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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 56
Mittwoch, den 25. Februar 1931.
194. Jahrgang
A mm brelle Zelie im Kreiſe Darmſtadt 25 Relchspfg.
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breit l2 Reichemart. Anzelgen von auswärts 40 Reſchöpfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reichspfg. 92 mm breite
Relame=
zelle 3.00 Reſchsmarl. Alle Preiſe in Reichomark
(1 Doſlar — 4.20 Markl.
im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streil uſw erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzels
gene
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. B
Kondurs oder gerichtlicher Beltreibung fällt ſe
Rabatt weg. Banſlonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Natſonalbank.
Schieles Programm.=Erklärung im Reichstag
ie Geſundung der Landwirtſchaft zweite Botausſehung für eine akkive Reparakionspolitik. —
Schickſals=
verbundenheit ſämklicher deutſcher Berufsſtände. — In verankworkungsſchwerer Skunde
ohne Deukſchngkionale und Nakionalſozialiſten.
Die Enkſcheidung über die General
vollmacht der Regierung
Feſtlegung. Im Gegenteil, er bekannte ſich auch für ſeine
Par=
tei für eine poſitive Förderung der
Agrarwirt=
ſchaft. Trotzdem wird es für die Sozialdemokraten ſchwierig
ſein, dieſe Pille zu ſchlucken und es fragt ſich, ob die Regierung
ihr einen Zuckerguß mit auf den Weg geben kann.
allein in den Händen der Sozialdemokraken.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der Reichsernährungsminiſter hat am Dienstag im
Reichs=
g ſich nicht damit begnügt, das Programm ſeiner Agrarpolitik
lbſt zu enttvickeln, er hat — wie wir bereits ankündigten
eit darüber hinaus gegriffen und gezeigt, daß die
Geſun=
uing der Landwirtſchaft auch für die
Regie=
ing nur Mittel zum Zwecke iſt, ein Stück auf
m Wege einer aktiven Reparationspolitik.
Herr Schiele hat, weil er vor tauſend ausländiſchen Ohren
rach, ſich natürlich ſehr vorſichtig ausgedrückt, aber zwiſhen
ni Zeilen ſteht doch zu leſen, daß die Regierung den
Zeit=
nkt herankommen ſieht, wo die deutſche Finanzkraft zur
Zah=
ng der Reparationsleiſtungen nicht mehr ausreicht. Im
binett ſelbſt iſt dieſe Friſt auf höchſtens 12 Monate noch
be=
eſſen worden.
Anfangs des nächſten Jahres werden wir ſoweit ſein,
daß wir in irgendeiner Form die Neparationszahlungen
einſtellen müſſen.
Ubſtverſtändlich werden unſere Gläubiger ſich das nicht ohne
iteres gefallen laſſen. Sie werden vielmehr alle Mittel
an=
nden, um uns mürbe zu machen und genau wie bei den
riſer Verhandlungen uns zwingen, wieder Bedingungen zu
terſchreiben, die wir wirtſchaftlich und finanziell für
untrag=
e halten, die wir aber politiſch nicht verhindern können. Um
ſer Zwangslage aus dem Wege zu gehen, iſt es
notwendig, daß die Reichsregierung diesmal rechtzeitig
alle Vorbedingungen trifft. Das iſt auf finanzpolitiſchem
Wege bereits geſchehen und ſoll jetzt auch auf
agrarpoliti=
ſchem Gebiet eingeleitet werden,
ſem wir unſere Landwirtſchaft kräftig genug machen und ſie
organiſieren, daß, wenn es ſein muß, die Ernährung
s deutſchen Volkes auch bei einer teilweiſen
Vorläufig lehnen die Sozialdemokraten jede Aeußerung
über ihre Einſtellung zum Agrargeſetz ab,
weil ſie nicht hinreichend unterrichtet ſeien. Sie behalten ſich
alles weitere vor, wenn ſie die Einzelheiten der
Regierungs=
pläne kennen. In politiſchen Kreiſen wird behauptet, daß der
Kanzler am Montag abend bereits mit den Führern der
Sozial=
demokraten verhandelt hätte. Das iſt nach unſerer Kenntnis
nicht richtig; jedenfalls hat der Kanzler mit ihnen noch nicht
über die Agrarpläne geſprochen. Die Sozialdemokraten
ſelbſt deuten an, daß ſie bereit wären mitzumachen, wenn
ſie dafür die Ratifikation der Genfer
Konven=
tion bekämen. Hier tritt jetzt der merkwürdige Fall ein,
daß die Mitteilungen aus dem Kabinett ſich vollkommen
wider=
ſprechen: während von der einen Seite behauptet wird, das
Kabinett ſei ſich über die Ratifikation der Genfer Konvention einig,
wird dies von der anderen Seite mit derſelben Entſchiedenheit
beſtritten, ebenſo wie die Frage des deutſch=polniſchen
Handels=
vertrages noch ungeklärt iſt. Nach dem Ermächtigungsgeſetz
würde das Kabinett die Möglichkeit haben, ohne Befragung des
Reichstages auch dieſen Vertrag zu ratifizieren. Das iſt
in=
deſſen ein mehr theoretiſcher Streit, weil in abſehbarer Zeit das
ganze Thema wohl kaum akut werden dürfte.
Die bürgerlichen Parteien ſind bereit, der Regierung die
geforderten Vollmachten zu geben. Die Entſcheidung liegt
da=
her bei den Sozialdemokraten, und es iſt keineswegs
ausge=
ſchloſſen, daß der Kanzler auch beim Fernbleiben der
Deutſch=
nationalen im Reichstag ſein Programm durchſetzt.
Die Agtarpolikik der Reichstegierung.
Schiele gor dem Reichskag.
verre ausländiſcher Lebensmittelkredite
rchgeführt und verhindert werden kann, daß
rchbewußtes Dumping — das ja nicht nur von
Nuß=
d zu kommen braucht — eine Erſchütterung des
bensmittelmarktes eintritt, die ſich ebenſo
rhängnisvoll auswirken könnte, wie die
Er=
ütterung unſerer Währung.
Gegenüber dieſen letzten großen Geſichtspunkten treten die
reitereien um die Erhöhung des Butterzolles oder des
Holz=
es naturgemäß zurück, auf dieſe Einzelheiten iſt denn auch
Miniſter nur kurz eingegangen. Ihm kam es zunächſt darauf
die Gegenfätze zwiſchen Induſtrie und Landwirtſchaft — die
in der letzten Zeit bemerkbar machten — zu beſeitigen und
zeigen, daß tatſächlich zwiſchen ſämtlichen deutſchen
rufsſtänden eine Schickſalsgemeinſchaft beſteht,
über hinaus aber eine
Reichstagspräſident Loebe eröffnete die Reichstagsſitzung um 15
Uhr. Die Deutſchnationalen und Nationalſozialiſten waren auch der
heutigen Sitzung ferngeblieben. Zunächſt wurde die Novelle zum
Ge=
ſetz über die Errichtung der Deutſchen Rentenbank=Kreditanſtalt ohne
Debatte in dritter Beratung endgültig angenommen. Ebenſo der
Ver=
ſorgungsetat, der Etat des Rechnungshofes und des
Neichsſparkommiſ=
ſars. Ein kommuniſtiſcher Antrag auf Beſteuerung der Vermögen,
Dividenden, Aufſichtsratstantiemen und Einkommen über 50 000 RM.
(Millionärſteuer) wurde an den Steuerausſchuß überwieſen.
Nunmehr wurde die Beratung des Haushaltes für Ernährung und
Landwirtſchaft fortgeſetzt. Als
Reichsernährungsminiſter Schiele
das Wort nahm. riefen die Kommuniſten: „Unterernährungsminiſter
ab=
treten!” Präſident Loebe erſuchte wiederholt um Ruhe und wies, als
ſich die Rufe immer wieder erneuerten, die kommuniſtiſchen
Abgeord=
neten Maddalena und Grube aus dem Sitzungsſaal, den Abg. Grube auf
drei Sitzungstage, weil er auch nach der Ausweiſung den Ruf wiederholt
hatte. Der Miniſter gab zunächſt eine ſtaatspolitiſche Begründung der
Agrarpolitik.
Generalvollmacht für die Regierung auf dem geſamten
Zollgebiet
beantragen, die der Reichsregierung die
Mög=
hkeit gibt, ſich allen möglichen
Entwicklun=
tauf dem Weltmarkt mit denkar größter
Be=
leunigung anpaſſen zu können. Dabei iſt
ſelbſt=
tändlich, daß bei ſo außergewöhnlichen Vollmachten die
zelintereſſen mit dem Geſamtintereſſe ſorgfältig ausgewogen
den müſſen.
Niemals hat eine Regierung ſo weitgehende Vollmachten
von einem Reichstag verlangt, denn dieſe Ermächtigung
jedeutet, daß der Reichstag ſich bewußt ausſchaltet und
S der Regierung überläßt, nicht nur einzelne
Zollpoſitio=
ten abzuwandeln, ſondern ſogar Zollverträge
abzuſchlie=
sen und zu kündigen, ohne die Volfsvertretung überhaupt
zu fragen.
Regierung iſt ſich der Verantwortung, die ſie damit
über=
mt, voll bewußt. Sie unterſchätzt aber auch die
Schwierig=
en ihrer Aufgabe nicht, zumal ſie damit rechnen kann, daß
rechte Flügel des Reichstages, der ihr eine Unterſtützung
e bieten können, nach wie vor ausfällt.
Sie muß ſehen, ohne Nationalſozialiſten und
Deutſch=
kationale ihre Forderung durchzuſetzen und iſt dabei auf
die Zuſimmung der Sozialdemokraten angewieſen.
ſie dieſe Zuſtimmung bekommt, kann im Augenblick wohl
kand mit Beſtimmtheit ſagen. Immerhin iſt unverkennbar,
eine grundſätzliche Gegnerſchaft bei der Sozialdemokratie
beſteht. Es war immerhin ſchon kennzeichnend, daß die
akdemokratie den Ernährungsminiſter ruhig auhörte,
wäh=
die Kommuniſten verſuchten, die Rede durch
Störungs=
zu ſabotieren. Einer ihrer witzigſten Köpfe begrüßte den
iſter mit dem boshaften „Unter=Ernährungsminiſter‟. Der
ident griff aber ſcharf durch, und nachdem er zwei Kommu=
I aus dem Saal verwieſen hatte, blieb das Haus ruhig.
als zum Schluß eine Kommuniſtin zu Worte kam, tobte
hr Widerſtand in einer faſt komiſch anmutenden Exaltation
Die Sozialdemokraten verhielten ſich ſtill, und ihr
tionsredner Tempel, der noch im vorigen Jahr ſo ſcharf
h, daß er von der Fraktion gerüffelt wurde, vermied jede
Die Agrarpolitik der Reichsregierung erſchöpfe ſich nicht in
einzelnen Hilfsmaßnahmen für dieſen oder jenen Zweig der
Landwirtſchaft, ſie ſtelle vielmehr ein Syſtem organiſch
mit=
einander verbundener Maßnahmen dar.
Mit der Hilfe für die Landwirtſchaft gehe die Belebung des
Binnen=
marktes Hand in Hand. Mit einer zielbewußten Binnenmarktpolitik
ſchaffe ſich Deutſchland auch das nötige Rüſtzeug für die außenpolitiſchen
Entſcheidungen. Durch Stärkung der landwirtſchaftlichen Kaufkraft
werde weiter der Landflucht Einhalt geboten. Die Bedrohung unſerer
Ernährungsgrundlagen ſei im Oſten gleichbedeutend mit dem Stillſtand
der Wirtſchaft überhaupt. Die großen Opfer für die Oſthilfe würden ſich
nur lohnen, wenn die allgemeine Agrarpolitik die
Nentabilitätsgrund=
lage für die Landwirtſchaft des Oſtens ſchaffe. Deutſchland habe in den
letzten 15 Jahre Raubbau an ſeiner edelſten Subſtanz getrieben. Die
Aufrechterhaltung einer lebensfähigen Landwirtſchaft ſei ſeit über einem
Jahrzehnt nicht mit dem nötigen Nachdruck betrieben worden. Es müfſe
mit den Fehlern der Vergangenheit jetzt aufgeräumt werden. Der
Miniſter geht dann auf das neue Agrarprogramm der Reichsregierung
ein. Im erſten Kapitel des Programms ſei
der Reichsbeſtellungsplan
vorgeſehen, die weitere Einſchränkung des Roggen= und Hafer=Anbaues
und die Verwendung der freigewordenen Flächen zur Ausdehnung des
Weizen=, Gerſte=, Feldfutter= und Hülſenfruchtbaues ſowie die
Ausdeh=
nung der Grünlandwirtſchaft. Dieſes Ziel kann nur durch ſtärkſte
An=
ſpannung der Selbſthilfekräfte erreicht werden. Irgendwelche
Zwangs=
mittel lehnt die Reichsregierung in dieſer Frage ab. Im
Zuſammen=
hang hiermit ſteht die Ausdehnung der Zinsverbilligungen für
Boden=
verbeſſerungsdarlehen von 5 auf 10 Jahre.
Hand in Hand mit der Umſtellung muß die Umgeſtaltung
und Förderung der Abſatzverhältniſſe gehen.
Die Reichsregierung iſt gewillt, beſonders in der Uebergangszeit der
Landwirtſchaft den Weg zu fruchtbarer Selbſthilfearbeit nach
Möglich=
keit zu ebnen. Hierzu gehören die Durchführung der Standardgeſetze,
der Zuſammenſchluß der Zuckerinduſtrie, die
Durchführungsbeſtimmun=
gen zum Milchgeſetz. Zur Beendigung des Rationaliſierungswerkes der
Genoſſenſchaften wird die Reichsregierung die erforderlichen weiteren
Mittel bereitſtellen. Beſondere Mittel ſind vorgeſehen zur Förderung
der Kartoffeltrocknung. Auch auf dem Gebiete der Zuckerwirtſchaft
wer=
den neue Wege gegangen werden, um die überſchüſſigen Zuckermengen
möglichſt rationell der Verfütterung zugängig zu machen. Für die
Milch=
wirtſchaft ſind weitere Maßnahmen zur Förderung des Abfatzes
vorge=
ſehen. Das dritte Kapitel des Agrarprogramms behandelt
die Frage der Beeinfluſſung des Verbrauchs.
(Fortſetzung auf Seite 2, Spalte 3.)
*
Balkanunion und Friede Europas.
Von unſerem Belgrader Berichterſtatter.
„Sprechen wir es klar und offen aus, daß die Erſte Balkan=
Konferenz in Athen, die von einem Teil der europäiſchen
Oeffentlichkeit als bedeutſame, wenn nicht als entſcheidende
Phaſe in der Geſchichte des Balkans gewertet wird, im
Be=
wußtſein der verantwortlichen Staatsmänner des Balkans noch
keineswegs ein wahrnehmbares politiſches Element darſtellt”.
Dieſe Worte der offiziöfen „Bulgarie”, die in erſter Linie auf
den jugoſlawiſchen Außenminiſter Marinkovitſch gemünzt
waren, treffen in der Tat den Nagel auf den Kopf. Vor
weni=
gen Tagen iſt in Saloniki eine Ausſchußſitzung der
Balkan=
konferenz mit dem wichtigen Beſchluß zu Ende gegangen, auf der
nächſten Tagung in Konſtantinopel auch die Frage der
politi=
ſchen Annäherung der Balkanſtaaten zu erörtern: Hier regt ſich
eine Bewegung, die nicht nur für die Balkanſtaaten, ſondern
auch für Europa von großer Bedeutung werden kann, und die
man darum nicht mit einer billigen Froniſierung des Athener
Streites um Balkanfahne und Balkanhymne abtun ſollte. Noch
iſt dieſe Bewegung, noch ſind die Beſprechungen völlig
„privat” — die Athener Tagung entſprang einer Anregung
des Internationalen Friedensburos und verdankt ihr
Zuſtande=
kommen dem Wirken Alexander Papanaſtaſius”, der der Schöpfer
der heutigen griechiſchen Verfaſſung iſt. Aber die Entſendung
der Delegierten aus den ſechs Balkanſtaaten Jugoſlawien,
Al=
bauien, Griechenland, Bulgarien, Rumänien und Türkei iſt
zweifellos nicht ohne Fühlungnahme mit den Auswärtigen
Aemtern erfolgt, die ein Jutereſſe daran haben, daß erſt einmal
das Vorfeld geklärt wird, ohne daß ſie dabei aus den Kuliſſen
hervorzutreten brauchen.
In einem ſehr intereſſanten Artikel der Belgrader „
Poli=
tika” hat ſich ein bekannter jugoſlawiſcher Diplomat gegen die
„fataliſtiſche Auffaſſung” verwahrt, daß die Balkanſtaaten nur
Marionetten der Großmächte ſeien, wobei er aus dem „Journal
de Genéve” den Satz zitiert: „Solange Frankreich eine
Poli=
tik in Belgrad führt, Italien die andere in Sofia und England
eine dritte in Athen, wird es unter den Balkanvölkern nicht zu
Frieden und Zuſammenarbeit kommen‟. Das iſt nicht richtig,
und man kann ihm beiſtimmen, wenn er erklärt, daß die
Gegen=
ſätze auf dem Balkan die Folge zahlreicher politiſcher und
wirt=
ſchaſtlicher Kräfte ſeien, die ſich unter den Völkern langſam
ent=
vickelten und noch nicht genügend geordnet feien. Aber gerade
dieſe inneren Streitigkeiten ſind es ja, die den rivaliſierenden
Großmächten immer wieder Gelegenheit geben, ſich in die
Bal=
kanpolitik einzumiſchen und ſie für ihre Zwecke auszunützen.
Und von hier aus betrachtet erſcheint der Vorſchlag einer
Bal=
kan=Union einfach wie die Löſung des Columbus:
bereini=
gen wir unſere Gegenſätze untereinander ohne
fremde „Hilfe” und der Balkan wird aufhören,
das Schachbrett für die Politik der Großmächte,
der Wetterwinkel Europas zu ſein.
Fragen wir uns, welche konkreten Ziele ſich die Bewegung
geſtellt hat, welche Intereſſen dieſem Ziele parallel, welche ihm
entgegen lauſen.
Die Formulierungen, die ſich als Antworten darbieten, ſind
gleichſam eine Wiederholung der Programme und Argumente
für Pan=Europa; ſie reichen von den beſcheidenen Forderungen
wirtſchaftlicher Vereinbarungen über einen beſſeren
Grenzzer=
kehr, über Bahn=, Poſt= und ſchließlich auch Zollverhältniſſe bis
zum Gedanken eines föderativen Balkanſtaates, mit einer
Grenze nach außen, einem Heer und einheitlicher politiſcher
Leitung. Dazwiſchen gibt es mannigfache Zwiſchenſtufen; ſo
den Vorſchlag eines Syſtems zweiſeitiger Verträge, wie ihn
der griechiſche Außenminiſter Michalakopulos aufgeſtellt hat, den
Vorſchlag eines Kollektivvertrages, in dem feſtgeſetzt werden
ſoll, daß ein angreifender Balkanſtaat ſich der Front aller
ande=
ren Balkanſtaaten gegenüber befinden würde; man ſieht, es iſt
eine Fülle durchaus ungeklärter Probleme.
Die Wirtſchaft iſt gewiß auch für eine etwaige Balkanunion
nicht von ausreichender Bindekraft, wenn auch vielleicht rein
wirtſchaftliche Abmachungen noch am leichteſten zu realiſieren
ſein werden. Der Güteraustauſch zwiſchen den Balkanſtaaten
iſt aus begreiflichen Gründen nur gering; der
Balkanaußenhan=
del beträgt für den einzelnen Balkanſtaat im Höchſtfall (
Alba=
uien) 24 Prozent, bei Griechenland dagegen nur 2,8 Prozent.
Die Agrarſtaaten der Donau tendieren nach Mitteleuropa,
wäh=
rend Griechenland und die Türkei ihr Geſicht dem Mittelmeer
zuwenden. Nein, die Frage der Valkanunion iſt eine rein
politiſche Frage, und ebenſo ſind die ihr entgegenſtehenden
Hemmniſſe politiſcher Natur.
Nun kann man heute beobachten, daß in der Preſſe aller
beteiligter Staaten dieſe Frage einen immer breiteren Raum
einnimmt und von allen auch poſitiv beurteilt wird — freilich
immer mit verſchiedenen Einſchränkungen. Die ehrlichen
Für=
ſprecher des Balkanplanes machen geltend, daß die gegenwärtige
Außenpolitik trotz ihrer vielen Neden von Frieden und
Frie=
densliebe zwangsläufig zum Kriege führen müſſei
es ſei unmöglich, daß man das an allen Seiten aufgeſtapelte
Pulver trocken halten könne. Käme es aber heute zu einem
ſolchen Kriege, ſo würde zuerſt und auf alle Fälle Griechenland
der Leidtragende ſein: deun unter dem Druck vom Weſten und
Norden und möglicherweiſe auch Oſten türde die im Vardartal
aufgeſtellte ſerbiſche Armee den Vormarſch nach Saloniki
an=
treten müſſen; aber ebenſo ſelbſtverſtändlich würden ſofort vor
dem Piräus die italieniſchen Kriegsſchiffe erſcheinen! Da nun
Griechenland im Weltkrieg alle ſeine räumlichen Forderungen
erfüllt ſah, da es dank der italieniſchen Vermittlung ſeine
Strei=
tigkeiten mit der Türkei, die aus der Vertreibung der Griechen
aus Kleinaſien reſultierten, liquidiert hat — und zwar
end=
gültig liquidiert hat — ſo leuchtet der Satz ein, daß
Griechen=
land in einem Krieg nichts zu gewinnen, aber alles zu
ver=
lieren hat. Steht es mit der Türkei ſo ſehr viel anders? Wer
garantiert ihr, daß die gegenwärtigen guten Beziehungen
zui=
ſchen Rußland und Italien beſtehen bleiben werden, daß nicht
eines Tages der alte ruſſiſche Drang nach den
Meerengen wieder erwacht? Man kann es durchaus
als politiſches Symbol gelten laſſen, daß die erſte
Balkankonfe=
renz in Athen ſtattfand und daß die zweite nach Konſtantinopel
einberufen iſt; Griechenland und die Türkei ſind die Staaten,
deren Intereſſe an einer Balkanunion evident und deren auch
amtliche Politik eine deutliche Hinwendung zu einer ſolchen
Seite 2
Mittwoch, den 25. Februar 1931
Nummer 56
Verbindung zeigt. Aber damit iſt die Aufzählung der „
Stütz=
punkte” auch ſchon beendet! Unbereinigt iſt das Verhältnis
Bulgariens zu Griechenland, das ſich nicht geneigt zeigt, der
bulgariſchen Forderung auf den im Vertrag von Neuilly
be=
ſtätigten Anſpruch zum Meere nachzukommen, völlig dunkel iſt
das Verhältnis Albaniens zu den übrigen Balkanſtaaten, da
Albanien bekanntlich unter italieniſchem Protektorat ſteht, nicht
cte jure, aber de facto. Die Eingliederung Rumäniens würde
wohl keine unüberwindlichen Schwierigkeiten bereiten. Der
Angelpunkt des ganzen Problems iſt aber das Verhältnis
Jugoflawiens zu Bulgarien, und es iſt ſehr bezeichnend, daß
Außenminiſter Marinkovitſch nach ſeiner Rückkehr von Athen
ſich zur Frage der Balkanunion mit „kalten und gemeſſenen”
Worten äußerte, wie ſich eine bulgariſche Zeitung ausdrückte.
Balkanunion, natürlich, ſehr ſchön und gut; aber wenn ſie
not=
wendig ſei, ſo erklärte Herr Marinkovitſch, ſo werde ſie eben
kommen. Jugoſlawvien ſeinerſeits denke nicht daran, irgendwelche
Konzeſſionen dafür zu machen.
Hinter dieſen Worten ſteht das große, ſchwierige
maze=
doniſche Problem. Aber ebenſo, wie es in Jugoſlawien
Männer und Kräfte gibt, die in einer Verſtändigung zwiſchen
den beiden Völkern ihr Ziel ſehen, wert, daß man dafür auch
den kleinen, unzweifelhaft rein bulgariſchen Grenzſtreifen an
Bulgarien abtrete und den Mazedoniern die Möglichkeit gebe,
ſich bulgariſche Schulen zu bauen, — falls ſie wirklich welche
haben wollen, — ſo gibt es in Bulgarien die große
Bauern=
partei, die ihrerſeits bereit iſt, von dem Status quo auszugehen,
um die Vereinigung beider Völker zu ermöglichen, deren Sprache
ähnlicher iſt, als die der in einem Staat vereinigten Serben
und Slowenen. Die Bauernpartei ſteht heute freilich in
Oppo=
ſition; und ebenſo ſind die ausgeſprochen zentraliſtiſchen
inner=
politiſchen Tendenzen der jugoſlawiſchen Diktatur einer
Ver=
einigung ſchroff entgegengeſetzt, (während, wie man weiß,
gerade Stephan Raditſch, der Kroatenführer, einſt mit dem
bul=
gariſchen Bauernführer Stambuliſki verhandelt hat!) aber wird
beides immer ſo bleiben?
Man braucht es nicht erſt auszuſprechen, daß die
Inter=
eſſen der gegenwärtigen Uneinigkeit der Balkanſtaaten alles
daran ſetzen werden, um den für ſie ſo bequemen Zuſtand zu
erhalten. Werden aber die Balkan=Staatsmänner — und dieſe
Frage richtet ſich in erſter Linie an die Führer der
jugoſlawi=
ſchen Außenpolitik — rechtzeitig erkennen, daß ihnen eine enge
Verbindung mit den Nachbarn erſt die Handlungsfreiheit
wie=
dergeben würde, die ſie heute, ob ſie es eingeſtehen oder nicht,
ſo ſehr entbehren? Oder muß erſt ein Krieg ihnen die Augen
öffnen? Gegenwärtig iſt an eine baldige Realiſierung des
Planes einer Balkan=Föderation wohl kaum zu denken: aber
daß die Frage angeſchnitten iſt, daß ſie offenſichtlich diskutiert
wird, zeigt, daß ein ernſter Wille hinter dieſen Plänen ſteht.
Es hätte keinen Sinn, die deutſche Oeffentlichkeit mit ſolchen
vorläufig noch recht nebelhaften Projekten zu befaſſen, wenn
man nicht ſagen müßte, daß eine Balkanunion, daß eine endliche
Verſelbſtändigung der Balkanpolitik die Kriegsgefahren
ver=
mindert und durchaus den Intereſſen des Reiches entſpricht.
Wir haben auf dem Balkan keine machtpolitiſchen Aſpirationen;
wohl aber weiſen wirtſchafts= und kulturpolitiſche Strömungen
allzu deutlich von Mitteleuropa nach dem Balkan, als daß wir
uns ihnen entziehen dürften. Wenn es einmal gelingt, die
Politik der Balkanſtaaten dem rivaliſierenden Streit der
Groß=
mächte zu entziehen, ſo werden auch dieſe Staaten ganz von
ſelbſt die natürlichen Bindungen und Verbindungen nach
Mittel=
europa ſuchen und ſuchen müſſen, von denen ſie heute oft genug
ſehr künſtlich ferngehalten werden.
* Die Forderung der Reichsregierung wird ſich nach unſerer
Keüntnis nach vier, Richtungen auswirken: Zunächſt in einem
kurzen Ermächtigungsgeſetz, wodurch die Regierung
weiteſtgehende Vollmachten auf dem Gebiete der Zollpolitik
er=
hält. Das wird vermutlich nur wenige Zeilen umfaſſen. Zur
Frage des Verwendungszwanges wird die
Reichs=
regierung ein Gutachten des Reichswirtſchaftsrats
einfordern und daraufhin eine entſprechende Vorlage über den
Reichsrat an den Reichstag leiten. Dieſe beiden Entwürfe
ſol=
len ſo beſchleunigt werden, daß ſie ſchon Mitte März vom
Reichstag verabſchiedet werden können. Die dritte Gruppe wird
im Wege der Verordnung durchgeführt werden, ſoweit die
Rechte der Regierung dazu ausreichen. Hierhin gehört in erſter
Linie die Anweiſung, daß alle öffentlichen
Be=
hörden bei ihren Aufträgen die Lieferung
deutſcher Waren verlangen. An vierter Stelle ſtehen
die diplomatiſchen Vorbereitungen zur
Umge=
ſtaltung der beſtehenden Zolltarife. Dazu ſind
Verhandlungen mit Italien und Litauen
be=
reits eingeleitet. Die Anbahnung weiterer
Verhand=
lungen mit Schweden, Jugoſlawien und den „
But=
terländern” ſteht unmittelbar bevor. Das Ziel wird
ſein, im Wege des Aushandelns einzelner Poſitionen die
Han=
delsverträge zu verbeſſern und dadurch nicht nur für die
Agrar=
produkte, ſondern auch für die Induſtrie beſſere Bedingungen
zu erreichen.
Am Dienstag vormittag erſchien in der Kanzlei des
Reichs=
präſidenten ein unbekannter Mann, der die dort anweſenden
Be=
amten um eine Unterſtützung anging. Die Beamten gaben ihm
Auskunft, wohin er ſich zu wenden habe. Darauf zog der Mann
eine Piſtole und legte auf einen der Beamten an. Er konnte jedoch
überwältigt und der Polizei übergeben werden.
Eine Abteilung von 28 Stahlhelmern, die ſich auf einem
Laſt=
automobil von Kiel nach Altona unterwegs befanden, wo ſie den
Stahlhelmführer Düſterberg hören wollten, wurden bei einem
kurzen Aufenthalt in Bad Bramſtedt von ungefähr 150
Reichs=
bannerleuten überfallen. Zwei Stahlhelmleute wurden dabei
ſchwer und fünf leicht verletzt.
In Zittau kam es am Montag abend bei einem Fackelzug der
Nationalſozialiſten zu blutigen kommuniſtiſchen Ausſchreitungen
wobei eine Perſon getötet und ſechs verletzt wurden.
In der Stadtverordnetenverſammlung von Duisburg wurde
ein ſozialdemokratiſcher Antrag angenommen, in dem das
Vor=
gehen des Oberbürgermeiſters Dr. Jarres bei der Stillegung der
Hütte Ruhrort=Meiderich mißbilligt wird.
Im Alter von 75 Jahren iſt in Wiesbaden an Altersſchwäche
Admiral a. D. v. Capelle, der ſeit 1928 in Wiesbaden im
Ruhe=
ſtand lebte, geſtorben.
Der ſpaniſche Miniſterrat hat beſchloſſen, die Gemeindewahlen
in Spanien am 1. April durchzuführen.
Der proviſoriſche Präſident von Peru, Luis Cerro, zog ſeine
Die Heſſiſche Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt hat
ſich in ihrer Vollverſammlung am Montag mit dem zwiſchen der
Reichsbahn und der Firma Schenker abgeſchloſſenen Vertrage
be=
faßt und hierzu folgende Entſchließung angenommen:
„Die Deutſche Reichsbahn=Geſellſchaft hat es für angezeigt
erachtet, auf dem Wege der Selbſthilfe einen Vertragüber
Rollfuhrdienſt, Sammelſpedivon, Verkehrswerbung und
Kraft=
wagenverkehr mit der zu dieſem Zweck gegründeten Firma
Deutſche Bahnſpedition Schenker u. Co., G. m. b. H., in
Ber=
lin, abzuſchließen, ohne den zur Wahrung der Verkehrsintereſſen
berufenen Siellen Gelegenheit zur Aeußerung gegeben zu haben.
Bei allem Verſtändnis für die ſchwierige Finanzloge der noch
im=
mer durch die Laſt der Reparationen und andere Belaſtungen
aufs ſchwerſte überbürdeten Reichsbahn iſt feſtzuſtellen, daß der
mit dem Schenker=Vertrag” eingeſchlagene Weg nach
Form und Inhalt als höchſt bedenklich erſcheinen muß.
Die Löſung des Problems „Eiſenbahn und
Kraft=
wagen” darf nicht von einem der Beteiligten einſeitig
und unter Ausnützung der ihm zur Verfügung ſtehenden
Macht=
mittel erfolgen. Eine für die geſamte Volkswirtſchaft tragbare
Löſung dieſer wichtigſten Verkehrsfrage unſerer Zeit kain
viel=
mehr nur gefunden werden, wenn unter genaueſter Abwägung
aller Geſichtspunkte, etwa von ſeiten des Geſetzgebers, eine
un=
parteiiſche Regelung getroffen wird. Dieſe Regelung
muß auf der einen Seite den ſchutzwürdigen Intereſſen der
Schiene gerecht werden, auf der anderen Seite muß ſie es aber
vermeiden, einer freien Entfaltung des jüngeren, in ſtändiger
AufwärtsbewegungbegriffenenVerkehremittels, des Kraftwagens
Schranken zu ſetzen, die letzten Endes eine Erſtarrung der
Ver=
kehrsentwickelung zur Folge haben müßten.
Ohwohl der „Schenker=Vertrag” im einen oder anderen
ge=
wichtigen Punkte zweckmäßige Neuerungen vorſieht.—
Neuerungen, die aber zweifellos auch auf anderem Wege
erzielt werden können — ſo gibt der Vertrag in ſeinen
Ein=
zelheiten vom Standpunkt der Geſamtwirtſchaft aus Anlaß zu
den ſchwerſten Bedenken: Trotz aller gegenteiligen
Verlautbarun=
gen des maßgebenden Vertragspartners würde die Durchführung
des Vertrages einer einzigen Firma eine monopolartige
Stellung einräumen, die eine Exiſtenzgefährdung
zahlreicher, bisher ſelbſtändiger, für einen geregelten
Güterum=
lauf unentbehrlicher Unternehmungen bedeutet. Die den
Be=
teiligten von der Reichsbahn auferlegte „
Beobachtungs=
pflicht” würde eine Einſtellung erfordern, die mit den bisher
im geſchäftlichen Leben üblichen Grundſätzen ſchwerlich
verein=
bart werden kann.
Vom allgemeinen Standpunkt der deutſchen
Volks=
wirtſchaft aus muß daher feſtgeſteilt werden, daß der zwiſchen
der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft und der Firma Deutſche
Bahnſpedition Schenker u. Co., G. m. b. H., abgeſchloſſene
Ver=
trag, wenn er überhwupt Anſpruch auf Rechtsgültigkeit erheben
kann, keine geeignete Grundlage für eine gedeihliche
Verkehrsentwickelung darſtellt, vielmehr die Gefahr
ſchwe=
rer Schädigungen in ſich birgt. Es darf erwartet werden,
daß die zuſtändigen Stellen des Reichs und der Länder
dieſer Gefahr Rechnung tragen und die aus der Rechtsloge
ge=
botenen Folgerungen ziehen werden.”
(Fortſetzung von Seite 1, Spalte 2.)
Vorübergehend wird in Notfällen vor gewiſſen Zwangsmaßnahmen n
zurückgeſchreckt werden können. So ſollen beſonders für Kaſein, Fl
und Zichorie Erleichterungen für den Abſatz der Inlandsproduktion
ſchaffen werden. Bei allen Bauten mit Hilfe öffentlicher Mittel ſol
Zukunft nur heimiſches Holz verwendet werden dürfen. Mit der Rei
bahn wird über die Ausdehnung einiger Notſtandstarife auf wei
Gebiete verhandelt. Die Reichsregierung beabſichtigt, auch den Frage
komplex des Brotgeſetzes nochmals einer eingehenden Prüfung zu ur
ziehen. Alle dieſe Maßnahmen der Selbſthilfe und Staatshilfe köm
aber nur zum Ziele führen, wenn ſie ergänzt werden durch einen a
reichenden und zugleich elaſtiſchen Schutz des Binnenmarktes.
Das bisher für den Getreidebau gehandhabte Prinzip des
Ermächtigungszollſyſtems hat ſich voll bewährt. Die
Regie=
rung hat auch beſchloſſen, vom Reichstag, für das geſamte
Zollgebiet freie Hand zu erbitten.
Eine ſolche generelle Ermächtigung wird dem Kabinett vor allem du
die Möglichkeit gegeben, auf dem Gebiete der ſteuerlichen Veredelun
wirtſchaft des Leguminoſenbaues und der Forſtwirtſchaft einzugreif
um Kataſtrophen abzuwenden. Das Reichskabinett iſt ſich dabei bew.
daß bei dem Gebrauch ſo außergewöhnlicher Vollmachten die Einzelint
eſſen mit dem Geſamtintereſſe ſorgfältig abzuwägen ſind. Ferner
die Regierung die Verlängerung der Ermächtigung für das Einf;
ſchein=Syſtem unter Einbeziehung von Holz beſchloſſen. Im Anſch.
an frühere Verhandlungen und an die eingeleiteten Verhandlung
mit Italien ſollen ſchrittweiſe Verhandlungen mit weiteren Ländern
gen, denen gegenüber wichtige landwirtſchaftliche Erzeugniſſe gebun
ſind. Endlich befaßt ſich das Aararprogramm noch mit Maßnahmen
Ueberwindung der ſaiſonmäßigen Gefahren. Die Reichsregierung
dieſes Geſetzgebungswerk in engſter Zuſammenarbeit mit den maßgeb
den Vertretern der Landwirtſchaft ausgearbeitet und in der Erwart,
beſchloſſen, daß nunmehr auch gerade von genoſſenſchaftlicher Seite 1
mehr als bisher getan wird, um die Selbſthilfe auszudehnen. Zur Z
laſtenfrage werden ſofort Verhandlungen eingeleitet.
Agrarpolitik iſt heute in erſter Linie ein Gebot
ſtaats=
politiſcher Verantwortlichkeit.
Deshalb wird die Regierung auch, unbeirrt von falſch verſtander
Verbraucherwünſchen und parteipolitiſch überſpitztem Agrarradikalism
entſchloſſen in ſachlicher Arbeit dasjenige tun, was zum Wiederauf
notwendig iſt. Der Miniſter widerſpricht dem Vorwurf, daß
Agrarpolitik die Lebenshaltung unerträglich verteuere. Die Landn
ſchaft iſt in der Preisſenkung allen anderen Wirtſchaftszweigen weit t
aus. Wir ſind auch mit Erfolg bemüht geweſen, die Spanne zwiſe
Erzeuger= und Verbraucherpreiſen bei Agrarerzeugniſſen zu verring
Die Befüchtungen gewiſſer Induſtriekreiſe über die Wirkung der 7
politik auf unſere handelspolitiſchen Beziehungen kann ich nicht teil
Die Landwirtſchaft verlangt nur, daß auch in der Handelspolitik
zwangsläufigen Solidarität von Induſtrie und Landwirtſchaft Rechn:
getragen wird. Sie wendet ſich gegen die einſeitigen Opfer, die ihr
her gerade in der Handelspolitik zugemutet worden ſind. Zum Schl
wendet ſich der Miniſte
an die Landwirtſchaft
ſelbſt. Er weiſt darauf hin, daß auch dieſes Geſetz ſelbſtverſtändlich k
Zauberformeln birgt, daß es aber die entſcheidenden Problem an
Wurzeln packt und bis an die Grenze deſſen geht, was zurzeit ge
geberiſch auf agrarpolitiſchem Gebiet überhaupt möglich iſt. Im
Ein=
nehmen mit der Grünen Front habe ich mein Amt als Ernährungsmi
ſter übernommen und in voller Einmütigkeit die Grundlagen für
neue Agrarprogramm geſchaffen. Solange dieſe reſtloſe perſönliche
heit zwiſchen den verantwortlichen Führern der Landwirtſchaft und
beſteht, mißachte ich alle Störungsverſuche, die dem Ernſt der Lage
Landwirtfchaft nicht entſprechen. Ich weiß, daß viele meiner Beru
genoſſen unter dem furchtbaren Druck unmittelbarſter Bedrohung ih=
Exiſtenz dem Staate voller Mißtrauen und meiner eigenen Politik vo
Unmut und Argwohn gegenüberſtehen. Ich verſtehe die ſchwarzen F
nen der Verzweiflung und Empörung als ſchwere Krankheitsanzeick
der um das Leben ringenden Landwirtſchaft. Mögen manche Kreiſe
ſes Hauſes und vielleicht auch des deutſchen Volkes für die Agrarpoli
der Regierung nicht mehr das nötige Verſtändnis aufbringen.
halte trotzdem feſt an meiner Aufgabe. Ich werde meinen Platz ſolan
behaupten, als ich der Ueberzeugung bin, am beſten der Landwirtfd
und unſerem Vaterlande zu dienen. Irgendwie anders geartete Motive
Taktik und Parteipolitik können und werden bei mir, der ich mich v
allem Bleigewicht befreit habe, keine Geltung haben. (Beifall.)
Die Miniſterrede fand am Schluſſe den Beifall der Mittelparteie
Abgeordnete des Landvolks und des Bayeriſchen Bauernbundes beglü
wüinſchten den Miniſter Schiele.
Abg. Tempel (Soz.) erklärte: Wir ſtimmen mit dem Miniſt
nicht voll überein in ſeiner Einſchätzung der wirtſchaftlichen Geſamtſtr:
tur; aber auch wir wiſſen, daß die Landwirtſchaft einer der weſentli
ſten Sektoren der Wirtſchaft iſt und daß jede Einſchränkung dieſes S
tors ſich vergiftend und zerſetzend auswirken muß auf das Ganze d
Wirtſchaft. Darum iſt die Sozialdemokratie bereit zur poſitiven Fr
derung der Agrarwirtſchaft im wohlverſtandenen Intereſſe der Arbeite
ſchaft.
Abg. Meyer=Hannover (D.=Hannob.) ſtimmte allen Maßnahme
zur Rettung des deutſchen Oſtens zu und fordert vor allem eine kräfti
Siedlungspolitik. Der Redner bedauert, daß gerade Vertreter d
Oſtens wie unartige Kinder den Reichstag verlaſſen hätten, ſtatt mitz
wirken bei der Beratung dieſer für den Oſten beſonders wichtige
Fragen.
Gegen 19 Uhr wurde die Fortſetzung der Ausſprache auf Mitt
woch, 15 Uhr, vertagt.
* Zriß von Ubde.
Ein Geſpräch mit ſeiner Tochter.
Zuſeinemzwanzigſten Todestagam 25. Februar.
Von K. J. Grün.
In einem behaglich eingerichteten Raum des Berliner
Weſtens nahe dem Tiergarten, ſitzt man Sophie von Uhde
gegen=
über. An den Wänden hängen kleinere Arbeiten ihres Vaters.
Aus Frage und Antwort geſtalten Erlebniſſe und Rückblicke in
die Tage der Kindheit ſich zu dem Bilde eines Mannes, deſſen
Schaffen der Gegenwart viel von jenen Werten geben kann, die
uns die Malerei faſt gänzlich ſchuldig geblieben iſt: die Schau,
die ſich in das Geſicht der ſeeliſchen Viſion, des Ergriffenſeins
und des nachhallenden Miterlebens umformt.
Wie bei jedem großen Könner finden ſich auch bei Fritz von
Uhde manche ſcheinbaren Widerſprüche und Ungereimtheiten.
Am auffälligſten iſt vielleicht dies, daß der Offizier des feudalen
ſächſiſchen Gardereiter=Regiments — die Liebe zur Reiterei hat
ihn zeitlebens nicht losgelaſſen — ein umſchwärmter Liebling
und Liebhaber ſchöner Frauen, der Bildner der Welt um die
überragendſte Perſönlichkeit der ganzen Menſchheitsgeſchichte
werden konnte. Von den beiden Seelen, die in ſeiner Bruſt
wohnten, wurde die aus deutſchem Myſtizismus und Gotik, die
ſeinen „Bibliſchen Geſchichten” das holzſchnitthafte Daſein in
urſprünglicher Echtheit und Lebensnähe gab, der Born, aus dem
ſein Können am kräftigſten ſprudelte.
Die Religioſität dieſer Bilder hat mit buchſtabenſtarrem
Dogmatismus nichts gemein. Die überlaute Ablehnung, die ſie
in der Oeffentlichkeit fanden, mag hierauf beruhen. Schon daß
ſie der Impreſſioniſt Uhde malte, ſie nach Möglichkeit in Luft,
Freie und Helle ſtellte, nimmt ihnen Weltferne und Starre, läßt
ſie zu uns in verſtändlicher Sprache reden, zumal noch ein
ſozia=
les Ethos verſinnbildlicht iſt, deſſen tiefſte Wurzeln im
Ur=
chriſtentum gründen: In der Liebe zu allem Geſchöpf, durch
„Mitleid wiſſend”.
„Jch entſinne mich ſehr vieler Abende, an denen mein Vater
die Bibel las und dem Geleſenen, das ihn inſpiriert hatte,
nach=
ſann. Dann ſkizzierte er meiſt ſofort ſeine Gedanken und das
Geſchaute. Dieſe Skizzen ſurden dann oft recht umfangreich.
Was ihn ſo ſehr zur Schrift hinzog, war wohl neben der tiefen
Hinneigung zu der Geſtalt Chriſti, als der reinſten Verkörperung
von Menſchlichkeit und Liebe, vor allem auch ihr hoher
ſprach=
licher Gehalt. Wie mein Vater überhaupt ein feines
Empfin=
den für die Schönheit ſchöpferiſcher Sprache hatte und ein
Freund nicht alltäglicher Literatur war. Bierbaum war gern
geſehener Gaſt in unſrem Hauſe. Paul Heyſe wohnte damals
neben uns, und ich bin häufig durch ſeinen Garten entwiſcht,
wenn ich ahnte, daß mir wieder Modellſtehen als Engel oder
Tobias oder als Landsknechtsjunge bevorſtand. Für die inner=
Fritz von Uhde.
liche Gläubigkeit meines Vaters mag Beweis ſein, daß kein
Tag für uns ohne Gebet begann und kein Sonntag ohne den
Beſuch des Gottesdienſtes verging.”
Die Liebe zu jeglicher Kreatur ließ den Freilichtmaler Uhde
auch der Natur mit nie ermüdender Ausdauer nachſpüren. Im
Garten am Starnbergerſee, im Schilf am Uferrand, in Wald und
Feld, überall und jederzeit war er bemüht, ihr Weben und
Wundern und Sein in der Luft und Helle, in denen ſie ſich
ihm darbot, einzufangen, ihr Eigenleben bildhaft werden zu
laſſen. Es gibt wohl wenig Maler, die die Sonne ſo zu malen
verſtanden wie Uhde, daß ſie nicht nur leuchtendes Geſtirn
ſcheint, Farbfleck oder farbige Fläche, ſondern wie die lebende
und belebende Nährmutter zu uns ſpricht. „Dieſe
Sonnen=
ſeligkeit meines Vaters dünkte uns Kindern natürlich oft eine
Beſchränkung unſerer perſönlichen Freiheit. Wenn wir ſitzen,
ſtehen und ſtillhalten mußten, bis er gemalt hatte, was ihm de
Augenblick als Impreſſion hatte offenbar werden laſſen. Da
Urteil über ein fertiges Bild war nie ein Selbſtlob. Ein un
erfüllter Reſt wurde immer irgendwo entdeckt. Uebrigens we
mein Vater, obwohl Pünktlichkeit nicht ſeine Zier genannt wer
den konnte, ein richtiger Arbeiter. Er vergaß dann alles, ſog”
die Hausordnung. Im Kriege ſetzte er ſich wegen dieſer „Zei
loſigkeit” einmal recht ungemütlich zwiſchen Baum und Borke
Das war 1871 bei dem Einzugseſſen in Paris, von dem er mt
oft erzählt hat, an dem er als Adjutant teilnehmen mußte. C
erſchien zu ſpät, wurde auf den erſten beſten freien Stuhl ver
fügt und ſaß nun mitten unter den Fürſtlichkeiten, denen de
junge Prinz mit dem martialiſchen Schnurrbart eine unbekan
Größe war. Außer den glühenden Kohlen unter ſeinem
mußte er die mißbilligenden Blicke des Königs Albert
Sachſen mit in Kauf nehmen, bei dem er ſonſt eine ſehr
Nummer hatte.
Ein „echter Kriegs=Uhde” iſt dann noch die kleine Begben”
heit mit dem Atelier des franzöſiſchen Malers Jacques. Une
ungeſtört Atelierluft genießen zu können, beförderte ſich der
Leutnant kurzerhand, beſchlagnahmte den Raum und häus.
außen ein Schildchen mit dem Befehl an: „Hier darf nich
requiriert werden. General von Uhde.‟ Was dann auch ſe!"
Wirkung nicht verfehlte. Gemalt hatte mein Vater ja ſchon."
ſeiner früheſten Leutnantszeit. Die beſte Gelegenheit dazu de
ſich auf dem Schloßbeſitz ſeines Regimentskameraden Lure.
ein Onkel des berühmten „Seeteufel” aus dem Weltkrieg. Aue!
dings tat der ſpätere Impreſſioniſt Uhde dieſe Genre=, Schla g,
ten= und Pferdemalerei recht rabenväterlich mit „grauenhaſt.
Zeugs” ab. „Das Beſte, was ich gemalt habe, ſind doch 2
Bilder aus der Starnberger Zeit” äußerte er noch kurz Le
ſeinem Tode. Er meinte damit wohl in erſter Reihe die Lalle
ſchaftsfkizzen zur See= und Bergpredigt, die einzelnen Komee
ſitionen zu dem „Gang nach Emaus” und dann natürlich O.
vielen Familienbilder.
Das Verhältnis der maßgebenden Generation zu,9e
Malern ihrer Zeit kann jeweils nur bedingter Gradmeſſer IL
den wirklichen Wert ihres Schaffens ſein. Jede Zeit lieſt Ehe‟
das in ſchöpferiſche Werke hinein oder aus ihnen heraus, Ei
durch ihre Horizonte bedingt iſt. Sich heute wieder mit Uhd
befaſſen — auch der ſpätere Slevogt bekannte ſich ja noch 3.
Feuerbach! — kann daher nur ein Rückfinden ſein zu den
kraf=
vollen Veräſtelungen unſerer deutſchen Malerei, in der I
irgendeiner Tonart immer die Melodie ſchwingt, deren Grund.
akkorde aus der Seele des deutſchen Volkes aufklingen, oo dies
mit der Palette, dem Notenblatt oder mit dem Wort geſchiehr.
Nummer 56
Mittwoch, den 25. Februar 1931
Seite 3
Etatberatung im Finanzausſchuß.
Anr 1,5 Millionen für Neubauwohnungen. — Noch keine Senkung der Hypotkheken=Zinsſähe.
Härken durch das Sondergebäudefteuergeſeß.
16,8 Millionen für Penſionen.
* In der geſtrigen Sitzung des Finanzausſchuſſes teilte die
Regierung bei Kap. 10, Landesſteuern, mit, daß die für den
Woh=
nungsbau 1931 zur Verfügung ſtehenden 5 Millionen in Zukunft
purch eine zentrale Landesſtelle, ungbhängig vom örtlichen
Auf=
kommen zur Deckung des dringendſten Bedarfs verteilt werden.
Zur Unterbringung minderbemittelter und bedürftiger
Volks=
ſchichten ſollen Neuwohnungen mit einer Wohnfläche von 32 bis
45 Quadratmeter zu einem Mietpreiſe von 20—40 RM. erſtellt
werden.
Für die Verzinſung und Tilgung der bisher
aufgenomme=
nen Wohnungsbauanleihen werden die zur Verfügung
ſtehenden 5 Mill. völlig aufgebraucht, weshalb nur der
Be=
trag von etwa 1,5 Millionen aus Rückflüſſen und
aufkom=
menden Zinſen der ſeitherigen Baudarlehen für den
Neu=
bau ausgeworfen werden kann.
Kach Abzug der bevorrechtigten Beträge für Inſtandſetzung,
Dar=
hen, Zuſatzdarlehen für Kriegsbeſchädigte, Kinderreiche,
tuber=
utlöſe Kranke, landwirtſchaftliche Siedlungen uſw., verbleibt zur
zerwendung noch 1 Million, die für Baudarlehen an den
Bau=
rrn oder für Zinszuſchüſſe zu verwenden ſind. Darlehen und
fuſchüſſe ſind ſo zu bemeſſen, daß möglichſt die
beſtimmungs=
emäß feſtgeſtellte Zahl von Wohnungen unter Einhaltung der
eſtimmten Miethöhe erſtellt wird. In Heſſen dürfen die
Geſamt=
erſtellungskoſten je Wohnung 7500 RM. nicht überſteigen. Zur
irſtellung tragbarer Mieten iſt ein Baudarlehen von 3300 RM.
Wohnung erforderlich. Unter dieſer Vorausſetzung können
00 Wohnungen beliehen werden.
Von ſozialdemokratiſcher Seite wird in der Ausſprache die
egierung erſucht, ſich mit den maßgebenden Stellen des Reiches
m billiges Geld für den darniederliegenden Baumarkt zu
be=
tühen. Die Beleihungsgrenze für erſtſtellige
ypotheken könneweſentlich höher gezogen
wer=
en, und wenn Geld zu 6 Prozent verfügbar wäre, würde die
qutätigkeit zweifellos ſehr ſtark einſetzen.
Wirtſchaftsminiſter Korell
rklärte auf Anfragen nach ſeinen Verhandlungen mit den
Ban=
n und Sparkaſſen um Zinsermäßigung, daß ein
Vor=
ehen der heſſiſchen Inſtitutewenig Erfolg
ver=
preche, wenn nicht auch die heſſen=naſſauiſchen
ſeldinſtitute ihren Zinsfuß ſenkten. Die
gefor=
erte Senkungder Bauarbeitertarife könne nur von
entraller Stelle in Berlin aus erfolgen und habe zur
Voraus=
tzung die Senlung der wichtigſtem Lebensmittelpreiſe, bei denen
ie Verdienſtſpanne zwiſchen Produzenten= und
Konſumenten=
reis immer noch viel zu hoch ſei.
Einſtimmig angenommen werden zwei Landbundanträge,
onach Räume für Gewerbebetriebe keine beſondere Steuerpflicht
egründen, wein im übrigen der Beſitz nach dem
Sonder=
bäudeſteuergeſetz ſteuerfrei iſt, und zweitens, daß
hypotheka=
ſche Belaſtungen, die vor 1919 zum Zwecke der Gutsübergabe
ngetragen waren, nicht als Belaſtung im Sinne des Art. 7
bſ. 3 des Sondergebäudeſteuergeſetzes zu gelten haben, falls die
nſchlagſumme voll zur Ablöſung kommen muß. (Bisher wurde
von in dieſem Sinne verfahren.)
Finanzminiſter Kirnberger
klärt, daß entſprechend der Dezember=Notverordnung nur die
älfte des im Rechnungsjahr 1930 für den Wohnungsbau
be=
ammten Betrages zur Steuerſenkung verwendet werden
üſſe. Das ſei in Heſſen geſchehen.
Die Grundſteuer habe eine Gprozentige, die Gewerbeſteuer
eine 12prozentige Senkung erfahren. Eine entſprechende
Verordnung über die Senkung dieſer Steuern bei den
Ge=
meinden ergehe in den nächſten Tagen.
Von Regierungsſeite wird auf Anfrage erklärt, daß die
teuerrückſtände ſich wie folgt vermindert haben
1. Okt. 1928 175 000 Poſten mit 8,8 Mill. Steuern,
1. Okt. 1929 97 000 Poſten mit 6,8 Mill. Steuern,
1. Okt. 1930 78 000 Poſten mit 6,0 Mill. Steuern.
Auf volksparteiliche Anfrage erllärt der Regierungsvertreter,
ß die
Höherbeſteuerung bei der Sondergebäudeſteuer
mäß Dezember=Geſetz nach den bisherigen Erfahrungen nicht
tbeträchtlich ſei, und die Regierungerſuche um die Er=
mächtigung, eintretende Härten jetzt ſchon
be=
ſeitigen zukönnen. Von den etwa 200 000 Gebäuden
Heſ=
ſens kämen etwa 10 000 für die Höherbeſteuerung in Frage, davon
in den Landgemeinden faſt keine. In den Städten ſeien die
Ver=
hältniſſe ſehr verſchieden. Nach erſten Schätzungen, die allerdings
noch der Kontrolle bedürften, kämen z. B. von den etwa 4500
Ge=
bäuden in Mainz 80 Prozent in Frage, in Offenbach ſeien es
etwa 60 Prozent, in Darmſtadt 40 Prozent, im Bezirk
Worms 22 Prozent, Bezirk Gießen 16 Prozent, Bezirk Bingen 4
Prozent, Bad=Nauheim faſt keines der geſamten Gebäude.
Nach längerer und intereſſanter Ausſprache wurde der Punkt
auf nächſten Dienstag zurückgeſtellt, da die einzelnen
Frak=
tionen darüber noch intern verhandeln wollen.
Zahlreiche kommuniſtiſche Anträge werden einſtimmig
ab=
gelehnt. Die Regierung wird mit 8:5 Stimmen erſucht, dafür
Sorge zu tragen, daß ab 1. April 1932 die
Einheitsbe=
wertung des Reichsbewertungsgeſetzes zugrunde gelegt wird.
Der Landbundantrag, den Soll=Anſatz für die Grundſteuer von
4,3 auf 7,323 Millionen zu erhöhen, wird mit 8:3 Stimmen bei
drei Enthaltungen abgelehnt. Die Regierung erklärt, daß die
Grundſteuer für Beſitzer von Schälwaldungen, die
umge=
forſtet werden, bisher ſchon niedergeſchlagen werde, ſoweit es ſich
um Werte von mehr als 200000 RM. je Hektar handelt. Der
Zentrumsgaitrag, den Betrag von 60 000 RM. zur Verbilligung
von Lageplänen und Meßbriefen auf den wirllich notwendigen
Satz zu ermäßigen, wird einſtimmig genehmigt. Das Kapitel
ſelbſt wird dann mit 9:2 Stimmen bei 2 Enthaltungen
verab=
ſchiedet.
Kap. 12, Lotterie, mit 830 174 RM. Einnahmen, wird
ein=
ſtimmig und ohne Ausſprache gebilligt.
Bei Kap. 15, Ruhegehalte und ſoziale Fürſorge,
mit 80 941 RM. Einnahmen und 18263 210 RM. Ausgaben
be=
antragen die Sozialdemokraten erneut die Aufhebung der
Be=
triebskrankenkaſſe, ſowie 20prozentige Kürzung
der eingeſetzten Summen von 60 000 RM. für
Aufbeſſe=
rungsgelder und 170 000 RM. für Gnadengehalteund
andere Verſorgungsbezüge.
Der Landbundvertreter kritiſierte die neue Steigerung des
Penſionsetats und verſprach ſich von der Erhöhung der
Alters=
grenze eine erhebliche Entlaſtung der zu erwartenden Steigerung
der Penſionsausgaben. — Der Vertreter der Regierung verwies
darauf, daß ſeit 1918 die Zahl der Staatsbeamten durch
Verſtaat=
lichung der Polizei uſw., ſich erheblich vermehrt hat und der
jähr=
liche Zuwachs an Penſionären den Abgang ſehr erheblich
über=
ſteigt, weil die Lebensdauer der Bevölkerung ſtark
geſtiegen iſt. Die Erhöhung der Altersgrenze
vom 65. auf das 68. Lebensjahr würde auf die Dauer eine
jährliche Erſparnis von etwa ½ Mill. bringen.
Die Ausſprache wird heute fortgeſetzt.
Einnahmen und Ausgaben Heſſens im Januar 1931.
* Zu den Einnahmen und Ausgaben Heſſens im Monat
Januar 1931 bemerkt das Finanzminiſterium vorweg: „Aus dem
vorliegenden Teilergebnis kann nicht durch entſprechende
Ver=
vielfältigung der Fehlbetrag am Jahresſchluß errechnet werden,
weil die Einnahmen und Ausgaben nicht gleichmäßig jeden
Monat fließen, und weil ein weſentlicher Teil der Einnahmen
und Ausgaben, nämlich die der rechmungspflichtigen Kaſſen, erſt
am Jahresſchluß in dieſem Ausweis erſcheint.”
Im ordenülichen Etat betragen die Einnahmen im Monat
Januar 8,387 Mill., und zwar: aus Steuern 6047 Mill., aus
Unternehmungen und Betrieben 0,469 Mill., aus der Juſtiz 0,350
Mill., aus Volksbildung, Wiſſenſchaft, Kunſt und Kultus 0,106
Mill., aus der übrigen Landesverwaltung 1,415 Mill. Als
Aus=
gaben ſind verzeichnet zuſammen 10,057 Mill., und zwar: für
Juſtizverwaltung 0,746 Mill., für Volksbildung, Wiſſenſchaft,
Kunſt und Kultur 2,564 Mill., für wertſchaffende
Erwerbsloſen=
fürſorge —, für Wohnungsweſen 1,000 Mill., für Schuldendienſt
0,768 Mill., für Ruhegehälter 1,348 Mill., und für ſonſtige
Aus=
geben 3,521 Mill. Es verbleibt alſo am Ultimo Januar ein
rechneriſches Defizit von 13,983 Mill. Im
außerordent=
lichen Etat ſtehen RM. 0,145 Einnahmen 0,561 Mill.
Aus=
gaben gegenüber; hier beträgt per Ende Januar die
Mehraus=
gabe 3,859 Mill.
=6=
*
Der Dramakiker der Sturm- und
Arangzeil.
Zu Maximilian Klingers 100. Todestage am 25. Februar.
Maximilian Klinger, deſſen Dramen ein Spiegel der
chtenden Jugend ſeiner Zeit ſind, wurde am 17. Februar 1752
S Sohn eines Konſtablers in Frankfurt a. M. gebören, wuchs
ich dem frühen Tode ſeines Vaters in großer Armut auf und
langte nach einem vielbewegten Leben zu höchſten Ehren und
ürden. Er beſuchte das Gymnaſium ſeiner Vaterſtadt, ſtudierte
74—76 in Gießen, wo er mit dem Darmſtädter Ernſt
Schleier=
icher, ſpäteren Kabinettsſekretär und Direktor des Muſeums
ter Ludewig I., vertraute Freundſchaft ſchloß, weilte dann in
eimar, von Goethe in jeder Weiſe unterſtützt. In Weimar
ylte er ſich nicht wohl und ſtieß Goethe durch ſein ungebärdiges
eſen ab. Anfang 1776 ging er dann nach Leipzig und wanderte
5 Direktor der Seylerſchen Theatertruppe in verſchiedenen Orten
ther. Später trat er als Freiwilliger in das öſterreichiſche
er ein, das er nach Beendigung des bayeriſchen Erfolgekrieges
eder verließ, worauf er ſich in der Schweiz aufhielt. Auf
Emp=
lung des Herzogs Eugen von Württemberg begab er ſich über
rmdurg nach Petersburg und begleitete den Großfürſten Paul
f deſſen Reiſe nach Italien und Frankreich und ſtieg in
mili=
riſchen Würden von Stufe zu Stufe: 1708 Generalmajor, 1801
Eetkor des Kadetten= und Pagenkorps, 1803 Kurator der
Univer=
ar Dorpat, 1811 Generalleutnant und geadelt. Er war
ver=
katet mit einer vornehmen Ruſſin, Eliſabeth Alexejew, einer
kurlichen Tochter der Kaiſerin Katharina, genoß großes
An=
len und begründete ſich eine glänzende Stellung. Nachdem er
ne Aemter niedergelegt, hatte, ſtarb er am 25. Februar 1831
Dorpat. Mit berechtigtem Stolz konnte Klinger von ſich
ſen: Ich habe, was und wie ich bin, aus mir ſelbſt gemacht,
inen Charakter und mein Inneres nach Kräften entwickelt, und
ich dieſes ſo ernſtlich und ehrlich tat, ſo kam das, was man.
ück und Aufkommen in der Welt nennt, von ſelbſt. Auch
ethe, der im 14. Buch von „Dichtung und Wahrheit” eine liebe=
1e, aber nicht ganz objektive Charakteriſtik Klingers gibt, ſagt:
les, was an ihm war, hatte er ſich ſelbſt verſchafft, ſo daß man
n einen Zug von ſtolzer Unabhängigkeit, der durch ſein
Be=
igen durchging, nicht verargte. Die Perſönlichkeit Klingers,
* von Zeitgenoſſen als ſchöner Jüngling geſchildert wird, hatte
vas Beſtrickendes, wodurch er ſich aller Herzen, namentlich aber
der Frauen, gewann. Bei aller genialen Ungebundenheit im
Leben und im Lieben verlor er aber nicht ſeinen Halt.
Klinger, der auf die dichtende Jugend ſeiner Zeit und nach
ſeinem eigenen Geſtändnis auch auf Schiller einen ſtarken
Ein=
fluß ausgeübt hat, kann als Dichter heute nur noch ein
literar=
geſchichtliches Intereſſe beanſpruchen. Er iſt der Muſterdichter der
Sturm= und Drangzeit, der in Rouſſeau ſein Ideal ſah und in
ſeinen Schriften von deſſen Ideen beherrſcht wird. „Emil”, ſo
ſagt Goethe, „war ſein Haupt= und Grundbuch, und jene
Geſin=
nungen fruchteten um ſo mehr bei ihm, als ſie über die ganze
ge=
bildete Welt allgemeine Wirkung ausübten, ja, bei ihm mehr als
bei anderen. Denn auch er war ein Kind der Natur, auch er
hatte von unten auf angefangen.” Es ſind zwei Schauſpiele, denen
Klinger ſeine Berühmtheit für Mitwelt und Literaturgeſchichte
verdankt.” Im Jahre 1775 hatte Schroeder in Hamburg einen
Preis von 200 Louisdor für ein Originalſchauſpiel ausgeſchrieben.
Dieſer wurde dem Schauſpiel „Die Zwillinge” von Klinger
zu=
erkannt, obwohl das von Leiſewitz eingereichte Schauſpiel „Julius
von Tarent” allgemein als beſſeres Stück anerkannt wurde. Beide
Stücke, die merkwürdigerweiſe dasſelbe Thema von
Brüderfeind=
ſchaft und Brudermord behandelten, ſind Vorbilder zu Schillers
„Räubern” geweſen. Leiſewitz ließ ſich durch dieſen Mißerfolg von
jeder weiteren dichteriſchen Tätigkeit abſchrecken. 1776 entſtand
Klingers Schauſpiel „Sturm und Drang” (urſpünglich „
Wirr=
warr” betitelt), das der ganzen kraftgenialen Periode jener Zeit
ſeinen Namen gegeben hat, eine Schauertragödie, von der
Leſ=
ſing geſagt hat, daß er es unmöglich habe zu Ende leſen können.
Heute hat das Stück nur noch eine Bedeutung als Maßſtab für
den Geſchmack und die Geiſtesrichtung der damaligen Zeit, die
wir nicht mehr verſtehen. Klinger hat ſich ſpäter ſelbſt über das
tolle Genieweſen luſtig gemacht. Er hat außerdem noch eine
große Anzahl von Dramen und Romanen geſchrieben, die heute
alle vergeſſen ſind, obwohl ſich die Romane durch ihren
Gedanken=
inhalt auszeichnen. Seine geſammelten Werke umfaſſen 12
Bände. Unter ſeinen Biographen iſt in erſter Linie der
Darm=
ſtädter Gelehrte Max Rieger zu nennen, der das Leben und die
Ap.
Werke Klingers in 2 Bänden behandelte.
Leitfaden der Reklame für den modernen Geſchäftsmann. Von Direktor
H. Weißbach. Vierte Auflage. 1930. 88 Seiten. Preis 2 Mk.
Verlag von Wilhelm Violet in Stuttgart.
Der neue Leitfaden geht ohne Umſchweife auf die praktiſche Seite des
Gebietes ein und behandelt alle Formen der modernen Propaganda,
ins=
beſondere die Kunſt des richtigen Inſerierens, und die Rentabilität der
Anzeigen. Was von der Werbekunſt überhaupt lehrbar iſt, ſteht in
die=
ſem Buche, aus dem jeder Geſchäftsmann großen Nutzen ziehen wird.
Die engliſch=franzöſiſchen
Blokken=
verhandlungen.
Frankreich verlangk neue Sicherheiten und
Zugeſtändniſſe für die Abrüſtungskonferenz.
Die Reiſe Henderſons und des erſten Lords der britiſchen
Admiralität, Alexander, nach Paris hat dort wie eine Senſation
gewirkt. Man verhehlt ſich hier nicht, daß Henderſon und
Alexan=
der, die die von dem Vertreter des Foreign Office, Craigie,
vorbe=
reiteten Verhandlungen gerne zum Abſchluß bringen möchten —
natürlich in engliſchem Sinne —, alles daran ſetzen werden, um
die engliſche Theſe durchzuſetzen.
Craigie hat gegen Ende der vorigen Woche einen
Kompromiß=
vorſchlag ausgearbeitet, der ſich den Beitritt Frankreichs zum
Londoner Seeabrüſtungspakt — woran England ſehr viel
ge=
legen iſt —, zum Ziel ſetzt. Bei den Vorbeſprechungen zwiſchen
Craigie und und dem franzöſiſchen Unterhändler Maſſigli hat ſich
Frankreich bereits einverſtanden erklärt, ſeine
ur=
ſprüngliche Forderung von 805 000 Tonnen auf
640 000 Tonnen herabzuſetzen. Im Laufe der
Beſprechun=
gen am Montag hat die engliſche Abordnung jedoch
darauf beſtanden, daß Frankreich 620000 Tonnen
nicht überſchreite, während man franzöſiſcherſeits 630000
Tonnen vorgeſchlagen hat. Ueber dieſen Punkt darf alſo eine
baldige Einigung erwartet werden, da 10 000 Tonnen kaum
Ge=
genſtand ernſter Schwierigkeiten werden dürften. Einen anderen
Punkt der Verhandlung bildet der von Frankreich
beab=
ſichtigte Bau des 23000=Tonnen=Kreuzers, der
eine Antwort auf den deutſchen Panzerkreuzerbau darſtellen ſoll.
Die Engländer wünſchen jedoch, daß Frankreich ſich auch
gegen=
über der Erſatz Preußen mit ſeinen alten, viel zu langſam
fah=
renden und ſeinen viel zu wenig gepanzerten neuen kleinen
Kreu=
zern begnügt und führen dafür auch politiſche Gründe ins
Treffen. Henderſon hat Briand gebeten, ſich durch die deutſchen
Flottenbauten nicht beeinfluſſen zu laſſen und den Bau des 23 000=
Tonnen=Kreuzers aufzugeben. Eine Entſcheidung iſt in dieſer
Frage noch nicht gefallen. Die von Craigie gemachten Vorſchläge
hinſichtlich der Herabſetzung der franzöſiſchen Tonnage beziehen ſich
ſowohl auf eine Verminderung in der Klaſſe der 10 000=Tonnen=
Kreuzer, als auch in der der Unterſeeboote. Frankreich beſitzt
zur=
zeit 77 000 Tonnen Unterſeeboottonnage. Es will dieſe Ziffer
je=
doch auf 97 000 Tonnen bis zum Jahre 1936 erhöhen. England
hat ſich damit einverſtanden erklärt, unter der Vorausſetzung, daß
ein Teil der Unterſeebootstonnage für Torpedobootzerſtörer
aus=
genutzt wird, jedoch unter Vorbehalt. Die bisherigen engliſchen
Zugeſtändniſſe an Frankreich glaubt die britiſche Admiralität
nur dann verantworten zu können, wenn England gewiſſe
Ein=
heiten über die vertragsmäßige Altersgrenze hinaus im Dienſt
behält. England iſt natürlich bei dieſen Verhandlungen in erſter
Linie auf ſeinen Vorteil bedacht. Selbſt wenn das Abkommen
zwiſchen England und Frankreich und anſchließend daran mit
Ita=
lien — vorausgeſetzt, daß Italien die von England vorgeſehene
Ueberlegenheit der franzöſiſchen Marine von ungefähr 150 000
Tonnen über die italieniſche anerkennt, ſo würde die engliſche
Flotte der geſamten italieniſchen und franzöſiſchen Flotte
gegen=
über zahlenmäßig noch weit überlegen ſein. Aber Frankreich
be=
harrt vorerſt noch immer auf ſeiner Flottenüberlegenheit von
244 000 Tonnen gegenüber Italien. Dieſen Standpunkt hat es
bereits hartnäckig bei den Londoner
Flottenabrüſtungsverhand=
lungen aufrecht erhalten.
Frankreich iſt zu einem Nachgeben in der Beſchräukung ſeiner
Flottentonnage jedoch nur gegen engliſche Zugeſtändniſſe bereit.
In der Befürchtung, daß Italien trotzdem eine franzöſiſche
Ueber=
legenheit von 150 000 Tonnen nicht anerkennt, beſteht Frankreich
auf der Einführung einer Schutzklauſel, die ihm die Möglichkeit
gibt, in dieſem Fall ſeine Tonnageziffer zu erhöhen. Außerdem
verlangt Frankreich, daß das zu treffende Abkommen zu einem
vollſtändigen Beſtandteil des Londoner Dreimächte=Abkommens
wird, daß auf ein Viermächte=Abkommen erweitert werden dürfte.
Die Hauptſchwierigkeiten, die im Augenblick noch zu beſtehen
ſchei=
nen, liegen jedoch auf einem Gebiet, das auch Deutſchland in
höchſtem Maße intereſſiert. Frankreich ſtellt ſich auf
den Standpunkt, daß es unmöglich mit gebundenen Händen zur
Abrüſtungskonferenz ſchreiten kann, wenn es nicht von
England gewiſſe Garantien erhält, die ihm eine
volle Unterſtützung in der Abrüſtungsfrage
zu=
ſichern. Man ſoll in dieſem Zuſammenhang von der ſtrikten
Auf=
rechterhaltung des status auo geſprochen haben, ebenſo wie von
der Unabänderlichkeit der Verträge, zu deren Garanten ſich
Eng=
land machen ſoll.
Frankreich verlangt alſo nichts weniger als freie Hand in
der Landabrüſtung, die ihm England noch garantieren ſoll. Der
Profeſſor Auguſt 2. Mayer.
Der bekannte Münchener Kunſthiſtoriker und a. o. Profeſſor
der Univerſität iſt von ſeinem Amte als Hauptkonſervator der
Bayr. Staatsgalerien zurückgetreten, um ſich künftig allein der
Herausgabe der von ihm begründeten, ſehr verbreiteten
Kunſt=
zeitſchrift „Pantheon” widmen zu können. Der Gelehrte, der
als Kunſtſachverſtändiger einen internationalen Ruf
ge=
nießt und Mitglied zahlreicher ausländiſcher Fachvereinigungen,
u. a. der Akademie der Wiſſenſchaften in Madrid, iſt, war in
ſeiner Tätigkeit als Beamter für die Aeltere Pinakothek von
größ=
ter Bedeutung. Geh. Rat Dömhöffer und ihm verdankt dieſe
Sammlung wichtige Erwerbungen, wie das ſchöne
Fuggerbild=
nis von Amberger, das herrliche Porträt eines Frhr. v.
Beſſerer von Schaffner, ein in Paris entdeckter Altarflüger
des Meiſters der Darmſtädter Paſſion u. ſ. f. Auch
als Mäzen ſicherte ſich Prof. Mayer in den Annalen der
Gale=
rie einen bleibenden Namen, ſtehen doch ſeine Schenkungen,
wie eine herrliche Madonna von Franciabigio und eine
Anſicht des Montmartre von A. Renoir in erſter Reihe unter
A. G.
den Neuerwerbungen der letzten Jahre.
Prüfungsfragen für Kraftradfahrer. Von Ing. Walter Sohſt. Vierte,
umgearbeitete Auflage. Mit 21 Abbildungen und einer Farbentafel.
Verlag von Richard Carl Schmidt u. Co., Berlin W. 62. Preis kart.
1.25 Reichsmark.
Dieſes kleine, ſehr hübſch ausgeſtattete Buch bringt auf 102 Seiten
den ganzen Fragenkomplex für die Prüfung der Kraftradfahrer in Frage
und Antwort. Das, was dies Buch von ähnlichen ſo beſonders
hervor=
hebt und deshalb in kurzer Zeit vier Auflagen erlebte, iſt die klare und
einfache Sprache, die das ſchwierigſte Gebiet einfach erklärt. Ein
Aus=
zug der hauptſächlichſten geſetzlichen Beſtimmungen ergänzt das Buch.
Moloch Maſchine. Die Kulturkriſe der Welt! Hier iſt endlich
ein=
mal ein Buch, das ſich auf Tatſachen ſtützt, ſtatt ſie zu umgehen (Stuart
Chaſe: „Moloch Maſchine. Die Kultur= und Wirtſchaftskriſe der Welt”,
autoriſierte deutſche Ausgabe. Verlag Dieck u. Co., Stuttgart. Geb.
4,50 RM., geb. 6,50 RM.). Nicht gegen die Maſchine, ſondern für ihren
richtigen Einſatz in unſer Leben und für das Abbiegen ihrer Schäden
geht es diesmal. Verwunderlich eigentlich, daß wir ſo lange darauf
warten mußten, wo es ſich doch um die Grundfeſten unſerer Wirtſchaft,
unſerer Weltanſchauung und Kultur handelt. Chaſe geht der Frage
kritiſch zu Leibe und legt damit die Sonde an die ſchlimmſten Wunden
der gegenwärtigen, Zeit: Arbeitsloſigkeit, Ueberproduktion,
Kulturge=
fährdung. Kriegsdrohung uſw. Seine Darſtellung iſt darum ſo
beſon=
ders wichtig, weil er weder als Kapitaliſt noch als Bertreter des
Ar=
beitnehmers einen einſeitigen Standpunkt vertritt, ſondern unbeeinflußt
neutral bleibt.
Seite 4
Mittwoch, den 25. Februar 1931
Nummer 56
Angelpunkt der neuen Verhandlungen und Kompromiſſe dreht
ſich alſo um die Unterſtützung der franzöſiſchen
Landabrüſtungs=
politik durch England. Nach den früheren Erfahrungen, die wir
mit England in ähnlichen Fragen ſchon gemacht haben, iſt es
nicht ausgeſchloſſen, daß England bereit iſt, die
Landab=
rüſtung im Sinne der Franzoſen zu opfern, wenn
es ſich dadurch den Zwei=Mächte=Standard gegenüber den beiden
anderen führenden europäiſchen Seemächten (Frankreich und
Ita=
lien), ohne zuſätzliche Ausgaben machen zu müſſen, ſichern kann.
Dieſe Befürchtungen ſind keineswegs übertrieben. Snowdens
ver=
halten auf der Haager Konferenz hat nur zu deutlich gezeigt, zu
welchem Handel auch die engliſchen Arbeiterpolitiker fähig ſind
wenn engliſche Lebensintereſſen auf dem Spiele ſtehen. England
hat ſich bereits mit Amerika in die Freiheit der Meere teilen
müſſen. Es wird nicht zuwarten, bis ihm in der italieniſch=
fran=
zöſiſchen Flotte Rivalen erwachſen, die ihm ſeine Machtſphäre noch
mehr ſtreitig machen könnten. Aus dieſem Grunde iſt England
heute mehr wie je an einer Bereinigung dieſer Frage, zum
min=
deſten mit Frankreich intereſſiert. Die Befürchtung, daß eine
eng=
liſch=franzöſiſche Flottenverſtändigung wieder einmal auf dem
Rücken Deutſchlands ausgetragen wird, iſt trotz aller ſchönen
Reden Henderſons über die Abrüſtung und aller
Friedensſchal=
maien Lord Robert Cecils nicht von der Hand zu weiſen. b—r.
Cnglich=franzöffſche Einigung unker Borbehalt.
Am Dienstag nachmittag wurden die Verhandlungen zwiſchen
den engliſchen und franzöſiſchen Miniſtern und den beiderſeitigen
Sachverſtändigen in der britiſchen Botſchaft fortgeſetzt. Beim
Ver=
laſſen der Botſchaft erklärten Briand und Marineminiſter Dumont,
daß eine grundſätzliche Einigung erzielt worden ſei unter der
Be=
dingung, daß Italien dem Abkommen zuſtimmt. Die engliſchen
Miniſter verließen heute abend Paris, um ſich nach Rom zu
be=
geben. Der Wortlaut des Abkommens ſoll bis zur Billigung durch
die italieniſche Regierung geheim bleiben.
Der ftanzöſiſche Heereshaushait vor der Kammer.
Paris, 24. Februar.
In der Kammer wurde am Dienstag mit der Beratung des
Budgets des Kriegsminiſteriums begonnen. Der Berichterſtatter
Buoilloux Lafont (Radikale Linke) führte aus, Frankreich könne
nicht auf die Heere mit kurzer Dienſtzeit verzichten. Frankreich
habe ſeine Heeresſtärke um die Hälfte, ſeine Heeresausgaben um
16 Prozent herabgeſetzt, während die Heeresausgaben in Amerika
um 86 Prozent und in Japan um 48 Prozent geſtiegen und in
England unvermindert geblieben ſeien. Der Berichterſtatter
wie=
derholte die oft widerlegten Behauptungen über die Stärke der
Reichswehr, die er auf 259 000 Mann bezifferte, denen Frankreich
im günſtigſten Falle im Landesinnern nur 270 000 Mann
gegen=
überſtellen könne.
Bei den Ausführungen des zweiten Redners, des ſozialiſtiſchen
Abgeordneten Chouffet, kam es zu Auseinanderſetzungen zwiſchen
dem Redner und dem Kriegsminiſter Maginot. Als Chouffet
er=
klärte, die militäriſchen Ausgaben Frankreichs beliefen ſich im
Jahre auf 19 Milliarden, proteſtierte Kriegsminiſter Maginot und
erklärte, die Heeresausgaben überſchritten nicht 13 Milliarden
Chouffet erwiderte, 13 Milliarden betrügen die eigentlichen
Heeresausgaben; die übrigen Ausgaben für militäriſche Zwecke
ſeien in den verſchiedenen Budgets verſteckt, ſo 2,8 Milliarden im
Luftſchiffahrtsminiſterium, ferner die Kredite für die Gendarmerie
im Budget des Innenminiſteriums, die Kredite für die
Wohnun=
gen der Offiziere und Unteroffiziere im Budget des
Geſundheits=
miniſteriums und endlich rund 2 Milliarden für die
Militärper=
ſonen im Budget des Penſionsminiſteriums. Der Abgeordnete
forderte eine grundlegende Aenderung in der Auffaſſung des
Ge=
neralſtabes. Habe man doch an der italieniſchen Grenze betonierte
Kaſematten gebaut, während man wiſſe, daß der nächſte Krieg
ein chemiſcher und Luftkrieg ſein werde.
Kriegsminiſter Maginot erwiderte, die Ernennung des
Mar=
ſchalls Pétain, der die Maßnahmen für die Verteidigung in der
Luft organiſiere, beweiſe, daß die Regierung auch Vorkehrungen
gegen den chemiſchen und den Luftkrieg treffe.
Auch der Berichterſtatter Bouilloux Lafont griff nochmals in
die Debatte ein und erklärte, die von Chouffet genannte Ziffer
von 19 Milliarden für Heeresausgaben ſei unrichtig. Alle Länder
verteilten ihre Ausgaben für militäriſche Zwecke unter die
ver=
ſchiedenen Budgets.
Als letzter Redner ſprach am Vormittag der Abgeordnete
Fabry, ein Fraktionsgenoſſe Maginots, der ſich vor allem mit der
Frage des Kriegsmaterials beſchäftigte und die Moderniſierung
des franzöſiſchen Heeres verlangte. Wenn man einzelne Waffen
abſchaffe, würden andere Waffen wieder erfunden werden. Man
müſſe für die Abrüſtung der Menſchen Sorge tragen und die bei.
den Bedingungen hierfür verwirklichen, nämlich die obligatoriſche
Schiedsgerichtsbarkeit und Sanktionen gegen den Angreifer.
Der Berichterſtatter Bouilloux Lafont hat wieder behauptet.
Deutſchland habe 200 000 oder ſogar 250 000 Mann Reichswehr.
Dieſe Behauptung iſt völlig unzutreffend. Es iſt ein alter fran=
zöſiſcher Brauch, die 150 000 Mann Schutzpolizei zu den 1000
Mann Reichswehr hinzuzuzählen und auf dieſe Weiſe die
Heere=
ſtärke Deutſchlands zu vermehren. Mit demſelben Rechte könn=
Deutſchland die franzöſiſche Polizei zur Stärke des franzöſiſche
Heeres hinzurechnen. Tatſächlich hat Deutſchland nicht nur wen
ger Soldaten überhaupt als die franzöſiſche Armee, ſondern au
weniger Berufsſoldaten als Frankreich, denn die franzöſiſche He
matarmee zählt jetzt 106 000 Berufsſoldaten. Außerdem beſtel
die franzöſiſche Kolonialarmee in ihrer Mehrzahl aus Berufsſo
daten. Die geſamten deutſchen Landſtreitkräfte beſtehen aber nu
aus 100 000 Mann.
Duiskurg-Meiderich vor dem Preußiſchen Landkag
Berlin, 24. Februar. (Priv.=Tel.)
Im Preußiſchen Landtag wird gegenwärtig der Bergetat b
handelt, und der Wirtſchaftsparteiler Schmidt=Höpke verlang
daher, daß auch die Schließung der Hütte Duisburg=Meiderich, d
eine große Anzahl von Bergarbeitern brotlos machte, mitbehaf
delt würde. Sein Vorſtoß rief ſtürmiſche Auftritte hervor, zum
als er auf das Eingreifen von Dr. Jarres zu ſprechen kam un
eine elaſtiſchere Geſtaltung des Tarifrechtes i
Notzeiten forderte. Der Sozialdemokrat Leinert widerſprae
und die Angelegenheit wird daher in einer Sonderſitzung
beha=
delt werden.
Die Finanzierung der füddeukſchen Bahnbauken
Berlin, 24. Februar. (Priv.=Tel.)
Die Reichsbahn hat vor einiger Zeit ein Projekt über d
Elektrifizierung verſchiedener ſüddeutſcher Durchgangsſtrecken r
öffentlicht, hatte aber hinzugefügt, daß die Durchführung nur na
vorheriger Klärung der finanziellen Seite des Bauprojektes
folgen könne. Notwendig ſind etwa 50 Millionen, die die Firme
Siemens, AEG. Brown=Bovery und Bergmann aufbringen w.
len. Der Kredit dieſes Konſortiums iſt aber noch nicht perfe
Eine ganze Reihe von Schwierigkeiten muß noch beſeitigt werde
ſodaß wahrſcheinlich noch mehrere Wochen vergehen werden, I
der Bauvertrag abgeſchloſſen werden kann. Strittig iſt insbeſo
dere die Höhe des Zinsfußes.
Statt Karten.
Für die uns anläßlich unſerer Vermählung
er=
wieſenen Aufmerkſamkeiten ſprechen auf dieſem
Wege ihren herzlichſten Dank aus
Ernſt Himmelheber und
Frau Ria, geb. Hübner.
Gott hat nach ſeinem unerforſchlichen Ratſchluß
meinen lieben Gatten, unſeren treuſorgenden Vater,
Schwiegervater, Schwiegerſohn, Bruder u. Schwager
Gunte Hagemamn
zu ſich genommen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen=
Maria Hagemann und Kinder.
Die Beiſetzung fand in aller Stille in Bickenbach
ſtatt.
Wir danken für die herzliche und große Anteilnahme.
Dankſagung.
Mein geliebter Mann, mein Herzensvati, unſer
Schwager, Neffe, Onkel und Vetter
deick
KA
Grieblic Tnhenn Beip
Major a. D.
dr. huffen
Zürau.
imf
1Schiedmayzer=
1 Römhildt=
Piano
entſchlief heute vormittag ½/.11 Uhr im Alicehoſpital nach
5 Monaten ſchwerſten Krankſeins ſtill und friedvoll im
Alter von 54 Jahren
Im Namen der Angehörigen:
Paula Oeiß, geb. von Praun
mit ihrer Arſula Brigitte.
Darmſiadt, den 24. Februar 1931.
wie neu, billigſt
Piano=Berg
Heidelbergerſtr. 88.
Teleph. 126. (*imd
Alle Stoffe werden
W
bis zur Anpaobe
zugeſchnitten
und eingerichtet
Die Beiſetzung findet Freitag, 27. Februar, 11.30 Uhr, auf
dem alten Friedhot an der Nieder=Ramſtädterſtraße ſiatt.
durch Schneidermeiſterin
Moderniſ. v. Damenklde
Schnittmuſt. n. Maß
am Körper gearbeitet.
318
Adele Bachrach
Wendelſtadtſtr. 47
0383aI
Für die zahlreichen Kranzſpenden, Beileidsſchreiben
und große Teilnahme bei der Beerdigung unſeres
lieben Entſchlafenen ſprechen wir auf dieſem Wege
unſeren herzlichſten Dank aus. Beſonderen Dank
Herrn Dr. Müller und Schweſter Margarethe für
ihre während der Krankheit geleiſteten Dienſte, Heirn
Pfarrer Weigel für die tröſtenden Worte am Grabe
und dem Reichsbund der Kriegsbeſchädigten=
Hinter=
bliebenen für die erwieſene letzte Ehre.
Margarethe Luckhaupt Wwe.
nebſt Angehörigen.
Nieder=Ramſtadt, Februar 1931.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute vormittag 9½ Uhr verſchied unerwartet an Herzlähmung mein lieber,
guter Mann, unſer herzensguter Vater, Schwiegervater und Großvater
(.
Raß
Jaro0 Duning, prokuriſt i. R.
in faſt vollendetem 64, Lebensjahre.
In tiefem Schmerz:
Frau Anna Bröning, geb. König
Karl Bröning und Frau Roſel, geb. Kaufmann
Friedr. Eidenmüller u. Frau Elſe, geb. Bröning
und zwei Enkel.
Darmſtadt, Roßdörferſtr. 45, Eberſtadt, den 23. Februar 1931.
Nach Wunſch des lieben Entſchlafenen findet die Beiſetzung in aller Stille
ſtatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten
(3101
4=Pfd.=Werbepäckch.
m. Zerv.=, Salami=,
Plock= u.
Landleber=
wurſt, 5 ℳ fr. O. J.
Sievers, Niendorf
b. Lokſtedt, Holſtein.
(3083b)
Ein blinder
Hand=
werker i. Alt. v. 23
J., kath., etw.
Ver=
mög., ſucht
Bekannt=
ſchaft mit bravem,
ſolid. Mädchen zw.
ſpäterer Heirat.
Anſchr unt. 3. 128
a. d. Geſchäftsſt. (*
Jg. unabhäng. Frau
wünſcht Einheirat
in frauenloſ.
Haus=
halt, auch bei ält.
Herrn. Angeb. unt.
3. 146 a. d. Gſchſt.
V
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ist vom 23.—28, Februax in der
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Für Expört werden noch einige gu
70
Artikel der Schreibwarenbrauch
od. der Odenwälder Induftrie geſuch
Ausführl. Off. evitl, bemuſtert, bef. unt
B. M. 686 Rudolf Moſſe, Darmſtadt. T 310
Dankſagung.
Für die Beweiſe aufrichtiger Teilnahme während
der Krankheit und beim Heimgang unſerer
lieben Eniſchlafenen ſprechen wir unſeren
herz=
lichſten Dank aus.
Familie Heinrich Preuſch
Familie Karl Stroh.
Darmſiadt, den 25 Februar 1931.
Pankrattusſir. 44.
3118
Gedächtnisfeier
zu Ehren derer, die für uns alle ihr
Leben ließen, am
Holkstradertag
Priyatsoaule HelnasFing
Sandstraße 34 am Marienplafz
umfaſſend:
1. Die 4 erſten Schuljahre für Knaben und Mädchen
2. Unterrichtskuiſe für Mädchen von 14—16 Jahren.
Vollunterricht in allen Fächern, befreiend von der
9 lichtfortbildungsſchule. Ausweiſe für 10 jähr. Schulzeit.
Infolge Verſchiebung ſind für das erſte Schuljahr noch
einige Plätze frei.
Elisabeth Heinzerling
Schulleiterin
Sonntag, den 1. März 1931,
vor=
mittags 11½ Uhr, im Kleinen Haus
des Heſſiſchen Landestheaters.
Mitwirkende:
Frau Kuhn=Liebel vom Heſſ.
Landes=
theater und der Inſtrumental=Verein
Darmſtadt unter Leitung von Herrn
Prof. Schmitt, ſtädt. Muſikdirektor.
Klavierbegleitung: Herr Otto Schäfer,
vom Heſſ. Landestheater.
Die Gedächtnisrede hält Herr Studienrat
Dr. Gottron.
Zu zahlreichem Beſuch lädt ein
Volksband Deutsche Kriegspräherfürsorge
Orts- und Bezirksgruppe Darmstadt.
Eintrittskarten von 0.50 bis 2.00 RM
an der Kaſſe des Landestheaters. (30921
Linoleum
A
Bungmanf
Ludwigsplatz 6 21130 Nachf.
GEE
Na
Fadohtoftag
Referentin: Hygienikerin und Schriftstellerin
Frau Iise Strätger, Köln
Heute abend 8 Uhr im Gartensaal des Städt. Saalbaus
Einziger Vortrags-Abend in Darmstadt
Bauer=
Hellen
Neuestes Oelverfahren
garantiert haltbar
Ta Ausführung
Frau Ilse Strätger spricht über das hochinteressante
moderne Thema:
Bes Weihes Liebe, Ehe, Krankheit u. Gesanckeil,
eriſingungsmöglichkeit u Lebensverlängerugg
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von 12—1 Uihr.
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Ihre Wäſche wird tadellos in der
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Nied.=Ramſtädterſtr, 5 Fernruf 134
12410
Was man vor und in der Ehe wissen muß: Geschlech
s-
trieb, Liebe, Treue und Untreue. Was keine Frau weiß
und jede Frau wissen muß. Nervöse Frauen und ihre
Beziehung zu den Unterleibsorganen. Gesunderhaltung
und Verfüngung des weiblichen Körpers und Geistes.
Mutterschaft und Kindersegen. Die natürliche Liebe
der Frau dem Manne gegenüber Verhalten in der Ehe
Sexuelle Hygiene. Die Verhütung der Krankheiten in
den Wechseljahren. Das Frühe Altern, eine Krankheil
der Frau. Beseitigung von Schönheitsfehler, Runzeln
Falten, übermäßige Korpulenz, Magerkeit usw. D.
Erzielung schöner Körperformen. Haarausfall und
seine Ursachen!
Mur für Frauen und Mädchen über 18 Jahren !
Da nur einmafiger Vortrag und großes Interesse
empfiehlt es sich. Karten schriftlich oder telefonisch beim
Verkehrshäuschen am Schlaß, Tel. 582, im Voraus zu
be-
stellen. Karten, die spätestens ½/, Stunde vor Beginn de‟
Vortrages nicht abgeholt sind,werden anderweit. vergeben
Eintrittspreis Mk. 1.09. (Abendkasse ab 7 Uhr)
Eine Wiederholung kann keinesfalls stattfinden, da die
Redverin anderweitig verpflichtet ist
Nummer 56
Mittwoch, den 25. Februar 1931
Seite 5
Darmſtadt, den 25. Februar 1931.
Eine Aktion des Kultusminiſters.
Im Zuſammenhang mit den Bemühungen, das künſtleriſche
Schaffen in Heſſen trotz der Ungunſt der Zeit zu beleben — ein
weck, dem auch die Veranſtaltung „Kunſt in Not” jüngſt im
Heſſiſchen Staatsminiſterium diente
ſteht ein weiterer Schritt
des Heſſiſchen Kultusminiſters. Dr. Adelung macht in einem
Schreiben an die heſſ. Zentralbehörden darauf aufmerkſam, daß
durch die Not der bildenden Künſtler infolge des
Man=
gels an Aufträgen unſerem kulturellen Leben Schädigungen
drohen, die nicht unterſchätzt werden dürfen. Letzten Endes werde
dadurch die kulturelle Entwicklung unſerer Zeit ſtärkſtens berührt.
Dies gelte beſonders für Heſſen, wo die bildende Kunſt ſeit
vielen Jahren eine beſondere Pflegeſtätte gefunden hat.
Der Kultusminiſter gibt darum, die Anregung, ernſtlich zu
prüfen, welche Maßnahmen noch getroffen werden können,
um eine Belebung des künſtleriſchen Schaffens in Heſſen
herbei=
uführen. Er legt im Einzelnen folgendes dar: „Den bildenden
Künſtlern iſt nur mit Aufträgen gedient. Soweit es die
ge=
ringen Mittel erlaubten, hat das Miniſterium" für Kultus und
Bildungsweſen in Geſtalt von Ankäufen und durch Aufträge
ge=
holfen. Das reicht aber nicht aus. Es iſt vielmehr eine ernſte
Pflicht aller öffentlichen Körperſchaften, zu überlegen,
inwie=
weit bei ihnen die Vergebung von Aufträgen an bildende
Künſt=
ler möglich iſt. Ich verkenne nicht, daß es oft ſchwer fällt, die
un=
erläßliche Pflicht zur Sparſamkeit, die Schwierigkeiten des
Haus=
altsausgleichs mit Künſtleraufträgen in Einklang zu bringen.
rotzdem glaube ich, daß immer wieder Fälle
vorkom=
mnen werden, in denen Ausgaben unbedingt
not=
vendig ſind für Arbeiten, die der Künſtlerſchaft
bertragenwerden können. Ich denke dabei, um einige
Beiſpiele zu erwähnen. an die Beſchaffung von „
Ausſtattungs=
egenſtänden für die Dienſt= und Wohnräume, an die Stiftung
on Ehrenpreiſen und dergleichen, an die Heranziehung von
Bild=
auern bei Neubauten, wenn dadurch keine weſentlichen
Mehr=
oſten entſtehen, u. dergl. mehr.”
Mit der Bitte, dieſer Frage in den einzelnen Miniſterien
be=
ondere Aufmerkſamkeit zu ſchenken und auch die unterſtellten
Be=
örden und Körperſchaften auf die Notwendigkeit hinzuweiſen,
ede ſich bietende Möglichkeit auszunutzen, um dem heſſiſchen
Künſtlerſtand in ſeiner Not zu helfen, verbindet Dr. Adelung die
Hoffnung, daß das verſtändnisvolle Zuſammenarbeiten und der
Einſatz aller Kräfte für unſere Künſtler und damit für unſere
kulturelle Fortentwicklung zu einem Erfolg führen werde.
Die Aktion des Kultusminiſters wird ſicherlich die
Zuſtim=
mung aller Künſtler und Kunſtfreunde finden. Aber mit den
Anregungen, die hier und weiterhin von amtlicher Seite
aus=
gehen, muß ſich der Werberuf der Organiſationen der
Kunſt=
freunde vereinen, damit auch die private Auftrags= und
Kauf=
tätigkeit, ohne die ein wirklicher Erfolg nicht zu erreichen iſt,
belebt wird.
Nachtrag zur Tagesordnung für die Sitzung des
Stadt=
rates am Donnerstag, dem
26. Februar 1931. 11a.
Ge=
ſchäftsordnung des Stadtrats. (Berichterſtatter:
Stadtrats=
nitglied Altendorf.) Der Punkt 1 „Abſchluß der Stadtkaſſe und
der ſtädtiſchen Nebenkaſſen für 1929” wird wegen Verhinderung
des Berichterſtatters abgeſetzt.
— Alban Berg Vortrag im Kleinen Haus. Aus Anlaß der
ſüdweſtdeutſchen Erſtaufführung der Oper „Wozzeck” von Alban
Berg, die Samstag, den 28. Februar, im Großen Haus ſtattfindet,
wird der Komponiſt Alban Berg heute Mittwoch im Kleinen Haus
ſprechen. Mitwirkende: Anita Mitrovic, Joachim Sattler, das
Orcheſter des Landestheaters. Muſikaliſche Leitung: Dr. Karl
Böhm. Am Flügel: Otto Schäfer.
Bernhard Minetti=Gaſtſpiele. Bernhard Minetti vom
Staat=
lichen Schauſpielhaus in Berlin wird im Großen Haus morgen
Donnerstag den Sebaſtian in der „Portugaleſiſchen
ochlacht, ſowie übermorgen, Freitag, die Titelrolle des „
Tar=
tuffe” darſtellen. Sonntag, den 1. März, gelangt Shakeſpeares
„Hamlet” mit Bernhard Minetti in der Titelrolle zum erſten
Mal in dieſer Spielzeit zur Aufführung.
Marionetten=Bühne im Kleinen Haus. „Schneewittchen
und die ſieben Zwerge” von Görner wird in der mit
ein=
mütigem Beifall aufgenommenen Aufführung der
Marionetten=
bühne heute Mittwoch im Kleinen Haus wiederholt. Ferner wird
amstag, den 28. Februar, ebenfalls bei kleinen Preiſen eine
Nachmittags=Vorſtellung der Marionettenbühne mit „Schneewitt=
Mietverlegung. Um
chen” im Kleinen Haus ſtattfinden.
die Erſtaufführung eines
den Mitgliedern der Hauptmiete „
wichtigen muſikaliſchen Werkes, zuteilen zu können, mußte dieſ=
Miete ausnähmsweiſe von Donnerstag auf Samstag verlegt
werden.
Heffiſches Landestheafer.
Heſſiſches Landestheater. Die Mormonen=Komödie „Die
unfundzwanzigſte Frau wird heute Mittwoch nach
langerer Unterbrechung in der Inſzenierung von Renato Mordo
(Bühnenbild: Lothar Schenck v. Trapp) mit Hoffart, Keim,
Bau=
meiſter, Weſtermann, Leitner, Kutſchera, Hinz, Gallinger, Gothe,
Liebel, Wiener, Garbe, Scheinpflug, Conradi, Knott, Saggau,
Schmitz, Keßler, Wigandt. Nürnberger, Maletzki in den
Haupt=
rollen im Großen Haus zur Wiederaufführung kommen.
Von Schulrat Heinrich Haſſinger=Darmſtadt.
Großes Haus Fleines Haus Nittwoch,25. Februar 20, Ende nah 22 Uhr
Die 25. Frau
B16
Preiſe 1—10 Mk. 15— 16.3 Uhr
Marionettenbühne
Schneewittchen
Preiſe 0 40— Mk.
20, Ende gegen 21.30 Uhr
Bortrag Aiban Berg über
ſeine Oper „Wozzeck”
unter Mitwirk, des Landes=
theater=Orcheſt u. d Soliſten
Freien Eintri:t f. Mitglied.
d. V. d. Thcater freunde
Preiſe 1—3 Mk. vonnerstag,
26. Februar 19.30—22.30 Uhr
Die Portugaleſiſche Schlacht
K 12 Bühnenvol sbund
Preiſe 1—10 Mik 20—21.30 Uhr
Arienabend
Aliee Evers=Türſt
Pr iſe 1, 2, 3 Mk Freitag,
27. Februar. 20—22 Uhr
G11. Der Tartuffe
Oſtat. Volksb. Gruppe I-I7
Preiſe 1— 10 M: Keine Vorſtellung Samstag
28. Februar 19.30, Ende gegen 22 Uhr
Südweſtdeutſche Crkauftährung
WSozzeck
1
Preiſe 1.20—12 Mk
Gutſcheine beſchränkt gültig 5, Ende gegen 16.30 Uhr
Din ionet enbünne
Sehncewittelien
Preife 0.:0—2 Mk.
20—21 45 Uhr
Der Mann, den ſein Gewiſſen trieb
Dalmſt. Volksb. Gr. 11)u. !V
Preiſ- 1 20—6 Mk Sonntag,
1. März 18, Ende nach 21 30 Uhr
Samlet
Heſſenlandmicte IV 9
Preife 1—10 Mr. 11.15
Gedenkfeier
ſür die Gefallenen
Vranſtalt vom Verein der
Kriegsgräbe fürſorge
20—22 Uhr
Tucia von Lammermoor
Außer Miete
Volksvorſtellung z. halb. Preiſen
Preiſe u 60—3 Mt.
Am Sonntag fand die erſte Schulungszeit für
ju=
gendliche Erwerbsloſe im Carl=Ulrich=Heim zu
Zwingenberg ihren Abſchluß. Drei Wochen hindurch waren
43 Jugendliche Heſſens aus den verſchiedenſten Lagern der
Welt=
anſchauungen und der ſozialen Schichtung dort in einer
Lebens=
gemeinſchaft verbunden. Ueber 80 waren uns von den Bünden,
die die Vorſchläge machten, gemeldet worden. Nahezu die Hälfte
von ihnen mußten wir alſo vorerſt noch zurückweiſen. Der ſchöne
(wenn natürlich auch nicht von Spannungen und Sorgen freie)
Verlauf des erſten Verſuches hat uns aber Mut gemacht, dieſe
Art von Arbeit mit den jugendlichen Erwerbsloſen fortzuſetzen
Mitte März wird eine Freizeit für Mädchen eingeſchaltet, und
dann ſoll der zweite Kurſus abgehalten werden.
„Politiſche Grundſchule” — ſo hat unſer eifriger und
opferwilliger Kurſusleiter Dr. Neundörfer von der
Volks=
hochſchule Offenbach die erſten Schulungswochen in ihrem Thema
umriſſen. Er wollte in dieſer Zeit eine Arbeit in Angriff nehmen,
die ſonſt nur mühſelig in Wochenendtagungen und Abendkurſen
neben der Berufsausbildung geleiſtet werden kann; fähige, am
öffentlichen Leben intereſſierte Menſchen ſollten eingeführt werden
n klares Denken, in die Beherrſchung des Wortes, bekanntgemacht
werden mit den Grundlagen der Menſchenkenntnis, ſollten
zu=
leich ein gewiſſes Sachwiſſen vermittelt bekommen und die
Anleitung zur ſelbſtändigen Weiterarbeit erhalten. Nicht
auf die Bildung beſtimmter Anſchauungen, auf die Herausſtellung
der Methoden kam es an. Deswegen war auch jede
einſei=
tige Auswahl der Teilnehmer vermieden worden. Der
unge Sozialiſt neben dem Konſervativen, der Landbündler neben
dem Bauhandwerker, Menſchen auch verſchiedener
konfeſſio=
neller und weltanſchaulicher Prägung waren
zuſam=
nen. Verlangt aber wurde von allen die Einordnung unter
die gegebene und Rückſichtnahme verlangende Gemeinſchaft
wie ſie auch durch das überparteiliche Tagungsheim der
Jugendherberge bedingt war. In kleinen Gruppen waren
die verſchiedenen Berufe beiſammen, verteilt auf die einzelnen
Schlafräume. Im ſtrengen, aber (nachdem der Sinn der
Gemein=
ſchaft klar erkannt war) gern eingehaltenen Rhythmus
ver=
lief die Tagesarbeit. Morgengymnaſtik unter Leitung des
Her=
bergsvaters, Haus= und Ordnungsdienſt, gemeinſame Mahlzeiten,
gemeinſame Arbeits= und Ausſpracheſtunden, aber auch
gemein=
ſame Wanderungen und gemeinſames Singen im Geiſte der neuen
Jugend. Zu den Ausſprachetagen waren Gäſte geladen. Dr.
Otto Pohl, Hans Dang, Walter Dirks, von
Steh=
butt, Karl Drott Günter Simony.
Der Unterricht umfaßte in 15 Dopvelſtunden „Rede und
Schrift” — praktiſche Uebungen zur Beherrſchung der Sprache,
Kurzreden, Ausſprachen und Verſammlungsreferate — dann fünf
Beurteilung des
Doppelſtunden „Menſchenkenntnis”
Menſchen „von außen nach innen”
zehn Doppelſtunden
Verfaſſung, Behördenaufbau, Geldweſen,
„Rechtslehre‟
Bildungsaufbau. Der Kurſusleiter Dr. Neundörfer wurde dabei
durch Dr. Zeiger und Dr. Mierendorff, M. d. M., als
Gaſtlehrer unterſtützt.
Worin liegt nun der Wert dieſer gemeinſamen
Ar=
beit? Selbſt wenn man mit keinen anderen Wünſchen an die
Tagung herangegangen wäre als mit den. eine Reihe von geiſtig
ebendigen Jugendlichen für einige Wochen herauszuheben aus
der niederdrückenden Zeit der Erwerbsloſigkeit, ſie durch das
Ver=
bundenſein mit Schickſalsgefährten gleicher Ernſthaftigkeit des
Strebens in ihrem Wert= und Lebensgefühl zu ſtärken
und zu heben, wäre ſchon viel erreicht geweſen. Darüber hinaus
aber war wertvoll und eindrucksſtark der Vorteil einer lebendigen
Fühlungnahme auch für die, die ſchon in ihren politiſchen Gruppen
tätig waren. „So groß auch” — ſo berichtet der Kurſusleiter —
„die Erregung manchmal ſein mochte, immer wieder ließ das
ge=
meinſame Leben, der gleiche Tiſch, die gemeinſame Fahrt,
Sonn=
tags und Donnerstags, das Schlafen im ſelben Raum, der gleiche
Unterricht die Menſchen ſich finden. Es herrſchte ein
herz=
licher Ton gerade auch unter politiſchen Gegnern‟. Dieſen
Ein=
druck nahm jeder mit, der einmal „droben im Carl=Ulrich=Heim”
dabei war. Auch Staatspräſident Dr. Adelung, der
die Teilnehmer nicht nur beſuchte, ſondern ihnen auch einen
regen Ausſprachemittag am runden Tiſch ſcheukte.
ſchied von ihnen mit dem — übrigens gegenſeitigen — beſten
Ein=
druck. Eine kurze Morgenfeier am Sonntag und einige
Abſchieds=
worte des Schreibers dieſer Ueberſicht ließen zum Schluß noch
einmal den tragenden Gedanken für alle Volksbildungs=
und Jugendarbeit anklingen: den Gedanken, trotz allen
Gegen=
einanders des wirtſchaftlichen und politiſchen Tageskampfes das
Brückenſchlagen nicht zu vergeſſen, das die Achtung vor
jeder ehrlichen anderen Ueberzeugung zur Vorausſetzung hat.
Das Charakteriſtiſche an dem Zwingenberger Schulungskurſus
war, daß ſich in ihm — durch ein aus ſtaatlichen Mitteln
ver=
ſtärktes Notopfer der Bünde und Verbände unterſtützt
erwerbsloſe Jugend der verſchiedenſten Richtung traf.
Neben dieſer abgeſchloſſenen Freizeit laufen in Heſſen noch eine
Anzahl weiterer Kurſe von längerer Dauer, in denen ähnliche
Lebensgemeinſchaften von den einzelnen Gruppen ſelbſt
errichtet wurden. So beſuchte Staatspräſident Dr. Adelung vor
einiger Zeit auch die auf der Orbishöhe bei Darmſtadt vom
Verband evangeliſcher weiblicher Jugend für 27
Teilnehmerinnen veranſtaltete Freizeit erwerbsloſer
Mädchen, deren Thema hauswirtſchaftliche und berufliche
Fra=
gen ſind und die ſich weiter mit dem Pxoblem der Lebeusformung
befaßt. Die Heimvolkshochſchule Hohenſolms gibt in ihrem
Lehrgang für junge Männer — darunter 14 Arbeitsloſe aus
Heſſen — einen Unterrichtsplan zur Lebens= und
Weltanſchau=
ſchaftskunde und über „
Deut=
ungskunde, zur Staats= und A
ſches Volkstum in Sprache und Dichtung‟. Der Heimleiter Dr.
Kammer teilt ſich die Lehraufgabe mit Pfarrer Petri=
Hohenſolms, Pfarrer Gründler=Königsberg,
Volkshochſchul=
lehrer H Graefe. In ſeinem Heim in Bingenheim richtete
das heſſiſche Rote Kreuz eine vierwöchige Freizeit für
20 Mädchen ein. 30 Teilnehmer hat der Landesverein für
innere Miſſion in ſeiner zehntägigen Freizeit in „
ang=
ſtadt verſammelt, der eine weitere in Wald=Michelbach
ſich anſchließen wird. Dort ſind die Erwerbsloſen Wohn= und
Tiſchgäſte der Dorfbewohner. Daß auch auf dem Lande der Wille
ur Hilfe lebendig iſt — die Erwerbsloſenfrage iſt ja längſt keine
ſtädtiſche Angelegenheit mehr
zeigt ſich darin, daß für das
Evangeliſche Jugendpfarramt Offenbach oberheſſiſche
Bauern 1000 Zentner Kartoffeln für Erwerbsloſe zur
Ver=
fügung ſtellten. Der katholiſchen Jugend wurden unter
Leitung von Pfarrer Nicklaus, der evangeliſche durch
Landesjugendpfarrer von der Au Kurſe eingerichtet. Weitere
Schulungskurſe, z. T. von längerer Dauer, werden zurzeit
vor=
bereitet durch den Allg. Deutſchen
Gewerkſchafts=
bund, den Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten,
den Deutſchnationalen
Handlungsgehilfen=
verband, den Verband weiblicher Handels= und
Büroangeſtellten, den chriſtlichen
Metallar=
beiterverband, durch die Sozialiſtiſche
Arbeiter=
jugend und den Sozialiſtiſchen Kulturbund. Auch
der Bund entſchiedener Schulreformer iſt in Mainz
ſeit einiger Zeit im Intereſſe der erwerbsloſen Jugend am Werk.
Die ſtädtiſche Haushaltungsſchule in Darmſtadt unter
ihrem Leiter Rektor Heinrich Schäfer hat, wie ſchon früher
wie=
derum Fortbildungskurſe für eine größere Zahl erwerbsloſer
Mädchen eingerichtet.
Nur in kurzen Zügen können all die verſchiedenen
Beſtre=
bungen gekennzeichnet werden. Neben ihnen geht die örtliche
Tätigkeit und die Fürſorge der Arbeitsämter in einer
Vielſeitig=
keit, die eine Einzelaufzählung zurzeit noch nicht möglich macht.
Viel Opferwille hat ſich geregt. Aber der Möglichkeiten ſind noch
mehr, daß auch heute der dringende Wunſch an die noch
Abſeits=
ſtehenden oder nicht genügend Unterrichteten zur tat= und
opfer=
bereiten Mithilfe ausgeſprochen ſein möge. Als Referent für
Jugendpflege und Volksbildung im heſſiſchen Kultusminiſterium
bin ich jederzeit bereit, Erfahrungen zu übermitteln
und Vorſchläge auszutauſchen. Wir wollen bei aller Arbeit
die Anlagen und Möglichkeiten, der einzelnen Stellen
berückſich=
tigen, um das Gemeinſame im Ziel um ſo ſtärker wirkſam werden
zu laſſen.
Konkurs der Rd.-Beerbacher Asiebusgenoſſenſchaft.
* Im Konkurſe der Nieder=Beerbacher
Autobus=
genoffenſchaft wurde auf Einberufung des Konkursgerichts
an dem Amtsgericht Darmſtadt II eine Verſammlung der
Mitglieder und Gläubiger abgehalten. In der Verſammlung
wurde über die Feſtſetzung der Haftverbindlichkeit der
Mit=
glieder, die Zuſammenſetzung des Gläubigerausſchuſſes und die
Prüfung der Forderungen verhandelt. Herr Rechtsanwalt Dr.
Hoffmann II., der von dem Gericht als Konkursverwalter
beſtellt iſt, trug zunächſt die Konkursbilanz vor. Hiernach
be=
tragen die Aktiven rund RM. 10.700.— die Paſſiven RM.
40 900.—, ſo daß eine Ueberſchuldung von RM. 30 200.—
vor=
handen iſt. Die Aktiven beſtehen im weſentlichen in den drei
Autobuſſen, an denen Eigentumsrechte von Gläubigern geltend
gemacht werden. Die Genoſſenſchaft hat 92 haftpflichtige
Mit=
glieder. Die Haftſumme beträgt nach den Statuten für jeden
Geſchäftsanteil RM. 50.— und muß in vollem Umfange in
An=
ſpruch genommen werden. Wie der Konkursverwalter darlegte,
reichen die ſämtlichen Haftſummen nicht entfernt aus, um die
Schulden zu decken: die Gläubiger werden daher erhebliche
Ver=
luſte erleiden. Nachdem die Sachlage beſprochen war, ſetzte das
Gericht die Haftſumme gemäß dem Antrag des
Konkursder=
walters auf RM. 50.— für jeden Geſchäftsanteil feſt. Di=
Feſt=
ſetzung wurde für vollſtreckbar erklärt, ſo daß die Haftſummen
alsbald an die Konkursverwaltung einzuzahlen ſind, was für
manchen Genoſſen recht ſchwer fallen dürfte.
An Stelle eines ausgeſchiedenen Mitgliedes des
Gläubiger=
ausſchuſſes wurde Rechner Peter Schwinn von Nieder=
Beer=
bach einſtimmig in den Gläubigerausſchuß gewählt.
Nachdem noch verſchiedene Forderungen geprüft waren, ſchloß
der Vorſitzende, Herr Amtsgerichtsrat Dr. Steinberger, die
ruhig verlauſene Verſammlung.
Bücherstube Alfred Bodenheimer
Am 5. März spricht auf unsere Einladung 201/, Uhr in der „Traube‟
Bernard von Brentano
über:
Kapitalismus und schöne Literatur.
Karten zu Mk. 1.— und Mk. 2.— ab heute.
3099)
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Die Bücherſtube hat für
ihren am 5. März ſtattfindenden literariſchen Abend Bernard
von Brentano, den bekannten Eſſayiſten und Kritiker, einen
Sohn des verſtorbenen heſſiſchen Miniſters von Brentano di
Tre=
mezzo, gewonnen. Die „Literatur” ſchreibt: „Brentano weiß, was
geſpielt wird. Und das iſt viel für einen Schriftſteller einer Zeit,
in der ſich das Spiel entſcheidender Kräfte ſchwer aufſpürbar unter
der Epidermis unſerer kapitaliſtiſchen Geſellſchaft vollzieht. Und
da Brentano das wünſchenswerte. Wiſſen und die ſchürfende
Schärfe und Klarheit des kritiſchen Blicks beſitzt” uſw.
Kartenver=
kauf ab heute. (Näheres ſiehe heutige Anzeige.)
Aw. Die Große Strafkammer verhandelte am
Diens=
tag zunächſt wegen fahrläſſiger Tötung gegen einen
33jährigen Hilfsarbeiter aus Mainz=Koſtheim. Er
hatte im Juni vorigen Jahres mit drei Bekannten in der Nähe
des Hafens von Guſtavsburg gebadet, und ſie hatten es
unter=
nommen, dem einen, des Schwimmens unkundigen, das
Schwim=
men beibringen zu wollen. Dabei hatten ſie ihm einen Kittel um
die Bruſt gebunden, an dem der eine ihn in die Höhe hielt.
Plötz=
lich ertönte der Ruf „Raus mit ihm” und im ſelben Augenblick
entglitt die Jacke den Händen des einen jungen Mannes, er ſelber
vurzeite hinten über ins Waſſer. Sie verſuchten zu dritt den
Nichtſchwimmer, der untergeſunken war, zu retten, doch gelang es
ihnen nicht, ſo daß nur noch die Leiche geborgen werden konnte.
In der Verhandlung vor dem Bezirksſchöffengericht behauptete
nun ein Zeuge, er habe geſehen, daß der eine den Toten am Fuß
gezogen habe, und da ſei er erſt untergegangen. Da es ſich bei
dieſem einen nur um den Angeklagten handeln konnte, erkannte
das Bezirksſchöffengericht ihn der fahrläſſigen Tötung für ſchuldig
und verurteilte ihn zu drei Monaten Gefängnis. Der Angeklagte
legte gegen das Urteil Berufung ein. Die Zeugenausſagen
er=
ſcheinen jedoch der Großen Strafkammer nicht die Schuld des
An=
geklagten einwandfrei zu beweiſen. Es nimmt vielmehr an, daß
es bei dem außerordentlich gefährlichen Terrain möglich war, daß
der Haltende den Boden unter den Füßen verlor und ſo der
Un=
fall herbeigeführt wurde, und es ſprach den Angeklagten
mangels Beweiſes frei.
Es wird dann gegen einen Bahnſteigſchaffner aus
Darmſtadt verhandelt, der im November vorigen Jahres vom
Bezirksſchöffengericht wegen Unterſchlagung im Amt in
Tateinheit mit Betrug zu drei Monaten Gefängnis
ver=
urteilt wurde. Der Angeklagte hatte an der Bahnſperre von
einem jungen Mädchen, das nachlöſen mußte, 1,50 Mark verlangt
und entgegengenommen, obwohl er dazu nicht befugt war und der
Betrag weit über das hinausging, was das Mädchen zu bezahlen
hatte. Er lieferte das Geld auch nicht ab. Der Angeklagte legte
gegen das erſtinſtanzliche Urteil Berufung ein und behauptet
heute nach wie vor, er könne wohl die Karten entgegengenommen
haben, die ſich ja auch in ſeinem Kaſten wieder vorfanden, doch
Geld habe er von dem Mädchen nicht angenommen. Da das
Mäd=
chen, das ſeine Ausſagen mit größter Beſtimmtheit macht, jedoch
einen guten und glaubwürdigen Eindruck macht, iſt an der Schuld
des Angeklagten nicht zu zweifeln. Das Gericht ändert aber das
Urteil erſter Inſtanz dahin ab, daß es ihn nur wegen
Be=
trugs zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt, denn es
ſei wohl anzunehmen, daß der Angeklagte das Geld von
vorne=
herein in der Abſicht an ſich nahm, es für ſich zu behalten, ſo daß
von einem Eigentumsrecht und einer Schädigung der Bahn nicht
geſprochen werden könne.
Arienabend Alice Evers=Fürſt. Auf den morgen abend 8.15
Uhr im Kleinen Haus ſtattfindenden Arienabend von Alice
Evers=Fürſt, Hamburg=Bayreuth, wird nochmals hingewieſen. Die
Künſtlerin, die von der Kritik als eine der ganz wenigen großen
Koloraturſängerinnen in Deutſchland bezeichnet wird, ſingt
ver=
ſchiedene Arien von Mozart, u. a. die Königin der Nacht
(„Zaukerflöte”) nach der ſchwierigen Originalpartitur, ferner
Mendelsſohn, Gluck, Donizetti, Verdi und Joh. Strauß. Die
Be=
gleitung am Steinway=Flügel, (Firma Karl Arnold u. Sohn,
Erbacherſtraße) hat der bekannte Hamburger Pianiſt Wilhelm
Barg. Karten zu 1.—,
—und 3.— RM. an der Tageskaſſe,
ſowie im Verkehrsbüro und bei C. L. Külp.
Seite 6
Mittwoch, den 25. Februar 1931
Aus Heſſen.
Nummer 56
Palaſt=Lichtſpiele.
Pat und Patachon, deren Auftreten in jedem Fall eine fidele
Stunde garantiert, zeigen ſich diesmal als „Modekönige” in einem
beſonders komiſchen Luſtſpiel, das Lachſalven von ungewöhnlicher
Heftigkeit hervorrief. Als Bananenverkäufer, Fenſterkletterer,
Modekönige, Boxer ziehen ſie in dieſem, an Situationskomik
über=
vollen Film alle Regiſter ihrer artiſtiſchen und grotesken Komik,
ſodaß der Film, den wir bereits früher beſprochen haben, jedem
Freude machen wird.
Helia
bringt den luſtigen 100prozentigen Varieté=Tonfilm „Tingel=Tangel”, in
der ſehr guten Regie von Jaap Speyer. Es iſt eine heitere
Ange=
legenheit und ſie bleibt auch heiter, wenn wie hin und wieder eine
ſenti=
mentale Träne aus dem Auge rinnt, die berühmte Gltzerin=Filmträne,
die diesmal nicht nur vom Augenwinkel Ernſt Verebes', ſondern auch
ſeines reizenden Schlumpſi, des Hauptdarſtellers in dieſem Film, eines
vielleicht nicht ganz raſſereinen, aber darum deſto begabteren
Nauhhaar=
foxes entrollt. „Schlumpſi” iſt ein wirklich entzückender kleiner Kerl, mit
dem man lachen muß und wenn man will, auch weinen. Wenn dieſer
ruppige Drahthaarterrier ſeinen Schnauzbart gezierten Kopf ſeitlich
ſtellt, oder wenn er die Schlappohren einzeln oder beide gleichzeitig
ſtellt und beim Gähnen neben ſeinem Herrn im Bett die Vorderpfoten
hinter dem Kopf verſchränkt, oder denn er zum Schlagerchanſon, das
ſein Herr gedichtet und die ſchlanke Sonia ſingt und tanzt, ihre
Tanz=
bewegungen auf der Bühne nachahmt, kurz was der kleine Kerl auch
anfängt, er iſt immer entzückend. Und er iſt vor allen Dingen treu. So
treu, daß er alle Intriguen, die gegen ſeinen Herrn und gegen ſeine
künf=
tige Herrin geſponnen werden, zunichte macht. Und das alles, trotzdem
er ſeinem Herrn eigentlich garnicht gehört, und auch nicht ſeiner Herrin.
Wem er eigentlich gehört, twird im Laufe des ganzen Films garnicht
feſt=
geſtellt. Er ſtromert eines Tages in einem öffentlichen Park, wo Hunde
an der Leine geführt werden müſſen, und ſoll vom Hundefänger
einge=
fangen werden. Der arme Schlagerdichter Billie verhindert das, indem
er Schlumpſi in einen Kinderſpagen ſteckt und ihn ſo dem Arme der
Ge=
rechtigkeit entzieht. Aus Dankbarkeit bleibt Schlumpſi bei Billie und ſo
wird er Mittelpunkt einer Filmhandlung, die intereſſante Blicke werfen
läßt hinter die Kuliſſen einer kleinen Schynierenbude im Lunapark, wie
auch des vornehmen Unterhaltungslokals „Tingel=Tangel”, in dem die
beſten Varietékräfte, vor allem der Stimmungsſänger Auſtin Egen
auf=
treten. Die ſehr bewegte, aber immer heitere Filmhandlung iſt
unge=
mein vielſeitig und auf jeden Fall intereſſant. Ernſt Verebes ſingt,
ſpielt und tanzt den Billie in einer Vielſeitigkeit, die dieſen Künſtler ſich
elbſt übertreffen läßt, und Fritz Kamders iſt ausgezeichnet als
Schmierendirektor Job Gleich wie Eliſabeth Pinajeff eine ſehr
elegante und ſchlanke Sonia und Bruno Kaſtner ein ſehr fürnehmer
Fox Blues iſt. Alle aber überragt Schlumpſi!
Auch das Beiprogramm iſt reichhaltig und unterhaltend. Köſtlich
vor allem Mickt als Dirigent eines Dichter=und=Bauer=Orcheſters.
Konzert Hilde Groß. Fräulein Hilde Groß, eine Schülerin
des Herrn v. Selzam, die ſchon öfters, ſowohl bei Veranſtaltungen
des Rich. Wagner=Verbandes deutſcher Frauen, als auch in
Wohl=
tätigkeitskonzerten mit großem Erfolge mitgewirkt hat und von
der Kritik ſehr günſtig beurteilt wurde, wird am Freitag, dem
6. März, abends, im Gartenſaal des Städt. Saalbaus ihr erſtes
eigenes Konzert geben und in demſelben Lieder von Schubert,
Schumann, Wolf und Sekles zum Vortrag bringen. Kapellmeiſter
Karl Hauf hat liebenswürdigerweiſe die Begleitung am Flügel
übernommen. Es iſt zu wünſchen, daß die junge, ſtrebſame Dame,
die ſich der Bühnenlaufbahn zu widmen gedenkt, Gelegenheit
be=
kommt, vor einer zahlreichen Zuhörerſchar eine Probe ihres
Kön=
nens abzulegen. (Siehe Anzeige.)
Autoliſten. Soeben iſt die Autoliſte Nr. 57 erſchienen.
Dieſe verzeichnet alle Meldungen (Ab= und Zugänge) von
Kraftfahrzeugen jeder Art in den 18 Kreiſen
des Volksſtaates Heſſen (Kennzeichen VS VR, VO) für
die Zeit vom 1.—15. Februar 1931. Die Autoliſten enthalten
die Angaben in derſelben Reihenfolge wie die Hauptausgabe:
Name, Beruf, Wohnort des Kraftfahrzeugbeſitzers, Type,
Motor=
nummer, Hubraum in cem (und PS), Art des Fahrzeugs.
Fabrik=
neue Wagen ſind durch X kenntlich gemacht. Die Meldungen ſind
geordnet nach den drei Provinzen (VS, VR. VO) und Kreiſen, und
innerhalb dieſer nach Polizeierkennungsnummern. Abgemeldete
Wagen werden beſonders geführt.
— Die Autoliſten ſind eine
wichtige Ergänzung des Auto=Adreßbuches (Adreßbuch der
Kraftfahrzeugbeſitzer im Volksſtaat Heſſen), Ausgabe 1929, und
unentbehrlich, weil ſie laufend neueſtes
Adreſſen=
material liefern. Sie erſcheinen alle 14 Tage, alſo monatlich
zwei Liſten. Die ſpäteſtens am 10. eines Monats ausgegebene
Liſte enthält die Meldungen vom 16. bis 30. (31.) des
vorauf=
gegangenen Monats, und die ſpäteſtens am 25. eines Monats
ausgegebene Liſte die Meldungen vom 1. bis 15. des gleichen
Monats. Wegen des Bezugspreiſes vgl. Anzeige! Anfragen
richte man an den zuſtändigen Verlag L. C. Wittich in Darmſtadt.
— Fahrten zum Ski. Trotz des ungünſtigen Wetters hatte
das Reiſebüro der Firma Wilhelm Köhler G. m. b. H.,
Luiſen=
platz, am vergangenen Sonntag mit 8 Großkraftwagen eine große
Anzahl Sportanhänger und Naturfreunde zur Neunkircher Höhe
gefahren. Die Schneeverhältniſſe waren derart günſtig, daß
ſämt=
liche Beteiligte voll zufrieden waren. Nach den neueſten
Mel=
dungen iſt der Schneebericht auf der Neunkircher Höhe ſo günſtig,
daß heute Mittwoch 1.30 Uhr wiederum ein Omnibus zur
Neun=
kircher Höhe fährt. (Näheres aus dem heutigen Inſerat erſichtlich.)
Die Furnierdiebſtähle reſtlos aufgeklärt. Der
Polizei=
bericht meldet, daß die umfangreichen Furnierdiebſtähle, die
regel=
mäßig ſeit dem Jahre 1929 in dem Furnierlager in der
Holzhof=
allee (weiße Dragonerkaſerne) begangen wurden, ihre Aufklärung
gefunden haben. Ein Arbeiter, der in dem Lager beſchäftigt war,
und ein lediger arbeitsloſer Schreiner, beide aus Darmſtadt,
hat=
ten ſich für dieſe Diebſtähle zuſammengeſchloſſen und ſich dadurch
eine erkleckliche Einnahmequelle verſchafft. Die geſtohlenen Waren
wurden auf Laſtkraftwagen und auf Handwagen abtransportiert.
Zahlreiche Geſchäftsleute der Branche in Darmſtadt und
Um=
gebung, bis nach dem Taunus, wurden wiederholt mit geſtohlenen
Furnieren beliefert. Keiner dieſer Käufer hat es für am Platze
gefunden, ſeine an ſich merkwürdigen Verkaufsabſchlüſſe mit
die=
ſen Leuten, trotz entſprechender Aufforderung im Polizeibericht
vom vergangenen Montag, der Polizei mitzuteilen. Die Diebe
wurden in der Nacht vom 23. zum 24. Februar 1931 durch die
Kriminalpolizei feſtgenommen. Nach Abſchluß der polizeilichen
Ermittelungen werden ſie dem Gericht vorgeführt.
— Ehemalige Pioniere und Verkehrstruppen Darmſtadt und
Umgebung. Gemäß Beſchluß der Zuſammenkunft wurde die
Grün=
dung eines Vereins der Pioniere und Verkehrstruppen von
Darm=
ſtadt und Umgebung beſchloſſen. Die zahlreiche Teilnahme
be=
wies, daß die Gründung des Vereins einem langerſehnten Wunſche
entſprach. Die Verſammlung wählte einen Bearbeitungsausſchuß,
welcher die Aufgabe hat, bis zur feſtgeſetzten nächſten
Verſamm=
lung am 22. März, nachmittags 3 Uhr, im großen Saal der Krone
die Vorarbeiten für die Tagesordnung zu bearbeiten. Anmeldung
und etwaige Anfragen, welche gerne beantwortet werden, ſind
zu richten an Hummel, Paradeplatz 3, Pietſch,
Schleier=
macherſtraße 18, Neumann, Mornewegſtraße 12.
Rentenzahlung beim Poſtamt (Rheinſtraße). Die
Mili=
tärverſorgungsgebührniſſe für März werden am
Freitag, dem 27. Februar, die Unfall= und
Invaliden=
renten für März am Samstag, dem 28. Februar, in der Zeit
von 8—12 und 14—17 Uhr (in der früheren Paketausgabe)
ge=
zahlt. Für Empfänger von Militärverſorgsgebührniſſen kommen
diesmal die Formblätter zu den Jahresbeſcheinigungen
zur Ausgabe. Dieſelben ſind, richtig ausgefüllt und beglaubigt
bei der nächſtfolgenden Zahlung am 28. März wieder
zurückzu=
geben. Wer an dieſem Tage die Jahresbeſcheinigung nicht
zurück=
gibt oder eine ſolche zurückgeben will, die nicht ordentlich
ausge=
üllt oder nicht beglaubigt iſt, erhält kein Geld.
Wohlfahrtsunterſtützung. Die Auszahlung der
Unter=
ſtützung an die Unterſtützungsempfänger der Allgemeinen
Für=
ſorge findet dieſes Mal bereits am Freitag, dem 27. ds. Mts., bei
der Stadtkaſſe in der üblichen Weiſe ſtatt.
Von der Ackerbau= und Gründlandabkeilung der
Landwirkſchaftskammer für Heſſen
in Darmſtadt wird uns geſchrieben:
Es iſt jetzt an der Zeit, daß ſich die Landwirte über die
Frühjahrs=
düngung ihrer Felder klar werden und die erforderlichen Düngemittel
beſtellen. Die Wintergetreidefelder haben bereits im Herbſt
Phosphor=
ſäure und Kali, ſowie einen Teil des Stickſtoffes erhalten, und
bekom=
men im Frühjahr, wenn nötig, eine Stickſtoffgabe von 30—40 Pfund je
Morgen in Form von Salpeter bei Roggen und ſchwefelſaurem
Am=
moniak, Leuna= oder Kalkammonſalpeter bei Weizen. Wurde die
Phos=
phorfäure= und Kalidüngung im Herbſt verſäumt, ſind im zeitigen
Früh=
ahr 1 Zentner Superphosphat oder Thomasmehl, ½—1 Zentner 40. Kali und 60—80 Pfund Stickſtoff in den obengenannten Formen
zu geben.
Zum Sommergetreide und Hackfrüchten kann Thomasmehl und Kali
bereits jetzt gegeben werden, ſpäteſtens aber 8—14 Tage vor der Saat.
Solveit Superphosphat als Phosphorſäuredünger verabreicht wird, iſt
es kurz vor der Saat zu geben. Die nachſtehend angeführten Mengen
beziehen ſich auf 1 Morgen und können nur als Richtlinien gelten.
Folgende Düngermengen können empfohlen werden:
Zu Sommerweizen: 1—1½ Zentner Superphosphat, 1 Zentner
40prozentiges Kali, 0,8—1 Zentner Natron= oder Kalkſalpeter.
Zu Sommergerſte: 1 Zentner Superphosphat, 1½—1½ Zentner
40prozentiges Kali, 0,3—0,6 Zentner Ammoniak, Kalkſtickſtoff,
Leuna= oder Kalkammonſalpeter.
Zu Hafer; 1 Zentner Thomasmehl, 7—1 Zentner 40prozentiges
Kali, 1—1½ Zentner Stickſtoffdünger.
Zu Rüben: Stallmiſtdüngung, 1½—1½ Zentner Superphosphat
1½—2 Zentuer 40prozentiges Kali oder 4—6 Zentner Kainit, 1½
bis 2 Zentner Natron= oder Kalkſalpeter (in 2 oder 3 Gaben).
Zu Kartoffeln: Stallmiſt; 0—1 Ztr. Thomasmehl; 1½ Ztr.
40proz. Kali; 0,5—1 Ztr. ſchwefelſaures Ammoniak, Kalkſtickſtoff.
Leuna= oder Kalkammonſalpeter (in zwei Gaben);
wird zu Hackfrüchten kein Stallmiſt verabreicht, ſo ſind die
Kunſtdünger=
gaben entſprechend zu erhöhen. Bei Düngung mit Jauche zu Rüben iſt
der Phosphorſäuredüngung beſondere Beachtung zu ſchenken.
Zu Wieſen: 1½—2 Ztr. Thomasmehl; 1 Ztr. 40proz. Kali
bzw. 3 Ztr. Kainit.
Guten Wieſen außerdem noch 0,5—0,75 Ztr. Stickſtoffdünger.
Zu Klee: 1½—2 Ztr. Thomasmehl; 1 Ztr. 40proz. Kali.
Zu Wieſen und Klce iſt die Herbſtdüngung zu empfehlen. Bei
Kalk=
mangel iſt den Feldern alle drei bis vier Jahre eine angemeſſene
Kalk=
düngung zu verabreichen, wozu in erſter Linie Markenkalk in Frage
kommt. Bei leichten Böden 8—12 Zentner gemahlener, kohlenſaurer
Kalk, bei ſchweren Böden und in Höhenlagen 4—6 Zentner gemahlener,
gebrannter, gelöſchter Kalk (Löſchkalk). Bezugsquellennachweis durch
die Landwirtſchaftskammer für Heſſen.
Ein Erfolg iſt nur dann zu erwarten, wenn nicht einſeitig gedüngt
wird, ſondern alle erforderlichen Nährſtoffe verabreicht werden.
Die Zahn=Zwiſchenräume als Sitz übelriechender Speiſereſte reinigt
man zweckmäßig mit der eigens dafür konſtruierten Chlorodont=Zahnbürſte
S
nit gezahntem Borſtenſchnitt in zwei Härtegraden von höchſter Qualität. Nur
echt in blau=weiß=grüner Originalpackung. Kauſen Sie ſich noch heute eine Tube S
Chlorodont=Zahnpaſte zu 54 Pf. und die dazugehörige Chlorodont=Zahnbürſte.
Heſſ. Schützenbund, Sitz Darmſtadt
Am Sonntag, dem
22. 2. 31, hielt der Heſſ. Schützenbund, Sitz Darmſtadt, im Lokal
der Schützengeſellſchaft Feurio ſeine ordentliche
Hauptverſamm=
lung ab. Der Beſuch der einzelnen Vereine ſowie deren
Delegier=
ten war ſehr rege. Der 1. Vorſ., Herr Reuter, eröffnete pünktlich
nach Bekanntgabe der Tagesordnung mit herzlichen Worten die
Verſammlung und ſchilderte in kurzen, klaren Zügen die Erfolge
des verfloſſenen Jahres, die den Beweis erbrachten, daß der Bund.
trotz den wirtſchaftlichen Verhältniſſen, weiter im
Aufwärtsſtre=
ben begriffen iſt. Im Verlauf ſeiner Rede gedachte der
Vor=
tragende eines Mitgliedes, das durch Erheben von den Sitzen
ge=
ehrt wird. Anſchließend erſtattete Herr Friedrich einen ſehr
klaren Kaſſenbericht, der von den Kaſſenprüfern geprüft und für
richtig befunden wurde. Dem Kaſſierer wurde einſtimmig
Ent=
laſtung erteilt. Wirtſchaftliche Verhältniſſe gaben Anlaß, daß der
Gau Odenwald aufgelöſt und dem Gau Darmſtadt einverleibt
wurde, ſodaß der Bund nun noch aus zwei Gauen, dem Gau
Darm=
ſtadt und dem Gau Rodgau beſteht. Das diesjährige Bundesfeſt
findet am 4., 5., 6. Juli in Ober=Roden ſtatt. Nach Erledigung
einzelner Anträge erfolgte die Vorſtandswahl. Da der geſamte
Vorſtand das volle Vertrauen der Verſammlung beſaß, wurde er
einſtimmig wieder gewählt, mit Ausnahme des 2. Vorſ. und
1. Rechnungsprüfers, an deren Stelle Wüſt (Tell) Eppertshauſen
und Schord (Diana) Ober=Roden gewählt wurden.
— Deutſche Staatspartei. Im Anſchluß an die am
Samstag, dem 28. Februar, nachmittags, im Reſtaurant „Zur
Krone” ſtattfindende Organiſationstagung des Provinzialvereins
Starkenburg der Deutſchen Staatspartei veranſtaltet die
Orts=
gruppe Darmſtadt am Abend im großen „Feierabendſaal”
Stifts=
ſtraße 51, eine öffentliche Verſammlung, in der
Reichstagsabgeord=
neter Dr. Heuß=Berlin ſprechen wird. Thema: „Dietrich oder
Hitler
Wir verweiſen ſchon jetzt auf die in der
Donnerstag=
nummer hierzu erſcheinende Anzeige.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu bsrrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Chriſtlicher Verein junger Männer E. V.,
Darmſtadt. Alexanderſtraße 22 (Inf.=Kaſerne). Zu der am
heutigen Mittwoch, abends, ſtattfindenden Bibelſtunde laden wir
unſere Mitglieder und Freunde herzlich ein. Zu unſeren
Vereins=
abenden, ſei es am Mittwoch oder Sonntag, haben Gäſte immer
Zutritt, beſonderer Einführung bedarf es nicht.
Jeden
Mitt=
woch=Nachmittag kommt die Jungſchar (Buben 10—14 Jahre)
zu=
ſammen.
Vortrag: Der Kampf der jungen
Genera=
tion. Ueber dieſes aktuelle Thema ſpricht am nächſten Freitag,
beobachtet, er weiß, wo die Kluft zwiſchen den Alten und den
Jungen gähnt, er zeichnet auch die Wege vor, auf denen er ſich die
Löſung des Problems denkt. Alten ſowie Jungen beiderlei
Geſchlechts wird der Vortrag viel Intereſſantes bieten. (Siehe
heutiges Inſerat.)
— Im „Datterich”, Kiesſtraße 27, findet heute abend
8 Uhr Konzert der beliebten Hauskapelle ſtatt.
— Sportplatz=Reſtaurant und Café am
Böllen=
falltor, bequem erreichbar, heute der beliebte Kaffee= und
Kuchen=
tag (Gedeck 1,00 Mark), ab 8 Uhr Geſellſchaftstanz=Abend.
Vereins=Kalender.
— Vereinigung früherer Leibgardiſten
Darm=
ſtadt. Vortrag Stranders im Städtiſchen Saalbau über
Kriegs=
ſchuldlüge Donnerstag, den 26., abends 8 Uhr.
— Kam. Vereinigung ehem. Heſſiſcher Garde=
Drag. 28. Donnerstag, den 26. d. Mts., Vortrag über die
Kriegsſchuldlüge. Wir bitten um rege Teilnahme.
Tageskalender für Mittwoch, den 25. Februar 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, B 16. 20 Uhr: „Die
25 Frau”
Kleines Haus Marionettenbühne. 15 Uhr:
„Schneewittchen ; 20 Uhr: Vortrag Alban Berg über ſeine
Oper „Wozzeck” unter Mitwirkung d. Landestheater=Orcheſters
und der Soliſten. — Konzerte Café Ernſt=Ludwig. Zur
Oper, Schloßkeller. Datterich. —
Kinovorſtellungen:
Union= Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
Ortsgewerbe=
verein u. Handwerker=Vereinigung Darmſtadt:
Ordentliche Hauptverſammlung, abends 8 Uhr im „Gelben
Saal” bei Sitte.
Volkskraueriag und evangeliſche Kirche.
Am Sonntag Reminiſzere — den 1. März — wird wieder a
manchem Orte ein Volkstrauertag zum Gedächtnis der Kriegsgefallene
begangen. Die evangeliſche Kirche nimmt an der Ehrung unſerer Ge
fallenen ganz beſonderen Anteil. Sie hat dies u. a. dadurch begründe
daß ſie für den Totenſonntag alljährlich beſondere Gedenkfeiern anort
nete. Auch für den Sonntag Reminiſzere veranſtaltet ſie beſonder
kirchliche Feiern dann, wenn durch ortspolizeiliche Anordnungen — f.
den Sonntag ſelbſt, ſowie den Vorabend — jede Tanz= oder ſonſtige
Luſtbarkeiten, die dem Charakter des Tages widerſprechen würden,
wr=
boten werden. Die allgemeine Anordnung kirchlicher Feiern für
Volkstrauertag iſt ihr jedoch leider ſolange unmöglich, als nicht durg
reichs= oder landesgeſetzlichen Schutz dieſer Tag allgemein eingeführ
und allgemein vor Mißbrauch geſchützt iſt.
Griesheim, 24. Febr. Bei der Verpachtung der Gemeindejag
wurde ein Erlös von 1989 Mark erzielt. Der ſeitherige Jagdpachterlö
betrug 1500 Mark. Die Neuverpachtung hat alſo eine jährliche Einnahm
erhöhung von 488 Mark erbracht. — Bei der geſtern vormittag auf der
Truppenübungsplatz erfolgten Verſteigerung von ſechs Stallbarack
waren 34 Angebote eingegangen. Das niedrigſte Angebot war 30 M
und das höchſte Angebot betrug 600 Maxk. Die Steigerer ſind
au=
wärtige Geſchäftsleute und Vereine. Am Sonntag wurde auf dem C
lände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers ein Bodenbrand feſtgeſtell
der von der Lagerwache gelöſcht wurde. Kurze Zeit darauf beobachte
die Wache eine Anzahl halbwüchſiger Burſchen, auf dem Rollfeld, de
Zeppelinlandeplatzes, wo ſich unmittelbar Rauch entwickelte. Als
Wache die Täter ſtellſen wollte, flüchteten ſie nach Griesheim zu. Dr
dieſes fahrläſſige Abbrennen des trockenen Graſes könnten leicht größe=
Schäden entſtehen, wenn ſich das Feuer nach dem Lager ſchlagen würd
Am Mittwoch, 25. Februar d. J., nachmittags 3 Uhr, findet auf de
Rathauſe eine Säuglingsberatungsſtunde ſtatt.
Dg. Arheilgen, 24. Febr EingrundſätzlichesUrteil. B
der Sitzung des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Darmſtadt am Mont
ſtand die Klage des Männergeſangvereins „Eintracht” zu Arheilge
gegen die Gemeinde Arheilgen wegen Berechnung der Vergnügung
ſteuer anläßlich des Vereins=Jubiläums zur Tagesordnung. Bekanntl
hatte die Gemeinde für dieſe Veranſtaltung, die ſich über 3 Tage
ſtreckte und mit der ein Geſangs=Wettſtreit verbunden war, für die B.
richnung der Vergnügungsſteuer die geſtaffelten Steuerſätze angeno
men. Die Gemeinde vertrat den Standpunkt, daß dieſes Feſt nicht
eine einzige Veranſtaltung anzuſehen ſei, ſondern ſich aus mehreren Ve
anſtaltungen zuſammenſetze, auf Grund deſſen auch höhere (die ſe
nannten geſtaffelten Steuerſätze in Anwendung zu bringen ſeien. Hie
gegen hatte der Männergeſangverein „Eintracht” Einſpruch erhob=
und die Angelegenheit wurde am letzten Montag vor dem Kreisau
chuß verhandelt. Der Kreisausſchuß konnte ſich dem Standpunkt 4
Verwaltung der Gemeinde Arbeilgen nicht anſchließen und gab d
Klage des genannten Vereins ſtatt. Hierbei handelte es ſich mehr 1
ein grundſätzliches Urteil, damit einmal auf verwaltungsgerichtliche
Wege feſtgeſtellt wurde, welche Vergnügungsſteuerſätze bei derartig
Veranſtaltungen in Anwendung zu bringen ſind.
— Laut kreisan
licher Verfügung findet am Montag, den 2. März, eine Schwein
wiſchenzählung ſtatt. Verbunden mit dieſer Zählung iſt
Ermittlung der nicht beſchaupflichtigen Hausſchlachtungen. — Kaffe
abend. Die hieſige Arbeiterwohlfahrt veranſtaltete einen Kaffeeaben
Nicht weniger als 420 Frauen hatten ſich hierzu eingefunden. Ein br
tes Programm erfreute die Anweſenden Frau Rudolph von Offe
bach hielt einen Vortrag über „Die Frau in der Politik”. Hierauf fole
der Film „Erziehungsarbeit im Immenhof” (Eigenheim der
Arbeit=
wohlfahrt). Ein kleiner Schwank „Die luſtigen Mädels aus der Plä
anſtalt”, ein heiteres Stückchen „Die drei Dorfſchönen”, ein Zwiegeſp
„Die Unſchuld vom Lande”, geſangliche, muſikaliſche und ſonſtige heite
Vorträge wechſelten in bunter Reihenfolge miteinander ab. Beſonder
Erwähnung verdient, daß die Kapelle Anthes ſowie Frau Hofmann
liebenswürdiger Weiſe den muſikaliſchen Teil übernommen hatten.
Dd. Arheilgen, 24. Febr. Gemeinderatsſitzung. Mittw
abend findet eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt. Zur Beratu
ſtehen: Kraftwagenverkehr in der Ortsdurchfahrt; Geſuch des Wilh.
dres um Kanalanſchluß für die Jahnſtraße; Geſuch um Kanaliſieru
der oberen Dieburger Straße; Bekämpfung der Obſtbaumſchädlinge.
E. Wixhauſen, 23. Febr. Einbruch. Im hieſigen Verkaufsly
des Bezirks=Konſum=Vereins wurde eingebrochen. Der oder die Die
hatten es hauptſächlich auf Kolonialwaren abgeſehen. Die polizeilick=
Ermittlungen ſind im Gange. In dem Verkaufslokal, das erſt vor ei,
gen Jahren gebaut wurde und unbewohnt iſt, wurde ſchon einmal
Einbruch verübt.
F. Eberſtadt, 24. Febr. Einbruch. In der Nacht vom Mont
auf Dienstag wurde im Kurhotel „Schweizerhaus” ein Einbruch verü
Der Einbrecher hatte es ſcheinbar auf Bargeld abgeſehen, denn die Re
ſtrierkaſſe, in der er ſolches wohl vermutete, wurde hinter dem Hotel
brochen vorgefunden. Sonſt hieß er nur einige Flaſchen für den Du
mitgehen, was darauf ſchließen läßt, daß er durch unliebſame Geräuf
in ſeiner nächtlichen Arbeit geſtört worden iſt. — Rentenzahlun
Beim hieſigen Poſtamt werden die Militärrenten für Monat März
Freitag, den 27. Februar, in der Zeit von 8—12 Uhr, die Invalide
Unfall= uſw. Renten am Samstag, den 28. Februar, während der
kanten Dienſtſtunden ausgezahlt.
Cp. Pfungſtadt, 24. Febr. Altveteran Bauer geſtorbe
Spengler= und Inſtallateurmeiſter Georg Ludwig Bauer, Altveter
von 1870, iſt im Alter von 82 Jahren geſtorben. Nach ſeinem TI
leben jetzt nur noch ſechs Pfungſtädter Krieger aus dem 70er Krieg.
Der Frauenverein hält am Mittwoch und Donnerstag im
meindehaus einen Kaffee=Abend ab. Für Unterhaltung aller Art
geſorgt.
Aus Mainz.
— Notruf des Mainzer Handwerks und Gewerbes. In einer
Bilhildisſaale des Brauhauſes „Zur Stadt Mainz” unter dem Vor
des Herrn Ehren=Obermeiſters Ludwig Schöntag ſtark beſucht
Generalverſammlung des Innungsverbands Gro
Mainz und des Kreiſes Mainz wurde nach einem Vortrag des S.
dikus Dr. Bretzler=Frankfurt a. M. vom Reichsverband des de
ſchen Handwerks über das Thema: „Das Handwerk in Stact und (
meinde” und einer intenſiven Ausſprache über die kataſtrophe
und troſtloſe Lage des deutſchen Handwerks und C
werbes, insbeſondere im ehemals beſetzten Gebiet, ein an die Reid
und Landesregierungen gerichteter Notruf im Auftrage der V
treter von faſt 4000 Betrieben einſtimmig angenommen. In dem N
ruf wird zum Ausdruck gebracht, daß durch die allgemeine Kriſe, ſor
durch die wirtſchaftlichen Rückſchläge im ehemals beſetzten Gebiete n.
Abzug der Beſatzung im beſonderen das Handwerk und Gewerbe
Groß=Mainz völlig zu Boden geworfen ſei. Die Mehrzahl der Betrie
liege ganz oder teilweiſe ſtill, und über eis Jahrzehnt wäre das Han
werk und Gewerbe, von fremder Knechtſchaft bedrückt, in ſeiner wil
ſchaftlichen Entwicklung gehemmt ge veſen. Der von der Reichsregiet
mit vielen Verſprechungen angekündigte Dank an die Wirtſchaft des
ſetzten Gebietes ſei ausgeblieben. Starkes Befremden hätten die er
handlungen über die Ausſchüttung der Jahresraten 1930 der Weſhl
ausgelöſt. Aus verkehrspolitiſchen Gründen wende das Handwerl;
Gewerbe gegen die Verbreiterung der Straßenbrücke nichts ein,
müßten die Mittel hierfür aus anderen Poſitionen und nicht aus
Weſthilfe zur Verfügung geſtellt werden. Beſorgniserregend ſei die 20
des Baugewerbes als Schlüſſelgewerbe, da den Kommunen für
Wohnungsbau keine Mittel mehr zur Verfügung ſtänden. Ta
wachſe die Zahl derer aus dem mittelſtändiſchen Handwerk und L
werbe, die der öffentlichen Wohlfahrtspflege zur Laſt fielen. Die Au
wirkungen ſeien nicht zu überſehen. Zum Schluſſe des Notrufes we
den von der Regierung ſofortige Maßnahmen 9
ordert, die in unverzüglicher Durchführung
Reichs=Weſthilfe gemäß den Vorſchlägen der
rufsvertretungen Erhöhung der im Reichshaushalt vor
ſehenen fünf Millionen Mark zur Unterſtützung des beſetzten Gebie!
um weitere 10 Millionen, die aus dem außerordentlichen Haushau.
Kriegslaſten entnommen werden ſollen; Verwendung dieſer Mittel 1.
in Form geldlicher Subventionen, ſondern zur Durchführung große
Reichs= und Staatsarbeiten unter Einſchaltung des Handwerks, beſchte
nigter Aufſtellung eines Arbeitsbeſchaffungsprogramms für das Da‟
werk und Gewerbe, vorzugsweiſe der ehemals beſetzten Gebiete, und
der Berückſichtigung derjenigen Berufe, die durch Reichs= und Lce!
aufträge bedacht werden können, erwartet werden.
Nummer 56
Mittwoch, den 25. Februar 1931
Seite 7
1!
Von Dipl.=Ing. Luis Trenker.
(Nachdruck, auch
aus=
zugsweiſe, verboten.)
ißt neun Mann mit und ſtürzt mit ihnen hundertfünfzig
teter tief ..."
Leider hat der weiße Tod in dieſem
Win=
ter eine furchtbare Zahl von Opfern gefordert,
mehr als die Unglücksſtatiſtiken ſeit Jahren
zu melden wiſſen.
Die nachfolgenden Ausführungen des
be=
kannten Alpiniſten Luis Trenker dürften
daher beſonders intereſſieren.
Am 20. Januar: „Neun Skiläufer von Lawinen
ver=
hüttet!“ — An einem Steilhang, der Benedikten=Wand in den
heriſchen Alpen übte eine Abteilung Landespolizei, plötzlich
ſt ſich eine Lawine, ſechzig Meter breit, drei Meter hoch,
Eine Rettungskolonne auf der Suche nach einer im
Schnee=
irm verirrten Kompagnie italieniſcher Alpenjäger wurde beim
eberſchreiten eines Alpenpaſſes in zweitauſend Meter Höhe
n einer Lawine überraſcht ..
Im Laufe dieſer ſelben acht Tage: drei Studenten, die eine
kitour auf die Lizum=Alpe in Tirol gemacht hatten, ſind einer
wine zum Opfer gefallen ...
Bei St: Jean in der Nähe der franzöſiſch=italieniſchen
renze, wurde eine vier Mann ſtarke Militär=Patrouille von
er Lawine verſchüttet . . .
Im Arlberg=Gebiet wurden zwei holländiſche Skiläufer aus
Schneemaſſen einer großen Lawine geborgen, tot ..
Bei dem Kurort Elm im Kanton Glarus in der Schweiz
ag eine Lawine von hundert Meter Breite und ſieben Meter
ihe nieder, die den Ort vollſtändig von der Außenwelt
ab=
ſchnitten hat. Die Straßenbahnſtrecke und die
Telephonver=
udungen ſind geſperrt. Die Schneemaſſen, die zum Teil in
s Flußbett der Sern geſtürzt ſind, haben dort das Waſſer
einem See geſtaut ..
Solche Berichte lieſt man jährlich in der Zeit zwiſchen
obember und April. Wenn auch nicht immer in einer ſo
rchtbaren Häufung wie in dieſem Jahr, das ſchon
vom November bis Januar mehr Lawinen=Unglücksfälle
regiſtriert hat, als ſeit zehn Jahren beobachtet worden ſind.
Bald ſind es Skiläufer und einſame Touriſten, bald
hmuggler und Grenzwächter, bald übende Soldaten, dann wie=
Holzfäller oder Streckenarbeiter, die vom weißen Tod
über=
ſcht werden.
Der Menſch kennt die Lawine von jeher: früher war ſie ihm
vom Himmel donnerndes Ungemach, — ein teufliſcher
auber; heute wiſſen wir, daß es nichts iſt, als eine
ſelbſt=
rſtändliche Naturerſcheinung: Wenn zuviel Schnee auf großen
ängen, in ſteilen Rinnen oder großen Wänden liegt, kommt
ins Rutſchen und ſtürzt, immer größere Schneemaſſen mit
h reißend, in die Tiefe. In Lawinen kam der Menſch um,
8 er ſie für eine vom Teufel erdachte Bosheit hielt, und in
winen kommt er um, ſeit er weiß, wie einfach ſie entſtehen.
Eine, wenn auch nur blaſſe Vorſtellung von der Größe der
„winengefahr bekommt auch der Tiefländer, der nie einen
La=
inenſturz miterlebte, wenn er dieſen Ausſchnitt aus einer
hronik der Unglücksfälle nur lieſt:
Zwei unerhört große Lawinen zerſtörten einen Teil des
orfes Saas nebſt Raſchnal (Prättigau) im Jahre 1689. Im
anzen wurden dabei 166 Häuſer verſchüttet, 77 Menſchen und
reihundert Stück Vieh kamen ums Leben. Ein großer Teil
r Verunglückten konnte erſt im Frühjahr geborgen werden.
Im ſelben Tage wurden in St. Anthönien (Schweiz) acht Häuſer,
ne Mühle und vierunddreißig Perſonen unter Lawinen
be=
aben.
Im Jahre 1800 marſchierten am 4. Dezember 13000 Fran=
ſen über den Splügen. Sie verloren über hundert Mann durch.
ge Lawine ...
Die Zahl, der während des Weltkrieges durch
awinen Getöteten, wird auf 40 000geſchätzt.
Im Val di Suſa ſtürzte eine Lawine am 18. Januar 1835
8 Tal. Sie war ſechzig Meter breit und acht Meter hoch,
atte einen Inhalt von 360 000 Kubikmeter, und ihr Gewicht
urde auf 45 000 Tonnen geſchätzt. Sie zerſtörte ſechzehn Häuſer
nd forderte dreiundvierzig Todesopfer. Am gleichen Tage
m ein Uhr mittags ging bei Penaus (Südtirol) eine Lawine
jeder, die vierundzwanzig Häuſer und ſechs Menſchen in Riva
orderte. In Maffiotte (auch Südtirol) vernichtete zur ſelben
ſeit eine Lawine achtzehn Häuſer und achtzehn Menſchenleben.
Der Coazſche Jahresbericht von 1887/88 meldet folgende
aten aus der Schweiz: Geſamtzahl der gemeldeten Lawinen
(94, 1325 Hektar Wald wurden beſchädtgi, 24 Perſonen getötet.
Insgeſamt ſind in der Schtveiz zirka 5450 Lawinenzüge gezählt
worden, durch welche jährlich 9400 Lawinen niederfahren — wo=
bei es ſich nur um ſolche handelt, die Wirtſchaft und Verkehr
beeinfluſſen, alſo im Zuſammenhang mit Ortſchaften, Straßen,
Paßwegen, Almen und Bahnlinien ſtehen. Die Lawinenzüge
des Hochgebirges ſind in der obenerwähnten Statiſtik natürlich
uicht mit einbegriffen, denn dann ginge die Zahl ja ins
Phan=
taſtiſche.
Am Matterhorn ſtürzen das ganze Jahr hindurch täglich
Lawinen nieder, am Monte Roſa fauchen und grollen ſie
tag=
täglich durch die Oſtwand hinunter, am Weißhorn, am Eiger ..
Jeder Berg hat ja ſeine eigene Lawinengeſchichte. In den
Dolo=
miten gibt es einen Berg, der heißt gar Lawinnores!
Im Winter 1917 wurde am Davoſer See ein Eiſenbahnzug
von einer Lawine gepackt und fünfzig Meter weit vom Gleis
fortgeriſſen, zehn Menſchen kamen dabei ums Leben. Am 3.
De=
zember 1928 verſchüttete eine Lawine die ganze Station Langen
am Arlberg..
Als Gegenbeweis der weitverbreiteten Anſicht, daß nur
der Menſch mit ſeinen ſtumpfen Sinnesorganen das Opfer
elementarer Gefahren wird, können die Berichte der Jäger und
Forſtämter gelten, die von großen Verluſten an Wild durch
abgehende Lawinen zu erzählen wiſſen.
Daß Skiläufer und Alpiniſten in der neueren Zeit die
mei=
ſten Opfer der Lawinen bilden, iſt begreiflich. Die Chronik
iſt erſchreckend. Am Mount Evereſt gehen am 7. Juni 1922 von
der engliſchen Expedition ſieben Träger in 8600 Meter Höhe
bei einem großen Schneerutſch zugrunde. Ajaccio (Korſika)
mel=
det 1927 im Februar ein Unglück, bei dem von ſiebzehn
Holz=
fällern nur vier gerettet werden können. Mönche und Novizen
vom St. Bernhard=Hoſpiz werden im Februar 1926 von einer
Lawine fünfhundert Meter tief ins Tal geworfen. Am
Sonn=
blick werden am 28. März 1928 dreizehn Wiener Touriſten
vierhundert Meter weit in die Tiefe gezogen: ſie kommen um.
1908 ſtirbt einer der allerbeſten und erfahrenſten Führer, die je
gelebt haben, der berühmte Alexander Burgener mit ſeinen ſechs
Kameraden bei der Bergili=Hütte den weißen Tod.
Ein anderer hervorragender Alpiniſt, Oberſtleutnant
Löſch=
ner von den Tiroler Schützen kommt 1914 mit vierzehn Mann
gelegentlich einer Patrouillenübung in eine Lawine im
Ortler=
gebiet — alle ſind tot. 57 Soldaten eines Skikurſes werden
am Hochkönig vom Schnee getötet. 70 Mann gehen im Winter
1916 in einem Frontabſchnitt an einem einzigen Tage in
Faneskar durch eine Lawine zugrunde.
Selbſtverſtändlich hat man verſucht, das Weſen der Lawine
zu ſtudieren, um durch Schutzmaßnahmen der Gefahr
be=
gegnen zu können. Und wer ſich die gewaltigen Lawinenbauten
oberhalb Pontreſinas im Engadin einmal angeſehen hat,
be=
kommt ungefähr einen Begriff von der Größe und
Koſtſpielig=
keit ſolch ausgedehnter notwendiger Vorrichtungen.
Im Geſäuſe wurde 1924 von der öſterreichiſchen
Bahnverwal=
tung eine Lawinen=Beobachtungsſtation errichtet; ſie hat die
Aufgabe, bei drohender Gefahr die Eiſenbahnſtelle Hieflau zu
warnen und durch Ablaſſen von Teillawinen Abhilfe zu ſchaffen.
Aber ein wirklich wirkſames Mittel gegen
La=
winen gibt es nicht!
Man kann ihnen nur ausweichen. Der Bauer darf
ſein Haus nicht wahllos irgendwohin ſtellen, der Straßenbauer
muß ſeine Straße an gefährdeten Stellen überdachen, der
Eiſen=
bahner muß die ſeine untertunneln, und der Skiläufer und
Sportsmann muß ſich genau ſeine Anſtiegs= und Abfahrtsſpur
überlegen.
Beſondere Lawinengefahr — riecht der Alpiniſt ungefähr,
denn ſie liegt in der Luft. Hier kommt es alſo viel auf die
gute Naſe an ..."
Wir haben 1930 mehr als ſechshundert Millionen Mark für
Bohnen=
kaffee ausgegeben! Ein hübſches Sümmchen haben wir uns alſo, auch
im letzten Jahre noch, unſere liebe gute Taſſe Kaffee koſten laſſen. Die
ja auch eine ganz ſchöne Sache iſt, aber doch beileibe keine
unentbehr=
liche! Gibt’s denn nicht bei uns in Deutſchland Kaffeegetränke, die den
teuren Bohnenkaffee wunderſchön erſetzen — unſeren „Kathreiner”, den
Kneipp=Malzkaffee zum Beiſpiel?. Richtig gekocht, ſchmeckt er ganz
aus=
gezeichnet. Dabei iſt er viel billiger als Bohnenkaffee. Und wenn wir
Kathreiner trinken, bleibt unſer Geld im Lande, wo wir es doch ſo gut
gehrauchen könnten ...
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſen=Lokkerie.
23. Februar 1931
13. Ziehungstag
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 10000 M. 171979
0 Oewinne zu 6000 M. 112532 121006 123980 207957 387565
18 Gewinne zu 3000 M. 22866 83066 145168 163891 290841 298183
372416 396297
8 Gewinne zu 2000 M. 6712 6971 12758 27990 28043 60478 61268
10227
127546 135749 167827 183298 271235
6s624 89662 94741,
264124 262916 305970 310449 314786
2
333360
4
5 384867
454 37
13048 25182 34182 35038 45322 4727
00 Lewinne zu 1068
A
117433
4879
101638
56 99718
54836 58590 70739,393352 76241
718 156881 168938 13815
130698 18.
3 15083
294482 296053
280.
1378.
62845
20ß963 216858 934
318698 338
833 31
288 306598 3080
8 343888 345139
378383 381038 338
554230
34
821 371383 31
3 36114 39224 50820
M. 6687 144
Gewinne zu 6e
35 32105,74
79814 36283 78388
313
796
91 54265 67974 60168
518
85 91443 33894 83643
97614 99650
0 79618 83548 8673
142451 142498 15
308 140048 1493=
128854 12
35355 30. Gich
798 206214 206482
179848 173668 1
184823
238921
2 353236 2
4483
18
2Pe
7381 36808
77848
8848
W
3846838 3
598888 398443
4338 587488 288
1299
68855 3
2611
328566 327860 3294
333733 32558
398 3e
5058 3
S5268 356872
583 368877 369923
67344 3
351841 35.
371028 371768 376396 382162 386501 393839 399684
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 50000 M. 82629
8 Gewinne zu 10090 M. 14816 92283 287873 288889
8 Gewinne zu 5000 M. 1110 249921 288510
8 Gewinne zu 3000 M. 186226 202847 296066
„6 Gewinne zu 2000 M. 15466 18626 22030 122094 135206 137679
9108 159376 236108 240487 242786 270166 306871
136008 160520 138993
307730 332883
1000 m. 4198 4972 8898 11080 33253 37103 74638
82 Gew
*i
Rt
93
95168 85454 103014 113780 140029 157858
68379 18688
107 238086 244733 250782 262633 26982
777425 23
299547 312388 32685
3778
278136 286756 2
348236 868616 359176
24 36
386496 386502 397777
3 363191 35
3617
397887
6928 44948 47707 50237 61086 53942 66872
24 Oepinne zu
Rc
320 80691 100418 104808 1681
129498 150661 18
n68427
Re
80261 182056 188468 19
778 188
194499 19
R
2888 286644 258630
2
48 221160 233736 3
3480
216283 21.
86576
118 381489 382464 283582 384681
185843
883
78 298460 35
367734 312380 314811 318686 338659
39½=
339026 346274 368998 371668 377013 3831 11 383885 384487
394958
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000, 2 Gewinne
zu je 500000, 2 zu je 300000, 4 zu je 75000, 2 zu je 50000,
2 zu je 25000, 92 zu je 10000, 246 zu je 5000, 560 zu je 3000,
1700 zu je 2000, 3306 zu je 1000, 5270 zu je 500, 15950 zu je
400 Mark.
Ausſichten für Mittwoch, den 25. Februar: Stellenweiſe neblig oder
dun=
ſtig, ſonſt aufheiternd, trocken, Nachtfroſt, tagsüber Temperatunen
über Null.
Ausſichten für Donnerstag, den 26. Februar: Wenig Aenderung der
Wetterlage.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 25. Februar.
7.15: Frühkonzert. auf Kino=Orgel. Ausf.: W. Saffert.
10.20: Schulfunk: Karl Zuckmayer, Berlin: Wie und warum ich
für Kinder dichte.
15.:
29: Stunde der Jugend.
16.30: Nachmittagskonzert des Rundfunk=Orcheſters. Werke von Joſ.
Haydn und L. v. Beethoven. Mitw.; E. J. Kahn (Klavier),
18.15: Der Zöllner von Jaffa. Von Albert Ehrenſtein.
18.45: Eſperanto.
19.15: Stuttgart: Ulrich Graf v. Reiſchach: Braſilien, Sitten und
Landesverhältniſſe. — Karl Köſtlin: Im Fluge um die Welt:
Das nördliche Afrika.
21.00; Collegium muſicum. Arien und Duette italieniſcher Opern=
Meiſter des 16.—18. Jahrhunderts. Ausf.: Ein Kammerorcheſter
aus Mitgliedern des Rundfunkorcheſters. Mitw.: Martha und
Marietta Amſtad
21.45: Zeitbericht. Die polniſche Minderheitendebatte in Genf.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 25. Februar.
9.09: Schulfunk Prof. Dr. Sachs: Muſikinſtrumente aus weiter Welt
10.10: Schulfunk. Miſſionar Hermann Hutfilz: Zwiſchen Euphrat und
Tigris. Erlebniſſe eines Miſſionars.
14.45: Kindertheater: „Aladin oder die Wunderlampe‟.
15.45: Mila Schühr=Renius: Was hat die Landfrau bei der
Wäſcheausſteuer ihrer Tochter zu beachten?
16.00 Studienrat E. Scheiffler: Aus der Schulfunktechnik. Ueber
die Röhren des Empſängers.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.30: Dr. Felber: Leo Jannacek, der Komponiſt der böhmiſchen
Volksover „Jenufa”
18.00: Prof. Dr. Amſel: Lehrgang für Einheitskurzſchrift.
18.30: Prof. Dr. A. Dietrich: Einführung in die Gedankenwelt der
gegenwärtigen Philoſophie.
19.00: Dr. Johannes Günther: Deutſch für Deutſche.
19.30: Alfred Beierle: Menſchliche Dokumente dreier muſikaliſcher
Genies. 1. Mozarts Brief aus Paris über den Tod ſeiner Mutter.
2. Ludwig pan Beethoven: Heiligenſtädter Teſtament. 8.
Schu=
berts Brief: „Hilfe ſchickt mir 30 Gulden, ich verhungre!
20,00: Franz Lehar=Stunde. Mitw.: Eſſe Kochhann (Sopran) und
Fritz Wolf (Tenor). Leivziger Rundfunk=Orcheſter.
21.10: Leipzig: „Die Gefängnisſonate‟. Hörſpiel von M. Kunath.
ca. 22.20: Berlin: Tanzmuſik. Kapelle Otto Kermbach.
Der Wagen des
neuen
Jahrzehnts
CLLe
stungsbogriffe.. .
Geschmeidige Kraft eines 6 Zylinders — temperamentvolles
Anzugsvermögen — große Kraftreserven — unermüdliche
Ausdauer bietet der neue Opel 1,8 Liter zu einem Preise,
der niedriger ist als der mancher 4 Zylinder, So
wirtschaft-
lich und sparsam im Betrieb ist dieser Wagen, daß zwei an
Stelle eines alten „schweren‟ Wagens gefahren werden
können. Der Wagen des neuen Jahrzehnts - von Grund auf
neu, — doch jahrelang erprobt, außerordentlich
leistungs-
fähig und erstaunlich preiswert, Sehen Sie sich die Wagen
an, — machen Sie eine Probefahrt, Ihr Opelhändler steht
zu Ihrer Verfügung.
RM 3295 CABRIOLET (mit 2 Resewvesitzen) . . . RM 3175
LIMOUSINE (eiersitzig)
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SONNEN-COUPE (eiereitsig) . . . . RM 3495 LIEFERWAGEN .."
SONNEN-LIMOUSINE (eiersitsig) . RM 3450 Fünffach bereift - Preise ab Werk
Adam Opel A. G., Rüsselsheim am Main
PEsOHBRWOFR SrwCEN PHRRXDER
GENERAL-VERTRETER: HAAS & BERNHARD. DARMSTADT. RHEINSTRASSE 19722 2292
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Mittwoch, den 25. Februar 1931
Nummer 56
Reich und Ausland.
Der Mord an der Witwe Trauth.
1000 Mark Belohnung.
Frankfurt a. M. Im Laufe der
Unter=
ſuchung in der Mordſache Trauth in Oberurſel
hat ſich ein Zeuge gemeldet, der in der Nacht
zum Sonntag gegen 3 Uhr vormittags einen
Mann in der Eppſteinerſtraße in Oberurſel, in
der Richtung auf den Holzweg laufen ſah, dann
in den Holzweg einbog und weiterlief. Weiter
hat der Zeuge einen zweiten Mann um die
gleiche Zeit beobachtet, der aus dem Trauthſchen
Anweſen herauskam und dem erſten Mann in
ſchnellem Lauf folgte und ebenfalls in den
Holz=
weg einbog. Beide Männer waren ohne Mäntel,
der zweite trug eine Mütze. Für die
Ermitt=
lungen iſt von größter Wichtigkeit, zu erfahren,
wer die beiden Männer waren. Die Polizei
bittet jede noch ſo ſcheinbar unbedeutende
Beob=
achtung ihr mitzuteilen. Der
Regierungspräſi=
dent in Wiesbaden hat für die Ermittlung des
oder der Täter, oder für Angaben, die zu ihrer
Ueberführung führen, eine Belohnung von 1000
Mark ausgeſetzt, die nur für Privatperſonen
beſtimmt iſt.
Ein Poſtauto in Flammen.
Oberlahnſtein. Das zwiſchen Braubach
und Niederlahnſtein verkehrende Poſtauto geriet
in Brand. Kurz nachdem es von der Halteſtelle
in Braubach abgefahren war, fing der Motor
Feuer. Die Inſaſſen — der Wagen war wie
all=
täglich bis auf den letzten Platz beſetzt —
konn=
ten ſich mit ihrem Gepäck noch rechtzeitig in
Sicherheit bringen. Vom Motor aus griffen die
Flammen ſehr ſchnell auf den Führerſitz über
und von dort auf das Wageninnere. Ein
Ver=
ſuch, das Feuer mit einigen Sandlöſchern zu
be=
kämpfen, war erfolglos. Auch das Eintreffen
der Braubacher Feuerwehr war vergebens, da
der ganze Wagen bereits in hellen Flammen
ſtand. In wenigen Augenblicken war er bis auf
das Fahrgeſtell niedergebrannt.
Waſhington=Steuben=La Fayette=Feier
im nächſten Jahre in Amerika.
Berlin. Die Vereinigung Karl „Schurz
hatte am Montag nachmittag anläßlich des
Ge=
burtstages von Lord Waſhington zu einem
Empfang im Hauſe der Deutſchen Preſſe
einge=
laden. U. a. waren erſchienen: Der amerikaniſche
Botſchafter Sackett, der amerikaniſche
General=
konſul für den Reichsaußenminiſter Geheimrat
Führ, ferner der frühere preußiſche
Kultusmi=
niſter Becker. Der Gründer der Vereinigung
Karl Schurz, Anton Erkelenz, betonte, daß die
Vereinigung Karl Schurz die Beziehungen
zwi=
ſchen Deutſchland und den Vereinigten Staaten
verengen und vertiefen wollte. Geheimrat Führ
verlas alsdann die Rede des am Erſcheinen
ver=
hinderten Außenminiſters Curtius, die ſich im
allgemeinen mit dem Leben des amerikaniſchen
Freiheitshelden Lord Waſhington befaßte.
Ueberraſchend war die Mitteilung, daß die
hie=
ſige amerikaniſche Botſchaft im Namen der
fö=
deralen Kommiſſion für die Jubelfeier Lord
Waſhingtons dem Auswärtigen Amt von der
Abſicht Kenntnis gegeben hat, bei dieſen Feiern
gleichzeitig das Andenken ſeiner Mitarbeiter,
des Generals von Steuben und des Marquis
de La Fayette zu ehren. Es ſei eine großzügige
Aufmerkſamkeit der Vereinigten Staaten, daß
ſie in die Feiern zu Ehren ihres größten
Man=
nes die zwei hervorragendſten ſeiner
ausländi=
ſchen Waffengefährten einſchließen, nämlich den
um zwei Jahre älteren preußiſchen Organiſator,
der dem Oberbefehlshaber als militäriſcher
Be=
rater beſonders nahe geſtanden habe, und den
25 Jahre jüngeren franzöſiſchen General, den
Waſhington ſtets wie einen Sohn geliebt habe.
Berlin im Nebel.
Berlin. Am Dienstag früh war Berlin
in einen dichten Nebel gehüllt. Die Sicht war
bis gegen 9 Uhr teilweiſe kaum 3 Meter weit.
Der Verkehr auf den Straßen konnte ſich nur im
Schneckentempo abwickeln. Erfreulicherweiſe iſt
es zu ſchweren Verkehrsunfällen nicht gekommen.
Es iſt lediglich ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem
Straßenbahnwagen und einem Autobus zu
ver=
zeichnen, bei dem zwei Perſonen leicht verletzt
wurden.
die „Mutker der Kunſtreiterinnen”
gaſtiert in Berlin.
Die 73jährige Thereſe Renz,
die älteſte Kunſtreiterin der Welt, reitet im
Zirkus Buſch in Berlin mit höchſter Anmut und
Eleganz die Hohe Schule. Die Altmeiſterin ihres
Faches konnte mit ihrem Auftreten die größten
Erfolge feiern.
Die Angehörigen der eingefahrenen Bergleute warten angſtvoll auf Nachrichten
vor dem Unglücksſchacht.
Die neue Kataſtrophe im Aachener Kohlenrevier hat 32 Familien ihrer Ernährer beraubt.
Beſon=
ders tragiſch wirken die Fälle, wo Bergleute, die der Alsdorfer Kataſtrophe entgingen, dem neuen
Unglück zum Opfer fielen.
Die Beiſehungsfeierlichkeiken
in Eſchweiler.
Eſchweiler, 24. Februar.
Sämtliche öffentlichen und privaten Gebäude
haben Halbmaſt geflaggt. Kaum iſt der Morgen
herangebrochen, als auch ſchon die Glocken der
Kirchen von Eſchweiler, Nothberg und den
übri=
gen betroffenen Orten die Angehörigen der
To=
ten zu einem Gedenkgottesdienſt vereinigen.
In=
zwiſchen bringen Kraftwagen und Sonderzüge
der Reichsbahn immer wieder neue
Menſchen=
mengen nach Eſchweiler, wo gegen 10 Uhr die
große Trauerfeier begonnen hat.
In der großen ſchwarz drapierten
Schützen=
halle, fand die Trauerfeier für die 32 Opfer der
Eſchweiler, Bergwerkskataſtrophe ſtatt. Die
Feier begann mit einem Choral. Dann betrat
der Generaldirektor Weſtermann die Tribüne,
Er gab im Namen des Eſchweiler
Bergwerkver=
eins das Verſprechen ab, alles menſchenmögliche
zu tun, um von den Hinterbliebenen die ſchwerſte
Not abzuwenden. Nachdem dann Vertreter der
Gewerkſchaften und des Betriebsrates den Toten
letzte Grüße nachgerufen hatten, ſprach
Miniſte=
rialdirektor. Dr. Grieſer vom
Reichsarbeits=
miniſterium im Namen des Reichspräſidenten
und der Reichsregierung den Angehörigen die
wärmſte Anteilnahme aus. Zum Schluß hielten
noch Weihbiſchof Dr. Straeter für die
Katho=
liſche Kirche und Konſiſtorialrat Schröder im
Namen des rheiniſchen Konſiſtoriums
Anſpra=
chen. Dann wurden die Särge auf zehn große
Wagen geladen, und unter ungeheurer
Beteili=
gung der Bevölkerung ſetzte ſich der Trauerzug,
an dem die geſamte Geiſtlichkeit, die Schulen und
Vereine teilnahmen, zum Friedhof in Bewegung.
Der Reichspräſident hat als Hilfe für die
Hinterbliebenen der Opfer der Grubenkataſtrophe
aus ſeinem Dispoſitionsfonds einen Betrag von
10 0000 RM. bewilligt und dem
Regierungs=
präſidenten in Aachen zur Verfügung geſtellt.
Noch kein endgültiges Ergebnis der Eſchweiler
Unterſuchungen.
Köln. Die Unterſuchung der
Unfallkommiſ=
ſion auf der Grube „Eſchweiler Reſerve” hat,
wie verlautet, keine weſentlichen neuen
Mo=
mente gegenüber den geſtrigen Ermittlungen
ergeben. Da im Gegenſatz zu Alsdorf kein
grö=
ßerer Bruch zu verzeichnen iſt, vielmehr nur
eine kurze Strecke zu Bruch gegangen iſt, deren
Aufräumung keine großen Schwierigkeiten
be=
reiten dürfte, kann mit einem endgültigen
ab=
ſchließenden Ergebnis der Unterſuchung in den
nächſten Tagen gerechnet werden. Einige Opfer
der Kataſtrophe ſind obduziert worden, worüber
ein endgültiges Ergebnis jedoch noch nicht
vor=
liegt. Die Unterſuchung des Unfallausſchuſſes
wird nach den Beiſetzungsfeierlichkeiten
fortge=
ſetzt. Die Unfallkommiſſion ſcheint an ihrer
be=
reits im geſtrigen Kommuniaus zum Ausdruck
gekommenen Anſicht, daß als Urſache der
Ka=
taſtrophe eine durch einen mißglückten
Spreng=
ſchuß hervorgerufene Kohlenſtaubexploſion
an=
zunehmen iſt, feſtzuhalten.
Der Dom von Palermo.
Ein Tornado von furchtbarer Gewalt richtete ſchwere Verwüſtungen in Sizilien an. Der Schaden
iſt erheblich, zahlreiche Todesopfer ſind aus der Gegend von Palermo zu verzeichnen.
Ein Anhänger mit Wein in die Moſel geſtürzt.
Cochem. Ein Laſtwagen mit Anhänger, der
eine größere Ladung Wein geladen hatte und
ſich auf der Rückfahrt nach Mainz befand, mußte
einem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen.
Dabei geriet der Anhäger ſo nahe an die ſteile
Böſchungsmauer der Moſel, daß er abrutſchte
und in die Moſel ſtürzte. Alle Verſuche, den
Anhänger wieder aus den Fluten
herauszu=
ziehen, blieben erfolglos. Viele Weinkiſten
trieben ab. Im Laufe des Tages konnte in der
Nähe von Clotten eine Kiſte mit Wein
gebor=
gen werden. Zwei weitere Kiſten wurden ſpäter
aus dem Waſſer gezogen. Alle Fährbeſitzer an:
der Moſel wurden benachrichtigt, und man hofft,
den größten Teil des Weines zu bergen. Die
Ladung ſtellte einen Wert von mehreren tauſend
Mark dar,
Der argentiniſche Generalkonſul Oyhanarte
geflüchtet.
Hamburg. Der von ſeiner Regierung
we=
gen jahrelanger Unterſchlagungen und
Amts=
mißbrauches abgeſetzte hieſige argentiniſche
Ge=
neralkonſul Juan Oyhanarte iſt unter
Zurück=
laſſung einer Schuldenlaſt von 15 000 Mark in
der Nacht zum Dienstag nach Paris geflohen.
— Oyhanarte ſollte ſich mit ſeiner Familie am
Dienstag abend an Bord des Dampfers „Kap
Arkona” nach Buenos Aires einſchiffen, hat es
aber vorgezogen, ſeine Frau und ſeine Kinder
im Stich zu laſſen. Im Hotel „Reichshof”, wo
er wohnte, hatte der Gerichtsvollzieher ſein
Eigentum bereits beſchlagnahmt. Außerdem
ſollte Oyhanarte auf eine Anordnung der
Staatsanwaltſchaft wegen Meineidverdachtes
vernommen werden.
Zahlreiche Lawinen in Tirol
Eiſenbahnſtrecke Lienz—Franzensfeſte verſchütte
Innsbruck. Im ganzen Tiroler Alper
gebiet gehen ſtändig neue Lawinen nieder, do
ſind Menſchenleben nicht mehr zu beklagen ge
weſen. Die Schneemengen haben jedoch groß
Verwüſtungen auf den Eiſenbahnſtrecken ange
richtet. Der Verkehr auf der Strecke Lienz
Franzensfeſte mußte vollſtändig eingeſtellt wer
den, da eine ſieben Meter hohe Lawine in de
Nähe der öſterreichiſch=italieniſchen Grenze den
Bahnkörper vollſtändig verſchüttet hatte. Auc
aus Südtirol liegen Nachrichten über ſtarl
Schneefälle und Schneeverwehungen vor.
Ein deutſcher Touriſt im Monte=Roſa=Gebiet
tödlich verunglückt.
Baſel. Drei deutſche Touriſten, die va
Zermatt aus eine Skitour nach einer Hütte i
Monte=Roſa=Gebiet angetreten hatten, geriete
am Sonntag in der Nähe der Hütte in eine Le
wine, von der der eine mitgeriſſen und getöte
wurde. Die Leiche konnte erſt am Montag au
gefunden werden. Die drei Skifahrer waren j
einen Schneeſturm geraten und mußten ſogar i
der Nähe des Riffelhorns im Freien übernachte,
Im Berner Oberland zwiſchen Wengen un
Wengen=Alp hat eine große Lawine das Fah
geſtell der Bergbahn auf eine Strecke von
Metern fortgeriſſen, ſo daß der Verkehr auf de
Wengen=Alp=Bahn neuerdings wieder unte
brochen iſt.
Das Opfer des Lawinenunglücks am Mont
Roſa iſt ein Baron Konrad v. Tſchammer, deſſe
Wohnſitz noch nicht bekannt iſt. Eine
Rettung=
kolonnne iſt geſtern früh nach der Unglücksſtlle
abgegangen. Die Leiche wird nach Zermatti
bracht werden, von wo ſie nach Deutſchland
übe=
geführt wird, ſobald der Verkehr mit den
Rhone=Tal wieder hergeſtellt iſt.
Der Skilehrer Toni Müller noch nicht
geborgen.
Innsbruck. Nachrichten von der Bergu
des bei dem Lawinenunglück auf dem Patſche
kofel verſchütteten Wieners Toni Müller beſtät
gen ſich nicht. Toni Müller ſcheint an der tie
ſten Stelle der Lawine zu liegen und konn
trotz angeſtrengteſten Suchens bis jetzt noch nie
gefunden werden. Ob die Bergungsarbeit
morgen fortgeſetzt werden können, hängt von d
Witterung und der damit verbundenen L
winengefahr ab.
Fünf Tote bei einem Lawinenunglück
in den Pyrenäen.
Madrid. Der Eiſenbahn= und Kraftwage
verkehr, der drei Tage lang wegen des ſtarke
Schneefalles in den nordſpaniſchen Päſſen unte
brochen war, konnte wieder aufgenommen we
den. Die Fahrſtraßen und Geleiſe konnten vo
Schnee freigelegt werden. Bei dem Ort Hylde (
wurde eine Mühle, die von fünf Perſonen b.
wohnt war, von einer Lawine verſchüttet. D
fünf Perſonen konnten bisher noch nicht au
dem Schnee herausgegraben werden.
Partie am Matterhorn bei Zermatt,
das rings von allem Verkehr abgeſchnitten
da faſt ſämtliche Hochalpenpäſſe infolge Lawin
und Lawinengefahr geſperrt ſind,
Der frühere Großherzog von Oldenburg.
geſtorben.
Oldenburg. Der frühere Großherzog v
Oldenburg, Friedrich Auguſt, iſt geſtern fri
geſtorben. Der Großherzog, der am 16. Noven
ber 1852 geboren war, kam am 13. Juni 19
zur Regierung. Während der Revolution ve
zichtete er auf ſeinen Thron und lebte dann mei
auf dem Schloß Raſtede.
Ein myſteriöſer Mord in Cambridge.
London. Ganz England wird augenblie
lich durch einen höchſt rätſelhaften Mord
Aufregung verſetzt. Am Montag früh fand ma
den Studenten Ellis in ſeinem Zimmer i
Sideney=Suſſex=Colleg in Cambridge tot au
Sein Kopf war von der Stirn bis zum Kinn m
acht kunſtvoll ineinander geknüpften Taſche
tüchern umbunden. Die Arme mit ebenfal
kunſtvoll geknüpften Taſchentüchern feſt auf d
Rücken gefeſſelt und die Unterſchenkel mit de
Wickelgamaſchen des Studenten aneinanderg
ſchnürt. Außerdem war der ganze Körper m
Radiodraht umwickelt und die Unterſchenkel
zurückgebogen, daß der Eindruck entſtand, de
der Erdmordete rückwärts aufgehängt werde
ſollte. Da man nichts Verdächtiges im Colle
vernommen hat, ſteht man vor einem vollkon
menen Rätſel.
Lawinen bedrohen alle Hochalvenpäſſt
Nummer 56
Mittwoch, den 25. Februar 1931
Seite 9
Sport, Spiel und Zurnen.
A=Klaſſe, Gau Ried.
Der letzte Sonntag brachte zwei Verbandsſpiele und zwei pri=
Begegnungen. In dieſen vier Spielen wurden wieder ein=
I nicht weniger als 33 Tore erzielt! Die Reſultate lauten:
Auerbach — Beusheim 1:9 (Verbandsſpiel),
Klein=Hauſen — Bobſtadt 2:6 (Verbandsſpiel),
Groß=Rohrheim — Alem. Worms Erſatzliga 3: 4 (Privatſp.),
Biebesheim — V.f.R. Alsheim 6:2 (Privatſpiel).
ien ſehr überzeugenden Sieg errangen die Bensheimer in
Auer=
h. Die Partie ſtand allerdings bei Halbzeit erſt knapp für die
ſte gewonnen. Dem Anſturm nach Wiederbeginn waren die
heimiſchen jedoch nicht gewachſen, wodurch es zu dieſem
ſenſa=
nellen Ergebnis kam. In Klein=Hauſen legten die Bobſtädter
ort mächtig los, ſo daß es den Anſchein hatte, als fielen ein
tzend Tore. Schließlich rafften ſich die Einheimiſchen jedoch
hauf und geſtalteten das Reſultat ſo weit annehmbar. Knapp
loren hat Groß=Rohrheim ſein erſtes Freundſchaftsſpiel bei recht
ten Leiſtungen gegen Alemannia Worms Ligareſerve; dagegen
Biebesheim im Spiel gegen Alsheim einen netten Sieg
er=
hten. — Die Tabelle.
1. Auerbach 16 10 1. Hüttenfeld 15 2 10 8 Klein=Hauſen Zwingenberg 16 14 3 Bürſtadt (Priv.) 14 6 0 8
Edelweiß Zwingenberg—V. f. L. Bensheim 5 : 2.
Am Sonntag hatte ſich der F. C. „Edelweiß” Zwingenberg den
neu=
ündeten V. f. L. Vensheim zu einem Freundſchaftstreffen verpflich=
Leider wurden von Zwingenberg viele Tonchancen nicht verwertet.
nſt war die Mannſchaft gut. Der Linksaußen muß beſſer Platzhalten.
Tormann muß vorſichtiger werden. Bensheim verließ eine
Viertel=
ede vor Schluß des Spieles den Platz, Trotz ſicherer Niederlage ſollte
ir bis zum Ende durchkämpfen.
S. C. Ober=Ramſtadt—Rotweiß Darmſtadt 3:0.
Zum Rückſpiele empfing Sport=Club Ober=Ramſtadt Rotweiß
Darm=
dt. Wegen der ſchlechten Verfaſſung des Platzes einigte man ſich auf
eimal 30 Minuten Spielzeit. Trotz des ſchmierigen Platzes ſah man
rklich gute Leiſtungen. Ober=Ramſtadt, das ſich überraſchend gut
zu=
imenfand, errang über die ſpielſtarken Gäſte einen ſicheren 3:0=Sieg.
r Schiedsrichter brach nach etwa 40 Minuten das Spiel wegen der
lechten Platzverhältniſſe ab. Schiedsrichter Schulz leitete zur
beider=
igen Zufriedenheit.
Haſſia Dieburg — F. Sp.V. Groß=Zimmern 13:1 (7:1).
Als Erſatz für das abgeſagte Verbandsſpiel Haſſia—Polizei war in
ter Minute der F. Sp. V. Groß=Zimmern als Gegner der Dieburger,
geſprungen. Die Gäſte waren naturgemäß zwei Stunden vor dem
iel nicht mehr in der Lage, ihre komplette erſte Mannſchaft
zuſammen=
ringen und waren daher gezwungen, ſtark erſatzgeſchwächt anzutreten
S dieſem Grunde iſt auch die anormal hohe Niederlage der Groß=Zim=
Ener einigermaßen zu verſtehen.
Die Einheimiſchen ſtellten eine überaus kräftige und techniſch ausge=
Dnete Mannſchaft ins Feld, die denn auch der zerriſſenen Gäſte=Elf in
Beziehung haushoch überlegen war. Ueberragend ſpielte der
Halb=
e Schyidt, der die meiſten Tore ſelbſt erzielte und die anderen faſt
chweg einleitete. Unangenehm berührte nur die überaus harte
Spiel=
ſe einzelner Haſſianer, die auf ſeiten der Gäſte einige Verletzte
ein=
ſchte. — Groß=Zimmern hatte diesmal einen ſchweren Tag. Der
Tor=
an war in glatter Verſager; mit einiger Ueberlegung und Geſchick
e er ohne Anſtrengung die Hälfte der Tore verhüten können. Wäh=
rend der linke Verteidiger den Anforderungen faſt noch genügte,
hinter=
ließen ſeine Kameraden ſpieleriſch, bis auf einige Lichtpunkte, einen
äußerſt ſchwachen Eindruck. Der Mannſchaft merkt man eben allzu
ſehr=
das, obwohl durch die ſchlechten Platzverhältniſſe bedingt, fehlende
Trai=
ning an, durch das die Elf allein in Form zu halten wäre.
Der Schiedsrichter, ein Herr aus Hanau, überſah wohl manches,
konnte aber im allgemeinen gefallen. — Haſſia Jugend — Groß=
Zim=
mern Jugend 2:1.
Handball im Odenwaldgau der 9.T.
Entſcheidungsfpiel um den Beſten der A=Klaſſe.
Kirch=Brombach — Groß=Bieberau 1: 2.
Nachdem Groß=Bieberau das Vorſpiel zu ſeinen Gunſten entſcheiden
konnte, iſt es durch ſeinen neuen Sieg Beſter der A=Klaſſe geworden und
wird im kommenden Spieljahr in die Meiſterklaſſe aufrücken. Wir
be=
glüchwünſchen es zu ſeinem Erfolg! Das Spiel ſelbſt litt ſehr unter
dem aufgeweichten Boden. Von beiden Seiten wurde der Kampf hart
durchgeführt. Der Schiedsrichter war genötigt, öfter als ſonſt von der
Pfeife Gebrauch zu machen, damit einwandfreie Formen eingehalten
wurden. Beim Stande 1:2 für Groß=Bieberau wurde gewechſelt. In
der zweiten Halbzeit wvogte der Kampf erregt hin und her. Der
Aus=
gleich lag bis zum Schluß in der Luft, obwohl ein Spieler von Kirch=
Brombach in der 45. Minute herausgeſtellt wurde und es den Endſpurt
deshalb nur mit 10 Mann bewältigen mußts. Groß=Bieberau konnte
zuletzt das Tempo, das es anfangs ſelbſt angab, nicht mehr mitmachen.
Während des ganzen Spieles lag ſeine Stärke in dem ſchnellen Start
nach dem Ball. Eine große Zuſchauermenge wohnte dem intereſſanten
Treffen bei; auch aus den Nachbarorten waren viele Sportbegeiſterte
erſchienen.
Sonntag, den 1. März, treten an:
Reinheim 1. — Richen 1. um 3 Uhr nachmittags,
Lengfeld 2. — Semd 1. um 3 Uhr nachmittags.
Waſſerball.
Jungdeutfchland—E. F. S. C.
Eines der wichtigſten Treffen, das letzte für Jungdeutſchland in
Darmſtadt, findet am Freitag, abends 20.45 Uhr, im Schwimmbad ſtatt.
Der „Erſte Frankfurter Schwimm=Club” iſt neben Rotweiß der ſchärfſte
Gegner ſchon immer geweſen, und iſt es heute noch. Zwar konnte J.D.
das Vorſpiel in Frankfurt gewinnen, aber die Frankfurter zeigten ein
Spiel gegen Rotweiß, daß ſie auch zu ſiegen verſtehen. Jungdeutſchlands
Leute werden ſich alſo anſtrengen müſſen, um die zur
Winterrunden=
meiſterſchaft unbedingt nötigen Punkte dem E.F. S.C. abzuringen.
Fechlen.
Bei dem am letzten Sonntag ſtattgefundenen Wettfechten auf leichtem
Säbel in Offenbach=Main errang Hans Weißmann von der
Turn=
gemeinde Darmſtadt 1846 den 7. Preis.
Deutſche Tiſchtennis=Meiſterſchaften.
In den Schlußkämpfen der deurſchen Tiſchtennis=Meiſterſchaften gab
es in Stettin noch recht ſpannende Begegnungen. Der erfolgreichſte
Spieler war der Ungar Barna, der alle drei von ihm beſtrittenen
Wett=
bewerbe als Sieger beenden konnte. Im Einzel ſchlug er ſeinen
Lands=
mann Bellak mit B:21 21:13 21:18: im Doppel war das
Weltmeiſter=
paar Barna/Szabados mit 21:19 21:13 14:21 2:20 den Oeſterreichern
Liebſter/Feher überlegen, und den dritten Erfolg holte ſich Barna im
Gemiſchten Doppel mit ſeiner Landsmännin Frau Gal, wo ſie die
deutſch=ungariſche Kombination Frau Müller=Rüſter/Bellak mit 21:15
26:24 21:18 auf den zweiten Platz verwieſen. Frau Gal errang auch
noch die Einzelmeiſterſchaft über Frau Müller=Rüſter 21:10 21:17 21:9.
Die Bezeichnung Deutſcher Automobilklub verboten.
Wie der A.D.A. C. mitteilt, hat am Dienstag das Kammergericht in
Berlin in dem bekannten Rechtsſtreit A. D.A. C. gegen den Deutſchen
Automobilklub folgende Entſcheidung verkündet: Der Beklagte Deutſche
Automobilklub wird verurteilt, es bei Vermeidung einer für jeden Fall
der Zwwiderhandlung feftzuſetzenden Geld= oder Haftſtrafe zu
unter=
laſſen, den Namen Deutſcher Automobilblub oder die Bezeichnung
D.A. C. zu führen. Er wird weiter verurteilt, in die Löſchung des im
Vereinsregiſter des Amtsgerichts Berlin=Mitte eingetragenen Namens
zu willigen und die Koſten des Rechtsſtreites zu tragen.
Schneider=Pokal 1931.
Ueberall Vorbereitungen. — Amerika muß zuſehen.
Nachdem vor kurzem zwiſchen der Regierung und dem Aero=
Club von Großbritannien eine Einigung erzielt werden konnte,
iſt die Durchführung des klaſſiſchen Waſſerflugzeugrennens um
den Schneider=Pokal Ende Auguſt oder Anfang September in
Portsmouth geſichert. Beteiligt an dieſem reinen
Geſchwindig=
keitsrennen ſind diesmal drei Nationen, der Pokalverteidiger
England, Italien und Frankreich. Amerika muß, wie ſchon bei
der letzten Austragung des Rennens im Jahre 1929, zuſehen.
Damals war das für den Schneider=Cup beſtimmte 1600 PS ſtarke
Renn=Waſſerflugzeug ſo ſpät fertig geworden, daß es ſelbſt mit
einem ſchnellen Kriegsſchiff nicht mehr rechtzeitig nach England
transportiert werden konnte, diesmal haben die Amerikaner den
Meldeſchluß verpaßt, der bereits am 31. Dezember 1930
abgelau=
fen iſt. Sie werden ſich alſo damit begnügen müſſen, ſelbſt
Welt=
rekordverſuche anzuſtellen und dabei zu verſuchen, die im
Schnei=
der=Cup erzielten Geſchwindigkeiten zu überbieten.
Zum Führer der engliſchen Schneider=Pokal=Mannſchaft, die
die Regierung ſamt den wertvollen Rennflugzeugen von Typ
Supermarine 8 5 und Gloſter Napier zur Verfügung ſtellt, iſt
wiederum Capt. Orlebar ernannt worden. Die Italiener treffen
ihre Vorbereitungen, wie ſtets, unter ſtrengſtem Ausſchluß der
Oeffentlichkeit in Deſenzano am Südufer des Garda=Sees. Der
ſportliebende und ſelbſt fliegende. Luftfahrtminiſter General
Balbo wird ſicherlich dafür ſorgen, daß für die Expedition nach
England nur die allerbefähigſten Piloten ausgeſucht werden. Die
franzöſiſche Marineflugleitung hat unter der Leitung von Comm.
Amaurich 14 Piloten in dem Seeflughafen Berre bei Marſeille
zuſammengezogen, wo zum Training vorläufig allerdings nur
eine kleinere Bernard H 42=Maſchine mit 1000 PS Hiſpano=Suiza=
Motor zur Verfügung ſteht. In Kürze werden jedoch noch zwei
weitere Typen eintreffen, eine Nieuport und eine Bernard 120,
beide mit 18zylindrigen 1650 PS=Delage=Motoren, die für den
Wettbewerb 1929 zu ſpät fertig geworden ſind. Von den Piloten
ſind die Rekordflieger Sadi Lecointe und Lt. Paillard die
befähigſten.
Die Oberſte Sportbehörde beſtraft.
Die Oberſte Nationale Sportbehörde beſchloß in ihrer Sitzua, dem
Autorennfahrer Hans Stuck die Lizenz zu entziehen. Stuck hat in=
Startgeldforderung für Winterfahrt Garmiſch=Partenkirchen und
folg
anderer Vorkommniſſe gegen das Sportreglement verſtoßen. Zu bemerken
iſt außerdem, daß Stuck unberechtigt den Adelstitel führte.
Caracciola wird die Sportbehörden nicht beſchäftigen, weil ein
Eingehen eines Doppelengagements mit Alfa Romeo und Mercedes=
Benz ſportgeſetzlich nicht ſtrafbar iſt.
*
Auf der neuen Bolgenſchanze in Davos wurde am Dienstag ein
internationales Skiſpringen durchgeführt. Dabei erreichte der Norweger
Sigmund Ruud außer Konkurrenz mit einem geſtandenen
Sprung von 81 Metern einen neuen inoffiziellen Weltrekord.
Bei einem Skiſpringen in Lake Placid belegte Böck=Neſſelwang
hin=
ter den Gebrüdern Satre=Norwegen den dritten Platz.
Zum Querfeldeinlauf der Nationen am 28. März in Dublin wurden
vom Engliſchen Athletik=Verband auch deutſche Leichtathleten eingeladen.
Mit 6:1 Punkten blieb im Stockholmer Hallentenniskampf England
gegen Schweden erfolgreich.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstags bewilligte geſtern
für Leibesübungen 7 50 060 RM., was gegenüber 1928 eine
Hal=
bierung der Mittel darſtellt.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Politſk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feuilleton, Reich un
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Miiteilungen: Willy Kuhle,
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkrivte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten
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Die Arbeitsloſen=Armee umfaßt rund 5 Millionen Menſchen.
Die den Verlauf der Arbeitsloſigkeit kennzeichnenden Zahlen,
die im Vorjahr Ende Februar ihren Höchſtſtand erreicht haben,
ſind nach dem Bericht der Reichsanſtalt in der erſten Hälfte dieſes
Monats in einer weit flacheren Kurve geſtiegen als in den
vor=
angegangenen Wintermonaten. Dies gilt ſowohl für den
Aus=
ſchnitt aus dem Arbeitsmarkt, der durch die Statiſtik der
Unter=
ſtützungseinrichtungen erfaßt wird, wie für den Arbeitsmarkt im
ganzen. Die Belaſtung der Arbeitsloſenverſicherung, die im
vorigen Berichtsabſchnitt noch um rund 155 000
Hauptunter=
ſtützungsempfänger zugenommen hatte, iſt bis zum 15. Februar
um rund 48 000 auf rund 2 602 000 (gegen 2 318 000 im Vorjahre)
geſtiegen. In der Kriſenfürſorge wurden am gleichen Stichtage
rund 861 000 Hauptunterſtützungsempfänger gegenüber 811 000 am
31. Januar gezählt
Von den verfügbaren Arbeitsſuchenden, die am 15. Februar
bei den Arbeitsämtern eingetragen waren, waren rund 4 991000
an dieſem Stichtage arbeitslos. Das Anſteigen dieſer Zahl
um rund 106 000 gegenüber dem 31. Januar fällt zum größeren
Teil den Saiſonaußenberufen zur Laſt. Die Belaſtung der
Ar=
beitsloſenverſicherung entwickelte ſich in den einzelnen
Landes=
arbeitsamtsbezirken nicht gleichmäßig. Stärker als im Durchſchnitt
der 13 Landesarbeitsämter war die Zunahme in den Bezirken
Südweſtdeutſchland, Schleſien. Pommern. Nordmark. Niederſachſen
und Sachſen, geringer in Oſtpreußen. Brandenburg, Rheinland
und Bayern.
Die Unterſcheidung zwiſchen ſaiſonmäßigen und konjunkturellen
Einflüſſen auf den Arbeitsmarkt iſt auch für den vergangenen
Berichtsabſchnitt außerordentlich ſchwer. Im ganzen hielt der
Rückgang der Beſchäftigung an.
Wirtſchaftliche Rundſchan.
Frankfurter Börſe. In Ergänzung der Börſennotiz vom 20. d. M.
betr. die Zuſammenlegung von Notizen der Serie 1 und 2 der 2,
Bpro=
zentigen Anatoliſchen Eiſenbahn=Schuldverſchreibungen wird im
Ein=
klang mit Berlin zur Behebung von Zweifeln bekanntgegeben, daß die
Notizen ab 2. März 1931 wie folgt vorgenommen werden: 2½prozentige
Anatol. Eiſenbahn=Schuldvereſchreibungen Serie 1 konv: 10 W0 Mark=
Stücke, 2½ Proz. Anat. Eiſenb.=Schuldverſchr. S. 1 u. 2 konv 2040 Mk.=
Stücke, 2½proz. Anatol, Eiſenbahn=Schuldvereſchreibungen Serie 1 und
2 konv. 408 Mk.=Stücke.
Vereinsbank Höchſt e.G.m.b.H., Frankfurt a. M.=Höchſt. Bei der
geſtrigen Verſammlung der Mitglieder und der Sparer der Bank wurde
mitgeteilt, daß ſich die Bilanzſumme auf zirka 4,2 Millionen RM. und
die Verluſtriſiken auf 1,7 Mill. RM. belaufen. Es wurde ein
Prü=
fungsausſchuß gebildet, der Sanierungsvorſchläge den in nächſter Zeit
ſtattfindenden Verſammlungen der Gläubiger und Sparer unterbreiten
ſoll. Bei der Durchführung einer Sanierung hofft man auf die
Unter=
ſtützung der Verwaltung des Main=Taunuskreiſes und der Stadt
Frank=
furt a. M. Die Verſammelten erklarten einſtimmig, daß ſie bei
ge=
gebenen Vorausſetzungen eine Sanierung des Unternehmens wünfchten.
Die Vereinsbank Lampertheim e. G. m. b. H. hat in einer
gemein=
ſamen Sitzung von Vorſtand und Aufſichtsrat nach eingehender
Beſpre=
chung mit der Verbandsleitung beſchloſſen, das gerichtliche
Vergleichs=
verfahren zu beantragen. Die Gründe für dieſen Antrag dürften in der
Entwicklung der allgemeinen Wirtſchaftslage zu ſuchen ſein. Da die
Bank nicht überſchuldet iſt, ihre Bilanz vielmehr aktiv iſt, hat man es
hier eher mit einer vorſorglichen Maßnahme zu tun, die durch
erheb=
liche Abhebungen von Einlagen geboten erſchien, zumal die täglichen
Einzahlungen erheblich zurückgingen. Das Vergleichsverfahren bedeutet
daher keineswegs einen Konkurs der Genoſſenſchaft; das Verfahren
be=
zweckt vielmehr die ruhige Abwichlung der beſtehenden Verbindlichkeiten,
ſo daß bei Annahme des dem Gericht vorgelegten Vergleichsvorſchlags
eine völlige Sanierung der Bank ohne Beanſpruchung der
Haftpflicht=
der Genoſſen und ohne Verluſte für die Genoſſen oder Sparer erfolgen
kann. Vorſtand und Aufſichtsrat betonen nochmals ausdrücklich, daß der
eingereichte Vergleichsvörſchlag die reſtloſe Befriedigung der Gläubiger
bzw. Sparer vorſieht unter völliger Aufrechterhaltung der
Genoſſen=
ſchaft. Mit dieſer Erklärung können etwa anderslautende Gerüchte als
unbegründet zurückgewieſen werden.
Mekallnotierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 24. Februar ſtellten ſich für
Kupfer; Februar 87,50 (90), März 88 (89), April 89 (89,50),
Mai 89,50 (90), Juni 89,75 (90,50), Juli 91,25 (91,50), Auguſt
91,25 (91,75), September Oktober, November, Dezember Januar
91,50 (91,75). Tendenz: ſtetig. Für Blei: Februar 27 (28,50)
März 27 (28,25), April 27,25 (27,50), Mai. Juni. Juli 27,25
(27,75), Auguſt. September, Oktober, November, Dezember,
Ja=
nuar 27,50 (27,75). Tendenz: ſtill. Für Zink: Februar 25
26,50). März 25 (25,25), April 25,25 (25,75), Mai 25,75 (26,25),
Juni 26,25 (26,25), Juli 26,25 (26,75), Auguſt 26,50 (27,50),
Sep=
tember 26,75 (27), Oktober 27 (27,25), November 27,25 (27,50),
Dezember 27,50 (27,75), Januar 27,75 (28). Tendenz: ſtetig.
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 24. Febr.:
Getreide. Weizen: März 79½8, Mai 85,25, Juli 665,
Sep=
tember 67½; Mais: März 61½, Mai 64,75, Juli 65½.
Sep=
tember 65,25: Hafer: März 31½, Mai 33. Juli 32½, September
33½; Roggen: Mai 43½, Juli 42,50, September 44.
Schmalz: Februar 8,10, März 8,125, Mai 8,30. Juli 8,45.
Speck, loco 10,75.
Schweine: Leichte 7.10—7,40. ſchwere 6,25—6,60;
Schweine=
zufuhren in Chicago 27 000, im Weſten 107 000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 24. Febr..
Schmalz: Prima Weſtern 8,85; Talg, extra loſe 3½
Getreide. Weizen: Rotwinter 91,50; Mais: loco New York
77,25; Mehl: ſpring wheat clears 4,50—4,80; Getreidefracht nach
England 1,6—2,3 sh. nach dem Kontinent 8 C.
Kakao: Tendenz feſt, Umſätze 189. loco 5½ März 5,33, Mai
5,46, Juli 5,65, September 5,85, Oktober 5,92. Dezember 6,06.
Biebmärkke.
* Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 23. Februar. Auftrieb: 22
Ochſen, 20 Bullen, 437 Kühe oder Färſen, 200 Kälber, 990 Schweine.
Marktverlauf: ſchleppend, Ueberſtand. Preis pro 50 Kilo Lebendgewicht:
Ochſen: vollfleiſchige ausgemäſtete höchſten Schlachtwertes: jüngere
47—50; ſonſtige vollfleiſchige: ältere 36—40; Bullen: fleiſchige 34—40;
Kühe: jüngere, vollfleiſchige höchſten Schlachtwertes 35—39, ſonſtige
voll=
fleiſchige oder gemäſtete 29—33, fleiſchige 22—28, gering genährte 18—21;
Färſen (Kalbinnen): vollfleiſchige, ausgemäſtete höchſten Schlachtwertes
43—49; Kälber: mittlere Maſt= und Saugkälber 53—59, geringe Kälber
36—51; Schweine: vollfleiſchige Schweine von zirka 100 bis 120 Kilo
Lebendgewicht 54—56, desgl. von 80—100 Kilo Lebendgewicht 56—58.
Brodukkenberichte.
Frankfurter Häuteauktion. Der Beſuch der Auktion war ſehr
gut, die Gebote erfolgten lebhaft. Von Schaffellen blieben
halb=
wollige und Blößen unverkauft. Es notierten (in Pfg. pro Pfd.)
Kalbfelle o. K. bis 9 Pfd. rot 111—121, dto. ſchwarz 89½—98.
Kalbfelle 9,1—15 Pfd. rot 96—102½, dto ſchwarz 77—86½.
Schaf=
elle vollwollig 31—34, Ochſen o. K. Kl. 1 30—49 Pfd. 54, 50 bis
59 Pfd. 68½—70½, 60—79 Pfd. 62½—71½4, 80—99 Pfd. 59½ bis
63½, 100 Pfd. aufw. 59½—61½,
Zerliner Produktenbericht vom 24. Februar. Nach ruhigem, aber
behauptetem Vormittagsverkehr kam es zu Beginn der Produktenbörſe
auf faſt allen Marktgebieten erneut zu kräftigen Preisſteigerungen. Wie
an den Vortagen nahm die Bewegung ihren Ausgang vom
Weizen=
markt; bei minimalem Inlandsangebot und allgemein lebhafter
Nach=
frage mußten im Promptgeſchäft etwa 3 Mk. höhere Preiſe als geſtern
angelegt werden, und auch auf dieſem Niveau war die Bedarfsdeckung
ſehr ſchwierig, da der Hauptteil des Offertenmaterials bereits von den
Provinzmühlen aufgenommen wird. Am Lieferungsmarkt betrugen
die Preisbeſſerungen gleichfalls bis 3 Mark. Roggen wurde von der
Gewegung mitgezogen, zumal die anſcheinend keineswegs reichlich ver=
ſorgten Mühlen einige Nachfrage bekundeten. Am Prompt= und
Liefe=
rungsmarkt lag das Preisniveau 1—1,50 Mark über geſtrigem Schluß.
Weizenmehl iſt in den Offerten ziemlich beträchtlich erhöht, die
Um=
ſätze halten ſich aber in engen Grenzen. Für Roggenmehl ſind höhere
Forderungen ſchwer durchzuholen. Hafer liegt bei mäßigem Angebot
im Promptgeſchäft freundlicher. Am Lieferungsmarkt ergaben ſich auf
Deckungen Preisſteigerungen von 1—3,50 Mark. Gerſte ruhig, aber
behauptet.
Forkführung der Neckarkanaliſierung.
Frankfurier und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 24. Februar.
Nach einem ſehr ruhigen Vormittagsverkehr lag die Börſe zum
amtlichen Beginn geſchäftslos. In Anbetracht des heutigen
Liquida=
tionstages bekundete die Spekulation ſtärkſte Zurückhaltung, zumal auch
keine nennenswerten Anregungen und vor allem keine Aufträge
vor=
gelegen haben. Aus der Wirtſchaft lagen eher ungünſtige Momente
vor, ſo die neuen Großinſolvenzen in der Textilinduſtrie, die an ſich mit
der Börſe nichts zu tun haben, aber als Symptom der allgemeinen
Kri=
ſis beachtet wurden. Die innerpolitiſchen Verhältniſſe liegen
anderer=
eits nur unweſentlich verändert. Die Umſatztätigkeit bewegte ſich in
den engſten Grenzen und die Kursveränderungen zur erſten amtlichen
Notiz waren nur unweſentlich. Nennenswertes Stellagenmaterial kam
dabei nicht heraus, und beſtärkt hiervon, konnten die Kurſe im weiteren
Verlaufe auf kleinſte Deckungen der Kuliſſe meiſt leicht anziehen. Am
Elektromarkt blieben die Mehrzahl der Papiere meiſt gut behauptet,
nur Licht u. Kraft ſetzten zirka 1 Prozent niedriger ein. Kursrückgänge
bis zu 1,5 Prozent hatten Karſtadt, Aſchersleben und am
Kunſtſeiden=
markte Aku. Von Chemiewerten blieben J.G. Farben relativ
be=
hauptet. Am Anleihemarkt beſtand ſtärkeres Intereſſe für Anatolier
und Türken,, während deutſche Renten nur knapp behauptet blieben.
Pfandbriefe ruhig und nur wenig verändert. Schuldbuchforderungen
behauptet. Im weiteren Verlaufe hielt die Geſchäftsſtille an. Die
Kursveränderungen betrugen, noch Bruchteile eines Prozents nach
bei=
den Seiten. Lediglich Aku lagen auf Verkäufe aus Amſterdam erneut
etwa 1 Prozent gedrückt. Die Kurſe, die ſchon per Ultimo März
gehan=
delt wurden, wieſen ebenfalls nur geringe Veränderungen auf. Später
ſetzte ein Baiſſeangriff auf J.G. Farbenaktien ein, ſo daß dieſes Papier
bis zum Schluß der Börſe auf 135,5 Prozent herabgedrückt wurde,
während die übrige Börſe relatib behauptet blieb. Am Geldmarkt war
Tagesgeld ſtark angeboten, ſo daß der Satz auf 3,5 Prozent ermäßigt
wurde. Geld über Ultimo s bis 7 Prozent. Am Deviſenmarkt lag die
Mark etwas feſter. Man nannte Mark gegen Dollar 4.2/s, gegen
Pfunde 20.438, London-Kabel 4.8590, —Paris 123.97, —Mailand 92,81,
Madrid feſt, 45,24, —Schweiz 25,21. —Holland 12.11.
Nach dem gedrückten Mittagsſchluß zeigte die Abendbörſe gut
erholte Kurſe. Die Ultimoliquidation ſcheint glatt überwunden
und hofft man von dem bevorſtehenden Zahltag keine weiteren
Schwierigkeiten. Das Gerücht, wonach J. G. Farben nur 10
an=
ſtatt 12 Prozent Dividende verteilt, beſtätigte ſich nicht, zumal die
Abſchlußarbeiten noch nicht ſo weit gediehen ſind, daß ſich in dieſer
Hinſicht etwas ſagen ließe. Die Spekulation nahm kräftige
Rück=
deckungen vor. Auch im Verlaufe blieb die Börſe freundlich
ge=
ſtimmt. J. G. Farben, ſchloſſen 137¾ nach vorübergehend 138
Prozent. Von ſonſtigen Kurſen ſind zu nennen: Deutſche 106½,
Danat 135, Dresdner 106½, Gelſenkirchen 76. Mannesmann 67½,
Rheinſtahl 71½4, Stahlverein 57½, Aſchersleben 129. Weſteregeln
135½, Hapag 64, Nordlloyd 66½, Siemens 182½, Schuckert 123,
Licht und Kraft 115½, Aku 68, Bemberg 63.
Berlin, 24. Februar.
Von wenigen Auslandsorders abgeſehen, eröffnete die Börſe am
heutigen Liquidationstag in ziemlich geſchäftsloſer Haltung. Das
Publi=
kum will naturgemäß die unnötigen Speſen der Schiebung vermeiden,
und die Spekulation wartete ab, ob doch noch Prämienware
herauskom=
inen würde. Die feſtere Eröffnung der europäiſchen Auslandsbörfen
befriedigte, während aus New York wegen des geſtrigen Feiertags keine
Meldungen vorlagen. Die Anfangsnotierungen zeigten kein ganz
ein=
heitliches Ausfehen. Im Verlaufe verſtimmte die Befürchtung
inner=
bolitiſcher Schwierigkeiten. Die Kurſe bröckelten um etwa 1 Prozent
b, ohne daß das Geſchäft lebhafter wurde. Gegen 1 Uhr gelangten
Schleſ. Portland=Zement und Schantung Handels=A. G. je zirka 3 Proz.
niedriger zur Notiz. Es wurde vielfach ſchon per Ultimo März
gehan=
delt und das Geſchäft lag hauptfächlich bei der Spekulation und der
Arbitrage. Gelegentlich wurde noch etwas Ware aus Prämiengeſchäften
angeboten. Oſtwerke werden heute letztmalig per Termin notiert.
An=
leihen gut behauptet.
Neckar A. G., Stuttgart. — 26 Millionen Induſtrieaufträge.
Zwecks Fortführung der Neckar=Kanaliſation und gleichzeitiger
nützung der Waſſerkräfte hat die Geſellſchaft umfangreiche Arbeite
Geſamtwerte von 25—26 Millionen RM. vergeben. Von den Tie
arbeiten wurden übertragen: der Neckardurchſtich bei Heilbronn
4 Mill. RM.) der Arbeitsgemeinſchaft Julius Berger A. G. Berlin
Karl Kübler A.G. Stuttgart; die Tiefbauarbeiten für die Sta.
Rockenau (etwa 3,7 Mill. RM.) der Arbeitsgemeinſchaft Bareſel
Stuttgart, Sager u. Werner G.m.b.H. München, H. Vatter in M
heim und Deutſche Tiefbaugeſellſchaft in München; die Arbeiten fi
Stauſtufe Hirſchhorn (ebenfalls etwa 3,7 Mill. RMM.) der Arbeitsge
ſchaft W. Hagen u. Co., Berlin, F. Minthe=Mainz und Wolfer u
A. G. Eßlingen. Die große Eiſenbetonbrücke über den neuen Dur
bei Heilbronn wurde an die Firma Wayß u. Freytag. A. G., Stutt
vergeben; die Eiſenkonſtruktion für die Brücke bei der Stauſtufe 5
horn an die Maſchinenfabrik Eßlingen, und für den Nockenauer A
ſteg an die Firma Wilhelm Lavis Söhne, Offenbach a. M. Die
rung der Walzenwehre für die beiden neuen Stauſtufen wurde
Maſchienfabrik Augsburg=Nürnberg A. G., Werk Guſtavsburg, und
Maſchinenfabrik Gg. Moell u. Co., Würzburg; die Schleuſentore de
Krupp A. G., Gruſonwerk, in Verbindung mit den Firmen Eilen
Hannover und Klönne in Dortmund; die Turbinen der Firma J
Foith, Heidenheim, und Eſcher, Wyß u. Co. A. G., Ravensburg; die
neratoren der Brown, Boverie u. Co. in Mannheim und der A.
in Berlin übertragen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Nachdem bei den Werken der J.G. Farbeninduſtrie A.G. im
Frankfurter Wirtſchaftsgebiet bisher ſchon zur Vermeidung notwen
Entlaſſungen in gewiſſem Umfange Kurzarbeit durchgeführt wurde
dieſe Maßnahme nunmehr weiter ausgedehnt werden, um auch Ark.
wieder neu einſtellen zu können.
Der Verband Berliner Metallinduſtrieller hat den Gehaltstari
Angeſtellten zum 31. März gekündigt. Etwa 60—70 000 Angeſtellte
den davon betroffen.
Wie der Verband von Zweizylinderſpinnereien, Düſſeldorf, mit
ſteht er zur Zeit mit der Abnehmerſchaft in der Frage der Gewäh
einer Ausfuhrrückvergütung für Fertigwaren in Unterhandlung.
Verhandlungen ſollen einen günſtige nFortgang nehmen. Der
band vermerkt dazu noch, daß in Abnehmerkreiſen vielfach der Wr
geäußert wird, daß die vom Verband vorgeſchlagene Löſung ſo ſe
wie möglich auf die geſamte deutſche Baumwollſpinnerei und ihre
nehmer ausgedehnt wird.
Am Montag fanden in Boppard Verhandlungen zwiſchen den
beitgeber= und Arbeitnehmervertretern der Rheinſchiffahrt über
Lohn= und Rahmentarif=Neuregelung ſtatt. Die Verhandlungen
den nach kurzer Zeit ergebnislos abgebrochen.
In dem Konkurs über das Vermögen der Genoſſenſchaftsbank
m.b.H. in Flörsheim a. M. ſoll eine Abſchlagsvergütung erfolgen.
zu ſind 58 561 RM. verfügbar. Zu berückſichtigen ſind 2337 RM. be
rechtigte und 569 239 RM. nicht bevorrechtigte Forderungen.
Die Preußiſche Bergakademie Klausthal hat dem Vorſtandsmit
der Badiſchen Maſchinenfabrik und Eiſengießerei Durlach, Herrn D
tor Dipl.=Ing. Otto Nagel, die Würde eines Dr.=Ing e. h. verlie
Auf Grund des borliegenden Beſtandes an Reichsbahn= und Pri
aufträgen beabſichtigt die Waggonfabrik A. G. Raſtatt, in nächſter
die Einſtellung von weiteren 100 Arbeitern — es wurden erſt kür
200 Neueinſtellungen vorgenommen — vorzunehmen.
Die zwiſchen der Stadt München und einem Bankenkonſortium
ührten Kreditverhandlungen, die in der letzten Woche perfekt gewor
ſind, haben durch die ſtaatlichen Aufſichtsbehörden keine Genehmig
erfahren. Durch den Kredit wäre die Stadt München mit etwa 10,7
Hundert an Zinſen belaſtet wvorden. Die Härte dieſer Bedingung
beſtimmend für die ablehnende Haltung der Aufſichtsbehörde.
Gegenüber, dem Vorjahr iſt der Abſatz der Sektkellerei J. 4
mann A.G., Würzburg, zwar weiter zurückgegangen, erbrachte jed
dadurch, daß er ſich auf beſte Marken erſtreckte, einen erhöhten Re
gewinn von 22 614 (12 426) RM. Verteilt werden 4 Proz. Divide
auf 300 000 RM. Aktienkapital.
Die Bank von England verkaufte geſtern 6991 Pfund St.
ling Barrengold und exportierte 12 000 Pfund Sterling Mü
gold.
Berliner Kursbericht
vom 24. Februar 1931
Oeviſenmarkt
vom 24. Februar 19
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank . . . . . ."
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
anſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
E. G.
Motorenw.
P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Tonti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
123.—
134.50
105.50
105.50
K04
103.-
65.75
02.—
71.—
K3.
15.875
4.50
113.—
116.—
67.—
Elektr. Lieſerung
F. G. Farben
Helſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
darpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
klöcknerwerke
Löln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kofsw.
Orenſtein & Koppel
120.—
138.—
75.50
111.
72.50
64.50
79.50
130.
56.50
70.—
67.125
36.—
7.375
4.25
47.75
Polyphonwerte
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Veſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin=
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werie
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
52.25
49.50
00.75
110.—
30.—
57.875
136.75
32.75
22.125
SC.-
121.25
45.
1a7.50
48.50
40.—
elſingfors
n
Zudapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stodholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
00 Tſch. Kr.
100 Penge
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
00 Kronen
100 Kronen
12=Stg.
Pap. Peſo
Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Francs
Geld
10.57
9.04
12.449
73.29
3.044
168.58
12.41
112.40
112.47
20.416
1.3‟
4.2020
58.5‟
21.995.
16 465
Brief
10.r97
59.16
12.46*
73.43
3.050
168.9
112 631
12.62
112.68
10.456
1.382
4.21
s6:
2.035
16.505
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Jugoſlawien
Sortugal
Athen
Iſtambu=
Kairo
Lanado
Uruguav
Jsland
Tallinn (Eſtl.)
Riga
Wnalbant, Kommatortgeferſcäfe!
Frankfurter Kursbericht vom 24. Februar 1931.
We
2Intern.,
Baden ......."
89 Bayern ......"
...
8½ Heſſen v.
v. 2
3% Preuß. Staat.
8‟ Sachſen ......"
K.
....
720 Thüringen. .
98.4
84. 75
4.75
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81.5
37.5
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94.25
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77
½ Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl./ 97.75
8½ Kaſſeler
Land=
kredit Goldofbr. 1100,75
7% Kaſſeler Land. Goldpfbr.
5
89 Naſſ. Lamdesbk. /100
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60
4½% „ Liqu. Obl/ 89.25
8% Württ. Hhp.=B.
6O Daimler=Benz
8O Dt. Linol. Werke
Klöckner=Werke
O Mainkrw. v. 2
Mitteld. Stahl.
Salzmannu. Co
%Ver. Stahlwerke
326 Voigt &Häffner
Rr 6
95.5
7.5
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Dtſche. Anl.
Auslo=
ſunsſch. +1/,
Ab=
löſungsanl. . .
Dtſche. Anl. A
ſungsſch. (Neub.)
52‟½=
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Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
AuslSer.
„ Ser, III
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
J. G. Farben Bondsl 92.75
52
68
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe .. .
8% Aachen v. 22
% Baden=Baden.
%Berlin ..... .."
/ Darmſtadt v. 26
v. 28
Dresden....."
8% Frankfurt a. M.
v. 26
6%
v. 26
32 Mainz ..
2 Mannheim v. 26
v. 27
8% München .....
8% Nürberg. . ..
8% Wiesbaden ..
Berl. Hyp. Bk.
Rr6
5
86.5
22„ Ligu.=Pfbr.
Frkf. Hyp.=Bk..
2%0 „ Lig. Pfbr.
„ Pfbr.=Bk.
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96.25
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4½%0 Heſſ. 2d8.=
4;Jo9.ad
„ Kum.=Obl.
Preuß. Lds.=
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pfbr.=Anſt. G. Pf.
8% „Goldoblig
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%6 Mein.Hyp.=Bk.
½0 Lia. Pfbr.,
8% Pfälz. Hyp.-A
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„ Lig.
Breauß. g
cred.=Bank ..."
% „ Lig. Pfbr.
Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank".
Lig. Pfbr.
235 Rhein. Gyp.Bk
% „ Lig. Pſbr.
3½ Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit. . ..
Südd. Bod.
Cred.=Bank ...."
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A.
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59 Bulg. Tah. v.02
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„ 1. Bagdad
Bollanl.
10 ungam 1918
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Aktien
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100.25
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Alg. Kunſtziide Unie
I. E. G..
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Zelſtoff
Bemberg. J. P....
Bergm. El.=Werke
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Buderus Eiſen...
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J. G. Chemie, Baſel
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Dt. Atl. Telegr.
Erdöl .......
Gold=u. Silber
ſcheide=Anſtalt
Linoleumwerk
Eiſenhandel. .
Dhckerhoff u. Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk..
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
F. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jette
Felt. & Guilleaum
Frankf. Gas i. Lig.
Oof......
Gelſen1. Bergwerl
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm
Hirſch Kupfer. .. . .
Hochtief Eſſen ..."
Holzmann, Phil.
Flſe Bergb. Stamml172
Genüſſel
Junghans ......"
Kali Chemie . .. . 102
Aſchersleben
Kammgarnſpinn. .
Karſtadt, R. .. . . .."
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke .."
Knorr C. H. .. . . . 157
Lahmeyer & Co. ..
Laurahütte ......
Lech, Augsburg...
68
124.75
97
69
zu0
115.5
15
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127
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412
35
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15
116
Löwenbr. Münc).
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br. . .
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bere.
Netallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Oberbedarf . . . .
Phönix Bergbau..
Reiniger. Gebbert
Rh. Braunkohlen ..
Elektr. Stamm
Metallwaren ..
Stahlwerke ..
Riebeck Montan. .
Roeder Gebr. ..."
Rütgerswerke ...."
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42
14.75
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123.3
66.5
76
45
49.5
55.75
113.75
2.
24
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56
78.25
103.5
32
Sachtleben A. G. ..
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Eleftr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr
Siemens & Halsfe,
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Svenska Tändſtide
49.75
134
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192
5!
86
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104
181.5
22
121.5
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner
Wahß & Freytag.
Wegelin Rußſabri
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff=Verein ..
Waldhof. .. . .
„ Memel .. . ..."
Allg. Dt. Creditanſt. 9
Badiſche Bank..
Bk. f. Brauinduſtr.
ZarmerBankverein
Baher. Shyp. u. W. 138,
Berl. Kandelsgeſ.
218
hpothelb
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Ot. Bank und Disc. 105
Dt. Eff. u. Wechſet
Dresdner Ban1. ..
Frankf. Bank..."
öhp.=Ban1 ...
Pfdbr.=Bk.. ...
Mein. Hyp. Bank.
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp.=Ban! 3e
Reichsbani=Ant.
138
Rhein. Hyp.=Ban
üidd. Bod.=Cr.
in 9.5
Wiener Banlver
Württb. Notenbonkl134
75
Tellus Bergbau ...
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard.
Tucher=Brauere:
44
74.5
N.=G. f. Verlehrsw./ 49.25
lg. Lokalb. Kraftw 119
% Dt. Reichsb. Vzgl
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Hapag ..........
...."
Nordd. Llo
Südd Eiſenb.=Geſ./ 86
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Veithwerke
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Ver. f. Chem. Ind.
Stahlwerke .. ."
Strohſtoffabr. .
Uſtrmmarin ..."
Allianz. u. Stuttg.
Verſicherung . . . 150
Verein. Verſ. 160
FrankonaRück=u. M
Mannh. Verſich. . . 25
119
Otavi Minen .... 34.6
Schantung Handelsl
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Mittwoch, den 25. Februar 1931
DER
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1RHEBER-REcHTSSCHUTZ DARCH VERLAS OSHAR MEISTER, MERDAu
Nachdruck verboten.)
„Ich... ich... war ſo ſchlecht . . . ich habe ſie tauſendmal in
en Gedanken angeklagt . . alle Bitternis auf ſie abgeladen
peil ſie . . . an ſeiner Seite ging! Und heute . . . heute fühle
o. .. nein, nicht erſt heute . . . als ich ſie damals ſah . . . im
e... bei dem Blick . .. dem Blick der Liebe, den ſie ihm
zu=
w.. da habe ich gefühlt, daß ſie gut, daß ſie beſſer war als
nd daß ſie ihn glücklich gemacht hat. Ich war ja ſo klein . . .
lecht ... ſo . . . oh . . . ich muß mich Tag um Tag ſchämen
jener Stunde . .. da . . . da er von mir ging!“
„Seien Sie ſtill, kleines Mädchen!” ſagte der alte Mann
er=
en. „Wir ſind alle törichte Menſchen, ſo oft voll Unglauben,
jeder kann gutmachen!“
„Wie ſoll ich es je ermöglichen?” rief das Mädchen
ver=
felt.
„Ich weiß es nicht . .. heute noch nicht! Vielleicht kommt aber
al die Stunde, da ich es vermag, Ihnen den Weg zu zeigen.”
*
*
In der Nacht erfüllte ſich ſein Schickſal.
Berndt ſaß am Sterbebett bei Iris, deren Herz zur Ruhe
eFr wollte. Sie ſprachen miteinander, unhörbar faſt waren
r Worte, aber ſie erfühlten ſie, ihre Herzen hielten
Zwie=
he und jeder verſtand den anderen.
Sie ſprach zu ihm, ſie dankte ihm für das große, gewaltige
das er ihr gegeben. Sie war von einer überirdiſchen
Fröh=
eit, die er, der Lebende, nicht verſtand, die er nicht verſtehen
betete in dieſen letzten Stunden mit aller Inbrunſt,
fte mit ſeinem Herzen um das teure Leben und fühlte doch,
es immer mehr entglitt.
Es war gegen zwölf Uhr, als ſie einmal die Augen öffnete
ſie ſah ihn an mit einem Blick ... mit jenem Blick, der im
e die Menſchen erzittern machte . . . jener Blick, aus dem alle
e ſprach, aller Glaube und alle Hingebung. Dann ſchloſſen ſich
Augen wieder . . . und dann . . . ein leiſes Zucken ging durch
Körper
Ein Mächtiger hatte den Raum betreten.
Der Tod!
Berndt ſaß ſtarr und rührte ſich nicht.
Draußen im Vorzimmer waren die anderen verſammelt und
hten mit wartendem Herzen.
Leiſe hörten ſie eine beſchwörende, bittende Stimme: „Iris!“
„Iris!”, lauter, eindringlicher wurde der Ton.
Dann der Aufſchrei.
„Iris!”
Nun ſanken die Häupter nieder.
Schluchzen ging durch den Raum. Sie wußten: Iris Groth
war eingegangen zu Gott.
Der Geheimrat trat tiefbewegt über die Schwelle des
Toten=
zimmers.
„Mylady . . . iſt . . . von uns gegangen, meine Freunde.
Er faltete die Hände und ſie taten es ihm gleich und ſprachen
im Herzen ein ſtummes Gebet.
Drin aber kniete am Lager der Mann, der das Liebſte
ver=
loren hatte, und oben wimmerte leiſe ein Kind . . . ein
mutter=
loſes Weſen.
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mit Kathreiner. Das
it gefünder —und das koftet
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als die Fälfte ...
TV. 2211
Dritter Teil.
Tiefe Trauer ging über die Welt, als die Kunde von Stadt
zu Stadt eilte: Iris Groth iſt tot!
Als man Iris am driten Tage zur Ruhe trug, waren ihre
Freunde aus nah und fern herbeigeſtrömt, um ihr die letzte Ehre
zu erweiſen.
Am Grabe ſprach der alte Pfarrer Enkel aus Schreiberhau.
Dieſer einfache Seelſorger wuchs in ſeinen Worten über ſich
ſelbſt hinaus, er zeichnete ein erſchütterndes Lebensbild, ein Bild
des gewaltigen Kampfes dieſer ſeltenen Frau, und zwiſchen ſeinen
Worten lebte das hohe Lied der großen Gattenliebe auf.
Berndt Groth ſtand mit verſteinertem Antlitz am Grabe
ſeines Weibes. Er war zur Ruhe gekommen, hatte die ungeheure
Bitternis überwunden.
Reſignation erfüllte ihn.
„Das Schickſal hat mich zum Leiden beſtimmt!” ſagte er ſich.
„Das Schickſal legte eine Laſt nach der anderen auf meine
Schul=
tern, bis . . . auch ich abtreten muß!”
Iris' Bild war in ihm.
Er wußte, daß er nie den Anblick der Lebenden wie der
Toten vergeſſen würde, er wußte es. Wie friedvoll war das
Totenantlitz!
Seite 11
Er hatte kein Auge für die glänzende Verſammlung der
Trauergäſte, es war ihm zumute, als ſtünde er ganz allein an den
Ufern der Unendlichkeit, ein Suchender, Hilfloſer.
Er ſpürte nicht, wie aller Augen auf ihm lagen, als er
zit=
ternd zwei Hände voll Erde dem Sarg nachwarf.
Plötzlich packte ihn eine Schwäche, und er ſank in die Knie.
Giſh ſtand bereit, ihn zu ſtützen.
Und als er ſo vor dem Grabe kniete, als die vielen
Men=
ſchen erſchüttert auf ihn blickten, da quoll die Erinnerung an das
unendliche Glück, das ſie ihm einſt geſchenkt hatte, wieder ſo
ur=
gewaltig in ihm empor, daß ſeinen Lippen unter trockenem
Schluchzen das Wort entfuhr, das ſie oft in Liebe und Hingebung
geſtammelt hatte.
„Du!” ſprach der Mann.
„Du ... weinte er auf. Zum erſten Male kamen die
erlöſen=
den Tränen.
Ein tiefes Schluchzen ging durch die Reihen der Menſchen
um ihn, und ſie fühlten alle mit einem Male ſeinen Schmerz mit,
es war ihnen zumute, als müßten ſie ſelber um das eigene
Liebſte weinen.
Dann traten ſie heran mit ſchweren Schritten, und Scholle
um Scholle ſchlug auf den Sarg.
Kinder ſangen ein altes, ergreifendes Sterbelied:
„Schlafe du in Chriſto,
Tod hat keine Schrecken,
Schlafe du in Chriſto,
Er wird dich erwecken.
Wird dich treulich führen
Nach der Himmelstüren,
Bis vor Gottes Thron
Führet dich ſein Sohn,
Schlafe du in Chriſto!
*
Tiefe Trauer lag über dem kleinen Hauſe
Giſh ſtand mit Berndt an der Wiege des Knaben.
„Er ſchläft . . . er ſchläft!” ſagte Berndt leiſe.
Der alte Juſtizrat nickte. „Ja .. . er ſchläft . . . er iſt klein
aber er wird wachſen er wird groß werden und zum
Manne reifen. Vergeſſen Sie in Ihrem Schmerze nicht, für das
Recht des Sohnes zu kämpfen.”
Berndt zitterte leiſe.
„Um . . . Geld! Um die Millionen!“
„Ja! Ich weiß, Herr Groth . . . ſie bedeuten Ihnen nichts.
Aber Sie müſſen um der Toten willen um das Recht des Sohnes
kämpfen.
„Ich kann es nicht!” ſagte Berndt gequält.
„Ich fühle mit Ihnen, Groth! Ich verſtehe Sie. Und ich will
Ihnen alles abnehmen. Geben Sie mir Vollmachten, laſſen Sie
mich den Kampf mit den engliſchen Gerichten um das Erbe
durch=
führen.
„Ich danke Ihnen, Herr Giſh! Ich gebe Ihnen alle
Voll=
machten.
(Fortſetzung folgt.)
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Protessor Dr. med. et phil.; Frankfurt a. M.
IM URTEIL DER FRANKFURTER ZEITUNGEN:
Die Frankfurter Nachrichten am 23. 12. 30:
Das Werk des Frankfurter Universitätslehrers und Forschers führt
wet ab von den Modebesirken des Globus und siehe da, es ist alles
Geheimnis für uns, das Leserpublikum, was er uns beschreibt und
aus einer Fülle wundervoller Aufnahmen vor Augen führt. Volle
ziei Jahre beanspruchte seine Expedition; sie führte über das
Hochland, durch die Salesteppe, durch Sümpfe und Urwald, immer
auf der Spur nach den alteingesessenen und sich fremder
Be-
rülerung entsiehenden Stämmen. Wegner hat an sich alle Tücken
einer Expedition ins Unbekannte hinein erfahren, aber auch das
Glück als Forscher. Die meist ganeseitigen Photos geben eine
voll-
kommene Anschaulichkeit und vermitteln den ganzen Reie einer
fremden Welt.
Der Frankturter Generalanzeiger am 7.2.31.:
nennt es ein zumfassendes Reisewerk über Studien und Strapazen,
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Seite 12
Miktwoch, den 25. Februar 1931
Nummer 56
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Der hundertproxentige
Der Falsche
Lacherfolg.
Feldy arschall Pat u. Patachon
Eine Köpenickiade, die donnernde
Lachsalven auslöst.
Dialoge: Roda Roda.
In den Hauptrollen Vlasta Burian,
Roda, Roda, Fee Malten, Antonie
Jaeckel, Jack Mylong-Mänz, Wilh.
Bendow u. a.
Roda Roda, der Altmeister des
deutschen Brettls und VIasta
Burfan, der originellste Komiker,
der je im Tontilm erschien, schaffen
eine Atmosphäre der Heiterkeit
und der vergnügten Laune!
Dazu ein Kurztonfilm, der Wiener
Männer-Gesangverein: „An der
schönen blauen Donau‟
und das gute Beiprogramm.
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
als Modekönige
Begie: Lau Lauritzen.
Pat u. Patachon als Manneguins —
als Bananenverkäufer
auf
Schmelings-Pfaden —
im Geisterhaus.
Wer die tollen Streiche dieser
Beiden nicht miterlebt, hat sich
um zwei lustige Stunden
betrogen.
Dezu das zute und
reichhalt. Beiprogramm.
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
Hente und folgende Tage
Der heitere Tonfilm mit Schlumpsi,
dem neuentdeckten Film-Star
Tingel a
Tangel
Regie: Jaap Speyer. In den
Haupt-
rollen: Elisabeth Pinaieff, Ernst
Verebes, Fritz Kampers, Katta Sterna,
Bruno Kastner, Jul. Falkenstein und
vor allem Behlumpsi, dem
ent-
zückenden, ruppigen, kleinen
Drahthaar-Terrier. (V.309
Außerdem wirken die beliebte
Hapelle Daſos Bela, Alfred
Braun vom Rundfunk und der
be-
kannte Sänger Austin Egen mit
Dazu der neueste Micky-Film:
„Dichter und Bauer”
und das bunte Beiprogramm.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
Wieder ruft das
Orpheum
„Datterich” Kiesſtr. 276 Heute 8 Uhr Konzert!
zu einer neuen, nie
gezeig-
ten Attraktion größtenStils
ber beradmte Janbermeister
A
6
A
kommt zu Gaste mit der
Nu6
größten Zanberschau, die
Darmstadt je gesehen hat.
Er wird den Flug durch
das Reich der vierten Di-
mension ausführen. Er wird
die Wunder der Welt
offen-
baren. Er wird Darmstadt
unlösbare Rätsel aufgeben.
Er wirdHeiterkeit u Lachen
erzeugen. Er wird,
unter-
stützt von 12 Zauberern u
Zauberlehrlingen,2½
Stun-
den lang die Zuschauer in
grenzenlose Spannung
versetzen. 13117
1. Vorstellung
Sonntag, 1. März. nachm.
½4 und abends 8.15 Uhr.
Karten von 1 bis 3 Mk.
bei Verkehrsbüro, Hugo
de Waal und Telefon 389.
Marionetten-Bühne im Kleinen Haus
„
Schneewittchen und die 7 Zwerge‟
von Görner
Die Preſſeurteilt:
„Gerne und freudig ſei anerkannt, daß
die Marionetten unſerer Büyne in ihrer
Geſamtheit ganz entzückende
Märchen=
figuren darſtellen, die den hellen Jubel
der Kleinen auslöſten.”
Darmſtädter Tagblatt.
Ein Erfolg, der hoffentlich dazu beiträgt,
daß dieſesUnternehmen ſich der ſtändigen
Freundſchaft der Darmſtädt. Kinderwelt
erfreuen darf und mit ſeinem
Kinderru=
blikum aus unſerem Theater ſo raſch
nicht verſchwindet.”
Darmſtädter Zeitung.
„Die glückliche Miſchung von Spannung
und Ergriffenheit, die man im
Zuſchau=
erraum wahrnehmen konnte, bewies,
daß ſowohl in der Art der
Dialogiſie=
rung, als auch in der Wiedergabe der
rechte Ton getroffen war.”
Heſſiſcher Bolksfreund.
„Wenn auf dieſe Art der deutſche
Mär=
chenſchatz wieder ans Volk und
nament=
lich an die Jugend herangetragen wird,
ſo kann man das nur dan bar begrüßen.”
Heſſiſche Landeszeitung.
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Soeben erschienen!
AUTOLISTE Nr.ST
Enthält die Meldungen (Ab- und Zugänge) von Kraftfahrzeugen jeder
Art der 18 Kreise des Volksstaats Hessen (Kennzeichen: VS, VR,VO)
für dle Zeit vom 1.—15. Februar 1931.
Die Auto-Listen enthalten die Angaben in derselben
Reihen-
folge wie die Hauptausgabe: Name, Beruf, Wohnort des
Kraft-
ahrzeugbesitzers, Iype, Motornummer, Hubraum in ccm und
PS. Art des Fahrzeugs. Fabrikneue Wagen sind durch X
kenntlich gemacht. Die Meldungen sind geordnet nach den drei
Prorinzen (VS, VR, VO) und Kreisen und innerhalb dieser nach
Polizeierkennungsnummern. Abgemeldete Wagen werden
geson-
dert aufgeführt. Die Auto-Listen sind eine wichtige
Ergän-
zung des Auto-Adreßbuches (Adreßbuch der
Kraftfahrzeug-
besitzer im Volksstaat Hessen), Ausgabe 1929, und
unentbehr-
lich, weil sie laufend
neuestes Adressenmaterial
liefer. Sie erscheinen alle 14 Tage, also monatlich zwel Listen.
Die spätestens am 10. eines Monats ausgegebene Liste enthält die
Meldungev vom 16.— 30. (31.) des voraufgegangenen Monats und
die spätestens am 25. eines Monats ausgegebene Liste die
Mel-
dungen vom 1.— 15. des gleichen Monats.
Bezugsp re12:
1. Bei Bezug aller Meldungen sämtllcher 18 Kreise für
12 Monate: zum monatlichen Pauschalprels von
RM. 16.50.
2. Bei Bezug der Meldungen nur für einzelne Kreise
und Städte, gleich ob für einen oder mehrere Monate, zu
Staffel-
preisen, die wir bei uns zu erfragen bitten.
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Aus den Amtsverkündigungen
des Kreisamts Darmſtadt und der
Bekanntmachungen des Polizeiamt=
Darmſtadt.
Gefunden: 1 Portemonnaie mit
halt. 1 goldener Wein= und Bierzip
1 Herrenfahrrad. 1 Zehnmarkſchein.
goldener Zwicker mit Etui. 1 ſilbe
Armbanduhr. 1 leeres Portemonne
1 ſilberne Broſche. 1 Paar Handſchu
Reißverſchlüſſe. 1 Kinderſchirm.
Damenhandtäſchchen. 4 weiße lein
Stehkragen. 1 Lederhandſchuh. 3 B
Schlüſſel. — Zugelaufen: 1 Doberma
Eine Art Dobermann.
Wir machen wiederholt darauf
merkſam, daß auch noch Fundgegenſtär
vorhanden ſind, die in früheren Bekan
machungen verzeichnet ſind. Intereſſ
ten können die Fundgegenſtände währe
der Büroſtunden auf Zimmer 11 beſ
tigen.
Bauarbeiten.
Die Schreiner=, Rolladen=, Fußbod
und Wandplatten= ſowie innere 1
äußere Weißbinderarbeiten bei Err
tung von Reihenhäuſern an der Beſ
ger Straße und die Dachdeckerarbei
und innere und äußere Weißbinder
beiten an verſchiedenen ſtädtiſchen
bäuden ſollen auf Grund der Reichsv
dingungsordnung vergeben werden.
Die Bedingungen liegen bei
unterzeichneten Amte, Grafenſtr. Nr.
., Zimmer Nr. 9, offen.
Die Angebote auf Schreiner=,
laden=, Fußboden= und Wandplat,
owie Dachdeckerarbeiten ſind bis De
nerstag, den 12. März 1931, 9 Ul
und auf ſämtliche Weißbinderarbei
bis Donnerstag, den 12. März 19.
10 Uhr, bei dem Städt. Hochbauar
Grafenſtraße 30, I., Zimmer 9,
ein=
reichen.
(st3(
Darmſtadt, den 23. Febr. 1931.
Städt. Hochbauamt.
Arbeitsvergebung.
Die Feldbereinigungsgeſellſchaft Kle
ſtadt hat die Verſchleifung zweier 7
ſammenhängender Hohlen mit zuſamm
rund 6600 chm Erdbewegung, die Ar
führung eines rund 500 m langen E.
wäſſungsgrabens, die Herſtellung v
Zementrohrdurchläſſen und die Ausfi
rung von Ackerdrainagen für etwa 4
zu vergeben.
Pläne und Bedingungen ſind beiu
(Bleichſtraße 1) einzuſehen. Angeb.
ſind bis Montag, den 2. März, vo
mittags 10½ Uhr, einzureichen.
Angebotsvordrucke ſind zum Pre
von 0,50 RM. bei unterzeichnetem An
erhältlich.
(31
Zuſchlagsfriſt 8 Tage.
Darmſtadt, den 20. Februar 1931.
Heſſiſches Kulturbauamt.
Am Donnerstag, den 26. Fel
1931, nachmittags 3 Uhr, verſteig
ch in meinem Verſteigerungslokal 2
iſenſtraße 32 zwangsweiſe meiſtbiete
jegen Barzahlung:
(31
6 Sack Bohnen
1 Grammophon, 1 Schreibmaſchi
1 Ladentheke, 1 Warenſchrank, 1 Rad
apparat, 1 kleiner Ballen Weißze=
1 Sofa, 1 Piano, 1 Nähmaſchine,
Regulator ſowie Möbel aller Art.
Hieran anſchließend an Ort u. Ste.
Rheinſtraße 53:
Schreibmaſchine, 1 Perſonenat
(Matthis), 1 Schreibtiſch.
Hieran anſchließend Schillerplatz
2 Warenſchränke, 1 Schreibmaſche
1 Ladentheke.
Hieran anſchließend Dreibrunne
ſtraße 1:
1 Büfett, 1 Kredenz.
Hieran anſchließend Karlſtraße 1
1 Stanzmaſchine, 1 Schreibtiſch, ei
Schreibmaſchine, 1 Druckmaſchine.
Hieran anſchließend Riedeſelſtr.6
1 Horch=Perſonenwagen, 1 Spieg‟
ſchrank, 1 Waſchkommode.
Hieran anſchließend Heidelberge
ſtraße 19:
1 Standuhr, 1 Lautſprecher.
Hieran anſchließend Heidelbergé
ſtraße 49:
1 Bücherſchrank, 1 Nähmaſchine.
Hieran anſchließend Kahlertſtr. 2
1 D=Motorrad.
Hieran anſchließend Frankenſtei
ſtraße 33:
3 Scheuertrommeln, 1 Schreibtil
1 AEG=Motor.
Darmſtadt, den 25. Febr. 1931.
Jung
Stellvertr. des Gerichtsvollz. Weinheim
in Darmſtadt.