die Schiffsſchleuſe und das Krafthaus.
Außerordent=
liche Erdmaſſen müſſen doch herausgeſchafft werden, die weiter
ſtrom=
aufwärts bei der Ersheimer Kapelle zu Dammbauten verwendet werden.
Die Schleuſe ſelbſt wird, zwiſchen den Toren gemeſſen, eine Länge von
etwa 110 Meter erhalten bei einer lichten Breite von 12,0 Metern. Sie
wird daher ausreichen zur Aufnahme von einem Schlepper und zwei
Laſtſchiffen. Die Lage der Schleuſe iſt ſo angeordnet, daß ſie
ausfah=
rende Schiffe geradeaus führt. Eine zweite Schleuſenkammer iſt links
neben der augenblicklich ausgehobenen vorgeſehen. Ihre Einfahrt iſt zu
erkennen an der Spundwand, die von der Landſeite nach der jetzigen
Baugrube der Schleuſe ſchräg verläuft. Bei einer ſpäteren Errichtung
dieſer zweiten Schleufe braucht demnach nach Erledigung der
erforder=
lichen Bauarbeiten die jetzt ſchon eingebaute Abſperrung nur noch
her=
ausgenommen zu werden.
Bei dem Auswerfen der Baugrube machen jetzt ſteinartige Schichten
dem Eindringen der Löffelbagger großen Widerſtand. Unſchätzbare
Dienfte leiſten dabei die jetzt zahlreichen Sprengarbeiten, die, obwohl ſie
zerſtören, den Fortgang der Arbeiten beſchleunigen. Weite Kreiſe ſind
der Meinung, daß bei ſolchen Sprengungen die Trümmer meilenweit
umherfliegen und daß Sprengarbeiten außerordentlich gefährlich ſind.
Da nun die zerſtörende Wirkung der Sprengſtoffe auf ihrer
Exploſions=
fähigkeit beruht, ſind weithin vernehmbare Detonationen zu hören. Durch
die plötzliche Entwicklung einer großen Gasmenge im engen Raum
(Bohrloch) entſtehen ſtarke Kräfte, die ſich in der Zertrümmerung des
Geſteins und Findlings äußern. Die Sprengſtoffe, die hier zur
Ver=
wendung gelangen, beſtehen aus Kohlenſtoff und Sauerſtoffträgern oder
aus Stoffen, die an und für ſich ſchon exploſibel ſind. Die hier kurz
genannte Ammongelatine beſtehr hauptſächlich aus Ammonſalpeter, dem
zur Erhöhung der Wirkung andere exploſible Stoffe beigemiſcht ſind.
Der Sprengſtoff iſt gegen Stoß, Schlag und Reibung unempfindlich und
iſt als Sprengöl (Nitroglyzerin) gelatiniert. Gezündet werden dieſe
Sprengſtoffe durch eine elektriſche Zündung. Naß= als auch Trocken=
Sprengarbeiten werden zurzeit ausgeführt Die wirkliche praktiſche
Ausführung der Sprengarbeit iſt in jedem Fall eine andere. Man
konnte hier von der öffentlichen Fahrſtraße aus beobachten, daß z. B. ein
Sprengſtoffbündel auf einen mächtigen Stein feſt aufgelegt wurde. Ueber
eine ſolche Ladung wird dann eine Schicht aus feuchter Erde aufgedrückt
oder das Sprengſtoffbündel wird unter dem Stein angebracht oder durch
Bohrlöcher in den gewachſenen Fels eingeführt. Vor dem Abtun der
Schüſſe werden noch beſondere Vorkehrungen getroffen, um die
Aus=
wirkungen des Sprengens auf eine kleinere Umgebung zu beſchränken.
Ketten oder andere zuſammenhängende Stoffe werden über die zu
ſprengenden Steinmaſſen gelegt. Arbeiter mit roten Fahnen ſperren
dann das Gelände ab, und alle verlaſſen nun ſchnell die Baugrube auf
eine Entfernung von etwa 200 Meter, um Schutz zu finden in einer
gekippten Lore oder auch aus genügender Entfernung die Wirkung zu
beobachten. Sechs bis acht Schüſſe innerhalb von Minuten zu ſehen, iſt
auch für den Laien intereſſant. Zuerſt fliegen Erdmaſſen, dann Steine
weit hoch in die Luft, dann iſt ein heftiger Knall zu hören, Raſſeln der
Ketten und Niedergehen der Erdwolken und Steine zu beobachten. Die
Arbeiter mit den roten Fahnen winken, die Sprengarbeiten ſind
be=
endet, und alles geht nun wieder ſeinen gewohnten Gang.
Auf dem rechten Bauabſchnitt ſind die Arbeiten ſoweit
fortgeſchrit=
ten, daß ſie erkennen laſſen, was hier alles entſtehen ſoll. Das
Fun=
dament des erſten Strompfeilers iſt betoniert. Nachdem das letzte
Hoch=
waſſer dieſe Betonarbeite;, unterbrochen hatte, wurden die
Anſchluß=
flächen aufgerauht und weiter betoniert. Die Bauleitung der
aus=
führenden Firma hat unter günſtiger Ausnutzung des Geländes eine
ge=
ſchickte Anlage geſchaffen „Auf einer ſchrägen Ebene fahren Bauzüge
Sand, Kies und Zement heran. Etwas unter Straßenhöhe befinden ſich
drei Silos, in die man die Materialien bringt. Ueber den Silos
befin=
det ſich der Schuppen in Straßenhöhe zur Lagerung und Abſchütten des
Zementes. Durch Regulierung des Zuganges nach dem Miſcher können
hier nun beſtimmte Miſchungsverhältniſſe eingehalten werden.
Augen=
fällig iſt hier die kontinuierliche Arbeitsweiſe der Miſchanlage. Mit
Genauigkeit iſt die Waſſermenge feſtgelegt, die aus einem aufgeſtellten
Hochbehälter gleichmäßig zufließt. Die fertig zubereitete Betonmaſſe
verläßt die 5 Meter tiefer aufgeſtellte Betonmaſchine, um nun in eine
Laufkatze mit Betonmulde zu fallen. Dieſe Laufkatze wird nun durch
eine abſeits aufgeſtellte Seiltrommel hochgezogen, um ſich automatiſch
in einer gewiſſen Höhe zu entleeren. Sie fährt innerhalb des
Gieß=
turmes hoch. Der Turm ſelbſt erhebt ſich bis zu der gigantiſchen Höhe
von 54 Metern und iſt nach vier Seiten gut verankert. Ein kleineres
Silo nimmt nun die Betonmaſſe von der Mulde auf, um dieſelbe
gleich=
mäßig in Rinnen an die Verwendungsſtelle gelangen zu laſſen. Dieſe
Rinnen haben eine Länge von etwa 12,00 Metern und werden von dem
ſchon erwähnten 54 Meter hohen Turm getragen. Ein ſogenannter
Flieger, der mit einem Gegengewicht verſehen iſt, erlaubt es, der
Beton=
zuführungsbahn jederzeit eine andere Richtung mit Leichtigkeit zu geben.
Die Anlage dürfte eine Beförderung des Betons auf eine Entfernung
von mehr als 30 Metern augenblicklich bewältigen.
Auf dem Pfeiler ſelbſt, der ungefähr in dem Fundament eine
Länge von 28 Metern und eine Breite von einem halben Meter zeigt,
ragen umgebogene Rundeiſen von 20 Millimeter Dicke heraus. Sie
ſollen für die nötige Haftung des Betons ſorgen, der ſpäter noch
auf=
getragen wird. Später, da die Betonarbeiten an dem Strompfeiler jetzt
unterbrochen werden. Wie aus den umherliegenden Formeiſen zu
er=
ſehen, findet nun in den nächſten Tagen der Aufbau von einem
Eiſen=
ſkelettbau ſtatt. Während man ſeither die Pfeiler nur aus Eiſenbeton
errichtete, findet hier nun auch ein Eiſengerüſt, beſtehend aus
Fluß=
ſtahlwinkeln und anderem Formſtahl, Anwendung. Man geht von dem
Grundgedanken aus, daß als tragende Kraft ein entſprechend
kon=
ſtruiertes Skelett genügt, das mit der nötigen Betonmaſſe umgeben
wird. Aus den Formſtahlſtücken iſt zu erſehen, daß der größte Teil der
Bauarbeiten in die Fabrik verlegt werden konnte, die Bauzeit an der
Bauſtelle wird dadurch weſentlich gekürzt. Die Stahlgerüſtteile beſtehen
aus Normalprofilen, und viele Stücke ſind von gleicher Länge. Andere
wieder mit Knotenblechen verſehen, die einen Anſchluß von einem
zwei=
ten oder dritten Giſen ermöglichen. Die einzelnen Teile werden in den
nächſten Tagen zuſammengeſchraubt, und ein eiſernes Gerüſt auf eine
Länge von 27 Meter und einer Breite von 45 Zentimetern wird ſich dem
Beſchauer zeigen. Die Höhe von dieſem Stahlfkelett wird 21 Meter
betragen und das Gewicht desſelben 13 Tonnen. Dieſe Maſſe von Eiſen
in dem Betonpfeiler iſt nötig, da derſelbe ja je das halbe Gewicht von
zwei Walzen tragen muß, zu dem noch dasjenige der Maſchinen zum
Aufziehen derſelben kommt. Gleichzeitig wird dann das Gerüſt zur
Aufnahme der Schalung dienen für die nachfolgenden Betonarbeiten.
Wenn dann das Ganze wieder entſchalt wird, iſt von den hier geleiſteten
Arbeiten nicht mehr viel ſichtbar. Erwähnt ſei noch, daß der Pfeiler in
der Richtung nach Hirſchhorn eine Ausſparung oben erhält, die der
Auf=
nahme der Brücke dienen ſoll.
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Dz. Bickenbach, 7. Juli. 25jähriges Jubiläum. Der
Kaninchen= und Geflügelzuchtverein beging am Sonntag ſein 25 Jubiläum. Das Feſt wurde am Vorabend durch einen
Kommers eingeleitet, den die beiden Geſangvereine und der „Freie
Sportverein” verſchönern halfen. Der Verbandsvorſitzende, Herr
Gewerbelehrer Brohm, feierte die 25jährige Mitgliedſchaft der
Herren Altbürgermeiſter Rau, Peter Rau, Peter Stein und
Phi=
lipp Engelhart, denen er ein Diplom und die goldene
Verbands=
nadel überreichte. Außerdem machte er noch intereſſante
Ausfüh=
rungen über Zuchtverbeſſerungen durch rationelle Fütterung. Der
Himmel hatte mit dem Bickenbacher Sand Erbarmen und ſandte
gegen 1 Uhr einen Staublecker. Um 2 Uhr bewegte ſich der
Feſt=
zug der örtlichen Vereine, durch den Reiterverein und einige
idylliſch geſchmückte Wagen verſchönert, durch die Ortsſtraßen nach
dem nahen Sportplatz. Ein Wagen mit erſtklaſſigem Geflügel war
zur Werbeſchau aufgeſtellt. Nach einer kurzen Begrüßung durch
den 2. Vorſitzenden, Herrn Weißheimer, boten die örtlichen Vereine
abwechſelnd ſowohl in Geſang als auch in freien und volkstüm=
lichen Uebungen viel Schönes. Vorzügliche Leiſtungen zeigte der
„Deutſche Turnverein” im Barrenturnen. Die Pauſen füllten die
zarten Klänge der Seeheimer Muſikkapelle aus. Von größtem
In=
tereſſe war ein Handballſpiel der 1. Mannſchaft der D.2. (
Gau=
meiſter) gegen die 2. Mannſchaft desſelben Vereins. Ohne das
Spiel einer eingehenden Kritik zu unterziehen, muß doch manches
über den Spielverlauf geſagt werden. Mit Ueberlegenheit tritt.
der Gaumeiſter etwas phlegmatiſch an. Nach dem 1. Tor der 2.
ſetzte der Gaumeiſter hart an. Ein 2. Tor für die 2.! Hart drängt
der Gaumeiſter auf und erreicht mit 2 Toren den Ausgleich. Doch
den behenden, flinken und techniſch gutgeſchulten Kleinen gelingt
es, mit 4:2 in die Pauſe zu gehen. Nach der Pauſe galt es für
den Gaumeiſter, ſeine Ehre zu retten, weshalb, er gar manchmal
unfair ſpielte. Seine Torwürfe waren oft planlos oder wurden
ſie von dem Tormann Loos der 2. brillant gehalten. Auch
Henne=
mann, der ehemalige 98er, konnte trotz aller Schikanen und
Fi=
neſſen die Niederlage nicht mehr aufhalten. Jede Mannſchaft
konnte noch um 1 erhöhen. So hatte die 2. Mannſchaft zur Freude
aller Zuſchauer mit 5:3 den Gaumeiſter verdient geſchlagen.
Da=
mit war das Feſt beendet. Es war ein echtes Volksfeſt. Abends
beim Ball kam die erwachſene Jugend zu ihrem Recht. Im
Spät=
herbſt wird der Verein eine Prämiierungsausſtellung ſpeziell mit
diesjährigem Zuchtmaterial veranſtalten. — Sonntag, den 19.
Juli, findet hier der Delegiertentag der Freiwilligen Feuerwehren
des Kreiſes, verbunden mit einer Uebung der hieſigen
Freiwil=
ligen Feuerwehr, ſtatt.
Ca. Lorſch, 6. Juli. 25jähriges Jubiläum
derTurn=
gemeinde e. V. Lorſch. Die Jubelfeier der Turngemeinde
nahm, durch herrliches Sommerwetter begünſtigt, einen
glänzen=
den Verlauf. Die Feierlichkeiten begannen bereits am Samstag
abend durch einen ſtattlichen Fackelzug, der am Kriegerdenkmal
zu einer ſchlichten Gefallenenehrung Station machte. In der
Turn=
halle fand dann anſchließend ein Feſtkommers ſtatt, der ſich eines
überaus guten Beſuches erfreute. Nach Begrüßung durch Herrn
Lammer im Namen des Vereins und einem Prolog von Frl.
Boh=
rer ergriff Herr Bürgermeiſter Huba als Vorſitzender des
Feſt=
ausſchuſſes das Wort. In kernigen Worten ſchilderte er die
Grün=
dung und Entwicklung des Vereins und gedachte der
verdienſtvol=
len Arbeit des Vorſtandes. Von den 13 Gründern des Vereins
ſeien dem Verein heute noch 8 treu geblieben, einer ſei auf dem
Felde der Ehre gefallen. Der Abend wurde ausgefüllt durch
tur=
neriſche und geſangliche Darbietungen hieſiger Vereine, die den
verdienten Beifall fanden. Der Hauptfeſttag begann mit dem
üb=
lichen Weckruf. Schon am frühen Vormittag ſetzten dann die
leicht=
athletiſchen Wettkämpfe unter den hieſigen Sportvereinen ein, bei
denen recht beachtliche Leiſtungen erzielt wurden. Die
Feſtſtim=
mung erreichte am Nachmittag ihren Höhepunkt. Pünktlich ſtellte
ſich ein ſtattlicher Feſtzug auf, der nach kurzem Weg zum Feſtplatz
führte. Dort herrſchte bald ein buntes Treiben. Begrüßung und
Pro=
log folgte eine in großartiger Weiſe vorgetragene Feſtrede durch
Herrn Studienrat Graf von Worms, ein Lorſcher Kind. Er
ver=
ſtand es, die Zuhörer zu feſſeln und fand für ſeine Worte
brau=
ſenden Beifall. Nach weiteren Darbietungen auf dem Gebiete der
Turnerei erfolgte die Ehrung der Gründer. Es ſind dies die
Her=
ren: Michael Metz 9., Sebaſtian Maſſoth 3., Karl Wieland, Joſef
Enders, Adam Emig, Jakob Gutſchalk 3., Adam Schiffel und Peter
Mayer 1. Herr Studienrat Graf, der die Ehrung vornahm,
über=
reichte den Jubilaren gerahmte Ehrenurkunden, die in ſichtlicher
Rührung und mit Dank entgegengenommen wurden. Den Schluß
der Nachmittagsfeier bildete die Siegerverkündung und Uebergabe
der Ehrenurkunden. Der Abend bot einen herrlichen Feſtball in
lauer Sommernacht mit einer prachtvollen Beleuchtung. Eine
überaus zahlreiche Anteilnahme aller Kreiſe der Bevölkerung)
zeugte von der großen Beliebtheit, deren ſich die Turngemeinde
hier erfreut. Der Verein hat es ob ſeiner Rührigkeit und dem
guten Zweck aber auch vollauf verdient, daß ihm dieſer Erfolg
be=
ſchieden wurde. Auch der finanzielle Erfolg dürfte mit Rückſicht
auf die durch Erbauung der Turnhalle aufgenommene
Schulden=
laſt ein ſehr willkommener ſein.
Au. Wallerſtädten, 7. Juli. 90 Jahre alt! Die älteſte
Einwohnerin unſere Gemeinde, Frau Eliſabethe Merz Witwe,
konnte am heutigen Dienstag in voller geiſtiger und körperlicher
Rüſtigkeit ihren 90. Geburtstag feiern.
Aa. Seligenſtadt, 7 Juli. Tödlicher Verkehrsunfall. An
der doppelten Straßenkreuzung Stockſtadt a. M.=Seligenſtadt kam ein
Motorradfahrer aus Offenbach inolge Platzens des Vorderreifens ſo
un=
glücklich von ſeiner Maſchine zu Fall, daß er tot liegen blieb.
Auffallen=
derweiſe kam ſeine Begleiterin auf dem Sozius ohne irgendwelche Ver=
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Aammer 187
Mittwoch, den 8. Juſ 1931
Seite 9
Zuremsfeaden, efeisrelber, SMramfelver und Sone.
Bilder von einer mazedoniſchen Reife.
m. Skoplje, Juni 1931.
In Prilep hätten ſie mich beinahe verhaftet. Drei Mann
hatten ſie aufgeboten mit zwei richtigen Schießgewehren. Wber
die Sache war nur halb ſo ſchlimm. Denn da ich mich im
all=
gemeinen von Hochſtapelei ferngehalten habe, konnte ich mein
Abendbrot in Ruhe weiter verzehren und den Klängen der
Muſik lauſchen, die gerade den ach ſo unvermeidlichen kleinen
Gardeoffizier verabſchiedete . . . Leider nicht endgültig; in Orchid
tauchte er ſchon wieder auf. So dringt die Ziviliſation vor,
man kann es nicht verheimlichen. Woraus der geneigte Leſer
gütigſt entnehmen möge, daß eine Reiſe nach Makedonien keine
Expedition in die Wildnis iſt. Wir ſind auch nicht
ausgeplün=
dert worden, und wenn ſich wer vorſtellt, daß dort die
Komitad=
ſchis herumſpazieren, wie anderwärts Herr Meier und Herr
Müller zum abendlichen Skat gehen, ſo irrt ſich der. Man trifft
zwar hier etwas öfter Gendarmeriepatrouillen als zwiſchen
Leip=
zig und Dresden, und es empfiehlt ſich auch, den Paß in der
Taſche zu führen, aber dafür kann man auch erleben, daß man
von der Wache in aller Freundſchaft aufgefordert wird, die Nacht
bei ihr Herberge zu nehmen. So geſchehen zwiſchen Reſan
und Ochrid, wo uns der Beamte voller Stolz erzählte, daß er
in Wien im dritten Bezirk in der Bosniakenkaſerne gedient
habe; und es ſei doch ſchön, daß jetzt ſo oft Deutſche hier
her=
kämen.
Es iſt nicht lange her, daß hier unten ziemlich viel Deutſche
waren; wie man weiß, nicht gerade zu ihrem Vergnügen. Noch
heute findet man an den Straßen hier und dort eine
umge=
ſtürzte Lafette, Brunnen ſind mit Granathülſen geſchmückt, und
die wackere kleine Feldbahn, die ebenſo wie die Straßen von
deutſchen Truppen gebaut worden ift, iſt heute noch in Betrieb.
Es wird wenige Beiſpiele geben für das freundliche Gedenken,
wie es hier der deutſchen Beſatzungsarmee bewahrt wird. Daß
Volk und Behörden in gleicher Weiſe den
ge=
fallenen deutſchen Soldaten alle Achtung
er=
weiſen, gereicht ihnen ſelbſt zur Ehre.
Die Makedonier ſind ein ſchöner und ſtolzer Menſchenſchlag.
Ihre Wirtſchaft und ihre Dörfer ſind denkbar primitiv. Der
Holzpflug iſt gerade im Verſchwinden begriffen aber die
Bauernwirtſchaft, die ſich bis in die Stadt hineinzieht, iſt noch
ganz auf Selbſtverſorgung eingeſtellt. Ueberall findet man noch
Webſtühle, und ſelbſt beim Gehen haben die Frauen oft die
Spindel in der Hand und drehen den Faden. Farbenfreudig
und ornamentreich ſind ihre Trachten. Die Männer tragen
das weiße Hemd, das wie ein Kittel über die weißen Hoſen
herüberreicht. Bunt iſt der Gürtel, bunt ſind die groben
Strümpfe. Bunt und prächtig ſind vor allem auch die Trachten
der Frauen und Mädchen; Hemd und Rock ſind fein beftickt,
Mieder und Schürze leuchten in allen Farben. Sie tragen dieſe
Trachten auf dem Feld bei der Arbeit, ſie tragen ſie am
Sonn=
tag beim Tanz, und es iſt beſonders reizvoll, die Unterſchiede
der Trachten von Dorf zu Dorf zu beobachten. Das iſt noch
wirkliche alte Volkskultur.
Alte Sitten und vorkapitaliſtiſche Tradition beſtimmen auch
den Charakter der Städte. In Veles und Ochrid, in Prilep und
in Debar, immer wieder findet man ſtraßauf, ſtraßab die
Hand=
werker in ihren offenen Werkſtätten, und was ſich bei uns nur
noch in den Namen der Gaſſen erhalten hat, hier iſt es noch
Wirklichkeit: in dieſer Gaſſe hocken die Keſſelſchmiede, in jener
ſitzen die Sattler zuſammen, dort haben die Schuhmacher ihren
Bazar und da die Töpfer. Die Bauern kommen im allgemeinen
nur an den Markttagen in die Stadt, um ihre Waren feilzubie=
ten — Geflügel und Eier Lämmer und Zicklein und die Früchte
des Feldes. Die „eingeborene” ſtädtiſche Bevölkerung iſt zum
großen Teil türkiſch. Das iſt zwar an den Namen nicht immer
zu erkennen; denn aus dem Herrn Parmak, — Finger auf
deutſch — iſt eben ein Herr Parmakovitſch geworden. Aber
auch der Parmakovitſch wird nach ſeiner Sitte grüßen, indem er
die Hand an den Fez und dann aufs Herz legt. Und er
ſpricht türkiſch, wie man in Ankara, ſpricht, er geht in die
Moſchee, er hat ſeinen Harem . . . Es iſt ein ſeltſam erregendes
Bild, dieſe verſchleierten Frauen, denen man auch ſchon in
Skoplie begegnen kann. In ſchwarzem Rock und ſchwarzem
Umhang, das Geſicht vom ſchwarzen Schleier völlig bedeckt, eilen
ſie ſcheu über die Straße. Und wenn einmal in menſchenleerer
Straße der Schleier gelüftet wurde, ſo fällt alsbald der
Vor=
hang wieder, wenn ein männliches Weſen auftaucht, und
ver=
hüllt, was keineswegs immer beſonders reizvoll iſt. Hier hat
kein Gazi reformiert, und an allen türkiſchen Häuſern
ſind die Fenſter ſtreng vergittert, damit kein Unberufener einen
Blick in dieſe geſchloſſene Welt tue. So wurde uns auch in
Skoplje der Zutritt zum Minarett verweigert, weil ja die Gitter
nur gegen die Sicht von der Straße herauf ſchützen.
Fünfhundert Jahre waren die Moſlems die Herren des
Landes. Erſt die Schlacht von Kumanovo — unweit Skoplje
— im erſten Balkankrieg wendete das Schickſal, das auf dem
Amſelfelde 1389 entſchieden worden war. Wieviel Blut iſt in den
immer wieder aufflackernden Aufſtänden vergoſſen worden, in
denen die Makedonier ihr Chriſtentum verteidigten und gegen
den unerträglichen Druck der türkiſchen Feudalherren
aufbegehr=
ten. Bis 1870 bis zur Errichtung der autonomen bulgariſchen
Kirche, mußte der Kampf auch noch gegen die volksfremde
grie=
chiſche Geiſtlichkeit geführt werden. Wieviel Kämpfe hat
dieſer Boden geſehen, ſeit 168 v. Chriſti Geburt
die Römer das Land unterwarfen, ſeit die Stürme
der Völkerwanderung darüber hinbrauften, ſeit die Slawen ſich
hier im ſiebenten Jahrhundert feſtſetzten und noch Jahrhunderte
lang fortwährende Kriege mit Byzanz auszufechten hatten. Noch
heute iſt in Skoplje ein Stück der alten römiſchen Waſſerleitung
erhalten, noch heute kann man am Kaſtell in Ochrid den ſicheren
Blick der Römer für die ſtrategiſch wichtigſten Punkte
bewun=
dern. In Stobi in der Nähe von Gradſko, das an der
Bahn=
ſtrecke nach Saloniki liegt, werden jetzt außerordentlich
inter=
eſſante Ausgrabungen gemacht; ein vollſtändiges Ampietheater
aus dem vierten Jahrhundert iſt bereits freigelegt, eine
früh=
chriſtliche Kirche und ausgedehnte byzantiniſche Hausanlagen
wachſen langſam aus dem Boden heraus. Wundervoll ſind die
uralten Kirchen und Klöſter dieſes Landes. Abendland und
Morgenland haben ſich hier durchdrungen und einen neuen,
eigenartigen Stil erzeugt. Da iſt das Kirchlein Speti Klement
in Ochrid, eine ſchlichte, einkuppelige Baſilika, die der Heilige
Klement, der Schüler der Slawenapoftel Cyrill und Method,
ſelbft gegründet hat. Der Ikonoſtas, die Bilderwand vor dem
in einer Sakriſtei liegenden Altar, iſt ein Schatz mittelalterlicher
Kunſt. Die Heiligenbilder — Ikone — ſind zumeiſt mit Silber
ausgelegt, und am Reliquienſchrein hängen koſtbare
handgetrie=
bene Silbergefäße. Hier wie in allen anderen Kirchen ſind die
Wände faſt vollſtändig mit Fresken bedeckt. Sveti Sofia in
Ochrid darf ſich mit den berühmteſten Gotteshäuſern in ganz
Europa meſſen; 1043 erbaut, iſt ſie die größte Kirche des ganzen
Landes. Der Ikonoſtas in Kloſter Sveti Jowan Bigorſki, das auf
dem Wege von Debar nach Goſtivar hoch oben am Felſen gebaut
worden ift, muß als ein Meiſterwerk der Holzſchnitzkunſt ge=
rühmt werden. In Blumen= und Blätterornamenten hat der
Künſtler in außerordentlicher Anſchaulichkeit Szenen aus dem
Alten und Neuen Teſtament angebracht. Ein Meiſterwerk des
gleichen Ranges findet ſich in der berühmten unterirdiſchen
Kirche Sveti Spas in Skoplje.
Schön und intereſſant zugleich ſind auch die Moſcheen —
die weiten Räume offenbaren ein großartiges Raumgefühl, das
aus dem breit dahinfließenden orientaliſchen Leben in voller
Natürlichkeit erwachſen iſt. Die Ruhe des Raumes, der durch
eine Decke organiſch abgeſchloſſen iſt oder deſſen Linien in einer
Kuppel wie ſelbſtverſtändlich zuſammenlaufen, wird durch den
Mangel an Schmuck und durch die ſchönen alten Teppiche des
Bodens nur umſo ſtärker betont. Abwechſlungsreich wie ſeine
Geſchichte, vielfältig wie ſeine Völker und Stämme iſt auch das
Land Makedonien ſelbſt. Ob man auf der Wardarbrücke in
Skoplje ſteht und in der Ferne die ſchneeglänzenden Gipfel der
Schar Planina ſieht, ob man den hochgebirgsartigen Paß
zwi=
ſchen Gradſko und Prilep erklimmt, ob man breite
Tallandſchaf=
ten mit ausgedehnten Mohn=, Getreide= und Tabakfeldern
durch=
fährt, ob die Straße ſich wie zwiſchen Debar und Goſtivar durch
enge Flußtäler windet — immer iſt es ſchön, immer feſſelt der
Blick in die Weite und über die Berge. Da die Straßen ſich
in recht gutem, zum Teil ſogar in hervorragendem Zuſtand
be=
finden, nimmt der Motorverkehr immer mehr zu; zwiſchen
Gradſko—Prilep-Bitolj—Ochrid—Debar verkehren bereits
regel=
mäßige Autobuſſe. Oft genug begegnet man aber unterwegs
noch den Eſel= und Pferdekarawanen, die für die Gebirgspfade
auch heute noch unentbehrlich ſind. An den typiſchen hölzernen
Packſätteln ſind Laſten aller Art befeſtigt. Hoch mit Kiſten und
Kaſten beladen trotten Tier und Treiber dahin, und auch in den
Städten gehört der Trageſel zum Straßenbild. Mit
baumeln=
den Beinen hocken Türken und Albaner auf ihren Grauchen.
Aber während der Türke höflich genug iſt, Frau und Kind
beim Zug über Land den Sattel zu überlaſſen, — ein
roman=
tiſches Bild! —, ſo muß die Albanerin zu Fuß laufen und er
reitet. Das iſt ja wohl im Kaufpreis der Frau mit
einge=
ſchloſſen ..
Schöne Landſchaft gibt es auch anderswo; maleriſche
Dör=
fer, orientaliſche Städte, bemerkenswerte Architekturen wird man
nicht allein in Makedonien ſuchen — aber wo in Europa
gibt es ein Land, in dem ſo wie hier auf engem
Raum ſo viel Völker zuſammenwohnen? Und
ge=
rade dieſes Völkergemiſch macht den eigentlichen Reiz
Makedo=
niens aus. Noch haben wir nicht von den Kutzowallachen
ge=
ſprochen, jenen rund 40 000 Romanen, deren „rumäniſche‟
Sprache in Wirklichkeit eher mit dem modernen Italieniſch
Aehnlichkeit hat; wir haben die türkiſchen Zigeuner nicht
er=
wähnt, deren Frauen in phantaſtiſch bunten Hoſen und Jacken
herumlaufen; Zigeuner trifft man auf freiem Felo, wo ſie eben
„nach Zigeunerart” kampieren; es gibt einige muſelmaniſche
Slawen, die Pomaken genannt werden. Die Albaner, die ganze
Ortſchaften geſchloſſen beſiedeln, ſind ſo zahlreich, daß Kenner
des Landes behaupten, binnen kurzem werde die „makedoniſche
Frage” eine albaniſche Frage ſein . ..
Zur türkiſchen Zeit war der Name „Makedonien” verpönt,
wie er es heute auch iſt: aus Rumelien — Rum ili, das iſt
römiſches Land — iſt „Südſerbien” geworden. Und es iſt nicht
zu leugnen, daß die Serben mit allen Mitteln bemüht ſind, in
dieſem Land der ungehobenen Schätze, deſſen ſtrategiſche
Be=
deutung zudem unverkennbar iſt, Ordnung und Sicherheit zu
ſchaffen. Sie haben Straßen und Bahnen gebaut ſie haben
die großen Volkskrankheiten wirkſam bekämpft, ſie errichten
Schulen. Man hat uns verſichert, daß heute in Makedonien
niemand an Aufſtand und Revolution denke. Unſer kurzer
Be=
ſuch hat uns nichts Gegenteiliges gezeigt; er reicht allerdings
nicht aus, um dieſe Behauptung nun auch poſitiv zu beſtätigen.
Man jagte uns, daß den Makedoniern das Bekenntnis zum
Jugoſlawentum nicht ſchwer fiele, wenn ſie auch keine „Serben”
ſein wollten . .."
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2au0
5.90
Seite 10
Mittwoch, den 8. Jnli 1931
Nummer 187
Reich und Ausland.
Im Rhein ertrunken.
Ba. Wiesbaden. Auf der Rettbergsaue,
zwiſchen dem Strandbad Biebrich und
Schier=
ſtein, lief der 19 Jahre alte Sohn des Arbeiters
Fuge aus Bierſtadt, Erbenheimer Straße 20
wohnhaft, im Rhein am Uferrand entlang und
geriet dabei in eine tiefe Stelle, wodurch er
ſo=
fort ertrank. Die Leiche des jungen Wilhelm
Fuge iſt noch nicht geländet.
Ein Triumph der Optik.
Wetzlar. In den letzten Tagen haben die
hieſigen optiſchen Werke von Ernſt Leitz ihr
300 000. Mikroſkop fertiggeſtellt, das ſie dem um
die pathologiſche Anatomie hochverdienten
Ge=
heimrat Prof. Dr. Aſchoff in Freiburg i. B. zum
Geſchenk machten. Die Einrichtung dieſes
Mikro=
ſkops, das erſt vor wenigen Wochen der
Forſcher=
welt bekannt wurde, ſtellt eine bedeutungsvolle
Neukonſtruktion dar, die wegen ihrer beſonderen
Verwendungsfähigkeit bei der Krebsforſchung
mittels Auflicht=Beleuchtung großes Aufſehen
erregte. Mit der Ueberreichung folgt die Firma
einer alten Uebung. So erhielt das 50 000.
Mikroſkop die Deutſche Lungenheilſtätte in
Da=
vos, das 100 000, der bekannte Bakteriologe
Ro=
bert Koch, Berlin, das 150 000, der
Serumfor=
ſcher Paul Ehrlich, Frankfurt a. M., das 200 000.
Prof. Heidenheim, Tübingen, das 250 000, das
Inſtitut für Schiffs= und Tropenkrankheiten,
Hamburg.
Schwerer Unfall beim Scheibenſchießen.
Marburg. Der 17jährige
Gärtnerlehr=
ling Garthe, der am Sonntag nachmittag beim
Scheibenſchießen des Schützenvereins mit dem
Anzeigen der Schießergebniſſe betraut war,
wurde plötzlich von der Kugel eines Schützen in
den Hinterkopf getroffen und ſchwer verletzt.
Man überführte den Schwerverletzten in die
Marburger Klinik, wo man an ſeinem
Aufkom=
men zweifelt. Ob ſich der junge Mann zu weit
hinter dem Scheibenſtand hervorgewagt hat, oder
ob ihn eine zurückgeprallte Kugel traf, bleibt
noch aufzuklären.
Raubüberfall.
Trier. In dem Nachbarort Schweich wurde
ein ſchwerer Raubüberfall verübt. Zwei
Wan=
derburſchen waren in das Haus eines im
Ruhe=
ſtand lebenden Konrektors eingeſchlichen, der ſie
bei einem Weingelage in der Diele überraſchte.
Die beiden Burſchen ſtürzten ſich auf den alten
Mann und ſchlugen ihn mit Weinflaſchen
nie=
der. Sodann drangen die Diebe in das
Schlaf=
zimmer ein und bedrohten die 72jährige
Schwe=
ſter des Ueberfallenen mit einem Küchenmeſſer.
In ihrer Angſt gab die alte Frau den
Ver=
brechern das im Zimmer befindliche Bargeld im
Betrage von etwa 10 RM. Inzwiſchen war es
dem überfallenen Konrektor gelungen, in den
Garten zu kommen und Hilfe herbeizurufen.
Darauf ergriffen die Räuber die Flucht, jedoch
wurde einer von ihnen von den Verfolgern
ge=
ſtellt und feſtgenommen.
Sechs Jahre Zuchthaus für das „Nachtgeſpenſt”.
Berlin. Die erſte Strafkammer beim
Land=
gericht III verurteilte den Buchdrucker Johann
Janoſchka, der als „Nachtgeſpenſt” eine ganze
Anzahl Einbrüche in Wilmersdorf und
Char=
lottenburg verübt hatte, wegen fortgeſetzten
ſchweren Einbruchsdiebſtahls, teilweiſe in
Tat=
einheit mit Freiheitsberaubung, wegen
unbe=
fugten Waffenbeſitzes und wegen verſuchter
Notzucht in einem Falle zu 6 Jahren Zuchthaus,
6 Jahren Ehrverluſt und erkannte auf Stellung
unter Polizeiaufſicht. Das erſtinſtanzliche
Ur=
teil hatte auf 3 Jahre 6 Monate Gefängnis
gelautet.
Urteil im Uralzeff=Prozeß.
Dresden. Das am Dienstag vormittag
im Uralzeffprozeß verkündete Urteil lautete
ge=
gen den Angeklagten Uralzeff wegen
gemein=
ſchaftlichen Betrugs, vollendeten und verſuchten
Betrugs und ſchwerer Urkundenfälſchung in
meh=
reren Fällen auf drei Jahre Gefängnis, unter
Anrechnung der Unterſuchungshaft, gegen Dr.
Steinmetz wegen gemeinſchaftlichen Betrugs auf
ſechs Monate Gefängnis, unter Anrechnung der
Unterſuchungshaft; wegen Begünſtigung erfolgt
Freiſpruch; Schrade wegen Beihilfe zur ſchweren
Urkundenfälſchung in Tateinheit mit
vollende=
tem und verſuchtem Betrug in mehreren Fällen
auf ein Jahr, drei Monate Gefängnis, Bedenk
wegen ſchwerer Urkundenfälſchung in Tateinheit
mir Rückfallbetrug und Beihilfe zur
Urkunden=
fälſchung ein Jahr, drei Monate Gefängnis,
un=
ter Anrechnung der Unterſuchungshaft, Rifczes
wegen Urkundenfälſchung auf ſieben Monate
Ge=
fagnis, die durch die Unterſuchungshaft als
verbüßt gelten, Dr. Türk wegen
Betrugsver=
ſuches und Untreue in mehreren Fällen zu zehn
Monaten Gefängnis, unter Anrechnung der
Un=
terſuchungshaft; von der Anklage des Betrugs
erfolgt Freiſpruch.
Der Erfinder des Tennisſporkes †.
Sir William Hart Dyke,
der als Erfinder des Tennisſportes gilt, ſtarb
in England im Alter von 93 Jahren.
Abge=
ſehen von ſeiner Bedeutung als Sportsmann,
hatte Sir William Dyke mehrere bedeutende
Poſten in der engliſchen Politik bekleidet.
Deukſchlands größke Trinkwaſſerkalſperre vor der Bollendung
Das pommerſche Dorf Hohendorf bei Greifswald nach dem Brand.
Das Dorf Hohendorf bei Greifswald wurde von einer Feuersbrunſt heimgeſucht, die ſich durch den
herrſchenden Wind mit ungeheurer Schnelligkeit verbreitete. Mehr als 50 Häuſer brannten
voll=
ſtändig nieder. Die Not der Einwohner iſt groß.
Die Söſetalſperre bei Oſterode im Harz,
die mit ihrem 54 Meter hohen und 500 Meter breiten Staudamm die größte
Trinkwaſſer=
talſperre Deutſchlands darſtellt, ſoll im Laufe dieſes Jahres fertiggeſtellt werden. Nach den bis
herigen Planen ſoll die Anlage jährlich 22 Millionen Kubikmeter Trinkwaſſer abgeben.
Zeuersbrunfk zerſkörk ein ganzes Dorſ.
Schwere Anwetterkataſtrophe.
2 Kinder vermißk. — 15 Millionen Mark Schaden.
Nene Unwetkerkakaſtrophe im Werrakal.
Kaſſel. Das vor kurzem durch ein ſchweres
Unwetter verwüſtete Gebiet im Werratal wurde
am Montag erneut von zwei ſchweren Gewittern
heimgeſucht. In breiten Strömen floß das
Waſ=
ſer zu Tal und verſchlammte die nach dem
letz=
ten Unwetter neu beſtellten Aecker. Wälder und
Gärten wurden verwüſtet, desgleichen die erſt
zum Teil ausgebeſſerten Straßen. Viele Bäume
wurden entwurzelt. Das Obſt iſt reſtlos
abge=
ſchlagen. Zahlreiche neue Böſchungsrutſche ſind
eingetreten. Von vielen Dächern wurden die
Ziegel herabgeriſſen. Die Bewohner ſind der
Verzweiflung nahe. Durch dieſe letzte
Kata=
ſtrophe iſt die Not ins Ungemeſſene geſtiegen.
Auch Schwarzenberg im Erzgebirge
ſchwer heimgeſuchk.
Schwarzenberg (Sachſen). Die Stadt
Schwarzenberg wurde von einem Hochwaſſer
heimgeſucht, wie es wohl im geſamten
Erz=
gebirge noch nicht zu verzeichnen war, und das
die gewaltigen Naturkataſtrophen von 1907 und
1895 in den Schatten ſtellt. Die Eiſenbahnlinie
Schwarzenberg—Johanngeorgenſtadt wurde vom
Waſſer unterſpült. Die Züge blieben auf der
Strecke ſtehen. Die Waſſermengen wälzten ſich
in einer Breite von etwa 60 Metern durch das
Tal, wobei die hohen Ufermauern keinerlei
Hin=
dernis bildeten. Die Stoßkraft des Waſſers war
ſo ſtark, daß ein mächtiges Holzlager
wegge=
ſchwemmt wurde. In den Arbeitsräumen des
Sauerſtoff=Waſſerſtoff=Werkes ſtand das Waſſer
meterhoch. Im unteren Stadtteil wurde das
Straßenpflaſter aufgeriſſen, und das Waſſer
drang meterhoch ein. Die Feuerwehr mußte
viele Perſonen aus ihrer ſchlimmen Lage
be=
freien. Der angerichtete Schaden iſt noch nicht
abzuſchätzen. Das Waſſer ſtieg immer weiter, und
Autounglück bei Bremen.
Bremen. Ein ſchweres Autounglück
ereig=
nete ſich geſtern nachmittag auf der Chauſſee
Bremen—Delmenhorſt bei Heidkrug. Der aus
Bremen kommende Wagen des Kaufmanns Karl
Behrens geriet in einer Kurve an den Bordſtein
und überſchlug ſich mehrfach. Das Auto wurde
vollkommen zertrümmert. Von den drei Inſaſſen
war der Glaſermeiſter Heinrich Junge ſofort
tot, der Kohlenhändler Peter Neumeyer wurde
ſchwer verletzt. Der Beſitzer des Wagens kam
mit geringeren Verletzungen davon.
mit einer unheimlichen Gewalt ſuchte ſich das
über die Ufer getretene Element ſeinen Weg.
Johanngeorgenſtadt. Zu der
Unwet=
terkataſtrophe erfahren wir noch folgende
Ein=
zelheiten: Der über den Orten Jugel,
Wit=
tigstal und Breitenbach niedergegangene.
Wol=
kenbruch hat erheblich größeren Schaden
ange=
richtet, als urſprünglich angenommen wurde.
Man ſchätzt ihn insgeſamt auf 15 Millionen
RM. Die drei genannten Ortſchaften bilden nur
noch einen wüſten Trümmerhaufen. Viele
Häu=
ſer ſind eingeſtürzt, wobei ein Arbeiter von den
Trümmern erſchlagen wurde. Zwei Kinder
werden noch vermißt. Sie ſind vermutlich
ums Leben gekommen. Die große
Eiſenbeton=
brücke in Wittigstal wurde von den
Waſſermaſ=
ſen zertrümmert und abgetrieben. Auf der
Strecke von Breitenbach bis Antonsthal iſt die
Talſtraße teilweiſe aufgeriſſen. Der
Eiſenbahn=
damm iſt ſtellenweiſe ſamt den Gleiſen in das
Flußbett abgerutſcht. Die ganze Eiſenbahnſtrecke
von Schwarzenberg bis Johanngeorgenſtadt muß
als völlig vernichtet angeſehen werden. In den
Ortſchaften drang das Waſſer metertief in die
Keller ein, und die Bewohner mußten ſich an
einzelnen Stellen in die oberen Stockwerke
ret=
ten. Auch mehrere kleinere Brücken ſind den
Fluten zum Opfer gefallen.
Schweres Unwekker in Tirol.
Reutte (Tirol). Ueber der Stadt ging ein
ſchweres Unwetter mit Hagelſchlag nieder. Der
ungewöhnlich ſtarke Hagelſchlag, der nur wenige
Minuten andauerte, ſchlug an der Weſtfront der
Häuſer alle Fenſter ein. An der großen
Weſt=
front der Volksſchule blieb kein Fenſter ganz. In
viele Fenſter ſchlug der Hagel faſt kreisrunde
Löcher von zehn bis zwanzig Zentimeter
Durch=
meſſer. Obſt= und Gartenanlagen erlitten
emp=
findliche Schäden. Mehrere Perſonen haben
Verletzungen davongetragen.
Raubüberfall im Bahnhof.
Ulm. Am Montag abend wurde am
Schal=
ter des hieſigen Hauptbahnhofs ein Beamter von
zwei jungen Leuten überfallen. Während der
eine den Beamten mit einer Piſtole bedrohte,
raubte ſein Komplize aus der Kaſſe 334 RM. Die
Täter flohen, konnten aber nach kurzer Zeit von
Polizeibeamten geſtellt werden. Es kam zu einer
Schießerei, wobei ein Polizeibeamter verletzt
und ein Polizeihund getötet wurde. Einer der
Verbrecher erhielt ebenfalls eine Schußwunde
und mußte ſchwer verletzt ins Krankenhaus
ge=
bracht werden.
Der Kirchenlied=Dichker Georg Neumark
ſtarb vor 250 Jahren.
Georg Neumark.
der Dichter des bekannten Kirchenliedes „Wer
nur den lieben Gott läßt walten . . ." ſtarb vor
250 Jahren, am 8. Juli 1681, in Weimar.
Ge=
boren 1621 in Langenſalza, verfaßte er einen
geiſtlichen Gedichtband „Poetiſcher Luſtwald”
und war Mitglied der „Fruchtbringenden
Ge=
ſellſchaft”, deren Geſchichte er im „
Neuſproſſen=
den Teutſchen Palmbaum” beſchreibt.
Der Mordprozeß gegen den Erfinder=Hochſtapler
Jonas.
Güſtrow. In der geſtrigen Verhandlung
gegen den Erfinder=Hochſtapler Jonas hielt nach
Erſtattung des mediziniſchen Gutachtens über die
Todesart des ermordeten Juſtizwachtmeiſters
Gläſel der Oberſtaatsanwalt Tiemann ſein
Plä=
doyer. Er wandte ſich gegen die in vielen
Krei=
ſen vertretene Auffaſſung, daß die von Jonas
ausgeführte Tat einen Mord darſtelle. Die
An=
geklagten hätten Gläſel nur für eine Zeitlang
unſchädlich machen wollen. Daher beantragte
der Oberſtaatsanwalt gegen Jonas eine
Zucht=
hausſtrafe von 12 Jahren. Hier griff aber unter
großem Aufſehen der Generalſtaatsanwalt
Sieg=
fried=Roſtock ein, plädierte auf Mord und
bean=
tragte die Todesſtrafe.
Ein beſchädigtes Flugzeug ohne Führer
aufgefunden.
Paris. Eine Touriſtengruppe hat
ober=
halb von Chamonix, in der Nähe der
ſogenann=
ten Rieſenſpitze, ein Flugzeug aufgefunden, das
faſt unbeſchädigt iſt. Nur das Landungsgeſtell
iſt zerbrochen. Auf dem Boden, um den Apparat
herum, entdeckte man Blutflecken. Man fand
je=
doch keine Spur von dem oder den Fliegern.
Hilfskolonnen ſind aufgebrochen.
Flugverkehr Italien—Albanien.
Rom. Zwiſchen Rom-Bari und Brindiſt
iſt eine Flugverbindung eröffnet worden, die
Anſchluß an die Zug= und Schiffahrtslinien nach
Albanien und dem öſtlichen Mittelmeer hat.
Dieſe Fluglinie erhält in Bari Anſchluß an
die Fluglinie nach Albanien, ſo daß man in
einem Tage von Rom nach Tirana und Skutari
gelangen kann, während von Brindiſi die
Flug=
linie nach Athen—Rhodos und Aegypten
aus=
ſtrahlt.
Heuſchreckenplage in Florenz.
Rom. In der Nähe von Perugia und in
einigen Gemeinden in der Nähe von Florenz
ſind ſtarke Schwärme von Heuſchrecken
aufgetre=
ten, die in den Kulturen verheerenden Schaden
anrichten. Der Kampf gegen die
Heuſchrecken=
plage hat trotz Anwendung von Gas noch keine
merkliche Abhilfe gebracht. Nach
Zeitungsberich=
ten ſind die Straßen der heimgeſuchten
Land=
ſtriche förmlich mit Heuſchrecken bedeckt, ſo daß
Automobile ſicherheitshalber die Fahrt
verlang=
ſamen müſſen.
Drei Tote bei einem Flugzeugunfall.
New York. Bei einem Flugzeugunfall in
der Nähe von San Francisco ſind drei Perſonen
ums Leben gekommen, worunter ſich zwei
be=
kannte amerikaniſche Golfſpieler befanden.
100 Jahre Friedrich=Werderſche Kirche
in Berlin.
Die Friedrich=Werderſche Kirche in Berlin,
eine der bekannteſten Bauten Schinkels, kann
in dieſen Tagen auf ihr 100jähriges Beſtehen
zurückblicken. Der Stil iſt die von Schinkel
hauptſächlich begründete klaſſiziſtiſch
abgewan=
delte Gotik.
Nummer 187
Mittwoch, den 8. Juli 1931
Seite 11
Suobrulfcianss Seictathient oite Min drntt.
Glänzende Beſehung bei Frauen und Herren. — Erſtklaſſige Leiſtungen in allen Diſziplinen zu erwarken.
* Wer wird Meiſter?
Die Tatſache, daß in dieſem Jahre unſere „Süddeutſchen
Leichtathletik=Meiſterſchaften” zahlenmäßig und vor allem auch
leiſtungsmäßig eine ganz erſtklaſſige Beſetzung gefunden haben,
löſt zweifelsohne erhöhtes Intereſſe an dieſer Veranſtaltung am
kommenden Samstag und Sonntag im hieſigen Hochſchul=Stadion
aus. Die Frage: „Wer wird Süddeutſcher Meiſter 1931?”
er=
hält dadurch zugleich beſondere Berechtigung. Verſuchen wir alſo
gleich einmal, dieſe Frage an Hand des vorliegenden
Meldeergeb=
niſſes ſo weit zu beantworten, als dies möglich iſt bei
Berückſich=
tigung aller Eventualitäten — von der Vorausſetzung des
tat=
ſächlichen Starts bis zur körperlich und geiſtig beſten Verfaſſung
der einzelnen Wettkämpferinnen und Wettkämpfer. Betrachten
wir zunächſt einmal
die Kämpfe der Männer
um den höchſten Ehrentitel. Von den insgeſamt 20
Ent=
ſcheidungen der Männer werden am Samstag
be=
reits 7 fallen, während die reſtlichen 13 am Sonntag nach
dem Aufmarſch geſtartet werden, darunter auch zwei Staffeln. Zu
dieſen Titelkämpfen werden alles in allem 226 aktive
Leicht=
athleten in den Einzelwettbewerben und 96 Mannſchaftsläufer
an=
treten. Von den 100 Metern bis zu den 10 000 Metern ſind alle
Laufſtrecken ausgezeichnet beſchickt, auch die Wurf=, Sprung= und
Stoß=Uebungen verſprechen ihrer Beſetzung nach feine, techniſch
beſonders ſchöne Kämpfe um den Sieg. Daß dazu die drei
Staf=
feln über 4X100 Meter 4X400 Meter und 4X 1500 Meter in
ihrer Eigenartigkeit wieder auf alle Zuſchauer ſehr begeiſternd
und mitreißend wirken werden, bedarf eigentlich gar keiner
Er=
wähnung. Und nun zu den einzelnen Diſziplinen.
Mit als erſte werden am Samstag die Stabhochſpringer
be=
ginnen. Speck=Pforzheim muß hier ſeinen Titel verteidigen, und
wir glauben, daß er dabei von Reeg=Opel=Rüſſelsheim (früher
Neu=Iſenburg) vor eine unlösbare Aufgabe geſtellt werden wird.
Reeg hat immerhin ſchon rund 3,90 Meter in dieſem Jahre
über=
ſprungen, ſo daß er hinter Wegener=Halle beſte deutſche Klaſſe
ver=
körpert. Weiter nennen wir Waibel und Demetz=Stuttgart.
Im Hochſprung ſind neben Bonneder=Regensburg einige bekannte
Nachwuchsſpringer am Start. Der beſte von ihnen ſcheint uns
Brodbeck=Stuttgart zu ſein; er hat eigentlich das Zeug in ſich, um
allen Mittbewerbern das Nachſehen zu geben. Das Diskuswerfen
wird von einer Reihe jüngere Talente beſtritten, denen ſo etwas
wie alte ſüddeutſche Werfergarde gegenübertritt: Rödl=München,
Buchgeiſter=Freiburg, Schaufele=Stuttgart und Steinbrenner=
Frankfurt. Von letzterem werden wieder einmal ſehr gute
Trai=
ningwürfe gemeldet, von ihm gilt aber auch das, was auch die
anderen kennzeichnet: die Würfe über die 40=Meter=Grenze ſind
nicht regelmäßig, und aus dieſem Grunde wollen wir ruhig, aber
doch mit lebhaftem Intereſſe den Verlauf dieſes
Entſcheidungs=
kampfes abwarten.
Der 10 00=Meter=Lauf wird beſtritten von den Gebrüdern
Helber Kapp=München (dem vorjährigen Meiſter), Bertſch=
Stutt=
gart. Siegel=Poſt=Frankfurt (früher Mörfelden), Lindner=
Darmſtadt. Lenz=Cannſtatt, Reinhardt=Schwetzingen. Werner=
Raſtatt und Seifert=Frankfurt. Wenn Hermann Helber ſtartet —
er iſt auch über 1500 Meter und 5000 Meter gemeldet — ſo gibt
es nur einen Sieger. Läuft er die längſte Strecke dieſer
Meiſter=
ſchaften nicht, dann bleibt die Frage nach dem Ausgang ſo ziemlich
offen. Die beſten Ausſichten ſcheint uns dann in dieſem Jahre
Bertſch vom V.f.B. Stuttgart zu haben.
Ganz heiß wird es bei der 4X400=Meter=Staffel hergehen.
Die Stuttgarter Kickers ſind in dieſem Jahre durch den Verluſt
von Single nicht mehr ſo ſtark, um Mannſchaften wie J.G. und
Eintracht Frankfurt — die 1931 ſchon Zeiten gelaufen haben,
welche nur 10 Sekunden ſchlechter als der deutſche Rekord von
Teutonia Berlin (3.17 Min.) ſind — ſchlagen zu können. Auch
98 Darmſtadt iſt mit guter Staffel im Rennen, neben V.f.B.
Stuttgart. Polizei Nürnberg=Fürth und Ulm 94. Wir ſind alſo
auf den Verlauf dieſer unendlich anſtrengenden und kämpferiſch
ſicherlich wundervollen Staffel ganz beſonders geſpannt
Im Hammerwerfen wird die Entſcheidung ſicher zwiſchen dem
Deutſchen Meiſter und Rekordmann Mang=Regensburg und
Stein=
berger liegen, denen ſich noch Kurz=München, Stärker=Fürth und
Bonneder zugeſellen.
Am Sonntag nachmittag kommen zunächſt die 1500=
Meter=Läufer zu Wort. Eine Reihe ganz erſtklaſſiger Leute wird
dieſe Entſcheidung beſtreiten, an der Spitze der Meiſter von
Nürn=
berg 1930, Helber 1.=Stuttgart, Fritz Schilgen (unſer
Darm=
ſtädter Meiſterläufer), die anderen Stuttgarter Rath, Fink.
Kett=
ner, Arnold, Abel=Neckarau, Lang=Heilbronn, Jordan=Frankfurt
und Reutelshöfer=Nürnberg, die wir wohl alle im Endlauf ſehen
werden. Das eine ſteht von dieſen 1500 Metern feſt: der
Meiſter=
titel 1931 wird nach erbitterten Kämpfen, alſo ſicher auch in guter
Zeit, vergeben werden. Da aber auch in Läufen über dieſe
Di=
ſtanz die Taktik eine beſondere Rolle ſpielt, wollen wir — zumal
uns bisher verhältnismäßig gleiche Leiſtungen dieſer Läufer
vor=
liegen — mit der feſten Vorausſage zurückhalten. Sagen wir alſo
ruhig einmal: Ausgang offen. Ein durchaus möglicher Sieg von
Schilgen ſollte uns natürlich ganz beſonders freuen
Das Kugelſtoßen wird ſicher für den Kenner ſo etwas wie eine
Delikateſſe. Dieſe Erwartung werden Uebler=Fürth, Söl=
linger=Darmſtadt. Schneider=Rüſſelsheim, Kulzer=
Mün=
chen, Kopp=Nürnberg, um nur die Bekannteſten zu nennen —
be=
ſtimmt nicht enttäuſchen. Sie werden Poſitionskämpfe bis zum
letzten Verſuch bieten, die alle Zuſchauer begeiſtern. Aus ihnen
ſollte eigentlich Uebler auch 1931 wieder als Meiſter hervorgehen,
wenn . . ja, wenn nicht Söllinger oder Schneider angenehm
überraſchen werden. Wer wird den100=Meter=Endlauf
beſtrei=
ten? Geerling iſt da, Eldxacher iſt da. Welſcher iſt gemeldet, auch
Niermann, dazu Kohler=Stuttgart, König und Keller=München,
Rehm und Palm aus Saarbrücken. Glauben wir bis zum
End=
kampf einmal an Geerling, der außer Welſcher und vielleicht
Eldracher wohl mit die beſte Chance hat, Meiſter zu werden.
Die 400 Meter ſollten aller Vorausſicht nach eigentlich nur
einen Sieger ſehen. Metzner=Frankfurt, der mit 48,8 Sek. die
bisher beſte Zeit des Jahres 1931 gelaufen hat. Märten=J. G.
und die Stuttgarter Scriba. Münzinger, Jauch und Heidenreich
ſind ebenfalls beachtliche Könner. Im Weitſpringen erwarten
wir in dieſem Jahr erſtklaſſige Kämpfe, bei denen ſicher die
Meter=Grenze verſchiedentlich überſprungen werden wird.
Abele=Freiburg, Durr und Brodbeck=Stuttgart, Ebner=
Schwein=
furt, Kopp=Nürnberg, auch Haſſinger=Frankfurt haben alle ſchon
die 7 Meter überſprungen. Bei ihrer Gleichmäßigkeit iſt es
ge=
rade in dieſer Uebung ſehr ſchwer, den Sieger im voraus
anzu=
kündigen. Die Tagesform wird hier viel ausmachen. Ueber
800 Meter verteidigt Paul=Stuttgart ſeinen Titel. Er iſt auch
in der Lage, wieder 1,57 Minuten herauszulaufen, aber trotz
allem ſind ihm 1931 in Scherer=Nürnberg, Abel=Neckarau,
Stepp=Darmſtadt, Lang=Heilbronn und Fink=Stuttgart
Konkurrenten erwachſen, die ihm auf alle Fälle das wiederholte
Siegen ſehr ſchwer machen können. Der Sieg des einen oder
an=
deren ſollte uns daher auch gar nicht überraſchen. Die zweite
Sprintſtrecke die 200 Meter, werden im Endlauf wohl von
Mährlein, Geerling. Metzner und Eldracher=Frankfurt Stahl=
Pforzheim und Münzinger oder Kohler=Stuttgart beſtritten
wer=
den. Wir freuen uns auch auf dieſen Kampf über 200 Meter, bei
dem wir Geerling vor dem ehemaligen Turner Mährlein und
Metzner in Front erwarten. Vielleicht liefert aber hier einer der
Läufer aus dem Saargebiet im Kampf um die Plätze eine
Uberraſchung. Viel Staunen ob der kraftvollen und doch
ele=
ganten Würfe wird es auch wieder beim Speerwerfen geben.
Varth=Stuttgart ſollte hier erfolgreich ſeinen Titel verteidigen,
vor Dr. Ebner=Mainz. Abel 1=Neckarau, Trautmann=Saarbrücken.
Im 5000=Meter=Lauf iſt ein ſehr achtbares Feld im Rennen Auch
hier müſſen wir Helber 1 an die Spitze ſtellen, vor Bertſch=
Stutt=
gart, Rath und Kettner=Kikers, Habich=98Darmſtadt,
Kapp= und Feneberg=München, denen ſich noch einige andere
Langſtreckler anſchließen. Auch Helber 2 wird hier gut
abſchnei=
den. Im Meiſterſchaftsprogramm iſt erſtmalig in dieſem Jahr
eine ſchwere und auch ſehr intereſſante Uebung aufgenommen:
der Dreiſprung. Ebner=Schweinfurt ſollte ſich hier knapp vor
Dürr=Stuttgart, Sack=Frankfurt und Deppenbrock=A. S. C.
Darmſtadt den Meiſtertitel erſpringen. Die 4X1500 Meter=
Staffel wird dann wieder einige Aufregung bringen. Ihr
Ver=
lauf intereſſiert uns ſehr, ſind doch die Kickers auch in dieſem
Jahre mit ſehr guter Mannſchaft auf dem beſten Weg. 1931
eben=
falls wieder Meiſter zu werden. Sehr zu beachten iſt dabei die
erſtklaſſige Mannſchaft des A. S. C. Darmſtadt und die von
1860 München, zu denen noch Eintracht=Frankfurt 98
Darm=
ſtadt. Ulm 94. Wiesbaden und D. J. K. Frankfurt kommen.
Nun bleiben uns zur Betrachtung noch die beiden Hürdenſtrecken.
Wenn nicht alles täuſcht, wird unſer Deutſcher Meiſter Welſcher=
Eintracht Frankfurt auf der ſehr guten Bahn des Hochſchul=
Sta=
dions über 110 Meter Hürden (bereits am Samstag) im Kampf
mit Barth, Schönig=Stuttgart, Schwethelm=Wiesbaden und
Koß=
biel=Saarbrücken eine auch ganz erſtklaſſige Zeit herauslaufen.
Die augenblicklich ſehr gute Sprintkraft von „Schimmel”, und
ſeine ganz ausgezeichnete Technik ſollten ihm das ermöglichen.
Wir erwarten jedenfalls dieſe 110 Meter Hürden mit ebenſolcher
Spannung, wie die 400 Meter Hürden. Denn wenn hier
Schwet=
helm=Wiesbaden in ſo guter Form iſt, wie bei den
Bezirksmei=
ſterſchaften in Frankfurt, dann wird er in jungen Jahren
ſicher=
lich hier zu höheren Meiſterehren kommen. Mott und Haux=
Frankfurt. Stahlecker=Ulm. Dietl=München, Schönig=Stuttgart
ſind neben Martinaglia=Darmſtadt, Böhm=Nürnberg
und Schneider=Offenbach noch am Start. Noch einmal wird dann
alle Begeiſterung aufleben, wenn zum Abſchluß die 4X100
Me=
ter=Staffel gelaufen wird. In dieſem Jahre wird es hoffentlich
nicht zu der Senſation kommen, daß die erſtklaſſige Eintracht=
Staffel aus dem Rennen geworfen wird. Die Kikers=Stuttgart
werden in dieſem Jahr den Titel abgeben müſſen, und müſſen
dazu noch ſehr auf der Hut ſein, um wenigſtens vor den
Mann=
ſchaften von München, Saarbrücken, Mannheim und Pforzheim
einzulaufen.
Damit ſind wir zu
den Kämpfen der Ftanen
gekommen. Die Meiſterinnen werden teilweiſe am Samstag (2),
teilweiſe am Sonntag vormittag (6) und ſchließlich auch am
Nach=
mittag (4) ermittelt; 79 Einzelkämpferinnen, 8 Fünfkämpferinnen
und 24 Staffelläuferinnen werden in den Frauenkämpfen ſtarten.
Auch unſere Leichtathletinnen werden hier in Darmſtadt am
Sams=
tag und Sonntag im Hochſchulſtadion mit ganz ausgezeichneten
Leiſtungen in prächtigen Kämpfen aufwarten. Wir ſind ſicher,
daß eine Dollinger, eine Lorenz, Haux, Fleiſcher, Reuter, Holzer,
Karrer, Kellner alle Zuſchauer zu lebhaftem Beifall begeiſtern
werden. Denn darüber, daß in vielen Frauendiſziplinen am
Samstag und Sonntag international erſtklaſſige Leiſtungen zu
ſehen ſein werden, beſteht gar kein Zweifel!
Am Samstag werden wir zunächſt im Kugelſtoßen die
über=
ragende Leiſtung von Fleiſcher=Frankfurt bewundern können, der
von den anderen Bewerberinnen wohl keine gefährlich werden
wird. Mit lebhaftem Intereſſe erwarten wir dann das Duell
im Diskuswerfen zwiſchen unſerer Deutſchen Meiſterin und
Re=
kordhalterin Milly Reuter=Frankfurt 1880 und Tilly Fleiſcher,
die ja bekanntlich auch hier erſte Leiſtungen zeigt. Am Sonntag
vormittag wird die neue Meiſterin im Hochſprung zunächſt
ermit=
telt. Bergmann=Ulm ſollte dabei vor Mörz=Mannheim und
Wal=
ter=Polizei Darmſtadt zum Sieg kommen. Das Speerwerfen der
Frauen wird ſicherlich feine Poſitionskämpfe bringen zwiſchen
Emmi Haux. Tilly Fleiſcher, Schmidtbauer=München und vielleicht
auch Lenz=Stuttgart. Tilly wird dabei aller Wahrſcheinlichkeit
nach das beſſere Ende für ſich haben. Im Ballweitwerfen hat
wohl Bergmann=Ulm neben von Hayn=Rodheim. Wüſt, Happel
und Weſkott=Mannheim und Nungeſſer=Darmſtadt 98 die beſten
Chancen auf Meiſterwürden.
Sehr viel erwarten wir vom 800 Meter=Lauf. Hier iſt Dolli
— unſere bekante Nürnberger Meiſterläuferin — am Start,
zu=
ſammen mit Konkurrentinnen, von denen wir vor allem
hervor=
heben müſſen Stepp. Späth von Nyvenheim, Luley — alle 98
Darmſtadt — Striehl=Mannheim, Lenz=Stuttgart, Schmidt=Ulm
und Bender=Frankfurt. Alle haben in dieſem Lauf Gelegenheit,
ihr ſchon beachtlich gutes Können im Kampf mit Dollinger unter
Beweis zu ſtellen. Dabei haben ſie alle einen kleinen Vorteil:
ſie haben nichts zu verlieren, dagegen alles zu gewinnen. Der
Weitſprung wird ohne die Titelverteidigerin Trudel Gladitſch=
Karlsruhe vor ſich gehen. Auch hier iſt Dollinger, Kellner=
Mün=
chen, Fleiſcher=Frankfurt u. a. gemeldet. Es iſt nicht ausgeſchloſſen,
daß Dolli auch im Weitſpringen Meiſterin wird
Am Nachmittag werden zunächſt die 100 Meter entſchieden
werden. Dabei wird das Duell zwiſchen den Frankfurterinnen
und den Münchener Läuferinnen von 1860 viel Beifall auslöſen.
Detta Lorenz wird aber wahrſcheinlich mit Erfolg ihren Titel
verteidigen. Wir freuen uns auf dieſen Endlauf. Sehr ſpannend
werden wohl auch die 80 Meter=Hürden verlaufen. Emmi Haux=
Frankfurt wird hier ſicher den Namen „Eintracht” zu erneuten
Ehren führen. Der Zweikampf Frankfurt— München wird dann
noch einmal aufleben in der 4 mal 100 Meter=Staffel. 6
Frauen=
ſchaften ſind in dieſer Sprintſtaffel am Ablauf, außer J. G.
Frank=
furt noch M. T. G. Mannheim und Polizei Stuttgart. Frankfurt
oder München? — bleibt hier in Frage. Nach dem Ausſcheiden von
Gelius ſcheint es uns, als würden diesmal die Eintrachtlerinnen.
ſiegen. Doch: wir werden ja ſehen . . . Im 200 Meter=Lauf
wer=
den wir mit einen der ſchönſten Frauenkämpfe erleben. Dollinger
— Lorenz — Holzer heißt hier das glorreiche Dreigeſtirn, deſſen
Konkurrentinnen ſich ſozuſagen wieder einen Kampf für ſich
lie=
fern werden. Wer wird nun 200 Meter=Meiſterin 1931 werden?
Dieſe Frage zu beantworten, iſt ſehr gewagt. Auf jeden Fall
ent=
halten wir uns jeden Tips für die eine oder andere dieſer drei
erſtklaſſigen Läuferinnen.
Schließlich müſſen wir der Vollſtändigkeit halber noch
erwäh=
nen, daß von den acht Fünfkämpferinnen wieder einmal mehr
Tilly Fleiſcher=Eintracht Frankfurt die größten
Siegesausſich=
ten hat.
Und nun wollen wir auf gutes Leichtathletik=Wetter hoffen,
auf eine rege und freudige Anteilnahme der Sportgemeinde von
Darmſtadt und Umgebung, dann werden die diesjährigen
Süd=
deutſchen Meiſterſchaften für Darmſtadt Ereignis ſein und bleiben.
Hochſchalſpork.
Heute Inkerne Meiſterſchaffen der T. H. Darmſtadk.
Heute Mittwoch nachmittag findet im Hochſchul=Stadion der
erſte Teil der Internen Hochſchul=Meiſterſchaft ſtatt. Es haben
ſich insgeſamt 250 Teilnehmer gemeldet. Um 4 Uhr beginnen
die Schwimm=Wettkämpfe: 100 Meter Bruſt (78 Teilnehmer),
4 mal 50 Meter beliebig (9 Mannſchaften), 3 mal 50 Meter
Lagen (5 Mannſchaften), 6 mal 50 Meter Bruſt (4 Mannſchaften)
Um 5,45 Uhr: Weitſprung (78 Teilnehmer), um 6.45 Uhr 100
Meter Lauf, erſter Teil (84 Teilnehmer) um 7.10 Uhr
Kugel=
ſtoßen, erſter Teil (84 Teilnehmer), um 7.30 Uhr Waſſerballſpiel
Techniſche Hochſchule I und II gegen Heſſen Worms I und II. —
Der zweite Teil der Hochſchulkämpfe findet am Mittwoch, den
15. Juli, ſtatt.
Rhönrad=Vorführung. Vor Beginn des neuen Kurſus für
Rhönradturner finden heute Mittwoch im Saale der
Turnge=
meinde 1846 ab 8.30 Uhr und am Donnerstag im Schulhofe der
Dieſterweg=Schule, Blumenthalſtraße, um 8 Uhr beginnend.
Vor=
führungen mit dem Rhönrad ſtatt. In Darmſtadt ſind 6
Rhön=
räder vorhanden: 2 im Hochſchulſtadion, 2 in der Turngeſellſchaft
1875 und 2 in der Rhönradſportriege Darmſtadt, welch letztere noch
ein Schülerrad erhält, um auch der Schuljugend Gelegenheit zum
Turnen am Rhönrad zu bieten.
Max Schmelings Abreiſe von New York nach Deutſchland, die am
Dienstag mit dem Dampfer „Europa” erfolgte, geſtaltete ſich zu einer
großen Huldigung für den deutſchen Weltmeiſter.
Wekterbericht.
Ausſichten für Mittwoch, den 8. Juli: Wechſelnd bewölkt mit
kur=
zer Aufheiterung, kühler, vorerſt noch Regenſchauer.
Ausſichten für Donnerstag, den 9. Juli: Nachlaſſen der
Nieder=
ſchläge und mehr aufheiternd, noch kühl.
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Die Lage der Eiſen= und Stahlwaren=Induſtrie
im Juni 1931.
Auch der Monat Juni, mit deſſen Ablauf zugleich die erſte
Hälfte des Jahres dahingegangen iſt, hat in der Eiſen= und
Stahl=
waren=Induſtrie eine weſentliche Veränderung der Beſchäftigung
nicht gebracht. Die wenigen Meldungen mit günſtigem Inhalt,
die beim Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund eingelaufen ſind,
kamen im weſentlichen nicht aus dem weſtdeutſchen
Induſtriege=
biet, ſondern aus Bezirken im Süden des Reiches. So wurde aus
Württemberg berichtet, daß bei der Fabrikation von
Baubeſchlä=
gen die Arbeitszeit wieder auf 48 Stunden in der Woche erhöht
werden konnte, und auch Betriebe, die die Herſtellung von
Metall=
ſchläuchen betreiben, konnten während des ganzen Monats voll
beſchäftigt werden. In dieſer Fabrikation beſteht die Hoffnung,
daß ein guter Beſchäftigungsgrad auch in den nächſten Wochen
noch anhalten wird. Die Preiſe, die erzielt werden können, ſind
aber auch hier außerordentlich niedrig, ſo daß von einem Gewinn
für den Fabrikanten nicht geſprochen werden kann. Ihm bleibt
nur die Befriedigung, den Betrieb einmal voll ausgenutzt zu
wiſſen.
Vom märkiſch=weſtfäliſchen Gebiet
iſt zu berichten, daß in der Hackeninduſtrie eine Beſſerung
gegen=
über dem Monat Mai nicht feſtgeſtellt werden kann. In der
Her=
ſtellung von Baubeſchlägen hat die leichte ſaiſonmäßige Belebung,
die der vorige Monat brachte im weſentlichen angehalten und
man hofft auf eine Fortdauer dieſes Zuſtandes auch noch für die
nächſten Wochen. Die Beſtellungen, die erteilt werden, ſind aber
immer ſehr eilig und es fehlen die Aufträge für das Lager, die
erforderlich ſind, um zu normalen Zuſtänden in der Fabrikation
zu kommen. Die Schloßfabrikation im Volmarſteiner Gebiet hat
keine nennenswerte Belebung zu verzeichnen und es wird nach
wie vor im allgemeinen mit verkürzter Arbeitszeit gearbeitet.
Bei den Geſenkſchmieden ging der Beſchäftigungsgrad nicht über
30 Prozent der vollen Leiſtungsfähigkeit hinaus. Die Iſerlohner
Nadelinduſtrie kann erfreulicherweiſe von einer Fortdauer der
Geſchäftsbelebung berichten, ſo daß verſchiedene Werke ausreichend
zu tun haben. Das Geſamtbild des Bezirks iſt aber nach wie vor
ungünſtig und allgemein ſind die Klagen über den ſchlechten
Ein=
gang der Zahlungen und die Berichte über erhebliche Verluſte in
der Kundſchaft.
Im bergiſchen Bezirk
berichten einzelne Firmen der Metallbetten=Herſtellung von
durch=
weg befriedigender Beſchäftigung. Es handelt ſich auch hier um
Aufträge, die ſofort erledigt werden müſſen, da die Abnehmer
keine nennenswerten Läger mehr unterhalten. Bemerkenswert iſt
die Feſtſtellung einer führenden Fabrik dieſer Branche, daß der
Abſchluß Ende Juni für das erſte Halbjahr 1931 einen Rückgang
des Verſandes um durchweg 30 Prozent gegenüber dem Jahre
1930 gebracht hat. In der Schraubeninduſtrie des bergiſchen
Lan=
des war der Beſchäftigungsgang vereinzelt leicht gebeſſert. Man
erhofft von dem neuen Schrauben=Syndikat vor allen Dingen.
daß es ihm gelingen wird, die wilde Preisunterbietung zu
beſei=
tigen. Einzelne Firmen berichten, daß ſie Auslandsaufträge
ab=
lehnen mußten, weil die Preiſe ſoweit unter Selbſtkoſten lagen,
daß die Lieferung unmöglich wurde. In der Werkzeug=Induſtrie
im Remſcheider Bezirk iſt die Beſchäftigung im Juni ebenfalls
noch weiter zurückgegangen und auch der Export hat eine
rück=
läufige Bewegung angenommen. Im Velberter und
Radevorm=
walder Bezirk ſind bei der dort vorherrſchenden Schloß= und
Be=
ſchlaginduſtrie weſentliche Veränderungen nicht eingetreten. In
einigen Betrieben war die Beſchäftigung etwas beſſer, dafür ging
ſie in anderen wieder erheblich zurück.
Aus Mittel= und Süddeutſchland
berichten die Firmen über Verhältniſſe, die im weſentlichen den
weſtdeutſchen entſprechen mit den Ausnahmen, die eingangs
die=
ſer Ueberſicht bereits erwähnt worden ſind. In dem Kreiſe
Herr=
ſchaft Schmalkalden leiden die Hausinduſtrie wie auch die
grö=
ßeren Werke an dem Mangel an Aufträgen. Die
Arbeitsloſen=
ziffer iſt dieſelbe geblieben wie im Vormonat, und es ſind, keine
Anzeichen von Beſſerung zu merken. In Württemberg hielt ſich
in der Fabrikation von Holz= und Gewindeſchrauben der
Auf=
tragseingang im Rahmen der letzten Monate. Auch hier klagt die
Fabrikation darüber, daß der Handel keine Läger unterhält und
deshalb nur eilige Aufträge erteilt, die mit erhöhten Unkoſten
verbunden ſind.
Das Geſamtbild der Lage der Eiſen= und Stahlwaren=Induſtrie
erfährt eine weitere Verſchlechterung durch den Umſtand, daß der
Reiſeverkehr, der früher während der Sommermonate imme eine
Beſſerung im Eingang der Beſtellungen brachte, in dieſem Jahre
ohne jede merkbare Wirkung geblieben iſt.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt.
Neue Verfahren. Offenbach a. M.: Fa Nudolf Engelke, Inh.
Rud. Engelke, Kolonialwarenhandlung. Anmeldefriſt 18. 7
Gläubiger=
verſammlung 9. 7. Prüfungstermin 2. 8. Beendete Konkurſe.
Butzbach: Verſt. Kfm. Ferdinand Spiegelberger. Höchſt i. Odw.: Adam
Eckel 2. zu König. Alsfeld (Heſſen): Kolonialwarenhdl, Auguſt
Kerken=
berg. Offenbach a. M.: Semjon Slotſchewſki, Metallwarenfabrik.
Neue Vergleichsverfahren. Offenbach a. M.: J. Härtl,
Dro=
genhdl. Vergleichstermin 6. 8. Bingen: Jacob Konrad, Schreinermſtr.
in Sponsheim. Vergleichstermin 11. 7. Mainz: Karl Hay jr., Inh.
einer Kolonialwarenhdl. Vergleichstermin 14. 7.: Fa. A. P. u. E.
Weill, Textilwaren. Vergleichstermin 13. 7. Beendete
Ver=
gleichsverfahren. Gießen: Fa. J. Happel.
Die Beteiligung der Stadt Frankfurt an der Preußiſchen
Elektrizi=
täts=Aktiengeſellſchaft. Die Stadtverordnetenverſammlung beſchloß, das
ihr nach der Kapitalerhöhung der Preußiſchen Elektrizitäts A.=G. um
30 Mill. RM. zuſtehende Recht auf den Bezug von nom. 3 600000 RM.
neuen Aktien nicht auszuüben, da die hierfür erforderlichen Mittel
zur=
zeit nicht bereitgeſtellt werden können. Die Stadt Frankfurt a M. iſt
an der Preußiſchen Elektrizitäts A.=G. mit 15 Mill. RM. beteiligt; der
Bezugspreis für den auf die Stadt Frankfurt entfallenden Anteil der
neuen Aktien beträgt 4 320000 RM., da die Kapitalerhöhung zu 120
Prozent durchgeführt wurde. Auch von dem Optionsangebot der
Ver=
einigten Elektrizitäts= und Bergwerks=A.=G., Berlin, wird kein
Ge=
brauch gemacht.
Biehmärkke.
* Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 6./7. Juli. Auftrieb: 32
Ochſen, 36 Bullen, 554 Kühe oder Färſen, 327 Kälber, 477 Schweine.
Marktverlauf ruhig, Ueberſtand. Preis pro 50 Kilo Lebendgewicht in
RM.: Ochſen a) 46—48, b) 37—39, Bullen c) 32—34, Kühe a) 34—37,
b) 28—32, c) 20—27, Färſen a) 44—48, Kälber c) 37—50, d) 32—36,
Schweine c) 46—48, d) 48—50.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 7. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 55.75, Sept. 55¾, Dez. 60; Mais:
Juli 60½, Sept. 54½, Dez. 48.25: Hafer: Juli 27, Sept. 27¾,
Dez. 30.75; Roggen: Juli 35.50, Sept. 38.25, Dez. 42.50.
Schweine: leichte 6.90—7.40, ſchwere 5.70—6.50;
Schweine=
zufuhren: Chicago 17 000, im Weſten 67 000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 7. Juli:
Getreide. Mais, loko New York 74½; Mehl, ſpring wheat
clears 3.95—4.45; Fracht: nach England 1,6—2,3 Schilling, nach
dem Kontinent 8—8.50 Cents.
Kakao, Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze: 117; Lokonotiz: 5½;
Juli 5.51, Sept. 5.73, Okt. 5.81, Dez. 5.97, Jan. 6.66, März 6.21,
Mai 6.32.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 7. Juli ſtellten ſich für
je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 85 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſteben ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium 98= bis
99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 170 RM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 174 RM., Reinnickel, 98= bis
99proz. 350 RM., Antimon Regulus 51—53 RM., Feinſilber
(1 Kilogr. fein) 40.50—42.50 RM.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 7. Juli.
Nachdem das Hemmnis, das durch die Verzögerung der Pariſer
Verhandlungen verurſacht worden war, nunmehr in Wegfall gekommen
iſt, konnte ſich an der heutigen Börſe eine merkliche Befeſtigung
durch=
ſetzen. Einen weiteren Antrieb erhielt die Börſe durch die Meldung von
der Gewährung eines neuen Rediskontkredites für die Reichsbank. Die
Spekulation zeigte rege Deckungsnachfrage, ſo daß die Kurſe bei
fehlen=
dem Angebot bereits im Vorbörſenverkehr beträchtlich anzogen; zu
Be=
ginn der amtlichen Börſe ſtellten ſich dann auch bei den frührenden
Papieren Beſſerungen bis zu 6 Prozent ein. Trotz alledem war immer
noch ziemlich Zurückhaltung zu erkennen, da man zunächſt abwarten will,
welchen Einfluß die Pariſer Einigung auf die Geld= und
Deviſenmarkt=
lage ausüben wird. Am Anleihemarkt konnten ſich Altbeſitz um 12/s
Pro=
zent befeſtigen. Von fremden Werten lagen Ungar. Goldrente ¼
Pro=
zent ſchwächer, während Mexikaner etwas höher notierten. Der
Pfand=
briefmarkt blieb bei ruhigem Geſchäft ziemlich ohne Veränderungen.
Lignidationspfandbriefe erfreuten ſich zum Teil einiger Nachfrage,
Reichsſchuldbuchforderungen ſtellten ſich 2½ Prozent fefter.
Im Verlaufe konnten ſich die Kurſe unter Schwankungen auf dem
erhöhten Niveau behaupten. Einer Fortſetzung der Aufwärtsbewegung
wirkte vor allem der Umſtand entgegen, daß am Deviſen= und
Geld=
markt auch heute noch keine Entſpannung eingetreten iſt. Die
Kredit=
lage wird allgemein mit ziemlicher Skepſis beurteilt. Das Geſchäft, das
anfangs eine Belebung zu erfahren ſchien, wurde im Verlaufe wieder
recht ruhig. Von Publikumsſeite waren Kaufaufträge nur in geringem
Umfange eingetroffen. Gegen Schluß der Börſe nahm die Kuliſſe,
an=
geregt durch Käufe von außenher, am Kaſſamarkte erneut Deckungen
vor, die ein weiteres Anziehen der Kurſe mit ſich brachten. Starke
Be=
achtung fand auch der Aufruf der Reichsregierung zum Hoover=Plan.
Die Schlußnotierungen lagen meiſt um 1—2 Prozent über den
Eröff=
nungskurſen.
An der Abendbörſe war das Geſchäft ſehr ſtill. Man
ver=
weiſt auf die weiter knappe Geldmarktlage ſowie auf die immer noch
hohen Devifenanforderungen. Verſtimmend wirkten die ſchwächeren
Kurs=
meldungen aus Amerika. Nach den mittäglichen Deckungskäufen ſchritt
man wieder zu Abgaben, ſo daß die Kurſe ſich zum Teil ſtärker
ab=
ſchwächten. Farben verloren insgeſamt 2 Prozent. Elektrowerte über
1, Siemens 3½ Prozent ſchwächer. Kunſtſeideaktien 2—3 Prozent,
Kali=
aktien bis 2 Prozent ſchwächer. Im Verlaufe blieb die Börſenſtimmung
ſchwach. Farben ſchloſſen 132,25. Von Kurſen ſind zu nennen Deutſche
Bank 100,75, Reichsbank 134,25, Gelſenkirchen 70, Mannesmann 63,5,
Rheinſtahl 75,5 Stahlverein 44 Salzdetfurth 193, Nordd Lloyd 50,25,
A. E. G. 92,75, Schuckert 121,5, Siemens 152, Gesfürel 108, Aku 79,
Bem=
berg 92.
Berlin, 7. Juli.
Die heutige Börſe eröffnete wie vorauszuſehen war, in feſterer
Hal=
tung. Die geſtern abend erzielte Einigung zwiſchen den Amerikanern
und den Franzoſen beruhigte natürlich, wenn auch infolge der
Verzöge=
rung über 2 Wochen die pſychologiſche Wirkung der Hoover=Aktion nicht
mehr ſo ſtark iſt. Obwohl geſtern erklärt wurde, daß noch keine
Beſpre=
chungen wegen der Verlängerung oder Erhöhung des 100=Millionen=
Dollar=Rediskontkredites der Reichsbank aufgenommen worden ſind,
haben ſich die Gerüchte doch erhalten, zumal Londoner und New Yorker
Meldungen davon ſprachen, daß man in Bankkreiſen einen neuen Kredit
für die Reichsbank in Erwägung gezogen und daß geſtern in New York
längere Beſprechungen führender Bankiers über die deutſche Kreditlage
abgehalten wurden. Beruhigend wirkte ferner das Dementi der
Ge=
rlichte über eine Berliner Großbank, ferner regte die leichte Befeſtigung
der Reichsmark und eine gewiſſe Entſpannung am Geldmarkt an, da
endlich nach dem Zuſtandekommen des Hoover=Planes die Kreditabzüge
nachlaſſen werden. Weniger günſtige Nachrichten wie die
Zahlungsein=
ſtellung der Maſchinenfabrik Kappel uſw. wurden kaum beachtet. Das
Geſchäft war zu Beginn des Verkehrs nicht ſehr umfangreich. Die
Spekulation ſchritt zu Deckungen, man beobachtete ferner kleine Käufe
der in= und ausländiſchen Arbitrage. Verſchiedene Werte erſchienen mit
Plus=Plus=Zeichen. Im Verlaufe war die Tendenz nicht ganz
einheit=
lich. Später wurde es auf Realiſationen etwas ſchwächer, z. T. wurde
das Anfangsniveau bis 1 Prozent unterſchritten. Deutſche Anleihen
lagen ebenfalls feſt, beſonders Neubeſitz.
Eindrücke der Einigung an den ausländiſchen Börſen
Zuerſt Hauſſe, dann Kursabbröckelungen an der Pariſer Börſe.
Die Pariſer Börſe zeigte geſtern zu Beginn des Geſchäftes eine
Hauſſebewegung. Die großen Werte gewannen leicht bis zu 100
Punk=
ten. Dieſe optimiſtiſche Auffaſſung hielt jedoch nicht an, und die Kurfe.
fielen wieder oft bis zu den niedrigſten Vortageskurſen zurück.
Dawes=
anleihe und Youngplanobligationen hielten ſich auf ihren
Vortageskur=
ſen. Es ſcheint, daß die Spekulation abwarten möchte, wie ſich die
finan=
ziellen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe in Deutſchland geſtalten werden.
Hauſſe an der Londoner Börſe.
Die in Paris erfolgte Einigung zwiſchen Frankreich und den
Ver=
einigten Staaten über den Zahlungsaufſchub für Deutſchland hat an
der Londoner Börſe eine kräftige Aufwär’sbewegung hervorgerufen.
Internationale Werte und deutſche Anleihen waren beſonders gefragt.
Deutſche Werte konnten Kursgewinne bis, zu drei Punkten verzeichnen.
Der Grundton an der Börſe war durchaus zuverſichtlich und das
Ge=
ſchäft lebhaft. Auch aus Liverpool wird lebhafte Börſentätigkeit
ge=
meldet.
Produkienherichte.
Berliner Produktenbericht vom 7. Juli. Nach den Preisrückgängen
der letzten Zeit machte ſich im Produktenverkehr heute eine merkliche
Er=
holung geltend. Ebenſo wie an den Effektenmärkten, ſtimulierte die
endgültige Einigung zwiſchen den Vereinigten Staaten und Frankreich,
während die Kreditlage keine nennenswerte Entſpannung erfahren hat.
Infolgedeſſen waren die höchſten Preiſe des Vormittagsverkehrs an der
Börſe bereits nicht mehr voll behauptet. Das Intereſſe konzentrierte
ſich auf den handelsrechtlichen Lieferungsmarkt, während das
Effektiv=
geſchäft ziemlich gering blieb, da der Hauptteil des Offertenmaterials
zurückgezogen war. Weizen ſetzte 2,75—6,50 Mark, Roggen 2.53—3,50
Mark höher ein, Hafer konnte gleichfalls unter Deckungen 4—5 Mark
ge=
winnen. Für Neugetreide waren im Vormittagsverkehr bis 4 Mark über
geſtrigem Börſenniveau liegende Preiſe bewilligt worden, an der Börſe
lauteten die Gebote nur noch etwa 2 Mark höher. Brotgetreide alter
Ernte hat ruhiges Geſchäft, zumal der Mehlablatz keine Belebung
erfah=
ren hat. Die Forderungen für Weizen= und Roggenmehle lauten kaum
verändert. Hafer bei geringerem Inlandsangebot und einiger
Deckungs=
nachfrage auch im Promptgeſchäft 3—4 Mark feſter. Gerſte im Anſchluß
an die Allgemeintendenz gut gehalten.
Kleine Birtſchaftsnachrichken.
Der vom Statiſtiſchen Reichsamt errechnete Aktienindex (1924/28 —
100) ſtellt ſich für die Woche vom 29. 6. bis 4. 7. 1931 auf 78,7 gegenüber
79,1 in der Vorwoche, und zwar in der Gruppe Bergbau und
Schwer=
induſtrie auf 73,9 (74,1), Gruppe verarbeitende Induſtrie auf 68,6 (69,2)
und Gruppe Handel und Verkehr auf 100,6 (100,8).
In Deutſchland waren im Jahresdurchſchnitt 1929 monatlich 820.
Konkurſe und 408 Vergleichsverfahren zu verzeichnen, die ſich im
Jahres=
durchſchnitt 1930 auf monatlich 945 Konkurſe und 513
Vergleichsverfah=
ren, im Februar auf 1065 Konkurſe und 546 Vergleichsverfahren, im
März auf 1240 Konkurſe und 662 Vergleichsverfahren und im April 1931
auf 972 Konkurſe und 655 Vergleichsverfahren erhöhten.
Die Lederfabrik Leopold H. Kaufmann, Frankfurt a. M., hat ab
7. ds. Mts die Zahlungen eingeſtellt. Die Bilanzſumme wird mit etwa
3 Mill. RM. angenommen, wobei die Aktiven zur Schuldendeckung
ge=
nikgen ſollen. Der Status iſt in Vorbereitung.
Die Lederfabrik Gabriel Lebrecht A.=G Ulm=Frankfurt a. M.,
be=
richtet 1930 über volle Beſchäftigung. Es verbleiben nach 70 858 (24 030)
RM. Abſchreibungen 61 439 (43 430) RM. Reingewinn, woraus 4 (0)
Prozent Dividende auf 0,75 Mill. RM. Aktienkapital verteilt werden.
Die Trapp u. Münch A.=G., Fabrik pbotographiſcher Papiere,
Fried=
berg (Heſſen), die inzwiſchen ihren Sitz nach Dresden verlegte, ſchließt
1930 nach 5000 (6000) RM. Abſchreibungen mit einem Verluſt von 13 320
RM. (1574 RM. Reingewinn), der vorgetragen wurde. Im neuen Jahr
iſt der Umſatz etwas geſtiegen.
Am erſten Tage der teilweiſen Wiederaufnahme der Arbeit im
Textilbezirk Roubaix=Tourcoing ſind in den franzöſiſchen Fabriken der
dem Konſortium nicht angehörenden Induſtriellen von 30 090 Arbeitern
nur 15 000 erſchienen Es handelt ſich meiſt um kleinere Fabriken, die
den Einnigungsvorſchlag des Miniſterpräſidenten Laval angenommen
haben. Man hofft, daß heute nunmehr weit mehr Weberei=Arbeiter die
Arbeit wieder aufnehmen werden.
Berliner Kursbericht
vom 7. Juli 1931
Oeviſenmarkt
vom 7. Juli 1931
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank . . . . . . .
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Aar. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Eleftr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
103.—
W
200.—
100.—
46.75
76.25
49.625
91.625
46.—
92.50
70.—
35.25
95.-
114.75
66.375
Clektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenftein & Koppell
103.-
132.375
70.5
109.—
52.—
75.25
119.—
52.
52.50
64.50
32.—
3
61.75
39.25
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Sa lzdetfurth Kalt
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerk
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſchk
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe-Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werke
118.
41.125
191.50
85.50
105.50
44.—
125.—
55.-
18.—
38.50
124.—
124.—
29.50
2.—
Helſingfor=
Wien
Prag
Budape
Sofia
Holland
Lslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New Yort
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
E=Stg.
1 Pap. Pei=
Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Francs
Gelde
10.593
59.19
12.47
73.43
3.C47
169.43
112.721
112.7
112.89
0.475
1.344
4.209
58.78
22.06
16.475
Brief
10.613
59.31
12.493
73.57
3.053
169 7‟
112 9.
112.90
113.11
20.515
1.348
4.217
58.90
22.10
16.515
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Nio de Janerro
Jugoſlawien
Portugal *
Athen
Fſtambu
Kairo
Kanada
Uruguay
Jsland
Tallinn (Eſtil.)
Riga
Brief
61.79
40,44
B2.03
2.085
0.318
451
18.71
5.467
21.05
4.202
2.533
92.55
112.26
*1.25
Frankfurter Kursbericht vom 7. Juli 1931.
720 Dtſch Reichsan
6
5½%Intern., „
6%Baden ....."
8% Bayern ..
6%
8% Heſſen v. 22
8
v. 2‟
6% Preuß. Staat
89 Sachſen .....
.
72 Thüringen.
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4‟/.
Ab=
löſungsanl. . . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
jungsſch. (Neub.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
8% Aachen v. 29
8½ Baden=Baden.
6%Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 26
A
v. 28
7% Dresden..
8% Frankfurt a. M.
7%
v. 26
6%
J. 26
8% Mainz
8% Mannheim v. 26
v. 2
835 München
8% Nürnberg.
8% Wiesbaden
5% Heſſ. Landesb=
8‟
Goldobli
4½% Heſſ. Lds.
Hyp.=Bk.=Liquid.
4¾½„Kom.=Obl
8% Preuß. Lds.
pfbr.=Anſt. G. P
(X Golboblig
95.5
90.5
6.
n3
77.25
84.25
87.5
96.75
38
49.6
5.15
2.15
84
84
86
85
95
79.5
69.5
85.5
Gi
87.5
98.25
92.25
92
87
81.5
100
96
98
Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl
8% Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr.
7% Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr..
80 Naſſ. Landesbk. 100,5
4½% „ Liqu. 2bl) 89.5
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer. II
„ Ser, II/ 66
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)..
Berl. Hyp. Bk.
4½%„Liqu.=Pfbr./ 86
8% Frkf. Hyp.=Bt.
4½% Lig. Pfbr
Pfbr.=Bk./ 98.25
„ Liqu
82 Mein.Hhp.=Bk.
4½% „ Lig. Pfbr.
180 Pfälz. Hyp.=B
4½20 Lig.Pfbr. 87
8% Preuß.
Boden=
cred.=Bant . . . .! 98.25
4½% Lig. Pfbr.
8% Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank ./ 98
4½% „ Lig.Pfbr./ 85.75
8% Rhein.Hyp.B.
2%0 Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf
Bo.=Credit.
3% Südd. Bod.=
Cred.=Bank
½% Lig. Pfbr.
93.25
98
94
85
97
85.5
11
96.5
96
98
96
86.75
96
8811,
100
R
86.5
100
92.25
98
93.5
81.5
98
9
87.25
8% Württ. Hyp.=B
O. Daimler=Ben=
8% Dt. Linol. Werke
glöckner=Werke
Mainkrw. v. 2e
Mitteld. Stahl.
3% Salzmannu. Co
7% Ver, Stahlwerke
8½ VoigtcHäffne=
J. G. Farben Bond
5% Bosn. L.E. B.
L.Inveſt.
% Bulg. Tab. v. 02
Oſt. Schätz
4% Oſt. Goldrente
5 % vereinh. Rumän
4½%
400
420 Türk. Admin.
1. Bagdad
Zollanl.
%6 Ungarn 1913
1914
Goldr.
1910
Aktien
Alg. Kunſtziide Unie
A. E. G. ......
Andrege Noris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſto
Bemberg. 7. P..
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie
Buderus Eiſen..
Cement Heidelbere
Karlſtadt
3. G. Chemie, Baſell
Chem.Werke Albert
Chade
Contin. Gummiw
Linoleur
Daimler=Benz ...
Mé
64
75.75
87.5
n8.75
73
88.6
87.5
DS
AJ
7.3
14.75
14.3
82.5
92.25
97
58
95
Rr6
41.75
53
84.75
153
A
57
Afe
Dt. Atl. Telegr.
„ Erdöl .
Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt
„ Linoleumwerk=
„Eiſenhandel..
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Aummer 187
Mittwoch, den 8. Juli 1931.
Seite 13
Ein Roman aus der Induſtrie
Ssti
von Hans Dominik
2)
Copyright by Ernſt Keils Nachf.. (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verbotzen.)
„Det hat mir wirklich wolgetan, Kollege Wittebold! Un
wat morgen Ihre Reiſe betrifft, ſo werde ick meinen ollen
Beenen ſchon Volldampf jeben, det ick alles jut erledige
for Sie.” —
Mit dem erſten Perſonenzug fuhr Wittebold in aller
Herr=
gottsfrühe nach Berlin.
Als Schappmann am Morgen mit ſeiner alten Mappe durch
das Verwaltungsgebäude kam, begegneten ihm Generaloirektor
Kampendonk und Dr. Wolff. Stramm, wie gewöhnlich, grüßte
Schappmann die beiden, und ſein altes Herz ſchlug warm in
froher Dankbarkeit, als der Geheimrat ihm freundlich zunickte
und ſagte: „Guten Morgen, Schappmann! Was ſelbſt
Witte=
bolds gutes Reden nicht völlig erreicht hatte, vermochten die
harmlos geſprochenen Worte Kampendonks.
Dr. Knappe, der Sekretär Kampendonks, hatte ſchon kurz
nach neun Uhr die leitenden Direktionsmitglieder ins Zimmer
des Geheimrats gebeten.
„Meine Herren”, erklärte ihnen Kampendonk, „die
Schwei=
nerei hat noch kein Ende. Ein neuer Fall übelſter Spionage!
Man kommt ſich allmählich wie verraten und verkauft hier vor.
Mit der Morgenpoſt erhielt ich einen Brief von unſerm
Agen=
ten in Detroit. Man arbeitet in dem dortigen Werk der United
Chemical an dem Fortuynſchen Verfahren der Kautſchuk=
Elektro=
ſyntheſe und fußt dabei auf Fortuynſchem Material!”
Sekundenlang tiefe Stille. Nur hier und da ein gepreßtes
Atmen.
„Geben Sie mir den Brief! wandte ſich Kampendonk an
Knappe.
Der murmelte ein paar Worte, lief in ſein Zimmer zurück
— ärgerlich, daß er den Brief dort vergeſſen hatte. Und fand
den Korreſpondenten Lohmann mit einer roten Mappe
unmit=
telbar neben dem Schreibtiſch. Knappe hätte ſich vor die Stirn
ſchlagen mögen: Den Brief hier ſo offen liegen zu laſſen —l
„Was wollen Sie?” herrſchte er Lohmann an. „Sind Sie
ſchon lange hier?”
„Nein — eben erſt kreingekommen, Herr Doktor . . . ne
eilige Unterſchrift für den Herrn Geheimrat . . .
„Her damit!” Knappe riß ihm die Mappe aus der Hand,
nahm den Brief und eilte zu Kampendonk zurück.
Inzwiſchen hatte ſich da die Erſtarrung gelöſt. Ein
unter=
drücktes Durcheinander von Fragen, Antworten und Ausrufen.
Knappe ſchob ſchnell die Unterſchriftsmappe vor Kampendonk
hin, legte den Brief daneben.
„Alſo, meine Herren, unſer Agent ſchreibt: „Im
Spezial=
laboratorium der Verwaltung der United Chemical in Detroit
wird ſeit einiger Zeit an der Kutſchukſyntheſe nach dem
Elektro=
verfahren gearbeitet. Soeben iſt es mir gelungen, feſtzuſtellen,
daß man dabei Material benutzt, dem Fortuynſche
Unterſuchun=
gen zugrunde liegen. Es ſcheint mir ganz außer Zweifel, daß
in allerletzter Zeit wertvolle Informationen über Fortuyns
Methode hierhergelangt ſind. Denn Miſter Headſtone hat
ange=
ordnet, daß Dr. Watſon einen verſtärkten Stab von Mitarbeitern
zugeteilt bekam, um mit allem Nachdruck dieſes Verfahren
aus=
zubauen.”
„Es wäre wohl das gegebene”, meinte Düſterloh, „ſofort
Herrn Doktor Fortuyn hierherzubitten.”
„Gewiß!” entſchied Kampendonk. „Herr Knappe, wollen Sie,
bitte, Herrn Fortuyn benachrichtigen! Wer iſt übrigens dieſer
Watſon? Vielleicht ein bekannter Name in der amerikaniſchen
Wiſſenſchaft, ſo daß man doppelte Furcht haben müßte?"
Keiner wußte etwas. „Vielleicht kann Moran darüber
Aus=
kunft geben!” rief eine Stimme aus dem Hintergrund..
Gut! Bitten wir auch ihn hierher!“
Während. Dr. Knappe die Telephongeſpräche erledigte,
wandte ſich die Unterhaltung wieder dem Brief zu.
Hu Feleufische Mich
bei dieser aftbewährten Nahrung wird auch Den Kind
„Iſt doch ein Paradoxon ſtärkſter Art”, ſagte Direktor
Lind=
ner, einer der jüngſten Direktoren und überzeugter Anhänger
Fortuyns, „daß wir unſeren Doktor Fortuyn mit ſeinem
Elektroverfahren von dem warmen Platz am Herd verdrängen
und dafür Herrn Doktor Moran placieren, deſſen Kraft Freund
Headſtone anſcheinend nicht ſehr hochgeſchätzt hat.”
Kampendonk runzelte die Stirn; der Streit innerhalb des
Direktoriums — hie Elektroſyntheſe, hie Chemoſyntheſe — war
ihm unangenehm.
Düſterloh griff jedoch ſofort die Fehde auf. „Ich dächte
doch, Kollege Lindner, wir ſollten uns allmählich über die
Rich=
tigkeit unſerer Dispoſitionen einig ſein. Ihr Vorwurf hätte
eine Berechtigung, wenn wir Doktor Fortuyn entlaſſen hätten.
Aber bei dem Stand der Fortuynſchen Verſuche — es ſteht doch
feſt, daß man vorläufig nicht abſehen kann, ob und wann ſie
mit praktiſchem Erfolg zu Ende gebracht werden — —, ich
meine alſo, daß wir richtig handelten, bei dieſem Stande ein
fertiges Verfahren, nämlich das von Doktor Moran, zu
er=
werben, um unſere Kautſchukfabrikation nach dem älteren
Chemo=
verfahren umgehend beſſer und rentabler zu geſtalten . . ."
„Wobei Fortuyns Gegner” warf Direktor Lindner ein,
„ſtillſchweigend annahmen, daß das Moranſche Verfahren beſſer
iſt, als das Fortuynſche je ſein wird.”
„Dieſe Unterſtellung, Herr Lindner, weiſe ich für meine
Perſon jedenfalls zurück!” unterbrach ihn Düſterloh in ſcharfem
Ton.
Lindner zuckte die Achſeln; dachte ſich dabei im ſtillen: Wer
das glaubt! — Die Kontroverſe wurde durch den Eintritt
Fortuyns und Morans unterbrochen. Noch einmak las
Kampen=
donk den Brief aus Detroit vor.
„Merken Sie, wie Fortuyn blaß wird?” rannte Düſterloh
ſeinem Freunde Bünger zu. Der nickte eifrig: „Gewiß . . .
ſehr merkwürdig!”
„Merkwürdig? Sagen wir ruhig= auffällig!” vollendete
Düſterloh.
Kampendonk hatte nach dem letzten Wort des Briefes eine
kleine Pauſe gemacht. „Hätten Sie dazu etwas zu ſagen, Herr
Doktor Fortuyn?”
Der ſprach, langſam die Worte wägend: „Eine ſehr
ſchmerz=
liche Ueberraſchung für mich! Wie es möglich war, daß
Ma=
terial von mir dorthingelangen konnte, iſt mir ein Rätſel. Ich
will jede Garantie übernehmen, daß von dem Material, für das
ich perſönlich verantwortlich bin, nichts in unrechte Hände
geriet.”
„Wollen Sie damit andeuten, Herr Doktor”, fragte
Düſter=
loh, „daß das Werk für die Sicherheit ſeines Materials keine
Garantie übernehmen kann?”
„Nach den Vorfällen der letzten Wochen beſteht doch die
Möglichkeit, Herr Direktor, daß das Material, das die jetzt
drüben verwerten, aus dem Werk entwendet iſt. Eine genaue
Antwort könnte ich nur geben, wenn ich wüßte, was für
Ma=
terial man dort hat. Das heißt, wenn ich die Schriftſtücke ſelbſt
oder Kopien davon ſähe.”
Kampendonk ergriff jetzt das Wort. „Ich wäre ſchon etwas
beruhigt, wenn ich wüßte, daß das entwendete Material nicht
beſonders wertvoll iſt. Könnten Sie uns darüber irgendwelche
Auskunft geben, Herr Doktor Fortuyn?”
„Eine beſtimmte Auskunft natürlich nicht, Herr Geheimrat.
Ich glaube jedoch kaum, daß beſonders wertvolle
Aufzeich=
nungen abhanden gekommen ſein können; denn darüber verfüge
ich allein. Immerhin, Sie wiſſen, daß auch weniger Wichtiges
in den Händen eines ſehr Tüchtigen wertvoll werden kann.”
„Ah, gut”, fiel Kampendonk ein. „Herr Doktor Moran,
darüber möchten wir gern Ihre Meinung hören: Iſt Ihnen
dieſer Doktor Watſon bekannt?”
„Gewiß, Herr Geheimrat. Perſönlich ſogar. Er iſt ſchon ſeit
langem ein Anhänger der Elektroſyntheſe. Gilt als ſehr begabt,
und Headſtone ſelber hält große Stück auf ihn.” Ein Lächeln
glitt über Morans Züge. „Mittelbar ergab ſich daraus mein
Zerwürfnis mit der „United‟. Headſtone glaubte, meiner Dienſte
nicht mehr zu bedürfen. Schon damals hörte ich — allerdings
nur gerüchtweiſe —, daß Headſtone, als Gegner der
Chemo=
ſyntheſe, Watſon beſondere Mittel zur Verfügung geſtellt habe,
um umfangreiche Vorſtudien für das Elektroverfahren zu
be=
treiben.”
„Dann iſt die Sache mit Detroit ernſt. Meine Herren, ich
richte nochmals die Bitte an Sie, alle Sicherungsvorſchriften
genaueſtens befolgen zu laſſen. Mit Ihnen, Herr Doktor
Fortuyn, möchte ich in den nächſten Tagen über beſondere
Vor=
ſichtsmaßregeln ſprechen. Jedenfalls darf niemand Ihre Räume
und diejenigen Doktor Morans betreten, der nicht dazu
legiti=
miert iſt. Auch nicht beſuchsweiſe. Ich danke Ihnen, meine
Herren!"
In ſeinem Arbeitszimmer hatte Fortuyn ſofort eine
Beſpre=
chung unter vier Augen mit Fräulein Dr. Gerland. „Ich habe‟,
ſchloß er, „keine Befürchtungen, daß man uns wirklich
Wert=
volles geſtohlen hat . . ." Das Eintreten Schappmanns
unter=
brach ihr Geſpräch. Als der wieder gegangen war, fragte
Fortuyn: „Wo iſt denn Wittebold heute?"
„Ein Verwandter von ihm in Berlin iſt erkrankt. Ich
habl ihn beurlaubt — zur Fahrt dorthin.” Fortuy runzelte
die Strn, überlegte. Tilly ſah es, erſchrak. „War wohl etwas
eigenmächtig von mir? Aber er tat mir leid.”
„Schon gut, Fräulein Tilly! Das war’s nicht, woran ich
dachte.”
(Fortſetzung folgt.)
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