Ginzelnummer 10. Mfennlge
9
Tarmſtädti
* Aat
Dlatt
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 76
Dienstag, den 17. März 1931.
194. Jahrgang
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breit/2 Reichsmart.Anzeigen von auewärie 40 Reichepf
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Im Falle bößerer
Gewalt, wie Krieg. Aufruhr, Strel uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung au Erfüllung der
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Del
Konkurs oder gerſchtlicher Beireibung jäll ſeder
lankkonto Deutſche Banl und Darm=
Rabatt weg.
ſädter und Nalonalban”
Die politiſche Bluttat in Hamburg.
Der nächkliche Ueberfall im Aukobus.
Aalionalſozialiſten die Täker.
Hamburg, 16. März.
In Hamburg wurde, wie bereits gemeldet, in der Nacht zum
Sonntag in einem Autobus ein Revolveranſchlag auf das
kommu=
niſtiſche Mitglied der Hamburger Bürgerſchaft, Ernſt Henning,
verübt, dem Henning zum Opfer fiel.
Zu dem politiſchen Mord wird noch mitgeteilt, daß außer
dem tödlich verletzten Henning noch zwei Damen und ein Mann
von den Kugeln getroffen worden ſind. Am ſchwerſten verletzt
iſt eine neben Henning ſitzende Lehrerin Fräulein
M., die an einer Berufsſchule bei Hamburg tätig iſt. Sie
er=
hielt fünf Schüſſe in den Oberſchenkel, wegen deren
ſie in ein Hamburger Krankenhaus gebracht werden mußte. Einer
zweiten Frau aus Hamburg wurde der Daumen abgeſchoſſen. Der
zweite im Wagen anweſende Kommuniſt erhielt einen leichten
Streifſchuß am Kopf. Da er ſich tot ſtellte, feuerten die Attentäter
weiter keine Schüſſe auf ihn ab. Die ſchwerverletzte Lehrerin
ſchleppte ſich aus dem Wagen heraus und ſetzte ſich auf den
Fuß=
ſteig. Einer der Attentäter ſprang herbei, legte ihr einen Mantel
unter und ſprach Worte der Entſchuldigung. Es ſind
insge=
ſamt 15 Schüſſe abgefeuert worden, außerhalb des
Wa=
gens wurden ſechs bis ſieben Hülſen gefunden. Der Wagen
iſt ſtark demoliert.
Die Täter ſind junge Leute im Alter von 20
bis 25 Jahren. Sie ſtiegen bei Beginn der Fahrt in den
Wagen, ohne irgendwelche Aufregung zu verraten. Dem
Kontrol=
leur fiel es auf, daß die jungen Leute kein Geld bei ſich hatten,
und daß ein Einwohner aus Ochſenwärder für ſie die Fahrt bis
Hamburg bezahlte. Nach ihrer Tat ergriffen ſie nicht ſofort die
Flucht, ſondern hielten ſich noch einige Minuten vor dem Gefährt
auf und riefen: „Sind ſie auch wirklich beide tot?‟ Dann liefen
ſie querfeldein und ſtoben auseinander. Zu den tödlichen
Ver=
letzungen des Henning iſt zu bewerken, daß der erſte Schuß
ziem=
lich tief in die linke Seite traf, während der zweite Schuß ins
Herz ging.. Die Täter nahmen an, daß Henning nicht tödlich
ge=
troffen ſei und feuerten deshalb in der Abſicht, ihn am Kopfe zu
treffen, noch weitere fünf Schüſſe ab, die aber die Lehrerin in den
Oberſchenkel trafen.
Helbſtgeſtellung zweier Täker.
Zu der Ermordung des Kommuniſten Henning wird
ge=
meldet: Zwei der Täter ſtellten ſich in der Nacht vom Sonntag
zum Montag um 2,30 Uhr bei der Kriminalpolizei Stadthaus.
Sie wieſen ſich aus als der am 16. Februar 1909 in Seegeberg
geborene Albert Ernſt Janſen und Otto Ernſt Hans Bammel,
geboren am 27. Mai 1905 in Wittingen, Kreis Iſenberg. Fanſen
war früher Polizeiwachtmeiſter und iſt wegen
nationalſoziali=
ſtiſcher Betätigung entlaſſen worden. Bammel iſt
Handlungs=
gehilfe. Beide ſind Mitglieder der nationalſozialiſtiſchen Partei.
Der dritte Täter iſt der am 11. Auguſt 1903 in München
ge=
borene Hans Alois Hockmeyer. Er iſt gleichfalls Mitglied der
nationalſozialiſtiſchen Partei. Mit ſeiner Feſtnahme iſt zu
rechnen.
Nach den vorliegenden Ausſagen ergibt ſich nunmehr
fol=
gendes Bild von der Tat: Am Samstag fand in Zollenſpieker
im Lokal von Albers eine kommuniſtiſche Führerb ſprechung
ſtatt, in der das Verhalten der Kmmuniſten unläßlich der
nationalſozialiſtiſchen Kundgebung, die für Sonntag in
Geeſt=
hacht geplant war, feſtgelegt werden ſollte. Den Jnhalt dieſer
Beſprechung follte ein in Zollenſpieker bekanntes Mitglied der
nationalſozialiſtiſchen Partei in Erfahrung bringen. Zu ſeinem
Schutz waren die in Zollenſpieker nicht bekannten Täter in das
Lokal von Albers gegangen. Janſen ſagte aus, daß er Henning
für das Bürgerſchaftsmitglied André gehalten habe und
plötz=
lich in ſinnloſer Wut auf ihn eingeſchoſſen hatte. Bammel nill
ſich ohne Ueberlegung an dieſer Schießerei beteiligt haben.
Beide beſtreiten, daß eine Verabredung vorgelegen hätte. Der
Inhalt, dieſer Ausfage ſteht in ſcharfem Widerſpruch zu den
Disherigen Zeugenausſagen, die eine planmäßige Vorbereitung
der Tat vermuten laſſen.
De NSDAP. verurkeilt die Tak. — Die Gauleikung
haf die Selbftgeſtellung der Täker angeordnei.
Zu der Mordtat in den Vierlanden gibt die
Nationalſoziali=
ſche Deutſche Arbeiterpartei, Gau Hamburg, folgende
Erklä=
kung ab: Die Täter ſind zur Zeit der Tat Mitglieder unſerer
Zartei geweſen. Ihre Tat wird von uns auf das Schärfſte
ver=
wckkeilt. Sie haben ſich hiermit aus unſeren Reihen aufgrund
der Anordnungen unſeres Führers Adolf Hitler ſelbſtändig aus=
VEſchloſſen. Die Gauleitung hat, nachdem ſie erfahren hatte, wer
De Täter waren, ſofort die Polizei mit den Namen derſelben
bekannt gemacht und zwei der Täter veranlaßt, ſich Montagnacht
2½ Uhr freiwillig zu ſtellen, was auch geſchehen iſt. Der Name
des dritten Täters iſt ebenfalls der Polizei mitgeteilt worden.
Die beſonders verabſcheuungswürdige Art und Weiſe der
Aus=
führung der Tat hat bei uns den Eindruck erweckt, daß die Täter
durch Lockſpitzel zu ihrer Tat veranlaßt worden ſind.
Verbok des Generalappells der SA. in Hamburg.
Der für Dienstag abend nach den Sagebielſchen Sälen in
Damburg einberufene Generalappell der Sturmabteilungen der
„ationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei iſt, wie von
amt=
ticher Seite mitgeteilt wird, verboten worden,
* Miniſterkonferenz über Hamburg.
Erörkerung ſcharfer Maßnahmen
zur Aufrechkerhalkung von Ruhe und Sicherheit.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Am Mittwoch findet im Reichsinnenminiſterium unter dem
Vorſitz des Miniſters Dr. Wirth eine Länderkonferenz ſtatt, zu der
entweder die Innenminiſter der ſechs großen Länder oder deren
Vertreter erſcheinen werden. An den thüringiſchen
Innenmini=
ſter Dr. Frick iſt keine Einladung hinausgegangen, weil der
fortgeſetzten Angriffe Fricks auf ihn ſich mit ihm nicht an einen
Konferenztiſch ſetzen kann. Er überſieht dabei offenbar ganz, daß
es ſich hierbei um eine Konferenz von Behördenvertretern
han=
delt, in der perſönliche Anfeindungen keine Rolle zu ſpielen haben.
In dieſer Konferenz, die ſich formell mit der Gottloſen=
Propa=
ganda der Kommuniſten befaſſen ſoll, wird auch die neueſte
poli=
tiſche Bluttat in Hamburg beſprochen werden.. Ueber den Mord
in Hamburg gibt es nur ein Urteil. Man darf aber nicht ver= enthalten,
geſſen, daß auch die Kommuniſten ſich in der Vergangenheit
zahl=
loſe verabſcheuungswürdige Verbrechen anderer Art geleiſtet
haben, und daß ſie auf die Hamburger Mordtat bereits mit einem
blutigen Rachefeldzug geantwortet haben. Es iſt alſo
vollkom=
men falſch, bei der Beurteilung des Hamburger Falles ſo zu tun,
als wenn alle Gefahr nur von den Nationalſozialiſten ausginge.
In Wirklichkeit ſind auch die Kommuniſten nicht viel beſſer. In
der Innenminiſterkonferenz will man ſich nun überlegen, mit
entgegengearbeitet werden ſoll. Es ſieht ſo aus, als ob man ſich
zunächſt noch mit den bisherigen Vorſchriften und geſetzlichen
Be=
ſtimmungen behelfen will. Es iſt aber nicht ausgeſchloſſen, daß,
ſobald der Reichstag nicht mehr beiſammen iſt, die Reichsregierung
von ſich aus in engſter Zuſammenarbeit mit den
Länderregierun=
gen Wege beſchreitet, die wenigſtens eine allmähliche
Wiederher=
ſtellung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit garantieren.
Die=
ſes Ziel iſt aber nur zu erreichen, wenn die Strafbeſtimmungen
möglicherweiſe durch eine Notverordnung ganz erheblich verſchärft
werden und die Gerichte auch von den höchſten Strafmaßen
rück=
ſichtslos Gebrauch machen. Außerdem darf man wohl erwarten,
daß auch die Polizei, die ja ebenfalls unter dem Terror,
nament=
lich der Linken, zu leiden hat, wieder eine größere
Bewegungsfrei=
heit erhält.
der Reichskag verurkeilt die polikiſche Mordhehe.
* Berlin, 16. März. (Priv.=Tel.)
Im Reichstag kam am Montag ein
ſozialdemokrati=
ſcher Antrag zur Beſprechung, der eine wirkſamere
Be=
kämpfung von Aufforderungen zum politiſchen
Mord im Anſchluß an das Hamburger Attentat
verlangte. Obwohl die Kommuniſten hierdurch alle
Veran=
laſſung gehabt hätten, den Sozialdemokraten für die Unterſtützung
dankbar zu ſein, unterbrachen ſie den ſozialdemokratiſchen Redner
Sollmann dauernd mit ſehr handfeſten Zwiſchenrufen, und der von
ihnen vorgeſchickte Redner Lohhagen wurde gegen die
Sozialdemo=
kraten ſchließlich ſo maſſiv, daß ihm das Wort entzogen werden
mußte. Dank der Hilfloſigkeit des Präſidenten Eſſer ergab ſich
dabei das peinliche Schauſpiel, daß der Abgeordnete Lohhagen ſich
um die Anweiſungen des Vizepräſidenten Eſſer gar nicht
küm=
merte, ſondern ruhig weiterredete, während ſeine Parteigenoſſen
ſich um die Rednertribüne ſcharten. Erſt auf energiſche Zurufe
der übrigen Parteien konnte Herr Eſſer veranlaßt werden, die
Sitzung zu unterbrechen und das Präſidium zu verlaſſen,
wäh=
rend der Kommuniſt ruhig weiter redete und zum Schluß mit
ſei=
nen Parteifreunden die Internationale ſang, wofür ihm indeſſen
nachträglich die Quittung zuteil wurde, indem er für 30
Sitzungs=
tage ausgeſchloſſen wurde. Schließlich nahm der Reichstag die
ſozialdemokratiſche Entſchließung an, die folgenden Wortlaur hat:
„Der Reichstag ſpricht ſeine Abſcheu gegen die politiſche
Mordhetze aus, die immer wieder zu politiſchen Bluttaten führt.
Die Reichsregierung wird erſucht, im Einvernehmen mit den
Re=
gierungen der Länder unverzüglich einen Geſetzentwurf
vorzu=
legen, der die Möglichkeit gibt, die Aufforderungen zum politiſchen
Mord wirkſamer zu bekämpfen, und ſchärfere Beſtimmungen über
den Handel mit Waffen und mit Munition bringt.”
Hikler zum Hamburger Anſchlag.
München, 16. März.
Zu dem Anſchlag auf das kommuniſtiſche Hamburger
Bür=
gerſchaftsmitglied Henning veröffentlicht Adolf Hitler ſoeben
fol=
gende Erklärung: „Ich bedaure und verurteile die
Tat der Hamburger Parteigenoſſen auf das ſchärfſte. Ich
ſehe aber in den Tätern nur die unglücklichen
Opfer einer ſeit Monaten ungeſtraft
betriebe=
nen Blut= und Mordhetze der kommuniſtiſchen
An=
tifa. Zahlreiche Parteigenoſſen ſind dem verbrecheriſchen Wüten
dieſer Mordpropaganda zum Opfer gefallen, offenſichtlich, ohne
daß die ſtaatlichen Behörden zu einer entſprechenden Abwehr
ge=
ſchritten wären. Soeben iſt wieder ein junger Nationalſozialiſt
von dieſen Mordbuben erſchoſſen worden, während ein anderer,
auf das ſchwerſte verwundet, augenblicklich noch mit dem Tode
ringt. So ſehr ich daher die Tat verurteile, ſo groß iſt mein
Mit=
leid mit den verirrten unglücklichen Parteigenoſſen, die ſich durch
ihr Handeln ſelbſt aus der Bewegung ausgeſchloſſen haben. Das
menſchliche Mitleid aber zwingt mich, für ihren Rechtsſchutz um
ſo mehr aufzukommen, als dadurch vielleicht die Möglichkeit
ge=
boten wird, das geſamte Deutſchland auf die
Lei=
den aufmerkſam zu machen, denen heute
Zehntau=
ſende von Nationalſozialiſten wegen ihrer deutſchen
Geſinnung wehrlos preisgegeben ſind. Ich habe daher
Rechtsanwalt Dr. Frank II.=München beauftragt, die Verteidigung
der drei Täter zu übernehmen, und werde die Koſten hierfür aus
Eigenem beſtreiten.”
* Die neue heſſiſche Gemeindeordnung.
Die derzeit geltenden geſetzlichen Vorſchriften über die
Ver=
faſſung und Verwaltung der heſſiſchen Gemeinden ſind in den
beiden Geſetzen über die Städteordnung und die
Landgemeinde=
ordnung vom 8. Juli 1911 enthalten. Dieſe verhältnismäßig
modernen Geſetze haben durch mehrere Abänderungsgeſetze
Um=
formungen erfahren, die ſich teils auf das Wahlverfahren und
teils auf die Rechtsverhältniſſe der Gemeindebeamten beziehen:
die beiden Geſetze vom 15. April 1919 regeln das
Verhältnis=
wahlſyſtem in den Städten und Landgemeinden und das Geſetz
vom 7. Oktober 1925 trifft Beſtimmungen über Zahl,
Wahl=
dauer, Wählbarkeit uſw. der Gemeindevertreter ſowie die Wahl
der Bürgermeiſter und Beigeordneten; das Geſetz vom 22. März
1929 ordnet die Rechtsverhältniſſe der Gemeindebeamten. Die
heſſiſche Negierung hat nun die Abſicht, die geſamten
Gemeinde=
rechtsverhältniſſe nen zu geſtalten, und hat dem Landtag einen
Teilentwurf zugehen laſſen, der ſich mit der Verfaſſung und
Reichsinnenminiſter auf dem Standpunkt ſteht, daß er wegen der Verwaltung der Gemeinden befaßt unter Ausſchluß der
Vor=
ſchriften, die ſich auf die Finanz= und Vermögensverwaltung
ſowie auf die ſtaatliche Aufſicht beziehen; auch das ſogen.
Orts=
bürgerrecht iſt zunächſt unberückſichtigt geblieben. Dieſer
Teil=
entwurf unterliegt zur Zeit der Beratung des geſetzgebenden
Ausſchuſſes des Landtags und es iſt deshalb am Platze, über
die in dem Entwurfe geregelten Fragen Stellung zu nehmen,
ſoweit ſie wichtige Gegenſtände betreffen oder Neuerungen
Es muß zunächſt Bedenken erregen, daß nur ein
Teilent=
wurf zur Beratung geſtellt wird. Die Vorſchriften der
Ge=
meindeordnung, die ſich auf die allgemeine Verwaltung erſtrecken,
hängen in vielfachen Beziehungen ſowohl mit der Finanz= und
Vermögensverwaltung als auch mit der ſtaatlichen Aufſicht ſo
eng zuſammen, daß eine gemeinſame Behandlung faſt
unerläß=
lich iſt. Das wird ſchon durch einen Vergleich des
urſprüng=
lichen Referentenentwurfs mit dem an den Landtag geleiteten
welchen Mitteln dem ſtändig blutiger werdenden Bürgerkries Teilentwurf erſichtlich. Es iſt eben kaum möglich, die
Beſtim=
mungen über die allgemeinen Befugniſſe des Bürgermeiſters
von denjenigen in der Vermögensverwaltung zu trennen.
Eben=
ſo greifen die Vorſchriften über die Staatsaufſicht weſentlich ein
in die Befugniſſe, die den Gemeindeangehörigen und den
Ge=
meindevertretern gegenüber Beſchlüſſen der Verwaltung und
des Nats zuſtehen. Es iſt ja offenbar auch nicht beabſichtigt,
den vorgelegten Teilentwurf zur geſetzlichen Verabſchiedung zu
bringen, bevor auch die noch fehlenden Teile der
Gemeinde=
ordnung vorgelegt und beraten ſind. Immerhin hindert der
Mangel des ganzen Geſetzentwurfs eine gründliche
Durch=
prüfung des vorliegenden Teils.
Es wirft ſich auch von vornherein die Frage auf, ob es
zweckmäßig iſt, die beiden beſtehenden Geſetze der Städte= und
Landgemeindeordnung in eine gemeinſame Gemeindeordnung
zuſammenzufaſſen. Ohne Zweifel drängt ſich der Gedanke einer
ſolchen Zuſammenfaſſung ſchon äußerlich deshalb auf, weil eine
große Anzahl ganz gleichlautender Beſtimmungen in den beiden
beſtehenden Geſetzen enthalten ſind. Andrerſeits erfordert aber
die Verſchiedenheit der Verhältniſſe in Städten und
Land=
gemeinden in vielfacher Hinſicht eine unterſchiedliche
Behand=
lung, ein Umſtand, der bei der Regelung der Finanz= und
Ver=
mögensverwaltung noch mehr hervortreten wird als bei den
allgemeinen Vorſchriften über Verfaſſung und Verwaltung der
Kommunen. Man wird bei dem vorliegenden Teilentwurf keine
ablehnende Haltung gegenüber dem Verſuch der einheitlichen
Regelung zu erheben brauchen und kann ſich die endgültige
Stellungnahme vorbehalten, bis der ganze Entwurf vorliegt.
Was nun den Inhalt der Geſetzesvorlage betrifft, ſo ergiebt
ſeine Durchſicht, daß irgend welche grundlegenden Aenderungen
des beſtehenden Rechtes nicht vorgenommen wurden. Der
Ent=
wurf hat vielmehr im großen und ganzen die z. Zt. geltenden
Beſtimmungen der Städte= und Landgemeindeordnung
über=
nommen und mit einander verſchmolzen. Immerhin ſind in
einer Reihe von Fällen die beſtehenden Vorſchriften in ihrer
Faſſung derart geändert oder ſolche Neuregelungen getroffen
worden, daß eine öffentliche Beſprechung angebracht iſt.
Bei der Umwandlung einer Stadtgemeinde in eine
Land=
gemeinde, wie ſie bei ſinkender Bevölkerungszahl kraft Geſetzes
erfolgen kann, war bisher der unter der Geltung der
Städte=
ordnung gewählte Bürgermeiſter nicht verpflichtet, ſein Amt
weiterzuführen; er konnte vielmehr vom Amte zurücktreten und
hatte alsdann Ruhegehalt zu beanſpruchen. Dieſes Recht des
Bürgermeiſters iſt jetzt beſeitigt, ſo daß er nach der
Umwand=
lung als Berufsbürgermeiſter der Landgemeinde zu gelten hat.
Wie aber, wenn die Gemeindeeinwohnerzahl unter 2000 ſinkt,
alſo ein Berufsbürgermeiſter nicht gewählt werden kann?
Bei der Abtrennung einzelner Grundſtücke oder Teile einer
Gemarkung und deren Vereinigung mit der angrenzenden
Ge=
markung einer anderen Gemeinde war bisher die Zuſtimmung
nicht nur der beteiligten Gemeindevertretungen, ſondern auch
der Grundeigentümer erforderlich, während nach dem Entwurf
die Grundeigentümer nur gehört werden ſollen, alſo auch
ohne ihre Einwilligung die Abtrennung und Zuſchlagung zu der
anderen Gemarkung vorgenommen werden kann. Dieſe
Rechts=
verkürzung der Eigentümer kann namentlich in ſteuerlicher
Hin=
ſicht von Bedeutung ſein, und es wäre deshalb zu erwägen, ob
dieſen Intereſſenten nicht der Weg des
Verwaltungsſtreitver=
fahrens offen zu laſſen wäre, wie er den beteiligten
Gemein=
den im Falle nicht übereinſtimmender Beſchlüſſe eröffnet iſt.
Bei den neuen Beſtimmungen über die Rechte und Pflichten
der Gemeindeangehörigen ſind dieſe ganz
uneinge=
ſchränkt zur Teilnahme an den Gemeindelaſten verpflichtet
er=
klärt, während die geltenden Vorſchriften ſowohl der
Städte=
wie der Landgemeindeordnung ausſprechen, daß die
Verpflich=
tung zur Teilnahme an den Gemeindelaſten nur inſoweit
be=
ſteht, als nicht auf Grund beſonderer Geſetze ganz oder
teil=
weiſe eine Befreiung davon einzutreten hat. Um irrigen
Auf=
faſſungen vorzubeugen, müßte dieſe Einſchränkung auch in den
Entwurf aufgenommen werden. Es giebt namentlich
kommunal=
ſteuerfreien Grundbeſitz, bezüglich deſſen die Gemeinde auch ihre
eigenen Angehörigen nicht zur Entrichtung der Grundſteuer
anhalten kann.
Eine wichtige Neuerung will der Entwurf durch die
Be=
ſtimmung einführen, daß den Mitgliedern des Stadt= und
Ge=
meinderats durch Ratsbeſchluß eine Vergütung für die
Teilnahme an den Sitzungen allgemein gewährt wen
Seite 2
Dienstag, den 17. März 1931
Nummer 76
den kann und daß jedenfalls Erſatz für entgangenen
Arbeits=
verdienſt geleiſtet werden muß. Die Neuerung gewinnt
da=
durch an Bedeutung, daß dieſe Sitzungsgelder nicht nur für die
Stadt= oder Gemeinderatsſitzungen, ſondern auch für alle
Aus=
ſchußſitzungen beſchloſſen werden können. Bisher konnte
be=
kanntlich nur eine Vergütung für entgangenen Arbeitsverdienſt
gewährt werden, es wurde jedoch gewöhnlich auch hiervon
ab=
geſehen, ſchon mit Rückſicht auf die Schwierigkeiten der
Feſt=
ſtellung des entgangenen Verdienſtes. Als die Stadt Mainz
einmal zur Abgeltung des entgangenen Arbeitsverdienſtes eine
monatliche Vergütung an alle Stadtverordneten bewilligte, wurde
dies durch Entſcheidung des Verwaltungsgerichtshofs für
geſetz=
widrig erklärt. Die geltende Geſetzgebung ſteht alſo ſtreng au
dem Standpunkte, daß außer für tatſächlich entgangenen
Arbeits=
verdienſt keinerlei Vergütungen an Ratsmitgliedern gewährt
werden dürfen. Von dieſem Grundſatze abzuweichen, iſt äußerſt
bedenklich. Es hat eine gewiſſe Berechtigung, daß die
Mit=
glieder derjenigen Parlamente, deren Wirkſamkeit ſich auf einen
mehr oder minder größeren Bezirk erſtreckt, eine Entſchädigung
für ihre durch Reiſen an den Parlamentsſitz und Verſäumniſſe
im Beruf verurſachten Beeinträchtigungen erhalten. Es iſt
jedoch nicht angängig, daß die ehrenamtliche Tätigkeit in der
eigenen Gemeinde irgend eine Entlohnung erfährt. Es iſt
mög=
lich und üblich, daß die Sitzungen der Stadt= und
Gemeinde=
räte ſowie diejenigen der Ausſchüſſe auf eine Tageszeit verlegt
werden, zu der größere Verſäumniſſe nicht eintreten. Wenn
für ſolche Beratungen Sitzungsgelder bezahlt würden, ſo würde
das in der Bürgerſchaft nicht verſtanden werden. Die
Bürger=
ſchaft iſt gegen jede Zuwendung von Vorteilen, die aus der
Gemeindekaſſe durch die Ratsmitglieder an ſich ſelbſt erfolgt,
außerordentlich empfindlich, und es muß deshalb alles vermieden
werden, was dem Mißtrauen gegen die Uneigennützigkeit der
Gemeindevertreter Nahrung geben kann. Die beabſichtigte
Aenderung des beſtehenden Rechtszuſtandes iſt hiernach im
Intereſſe des Anſehens der Stadt= und Gemeinderäte
abzu=
lehnen. Dagegen iſt gegen die Vorſchrift, daß für Dienſtgeſchäfte,
die ein Mitglied des Stadt= oder Gemeinderat im Auftrag des
Bürgermeiſters erledigt, ein Anſpruch auf Tagegelder und
Reiſe=
koſten befteht, nichts einzuwenden, da es ſich hier regelmäßig
um auswärtige Amtshandlungen dreht, mit denen ein nicht
unbeträchtlicher Aufwand an Zeit und Geld verbunden iſt.
Spectator.
Amfaſſendes Zeikungs= und Berſammlungsverbok
in Hamburg.
Der Hamburger Senat hat heute aufgrund des Art. 48
Abſ. 4 der Reichsverfaſſung eine Verordnung erlaſſen, die das
Erſcheinen und die Verbreitung der nationalſozialiſtiſchen
Zei=
tungen „Hamburger Tageblatt” und „Blatt der Niederſachſen”
ſowie der kommuniſtiſchen Blätter „Hamburger Volkszeitung”
und „Norddeutſche Zeitung” und aller Erſatzblätter mit
ſofor=
tiger Wirkung bis auf weiteres verbietet. Gleichzeitig werden
bis auf weiteres Verſammlungen der NSDAP. ſowie der
Hilſs=
uind Unterorganiſationen und Gruppen dieſer Parteien unter
freiem Himmel und in geſchloſſenen Räumen verboten. Um=
und Aufzüge ſowie Verſammlungen feder Art unter freiem
Him=
mel ſind nach der Verordnung nur mit polizeilicher Genehmigung
zuläfſig.
R
Leffennuge Anklage wegen Berleumdung
Dr. Streſemanns.
Krefeld, 16. März.
Wegen Vergehens gegen das Republikſchutzgeſetz hat die
Kre=
felder Staatsanwaltſchaft gegen den Führer der Krefelder
Natio=
nalſozialiſten Dr. Diehl und gegen den Redakteur Thomaſſen
öffentliche Anklage erhoben. Die Anklage wurde auch auf Antrag
der Witwe Dr. Streſemanns erhoben. Es handelt ſich um die
bereits vor längerer Zeit aufgeſtellte Behauptung. Dr.
Streſe=
mann habe für ſeine Bemühungen im Haag eine Million
Reichs=
mark erhalten.
Las Urkeil im großen Kaſſeler Kommuniſkenprozeß.
Im großen Kaſſeler Kommuniſtenprozeß wegen Sprengung
einer nationalſozialiſtiſchen Verſammlung in Grebenſtein wurde
nach mehrſtündiger Verhandlung am Montag abend das Urteil
gegen die Angeklagten, 93 Mitglieder des Kampfbundes gegen
den Faſchismus, gefällt. Von den 93 Angeklagten wurden 82
frei=
geſprochen. Zwei Angeklagte wurden wegen Hausfriedensbruches
und ſchweren Landfriedensbruches zu je ſechs Monaten zwei
Wochen Gefängnis, zwei weitere wegen ſchweren
Landfriedens=
bruches zu je ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. Drei
Ange=
klagte erhielten wegen einfachen Landfriedensbruches drei
Mo=
nate, zwei andere wegen Hausfriedensbruches je zwei Monate, ein
weiterer Angeklagter wegen Hausfriedensbruches einen Monat
Gefängnis. Ein jugendlicher Angeklagter wurde zu zwei Wochen
Gefängnis verurteilt.
Neuzeikliches Bauen und Wohnen.
Von Bibl.=Dir. Dr. W. Schürmeyer.
Der berufstätige Menſch von heute muß zum Ausgleich für
ſeine die Geſundheit ſtark beanſpruchende Berufsarbeit, die
Möglichkeit haben, ſich in ſeinen freien Stunden möglichſt viel
in friſcher Luft zu bewegen. Die Wohnung muß für ihn Ruhe=
und Erholungsſtätte ſein und ihm vor allem das geben, was en
während ſeiner Arbeitszeit häufig entbehren muß: Licht und
Luft. Daher ſteht der moderne Städtebauer auf dem
Stand=
punkt, daß die Löſung der Großſtadterweiterung heute nur auf
dem Wege der Dezentraliſation gefunden werden kann. Dem
weiteren Anwachſen der Steinwüſte muß endlich einmal ein
Ende bereitet werden. In der Nähe der alten Bebauungszone
iſt die Durchführung eines Wohnbauprogramms unter
unein=
geſchränkter Berückſichtigung geſundheitlicher, ſozialer und
ver=
kehrstechniſcher Geſichtspunkte nicht möglich. Wo die örtlichet
Verhältniſſe es geſtatten, ſichert die Stadterweiterung in der
Form, die man ſehr treffend als Trabantenſyſtem bezeichnet hat,
eine geſunde Wohnbaupolitik.
Der Ausgangspunkt aller geſunden Stadtbaukunſt muß die
Wohnung ſein. Sie iſt die Zelle, aus deren Häufung ſich die
Stadt bildet. „Jedem Menſhen ſeine Ration gefunden
Wohn=
raums” iſt die gerechte Forderung unſerer Zeit. Durch geſunde
Wohnungen werden die Krankenhäuſer und die
Wohlfahrts=
bflege entlaſtet. Im allgemeinen wird das Eigenheim mit
dazugehörendem Garten, als die natürlichſte und geſundeſte
Wohnform gelten dürfen. Daneben ſind in einem großen
Bau=
programm, teils aus wirtſchaftlichen, teil aus Gründen der
An=
päſſung an fchen beſtehende Stadtteile, mehrgeſchoſſige
Wohu=
bauten für Etagenwohnungen niemals ganz zu umgehen. Sie
ſollten aber Ausnahmen bleiben, obgleich nicht geleugnet werden
kann, daß in weiten Schichten der minderbemittelten
Bevölke=
rung, beſonders der Hausfrauen, die ohne Hilfe wirtſchaften, eine
ſtarke Abneigung gegen das Einfamilienhaus beſteht.
In jedem Fall muß man ſich darüber klar ſein, daß der
Wohnungsbau aufgehört hat, eine individuelle baukünſtleriſche
Aufgabe zu ſein. Die ungeheure Notlage, die der Maſſenbedauf
an Wohnungen und die geſpannte wirtſchaftliche Lage mit ihren
erhöhten Herſtellungskoſten ſchaffen, zwingt zu einer reinen
Sachgeſtaltung unter Mitwirkung der Volkswirtſchaftler und
des Hygienikers unter Anwendung rationaliſierter Methoden.
Es kann kein Zweifel darüber beſtehen, daß ſeit dem Kriege
grundlegende Wandlungen in der ſozialen Schichtung der
Be=
völkerung eingetreten ſind. Die Familie im Sinne früherer
Jahrhunderte ſpielt darin lange nicht mehr die Rolle wie früher,
4a einerſeits die Kinder, zufolge der größeren Freizügigkeit,
Vom Tage.
Am Montag fand unter dem Vorſitz des Reichskanzlers eine
Kabi=
nettsſitzung ſtatt. In ihr berichtete der Reichsaußenminiſter eingehend
über die Wiener Reiſe und über die mit den öſterreichiſchen
Staatsmän=
nern gepflogenen Beſprechungen.
Im Verlaufe des Montag abend iſt im Befinden des früheren
Reichs=
kanzlers Hermann Müller, der erſt vor zwei Tagen operiert worden iſt,
eine weſentliche Verſchlimmerung eingetreten. Es machte ſich eine ſo
ſtarke Schwäche bemerkbar, daß die Aerzte den Zuſtand des Kranken als
ſehr ernſt bezeichneten.
Der Senat von Danzig hat beſchloſſen, von der Ermächtigung zur
Einführung von Pflichtarbeit für Erwerbsloſe Gebrauch zu machen und
angeordnet, in ſämtlichen Gemeinden die Zahlung der Unterſtützung und
ſonſtiger Bezüge aus der Erwerbsloſenfürſorge von einer Arbeitsleiſtung
abhängig zu machen, ſoweit geeignete Arbeitsgelegenheit vorhanden iſt.
Der franzöſiſche Außenminiſter Briand und der ſchweizeriſche
Ge=
fandte Dunant taufchten geſtern die Ratifikationsurkunden des am
8. Juli 1929 in Bern abgeſchloſſenen franzöſiſch=ſchweizeriſchen
Handels=
vertrages aus.
Im Prozeß gegen die ſpaniſchen Aufſtändiſchen von Jaca wurde
gegen 5. Angeklagte die Todesſtrafe beantragt, gegen weitere 91
Ange=
klagte lebenslängliche Haft.
Das ſpaniſche Kabinett hat die Aufhebung der Zenſur auch für die
ſpaniſche Preſſe für den 22. März angeordnet. An diefem Tage ſollen
alle verfaffungsmäßigen Garantien wiederhergeſtellt werden.
Seit der Verſtändigung zwiſchen dem Vizekönia, von Indien und
Gandhi ſind bereits 14000 Inder freigelaſſen worden, die wegen ihrer
Betätigung des zivilen Ungehorſams zu Gefänanis verurteilt worden
waren.
Nach einer Mitteilung des amerikaniſchen Handelsdepartements
er=
reichten die Anleihen der Vereinigten Staaten an fremde Länder im
Jahre 1930 einen Geſamtbetrag vyn 862 200 000 Dollar und übertrafen
die Auslandsanleihen Großbritanniens trotz deren Verbreitung in
Süd=
amerika noch um mehr als 300 000 000 Dollar.
Der Handelsfachverſtändige der Sowietregierung in Tokio, Paul
Anikeiew wurde beim Verlafſen ſeiner Wohnung von einem Unbekann
ten angeſchofſen und lebensgefährlich verletzt.
Die Knappſchaft in Nöken.
Sfühung durch die ſozialen Berſicherungen
oder Nokverordnung?
Berlin, 16. März. (Priv.=Tel.)
Seit vielen Wochen bemüht ſich das Reichsarbeitsminiſterium
um die Sanierung der Knappſchaft, und alle Verſuche, im Kabinett
eine Vorlage durchzubringen, die Gnade vor den Augen des
Reichs=
tags finden würde, ſind fehlgeſchlagen. Ebenſo hat man auch im
Reichstagsausſchuß und auch im Plenum des Reichstags eine
ein=
heitliche Meinung über ganz beſtimmte Sanierungsvorſchläge nicht
herbeiführen können. Der Reichsarbeitsminiſter iſt nun neuerdings
mit dem Gedanken auf den Plan getreten, die ſozialen Verſiche
rungen für eine Stützungsaktion mobil zu machen und
gleichzei=
tig auch die Bergarbeiter aufzufordern, in eine Beitragserhöhung
oder einen Leiſtungsabbau einzuwilligen. Auch dieſer
Vermitt=
lungsvorſchlag ſcheint keine Mehrheit auf ſich zu vereinigen, ſo
daß wahrſcheinlich der erſte April verſtreichen wird, ohne daß ein
Geſetzentwurf für die Sanierung der Reichsknappſchaft dem
Reichs=
tag zugegangen, geſchweige denn von ihm verabſchiedet worden iſt.
Unter dieſen Umſtänden wird davon geſprochen, daß es wohl das
beſte iſt, wenn man erſt einmal abwartet, bis der Reichstag in
die Ferien geſchickt iſt und dann auf dem Notverordnungswege die
Sanierung vornimmt, die dann aber ſo gehalten ſein müßte, daß
ſie die neu aufzubringenden ſinanziellen Mittel gleichmäßig auf die
Schultern aller Beteiligten und Intereſſentenkreiſe verteilt. Ol
aber wirklich zum Mittel der Notverordnung gegriffen wird, bleibt
abzuwarten. Die Regierung hat jedenfalls in letzter Zeit
mehr=
fach erklärt, daß ſie vom Artikel 48 nur noch in ganz ſeltenen
Fäl=
len Gebrauch machen will.
Die Denkſchnakionalen kagen.
In der Wandelhälle des Reichstags erregte es am Montag
einiges Aufſehen, daß die Deutſchnationalen in ſtiller Zurück
gezogenheit eine Fraktionsſitzung abhielten, über die viel ge
munkelt wurde. Der parteioffiziöſe Bericht ſpricht von einer
einmütigen Beurteilung der politiſchen Lage und ſcharfer
Ab=
lehnung der Ausführungen des Miniſters Schiele, die er am
Sonntag auf dem Parteitag des Landvolks in Weimar gemacht
hatte. Es ſcheint aber doch, als ob die Stimmung der
Deutſch=
nationalen keineswegs ſo einheitlich iſt, wie das hier zum
Aus=
druck gebracht wird. Ein Teil der Fraktion ſagt ſich mit Recht
daß mit einer ſolchen Selbſtausſchaltung auf die Dauer nichts
zu machen iſt, und daß es nützlicher wäre, den Anſchluß an
die poſitive Arbeit wieder zu finden. Nur daß vielleicht der
Zeitpunkt dafür ſchon verpaßt iſt und, daß man nicht mehr recht
das Sprungbrett findet, das in das Plenum zurückführt.
viel früher das Elternhaus verlaſſen und anderſeits die Zahl
der wirtſchaftlich ſelbſtändigen Einzelperſonen erheblich
zuge=
nommen hat. Es ſind in den früheren Jahrzehnten viel zu
viele Mittel= und Großwohnungen errichtet worden, die zu der
erſchreckenden Ausdehnung der ungeſunden
Untermietverhält=
niſſe geführt haben. Dagegen fehlt es überall an
Kleinwoh=
nungen, die den Wohnungsbedürfniſſen lediger, geſchiedener und
verwitweter Perſonen entſprechen. Insbeſondere die ſo ſtark
angewachſene Schicht der berufstätigen Frauen leidet unter
un=
zureichenden Wohnmöglichkeiten. Nicht unberückſichtigt dürfen
auch die Bedürfniſſe der Eheleute bleiben, die beide einem Beruf
nachgehen und daher für ihre Lebensführung andere häusliche
Einrichtungen beanſpruchen als Haushaltungen, in denen die
Hausfrau ſich ungeteilt den wirtſchaftlichen Verrichtungen
wid=
men kann.
Ohne Gas und Elektrizität für Heizungs= und
Beleuchtungs=
zwecke iſt für uns ſchon längſt keine Wohnung mehr denkbar.
Auch die zentrale Beheizung der Wohnräume wird bald eine
Selbſtverſtändlichkeit ſein. Für das Einzelwohnhaus iſt wohl
eine eigene Heizungsanlage, deren Bedienung, wenn ſie ſich in
unmittelbarer Nähe des Kohlenkellers befindet, keine großen
Schwierigkeiten bedeutet, vorzuziehen.
Noch weſentlicher aber iſt der Küchenraum. Es beſteht
Ein=
mütigkeit darüber, daß die in der Vorkriegszeit ſo beliebie
Wohnküche, auch in ihrer Zwiſchenſtufe mit der beſonderen
Wirtſchaftsniſche, zweckwidrig und vor allem
geſundheitsſchäd=
lich iſt. Sie führt dazu, daß ſich die Bewohner und beſonders
die Kinder während des größten Teils des Tages in ſchlechter
Luft befinden. Man iſt daher dazu übergegangen, die Küche zu
einem Arbeitsraum von kleinſten Ausmaßen zu machen. Das
ſetzt allerdings eine ökonomiſche Einrichtung voraus. Daher
werden in Frankfurt durchweg, aber auch in anderen Städten
die Siedlungshäuſer mit fertig eingerichteten Küchen
aus=
geſtattet.
Von ihrem Arbeitsplatz kann die Hausfrau bequem, ohne
unnötige Schritte zu machen, jeden Gegenſtand erreichen.
In=
folge der geringen Bodenfläche verurſacht auch die Reinigung
der Küche, die mit einem elektriſchen oder Gasherd, einer
Koch=
kiſte und einem an der Wand hochklappbaren Bügelbrett
aus=
geſtattet iſt, nicht viel Arbeit.
Die neuzeitliche Geſundheitslehre fordert Luft und Licht,
abgeſonderte Schlafräume und mindeſtens für jede erwachſene
Perſon einen eigenen Raum. In keiner, auch der kleinſten
Wohnung darf ein Baderaum fehlen.
Dieſen Auszug des wohl jeden intereſſierenden Artikels
ent=
nehmen wir dem Aprilheft von Weſtermanns Monatsheften.
Drohbriefe an die Reichsbahn.
Unbekannk verſucht unker Ankündigung von
Akken=
kaken 100 000 Mark zu erpreſſen.
Berlin, 16. März.
Die preußiſchen, bayeriſchen und badiſchen Polizeibehörden
haben ſich in den letzten Wochen mit einem ſenſationellen
Er=
preſſungsverſuch beſchäftigt, als deſſen Opfer der Generaldirektor
der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft, Dorpmüller, auserſehen
war. Generaldirektor Dorpmüller hat in ſchneller Folge eine
Reihe von Drohbriefen erhalten, in denen unbekannte Erpreſſer
die ſchwerſten Attentate ankündigen, falls ihnen nicht ein
Bar=
betrag von 100 000 RM. ausgehändigt würde.
Die Briefe an Generaldirektor Dorpmüllen
ſind zum Teil in Baden, zum Teil in Bayern
aufgegeben worden. Die Erpreſſer haben genaue Angaben
darüber gemacht, welche Eiſenbahnbrücken ſie zu ſprengen
beab=
ſichtigen, und haben ſogar die Kühnheit beſeſſen, Vorſchriften
über die Aushändigung des Geldes zu machen. In einer
bayeriſchen Großſtadt ſollte die Deutſche Reichsbahn das Gelt
deponieren.
Die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft ſetzte, nachdem derartige
Briefe überhand nahmen, die Berliner Polize
in Kenntnis und ein Sonderdezernat wurde mit der
Ermittelungen beauftragt. Beſonders intenſib war
die Zuſammenarbeit mit der Münchener Kriminalpolizei, de
Spuren darauf hinwieſen, daß die Verbrecher ihren
Sitz in Bayern hatten. An eine Stelle, die von den
Er=
preſſern angegeben war, wurde ein Paket mitungültigen
Geldſcheinen hinterlegt, und die Verbrechen
haben in der Tat die Unverfrorenheit beſeſſen
das Paket abzuholen, ohne daß man ihrer hab
haft werden konnte. Als die Erpreſſer ſich enttäuſch
ſahen, richteten ſie neue Drohbriefe an Dorpmülle=
und gaben einen neuen Ort an, wo das Geld deponiert werder
ſollte. Ein zweites Mal ſind ſie jedoch nicht mehr erſchienen
Der Schenker=Berkrag vor dem Landeseiſenbahnra=
Frankfurk a. M.
Wie wir hören, hat Gauvorſteher Auerbach vom D.H.V. al
Mitglied des Landeseiſenbahnrates einen Antrag an den zuſtän
digen Herrn Präſidenten der Reichsbahndirektion Frankfurt a. M
geſtellt, baldmöglichſt eine Sitzung des Landeseiſenbahnrates ein
zuberufen und die Behandlung des Schenker=Vertrages auf di
Tagesordnung zu ſetzen. Angeſichts der Unruhe, die durch de
Abſchluß des Vertrages in die Kreiſe des deutſchen Speditions
gewerbes und insbeſondere in die in dieſem Gewerbezweig tätige=
Arbeitnehmer hineingetragen worden iſt und auch wegen der völ
lig ungeklärten Lage über die Rechtswirkſamkeit des Vertrage
erſcheint die Behandlung der Angelegenheit im Landeseiſenbahr
rat dringend notig. Die beteiligten Wirtſchaftskreiſe werden e
nur begrüßen, wenn ihnen die Möglichkeit geboten wird, ihr
Auffaſſung über den Vertrag den Reichsbahnbehörden vorzutrage:
und gegebenenfalls Beſchlüſſe in der Frage faſſen zu können.
das Urkeil in gälgesheimer Landfriedensbruch
Prozeß.
Mainz, 16. März. (Priv.=Tel.)
In der Nacht vom 9. auf 10. Januar fanden in Dölges
heim (Rheinheſſen) ſchwere politiſche Ausſchreitungen zwiſcher
Reichsbannerleuten und Nationalſozialiſten, die nunmehr
vo=
dem erweiterten Bezirksſchöffengericht in Mainz zur Aburteilung
kamen. 29 Angeklagten hatten ſich wegen Landfriedensbruch
Körperverletzung, Sachbeſchädigung uſw. zu verantworten.
von ihnen gehörten dem Reichsanner, die übrigen der NSDAP
an. Das Gericht verurteilte den Haupttäter, das Reichsbanner
mitglied Hartmann, wegen einfacher Körperverletzung zu 100 M1
Geldſtrafe, ein weiteres Reichsbannermitglied wegen ſchwere
Körperverletzung zu einem Monat Gefängnis und die Reichs
bannermitglieder Julius Frank und Georg Simon wegen ähn
licher Delikte zu Geldſtrafen von 100 und 25 Mk. Der National
ſozialiſt v. Seggern erhielt wegen Sachbeſchädigung 100 Mk.
und der Nationalſozialiſt Danyi wegen unbefugten=Waffen
tragens 10 Mk. Geldſtrafe. Die übrigen 23 Angeklagten wur
den freigeſprochen. Aus der Urteilsbegründung geht hervor, daſ
durch das gewalttätige Vorgehen des Reichsbannermitgliede
Hartmann die Unruhen hervorgerufen wurden.
Liederkaſel Darmſtadk.
Großes Haus des Landestheaters. — Montag, den 16. März 1931
Wir bewunderten vor allem auch bei dieſem Konzert der Lie
dertafel das Geſchick von Herrn Karl Grim, wertvolle un
intereſſante Vortragsfolgen zuſammenzuſtellen und mit beſtem Ge
lingen durchzuführen. Die Chorvorträge waren völlig auf de
Höhe, im Chörklang, in der rhythmiſchen Sicherheit, in der Friſch
des Vortrags und in der Klarheit des Intonierens waren die Lei
ſtungen ganz hervorragend. Die einzige Einſchränkung konnte mau
bei einigen Stellen der vier Chöre von Anton Bruckner machen
die den erſten Teil der Vortragsfolge beherrſchten. Mit dem herr
lichen „Tröſterin Muſik” begann das Konzert, und hier, im ver
hältnismäßig einfachen akkordiſchenStil, gab es kleine Abweichun
gen von der Klarheit der Intonierung, während „Der Abendhim
mel”, ein äußerſt ſchwieriger Chor, ganz hervorragend gelang
„Um Mitternacht” fanden wir zu raſch, eine Gefahr, der Grin
zuweilen erliegt, weil er ſich ängſtlich vor Sentimentalität un
Gefühlsſchwärmerei zu hüten ſucht. Prachtvoll waren die Klang
farben im „Herbſtlied” mit ſeinen ſtarken Gegenſätzen. Man emp
fand es beſonders dankbar, daß Grim einige der ſeltener gehörte
Werke des großen Romantikers aufführte. In den beiden letzter
Chören, die durch Soli von Frauenſtimmen bereichert ſind,
fan=
ſich der Chor ausgezeichnet in die Intonierung der Klavierbeglei
tung hinein, während bei dem erſten Werk die
Orgelbegleitun=
nicht ſo völlig mit dem Chorklang übereinſtimmte.
Ueberaus wertvoll war dann die Vermittlung des Chor
zyklus „Wanderlieder” auf Uhlandſche Dichtungen, Op. 80, vor
dem Freiburger Meiſter Julius Weißmann, deſſen Werke frühe
öfters in Darmſtadt erklangen. Sieben Chöre von ausgezeichnete=
Faktur wechſeln bei friſchem Geſamteindruck zwiſchen faſt volkslied
artigem und geradezu kammermuſikaliſchem Stil. Die Lieder wer
den durch Klavierzwiſchenſpiele verbunden, eine heikle Angelegen
heit, zumal, da in manchen Chören erheblich moduliert wird. Mar
iſt dann immer geſpannt, ob der Ton genau gehalten wurde
Dieſe Schwierigkeiten wurden glänzend überwunden, ja, wi
möchten dieſe Wiedergabe des Weißmannſchen Zyklus neben de
Aufführung der Mendelsſohn=Meſſe durch den Ludwigshafene
Beethoven=Chor für die beſte Chorleiſtung in dieſem Winter in
Darmſtadt halten. Die zwei erſten Lieder ſind verhältnismäßi!
ſchlicht; herrliche Tonmalerei, ein echtes Waldweben, erfüllt
da=
dritte „in der Ferne”. Ueberaus fein mit liegenden Stimmer
muſiziert das „Morgenlied”, während die ſchreitenden Haupt
rhythmen der „Nachtreiſe” mit den ſynkopiſchen Gegenſtimmen eit
überaus charaktervolles Bild malen. „Bei einem Wirte wunder
mild” kehrt zu der ſchlichteren Art, zum Teil zur ſtrophiſchen
Va=
riation zurück, während die Eigenart von „O brich nicht, Steg
Nummer 76
Seite 3
* 2as Bloklenabkommen.
Beruhigungspicken aus Rom und Pakis.
Von unſerem +=Korreſpondenten.
Rom, 16. März.
Der Text der Flottenverſtändigung iſt veröffentlicht. Er
bringt über das hinaus, was man ſchon wußte, nichts
weſent=
lich Neues. Soweit wirklich fundierte Informationen in Rom
möglich ſind, lauten ſie dahin, daß dieſer Text wirklich den
umfang des Vertrages umgreift, und daß kein Geheimabkommen
zwiſchen England oder Frankreich und Italien mit ihm parallel
läuft. Es wird von beſter Stelle verſichert, daß vor allem nach
der Nichtung der zukünftigen Geſtaltung der Verhandlungen
über die Landabrüſtung weder durch England noch durch
Frank=
reich von Italien eine klauſulierte Stellungsnahme verlangt
wurde, noch daß ein gemeinſames Vorgehen, das vor andern
Mächten geheim zu halten ſei, beſprochen wurde. Beſonders
wird darauf hingewieſen, daß die Befürchtungen, wonach ſich
der Pakt von Rom mittelbar oder unmittelbar gegen
Deutſch=
land richten könne, nicht zutreffen. Italien hat ſich danach
offen=
bar in keiner Weiſe für die Abrüſtungskonferenz im Sinne
einer antideutſchen Front feſtgelegt.
Es war von vornherein ziemlich unwahrſcheinlich, daß
England und Frankreich bei den Verhandlungen mit Muſſolini
Wünſche über deſſen Haltung bei der bevorſtehenden
Abrüſtungs=
konferenz vorbringen würden. Schon deshalb nicht, weil keine
der Parteien das Thema der Seeabrüſtungsfrage noch mit den
Schwierigkeiten der Landabrüſtungsfrage beſchweren wollte, und
obendrein eine Ausſicht auf eine Einigung in der Seeabrüſtung
kaum beſtehen konnte, wenn man dieſes Thema durch die Fragen
der Landabrüſtung noch ins faſt Uferloſe hätte erweitern müſſen.
In Rom hat es ſich zunächſt darum gehandelt, überhaupt
einmal das Eis zwiſchen Paris und Rom zu brechen. Das
römiſche Abkom:en iſt inhaltlich gar nicht ſo wichtig wie ſeine
ſymptomatiſche Bedeutung für die nächſten Jahre ſein ſoll.
Jetzt erſt iſt der Weg frei geworden, auf dem die verſchiedenen
Streitfragen zwiſchen Frankreich und Italien ohne
Gefähr=
dung des Preſtiges bereinigt oder gemildert werden können.
Es iſt das Verdienſt der Engländer den pſychologiſch richtigen
Augenblick erkannt zu haben. Italien braucht Ruhe, es braucht
auch Geld. Aber Ruhe und Geld kann es nur bekommen, wenn
das Ausland den Eindruck erhält, daß im Lande des Veſuvs die
Regierung wenigſtens nicht auf einem Vulkan ſitzt, der von Zeit
zu Zeit — oft ganz ohne Warnung — Feuer und Aſche ſpeit.
Wenn zwiſchen Paris und Rom freundſchaftliche Beziehungen
beſtehen, dann darf Europa erwarten, daß in dieſem Frühling
keine Reden Muſſolinis mehr nötig ſind, wie ſie im vergangenen
Frühjahr bei ſeiner oberitalieniſchen Reiſe vulkangleich mit
Feuer und Schwert explodierten. Grandis letzte Kammerrede
iſt bereits ein Zeichen für den neuen Kurs, den Italien
ein=
geſchlagen hat. Italien braucht ebenſo dringend Ruhe und
Be=
ſinnung wie die meiſten andern Länder auf dem Kontinent.
England ſeinerſeits aber bedarf der Ruhe
eben=
falls. Die Labour=Regierung ſogar ſehr
not=
wvendig. Ihr ſoll der Erfolg von Rom die
Sym=
pathien des Landes von neuem zuwenden, gerade
ſo wie der faſt gleichzeitig abgeſchloſſene Ghandi=Frieden in
Indien dem engliſchen Kabinett das Zutrauen der engliſchen
Wähler erneuern ſoll. Die praktiſche Politik Albions will einen
Boden der Beruhigung am Mittelmeer ſchaffen,
genan ſo wie ſie im fernen Oſten nach Beruhigung ſtrebt. Man
ſollte ſich in Deutſchland über den Frieden von Rom ruhig
freuen. Außerdem aber ſollten dig Parteigänger
Italiens im Norden endlich ſich darüber klar
werden, wie „zuverläſſig” eine gemeinſame
Front mit Italien beim erſten Anklopfen
Frankreichs hält.
Ueber die Eindrücke über den Flottenfrieden in Paris
brientiert uns unſer A=Korreſpondent wie folgt:
Nach vielem Hin und Her wurde am 12. dieſes Monats
das Flottenabkommen zwiſchen Frankreich und Italien
veröffent=
licht. Noch einen Tag zuvor hieß es offiziös, daß mit Rückſicht
auf Amerika und Japan die Einzelheiten des Abkommens
ge=
heim bleiben. Und jetzt verlautet, daß der veröffentlichte
Text noch nicht endgültig ſei und noch weiteren
Modi=
fizierungen unterzogen wird. Und zwar wieder mit Rückſicht
auf Amerika und Japan. Man hat beinahe den Eindruck, daß
man in Waſhington — denn Tokio pflegt ja bekanntlich
den vereinigten Bemühungen von Quai d’Orfay und Downing
Street ſich ſtets gefügig zu zeigen — von der ſo ſchwer
zu=
ſtandegekommenen italieniſch=
franzöſiſch=
engliſchen Einigung nicht reſtlos entzückt ſei.
Beſonders der amerikaniſche Senat nicht. Wie dem auch ſei,
nicht Gibſon, ſondern Craigie hat das Abkommen
zuſtande=
gebracht, und dieſer virtuoſe Vermittler hat es vielleicht fertig=
Dienstag, den 17. März 1931
gebracht, bei dieſem Abkommen, das den engliſchen
Jutereſſen ſo vorzüglich dient, nicht nur gewiſſe
italieniſche und franzöſiſche, ſondern auch amerikaniſche Kreiſe
zu verſtimmen.
Die franzöſiſche Preſſe benützt die Gelegenheit der
Publi=
zierung dazu, noch einmal in Lobeshymnen über die großen
Vorteile des Abkommens für Frankreich auszubrechen. Wir
ſahen ſelten eine ſo demonſtrative, ja frenetiſche Zufriedenheit.
Der Unterton: das Abkommen iſt vorzüglich und etwas beſſeres
hätten wir ja nicht erhalten können, klingt aus allen
Kommen=
taren wieder. Gleichzeitig betont man, daß es ſich nur um
etwvas Proviſoriſches handelt — wie wir ſchon früher darauf
hingewieſen haben — das 1936 abgeändert werden ſoll.
Die Vorteile für Frankreich werden in drei Punkte
zuſammengefaßt. Zuerſt das Vermeiden des
Wett=
rüſtens mit Italien. Einige Zeit hieß es zwar, daß
Italien finanziell überhaupt nicht fähig ſei, gleicherweiſe wie
Frankreich zu rüſten. Man hat aber dann in Paris die Auffaſſung
darüber geändert. Es iſt nicht ganz klar warum. Vielleicht
Unter dem Eindruck der großen Erfolge der italieniſchen
Schiffé=
bauinduſtrie, die für das Ausland — beſonders für Südamerika
— viele Schiffe und Kriegsſchiffe liefert. Das Vermeiden des
Wettrüſtens iſt aber trotzdem ein Erfolg. Etwas ſkeptiſcher
denken wir über die italieniſch=franzöſiſche Entſpannung. Sie
iſt zwar im Moment vorhanden, beſitzt aber keine prinzipielle
Bedeutung. Und endlich ſoll die Atmoſphäre für die nächſte
Abrüſtungskonferenz in 1932 durch den Flottenfrieden günſtig
beeinflußt werden. Das iſt inſofern tatſächlich der Fall, als
ein italieniſch=franzöſiſches Wettrüſten eine ſehr unangenehme
Stimmung auf der Konferenz erzeugt hätte. Aber, darüber
hin=
aus iſt die Wirkung des Flottenfriedens für die
Abrüſtungskonferenz nicht allzugroß und wird
nach unſerer Auffaſſung von manchen deutſchen Organen ganz
erheblich überſchätzt.
994
Das Sehel Hanbelsaoloniinen geſchenert.
Zuſammenkrikk der 3.
Zollfriedens=
konferenz in Genſ.
Deukſchlands Bedingung für Teilnahme: Rakifikakion
des Abkommens durch Frankreich und England.
EP. Genf, 16. März.
Die Inkraftſetzung des allgemeinen Handelsabkommens für die
Aufrechterhaltung der beſtehenden Handelsverträge, das am
Mon=
tag dem Reichstag zur Annahme in dritter Leſung vorlag, muß
als geſcheitert betrachtet werden. Die Dritte
Zollfriedenskonfe=
renz, die am gleichen Tage in Genf zuſammentrat und das
Ab=
kommen in Kraft ſetzen ſollte, hat nach kurzer Ausſprache feſtſtellen
müſſen, daß keine Ausſichten beſtehen, das Abkommen bis zum
1. April zuſtande zu bringen.
Der Präſident Coliin, der in ſeiner Eröffnungsanſprache das
etwaige Scheitern der Handelskonvention als eine ſchwere Gefahr
für die Geſtaltung der Wirtſchaftsbeziehungen zwiſchen den
Staa=
ten bezeichnete, ſtellte durch direkte Anfragen bei den elf Staaten,
die bereits ratifiziert haben, feſt, daß keiner dieſer
Staa=
ten die Inkraftſetzung der Konvention für
mög=
lich hält, ſolange die Ratifikation anderer
Staa=
ten noch ausſtehe.
Darauf antwortete der deutſche Vertreter Dr. Poſſe, die
deut=
ſche Ratifikation werde im Laufe dieſer Woche in Genf
bekannt=
gegeben werden, da das Abkommen heute dem Reichstag vorliege
und vomr Reichsrat bereits angenommen worden ſei.
Deutſch=
land werde dann auch ſeine Bedingungen für die
In=
kraftſetzung des Abkommens bekanntgeben. Sein
wichtigſter Vorbehalt ſei die Ratifikation durch
Frankreich und England.
Der öſterreichiſche Vertreter Pflügl betonte, daß ſein Land das
Abkommen nicht ratifizieren könne, ſolange nicht ſämtliche
Nach=
barſtaaten Oeſterreichs und alle Nachfolgeſtaaten der
öſterreichiſch=
ungariſchen Monarchie das Abkommen angenommen hätten.
Die rumäniſchen, polniſchen und eſtländiſchen Vertreter
lehn=
ten die Ratifikation ab, und der franzöſiſche Delegierte Elbel
er=
klärte, daß Frankreich das Abkommen mit Rückſicht auf die
Wirt=
ſchaftskriſe und ſeine ſchon im Jahre 1927 feſtgeſetzten Zölle nicht
ratifizieren könne, wenn nicht weitgehende Aenderungen
verein=
bart würden.
Auf die Frage Coliins an die anderen ratifizierenden
Staa=
ten, ob ſie das Abkommen wenigſtens unter ſich ohne Bedingungen
in Kraft ſetzen wollten, antworteten ſämtliche Vertreter mit einem
glatten Nein.
Ein Bermittlungsvorſchlag zur Rekkung
des Zollabkommens.
Coliin ſtellte daraufhin feſt, daß damit die Aufgabe der
Kon=
ferenz eigentlich erledigt, und das Abkommen vollſtändig
geſchei=
tert ſei, daß er aber dennoch einen Verſuch zur Rettung des
Han=
delsabkommens machen wolle. Dieſer Verſuch gehe dahin, das
Ab=
kommen noch vor dem 1. April in Kraft zu ſetzen, ſeine
verpflich=
tenden Bindungen jedoch erſt eintreten zu laſſen, wenn alle
Staa=
ten, die es noch nicht ratifiziert haben, die Ratifikation innerhalb
drei bis vier Monaten nachholen und ſich während dieſer Zeit
je=
der Kündigung der beſtehenden Handelsverträge enthalten. Außer
dieſem allgemeinen Vorbehalt ſollten ſämtliche ratifizierenden
Staaten noch ihre Sondervorbehalte anmelden können. Da die
allgemeinen und Sondervorbehalte ſehr weit gehen, würde dadurch
das Abkommen derartig belaſtet werden, daß praktiſch mit ſeiner
Inkraftſetzung kaum zu rechnen iſt.
Krikiſche Enkwicklung der Verhandlungen
über das Handelsabkommen.
Die Konferenz förderte am Montag nachmittag drei
Vor=
ſchläge zutage, von denen der erſte von dem deutſchen Vertreter
Poſſe ſtammt und darauf hinausläuft, die Konferenz ſolle das
Ab=
kommen noch in dieſer Tagung in Kraft ſetzen. Dieſer Vorſchlag
fand jedoch bei einer Reihe von Teilnehmerſtaaten keine
Gegen=
liebe. Vielmehr beantragte der engliſche Vertreter, man ſolle eine
Entſcheidung überhaupt verſchieben und auf einen ſpäteren
Zeit=
punkt vertagen. Eine andere Gruppe von Teilnehmerſtaaten
ſprach ſich dahin aus, das Abkommen zwar jetzt ſchon in Kraft
zu ſetzen, ſeine Gültigkeit jedoch erſt in einem Zeitraum von ſechs
bis ſieben Monaten wirkſam werden zu laſſen und bis dahin
den=
jenigen Staaten, die noch nicht ratifiziert haben, Zeit zu geben,
ihre Ratifikationen nachzuholen. — Dieſe beiden letzten Vorſchläge
würden dahin führen, daß diejenigen Staaten, die das Abkommen
ratifiziert haben, noch auf ein weiteres halbes Jahr an ſämtliche
Beſtimmungen des Abkommens gebunden wären, während, die
Staaten, wie Frankreich, die das Abkommen noch nicht ratifiziert
haben, vollkommene handelspolitiſche Freiheit in bezug auf
Kün=
digung von Handelsverträgen und Erhöhung von Zöllen genöſſen.
Dieſes Mißverhältnis müßte ſich vor allem auf künftige zweiſeitige
Handelsvertragsverhandlungen zwiſchen den verſchiedenen Staaten
zum Nachteil der durch das Abkommen gebundenen Staaten
aus=
wirken.
Für ein ſolches Vorgehen iſt die Stimmung bei den
Ratifi=
kationsſtaaten nicht groß. Sie verlangen vielmehr,
daß in dieſen Verhandlungen Frankreich endgültig
Farbe bekennt, da lediglich an der franzöſiſchen Haltung die
unmittelbare oder bedingte Inkraftſetzung des Handelsabkommens
zu ſcheitern droht.
Die Entſcheidung dürfte vorausſichtlich morgen vor der dritten
Zollfriedenskonferenz fallen.
Annahme des Genfer Handelsabkommens
durch den Reichstag.
* Berlin, 16. März. (Priv.=Tel.)
Im Reichstage wurde am Montag das Genfer
Handels=
abkommen mit 231 Stimmen der Sozialdemokraten,
Kommu=
niſten, Staatspartei und einiger Abgeordneter vom Zentrum
und der Deutſchen Volkspartei gegen 106 Stimmen der
Mehr=
heit von Zentrum und Deutſcher Volkspartei und der übrigen
Parteien endgültig angenommen.
*
* Während in Genf die diplomatiſchen Kämpfe um die
Zollkonvention eingeſetzt und gezeigt haben, daß ſehr diel guter
Wille zur Durchführung eines europäiſchen Zollfriedens auf
keiner Seite vorhanden iſt, hat der Reichstag kurz vor
Tores=
ſchluß am Montag gegen die Stimmen der bürgerlichen Rechten
der Regierung die Ermächtigung zur Durchführung des Geſetzes
erteilt. Das Reichskabinett hat am Montag nachmittag
gleich=
zeitig getagt, und wie man annahm, auch über die Inſtruktionen
beraten, die der deutſchen Delegation nach Genf übermittelt
werden ſollen. Es ſcheint aber, als ob die deutſche Regierung
die Politik verfolgt, ſich in dieſer Frage zunächſt nicht zu ſehr
herauszuſtellen, ſondern abzuwarten, was die übrigen Mächte
tun, und die eigene Entſcheidung auf die lange Bank zu ſchieben.
mit dem Gegenſatz von kontrapunktiſcher Charakteriſierung und
freundlichem akkordiſchen Schluß ſtarke Wirkung bringt. Man
kann den Zyklus leiſtungsfähigen Männerchören nur
angelegent=
lich empfehlen.
Den Chorſchluß bildete ein humorvolles. Werk von Paul
Graener, Variationen für Männerchöre über ein altes Volkslied:
Die Geſellenwoche. Dem Thema „Am Sonntag” ſchließen ſich als
6 Variationen die übrigen Wochentage in bunten Bildern an,
be=
ſonders gelungen iſt der Freitag, an dem in zunfthafter Würde
das Gewerk” zuſammenkommt, und am Samstag, wo er ſich bei
der Meiſterin ein reines Hemd holt, wird dieſes gewichtige
Er=
eignis ſogar durch ein richtiges Fugato gefeiert. Nach allen 7
Tagen erklingt ein ſehr hübſcher, durchaus nicht einfacher
Kehr=
keim. Ein Teil des Werkes wurde wiederholt, wir fanden ſeine
Ind des Weißmannſchen Werkes Wiedergabe ſo gelungen, daß wir
Orim am liebſten dreimal ſo oft herausgerufen hätten.
Die Hauptſoliſtin des Abends war die Sopraniſtin Wilma
Albers, die zu allererſt etwas enttäuſchte, da die Stimme kaum
mittelgroß iſt und an einer gewiſſen Unruhe litt. Auch an die
gerade bei Beginn öfters etwas flache Tongebung mußte man
Nay erſt gewöhnen. So ließen die erſten beiden Lieder von
9u9o Wolf etwas kalt, und erſt der feine Vortrag von „
Nimmer=
tte Liebe” ließ aufhorchen. Und nun hatte für die weiteren
Oeſänge die Stimme ihre Ruhe und ſympathiſche Klangſarbe
Lewonnen, und Alma Albers zeigte ſich als Vortragskünſtlerin
Dou hohem Rang, als überaus muſikaliſche und ſichere
Inter=
bretin moderner Kunſt, die mit größter Ueberlegenheit alle
Schwierigkeiten meiſtert. Drei Lieder des einſtigen Wunderkindes
Erich W. Korngold intereiſierten ſtark, das erſte bot
herkömm=
lichen Stil, während die anderen ſtarkes Ningen nach eigenem
Ausdruck zeigten. Ganz beſonders aber intereſſierte ein Teil
As dem „Reiſebuch aus den öſterreichiſchen Alpen” von Ernſt
Frenek (Op. 62), dem Komponiſten von „Jonny ſpielt auf”.
Der bor einigen Jahren den ganz atonalen Krenek kennen
lernte, vermutete alles eher, als daß ſich der Komponiſt ſo raſch
zurückbeſinnen würde. Wir hörten 5 Geſänge auf eine höchſt
amüſante und möglichſt unpoetiſche Proſa. Aus der Oper iſt
Man es ja gewohnt, daß das Alltäglichſte auch geſungen wird.
Nichard Strauß mit ſeinem Intermezzo bildet da eine Etappe.
Aber im Lied iſt beabſichtigte Trivialität und Poeſieloſigkeit noch
weniger gewohnt. Wir fanden gewiſſe Parallelen zu Paul
Gräners Galgenliedern nach Morgenſtern. Aber hier bei Krenek
iſt der Stil mit ganz frappanter Sicherheit und Einheitlichkeit
getroffen. Wie ſich ganz unrhythmiſierte Proſa zu muſikaliſcher
Form geſtaltet, iſt in „Motiv” ſchlagend gezeigt. Ueberaus
amü=
ſant iſt der „Verkehr” geſchildert, eine feine Stimmungsſtudie,
licht ohne humorvollen Unterton iſt „Kloſter in den Alpen”,
koſtlich iſt die kühle Launigkeit von „Vetter” und ein geradezu
lrech=tolles Stück iſt die Perſiflage „Alpenbewohner” Hier
war Wilma Albers hervorragend in ihrem Element, eine
be=
deutende Künſtlerin in ihrer Art. Vorzüglich begleitete alle
Werke Ludwig Fiſcher=Schwaner, der ſich nicht nur durch
her=
vorragende Technik, ſondern auch durch beſonders ſtilvolles Spiel
auszeichnete. Auguſt Niebergall hielt die bei der Aufſtellung
der Orgel ſehr ſchwierige rhythmiſche Uebereinſtimmung mit dem
Chor ſehr gut aufrecht. Eine ſehr gute Wahl war die Beſetzung
der Altfoli mit Klara Herber, deren ſympathiſches Organ in
Bruckners „Mitternacht” als dunkler Alt wirkte und im Duett
des Brucknerſchen Herbſtliedes auch mühelos in Soprauregionen
F. N.
hinaufſchwebte.
Orpheum.
Gaſtſpiel der Berliner Rotter=Bühnen:
„Das Land des Lächelns.”
Nach dem Frankfurter Gaſtſpiel im Landestheater mit
Völ=
ker und dem Tonfilm mit Richard Tauber, nun zum dritten
Male „Das Land des Lächelns” mit Kammerſänger
Hans Gredinger, der geſanglich und vor allem im Spiel die
beſte Verkörperung des chineſiſchen Prinzen gab. Die Berliner
Gäſte bieten eine Vorſtellung von ſo überraſchend gutem Niveau,
daß die Aufführung neben den vorangegangenen ſich nicht nur
beſtens behauptet, ſondern unbedingt den Rang hält. Da die Gäſte
die Inſzenierung des Berliner Metropoltheaters, A. und F.
Rot=
ter, zum großen Teil mitbringen, war man auch der ſzeniſchen
Schwierigkeiten Herr, und da neben ausgezeichneter Beſetzung der
vier Hauptpartien auch das Orcheſter — gut beſetzt — unter
Lei=
tung von Rudolf Funkenſtein ſeine Aufgabe durchaus meiſtert,
erlebte man geſtern die Ueberraſchung einer erſtrangigen
Operet=
tenvorſtellung, die ſicher, wenn auch nicht wie anderswo 100
Wie=
derholungen erreichen, ſo doch für die kurze Zeit des Gaſtſpiels
das Orpheum allabendlich füllen dürfte.
Kammerſänger Hans Gredinger ſteht als Prinz Sou=
Pong im Mittelpunkt der Aufführung und bietet eine
überra=
gende künſtleriſche Leiſtung. Ungemein taktvoll in der Betonung
des Erotiſchen, gibt er im Spiel eine ſo feine, ſympathiſche und
dabei wirkſame Charakteriſtik des Chineſenprinzen, ſowohl im
Frack, wie im Mandſchu=Kimono, gewiſſermaßen, oder gar betont
bis in die Fingerſpitzen, daß allein ſein darſtelleriſches Auftreten
feſſelt. Kommt hinzu eine wundervoll warme, lyriſch=weiche,
da=
bei aber höchſt ausgiebige, umfangreiche Stimme von leicht
bari=
tonal gefärbtem Timbre, eine Stimme von beſter Schulung, in
weiſem Maßhalten geſtählt, für allabendliche Anſtrengung, daß die
Geſamtleiſtung dieſes Künſtlers es durchaus verſtehen läßt, wenn
das Publikum des Premierenabends ſeinen Dank zu ſtürmiſchen
Ovationen für Gredinger anſchwellen ließ und „Dein iſt mein
ganzes Herz” nicht weniger als viermal (!) erpreßte. Man hätte
es noch ein paarmal hören können. Gredinger mußte in jede
Wiederholung eine neue Nuance zu legen. —
Sehr ſympathiſch berührte weiter, daß Kammerſänger
Gre=
dinger ſein Virtuoſentum nicht in zu weiten Abſtand ſtellte zu dem
übrigen Enſemble. Vielmehr konnten ſich Hilde Lampé als Liſa
ſowohl — ſie verbindet gute Erſcheinung und liebenswürdiges
Spiel mit ſehr gutem geſanglichen Können —, wie auch Alice
Grobois als Prinzeſſin Mi beſtens behaupten. Alice Grobois
verſtand es, in die Verkörperung des kleinen Chinagirls ſoviel
liebe warme Menſchlichkeit zu legen, ohne allzu ſentimental zu
wirken, dabei tanzte und ſang ſie ſo reizend, daß die Liebe auf den
erſten Blick ſowohl des Grafen Pottenſtein, den Wolfgang
Neuſch ſehr feſch und ſehr liebenswürdig gab, verſtändlich war,
wie der Wunſch des Auditoriums, die Geſangs= und Tanzduette
der beiden wiederholt zu hören, vor allem „Meine Liebe, deine
Liebe‟
Schließlich waren auch die übrigen weniger bedeutenden
Rol=
len (Ludwig Mayr — Fürſt Lichtenfels, Guſtav Mahnke —
Tſchang, Karl Ringer — Haushofmeiſter=Eunuche uſw.) gut
beſetzt, das Zuſammenſpiel von der Sicherheit verleihenden
Rou=
tine, die allabendliche Wiederholung verleiht, ohne aber
irgend=
wie ſchematiſiert zu wirken. Eine Vorſtellung, die man ſich nicht
entgehen laſſen ſollte.
*
Von Deutſchlands Hohen Schulen.
Halle a. d. S.: Profeſſor Dr. Otto Becker hat einen Ruf auf den
Lehrſtuhl der mittleren und neueren Geſchichte an der Univerſität Riel
als Nachfolger von Profeſſor Friedrich Wolters erhalten. — Zur
Wie=
derbeſetzung des durch den Weggang von Profeſſor G. Wehrung in
der Theologiſchen Fakultät erledigten Lehrſtuhles der ſyſtematiſchen
Theologie iſt ein Ruf an Profeſſor D. Dr. Paul Dillich in Frankfurt
ergangen. — Zur Wiederbeſetzung des durch den Weggang von Prof.
Dr. Holtzmann erledigten Lehrſtuhls für mittlere und neuere Geſchichte iſt
ein Ruf an den Privatdozenten Dr. Walther Holtzmann an der
Um=
verſität Berlin ergangen.
Jena: Der Privatdozent Dr. jur. Arnold Köttgen hat einen
Ruf auf den Lehrſtuhl für öffentliches Recht an der Univerſität
Greifs=
wald als Nachfolger von Profeſſor E. Neuwiem erhalten.
Leipzig: Der bekannte Ophthalmologe der Leipziger Univerſität
Prof Dr. med. Otto Schwarz, iſt vor einigen Tagen, kurz vor der
Vollendung des 72. Lebensjchres, einem Herzſchlag erlegen. — Der
Aſſi=
ſtent des Inſtituts für Mineralogie und Petrographie, Dr. phil. Ernſt
Kordes, hat in der philoſophiſchen Fakultät der Univerſität auf
Grund ſeiner Habilitationsſchrift über das Thema. Phaſengleichgewichte
in binaren Syſtemen mit kontinuierlichen Miſchkriſtallreiben” die
Lehr=
berechtigung für Mineralogie, Petrographie und Geochemie erhalten.
Köln: In der philoſophiſchen Fakultät hat der Direktor der
Hoch=
ſchule in Muſik in Köln, Profeſſor Walter Braunfels, einen
Lehr=
auftrag für Improviſationslehre und Inſtrumentenkunde erhaltro.
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Ehep. z. miet. geſ
Ang. u. E. 32 Gſch.
3 Zimmer m. Küch
(auch Manſ.) zun
April geſ. Ang
unt. E. 35 Gſchſt. (
Berufstät. Ehepaa
ucht 1—2 leere od
einf. möb. 3. Näh=
Karl= u. Annaſtr.
Ang. u. D. 148 Gſch
Aelt. Frl. ſucht lee
res Zim. m. ſep. E
Ang. u. E. 48 Gſch.
Jgs. kinderl. Ehep.
punktl. Zahl., ſuch
1—2 Zim. u. Küche
Manſ. angen. Ang
u. B. 75 a. d. Gſch
(3649a)
2 möbl. Zim. m. je
1 Bett, ev. ſep. Eing
geſucht. Offerten u.
E. 71 c. L. Geſch.4”
Seite 5
Nummer 76
Dteustag, den 17. März 1931
V
Seekeafs Taſelrllberdet
Handwerk und Wiekſchaff!
„Handwerkiſtnot!” klingt in dieſen Tagen ein Ruf durch
Deutſchland. Und zweifellos werden Tauſende, die von der Not
des deutſchen Handwerks hören, erſtaunt fragen: „Warum noch
dieſer Appelk?
Ruft denn da nicht ein untergehender Stand, ein
ſterbender Wirtſchaftszweig, daß man ſich ſeiner wieder erinnere?
Warum noch helfen, wenn das Ende nur noch eine Frage der
Zeit iſt?”
Nun, es lohnt nicht mehr, darüber zu reden, daß es allen
Berufen, allen Ständen in Deutſchland heute „ſchlecht geht”, daß
ſie ſchwer ringen müſſen um das bißchen Leben. Jeder weiß, daß
die Wirtſchaftsnot keinen Beruf verſchont hat, daß es alſo auch dem
Handwerk ſchlecht, ſehr ſchlecht ſogar geht. Mit der
Reichshand=
werkswoche ſoll auch gar nicht auf die Notlage eines einzelnen,
für ſich etwas Beſonderes in Anſpruch nehmenden Standes
hin=
gewieſen werden. Sondern, was das Handwerk mit ſeiner
Werbe=
woche will, iſt ganz etwas anderes:
Es will aufzeigen, daß es — trotz der Nöte der Zeit —
lebensfähig iſt! Es will aufzeigen, welche Bedeutung es
innerhalb der geſamten deutſchen Volkswirtſchaft einnimmt. Es
will ſeinen kaufmänniſchen, wirtſchaftlichen und kulturellen Wert
beweiſen!
Mit Recht tritt das Handwerk in dieſen Tagen vor das
deutſche Volk und ſagt: „Seht her! Nicht weniger als acht
Mil=
lionen Menſchen finden durch uns Arbeit und Brot! Nicht
weniger als ein Siebentel des deutſchen Lohn= und Warenumſatzes
entfallen auf das Handwerk, das zwölf Milliarden für
Roh=
materialien und nicht weniger als 3,2 Milliarden für
Löhne und Gehälter zahlt!”
Wer weiß denn überhaupt, daß es heute noch — im Zeichen
der Großinduſtrie und der Truſte — noch 1,3 Millionen
Hand=
werksbetriebe in Deutſchland gibt, in denen neben den Inhabern
15 Millionen Geſellen, 700 000 Lehrlinge und 300 000
Familien=
angehörige der Meiſter und Geſellen beſchäftigt werden? Daß
hierzu noch die 2,4 Millionen Handwerker kommen, die im
deut=
ſchen Handel und in der Induſtrie Qualitätsarbeit leiſten müſſen?
Es iſt eine überraſchende Tatſache, daß faſt ebenſoviele
Men=
ſchen von dem „ausſterbenden Handwerk” leben, wie von der
Aus=
übung landwirtſchaftlicher Arbeiten, obwohl es — wie bereits
ge=
ſagt — nur 1.,3 Millionen handwerkliche, dafür aber 52
Millio=
nen landwirtſchaftliche Betriebe (die Siedlungen und
Parzellen=
wirtſchaften eingerechnet) gibt! Acht Millionen Menſchen werden
ernährt und beſchäftigt vom „ſterbenden Handwerk”
aber
nur 2,7 Millionen von der Eiſeninduſtrie, 800 000 vom
Bergbau und 310 000 von der chemiſchen Induſtrie,
deren Bedeutung für die Volkswirtſchaft heute jedes Kind kennt!
Dieſe Zahlen allein ſind ſchon Beweis genug dafür wie
lebensfähig und lebens willig das deutſche Handwerk auch
heute noch iſt! Natürlich hat ſich auch der Handwerksbetrieb
grund=
legend gegen früher geändert. Das Handwerk von heute iſt nicht
mehr das Handwerk von einſt. Heute ſteht der elektriſche Strom,
ſteht die Maſchine lange ſchon im Dienſt des Handwerks.
Im
Gegenſatz zu anderen Wirtſchaftszweigen aber iſt hier die
Ma=
ſchine nicht Herrin des Menſchen geworden, ſondern.
Hel=
ferin geblieben! Das Schwergewicht liegt auch heute noch auf
der Silbe „Hand’werk!. Und trotz der namhaften Erhöhung der
im Handwerk inveſtierten Kapitalien iſt auch heute noch die
Arbeit des Meiſters und ſeiner Geſellen immer noch der wichtigſte
Produktionsfaktor!
Außerordentlich intereſſant und aufſchlußreich für die
Bedeu=
tung des Handwerks ſind auch die Betriebszahlen der einzelnen
Handwerkszweige und die ſtatiſtiſchen Zahlen ihres im Jahre 1930
erzielten Umſatzes. Es beſtehen zur Zeit in Deutſchland folgende
Milliard. Bau= und Nebengewerbe. 193.000 1000 000 Bekleidungsgewerbe 445 000 865 000 Nahrungsmittelgewerbe . 228 000 540 000 7,5 Metallgewerbe
(Schloſſer uſw.) ... 192000 600 000 28 Holzhandwerk
.. 171000 450 000 1.4 Lederhandwerk . .. 30 000 63 000 — Vervielfältigungsgewerbe 23 000 135 000 —
Damit iſt die volkswirtſchaftliche Bedeutung des erſten
Hand=
werks wohl eindeutig und klar aufgezeigt worden. Seine ſoziale
und auch kulturelle Bedeutung liegt darin, daß das Handwerk
als einziger Stand auch dem kleinſten Anfänger ungehemmte
Aufſtiegsmöglichkeiten bietet. Jeder Lehrling kann
Meiſter und ſelbſtändiger Geſchäftsinhaber werden. Jeder
Hand=
werker, ſei er Meiſter, Geſelle oder Lehrling, hebt ſich ſo aus der
Maſſe der anderen heraus, kein Angehöriger eines anderen
Be=
rufes hat die gleichen wirtſchaftlichen und geſellſchaftlichen
Auf=
ſtiegsmöglichkeiten Kein anderer Stand trägt die gleiche
Ver=
ſo dieſer
antwortung für das Volksganze und —
iſt ſich Mher.
Verantwortung bewußt wie das deutſche Handwerk!
Reichshandwerkswoche und Zimmergewerbe.
Gelegentlich der Ausſtellung des hieſigen Handwerks und
Ge=
werbes iſt auch die Vereinigung Darnſtädter Zimmermeiſter mit
einer beachtenswerten Sonderſchau an die Oeffentlichkeit getreten.
Ein Jahrhunderte altes Handwerk, welches in der gegenwärtigen
Zeit in doppelter Hinſicht um ſeine Exiſtenz kämpft, will den
Be=
weis antreten und arbringen, daß der älteſte und bewährteſte
Bau=
ſtoff, das Holz, nach wie vor die gleiche Berechtigung der
Verwen=
dung hat, wie Eiſen, Stein und Zement. Keinen Konkurrenzkampf
will der Zimmermeiſter gegen dieſe Materialien aufnehmen,
ſon=
dern nur darauf hinweiſen, daß jedes dort zu verwenden iſt, wo
es hingehört. Anzuerkennen iſt der Beſchluß des Heſſiſchen
Land=
tages, wonach in Zukunft für alle ſtaatlichen Bauwerke mehr
hei=
miſches Holz für Zwiſchendecken, Dach= und Fachwerk Verwendung
finden ſoll, weil Bauholz jeder Art am Platze iſt und
meiſter=
mäßige Holzkonſtruktionen in vergangenen Jahrhunderten und
Jahrzehnten ſich aufs beſte bewährt haben.
Man muß ſich eigentlich fragen; warum haben ſich Behörden
und auch Architekten zu zeitgemäßen, Konſtruktionsbauten, bei
welchen genau ſo gut Holz wie ein anderer Bauſtoff Verwendung
hätte finden können, von erſterem abgewandt? Es mag ſein, daß
das vielleicht weniger kapitalkräftige Holzgewerbe, der
Holzhan=
del und auch die Forſtbehörden nicht genügend Propaganda
ent=
faltet und die Reklametrommel gerührt haben, wie die Erzeuger
und Vertreter von Eiſen und Zement. An die Märchen und
Mätzchen von „feuergefährlich” glaubt heute kein Menſch mehr in
dem Sinn, wie die Auffaſſung vor Jahren darüber war. Die
heute allerorts anerkannten feuervolizeilichen Vorſichts= und
Schutzmaßnahmen haben dieſes „Angſtgefühl” auf ein Minimum
herabgeſetzt, und die Holzbehandlung gegen Entflammbarkeit
er=
höht die Feuerſicherheit noch ungemein.
Es würde keinem Menſchen einfallen, eine moderne
Säge=
werkshalle anders als in Holz zu bauen, und an einen Einwand
oder Verbot behördlicherſeits iſt überhaupt nicht zu denken. So
wurden in den letzten Jahren von Behörden und Architekten in
Verbindung mit dem erfahrenen Zimmermeiſter ausgeführt:
Luft=
ſchiff=, Flug=, Auto=, Lager= und Montagehallen, Lokomotiv= und
Wagenſchuppen, Turn=, Reit=, Sport= und Feſthallen uſw. Eine
bemerkenswerte Tatſache iſt, daß an Weſtdeutſchlands größter
Feſt=
halle, der Weſtfalenhalle in Dortmund — alſo mitten im Gebiet
von Eiſen und Stahl — die Binder= und Dachkonſtruktion von
Holz ausgeführt wurde. In Räumen mit Rauchentwicklung und
chemiſchen Prozeſſen, den größten Feinden und Zerſtörern von ſog.
„modernen Bauſtoffen”, hat ſich das Holz als am vorteilhafteſten
bewährt und die größte Lebensdauer aufgewieſen.
Das Zimmerhandwerk, ein bodenſtändiges Gewerbe, iſt heute
faſt allerorts in der Lage, ſeine Materialien am Platze oder in
unmittelbarer Nähe zu beſchaffen, dadurch wird der lokalen
Wirt=
ſchaft unter den obwaltenden Verhältniſſen am meiſten gedient
ſein.
Mögen dieſe Zeilen ein kurzer Hinweis ſein auf den
Eriſtenz=
kampf und die Not im Zimmergewerbe einerſeits, anderſeits auf
die vielen und mannigfachen Möglichkeiten, welche dazu ansctan
ſind, dem Zimmerhandwerk neue Sympathien zu erwerben.
Die gewerbliche Berufsſchule 1 in der Handwerks=
Ausfelngt.
Von M. Rutloh.
Die Aufgaben der Berufsſchulen ſind weit über den Rahmen der
bisherigen Fortbildungsſchule hinausgewachſen. Immer mehr bricht
ſich die Erkenntnis Bahn, daß bei den zahlreichen Errungenſchaften der
Technik und bei der ſtarken Inanſpruchnahme der Meiſter durch
kauf=
männiſche Obliegenheiten die praktiſche Lehre nicht mehr allein imſtande
iſt, den notwendigen Qualitätshandwerker heranzubilden, ſondern daß
eine Ergänzung der Praxis durch theoretiſche Belehrungen unbedingr
notwendig iſt. Wenn damit die Aufgabe der Berufsſchule längſt nicht
umfaſſend gekennzeichnet iſt, ſo ſteht die Berufsbildung im Unterricht
dieſer Schule durchaus nicht an letzter Stelle. Es ſoll vielmehr der
geſamte Unterricht vom Beruf des Schülers ausgehen, und daraus
er=
klärt ſich die mannigfaltige Gliederung großer Berufsſchulen in
zahl=
reiche Fachklaſſen. Aufgebaut iſt die Schule auf dem geſunden ſozialen
Prinzip, allen Lehrlingen ohne Ausnahme eine gediegene theoretiſche
Fachausbildung zu vermitteln und nicht nur Einzelnen, denen die
gün=
ſtigere ſoziale Lage es geſtattet, weiterführende Fachſchulen zu beſuchen.
Die maßgebenden Faktoren im Bildungsweſen ſind davon überzeugt,
daß das Handwerk nur geſunden kann, wenn es in Ansbildungsfragen
ſich aufbauen kann auf der breiten Baſis eines genügend gut
durchgebil=
deten Nachwuchſes. Wenn auch ſtets immer nur einige hervorragende
Kräfte das Handwerk führen werden, ſo wird dieſen aber ſtets der
Er=
folg verſagt bleiben, wenn die große Maſſe des Handwerks dem
Gedan=
kenflug ihrer Führer nicht folgen kann, wenn die Handwerkerjugend nicht
mehr begeiſterungsfähig iſt. So will die moderne Berufsſchule
mithel=
fen, Lehrlinge und Geſellen in ihrer Bildungslage auf ein geiſtiges
Niveau zu heben, das ſie in den Stand ſetzt, allen Fragen der Neuzeit
mit Verſtändnis zu folgen und im Meinungsſtreit der Gegenwart ſich
ein ſicheres Urteil zu bilden.
Im Rehmen einer in kurzer Friſt aufgebauten Ausſtellung läßt ſich
das Ziel der Berufsſchule ſelbſtverſtändlich nur audeuten, um ſo mehr,
als der zur Verfügung ſtehende Raum von vornherein Beſchränkung
auferlegte. Wichtige Handwerksberufe, wie Elektroinſtallateure.
Auto=
ſchloſſer, Schreiner uſw. tonnten wegen Raummangels ihre Arbeiten
nicht zur Darſtellung bringen. Ferner fielen die geſamten
metallgewerb=
lich tätigen Berufe, mit Ausnahme der Bauſchloſſer, aus, da jene mehr
induſtriellen Charakter tragen und deswegen ausſcheiden mußten.
Aufgebaut iſt die Ausſtellung der gewerblichen Berufsſchule I im
Garderobenraum des Saalbaues und im Raum der Polſtererinnung.
Im Vorraum ſind zunächſt einige größere Arbeiten der
Zimmerer=
lehrlinge aufgeſtellt, die von Lehrlingen in freier Zeit in dem
Uebungsraum für holzverarbeitende Berufe hergeſtellt worden ſind. Die
Modellierarbeiten, die auch bei den anderen Berufen wiederkehren,
ſtel=
len eine Ergänzung des Zeichenunterrichts dar, da bei ſteigender
Schwie=
rigkeit im Zeichnen von Baukonſtruktionsteilen das Modellieren allein
die Möglichkeit bietet, über das Ziel des Zeichenunterrichts
hinauszu=
gehen. Denn Grundſatz des Berufsſchulzeichnens iſt nicht die
Heran=
bildung von verfekten Zeichnern, ſondern die Zeichnung ſoll nur die
Grundlage bilden zum Verſtändnis einfachſter Konſtruktionsteile.
Da=
mit hat der Zeichenunterricht ſeine bisher überragende Bedeutung
ver=
leren und gibt den Vorrang ab an den Unterricht in Werkſtoff= und
Arbeitskunde‟
Das iſt beſonders gut zu erkennen bei den Malernund
Weiß=
bindern, die neben einem geſchloſſenen Zeichenlehrgang, der nur
einfachſte Elemente der Maltechniken umfaßt, auch eine Neihe von
Lehr=
mitteln zeigen, die den Lehrling in die Erkenntnis der Eigenſchaften
ſeiner Materialien, in die Prüfung ſeiner Werkſtoffe einführen ſollen
und Verſtändnis für Farbenharmonie wecken ſollen. Auch hier konnte
nur eine Auswahl getroffen werden.
In gleichfalls ſtarker Weiſe wird in der Berufsgruppe
Bau=
ſchloſſer und Schmiede eine Einführung in die Grundidee des
Aufbaues der Lehrmittelſammlung gegeben, die in einzelne Reihen
aufgeteilt iſt, von denen hier die Reihen Schweißtechnik vorgeführt ſind.
Einige Skizzen aus den Oberſtufen zeigen das Ziel des
Zeichenunter=
richts, der auch hier mit Modellieren in Verbindung ſteht.
Die Berufsgruppe Spengler, Gas=, Waſſer= und
Hei=
zungsinſtallateure bietet eine Auswahl von Zeichnungen
ſämt=
licher Jahrgänge. Die Lehrmittel, die hier zur Ausſtellung gelangen,
ſind nach einem Prinzip aufgebaut, das mehr und mehr Eingang in
Berufs= und Fachſchulen findet. Man ſieht Gegenüberſtellungen von
falſchen und richtigen Ausführungen, von guten und ſchlechten
Arbei=
ten, beſchädigte Leitungsſtücke uſw. Daneben ſtehen einige
Schnitt=
modelle von Armaturen und Waſſermeſſern.
Die Dachdecker ſtellen einen geſchloſſenen, methodiſch
aufgebau=
ten Zeichenlehrgang aus, der in ſeinen einzelnen Blättern klar erkennen
läßt, daß jede Zeichnung vom Schüler ſelbſt erarbeitet werden kann.
Ueberhaupt verzichtet die moderne Berufsſchule in allen Berufen auf
das Kovieren von Vorlagen. Jede Zeichnung ſoll ein Produkt der
Selbſtändigkeit des Schülers ſein. Das erfordert einen his ins kleinſte
ausgearbeiteten Lehrgang, der bei fortſchreitender Steigerung d
Schwierigkeit den Schüler zwangsläufig in ſeinen Beruf einführt. Bei
zu guoßen zeichneriſchen Hemmungen ſetzt das Modellieren ein, das
einen häufigeren Wechſel in der Problemſtellung geſtattet. In gleicher
Weiſe repräſentieren ſich die Maurer, Plattenleger und
Ofenſetzer.
Auch die Polſterer, Tapezierer und Dekorateure
erſcheinen in dem Raum der Polſtererinnung mit einem geſchloſſenen
Zeichenlehrgang. Hier tritt die Zuſammenarbeit zwiſchen Berufsſchule
und Handwerk beſonders ſinnfällig in Erſcheinung, da die
Polſtever=
innung mit der Berufsſchule I eine gemeinſame Lehrwerkſtätte in den
Schulräumen betreibt, in der, geführt von dem Innungsobermeiſter
ſelbſt, die Lehrlinge mit den verſchiedenen Handfertigkeiten ihres ſchönen
Berufes vertraut gemacht werden. Ein gewiſſer methodiſcher Aufbau
in der Reihenfolge der Werkſtattarbeiten wird eingehalten und iſt in
der Ausſtellung unverkennbar.
Leider konnte die gewerbliche Berufsſchule I aus ihrem großen
Arbeitsgebiet nur einiges herausgreifen. Aber wer ſich mit Intereſſe
in die wenigen gezeigten Arbeiten vertieft, wird feſtſtellen können, daß
die Berufsſchule beſtrebt iſt, im Rahmen ihres Wirkungskreiſes mit dem
Handwerk zuſammen einen geſunden, leiſtungsfähigen Nachwuchs zu
erziehen. Die Möglichkeit, den geſamten Umfang der Tätigkeit aller
Berufsſchulen Darmſtadts der Oeffentlichkeit zu zeigen, bietet der große
erufs= und Fachſchultag, der Pfingſten 1932 die Gewerbelehrerſchaft
des Reiches in Darmſtadts Mauern zuſammenführt. Aber auch jetzt
ſchon können die Einrichtungen der Berufsſchule, die in einigen
photo=
graphiſchen Aufnahmen in der Ausſtellung erſcheinen, jederzeie Leſich. 5.
Die Skädliſche Gewerbeſchule.
In 2 Kojen zeigt die Städt. Gewerbeſchule (3ſemeſtrige
Winter=
tagesſchule für Maurer, Zimmerer, Schreiner, Pflaſterer und
Deko=
rationsmaler) einen Teil der Schülerarbeiten.
Die Unterſtufe der Bauhandwerker bringt ſaber
gefer=
tigte Konſtruktionshefte, die einzige Form, um die große Fülle der
Kon=
ſtruktionsgrundlagen vorzuführen, daneben einige Blätter mit
ange=
wandter Konſtruktion, wie Grundriſſe, mit Träger und Balkenlage,
Querſchnitt mit einfachem Dachſtuhl. Verſchiedene kleinere Blätter
füh=
ren in das für den Bauhandwerker ſo wichtige Fach des
Projektionszeich=
nens ein.
Die Mittelſtufe zeigt mit dem Projekt zu einem kleinen
länd=
lichen Häuschen in Form von Ausführungszeichnungen die Anwendung
Der Schlussel zum Erfolg
... im Kampf um neue Geschäfte
mag in den Resultaten enthalten sein, die unsere bereits
be-
rühmt gewordene „Transport Analyse” auch für Ihren Betrieb
ergeben kann. Unzeitgemäße Liefermethoden werden nur
allzu-
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an=
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nihender
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INon lossen Die denseiben
O Gegenstond plötzlich auf
Fa1äk
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lich wird die Woge bis zum
dop-
peſtenGewicht auszchlagen Dies
enlspricht der Mucht der Stöße,
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[ ← ][ ][ → ]Seite 6
der Konſtruktion. Beſonderes Intereſſe verdienen die gründlich
durch=
gearbeiteten Blätter aus dem Gebiete der darſtellenden Geometrie. Sie
bringen in der Praxis vorkommende Durchdringungen bei verſchiedenen
Bauteilen ſowie Dachausmittelungen, das Schiften mit Reißen der
Klauen und Schifter. Parallel mit den Zeichnungen gefertigte Modelle
beranſchaulichen trefflich den Lehrſtoff und laſſen erkennen, wie immer
größere Anſprüche an die Vorſtellungskraft der Schüler geſtellt werden
müſſen.
Die Oberſtufe bietet eine Fülle von Arbeiten. Ein ſauber
ge=
führtes Konſtruktionsheft, gut durchgearbeitete Arbeitspläne zu einem
Einfamilienhaus, Konſtruktionszeichnungen für Hauseingänge
Schau=
fenſteranlage, Waſchkeſſeleinmauerung, Muſter für ein Baugeſuch,
Kanal=
pläne, Zeichnungen über Pflaſterarbeiten, Treppen aller Formen,
ver=
ſchiedene Dachbinder, Geſims= und Gaubenkonſtruktionen,
Holzſkelett=
bauweiſe, ferner die anſprechenden Möbelzeichnungen und Details ſowie
die gelungenen farbigen Skizzen für die Einrichtung einer ſchlichten 3=
Zimmerwohnung runden das große Penſum dieſer Klaſſe ab.
Die Unterſtufe der Maler bringt aus dem theoretiſchen
Unterricht hübſche Blätter über Farbenlehre, Farbſtufung, allgemeine
Schriftübungen, Pinſelübungen.
Die Mittelſtufe zeigt in einigen Zeichnungen den weiteren
Aus=
bau der Uebungen und die praktiſche Anwendung, Schriften, auch ſolche
auf Glas.
Die Oberſtufe baut weiter auf. Gur geſetzte Schriftübungen, die
dem neuzeitlichen Empfinden Rechnung tragen, ſaubere Blätter über die
Anwendung der Farbe im Naum, das Erleben des Raumes überhaupt,
zeugen, unter Erkennen des Handwerklichen, von Ausgeglichenheit und
Reife. Farbſkizzen zu dekorativen Malereien, gefällig dargebracht,
zei=
gen, daß der Malerberuf mit der Zeit Schritt zu halten verſteht. Die
praktiſchen Arbeiten können aus techniſchen Gründen nur im Schulhaus
Landgraf=Philipp=Anlage 6, der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht
wer=
den. Es embfiehlt ſich ſehr, dieſe Sonder=Ausſtellung zu beſichtigen.
Alles in allem befindet ſich das Niveau der Schile auf erfreulicher
Höhe, und man kann, wird weiter aufgebaut, noch Vieles und Schönes
erwarten zum notwendigen Nutzen des Bauhandwerks und ſeinem
Mei=
ſternachwuchs, deſſen Heranbildung und Vorbereitung die Schule
die=
nen ſoll.
G. Ober=Ramſindt, 17. März. Handwerks= und
Gewerbe=
ſchau anläßlich der Reichshandwerkswoche. Einen
ſchwe=
ren Kampf führt der Handwerker= und Gewerboſtand in der
gegenwär=
tigen Notzeit um die Erhaltung der Exiſtenz. Jeglicher öffentlicher
Unterſtützungen bar, iſt ſein Streben darauf gerichtet, durch neuzeitlichſte
Arbeitsweiſe und Ausnutzung der verſchiedenſten Hilfsmittel auch unter
den veränderten Verhältniſſen treu der väterlichen Ueberlieferungen nur
Qualitätserzeugniſſe erſten Ranges auf den Markt zu bringen. Dieſes
Beſtreben tritt ſo recht bei der vom Ortsgewerbeverein Ober=Namſtadt
im „Schitzenhof” veranſtalteten Handwerks= und Gewerbeſchan zutage,
die trotz der Kürze der Zeit, die für die Vorbereitungen zur Verfügung
ſtand, ſowohl hinſichtlich der Zahl, als auch der Qualität der
ausgeſtell=
ten Erzeugniſſe achtunggebietend genannt werden darf. Am geſtrigen
Sonntag, vormittags 11.30 Uhr, fand die Eröffnung der Schau durch
den 1. Vorſitzenden des genannten Vereins. Herrn Schloſſermeiſter
Friedrich Ehrhardt 1., ſtatt. Herr Ehrhardt wies in ſeiner Anſprache
auf die Not im Handwerk hin und wünſchte der Ausſtellung, auf die
unſere Geſchäftswelt ſtolz ſein könne, einen vollen Erfolg. Die
Ausſtel=
lung ſelbſt iſt von den einzelnen Berufsgruppen ausgiebig beſchickt. So
finden wir z. B. Eß=, Herrenzimmer, Schlafzimmer, Küchen und
Einzel=
möbel in vorbildlicher Formſchönheit und Ausführung. Polſtermöbel,
Architekturarbeiten, Entwürfe für Induſtrie und andere Bauten.
Male=
reien und Innendekorationen, eine komblette Badezimmereinrichtung.
Schmiede= und Grobſchloſſererzeugniſſe. Oefen, Geſchirre, Wirtſchafts=
und ſonſtige Waagen, elektrotechniſche Artikel, der verſchiedenſten Art,
Nadioanlagen, Motor= und Fahrräder, Kinderwagen, eine Jagdpatronen=
Füllmaſchine, Grabdenkmäler in verſchiedener Ausführung, Stein=,
Zie=
gel=, Platten= und Tonwaren. Dachdeckerarbeiten, Schuhwaren und deren
Verarbeitung. Dieſe Ausſtellung liefert erneut den Beweis, daß unſer
heimiſches Handwerk und Gewerbe in der Lage iſt, in jeder Hinſicht den
höchſten Anforderungen zu genügen, aber auch Zahlungsvergünſtigungen
zu gewähren, die ſich den heutigen Verhältniſſen anvaſſen. Die
Aus=
ſtellung iſt vom 16. bis einſchließlich 21. März, jeweils nachmittags von
3—6 Uhr, am Sonntag, den 22. März, den ganzen Tag über geöffnet.
Mögen ſich im Intereſſe unſerer Geſchäftswelt, noch recht viele Beſucher
auch von auswärts — einfinden, ſie werden jedenfalls von dem
Ge=
ſehenen zufrieden ſein, möge aber auch dieſe Schau den Ausſtellern
ſelbſt Aufträge bringen, für deren einwandfreie Ausführung Gewähr
ge=
leiſtet wird. Siehe auch Anzeige in heutiger Nummer.
Aa. Eberſtadt, 16. März. Anläßlich der
Reichshand=
werkswoche, ſind hier kranzgeſchmückte Poſtamente aufgeſtellt, die
in paſſenden Sprüchen wie „Schaffet dem Handwerk Arbeit und
Ver=
dienſt!” „Fördert das Handwerk und nicht die Schwarzarbeit!” und
„Das Handwerk iſt der Urſprung deutſcher Werbearbeit” auf die
Be=
deutung des Handwerks und das Ziel der Werbewoche hinweiſen.
Ca. Lorſch, 16. März. Zur Reichshandwerkswoche. Das
Lorſcher Handwerk hat aus Anlaß der Reichshandwerkswoche hier eine
Ausſtellung ins Leben gerufen, die davon Zeugnis ablegen ſoll, was
das Lorſcher Handwerk zu leiſten in der Lage iſt. Am letzten Samstag
fand die feierliche Eröffnung derſelben im Gaſthaus „Zum Goldenen
Stern” ſtatt. Nach einem ſinnreichen Prolog, geſprochen durch Fräulein
Göriſch, nahm Herr Bürgermeiſter Huba das Wort zur
Begrüßungs=
anſprache. Er führte u. a. aus, wie das Lorſcher Handwerk auf eine
jahrhundertealte Tradition zurückblicken könne und wie es ſich jetzt trotz
aller Nöte unſerer Zeit aufgerafft habe, dieſe Ausſtellung zu
veranſtal=
ten. Es wolle damit ſeine Daſeinsberechtigung und Leiſtungsfähigkeit
beweiſen. Er ſagte Dank allen Berufsgruppen für die rege Mitarbeit
und hieß die Erſchienenen herzlich willkommen. Sein beſonderer Gruß
galt den auswärtigen Gäſten, Herrn Kreisdirektor. Herrn
Regierungs=
baurat Ehlers. Herrn Rektor Eiſenhardt, Herrn Gewerbelehrer Stoll,
alle von Bensheim, ſowie all den unbenannten Vertretern benachbarter
Gewerbevereine, von denen beſonders Auerbach ſtark vertreten war.
Namentlich begrüßte er auch die Vertreter hieſiger Behörden, des
Amts=
gerichts, der Bezirksſparkaſſe, des Forſtamts, der Ortskrankenkaſſe, der
Volksbank, des Beamtenkartells, der Lorſcher Induſtrie, Gewerbes und
Handwerks, ſowie den Gemeinderat. Redner führte dann weiter aus,
wie ſich das geſamte deutſche Handwerk zu einer gewaltigen Kundgebung
erhoben habe, deren Zweck es ſei, das deutſche Volk von ſeiner
Be=
deutung und Leiſtungsfähigkeit zu überzeugen. Dem gleichen Zwecke
folle auch die heutige, wenn auch kleine und beſcheidene Ausſtellung
dienen. Er bat die Anweſenden, bei der Kritik Milde walten zu laſſen,
da es heute das erſte Mal ſei, daß das Lorſcher Handwerk an die
Oeffentlichkeit trete. Gott ſegne das ehrbare Handwerk, war ſein
Schluß=
wort, und damit die Ausſtellung eröffnet. Anſchließend begrüßte Herr
Tob. Brunnengräber 2. im Namen des hieſigen Ortsgewerbevereins die
Gäſte und hoffte auf einen Erfolg der Veranſtaltung. Seinem Wunfche
Stoll und die übrigen Vertreter von Behörden und Korporationen an, und in der Silvretta. Herr Faber, der zum erſten Male Touren
auch für die Einladung Dank ſagend. Eine Führung durch die
Ausſtel=
lungsräume überzeugte die Anweſenden vollauf von der
Leiſtungsfähig=
keit des hieſigen Handwerks, was dieſe auch zum Ausdruck brachten. Denn ſowohl ſein Vortrag als auch beſonders ſeine herrlichen Auf=
Sämtliche Gegenſtände fanden allgemeine Bewunderung. Ueber die
Ausſtellung ſelbſt folgt beſonderer Bericht.
P. Rüſſelsheim. 16. März. Reichshandwerkswoche. Im
Opelwerke) im großen Saale des der Firma Adam Opel gehörigen Hotels
des Abends bildete ein Lichtbildervortrag, der das Handwerk in ſeiner
hiſtoriſchen Entwicklung zeigte und auf die Notwendigkeit eines geſunden,
leiſtungsfähigen Handwerkerſtandes hinwies. Im zweiten Teil des Beſuch abzuſtatten. Herr Faber war vom Wetter außerordentlich
Abends lief ein Filmſtreifen, der den Werdegang der Uhr von der
Er=
findung bis zur Gegenwart zeigte. — Die beiden Filmvorträge werden
am heutigen Dienstag, nachmittags um 4 Uhr, in der „Schauburg” für
Schüler, Fortbildungsſchüler, Geſellen und Lehrlinge aus den hieſigen
Betrieben wiederholt.
Darmſiadt, den 17. März 1931.
194
)1”
im Segelflug über Darmſtadk.
Seit einigen Jahren werden von verſchiedenen Seiten
Ver=
ſuche unternommen, motorloſe Flugzeuge mit Hilfe von
Motor=
flugzeugen zu ſchleppen. Eine Reihe dieſer Verſuche waren von
Erfolg gekrönt, es ſei nur an den Schleppflug erinnert, der im
März des vergangenen Jahres von Groenhoff und Riedel
aus=
geführt wurde, wo ein motorloſes Flugzeug von Babenhauſen
nach Darmſtadt geſchleppt wurde.
Bisher wurden für dieſe Flüge beſonders dafür konſtruierte
Flugzeuge benützt. Geſtern wurden nun zum erſten Male
Ver=
ſuche mit einem Hochleiſtungsſegelflugzeug durchgeführt. Mit
ver=
ſtändnisvoller Unterſtützung der Rhön=Roſſitten=Geſellſchaft wurde
das bekannte Rekordſegelflugzeug „Darmſtadt” der
Akademi=
ſchen Fliegergruppe unter Führung von Starck auf den
Gries=
heimer Flugplatz geſchleppt. Der Pilot Riedel der Rhön=
Roſſit=
ten=Geſellſchaft führte das Motorflugzeug. Nach kurzem Gleiten
auf der Erde erhob ſich die „Darmſtadt”, und kurz darauf
ver=
ließ auch das Motorflugzeug den Boden, die „Darmſtadt” im
Schlepptau führend. Nach wenigen Minuten ſchon war der
Schleppzug in einer Höhe von 600 Metern über dem Boden, wo
Starck das Schleppſeil löſte und in ruhigem Segelfluge von einer
Viertelſtunde Dauer den Flugplatz wieder erreichte. Bei dieſem
Fluge zeigte es ſich, daß ein gutes Hochleiſtungsflugzeug ſich ſehr
gut für dieſe Anhängerflüge eignet. Bei paſſender Wetterlage
ſollen ähnliche Flüge wiederholt werden, wobei der Aufwind der
Wolken ausgenützt wird, um größere Strecken im Segelflugzeug
auch über ebenem Gelände zurückzulegen. Bei dieſer Gelegenheit
wird die „Darmſtadt” auch über unſerer Stadt, ihre Kreiſe
ziehen.
Die Bereinigung der Grundbücher. Vom Heſſ.
Juſtiymini=
ſterium wird mitgeteilt: Am 31. März 1931 endet die Friſt
für die Stellung der Anträge auf Eintragung
der Aufwertung in das Grundbuch und auf
Ein=
tragung einer Hypothek oder Grundſchuld an der
dem Eigentümer vorbehaltenen Rangſtelle. Es
iſt dringend erforderlich, daß die Oeffentlichkeit von dem
bevor=
ſtehenden Friſtablauf und die ſich für die Beteiligten daraus
er=
gebenden Folgen nochmals Kenntnis nimmt.
— Erledigt iſt die Stelle einer evangeliſchen techniſchen
Leh=
rerin an der Volksſchule im Bezirk Bad Wimpfen Kreis
Heppenheim. Geſuche von Anwärterinnen, die noch nicht im
Schuldienſt verwendet ſind, oder von ſolchen, die ihr 5.
Anwärter=
jahr noch nicht zurückgelegt haben, ſind zwecklos.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung. Wir
wei=
ſen erneut darauf hin, daß unſere Handwerks=
Ausſtel=
lung in Darmſtadt am heutigen Dienstag, dem 17. März,
abends um 6 Uhr, geſchloſſen wird. In den letzten Tagen
haben erfreulicherweiſe Tauſende die Ausſtellung beſucht und haben
ſich ſehr befriedigend darüber geäußert. Wir empfehlen dringend,
den heutigen letzten Tag der Ausſtellung noch auszunutzen.
bedeutet verminderte
Produktion und darum
erhöhte Arbeitslosigkeit!
— Städt. Akademie für Tonkunſt. Donnerstag, den 19. d. M.,
20 Uhr, findet im Kleinen Saal des Städtiſchen Saalbaus ein
Vortragsabend der Geſangsausbildungsklaſſen von Mathilde
Weber ſtatt. Das Programm umfaßt Lieder von Buononcini,
Schubert, Brahms, Hugo Wolf, Dporak, Haas und von unſerem
einheimiſchen Komponiſten Bernd Zeh. Die Begleitung am
Flü=
gel hat Paul
Ottenheimer übernommen. Karten im
Sekretariat der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt,
Eliſabethen=
ſtraße 36.
— Von der Erdölquelle bis zur Tankſtelle. Ueber dieſes Thema
veranſtaltet der Deutſche Touring=Club. Ortsgruppe Darmſtadt,
einen Lichtbildervortrag. Jeder Kraftfahrer hat ſicher ſchon den
Wunſch gehabt, näheres zu erfahren, woher das Benzin kommt
und welche Verarbeitungsprozeſſe es durchmachen muß, bis es
ge=
brauchsfertig iſt. Ueber alle dieſe Dinge hören, die Mitglieder
näheres in dem Lichtbildervortrag. Manchem Zuhörer wird
da=
durch ein Gebiet der Wiſſenſchaft und Induſtrie erſchloſſen, das
heute zu einem der lebenswichtigſten zählt. Der Vortrag beginnt,
wie bereits geſtern angekündigt, um 8 Uhr abends im oberen
Saale der Krone hier, Schuſtergaſſe. Mitglieder mit Familie
und Gäſte ſind herzlich willkommen. Das gewählte Thema dürfte
jeden Kraftfahrer intereſſieren. Eintritt frei.
Steis
friseh geröstet 3GhulSiT. 10
— Deutſcher und Oeſterreichiſcher Alpenverein. Herr Dr.
Faber hielt in der Monatsverſammlung der Sektion Darmſtadt
ſchloſſen ſich die Herren Kreisdirektor, Rektor Eiſenhardt, Gewerbelehrer, einen Lichtbildervortrag über ſeine Wanderungen, im Ferwall
im Hochgebirge unternommen hatte und ebenfalls zum erſten
Male hier ſprach, hätte ſich deshalb nicht entſchuldigen brauchen.
nahmen ſtanden auf der gleichen Höhe. Es war für uns die wir
das Gebiet ſo gut kennen, ganz beſonders intereſſant, die
Wir=
kung der großartigen Natur auf einen „Neuling” zu beobachten.
Herr Faber hat es vorzüglich verſtanden, ſeine Empfindungen
Rahmen der Reichshandwerkswoche veranſtaltete am Montag der Orts= beim Anblick der Berge zu ſchildern, noch mehr aber ſprachen ſeine
gewerbeverein Rüſſelsheim (Vorſitzender Oberingenieur Karl Artmann= nicht nur photographiſch tadelloſen, ſondern auch künſtleriſch
emp=
fundenen Bilder von einem tiefen Verſtändnis der Bergnatur.
„Nüſſelsheimer Hof” einen gutbeſuchten Vortragsabend. Den erſten Teil Diejenigen, die unſer Hüttengebiet noch nicht kennen, möge der
Vortrag veranlaſſen, das ſchöne Ferwall bald einmal aufzuſuchen
und bei dieſer Gelegenheit auch unſerer Darmſtädter Hütte einen
begünſtigt, was ſeinen Bildern ſehr zuſtatten kam. Viel Sonne
hatte er dort oben in ſich aufgenommen, viel Sonne hat er mit
zurückgebracht, auch den Zuhörern gab ſein Vortrag von dieſer
Höhenſonne etwas mit nach Hauſe, und dafür ſei Herrn Faber
nochmals unſer beſter Dank geſagt.
ſprach geſtern abend Kapitänleutnant H. Dorſch im Feſtſaal des
Ludwig=Georgs=Gymnaſiums. Der Zweck des Vortrags war, kurz
mit der Perſon und Ideenwelt Kriſhnamurtis bekannt zu machen.
um dadurch auf den Vortrag Kriſhnamurtis ſelber am 18. April
in Frankfurt vorzubereiten. Der Vortragende, der in der
Per=
ſönlichkeit des Inders die Syntheſe von Orient und Okzident
er=
blickt, führte u. a. folgendes aus: Kriſhnamurti, iſt 1895 in der
Nähe von Madras geboren. Sein Vater der Regierungsbeamter
und Theoſoph war, überließ ſeine Söhne Frau Dr. Beſant zur
Er=
ziehung. Im Jahre 1911 nahm Frau Dr. Beſant die Knaben mit
nach Europa und ſprach in einer Art Verkündigung von der
gei=
ſtigen Größe, die in Kriſhnamurti verborgen ſei. Im Jahre 1925.
nach dem Tode ſeines Bruders, trat Kriſhnamurti als geiſtiger
Lehrer vor die Welt, um ohne eine dogmatiſche Lehre und ohne
den Wunſch nach Nachfolge, den Menſchen ſeine geiſtigen
Erfah=
rungen mitzuteilen. Ablehnung jeder Autorität und Streben
nach Befreiung ſind die Eckpfeiler ſeiner „Lehre”, mit der er nicht
mehr bezweckt, als in jedem Einzelnen das Streben nach
menſch=
licher Vollkommenheit zu wecken. Er ſelbſt hat dieſe
Vollkommen=
heit erreicht — Kriſhnamurti wurde ſodann noch als Dichter und
Lebenskünſtler gewürdigt. Auf einige Einwände in der
darauf=
folgenden Ausſprache gab der Vortragende in derſelben ruhigen
Weiſe Antwort, die ſeinem Vortrag einen ſympathiſchen, von
Fa=
natismus freien Grundton gab.
— Photogr.=Ausſtellung. Eliſabethenſtraße 28. Es iſt noch
nachzutragen, daß die Dekoration in den Ausſtellungsräumen von
der Firma Feidel Möbelinduſtrie, Hügelſtraße 15, in
liebenswür=
diger Weiſe geſtellt wurde.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber Erna
Rappar=
lié, die am Rudolſtädter Landestheater als Anfägerin tätis
iſt, ſchreibt die „Rudolſtädter Zeitung”: „Figaros. Hoch
zeit”. In der Hoſenrolle des Cherubins präſentierte ſich mit ent
zückendem Liebreiz und natürlicher Friſche Erna Rapparlié
Neckiſch und lieblich wurde ſie all den großen Schwierigkeiten ihre=
Partie auch ſtimmlich gerecht, ohne ſich aus ihrer Mittelpunktpoſi
tion drängen zu laſſen. „Viktoria und ihr Huſe
Die
Partie der „O Lia San” übernahm Erna Rapparlié. Sie ent
ledigte ſich ihrer neuen Aufgabe mit beſtem Erfolg. Ihr lebhaf.
tes Temperament, ihr ſpieleriſches Auftreten und geſangliches
Kön=
nen führte zu einer guten Geſamtleiſtung. Der ſtarke Beifal.
zeugte von den vielen Sympathien, die ſich die junge Künſtlerir
mit dieſer Rolle erworben hat.
„„Luſtige Witwe‟ Erne
Rapparlié war eine raſſige, intereſſante Valencienne
mi=
augenblitzenden Verführungskünſten.
Die „Rudolſtädter Lan
deszeitung” ſchreibt: „Im weißen Röß’l”. Reſi, des Bettler=
Nichte, ſpielte Erna Rapparlié. Ihre Lieder und Schnada
hüpferln klangen nicht nur rein und lieblich, ſondern waren aud
gut zu verſtehen, da ſie ſich ordentlicher Ausſprache befleißigte
Bravo dafür!
— Volkskonzerte im Heſſiſchen Landestheater (Brahms
Zyklus). Das erſte der drei Volkskonzerte, die in dieſem Jahr
einen Ueberblick über das geſamte Schaffen von Johannes Brahm
geben, wurde auf Montag, den 23. März, feſtgeſetzt, nachdem de
urſprünglich für Ende Januar vorgeſehene Termin wegen de
wochenlang dauernden Vorproben zu Alban Bergs „Wozzeck” ver
ſchoben werden mußte. Die Vortragsfolge des erſten Abend
bringt das D=Moll=Klavierkonzert, geſpielt von Guſtav Beck, vie
Lieder mit Klavier, geſungen von Anny v. Stoſch, und die erſt
Sinfonie in C=Moll. Der zweite Abend mit der Alt=Rhapſodie
dem Violinkonzert und der 2. Sinfonie folgt am 30 März. De
letzte Abend 3. und 4. Sinfonie) iſt für Ende April vorgeſeher
Karten zu allen Konzerten werden bis einſchließlich 23. März al
gegeben, Karten zum 1. Konzert allein von Freitag, den 2
März, ab.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus Kleines Haus Dienstag17. März Me R. Nice
Sturm im Waſſerglas
4 20
Preiſe 1—10 Mk. Keine Vorſtellung Mittwoch,
18 März 20—22 Uhr.
Der Tartuffe
K18 Bülnenvolksbund
T Gr. 3 Preiſe 0.30—3 Mk. Keine Vorſtellung Donnerstag,
19. März 19.30—28 43 Uhr
Viktoria und ihr Huſar
Dſtot. Volksb. Gruppe 1-
G12 Preiſe 0 80—8 Mk Keine Vorſtellung Freitag,
20. März 20—22 15 Uhr
Wozzer
D 19
Preiſe 1——10 Mk. 20 Uhr
Kundgebung des Kulturkartel
der Sozialdemokratiſchen Par=
Unkoſtenbei rag 50 3 Samstag.
21. März 20—22 Uhr
Sturm im Waſſerglas
Preiſe 1—10 Mk.
E19 19 3½—22 Uhr
Blaubart
Zuſ.=M. II10
Preiſe 1.20— 6. Mk.
Sonntag
22. März
14.30—18.30 Uhr
Lohengrin
Heſſenlandm 17 5 u. III,10
u P4, U 3
Darmſt. Volksb. Gr I—TV
Preiſe 1—10 Mck.
15—16.30 Uhr
Schneewittchen
Malionettenbühne
Preiſe 0.40—2 Mk.
Unſtimmt
20—22 Uhr
In neuer Inſzenierung
Torquato Taſſo
C 19
Preiſe 1—10 Mk
— Heſſiſches Landestheater. Das Opern=Enſemble des La
destheaters gaſtiert am Mittwoch, dem 18. März, im Feſtſpie
haus Worms mit Wagners „Fliegendem Holländer”.
— Mi
woch, den 18. März, findet eine Wiederholung des „Tartuff
von Moliere in der Bearbeitung von Rudolf Blümner im Gr
ßen Haus ſtatt. Regie: Alfred Noller; Bühnenbild: Lothar Sche
von Trapp; in der Titelrolle: Joſef Keim.
Freitag den
März, gelangt im Großen Haus Alban Bergs Oper „Wozze
unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm in der Inſzen
rung von Renato Mordo zur Aufführung. Das Bühnenbild
warf Lothar Schenck von Trapp. Die Titelrolle ſingt Albert Le
mann; die übrigen Rollen ſind beſetzt mit Mitrovic. Sattl
Kuhn Vogt, Schocke, Herrmann, Bertholdt und Gallinger. —
erſte Wiederholung der erfolgreichen Operette „Blaubart”v
Offenbach in der textlichen Bearbeitung von Renato Mordo find
am Samstag, dem 21. März. im Kleinen Haus ſtatt. Muſikaliſe
Leitung: Karl Maria Zwißler. Bühnenbild: Lothar Schenck v.
Trapp. Die Hauptrollen ſind beſetzt mit Sattler, Jacobs, Kul
Schocke, Harre, Stralendorf, Vogt, Liebel, Scheinpflug. Garbe u
Spira. — Goethes Torquato Taſſo” geht Sonntag, den
März, an dem 99. Todestag, des Dichters, im Großen. Haus
Szene. Die Regie führt Günter Haenel. Die Titelrolle wur
von Peter Widmann von den Städtiſchen Bühnen Eſſen überno
men — Neben dem „Taſſo” wird Friedrich Forſters Schüle
tragödie „Der Graue”, die in Köln einen ganz außerorder
lichen Erfolg aufzuweiſen hatte, probiert — Als nächſte Premie
im Großen Haus wird nach dem „Taſſo” Zuckmayers Komödie „D
Hauptmann von Köpenick” einſtudiert werden.
MAädL Würze
Probe-
In Flaschen IHäschcbenl. 0.
Original 1——. 18 1—-36 —. 63 1—.80 11.42, 15. 85
nachgefüllt! —.09 —20½—
1.13
in 28 verschiedenen Sorten
1 Würfel für 2 Teller 12 Pfg.
TAddF Fleischbrühe
in der Stangen-Packung
5 Würfel nur 18 Pfg.
Nummer 76
Dienstag, den 17. März 1931
Seite 7
2
„Club=Anfahrt des Starkenburger A. C.
Beſichkigung der Sfraßenbau=Arbeiten an der „Todeskurve‟
Die Fuchsmühle bei Weinheim war das Ziel der erſten
Club=
fahrt, mit der der Starkenburger A.=C. ſeine Sportſaiſon 1931
er=
öffnete. Das märchenhaft ſchöne Wetter als grundlegenden
Fak=
tor in Rechnung geſtellt, unter den allergünſtigſten Auſpizien
er=
öffnet. Ueberraſchend ſtark war die Zahl der Clubmitglieder die
ihre Wagen beim erſten Sonnenſtrahl aus der winterlichen „
Scho=
nungsruhe” herausgeholt, und überraſchend groß war auch die Zahl
der Freunde aus Weinheim und Bensheim, mit denen die
Star=
kenburger zuſammentrafen. Clubfreunde, mit denen der St. A. C.
bekanntlich in einer Axbeitsgemeinſchaft vereinigt iſt.
Wie immer beim Starkenburger, wurden auch bei der
Club=
anfahrt praktiſche Zwecke verbunden. Fahrtſtrecke und Fahrtziel,
und vor allem das ſtarke Intereſſe, das die Bauarbeiten zur
Be=
ſeitigung der ſog. Todesurve, die in letzter Zeit vielfach in der
Oeffentlichkeit beſprochen wurde, beſonders bei den Automobiliſten
erregten, brachten es mit ſich die Beſichtigung dieſer
Arbeiten in den Mittelpunkt der Clubfahrt zu ſtellen. Die
Sperrung der Bauſtrecke war von der Provinzialbehörde für dieſe
Beſichtigungsfahrt aufgehoben, da die neue, umgelegte Straße
im=
merhin ſchon ſoweit fertig iſt, daß ſie befahren werden konnte, eine
Tatſache übrigens, die mit Sicherheit darauf ſchließen läßt, daß die
von den Autofahrern der Bergſtraße ſo unangenehm empfundene
operre, mit der zeitraubenden Umgehung, bald ganz aufgehoben
wird. — An dem für die Aenderung der Straßenführung
wich=
tigſten Teil hatten ſich die Clubfreunde von Weinheim, an der
Spitze der Gauvorſitzende, und die von Bensheim bereits
einge=
funden, ſo daß Herr Oberregierungsrat Dr. Bernheim hier
eine erfreulich große Zahl begrüßen konnte, was er in der ihm
eigenen herzlichen und temperamentvollen Art tat, bevor er über
die Straßenbauarbeiten und die damit verbundenen ſehr
bedeut=
ſamen Verbeſſerungen für den Auto= und den Verkehr der
Berg=
ſtraße überhaupt — es handelt ſich hier um die
Hauptdurchfahrts=
ſtrecke — Bericht erſtattete. Als Verkehrs= und Preſſe=Referent
war Oberregierungsrat Dr. Bernheim die geeignete
Perſönlich=
keit gerade hierüber zu berichten, bevor die Arbeiten ſelbſt
be=
ſichtigt wurden. Er wies in ſeiner Rede auf die mehrfach in der
Sportpreſſe laut gewordenen Beſchwerden über die ſchlechten und
ungünſtigen Straßenverhältniſſe der Bergſtraße hin, die nunmehr
bald verſtummen dürften, nachdem die gefährliche Kurve durch die
der Vollendung entgegen gehenden Verlegungsarbeiten beſeitigt
und auch ſonſt erhebliche Verbeſſerungen auf der heſſiſch=badiſchen
Strecke vorgenommen wurden. Als Haupt=Fernſtraße Nord—Süd
zeige gerade die Bergſtraße die höchſte Verkehrs=Frequenz, und
dieſer Tatſache würde von den Behörden ſelbſtredend ſoweit wie
möglich Rechnung getragen. Daß die Sverre ſo lange
aufrecht=
erhalten werden mußte, ſei bedauerlich, aber durch die
Schwierig=
keiten der Arbeiten bedingt. Der Redner erwähnt dann die
viel=
fachen Beſchwerden über „Autofallen” in Sulzbach und
Hemsbach. Dieſe „Fallen” dienen ſicher nicht dem Verkehr,
und es wäre ſehr zu wünſchen, daß die zuſtändigen badiſchen
Be=
hörden baldigſt Abhilfe ſchaffen. 40 bis 50 Kilometer
Geſchwin=
digkeit dürften auf dieſer geraden, breiten Durchgangsſtraße ohne
Gefährdung der Sicherheit zugelaſſen werden. Weitergehenden
Wünſchen (über 50 Kilometer!) könne man allerdings nicht das
Wort reden.
Der Gauvorſitzende und Vorſitzende des Weinheimer A.=C.,
Herr Juſtizrat Jakoby=Weinheim, begrüßte auch ſeinerſeits die
Erſchienenen und dankte dem Vorredner für ſein Ausführungen,
die er ſehr unterſtütze. Was die Autofallen beträfe, ſo wäre da
ſchon vieles beſſer geworden. Richtig iſt, daß in Sulzbach und
Hemsbach geſtoppt werde. Früher waren nur 16 Kilometer
er=
laubt, dann ſei die Fahrtgeſchwindigkeitsgrenze immer mehr
her=
aufgeſetzt worden. Sulzbach läßt 40 Kilometer zu, bei 45
Kilo=
meter erfolgt Verwarnung, darüber allerdings rückſichtslos
Beſtra=
fung. Aenderung kann nur durch das Miniſterium in Karlsruhe
erfolgen. Der Gau iſt beſtrebt, dieſe Aenderung wenigſtens bis
zur 50=Kilometer=Grenze zu erreichen. Der Hoffnung, daß die
Straßenarbeiten bald beendet und die Sperre aufgehoben werde,
ſchließe er ſich gern an.
Herr Oberbaurat Baltz von der
Provinzialſtraßenbauver=
waltung, deſſen Leitung die Arbeiten unterſtehen, gab dann eine
intereſſante Darſtellung der Arbeiten, die ſich unvorhergeſehen
ſchwierig geſtalteten durch die Witterung und beſonders durch die
Bodenverhältniſſe. Teilweiſe mußte Sumpfgelände überwunden
werden, teilweiſe ſtieß man auf Reſte alter Straßen, die
drei=
bis vierfach übereinandergelegt waren (
Römer=
ſtraße) und ſehr ſchwierig zu beſeitigen waren, weil Sprengungen
ausgeſchloſſen waren. Die Arbeiten, die man abſichtlich in die
verkehrsarme Zeit verlegt habe, gehen jetzt aber mit
Rieſenſchrit=
ten der Vollendung entgegen, ſo daß ſich die Sperrdauer — wenn
nicht erneute Schwierigkeiten auftreten — nur noch um Tage
han=
deln kann. (Bravo!)
Die Fahrt ging dann weiter zur Fuchsmühle wo in dem
ſchön geſchmückten, oberen Saal die Kaffeetafel gedeckt war. Hier
erfolgten herzliche Willkommgrüße durch die Herren Oberſt
ſchröder für den Starkenburger. Juſtizrat Jakoby für den
Weinheimer und Dr. Flamm für den Bensheimer Club. Reden,
in denen ein edler Wettſtreit darüber anhub, wer für das herrliche
Frühlingswetter verantwortlich zeichnen dürfe, nachdem vor zwei
Tagen noch ſtrengſter Winter ſein Regiment ausübte, bis man ſich
ritterlich auf Weinheim einigte, das ja mit ſeinem
Som=
mertagszug den Sommer offiziell ankündigt. — In angeregter
Unterhaltung, während die Jugend zu den Klängen der fleißigen
Starkenburger Hauskapelle das Tanzbein ſchwang, verliefen ſchöne
Stunden ſchnell, zu ſchnell. Nachfeier im Saalbau beſchloß den
ſchönen Tag und Abend.
Bezirkstagung des Bezirkes Heſſen u. Heſſen=Naſſau
im Reichsverband der Büroangeſtellken u. Beamken.
Am Samstag, den 14., und Sonntag, den 15. März, hielt der
Be=
zirk Heſſen und Heſſen=Naſſau im Reichsverband der
Büroangeſtellten und Beamten (R.d.B.) in Mainz ſeine
Jahrestagung ab. Den Auftakt bildete die Jahreshauptverſammlung,
die von den Vertretern aller Ortsgruppen des Bezirks beſucht war. In
ſeltener Einſtimmigkeit erledigte die Verſammlung nach Entgegennahme
des Jahres= und Kaſſenberichtes die organiſatoriſchen Fragen. Die
Vor=
ſtandswahl brachte ſowohl die Wiederwahl des 1. Vorſitzenden, Kollegen
Joſef Ebersmann=Bingen, wie auch der übrigen
Vorſtandsmitglie=
der. Nach dem Geſchäftsbericht konnte der Bezirk auf ein arbeit8 Jahr zurückblicken, indem trotz der wirtſchaftlichen Notlage
mit ihren Folgen für die Angeſtelltenſchaft recht gute Erfolge auf
dem Gebiete des Kündigungs= und Rechtsſchutzes, wie auch des
Tarif=
weſens erzielt werden könnten. Dieſe Erfolge wirken ſich auch auf die
Mitgliederbewegung recht günſtig aus, denn die Mitgliederzahl des
Ve=
zirkes konnte im vergangenen Jahre um 25 Prozent geſteigert
werden. Ebenſo wurden verſchiedene neue Ortsgruppen geſchaffen. Auch
das allgemeine Ortsgruppenleben hatte eine ſtarke Belebung zu
verzeich=
nen, die nicht zuletzt auf die Erkenntnis zurückzuführen iſt, daß gerade
in der Notzeit die Angeſtelltenſchaft die Berufsorganiſation.
wie ſie der Reichsverband für die Behördenangeſtellten darſtellt, eine
unbedingte Notwendigkeit geworden iſt. Die ſich anſchließende Ausſprache
ging daher über die Organiſationsfragen bald zu den brennenden
Stan=
desfragen über, die am Sonntag vormittag in den Räumen des
Kolping=
hauſes in
drei Facharuppenſitzungen
von den Angeſtellten der verſchiedenen Verwaltungszweige dann
ein=
gehender behandelt werden konnten. In drei überaus gut beſuchten
Sitzungen fanden ſich die Angeſtellten der Reichsfinanzverwaltung unter
der Leitung, des Kollegen J. J. Witzel=Mainz. Sprecher Kollege
Süßer=Berlin, die Angeſtellten in den Reichs=, Staats= und
Kommu=
nalverwaltungen, unter der Leitung des Kollegen A. Martin=Bad=
Schwalbach, Sprecher Kollege Wambach=Frankfurt a M., und die
Angeſtellten bei den Arbeitsämtern und in der Soziaſverſicherung, unter
der Leitung des Kollegen Finger=Mainz, Sprecher Kollege H.
Bouillon=Köln, zuſammen. Unter regſter Anteilnahme fand eine
recht ausgiebige und eingehende Ausſprache ſtatt, deren Inhalt in
ent=
ſprechenden Entſchließungen ihren Niederſchlag fanden.
In der öffentlichen Kundgebung im großen Saal der Mainzer
Lie=
dertafel ſprach Herr Süßer=Berlin, Leiter der Abteilung
Sozial=
politik des Reichsverbandes der Bürvangeſtellten und Beamten, über
das Thema: „Unſer Berufsſtand im Kampfe um ſeine
Exiſtenz”. Nach einer Würdigung der wirtſchaftlichen Sorge und
der großen Arbeitsloſigkeit auch der Angeſtellten, ſowie Not= und
Zwangslage der Verwaltungen behandelte der Redner eingehend die
haushaltspläne, die eine überaus ſtarke Mittelkürzung in den
Per=
ſonaletat bringen — in der Reichsfinanzverwaltung allein um rund
* Millionen Mark — deren Auswirkung lediglich die Angeſtellten zu
tragen haben. Der Redner forderte daher unter dem Beifall der
Ver=
ſammlung die Abſchaffung veralteter Beſtimmungen, die entgegen dem
2 1B, Abſ 1, der Reichsverfaſſung ohne Rückſicht auf die
Leiſtungsfähig=
keit den Angeſtellten entwürdigt. Der Verband erwartet, daß das
an=
bekündigte Arbeitsſchutzgeſetz herauskomme, indem vor allem mit der
Sonderſtellung der Behörden und öffentlichen Verwaltungen gegenüber
dem brivaten Arbeitgeber ein Ende bereitet wird, und auch die
Ausbil=
dung der jugendlichen Kräfte in den Verwaltungen regelt. Zum Schluſſe
wies der Redner auf die oft beobachtete Radikaliſierung der Angeſtellten
as zwangsläufige Folge ſo vieler Mißgriffe und Zurückſetzungen
berech=
bgter Anſprüche der Angeſtellten hin. Er erwarte von den Vertretern
der Parlamente und Kommunalvertretungen, durch ein lohales und
über=
egtes Vorgehen dieſem Radikalismus vorzubeugen. So warnte er aber
auch die Angeſtelltenſchaft ſelbſt, dieſen Radikalismus in die
Berufs=
vertretungen hineinzutragen, wie dies verſchiedentlich auch jetzt bei den
Betriebsratswahlen zu beobachten ſei. Nur durch ſachliche und nach der
Verbandsparole des Reichsverbandes der Büroangeſtellten und
Beam=
ken berufsſtändiſche Arbeit ſei es möglich, ſtetig an dem Ausbau des
ſechtes der Angeſtellten zu arbeiten, um den zurzeit tobenden Kampf
un die Exiſtenz zu einem guten Ende zu führen.
*Das Uniontheater bringt ab heute die Ausſtattungsoperett
„Die Königin einer Nacht”, ein Film nach dem Roman von Alfxe
Regie; Fritz Wendhauſen. J
Machard „Die Frau einer Nacht”,
Len Hauptrollen; Friedl Haerlin, Walter Janſſen u. a. Muſik vor
Otto Stranſky. Der Film erzählt das Abenteuer einer Königin
der Riviera, ſeine diplomatiſchen Entwicklungen und Löſungen.
* Beethovenabend. Auf das heute Dienstag ſtattfinden
Konzert im Mozartſaal. Schulſtraße 8, weiſen wir nochmals hi
Eintrittskarten zu 1 und 2 RM. ſind noch an der Abendkaſſe e
hältlich. Die Konzertgemeinde der Volksbühne beſucht dieſe=
Konzert.
* Schwurgericht.
Aw. Die übelſten aller Strafgerichtsſachen ſind ohne Zweifel die
Meineidsprozeſſe um der ganzen menſchlichen Bosheit und Schlechtigkeit
willen, die da ſtets wie nirgends ſonſt aufgezeigt werden. Ganz
beſon=
ders unerfreulich war am Montag wieder eine Meineidsklage, die
unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit gegen zwei Dienſtmädchen
und einem Beſſunger Bäckermeiſter ſtattfand. In dem
Haus dieſes Bäckermeiſters wohnen nicht weniger als 14 Mietparteien,
die ſich gegenſeitig beſchimpfen und mit Beleidigungen gröbſter Art nicht
ſparſam umgehen. Eines Tages ſtrengte der Bäckermeiſter eine
Näu=
mungsklage gegen einen Hausanwohner an, weil er ſeinen Bruder bei
ſich aufgenommen habe, der ihn — den Hauswirt — in gröbſder Weiſe
beleidigt habe. Es folgten dann drei Beleidigungsprozeſſe, in denen er
Beweis dafür antreten wollte, daß er nicht mit ſeinen Dienſtmädchen
„Verkehr gehabt” habe, wie die Mieter behauptet hatten. Im Verlauf
dieſer Prozeſſe verfehlte er nicht, ſich mit den beiden heute angeklagten
Dienſtmädchen, die nacheinander bei ihm in Stellung waren, in Fühlung
zu ſetzen. Er beeinflußte das eine Mädchen, das nach dem Gutachten des
mediziniſchen Sachverſtändigen erheblich beſchränkt iſt, dahin, daß es
eine Erklärung unterſchrieb, in der es alles, was es einmal von ihrem
Dienſtherrn behauptet hatte, wieder abſtritt. Auch in dem Termin, zu
dem es dann geladen wurde, beſtätigte es dieſe Erklärung. Als es
hin=
ten im Zuhörerraum ſaß, fing es aber plötzlich an zu weinen und
er=
klärte einem neben ihr ſitzenden Mädchen, ſie habe eben etwas Falſches
geſagt. Einer Mieterin, anſcheinend der „geiſtigen Führerin des
Lügen=
feldzuges”, gegen den Hauswirt, wie dieſer es nennt, ſagte ſie nach zwei
Tagen dasſelbe, und dieſe ging ſofort mit ihr auf die Polizei, wo ſie
wei=
nend ein volles Geſtändnis ablegte. Auch heute iſt ſie in vollem
Um=
fange geſtändig. Das andere Mädchen jedoch und der Angeklagte leugnen
alles rundweg, auch gegenüber den Belaſtungszeugen. Der Bäckermeiſter
ſchiebt die größte Schuld auf ſeine Frau, die, früher mitangeklagt,
plötz=
lich in eine Heilanſtalt gebracht werden mußte und ſo nicht mehr zur
Rechenſchaft gezogen werden kann. Der Staatsanwalt ließ für das
erſte Mädchen weitgehend mildernde Umſtände gelten und
bean=
tragte die Mindeſtſtrafe von einem Jahr Zuchthaus, die
in Anbetracht der geiſtigen Beſchränktheit und der Neue des Mädchens
ſchon an ſich ſehr hoch ſei. Für das zweite Mädchen beantragte
er für zwei Fälle des Meineids — ſie hatte in einem früheren
Termin und in demſelben Termin wie das erſte Mädchen beidesmal
die=
ſelbe falſche Erklärung abgegeben — eine Zuchthausſtrafe von
insgeſamt einem Jahr und drei Monaten, und außerdem
für beide Mädchen je zwei Jahre Ehrverluſt. Für den
Bäcker=
meiſter beantragte er wegen Anſtiftung zum Meineid in drei Fällen
zwei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt,
Die drei Verteidiger beantragten durchweg Freiſpruch.
Die Verhandlung, die mit zweiſtündiger Mittagspauſe bis abends
8 Uhr dauerte, ſetzte die Urteilsverkündung auf Donnerstag
vor=
mittag 9.15 Uhr feſt.
Das Schwurgericht tagt noch einmal am Dienstag und Freitag,
viel=
leicht auch am Samstag.
Nächſte Woche beginnt die Berufungsverhandlung gegen die
anläß=
lich der Opel=Unruhen verurteilten Kommuniſten.
Karmelitergeiſt
Ace
7Meliſt.=3Musk. 1Nelk.=GZitr.bBimteu.
Lav.,Ol. 18,14Menth.,400 Waſſ.,600 Spir.
schmerzlindernd
und belebend bei Rheuma, D8chlas,
Kopf=, Nerven= und
Erkältungs=
ſchmerzen, Ermüdung u. Strapazen 5
In Apotbeken und Dragecſer 5
Straßenſperre. Wegen Vornahme von Kanalbauarbeiten
wird die Darmſtraße zwiſchen Stiftsſtraße und
Gervinus=
ſtraße und die Wienerſtraße zwiſchen Darm= und Soderſtraße
vom 16. März 1931 bis auf weiteres für Fahrzeuge aller Art
geſperrt.
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift Übernimmt die Redaktlon keinertei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Geund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
Einſendungen, die
verwendet werden, lönnen nicht
der Einſender verantworilich.)
zuräckgeſandt. die Ablehnung nicht begründel werden.
Manche Schulen haben die Gepflogenheit, noch am Ende
des alten Schuljahres den Eltern ſchriftlich mitzuteilen, welche
Bücher die Kinder im nächſten Jahre brauchen. Das iſt ſehr zu
begrüßen. Zu großem Danke würden die Schulleitungen die
El=
tern verpflichten, wenn ſie dabei bekannt gäben, welche Bücher
nicht ſofort benötigt werden. Die Ausgaben für die
Schul=
bücher ſind ohnedies recht bedeutend und mancher Vater wäre
froh, wenn er die eine oder andere Ausgabe noch eine Zeit
hin=
ausſchieben könnte. Wir bitten daher — gewiß im Intereſſe
vieler — die Schulen, dieſe kleine Rückſicht walten zu laſſen.
Ein Vater.
* Der Weg aus deutſcher Nok.
Der ſtaatsparteiliche Reichstagsabgeordnete Dr. Stolper ſprach
geſtern abend im großen Saale des Städtiſchen Saalbaues über das
ſehr aktuelle Thema „DerWegausdeutſcher Not‟. Der Beſuch
des Vortrages war gut, hätte allerdings noch ſtärker ſein können, zumal
Dr. Stolper, der Herausgeber der Zeitſchrift „Der Volkswirt” iſt, als
anerkannter Kenner der wirtſchaftlichen Zuſammenhänge einen
bedeuten=
den Namen hat. Die Verſammlung leitete Direltor Schrauth, der
in ſeiner herzlichen Begrüßungsanſprache namens der Ortsgruppe
Darm=
ſtadt der Deutſchen Staatspartei auf die Bedeutung des Vortragsabends
hinwvies.
Reichstagsabgeordneter Dr. Stolper begann ſeine Ausführungen
mit der Zeichnung der Auswirkungen des größten und furchtbarſten aller
Kriege auf die Wirtſchaft aller Länder. Er befaßte ſich dann in der
Hauptſache mit der nationalſozialiſtiſchen Bewegung und ſieht den Grund
des Auszuges der Nationalſozialiſten aus dem Reichstag in der
politi=
ſchen und wirtſchaftlichen Unkenntnis der nationalſozialiſtiſchen
Abgeerd=
neten, die im Reichstag zu offenſichtlich zutage getreten ſei. Mit
Nieſen=
ſchritten komme der Augenblick, da ſich das Volk energiſch gegen
Ver=
dummung und Vernebelung wehre.
Dann ſetzte ſich der Redner mit der Tributfrage auseinander und
warf die Frage auf, wie es komme, daß die Weltkriſe alle Völker erfaßt
habe, alſo auch die, die keinen Tribut zahlen. Der Youngplan ſei ein
ſchlechtes Dokument, ſowohl in materieller, wie in formeller Hinſicht,
dieſen Standpunkt habe er immer vertreten. Der Youngplan habe
For=
mulierungen, die juriſtiſch unhaltbar ſeien und aus denen man alles
leſen könnte. Er empfinde es aber moraliſch unerträglich, daß zwei
Generationen dazu verurteilt würden, zu zahlen, nur weil wir das
Un=
glück hatten, den Krieg zu verlieren. Eine Kriegsſchuldfrage wäre
übrigens in Deutſchland nie aufgeworfen worden, wenn wir geſiegt
hät=
ten. Redner ſtreifte dann den Ruhrkampf, den Währungsverfall und den
Dawesplan und deſſen Rechtszuſtand. Der Ausweg zum
Young=
plan habe zur Befreiung des deutſchen Rheines
ge=
führt, davon rede man und daran denke man viel zu wenig in
den nationalſozialiſtiſchen Kreiſen. Der Youngplan bedeute an ſich
eine Wenigerbelaſtung gegenüber dem Dawesplan. Weiter ſetzte ſich der
Redner mit der nationalſozialiſtiſchen Zinstheorie und dem
national=
ſozialiſtiſchen Parteiprogramm, das nicht durchführbar ſei, auseinander.
Die Arbeitsloſigkeit, die vom September 1930 bis heute von 2 auf 5
Millionen geſtiegen iſt, ſei einmal eine Folge der Wirtſchaftskriſe, in der
Hauptſache aber ſchreibe er dieſe Verſchärfung der Arbeitsloſigkeit dem
14. September zu, denn mit dieſem Tage ſei eine ſchwere
Vertrauens=
kriſe in und gegen Deutſchland entſtanden. Dieſes Mißtrauen habe
Hun=
derttauſende von ihren Arbeitsplätzen getrieben. Die
verantwortungs=
bewußten Parteien ſahen ſich vor ſchwere Aufgaben geſtellt. Man müſſe
zunächſt im Innern ein einiges Volk werden. Der Redner bezeichnete
dann als fundamentale Urſachen der Wirtſchaftskriſe bis September 1930
den verlorenen Krieg. Der Rückgang der deutſchen Konjunktur begann
bereits 1½ Jahre früher als die der Weltkonjunktur. Die Weltkriſe hätte
Deutſchland weniger getroffen, wenn nicht die innerpolitiſchen
Verhält=
niſſe Deutſchland geſchadet hätten. Die Regierung Brüning verſuche
Ordnung zu ſchaffen zum Wohle Deutſchlands. Heute ſei Aufgabe jedes
Einzelnen, Opfer zu bringen und Selbſtverantwortung zu tragen. Von
der Gründung der Staatspartei ſei er zunächſt nicht reſtlos begeiſtert
geweſen, aber es gelte jetzt vor allem zuſammenzuſtehen. Politiſche
Ver=
nunft müſſe an die Stelle der Unvernunft treten. Wenn alle ihre Pflicht
tun, dann werde Deutſchland frei und der Wiederaufſtieg geſichert ſein.
Lebhafter Beifall dankte dem Neferenten. Die Ausſprache entwickelte
ſich in der Hauptſache zu einer theoretiſchen Diskuſſion zwiſchen dem
Red=
ner und einem Radikaldemokraten. Mit einem herzlichen Dankeswort
ſchloß Direktor Schrautb die Verſammlung, die ohne Zwiſchenfall
ver=
laufen war.
* Skeuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 10. bis 31. März 1931.
Aufbewahren!
Ausſchneiden!
20. März: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom 1.
bis 15. März 1931 erfolgten Lohnzahlungen im
Markenver=
fahren und im Ueberweiſungsverfahren; im letzteren jedoch
nur dann, wenn die in der erſten Hälfte des Kalendermonats
einbehaltenen Lohnſteuerbeträge für ſämtliche in einem
Be=
triebe beſchäftigten Arbeitnehmer den Betrag von 200 RM.
überſtiegen haben. Keine Schonfriſt. Ferner Abführung der
im Steuerabzugsverfahren einbehaltenen Ledigenſteuer.
25. März: Sechſtes und letztes (gemeindliches) Ziel der Gemeinde=,
Kreis= und Provinzialumlagen, für das
Nech=
nungsjahr 1930/31. Grüner Steuerzettel. Schonfriſt bis 5.
(7.) Aprik 1931.
25. März: Zahlung der Müllabfuhr=, Straßenreinigungs=
und Kanalbenutzungsgebühr in der Stadt
Darm=
ſtadt laut blauem Gebührenbeſcheid. Sechſtes und letztes Ziel
für das Rechnungsjahr 1930/31. Schonfriſt bis 5. (7.) April
1931.
25. März: Entrichtung der Filialſteuer in der Stadt Darmſtadt.
Sechſtes und letztes Ziel, weißer Beſcheid. Schonfriſt bis 5.
(7.) Aprik 1931.
31. März: Entrichtung der Beiträge zur
Handwerkskam=
mer, viertes und letztes Ziel für das Rechnungsjahr 1930/31
an die Stadtkaſſe in Darmſtadt, Grafenſtraße.
31. März: Letzter Termin für die Einreichung von
An=
trägen auf Erſtattung von Lohnſteuer für
für 1930. Bis zu dieſem Tage müſſen die Anträge bei dem
zuſtändigen Finanzamt eingegangen ſein. Näheres in dem
Steuerkalender für die 2. Januarhälfte in Nr. 19 des
Darm=
ſtädter Tagblatts vom 19. Januar 1931.
31. März; Ablauf wichtiger Aufwertungsfriſten. Bis
ſpäteſtens an dieſem Tage müſſen bei dem zuſtändigen
Grund=
buchamt die Anträge geſtellt ſein, die eine Wiedereintragung
gelöſchter Hypotheken oder eine Umſchreibung von noch auf
Paviermark lautenden Aufwertungshypotheken in Goldmark
bezwecken. Näheres durch die Grundbuchämter.
H. W. Wohmann.
— Orpheum. „Das Land des Lächelns‟. Die geſtern
abend mit ſtärkſtem Beifall aufgenommene Erſtaufführung der
Operette „Das Land des Lächelns” von Franz Lehar mit dem
En=
ſemble des Berliner Metropol=Theaters wird heute und folgende
Tage, abends 8.15 Uhr, wiederholt. Kammerſänger. Hans
Gredinger hatte in ſeiner Glanzrolle als Prinz Sou=Pong
eine ganz beſonders herzliche Aufnahme gefunden, ebenſo die
übrigen Mitglieder des Enſembles. Karten von 1 Mk. an im
Verkehrsbüro und bei Hugo de Waal. Rheinſtraße 14.
Plakat=
karten werden wieder Ernſt=Ludwigſtraße 14 (früher Boßler) von
11—1 und 3—6 Uhr in Umtauſch genommen. (Siehe Anzeige.)
Brieftaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Dezugsgulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Dle Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichlkelt.
„Bb.—R.” 1. Das wird davon abhängen, ob der
Gewerbe=
betrieb nach den heſſiſchen Beſtimmungen anmeldepflichtig iſt und
der Gewerbeſteuer unterliegt. 2. Eine Willenserklärung gilt auch
dann als dem anderen Teil gegenüber zugegangen, wenn ſie durch
Vermittlung des Gerichtsvollziehers nach den Vorſchriften der
Zivilprozeßordnung zugeſtellt iſt. 3. Die Strafverfolgung von
Vergehen (Betrug iſt ein Vergehen), die im Höchſtbetrage mit
einer längeren als dreimonatigen Gefängnisſtrafe bedroht ſind,
verjährt in 5 Jahren. Bei Betrug iſt der Höchſtbetrag der
Ge=
fängnisſtrafe 5 Jahre. Die Verjährung beginnt mit dem Tage,
an welchem die Handlung begangen iſt, ohne Rückſicht auf den
Zeitpunkt des eingetretenen Erfolgs. Die Frage iſt alſo zu
ver=
neinen. 4. Die Zwangsvollſtreckungskoſten (alſo auch der Auftrag
des Anwalts zur Vornahme einer Zwangsvollſtreckung) fallen,
ſoweit ſie notwendig waren, dem Schuldner zur Laſt. Als ſolche
Koſten gelten auch die Koſten der Ausfertigung und Zuſtellung des
Urteils.
S. P. Es iſt nach den geſchilderten Umſtänden zweifellos, daß
Sie auf Grund der Feuchtigkeit des mitgemieteten Kellerraums
Schadenerſatz begehren können, ſoweit infolge des Mangels
Scha=
den verurſacht wurde. Auch ein Anſpruch auf Minderung des
Mietzinſes der durch Bauſachverſtändige feſtzuſtellen wäre, dürfte
begründet ſein.
Scite 8
Dienstag, den 17. März 1931
Nummer
Haupkverſammlung des Odenwaldklubs.
Die Hauptverſammlung der führenden Ortsgruppe Darmſtadt,
vom 1. Vorſitzenden Profeſſor Dr. Köſer geleitet, ſtark beſucht.
den lichten Kronenſaal füllend, ſtrebte nach reibungsloſem,
flot=
tem Ablauf der durch Satzung vorgeſchriebenen geſchäftlichen
An=
gelegenheiten dem Höhepunkt zu, der Ehrung der Mitglieder, die
25 und 40 Jahre dem Kluk angehören. Die Geſangsabteilung,
durch Muſikoberlehrer Volz auf anerkennenswerte Höhe der
Leiſtung geführt, eröffnete den Abend. Nach Begrüßung der
Ver=
ſammelten und Ehrung der Toten verlas Rektor Schäfer die
Berichte über die beiden letzten Hauptverſammlungen, und
Direk=
tor Schrauth erſtattete in hinreißendem Schwung und poetiſcher
Sprache den Jahresbericht, ſeine von lebhaftem Beifall
unterbrochenen Ausführungen waren ein hohes Lied der
Heimat=
liebe und bekundeten einen ſieghaften Glauben an unſeres Volkes
Zukunft trotz bitterer Erfahrungen der Gegenwart. Trotz der
augenblicklich epidemiſch wütenden Vereinsflucht hat die
Orts=
gruppe 1020 Mitglieder behalten. Die Zahl der wandernden
Klubgenoſſen hat ſich vermehrt. Dreizehn planmäßige, von
berufe=
nen Führern muſterhaft vorbereitete Wanderungen fanden ſtatt,
die Teilnehmerzahl betrug durchſchnittlich 130. Das Goldene
Zei=
chen erwarben ſich 121 Wanderer, Georg Böcher konnte das
Abzeichen für 25jährige treue Wanderſchaft überreicht werden.
Meiſter der Mitgliederwerbung war wiederum Reichsbahn=
Ober=
inſpektor Eckert. Die Jugendgruppe, geleitet von Frau
Spren=
ger und Lehrer Salomon veranſtaltete 14 Wanderungen,
6019 Schüler zogen unter dem Verſicherungsſchutz des Klubs in
den Odenwald. Den ſtärkſten Beſuch hatte der Kaiſerturm
auf der Neunkircher Höhe, während der von den Kronen der
um=
ſtehenden Bäume beſiegte Ohlyturm erſt wieder
Anziehungs=
kraft hat, wenn die Forſtbehörde den erſehnten Ausblick möglich
macht. Verbeſſern und Unterhälten der Turmanlagen erforderten
erhebliche Mittel. Die neue Orientierungstafel am Bahnhof
be=
grüßen die von auswärts kommenden Wanderer dankbar. In
ſchönſter Erinnerung iſt allen Teilnehmern das ſtimmungsvolle
Dekorierungsfeſt. Vortragsabende zeigten in Wort und Bild die
Schönheiten des Berner Oberlandes, des Speſſarts, der
Mittel=
meerküſte und Rumäniens. Lob und Anerkennung galt den
un=
verdroſſen arbeitenden Ausſchüſſen und der fleißig übenden
Ge=
ſangsabteilung. Nach dem Kaſſenbericht des Oberinſpektors
Kammer ſtellten die Rechnungsprüfer, Reichsbahnoberinſpektor
Eckhardt und Oberrechnungsrat Ulrich, den Antrag auf
Ent=
laſtung des Rechners. Dieſem Antrag wurde zugeſtimmt, ebenſo
dem Voranſchlag. Anteilſcheine im Werte von 300 Mark wurder
uusgeloſt. Durch Zuruf wählte man die Vorſtandsmitglieder
Böcher Klump, Langsdorf Wentzel, Notti und
ochrauth wieder. In den Vorſtand trat neu Oberinſpektor
Dang ein. Rektor H. Schäfer erhielt das Amt des zweiten
ſtellvertretenden Vorſitzenden. In Zukunft ſollen im Jahr zwölt
planmäßige Wanderungen ſtattfinden, und die Teilnahme an
zehn Wanderungen ſoll zum Goldenen Abzeichen berechtigen.
Da=
mit ſchloſſen die geſchäftlichen Verhandlungen, über denen der
Geiſt der Einmütigkeit waltete und von der Verbundenheit der
Führer und der Geführten beredtes Zeugnis ablegte. Nach
friſchem Lied der Geſangsabteilung ſtattete der Vorſitzende den
Getreuen wohlverdienten Dank ab, er überreichte Ehrenurkunde
und Blauen Ring, im Namen der Gefeierten, die wir jetzt nennen,
dankte in begeiſterten Worten Oberſtudiendirektor Kiſſinger,
Mit dem Ehrenzeichen für 40jährige Mitgliedſchaft wurden
ausgezeichnet:
Wilhelm Emmel, Schloſſermeiſter; Wilhelm Rummel,
Brauereibeſitzer; Jakob Zeh. Kaufmann; Pfeiffer,
Bau=
amtmann i. R.
Für 25jährige Mitgliedſchaft erhielten das Ehrenzeichen:
Fritz Bär, Stadtſekretär i. R.; Johann Beck,
Spengler=
meiſter; Ludwig Bell Stadtſekretär: Robert Bergmann,
Kaufmann: Gg. Biermann, Weinhändler; Auguſt
Bux=
baum Bürgermeiſter: Georg Chriſt, Reſtaurateur: Dr.
Theo Eichel, Generaloberarzt; Dr. Karl v. Ewald,
Staats=
miniſter, Exz.; Dr. Gg. Hamann, Generaldirektor: „Julius
Hergt, Kaufmann; Ludwig Hering.
Dampfwäſcherei=
beſitzer; Ferdinand Hofmann, Major; Richard Jooſt
Kunſtmaler: Rudolf Kiſſinger Oberſtudiendirektor; Jſaak
Kleeblatt. Direktor: Alexander Koch, Hofrat; Heinrich
Träckmann, Prokuriſt; Hch. Langsdorf, Eiſenbahn=In=
Ober=Rechnungsrat; Karl Malzi
ſpektor: Karl Lerch
Weinhändler; Georg Müller., Ober=Regierungsrat: Adam
Reeg. Amtmann; Wilhelm Röck, Ober=Regierungsrat:
Phi=
lipp Röder, Fabrikdirektor; Konrad Röſſel, Kaufmann;
Rech=
Karl Süffert. Präſident; Friedrich Scharmann
Adolf Schläger. Direktor; Philipp
nungsrat z. R.;
Schleidt Glaſermeiſter: Heinrich Schneider Gärtner;
Philipp Schubkegel. Rechnungsrat i. R. Franz Schulz,
Spenglermeiſter; Dr. Otto Strecker, Fabrikant: Dr. Theo=
Topp. Buchhändler;
dor Tenner Apotheker: Wilhelm
Ludwig Traiſer, Fabrikant; Dr. Wilhelm Vaubel,
Pro=
feſſor; Paul Wildau, Kaufmann; A. W. Zimmermann,
Kaufmann; Theodor Petri, Ober=Aſſiſtent.
Lokale Beranſkallungen.
— Hausfrauenbund. Der für heute Dienstag, abends. im
Fürſtenſaal angeſagte Lichtbildervortrag mußte verſchoben werden.
Zugleich machen wir auf den am Donnerstag, dem 19 März,
abends, im Saale des Mozartvereins, Schulſtraße 8,
ſtattfinden=
den Vortrag von Frau Lenka Koerber über „Nutzen und
Gefah=
ren freiwilliger Gefangenenfürſorge” aufmerkſam, der vom
Allge=
meinen Deutſchen Frauenverein, Ortsgruppe Darmſtadt,
veranſtal=
tet wird, zu dem wir unſere Mitglieder ebenfalls herzlich
ein=
laden.
Criſtlicher Verein junger Männer E V
Darmſtadt. Alexanderſtraße 22 (Inf.=Kaſerne). Heute
Mitt=
woch. abends, ſpricht Herr Studienrat Knöpp in der Bibelſtunde
der Hauptabteilung. Wir laden dazu auch heute Freunde und
Gäſte herzlich ein. Wir weiſen auch noch einmal auf das
Kirchen=
konzert am Samstag in der Martinskirche und unſeren
Familien=
abend am Sonntag, abends, im Heim hin, bei welchem auch Herr
Studienrat Knöpp ſpricht, und zwar über das Thema: „Warum
mußte Jeſus ſo ſchwer ſterben?”
Vereinskalender.
— Kriegerverein. Der Schleſierverein lädt zu recht
zahlreicher Beteiligung an der am Freitag, dem 20. d. M., abends
8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau ſtattfindenden
Abſtimmungsgedenk=
feier ein.
„Alk=Darmſtadt”
Berein für Orisgeſchichte und Heimakkunde.
325. Veranſtaltung.
Zu Eingang des Abends ſprach Herr Geh. Sanitätsrat Dr.
Arthur Hoffmann über: „Neues und Altes von
Chri=
ſtian Heinrich Rinck”, er überreicht ein vorzüglich
gelun=
genes Bildnis des berühmten Darmſtädter Organiſten Rinck
für das Archiv von „Alt=Darmſtadt‟. Das noch gänzlich
unbekannte Bildnis iſt ein von H. Hohmann hergeſtellter
Ab=
druck eines reichlich 100 Jahre alten lithographiſchen Steines, den
er unter dem Nachlaß Rincks kürzlich aufgefunden hatte. Er
knüpft daran neue und intereſſante Mitteilungen aus dem Leben
und Wirken des ausgezeichneten Künſtlers
Der Vortrag iſt an anderer Stelle dieſes Blattes (Nr. 73 v.
14.
31) ausführlich mitgeteilt.
Ils weiterer Redner des Abends ſprach Herr Lehrer
Bur=
henne über „Alt=Eberſtadt und ſeine Beziehungen zu
Darm=
ſtadt‟. Der Redner führte unter anderem aus: „Daß wir keinen
Hof und keinen Adel hatten, ſondern nur Untertanen, das ſpiegelt
ſich im Laufe der Geſchichte immer wider. Aber Untertanen von
echtem Schrot und Korn, die ihre Heimat liebten, ſie verteidigten,
und in zäher unermüdlicher Arbeit mit eiſernem
Vorwärtsdrän=
gen ein blühendes Gemeinweſen ſchufen.
Zunachſt führte der Redner ſeine Zuhörer in einer
anſchau=
lichen Schilderung in die Urzeit zurück, in der ſich die erſten Spuren
menſchlicher Siedlungen an dieſem Orte nachweiſen laſſen. Funde
in der Gegend der Pfungſtädterſtraße und im Wald deuten darauf
hin, daß die Gegend ſchon in den früheſten Zeiten beſiedelt
ge=
weſen ſein müß. Als dann unſere Heimat unter römiſche
Herr=
ſchaft kam. gab es hier einen der bekannten Stützpunkte, die durch
vorzügliche Straßen untereinander verbunden waren. An einem
Schnittpunkte zweier Römerſtraßen lag dann der Ort. Es iſt die
alte Bergſtraße von Süden kommend über Eberſtadt nach
Frank=
furt, und dann die alte Dieburgerſtraße von Dieburg über
Roß=
dorf—Traiſa den Bordenberg entlang ins Mühltal über die Brücke
vom Kühlen Grund, durch die Huhl, am Forſthaus Lammesgrund
vorbei nach Malchen. auf die alte Bergſtraße.
Des weiteren ging dann der Redner auf die alemanniſche
und fränkiſche Siedelungszeit über, wo ſich im Laufe der
Völker=
wanderung dieſe Stämme hier feſtſetzen, und daß der ſich
ent=
wickelnde Ort nach ſeinem Beſitzer Heribert benannte. Denn in
den älteſten Akten begegnen wir dem Namen Herberſtadt, ſo
daß Eberſtadt urſprünglich mit einem Eber gar nichts zu tun hatte.
Mit den Franken kam dann das Chriſtentum in unſere Gegend,
und in Verbindung mit dem Kloſter Lorſch wird in einer Urkunde
von 782 der Name „Heerberſtatt” erwähnt, dann ſpäter im
Jahre 950 in einem Tauſchvertrag kehrt der Name wieder. 1002
wird es dann als „Herberſtatt” im Forſte „Forehahi”
er=
wähnt, und dann wieder als Hubenort in dem großen weiten
Drei=
eicher Wildbann. Neben Kloſter Lorſch wird ſpäter Kurmainz als
Beſitzer des Ortes erwähnt. In der 2. Hälfte des 13. Jahrh.
er=
ſcheinen dann die Frankenſteiner. Die Frankenſteiner beſaßen die
Hälfte des Ortes als Lehen von Kurmainz und die andere Hälfte
als Eigentum. Zu Beginn des 17 Jahrhunderts kam die Hälfte
des Ortes in den Beſitz der Schönberger, und 1661 kam der
ſchön=
bergiſche Teil, 1662 der frankenſteiniſche Teil in den Beſitz von
Heſſen.
Hier begannen für den Ort ſchwere Zeiten mit allerlei
Kämpfen und Nöten, Fronden und Steuerlaſten drückten die
Be=
wohner hart, und gar anſchaulich wußte der Redner zu ſchildern,
wie damals die Eberſtädter, die gar oftmals Bittgänge nach
Darm=
ſtadt machen mußten, in keinem freundnachbarlichen Verhältnis
zur Stadt ſtanden, und die Regierung von dort aus als ſtarke
Be=
drückung empfanden.
Auch den 30jährigen Krieg mit ſeinen unheilvollen
Begleit=
erſcheinungen bekam Eberſtadt in harter Weiſe zu ſpüren.
Schwe=
den und Kaiſerliche tummelten ſich hier, eine Kriegsrechnung aus
1629 gibt Kunde von Opfern, die die Einwohner bringen mußten
Durchmärſche. Einquartierungen gehörten zum alltäglichen (vom
19. auf 20. Juni 1622 war Tilly in Seeheim) und Eberſtadt
be=
kam ſicher von dieſem Beſuch allerlei zu koſten.
Des weiteren gab der Redner ein Bild von der Gründung
der Gemeinde nach dem 30jährigen Krieg, von der
volkswirtſchaft=
lichen Entwicklung, dem weitbekannten und ausgedehnten
Eber=
ſtädter Weinbau, der einen Ruf beſaß, von dem Brauerweſen, von
der Entwicklung des Handels und Wandels. Berufsleben und
Volkstum wurde in feiner Weiſe geſchildert.
Die erſte Eberſtädter Dorf=Ordnung wird 1557 erwähnt, hier
begegnen wir dem Schultheißen als Ortsoberhaupt. Von 1821 an
hörte das Schultheißenamt auf. Bürgermeiſter und Gemeinde
räte lenken die Geſchicke der Gemeinde. Ortsgeſchichtlich gab der
Redner ein Bild von der Entwicklung des Ortes, wie dieſer ſich
von 1500 an. wo das Herz des Ortes, Obergaſſe. Niederaaſſe.
Kirch=
gaſſe ſchon beſtanden, langſam entwickelte. 1523 exiſtierte eine
frankenſteiniſche Kapelle, aus der ſich dann die ſtattliche Ortskirche
entwickelte. Es erfolgte dann die Anlage der Landſtraße, hier ſaß
der Zöllner des Landgrafen und erhob Meinzoll. 1564 wurde das
erſte Rathaus erbaut, einen Reſt davon bildet die heutige Synagoge.
Schrittweiſe ging es durch die Ortsgeſchichte mit ihren Kämpfen
und Nöten, aber auch mit ihrem Aufſtieg, durch die Zeiten hindurch.
Es war ein buntfarbiges Heimatbild, was aufgerollt wurde
und das der Redner in den Goetheworten, der am 30. Oktober
1775 auf der Fahrt nach Heidelbera in Eberſtadt raſtete,
aus=
klingen ließ: „Wohl dem. der ſeiner Väter gedenket! Der froh von
ihren Taten, ihrer Größe den Hörer unterhält und, ſtill ſich
t”
freuend, ans Ende dieſer ſchönen Reihe ſich geſchloſſen fühl
Die Ausführungen beider Redner wurden von der zahlreichen
Verſammlung mit dankbarem Beifall aufgenommen, an den ſich
herzliche Dankesworte des Vorſitzenden, Herrn Philiyp Weber
ſowohl für den Ausſchnitt aus Darmſtadts Muſikgeſchichte, ſowie
für den wertvollen Beitrag zur Heimatgeſchichte, anſchloſſen.
Nächſte Veranſtaltung am 26. März. Herr Schauſpieler
Eduard Göbel lieſt: „Bekanntes und Unbekanntes”
Tageskalender für Dienstag, den 17. März 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 20—22 Uhr, A 20:
„Sturm im Waſſerglas”, — Kleines Haus: Keine Vorſtellung.
—Orpheum. 8½ Uhr: „Das Land des Lächelns”
—
Kon=
zerte: Zur Oper, Schloßkeller, Datterich. Zum Tropfſtein.
Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und Palaſt=
Licht=
ſpiele. — Mozartſaal 20 Uhr: Beethonen=Abend. — Zur
Goldenen Krone, 20 Uhr: „Von der Erdölquelle bis zur
Tankſtelle.
Aus Heſſen.
J. Griesheim, 15. März. Die am 2. Marz ſtattgefundene
Schwiſe=
zwiſchenzählung hatte folgendes Ergebnis: Zuchteber 1,
icht=
ſauen 36, ſonſtige Schweine 671. Die Zahl der nicht beſchaupflie gen
Hausſchlachtungen betrug 306. — Auf dem hieſigen Stande: mt
wurden im Monat Februar d. Js. folgende Einträge vollzogen:
Ge=
burten, 7 Eheſchließungen, 4 Sterbefälle. — Die Stempelabg /er
für die Automaten, Kraftmeſſer uſw., Klaviere und ſonſtige Muſi erke
ſowie für Federwagen für das Jahr 1931 ſind bis 1. April d. J be
dem Kreisamt Darmſtadt, Neckarſtraße 3, zu entrichten. — Die o
ent=
liche Generalverſammlung des Landw. Konſumvereins idet
am Sonntag, 22. März, nachmittags 5 Uhr, im Gaſthaus „Zum g nen
Laub” hier ſtatt.
— Erzhauſen, 16. März. Hohes Alter. Am 18. Mär= ſ931
begeht Herr Pflaſterermeiſter Ludwig Gottlieb Becker 2. ſeinen 8
Ge=
burtstag in voller geiſtiger Friſche.
Dg. Gräfenhauſen, 16. März. Einführung der Bierſtiſer.
Nachdem der Gemeinderat die Erhebung der Bierſteuer und den Aaß
einer Ortsſatzung zur Erhebung derſelben unter dem 23. Dezember
bri=
gen Jahres beſchloſſen hat, iſt dieſe Ortsfatzung durch Verfügun ſdes
Herrn Miniſters des Innern vom 3. ds. Mts. genehmigt worde ſnd
tritt am 1. April ds. Js. in Kraft. Die genehmigte Ortsſatzung
in der Zeit vom 16. bis 23. ds. Mts. während der üblichen Dienſtſt
auf dem Amtszimmer des Bürgermeiſters zu jedermanns Einſicht fen.
Cp. Hahn b. Pfungſtadt, 16. März. Beigeordnetennſhl.
Bei der am geſtrigen Sonntag ſtattgehabten Beigeordnetenwahl ſrde
der Kandidat der Bürgerlichen Vereinigung, Landwirt und Gem
ide=
rat Philipp Herbert, zum Beigeordneten gewählt. Herbert mite
384 Stimmen auf ſich vereinigen, während ſein Gegenkandidat
Ge=
meinderat Georg Crößmann 5., 350 Stimmen erhielt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 16. März. Am 17. d. M. wird der eher ſige
Schloſſermeiſter Joh. Ad. Wittersheim 89 Jahre alt. Er i be
älteſte Einwohner Nieder=Ramſtadts und erfreut ſich trotz ſeines, hen
Alters noch beſter Geſundheit, obſchon er ſich erſt vor kaum zwei J gen
nochmals einer Operation unterziehen mußte. Wittersheim iſt
IIt=
beteran und war Kriegsteilnehmer von 1866 und 1870/71. Er iſt
Eit=
begründer des Kriegervereins und der Freiwilligen Feuerwehr
Nieder=Ramſtadt=Traiſa, 15 März. Fortbildungs ſes
ür Erwerbsloſe. Erwerbsloſe aus beiden Gemeinden,
ſbe=
ſondere erwerbsloſe Jugendliche, werden zu dem am Dienstag, ſem
17. März, in der Schule zu Nieder=Ramſtadt, Bahnhofſtraße, a k
8 Uhr beginnenden, für die Teilnehmer koſtenloſen Fortbildung
ſus
herzlich eingeladen. Nicht=Erwerbslofe ſind ebenfalls zur Teilt ſme
zugelaſſen. Die Tage und Stunden für die Vorträge ſind
unter möglichſter Rückſichtnahme auf andere regelmäßig ſtattfin ade
Veranſtaltungen feſtgeſetzt worden. Sie beginnen pünktlich. A
nel=
dungen nehmen entgegen die Bürgermeiſtereien in Traiſa und Nſe=
Namſtadt. Bei den Vorträgen findet freie Ausſprache ſtatt. S beit
vorhanden, werden Bücher und Schriften zum weiteren Studiun de
Kursteilnehmern zur Verfügung geſtellt. Folge der Veran 4
n=
tungen: Dienstag, 17. März, 8—10 Uhr abends: Erwerbs
verſicherung”: Herr Richter, Darmſtadt. — Freitag, 20. März, 6— Uhr
abends: „Geſunde Lebensweiſe”, einfache praktiſche Winke über Woh mg,
Kleidung, Ernährung. — Denstag, den 24. März, 8 bis 10
abends: „Länderkunde”, mit Lichtbildern über eine Nordland 7ſ
Rechnungsrat Aff, Nieder=Ramſtadt, und Geſchäftsführer Brar ach
Darmſtadt.
—8 Uhr abends: „Sozialve che=
Freitag, 2. Mart. Dienstag, 31. März, 8—lo ſth.
ung”; Herr Ringer=Darmſtadt.
abends: „Bodenreform und Heimſtättenbewegung”, mit Lichtbil en;
Rechnungsrat Aff. Nieder=Ramſtadt, und Geſchäftsführer Bran ſch,
Darmſtadt. — Freitag, 10. April, 6—8 Uhr abends: „Sexuelle ;age
und die Jugend‟: Dr. med. Georgi, Nieder=Ramſtadt. — Dienstag d
14. April, 8—10 Uhr abends: „Tier= und Vogelſchutz”: Prof. S
ger
Darmſtadt. — Freitog, 17. April, 6—8 Uhr abends: „Erfahrunge ſim
Schloſſerhandwerk” (Arbeitsgemeinſchaft); Hermann Scior, Nder=
Namſtadt. — Dienstag, 21. April, 8—10 Uhr abends: „Schäder des
Alkohols”; Dr. med. Georgi, Nieder=Ramſtadt. — Freitag, 24. Tkil,
6—8 Uhr abends: „Geſchäfts= und Bewerbungsſchreiben”. (Arbe
ſge=
meinſchaft); Lehrer Amann=Roßdorf. Aenderungen ſind vorbehalt
— Heppenheim (Bergſtraße), 13. März. Die
Landwirtſchft=
liche Schule hier ſchließt ihren ordentlichen Lehrgang 1930/3 hm
Mittwoch, den 18. März, vormittags 9 Uhr, mit einer öffentli en
Schlußfeier im Saale des Gaſthauſes „Zum goldenen Anker” Am
Nachmittag findet ein gemeinſamer Autoausflug zur Beſichtigung
Frühgemüſe=Gewächshäuſer in Kleinhauſen — über 3000 Quadrat ſter
unter Glas — und, wenn die Zeit reicht, des Tabak=Röhrentrocken)
pens in Großhauſen ſtatt. Abfahrt 1 Uhr vom Goldenen Anker”
Anſchluß hieran iſt gemütliches Zuſammenſein bei Gaſtwirt Krau ſin
Ober=Hambach, dem Vater eines Schülers, vorgeſehen. Zu der Var
ſtaltung ſind nicht nur die Angehörigen der jetzigen Schüler, die ehe
ali=
gen Schüler mit Angehörigen, ſondern auch alle Landwirte und Frende
der Schule herzlichſt eingeladen.
— Hirſchhorn, 16. März. Waſſerſtand des Neckarsſm
15. März: 1,54 Meter; am 16. März: 1,72 Meter.
— Gernsheim, 16. März. Waſſerſtand des Rheinstm
15. März: 1,25 Meter; am 16. März: 1.13 Meter.
Aus den Parkeien.
a. Offenbach, 16. März. Frauengruppe der Deutſ
Volkspartei. In der Märzverfammlung der Frauengruppe
Deutſchen (liberalen) Volkspartei ſprach Frau Anna Kloos=
Darn=
über „Politik und Alltag”. Sie ging in ihrem Vortrag von der
ſache aus, daß es 12 Jahre nach der Verleihung des Wahlrechts au d
Frauen immer noch Frauen gibt, die politiſche Betätigung als e
Unweibliches ablehnen. Die Rednerin wies ſodann darauf hin, in
ausgedehntem Maße Politik in den Alltag, in das Leben der Fa
und das Leben jedes Einzelnen hineinſpielt. Es iſt deshalb Pflicht
einzelnen Frau, ſich mit den einſchlägigen Fragen zu beſchäftigen.
Frau als Verwalterin und Verbraucherin eines großen Teiles un
Volksvermögens und Volkseinkommens verſündigt ſich an Volk und
terland, wenn ſie Auslandsware (Gemüſe, Butter, Käfe, Obſt, S
oder andere Putztiſchgegenſtände und wohlriechende Sächelchen) den
miſchen Erzeugniſſen vorzieht und damit Geldknappheit und Ark
loſigkeit im deutſchen Lande vergrößern hilft. Steuerfragen, Bean
fragen und Angeſtelltenabbau Kleinerntnerfragen uſw. gehen die 7
ſo gut wie den Mann an. Es iſt heilige Pflicht der Frau,
Einfl=
entgegenzutreten, die ſich in Kunſt und Literatur vergiftend und
ſetzend breitmachen. Sie hat ſich ſchützend vor die Ehe, vor Fan
und Haus und andere chriſtliche Kultuc zu ſtellen. In der Jugend
der Ehrfurcht zu wecken, Ehrfurcht vor dem Alter, vor dem geſchick
Gewordenem und vor allem Großen, Heiligen und Hohen, wird al
eine der ſchönſten Aufgaben der Frau ſein. Reicher Beifall belo
die Rednerin für ihre feinen, unſere deutſche Nor mit tiefſtem C
beleuchtenden Ausführungen. Eine lebhafte Ausſprache ſchloß ſich a
„Seit 18 Jahren hatte ich trockene
Hechten
verbunden mit Schuppen, Brengen und Jucken. Ich
urch den
habe halbe Nächte ſchlaflos zugebracht.
n„„Zucker’s P=Medizinal=Seife
Gebrauch Ihrer 35%o1
und „Zuckooh=Freme” fand ich Hilfe. Sofort nach dem
erſten Gebrauch hörte das furchtbare Jucken au
*)
daß ich wieder meinen Schlaf fand. Jetzt ſind S
und Flechten verſchwunden. Frau Inſpektor M. in M.”
4 Stck. 60 Pfg. (15%ig), Mk. 1.— (25%oig) und Mk. 1.50
(35 2oig, ſtärkſte Form). Dazu „Zuckooh=Creme‟
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Proben kostenloe durch
H. 0. Albert Weber.
cnem pharm Fabrik Magdeburg
Nummer
Dienstag, den 17. März 1931
Einträge in das Handelsregiſter,
Abteilung A: Am 9. Mäjz 931
hin=
ſichtlich der Firma: Friedr. Eiermann
Georg Korbus, Darmſtadt: Die
Kom=
manditgeſellſchaft iſt infolge Eröffnung
des Konkurſes aufgelöſt. Geſchäft ſamt
Firna iſt auf Luiſa gebviene Geiger,
Ehefrau des Kaufmanns. Adolf Beck in
Darmſtadt, als Einzelkaufmann
über=
gegangen. Der Uebergang der in dem
Betriebe des Geſchäftes begtündeten
Forderungen und
Kommanditgeſellſch.f1, Darmſtadt:
Die Firma iſt erloſchen. — Am 11. März
1931 hinſichtlich der Firma: Paul März.
Darmſtadt: Die Firma iſt erloſchen. —
Am 12. März 1931 hinſichtlich der Firma:
Spritzschutz Absatz
D. R. P.
leder gute Schuhmacher und Händler Führt ihn.
Termin: 12. Mai 1931, nachmittags ½4 Uhr, im
Sitzungs=
ſaale, Zimmer 219 des Neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 2. Blatt 121
Flur 2, Nr. 376, Hofreite Nr. 11 Kranichſteinerſtraße,
704 Quadratmeter. Schätzung: 20 000.— RM.
Eigentümer: Ehefrau Kaufmann Bernhard Menges, Anna
geb. Hamel, in Darmſtadt, Eliſabethenſtraße 67.
Darmſtadt, den 6. Januar. 1931.
(4185a
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.
Termin: 26. März 1931, nachm. ½4 Uhr, im Sitzungsſaale
Zimmer 219 des Neuen Gerichtsgebäudes in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 3. Blatt 627;
Flur 3, Nr. 86¾o, Hofreite Nr. 9½ Schloßgartenſtraße,
102 Quadratmeter. Schätzung: 10 000.— RM.
Eigentümer: Eheleute Konditor Friedrich Kuhry und
Wilhelmine geb. Pötter in Stuttgart, Alexanderſtraße
(16572a
Nr. 23, I., zu je ein Halb.
Darmſtadt, den 3. November. 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I
Ueber das Vermögen des Hermann
Schmidt in Darmſtadt, Wi
tmann=
tiaße 34, Inhaber eines in Darmſtadi,
Heidelbergerſtraße betriebenen
Lebens=
mitelg ſchäftes, iſt am 12. März 1931,
nachmittags 16 Uhr, das
Konkursver=
fahren eröffnet worden.
Konkursverwalter:
Amtsgerichts=
taxator Dr. jur. Wilhelm Michel in
Darmſtadt, Bismarckſtraße 18.
Konkursforderung sanmeldungen,
ſowie offener Arieſt und Anzeigefriſt
bis zum 9. April 1931.
Erſte Gläubigerverſammlung: 9. April
1931, vormittags 1.11 Uhr,
Zim=
mer 220, und allgemeiner
Prüfungs=
termin: 23. April 1931, vormittags
10 Uhr, Zimmer 220, vor dem unter=
(4198
zeichneten Gericht
Termin:
24. März 1931, nachm. ½4 Uhr, im
Sitzungs=
ſaal Zimmer 219 des Neuen Gerichtsgebäudes
in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 5. Blatt 382:
Flur 5 Nr. 928, Hofreite Nr. 7 Beſſungerſtraße,
619 qm Schätzung: 20 000.— RM.
Eigentümer: Kaufmann Arthur Haas in Darmſtadt. Beſ=
(305a
ſungerſtraße 7.
Darmſtadt, den 23. Oktober 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I
am 10 März 1931.
*
...
VK
THf
1
ie
Ar
S
13ö
Ri
f.4
Jie
Ze
Ra
Gegenſtand
Gegenſtand
6160 36 1 Mutterſchwein
Geldpreis 5 ℳ
1 Mutterſchwein
Mutterſchwein
1 Mutterſchwein
St. Hühner
Geldpreis 5 ℳ
Mutterſchwein
80 Geldpreis 5 ℳ
Mutterſchwein
1
Ziege
z 1 Mutterſchwein
Mutterſchwein
1 Rind
Mutterſchwein
3.
Mutterſchwein
Geldpreis 10 ℳ
Mutterſchwein
1.
Geldpreis 10 ℳ
6 1 Rind
33
1 Mutterſchwein
1 Rind
Mutterſchwein
Ziege
46
St. Hühner
51
Ziege
4
Hühner
trächtiges Rind 10274 57
Mutterſchwein
8
Geldpreis 10 ℳ 1040
Mutterſchwein
Geldpreis 10 ℳ
Geldpreis 5 ℳ
Geldpreis 10 ℳ 10598
10870 28 1 Mutterſchwein
Rind
*
1 Rind
t. Hühner
11.
Geldpreis 5 ℳ 1108
Rind
Geldpreis 10 ℳ 11142 8‟
Geldpreis 5 ℳ
1 Mutterſchwein
St. Hühner
Mutterſchwein
25
Geldpreis 5 ℳ
11503 48 1 Ziege
5 ℳ
(I. 4183
Närz 1931.
Das Markt=Komitee.
83.
9
98
Dnit zI
992
100
21:
10504
1097
1098
Geldpreis 10 ℳ 11145 40 1 Mutterſchwein
35
11469
11470
St. Hühner
Mutterſchwein
1 Ziege
1 Mutterſchwein
1 Mutterſchwein
Rind
heldpreis 5 ℳ
Geldpreis 10 ℳ
Mutterſchwein
Rind
Geldpreis 5 ℳ
Geldpreis 10
Geldpreis 10 ℳ
Geldpreis 5
Mutterſchwein
1 St. Enten
Geldpreis 5
M.
1 Mutterſchwein / 947
Mutterſchwein / 961
Zieg
Rind
Geldpreis 10 ℳ
Geldpreis 10 ℳ
Geldpreis 10—
Geldpreis 10 ℳ 1011
Mittwoch, den 18. März 1931,
nachmittags 4 Uhr, verſteigere ich
Bismarckſtraße 68, part, dahier
öffent=
lich zwangsweiſe gegen Barzahlung:
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und Nachtt ſche in weiß u. nußb. Diplomat=
und Rollſchreibtiſch, Auszug=, runde=,
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u. Küchentiſche. Stehpult, Sekretär
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Geldpreis 5 ℳ 10474
MARK
LiSARETTEN
Piö
B
777e
St. Hühner
Geldpreis 5 ℳ
Schwein
Rind
Geldpreis 10 ℳ 110
Mutterſchwein
Geldvreis 5 ℳ
ſchwein
ſchwein
Ziege
Seite 10
Dienstag, den 17. März 1931.
Nummer
Der feierliche Eröffnungsakt im Reichswirtſchaftsrat zu Berlin.
In der Ehrenloge von rechts nach links: Reichskanzler Dr. Brüning, Reichsarbeitsminiſter Dr.
Stegerwald, Staatsſekretär Trendelenburg. Im Kreis: Reichskanzler Dr. Brüning bei ſeiner Rede.
Die Reichshandwerkswoche hak begonnen.
Erſte Aufnahme vom Erdlawinen-Anglück in Savoyer
Der Schlammſtrom erreicht das Dörfchen Granges.
Im Südoſten Frankreichs, in der Provinz Savoyen, hat ſich eine eigenartige Naturkataß
ereignet. Eine Erdlawine, die auf 6 Millionen Kubikmeter Inhalt geſchätzt wird, iſt in Bew.
gekommen und hat mehrere Dörfer verſchüttet. Der Bevölkerung in ganz Savoyen hat ſich
Aufregung bemächtigt, da der Schlammſtrom bisher noch nicht zum Stehen gekommen i
Die Reichs=Gaſtwirksmeſſe iſt eröffnek
DEEE ee
R
76
Berliner Architektur aus ſüßen Bauſteinen.
Brandenburger Tor und Funkturm als Zuckerbäckereien in der Reichs=Gaſtwirtsmeſſe, die auf dem
Berliner Meſſegelände eröffnet wurde.
Das Transaklankik=Blugzeug „Bremen” kommk ins Muſeum.
Der Rumpf der „Bremen” trifft in Waſhington ein.
Das Flugzeug „Bremen”, mit dem Köhl, Hünefeld und Fitzmaurice als erſte den Ozean in oſt=
weſt=
licher Richtung überquerten, iſt jetzt von dem Smithonian Inſtitut in der amerikaniſchen Hauptſtadt
Waſhington erworben worden, um als Muſeumsſtück ausgeſtellt zu werden.
Reich und Ausland.
Ein Hotelſchwindler unſchädlich gemacht.
Frankfurt a. M. Mit der Verhaftung
eines Kaufmanns namens Faßnacht iſt der
Kri=
minalpolizei in Köln ein guter Fang gelungen.
F. friſtete in den letzten Wochen ſeinen
Unter=
halt ausſchließlich durch Hotel= und
Penſions=
betrügereien. Er mietete ſich unter falſchem
Na=
men in Penſionen und Hotels ein, und da er
einen guten und gewichtigen Koffer mit ſich
führte, erhielt er auch überall den üblichen
Kre=
dit auf mehrere Tage. Wenn dann der Termin
herannahte, wo die erſte Rechnung vorgelegt
werden ſollte, verſchwand Faßnacht unter
Zu=
rücklaſſung ſeines Gepäcks. Die Oeffnung der
Gepäckſtücke bedeutete in allen Fällen für die
Beſitzer der Hotels und Penſionen eine
unan=
genehme Enttäuſchung, denn der Inhalt beſtand
aus ſchweren Steinen, die teilweiſe noch fein
ſäuberlich in Zeitungspapier eingewickelt waren.
Der Wert des Koffers war natürlich immer nur
ein ganz geringer Bruchteil der Hotelrechnung,
denn Herr Faßnacht lebte auf großem Fuße. In
Frankfurt a. M. ſchädigte er eine Penſion und
zwei Hotels in der Nähe des Hauptbahnhofs;
hier nannte er ſich Dr. Rolf und Dr. Steiner,
wie er denn überhaupt überall den Doktortitel
vor einen falſchen Namen ſetzte. Die
Kriminal=
polizei glaubt Grund zu der Annahme zu haben,
daß Faßnacht, der im großen und ganzen auch
geſtändig ſein ſoll, zahlreiche Gaſtſtätten in
Frankfurt und den Rhein hinauf mit dem
gleichen Trick geſchädigt hat.
Das Auto im Rhein.
St. Goar. Der geheimnisvolle Autofund
im Rhein bei St. Goar hat ſeine Aufklärung
gefunden. Es handelt ſich um den Wagen eines
Stuttgarter Ingenieurs, der geſtohlen worden
war. Die Diebe hatten, vielleicht weil ſie ſich
entdeckt glaubten, das Auto in den Rhein
ge=
fahren, was ihnen, da die Fundſtelle außerhalb
eines geſchloſſenen Ortsteiles liegt, unbemerkt
gelingen konnte. Menſchenleben ſind alſo nicht
zu Schaden gekommen. Der Wagen hat durch das
Waſſer allerdings ſehr gelitten. Er wurde mit
großer Mühe über die ſteile Ufermauer aus den
hochgehenden Fluten des Rheines geborgen.
Vierfacher Zuſammenſtoß am Kaiſerdamm.
Berlin. Am Kaiſerdamm, in der Nähe des
Reichskanzlerplatzes, ereignete ſich vorgeſtern
nachmittag ein vierfacher Zuſammenſtoß. Eine
Kraftdroſchke, deren Führer, wie ſpäter
feſtge=
ſtellt wurde, angeheitert war, ſtieß mit einem
Privatauto zuſammen und fuhr dann noch gegen
eine andere Kraftdroſchke und gegen ein
Motor=
rad. Der Führer des Kraftrades und ſeine Frau
wurden ſchwer verletzt.
Eine Deutſche fliegt um die Well.
Chriſtel Marie Schultes=Berlin
wird Ende März mit einer Junkers=
Sport=
maſchine von Berlin zu einem Flug um die
Welt ſtarten. Zunächſt wird die Fahrt nach
Oſten bis nach Tokio gehen. Der Pazifik ſoll
teilweiſe mit dem Dampfer durchquert werden,
von San Franzisko bis New York geht der Weg
wieder per Flugzeug und über Halifax,
Grön=
land, Island und Dänemark nach Berlin zurück.
* Stahlhelmtag in Kreuznach.
Bad Kreuznach. Am Samstag und
Sonntag fand hier der Stahlhelmtag des Gaues
Pfalz ſtatt. Es waren ungefähr 4000
Stahl=
helmer, darunter auch viele Mainzer, erſchienen.
Die verſtärkte Polizei, die etwa 100 Mann ſtark
war, mußte verſchiedentlich kleine
Zuſammen=
ballungen zerſtreuen und machte dabei manchmal
auch vom Gumiknüppel Gebrauch, wobei mehrere
Perſonen leicht verletzt wurden. Ein
Stahlhel=
mer erhielt in der Wilhelmſtraße einen Stich in
den Hals, und nachts wurde ein Kommuniſt, ein
ehemaliger Separatiſt, überfallen und
lebensge=
fährlich verletzt. Bei der großen Kundgebung
am Samstag abend ſprach der Stahlhelmführer
Seldte zum Stahlhelmvolksbegehren. Der
baye=
riſche Stahlhelmführer erklärte es als erſte
Not=
wendigkeit, vor allem das Deutſchtum über alles
zu ſtellen.
Charlie Chaplin nach Wien abgereiſt.
Berlin Blättermeldungen zufolge iſt
Charlie Chaplin vorgeſtern mit dem Prager
Nachtſchnellzug nach Wien abgereiſt.
Siebzehn Seehundejäger gerettet.
Reval. Am Samstag abend ſind neun der
ſeit Tagen verſchollenen Seehundjäger auf
Boo=
ten nach der Inſel Kühno zurückgekehrt. Acht
weitere Jäger konnten ſich zur ſelben Zeit auf
die Inſel Runoe retten. Es wurde feſtgeſtellt,
daß vier weitere Fiſcher ſich vermutlich außer
Gefahr in der Nähe der lettiſchen Küſte
befin=
den. Fünf noch fehlende Jäger konnten am
Sonn=
tag auf einer Eisſcholle durch ein
Militärflug=
zeug ermittelt werden. Sie wurden mit
Brenn=
holz und Streichhölzern verſorgt. An
Lebens=
mitteln litten ſie keinen Mangel, da ſie in der
Zwiſchenzeit Seehunde erlegen konnten.
„Graf Zeppelins” Weltrekord ſoll geſchlagen
werden.
New York. Den Weltrekord des „Graf
Zeppelin”, der in 12 Tagen den Erdball
um=
flogen hat, will der amerikaniſche Flieger Willi
Poſt auf zehn Tage herunterſchrauben. Hinter
dem Plan ſteht der Oelmagnat und Millionär
Hall aus Oklahoma City.
Begeiſterker Empfang Charlie Cha ſns
in Wien.
Wien. Am Montag mittag 134 U.Fi
Charlie Chaplin mit dem Berliner Nachtſ
ell=
zug auf dem Franz=Joſefs=Bahnhof in Wie
ein=
getroffen. Schon mehr als eine Stunde v. der
Ankunft des Zuges hatte ſich eine vielta
ſnd=
köpfige Menſchenmenge vor dem Bahnhof
ige=
ſammelt, um den berühmten Filmkünſtler
Ibe=
grüßen. Auf dem Perron herrſchte ein bei
gſti=
gendes Gedränge von Preſſevertretern und
Photographen. Als der Zug in die Halle uhr
und Charlie Chaplin ſich am Fenſter ſeine.
Va=
gens zeigte, ertönten nicht endenwollende
§rra=
rufe. Der Künſtler wurde von ſeinen B
un=
derern auf die Schultern genommen und a dem
auf ihn wartenden Auto vorbei bis auf d
an=
dere Seite des großen Bahnhofsplatzes get gen,
von wo ihm erſt ein Generalanſturm der P izei
einen Weg zu ſeinem Wagen bahnen muß
Auch die Abfahrt des Autos nach dem dte
„Imperial”, in dem der Künſtler Wohnur
nommen hat, verzögerte ſich lange Zeit, 2 ſie
begeiſterte Menge auf ihren Liebling zudr igte
und ihm den Weg für das Auto nicht frei ben
wollte.
Zwei deutſche Artiſtinnen verunglück
Paris. Bei einer Zirkusvorſtellun
Reims ſind die beiden deutſchen Artiſtinner frl.
Aenni Brix und Frl. Friedl Lindner, bei lin
Breslau gebürtig, infolge Kabelbruchs ſon
einem Trapez herabgeſtürzt und ſchwer v etz
worden.
„Blutregen” über Sardinien.
Rom. In Saſſari auf Sardinien, iſt im
Samstag abend während einer Viertelſ de
ein ſogenannter Blutregen aus roten Wen
gefallen. Dieſer Blutregen wurde auch ir
Il=
bano bei Rom während mehrerer Stunden
rſ=
genommen.
Die größte Kirche Irlands niedergebran
London. Die Kirche in Donegal, as
größte Gotteshaus Irlands, wurde durch in
Großfeuer zerſtört. Zu gleicher Zeit verni ſte
ein anderes Großfeuer ein Lagerhaus am Hm.
Henny Porken als Rednerin bei !
deukſch=franzöſiſchen Ausſpracht
über „Die moderne Frau”.
Henny Porten ſpricht. — Unten: Die Vertret
Frankreichs, die Pariſer Rechtsanwältin
Madeleine Miſard.
Ueber das Thema „Die moderne Frau in Fre
reich und Deutſchland” ſprach im Rahmen
Deutſch=Franzöſiſchen Geſellſchaft als Vertrete
Deutſchlands Henny Porten. Die berühmte Fi
ſchauſpielerin hielt damit ihre erſte öffentl
Rede. Für Frankreich ſprach die bekannte Par
Rechtsanwältin Madeleine Miſard.
Todeg=Anzeige.
Heute Nacht 2 Uhr verſchie
ganz unerwartet unſer lieb
Voter, Schwiegervater, Gre
vater, Urgroßvater, Onkel un
Bruder
Herr
Nach kurzem
13. ds. Mis
Schweſier
Fau sue Aiegt
geb. Walther
1 82. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
Die Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 16. März 1931.
Die Beerdigung ſindet Mittwoch,
den 18. März, nachmittags 2.30 Uhr
auf dem Waldrriedhof ſtatt. (*
e Kriegk
Walther
anzu eiger
rpsburſche
im Alter von nicht ganz 6! Jahrer
nach langem, mit Geduld er
tragenem Leiden zu ſich
abzu=
rufen.
UIm ſtille Teilnahme bittet
Nicolaus Sper
Lokomotivführer
und Kinder.
Darmſtadt, den 16. März 19
Mollerſtr. 10.
Die Beerdigung findet Mitt
nachmittags 3 Uhr, auf dem ?
friedhof ſtatt.
Eete
Net
Hus net
Sie
eSe
Ne
as e
He
gang unſerer lieben Mutter
banpg La/
Dwo
30Mtd Ludkl Bibr.
ſagen wir Allen unſeren herzlichſten
Dank.
Im Namen
Dankfagung.
vielen Beweiſe herzlicher T
farrer Rückert für ſe
n Barmherzigen Schwe
17. März 1931.
für die trauernden Hint
Frau Emma Wiege
geb. Reitz.
sossohsssdte
R Se
Hus ete
UUTKIN
Weinet nicht an meinem Grabe
Gönnet mir die ew’ge Ru
denkt was ich gelitten habe
eh’ ich ſchloß die Augen zu.
Dankſagung.
Für die vielen Bewei e herzlicher
Teilnahme und die zahlreichen
Kranz=
un Blumenſpenden beim Heimgang
unſeres lieben und unvergeßlichen
Eniſchlafenen ſagen wir hiermit
innigen Dank. Ebenſo herzlichen Dank
Herrn Pfarrer Paul für die
troſt=
eeichen Worte am 0 rabe, Stweſter
Käthe für ihre aufopfer de Pflege,
der freien Turnerſ haft, dem
Reichs=
bund der Kriegsbeſchädi iten, dem
ſtadio=Baſtlerbund Sendung für ihre
hrenvolle Nachrufe u. Kran ſpenden.
In tiefer Trauer:
Fran Lona Schott, geb. Geſell
und Kinder
Familie riedrich Debus, Frankfurt
Familie Peter Geſell, Pfungſtadt.
Eberſtadt, den 15. März 1931.
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4190
Hes e
Hes e
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Aerztlich empfohlen. Einzelſlasche
Flasche (Kassenpackung) Mk. 1
Hr
haben in den Apotheken.
1A. Bräutigam &. Go., Hambu
5 Pfg. frankiert.
Aitangn
PFUND
notariellem Protokofl in
ca. 11 Millionen
Nummer 26
Dienstag, den 17. März
Narmſtadten
Der deutſche Außenhandel im Februgr.
125 Millionen Reichsmark Ausfuhrüberſchuß.
Die tatſächliche Einfuhr im Februar beträgt 605
Millio=
nen
7M. (von der ausgewieſenen Zahl in Höhe von 620
Millio=
nen RM. ſind 15 Mill. RM. als Ausgleich für nachträglich
ein=
bezogene und für noch nicht einbezogene Zollabrechnungen
abzu=
ſetzen) Gegenüber dem Vormonat, in dem die tatſächliche
Ein=
fuhr 645 Mill. RM. betragen hat, ergibt ſich ein Einfuhrrückgang
von 40 Mill. RM. Hierbei iſt jedoch zu berückſichtigen, daß der
Januar 26 Werktage, der Februar nur 24 Werktage umfaßt. Als
Werktagsdurchſchnitt ergibt ſich für Januar ein Einfuhrbetrag
von 24,8 Mill. RM., für Februar von 25,2 Mill. RM.; auf den
Werktag bezogen, zeigt mithin die Februareinfuhr gegenüber dem
Vormonat eine leichte Zunahme.
Die Ausfuhr beträgt im Februar 733 (Vormonat 725)
Mill. RM.; hinzu kommen Reparations=Sachlieferungen im
Werte von 45 (Vormonat 50) Mill. RM. Der erhebliche
Rück=
gang der Ausfuhr vom Dezember zum Januar hat ſich ſonach im
Februar nicht fortgeſetzt; der Ausweis zeigt ſogar eine kleine
Zu=
nahme (ausſchließlich der Reparations=Sachlieferungen um 8
Mil=
lionen RM.). Berückſichtigt man auch bei der Ausfuhr die
ge=
ringere Anzahl der Werktage im Februar, ſo gewinnt die nur
unweſentliche tatſächliche Zunahme der Ausfuhr erhöhte
Bedeu=
tung: im Werktagsdurchſchnitt für Januar betrug die Ausfuhr
ohne Revarations=Sachlieferungen 27.9 Mill. RM., für Februar
30,5 Mill. RM.: das bedeutet eine Steigerung der Ausfuhr um
mehr als 9 v. H.
Die Handelsbilanz für Februar ergibt einen
tatſächli=
chen Ausfuhrüberſchuß von rund 125 Mill. RM.; einſchließlich der
Reparations=Sachlieferungen überſteigt der Wert der ins 2
sland
abgeſetzten Waren die Einfuhr um rund 170 Millionen R9
An dem tatſächlichen Einfuhrrückgang von 40
Millio=
nen RM. ſind mit rund 60 v. H. die Rohſtoffe und halbfertigen
Waren. mit rund 25 v. H. die Lebensmittel und Getränke
betei=
ligt. Unter den Rohſtoffen iſt insbeſondere die Einfuhr von
Baumwolle (—15 Mill. RM.), von Bau= und Nutzholz. Roh=
Wirtſchaftliche Rundſchan.
Konkurſe und Vergleichsverfahren im Februar 1931. Laut „Statiſtik
und Wirtſchaft” wurden im Laufe des Februar im Reichsanzeiger 1065
Konkurſe — ausſchließlich der wegen Mangels hinreichender Maſſe
ab=
gelehnten Anträge auf Konkurseröffnung — und 546 gerichtliche
Ver=
gleichsverfahren bekanntgegeben. Die Anzahl der Konkurſe iſt gegenüber
dem Vormonat um 1,8 v. H. geſunken, die der Vergleichsverfahren um
5.4 v. H. geſtiegen. Die arbeitstägliche Zahl der Konkurſe betrug im
Februar 44,/4, im Januar 41,7, die arbeitstägliche Zahl der
Vergleichs=
verfahren im Februar 22,8 und im Januar 19,9.
Bad=Nauheimer Volksbauk. Das genoſſenſchaftliche Unternehmen, das
am 14. März ſeine hundertſte G.V. abgehalten hat, konnte ſich auch im
Jahre 1930 befriedigend entwickeln. Der Geſamtumſatz betrug 119 953 703
RM. und iſt gegenüber dem Vorjahre um 8,7 Prozent zurückgegangen
Die Bilanzſumme zeigt demgegenüber eine Steigerung um 5 66 Prozent
auf 5 013 560 RM. Die G.V. beſchloß, aus dem erzielten Reingewinn
von 71 931 RM. eine Dividende von 9 Prozent (10 Prozent) zur
Aus=
ſchüttung zu bringen.
Von der Frankfurter Börfe. Vom 1. April 1931 an wird die
Notie=
rung für 7prozentige Rheinprovinz Landesbank=Gold=Pfandbriefe von
1926, fällig am 1. April 1931, und für 5prozentige Sachſen Staat
Roggen=
wvertanleihe von 1923, gekündigt zum 31. März 1931, an der hieſigen
Börſe eingeſtellt.
Metallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 16. März ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 98.25 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung
und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium. 98= bis
99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 170 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 174 RM., Reinnickel,
98= bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 53—55 RM.,
Fein=
ſilber (1 Kilogr. fein) 41.75—43.75 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 16. März ſtellten ſich für
Kupfer: März 84 (87), April 84.75 (85), Mai 85.25 (87), Juni
85.25 (87). Juli 87 (88.50), Auguſt 87,75 (88,75), Sept. 88 (88.75),
Okt. und Nov. 88 (88.50), Dez. 88 (88,75), Jan. und Febr. 88.25
(88.75). Tendenz: abgeſchwächt. — Für Blei: März und April
25 (26), Mai 25.50 (26.50), Juni und Juli 26.25 (26.75), Auguſt
bis Dez., Jan. und Febr. 26.50 (26.75). Tendenz: ſtill. —
Für
ink: März und April 24 (25.50), Mai 24.75 (26). Juni 25.25
(25.75).
Juli 25.50 (26), Auguſt 25.50 (26.25). Sept 25.75 (26.50),
Okt. 26.*
25 (26.75), Nov. 26.25 (26), Dez. 26.50 (27.25), Jan. 27
(27.75), Febr. 27.75 (27.75). Tendenz: ſtill. — Die erſten Zahlen
bedeuten Geld, die in Klammern Brief
Viehmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 16. März. Dem heutigen
Großvieh=
markt waren zugeführt: 1315 Rinder, darunter 42 ſeit dem letzten
Markt, ferner 310 Ochſen, 105 Bullen, 484 Kühe und 374 Färſen ſowie
530 Kälber, 131 Schafe und 522 Schweine darunter 180 Litauer.
Be=
zahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen al) 46—50, a2) 41—45,
b1) 36—40, Bullen a) 4—47, b) 39—42, Kühe a) 37—40, b) 33—36,
c) 2—32, d) 24—27, Färſen a) 47—50, b) 42—46, c) 38—41, Kälber
b) 65—69, c) 60—64, d) 50—59, Schafe al) 45—48, b) 38—44, Schweine
a) 48—51, b) 49—52, c) 50—53, d) 49—52, e) 46—49. Marktverlauf:
Rinder ruhig, geringer Ueberſtand; Schweine ſchleppend, geringer
Ueber=
ſtand; Kälber und Schafe rege, geräumt. — Fleiſchgroßhandelspreiſe:
Ochſenfleiſch 1 70—80, dito 2 60—70, Bullenfleiſch 74—78, Kuhfleiſch 2
50—60, dito 3 40—50, Kalbfleiſch 2 95—105, Schweinefleiſch 1 65—70,
Litauer 56—62. Geſchäftsgang: langſam. Eingebracht waren: 484
Vier=
tel Rinder, 24 Kälber, 6 Hämmel, 356 halbe Schweine.
Frankfurter Pferdemarkt vom 16. März. Auf dem Frankfurter
Pferdemarkt waren am Montag rund 350 Pferde zum Verkauf
aufge=
ſtellt. Der größte Teil der Zufuhren beſtand aus mittelſchweren
Ar=
beits= und leichteren Laufpferden. Der Handel ſetzte bereits in der Frühe
ein, und es entwickelte ſich ſchon während des Vormittags ein
zufrieden=
ſtellendes Geſchäft. Der Verlauf des Marktes zeigte, daß die
Verwen=
dung des Pferdes ſowohl auf dem Lande, als auch in der Stadt aus
wirtſchaftlichen Gründen wieder zunimmt. Die Preiſe bewegten ſich für
norddeutſche Pferde zwiſchen 1200—1400 Mark, ſchwere Belgier 1400 bis
1600 Mark; Schlachtpferde waren geſucht und im Preis anziehend.
Der nächſte Pferdemarkt findet am 20. April ſtatt.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 16. März:
Getreide. Weizen: März 7938, Mai 83, Juli 63½, Sept. 63.25;
Mais: März 63.50, Mai 66½, Juli 67.50, Sept. 67.25; Hafer:
Mai 32.25, Juli 32.50, Sept. 3238; Roggen: Mai 41.50, Juli
41.75. Sept. 42.50.
Schmalz: März 9.20, Mai 9.20, Juli 9.30, Sept. 9.47½.
Speck, loko 11.50.
Schweine: leichte 8.00—8.03, ſchwere 7.00—7.30;
Schweine=
zufuhren: Chicago 60 000, im Weſten 148 000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 16. März:
Schmalz: Prima Weſtern 9.95; Talg, extra, loſe 3½.
Getreide. Weizen: Rotwinter 90½; Hartwinter —; Mais,
loko New York 77%; Mehl, ſpring wheat clears 4.25—4.40; Fracht:
nach England 1.9—2,6 Schilling, nach dem Kontinent 8—9 Cents.
Kakao: Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze: 49; Loko: 5½;
März 5.23, Mai 5.29, Juli 5.47, Sept. 5.67, Okt. 5.74, Dez. 5.87;
Januar 1932: 5.93,
tabak, Kupfer und Eiſenerzen zurückgegangen. Geſtiegen iſt
da=
gegen die Einfuhr von Wolle und anderen Tierhaaren (+ 17
Mill. RM.), von Tierfett und Tran, ſowie von rohen
Pelzwerk=
fellen. Die Abnahme der Lebensmitteleinfuhr beruht
insbeſon=
dere auf dem Rückgang der Einfuhr von Südfrüchten und Obſt.
Außerhalb des reinen Warenverkehrs iſt der gegenüber dem
Vormonat gleich hohe Stand der Einfuhr von Gold und
Sil=
ber bemerkenswert:
ſie ſchließt diesmal Goldbeſtände der
Reichsbank aus UdSSR. (Rußland) in Höhe von 41 Millionen
RM. ein.
Bei der Ausfuhr (Reparations=Sachlieferungen
eingerech=
net) ſteht einer Zunahme des Abſatzes an Fertigwaren um 16
Mill. RM. und der Ausfuhr von lebenden Tieren (Rindvieh) um
Mill. RM. eine Abnahme der Rohſtoffausfuhr um 11 Mill.
RM. und der Lebensmittelausfuhr um 3 Mill. RM. gegenüber.
Die Zunahme der Fertigwarenausfuhr zeigt ſich insbeſondere bei
den Erzeugniſſen der Textilinduſtrie (+
Mill. RM.), unter
denen namentlich Kleidung und Wäſche (+ 5 Mill. RM.) ſowie
Baumwollgewebe (+ 4 Mill. RM.) vermehrt ausgeführt worden
ſind. Auch haben Eiſenbahnoberbaumaterial (=
4 Mill. RM.)
und Pelze nebſt Pelzwaren einen erhöhten Abſatz gefunden. Die
Abnahme der Rohſtoffausfuhr iſt weſentlich durch die
Minderaus=
fuhr von Steinkohlen (—9,5 Mill. RM.) bedingt; zugenommen
hat die Ausfuhr von ſchwefelſaurem Ammoniak. Beim Rückgang
der Lebensmittelausfuhr iſt die Abnahme der Ausfuhr von
pflanz=
lichen Oelen und Fetten (—3 Mill. RM.) bemerkenswert.
Von den wichtigſten Reparations=
Sachlieferun=
gen im Februar entfallen auf die Gruppe Rohſtoffe: Steinkohlen
mit 9,5 Mill. RM.; auf die Gruppe Fertigwaren: Eiſenwaren mit
11,3 Mill. RM., nichtelektriſche Maſchinen mit 7.8 Mill. RM.,
fer=
ner Waſſerfahrzeuge mit 2,7. Eiſenbahnwagen mit 2.1 und
Erzeug=
niſſe der elektrotechniſchen Induſtrie einſchließlich elektriſcher
Ma=
ſchinen mit 2,0 Mill. RM.
Kleine Wiriſchaftsnachrichten.
Die Generalverſammlung der Elektrizitäts=A.=G. Mitteldeutſchland
in Kaſſel beſchloß die Verteilung einer Dividende von 5 Prozent aus
dem im abgelaufenen Geſchäftsjahr erzielten Reingewinn von 1224 016
RM. für ein Jahr auf 20,83 Mill. RM. Aktienkapital und von 5
Pro=
zent auf 4,03 Mill. RM. auf drei Vierteljahre zu verteilen.
Das Amtsgericht hat in dem Verkündigungstermin am Montag das
von der Kaſſeler Genoſſenſchaftsbank beantragte Vergleichsverfahren
ge=
nehmigt. Die Abſtimmung ergab, daß von Genoſſen, die keine Gläubiger
und Sparer ſind, 80 Prozent der Zahl nach und etwa 94 Prozent der
Summe nach zugeſtimmt haben.
Von der Bergbaugruppe Bochum der Vereinigten Stahlwerke wurde
über die Lage auf der Zeche Engelsburg am geſtrigen Morgen mitgeteilt,
die Waſſerzuflüſſe auf der Schachtanlage ſeit Samstag ſtändig
ab=
daß
genommen haben, auf der ſechſten Sohle aber noch beträchtlich ſind.
Die Theaterbau A.=G. in Frankfurt a. M. ſchließt das Geſchäftsjahr
1929/30 mit einem Verluſt von 12 246 RM. ab. An Steuern werden
24 764 RM. ausgewieſen, in der Bilanz ſtehen neben dem Aktienkapital
von 245 000 RM. Hypotheken von 150 000 RM.,
dagegen Anlagen mit
rund 370 000 RM. und Debitoren mit 86000 RM.
Wie bekannt wird, iſt in Belgrad unter Beteiligung der Herren
Lismann (Gebr. Lismann, Frankfurt a. M.), Rechtsanwalt Dr. Boitner=
Berlin und Adv. Georgie Radin=New York die „Zeta” Holzindzſtrie
A.=G. gegründet worden. Das Aktienkapital der Geſellſchaft beträgt
8 Mill. Din., wovon 25 Prozent eingezahlt werden. Zweck des
Unter=
nehmens iſt die Sicherſtellung von Nechten auf Abholzung eines
um=
fangreichen Urwaldkomplexes.
Nach einer Mitteilung des amerikaniſchen Handelsdepartements
er=
reichten die Anleihen der Vereinigten Staaten an fremde Länder im
Jahre 1930 einen Geſamtbetrag von 862 200 000 Dollars und übertrafen
die Auslandsanleihen Großbritanniens trotz deren Verbreitung in
Süd=
amerika noch um mehr als 300 000 000 Dollars.
Frankfurker und Berliner Efſeitenbörſe.
Frankfurt a. M., 16. März.
Die Börſe eröffnete zu Beginn der neuen Woche in ruhiger, ab
behaupteter Haltung. Das Geſchäft erfuhr eine weſentliche Einengur
zumal Kaufaufträge von außenher in nur ganz geringem Umfange e
getroffen waren und die in der Preſſe erſchienenen Artikel, in denen ei
Einſchränkung der Aufwärtsbewegung empfohlen wird, zur Zurückh
tung veranlaßten. Die Tendenz war indeſſen nicht unfreundlich, da
feſtere Schluß der New Yorker Börſe vom Samstag befriedigend a
genommen wurde. Daneben gaben die günſtigen Außenhandelszieffe
für Monat Februar der Tendenz eine Stütze. Die Kursgeſtaltung geg
über den Kurſen vom Samstagſchluß war recht unregelmäßig, und
der Mehrzahl überwogen kleine Abſchwächungen. Stärkere Kursbe)
gung hatten am Kalimarkt Salzdetfurth. die auf die morgen ſtattfinder
Bilanzſitzung, von welcher man günſtiges erwartet, 4 Prozent höher
tierten. Aſchersleben plus 1½ Prozent. Sehr feſte Haltung hatte fer,
der Bankenmarkt, an dem größere Deckungskäufe beobachtet wurd
Am Anleihemarkt lagen deutſche Renten freundlicher, dagegen Auslän!
leicht nachgebend. Der Pfandbriefmarkt bewahrte weiterhin ſeine
freu=
liche Tendenz; das Geſchäft iſt auch hier allerdings kleiner geworden
Im Verlaufe nahm die Spekulation weitere Gewinnmitnahmen v.
ſo daß die Kurſe erneut bis zu 1 Prozent niedriger lagen. Später bl.
die Tendenz auf dem ermäßigten Niveau gut behauptet, und man
kon=
verſchiedentlich eher Kaufneigung feſtſtellen. Die Unternehmungsluſt
Spekulation war jedoch gering, da von außen her keine Orders ein
troffen waren. Am Geldmarkt blieb der Satz für Tagesgeld mit 4 P
zent unverändert. Am Deviſenmarkt ergaben ſich keine beſondere V.
änderungen. Man nannte Mark gegen Dollar 4 2005, gegen Pfur
20,40/g. Von Uſancen hörte man London—New York 4,8580, —Pa
124,14, —Mailand 92,74, —Madrid 45,20, —Schtveiz 25,24½4, —Holla
12,19½,
Trotz der feſteren Anfangskurſe aus New York lag die Aben
börſe geſchäftslos, da der Ordermangel anhielt. Das geringe Geſch
wickelte ſich in der Hauptſache nur innerhalb der Kuliſſe ab. Die we
gen Kurſe die zuſtande kamen, blieben gegen den Schluß der Berli=
Mittagsbörſe nur knapp gehalten. Unter Kursdruck ſtanden ern
Deutſche Linoleumaktien, die zunächſt 1½ Prozent und im weiteren V
laufe 3 Prozent ſchwächer lagen. Bankaktien blieben gut behauptet. V
Montanwerten zogen Stahlverein 1 Prozent an. Im übrigen hiel
ſich die Kursveränderungen im Rahmen von 1 Prozent nach beil
Seiten. Auch bis zum Schluß der Börſe waren Deutſche Linoleum
geboten, bei denen wieder Dividendenbefürchtungen eine Rolle ſpielt
Die übrige Börſe wurde hiervon nur unweſentlich beeinflußt.
Berlin, 16. März
Trotz einiger Gewinnmitnahmen der Privatkundſchaft, deren V
ankaſſung wohl verſchiedene etwas auf Vorſicht geſtimmte, warner
Wochenberichte der Sonntagspreſſe geweſen waren, eröffnete auch die ne
Woche kursmäßig gut behauptet. Die Stimmung war anfangs ſoe
wieder eher feſter, da einerſeits, der feſtere New Yorker Schluß v.
Samstag, die neuen heute beim Reichskanzler geführten Verhandlung
über die Ruſſenaufträge, bei denen 300 Millionen Mark nur als unter
Grenze genannt werden, der 75 Millionen Ueberbrückungskredit ame
kaniſcher Banken an die Stadt Berlin und nicht zuletzt die günſtig
Außenhandelsziffern für Februar anregten, andererſeits auch noch
den Banken Kaufaufträge vorlagen, die zur Ausführung kamen. D
Geſchäft war aber nicht allzu groß, und auch die Börſe ſelbſt nei
eher dazu, Realiſationen vorzunehmen. Die Kursgeſtaltung war ke
ganz einheitliche und hing häufig von Zufallsorders ab. Sonſt war
Kursgeſtaltung zunächſt uneinheitlich und ſpäter überwiegend ſchwäch
Nachdem nämlich die zu Beginn der Börſe vorliegenden Kaufauftri
ihre Erledigung gefunden hatten, trat die Neigung der Spekulation
Gewinnmitnahmen etwas ſtärker in Erſcheinung, und die meiſten
Papi=
erlitten zirka 1—2prozentige Kurseinbußen.
Brodukkenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 16. März. Weizen (Hektolit
gewicht von 74 Kilo) 306,50—305, Roggen (Hektolitergewicht von 70
71 Kilo) 25—210, Sommergerſte 215—220, Hafer 180—185,
Weizenm=
ſüdd. Spezial 0 43,50—44,75, dito niederrh. 43,25—44,50, Roggenm
29,50—30,75, Weizenkleie 11,10—11,25, Roggenkleie 12,50, Erbſen 25—
Linſen 28—67, Heu ſüdd. 6, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepreßt 2
dito gebündelt 2,75—2,80, Treber 10—10,50. Tendenz; ruhig. Futt
mittel feſter.
Berliner Kursbericht
vom 16. März 1931
Srutſche Sunr ang Sibtonts Gerrafcafe
Oeviſenmarkt
vom 16. März 19:
111.625
11.50
Me
Danatbank . . . . . . . 146.50
Deutſche Bank u. /
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
7.
Hanfa Dampfſch. 98.*
74.50
Nordd. Llohd
108.—
A. E. G.
77.50
Vahr. Motorenw.
85.50
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr. 128.
Berl. Maſch.=Bau
57.—
122.—
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas 138.25
74.—
Deutſche Erdöl
Mei e
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Baw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Korsw.
Orenſtein & Koppell
Mre
146.50
89.—
132.25
7.
75.—
94.875
147.875
74.—
82.—
81.50
45.875
68.75
82.—
57.875
Me
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff 125.—
Verein. Stahlwverke
Weſteregeln Alkali
Agsb., Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz..
Verl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Vee
A eS
A.—
22.—
67.—
153.25
71.-
28.50
60.50
123.50
57.75
163.—
50.—
59.—
Helſingfors
Wien
rag
Budapeſt
Sofia
Holland
Lslo
Kopenhagen
Stocholm
London
Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1S.=Stg.
zuenos=Aires 11 Pav. Peſo
New York
1 Dollar
Belgien
100 Belgt
Italien
100 Lire
Paris
100 Francs
Geid
10.56
58.98
12.434
73.17
3.042
168.16
112.24
112-21
112.3
20.385
1.459
4.1965
58.475
21.99
Brief
10.58
59.10
12.454
73.31
3.048
168.50
112 46
112.43
112.57
20.425
1.463
4.2045
58.595
22,03
16 416 16.456
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janerro
Zugoſlawien
Portugal
Athen
Iſtambu.
Kairo
Kanado
Uruguah
Fsland
Tallinn (Eſtl.)
Riga
Boll 4.19 1 Goldpeſo 3. 193 100 eſtl. Kr. 92.03 100 eſtl. Kr. 11.74 100 Lats 60.73 31 su
14.
Frankfurter Kursbericht vom 16. März 1931.
72 Dtſch Reichsanl
69
5½%Intern., „
Baden .......
Zahem ......
2S
......"
v.
2 Heſſen
v. 29
6% Preuß. Staat
8½ Sachſen ......"
......
78 Thüringen.
Me
84.75
73.25
100
32
6
92.5
96.25
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſunsſch. +2),
Ab=
löſungsanl. . . .. .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
88 Aachen v. 29
89 Baden=Baden
68Berlin .......
88 Darmſtadt v. 26
v. 28
Drechen.
Frankfurt a. M.
v. 20
„
v. 26
%Mainz ......"
% Mannheimv. 26
80o
v. 27
8% München .....
89 Nürnberg. . ...
8%Wiesbaden
886 Heſſ. Landesbi.
720
8%
„ Goldoblig.
4½% Heſſ. Lds.=
Hyp.=Bk.=Liquid.
43%0 Kum.=Obl.
8% Preuß. Lb3.
pfbr.=Anſt. G. Pf.
„Dg
82 „Soldoblig
78
Wie 4
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl.
/Kaſſeler
Land=
kredit Goldpfbr.,
7½ Kaſſeler Land. Goldpfbr.
82 Naſſ Lamdesbl.
4½2 Ligi. Bbl
101
56.25
6.4
90
88
87
98.5
7.
85.5
90
74.75
95
88l.
100.5
83.75
94.5
892/.
80.25
100.5
3
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöf.=Anl.
*AuslSer.
Ser.I
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)..
8% Berl. Hyp. Bk.
1225 „ Ligu.=Pfbr.
825 Frkf.Hyp.=Bk.
4½%0 — Lig. Pfbr.
Pfbr=Bk.
ſ=
4½%
Digu.
82 Mein. Hhp.=Bl.
4½2%0 „ Lig. Pfbr..
82% Pfälz. Khp.=Bi.
3%0 „ Lia. Pfbr.
8%0 Preuß.
Boden=
cred.=Banl ..
½%0 „ Lig. Pfbr..
Preuß. Centrl..=Bant.
2 Lig.Pfbr.
82 Rhein.Hyp. Vi.
79
4½% „ Lig. Pſbr..
a Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit ..
..."
80 Südd.
d.
Cred.=Bank ....
72
477 Pa. Blr.
97.25
We
Jae
94.5
V
100.5
86‟½g
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11
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2
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331
101.75
26.75
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93
97
91
91
101.75
96.75
92.2
100.75
100
95
6% Daimler=Benz
20 Dt. Linol. Werke
% Alöchner=Werke
z Mainkrw. v. 26
72 Mitteld., Stahl.
8% Salzmann u. Co
Ver. Stahlwerke
18% Voigt &Häffner
J. G. Farben Bonds
% Bosn. L.E.B.
2. Inveſt.
52d Bulg. Tah.v.02
4½% Oſt. Schätzel
25 Oſt. Goldrente
% vereinh. Rumän
„
Türk. Admin.
Bagdad
„
Bollanl.
4½2o ungarn 1913
1914
2
Goldr.
1910
Aktien
Ala.Kunſtzide Unie
N. E. G ..."
s6"
Zahn
AndregeNori;
Aſchaffba. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg. 3. P....
Bergm. El.=Werle
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen.
Eement Heidelberg
Karlſtad:
J. G.Chemie. Baſel
Chem.Werke Albert!
Chabe
...."
Contin. Gummiw.
Linoleum
Dammler=Benz ....!
m
88
99.*
87.25
85
85
95
99.75
23
27
39
U
18
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108
132
82.5
87
81.75
83.25
277
45.5
Az
33.75
Mufcc
Erdöl ......"
Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt
Linoleumwerke
Eiſenhandel..
Dhckerhoff u. Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
J.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Franff. Gas :. Lig.
„ bof......
i elſenk. Bergwerk
Geſ. f.elettr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Hatenmühle Frift.
Hammerſen (Osn
Hanauer Sofbrauh.
Harpener Bergbaul
Henninger, Kempf.
HilvertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. ...
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil
iIſe Bergb. Stamm!!
Genüſſel,
Junghans
Kali Chemie
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R...
Klein. Schanzlin
Klöcknerwerke.
Anorr C. H.
Lahmener & Co.
Laurahütte ....."
Lech, Augsburg...
131.5
101.5
82
112
128
96.25
46
105
1462I
58
94.5
119
40
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130.5
48.
40
166
120
135
80.5
55
122
5
94.5
190
120.5
38.25
108
—
66
73
131
39.75
90.25
Hinee Mich
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr Darmit.
Maintr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt. Br. . . .
Mannesm.= Röhren
Mansfeld Berg.
Netallge). Frankf.:
Niag. Mühlenbau.
NontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
„ Oberurſe!
Sberbedarf
Phönix Bergbau".
Reiniger. Gebbert
Rh. Braunkohlen..
Elettr. Stamm
Netallwaren
Stahlwerke ..
Riebec Montan...
Roeder Gebr.
Rütgerswerke
Sachtleben A. G
Salzdetfurth Kal=
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr.
Schriftg. Stempel
Schuckert Eleſtr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Südd. Immobilier
Zucker=A. G.
Svensko Tändſtig?
Tellus Bergbcu ...
Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard.
Tücher=Brauerei
unterfranken
Beithwerfe
Ver f. Chem Ind.
Stahlwerke ..
Strohſtoffabr.
„ Ultramarin ...
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14.25 1
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186
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104
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143
124
Bogtland. Machun.
Voigt & Haeffner.
Wahß & Freytag.
Wegelin Rußfabril
Weſteregeln Kali.,
Zellſtoff=Verein .."
„ Waldhof.....
„ Memel ..."
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40
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Allg. Dt. Creditanſt./ 95
Badiſche Bank. . . .
123
Bk. f. Brauindu
BarmerBanwerein 106
Bayer. Cyp. u. W. 129
Berl. Handelsgeſ.
Eypothelbl. 208
Comm. u. Privatb. 114
Darmſt. u. Nat.=Bk. 1
Dr. Bant und Disc.
.
Dt. Eff. u. Wechſell
Dresdner Bank .. 11
Frankf. Bank.
g=
15
Hyp.=Bank
Pfdbr.=B1.
115
Mein. Hyp. Bank
180
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp.=Bank 1138
Reichsbank=Ant.
Rhein. Hhp.=Bank. 132.
Südd. Bod.=Cr. Bk. 145
Liener Banwerein
Württb Notenban/ /134
A.-G. f. Vertehrsw.! 6
Allg. Lokalb. Kraftw 1
Dt. Reichsb. Vzgl
Hapag
....
Nordd. Liotzd.
Südd Eiſenb.=Ge!
Allianz. u. Stuttg.
—
Verſicherung.
Verein. Verſ.
FrankonaRück=u.M 110
.
86
Mannh. Verſich
Otavi Minen
Schantung Handels
25
[ ← ][ ][ → ]Nummer 76
Dienstag, den 17. März 1931
Seite 13
Sport, Spiel und Zurnen.
Waſſerball.
Frühjahrs=Waldlauf im Rhein=Main=Gan der 9.T.
Blitzturnier des Reichsbahn TSV. Darmſtadt.
Vor recht zahlreichem Publikum ging geſtern abend im Hallenbad
das Waſſerball=Blitzturnier des Reichsbahn=TSV. vonſtatten. Der
ge=
geldete Akad. SC. war nicht angetreten, ſo daß nur noch Tgſ.
Darm=
ſtadt, Tgde. Darmſtadt, Tgde. Beſſungen, Schwimmklub
Diederrad 04 und Reichsbahn ſich gegenüberſtanden. Im erſten
Spiel ſiegte die beſſere Sieben der Tgde. Darmſtadt über Tgde.
Beſ=
fungen 4:0. Reichsbahn unterlag gegen Niederrad 04 4:2, während Tgſ.
„Darmſtadt, die zunäch ſtFreilos zog, ſich der Tgde. Darmſtadt 4:0
beugen mußte. Beſſungen holte ſich dann mit einem knappen 3:2=Sieg
gegen Reichsbahn 2 Punkte. Niederrad behielt mit 6:2 über die Tgſ. 75
die Oberhand und ſtand ſo mit der Tgde. 46 punktgleich. Im Kamp
um den 1. Platz ſetzten ſich die energiſcheren Gäſte aus Niederrad
g.0 durch. Die 46er Turner vergaben allerdings mehrere
Torgelegen=
beiten durch nutzloſe Weitſchüſſe. Den nächſten Platz behielt Tgde.
Beſ=
gen vor Reichsbahn und Tgſ. 75.
ſund
Schwimmeriſch und ſpieltechniſch wieſen Niederrad und Tgde. 46 ein
glus auf, während die übrigen Mannſchaften doch noch eines mehr oder
minder intenſiven Trainings bedürfen, wobei beſonders auf genaueres
und taktiſcheres Zuſpiel Wert zu legen wäre. Dank der reibungsloſen
md flotten Abwicklung der Spiele, der recht energiſchen Schiedsrichter
und der durchweg fairen Haltung der Spieler nahm das Blitzturnier
m knapp 2 Stunden einen erfreulich harmoniſchen Verlauf, mit dem der
Veranſtalter zufrieden ſein kann.
Tiſchkennis.
Sportverein 1898 Darmſtadt.
Bei den am Samstag und Sonntag in Frankfurt a. M.
ſtattgefun=
heuen Tiſchtennismeiſterſchaften war auch der Sportverein 1898 mit einer
Anzahl von Leuten vertreten, wovon ſich einige in Anbetracht der
zah=
lenmäßig ſtarken Beteiligung recht gut placieren konnten. Der
Erfolg=
reichſte von den 98ern war Wöbke. Er holte ſich neben der ſüddeutſchen
Juniorenmeiſterſchaft auch den 2. Preis im Herren=Doppel zuſammen
mit dem neuen ſüddeutſchen Meiſter Biener (Bar Kochba Frankfurt);
ebenſo wurde er mit Frl. Genſert=Offenbach als Partnerin im
Gemiſch=
ten Dritter. In der Klaſſe B wurde Bögel bei 46 Teilnehmern Dritter;
as Paar Fuhrländer=Reeg belegte bei einer Beteiligung von nahezu
30 Paaren im Herren=Doppel ebenfalls den dritten Platz. Auch die
Junioren Otto Keil und Schardt konnten ſich in ihrer Klaſſe an die
3. Stelle ſetzen. — Am Mittwoch ſpielt die Mannſchaft vom SV. 98 im
weiteren Verlauf der Bezirksmeiſterſpiele in Frankfurt gegen Bad
Hom=
burg und am Samstag abend im Bürgerhof gegen Bar Kochba.
Soll=
ten die Sportvereinler in letzterem Spiel Revanche für ihre knappe
Vor=
ſpielniederlage nehmen, ſo wäre, vorausgeſetzt, daß das Spiel gegen
Homburg gewonnen wird, die Meiſterſchaftsfrage wieder eine offene
Sache.
Kreisliga Südheſſen.
Der Altmeiſter ſowohl als auch der Meiſter dieſer Saiſon verloren
in ihren Spielen am letzten Sonntag beide Punkte. Für Lorſch iſt dieſe
Sache weniger ſchwerwiegend, dagegen iſt die Niederlage der „
Kleeblät=
ter” in Biblis eine mißliche Geſchichte. Sie vergaben damit nämlich die
Chance auf die Beſetzung des zweiten Platzes. Nur Heppenheim kann
nun dem Tabellenzweiten noch ernſtlich gefährlich werden. Die Reſultate:
FV. Biblis — Olympia Worms
5:2,
Starkenburgia Heppenheim — Olympia Lorſch . 4:1.
Die Riedleute haben ſich wieder einmal zu einer Energieleiſtung
auf=
gerafft und beſetzten nun durch dieſen Punktegewinn den ihrem
Stärke=
verhältnis entſprechenden fünften Tabellenplatz. Die „Kleeblätter”
ſpiel=
ten trotz beſter Beſetzung weit unter Form. Die Mannſchaft bringt
ein=
fach nicht mehr den Elan der vorletzten Saiſon auf. Ueberraſchend hat
der Meiſter am „Galgen” verloren. Gewiß, es iſt nicht von
ausſchlag=
gebender Bedeutung, daß die Punkte in Heppenheim blieben —
immer=
hin, der Sieg iſt etwas zu deutlich. Allerdings muß man auch
berück=
ſichtigen, daß die Bergſträßer zurzeit auf der Höhe ſind. In der
Reihen=
folge gab es wieder kraſſe Verſchiebungen. Die Mittelgruppe wird jetzt
von Biblis angeführt. Die Tabelle:
Spiele gew. un. verl. Punkte
Olympia Lorſch ...
3
*
PfR. Bürſtadt . . ... .
Olympia Worms
...
Starkenburgia Heppenheim . . . .
8
FV. Biblis.
..
Olympia Lampertheim . . . . .
5 9
Normannia Pfiffligheim . . . . .
*a
10 2
Sportverein Hochheim . . . . .
Sportverein Horchheim . . . . .
5
9
12
VfL. Lampertheim . . . . ..
14
Konkordia Gernsheim . . . . . .
13
Viktoria Neuhauſen
18
......
Frennbſchaftsſpiele.
Olympia Lampertheim — Spv. Feudenheim 3:3; VfL. Lampertheim
— FV. Hofheim 1:3: Konkordia Gernsheim — Olympia Biebesheim 3:1;
VfR. Bürſtadt — Phönix Ludwigshafen Reſerve 1:3; Wormatia Worms
Reſerve — Spp. Abenheim 2:2; Olympia Alzey — Viktoria
Neu=
hauſen 4:0.
Ueberraſchend kommt der Sieg des Riedmeiſters in Lampertheim
gegen die ſtarke VfL.=Mannſchaft. Olympia Lampertheim konnte gegen
ſeine ſpielſtarken Gäſte bei ſchönem Spiel nur ein Unentſchieden
er=
zwingen. Das intereſſante Treffen in Gernsheim entſchieden die
Ein=
heimiſchen durch einen einwandfreien Sieg für ſich.
Der erſte der diesjährigen Wettkämpfe im Gauverbande iſt der
Gan=
waldlauf, deſſen Austragung für den 22. März vorgeſehen iſt. Er
wird in Bickenbach a. d. B. vorſtatten gehen und ſich wieder in dem
Rahmen wie die in den Vorjahren veranſtalteten halten. Wie der Lauf
des Main=Rhein=Gaues, bedürfen ſämtliche Gauwaldläufe der 23 Gaue
innerhalb des Mittelrheiniſchen Turnkreiſes, die alle am gleichen Tage
zur Durchführung gelangen, allgemeiner Beachtung, zumal ſolche die
zum bevorſtehenden Kreiswaldlauf in Frankfurt=Oberrad am
12. April ſein werden. Alle Gaue werden die Spreu vom Weizen
ſon=
dern, und es muß ſich zeigen, wer als Gaubeſter im Einzellauf bei dem
Kreiswaldlauf antreten kann. Ebenſo wird die beſte Mannſchaft
ermit=
telt werden, welche die Gaufarben zu vertreten hat. Wie in der bisher
üblichen Weiſe, führt der Main=Rhein=Gau den Lauf in drei
Leiſtungs=
klaſſen als Einzel= und Mannſchaftslauf und zwar Jugend (C=Klaſſe)
ufünger= und Unterſtufe (B=Klaſſe), Mittel und Oberſtufe (A=Klaſſe)
durch. Für die Jugendklaſſe beträgt die Laufſtrecke etwa 3000, für die
beiden oberen (Turner=)Klaſſen (4 und B) 6000 Meter. Insgeſamt
haben ſich 84 Einzelläufer und 12 Mannſchaften aus 20 Gauvereinen in
die Teilnehmerliſte eintragen laſſen, und dieſe ſtellen durchweg die Elite
der einzelnen Vereine dar. Durch Abwanderung aus der Jugendklaſſe
zur Anfängerklaſſe iſt jene gegen das Vorjahr etwas in der
Teilnehmer=
ziffer zurückgegangen, doch beſteht die Ausſicht, durch Nachmeldungen
den Vorjahresſtand zu erreichen. Immerhin iſt es erfreulich, daß die
Jugend mit 42 Teilnehmern und 7 Mannſchaften am Ablauf antritt.
Im Einzellauf dürfte die Turngemeinde Darmſtadt in Luley den
Sie=
ger ſtellen, doch auch der Neuling Weiterſtadt ſowie die Turngeſellſchaft
Darmſtadt als auch Griesheim dürften ernſthafte Anwärter in ihren
Reihen haben. Was vom Einzellauf geſagt iſt, gilt auch für den
Mann=
ſchaftskampf, bei dem ſich die Darmſtädter Tgde, und Tgſ., Langen,
Hüt=
tenfeld, Weiterſtadt und Griesheim einen ſchweren Kampf liefern
dürf=
ten. Die B=Klaſſe hat gegen das Vorjahr, wie ſchon erwähnt, eine
beſſere Beſetzung erfahren. Neue Namen tauchen in der Anfängerſtufe
auf, die den Kampf um den Sieg vollſtändig offen laſſen. Die Liſte der
Unterſtufe zeigt verſchiedene Namen vom Vorjahre als Sieger an. Nen
hinzu kommt der vorjährige erſte Sieger der Anfängerſtufe, Fink=Tgſ.
Darmſtadt. Wie er ſich gegen die alten der Unterſtufe ſchlägt, muß das
Ergebnis bringen. Um den Mannſchaftsſieg wird die Tgſ. Darmſtadt
hart kämpfen müſſen, wenn ſie den vorjährigen Erfolg wiederholen will.
Weiterſtadt und Eberſtadt möchten auch hier gerne die Siegeslorbeeren
ernten. Immerhin lenkt das Hauptintereſſe der Kampf der A=Klaſſe auf
ſich. In der Mittelſtufe ſtehr der von der Unterſtufe aufgerückte
Schnei=
der=Tgſ. 1875 im Rennen mit Vertretern der Tgde. Sprendlingen, unter
denen ſich Schlapp, Dürer und Vogler als Hauptgegner entpuppen
dürf=
ten. Die Oberſtufe bringt eine Anzahl faſt gleichwertiger Konkurrenten
an den Ablauf, ſo daß der Titelverteidiger, „Gaubeſter” und „Kreis
meiſter” H. Fornoff (Tgſ. 1875 Darmſtadt) alle Regiſter ſeines Könnens
ziehen muß, um den Titel nicht abtreten zu müſſen. Sein Vereinskollege
Haag ſowie Schneider=Bensheim dürften ihm aller Vorausſicht nach den
Sieg nicht leicht machen. Weniger gefährlich dürfte der Altmeiſter Becker=
Sprendlingen werden. Den Zweikampf im Mannſchaftslauf — Tgſ.
Darmſtadt und Tgde. Sprendlingen — dürfte erſterer für ſich auf Grund
der beſſeren Geſautleiſtung entſcheiden. Doch aber auch Ueberraſchungen
ſind nicht immer ausgeblieben. Mit lebhaftem Intereſſe ſieht man
die=
ſem ernſten Kampftage der Main=Rhein=Gau=Turner entgegen.
Handball.
DV. Nieder=Ramſtadt — TV. Groß=Bieberan 4:2.
Nieder=Ramſtadt konnte den A=Meiſter des Odenwaldgaues mit
vor=
ſtehendem Reſultat ſchlagen. Beide Mannſchaften lieferten ſich ein
aus=
geglichenes Spiel, bei dem die Hintermannſchaften beider Vereine
beſon=
ders hervortraten. Groß=Bieberau müßte aber als Meiſtermannſchaft
mehr mit der Hand als mit dem Mund ſpielen. — Die 2. Mannſchaften
trennten ſich 2:2 unentſchieden.
Kraftſpork.
Polizei Darmſtadt — Hanan 15:5.
Auch der Meiſter des 3. Bezirkes mußte von dem Meiſter des 2.
Be=
zirkes eine Niederlage mit nach Hauſe nehmen, die ja doch von ſeiten
Hanaus nicht erwartet wurde. Wer den Kampf am Sonntag in der
gültig. Leider hatte Krauß beim Abwiegen ganze 5 Gramm zuviel, ſt
daß auf Anraten Hanaus der Schiedsrichter Krauß als für die in Frage
kommende Klaſſe zu ſchwer erklären mußte. U. E. eine zu kleinliche
Ent=
ſcheidung. Krauß muß jedoch Dank gezollt werden, daß er ſich jedesmal
bereit erklärt, Gewicht zu machen. Die Polizei=Mannſchaft ſelbſt
ver=
dient jedoch ein Geſamtlob, ſie kämpfte und ſtand wie aus einem Guß,
Lißfeld hat bewieſen, daß er, wenn er raſch und entſchloſſen kämpft,
immer noch der alte iſt. Intereſſant war auch der Kampf Siebert gegen
den weit kräftigeren Kracker. Erſterer trug jedoch glatt den Sieg da
von. Ringer von Klaſſe ſind die Gebrüder Schanz. Auch Schnauber
verſtand es, ſich gegen den den 2. Kreis immer vertretenden Müller=
Hanau zu halten. Nur durch beſſere Arbeit wurde Müller Sieger.
Kampfrichter war Heckmann=Dieburg Bantamgewicht: Schnauber (
Müller (H.) 0:2; Federgewicht: Gg. Schanz (P.) — Stein (H.) 3:
Leichtgewicht: Aug. Schanz (P.) — Dauth (H.) 6:2; Weltergewicht
Schrauder (P.) — Jüngling (H.) 9:2; Leichtmittelgewicht: Krauß (P.
Schultheiß (H.) 9:5: Schwermittelgewicht: Lißfeld (P.) — Nelde (H.)
12:5; Schwergewicht: Siebert (P.) — Kracker (H.) 15:5. Zeit: 29:20 Min.
m.
Ein Roman von Walter Bloem.
Copyright by Noviſſima Verlag G. m. b. H., Berlin SW 61, Belle Alliance Straße 92.
(Nachdruck verboten.)
Frau Ellen zog den chineſiſchen Schal feſter um die
Schul=
fer. „Es wird kühl, Baron — mögen Sie nicht ins Kino?”
„ns — Kino? Nach dieſem Schauſpiel? Ihr Ernſt, gnädige
Frau?”
„Ich nicht — aber Sie ſollen ſich nicht abhalten laſſen
„ch wünſche mir nur das eine: ſo lange es Sie ſelber noch nicht
Nag Ihrer Kabine verlangt — ſchicken Sie mich bitte nicht weg.”
„Aber es verlangt mich nach meiner Kabine”, ſagte Frau
Ellen.
Das — iſt etwas anderes, gnädige Frau. Gottlob: morgen
E auch noch ein Tag — einer von ſieben, in denen ich Ihr
Sſchnachbar ſein — und auf den und jenen Augenblick hoffen
Sh wie der, den ich ſoeben an Ihrer Seite erleben konnte.”
*
Die Niſchen zwiſchen den Rettungsbooten ſcheinen heute
Wend eine beſondere Anziehungskraft auszuüben. Sie ſind
emt und ſonders beſetzt. Stets von einem Er und einer Sie
Die beiden Profile, die dort in nicht allzu weitem
Ab=
unde ſich wie aus ſchwarzem Lackpapier geſchnitten von der
bluhig wogenden Silberfläche abheben — das Mopsgeſicht des
Soltor Heinrich Müller — und die klaſſiſche Gemmenlinie, die
ne rätſelhafte Schifalslaune um das Spatzenhirn des
Fräu=
ens Toni Frömmel aus Berlin O. herumgezeichnet hat.
„Aindchen” flüſterte Doktor Müller und verſucht, ſeine
Eeſten Hände um den Ephebenleib der Preisgekrönten zu
Lugſieren, „wir ſind doch alle beide Berliner und vernünftige
Nenſchen obendrein, wir brauchen uns doch nichts weiszumachen.
Ich müßte nicht für in roten Sechſer von Frauen verſtehen, wenn
4 mich in Ihnen — geirrt haben ſollte.
„Ich verſtehe Sie nicht, Herr Doktor”, ſagte Fräulein Toni
Uhl und entfernte die begehrlichen Hände ihres Tiſchnachbarn
ir einer unerwartet energiſchen Bewegung von ihrer Hüfte.
„Alſo machen Sie keine Menkenke!” ziſchte Müller. „Mit
Meinem Steward habe ich noch nicht geſprochen. Aber ich mache
Iede Wette: der iſt blind und taub.”
„Na, wenn Sie ſich da man nicht irren, Herr Doktor!”
ichte Toni. „Ich hab' da ganz andre Auskünfte bekommen.
Der herrſcht Zucht und Ordnung.”
Erkundigt haben Sie ſich alſo doch ſchon!” ſtrahlte Müller.
„Parum dann die Ziererei?”
„Ich werd’ Ihnen mal was ſagen, Herr Müller!” ſagte
Fräulein Frömmel energiſch. „Sie ſind ſoweit ne ganz ulkige
Kruke. Aber Sie wiſſen ſcheint’s nicht recht, wen Sie vor ſich
haben. In fünf Wochen hab’ ich totſicher den
Weltſchönheits=
preis! Den deutſchen hab ich ſchon. Alſo, da müßten doch noch
andre Leute kommen —!
kopfnickte Docktor Müller. „Aus die Luke
„Ach ſo
guckſte raus!”
Tonis Hand — die Hand einer Göttin — hob ſich
unmiß=
verſtändlich. „Noch ein Wort, Doktor — dann is Schluß! Laſſen
Sie mich weg!”
*
Der Begriff der Kaſte ſtammt bekanntlich aus dem
Auf=
bau des indiſchen Geſellſchaftslebens und wurde im Zeitälter
der Entdeckungen nach Europa übernommen. Als Bezeichnung
alſo für eine Erſcheinung, die hier ebenfalls bereits bekannt
geweſen ſein muß — nur daß eben die knappe, ſchlagende
Be=
nennung noch fehlte.
Die Revolutionen, die ſeit 1789 über den europäiſchen
Kon=
tinent hingebrauſt find, ſchrieben ſamt und ſonders das
Stre=
bensziel der Egalité, der Gleichheit, auf ihre Fahne — die
Zer=
trümmerung all der unſichtbaren Schranken, die ſich zwiſchen
den Schichten der Geſellſchaft aufgetürmt haben — dünn wie
Spinnweb und — ſtarr wie Wanlitſchangtſchöng, die
Zyklopen=
mauer der Ming=Dynaſtie. Die Schranke hat ſich als ſtärker
er=
wieſen denn das ſprengende Prinzip. Würfelt ein paar dutzend
oder hundert Menſchen der verſchiedenen europäiſchen Kaſten
durcheinander wie einen Sack Getreidekörner — es dauert kaum
drei Tage, ſo haben ſich mit der Selbſtverſtändlichkeit eines
Naturgeſetzes die Zuſammengehörigen zuſammengefunden .
Dieſen Vorgang unfehlbarer magnetiſcher Anziehung und
Abſtoßung zu beobachten iſt ein Spaß, deſſen man ſo leicht nicht
müde wird — wo immer ſich dazu Gelegenheit bietet. In
Hotels, Sanatorien — und den Geſellſchaftsräumen der
Ozean=
rieſen.
Herr Miniſterialrat Mühlmann hatte ſich lange Zeit
vergeb=
lich nach Anſchluß umgetan. Der vorſorgliche Oberſteward
glaubte ihn ſehr gut unterzubringen, indem er ihn mit dem
Finanzminiſter von Honduras und dem Juſtizminiſter von
Guatemala nebſt zugehörigen mehr oder weniger exotiſchen Da=
Geſchäftliches.
Senſation auf dem Lebensmittelmarkt.
Die Preiſe ſinken . . . da kommt gerade Senella auf den Mark!
Die neue, nahrhafte Margarine von höchſter Qualität und zu
niedrig=
ſtem Preiſe. Sanella koſtet nur 35 Pfennig das halbe Pfund und iſt
ſo bekömmlich und wohlſchmeckend wie das teuerſte Produkt. Konnte
die Hausfrau bisher je einen ſolchen Nutzen in ihrem Wirtſchaftsbuch
verzeichnen? Im Haushalt iſt jeder Pfennig ein Gewinn! Denn raſch
ſummieren ſich die täglichen Ausgaben, aber auch die Erſparniſſe. Die
neue Sanella=Margarine erſpart jeden Monat eine berrächtliche Summe,
von der ſich ſchon andere notwendige oder langerſehnte Anſchaffungen
beſtreiten laſſen.
Preußiſch-Süddentſche Klaſſen=Lokkerie.
30. Ziehungstag
14. März 1931
In der heutigen Schluß=Ziehung wurden Gewinne über 400 M. gezogen
2 Gewinne zu 1000 M. und 2 Prfmien m 500000 M. auf Nr. 229192
Ferner ſielen:
3 Gewinne zu 10000 M. 33360 77369 166129
6 Gewinne zu
OM. 70250 237160 30415
4 Gewinne zu 3000 M. 102104 153618 180604 207630 262962
298159 35707
28 Gewinne zu 2000 M. 26318 48336 72062 73051 105976 144593
187102 161135 204483 236068 250709 254829 288867 308458
75078 96310 113548
ne zu 1000 M. 44379 52598 5683
68 Gewir
76 145130 149836 165038 182566 187052 223644 22761
*
O.
*
31620 255333 280650 2
2073 283638 286186 319019 323774
24293 328637 348721 359490 360261 373446 377064 380063 389379
381061
9 33424 38425
0 Gewinne zu 500 M. 7013 17269
8765 33
4053 1063
3
655711 63031 63144 68767 75440 9077=
68277
331 206057 210776 228269
3
1491 180285 2C
SK
270766
969 283224 2
8 293971 299863 301007
312642 329393 345162 358232 368736 390079
Frankfurt a. M.
Dienstag, 17. März.
Nutzen und Verwendung der Seefiſche.
16.30: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters.
18.15: Schaefer=Aſt: Wie wird man Karikaturiſt:
18.45: Dr. H. Krey: Das deutſche Buch in ſeinem Werk' für
di=
deutſche Frau im Ausland.
: Ilſe Reicke: Begegnungen mit Dichterinnen.
19.15
19.45
Ballettmuſiken. Philharmoniſches Orcheſter Stuttgart
Tannhäuſer und die Jockeys. Hörſpiel v. H. G. Luſtig.
22.30: Unterhaltungskonzert.
0.
0: Nachtkonzert: Mitw.: Erich J. Kahn (Cembalo), Maurits
Frank (Viola da Gamba).
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 17. März
15.10: Paul Kache: Praktiſche Ratſchläge für den Gartenfreund.
15.40: Kinderſtunde: Märchen und Geſchichten.
16.00: Frauenſtunde. Urſula Scherz u. W. Wauer: Porzellammaleref.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Stadtrat Bongard: Der kulturpolitiſche Kampf d. Saarvolkes.
18.00:
Dr. Nikolaus Feinberg: Deutſche Schickſale in Rußland.
18.30:
r. Erich Rinner: Erwerbsloſenhilfe und Gemeindenot
19.00: Franzöſiſch.
19.20: Fritz Naphtali und Prof. Ludwig Bernhard; Gedanken
zur Zeit. Kapitalismus oder Sozialismus?.
20.00: Ouvertüren: Berliner Funk=Orcheſter.
20.30: Einführende Worte zu dem nachfolgenden Sendeſpiel Fritz
Engel. „Der Idiot”, Hörſpiel von F. M. Doſtoiewskif
22.20: Dr. Joſef Räuſcher: Politiſche Zeitungsſchau. Anſchl.: Aus
Singſpiel und Operette: Das Kleine Norag=Orcheſter.
Weiterberichl.
Ueber Skandinsvien hat ſich ein Hochdruckkern entwickelt, der ſeinen
Einfluß weit ſüdlich geltend macht und auch für unſeren Bezirk
wetter=
beſtimmend iſt. Somit erhalten wir meiſt kontinentale Luftzufuhr, ſo
daß das ſchöne Wetter vorerſt anhält. Die Erwärmung macht tagsüber
weitere Fortſchritte, während in der Nacht infolge ungehinderter
Aus=
ſtrahlung noch leichter Froſt zu erwarten iſt. Späterhin werden
aller=
dings die vom Ozean heranrückenden Störungen ſich durch Aufzug hoher
Bewölkung bemerkbar machen.
Ausſichten für Dienstag, ben 17. März. Stellenweiſe dunſtig, ſonſt
vielfach heiter, trocken, nur noch leichter Nachtfroſt, tagsüber
kräf=
tige Erwärmung.
Ausſichten für Mittwoch, den 18. März: Uebergang zu mehr
wol=
kigem Wetter wahrſcheinlich.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Radelf Mauve: für Feuilleton, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe;
r Sport: Karl
Böhman=
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für
ſe Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herberi Neite
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuble;
Druck und Verlag: L. C. Wiitich — fämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die beutige Nummer hat 14 Geiten
men zuſammenſpannte. Er vergaß, daß deutſche
Regierungs=
beamte zwar in günſtigen Fällen des Engliſchen und
Franzö=
ſiſchen, des Spaniſchen aber nur äußerſt ſelten mächtig ſind.
So blieb Herr Mühlmann auf den Zufall einer Begegnung
mit Angehörigen der eigenen Kaſte angewieſen. Einſtweilen
ruhte er in der heiteren, etwas friſchen Morgenfrühe des vierten
Reifetages recht verlaſſen, auch noch immer etwas ſeekrank auf
ſeinem Liegeſtuhl als ſtiller Beobachter. Barſchaft und
dienſt=
liche Korreſpondenz lagen wohlbehalten im Safe der
Schiffs=
verwaltung. Perſönliche Beſorgniſſe kamen nicht mehr in
Be=
tracht. Um ſo ſpannender, unter den drei= bis vierhundert
Männergeſtalten aller Raſſen, Farben, Nationen, die an ſeinem
Lager vorbeidefilierten, nach dem Menſchen Ausſchau zu halten,
auf deſſen Entdeckung ein Preis ausgeſchrieben war.
Was dieſer polizeilich geſuchte Sünder eigentlich ausgefreſſer
haben ſollte, darüber war man auf unbeſtimmte Vermutungen
angewieſen. Es kam darauf an, aus der vielköpfigen
Herren=
welt einen Menſchen herauszufinden, der irgend etwas geraubt
haben könnte, an deſſen Wiedergewinnung ein Intereſſe in
Höhe von zwanzigtauſend Reichsmark beſtand.
Das Studium der Paſſagierliſte gab keinerlei Anhaltspunkt.
Immerhin entdeckte der Herr Miniſterialrat inmitten der
Un=
zahl von Kaufleuten, Bankiers und jener zahlreich vertretenen
Kategorie, die ſich ſchlankweg als „Direktor” bezeichnete, einen
Staatsanwalt, einen Herrn „Grunelius Friedrich Wilhelm
Dr. jur. nebſt Frau und Tochter aus Magdeburg‟. War dieſer
Herr nicht — der geborene Bundesgenoſſe? Sollte man ihn
nicht ins Vertrauen ziehen? Schließlich iſt man als Mitglied
einer hohen deutſchen Behörde moraliſch ver=lichtet, an ſeinem
beſcheidenen Teile zum allmählichen Wiederaufbau der durch
Krieg und Nachkrieg ſo kataſtrophal erſchütterten Rechtsordnung
im gequälten Vaterlande beizutragen. Es iſt nahezu
ſelbſt=
verſtändlich, daß man zufällige Kenntnis von einem
ſtrafrecht=
lichen Tatbeſtand an ein zufällig greifbares Mitglied der
Unter=
ſuchungs= und Anklagebehörde weitergibt.
Herr Grunelius und ſeine beiden Damen waren nicht wenig
überrafcht, als ein hagerer, bebrillter Herr ſich vorſtellte und den
Herrn Staatsanwalt um eine kurze Unterredung unter vier Augen
bat. Nach höchſt korrekter Entſchuldigung bei den Damen
entführte der Miniſterialrat das Oberhaupt der reiſefrohen
Fa=
milie Grunelius in eine Ecke des Leſezimmers und reichte ihm
nach kurzer Erläuterung den verſtümmelten Telegrammtext.
Doktor Grunelius fühlte ſich unſanft in ſeinem
Reiſepro=
gramm geftört — das ihm eine ſorgfältige Vorbereitung auf
die ſchwerwiegenden Fragen vorſchrieb, die das Thema des
gro=
ßen internationalen Meeting ſeiner engeren Fachgenoſſen
bil=
den ſollten. Aber er war mit Leib und Seele Bekämpfer und
Verfolger des Unrechts.
(Fertſetzeng folgt.)
Seite 14
Dienstag, den 17. März 1931
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ustigen u. pointierten Situationen
voll zur Geltung gelangen.
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erzählt d. Abentener einer Königin,
die inkognito an die Riviera
ge-
reist ist, mit einem unbekannten
Lebemann aus Paris. (V.4184
Dazu dag zute Beiprogramm
Beginn 3.45. 6.00 und 820 Uhr
Ein Film, frei nach dem
weltbekann-
ten Roman von Conan Doxle, von
ungebeuren Spannungsreizen,
mit-
reißend von Anfang bis Ende. Die
Handlung — atembeklemmend,
ge-
heimnisvoll — rollt in immer
wieder-
kehrenden Höhenpunkten vorüber.
Regie: Richard Oswald.
In den Hauptrollen:
Betiy Bird, Livio Pavanelll, Fritz Rasp,
C. Blackwall, Valy Arnheim u. a.
Im Beiprogramm:
8yd Ghaplin und Beity Balfour in
A
Der Draulsanger
Unter Mitwirk. d. berühmtenLondoner-
Plaza-Tiller-Girls
Regie: Jess Robins.
Beginn 3.45 Uhr
Letzte Vorstellung 8.15 Uhr.
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Regie: Wilhelm Thiele
In den Hauptrollen Renate Hülfer
Felix Bressart Hermann Thimig
Ludwig Stößel Gertrud Wolle
Man lacht und lacht, und beim
Ver-
lassen des Theaters trägt man noch
den schmissigen Schlager im Ohr, den
Paul Abraham zu diesem Film
bei-
gesteuert hat: „lch bin ja heut so
glücklich . . !" Und man ist
tatsäch-
lich glücklich. einen so charmanten
Tonfilm zu sehen und zu hören, wie
diese Priratsekretärin!!!
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