Gnzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 181
Donnerstag, den 2. Juli 1931.
194. Jahrgang
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Rellame=
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(t Dolſar — 420 Mark. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der Anzeigene
aufträge und Leſtung von Schadenerſatz. Bei
konkurs oder gerſchticher Beitrelbung fäll jeder
Rabatt weg. Banklonto Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter und Natlonalbank.
Hoover=Plan ohne Frankreich.
Die franzöſiſch=amerikaniſchen Verhandlungen wieder ergebnislos. — Frankreich krok amerikaniſchen Drucks
unnachgiebig. — Enkſcheidung am Donnerskag? — Frankreich immer mehr in der Iſolierung.
abgefaßt iſt, ſtellt außer dem Wunſch, der amerikaniſchen
Re=
gierung, die Verhandlungen fortzuſetzen, noch bedeutende Mei=
Ein amerikaniſcher Schritk in Paris.
nungsverſchiedenheiten zwiſchen den beiden Regierungen feſt.
— Das Dokument, das in Waſhington amtlich veröffentlicht
Amerika droht mit der Ausſchaltung Frankreichs. werden ſoll, wird am Donnerstag dem franzöſiſchen Miniſter=
TU. Paris, 1. Juli.
Die franzöſiſch=amerikaniſchen Verhandlungen ſind am
Mittwoch nachmittag wieder ergebnislos abgebrochen
und auf Donnerstag, 21.30 Uhr, vertagt worden.
Der franzöſiſchen Regierung liegt eine Denkſchrift der
Waſhingtoner Regierung vor, in der die
grundſätz=
liche Bereitſchaft Amerikas ausgeſprochen wird, die
Verhand=
lungen fortzuſetzen, wobei jedoch gleichzeitig die vorhandenen
erheblichen Schwierigkeiten unterſtrichen werden.
Am Donnerstag vormittag findet in Paris ein
franzöſiſcher Miniſterrat ſtatt, der die Wafhingtoner
Denkſchrift prüfen ſoll. Ueber die Bedeutung des
amerikani=
ſchen Schrittes äußert man ſich bisher auf franzöſiſcher Seite
nicht. Doch iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß er mit den in
Wafhington angeſtellten Ueberlegungen zuſammenhängt,
den Hoover=Plan in einer neuen Form zur
Wirkſamkeit zu bringen, nötigenfalls unter
Ausſchaltung Frankreichs.
*
* Zur allgemeinen Ueberraſchung ſind ſich die Franzoſen und
Amerikaner auch am Mittwoch nachmittag nicht einig geworden.
Die Beſprechungen zwiſchen Mellon und den Franzoſen haben nur
ganz kurze Zeit gedauert. In ihrem Mittelpunkt ſtand die
Ueber=
reichung einer amerikaniſchen Denkſchrift, in der die Amerikaner
noch einmal ihren Standpunkt darlegen, klar und eindeutig. In
Paris hat die Denkſchrift, ſoweit man das zunächſt erkennen kann,
reichlich ernüchternd gewirkt, wobei die Franzoſen jetzt keineswegs
mehr im Zweifel darüber ſind, daß die Amerikaner in den
für ſie wichtigen Dingen nicht mit ſich handeln
laſſen, und daß ſie bereit ſind, an Frankreich vorbei
Deutſchland die Entlaſtung zu gewähren, die
un=
bedingt erforderlich iſt, die aber die Franzoſen aus verſchiedenen
Gründen nicht wünſchen, um uns ihre politiſchen Bedingungen
auf=
zwingen zu können, ja daß ſie ſogar noch neue Laſten und neue
Verpflichtungen uns zumuten.
Mellon wird ſich erſt am Donnerstag abend wieder mit den
Franzoſen treffen. Der Tag ſelbſt iſt den Beratungen des
franzö=
ſiſchen Kabinettes vorbehalten. Das Pariſer Kabinett
be=
findet ſich in einer ungewöhnlich ſchwierigen
Lage. Frankreich iſt reſtlos iſoliert. Dazu iſt die
Regierung durch das Verhalten von Kammer und Senat in ſo
hohem Maße feſtgelegt worden, daß nicht erſichtlich iſt, wie die
Franzoſen ſich mit Anſtand aus der Affäre ziehen können. Ob nun
allerdings die Nachtſitzung vom Donnerstag zum Freitag die längſt
fällige Klärung bringen wird, iſt zunächſt noch zweifelhaft.
Die Meinungen darüber, ob die amerikaniſche Denkſchrift
einen ultimativen Charakter trägt, gehen auseinander. Man darf
aber wohl feſtſtellen, daß ihr Inhalt ſo gewichtig iſt, daß man
ſchon das Wort Ultimatum gebrauchen muß. Die Amerikaner
haben aber in der hinter uns liegenden Woche gezeigt, daß ſie
trotz ihrer Feſtigkeit Rede und Antwort ſtehen. Infolgedeſſen wird
man gut daran tun, ſich noch auf eine längere Dauer der Pariſer
Beratungen einzurichten, weil die Franzoſen unzweifelhaft noch
neue Gedanken in die Debatte werfen werden, auf die die
Ame=
rikaner ſchon aus Höflichkeit eingehen werden. Der Geſamteindruck
iſt aber nach wie vor der gleiche: die Amerikaner halten
unbeugſam am Hooverplan feſt und überlegen ſogar
bereits, welche Schritte ſie unternehmen ſollen, wenn die
Fran=
zoſen endgültig Nein ſagen ſollten. Dabei ſteht der Plan im
Vor=
dergrund, die franzöſiſchen Zahlungen ſofort zu benutzen, um uns
wieder unter die Arme zu greifen, wobei aber ein Tributaufſchub
durch uns die ſelbſtverſtändliche Vorausſetzung iſt.
Die amerikaniſch=franzöſiſchen Berhandlungen.
Paris, 1. Juli.
Die franzöſiſch=amerikaniſchen Verhandlungen über das
Hoover=Angebot und die Gegenvorſchläge der franzöſiſchen
Re=
gierung ſind heute nachmittag im Innen=Miniſterium wieder
aufgenommen worden. An der Sitzung nahm auf
amerikani=
ſcher Seite Schatzamtsſekretär Mellon, der Botſchafter Edge und
zwei Sachverſtändige, auf franzöſiſcher Seite Miniſterpräſident
Laval, Außenminiſter Briand, Finanzminiſter Flandin und der
Sachverſtändige Francois Poncet teil. Die Unterredung
zwi=
ſchen den franzöſiſchen und amerikaniſchen Unterhändlern
dauerte von 3 bis 4.45 Uhr nachmittags. Im Verlaufe der
Sitzung gab Schatzſekretär Mellon und Botſchafter Edge den
Text eines Dokumentes bekannt, das dazu beſtimmt iſt, die
Haltung der amerikaniſchen Regierung in den Verhandlungen
aufzuklären. Eine neue Zuſammenkunft zwiſchen den
amerika=
niſchen und franzöſiſchen Unterhändlern iſt auf Donnerstag
abend 9.30 Uhr angeſetzt worden.
Die amkliche franzöfiſche Berlaukbarung.
Paris, 1. Juli.
Die gegen 18 Uhr veröffentlichte amtliche franzöſiſche
Ver=
lautbarung lautet folgendermaßen:
„Im Laufe der heutigen Beſprechungen hat Schatzkanzler
Mellon den Wortlaut eines Dokumentes mitgeteilt, das dazu
beſtimmt iſt, über die Haltung der amerikaniſchen Regierung
inbezug auf die augenblicklichen Verhandlungen Aufſchluß zu
geben. Dieſes Dokument, das in der Form eines aide memoire
rat zur Beratung vorliegen. Die amerikaniſch=franzöſiſchen
Ver=
handlungen werden ſodann am Donnerstag um 21.30 Uhr
wie=
der aufgenommen.”
Hoovers neuer Plan.
London, 1. Juli.
Der „Times”=Korreſpondent in Waſhington meldet: Aus
beſter Quelle höre ich, daß folgender Kurs für den Fall eines
Zuſammenbruches der Pariſer Verhandlungen ernſtlich erwogen
wird: Es wird geplant, den urſprünglichen Hooverplan
zurückzu=
ziehen und das Angebot des Präſidenten jedem der einzelnen
Schuldnerländer gegenüber beſonders zu wiederholen; mit anderen
Worten, die Vereinigten Staaten würden das Angebot machen,
jedes fremde Land von der Rückzahlung ſeiner Schulden an die
Vereinigten Staaten zu befreien, das als Gegenleiſtung auf die
ihm von Deutſchland geſchuldeten Reparationszahlungen
verzich=
ten würde. Dieſer Plan befindet ſich vorläufig noch im
Rohent=
wurf, und es liegt auf der Hand, daß er ſehr ernſtliche finanzielle
Komplikationen einſchließen würde. Er würde es den Franzoſen
überlaſſen, ſelbſt darüber zu entſcheiden, ob ſie bereit ſind, ihn zu
akzeptieren, ohne dadurch gleicherweiſe andere Nationen in
Mit=
leidenſchaft zu ziehen, wie es der urſprüngliche Plan Hoovers tat.
Ferner würde der neue Plan die Rückwirkungen eines
Fehlſchla=
gens der Pariſer Verhandlungen auf die Wirtſchaft und beſondees
auf den deutſchen Kredit zum mindeſten abſchwächen. In dieſem
Maße würde er die Zuſtimmung der hieſigen Finanzkreiſe, die
umfangreiche Beziehungen zu Deutſchland haben und die Inhaber
deutſcher Wertpapiere finden. Wenn auch dieſer Plan der
wich=
tigſte der Alternatippläne iſt, die jetzt erwogen werden, iſt die
endgültige Entſcheidung darüber noch nicht erfolgt.
Das amerikaniſche Remorandum.
Noch kein definikiver Plan
im Falle des franzöſiſchen „Rein!”
w. Waſhington, 1. Juli.
Das Staatsdepartement veröffentlicht heute nachmittag
gleichzeitig hier und in Paris das Memorandum, das der
amerikaniſchen Botſchaft geſtern nacht nach Paris gekabelt und
von Mellon heute dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Laval
übergeben wurde.
Das Memorandum umreißt den Standpunkt
Ame=
rikas noch einmal ſo, wie wir ihn geſtern aus einer
Schilde=
tung von hoher Regierungsſeite gemeldet haben.
Unter=
ſtaatsſekretär Caſtle bemerkt hierzu, dieſe
Ver=
öffentlichung bedeute keinen Abſchluß der Diskuſſion, ſondern
habe lediglich den Zweck, die amerikaniſche Theſe ganz klar
herauszuarbeiten in der Hoffnung, daß Frankreich daraus
er=
ſehe, daß Amerika in gewiſſen Punkten
nach=
gebe und nachgeben werde, in anderen aber
nicht nachgeben könne. Caſtle fügte hinzu, die
franzö=
ſiſche Regierung habe das Dementi durchaus freundlich
auf=
genommen und eine Konferenz zwiſchen Mellon und Laval ſei
für Donnerstag anberaumt worden. Bezüglich der von
Frank=
reich geforderten Konzeſſion in der Frage des
Garantiefonds wies Mellon darauf hin, daß zwar der
Youngplan, eine rein europäiſche
Angelegen=
heit ſei und Frankreich nur die Zuſtimmung der
Youngplan=Gläubiger zum Verzicht auf den
Garantiefonds benötige, daß aber, falls
Frankreich verlange, Deutſchland ſolle als
eine Bedingung der Durchführung des
Young=
plans ſich verpflichten, im Falle eines
Mora=
toriums den heute geplanten Kredit plus dem
unaufſchiebbaren Teil zu zahlen dies für
Amerika unannehmbar ſei. Der Geiſt des
Hoo=
ver=Planes laſſe eine derartige doppelte
Be=
laſtung nicht zu, ſelbſt wenn man die beſtimmte Hoffnung
hege, daß Deutſchland kein Moratorium zu erklären brauche.
Caſtle beſtätigt, daß gegenwärtig ein Plan für den
Fall des Scheiterns der Pariſer
Verhandlun=
gen erwogen werde. Er ſei jedoch noch nicht ſpruchreif
und noch keiner anderen Regierung unterbreitet worden.
Amerikaniſche Warnung nach Paris.
Die Vereinigten Staaten haben Frankreich ernſthaft darauf
hingewieſen, daß ein Scheitern des Hoover=Plans unzweifelhaft
eine deutſche Moratoriumserklärung zur Folge haben würde.
Amerika grundſäklich gegen Sankkionen.
* Von beſonderem Intereſſe ſcheint uns eine aus
Waſhing=
ton ſtammende Aeußerung zu ſein, wonach im Weißen Haus
auf die Frage, ob mit franzöſiſchen Sanktionen
gegen Deutſchland zu rechnen iſt, kurz und prägnant
er=
klärt wurde, dieſes Schauſpiel, alſo ein militäriſches Einrücken
in Deutſchland, werde die Welt nicht wieder erleben. Daraus
geht wohl hervor, daß man ſich in Waſhington offenbar bereits
dazu durchgerungen hat, den einmal eingeſchlagenen Weg
rück=
ſichtslos weiter zu verfolgen und die Franzoſen kräftig in die
Zange zu nehmen, wenn ſie es wagen ſollten, mit Methoden
gegen uns zu arbeiten, wie ſie in den erſten Nachkriegsjahren
üblich waren.
* Nur Wiekſchaffskriſe?
Von
Dr. Karl Guſtav Bittner, Celle.
Anläßlich einer Betrachtung über die Wirtſchaftslage
Süd=
ſlawiens wurde von „Politika” der Vorſchlag gemacht, einen
Teil der Ernteüberſchüſſe auf irgendeine Weiſe zu beſeitigen.
Das Blatt betont, daß es ſich der Unnatürlichkeit dieſer
Maß=
nahme voll bewußt ſei, allein ſie liege im unabweislichen
Inter=
eſſe der Volkswirtſchaft und der öffentlichen Finanzen. Ein Teil
der Ernte müſſe ungefährlich gemacht werden, damit nicht durch
ein unbegrenztes Angebot die Preisbildung ungünſtig beeinflußt
werde. Als wirkſamſtes Mittel wurde die Vernichtung eines
Teils der Getreideüberſchüſſe empfohlen und dabei auf das
Beiſpiel Amerikas verwieſen, das im Jahre 1929 ſeine alten
Weizenvorräte ins Meer verſenkt habe.
Die „Politika” hätte ferner auf die Vernichtung
ungezähl=
ter Ballen Kaffee in Braſilien hinweiſen können und vor allem
auf den Kern des Uebels: die tatſächliche „Unbrauchbarmachung”
eines großen Teiles des Welt=Golovorrates durch die franzöſiſche
und amerikaniſche Theſaurierungspolitik.
Und das Ganze nennt ſich „planetariſche Wirtſchaft”!
Wäh=
rend in allen Weltgegenden Menſchen hungern, ſieht ſich die
Landwirtſchaft gezwungen, ihre Ueberproduktion zu vernichten.
Auf der anderen Seite wehrt ſich die ſterbende Induſtrie gegen
den drohenden Untergang dadurch, daß ſie der ſinkenden
Kauf=
kraft des Konſumenten eine geſteigerte Reklame entgegenſetzt,
deren Suggeſtivkraft Bedürfniſſe künſtlich ſchaffen ſoll, wo
Not=
verordnungen und andere Erſcheinungen der Wirtſchaftskriſe
alle Bedürfniſſe künſtlich heruntergeſchraubt haben.
Seltſame Gegenſätze!
Es liegt in der Natur der landwirtſchaftlichen Produktion,
daß die jährliche Menge des Produktes, nur teilweiſe von
menſchlichem Wollen abhängig iſt. Die Witterungsverhältniſſe
und andere Einflüſſe der Umwelt beſtimmen in hohem Ausmaß
Menge und Güte der Ernten. Auf die induſtrielle Produktion
hingegen haben dieſe außermenſchlichen Faktoren nur inſofern
Einfluß, als ſie beſtimmend auf den Preis eines Teils der
Nohſtoffe einwirken. Dieſer Einfluß iſt umſo geringer, als er
vielfach ausgleichend wirkt. Wenn z. B. in einem Lande von
vorwiegend landwirtſchaftlichem Charakter eine Mißernte zu
Viehſchlachtungen zwingt, kann die Lederinduſtrie des Landes
trotz der vom Brotpreis diktierten höheren Arbeitslöhne
viel=
leicht dank der niedrigen Häutepreiſe ihre Produkte billiger
ab=
geben als ſonſt.
Der geſunde Menſchenverſtand würde nun annehmen, daß
die Landwirtſchaft gemäß der Natur ihrer Produktionsweiſe,
den Markt nach der Ernte richtet, d. h. ihren Ueberfluß in
Mißerntegebiete abfließen läßt. Die Induſtrie hingegen müßte
umgekehrt ihre Produktion nach dem Markt einrichten, bzw. nach
der vorhandenen Kaufkraft der Konſumenten.
So einfach, wie der geſunde Menſchenverſtand ſich das
vor=
ſtellt, liegen aber heute die Dinge nicht. Denn dieſer geſunde
Menſchenverſtand beſteht mit einer lächerlich anmutenden
Hart=
näckigkeit auf der Anſicht, die Wirtſchaft ſei für den Menſchen
da. Tatſächlich iſt aber heute die Wirtſchaft längſt zu einem
dämoniſchen Weſen geworden, das um ſeiner ſelbſt willen da iſt.
Das nicht mehr dem Menſchen dient, ſondern von ihm bedient
wird.
Hält man ſich die Tatſache vor Augen, daß die tiefſte
Ur=
ſache faſt aller Kriege im Kampf um den Weltmarkt zu ſuchen
iſt, daß dieſer Kampf für Indurſtieſtaaten eine Notwendigkeit
iſt, weil der durch die Induſtrialiſierung hervorgerufene
Nück=
gang der landwirtſchaftlichen Produktion zur Getreideeinfuhr
zwingt; bedenkt man ferner, daß ſolche zwangsläufige Induſtrie=
Zollpolitik die Landwirtſchaft ruiniert und damit den
induſtriel=
len Binnenmarkt — dann zweifelt man vollends an der
Mög=
lichkeit, daß in der gegenwärtigen theoretiſchen und praktiſchen
Volkswirtſchaft für den geſunden Menſchenverſtand Raum iſt.
Der „Fachmann” hat ſelbſtverſtändlich für alle dieſe
Kriſen=
erſcheinungen Erklärungen bei der Hand, mit denen ſich
bewei=
ſen läßt warum die Dinge ſo und nicht anders liegen. Damit
iſt freilich weder dem überſteuerten Landwirt, noch dem
verzwei=
felten Reklamechef eines Induſtrieunternehmens geholfen — am
allerwenigſten dem feſtbeſoldeten Konſumenten. Dem letzteren
können allerdings verſchiedene Lichter aufgehen, wenn er ſich
einmal ins deutſche „Zollausland”, nach Helgoland, begibt. Dort
wird ihm klar, was er ſich alles für ſein Geld leiſten könnte,
müßte er nicht die wahnſinnigen indirekten Steuern bezahlen,
die bei weitem nicht ausreichen, das Defizit des
Staatshaus=
haltes zu decken. Es wird ihm klar, daß er unter dortigen
Verhältniſſen geradezu (für ſeine Begriffe!) luxuriös leben könnte,
daß er Dinge kaufen könnte, die ſeinem ſchwer geſchröpften
Geldbeutel auch die raffinierteſte Reklame nicht mehr
aufſugge=
rieren kann, daß alſo bei geringerer Beſteuerung das Heer der
induſtriellen Arbeitsloſen ſich weſentlich verringern müßte. Daß
ihm endlich trotz geſteigerter Luxusbedürfniſſe immer noch
genug Geld übrig bliebe für die Butter aufs Brot, die
Land=
wirtſchaft (zumal bei geringerer däniſcher und holländiſcher
Kon=
kurrenz!) es alſo weſentlich beſſer haben könnte als heute. —
Die Unterbilanz des Staatshaushalts aber wird durch die
großen Summen hervorgerufen, die die ſoziale Fürſorge
ver=
ſchlingt. — Drehen wir uns nicht im Kreis? In einem Kreis,
deſſen irrſinnige Rotation noch beſchleunigt wird durch die
Re=
parations=Milliarden, die zum Unſegen der geſamten
Menſch=
heit aus Deutſchland erpreßt werden?
Der Vorſchlag des Präſidenten Hoover, ein „Welt=Feierjahr”
in das Chaos der irrſinnigen Reparationspolitik einzuſchalten,
hat allgemein großen Jubel ausgelöſt. Wenngleich es nicht an
Stimmen fehlt, die in Hoovers Plan keine Löſung, ſondern nur
ein Hinausſchieben der unvermeidlichen Kriſe ſehen. Dieſe
Stim=
men würden recht behalten, wenn nicht vielleicht hinter dem
Hooverſchen Plan noch eine andere Idee verſteckt iſt: Vielleicht
iſt ſich der nüchterne Amerikaner darüber klar, daß mit der
von Frankreich beabſichtigten Vernichtung Deutſchlands kein gutes
Geſchäft zu machen iſt. Vielleicht, iſt er ſich überhaupt klar
darüber, daß der Irrſinn der Reparationspolitik über kurz oder
lang zum Weltbolſchewismus führen muß, daß man das aber
den Jahre lang verhetzten Völkern nur durch eine Tat plauſibel
machen kann. Vielleicht ſoll das einjährige Experiment ein
Bei=
piel Für die Politik des nächſten Jahrzehnts ſein? — Vielleicht.
Seite 21
Nummer 181
Donnerstag, den 2. Juli 1931
Jedenfalls bedeutet der Vorſchlag des Präſidenten der
Ver=
einigten Staaten nur unter dieſer Vorausſetzung wirkliche
Ret=
ing aus dem Chaos, und dies nur dann, wenn die dadurch
ſtehende Steuerpauſe zur Sanierung nicht nur unſerer
Wirt=
ift, ſondern auch unſeres politiſchen Verſtandes genützt wird.
Eine Beſſerung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe müßte durch
amerikaniſchen Vorſchlag eintreten: In Deutſchland, weil
Unterernährung, in den „Siegerſtaaten”, weil die
Ueber=
jährung wenigſtens für eine Zeit zum Stocken käme. Daß
ankreich ſich gegen den Plan wehrt, hat zwei durchſichtige
ünde: Einmal der offenſichtliche Vernichtungswille gegen
utſchland, dann aber die ſich immer mehr verringernde
Be=
kerungsdichte, die heute noch Frankreichs wirtſchaftliche Blüte
vorruft, gleichzeitig aber ſeine ſchwerſte Sorge für die
Zu=
ft bedeutet. Frankreich weiß, daß es auf die Dauer nicht
Rentnerſtaat auf fremde Koſten leben kann. Und das iſt
was die paraſitäre Exiſtenz dieſes Volkes zur europäiſchen
fahr macht.
Nur Wirtſchaftskriſe? — Nein, die Wurzel alles Uebels ſitzt
fer. Wir ſtehen inmitten einer ſchweren geiſtigen Kriſe, deren
ſirtſchaftliche Ausprägung mit einem verhängnisvollen Wahn
deginnt: Im Weltkrieg ſind hüben und drüben Leute reich
ge=
wvorden durch Wertevernichtung. Und dieſe Scheinblüte
ber Kriegskonjunktur hat dem an ſich richtigen Geſetz von
Ange=
ſot und Nachfrage einen falſchen, fürchterlich falſchen Sinn
unterlegt. Nur ein Denken, dem der Sinn fürdas Ganze
ehlt, kann in Bedürfnisſteigerung und Wertevernichtung
Banierungsmaßnahmen ſehen. Nur ein krankes Denken kann
lauben, daß Goldanhäufung in den Kellergewölben einer
Staatsbank ein Volk reich macht. Es gibt nur eine Quelle
des Reichtums: die Arbeit. Und zwar; die eigene Arbeit,
Darum muß die Weltwirtſchaft krank ſein und bleiben, ſolange
ie deutſchen Reparationsleiſtungen bei uns durch
Kapitalman=
el, bei den Empfängern durch Kapitalüberfluß Arbeitsloſigkeit
rzeugen.
Vielleicht kommt die Welt doch einmal zu der Einſicht: Es
ſind deutſche Reparationsleiſtungen, die als Ernteüberſchüſſe
bernichtet werden, die als unverkäufliche Induſtrieprodukte in
den Lagerräumen aller Erdteile verrotten. Wenn aber dieſe
Einſicht erſt dann kommt, wenn (was durchaus nicht
ausgeſchloſ=
en iſt!) der ruſſiſche Fünfjahresplan gelingen ſollte, wenn da
niit möglicherweiſe die größere Hälfte Europas und der
Nor=
den Aſiens dem Weltmarkt verſperrt ſind — dann iſt es
viel=
ſeicht zu ſpät.
Die Nichkannahme des Hoover=Plans
ein gefährliches Spiel.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 1. Juli.
Die franzöſiſch=amerikaniſchen, ebenſo wie die franzöſiſch=
deut=
ſchen Verhandlungen werden in Pariſer offiziöſen Kreiſen ſehr
hptimiſtiſch dargeſtellt. Man betont, daß die wirtſchaftliche Lage
ſnbedingt eine Rückſichtnahme erfordert, wenn man nicht alle
ſuten Wirkungen, die ſich aus der Initiative Hoovers reſultieren,
vernichten will. Rein objektiv geſehen aber hat man den
Ein=
ruck, daß die Verhandlungen zwiſchen Berlin und Paris letzten
Endes für die Zukunft Europas wichtiger ſind, als die
Verhand=
ungen mit Amerika.
Die Initiative Hoovers bezweckt die Vermeidung einer
augen=
blicklichen Kataſtrophe und bedeutet an ſich noch nicht die
Geſun=
ung. Doch ſcheinen über dieſen Punkt hier irrige Meinungen zu
eſtehen. Man hört ſchon Stimmen, die davon ſprechen, daß
Deutſchland der eigentliche Nutznießer einer jetzt einſetzenden
Hoch=
onjunktur ſein wird. In Wirklichkeit ſind vorläufig nur ſpärliche
Beichen einer Belebung vorhanden. Die
Weltwirtſchafts=
riſe iſt durch die Initiative Hoovers, ſelbſt wenn
dieſe nicht durch Schikanen um ihre moraliſche Wirkung gebracht
ſoird, noch nicht beſeitigt. Die kurze Atempauſe, die ſie
ſewährt, ſollte dazu benützt werden, mit allergrößter Dringlichkeit
u einer Neuorganiſierung der Weltwirtſchaft zu ſchreiten, ſolange
das noch möglich iſt. Nur verhängnisvolle Blindheit vermag dies
u verkennen und in der Geſte Hoovers nur eine Epiſode zu ſehen,
tach der alles wieder im alten Geleiſe laufen ſoll. Die Politiker
n Frankreich, die aus innenpolitiſchen Rückſichten das nicht zur
enntnis nehmen wollen, ſpielen ein gefährliches Spiel. Leider
ſt aber die innenpolitiſche Situation in Frankreich nicht dazu
an=
jetan, den Führern volle Bewegungsfreiheit zu geben. Der Kampf
m Briand droht wieder zu entflammen. Es ſcheint, daß die
ge=
lante Friedensmanifeſtation in der Bretagne — in
Locronan=
ine neue Etappe darin bedeuten wird. Gewiß könnten aus
Locronan erlöſende Worte kommen; aber es iſt zu befürchten, daß
ſich nur um verhüllte Wahlagitation handeln wird. Die
Per=
önlichkeit Briands prädeſtiniert ihn zwar zur
Verſtändigungs=
ſolitik, aber ſeine innenpolitiſche Situation iſt ſo exponiert
ge=
worden, daß ihm jede Initiative ſchwerer fällt als jedem anderen
ſeliebigen Politiker an ſeiner Stelle.
Vom Tage.
Reichskanzler Dr. Brüning nahm geſtern nachmittag den
Be=
richt des deutſchen Delegierten im Vorbereitenden Unterausſchu
des Europa=Ausſchuſſes, Clemens Lammers, über die in Genf vom
24. bis 29. Juni ſtattgehabten erſtmaligen Beratungen entgegen.
Am Dienstag hat das preußiſche Staatsminiſterium beſchloſſen,
das Ergebnis des Stahlhelm=Volksbegehrens dem Landtag ſofort
zugehen zu laſſen und ihm die Ablehnung zu empfehlen. Wie
verlautet, ſoll der Volksentſcheid mit größter Wahrſcheinlichkeit
ſchon am 2. Auguſt ſtattfinden.
Der frühere Oberbürgermeiſter der Stadt Fulda, Dr. Antoni,
hat, mit Rückſicht auf die herrſchende Notlage in weiten Bevölke
rungskreiſen ab 1. Oktober 1931 auf einen Teil der ihm rechtlich
zuſtehenden Penſion freiwillig verzichtet.
In Baſel wurde in Anweſenheit von 250 Delegierten und
etwa 1600 Gäſten der 17. Kongreß der zioniſtiſchen
Weltorgani=
ſation durch den Präſidenten der Exekutive Nahum Sokolow
er=
öffnet.
Der Kommandant des engliſchen U=Bootes „Poſeidon” das
in der Nähe von Weihaiwei infolge Zuſammenſtoßes mit einem
chineſiſchen Dampfer unterging, wobei 20 Menſchen ihr Leben
ver=
loren, wurde von dem Kriegsgericht mit einem ſtrengen Verweis
beſtraft. Dies bedeutet, daß ſeine militäriſche Laufbahn
voraus=
ſichtlich zu Ende iſt.
Die chineſiſche Regierung hat mit einem Angriff von 200 000
Mann auf einer Front von etwa 200 Kilometern die Offenſive
gegen die kommuniſtiſchen Banditen in der Provinz Kiangſi
er=
öffnet. Die Leitung der Regierungstruppen liegt in den Händen
von Dſchiang Kai=ſchek.
Der japaniſche Kriegsminiſter hat dem Kabinett einen
Ent=
wurf über die Umbildung der japaniſchen Armee eingereicht. Da
nach ſoll zwar die Anzahl der 17 Diviſionen beibehalten, jedoch
die Stärke der Mannſchaften um 20 000 gekürzt werden.
Unkerzeichnung des neuen öſterreichiſch=ungariſchen
Handelsverkrags.
Wien, 1. Juli,
Im Bundeskanzleramt iſt geſtern vom Vizekanzler Dr.
Schober und dem ungariſchen Geſandten der neue
Handelsver=
trag zwiſchen Oeſterreich und Ungarn unterzeichnet worden
Durch den Vertrag werden die Beſtimmungen des Vertrages
vom 8. Februar 1922 und des Uebereinkommens hinſichtlich
des Zollkartells ſowie des Viehſeuchenübereinkommens wieder
in Kraft geſetzt. Das neue Zuſatzabkommen enthält die
geſchaf=
fenen Tarifanlagen und im Zollprotokoll die auf die
beider=
ſeitigen Zolltarife bezüglichen Abmachungen. Der Vertrag
iſt auf einer Grundlage geſchloſſen, die den Intereſſen
der landwirtſchaftlichen Produktion
entſpre=
chenden Schutz gewährleiſtet, ohne daß dadurch
die ungariſche Ausfuhr nach Oeſterreich
gefähr=
det wird. Dem Vertrag ſchließt ſich eine allgemeine
Ver=
einbarung an. Auf Grund dieſer Vereinbarung iſt auch
be=
reits zwiſchen dem öſterreichiſchen Kreditinſtitut für öffentliche
Unternehmungen ſowie der Girozentrale der öſterreichiſchen
Genoſſenſchaften einerſeits und dem ungariſchen
landwirtſchaft=
lichen Exportinſtitut und dem ungariſchen Inſtitut für den
aus=
wärtigen Handel A.G. andererſeits ein Uebereinkommen
abgeſchloſſen worden, das ein „Büro zur
Förde=
rung des Warenverkehrs, zwiſchen Oeſterreich
und Ungarn” errichtet. Die neuen zwiſchenſtaatlichen
Vereinbarungen werden Mitte Juli 1931 in Kraft treten. Eine
Ausnahme finden die Beſtimmungen hinſichtlich der
öfter=
reichiſchen Zölle für Getreide und Mehl, die bereits mit dem
1. Juli Geltung erhalten.
Madrid, 1. Juli.
Die mit der Ausarbeitung der ſpaniſchen Verfaſſung
be=
traute Kommiſſion hat, wie Havas berichtet, ihre Arbeiten ſo
gut wie zum Abſchluß gebracht. Der Verfaſſungsentwurf ſieht
den unitariſchen Charakter einer ſpaniſchen Republik vor.
Jeg=
liche Adelstitel werden abgeſchafft. Die Freiheit der
Religions=
ausübung, der Preſſe und der Gewerkſchaften ſowie die
Ver=
pflichtung, dem Vaterland zu dienen, werden hervorgehoben
Das Recht auf Eigentum wird anerkannt. Der
Volksſchul=
unterricht iſt obligatoriſch. Der Senat ſoll 260 Mitglieder
um=
faſſen und alle vier Jahre erneuert werden, die Kammer 466
Abgeordnete. Den Frauen wird das Wahlrecht zuerkannt. Die
Wahlfähigkeit tritt für Spanier beiderlei Geſchlechts mit dem
vollendeten 23. Lebensjahr ein. Der Verfaſſungsentwurf
ſchlägt vor, daß das Mandat des Präſidenten der Republik
der von Kammer und Senat gemeinſam gewählt wird, auf
ſechs Jahre erteilt wird. Zu Präſidenten der Republik können
alle Spanier gewählt werden, die mindeſtens 40 Jahre alt
und im Beſitz ſämtlicher bürgerlichen und politiſchen Rechte
ſind. Nicht gewählt werden können Mitglieder des Klerus
ſowie der früheren Königsfamilie.
Von Oscar A. H. Schmitz.
Die Aelteren unter uns erinnern ſich noch der aufwühlenden
Wirkung, die Ibſens Schauſpiel „Nora oder ein Puppenheim”
or beinahe einem halben Jahrhundert auf die europäiſche
Ge=
ſellſchaft hatte. Der Dichter zeigte eine von ihrem Mann
ber=
ätſchelte Frau, die eines Tages eine Urkundenfälſchung beging.
rſache: ſie wußte nicht, was ſie tat, in ihrem Puppenheim war
e kindiſch geblieben. Dieſes Problem iſt heute nicht mehr
zeit=
gemäß. Wohl mag es noch ſolche Puppenheime geben, aber für
inſere Tage ſind ſie nicht mehr bezeichnend. Das Denken der
durchſchnittlichen europäiſchen Frauen iſt heute nicht mehr
kin=
iſch. Sind darum aber die kindiſchen Frauen ausgeſtorben?
58 ſcheint nicht. Die Worte infantil, Infantilismus, die ein
bei Erwachſenen abnormales Kindiſchſein mit körperlichen und
eeliſchen Merkmalen bezeichnen, ſind, weil ſie etwas ganz
all=
jäglich gewordenes bezeichnen, aus dem ärztlichen in den
allge=
teinen Sprachgebrauch übergegangen, und wenn ſolcher
Infan=
lismus auch bei Männern vorkommt, ſo ſpricht doch Kreſchmar
ereits von einem ſpezifiſch weiblichen Infantiltypus. Man
ſvürde dieſen Frauen Unrecht tun, wollte man ſie im Verdacht
haben, ſie könnten aus kindiſcher Unwiſſenheit wie Nora
Ur=
unden fälſchen. Vielmehr iſt ihr Denken meiſt ſo weit entwickelt,
aß ſie zum mindeſten im Stand ſind, den Inhalt eines
Ge=
ſchäftsbriefes zu erfaſſen. Viele haben eine komplizierte
Fach=
husbildung durchgemacht, und nicht wenige haben ſtudiert.
Lernt man nun aber das Seelenleben ſolcher infantilen
Frauen, die meiſtens ziemlich, oft hochintelligent ſind, kennen, ſo
ſtößt man mit Sicherheit auf ſogenannte Komplexe, die eben den
nfantilen Charakter bewirken und die ein befriedigtes
Frauen=
eben unmöglich machen. Da findet ſich häufig eine unlöslich
cheinende Bindung an die Mutter oder ſonſtige ältere Frauen,
deren beiſpielgebende Autorität die Gebundene nicht zu ſich ſelbſt
ſnd ebenſowenig zum Manne kommen läßt; oder aber die
un=
bewußte Bindung gilt dem Vater, wodurch das bewußte
Inter=
eſſe ſich nur ſolchen Männern zuwendet, die für eine erotiſche
Beziehung wenig in Frage kommen. Ein ſolcher Komplex kann
auch negativ ſein. Ablehnung des mütterlichen Vorbildes führt
dann zur Ablehnung des Weiblichen überhaupt, ein negativer
Vaterkomplex treibt in Männerfeindſchaft und oft in
Pſeudo=
homoſexualität. Auf der Grundlage des weiblichen
Infantilis=
mus bildet ſich dann ein knäbiſcher Typ, der ſich bis ins Alter
bewahren kann. Er iſt oft beträchtlicher, wenn auch immer nur
ſekundärer intellektueller Leiſtungen fähig. Alle dieſe Frauen
zeichnet ein kindiſch gebliebenes Gefühlsleben aus, das ſich unter
dem Mantel von allerlei Sentimentalitäten und Schwärmereien,
die bis zur Menſchheitsbeglückung gehen können, oft den
An=
ſchein des Gegenteils, nämlich eines ſehr leidenſchaftlichen
Ge=
fühlslebens zu geben ſucht. Das ſind indeſſen, pſychoanalytiſch
geſprochen, Ueberkompenſationen. In Wahrheit reicht die Kraft
des Gefühls nicht für die normalen Aufgaben gegenüber Mann
und Kindern aus, wofür freilich meiſt ſehr ſpitzfindige
Recht=
fertigungen vorgebracht werden, die indeſſen nur beweiſen, daß
die Entwicklung des Intellekts auf Koſten der Gefühle
ſtattgefun=
den hat. Wir ſehen alſo im Durchſchnitt nicht etwa, wie oft mit
Stolz behauptet wird, eine Entwicklung über die kindiſche Nora
hinaus, ſondern nur die Umkehrung der Nora. War dieſe kin
diſch im Denken, ſo iſt ſie doch gefühlsmäßig eine einigermaßen
erwachſene Frau geweſen, ohne daß man ſie freilich als das
Ideal einer ſolchen hinſtellen könnte, denn die allzu große
Un=
reife einer wichtigen Funktion wirkt natürlich hemmend auf
den ganzen Menſchen. Aber dasſelbe tut die allzu einſeitige
Ent=
wicklung einer einzelnen Funktion, und zwar beſonders des
Denkens, das von einem völlig kindiſch gebliebenen Gefühl
be=
gleitet ſein kann.
Man hat ſich, lange bevor es eine ſogenannte moderne
Jugend gab, bisweilen über eine gewiſſe Kaltſchnäuzigkeit, ja
Schamloſigkeit gewiſſer kindlicher Bemerkungen gewundert. So
beobachtete ich einmal in einem Gaſthaus, wie ein Vater die
Rechnung zahlte und aufbrach, während die Mutter und ihr
etwa 4 bis 5=jähriges Töchterchen noch bei der Mehlſpeiſe
ver=
harrte; kaum war der Vater aus Hörweite, als das Kind ſagte:
Weißt du Mutti, wenn der Vatti einmal tot iſt, dann nehmen
wir ſein Geld und eſſen immer im Gaſthaus. Die Mutter war
über dieſe Bemerkung ſo außer ſich, daß ich für meine
Menſchen=
pflicht hielt, ihr pſychologiſch zu erklären, daß ein kleines Weſen.
das Gefühle einfach noch nicht realiſieren kann, über
Gefühls=
dinge notgedrungen gefühllos reden wird, daß eine ſolche
Ab=
weſenheit von Gefühl ganz harmlos und etwas ganz anderes
iſt, als die Gefühlloſigkeit eines erwachſenen Menfchen, der
Ge=
fühle haben müßte und die Gefühlsſphäre anderer dennoch ſchwer
verletzt. Ich fürchte, man muß dieſelbe Nachſicht, wie jenem
Kind gegenüber, vielen modernen Frauen gegenüber walten
laſ=
ſen, wenn man ſie über geſchlechtliche und Ehefragen ſo reden
hört, als gäbe es keine Gefühle. Viel frivole, weibliche
Vor=
urteilsloſigkeit unſerer Tage gegenüber geſchlechtlichen
Perver=
ſionen und Exzeſſen erklärt ſich ganz einfach dadurch, daß ſolche
Freidenkerinnen im Grund gar nicht wiſſen, wovon ſie reden.
Ihr Gefühl iſt zu unreif geblieben, um den Tiefengang dieſer
Lr. homreiſe der deutſchen Hartthter
N.zheſtens Ende Juli oder Anfang Auguſt.
EP. Rom, 1. Juli.
Durch eine amtliche Mitteilung wird beſtätigt, daß der
Be=
ſuch des Reichskanzlers Brüning und des Außenminiſters Dr.
Curtius in Rom früheſtens Ende Juli oder Anfang Auguſt
er=
folgen werde. Er ſolle zu einem umfaſſenden Meinungsaustauſch
über die Deutſchland und Italien gemeinſam intereſſierenden
Fragen, beſonders die Vorbereitung der Abrüſtungskonferenz und
die Zoll=Union, führen. Der Zahlungsaufſchub Hoovers werde
bis dahin bereits in Kraft getreten ſein.
Eine gewiſſe Verſtimmung kommt im „Corriere della Sera”
zum Ausdruck, wo es u. a. heißt, ohne etwas übelzunehmen, müſſe
doch im Intereſſe der Klarheit der gegenſeitigen Beziehungen
be=
merkt werden, daß man in Deutſchland etwas ſpät „die wachſende
Bedeutung Roms in den internationalen Verhandlungen” erkenne.
In vielen Fällen habe das Intereſſe Italiens mit dem
Deutſch=
lands übereingeſtimmt, ohne von Deutſchland bemerkt zu werden.
Italiens Vorgehen ſei von der deutſchen Preſſe erſt voll erkannt
worden, als ſich Italien der Zoll=Union widerſetzt habe. Von
deut=
ſcher Seite könne viel getan werden, um das Ergebnis der
Be=
ſprechungen fruchtbringend zu geſtalten. Wenn Deutſchland aus
ſeiner politiſchen Iſolierung herauskommen wolle, müſſe es ſich
daran gewöhnen, die diplomatiſche Aktion Italiens nicht zu
unter=
ſchätzen. Die auswärtige Politik des fasciſtiſchen Italiens ſei
ſelbſtändig und laſſe ſich von niemand Vorſchriften machen.
Der „Popolo d’Italia” ſchreibt, die Zuſammenkunft werde vor
allem zu einer Klärung der Atmoſphäre führen. Italien habe
zu=
erſt den Kriegshaß überwunden, der Europa in Sieger und
Be=
ſiegte trennte. Auf Grund des Paktes von Locarno erhalte
Ita=
lien zuſammen mit England das Gleichgewicht in Europa.
Muſſo=
lini bleibe ein entſchloſſener Befürworter der Abrüſtung.
X
Ikaliens „unerwarkete Geſte".
Rom, 1. Juli.
Um die Durchführung des amerikaniſchen Planes zu ſichern,
hat die italieniſche Regierung von ſich aus den Hooverplan
dadurch in Kraft geſetzt, daß auf die Zahlung der Summen der
Schuldnerſtaaten an Italien zum 1. Juli verzichtet wird. In
dem amtlichen Bericht heißt es:
„Während man erwartet, daß die gegenwärtig laufenden
Verhandlungen ſobald als möglich ein endgültiges Abkommen
zwiſchen den intereſſierten Regierungen ergeben, hat die
italie=
niſche Regierung folgerichtig ihrer vollen und herzlichen
Zu=
ſtimmung zum Vorſchlag des Präſidenten Hoover entſprechend
im Voraus dafür geſorgt, mit der Durchführung des
ameri=
kaniſchen Planes zu beginnen. Zu dieſem Zweck hat der
Außen=
miniſter nach Vereinbarung mit dem Finanzminiſter die
Regie=
rungen der Schuldnerſtaaten Italiens davon verſtändigt, daß
die italieniſche Regierung die Summen, die man ihr in
Anwen=
dung den Youngplanes und des Haager Abkommens zum 1
Juli ſchuldet, nicht einzufordern beabſichtigt. Gleichzeitig har
die italieniſche Regierung die Regierungen der
Gläubigerſtaa=
ten davon verſtändigt, daß die Regierung in Erwartung einer
Entſcheidung die von Italien zum gleichen Fälligkeitstermin
ge=
ſchuldeten Summen zurückhalten wird.
In Waſhington hat die Erklärung der italieniſchen
Regie=
rung, die als großartige Handlung bezeichnet wird, volle
Zu=
ſtimmung gefunden. Auch in Berlin wird das Vorgehen
Ita=
liens auf das Wärmſte begrüßt, wenngleich eine amtliche
Mit=
teilung über den italieniſchen Schritt an amtlicher Berliner
Stelle, noch nicht vorliegt. In Frankreich dagegen hat der
Schritt Italiens berſtimmt. Der „Intranſigeant” iſt mit der
„unerwarteten Geſte” der italieniſchen Regierung, die
bekannt=
lich bereits Maßnahmen zur praktiſchen Durchführung des
Hoover=Angebots ergriffen hat, nicht zufrieden. Dieſe Geſte habe
eine gewiſſe Tragweite und ſcheine die Annahme des
Hoover=
planes durch alle übrigen beteiligten Nationen vorauszuſetzen.
Sie ſtelle eine ſubtile diplomatiſche Aktion dar, die vor allem
dazu beſtimmt ſei, auf Frankreich einen Druck auszuüben.
Frankreich ſehe ſich alſo in der Frage des Hoover=Angebots
vollſtändig von den übrigen Ländern iſoliert.
Empfänge bei Briand.
EP. Paris, 1. Juli.
Außenminiſter Briand empfing heute den polniſchen
Bot=
ſchafter Grafen Chlapowſki und den griechiſchen Außenminiſter
Michalakopulos. Ueber den Inhalt dieſer Beſprechungen
wer=
den keine Mitteilungen gemacht, doch iſt anzunehmen, daß ſie
ſich auf die Folgen bezogen haben, die ſich für Polen und
Grie=
chenland aus der Durchführung des Hoover=Planes ergeben
würden.
Fragen überhaupt zu ermeſſen. Gäbe es nämlich kein Gefühl,
dann ſtünde wirklich nichts im Weg, wie heute in Amerika, mit
einigen Vorſichtsmaßregeln aus dem Geſchlechtlichen ein
Geſell=
ſchaftsſpiel zu machen. Wäre die Frau wirklich nichts anderes,
als ein Mann mit einem die Wünſche des Mannes lockenden
anders gearteten Körper, warum ſollte ſie nicht ihre Beziehungen
zum Manne lediglich vom Nutzen leiten laſſen? Geht man der
Seelenlage analytiſch auf den Grund, die zur Forderung etwa
der Kameradſchaftsehe oder der Honorierung der häuslichen
Lei=
ſtungen der Frau durch ein Gehalt veranlaßt, oder unterſucht
man gar das Verhalten vieler gebildeter heutiger Frauen
wäh=
rend der Scheidung, ſo wird man gewöhnlich neben viel
Scharf=
ſinn ein infantil gebliebenes Gefühlsleben finden, das nicht
recht realiſieren kann, wovon eigentlich die Rede iſt.
Müſſen wir deshalb beklagen, daß die heutigen Frauen keine
Noras mehr ſind, mit denen ſich, ſo lange das Puppenheim nicht
bedroht war, immerhin leben ließ? Gewiß nicht. Ibſens Kritik
an der bürgerlichen Geſellſchaft war ſehr zeitgemäß. Nur
über=
ſchätze man nicht, was an die Stelle getreten iſt. Der
Durch=
ſchnitt der heutigen Frauen iſt nicht weniger kindiſch, als der
Durchſchnitt der Frauen vor fünfzig Jahren, nur lag damals
das Kindiſche im zurückgebliebenen Denken, heute liegt es im
verkümmerten Gefühl. So aber wie auch vor fünfzig Jahren
nicht alle Frauen Noras waren, ſondern nicht wenige ohne
Be=
einträchtigung ihres weiblichen Gefühls auch ihr Denken
ent=
wickelten und zu Vollmenſchen wurden, ſo gibt es heute bereits
Frauen, welche die Kinderkrankheiten der Frauenbewegung hinter
ſich haben. Damit ſind aber nicht etwa die gemeint, die erkannt
haben, daß auch eine Frauenrechtlerin mehr Macht ausübt, wenn
das iſt noch nicht die
Wiederent=
ſie ſich modern kleidet.
deckung der Gefühlswelt —, ſondern die, welche den
Vorkämpfe=
rinnen für Frauenbildung und Frauenberufe vielleicht dankban
ſind, die Bildung aber nun nicht mehr auf eine verdrängte,
ſon=
dern eine offen bekannte Weiblichkeit bauen und im Beruf nur
einen Notbehelf ſehen, der tapfer übernommen werden muß, weil
die Ueberzahl der Frauen es nun einmal unmöglich macht, daß
jede Frau ihren wahren Beruf erfüllt. Nicht die gefühlsſchwache
alte Junggeſellin iſt die wahre Ueberwindung der
gedanken=
ſchwachen alten Jungfer von einſt, fondern die Frau, die, wenn
ſie auch nicht verheiratet iſt, doch ein Frauenſchickſal gehabt hat
und durch einen Beruf wenigſtens in ihren Mußeſtunden
ſelb=
ſtändig iſt. Dem Alter kann niemand entgehen, die verbitterte
vertrocknete Jüngferlichkeit wird aber nicht durch Verleugnung
des weiblichen Gefühls, ſondern durch gerade das Gegenteil
be=
hoben.
Nuumer 181
Donnerstag, den 2. Juli 1931
Seite 3
Perbot der Berliner Spartakiade.
Die blutigen Zwiſchenfälle im oſten Berlins planmäßige Veranſtallengen Ladikaler Elemenke.
Die Polizei Herr der Lage.
Endlich!
Aufläfung des Sparkakiade Komikees.
Berlin, 1. Juli.
Der Polizeipräſident teilt mit: „Sofort nach Bekanntwerden
der kommuniſtiſchen Ueberfälle hat beim Miniſter des Innern
unter Hinzuziehung des Polizeivizepräſidenten Dr. Weiß, der den
zurzeit beurlaubten Polizeipräſidenten vertritt, eine Beſprechung
ſtattgefunden. Als Ergebnis dieſer Beſprechung hat der
ſtellver=
tretende Polizeipräſident auf Grund der durch die kommuniſtiſchen
Ueberfälle neu entſtandenen Lage die Spartakiade verboten. Das
Verbot wird mit allem Nachdruck durchgeführt werden.”
Von unterrichteter Seite der preußiſchen Regierung erfahren
wir, daß der Polizeipräſident das Spartakiadekomitee und alle
anderen Organiſationen, die zur Vorbereitung der Spartakiade
gebildet worden ſind, aufgelöſt hat. Das Tragen der
Spartakiade=
abzeichen iſt verboten worden. Die Polizei hat heute vormittag
in dem Büro des Spartakiadekomitees eine Hausſuchung
abgehal=
ten und Material beſchlagnahmt, das in den Mittagsſtunden noch
geprüft wird.
Im Zuſammenhang mit den geſtrigen blutigen Zwiſchenfällen
im Oſten Berlins äußert man in Kreiſen der preußiſchen
Regie=
rung die Anſicht, daß die Vorfälle nicht ſpontane
Kund=
gebungen Unzufriedener oder Hungernder waren,
ſondern, daß es ſich um planmäßige
Veranſtal=
tungen radikaler Elemente handelte, mit denen
auch in den kommenden Tagen und Wochen zu
rech=
nen ſeinwird. Dies ergibt ſich insbeſondere aus einer Anzahl
von Rundſchreiben und ſonſtigem Material, das ſich in den
Hän=
den der Polizeibehörde befindet und aus dem eindeutig
hervor=
geht, daß mit legalen und illegalen Demonſtrationen gearbeitet
werden ſoll, um die Polizeikräfte zu zermürben. Wenn auch in
dieſem Material teilweiſe nur in theoretiſcher Form von „
be=
waffnet geſchützten” und „bewaffneten‟ Demonſtrationen die Rede
iſt und Vorſchläge gemacht werden, wie Polizeiautos durch
Aus=
ſtreuen von Nägeln und Glasſcherben ſowie Spannen von
Draht=
ſeilen abgehalten werden, ſo kann daraus doch auf die
ſyſtema=
tiſche Vorbereitung von Unruhen und
Störun=
gen der öffentlichen Ordnung geſchloſſen werden.
In Kreiſen der Reichsregierung und der preußiſchen
Regie=
rung wird ausdrücklich mit aller Entſchiedenheit betont, daß die
Machtmittel des Staates ausreichen werden, um
alle Störungen ſofort im Keime erſticken zu
kön=
nen. Die Tatſache, daß ſich das erwähnte Material in Händen der
Behörden befindet, beweiſt, daß die Regierung über die Abſichten
ihrer radikalen Gegner genau unterrichtet iſt und ihnen mit allen
Mitteln begegnen wird. Die Polizei wird nötigenfalls auch
rück=
ſichtslos von der Schußwaffe Gebrauch machen.
Der Polizeipräſident hat für die Ergreifung der Täter, die
den Polizeioberwächtmeiſter Kuhfeld geſtern abend bei den
kom=
muniſtiſchen Demonſtrationen erſchoſſen haben, eine Belohnung von
3000 RM. ausgeſetzt.
Verſchärfter Schußwafſengebranch für die Pollzei.
Den preußiſchen Behörden ſind in letzter Zeit wiederholt
Rundſchreiben kommuniſtiſcher Parteiorganiſationen in die
Hände gefallen, die für die Aktivität der Kommuniſten auf dem
Gebiete der Vorbereitung von Gewalttätigkeiten
außerordent=
lich aufſchlußreich ſind. Auch aus dem Ruhrgebiet liegen den
ſtaatlichen Stellen ähnliche Rundſchreiben vor, die die
Arbeiter=
ſchaft ermutigen ſollen, mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln
den Kampf gegen die ſtaatliche Ordnung aufzunehmen. Das
Preußiſche Innenminiſterium weiſt darauf hin, daß die
Poli=
zei in Zukunft rückſichtslos von der
Schuß=
waffe Gebrauch machen werde.
Reinwaſchungsverſuch der K.P.).
Vom Sekretariat des Zentralkomitees der Kommuniſtiſchen
Partei Deutſchlands wird eine parteioffizielle Erklärung zu den
geſtrigen Zuſammenſtößen im Oſten Berlins veröffentlicht. In
dieſer Erklärung wird darauf hingewieſen, daß die Arbeiter=
demonſtration im Berliner Oſten weder von der zuſtändigen
Bezirksleitung Berlin=Brandenburg der K.P.D. noch von
irgendeinem anderen Organ der K.P.D. veranſtaltet worden
ſei. Weiter wird vom Sekretariat erklärt, daß die Zeitſchrift
„Oktober” weder vom Zentralkomitee, noch von irgendeinem
anderen Organ der K.P.D. herausgegeben, geleitet oder
kon=
trolliert werde und in keiner Verbindung zur Kommuniſtiſchen
Partei ſtehe. Dieſe Zeitſchrift „Oktober” hatte Anweiſungen
über den bewaffneten Kampf gegen die Polizei bei
Demon=
ſtrationen gebracht, die von der Preſſe im Zuſammenhang mit
den Zuſammenſtößen zitiert wurden. Daran ſchließt ſich in
der Erklärung die Bemerkung, daß der Schuß auf den
Polizei=
wachtmeiſter von kommuniſtenfeindlicher Seite abgegeben worden
ſei „und der Reaktion und gewiſſen Perſönlichkeiten des
Poli=
zeipräſidiums den längſt erwähnten Anlaß zum Verbot der
Spartakiade liefert”. Weiter erklärt die Kundgebung, daß das
Zentralkomitee „mit größter Aufmerkſamkeit die weiteren Pläne
und Maßnahmen der Regierung verfolge‟. Es habe „für alle
Eventualitäten die notwendigen Vorkehrungen getroffen”.
Schwere Ausſchreikungen der Kommuniſten in Peine.
Peine, 1. Juli.
Am Dienstag wurden in Peine Nationalſozialiſten auf einem
Umzug von Kommuniſten, die aus Braunſchweig Verſtärkung
er=
halten hatten, mit Pflaſterſteinen, Zaunlatten, Schuß= und
Hieb=
waffen angegriffen. Die Polizei wurde ebenfalls von den
Kom=
muniſten ſtark bedrängt und machte, nachdem der erſte Schuß von
ſeiten der Kommuniſten gefallen war, von ihren Schußwaffen
Ge=
brauch. Insgeſamt wurden 13 Perſonen mehr oder weniger ſchwer
verletzt. Die genaue Zahl der Verletzten läßt ſich nicht angeben,
da die Kommuniſten ihre Verwundeten mitnahmen.
Der Polizeibericht zu dem Ueberfall auf die
Nationalſozia=
liſten in Peine beſagt, daß der Zug der Nationalſozialiſten und
die begleitenden Polizeibeamten im Arbeiterviertel von den
Kommuniſten überfallen und u. a. mit Steinen und Totſchlägern
angegriffen worden ſind. Einigen Beamten wurde auch Pfeffer
in die Augen geworfen, um ſie für Augenblicke kampfunfähig zu
machen. Als aus den Reihen der Kommuniſten ein Schuß gefallen
war, erwiderten die Beamten das Feuer. Hierbei wurden 14
Per=
ſonen zum Teil ſchwer verletzt. Auch Nationalſozialiſten wurden,
da beide Parteien weiße Hemden trugen, und ſo in dem Tumult
eine Unterſcheidung erſchwert, wenn nicht unmöglich gemacht war,
durch Schüſſe verletzt, darunter zwei Nationalſozialiſten ſo ſchwer,
daß mit ihrem Ableben wohl zu rechnen iſt. Nachdem die Polizei
das Akarmkommando herangezogen hatte, konnte die Ruhe wieder
hergeſtellt werden.
In einer Darſtellung von nationalſozialiſtiſcher Seite zu dem
Ueberfall heißt es, daß die Polizei nur mit drei Mann vertreten
geweſen und der ſie erwartenden Aufgabe nicht gewachſen geweſen
ſei. Sie habe die erſten Schüſſe abgegeben, wodurch zwei SA.=
Leute durch Bauchſchüſſe ſchwer verletzt worden ſeien. Beide lägen
im Krankenhaus darnieder. Von den Kommuniſten ſeien mehrere
Schüſſe abgegeben worden. Die Zahl der Leichtverletzten auf ſeiten
der Nationalſozialiſten betrage 25, wovon 13 ins Krankenhaus
eingeliefert werden mußten.
Die 5.P.9. zur Lage. ..
Berlin, 1. Juli.
Der Vorſtand der Sozialdemokratiſchen Partei erläßt einen
Aufruf an die Mitglieder der S.P.D., in dem einleitend auf
die zugeſpitzte” gegenwärtige Lage hingewieſen wird. Die
ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion habe dieſe Entwicklung
klaren Auges vor ſich geſehen, und das habe ihre Haltung in
ihren Entſchlüſſen beſtimmt. Der Kampf gegen die
Notverord=
nung ſei angeſichts des drohenden Zuſammenbruchs vor dem
im Augenblick Notwendigſten zurückgetreten; aber er ſei nicht
aufgegeben worden und werde unbeirrt fortgeführt. Die
Här=
ten der Notverordnung müſſen gemildert werden. Der Weg aus
der Wirtſchaftskriſe müſſe gefunden werden, und er werde
ge=
funden, wenn es gelinge, den Kampf aller gegen alle, der
Zu=
ſammenbruch und Hungersnot bedeute und gerade die Aermſten
mit Vernichtung bedroht, zu verhindern. Der Aufruf ſchließt
mit der Aufforderung an die Parteimitglieder, unermüdlich zu
werben.
ger Ra.
* Die Marbutger geifipele 1431.
Statt Heidelberg nun Marburg. Dort Weite unter ſüdlichem
Himmel, Farbenſattheit bis zum Sandſteinrot dieſer unerhörten
Schloßruine, lebendiger Fluß unter dem weichen Bogen der alten
Brücke, Tal freudigen Treibens, großdeutſche Landſchaft,
herr=
lichſte Kuliſſe für den „Sommernachtstraum” und das „Käthchen
von Heilbronn”. Hier trotzige, talbeherrſchende Feſte, ſteile Gaſſen.
die ſich unter ihren Schutz flüchten, bäuerliches Fachwerk. Blick
auf krauſe Wälder und Ackergründe, kalviniſtiſch=kühle
Landes=
ſtadt, frühgotiſche Klarheit kirchlicher Bauten; Hintergrund für
des Preußen Kleiſt „Prinz Friedrich von Homburg‟. Der
Spiel=
leiter, Univerſitätslektor Dr. Fritz Budde, hebt ihn in dieſe
Klar=
heit, läßt ihn bewußt am Tage wpielen, auch die erſte und letzte
Szene. Für ihn iſt der Prinz Tagträumer. Er verzichtet auf
alles romantiſche Beiwerk, zu dem eine ſolche Bühne ſo leicht
ver=
führen könnte. Ein weißblauer gläſerner Himmel und eine
glu=
tende Sonne unterſtützten ſeine Auffaſſung. Die Regie nützt vier
oder fünf übereinanderliegende Spielebenen, die ſich ſteil aus
einer breiten Baſis erheben, geſchickt aus und führt beſonders die
Schlachtſzenen zur bewegten Lebendigkeit, ohne ſie zu Maſſenſzenen
zu machen. Budde hat ein ausgezeichnetes Stilgefühl, und ſeine
ſtarke Verbundenheit zur Sprache ließ Kleiſts eigentliches Geſicht
ſehen. Das Enſemble ſteht hoch über dem Durchſchnitt. Guſtav
von Wangenheim=Berlin ſpielt den Prinzen, differenziert in der
Darſtellung und Sprache, groß in der Szene mit der Kurfürſtin,
die in Fritta Brod=Berlin eine ausgezeichnete Vertreterin hat.
Ein Ereignis iſt Renée Stobrawa=Berlin als Natalie. Sie hat
das Format einer Dorſch, innerlich und äußerlich. Hinreißend in
der Schlußſzene des dritten Aktes, in der ſie den Prinzen zur
männlichen Gefaßtheit aufruft, überzeugend auch im folgenden
Auftritt mit dem Kurfürſten, den Theodor Becker=Hannover in
Wort und Spiel gut geſtaltet. Peterhans als verwetterte Type
des alten Kottwitz und Robert Bürkner, als liebenswürdiger
Hohenzollern ſeien noch beſonders hervorgehoben.
Am Abend vorher „Sommernachtstraum” auf dieſem
Thea=
ter am Schloßberg, das an ſüdliches Freilichtheater erinnert und
doch mit den hohen Bäumen, die es einſchließen und den Schall
zuſammenhalten, mehr nordiſches Naturtheater iſt. Die drei
gro=
ßen gotiſchen Bögen, gut als Ueberbau ſakraler Spiele, die weiß
im Scheinwerferlicht vor dem tiefen Himmel ſtehen, hätten fehlen
können. Wald und Hecken wären wohl, beſſere Kuliſſe geweſen,
aber dieſe gebaute Bühne iſt trotzdem geſchaffen für ein ſo
beweg=
tes Hin und Her und Auf und Ab: das Huſchen und Geiſtern der
Elfen, das ſuchende Umherirren der Liebenden. Das Pyramus=
und Thisbeſpiel auf unterſter Ebene, darüber das Spiel am
Kö=
nigshof und hoch gegen den Himmel abgehoben Oberon und
Ti=
tania. Als Verbindung nach oben und unten der Droll Renée
(tobrawas, nicht ſo gnomenhaft plump wie von Männern oft dar=
„gſtellt, leicht und tänzeriſch=heiter, ausgelaſſen und naiv=natur=
baft. Fritta Brod gleich gut als ſtolze wie als verliebte Titania,
Becker als Oberon faſt zu eintonig=heftig. Bürkner und Marie
Lily von Lengenfeld ein heiteres Königspaar. Annemarie
Jür=
gens und Mathilde Zedler als Hermia und Helena mit ihren
Ge=
genſpielern v. Schwerin als Lyſander und Moll als Demetrius
zwei ſich gut in den Rahmen einpaſſende verliebte Paare. Ein
Kabinettſtück die Handwerkerſzenen. Jede eine wirkliche Type, durch
leichte dialektiſche Färbung noch kraſſer herausgeſtellt. Norbert
Schiller gab den Zettel=Pyramus, Wolf Beneckendorff urkomiſch
die Thisbe, Striebeck den Squenz, Ulrich den Löwen, Linkmann
die Wand, Schrieder den Mond, ein wahrhaft klaſſiſches Enſemble
Dazu brachte die Hagener Kammertanzbühne unter Günter Heß
und Elis Gregor das Wirren der Sommernacht ins Spiel
unver=
geßlich das Duett auf der hohen Brücke vor dem Sternenhimmel,
eine farbige Augenfreude. Friedrich Löw=Frankfurt zeichnet für
die ſtilgerechten Koſtüme. Die Muſik von Mendelsſohn=Bartholdy
wurde durch Elektroplatten ſo ausgezeichnet wiedergegeben, daß
man an ein wirkliches Orcheſter glaubte. Wenn ſich dann noch die
Natur wie an jenem Johannisabend, mit im Bunde zeigt und
Glühwürmchen ſchickt, die ja doch eigentlich dazugehören, dann iſt
die Stimmung vollſtändig.
Außerdem wird noch. Der zerbrochene Krug” in der ſzeniſchen
Umrahmung eines tänzeriſch dargeſtellten niederdeutſchen
Volks=
feſtes gegeben. Toni Impekoven ſoll die Hauptrolle ſpielen. Nach
dem, was wir ſahen, muß auch dieſes Luſtſpiel zu einem Erlebnis
werden. Die Marburger ſpielen noch bis zum 5. Juli. Ein
Wochen=
endbeſuch gibt die Möglichkeit, an zwei Abenden alle drei Stücke
F. A. Schmidt.
zu ſehen.
* Hunger. Von General Landwehr. Die Erſchöpfungsjahre
der Mittelmächte 1917/18. Amalthea=Verlag, Zurich, Leipzig,
Wien. 328 Seiten. 1931.
Wie ein Menetekel in unſere von ſchwerſter Wirtſchaftsnot
bedrohte Zeit ragt dieſes Buch herein, in der der öſterreichiſche
Ernährungsdiktator den Vorhang von ſo manchen Vorgängen aus
der Kriegszeit zieht. Das vortrefflich und ſachlich geſchriebene
Buch wird Verſtändnis für die beſonderen Wirtſchaftsnöte der
Doppelmonarchie erwecken, die den Krieg noch unter ganz anderen
innerpolitiſchen Verhältniſſen zu führen hatte wie wir. Der
Dua=
lismus mit Ungarn. Nationalitätenhader an allen Ecken und
Enden, ungenügende Ernten, ein oft widerſtrebender
Verwal=
tungsapparat und ſchließlich weite Strecken fruchtbaren Landes
von den Ruſſen beſetzt, das ſind einige der Gründe, die
Oeſter=
reich im Kriege unter beſonders ſtarken Ernährungsſchwierigkeiten
leiden ließen. Nicht ohne Bewegung lieſt man, wie oft Brot nur
für wenige Tage da war, wie Wiens Verſorgung oft am letzten
Faden hing und wie hier und da nur notdürftig ein Loch geſtopft
werden konnte, indem man an einer anderen weniger
exponier=
ten Stelle, ein Loch in der Verſorgung aufreißen mußte.
Oeſter=
reich lag ſchon mitten darin im balkaniſierten Europa, und der
Verfaſſer, der ohne direkte Vollmachten nur dank ſeiner Stellung
Deutſcher Prokeft in Warſchau
gegen die Verhafkung Markins und ſeiner Söhne.
Berlin, 1. Juli.
Die deutſche Regierung hat wegen der geſtern gemeldeten
Verhaftung von drei Deutſchen, eines Deichausſchußbeamten
Martin und ſeiner beiden Söhne bei Marienwerder, die in der
Weichſel badeten, Proteſt beim Auswärtigen Amt in Warſchau
erhoben. Man hofft in politiſchen Kreiſen, daß die
Angelegen=
heit bald eine befriedigende Erledigung findet. Der Beamte
Martin ſoll bereits freigelaſſen ſein.
Zehnprozenkige Kürzung der Knappſchaftsleiſtungen.
Der Vorſtand der Reichsknappſchaft hat die am 1. Juli
fälligen Rentenbezüge der Verſicherung um 10 Prozent gekürzt.
Es handelt ſich hierbei nur um eine einſtweilige Maßnahme,
die notwendig geworden war, weil zwiſchen dem Vorſtand und
den Verſicherungsvertretern, der Gruppe der Arbeitnehmer,
eine Verſtändigung über die Sanierungsvorſchläge des
Vor=
ſtandes nicht zuſtandegekommen war. Die Angeſtelltenvertreter
wollen ſich erſt in der zweiten Julihälfte über ihre Haltung
ſchlüſſig werden. Die Sanierung der Verſicherung, die zurzeit
mit großem Defizit arbeitet, iſt aber unbedingt notwendig.
Infolgedeſſen hat das Reich einen ſehr erheblichen Betrag auf
Gruno der Notverordnung zur Verfügung geſtellt unter der
Be=
dingung einer Satzungsänderung und der Verminderung der
Ausgaben. Dieſe Vorausſetzungen ſind nicht erfüllt worden.
Infolgedeſſen konnte die Notverordnung in dieſem Punkte nicht
durchgeführt werden. Es bleibt alſo zunächſt den Verſicherten
überlaſſen, wie ſie ſich aus ihren Schwierigkeiten heraushelfen
wollen. Allerdings dürfte der Reichsarbeitsminiſter, der die
Aufſicht führt, in einiger Zeit eingreifen.
Landkagsbeginn am 7. Juli.
Das Plenum des Heſſiſchen Landtages iſt zu der
voraus=
ſichtlich letzten Tagung auf Dienstag, den 7. Juli, vormittags
10 Uhr, einberufen. Auf der umfangreichen Tagesordnung ftehen
meiſt kleinere Anträge und Geſetzentwürfe, ſowie die Aenderung
des Landtagswahlgeſetzes, die neue Gemeindeordnung und das
Zweckverbandsgeſetz. Einige Punkte dürften noch zur Beratung
geſtellt werden, die in einer Woche beendet werden ſoll.
Der Geſetzgebungsausſchuß verſuchte geſtern noch
einige Vorlagen plenarreif zu geſtalten, doch blieb es bei dem
Verſuch. Der Geſetzentwurf zur Abänderung des
Schlacht=
vieh= und Fleiſchbeſchau=Geſetzes fand faſt
einmüti=
gen Widerſtand, weil man davon eine Erhöhung des
Fleiſchpreiſes auf dem Lande befürchtet, ohne
daß die Situation in den Städten geändert würde. Die Vorlage
wurde zurückgeſtellt, weil die Regierung noch Auskünfte geben
ſoll, die ſie für nächſte Woche in Ausſicht ſtellte. Auch der
Ge=
ſetzentwurf zur Abänderung der Allgemeinen
Bau=
ordnung mußte zurückgeſtellt werden. Die Regierung
will Milderungsanträge des Abg. Dr. Niepoth=DVP. auf ihre
Auswirkungen prüfen.
Es iſt notwendig, einmal die Frage an die Regierung zu
ſtellen, warum es üblich wird, Geſetzentwürfe im Landtag
ein=
zureichen, ohne mit den Sachverſtändigen der Parteien vorher
Verbindung aufgenommen zu haben. Es hinterläßt in der
Oeffentlichkeit einen ſchlechten Eindruck, wenn
Regierungsvor=
lagen, wie wir es jetzt fortlaufend feſtſtellen müſſen, wochenlang
hin und her vertagt werden.
Dem Antrag der Abg. Dr. Niepoth=DVP., Dr. Keller=Z. auf
Aenderung des Straßenbaugeſetzes ſtimmten
Re=
gierung und Ausſchuß grundſätzlich zu. Das Innenminiſterium
hat mittlerweile Richtlinien zum Straßenbau ausgearbeitet und
an die Provinzialdirektionen hinausgehen laſſen. Das
Ergeb=
nis dieſer Vorſchriften, die von den Provinzen angenommen
wurden, will man vor Aenderung des Geſetzes noch abwarten,
womit ſich die Antragſteller einverſtanden erklärten. Der
Ab=
lehnung verfielen zwei kommuniſtiſche Anträge auf
Auf=
hebung der Notverordnung vom 5. Juni, dagegen fand
ein ſozialdemokratiſcher Antrag, die heſſiſche Regierung
möge im Sinne der Forderungen der
ſozial=
demokratiſchen Reichstagsfraktion und der
gewerkſchaftlichen Spitzenorganiſationen bei
der Reichsregierung wirken, mit 5:3 Stimmen
bei 2 Enthaltungen Annahme. Zwei Anträge, die
Immunität von Abgeordneten zur Einleitung von Beleidigungs=
Die
verfahren aufzuheben, wurden einſtimmig abgelehnt. —
zurückgeſtellten Vorlagen will der Ausſchuß zu Beginn der
kom=
menden Woche erledigen.
Der Finanzausſchuß genehmigte geſtern bei der
Beſichtigung der Landes=Heil= und Pflegeanſtalt Goddelau
die Erweiterung des dortigen Brüderbaues.
—5—
um Kaiſer und ſeiner energiſchen Perſönlichkeit ſich halten und
nit ſeinen Maßnahmen einigermaßen durchdringen konnte, hatte
jahrhaftig einen ſchweren Stand. Die Ernährungsſtreitigkeiten
nit Deutſchland (Ausbeutung in der Ukraine, in Kleinaſien und
ie Beſchlagnahme von für Deutſchland beſtimmten Mehlſchiffen
uf der Donau) behandelt Landwehr eingehend und gewiß von
einem Standpunkt aus, aber durchaus ſachlich. Das Buch iſt ein
wvertvoller Beitrag zur allgemeinen Kriegsgeſchichte wie im be=
* Billige Ferien. Wie wir erfahren, hat die Deutſche
Ferien=
heim=Geſellſchaft, Berlin W 8, Leipziger Straße 107, ihren neuen
Proſpekt mit der erweiterten Hotelliſte herausgegeben. Eine
ganze Reihe von hervorragenden Kur= und Badeorten ſind dazu
gekommen. Um nur einige zu nennen: Bad Kiſſingen, Bad Elſter,
Bad Oeynhauſen, Bad Neuenahr, Bad Travemünde, Bad
Bruns=
haupten, Oberſtdorf i. Allgäu, Mittenwald, Bad Tölz, Wyk
a. Föhr u. a. m. Wir freuen uns aufrichtig, daß die Deutſche
Ferienheim=Geſellſchaft ſich in kurzer Zeit derart raſch entwickelt
hat und die ſich geſtellte Aufgabe, jedem Beamten und
Angeſtell=
ten eine gründliche Erholung an der See und im Gebirge zu
er=
möglichen, in ſo glänzender Weiſe zu löſen verſtanden hat. Wir
wünſchen der Geſellſchaft auch weiterhin die beſten Erfolge,
unſe=
ren Leſern aber empfehlen wir, ſich erneut an die Deutſche
Ferienheim=Geſellſchaft, Berlin W8, Leipziger
Straße 107, zu wenden, die allen Intereſſenten gern koſtenlos
ihren neuen Proſpekt überſendet.
Sie möchten an die See? Laſſen Sie ſich aber vorher ihr
„Zwiegeſicht” erklären, ihr heroiſches und idylliſches Antlitz, wie
es Ernſt Wichert, der junge Oſtpreuße, ſchildert im Juliheft
der „neuen linie‟. Wenn alle Reiſeführer ſo zu ſehen und zu
ſprechen verſtünden, wüßten mehr Menſchen zu reiſen! Gute Laune
gehört auch dazu: unfehlbar geht ſie Ihnen auf, wenn Sie
Bluncks „Weidenpfeife” oder Huxleys „Lob der Brillen”
leſen. Balthaſar Kindermann hat ein witzig illuſtriertes
Kapitel vom „Benehmen auf Reiſen” beigeſteuert; was da nicht
alles verlangt wird! Aber den Freund der neuen linie kann das
natürlich nicht ſchrecken! Ein aufmerkſamer Blick z. B. auf die
Bildproben Hanſeatiſchen Villenbauſtils von heute oder ein
Auf=
nehmen der neuen Loſung „Kampf der kahlen Wand”, und Sie
werden jeder Unterhaltung über moderne Wohnfragen gewachſen
ſein! Geſprächsſtoff und Geſchmack bereichert gleicherweiſe auch den
Modenteil. Die Herren werden ſich freuen, welche Zugeſtändniſſe
die Damen ihnen in Modefragen neuerdings zu machen bereit
ſind; die Damen werden den geſchickt gewählten Stichworten
lau=
ſchen, unter die Geſamtcharakter und Details der Sommermode
gerückt ſind; Weiß gegen Farbig: Hell gegen Dunkel; Bunt gegen
Einfarbig; Jäckchen zu jeder Gelegenheit; kein neues Kleid, aber
. . In jeder Buchhandlung das Juliheft
immer etwas anderes
der „neuen linie‟. (Verlag Otto Beyer, Leipzig und Berlin.)
Seite 4
Donnerstag, den 2. Juli 1931
Nummer 181
Dr. Wilhelm Braun und
Frau Annemarie, geb. Weifenbach
zeigen die Geburt einer geſunden Tochter an.
Storndorf (Kreis Alsfeld), den 1. Juli 1931.
(1 086)
Für die mir aus Anlaß meines
80. Geburtstages erwieſenen
Auf=
merkſanhpiten danke ich hiermit
herzlichſt.?
Ludwig Boßler
Kirchendiener i. R.
Statt beſonderer Anzeige.
Nach langem, mit großer Geduld ertragenem Teiden entſchlief heute
Nachmittag meine liebe Frau, unſere gute Mutter, Schweſier,
Schwieger=
mutter, Großmutter, Schwägerin und Tante
Frau Martha Noll, geb. Erdmann
im 45. Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Eduard Noll.
Darmſtadt, den 30. Juni 1931.
Eſiſabethenftr. 67.
Die Beerdigung findet in der Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
(10049
Fußpflege
Fr. Harkmann
appr. Heilgehilfe,
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Auskunft an K. F. Stamm, Darmſtadt,
Martinſtraße 17. Bei Anfr. Rückp. erb.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Abſeben unſeres lieben Entſchlafenen ſagen
wir innigen Dank.
Für die Hinterbliebenen:
Pilma Hartmuth, geb. Jungwirth.
Darmſiadt, den 1. Juli 1931.
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Am 28. Juni verſchied nach ſchwerer
Krankheit und längerem Leiden mein
lieber Mann, unſer guter Vater
und Großvater
Herr daltg. Gehbauer
im 70. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Babette Gehbauer.
Darmſtadt, den 1. Juli 1931.
Die Einäſcherung fand auf Wunſch
des Entſchlafenen in aller Stille
ſtatt.
Den Blumenſpendern ſei herzlichſt
gedankt.
Witwe,
42 Jahre, mit ein.
Kind von 5 Jahr.,
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im Bereich der evangeliſchen
Landeskirche in Heſſen.
Von Dr. jur. Otto Horre
Oberkirchenrat beim Landeskirchenamt zu Darmſtadt.
56 Seiten in 8‟. Broſchiert 2.40 RM.
Inhalt: 51. Kirche und Staat. 8 2. Die zur kirchlich=
ver=
mögensrechtlichen Verwaltung berufenen Organe. 83. Die
kirchliche Vermögensverwaltung im engeren Sinne. 54. Das
kirchliche Bauweſen. §5. Das Kirchenſteuerweſen.
Der Verfaſſer gibt in knappen Zügen die hauptſächlichſten zurzeit geltenden
Beſtimmungen im Bereich des kirchlichen Vermögensrechtes innerhalb der
heſſiſchen Landeskirche. Nach einem kurzen Überblick über die heutige
rechtliche Stellung von Staat und Kirche (nach Reichsverfaſſung 1919 und
Kirchenverfaſſung 1922) werden, aus der Praxis heraus, die
vermögens=
rechtlichen Organe und deren Funktionen (Voranſchlag, Rechwung
der Kirchengemeinde, Anleihen und Kapitalien, Schenkungen,
Veräuße=
rungen und Erwerb von Grundbeſitz etc.) behandelt. Beſondere Abſchnitte
ſind dem kirchlichen Bauweſen (Baupflicht und Verfahren) und
Kirchenſteuerweſen gewidmet. Die Schrift iſt die notwendige
Ergän=
zung zu dem Kirchenrecht von Köhler (1884) und von Eger=Friedrich
(1911/14) und wichtig für die Aufſtellung des Voranſchlages und
die geſamte Vermögensverwaltung der evangeliſchen
Kirchen=
gemeinden im Volksſtaat Heſſen.
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Nummer 181
Donnerstag, den 2. Juli 1931
Seite 5
Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 2. Juli 1931.
Zeuer= und Unfallmeldeſtellen.
Die zurzeit in der Stadt Darmſtadt vorhandenen Feuer= und
Unfallmeldeſtellen bringt das Polizeiamt wiederholt zur
öffent=
lichen Kenntnis. Die Meldeſtellen ſind ſämtlich mit der Feuer=
und Rettungswache durch eine beſondere ſtädtiſche
Fernſprechlei=
tung verbunden und jederzeit, auch nachts, zugänglich. Sie ſind
durch Schilder und während der Dunkelheit durch Laternen mit
grünen (bei Polizeiwachen blauen) Scheiben und entſprechender
Inſchrift kenntlich gemacht.
Das Polizeiamt kann außerdem von jeder Fernſprechſtelle der
Reichsfernſprechanlage jederzeit, auch nachts, angerufen werden
(Telephon=Nummern 3356, 3357, 3358 und 3359), ebenſo die Feuer=
und Rettungswache in der Kirchſtraße (Telephon
Stadtverwal=
tung und Reichsfernſprecher Nr. 600).
Um Verzögerungen zu vermeiden, empfiehlt es ſich,
Feuermel=
dungen direkt der Feuerwehrwache (Telephon Stadtverwaltung
und Reichsfernſprecher Nr. 600) oder dem Polizeiamt (Telephon=
Nummern 3356. 3357, 3358 und 3359) zu übermitteln.
Die Sanitätswache der Freiwilligen Sanitäts=Kolonne
be=
findet ſich im Hauſe Saalbauſtraße 4—6 (Telephon Nr. 400).
Feuer= und Unfallmeldeſtellen in der Stadt Darmſtadt.
1. Polizeibezirk (Mitte):
1. Alexanderſtraße 4, Kaufmann A. Hartmann, 2.
Bleich=
ſtraße 13. Bäckermeiſter Freudenberger, 3. Grafenſtraße 9,
Stadt=
krankenhaus, 4: Heidelberger Straße 17, Oktroigebäude, 5.
Hein=
richſtraße 42, Kaufman Guſtav Dörſam, 6. Hügelſtraße 31/33.
Po=
lizeiamt, 7. Kirchſtraße 9, 1. Polizeibezirk, 8 Kirchſtraße 13, Feuer=
und Rettungswache, 9. Obergaſſe 42. Bäckermeiſter H. Jöckel,
10. Waldſtraße 6, Stadtkaſſe.
2. Polizeibezirk (Oſt):
11. Heinrichſtraße 127, 2. Polizeibezirk, 12. Hochſtraße 44.
Vik=
toriaſchule, 13. Im Geißenſee 11, Kaufmann K. Groebe, 14.
Soder=
ſtraße 79. Bäckermeiſter H. Lepp.
3. Polizeibezirk (Weſt):
15. Bismarckſtraße 123. Gaſtwirt Fr. Miſchlich 16.
Damaſchke=
platz 5, Leſſingſchule, 17. Dornheimer Weg 24. Elektrizitätswerk,
18. Eliſabethenſtraße 76. Betriebsinſpektor Dreſte, 19
Feldberg=
ſtraße 71. Bäckermeiſter K. Deuchert, 20. Lagerhausſtraße 5, 3.
Po=
lizeibezirk, 21. Mornewegſtraße 35, Maſchinenfabrik Gg. Goebel,
2. Pallaswieſenſtraße 33, Bäckermeiſter F. Sproß, 23.
Pallas=
wieſenſtraße 121, Kaufmann W. Deeg, 24. Rheinſtraße 55,
Kunſt=
halle.
4. Polizeibezirk (Nord):
25. Arheilger Straße 42. Städt. Gebäude (Faſelſtall), 26.
Frankfurter Straße 59, Oktroigebäude, 27. Schwanenſtraße 66,
4. Polizeibezirk. 28. Wenckſtraße 62, Kaufmann Karl Hermann.
5. Polizeibezirk (Süd):
29. Am Hopfengarten 29, Waffenmeiſter W. Skolinowſky,
30. Heidelberger Straße 131, Beſſunger Turnhalle, 31.
Karls=
ſtraße 98, Bäckermeiſter W. Hofmann, 32. Klappacherſtraße 86,
Dachdeckermeiſter H. F. Müller, 33. Klappacherſtraße 24,
Kauf=
mann L. Ruckelshauſen, 34. Ludwigshöhſtraße 4, 5. Polizeibezirk.
Erleichkerungen
bei der ſtädtiſchen Sondergebäudeſteuer.
Auf Grund von Art. 13 Abſ. 3 in Verbindung mit Art. 12 des
Sondergebäudeſteuergeſetzes in der Faſſung der Bekanntmachung
vom 13. Dezember 1930 (Reg.=Bl. S. 313) hat der Stadtrat der
Stadt Darmſtadt in ſeiner Sitzung vom 24. Juni 1931 beſchloſſen:
Die ſtädtiſche Sondergebäudeſteuer iſt auf Antrag um ein
Drittel des Betrages zu ermäßigen, den der Steuerpflichtige
nach=
weisbar als jährliche Verzinſung und Tilgung ſolcher Hypotheken
aufwendet, die für notwendig gewordene laufende oder große
In=
ſtandſetzungen aufgenommen ſind (Reparaturhypotheken). Die
Er=
mäßigung erfolgt erſtmals für das Rechnungsjahr 1931 und bis
auf weiteres. Anträge ſind innerhalb 4 Wochen nach
Beſchluß=
faſſung des Stadtrats an die Stadtkaſſe zu richten.
2. Iſt die gegenwärtig tatſächlich vereinbarte Miete eines
be=
bauten Grundſtücks geringer als die auf der Grundlage der
Frie=
densmiete ſich errechnende geſetzliche Miete, ſo iſt auf Antrag die
ſtädtiſche Sondergebäudeſteuer auf der Grundlage einer fiktiven
Friedensmiete zu berechnen, die aus der gegenwärtig tatſächlich
vereinbarten Miete abzuleiten iſt; eine aus anderen, auch
geſetz=
lichen Gründen etwa zugebilligte Steuerermäßigung iſt jedoch
auf=
zurechnen. Antragſtellung wie bei Ziffer 1.
3. Betragen die von einem Steuerpflichtigen für ein Gebäude
aufgewendeten und nicht ſchon nach Ziffer 1 zu berückſichtigenden
Koſten für laufende oder große Inſtandſetzungen in der Zeit vom
1. April 1929 bis 31. März 1932 nachweisbar zuſammen mehr
als 75 v. H. der einjährigen Friedensmiete dieſes Gebäudes, ſo
iſt die ſtädtiſche Sondergebäudeſteuer für 1931 auf Antrag zu
er=
mäßigen. Die Ermäßigung für 1931 beträgt ein Drittel des
nach=
gewieſenen Mehraufwands aus den genannten drei
Rechnungs=
jahren, jedoch nicht mehr als die aus Art. 13a des
Sondergebäude=
ſteuergeſetzes ſich für 1931 ergebende Erhöhung der ſtädtiſchen
Son=
dergebäudeſteuer. Dieſe Ermäßigung iſt zunächſt für das
Rech=
nungsjahr 1931 zu bewilligen, für das Rechnungsjahr 1932 bleibt
weitere Regelung vorbehalten. Antragſtellung wie bei Ziffer 1.
— Erledigt ſind: die Lehrerſtelle für einen evangeliſchen
Leh=
rer an der Volksſchule in Weckesheim, Kreis Friedberg (die
Dienſtwohnung wird demnächſt frei); eine Lehrerſtelle für einen
katholiſchen Lehrer an der Volksſchule in Lörzweiler, Kreis
Oppenheim (Dienſtwohnung ſteht zur Verfügung); die Lehrerſtelle
für einen katholiſchen Lehrer an der Volksſchule in
Fretten=
heim, Kreis Worms (Dienſtwohnung vorhanden, aber vorerſt
noch nicht frei).
— Ernannt wurde: am 20. Juni 1931: der Fabrikant Karl
Georgi in Gießen zum Ergänzungsrichter für die Kammer für
Handelsſachen des Landgerichts der Provinz Oberheſſen für die
Zeit bis 31. Dezember 1933 einſchließlich.
— Aus dem Staatsdienſt entlaſſen wurde: am 26. Juni 1931:
der Verwaltungsoberſekretär Anton Trapp in Bingen auf ſein
Nachſuchen mit Wirkung vom 1. Juli 1931.
In den Ruheſtand verſetzt wurde: am 17. Juni 1931: der
geſchäftsleitende Juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht in Wöllſtein
Adam Hartnagel auf ſein Nachſuchen mit Wirkung vom 1.
Ok=
tober 1931.
EPH. Evangeliſch=kirchliche Dienſtnachrichten. Durch die
Kirchenregierung wurde der durch den Dekanatstag Friedberg für
den Reſt der laufenden Wahlperiode vollzogenen Wahl des
Pfar=
rers Philipp Möbus zu Oſtheim zum Stellvertreter des Dekans
des Dekanats Friedberg die Beſtätigung erteilt.
— Herr Kapellmeiſter Auguſt Vogt (aus Darmſtadt) über
deſſen erfolgreiche Tätigkeit in Remſcheid vor einiger Zeit
berich=
tet wurde, iſt für die kommende Spielzeit als Chordirektor mit
Dirigierverpflichtung an das Stadttheater zu Hagen i. W.
ver=
pflichtet worden.
Treue Mieter. Geſchwiſter Hartmann wohnten am 1. Juli
25 Jahre bei Gartenbaubetrieb Karl Arheilger im Hauſe
Soder=
ſtraße 29½.
Für praktiſche Deutſchtumsarbeit.
Von Univ.=Prof. Dr. Fr. Klaeber=Minneſota (Minneapolis).
Deutſchland, ſtündlich wächſt und loht
Wie ein freſſendes Feuer um uns die Not,
Und um uns flutet ein brandend Meer,
Das Elend bitter und ſorgenſchwer.
Deutſchland. Deutſchland wir ſinken!
Laut und beweglich dringt dieſe Klage heute wieder an unſer
Ohr. „Auslandsdeutſche”, „Grenzlanddeutſche” — was bedeuten
dieſe Worte den Reichsdeutſchen?
Wie kommt es überhaupt, daß Millionen deutſcher
Volks=
genöſſen außerhalb der Grenzen des Deutſchen Reiches leben
müſſen?
Um von den über alle Erdteile hin verſprengten Deutſchen ganz
zu ſchweigen, ein Blick auf eine Sprachenkarte Europas zeigt ein
un=
geheuerliches Mißverhältnis zwiſchen den deutſchen Sprachgrenzen
und den politiſchen Grenzen. Nach allen Seiten ragt die Sprachgrenze
weit über das Gebiet des Deutſchen Reiches hinaus. Wie iſt dies
zu erklären? Die Antwort liegt auf der Hand. Die politiſche
Machtentfaltung iſt hinter der natürlichen, auf der Sprache
be=
gründeten Entwicklung zurückgeblieben. Die Kenntnis der
deut=
ſchen Geſchichte erklärt alles. Die Schwäche und innere Zwietracht
des verfallenden mittelalterlichen Reiches iſt daran ſchuld, daß
die Schweiz und Holland ſich allmählich loslöſten und alsdann ihre
eigenen Wege gingen. Während aber die deutſchen Schweizer die
allgemeine hochdeutſche Schriftſprache zu der ihrigen machten,
er=
hoben die Niederländer ihre plattdeutſche Mundart zur
Schrift=
ſprache, ſo daß ein tiefer Riß zwiſchen Holland und Deutſchland
entſtand, zum Schaden beider Länder. Weiter ließ die Ohnmacht
des Reiches es geſchehen, daß ihm das urdeutſche Elſaß von den
weſtlichen Nachbarn entriſſen wurde; vor nunmehr faſt 250
Jah=
ren fiel Straßburg in welſche Hand. Im Oſten hatte allerdings
ſchon früh eine glänzende Koloniſation eingeſetzt, die zur
Wieder=
gewinnung des Landes jenſeits der Elbe führte und weite Strecken
öſtlichen Gebietes eindeutſchte. Daß die deutſchen Siedler in gar
manchen Fällen der Einladung auswärtiger Landesfürſten gefolgt
waren, verdient beſonders betont zu werden. Aber dieſe überaus
wichtige Bewegung, hauptſächlich von Bauern, Kaufleuten,
Mön=
chen und Ordensrittern getragen, rückte nicht gleichmäßig und
planmäßig genug vor. Die Folge davon war, daß ſich z. B. das
tſchechiſche Gebiet Böhmens wie ein Keil in das deutſche Land
ein=
chiebt, daß die Beſiedelung Ungarns auf vereinzelte Strecken
be=
ſchränkt blieb, und daß in den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen nur die
Oberſchicht, zwar kulturell maßgebend und höchſt ſegensreich
wir=
kend, aber der Zahl nach gering, als baltiſches Herrenvolk das
Deutſchtum vertreten konnte.
Als nun im Laufe des vorigen Jahrhunderts das
National=
gefühl bei großen und kleinen Völkern Europas mächtig erwachte,
da fing die Not der Deutſchen an, die den Schutz eines ſtarken
volksdeutſchen Staates entbehren mußten. An allen Ecken und
Enden erhoben die Nationaliſten ihr Haupt und ſagten den
deut=
ſchen Minderheiten in ihrer Mitte den Krieg an. Die Deutſchen
hatten Bildung und Geſittung in die Nachbarländer getragen und
dem Staatsweſen unſchätzbare Dienſte erwieſen; jetzt wurden ſie
als Landesfeinde verfolgt. „Was würde ich tun, wenn ich König
— „Ich würde die Deutſchen aus Böhmen hinaustreiben."
wäre
„Ich würde in Eger das tſchechiſche Wappen aufpflanzen.” So
lau=
teten die Frage und ſo die Antworten, die in den Aufſätzen
tſchechi=
ſcher Schüler zu leſen waren. So oder doch ähnlich hieß es nun
überall, wo Deutſche unter einer Mehrheit von Andersſprachigen
wohnten. Wenn ich an Deutſchland denke, ſo klagt Wildenbruch
ſchon in jenen Tagen.
Wenn ich an Deutſchland denke,
eut mir die Seele weh.
Veil ich ringsher um Deutſchland
Die vielen Feinde ſeh.
Scharf war der Wind, der um die Ohren der friedlichen deutſchen
Bürger da draußen pfiff. Aber das war nichts im Vergleich zu
dem Sturm, der ſeit dem Jahre 1919 über die wehrloſen Deutſchen
hereinbrach. Unter zehn verſchiedene Staaten verteilt, fremder
Willkür ſchutzlos preisgegeben, haben die auf dem geſchloſſenen
deutſchen Sprachgebiet wohnenden Grenzdeutſchen um Sein oder
Nichtſein ihrer angeſtammten Art zu ringen. Schließung deutſcher
Schulen, Knebelung der Preſſe, Enteignung, Ausweiſung — all
das wird mit rückſichtsloſer Schärfe geubt.
Wer Ohren hat. zu hören, dem tont von allen Enden her die
Not der deutſchen Sprache, das deutſche Leid entgegen.
Sterbe=
glocken überall.
Wer kann dieſem Verzweiflungskampfe teilnahmslos zuſehen?
Warnend erklang ſchon vor Jahrzehnten das Wort eines
berühm=
ten deutſchen Geſchichtslehrers: „Die Zukunft des deutſchen Volkes
hängt am letzten Ende davon ab, wie viele Menſchen auf der Erde
deutſch ſprechen. Sollten es wirklich 10 Millionen zu viel geweſen
ſein? Sollten die Auslandsdeutſchen wirklich nur neuen
Völker=
dünger abgeben?
„Ja, was iſt da zu tun?” So höre ich ſagen. „Stehen wir —
das
„bVol e Raum — nicht wehrlos fremden Mächten gegen=
Nun, um Eingreifen in die Politik anderer Staaten
han=
delt es ſich nicht bei den Beſtrebungen zur Erhaltung des
Deutſch=
tums, ſondern lediglich um unpolitiſche, rein
kultu=
relle Schutzarbeit, wie ſie der Verein für das Deutſchtum
im Ausland treibt. Iſt doch das unveraußerliche Recht
auf die Mutterſprache mehrfach ſogar vertragsmäßig zugeſichert
worden. Die Auslands= und Grenzlandsdeutſchen erfüllen treulich
ihre Pflichten als Staatsbürger, aber ſie wollen es ſich nicht
neh=
men laſſen, am deutſchen Geiſtesleben wie bisher teilzuhaben, mit
ihren Kindern in der Mutterſprache zu reden, und deutſch zu
ihrem Gott zu beten.
Noch iſt es Zeit, die rettende Hand zu bieten, — freilich hohe
Zeit. Helfe ein jeder bei dieſem Werke. Wohlgemerkt: Mit bloßen
Reden über das Deutſchtum iſt nichts gewonnen. Tatkräftige
Hilfe durch den VDA. tut not. Wie ſagt doch Fichte? Handeln,
handeln, das iſt die Sache. Was hilft uns das bloße Wiſſen?”
Werbewoche
des Vereins für das Deukſchlum im Ausland.
In den Dienſt der guten Sache, die uns in eigener Not die
Drangſale unſerer Volksgenoſſen jenſeits der Grenzen nicht
ver=
geſſen läßt haben ſich in uneigennütziger Weiſe geſtellt das
Stadt=Orcheſter und das Orcheſter des
Reichsbun=
des ehemaliger Militärmuſiker. Die beliebten
Diri=
genten W. Schlupp und G. Greilich, werden am Samstag
und Sonntag durch Platzkonzerte die Werbewoche einleiten. Der
Haupttag der Sammlung iſt der kommende Sonntag. An die
tauſend Kinder werden den Erwachſenen die Hand entgegenſtrecken
mit einem Blümchen. Wer ſollte dieſer Bitte ſich verſchließen?
Wer wollte nicht die Tat unterſtützen, daß deutſche Buben und
Mädchen mit am Werke ſind, damit das Bollwerk des Deutſchtums
in der Welt, die deutſche Schule, erhalten bleibt? Wer wollte die
jugendlichen Sammlerinnen und Sammler abweiſen, die im Kreiſe
von Verwandten und Bekannten um eine kleine Spende bitten?
Ber große Andrang
ist der beste Beweis, daß wir mit Preis und Güte der Ware
an der Spitze marschieren:
Nutzen auch Sle die Sonderpreise:
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Parfümerie und Seifenhaus
FRILz AAIIOR ſezt am „Weißen Turm,
Razzia.
In der Nacht vom 29. auf 30. Juni 1931 wurde durch die
Polizei in Darmſtadt eine Razzia abgehalten. Eine größere
An=
zahl von Zivilſtreifen und ſämtliche Polizeihunde kontrollierten
innerhalb der Stadt die öffentlichen Anlagen und Gärten, die
Bahnhöfe und deren Nebengebaude. Eine Anzahl lichtſcheuer
Perſonen, von auswärtigen Behörden geſucht wurden
feſtgenom=
men. Bekannte Wirtſchaften in denen dem Glücksſpiel
gehuldigt wird, wurden kontrolliert. Auch die Umgebung der
Stadt bis zur Stadtgrenze wurde von Kriminalbeamten
auf Kraftwagen und mit Polizeihunden abgeſtreift. Auch hier
wurden eine Anzahl von Perſonen in Feldſcheunen und ſonſtigen
Schlupfwinkeln erfaßt. Die F
eſtgenommenen wurden
ſämtlich nach dem Polizeiamt überführt dort einer genauen
Prü=
fung unterzogen und, ſoweit ſie nicht behördlich geſucht wurden,
nach entſprechender Verwarnung wieder auf freien Fuß geſetzt.
Die ausgeſchriebenen Perſonen wurden dem Richter zugeführt.
Am 30. Juni nachmittags wurde durch die Kriminalpolizei,
unter Zuziehung ſämtlicher Polizeihunde, eine Streife in
der Griesheimer Tanne abgehalten. Diesmal galt es
dem Dirnenunweſen und dem Anhang dieſer Perſonen, wie
be=
ſonders auch den ſogenannten Aufpaſſern (Belurern)
entgegenzu=
treten. Ein Teil der Weiblichkeit, die ſich in den beſagten
Wald=
ſtücken herumtrieb, wurde durch die Beamten mit Kraftwagen
nach dem Polizeiamt verbracht.
Im Hinblick auf die ſteigende Unſicherheit in dieſen
Wald=
teilen ſind ſolche polizeilichen Maßnahmen ſehr zu begrüßen. Es
iſt zu wünſchen, daß ſich ähnliche Maßnahmen recht oft
wieder=
holen.
Schwurgerichk.
Aw. Das Schwurgericht verhandelte am Mittwoch abermals
wegen Meineid und Betrugsverſuch gegen einen
57jährigen Kaufmann aus Stockſtadt. Er wird
be=
ſchuldigt, einmal in einem Offenbarungseid wiſſentlich falſche
An=
gaben gemacht zu haben, d. h. Grundſtücke, die ihm gehörten, nicht
angegeben zu haben. Dann ſoll er bei dem Geſuch um Aufnahme
in einen Kreditverein falſche Angaben gemacht haben, die ſeine
Verhältniſſe in weit günſtigerem Licht erſcheinen ließen, als ſie
wirklich waren. Der Angeklagte hatte, einige Jahre vor dem
Kriege Konkurs gemacht und hatte anſcheinend ein Intereſſe daran,
weder eigenes Vermögen, noch Grundſtücke uſw. zu beſitzen. Als
er deshalb nach dem Kriege Grundſtücke ſteigerte, ſteigerte er ſie
im Namen ſeiner Frau und ſeines Sohnes. Als er nun im Jahre
1929 gelegentlich einer Zwangsvollſtreckung” gezwungen wurde,
einen Offenbarungseid zu leiſten, gab er dieſe Grundſtücke nicht
an. Da aber die Stücke auf ſeinen Namen eingetragen waren, er
auch die Steuerbeſcheide auf ſeinen Namen erhielt und auch ohne
vorherige Einholung der Vormundſchaftsbehörde eine Hypothek
auf das Grundſtück aufnahm, nahm man an, daß ſie ihm gehörten,
und er ſie verſchwiegen habe. Der Angeklagte behauptet heute, er
habe dem Vertreter des Ortsgerichts bei der Steigerung
angege=
ben, daß er auf den Namen ſeines Sohnes ſteigere, und habe ſich
dann weiter um nichts mehr gekümmert. Auch den
Betrugsver=
ſuch beſtreitet der Angeklagte. Es treten unter anderem zwei
Zeu=
gen auf, die dem Angeklagten ein gutes Zeugnis ausſtellen. Sie
kennten ihn ſchon ſeit Jahren und trauten ihm derartige Dinge
niemals zu. Der Staatsanwalt iſt der Anſicht, daß der Angeklagte
in beiden Fällen ſchuldig ſei. Schwer belaſtend ſeien die zwei
Briefe, die er zwecks Aufnahme an den Kreditverein geſchrieben
habe. Er habe auch in der Vorunterſuchung und in der heutigen
Verhandlung derartig wachsweiche und unbeſtimmte Erklärungen
abgegeben, daß man nicht an ſeiner Schuld zweifeln könne. Er
be=
antragt insgeſamt, ein Jahr und einen Monat Zuchthaus und
Ab=
erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte. Der Verteidiger
bean=
tragt Freiſpruch. Von einem Betrugsverſuch könne deshalb keine
Rede ſein, da er ja niemals den Verſuch gemacht habe, Geld von
dem Kreditverein zu bekommen. Auch ein Meineid ſei ihm
keines=
wegs nachgewieſen. Das Gericht verurteilt den Angeklagten,
unter Freiſpruch im übrigen, wegen fahrläſſigen Falſcheids zu drei
Monaten Gefängnis. Ein Meineid ſei dem Angeklagten nicht
nachzuweiſen, da ſeine Schutzbehauptung, die Grundſtücke gehörten
ſeinem Sohn, nicht zu widerlegen ſind. Auch ein Betrugsverſuch
ſei dem Angeklagten, nicht nachzuweiſen. Bewährungsfriſt wird
nicht ausgeſprochen, doch erklärt ſich das Gericht bereit, ein
Gna=
dengeſuch unter Umſtänden günſtig zu beurteilen.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſiſchen
Landes=
theater. Am heutigen Donnerstag, ſowie morgen Freitag
fin=
den die letzten Wiederholungen des amüſanten Luſtſpiel=
Schla=
gers „Arm wie eine Kirchenmaus”, in der beſtens
be=
kannten Beſetzung mit Hildegard Warſitz als Gaſt. Direktor Bruno
Harprecht und der übrigen ausgezeichneten Premieren=Beſetzung
tatt. Es ſei daher auf dieſe letzten Aufführungen dieſer
liebens=
würdigen Neuheit nochmals ganz beſonders hingewieſen —
Ein=
zeichnungen für die Miete können ebenfalls nur noch heute und
morgen in der Miet=Abteilung, und zwar für alle Wochentags=
Vorſtellungen entgegengenommen werden.
Ehren=Ausſtellung Kröh=Müller. Die Jubiläumsſchau für
die beiden 90jährigen Darmſtädter Altmeiſter geht ihrem Ende
entgegen. Sie wird nur noch dieſe Woche bis einſchließlich
kom=
menden Sonntag geöffnet ſein, an dem ebenfalls der
Eintritts=
preis für Nichtmitglieder auf die Hälfte, auf 50 Rpf., ermäßigt
ſt. Für die Darmſtädter Kunſtfreunde, die bis jetzt den Beſuch
der Ausſtellung, die ſo großen Beifall gefunden hat, verſäumt
haben, bedarf es wohl nur dieſes Hinweiſes, um ſie zu veranlaſſen,
die letzten Tage zu einer Beſichtigung zu benutzen. Für viele
wird es von Intereſſe ſein, zu hören, daß Profeſſor R. H. Kröh,
der unermüdliche 90=Jährige, wieder auf einige Wochen mit Pinſel
und Palette den Brehmhof bei Vielbrunn im Odenwald bezogen
hat, um dann von dort mit einer neuen Serie ſeiner ſo
ſympathi=
ſchen Odenwaldbilder zurückzukehren.
DAS GROSSE RUNDE
SCHNEEWEISSE
SElFENSTÜCK /
Huf NochSDe
Ne"
Seite 6
Donnerstag, den 2. Juli 1931
Nummer 181
* Großes Honderkonzerk in der Feſthalle.
Reichsbund ehemaliger Militärmuſiker, e. V.
Obwohl der angekündigte Gaſtdirigent, der Generalmuſik=
Inſpizient der Reichswehr, in letzter Stunde abſagen mußte und
dafür der Vereinsdirigent, Herr Gg. Greilich, die Leitung des
Konzerts übernahm, war der Beſuch der Feſthalle geſtern abend
ungewöhnlich zahlreich. War die Feſthalle auch nicht überfüllt, ſo
doch ſehr gut beſetzt, und es hätte doch kein anderer Saal
Darm=
ſtadts ausgereicht. Das Orcheſter des Reichsbunds ehemaliger
Militärmuſiker darf dieſe Tatſache als Beweis dafür buchen, daß
die Sympathien ihm gehören, und daß das Verbundenſein der
Bevölkerung mit den Angehörigen der ehemals ſo ſtolzen
Militär=
muſik immer noch ſtark, vorerſt unlösbar iſt.
Georg Greilich hat ſeine Qualitäten als Dirigent,
beſon=
ders von Militärmuſik oft bewieſen. Er hielt ſein 60 Mann
ſtarkes Orcheſter — von heute meiſt nicht mehr ausſchließlich
Berufsmuſikern — ſehr gut in Diſziplin und — was mehr
be=
deutet, in künſtleriſch abgeſtimmter Geſchloſſenheit. Denn
der Abend brachte außer der Schlußnummer überhaupt keine
„Militär”=Muſik, ſondern tonale und inſtrumentale Kunſtwerke,
die ſchon ſehr erhebliche Anſprüche ſtellen an das künſtleriſch
ge=
feſtigte Feingefühl des Dirigenten und an ſeine Führerqualität.
Liegt auch Goldmarks Feſtlicher Einzugsmarſch aus der „Königin
von Saba”, auch noch der „Einzug der Gladiatoren” von Fucik,
nach Bau und Rhythmus der „Militärmuſik” irgendwie nahe, ſo
kann man das von Joh. Straußſchen Walzern, von Meyerbeers
„Prophet”=Ouvertüre ſicher ebenſo wenig ſagen, wie von der
Ouvertüre zur Oper „Die luſtigen Weiber von Windſor” oder
gar von der großen Fantaſie aus „Lohengrin” oder dem „
Som=
merabend=Walzer” von Waldteufel und Webers „Freiſchütz”. All
dieſen Aufgaben aber zeigte ſich das Orcheſter unter Gg. Greilich
reſtlos gewachſen. Es blieb nichts ſchuldig, trotz
Feh=
lens der Streicher!
Waren die Freiſchützouvertüre, die Marſchkompoſitionen
ſelbſtverſtändlich in erſter Linie, auf Tempo und kraftvollen
Rhyth=
mus abgeſtimmt, ſo die Strauß= und Waldteufel=Walzer und die
Ouvertüren ganz auf Gefühl, auch künſtleriſch fein gefühlte
Nuan=
cierung, und die „Lohengrin”=Fantaſie geſchickt und richtig auf
„große. Farbengebung in der orcheſtralen Tonentfaltung. —
*
Die Einlagen, die der mehr als herzliche Applaus
reich=
lichſt erpreßte, viele gute alte Bekannte waren durchweg
militä=
riſchen Charakters. In dieſen Militärmärſchen ſchlug Herr
Eim=
ler das Glockenſpiel, mit dem rot=weißen Roßſchweif geſchmückt,
das er ſo oft in beſſerer Zeit unter Hauske als 115er Leibgardiſt,
vor ſeinem Regiment marſchierend, ſpielte. Graf Hardenberg
hatte es aus dem Muſeum auf Wunſch zur Verfügung geſtellt.
*
Für die große Maſſe der Hörer bildeten die Schlußnummern
des Abends (neben den temperamentvollen Einlagen) nicht nur
den wirkſamen Abſchluß, ſondern auch den Höhepunkt des Abends.
In der Tat, der Altheſſiſche Fahnenmarſch „Landgraf
Lud=
wig III.” wie auch der Marſch „Großherzog von Heſſen” von
Burow, wurden ganz ausgezeichnet geſpielt. — Man bereitete
Orcheſter und Dirigenten Ovationen!
*
*
Ralionalſozialiſtiſche Verſammlung in der Turnhalle.
*t. Am Mittwoch abend fand vor den ſogenannten „
Polizei=
ferien” die letzte öffentliche Verſammlung der Nationalſozialiſten
in der Woogsturnhalle ſtatt. Die ſehr gut beſuchte Verſammlung
leitete Stadtrat Abt, der in ſeinen begrüßenden Worten u. a.
auf Aufmarſch der N.S.D.A.P. am vergangenen Samstag und
Sonntag und insbeſondere auf die Feſthalle=Verſammlung zu
ſpre=
chen kam.
Das Hauptreferat, hielt Herr Kube, M. d. Pr. L., über
„Wir fordern Auflöſung des Reichstags und des
Landtags.‟ Der Redner polemiſierte eingangs ſehr eingehend
gegen die Deutſche Volkspartei und kritiſierte vornehmlich vom
Standpunkt des Gegners der Brüning=Koalition die Politik der
volksparteilichen Reichstagsfraktion. Der Redner beſchäftigte ſich
dann mit den reparationspolitiſchen Vorgängen der letzten Tage
und warnte davor, ſich von dem Entgegenkommen Frankreichs
ir=
gend etwas zu verſprechen. Dann zur Vorkriegszeit abſchwenkend,
ging Herr Kube auf die Reichstagswahlen von 1912 ein und
ſtreifte auch die innerpolitiſchen Vorkriegsverhältniſſe in Heſſen.
Schließlich behandelte der Referent die Unterhöhlung des deutſchen
Volkes im Weltkriege durch marxiſtiſche Kreiſe.
— Die alte
Ge=
ſellſchaftsordnung, Bürgertum und Klaſſenkampf, gehe nun zu
Ende, heute, da Deutſchland in Flammen ſtehe, wende ſich die
Nationalſozialiſtiſche Partei nicht an den Bürger oder an den
Klaſſenkämpfer, ſondern nur an den deutſchen Volksgenoſſen.
Irrig ſei die Behauptung, die Nationalſozialiſten wollten das
Privateigentum antaſten. Adolf Hitler ſei jedenfalls nicht
der=
jenige, der jetzt mit der Notverordnung den deutſchen Bauer von
der Scholle treibe. Das nationalſozialiſtiſche Wirtſchaftsprogramm
ſei wohl realiſierbar. Für die Nationalſozialiſten bedeute der
Be=
griff „Sozialismus”, nicht irgend eine marxiſtiſch beeindruckte
Phraſe, ſondern die unlösbare Schickſalsgemeinſchaft aller
deutſch=
geborenen. Um die nationalſozialiſtiſchen Standarten wehe der
friderizianiſche Geiſt und der Geiſt Bismarcks. Ohne die
National=
ſozialiſtiſche Partei gebe es längſt ein Sowjet=Deutſchland. Je
ſchärfer man eine Idee bekämpfe, deſto ſtärker werde dieſe Idee
Dem Marxismus, einer ſchlechten Idee, habe die Verfolgung
ge=
nützt. Wiebiel mehr müſſe ſie dem Nationalſozialismus, der guten
deutſchen Idee, nützen. — Der deutſchen, in ſich zerriſſenen
Demo=
kratie fehle nationaler Inhalt und nationaler Schwung.
Neu=
wahl der Parlamente und Rücktritt der Regierung ſei, auch in
Heſſen, zu fordern, da hinter dieſer nicht mehr die Mehrheit des
Volkes ſtehe. — Mit einem Schlußwort des Herrn Abt fand die
ohne Störung verlaufene Verſammlung ihr Ende.
100 Jahre.
Mitgeteilt von Pfarrer Arth. Ackermann. Nordheim im Ried.
„Unſer Leben währet ſiebenzig, und wenn’s hoch kommt, ſo
ſind’s achtzig Jahre!”, ſo ſingt vor Jahrtauſenden der alte
Pſalm=
ſänger. Und dieſes dem Menſchenleben geſteckte Ziel überſchreitet
eine Nordheimer Landwirtswitwe um ein Menſchenalter! Ein
Jahrhundert: lang gelebt! Was liegt in dieſem Zeitraum 100
Jahre” alles beſchloſſen? Wer von uns möchte in unſeren
Zeit=
läuften ſo lange leben?
Chriſtina Eberts
feiert am Freitag, den 3. Juli, ihren 100. Geburtstag!
Sie wird 1831 als Tochter des Schneiders Nikolaus
Rothen=
häuſer geboren. Früh verliert ſie ihre Eltern. Als Waiſe kommt
ſie zu Verwandten. Nach ihrer Schulentlaſſung dient ſie als Magd
in verſchiedenen Bauernfamilien. An Arbeit wird ihr nichts
ge=
ſchenkt! Mit 20 Jahren — ſie galt als ein ſchönes Mädchen —
heiratet ſie. Es werden ihr vier Kinder geboren. Eine Tochter
und ihr jüngſter Sohn im 73. Lebensjahr ſind noch am Leben.
Mit 79 Jahren ertrug die Greiſin nach ſtandhaft eine Operation.
Vor drei Jahren ſaß die Alte mit ihrer weißen Haube am Sarge
ihrer im 74. Lebensjahre abgeſchiedenen Tochter. Ein ergreifen
des Bild! Die 97jährige weint über das Scheiden ihres 74
jäh=
rigen Kindes! Des Sonntags nachmittags kannſt du unſere
Hun=
dertjährige in unſeren Ortsſtraßen ſehen. Nach alter, guter
Sitte beſucht ſie den Friedhof und ihre Verwandten. Erſt ſeit
drei Jahren gebraucht ſie beim Gehen einen Stock — Und nun
ſitzen wir mit dem Großmütterchen zuſammen! Ob Lu dich nicht ein
bißchen wunderſt? Sie erzählt aus ihrer elternloſen Jugend und
von ihren 35 Schulkameraden, die alle längſt dahingegangen ſind.
Du reichſt ihr eine Zeitung, ſie lieſt dir vor. Du bitteſt ſie um
ihre Namensunterſchrift, ſie ſchreibt gewandt ihren Namen. S
gewandt, als ob ſie tagtäglich ihre Unterſchrift öfters leiſten müßte
— Und
Und nun das Wunder! Das alles ohne Brille!
ihr Magen? Der iſt noch ſo gut wie der deinige, du junges
Menſchenkind! Wieder das Wunder! Eine ihrer
Lieb=
lingsſpeiſen iſt Sauerkraut. Wie freut ſie ſich auf das
Schlachtfeſt, das leider nur zweimal im Jahr wiederkehrt! „Was
wir heute mittag gegeſſen haben, das kann ich Ihnen eben nicht
ſagen, ich weiß nur, daß ich mich tüchtig ſatt gegeſſen habe, und
das iſt die Hauptſache!”, ſo meint ſie. — Ob ihr Wunſch in
Er=
füllung gehen wird? Sie möchte noch gern die Konfirmation ihrer
jüngſten Enkelin erleben. Dieſe kam vorige Oſtern zur Schule
und iſt die einzige Tochter ihres einzigen, im 73. Lebensjahre
ſtehenden Sohnes — Wir reichen unſerem Geburtstags kind
die Hand! Ob wir nochmals in unſerem Leben einem
jahrhundertealten Menſchen die Hand geben?
Führung im Frankfurter Städelſchen Kunſtinſtitut. Wir
machen noch einmal darauf aufmerkſam, daß am Samstag, den
Juli, unter Leitung von Kunſthiſtorikerin M. Frolich eine
Führung in der Ausſtellung „Vom Abbild zum
Sinn=
bild, im Frankfurter Städelſchen Kunſtinſtitut, ſtattfindet.
Ab=
fahrt: Darmſtadt=Hauptbahnhof 14.07 Uhr (nicht, wie irrtümlick
angegeben, 13.43 Uhr). Alles Nähere iſt aus dem Wochenzettel
der Volkshochſchule erſichtlich.
Sonderzug Heidelberg—Frankfurt a. M. aus Anlaß der
Schloßbeleuchtung. Zur Verbeſſerung der fahrplanmäßigen
Zug=
verbindungen verkehrt Sonntag, den 5 Juli 1931, ein Sonderzug
2./3. Klaſſe von Heidelberg bis Frankfurt a. M. wie folgt:
Hei=
delberg ab 22.e, Weinheim an 23,15, Bensheim an 23,31,
Darm=
ſtadt=Hbhf. an 23,52, Langen (Heſſ.) an 0.09, Buchſchlag=
Sprend=
lingen an 0,14. Neu=Iſenburg an 0,20, Frankfurt a. M.=Hbhf
an 0,32. Fahrkarten des allgemeinen Verkehrs, auch
Sonntags=
rückfahrkarten, haben Gültigkeit.
— Zyklus volkstümlicher Konzerte. Die Einführung obiger
Konzerte hat beim hieſigen muſikliebenden Publikum großen
Widerhall gefunden, was ſich durch ſehr regen Beſuch angenehm
bemerkbar macht. Das Orcheſter unter Matthias Webers
Lei=
tung bietet bekanntlich den Beſuchern angenehme Abwechſlung
und wohltuende Ablenkung nach des Tages Laſten. Gutes
Zuſam=
menſpiel, reine Klangwirkung ſind Hauptvorzüge dieſer Kapelle.
Weitere Konzerte finden ſtatt: Freitag, den 3. Juli, im „
Heſſi=
ſchen Hof”, Samstag. den 4. Juli, im „Chauſſeehaus ,Heidelberger
Straße 87, Sonntag, den 5. Juli, im „Reſtaurant Rummelbrau”
(hier vorausſichtlich auch am Sonntag, den 5. Juli, nachmittags).
Wo befindet ſich der Hund? Am Montag. zwiſchen 12.30
bis 14.30 Uhr, wurde vor dem Eingang zum Hochſchulſtadion ein
ziemlich großer, braun=weiß gefleckter, langhaariger Wachtelhund
entwendet. Der Hund war an dem Eingangstor zum
Hochſchul=
ſtadion angebunden. Perſonen, die über den Verbleib des
Hun=
des Mitteilung machen können, werden gebeten, dies auf
Zim=
mer 2 der Kriminalabteilung, Hügelſtraße 31/33, zu tun.
Be=
lohnung wird zugeſichert.
Schwerer Verkehrsunfall. Geſtern fuhr der 14jährige
kauf=
männiſche Lehrling Willi Müller, aus Hahn bei
Pfung=
ſtadt, die ſteile Hermannſtraße herunter (Richtung Heidelberger
Straße). An ſeinem Fahrrad fehlte die Vorderradbremſe. Die
Freilaufbremſe war vollſtändig defekt. Mit großer
Geſchwindig=
keit rannte er mit dem Kopf gerade auf einen, auf der Weſtſeite
in der Heidelberger Straße haltenden Poſt=Paketkraftwagen an.
Müller ſtürzte mit ſchweren Verletzungen, beſonders am Kopfe,
vom Rad und wurde von einem Privatkraftwagen bewußtlos
vom Schauplatz nach dem Stadtkrankenhaus verbracht. Seine
Ver=
letzungen ſind äußerſt ſchwere. Deshalb auf die Wirkſamkeit der
Bremſen am Fahrrad und Kraftfahrzeug ſtets bedacht ſein.
Im Städtiſchen Leihamt findet am Mittwoch, den 8. Juli,
und hm Donnerstag, den 9. Juli, vormittags von 8.30—12 Uhr,
Beiſteigerung verfallener Pfänder ſtatt. (Siehe heutige Anzeige.)
* schönes Haar
Sie jünger macht,
dann wars
reicht für 2mal
(TV.1716
Koch=Vortrag. Wir machen nochmals auf den heute abend
ſtattfindenden Koch=Vortrag des Hausfrauenbundes aufmerkſam
Karten ſind in der Geſchaftsſtelle, Rheinſtraße 7. koſtenlos
er=
hältlich.
— Berenys Zigeuner ſpielen! Auf der Durchreiſe nach
Ita=
lien gibt die beruhmte ungariſche Zigeunerkapelle, unter Leitung
ihres Meiſters Bereny, am kommenden Samstag, den 4. Juli,
ein einmaliges Gaſtkonzert im Orpheum. Das
ausgezeich=
nete Orcheſter, das bei ſeinem erſten hieſigen Gaſtſpiel ſtärkſten
Beifall fand, dürfte auch bei dem am Samstag ſtattfindenden
einmaligen Auftreten wieder beſonderes Intereſſe auslöſen,
zu=
mal die Eintrittspreiſe äußerſt niedrig gehalten ſind:; von 80 Pfg
an. Der Kartenverkauf beginnt heute, im Verkehrsbüro und bei
Hugo de Waal. (Siehe Anzeige.) Weitere Mitteilungen folgen.
„Frauenſchickſal und § 218” iſt das Thema, worüber die
Stuttgarter Frauenärztin, Frau Dr. med. Kienle, am
Sonn=
tag, den 5. Juli, abends 8½ Uhr, im Orpheum ſprechen
wird. (Montag, den 6. Juli, findet kein Vortrag ſtatt.) Außer
über obiges Thema wird die Rednerin noch über ihre
perſön=
lichen Eindrücke und Erlebniſſe von ihrer mehrwöchigen Reiſe
durch Sowjetrußland berichten. Karten zum Preiſe von 80 Pfg.
und 1.50 RM. (numeriert) im Vorverkauf bei Hugo de Waal
und im Verkehrsbüro. Ernſt=Ludwigsplatz. Organiſationen,
Ver=
eine uſw. erhalten bei Entnahme von mehr als 20 Karten ein
Drittel Preisvergünſtigung. (Siehe Anzeige.)
Die Poſtagenkur ausgeraubt.
In der Nacht zum 1. Juli wurde in der Poſtagentur
Ernſt=
hofen ein frecher Raubüberfall ausgeführt. Dort führt im „
Gaſt=
haus zur Poſt” der Wirt Philipp Axt die Poſtagentur. Am
30. Juni war er in Bensheim a. d. B. und in Darmſtadt. Seine
Frau verſah während dieſer Zeit allein die Wirtſchaft und die
Agentur. Gegen 23 Uhr, als alle Gäſte die Wirtſchaft verlaſſen,
die Frau die Tür bereits verſchloſſen hatte und beim Aufräumen
war, klopfte es am Fenſter. Ein Unbekannter verlangte Einlaß
und wünſchte ein Glas Bier. Die Frau öffnete die Tür, führte den
Beſucher in das Gaſtzimmer und gab ihm das Bier. Nun ging die
Frau in die nebenanliegende Poſtagentur und ordnete auch dort
die letzten Eingänge. Plötzlich ſtand der unbekannte Gaſt neben
ihr. Er bedrohte ſie mit einer Piſtole und raubte aus den offenen
Schränken etwa 800 RM., beſtehend in 50=, 20= und 10=
Markſchei=
nen, ſowie 50 RM. Silbergeld und für etwa 500 RM.
Wertmar=
ken. Dieſe beſtehen in 260 Briefmarken zu 3 Rpf., 150 Marken zu
4 Rpf., 260 Marken zu 5 Rpf., 80 Marken zu 8 Rpf., 150 Marken
zu 10 Rpf., 230 Marken zu 15 Rpf., 40 Marken zu 20 Rpf und 17
Marken zu 40 Rpf., und an Invalidenverſicherungsmarken 80
Marken zu 60 Rpf., 60 Marken zu 90 Rpf., 30 Marken zu 1,20
RM., 17 Marken zu 1,50 RM., 50 Marken zu 1,80 RM. und 23
Marken zu 2 RM., ſowie einige Wechſel= und
Einkommenſteuer=
marken. Sodann verſchwand er, ohne die Frau weiter beläſtigt
zu haben. Der Täter wird wie folgt beſchrieben: Zirka 25 Jahre
alt, 1,70 Meter groß, ſchlank, langes, geſcheiteltes, dunkles Haar,
kurz geſtutzten, dunklen Schnurrbart, ſprach heſſiſche Mundart, trug
dunklen Sakkoanzug, lange Hoſen, weichen Sportkragen mit
Selbſt=
binder, dunkle weißgeſprenkelte Sportmütze, auf dem Arm einen
dunklen, karierten Wettermantel und gefüllte braune Ledermappe.
Die polizeilichen Ermittelungen wurden ſofort aufgenommen.
Beamte befinden ſich noch am Tatorte. Alle Perſonen, die über
den Täter oder über den Verbleib des geſtohlenen Gutes
Aus=
kunft geben können, oder Wahrnehmungen irgend welcher Art
ge=
macht haben, werden gebeten, dies der nächſten Polizeiſtation oder
dem Landeskriminalpolizeiamt Darmſtadt, Wilhelm=Gläſſing=
Straße 21, mitzuteilen. Mitteilungen diesbezüglicher Art werden
auf Wunſch ſtreng vertraulich behandelt.
O. Erzhauſen, 30. Juni. Kleinkinderſchule. Dieſe
Einrich=
tung und den Segen verſpüren diejenigen jetzt im Sommer und in der
Erntezeit am meiſten, welche in der Landwirtſchaft zu tun haben. Da
wandern die Kleinen am Morgen mit Luſt und Freude zur Schweſter
Eliſabeth, manche Erſtlinge werden vom Großvater oder ſonſtigen
An=
gehörigen hingebracht, bis ſie genau Beſcheid wiſſen. Dort beginnt Spiel
und Unterricht, auch die Ruhepauſen werden eingehalten. Es iſt keine
Kleinigkeit, mit 98 Kleinkinderſchülern fertig zu werden. Beſcheidene
und Wildlinge müſſen von Schweſter Eliſabeth überſchaut und je nach
ihren Anlagen behandelt werden, und ſie verſucht es, ohne Murren und
Aufbrauſen; aber auch mit der nötigen Strenge mit der Schar fertig zu
werden. Obwohl die Kleinkinderſchule evangeliſch und evang.
Gemeinde=
haus iſt, iſt die Leitung weit davon entfernt, nur evangeliſche Kinder
aufzunehmen. Jede Konfeſſion, auch Freidenker können ihre Kinder
hinſchicken, was auch der Fall iſt. Wohlgeborgen ſind die Zöglinge dort
und werden mit Liebe und Sorgfalt für die Schulzeit vorbereitet.
J. Griesheim, 1. Juli. Eine merkwürdige Entdeckung wurde vor
einigen Tagen an einem Baum im Pfarrgarten gemacht. Ganz oben
in den Krone eines Baumes, bedeckt mit friſchem Grin, hing nämlich
ein Vorderpflug, den, wie ſich jetzt herausgeſtellt hat, junge Leute
ſchon vor einigen Wochen einem hieſigen Landwirt in der Weichgaſſe
wegnahmen und dieſen nächtlicherweile mit einem Seil am Baum
hin=
aufzogen. Für die Verüber dieſes eigenartigen Scherzes wäre es gut,
wenn ſie den Pflug bald wieder aus ſeiner luftigen Höhe herabholten,
um alle unliebſamen Begegnungen mit der Polizei zu vermeiden.
Ein 10jähriger Junge hatte vorige Woche im Schulhofe eine
Steck=
nadel mit einem Glaskopf verſchluckt, die aber glücklicherweiſe
nach einigen Tagen ohne operativen Eingriff wieder abgegangen iſt.
F. Eberſtadt, 1. Juli. Turngeſellſchaft e. V. In einer am
Samstag abend im Vereinslokal (Zum Bergſträßer Hof) ſtattgefundenen
Mitgliederverſammlung beſchloß der Verein, ſich an dem 46.
Gauturn=
feſt des Main=Rodgaues im Allgemeinen Deutſchen Turnerbund, das
am 11. und 12. Juli in Dreieichenhain abgehalten wird, zu beteiligen.
Die Abfahrt der Leichtathleten, Turner und Turnerinnen ſoll am
Sams=
tag, 11. Juli, um 14.30 Uhr, die der Spielmannſchaft und ſonſtigen
Feſt=
beſucher am Sonntag, 12. Juli, um 11.30 Uhr mittels Omnibus ab
Ver=
einslokal erfolgen. Meldungen für die Fahrt am Sonntag ſollen bis
ſpäteſtens 12. Juli an den Vorſitzenden des Vereins, Gg. Weizenmüller,
Schulſtraße 12, abgegeben werden. In der Verſammlung wurde weiter
auf eine entſprechende Einladung hin beſchloſſen, bei dem am Sonntag,
19. Juli, im „Bergſträßer Hof” (Peter) ſtattfindenden Sommerfeſt
tur=
neriſch mitzuwirken, ſowie am Samstag, 25. Juli, einen Aben
d=
ſpaziergang nach Malchen unter Vorantritt der Spielmannſchaft
zu wiederholen. — Baumſtützen Die Gemeinde beabſichtigt,
Baum=
ſtützen aus dem Gemeindewald aufarbeiten zu laſſen, falls ſich ein Bedar
dafür ergeben ſollte. Reflektanten werden aufgefordert, ihren Bedarf
bis ſpäteſtens 7. Juli auf Zimmer 2 der Bürgermeiſterei anzumelden.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 1. Juli. Schulſparkaſſe. Die
Spar=
gelder der Kinder ſind ſämtlich in einem gemeinſamen Fonds „
Schul=
ſparkaſſe” bei dem hieſigen Spar= und Darlehnskaſſenverein verzinslick
angelegt und ſtehen nach Ablauf der feſtgeſetzten Kündigungsfriſt
jeder=
zeit zur Verfügung. Die Tatſache, daß die Schulſparkaſſe nicht mehr
fortgeführt wird, iſt nicht auf irgendwelche Kriſenumſtände
zurückzufüh=
ren, ſondern liegt einzig und allein daran, daß die Lehrer aus
Zeit=
mangel die Geſchäfte nicht mehr beſorgen können. Die Kaſſe wird aber
von ſich aus, unter Mitwirkung der Lehrerſchaft, den
Schulſparkaſſen=
betrieb wieder aufnehmen, um den bisher in die Jugend gepflanzten
Sparſinn nicht wieder untergehen zu laſſen. Wenn auch die Zeiten noch
ſo ſchlecht ſind, etwas geſpart wird dennoch.
* Traiſa, 1. Juli. Bei der am Samstag und Sonntag in Erbach
ſtattgefundenen 2. Provinzial=Feuerwehrtag in Erbach beteiligte ſich die
hieſige Freiwillige Feuerwehr vollzählich in Stärke von 35
Mann. Bei der ſeitens der Stadtverwaltung Erbach vorgenommenen
Prämiierung der am Feſtzug teilnehmenden Wehren errang die Freiw,
Feuerwehr den erſten Preis. Dieſe Tatſache verdient um ſo mehr
Beachtung, als die Traiſaer Wehr durchweg aus jungen Leuten
zuſam=
mengeſetzt iſt, und iſt gleichzeitig ein Beweis dafür, daß die Wehr unter
ausgezeichneter Leitung ſteht. Die Kameraden erkennen dies auch gern
an und überreichten aus Dankbarkeit ihrem erſten Kommandanten Fr.
Fiſcher 1. ein Ehrenbeil. Die geſamte Gemeinde darf auf den
er=
rungenen Erfolg ihrer Wehr ſtolz ſein, und wäre nur noch zu wünſchen.
daß dieſelbe in ihrer Entwicklung nicht ſtehen bleibt, ſondern weiter
da=
ran arbeitet, aufzubauen, nicht zuletzt zum Wohle der Allgemeinheit.
Au. Büttelborn, 1 Juli. Lehrer i. R. Johannes Feick
ge=
ſtorben. Im 65. Lebensjahre verſtarb hier Lehrer i. R. Johannes
Feick. Mit ihm iſt ein Schulmann dahingegangen, der auch über die
engeren Grenzen ſeiner Heimat nicht unbekannt war. Feick nahm reges
Intereſſe und arbeitete fleißig an der ſchulreformatoriſchen Bewegung
mit. Daneben wirkte er auch auf dem Gebiet der Heimatkunde mit gutem
Erfolg.
Hirſchhorn a. N., 1. Juli. Wafſerſtand des Neckars
am 30. Juni: 1,92 Meter; am 1. Juli: 1,76 Meter.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirodhten.
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Kril"
Im Wiener Kronenbräukeller konzertiert morgen
das geſamte Orcheſter der Harmonie Darmſtadt. Die Leitung
übernimmt Herr L. Kümmel, Kammervirtuoſe, welcher für
vor=
nehme Unterhaltungsmuſik bürgt. Als Einlagen kommen Wiener
Märſche und Volkslieder zum Vortrag. (Siehe Freitags=Anzeige.)
Das Wald=Reſtaurant Neues Schießhaus
veranſtaltet dieſe Woche täglich ſeine beliebten Kaffee= und
Kuchentage. (Siehe Anzeige.)
Großes Saalbau=Konzert, heute abend 8 Uhr,
unter perſönlicher Leitung von Herrn Kapellmeiſter W. Schlupp.
Verſäume niemand dieſe ſchönen Sommerabende in Darmſtadts
ſchönſter Gartenlokalität. Küche und Keller bieten das Beſte bei
zivilen Preiſen. (Siehe Inſerat.)
Tageskalender für Donnerstag, den 2. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
— Kon=
Haus: 20—22.45 Uhr: Arm wie eine Kirchenmaus”.
zerte: Zur Oper Schloßkeller, Herrngartenkaffee, Sportplatz=
Kinovorſtel=
Reſt. am Böllenfalltor, Saalbaugarten.
Für=
lungen: Union= Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
ſtenſaal von 15 bis 19 Uhr Vorführung des „Elektro=
Küchenmeiſters” Bürgerhof., 20 Uhr: Vortrag „
Frucht=
ſaftbereitung und Einkochen auf dem Gasherd.
Nummer 181
Donnerstag, den 2. Juli 1931
Seite 7
Von Adolf Tſchirner.
Als nach den Befreiungskriegen 1813—15 die ſtaatlichen
Ver=
hältniſſe auch am Oberrhein gefeſtigt erſchienen, Handel und
Ver=
kehr zu Waſſer und zu Lande einen ungeahnten Aufſchwung
nah=
men, entſchloſſen ſich die badiſche, bayeriſche und heſſiſche
Regie=
rung zu einer Kulturtat erſten Ranges, zur ſogenannten
Rhein=
reguliexung.
Es hatte bereits im Mittelalter nicht an Abdämmungen,
Uferbefeſtigungen und Durchſtichen des Rheines gefehlt. Aber
dieſe Bauten waren doch nur augenblickliche Notbehelfe, betrafen
nur ganz kleine Strecken des Rheinlaufes, und waren nicht auf
lange Sicht angelegt. Erwähnenswert iſt wohl nur der Rhein=
Durchſtich vom Jahre 1229, der Stadt und Burg
Germers=
heim in höchſter Waſſersnot vor dem völligen Untergang
be=
wahrte. Das ganze Mittelalter hindurch, bis in die neueſte Zeit
hinein, waren die Dörfer und Städte am Rhein dem häufig
auf=
tretenden Eisgange und dem Hochvaſſer faſt ſchutzlos
preisge=
geben. Im Großherzogtum Baden lagen z. B. 1820 noch zwei
Städte, 27 Dorfer ganz, und 3 Städte und 10 Dörfer zum Teil
im Ueberſchwemmungsgebiet.
Die Geſchichte des einſt bei Guntersblum gelegenen
Dorfes Rudelsheim iſt ein klaſſiſches Beiſpiel, mit welcher
ver=
heerenden Gewalt Waſſer und Eisgang Menſchenwerk vernichten
können. Im Jahre 1784 ſtanden die Häuſer des Dorfes bis an
die Dächer unter Waſſer. 1799 und 1809 brachten weitere ſchwere
Waſſernot über die hartgeprüfte Bevölkerung. Verarmung und
Rückgang der Einwohnerzahl des Dorfes war die Folge.
Jahre 1823 entſchloß man ſich, die ſtändig gefährdeten
Wohnſtät=
ten zu verlaſſen, und etwa vier Kilometer landeinwärts, am
weſt=
lichen Ende der Gemarkung, auf dem alten Hochufer des Rheines
das Dorf neu erſtehen zu laſſen. Am 25. Auguſt 1823 wurde der
Grundſtein zum neuen Dorfe gelegt. Nicht der alte ſchöne Name
Rudelsheim wurde beibehalten, ſondern man nannte das
neue Gemeinweſen dem Landesherrn zu Ehren Ludwigshöhe.
Damit nichts an das alte Rudelsheim erinnere, nahm die neue
Gemeinde ſogar ein anderes Wappen, den heſſiſchen Löwen, an.
Wohl eine der ſeltſamſten Folgen jahrhundertelanger Waſſernot!
Die Häuſer des einſtigen Dorfes wurden niedergelegt, und das
Gelände der Landwirtſchaft nutzbar gemacht. Ein ſchlichtes
Feld=
kreuz nur bezeichnet heute die Statte, wo einſt die Kirche des
Ortes ſtand
Die badiſche und bayeriſche Regierung übertrug die
Regulie=
rung des Rheines dem Oberſt Tulla, Vorſtand der badiſchen
Waſſerbaudirektion. Tullas Leitgedanke war: „Die Verheerungen
und Ueberſchwemmungen rühren von der tiefen Lage der
Ufer=
gelände her. Man mußte alſo letztere erhöhen. Das iſt jedoch bei
bewohnten und bebauten Landesteilen unmöglich. An Flüſſen
und Strömen kann man aber durch Senkung des Waſſerſpiegels,
mgölichſt gerade Leitung der Flüſſe, Abſchneidung ihrer
Neben=
arine, Beſeitigung unnötiger Dämme das gleiche erreichen”. Im
Jahre 1816 erfolgte dann der erſte Durchſtich des Rheines unter
Tullas Leitung bei Germersheim. Wenn auch dadurch
Lingenfeld vom Rheine abgeſchnitten wurde, ſo ward doch
da=
durch eine gefährliche Verſtopfungsſtelle des Eiſes für alle Zeiten
beſeitigt. In den Jahren 1820—24 wurden weitere Durchſtiche
bei Altrip und Neckarau unternommen. Ueber einen Teil
des römiſchen Kaſtells „Alta ripa” gehen heute die Fluten des
Rheines.
In den folgenden Jahren wurde dann der Rhein zwiſchen
Mannheim und Lampertheim reguliert. Faſt in jedem
Jahrhundert hatte hier der Strom ſeinen Lauf geändert. Die
Dörfer Oppau und Edigheim lagen zur Zeit der Karolinger
auf dem rechten Ufer und gehörten zum Lobdengau. Auch
Fran=
kenthal lag faſt unmittelbar am Rhein. Bei der furchtbaren
Hochwaſſerkataſtrophe des Jahres 931 — eine
Jahrtauſend=
erinnerung!
ſanden die Wogen des Rheines, wohl infolge
Verſtopfung des
ſes, einen neuen Weg. Oppau und Edigheim
lagen nun auf dem linken Ufer. Das letzte Werk Tullas war die
Regulierung dieſer Strecke. 1828 ſtarb der geniale Mann.
Mark=
graf Max von Baden ließ ihm auf ſeiner Beſitzung Maxau ein
Denkmal errichten. Mit der Geſchichte der Regulierung und
Schiff=
barmachung des Oberrheines iſt Tullas Name für immer
ver=
bunden!
In der Höhe von Lampertheim, am Oberen Buſch,
war ſchon 1815 von der heſſiſchen Regierung ein Durchſtich
ge=
plant. Aber während in dieſer Sache in Darmſtadt die Federn
raſchelten, und über die Koſten beraten wurde, korrigierte ſich der
Rhein bei einer Hochflut im Jahre 1819 ſelbſt, und durchbrach die
Landzunge. Die Richtung des Durchbruchs war aber ſo ungünſtig,
und die Fahrt auf der neuen Stromſtrecke erſchien ſo gefährlich,
daß die Schiffer den Umweg durch die Krümme vorzogen. Der
Schiffer Joh. Welſch aus Nackenheim wagte als erſter die
Fahrt. Seit dieſer Tat heißt die allen Waſſerfreunden und
Falt=
bootfahrern bekannte Stromſtrecke „Das welſche Loch”
Der Rheinſtrom hat auf ſeiner ganzen Strecke von Baſel
bis Mainz die Neigung zu Inſel= und Serpentinenbildung. Die
größte Krümme am Oberrhein war die Stromſtrecke bei
Stock=
ſtadt und Erfelden, der ſogenannte „Kühkopf”
Bereits
1815 wurde der Plan gefaßt, den dort beſtehenden, für Schiffahrt
und Entwäſſerung gleich nachteiligen Zuſtand zu beſeitigen. Nach
der im Jahre 1816 erfolgten Vereinigung der Provinz
Rhein=
heſſen mit dem Großherzogtum Heſſen ſtand der Ausführung kein
politiſches Hindernis mehr im Wege. Im Jahre 1823 verlangte
die Regierung von den Landſtänden den erforderlichen Kredit von
217000 Gulden.
Man ſollte nun meinen, daß die der aufblühenden
Rhein=
ſchiffahrt und dem ganzen Lande nützende Angelegenheit glatt
er=
ledigt worden wäre. Weit gefehlt! Volle fünf Jahre wurde in
der Kammer der Landſtände pro und contra geredet. Dem einen
waren die Koſten zu hoch, dem anderen war der Lauf des Rheines
etwas Gottgewolltes. Viele Landwirte in Guntersblum und
Oppenheim hatten auf dem Kühkopf Wälder und Wieſen zu
eigen die nach erfolgtem Durchſtich der Landzunge nur ſchwer
zu=
gänglich ſeien. Die Gemeinden Stockſtadt und Erfelden
ſahen mit einem naſſen und einem heiteren Auge den
Verhand=
lungen zu. Sie tauſchten den Verluſt der Lage am Rhein mit
Be=
freiung von der Hochwaſſergefahr ein. Flehentlich baten der
Ge=
meinderat von Nierſtein und Guntersblum: „Das
Groß=
herzogtum wolle zum Ausgleich inskünftig ſeinen Weinbedarf aus
Rheinheſſen nehmen, und dieſe Provinz wieder zu ihrem
verlore=
nen Wohlſtand bringen.” Für den Durchſtich waren die
Gemein=
den Eich und Hamm. Der dort befindliche Altrhein könnte
leicht entwäſſert werden, was eine Verbeſſerung des Landes und
des Geſundheitszuſtandes der Bewohner mit ſich bringe. Die
heſ=
ſiſche Regierung ſelbſt ſparte den Unterhalt der alten, 15
Kilo=
meter langen Strecke. Die Vorteile für die Schiffahrt und die
Beſeitigung der ſtändigen Hochwaſſergefahr waren ſchließlich
aus=
ſchlaggebend.
Der Oberbaurat Kröncke in Darmſtadt wurde mit der
Leitung der erforderlichen Arbeiten betraut. 671 Morgen Land
für das neue Rheinbett wurden angekauft. Mit der
Durchgra=
bung der Landzunge am „Geyer” wurde im Jahre 1825
begon=
nen. 1828 konnte der Durchſtich erfolgen. Die alte Flußſtrecke
war 15 Kilometer lang, die neue nur 4 Kilometer. Die
Aus=
bildung des Durchſtiches erfolgte daher reißend. 17 Kilometer
aufwärts, etwa bis Rheindürkheim, ſenkte ſich der Waſſerſpiegel.
Die Wirkung auf das anliegende Land übertraf die kühnſten
Er=
wartungen! Viele tauſend Morgen naſſer Wieſen, die nur
ſaue=
res, oft nur zur Stallſtreu verwendbares Heu lieferten, gaben jetzt
das denkbar beſte Heu. Die große Gefahr, welcher die Gemeinden
am Altrhein und am alten Stromlauf bei jedem Eisgang des
Rheines ausgeſetzt waren, iſt ganz geſchwunden. In den Jahren
1829—1831 erfolgte dann der Bau der
Uferbefeſtigun=
gen und der Buhnen, ein kunſtvolles Werk, das im Juni
1831 im weſentlichen zum Abſchluß kam.
Der Regulierung iſt es zu danken, daß die badiſch=
pfälziſch=
heſſiſche Rhein=Niederung zu einer ſehr geſunden und
wohlhaben=
den Gegend geworden iſt, und heute niemand mehr daran denkt,
ein Dorf vom Rhein wegzuverlegen. In Anbetracht der guten
Wirkungen haben die beteiligten Gemeinden dem verdienten
Oberbaurat Kröncke am Rhein, oberhalb Gernsheim, ein
ſchlichtes Denkmal geſetzt. Auch die Neuzeit hat Kröncke und
ſein Werk nicht vergeſſen: Das Heſſ. Waſſerbauamt
Mainz taufte ſein neueſtes Strompolizeiboot auf den Namen
„Kröncke‟
Es iſt bei der Regulierung auf heſſiſchem Gebiet bis hinau
nach Mainz im allgemeinen eine Normalbreite von 300
Metern bei Mittelwaſſer erreicht worden. Doch finden
ſich ſtellenweiſe Breiten von 500— 600 Metern, ſo oberhalb
Rheindürkheim, bei Hamm. und bei Nackenheim. Nu
an wenigen Stellen ſind die natürlichen Ufer näher als 30
Meter, z. B. bei der Maulbeeraue, unweit Worms.
Kein europäiſcher Strom hat einen ſolchen Aufſchwung der
Schiffahrt im 19. Jahrhundert aufzuweiſen, wie der Rhein. Zwi
ſchen Speyer und Mainz iſt durch die Regulierung nicht nur die
Sicherung der Ufer und der Stromniederung erreicht, ſondern eine
vorzügliche Waſſerſtraße geſchaffen worden. Verſetzen wir uns
zurück in die Zeit vor 100 Jahren! Deutſcher Fleiß und deutſche
Arbeit haben damals aus dem wilden Strom das geſchaffen, was
er heute iſt: Die Lebensader unſeres deutſchen Vaterlandes!
Von Manna Copony.
Jeder Europäer liebt die Zigeuner. Sie ſtehlen, betteln,
haben Läuſe — und man liebt ſie doch! Wenn wir Zigeuner
ſchauen, ſehnen wir uns. Nach ihrem Leben, das wir nicht
führen wollen? Nach ihrer Bedürfnisloſigkeit, die uns nicht
befriedigen würde? Nach ihrer Trägheit, die uns nicht
aus=
füllen könnte? Nach alledem wohl, was uns ewig verſchloſſen
bleibt, weil ein tiefer Raſſenunterſchied uns von ihnen trennt,
denen ein Gott dieſe himmliſche Liederlichkeit geſchenkt hat.
Siebenbürgen iſt voll von Zigeunern — ſind deshalb die
Siebenbürger voll Sehnſucht? Wir ſehen ſie wandern und
ein=
ziehen, ſehen ſie ihre Zelte aufſchlagen und mit der gleichen
Leichtigkeit abbrechen — und wir ſind bäuriſch verankert an
unſern Boden, den ſie nur zum Kampieren brauchen, während
wir ſäen und bauen müſſen, weil das unſre Beſtimmung iſt.
Wir brauchen die Obſtgärten — und ſie ſtehlen unſere Früchte;
wir füttern die Hühner, und ſie holen ſie nachts aus dem Stall.
Wir ſchimpfen ſie Diebe, treten ſie, verachten ſie — und ſind voll
ſtillen Neids. Den Begriff der Ehre kennen unſere Zigeuner
nicht; ſie laſſen ſich verachten — und ſind große Herren.
Als ich Kind war, kam alljährlich im Herbſt ein Trupt
Wanderzigeuner den kleinen Fluß entlanggezogen und ſiedelte
ſich für ein paar Tage zwiſchen unſern Obſtgärten und jenem
Bach an. Stundenlang konnten wir Kinder am Zaun ſtehen
und dieſe Wunderwelt der Zigeuner ſchauen. Und die Zigeuner
wieder konnten ſtundenlang uns Kinder anbetteln und ihre
Kunſtſtücke vorführen, um zur Belohnung ein paar Aepfel zu
bekommen, die ſie doch abends in Maſſen ernten konnten. Aber
wahrſcheinlich machte ihnen die Vorſtellung, die ſie uns gaben,
die gleiche Freude wie ihrem Publikum. Radſchlagem, auf den
Händen gehen, über das Pferd ſpringen — das konnten ſie alle
wie nichts, die Kleinſten und die Aelteſten! Und alle waren
ſie ſo wunderſchön. Beſonders die Männer, weil die keine
Ar=
beit zu tun hatten, nur in der Sonne liegen und die Locken
wachſen laſſen konnten. Und dann — das haben wir Mädchen
auch geſehen — dann mußten ſie ab und zu die Frauen ſchlagen
und ſehr dazu ſchreien, wenn die armem Weiber etwas gegen
ihren Willen getan oder den „Mammalige” nicht zur Zeit gekocht
hatten, oder wenn es wegen der Kinder Erziehungskonflikte
gab. Die hatten viele Kinder! Selbſt noch halbe Kinder, müſſer
dieſe Weiber ſchon kleine Würmer gebären, ſtillen und mit
Schnaps betäuben, damit ſie den Vater nicht im Schlaf ſtören.
So iſt es kein Wunder, daß dieſe ſchönen Geſchöpfe ſo kurz
blühen, daß ſie kaum Zeit haben, ſich ihrer Schönheit bewußt
zu werden. Ueber Nacht ſind ſie alt und verwelkt. Eine Frau
über dreißig iſt ein altes Mütterchen, über vierzig eine Greiſin!
Ein Glück, daß immer neue Junge aufblühen für die Herren
der Schöpfung. Uebrigens hören auch für die „Alten” die
Mutterfreuden nicht auf, nur die Freuden der Liebe werden
zweifelhaft, und es bleibt ihnen nichts als der harte Dienſt
am Mann.
Die Zigeuner Siebenbürgens kennen eine ſtrenge
Kaſten=
einteilung. Die verachtetſten ſind die Schönſten, eben dieſe
welche die Sehnſucht wecken: die Wanderer, „Schattenzigeuner”
genannt. Sie ziehen als Keſſelflicker von Ort zu Ort. Das
ſieht prächtig aus, wenn ſie ſich aufmachen. Neben dem elenden
Wägelchen, gezogen, von einem halbverhungerten Klepper, geht
das Oberhaupt des Stammes, ein alter, würdiger Patriarch mit
langen Locken unter dem breiten Hut, die Tracht ein wenig nach
rumäniſchem Muſter abgeguckt: breiter Ledergurt über dem langen
Hemd, das über die Hoſen fällt, die Füße in Opanken, und au
den Schultern trägt er die großen Kupferkeſſel, als wären es
Gummibälle. Sie gehen nie gebückt, grad und frei ſchreiten
ſie aus. Unter dem Kober des Wagens hocken die Frauen, die
zuletzt niedergekommen ſind, jede mit dem Kind an der Bruſt,
die Pfeife im Mund. Ihre Hemden ſind herrlich geſtickt mit
rotem Garn und Pajetten aus Gold und Silber. Zwiſchen den
Hinterrädern iſt das Hündchen angebunden — dies allein darf
nicht frei ſeines Weges laufen. Ihm nach trottet die Schar von
jungem Volk. Halb nackt die Burſchen und ſplitternackt die
Kinder. Wie junge Katzen ſind ſie beweglich und ſprungbereit,
und ohne viel Unterweiſung beherrſchen ſchon die Kleinſten den
larmohanten Bettelton und das geſchickte Stehlen. Beides iſt
ihr Broterwerb.
Dieſe reiſenden Brüder werden über die Achſel angeſehen
von ihren anſäſſigen Stammesgenoſſen. Ein ſchwächerer Abguß
dieſer Menſchen hat gelernt, Lehmhütten zu bauen und Beſen zu
binden, Löffel zu ſchnitzen, Körbe zu flechten. Sie leben für
ſich als Teil einer Gemeinde, und in dieſem Rahmen wirken ſie
höchſt armſelig — nach ihrem Daſein ſehnt ſich wohl kein
Teufel! Es gibt kein Dorf in Siebenbürgen, dem nicht an die
Peripherie die ſogenannte „Ziganie” angehängt wäre. Hier
leben ſie in Haufen, die vielen, die eigentlich eine Familie
bil=
den. Die Hütten ſind aus Lehm, windſchief und unregelmäßig,
aber mit luſtigem hellblauen Kalk beſtrichen. In dieſer
Eigen=
ſchaft als Anſtreicher verdingen ſich viele gegen Tagelohn. Sie
tragen für Neubauten Ziegel und miſchen Kalk mit langſamer
Geſte, völlig ohne Ehrgeiz ſind ſie bei der Arbeit, ſie wollen
nicht mehr verdienen als unbedingt notwendig. Aber Geflügel
und bewegliche Habe einzuſchließen iſt ratſam, wenn Zigeuner
im Hof an der Arbeit ſind, denn das macht ihnen ſo leicht keiner
nach, wie ſie einen Hahn unter der Jacke verſchwinden laſſen.
Oft kommen ſie mit ganzen Körben Geflügel ins Nachbardorf,
und man wundert ſich, wie eilig ſie’s haben, ihre Ware aufs
Billigſte zu verkaufen. Meiſtens werden ſie mit Schimpf und
Schande weggejagt und womöglich dem gefürchteten Gendarm
angezeigt. Vor dem haben ſie einen Reſpekt! Die Poliziſten
ſind froh, daß es die Zigeuner gibt, denn vor denen können
ſie zeigen, welche Machthaber ſie ſind. So ein dummer Zigeuner
kann ja nicht leſen und Ordnung halten auch nicht. Da iſt es
demn eine Luſt, mit der Peitſche das Arrangement
vorzuneh=
men, wenn die Landleute zum Wochenmarkt in die Stadt
kom=
men und zwiſchen all den Ochſen=, Pferde= und Büffelgeſpannen
ſich nun auch noch die Zigeuner ein Plätzchen erobern wollen um
ſich mit ihren Kandeln und Körben niederzulaſſen. Darin haben
ſie die Früchte des Waldes geſammelt. Es gibt wunderbare
Waldbeeren in unſerm Land. Beere für Beere pflücken ſie mit
ihren ſchwarzen Fingern, bis die Holzkanne überläuft von dem
duftenden Rot der Erdbeeren oder Himbeeren. Andre kommen
blaugeſchminkt mit einer Ladung von Heidelbeeren. In der
Stadt hört man ſie als Morgengruß durch die Straßen rufen;
„Kauft Erdbeeren — friſche Himbeeren, Herrſchaften!“
Sie kennen nur „Herrſchaften”, jede kleine Bäuerin, jede
Dienſtmagd iſt eine große Dame für dieſe Aermſten der Armen
Sie wundern ſich nicht, daß die „Damen” leidenſchaftlich um
jeden Kreuzer handeln, wenn ſie der Zigeunerin einen Liter
Erdbeeren abkaufen. Sie ſtellen ſich verzweifelt, wenn man ihnen
den Preis nicht geben will — und ziehen hochbefriedigt ab,
ſo=
bald ſie ihr bißchen Hartgeld in der Hand haben: wenige Lei
für tauſendmal Bücken, für ſtundenlanges Wandern durch den
Wald. Iſt dann die Kandel leer, werfen ſie erleichtert die
ſchmutzigen Lappen hinein, die ſie zum Schutz über das Obſt
gebunden hatten, ſchultern ihr Gerät und trotten aus der Stadt.
Manche tragen dazu noch ein Kind am Rücken. Ein ſaures Brot!
Wir Siebenbürger ſind an unſere Zigeuner gewöhnt und
könnten ſie nicht miſſen im Bilde der Landſchaft. Die Muſik der
Zigeunerkapellen iſt auch im weſtlichen Europa in Mode
gekom=
men, man kennt ſie auch hierzulande — und doch iſt es etwas
ganz, ganz anderes, wenn ſie in einem mondänen Café die
Schlager der Saiſon ſpielen, als wenn ſie bei uns in ihren
ſpeckiggewordenen Smokings im verräucherten Wirtshaus ihre
Melancholien aus der Geige holen — immer die gleichen Lieder,
weil dieſe die vertrauten und ſchönſten ſind.
Wie von der Goodyear Zeppelin Corporation in Akron/Ohio
bekannt gegeben wird, werden die Taufzeremonien für U. S. S.
„Akron”, das größte Zeppelin=Luftſchiff der Welt, das für die
Marine der Vereinigten Staaten jetzt im Bau iſt, Ende Juli
ſtattfinden. Das genaue Dätum der Uebernahme durch die
Auf=
traggeber konnte noch nicht feſtgeſetzt werden, da es von der
Fer=
tigſtellung einiger techniſcher Einrichtungen abhängt, die ihrer
Vollendung entgegengehen.
Das Gerüſt des Luftſchiffes, das größer iſt als der berühmte
„Graf Zeppelin” und dreimal ſo groß wie das amerikaniſche
Luftſchiff „Los Angeles”, iſt nunmehr fertiggeſtellt; von der
Außenhülle iſt ungefähr die Hälfte aufgelegt.
Der erſte Verſuchsflug der „Akron” wird nicht am Tage der
Uebernahme ſtattfinden, ſondern erſt 3 oder 4 Wochen danach.
Dann wird ſie ſtarten, um abſchließenden Verſuchen über
Ge=
ſchwindigkeit, Steigvermögen, Brennſtoffverbrauch, Lenkbarkeit
uſw. unterworfen zu werden. Dieſer Flug und andere
Ver=
ſuchsfahrten werden von Akron aus ſtattfinden und eine Dauer
von drei bis 24 Stunden haben. Schließlich wird die „Akron”
wahrſcheinlich der pazifiſchen Luftflotte zugeteilt werden und
von Sunnyvale aus, in der Nähe von San Franzisko, operieren,
wo jetzt ein Hangar gebaut wird.
Man erwartet, daß der Uebernahme der „Akron” mehr als
100 000 Menſchen beiwohnen werden, darunter der Präſident
Hoover und verſchiedene Regierungsmitglieder. Von allen Teilen
der Staaten werden Sonderzüge eingeſetzt, und man hat auf dem
Flughafen umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um den ſehr
tarken Verkehr über die verſchiedenen Luftverkehrslinien an
jenem Tage bewältigen zu können. Auch iſt dafür geſorgt, daß
mehr als 25 000 Automobile bequem auf einer großen Parkfläche
untergebracht werden können.
Während der letzten zwei Monate war die rieſige Goodyear=
Zeppelinhalle am Rande der Stadt der Zielpunkt von mehr als
50 000 Beſuchern wöchentlich. Der Hangar ſelbſt hat ebenſoviel
Aufmerkſamkeit erregt, wie das Rieſenluftſchiff darinnen.
Die=
ſes Dock hat die Form einer längs durchſchnittenen halben
Eier=
ſchale und iſt 358 Meter lang, 99 Meter breit und 64 Meter
hoch. Es iſt das größte Gebäude der Welt ohne innere Stützträger.
Wie P. W. Litchfield, der Präſident der Goodyear Tire u.
Rubber Company und der Goodyear Zeppelin Corporation
mitteilt, wird derſelbe Hangar auch für die Erbauung eines
zweiten Luftſchiffes für die Marine der Vereinigten Staaten,
eines Schweſterſchiffes der „Akron” von gleicher Größe und
glei=
chem Rauminhalt, benutzt werden. Die Bautätigkeit für dieſes
Luftſchiff wird jedoch wahrſcheinlich nicht vor Herbſt beginnen.
Eine Neuerung in der Konſtruktion der „Akron” iſt der
Ein=
bau einer beſonderen Abteilung, die 5 Flugzeuge aufnehmen
kann. Dieſe Flugzeuge können mittels einer trapezartigen
Vor=
richtung aus der Hülle herabgelaſſen und, mitten in der Luft,
geſtartet werden. Dieſes Hängetrapez kann die Flugzeuge dann
bei der Rückkehr wieder auffangen und ſie in das Schiff
zurück=
ziehen.
Der einzige Teil, der aus der ſtromlinienförmigen Hülle
der „Akron” herausragt, iſt die Führerkabine. Alle Offiziers=
Mannſchafts= und Maſchinenräume befinden ſich innerhalb des
Schiffes ſelbſt. Bei früheven Zeppelinen waren die Motore in
Gondeln montiert, die an der Luftſchiffhülle außen hingen. Da
bei der „Akron” nichtexplodierbares Heliumgas verwendet wird,
können die Motoren innerhalb der Hülle angeordnet werden.
Einige Vergleichszahlen über die größten Zeppelinluftſchiffe
der Welt.
Los Angeles Graf Zeppelin U. S. S. Akron
70 500 cbm.
Gasinhalt
200 m.
Länge
27,5 m.
Größter Durchmeſſer .
Zahl der Motoren".
2000
Geſamtpferdeſtärken
Höchſtgeſchwindigkeit
117
(Km./Std.)
Flugſtrecke ohne Aufn.
6 400 km.
neuen Brennſtoffs
105 000 cbm. 185 000 cbm.
236 m.
30,5 m.
2750
128
239 m.
40,5 m.
4 480
135
9800 km. 17 000 km.
Rundfunf=Brogramme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 2. Juli.
6.30: Bad Bertrich: Frühkonzert des Kurorcheſters.
15.30: Stunde der Jugend.
16.30: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters; Mitw.:
Eliſa=
beth Jentſch, O. Seyfert (Flügel).
18.15: Zeitfragen: (Thema wird bekanntgegeben).
18.45: Dr. R. Kircher: „Baldwin”
19.10: Zeit: Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.15: Geſpräch zwiſchen einem Spanier, einem Schweizer und Dr.
Roßmann: Strömungen in der europäiſchen Jugend.
19.45: Im Fluge um die Welt; Aſien — 4. Abend — Japan.
Originalſchallplatten.
21.00: Der unbekannte Mozart: Ausf.: Rundfunk=Orcheſter. Mitw.:
L. Kaiſer u. H. Rosbaud (Klavier), G. Jung (Fagott), M.
Frank (Violoncello) und das Amarquartett d. Südweſtfunks.
22.15: Zeit, Wetter. Nachrichten. Sport.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 2. Juli.
14.50: München: Deutſch für Ausländer.
15.45: Gertrud v. Eyſeren: Kinderbücher für die Ferien.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.00: M. Hochſtetter: Drei große Bühnenhelden: Matkowſky.
Cha=
liavine und Niemann.
17.30: Prof. Dr. Mersmann: Hausmuſik. (Arbeitsgemeinſchaft)
18.00: H. Geißler: Von den Schwaben in Südſlavien.
18.30: Prof. 2r. Mildbraed: Botaniſches für die Reiſezeit.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Jens Lützen: Praktiſche Ratſchläge für Amateurphotographen.
19.30: Oberförſter Frh. von Plettenberg: Die Kriſe der
Holzver=
wertung unter beſonderer Berückſichtigung der derzeitigen Markt
verhältniſſe in Norddeutſchland.
19.50: Wetter für die Landwirtſchaft
20.00: Müller=Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde
20.25: Der Waſſerträger: Oper von Luig: Cherubini.
21.35: Ludwig Sternberg ſpricht Fritz Reuter.
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl.: Abendunterhaltung des Nohtandsorcheſters des Arbeitsam
tes Berlin=Mitte; Mitw.: Guido Gialdim (Kunſtpfeifer).
Seite 8
Donnerstag, den 2. Juli 1931
Nummer 181
Die ſchwerfte Skraßenfahrk der Welk beginnk.
Start der Teilnehmer zur „Tour de France”.
Am 30. Juni begann in Paris die ſchwerſte Straßenfahrt der Welt, die „Tour de France”, die in
dieſem Jahre zum 25. Male ausgetragen wird. Die Fahrer müſſen in 23 Tagesetappen rund
5000 Kilometer zurücklegen.”
Luftkrieg als Schaufpiel.
Von dem Rieſenluftmanöver der engliſchen Militärflieger in Hendon bei London.
Oben links: Ein Zieldorf wird durch Brandbomben zerſtört.
Unten links: Parade der Militärflieger. — Rechts: Mannſchaftsabſprünge im Fallſchirm.
In Hendon bei London fand die alljährliche Rieſenparade der engliſchen Luftſtreitkräfte ſtatt, die
den Zuſchauern das Schauſpiel eines Zukunftskrieges bot.
Reich und Ausland.
Beim Aufſpringen auf den fahrenden Zug
getötet.
Frankfurt a. M. Bei Ausfahrt des
Schnellzuges Frankfurt—München, um 14.30
Uhr, wurde eine 37jährige Frau aus Bochum
überfahren und getötet. Die Frau hatte bereits
im Zuge Platz genommen, ſie begab ſich kurz vor
Abfahrt nochmals auf den Bahnſteig, um eine
Flaſche Waſſer zu kaufen, und verſuchte dann,
auf den ſchon fahrenden Zug zu ſpringen.
Hier=
bei kam ſie zu Fall.
Zwei tapfere Lebensretter.
Kaſſel. Am Montag nachmittag ſprang
eine jüngere Frau unterhalb der Waldauer
Eiſenbahnbrücke in die Fulda, um ihrem Leben
ein Ende zu machen. Der Schloſſer Alfred Weiß
aus der Wolfhagerſtraße beobachtete den
Vor=
gang und ſprang der Lebensmüden ſogleich nach.
Es gelang ihm auch, ſie durch Tauchen dem
naſ=
ſen Element zu entreißen und an Land zu
bringen. Die angeſtellten Belebungsverſuche
waren von Erfolg gekrönt, worauf die junge
Frau zu ihrem perſönlichen Schutz vorerſt in
Gewahrſam genommen wurde. — Der Gaſtwirt
Henry Meyer aus der Gartenſtraße rettete zum
dritten Male innerhalb dreier Jahre ein
Men=
ſchenleben vorm Ertrinken. Beim Baden ſah er
ein junges Mädchen plötzlich in den Fluten
ver=
ſinken. Der mutige Mann ſprang ſofort nach
und konnte das Mädchen auch faſſen und ans
Ufer bringen. Sofort ſtellte er mit einem
zwei=
ten Mann Wiederbelebungsverſuche an, die von
Erfolg waren.
Der Pollanter Kindesmörder feſtgenommen.
Neumarkt. Der Landwirt und Maurer
Stiegler in Pollanten, der vor wenigen Tagen
ſeine vier Kinder ermordet hatte, wurde geſtern,
unmittelbar vor der Beerdigung ſeiner vier
Opfer, von dem Trauergefolge auf einem Berge
erkannt, von dem aus er ſich die Beiſetzung
offen=
bar anſehen wollte. Der Mörder konnte
feſt=
genommen und in das Gefängnis in Beingries
eingeliefert werden.
Ein Kriegsgefangenen-Ehrenmal
in Allenſtein.
Das Ehrenmal für die in Gefangenſchaft
geſtorbenen Kriegsteilnehmer
wird anläßlich der Bundestagung der
Reichs=
vereinigung ehemaliger Kriegsgefangener in
Allenſtein am 11./12. Juli enthüllt werden. Der
Entwurf ſtammt von dem Bildhauer Fritz
Kormis, der ſelbſt in Kriegsgefangenſchaft war.
Dachſtuhlbrand in Schöneberg.
Berlin. Kurz nach 8.30 Uhr brach in der
Gutzkow=Straße 7, in Schöneberg, ein ſchwerer
Dachſtuhlbrand aus. Vier Züge der Feuerwehr
bekämpften den Brand, der bei deren Eintreffen
ſchon eine enorme Ausbreitung erfahren hatte.
Ueber zwei mechaniſche Leitern gingen die
Feuer=
wehren mit vier C=Rohren gegen den Brandherd,
vor. Wegen der ſtarken Verqualmung mußte der
größte Teil der Feuerwehrleute unter
Zuhilfe=
nahme von Rauchſchutzmasken arbeiten. Zunächſt
wurde darauf geſehen, daß die Hausbewohner
aus der Gefahrzone herausgebracht wurden. Ein
größeres Aufgebot von Schutzpolizei hielt die
Menſchenmenge vom Brandherdffern, da
wäh=
rend der Löſcharbeiten immer wieder größere
Mengen von Ziegelſteinen und Teile der
Dach=
konſtruktion herunterpraſſelten. Um ein
Ueber=
ſpringen des Feuers zu verhindern, wurden
zu=
nächſt die Nebendächer unter Waſſer geſetzt. Die
vierte Etage, die zum großen Teil aus Klein=
und Kleinſtwohnungen beſteht, hat durch die
herausſtrömenden Waſſermaſſen beſonders ſchwer
gelitten. Die Feuerwehr war gezwungen,
teil=
weiſe Löcher in die Decken der Wohnungen zu
ſchlagen, um den auf dem Dach ſich anſtauenden
Waſſermengen Abzug zu verſchaffen. Mehr als
ſieben Familien, die meiſt den unbemittelten
Bevölkerungsſchichten angehören, trifft die
Ka=
taſtrophe beſonders hart. Die Bewohner
muß=
ten unverzüglich die Wohnungen räumen und
konnten meiſt nur das nackte Leben retten.
Hiltrud Breil in Paris ermittelt und in
Schutz=
haft genommen.
Berlin. Die noch nicht 17jährige Hiltrud
Breil, mit deren Verſchwinden ſich ein Teil der
Berliner Preſſe lebhaft beſchäftigt hat und die
lange vergeblich von der Berliner
Vermißtenzen=
trale geſucht wurde, wurde vorgeſtern in Paris
in einem Hotel unter falſchem Namen ermittelt
und im Einverſtändnis mit der deutſchen
Bot=
ſchaft von der franzöſiſchen Behörde
feſtgenom=
men und in Schutzhaft behalten. Seitdem ſie
ge=
ſucht wird, iſt ſie bereits mehrere Male in
Frank=
reich geweſen. Dann hielt ſie ſich in Liſſabon und
in Funchal auf Madeira auf. Seit Februar d
I. war ſie wieder in Paris und hielt ſich dort
unter den verſchiedenſten Namen verborgen. Der
Baron Hodenberg iſt ebenfalls in Paris
ver=
haftet worden.
Ein Schwerverbrecher aus dem Zuchthaus
entſprungen.
Bremen. Aus dem Zuchthaus
Oslebshau=
ſen iſt Mittwoch vormittag der gefährliche
Ein=
brecher Lewandowſki entſprungen, der erſt vor
kurzem bei einem Fluchtverſuch den ihn
begleiten=
den Polizeibeamten niedergeſchoſſen und ſchwer
verletzt hatte.
(
„Graf Zeppelin auf dem Rückfluge.
Reykjavik. Das Luftſchiff „Graf
Zeppe=
lin” traf geſtern hier, früher als erwartet, um
6.30 Uhr ein. Die Bevölkerung wurde durch das
Dröhnen der Motoren geweckt. Das Luftſchiff
flog nach Borgarfjord weiter und kehrte gegen
8 Uhr nach Reykjavik zurück, wo Poſt
ausgewech=
ſelt wurde. Um 8.30 Uhr trat „Graf Zeppelin”
den Rückflug an.
Nach einem vom „Graf Zeppelin”
aufgenom=
menen Funkſpruch, hat das Luftſchiff bei ſchönem
Wetter eine gleichmäßige und ruhige Fahrt
ge=
habt, die in 26 Stunden, den Rhein abwärts,
über Rotterdam, die Oſtküſte Englands, Scapa
Flow, über die Färöer, zur Oſtküſte Islands, wo
die Nacht gegenwärtig nur eine Viertelſtunde
dauert, führte. Die Paſſagiere ſind begeiſtert.
Mähmaſchine ſtürzt 40 Meter tief
in den Abgrund.
Wiſſen. Als der Knecht eines hieſigen
Mühlenbeſitzers eine Wieſe mähte, fielen ihm
die Zügel in die Räder der Maſchine. Die Pferde
wurden hierdurch vom Weg abgelenkt und
ge=
rieten an einen 40 Meter hohen ſteilen Abhang,
wo ſie mit der Maſchine in die Tiefe ſtürzten.
Der Knecht konnte ſich noch im letzten Augenblick
durch Abſprung retten, die Pferde wurden auf
der Stelle getötet.
Im Streit erſchoſſen.
Groß=Jannowitz. Eine ſchwere
Blut=
tat verſetzte vorgeſtern die Bewohner hier in
große Erregung. Der Gutsbeſitzer Robert
Gün=
ter geriet mit ſeinem Obermelker in einen Streit,
in deſſen Verlauf er mehrere Schüſſe aus ſeinem
Jagdgewehr abgab. Es gelang dem Obermelker,
ſich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Ein
Schuß traf aber den Untermelker in die Lunge,
ſo daß der Tod auf der Stelle eintrat. Günter
wurde noch am gleichen Abend verhaftet und in
das Liegnitzer Gefängnis eingeliefert. — Zu der
Bluttat in Groß=Jannowitz werden aus den
bis=
herigen Vernehmungen noch folgende
Einzelhei=
ten mitgeteilt: Der Gutsbeſitzer Günter gibt an,
daß er während des Wortwechſels von dem
Ober=
melker mit der Miſtgabel bedroht worden ſei.
Als er aus dieſem Grunde einen Schreckſchuß
ab=
gegeben hätte, habe der Melkerlehrling ihm den
Schemel ins Geſicht geworfen. Dabei ſei der
Schuß losgegangen, durch den der
Melkerlehr=
ling tödlich getröffen wurde.
Zweihundert Schafe in den Abgrund getrieben.
Baſel. Die Schafherde der Ortſchaft
Maienfeld in Graubünden wurde von einem
wildernden Hund über einen ſteilen Abhang
ge=
trieben. Zweihundert Tiere ſind dadurch
zer=
ſchmettert worden.
Hinrichkung Kürkens Donnerskag früh.
Düſſeldorf. Wie gemeldet wird, wird der
Düſſeldorfer Mörder Kürten Donnerstag früh
hingerichtet werden. Das preußiſche Kabinett
habe in ſeiner Dienstagsſitzung das
Gnaden=
geſuch Kürtens abgelehnt. Die Hinrichtung
fin=
det vormittags 6 Uhr ſtatt und wird auf dem
Hof der Kölner Strafanſtalt erfolgen, wohin
Kürten am Mittwoch überführt worden iſt.
Kürtens Hinrichtung werde, auf der in Köln
ſtändig ſtationierten Guillotine gemäß den
Be=
ſtimmungen des Code Pénale (Code Napoleon),
die in dieſem Teil des Rheinlandes noch in
Kraft ſeien, vollzogen werden. In Düſſeldorf iſt
einer anderen Meldung zufolge eine Kommiſſion
des Preußiſchen Staatsminiſteriums
eingetrof=
fen, die der Hinrichtung beiwohnen werde.
Zugunglück in Rumänien.
Bukareſt. Bei der Station Tecuci, an der
Moldau, ſtießen geſtern ein Schnellzug und ein
Perſonenzug zuſammen. Sieben Reiſende
wur=
den ſchwer verletzt, drei von ihnen
lebensgefähr=
lich. Die Schuld an dem Unglück trägt ein
Sta=
tionsbeamter, der die beiden aus
entgegengeſetz=
ter Richtung ankommenden Züge auf dasſelbe
Gleis geleitet hatte.
Sieben Todesopfer bei dem Zuſammenſtoß
des Bukareſter D=Zuges mit dem Autobus.
Bukareſt. Von den 22 Schwerverletzten,
die der vorgeſtrige Zuſammenſtoß zwiſchen dem
Schnellzug Bukareſt — Konſtanza und einem
Autobus bei der Station Mogoſaia gefordert
hat, ſind zwei weitere geſtorben, ſo daß die Zahl
der Todesopfer nunmehr ſieben beträgt. Mehrere
andere ringen noch mit dem Tode. Die letzten
Feſtſtellungen haben ergeben, daß die Schuld an
dem Unfall einen Bauern trifft, der
eigenmäch=
tig mit ſeinem Wagen den Bahnkörper
über=
fuhr, ohne die bereits herabgelaſſenen Schranken
wieder hinter ſich zu ſchließen.
600 Todesopfer der amerikaniſchen Hitzewelle.
New York. Die ſengende Hitzewelle in den
Vereinigten Staaten dauert unvermindert fort.
Die Geſamtzahl der Perſonen, die bisher direkt
oder indirekt der Hitzewelle zum Opfer fielen,
hat ſich bereits auf über 600 erhöht. Allein
wäh=
rend der letzten 24 Stunden wurden 300
Todes=
fälle gemeldet. Die höchſte Zahl der Todesfälle
hat die Stadt Chicago mit 126 aufzuweiſen. Im
Staate Jowa ſind zahlreiche Viehherden Opfer
der Hitze geworden, während in vielen Bezirken
der Union die Getreideernte vollkommen
ver=
nichtet worden iſt. Die Höchſttemperatur im
Schatten betrug am Dienstag zwiſchen 35 bis
50 Grad Celſius.
Ein Opfer des Rennſporks.
Meiſterjockey Martin Oertel
iſt den Verletzungen, die er ſich beim letzten
Rennen in Berlin=Strausberg durch einen
ſchwe=
ren Sturz zuzog, erlegen. Oertel war einer der
populärſten Jockeys der Berliner Galopp=Bahnen.
Schlammlawine zerſtörk ein öſterreichiſches Gebirgsdorf.
Blick auf Kaprun bei Zell am See (Salzburg),
das durch eine Schlammlawine völlig zerſtört wurde. Schon vor 60 Jahren war das Dorf von
einer ähnlichen Kataſtrophe betroffen worden.
Nummer 181
Donnerstag, den 2. Juli 1931
Seite 9
Sooct, Splel und Jucnen
Deutſche Hochſchulmeiſterſchaffen.
Techniſche Hochſchule Darmſtadt ſiegt im Hocken
gegen Univerſität Kiel 3:2 (2:0)
und verliett im Handball
gegen Univerſität Berlin 8:12 (4:6).
Nachdem bereits am Dienstag in Braunſchweig der Kampf um
die Fußball=Hochſchul=Meiſterſchaft zwiſchen
Uni=
verſität Berlin und Köln 1:1 (0:1) trotz Verlängerung
unent=
chieden abgebrochen werden mußte und am 11. Juli in
Braun=
ſchweig erneut ausgetragen wird, wurden am Mittwoch
die Kämpfe um die Hockey= und Handball=Meiſterſchaft fortgeſetzt.
Im Hockey kam TH. Darmſtadt gegen Kiel zu einem
glück=
lichen 3:2 (2:0) Sieg. Der Siegestreffer fiel eine Viertelſtunde
vor Schluß durch den Darmſtädter Mittelſtürmer, der einen
abge=
wehrten Ball einfing und placiert einſchoß. Ein Proteſt der
Kieler, der Ball ſei vorher regelwidrig abgeſtoppt worden,
ver=
fiel ſofortiger Ablehnung.
Im Handball=Endſpiel ſtanden ſich dann TH. Darmſtadt
und Univerſität Berlin gegenüber. Es war das ſchönſte aller
Spiele und beide Mannſchaften zeigten ein meiſterhaftes Können.
In beiden Teams wirkten repräſentative Turner und Sportler
mit. Mit zäher Energie kam Darmſtadt in der zweiten Hälfte
zum Ausgleich, doch dann zogen die Berliner beim Stand von 7:7
davon und ſiegten, etwas zu hoch, aber verdient 12:8 (6:4).
Leichkakhlekik=Klubkampf
Arheilgen 04 — Rotweiß Darmſtadt — Merck Darmſtadt
82:70½:60½ P.
Ueberraſchend viele Zuſchauer hatten ſich zu dieſem flott
durchgeführten Klubkampf eingefunden. Ungefähr 60 Teilnehmer
waren am Start. Auffallend gut hielt ſich die junge Arheilger
Mannſchaft, bei der leider Treuſch, der ſich beim Training
ver=
letzte, fehlte. Ein gemeinſamer Rundlauf ſämtlicher Teilnehmer
hinterließ zum Schluß einen recht guten Eindruck.
Die Ergebniſſe: 100 Meter: 1. Griesheimer=Rotweiß) 11 Sek.,
2. Traſer=Arheilg. 12 Sek.,
3. Gimbel=Merck 13 Sek. — 200 Mtr.:
Rückerich=Arheilg. 25,3; 2. Weber=Rotw. 25,3; 3. Gimbel=Merck
400 Meter: 1. Schönberg=Rotweiß 55,1. 2. Rouleder=Rot=
25,4.
weiß 57,2, 3. Irael=Arheilgen 59. — 1500 Meter: 1 Frey=
Arheil=
gen 4 38 2. Ph. Fleck=Arheilgen 4,40, 3. Müller=Merck 4,47.
3000 Meter: 1. Habich=98 9,45, 2. Anthes=Arheilgen 10:20,1; 3. O.
Fleck=Arheilgen 10:21,2. — 4mal 100 Meter: 1. Arheilgen 49,4
Sek., 2. Merck 49,9 Sek. 3. Rotweiß 50 Sek. — 3mal 1000 Meter:
1. Merck 8,52: 2. Arheilgen 9,25; 3. Rotweiß 9,45. — Weitſprung:
1. Rückerich=Arheilgen 5,73: 2 Hofmann=Merck 5,45; 3. Grün=Merck
5,30.
— Hochſprung: 1. Rückerich=Arheilgen 1,55, 2. Romer=
Rot=
weiß 1,50; 3. Lindenlaub 1,45 — Speerwerfen: 1. Rebhahn=Rotw.
41,70: 2. Müller=Rotweiß 40,80; 3. Traſer=Arheilgen 33,80.
Kugelſtoßen: 1. Knauf=Rotweiß 10,39; 2. Roſenauer=Rotweiß
10,00; 3. Lindenlaub 9,30.
Rennen zu Hoppegarten am Mittwoch.
Preis von Petershagen. Für Dxeijährige. 2800 Mk. 1400
Meter: 1. Fürſt Lynars Yvorne (M. Schmidt). — Preis von Alt=
Landsberg. Für Zweijährige. Verkaufsrennen. 2800 Mark. 1000
Meter. 1. Stall Paulus' Pythia. — Preis von Fredersdorf. 3300
Mark, 1800 Meter. 1. Dr. E. Thompſens Impreſſioniſt (M.
Schmidt) 2. Meluſine, 3. Araber. Toto: 100, Platz: 37, 38, 42.
Sierſtorpf=Rennen. Zweijährige. 6500 Mark. 1000 Meter.
1. Frau J. von Opels Enak (K. Narr), 2. Machbuba, 3.
Rotkäpp=
chen. Toto: 51. Platz: 15. 12. 19. 2½—3. Ferner: Ingemar,
Sextus Pelas Terra. — Preis von Rüdersdorf. Dreijährige.
3300 Mark. 1600 Meter. 1. Mydlinghovens Null Ouvert (J.
Raſtenberger). — Preis von Tasdorf. 3900 Mark. 2400 Meter.
A. Schumanns Grenadier (E. Grabſch). — Preis von
Reh=
felde. 2900 Mark. 1600 Meter. 1. v. Oertzens Grenzmark (Kreuz).
Handball=Werbeſpiel
beim Odenwald=Gaufeſt in Brensbach.
Gelegentlich des Gaufeſtes des Odenwaldgaues der D. T., das
am kommenden Sonntag, den 5. Juli in Brensbach ſtattfindet,
kommt nachmittags 4 Uhr ein Handball=Werbeſpiel
zum Austrag.
Gegenüber ſtehen ſich hierbei eine Auswahlmannſchaft des
nördlichen Spielbezirks aus Spielern der Vereine Nieder=Klingen,
Groß=Bieberau und Lengfeld, und eine ſolche des ſüdlichen
Be=
zirks aus Spielern der Vereine König, Michelſtadt, Kirch=
Brom=
bach und Momart.
Die Mannſchaften treten in folgender Aufſtellung an:
Nördl. Bezirk:
Peter,
(Groß=Bieberau)
Trumpheller,
(Lengfeld)
Grünewald,
(Nieder=Klingen)
Grünewald,
Koch,
(N.=Klingen)
Ripper,
Heckmann.
(alle Lengfeld)
Löffler,
(Gr.=Bieberau) (N.=Klingen)
Groh,
(König)
Körber,
(Michelſtadt)
Koch,
(König)
Mohr,
Hartmann,
(Michelſtadt)
Heiß,
Klenk. Gg. Keil.
(Gr.=Bieberau)
Villhard.
Trumpheller,
(Momart) (K.=Brombach) (König)
(Kirch==
ſink,
Brombach)
Grasmück.
(König)
Völker,
(Momart)
Schmucker,
(Michelſtadt)
Beide Mannſchaften ſind in allen Teilen gut beſetzt und
dürf=
ten ſich ein ſchönes Spiel liefern. Der Ausgang dieſes Treffens
ſteht vollkommen offen. Hoffen wir, daß es auch ſeinen Zweck als
Werbeſpiel nicht verfehlen wird.
Vor den Enkſcheidungen in Wimbledon.
Hilde Krahwinkel und „Cilly” im Halb=Finale.
Die Tennismeiſterſchaften in Wimbledon brachten heute im
Damen=Einzel der fünften Runde einen Sieg der Deutſchen Cilly
Auſſem über Frl. Payot=Schweiz, die mit 2:6, 6:2, 6:1 geſchlagen
wurde. Frl. Auſſem und Hilde Krahwinkel ſtehen damit im
Halb=
finale des Damen=Einzels gegen Mathieu (Frankreich) und Frau
Jacobs (U. S.A.). In der Vorſchlußrunde des Herren=Einzels
wurde der engliſche letzte Vertreter Perry von dem Amerikaner
Wood mit 4:6, 6:2, 6:4, 6:2 eliminiert. Die Ueberraſchung des
Tages war die Niederlage Borotras, der dem
Ameri=
kaner Shields mit 7:5, 3:6, 6:4, 6:4 unterlag. — Das Finale
im Herren=Einzel iſt damit zu einer rein amerikaniſchen
Ange=
legenheit zwiſchen Shields und Wood geworden. — Im Herren=
Doppel der vierten Runde ſchlugen die Franzoſen Cochet und
Burgnon die Japaner Sato und Kawachi 4:6, 6:2, 8:6, 6:4.
Die zweite Etappe der Tour de France über 212 Km. von
Caen nach Dinan wurde in 6:37:14 Stunden von dem
Einzelfah=
rer Bulla=Oeſterreich vor ſeinem Kameraden Bernard=Frankreich
gewonnen. Von den getrennt geſtarteten Nationalmannſchaften
kam drei Minuten ſpäter eine 27köpfige Spitzengruppe im Ziel
ein, darunter auch die deutſchen Fahrer Metze, Siegel, Geyer,
Buſe und Sieronſki.
In 155 Sekunden konnte Italiens Ueberboxer Primo
Car=
nera in Toronto den Amerikaner Bud. Gorman entſcheidend
ſchlagen.
Ueber 1500 Yards ſtellte der Finne Eino Purje in Helſingfors
mit 3:34,4 Min. einen neuen Weltrekord auf.
7. Gau= und 5. Kreis-Skromſchwimmen
der 2. T. in Gernsheim a. Rh.
Kaum iſt die große Heerſchau der Turnerinnen und Turner,
das 50. Gauturnfeſt, vorüber, ſo folgt das erſte Treffen der
Tür=
nerſchwimmer. Alljährlich, am erſten Sonntag des Monats Juli,
findet das Stromſchwimmen des Gaues auf der bekannten
Rhein=
ſtrecke im Rhein bei Gernsheim ſtatt. In dieſem Jahre
zum
ſiebenten Male — wird es in Verbindung mit dem 5.
Strom=
ſchwimmen des 9. Kreiſes (Mittelrhein) durchgeführt. Die
Vor=
bereitungen hierzu trifft wie immer der Turnverein Gernsheim.
Als eine der volkstümlichſten Schwimmveranſtaltungen, die
wir überhaupt kennen, hat es in bisher ſteigendem Maße
Inter=
eſſe gefunden. Die Teilnehmerzahl nahm ſtetig zu. Nach dem
bisher vorliegenden Meldeergebnis haben ſich
rund 170 Turnerinnen und Turner zur Teilnahme gemeldet.
Dabei iſt zu bemerken, daß trotz der Ausdehnung auf den
Mittel=
rheinkreis, das Gros der Teilnehmer der Main=Rhein=Gau ſtellt.
Die ausgeſchriebenen Leiſtungsſtrecken gehen über 1000 und
3000 Meter für ältere Turner über 45 Jahre bzw. 35 Jahre, 2000,
2500 und 3000 Meter für weibliche Jugend und Turnerinnen,
3000, 5000 und 7500 Meter für männliche Jugend und Turner.
Des weiteren wird diesmal beim Stromſchwimmen die
Mittel=
rheinſtaffel für Turner (2 Läufer, 2 Schwimmer)
aus=
getragen, wobei der dafür vor ſechs Jahren von Gernsheim
geſtif=
tete Wanderpreis letztmalig umkämpft wird. Hierfür liegen
Mel=
dungen von 6 Mannſchaften vor. In bereitwilligſter Weiſe
ſtel=
len auch diesmal die Gernsheimer Bootsbeſitzer ihr Material in
den Sicherheitsdienſt der Sache. Daneben werden die Turner=
Waſſerfahrer mit ihren Paddel= und Faltbooten die Strecke
be=
leben.
Die gut überſehbare große Rheinſtrecke bei Gernsheim (
rhein=
aufwärts) wird ſo am Sonntag ein Bild lebhafteſter
volkstüm=
licher Bewegung auf dem Gebiete des Waſſerſportes bieten.
Das Ziel zum Stromſchwimmen, deſſen Beginn auf mittags
1 Ur feſtgeſetzt iſt, iſt bei der Hafenſpitze. Muſikaliſche
Darbietun=
gen beim Gaſthaus Andres am Rheinufer werden die Zeit
ver=
kürzen.
Deukſches Tum= und Spork=Abzeichen.
Die nächſte Prüfung zur Erlangung des Deutſchen Turn= und
Sportabzeichens in Gruppe 5, Radfahren, findet jetzt am
Sonntag, den 4. d. M., auf der bekannten Rundſtrecke „Rund um
Kranichſtein” ſtatt. Anmeldungen an Herrn Gg. Hahn,
Darm=
ſtadt, Schwanenſtr. 20.
Heft 27 von „Motor und Sport”, reich illuſtriert, bringt beſonders
dem Motorradfahrer intereſſante Artikel. Die engliſche Touriſt=Trophy
iſt nicht nur ein ſportliches Ereignis, ſondern auch ein bedeutendes
tech=
niſches. Dieſem Wert wird gebührend Beachtung geſchenkt. Die
Ver=
wendung des Kardans im Motorradbau bringt konſtruktive
Ueber=
legungen, die in mancher unklaren Frage Aufſchluß geben können. —
Aktuelle Sportberichterſtattung zeichnet das Heft wieder aus (Internat.
Baden=Badener Automobilturnier, Großer Preis von Frankreich,
Stra=
ßendreiecksprüfungsfahrt). Eine Reiſebeſchreibung der Schweiz in der
bekannten Artikelſerie „Mit „Motor und Sport” durch Deutſchland” und
eine Artikel, der ſich mit Reiſegeſchwindigkeiten”
auseinan=
derſetzt, können dem touriſtiſch eingeſtellten Leſer viel geben. Preis
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Ausſichten für Donnerstag, den 2. Juli: Zunächſt noch meiſt heiter
und kräftige Erwärmung, ſpäter aufkommende Bewölkung
mit Gewitterneigung.
Ausſichten für Freitag, den 3. Juli: Nach vorübergehenden lokalen
Gewitterſtörungen wieder aufheiternd.
Hauptſchriftleltung: Rudelf Mauve
Veranwwortlich für Pollikk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuiſleton, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H.Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert. Neite:
für den Inſeratentel und geſchäftliſche Mittellungen: Willy Kuble.
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſſrivte wird Garantſe der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten
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Von unſerem A=Korreſpondenten.
Die Erhöhungeder Diskonttaxe in den mitteleuropäiſchen
Staaten, insbeſondere in Deutſchland, löſte hier große
Beunruhi=
gung aus. Man erblickt darin einen Rückſchlag in der
Entwicke=
lungsmöglichkeit des Kapitalverkehrs. Die Wirkung war vor
allem an der Effektenbörſe zu merken, wo eine bisher unbekannte
Geſchäftsloſigkeit vorherrſcht. Man ſpricht ſchon von dem Tode
der Spekulation und von dem Aufhören des Effektenverkehrs.
Die Kriſe der franzöſiſchen Schiffahrt löſt
all=
gemeine Verſtimmung aus und iſt eine der Haupturſachen des
wachſenden Mißtrauens in den Wirtſchaftskreiſen und iſt auch
Grund der Zahlungsſchwierigkeiten mehrerer Banken. Die
Ur=
ſache der Kriſe iſt aber nur teilweiſe mit der Lage der
Weltwirt=
ſchaft begründet; ſie wurzelt nicht zuletzt in der mangelhaften
Organiſation.
Die internationale Goldfrage, das heißt die Frage der
Goldverteilung in den Emiſſionsinſtituten iſt ſtets attuell. Die
Franzoſen wollen aber von ihrer bisherigen Haltung nicht
ab=
weichen. Andererſeits wird betont, daß die Banque de France
ihre rieſigen Deviſenvorräte nicht in Gold verwandeln wird
wenigſtens bis die Situation mehrerer goldarmer Länder ſich
nicht gebeſſert hat.
Die Lage der Induſtrie hat ſich weiter verſchlechtert.
Die Folge dieſer Verſchlechterung war die Liquidierung von zwei
großen Provinzbanken, — in Elſaß und in dem Lyoner Gebiete —
wodurch eine große Beſtürzung hervorgerufen wurde. Nach der
chemiſchen Induſtrie geſtaltet ſich jetzt die Lage der
Schwer=
induſtrie ſehr ungünſtig. Die Textilkriſe dauert an und
die Lohnfrage erſcheint geradezu unlösbar. In den nordiſchen
Gebieten ſtreiken mehr als 120 000 Arbeiter.
Die franzöſiſche Kohlenproduktion iſt im Rückgang
be=
griffen, da immer neue Einſchränkungsmaßnahmen durchgeführt
werden. Für die erſten vier Monate von 1931 war die
Produk=
tion um eine Million Tonnen niedriger, als während desſelben
Zeitraumes im Vorjahre. Doch das Angebot iſt durch den
Pro=
duktionsrückgang nicht geringer geworden, da die Einfuhr im
ſtarken Maße gewachſen iſt.
Die Lage der Schwerinduſtrie iſt ſehr ungünſtig. Die
Nachfrage iſt äußerſt gering und ſelbſt die beſten Unternehmungen
ſind mit Beſtellungen kaum für einige Wochen verſehen. Die
Vorräte ſind anormal groß und ihre Finanzierung macht die
Situation der Betriebe noch ſchwieriger. Die Lohnfrage gibt zu
Beſorgniſſen Anlaß, eine Lohnſenkung iſt bei der herrſchenden
Teuerung ſchier unmöglich und könnte leicht eine Streikbewegu ig,
ähnlich wie in der nordiſchen Textilinduſtrie hervorrufen.
An=
dererſeits erſcheint die Reduzierung der Herſtellungskoſten als
un=
vermeidlich. Man will der Schwierigkeiten durch
Zuſammen=
arbeit der geſamten Schwerinduſtrie Herr werden. Die
franzöſi=
ſchen Schwerinduſtriewerke erfuhren an der Effektenböſe eine ſo
ſtürmiſche Baiſſe, daß ſie ſelbſt bei den heutigen Verhältniſſen
Aufſehen erregt.
Die Baiſſe der Kupferpreiſe dauert trotz aller
Hoff=
nungen auf Beſſerung weiter an; die Preiſe ſind niedriger als
ſie je waren. Man behauptet, daß die Baiſſe ganz panikartig
erfolgte, da in den letzten Wochen mehrere amerikaniſche Firmen
in Zahlungsſchwierigkeiten geraten ſind. In der Tat belaufen
ſich die Vorräte vom raffinierten Kupfer in den Vereinigten
Staaten auf rund 368 000 Tonnen. Die Nachfrage ſteht alſo noch
immer in Mißverhältnis mit dem Angebot. Nach einer hier
all=
gemein verbreiteten Auffaſſung wird der Kupfermarkt ſein
Gleichgewicht nur ſchwer wiedergewinnen können, da vielerorts
neue Minen entdeckt und in Betrieb geſetzt wurden, die viel und
billig produzieren. Von den amerikaniſchen Geſellſchaften ſoll es
augenblicklich nur neun geben, die noch ertragreich, das heißt mit
Gewinn arbeiten.
Die Bleipreiſe erfuhren große Schwankungen, nach einer
ſtürmiſchen Baiſſe haben ſie ſich aber wieder erholt.
Die Zinkpreiſe lagen feſter. Es ſcheint nicht
ausge=
ſchloſſen, daß eine mäßige Zinkhauſſe erfolgen wird. Die
Zink=
produktion iſt ſeit Anfang dieſes Jahres ſehr ſtark zurückgegangen.
Statiſtiken über die Produktion von raffiniertem Zink ſprechen
von einem Rückgang von mehr als 50 vom Hundert. Die
Gal=
vaniſierungsinduſtrie erfuhr ſeit einigen Wochen einen gewiſſen
Aufſchwung, wahrſcheinlich infolge ihrer ſehr niedrigen Preiſe.
Die Eröffnung eines Terminmarktes in New York für
Sil=
ber wird hier viel kommentiert. Die Entwickelung eines freien
Silbermarktes ſoll eine künſtliche Stabiliſierungsaktion als
Löſung des Silberproblems erſetzen. Der Erfolg dieſer
Be=
ſtrebungen könnte von entſcheidender Bedeutung auf die ganze
fernöſtliche Wirtſchaft ſein.
Der Kalimarkt lag etwas feſter, ob aber die Situation
ſich auf längere Zeit gebeſſert hat, kann noch nicht feſtgeſtellt
werden
Die Lage des Phosphatenmarktes iſt ebenfalls
gün=
ſtiger geworden, die Nachfrage ſcheint im Wachſen begriffen
zu ſein.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Keine Entſpannung am Geld= und Deviſenmarkt. Am
geſt=
rigen Geldmarkt zeigte ſich entgegen den Erwartungen noch keine
Entſpannung. Für tägliches Geld wurden enorm hohe Sätze von
z—10 Prozent und teilweiſe noch darüber hinaus bezahlt. Die
Banken rüſten ſich für den Fall ſchärferer Handhabung der
Re=
ſtriktionsmaßnahmen der Reichsbank. Die Gerüchte, daß eine
Notiz für Privatdiskont nicht vorgenommen werden ſollte,
be=
wahrheiteten ſich nicht. Der Satz war unverändert 7 Prozent für
beide Sichten. Der Bedarf am Deviſenmarkt wird heute auf 20
bis 25 Millionen RM. geſchätzt. Man rechnet, daß die
Reichs=
bank dazu übergehen wird, Deviſen nur noch gegen Banknoten
auszuteilen.
Handelsverkehr mit Ecuador. Der deutſche Geſandte in
Quito, Dr. Mudra, hält am Dienstag, den 14. Juli d. J., bei der
Außenhandelsſtelle für das Rhein=Main=Gebiet in Frankfurt am
Main, Börſe, Sprechſtunden über die wirtſchaftlichen Verhältniſſe
in Ecuador ab. Firmen, die an den Sprechſtunden teilnehmen
wollen, werden gebeten, dies der Außenhandelsſtelle für das
Rhein=Main=Gebiet, Frankfurt a. M., Börſe bis zum 9. Juli
J. mitzuteilen, damit eine Verteilung der Beſucher auf die zur
Verfügung ſtehende Zeit ſtattfinden kann.
Der Koblenzer Brückenbau=Auftrag an Holzmann. Der Bau
der zweiten Moſelbrücke bei Koblenz wird eine reine Betonbrücke
mit drei großen gewölbten Oeffnungen darſtellen. Der
urſprüng=
lich vorgeſehene eiſerne Ueberbau, der von den Vereinigten
Stahl=
werken A.=G. ausgeführt werden ſollte, iſt abgelehnt worden. Das
geſamte Objekt ſtellt einen Betrag von 2,8 Mill. RM. und nicht
5.2 Mill. RM., wie urſprünglich gemeldet, dar und wird von einer
Arbeitsgemeinſchaft unter Führung der Phil. Holzmann=A.=G.
mit der Dyckerhoff u. Widmann, Grün u. Bilfinger A.=G. ſowie
der Firma Heinrich Butzer ausgeführt.
Heſſiſche Gummiwarenfabrik Fritz Peter A.=G., Klein=Auheim.
Die Geſellſchaft weiſt für ihr erſtes Geſchäftsjahr als A.=G. 1930
nach 20 711 RM. Abſchreibungen einen Ueberſchuß von 6276 RM.
auf 400 000 RM. A.=K. aus. In der Bilanz erſcheinen
Verbind=
lichkeiten 234 813 RM., Forderungen 172 021 RM. und Waren
79 126 RM. Die Immobilien mit 295 725 ſind mit 100 000 RM.
Hypotheken belaſtet. Einrichtungen ſind mit 178 302 RM.
ver=
zeichnet. Im neuen Jahre arbeite man in drei Schichten und mit
etwa 400 Arbeitern und Angeſtellten. Auch für die nächſte Zeit
ſind noch lohnende Aufträge vorhanden.
Metallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 1. Juli ſtellten ſich für
je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg.
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 86.25 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium, 98= bis 99, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 170 RM., desgl
in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 174 RM.. Reinnickel 98. bis
93proz. 350 RM., Antimon Regulus 51—53 RM., Feinſilber
(1 Kilogr, fein) 40.25—42.25 RM..
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 1. Juli.
Die Hartnäckigkeit Frankreichs in den amerikaniſch=
franzöſi=
ſchen Verhandlungen bildete auch an der heutigen Börſe das
Hauptverſtimmungsmoment. Hinzu kamen die abermals matte
geſtrige New Yorker Börſe und die immer noch ſehr angeſpannte
Situation am Geldmarkt. Die Tendenz neigte infolgedeſſen
wei=
ter zur Schwäche, zumal es an ſonſtigen Anregungen fehlte. Die
Meldung, wonach Hoover evtl. einen neuen Plan vorlegen will,
wirkte keinesfalls günſtig, da man ſich davon keine internationale
Verſtändigung verſpricht, beſonders im Hinblick auf Frankreich.
Das Geſchäft war ziemlich gering, da einerſeits infolge der
Kreditſperre der Banken von der Kundſchaft keine Orders
vor=
lagen und andererſeits die Spekulation im Zuſammenhang mit
den heute wieder beginnenden Pariſer Verhandlungen eine
ab=
wartende Haltung einnahm. Da jedoch von der Baiſſepartei einige
Abgaben erfolgten und die Aufnahmeneigung nur gering war,
er=
gaben ſich gegen die geſtrige Abendbörſe durchweg
Abſchwächun=
gen von 1—2 Prozent. Eine gewiſſe Widerſtandskraft war
in=
deſſen nicht zu verkennen, da andererſeits auch etwas Nachfrage
beſtand. Goldpfandbriefe, Stadtanleihen, Induſtrie=Obligationen
und Liquidationspfandbriefe neigten bei kleinem Geſchäft meiſt
etwas zur Schwäche. Die Veränderungen hielten ſich nach beiden
Seiten im Rahmen von 1 Prozent. Am Anleihemarkt lagen
Alt=
beſitz ſchwach, während Neubeſitz behauptet blieben.
Reichsſchuld=
buchforderungen verloren 1 Prozent. Ausländiſche Anleihen
waren wenig verändert.
Im Verlaufe herrſchte ziemliche Luſtloſigkeit, da man wenig
Neigung zum Eingehen von Neuengagements zeigte. Die Kurſe
wieſen geringfügige Schwankungen auf. Gegen Schluß der Börſe
wurde die Tendenz auf feſtere Auslandsmeldungen und die
nach=
gelaſſene Deviſennachfrage allgemein etwas feſter. Die
Beſſerun=
gen betrugen in der Mehrzahl 1—2 Prozent. Am (heldmarkt
war noch keine Entſpannung feſtzuſtellen. Die Nachfrage für
Tages=
geld hielt unvermindert an, ſo daß der Satz auf 8 Prozent
be=
laſſen wurde. Am Deviſenmarkt war eine Befeſtigung für
Aus=
landsdeviſen zu verzeichnen; es ſollen wieder ſtärkere
Deviſen=
anforderungen eingetreten ſein. Man nannte Mark gegen
Dol=
ar 4,2140, gegen Pfunde 20,4960, London-New York 4,8637,
Paris 124,26, Mailand 92,91, Madrid mit 50,25 gegen den
Abend=
verkehr ſchwächer, Schweiz mit 25,11¾ feſter, Holland 12,09.
Die Frankfurter Abendbörſe eröffnete zunächſt noch unſicher
und eher etwas ſchwächer, da mit der Möglichkeit neuer
Reichsbankmaß=
nahmen gerechnet wurde. Zum Schluß trat eine plötzliche Feſtigkeit auf,
die in Zuſammenhang mit angeblicher Einigung in den franzöſiſch=ameri
kaniſchen Verhandlungen gebracht wurde. Daß dieſe zunächſt auf
Don=
nerstag vertagt wurden, war am Schluß noch nicht bekannt. Immerhin
konnten ſich die Hauptmärkte um 2—3 Proz. befeſtigen. Von Kurſen
ſind zu nennen: Deutſche 101, Danat 108, Commerzbank 101, Dresdener
101, Gelſenkirchen 72,5, Mannesmann 68, Rheinſtahl 77,5 Stahlverein
47. Hapag 49,75, Nordd. Lloyd 51,5, AEG. 98, Siemens 159,5, Schuckert
129,75, Lahmeyer 113,5, Farben 137,5, Aku 82,5.
Berlin, 1. Juli.
Bei ziemlich ſtillem Geſchäft eröffnete die heutige Börſe
wie=
der in etwas ſchwächerer Haltung. Die Ungewißheit hinſichtlich
der Pariſer Verhandlungen drückte natürlich auf die Stimmung
und auch Meldungen aus Waſhington konnten keine Anregung
hervorrufen. Hauptmoment war aber die Lage des
Deviſenmark=
tes. Man wartet angeſichts der Tatſache, daß nach dem Ultimo
die Deviſenabzüge noch nicht in dem erwarteten Maße
nachgelaſ=
ſen haben, auf weitere Kreditreſtriktionen, doch will nach unſeren
Informationen die Reichsbank mit einſchneidenden Beſchlüſſen,
bis eine Klärung der außenpolitiſchen Lage erfolgt, warten.
Hin=
zu kamen auch wenig gute Abſchlüſſe von Geſellſchaften, und die
zur Gewißheit gewordene Dividendenloſigkeit bei Otavi
ver=
ſtimmte natürlich ebenfalls. Die geſtrige New Yorker Börſe konnte
eine Anregung nicht bieten, die übrigen Auslandsbörſen eröffne
ten eher etwas ſchwächer im Verlaufe konnten ſie ſich jedoch leicht
erholen. Von der Spekulation wurden Abgaben vorgenommen,
auch von außen waren verſchiedentlich Verkaufsorders
eingetrof=
fen, ſo daß die erſten Kurſe 1 bis 2,5 Prozent abgeſchwächt lagen.
Im Verlaufe wurde es zunächſt weiter ſchwächer, ſpäter konnte ſich
aber eine leichte Erholung durchſetzen, doch blieb die Tendenz ſehr
zurückhaltend. Von deutſchen Anleihen war Altbeſitz ſtärker
ab=
geſchwächt.
Produkkenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 1. Juli. Weizen 295, Roggen 260,
Hafer 195—200, Weizenmehl ſüdd. 39,25—40,50, do. niederrhein 39,25—
39,50, Roggenmehl 33,50—35, Weizenkleie 10—10,10, Roggenkleie 11,25
bis 11,50. Tendenz: ruhig.
Süddeutſche Induſtrie= und Handelsbörſe vom 1. Juli in Stuttgart
Baumwollgarne Nr. 20 engl. Troſſels Warbs und Pincobs, 1,72—1,78
RM.; Nr. 30: 209—2,15 RM., Nr. 36 desgl. 2,17—2,23 RM.; Nr. 42
Pine, 2,27—2,33 RM. je Kilo; Baumwollgewebe echte ſüddeutſche Qual.
88 Zentimeter Cretonnes 16/16 pr. ¼ franz, Zoll aus 20/20 328—33,
Pfg., 88 Zentimeter Renforce 18/18 pr. ¼ franz. Zoll aus 30/30 31,5
bis 32,5 Pfg.; 92 Zentimeter glatte Kattune 19/18 pr. ¼ franz. Zoll
aus 36/42: 26,4—27,4 Pfg. — Nächſte Börſe am 15. Juli.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 1. Jult:
Getreide. Weizen: Juli 56, Sept. 57.50, Dez. 62; Mais:
Juli 59½, Sept. 56½, Dez. 50.25: Hafer: Juli 27.25, Sept. 28½,
Dez. 3178; Roggen: Juli 35½, Sept. 38%, Dez. 4238.
Schmalz: Juli 8.12½, Sept. 8.20, Okt. 8.25, Dez. 7.82½.
Schweine: leichte 6.90—7.15, ſchwere 5.46—6.30;
Schweine=
zufuhren: Chicago 16 000, im Weſten 68 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 1. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 8.85; Talg, extra, loſe 3½,
Getreide. Mais, loko New York 73½; Mehl, ſpring wheat
clears 3.95—4.45: Fracht: nach England 1,6—2,3 Schilling, nach
dem Kontinent 8—8.50 Cents.
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Kakao. Tendenz: feſt; Umſätze: 1.46; Lokonotiz: 6;
5.63, Sept. 5.82, Okt. 5.89. Dez. 6.03. Jan. 6.14, März 6.30,
Mai 6.42.
Viehmärkke.
Rindermarkt in Gießen. Der Rinder=Nutzviehmarkt in Gießen war
mit 1029 Stück Großvieh und 234 Kälbern beſchickt. Nach lebhaftem
Handelsgeſchäft war der Markt ausverkauft. Man bezahlte für Kühe
erſter Qualität 475—575 Mk., zweiter Qualität 325—425 Mk., dritter
Qualität 200—250 Mk.; Schlachtkühe 80—350 Mk.; ½—¾jährige
Rin=
der 100—200 Mk., 3—2jährige Rinder 150—250 Mk., tragende Rinder
300—425 Mk., Kälber 35—45 Pfg. je Pfund Lebendgewicht.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Nach Mitteilung des Statiſtiſchen Reichsamtes wurden im Juni 1931
durch den Reichsanzeiger 1034 neue Konkurſe — ohne die wegen
Maſſe=
mangels abgelehnten Anträge auf Konkurseröffnung — und 647
eröff=
nete Vergleichsverfahren bekanntgegeben. Die entſprechenden Zahlen für
Mai 1931 ſtellten ſich auf 956 bzw. 655.
Mit Wirkung ab 1. Juli hat das Handelsſchraubenſyndikat eine
neue Preisliſte herausgegeben. Unter Abänderungen der bisherigen
Rabatte iſt die Schaffung von Sondermengenrabatten zu bewerten. Ab
400 Kilo werden 10 Proz. Sonderrabatt gewährt, dazu Mengenrabatte
für 2,5 To. 2 Proz., 5 To. 3 Proz., 10 To. 5 Proz. Händler erhalten
auf dieſe Sätze einen beſonderen Händlerrabatt von 2,5 Proz.
Groß=
abnehmer erhalten einen nach dem Jahresumſatz geſtaffelten
Umſatz=
bonus.
Die Eiſenwerk Laufach A.G. weiſt 1930 einen nach 83 456 (81 176)
RM. Abſchreibungen einſchl. 64 275 (47 749) RM. Vortrag verbleibenden
Reingewinn von 94 877 (149 275) RM. aus. Die G.V. beſchloß, auf das
A. K. von 700 000 RM. hieraus eine von 10 auf 4 Proz. ermäßigte
Divi=
dende zu verteilen.
Die geſtrige G.V. der Schnellpreſſenfabrik König; u. Bauer A. G.,
Würzburg, genehmigte die Regularien und die Verteilung einer
Divi=
dende von 4 Proz. (0 Proz.) aus einem Reingewinn von 64 643 RM.
(0,31 Mill. RM.). Hinzu kommt ein Gewinnvortrag von 0,29 Mill.
Am Dienstag wurde im Reichskanzleramt in Wien der
öſterreichiſch=
ungariſche Handelsvertrag in Anweſenheit Dr. Schobers und des
unga=
riſchen Geſandten unterzeichnet. (Vgl. Politik.)
Das engliſche Arbeitsminiſterium gibt bekannt, daß die Geſamtzahl
der Arbeitsloſen in Großbritannien am 22. Juni 26R7 386 betragen
habe. Dies bedeute gegenüber der Vorwoche eine Zunahme um 6456
und eine ſolche gegenüber dem Vorjahre um 812044.
Berliner Kursbericht
vom 1. Juli 1931
Deviſenmarkt
vom 1. Juli 1931
I. Handels=Geſ.
natbank . . . . . ."
utſche Bank u. 1.
Sconto=Geſ.
esdner Ban!
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iſa Dampfſch.
rdd. Lloyd
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hr. Motorenw.
P. Bemberg
rgmann Eleftr.
I. Maſch.=Bau
iti=Gummi
utſche Cont. Gas
utſche Erdöl
Mee
107.50
100.25
100.—
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77.50
51.—
93.25
48.—
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Di2.
01.
aaoch
65-625
Eleftr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern. 108.2
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw
Orenſtein & Koppel
107.—
2.50
2
1.7
59.75
53.125
75.—
122.—
52.2
59.;
25
65.—
33.125
8.625
40.25
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Sa lzbetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Hefe
41.6
199.50
84.—
101.—
45.—
129.—
19.—
39.25
30.—
126.50
31.—
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en
0
Budape
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Holland
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London
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Belgien
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Paris
Währung=
100 finn.?
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
E=Stg.
Pap= Peſo
1 Dollar.
100 Belga
100 Lire
100 Franes
Geld
10.593
59.18
2.47
73.42
3.047
169.33
2.69
2.70
12.86
20.474
1.34
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58.63
22.04
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3.053
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91
2.92
113.08
20.514
f.34
4.217
58.75
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16.514)
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Japan
Rio de Janetro
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Iſtambu
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Kanada.
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Riga
Brie!
81.67
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2.
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7.44
18.6
5.467
21.04
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132
112
1.24
Frankfurter Kursbericht vom
1931.
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80 Nachen v. 29
Baden=Baden
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Frankfurt a. M.
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Faber & Schleicher
F. G. Farbeninduſtr.
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Gritzner Maſchine
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn
Hanauer Hofbrauh
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
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Kali Chemie . ..
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Metallgeſ. Frankf.
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Sachtleben A. G.
Salzdetfurth Kali
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Schöfferhof=Bind.
Schramm. Lackfbr.
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Schuckert Elektr. . .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halste,
Südd. Immobilie
Zucker=A. G.
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Tellus Bergbau ..
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard
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Weſteregeln Kali.
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Allianz. u. Stuttg.
Verſicherung .. . 1192
Verein. Verſ. 202
FrankonaRück=u. M 300
Mannh. Verſich.."
Otavi Minen
Schantung Hanbels
19.3
60
Nymmer 181
Donnerstag, den 2. Juli 1931
Seite 11
15)
Copyright by Ernſt Keils Nachf.
Wittebold pirſchte ſich vorſichtig näher heran, konnte jedoch
nur wenige Worte des Geſprächs — „Katalyſatorwechſel in zehn
Tagen” — erhaſchen; denn hier hatte der Mann wohl des
ſchwie=
rigen Ausdrucks wegen die Stimme etwas gehoben. Nachher
ging Bernhard zur Hauptſtraße zurück, während der andere ſich
nach einer Werkkolonie wandte. Obgleich Wittebold rüſtig
aus=
ſchritt, holte er ihn erſt ein, als der die erſten Häuſer erreicht
hatte.
Hier trat eine Frau auf den Arbeiter zu und redete
drin=
gend, fragend auf ihn ein. Und wieder hörte Wittebold das
Wort „Katalyſator” aus dem Munde des Mannes. Die Frau
dagegen ſprach von den vielen Anſchaffungen, die ſie zu machen
hätten: „Unbedingt Geld nötig — was ſchadet’s denn, von dem
Faß ne Handvoll wegzunehmen — davon geht das Werk nicht
pleite — und uns wäre geholfen . . ."
Die beiden verſchwanden in einem Hauſe, in dem anſcheinend
ihre Wohnung lag. Von da aus ſchlug Wittebold den geradeſten
Weg zum Werk ein, um feſtzuſtellen, durch welches Tor der
Ar=
beiter vorausſichtlich morgen gehen würde. Da wollte er ihn
bei Schichtbeginn erwarten, um zu ermitteln, in welcher
Abtei=
lung er beſchäftigt war und wie er hieße . . . und ſonſt noch
einiges.
Nachher ſaß Wittebold noch eine Weile vor ſeiner neuen
Tiſchlampe und betrachtete befriedigt zwei Blätter
Zigaretten=
papier. Das mit Nummer eins verſehene war das, das er
geſtern auf die Rückſeite der Vorſchrift Ap 602 gedrückt hatte.
Das andere hatte er eben gerade von einem der beiden
Schnaps=
gläſer abgezogen, aus dem Bernhard getrunken hatte.
„Für alle Fälle will ich die Dinger verewigen. Der Deubel
könnte wollen, daß ein Windhauch ſie über alle Berge jagt!“
Er ſtellte einen Lexikonband auf den Tiſch, heftete die
Papier=
chen nebeneinander auf und placierte eine photographiſche
Kamera davor. Nach einiger Zeit packte er die Seidenblättchen
wieder behutſam in den Zigarettenkarton zurück und ging zu
Bett. „Zehn Tage ſind eine lange Zeit”, murmelte er vorm
Einſchlafen. „Bis dahin wird ſich noch manches klären!“
Anderntags ſaß Wittebold nach Beendigung ſeines Dienſtes,
wie ſchon an den vorhergehenden Tagen, auf dem
Beobachtungs=
poſten in ſeiner Wohnung. Mit Hilfe eines kleinen, unauffälligen
Spiegels draußen am Fenſter konnte er mittels eines
Fern=
rohrs das Haupttor des Werkes beobachten. Ihn intereſſierte
dabei beſonders das Perſonal der Packerei, die eine Stunde
ſpäter ſchloß. Er mußte ſcharf aufmerken, jedes Geſicht genau
ins Auge faſſen. Je weiter der Strom der Maſſen verebbte,
deſto erregter wurde er. Der Geſuchte war ſonſt immer unter
den Erſten geweſen. Endlich warf der Portier das große Tor
zu, ſo daß nur noch eine kleine Pforte für Paſſanten offen blieb.
Im Nun war Wittebold unten, eilte zum Fabriktor, trat
an den Kaften, in dem die Arbeiter die Kontrollmarken beim
Weggehen aufhängten. „Alles in Ordnung!” raunte er vor
ſich hin.
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Domtnik.
(Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Der nächſte Morgen fand ihn bei Schichtbeginn wiederum in
der Nähe des Kontrollkaſtens, die Augen auf eine beſtimmte
Stelle gerichtet. „Aha!‟ Er folgte einem Arbeiter, der eben das
Kontrollbrett paſſiert hatte. Der ging in die Packerei und
hängte, wie Wittebold feſtſtellen konnte, zwei Marken an das
dortige Kontrollbrett.
Jetzt wird’s getvagt! ging’s ihm durch den Kopf;
Schapp=
mann muß mich eine halbe Stunde vertreten! Und nach einer
kurzen Ruckſprache mit ſeinem Vorgänger begab er ſich ins
Botenzimmer, ſchrieb einen ziemlich langen Brief, adreſſierte ihn
mit breiten Buchſtaben: „Herrn Generaldirektor Kampendonk”
verſah ihn mit dem Vermerk „Sofort — eilt ſehr!” und trug
ihn zu einem Werkbriefkaſten, der weit von ſeiner Abteilung
entfernt lag.
„Herr Geheimrat!” Kampendonks Privatſekretär trat neben
deſſen Schreibtiſch, öffnete eine Mappe.
„Was Eiliges.” fragte Kampendonk und richtete ſeine hohe
Geſtalt auf. Der weiße Patriarchenkopf wandte ſich voll dem
Sekretär zu.
„Allerdings, Herr Geheimrat — wenn es nicht eine
Myſtifi=
kation oder ein Verleumdungsakt iſt.”
„Nun, geben Sie mal her!” Und Kampendonk las den
über=
reichten Brief. „Hm!‟ Er ſtrich ſich durch den langen Vollbart
„Das wäre allerdings eine Entdeckung . . . Herr Doktor Wolff
ſoll zu mir kommen!“
Ein paar Minuten ſpäter betrat Chriſtian Wolff
der
Polizeipräſident des Werkes, wie er im Scherz genannt wurde —
das Zimmer. Der Geheimrat reichte ihm den Brief. „Was
meinen Sie dazu?
Dr. Wolff räuſperte ſich ein paarmal. „Selbſt auf die Ge
jahr einer Irreführung hin würde ich kein Bedenken tragen, die
Beſchuldigten ſofort feſtzunehmen. Hier iſt Eile geboten.”
„Ganz meine Meinung. Veranlaſſen Sie das Erforderliche
und berichten Sie mir dann ſofort!“
Als Wolff den Raum verlaſſen hatte, meldete der Sekretär:
„Herr Doktor Fortuyn iſt jetzt gebeten.”
„Gut — laſſen Sie ihn eintreten!“
Der Geheimrat ging Fortuyn entgegen, reichte ihm die
Hand, lud ihn zum Sitzen ein, begann dann, nach kurzem
Zögern: „Uebermorgen wird nun Herr Doktor Moran ſeine
Arbeit hier aufnehmen. Sorgen Sie alſo dafür, lieber Herr
Doktor, daß der Umzug Ihres Laboratoriums in die neuen
Räume bis morgen zu Ende kommt! Die ſind ja, weil es ſich
nicht anders machen ließ, ein gutes Stück kleiner. Auch der
Stab Ihrer Mitarbeiter iſt von nun an verringert — aber
trotz=
dem hoffe ich, daß Sie mit den bewährten Kräften, die Sie ſichk
ja ſelbſt ausſuchen können, auch in Zukunft noch weiter recht
Er=
ſprießliches leiſten.”
„Gewiß, Herr Geheimrat: von morgen ab werden meine
bisherigen Räume frei ſein — — für ihren neuen Herrn.”
„Hm — hm!” Kampendonk hüſtelte leicht, fuhr dann fort:
„Ich möchte dieſe Gelegenheit nicht vorübergehen laſſen, ohne
Ihnen nochmals zu verſichern, daß ich perſönlich nach wie vor
von den guten Ausſichten Ihres Verfahrens überzeugt bin
und” — hier lachte er prononciert — „da ich Generaldirektor
bin und mich zudem auch körperlich noch recht friſch fühle, dürfen
Sie gewiß ſein, daß Ihnen in abſehbarer Zeit niemand in den
Weg tritt, um Ihnen Schwierigkeiten zu machen.”
„Ich danke Ihnen, Herr Geheimrat, und hoffe beſtimmt,
Ihr Vertrauen nicht zu enttäuſchen.‟ Die letzten Worte waren
mit einer Betonung geſprochen, die Kampendonk aufmerken ließ.
Er ſchaute Fortuyn prüfend an, doch deſſen Geſicht blieb
unbewegt.
„Dafür, daß Sie mit Ihrem Konkurrenten — wenn ich
Moran ſo nennen darf — durchaus kollegial verkehren, bietet
mir iIhr Charakter genügend Bürgſchaft, lieber Herr Doktor.
Ich werde Sie ſelbſt hier mit ihm bekannt machen.”
Mit einem feſten Händedruck ſchieden die beiden. Und kaum
war Fortuyn gegangen, als Dr. Wolff wieder erſchien.
„Alſo, Herr Geheimrat: Jedes Wort des Briefes trifft
leider zu. Die Ueberraſchung war ſo vollkommen, daß dieſer
Embacher ſofort geſtand. Er iſt nicht Badenſer, ſondern
fran=
zöſiſcher Elſäſſer, von Beruf Ingenieur und ſpioniert für die
Société Méditerranse. Er treibt ſein unſauberes Handwerk
ſchon über ein Jahr. . . .
„Donnerwetter!” entfuhr es Kampendonk. „Wenn er immer
ſo erfolgreich gearbeitet hat, dann iſt ja manches erklärlich!“
„Bei einer Leibesviſitation kamen ſechs eng beſchriebene
Seiten zum Vorſchein, die genaue Kopie der Patententwürfe
Doktor Heſſelbachs aus der Cx=Abteilung. Embacher hat ſich
zu=
nächſt den Plan der Nachtwächterronden zu beſchaffen gewußt.
Ueber das Wie gibt er vorläufig keine Auskunft; wahrſcheinlich,
um einen Komplicen zu ſchonen. Danach war es ihm ein
leich=
tes, den Wächter von Heſſelbachs Reſſort zu vermeiden . . ."
„Aber wie kam er nachts ins Werk?”
„Er hat einfach bei Arbeitsſchluß ſich in der Packerei
ein=
ſchließen laſſen. Seine Kontrollmarke beſorgte ein andrer Packer
namens Fiſcher für ihn. Wie weit der in die ganze Sache
ver=
wickelt iſt, weiß ich noch nicht. Vorläufig leugnet er alles,
will Embacher den Dienſt nur aus Gefälligkeit erwieſen haben.”
„Und die Inſtrumente? Manometer und Thermometer?”
„Haben wir wieder! Sie wurden in Embachers Wohnung
gefunden. Bleibt nur noch übrig, den Leipziger Mittelsmann,
der in dieſen Tagen das Diebesgut abholen ſoll, feſtnehmen
zu laſſen.”
„Hm — hm — und wer mag unſer geheimnisvoller Freund
ſein, der uns dieſe Hinweiſe gab?
Dr. Wolff zuckte die Achſeln. „Möglicherweiſe ein früherer
Kamplice, den man vergrämt hat und der ſich nun auf ſolche
Art rächt.
„Hm” meinte der Geheimrat, „es wäre doch intereſſant, zu
wiſſen, wer dieſer Anonymus iſt. Als Unterſchrift zeichnet er
ein Eichenblatt . .
„Vielleicht, Herr Geheimrat, ergibt ſich bei der weiteren
Ver=
nehmung Embachers ein Fingerzeig.
(Fortſetzung folgt.)
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ſichtlich der Firma: Dental=Depot,
Louis Jonas, Darmſtadt: Geſchäft ſamt
Firma iſt auf Hermann Drill, Kaufmann
in Offenbach a. M. und Albert Lüderitz,
Kaufmann in Frankfurt a. M. als perſönlich
haftende Geſellſchafter übergegangen. Die
nunmehrige offene Handelsgeſellſchaft hat
am 12. Juni 1931 begonnen. — Die Elſa
Louiſe, geborene Herzberg, Witwe des
Kaufmanns Louis Jonas in Darmſtadt
iſt zur Prokuriſtin beſtellt. — Abteilung B:
Am 30. Juni 1931, hinſichtlich der Firma:
Radio=Werk Tonfrequenz;
Geſell=
ſchaft mit beſchränkter Haftung,
Darmſtadt: Die Vertretungsbefugnis des
Liquidators iſt beendet und die Firma
10050
erloſchen.
Darmſtadt den 30. Juni 1931.
Amtsgericht I.
Bekanntmachung.
Mit Wirkung vom 1. Juli 1931 haben
wir die Geſchäftsverbindung mit der
Reiſeabteilung der Fa. W. Köhler G. m. b. H.
Luiſenplatz 1 gelöſt. Gl. ichzeitig jgeben
wir bekannt, daß das beſtehende
Fahrten=
programm für Monat Juli bei guter
Beteiligung zu denſelben Preiſen
durch=
geführt wird. Ausflugs= und
Sonder=
fahrten ſtehen nach wie vor unter der
Leitung des Herrn Ludwig v. Oelhafen
Darmſtadt. Vorverkaufsſtellen Sporthaus
(10078
Adelmann und Heaghaus.
Heſſ. Eiſenbahn=A. 6.
Berſteigerang
im Städtiſchen Leihamt, Kirchſtr. 9
Mittwoch, den 8. Juli und Donnerstag,
den 9. Juli 1931, vormittags 8½—12 Uhr,
Verſteigerung der bis Ende Juni d8. Js.
verfallenen Pfänder:
Brillanten, Gold= und Silberwaren,
Uhren, Reißzeuge, Herren= u.
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Am Dienstag, den 7. Juli bleibt das
Amt wegen Vorarbeiten zur Verſteigerung
(st. 10066
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Darmſtadt, den 1. Juli 1931.
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Am Freitag, den 3. Juli 1931,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokal,
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fett, 1 Credenz, 1 Vertikow, 1
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kaſſe, 1 Bücherſchrank, 1 Kaſſenſchrank,
1 Klavier, 1 Sofa, 1 Regutator u. a. m.
Darmſtadt, den 1. Juli 1931.
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