Darmstädter Tagblatt 1931


05. Mai 1931

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Ginzelnummter 10 Pfennige

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 124
Dienstag, den 5. Mai 1931.
194. Jahrgang

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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzelgen=
auſträge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konſurs oder gerichtlicher Beltreibung ſänl jeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und Darm=
Kädter und Nationalbant.

oas odſe albe des Tenttieges
Fünf Milliarden Dollar jährlich für Rüſtungen. 70 Prozenk mehr als vor dem Kriege.
Fünfeinhalb Millionen Menſchen in Waſſen. Zwanzig Millionen in Reſerve.
Die Gefahr des Bekkrüſtens. Die Nolwendigkeit der Abrüſtung.
England gegen eine Verſchiebung der Abrüſtungs=
Präfidenk Hoover vor der
konferenz.

Inkernakionalen Handelskammer.
Eruſte Mahnungen an die Wiekſchaftsführer
und Staalsmänner.
Waſhington, 4. Mai.
In der Waſhingtoner Verfaſſungshalle wurde am Montag
vormittag die ſechſte Tagung der Internationalen Handelskam=
mer
feierlich eröffnet. Nach einer Begrüßung durch den Vor=
ſitzenden
der amerikaniſchen Gruppe, Silas Strawn, ergriff
Präſident Hoover das Wort zu einer kurzen, jedoch
politiſch ſehr bedeutſamen Rede. Er erklärte, die gegenwär=
tige
Weltdepreſſion ſei ein ſchlagender Beweis
für die gegenſeitige wirtſchaftliche Abhängig=
keit
aller Länder. Selbſt die Vereinigten Staaten, die
wirtſchaftlich unabhängiger als irgendein anderes großes Land
ſeien, ſeien ernſthaft von der Wirtſchaftskriſe in Mitleidenſchaft
gezogen. Zweifellos hätten viele wichtige Gründe wirtſchaft=
licher
Art dazu beigetragen, die Kriſe herbeizuführen. In wei=
tem
Maße ſeien aber auch die Zerſtörung von Leben
und Eigentum, die ſchweren Steuerlaſten und
die durch den Weltkrieg bedingte ſoziale und
politiſche Unſicherheit dafür verantwortlich.
Ueber Dreiviertel der wirtſchaftlich ins Gewicht fallenden Be=
völkerung
der Welt habe ſich ſogar im Laufe der drei letzten
Jahre zeitweilig im Zuſtand des ſozialen und politiſchen. Auf=
ruhrs
befunden. Wenn auch dieſe politiſche Unruhe teilweiſe
das Ergebnis unmittelbarer wirtſchaftlicher Urſachen ſein möge,
dürfe man die böſe Erbſchaft des Weltkrieges nicht
außer Acht laſſen.
Hoover wandte, ſich dann der Abrüſtungsfrage zu
und erklärte: Ich möchte mit ganz beſonderem Nachdruck auf
ein Erbgut des Krieges hinweiſen, worin durch
internationale Zuſammenarbeit eine große Leiſtung vollbracht
werden kann, um die Steuerbürde in der Welt zu vermindern,
die Haupturſache der Unruhe zu beſeitigen und größeres Ver=
trauen
für die weitere Zukunft zu ſchaffen: Das iſt die Be=
grenzung
und Herabſetzung der Rüſtungen.
Die Welt gebe jährlich nahezu 5 Milliarden Dollar (über
20 Milliarden Reichsmark: für Rüſtungen aus, 70 v. H.
mehr als vor dem Kriege. 5½ Millionen Menſchen ſtän=
im
aktiven Heeresdienſt, während die Reſerven 20 Mil=
lionen
Mann betrügen. Obwohl 12 Jahre ſeit Unter=
zeichnung
des Waffenſtillſtandes verſtrichen ſeien, ſeien
dieſe ungeheuren Kräfte noch nicht demobiliſiert, weil die
Völker Furcht voreinander hätten oder unfähig ſeien,
in der Abrüſtungsfrage zuſammenzuarbeiten
Gleichwohl ſei der Kelloggpakt ein Abkommen, das die Landes=
verteidigung
mit weit geringeren militäriſchen Kräften ſicher=
ſtellen
könnte. Das internationale Vertrauen
könne nicht auf Furcht, ſondern müſſe auf dem
guten Willen der Völker aufgebaut werden. Die
Weltgeſchichte beweiſe, daß es verfehlt ſei, den Frieden durch
Wettrüſten oder Einſchüchterung ſicherzuſtellen.
Nichts ſei wichtiger und notwendiger für die wirtſchaft=
liche
Geſundung der Welt, als ein erfolgreiches Ergebnis
der bevorſtehenden Abrüſtungskonferenz. Die Vereinigten
Staaten ſeien jedoch an der Landabrüſtung weniger inter=
eſſiert
, da die amerikaniſchen Landſtreitkräfte ſtärker als
die aller anderen Mächte herabgeſetzt ſeien.
Zum Schluß erklärte Präſident Hoover: Wir haben ein gro=
ßes
indirektes Jutereſſe daran, daß Frieden,
Ordnung und der wirtſchaftliche Wohlſtand der
Völker beſſer gewährleiſtet ſind. Es liegt in
der Macht der Wirtſchaftsführer, darauf zu be=
ſtehen
, daß dieſe Frage mit Ehrlichkeit und Mut
zu ſchöpferiſcher Tat angepakt wird. Es liegt in
der Macht der Staatsmänner, der Welt die feſte Zuverſicht für
die Zukunft und einen großen moraliſchen Sieg für die
Menſchheit zu ſchenken.
Theunis über den Mangel an wirtſchaftlichem
Verſtändnis.
Im Anſchluß an Hoovers Rede ſprach der zurücktretende Präſi=
dent
der Internationalen Handelskammer, der ehemalige bel=
giſche
Miniſterpräſident Theunis, über die Weltwirtſchaftslage.
Nach ſeiner Auffaſſung iſt der größere Teil der Depreſſionsperiode
vorüber und tritt die Welt in eine Periode ruhigeren Geſchäftes
als einer Vorſtufe zur Erholung ein. Der Mangel anwirt=
ſchaftlichem
Verſtändnis zwiſchen den Nationen
ſei eine der Haupturſachen, der gegenwärtigen Schwierigkeiten.
Die Welt müſſe ſich klar werden, daß ſie wirtſchaftlich
eine Einheit ſei. Zu der amerikaniſchen Theſe hoher
Löhne erklärte Theunis, daß die Konſumtheorie, die von
den beſſer bezahlten Arbeitnehmern erhöhten Abſatz erhoffe, meiſt
zur Ueberproduktion führe, zur künſtlichen Steigerung
der Lebenshaltung und dadurch wieder zu hohen Schutzöllen.
Die Ueberproduktion ſtelle nicht eine Vermeh=
rung
des Volksreichtums, ſondern eine Vergeu=
dung
von Kapital dar,

Von amtlicher britiſcher Stelle wurde heute gegenüber den in
der letzten Zeit auftretenden Gerüchten über die Möglichkeit einer
Verſchiebung der Abrüſtungskonferenz betont, daß die britiſche
Regierung gegen jede Verſchiebung dieſer Konferenz ſei.
Ueber eine Milliarde Zehlbekrag im amerikaniſchen
Skaakshaushalt.
Wie aus Waſhington berichtet wird, dürfte der Fehlbetrag
im amerikaniſchen Staatshaushalt zum 30. Juni 1931, dem Ende
des Fiskar=Jahres, wahrſcheinlich 1 135 000 000 Dollar überſteigen.
Der Fehlbetrag zum 1. Mai war bereits 879 Millionen Dollar.
Die Urſache dieſes gewaltigen Fehlbetrages liegt in den infolge
der Wirtſchaftsdepreſſion ſtark geſunkenen Steuer= und Zollein=
nahmen
ſowie in den erhöhten Ausgaben.
Zinanzſorgen.
Bot neuen Sparmaßnahmen im Reichshaushalt.
In amtlichen Kreiſen wird davon geſprochen, daß am Mitt=
woch
wieder eine Kabinettsſitzung ſtattfinden ſoll, die ſich mit
neuen Sparmaßnahmen im Reichshaushalt be=
ſchäftigen
wird. Zwiſchen den Reſſorts iſt unter der maßgebenden
Beteiligung des Kanzlers in den letzten Tagen eifrig verhandelt
worden, aus der Erkenntnis heraus, daß heute ſchon das Gleich=
gewicht
des Reichshaushalts gefährdet iſt und daß jedes Hinaus=
zögern
die Schwierigkeiten nur erhöht. Nach einer neueren
Schätzung muß man damit rechnen, daß im Reich allein ein
Ausfall an geſchätzten Einnahmen von mindeſtens
400 Millionen entſteht. Für die Länder wird er
etwa 300 Millionen ausmachen. Das ſchlimmſte dabei iſt,
daß bei der Arbeitsloſenverſicherung mit ſehr
viel höheren Ziffern gerechnet werden muß und
daß ein Mehrbedarf von etwa 6700 Mil ionen
vorhanden iſt, die irgendwie flüſſig gemacht werden müſſen,
auch wenn das Reich ſich offiziell aus der Verantwortung für die
Arbeitsloſenverſicherung freigemacht hat. Rechnet man alles zu=
ſammen
, kommt man auf eine Summe von etwa 1400
Millionen, die gedeckt werden muß, in erſter Linie
beim Reich und bei den Gemeinden, die ja die Leidtragenden aus
den Folgen der Wohlfahrtsunterſtützung ſind, während es den
Ländern bisher verhältnismäßig gut ging. Auch ſie werden jetzt
durch den Ausfall der Ueberweiſungsſteuern ſtark in Mitleiden=
ſchaft
gezogen. Eine Sparaktion großen Stils in Reich, Ländern
und Gemeinden iſt alſo unvermeidlich. Wenn auch das entſchei=
dende
Stück der Neugeſtaltung der Arbeitsloſenverſicherung mit
der Kriſen= und Wohlfahrtsunterſtützung wohl zurückgeſtellt wird
bis die Braunskommiſſion ihre Vorſchläge vollſtändig vorlegt, ſo
wird doch erwartet, daß das Kabinett in nächſter Zeit ſchon mit
Reformen in kleinerem Ausmaß anfangen muß, um keine Zeit
mehr zu verlieren.
Berliner Stimmen zur einſten Finanzlage.
Die Verhandlungen des Reichskanzlers mit den Reſſorts
über die Beſeitigung des bedrohlich anſchwellenden Haushal=
tungsfehlbetrages
und im Zuſammenhang damit über die Sa=
nierung
der Sozialverſicherungen werden von Leitartikeln in
der Berliner Preſſe begleitet, die auf den großen Ernſt der
Lage hinweiſen. Unter der Ueberſchrift: Das Zentrum hat
das Wort, erklärt die DAZ, das Kabinett Brüning ſei nach
einjähriger Wirkſamkeit dahin gelangt, daß wieder ein doktri=
närer
Einſpruch etwa des Herrn Wiſſell ſeine ganze Regie=
rungsarbeit
über den Haufen werfen könne. Es ſei die poli=
tiſche
Tatſache feſtgeſtellt, daß der tiefe Sinn des Auftrages Dr.
Brünings nicht erfaßt, ja ins Gegenteil verkehrt worden ſei.
Wer eine vernünftige Sozialpolitik erhalten
wolle, müſſe den Entſchluß finden, die Aus=
wüchſe
des Verſorgungsgedankens rückſichts=
los
zu beſeitigen, die Lüge des gleichen Anſpruches hoch=
und geringwertiger Arbeit zu bekämpfen, die Vernichtung des
perſönlichen Aufſtiegsbeſtrebens durch chematiſche Tarife aufzu=
heben
und dem Grundſatz der Leiſtung wieder
Geltung zu verſchaffen. Mit dieſem Programm
müſſe Brüning vor die Oeffentlichkeit und die Par=
teien
treten. Er habe ſich bisher nicht unter die Kuratel des
Parlaments geſtellt, er dürfe das auch in Zukunft nicht tun.
Die Sozialdemokratie werde und müſſe ſich der grundſätzlichen
Neform der Finanzen, der Politik und des Staatsaufbaues
verſagen. Daher bleibe der zweite Wege einer taktiſchen Zu=
ſammenarbeit
des Zentrumskanzlers und der Zentrumspartei
mit allen denjenigen Faktoren, die das Volksbegehren des
Stahlhelms in Preußen unterſtützt haben.
Unter der Ueberſchrift Ein ſchweres Jahr, nimmt auch
Der Deutſche zu der kritiſchen Zuſpitzung der Lage Stellung.
Das Blatt zählt noch einmal die verſchiedenen in der Oeffent=
lichkeit
aufgetauchten Vorſchläge zu ſachlichen Einſparungen auf,
u. a. den Plan, die Beamtengehälter in Form der Kürzung von
Kinderzulagen oder ihrer Heranziehung zur Arbeitsloſenver=
ſicherung
anzugreifen und verzeichnet, daß diesmal in der Preſſe
allgemein darauf hingewieſen wurde, daß es Millionen Arbeit=
nehmer
gebe, die weit ſchlechter ſtünden, als der Durchſchnitt der
Beamten. Es ſei Aufgabe der Regierung, dafür zu ſorgen, daß
das, was getragen werden müſſe, gerecht verteilt und nicht ein=
ſeitig
auf die Schultern der Maſſen abgewälzt werde.

* Die neue heſſiſche Gemeindeordnung.
III.
In den Nummern 76 und 78 vom 17. und 19. März d. J.
iſt der erſte Teilentwurf einer neuen heſſiſchen Gemeindeordnung
einer Beſprechung unterzogen worden. Inzwiſchen iſt auch der
zweite Teil des Entwurfs dem Landtag zugegangen und von
dem zuſtändigen Geſetzgebungsausſchuſſe in Beratung genom=
men
worden. Das Geſetz ſoll, wie aus dem Entwurfe zu ent=
nehmen
iſt, ſchon am 1. Juli 1931 in Kraft treten und die Be=
ratung
iſt demgemäß in der Weiſe beſchleunigt worden, daß der
Geſetzgebungsausſchuß während der Verhandlungen über den
Staatshaushalt zeitweilig tagte und inzwiſchen ſeine Arbeit
beendete. Die Verabſchiedung des Geſetzes ſoll nun ſo raſch als
möglich vorgenommen werden. Damit würde die Geſetzgebungs=
maſchine
ein Tempo einſchlagen, das der Wichtigkeit der Mate=
rie
keineswegs entſpricht, und es iſt deshalb gar nicht zu ver=
wundern
, daß gewiſſe beſonders intereſſierte Körperſchaften ſich
über dieſe Eile beſchwert haben, die ihnen nicht die Möglichkeit
läßt, den Entwurf ſo ſorgfältig zu prüfen, daß ſie ſich zu ihm
mit der erforderlichen Gründlichkeit äußern können.
Eine Durchſicht des zweiten Teilentwurfs ergibt allerdings,
daß auch hier wie in dem erſten Teil irgendwelche grundlegen=
den
Aenderungen des beſtehenden Rechtes nicht vorgenommen
wurden. Damit iſt natürlich nicht geſagt, daß man der Neu=
faſſung
der geſetzlichen Beſtimmungen ohne weiteres zuſtimmen
kann. Es muß vielmehr die Frage aufgeworfen und erörtert
werden, ob nicht aus den praktiſchen Bedürfniſſen der Gemeinde=
verwaltung
ſich ergebende Neuerungen in den Entwurf einzu=
arbeiten
wären und ob nicht die veränderten politiſchen Ver=
hältniſſe
Neuregelungen erforderlich machen. Wir haben darauf
ſchon in unſerer Beſprechung des erſten Teilentwurfs hingewie=
ſen
und haben auch in gleicher Weiſe bei dem zweiten Ent=
wurfs
Anregungen zu geben.
Inhaltlich umfaßt dieſer zweite Entwurf die Vorſchriften
über die Vermögensverwaltung und die Haushalts=
führung
der Gemeinden ſowie die Beſtimmungen über die
Staatsaufſicht. Die Vorſchriften über das Gemeindeder=
mögen
, die ſich jetzt in der Städte= und Landgemeindeordnung
an verſchiedenen Stellen, teils in den Abſchnitten der allgemei=
uen
Verwaltung, teils in denjenigen der Vermögensverwal=
tung
, befinden, ſind hier ſyſtematiſch zuſammengeſtellt, bewegen
ſich aber ganz in den Gedanken der beſtehenden Geſetzgebung.
Zu dem Gemeindevermögen werden auch die der Gemeinde zu=
gewendeten
Stiftungen gerechnet, wobei allerdings hinſichtlich
Verwaltung und Nutzung dieſer Vermögensteile in erſter Linie
die Anordnungen der Stifter maßgebend ſind.
Für die Vorlage des Gemeindevoranſchlags
an den Rat iſt in dem Entwurf allgemein der Monat Dezem=
ber
jeden Jahres als Zeitpunkt vorgeſchrieben, während bis=
her
für die Städte ein beſtimmter Zeitpunkt nicht vorgeſehen
war. Natürlich handelt es ſich um eine Sollvorſchrift und es
iſt kaum anzunehmen, daß durch ſie der Zweck erreicht wird,
den ſie verfolgt, nämlich daß der Voranſchlag mit Beginn des
Rechnungsjahres, für das er gilt, fertiggeſtellt und verabſchiedet
iſt. Das wird umſo weniger erreicht werden, als die dem
geltenden Rechte angehörige Beſtimmung beibehalten iſt, daß
der Bürgermeiſter, wenn ſich der Abſchluß des Voranſchlags
verzögert hat, den Gemeindehaushalt drei Monate lang nach
dem Voranſchlag des Vorjahres fortführen kann und erſt zur
weiteren Fortführung der Zuſtimmung des Rats bedarf. Es
wäre zu erwägen, ob nicht wirkſamere Vorſchriften zur Beſchleu=
nigung
der Fertigſtellung des Voranſchlages möglich und zweck=
mäßig
ſind, nachdem die rechtzeitige Verabſchiedung der ſtädti=
ſchen
Etats ſchon zur Ausnahme geworden iſt. Daß man jetzt
auch den Bürgermeiſtern der Landgemeinden die Befugnis der
Fortführung des vorjährigen Voranſchlags im Falle der Ver=
zögerung
des neuen Voranſchlags gegeben hat, wird auch in
dieſen Gemeinden zu einer Verſchleppung der Haushaltsauf=
ſtellung
führen.
Der Entwurf hat keinen Verſuch gemacht, die Beſtim=
mungen
über die Rechnungslegung in der Weiſe
umzugeſtalten, daß die Ergebniſſe der Rechnungsprüfung und
des Rechenſchaftsberichtes eines Jahres für die Aufſtellung des
Voranſchlags des folgenden Jahres beſſer als bisher nutzbar
gemacht werden können. Dieſe Frage hat ſchon bei der par=
lamentariſchen
Verabſchiedung der Städte=Ordnung vom 8. Juli
1911 den Landtag beſchäftigt und hat den damaligen Abgeord=
neten
Dr. Gläſſing als Ausſchußberichterſtatter veranlaßt,
den Antrag zu ſtellen, deſſen Inhalt in Art. 182 IV St.=O.
ſeinen Niederſchlag gefunden hat. Der weſentliche Gedanke
dieſer Vorſchriften geht dahin, daß die Reviſionsarbeit nicht
erſt nach Jahresſchluß beginnen, ſondern daß ſie ſchon periodiſch
im Laufe des Rechnungsjahres ſtattfinden und ſo auf dem Lau=
fenden
gehalten werden ſoll, daß alsbald nach dem Bücherabſchluß
auch der Reviſionsabſchluß erfolgen kann. Die Durchführung
dieſer laufenden Buchprüfung iſt wie bisher an die Genehmi=
gung
des Miniſters des Innern gebunden und nur für Städte
von mindeſtens 20 000 Einwohnern für zuläſſig erklärt. Soll
die Buchprüfung durch ſtädtiſche Reviſionsbeamte erfolgen, ſo iſt
der Erlaß einer dahingehenden Ortsſatzung erforderlich.
Die beſtehenden Vorſchriften über die Abgaben, die
von den Gemeinden erhoben werden können, bleiben auch in
Zukunft maßgebend. Direkte Steuern dürfen die Gemeinden
nur auf Gruno geſetzlicher Vorſchriften erheben und nur ſoweit,
als die übrigen Einkünfte zur Beſtreitung der Bedürfniſſe nicht
ausreichen. Im übrigen bleiben die Kommunen auf die Feſt=
ſetzung
von Ausſchlägen und Gebühren beſchränkt.
Der Abſchnitt über die Staatsaufſicht faßt eine Reihe
von Vorſchriften, die in der beſtehenden Geſetzgebung an ver=
ſchiedenen
Stellen zerſtreut untergebracht ſind, zuſammen. Der
Kreis der Rechtsgeſchäfte, die der Genehmigung der Aufſichts=
behörde
bedürfen, hat ſich nicht verändert. Das Verfahren, das
im Falle geſetz= oder rechtswidriger Beſchlußfaſſungen des Rats
Platz greift, iſt dasſelbe geblieben. Ebenſo im Weſentlichen
das Verfahren, das dann einzuſchlagen iſt, wenn die Gemeinde
einer Ausgabe widerſpricht, die ihr von der Aufſichtsbehörde im
öffentlichen Intereſſe angeſonnen wird, oder wenn ſie Ausga=
ben
einzuſtellen ſich weigert, zu denen ſie geſetzlich verpflichtet
iſt. Endlich haben auch die Maßnahmen keine Aenderung er=
fahren
, die gegen eine Gemeinde oder ihren Rat ergriffen wei=

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Seite 2

Dienstag, den 5. Mai 1931

Nummer 124

den können, wenn dieſe ſich beharrlich der ihnen obliegenden
Pflichten entziehen.
Wenn man den ganzen Entwurf auf ſeine Bedeutung für
die Fortentwicklung des Kommunalweſens prüft, ſo muß man
ſagen, daß alle diejenigen arg enttäuſcht wurden, die grund=
ſätzliche
Neuerungen erwarteten oder befürchteten oder auch nur
an eine Anpaſſung der beſtehenden Geſetze an die durch die
Staatsumwälzung weſentlich veränderten Verhältniſſe dachten.
Außer der Einführung von Diäten, die ſich der Rat bewilligen
kann, der Verſchärfung der Vorſchriften, die ſich auf Anſtand
und Ordnung während der Sitzungen und auf die Schweige=
pflicht
der Ratsmitglieder beziehen, und der Zulaſſung des Be=
rufs
= und Bezirksbürgermeiſters, für kleine Gemeinden ſind
irgendwie weſentliche Aenderungen an der beſtehenden Geſetz=
gebung
nicht vorgenommen worden. Im übrigen bringt der
Geſetzentwurf lediglich eine ſyſtematiſche Verarbeitung der zur
Zeit geltenden Beſtimmungen der Städte= und Landgemeinde=
ordnung
zu einer einheitlichen Gemeindeordnung, eine kompila=
toriſche
Arbeit, die man uns als das Kernſtück der von der
Regierung beabſichtigten Verwaltungsreform ankündigte und
mit der die Verlängerung der Landtagsperiode begründet
wurde!
Zu bedauern bleibt namentlich, daß das neue Geſetz keiner=
lei
Lockerung der Staatsaufſicht bringt, in welcher
Richtung ſich die Entwicklung der kommunalen Verwaltung be=
wegen
muß, wenn die Gemeinden wieder die geſunden Urzellen
des ſtaatlichen Lebens werden ſollen. Aber das war von einer
Regierung nicht zu erwarten, die eben erſt durch ein beſonderes
Geſetz den Staatskommiſſar geſchaffen hatte, durch den das
Selbſtverwaltungsrecht der Gemeinden einfach beiſeite geſchoben
werden kann. Nicht einmal den unhaltbaren Zuſtand hat man
beſeitigt, daß den in der Minderheit gebliebenen Ratsmitglie=
dern
keinerlei Anfechtungsrecht bezüglich ſolcher Beſchlüſſe zu=
ſteht
, die eine Ratsmehrheit geſetz= und rechtswidrig durchgeſetzt
hat, obgleich die zur Anfechtung allein berechtigte Aufſichtsbe=
hörde
in politiſchen Fragen parteimäßig zu ſehr gebunden iſt
jedenfalls nicht als unparteiiſch gilt.
Alles in allem: eine arge geſetzgeberiſche Enttäuſchung. Die
Zeit iſt einem Aufſchwunge der Gemeinden nicht günſtig.
Spectator.
Brorptelserhehang i Beiiin
gegen den Willen des Reichsernährungsminiſters.
Der Zweckverband der Bäckermeiſter Groß=Berlins hat den
50=Pfennig=Brotpreis ab heute früh eingeführt. Die neuerliche
Erhöhung iſt umſo unverſtändlicher, als die Mehlpreiſe ſeit der
letzten Brotpreiserhöhung nicht weiter geſtiegen ſind. Es iſt ſelbſt=
verſtändlich
, daß die in der vergangenen Woche angekündigten
Maßnahmen Aenderung des Brotgeſetzes und teilweiſe Auf=
hebung
des Weizenzolles ſich erſt auswirken müſſen, um für
die Regelung der Preiſe praktiſch wirkſam zu werden.
* Der Berliner Brotpreis hat ſich ganz plötzlich zu einer hoch=
politiſchen
Frage zugeſpitzt. Die Sozialdemokraten rich=
ten
ſcharfe Drohungen gegen die Regierung für den
Fall, daß es ihr nicht gelingen ſollte, den Widerſtand der Bäcker
zu brechen. Das Kabinett iſt ſich wohl auch klar darüber, daß es
über dieſe Brotpreiserhöhung und ihre Folgeerſcheinungen im
ganzen Reich ſtolpern kann. Umſo unbequemer iſt der Regierung,
daß die Bäcker trotz aller Warnungen heute wieder
mit einer weiteren Brotpreiserhöhung um 2 Pfennig herausge=
treten
ſind, alſo innerhalb weniger Tage um insge=
ſamt
4 Pfennig höhere Preiſe verlangten. Der
Reichsernährungsminiſter hat den preußiſchen Handelsminiſter
mobil gemacht und rechnet den Innungen vor, daß ein Grund
zu dieſer Erhöhung eigentlich nicht vorhanden
ſei. Ihre Verdienſtſpanne habe früher 18 Pfg. betragen, ſei vor=
übergehend
auf 15 Pfg. geſunken, jetzt aber wieder auf 18 Pfg.
geſtiegen, wozu dann noch der Verdienſt aus der Aenderung der
Ausmahlungsquote komme. Die Bäckerinnung verweiſt auf die
letzten Mehlpreisſteigerungen und die unverminderten Geſtehungs=
koſten
. Am Montag ſind noch einmal Verhandlungen geweſen, die
aber anſcheinend keinen Erfolg gezeitigt haben. Die Regierung
denkt daran, mit Hilfe der Kartellverordnung einzugrei=
fen
und unter Umſtänden die Bäckerinnung aufzulöſen. Sie will
weiter die Brotfabriken bevorzugen, die ſich an
der Preisſteigerung nicht beteiligt haben. Auch
an die Aufhebung des Nachtbackverbotes iſt gedacht, doch wäre
hierzu ein ausdrücklicher Kabinettsbeſchluß notwendig. Gegen=
wärtig
ſchweben Verhandlungen über einen
Gprozentigen Lohnabbau auch im Berliner
Bäckergewerbe. Vielleicht iſt auch hier ein Moment gegeben,
um den Brotpreis wieder herunterzudrücken. Ueber dieſe Not=
wendigkeit
iſt ſich auch der Kanzler klar, weil ſeine Preisſenkungs=
aktion
, die er ja noch fortſetzen will, nicht durch ein Anziehen der
Brotpreiſe illuſoriſch gemacht werden ſoll.

Vom Tage.

Wie amtlich mitgeteilt wird, iſt der Führer der Sturmabteilung der
Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei Braatz von einem
Beamten der Abteilung IA der Berliner Polizeidirektion in Schneide=
mühl
wegen Landesverrats zugunſten Polens verhaftet worden.
Die Regierungskriſe in Bulgarien endigte nach zweiwöchigen Be=
ſprechungen
überraſchend mit der Erklärung Liaptſcheffs, daß der König
das demiſſionierte Kabinett Liaptſcheff in ſeiner früheren Zuſammen=
ſetzung
mit der Fortführung der Geſchäfte beauftrage. Die Hartnäckig=
keit
aller Parteien im Kampf um die Machtverteilung im neuen Kabi=
nett
ließ dem König keine Wahl, als dem Sgovoy ungeſchmälert die
Führung zu überlaſſen. Die politiſche Lage iſt durch dieſe unerwartete
Löſung keineswegs geklärt.
Der engliſche Außenminiſter Henderſon erklärte im Unterhaus, daß
England nach dem Abſchluß des Locarnovertrages keine neuen Verpflich=
tungen
eingegangen ſei, Belgien im Kriegsfalle zu Hilfe zu kommen.
Lord Irwin, der nach fünfjähriger Amtszeit als Vizekönig von In=
dien
nach England zurückgekehrt iſt, wurde vom König für ſeine Ver=
dienſte
um Indien der Hoſenbandorden, die höchſte Auszeichnung des
Britiſchen Reiches, verliehen.
In drei franzöſiſchen Departements fanden am Sonntag Erſatz=
wahlen
zum Senat ſtatt. Die Parteien behaupteten dabei ihren früheren
Stand. Gewählt wurden: eine Mitglied der Gruppe Marin und zwei
Radikale. Bei einer Erſatzwahl für die Kammer im Departement Creuſe
erzielten dagegen die Sozialiſten einen Erfolg, da ihr Kandidat an Stelle
eines Radikalen gewählt wurde.
Der ſpaniſche Innenminiſter Maura hat infolge von Meinungsver=
ſchiedenheiten
mit dem Miniſterpräſidenten Alcala Zamora über die Ka=
taloniſche
Frage ſeine Demifſion gegeben. Maura macht dem Miniſter=
präſidenten
Zamora den Vorwurf, daß er gegenüber dem Präſidenten
von Katalonien, Oberſt Macia, eine zu verſöhnliche Haltung einnehme
Die über die Inſelgruppe von Madeira verhängte Blockade iſt auf=
gehoben
worden; alle Schiffe können in Funchal wieder anlaufen.
Nahas Paſcha, der Führer der ägyptiſchen Wafd=Partei, iſt mit libe=
ralen
Freunden heimlich und entgegen dem Redeverbot nach Beni Suez
gefahren. Während einer der dort veranſtalteten Demonſtrationen kam
es zu einem blutigen Kampf mit der Polizei, wobei acht Perſonen ge=
tötet
und 46 verletzt wurden. Die Lage iſt äußerſt ernſt.
Die chineſiſch=ruſſiſchen Verhandlungen über die pſtchineſiſche Eiſen=
bahn
machen gute Fortſchritte. Rußland ſoll ſich bereit ereklärt haben.
ſeinen Beſitzteil an der Eiſenbahn an China zu verkaufen.

geſcheiterk. Schlichkerkammer gebildef.
Eſſen, 4. Mai.
Ueber die Neuregelung des Rahmentarifs für den Ruhrberg=
bau
fanden, nachdem die Verhandlungen am 23. April bekanntlich
ergebnislos abgebrochen werden mußten, am Montag auf Antrag
des Zechenverbandes in Eſſen Parteien=Verhandlungen vor dem
Schlichter Dr. Brahn ſtatt. Sie waren erneut ergebnislos. In
der Arbeitszeitfrage blieben die Unternehmer bei ihrer Forde=
rung
, die tarifliche Schicht im Ruhrbergbau zu verlängern, um
bei Ablauf des Mehrheitsabkommens am 1. Oktober des Jahres
die jetzt beſtehende Arbeitszeit beibehalten zu können. Demgegen=
über
brachten die Bergarbeitervertreter zum Ausdruck, daß ſie in
ſer Kündigungsaktion der Unternehmer weniger eine Selbſt=
koſtenfrage
, als vielmehr ein Vorgehen gegen die notwendige Ver=
kürzung
der Arbeitszeit ſähen. Die jetzige Arbeitszeit im Berg=
bau
ſei unhaltbar. Auch die neuen Urlaubsbeſtimmungen wurden
von den Bergarbeitervertretern abgelehnt. Den gleichen Stand=
punkt
vertraten die Bergarbeitervertreter hinſichtlich des Mindeſt=
lohnes
und des Hausſtandsgeldes. Die Bergarbeiter müßten auf
ihren Forderungen beſtehen, die Mindeſtlohngrenze um 15 v. H. zu
erhöhen, und verlangten Beibehaltung des Hausſtandsgeldes und
der bisherigen Deputatsrechte. Es wurde eine Schlichterkommiſſion
gebildet. Die Einigungsverhandlungen vor dem Schlichter wur=
den
in einem kleinen Kreiſe von je fünf Vertretern beider Par=
teien
fortgeſetzt. Die Vorſchläge der Parteien wurden eingehend
erörtert, ohne daß eine Einigung zuſtandekam. Die Verhandlun=
gen
werden am Mittwoch, den 6. Mai, weitergeführt.
Das vorläufige Geſamkergebnis der Landkags=
wahlen
in Schaumburg=Lippe.
Das bisherige Geſamtergebnis der Landtagswahlen in Schaumburg=
Lippe ſtellt ſich wie folgt: Sozialdemokraten 12 981 Stimmen, wahrſchein=
lich
7 Sitze (früher 8), Deutſchnationale 2953 Stimmen, wahrſcheinlich
1 Mandat (3), Deutſche Volkspartei 1617 Stimmen, wahrſcheinlich 1
Mandat (1), Staatspartei 1294 Stimmen wahrſcheinlich 1 Mandat,
Kommuniſten 1854 Stimmen wahrſcheinlich 1 Mandat (0), Landvolk
390 Stimmen, Nationalſozialiſten 7849 Stimmen, wahrſcheinlich 4 Man=
date
. Es fehlen noch einige Ergebniſſe aus kleineren Ortſchaften,
die aber an dem Geſamtbild nichts ändern. Danach haben alſo die So=
zialdemokraten
ein Mandat verloren, dagegen die Kommuniſten zum
erſten Male ein Mandat erhalten. Die Nationalſozialiſten haben gegen=
über
den Reichstagswahlen von 1930 einen Stimmenzuwachs von 50
Prozent zu verzeichnen. Unter Berückſichtigung dieſes Geſamtergeb=
niſſes
ſind die Mehrheitsverhältniſſe noch umſtritten, da der eine Kom=
muniſt
das Zünglein an der Waage bildet.

zum 75. Geburtstag am 6. Mai 1931.
Die Heilkunde hat die Seele wieder entdeckt. Die Zuſam=
menhänge
zwiſchen körperlichen Beſchwerden und ſeeliſchen Kon=
flikten
laſſen ſich heute klarer erkennen als vor einem Menſchen=
alter
. Viele krankhafte Aeußerungen des Seelenlebens ſind heute
der Behandlung zugänglich. Die Pädagogik bemüht ſich, die
ſeeliſche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu verſtehen,
tiefer zu erfaſſen. Eingehende pſychologiſche Studien an Kin=
dern
, primitiven Menſchen und Geiſteskranken haben zu einer
weſentlichen Vertiefung unſerer Kenntniſſe des menſchlichen
Trieblebens und der Charakterentwicklung geführt und ſchließ=
lich
ſind durch eine ernſthafte, nach wiſſenſchaftlichen Methoden
durchgeführte Erforſchung der Sexualprobleme viele unnatür=
liche
Ueberſpannungen einer unaufeichtigen Moral gelockert und
gemildert worden.
Unter den geiſtigen Führern dieſer kulturgeſchichtlichen Be=
wegung
ſteht der 75jährige Wiener Nervenarzt Sigmund Freud
in vorderſter Linie. Man wird dieſem Gelehrten nicht gerecht,
wenn man ihn ausſchließlich nach den von ihm aufgeſtellten
Grundprinzipien ſeiner Pſychoanalyſe beurteilt. Es iſt in den
letzten beiden Jahrzehnten unendlich viel über die Freudſche
Pſychoanalyſe geſchrieben worden. Die Lehre Freuds, die faſt
alle Seelenregungen in Beziehung zum Sexuellen zu ſetzen ſucht,
hat zunächſt Befremdung, dann Beſtürzung und leidenſchaftliche
Abwehr erfahren. Allmählich ſchloß ſich ein Kreis von Schü=
lern
um den Meiſter, und nun fanden ſich auch Mitarbeiter im
In= und Ausland, die den Mut hatten, die pſychoanalytiſche
Methode zu prüfen und weiterzubilden. Im Laufe der Zeit
trennten ſich jedoch eine Reihe der hervorragendſten Schüler von
ihm und bildeten neue Schulen, die zwar alle auf den Lehren
Freuds fußten, aber im Einzelnen ihre eigenen Wege gingen.
Der Meiſter ſelbſt hat ſich dieſer Entwicklung gegenüber immer
ſtreng ablehnend verhalten. Er prüfte und zögerte lange, bis er
mit ſeinen Anſchauungen hervortrat, hielt aber an dem, was er
einmal für richtig erkannt zu haben glaubte, unerſchütterlich
und nicht ohne Starrſinn feſt. Es würde hier zu weit führen,
im einzelnen auf die pſychoanalytiſche Lehre Freuds einzugehen.
Trotz des wiſſenſchaftlichen Streites, der immer noch herrſcht,
haben auch ſeine ſchärfſten Gegner, die ihm vor allem aus dem
Lager der älteren Pſychiater erwuchſen, das Genie dieſes Man=
nes
und ſeine große Bedeutung für die Entwicklung der pſycho=

logiſchen Forſchung anerkannt. Unter den Werken der letzten
Zeit, die ſich mit der Lehre und Perſönlichkeit Freuds eingehen=
der
beſchäftigen, verdient eine Abhandlung des bekannten
Schriftſtellers Stephan Zweig in ſeinem Buche Die Heilung
durch den Geiſt beſonders hervorgehoben zu werden. Hier
wird die Lebensarbeit Freuds nicht vom Stande des Spezial=

forſchers kritiſiert, ſondern der Mann und ſein Werk in den
Mittelpunkt der Darſtellung gerückt und eine lebendige Schilde=
rung
des Entwicklungsganges der Perſönlichkeit Freuds ge=
geben
. Wir erſchauen die ganze Dürftigkeit des pſychologiſchen
Vorſtellungsvermögens um 1890 und lernen den jungen Medi=
ziner
Freud als beſcheidenen und fleißigen Forſcher auf dem
Gebiet der Hirnanatomie kennen. Da hört er von dem fran=
zöſiſchen
Neurologen Charkot und begibt ſich zu ihm, um die in
der Salpetriére zu Paris angewandte Form der Pſychotherapie
kennen zu lernen. Er lernt und ſieht viel, aber ſein pſychologiſches
Intereſſe findet auch hier keine Befriedigung. Da lernt er durch
ſeinen Freund Breuer in Wien den Fall eines jungen Mädchens
kennen, die an ſchwerer Hyſterie leidet. Breuer hat beobachtet,
daß die Symptome ſich jedesmal nach einer gründlichen Aus=
ſprache
beſſern. Freud ſtudiert zunächſt dieſen Fall gemeinſam
mit Breuer längere Zeit hindurch, und dieſe Arbeiten finden
ihren Niederſchlag in den von Breuer und Freud gemeinſam

veröffentlichten Studien über Hyſterie, die zur Grundlage für
den Aufbau der pſychoanalytiſchen Lehre wurden. Freud hat
die große Bedeutung des Sexuellen für die Entſtehung der
Krankheitsſymptome entdeckt. Als er in Wien vor einem wiſſen=
ſchaftlichen
Kreis über ſeine Studien ſpricht, findet er Zurück=
haltung
und Ablehnung. Seine akademiſche Laufbahn wird da=
durch
frühzeitig gehemmt. Er erhält zwar viel ſpäter den Titel
Profeſſor, aber er bleibt ein außerordentlicher Profeſſor, der
einmal die Woche eine Vorleſung hält, aber täglich in ſeiner
Mietwohnung acht bis neun Analyſen ausführt. Täglich ver=
ſenkt
er ſich in das Seelenleben ſeiner Patienten, und ſucht ſie
von ihren ſeeliſchen Konflikten zu befreien. Sein Verfahren
iſt das eines Anatomen, der mit dem Skalpell eine Schicht nach
der anderen freilegt und dem nichts entgeht, was für die Be=
urteilung
notwendig iſt. In den Nachtſtunden verarbeitet er
die Fülle ſeiner Beobachtungen und baut ſchrittweiſe ſeine Lehre
auf. Er entdeckt die ſeeliſchen Widerſtände im Kranken gegen die
Behandlung, die Gefühlsübertragung des Kranken auf den Arzt.
Mit Hilfe der Traumanalyſe ſucht er in die Regionen der
Seele zu dringen, die ſich dem Bewußtſein als unzugänglich er=
weiſen
. In unermüdlicher Arbeit, vierzig Jahre in derſelben
Wohnung, an demſelben Schreibtiſch, ohne Hilfsperſonal, geht
dieſe Heil= und Forſchertätigkeit vor ſich. Bis zu ſeinem 70.
Lebensjahr war Freud nie krank. Kaum iſt er von einer ſchweren
Krankheit halb geneſen, begibt er ſich wieder ans Werk, und
nun entſtehen theoretiſche Arbeiten, in denen die analytiſchen
Erkenntniſſe zu einer Entwicklungsgeſchichte der Seele verarbeitet
und unter kulturgeſchichtlicher und weltanſchaulicher Beleuchtung
dargeſtellt werden. Aber dies Bild iſt düſter, denn nur die zer=
quälten
Menſchenſeelen dienten ihm zur Vorwurf. In der Lei=
denſchaft
der Erkenntnis verblaßt die Unbefangenheit. Die Zer=
gliederung
(Analyſe) bedarf der Ergänzung (Syntheſe). Hier
liegen die Grenzen der Freudſchen Seelenlehre. Erſt aus einem
größerer zeitlichen Abſtand wird man die volle Bedeutung des
kühnen und einzigartigen Forſchers voll würdigen können.
Dr. Georg Kaufmann.

Von Deutſchlands Hohen Schulen.
Heidelberg: Der a. v. Profeſſor und Direktor der Univerſitätsklinik
für Ohren=, Naſen= und Kehlkopfkrankheiten Dr. Karl Beck iſt zum
v. Profeſſor für Ohrenheilkunde an der Univerſität Heidelberg ernannt
worden.
Breslau: Mit einer Antrittsvorleſung über den Einfluß des Höh=
lenlebens
auf die Tierwelt hat ſich in der philoſophiſchen Fakultät der
Aſſiſtent am Breslauer Zoologiſchen Univerſitätsinſtitut Dr. phil. Hans
Jürgen Stammer für das Fach der Zoologie habilitiert.

Ermäßigungsmöglichkeiken
bei der heſſiſchen Sondergebäudeſtener.
Der heſſiſche Finanzminiſter hat kürzlich neue Anordnungen an
die Finanzämter bekanntgegeben, wodurch die Reihe der Ermäßigungs=
möglichkeiten
bei der Sondergebäudeſteuer weſentlich verlängert wird.
Die ganz erhebliche Bedeutung der Anordnungen nicht nur für den
Hausbeſitz, ſondern auch für das Baugewerbe, rechtfertigt es, nochmals
darauf zurückzukommen.
Die ſtaatliche Sondergebäudeſteuer in ihrer Geſamtheit, alſo nicht
nur die jetzt in manchen Fällen eintretende Erhöhung, kann um zwei
Drittel des Betrages ermäßigt werden, den ein Steuerpflichtiger nach=
weisbar
als jährliche Verzinſung und Tilgung von Reparatur=
hypotheken
aufzuwenden hat.
Reparaturhypotheken ſind ſolche Hypotheken, die für laufende oder
große Inſtandſetzungen aufgenommen werden mußten; Vorausſetzung
iſt alſo die Beſtellung einer Hypothek. Der Zeitpunkt der Hypothek=
beſtellung
kann zurückliegen (bis zum 1. April 1924). Der wirtſchaft=
liche
Zuſammenhang zwiſchen dem Neparationsaufwand und der Hypo=
thekbeſtellung
muß nachweisbar ſein.
Bei ſpiel: Eine Reparaturhypothek iſt beſtellt in Höhe von
3000 RM.; für Verzinſung und Tilgung ſind aufzuwenden jährlich
270 RM. Die ſtaatliche Sondergebäudeſteuer iſt erſtmals für 1931
um 180 RM. zu ermäßigen. Die Ermäßigung erfolgt nur auf Antrag,
der bei dem Finanzamt anzubringen iſt.
II.
Sind die Koſten für laufende oder große Inſtandſetzungen nicht in
der unter Ziffer I beſchriebenen Weiſe zu berückſichtigen, ſo gilt fol=
gendes
:
In der geſetzlichen Miete iſt ſeit Jahren ein Betrag von 25 Pro=
zent
für derartige Aufwendungen enthalten. In nicht ſeltenen Fällen
wird der Hauseigentümer in einem Jahre aber mehr an Reparatur=
koſten
aufzuwenden haben, als ihm in der geſetzlichen Miete für dieſen
Zweck erſtattet wird. Eine Steuerermäßigung kann aus dieſer Tatſache
noch nicht hergeleitet werden, weil der betreffende Hauseigentümer viel=
leicht
in einem anderen Jahre entſprechend weniger für Reparaturen
aufgewendet hat. Erſt wenn im Verlauf von drei Jahren (und zwar
vom 1. April 192 bis 31. März 1932) zuſammen nachweisbar mehr
an Reparaturaufwand entſteht, als in dieſen 3 Jahren in der geſetz=
lichen
Miete zuſammen für dieſen Zweck enthalten iſt, kann eine
Steuerermäßigung beanſprucht werden. Der Reparaturauf=
wand
muß alſo in dieſen 3 Jahren zuſammen mehr
als 325 Prozent der geſetzlichen Miete betragen.
Beiſpiel: Die geſetzliche Miete eines Hauſes beträgt 1800 Mark,
und zwar einſchließlich des Mietwertes der von dem Hauseigentümer
ſelbſt benutzten Wohnung. In dieſen 1800 Mark ſind für Reparaturen
enthalten pro Jahr 25 Prozent 450 Mark. Im Verlauf der drei
Steuerjahre 1929, 1930 und 1931 ſtehen dem Hauseigentümer alſo für
Reparaturen zuſammen 1350 Mark zur Verfügung. Verwendet er mehr
als dieſe Summe für Reparaturen (einerlei, ob es ſich um laufende oder
um große Inſtandſetzungen handelt), verwendet er alſo in dieſen 3 Jah=
ren
zuſammen beiſpielsweiſe 1500 Mark für dieſe Zwecke, ſo werden
zwei Drittel des überſchießenden Betrages von 150 Mark, d. ſ. 100
Mark, durch Ermäßigung der ſtaatlichen Sondergebäudeſteuer für 1931
vergütet. Ob der Mehraufwand in das Rechnungsjahr 1929, 1930 oder
1931 fällt, iſt einerlei. Dieſe Ermäßigung iſt zunächſt nur einmal für
das Rechnungsjahr 1931 zugeſtanden, während die unter Ziffer I
dauernd gelten ſoll. Außerdem iſt die Ermäßigung unter Ziffer II
beſchränkt auf diejenigen Gebäude, deren Friedensmiete mehr als 5
Prozent des Grundſteuerwertes beträgt, mit anderen Worten: beſchränkt
auf diejenigen Gebäude, für die neuerdings eine Erhöhung der Sonder=
gebäudeſteuer
eingetreten iſt; und die Ermäßigung darf nicht größer
ſein als der Betrag dieſer neuerdings eingetretenen Sondergebäude=
ſteuererhöhung
. Antragſtellung wie zu Ziffer I.
Wenn unter Ziffer 1 und II nur eine Ermäßigung um zwei Drit=
tel
zugeſtanden iſt, ſo liegr der Grund dafür darin, daß auch die Ge=
meinden
eine Sondergebäudeſteuer erheben, und zwar derart, daß
die Staatsſteuer etwa zwei Drittel der ſtaatlichen und kommunalen Son=
dergebäudeſteuer
zuſammen ausmacht. Man wird abzuwarten haben, ob die
Gemeindeverwaltungen ſich dem Vorgehen des heſſiſchen Finanzminiſters
anſchließen und das letzte Drittel auf die Gemeinde= Sondergebäude=
ſteuer
übernehmen.
III.
Die Fälle mehren ſich, in denen es dem Hauseigentümer nicht mehr
möglich iſt, ein Gebäude oder einen Gebäudeteil für denjenigen Betrag
zu vermieten, der der geſetzlichen Miete für dieſen Gebäudeteil entſpricht.
Ein Gebäude von 100 000 Mark Wert hat beiſpielsweiſe eine
Friedensmiete von 5000 Mark. Die geſetzliche Miete würde demnach be=
tragen
126 Prozent von 5000 Mark 6300 Mark. Zu dieſem Preis iſt
das Gebäude aber nicht vermietbar. Es läßt ſich gegenwärtig beiſpiels=
weiſe
nur eine Miete von 5040 Mark erzielen. Dieſer Betrag gilt als
126prozentige Miete. Es ſteckt darin eine fingierte Friedensmiete von
nur 4000 Mark. Die ſtaatliche Sondergebäudeſteuer iſt auf Antrag
erſtmals für 1931 derart zu berechnen, daß von einer Friedensmiete
von nur 4000 Mark ausgegangen wird. Iſt jedoch aus irgendeinem
andern Grunde eine Steuerermäßigung für dieſes Objekt zuzubilligen,
ſo werden die Ermäßigungen gegenſeitig aufgerechnet, d. h. es wird
nur die weitergehende Ermäßigung zugeſtanden. Antragſtellung wie zu
Ziffer I.

[ ][  ][ ]

Nummer 124

Dienstag, den 5. Mai 1931

Seite 3

* Die rumäniſch=franzöſiſche
Bermnmmang.
Die Gründe für die veränderke rumäniſche Hallung.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 4. Mai.
Die Zollunion hat in Frankreich für einen Augenblick die
Aufmerkſamkeit auf das Verhältnis zu Rumänien gelenkt, und
man mußte ſich Rechenſchaft darüber geben, daß Rumänien
im Begriffe ſei, ſich dem franzöſiſchen Einfluß
zu entziehen. Damals wurde ſelbſtverſtändlich die An=
ziehungskraft
der Zollunion für die Seitenſprünge der ſüdöſt=
lichen
lateiniſchen Schweſter verantwortlich gemacht. Wir
haben ſchon auf das Abwegige dieſer franzöſiſchen Auffaſſung
hingewieſen. Die Ereigniſſe in Bukareſt erbringen jetzt den
Beweis, daß die Gründe der Veränderung in der
Haltung der rumäniſchen Diplomatie in erſter
Linie und vor allem in Bukareſt ſelbſt zu fuchen
ſeien.
Die Verſtimmung gegen Frankreich in Rumänien iſt zuerſt
durch die franzöſiſche Bevormundung in der rumäniſchen Fi=
nanzpolitik
entſtanden. Dieſe Verſtimmung begann wohl unter
der Aera des franzöſiſchen Finanzdiktators Riſt, verſchärfte ſich
unter ſeinem Nachfolger und erreichte ihren Gipfel mit der viel=
erörterten
franzöſiſchen Anleihe für Rumänien, deren Bedin
gungen man ſelbſt in Paris als grauſam brandmarkte. Die po=
litiſcheEntwicklung
wurde dagegen durch einen perſönlichen Faktor,
durch dieHeimkehr desKönigs Carol, bedingt. KönigCarol hat ſeine
eigenen politiſchen Konzeptionen und Verbindungen, die er noch
in ſeinem Exil anknüpfte und die ſtark von der ſeit dem Kriege
traditionell gewordenen rumäniſchen Außenpolitik abweichen.
Der Beſuch des Prinzen Nicolaus in Budapeſt und die Be=
rüfung
Jorgas zum Miniſterpräſidenten gingen in Paris nicht
unbemerkt vorüber. Und die letzten Ereigniſſe der rumäniſchen
Innenpolitik beweiſen, daß in Bukareſt eine tiefgehende Ver=
änderung
bevorſteht.
Der König hat alle Kombinationen mit den alten Politikern
ad absurdum geführt, zuletzt ſogar die Kombination Titulescu,
der nach einigen Tagen um eine Enttäuſchung reicher auf ſeinen
wackelig gewordenen Geſandtenpoſten in London zurückkehrte.
Die Kammer, die in äußerſter Verzweiflung ſchon in allem
gefügig war, wurde aufgelöſt. Die Neuwahlen führt Innen=
miniſter
Argetoiano, das eigentliche Haupt der Regierung, ein
in Paris recht wenig volkstümlicher Politiker. Neuwahlen
in Rumänien; das Wort hat trotz der unableugbaren Ent=
wicklung
der letzten Jahre einen eigenen Klang. In Paris be=
fürchtet
man, daß die ganze alte Politikergarde bei dieſen Neu=
wahlen
weggeſchwemmt wiro, und nur die Anhänger des
Königs gewählt werden. Das würde für einige Zeit das
Ende des franzöſiſchen Einfluſſes in Bukareſt
bedeuten.
Die Konferenz der Kleinen Enkenke.
Bukareſt, 4. Mai.
Die Außenminiſter der Kleinen Entente haben am Sonntag
zwei Sitzungen abgehalten, zu denen die Preſſe nicht zugelaſſen
war. Das Ergebnis der erſten Sitzung, die die Außenminiſter
der Kleinen Entente am Sonntag abhielten, iſt außerordent=
lich
dürftig geweſen. Vormittags wurde die Tagesördnung
feſtgelegt, die allgemeine Lage in Europa beſprochen und mit der
bekannten Genugtuung, die ebenſo bekannte Uebereinſtimmung
der Anſichten feſtgeſtellt. Nachmittags wurden alle Fragen, die
die Völkerbundstagung betreffen, beſprochen. Beſonders Ab=
rüſtungs
= und Reparationsfragen. Gleichzeitig wurde man ſich
über die Haltung der Kleinen Entente auf der Septembertagung
klar. Am Montag fand die Ausſprache über die Zollunionsfragen
ſtatt.
Bemerkenswert iſt ein Artikel des Curentul, der gewiſſer=
maßen
die Begleitmuſik zu der Geheimkonferenz macht. Es heißt
darin, daß innerhalb der Kleinen Entente heute
die Intereſſen Rumäniens lediglich mit denen
Südſlawiens übereinſtimmten, weil beide
Agrarländer ſeien, die unter der ſchwerſten Kriſe
litten. Infolgedeſſen bilde die deutſch= öſter=
reichiſche
Zollunion für dieſe beiden Länder
keine Gefahr. Auf der einen Seite ſtehe ein tatkräftiger
Block von 70 Millionen Menſchen und auf der anderen ein Land
wie Rumänien, das zurzeit eine Kriſe durchmache, deren Formen

geintices Landestheater.
Großes Haus. Montag, den 4. Mai 1931.
Dritter Abend des Brahms-Znklus. Volkskonzerk.
Das letzte Brahmskonzert brachte die beiden letzten Sinfonien
des Meiſters zu Gehör. Selten hat man Gelegenheit, das geſamte
ſinfoniſche Schaffen und dazu noch ſein D=Moll=Klavierkonzert, das
urſprünglich als Sinfonie gedacht war und den anderen Sinfonien
vorausgeht, in ſo engem Zuſammenhang zu hören. Um ſo ſtärker
empfindet man es, daß Brahms zu den wenigen Meiſtern gehört,
die nach Beethoven in der Sinfonie ganz Bedeutendes zu ſagen
hatten. Seine 4 Sinfonien ſind Individuen, jede wird in ihren
Hauptſätzen bedeutend und charakteriſtiſch geſtempelt. Iſt die erſte
beſonders leidenſchaftlich, ſo läßt die zweite weichere Töne anklin=
gen
, aus ihr ſpricht faſt ein Genießen wie in ſchöner Natur. Die
dritte iſt glänzend, kraftvoll, faſt heroiſch, und die vierte ſo herb
und ſchwermütig, wie es in Sinfonien nur ſelten vorkommt.
Wir hörten am heutigen Abend die beiden letzten in ſehr
glücklicher Geſtaltung durch Dr. Karl Böhm. Einzig der erſte Satz
der F=Dur=Sinfonie ſchien uns noch nicht ſo konzentriert und ener=
gieerfüllt
wie die ſpäteren Sätze. An ſeiner Spitze ſteht ein dämo=
niſches
Motto der Bläſer, die unmittelbar in das weit geſchwun=
gene
, eigenwillige, mit Synkopen durchſetzte Hauptthema einmün=
det
. In dieſem Satz überraſcht die Fülle der ſelbſtändigen Ge=
danken
, die Expoſition erreicht dadurch eine Weite, wie man ſie
ſonſt nur bei Bruckner gewöhnt iſt. Wir fanden es darum ſehr
glücklich, daß Dr. Böhm ausnahmsweiſe die Expoſition wieder=
holte
, weil man dann der Durchführung um ſo beſſer zu folgen
imſtande iſt. Dem freundlicheren Charakter, der Sinfonie ent=
ſprechend
, hat ſie keinen langſamen Satz in dem Sinne der drei
anderen Sinfonien, ſondern ein bewegtes Andante, das den kom=
plizierten
Themen des erſten Satzes ruhige, liedhafte Geſtaltung
entgegenſetzt. Er erhält dadurch mehr den Charakter eines lie=
benswürdigen
Intermezzos, und ähnlich iſt es mit dem dritten
Satz, der bei aller Grazie einen gewiſſen ſchwermütigen Zug nicht
entbehrt. Ueberaus fein wird die Hauptmelodie immer wieder
anders von den Inſtrumenten umſpielt. Zwei Züge des letzten
Satzes erinnern ebenfalls an Anton Bruckner: einmal, daß er in
ſeiner leidenſchaftlichen Erregung zum Gipfelpunkt der ganzen
Sinfonie wird, wobei den zerfetzten Kampfmotiven choralartige
Gegenſätze gegenüber treten, und dann, weil am Ende des wun=
dervollen
Soſtenuto, das den Satz friedlich abſchließt, in verklärter
Rnhe das Hauptthema des erſten Satzes erſcheint und ſo dem Ge=
danken
der ganzen Sinfonie eine beſonders würdige Abrundung
gibt. Von Satz zu Satz ſteigerte ſich die Schönheit der Anfführung,

bereits dem Vorſpiel des Ruins gleichkäme. Das Blatt ſtellt dann
weiter feſt, daß die rumäniſchen Sympathien zwar Frankreich
gehörten, daß dieſe Sympathien aber zu ſchweigen hätten, weil
lebenswichtige Intereſſe des Landes auf dem Spiele ſtünden. Bis=
her
habe die rumäniſche Außenpolitik wohl Stil, aber keinen In=
halt
gehabt. Rumänien habe gar keine Veranlaſ=
ſung
, Herrn Beneſch nochmals einen Sieg errin=
gen
zu laſſen.
Zollunion und Kleine Enkenke.
EP. Bukareſt, 4. Mai.
In der Montagsſitzung der Kleinen Entente ſprach der tſchecho=
ſlowakiſche
Außenminiſter Beneſch über die Zollunion zwiſchen
Deutſchland und Oeſterreich, wobei er ſeine bekannten Gedanken=
gänge
entwickelte. Der rumäniſche Finanzminiſter Argetojanu
legte den wirtſchaftlichen Standpunkt Rumäniens dar. Dann
ſprachen der jugoſlawiſche Außenminiſter Marinkowitſch und der
rumäniſche Handelsminiſter Manoilescu. Abends wurde die Dis=
kuſſion
fortgeſetzt. Ein Communigué wird erſt morgen ausgegeben.
Die Informationen über den Verlauf der Sitzung ſind wider=
ſpruchsvoll
. In einzelnen Kreiſen wird verſichert, daß zwiſchen den
Staaten der Kleinen Entente zur Zollunion volle Einigung er=
zielt
ſei, während andere Kreiſe behaupten, daß der rumäniſche
Finanzminiſter ausgeführt habe, Rumänien gehe zwar in poli=
tiſcher
Hinſicht mit ſeinen Verbündeten vollkommen einig, in
wirtſchaftlicher Hinſicht könne es aber nicht ganz die tſchecho=
ſlowakiſche
Linie einhalten.
Weikerarbeik an der Zollunion
kroß des Keſſelkreibens gegen Deukſchland
und Oeſterreich.
* Berlin, 4. Mai. (Priv.=Tel.)
Trotz des diplomatiſchen Keſſeltreibens gegen die Zollunion
zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich, an dem ſich am Sonntag auch
der franzöſiſche Miniſterpräſident in auffälliger Form beteiligt
hat, gehen die Arbeiten in Berlin und Wien programmgemäß
weiter. Beide Regierungen haben bereits Ausſchüſſe eingeſetzt,
die das Material vorbereiten und in Kommiſſionsſitzungen aus=
zuhandeln
haben. Auf deutſcher Seite liegt die Führung der Ver=
handlungen
in den Händen von Miniſterialdirektor Ernſt, dem
Vertreter des Auswärtigen Amtes, des Wirtſchaftsminiſteriums
und des Ernährungsminiſteriums beigegeben ſind. Die perſönliche
Fühlungnahme in den letzten Wochen ging weiter, ſo daß in ab=
ſehbarer
Zeit wohl die Vorausſetzungen für die unmittelbare
Fortſetzung der ſachlichen Beratungen gegeben ſind. Einige Wochen
werden darüber wohl noch vergehen und inzwiſchen kann dann der
diplomatiſche Kampf in Genf beendet werden. Jedenfalls halten
beide Regierungen daran feſt, daß möglichſt ſchon zum Herbſt der
gemeinſame Vertrag fertiggeſtellt werden kann, der aus dem Zoll=
unionvertrag
, aus einem Zollgeſetz und einem Zolltarif beſtehen
wird. Wenn man ſich irgendwo der Anſicht hingibt, daß Deutſch=
land
die Zollunion nur als Kompenſationsobjekt anſehe, iſt das
eine ſchwerer Irrtum.
Verſtändigung bei den ungariſch=öfterreichiſchen
Wirkſchaftsverhandlungen.
Der erfolgreiche Abſchluß der ungariſch=öſterreichiſchen Wirt=
ſchaftsverhandlungen
ſteht unmittelbar bevor, in allen Punkten
iſt eine Verſtändigung erzielt worden. Der neue Vertrag tritt
am 1. Juni in Kraft.
Die Wirtſchaftsverhandlungen mit Deutſchland ſollen noch
in dieſem Monat beginnen. Die Verhandlungen mit der
Tſchechoſlowakei, die am 1. Mai wieder aufgenommen wurden,
ſind bisher nicht erfolgverheißend verlaufen.
Vorbereikung einer balkiſchen Zollunion?
Riga, 4. Mai.
Der Außenminiſter von Eſtland, Töniſſon, traf heute zu Be=
ſprechungen
mit dem lettländiſchen Miniſterpräſidenten und
Außenminiſter Ulmanis hier ein. Gegenſtand der Ausſprache ſoll
die enge Zuſammenarbeit der beiden baltiſchen Staaten, beſon=
ders
mit Bezug auf die Arbeiten des Paneuropa=Ausſchuſſes in
Genf und die Erweiterung des Handelsvertrages zwiſchen Lett=
land
und Eſtland ſein.

und es wäre undankbar, wollte man nicht des vom Horn hervor=
ragend
ſchön geſpielten zweiten Themas beſonders gedenken.
In der E=Moll=Sinfonie Opus 98 ergreifen immer wieder tief
die Töne der Reſignation, die in vielen ſpäten Werken von
Brahms, am ſtärkſten in den ernſten Geſängen, hervortreten.
Es muß für die erſten Hörer dieſer 4. Sinfonie etwas unerhört
Neues geweſen ſein, daß Brahms in ſtarkem Maße Harmonik ſpät=
mittelalterlicher
Werke und im Schlußſatz ſogar eine der Lieblings=
formen
der Zeit Bachs, eine Chaconne, verwandte. Schon der erſte
Satz iſt ein faſt peſſimiſtiſches Bild von größtem Ernſt und von
kraftvoller Trauer. Selbſt das Fanfarenthema der Bläſer läßt
kaum einmal einen freudigen Gedanken etwas aufleuchten. Noch
düſterer iſt der langſame Satz mit ſeinem ſchwer ſchreitenden kir=
chentonartlichen
Thema. Wird er in ſeinem Mittelteil etwas
freundlicher, ſo bringt nun das Allegro des 3. Satzes mit Beet=
hovenſcher
Energie ein Bild ſchärfſter Konzentration und mutig=
ſten
Draufgängertums. Auch liebenswürdig weiche Seitengedan=
ken
ſprechen zu uns, und dadurch, daß dieſer Satz als einziger in
ſcharfem Gegenſatz zu den anderen ſteht, wirkt er beſonders plaſtiſch.
Und nun kommt das eherne Thema der Chaconne, das in ſteten
Variationen wiederkehrt, die aber nicht in gleichmäßiger Folge
aneinandergereiht ſind, ſondern deutlich eine größere Formung
mit Haupt= und Nebenſatz erkennen laſſen. Dr. Böhm iſt dieſe
Sinfonie beſonders vertraut, er geſtaltet ſie wuchtig und groß=
zügig
und wird der Brahmsſchen Kompoſitionstechnik dadurch be=
ſonders
gerecht, daß er die weniger wichtigen Nebenſtimmen nicht
zu ſtark zurücktreten läßt, ſondern die Sätze möglichſt polyphon auf=
faßt
. Hierin geht ja Brahms ſo weit, daß er zuweilen auf den
einheitlichen Orcheſterklang faſt verzichtet und den geſamten Klang=
körper
in mehrere verſchieden gefärbte und durchaus nicht ſtark
ineinanderfließende Gruppen teilt. Ganz prachtvoll ſchloß ſich das
Landestheaterorcheſter der Auffaſſung ſeines Leiters an, die Frei=
heiten
ſeiner Agogik wurden mit feinſtem Verſtändnis aufgenom=
men
, ſein Charakteriſierungswille aufs energiſchſte in die Wirk=
lichkeit
umgeſetzt. Brahms gibt ja aber auch allen Orcheſterinſtru=
menten
wichtige und dankbare Aufgaben, ſo daß die Freude am
Mitmuſizieren geradezu ſelbſtverſtändlich iſt. Leider war die vor=
zügliche
Aufführung nicht ſo gut beſucht, wie man es hätte wün=
ſchen
mögen. Die Anweſenden dankten aber mit größter Herzlich=
keit
, riefen Böhm nach jeder Sinfonie mehrmals hervor und ſtei=
gerten
den Beifall noch, wenn er die Künſtler des Orcheſters in den
Beifallserfolg einbezog. Man empfand es, daß die Nachricht von
dem Weggang unſeres Generalmuſikdirektors allgemein bedauert
wird, und daß alle muſikliebenden Kreiſe mit einer gewiſſen Un=
ruhe
den Entſcheidungen der Zukunft entgegenblicken. Möge es
doch wieder einmal gelingen, eine bedeutende künſtleriſche Per=
ſönlichkeit
ſo an Darmſtadt und ſein Kunſtleben zu feſſeln, daß
nicht ſchon in wenigen Jahren wieder ein Kurswechſel in Ausſicht
Find
n Lci=
eht
, ſondern daß eme größere

Boneroandsänrisoer
an die Howjekunion und die Türkei.
Genf, 4. Mai.
Der Generalſekretär des Völkerbundes hatte bekanntlich die
Sowjetunion, die Türkei und Island zur Mitberatung an
Punkt 3 (wirtſchaftliche Fragen) der Tagesordnung der dritten
Tagung der europäiſchen Studienkommiſſion eingeladen. Die
Einladung hatte die ruſſiſche und die türkiſche Regierung zu
längeren Antwortſchreiben veranlaßt, da ſie daran Anſtoß nah=
men
, daß ihnen ein genauerer Zeitpunkt der Beratung nicht
mitgeteilt worden war. Der Generalſekretär hat nunmehr im
Einverſtändnis mit dem Präſidenten der Kommiſſion, Briand,
beiden Regierungen geantwortet, wobei er wiederholt, daß es
nicht genau vorherzuſagen ſei, zu welchem Zeitpunkt der Punkt
3 der Tagesordnung von der Kommiſſion geprüft werde. Briand
und und er ſeien indes der Meinung, daß dies entweder am
Nachmittag des 15. oder am Vormittag des 16. Mai geſchehen
werde, woraus die beiden Regierungen den Schluß ziehen könn=
ten
, daß es ſich für ihre Delegationen empfehlen würde, vom
15. Mai ab in Genf zu ſein.
Die italieniſche Ankwork auf Frankreichs
Blotkenvorſchläge.
Die italieniſche Antwort auf die franzöſiſche Flottennote iſt
in Paris eingetroffen und wurde am heutigen Montag morgen
im Quai d’Orſay überreicht.
Die italieniſche Antwort iſt nach italieniſchen Preſſemeldun=
gen
in völliger Uebereinſtimmung mit der engliſchen Antwort,
d. h. die franzöſiſchen Gegenvorſchläge ablehnend, gehalten. Cor=
riere
della Sera ſchreibt, dieſe franzöſiſchen Vorſchläge liefen auf
eine grundſätzliche Abänderung der Flottenverſtändigung von Rom
vom 1. März ds. Is. hinaus. Eine Zuſtimmung dazu wäre nicht
ohne große Schäden für die italieniſchen Intereſſen möglich ge=
weſen
. Die italieniſche Antwort zerfällt, wie das Blatt weiter
mitteilt, in zwei Teile. Der erſte gibt die Gründe an, weshalb
Italien die franzöſiſchen Vorſchläge nicht annehmen könne, im
zweiten wird der italieniſche Standpunkt zu den von Frankreich
verlangten weiteren Erſatzbauten dargelegt.
Verkagung der deutſch=rumäniſchen Handelsverkrags=
verhandlungen
.
Die deutſch=rumäniſchen Handelsvertragsverhandlungen, die
urſprünglich in dieſen Tagen auf Grund gegenſeitiger Verein=
barung
in Bukareſt fortgeführt werden ſollten, ſind auf unbe=
ſtimmte
Zeit vertagt worden, da die rumäniſche Regierung um
Verſchiebung des zunächſt vorgeſehenen Termins gebeten hat, wo=
mit
ſich Berlin nicht einverſtanden erklären konnte.
Dieſer Tatſache liegt folgender Vorgang zugrunde: Bis vor
einigen Wochen haben die deutſch=rumäniſchen Handelsvertrags=
verhandlungen
in Wien ſtattgefunden. Bei Umbildung der rumä=
niſchen
Regierung wurde die rumäniſche Abordnung nach Bukareſt
zurückgerufen, um ſich neue Anweiſungen zu holen. Dabei wurde
von rumäniſcher Seite der Wunſch geäußert, die Verhandlungen
nicht in Wien, ſondern in Berlin oder in Bukareſt ſtattfinden zu
laſſen. Deutſchland hat ſich ohne weiteres mit Bukareſt einver=
ſtanden
erklärt und gleichzeitig darauf aufmerkſam gemacht, daß
es zweckmäßig wäre, die Verhandlungen möglichſt bald wieder auf=
zunehmen
. Es beſtand der Wunſch, die zu treffenden Verein=
barungen
noch für die am 15. Mai in Genf beginnende Tagung
des Europaausſchuſſes bereit zu haben.
Vor einigen Tagen nannte nun die rumäniſche Regierung
einen beſtimmten Termin für den Beginn der Verhandlungen. Un=
mittelbar
vor der Abreiſe der deutſchen Abordnung am vergange=
nen
Freitag abend ließ die rumäniſche Regierung wiſſen, es ſei ihr
erwünſcht, wenn die Abordnung erſt einige Tage ſpäter abreiſen
würde. Aus techniſchen Gründen konnten verſchiedene Mitglieder
der deutſchen Abordnung nicht mehr zurückgeholt werden. Darauf=
hin
bat Rumänien nochmals um Aufſchub, insbeſondere wegen der
zurzeit in Bukareſt ſtattfindenden Konferenz der Kleinen Entente.
Dem rumäniſchen Wunſche iſt alsdann von deutſcher Seite ſtatt=
gegeben
worden, um ſo mehr, als nunmehr feſtſtand, daß bis zum
15. Mai doch kein Ergebnis zuſtande gebracht werden könnte.
Gleichzeitig iſt der rumäniſchen Regierung zu verſtehen ge=
geben
worden, daß Deutſchland kein Intereſſe daran habe, jetzt von
ſich aus auf die Verhandlungen zurückzukommen. Die deutſche
Regierung ſieht deshalb in der Frage der Handelsvertragsver=
handlungen
den Mitteilungen der Bukareſter Regierung entgegen.
Die Mitglieder der deutſchen Abordnung, die bereits in Bukareſt
eingetroffen ſind, haben den Auftrag erhalten, noch Deutſchland
zurückzukehren. Der von rumäniſcher Seite geäußerte Wunſch,
Wien als Verhandlungsort fallen zu laſſen, dürfte zweifellos auf
franzöſiſches und tſchechiſches Betreiben zurückzuführen ſein.

tung unſeres bedeutendſten Muſikinſtituts eintritt, ſo wie es früher
ſehr zum Vorteil der Muſikkultur faſt regelmäßig der Fall war.
F. N.

Schallplatten für erwerbsloſe Schaufpieler.
Auf Anregung der Genoſſenſchaft Deutſcher Bühnenange=
hörigen
hat ſich die deutſche Grammophon=Induſtrie hochher=
zigerweiſe
bereit erklärt, an der Linderung der großen Not, die
unter den erwerbsloſen Schauſpielern herrſcht, tatkräftig mitzu=
arbeiten
. Im Laufe dieſes Jahres werden einige Platten er=
ſcheinen
, deren geſamter Reinertrag in die Wohlfahrtskaſſe der
Bühnengenoſſenſchaft fließt. Die mitwirkenden Künſtler haben
auf ihr Honorar, die herſtellenden Firmen auf ihren Gewinn
aus den Genoſſenſchaftsplatten verzichtet. Als erſte hat die
Elektrola=Geſellſchaft eine Schlagerplatte herausgebracht, die die
Nummer E. W. 100 trägt. Marcell Wittriſch ſingt Täubchen,
das entflattert iſt aus der Fledermaus, und Marek Weber
ſpielt mit ſeinem virtuoſen Orcheſter den Walzer In lauſchiger
Nacht von Ziehrer. Dieſe Elektrola=Platte iſt in allen Filialen
und autoriſierten Verkaufsſtellen der Firma zum Preiſe von
RM. 4,50 zu haben.
Für den Herbſt iſt eine Richard=Tauber=Platte vorgeſehen,
für deren Herſtellung ſich die Odeon=Geſellſchaft zur Verfügung
geſtellt hat. Kammerſänger Tauber bringt Lieder von Eduard
Künnecke und Rudi Steffan zum Vortrag. Weitere Genoſſen=
ſchaftsplatten
ſollen folgen.

Zur Auktion der Sammlung M. von Nemes. (Aus der
Monatsſchrift Pantheon Verlag F. Bruckmann AG. in Mün=
chen
.) Im Aprilheft der bekannten und immer wieder durch die
Schönheit ihres Bildermaterials auffallenden Monatsſchrift er=
halten
wir einen Einblick in die reichhaltigen Beſtände der
Sammlung M. von Nemes, deren Verſteigerung ein Ereignis im
Münchner Kunſtleben des kommenden Sommers bedeuten wird.
Selbſt Vertraute des dahingeſchiedenen Kunſtſammlers, der es
liebte, bald dieſes, bald jenes Ding aus ſeiner Sammlung ans Licht
zu ziehen und ſeine Gäſte mit Ueberraſchungen aufzuregen, ſind ſich
nicht im klaren über den Umfang ſeiner Sammlungen. Unter den
Gemälden alter Meiſter befinden ſich ſolche von Dürer, Cranach,
Rembrandt, Franz Hals, Rubens, Tizian uſw: nicht minder viel=
ſeitig
ſind die Sammlungen an Skulpturen der Gotik und Re=
naiſſance
, des Kunſtgewerbes und der Textilkunſt, darunter go=
tiſche
Brokate, Kirchengewänder, Bildſtickereien und orientaliſche
Knüpfteppiche. Mit geſpannter Neugier fragen ſich die Kunſt=
freunde
, was in der erſten Auktion, der vermutlich noch weitere
folgen werden zum Verkauf geſtellt wird. Der vorliegende
illuſtrierte Artikel von Max J. Friedländer gibt in großen Zügen
einen Einblick in die Sammeltätigkeit des Herrn von Nemes,
dem auf dem Gebiete des Kunſtſammelns eine bedeutende Stel=
R L.

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Mister Toungspleen, der gewohnt ist, seine ganze Bildung aus der
Zeitung zu berieben, widmet sich in der Diele des Hotels eifrig dem
Stadium der neuesten Blätter. Er macht es sich dabel auf der Seitenlehng
elnes Armsessels bequem, in dem ein alter, vornehmer Herr sitzt. Als
dieser ihn mit höflicher Enerzie derauf aufmerksam macht, daß man das
in Deuttschland nicht tut, wenn es auch von manchen Amerikanern als
omerikanische Prorinz angeschen wird, bietet er ihm freundlich lächelnd
zwe Zigeren an; eine zum sofortigen Gebrauch und eine t0 put in.
Als die alte Exzellens das nicht verstehen will und stwas von starkem
Tobak: murmelt, schiebt er sie ihm in dle Tasche und sagt: O no, glo-
Hous Tobak. smuggled von mir selbst. Werde morgen verhandeln im
Reich--Ministerlum wegen änanzieller Errettung von dieses Land und
fedem Minister anbleten einer solchen guten Zigarre.
Dann ruft Mister Toungspleen den nächsten Pagen und fragt ihn,
ob er wisse, was Kukirol ist und ob er es ihm besorgen könne. Hes, Sir,
sogt der, Kukirol das ist, wenn Sie haben Hühneraugen, Hornhaut oder
Hautschwielen, da legen Sle ein Stück
Kukirol-Hühneraugen-Pfaster
aut. Es ist dünn wie ein Seldenstrumpf und drückt intolgedessen nicht.
wie die dicken Fllzring-Plaster, In wenigen Tagen sind die Hühneraugen
schmerzlos und spurlos wag. Es kostet 75 Pfennig.
Soll ich auch gleich eine Packung Kukrol-Fußbade-Salz mitbringen ?.
Eine Packung für 4 Bäder kostet ebenfalls 75 Pfg. Im Sommer lst es für
die Füße eine wahre Erquickung. Fußschmerzen, Brennen, Wundlaufen.
Anschwellungen und dle lästige Müdiskeit in den Füßen wird wie weg-
gezaubert
verschwinden, wenn Sie das Kuktrol-Fuß bade-Salz anwenden.
Ja. bringe es mit. my Boy, sogt Mister Toungspleen und lasse Dir
auch die Broschüre Fußleiden und ihre Bekendlung: mitgeben. Der
Pade kommt aber zürück mit dem Bescheide, daß dlese Broschüre nicht,
wie das Kuktrol-Pfaster und Kublrol-Fußbade-Salz, in Apotheken, Droge-
rlen
und besseren Parfümerten zu haben ist, sondern kostenlos nur
direkt versandt wird von der
Knlrol-Fabrik Kurt Krisp, Bad Salzelmen bei Magdeburg.
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darauf, daß Sie diese neue Packung erhalten. Sollte Ihnen eine ältere
Padung ohne Kukirol-Fußbade-Salz angeboten werden, dann weisen Sie
dlese zurück, denn die Wlederverkäuter können ctwo noch vorhandene
Er K
Km

[ ][  ][ ]

Nummer 124

Dienstag, den 5. Mai 1931

Seite 5

Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 5. Mai 1931
Geſunde Küche im Mai.
DKGS. Im wunderſchönen Monat Mai zieht der Frühling
auch in die Küche ein, freudig begrüßt von unſeren Hausfrauen,
die für die geſundheitsgemäße Koſtgeſtaltung jetzt ein wenig mehr
freie Hand bekommen. Das iſt aber auch dringend notwendig,
denn der in den letzten Wintermonaten auftretende Mangel an
friſchem Gemüſe und friſchem Obſt pflegt unſerem Körper unver=
meidlich
gewiſſe Schäden zuzufügen, die jetzt ſchleunigſt behoben
werden müſſen.
Dafür ſtehen zunächſt die verſchiedenen Maikräuter zur Ver=
fügung
, vor allem Schnittlauch. Peterſilie und ähnliches die als
Zutaten zu Suppen und Tunken, zu Butter und Käſe uſw. Ver=
wendung
finden können. Weiterhin ſoll man dem Wildgemüſe,
wie Löwenzahn, Kreſſe und Sauerampfer, die nötige Beachtung
ſchenken und dieſe, eventuell unter Zugabe von etwas Zitrone als
ſchmackhaften Salat auf den Tiſch bringen.
Milch und Butter ſind im Mai von beſonderer Güte, da das
Vieh ſchon Friſchfutter genießt und der Vitamingehalt desſelben
den tieriſchen Produkten für den menſchlichen Genuß zugute kommt.
Einen beſonderen und in vielen Gegenden Deutſchlands auch
durchaus nicht unerſchwinglichen Genuß bereitet uns der erſte
Spargel. Sein Nährwert hinſichtlich Eiweiß. Fett und Kohle=
hydrate
iſt zwar gering, aber der Gehalt an Vitaminen und Sal=
zen
dafür um ſo höher zu veranſchlagen. Außerdem eignet ſich
der Spargel beſonders gut als Beigabe zu verſchiedenen anderen
Speiſen, ſo zum Fleiſch wie zum Ei, zur Bereitung von Salaten
und für Suppen. Für die letzteren wird man zweckmäßig das
Kochwaſſer benutzen, das, wie bei allen Gemüſen, die weſentlichen
Nährſtoffe enthält und nie ungenützt weggeſchüttet werden darf.
Der Mai iſt auch der erſte Monat ohne r, d. h. die Zeit, in
der beſonders die Krebſe am beſten ſchmecken. Gewiß, der Krebs
iſt ein Leckerbiſſen, aber ſein Fleiſch iſt leicht verdaulich und nahr=
haft
und bietet, da auch die Krebſe in vielen Teilen Deutſchlands
billig zu haben ſind, eine angenehme Abwechſelung. Leider darf
aber nicht jedermann ungeſtraft Krebſe eſſen.
Manche Menſchen bekommen nach dem Krebsgenuß einen häß=
lichen
, juckenden, bisweilen mit Fiebern verbundenen Neſſelaus=
ſchlag
, der ihnen das Vergnügen am Krebseſſen gründlich ver=
dirbt
. Es handelt ſich dabei, ähnlich wie bei der nach Erdbeer=
genuß
bisweilen auftretenden Erkrankung, um eine beſondere
Form der Ueberempfindlichkeit, die die davon Befallenen zur Eut=
haltſamkeit
gegenüber ſolchen Speiſen und Genüſſen zwingt.

Ernannt wurde am 14. April der Verſorgungsanwärter Phi=
lipp
Bauer aus Ober=Modau zum Amtsgehilfen an dem Gym=
naſium
in Mainz mit Wirkung vom 1. April 1931 ab.
Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Schöllenbach (Kreis Erbach) i. O. Dienſt=
wohnung
iſt vorhanden und frei.
Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Die Bücherſtube zeigt in
dieſer Woche in ihren Räumen eine ſehr intereſſante Auswahl von
Barlach=Zeichnungen, z. T. aus Darmſtädter Privatbeſitz.
Dieſe Ausſtellung kann nur noch bis Ende dieſer Woche gezeigt
werden, da für Sonntag die Eröffnung der Bauhaus=Ausſtellung
angeſetzt iſt. Dieſe Ausſtellung wird am Sonntag vormittag in
den Räumen der Bücherſtube durch Dr. Hermann Keil=Frankfurt
eröffnet; er wird über die Ausſtellung ſelbſt und die Bedeutung
des Bauhauſes Deſſau ſprechen. Eintritt unentgeltlich.
Das Rauſchgift Meskalin. Als achte und letzte Veranſtal=
tung
dieſes Winters bringt die Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft
am nächſten Donnerstag, den 7. Mai. 8 Uhr im Feſtſaal der
Loge einen Vortrag des bekannten Schriftſtellers Wilhelm
Michel über Das Rauſchgift Meskalin. Es ſind die
ganz einzigartigen geiſtigen Erſcheinungen des Meskalinrauſches,
die behandelt werden: der Umbau der Perſönlichkeit, der das
Unbewußte in den Vordergrund ſtellt, das Auftreten eines neuen
Rauſchgefühls, einer ſymboliſchen und künſtleri=
ſchen
Anſchauungsweiſe. Die Erfahrungen des Meskalinrauſches
werden von dem Vortragenden zu wichtigen neuen Einblicken in
das normale Seelenleben verarbeitet. Der Vorverkauf zu dem
hochintereſſanten und zeitgemäßen Vortrag iſt bei der Buchhänd=
lung
Bergſträßer eröffnet. (Siehe Anzeige.)
Orpheum. Die Matroſen von Cattaro in der
ganz ausgezeichneten Darſtellung durch das Schau=
ſpieler
=Kollektiv der Truppe im Weſten gelangt nur noch heute
Dienstag und morgen Mittwoch im Orpheum zur Aufführung.
Außer den Aufführungen der Piskatorbühne (§ 218) und
der Berliner Gruppe junger Schauſpieler, (Cyankali)
ſah man hier kein Enſemble, das eine ſolche hervorragende, ge=
ſchloſſene
, künſtleriſche Geſamtleiſtung bietet wie die Truppe im
Weſten. Hier gibt es keine Stars jeder der zahlreichen Akteure
bietet eine Glanzleiſtung! Der Beſuch dieſer intereſſanten Auf=
führung
kann wärmſtens empfohlen werden (Siehe Anzeige.)
Karten: Verkehrsbüro, H. de Waal, Rheinſtraße 14. Telephoniſch
unter 389.

Heſſiſches Landestheaker.

Großes Haus Kleines Haus Dienstag
5. Mai 19,30, Ende gegen 22.30 Uhr
Valerio
E24
Preiſe 110 Mk. 19.30, Ende gegen 22 Uhr
In neuer Einſtudierung:
Die Wildente
Zuſatzmiete 1,10
Preiſe 1.206 Mk. Mittwoch,
6. Mai 2022 Uhr
Der Tartuffe
B 22, T. G. 1 u. 2
Preiſe 0 80 bis 8 Mk. Donnerstag,
7. Mai 19.30, Ende gegen 22 Uhr
Turandot
K16, Bühnenvolksbund
1, Gr. 7 u. 8
Preiſe 110 Mk Ab Mittwoch, den 6. Mai
bis Sonntag, den 10. Mai
Ufa=Bildſpiele
Vorunterſuchung Freitag,
8. Mai 19.30 Ende gegen 23 Uhr
Der Hauptmann von Köpenich
D 23
Preiſe 110 Mr. Samstag,
9. Mai 19.30, Ende gegen 23 Uhr
Viktoria und ihr Huſar,
Vorſtellung zu halb. Preiſehl
Außer Miete
Preiſe 0 505 Mr. Sonntag,
10. Mai 19, Ende gegen 22.30
Der Hauptmann von Köpenich
Darmſt. Volksb. Gr. 111 u, 1V
G 16 Preiſe 110 Mk.

Heſſiſches Landestheater. Valerio die mit außer=
rdentlichem
Erfolg uraufgeführte heitere Oper von Hans Simon,
wird heute Dienstag im Großen Haus unter muſikaliſcher Leitung
von Dr. Karl Böhm zum erſten Male wiederholt. Ibſens
Schauſpiel Die Wildente wird heute Dienstag im Kleinen
Haus in neuer Inſzenierung von Günter Haenel (Bühnenbild:
Elli Büttner) mit Baumeiſter, Nürnberger, Pfaudler. Hinz,
Schmitz, Wiener, Gothe, Gallinger, Maletzki, Keßler und Weſter=
mann
in den Hauptrollen zur Aufführung kommen. Molieres
Komödie Der Tartuffe wird in der Bearbeitung von Ru=
dolf
Blümner, die in Darmſtadt viel Beifall finden konnte, mor=
gen
Mittwoch nach längerer Unterbrechung wieder in den Spiel=
plan
des Großen Hauſes aufgenommen. Die Titelrolle ſpielt Joſef
Keim.

Der Dank eines ganzen Volkes ſtets gewiß

(Reichskanzler Dr. Brüning an den V.D.A.)

Es gibt kein Volk, von dem ſo viele Angehörige in allen
Ländern der Welt verſtreut wohnen, wie das deutſche. Viele
Millionen deutſcher Volksgenoſſen leben fern von ihrem Mut=
terlande
in fremden Ländern vereinzelt oder in größeren und
kleineren geſchloſſenen Siedlungen. Und wer könnte heute noch
feſtſtellen, wieviele Millionen Deutſcher ihr Volktum aufge=
geben
haben und in anderen Völkern aufgegangen ſind? Die
Zeit liegt noch nicht gar ſo fern zurück, wo die in der Welt
verſtreut lebenden Deutſchen ihrem Schickſal überlaſſen wurden
und ſich niemand in der Heimat um ſie kümmerte. Der Ver=
ein
für das Deutſchtum im Auslande und die Vor=
kämpfer
des in ihm verkörperten Gedankens der Volkstumspflege
haben viel dafür getan; das Intereſſe für die Auslanddeutſchen
wachzurufen und das Verſtändnis dafür geweckt, daß es Pflicht
der Heimat ſei, ſich der Volksangehörigen, die oft ein hartes
Schickſal in die Welt getrieben hat, anzunehmen und in ihnen das
Gefühl der Zuſammengehörigkeit zu erhalten. In einer nunmehr
50jährigen Lebenszeit hat der Verein für das Deutſchtum im
Ausland eine ſchwere, zähe Arbeit geleiſtet, die vor allem Ar=
beit
am eigenen Volke im beſten Sinne war. Aber
von einem höheren Geſichtspunkte aus betrachtet, war ſie auch
Arbeit im Dienſte des Friedens inſoweit als der
Friede im Verhältnis von Volk zu Volk ein gewiſſes ſeeliſches
Gleichgewicht und ein gegenſeitiges Verſtändnis zur Grundlage
hat. Die Bindungen dafür ſind aber nicht gegeben, wenn die in=
nere
Freiheit und das Gefühl der Gleichberechtigung fehlt. In=
dem
der Verein für das Deutſchtum im Auslande durch ſeine un=
ermüdliche
Tätigkeit einem großen Teil der Auslandsdeutſchen
die Möglichkeit verſchaffte, ihre ſeeliſchen und kulturellen Güter
zu pflegen, indem er ihnen auf dieſe Weiſe geholfen hat, ſich ſelbſt
und ihrem Volkstum treu zu bleiben, hat er gleichzeitig in ihnen
die Treue zu ihrer neuen Heimat und das Verſtändnis für die

Berufsausbildung der Kriegerwaiſen geſicherk.

Die Kriegerkameradſchaft Haſſia, Verband der Kriegs=
beſchädigten
und Kriegerhinterbliebenen, Darmſtadt, Ahaſtraße 5.
bittet uns nachſtehendes bekannt zu geben:
Die am 2. April ds. Js. vom Reichsarbeitsminiſter auf Ver=
anlaſſung
des Reichsfinanzminiſters verfügte Sperre über alle den
Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen in Form von Bei=
hilfen
, Zulagen und Unterſtützungen zu bewilligenden Bezüge
hatte ſich wegen des Fortfalls der Erziehungsbeihilfe und ähn=
licher
Bezüge ganz beſonders hart und ſtörend auf die Berufsaus=
bildung
der Kriegerwaiſen und der Kinder Kriegsbeſchädigter
ausgewirkt und daher große Beunruhigung hervorgerufen.
Der Verband der Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterblie=
benen
des Deutſchen Reichskriegerbundes Kyffhäuſer, der dieſer=
halb
ſogleich im Reichsarbeitsminiſterium ernſte Vorſtellungen er=
hoben
hatte, kann nunmehr die erfreuliche Mitteilung machen, daß
die Sperre rückwirkend vom 1. April ds. Js. inſoweit aufgehoben
worden iſt, als die Erziehungsbeihilfen wie auch Kinderzulagen
über das 18. Lebensjahr hinaus unter den bisherigen Voraus=
ſetzungen
uneingeſchränkt weiterbewilligt werden können.

* Der Aquarien= und Terrarienverein Hottonia‟ Darmſtadt
ſchreibt uns aus ſeinem Sitzungsbericht folgendes: Das Haupt=
geſprächsthema
des Abends bildete die Zucht der exotiſchen Zier=
fiſche
im Allgemeinen. Es iſt nicht angängig, daß man von einer
Art einfach ein Männchen und ein Weibchen allein in ein Becken
ſetzt in der Erwartung, daß in kurzer Zeit ein Schwarm Jung=
tiere
im Behälter herumwimmelt. Die Zuchttiere müſſen unbe=
dingt
auch zuſammen paſſen. Gar zu oft wird bei Nichtbeachtung
dieſer Mahnung der Tod des einen oder anderen Ehegatten zu
beklagen ſein. Am vorteilhafteſten wird der kluge Züchter ver=
fahren
, indem er ſich ſeine Zuchtpaare ſelbſt heranzieht. Bezieht
er ſeine Jungtiere von verſchiedenen Lieferanten, wird er der
gefürchteten Inzucht noch mehr aus dem Wege gehen. In laich=
reifem
Zuſtande werden bald die paſſenden Paare gefunden ſein.
Auch mit der Einrichtung des Zuchtbeckens ſollte man vorſichtig
ſein je nach der Art der Fiſche. Während bei Danio=Arten Algen=
bündel
und ein grobſteiniger Bodengrund zu empfehlen iſt, um
der Nachſtellung des Laiches etwas entgegenzutreten, wird man
dem Spitzſchwanz=Makropoden Gelegenheit zum Ablaichen in
Höhlen geben. Wenn man weiter bedenkt, daß der Makropode in
ſeiner Heimat (den Sümpfen der Reisfelder) an ſehr ſeichte Ge=
wäſſer
gebunden iſt, ſo richte man ſich auch hiernach, indem der
Waſſerſtand wenigſtens während der Zuchtperiode höchſtens zwölf
Zentimeter beträgt. Nicht zu vergeſſen iſt, daß das Labyrinth
dieſer Jungtiere noch nicht ausgewachſen iſt, folglich die Jungen
in den erſten Wochen Kiemenatmer ſind. Die meiſten Mißerfolge
in dieſer Zucht mögen wohl auf Luftmangel zurückzuführen ſein.
Alſo gute Durchlüftung iſt bei der Zucht von Labyrinthern neben
bepflanzten Becken unerläßlich. Die Futterbeſchaffung für die
Jungfiſche iſt von größter Wichtigkeit. Selbſtverſtändlich iſt leben=
dem
Futter der Vorzug zu geben. Einbringen von Algenbündel
aus Freilandteichen iſt nach der Eiablage nicht zu empfehlen, da
hier zuviel anderes Getier eingeſchleppt wird, welches vielfach
unter der Jungbrut gehörig aufräumt. Für die Zucht ſelbſt, wie
oben erwähnt, verwende man Faden=Algen, die in den Aquarien
herangezogen wurden. Angeſetztes Infuſſorienwaſſer (Waſſer mit
Bananenſchalen, Heu oder Salatblätter in die Sonne geſtellt.
wird in wenigen Tagen von mikroſkopiſchen Kleintieren wimmeln)
ſcheint in dieſer Hinſicht noch am ſichereſten zu ſein. Unter den
neſtbauenden Fiſchen finden wir oft ſehr geſchickte Künſtler. Wenn
das Neſt des Cichliden auch nur aus einer einfachen Grube be=
ſteht
, verſteht es der dreiſtachlige Stichling ſchon, ein Dach aus
Pflanzenfaſern uſw. mit Ein= und Ausgang darüber zu bauen.
Dagegen der neunſtachlige Stichling baut ſeine Wohnung ſchon
hoch an die Pflanzen, was auf große Geſchicklichkeit ſchließen läßt.
Sollen noch die Schaumneſter der Labyrinther erwähnt werden,
ſo ſieht man, daß hier wunderſchöne Neſter von 68 Zentimeter
Durchmeſſer und 2 Zentimeter Höhe an der Waſſeroberfläche zu
finden ſind. Bei wieder anderen iſt das Neſt auf der ganzen
Oberfläche des Beckens verſtreut. Erwähnt möge noch werden,
daß bei der Zucht des roten Cichliden (Hemicromus bimaculatus)
beſondere Vorſicht geboten iſt. Sind die Paare nicht laichreif oder
paſſen ſie aus irgendeinem Grunde nicht zuſammen, wird bei
einem Kampf die eine Ehehälfte bald Kiel oben ſchwimmen.
Vorteilhaft iſt daher, die Tiere ſtets zu trennen. Sollen ſie zur
Zucht angeſetzt werden, dann hat man vielleicht das Glück, den
Laichvorgang zu beobachten, um dann das Weibchen hiernach wie=
der
zu entfernen Hemieromus bimaculatus gehört auch nicht in
das Geſellſchaftsbecken, denn er kann ſein räuberiſches Weſen nicht
verbergen. Den übrigen Inſaſſen wird er bald die Floſſen ( be=
ſonders
die Schwänze) abgebiſſen haben, ſo daß nur noch Jammer=
geſtalten
im Becken umherſchwimmen. (Vereinslokal Zum Gu=
tenberg
, Sitzungen am erſten und dritten Samstag im Monat.
Gäſte ſtets willkommen.)

Prassel-Kaffee

Naf
frisch geröstet

Sohnlstr. 10

Evangeliſcher Arbeiter= und Handwerkerverein. Heute abend
8.30 Uhr im Vereinshaus (Stiftſtraße 51): Monatsverſammlung.
Nächtlicher Einbruchsverſuch in die Beſſunger Kirche. Zur
Nachtzeit verſuchten Diebe in die Beſſunger Kirche einzubrechen.
Die weſtliche Eingangstüre zur Kirche haben die Täter mit Ein=
bruchswerkzeugen
ſtark beſchädigt. Es iſt anzunehmen, daß die
Diebe durch das ſtarke Geräuſch, das durch das Berſten der Kir=
chentüre
hervorgerufen wurde, ſich entdeckt glaubten und von einem
weiteren Eindringen Abſtand nahmen.

fremden nationalen Mitbürger verſtärkt. Die Arbeit, die der Ver=
ein
für das Deutſchtum im Ausland geleiſtet hat und hoffentlich
auch in der Zukunft noch leiſten wird, iſt keine Arbeit des
Kampfes ſondern der Verſöhnung. Und wenn nun
der Verein für das Deutſchtum im Auslande auf ſeine 50jährige
Tätigkeit zurückblickt, ſo kann er ſtolz auf den errungenen großen
Erfolg ſein. Iſt es ihm noch geglückt, zwiſchen dem Mutterlande
und dem Auslandsdeutſchtum eine lebende Verbindung
herzuſtellen, hier und dort das Bewußtſein der Verbundenheit
und das Gefühl der Zuſammengehörigkeit zu einer großen Volks=
gemeinſchaft
zu erwecken und damit vielen Millionen
Deutſchen im Ausland ein Gefühl der Sicherheit
und Geborgenheit zu geben. Andererſeits aber hat er
auch ſicherlich dazu beigetragen, daß das Auslandsdeutſchtum im=
mer
mehr eine lebendige Brücke zwiſchen den frem=
den
Völkern und dem Mutterlande werde. So darf
ich auch zu ſeinem Ehrentage dem Verein für das Deutſchtum im
Auslande den beſten Dank für die verdienſtvolle Arbeit
ausſprechen und damit auch den Wunſch zum Ausdruck bringen,
daß es ihm auch in der Zukunft vergönnt ſein möge, ſeine Tätig=
keit
mit demſelben Erfolge fortzuſetzen wie bisher. Ich bin deſſen
ſicher, daß ihm dafür der Dank eines ganzen Volkes
ſtets gewiß ſein wird.
(gez.): Dr. Brüning.
Dieſe Ausführungen ſind angeſichts beſtimmter gehäſſiger, faſt
durchwegs außerordentlich törichter und haltloſer Angriffe aus
dem Ausland, vereinzelt auch im Inlande, von beſonderer Bedeu=
tung
. Ebenſo wie die berufenen Vertreter des Auslanddeutſch=
tums
kennzeichnet hier der Herr Reichskanzler die Arbeit des Ver=
eins
in ihrer einigenden, überparteilichen und unpolitiſchen kul=
turellen
Bedeutung.

der erſte Sonderzug der Reichsbahn.
fuhr am Sonntag unter der bewährten Führung des Oberinſpek=
tors
Beck von der Reichsbahndirektion Mainz nach Baden=Baden,
einem der idylliſchſten Luftkurorte des Schwarzwaldes. Schon die
beinahe aufenthaltsloſe Hinfahrt, entlang der Bergſtraße mit den
kaum erblühten Obſtbäumen, mit den Odenwaldbergen im erſten
Buchengrün, über Schwetzingen mit ſeinen zahlloſen Spargelfel=
dern
, Karlsruhe vorbei an den erſten Bergzügen des Schwarz=
waldes
, die gleich ſchwarzen Kuppeln in den hellen Morgenhimmel
ragen, bis in das liebliche Oostal, war ein Genuß.
Baden=Baden iſt eine uralte Bäderſtadt. Schon die Römer,
die die Heilkraft der Quellen erkannten, bauten Bäderanlagen, die,
noch teilweiſe zu beſichtigen, durch ihre Großzügigkeit Bewun=
derung
erregen, beſonders die noch heute geradezu vorbildlichen
Heizungsanlagen. Auch im Mittelalter erfreute ſich Baden=Baden
großer Beliebtheit, bis es im Jahre 1689 durch die Soltadeska in
Brand geſteckt und zum zweiten Male vollkommen zerſtört wurde.
Nur ſchwer konnte es ſich damals wieder erholen, zumal die badi=
ſchen
Markgrafen, die bisher dort regiert hatten, ihren Wohnſitz
nach Durlach verlegten. Erſt im 19. Jahrhundert kam es zu neuer
Blüte, und ſein Ruf verbreitete ſich bald über ganz Europa.
Wir gehen zunächſt durch die Lichtentaler=Allee, vorbei an der
Trinkhalle, in den Kurgarten, wo die täglichen Kurkonzerte Zer=
ſtreuung
bieten, wir bewundern das Kurhaus mit ſeinen pracht=
vollen
Tanz= und Spielſälen und dem erſt während des Krieges
neu erbauten Konzert= und Theaterſaal, dann weiter bis zu den
Sportplätzen und dem Strandbad. Zahlreiche Hotels und Pen=
ſionen
von größter Eleganz bis zu bürgerlicher Einfachheit erwak=
ten
den jährlichen Zuſtrom der Sommergäſte. Ein Rundgang
durch die Stadt führt uns bis zum neuen Schloß, vorbei an den
zahlreichen heißen Quellen, von den gotiſchen Türmen und Bogen
der evangeliſchen Stadtkirche bis hinauf zur alten katholiſchen
Stiftskirche. Beſonders eigenartig muten die vielen Pferdedroſch=
ken
an, die den Beſucher in die engere und weitere Umgebung
Badens bringen, doch auch zahlreiche Autobuſſe fahren beinahe all=
ſtündlich
am Bahnhof ab.
Am Nachmittag fahren wir erſt mit der Straßenbahn, dann
mit der Zahnradbahn auf den Merkur (760 Meter ü. M.), von
deſſen Turm ſich uns ein weiter Rundblick bietet. Zu unſeren
Füßen das liebliche Badner Tal mit den Höhen des badiſchen und
württembergiſchen Schwarzwaldes im Süden und Oſten. Nord=
öſtlich
das Murgtal, im Schmuck der blühenden Obſtbäume, im
Weſten der Rhein, die Berge der Pfalz und die Vogeſen, bi
hinab zum Straßburger Munſter, das bei klarem Wetter gut ſiché
bar iſt.
Nicht nur zur Fahrt, auch zu ſämtlichen Beſichtigungen, zu.
Bergfahrt auf den Merkur, zu den Rundfahrten im Autobus ers
halten die Sonderzügler ganz erhebliche Vergünſtigungen.
Müde, aber fröhlich von den genoſſenen Schönheiten, deß
Tages, bringt uns der Zug mit bewundernswerter Pünktlichkex
AV.
in die Heimat zurück.
4a. Maiſingen auf dem Wilhelminenplatz. In der Maikühle
des geſtrigen Abends veranſtalteten die beiden hieſigen Geſang=
vereine
Liedertafel und Sängerluſt unter der Lei=
tung
ihres Dirigenten Karl Grim auf dem Wilhelminenplatz
vor dem Alicedenkmal ein Maiſingen, das ſich einer außerordent=
lich
großen und dankbaren Zuhörerſchar erfreuen konnte. Durch=
weg
kamen bekannte Volkslieder in ſchlichten Chorſätzen zur Dar=
bietung
. Vor allen Dingen waren es Wanderlieder. Nach dem
Sängergruß ſang der Geſamtchor das bekannte Mailied Der Mai
iſt gekommen in der Vertonung des Dirigenten. Dann ſang man
Wandern, von Philipp Orth. Die Reihe der Wanderlieder
wurde durch den Chor Der frohe Wandersmann in der Faſſung
von Mendelsſohn=Bartholdy und Das ſtille Tal, bearbeitet von
Pöhme fortgeſetzt. Darauf ging man zu dem ſtimmungsvollen
Drei Röſelein und zu dem ebenfalls von Silcher vertonten Chor
Treue Liebe über. Daran ſchloſſen ſich in raſcher Folge in Karl
Grims Vertonung Jugend und Frühling und. Mit Ränzel und
Fiedel an. Als Abſchluß ſangen die beiden Vereine Freiheit,
die ich meine von Gros und Frühling am Rhein von Karl
Grim. Der letztere Chor mußte auf ſtürmiſches Verlangen hin
wiederholt werden. Die zahlreiche Zuhörerſchaft ſpendete, nach
jedem Lied reichen Beifall. Sehr zu begrüßen war, daß die Polizei
für Umleitung des Kraftwagenverkehrs geſorgt hatte, ſo daß das
Konzert einen ungeſtörten Verlauf nehmen konnte.
F Kurzſchrift=Bezirk Darmſtadt. Der 26. Bezirkstag des
Kurzſchrift=Bezirks Darmſtadt findet am 9. und 10. Mai 1931 in
Langen ſtatt. Hier werden am Sonntag, den 10. Mai die Jün=
ger
vom beſchwingten Stift der im Bezirk zuſammengeſchloſſenen
vier Gaue (Gau Darmſtadt, Dreieichgau, Riedgau und Odenwald=
gau
) in einem großen Wettſtreit dem Bezirks= Schnell=
ſchreiben
ihre Kräfte meſſen. Zu dieſem Zwecke ſtehen die
Realſchule und die Wallſchule in Langen zur Verfügung. Um
11.30 Uhr ſpricht gelegentlich einer im Saalneubau Zum Linden=
ſels
in Ausſicht genommenen Feſtverſammlung Kammerſteno=
graph
Michael Winkler=Darmſtadt über: Kurzſchrift
und Jugend‟. Dortſelbſt am Nachmittag ab 15 Uhr Schlußfeier
mit Tanz und Preisverteilung. Am Samstag, den 9. Mai, wird
im Gaſthaus Zum Adler, nachmittags um 16 Uhr die Bezirks=
vertreterverſammlung
und abends um 20 Uhr ein Vereins= Kom=
mers
der Stenographen=Vereinigung 1897 Langen ſtattfinden.
Faltbootfahrten in Jugoſlawien. Wir verweiſen noch ein=
mal
auf den heute abend 20.15 Uhr im Hörſaal 326 der Techniſchen
Hochſchule ſtattfindenden Film= und Lichtbildervortrag des Herrn
Walter Frentz vom Hochſchulring Deutſcher Kajakfahrer. Der
Beſuch dieſes Vortrages wird ſich für jeden Waſſerſrortler, Berg=
und Wanderfreund ſowie für die Freunde guter Lichtbildkunſt ſehr
lohnen.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Dienstag, den 5. Mai 1931

Nummer 124.

Skeuer= und Wirtſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. Mai 1931.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
1. Mai: Letzter Tag für die Entrichtung des Schulgeldes für
die Darmſtädter höheren Schulen und die gewerblichen
Fortbildungsſchulen für April 1931 an die Stadtkaſſe.
(Schonfriſt bis 11. Mai 1931.)
5. Mai: Abgabe der Beſcheinigung an die Finanzkaſſe.
daß die Summe der im April 1931 abgeführten Steuerab=
zugsbeträge
mit der Summe der im April 1931 einbehalte=
nen
Steuerbeträge übereinſtimmt. (Keine Schonfriſt.)
5. Mai: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
16. bis 30. April 1931 erfolgten Lohnzahlungen. Falls die
bis zum 15. April 1931 einbehaltenen Beträge 200. RM.
nicht erreicht haben im Ueberweiſungsverfahren Abfüh=
rung
der Lohnſteuer für die in der Zeit vom 1. bis 30. April
1931 erfolgten Lohnzahlungen. (Keine Schonfriſt.) Ferner
Ledigenſteuer, ſoweit ſie im Steuerabzugsverfahren
einbehalten wird.
5. Mai: Ablauf der Schonfriſt für das am 25. April 1931
fällig geweſene erſte Ziel (Vorauszahlung) laut gelbem
Steuerbeſcheid (ſtaatliches Ziel) über, ſtaatliche Grund=
ſteuer
, Sondergebäudeſteuer und Gewerbe=
ſteuer
für das Rechnungsjahr 1931/32.
10. (11.) Mai: Ablauf der Schonfriſt für die Entrichtung des
Schulgeldes für die Darmſtädter höheren Schulen und
gewerblichen Fortbildungsſchulen für April 1931.
10. (11.) Mai: Zahlung der Börſenumſatzſteuer, ſoweit
dieſe im Abrechnungsverfahren entrichtet wird.
15. Mai: Einkommen= bzw. Körperſchaftsſteuer= Vor=
auszahlung
der Landwirtſchaft. (Keine Schonfriſt.)
15. Mai: Vorauszahlung auf die Vermögenſteuer 1931,
zweite Rate.
15. Mai: Kirchenſteuer. Zahlung kann erſt erfolgen, wenn
die Beſcheide zugeſtelltſind. Näheres im nächſten
H. W. Wohmann.
teuerkalender.
Der Darmſtädter Fecht=Club e. V. feierte ſein 41jähriges
Stiftungsfeſt in den Räumen des Heiligkreuz. Ein von über 30
Fechterinnen und Fechtern ſchneidig durchgeführter Aufmarſch mit
fechteriſchen Uebungen eröffnete mit einer Anſprache des Herrn
Direktors Steffan, des Vorſitzenden des Clubs, den Reigen der
Vortragsfolge. Hierauf brachten der tüchtigſte jüngſte Fechter des
Clubs, Heinz Steffan, und Frl. Marie Wiebel eine vorzüglich aus=
geführte
Florettſchule unter Leitung des Clubfechtmeiſters Amil=
care
Angelini, der ſich eine Anzahl von Damen und Herren des
Clubs ausgeführte Aſſauts anſchloſſen, die von den Anweſenden
mit großem Intereſſe verfolgt wurden; zeigt doch der Club gerade
in dieſen Darbietungen die Erfolge und Leiſtungen ſeiner Haupt=
aufgabe
, nämlich die Kunſt und Schönheiten des edlen Fecht=
ſports
. Von der Opernſchule der Städt. Akademie für Tonkunſt
zeigten die Damen Frl. v. Hagen und Frl. Ottenheimer ſowie
Herr Nahm beſtes Können im Vortrag einiger Lieder deren Be=
gleitung
am Klavier Frl. Menges in vollendeter Weiſe übernom=
men
hatte. Die Damen des Clubs: Beck. Melcher, Müller, Racke,
Sachs und Thümmel zeigten einen ſchwungvoll ausgeführten Flo=
rettreigen
, an den ſich mit ihren in gewohnter Weiſe ausgeführten
prächtigen Tänzen Lieſel Müller und Beate Thümmel anſchloſſen.
Herr Tanzlehrer Fuhrländer gab mit ſeiner Partnerin den Be=
ſuchern
auserleſene Proben einer vornehmen Tanzkunſt die un=
geteilten
Beifall fand. Stürmiſche, nicht endenwollende Heiterkeit
ernteten der Rheiniſche Geſangverein und Pat und Patachon
als Fechter; letztere ausgeführt von Herrn Walter Fuhrländer
und Herrn Guſtav Bender unter Leitung des Herrn Heinz Sack.
Herr Kauck brachte mit ſeiner Kapelle einen eigens komponierten
Darmſtädter Fechtermarſch ſchneidig zum Vortrag, deſſen hierzu
verfaßter Refrain, von den Anweſenden begeiſtert mitgeſungen
wurde. Eine große Polonaiſe, für die der Feſtſaal zu klein war,
eröffnete den Reigen zum Tanz, worauf ſich dann in dem zu einem
Jahrmarkt umgewandelten Saal ein überaus reges Leben und
Treiben entwickelte. Genußreiche Stunden hatte der Abend den
äußerſt zahlreich erſchienenen Teilnehmern geſpendet, bis ſie ein
herrlicher Frühlingsmorgen nach Hauſe brachte. Alles in allem
genommen, ein voller Erfolg für den D.F.C. und ſeinen unter der
vorzüglich bewährten Leitung des Herrn Willi Hahn ſtehenden
Vergnügungsausſchuß.
Zum Feſtabend des Bundes der Kaufmannsjugend im
D. H. V., Ortsaruppe Darmſtadt, hatte ſich im Konkordiaſaale eine
ſtattliche Zahl von D.H.V.=Kollegen und Angehörigen unſerer
Junggehilfen und Lehrlinge eingefunden, ſo daß der Saal faſt bis
zum letzten Platz beſetzt war. Nach Begrüßung der Eltern und
der Ehrengäſte, der Herren Direktor Dr. Zeiger, Landesjungend=
pfarrer
von der Au Dipl.=Handelslehrer Kaiſer und Treſſer ſowie
Vertreter der benachbarten Ortsgruppen und naheſtehender Orga=
niſationen
, durch den hieſigen Jugendführer Hans Dörr wurde
eine Feſtfolge geboten, deren eindrucksvollen Darbietungen aus=
nahmslos
getragen waren von dem friſchen, eigenwüchſigen Geiſt,
der, wie durch alle übrigen Verbandsgliederungen, auch durch die
Jugendabteilung des D.HV. zieht. Ob es die Mitglieder der
Turnergilde waren, die muſtergültige Uebungen am Barren zeig=
ten
, oder die Fahrenden Geſellen, die mit ihrem friſch=fröhlichen
Schargeſang und 2 Liedern aufwarteten, oder das mittelalterliche
Spiel Peter Johſts Himmelfahrt, in dem die Darſteller die
ſchlichte, derb=frohe, von geſundem Humor belebte Landsknechtsart
treffend zu ſchildern wußten durch alle Darbietungen ging die
Freude der Mitwirkenden, an einer von ſo hohen Idealen getrage=
nen
Bewegung, wie ſie der D.H.V. darſtellt, mitarbeiten zu dür=
fen
. Daß dieſe Freude vollauf berechtigt iſt, wurde wohl auch
denen, die die vorbildlichen Einrichtungen des D.H.V. zur Er=
langung
einer vollwertigen Berufsausbildung noch nicht kannten,
verſtändlich durch die Feſtanſprache des Geſchäftsführers Brack.
der einen umfaſſenden Ueberblick über die vom D. H. V. der Jugend
des Berufsſtandes geſchaffenen Hilfsmittel gab und dabei auf die
bewußte Betonung des, Berufsſtändiſchen unſerer Bewegung im
Gegenſatz zum marxiſtiſchen Begriff der Klaſſe hinwies. Daß
die D.HV.=Jugend dauernd an der Verwirklichung ihres Leip=
ziger
Bekenntniſſes: Wir wollen an Leib und Seele ganze Män=
ner
werden und im Beruf die Tüchtigſten ſein arbeitet, das zeigte
der Verlauf dieſes Abends, der dem B.d. K. ohne Zweifel viele
neue Freunde gewonnen hat.
Das Kleine Haus des Landestheaters bringt ab morgen,
den 6. Mai, den neuen Ufa=Tonfilm Vorunterſuchung
mit Albert Baſſermann und Guſtav Fröhlich zur Aufführung. Das
Manuſkript ſchrieb Robert Liebmann nach dem bekannten Büh=
nenwerk
von Max Alsberg und Otto E. Heſſe. Die Regie führt
Robert Siodmak, der mit ſeinem Film Menſchen am Sonntag
einen großen Erfolg zu verzeichnen hatte. Im Beiprogramm läuft
die aktuelle Ufa=Tonwoche, ein luſtiger Zeichentrickfilm, und ein
Kulturfilm Töne, die nie verklingen, der in Form einer Bild=
und Tonreportage das Entſtehen einer Grammophonplatte ver=
anſchaulicht
.

Heſiſche und naſſauiſche Fleiſcher=Tagung in Alsfeld.
behörde gegenüber mit allem Nachdruck zur Geltung zu bringen. Bei
Alsfeld, 3. Mai.
Der in dem oberbeſſiſchen Rotenburg, in Alsfeld, abgehaltene Be= der Errichtung einer Schlächterei durch den Eiſenbahnberein Kaſſel und
zirkstag des Bezirksvereins ,Beide Heſſen und Naf) bünfeld (neuerdings auch Erfurt u. a.) handelt es ſich nicht um lokale
Erſcheinungen. Sie ſind lediglich der Anfang und ein Beiſpiel für die

ſau im Deutſchen Fleiſcherverband, der Vertreter von etwa 60 Metz=
gerinnungen
aus allen Teilen der Heſſenländer und Naſſaus, hier zu=
ſammenführte
, war ein Zuſammenklang der Berufsnöte des geſamten
deutſchen Handwerks und Gewerbes und ein ſtarker Akkord der Not=
rufe
des deutſchen Mittelſtandes als letztes Bollwerk gegen den Bolſche=
wismus
. Bereits am Vormittag hatten die Vertreter das altertümliche
Handwerkerſtädtchen beſichtigt. Nachmittags um 14.20 Uhr begrüßte der
Bezirksvorſitzende, Ober= und Ehren=Obermeiſter Carl Schnell aus
Kaſſel die zahlreich erſchienenen Ehrengäſte und die Verſammlung, u. a.
Reichstagsabgeordneten Freybe=Stettin, die Landtagsabgeordneten für
Heſſen, Bürgermeiſter Dr. Niepoth=Schlitz, und für Preußen Schreiner=
Obermeiſter Knieſt=Kaſſel, die Direktoren der Handwerkskammern Darm=
ſtadt
Schüttler) und Kaſſel (Dr. Hofmann), Syndikus Röhr=Gießen,
Gewerbeſchuldirektor Dr. Brünnings=Gießen, Kreisdirektor Dr. Stamm=
ler
, Bürgermeiſter Dr. Völſing, Kreis=Veterinärarzt Dr. Hofmann und
Stadtrat Lent als Vertreter der Gewerbevereine des Bezirks, ſämtlich
aus Alsfeld.
Der Vorſitzende Carl Schnell ſtellte der Tagung die Forderung
des Handwerks nach gleichmäßiger Steuerverteilung, ohne Bevorzugung
anderer Wirtſchaftsgruppen, voran, da auch das Fleiſcher=Handwerk keine
Konkurrenz zu befürchten hat, wenn der Konkurrenzkampf mit ehrlichen
Mitteln ausgefochten wird. Das Handwerk will geſchloſſen in die Ein=
heitsfront
eintreten, die durch ehrliche Arbeit den Wiederaufbau des
deutſchen Vaterlandes erſtrebt.
Zu Ehren des Andenkens an die Verſtorbenen erhob ſich die Ver=
ſammlung
von ihren Plätzen. Der Vorſitzende gedachte beſonders Geh.
Rat Falk aus Mainz, der in jahrzehntelanger Arbeit bis kurz nach ſei=
nem
80. Lebensjahre der Bewegung diente, und ſeines Nachfolgers
Obermeiſter Ludwig Schwöbel=Mainz, der gleichfalls dem Vorſtand an=
gehörte
, Kreisdirektor Dr Stammler und Bürgermeiſter Dr.
Völſing, überbrachten Glückwünſche Direktor Schüttler= Darm=
ſtadt
wandte ſich beſonders gegen die unlautere Konkurrenz, gegen die
anzukämpfen es bisher wenig Erfolg hatte. Ganz beſonders forderte
er die Bekämpfung des Bauernſchlachtens und beſſeres Verſtändnis für
das Fleiſcherhandwerk, das man noch immer als ein wohlhabendes an=
ſehe
, und deſſen ungeheure Abgaben und Beſteuerungen man nicht
ſehe. Für ein Verſtändnis für die Verkaufspreiſe zu wirken, muß vor=
nehmſte
Aufgabe ſein. Nach einem Gruß=Wort des Ehrenobermeiſters
Knieſt=Kaſſel, M. d.L., erſtattete der Vorſitzende den Geſchäftsbericht,
aus dem zu entnehmen iſt, Laß der Bezirksverband in 71 Innungen
3806, einſchließlich 6 Einzelmitglieder, umfaßt. Das ſchlechte Geſchäfts=
jahr
mit überſpannter Steuerlaſt habe Zuſtände herbeigeführt, welche
kataſtrophal ſind. Weſentlich dazu beigetragen hat die Preisabbau=
Aktion. Auf dem Häute= und Fettmarkt ſind noch Preismißſtände zu
bekämpfen. Die Giſenbahnſchlächtereien in Kaſſel und Hünfeld haben
Entrüſtung hervorgerufen und Handwerk und Gewerbe zu einer Ab=
vehrfront
gezwungen, um dem Handwerk die Lebensnowendigkeit zu
erhalten, auf die es ſeiner Natur nach ein Anrecht hat. Zum Erfolg
kann nur die alte Deviſe führen: Arbeiten und nicht verzweifeln, treu
der Innung und dem Vaterland. Hierauf wies der Vorſitzende in
einem eingehenden Referat auf. Die Konkurrenz der Konſumvereine
und Warenhäuſer und die Selbſthilfemaßnahmen einzelner Berufs=
ſtände
hin, die den Untergang des Gewerbes und des geſamten Mittel=
ſtandes
bedeuten. In energiſcher Form kritiſierte er die Abſichten der
Reichsbahndirektion, die durch die Errichtung der Eiſenbahn=Schlachterei
ihre Lohnpolitik verſchleiere. Es wäre beſſer, wenn ſolche Experimente
unterblieben, weil ſonſt die Oeffentlichkeit in Beamtenfragen eine ähn=
liche
Stellung einnehmen müßte. Die grundlegende und allgemeine Be=
deutung
dieſer Frage der Selbſthilfemaßnahmen wurden durch folgende,
einſtimmig angenommene Reſolution unterſtrichen:
Die verſammelten Vertreter der Innungen erſuchen die Verbands=
leitung
, im Verein mit den Spitzenvertretungen der Wirtſchaft bei der
Reichsregierung vorſtellig zu werden und dort den Schutz der Wirt=
ſchaft
, insbeſondere des gewerblichen Mittelſtandes, der Reichsbahn=

bei dem Reichsverband des Eiſenbahnvereins vorherrſchenden Abſicht
zur Eigenwirtſchaft. Da die Reichsbahnverwaltung erwieſenermaßen,
die trotz ihrer formaljuriſtiſchen Selbſtändigkeit als Reichsbehörde zu
gelten hat, dieſes Vordringen ihrer Beamten in die Tätigkeit der Wirt=
ſchaft
nicht nur duldet, ſondern offiziell fördert und derartige Selbſt=
hilfemaßnahmen
auch andere Berufsſtände ſchwer ſchädigen können, bit=
ten
wir den Verbandsvorſtand, dieſer Angelegenheit größte Beachtung
zu ſchenken und ſofort Fühlung mit den intereſſierten Spitzenverbänden
aufzunehmen.
Dr. Hofmann von der Handwerkskammer Kaſſel führte zahlen=
mäßig
das ſtarke Anwachſen der Konſumpereine und Warenhäuſer vor
Augen. Das Anwachſen der Werkkonſume zeigt, daß ſich die Induſtrie
des engen Zuſammengehens mit dem Gewerbe nicht bewußt ſei, kein
Wunder, wenn es ablehnt, ihre Erzeugniſſe abzunehmen. Für die
Landwirtſchaft habe das Gewerbe Verſtändnis; aber ſie verſtärkt ihre
Bundesgenoſſenſchaft nicht, wenn ſie ihre Zollerhöhungen auf Koſten
des Gewerbes vornimmt. Der Redner unterſtreicht noch einmal die
Kaſſeler Vorgänge für das geſamte Gewerbe und die deutſche Wirtſchaft
da von einer Behörde bewußt in die Wirtſchaft eingegriffen wird, die
ihre Lohnabſenkung erträglicher machen wollte. Energiſch verwahrte er
ſich gegen den Verſuch, dennoch das Handwerk als Preistreiber der
Maſſe gegenüber hinzuſtellen. Wohlorganiſierte Abwehr iſt das einzige
Mittel.
Reichstagsabgeordneter Freybe=Stettin ſprach über die Aufgaben
des deutſchen Mittelſtandes als ſtraffe Organiſation zu rückſichtsloſer
und uneingeſchränkter Abwehr gegen Konſumvereine und Warenhäuſer,
als Kampf um die Erhaltung der eigenen Exiſtenzmöglichkeit. Mittel=
ſtand
zu Mittelſtand, muß die Parole ſein, und der Einzelne hat ſich zu
überlegen, ob er Erzeugniſſe ſich national nennender Firmen abnehmen
kann, die den Staat als Bollwerk gegen den Bolſchewismus nicht eben=
falls
unterſtützen. Die Warenverteilung muß der Wirtſchaft überlaſſen
bleiben, damit nicht ein Kampf aller gegen alle entſteht und die hem=
mungsloſe
Gewerbefreiheit muß eingeſchränkt werden. Heſſiſcher
Landtagsabgeordneter Dr. Niepoth=Gießen führte weiter aus, daß
er zuerſt gegen die ſteuerliche Bevorzugung angekämpft habe, und daß
es den heſſiſchen Beamten verboten iſt, Warenverkauf in behördlichen
Räumen zu dulden. Eine längere Ausſprache rief ein Neferat über
Hausſchlachtungen hervor, aus, dem die uneinheitlichen Auffaſſungen
und Handhaben der einzelnen Behörden hervorging. Auch in dieſem
Falle wurden von der Geſetzgebung klare und einheitliche Beſtimmungen
gefordert und der Standpunkt vertreten, daß alle Hausſchlachtungen, die
über den Rahmen des Eigenverbrauchs hinausgehen, als gewerbsmäßige
zu erfaſſen ſeien. Es wurde beſſere Aufklärung durch Rundfunk und
Preſſe gefordert. Obermeiſter Grauer=Eichenzell=Fulda machte
bedeutſame Erklärungen dahingehend, daß in den Erwerbsloſenſchläch=
tereien
große Gefahr begründet ſei, da es auch in der Abſicht des
Städtetages liege, die Erwerbsloſen durch Viktualien abzufinden, um
gleichzeitig dem Landwirte entgegenzukommen. Weiterhin, wurde
einheitliche und obligatoriſche Regelung der Fleiſchbeſchaugebühren und
der Kontrollmaßnahmen gefordert.
Der Kaſſenbericht gab Aufſchluß über geſunde finanzielle
Verhältniſſe. Der ausſcheidende Ehrenobermeiſter Carl Schnell=Kaſſel
wurde durch eine Beifallskundgebung zum Vorſitzenden und zum Ver=
treter
in den Verbandsvorſtand wiedergewählt. Obermeiſter Stahl=
Limburg wurde wieder= und Obermeiſter Mackauer=Mainz neu in den
Vorſtand gewählt. Obermeiſter Lotter=Limburg ſprach dem Vorſtand
namens der Verſammlung Dank und Anerkennung aus. Als Delegierte
für den Verbandstag in Stuttgart wurden Obermeiſter Gundrun= Als=
feld
und Framm=Sandershauſen gewählt. Der nächſte Bezirkstag iſt
in Carlshafen. Die fünfſtündigen Beratungen zeichneten ſich durch ſel=
tene
Einmitigkeit und Zielſicherheit aus, ſo daß der Vorſitzende mit
Dank und der Parole: Arbeiten und nicht verzweifeln! ſchließen
konnte. Die Alsfelder Innung feierte ihr 25jähriges Beſtehen.

Aus dem Gerichtsſaal.

4n. Die Kleine Strafkammer verhandelte am Mon=
tag
in zweiter Inſtanz gegen einen Maurer aus Seligen=
ſtadt
wegen unerlaubten Führens einer Schuß=
waffe
, wegen Widerſtands und wegen Beamten=
beleidigung
. Ein Förſter traf auf ſeinem abendlichen Rund=
gang
im Gemeindewald Seligenſtadt im Juni vorigen Jahres auf
zwei Wilderer. Als er auf ſie zuging, um ſie zu ſtellen und nach
Waffen zu unterſuchen, ſtürzten ſie ſich zu zweit auf ihn, ſo daß er
in der Not von ſeinem Revolver Gebrauch machte und dem einen
in den Leib, dem anderen in das Bein ſchoß. Die beiden ließen
daraufhin von ihm ab, und der heutige Angeklagte lieferte ihm
ſein Flobertgewehr, das er zuſammengelegt unter dem Rock trug,
ab. Der Angeklagte wurde damals wegen Widerſtands zu ſechs
Wochen Gefängnis und im übrigen zu insgeſamt 55 Mark Geld=
ſtrafe
verurteilt. Die Staatsanwaltſchaft legte hiergegen Be=
rufung
ein und beantragte eine weſentlich höhere Strafe. Der
Angeklagte behauptet, er ſei damals arbeitslos geweſen und nur
durch die Not zum Wildern gekommen. Außerdem habe ihm der
Schuß den Fuß gelähmt, ſo daß er doch wahrlich ſchon genug be=
ſtraft
ſei. Doch da der größte Verdacht beſteht, daß der Angeklagte
gewohnheitmäßig wildert, da die beiden überdies in dreiſteſter
Weiſe gegen den Förſter vorgingen, gibt das Gericht der Berufung
der Staatsanwaltſchaft ſtatt und verurteilt den Angeklagten zu
insgeſamt 3 Monaten und 2 Wochen Gefängnis.

Das Union=Theater zeigt ab heute Vilma Banky in ihrem
erſten deutſchen Sprechfilm Die Sehnſucht jeder Frau Ihre Part=
ner
ſind Joſef Schildkraut, des berühmten Rudolf Schildkraut be=
rühmter
Sohn, und Eduard Robinſon. Herrliche Landſchaftsauf=
nahmen
aus Kalifornien umrahmen dieſes ſpannende Filmwerk.
Dazu das gute Beiprogramm.
In den Helia=Lichtſpielen läuft ab heute der Kriminalton=
film
Das gelbe Haus des King=Fu mit Charlotte Suſa, Guſtav
Dießl. Willy Prager und Paul Graetz in den Hauptrollen. Regie:
Carl Grune. Der Film ſpielt im Mileu der Pariſer Unterwelt.
Ein Kurztonfilm Flock und Flickie bei den Chineſen ſowie ein
intereſſanter Kulturfilm vervollſtändigen das Programm.
In den Palaſt=Lichtſpielen wird der Farbentonfilm Ban=
ditenlied
, der nach Franz Lehars Operette Zigeunerliebe ge=
dreht
iſt heute zum letzten Male vorgeführt. Der bekannte New
Yorker Bariton Lawrence ſpielt die Hauptrolle und ſingt auch die
bekannten Melodien der Leharſchen Operette. Dazu das gute
Beiprogramm.
Die ſchönen Tage ſind zu Ende. Wegen Diebſtahls eines
erheblichen Geldbetrages, den er in ſeiner Heimat Krefeld began=
gen
hatte, wurde am 4. Mai 1931 ein 24jähriger Färber in Darm=
ſtadt
. feſtgenommen. Er hatte ſich von dem geſtohlenen Gelde ein
Motorrad gekauft und damit eine ausgedehnte Maitour unter=
nommen
. Der Freude wurde durch die plötzliche Feſtnahme ein
jähes Ende bereitet. Das Geld ging allerdings auch zur Neige.

Lokale Veranſtalkungen.

Kampfbund für deutſche Kultur. Am Don=
nerstag
, den 7. Mai, abends 8,15 Uhr, ſpricht Dr. Werner Kulz
im Städtiſchen Saalbau zu Darmſtadt auf Veranlaſſung der hie=
ſigen
Ortsgruppe über das Thema: Kulturumſturz? Da
die in dem Vortrag zur Behandlung kommenden Fragen mit zu
den wichtigſten gehören, die weite Volkskreiſe heute beſchäftigen,
ſo dürfte der Vortrag großem Intereſſe begegnen. Der Karten=
vorverkauf
erfolgt durch die Buchhandlungen Köhler (Carius),
Schulſtraße 10. und Waitz. Eliſabethenſtraße 16.
Deutſcher Sprachverein. Wir machen unſere Mit=
glieder
auf die Veranſtaltung der Volkshochſchule empfehlend auf=
merkſam
, die am Mittwoch, den 6. Mai, abends 8 Uhr, im Real=
gymnaſium
ſtattfindet. Studienrat Dr. Bergmann ſpricht über
die geiſtigen und wirtſchaftlichen Nachteile, die unſerem Volk aus
der Ueberfremdung unſerer deutſchen Sprache
entſtehen. Für unſere Mitglieder koſtet der Eintritt nur 30 Pfg.
Tageskalender für Dienstag, den 5. Mai 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 19,30 Uhr,
4. Kleines Haus,
Ende gegen 22.30 Uhr: Valerio
Anfang 19.,30 Uhr. Ende gegen 22 Uhr: In neuer Einſtudie=
rung
: Die Wildente‟. Zuſatzmiete 1. 100. Orpheum,
Konzerte: Zur
20,.15 Uhr: Matroſen von Cattaro.
Oper, Schloßkeller. Zum Tropfſtein, Hotel=Reſt. Poſt. Sport=
Café, Reſt. a. Meßplatz. Kinovorſtellungen: Union=,
Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.

Wenn Sie mehr als RM 3000. für einen Wagen anlegen wollen, dann
geben Sie sich nur. mit einem Sechszylinder zufrieden. Der wirtschaftlichste Sechs-
zylinder
ist der 1,8 Ltr. Opel. Anschaffungspreis und Unterhaltungskosten dieses
Wagens sind niedriger als die mancher
Vierzylinder. Preis: RM 3175 bis RM 3495

Preiss ab Wark .
irt Ihm den gin-
stigen
Za
ann.

Maidrnteteit
Eun derchenscht

*

Diebſtähle. In der Nacht zum 8. April 1931 wurden aus
einem Auto, welches in der Kirchſtraße aufgeſtellt war, ein Her=
rengabardinemantel
und ein Paar Herrenglacehandſchuhe geſtohlen.
Der Mantel iſt ziemlich weit (Raglanſchnitt) und von beiger
Farbe. Die Handſchuhe ſind gefüttert und von brauner Farbe.
Aus einer Hofreite in der Seekatzſtraße wurden vor einigen Tagen
zur Nachtzeit 6 Kakteen geſtohlen. Ein Gärtner meldet Sach=
beſchädigungen
und grobe Verwüſtungen in ſeinem Garten der
am Seitersweg gelegen iſt. Für die angerichteten mutwilligen
Beſchädigungen kommen wieder einmal Studenten in Betracht,
Verkehrsunfälle. Am 2. Mai, nachmittags, wurde auf der
Straßenkreuzung Große OchſengaſſeObergaſſe ein Autounfall ge=
meldet
. Leicht verletzt wurde eine Ehefrau aus Darmſtadt, die
mit ihrem Fahrrad mit einem Darmſtädter Perſonenkraftwagen
in Konflikt geraten war. Die Verletzte wurde durch die Rettungs=
wache
nach dem Städt. Krankenhauſe verbracht und nach Behand=
lung
gleich wieder entlaſſen. Am gleichen Tage gegen 23 Uhr
karambolierten zwei Kraftwagen auf der Straßenkreuzung Frank=
furter
= und Schloßgartenſtraße. Der Kraftwagen der Städt Ret=
tungswache
fuhr SchloßgartenſtraßeFrankfurterſtraße. Ein Frank=
furter
Auto ſuhr Frankfurterſtraße Richtung Arheilgen. Auf der
Kreuzung kam es zum Zuſammenſtoß. Es iſt nur Sachſchaden ent=
ſtanden
.

Je ietesen
Auan non
E aalen
Ees Wcestestet
UEDER
Befahre
Annn
UAT
EHEIs
Adam Opel A. G.- Personenwagen Laskwagen• Fahrräder

GENERAL-VER

REIER: HAAS & BERNHARD. DARMSTADT. RHEINSIRASSE 19721

[ ][  ][ ]

Nummer 124

Dienstag, den 5. Mai 1931

Seite 7

Aus Heſſen.
Statke Frequenz der Bergſtraße.
F. Unſere zurzeit im ſchönſten Blütenſchmuck prangende Bergſtraße
bürfte am Sonntag einen Rekordbeſuch aufzuweiſen gehabt haben. Der
Kraftfahrzeugverkehr war zeitweiſe derart ſtark, daß ſich in den Haupt=
verkehrsſtraßen
wahre Schlangen von Omnibuſſen, Perſonenkraftwagen
und Krafträdern bildeten, die ſich oft nur mühſam fortzubewegen ver=
mochten
und nicht ſelten Verkehrsſtockungen verurſachten. Die Reichs=
bahn
hatte ebenfalls einen großen Tag. Die von der Bergſtraße kom=
menden
Abendzüge waren derart überfüllt, daß die Reiſenden maſſenhaft
mit einem Stehplatz auf den äußeren Plattformen der Wagen vorlieb
nehmen mußten. Daß auch ungezählte Tauſende von Spaziergängern der
erwachten Natur einen Beſuch abſtatteten, war ſelbſtverſtändlich, lud doch
der erſte warme Frühlingstag die Menſchen geradezu dazu ein, den Wan=
derſtab
zu ergreifen und einen Tag Erholung vom Alltag in Wald und
Flur zu ſuchen.

Dg. Arheilgen, 4. Mai. Motorradunfall ein
zweites Todesopfer. Der in der heutigen Nummer ge=
meldete
Motorradunfall ergibt nunmehr nach den Ausſagen
eines amtlich vernommenen Augenzeugen von Rüſſelsheim ein
weſentlich anderes Bild. Der tödlich verunglückte Schleifer
Jakob Benz von hier fuhr in Richtung nach Arheilgen nicht, wie
berichtet, nach Langen. Der ihm entgegenkommende Werkmeiſter
Georg Berneiſen fuhr mit raſender Geſchwindigkeit (es wurden
100 Kilometer geſchätzt) auf der linken Straßenſeite und konnte
durch die große Geſchwindigkeit ſein Rad nicht mehr nach der
rechten Seite bringen. Dadurch ſah ſich Benz veranlaßt, nach
der anderen Seite zu ſteuern, währenddeſſen auch der Frankfur=
ter
Motorradfahrer das Beſtreben hatte, auf die rechte Fahr=
bahn
zu kommen, wodurch der Zuſammenſtoß verurſacht wurde.
Benz war ſofort tot, während ſeine Frau mit ſchweren Ver=
letzungen
in Langen ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Das
Unglück hat nun noch ein zweites Todesopfer gefordert, indem
der Werkmeiſter Georg Berneiſen aus Frankfurt nunmehr ſei=
nen
ſchweren Verletzungen erlegen iſt. Nach dem jetzigen Stand
der Unterſuchung trifft Berneiſen die Schuld an dem Zuſam=
menſtoß
. Der Augenzeuge von Rüſſelsheim fuhr zwiſchen bei=
den
, ebenfalls mit ſeinem Motorrad, und wurde von Bexneiſen
überholt, wodurch dieſer auf die linke Fahrbahn kam und mit
Benz in Kolliſſion geriet. Benz iſt von Beruf Schleifer und am
27. Dezember 1900 in Arheilgen geboren.

Dk. Groß=Umſtadt, 4. Mai, Landwirtſchaftliche Maſchi=
nenſchau
. Die Landwirtſchaftskammer Heſſens veranſtaltete auf ihrem
hieſigen Verſuchs= und Muſtergut für Gemüſe= Obſt= und Weinbau eine
reichhaltige und gut beſuchte Vorführung von ſolchen landwirtſchaftlichen
Maſchinen und Gerätſchaften, die im kleineren oder größeren Anbau von
Gemüſe, Obſt und Wein Verwendung finden können. Nach der Ve=
grüßung
der Erſchienenen durch den Leiter des Verſuchsgutes, Herrn
Juſpektor Neußrath. fand die Vorführung von Baum=, Hopſen=, Hede=
rich
= und Weinbergſpritzen verſchiedener Shſteme der Rheinpfälziſchen
Mäſchinen= und Metallwaren=Fabrik Carl Platz=Ludwigshafen und der
Maſchninenfabrik Gebr. Holder=Metzingen (Württemberg) ſtatt. Bei der
Tief= und Flachbearbeitung des Bodens erregten die mit Motorbetrieb
verſehenen Gerätſchaften der Firmen Siemens u. Halske A.=G., Gebr.
Polder und Otto Richei=Konſtanz beſondere Aufmerkſamkeit. Daran ſchloß
ſich eine Beſprechung von Handgerätſchaften der Firma Wolf=Bielefeld,
die die Eiſenwarenhandlung Wenz=Darmſtadt zur Verfügung geſtellt
hatte, ſowie von ſauber gearbeiteten Stahl=, Hack= und Häufel=Pflügen
der Landmaſchinenfabrik Karl Böhmer=Alzeh.
Dk. Heubach i. O., 4. Mai. Körung. Von 10 Stück Simmentaler
Fleckvieh, die auf dem Marktplatz einer Kommiſſion der Heſſiſchen Land=
wirtſchaftskammer
vorgeführt waren, wurden 6 gekört.

Cd. Michelſtadt, 4. Mai. Der Deutſche Motorradfahrerverband,
Landesgruppe Heſſen, veranſtaltete am Sonntag eine ſogenannte Orien=
tierungsfahrt
. Bis um die Mittagszeit trafen hier am Fürſtenauer Hof
aus allen Gegenden ſo zirka 30 Motorradfahrer ein, die dann nach einer
leiblichen Stärkung im Fürſtenauer Hof gegen 2 Uhr auf die Reiſe
nach Affolterbach geſchickt wurden. Die zu fahrende Strecke ſtellte außer=
ordentliche
Anforderungen an den Orientierungsſinn der Fahrer. So
ging es z. B. von hier über Erbach, Erlenbach, Bullau uſw. Der Kon=
trolldienſt
auf dieſer Strecke wurde von Mitgliedern des hieſigen Motor=
radfahrerklubs
ausgeübt. Die K.K.S=Abteilung des Kriegervereins
Michelſtadt nahm die Preisverteilung ihres Frühjahrs=Saalpreisſchießens
vor. Die bei dem Schießen erzielten Leiſtungen ſind als außerordentlich
gut zu nennen, auch die Jungſchützen hatten ganz erſtaunliche Reſultate
aufzuweiſen. Die Preisverteilung wurde umrahmt und verſchönert durch
Muſikvorträge der Hauskavelle, große Freude erregte auch die Vertei=
lung
der Schützennadeln, ſowie die Enthüllung der außerordentlich
ſchönen und wirkungsvollen Tiſchſtandarte. Als ſolider Schützenbruder
vergnügte man ſich dann mit Geſang von alten paſſenden Volksliedern
und Vorträgen der aus Mitgliedern beſtehenden Hauskavelle bis zur
Feierabendſtunde.
4a. Wald=Michelbach, 4. Mai. Beigeordnetenwahl. Die
am geſtrigen Sonntag ſtattgehabte Beigeordnetenwahl. bei der ſich drei
Kandidaten gegenüberſtanden, hatte folgendes Ergebnis: Lederarbeiter
Philivp Vetter (Soz.) 285 Stimmen, Kaufmann Fr. Lipp (Zentr.)
274 Stimmen und Maurermeiſter Adam Ehret, (Bürgertum) 235
Stimmen. Da keiner der Kandidaten die abſolute Mehrheit hat, findet
Stichwahl ſtatt.

Schulhausbrand in Reichelsheim i. Odw.
Drei Tote.
N. Reichelsheim i. O., 4. Mai. In der Nacht von Sonntag
auf Montag wurden gegen 3 Uhr die hieſigen Einwohner durch
Feuerſignale und Sturmglocke jäh aus dem Schlafe geriſſen. Der
Schreckensruf: Im Schulhaus brennts! zerriß das Dunkel der
Nacht, und alles eilte entſetzt nach dem Marktplatz. Der Dach=
ſtuhl
und das obere Stockwerk, in dem ſich die Dienſtwohnung
des Rektors i. R. Bormuth befand, ſtand in hellen Flammen.
Einige beherzte Männer waren ſchon in das brennende Haus
eingedrungen und hatten unter Lebensgefahr die beiden Ehe=
leute
aus dem Hauſe in die Nachbarſchaft gebracht. Zwei andere
drangen in das Schlafzimmer des Dienſtmädchens mit Hilfe
einer Leiter ein und es gelang ihnen, auch dieſes zu retten. Alle
hatten aber ſo ſchlimme Brandwunden davon getragen, daß
Herr Bormuth und das Mädchen bereits kurz nach ihrer Ret=
tung
ſtarben und Frau Bormuth in ein Krankenhaus nach
Darmſtadt eingeliefert werden mußte. Die Wohnung iſt faſt
ganz ausgebrannt, auch die darunterliegenden Schulſäle ſind
ſehr ſtark beſchädigt.
Ueber die Urſache iſt nichts bekannt. Das Feuer ſoll im
Vorplatz oder Treppenhaus zuerſt beobachtet worden ſein. Dann
war es den Bewohnern natürlich unmöglich, ſich zu retten.
Wie wir erfahren, iſt die ſchwer verletzte Frau Bormuth
geſtern nachmittag im Städtiſchen Krankenhaus geſtorben.

m. Beerfelden, 4. Mai. Aus den Vereinen. Unſere eifrigen
Turner ſind dauernd bemüht, die Gedanken und Ausübung der körper=
lichen
bzw. turneriſchen Betätigung in die weiteren Schichten der Be=
völkerung
zu tragen und insbeſondere auch das weibliche Geſchlecht an
den Beſtrebungen und Erfolgen teilnehmen zu laſſen. Es iſt deshalb
beabſichtigt, dem Verein eine Gymnaſtikabteilung für Frauen und Mäd=
chen
anzugliedern, hauptſächlich für ſolche, die ſich am Geräteturnen nicht
beteiligen wollen. Die eifrige und erfolgreiche Turnerin und Förderin
der Turnerei, Frau B. Willenbücher, übernimmt die Leitung. Eine
weitere Berückſichtigung finden die Damen im Turnverein dadurch, daß
auch das Fauſtballſpiel für Damen eingeführt wird. Der Schützen=
verein
eröffnete ein großes Preisſchießen auf ſeinem Schützenſtand
an der Sensbacher Höhe. Es wird geſchoſſen auf Feſtſcheibe, Freihand=
ſcheibe
, aufgelegte Scheibe. 50 Meter laufende Keilerſcheibe und 50 Meter
Kleinkaliber, freihand, und zwar: am 9. Mai ab 2 Uhr nachmittags, 10.
Mai 812 Uhr und 26 Uhr. Zuglaſſen ſind alle Schießſportvereine,
die dem Deutſchen Schützenbund angegliedert ſind und ſonſt verſicherte
Schießſportvereine. Mit Nückſicht auf die wirtſchaftliche Lage ſind die
Einſätze ſtark ermäßigt und trotzdem winken den Schützen ſehr ſchöne
und wertvolle Ehren= und Geldpreiſe. Die Preisverteilung iſt nach
Schluß des letzten Schießens am 10. Mai bei Mitglied Herrn W. Heß
Zum Bären.
e. Bad Wimpfen, 2. Mai. Ueberreichung der Geſellen=
briefe
. Der Geſellenprüfungsausſchuß des Ortsgewerbevereins Bad
Wimpfen nahm dieſer Tage die Ueberreichung der Geſellenbriefe vor.
Leider erfreute ſich die Veranſtaltung keines allzu großen Beſuches. Der
Vorſitzende, Zimmermeiſter Dautel, überreichte 7 Prüflingen, und zwar
2 Schneiderinnen, 2 Malern, 1 Schloſſer, 1 Schuhmacher, 1 Pfläſterer,
die Geſellenbriefe. Alle haben die Prüfung mit gutem Erfolg beſtanden.
Die ausgeſtellten Geſellenſtücke zeigten gute Arbeit und fanden allge=
mein
Beifall. Der Vorſitzende des Prüfungsausſchuſſes Dautel, als auch
Bürgermeiſter Sailer als Vertreter der Stadt, Rektor Blitz als ſolcher
für die Schule, Bäckermeiſter Feherabend als Handwerkskammermitglied
ſowie Himmelreich als Vereinsvorſitzender, beglückwünſchten die Jung=
geſellen
und Junggeſellinnen und ermahnten ſie, ſich weiter zu bilden
und weiterzuſtreben, damit ſie einſt tüchtige Meiſter ihres Berufes und
würdige Glieder des Volksganzen werden. Ferner ſchloß ſich eine Ver=
einsverſammlung
an, in welcher Maurermeiſter W. Klenk im Auftrag
des Bezirksverbandes Bensheim=Heppenheim dem Oberlehrer Hch. Volz.
Buchdruckermeiſter Chr. Elſer und Schreinermeiſter Hermann. Dörr
Ehrenurkunden überreichte, in welchen ſie in Anerkennung ihrer außer=
ordentlichen
Verdienſte um die Förderung des Handwerker= und Gewerbe=
ſtandes
zu Ehrenmitgliedern des Bezirksverbandes ernannt wurden. Un=
geteilten
Beifall fand es, als der Vorſitzende den langjährigen Vorſtand
des Ortsgewerbevereins, Oberlehrer Hch. Volz, zum Ehrenvorſitzenden
ernannte und ihm die Ehrenurkunde überreichte. Es wurden noch weitere
Herren zu Ehrenmitgliedern erannt und erhielten Diplome. Oberreal=
lehrer
Volz dankte für die Chrungen, auch im Namen der anderen Her=
ren
, und gab einen Rückblick über die Entwickelung des hieſigen Hand=
werks
. Unter den Geehrten befinden ſich drei Mitglieder, die ſeit dem
Gründungsjahr 1890 dem Verein angehören. Es ſind dies Salinen=
Inſpektor Ganzenmüller, Ga. Berg und Friedrich Dieruff. Schmiede=
meiſter
. Ermittelte Täter. Die in letzter Zeit in Bad Wimp=
fen
im Tal und in Jagſtfeld begangenen Haſendiebſtähle, die eine be=
ſondere
Beunruhigung in die Haſenhalter getragen haben, konnten durch
die Gendarmerie in Bad Wimpfen, gemeinſchaftlich mit der Gendarmerie
in Jagſtfeld, am Dienstag, den 28. April, zum größten Teil aufgeklärt
werden. Die bei dem Täter vorgefundenen Haſen und Haſenfelle konn=
ten
den Eigentümern zurückgegeben werden.

Epangeliſcher Jugendkag auf dem Obberg.
Hering, 4. Mai. Geſtern fand hier ein evangeliſcher Jugendtag
ſtatt. Die beiden evangeliſchen Jugendbünde hatten aus Anlaß ihrer
Wimpelweihe den Kreisverband Odenwald des Heſſenbundes und den
des Evangeliſchen Verbandes der weiblichen Jugend zu einem Treffen
eingeladen. Es bot einen wundervollen Anblick, als bei dem herrlichen
Maiwetter von allen Seiten die Gruppen mit ihren Fähnlein auf den
Otzberg zogen. Da das Gotteshaus zu klein war, ſollte der Gottesdienſt
im Zwinger ſtattfinden. Um 2 Uhr zog der ſtattliche Feſtzug, mit den
Kindern voran, die Mädchen Blumenkränze im Haar, die Buben
Sträußchen am Stock, durch das Städtchen.
Es war überwältigend ſchön, die mehr als 1400 zählenden Gottes=
dienſtbeſucher
im Zwinger ſich lagern zu ſehen. Ueber ihnen wehte die
Kirchenfahne, und die Feldkanzel und der Feldaltar waren von zahlloſen
Wimpeln der erſchienenen Jugendvereine umſäumt. Zwei Poſaunen=
chöre
, Hering und Reichelsheim, verſahen die Begleitung der Lieder des
liturgiſch reich ausgeſtatteten Gottesdienſtes. Der Kirchenchor Hering,
unter Leitung von Frau Pfarrer Klingelhöffer, trug zwei Lieder vor
und Landesjugendpfarrer Lie. v. d. Au predigte über Hab. 3:2: Herr,
mache dein Werk lebendig mitten in den Jahren und ſprach dabei von
der Bedeutung ebangeliſch=kirchlicher Jugendarbeit und der Verantwvor=
tung
der Gemeinde. Die Weihe der Wimpel vollzog der Ortsgeiſtliche,
Pfarrer Klingelhöffer, worauf aus jugendlichem Munde ein Gelöbnis
geſprochen wurde. Im Anſchluß an die gottesdienſtliche Feier fand dann
ein fröhliches Treiben im Wallgraben ſtatt. Darbietungen verſchiedener
Jugendvereine, gemeinſames Singen, eine Anſprache des Landesjugend=
pfarrers
Lic. v. d. Au und des Dekans Reichert=Lengfeld. Chöre und
Reigen, füllten die raſch verfliegenden Stunden. Nur ſchwer trennte
man ſich von dem herrlichen Fleckchen Erde mit dem wundervollen Mick
in die Geimatberge in ihrem Frühlingsſchmuck und zog dankbaren Her=
zens
für den einzig ſchönen Frühlingstag und die Stunden ebangeliſcher
Jugendgemeinſchaft wieder uach Hauſe.
Gau=Werkungsſingen des Heſſiſchen Hängerbundes
in Gunfall.
Cp. Crumſtadt, 4. Mai. Der Gau Ried des Heſſiſchen Sängerbundes
hielt am Sonntag hier ſein diesjähriges Gau=Wertungsſingen ab. An
der Veranſtaltung nahmen 14 Gauvereine teil. Sehr wirkungsvoll nahm
ſich eine in den erſten Nachmittagsſtunden vor dem Rathaus ſtattgehabte
öffentliche Kundgebung aus. Unter Leitung des Gauchormeiſters Friedel
Fiſcher=Darmſtadt kam zunächſt als Maſſenchor Michel, horch, der
Seewind pfeift! von Arnold Mendelsſohn=Darmſtadt zu Gehör. So=
dann
ergriff der Vorſitzende des Riedgaues, Alles=Groß=Gerau, das
Wort zu einer Ausſprache über das deutſche Lied und Zweck und Ziele
des Heſſiſchen Sängerbundes. Freude und Liebe zum Lied ſowie Treue
zum Vaterlande, ſo führte er aus, ſeien die Ideale eines deutſchen Sän=
gers
. Im Anſchluß daran konnte der Gauvorſitzende vier Mitglieder
des Männerquartetts Crumſtadt auszeichnen. Für 50jährige Mitglied=
ſchaft
erhielt Friedrich Schaffner den Ehrenbrief des Deutſchen
Sängerbundes und die Goldene Ehrennadel des Heſſiſchen Sängerbun=
des
. Ferner erhielten Georg Klöbvinger und Konrad Michel die Sil=
berne
Ehrennadel für 40jährige Mitgliedſchaft und Karl Feldmann die
Ehrennadel für 25jährige Mitgliedſchaft. Als Vertreter des Vorſtandes
des Heſſiſchen Sängerbundes war Lehrer Gengnagel=Grünberg er=
ſchienen
, der ebenfalls bei der Kundgebung vor dem Rathaus eine An=
ſprache
hielt und mit einem Hoch auf das deutſche Vaterland ſchloß.
Mit dem Deutſchlandlied wurde die Kundgebung abgeſchloſſen.
Das eigentliche Kritikſingen fand dann in der Turnhalle und
im Volkshaus ſtatt. Als Kritiker waren Muſikoberlehrer Hubert Sam=
per
=Darmſtadt und Muſikdirektor Michael Döbert=Bensheim ge=
wonnen
. Dem Kritikſingen unterzogen ſich in dem einen Saal die Ge=
ſangvereine
Liederkranz Groß=Gerau, Sängerbund Stockſtadt. Lie=
derkranz
Dornheim Männergeſangverein, Leeheim; Germania
Crumſtadt: Eintracht‟ Geinsheim und Sängerluſt Gernsheim; und
in dem anderen Saale Liederkranz Berkach; Männerquartett‟ Crum=
ſtadt
; Liederkranz Erfelden: Germania Wolfskehlen; Männerge=
ſangverein
Bürſtadt und Eintracht Goddelau. Pflichtchöre waren
Michel horch und Mein Vaterland, welch letzteres Lied auch bei der
Kundgebung als Maſſenchor geſungen worden war. Die ſelbſtgewählten
Chöre waren Werke von Zerlett, Silcher, Schubert, Baumann, Atten=
hofer
, Moldenhauer, Kämpf, Kehldorfer, Langer uſw. Die Leiſtungen
verrieten eine fleißige Einarbeitung der einzelnen Chöre in die ihnen
geſtellten Aufgaben und fanden größtenteils eine gute Kritik.

Bb. Bensheim, 4. Mai. Samstag abend ſollte im nahen Auerbach
im Hotel Weigold ein von ſeiten der Nationalſozialiſtiſchen Arbeiterpar=
tei
veranſtalteter Deutſcher Abend ſtattfinden, dem ſich hier in
Bensheim am Sonntag morgen 6 Uhr ein Wecken, von 9 Uhr ab der
Empfang auswärtiger SA.=Leute es ſollte ſich in dem geſchilderten
Rahmen ein S.A.=Aufmarſch, verbunden mit Sturmfahnenweihe des
Sturmes 53 und der Standarte 115 Heſſen vollziehen gemeinſamer
Gottesdienſt beider Konfeſſionen, mittags Platzkonzert in der Städtiſchen
Anlage, dann um halb 3 Uhr Propagandamarſch durch Auerbach und
Bensheim und Kundgebung mit Zapfenſtreich und Gebet, wiederum in
der Städtiſchen Anlage, anſchließen ſollte. Um der geplanten Veran=
ſtaltung
ein Paroli zu bieten, hatten die Kommuniſten ihrerſeits eben=
falls
einen Propagandamarſch geplant und polizeilich angemeldet. Da
Unruhen zu befürchten waren, wurden am Samstag früh ſämtliche
Veran ſtaltungen polizeilich verboten, ſo daß deren
Abhaltung unterbunden worden iſt.
Hirſchhorn, 4. Mai. Waſſerſtand des Neckars am
3. Mai: 2.10 Meter; am 4. Mai: 1.96 Meter.

G
Die ECHTE Palmolive-Seife

Tat

IE Regierung hat die Hersteller von Markeraftikeln
Wersuchr, die Preise ihrer Waren um 1000o zu ermä-
Bigen. In dem Bestreben, dieser Forderung vollauf zu ent-
sprechen
, haben wir den Preis der Palmolive-Seife um
12‟½g %o herabgesetzt.
Getreu unserem Prinzip, den Bedürfnissen des Kon-
sumenten
vollauf entgegenzukommen, wie wir schon in
der Vergangenheit bewiesen haben, freuen wir uns, den
neuen Preis bekannt zu geben, damit alle davon pro-
Hrieren können.
1930 mehr Palmolige-Seife
verkauft als je zuvor
Es ist erstaunlich, daß unser Rekordjahr gerade in
die Zeit einer Wirtschaftskrise Hel. Aber es war für uns,
die wir das überraschende Anwachsen der Popularitär
dieser Schönheitsseite mit angesehen haben, nicht ganz
unvorhergesehen.
Wie dem auch sei dieses Anwachsen ist die Ur.
Sache unserer damaligen Preissenkung gewesen, und ist
es erfreulicherweise auch diesmal.

3 Stück
Mark

Als Palmolive-Seife zuerst eingeführt wurde, seizten
wir den Preis auf 50 Pfennig fest. Das war ein vernünftiger
Preis, wenn man die Cualität in Berracht zicht.
1928 weiter ermäßigt
Im Jahre 1928, als wir wußten, daß man sehr schnell
dazu kam, Palmolive Seife vorzuziehen, setzten wir den
Preis freiwillig auf 40 Pfennig herab und Sie drückten
Ihre Anerkennung dadurch aus, daß Sie mehr und mehr
Palmolive-Seife kauften.
So setzen wir in diesem Jahr den Preis noch einmal
herab. Denn dadurch, daß Sie Palmolive vorziehen, haben
Sie unsere Verkäufe sehr vergrößert und es ermöglicht,
Ihnen Palmolive billiger zu liefern.
Die Interessen der Wiederverkäufer
sind geschützt
Wie im Jahre 1928 haben wir bei diesen Preisabbau
überall mit den Wiederverkäufern Maßnahmen getroffen,
den neuen Preis unverzüglich in Kraft treten zu lassen.

Die tägliche Anwendung
von Palmolive-Seife ist die
bevorzugte Schönheitsbehand-
lung
von Millionen Frauen der ganzen Welc.
Diese Frauen sind fest überzeugt davon, daß Palm-
olive
ihnen hilft, die Schönheit der Jugend zu erhalten.
Tatsächlich ist ja die milde, wohltuende Wirkung der
Oliven-, Palmen- und Kokosnußöle schönen Frauen schon
seit Jahrhunderten bekannt.
Und weil Palmolive eine Vereinigung dieser kosr-
baren
Ole darstellt, isc sie zur populärsten Schönheits-
Seife aller Zeiten geworden. Wahtscheinlich haben auch
Sie schon Palmolive-Seife benutzt, vielleichr benutzen
Sie sie regelmäßig, wie es Millionen Frauen tun.
Wenn Sie aber die berühmteste aller Seifen noch
niemals angewandt haben sollten, dann fragen Sie heute
noch nach einem Stück zu dem neuen Preis und dann
sehen Sie selber, wie der regelmäßige Gebrauch,
IV 1668
morgens und abends, die Haut erfrischt und verschönt.
Palmolive G. m. b. H., Berlin-Wilmersdort

[ ][  ][ ]

Seite 8

Dienstag, den 5. Mai 1931

Nummer 124

Die Einweihung der neuen Jugendherberge Lauterbach

In dem alten traulichen Lauterbach herrſchte am Sonn=
tag
ein buntes Treiben: Die neue J. H. am Schwimmbad wurde
unter größter Beteiligung der Einwohnerſchaft der wandernden
Jugend übergeben. Ein langer Zug froher Jugend auch waren
ſehr viele Alte mit jungen Herzen dabei und die Behördenver=
treter
Schulrat Haſſinger vom Kultusminiſterium. Re=
gierungsrat
Nanz vom Kreisamt. Kreisſchulrat Lorentz,
Landtagsabgeordneter Maurer, Beigeordnete und Stadträte,
die Vertreter der Konfeſſionen, Schulen und Wandervereine ,
die Stadtkapelle und Trommler und Pfeifer voran ſo zogen
ſie durch die Stadt zum Feſtplatz. Hier wurden alle herzlich be=
grüßt
durch den rührigen Bürgermeiſter Walz, der am Schluſſe
ſeiner Rede dem Jugendherbergsmann für Oberheſſen, Herrn Dr.
Flörke, die Schlüſſel der neuen Bleibe übergab. Dieſer dankte
allen Helfern, dem Heſſiſchen Kultusminiſterium, den übrigen Be=
hörden
und vor allem der Stadtverwaltung und den Einwohnern
von Lauterbach für die reichlichen Spenden, die die Einrichtung
der Jugendherberge ermöglichten. Er ſtellte die Stadt Lguter=
bach
als leuchtendes Vorbild hin für die andern heſſiſchen
Gemeinden. Dann bat Herr Bürgermeiſter Walz Herrn Schul=
rat
Haſſinger, die Weihe des Hauſes zu vollziehen. Freudig be=
grüßt
von den Gäſten, geſtaltete der Redner die Stunde zu einem
Erlebnis für alle Teilnehmer. Der Weiherede entnehmen wir fol=
gende
Ausführungen.
Bei einer Aufführung der Darmſtädter Mundartpoſſe Dat=
terich
in Darmſtadt erklang auf der Bühne unter andern bekann=
ten
Melodien plötzlich die liebe, altbekannte Weiſe von dem
verlorenen Strumpf in Lauterbach. Und alle Zuhörer ſangen
leiſe mit. Das Lied war etwas, das alle anging, ſoweit ſie Heſſen
waren und heſſiſch fühlen konnten. Dieſes Lauterbach war für alle
ein Begriff, ein ganz beſtimmtes Bewußtſein, ein Repräſentant
der heſſiſchen Heimat, ein altbekanntes, liebes Stück heſſiſchen
Volksmund. Und ſo erzählte der Redner weiter ausführlich von
den Alten, wie ſie Franz Como in ſeinem Büchlein über
Lauterbach beſchreibt, wie ſie nicht nur ihr Handwerk vor=
züglich
verſtanden, ſondern auch das Stadtbild ſo ſchön zu formen
wußten. Und dann ſchlug er den Bogen zu dem neuen beſonders
zu dem Hauſe am Berghang, das im feſtlichen Kleide ſeiner Weihe
harrte.
Man kann unſern lebenden Generationen nicht gerade in
hohem Maße Beſcheidenheit nachrühmen; es iſt uns ſo etwas Ge=
wiſſes
, was man Fortſchritt nennt. zu Kopf geſtiegen. Wie wohl=
tuend
kann für ſolche Menſchen ſolch eine Stadt ſein, die aus der
Geſchichte her zu uns ſpricht. Ja, ſchau mich nur an, ſagt ſie, be=
trachte
mich nur recht, ſchlüpfe nur in die Winkel und Gäßchen
hinein, ſteige über die Treppen und gehe über den Marktplatz.
Die Menſchen, die mich ſo anlegten, haben natürlich nichts ge=
wußt
von Radio und Flugzeug und Dynamo, und wie ſich euer
Fortſchritt alles benennt, aber ſie haben feſt in ihrer Zeit ge=
ſtanden
, feſter als ihr vielleicht in der euren, ſie haben noch ge=
rungen
mit den Elementen, ſie haben mit ihren geringeren Mit=
teln
gegen Erde und Waſſer getrotzt, ſie haben ein Handwerk ge=
ſchaffen
, in dem jeder, der ſich Meiſter nennen durfte, ſich faſt auch
einen Künſtler hätte nennen dürfen. Seht ſie euch nur an, die
Türen und Tore, die Gitter und Türklinken, die Treppen in den
alten Häuſern und die Fachwerke. Und die das geſchaffen haben,
die haben keine Hochſchule und kein Technikum beſuchen können.
wie es heute Brauch und Vorſchrift und ſicherlich auch

notwendig iſt, ſie haben gelernt aus der Tradition,
ſie haben gearbeitet für das Bedürfnis und den Zweck, und was
ihnen Kraft und Antrieb gab in ihrem Schaffen, das war die
Ehrfurcht vor dem eigenen Werk, das dem Werk der Väter würdig
ſein ſollte. Von vielem Alten iſt nur noch die Spur vorhanden,
aber wenn wir die deutſche Jugend durch deutſches Land führen
wollen, und daß ihr das möglich wird, dazu bauen wir ja Jugend=
herbergen
, dann ſoll dieſe Jugend auch lernen die Ehrfurcht vor
dem Alten. Selbſtverſtändlich, der oberſte Zweck des Jugend=
wanderns
iſt und bleibt Geſundheit und Freude und Selbſtändig=
keit
unter den jungen Menſchen unſeres Volkes zu ſchaffen, aber
gerade dazu brauchen wir junge Menſchen mit offenen Augen und
freiem unvoreingenommenen Blick, die auch Sinn für die Land=
ſchaft
, Sinn für die Menſchen, für ihre Siedlungen, für ihre Ar=
beit
und ihre Lebensmöglichkeiten haben. Daß die Jungen das
können, dazu ſchaffen wir Jugendherbergen. Im wahrſten Sinne
genommen iſt das Jugendherbergswerk ein Werk für das Volk,
denn es dient daher ſeiner Jugend, es macht den Aermſten zum
Mitgenießer all des Schönen, was unſere deutſchen Lande zu bie=
ten
fähig ſind.
Und wenn ich der Jugend zurufe: Ehrt eure deutſchen Mei=
ſter
, vergeſſet nie, was euch an euer Volk, an ſeine Geſchichte, an
ſeine Kämpfe bindet, ſeid eingedenk, daß ihr wenn die Alten
ſich zur Ruhe gelegt haben fortan die Träger und Geſtalter
deutſchen Schickſals ſein werdet, dann darf ich den Erwachſenen
zurufen: Laßt dieſe Jugend nicht allein in ihrem Kampfe, ſie hat
es in vielem wahrhaftig ſchwerer als ihr es hattet. Und als ein
Voran in dieſem Streben, als einen neubehauenen Stein in die=
ſem
Bau, wollen wir unſere jüngſte heſſiſche Jugendherberge grü=
ßen
. Unſer erſter Gruß ſoll ein herzlicher Dank ſein an alle, die
der Wanderjugend dieſes herrliche Heim geſchaffen haben.
Herr Studiendirektor Schoen hat mit Herrn Bürgermeiſter
Walz, den Herren Stadträten und dem Herrn Stadtbaumeiſter
unſeren ſchon lange gehegten Plan tatkräftig gefördert, ſo daß die
Herren Dr. Flörke=Gießen und Gierth=Frankfurt Ver=
ſtändnis
für unſere Abſichten fanden. Ihnen allen danke ich als
Freund und Brückenbauer der Jugend aufs herzlichſte.
Unſer zweiter Gruß möge dem oberheſſiſchen Lande gelten,
das die Jugend von dieſem Stützpunkte aus, hoffentlich in noch
ſtärkerem Maße und hoffentlich recht friedlich erobern wird.
Und unſer dritter Gruß ſoll der Jugend gelten, die ich im
Geiſte ſchon herbeiwandern ſehe, deren freudige Ueberraſchung ich
ſchon zu hören glaube, wenn ſie dieſen ihr gewidmeten Bau von
der Ferne her ſehen wird, deren Freude und Munterkeit ich ſchon
zu erleben glaube, wenn ich mir vorſtelle, wie ſie ſich in dem
Schwimmbade dort zu Füßen der Herberge tummeln wird. Möge
dieſe friſche Wanderjugend recht viel Freude mit hereinbringen
in dies alte Städtchen, möge ſie vor allem der Dankbarkeit nicht
vergeſſen, die ſie immer wieder am beſten abſtatten wird, wenn ſie
ſich ſelbſt im Betragen, in Takt und Geſittung als die beſte wer=
bende
Kraft einſetzt, die wir für unſer deutſches Jugendherbergs=
werk
einzuſetzen haben.
Bei dem folgenden. Wann wir ſchreiten Seit an Seit bildete
die Jugend mit dem Feſtredner unter freudigem Beifall der
Menge einen Kreis, um ſymboliſch die gegenſeitige Verbunden=
ſtück
im Kranze der heſſiſchen Jugendherbergen darſtellt. Es war
ein froher Tag für alle, die dabei waren.

O‟ Reichenbach i. Odw., 4. Mai Gewerbeausſtellung. In
der Woche vom 9. bis 17. Mai veranſtaltet der hieſige Gewerbeverein im
Saale des Gaſthauſes Zur Traube eine Gewerbeausſtellung, an der ſich
nahezu 40 Ausſteller beteiligen. Die Aufforderung der Reichshandwerks=
woche
iſt zwar noch nicht verblaßt, ſoll aber durch die Gewerbeausſtellung
in Reichenbach, mit neuer Werbekraft erfüllt, an die Verbraucher ergehen.
Ueber 2 verſchiedene Gewerbe wollen zeigen, daß auch das Handwerk
auf dem Dorfe noch leiſtungsfähig iſt, daß es ſich der techniſchen Fort=
ſchritte
der Gegenwart zu bedienen weiß und dabei doch geſchmackvolle
und gediegene Arbeit leiſtet im Gegenſatz zu den billigen Maſſenerzeug=
niſſen
der Fabriken. Zu der Eröffnungsfeier am Samstag, den 9 Mai,
nachmittags 3 Uhr, ſind die Vertreter der Behörden und Verbände ge=
laden
.
Bm. Hofheim (Ried), 3. Mai. Der raſende Tod. Auf der
Provinzialſtraße von Bürſtadt nach Lorſch, unweit des erſten Bahnwär=
terhauſes
, wurde heute nachmittag zwiſchen 5 und 6 Uhr der 21jährige
Sohn des Oberweichenwärters Johann Löſch hier, in der Luiſenſtraße
wohnhaft, von einem auswärtigen Lieferauto erfaßt und auf der Stelle
getötet. Der junge Mann befand ſich in Begleitung eines jungen Mäd=
chens
auf einem Radausflug und ſoll, Vernehmungen nach, die Fahr=
bahn
richtig eingehalten haben, als der Lieferwagen ihn beim Ueber=
holen
auf der ſtark belebten Straße erfaßt haben ſoll. Nähere Einzel=
heiten
des bedauerlichen Unglücksfalles, ſowie Näheres über die Schuld=
frage
wird die polizeiliche Unterſuchung bringen. Den fchwergeprüften
Eltern bringt man hier allſeitige Teilnahme entgegen.
8. Lampertheim, 4. Mai. Vergleichsverfahren. Das hie=
ſige
Amtsgericht gibt bekannt, daß am 29. April, vormittags 9 Uhr, über
das Vermögen der hieſigen Vereinsbank e. G. m. b. H. das Vergleichs=
verfahren
eröffnet worden iſt und Bankdirektor a. D. Gehrhardt in
Worms zur Vertrauensperſon ernannt wurde. Termin zur Verhandlung
über den Vergleichsvorſchlag iſt auf Freitag. 22. Mai. vormittags 7 Uhr.
vor dem Gericht im Saale des Gaſthauſes Zum Kaiſerhof angeſetzt.
Bei der Geſchäftsſtelle des Amtsgerichtes können der Antrag auf Eröff=
nung
des Vergleichsverfahrens und die dazu gehörigen Anlagen einge=
ſehen
werden. Unfall. Ein Schüler der evangeliſchen Schule begab
ſich, ſtatt von ſeinem Schulhauſe in der Römerſtraße nach Schluß des
Unterrichts gleich nach Hauſe zu gehen, nach dem Schulhaus in der
Kaiſerſtraße und unternahm dort an der Sprungkaute Sprungübungen.
Hierbei rutſchte er aus und brach ein Bein. Von den Lehrkräften trifft
niemand die Schuld.
Gernsheim, 4. Mai. Waſſerſtand des Rheins am
3. Mai: 1,77 Meter; am 4. Mai: 1.56 Meter.
a. Offenbach, 4. Mci. In einer Verſammlung der Frauen=
gruppe
der Deutſchen Volkspartei führte Frau Helma
Peter über Deutſche Not und die Aufgaben der deutſchen Frau
aus: Die deutſche Not iſt groß und vielgeſtaltig. In der Induſtrie
haben Mangel an Rohſtoffen, an Betriebskapital und Abſatzmöglich=
keiten
zu Betriebseinſchränkungen, Stillegungen und Arbeitsloſigkeit
geführt. Die Landwirtſchaft kämpft bei zunehmender Verſchuldung
ſchwer um ihre Lebensmöglichkeiten. Geſunkene Kaufkraft wirkt ſich
lähmend auf das Geſchäftsleben aus. Verminderte Steuereingänge bil=
den
die große Sorge von Reich, Ländern und Gemeinden, und die uns
auferlegten Kriegslaſten drücken ſchwer auf unſer Volk. Zur wirtſchaft=
lichen
kommt die ſoziale Not. Unſere innere Zerriſſenheit ſteht einer
einheitlichen Wiederaufbauarbit hindernd im Wege. Viele Volksgenoſ=
ſen
haben ſich geradezu gewöhnt, zur wirtſchaftlichen Geſundung nicht
eigene Anſtrengungen zu machen, ſondern die Hilfe des Staates zu foo=
dern
. In Handel und Wandel ſind Lug und Betrug eine vielbeachtete
traurige Erſcheinung. Das Leben des Nächſten iſt vielen Menſchen
nicht mehr heilig. Unſere geiſtige Kultur leidet ebenfalls Not. Litera=
tur
und Kunſt zeigen einen erſchreckenden Tieſſtand. Dazu kommt die
politiſche Not, die ſich für uns aus dem Verſailler Vertrag ergibt und
in der Entwaffnung, der politiſchen Unfreiheit und der Unſicherheit
ihren Ausdruck findet. Wenn auch Regierung und Volksvertretung in
erſter Linie berufen ſind, den Nöten zu ſteuern, ſo iſt doch auch die Mit=
arbeit
eines jeden Volksgenoſſen erforderlich. Die deutſche Frau ſoll

ſich bewußt ſein, daß ſie die deutſche Induſtrie und die heimiſche Land=
wirtſchaft
ſtützen und zur Verringerung der Arbeitsloſigkeit beitragen
hilft, wenn ſie ſtatt ausländiſchen Waren deutſche Erzeugniſſe kauft. Der
inneren Zerriſſenheit gegenüber fällt der Frau die Aufgabe zu, Gegen=
ſätze
auszugleichen, beruhigend und verſöhnend zu wirken. Dem Schmutz
und Schund gelte ihr Kampf. Sie ſtelle ſich ſchützend vor alles, was
rein, gut und ſchön und was uns unantaſtbar heilig iſt. Angeſichts der
Tatſache, daß unſere Nachbarn ringsum in Waffen ſtarren, während
unſer Volk entwaffnet iſt, gilt es, den Wehrwillen zu ſtärken. Die deut=
ſche
Jugend iſt von der Frau ſo zu erziehen, daß ſie nicht in Verhöh=
nung
und Bekämpfung Andersdenkender, nicht in lärmenden Auftritten
und Straßenſchlachten, ſondern wie unſere Hindenburgjugend in treuer
Pflichterfüllung, in Zucht und Sitte, in heißer Vaterlandsliebe und dem
Streben, an dem Wiederaufbau des Vaterlandes mitzuarbeiten, ihre
Aufgabe ſieht. Um auch der ſeeliſchen Not ſteuern zu helfen, wird es
der vaterländiſch geſinnten Frau ſelbſtverſtändliche Pflicht ſein, Notlei=
denden
zu helfen, Hoffnungsloſe aufzurichten, ewig Unzufriedene auf
irrige Meinungen aufmerkſam zu machen und Selbſtſüchtige über die
Notwendigkeit des Opferbringens aufzuklären. An den einſtündigen
Vortrag ſchloß ſich eine angeregte Ausſprache.
m. Aus dem Lande, 4. Mai. Gewerbliches. Die Nebenſtellen
der Handwerkskammer halten Sprechtage ab in ſeitheriger Weiſe und
dienen damit dem Handwerk durch Auskunft und Belehrung. Die Neben=
ſtelle
Alzeyz ſteht zur Verfügung an drei Orten: die Nebenſtelle
Darmſtadt an neun Orten; die Nebenſtelle Friedberg an ſieben Orten
und in Friedberg außer Mittwochs und Samstags täglich, für die
Sommermonate fallen hier die Sprechtage in Gedern und Altenſtadt
aus, dafür ſind ſolche abwechſelnd einen Monat über den anderen in
Stockheim und Ortenberg; die Nebenſtelle Gießen an 10 Orten, fer=
ner
in Gießen täglich vormittags von 912 Uhr, ausgenommen Sams=
tag
und Donnerstag; die Nebenſtelle Mainz in Mainz täglich von
912 Uhr mit Ausnahme von Mittwoch und Samstag, weiter in Bingen
und Gau=Algesheim immer Mittwochs; die Nebenſtelle Offenbach an
5 Orten, deren Büro in Offenbach iſt außer Samstags täglich von 9 bis
12 Uhr für den Verkehr geöffnet: die Nebenſtelle Worms an 5 Orten
und in Worms täglich von 912.30 Uhr mit Ausnahme von Mittwoch
und Samstag. Landwirtſchaftliches. Landwirtſchaftslehr=
linge
dürfen nicht verſäumen, das von der deutſchen Landwirtſchafts=
geſellſchaft
herausgegebene Merkbuch zu führen, denn bei Ablegung der
Prüfung vor der Landwirtſchaftskammer wird dasſelbe verlangt. Für
die theoretiſche Ausbildung leiſten ihnen die Düngerfibel und die Futter=
fibel
gute Dienſte, die auch von der Landwirtſchaftsgeſellſchaft heraus=
gegeben
und immer wieder in neuer, den Verhältniſſen angepaßter Auf=
lage
erſcheinen

Blutreinigung im Frühjahr.
Ein wichtiges Erfordernis der Körperpflege.
Die Erhaltung von Geſundheit und Wohlbefinden ſetzt gute
Verdauung, reine Säfte und reines Blut voraus. Es iſt daher in
weiteſten Kreiſen üblich, im Frühjahr längere Zeit hindurch ein
mildes Abführmittel zu gebrauchen, um durch Beförderung des
Stuhlganges die ſchädlichen Ablagerungen und Säuren, die ſich
während des Winters gebildet haben, aus dem Körper auszuſcheiden
und eine gute Blutzuſammenſetzung zu erzielen. Hierdurch wird der
geſamte Organismus wohltuend erfriſcht und der Entſtehung von
Krankheiten und Beſchwerden, wie Unbehagen, Beklemmungen,
Mattigkeit und Kopfſchmerzen vorgebeugt. Am zweckmäßigſten
gebraucht man die als Abführ= und Blutreinigungsmittel hervor=
ragend
bewährten Apotheker Richard Brandt’s Schweizerpillen, die
in jeder Apotheke zu RM. 1.50 die Schachtel erhältlich ſind. Sie
beſtehen ausſchließlich aus unſchädlichen pflanzlichen Auszügen und
Stoffen und enthalten keine chemiſchen Zuſätze. Sie wirken zuver=
läſſig
, angenehm und ſchmerzlos.
T 20

Aus Mainz.
Steuerprokeftkundgebungen in Mainz.
Im Großen Konzertſaal der Liedertafel fand am Montag
abend eine von ungefähr 1600 Hausbeſitzern von Groß=Mainz be=
ſuchte
Steuerproteſtkundgebung ſtatt, in der gegen die im Dezember
1930 von Sozialdemokraten, Demokraten und Zentrum im Heſſi=
ſchen
Landtag beſchloſſenen Steuererhöhungen entſchieden Ver=
wahrung
eingelegt wurde. Da der Große Saal überfüllt war,
wurde im anliegenden Bankettſaal eine Parallelverſammlung ab=
gehalten
. Beide Kundgebungen waren wegen Ueberfüllung ge=
ſperrt
. Als Referenten ſprachen Bürgermeiſter a. D. Buxbaum=
Darmſtadt, Syndikus Weiſer=Offenbach, Syndikus Ziegler= Darm=
ſtadt
und Geſchäftsführer Nagel=Mainz. Nach den Referaten
wurde an die Heſſiſche Regierung und an den Landtag
einſtimmig eine Entſchließung gerichtet, in der mit Nachdruck
die Aufhebung der neuen Steuergeſetze verlangt
wird, die den Steuerſenkungsabſichten der Reichsregierung wider=
ſprechen
, neue Zuſammenbrüche des Mittelſtandes und Vermeh=
rung
der Arbeitsloſigkeit zur Folge haben müßten.
Der engliſche Außenminiſter
und das Mainzer Skreſemann=Denkmal.
Der Arbeitsausſchuß für das Streſemann=Ehrenmal be=
abſichtigt
, bei der Enthüllung des Ehrenmals, die am 5. Juli 1931 in
Mainz ſtattfindet, ein Feſtbuch herauszugeben, in dem Aeußerungen
großer Zeitgenoſſen, Freunde und Mitarbeiter Streſemanns, über ihn
feſtgehalten werden. Der engliſche Außenminiſter hat telegraphiſch über
das Generalkonſulat in Frankfurt dem Arbeitsausſchuß folgenden Bei=
trag
übermittelt:
Es iſt manchmal gewagt, den Spruch der Geſchichte über einen
Staatsmann vorweg zu nehmen, aber die gewöhnlichen Maße ſind nicht
auf Dr. Streſemann anwendbar. Er lebte in einem Zeitabſchnitt des
Durcheinanders und des Wiederaufbaues, und es war ſeine höchſte Lei=
ſtung
, daß er vielleicht klarer als die meiſten ſeiner Zeitgenoſſen ſah,
nach welchen Richtlinien dieſer Wiederaufbau durchgeführt werden ſollte.
Aus dieſem Grunde gehört ſeine Arbeit und die Erinnerung an ihn
nicht Deutſchland allein, ſondern Europa und der Welt. Ihm war es
gegeben, durch intellektuelle und perſönliche Macht Triumphe zu feiern.
Seine letzte Rede von der Tribüne der Völkerbundsverſammlung in
Genf war der heroiſche Verſuch eines Sterbenden, unter Hingabe des
letzten Reſtes ſeiner Kraft den Genius der deutſchen Nation in den
Dienſt ſeines Volkes und der Welt zu ſtellen. Ein britiſcher auswärti=
ger
Miniſter kann auch nicht vergeſſen, daß Dr. Streſemann mehr als
irgend jemand der Mann war, der die Völker Großbritanniens und
Deutſchlands miteinander wieder verſöhnte und das Mißtrauen und
die Mißverſtändniſſe zerſtreute, die der Krieg zurückgelaſſen hatte, und
der zwiſchen den beiden Nationen das Vertrauen wieder herſtellte, wel=
ches
für ſie beide ein ſo wertvolles Gut iſt.

* Numäniſcher Beſuch im Inſtitut für Völkerpädagogik in Mainz.
Eine Gruppe rumäniſcher Pädagogen iſt in Mainz eingetroffen, um hier
heit anzudeuten. Das Deutſchlandlied beſchloß die Feier und alles in einem viertägigen Kurſus das deutſche Erziehungsweſen kennen zu
zog hinauf zur Beſichtigung des neuen Heims, das ein Schmuck= lernen und ſich insbeſondere mit dem Lehrmittelweſen Deutſchlands be=
kannt
zu machen, wozu das Lehrmittelhaus in der ehemaligen Zitadelle
beſte Gelegenheit bietet. Die Rumänen werden daneben während des
Unterrichts in Mainzer Schulen und Inſtituten hoſpitieren. Vorträge
Mainzer Pädagogen, der Stadtſchulräte Profeſſor Rohr und Dr. Rein,
Direktor Niemanns vom Inſtitut für Völkerpädagogik und Direktor
Feldmanns vervollſtändigen das Programm. Die offizielle Eröffnung
des Inſtituts für Völkerpädagogik ſeine tatſächliche Tätigkeit hat,
wie wir ſeinerzeit berichteten, am 1. April mit einem Empfang öſter=
reichiſcher
Pädagogen begonnen ſoll noch im Laufe dieſes Monats
ſtattfinden
* Denkmalweihe der ehemaligen 87er. Am 9 und 10 d. M. den
Tagen der Denkmalweihe mit Wiederſehensfeier, iſt das große Treffen
aller 8ſer. Die Einladung gilt auch ganz beſonders den Hinterbliebenen
der Gefallenen. Am 9 Mai, 20.30 Uhr, iſt in der Stadthalle Mainz
die große Wiederſehensfeier. Ein auserleſenes Programm bietet hier=
bei
die Reichswehrkapelle in Uniform Hierzu iſt auch die Bürgerſchaft
eingeladen. Sonntag, den 10. Mai, finden ebenfalls zwei Konzerte der
Reichswehrkapelle in der Stadthalle ſtatt, und zwar um 15.30 Uhr und
20,30 Uhr. Sonntag nachmittag wird Herr Hofſchauſpieler Fritz Fiſcher=
Schlotthauer ſich in den Dienſt der guten Sache ſtellen.
* Selbſtmordverſuche ohne Ende. Infolge Familienſtreitigkeiten
verſuchte ein 32jähriger Arbeiter aus der Heiliggrabgaſſe, ſich durch
Gasbergiftung das Leben zu nehmen. Das Sanitätsauto brachte ihn
in bewußtloſem Zuſtande ins Krankenhaus. Ein 36jähriger Arbeiter
aus der Gauſtraße verſuchte gleichfalls durch Eingtmen von Gas frei=
willig
aus dem Leben zu ſcheiden. Seine Angehörigen bemerkten ſein
Vorhaben und brachten den Lebensmüden ins Städtiſche Krankenhaus.
* Bewußtlos aufgefunden wurde nachts in der Flachsmarktſtraße ein
30jähriger Arbeiter aus der Synagogenſtraße. Er war mit ſeinem Motor=
rad
geſtürzt und hatte eine ſchwere Gehirnerſchütterung erlitten
Mainzer Tageskalender für Dienstag. 5. Mai. Stadttheater.
19.30 Uhr: Fegefeuer, Schauſpiel von Diem. Ufa=Palaſt. Ton=
film
: Der falſche Ehemann Staatstheater Wiesbaden.
Großes Haus: Triſtan und Jſolde‟. Anfang 18,30 Uhr, Ende
etwa 23 Uhr. Kleines Haus: Frau Warrens Gewerbe‟ An=
fang
20 Uhr. Ende gegen 22.30 Uhr. Kurhaus Wiesbaden. 11 Uhr:
ruhkonzert am Kochbrunnen; 16 und 20 Uhr: Konzert.
Waſſerſtandsnachrichten vom 4. Mai. Rhein: Hüningen
1,70; Kehl 3,16: Maxau 5 02; Mannheim 429; Mainz 1,85: Bingen
2,78; Caub 3,39; Köln 3,79 Meter. Main: Schweinfurt 1,57;
Würzburg 1,74; Lohr 2,10; Steinheim 2,67; Hanau 3,15; Koſtheim
1,50; desgl. Waſſertiefe 3,52 Meter.

Rheinheſſen.

Ah. Armsheim (Rheinh.). 1. Mai. 500jährige Kirchenfeier.
Die evangeliſche Kirchengemeinde feiert am Himmelfahrtstage die 500 Grundſteinlegung der hieſigen Kirche. Die Kirche iſt im gotiſchen
Stil erbaut und gehörte früher der katholiſchen Kirchengemeinde. Mitte
des vorigen Jahrhunderts brannte der Kirchturm durch Blitzſchlag nie=
der
. Da die kleine katholiſche Gemeinde nicht in der Lage war, den
Turm wieder aufzubauen, erwarb die evangeliſche Gemeinde die Kirche
und ließ den Turm neu erſtehen.
* Flonheim, 4. Mai. Bei der Bürgermeiſterwahl in Flon=
heim
wurden von 1136 Wahlberechtigten 1104 Stimmen abgegeben, da=
von
entfielen auf den Kandidaten der N.S.D.A.P. 571 Stimmen, auf
den Kandidaten der Staats= und der Sozialdemokratiſchen Partei 521
Stimmen.
Ah. Nieder=Ingelheim, 4. Mai. Gasvergiftung. Ein 14 Junge machte ſich in Abweſenheit ſeiner Mutter auf dem Gas=
herd
Eſſen warm und vergaß, den Gashahn zu ſchließen. Während des
Eſſens wurde er von einer Uebelkeit befallen und legte ſich ins an=
ſtoßende
Schlafzimmer. Dabei ließ er die Küchentür offen. Als die
Mutter nach Hauſe kam, war der Junge bereits tot.
Ah. Uelversheim (Rhh.), 4. Mai. Ein 4facher Lebens=
retter
. Kreisdirektor Herberg=Oppenheim überreichte dem Arbeiter
Karl Obermann in Uelversheim die Rettungsmedaille für
Rettung aus Gefahr. Im Herbſt 1927 wurde in einem Wein=
keller
ein Winzer durch giftige Gaſe betäubt. Drei Männer, die ihm
Hilfe bringen wollten, ſanken ebenfalls bewußtlos zu Boden. Obermann
eilte viermal hintereinander in den 2 Stufen tiefen Weinkeller und
ſchleppte die vier Bewußtlofen an die Oberfläche. Kreisdirektor Herberg
wird ſich für Obermann auch um ein Geldgeſchenk bemühen.

95

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Nummer 124

Dienstag, den 5. Mat 1931

Seite 9

wegen vollständiger
Das gesamte, noch Übertüllte Lager in
Strumpfwaren Strickwaren- Unterzeugen Handschuhen Modewaren
kommt weiter zu jedem fast annehmbaren Preise zum Verkaut.

MnN TOTAAOSTERKAOT
Geschäfts-Aufgabe
wird fortgesetzt! Der ungeheure Andrang während der ersten Tage beweist am besten, wie ich meine Ware, um schnellstens total auszuverkaufen, verschlendere-

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stände, Bogenlampen Schrägstrahler für Schaufenster,
Resistrierkasse usv. zind geschlossen oder einzeln
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Karl Eimmer
Gerlobte
Darmstadt

Vessungerstr. 127

Rhönring 41

Für die vielen Glückwünsche, die mir anläßlich meines
25 Jährigen Geschäftsjubiläums von allen Seiten zuge-
gangen
sind, sage ich hiermit berzlichen Dank.
Insbesondere danke ich dem Herrn Oberbürgermeister
und der Stadtverwaltung, dem Hess, Schlossermeister-
verband
, der Schlosserinnung und der Vereinigung der
Darmstädter Volksbank. sowie meinen Geschäftsfrennden
und allen Kollegen recht herslich. 7052
Louis Gever
Schlosserel und Elsenbau, Darmstadt.

Für alle Wünsche, Spenden und
Geschenke zu unserer
Goldenen Hochzeit
gagen herzlichen Dank
Franz Stützel und Frau
Musikdirektor i. P. 781
Für die mir anläßlich meines 50jährigen
Dienſtixbiläums überſandten Glück=
wünſche
, Blumenſpenden und Geſchenke
danke ich auf dieſem Wege auf das
herzlichſte.
Guſfav Junak.

1874

Geſtern verſchied unſer lieber
Kamerad undlangjährigestreues
Mitglied
Herr Bilhelm Friehl
Oberpoſtſchaffner 1. R.
Die Beerdigung ſindet ſtatt am
Mittwoch, den 6. ds. Mts, nach=
mittags
3½ Uhr, auf dem Fried=
hof
an der Nieder= Ramſtädter=
ſtraße
. Wir bitten um zahlreiche
Beteiligung.
7otg)
Der Vorſtand.

Statt beſonderer Anzeige.
Am Samstag Abend verſchied unerwartet,
infolge eines Schlaganfalls, unſere liebe

Kuſine

Fräulein

Eliſabeth Schaffner.
Wir bitten um ſiilles Beileid.
Namens der Hinterbliebenen:
Hermann Leinberger.
Darmſtadt, den 4. Mai 1931.
Die Beerdigung ſindet Dienstag, den 5. Mai, nach=
mittags
3 Uhr, von der Kapelle auf dem Friedhof an
der Nieder=Ramſſädterſfraße aus ſtatt.

Todes=Anzeige.
Heute nachmittag entſchlief nach ſchwerem Leiden
mein innigſtgeliebter Mann, unſer treubeſorgter
guter Schwiegervater und Großvater, lieber Bruder
Schwager und Onkel
Hert Wilhelm Friehl
Oberpoſtſchaffner i. R.
im 76, Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſabeth Friehl, geb. Becker
Frau Eliſe Friehl, geb. Schwinn
Wfllt Friehl.

Todes=Anzeige.
Meine liebe Frau, unſere gute Mutter
Frau Sofie Wittersheim
geb. Augsburger
wurde heute von ihrem ſchweren Leiden erlöſi.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Wittersheim.
Darmſiadt, Kitzingen a. M., den 3. Mai 1931.
(Arheilgerſraße r2).
(ao
Die Einäſcherung findet Mittwoch, 2½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Darmſtadt, den 3. Mai 1931,
Pallaswieſenſtraße 5.

7058

Die Beerdigung findet Mittwoch, 6. Mai, nach=
mittags
124 Uhr, auf dem alten Friedhof Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.

Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen innigſi=
geliebten
Mann, unſeren guten, treuſorgenden Vater,
Großvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel
Brauereibeſitzer
Gabltei Giohe
wohlvorbereitet, durch den Empfang der hl. Sterbeſalra=
mente
im 75. Lebensjahre zu ſich in die Ewigkeit ab=
zurufen
.
In tiefer Trauer:
Im Namen der Hinierbliebenen:
Anna Grobe, geb. Bermbach.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 7. Mai, nachmittags 2½ Uhr,
von der Kapelle des alten Friedhofs an der Nieder=Ramſtädterſtraße
aus ſtat.
Das Seelenamt ſindet ſtatt: Mittwoch vormittag 449 Uhr in der
St. Ludwigsrirche.

Todes=Anzeige.
Infolge eines Unglücksfalles verſchieden heute unſere
lieben Eltern
Herr Rektor i. R.
Peter Bormuth
und
Frau Marie Bormuth
geb. Pullmann.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Reichelsheim i. O., den 4. Mai 1931.
Die Beerdigung findet ſtatt am Mittwoch, den 6. Mai 4931,
Gt
nachmittags 37, Uhr.

Aaf

Prozent Rabatt
Und meN.

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Gott, der Herr hat meine liebe gute Mutter
Frau
Dorothee Lautenſchläger
geb. Knorr
heute nachmittag um 3 Uhr, von ihrem langen,
ſchweren Leiden erlöſt.
Pfarrer Lautenſchläger.
Darmſtadt, den 4. Mai 1931.
Hügelſtraße 28.
Die Heimgegangene hat gewünſcht, daß die Stunde
ihrer Berdigung nicht veröffentlicht werde.
Es wird gebeten, von Beileidsbeſuchen freundlichſt
abſehen zu wollen.
(7081

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteil=
nahme
und die überaus große Kranzſpende
bei dem Heimgang unſeres lieben Ent=
ſchlafenen
ſagen wir Allen herzlichſien Dank.
Zu ganz beſonderem Dank fühlen wir uns
verpflichtei Herrn Pfarrer Weigel für ſeine
erhebende Grabrede, dem Kriegerverein
Nieder=Ramſiadt= Waſchenbach und dem
Geſangverein Eintracht=Freundſchaft für
ihren ehrenden Nachruf und Trauergeleite,
dem Odenwaldklub Reinheim, der Stadi=
verwaltung
Reinheim und ihrem Sprecher
Herrn Apotheker Scriba für ihren letzten
Gruß.
Familie Dr. med. Müller
Familie Prob.=Baurat Leinert.

Nieder=Ramſtadt, Gießen.

f7049

Bei Oterbefallen
wende man ſich an
Beerdigungsgeſchäft Hans Schaefer
Jahnſtraße 21. früher Roeder. Telephon 4179
Stets großes Sarglager. 13488a

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werden in einigen Stunden
ſchwarz gefärbt.
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Fabrik: Kranichſteinerſtraße 2850
Läden: Marktpaſſageneben Firma
Rothſchild. Karlſtr. 117
Ruf 736 327e
Auf Firma und Straße achten.

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem Heimgange
unſeres teuren Entſchlafenen ſagen wir allen herzlichen Dank.
Beſonders danken wir der Stadtverwaltung und dem Kreisamt
Dieburg, den Altersgenoſſen, den Geſangvereinen Sängerbund
und Eintracht, dem Veteranen= und Militärverein, dem Orisge=
werbeverein
, der Freiw. Feuerwehr und der Schützengeſellſchaft.
Im Namen der Hinierbliebenen:
Frau Luiſe Hauff.
Babenhauſen, 2. Mai 1931.

Gold. Kraw.=Nadel
verloren. Gute Be=
lohn
. Kalbfleiſch.
Karlſtr. 57, II. (*

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[ ][  ][ ]

Vor 60 Jahren wurde der Friede zu Frankfurk geſchloſſen.

Seite 10

Reich und Ausland.
Bund Königin Luiſe‟.
Am 9. und 10. Mai ruft der Bund Königin
Luiſe die ihm angehörenden Kameradinnen
zum 7. Bundestag nach Leipzig. In der Nach=
barſtadt
Halle, in der vor nunmehr 9 Jahren
der Bund gegründet wurde, und die noch jetzt
der Sitz der Bundesführung iſt, konnte vor zwei
Jahren der größte Feſtſaal der Stadt die
Zahl der blaugekleideten Frauen kaum noch
faſſen, ſeitdem iſt der Bund um vieles größer
geworden. Der Volksmund ſagt von Notſtands=
kindern
, daß ſie ganz beſonders gut gedeihen,
dieſer Notſtandsſegen ruht auch auf der Ent=
wicklung
des Bundes Königin Luiſe, der ſein
Entſtehen den Kräften verdankt, welche die große
Vaterlandsnot ſich entfalten ließ in den Her=
zen
wahrhaft deutſcher Frauen. Alle dieſe
Frauen durchglüht ein Wille: Deutſchlands
Freiheit zu erkämpfen erfüllt ein Wiſſen,
daß ohne den Einſatz rechter Frauenkraft ſich
niemals das kommende dritte Reich erbauen
laſſen wird. Dieſe Erkenntnis ruft ſie aus der
Geborgenheit ihrer Häuſer in die weite deutſche
Volksgemeinſchaft, lehrt ſie als Staatsbürgerin
und Volksmutter verantwortungsvoll und
pflichtbewußt Notwende=Arbeit leiſten. Not=
wende
=Arbeit heißt Kampf gegen den Marxis=
mus
und Materialismus, gegen die zunehmende
Gottloſigkeit und die Verödung des Familien=
lebens
; Notwende=Arbeit heißt Kampf gegen
Kriegsſchuldlüge und Tributlaſten und Kampf
um ein wehrfreudiges, ehrliebendes und vater=
landsfrohes
kommendes Geſchlecht. Der
9. Mai, der Vorabend des Bundestages, fällt
auf den Todestag des großen Kurfürſten, der
einſt als einer der größten Hohenzollen ſein
durch 30 Kriegsjahre verödetes und verarmtes
Brandenburger Land zum blühenden Kurfürſten=
tum
umſchaffte, aus eigner Kraft, mit Gottes
Segen, und der nach uns Nachgeborenen das
warnende Wort zuruft, das ſeiner Arbeit Leit=
ſtern
war: Gedenke, daß du ein Deutſcher biſt.
Die Frauen des Bundes Königin Luiſe ge=
denken
, daß ſie deutſche Frauen ſind, und ſam=
meln
ſich in dieſem Erinnern um das Völker=
ſchlachtdenkmal
in Leipzig mit dem Gebet: Gott
ſchütze Deutſchland‟,
Die Kataſtrophe auf dem Bodenſee.
Lindau. Ueber das furchtbare Bootsun=
glück
auf dem Bodenſee erfährt der Vertreter
des Süddeutſchen Korreſpondenzbüros in Lindau
von dem einzigen Ueberlebenden noch folgende
Einzelheiten: Gegen 10 Uhr geriet das Boot
auf der Höhe von Altenrhein plötzlich in einen
furchtbaren Föhnſturm. Fortwährend ſchlug
Waſſer in das ſtark beſetzte Boot, wobei es nicht
gelang, mehr Waſſer auszuſchöpfen, als ein=
drang
. Infolgedeſſen ſank das Boot langſam
und kenterte plötzlich. Sämtliche elf Mann ſtürz=
ten
ins Waſſer, verſuchten ſich aber durch
Schwimmen und Feſthalten an dem umgekippten
Boot über Waſſer zu halten. Vier Mann ent=
ſchloſſen
ſich, an Land zu ſchwimmen. Sie kamen
aber nicht dort an, ſondern ſind ertrunken. Die
übrigen kämpften noch ſtundenlang verzweifelt
mit den Wellen, wobei einer nach dem anderen,
ermüdet und erſtarrt, in den Fluten verſank.
Der 22jährige Chauffeur Ege blieb als einziger
Ueberlebender auf dem Boot und wurde von
dem Kursdampfer Nürnberg bemerkt und
nachmittags kurz nach 16 Uhr an Bord genom=
men
. Das gleiche Dampfboot fiſchte auf der
Fahrt auch noch drei Leichen auf und brachte
dieſe ebenfalls nach Lindau. Der Gerettete er=
zählt
, daß er ſeine Rettung nur dem Umſtand
verdanke, daß es ihm durch Tauchen gelang, die
Bootsfahne herauszuſchrauben und mit dieſer
Notſignale zu geben, die von dem Dampfer aus
bemerkt wurden. Sämtliche Verunglückten ſtam=
men
aus Friedrichshafen.
Ein Einbrecher auf der Flucht von einem
Polizeibeamten erſchoſſen.
Ba. Wiesbaden. In dem Vorort Dotz=
heim
wurde nachts der 30 Jahre alte Bauhilfs=
arbeiter
Wilhelm Körppen aus Frauenſtein
beim Einbruch in den Beamten= und Bürger=
Konſumverein Rhein=Main, Römergaſſe 7, er=
tappt
. Auf den Anruf des Polizeibeamten blieb
Körppen nicht ſtehen, ſondern ſuchte ſein Heil
in der Flucht, ſo daß der Beamte notgedrungen
von der Schußwaffe Gebrauch machen mußte.
Körppen hatte einen Schuß in die rechte Ober=
körperſeite
erhalten und ſtürzte zu Boden. Der
Beamte nahm jedoch an, er ſei nur geſtolpert,,
und rief herbeilaufende Paſſanten an, die den Ein=
brecher
am Aufſtehen verhindern ſollten bis er
käme. Das Sanitätsauto transportierte Körp=
pen
, der bewußtlos war, ins ſtädtiſche Kranken=
haus
, wo nur noch der Tod feſtgeſtellt werden
konnte.
Gründung eines Archivs für
Polarforſchung.

Dienstag, den 5. Mai 1931

Das Wahrzeichen der deutſchen Einigung:
Das Niederwalddenkmal bei Rüdesheim,
errichtet 1883.

Das Wahrzeichen der durch den Frieden wieder=
gewonnenen
Reichslande Elſaß=Lothringen:
Das Straßburger Münſter.

Der deutſche Polarforſcher Dr. Grotewahl
hat in Kiel ein Archiv für Polarforſchung er=
richtet
, das hauptſächlich der wiſſenſchaftlichen
und praktiſchen Vorbereitung von Expeditionen
in die arktiſche Zone dienen ſoll.

Die Leiche des Ermordeten wird aus dem Mordhauſe getragen.
Unten links: Der ermordete Geldbriefträger Guſtav Schwan, aufgenommen während ſeiner
Marinedienſtzeit.
Der Raubmord an dem Geldbriefträger Guſtav Schwan in Berlin=Schöneberg hat weit über
Berlin hinaus größtes Aufſehen erregt. Die Kriminalpolizei hat ſofort die Ermittlungen nach
dem flüchtigen Täter aufgenommen.

Ein Liebespaar erſchoſſen im Auto aufgefunden.
Andernach. Am Sonntag nachmittag fan=
den
Arbeiter an der Landſtraße nach Kruft auf
einem Feldweg ein offenbar verlaſſenes Auto
vor. Als die Arbeiter den Wagenſchlag öffneten,
bot ſich ihnen ein grauſiges Bild. Im Wagen=
innern
lagen ein 23jähriger junger Mann und
ein etwa 20 Jahre altes Mädchen erſchoſſen. Der
junge Mann hielt noch die Piſtole in der Hand.
Alle Anzeichen ſprachen dafür, daß die jungen
Leute Selbſtmord verübt haben. Der junge
Mann hat wahrſcheinlich zuerſt das Mädchen
durch einen Schuß in die Schläfe getötet. Dann
hat er ſich ſelbſt einen Schuß vom Unterkiefer in
den Kopf beigebracht. Bei den Erſchoſſenen
wurde eine ganze Anzahl Wein= und Sekt=
flaſchen
vorgefunden. Weiter fand man bei den
Leichen Abſchiedsbriefe an die Eltern, aus denen
zu entnehmen iſt, daß es ſich bei dem Mädchen
um eine Erna K. aus Eſſen und um ihren Bräu=
tigam
Alfred R. aus Berlin=Charlottenburg
handelt. Die Toten beſaßen nur noch wenige
Pfennige Bargeld. Die beiden jungen Leute
wurden ſchon ſeit einigen Tagen vermißt. Der
junge Mann hatte ſeinem Arbeitgeber eine Geld=
ſumme
unterſchlagen und war mit dem Auto
ſeines Brotgebers verſchwunden.
Eine ſchwierige Exmittierung.
Berlin. Geſtern mittag kam es bei der
Exmittierung eines Mieters des am Brunnen=
platz
gelegenen Berliner Ledigenheimes zu
ſchweren Ausſchreitungen. Da die Exmittierung
wiederholt vergeblich verſucht worden war,
wollte ein Gerichtvollzieher dieſe mit Hilfe der
Polizei durchführen. Den anrückenden Beamten
ſtellte ſich jedoch eine Menſchenmenge von etwa
200 Perſonen entgegen, die von den Inſaſſen
des Ledigenheimes unterſtützt wurden. Der
Mieter hatte ſich in ſeinem Zimmer verſchanzt
und drohte, aus dem Fenſter zu ſpringen, falls
man mit Gewalt bei ihm eindringen wolle.
Feuerwehrleute und Polizeibeamte bemächtigten
ſich nun über eine mechaniſche Leiter durch das
Fenſter des Zimmers, wo ſie den Widerſpenſtigen
mit Schnittwunden am Handgelenk vorfanden.
Inzwiſchen hatten, ſich die Demonſtranten auf
etwa 500 Perſonen erhöht, ſo daß die Polizei
mit dem Gummiknüppel vorgehen mußte.

Schweres Flugzeugunglück in Staaken.
Berlin. Am Montag vormittag elf Uhr
ereignete ſich auf dem Flugplatz Staaken bei Ber=
lin
ein ſchweres Flugzeugunglück. Ein Heinkel=
Doppeldecker wurde gleich nach dem Start durch
einen ſtarken Windſtoß plötzlich zur Erde ge=
drückt
, ſo daß er ſenkrecht hinunterſtürzte. Da=
bei
geriet das Flugzeug in Brand. Der Flug=
zeugführer
, der 34jährige Peter v. Kameke, und
ſein Begleiter, der 31jährige Gottfried Wa=
ſchinſki
, erlitten dabei ſo ſchwere Brandwunden,
daß ſie nur als Leichen geborgen werden
konnten.
Zu dem Abſturz eines Flugzeuges auf dem
Flugplatz Staaken wird noch gemeldet: Geſtern
vormittag gegen 11,15 Uhr ſtartete das Flug=
zeug
H. D. 22 (D. 1652) auf dem Flugplatz
Staaken zu einem Uebungsflug. Bald nach dem
Aufſtieg ſetzte der Motor des Flugzeuges aus,
worauf der Führer v. Kameke verſuchte, die Ma=
ſchine
im Gleitflug in Sicherheit zu bringen. Die
Maſchine ſtürzte jedoch aus erheblicher Höhe ſenk=
recht
ab und geriet in Brand. Augenzeugen des
Vorfalls eilten herbei, konnten aber nur noch
feſtſtellen, daß ſowohl v. Kameke wie auch ſein
Begleiter Waſchinſki bereits tot waren.
Juwelenraub in Berlin.
Berlin. Ein dreiſter Raubüberfall wurde
am Montag früh gegen neun Uhr auf eine
19jährige Angeſtellte der Juwelenfirma S. A.
Heymann in Berlin, Kanonierſtraße 14/15, ver=
übt
. Das junge Mädchen hatte den Auftrag er=
halten
, aus der Privatwohnung des Geſchäfts=
inhabers
im Hauſe Kanonierſtraße 11 Juwelen
abzuholen und in das Geſchäft zu bringen. Im
Hausflur der Privatwohnung wurde das junge
Mädchen von zwei unbekannten Männern über=
fallen
, gewürgt und niedergeſchlagen. Ein Kaſten
mit Juwelen im Werte von etwa 10 000 Mark
wurde ihr entriſſen. Die Räuber entkamen in
einem auf ſie wartenden Kraftwagen. Das
Raubdezernat des Berliner Polizeipräſidiums
hat die Ermittlungen ſofort aufgenommen.
Graf Zeppelin wieder in Friedrichshafen.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff Graf
Zeppelin iſt geſtern früh 6,08 Uhr auf dem
Werftgelände glatt gelandet.

Nummer 124
Amerikaniſcher Dank
für eine deutſche Rekkungstaf.
Vor kurzer Zeit wurde der amerikaniſche
Marineflieger Harſhman von dem Dampfer
Cerigo der Hamburg=Amerika=Linie aus ver=
zweifelter
Lage gerettet. Anläßlich der Rettung
hat der Konteradmiral der amerikaniſchen Ma=
rine
, J. M. Reeves, an den Kommandanten des
Hapagſchiffes folgendes Schreiben gerichtet:
Sehr geehrter Herr Kapitän! Hierdurch
erlaube ich mir, Ihnen meinen Dank auszu=
ſprechen
für die Rettung des Fliegers Harſh=
man
der amerikaniſchen Marine durch das unter
Ihrem Kommando ſtehende Schiff Cerigo
Während der Flottenübungen im Golf von
Panama wurde Harſhman, der an Bord des
U. S. S. Langley ſtationiert war, gezwungen,
in einem Einſitzer auf See niederzugehen. Nach=
dem
er fünf Tage lang in ſeinem Hilfsfloß auf
dem Meer umhergetrieben war, wurde er durch
Sie geſichtet und ungefähr 35 Meilen von Cap
Marzo, Columbien, an Bord genommen. In
ſeinem Bericht ſagt Harſhman, daß er auf der
Fahrt nach Buenaventura keine beſſere Auf=
nahme
hätte finden können als an Bord der
Cerigo. Ich bitte Sie nochmals, meinen Dank
entgegenzunehmen und ihn auch Ihren Offizieren
zu übermitteln. Ihr ergebener J. M. Reeves,
Rear Admiral, U. S. Navy.

Auf einer Vergnügungsfahrt als Falſchmünzer
entlarvt.
Kaſſel. Ein 21jähriger Kaufmann aus
Wickenrode und ein gleichaltriger Kupferſchmied
aus Helſa unternahmen eine Vergnügungsauto=
tour
mit Damenbegleitung. Unterwegs entwen=
deten
ſie der Begleiterin 30 Mark aus der
Handtaſche und verſuchten ſpäter bei der Einkehr
in einer Sandershäuſer Wirtſchaft ein falſches
Fünfmarkſtück in Zahlung zu geben. Der Wirt
merkte es aber und rief den Landjäger herbei,
der die beiden feſtnahm. Bei der Feſtnahme hat=
ten
ſie noch 20 Mark von dem geſtohlenen Gelde
bei ſich. Außerdem führte der eine einen ge=
ladenen
Revolver mit ſich. Das ſalſche Fünf=
markſtück
hatten ſie vor dem Eintreffen des
Landjägers aus dem Fenſter gewörfen; es wurde
aber gefunden und ſichergeſtellt. Beide wurden
darauf der Landeskriminalpolizeiſtelle Kaſſel zu=
geführt
. Der aus Wickenrode ſtammende Feſt=
genommene
behauptete zuerſt, das falſche Fünf=
markſtück
gefunden zu haben. Nachdem aber die
Kriminalpolizei bei einer Hausſuchung in
Wickenrode weitere Falſchſtücke gefunden hatte,
gab er ſchließlich die Anfertigung des falſchen
Geldes zu.
Die Unterſuchung des Wilhelmsburger
Giftgasunglücks.
Harburg=Wilhelmsburg. Die amt=
liche
Unterſuchung über das Giftgasunglück bei
den Zinnwerken Wilhelmsburg, das bis jetzt
ſechs Todesopfer gefordert hat, hat noch zu kei=
nem
Ergebnis über die Urſache der Giftgasbil=
dung
geführt. Es iſt lediglich feſtgeſtellt worden,
daß es ſich um eine Arſen=Waſſerſtoffvergiftung
handelt. Drei Arbeiter ſchweben noch in Lebens=
gefahr
. Einige Perſonen, von denen man an=
nimmt
, daß ſie giftige Gaſe eingeatmet haben,
ſind dem Krankenhaus zur Beobachtung über=
wieſen
worden. Die Unterſuchungen zur Auf=
klärung
des Unglücks werden fortgeſetzt.
Der Raubmordprozeß gegen den Artiſten Urban.
Berlin. Vor dem Schwurgericht des Land=
gerichts
II begann geſtern der Raubmordprozeß
gegen den 34jährigen Artiſten Paul Urban. Am
20. Januar d. J., abends gegen 9,45 Uhr, war
im Büro des Lichtſpieltheaters Mercedes=Palaſt
in der Hermannſtraße in Neukölln der Geſchäfts=
führer
Schmoller mit einer Schußwunde tot auf=
gefunden
worden. Ein erheblicher Teil der kurz
vorher abgelieferten Kaſſeneinnahme war ge=
raubt
. Der Verdacht lenkte ſich ſofort auf Urban;
denn dieſer kannte die Verhältniſſe im Theater,
da er dort längere Zeit als Platzanweiſer be=
ſchäftigt
war. Man hatte einen Mann über die
Bühne flitzen ſehen, und ein im Theater beſchäf=
tigter
Organiſt hatte Urban wiedererkannt und
ſogar angerufen. Urban leugnete und brachte
einen Alibibeweis für die Zeit der Tat. Nach=
dem
ihm aber Widerſprüche nachgewieſen wor=
den
waren, legte er ein Geſtändnis ab. Die
ſpätere Darſtellung Urbans ſchränkte ſein erſtes
Geſtändnis weſentlich ein, und er behauptet jetzt,
nur einen Raub geplant zu haben. Der Schuß
habe ſich, als ihm Schmoller entgegentrat, von
ſelbſt gelöſt.
Zum 70. Geburkskag des indiſchen
Dichkers Rabindranath Tagore.

Rabindranath Tagore,
der weltberühmte indiſche Dichter, begeht am
6. Mai ſeinen 70. Geburtstag. Zahlreiche ſeiner
Gedichtbände ſind ins Deutſche überſetzt und
haben hier einen großen Leſerkreis gefunden.
1913 erhielt der Dichter den Nobelpreis für
Literatur.

[ ][  ][ ]

Nummer 124

Dienstag, den 5. Mai 1931

Seite 11

Der Präfidenk des Deutſchen Luftraks
65 Jahre allt.

Major a. D. Richard von Kehler,
der vielfach verdiente Förderer und Anreger
des Deutſchen Luftrats und des Aero=Klubs
von Deutſchland, feierte am 3. Mai ſeinen
65. Geburtstag.

Eine chirurgiſche Glanzleiſtung.
Schwierige Herzoperation
gelungen.
Wien. Ueber eine chirurgiſche Glanzleiſtung
berichten die geſtrigen Morgenblätter. Am
Samstag wurde ein Metallarbeiter, der ſich mit
einem Hirſchfänger eine ſchwere Herzwunde zu=
gefügt
hatte, in halbverblutetem und ſterbenden
Zuſtand in die Unfallſtation der Klinik Hochen=
egg
eingeliefert. Der Aſſiſtenzarzt Dr. Ebner
nahm ſofort eine Oper ition an dem zuckenden
Herzen vor, die vollſtändig gelang. Wenn keine
Komplikationen eintreten, dürfte das Leben des
Patienten gerettet ſein. Profeſſor Hochencgg
hat ſelbſt vor einiger Zeit in ſeiner Klinik eine
derartige Operation mit Erfolg durchgeführt.
Do. K auf dem Weiterflug.
Paris. Die franzöſiſche Luftfahrtgeſell=
ſchaft
Aero Poſtale teilt mit, daß das deutſche
Rieſenflugboot Do. K am Sonntag vormittag
8 Uhr Villa Cisneros in Richtung Port Etienne
verlaſſen hat. Um 13.30 Uhr habe das Flugboot
Saint Louis du Senégal Kurs auf Süden ge=
nommen
.
Do. X in Bolama gelandet.
London. Das Flugſchiff Do. K, das am
Sonntag in Villa Cisneros (Rio de Oro) auf=
geſtiegen
war, flog über Kap BlancoDakar
nach Bolama, wo es glatt landete. Dieſe Strecke
von etwa 1500 Kilometern ſtellt die längſte un=
unterbrochene
Flugſtrecke dar, die bisher von der
Do. X durchflogen worden iſt. Von Bolama
aus werden einige größere Probeflüge unter=
nommen
werden, um das Flugſchiff auch in
tropiſchen Verhältniſſen eingehend zu prüfen.
Weitere Erdbebenopfer in Transkaukaſien.
Moskau. Infolge des Erdbebens, das am
28. und 29. April Transkaukaſien heimſuchte,
ſind, wie erſt jetzt feſtgeſtellt werden konnte, im
Bezirk Sangeſur 110 Menſchen getötet und 200
ſchwer verletzt worden. Damit erhöht ſich die
Geſamtzahl der Opfer des Erdbebens auf über
500 Tote und 1000 Verletzte.
Portugieſiſches Torpedoboot bei Madeira
geſunken.
London. Das im Jahre 1921 vom Stapel
gelaufene 670 Tonnen große portugieſiſche Tor=
pedoboot
Vouga, das zu den portugieſiſchen
Streitkräften in Madeira gehörte, ſtieß mit
einem Transportſchiff zuſammen und ſank.
Kein Deutſcher unter den Todesopfern
bei Nictheroy.
Rio de Janeiro. Bei der Exploſions=
kataſtrophe
in Nictheroy ſind, wie jetzt bekannt
wird, Deutſche nicht zu Schaden gekommen.

Zur 1100=Jahrſeier
des heiligen Ansgar von Hamburg.

Zer großte Aureiemoagen der Beit.
Henſakionelle Berſuche mit dem neuen Rakekenauto Dr. Heylandis.
Von Dr. K. H.

Berlin, 29. April.
FAka. Vor wenigen Zuſchauern wurden
heute auf dem Flugplatz Berlin=Tempelhof die
erſten Startverſuche mit einem neuen Raketen=
wagen
gemacht, der nach Ideen des bekannten
Chemikers Dr. Heylandt von Oberingenieur
Pietſch konſtruiert worden iſt. Einige zwanzig
Schutzleute und das zufällig anweſende Flugplatz=
perſonal
warteten gegen Sonnenuntergang auf
das Erſcheinen des neuen Raketenungetüms, das
der größte Raketenwagen der Welt
ſein ſoll. Von einem Laſtwagen gezogen rollte
ein faſt elegant wirkendes Gefährt in Strom=
linienform
heran. Gelb und rot lackiert mit
Stromlinienverkleidung hinter den Rädern
glich es aufs Haar einem der großen Renn=
wagen
mit normalen Motoren, nur daß ihm

vorwärts. Kein Qualm, keine Funken, eine
gleichmäßige, faſt unſichtbare Flamme und ledig=
lich
der Höllenlärm erinnern an die erſten
Raketenverſuche Fritz von Opels und Valliers.
Gleichmäßig brennt die Feuergarbe und gleich=
mäßig
ſchießt der Wagen mit
etwa 60 bis 80 Stundenkilometern
dahin, umkreiſt den halben Flugplatz, ſtoppt
dann, wendet elegant und fährt ebenſo ſicher
zurück. Vier Runden zieht der Raketenwagen
mit erſtaunlicher Gleichmäßigkeit und Sicherheit
ſeine Bahn. Die wenigen Zuſchauer haben das
Gefühl, eine Senſation miterlebt zu haben, viel=
leicht
den Anfang einer neuen Epoche des Autos.
Sicher aber einen neuen entſcheidenden Fort=
ſchritt
in der Raketenverwendung. Allerdings
iſt der Betriebsſtoff der neuen Raketenautotype

Denkmal des heiligen Ansgar,
des erſten Erzbiſchofs von Hamburg.
Am 3. Mai beging die katholiſche Welt Ham=
burgs
das 1100jährige Jubiläum der Einſetzung
Ansgars als erſten Erzbiſchof von Hamburg.
An den Hamburger Feierlichkeiten nahm auch
der Nuntius Orſenigo teil.

Der neue Münchener Flughafen eingeweiht.
München. Die fortſchreitende Entwicklung
des Flugweſens und verkehrspolitiſche Bedeu=
tung
Münchens machte die Errichtung eines
großen neuzeitlichen Flughafens zur unerläß=
lichen
Notwendigkeit. Im Jahre 1927 hat die
Stadt München den Auftrag zur Errichtung des
Flughafens erteilt und nun nach knapp vier=
jähriger
Bauzeit konnten die Anlagen, die ihres=
gleichen
nur in wenigen Plätzen der Welt fin=
den
, am Sonntag ihrer Beſtimmung übergeben
werden. Den feierlichen Akt der Flughafenein=
weihung
vollzog Oberbürgermeiſter Dr. Schar=
nagl
. Miniſterialdirektor Brandenburg über=
brachte
die Grüße des Reichsverkehrsminiſters
und gab dem Wunſche Ausdruck, daß es der
deutſchen Regierung bei den bevorſtehenden ent=
ſcheidenden
Verhandlungen gelingen möge, die
Gleichberechtigung auf dem Gebiete der Luft=
fahrt
auch für Deutſchland zu erreichen.
Ein vollbeſetzter Kraftwagen ſtürzt in einen
Fluß.
Glatz. Auf der bergab führenden Straße
von Glatz nach Hollenau verſagte infolge eines
Materialfehlers die Steuerung eines vollbeſetz=
ten
Laſtkraftwagens, der Stahlhelmleute von
Neurode und Hausdorf von einem Deutſchen
Tag in Glatz nach Hauſe brachte. An der Brücke
der Steine ſtürzte der Wagen in den Fluß.
Sieben Perſonen wurden zum Teil ſchwer ver=
letzt
. Ein Verletzter aus Neurode iſt am Mon=
tag
an den Folgen eines Schädelbruches ge=
ſtorben
. Man hofft, die anderen Verletzten am
Leben zu erhalten.
Kurzes Erdbeben in England.
London. Am Sonntag ereignete ſich in
der Grafſchaft Lancaſhire ein heftiges Erdbeben,
das über eine halbe Minute dauerte. Das Be=
ben
war von lautem unterirdiſchem Getöſe be=
gleitet
und richtete in verſchiedenen Orten er=
heblichen
Schaden an. Hunderte von Schorn=
ſteinen
und die Wände mehrerer Häuſer ſtürzten
ein, ohne daß Perſonen zu Schaden gekommen
ſind.

Der Heylandt=Raketen=Rückſtoßwagen vor dem Start.
Links: Reichsverkehrsminiſter v. Guérard. Neben dem Wagen rechts: Der Erfinder Dr. Heylandt.

die Kühlerlamellen fehlten. Am hinten ſpitz
zulaufenden Ende des Wagens ſah man eine
etwa fauſtgroße Düſenöffnung, das war alles,
was an den Begriff Raketenauto erinnert.
Bei näherer Betrachtung ſieht man, daß die
Raketenwagen=Konſtrukteure ſchon erhebliche
Fortſchritte gemacht haben. Man findet, daß
die Steuerung durchaus der unſerer bisherigen
Autos gleicht, auch Fußhebel ſind vorhanden, die
ganz ähnlich wie bei den normalen Wagen da=
zu
dienen, die Betriebsſtoffzufuhr zu regeln.
Führer und Bedienungsmannſchaften hantie=
ren
an dem Wagen, und plötzlich beginnt er ge=
fährlich
zu qualmen. Man glaubt ſchon, die
übliche Exploſivität, die wir mit dem Begriff
Rakete zu verbinden pflegen, mache ſich bemerk=
bar
. Ein Irrtum!
Flüſſiger Sauerſtoff wird aus großen Kugel=
behältern
in den Tank gefüllt
und dampft dabei. Der Antrieb des Heylandt=
wagens
wird nämlich durch Verbrennung von
gewöhnlichem Autobetriebsſtoff mit Sauerſtoff
erzeugt. Endlich hat das Raketenungetüm genug
getankt. Das Häuflein Zuſchauer tritt achtungs=
voll
zurück und eine
3 bis 4 Meter lange bläulich=gelbe Feuer=
garbe
ſchießt unter ohrenbetäubendem
Geknatter aus der Düſenöffnung.
Dieſer kaum mehr als armdicke Feuerſtrahl treibt
den Wagen zuerſt langſam, dann immer raſcher

in dieſer Form äußerſt koſtſpielig. Es wird
Sache der Chemiker ſein, billigere Kombinatio=
nen
als gerade die mit flüſſigem Sauerſtoff zu
finden. Jedenfalls iſt aber jetzt der Beweis
erbracht, daß die Verbrennung flüſſiger Treib=
mittel
allein zum Raketenantrieb ausreicht.
Berlin. Am Sonntag nachmittag wurde
auf dem Flughafen Tempelhof während einer
Flugveranſtaltung zum erſten Male der Hey=
landt
=Raketenwagen einem größeren Publikum
vorgezeigt. Die Probefahrt verlief durchaus
erfolgreich und löſte beim Publikum größten
Beifall aus. Nachdem Brennſtoff und flüſſiger
Sauerſtoff in die Tanks gefüllt war, wurde der
gelbrote Raketenwagen zum Startplatz ge=
ſchleppt
. Unter Ziſchen und Knattern ſetzte er
ſich dann langſam in Bewegung. Am Steuer
ſaß der bekannte Rennfahrer Scholl. Die Ra=
kerenapparatur
bediente Oberingenieur Pietſch.
Immer ſchneller fuhr das Raketenauto, einen
kurzen Feuerſtrahl hinter ſich herziehend, die
Zementbahn des Flughafens entlang. Der Wa=
gen
entwickelte eine Geſchwindigkeit bis zu 145
Stundenkilometer. Doch mußte er in den Kur=
ven
auf 40 Stundenkilometer abgeſtoppt werden,
um ein Umkippen zu vermeiden. Etwa eine
halbe Stunde lang dauerte die Probefahrt des
feuerſpeienden Raketenwagens, der im Kreis=
und Kurvenfahren ſeine Wendigkeit bewies.

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Seite 12

Dienstag, den 5. Mai 1931

Nummer 124

Sader Saer Tia Setient

Die Spielſyſtem=Kommifion kagk in München.
Zehner=Bezirksliga und Pokalſpiele vorgeſchlagen.
In München tagte am Samstag, dem 2. Mai, die Spielſyſtem=
Kommiſſion des Süddeutſchen Verbandes, die bekanntlich aus den
Herren Flierl=Fürth, Wohlſchlagel=Offenburg und Tuſch=München
beſteht. Beigezogen waren als Vertreter der beiden großen Rich=
tungen
im Verband Rechtsanwalt Dr. Franz vom 1. FC. Nürn=
berg
für die Bezirksliga und Bender=Viernheim als Vertreter der
unteren Klaſſen. Den Beratungen wohnte auch der
Verbandsvorſitzende Kartini=Nürnberg bei. Nach
längerer Ausſprache einigte man ſich auf folgenden
Spielſyſtemvorſchlag, der nächſten Samstag und Sonn=
ttg
beim Stuttgarter Verbandstag zur Beſchlußfaſſung
von der Verbandsleitung unterbreitet wird:
1. Die Bezirksliga wird innerhalb der beſtehen=
den
acht Gruppen auf 10 Vereine erhöht.
In dieſem Jahre treten zu den erſten ſieben Be=
zirksligavereinen
die zwei beſten Kreis=
meiſter
. Der achte Verein der Bezirksliga trägt
ein Entſcheidungsſpiel gegen den an dritter Stelle.
ſtehenden Kreismeiſter auf neutralem Platze aus.
Für die Folge ſteigen zwei Vereine ab und die
beiden beſten Kreismeiſter auf.
2. Nach Abſchluß der Verbandsſpiele ſpielen die Erſten
und Zweiten jeder Gruppe in zwei Abteilungen
zu acht Vereinen innerhalb des Verbandsgebietes
(Abteilung Oſt und Weſt). Die beiden Abtei=
lungsſieger
ſind die zwei erſten Vertreter des
Südens für die DFB.=Meiſterſchaft. Sie ermit=
teln
in einem Entſcheidungsſpiel den ſüddeutſchen
Meiſter. Die an zweiter Stelle ſtehenden Vereine
der beiden Abteilungen und der Verbandspokal=
meiſter
ermitteln in zwei Entſcheidungsſpielen den
dritten Vertreter zur DFB.=Meiſterſchaft. Das Los
entſcheidet, welche der drei Vereine zuerſt ſpielen.
Pokalſpiele.
Neben den Verbandsſpielen werden gleichzeitig
Pokalſpiele ausgetragen. Die Teilnahme für die bei=
den
erſten Klaſſen iſt Pflicht, den übrigen Klaſſen wird
die Teilnahme freigeſtellt.
1. Kreispokal. Im Pokalſyſtem ſollen aus den
ſich meldenden A= und B=Vereinen die Sieger ermittelt
werden, die ihrerſeits mit den Kreisligavereinen wie=
derum
im Pokalſyſtem um die Kreispokalmeiſterſchaft
ſpielen. Die Kreispokalmeiſter müſſen Ende Dezem=
ber
ermittelt ſein.
2. Verbandspokal. Die Kreispokalmeiſter ſpielen
zuſammen mit den Dritten bis Zehnten der Bezirks=
ligavereine
um den Verbandspokal. Die erſten beiden
Runden finden innerhalb der Gruppen, die nächſten
Runden innerhalb der Bezirke und die reſtlichen Spiele
innerhalb des Geſamtverbandes ſtatt.
Spielabgaben.
An den Verband ſind folgende Spielabgaben zu
entrichten:
1. Von den Einnahmen der Verbandsausſchußſpiele
25 Prozent (wie bisher).
2. Von jedem Pokalſpiel 10 Prozent der Brutto=
einnahme
.
3. Von den Reineinnahmen, des Pokalendſpiels er=
halten
die beteiligten Verbandsvereine und der
Verband je ein Drittel.

Kreisliga Südheſſen.
Jugendtag. Ueberraſchende Reſultate.
Die anläßlich des Jugendtages für den Gau Ried auf dem Lampert=
heimer
VfL.=Platz ſtattgefundenen Veranſtaltungen hatten neben recht
guter Beteiligung einen äußerſt zahlreichen Beſuch aufzuweiſen. Alle
Vereine des Riedgaues hatten zu den leichtathletiſchen Wettkämpfen am
Morgen die beſten Jugendlichen entſandt; die gebotenen Leiſtungen be=
friedigten
in hohem Maße. Die Reſultate ſind: Klaſſe 4: Hoch=
Zum Davispokalſpiel deutſchland-Südafrika.

Auer durch Berlin.

ſtellten ſich dem Starter. Von den Favoriten fehlte
leider bei den Läufern der Vorjahresſieger, der Finne Laakſonen.
Der Charlottenburger Brauch ſetzte ſich nach dem Start allein
an die Spitze, die er unangefochten bis ans Ziel hielt, wo er mit
großem Vorſprung in 1:33: 26.8 Std. ankam. Erſt 4 Minuten
ſpäter folgte Boß (Osram) in 1:37:35,6 vor dem Letten Motmiller
in 1:38:52.1. Bei den Gehern konnte der Lette Dalinſch
ſeinen Sieg vom Vorjahre wiederholen. Auch hier gab es auf der
Strecke wenig Kampf, da das Feld ſich ſehr auseinanderzog. Da=
linſch
ſiegte in der ausgezeichneten Zeit von 2:16:14.2 vor dem
mehrfachen Sieger Schwab vom S. C.C. in 2:18:02 und dem Er=
furter
Hähnel in 2:21:11.3. Im Mannſchaftswettbe=
werb
kam der S.C. Charlottenburg zu einem Doppel=
erfolg
. Das ſchwarze C. ſiegte ſowohl bei den Läufern als auch
bei den Gehern.
Handball.
Tgde. Beſſungen Tv. Groß=Zimmern 10:1 (6:0).
Groß=Zimmern, als Gaumeiſter des Odenwaldes, holte ſich in
dieſem Jahre die erſte Niederlage, daß ſie gleich ſo hoch ausfiel.
war noch nicht einmal ganz unverdient. Beſſungen war in allen
Teilen beſſer, vor allem eifriger und auch ſchußfreudiger. Einen
loben, hieße die anderen zurückſetzen. In die Tore teilte ſich der
ganze Sturm. Von Groß=Zimmern, als jahrelangem Beſten im
Odenwaldgau, hatte man eigentlich mehr erwartet, als ein Tor.
Ein Gaumeiſter ſollte doch, und wenn er auch angeblich mit Erſatz
ſpielt, mehr erzielen können. Vor allem aber ſollte er, wenn die
Niederlage nicht zu vermeiden iſt, verſtändig ſpielen und nicht
durch unnötige Härte und Schimpfen dem Spiel das Freundſchaft=
liche
nehmen. Zimmer=Sprendlingen gut. 2. Mannſchaften
7:1 (3:0).

Dieſe Spieler ſtanden ſich in Düſſeldorf gegenüber.
Unter großer Anteilnahme des Publikums kam am Oben links: Nourney (Deutſchl.). Oben rechts: Dr. Deſſart (Deutſchl.).

Sonntag zum 11. Male, das Internationale Laufen. Unten links: Raymond (Führer der ſüdafrikaniſchen Mannſchaft) Unten

Fußball.

SV. 1922 Noßborf Eintracht Darmſtadt 7:4.
Zu dieſem am Samstag abend in Roßdorf ausgetragenen Freund=
ſchaftsſpiel
hatte ſich eine unerwartet große Zuſchauermenge eingefunden,
die Zeuge eines von Anfang bis zum Schluß ſehr ſpannenden, ſchnellen
und fairen Kampfes wurde, wie man ihn ſchöner in Roßdorf wohl noch
kaum geſehen hat. Die Einheimiſchen hatten auf Grund ihrer letzten
Mißerfolge eine Umſtellung ihrer Mannſchaft vorgenommen, die ſich im
großen und ganzen wohl bewährt haben dürfte. Vor allem hat der
Sturm durch die Neubeſetzung an Durchſchlagskraft gewonnen. In der
Läuferreihe wirkten wieder zwei längere Zeit inaktiv geweſene Spieler
mit, über die heute noch kein abſchließendes Urteil gefällt werden kann.
Der rechte Läufer konnte recht gut gefallen; ob aber der Mittelläufer
bei ſeinem jetzigen Körpergewicht die nötige Ausdauer hat; um ſeinen
ſchweren Poſten eineinhalb Stunden lang befriedigend auszufüllen, wer=
den
erſt die kommenden Spiele lehren. Die Verteidigung war ſehr gut,
beſonders der linke Verteidiger zeigte eine hervorragende Leiſtung und
war unſtreitig der beſte Mann auf dem Platz. Der Torwart war etwas
leichtſinnig und hätte mindeſtens ein Tor halten müſſen. Was der gan=
zen
Mannſchaft hauptſächlich noch fehlt, das iſt die Schnelligkeit im Lau=
fen
und in der Ballabgabe. Hierin waren ihnen die Gäſte bedeutend
überlegen, was auch zu den vier Gegentoren führte. Den Gäſten ſei
für ihr Einſpringen in letzter Minute und für ihr ſchönes und faires
Spiel vielmals gedankt.

und Gehen Quer durch Berlin, über 25 Kilometer rechts: Dr. Buß (Deutſchland). Im Kreis: Faraharſon (Südafrika).
zum Austrag. 160 Läufer und 5o Geher Wie zu erwarten war, haben die Südafrikaner den Kampf 5:0 gewonnen.

ſprung: 1. Schweiger=Lorſch; 2. Günderoth=Olympia Lampertheim;
3. N. Schader=Biblis; 4. Hartmann=Bürſtadt; Weitſprung: 1. Gün=
deroth
=Olympia Lampertheim: 2. Stotz=Olympia Lampertheim; 3. Hart=
mann
=Bürſtadt; 4. Schader=Biblis. 100=Meter=Lauf: 1. Götz=
Biblis; 2. Schader=Biblis; 3. Günderoth=Olympia Lampertheim; 4.
Stümmler=Bensheim; 5. Häuſer=Biblis. 4mal 100 Meter: 1. Bür=
ſtadt
; 2. Biblis; 3. Bensheim; 4. Olympia Lampertheim. KlaſſeB:
Hochſprung: 1. Wörtge=Lorſch; 2. Horn=Lorſch: 3. Knapp= Heppen=
heim
; 4. Frödert=VfL. Lampertheim. Weitſprung: 1. Bauer= Bür=
ſtadt
; 2. Wörtge=Lorſch; 3. Frödert=VfL. Lampertheim; 4. Kropp=VfL.
Lampertheim. 100=Meter: 1. Frödert=VfL. Lampertheim; 2. Wörtge=
Lorſch; 3. Bauer=Bürſtadt; 4. Kropp=VfL. Lampertheim. 4mal 100
Meter: 1, VfL. Lampertheim; 2. Bürſtadt; 3. Olympia Lampertheim;
4. Kleinhauſen; 5. Heppenheim. Klaſſe C: Hochſprung:
1. Fleckenſtein=Bensheim; 2. Martin=Heppenheim; 3. Zanger=Bensheim;
4 Medert=Olympia Lampertheim. Weitſprung: 1. Fleckenſtein=
Bensheim; 2. Reinhardt=Olympia Lampertheim; 3. Vetter=Bensheim;
4. Göck=Olympia Lampertheim. 100 Meter: 1. Fleckenſtein=Bensheim;
2. Reinhardt=Olympia Lampertheim; 3. Vetter=Bensheim; 4. Paul= Bür=
ſtadt
. 4mal 50 Meter: 1. Olympia Lampertheim; 2. Bürſtadt.
Ein danach ſtattfindendes Fauſtballſpiel zwiſchen zwei Mannſchaften
des VfL. Lampertheim endete 32:39 zugunſten er A=Mannſchaft. Das
einleitende Schülerſpiel am Nachmittag endete 1:1. Ein Handball= Pro=
pagandaſpiel
Biebesheim Groß=Rohrheim 11:3. fand allgemeines In=
tereſſe
. Das anſchließende Spiel der Jugendklaſſe, A=Klaſſe Kreis=
liga
, wurde von den Kreisligiſten 1:0 gewonnen. Eine große Ueber=
raſchung
brachte das Repräſentativſpiel der Aktiven: Lampertheim kom=
biniert
Auswahlmannſchaft Gau Ried 3:0. Der hohe Sieg entſpricht
dem Spielverlauf; die Lampertheimer Zuſammenſtellung bewährte ſich
glänzend und ſpielte unbedingt bezirksligareif.
Am Samstag abend fanden zahlreiche Freundſchaftsſpiele ſtatt, die
folgende Ergebniſſe brachten: Olympia Lampertheim Käfertal 3:3;
SV. Pfeddersheim Olympia Worms 1:4: FC. Bensheim Norman=
nia
Pfiffligheim 1:0; FV. Hofheim Wormatia Worms komb. 2:4:
Alemannia Worms Ref. Viktoria Neuhauſen 3:1. Alemannia Worms
Pokalmannſchaft Konkordia Gernsheim 4:0; Alemannia Worms 1.
VfL. Bürſtadt 1:2! Von allen Reſultaten überraſcht am meiſten der,
wenn auch knappe Sieg unſeres Tabellenzweiten in Worms gegen die
dortige Bezirksligamannſchaft. Die Bürſtädter ſind zurzeit ſehr gut in
Schwung. Die übrigen Spiele wurden in echt kamerädſchaftlichem Geiſt
durchgeführt. Da die Reſultate ziemlich normal ausgefallen ſind, erüb=
rigt
ſich jegliches weitere Kommentar.

Schwimmen.

Marburger SV. Jungdeutſchland Darmſtadt.
Einer Einladung des Schwimmvereins Marburg folgend, in dem
neuen herrlichen Marburger Hallenbad gegen die Marburger Schwim=
mer
einen Klubkampf auszutragen, begab ſich am Sonntag vormittag der
Darmſtädter Schwimmklub Jungdeutſchland nach der ſchönen Univerſi=
tätsſtadt
an der Lahn. Leider konnte die Fahrt nicht glatt durchgeführt
werden, wodurch die Mannſchaft reichlich ſpät in Marburg eintraf und
zu Mittag eſſen konnte. Dieſer Nachteil machte ſich dann auch beſonders
beim erſten Rennen bemerkbar. Da der Marburger Schwimmverein mit
ſeiner jungen Mannſchaft hauptſächlich das Bruſtſchwimmen pflegt, hatte
ſich Jungdeutſchland mit einem Programm einverſtanden erklärt, das
ſonſt bei Klubkämpfen nickt gerade üblich iſt.
Die Ergebniſſe (Bahnlänge 25 Meter):
Herrenlagen. 100. 200. 100 Meter: 1. Marburg 5.42: 2.
Darmſtadt 5:42,5 (Richter, Orlemann, Berges). Richter vermaſſelt an
der glatten Baſſinwand zwei Wenden, ſo daß Orlemann gegen den
gaten Marburger Bruſtſchwimmer ſchon mit Nachteil abgeht. Berges,
als Schlußmann, kann, 106 ſchwimmend. 7 Meter gut machen, doch zum

Siege langt es nicht mehr ganz. Jugendbruſt. 3mal 100 Mtr.:
1. Darmſtadt 4:35,2 (Wundenberg. Hermes, Kaiſer): 2. Marburg 4:53, 5.
Herrenbruſt, 3mal 100 Meter: 1. Marburg 4:27,4: 2.
Darmſtadt 4:42 (Kleinſchmidt. Ober, Orlemann). Die erſatzgeſchwächte
Darmſtädter Mannſchaft iſt Marburg nicht gewachſen. Als Einlage
ſchwammen anſchließend Berges, Wolf und Wolfsholz ein 200 Meter
Kraulſchwimmen: 1. Berges 2:31,7: 2. Wolf 2:39,4: 3. Wolfsholz
2:41,8. Jugendlagen, 100, 200, 100 Meter: 1. Darmſtadt 5,56
(Heyne, Hermes, Kaiſer); 2. Marburg 6,21. Herrenkraul, 6mal
50 Meter: 1. Darmſtadt 3:05 (Weicker, Ober, Mayer, Richter. Wolf,
Berges); 2. Marburg 3:14,7. Im Kraul=Schwimmen muß Marburg
noch viel lernen. Eine zweite Darmſtädter Mannſchaft, die außer Kon=
kurrenz
mitſchwamm, konnte in 3:13,2 ebenfalls vor Marburg landen.
Herrenwaſſerball mit Fünfermannſchaften. Die
Darmſtädter Mannſchaft: Göth 1., Orlemann, Richter, Berges, Mayer,
iſt haushoch überlegen, und ſiegt 23:4 (10:4),
Zweiter Turnierkag in Rom.
Italienerſieg im Littoren=Pokal.
Der zweite Tag des internationalen Reitturniers in Rom, der eine
rieſige Zuſchauermenge nach dem Piazza di Siena gelockt hatte, brachte
den Italienern einen überragenden Erfolg. Zur Entſcheidung gelangte
ein Jagdſpringen für die beſte Klaſſe, der Littoren=Pokal, der nicht
weniger als 143 Bewerber angelockt hatte. Es gab 15 Hinderniſſe ſchwer=
ſten
Kalibers, nicht unter 1.40 Meter hoch, zu ſpringen. Hier bewährte
ſich die Klaſſe der italieniſchen Pferde, die ſolche Sprünge gewohnt ſind.
Sieben von den 143 über den Kurs geſchickten Springpferden bewältigten
ihre Aufgabe fehlerlos, vier italieniſche, zwei franzöſiſche und ein deut=
ſches
. In der ſchnellſten Zeit des Tages riß die berühmte Criſpa,
unter Oberleutnant Borſarelli, den Sieg an ſich. Sie benötigte
glatt zwei Minuten. Nur 6 Zehntelſekunden langſamer war Capinera
unter Lt. Forquet=Italien, dem der zweite Platz zufiel, vor Hauptmann
Bacca auf Lettera d’Amore. Die beiden nächſten Plätze fielen an Frank=
reich
. Siebenter wurde Oberleutnant Haſſe auf Elan, der 2:15 be=
nötigte
.
Die erſte Etappe der Deutſchland=Rundfahrt von Rüffelsheim nach
Freiburg i. Br. ſah 34 Fahrer im Endſpurt. Sieger blieb der Belaier
Wauters vor Antenen=Schwei= und den Deutſchen Metze, Büſe und
Stöpel. Der Italiener Moretti gab bei Karlsruhe auf.

Geſchäftliches.

Neue Weltrekorde und Rekordſiege auf Dunlop.
Die Siegesſerie des Dunlop=Reifens in den bisherigen dies=
jährigen
Rennveranſtaltungen iſt einzigartig. Nachdem erſt kürz=
lich
in Hannover faſt alle Eilenriede=Sieger Dunlop fuhren und
auch in Budapeſt Sieger und Dunlop zuſammengehörten, kommt
jetzt die gewaltige Leiſtung Henne’s, der in Wien auf ſeiner
dunlopbereiften BMW. drei neue Weltrekorde aufſtellte.
Caracciolas Triumph auf Mercedes=Benz im 1000=Meilen=
Rennen in Italien und der ungeheure Widerhall, den dieſe Re=
kordleiſtung
in der geſamten europäiſchen Preſſe gefunden hat,
iſt noch in aller Sportfreunde Erinnerung. Ueberflüſſig zu ſagen,
daß Caracciola zu ſeiner Rekordfahrt Dunlop=Reifen fuhr.
Daß das nächſte Rennen in Italien, diesmal für Motorräder,
der große Preis von Monza, ebenfalls ein großer Dunlop=Erfolg
werden würde, war nach allen voraufgehenden Siegen eigentlich
ſelbſtverſtändlich. Tatſächlich ſind auch am vergangenen Sonntag
die vier erſten Plätze von Fahrern auf dunlopbereiften Ma=
ſchinen
belegt worden.
Dunlop der Reifen der Sieger und der Weltrekorde.

Back= und Garnierkurſus. Vielfachen Wünſchen ent=
ſprechend
, wird Herr Hammer Konditormeiſter einen neuen
Kurſus einlegen. Die letzten Kurſe, die kürzlich in der Heag
ſtattfanden, haben den allergrößten Anklang gefunden. Ueber=
raſchend
wurde gezeigt, wie man praktiſch, wirtſchaftlich und zeit=
entſprechend
backt. Vor allen Dingen werden diejenigen Fragen
bearbeitet, die eine Hausfrau unbedingt in bezug auf Kuchen,
Torten, Feingebäck, Glaſuren, Creme und Buttercreme wiſſen
ſollte. In Anſchluß daran finden die praktiſchen Backvorführungen
in elektriſchen Herden ſtatt, welche hierzu ganz beſonders geeignet
ſind. (Näheres ſiehe Anzeige.)

Aus der Stumpenfabrikation.

Die Schweizerſtumpenfabrik Villiger Söhne, das größte Unter=
nehmen
dieſer Art in Deutſchland, iſt unlängſt mit einer neuen

Marke der 10=Pf.=Preislage in rein überſeeiſcher Qualität auf
den Markt getreten. Der Abſatz dieſes neuen Erzeugniſſes hat
ſich derart erfreulich geſtaltet, daß die Firma bedeutende be=
triebstechniſche
Erweiterungen vorſieht. Bereits hat ſich Villiger
durch den Ankauf enormer Mengen Ueberſeetabake auf dieſe Er=
weiterungen
vorbereitet. Dem Vernehmen nach hat die Firma
kürzlich auf dem Markt in Amſterdam faſt die ganze Sandblatt
ernte einer der renommierteſten Vorſtenlandenmarken aufgekauft.
Bekanntlich ſind die Vorſtenlandentabake der jetzt auf den Markt
kommenden 1930er Ernte von hervorragend milder und feiner
Qualität.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 5. Mai.
15.20: Hausfrauen=Nachmittag.
16.30: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters; Soliſten: H. Lin=
gor
(Tenor). Am Flügel A. Haagen.
18.15: Dr. Fink: Pſychologie des Witzes.
18.4d: Eliſe von Hopffgarten: Deutſche Arbeit auf den Kanariſchen
Inſeln
19.45: Unterhaltungskonzert des Rundfunkorcheſters.
20.30: Mieter Schulze gegen Alle; Hörſpiel von Auditor.
22.20: Tauzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 5. Mat.
10.10: Schulfunk: Aus der Geſchichte des Volksliedes.
14.30: Dipl.=Landwirt Seidler: Zeitgemäße Kartoffelverwertung.
15.10: P. Kache: Praktiſche Winke für den Gartenfreund.
15.45: Kinderſtunde: Märchen und Geſchichten.
16.00: Frauenſtunde: Künſtleriſche Handarbeiten.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: E. v. Schweinitz: Deutſche Studenten in Oxford.
18.00: H. Altmann: Der Muſiker E. T. A. Hoffmann.
18.30: Prof. Dr. G. Wegener: Eine Wanderung durch Deutſch=
lands
Gaue.
19.00: Franzöſiſch für Anfänger.
19.30: Baurat Dr. Riepert: Die Bedeutung der deutſchen Bauwirt=
ſchaft
im Rahmen der Volkswirtſchaft.
19.55: Chriſtian Morgenſtern zum 60. Geburtstage.
20.30: Flensburg: Großes Militärkonzert. Mitw.: Muſikkorps des
3. Preuß. Batls, 6. Inf.=Regts., Trompeterkorps der 2. Preuß,
Fahrabteilung, Teile des Muſikkorps des Ausb.=Batls. 6. Inf.=
Regts. Spielmannszug des 3. Preuß. Batls. 6. Inf.=Regts.
22.10: Dr. J. Räuſcher: Politiſche Zeitungsſchau.
Danach: Herbert Groh=Konzert, ausgeführt vom Norag=Orcheſter,

Wetterbericht.

Ausſichten für Dienstag, den 5. Mai: Wechſelnd wolkig mit Aufheite=
rung
, weitere Abkühlung, gewitterartige Schauer.
Ausſichten für Mittwoch, den 6. Mai: Noch keine weſentliche Aenderung.
Hauptſchriftleltung. Rudolf Maupe
Veraniwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleton, Reich um
Ausland und Seſſiſche Nachrichten: Max Streeſei für Sport: Karl Böhmanv;
für den Handel: Dr. C. H. Que iſch; ſür den Schlußdienſt: Andreas Bauer ;ſic
Die Gegenwar, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willv Kuble
Druck und Verlag. C. C. Wittich ſämtilich in Darmſtiad
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantle der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 16 Geiten

[ ][  ][ ]

Eife Deruet ie e e er ie eunte egeiſche
werden, weil die Mittel der öffentlichen Hand, die bereits zugeſagt
waren, nicht flüſſig waren. Auch die Großbanken, die ſich bis vor kur=
zer
Zeit noch mit der Finanzierung von Großbauten indirekt befaßten,
ſind nicht mehr geneigt, ſich am Baumarkt zu betätigen. Die Einſchrän=
kung
des Bauholzbedarfes iſt vor allem für diejenigen Sägewerke von
höchſter Bedeutung, die Bauholz einzuſchneiden und zu bertreiben pfle=
gen
. Sie können ihre Betriebe kaum noch aufrecht erhalten. In der
Sägewerksinduſtrie iſt die Arbeitsloſigkeit beſonders ſtark. Fehlen doch
die Beſtellungen der Reichsbahnverwaltung auf Werkſtättenhölzer voll=
kommen
. Die Untergrundbahnbauten, die noch im vorigen Jahre ſtatt=
liche
Mengen von beſäumten Bohlen verſchlangen, fehlen ganz. Leider
iſt der ſtarke Platzholzhandel, der bis dahin Abkäufer des Schnittholzes
auf den Sägewerken war, in verſchiedenen Fällen dazu übergegangen,
in Staats= und Privatforſten Rohholz für eigene Rechnung zu kaufen
und einzuſchneiden. Bei den überaus niedrigen Preiſen, zu denen das
Nohholz häufig weggeſchleudert wird, iſt es ein gewiß günſtiges Geſchäft
für den einzelnen Platzholzhändler, ein bedauerliches Ergebnis für den
Waldbeſitzer, zugleich aber eine allgemeine und ſchwere Schädigung für
die hierbei ausgeſchaltete Sägewerksinduſtrie. In einzelnen Sortimen=
en
beſteht am Holzmarkt Knappheit, ſo z. B. in angeblauten aſtreinen
Seitenbretten, für die etwas ſtärker beſchäftigte und mit Aufträgen aus
dem Ausland verſehene Leiſteninduſtrie, ferner nach Verſchalungsbret=
tern
und nach Kanthölzern ſchwächerer Profile. Das Geſchäft in ruſſi=
ſcher
Stammware ruht, obwohl die Abgeber zu Preiskonzeſſionen bereit
wären. Günſtigere Erfolge zeigten ſich am Erlenholzmarkt. Hier wirkte
Ech allmählich die Schnittholzſperre gegen Polen aus.

Wiriſchaftliche Rundſchau.

Stark ermäßigte Sommerpreiſe für Koks. Entſprechend dem kürzlich
gemeldeten Vorgehen bei der Preisfeſtſetzung für den Brikettbezug hat
nunmehr durch die Koksvereinigung Berlin, auch die Feſtſetzung der
Preiſe für Kols im Einvernehmen mit dem Preußiſchen Handelsmini=
ſterium
für das Verſorgungsjahr 1931/32 eine Regelung gefunden. Die
Sommerpreiſe haben nicht nur abſolut, ſondern auch, gemeſſen an den
Sätzen des Sommers 1930, eine erhebliche Herabſetzung erfahren, die
dem Verbraucher eine frühzeitige und im Preiſe beſonders bevorzugte
Jahresdeckung ſowie der Erzeeugung einen möglichſt gleichmäßigen Ab=
ſatz
ſchaffen ſoll.
Kaiſer=Friedrich=Quelle A.=G., Offenbach a. M. Das Geſchäftsergeb=
nis
für 1930 zeigt verminderte Roheinnahmen von 550 314 (675 246) RM.
Unkoſten betragen 380 516 (454 185) RM. Nach 43 131 (48 895) RM. Ab=
ſchreibungen
verbleibt ein Reingewinn von 147 545 (188 507) RM., wo=
raus
eine, bekanntlich von 15 auf 12 Prozent herabgeſetzte Dividende zur
Verteilung auf 1 Mill. RM. St.=A. vorgeſchlagen wird. Das Ergebnis
wurde beeinflußt durch die Verſchlechterung der Wirtſchaftslage, durch
das langanhaltende Regenwetter im Sommer ſowie beſonders durch die
Mineralwaſſerſteuer, deren Wirkung im laufenden Jahre noch durch die
verſchiedentlich eingeführte Getränkeſteuer verſchärft worden ſei. Die
Bilanz weiſt u. a. Quellen und Immobilien mit 0,554 (0,567) aus Ma=
ſchinen
0.096 (0,125), ferner Vorräte 0,416 (0,386) Mill. RM. Ferner
wird der Effektenbeſitz (nicht ſpezialiſiert) mit 0,306 (0,255) Mill. RM.
ausgewieſen.
Chemiſche Fabrik Geromont, Goldenberg u. Cie., i. Liqu. Wiesbaden.
Das Kammergericht zu Berlin hat die Beſchwerde des A.=N. bzw. der
Geſellſchaft gegen die Urteile des Amtsgerichts Nüdesheim und des
Landgerichts Wiesbaden zurückgewieſen. Bekanntlich hatten die Vorge=
richte
erklärt, daß alle formalen Vorausſetzungen für die Einberufung
einer a. v. G.=V. vorliegen. Wie bereits gemeldet wurde, hat nun die
Geſellſchaft in der Zwiſchenzeit auf den 16. Juni eine G.=V. einberufen.

Produkkenberichke.

Mannheimer Produktenbericht vom 4 Mai. Weizen inländ. 30,50
bis 31,50, desgl ausländ. 39; Roggen inländ, 21,5022,50; Hafer inl.
21,5022,50; Futtergerſte 21,5022,50; Sohaſchrot 13,2513,50; Bier=
treber
10,7511,25; Trockenſchnitzel 8,25; Wieſenheu loſes 5,405,90;
Notkleeheu 5,406,00; Luzernekleeheu 5,806,2; Stroh. Preßſtroh,
Hafer=Gerſte 33,2; desgl. geb., Roggen=Weizen 33,40; desgl. geb.
Hafer=Gerſte 2,603,00; Weizenmehl Spezial Null 44,00: Roggenmehl
30,5031,50; Leinſaat nicht notiert. Tendenz: Stetig. Trotz erhöhter
Forderungen des Auslandes verhielt man ſich abwartend. Die Börſe
verkehrte in ruhiger Haltung.
Frankfurter Produktenbericht vom 4. Mai. Weizen 305, Roggen
217,50, Hafer inländ, 217,50220, Weizenmehl ſüdd. 43,5044,50, nie=
derrhein
43,5044, Roggenmehl 30,5032,50 Weizenkleie 13,25 Geld,
Roggenkleie 13,75, Erbſen 3036, Linſen 2765. Heu 6,25, Weizen=
und Noggenſtroh drahtgepr. 3,80, desgl. gebündelt 3,70; Treber 10,75
bis 11,00. Tendenz: Brotgetreide unſicher, ſonſt feſt.
Berliner Produktentendenzbericht vom 4. Mai. Die durch die neue
Brotpreiserhöhung geſchaffene Lage und die Stellungnahme des zuſtän=
digen
Miniſters wurde an der Produktenbörſe lebhaft erörtert, und in=
folge
der Unſicherheit bezüglich evtl. erfolgender Regierungsmaßnah=
men
geſtaltete ſich das Geſchäft wieder äußerſt ſchleppend. Das Inlands=
angebot
von Brotgetreide zur prompten Verladung war allerdings auch
nur mäßig; Samstagsforderungen konnten im allgemeinen nicht durch=
geholt
werden. Bei Weizen rechnet man durch die Neuregelung der
Auslandsweizeneinfuhr mit einer vorübergehenden Entſpannung und
am Noggenmarkt zeigt ſich Zurückhaltung, da man erſt einmal abwarten
will, ob aus den Mahlroggen=Reſerven Abgaben erfolgen. Am Liefe=
rungsmarkte
war das Preisniveau kaum behauptet. Das Weizenmehl=
geſchäft
hat ſich nicht belebt, dagegen finden billigere Provinzroggen=
mehle
zu gut behaupteten Preiſen Abſatz. Hafer wird von der erſten
Hand nur wenig angeboten. Nennenswerte Preisſteigerungen im
Promptgeſchäft wirken aber Offerten in hier lagernder Ware entgegen,
Gerſte ſehr ſtill.
Diebmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 4. Mai. Auftrieb: 1346 Rinder, dar=
unter
314 Ochſen, 130 Bullen, 437 Kühe, 385 Färſen, 585 Kälber, 77
Schafe und 6138 Schweine. Marktverlauf: Rinder ruhig, Ueberſtand;
Schweine bei ſchleppendem Geſchäft geräumt; Kälber und Schafe ruhig,
ausverkauft. Preiſe: Ochſen a) 1. 4548; a) 2. 4044; b) 1. 3639;
Bullen a) 4043; b) 3639; Kühe a) 3539, b) 3034, c) 252;
Färſen a) 4548, b) 4044, c) 3639; Kälber b) 5863, c) 5057,
d) 4249: Schweine b) 4042, e) 4143, d) 403, e) 4042.
Fleiſchgroßhandelspreiſe. Ochſenfleiſch 1. 7076, do. 2. 6070; Bullen=
fleiſch
7074; Kuhfleiſch 2. 4555, do. 3. 3545; Kalbfleiſch 2. 90
bis 95; Schweinefleiſch 1. 5060 Geſchäftsgang: Schleppend. Auf=
trieb
aus hieſiger Schlachtung: 430 Rinderviertel, 194 Schweinehälften,
70 Kälber, 3 Schafe, 2 Kleinvieh; von auswärts: 146 Rinderviertel, 72
Schweine, 8 Kälber, 1 Schaf. Tendenzbericht: Auf dem Rinder=
markt
war der Auftrieb etwa der gleiche wie in der Vorwoche. Bei
ruhigem Geſchäft verblieb Ueberſtand. Die Preiſe für Ochſen und Fär=
ſen
gaben gegenüber der Vorwoche 1 Pfg. nach, bei Kühen blieben ſie
gleich, bei Bullen zogen ſie 1 Pfg. an. Das angetriebene Vieh war von
mittlerer Qualität. Etwa 50 Prozent wurden wieder in die umliegen=
den
Verſorgungsgebiete ausgeführt. Der Schweinemarkt war ſtärker als
in der Vorwoche beſchickt. Bei ſchleppendem Geſchäft und nachgebenden
Preiſen wurden der Markt geräumt. Kälber und Schafe wurden bei
ruhigem Geſchäft ausverkauft.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 4. Mai;
Getreide. Weizen: Mai 83,75, Juli 64,25, September 63½,
Dezember 67,25; Mais: Mai 56,75, Juli 58,50, September 58½,
Dezember 518; Hafer: Mai 26,75, Juli 27½, September 28½,
Dezember 30½; Roggen: Mai 33,75, Juli 36½, September 38½,
Dezember 41,75.
Schweine: Leichte 7,207,35, ſchwere 6,156,65; Schweine=
zufuhren
in Chicago 44 000, im Weſten 123 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 4. Mai;
Getreide: Weizen: Rotwinter 93: Mais: loco New York
70,25: Mehl: ſpring wheat clears 4,104,60; Getreidefracht nach
England 1,62,3 sh, nach dem Kontinent 88½ C.
Kakao: Tendenz: kaum ſtetig, Umſätze 78, Loconotiz 5½;
Juli 5.12, Sept. 5,28, Okt. 5,37, Dez. 5,48, Januar 1932 5,56,
März 5,68.

Frankfurt a. M., 4. Mai.
Die bevorſtehenden außenpolitiſchen Auseinanderſetzungen wegen des
deutſch=öſterreichiſchen Zollvertrages, für die man auf Grund der fran=
zöſiſchen
Stimmung Befürchtungen hegt, und die angeſpannte Finanzlage
des Reiches ließen die Börſe auch zu Beginn der neuen Woche in ſchwa=
cher
Haltung eröffnen. Hinzu kamen noch einige Abgaben aus dem
Publikum, das ſcheinbar in Enttäuſchung der bisherigen Konjunktur jetzt
zu ſtärkeren Verkäufen bereit iſt. Dazu kamen noch ſtärkere Blanco=
abgaben
der Kuliſſe, zumal auch die Berliner Arbitrage ziemlich Mate=
rial
hierherlegte, dem keine Aufnahmeneigung gegenüberſtand. Der feſte
Schluß der New Yorker Samstagsbörſe blieb ganz ohne Einfluß. Bei
im allameinen kleinem Geſchäft ergaben ſich daher gegenüber den ſchon
ſchwachen Samstagsſchlußkurſen erneut ſtarke Abſchwächungen. J. G.
Farben eröffneten trotz der unveränderten Dividende bei etwas größerem
Umſatz 2 Prozent niedriger, lägen aber im freien Markt weiter ange=
boten
und erneut 1 Prozent ſchwächer. Am Anleihemarkt lagen deutſche
Anleihen ſtark angeboten und bis 0,75 Prozent ſchwächer. Auslandsren=
ten
ohne Geſchäft. Der Pfandbriefmarkt lag ebenfalls ſchwächer, da auch
hier Abgaben des Publikums vorgenommen wurden.
Im Verlaufe konnte ſich auf Marktfürſorge das Kursniveau leicht
beſſern, doch gingen die Kursſteigerungen ſpäter wieder verloren, da zu
den Kaſſaturſen ebenfalls Angebot vorgelegen hat. Die Stimmung war
ſehr unſicher und das Geſchäft gering. Auch bis zum Schluß der Börſe
blieb dei Haltung ſchwach und die Kurſe erlitten meiſt neue Einbußen
von 1 Prozent. An der Nachbörſe hörte man J. G. Farben mit 141,5.
Am Geldmarkt war die Lage etwas angeſpannt, ſo daß der Satz für
Tagesgeld auf 5 Prozent ermäßigt wurde. Am Deviſenmarkt nannte
man Mark gegen Dollar 4,1996 gegen Pfunde 20,42½4: London New
York 4,8634: Paris 124,43; Mailand 92,89; Madrid 46,70; Schweiz
25,25½; Holland 12,09‟/s.
An der Abendbörſe lagen die Kurſe zu Beginn meiſt behauptet.
Die Spekulation nahm teilweiſe kleinere Deckungen vor, zumal Ver=
kaufsorders
auch aus dem Auslande nicht mehr vorlagen. Daneben
zegte der etwas feſtere New Yorker Börſenbeginn an. J. G. Farben ge=
wannen
im Verlauf 0,5 Proz. Am Elektromarkte betrugen die Kurs=
beſſerungen
teilweiſe 1 Proz, von Kaliwerten Aſchersleben und Weſter=
egeln
1 Proz. freundlicher, doch Salzdetfurth 1 Proz. fchwächer. Im
Verlauf blieb die Haltung der Börſe freundlich.
Berlin, 4. Mai.
Bereits im heutigen Vormittagsverkehr herrſchte eine ſtärkere Un=
ſicherheit
, und es ließ ſich nicht vorausſehen, wie ſich die Kursbewegung
an der Börſe geſtalten werde. Einerſeits erhoffte man eine kleine Beſ=
ſerung
im Anſchluß an die Erholungen an der New Yorker Samstags=
börſe
andererſeits verſtimmte die Nachricht über den ſtarken Geldbedarf
des Reiches, der mit anderthalb Milliarden angenommen wurde. Fer=
ner
mahnten die Ausführungen des Oberbürgermeiſters Dr. Sahm über
die Dewag=Transaktion, die die Kaſſenlage der Stadt Berlin beleuchte=
ten
, zur Zurückhaltung. Recht ungünſtig wirkte ſich auch die Erhöhung
des Brotpreiſes aus, die man allgemein als außerordentlich peinlich
empfand. So lagen die Anfangskurſe größtenteils ſchwächer, zumal
auch von Publikumsſeite etwas Material herauskam und die Spekula=
tion
zunächſt einmal die weitere Entwicklung in Amerika abwarten will.
Später wurde es ganz allgemeinen 12 Proz, ſchwächer. In Spezial=
werten
führten Vorſtöße der Baiſſiers zu Verluſten bis zu 4 Prozent.
Die Ankündigung eines Regierungsdementis hinſichtlich der Preſſemel=
dungen
über das Reichsdefizit bewirkte gegen 12.15 Uhr eine leichte Er=
holung
, die jedoch einer neuen Abſchwächung Platz machen mußte, als
die farbloſe Erklärung des Finanzminiſters zur Veröffentlichung ge=
langte
. Anleihen nachgebend.

Metallnotierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 4. Mai ſtellten ſich für
Kupfer: Mai 74 (76), Juni 74,75 (75,75) Juli 77,75 (78),
Auguſt 78,25 (78 75) September 78,50 (79) Oktober 79 (79,50),
November 79 (79,50) Dezember, Januar, Februar 79.25 (79,50),
März 79,50 (79,25) April 79 75 (80). Tendenz: matt. Für Blei:
Mai. Juni 22,50 (22.75), Juli, Auguſt, September, Oktober 23,25
(23,50). November. Dezember Januar Februar, März, April
22,75 (22,75), Tendenz: ruhig. Für Zink: Mai, Juni (23),
Juli, Auguſt (21), September (21,50) Oktober (21.75), November,
Dezember (22,25), Januar (22,75), Februar, März, April (23).
Tendenz: ſchwächer. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Klammern Brief.

Ruhrgas-A. 6., Eſſen.

Die Geſellſchaft erzielte 1930 einen Ueberſchuß aus dem Gasgeſchäft
von 4 492 243 (i. V. 2 755 901) RM. Andererſeits ſtiegen die Zinslaſten
auf 2 673 811 (988 134) RM., ſo daß unter Berückſichtigung der Verwal=
tungs
= und Betriebskoſten ſowie Abſchreibungen in Höhe von 1699 392
(1 644 115) RM., der Verluſtvortrag eine weitere Erhöhung von 3 576 587
(1 956 794) RM. auf 5 326 535 RM. erfährt. U. a. kamen die Strecken
Zeche Rheinpreußen-Krefeld, Hamm=Hannover und Niederſchleden
Wiſſen in Betrieb. Insgeſamt wurden 121 Kilometer neue Leitungen
mit einem Durchmeſſer zwiſchen 30 und 80 Zentimeter verlegt. Das Ge=
ſamtrohrnetz
umfaßte am Schluß des Berichtsjahres 803 Kilometer. An=
geſchloſſen
waren 23 Zechenkokereien gegenüber 15 i. V. und 8 in 1928.
Der Gasabſatz ſtieg von 405 auf 710 Millionen Kubikmeter davon wur=
den
330 Mill. Kubikmeter an Konzernwerke der Aktionäre abgegeben.
Von der Reſtmenge gingen 135 Mill. Kubikmeter an Gemeinden und
kommunale Verteilungsgeſellſchaften, 245 Mill. Kubikmeter unmittelbar
an Induſtriewerke. Der erzielte Abſatz war befriedigend.
Die Tochtergeſellſchaften haben zufriedenſtellend gearbeitet. Nach der
Bilanz iſt das A.=K. von 25 Mill. RM., auf das im Vorjahre noch 5,89
Mill. RM. einzuzahlen wanen, inzwiſcheu voll eingefordert. Neben der
Dollaranleihe von 50,4 Mill. RM. (wie i. V.) und den langfriſtigen
Verpflichtungen von 2,5 (2.,52) Mill. RM. werden jetzt neu ausgewieſen
12,84 Mill. RM. Bankkredite mit mehrjähriger Laufzeit und ähnliche
Verpflichtungen, ſowie 5,53 Mill. RM. ſonſtige Bankſchulden. Im übri=
gen
betragen verſchiedene Verbflichtungen jetzt 4,73 (7.98) Mill. RM.
Andererſeits hat ſich der Grundbeſitz auf 0.11 (0,06) Mill. RM. ver=
größert
. Rohrnetz= und Betriebsanlagen haben auf 65,11 (51,91) Mill.
RM. zugenommen, Geräte ſind mit 0.99 (1.28) Mill. RM. eingeſetzt.
Als weitere Aktiven werden ausgewieſen Schuldner 6.58 (276) Mill.
RM., Disagio und Anleiheunkoſten 5,5 (5,74) Mill. RM., Treuhand=
fonds
der Dollaranleihe 14,15 (11,71), börſengängige Wertpapiere 252,
Beteiligungen 0,87 (i. V. beides 1.16) und ſchließlich flüſſige Mittel 0,13
(2.11 Mill. RM.
Im laufenden Jahre erhöhte ſich der Gasabſatz im März auf 68,9
Mill. Kubikmeter gegenüber einem Monatsdurchſchnitt von 59 Mill.
Kubikmeter i. V.: Das Bauprogramm wird in den nächſten Monaten
vollendet. Die Lieferung an die Stadt Köln wird ab Mitte Mai auch
vom Ruhrgebiet aus aufgenommen. Die Sammelleitung Gelſenkirchen
Dortmund wird in einigen Monaten in Betrieb kommen. Im laufenden
Jahre werden eine Reihe bisher nicht angeſchloſſener Zechen mit den
Hauptleitungen verbunden werden.
Kleine Wirlſchaftsnachrichken.
Wegen des Himmelfahrtstages und der Pfingſtfeiertage werden die
Produkten= und Viehmärkte verlegt von Donnerstag, den 14. 5., auf
Freitag, den 15. 5., und von Montag, den 25, 5., auf Dienstag, den
26. Mai.
Nach dem Lagebericht des Zentralausſchuſſes der Papier=, Pappen=,
Zellſtoff= und Holzſtoff=Induſtrie hat auch der Monat April keine beſon=
dere
Veränderung in der Wirtſchaftslage der Papier erzeugenden Indu=
ſtrien
gebracht. Eine leichte Belebung des Abſatzes iſt feſtzuſtellen, je=
doch
entſpricht dieſe in keiner Weiſe der Abſatzſteigerung, die ſonſt ſaiſon=
mäßig
im Frühling einzuſetzen pflegt.
Seitens der Verwaltung des Wicking=Konzerns wird mitgeteilt, daß
ſie den in den letzten Tagen wiederum allen Mitteilungen über eine
bevorſtehende Fuſion und ſonſtige Verhältniſſe im Wicking=Konzern mit
anderen Zementunternehmungen völlig fermſteht.
Wie die Direktion der Grube Pfannenberger Einigkeit bekannt=
gibt
, ſoll Mitte Juni der Betrieb auf der Grube wieder eröffnet wer=
den
. Vorläufia ſollen bis 200 Bergleute Beſchäftigung finden. Man
hofft, daß bis Mitte Juni auch die in Ausſicht geſtellten Erleichterungen
im Siegerländer Erzbergbau ſpürbar werden.
Die Holzgroßhandlung mit Sägewerk und Schwellenaufarbeitung
Gebrüder Weibler in Kaſſel und Eiſenach hat mit 27500 RM. Ver=
pflichtungen
ihre Zahlungen eingeſtellt. Es wird verſucht, ein gericht=
liches
Vergleichsverfahren herbeizuführen. In dieſem Falle ſollen alle
Forderungen der Gläubiger mit 30 Prozent, zahlbar in drei Raten, aus=
gezahlt
werden.
Die in München abgehaltene Zuſammenkunft zwiſchen den weſteuro=
päiſchen
, deutſchen und tſchechoſlowakiſchen Weiterverarbeitern der Draht=
induſtrie
hatte einen günſtigen Erfolg zu verzeichnen. Hinſichtlich der
Wiederaufrichtung eines internationalen Drahtverbandes iſt man ſich in
vielen Punkten ſchon näher getreten.

Berliner Kursbericht
vom 4. Mai 1931

Oeviſenmarkt
vom 4. Mai 1931

Berl. Handels. Geſ. 119.
Danatbank . . . . . . . 131.25
Deutſche Bank u.
Diöconto=Geſ. /403.
Dresdner Bank
103.25
56.50
Hapag
Hanſa Dampfſch. 80.50
Nordd. Lloyd
57.75
A. E. 6.
100.25
Bahr. Motorenw. 74.50
J. P. Bemberg 92.50
Bergmann Elektr. 85.25
Berl. Maſch.=Bau 41.375
Conti=Gummi
117.*
Deutſche Cont. Gas /125.
Deutſche Erdöl 68.50

Clettr, Lieſerung I
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bow.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Korsw.
Orenſtein & Koppel

113.
142.75
76.
1118.625
65.
61.50
98.50
141.
61.875
68.
72.
40.
52.
73.
56.

Polyphonwerke 11
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kal ſ=
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff l;
Verein. Stahlwerke
Beſteregeln Alkali ,
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Aupſer.
Hohenlohe=Werle
Lindes Eismaſch.
VogelTeleor. Draht
Wanderer=Werke

Nf
49.75
217.
108.
118.
51.75
143.
60.25
22.
44.25
38.
428.er
41.75
57,75

Helſingfor:
Wien
Prag
Budape!
Sofia.
Holland
Lslo
KTopenhagen
Stodholm
London
Buenos=Aires
New Yorl
Belgien
Italien
Paris

Währung
100 finn. Mi
no0 Schilling!!
ſ100 Tſch. Kr.
100 Bengö
ſto0 Leva.
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 gronen
12-Stg.
1 Pap.Peſo
1 Dollar
ſ100 Belgo
100 Lire
100 Francs

Rait
12.320
73.14
2.637
188.86
112.30
112,31
112.42
20.304
1.339
s5.34
21.965/22.005
15.395

Brkef
10.558 vo.57e
59.025/58.145
12.448
72.28
3.043
169.00
112 52
112.53
11a.84
20.944
1.343
4.19s5 4.2035
59.46
16.435

Schweiz
Sponien
Tanzig
Japan
Rio de Janerolt
Zugoſlawien
Portugal ſt
Aihen
Sſambu
Kairo

Kanaba
Urguah
Jöland.
Tallinn /Eſl.)
Riga
1

Währung (
1o0 Franken
100 Peſetas
1o0 Gulden
1 Yen
Milreis
100 Dinar

100 Esenbos 18.25

100 Drachm.
t türk. *2
1 äghpt. *
leanab. Doll.
Goldpeſo
00 isl. Kr.
100 eſtl. Kr.
100 Lais

Gelds
so,s
43.33
21.58
2.073
0.300
7.376


20.91
2.727

Briei
*0.s4
43.41
*1.74
2057
(.302
7.3c0
12.89
5.44 5.45

20,95
4.193 4.301
2.733

92.04 92.22
111.78 111.98
50.79 E0.25

Dullhtaortr uns Häricnalsant, Koncandirgefrafchafr auf Aulfen, Burakadt.

Frankfurter Kursbericht vom 4. Mai 1931.

725 Dtſch. Reichtan!!
6%
-
5½%Intern.,
68Baden..
82Bayern :.
6%
..
8% Heſſen v. 28
v. 29
6% Preuß. Staat
82 Sachſen ......
....
72 Thüringen..

Dtſche. Anl. Auslo=
ſunsſch
. 42, Ab=
löſungsanl
..
Dtſche. Ank. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.
Deurſche Schutzge=
bietsanleihe
....
8% Nachen v. 29
89 Baden=Baden.
6%Berlin .......
880 Darmſtadt v.2
v.28
8%
725 Dresden.. . .
82 Frankfurt a.M.
v. 26
v. 26
82 Mainz ....
8% Mannheimb. 26
v.27
82 München ..
825 Nürnberg. .7
82Wiesbaden .

8% Geſſ. Landesbl.
88 Goldoblig.!
4½% Heſſ. Lds.
Hhp.=Bk.=Liquid.
49%g Kum.=Obl.
8% Preuß. 2bs..=Anſt. G. Pf.


84.75
78
78.85
100.25
82
91.25
96
100.25
79.5
85.5

55.3

2.5
92.5

80.25
84.5
987,
89.5
78.5
93
76.75
96.5

100
95.25
96.5
89.5
85
100.5
on

LeENAIEESBER

We Lu
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl.
82 Kaſſeler Land. Goldpfbr.,
72 Kaſſeler Land.
krebit Goldpfbr.,
82 Naſſ. Lamdesbr.
*
7%
6%
48x Liau. obl

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
AuslSer.
. Ser. II
Ot. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)..

8% Berl. Oyp. Bk.
728
4½%Liqu.=Bfbr.
18% Frkf. Hhp.Bk.. /4
4½% Lig. Pfbr.
8% Pfbr.=Bk.
720
Liau.
82 Mein.=Syp.=Bi.
4½% Lig. Pfbr.
18% Pfälz. Oyp.=Bk
41
Lia. Pfbr.
185 Breuß. Boden=
ered
.=Bank ..../4
4½% Lig. Pfbr..
8% Preuß. Gentrl.=
Bodencr.=Bank.
14½
Lig. Pfbr.
825 Rhein.bhp. Bk.)/=
4½% Oig.Blbr.
89 Rhein.=Weſtf.=
Bb.=Frebit . ....
18% Südd. Bob.
Cred.=Bank ....!1
7%

97.25
100
95
86
100
95
86.75
90.75

55.5
74.5
1.
1o0
97
91
101.5
97.5
90.8
161
97.5
92.5
101.5
95
91.85
101
93.3
101.5
92.5
100.75
91
101
97.25
e0.75
101.75
100.75
95.5

t
6%5 Daimler=Benz
8% Dt. Linol. Werke
8% glöchner=Werie
o Mainkrw. v. 261
2o Mitteld. Stahl.
83 Salzmannu.Co
1 7% Ver. Stahlwerke
82 Boigt EHäffner
A
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E.B.
5%
L Inveſt.
5% Buig. Tah.b.02
4½% Oſt. Schätel
420 Oſt. Goldrentel
5½ vereinh. Rumän
43%
42e
4% Türk. Admin.
14% 1. Bagdad
14% Zollanl.
4½% ungarn 1918
1914
15%
14% Oolde.
1910
49
Aktien
A1a. Kunſtzüde Unie
A. E. G...... ....
AndregeNoris Zahn
Aſchaffba. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P...
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie.
Buders Eiſen....
Eement Heidelberg
Karlſtadt
J. G.Chemie, Baſell
Chem.Werke Albert
Me ie
Contin. Gummiw.
Lindieum

Rrf
Rr

Je
38.s
95.5
87
85.5
94
95
100
2o
20
28

15.15
6.75

402

16

vor

128.5
80
93

66.5
45
78
86.5
173.5

276
114.5
78
A

Dt. Atl. Telegr. I1
Erdöl .......
Gold=u. Silber-
cheide
=Anſtialt
Linoleumwerke
Eiſenhandel..
Dhckerhoff u. Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
EßlingenMaſchinen
Etlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
7.0. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt. & Guilleaume
Frankf. Gas i. Lig.
Hof.... .."
Gelſenk. Berawer!
Geſtfreleltr. Untern. /1
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frift.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer, ...
Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phil.
Flſe Bergb. Stamm
Genäſſel
Junghans ..
Kali Chemie ....!!
Aſchersleben .
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.,.... .
glein, Schanzlin ..1
Alöcknerwerke .
Anorr C. 6.......
Lahmen Eo...
Laurahütte
Lech. Augrburg:.

Ve
70

130
82

116.5
200
33.9
94.5
100
142,
41
80.75
119
36
74
118
44.3
37
178

65
81
112
79.5
97

102.75
23.75
107

55.25
100
163
124.5
34

Sr.
Lädenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br. .
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Berg. ..
Metaligeſ. Frankf..
Miag. Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Tberbedar;
Phönix Bergbau ..
Reiniger. Gebbert
Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stamm
Metallwaren.
Stahlwerle ..
Riebeck Montan...
Roeder Gebr.
Rütgerswerle.
Sachtleben A. 6...
Salzdetfurth Kali:
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhoſ=Bind.,
Schramm, Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. . .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemen 28 Halske.
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Svensia Tändſtids
Tellu&Hergbo...
Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard ...
Tucher=Brauerei.
Unterfran ſen..

Beithwerle
Ver. f. Chem. Ind.
Stahlwerke ...
Strohſtoffabr.
ultsamerin ...

39.5
13.25
68
124
72

35.25
40

36.5
5611,
78

85

63.75
49.5
137
177
175
50
132.75

160
25
121.25
A
70
R.

60.5
52.25
K
127

K e
Boigt & Haeffner.
Bahß 4 Frenytag.
Wegelin Rußfabrit
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff=Verein.
Waldhof......
Memel.......

Allg. Dt. Creditan).
Badiſche Bank...
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBanwerein!;
Bayer. Shp. u. W.);
Berl. Handelsgeſ../1
Eypothelbk.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Dt. Bank und Dise. 1
Dt. Eff. u. Wechſe!
Dresdner Bank...
Fronkſ. Bank.
Hyp.=Ban! ..
Pfdbr.=Bk..... .
Mein. Hyp. Ban1.
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hhp.=Ban1
Reichsbank=Ant. . 1
Nhein. Hyp.=Bonk.)
Südd. Bob.Cr.Bk.
Wiener Banwerein
Württb. Notenbont
A.G. j.Beriehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag ........."
Nordb. Llotzd. . . . .
Südd Eiſenb.=Geſ.

Allianz. u. Stutto.
Berſicherung ..
.. Verein,Berſ.
FrankonaRück=u. Ml.
Mannh. Berſich...

Otav iMinen
Schanumg Handelsl

30
118
32
39
144
40
67.5
90.25

100.25
125
118
212
107.75
131
103.5
94.5
102.5
88.5
1a6
156
151.5
26.55
133
142.25
Jaé
9.5
129

B
58
89.25

200
218

35

72

[ ][  ][ ]

Seite 14

Schloßlkeller, Hlexanderstr. 5
Spezial=Ausſch. Martinsbräu, Bayern
Vorzügl. Mittagstisch
von Mk. 1.- bis 1.80
Im Abonnement bei Auswahl zwiſchen
den drei Eſſen von Mk. 1. bis 1.20
nur Mark 0.80
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Während der Tiſchzeit kleines
Spezialbier ³. inkl. Bedienung 0.25
Täglich Konzerte
von 16 18 und 20 24½ Uhr
6151a

K

Ab hente

Dienstag, den 5. Mai 1931

Heute letzter Tag

Hf

Vilma Banky
in ihrem ersten deutschen Sprechfilm

Ein romantischer Farbenton-
tilm
nach Franz Lehärs
Operette Zigeunerliebe‟

Nach Amerika

und zurück
für (II BIn. 3297
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einschließlich Bahn, Dampfer, Hotel
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WHITE STAR LINIE
Carl Leo Külp,
Darmstadt Hügelstr. 2 Tel. 3060
Großes Haus 19.30 22.30 Uhr,
Hessisches
E24
Landestheater
Dienstag
5. Mai 1931 Zus.-M. 1, 10
Kleines Haus 19.3022 Uhr

Die Sehnsucht
jeder Frau
Regie: Victor Sjöström.
In weiteren Hauptrollen: Eduard G.
Robinson, Joset Schildkraut u. a.
Der Film schildert das dramatische
Schicksal einer jungen Kellnerin, die
einen alten Mann heiratet, um ein
Heim und Geborgenheit zu tinden.
Die herrliche Landschaft Kaliforniens
bildet den Hintergrund dieses span-
nenden
und ergreitenden Filmwerkes.
Dazu das gute Belprogramm.

In den Hauptrollen:
Lawrence Tibbett
Katerine Dale Owen, Stan
Laurel und Oliver Hardy.
Musik von Franz Lebär.
Regie: Lionel Barrymore.
Lawrence Tibbet, der große
Bariton der Metropolftan-
Oper in New Vork singt
Lehärs weltberühmte Melo-
dien
aus der Operette
Zigeunerliebe im Rahmen
einer spannenden und
tarbenprächtigen Handlung.
Dazu (V.7044
das zute Beiprogramm

Ab heute

Ein einzigartiger Kriminal- Tonfilm
aus der Pariser Unterwelt

Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr. Beginn: 3.45, 6.06 u. 8.20 Uhr.

Das gelbe Haus
des
King-Fu
mit Charloite Susa, Gustav Diessl, Willy
Prager und Paul Graetz.
Regie: Karl Grune.
Nach dem Theaterstück von Joseph
M. Vetter: Das gelbe Haus von Rio‟
Fabelhafte Ausstattung, Tempo und
Spannung, sowie das Milieu der
Pariser Unterwelt machen dieses
interessante Filmwerk besonders
sehenswert.
Dazu das gute Beiprogramm.

Beginn 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.

Valerio
Oper von Hans Simon
Preise 110 Mk.
Die Wildente
Schauspiel von Henrik Ibsen
Preise 1.206 Mk.

Man müßte den
durch klatschen!

ganzen Film

schreibt die B. Z. am Mittag.

Die Matnosen von Cattare

Einige Typen der ausgezeichneten Darsteller
aus dem Schanspieler-Kollektiv Truppe im Westen‟
die gegenwärtig nur noch bis einschl. Mittwoch, den 6. Maf
im Orpheum gastieren.
(7086
Preise Mk. 1.0 big 3.0
Karten: Verkehrsbüro und
Hugo de Waal. Tel. 389.

Lit.=Künſtl.
Geſellſchaft
VIlI. Vereinsabend
Donnerstag, 7. Mai,
8 Uhr, im Feſtſaal
der Loge
Vortrag
von Wilhelm Michel:
Das Rauſchgift
Meskalin
Karten zu 1.50 Mk.
u. 3 Mk., Studenten
und Schüler 0,50 Mk.
bei Buchhandlung
Beraſtraeßer, Wilhel=
minenſtr
. 29, 7091
Spezialiſt für m

HolelBender
mit Bier- und Winzerstube
Georgenstraße 1½,
Georgenstraße 1½,
Erstklassige Küche
Mittagessen Mk. 1.00, 1.20, 1.50 u. höher
Im Abonnement 10, Ermäßigung (7077
Soupers von Mk. 1.00 ab
Nach Theaterschluß
kleine Spezialitäten

Ein Film
von *
Robert Liebmann
nach dem
bekannten
Bühnenwerk
von
Max Alsberg
und
Otto E. Hesse

mit
Je e
Hes e
He e
Je e
Hes e
Hene e
Je e
Nefe
Je e
Hus e
AT
A le

Ab morgen, Mittwoch, den 6. Mai
UrH-BiedsrietnHanas anes

Nummer 124
Beratungsstelle
des Allgem. Deutschen Frauenverein
(Karoline Balser-Hälte)
Rechtsauskunft
Mittwochs 57 Uhr, Waldstraße 21
Erziehungs- und Eheberatung finden
dort nicht mehr statt.
(5057

Heut
Telephon4

(6250a
Tünr
Mragak
Seeh eim, Bergstraße
2 Gesellschaftsabend
Fischs Seehelmer Spargel

Daderwenen.
Warum ſind Sie nicht e
zufrieden mit Dauerwellen
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2.50
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312a
1. Kimmel, Heidelberger Str. 47
Re
Die am 21. April 1931 gegen Geſchäfts=
führer
Emmerich von der Allg=O.=K.=
Kaſſe Darmſtadt=Land geäußerte Beleidi=
gung
nehme ich mit Bedauern zurück.
Griesheim, den 4. Mai 1931.
B. Schneider. Waldſchlößchen.

Achtung
Radio-Hörer

WWelche v. d. vielen
Anodenbatterien.
Nur Vita‟
Warum?
BIQual., d. teuerſt
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100 Volt: *
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DOTTONIIDIAON

Pressestimmen:
Frühorer k. u. k. Hofballmusikdlrektor
London, Daily Chronicle: .. . Kein Wunder
daß die immense Aucens Hall slebenmai mit seinem Wiener Orchester

ausverkauft war ..."
Turin, La Stampas . . . Ein genialer Dirigent..
eine bewundernswerte Orchesterdisziplin ...
rasender Beifall.
Amsterdam, Alg. Handelsblad: . . . vor aus-
verkauftem
Concertgebouw starker Beifall ...
Basel, Baster Nachrichten: .. . Das Publikum
rast . . . und wiederum toben die Zuschauer ...
Wien, Neues Wiener Journal: . . . Strauß ver-
stand
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Nummer 124

Dienstag, den 5. Mai 1931

Seite 15

14)

Auwlan woird anststet.

Roman von Alexandra von Boſſe.
Copyright 1930 by Karl Köhler u. Co., Berlin=Zehlendorf.

(Nachdruck verboten.)

So hatte er ihn genannt, während er als achtjähriger Bub
einen ganzen Sommer lang oben auf dem Walſerhof; verlebt,
nachdem er ſchweren Scharlach überſtanden. Damals beſtand
zwiſchen ſeinem Richards Vater und dem Herrn auf dem
Walſerhof ein vetterlich=freundſchaftliches Verhältnis, aber
ſpäter kam es zwiſchen beiden Vettern aus irgendwelchem,
wahrſcheinlich geringfügigem Grunde zu einem Zerwürfnis, ſo
daß er ſpäter nie wieder auf den Walſerhof hinaufgekommen
war, der ihm in der Erinnerung mit ſeinen Wieſen und Wäl=
dern
ſeinen vielen Tieren gleich einem Paradies vorſchwebte,
zu dem das Zerwürfnis zwiſchen dem Vater und dem Onkel
Poldi ihm das Tor verſchloſſen hatte. Den Onkel hatte er
ßeitdem auch nicht wieder geſehen, erinnerte ſich ſeiner aber
noch ganz gut als eines mittelgroßen, unterſetzten Mannes,
mit glattraſiertem, kniffligem Geſicht, der trotz ſeines unwir=
ſchen
Weſens doch immer ganz freundlich zu dem lebhaften
Buben geweſen war, wenn der über die Felder und Wieſen
neben ihm hergetrabt. Richard erinnerte ſich, daß der Onkel
ihm damals wieder und wieder die Lehre erteilt, die Menſchen
taugten alle nichts, und wer Verſtand hätte, ſollte ſich nur mit
Tieren abgeben und dieſe liebhaben, denn ſie ſeien immer gut
und dankbar. Dagegen hatte ſein Vater, wenn daheim einmal
die Rede auf Onkel Poldi gekommen war, oft geſagt, der Vetter
Poldi ſei ein wunderlicher Kauz, der niemand leiden möge,
nicht einmal ſich ſelbſt.
Richard Droſten beſchloß, ſogleich nach Berchtesgaden hin=
zufahren
, von wo aus der Walſerhof, der hoch in den Bergen
lag, zu Fuß in etwa zwei Stunden zu erreichen war, und
durch eine Poſtkarte nahm er ſich für den Reſt der Woche Ur=
laub
von ſeinem Maurerpolier.
Sechſtes Kapitel.
Guten Tag, Onkel Poldi!
Der Walſerhof lag ganz für ſich allein oben auf weitem
Bergplan, umkränzt von Bergwald, der ſich die Höhen hinan=
zög
. Weit und breit kein anderes Haus zu ſehen als das
große Bauernhaus, ſeine Wirtſchaftsgebäude und Stadel. Es
war ein umfangreicher Beſitz, den der alte Droſten nach und
nach durch Ankauf von Wieſen und Waldſtücken immer mehr
vergrößert hatte. Ein kleines Königreich inmitten der Berg=
welt
.
Richard war mit dem erſten Zuge nach Berchtesgaden
hinausgefahren, von da rüſtig zur Höhe hinaufgeſtiegen; ganz
plötzlich ſah er ihn dann vor ſich liegen, den Walſerhof. Und
ſo ganz unverändert erſchien er ihm auf den erſten Blick, als
ſei er kürzlich erſt dageweſen. Aber bei näherem Zuſehen
merkte er doch, daß mehr als zwanzig Jahre vergangen, ſeit
er zuletzt hier oben war. Am Hirſchhang war der Jungwald,
deſſen er ſich erinnerte, zum Hochwald emporgewachſen, und da,
wo der Bach von der Schneidemühle, die noch höher droben
gelegen, herunterkam, da war der damals ſchlagbare Hochwald
verſchwunden, dort grünte jetzt junge Schonung. Seitlich vom
Wohnhaus bemerkte er einen langgeſtreckten Bau, der früher
nicht da war, und das Wohnhaus ſelbſt, das damals mit

Schindeln gedeckt geweſen, trug jetzt ein rotes Ziegeldach, das
ſchon nicht mehr neu war.
Richard verließ den Fahrweg, bog in einen ſchmalen Fuß=
pfad
ein, der quer über die Wieſen führend, abkürzend, dem
Hof zuführte. Ihm klopfte das Herz nicht nur vom unge=
wohnten
Steigen, als er dem Hauſe näher und näher kam,
das ihm ſo bekannt und vertraut erſchien mit ſeinen vier=
eckigen
Fenſtern und breit ausladendem Dach. Noch war er
etwa fünfzig Schritte entfernt, da kam ihm ein großer, grauer
Wolfshuno mit zornigem Gebell entgegen, gleich darauf gellte
ein Piff vom Hauſe her, und eine junge Frauenſtimme rief
ſcharf den Hund zurück:
Wotan, hierher, Wotan!

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Der Hund machte kehrt, lief zurück, Richard konnte ſich
weiter dem Hauſe nähern und ſah nun an der Giebelſeite, von
wo aus der Eingang ins Haus führte, im Schatten des vor=
ſpringenden
Daches ein junges, weibliches Weſen ſtehen, das
ihm entgegenſah. Hellblondes, lockiges Haar ſchimmerte in
der Sonne über einer weißen Stirn, und die enzianblauen
Augen, die ihm entgegenfahen, hatten einen ſcharf muſternden,
ſeine Perſönlichkeit gleichſam abwägenden Blick.
Die junge Perſon trug ein verwaſchenes blaues Leinen=
kleid
, das gefällig an ihrer ſchlanken Geſtalt herabfiel und
vorn von einer Wirtſchaftsſchürze verdeckt wurde. Sie hielt
ein kuzes Küchenmeſſer in der Hand, und Richard ſah nun,
daß ſie ſoeben damit beſchäftigt geweſen war, Aepfel in Schei=
ben
zu ſchneiden, die eine alte Frau ſchälte, die vor dem
breiten Tiſch auf der Hausbank ſaß.
Als Richaro ſich näherte, knurrte der Hund; die junge
Perſon, die mit ihren enzianblauen Augen und dem blauen
Kleid wie eine Enziane ausfah, legte ihm die Hand auf den
Kopf, ihn zu beſchwichtigen; und als Richard die Mütze lüftete,
fragte ſie kurz: Sie wünſchen?
Guten Tag, ſagte er, ich komme, Herrn Droſten zu be=
ſuchen
.
Ja, Ihr Beſuch iſt nicht angemeldet, ſoviel ich weiß,
erwiderte ſie.
Nein, aber ich glaube, er erwartet mich doch, ſagte
Richard, der dem leiſen Staunen in ihrem Blick anſah, daß
ſie davon nichts wußte.
Im Augenblick iſt Herr Droſten nicht da gab ſie Be=
ſcheid
, er ging zu den Fohlenkoppeln, doch, da es gleich Mit=

tag iſt, muß er bald zurückommen. Wollen Sie ſo lange
warten, oder kann ich ausrichten, was Sie ihm zu ſagen
haben?"
Wenn Sie geſtatten, wede ich warten, erwiderte er und
überlegte dabei, wer ſie wohl ſein könnte. Es wunderte ihn,
ein ſo hübſches, junges Mädchen hier auf dem Walſerhof bei
dem als Frauenfeind bekannten alten Droſten vorzufinden, und
aus ihrer Haltung wie ihrer Sprache erkannte er, daß ſie nicht
dem dienenden Stande angehören konnte. Eine Verwandte
alſo?. Er wußte, daß der Onkel Poldi einen Bruder hatte,
der am Rhein, wenn er nicht irrte, in Duisburg Fabriken
beſaß und ein wohlhabender Herr war, mit dem er ſich aber
ſchon vor vielen Jahren infolge Erbſtreitigkeiten vollſtändig
überworfen hatte. Hatte er ſich mit dem wieder ausgeſöhnt,
und war die Enzianblaue etwa die Tochter dieſes Bruders?
Wenn mein Onkel zu Mittag zurückkommt, werde ich ja
nicht lange zu warten brauchen, ſetzte er hinzu, und voll
Staunen fragte ſie ſchnell: Ihy Onkel. Sie ſind
Richard Droſten, ſtellte er ſich vor.
Ach nein, doch nicht der
Doch, der aus Rußland wiederkam.
Ach, da wird er ſich aber freuen.
Richard lächelte: Glauben Sie? Mir ſchrieb er, ich müßte
ihm erſt beweiſen, daß ich es wirklich bin und nicht etwa
ein Schwindler.
Schrieb er? Das junge Mädchen, ihn anſehend, wurde
verlegen. Da ſagte plötzlich die alte Frau, die am Tiſch ſaß
und ſcharf zu ihm herübergeſehen hatte:
Sie ſind es ſchon, Herr Richard. Ich hab Ihnen gleich
kennt, wie Sie kamen, nur nicht gewußt, wer Sie ſind, bis Sie
es jetzt ſagten.
Schnell drehte er ſich zu ihr herum, für die er bisher noch
keinen Blick gehabt, weil er nur die Junge angeſehen hatte,
und dann rief er:
Urſel, Sie ſind es. Nein, daß ich Sie nicht gleich er=
kannte
! Grüß' Gott, Urſel! Er ſtreckte ihr die Hand über
den Tiſch hin.
Na ja, nach mehr als zwanzig Jahren. Aber als ich
Sie fah, dachte ich gleich: den kennſt du doch.
Obgleich ich mich doch gewiß mehr veränderte ſeitdem als
Sie.
Freilich, ſehr. Aber, ich weiß nicht, ich vergeß ſo leicht
ein Geſicht nit. Und die Narbe da über Ihrer rechten Braue,
wo Sie der Balken traf, als der Schweineſtall abbrannte, die
haben Sie ja noch.
Daß Sie das noch wiſſen. Aber wie mich das freut,
Urſel, Sie wiederzuſehen.
Mich erſt recht, daß Sie ſich doch wieder heimgefunden
haben, nickte die Alte, und es glänzte feucht in ihren Augen.
Heimgefunden? wiederholte Richard. Ja, da haben Sie
recht, Urſel, als ich den Walſerhof ſah, da war mir ſo, als
käme ich nun heim. Es gibt ja ſonſt keinen Fleck auf der
Welt, dahin ich heimfinden kann. Aber wie geht es denn,
Urſel? Immer gut?
Alt wird man halt, und die Beine wollen nicht mehr reiht.
Darum iſt die Fräulein Traudi jetzt hier Haushälterin ſtatt
meiner. Die wird Ihnen gern ein Glas Bier geben drinnen in
der Stube, die Fräulein Traudi. Ja. Sie müſſen ausruhen, bis
der Herr heimkommt. Müde und durſtig werden Sie doch ſein
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Seite 16

Dienstag, den 5. Mai 1931

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I. Gemäß 8 46 der Satzung werden die Arbeitgeber mit fünf und mehr Be=
ſchäftigten
erſucht, die für Monat April erforderliche Nachweiſung nebſt
den fälligen Beiträgen bis ſpäteſtens 10. d. Mts. an die Kaſſe einzuſenden.
Erfolgt die Einſendung der Nachweiſung und der Beiträge in der vor=
bezeichneten
Friſt nicht, ſo iſt der Vorſtand auf Grund des § 318a R. V.O.
ermächtigt, die Beiträge zwangsweiſe feſtzuſetzen.
II. Ebenſo werden die Arbeitgeber mit weniger als fünf Beſchäftigten erſucht,
die Beitragsanforderung für April ſpäteſtens bis zum 10. d. Mts. zu
begleichen.
I. Die Dienſtherrſchaften werden erſucht, die Beiträge für ihre Hausangeſtellten
für den Monat April bis ſpäteſtens 10. d. Mts. zu entrichten. Bei Ein=
zahlung
an der Kaſſe iſt der zugeſtellte Jahresbeſcheid vorzulegen.
Wir bitten zu beachten, daß pro Monat nicht mehr als vier= bzw. fünf=
wöchentlicher
Beitrag zu überweiſen iſt. Hierbei verweiſen wir ganz beſon=
ders
auf die Rückſeite des überſandten Beſcheids vergl. Monatsſpalte.
IV. Die freiwilligen Mitglieder werden hiermit nochmals dringend aufgefordert,
ihre rückſtändigen Beiträge für Monat April bis 20. d. Mts. zu entrichten.
Für die Beiträge, die bis zu dem feſtgeſetzten Termin nicht gezahlt ſind,
müſſen Mahngebühren erhoben und die mit erheblichen Koſten verbundene
Zwangsbeitreibung eingeleitet werden.
Wir machen beſonders darauf aufmerkſam, daß für alle Zahlungen, die nicht
rechtzeitig erfolgen, außer den geſetzlichen Gebühren ½ % Verzugszuſchläge pro
Monat berechnet werden.
Bei Ueberweiſungen durch Poſt oder Bank iſt das Konto=Nummer und der
Zeitraum anzugeben, für den die Zahlung erfolgt.
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Algemeine Ortskrankenkaſſe Darmſtadt= Skadt.
Stork, Vorſitzender.

Zwangsverfteigerung!
Termin: 19. Mai 1931, nachm. ½4 Uhr, im Sitzungs=
ſaale
Zimmer 219 des neuen Gerichtsgebäudes
in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 5, Blatt 2053,
Flur 6 Nr. 179 Hofreite Nr. 46 Sandberg=
ſtraße
, 206 qm, Schätzung 16 000. RM., und
Flur 6 Nr. 180, Hofreite Nr. 48 daſelbſt, 197
qm, Schätzung: 17 000. RM.
Eigentümer: Konditor Wilhelm Haury in Darmſtadt.
Darmſtadt, den 6. Januar 1931.
(4615a
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.

Zwangsverſteigerung!

Termin: 21. Mai 1931, nachm. ½4 Uhr, im Sitzungs=
ſaale
Zimmer 219 des neuen Gerichtsgebäudes
in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 5, Blatt 767,
Flur 6, Nr. 550, Grasgarten, Moosbergſtraße,
60 qm, Schätzung 500 RM., und Flur 6. Nr.
553, Hofreite Nr. 76, daſelbſt, 115 qm, Schätzung
13 000 RM.
Eigentümer: Eheleute Amtsgehilfe Georg Peter Metzler und
Klare, geb. Völker, in Friedberg je zur Hälfte.
(4614a
Darmſtadt, den 6. Januar 1931.
Heſſiſches Amtsgericht.

Zwangsverſtkeigerung.
Cermin: 12. Mai 1931, nachmittags ½4 Uhr, im Sitzungs=
ſaale
, Zimmer 219 des Neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 2. Blatt 121.
Flur 2. Nr. 376, Hofreite Nr. 11 Kranichſteinerſtraße,
704 Quadratmeter. Schätzung: 20 000. RM.
Eigentümer: Ehefrau Kaufmann Bernhard Menges, Anna
geb. Hamel, in Darmſtadt, Eliſabethenſtraße 67.
(4185a
Darmſtadt, den 6. Januar 1931.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.

Zwangsverſkeigerung.
Termin: Dienstag, den 7. Juli 1931, nachmittags ½4 Uhr,
im Sitzungsſaale Zimmer 219 des Neuen Gerichts=
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Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 6, Band 19,
Blatt 935:
Flur 29 Nr. 73, Hofreitegrund (Einfahrt) auf der
Ziegelhütte, 44 gm. Schätzung: 100. RM.
Blatt 974:
Flur 29 Nr. 69, Grasgarten auf der Ziegelhütte,
145 qm. Schätzung: 300. RM.
Flur 29 Nr. 70, Teich daſelbſt, 160 qm. Schätzung:
400. RM.
Flur 29 Nr. 71. Hofreite Nr 67, Kranichſteiner=
ſtraße
67 daſelbſt, 1726 qm. Schätzung: 11 300. RM.
Darmſtadt, den 7. April 1931.
Krße
Heſſiſches Amtsgericht I.

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Termin: Dienstag, den 30. Juni 1931, nachmittags ½4 Uhr,
im Sitzungsſaale Zimmer 219 des Neuen Gerichts=
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Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 3. Bd. 9, Bl. 450:
Flur 3 Nr. 698, Hofreite Nr. 101. Blumenthalſtraße,
114 qm. Schätzung: 10 500. RM.
Flur 3 Nr. 699, Grasgarten daſelbſt, 40 qm.
Schätzung: 500. RM.
Eigentümer: Katharina Sommer, Witwe von Heinrich
Sommer, und Helene Sommer als Geſamtgut der be=
endigten
Errungenſchaftsgemeinſchaft und der Erben=
gemeinſchaft
.
Darmſtadt, den 2. April 1931.
Seſſches Antnnericht I.
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