Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
BBei wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 1. April
Anzeigenpreis:
wis 30. April 2.18 Reichsmarl und 22 Pfennig
Bbtragegebühe, abgeholt 2.25 Reichemarl, durch die
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—m April ohne Beſtellgeld monatlich 2.45 Reichsmari.
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grſcheinen einzelner Nummern infolge böherer Gewall
Werechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
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Franifurt g. M. 1304.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 119
Donnerstag, den 30. April 1931.
194. Jahrgang
2 mm brelte Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 40 Reichspfg. Rellamezelle (92 mm
breit/2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
Finanz=Anzelgen 60 Reſchspfg. 92 mm breite
Relſame=
zeile 300 Reichsmark. Alle Preiſe in Reſchemark
(4 Dollar — 420 Mark). — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpfliſchtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konurs oder gerſchtiſcher Beſtelbung ſäll ſeder
Rabat weg. Bankkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſädter und Naiſonalbank.
Borbereikung der enkſcheidenden Kabinekksſihung. — Drei=Miniſter=Fronk gegen den Bukkerzoll.
Der Kampf um den Brokpreis. — Die Sozialdemokrakie gegen Schieles Agrarpolikik
und das ſozialpolikiſche Programm des Kabineils.
Auch der Landvolkführer Dr. Gereke beim Kanzler.
Kritiſche Zuſpihung.
Die Sozialdemokraken beim Kanzler.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Am Mittwoch haben wieder eine Reihe von Chefbeſprechungen
um Vorbereitung der Kabinettsſitzung am Donnerstag
ſtattgefun=
drn. Sie haben, ſoweit ſich überſehen läßt, eine Klärung nicht
zBracht. In politiſchen Kreiſen wird damit gerechnet, daß es am
Lonnerstag gelingen wird, einen großen Teil der
agrarpoliti=
aen Forderungen des Ernährungsminiſters unter Dach zu
htängen. Herr Schiele hat im ganzen drei Vorlagen
urrgelegt: die eine mit der großen Zahl der bekannten
Forde=
umgen, die 2. mit dem Antrag auf Erhöhung des Butterzolles,
rd die 3. mit dem Antrag auf Zulaſſung eines Kontingentes von
öf iteren 500 000 Tonnen Weizen zur Einfuhr unter Senkung des
Zalles auf etwa 20 RM. Die erſte und die dritte Forderung ſind
Kabinett bereits bearbeitet worden. Der Butterzoll hat
fäziell noch nicht zur Debatte geſtanden, iſt lediglich vielmehr
ur außerhalb des Kabinetts erörtert worden. Herr
Steger=
dirld will ihm nicht zuſtimmen. Auch das
Aus=
bärrtige Amt und das Wirtſchaftsminiſterium
aben Bedenken und beantragen, die
Entſchei=
ſung bis nach der Genfer Zollkonferenz zu
ver=
argen. Damit iſt aber der Ernährungsminiſter
ſch iele nicht einverſtanden. Er beſteht auf einer
beſchleu=
justen Entſcheidung. Die Dinge werden vorausſichtlich ſo
ugr gehen, daß auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes Schieles
Pro=
rmmmm mit Ausnahme des Butterzolles am Donnerstag vom
Ka=
nett angenommen wird, und daß dann in der nächſten Woche
er Kampf um den Butterzoll ſich zuſpitzt, weil Herr
chrele hier in ſeiner Haltung von der geſamten Grünen Front
ſtäitzt wird und die Tagung des Landwirtſchaftsrates am 6. Mai
leicht zu einer offenen Kampfanſage an das Kabinett
wer=
könnte, wenn bis dahin der Butterzoll nicht beſchloſſen iſt.
Auf der anderen Seite haben die Sozialdemokraten
m. Kanzler am Mittwoch mit allem Nachdruck ihre Bedenken
erren die agrariſche Zollpolitik vorgetragen und die
en behaltung des alten Brotpreiſes verlangt,
ewohl auch durch das Weizenkontingent gewährleiſtet wird. Es
ernt aber, als ob bei den Sozialdemokraten die Hauptrolle das
ziialpolitiſche Programm des Kabinetts ſpielt, weil
en— Stegerwald ſeine Reformen nicht gegen die
oßialdemokratie machen will. Hier kann ſich ein
emer Kriſenpunkt herausbilden, der aber vorderhand
ch* gefährlich iſt, weil die Braunskommiſſion in ihren Arbeiten
ch* recht weiterkommt und das Kabinett vorläufig daran
feſt=
il. das Ergebnis dieſer Beratungen abzuwarten. Am 31. Mai
ſann der ſozialdemokratiſche Parteitag fällig, den man wohl
4. erſt vorübergehen laſſen wird, ſo daß vermutlich dieſer zweite
des Reformprogramms erſt in den erſten Julitagen durch
otverordnung herausgehen wird.
Lie Bedenken der 589.
Berlin, 29. April.
Leber die Beſprechung der Sozialdemokraten mit dem
ſievskanzler erfahren wir noch: Reichskanzler Dr. Brüning
epſäng am Mittwoch gegen Mittag die Reichstagsabgeordneten
WBreitſcheid, Dr. Hertz und Dr. Hilferding als Vertreter der
Szimldemokratiſchen Partei. In der eingehenden Beſprechung,
ſie mit dem Kanzler hatten, wieſen ſie auf den Ernſt der
ige hin, der nach ihrer Anſicht durch die Erhöhung des
Brot=
hiies und die vom Reichsernährungsminiſter beabſichtigten
trren Zollmaßnahmen geſchaffen worden iſt. Aus
ſozialdemo=
ſtinhen Kreiſen erfahren wir dazu noch, daß ſie dem
Reichs=
zler erklärten, die Fraktionlege den größten Wert
tauf, daß die Regierung die geſetzliche
Ver=
ſüchtung erfüllt, den Brotpreis auf dem
jarnde des letzten halben Jahres zu halten.
e Verbilligung dürfte nicht durch eine
Ver=
ſlechterung der Qualität herbeigeführt
wer=
ſie ſei vielmehr durch die Ermäßigung der
IIEe zu erreichen. Auch die ſonſt geplanten Zollmaß=
Phrnen ſeien geeignet, die Lebenshaltung zu
ueuern, den Induſtrieexport zu beeinträchtigen und
da=
diie Arbeitsloſigkeit zu vermehren.
M eichskanzler Dr. Brüning erklärte in ſeiner Antwort, daß
RMeichsregierung die Abſicht habe, den Brotpreis auf dem
un Stand zu halten. Auf welchem Wege die Verbilligung
ihhnreführt werde, darüber werde das Kabinett ſehr bald
ent=
ſtde n. Außerdem wurde in der Beſprechung noch die Finanz=
I9 ſeer öffentlichen Körperſchaften behandelt und im Zuſam=
Aharng damit kamen auch die ſozialpolitiſchen
Maß=
kymien zur Behebung der Arbeitsloſigkeit, zur
Fri ürzung der Arbeitszeit und zur Sicherung
ozialen Leiſtungen zur Sprache. Aus den
Erklä=
m des Kanzlers ergab ſich, daß die Beratungen des Kabi=
Ez ſüüber dieſe Fragen noch nicht abgeſchloſſen und daß Ent=
Bdurngen in der unmittelbaren Zukunft nicht zu erwarten
M Der „Abend”, das Spätblatt des „Vorwärts”, bemerkt
z ſer Beſprechung, daß man die Maßnahmen der Regierung
1Mzurnächſt abwarten müſſe, daß aber die Beſorgniſſe der SPD.
dſhwoie Erklärungen des Kanzlers noch keineswegs völlig
zer=
ſthtffeien. Immerhin glaubt man in politiſchen Kreiſen, daß
Ahce ſprechung doch bereits zu einer gewiſſen Entſpannung
bei=
gPgeen hat.
Am Mittwoch empfing der Reichskanzler auch noch den
Landvolkführer Dr. Gereke. In dieſer Beſprechung wurde
eben=
falls die geſamtpolitiſche Lage erörtert. Vorher hatte Dr.
Gereke noch eine Unterhaltung mit dem Reichsernährungsminiſter,
die ſich naturgemäß beſonders auf die Zollforderungen der
Landwirtſchaft bezog.
10 Jahre deutſche Reviſionsbewegung
gegen das Berſailler Dikkak.
Der am 30. April 1921 gegründete Arbeitsausſchuß Deutſcher
Verbände blickt am heutigen Tage auf ſein zehnjähriges Beſtehen
zurück. Er iſt gegründet worden, um die im deutſchen Volk
ge=
gen das Verſailler Diktat gerichtete Reviſionsbewegung durch
Zuſammenfaſſung aller Kräfte wirkſam zu geſtalten und auch
im Ausland durch Behandlung der moraliſchen und rechtlichen
Grundlagen des Reviſionsanſpruches zu wirken. Er geht von
dem Diktatcharakter des Verſailler Vertrages aus, deſſen
Bedin=
gungen im Widerſpruch zu dem Wilſonprogramm und dem
Vor=
friedensvertrag vom 5. November 1918 ſtehen, und ſucht die
fal=
ſchen gegen Deutſchland erhobenen Anklagen zu widerlegen und
ſo die moraliſche Bafis des Verſailler Vertrages zu unterhöhlen.
Dem Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände iſt eine große Zahl
von Organiſationen aller Art und verſchiedener politiſcher
Rich=
tungen angeſchloſſen, um ſo unter Zurückſtellung aller
partei=
politiſchen und innenpolitiſchen Geſichtspunkte einen klaren und
einheitlichen deutſchen Willen zur Erringung der
außenpoli=
tiſchen Freiheit und Gleichberechtigung herbeizuführen. Er
be=
handelt alle mit Verſailles zuſammenhängenden Fragen, die
Schuld am und im Kriege, die Reparationen, die Grenzland=
und Minderheitenfragen, die Kolonialfrage, die Abrüſtung uſw.
Hierüber hat der Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände eine große
Zahl von Veröffentlichungen herausgegeben. Wir nennen das
zum zehnten Jahrestag der Unterzeichnung des Verſailler
Dik=
tats 1929 herausgegebene Werk „Zehn Jahre Verſailles”, das
in großer Auflage verbreitete Taſchenbuch zur Kriegsſchuldfrage
„Anklage und Widerlegung”, das durch die Bemühungen des
Arbeitsausſchuſſes Deutſcher Verbände in alle deutſchen
Schu=
len eingeführte Buch von Dr. Friedrich Stieve „Deutſchland und
Europa 1890/1914‟ Durch Veranſtaltung von Kurſen und
Ta=
gungen iſt der Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände bemüht
ge=
tveſen, die ſachlichen Grundlagen für die Reviſionsbewegung zu
ſchaffen und ſie dadurch zu ſtärken. So iſt es ihm in der
zehn=
jährigen Tätigkeit gelungen, im großen und ganzen eine in der
ſachlichen Auffaſſung über Verſailles und die Kriegsſchuldlüge
übereinſtimmende Einheitsfront innerhalb des deutſchen Volkes
zu ſchaffen. Im Ausland hat er durch Verbindung mit
Ge=
lehrten und Politikern die Wege zu einer Wandlung der
Welt=
meinung geebnet. Der Umſchwung in der amerikaniſchen
Oeffent=
lichkeit — namentlich auf dem Gebiet der Kriegsſchuldfrage —
iſt im weſentlichen das Verdienſt des Arbeitsausſchuſſes
Deut=
ſcher Verbände. Es iſt dabei zu bemerken, daß der durch
Gou=
verneur z. D. Dr. Heinrich Schnee, M. d. R., als Präſident und
Dr. h. c. Hans Draeger als Geſchäftsführendes
Vorſtandsmit=
glied geleitete Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände ſich darauf
beſchränken muß, durch Aufklärung den Boden für die Reviſion
des Verſailler Diktates vorzubereiten und hiermit die
Voraus=
ſetzungen für ein politiſches Vorgehen zu ſchaffen. Ohne die
Bildung eines einheitlichen deutſchen Willens wird jedoch die
Befreiung des deutſchen Volkes von dem Verſailler Druck nicht
möglich ſein. Es iſt Aufgabe der offiziellen Politik, ſich die
vom Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände geſchaffenen
Möglich=
keiten für ihre Ziele nutzbar zu machen. Wir ſind ſicher, daß
der Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände auch in den
kommen=
den Jahren ſeiner Arbeit es an Entſchiedenheit und Tatkraft
nicht fehlen laſſen wird.
Higdenburg an den Arbeitsausſchaß
dentſcher Verbände.
Berlin, 29. April.
Reichspräſident v. Hindenburg hat dem Arbeitsausſchuß
deutſcher Verbände, der auf ſein zehnjähriges Beſtehen
zurück=
blickt, folgendes Handſchreiben geſandt:
„Am 30. April ſind zehn Jahre vergangen, ſeitdem der
Arbeitsausſchuß deutſcher Verbände ins Leben gerufen wurde.
Während dieſer Zeit hat der Arbeitsausſchuß unermüdlich und
unter Zuſammenfaſſung der politiſchen Kräfte aller Richtungen
im Dienſte des Vaterlandes gewirkt. Seiner Aufklärungsarbeit
iſt es vor allem zu danken, daß die Wahrheit über die Entſtehung
des Weltkrieges ſeitdem in der ganzen Welt an Boden gewonnen
hat. Es iſt mir eine beſondere Freude und Genugtuung, dies
am heutigen Ehrentage, des Arbeitsausſchuſſes feſtſtellen zu
können.
Aber das Ziel iſt noch nicht erreicht. Das ganze deutſche
Volk iſt einig darin, daß der Kampf um die Wahrheit nicht
auf=
hören darf, bis der Gerechtigkeit zum Siege verholfen iſt. Möge
dem Arbeilsausſchuß bei der Verfolgung dieſes Zieles zum
Heil und zur Ehre unſeres Vaterlandes auch künftig Erfolg
gez. v. Hindenburg.”
beſchieden ſein!
Der Wiederaufbau der deutſchen
Wirkſchaft.
— Der Umfang und die Richtung der Inveſtitionen
beſtim=
men in hohem Grade das Bild einer Volkswirtſchaft. Ueber
den Anlagenausbau der deutſchen Wirtſchaft bzw. über die
Er=
höhung der Produktionskapazität der deutſchen Induſtrie iſt in
letzter Zeit ſehr viel, z. T. im Zuſammenhang mit der großen
Rationaliſierungsbewegung, die auch den deutſchen
Produktions=
apparat erfaßt hat, Gegenſätzliches geſchrieben worden. Dabei
konnte man nur von den Inveſtitionen ausgehen, die von den
großen Geſellſchaften vorgenommen und in ihren Bilanzen
ver=
öffentlicht worden ſind. Aus der Beobachtung dieſer
Inveſti=
tionen allein laſſen ſich aber nicht grundlegende Erkenntniſſe
über Struktur und Konjunktur einer Volkswirtſchaft gewinnen;
vielmehr muß hierbei die Geſamtheit der Inveſtitionsvorgänge
in die Unterſuchung gezogen werden. Bei den Verſuchen, die
Kapitalbildung zu erfaſſen, iſt man bisher mangels anderer
Möglichkeiten von der ſtatiſtiſchen Erfaſſung des Geldkapitals,
des Kreditvolumens und des Sparvolumens ausgegangen, ohne
aber dadurch zu aufſchlußreichen Ergebniſſen über die
Verwen=
dung des Sparkapitals und der im Auslande aufgenommenen
Kredite in der Volkswirtſchaft zu kommen. Infolgedeſſen war
auch nicht die Frage der Verwendung des neugebildeten Kapitals
und des aus dem Auslande eingeführten in der Volkswirtſchaft
zu beantworten, es kointe nicht feſtgeſtellt werden, inwieweit
dieſe Kapitalien ſich in Produktionsgüter verwandeln und
wel=
chem Teil der Wirtſchaft ſie zufließen.
Dieſe Lücke ſoll nun durch eine umfangreiche und ins
Ein=
zelne gehende, ſoeben vorliegende Arbeit des Inſtituts für
Kon=
junkturforſchung ausgefüllt werden, eine Arbeit, von der der
Leiter des Inſtituts, Prof. Wagemann, in einem Vorwort ſagt,
daß ſie den erſten auf einem breiten Tatſachenmaterial
aufge=
bauten Verſuch darſtellt, die Sachkapitalbildung, das „
Inveſti=
tionsvolumen” zu ermitteln. Bei der Beſchaffung der
zahlen=
mäßigen Unterlagen waren vielfältige Schwierigkeiten zu
über=
winden, und da auf weiten Gebieten überhaupt keine Unterlagen
vorlagen, ſo mußten in dieſen Fällen neue Erhebungen in
Zu=
ſammenarbeit mit Behörden, Wirtſchaftsvertretungen, Firmen
uſw. durchgeführt werden. Es galt, die Kapitalbildung von der
Güterſeite aus zu erfaſſen. Die dem unmittelbaren Konſum
ent=
zogenen (geſparten) Einkommensteile werden „angelegt”, d. h.
ſie gehen zumeiſt in den laufenden Produktionsprozeß ein; mit
ihrer Hilfe werden neue Fabriken gebaut, Maſchinen angeſchafft,
Rohſtoffe erworben, Bodenmeliorationen durchgeführt u. a. m.
Die Erfaſſung dieſes Sachkapitalzuwachſes liefert aber nicht nur
eine Geſamtſumme, ſondern gibt gleichzeitig wertvolle Aufſchlüſſe
über die Verwendung der geſparten Einkommensteile und der
aus dem Auslande hereingenommenen Kredite. Da dieſe
Neu=
inbeſtitionen die Produktionskapazität der Wirtſchaft, damit aber
auch die Richtung der Produktion und die Zuſammenſetzung
des Sozialproduktes verändern, ſo kommt dieſer neuen
Ver=
öffentlichung des Inſtituts für Konjunkturforſchung eine
um=
faſſende, durch die aus ihr ſich ergebenden Folgerungen weit
über den Rahmen der eigentlichen Unterſuchungen hinausgehende
Bedeutung zu. Im Nachfolgenden ſollen zunächſt die
zuſammen=
faſſenden Ergebniſſe der Sachkapitalbildung behandelt werden.
Danach hat die deutſche Wirtſchaft in den fünf Jahren 1924
bis 1928 für den Ausbau der Anlagen (über den Erſatz der
Ab=
nutzung hinaus) und für die Vermehrung der Lagerbeſtände
insgeſamt 39,3 Milliarden RM. aufgewendet. Davon entfielen
rund zwei Drittel (26,8 Milliarden RM.) auf die
Anlagen=
inveſtitionen, ein Drittel (12,5 Milliarden RM.) auf die
Lager=
zunahme. An der Spitze aller Inveſtitionsträger — Anlagen=
und Vorratsinbeſtitionen zuſammengenommen — ſteht die
In=
duſtrie mit einem Aufwand von faſt 9 Milliarden RM., das ſind
rund 23 Prozent der ermittelten Geſamtinveſtition der deutſchen
Wirtſchaft. In erheblichem Abſtande folgen die öffentliche
Ver=
wältung mit 5,7 Milliarden RM. (14,4 Prozent), die
Wohnungs=
wirtſchaft mit 5,4 (13,8 Prozent), der Einzelhandel mit 5,1 (rund
13 Prozent) und das Verkehrsweſen mit 4,3 (rund 13 Prozent).
Zwiſchen 2 bis 3 Milliarden RM. liegen Elektrizitäts= Gas= und
Waſſerverſorgung (2,7), Landwirtſchaft (2,6) und Großhandel=
(2,2 Milliarden RM.). Das Handwerk hat rund 1,3 Milliarden
RM. für den Anlagen= und Vorratsaufbau aufgewendet. Die
reſtlichen Gruppen (Wohlfahrtsweſen einſchl. Sozialverſicherung
und ſonſtige Gruppen, wie Gaſtſtättenweſen,
Vergnügungs=
gewerbe uſw.) liegen unter 1 Milliarde RM.
Die getrennte Beobachtung der Anlageninveſtitionen und der
Aufwendungen für den Vorratsausbau zeigt z. T. eine
erheb=
lich andere Reihenfolge der Inveſtitionsträger. Von der
Geſamt=
inveſtition in Anlagen entfällt der größte Prozentſatz auf die
öffentliche Verwaltungswirtſchaft: 5,7 Milliarden RM., das ſind
mehr als 21 Prozent. Faſt ebenſo hoch waren mit 5,4
Milli=
arden RM. die Aufwendungen für den Wohnungsbau, die rund
20 Prozent der geſamten Anlageninveſtition ausmachen. In
er=
heblichem Abſtand folgt das Verkehrsweſen mit rund 16 Prozent
(4,4 Milliarden RM.) und weiterhin die Induſtrie mit rund
13 Prozent (3,5 Milliarden RM.). Elektrizitäts=, Gas= und
Waſſerverſorgung beanſpruchen rund 10 Prozent (2,6), die
Land=
wirtſchaft einſchließlich Forſtwirtſchaft, Gartenbau und
Molkerei=
wirtſchaft nicht ganz 9 Prozent (2,4 Milliarden RM.). Auf die
übrigen Gruppen entfallen dann jeweils nur noch wenige
Pro=
zente. Sehr verſchieden hiervon iſt die Verteilung der
Vor=
ratsinveſtition auf die einzelnen Wirtſchaftsgruppen.
Hier ſteht mit einem Aufwand von rund 5,4 Milliarden RM.,
wobei zu beachten iſt, daß die Zuſchlagsſchätzung für den ſtillen
Lagerzuwachs eingerechnet iſt, die Induſtrie an der Spitze (rund
43 Prozent der Geſamtaufwendungen). An zweiter Stelle folgt
der Einzelhandel mit einem Anteil von rund 36 Prozent (4,4
Milliarden RM.). Auf den Großhandel entfällt der überwiegende
Teil des Reſtes mit 1,9 Milliarden RM. gleich rund 15 Prozent.
Von den Reſtgruppen hat eine gewiſſe Bedeutung lediglich noch
der Lagerzuwachs des Handwverkes mit faſt 600 Mill. RM., das
ſind 4,5 Prozent der Geſamtinveſtition in Vorräten.
Uebei=
ſchläglich betractet ergibt ſich alſo, daß ſich die Vorratsinveftition
jeiveils etwa zur Hälfte auf den Handel (Groß= und
Einzelhan=
del) einerſeits. Induſtrie= und Handwerk andererſeits verteilt.
Beſonders auffällig iſt die verhältnismüßig niedrige Juveſtition
irtſchaft mit 2,6 Milliarden RM.; ſtellt man
der geſamten Le
andwirtſchaftliche Neuverſchukdung
ihr die außerort
Seite 2
Donnerstag, den 30. April 1931
Nummer 119
der Jahre 1924 bis 1928 gegenüber, ſo zeigt ſich ohne weiteres
die Kriſe der deutſchen Landwirtſchaft nur zu deutlich in ihrer
ganzen Schwere.
Was nun die Verteilung der Neuinveſtitionen auf die
ein=
zelnen Jahre anbelangt, ſo ergibt ſich von Jahr zu Jahr eine
ſtarke Erhöhung der geſamten Aufwendungen für den
Anlagen=
ausbau. Im Zuſammenhang mit dem Konjunkturaufſchwung
des Jahre 1927 iſt eine gewaltige Steigerung der
Anlagen=
inveſtitionen auf 7,2 gegen 5,2 im Depreſſionsjahr 1926
einge=
treten, die 1928 mit 7,3 Milliarden RM. übertroffen wird. Eine
getrennte Beobachtung der Produktionsgüter= und der
Ver=
brauchsgüterinduſtrien ergibt, daß von den Anlageninveſtitionen
der geſamten Induſtrie mehr als zwei Drittel auf die
Produk=
tionsgüterinduſtrien, der Reſt von weniger als einem Drittel
auf die Verbrauchsgüterinduſtrien entfallen. Auf die
Inveſti=
tionen der erſten drei Jahre 1924 bis 1926 entfallen bei den
Verbrauchsgüterinduſtrien 55,3 Prozent der Geſamtinveſtition
bei den Produktionsgüterinduſtrien nur 45,8 Prozent. Dies dürfte
mit dem außerordentlichen Anſtieg des unmittelbaren
Ver=
brauchs in den erſten Jahren nach der Inflation
zuſammenhän=
gen. Die Produktionsgüterinduſtrien ſind demgegenüber in
ge=
ſteigertem Maße durch die Konjunkturbewegung beſtimmt. Auf
einen ſehr beträchtlichen Rückgang der Inveſtitionstätigkeit im
Depreſſionsjahr 1926 folgt bei ihnen in der aufſteigenden
Kon=
junktur des Jahres 1927 eine außerordentliche Zunahme der
Auf=
wendungen für den Anlagenausbau. Die deutſche Wirtſchaft hat
alſo zuerſt den Konſumtionsapparat wieder aufgebaut. Erſt
nach Befriedigung dieſer dringendſten Bedürfniſſe konnte ſie
daran gehen, den Produktionsapparat wieder herzuſtellen, zu
ver=
beſſern und zu erweitern. In ſcharfem Gegenſatz zur Induſtrie
zeigen alle Gebiete, die mit der öffentlichen
Verwaltungswirt=
ſchaft zuſammenhängen, ein von der Konjunkturbewegung faſt
unabhängiges ſtrukturelles Anſteigen. Dies gilt vor allem für
die öffentliche Verwaltungswirtſchaft ſelbſt, deren Juveſtition
von rund ½ Milliarde RM. 1924 auf rund 1,6 Milliarden RM.
in 1927 anſteigt. Aehnlich iſt die Entwicklung im Verkehrsweſen,
in der Elektrizitätsverſorgung und in der Caritas. Auch die
Wohnungswirtſchaft läßt ſeit 1924 eine ununterbrochene
Er=
höhung der Inveſtitionsaufwendungen wit einem beſonders
ſtarken Sprung von 1926 auf 1927 erkennen. Erheblich
ſchwan=
kend iſt dagegen die in erſter Linie von der Viehbewegung
be=
ſtimmte Inveſtition der Landwirtſchaft. Man erkennt hieran,
daß die öffentliche Verwaltungswirtſchaft der Konjunktur eine
ſtarke Stütze gegeben hat.
Ganz anders verhält es ſich nun mit den Vorratsinveſtitionen
bzw. mit der Lagerveränderung im Verlauf der fünf Jahre,
auf die ſich die Unterſuchung bezieht. Sie iſt nämlich in hohem
Grade von der Konjunkturbewegung beſtimmt. Zunächſt der
außerordentliche Anſtieg der geſamten volkswirtſchaftlichen
Vor=
räte als Folge der Wiederauffüllung der während der
Infla=
tionszeit geſchrumpften Lager, dann im Depreſſionsjahr 1926
der intenſive Lagerabbau, der ſich zum erheblichen Teil als ein
tatſächlicher Liquidationsvorgang in Auswirkung der
Depreſ=
ſion darſtellt, ſchließlich in engem Zuſammenhang mit der
wieder=
aufſteigenden Konjunktur eine weitere Zunahme der Lager. Im
Gegenſatz zur induſtriellen Anlageninveſtition, die mit mehr als
zwei Dritteln (vergleiche oben) auf die
Produktitonsgüterindu=
ſtrien entfällt, ſtehen hinſichtlich der Aufwendungen für die
Lager=
zunahme die Verbrauchsgüterinduſtrien mit 52 Prozent der
Geſamtinpeſtition an erſter Stelle.
Faßt man die Aufwendungen für den Anlagenausbau und
die Vorratsvermehrung zuſammen, ſo zeigt ſich folgende
Jahres=
verteilung 1924: 8,2, 1925: 7,2, 1926: 2,7, 1927: 11,3, 1928: 9,9
Milliarden RM. Ein erheblicher Teil dieſer feſtgeſtellten
Neu=
inveſtitionen diente zum Ausgleich der Schäden, Verſäumniſſe
und Verluſte, die in der Kriegs= und Inflationszeit eingetreten
waren, d. h. es handelte ſich um reine Wiederaufbauvorgänge.
Dieſe betreffen vor allem die Lagervorräte. Aber auch ein
er=
heblicher Teil der Anlageninveſtition ſtellt einen Wiederaufban
dar. Der Anlagenapparat der deutſchen Wirtſchaft iſt im
Zeit=
punkt der Stabiliſierung nicht, wie es beiſpielsweiſe die Dawes=
Kommiſſion angenommen hat, in beſtem Stande geweſen, da
ſich die in der Inflationszeit geſchaffenen Anlagen bei Eintritt
ſtabiler Währungsverhältniſſe zu einem erheblichen Teil als
Fehlinveſtitionen erwieſen hatten. Außerdem iſt ein großer Teil
des Sachgüterbeſtandes der Volkswirtſchaft in dieſem
Zeitraum=
vernachläſſigt worden, und dieſe Schäden mußten beſeitigt
wer=
den. Daneben iſt natürlich auf vielen Gebieten eine tatſächliche
Erweiterung des Sachgüterbeſtandes und eine Ausdehnung der
Produktionsanlagen durchgeführt worden. In vielen Teilen
der Wirtſchaft ſind die Anlagen ſogar, was heute feſtſteht, über
den gegenwärtigen Bedarf hinaus erweitert worden, ſo daß
die vorhandenen Kapazitäten ſeit 1929 nur teilweiſe ausgenutzt
werden konnten. In den folgenden Jahren 1929 und 1930
dürf=
ten daher infolge des ſtark verminderten Inveſtitionsbedarfes
die Neuanlagen insgeſamt erheblich zurückgegangen ſein.
Die Realinveſtition der deutſchen Wirtſchaft in Höhe von
39,3 Milliarden RM. iſt zu einem erheblichen Teile durch
In=
anſpruchnahme ausländiſchen Kapitals finanziert worden.
Ins=
geſamt hat in den fünf Jahren 1924 bis 1928 per Saldo ein
Betrag von 13,6 Milliarden RM. zur Verfügung geſtanden, der
entweder vom Ausland in Deutſchland angelegt wurde oder
durch Abſtoßung deutſcher Auslandsanlagen frei wurde. Will
man dieſe Kapitaleinfuhr aus dem Ausland dem
Sachkapital=
zuwachs der deutſchen Wirtſchaft gegenüberſtellen, ſo muß man
der Realinveſtition von 39,3 Milliarden RM. noch die Erhöhung
der Goldbeſtände der deutſchen Notenbanken um rund 2,3
Milli=
arden RM. hinzufügen. Dem Sachkapitalzuwachs von ſomit
41,60 Milliarden RM. Ende 1928 ſteht eine Zunahme der
Ver=
ſchuldung an das Ausland im gleichen Zeitraum um 13,62
Milli=
arden RM. gegenüber. Demnach iſt der Sachkapitalzuwachs der
deutſchen Wirtſchaft, dem keine Verſchuldung an das Ausland
gegenüberſteht, der alſo den Nettozuwachs an Sachgütern
dar=
ſtellt, für dieſen Zeitraum auf rund 28 Milliarden RM. zu
beziffern.
Vom Tage.
Meldungen über Rücktrittsabſichten des Reichspräſidenten ſind nach
Mitteilung von unterrichteter Seite vollſtändig aus der Luft gegriffen.
Die zweite Strafkammer des Landgerichts III Berlin verurteilte am
Mittwoch Dr. Goebbels wegen Beleidigung der Reichsregierung zu 1000
RM. Geldſtrafe. Von einer an ſich verdienten Freiheitsſtrafe wurde
abgeſehen, weil Dr. Goebbels bei Begehung dieſer Straftat noch nicht
verurteilt war.
Der Berliner Magiſtrat hat mit Rückſicht auf die Schwierigkeit der
Haushaltsgeſtaltung in ſeiner Sitzung am Mittwoch beſchloffen, die
Ge=
meindebierſteuer vom 1. Juni ab zu verdoppeln.
In der Generalverſammlung der Anteilseigner der
Reichs=
bank ergriff Reichsbankpräſident Dr. Luther vor
Eintritt in die Tagesordnung das Wort zu einigen allgemeinen
Bemerkungen. Er ging davon aus, daß die Erörterungen der
letzten Zeit über die Bedeutung und den Sinn der
Goldwäh=
rung wenigſtens dazu beigetragen hätten, daß eines der
Haupt=
hinderniſſe für die Ueberwindung der Weltwirtſchaftskriſe klar
erkannt worden iſt und daß man jetzt den Finger auf die Wunde
lege. Nicht von der Währungsſeite her könne die
große Not geheilt werden, ſonder die Verteilung
des Goldes über die Erde hin ſeifalſch. In
Deutſch=
land ſei der Goldbeſtand auf den Kopf der Bevölkerung
berech=
net von 64 RM. Ende 1913 auf 36 RM. Ende 1930
zurückgegan=
gen. in England von 93 RM. auf 66 RM., in Frankreich
dage=
gen von 150 auf 214 RM. und in den Vereinigten Staaten von
86 RM. auf 161 RM. geſtiegen. Frankreich habe damit den bei
weitem größten Goldbeſtand von allen Ländern der Erde;
wäh=
rend vor dem Kriege ſein Goldbeſtand das Zweieinviertelfache
der deutſchen Kopfquote ausgemacht habe, machte er Ende 1930
das Sechsfache der deutſchen Kopfquote aus. Die
Haupt=
urſache der Goldverſchiebungen ſeien die
Re=
parationszahlungen Deutſchkands und die
internationalen Kriegsſchuldenzahlungen. Der
Ausgleich müßte ſeitens der Empfängerländer durch Einfuhr
ausländiſcher Wertpapiere oder durch Kapitalexport
herbeige=
führt werden. Das geſchehe aber nicht, beſonders ſeitens
Frank=
reichs, ſondern der Ausgleich werde zum größten Teil durch
Goldeinfuhr vollzogen in einer Zeit, wo die ganze Welt und
beſonders Deutſchland an Hunger nach langfriſtigem Kapital
leide. Der große Fehler ſei, daß der
Weltgoldbe=
ſtand ſeiner monetären natürlichen Funktion
entkleidet und infolgedeſſen ſteriliſiert ſei. —
Sodann wies Dr. Luther auf die hohe kurzfriſtige
Auslands=
verſchuldung Deutſchlands hin, die das deutſche Wirtſchaftsleben
lähme. Auf dieſem Hintergrunde habe ſich auch im abgelaufenen
Geſchäftsjahr die Bankpolitik des Inſtituts abgeſpielt. Dr.
Luther ging dann noch auf
die Auswirkung der Reichstagswahlen vom 14.
Sep=
kember 1930 auf die Deviſenbilanz der Reichsbank
ein, wobei er darauf hinwies, daß ein Verluſt von über 1
Milli=
arde RM. eingetreten ſei, der bis heute nicht eingeholt werden
konnte. Analyſiere man die Vorgänge des
Win=
ders, ſo komme man zu dem Ergebnis, daß der
derzeitige Gold=und Deviſenbeſtand der
Reichs=
bank hinter dem Höchſtſtande des vorigen
Jah=
res noch um etwa 1 Milliarde RM. zurückbleibe
und gegenüber dem Zuſtande nach Abſchluß der Verluſtperiode
des Herbſtes nur um etwa 200 Millionen RM. gebeſſert ſei
Ohne beſondere Maßnahmen wäre es nicht möglich geweſen, den
Wirtſchaftsbedarf und den politiſchen Bedarf Deutſchlands an
Deviſen zu decken, wenn nicht die außerordentlichen
Deviſen=
zuflüſſe des Winterhalbjahres (Bevorſchuſſung der
Reichsbahn=
vorzugsaktien uſw.) ſtattgefunden hätten.
Schließlich behandelte der Reichsbankpräſident noch die
gegenwärtige Wirtſchaftslage. Es ſei eine ruhigere
Beurteilung hinſichtlich der deutſchen Verhältniſſe eingetreten
und ſomit zu hoffen, daß die deutſche Wirtſchaft der beſtehenden
Schwierigkeiten Herr werde.
Bedeulſame polikiſche Feſtſtellungen des
Jahres=
berichts der Reichsbank.
Der Jahresbericht der Reichsbank für 1930 enthält diesmal
auch bedeutſame politiſche Feſtſtellungen. So ſtellt der Bericht
ausdrücklich feſt, daß die ſeit 1928 zu beobachtende
Verſchlech=
terung des deutſchen Wirtſchaftslebens während
des Berichtsjahres unter der Einwirkung der Weltwirtſchaftskriſe
ſich außerordentlich verſchärft habe. Daß
Deutſch=
land überhohe Reparationsleiſtungen zu tragen
habe, gebe der inländiſchen Depreſſion ihre beſondere Schwere.
Unter dem Zwange ſeines Kapitaldefizits müſſe Deutſchland mit
aller Macht an der Beſſerung ſeiner Handelsbilanz arbeiten, die
Ausfuhr um jeden Preis ſteigern und zugleich die Einfuhr
ein=
ſchränken, was die Weltwirtſchaftskriſe weiter zu verſchärfen
ge=
eignet ſei. Dabei falle erſchwerend ins Gewicht, daß die
Repä=
rationszahlungen ſeit Beendigung der Pariſer Konferenz ihrem
reellen Wert nach um ein Fünftel gewachſen ſeien. Es zeige ſich
mit erſchreckender Deutlichkeit, was die deutſchen Vertreter bei
der Pariſer Konferenz fortgeſetzt, aber erfolglos, betont hätten,
nämlich daß der unaufhörliche Druck der
Forde=
rungen der Siegerſtaaten immer von neuem politiſche
und wirtſchaftliche Erſchütterungen verurſache.
Die dem deutſchen Wirtſchaftsapparat unter dieſem Druck
aufge=
bürdeten Laſten, ließen ihm keine ausreichende Rente. Der
bis=
her beſchrittene Weg, die zur Deckung der
Repa=
rationen und des wirtſchaftlichen
Kapitalbe=
darfs benötigten Beträge durch Aufnahme von
Auslandsſchulden aufzubringen, habe zu
äußerſt gefährlichen und auf die Dauer
uner=
träglichen Zinslaſten geführt. Der Bericht betont
ſo=
dann, daß dieſe Lage den Nährboden für Währungsbeſorgniſſe
ähnlicher Art gebildet habe, wie ſie ſchon im Vorjahre während
der Pariſer Konferenz aufgetreten ſeien, die diesmal durch
inner=
politiſche Vorgänge ausgelöſt worden ſeien, die als Reaktion einer
auf die Spitze getriebenen Volksnot gewertet werden müßten. Die
Reichsbank habe indeſſen den Beweis liefern
können, daß alle Befürchtungen wegen der
Sta=
bilität der Reichsmark durchaus grundlos ſeien,
Der preußiſche Staaksrat beſchließt Stgakshilſe
für die Gemeinden.
Berlin, 29. April.
Der Preußiſche Staatsrat nahm am Mittwoch abend
einſtim=
mig den Initiativ=Geſetzentwurf an, wonach ſich der Preußiſche
Staat im Rechnungsjahr 1931 mit einem Betrag von 250
Millio=
nen Mark an den Koſten der Arbeitsloſenfürſorge beteiligen ſoll.
Die Mittel ſollen auf die Bezirksfürſorgeverbände verteilt werden,
und zwar einmal nach der Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen in
den Fürſorgeverbänden, und zum anderen nach dem Bedarfsſatz,,
der unter Berückſichtigung der örtlichen Verhältniſſe
durchſchnitte=
lich für den einzelnen Unterſtützungsfall feſtgeſetzt wird. Das=
Geſetz ſoll rückwirkende Kraft ab 1. April d. J. erhalten.
Mit dem Geſetzentenwurf zugunſten der
Erwerbsloſenunter=
ſtützung, die den Gemeinden obliegt, hat der Staatsrat zum erſten!
Male von dem Recht, ein Initiativgeſetz vorzulegen, Gebrauch
ge=
macht. Der Staatsrat ſieht die Lage der Gemeinden und
Ge=
meindeverbände ſo ernſt an, daß er ein ſofortiges Handeln für
ge=
boten erachtet hat. Die Verhandlungen zwiſchen Reich und Staatz
ſchleppen ſich ſeit Wochen hin, ohne daß eine Hilfe für die übers
laſteten Gemeinden auf dem Gebiete der Wohlfahrtsfürſorge
ein=
getreten wäre. Um die Sache vorwärts zu treiben, hat ſich danm
der Staatsrat in ſeltener Einmütigkeit zu dem Initiativgeſetz ente
ſchloſſen.
Es freuen ſich viele mit uns, daß es geglückt iſt, die erſte
Oper unſeres einheimiſchen Komponiſten Hans Simon im
Lan=
destheater zu Darmſtadt aus der Taufe zu heben.
Simon iſt durch ſeine Sinfonie bekannt geworden, die beim
Tonkünſtlerfeſt 1929 begeiſterte Anerkennung fand und inzwiſchen
in Worms und hier mit gleichbleibendem Erfolg wiederholt
wurde. In dieſem Werk und ſchon in vorhergegangener
Kam=
mermuſik kündigte ſich ſeine Begabung zu dramatiſcher Muſik
deutlich an. Seine Erfahrung als Theaterkapellmeiſter und ſein
ſtarkes Temperament trieben ihn vollends zur Oper.
Zu welcher Form der Oper iſt nun dieſer Komponiſt
ge=
kommen?
Naturgemäß zu einer ganz anderen, wie ſein Kollege Alban
Berg, obgleich merkwürdigerweiſe beide Georg Büchner ihre
Stoffe verdanken. „Wozzeck” und „Leonce und Lena”, dem der
Valerio=Stoff entlehnt iſt, ſind zwei verſchiedene Welten; auch
ihre Vertonungen müſſen ſich weltenfern gegenüberſtehen. „
Va=
lerio” hat übrigens mit Büchners Komödie wenig mehr zu tun. Es
wird niemand einfallen, die künſtleriſche Qualität beider
muſika=
lichen Werke zu bezweifeln. Die Zukunft wird entſcheiden, welches
von beiden den Anfang oder das Ende einer Entwicklung
be=
deutet Gleichwohl iſt es naheliegend, da beide Opern ſo dicht
vor unſeren Sinnen ſtehen, und muß es anregend ſein, die
Ar=
beitsweiſe beider Komponiſten und das Ergebnis ihrer Werke
zu betrachten.
Berg hatte die ausgeſprochene Abſicht, die Dichtung Büchners
ſo rein und überzeugend er es vermochte, zum Ausdruck zu
bringen; ſeine Muſik iſt ihm das Mittel dazu. Das konnte ihm m. E.
nicht gelingen, weil ein Literaturtext in ſeiner dichten Folge von
Gedanken, im ſprachlichen Reiz ſeiner Faſſung, in der
Eindeu=
tigkeit ſeines Ausdrucks durch Muſik nicht wiederzugeben iſt. Denn
Muſik bleibt immer vieldeutig, iſt nie fähig, präziſe
Formulie=
rungen zu geben, kann nur Stimmungen in allgemeinen
Um=
riſſen ſchildern.
In Valerio atmet der Geiſt des Tonſetzers. Ihm iſt
umge=
kehrt Stoff und Dichtung nur Anſtoß und Mittel dazu, ſeiner
Muſik Ausdruck zu geben. Das iſt eine durch viele Beiſpiele
be=
legte, ausführbare Aufgabe — die Aufgabe der Oper.
Während Wozzeck die Schattenſeite, die Abgründe des Lebens
ſchildert und den Hörer zu Genuß und Freude nicht kommen läßt,
mußte der Valerioſtoff zu einem Werk begeiſtern, das aus
Erden=
ſchwere hinaus und hinaufführt. Während Berg als
Ausdrucks=
mittel der negativen Seite des Lebens die Atonalität benutzt —
wahrer geſagt: als Atonaliſt an einen Stoff ſolcher Art
ge=
bunden iſt — bleibt Simon tonal, womit ihm alle, nach keiner
Seite hin gebundenen Ausdrucksmittel zur Verfügung ſtehen.
Ja, ſein Stoff wäre mit den Mitteln der Wiener Schule
über=
haupt nicht zu vertonen geweſen. „Wozzeck” iſt trotz einer
revo=
lutionierenden Partitur, die in überlegtem Aufbau, thematiſcher
Kleinarbeit, klanglichen Wundern, techniſcher Meiſterſchaft
ihres=
gleichen ſucht, und gerade in ſeiner hieſigen unübertrefflichen
Auf=
führung, wie ich glaube, kein Weg zur Oper hin geworden,
ſon=
dern im Banne des Wortdramas in folgerichtiger Einſeitigkeit
von der Oper weg. Die Sänger ſind abgeſetzt und zu
Schau=
ſpielern gemacht, die Regie iſt Schauſpielregie, die begleitende
Muſik Orcheſterſinfonien, die als abſolute Muſik vielleicht im
Kon=
zertſaal ihren beſten Platz fänden. In „Valerio” iſt durch eine
evolutionierende Arbeitsweiſe, aus den Grundelementen der
Muſik heraus, ein Werk entſtanden, voll aller folgewidriger
Vielſeitigkeit, jenes Zwitterweſen mit ſeinem unbegreiflichen
Ineinanderfluß von Dichtung, Muſik, Drama, das in der Fülle
ſeiner Ausſtrahlungen eben das iſt, was wir Oper nennen.
Unſere Zeit kennt keinen einheitlichen Opernſtil mehr. In
allen Ländern, beſonders in Deutſchland, zeigen die aufgeführten
Werke, die übrigens faſt alle auf artfremdem Boden gewachſen
ſind, ein Taſten und Experimentieren, ſei es durch Umſturz, durch
Rückkehr, durch Nachahmung die Oper erneuern zu wollen. Die
ſicherlich vorhandene bodenſtändige Produktion, die anderer
Ge=
ſinnung iſt, kommt dabei kaum zu Wort, oder wird als rückſtändig
abgetan. So laufen nun beliebig viele neue Wege — gerade,
Zick=
zack, Sackgaſſen — dahin, bis ſich aus der Uebergangszeit, in der
wir uns befinden, endlich einer, vollkommen ausgebaut und
an=
erkannt, durchſetzen wird. Das iſt an ſich hochintereſſant, hat
aber gegenwärtig zur Folge, daß die Wegebereiter
miteinan=
der im Kampf liegen, die Gefolgſchaften, ihre Führer mit
ent=
gegengeſetzten Gründen verteidigen, die Kritik, wenn ſie ſich
ver=
ankert, anſtatt im Fluſſe zu bleiben, irreführt, und das
Publi=
kum nicht mehr aus und ein weiß.
Warum müſſen aber neue Wege geſucht werden?
Weil der alte Weg verloren gegangen war. Seit dem
Tode Wagners geht der Kampf. Mit ſeinem in rieſenhaften
Maßen geſchaffenen Muſikdrama war ein Ende erreicht, das
un=
überbietbar, eine weitere Entwicklung nicht zuließ. Ein Heer
von Epigonen, von denen als einzige eigenwillige Begabung;
Hans Pfitzner in die Gegenwart hineinragt, verfiel ſchnell der
Vergeſſenheit. Der Rückſchlag ſetzte ein. Sein Ziel hieß:
nicht=
das Drama, die Muſik iſt die Herrſcherin der Oper. Die komiſche
die Spieloper, die Volksoper blühten auf. Man erkannte, daß?
neben dem Muſikdrama noch die alte Form der Oper lebte un9
immer leben wird, die ja nicht von einem Einzelnen erfunden ?
wurde, ſondern ſich in geſchichtlicher Folge entwickelt hat. Niche4
Abbruch, ſondern Aufbau tat not, nicht neuer Anfang, ſondern
Weiterentwicklung. Die Wiener Schule iſt m. E. keine
Weiterenl=
wicklung, ſondern ein Zerſetzungsprozeß; von der Oper aus 9e
ſehen die Sackgaſſe einer Theorie, deren Genialität nicht
be=
zweifelt werden ſoll, deren Einſeitigkeit und Oberflächencharatier
jedoch den Komplex Oper nicht ausfüllen kann.
Richard Strauß greift genial ein (Roſenkavalier, Ariadne!"
Verdis Falſtaff befruchtet das Schaffen der Jugend. Gleichzeills
regt ſich der Wille, die Tyranniſierung durch zerſetzende ode
modiſche Einflüſſe geſchäftlicher Art abzuſchütteln, und wächſt di=
Einſicht, daß ein literariſcher Text unbrauchbar iſt, ein
haſe=
feſtes Opernbuch zugrunde liegen muß. Hier verſucht Daul=
Simon fortzuſetzen.
Nicht auf Grund irgendeiner Spekulation; nicht unter Aun
ſtellung einer Theorie: aus naivem, unmittelbarem Drang. E
bricht nicht ab. Er ſtellt ſich bewußt auf die Schultern ſeine
Vorgänger, wie dies auch die Größten von je getan, um, im De
ſitz des Errungenen, weiterzubauen aus eigener Kraft.
verfällt nicht dem Reiz einer Dichtung, die unantaſthe
iſt, und deren ſelbſtloſer Diener er ſein will, ſondern
glaubt an die ſelbſtändige Geſtaltungskraft ſeiner Muſik. E
bringt eine ſtarke dramatiſche Begabung mit und jenen Theate‟
inſtinkt, der ihm im Blut ſitzt. Er ſchreibt, weil er muß, nich
weil er es ſich ſo überlegt hat. Er bindet ſich nicht an Rege””
einer Schule, um zu verſuchen, die Oper ihnen dienſtbar D
machen; er verfährt umgekehrt, wenn er ſeine Muſik den Geſeße”
der Oper unterwirft. Er verzichtet nicht auf die Grun”
elemente der Oper, Melos, Rezitativ, Enſemble, ſondern
erhſ-
ſie als willkommene Stützen. Er verpflichtet ſich nicht der Akoſe
lität, die er, regelſtarr verwendet, als vorübergehende Erſche
nung erkennt, ohne ihre Anwendung an begründeter Stel”
ebenſo wie ſeine Vorgänger, zu verſchmähen. Auch er benuht 9e
weilen alte Formen. Er beherrſcht aber auch die ganze Pallt
der Klangfarben unſerer Zeit. Er verlangt nicht von Stimme
und von Inſtrumenten ſchier unmögliche Leiſtungen und beſche
det ſich mit einer Orcheſter=Beſetzung in praktiſch ausführbate-
Ausmaß. Er erfindet nichts Neues um des Neuen, Unerhort
Nummer 119
Donnerstag, den 30. April 1931
Seite 3
Der Inneneiat vor dem Landtag.
Der Innenminiſter lehnk weikere Einſparungen in der oberen Verwalkung als „unmäglich” ab. — Vorerſt
Eeine Aufhebung von Kreiſen. — Die Kreisreform dem kommenden Landkag überlaſſen. — Kakaſtrophale
Lage der Gemeinden. — Ein neuer Appell der heſſiſchen Regierung an das Reich.
Sparanträge bei den Zentralbehörden ſeien beſonders beliebt.
Dabei habe man ganz außer acht gelaſſen, daß auf allen anderen
Die eintstede des Janennniſterg. Gebieten der inneren Verwaltung die Arbeitslaſt ſich vervielfacht
Ein „Verkrauensvolum” für die Regierung.
* Im Heſſiſchen Landtag wurde am Mittwoch der Etat des
MNiniſteriums des Innern mit einer Rede des Innenminiſters
euſchner geſtartet. In knappen Sätzen umriß der Miniſter
un=
gachtet der ſtörenden Zwiſchenrufe der Kommuniſten die
Auf=
gben ſeines Miniſteriums: Sparmöglichkeiten,
Verwaltungs=
usform, Neuordnung der Gemeinden und Polizeifragen. Nach
den Ausführungen des Miniſters haben die Forderungen der
sſppoſition nach weiteren Einſparungen in der oberen
Verwal=
tung wenig Ausſicht auf Verwirklichung. Die Reform der
Kreiſe will der Miniſter dem kommenden Landtag überlaſſen, da
iſre Durchführung unter den heutigen Verhältniſſen wenig
zweck=
mäßig ſei. Die Neuordnung der Gemeinden betrachtet das
Miniſterium als ſeine weſentlichſte Aufgabe und ſchon in der
ka mmenden Woche ſoll der neue Geſetzentwurf dem Landtag
zu=
geleitet werden. Bei dieſer Gelegenheit richtete der Miniſter
nach dem Vorbild des Staatspräſidenten ebenfalls einen Appell
an die Reichsregierung, ſich ihrer ſchweren Verantwortung
bl wußt zu ſein und den Gemeinden bei der Bewältigung ihrer
Antfgaben unter die Arme zu greifen. In dieſen Notruf fielen
auch der Landbund und die Sozialdemokratie mit ein. Auf der
ennien Seite fordern die Sozialdemokraten in Erkenntnis der
frianziellen Notlage der Gemeinden Ausbau des
Selbſtverwal=
tungsrechts, das ſie auf der anderen Seite aber wieder durch
Staatsaufſicht zu beſchneiden ſuchen. Weil man, wie Abg. Sturmfels
aursführte, in der politiſch ſo bewegten, unruhigen Zeit nicht
aſ-f die Staatsaufſicht verzichten könne. Die Sozialdemokraten
Pund die Regierung mußten ſich vom Abg. Niepoth (DVP.) ſagen
laffſen, daß die Regierung Statskommiſſare nur einſetzen dürfe
fur Stärkung der Selbſtverwaltung, aber nicht zum Untergang
dm Gemeinden. Es ſei nicht angängig, durch Staatskommiſſare
dem Gemeinden einfach Einnahmen diktieren zu laſſen. Das
tühe im Widerſpruch zu der von der Regierung ſeinerzeit
ab=
gagebenen Erklärung. Auch die Perſonalpolitik der Regierung
mußte ſich von Seiten der Oppoſition ſcharfe Kritik gefallen laſſen.
i übrigen konnte man erfreulicherweiſe feſtſtellen, daß die
Re=
zierung von der beabſichtigten Durchführung der Kreisreform
Aeſtand genommen hatte. Mit Genugtuung konſtatierte die
Volkspartei, daß auch das Zentrum ſeinen Standpunkt in dieſer
ßuage revidiert hat. Die Notverordnung des Reichspräſidenten
guid — abgeſehen von den radikalen Parteien — die
Zuſtim=
ming des ganzen Hauſes. Der Miniſter ſelbſt ſagte loyale
önndhabung der Notverordnung zu, und man kann der
Volks=
artei darin nur zuſtimmen, daß oberſter Grundſatz Wahrung der
Suatsautorität ſein muß. Aber bei der Handhabung dieſes
Grund=
auses ſollte man keinen Unterſchied zwiſchen den Anhängern und
5y gnern des Regimes machen. Zwiſchendurch gab es noch eine
m ereſſante Abſtimmung, die die derzeitigen Machtverhältniſſe im
eiſſſiſchen Landtag wieder einmal blitzlichtartig beleuchtet. Von
en Kommuniſten lag bei der Abſtimmung über die Poſition
Staatsminiſterium” ein Mißtrauensantrag gegen die Heſſiſche
kogierung vor. Dem ſtellte Präſident Delp folgenden
Vertrauens=
mrrag gegenüber: „Die Regierung beſitzt das Vertrauen des
adtages.‟ Daß er mit den Stimmen der Weimarer
Koali=
un angenommen wurde, war nicht im geringſten zweifelhaft.
de gegen ſtimmten Kommuniſten, Deutſchnationale und der
ein=
igg Nationalſozialiſt. Volkspartei, Volksrechtpartei und der
amdbund enthielten ſich der Stimme. Die heſſiſche Regierung
a. das Vertrauen des Landtages. — Bis zu den Herbſtwahlen.
Darmſtadt, 29. April.
Zu Beginn der Mittwochs=Sitzung des heſſiſchen Landtages
nachte Präſident Delp einige geſchäftliche Mitteilungen. Danach
ſt der 1. Mai ſitzungsfrei. Dafür wird der Landtag auch am
ſontag kommender Woche tagen.
Hierauf wurde in der Beratung des Etats bei der
Haupt=
bo eilung „Miniſterium des Innern” fortgefahren und dem
Miniſter des Innern Leuſchner
ais Wort zu ſeiner Etatrede erteilt. Der Miniſter führte u. a.
us: Im Hinblick auf die Tatſache, daß dieſes Miniſterium
be=
on ders umſtritten iſt, wünſchte er gleich zu Beginn der Debatte
n vier Hauptpunkten ſeine Meinung darzulegen: die
Sparmög=
ichikeiten, die Frage der Verwaltungsreform die finanzielle Lage
e Gemeinden und die Tätigkeit der politiſchen Polizei.
ſilllen, ſondern er benutzt das bewährte Alte, um es mit Neuem
Ffüllen.
Seine Muſik iſt geſund. Sie hat keine Problematik und
elharf keiner Erläuterung. Sie ſpricht von der Bühne und
rmeartet vom Erklingen beim Erſchauen der einfachen
Hand=
ung ihre Wirkung. Sie blüht und ſchwingt. Sie richtet ſich
ict an den Verſtand, ſondern an die Sinne. Sie ſpricht nicht
1Fachleuten, Muſikgelehrten und Literaten, ſondern zu allen
ſemſchen natürlicher Muſikalität. Sie iſt aber auch kein
ſeſthäftsſtück für billigen Publikumserfolg. Auch ſie will erobert
elden.
In langſamer ernſter Arbeit entſtand ein muſikantiſches
ſerk von jugendlicher Schwungkraft und geſunder Friſche,
in=
litten einer Zeit, die von artfremden Elementen durchſetzt, in
t krankhaften, meiſt gekünſtelten, unfruchtbaren Verſuchen zu
ſticken droht.
Mir ſcheint, es geht auf rechtem Weg zum rechten Ziel. v. H.
Karriere einer Biene.
Von Dr. L. Albert.
habe. Auch die geſetzgeberiſche Arbeit, dürfe bei der
Arbeits=
belaſtung ſeines Miniſteriums nicht überſehen werden. Die neue
Gemeindeordnung, deren Beratung vom Geſetzgebungsausſchuß in
der vorigen Woche abgeſchloſſen wurde, ſei ein Geſetzgebungswerk,
das im Rahmen der heutigen Geſetzgebungsbefugnis der Länder
in jeder Hinſicht an die Spitze geſtellt werden müſſe. Der Miniſter
hofft, daß das bedeutſame Geſetz alsbald verabſchiedet werden
möge. Von den Fragen der Verwaltungsreform hob der Miniſter
im Hinblick auf die eingehenden Darlegungen ſeines
Standpunk=
tes im Finanzausſchuß nur nochmals zwei hervor:
Die Aufhebung der Provinzialverwaltungen
und die Kreisreform.
Eine Aufhebung der ſtaatlichen Provinzialdirektionen ſchlägt
über=
haupt nicht zu Buch. Die Kreis=Neueinteilung würde im
End=
zuſtand eine Einſparung von einigen 100 000 Mark bringen.
Grenzregulierungen könnten aber nicht helfen; jede Erörterung
führe zwangsläufig zur Aufteilung von Kreiſen. Er vertrete
des=
halb nach wie vor den Standpunkt, daß die Reform entweder im
ganzen oder überhaupt nicht gemacht werden kann. Allerdings
ſeien die Verhältniſſe, wie ſie ſich, im vergangenen Jahre
ent=
wickelt hatten, einer ſolchen Reform nicht günſtig. Daher erſcheine
es nicht angezeigt, die Beunruhigung, die jede einſchneidende
organiſatoriſche Aenderung naturgemäß mit ſich bringe, gerade
jetzt in die Bevölkerung hereinzutragen. Man habe deshalb auch
davon abgeſehen, die geleiſteten Vorarbeiten abzuſchließen und
den Landtag in dieſem Jahre mit der Angelegenheit zu befaſſen.
Die meiſten Sorgen machen die Gemeinden.
Die Wirtſchaftskriſe laſtet mit beſonderem Druck auf ihnen. Die
Steuereinnahmen gingen zurück. So brächten die
Reichsüberwei=
ſungsſteuern im neuen Rechnungsjahre den Gemeinden nur etwa
17 Millionen RM. (gegenüber 20 Millionen in 1930). Auf der
anderen Seite ſtiegen die Wohlfahrtslaſten ins Ungemeſſene. Die
24 000 Wohlfahrtserwerbsloſen, mit denen im Durchſchnitt des
Jahres 1931 gerechnet werden müſſe bedeuteten für die
Geſamt=
heit der heſſiſchen Gemeinden einſchließlich der Ausgaben für die
Kriſenfürſorge eine Belaſtung von 21 bis 22 Millionen RM. Die
Laſt verteile ſich jedoch keineswegs annähernd gleich, ſondern
zahl=
reiche Städte und Gemeinden hätten ein Vielfaches der hohen
Durchſchnittsbelaſtung zu tragen.
Ohne einen interkommunalen Ausgleich, der ſich über das
ganze Land erſtreckt, ſeien die Verhältniſſe nicht zu meiſtern.
Der im Vorjahre geſchaffene Ausgleichsſtock habe nicht
aus=
gereicht, um nur den in ſchlimmſter Bedrängnis befindlichen
Gemeinden zu helfen. Infolge der ſtarken Erhöhung der
Durchſchnittsbelaſtung muß deshalb der Ausgleichsſtock für
1931 weſentlich erhöht werden. Noch in dieſer Woche
er=
folgt die Vorlage des betreffenden Geſetzentwurfes.
Der Miniſter ſprach die Bitte aus, der Regierung die Mittel zur
Verfügung zu ſtellen, deren ſie bedürfe, um in den beſonders
be=
troffenen Gemeinden kataſtrophale Entwicklungen zu verhüten.
Trotzdem werde bei der Schwere der Laſt das Land nicht
aus eigener Kraft den Gemeinden ausreichende Hilfe
brin=
gen können. Auch mit dem Ausgleichsſtock könnten nur für
eine Uebergangszeit die dringendſt notwendigen Mittel
auf=
gebracht werden, um zu verhüten, daß die geforderte
Reichs=
hilfe nicht zu ſpät komme. Bei der kataſtrophalen
Entwick=
lung der Arbeitsloſigkeit könne nur ein Ausgleich, der über
das ganze Reich hin wirkſam ſei, Hilfe bringen. Der
Mi=
niſter hielt es deshalb für eine ernſte Pflicht, auch von
die=
ſer Stelle aus die Reichsregierung auf ihre ſchwere
Ver=
antwortung und die gefahrvolle Lage der Gemeinden
nach=
drücklich hinzuweiſen.
Die Verſchlechterung der Wirtſchaftslage habe auch zu einer
Verſchärfung des politiſchen Kampfes
und damit zu einer vermehrten Tätigkeit der politiſchen Polizei mit der Maßgabe erteilt, daß ſie erſt nach
geführt. Die Fieberkurve des Radikalismus ſteige und falle mit
der Kurve der Wirtſchaft. Die ſogenannten ſchlagenden
Argumente hätten, im Kampfe der Parteien die geiſtigen
Auseinanderſetzungen immer mehr verdrängt. Nach der
Reichs=
tagswahl erfolgten ſtatt der erwarteten Beruhigung neue „
Ver=
ſammlungswellen” der radikalen Parteien. Dementſprechend ſei
die Arbeit der Polizei immer ſchwieriger geworden. Man denke
nur an die alltäglich erfolgenden Demonſtrationszüge, die
Hun=
derte von Teilnehmern auf das flache Land und gerade in
die=
jenigen Gemeinden führten, wo ausreichende Polizeikräfte nicht
vorhanden ſeien und wo die zugeſtrömten raufluſtigen
Demon=
ſtranten oft nichts anderes im Schilde führten, als der
eingeſeſſe=
nen Bevölkerung die richtige Geſinnung mit „ſchlagenden Argu= der dann das Wort ergriff, ſtellte den Ausführungen des
Mini=
menten” beizubringen.
Der Philoſoph Leopold Ziegler 50 Jahre all.
Aka. Die Arbeitsteilung iſt eine Errungenſchaft menſchlichen
buttſchritts, auf die wir beſonders ſtolz ſind und die wir als eines
i wichtigſten Merkmale der Unterſcheidung zwiſchen „
Kultur=
ölbsern” und „Primitiven” anzuſehen pflegen. — Aber es geht
us auch hier, wie ſo oft mit unſeren Errungenſchaften, wir
ler=
en. mühſam, um dann nachher feſtſtellen zu müſſen, daß uns die
anur unſere Erfahrung längſt vorweg genommen hat. — Die
iemen kannten Arbeitsteilung wahrſcheinlich ſchon, als der
keuriſch noch nicht einmal Werkzeug hatte.
Von den vielen Einrichtungen, die wir an der Organiſation
S Bienenſtaates bewundern, iſt die Verteilung des
Arbeits=
ingramms die erſtaunlichſte. Die Arbeitsbiene hat eine ganz
ſtlümmte Laufbahn, jede einzelne beginnt ihre Karriere nach dem
usiſchlüpfen an der gleichen Stelle und wird in beſtimmter
Rei=
emſfolge befördert. Dieſe Beförderung paßt ſich aufs genaueſte
7 körperlichen Entwicklung an. Die Biene beginnt damit, die
ſalbenzellen zu reinigen, damit ſie für die Aufzucht neuer Brut
darzeit bereitſtehen. Nach etwa 3 Tagen darf ſie die älteren
awen, die nur noch Honig und Blütenſtaub bekommen, füttern.
ſe holt dieſes Futter fertig aus den Vorratszellen des
Futter=
o2S. Mit etwa 6 Tagen ſind ihre Kopfſpeicheldrüſen ſo
aus=
ehl. ldet, daß ſie ſich nun als Brutamme belätigen kann. Sie
Leopold Ziegler,
der bekannte Philoſoph und Träger des Frankfurter
Goethe=
preiſes 1929, begeht am 30. April ſeinen 50. Geburtstag. Seine
Hauptwerke „Geſtaltwandel der Götter” und „Das heilige Reich
der Deutſchen” haben eine zahlreiche Leſerſchaft auch außerhalb
der fachphiloſophiſchen Kreiſe gefunden.
füttert die jungen Larven mit einem beſonderen Futterſaft, den
die Bienenamme mit Hilfe ihrer Kopfſpeicheldrüſen erzeugt. Die
junge Arbeitsbiene darf ſchon jetzt ihre erſten Ausflüge machen,
aber dieſe dienen nur zur Orientierung, zum Honigholen iſt ſie
noch nicht reif. Im nächſten Stadium ihrer Karriere arbeitet die
Biene nun als Bauarbeiterin. Ihre Wachsdrüſen ſind inzwiſchen
genügend entwickelt und ſie durchläuft jetzt das letzte Stadium
ihres „Innendienſtes”
Neben der Bautätigkeit hilft ſie noch beim Reinhalten des
Stockes, nimmt den zurückkehrenden Sammelbienen das Futter
Der Miniſter ſchildert dann an Hand von Zahlen die
er=
höhte Anſpannung der Polizei. Die
Bereitſchafts=
polizei wie die Kriminalpolizei war ſtändig unterwegs, was
natürlich auch ſehr erhebliche Koſten verurſacht hat und unſeren
Etat recht bedenklich belaſtet. Die Anſpannung des einzelnen
Be=
amten der Exekutive war außerordentlich. Der Miniſter ſprach
dafür der geſamten Polizeibeamtenſchaft den beſonderen Dank der
Regierung aus.
Die Notverordnung des Reichspräſidenten
habe endlich die Möglichkeit gegeben, Abhilfe zu ſchaffen.
Sie ſei eine ſehr ſcharfe Waffe. Er habe deshalb mit allem
Nach=
druck die ihm unterſtellten Behörden angewieſen, daß das
poli=
tiſche Leben, das ſich in anſtändigen und ſachlichen Formen
voll=
ziehe in keiner Weiſe beſchränkt werden dürfe. Wo es jedoch gelte,
der Verhetzung und Unterwühlung der öffentlichen Ordnung
ent=
gegenzutreten, werde ſie mit aller Schärfe und Strenge
gehand=
habt werden. Das möchten ſich auch diejenigen geſagt ſein laſſen,
die jetzt ſchon au
gen, nicht gegen politiſche Betätigung. Die
Par=
teien hätten es in der Hand, ob ſie angewandt werde oder nicht.
Der Miniſter ſchloß mit den Worten, daß er die Kritik nicht
fürchte. Im Bewußtſein ihrer Pflichterfüllung könne die
Regie=
rung heute vor den Landtag genau ſo hintreten wie im Herbſt
vor das Land.
Abg. Sturmfels (Soz.)
der die Generalausſprache einleitete, polemiſierte zunächſt gegen
die Nationalſozialiſten und machte, um die Polizei zu entlaſten,
den eigenartigen Vorſchlag, die politiſchen Kampfhähne ihrem
Schickſal zu überlaſſen. Er billigte die Perſonalpolitik des
Mini=
ſters, der die Polizei zu einem zuverläſſigen Inſtrument des
Staa=
tes gemacht habe. Von der Notverordnung ſollte die Regierung
nür im äußerſten Notfall Gebrauch machen. Sie müſſe ſich aber
gegen die Läſſigkeit der Staatsanwaltſchaften und der Gerichte
wenden. Schlimmer als der Mißbrauch der mit der Redefreiheit
getrieben werde, ſei der, der mit der Unabhängigkeit der Richter
und den wohlerworbenen Rechten der Beamten getrieben werde.
Jeder Verſuch, die Notverordnung zum Kampf gegen die
An=
hänger der Republik auszuſchlachten, müſſe aufs ſchärfſte bekämpft
werden. Hauptaufgabe des Innenminiſters ſei die Durchführung
der ſchon lange verſprochenen Verwaltungsreform. Die Hoffnung
auf weſentliche Einſchränkung der Staatsaufſicht und größeren
Ausbau der Selbſtverwaltung laſſe ſich leider nicht verwirklichen.
Der Staat könne in der politiſch ſo bewegten, unruhigen Zeit
nicht auf die Staatsaufſicht über die Gemeinden verzichten. Zu
fordern ſei ein Geſetzentwurf über das Recht der ſelbſtändigen
Gemarkungen. Eine zweckmäßige Neueinteilung und
Verminde=
rung der Kreiſe ſei ein zwingendes Erfordernis. Das Reich müſſe
den Gemeinden in einem neuen Finanzausgleich helfen, damit ſie
ihre Fürſorgeaufgabe erfüllen könnten. Die Mehrheit ſeiner
Fraktion ſei für den dezentraliſierten Einheitsſtaat. Manches falle
auch Aenderung der ſtaatlichen Einrichtungen, der Not der Zeit,
zum Opfer. Die Entwicklung der Dinge laſſe ſich nicht mehr
auf=
halten. Heſſen ſollte aus der Entwicklungstendenz die notwendigen
Konſequenzen ziehen.
Abg. Dr. Keller=Gießen (Zentr.)
befaßte ſich eingangs ſeiner Ausführungen mit den Einſparungen
bei den einzelnen Kapiteln des Miniſteriums. Ebenſo groß wie
die Kriſis der Finanzen und Wirtſchaft, ſei die Kriſis der
Staats=
geſinnung, die wir heute in Deutſchland hätten. Der Miniſter
habe bereits dieſer Situation Rechnung getragen. Seine Partei
begrüße die Notverordnung des Reichspräſidenten gegen das
poli=
tiſche Rowdytum und die Gottloſenpropaganda der Kommuniſten.
Für Heſſen, das immer mehr Zufluchtsort für alle radikalen
Or=
ganiſationen werde, ſei ein Uniformverbot am Platze. Gegen die
Zuſammenlegung der Kreisämter müſſe jedoch ſeine Partei
Pro=
teſt einlegen, da durch eine ſolche Maßnahme Städte wie
Bens=
heim Heppenheim, Alzey, Schotten uſw. zu einfachen Landorten
herabſinken würden. Das Wahlrecht müſſe geändert und das
Wahlalter heraufgeſetzt werden.
Die Abſtimmungen.
Hierauf nahm Präſident Delp die geſtern ausgeſetzte
Abſtim=
mung vor. Die Etatspoſitionen Landtag und
Staatsminiſte=
rium” wurden entſprechend den Ausſchußbeſchlüſſen genehmigt. Ein
Antrag des Abg. Werner (Nat.=Soz.) die Zahl der
Abgeordne=
ten im kommenden Landtag auf 30 feſtzuſetzen, wurde dem
Finanzausſchuß überwieſen, die übrigen Ankräge des gleichen
Ab=
geordneten, die auf eine radikale Kürzung der Djäten
hinauslau=
fen, abgelehnt. Die Genehmigung der Strafverfolgung des Abg.
Vonderſchmitt (Komm.) wurde nicht erteilt, jedoch der Einleitung
eines Strafverfahrens gegen den Abg. Sumpf (Komm.) zwecks
Vornahme von Zwangsmaßnahmen, ſtattgegeben. Die
Genehmi=
gung zur Strafverfolgung des Abg. Hammann (Komm.) wurde
„
o=
beratung erfolgen darf. Hierauf kam ein Mißtrauensantrag der
Kommuniſten gegen das Staatsminiſterium zur Abitimung.
Präſident Delp ſtellte ihm folgenden Vertrauensantrag
gegen=
über: „Die Regierung beſitzt das Vertrauen des Lardtags.‟
Die=
ſer Antrag wurde mit den Stimmen der Weimarer Koalition
gegen die Stimmen der Kommuniſten, Deutſchnationalen und des
Abg Werner (Nat=Soz.) bei Stimmenthaltung der Deutſchen
Volkspartei der Volksrechtspartei und des Landbundes
ange=
nommen. Hierauf wurde in der Generalausſprache zum Etat des
Inneuminiſteriums fortgefahren.
Abg. Dr. Beſt (VRP.),
ſters eine von ihm verfaßte Ueberſicht über die Steigerung der
ab und tut Wächterdienſte. Mit dem 20. Tage etwa folgt dann
das letzte und ſchönſte Stadium der Bienenkarriere, die
Sammel=
tätigkeit. 15 Tage noch darf die Biene Blütenſtaub in Honig
umwandeln, dann iſt ihr Daſein zu Ende, älter als etwa 35 Tage
wird die Sommerbiene kaum.
Gibt es nun Ausnahmen von dieſem Schema der
Bienenlauf=
bahn? Was würde zum Beiſpiel geſchehen, wenn durch
irgend=
einen unglücklichen Zufall in einem Bienenſtaat die jungen
Ar=
beiterinen vernichtet würden, ſo daß nur noch die Sammelbienen
übrig blieben? Müßten dann die ammenloſen jungen Larven
verhungern oder würden die älteren Arbeiterinnen ſich wieder an
ihre frühere Tätigkeit erinnern? Oder wenn etwa die
Honig=
ſammlerinnen nicht mehr zu ihrem Bau zurückkehren könnten, was
würden dann die jungen Arbeiterinnen vom Innendienſt tun?
Würden ſie einige Stufen ihrer Laufbahn überſpringen und
ſo=
fort zum Einſammeln des Futters übergehen? Profeſſor Röſch
von der Landwirtſchaftlichen Hochſchule in Berlin hat
außer=
ordentlich intereſſante Experimente zu dieſer Frage angeſtellt und
gefunden, daß die Bienen ſich jederzeit der gegebenen Lage
an=
paſſen. Wenn man einen Bienenſtaat nur aus jungen
Arbei=
terinnen bildete, ſo flog ein Teil von ihnen ſofort aus, um Nektar
und Blütenſtaub zu ſammeln, und nahm man die jungen Bienen
heraus, dann gingen auch die Arbeiterinnen, die ſchon das letzte
Stadium ihrer Laufbahn erreicht hatten, wieder dazu über,
Waben=
zellen zu bauen und Ammendienſte zu leiſten.
Am intereſſanteſten aber verlief der Verſuch, ganz junge
Bie=
nen ſofort nach dem Ausſchlüpfen abzuſondern und dann zu
beob=
achten, was ſie tun, wenn man ſie nach einiger Zeit wieder in den
normalen Bienenſtaat zurückverſetzt. Sie begannen ſeltſamerweiſe
niemals mit der Tätigkeit, die ihrem Alter entſprach, ſondern
ſie fingen immer von vorn an, als ob ſie eben erſt ausgeſchlüpft
wären, und dann durchliefen ſie die vorgeſchriebene
Bienen=
karriere.
* Jack London, „Alaska=Kid” Broſch. 3 Mk., Leinen 4.80 Mk.
Alle guten Geiſter der frohen Laune und Lebensfreude
durchpul=
ſen dieſen luſtig=ernſten Abenteurerroman; er vereinigt in
ſei=
nem friſchen Humor, in ſeiner unmittelbaren Lebendigkeit alles
was wir an Jack London lieben. — Kid, ein junger Journaliſt
und netter Kerl. reißt ſich von ſeinem Schreibtiſch los um Gold
ſuchen zu gehen. Dieſe harte Schule macht ihn raſch zum Mann
— in dem Sinne, wie Jack London das Wort verſteht, tapfer,
widerſtandsfähig, aufopfernd und hilfsbereit, und dabei ganz
un=
pathetiſch ſtets zu luſtigen Streichen bereit. Ein herrliches
Aben=
teurerbuch und zugleich ein wunderſchönes Denkmal der
Kamerad=
ſchaft.
Seite 4
Donnerstag, den 30. April 1931
Nummer 119
Haushaltskoſten im allgemeinen ſowie der Koſten der Miniſterien
im beſonderen gegenüber. Er könne dem Miniſter darin nicht
zu=
ſtimmen, daß erſt ein Abbau der Staatsaufgaben eintreten müſſe.
ehe an einen Abbau der Miniſterien gedacht werden könne. Dem
ſtehe doch eine hervorragende Eigenſchaft der Beamten gegenüber,
die Eigenſchaft des Pflichtseifers. Der Geſamtaufwand der
Mini=
ſterien habe ſich gegenüber 1917 vervierfacht und gegenüber 1899
nahezu verzehnfacht. Die heſſiſche Regierung müſſe unbedingt zu
einer Senkung der Ausgaben kommen.
Abg. Dr. Leuchtgens (Ldbd.)
richtet an die Regierung die Forderung, auf die Reichsregierung
einzuwirken, daß ſie ihr beſonderes Augenmerk auf die Etats der
Gemeinden richte. Hier zeichne ſich eine verhängnisvolle
Ent=
wicklung ab. Der Ausgleich des Reichsetats verliere vollſtändig
an Bedeutung, wenn die Fehlbeträge nun auf einmal in den
Ge=
meindeetats erſchienen. Unter keinen Umſtänden dürften die
Kreiſe aufgehoben werden, ſolange nicht an anderen Stellen
ge=
ſpart werde. Die Tatſache laſſe ſich nicht aus der Welt ſchaffen,
daß gegenüber der Vorkriegszeit die Zahl der höheren Beamten
im Innenminiſterium von 19 auf 45 geſtiegen ſei. Die Miniſterien
ſeien in unverantwortlicher Weiſe aufgebläht.
Abg. Dr. Werner (Natſoz.)
kritiſierte die Verwaltungsarbeit des Innenminiſters. Auf Koſten
des flachen Landes dürfe nicht geſpart werden. Redner gab dem
Wunſche Ausdruck, daß die Beſetzung der Polizeiſtellen in Heſſen
mit der gleichen Loyalität durchgeführt werde, wie das vom
Mi=
niſter Frick in Thüringen geſchehen ſei. Redner wandte ſich ganz
entſchieden gegen die Methoden der Juſtiz gegenüber
National=
ſozialiſten, und entrüſtete ſich über die den Nationalſozialiſten
unterſtellten Abſichten. Der Nationalſozialismus ſei eine völlig
legale Bewegung. Er werde der Reichsregierung keine
Möglich=
keit geben, gegen die Bewegung mit Notverordnungen vorzugehen.
Abg. Dr. Niepoth (D.V.P.)
übte ſcharfe Kritik an der Perſonalpolitik des Innenminiſters und
ſtellte feſt, daß die Zahl derjenigen, die an ihr Kritik übten, nicht
geringer geworden ſei. Der vom Miniſter eingeſchlagene Weg
führe zum Untergang des Berufsbeamtentums. Die Forderung
der Volkspartei nach Einſparen der Zahl der Miniſterialbeamten
ſei keineswegs ein agitatoriſcher Antrag, da die Regierung ja
heute den früheren Forderungen der Volkspartei nachkomme. Die
Volkspartei bezweifle, daß der Hauptgrund zur Verlängerung des
Landtags die Erledigung der Verwaltungsreform geweſen ſei.
Seine Partei begrüße es, daß nun auch die Regierung den Plan
der Verringerung der Kreisämter habe fallen laſſen. Das Ziel
der Verwaltung ſei nicht in einer Verminderung der Lokalſtellen
zu erblicken. Vielmehr ſeien auch aus pſychologiſchen Gründen
Sparmaßnahmen in der Zentrale zu fordern. Die Einſetzung von
Staatskommiſſaren dürfe nur zum Zwecke der Stärkung der
Selbſt=
verwaltung der Gemeinden, aber nicht zu ihrem Untergang
er=
folgen. Die Notverordnung des Reichspräſidenten begrüßen wir,
weil wir gegen die Verwilderung der politiſchen Sitten ſind. Die
Autorität des Staates müſſe gewahrt werden. Dabei dürfe man
keinen Unterſchied machen, ob es ſich um Anhänger oder Gegner
der Republik handelt. Das ſei abwegig.
Abg. Schreiber (Staatspt.),
der ſich mit den radikalen Parteien auseinanderſetzte ſprach dem
Miniſter ſein Vertrauen aus. Die bürgerliche Freiheit höre da
auf, wo die Exiſtenz des Staats bedroht werde. Die
Verwaltungs=
arbeit des Miniſters ſei zu billigen. Jedoch müſſe endlich einmal
der Paragraphenwald beſeitigt werden. Zu dieſem Zweck ſei eine
Neuordnung der heſſiſchen Polizeiverordnung angebracht. Auch
eine gründliche Aenderung des Polizeiſtrafgeſetzes ſei erwünſcht.
Eine Reform der Kreisgrenzen ſei unbedingt erforderlich. Die ge=
fährdete Exiſtenz der Gemeinden könne unter keinen Umſtänden
nur durch Beſeitigung der Länder erhalten bleiben. Die
Gemein=
den müßten gehalten ſein, ihre Ausgaben zu ſenken. Die
Partei=
politik habe nicht Zweck der Selbſtverwaltung zu ſein, ſondern ſich
ihr unterzuordnen.
Abg. von der Schmitt (Komm.)
kritiſierte die Unterdrückungsmaßnahmen gegen, das Proletariat
und polemiſierte im übrigen gegen, die Sozialdemokratie. Abg.
Hammann (Komm.) wurde wegen eines Zwiſchenrufes zur
Ord=
nung gerufen.
Abg. Axt (V.R.P.)
wies darauf hin, daß ein Teil der Kriegswohlfahrtslaſten, die die
Gemeinden im Kriege hätten übernehmen müſſen, ihnen nun
wie=
der zurückerſtattet werden ſoll. Eine Erhöhung der
Sparkaſſenauf=
wertungen ſei infolgedeſſen wünſchenswert. Die Regierung ſolle
ſich in dieſem Sinne verwenden.
Abg. Reiber (Dem.),
von dem Kommuniſten Hammann wegen ſeines Umfalls mit dem
Zuruf Stehaufmännchen” begrüßt, polemiſiert ſehr ſcharf gegen
die Ausführungen des Abg. Dr. Werner. Die nationalſozialiſtiſche
Bewegung ſei niemals dazu berufen. Deutſchland auch nur eine
Stunde lang zu führen, auch wenn die Zahl ihrer Anhänger auch
noch ſo anſchwellen würde. Er und ſeine Freunde würden nicht
dulden, daß der Nationalſozialismus in Deutſchland auch nur eine
Minute lang die Macht ergreife.
Da weitere Wortmeldungen nicht mehr vorlagen, wurde die
Generalausſprache zum Etat des Innenminiſteriums nach 2 Uhr
geſchloſſen und der Landtag auf Donnerstag vormittag 10,15 Uhr
vertagt. Auf der Tagesordnung ſteht die Beratung der einzelnen
Kapitel.
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Nummer 119
Donnerstag, den 30. April 1931
Seite 5
Aus der Landeshaupkſkadk.
Darmſtadt, den 30. April 1931.
Hommerfahrplan der Darmſtädker Skraßen- und
Vororkbahnen ſowie Aukobus=Linien.
Freitag, den 1. Mai 1931, kommt der Sommerfahrplan der
gelektriſchen Straßen= und Vorortbahnen, ſowie der Omnibus=
Ainien der Heſſiſchen Eiſenbahn=A. G. zur Einführung.
Beachtenswert bei den Stadtlinien (mit Ausnahme Böllen=
Falltor und Oberwaldhaus) iſt, daß der 10=Minutenverkehr früh
morgens mit Betriebsanfang ohne vorherigen /Aſtündigen Betrieb
ſeinſetzt.
Dieſe Betriebsweiſe wird den ganzen Tag bis gegen 9.30 Uhr
abends beibehalten.
Nach dieſer Zeit ſetzt auf den Linien 1. 2. 3 und 6 und 7 von
Schloß nach Ringſtraße ¼ſtündlicher Betrieb ein.
Auf der Linie 5 endigt der regelmäßige 10=Minutenbetrieb in
Richtung Heinheimerſtraße um 21.18, nach Oſtbahnhof um 21.13
Uhr. Außerdem fährt dann noch ein Wagen nach Eintreffen des
Odenwaldzuges 21.24 ah. Oſtbahnhof bis Heinheimerſtraße, und der
Sitherige Spätwagen 22.54 Uhr ab Schloß nach Oſtbahnhof.
Nach der Heidelberger Straße: Letzter Wagen ab Schloß 20.53,
rach dieſer Zeit iſt noch Fahrgelegenheit mit Linie 8 ab
Luiſen=
latz,
An Sonn= und Feiertagen wird auf den beiden Hauptlinien
1. 2. 3 von Hauptbahnhof nach Landskronſtraße und nach Steinberg
der 10=Minutenbetrieb um 2 Stunden verlängert.
Den Anſchlüſſen am Schloß, Luiſenplatz, Neckarſtraße, Otto=
Wolfskehl=Straße—Dornheimerweg und Wendelſtadtſtraße
Bis=
prarckſtraße iſt größtenteils Rechnung getragen.
Am Schloß treffen bei regelmäßigem 10=Minutenbetrieb
I=
gende Linien zuſammen ein: Linie 1 und 2 nach Hauptbahnhof 03.
länie 3 nach Landskronſtraße 03, Linie 5 nach Oſtbahnhof 03, Linie
6 und 7 nach Heidelberger Straße 03 uſw. alle 10 Minuten.
(änie 1 und 2 nach Steinberg bzw. Böllenfalltor 08, Linie 3 nach
Hrauptbahnhof 08 Linie 5 nach Heinheimerſtraße 08. Linie 6 und 7
nich Ringſtraße bzw. Oberwaldhaus 08 uſw. alle 10 Minuten.
Im übrigen verweiſen wir auf die Zeittafeln an den
Haupt=
halteſtellen und die im Anzeigenteil gemachte Bekanntmachung.
25jähriges Geſchäftsjubiläum der Fa. Louis Geyer,
Darm=
ſindt. Am 1. Mai 1931 jährt ſich zum 25. Male der Tag der
Ge=
ſch äftsgründung der bekannten Schloſſerei und Eiſenbaufirma
Louis Geyer zu Darmſtadt. Der damalige Gründer und jetzige
Irahaber. Herr L. Geyer, hat es verſtanden, ſein Unternehmen aus
kleinen Anfängen zu ſeiner jetzigen Bedeutung zu entwickeln. Seit
ASendigung des Krieges, iſt Herr Geyer Vorſtandsmitglied des
Hſſiſchen Schloſſermeiſter=Verbandes und ebenfalls ſeit langen
Jahren Mitglied des Vorſtandes der Darmſtädter Schloſſerinnung
guweſen. Seit 1929 gehört Herr L. Geyer weiterhin dem
Darm=
ſtürdter Stadtrat an.
— Dienſtjubiläum. Herr Reichsbahnwerkinſpektor Guſtav
Ju=
nm k. Schwanenſtraße 23, feiert Freitag, den 1. Mai, ſein 50
jäh=
eiges Dienſtjubiläum.
— Volksbühne. Die Mitglieder der Konzertgemeinde beſuchen
Iss achtes und letztes Konzert das Montag, den 4. Mai, im
Gro=
zem Haus unter Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm
tattfindende dritte Volkskonzert.
— Turngemeinde 1846 Darmſtadt hat am Samstag, 2. Mai,
hne Monatsverſammlung. Turner Krimmel hält einen Vortrag
iher „Die Geſchichte der deutſchen Eiſenbahn bis zur Gegenwart”
hür den Vortrag, der für jedermann von großem Intereſſe iſt,
düurfte ein guter Beſuch zu erwarten ſein. (Siehe Anzeige.)
— Der Wiesbadener Lehrer=Geſangverein ließ heute anläßlich
eumes 50jährigen Beſtehens auf dem hieſigen Waldfriedhof einen
Lwanz am Grabe des Muſikdirektors Heinrich Spangenberg
nieder=
eg en, der über ein Vierteljahrhundert lang der künſtleriſche
Lei=
ei des Vereins war.
Heſiſches Landestheaker.
— Heſſiſches Landestheater. „Der Hauptmann von
upenick” von Carl Zuckmayer wird heute Donnerstag im
rießen Haus in der Inſzenierung von Carl Ebert mit Günter
an nel in der Titelrolle wiederholt. Für die morgen Freitag
au=findende Aufführung „Der Hauptmann von Köpenick” findet
iöffentlicher Kartenverkauf nicht ſtatt. — Uraufführung
Lilerio”. Für Hans Simons Oper „Valerio”, die
Sams=
g. den 2. Mai, im Großen Haus zur Uraufführung gelangt, hat
newdor Ginſter nach Motiven aus Georg Büchners „Leonce und
yn” das Textbuch geſchrieben. Die Oper „Valerio” iſt das erſte
ülmenwerk. mit dem der Darmſtädter Komponiſt Hans Simon
ſoie Oeffentlichkeit tritt Für die Uraufführung, die unter
tuſckaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm ſtattfindet, beſteht auch
aauswärtigen Muſikkreiſen ſtarkes Intereſſe, wie aus den
zahl=
ſtchen Anmeldungen auswärtiger Preſſe= und Bühnenvertreter
Die Premiere des „Valerio” hervorgeht. —
DrittesVolks=
n zert (Dritter Brahms=Abend) im
Landes=
eater. Die Vortragsfolge, des am Montag, dem 4. Mai,
tterr Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm
ſtattfin=
bringt als Abſchluß des mit großem
Eadndecandae eide eſe eteſeſeie
zſiEht, die Werke von Joh Brahms, vornehmlich ſeine vier
Sin=
ſie n, einem weiteren Kreiſe der Bevölkerung gegen mäßige
Ein=
ttSpreiſe zugänglich zu machen, auf günſtigen Boden gefallen
Der künſtleriſche Erfolg war bis jetzt ein großer, und viele
Beſucher der beiden erſten Abende werden erkannt haben, daß
tei unſerer deutſcheſten Meiſter es verdient, beſonders
gewür=
t Bu werden.
— Spielplanänderung. Die Neuinſzenierung der „
Wild=
te” von Ibſen wird ſtatt Sonntag, den 3. Mai, erſt Dienstag,
9 ſe Mai, zur Aufführung kommen. Am Sonntag wird im Klei=
Baus an Stelle der „Wildente” das erfolgreiche Schauſpiel
zem Graue” von Friedrich Forſter außer Miete als
Vorſtel=
gizu verbilligten Preiſen in Szene gehen. Es wird denjenigen
leteern, die das Werk bisher noch nicht geſehen haben, empfohlen,
1 dreſe Vorſtellung, für die gute Plätze zur Verfügung ſtehen, von
en Wahl= bzw. Tauſchgutſcheinen Gebrauch zu machen. —
Sams=
ſen 2. Mai, wird im Kleinen Haus die Heſſiſche
Spielgemein=
iſt außer Miete bei kleinen Preiſen Nieberglls Lokalpoſſe „Der
tſterich” zur Aufführung bringen.
die diaderamiigen ve Oind Barmſtavn.
Im Zeichen der Finanz= und Wiriſchaftskriſe. — Unausgeglichener Ekak: Rund 2 Millionen Mark defizik.
Und nun das Geſpenſt des Sparkommiſſats.
ainerstag. Der Hauptmann von Köpenick
30. April /Darmſt. Volksb. Gr 1 u. 17
G16 Preiſe 1—10 M1 He
Blaubart.
Zuſatzmiete III,10
Preiſe 1.20—6 Mk. reitag,
1. Mai 19.15—23 Uhr
Der Hauptmann von Köpenick
Geſchloſſene Vorſtellung
für das Gewerkſchaftskartell
Kein Kartenverkauf 19.30 Ende gegen 22.30 Uhr
Zar und Zimmermann
Geſchloſſene Vorſtellung
für das Gewerkſchaftskartell
Kein Kartenverkauf amistag,
2. Mai 19.30, Ende gegen 22.30 Uhr
Uraufführung: Valerio
Heitere Oper
B 21 Preiſe 1.20—12 Mk 1930—22.30 Uhr
Der Datterich
Preiſe 0.50—2.50 Mk. onntag,
3. Mai 14.30—16.45 Uhr
Im weißen Röß!
Geſchloſſene Vorſtellung" .
20—22,15 Uhr
C22 Turandot
Preiſe 1—10 Mk. 19.30—22 15 Uhr
Der Graue
Außer Miete
Preiſe 1—4 Mk.
Geſtern war der lang erwartete „große Tag”, an dem der
Voranſchlag der Stadt Darmſtadt beraten werden ſollte. Man
ſollte annehmen, daß die für eine Stadt ſo wichtige Etatberatung
weiteſte Kreiſe auch in Darmſtadt intereſſieren würde. Dem iſt
aber ſcheinhar nicht ſo, denn auf der Tribüne hatten ſich ganze
fünf Zuhörer eingefunden.
Zum erſten Male war auch in Darmſtadt eine
Ausbalan=
cierung des Etats nicht möglich. Das Defizit von 1,7 Millionen,
das vor allem auf das Konto der ungeheuer geſtiegenen
Sozial=
belaſtung zu ſchreiben iſt, legt ein beſonderes Zeugnis ab von
der ſchweren Kriſe, von der auch unſere Stadt nicht verſchont
blieb. Eine nochmalige Steuererhöhung zur Ausgleichung dieſes
Defizits vorzunehmen, wieſen die Rechtsparteien mit Recht als
unmöglich zurück. Die Folgen einer weiteren Belaſtung wären
auch in der Tat nicht abzuſehen. Auch eine Bier= und
Getränke=
ſteuererhöhung würde zur Etatausgleichung nicht im entfernteſten
ausreichen und würde zudem noch viele ſchwer um ihre Exiſtenz
ringende Betriebe zum Erliegen bringen. Der Finanzausſchuß
hat in wochenlangen Beratungen Deckungsmöglichkeiten erwogen,
iſt aber zu keinem befriedigenden Reſultat gekommen. Nun wird
der Staatskommiſſar ſeine Operation verſuchen. Es bleibt
ab=
zuwarten, ob dieſe dem Patienten nicht mehr ſchadet, als nützt.
Die einzige Möglichkeit ſcheint wohl für dieſes Jahr das
ge=
fährliche Experiment einer nochmaligen Vermögensentnahme,
ſofern dieſe vorgenommen werden kann. Wirkliche Hilfe kann
aber nur vom Reich und. dem Land kommen. Ein Einſehen,
daß es ſo mit der Städten und Gemeinden nicht weiter geht,
muß ja eines Tages kommen, denn Darmſtadt iſt nicht allein in
der unangenehmen Situation, ein 2=Millionen=Defizit zu haben.
Oberbürgermeiſter Mueller eröffnete die Sitzung um 17.15
Uhr. Stadtverwaltung und Stadträte waren vollzählig erſchienen.
Der Oberbürgermeiſter hielt ſeine
Ekalsrede
in der er u. a auf die Tatſache hinwies, daß ein Fehlbetrag von
2 Millionen Mark noch nie in Darmſtadt dageweſen ſei. Dieſer
Fehlbetrag dürfte wohl für die Bevölkerung nicht allzu
erſtaun=
lich geweſen ſein, denn die Not der Städte, auch Darmſtadts, ſei
ja bekannt. Nur im Landtag habe man ſcheinbar den Eindruck,
daß Darmſtadt die „Inſel der Seligen” ſei, man verweiſe dort
auf die verhältnismäßig niedere Arbeitsloſenziffer und darauf,
daß es gelungen ſei, ſeither das Defizit der Stadt immer
auszu=
gleichen. Darmſtadt habe ſtets eine ſolide Lebensauffaſſung
und Führung bewieſen. Dieſer Ruf, deſſen ſich die Stadt beim
Landtag erfreue, könne aber nicht verhindern, offen zu geſtehen,
daß man ſchon ſeit 6 Jahren immer nur mit großen
Schwierigkei=
ten den Etat ausgleichen konnte. Der Inflationsgewinn ſei
ver=
loren, die Schuldenaufnahme drücke ſchwer, und ebenſo ſei die
Wirtſchaftskriſe faſt erdrückend. Dabei erlebe man, daß der Staat
ſich auf Koſten der Städte entlaſte. Bedauerlich ſei die Verlegung
des Pädagogiſchen Inſtituts nach Mainz. Die Begründung des
Staatspräſidenten, das müſſe er trotz allen Reſpekts ſagen, ſei
kei=
neswegs überzeugend. Es ſtehe feſt, daß dieſe Entſcheidung des
Landtags nach einmütigem Urteil der Lehrerſchaft ein Fehlurteil
ſei. Schwer treffe auch die Stadt die neue ſtaatliche Regelung der
Lehrergehälter. Er habe gegen dieſe Koſtenabladung für die
Lehrer auf die Stadt proteſtiert, aber umſonſt. Es wurde
er=
widert, andere Staaten ſeien noch weniger entgegenkommend wie
Heſſen. Die Sondergebäudeſteuer mache kaum noch die Hälfte des
vorigen Jahres aus. „Woher ſolle man 1931 die Mittel nehmen
um nur das beſcheidenſte Wohnungsbauprogramm durchzuführen?
Dabei ſeien Kleinſtwohnungen unbedingt noch erforderlich
Pro=
teſt müſſe man gegen Dodationen zum Ausgleich für
leiſtungs=
ſchwadſe Gemeinden erheben. Ob der Proteſt helfe, wiſſe er nicht.
Er habe der Regierung reinen Wein eingeſchenkt über die Lage
der Stadt. Es gehe uns nicht ſchlechter, wie anderen Städten, es
ſei an Ausgaben gedroſſelt worden, was möglich war. Er
er=
innere nur an den Abbau der Löhne und Gehälter. Er könne
nur vor einem weiteren Abbau hier warnen. Man habe einen
neuen Stellenplan ausgearbeitet. Auch dieſer Stellenplan werde
wohl ſchwerlich ſo ganz ruhig aufgenommen. Außer perſönlichen
Abſtrichen habe man rund 200 000 Mark Abfkriche an ſahlichen
Ausgaben gemacht. Weitere Abſtriche könnten in der Tat nicht
mehr vorgenommen werden. Es beſtehe noch die Frage, ob an
freiwilligen Ausgaben geſpart werden könne. Ciwa an den
Für=
ſorgekoſten? Er müſſe betonen, daß hier wirklich nichts mehr
ein=
geſpart werden könne. Die Koſten des Landestheaters könnten
ſchon infolge des beſtehenden Vertrages nicht mehr
herabgemin=
dert werden. Außerdem müſſe man dieſes Kulturinſtitut für
Darmſtadt erhalten. Große Sorgen hätten die Verhandlungen
um das Landestheater im Landtag bereitet. Glücklicherweiſe
ſeien dieſe Sorgen behoben. Herzlicher Dank gelte dem
Staats=
präſidenten für ſein Eintreten. Ein ſchwacher Troſt ſei, daß auch
andere Städte ihren Etat nicht oder höchſtens auf dem Papier
ausgleichen können. Das Reich werde hoffentlich ſehen, daß es
nicht ſo weitergehe. Die Mahnung „Helft euch ſelbſt” habe zwar etwas
Gutes, Sparſamkeit müſſe geübt werden, die Selbſthilfe könne aber
nie ausreichen, das Defizit auszugleichen. Es beſtehe die
Ge=
fahr des Zuſammenbruchs der Städte ſchon infolge der hohen
Für=
ſosgelaſten. Man hätte den Verſuch gemacht, das Defizit auch
durch Ausſchöpfungen der Notverordnungen des Reiches
herabzu=
drücken Warenhaus= Filialſteuer käme aber nicht in Frage.
Höch=
ſtens käme die Erhöhung der Bier= und Gowerbeſteuer in Frage.
Er habe die Ueberzeugung jedoch gewonnen, daß die Parteien
ver=
mutlich aus politiſchen und anderen Erwägungen dieſen Steuern
nicht zuſtimmen wollten.
deM Keingkel, Hie fe.dfie Seie fei de eirgelfer ſe
i=
zial geſtaffelt und gründe ſich auf realen Werten. Nur wenn alle
mithelfen, könne man hoffen, daß das Geſpenſt des
Staatskommiſ=
ſars vorübergehe. Der Staatskommiſſar werde den
zwangsmäßi=
gen Ausgleich ſchaffen, wenn nicht vom Stadtrat alles getan
werde, das Budgetrecht pflichtmäßig auszuüben. Wolle man
Hieie üiſe Nir ſch Fechru sealfe. Au Wrſchitchin ſe.
ſchäftigen, ebenſo werde man die Eingemeindungsfrage
in Bälde erörtern. Eine Denkſchrift über dieſe Frage werde er
vorlegen. Von großer Wichtigkeit ſei. zu erkennen, daß in der
gegen=
wärtigen Situation die Schwierigkeiten, zu meiſtern ſeien, die
vor uns liegen. Das könne und werde gelingen, wenn man den
feſten und ernſten Willen habe, Herr zu bleiben über das Geſchick
der Stadt und den Glauben an die Zukunft nicht zu verlieren.
Der Berichterſtatter Klotz (Soz.) dankte ſeinem Kollegen für
die Unterſtützung und Mitarbeit bei der Ausarbeitung des
Vor=
anſchlagberichtes und gedachte beſonders des erkrankten
Kollegen Aßmuth. Er führte dann u. a.
zum Voranſchlag
ſelbſt aus: Ich gehe mit dem Herrn Oberbürgermeiſter einig, wenn
er in dem Vorwort zu dem Voranſchlagsentwurf, der Ihnen allen
vorliegt, auf die bedrohliche Lage der deutſchen Städte hinweiſt.
Neben dem Rückgang der Steuereingänge infolge der lang
anhal=
tenden Wirtſchaftskriſe gibt das Anſchwellen der Wohlfahrtslaſten
Anlaß zu beſonderer Sorge auch für unſere Stadt. Die Zahl der
Wohlfahrtserwerbsloſen dürfte im Augenblick im ganzen Reiche
mit 1 Millionen nicht zu hoch beziffert ſein. Davon entfallen auf
Darmſtadt etwa 2400 Wohlfahrtserwerbsloſe.
Durch die Aufhebung der Kriſenfürſorge am 1. April d. J. dürfte
die Stadt einen monatlichen Zuwachs von 150 ausgeſteuerten
Er=
werbsloſen zu verzeichnen haben, welche durch das Wohlfahrtsamt
zu betreuen ſind. Dieſe Aufgabe dürfte auch unſere Stadt auf die
Dauer nicht erfüllen können. Wenn nicht ſehr bald, eine
Ent=
laſtung kommt, müſſen auch die leiſtungsfähigſten Gemeinden
unter dieſer Bürde zuſammenbrechen. Was aber ein
Zuſammen=
bruch der Gemeinden für Reich und Wirtſchaft, Staat und Volk
bedeutet, das iſt überflüſſig, hier des Näheren auszuführen.
Es iſt Ihnen ja bekannt, daß eine Eingabe des Deutſchen
Städtetages und ein Antrag der ſozialdemokratiſchen
Reichstags=
fraktion von der Reichsregierung eine Neuregelung der Fürſorge
für die Arbeitsloſen auf organiſatoriſchem und finanziellem
Ge=
biete verlangt. Die Verteilung der Laſten für
Wohlfahrtserwerbs=
loſe und Kriſenunterſtützungsempfänger, zwiſchen Reich, Ländern
und Gemeinden ſoll nach dem Schlüſſel 50:25:25 erfolgen. Nach
dieſer Neuregelung würden ſich die Wohlfahrtslaſten für die Stadt
Darmſtadt nach Angaben, des Herrn Oberbürgermeiſters um
868000 RM. ermäßigen; jedoch würde immer noch ein
erheblicher Fehlbetrag verbleiben.
Der urſprünglich vorgelegte Entwurf, ſchließt
mit einem Fehlbetrag von 1 700 000 RM. ab, wobei
be=
reits eine Verdoppelung der Bier= und Bürgerſteuer vorgeſehen iſt.
Die Haupturſachen des Fehlbetrages ſind:
1. Ausgleich des vorjährigen Voranſchlages aus
Vermögensmitteln.
493 000 RM.
2. Mehrbedarf des Wohlfahrtsamtes gegenüber
1 240 000 RM.
dem Vorjahre
3. Mindereinnahmen aus den Betrieben.
270 000 RM.
Es wäre natürlich ungerecht, wenn man die Verwaltung für
dieſes Ergebnis verantwortlich machen wollte. Jedoch kann ich
ihr und dem Stadtrat den Vorwurf nicht erſparen, daß in den
Vorjahren nicht auf die warnenden Stimmen gehört und der
je=
weilige Fehlbetrag nicht in vollem Maße durch laufende
Einnah=
men, ſondern durch Entnahme aus dem Vermögen gedeckt wurde.
Bon 1925 bis 1930 ſind rund 334 Millionen RM. zur
Deckung des Fehlbetrages aus
Vermögensmit=
teln entnommen worden. Dazu kommen noch für die
Til=
gung der Ablöſungsſchuld aus den Jahren 1926/28 die Aufzehrung
der Betriebsmittel und die Verwendung der
Erneuerungsrück=
lagen der Betriebe von 1927/30 rund 2,6 Millionen, ſo daß
ins=
geſamt in 6 Jahren zum Ausgleich des
Voran=
ſchlages rund 6 350 000 RM. aus
Vermögensmit=
teln entnommen werden mußten. Damit iſt der Ernſt der
finanziellen Lage der Stadt Darmſtadt gekennzeichnet.
Es iſt jedoch nicht ſo, wie es bereits in der Oeffentlichkeit
dar=
geſtellt worden iſt, als ob die Stadt vor dem finanziellen
Banke=
rott ſtehe. Durch ſolche leichtfertigen Behauptungen wird die
Kreditfähigkeit der Stadt und das Vertrauen zu der Verwaltung
auf das ſchwerſte geſchädigt. In Wirklichkeit ſind die
Vermögens=
verhältniſſe der Stadt Darmſtadt im Gegenſatz zu einer Reihe
an=
derer Städte als günſtig zu bezeichnen. Damit ſoll nicht geſagt
werden, daß nicht äußerſte Sparſamkeit und Anſtrengung nötig iſt.
Der Finanzausſchuß hat in 5 Sitzungen den Voranſchlag genau
durchgeprüft, ſowohl auf der Einnahme als auch auf der
Ausgabe=
ſeite. Dabei war man ſich von vornherein klar, daß der
vorhan=
dene Fehlbetrag nicht lediglich durch Abſtriche an
den Ausgaben beſeitigt werden könnte
Der Geſamtetat ſieht in Einnahme 29 467 700
RM. und in Ausgabe 3 1 176 000 RM. vor, ſomit bleibt ein
ungedeckter Fehlbetrag, wie bereits erwähnt, von 1,7 Mill. RM.
Im Jahre 1930 wurde der Voranſchlag mit 30 659 210 RM. in
Einnahme und Ausgabe verabſchiedet. In der laufenden
Verwal=
tung betragen die Einnahmen 27 268 200 RM. (27 634 700 RM.
i V.) und die Ausgaben 28 976 500 RM. (der gleiche Betrag i. V.).
Das Vermögen ſchließt in Einnahme und Ausgabe mit 2 199 500
RM. gegenüber dem Vorjahre mit 3 024 510 RM. ab. Die
Ein=
nahmeverminderung in der laufenden Verwaltung
be=
trägt ſomit gegen das Vorjahr 366 500 RM., während
die Ausgaben um 1 341 800 RM. geſtiegen ſind.
Die Anteile der einzelnen Verwaltungszweige, beziffern ſich
wie folgt: Die Allgemeine Verwaltung erfordert einen
Zuſchuß von 1 094 600 RM., ſomit 80 800 RM. weniger wie im
Vorjahr. Die Polizeiverwaltung erfordert einen Zuſchuß
von 421 800 RM., ſomit 51 600 RM. mehr wie im Jahre 1930. Bei
Grundbeſitz und Landwirtſchaft iſt ein Zuſchuß von 2400 RM.
erforderlich, während im Vorjahre ein Ueberſchuß von 17 500 RM.
zu verzeichnen war. Die Bauverwaltung erfordert einen
Zuſchuß von 1 107 300 RM., ſomit 66 800 RM. mehr wie 1930. Die
Betriebsverwaltung ergibt einen Ueberſchuß von 630 600
RM., ſomit weniger 302 400 RM. gegenüber dem Vorjahr. Die
Schulen erfordern 1 226 000 RM. Zuſchuß gegen das Vorjahr
52 200 RM. weniger. Für Kunſt und Wiſſenſchaft ſind
737 200 RM. erforderlich, gegen das Vorjahr 56 000 RM. weniger.
Das Wohlfahrtsweſen erfordert 4 773 100 RM. Zuſchuß,
gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme von 1 266 500 RM. Die
Finanzverwaltung erfordert einen Zuſchuß von 1448 700
RM. Der Geſamtzuſchuß in der laufenden Verwaltung
be=
trägt ſomit 10 811 100 RM. gegen 8 164 100 RM. im Jahre 1930.
Rechnet man den Zuſchuß aus dem Vermögen mit 1 615 300 RM.
noch hinzu, ſo ergibt ſich ein Geſamtzuſchuß von 12 426 400 RM.
gegen 10 276 800 RM. im Vorjahre.
Auf die Darlegung der einzelnen Einnahme= und
Ausgabe=
noſten glaube ich hier nicht mehr des näheren eingehen zu müſſen.
Wie bereits erwähnt, hat der Finanzausſchuß in mühevoller
Ar=
beit eine eingehende Durchheratung vorgenommen. Das
End=
ergebnis dieſer Beratungen ſtellt eine Mehreinnahme von 106 691
RM. und eine Wenigerausgabe von 131 749 RM. dar, ſo daß eine
Geſamverbeſſerung des Fehlbetrags um 238 440
RM. in der laufenden Verwaltung erzielt worden iſt.
Nur dadurch war dieſes Ergebnis zu erzielen, daß in allen
Ver=
waltungszweigen zum Teil ganz erhebliche Abſtriche vorgenommen
werden mußten. Nicht berückſichtigt ſind in dieſen rechneriſchen
Ausgaben die Auswirkungen der Beſchlüſſe des Heſſiſchen Landtags
bezüglich der Uebernahme der Mehrſchulſtellen, der Beſoldung der
Stadtſchulräte und des erhöhten Zuſchuſſes zum Heſſiſchen
Landes=
theater.
In den Einnahmen ſind auch die bereits erwähnten
Er=
höhungen der Bier= und Bürgerſteuer um das Doppelte zu
berück=
ſichtigen. Im übrigen darf darauf hingewieſen werden, daß die
Anſätze in Einnahme auf das ſorgfältigſte vorgenommen worden
ſind. — Hinſichtlich
der Möglichkeit weiterer Sparmaßnahmen
darf ich auf das Ihnen bereits vorgelegte Spargutachten
und den Entwurf eines neuen Stellenplanes für
die ſtädtiſchen Angeſtellten und Beamten
hinwei=
ſen. Wenn auch dieſe Vorſchläge ſich nicht ſofort, ſondern erſt im
Laufe der Jahre auswirken, ſo muß doch an die Beratung dieſer
Angelegenheit ſofort nach Verabſchiedung des Voranſchlags
gegan=
gen werden. Auch für kulturelle Zwecke gibt es ein
Exiſtenz=
minimum.
Der Fortbeſtand des Heſſiſchen Landestheaters, ein für unſere
Stadt ſehr wichtiger Kulturfaktor, iſt inzwiſchen durch Beſchluß des
Landtags geſichert. Auf dem Gebiete des Volksſchulweſens hat der
Finanzausſchuß in ſeiner geſtrigen Sitzung einem Antrag der
ſozialdemokratiſchen Fraktion auf Uebernahme von Mehrſtellen
mit Mehrheit zugeſtimmt. Dieſer erfreuliche Beſchluß iſt zu
begrü=
ßen, da es trotz der damit verbundenen finanziellen Belaſtung
nicht angängig erſcheint, den Streit um die Laſtenverteilung
zwi=
ſchen Staat und Gemeinden auf dem Rücken der Volksſchule
aus=
zutragen.
Die von mir bereits erwähnte Verbeſſerung des Fehlbetrags
um 238 440 RM. hat durch die geſtrige 6. Sitzung des Finanz=
Seite 6
Donnerstag, den 30. April 1931
Nummer 119
ausſchuſſes wieder eine Aenderung erfahren. Die unter Rubrik
14 IId geſtrichene Erneuerungsrücklage für die Motormüllwagen
uſw. im Betrage von 35 000 RM. mußte wieder eingeſetzt werden.
Ebenſo erhöht ſich der unter Rubrik 33 II eingeſetzte Betrag von
45 000 RM. um 12 200 RM. durch die vorhin erwähnte
Ueber=
nahme von Mehrſtellen bei der Volksſchule.
Ueber die
Deckungsvorſchläge der Verwaltung
iſt zu bemerken: Wie bereits erwähnt, hat die Verwaltung zur
Verringerung des Fehlbetrags die Erhöhung der
Gemeindebier=
ſteuer und der Bürgerſteuer um den doppelten Betrag
vorge=
ſchlagen.
Der Finanzausſchuß konnte ſich mit dieſen Vorſchlägen nicht
befreunden. Eine Verſtändigung über dieſe Frage war
ergebnis=
los. Durch die Ablehnung des Verwaltungsantrages dürfte ſich
der Fehlbetrag unter Berückſichtigung der bereits erwähnten
Ein=
ſparungen und Abſtriche auf 1,8 Millionen belaufen. Ob dieſe
Entſcheidung des Finanzausſchuſſes das Richtige getroffen hat,
möchte ich dahingeſtellt wiſſen. Die Einſetzung eines
Staatskom=
miſſars ſcheint mir nach Lage der Dinge unvermeidlich zu werden.
Der Stadtrat muß ſich darüber im Klaren ſein, welche
Konſequen=
zen ſich aus dieſem Beſchluß ergeben können. Es iſt nicht von der
Hand zu weiſen, daß durch die Aufſichtsbehörde weſentliche
Ab=
ſtriche, auch am Wohlfahrtsetat, vorgenommen werden. Was ein
ſolcher Eingriff für die hiervon Betroffenen bedeutet, mögen ſie
aus folgenden Zahlen ermeſſen
Als Vergleich für die wirtſchaftliche Lage darf ich darauf
hin=
weiſen, daß zurzeit rund 16 000 Einwohner der Stadt Darmſtadt
aus der öffentlichen Hand betreut werden. Während in der
Vor=
kriegszeit der Wohlfahrtsetat etwa ein Zwanzigſtel des
Geſamt=
etats umfaßte, beträgt heute der Wohlfahrtsetat ein Viertel des
Geſamtetats.
Angeſichts dieſer erſchütternden Zahlen, aus denen Not, Elend
und Verzweiflung ſpricht, möchte ich einen dringenden Appell an
die Reichsregierung richten. Den Gemeinden muß von ſeiten des
Reiches oder Staates eine Hilfe zuteil werden, ehe es zu ſpät iſt.
Ein Grund zur Verzweiflungsſtimmung liegt trotz des Ernſtes der
gegenwärtigen Situation nicht vor. Die Vertreter der
Selbſtver=
waltungskörper haben gerade in kritiſchen Zeiten ein beſonders
hohes Maß von Verantwortung zu tragen.
Dieſer Verantwortung können ſie ſich nicht dadurch entledigen,
wenn ſie glauben, die Entſcheidung über den Voranſchlag der
Auf=
ſichtsbehörde zu überlaſſen. Der gegebenenfalls eingeſetzte
Staats=
kommiſſar kann auch keine Wunder vollbringen, ſondern iſt
eben=
falls gezwungen, mit rauher Hand in unſere Verhältniſſe
einzu=
greifen.
Zum Schluß brachte der Berichterſtatter die Anträge zur
Kenntnis, die im Finanzausſchuß geſtellt wurden. Es handelt ſich
u. a. um die Feſtſetzung der Realſteuern für das Rechnungsjahr
1931, um eine Vorlage betr. Gemeinde=Bierſteuer= und
Bürger=
ſteuererhöhung. Die Vorlage wurde abgelehnt. Dagegen
ſtimm=
ten die Deutſche Volkspartei. Deutſchnationale Partei. Handwerk
und Gewerbe und die Nationalſozialiſtiſche Partei. Der Antrag
des Oberbürgermeiſters auf Getränkeſteuererhöhung wurde
eben=
falls abgelehnt. Es wurde vorgeſchlagen, über den Voranſchlag
insgeſamt abzuſtimmen, dagegen ſtimmten die Nationalſozialiſten.
In der
ſprach zunächſt Stadtrat Wieſenecker, der darauf hinwies,
daß das Defizit eigentlich 2 125 000 Mark betrage. Er befaßte ſich
nochmals im einzelnen mit den Gründen dieſes Defizits. Die
Ver=
waltung habe nach Anſicht ſeiner Partei nicht alles getan, um das
Defizit zu vermeiden. Man habe vor einer Entnahme aus den
Vermögen gewarnt und habe eine Erhöhung der Bürgerſteuer
beantragt. Das ſei abgelehnt worden. Man befinde ſich in einer
unangenehmen Situationen, und der Oberbürgermeiſter habe
durch=
blicken laſſen, daß eine Erhöhung der Gewerbeſteuer doch
viel=
leicht beſſer geweſen ſei. (Der Oberbürgermeiſter widerſpricht
die=
ſer Bemerkung energiſch. Unruhe auf der Rechten.) Er wies nun
auf den politiſchen Standpunkt der Sozialdemokratie hin. Schuld
ſei ſeines Erachtens an der verzweifelten Lage neben der
verkehr=
ten Finanzpolitik das Verſagen unſerer kapitaliſtiſchen
Wirt=
ſchaftsweiſe. Zum Voranſchlag müſſe er bemerken daß das
Lan=
destheater kulturpolitiſch wichtig ſei. Für die Akademie der
Ton=
kunſt gelte dasſelbe. Aber die Akademie dürfe dem Landestheater
durch zu viele Konzerte nicht Konkurrenz machen, ſonſt müſſe man
Million für das Theater aus, das „Dekadenz und Vernichtung”
vertrete. Auch das ſei unnötig. Die Vernichtung der
Selbſtver=
waltung ſei da. Die Verantwortung für den Staatskommiſſar
ſollten die Parteien, die ſeit 12 Jahren Tributpolitik treiben,
übernehmen. Bei Beibehaltung des Erfüllungskurſes ſei ein
ge=
ſundes Leben ausgeſchloſſen. Zum Etat müſſe er bemerken, daß
eine Annahme für die Nationalſozialiſten nicht in Frage komme,
weil ihre Sparanträge nicht angenommen wurden. Er zählt noch=
Hotels „Traube” und Polizeikoſtenzuſchußverweigerung) auf.
Stadtrat Kollbach (H.u. G.) betont, es ſei ein Novum, daß ſchaffen, die bis zum 9. Mai im Inſtitut für wiſſenſchaftliche und
der Voranſchlag unausgeglichen ſei. Er zog dann einen Vergleich angewandte Photographie der Techniſchen Hochſchule ſtattfindet. —
Laſten eingetreten. Seine Fraktion wünſche ebenfalls nicht, daß die rungsgeräte; natürlich erfordert die Momentaufnahme aus
Unterſtützungsſätze vermindert würden. Höchſtens Vermögens= ſchwankendem, geneigten Flugzeug eine beſondere, kardaniſch
auf=
mittel ſollten zur Verfügung geſtellt werden. Man habe Erſpar= gehängte Apparatur, und die Aufnahmen, ſofern ſie zu
kartogra=
nismaßnahmen vorgeſchlagen, aber das 2=Millionen=Defizit aus phiſchen Zwecken benutzt werden, müſſen ihrer verſpektiviſchen
Ver=
es, daß man an der Bauunterhaltung geſpart habe und daß die ein Hauptzweck des Luftbildes, ſie wird durch den größten Teil
Mittel für Neubauten beſchränkt ſeien. Es ſollen Klein= und des ausgeſtellten Materials veranſchaulicht. Es werden z. B.
ſchaften ſeien auf öffentliche Mittel angewieſen. Die ganze Reſig= die danach gearbeiteten oder berichtigten und ergänzten
Stadt=
nation der Bevölkerung drücke ſich ſchon in dem mangelnden pläne und Meßtiſchblätter gezeigt. Solche Kartenanfertigung nach
Intereſſe der Oeffentlichkeit aus.
das Hotel günſtig verkaufe. Zu der Einnahmeſeite müſſe er be= nen Aufnahmen, die dann aneinandergeſetzt werden, keineswegs
könnte. Betreffend der Deckungsmöglichkeiten könne er ſich ſeinem tragungsarbeit folgt. Andere ausgeſtellte Luftbilder geben eine
Vorxedner anſchließen, Deckungsmöglichkeiten ſeien eben nicht vor= Ueberſchau über Stadtteile. Induſtrieanlagen, Sport= oder
Flug=
handen. Darin, daß die Realſteuern nicht mehr erhöht werden plätze, und können, wie beſonders die Aufnahmen von Kulmbach
könnten, erblicke er einen Gewinn. Er bedauere die Aenderung
des Vorausgabegeſetzes. Die Steuervorlage der Verwaltung lehne werden. Einige der Luftaufnahmen ſtammen aus dem Kriege und
ſichtigen. Entnahmen aus dem Vermögen könnten in Notzeiten Aufnahmen die Schärfe und Genauigkeit; ſo ſind bei näherem
Hin=
ſchon gerechtfertigt werden. Man begrüße den Staatskommiſſar ſehen die Straßenbahnmaſten oder andere winzige Kleinigkeiten
nicht, und er bedauere, daß die Selbſtverwaltung immer mehr zu erkennen. — Im ganzen gibt die kleine Ausſtellung einen guten
der Städte ſchuld. Man nehme den Etat an, wenn er auch in Ein= wo die Luftaufnahme in unzugänglichen Gebieten, wie z. B in
aber ab.
Nach dieſer Ausſprache wurde die Generaldebatte
abge=
brochen, die Vertreter der übrigen Parteien werden heute zu dem
Etat Stellung nehmen. Es wurde eine öffentliche Sitzung auf Darmſtädter Automobilklub hat ſich in dankenswerter Weiſe er=
5 Uhr anberaumt.
andere Wege einſchlagen. Leider ſei feſtzuſtellen, daß das Hotel
Traube die Stadt belaſte. Das betrüblichſte Kapitel ſei der
Woh=
nungsbau; auch hier würden die Mittel von der Regierung
be=
ſchnitten. Er begrüße aber, daß die zur Verfügung ſtehenden
Mittel nur für Kleinſtwohnungsbauten verwandt
wer=
den ſollten. Er fürchte, daß die Situation ſich bis Herbſt noch
ver=
ſchärfe. Erfreulich ſei, daß am Wohlfahrtskapitel keine Striche
vorgenommen wurden, und daß 100 000 Mark für die
Winterbei=
hilfe ſchon eingeſetzt ſeien. Bedauerlich ſeien Streichungen für die
Volksſchule. Seine Fraktion lehne die Folgen für den Voranſchlag
ab, nachdem die Deckungsvorſchläge abgelehnt wurden und nicht
einmal eine Teildeckung durchgeführt werden konnte. Der
Staats=
kommiſſar werde nun kommen. Dem Voranſchlag ſtimme ſeine
Frak=
tion zu, da die anderen Fraktionen die Deckungsvorſchläge
ab=
lehnen, lehne auch ſeine Fraktion die Vorſchläge ab.
Stadtrat Altendorf (D V.P.) erklärte, der Voranſchlag
für 1931 ſpiegele die Not der Stadt und Bürger wieder. Man
teile ja die Not mit anderen Städten. Die Städte ſeien nicht
daran ſchuld daß die Zahl der Erwerbsloſen geſtiegen ſei und eine
ſolche Wirtſchaftskriſe beſtehe. Man müſſe immer wieder betonen,
daß die Reichs= und Landesbehörden die Gemeinden ſo ſehr
ver=
nachläſſigt haben, daß ſie in die jetzige Not kommen mußten. Die
Notverordnung vom Dezember 1930 habe den Gemeinden an
Ein=
nahmequellen nichts Poſitives gebracht. Wir hatten ja die
Bür=
gerſteuer, die in der Dezemberverordnung gewünſcht wird, ſchon
eingeführt. Die Belaſtung durch den heſſiſchen Staat habe ſchon
ſeit Jahren eingeſetzt. Er erinnere nur an die Polizeilaſten,
Schulſtellenbelaſtung. Mehrſtellen uſw. Die Selbſtverwaltung der
Gemeinden beſtehe heute nur in der Theorie. Wenn man den
Staatskommiſſar offiziell eingeſetzt habe beweiſe das, daß man
nur von oben herab dekretieren wolle; dadurch habe aber das
Ver=
antwortungsgefühl nachgelaſſen. Er halte das ganze Geſetz, betr.
Staatskommiſſar, für verfehlt. Gerade der Umſtand, daß man in
Darmſtadt vorſichtig war, und die weitere Realſteuererhöhung
ab=
gelehnt habe, habe verhindert, daß die Lage in Darmſtadt nicht
noch kataſtrophaler wurde. Die D.V.P. ſei ſtolz, daß ſie den Weg,
den der Reichspräſident als Notverordnung für richtig erklärt
habe, ſchon viel früher, als die Verordnung kam, beſchritten habe.
Eine Rettung wäre auch nicht mit der Bewilligung der
Realſteuer=
erhöhung von 200 000 Mark gekommen. Die Verwaltung ſchlage
eine Verdoppelung der Bier= und Bürgerſteuer vor. Eine
Bier=
ſteuererhöhung wäre nach ihm zugegangenen Mitteilungen von
Brauereien geradezu für die Brauereien kataſtrophal geworden.
Bei Erhöhung der Bierſteuer wäre auch ſeines Erachtens nach
kein nennensweter Erfolg zu verzeichnen geweſen. Die Bierſteuer
habe alſo keine Bedeutung für das Defizit. Seinerzeit ſei man
für die Bürgerſteuer eingetreten, weil noch Ausſicht war, daß
da=
durch Hilfe geſchaffen wurde. Aber man habe ſich dagegen
ge=
wehrt die Bürgerſteuer als. Einkommenſteuer” anzuſprechen. Die
DV.P. vertrete den Standpunkt, daß die Bürgerſteuer ein
mäßig geſtaffelter Beitrag ſei. Die Getränkeſteuer lehne man ab.
Es müſſe energiſch geſpart werden. Wo könne aber noch geſpart
wer=
den? Er müſſe auf das Spargutachten hinweiſen. Dieſe Arbeit ſei
aber trotz Fleiß nichts Anderes als das, was die D.V.P. ſchon
immer vertreten hätte. Er müſſe ſagen, daß die Herabſetzung der
Unterſtützungsſätze nicht tragbar ſei, da ſie gegenüber anderen
Städten ſehr niedrig ſeien. Zu dem Landestheater könne man in
Zukunft prozentual und dem Sinne nach nicht mehr zulegen, als
man ſeither zugelegt habe, das müſſe klar und deutlich geſagt
wer=
den. Eine Erſparnis in der Verwaltung müſſe auch in der
Stel=
lenerſparnis gemacht werden. Seine Fraktion ſtimme nur deshalb
dem Voranſchlag zu, weil die Vorlage der Inhaberſtellen
geplant iſt, wenn ſich dieſe Einſparungen auch erſt im Laufe der
Jahre auswirken können. Er glaube, 50 Stellen könnten geſpart
werden. Zur Wohnungsbaufrage müſſe er bemerken, daß man
den Kleinſtwohnungsbau vor allem durchführen müſſe. Aber der
einzige Weg zum Wohnungsbau durch ſtädtiſchen Bau wäre die
Schaffung einer ſtädtiſchen Wohnungsbau=A.=G. geweſen. Zum
Ausgleich des Etats müßten 2 Millionen aus dem Vermögnen
ent=
nommen werden, einen anderen Wege ſehe er nicht. Zu hoffen
ſei, daß Reich und Länder endlich Einſehen hätten.
Stadtrat Abt (NSDAP.) nahm dann zu dem Voranſchlag
Stellung. Seinerzeit habe man ihrem Vorſchlag nicht zugeſtimmt.
Es ſei tatſächlich nur ein Abſtrich von 84 000 Mark vorgenommen
worden. Der einzige Lichtblick ſei daß der Oberbürgermeiſter auf
einen Teil ſeines Gehaltes verzichten wolle, nach Rückſprache mit
ſeinen Kollegen. Die Verſuchung der Erhöhung der Getränke= und
Bierſteuer ſei glücklich abgewendet worden. Man ſpreche ſo viel
von Verantwortung und vergeſſe, daß man der unglaublichen
Be=
laſtung des Reiches und der Länder noch Vorſchub leiſte. Es wäre
Geſtern abend ſprach in der Woogsturnhalle in einer Ver= „Deutſchen Haus” durch liebenswürdige Damen des Automobil=
Ingenieur Feder nationalökonomiſcher Sachverſtändiger der Altveteranen unentgeltlich.
Partei, über die gegenwärtige Rechtſprechung. Der
Ortspartei=
leiter der N.S.D.A.P. eröffnete die Verſammlung mit einigen abend, Donnerstag, den 30 April, abends 8 Uhr ſpricht im Saale
Stadt Darmſtadt und erteilte dann Abg. Feder das Wort zu ſtadt über „Monopolmißbrauch und Kontrahierungszwang”
ſeinen Ausführungen über die „gefeſſelte Juſtiz‟. Der Redner
Volksvertreter. (In ſeinem Buch über den „deütſchen Staat”
be=
bewußtſein ſchwächende Einrichtung.) Er bezeichnete den Auszug Lieder werden geſungen, Fragen aus dem täglichen Leben
beſpro=
der N.S.D.A.P. aus dem Reichstag als taktiſch richtige Maß= chen, die nötigen Stopf= und Näharbeiten werden gemacht, für
gehens gegen das Republikſchutzgeſetz mehrfach angeklagt. Auf die uns ihre Angeſtellten zu ſchicken.
Stellung zur Republik als Staatsform eingehend, erklärte er, daß
ein. — Die Partei werde trotz der Unterdrückung durch die ge= keine Bühnenſterne, die ſich ſelbſt darſtellen wollen, da lebt jeder
genwärtige Rechtſprechung eines Tages zur Herrſchaft kommen, nur der Idee. Solche im beſten Sinne kollektiviſtiſchen Leiſtungen
Dann werde abgerechnet werden, „es werde gehenkt werden‟. —
was ſelbſtverſtändlich nur bildlich gemeint ſei. Die Partei werde, daß man auf der rechten Seite keinen gleich kräftigen aktiviſtiſchen
ihr Ziel auch nur auf legalem Wege zu erreichen ſuchen, da ſie der Dichter hat. — Die Eintrittspreiſe ſind nicht erhöht. Karten
illegalen Wege nicht bedürfe. Sie mache ſich die demokratiſch=par= 1 bis 3 Mark für die Erſtaufführung am Samstag
perſönlichen Opfer der Führer und Abgeordneten, ſowie der S.A. Tage im voraus unter 389. (Siehe Anzeige.)
erreicht. Darum müſſe man von allen Anhängern die gleiche
Opferfreudigkeit verlangen.
Die Verſammlung wurde um 10 Uhr geſchloſſen. Ein Zwi= motive, einem Auto und einem Lautſprecher zu gleichen Teilen
ſchenfall blieb auf den Verſammlungsverlauf ohne Einfluß.
Ein Nachtſegelflug.
mittag 4 Uhr bis 9 Uhr abends an der Bergſtraße. Er landete
zwiſchen der Wind abgeflaut war.
— Kunſtverein. Unſere beiden beliebten Darmſtädter
Altmei=
vorausſichtlich am 17. Mai ſtattfinden wird. Bereits vor Wochen und 8,20 Uhr.
iſt von dieſer Stelle aus an die hieſigen Kunſtfreunde, die
Arbei=
gen, aber trotzdem haben viele, die, wie uns bekannt iſt, im Be= 3,45, 6,00 und 8,20 Uhr.
ſitze von derartigen Werken ſind, bisher der Bitte noch nicht
ent=
von Hardenberg, Schl: ß=Muſeum. bekanntzugeben.
allen ſtaatlichen, ſtädtiſchen und privaten Betrieben verlangt wird,
dem wird eine günſtige Gelegenheit zur Verwirklichung ſeiner
Abſicht durch den Gabelsberger Stenographenverein vor 1861
ge=
boten. Der Verein eröffnet morgen abend 8 Uhr in der Ballon= ſindet ſich zurzeit auf einer Bauſtelle im Donnersbergbring.
ſchule neue Kurſe für Anfänger, und zwar unter der Leitung
geprüfter Lehrkräfte. Die Anmeldung kann in der erſten Stunde
erfolgen. Es wird auf die heutige Anzeige hingewieſen.
— Haushilfe. Haushilfe bedeutet Sorge für Haushalt und
Wohnung bei größeren Reiſen übergeben. Die Abteilung Haus= ergänzung.
hilfe des Alice=Frauenvereins entſendet vertrauenswürdige
Frauen zur Haushilfe; dieſe ſind ſorgfältig ausgewählt, in vielen
Fällen bereits erprobt und werden ſtändig überwacht. Sie ſind
einer Haushilfenordnung unterſtellt. Die Koſten der Haushilfe
können von der Familie ſelbſt ganz oder teilweiſe getragen
wer=
den; außerdem kommen als Koſtenträger das Wohlfahrtsamt oder
die Krankenkaſſe in Frage. — Wie verſchafft man ſich Haushilfe?
Man wendet ſich ſchriftlich, mündlich oder telephoniſch an die
Ge=
beſſer geweſen, wenn die von ihnen ſeinerzeit vorgeſchlagene Be= ſchäftsſtelle des Alice=Frauenvereins, Dieburger Straße 21, Tele=
Ausſkellung
„Verwerkung des Lufkbildes”.
Von der Verwendung, Auswertung und wirtſchaftlichen
Be=
mals die Anträge der NSDAP. (Gehaltsregelungen, Verkauf des deutung des Luftbildes iſt dem Laien wenig bekannt. Einen
Be=
griff davon kann er ſich durch die Beſichtigung der Ausſtellung
ver=
mit 1930. Es ſei eine geradezu untragbare Verſchiebung der Gezeigt werden zunächſt Abbildungen der Aufnahme und
Entzer=
dem Etat ſelbſt zu beſeitigen, ſei eine Unmöglichkeit. Er beklage zerrung enthoben werden. Die kartographiſche Verwendung iſt
Kleinſtwohnungen errichtet werden, aber auch die Baugenoſſen= Luftbildpläne von Dortmund, Schwerte, Delitzſch und Leipzig und
Luftaufnahmen erſpart natürlich ſehr viel Zeit gegenüber einer
Vetreffend Hotel Traube herrſche Einmütigkeit, daß man gern ſolchen mittels irdiſcher Vermeſſung, obwohl es mit den
einzel=
merken, daß er glaube, daß von der Stadt mehr getan werden getan iſt, ſondern noch eine mühſame Entzerrungs= und Ueber=
und der Plaſſenburg beweiſen, ſehr gut zu Werbezwecken benutzt
er ab. Die Bierſteuer hätte ſowieſo nicht den gewünſchten wirt= zeigen u. a. einen Stellungsausbau in Flandern, Trichterfelder
ſchaftlichen Effekt. Die Lage der Steuerzahler müſſe man berück= und eine ausgebrannte Stadt bei Lille. Erſtaunlich iſt bei allen
ausgeſchaltet werde. Die Geſetzgebung ſei an der heutigen Lage Eindruck von der Bedeutung des Luftbildes, die ſich noch ſteigert,
zelteilen nicht gefalle. Die Steuervorlage lehne ſeine Partei den Urwäldern Braſiliens, das einzige Mittel kartographiſcher
Feſtlegung iſt und als ſolches benutzt wird.
— Vereinigte Kriegervereine der „Haſſia”, Darmſtadt. Der
boten, nächſten Sonntag, den 3. Mai, eine Rundfahrt mit
den Altveteranen zu unternehmen. Die Abfahrt erfolgt
um 2 Uhr nachmittags über Dieburg, Gundernhauſen, Roßdorf,
Ober=Ramſtadt. Nieder=Ramſtadt, Mühltal, Nieder=Beerbach,
See=
heim, Jugenheim. Daſelbſt Bewirtung mit Kaffee und Kuchen im
ſammlung der N.S.D.A.P., der Reichstagsabgeordnete Diplom= klubs. Rückkunft etwa 7 Uhr. Die ganze Veranſtaltung iſt für die
— Darmſtädter Juriſtiſche Geſellſchaft. Am 33 Vortrags=
Hinweiſen auf die derzeitigen Verhandlungen über den Etat der des Hotels „Zur Traube” Rechtsanwalt Dr. H. Neuſchäffer=Darm=
— Der Verein der Freundinnen junger Mädchen ladet die
verwahrte ſich zunächſt gegen die Aufhebung der Immunität der ortsfremden jungen Mädchen, die gern Anſchluß hätten, zu ſeinen
Heimabenden ein. Jeden Donnerstag abend 8,15—10 Uhr kommen
kämpft er ſelbſt dieſe Immunität, als eine das Verantwortungs= die Mädchen im Freundinnen=Heim, Sandſtraße 24. zuſammen.
nahme, deren Früchte die Partei in dieſem Jahr noch ernten Maſchinennähen und Zuſchneiden haben wir noch alle 14 Tage
werde. Er deutete an, daß zu einem gegebenen Zeitpunkt die Par= Mittwoch einen Abend eingeſchoben. Dieſer Donnerstag=Abend
tei wieder in den Reichstag einziehen könne. Sodann ſprach er ſteht unter dem Wort: „Wenn jemand eine Reiſe tut”;
Wander=
über eigene Erfahrungen mit den Gerichten. Er ſei wegen Ver= und Frühlingslieder werden geübt. Wir bitten die Hausfrauen,
— Orpheum. Zur Aufführung „Matroſen von
die Partei ſowohl für die Republik als auch für die Monarchie Cattaro” von Dr. Friedrich Wolf, Stuttgart. Am Samstag
ſein werde, es komme auf den Inhalt an. So werde ſie immer abend beginnt das etwa 20 Darſteller, umfaſſende Schauſpieler
für die deutſche Republik ſein, an deren Spitze Adolf Hitler ſtehe. Kollektiv, genannt „Truppe im Weſten”, ein auf 5 Tage be=
Nach längeren Ausführungen über die Inflation, ging der Redner rechnetes Gaſtſpiel im Orpheum. Ueber die „Matroſen von
Cat=
wiederum auf einen zurzeit ſchwebenden Prozeß gegen ihn ſelbſt taro” ſchrieb die „Volksſtimme‟. Duisburg=Hamborn: Da gibt es
haben wir ſelten geſehen” und der „Schwäbiſche Merkur”: Schade,
lamentariſche Form zunutze. Was ſpäter komme, ſei keine aktuelle abend 8,15 Uhr im Verkehrsbüro und bei Hugo de Mol
Frage. — Das Ziel der Befreiung werde nur durch die ſchwerſten Rheinſtraße 14. Telephoniſche Beſtellungen auf di
— Hollywood in Darmſtadt. Durch die Straßen Darmſtadts
bewegte ſich geſtern ein originelles Gefährt, das aus einer
Lofo=
zuſammengeſetzt ſchien. Bei näherem Zuſehen entpuppte es ſich
als richtiges Auto, deſſen Kühler Lokomotivform hat und das mi
Grammophon, Lautſprecher und Radio ausgerüſtet, den Zweck hat,
auf ſeiner Weltreiſe freundliche Aufmerkſamkeit für die
Parc=
mount=Filmgeſellſchaft zu wecken, deren alte und neue
Tonfilm=
ſchlager eifrig geſpielt werden. Die „Paramount=Lokomotive,
von einem ehemaligen Fliegeroffizier geführt, hat bisher
Eng=
land, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Holland, Polen.
Ru=
mänien, Jugoſlawien, Ungarn, die Tſchechoſlowakei und
Oeſter=
reich bereiſt und iſt eben auf ihrer Rundfahrt durch Deutſchland
begriffen.
— Steuerproteſtverſammlung. Wir machen unſere Leſer auf
die heute abend 8 Uhr in der Turnhalle ſtattfindende
Steuerpro=
teſtverſammlung der vereinigten Darmſtädter Wirtſchaftsverbände
ganz beſonders aufmerkſam. Die Verſammlung begegnet dem
größten Intereſſe aus allen Teilen der Bevölkerung. In der
Ver=
ſammlung werden unter anderem ſprechen: Herr Bürgermeiſter
a D. Buxbaum für den Hausbeſitz. Herr Rechtsanwalt D.
Mattern für Handwerk und Gewerbe und Herr Syndikus Dr.
Moeßner für den Einzelhandel und die übrigen beteiligten
Organiſationen. Nach den Vorträgen findet für die Mitglieder
Pilot Groenhoff ſegelte auf „Fafnir” von Dienstag nach= der einladenden Verbände eine Ausſprache ſtatt.
— Im Union=Theater zeigt ab heute Harry Piel, der Ku
bei völliger Dunkelheit um 9.11 Uhr bei Zwingenberg. Er er= der Senſationsſpieler, in ſeinem neuen Groß=Toniilm „
Schat=
reichte eine Höhe von 1750 Metern. Er ſtellt damit einen neuen ten der Unterwelt” eine ſenſationelle Geſchichte mit bisde
Bergſtraßen=Rekord auf. Er war zur Landung gezwungen, da in= nicht geſehenen Tricks. Außer Harry Piel, der auch die Rege
führt, wirken in den Hauptrollen mit: Dary Holm, Eliſabeih
Pinajeff. Hans Junkermann, L. v. Ledebour. Eugen Rex u. C.
Dazu das gute Beiprogramm. Beginn 3,45, 6,00 und 8,20 Uhr.
— In den Palaſt=Lichtſpielen ſieht man ab heute Harry Liedtke
ſter, die Profeſſoren Richard Kröh und Hermann Mül, in einem neuen heiteren Tonfilm „Der Liebesarzt” Regie:
ler, begehen am 7. Mai d. J. ihr 90. Wiegenfeſt. Anläßlich Erich Schönfelder. Weiter wirken mit: Dina Gralla, Fritz Schuld,
dieſer ſeltenen Feier wird der Kunſtverein in der Kunſthalle am Marianne Kupfer u. a. Ein Kurztonfilm, eine Groteske und ein
Rheintor eine Ehrenausſtellung veranſtalten, deren Eröffnung Kulturfilm vervollſtändigen das Programm. Beginn 3,45.60
— Im Helia=Theater läuft noch bis auf weiteres die reizende
ten der zu ehrenden Meiſter im Beſitz haben, die Bitte gerichtet Tonfilm=Humoreske „Kopfüber ins Glück” mit Jenny Juc9
worden, ſie für die Jubiläumsausſtellung zur Verfügung zu ſtel= Fritz Schulz. Truus van Alten u. a. Regie: Hans Steinholl
len. Es ſind zwar ſchon zahlreiche Meldungen hierauf eingegan= Muſik von Walter Kollo. Dazu das gute Beiprogramm. Beginn
Diebſtähle. In der Nacht zum 27. April 1931 wurde an einen
ſprochen. Da naturgemäß Wert darauf zu legen iſt, in einer ſol= Hauſe in der Heidelberger Straße ein Thermometer, das mit
Holzſchral=
chen Sonderſchau das ganze Lebensſchaffen der Jubilare möglichſt ben befeſtigt war, geſtohlen. Das Thermometer iſt ea, 50 Zentimete,
lückenlos wiederzugeben, ergeht an alle, die bis heute noch nichts lang, 8 Zentimeter breit und weiß emailliert. — In der Nacht 500
von ſich hören ließen, der dringende Wunſch, ihre Bereitwillig= 26. zum 27. 4. 1931 wurde aus einem Hofe einer Gaſtwirtſchaft in de.
keit, die in ihrem Beſitz befindlichen Arbeiten für die Ausſtellung Karlsſtraße vom einem Schaltbrett eines dort aufgeſtellt geweſene
herzugeben, doch möglichſt umgehend Herrn Grafen Kuno. Autos eine Uhr geſtohlen. — Am 24. 4. oder in der Nacht zum 29.
1931 wurde auf einer Bauſtelle in der Darmſtraße ein Ambos geſtohlen=
— Wer die Einheitskurzſchrift erlernen will, die heute von An derſelben Stelle wurde einige Tage vorher eine Sturmlaterne Mi
Vorhängeſchloß geſtohlen. — In der Nacht zum 2. 4. 1931 wurde i0
einer Bauhütte der Firma Heyl u. Co. Baugeſchäft, eingebrochen und
aus derſelben Benzin und eine Waſſeruhr geſtohlen. Die Bauhütte be
Lokale Berankalkungen.
—Evangeliſcher Bund. Wir weiſen nochmals hin aul
Kinder einer niederkommenden oder erkrankten Frau Auch in die Jahreshauptverſammlung am Donnerstag abend 8 19-
Fällen der Erkrankung von Hausangeſtellten können die Haushil= Gemeindehaus Kiesſtraße. Für den geſelligen Teil, der ſich C
fen den Familien wertvolle Dienſte leiſten. Die Haushilfen über= den kurzen geſchäftlichen Teil anſchließt, iſt Herr Dr. Dingeioe
nehmen den Haushalt alleinſtehender, erkrankter Perſonen und zum Klavierſpiel, Frl. Ausfelder zu Deklamationen gewoſl. ”
ermöglichen ihnen ſo den Verbleib im eigenen Heim; ebenſo wird. Außerdem werden Lichtbilder gezeigt. Fahrt zu den Lutherſtätten;
ihnen bei längerer Abweſenheit der Hausfrau ſtets gerne die Teekarten zu 30 Pf. einſchließlich Gebäck — Der geſchäftliche L
Haushaltsführung ſowie die Beaufſichtigung und Bewahrung der bringt den Jahresbericht des Vorſitzenden und Vorſtands
ſoldungsordnung angenommen worden wäre. Man gebe eine halbe phon 2101. Sprechſtunden 10—12 Uhr vormittags.
Tageskalender für Donnerstag, den 30. April 1934.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus. 19.30—23 Uhr, Darme
ſtädter Volksb Gr. 1 u. II. G 16: Der Hauptmann von
Köve=
nick”. Kleines Haus, 20—22.15 Uhr, Zuſatzmiete III. 10:
Blaubart” — Konzerte: Zur Oper, Schloßkeller. Zum
Tropfſtein, Hotel=Reſt. Poſt, Sport=Cafs=Reſt. am Meßplatz.
Kinovorſtellungen Union= „Helia= und Palaſe
Lichtſpiele — Waſchvorführungen, um 3 und 5 Uhn
im Reſt. Bürgerhof, Eliſabethenſtraße.
W
[ ← ][ ][ → ]DEM NEIAINI AIIIN BAl HIAL!
emn über die Zigarette gesprochen wird, ist oft von gänzlich belanglosen Dingen die
ſde, ohne daß die Hauptsache, der Tabak auch nur erwähnt wird. Dabei ist der Tabak
dr Hauptbestandteil mehr als 95%lo der Zigärette, und nicht einmal, 5%6 bleiben für
Ppier, Mundstück usw.
MKEDON berücksichtigt dieses Verhältnis und legt den Schwerpunkr Bei der Herstelleng
fener Marken auf den Tabak, MAKEDON-Zigaretten bestehen aus edelstem Tabak, der
wnägstens 4 volle Jahre in den Orient-Lägern der MAKEDON-Organisation
(hm günstigen Einfluß seines Heimatklimas ausgesetzt war und dort durch eine
rle Reife sein wertvolles Aroma erlangt hat, Ihr Kleid ist bestes Papier nach unseren
Iſenen Anweisungen hergestellt.
MIT U. UHNE MUNDBTÜEK
KONZERNFREI
General-Vertreter: Hans Huck, Mainz a. Rh.
Nummer 119
Donnerstag, den 30. April 1931
Seite 7
Die heſſiſchen Gaſtwirte tagen.
Eine bedeukende Wirkſchaftskagung des Rhein=Main=Gaftwirke-Berbandes. — Reichskagsabgeordn. Köſter
über die allgemeine Wirkſchaftslage. — Proleſte gegen die Skeuerlaſten.
M. St. Heppenheim, 29. April.
Im ſchönen, im Fahnen= und Girlandenfeſtſchmuck und bei
ſibiri=
ſcher Kälte und Regenſchauer auch im „Blütenſchmuck” prangenden
Heppenheim iſt der Heſſ. Landesverband des Rhein=Main=
Gaſtwirte=
verbandes E. V. zu ſeinem 48. Verbandstag zuſammengetreten,
m wichtige und bedeutſame Wirtſchaftsfragen zu erörtern. Der
Verbandstag iſt aus allen Teilen Heſſens ſtark beſucht
Der Tagung ging geſtern eine faſt den ganzen Tag in
An=
ſoruch nehmende Vorſtandsſitzung voraus, und im Anſchluß daran
im Saalbau ein.
Begrüßungsabend,
der erſt gegen 3411 Uhr ſeinen Anfang nehmen konnte. Er wurde
vom Vorſitzenden des Heppenheimer Gaſtwirtevereins.
Hotel=
beſitzer Seibert, durch eine Begrüßungsanſprache eröffnet.
Nach ihm ſprach der 2. Vorſitzende des Gauverbandes, Kollege
Döring=Darmſtadt, der auf die Schönheiten der zurzeit
im Blütenſchmuck ſtehenden Bergſtraße aufmerkſam machte und das
grſtliche Heppenheim dabei beſonders hervorhob
Bürgermeiſter Schiffers begrüßte die Erſchienenen namens
der Stadt und ihrer Verwaltung. Herr Elbert vom
Wohl=
jahrtsamt Heppenheim hielt ſodann einen Vortrag über die
Ge=
chichte Heppenheims, die urkundlich bis in das Jahr 755
zurück=
reicht, wobei es aber erwieſen iſt, daß „Heppoheim” — ſo hieß es
rüher — bereits in der Steinzeit 5000 v. Chr. als
Siedlungs=
tätte gedient hat. Der Vortrag fand reichen Beifall. Die
Stim=
nung in dem zum Kommers durchgebildeten Begrüßungsabend
purde durch muſikaliſche Darbietungen erhöht, wobei beſonders die
uten Heppenheimer Rebkreſzenzen gebührende Beachtung fanden.
Der Verbandstag
SEi en Saäſchäcd zugeſeldi Aäden de
Setchun=
ſich nicht abhalten laſſen, die vorgeſehenen Ausflüge mitzumachen.
In Vertretung des anweſenden, aber leider erkrankten
Vor=
tzenden, Herrn Paul Tiſchler=Darmſtadt, übernahm ſodann
er 2. Vorſitzende, Herr W. Döring=Darmſtadt, die Leitung
es Verbandstages mit Worten herzlichen Dankes an Herrn
rſchler, der trotz angegriffener Geſundheit hier erſchienen iſt
ind der auch während ſeiner Krankheit die Belange des
Verban=
ſes in beſter Weiſe vertreten hat, (Bravo!) Der Vorſitzende
be=
räßte ſodann die erſchienenen Ehrengäſte und Vertreter der
Be=
örden, inſonderheit den Herrn Miniſterialrat Hechler, dem
ſamk und Anerkennung ausgeſprochen wurde für die Herausgabe
es Werkes „Das Gaſtſtättenweſen in Heſſen”, das in
ausgezeich=
eieer Weiſe über alles Wiſſenswerte unterrichtet. Weiter
be=
ri ßte der Vorſitzende die Herren Reg=Rat Schiel als Vertreter
es Kreisamts und der Provinzialdirektion, den Bürgermeiſter
ne Gemeinderäte der Stadt Heppenheim, die Vertreter der Preſſe
Inde last not least den Hauptredner, Präſident des Reichsverbandes
Im il Köſter, M. d. R.
Auf die Verleſung des Jahresberichts und Rechenſchaftsberichts.
ie gedruckt vorliegen, wird verzichtet, und auf Antrag der
Revi=
ſren Sauer und Braunwarth wird dem Vorſtand, beſonders dem
ſechner, Herrn Karl Schlupp, Entlaſtung erteilt.
Darauf hielt Reichstagsabgeordneter Köſter ſeinen
Vor=
lar über
—Die allgemeine Wirtſchaftslage im deutſchen Vaterlande
und die Einſtellung des Reichstags zu den
wirtſchaftspoli=
tiſchen Fragen”.
Der Redner ſtellte zunächſt feſt, daß die heutige allgemeine
ſirtſchaftskriſe kein Reproduktionsproblem, ſondern ein
Abſatz=
voblem iſt. Kein Menſch hat wohl vorausſehen können, daß
Weltkrieg ſich nach ſo langer Zeit noch auf wirtſchaftlichem
Ge=
ſtſo kataſtrophal auswirken würde. Man hat immer noch nicht in
Welt das Vertrauen gewonnen, daß ſich die Löſung der
Kon=
ſEte in Europa auf friedlichem Wege ermöglichen läßt. Damit
ſei fehlt es auch noch am erforderlichen Kredit. Wie aber iſt
d Eurchtbare Kriſe überhaupt entſtanden? Sie iſt in mehreren
Kuren begründet. Vor allem haben Technik und Wiſſenſchaft im
ſiege, wo Menſchenleben und Geld keine Rolle ſpielten, einen ſo
echeuren Fortſchritt erfahren, daß die Auswirkungen dieſes
Fort=
ſtittes noch nicht ermöglicht ſind, weil Abſatzmöglichkeiten fehlen.
Aiger hat der Krieg gezeigt, wie furchtbar es für ein Land
wer=
ſr Fann, wenn es nicht in der Lage iſt, ſich ſelbſt zu ernähren.
As dieſen Erfahrungen lernen alle Völker, und ſo entſtanden
ſrall Zollſchranken, die einen geſunden Warenaustauſch
unmög=
i machen keine Verteilungsmöglichkeiten offen laſſen. Hinzu
lanrt endlich die Theſaurierung des Goldes in wenigen Ländern,
weſentlichen den Vereinigten Staaten und Frankreich In
Nerika macht man jetzt die Erfahrung, daß, was deutſche
Wirt=
ſtfller immer wußten, der Beſitz des Goldes nicht die gute
Arſchaftslage bedingt, das Gold muß rollen. Amerika hat
ſete trotz des ungeheuren Goldreichtums 7 Millionen Arbeits=
G Wenn etwa England das Gold im Beſitz hätte, anſtatt
Frank=
ſeh, wäre es ſicher beſſer. England würde mit dem Gelde
kauf=
mniſch verfahren. Frankreich riskiere nichts, es iſt das Land der
Surnpf=Rentner, d. h. man ſteckt ſein Geld in den Strumpf,
anſtatt es arbeiten zu laſſen. — All dieſe Dinge bedingen die
Wirtſchaftskriſe der Welt, die nur behoben werden kann, wenn
alle Völker gemeinſam das Problem zu löſen verſuchen, nicht
auf Koſten eines Landes.
Für Deutſchland kommt dazu in erſter Linie in Frage die
Er=
haltung Oſtpreußens, dem heute mit Geld kaum noch zu helfen
iſt. Es iſt für uns unerläßlich,
den polniſchen Korridor an Deutſchland zurückzuführen.
(Sehr richtig!) Es kann ſich nur um die Frage handeln, ob
Deutſchland oder Polen Großmacht iſt. Beide können es
nicht ſein! Will Deutſchland es ſein, muß es den Korridor
wie=
der erhalten, ſonſt geht Oſtpreußen und vielleicht noch vieles
an=
dere verloren. Der Redner geht dann eingehender auf die
reichs=
finanzlichen Fragen ein, in Verbindung damit auf Dawes= und
Youngplan, und kommt zu dem Schluß, daß Deutſchland ſeine
Produktionsmöglichkeiten ſo ſteigern konnte und noch ſteigern
kann, daß es ſeine Reparationslaſten voll bezahlen könnte, wenn
die heute hervorragend techniſierten Betriebe 100prozentig
aus=
genutzt werden könnten und — wenn Abſatzmöglichkeiten für
un=
ſere Erzeugniſſe gegeben wären. Wir könnten alſo dauernd
Re=
parationslaſten mit unſeren Erzeugniſſen zahlen, aber das würde
zu einer ſo ungeheuren Produktionsſteigerung
führen, daß die Weltwirtſchaft der Kataſtrophe
entgegengeführt würde. Rein aus wirtſchaftlicher
Klug=
heit alſo müßten unſere „Feinde” ſobald als möglich die
Reparationsverpflichtungen aufheben. Rein aus
Selbſterhaltungstrieb! Niemals wird man das aus menſchlichen
Gründen, unſerer ſchönen Augen wegen tun.
Weiter iſt möglich, daß mit den Sozialiſierungsbeſtrebungen
Schluß gemacht wird. Alle Staatsbetriebe müſſen ſobald wie
mög=
lich wieder der Privatwirtſchaft zugeführt werden.
Sozialiſierung kann ſich ein reiches Volk leiſten, kein armes!
Die fünf Jahre 1924—28 waren für uns ein halbes
Jahr=
zehnt anſteigender Konjunktur. Weitſichtige Männer haben
voraus=
geſagt, daß es ſich nur um ein „Scheinblühen” handelte. Heute
wiſſen wir, daß ſie Recht behalten haben. Seit 1929 geht es
ſtän=
dig bergab, und heute iſt das in den fünf guten Jahren
Errun=
gene ſchon wieder verloren gegangen. Wenn der Herr
Finanz=
miniſter feſtſtellte, daß wir den Tiefſtand erreicht haben, ſo
mag das ſtimmen, es fragt ſich nur, wie lange wir
aufdie=
ſem Tiefſtand bleiben! Unſere tüchtigen Finanzbeamten
haben alles aus dem Volke herausgeholt, was herauszuholen
war, es ſind heute
keine ſtillen Reſerven mehr vorhanden.
die es uns ermöglichen könnten, den Tiefſtand länger zu ertragen.
Nach den letzten Wahlen ſind über eine Milliarde deutſchen
Kapitals ins Ausland abgewandert, und immer noch wird Geld
und — Einkommen (1 ins Ausland verſchoben, weil man dem
unerträglich gewordenen Steuerdruck entgehen will. Unſere
Steuer=
geſetzgebung hat, um die Reparationspflichten zu erfüllen, den
Steuerdruck über das Maß des Erträglichen ausgedehnt. Dabei
ſind die Reichskaſſen leer. Wenn es nicht gelingt ſchnellſtens noch
250 Millionen zu pumpen, iſt es fraglich, ob die Beamtengehälter
über den Sommer bezahlt werden können. (Hört! Hört!) Das
jetzige Kabinett wird gar nicht anders können, als an die
Sum=
men heranzugehen die durch Geſetz und Verträge (Notverordnung)
gebunden ſind! (Hört! Hört!)
Die Fragen, wie wir ſoweit gekommen ſind, wie vor allem die
Gemeinden ihr Geld verwirtſchaftet haben, will Redner nicht
er=
örtern, es genügt, feſtzuſtellen, daß heute die Städte bemüht ſind,
ihre Finanzen wieder zu ordnen. Er ſtreift dann kurz die Lage
der großen Sozialverſicherungen, ſtellt feſt, daß
Knappſchafts=
kaſſe und Invalidenverſicherung ſo gut wie
pleite ſind, daß die Krankenkaſſen vielfach unerhört
gewirt=
ſchaftet haben uſw. Die Innungen uſw. haben auf dieſen
Gebie=
ten viel beſſer gearbeitet. Die große Frage der
Arbeitsloſen=
verſicherung iſt noch völlig ungelöſt. Wir hatten als wir 5
Mil=
lionen Arbeitsloſe hatten, noch für mehr Menſchen Arbeit als
vor dem Kriege! Woran liegt das? Zunächſt iſt die Zahl der
berufstätigen Frauen und 2½ Millionen geſtiegen, dann müſſen
aus Not die Menſchen bis ins hohe Alter hinein arbeiten, und
endlich fehlt das ſtehende Heer! Zu fragen iſt,
ob und wieweit und mit welchen Mitteln die Frauenarbeit
wieder zurückgedrängt werden kann.
Es wird zu einer Kataſtrophe, wenn die Entwicklung ſo weiter
geht, die Frau arbeitet und der Mann ſieht zu, wenn die Frau
immer mehr der Ehe entfremdet wird. Vor allem ſollte man das
akademiſche Studium für die Frau einſchränken, die das
akade=
miſche Proletariat unerträglich vermehrt. Man müßte wenigſtens
zunächſt einen Teil der Berufe für die Frau
ſper=
ren! Zu beklagen ſind die Männer, die die Hausarbeit der
Frau nicht gerecht und genügend einſchätzen. Ausden
Parla=
menten müßten die Frauen wieder verſchwinden.
(Stürmiſches Bravo!) Mit dem modernen „Bildungsfimmel” muß
endlich aufgeräumt werden. Hier wird, volkswirtſchaftlich
ge=
ſehen viel Kapital falſch angelegt und geht verloren. Viele
Berufsſtände ſind ſchuld daran. So wertvoll die geiſtigen Kräfte
ſind, das Fachwiſſen darf nicht unterſchätzt werden. Ein Schüler
mit einer guten Volksſchulbildung iſt immer noch beſſer wie der
mit abgebrochener Gymnaſialbildung.
Der Redner geht ſchließlich auf
die Steuerfragen
näher ein. An den letzten Steuererhöhungen iſt die Getränkeſteuer
mit 180 Millionen beteiligt. Die Bierſteuer hat zu einem ſehr
erheblichen Konſumrückgang geführt, ſo daß ſchon damals die
Steuereinnahmen gleich Null waren. Nach der Getränkeſteuer iſt
der Bierkonſum um insgeſamt 40 Prozent zurückgegangen. (Hört!
Hört!) Dieſe Steuern ſind alſo abſolut falſch konſtruiert, zumal
ſie den Gemeinden die Steuern wohlweiſe überlaſſen. Das führt
dazu, daß arme Gemeinden die Bierſteuer aufs ſtärkſte ausſchöpfen,
während wohlhabende Gemeinden in der Beſteuerung
zurückhal=
tend ſein werden. In notleidenden Gemeinden trägt das Bier
mehr Steuerlaſt, als es ſelbſt wert iſt.
Und angeſichts dieſer Tatſachen verhandelt das
Darm=
ſtädter Stadtparlament abermals um eine Erhöhung
der Bierſteuer! Wenn auch die Fraktionen den Antrag
ab=
lehnen dürften, liegt die Entſcheidung beim Staatskommiſſar!
Hoffentlich fällt in dieſer Situation kein Diktat!
Beim Branntwein iſt es ganz ähnlich. Aus 1 Liter Spiritus
für 6 Mark werden 3 Liter Schnaps gemacht. Will man die Steuer
am Spiritus um 2 Mark erhöhen, in einem Moment, wo der
Kon=
ſum in einem Betriebsjahr um 49 Prozent zurückgegangen iſt?
Jedenfalls ſteht feſt, daß der Reichsetat wiederum mit 600
Millio=
nen paſſiv bleibt. Ich habe, ſchloß der Redner, zu der heutigen
Regierung, ausgenommen vielleicht den Finanzminiſter, das
Ver=
trauen, daß ſie beſtrebt iſt, das Uebel an der Wurzel zu faſſen.
Dabei müſſen wir die Regierung, nach Kräften
unterſtützen. Ich bin ſo optimiſtiſch, zu ſagen, daß, wenn das
geſchieht, es wieder beginnt, aufwärts zu gehen mit dem
deut=
ſchen Volk, wenn der Weg auch noch dornenvoll ſein wird. (
Lang=
anhaltender Beifall.)
Herr Döring ſprach dem verehrten Vorſitzenden und Führer
des deutſchen Gaſtwirtsgewerbes herzlichſten Dank im Namen der
Verſammlung aus und erſtattet dann ſein eigenes Referat über
„die Auslegung des § 11 des Gaſtſtättengeſetzes”
vom 28. April 1930. Es handelt ſich darum, daß in den letzten
Jahren immer mehr die Gaſtſtätten zum Austrag politiſcher
Meinungsverſchiedenheiten benutzt werden. Die Regierung ſtützt
ſich, neuerdings, wenn ſie bei Ruheſtörungen eingreifen will, auf
den § 11 des Gaſtſtättengeſetzes, der es ihr ermöglicht, auch nach
Erteilung der Konzeſſion dem Gaſtwirt noch Auflagen zu machen,
die evtl. eine ſhwere Belaſtung darſtellen können. Der 8 11 dürfe
aber, ſo ſtellt der Referent feſt, keineswegs dazu benutzt werden,
etwa aus politiſchen Gründen das Lokal zu ſchließen oder die
Poli=
zeiſtunde zu beſchränken, alſo die Exiſtenz des Gaſtſtätteninhabers
zu ruinieren. Man darf das Verhalten politiſcher Parteien in
öffentlichen Lokalen nicht dem daran unſchuldigen Gaſtwirt in
die Schuhe ſchieben.
Kollege Richter aus Mainz erzählt einen Spezialfall aus
Mainz, in dem dem Wirt Lokalſchluß um 9 Uhr auferlegt wurde,
weil bei ihm Nationalſozialiſten verkehren. Nur durch
Ein=
dringen von Kommuniſten wurde öfters die Ruhe geſtört. Der
Betreffende hätte eher Anrecht auf Schutz und Schadenerſatz
ge=
habt, man hat ihm aber das Lokal um 9 Uhr geſchloſſen. Der Wirt
ſelbſt iſt ein ruhiger, politiſch zurückhaltender Menſch.
Präſident Köſter ſtellt feſt, daß nach § 11 die Auflagen
aus=
ſchließlich techniſcher Natur ſein dürfen. Allerdings gibt es
andere Gefolgmöglichkeiten, die Schutz von Leben und Eigentum
betreffen, auf die ſich die Behörde etwa berufen, kann. Es geht
unter keinen Umſtänden, daß Einſchränkungen erfolgen, nur weil
in einem Lokal politiſche Parteien verkehren.
Miniſterialrat Hechler billigt dieſen Standpunkt vollauf.
Der 8 11 gibt keine Handhabe, zu einem Vorgehen, wie es in
Mainz geſchehen iſt. Es müſſen dort andere Gründe vorgelegen
haben, über die er nicht unterrichtet iſt. Doch wird Redner der
Angelegenheit gerne nachgehen. Das heſſiſche Miniſterium iſt
bis=
her immer ſehr vorſichtig und zurückhaltend geweſen. Redner
dankt dann für die herzliche Begrüßung und beſonders dem
Prä=
ſidenten Köſter für den hochintereſſanten Vortrag. Auch wir ſind
der Meinung, daß der Bierſteuerertrag beſſer geweſen wäre, wenn
man die Steuer niedriger gehalten hätte. (Bravo))
Herr Döring weiſt nochmals darauf hin, daß in einem
amt=
lichen Rundſchreiben des Kreisamts Darmſtadt darauf
hingewie=
ſen wurde, daß der 8 11 gegebenenfalls Handhabe gebe, ſogar das
Lokal zu ſchließen. — Herr Miniſterialrat Hechler ſagt zu, mit
den Kreisämtern Fühlung zu nehmen und hier Remedour zu
ſchaffen. (Bravo!)
Im Anſchluß daran wird ein Antrag des Gaſtwirtevereins
Butzbach behandelt, der bezweckt, den § 4 dahin zu ändern, daß
bei Konzeſſionserteilungen
als höchſte Inſtanz wieder wie früher der Verwaltungsgerichtshof
angerufen werden kann, und der von Koll. Kunz=Butzbach
be=
gründet wird.
Miniſterialrat Hechler weiſt darauf hin, daß man die
Aenderung getroffen habe, um den Inſtanzenweg abzukürzen.
zu=
mal man meiſt die Erfahrung gemacht hat, daß die höchſte Inſtanz
die Konzeſſion faſt ſtets erteilte. Erfahrungen aus der Praxis
müſſen noch geſammelt werden, evtl. wird dann die Verordnung
wieder geändert. Für Aenderung ſpricht ſich ſehr energiſch auch
Herr Döring aus. Herr Mundt=Darmſtadt tritt ebenfalls
für den Antrag ein, um die letzte Entſcheidung in die Hände von
Richtern zu legen, zumal die Entſcheidungen der Vorinſtanzen faſt
immer politiſch getroffen werden. Dem tritt Beig Rupp=
Hep=
venheim entgegen, der ſelbſt dem Provinzialausſchuß angehört.
Die Innung möge gegebenenfalls die Ausſchüſſe informieren.
Hingegen hält Miniſterialrat Hechler das für ſehr bedenklich.
Scite 8
Donnerstag, den 30. April 1931
Nummer 119
NF e H Micche
den. (Lebh Bravo!)
Aus Gießen, Offenbach, Ingelheim, Viernheim, Worms,
Gimbsheim, Neu=Iſenburg werden von den betr. Delegierten eine
Anzahl Spezialfälle erörtert, die beweiſen, daß heute die
Konzeſ=
ſion leichter zu erlangen iſt, wie früher, und die ſich beſonders
gegen Warenhäuſer und Sportverbände richten, namentlich
bezüg=
lich Kaffee= und Teilkonzeſſion. (Nur für Mitglieder!)
Regierungsrat Schiel klärt den Fall Viernheim auf und
dankt namens des Provinzialdirektors Gebhard für die Einladung
und Begrüßung. — Präſident Köſter weiſt darauf hin, daß ſeit
30 Jahren vergeblich gearbeitet wird daran, einen Begriff für das
Bedürfnis zu präziſieren. Wenn die Bewegung der Sportvereine
ſo weiter geht, muß man allerdings bald an eine Aenderung des
Geſetzes herantreten. Fälle, wie die vorgetragenen, diskreditieren
die Geſetzgebung, erſchüttern den Glauben an die Objektivität des
Laienrichters ſehr. — Es wird beſchloſſen, den Antrag
anzuneh=
men, das Material zu ſammeln und dem Miniſterium zu
unter=
breiten.
Ein Antrag der Gaſtwirteinnung Heſſen. betr. An=
und Abmeldung von vorübergehend angeſtellten weiblichen
Be=
dienungskräften (Aushilfskräften) — das Polizeiamt Darmſtadt
verlangt An= und Abmeldung auch bei ſtundenweiſer
Beſchäf=
tigung —, richtet ſich gegen dieſes Verlangen. Er wird durch
Herrn Mundt=Darmſtadt begründet und von Herrn Döring
ſehr befürwortet. Der Antrag wird der Regierung als Material
und zur Entſcheidung überwieſen.
Ehrung verdienter Mitglieder.
Nach der Pauſe wurde durch Herrn Jaskowſky die Ehrung
von Mitgliedern vorgenommen, die ſich um den Beruf und die
Organiſation verdient gemacht haben. Ihnen Dank und
Aner=
kennung auszuſprechen ſei ihm angenehme Pflicht. Zur
Nacheife=
rung für den jungen Nachwuchs hat ſeit Jahren der Deutſche
Gaſtwirtsverband beſchloſſen, alſo verdienten Mitgliedern
die Verdienſturkunde des D.G.V. zu verleihen. Dieſe erhalten mit
herzlicher Anſprache Jaskowſkys, die Herren Julius Lenz und
Fritz Seeger=Worms wegen Verdienſte um den Verband. Für
25jährige Mitgliedſchaft und Berufstätigkeit erhält Koll.
Ni=
kolaus Becker=Worms das Gedenkblatt des Verbandes und die
ſilberne Ehrennadel.
Für 25jährige Mitgliedſchaft exhalten die ſilberne
Ehren=
nadel aus Darmſtadt die Herren Franz Sitte (Mitglied ſeit
1892), Hans Tod (Mitglied ſeit 1902), Franz Kratſch (M.
1887), Karl Stein (M. ſ. 1904), Hch. Krausmüller (M.ſ.
1897), Jean Schnellbächer (M. ſ. 1893) Michael
Schnell=
bacher (M. ſ. 1901). Jean Geßner (M. ſ 1901), Georg
Chriſt (M. ſ. 1888), Adolf Braun (M ſ. 1899). Jak.
Jäckle (M. ſ. 1897), Karl Behrens=Traiſa (M. ſ. 1900),
Konrad Diehl=Ober=Ramſtadt, Georg Fiſcher=Ober=
Ram=
ſtadt.
Vom Verein Heppenheim die Kollegen Karl Lennert=
Fürth i. O., Peter Horle Wahlen i. O. Joh. Triſch=
Bir=
kenau i. O., Nik Anthes=Erbach. Phil. Becker=Heppenheim,
Georg Adam Walter=Unterſchönmattenwag. Peter
Traut=
mann=Affolterbach, Leonh. Räth=Waldmichelbach und Joh.
Lammer=Waldmichelbach.
Darnach erſtattete Verbandsſyndikus Dr. Mattern=
Darm=
ſtadt ſein Referat über das Thema:
„Das heſſiſche Urkunden=Stempelgeſetz und ſeine
Auswir=
kungen auf, das Gaſtwirtsgewerbe, unter Berückſichtigung
der in den angrenzenden Ländern und Städten erhobenen
Stempelgeſetze.”
Der Referent wies zunächſt darauf hin, daß das Urkunden=
Stempelgeſetz von 1899 unter ganz anderen Verhältniſſen erlaſſen
wurde, wie ſie heute vorliegen — ganz andere Verkehrs= und
Ver=
zehrzahlen —, und daß heute die ſteuerliche Leiſtungsfähigkeit des
Gaſtwirtsgewerbes bei weitem überſchritten iſt. Es wird heute
in Heſſen — das in ſteuerlicher Hinſicht hier an der Spitze
mar=
ſchiert — keinerlei Rückſicht mehr genommen auf die tatſächliche
Leiſtungsfähigkeit des Betriebes. Es findet keinerlei
Unterſchei=
dung nach Art und Umfang des Betriebes ſtatt. Aber der Staat
erhebt ſchon Steuer, wenn man im Begriffe ſteht, ſich eine
Exi=
ſtenz zu gründen, ohne Rückſicht darauf, ob es überhaupt gelingt,
dieſe Exiſtenz zu ſchaffen. (Konzeſſionsſtempel.) Aehnlich iſt
es mit dem Tanzſtempel. Das ſind Zuſtände die unbedingt
der Aenderung bedürfen. In Preußen wird die Steuer
nach der Tanzfläche bemeſſen. In Heſſen wird auf die
Größe des Tanzlokals keine Rückſicht genommen. Auch die
Stem=
pel für Verlängerung der Polizeiſtunde ſind dringend
reformbe=
dürftig. Auch auf dieſem Gebiet ſind wir in Heſſen Staatsbürger
erſter Klaſſe, gegenüber Preußen, wo ſehr erheblich weniger
er=
hoben wird, gleichwie in Bayern, Württemberg, Baden uſw. Das
führt zu erheblichen Benachteiligungen für das heſſiſche
Gaſtſtät=
tengewerbe, beſonders bei Feiertagen. Dazu kommt bei uns noch
die „Klavierſteuer”, die erhoben wird, ganz gleich, ob das
Klavier geſpielt wird oder nicht, ob getanzt wird — Tanzſtempel
extra! — oder nicht. Jedenfalls kann kein Zweifel mehr darüber
beſtehen, daß die Beſteuerung des
Gaſtwirtsgewer=
hes die Grenze des Erträglichen
beiweitemüber=
ſchritten hat. Es bleibt übrig, der Hoffnung Ausdruck zu
geben, daß wenigſtens in letzter Stunde noch der Mahnruf des
Gewerbes gehört wird. Ehe es zu ſpät wird (Bravo.)
In Verbindung mit dem Referat, wird der Antrag der
Gaſt=
wirte=Innung Heſſen behandelt, „der Rhein=Main=Verband wolle
beſchließen, daß ſofort Schritte unternommen werden, daß eine
Reviſion des Urkundenſtempelgeſetzes herbeigeführt wird‟. —
Re=
ferent Koll. Mundt begründet den Antrag unter beſonderem
Hinweis auf die Tatſache, daß die Stempelgebühr im Vergleich
zu anderen Ländern um faſt 100 Prozent zu hoch iſt, daß ſie
beſon=
ders drückend werde bei Karnevalveranſtaltungen uſw. und
drin=
gend der Herabſetzung bedürfe. (Bravo!)
Herr Jaskowſky, erörtert die techniſche Behandlung der
Eingaben, die bisher in dieſer Beziehung ſchon gemacht wurden,
leider ohne jeglichen Erfolg. — Es folgt eine längere Debatte,
in der unter Zugrundelegung vieler kraſſer Einzelfälle
ſchärf=
ſter Proteſt, gegen die viel zu hohen Stempelſteuern erhoben
wird. Der Antrag wird dann einſtimmig
ange=
nommen.
Miniſterialrat Hechler empfiehlt wiederholt.
Beſchwerde=
fälle, wie ſie hier vorgebracht wurden dem Vorſtand mitzuteilen,
der ſich dann mit ihm Redner, in Verbindung ſetzen möge. Es
gewinnt doch den Anſchein, als ob die Gaſtwirte oft unrecht
be=
handelt würden und dem müſſe abgeholfen werden. (Bravo)
Von Syndikus Dr. Mattern wird alsdann vorgeſchlagen:
Der Rhein=Main=Gaſtwirteverband hat auf ſeinem 48.
Ver=
bandstag in Heppenheim folgende
Entſchließung
gefaßt:
Die Verſammlung erhebt entſchiedenſten Einſpruch gegen
die Erhöhung der Bierſteuer und Einführung der
Gemeinde=
getränkeſteuer ſowie gegen die Erhöhung der Grundſteuer und
Sondergebäudefteuern. Dieſe neuerlichen Steuermaßnahmen
nehmen dem ſchwer ringenden Gewerbe die letzte Möglichkeit,
ſeine Exiſtenz zu erhalten. Schon jetzt läßt ſich vorausſehen,
daß die Auswirkungen dieſer neuen Steuern kataſtrophal ſeien
und zu einem völligen Zuſammenbruch des Gewerbes führen
müſſen. Die Verſammlung richtet deshalb an die
Reichsregie=
rung und die heſſiſche Regierung in letzter Stunde das dringende
Erſuchen, den Abbau dieſer neuen Steuer in die Wege zu leiten,
ehe es zu ſpät iſt.
Die Entſchließung wird unter lebhaftem Bravo einſtimmig
angenommen.
Nach Annahme der Entſchließung folgt die Beratung und
Be=
ſchlußfaſſung über die vorliegenden
Mrche.
Ein Antrag Ingelheim, der Verband wolle dahin wirken, daß
an penſionierte Beamte oder deren Frauen keine
Wirtſchaftskon=
zeſſion erteilt wird, wird dem Vorſtand als Material überwieſen,
da die Reichsregierung bereits die Frage der Doppelverdiener
ge=
ſetzlich zu regeln beſtrebt iſt. Angenommen werden folgende
Anträge:
Mainzer Gaſtwirte=Innung: Der Verbandstag
möge beſchließen, die Spitzenorganiſation aufzufordern, den
Be=
ſchluß des Reichstags, die Arbeitszeit für Lehrlinge unter 18
Jah=
ren im Höchſtfall wöchentlich nur mit 40 Stunden zuzulaſſen, mit
allen Mitteln als für das Gaſtwirtsgewerbe untragbar
zu bekämpfen.
Ein Antrag der Innung Darmſtadt, alle Eingaben uſw. an
Regierungsſtellen durch den Verband laufen zu laſſen.
Antrag des Gaſtwirtevereins Bensheim: Der
Verbandstag möge beſchließen, den geſchäftsführenden Vorſtand
zu beauftragen, mit allen hier in Frage kommenden
Tageszeitun=
gen und Wochenſchriften zu unterhandeln, um den Mitgliedern
des Gaſtwirte=Verbandes beſondere Vorteile beim Bezug zu
bieten.
Eine Anzahl weiterer Anträge interner Natur wird
abge=
lehnt bzw. zurückgezogen.
Ueber
das Verſicherungsweſen,
inſonderheit die Sterbekaſſe des D.G.V., die Haftpflichtkaſſe
deut=
ſcher Gaſtwirte und über den Seltersſprudel Auguſta Viktoria
referieren die Herren Jaskowſki, Döring und Direktor
Witſch. Das Verſicherungsweſen des Verbandes entwickelt ſich
ſehr gut, doch ſtehen immer noch eine Anzahl Kollegen zu ihrem
eigenen Schaden abſeits. Jedenfalls haben die ſozialen
Einrich=
tungen des Verbandes ſehr ſegensreich gewirkt. Der
Selters=
ſprudel iſt infolge der Steuerlaſten und der Wirtſchaftslage, wie
alle anderen Betriebe auch, etwas zurückgegangen, aber weniger
als irgendein anderer. Es konnten in den letzten Jahren über
300 000 RM. Bezugsdividenden zurückgezahlt werden —
Es folgt Vorſtandswahl. Für den verſtorbenen
Kolle=
gen Miſchlich wird bis zur endgültigen Neuwahl im nächſten Jahre
Herr Ph. Schnell=Darmſtadt beſtätigt.
Als Ort des nächſten Verbandstages wurde einſtimmig
Worms beſtimmt. Mit dem Hinweis auf die im September in
Stuttgart ſtattfindende 4. Süddeutſche Gaſtwirtsmeſſe und mit
herzlichen Dankesworten an die Verſammlung ſchloß der Leiter,
Herr Döring, den Verbandstag.
Abends fand im „Halben Mond” gemeinſames Abendeſſen und
Unterhaltung ſtatt, eine harmoniſch verlaufene Veranſtaltung, an
der auch die Damen teilnahmen.
Brolpreiserhöhung auch in Heſſen.
Die Bäcker und die Vereinigten Brotfabriken der Stadt Mainz
ſowie auch der Mainzer Spar= und Konſum=Verein haben mit Wirkung
vom 27. April 1931 eine Brotpreiserhöhung durchgeführt. Das
Miſch=
brot 1. Sorte wurde von 90 auf 95 Pfg. und das Miſchbrot 2. Sorte
und das Roggenbrot von 78 auf 85 Pfg. für 2 Kilo erhöht. Dieſe
erheb=
liche Preisſteigerung wurde von genannten Organiſationen in gleicher
Höhe durchgeführt. Im Kreiſe Alsfeld wurde der Brotpreis von 65 auf
72 Pfg. und in den Kreiſen Schotten und Lauterbach von 65 auf 75 Pfg.
pro 2 Kilo Roggenbrot erhöht.
Die Erhöhung des Brotpreiſes wird mit der Steigerung der
Mehl=
preiſe begründet. Die Durchführung erfolgte, obſchon der heſſiſche
Mini=
ſter für Arbeit und Wirtſchaft die Organiſation des Bäckergewerbes und
den Konſumperein gebeten hatte, von einer Brotpreiserhöhung mindeſtens
ſolange Abſtand zu nehmen, bis die von ihm mit dem Reichsminiſter
für Ernährung und Landwirtſchaft eingeleiteten Verhandlungen betreffs
Herabſetzung der Mehlpreiſe zum Abſchluß gebracht wären.
Die Brotpreiserhöhung wirkt ſich gerade bei der jetzigen Zeit
beſon=
ders ſchwer aus, weil auch die Kartoffeln im Preiſe ganz erheblich
ge=
ſtiegen ſind und andererſeits einige Bezirksfürſorgeverbände ſich
not=
gedrungen mit dem Gedanken tragen, die Unterſtützungsſätze
herabzu=
ſetzen. Es wäre zu wünſchen geweſen, wenn eine Brotpreiserhöhung
im Intereſſe der notleidenden Bevölkerung hätte vermieden werden
können.
Skimnen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlel
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender veraniworiſch.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurlägeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Wie ſolldasenden?
In einer Zeit ſchwerſter wirtſchaftlicher Not und größter
Ar=
beitsloſigkeit hat der Heſſiſche Landtag im Dezember vorigen
Jah=
res eine Erhöhung der Grundſteuer und der Sondergebäudeſteuer
beſchloſſen. Offenbar hat man ſich von der Auswirkung dieſer
Steuergeſetze keine Vorſtellung gemacht, ſonſt wäre es nicht zu
verſtehen, daß politiſche Parteien einer ſolchen Vorlage ihre
Zu=
ſtimmung gaben. Was im einzelnen für die Betroffenen, dieſe
Steuererhöhung bedeutet, hat ſich wohl jeder bei einem Vergleich
des neuen mit dem alten Steuerzettel ausgerechnet. Wie dieſe
Steuererhöhung aufgebracht werden ſoll, weiß kein Menſch, und
welches die Folgen ſind wenn verſucht werden ſollte dieſe Steuern
einzutreiben, iſt nicht abzuſehen. Sie bedeuten den Ruin des
Haus=
beſitzes und die Zerſtörung zahlreicher gewerblicher
Unternehmun=
gen. Eine Erhöhung von Steuern überhaupt iſt in dieſer Zeit
ſinnlos; ein Mehraufbringen von bis zu 100 Prozent an
ſtaat=
licher Grund= und Sonderſteuer iſt abſolut untragbar und ein
Hohn auf jede wirtſchaftliche Einſicht. Für das Reich ſind
Steuer=
ermäßigungen beſchloſſen, weil man endlich eingeſehen hat, daß
unter dem Steuerdruck die Wirtſchaft noch völlig erliegen wird,
und daß dem Problem der Arbeitsloſigkeit nur beizukommen iſt,
wenn verbilligte Herſtellung einen vermehrten Abſatz der
Produk=
tion, beſonders als Export ins Ausland, bringt. Der vielleicht
ſchon zu ſpät und äußerſt behutſam unternommene Verſuch des
Laſtenabbaues durch die Reichsregierung, wird in Heſſen
durch=
kreuzt und ins Gegenteil verkehrt, und zwar in einem Maße, daß
man ſolche Steuergeſetze als wirtſchaftszerſtörend bezeichnen muß,
und in ſeinen weiteren Folgen als ſtaatsbedrohend. Es iſt eine
Binſenwahrheit, daß, wenn die Wirtſchaft ausgeſaugt iſt, ſie
ſteuer=
lich nicht mehr das leiſten kann, was der Staat für ſeinen Beſtand
braucht. Eine Notverordnung verhindert Steuererhöhungen nach
dem 31. Dezember 1930. Der Landtag hat dem heſſiſchen Volk
noch kurz vor dieſem Termin, nämlich am 5. Dezember 1930, dieſe
Geſetze mit ihren tragiſchen Folgen auferlegt.
Die Beunruhigung und die berechtigte Entrüſtung iſt nicht nur
in Darmſtadt, ſondern überall in Heſſen, wo die neuen
Steuer=
zettel bereits zur Ausgabe gelangt ſind, außerordentlich. Dazu
kommt, daß nun wieder davon geredet wird, daß das große Loch
in der Staatskaſſe nochmals durch eine Verminderung der
Beam=
tengehälter gedeckt werden ſolle. Wenn auch offizielle Dementis
erfolgt ſind, ſo beſagt doch der Proteſt der Beamtenorganiſationen
genug. Aber auch das Gewerbe und die geſamte Wirtſchaft,
ſo=
wohl Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, müſſen Einſpruch erheben
gegen die Möglichkeit ſolcher Pläne, denn ein weiterer
Gehalts=
abbau bringt weiteren Rückgang der Umſätze und bedingt ſomit
Einbuße an Kaufkraft und als weitere Folge Schrumpfung der
Be=
triebe. Arbeitsloſigkeit und Not. Das Prinzip des Sparens in
allen Ehren, doch müßte es da angewandt werden, wo noch
Spar=
möglichkeiten beſtehen. Wenn jetzt, vielleicht 2 oder 5 Jahre
ver=
ſpätet, die Spartendenz in einſeitiger und überſpannter Form
zur Anwendung kommen ſoll. dann müſſen, gerade in ſolcher
Not=
zeit, wo Zuſammenbrüche ſich erſchreckend mehren, auch die nur
mittelbar betroffenen Wirtſchaftskreiſe, in eine Front ſich mit
denen ſtellen, die um die Erhaltung eines Lebensſtandards, der
nicht weiter herabgedrückt werden kann, kämpfen.
Im Augenblick geht es um die Abwehr eines ungerechten die
Exiſtenz zahlloſer Unternehmungen und den geſamter Hausbeſitz
bedrohenden Steuergeſetzes. Die Zeit iſt vorbei, daß man in der
Hoffnung auf allgemeine Beſſerung Steuererhöhungen, wenn auch
mit Sorgen, ſo doch mit ruhiger Reſignation hinnahm. Gewerbe.
Handel und Induſtrie ſind am Ende ihrer Kraft! Sie rufen auf
zum Kampf, gegen ſteuerliche Ungerechtigkeit, und zur Abwehr
ihrer Folgen.
Ein Kaufmann.
Galfiel Seter vur den Beitksſctiſfengerichl.
Aw. Das hieſige Bezirksſchöffengericht verhandelte
am Mittwoch unter Vorſitz von Landgerichtsdirektor
Schmidt gegen den Divlom=Ingenieur und
natio=
nalſozialiſtiſchen, Schriftſteller,
Reichstagsab=
geordneten Gottfried Feder wegen Vergehens
ge=
gen das Republikſchutzgeſetz. Der Angeklagte wird
be=
ſchuldigt, in einer Verſammlung der Nationalſozialiſten in Erbach
i. O. die Republik beſchimpft zu haben. Weiter wird er beſchuldigt,
als verantwortlicher Redakteur des „Heſſenhammer” einen
Ar=
tikel, betitelt: gegen den marxiſtiſchen Blutterror in Heſſen,
offe=
ner Brief an Innenminiſter Leuſchner, herausgegeben zu haben,
in dem Beſchimpfungen und eine Bedrohung des Miniſters
ent=
halten waren. Wegen des Artikels iſt ebenfalls der Drucker
des Heſſenhammer angeklagt.
Der Angeklagte Feder betont zunächſt, daß die Verſammlung
nicht öffentlich war. Ganz allgemein habe ſich ſeine Kritik nicht
gegen die Staatsform, ſondern gegen den Inhalt der heutigen
Staatsform gerichtet. Er behauptet weiter, daß die Zeugen,
ſo=
zialdemokratiſche Funktionäre, die ihn denunziert hätten,
gleich=
ſam gnadenhalber auf inſtändiges Bitten ihrerſeits eingeladen
worden ſeien. Er beſtreitet „Das arme, kleine rachitiſche
Repu=
blikchen iſt erſt 12 Jahre alt, es muß mit der Saugflaſche
aufge=
päppelt werden, damit es nicht umfällt”, wörtlich geſagt zu haben.
Er habe lediglich die Republik mit einem rachitiſchen Kindlein
verglichen. Er habe auch nicht geſagt: das Weſen des heutigen
Staates iſt Haß und Neid, ſondern das Weſen der
Sozialdemo=
kratie iſt Haß und Neid. Das vornehmſte Recht der Verfaſſung
ſei die Berechtigung eines jeden, Kritik zu üben, und ſein Kampf
gehe gegen die Auswüchſe im Staat. Zu dem Artikel behauptet
er, daß er ihn überhaupt nicht geſehen habe. Er habe derartig
riel zu tun, daß es ihm vollkommen unmöglich ſei, jeden Artikel.
ſeiner verſchiedenen Zeitungen vorher durchzuleſen. Der zweite
Angeklagte gibt an, daß er mit der redaktionellen Arbeit des
Heſſenhammer, nichts zu tun habe, ihn vielmehr lediglich drucke,
daß ihn die einzelnen Artikel ſomit nichts angingen und er ja auch
gar nichts dagegen machen könne. Die beiden Zeugen, ein
ſozialdemokratiſcher Lehrer und ein parteiloſer Maſchiniſt, die
beide Einladungen erhielten bekunden übereinſtimmend, daß
Feder zu Anfang erfreulich ſachlich, ſpäter aber unglaublich ges
häſſig geredet habe. Sie bekunden beide, daß der Angeklagte die
ihm zur Laſt gelegten Bemerkungen, gemacht habe. Der Lehrer
hatte ſie ſich unmittelbar notiert. Der Staatsanwalt hält in
ſeinem Plädoyer die Entſchuldigung des Angeklagten Feder, er
habe zuviel zu tun, um jeden Artikel durchzuleſen nicht für
ſtich=
haltig. Dann dürfe er eben nicht als verantwortlicher Redakteur
zeichnen. Nach 8 20 des Reichspreſſegeſetzes gelte der
verantwort=
liche Redakteur, wenn der eigentliche Verfaſſer nicht zu ermitteln
ſei, als Täter und ſei demgemäß zu beſtrafen. Der Heſſenhammer
ſei bereits nach Erſcheinen dieſes Artikels von Miniſter Leuſchner
auf einige Wochen verboten worden. Die Beſchwerde gegen dieſes
Verbot ſei dann bis vors Reichsgericht gegangen und von dort als
unbegründet zurückgewieſen worden, da der Artikel
Beſchimpfun=
gen der Republik enthalte. Nach Meinung des Staatsanwalts
enthalte der Artikel außerdem eine Bedrohung des
Innenmini=
ſters. Im anderen Falle habe ſich der Angeklagte ebenfalls gegen
das Republikſchutzgeſetz vergangen. Es komme nicht darauf an,
daß die Verſammlung nicht öffentlich war, denn im Geſetz heiße
es ausdrücklich: wer öffentlich oder in einer Verſammlung die
Republik beſchimpft uſw. Der Angeklagte habe eine
Führerſtel=
lung in ſeiner Partei und als ſolcher größere Verpflichtungen.
Demgemäß müſſe er auch höber beſtraft werden. Weiter komme
in Betracht, daß er bereits Strafen auf demſelben Gebiete habe.
Er beantragt gegen Feder eine Gefängnisſtrafe von insgeſamt
ſieben Monaten, da man mildernde Umſtände aus den vorher
er=
wähnten Gründen nicht annehmen könne. Gegen den zweiten
An=
geklagten beantragt er wegen Mittäterſchaft die Mindeſtſtrafe von
drei Monaten Gefängnis.
Der Angeklagte behauptet in ſeiner beinahe einſtündigen
Verteidigungsrede, daß es ſich hier ja lediglich um einen
Partei=
kampf handle, in dem der Staatsanwalt notgedrungen
Partei=
anwalt ſein müſſe. Nur durch einen Bruch der Verfaſſung ſei es
möglich, daß er heute hier ſtehe, denn früher habe der Reichstag
nicht daran gedacht, die Immunität eines Abgeordneten
aufzu=
heben. Er ſagt, daß er den Artikel nicht hätte drucken laſſen, da
er gewiſſe Wendungen nicht als zweckmäßig erachte. Er ſagt dann
weiter, daß er denſelben heute beanſtandeten Vortrag ſchon
Hun=
derte von Malen ungehindert gehalten habe, nur in zwei
marei=
ſtiſchen Hochburgen, Darmſtadt und Kaſſel, habe ſich der
Staats=
anwalt bemüßigt gefühlt, einzugreifen. Er habe allerdings
ſchärfſte Kritik an der Sozialdemokratie geübt, und bei der
merk=
würdigen Geiſtesverfaſſung der ſozialdemokratiſchen
Parteifunk=
tionäre ſei es ja nicht weiter verwunderlich, wenn der Herr Lehrer
jedesmal, wenn er Sozialdemokraten ſage, Staat höre. An ſich
wirke ja Sachlichkeit viel mehr, er könne aber nicht immer nur
mit dieſen grauenvollen Zahlenreihen arbeiten und müſſe auch
manchmal eine kleine lichte Note hineinſetzen. Als der Vorſitzende
ihn nach wiederholten Zurechtweiſungen darauf aufmerkſam macht,
daß er ihm das Wort entziehen müſſe, da man ſich hier keine
Par=
teireden anhören könne, ſchließt er mit den Worten: „Sie müſſen
berückſichtigen, daß hier eine Weltanſchauung kämpft, und Sie
können nur zu einem gerechten Urteil kommen, wenn Sie mich
freiſprechen.”
Nach einer Pauſe bis vier Uhr wird noch einmal eingehend
die Stellung des Angeklagten Feder in bezug zu dem
inkriminier=
ten Artikel erörtert. Feder erklärt, daß zu jener Zeit für den
heſſi=
ſchen Teil der Zeitung die heſſiſche Gauleitung der Partei
verant=
wortlich war. Es habe auch immer der Preſſewart als
verani=
wortlich gezeichnet, und es müſſe auf einem Verſehen beruhen, daß
ausgerechnet in dieſem Blatt das Signum fehlte. Gegen 5.30 Uhr
verkündet das Gericht
das Urteil.
Mittlerweile wurde von der Verteidigung ein Beweisantrag
eingebracht, und das Gericht verkündet den Beſchluß, daß die Sache,
den Artikel im Heſſenhammer betreffend, abgetrennt und zur
aber=
maligen Verhandlung auf Freitag den 16. Juni, vertagt wird.
In dem anderen Fall wird der Angeklagte Feder wegen
Vergehen gegen das Republikſchutzgeſetz zueiner
Geldſtrafe von 500 Mark verurteilt, die im
Nichteinbrin=
gungsfall mit 50 Tagen Gefängnis verbüßt wird. Das Gericht iſt
der Anſicht, daß der Begriff der Oeffentlichkeit durch die Ladung
nicht zur Partei Gehöriger gegeben war. Es iſt weiter der
An=
ſicht, daß nichts gegen die Glaubwürdigkeit des Zeugen ſpreche,
insbeſondere, da der andere Zeuge ſeine Ausſagen vollkommen
be=
ſtätigt habe. Und danach ſei kein Zweifel, daß der Angeklagte die
republikaniſche Staatsform verächtlich gemacht habe. Für manche
Redewendungen könne man ihm mildernde Umſtände zuerkennen,
denn es könnten ihm wohl mal Entgleiſungen vorkommen, aber
die letzte Behauptung des Angeklagten bedinge eine höhere
Geldſtrafe.
Wer iſt die Verletzte? Am 23. 4. 1931, zwiſchen 17 und 18 Uhr,
wurde auf dem Meßplatz ein Mädchen im Alter von 16 bis 20 Jahren
beim Vorbeigehen an einer Zugmaſchine mit Anhänger durch eine
herab=
fallende Wagendeichſel am linken Fuß und Bein verletzt. Da die
Ver=
letzte bisher noch nicht bekannt wurde, wird dieſe gebeten, zwecks
Klä=
rung der Schuldfrage ſich auf Zimmer 8 zu melden oder melden zu
laſſen.
Geſchäftsleute, Vorſicht! Warenſchwindler am Werk. In letzter
Zeit trat in Darmſtadt ein Betrüger auf, der in größeren
Ladengeſchäf=
ten in den Nachmittagsſtunden erſchien, ſich eine Auswahlſendung in ein.
beſtimmtes Haus beſtellte, um dort die Waren in Empfang zu nehmen=
In einem Geſchäft gelang es dem Schwindler, von der Geſchäftsinhaberin=
Waren im Werte von 20 Mark gleich bei der Beſtellung
mitzubekom=
men. Als am anderen Tage der Neſt der beſtellten Waren gelieferb
werden ſollte, ſtellte ſich heraus, daß alle Angaben bezüglich Namen=
Wohnung und Stellung des angeblichen Dr. erſchwindelt waren. Bes
ſchreibung des Unbekannten: 30 bis 35 Jahre alt, 1,70 bis 1,75
groß=
ſchlank, ſchmales, braunes Geſicht, bartlos, trägt braune
Halbſchuhe=
dunklen Anzug, grauen Mantel und graue Handſchuhe. Spricht reines
Schriftdeutſch.
Ganz Hamburg spricht!!!
IDEE der neue Kaffee — leichtbekömmlich — hat die anregende Wirkung um derentwillen Kaffee überhaupt gekauft wird, aber niemals irgendwelehe
schädliche Wirkungen auf den menschlichen Organismus. Dies bestätigen begeisterte Zuschriften aus allen Teilen Deutschlands. IHbe.4
Das große 200 g Paket kostet nur noch Mk. 1.35. Uberall käuflich.
J. J. DARBOVEN, HAMBURG 15
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Donnerstag, den 30. April 1931
Seite 9
4. Situng des H. euungenſchen Landesincenngs.
Schwierige Einzelberakungen über das neue Kirchengeſet.
juhr zunächſt in der Beratung der Tagesordnungspunkte fort, die
Einzelausſprache über den neuen Kirchengeſetzentwurf wurde
zu=
rückgeſtellt. Die übrigen Vorlagen der Kirchenregierung fanden
ohne weſentliche Ausſprache einſtimmig Annahme. — Zu dem
Kirchengeſetz über die Auszahlung von Ruhegehalten
evangeliſcher Geiſtlicher und von Verſorgungsbezügen der
Hinterbliebenen evangeliſcher Geiſtlicher nach dem Ausland
iſt zu bemerken, daß die Kirchenregierung gemäß § 110 der
Kirchenverfaſſung unterm 13. Februar 1930 vorläufig das
Kirchen=
geſetz erlaſſen hat, dem die Staatsregierung unterm 19. Februar
1930 ihr Placet erteilt hat. Die Kirchenregierung hat danach u.
beſchloſſen: Geiſtliche im Ruheſtand und verſorgungsberechtigte
Hinterbliebene von Geiſtlichen, die ſich im Ausland aufhalten,
haben ihre Verſorgungsbezüge durch im Inland anſäſſige
Bevoll=
mächtigte erheben zu laſſen. Die Auszahlung der
Verſorgungs=
gebührniſſe erfolgt jeweils für die gleichen Zeitabſchnitte wie für
Empfangsberechtigte im Inland jedoch nachzahlungsweiſe. Das
Landeskirchenamt iſt gegebenenfalls ermächtigt, mit den
Emp=
fängern längere Zeitabſchnitte zu vereinbaren. Die Auszahlung
iſt von dem Nachweis abhängig, daß der Empfangsberechtigte den
Zeitabſchnitt erlebt und während dieſer Zeit die
Reichsangehörig=
keit beſeſſen hat Lebensbeſcheinigung und Reichsangehörigkeit
müſſen durch Urkunden der zuſtändigen deutſchen Vertretung im
Ausland dargetan werden.
Oberkirchenrat Dr. Büchler wies auf die Notwendigkeit
dieſes Kirchengeſetzes hin. Es wird dann über die Vorlage
be=
treffend
Kinderzuſchlag für Kinder vom 16. bis 21. Lebensjahr
abgeſtimmt. Die Kirchenregierung hat eine Verordnung erlaſſen,
die im Artikel 1 vorſieht: Der Beſchluß des Heſſiſchen Landtags,
bekanntgegeben durch das Ausſchreiben des Geſamtminiſteriums
vom 27. Juni 1930. Nr. F.M. J. Li. 15 089, die Kürzung der
Kin=
derzuſchläge für Kinder vom 16. bis 21. Lebensjahr und den
Fortfall der widerruflichen Kinderbeihilfe für die Staatsbeamten
uſw. betreffend, findet mit Rückſicht auf die weitergehende
fünf=
prozentige Kürzung des Grundgehalts, entſprechend der
Notver=
ordnung vom 21. März 1929, für die weitere Dauer dieſer
Kür=
zung für die Geiſtlichen. Geiſtlichen im Ruheſtand und die
Hin=
terbliebenen von Geiſtlichen ſowie für die Mitglieder des
Lan=
deskirchenamts und die Profeſſoren des Predigerſeminars in
Friedberg, welche ſich der fünfprozentigen Kürzung des
Grund=
gehalts freiwillig unterworfen haben, keine Anwendung. Die
Genannten beziehen die Kinderzuſchläge und die widerrufliche
Kinderbeihilfe nach den bisher geltenden Grundſätzen weiter. —
Artikel 2 lautet: Für die nicht unter Artikel 1 fallenden
Beam=
ten des Landeskirchenamts, der Landeskirchenkaſſe und des
Pre=
digerſeminars. Beamten i, R. und Hinterbliebenen dieſer
Beam=
ten finden die für die Staatsbeamten uſw. eingetretenen
Aen=
derungen im vollen Umfang Anwendung.
Abg. D. Jaudt fragt hierzu, ob. dieſe Regelung nur bis zu
dem Termin gelte, an dem für die Staatsbeamten die durch den
Landtag beſchloſſene neue Regelung eintrete. Von der
Kirchen=
regierung wird geantwortet, daß eine Regelung analog der
ſtaat=
lichen ausgearbeitet werden ſoll.
Es wird dann die Vorlage der Kirchenregierung, betreffend
Kirchengeſetz, die
Bildung einer Krankenkaſſen=Gemeinſchaft für die
evange=
liſchen Geiſtlichen
betreffend, hier Aenderung des § 4, zur Beratung geſtellt. Eine
Ausſprache erfolgt nicht. Die Aenderung wurde genehmigt.
Zur Vorlage, der Kirchenregierung, betr. Bezüge der
Geiſt=
lichen uſw., hier:
Kürzung der Bezüge der Geiſtlichen uſw. ab 1. Februar 1931.
gibt der Berichterſtatter des Finanzausſchuſſes, Abg. Fabrikant
Arzt=Michelſtadt, eine kurze Erklärung. Er ſprach beſonders
den Beamten des Landeskirchenamts und den Profeſſoren des
Predigerſeminars Friedberg den Dank für die freiwillige
Redu=
zierung ihres Gehalts aus. Der Finanzausſchuß hat der Annahme
zugeſtimmt.
Es lag dazu ein Antrag des Abg. Dekan D. Jaudt=
Fried=
berg vor, der für den Ausſchlag der Wohnungen der Geiſtlichen
eine andere Berechnung bei der Gehaltskürzung wünſcht.
Prälat D. Dr. Diehl erklärte, er würde es tief bedauern, wenn
man jetzt in eine Beſoldungsdebatte käme. Die Landeskirche habe
kein Geld
Abg. Geheimrat Stroh nimmt zu der
Wohnungsgeldzuſchuß=
frage des Abg. Jaudt Stellung. Er tritt für die Gleichbehandlung
der Pfarrer und der Staatsbeamten auch in dieſer Frage ein. Er
bittet, die Vorlage der Kirchenregierung ſtehen zu laſſen, wie ſie
vorgelegt ſei.
Vizepräſident Dr. Dahlem nahm zu den Auslaſſungen
von D. Jaudt ebenfalls Stellung und unterſtrich die prekäre
finanzielle Lage der Landeskirche. Manchmal könnte ſie nur ſehr
ſchwer ihren Verpflichtungen nachkommen. Zurzeit ſtehe man in
ſehr ſchweren Verhandlungen mit dem Staat, der noch 129 300
Mark ſchuldig ſei. Wenn der Staat dieſen Teil des
Staats=
beitrags nicht geben ſollte oder nicht geben wollte, ſo müßten
viel=
leicht nochmals Kürzungen der Gehälter vorgenommen werden.
Nach einer Stellungnahme einzelner Abgeordneter zu dieſem
Antrag, wurde der Antrag zurückgezogen. Die
Kirchenregierungs=
vorlage wurde einſtimmig angenommen. Sie hat folgende
Faſſung: Artikel 1. Ziffer 2 und 3 der Notverordnung vom
21. März 1929 betr. die Kürzung des Grundgehaltes der
Geiſt=
lichen uſw., wird mit Wirkung vom 1. Februar 1931 aufgehoben.
— Artikel 2. 1 Vom 1. Februar 1931 ab werden die Bezüge der
Geiſtlichen. Geiſtlichen i. R. und der Hinterbliebenen der
Geiſt=
lichen, entſprechend den Beſtimmungen des Kapitels II des
II. Teils der Verordnung des Reichspräſidenten zur Sicherung
von Wirtſchaft und Finanzen vom 1. Dezember 1930 um 6 Proz.
gekürzt. — 2. Die freie Amtswohnung der Geiſtlichen und zwar
ohne Rückſicht darauf, ob dieſelben ledig oder verheiratet ſind, iſt
für die 6proz. Kürzung entſprechend den Sätzen des
Wohnungs=
geldzuſchuſſes der ſtaatlichen Beſoldungsordnung wie folgt in
An=
ſatz zu bringen: a) für ſämtliche Geiſtliche, welche Grundgehalt
nach den Beſoldungsgruppen I und II des Pfarrbeſoldungsgeſetzes
beziehen, bei einem Grundgehalt bis zu 5800 RM., einſchließlich
mit den Sätzen der Tarifklaſſe IP. bei höherem Grundgehalt mit
den Sätzen der Tarifklaſſe III: b) für die verwendeten
Pfarr=
amtskandidaten, welche eine Amtswohnung ganz oder von
der=
ſelben mehr als 2 Zimmer benutzen, mit den Sätzen der
Tarif=
klaſſe IV. Für die übrigen Pfarramtskandidaten mit einem
Drit=
tel dieſer Sätze; e) für die aushilfsweiſe beſchäftigten
Geiſt=
lichen, welche Grundgehalt nach einer Beſoldungsgruppe der
ſtaat=
lichen Beſoldungsordnung beziehen, mit dem jeweils ihrem
Grundgehalt entſprechenden Wohnungsgeldzuſchuß; d) für alle
übrigen Geiſtlichen hat das Landeskirchenamt für die freie
Amts=
wohnung einen den jeweiligen Verhältniſſen entſprechenden
Be=
trag von Fall zu Fall beſonders feſtzuſetzen.
Es wurde dann in die Einzelberatung des § 3 eingetreten,
der regelt, wann die kirchlich=evangeliſche Trauung von dem
Geiſtlichen verſagt werden muß; 1. bei Perſonen, die beide der
evangeliſchen Kirche nicht angehören und 2. bei Ehen zwiſchen
Angehörigen der evangeliſchen Kirche und anderen chriſtlichen
Religionsgemeinſchaften, wenn vorher der evangeliſche Teil
zuge=
ſtanden hat, daß ſämtliche Kinder nicht evangeliſch getauft und
erzogen werden ſollen. Dieſe beiden Poſitionen wurden
debatte=
los angenommen, während über die Poſition III des 8 3. die
die kirchliche Trauung bei Miſchehen (mit Nichtchriſten und
Hei=
den) regelt, eine längere Ausſprache einſetzte, die geſtern aber zu
keinem Ergebnis führte, da ſich die Gruppen über dieſe Fragen
noch nicht einigen konnten.
Es waren zu Poſition 3 einige Abänderungsanträge geſtellt,
Prälat D. Dr. Diehl macht darauf aufmerkſam, daß
Dis=
penſen nur auf Grund eingehender Beratung möglich ſeien. In
den verſchiedenen Superintendenturen würde ſich eine verſchiedene
Praxis herausbilden, wenn ihnen die Entſcheidung überlaſſen
würde, da die einen vielleicht Dispenſen erteilten, die anderen
nicht
Abg. D) Jaudt nimmt zu ſeiner Anregung Stellung
Abg. Oberkirchenrat Waitz erklärt, die Miſchehen ſolcher
Perſonen, die aus der evangeliſchen Kirche ausgetreten ſeien oder
einer nichtchriſtlichen Religion angehören, mit evangeliſchen
Chri=
ſten hätten ſich erheblich vermehrt. Aus dieſem Grunde müſſe
man dieſer Erſcheinung Rechnung tragen. Er wünſchte ferner,
daß bei Fragen der Trauung ſolcher Perſonen auch die Kirchen=
vorſtände hinzugezogen würden. Er trage ebenfalls Bedenken,
daß durch einzelne Superintendenten eine große Differenzierung
in den Entſcheidungen eintreten könnte. Als oberſte Inſtanz in
Ausnahmefällen müßte ſeiner Anſicht nach das Landeskirchenamt
gelten. Man möge aber nicht alle Möglichkeiten für die
evange=
liſche Kirche verbauen.
Abg. Frau Lambert wünſcht bei dieſen Fragen die
Mit=
wirkung des Kirchenvorſtandes. Im Kirchenvorſtand müſſe neues
Leben pulſieren.
Abg. Lenz betonte, die Trauung könnte eine ſeelſorgeriſche
Angelegenheit ſein, und es gehöre zu den Ehrenrechten der Kirche,
Mi iteie Feſhden dete A Fſceen veſe efen
Heiden geſchloſſen werden ſollten oder dürften, im Gegenteil
werde in einem anderen Paſſus nur die chriſtliche Ehe gewünſcht.
Wenn der Zeitgeiſt andere Forderungen ſtelle, müſſe man ſich
doch fragen, ob man nicht dem Geiſt Gottes folgend hier nein
ſagen müſſe und die Ehe zwiſchen Chriſten und Nichtchriſten
ver=
ſagen ſoll. Ausnahmen könne man ja zulaſſen.
Abg. Pfarrer Bürſtlein wünſchte nochmals um der
Ten=
denz willen, daß hier der Seelſorger (nicht der Juriſt) die
Haupt=
entſcheidung zu treffen habe. Um der Kürze der Verbindungen
willen ſei es erforderlich, die letzte Entſcheidung den
Superinten=
denten im Notfalle zu überlaſſen. Der Pfarrer hätte heute
beſon=
dere Liebe ſeinen Pfarrkindern gegenüber. In hundert Jahren
müſſe ſeiner Anſicht nach der Säkularismus überwunden ſein.
Und er müſſe zu dieſer Angelegenheit betonen, es gehe in der
evangeliſchen Kirche nicht rückwärts, ſondern vorwärts.
Prälat D. Dr. Diehl betont, es ſeien nicht etwa Machtgelüſte
von ihm, daß er den Superintendenten nicht als letzte Inſtanz
angeſehen haben wolle. Man würde den Herren
Superintenden=
ten damit eine ſchwere Bürde aufladen. Es ſei außerdem
gefähr=
lich, da ſich eine differenzierte Praxis herausbilden könnte.
Abg. Schrimpf würdigt im Namen ſeiner Gruppe die
Faſſung des Entwurfs. In der wohltuenden Ausſprache von
Theologen und Juriſten läge gewiß etwas Wahres. Aber aus
grundſätzlichen Erwägungen erſcheine ihm die Verlegung der
Ent=
ſcheidung in die Hand der Superintendenten, als lebendige
Per=
ſönlichkeit, ungeheuer wichtig und ratſam. Damit werde auch
je=
des Schablonenhafte vermieden.
Abg. D. Walter wünſcht der kirchlichen Trauung die
Be=
deutung beigemeſſen zu ſehen, wie es ihr zukommt. Es wäre nach
der Anſchauung, daß die kirchliche Trauung als Segnung des
Lebens angeſehen wird, durchaus möglich, die kirchliche
Trau=
ung zwiſchen evangeliſchen Chriſten und Nichtchriſten
vorzu=
nehmen. Wenn man glaube, die Ehe verweigern zu müſſen, dann
müſſe man eine Inſtanz haben, an die man ſich wenden könne.
Prof Cordier erklärte, die Debatte habe ihm recht
ge=
geben. Im Teſtament, weder im alten noch im neuen, ſei eine
chriſtliche Eheſchließung erwähnt. Es habe nur eine zivile Ehe
gegeben. In der Zeit Luthers ſei auch zwiſchen dem bürgerlichen
Akt und der kirchlichen Fürbitte unterſchieden worden. Er gab
dann einen kurzen Rückblick auf die Geſchichte der kirchlichen
Trauung. Die Kirche hat ſich bei der Eheſchließung nicht aus=
ſchließen wollen, da ſie dienen wollte. Bei einer bürgerlichen
Trauung handelt es ſich um eine geſchloſſene Ehe, und mindeſtens
dem einen Teil ſei die Kirche verpflichtet, wenn der eine Teil
evangeliſch ſei und eine kirchliche Trauung wünſche. „Im Herrn”
müſſe die Ehe geſchloſſen werden, d. h. die Fürbitte der Kirche ſei
nötig. Die Kirche müſſe denen dienen, die ihren Dienſt in
An=
ſpruch nehmen wollen.
Oberkirchenrat Zentgraf betont, ihm ſcheine hier eine
Hai ie de
liche Ehe ſei total etwas anderes, als eine rein bürgerliche Ehe,
wobei dem einen Eheteil Fürbitte zukomme. Von ſämtlichen
Miſſionsgeſellſchaften werde die Eheſchließung eines Chriſten mit
einem Heiden abgelehnt. Ehe ſei nur dann möglich, wenn Gott die
beiden Menſchen zuſammenfüge, wenn die beiden Aenſchen erſt
fragen, was will Gott? An der Klarheit chriſtlicher Poſition
müſſe man feſthalten. Es gehe hier um heilige Güter der
Chri=
ſtenheit.
Nach einer kurzen Gegenerklärung des Abg. Prof. Cordier,
der betonte, er wolle durchaus die chriſtliche Ehe gewahrt wiſſen.
wurde die Fortſetzung der Beratungen über das neue
Kirchen=
geſetz zur Erhaltung der kirchlichen Ordnung
und Sitte auf Donnerstag vormittag 9 Uhr vertagt.
Die Gruppen verhandelten nachmittags nochmals über die
Einzelfragen dieſes Geſetzes, um tunlichſt eine Baſis zu finden,
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Artikels wird tüchtiger Kaufmann mi= Beteiligung geſticht. Angeb
unter M 149 an die Geſchäftsſtelle.
Nummer 119
Donnerstag, den 30. April 1931.
Seite 11
Statt beſonderer Anzeige.
Unſere gute Mutter und Schweſier
Multe Sieffen
geb. Seyferth
iſt am 27. April in Frankfurt a. M. infolge
eines Herzſchlags plötzlich verſchieden.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Saalbauſtraße 23;
Schwuſen (Kreis Glogau);
Farm Heſſen, Poſt Gobabis S. W. A;
Braunſchweig, Mainz.
Die Beerdigung findet am Freitag den 1. Mai um
15.30 Uhr von der Halle des älten Friedhofs,
Nieder=
ramſtädterſiraße aus, ſiatt.
Von Beſuchen bittet man abzuſehen.
Todes=Anzeige.
Nach langm, ſchweren Leiden iſt meine treue
Gattin, unſere gute Mutter
Hrun Raigchen Bauu
geb. Keil
heute Nacht verſchieden.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Adam Hauck, Poſinſpeitor i. R.
Darmſtadt, 29. April 1931
Kranichſieinerſtraße 54.
Die Einäſcherung ſindet in aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen und Kranzſpenden wolle man
abſehen.
Todes=Anzeige.
Am 26. April 4934 iſt unſere liebe Schweſter
ſanft entſchlafen.
Dr. Ernſt Laudenheimer, Düren (Rhld.)
Dr. Rudolf Laudenheimer, München.
Frau 3da Laudenheimer, München.
Die Einäſcherung hat am 29. April 1931 auf dem
Oſifriedhof zu München ſtattgefunden.
Dienstag Abend 11 Uhr entſchlief plötzlich
und unerwartet meine herzensgute Frau,
un=
ſere liebe, gute, treuſorgende Mutter,
Schwie=
germutter und Großmutter
Frau Margaretha Laut
geb. Opper
im 37. Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Laut.
Georg Bartmann und Frau Eliſabeth
geb. Laut und 2 Enkelkinder.
Darmſtadt, den 29. April 1931.
Arheilgerſtraße 35.
Die Beerdigung findet Samstag, den 2. Mai, nachm.
2½ Uhr vom Portal des alten Friedhofes an der
Niederramſtädterſtraße aus, ſiatt.
Statt Karten.
Für die zahlreiche aufrichtige Teilnahme, ſowie für
die überaus reichen Blumenſpenden beim Heimgange
unſerer lieben Entſchlafenen, ſagen wir Allen,
be=
ſonders Herrn Pfarrer Beringer für die lieben,
troſt=
reichen Worte am Grabe, den Schweſtern der
Mar=
tinsgemeinde für die liebevolle Pflege und für die
Kranzniederlegung des Milchhändlervereins unſeren
herzlichſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
J. Ph. Kraft, Miſchhändler
und Kinder.
Herbetage
Vom 30. April bis 9. Mai
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Die Abfuhr des Hausmülls fällt am
Freitag, den 1. Mai d. Js., aus. Sie
erfolgt in dieſer Woche für die in
Be=
tracht kommenden Straßen am (st. 6744
Samstag, den 2. Mai d. Js.
Städt. Tiefbauamt.
Pekanntmachung.
Ueber das Vermögen der Firma
Dental=Deppt Louis Jonas in
Darm=
ſtadt und das ihrer Alleininhaberin Elſ
Louiſe, geb. Herzberg. Witwe des
Kauf=
manns Louis Jonas in Darmſtadt,
Lud=
wigſtraße 13, iſt am 21. April 1931
mittags 12 Uhr, das Vergleichsverfahren
zur Abwenduug des Konkurſes eröffnet
worden.
Der Rechtsanwalt Dr. jur. C. Schmidt
in Darmſtadt, Kaſinoſtraße 22, iſt zur
Vertrauensperſon ernannt.
Termin zur Verhandlung über den
Vergleichsvorſchlag iſt auf:
Mittwoch, den 20. Mai 1931,
nachmittags /,4 Uhr,
vor dem Heſſiſchen Amtsgericht
Darm=
ſtadt I, Sitzungsſaal, Zimmer 219, des
Neuen Gerichtsgebäudes in Darmſtadt
nberaumt.
Der Antrag auf Eröffnung des Ver
fahrens nebſt ſeinen Anlagen und das
Ergebnis der weiteren Ermittlungen ſint
auf der Geſchäftsſtelle zur Einſicht der
Beteiligten niedergelegt.
(6741
Darmſtadt, den 21. April 1931.
Heſſiſcheß Amtsgericht I.
Milchbedarf der
Walderholungs=
ſtälke am Beſſunger Forſthaus.
Die Lieferung des Milchbedarfs für
die Walderholungsſtätte ſoll im Wege
der Verdingung vergeben werden.
Nähe=
res iſt auf Zimmer 39 des
Amtsgebäu=
des, Mornewegſtraße 1, zu erfahren. Die
Angebote ſind bis zum 6. Mai 1931,
vormittags 10 Uhr, in verſchloſſenem
Briefumſchlag in Zimmer 39 des
Amts=
gebäudes einzureichen. Die Lieferung
iſt vollſtändig frei Anſtalt anzubieten.
Nach dem 6. Mai 1931, vormitt. 10 Uhr,
einlaufende Angebote können keine
Be=
rückſichtigung mehr finden.
Die Genehmigung der Vergebung
ſo=
wie die Auswahl unter den
Anbieten=
den bleibt dem Herrn Oberbürgermeiſter
vorbehalten.
(St. 6737
Darmſtadt, den 30. April 1931.
Städt. Wohlfahrts= und Jugendamt.
Arbeitsvergebung.
Zur Kanaliſierung eines Teils des
Ortes Hainſtadt (Kr. Offenbach) ſollen
folgende Arbeiten vergeben werden:
ca. 3500 cbm Erdbewegung,
ca. 1000 lfdm Kanalrohrleitung etc.
Angebotsunterlagen ſind, ſoweit Vorrat
reicht, zum Preiſe von 4 Mark auf der
Bürgermeiſterei erhältlich. Eröffnung
der Angebote erfolgt am Freitag, den
15. Mai 1931, vormittags 11 Uhr, auf
der Bürgermeiſterei in Hainſtadt. Freie
Auswahl unter den Anbietern bleibt
vorbehalten.
(6738
Darmſtadt, den 30. April 1931.
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Schwan, in 1144 Liter kochendem Wasser
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MARKE
[ ← ][ ][ → ]Seite 12
Donnerstag, den 30. April 1931
Nummer 119
Sport, Spiel und Turnen.
Zwiſchenrunde zurchandballmeiſterſchaft
Schwere Aufgaben für die Süddeutſchen.
Durch den überraſchenden Ausgang der Vorrundenſpiele ſieht man
den Zwiſchenſpielen um die Deutſche Handballmeiſterſchaft der Deutſchen
Sportbehörde für Leichtathletik mit ganz beſonderem Intereſſe entgegen.
Nur Süddeutſchland und Brandenburg konnten alle Vertreter durch die
Vorrunde bringen, während Weſtdeutſchland ganz ausgeſchaltet iſt. Nord=
und Mitteldeutſchland je einen Vertreter verloren und die Balten und
Echleſier ebenfalls nicht mehr im Rennen ſind. Süddeutſchlands
In=
tereſſe war in den letzten Jahren meiſt nach Erledigung der Vorrunde
erloſchen, da die ſüddeutſchen Vertreter gewohnheitsmäßig ausſchieden.
Darmſtadt 98 ſpielte zwar im vergangenen Jahre weiter, aber nur auf
Grund eines Fehlers von Alemannia Aachen.
Die Spiele der Herren=Zwiſchenrunde:
in Weißenfels: Polizei Weißenfels — Spvgg. Fürth,
in Gotha: Polizei Gotha — Sportverein 98 Darmſtadt.
Hannover: HSV. 96 Hannover — Polizei Spandau.
Süddeutſchlands Vertreter ſtehen hier vor ſchweren Aufgaben. Der
SV. 98 Darmſtadt muß zum mitteldeutſchen Zweiten. Polizei Gotha.
Die Thüringer Mannſchaft iſt kein zu unterſchätzender Gegner. Sie hat
in der Vorrunde in Breslau die gute und eingeſvielte Mannſchaft von
Boruſſia Carlowitz, die über ein beträchtliches Können verfügt, aus dem
Nennen geworfen. Die Darmſtädter werden immer noch mit Erſatz für
ihren Sturmführer Fuchs antreten müſſen. Allerdings befinden ſich die
Süddeutſchen in dieſem Jahre wieder einmal in einer ſehr guten und
beſtändigen Form und haben vor allen Dingen die nötige Ruhe für ſolche
Kämpfe gefunden, während der Elf früher nicht ſelten in entſcheidenden
Spielen die Nerven verſagten. Im techniſchen Können wird Gotha kaum
die Süddeutſchen überflügeln können. Die Mannſchaft kann aber ſehr
leicht durch größere Härte, eine Eigenſchaft, die den Süddeutſchen zum
Teil immer noch abgeht, über die Darmſtädter ſiegreich bleiben. Man
wird alſo die Aufgabe des wahrſcheinlichen ſüddeutſchen Meiſters nicht
unterſchätzen dürfen; falſch wäre es aber auch, der Elf durch falſche
Skep=
ſis das nötige Selbſtvertrauen zu nehmen.
Die Fürther haben aus der Vorrunde überraſchenden Gewinn mit
nach Hauſe gebracht. Gegen die Anſetzung des Treffens nach Weißenfels
wurde inzwiſchen von der Fürther Vereinsleitung zu Recht proteſtiert
da Fürth in der Vorrunde ſchon auswärts ſpielen mußte, während
die Sachſen auch in der Vorrunde zu Hauſe bleiben durften. Man wird
alſo den Ausgang dieſes Spieles erſt beurteilen können, wenn der
Aus=
tragungsort genau feſtliegt. Spielen die Bahern in Weißenfels, dann
können wir ihnen keine großen Chancen geben. Wohl hatte Weißenfels
in der Vorrunde in dem Polizei=SV. Königsberg einen Vertreter des
ſchwächſten Landesverbandes zu Gaſt, aber 14 Tore zu ſchießen, ſollte
auch gegen eine ſchwächere Mannſchaft immerhin ein ſchlecht zu
über=
bietendes Kunſtſtück bleiben. Nimmt man die Sachſen aber aus ihrem
Milieu heraus und läßt ſie in Fürth ſpielen, wo immerhin zahlreiche
Zuſchauer aufzubringen ſind, ſo kann auch Fürth die zweite Runde
über=
dauern. Die Elf hat ſchließlich auch in Barmen durch ihren nicht
erwar=
teten Sieg bewieſen, daß man ſich auf ſie verlaſſen kann.
Auch im dritten Treffen der Heuren wird es zu einem ſchweren
Rin=
gen kommen. Hannover 96 brachte in der Vorrunde das Kunſtſtück fertig,
den weſtdeutſchen Meiſter Aachen auf eigenem Platze zu ſchlagen,
wäh=
rend die Spandauer Polizei gegen den norddeutſchen Meiſter St. Georg
gewann. Hannover 96 hat alſo die Aufgabe, den Norddeutſchen Verband
in gewiſſer Beziehung zu rehabilitieren, und wir halten dies auf eigenem
Gelände nicht einmal für ausgeſchloſſen.
Handball in der 2. T. (9denwaldgau).
Spachbrücken —— Reinheim 2:3 (rückſt. Pflichtſp.); Groß=
Um=
ſtadt 1. — Groß=Gerau 1. 3:2 (abgebr. w. Regen!); Habitzheim 1.
— Lengfeld 2. 5:0; Gundernhauſen 1. — Arheilgen 2. 2:6 (abgebr.
w. Regen!); König 2. — Steinbuch 1. 0:1 (abgebr. w. Regen!);
Wald=Amorbach — Heubach 1. 2:3; Schaafheim 1 — Zell 1. 0:6;
Schaafheim 2. — Zell 2. 2:5; Kirch=Brombach 1./2. — Mümling=
Grumbach 1. 6:2; Steinbach 1./2. — Hainſtadt 1. 7:2; Altheim 1.
— Langſtadt 1. 2:2; Altheim 2. — Langſtadt 2. 1:1.
Vom Anpfiff weg entwickelte ſich in Groß=Umſtadt ein flottes,
äußerſt anſtändiges und ruhiges Spiel. Die ausgeglichene
Gäſte=
mannſchaft gab, einen ebenbürtigen Gegner ab. Bei der Platzelf
klappte es bei der Verteidigung nicht beſonders. Wegen einer
hef=
tigen Gewitterböe mit ſtarkem Regen mußte das Treffen 10
Mi=
nuten vor Schluß abgepfiffen werden. Habitzheim war die
Platz=
verhältniſſe beſſer gewöhnt als ſein Partner, und kann deshalb
mit ſeiner körperlich ſtärkeren Mannſchaft das Spiel für ſich
ge=
ſtalten. Im Spielaufbau und in der Ballbehandlung war
Arheil=
gen den Einheimiſchen weit überlegen. Erſt in der 2. Halbzeit
kam Gundernhauſen etwas auf. Zehn Minuten nach der Pauſe
wurde abgebrochen. In König ſpielte man gerade 10 Minuten,
als ein Gewitter allem ein Ende machte. Gleichwertige Gegner
rangen in Wald=Amorbach um den Sieg, der ſchließlich Heubach
zufiel. Mit Körperkraft und Sologängen verſuchte Schaafheim
ſich gegen Zell durchzuſetzen, mußte aber erkennen, daß ſpieleriſches
Können immer noch den Ausſchlag gibt. Mehr Ein= und
Unter=
ordnung dürften die Schaafheimer Spieler hie und da zeigen.
Kirch=Brombach ging mit 2:0 in Führung. Allmählich kam
Müm=
ling=Grumbach in Fahrt und holte auf, konnte jedoch gegen die
kombinierte Kirch=Brombacher Mannſchaft im weiteren
Spielver=
lauf nichts ausrichten. Mit 9 Mann ſtellte ſich Hainſtadt in
Stein=
bach. Steinbachs Zuſammenſtellung von 1. und 2. Mannſchaft
be=
währt ſich nicht ſo gut, wie es den Anſchein hat, wenn man das
Torverhältnis betrachtet. So gefällig und ritterlich Langſtadts 1.
und Altheims 1. miteinander kämpften, ſo unritterlich war das
Spiel der zweiten Mannſchaften.
Am Sonntag, den 3. Mai, ſpielen: Erbach 1. — König 1. um
3.15 Uhr: Erbach 2. — König 3. um 2 Uhr; Steinbach 1. — Kirch=
Brombach 1./2. um 3 Uhr; Steinbach 2. — Kirch=Brombach 2./3.
um 1.45 Uhr; Schaafheim 1. — Heubach 1. um 3.30 Uhr;
Schaaf=
heim 2. — Heubach 2. um 2.30 Uhr; Michelſtadt 1. — Groß=
Bie=
berau 1. um 3.15 Uhr; Michelſtadt 2. — Groß=Bieberau 2. um
2 Uhr; Klein=Zimmern 1. — Münſter 1. um 3 Uhr; Richen 1. —
Hainſtadt 1. um 2.30 Uhr; Mümling=Grumbach 1. — Lengfeld 2.
um 3 Uhr: Schlierbach 1. — Nieder=Klingen 1. um 2.30 Uhr;
Alt=
heim 1. — Gundernhauſen 1. um 3 Uhr; Semd 1. —
Georgen=
hauſen 1. um 3 Uhr.
Aus dem Main=Rhein=Gau der 9.T.
Aus dem Main=Rhein=Gau iſt für kommenden Samstag und
Sonntag der in Griesheim ſtattfindende Lehrgang der
Volkstur=
ner zu melden. Außer der Fortſetzung der Freundſchaftsſpiele im
Handball ſteht die Begegnung im Geräte=Freundſchaftskampfe der
Nachbarvereine Ober=Ramſtadt, Nieder=Ramſtadt und
Franken=
hauſen in Frankenhauſen auf dem Gauprogramm für kommenden
Sonntagnachmittag. Die Schwimmer im Kreis eröffnen die
dies=
jährige Schwimmſaiſon mit dem Kreislehrgang in Wiesbaden.
Er=
wartungsgemäß haben die kreisoffenen Volksturnwettkämpfe der
Rödelheimer Turngemeinde am 2./3. Mai eine ſtarke Beſetzung
erfahren und die vorjährige Teilnehmerzahl von 400 bereits
über=
ſchritten. Obwohl hier das Hauptkontingent der Wettkämpfer von
Frankfurt geſtellt wird, ſo iſt aber auch Darmſtadt, Worms. Mainz,
Gießen u. a. zahlreich vertreten, ſo daß die Kämpfe einen
ſpannen=
den Verlauf zu nehmen verſprechen.
Bereins=Sporkfeſt der Fr. Tgde. Darmſtadk.
Am kommenden Sonntag begeht die Freie Turngemeinde
Darm=
ſtadt ihr Vereinsſportfeſt, an dem alle Abteilungen teilnehmen.
Es iſt als Abſchluß der Winterarbeit gedacht und ſoll Zeugnis
von den in der Halle erworbenen Fähigkeiten ablegen.
Leichtath=
letiſche Einzel= und Mehrkämpfe von Angehörigen aller
Abteilun=
gen des Vereins werden dem Tag ein beſonderes Gepräge geben.
Im Mittelpunkt alles Geſchehens wird das Handballſpiel um die
Kreismeiſterſchaft
Offenbach — Darmſtadt
ſtehen. Nachdem nun endlich in Offenbach der Meiſter der 3.
Gruppe feſtſteht, nehmen die Kreismeiſterſchaftsſpiele ihren
Fort=
gang. Daß gerade auf dem Sportfeſt, das zweite Spiel unſeres
heimiſchen Vertreters ſtattfindet, iſt eine günſtige Fügung.
Wei=
teres lebhatftes Intereſſe wird auch das Fußballſpiel
Heidelberg — Darmſtadt
finden. Heidelberg verfügt über eine beachtliche Spielſtärke, zählt
doch die Mannſchaft zu den Spitzenvereinen in ihrem Bezirk. Sie
hat in ihren Reihen Spieler, die ſchon in Bezirks= und
Kreis=
mannſchaften mitgeſpielt haben.
Kraftſpork.
Die Mannſchaften für den Kreiskampf 2. gegen 8. Kreis ſtehen
jetzt feſt. Es ringen für den 2. Kreis Müller=Hanau, Neumeier=
Hörſtein, Schmittner=Damm. Märker=Hammerſtein, Schultheiß=
Hanau, Ließfeld=Darmſtadt und Siebert=Darmſtadt. Die Gegner
von Nürnberg ſind Leucht, Schlee, Heubach, Hamper, Ertle,
Rei=
tenſpieß, Lämmermann. Der Kampf findet am 2. Mai in der
Stadthalle zu Hanau, abends 8.30 Uhr, ſtatt. Die Vorausſage für
dieſen Kampf iſt ſchwer, jedenfalls haben die Bayern ihr beſtes
Material durch Auswahlkämpfe feſtgeſtellt. Peſſimiſten
behaup=
ten, daß dieſe Mannſchaft unbeſiegbar ſei, da die bekannteſten
Rin=
ger wie Füglein, Kaſpar uſw. ſich nicht durchgeſetzt haben.
Hof=
fentlich kann uns der nächſte Bericht den Beſcheid geben, daß die
Peſſimiſten wieder einmal Unrecht gehabt haben, denn auch unſere
Mannſchaft iſt ſich der Stärke des Gegners bewußt und wird ſich
dementſprechend einſtellen und ihr Letztes hergeben. — Der
Sport=
lehrkurſus in der Polizeiſporthalle in Darmſtadt am Samstag
und Sonntag erfreute ſich eines ſehr guten Beſuches aus allen
Teilen des Kreiſes, ein Verdienſt unſeres Kreisvorſitzenden Joſef=
Darmſtadt.
Geſchäffliches.
Die Gummiwerke Fromms Act
haben in Berlin=Köpenick und in Berlin=Friedrichshagen große, moderne
Fabrikanlagen, die als die bedeutendſten Produktionsſtätten für
naht=
loſe Gummiwaren weit über Deutſchland hinaus bekannt ſind. Das
Verwaltungsgebäude der Fromms Act Gummiwerke befindet ſich neben
einer neuen großen Fabrik in Berlin=Köpenick. Die dortigen Bauwerte
wurden von den Architekten Korn und Weitzmann entworfen und von
der Baufirma Franz Knüpfer ausgeführt. Die geſamte Anlage in
Berlin=Köpenick zerfällt in zwei deutlich erkennbare Abſchnitte: in den
geſchloſſenen Bürohausblock, der ſich um einen Autohof herumzieht, und
in die aus feuertechniſchen Gründen aufgelöſte, aus vier einzelnen
Ge=
bäuden beſtehende Fabrikanlage mit dem Maſchinen= und Keſſelhaus.
Das Vürohaus beſteht aus drei Geſchoſſen, und überall befinden ſich
helle, luftige und moderne Räume, die ganz nach dem Grundſatz der
Zweckmäßigkeit gebaut und eingerichtet worden ſind. Die Fromms Act
Gummiwerke arbeiten in beiden Fabriken mit den modernſten
Ma=
ſchinen, die für die einzelnen Zwecke beſonders konſtruiert worden ſind.
Alles in allem: beide Fabriken der Fromms Aet Gummiwerke in
Ber=
lin=Köpenick und Berlin=Friedrichshagen ſind bewundernswerte
Pro=
duktionsſtätten mit vorbildlichen hygieniſchen Ankagen, deren Fabrikate
— die bekannten Spezialmarken Fromms Aet (gegen Infektion) — mit
Necht Weltruf genießen.
„Glanzleiſtungen” beim Frühjahrsputz
vollbringen für wenig Geld die altbewährten Loba=Fabrikate. Loba=
Hartwachs iſt, wie der Name ſagt, ein Bodenwachs mit hohem
Wachs=
gehalt, das einen haltbaren, glättefreien Hochglanz erzeugt. Der Boden
kann ſofort nach dem Einwachſen geglänzt und gefahrlos begangen
wer=
den. Loba=Hartwachs iſt ſehr ausgiebig, alſo ſparſam und billig. —
Loba=Hartwachs=Beize iſt das älteſte Farbbohnerwachs, das gleichzeitig
färbt und glänzt. Es iſt erprobt für tannene Böden und Treppen und
auch für Linoleum. Es gibt bekanntlich nur eine Loba=Beize. —
Außerdem ſind ſehr zu empfehlen Lobalin, das meiſtverwendete und
be=
währte flüſſige Bodenreinigungsmittel mit konſervierender Wirkung,
und Loba=Politur mit dem Auftragtuch. Loba=Politur reinigt ſämtliche
Möbel, Türen, Lederſachen blitzſauber und poliert gleichzeitig blitzblank.
— Man ſollte zum Reinemachen nur alterprobte und preiswerte Mittel
verwenden, denn nur dieſe ſind wirklich ſparſam.
Immer wieder wird der Firma J. J. Darboven, Hamburg 15, der
Vorwurf gemacht, daß ſie Privatperſonen, Hotels, Reſtaurants uſw.
mit ihren Produkten beliefere.
Die Firma J. J. Darboven, Inhaber Arthur Darboven, welche
nicht mit anderen Firmen gleichen Namens zu verwechſeln iſt. beſtätigt
uns ausdrücklich, daß ſie nur Wiederverkäufer, d. h.
Detail=
liſten und Groſſiſten, beliefert. Andere, von irgendwelcher Seite
auf=
geſtellten Behauptungen ſind falſch.
Die Firma J. J. Darboven iſt alleinige Herſtellerin des veredelten
und daher leicht bekömmlichen Idee=Kaffees, über welchen Sie eine
Anzeige in der heutigen Ausgabe finden.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 30. April.
15.20: Stunde der Jugend.
16.30: Violoncell=Konzert: Ausf.: Lotte Hegyeſi=Haff.
17.00: Neue Tanzmuſik der Kapelle Döbert.
18.15: Zeitfragen: Alexander Roßmann, Arntz u. Buſemann: Die
deutſch=ruſſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen.
18.4d: Dr. A. Adler: Sind Charakterzüge angeboren?
19.15: Ausſtellung: „Madſimu Dſangara”, Bildergalerie
prähiſtori=
ſcher Kunſt und afrikaniſcher Kultur in Frobenius” Afrika=Aus=
Stellung; Sprecher: Geheimrat Frobenius u. Dr. P. Laven.
19.45: Variationen über das Thema Frühling: Ausf.: Ilſe
Kam=
nitzer, E. Stockinger, A. Haagen, W. Simlinger.
20.30: Die Hochzeit des Figaro; Komiſche Oper von W. A. Mozart.
22.30: Dr. B. Villingerſeinziger deutſcher Teilnehmer der Wilfins=
Expediton): Warum fahre ich mit dem U=Boot nach dem Nordpol?
23.00: Tanzmuſik der Kapelle Georg Matz.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 30. Aprn.
10.10: Schulfunk: Eine pflanzenkundliche „Wanderung durch den
Maienwald.
15.00: Kinderſtunde: Kunterbunt. Komm lieber Mai,
15.45: Elly Heuß=Knapp: Beſtand und Erſchütterung der Familie.
16.00: K. Kißhauer: Der Sternenhimmel im Feldglas.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Prof. Dr. H. Mersmann: Hausmuſik.
18.00: Dr. H. Zillich: Die kulturelle Bedeutung Siebenbürgens.
18.30: Dr. A. Hahn: Zauberei, Magie und Heilkunde.
19.00: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.30: Major a. D. Mayer=Schalburg: Was bietet die D. L.G.=
Schau. Hannover dem Landwirt?
20.00: A. d. Staatsoper: Manon Lescaut. Ein lyriſches Drama
von G. Puccin.
Danach: A. d. Cafe Berlin: Tanzmuſik. Kapelle George Nettelmann.
Weikerbericht.
Die Auffüllung und Verlagerung der ſeitherigen Störung
geht nur langſam von ſtatten. An ihrer Südſeite gelangten mit
der ozeaniſchen Luft erneute Niederſchläge zum Vordringen welche
in unſerm Bezirk und Süddeutſchland in den heutigen
Morgen=
ſtunden in verbreiteter Form auftraten. Mit der weiteren
Ab=
flachung des tiefen Druckes wird zunächſt die Niederſchlagstätigkeit
nachlaſſen, obwohl in Begleitung der kühleren Luft noch mit
ver=
einzelten Schauern zu rechnen iſt. Die Wolkendecke wird zum
Auf=
bruch kommen, ſo daß vorübergehende Aufheiterung eintritt. Die
Temperaturen behalten noch ihre niedrigen Werte bei. Ausſichten
uf beſſeres Wetter ſind zurzeit noch nicht vorhanden, denn im
Weſten machen ſich Anzeichen einer neuen Störung bemerkbar.
Ausſichten für Donnerstag, den 30. April: Bewölkt mit
vorüber=
gehender Aufheiterung, kühl, noch vereinzelte Niederſchläge.
Ausſichten für Freitag, den 1. Mai: Nach vorübergehender leichter
Beſſerung wieder Wetterverſchlechterung wahrſcheinlich.
Hauptſchriftleltung. Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleion, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl BIhmant
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreat Bauer:
„Die Gegenwari” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herdert Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mltteilungen: Wilis Kuble
Druck und Verlag: C.C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkrivie wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
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Nach einer vom Deutſchen Brauer=Bund veröffentlichten Aufſtel=
Hung über die deutſche Brauinduſtrie und ihre Bedeutung für die ver=
Nchiedenen Zweige der Wirtſchaft beträgt das in der Brauinduſtrie
in=
weſtierte Kapital 2 bis 2½ Milliarden RM. Die Dividenden der Aktien=
Wrauereien und der Reinertrag der Privatbrauereien werden mit 90
Mill beziffert. Von den jährlichen Ausgaben und Einnahmen der
Tdeutſchen Brauinduſtrie entfallen auf die Landwirtſchaft für Gerſte,
Hopfen, Pferde und Futtermittel etwa 500 Mill. RM., für
Treber=
rund Malzkeime fließen an die Brauereien etwa 45 Mill. RM. zurück;
pauf Handel und Gewerbe entfallen für Maſchinen, Kraftwagen, Flaſchen,
dGebinde, Brennmaterial und Verſicherung rund 220, für Löhne und
ſGehälter rund 320, für Schuldzinſen 25, für Abſatzpropaganda,
Frach=
tten und Schadenverluſte 125, für Reichsbierſteuer (Voranſchlag 1930)
z550, für Gemeindebierſteuer (nach den beiden Notverordnungen) 300 bis
2450 und für ſonſtige Steuern etwa 180 Mill. RM. Der Wert der
deutſchen Bierausfuhr betrug im vergangenen Jahre 33,7 Mill. RM
DDer Deutſche Brauerbund weiſt im Anſchluß an dieſe Aufſtellung
dar=
gauf hin, daß der erhebliche Rückgang, der im erſten Quartal des laufen=
Den Jahres faſt 30 Prozent der Produktion ausmachte, auch die anderen
Induſtrien und Gewerbezweige, die mit der Brauinduſtrie, ſei es als
Wieferinduſtrie, ſei es als Abſatzgewerbe, verknüpft ſind, ſchwer treffen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Keine weitere Verſchlechterung in der Holzinduſtrie. Nach dem
Be=
wicht des Wirtſchaftsverbandes der Deutſchen Holzinduſtrie bereitete die
Eſohſtoffverſorgung im März und April 1931 keine Schwierigkeiten. In
Der Möbelinduſtrie ſind nach wie vor die Abſatzverhältniſſe als ſchlecht
Bu bezeichnen. Eine Reihe von Firmen konnte zwar neue Aufträge
Hereinnehmen und Neueinſtellungen vor Arbeitern vornehmen. Die er=
Bielbaren Preife ſind jedoch ſo ſchlecht, daß ſie in der Regel kaum die
SSelbſtkoſten decken. Der Auslandsabſatz wird durch hohe Zölle er=
Ichwert. In den übrigen Zweigen der holzverarbeitenden Induſtrie iſt
Son einer Befferung der Verhältniſſe wenig zu ſpüren; doch ſcheint der
Fum Jahresbeginn verzeichnete Tiefſtand ſich im allgemeinen nicht ver=
Ctärkt zu haben.
Arbeitszeitverkürzung in der Schwarzwälder Uhreninduſtrie. In
Ser Schwarzwälder Uhreninduſtrie iſt ein neuer Manteltarif
abgeſchloſ=
ſen worden, deſſen wichtigſter Beſtandteil ein Zuſatzabkommen für die
KAlrbeitszeit iſt. Darin wird mit Rückſicht auf die zurzeit herrſchende
KArbeitsloſigkeit die reguläre wöchentliche Arbeitszeit von 48 auf 44
SStunden herabgeſetzt und die Wochenlöhne entſprechend der verkürzten
SArbeitszeit gekürzt. Das Zuſatzabkommen gilt für unbeſtimmte Zeit
ind iſt mit vierwöchiger Friſt zum Monatsende kündbar. Es hat zum
Ziel, Entlaſſungen zu vermeiden und Einſtellungen von Arbeitskräften
ſsu ermöglichen.
Enzinger=Union=Werke A.=G., Mannheim. In der
Aufſichtsrats=
ſſitzung wurde der Abſchluß für das abgelaufene Geſchäftsjahr vorgelegt.
Der auf Montag, den 8. 6. 1931, einzuberufenden Generalverſammlung
ſoll vorgeſchlagen werden, aus dem nach 225 931 RM ordentlichen und
m00 000 RM. Sonderabſchreibungen verbleibenden Gewinn von 456 949
EſiM. eine Dividende von 7 Prozent zu genehmigen. Die Geſellſchaft
ſGhat angeſichts, ihrer ſtarken Liquidität Gelegenheit genommen, ihren
Sisherigen Beſtand von 200 000 RM. eigener Aktien nach und nach auf
I Million RM. zu erhöhen, und ſchlägt der Generalverſammlung vor,
loieſe durch Einziehung zur Herabſetzung des Grundkapitals auf 5 200 000
EM. zu verwenden. Der hieraus reſultierende Buchgewinn von über
B00.000 RM. ſoll zur Stärkung der Reſerven verwendet werden.
Philipp Holzmann A.=G., Frankfurt a. M. Nach dem
Geſchäfts=
ericht der Geſellſchaft trat die Wirtſchaftskriſe und die mit ihr ver=
Sundene Kapitalverknappung auf dem Baumarkt im Jahre 1930 immer
tärker in Erſcheinung. Während ſich bereits im Vorjahre die
Auf=
rraggeber Dexoöffenklichen Hand große Beſchränkungen bei der
Ver=
webung. von Arbeiten auferlegt hatten, ſahen ſie ſich angeſichts
Ser wirtſchaftlichen Entwicklung in der zweiten Hälfte des Jahres 1930
weranlaßt, die Durchführung faſt aller in Ausſicht genommenen Projekte
surückzuſtellen. Da die Geſellſchaft aber mit einem anſehnlichen Auf=
„kragsbeſtand in das abgelaufene Jahr eingetreten war, konnte der all=
Semeine Rückgang an Bauaufträgen die Umſatzziffern nicht weſentlich
Seeinfluſſen. Der Inlandsumfatz iſt gegenüber dem des Vorjahres um
Stwa 15 Prozent zurückgegangen, dagegen konnte im Auslandsgeſchäft
ein Ausgleich für die geringeren Beſchäftigungsausſichten im Inland
Seſchaffen werden. Unter Berückſichtigung der internationalen
Schwie=
rigkeiten könne man mit der Entwicklung des Auslandsgeſchäftes
zu=
rieden ſein. Die Gewinn= und Verluſtrechnung weiſt einſchließlich Vor=
„trages einen Geſchäftsgewinn von (alles in Mill. RM.) 4,529 (im
Vor=
nahre 4,787) aus, von dem nach Abzug der allgemeinen Unkoſten von
1,23 (1,23) und der Abſchreibungen von 1,39 (1,65) ein Reingewinn von
T909 225. (1 907 630) RM. verbleiht, aus dem wiederum 8 Prozent Divi=
Sende auf die Stammaktien und wieder 6 Prozent Dividende auf die
GVorzugsaktien verteilt und 214 925 (213 230) RM. auf neue Rechnung
Sorgetragen werden ſollen. In der Bilanz zeigen die Bankguthaben
mnit 9,85 (10,21) keine weſentliche Veränderung, dagegen haben ſich die
EWechſelbeſtände durch inzwiſchen erfolgte Eingänge von 3,02 auf 0,02
er=
mnäßigt. Das Konto Beteiligungen und Wertpapiere iſt von 4,26 auf
S,19 geſtiegen infolge des Erwerbes eines Pakets
Reichsbahnſchatzanwei=
ſſungen und der Beteiligungen an Kapitalerhöhungen bei
Tochtergeſell=
ſichaften. Anlagen werden mit 7,79 (8,25) ausgewieſen, das Bauinventar
mnit 4,64 (5,47) und Waren und Baueinrichtungen mit 3,33 (4,28),
SSchuldner ſind von 20,84 auf 13,21 zurückgegangen, die Gläubiger zeigen
reine Ermäßigung von 26,15 auf 16,71. Da der mehrjährige
Dollarvor=
ſchuß zur Hälfte zurückgezahlt wurde, erſcheint er in der Bilanz mit
mur 2,52 (5,04).
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 29. April;
Getreide. Weizen: Mai 82½, Juli 617, Sept. 60.75. Dez.
G4X: Mais: Mai 55.50, Juli 57½, Sept. 57.25, Dez. 51.50; Hafer
ENai 26½, Juli 27½, Sept. 28.25, Dez. 31; Roggen: Mai 3.8,
Juli 35½, Sept. 37½, Dez. 417.
Schmalz: Mai 8.32½, Juli 8.47½, Sept. 8,62½, Okt. 8.60.
Speck, loko 9.50.
Schweine: leichte 7.10—7.30, ſchwere 6.15—6.60;
Schweine=
zufuhren: Chicago 21 000 im Weſten 92 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 29. April;
Schmalz: Prima Weſtern 9.05; Talg, extra, loſe 4½.
Getreide. Weizen: Rotwinter 93½; Mais, loko New York
G8.75: Mehl, ſpring wheat clears 4.20—4,65; Fracht; nach Eng=
Uand 1,6—2,3 Schilling, nach dem Kontinent 8—8.50 Cents.
Kakao. Tendenz: willig; Umſätze: 52; Lokonotiz: 5.25;
EMai 5.07, Juli 5.19, Sept, 5.36, Okt. 5.45. Dez. 5.55, Januar
1932: 5.55, März 5.75.
Produkkenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 29. April. An der Produkten=
Wörſe herrſchte infolge der Unſicherheit wegen der agrarpolitiſchen
Re=
wierungsmaßnahmen ſtarke Geſchäftsloſigkeit. Die Umſätze hielten ſich
Wei nicht umfangreichem Angebot in den allerengſten Grenzen, und es
kamen nur geringſte Bedarfskäufe zur Ausführung. Die Preiſe zeigten
keilweiſe leichte Rückgänge, Futterartikel zur prompten Lieferung weiter
Feſt. Es notierten in RM. (Getreide in je Tonne, alles übrige per
H00 Kilo): Weizen 305 Brief, Roggen 217,50, Hafer 212,50—215,
Weizen=
mnehl ſüdd. Spezial 0 43,50—44,50, dito niederrhein, Spezial 0 43,50
wis 44, Roggenmehl 30—32. Weizenkleie 13, Roggenkleie 13,75.
Berliner Produktenbericht vom 29 April. Die Möglichkeit
bevor=
iſſtehender Aenderungen auf agrarpolitiſchem Gebiet wird am hieſigen
Froduktenmarkte weiter lebhaft erörtert, die Umſatztätigkeit leidet nach
ſwie vor durch die herrſchende Unſicherheit. Am Weizenmarkte führten
SNutmaßungen, denen zufolge eine Zollermäßigung über das bisher
er=
ſchvartete Maß hinausgehen könnte, zu einem ſcharfen Rückgang der
Liefe=
mrungspreiſe, von dem naturgemäß die vorderen Sichten bei einem
Ver=
luſt von 4—4½ Mark am ſtärkſten in Mitleidenſchaft gezogen wurden;
Weptemberweizen eröffnete nur 1½ Mark niedriger. Das Angebot für
wrompte Verladung hat ſich keineswegs nennenswert verſtärkt, und den
4—5 Mark niedrigeren Geboten ſtanden die Verkäufer zunächſt
abwar=
ſttend gegenüber. Roggen wurde von der Bewegung kaum beeinflußt.
Die Preiſe waren im Prompt= und Lieferungsgeſchäft gut behauptet,
ſizumal das Angebot für Waggonverladung knapp bleibt und die Mühlen
Abefriedigende Kaufluſt bekunden. Kahnmaterial iſt allerdings weniger
lleicht abzuſetzen. Das Weizenmehlgeſchäft ſtagniert, obwohl die Müh=
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 29. April.
Im heutigen Vormittagsverkehr machte ſich große Zurückhaltung
bemerkbar. Die amtliche Börſe eröffnete in ausgeſprochen ſchwacher
Haltung, und zu den erſten Kurſen ergaben, ſich teilweiſe markante
Kursabſchläge. Verſtimmend wirkten der Kapitalbedarf des Reiches und
anderer Stellen, ſo der Reichspoſt mit 150 Mill. und der Reichsbahn,
bei der ebenfalls ſtärkerer Finanzbedarf beſtehen ſoll. Im
Zuſammen=
hang mit dieſen drängenden und umfangreichen Finanzbedürfniſſen hält
man eine Ermäßigung des Reichsbankdiskontes faſt für unmöglich.
Hinzu kamen die erneut ſehr ſchwache Haltung der geſtrigen New Yorker
Börſe und Gerüchte, die von einer evtl. Ermäßigung der J. G.
Far=
bendividende wiſſen wollten. Daneben wollte man für einzelne Papiere
wieder kleine Auslandsabgaben beobachtet haben, denen ſich auch die
Spekulation mit Verkäufen anſchloß Im ganzen bewegte ſich die
Um=
ſatztätigkeit in mäßigen Grenzen. Von günſtigen Momenten fand die
bevorſtehende Einigung des Kabinetts hinſichtlich der Agrarfragen kaum
Beachtung. Am Anleihemarkt eröffneten Neubeſitz mit 5,70 Prozent
ſchwach. Von fremden Werten blieben Türken nach den geſtrigen
Ab=
ſchlägen heute etwa behauptet. Der Pfandbriefmarkt neigte bei ſehr
ruhigem Geſchäft eher leicht nach unten. Reichsſchuldbuchforderungen
im Einklang mit der ſchwachen Haltung der Aktienmärkte flau und bis
1 Prozent niedriger.
Im Verlaufe blieben die Kurſe unter mehrfachen Schwankungen
knapp behauptet. Am Geldmarkt beſtand für Tagesgeld ſtarke
Nach=
frage, ſo daß der Satz um ein Prozent auf 5½ Prozent erhöht wurde.
Am Deviſenmarkt lag Madrid weiter ſehr feſt; auch das Pfund
be=
wahrte ſeine Feſtigkeit der letzten Tage. Man nannte Mark gegen
Dollar 4,1995, gegen Pfunde 20,/42½. Von Valuten hörte man London
— Neiv York 4,8635, Paris 124,/42½, Madrid 46,50, Mailand 92,89,
Schweiz 25,24½, Holland 12,10.
Abendbörſe. Infolge der erneut ſchwachen Kursmeldungen aus
Wallſtreet hörte man bereits im Verkehr von Büro zu Büro ſtark
er=
mäßigte Kurſe. Zu Beginn der offiziellen Abendbörſe lagen von außen
her wieder größere Verkaufsorders vor, wobei man auch ſtärkere
Ab=
gaben der Berliner Abitrage beobachtet haben wollte. Beſonders
A. E. G. Siemens, Kunſtſeideaktien und J. G. Farben, ſpäter auch
Salz=
detfurth, wurden mehr angeboten, ſo daß Verluſte bis zu 2 Prozent
gegen den Berliner Schluß zu verzeichnen waren. Neben der Schwäche
New York wirkte der ſtarke Finanzbedarf der öffentlichen Stellen noch
ungünſtig nach. Nach den erſten Kurſen erfolgten größere
Blanco=
abgaben der Spekulation, und die Kurſe lagen erneut 1—2 Prozent
niedriger. Schuckert blieben auf den relativ günſtigen Abſchlußbericht
und auf den 11(12)prozentigen Dividendenvorſchlag gut behauptet, doch
ging von dieſem Moment auf die übrige Börſe keine Anregung aus.
Später konnten ſich einige Werte auf leichte Interventionstätigkeit bis
faſt auf das Anfangsniveau erholen, doch blieb die Geſamtſtimmung
ſchwach und unſicher.
Berlin, 29. April.
Für die heutige Börſe lagen recht unterſchiedliche Nachrichten vor
Während man vormittags den anſcheinend günſtigen Stand der
Zoll=
beratungen in den Vordergrund der Betrachtungen ſtellte und ſomit
zuverſichtlicher geſtimmt war, brachte der offizielle Beginn eine
Ent=
täuſchung. Die Kurſe lagen auf das ſchwache New York, auf ungünſtige
Berichte vom Ruhrkohlenmarkt, ſchlechtere Kaliabſatzziffern und auf
den anhaltenden Geldbedarf des Reiches überwiegend ſchwächer. Die
herrſchende Orderloſigkeit bewirkte, daß ſchon kleines Angebot auf die
Kurſe drückte, zumal die Spekulation keinerlei Unternehmungsluſt
be=
kundete. Die amerikaniſchen Verkäufe haben am Bankenmarkt
nach=
gelaſſen, am Schiffahrtsmarkt jedoch wieder etwas zugenommen.. Auch
das-Publikum neigte heute eher zu kleinen Abgaben. Am Farbenmarkt
verſtimmte der Artikel eines Mittagsblattes über eine=
Verwaltungs=
ſitzung, in der angeblich Dividendenentſcheidungen fallen ſollen. Dieſes
Papier ſetzte daraufhin 1¾ Prozent ſchwächer ein. Im Verlaufe gaben
die Kurſe auf ſchwache Auslandsmeldungen und auf amerikaniſche
Ver=
käufe am Schiffahrts= und am Bankenmarkt um ca. 1 bis 2½ Prozent
nach. Anleihen und Ausländer ruhig, Türken etwas ſchwächer
Pfand=
briefe geſchäftslos und überwiegend etwas ſchwächer.
Reichsſchuldbuch=
forderungen ½ bis ¼ Prozent ſchwächer. Deviſen leicht anziehend,
Madrid weiter feſt, Buenos feſter, Rio leichter, Brüſſel ſchwach. Am
Geldmarkt zog Tagesgeld weiter an, der Satz ſtellte ſich auf 5¾ bis
7¾ Prozent, die übrigen Sätze blieben unverändert.
Inkernalionaler Zuſammenſchluß für Verwerkung
und Ausbau des Kohleverflüſſigungsverfahrens.
Wie die Angloſaxo Petroleum Company Limited bekannt gibt, iſt
eine International Hydrogenation Patente Company Limited gebildet
worden, die der Verſchmelzung der Intereſſen der Standard Company,
der Royal Dutch Shell Gruppe und der Imperial Chemical Induſtrice
an der Kohleverflüſſigung nach dem Waſſerſtoffverfahren und an der
Oelfraffinerie in ſämtlichen Ländern der Erde, mit Ausnahme der
Ver=
einigten Staaten und Deutſchland, dienen ſoll. Der Sitz der neuen
Ge=
ſellſchaft iſt Vaduz in Liechtenſtein.
Wie weiter mitgeteilt wird, plant man in Kürze außerdem noch die
Schaffung einer International Hydrogenation Engineering and
Chemi=
cal Company mit dem Sitz in Haag. Ihr Perſonal ſoll ſich aus dem
techniſchen Perſonal der intereſſierten Geſellſchaften rekrutieren, um auf
dieſe Weiſe die Erfahrungen dieſer Gruppen ſämtlichen Benutzern des
Waſſerſtoffverfahrens zur Verfügung zu ſtellen. Zwiſchen den beiden
neu gegründeten Geſellſchaften werden Vereinbarungen über den
Aus=
tauſch von Patentrechten und Verſuchsergebniſſen mit den entſprechenden
im vergangen Jahre gegründeten Geſellſchaften in den Vereinigten
Staa=
ten getroffen werden, an denen die obengenannten Intereſſentengruppen
ebenfalls indirekt intereſſiert ſind und die unter der direkten Kontrolle
der führenden Geſellſchaften der amerikaniſchen Petroleuminduſtrie
ſtehen. Die deutſchen Erfindungen und Erfahrungen ſtehen der neuen
Geſellſchaft durch Vermittelung der Geſellſchaft Standard J. J. zur
Ver=
fügung, in der ſeinerzeit eine Verſchmelzung der Intereſſen der J. G.=
Farbeninduſtrie und der Standard Oil Company of New Jerſey an dem
Waſſerſtoffverfahren vorgenommen worden iſt.
Meiallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 29. April ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Clektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 91.50 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium, 98= bis 99, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 170 RM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren, 99proz. 174 RM., Reinnickel, 98 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 51—53 RM., Feinſilber
(1 Kilogramm fein) 39.25—41,25 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 29. April ſtellten ſich für
Kupfer: April 78 (79.75. Mai 78 (79.50). Juni 78 (79.75),
Juli 81 (81.75), Auguſt 81.25 (82), Sept. 82 (82.25), Okt. 82
(82.50), Nov 82.25 (82.50), Dez. 82.25 (82.75), Jan. 82.50 (83),
Febr. und März 82.75 (83). Tendenz: ſchwächer. — Für Blei
April 22 (24). Mai 22.25 (23.75), Juni 22.50 (23.75), Juli 22.75
(23.75), Auguſt bis Dez. 23 (23.75). Jan. 23 (24). Febr. 23.25 (24),
März 23.50 (23.75). Tendenz: ſchwächer. — Für Zink; April
20.50 (22.50), Mai 21 (22) Juni 21.25 (22.25), Juli 21.25 (22.75),
Auguſt 21.75 (23), Sept. 22 (23.25). Okt. 22 (24), Nov. 23 (24),
Dez. 23.25 (24.25), Jan. 23.50 (24.25), Febr. 23.75 (24.25), März
24 (24.50). Tendenz: luſtlos. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld,
die in Klammern Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Im März 1931 nahmen die Gründungen von Aktiengeſellſchaften
um 38 Prozent ab, die Auflöfungen gingen um 19 Prozent zurück. Bei
den Geſellſchaften m. b. H. haben die Gründungen um 6 Prozent
ab=
genommen, die Auflöſungen ſind um 28 Prozent geſtiegen. Die
Grün=
dungen von Genoffenſchaften haben um 12. Prozent abgenommen, ihre
Auflöſungen um 18 Prozent zugenommen.
Die Behauptung eines Berliner Mittagsblattes über bevorſtehende
Anleihetransaktionen des Reiches wird an maßgebender Stelle als
un=
zutreffend bezeichnet; es wird darauf hingewieſen, daß man keinesfalls
die Begebung von Wechſeln zur Ueberbrückung gewiſſer
Kafſenlageſpan=
nungen als Anleihetransaktionen bezeichnen könne.
Die Firmen Neuerburg und Reemtſma ſehen ſich im Zuſammenhang
mit dem rückgängigen Zigarettenkonſum zwecks weiterer Ermäßigung
ihrer Unkoſten veranlaßt, die Auslieferungsläger beider Konzerne weiter
zuſammenzulegen. Pläne über eine weitergehende Aenderung des
Ver=
hältniſſes beider Konzerne ſind nicht vorhanden.
Berliner Kursbericht
vom 29. April 1931
Seutſche Sunl und Aistsmte Gefrafcäft
Deviſenmarkt
vom 29. April 1931
Med
Danatbank. . . . . . .
Deutſche Bank u.
Disconto.Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.-Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Maff
134.—
104.25
104.75
59,75
82.—
60.—
103.—
76.50
94.25
90.—
44.75
118.50
128.125
70.75
Meie ee
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.!.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Pali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Unin
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppel
117.50
145.25
777.—
123.—
69.125
62.—
99.75
144.—
64.25
67.—
74.50
42.—
55.—
75.—
50.—
Mae
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein, Stahlwerke
Weſteregeln Allkali
Agsb.=Nrnb. Maſch
aſalt Linz
Zerl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr, Drahtl
Wanderer=Werke
R
52.875
226.—
110.—
117.—
55.—
149.50
64.75
23.—
47.50
116.—
42.25
55.—
43.125
58.75
Helſingfor?
Wien
Prag
Budapeſ ..
Sofia
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Stodholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
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Paris
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100 Tſch. Kr.
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00 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
12.Stg.
1 Pap. Peſo
Dollar
00 Belga
100 Lire
100 Francs
Rei
10.556
59,0 15
12.424
73.125
3.040
168.6 1
112.30
112.30
112.43
20.40
1.361
1955
58.355
21.975
16.396
Rie
0.576
59.135
2.444
73.265
3.046
168.9
112 5.
112.52
112.65
20.44
1.36
4.2035
58.475
22.01
16.436
Schweiz
Spanien
Danzia
Japan
Rio de Janeirol1 Milreis
Jugoſlawien 100 Dinar
Portugal
Athen
Iſtambu
Katro
Kanada
Jsland
Tallinn (Eſtl.)/100 eſtl. Kr.
Riga
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100 Franker
100 Peſetas
100 Gulden
11 Yen
100 Escubos
1100 Drachm
f1 türk. 8
1ägypt. *
1eanad. Doll.
Druguay 1 Goldpeſo
100 isl. Kr.
1100 Lats
80.31
43.81
81.80
2.073
0.302
18.87
5.442,
20.92
2.767
111.79
80.77
Brie
20.97
43.89
41.76
2.077
0.304
7.3761 7.390
18.91
5.452
20.26
192 4.200
2.773
92.04/ 92.22
112.01
60,93
Frankfurier Kursbericht vom 29. April 1931.
77 Otſch. Reichsanl.
.-
5½%Intern.,
6%Baden .......
8%Bayern ......"
„
8% Heſſen v. 28
v. 29
69 Preuß. Staat.
8½ Sachſen ......!
„..
72 Thüringen..
—
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſunsſch. +1/.
Ab=
löſungsanl. . . .
Otſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche Schutzge
bietsanleihe
—
88 Aachen p. 29
80 Baden=Baden
6½ Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 20
80 „ b.28
7½ Dresden....
8% Frankfurt a.M
v. 26
s .20
8% Mainz .......
8% Mannheimv. 26
„ v. 27
8% München ....."
8% Nürnberg. . ..
8% Wiesbaden".
100
84.75
76.5
79.1
100.25
81.75
91:
95.75
957=
100
179.5
Fei.
5.6
8% Heſſ. Landesbl.
8% „ Golboblig.
4½% beſſ. Lds.
Hyp.=Bk.=Liquid.
4¾½ „Kom.=Obl
8% Preuß. Lds
pfbr.=Anſt. G. Pf.
2 Gelbbbite
2.6
92.5
R
90
84.75
89
90.5
79.25
76.75
96.5
91-/,
Aan
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl.
3½ Kaſſeler Land. Goldofbr..
7½ Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr..
8%
80 Naſſ. Lamdesbk.
70
6%
4½F „ Diqu. Db
—
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+AuslSer.
„ „ Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
—
Berl. Hyp.Bk.
„Liqu.=Pfbr.
Frtf. Hyp.=Bk.
4½% Lig. Pfbr
Pfbr.=Bk.
„ Liau
82 Mein.Shp.=B!
Lig. Pfbr
8% Pfälz. Hyp.=Bk.
4½% „ Lig.Pfb
8% Preuß. Boden
ereb.-Bank ...
4½% Lig. Pfbr.
3½ Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank".
4½% „ Lig. Pfbr.
1% Rhein.Hyp. Bk.
„ Lig. Pſbr.
3% Rhein.=Weſtf.
Vd.=Credit ... .
8½ Südd. Bod.
Cred.=Banl ....!"
½% Lig. Pfbr.
Rr 6
100
95
86
101.25
95
86.75
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11
101,25
96.5
8% Württ. Hyp.=B.;
6% Daimler=Benz
8% Dt. Linol. Werk
glöckner=Werk
Mainkrw. v. 2/
Mitteld. Stahl.
Salzmann u. Co
7% Ver. Stahlwerke
8% Voigt &Häffne
—
J. G. Farben Bond=
—
5% Bosn. L.E.?
L. Inveſt
5% Bulg. Tah. v.02
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5½ vereinh. Rumän
4½%
42 Türk. Abmin.
4*
1. Bagdad
4‟
Zollanl.
4½% Ungar 1913
1914
4½2
Le
Goldr.
Si
„ 1910
Aktien
Rlg. Kunſtziide Uni
A. E. G. ........"
AndregeNonis Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtof
Bemberg, 9. P...
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen. ...
Eement Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Albert
Chade ........."
Contin. Gummiw.
„ Linoleum
Dalmler=Benz ...."
100.35
38
95.5
88.25
86.25
85.5
95.5
100
20
20
281
38
23
8.15
14.9
6.75
Kf
18
11
Dt. Atl. Telegr. „
Erdöl ......."
Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt
Linoleumwerke
Eiſenhandel. .
Dhckerhoff u. Widm
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleichet
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter,
Felt. & Guilleaume
Frankf. Gas i. Lig.
Hof.....".
Gelſenk. Bergwerl
Geſ. f.eleltr. Untern.)
Goldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frift
Hammerſen (Osn.
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergba=
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . ...
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
Flſe Bergb. Stamml
„ Genüſſe
Junghans.
Kali Chemie
Aſchersleben.
Kammgarnſpinn. .
Karſtadt, R. . .
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke
Knorr C. H.......
Lahmen Co.
Laurahütte
Lech, Augsburg
101
72
1308
87.5
34.25
74.5
95
121
203
34
100
100.5
45
119
35
76
123.5
39
175.5
69
81
58
117
81.5
99
180
107.5
112
Wie Hch
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br. . .
Mannesm. Röhren
Mansfeld Berg. .
Metallgeſ, Frankf.
Migg, Mühlenbau
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Sberbedarf
Bhönix Bergbau".
Reiniger. Gebbert
Rh. Braunkohlen.
„ Elektr. Stamm
„ Metallwaren ..
„ Stahlwerke .. .
Riebeck Montan. . .
Roeder Gebr. ..
Rütgerswerle
Sachtleben A. G...
Salzdetfurth Kali
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr.
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Schuckert Eleltr. .
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Tellus Bergbqu..
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36
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62
27.25
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39.5
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—
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64
135
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180
186
46
80
138
86
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26
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Vogtländ. Maſchin,
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„ Hhp.=Bant
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Reichsbank=Ant. ..
Rhein. Hyp.=Bank.
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Wiener Bankverein
Württb. Notenban=
120
341I.
3
39
98.25
91.5
140.5
—
100.5
128
213
116.25
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94.5
104
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148.5
158.5
153.5
26.55
134
165
136.5
137.5
9.5
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„ „ Verein. Verſ.
FrankonaRück=u. M
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60.25
60.7
Seite 14
Donnerstag, den 30. April 1931
Nummer 119
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Nummer 119
Donnerstag, den 30. April 1931
Seite 15
Reich und Ausland.
Einbrecher erbeuken Gemälde im Werke von 540000 Mark.
Zwei Kinder vor dem ſicheren Tod gerettet.
Limburg. Unter dem Domfelſen am
Lahnufer ſpielten einige Kinder. Ein
vierjäh=
riges Kind wagte ſich hierbei zu weit vor und
ſtürzte ins Waſſer. Ein gleichaltriger Junge lief
hinzu und reichte dem ins Waſſer gefallenen
Mädchen die Hand, war aber nicht ſtark genug,
ſeine Spielgenoſſin aus dem Waſſer zu ziehen.
Schreiend hielten ſich die Kinder an einem
Strauch feſt. Ein in der Nähe arbeitender Mann
hörte die Hilferufe und eilte zu der Unfallſtelle.
Es gelang ihm, die beiden Kinder wieder an
Land zu bringen.
Autobanditen plündern ein Radiogeſchäft.
Andernach. In den frühen
Morgenſtun=
den fuhr an einem in der Hochſtraße gelegenen
Muſikaliengeſchäft ein Auto vor. Die Inſaſſen
ſprangen aus dem Wagen, zertrümmerten mit
einem Hammer die Fenſterſcheibe und ſtahlen
die Radioapparate, aus den Auslagen. Sie
ſchafften ihre Beute in den Kraftwagen und
fuhren in raſender Fahrt in Richtung Koblenz
davon. Die von dem Beſitzer des Geſchäfts
her=
beigerufene Polizei nahm ſofort die
Ermitt=
lungen auf, die bisher erfolglos blieben.
Feſt=
geſtellt werden konnte, daß der zu dem Diebſtahl
benutzte Kraftwagen in der gleichen Nacht in
Bonn geſtohlen worden war.
Schon wieder Sprengſtoff=Funde in Eſchweiler.
Eſchweiler. Im Untertagebetrieb der
Grube „Eſchweiler Reſerve” wurden durch
Berg=
leute ſchon wieder 12 Sprengſtoffpatronen
ge=
funden. Die Patronen waren in einem Sack
verpackt und ſtammen, wie die von der
Berg=
behörde und der Verwaltung durchgeführte
Un=
terſuchung ergab, genau wie bei den früheren
Funden aus dem Jahre 1929.
Der Mord im Auto bei Glogau aufgeklärt.
Liegnitz. Der Liegnitzer Kriminalpolizei
iſt es gelungen, den Mörder des
Geſchäftsfüh=
rers Herbert Walther aus Oels in Schleſien, der
am vergangenen Freitag in ſeinem Kraftwagen
in der Nähe des Dorfes Schloin bei Glogau
er=
ſſchoſſen aufgefunden wurde, in Beuthen
feſtzu=
mehmen. Der Täter iſt der Autoſchloſſer
Ed=
mund Thomas. Er hatte in der Nacht zum
22. April in Polkewitz bei Glogau übernachtet
nd dort geäußert, daß er unter allen
Umſtän=
den Geld haben müſſe, und zeigte auch ſeine
WWaffe, die jedoch bei ſeiner Verhaftung in
Beu=
uthen zunächſt nicht gefunden wurde. Der Täter
fiſt vollkommen zuſammengebrochen, verweigert
aber jede Ausſage. Bei der Fille des
zuſam=
rmengetragenen Beweismaterials wird er wohl
micht um das Geſtändnis herumkommen.
Beginn des Rügen=Damm=Baues im Auguſt.
Stralſund. Der Eiſenbahnrat der Reichs=
Gahndirektionen in Berlin und Stettin tagte
aam Mittwoch unter dem Vorſitz des Berliner
Reichsbahndirektionspräſidenten Dr.=Ing. Marx
ſim hieſigen Rathaus. In den Verhandlungen
wurde auch die Frage des Rügen=Damm=Baues
Uebhaft erörtert und in einem Referat des
Stet=
tiner Reichsbahndirektionspräſidenten Lohſe
ein=
ggehend erläutert. Es wurde betont, daß der
Rügen=Damm=Bau auf jeden Fall durchgeführt
werden würde, da die Verhandlungen der
Reichsbahn mit einem Geldgeberkonſortium
we=
gen einer Auslandsanleihe unmittelbar vor dem
SAbſchluß ſtänden. Die erſte Arbeit praktiſcher
Art für den Dammbau werde bereits im Auguſt
Dieſes Jahres erfolgen. Da aber für den mit=
Bubauenden Fahrdamm die entſtehenden Koſten
fin Höhe von 10 bis 12 Millionen Mark bei einer
MNichtbeteiligung von Reich und Staat, von der
Provinz Pommern und dem Kreis und der
SStadt Stralſund allein getragen werden müßten,
ikönnte es dahin kommen, daß der Rügen=Damm
lohne den dringend notwendigen Fahrdamm
ge=
aut werde, wenn ſich nicht Reich und Staat, die
ſſich bisher ablehnend verhalten, nach in letzter
Stunde finanziell an dem Bau beteiligen.
Tetzners Gnadengeſuch abgelehnt.
Hinrichtung im Laufe der Woche.
München. Das Gnadengeſuch des vom
Schwurgericht Regensburg wegen Mordes zum
Tode verurteilten Erich Tetzner iſt, wie der
Dandesdienſt des Süddeutſchen Korreſpondenz=
Büros erfährt, vom Geſamtminiſterium abge=
Uehnt worden.‟ Die Todesſtrafe wird in dieſer
Woche vollzogen werden.
Telefongeſpräche mit Schiffen
auf hoher See.
Zwei der geſtohlenen Gemälde.
Gainsboroughs „Lady Cheſterfield”
Reynolds „Miß Grant”
Bei einem bekannten Londoner Kunſtſammler erbeuteten Einbrecher mehrere berühmte Gemälde
im Werte von über einer halben Million Mark. Da es ſich durchweg um bekannte Bilder erſter
Meiſter handelt, dürfte es den Einbrechern ſchwer fallen, ihre Beute zu Geld zu machen.
Sacharin=Fabrik in Magdeburg explodierk.
Die Sacharin=Fabrik Fahlberg, Liſt & Co. in Magdeburg=Südoſt,
in der ſich eine ſchwere Exploſion ereignete. Zwei von den bei der Exploſionskataſtrophe ſchwer
ver=
letzten vier Arbeiterinnen ſind inzwiſchen im Krankenhaus geſtorben. Damit erhöht ſich die Zahl
der Todesopfer auf zehn.
Furch
gi: 200 Toke.
Oben: Der chineſiſche Dampfer „Tah Kee” nach der Exploſion.
Unten: Die unglücklichen Opfer werden von Dſchunken geborgen.
Der chineſiſche Dampfer „Tah Kee” der mit 200 Paſſagieren an Bord von Schanghai nach
Yang=
chow fuhr, wurde durch eine Exploſion vollkommen zerſtört. Ein unvorſichtiger Reiſender hatte mit
ſeiner Zigarette eine Kiſte Schwefel, die auf dem Schiffe ſtand, entzündet. Die Exploſion war ſo
furchtbar, daß der Dampfer in einem Augenblick eine einzige rieſige Flamme bildete. Sämtliche
Paſſagiere wurden getötet.
„Der neue Telephonieſender „Elbe=Weſer=Radio”
bei Cuxhaven
dient der Vermittlung von drahtloſen
Tele=
phongeſprächen an Schiffe auf hoher See.
Be=
ſonders für Reedereien iſt dieſe Neueinrichtung
von großer Wichtigkeit.
Geſtändnis des Glogauer Mörders.
Beuthen. Der wegen des Mordes an
dem Geſchäftsführer Walther aus Oels in
Beuthen feſtgenommene, 22 Jahre alte
Kraft=
wagenführer Edmund Thomas aus Karf, hatte
bei ſeiner Feſtnahme erklärt, er würde erſt am
nächſten Tage ausſagen. Am Mittwoch
ver=
langte er vor ſeiner Vernehmung ſeine Braut
zu ſprechen, mit der er ſeit dem zweiten
Oſter=
feiertage verlobt iſt. Nach dieſer Unterhaltung
legte er ein umfaſſendes Geſtändnis ab.
Eine Betrugsaffäre in der
öſterreichiſch=
franzöſiſchen Handelskammer.
Wien. Der Vizepräſident der
öſterreichiſch=
franzöſiſchen Handelskammer, Herr Orelli, iſt
unter der Beſchuldigung des Betrugs verhaftet
worden. Seine Verhaftung erfolgte auf Grund
der polizeilichen Unterſuchung über die
Verhält=
niſſe in dieſer Körperſchaft, auf die eine Anzeige
des franzöſiſchen Handelsattachés Poujol
hinge=
wieſen hatte.
Dr. Eckener in Paris.
Verhandlungen über die Rordpolfahrt
des Zeppelins.
Paris, 29. April.
/Dr Hugo Eckener iſt vorgeſtern in Paris
eingetroffen. „New York Herald” berichtet,
daß Dr. Eckeners Pariſer Aufenthalt vor allem
dem Abſchluß der Verhandlungen über die
Finanzierung des Zeppelin=Nordpolflugs dient.
Geldgeber ſei der amerikaniſche Zeitungskönig
William Randolph Hearſt, der auch die
Nord=
pol=Unterſeebootfahrt von Sir Hubert Wilkins
finanziert und als Bedingung ſür die
Geld=
hergabe an Dr. Eckener eine Begegnung
zwi=
ſchen Wilkins und Eckener am Nordpol
gefor=
dert hat. Dr. Eckener würde, obwohl eine
ſolche Begegnung ſein Luftſchiff 600 Meilen von
ſeiner eigentlichen Route abbringen würde,
dieſe Bedingung annehmen. Nach der
Begeg=
nung mit Wilkins würde Dr. Eckener ſich
als=
dann an die geographiſche Erforſchung des
Franz=Joſeph=Landes und des Nikolaus II.=
Landes machen. Dr. Eckener verhandelt
außer=
dem in Paris mit den franzöſiſchen
Luftfahrt=
behörden über die Schaffung eines Pariſer
Anlegehafens für den regulären, 1933
beginnen=
den Luftſchiffverkehr Europa=Amerika.
Elli Beinhorn in Wien.
Wien. Die Afrikafliegerin Elli Beinhorn
iſt am Mittwoch, kurz nach 12 Uhr, von
Klagen=
furt nach Wien geſtartet, wo ſie um 13.50 Uhr
auf dem Flugplatz Aſpern landete. Sie wurde
von den anweſenden Vertretern der deutſchen
Geſandtſchaft ſowie Vertretern der Behörde und
Preſſe herzlich begrüßt.
Das Hochwaſſer bei Wilna.
Tauſende von Obdachloſen.
Warſchau. Nach den letzten Feſtſtellungen
wurden durch die Ueberſchwemmung allein bei
Wilna 10 000 Menſchen ſchwer getroffen. Die
Hälfte davon iſt obdachlos. Aus den Bezirken
Dziſna und Braclaw kommen auch weiterhin
erſchütternde Nachrichten über die ungeheuren
Ausmaße der dortigen Ueberſchwemmung. Der
Fluß Dzwina hat einen Hochſtand von 14
Me=
tern über Normal erreicht. Das Städtchen
Dziſna ſteht reſtlos unter Waſſer und iſt von der
übrigen Welt völlig abgeſchnitten. Ueber 8000
Menſchen ſind in dieſen beiden Bezirken
obdach=
los. Zahlreiche Häuſer wurden weggeſchwemmt.
Deutſcher Luftballon in Polen notgelandet.
Warſchau. Auf dem Gebiet des
Land=
gutes Swvierzyn im Kreiſe Nieſcawa iſt am
Dienstag ein deutſcher Luftballon mit drei
In=
ſaſſen notgelandet. Die Paſſagiere kamen
un=
verletzt davon. Vertreter der Polizei= und
Militärbehörden ſind am Unfallort eingetroffen.
Erdbeben im transkaukaſiſchen Nätebundesſtaat.
Moskau. In dem transkaukaſiſchen
Gliedſtaat Nachitſchewan ereignete ſich am
Mon=
tag abend ein ſtarkes Erdbeben, durch das in
drei Bezirken große Verheerungen angerichtet
wurden. Die Zahl der Todesopfer iſt noch
nicht feſtgeſtellt.
Auch in Tiflis wurde am Montag abend
ein Erdbeben verſpürt; hier ſind aber keine
Verluſte an Menſchenleben zu beklagen.
Start des ſchwediſchen Hilfsflugzeuges für den
verſchollenen Grönlandforſcher.
Malmö. Ein Flugzeug der ſchwediſchen
Luftfahrtgeſellſchaft Aero=Transport iſt geſtern
mittag von dem hieſigen Seeflughafen geſtartet,
um die Nachforſchungen nach dem vermißten
Mitglied der engliſchen Grönlandexpedition
auf=
zunehmen.
Brand im Hafen von Liſſabon. — Ein
hollän=
diſcher Dampfer durch Feuer vernichtet und
geſunken.
Liſſabon. Im Hafen von Liſſabon iſt
geſtern auf dem 3980 Tonnen großen
hollän=
diſchen Dampfer „Ares” ein Brand
ausgebro=
chen, der raſch größeren Umfang annahm. Als
der Brand bemerkt wurde, wurden die Taue
des Holländers gekappt, um das Schif von den
im Hafen liegenden Schiffen zu iſolieren. Der
Brand hatte aber bereits auf einen
portugie=
ſiſchen Dampfer übergegriffen, doch konnte er
hier ſchnell gelöſcht werden. Der holländiſche
Dampfer wurde aus dem Hafen geſchleppt und
iſt draußen geſunken. Er war aus Curacao
gekommen und hatte 13 Paſſagiere, darunter
vier Frauen und drei Kinder, an Bord. Die
Befatzung betrug 34 Mann. Sowohl die
Paſſa=
giere wie die Mannſchaft ſind gerettet worden.
Die amerikaniſche Forſchungsexpedition
Torrance im Kongo ertrunken.
New York. Es wird befürchtet, daß
Dr. Arthur Torrance, der Führer der nach ihm
benannten mediziniſchen Forſchungsexpedition,
im Belgiſchen Kongo ertrunken iſt. Nach einer
Kabeldepeſche aus Buta, die bei einem Freunde
des Arztes eintraf, iſt die ganze Expedition in
den Fluten des Kongo zugrunde gegangen.
Exploſionskataſtrophe in Texas.
New York. Bei Gladwater (Texas)
er=
eignete ſich eine Exploſion einer Oelquelle,
12 in der Nähe beſchäftigte Perſonen wurden
getötet. Die aus der Oelquelle aufſchießende
Flamme hatte eine Höhe von ungefähr 100
Metern. Die Exploſion wird auf einen durch
die Reibung von Metallteilen entſtandenen
Funken zurückgeführt. Zu der
Exploſionskata=
ſtrophe wird noch gemeldet: Infolge der
rieſi=
gen Hitze iſt jede Annäherung an die
Explo=
ſionsſtelle unmöglich. Nur drei Leichen konnten
geborgen werden. Einer der Verunglückten
lief eine Strecke weit als brennende Fackel, doch
waren ſeine Kleider derartig mit Petroleum
getränkt, daß alle Löſchverſuche vergeblich waren.
Neun andere ſah man in dem Flammenmeer
verbrennen. Die Exploſion erfolgte
anſchei=
nend beim Herausholen der Werkzeuge aus dem
Bohrloch, das plötzlich zu fließen begann.
Seite 16
Donnerstag, den 30. April 1931
Nummer 119
Das zweite Geſicht.
Von K. F. Kurz.
Eine Woche vor Sankt Johann iſt wieder Ting in Furuvoll
mit Rechtsgelehrten und Gerichtsbetrieb.
Dreimal wurde der König vorgeladen. Er zeigte ſich nicht.
Da wurde er immer wieder beſtraft. Der König lachte und
zahlte: „Zehn Kronen — zwanzig Kronen — fünfzig Kronen?
— Bitte ſchön Herr Vogt! Und dann trinken Sie doch ein
Gläs=
chen Wein mit mir? Nur keine Umſtände! . . . Aber hören
Sie doch, Vogt, könnte ich denn nicht heute gleich für ein ganzes
Jahr im voraus zahlen? Das würde Ihnen wenigſtens dieſe
kleine Verlegenheit erſparen.”
„Es tut mir in der Seele leid, Sigmund Borſa! Aber was,
zum Pokker, kann ich dagegen tun? Ich ſtehe doch in Amt und
Eidey! Und wenn es befohlen wird, bin ich gezwungen, mit
dem Schein zu kommen. Es muß aber doch ein rechter Schuft
ſein, der Sie immer wieder aufs neue anzeigt.”
„Könnten Sie mir denn nicht einen Wink geben, Vogt?”
„Nein, um Gottes willen — Sie vergeſſen meine Pflicht!”
„Sie haben als Vogt Ihren Eid geleiſtet und müſſen jetzt
jedem Hornochſen, der zufällig über Ihnen ſteht, gehorchen.
Aber als freier Mann können Sie doch zu einem andern freien
Mann Ihre Meinung ſagen.”
„Dann müßte ich aber zuerſt meine Amtsmütze und die
Papiere zum Zimmer hinausſchaffen.”
So ängſtlich und zitterig iſt der Vogt. Er trägt die Zeichen
ſeiner Würde zur Tür hinaus. Dann ſetzt er ſich mit
behag=
lichem Stöhnen in den weichen Stuhl.
„Sie haben recht, Sigmund Borſa! Ihnen gehört das
Land. Sie haben aus freien Stücken einen großen Teil an die
Straße gezahlt. Und es kann keinem vernünftigen Menſchen
einleuchten, weshalb Sie nun nicht mit Ihrem Automobil auf
Ihrer Straße fahren dürfen. Aber als Ihr Freund möchte ich
Sie dringend bitten, dieſes Mal nach Furuvoll zu gehen. Denn,
wie Sie ſehen, wird Ihnen bei Ausbleiben Freiheitsſtrafe
an=
gedroht. Und dieſes darf niemals geſchehen. Das wäre ein
Unglück für ganz Mjelvik. Und ich würde eher mein Amt
niederlegen, als Sie verhaften. Ich bitte Sie, gehen Sie hin.”
„Guter Freund” ſagte der König und ſchnellt verlegen und
gerührt mit den Augen. „Sie haben vielleicht recht. Ich werde
mich alſo noch einmal zeigen.”
Und ſo fährt alſo der König mit ſeinem roten Automobil
noch Furuvoll. Bis vors Schulhaus fährt er. Sozuſagen bis
bor den Richterſtuhl, und er macht ſo viel Lärm als möglich.
Oline ſitzt an ſeiner Seite und hat feuchte Augen vor lauter
Vergnügen.
Oline wird beim alten Waldkönig Jens abgeſetzt. Und
der Waldkönig, der zwar zu dieſer Zeit in ſeinen vielen
Schul=
den faſt erſtickt, richtet wieder ein fürſtliches Feſt mit
franzöſi=
ſchem Wein und echten teuren Kloſterſchnäpſen. Und er lacht
ungeheuer mit ſeinem gewaltigen Baß. Hohoho! Und er wird
ganz queckſilbrig an der Seite der jungen, reizenden Dame, die
ihrerſeits, was weibliche Prachtentfaltung anbelangt, auch nicht
knauſerig iſt.
Der König Sigmund Borſa hingegen ſtellt ſich hiermit der
öffentlichen Gerechtigkeit. Er iſt — das ſoll Gott wiſſen — nicht
der Mann, der den Kopf hängen läßt und um ein gnädiges
Urteil bittet. Nein, bewahre, das tut er nicht. Sondern er
ſpricht kräftige Worte. Das ſei Humbug. Und zur Hölle mit
den Verboten . . . und er fahre über eigenen Grund und Boden.
Unſinn und Dickköpfigkeit alles miteinander. Der Richter
verſucht es eine Weile mit Zuſpruch und Ermahnungen. Der
Richter begreift ja vielleicht das alles ſelber vom menſchlichen
Standpunkt aus. Aber das Geſetz iſt nun doch eine andere
Sache. Und da gibt es nichts zu feilſchen.
Zum Schluß wird aber auch der Richter zornig und
ver=
kündigt das Urteil. Und dieſes Mal muß der König runde
hundert Kronen Strafe zahlen.
„Bitte ſchön”, ſagt der König. „Hundert Kronen? — Da
liegen ſie. Nun möchte ich aber nur wiſſen, wie lange ich für
dieſes Geld fahren darf.”
Der König ſoll überhaupt nicht länger mit ſeinem
verbote=
nen Wagen herumfahren dürfen. Es gehen der Vogt und der
Polizei=Sören vors Haus und laſſen den Benzinbehälter
leer=
laufen, ſchrauben ihn ab und überbringen ihn dem Richter. Die
Obrigkeit ſetzt mit aller Gewalt ihren Willen durch.
Ja, das wird ein harter Schlag für den ſtolzen König
Sigmund. Jetzt ſtärkt er ſich an ſeines Freundes Tiſch und
öffnet ſein Herz und ſchüttet viel Groll aus.
„Du darfſt dir das nie und nimmer gefallen laſſen, Freund
Sigmund”, erklärt der Waldkönig.
Nach dem Eſſen ſitzen die zwei Könige noch lange
beiein=
ander in Geſprächen und Beratungen. Sie treiben, während
Oline ſich auf der Ottomane ausruht, geheime Diplomatie und
ſpinnen einen feinen Faden. Sie lachen laut. Und der
Wald=
könig Jens ſchlägt mit der Fauſt auf den Tiſch und ſchreit:
„Hol mich der Teufel!”
Das Ting währt drei Tage. Dann iſt es zu Ende. Durch
die Klage des Lehrers gab es mehr Arbeit als gewöhnlich, und
das Ende wurde verzögert; bis zur letzten Minute hatte die
Obrigkeit alle Hände voll zu tun, mit Richten und Schlichten,
und mußte ſich dabei ſehr abrackern. Sie beeilte ſich und ließ
die letzten Sünder mit gelinden Strafen entſchlüpfen. Furuvoll
iſt ein Ort, der zwei lange Meilen drinnen im Lande liegt.
Um Mitternacht aber fährt das Poſtſchiff vom Kirchdorfe
Lunda ab. Und dieſes Poſtſchiff muß die Obrigkeit erreichen,
wenn ſie nicht drei weitere Tage in einer entlegenen Gegend
verleben will. Sie beſtellt alſo im kleinen Gaſthauſe beim Wirt
Thorulv die Wagen gleich nach dem Abendbrot — vier Wagen,
um acht Uhr präzis, heißt es.
Der Wirt Thorulv hat Plattfüße und eine ſchmale Stirn.
Er ſagt ja und gibt den Befehl weiter.
Es zeigt ſich nun, daß in der ganzen Ortſchaft Furuvoll zu
dieſer Stunde kein einziges Pferd vorhanden iſt. Nicht ein
ein=
ziges Pferd? Nein, alle Ställe ſtehen leer. Das erſcheint
un=
glaubhaft. Und die Obrigkeit will davon nichts wiſſen.
„Vier Wagen ſind auf acht Uhr präzis beſtellt!” wird dem
Wirte Thorulv nochmals drohend verkündet. Der Wirt und
ſein Knecht ſetzen ſich wieder in Bewegung und laufen ihre Beine
ſtumpf . . Kein Pferd.
Die Obrigkeit iſt verblüfft und will immer noch nicht daran
glauben. Weil ſie aber unbedingt das Poſtſchiff in Lunda
er=
reichen muß, wirbt ſie Träger für die Akten und all das andere
Papier und macht ſich zu Fuß auf den Weg.
Man ſteht ja zum Glück mitten in der hellen Sommerszeit.
Tag und Nacht haben ihre Grenzen faſt ganz verwiſcht. Doch
regnet es unnötigerweiſe ſchon ſeit dem frühen Morgen.
Die Obrigkeit marſchiert unverdroſſen drauflos. Und ſie
marſchiert wohl eine Stunde lang. Dann kommt ſie zur
Weg=
kreuzung zwiſchen Lunda und Mjelvik.
Hier bleibt der Adjunkt Petterſen plötzlich ſtehn und ſagt:
„Herr Amtsrichter, mir ſcheint, dort drüben bewege ſich etwas!
Was mag das ſein?”
„Ja, da ſtehn nun die hohen Herren ſtill und ſchauen zum
Kreuzweg hinüber und können nicht einig darüber werden, was
dort vor ſich geht.
„Mir ſcheint, es ſei ein Leichenzug”, ſagte der Schreiber, ein
Mann von furchtfamem Sinn. „Und wenn es Ihnen recht iſt,
wollen wir hier ſtehenbleiben und warten” ſchlägt er vor. „Denn
Tote und Grabfahrt und ſolche Unheimlichkeit — nein, das
er=
ſcheint mir ſonſt im Schlaf . . . Ich leide in der letzten Zeit an
ſchweren Träumen . . ."
„Gut, warten wir”, ſtimmt der Amtsrichter zu. Er iſt
der=
jenige, der in dieſer Geſellſchaft an höchſter Stelle ſteht und führt
das Kommando. Sie warten.
Doch nun bewegt ſich drüben auch nichts mehr.
„Das iſt rätſelhaft — geſpenſtiſch ..." flüſterte der
Schrei=
ber mit hohler, hauchdünner Stimme.
O, dieſe weiße Sommernacht ſteckt doch voll zweifelhafter
Schatten und geheimnisvollen Lauten. Das Licht fällt ſehr
ge=
dämpft von jedem Punkte des Himmelsraumes nieder und
nimmt allen Dingen die natürliche Rundung, macht ſie flach und
unwirklich. Ein feiner Sprühregen erfüllt die Luft.
Nebel=
ſchwaden ſtreichen an den naſſen hohen Felſenbergen hin.
Die Obrigkeit auf der öden Straße erſchauert. Schon
man=
ches liebe Jahr lang hat die Obrigkeit mit ſtarkem Arm die
Waage gehalten und unbeſtechlichen Auges gemeſſen und
gewo=
gen und Gut und Böſe geſchieden Aber ſie ſtand noch nicht
ein einziges armes Mal zu nächtlicher Stunde im einſamen
Moor, wenn die Tropfen fallen und ihre endloſen Totengeſpräche
führen, wenn Nebelſchleier ſich um Stein und Buſch legen und
unbegreifliches Flüſtern durch alle toten Dinge geht.
„Sie können über mich lachen, wenn Sie wollen”, wiſpert
der Schreiber. „Aber ich glaube an das zweite Geſicht.."
Ein Mann wie der Richter Langenmark glaubt aber nicht
an Geſichter oder andere Ueberſinnlichkeit. Er zieht die Uhr
und ſagt entſchieden: „Vorwärts! Wenn wir uns nicht ſogleich
auf die Socken machen, fährt uns das Schiff vor der Naſe
weg.
Drüben auf dem Nebenwege bewegt’ es ſich auch wieder.
„Was Pokkers?” fragt der Amtsrichter.
„Sehen Sie es jetzt auch?” fragt der Schreiber ſchlotternd.
„Sie ſind verrückt, Reiherſen! — Machen Sie nicht länger
Unſinn!“
Es kann ſein, daß der Richter etwas lauter redet als nötig
und ſeine Stimme erhebt und männlich tief macht und ſtark
er=
klingen läßt in die Stille der Nacht. Aber er marſchiert auf die
Unheimlichkeit los. Ihm nach die andern.
Am Kreuzwege ſtoßen ſie zuſammen mit dem
Geheimnis=
vollen. Dort findet man zunächſt ſämtliche Pferde von Furuvoll,
achtzehn an der Zahl. Sie ſind in langer Reihe, eins vor dem
andern, vor Sigmund Borſas rotes Automobil geſpannt. Auf
jedem Pferd reitet ein Mann. Und jeder Mann hat einen Sack
als Kapuze über dem Kopfe, des Regens wegen.
In ſeinem entmannten Automobil ſitzt der König und ſteuert.
An ſeiner Seite lehnt die Dame Oline, und der Waldkönig macht
ſich auf dem Hinterſitze breit.
„Guten Abend”, grüßt der Richter und ſein Gefolge.
Aber niemand erwidert den Gruß. Man grüßt nicht auf
offener Landſtraße nach Sonnenuntergang — das iſt nicht Sitte
und Brauch in dieſer Gegend.
Und die Obrigkeit muß zur Seite treten und den Zug
vor=
beiziehen laſſen. Sie muß dem roten Automobil folgen bis
zu einem Seitenwege kurz vor Lunda. Da biegt der König
mit allen ſeinen achtzehn Pferden aus und verſchwindet bald
hinter Regenſchleiern.
Und da hört man in weiter Ferne die Dampfpfeife des
Poſtſchiffes. Und die Obrigkeit rennt, die Ferſen im Nacken,
den Berg hinunter, keucht und flucht und kommt doch zu ſpät.
Ein paar Tage lang reden alle Leute in der Gegend von
des Mjelvikkönigs Heimfahrt vom Sommerting in Furuvoll.
Sie freuen ſich über ihren König und gönnen der Obrigkeit
alles Ungemach.
Anmerkung der Schriftleitung: Mit Genehmigung des
Ver=
lages Weſtermann, Braunſchweig, brachten wir dieſen Vorabdruck
aus dem humoriſtiſch=ſatiriſchen Roman „Im Königreich
Mjelvik” von K. F. Kurz.
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Nummer 119
Donnerstag, den 30. April 1931
Seite 17
10)
Sawea seid anttätet.
Roman von Alexandra von Boſſe.
Copyright 1930 by Karl Köhler u. Co., Berlin=Zehlendorf.
(Nachdruck verboten.)
Einmal kam auf rätſelhafte Weiſe Nachricht von ihr; in einem
Brief, den Marcheſa Gabriella eines Abends auf ihrem
Schreib=
tiſch fand, teilte Flavia mit, daß es ihr gut ginge und man ſich
um ſie nicht ſorgen ſolle. Der Marcheſe ſchäumte. Irgendeiner
äm Hauſe ſtand alſo mit Flavia in Verbindung. Aber das
Kreuz=
verhör, dem ſämtliche Dienſtboten unterworfen wurden, brachte
Eein Licht ins Dunkel.
Als Flavia, die ſich nicht in Rom aufgehalten hatte, in
Ra=
ſano ankam, war ſie von der alten Gräfin Bronchi, wie Oreſte es
vorausgeſagt, mit offenen Armen aufgenommen worden. Die alte
Gräfin wußte längſt, daß ihr Sohn Flavia liebte, und ihr
heiße=
ſter Wunſch war es, daß ihm bald die Erfüllung ſeines Sehnens
werden möge. Daß Flavia gerade bei ihr Zuflucht geſucht,
er=
ſchien ihr als ein Zeichen beſter Vorbedeutung, und bereits ſah ſie
in Flavia ihre zukünftige Schwiegertochter. Sie wußte nichts
da=
von, daß Flavia bereits heimlich verheiratet war, dieſes
Geheim=
nis hatte ihr Oreſte natürlich nicht anvertraut.
Er blieb, nachdem er wenige Tage nach Flavias Ankunft in
Raſano erſchienen, nur kurze Zeit, und die Art, wie er während
dieſer Zeit mit Flavia verkehrte, deutete nicht darauf, daß zwiſchen
Den beiden jungen Leuten ein heimliches Liebesverhältnis beſtand.
DDa Gräfin Bronchi Oreſtes leidenſchaftliche Natur kannte,
wun=
derte ſie ſich, wie dieſe ſich Flavia gegenüber gar nicht äußerte.
Er ſchien weiter nichts in ihr zu ſehen, als einen Gaſt ſeiner
Mutter, gegen den er die ſchuldige Höflichkeit nicht vergaß. Dann
erklärte er, daß er nach Deutſchland reiſen müſſe.
Was war nun das wieder? Was hatte Oreſte in
Deutſch=
land zu ſuchen? Er war, auch vor dem Kriege, noch nie in
Deutſch=
land geweſen und hatte dort keine Bekannte. Für Gräfin Bronchi,
die nie über Italiens Grenzpfähle hinausgekommen war und die
nie mit Deutſchen in Berührung gekommen, war Deutſchland das
Land der Barbaren. Ihre Mutter war Engländerin geweſen, aus
ſtreng katholiſcher Familie. Sie war im Kloſter erzogen und
hatte, kaum daraus entlaſſen, geheiratet, viele Kinder gehabt und
begraben, bis auf Oreſte, der ihr jüngſtes Kind war. Sie war
weltfremd und weltſcheu. Eine Reiſe in das barbariſche
Deutſch=
land — das mutwillig den Weltkrig entfeſſelt und ſo viel Unglück
üiber die Menſchheit gebracht, woran ſie wie an ein Dogma
glaubte —, das erſchien ihr als ſehr gefahrvoll.
Sie ſprach mit Flavia darüber und äußerte ihre Sorge. Aber
Flavia ſagte, Deutſchland ſei durchaus nicht barbariſcher als
firgendein anderes Land in Europa, und die meiſten Deutſchen,
*die ſie kennengelernt, wären hochgebildete Leute geweſen. Man
Thabe ihr ſogar verſichert, daß es in Deutſchland keinen einzigen
Menſchen gäbe, der des Schreibens unkundig ſei, während es
da=
von in Italien eine Menge gäbe. Sie ſollte Oreſtes wegen ganz
unbeſorgt ſein, die Deutſchen würden ihm nichts zuleide tun.
Flavia konnte das mit Beſtimmtheit verſichern. Sie hatte im
Hauſe ihrer Tante Corſano deutſche Gelehrte und Künſtler
ge=
kannt, ſie hatte Richard Droſtens Mutter lieb gehabt, die ſo fein
und vornehm war, ſowohl in ihrem Aeußeren wie in ihrem
We=
ſen, als nur irgendeine italieniſche Ariſtokratin. Ihre eigene
Mut=
ter war Oeſterreicherin, alſo Deutſche geweſen, deutſches Blut
ſtrömte in ihren Adern. Sie hatte viel über Deutſchland geleſen,
ſeine Geſchichte und ſeine Kultur. Keines anderen Landes
Ge=
ſchichte war ſeit tauſend Jahren ſo innig mit der Italiens
ver=
bunden geweſen, wie die Deutſchlands, deren Kaiſer ſich römiſche
Kaiſer deutſcher Nation genannt hatten und in Rom krönen
lie=
ßen. Ihre erſte Liebe hatte einem Deutſchen gehört, und ſie war
deſſen Frau geworden. Dennoch lebte in ihr eine Art Furcht vor
Deutſchland und — obgleich ſie es beſſer wußte — war dieſes Land
in ihrer Vorſtellung eine Art Wildnis, und das deutſche Volk in
ſeinen Sitten und ſeiner Lebensweiſe Barbaren. Was war im
Kriege nicht alles über die barbariſche Grauſamkeit der Deutſchen
berichtet worden! Und es war kalt da, während der größeren Zeit
des Jahres alles von Schnee bedeckt.
Als ihre Leidenſchaft für Richard Droſten ſie völlig beherrſcht
hatte, war ſie nicht davon erſchreckt worden, daß ſie, wenn ſie ihn
heiratete, ihr ſonnige Heimat würde verlaſſen müſſen, um ihm
nach Deutſchland zu folgen. Damals wäre ſie ihm freudig in die
Wüſte oder in ein von ewigem Schnee bedecktes Land und bis ans
Ende der Welt gefolgt. Aber in den Jahren der Trennung war
dieſe Leidenſchaft verblaßt, und der Gedanke ängſtigte ſie, daß ſie
dieſes ihr fremd gewordenen Mannes Weib war, ihm in ſeine
rauhe Heimat würde folgen müſſen, wenn er noch lebte — wenn
er noch lebte! Heiß durchſtrömte es ſie, dachte ſie an dieſe
Mög=
lichkeit, und doch bangte ſie davor, ſo ſehr hatte ſie ſich ſchon daran
gewöhnt, an Richard Droſten als an einen Toten zu denken. Und
er war Deutſcher, ſie Italienerin, die Kluft der Feindſchaft, die
der Krieg zwiſchen beiden Nationen aufgetan, gähnte zwiſchen
ihnen. Voll glühendem Patriotismus liebte ſie Italien und ſein
Volk. Wie hätte ſie anderswo als, unter italieniſchem Himmel
leben und glücklich ſein können?
Und ſie war müde des Wartens, müde der Ungewißheit.
Wenn ſie jetzt wünſchte, daß Oreſte ihr von Deutſchland die
Ge=
wißheit bringen würde, daß Richard Droſten nicht mehr lebte,
ſo war es keine Untreue an ihm, war nicht Sünde. Konnte man
Sünde nennen, wenn ſie etwas wünſchte, was wahrſcheinlich
längſt Tatſache war? Es war doch kaum möglich, daß Richard noch
lebte, nachdem ſie ſieben Jahre lang von ihm ohne Nachricht
ge=
blieben war. Aber wie oft ſie ſich das alles ſagte und alles was
dafür und dagegen ſprach in Erwägung zog, war ſie doch voll
Unruhe, und nachdem Oreſte abgereiſt war, in beſtändiger
ner=
vöſer Spannung, die mit jedem Tage unerträglicher wurde. Ah,
wenn Oreſte ihr doch bald befriedigende Nachricht geben würde!
Und darunter konnte ſie nichts anderes verſtehen, als die
Ge=
wißheit von Richard Droſtens Tod.
Oreſte war voll Zuverſicht abgereiſt, überzeugt, daß dieſer
Richard Droſten längſt tot war. Er mußte tot ſein, ſonſt hätte
er Nachricht gegeben. Möglich, daß er nur kriegsverſchollen war,
eine Gwißheit über ſeinen Tod nicht beſtand, aber dann konnte
eine Todeserklärung verlangt werden, wenn eine ſolche nicht
be=
reits erfolgt war.
Oreſte Bronchi konnte kein Wort Deutſch ſprechen, aber er
hatte einen guten Bekannten bei der ſogenannten Kommiſſion in
München, der ihm bei den deutſchen Behörden behilflich ſein
würde.
In München aber konnte Oreſte nichts Beſtimmtes in
Er=
fahrung bringen. In München war Revolution geweſen, und
während der vierwöchigen Räteherrſchaft war ein großer Teil
der ſtädtiſchen Einwohnerliſte vernichtet worden. In einem
Münchener Regiment hatte ein Richard Droſten nicht gedient. In
Reichenhall, wo Frau Droſten zuletzt gelebt, wurde aber
ſchließ=
lich ermittelt, daß ihr Sohn in einem pfälziſchen Regiment
rei=
tender Artillerie zuerſt als Fahnenjunker, dann als Offizier
ge=
dient hatte und als ſolcher an der Oſtfront gefallen ſein ſollte.
Daß Leutnant Richard Droſten gefallen war, wurde in
Reichenhall mit Beſtimmtheit behauptet, doch waren hier
beſtä=
tigende Dokumente über ſeinen Tod nicht zu erlangen. Oreſte
Bronchi mußte in die Pfalz reiſen. Das Regiment war, wie ja
die meiſten deutſchen Regimenter, aufgelöſt, es dauerte ziemlich
lange, bis es Bronchi gelang, die zuſtändige Stelle ausfindig zu
machen, die ihm Richard Droſtens Tod unzweifelhaſt beſtätigen
und ihm Dokumente darüber ausſtellen konnte. Die deutſchen
Behörden waren zunächſt auch durchaus nicht geneigt, ihm, dem
Ausländer, derartige Dokumente auszuſtellen, beſonders da er
einen beſtimmten Grund nicht angeben konnte oder wollte,
wes=
halb er ſie benötigte.
Es wurde Mitte Juni, bis Flavia von Oreſte ein Telegramm
erhielt, das ihr in wenigen vorher verabredeten Worten die
Ge=
wißheit über Richard Droſtens Tod meldete.
Flavias erſte Empfindung war die der Erleichterung. So
war es alſo gewiß, daß er tot war, an den ſie längſt ſchon, wie
an einen Toten gedacht. Seltſamerweiſe war die Erinnerung
an ihn nun ganz beſonders lebhaft und erregte ſie. Es ſchien
ihr, als ſei er ihr nahe, als umſchwebe ſie ſein Geiſt und wollte
ſie mahnen, ihm treu zu bleiben. Aber ſie ſagte ſich, daß ſie keine
Untreue an ihm beging, wenn ſie jetzt Oreſte Bronchi heiratete.
Die Toten haben kein Recht mehr an den Lebenden. Sie war
Richard treu geblieben, ſolange noch eine Möglichkeit beſtand, daß
er am Leben war. Sie brauchte ſich keine Vorwürfe zu machen.
Und voll Wehmut dachte ſie zurück an das kurze Glück, das ihm
und ihr beſchieden geweſen: der Glücksrauſch einer jungen Liebe.
Sie liebte Oreſte Bronchi nicht, wie ſie Richard Droſten geliebt
hatte, darüber war ſie ſich ganz klar; der Gedanke, ihm
anzuge=
hören, berauſchte ſie nicht. Aber ſie war davon überzeugt, daß
ſie ihn genügend liebte, um ihn heiraten zu können, wie er es
ſo ſehr wünſchte. Dieſe Heirat würde ſie dann davor ſchützen,
von ihrem an einen ungeliebten und ihr widerwärtigen Mann
verheiratet zu werden.
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De Tifd, Amsterdam: .. . . . . . vor überfülltem
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El Sol, Madrid: ... .. . . . . . so können nur echte Wiener,
so kann nur ein Strauss spielen .. . . . . . . . ."
Corr, della Sera, Mailand: .. . . . . . . . so vollendet hat
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