ngeknummer 10 Pennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 41
Dienstag, den 10. Februar 1931.
194. Jahrgang
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4 Dollar — 420 Markl — Im Falle höherer
Gewali, wie Krieg. Aufruhr, Strell uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung au Erfüllung der
Anzelgen=
auſträge und Teiſſung von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerichticher Beitreibung fälli jeder
Nabatt weg. Bankionio Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Der Reichstag beſchließt Parlamentsreform
Große Mehrheik für die Reform der Geſchäftsordnung und die Aufhebung der Immunikäk
zur Wahrung des Anſehens und der Würde des Reichstages.
Die Bahn frei!
Trok Obſtruklion der Oppoſikion.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Eine Tagesordnung von ſieben Druckſeiten diente am
Mon=
tag den Abgeordneten als Leitfaden zur Geſetzgebung: Reform der
Geſchäftsordnung und Aufhebung der Immunität in Straf= und
Privatklagen. Sehr kniffliche Dinge, die nun ſchon ſeit acht Tagen
im Mittelpunkt der politiſchen Erörterungen ſtehen, weil die
Oppoſition in den von den Mehrheitsparteien ausgearbeiteten
Anträgen nicht nur eine Beſchränkung ihrer Bewegungsfreiheit,
ſondern eine politiſche „Mundtotmachung” ſieht.
Beide Seiten haben ſich auf alle Möglichkeiten eingerichtet und
deshalb über ihre Fraktionen erhöhte Alarmbereitſchaft verhängt.
Bei der Mehrheit freilich iſt dieſer Appell nur zum Teil befolgt
worden. Sie konnte bei voll beſetztem Hauſe auf ungefähr 340
Ab=
geordnete rechnen, brauchte alſo die Anzweiflung der
Beſchluß=
fähigkeit nicht zu befürchten. Aber ſchon zu Beginn der Sitzung
ſtellte es ſich heraus, daß viele Abgeordnete, auch ſoweit ſie nicht
krank ſind, von ihrer Heimat noch nicht einpaſſiert waren. Die
Oppoſition buchte daher einen erſten Erfolg, indem ſie ſchon zu
Be=
ginn der Sitzung die Beſchlußfähigkeit des Hauſes anzweifelte und
ſelbſt fluchtartig den Saal verließ, ſodaß bei der Auszählung nur
276 Karten abgegeben wurden, während 289 Abgeordnete
anwe=
ſend ſein müßten. Es blieb dem Präſidenten alſo nichts anderes
übrig, als eine zweite Sitzung auf 4 Uhr nachmittags einzuberufen.
Auch da muß man aber noch etwas warten, weil die Zählung der
Hüte in den Korridoren ergibt, daß es noch nicht langt. Mit Mühe
und Not wird dann in der neuen Sitzung eine Zahl von 291
Abge=
ordneten, alſo zwei über der Beſchlußfähigkeit, erreicht und der
Kampf kann beginnen.
Endloſe Geſchäftsordnungsdebatten,
ſtürmi=
ſches Herüber und Hinüber, zumal, als Herr Eſſer vom Zentrum
den Antrag einbringt, daß künſtighin die Mehrheit darüber
ent=
ſcheiden könge, ob eine namentliche Abſtimmung erfolgen ſoll.
Dagegen wandten ſich ſofort die Nationalſozialiſten. Aber
Präſi=
dent Loebe, der mit unerſchütterlicher Ruhe und Ausgeglichenheit
die Sitzung leitet, verſtand es, dieſen Antrag unter den Tiſch fallen
zu laſſen, indem er der Oppoſition eine Redezeit von einer Stunde
gewährt. Das wirkte beruhigend. Während Herr Bell vom
Zen=
trum die Abänderungsanträge begründete, ging ſeine Stimme
zwar oft genug in Zwiſchenrufen unter, denn die Kommuniſten
übten ſich reichlich in ſyſtematiſchem Volksgemurmel. Nachdem aber
der Präſident zwei Kommuniſten auf drei Tage und eine Woche
von den Sitzungen ausgeſchloſſen hatte, wirkte dieſe Methode
merk=
lich ernüchternd. Man kann nun wenigſtens ſachlich verhandeln.
Herr Graef von den Deutſchnationalen ſuchte die Schwäche der
neuen Anträge nachzuweiſen. Der ſtimmgewaltige
nationalſozia=
liſtiſche Abg. Frank hielt eine „wilde Anklagerede gegen das
Sy=
ſtem” und Herr Torgler von den Kommuniſten, der zwar mit der
Rechtsoppoſition bei den Abſtimmungen gemeinſame Sache macht,
konnte ſich nicht verſagen, den Deutſchnationalen und den
Natio=
nalſozialiſten vorzurechnen, daß ſie ſelbſt keinen Augenblick zögern
würden, alle Mittel anzuwenden, wenn ſie die Gewalt in Händen
hätten. Von der Oppoſition wurde ſchließlich nach jedem Redner
die Beſchlußfähigkeit des Hauſes angezweifelt. Die
Regierungs=
mehrheit hält aber ihre Leute beiſammen, ſodaß ſie immer gerade
noch über die ominöſe 290 hinauskam.
Hihungsbericht.
eichstagspräſident Loebe eröffnete die heutige Sitzung um 15
Uhr. Gleich zu Beginn der Sitzung beantragte Abg. Stöhr (Natſoz.)
Vertagung der Sitzung und bezweifelte gleichzeitig die Beſchlußfähigkeit,
Präſident Loebe führte die Entſcheidung über die Beſchlußfähigkeit
durch Stimmkarteneinſammlung wie bei einer namentlichen Abſtimmung
herbei. Als Ergebnis der Auszählung ſtellte Präſident Loebe feſt,
daß 276 Karten abgegeben ſind, alſo die zur Beſchlußfähigkeit
notwen=
dige Zahl von B9 nicht erreicht iſt. Präſident Loebe beraumte ſofort
eine neue Sitzung auf 16 Uhr an mit der gleichen Tagesordnung.
Präſident Loebe eröffnete die neue Sitzung um 16.15 Uhr.
Abg. Stöhr (Natſoz.) verlangte den ſofortigen Zuſammentritt
des Aelteſtenrates und die Vertagung der Sitzung. Er bezweifelt
gleich=
zeitig die Beſchlußfähigkeit, ſo daß die Auszählung wiederholt werden
muß. Die Auszählung, an der ſich diesmal auch die meiſten
Landvolk=
abgeordneten beteiligen, ergibt die Anweſenheit von 291 Abgeordneten.
Der Reichstag iſt alſo beſchlußfähig.
Das Haus trat nin in die Beratung des Antrages Bell (3.) auf
Aenderung der Geſchäftsordnung ein. Der Antrag iſt von allen
Par=
teien mit Ausnahme der Deutſchnationalen, Kommuniſten und
National=
ſozialiſten unterſtützt. Von den Nationalſozialiſten und
Deutſchnatio=
nalen iſt eine große Reihe Aenderungsanträge eingegangen.
Zunächſt entwickelt ſich eine Geſchäftsordnungsdebatte über die
Rede=
zeit. Dabei kommt es zu einem Konflikt zwiſchen Zentrum und
Natio=
nalſozialiſten, der auf Vorſchlag des Präſidenten Loebe dadurch
beige=
legt wird, daß durch Mehrheitsbeſchluß mit den Stimmen der
Sozial=
demokraten gegen die Stimmen des Zentrums die einſtündige Redezeit
beſchloſſen wird.
Zur Begründung des Antrages auf Aenderung der
Geſchäftsord=
nung erhält dann der Abg. Dr. Bell (3.) das Wort. (Mehrere
kommu=
niſtiſche Abgeordneten rufen: „Er hat den Verſailler Vertrag
unter=
ſchrieben!“
Die Gründe für die Parlamenksreforn.
Als Dr. Bell ſeine Rede beginnt, wird von den Nationalſozialiſten
und Kommuniſten fortwährend „lauter!” gerufen. Die Kommuniſten
ſuchen durch Summen und unartikulierte Laute den Nedner zu
über=
tönen. — Präſident Loebe weiſt nach mehreren vergeblichen
Ruhe=
mahnungen den Abg. Muhſal (Kom.) auf drei Sitzungstage aus dem
Saale. — Der Abg. Creutzburg (Kom.) wird auf acht Sitzungstage
ausgewieſen. — Abg. Koenen (Kom.) erhält den zweiten
Ordnungs=
ruf.
Abg. Dr. Bell begründet namens der antragſtellenden Parteien
die Anträge. Er weiſt darauf hin, daß eine Neform des
Parlaments=
rechtes von der breiteſten Oeffentlichkeit ſchon ſeit langer Zeit gefordert
werde. Die jetzigen Anträge ſollten nicht etwa einen Abſchluß dieſer
Reform darſtellen. Nach Annahme dieſer Anträge werde die
parlamen=
tariſche Reformarbeit fortgeſetzt werden müſſen. Es handle ſich hier
be=
ſonders um die Anregung, für die Haushaltsberatung die zweite Leſung
durch die Ausſchußberatungen zu erſetzen, die für die gegenwärtige
Haushaltsberatung jedoch zu ſpät gekommen ſei. Entſprechende Anträge
ſeien aber in Vorbereitung. Von einer Verſchärfung der
Diſziplinarvor=
ſchriften habe man abgeſehen, da der Präſident ausreichend harte Mittel
zum Schutze der Ordnung beſitze. Man müſſe allerdings die beſtimmte
Erwartung ausſprechen, daß der Präſident und alle Vizepräſidenten dieſe
Vorſchriften ſtreng und unnachſichtlich handhaben. Der Redner
erläu=
terte dann die zur Beratung ſtehenden Vorſchläge, deren wichtigſter ſich
auf die Finanzvorlagen und Finanzanträge bezieht, die künftig ohne erſte
Leſung dem Ausſchuß überwieſen werden. Finanzanträge der Parteien
bedürfen ferner gleichzeitig eines Deckungsantrages. Es handle ſich
da=
rum, Agitationsanträgen einen Riegel vorzuſchieben. Alle Parteien
müßten Selbſtzucht üben, um den Fundcmentalſatz: „Keine Ausgabe ohne
Deckung” wieder zu Ehren zu bringen. Die weiteren Vorſchläge
betref=
fen die Mißtrauensanträge, die Interpellationen und die
Wortentzieh=
ung. Die gleichzeitig vorgeſchlagene Aenderung des Preßgeſetzes ſolle
dem vielfachen Mißbrauch der Immunität ein Ende machen
Zuſammen=
faſſend erklärt der Redner, daß der Vorwurf keinerlei Berechtigung habe,
als ob dieſe Anträge eine Knebelung der Minderheit bedeuteten und auch
auf Lahmlegung der Oppoſition hinzielten. Der ganze Reichstag und
alle Parteien würden gleichmäßig betroffen. An dem Schutze der
Min=
derheit und der Sicherung einer verantwortungsbewußten Oppoſition
werde nicht gerüttelt. Dieſer Schutz würde allerdings nicht ſo weit
ge=
trieben werden, daß dadurch der Mehrheitswille lahmgelegt und das
Parlament aktionsunfähig werde. Eine ſchutzwürdige Oppoſition dürfe
ſich nicht in ätzender und zerſetzender Kritik erſchöpfen, ſondern müſſe
mit ihrer Kampfſtellung gegen Regierung und Mehrheit poſitive
Vater=
landsarbeit verbinden.
Die Parlamentsreform, welche auf Wahrung des Anſehens und der
Würde des Reichstags und auf Erhaltung ſeiner Aktionskraft gerichtet
ſei, falle in den Rahmen der Maßnahmen, die durch die Sicherung der
Ruhe und Ordnung im eigenen Haufe die Bahn frei machen für eine
be=
freiende Außenpolitik und eine befriedigende Löſung des
Reparations=
problems.
Die Oppofikion gegen die Reform.”
Unter dem Gelächter der Linken ziehen dann die Deutſchnationalen
und Nationalſozialiſten wieder ein.
Abg. Graef=Thüringen (Dnatl.) führt aus, der jetzt vorliegende
Geſchäftsordnungsantrag ſtehe im engen Zuſammenhange mit der
Regie=
rungspolitik. Dr. Brüning habe den Antrag Bell begrüßt, obwohl er
doch wiſſen ſollte, wie nützlich die durch den Antrag Bell bedrohte
natio=
nale Oppoſition auch für die Regierung ſein kann. Der Antrag Bell
bedeute einen Vorſtoß gegen die Weimarer Verfaſſung. Er nimmt
ge=
ſchäftsordnungsmäßige Gründe nur zum Vorwand, um mit einfacher
Mehrheit Verfaſſungsänderungen durchzuſetzen, für die die
Zweidrittel=
mehrheit fehlt. Abg. Graef begründet in ſeinen weiteren Ausführungen
verſchiedene Aenderungsanträge zum Antrag Bell. Der Antrag Bell ſei
zweifellos verfaſſungsändernd und könne nur mit Zweidrittel=Mehrheit
angenommen werden.
Nach der Rede des Abg. Graef beantragt Abg. Dr. Frick (Natſoz.)
Vertagung der Sitzung und bezweifelt gleichzeitig die Beſchlußfähigkeit.
Die Auszählung ergibt die Anweſenheit von 294 Abgeordneten; das
Haus iſt alſo beſchlußfähig.
Abg. Dr. Frank II (Natſoz.) meint, der Antrag Bell hätte gar
nicht zur Beratung geſtellt werden dürfen, denn er ſei unwahrhaftig
und bezwecke nur die Niederhaltung der nationalen Oppoſition.
Wenn Sie uns durch ſolche Anträge, wie den vorliegenden, weiter
bekämpfen, dann lehnen wir die Verantwortung dafür ab, wenn dieſe
Millionen zur Waffe des Bürgerkrieges greifen. (Beifall bei den
Natio=
nalſozialiſten.)
Das deutſche Volk läßt Ihnen keine Ruhe mehr, es will dieſes
Novemberſyſtem vernichten. (Beifall bei den Nationalſozialiſten.) Die
Reichsregierung iſt heute nur noch ein Vollzugsorgan für die
franzöſiſch=
polniſchen Unterdrücker. (Präſident Loebe ruft den Redner wegen dieſes
Vorwurfes gegen die Regierung zur Ordnung.) Sie wagen ja nicht
ein=
mal, Ihrer eigenen Regierung das Vertrauen auszuſprechen. Männer
können Sie nicht mehr brauchen. Wir müſſen heute gegen
Perſönlich=
keiten kämpfen, denen man nur in Form der Beleidigung die richtige
Würdigung ins Geſicht ſchleudern kann. (Beifall bei den
Nationalſozia=
liſten.) Sie wollen uns mit der Beſchränkung des
Interpellationsrech=
tes eine Waffe aus der Hand ſchlagen.
Sie können mit dieſen Anträgen nur erreichen, daß dieſes Haus
wieder langweilig wird und zurückſinkt in die öde Plattheit, die es vor
unſerem Einzug zeigte. (Lachen links und in der Mitte.) Sie ſind
gewöhnt. Unrecht zu tun im Kampfe gegen das Deutſchtum, und Sie
wirken hier nur, um ſich perſönliche Vorteile zu verſchaffen. Hier tragen
Sie die Maske der Mildherzigkeit, während Sie draußen durch Hörſing
zum Mord der Nationalſozialiſten hetzen. Wir 107 Nationalſozialiſten
ſind nicht Vertreter einer neuen Partei, ſondern wir ſtehen hier als
Ver=
tveter eines neuen deutſchen Volkes. (Beifall bei den Nationalſozialiſten.)
So ging Stunde auf Stunde vorüber, bis die Rednerliſte
er=
ſchöpft war und nun der eigentliche Kampf mit der Technik der
Abſtimmung einſetzte.
Und wieder geht es durch einen Irrgarten von namentlichen
Abſtimmungen, bis nach achtſtündiger Sitzung die Mittel der
Op=
poſition erſchöpft ſind. Mit einem Gewaltmittel geht die
Mehr=
heit über alle Abänderungsanträge zur
Tages=
ordnung über, ſodaß ſchließlich die Abänderung der
Ge=
ſchäftsordnung mit 300 gegen 160 Stimmen erfolgt.
Langſam bricht ſich ſo etwas wie Galgenhumor Bahn. Der harte
Kampf hat die Gemüter erſchöpft. Der deutſchnationale
Vizepräſi=
dent Stöhr überreicht ſogar dem amtierenden Vizepräſidenten
Eſſer feierlich eine rote Nelke, die dieſer unter Austauſch eines
Händedrucks annimmt, was aber nicht hindert, daß Herr Stöhr
unmittelbar darauf den Exodus der Nationalſozialiſten
prokla=
miert, die unter Abſingung des Weſſelliedes den Saal verließen,
während die Kommuniſten, die ſich einen neuen Chor einſtudiert
haben mit dem Stichwort: „Hitler verrecke, Proletarier erwache‟
ebenfalls aus dem Saal marſchieren, ſodaß in der
Schlußab=
ſtimmung die Geſchäftsordnung mit 300
Stim=
men angenommen wurde.
Gegen Mitternacht rief dann der Präſident die übrigen Punkte
der Tagesordnung auf: Die Aenderung des Reichspreſſegeſetzes,
die den Abgeordneten das Recht auf verantwortliche Zeichnung
nimmt und die Anträge auf Aufhebung der Immunität bei
Straf=
verfahren.
Ein Antrag auf Ueberweiſung an den Ausſchuß wird
abge=
lehnt, ſodaß auch hierfür noch eine ausgiebige Ausſprache bis tief
in den Morgen einſetzt.
Handelsbilanz und Reparakionen.
—. Die deutſche Handelsbilanz ſchließt für 1930 mit einem
Ausfuhrüberſchuß von 1,1 Mrd. RM., unter Einrechnung der
Reparationsſachlieferungen ſogar von 1,8 Mrd. RM. ab (
Zoll=
abrechnungen ſind dabei berückſichtigt). Gegenüber 1929 iſt die
Einfuhr um mehr als 3 Mrd. RM., die Ausfuhr dogegen nur um
rund 1,5 Milliarden RM. geſunken. Die aktive Handelsbilanz
ſt zunächſt überwiegend ein Kriſenſymptom. Eingehendere
Ueber=
legungen zeigen, daß es ſelbſt im günſtigſten Falle noch viele
Jahre dauern wird, ehe die Handelsbilanz einen dauernden, für
die Reparationszahlungen ausreichenden Ueberſchuß abwerfen
kann. Das Inſtitut für Konjunkturforſchung hat eine
grund=
legende Unterſuchung über die Entwickelung des deutſchen
Außen=
handels im Jahre 1930 angeſtellt, die zu wichtigen ſtrukturellen
Feſtſtellungen kommt, und an Hand dieſer Feſtſtellungen
gleich=
zeitig den Verſuch macht, für die zulünftige Entwicklung des
Außenhandels eine Prognoſe zu ſtellen, wobei natürlich der
zwangsläufige Einfluß der Reparationszahlungen beſonders
be=
rückſichtigt werden muß.
Die ſtarke Schrumpfung der Außenhandelsumſätze im Jahre
1930 erklärt ſich aus dem Konjunkturrückgang in Deutſchland und
im Ausland. Unter dem Einfluß des Produktions= und
Ver=
brauchsrückganges im Inland — zum Teil auch unter dem
Ein=
fluß der großen Inlandsernten der letzten Jahre — iſt die
Ein=
fuhr zunächſt mengenmäßig um etwa 10 Prozent geſunken;
dar=
über hinaus ergibt ſich eine weitere Abnahme der Einfuhrwerte
um 14 Prozent infolge der Preisrückgänge, vor allem für
Lebens=
mittel und Rohſtoffe. Die Ausfuhr konnte angeſichts der ſtarken
Kaufkraftminderung, beſonders in den überſeeiſchen
Abſatzlän=
dern, ihren Vorjahresſtand ebenfalls nicht behaupten; jedoch ſind
bei der Ausfuhr die Rückgänge ſowohl der Mengen als auch der
Preiſe weſentlich geringer als bei der Einfuhr: Mengenmäßig
iſt die Ausfuhr nur um etwa 5 Prozent geſunken, während die
Erlöſe um etwa 6 bis 7 Prozent abgenommen haben. Die
ver=
hältnismäßig große Widerſtandskraft der deutſchen Ausfuhr bei.
ſinkender Konjunktur in den Abſatzländern war nur durch
erheb=
liche Preisherabſetzungen zu erreichen.
Die deutſchen Außenhandelsumſätze ſind von 1929 auf 1930
erheblich weniger geſunken als diejenigen Englands und der
Vereinigten Staaten von Amerika. Das bedeutet aber nicht, daß
ſich die wirtſchaftliche Kriſis in Deutſchland etwa weniger ſtark
als in den anderen Ländern bemerkbar gemacht hätte. Vielmehr
hängt dies zum großen Teil mit den Unterſchieden in der
Zu=
ſammenſetzung des Außenhandels zuſammen: Die
Rohſtoffaus=
fuhr der Vereinigten Staaten von Amerika wird von der
welt=
wirtſchaftlichen Kriſis empfindlicher getroffen als die
Fertig=
warenausfuhr Deutſchlands und Englands. Die
Kaufkraft=
ſchrumpfung in den Agrarländern ſowie die politiſchen Unruhen
in Ueberſee wiederum haben den umfangreichen engliſchen
Ueber=
ſeehandel ſtärker vermindert, als der Rückgang der
Wirtſchafts=
tätigkeit in Europa die deutſche Ausfuhr zu beeinträchtigen
ver=
mochte. Die deutſche Handelsbilanz hat ſich im Jahre 1930
ſtär=
ker aktiviert als die Handelsbilanz der mit Deutſchland auf dem
Weltmarkt konkurrierenden Länder. Nur einen Bruchteil des
Aktivſaldos wird man auf die Reparationszahlungen
zurückfüh=
ren dürfen: Ein großer Teil entfällt auf die konjunkturelle —
alſo vorübergehende — Verminderung des Einfuhrbedarfs, vor
allem an Rohſtoffen, die in der zweiten Hälfte 1930 infolge der
allgemeinen Vertrauenskriſis erneut verſchärft worden war.
Man wird daher gegenwärtig, bei der Schwere der Depreſſion,
wohl den allergrößten Teil der Aktivität der Handelsbilanz als
„normale” Konjunkturerſcheinung betrachten müſſen. Die deutſche
Ausfuhr hat ſich, im Vergleich mit der anderer Länder,
verhält=
nismäßig gut behauptet. Deutſchlands Anteil am Welthandel
und an der Einfuhr der meiſten Länder iſt im Jahr 1930
geſtie=
gen. Dieſe offenbar hohe Anpaſſungsfähigkeit der deutſchen
Aus=
fuhr an die veränderten Bedingungen der Weltmarkuage läßt
hoffen, daß auch weiterhin mit verhältnismäßig günſtigen
Aus=
fuhrergebniſſen zu rechnen iſt. Allerdings muß berückſichtigt
werden, daß Frankreich, deſſen Warenbezüge bisher eine
erheb=
liche Stütze für die deutſche Ausfuhr bildeten, neuerdings
eben=
falls in den weltwirtſchaftlichen Konjunkturrückgang
hineinge=
zogen worden iſt. Trotzdem werden aber die bisherigen und
auch die möglicherweiſe noch zu ermartenden Rückgänge der
Aus=
fuhr nur vorübergehender, eben konjunktureller, Art ſein. Wenn
Deutſchland bisher weniger ſtark als ſeine Konkurrenten von
der Schrumpfung der Welthandelsumſätze getroffen worden iſt,
ſo iſt anzunehmen, daß es auch an der künftigen Ausdehnung des
Welthandels wieder beteiligt ſein wird.
Was nun die Zukunft des Außenhandels und den Einfluß
der Reparationszahlungen anbelangt, ſo laſſen ſich
Strukturpro=
gnoſen, die den Grundzug der Bewegung auf eine Reihe von
Jahren vorauszuſagen ſuchen, aus naturgegebenen Gründen
nicht mit Sicherheit aufſtellen. Denn die vielfältigen
Wandlun=
gen, die die weltwirtſchaftliche Struktur im nächſten Jahrzehnt
erfahren kann, entziehen ſich zum großen Teil jeder
Vorausbe=
rechnung. Das Inſtitt für Konjunkturforſchung ſtellt daher
aus=
drücklich feſt, daß es ſich bei einer Prognoſe über die Zukunft des
Außenhandels lediglich darum handeln kann, verſchiedene
Ueber=
legungen über die Entwicklungsmöglichkeiten des Außenhandels
auf einen gemeinſamen Nenner zu bringen. Dieſe
Ueberlegun=
gen vermögen nichts anderes, als die in den gegenwärtigen
Wirt=
ſchaftsſyſtemen liegenden Tendenzen in die Zukunft zu
projizie=
ren. Die Reparationszahlungen, die in den nächſten zwei
Jah=
ren je rund 177 Mrd. RM. betragen werden, ſollen nach dem
Young=Plan bis 1939/40 auf jährlich etwa 2 Mrd. RM., bis
1965/66 auf jährlich 2,4 Mrd. RM. anwachſen. Erſt von da an
ſinkt der Betrag allmählich wieder herab. Dieſe großen
Nah=
lungsverpflichtungen bedeuten einen Zwang, die deutſche
Aus=
fuhr zu ſteigern, oder aber — ſofern dies nicht oder nicht
ge=
nügend gelingt —, die Auslandsverſchuldung der deutſchen
Wirt=
ſchaft zu erhöhen. Dieſer Schluß ergibt ſich aus der
Zuſammen=
ſetzung der Zahlungsbilanz. Die Zahlungsbilanz ſetzt ſich in der
Hauptſache aus zwei Teilen zuſammen: 1. Laufende Poſten
(Außenhandel, Dienſtleiſtungen, Zinszahlungen, Reparationen),
2. Kapitalbewegung. Entſteht bei den „laufenden” Poſten ein
Paſſivſaldo, ſo muß die Kapitalbewegung einen Aktivſaldo
auf=
weiſen (und umgekehrt). Da nun in der deutſchen
Zahlungs=
bilanz die Reparationen und die Zinszahlungen vertraglich
feſt=
gelegt ſind, bleiben als bewegliche Poſten der Außenhandel und
die Dienſtleiftungen. Aus den Größenordnungen dieſer beiden
Seite 2
Dienstag, den 10. Februar 1931
Nummer 41
Poſten (Außenhandel auf beiden Seiten der Bilanz 10 bis 14
Mrd. RM., Dienſtleiſtungen 1 bis 1,5 Mrd. RM.), ergibt ſich,
daß der für die künf ige Bilan;geſtaltung ausſchlaggebende Teil
der Außenhaudel ſein wird, ſo daß man ſagen kann, daß bei
baſſiver Handelsbilanz die Kapitalbulanz aktiv (d. h. die
Kapital=
einfuhr iſt größer ais die Kapitalausfuhr) — und umgekehrt
ſein muß.
Die große Streitfrage, und damit der Kernpunkt für die
Be=
urteilung des Reparationsproblems, iſt aber nun, ob die
Hau=
delsbilanz von der Kapitalbilanz (Kreditauſnahme, Kapitalflucht,
uſw.) beherrſcht wird, oder ob die Handelsbilanz die
Kapttal=
bewegung beſtimmt. (Auf das Reparationsproblem angewendet,
lautet die Frage: Iſt das Ausland gezwungen, für den Betrag
der Reparationszahlungen deutſche Waren aufzunehmen?) Die
Beantwortung dieſer Frage wird nach den Erfahrungen der
letz=
ten Jahre lauten: Eine eindeutige Vorherrſchaft läßt ſich weder
für die Kapitalbilanz noch für die Warenbilanz behaupten. Es
gab ſeit Beendigung des Weltkrieges in Deutſchland Zeiten, in
denen der Kapitalſtrom der Warenbewegung folgte, aber auch
ſolche, in denen der Außenhandel von Kapitalbewegungen
be=
ſtimmt worden iſt.
Der Außenhandel iſt nach den Ergebniſſen der Jahre 1919
bis 1930 in ſeinem Umfang nicht unbedingt von der
Kapital=
bewegung abhängig. Das Gegenteil iſt nicht nur denkbar,
ſon=
dern zeitweiſe auch eingetreten. Jedenfalls darf man nicht
hof=
fen, daß der Zwang zur Deviſenbeſchaffung für
Reparations=
zwecke zu einer unbegrenzten Steigerung der Ausfuhr oder zu
einer ſcharfen Verminderung der Einfuhr führen kann. Bei
Ueberlegungen in dieſer Richtung wird man ſich bei allem
Opti=
mismus nicht an die Möglichkeit neuer Erfindungen uſw.
klam=
mern dürfen. Das Inſtitut für Konjunkturforſchung geht nun,
um zu einer überſchlägigen Schätzung zu kommen, bei ſeiner
Unterſuchung von den Zahlen des Jahres 1928 aus, weil dieſes
das letzte Jahr hoher Ausnutzung des volkswirtſchaftlichen
Pro=
duktionsapparates iſt. Die Einfuhr betrug 1928 etwa 14 Mrd.
RM. Inſolge des Wachstums der Bevölkerung wäre für die
nächſten 10 Jahre mit einer Erhöhung um 10 Prozent zu rechnen.
Die Haup poſten der Einfuhr waren in 1928: 4,5 Mrd.
Lebens=
mittel, 70 Mrd. induſtrielle Rohſtoffe und 2,5 Mrd.
Fertig=
waren. Eine Verminderung der Rohſtoffeinfuhr kommt nicht in
Betracht. Auch die Fertigwareneinfuhr wird ſich kaum
weſent=
lich droſſeln laſſen, da es ſich hier in der Hauptfache um
Quali=
tätsaus auſch handelt. Nur hinſichtlich der Lebensmitteleinfuhr
iſt eine Verminderung ernſtlich zu diskutieren. Aber ſelbſt wenn
es gelänge, etwa durch Verminderung der Einſuhr von Eiern
und Molkerei=Erzeugniſſen, die deutſche Handelsbilanz um eine
halbe Milliarde Reichsmark zu entlaſten, wäre damit zwar viel
gewonnen, aber noch lange nicht genügend. Eine nachhaltige
Aktivierung der Handelsbikanz müßte ſomit weniger von der
Einfuhr= als von der Ausfuhrſeite her erhofft werden.
1928 betrug die deutſche Ausfuhr etwa 12 Mrd. RM., die
Fertigwarenausfuhr, auf die es hierbei in erſter Linie ankommt,
rund 9 Mrd. RM. Rund zwei Drittel der Fertigwarenausfuhr
gehen nach europäiſchen Ländern. Die Einfuhr dieſer Länder
wird verhältnismäßig langſam ſteigen. Aber auch in Ueberſee
ſind die Möglichkeiten nicht unbegrenzt. Nur wenn ſich in
Oſt=
aſien, vor allem in China und Japan, die Moderniſierung der
Volkswirtſchaften ſehr beſchleunigen würde, könnten die
Ueberſee=
länder ſchneller an Bedeutung für die deutſche Ausfuhr
gewin=
nen. Was die Warengruppen anbelangt, ſo hat die Erfahrung
der letzten 30 Jahre gezeigt, daß der Verbrauchsgüterausfuhr
verhältnismäßig engere Grenzen gezogen ſind, als man vielfach
annimmt. Man wird mit zunehmender Induſtrialiſierung der
Welt annehmen dürfen, daß ſich die Steigerung der
Verbrauchs=
güterausfuhr noch mehr als bisher verlangſamt. Eine raſche
Exportſteigerung müßte daher in erſter Linie von der
Produk=
tionsgüterausfuhr getragen werden. Wenn man annimmt, daß
ſich die Produktionsgüterausfuhr im gleichen Tempo erhöht wie
in den letzten Jahren, dann läme man ſür das nächſte Jahrzehnt
auf eine Erhöhung der Geſamtausfuhr um etwa 6 Mrd. RM.,
alſo auf etwa 18 Mrd. RM. um das Jahr 1940. Dem Zuwachs
der Ausfuhr um 6 Mrd. RM. muß aber eine Zunahme der
Ein=
fuhr (Bevölkerungszuwachs) gegenüberſtehen. Unbedingt wird
eine Zunahme der Rohſtoffeinfuhr um etwa 3 bis 4 Mrd. RM.
anzunehmen ſein. Als Ergebnis dieſer Rechnung wäre ſomit
in den nächſten 10 Jahren mit einer Verbeſſerung der
Handels=
bilanz um vielleicht 2 bis 3 Mrd. RM. zu rechnen. Ein ſo großer
Aktivſaldo wie 1930 darf aber vorerſt nur als vorübergehende
Erſcheinung gewertet werden. Selbſt wenn man bei der obigen
Rechnung die günſtigſten Grenzfälle annimmt, dann wäre in 10
Jahren höchſtens ein durchſchnittlicher Aktivſaldo der
Handels=
bilanz von 1 Mrd. erreicht. Nimmt man eine Steigerung des
Aktivſaldos der Dienſtleiſtungen von gegenwärtig etwa 300 auf
800 Mill. RM. an, ſo könnte im Laufe des nächſten Dezenniums
vielleicht eine Aktivität von Außenhandel und Dienſtleiſtungen
zuſammen von 1 bis 1,5 Mrd. RM. erreicht werden. Dem ſtehen
gegenüber im Jahre 1940 an Reparationsverpſlichtungen 2 Mrd.
RM., an Zinszahlungen an das Ausland 1 Mrd. RM., ein Be=
Valkanforſchung mit Blugzeugen.
Von Profeſſor O. Baſchin, Berlin.
Zu den vielen Rätſeln der Natur, deren Löſung für die
Bewohner gewiſſer Erdſtriche geradezu eine Lebensfrage iſt,
ge=
hören die Ausbrüche der Vulkane, jener
Sicherheitsven=
tile der Erdrinde, welche den geſpannten Gaſen
und glutflüſſigen Lavamaſſen der Unterwelt
einen Austritt gewähren, ſo daß die Verheerungen,
welche dadurch angerichtet werden, ſich auf die mehr oder
weni=
ger weite Nachbarſchaft beſchränken und nicht zur
Zertrümme=
rung der Geſteinskruſte in großem Ausmaß führen.
Faſt ſtets mußten die Bewohner vulkaniſcher Gebiete, durch
die, meiſt plötzlich hereinbrechende Kataſtrophe überraſcht, das
Unheil über ſich ergehen laſſen, und nur wenigen glückte es,
durch eilige Flucht dem Verderben zu entgehen. Seit jenem
Ausbruch des Veſuvs, welcher im Jahre 79 nach Chriſti
Ge=
burt die Städte Pompeji und Hereulaneum verſchüttete, haben
ungezählte Ausbrüche von Feuerbergen die Menſchheit dezimiert.
Aber erſt das Nachrichtenweſen der Neuzeit gibt
uns Aufſchluß über die Zahlen der
Todes=
opfer, die namentlich in jenen vulkaniſchen Inſelreihen, welche
die Küſten von Süd= und Oſtaſien umkränzen, mehrfach
50000 überſtiegen haben.
Der kürzlich erfolgte Ausbruch des Merapi auf der Inſel
Java (nicht zu verwechſeln mit dem gleichnamigen Vulkan auf
Sumatra), lenkt von neuem die Aufmerkſamkeit auf dieſe
hol=
ländiſche Sunda=Inſel, deren vulkaniſche Tätigkeit überaus
intenſiv iſt. Man zählt hier weit über 100 Feuerberge,
von denen 14 die Höhe von 3000 Metern und
mehr erreichen. Die Geſchichte dieſer blühenden Inſel,
welche zu den fruchtbarſten und daher, mit 280 Einwohnern auf
den Quadratkilometer gegen 133 in Deutſchland, zu den am
dich=
teſt bevölkerten Ländern der Erde gehört, berichtet außer von
vielen anderen von den gleichzeitigen Ausbrüchen dreier
Vul=
kane im Auguſt 1772, die in einem Dreieck von 100
Kilometern Seitenlänge alles Leben
vernich=
teten, und von der Eruption des Galoenggoeng im Jahre
1824, welche 114 Dörfer unter einem kochenden
Schlamm begrub. Aus neuerer Zeit iſt namentlich der
Aus=
bruch des Kloet im Mai 1919 zu erwähnen, deſſen im Inneren
ſeines Kraters gelegener Sce dabei auslief, Millionen von
Kubikmetern, kochenden Waſſers auf Städte,
Dörfer, Eiſenbahnen und Pflanzungen
ſchüt=
tete und maßloſe Verheerungen in nicht weniger als 13
Pro=
vinzen anrichtete.
In der Erwägung, daß ſich Hilfsmaßnahmen gegen ſo un
geheuerliche Naturereigniſſe erſt treffen laſſen, wenn der Mecha
gismus der unterirdiſchen Vorgänge genauer bekannt iſt, hat
Bom Tage.
Im Haushaltsausſchuß des Reichstages wurde die Beratung
des Haushalts des Reichsfinanzminiſteriums fortgeſetzt. Gegenüber
dem Redner der Bayeriſchen Volkspartei, erklärte Reichsfinanz= Zwangsläufig deukſch=franzöſiſche Zuſammenarbeil.
miniſter Dietrich, das
Steuervereinheitlichungs=
geſetz greife keineswegs in die Zuſtändigkeit
der Länder ein.
Der Arbeiterrat der Hütte Ruhrort=Meiderich hat ſich,
dem Beſchluß des Angeſtelltenrates folgend, für eine
Urabſtim=
mung der Belegſchaft über den Vorſchlag der Verwaltung der
ausgeſprochen. Die Abſtimmung ſoll am kommenden Mittwoch erfolgen.
Londoner Informationen zufolge führt Pilſudſki mit den
zu=
gen über außenpolitiſche Fragen, wobei er ſich u. a. zu einer
Revi=
ſion der deutſchen Oſtgrenzen im Falle einer Zu= ſchungen erlebt. Inzwiſchen iſt die hier ſo wenig
volkstüm=
menden polniſch=ruſſiſchen Kriege bereit erklärt worden — es iſt kein Wunder, wenn ſelbſt die anglophilſten Kreiſe
haben ſoll.
Der franzöſiſche Miniſterrat befaßte ſich mit der finanziellen
Lage der großen franzöſiſchen Eiſenbahngeſellſchaften. Das Defizit Auffaſſungen am meiſten auseinandergehen, iſt ohne Zweifel die
der Geſellſchaften für das Jahr 1930 wird auf 1,6 bis 1.8
Milliar=
ſchlägt die Erhöhung der Eiſenbahntarife um 24 Prozent für die
Perſonenbeförderung und 10 Prozent für die Güterbeförderung vor.
An Miniſterpräſident Macdonald wurde im engliſchen
Unter=
haus die Anfrage gerichtet, ob die Regierung den Plan einer
Regelung der interalliierten Schulden und
der=
beantwortete die Anfrage dahin, daß ein derartiger Plan von
der engliſchen Regierung nicht erwogen werde.
neralſtreik ausgerufen worden iſt, weil die Einfuhr ausländi= die franzöſiſche Beurteilung eine ſtarke Aenderung oder —
Ruß=
ſchen Getreides durch Erlaß verboten worden iſt. Zwei Mühlen wurden
ausgeplündert. Im Verlaufe eines Straßenkampfes wurden vier
Per=
aufgehoben. Die Lage iſt ruhiger geworden, doch dauert der Streir Rückentwicklung im Sinne einer Desorganiſation erfuhr?
fort.
das kriegsgerichtliche Verfahren gegen Generalmajor Butler, der Zwangsarbeit in Rußland. Die franzöſiſche Preſſe war darüber
wegen Beleidigung Muſſolinis unter Anklage geſtellt war,
nieder=
geſchlagen. Gründe für dieſe Maßnahme wurden nicht angegeben. Rußland Zwangsarbeit exiſtiert, und man ſprach vom engliſchen
Das Marinedepartement begnügte ſich damit, Generalmajor
But=
ler einen Verweis zu erteilen.
Der Konflikt zwiſchen dem Weißen Haus und dem Senat über
die Bereitſtellung von ſtaatlichen Geldern zum Ankauf von
Lebens=
mitteln für die notleidenden Farmer iſt nunmehr auf gütlichem lichen und finanziellen Organiſation Europas
Wege beigelegt worden. An Stelle der vom Senat für die Nah=
Millionen Dollar zur Verfügung ſtellen.
trag, der aber noch beträchtlich ſteigen dürfte. Es ergibt ſich alſo
nach dem gegenwärtigen Stand, daß ſelbſt ein andauernder
Aktivſaldo des Warenhandels von über 2 Mrd. RM. und eine
Verbeſſerung des Saldos aus den Dienſtleiſtungen um 1 Mrd.
RM., noch kaum zu einem Ausgleich der Geſamtbilanz führen
dürfte. Somit iſt Deutſchland bei der gegenwärtigen Regelung
der Neparationszahlungen zum Ausgleich der Zahlungsbilanz
nach wie vor auf Auslandskredite angewieſen, andererſeits wird
die deutſche Ausfuhr noch lange unter einem ganz beſonders
ſtarken Druck ſtehen, der zur Ausfuhrſteigerung mit allen Mitteln
zwingt.
Die Nachlüigzung des Reichskags.
In der zweiten Morgenſtunde des Dienstags wurden
national=
ſozialiſtiſche und kommuniſtiſche Anträge auf Ueberweiſung der
Vorlage an die Ausſchüſſe in namentlicher Abſtimmung mit 291
gegen 161 Stimmen abgelehnt. Die Oppoſition verſuchte mit allen
Mitteln, die Anträge der Mehrheit zu ſabotieren, die aber bis
auf den letzten Mann zur Stelle blieb. Das Haus war immer
noch beſchlußfähig, ſo daß um 2.15 Uhr einen Antrag des
National=
ſozialiſten Stöhr auf Uebergang zur Tagesordnung über den
An=
trag auf Genehmigung ſämtlicher Strafverfolgungsanträge das
gleiche Schickſal ereilte. Die Reihen der Oppoſition hatten ſich
mittlerweile ſchon ſtark gelichtet, ſo daß nur noch 138 Stimmen für
den Antrag Stöhr abgegeben wurden, während die Mehrheit mit
290 Stimmen das Kampffeld behauptete. Mittlerweile rückte der
Stundenzeiger immer weser vor. Gegen 2.30 Uhr wurde
ſchließ=
lich der Antrag auf Genehmigung aller vorliegenden
Straf=
verfolgungsanträge mit 232 gegen 9 Stimmen bei 1 Enthaltung
angenommen.
Hierauf vertagte ſich das Haus kurz nach 2.30 Uhr auf
Diens=
tag nachmittag 15 Uhr. Auf der Tagesordnung; Fortſetzung der
zweiten Beratung des Haushalts des Auswärtigen Amtes, die
wahrſcheinlich der Reichsaußenminiſter Dr. Curtius mit einem
Expoſé über die deutſche Außenpolitik einleiten wird.
eingerichtet, die reiches und wertvolles Material geliefert haben,
das ſchon jetzt viele Menſchen vor dem Tode bewahren konnte.
Dem japaniſchen Erdbebenforſcher Profeſſor Omori gelang An Dampfwolken waren die Stellen erkennbar, an denen das
es nämlich, geſtützt auf die Angaben ſeiner Regiſtrierinſtrumente,
herzuſagen, daß die 23 000 Einwohner der be= zeuge iſt in Mittelamerika bereits ſo häufig, daß ſie auf den
treffenden Inſel noch einen Tag vor der
Kata=
ſtrophe abtransportiert und ſo gerettet werden
konnten.
Beſonders ſchwicrig und gefährlich iſt es natürlich, an den
zukommen, der wahrſcheinlich Hunderte von Metern tief in ſiedendem Schwefel erfüllten Pfuhle und die
Dampfausſtrö=
das Erdinnere ſührt. Kühnen Forſchern iſt es jedoch
gelun=
gen in den Krater hinabzuſteigen, einen Blick
gar wiſſenſchaftliche Meſſungen anzuſtellen.
und war nach dem Aufholen abgeſchmolzen. Der Kilaueg=
Krater auf der Inſel Hawaii im Stillen Ozean enthält einen,
See, den die Eingeborenen Halemaumau (Haus
des Feuers) nennen. Von unterirdiſchen Zuflüſſen
ge=
ſpeiſt, ſteigt die Lava manchmal um mehr als 100 Meter empor
und zieht ſich dann wieder in das Erdinnere zurück. Auch
an dieſen Feuerſee hat man ſich herangewagt
und die Temperatur an der Oberfläche zu 1000
Grad, in 13 Metern Tiefe zu 1180 Grad beſtimmt.
Aber neben ſolchen Einzelbeobachtungen, an beſtimmten
Stellen erwies es ſich als notwendig, einen Ueberblick über das
geſamte Innere des Kraters, einſchließlich deſſen unzugänglicher
Teile zu gewinnen. Zu dieſem Zweck trat neuerdings das
Flug=
zeug in Aktion, das man außerdem dazu benutzen wollte, den
gefährdeten Bewohnern Hilfe zu bringen. Dieſe letztere
Ab=
ſicht hat ſich jedoch auf mehr oder minder erfolgreiche
War=
nungen beſchränken müſſen, während eine Rettung der von den
Flammen Umzingelten meiſt nicht möglich war. So mußten
die Inſaſſen eines Flugzeuges bei dem letzten Ausbruch des
Vulkans Santa Maria in Guatemala tatenlos zuſehen,
wie ein Dutzend Menſchen, die ſich auf einem von
Lavaſtrömen umfloſſenen Hügel befanden,
ſchließlich von den glühenden Geſteinsmaſſen
erreicht wurden und bei lebendigem Leibe
ver=
brannten, während andere in Strömen
kochen=
den Waſſers umkamen. Der Generaldirektor der
Zivil=
luſtfahrt von Guatemala flog während des Ausbruchs in 10 bis
Metern Höhe über den Krater des Santa= Maria=
Vulkans, aus dem ſich dauernd rieſige Lava=
* Die rufſiſche Gefahr.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 9. Februar.
Die letzte Tagung des Völkerbundsrates in Genf hat den
fran=
zöſiſchen Nationaliſten wieder einmal die Lehre gebracht, daß jede
Vereinigten Stahlwerke auf eine 20prozentige Lohnſenkung Annäherung an England, und ſei man franzöſiſcherſeits noch ſo
konziliant, zwiſchen ſehr engen Grenzen bleiben muß. Die Haltung
Henderſons war eine Enttäuſchung, und ſeitdem hat man in einer
ſtändigen Pariſer und Londoner Stellen Aufſehen erregende Verhandlun= ganzen Reihe von Fragen mit England nur
Enttäu=
ſicherung der deutſchen Neutralität in einem kom= liche Arbeiterregierung in England wieder einmal nicht geſtürzt
in Paris letzten Endes ihre Geduld verliexen.
Eine der Fragen, über welche die engliſchen und amerikaniſchen
ruſſiſche. Gerade über dieſen Punkt iſt es jetzt zu einer, vorerſt
den Franken veranſchlagt. Ein der Regierung vorliegender Bericht allerdings ſcheinbar nur gefühlsmäßigen Verſtändigung zwiſchen
Frankreich und Amerika gekommen. Die Frage des ruſſiſchen
Dum=
pings ſcheint hier wie in Waſhington unter denſelben
Geſichtspunk=
ten betrachtet zu werden. Man erblickt in ihr eine Gefahr für die
internationalen, Round Table=Konferenz zur ganze nichtruſſiſche Wirtſchaft und man möchte ihre Abwehr
ener=
giſch und international organiſieren. An dieſem Punkte drängt
Reparationsfrage zurzeit in Erwägung ziehe. Macdonald ſich eine Bemerkung auf: vor noch nicht ſo langer Zeit ſprach man
über das ruſſiſche Dumping, oder ſagen wir beſſer, über die
ruſſiſche Konkurrenz, ziemlich geringſchätzig. Jetzt ſoll Rußland die
Zu den Unruhen in Madeira wird gemeldet, daß der Ge= ganze kapitaliſtiſche Wirtſchaft bedrohen. Folglich erfuhr entweder
land hat große Fortſchritte zu verzeichnen. Oder ſoll man glauben,
ſonen getötet. Der Erlaß wurde infolge dieſer Zwiſchenfälle wieder daß die europäiſche und amerikaniſche Wirtſchaft eine mächtige
Wie dem auch iſt, der ruſſiſche Export und der Fünfjahresplan
Das amerikaniſche Marinedepartement hat überraſchenderweiſe werden jetzt ſehr ernſt genommen, ebenſo wie die Bedeutung der
empört, daß man in England offiziell nicht zugeben wollte, daß in
„Cant”,
Die Abwehr der ruſſiſchen Gefahr — und in
die=
ſem Punkte denkt man ganz logiſch — wird
inderwirtſchaft=
erblickt. Dieſe aber geht über die deutſch=
franzö=
rungsmittelverteilung geforderten 25 Millionen Dollar will die ſiſche Zuſammenarbeit. Und — ſo verlautet in hieſigen
Bundesregierung dem Ackerbauminiſterium den Betrag von 20 Finanzkreiſen, daß die franzöſiſche Beteiligung an der deutſchen
Eiſenbahnanleihe — ſie hat einen offiziöſen Charakter — einen
Beginn und Auftakt in dieſer Richtung bedeutet.
Die franzöſiſche Initiative iſt an dieſem Punkte durchweg zu
begrüßen. Bedenken erregt einzig und allein der
Umſtand, daßmanesin Parisfür nötighält, jede
finanzielle Zuſammenarbeit mit Deutſchland
der eigenen Oeffentlichkeit unter einem Schwulſt
von Vorſichtsmaßnahmen und unter
Beruhigun=
gen mit einem Nachſicht erheiſchenden
Augenauf=
ſchlag zupräſentieren. Dazu trägt jedoch viel bei, daß die
franzöſiſche Oeffentlichkeit ſeit geraumer Zeit jede Anleihe an das
Ausland mit Nervoſität und Mißträuen beobachtet.
Der franzöſiſche Finanzminiſter über die
Kredit=
operakion für die Deutſche Reichsbahn.
Die Beteiligung franzöſiſcher Banken an der internationalen
Kreditoperation für die Deutſche Reichsbahn bildete heute den
Gegenſtand einer Sitzung der Finanzkommiſſion der Kammer, in
der Finanzminiſter Flandin den Kommiſſionsmitgliedern
Auf=
klärungen über die techniſchen Grundzüge dieſer Operation gab.
Es handle ſich, ſ9betonte der Miniſter, weder um eine direkte
Anleihe der deutſchen Regierung noch um die
Emiſſion deutſcher Werte auf dem Pariſer
Markt, ſondern lediglich um eine internationale,
zeitlich bis Ende 1932 begrenzte Diskont=
Opera=
tion von Privatbanken ohne Garantie der
Re=
gierung, die in keiner Weiſe die öffentlichen
Finanzen Frankreichs berühre. Die franzöſiſche
Re=
gierung habe davon nur deshalb Kenntnis erhalten, weil die
daran intereſſierte franzöſiſche Bankengruppe unter Führung der
Banque de Paris ſich nur dann an der Vorſchußgewährung
betei=
ligen wollte, wenn dieſe der Regierung genehm ſei. Der
An=
teilder franzöſiſchen Banken werde 250 Millionen
Franken nicht überſteigen, alſo weniger als ein Drittel des
Geſamtkontos von 130 Millionen Goldmark betragen. Die
Re=
gierung Steeg habe dieſer Operation grundſätzlich zugeſtimmt,
und die gegenwärtige Regierung habe dieſe Zuſtimmung
er=
neuert, da ſie der Anſicht ſei, daß dieſe Bankenoperation
alle wünſchenswerten finanziellen Garantien biete.
man Beobachtungsſtationen zur Unterſuchung des Vulkanismus ſtröme unter mächtiger Rauchentwicklung und
donnerähnlichem Krachen, begleitet von
gro=
ßen hervorzuckenden Stichflammen, ergoſſen.
geſchmolzene Geſtein die Flüſſe erreichte und deren Waſſer zum
den Ausbruch eines Vulkans ſo rechtzeitig vor= Kochen brachte. Die Ueberfliegung tätiger Vukane durch Flug=
Briefmarken der Republik Nicaragua im Werte von 25 Centavos
bildlich dargeſtellt wurde
Auch auf dem Philippinen= Archipel konnte ein Rundflug
zu Forſchungszwecken im Krater des Mayon an der
Südweſt=
im Zentrum des Kraters beſindlichen Ausbruchsſchlot heran= ſeite der Inſel Luzon ausgeführt werden. Es gelang, die mit
mungen zu photographieren.
Beſonders eindrucksvoll geſtaltete ſich die Ueberfliegung des
in dieſen Schlund der Hölle zu werfen, und ſo= Kilimandſcharo durch den bekannten Schweizer Piloten
Mittel=
helzer, deſſen Flugzeug „Switzerland” in 6400 m Höhe über den
So kaben C. Capello, A. Malladra, M. Storz und P. Jacobi rieſenhaften, mit Eis erfüllten Krater dahindonnerte. Das un=
Beobachtungen im Veſuvkrater ausgeführt. Ein Zylinder aus heimlich tiefe, 2½ Kilometer breite Einbruchs=
Autimon=Metall, deſſen Schmelzpunkt bei 632 Grad Celſius loch des ehemaligen Feuerſchlundes erinnerte den
liegt, wurde an einem Eiſenſeil 54 Meter tief herabgelaſſen Flieger, wie er ſchreibt, gleichſam an das Rieſenauge eines
märchenhaften Gebildes längſt vergangener Erdentage.
Handelt es ſich auch bei dieſen erſten Forſchungsflügen über
mit flüſſiger, rotglühender Lava gefüllten jene feurigen Gefilde, deren Betreten dem Menſchen verſagt iſt,
zunächſt noch um Nekognoſzierungen, ſo zeigen doch ſchon die
bisher veröffentlichten Photographien eine ſolche Fülle von
in=
tereſſanten und wiſſenſchaftlich wertvollen Einzelheiten, daß man
der weiteren Entwicklung dieſer Unternehmungen mit hohen
Erwartungen entgegenſehen darf.
— Steuerberatungsſchriften. Umſatzſteuer. Was jeder davon
wiſſen muß. In dieſer Schrift hat der ſachverſtändige Verfaſſer die
viel=
fach recht unklar gehaltene Geſetzesmaterie in leicht verſtändlicher Form
erläutert unter Berückſichtigung der Notverordnungs=Aenderungen.
Prak=
tiſche Beiſpiele verdeutlichen die weſentlichſten Grundſätze, und
jeder=
mann wird ſich an Hand dieſer Schrift leicht in das Umſatzſteuerrecht
vertiefen können. — Die Einkommenſteuer. Was jeder davon
Wiſſen muß. Von Dr. W. Sinzig, Oberſteuerſekretär. Preis 125 Mk.
Bei vielen Steuerpflichtigen beſtehen immer noch häufig Unklarheiten
über die Einkommenſteuer, ſowie über die zuläſſigen und unzuläfſigen
Abzüge. Ein Sachverſtändiger hat daher, um unerwünſchte
Auscinan=
derſetzungen mit den Finanzbehörden zu vermeiden, mit der
vorliegen=
den Schrift, einen zuverläſſigen und allgemein verſtändlichen Ratgeber
geſchaffen, der durch zahlreiche Beiſpiele an Ueberſicktlichkeit noch
ge=
winnt. Die aufgezählten Arten der Einkommen werden in kurzen, klaren
Zügen entwickelt. — Die Vermögensſteuer. Was jeder davon
miſſen muß. Sämtlich von Dr. W. Sinzig, Oberſteuerſekretär, 1.,25 Mk.
Verlag Wilh. Stollfuß in Bonn. In kurzer und ſehr überſichtlicher
Form bringt der Verfaſſer dieſe pra ſche Anleitung heraus. Die in
dem Geſetz ſowie in der Notverordy
verankerten Grundſätze werden
durch dieſe neue Schrift weiteſten
zugänglich gemacht. Bei der
Abfaſſung iſt. Wert darauf gelegt worden, die wichtigſten Grundgedanken
an Hand einfacher Beiſvieſe klarzulegen.
Kummer 41
Dienstag, den 10. Februar 1931
Seite 3
Zeichen dei Sefſerang.
Ueberwindung der Berkrauenskriſe. — Skimmungsumſchwung in der Beurkeilung der Lage.
Verlängerung der kurzfriſtigen Kredike.
Einigung über die Oſthilfe.
Parlamenkatiſche Erledigung bis Ende März?
* Der Erfolg des Reichskanzlers vor dem Reichstag hat ſich
raſcher, als man erwarten durfte, ausgewirkt. Er hat ſowohl im
Inland als auch im Ausland gezeigt, daß ein ſtarker Wille auch
imſtande iſt, dieſen Reichstag zu meiſtern. Wir haben ſchon
wie=
derholt darauf aufmerkſam gemacht, daß man gerade im
Aus=
lande mit ſteigendem Vertrauen der Entwicklung in Deutſchland
entgegenſieht. Das hat zunächſt ſeinen Ausdruck darin gefunden,
daß größere Kredite der Wirtſchaft, die urſprünglich
nur bis zum 15. Februar befriſtet waren, auf weitere drei
Mönate verlängert worden ſind, daß alſo die Wirtſchaft
und die Reichsbank ihrer dringendſten Geldſorgen enthoben ſind.
Daher auch der Umſchwung, der ſich an der Börſe geltend
macht, und der nun wieder auf das Ausland zurückwirkt. Wir ſind
gewiß die Letzten, die einem unbegründeten Optimismus das
Wort reden wollen — wir ſind noch lange nicht über den Berg —
aber ebenſo notwendig iſt es, einem uferloſen Peſſimismus
ent=
gegenzutreten, und deswegen darf doch einmal auf die
unverkenn=
baren Zeichen der Beſſerung hingewieſen werden.
Die Schwierigkeiten bei der Oſthilfe ſind jetzt im weſentlichen
überwunden. Man darf damit rechnen, daß noch im Laufe der
Woche die Vorlage vom Kabinett verabſchiedet wird. Wie
ver=
lautet, iſt ſich jetzt das Oſtkommiſſariat ſowohl mit Preußen als
auch mit der Induſtrie einig geworden, und zwar auf der Baſis,
daß das Zweckvermögen anerkannt wird. Die Führung bei der
Umſchuldung wird bei der Bank für Induſtrieobligationen liegen.
Außerdem werden die Rentenbank=Kreditanſtalt und die
Preußen=
kaſſe eingeſchaltet, und zwar entſprechend der Höhe der
Aufbrin=
gung, die ſich bei der Bank für Induſtrie=Obligationen auf 500
Millionen, bei der Rentenbank auf 50 und bei der Preußenkaſſe
auf 25 Millionen beläuft. Auch in der Frage, ob
Arbeitsgemein=
ſchaften von etwa zehn bis fünfzehn Gütern oder
Haftungsver=
bände geſchaffen werden ſollen, die große Bezirke umfaſſen und bei
der Umſchuldung für die zweiten Hypotheken dem entſprechen
würden, was die Generallandſchaft für die erſte Hypothek
be=
deutet, iſt eine Einigung herbeigeführt worden. Man hat ein
Kompromiß gefunden, das die Vorzüge beider Löſungen in ſich
vereinigt und gewiſſermaßen Wirtſchaftsverbände von mittlerer
Größe ſchafft. Damit ſind auch die Standpunkte von Induſtrie
und Landwirtſchaft ausgeglichen. Angeſichts der großen
Schwierig=
keiten, die gerade dieſes Problem in den letzten Tagen und Wochen
gemacht hat, ſieht man in der Löſung einen großen Erfolg des
Kabinetts und namentlich des Reichsminiſters Treviranus.
Ebenſo ſteht es um die landwirtſchaftlichen Notmaßnahmen.
Auch liegen die Grundzüge der Reform in der Hauptſache feſt.
Die Regierung glaubt ſogar, beide Vorlagen noch mit
dem Etat bis Ende März durch den Reichstag
brin=
gen zu können. Gelingt ihr das, dann hat ſie endgültig den
Be=
weis erbracht, daß ſie Herr der Lage iſt, während die Oppoſition
ſich in negativer Kritik erſchöpft. Das wird dazu führen, daß dann
auch weitere langfriſtige Kredite aus dem Ausland zur Verfügung
geſtellt werden und dadurch die Wirtſchaft in ihrer Dispoſition
weniger beengt iſt. Allerdings bleibt dann immer noch
einer vorübergehenden Herabſetzung der Arbeitszeit, in der
Er=
wartung, daß es dann möglich ſein wird, die Arbeitszeit langſam
wieder zu ſteigern und damit auch die Löhne wieder zu erhöhen.
Niemand wird die Gefahren überſehen dürfen, die auf dieſem
Wege liegen. Aber es iſt doch immerhin ſchon ein Fortſchritt, daß
jetzt in breiten Schichten langſam ein Stimmungsumſchwung ſich
einſtellt und daß wir wieder an eine Aufwärtsentwicklung zu
glauben beginnen.
Dingelden
Henderſon forderk Abrüſtung.
Der Rüſtungswekklauf eine riefige Gefahr”.
zut Polikik von heuke und morgen.
das große Problem der Arbeitsloſigkeik.
Auch der Kanzler iſt ſich nicht darüber im Unklaren, daß er hier
den Hebel anſetzen muß, wenn er endgültig Beſſerung ſchaffen
will. Die vom Arbeitsminiſterium eingeſetzte Kommiſſion ſoll dem
Arbeitsminiſter die erforderlichen Unterlagen liefern, um einer
Reform der Arbeitsloſenverſicherung die Wege zu ebnen.
Viel=
leicht darf auch auf das Beiſpiel hingewieſen werden, das
die allgemeine Eelektrizitätsgeſellſchaft in
Berlin gegeben hat, die jetzt die fünftägige
Ar=
beitswoche proklamiert unter gleichzeitiger
fünf=
zehnprozentiger Lohnherabſetzung, dafür aber auch
die Zuſicherung gegeben hat, daß ſie dann veitere
Entlaſ=
ſungen nicht mehr vorzunehmen braucht, möglicherweiſe
ſo=
gar imſtande iſt, langſam wieder zu
Neueinſtellun=
gen zu ſchreiten. Jedenfalls liegen wohl in dieſer Richtung auch
die Gedanken des Reichsarbeitsminiſters, der alles darauf
ab=
ſtellen will, die Feiernden zunächſt einmal in den Arbeitsgang
wieder einzugliedern, auch auf die Gefahr der Notwendigkeit
Ludwigshafen, 9. Februar.
Im Rahmen einer Tagung der ſüdweſtdeutſchen
Arbeits=
gemeinſchaft der Deutſchen Volkspartei ſprach Parteiführer
Dingeldey über die großen Fragen der deutſchen Politik=
Er wies zunächſt auf die ſeparatiſtiſche Wühlarbeit Frankreichs
hin, und geißelte aufs ſchärſſte das Beſtreben Frankreichs, immer
wieder mit Mitteln der Gewalt oder unnatürlicher Verträge
das Leben eines 65=Millionen=Volkes in Feſſeln zu ſchlagen.
Demgegenüber wies er auf das Recht des deutſchen Volkes auf
Gleichberechtigung und die Möglichkeit, leben zu können, hin. Es
gälte der Welt die große Bedeutung des Deutſchen Reiches als
Gegengewicht gegen den Bolſchewismus klar zu
machen. Was für Schreckniſſe würden eintreten, wenn man
ein Volk von der großen Vergangenheit des deutſchen zur
Ver=
zweiflung treibe.
Zur Korridorfrage erklärte der Redner unter ſtürmiſchem
Beifall, daß es keine deutſche Regierung geben könne,
die die heutige Grenze im Oſten anerkenne. Leider
ſei hier der Weg für eine Reviſion noch in weitem
Felde, weil alle hierfür in Betracht kommenden Mächte
zurzeit von Sorgen um ſich ſelbſt erfüllt ſeien.
Der Redner kam dann auf das Verhältnis zur
National=
ſozialiſtiſchen Partei zu ſprechen. Unverſtändlich ſei ihm,
wie dieſe Partei den Austritt aus dem
Völker=
bund verlangen könne, da der Völkerbund doch
die einzige Stätte einer erfolgreichen
Unter=
ſtützung durch Italien ſei.
Der Redner verteidigte dann Brüning und
erläu=
terte ſeine Ziele. Er ſei voller Vertrauen in die wahrhaftige
und rechtliche Geſinnung dieſes Kanzlers. Die Deutſche
Volkspartei habe alle Urſache, einen Mann wie
Brüning, der beſtrebt ſei, eine beſſere Zukunft
ze ſchaffen Gefolgſchaft zu leiſten.
Dingeldeyerläuterte dann eingehend die volksparteilichen
Pläne, die in der letzten Zeit von gewiſſer Seite als
Staats=
ſtreichpläne charakteriſiert worden ſeien. Er führte aus, daß die
Volkspartei eine Reichsreform wünſche und für die
Stärkung der Staatsautorität und die
Vermeh=
rung der Befugniſſe des Reichspräſidenten
kämpfe. Er befürwortete weiter die Heraufſetzung des
Wahlalters und forderte die Einrichtung einer
Erſten Kammer.
Dingeldey ging dann auch auf die notwendigen
wirt=
ſchaftspolitiſchen Maßnahmen ein und forderte
außer der Einſchränkung der Ausgaben in Reich,
Staat und Ländern eine Vereinfachung der
Ver=
waltung und eine Aenderung der Lohnpolitik
Als vordringlichſte Aufgaben für die nahe Zukunft
bezeichnete der Redner weiter die Hilfeleiſtung für die
Städte und Gemeinden, die durch ſchwere
Wohlfahrts=
laſten in ihrer Exiſtenz bedroht ſeien, dann Maßnahmen
gegen das Arbeitsloſenelend in Verhandlungen mit
den berufenen Spitzenverbänden der Wirtſchaft und drittens die
Löſung der Tributfrage. Dingeldey ſchloß mit der
Feſtſtellung, daß die Regierung Brüning mit ihren
Maßnahmen nicht nur bezwecke, daß die Zahlungen an das
Aus=
land ſicher geſtellt würden, ſondern daß ſie im Gegenteil dafür
ſorgen wolle, daß die deutſchen Vertreter im
gegebenen Augenblick auch einmal „Nein” zu
ſagen vermöchten. Die wiederholt von Beifall
unter=
brochenen Ausführungen Dingeldeys klangen aus in einem
Auf=
ruf zur Beſinnung auf die deutſche Kultur und die deutſche
Vergangenheit.
* London, 9. Febr. (Priv.=Tel.)
Der engliſche Außenminiſter Henderſon hielt am Montag
abend in der Londoner Qeenshall eine Rede über die Abrüſtung,
in der er in unmißverſtändlicher Weiſe darlegte, was die
eng=
liſche Regierung unter Abrüſtung verſteht.
Die engliſche Regierung verſtehe darunter die
Herab=
ſetzung der bewaffneten Streitkräfte in jedem Lande auf
Grund eines feierlichen internationalen Vertrages, in dem
ſich alle Regierungen verpflichten würden, beſtimmte
Stärkeverhältniſſe für ihre Streitkräfte anzunehmen.
Er hoffe, daß die Verſammlung in der Qeenshall den Beginn
eines großen Feldzuges aller derjenigen, die den Frieden lieben,
in der ganzen Welt einleiten werde. Henderſon legte
beſon=
deren Wert darauf, die öffentliche Meinung für die Abrüſtung
zu gwinnen. Er erinnerte daran, daß die heranwachſende
Generation den Krieg noch nicht kenne und diejenigen, die ihn
kennen gelernt hätten, im Begriffe ſeien, ihn wieder zu
ver=
geſſen. Sie vergäßen gleichzeitig die kriegeriſchen
Vor=
bereitungen, die die Regierungen im
Augen=
blick träfen und die eine rieſige Gefahr
bedeute=
ten. Der nächſte Krieg, wenn er überhaupt kommen würde,
würde hauptſächlich in der Luft zum Austrag kommen.
Hender=
ſon wies darauf hin, daß jedes Jahr über London Luftmanöver
ausgeführt würden, über deren Bedeutung ſich die Wenigſten
Rechenſchaft ablegten. Dieſes habe zu bedeuten, daß der
eng=
liſche Generalſtab genau wie derjenige in allen anderen
Län=
dern erwarte, daß
die entſcheidenden Operationen im nächſten Krieg
Luft=
angriffe auf große Induſtriezentren darſtellen werden,
Henderſon erklärte weiter, es ſei ausgeſchloffen, den
modernen Krieg zu humaniſieren. Der nächſte Krieg
be=
deute die Vernichtung auch der nicht am Kriege
beteilig=
ten Zivilbevölkerung und der menſchlichen Ziviliſation.
Zum Schluß ſeiner Rede erklärte Henderſon, daß die
Ab=
rüſtung die größte moraliſche Aufgabe ſei, die
die jetzige Generation zu leiſten habe.
Franzöſiſche Maßnahmen gegen Luftangriffe.
Paris, 9. Februar.
Im franzöſiſchen Miniſterrat wurde vom Präſidenten der
Republik gemäß einem Beſchluß des Oberſten Rates für die
Landesverteidigung vom 8. Januar 1931 ein vom
Miniſterprä=
ſiendenten, vom Innenminiſter, vom Kriegsminiſter, vom
Marineminiſter und vom Luftfahrtminiſter vorbereitetes
Dekret, über einheitliche
Vorbereitungsmaß=
nahmen gegen Luftangriffe unterzeichnet.
Mar=
ſchall Pétain wurde mit der Durchführung dieſer Maßnahmen
betraut. Er legte deshalb ſein Amt als Vizepräſident des
Oberſten Kriegsrates und als Generalinfpekteur des Heeres
nieder. An ſeiner Stelle wird der bisherige Generalſtabschef
General Weygand, Vizepräſident des Oberſten Kriegsrates und
Generalinſpekteur des Heeres, und General Gamelin anſtelle
Weygands Generalſtabschef.
Die Ankwort Rußlands auf die Einladung der
Europakommiſſion.
Moskau, 9. Februar.
Die Sowjetregierung nahm die Aufforderung der
Europa=
kommiſſion des Völkerbundes zur Teilnahme an den Arbeiten der
Kommiſſion an und erklärte in einem zur Veröffentlichung
gelang=
ten Antwortſchreiben Litwinows an den Generalſekretär des
Völ=
kerbundes, daß ſie ſich ihre endgültige Einſtellung zu den weiteren
Arbeiten der Kommiſſion vorbehalte, bis ſie die nötigen
Erläute=
rungen erhalten und die Kommiſſion ſowie den Charakter der
Abſichten des einladenden Teiles der Kommiſſion ſtudiert haben
werde.
Blulige Saſſeacht.
Lärmend im Schloß zu Eger,
Ueber dem Ungarwein,
Sitzen die Würdenträger
Herzogs Wallenſtein:
Terzka, des Feldherrn Schwager.
Illo und Kinſky dazu,
Ihre Heimat das Lager
Und die Schlacht ihre Ruh ..."
hat Theodor Fontane einſt geſungen, als er das blutige Drama
in Schloß Eger vom 25. Februar 1634 in meiſterhafter Sprache
vor unſeren Augen erſtehen ließ. Unter der Form eines
Faſt=
nachtsſchmauſes waren Wallenſteins Vertraute Feldmarſchall
Illo, die Grafen Terzka und Kinſky ſowie ſein Sekretär, der
Rittmeiſter Niemann an jenem verhängnisvollen Abend in dem
Bankettſaale der Hohenſtaufiſchen Kaiſerpfalz zu Eger
verſammelt, während Wallenſtein ſelbſt das Haus der Witwe
Pachhebl als Quartier bezogen und wegen Krankheit nicht
ver=
laſſen hatte.
Die Zeitgenoſſen haben den Schmaus im Rathaus zu Pilſen,
bei dem neunundvierzig hohe Offiziere Wallenſteins die
viel=
berufene Urkunde unterſchrieben, in der ſie ſich verpflichteten,
für den Generaliſſimus: „alles Unſere bis den letzten
Bluts=
tropfen ungeſpart einzuſetzen” — draſtiſch „die volle Mette‟
genannt. Dieſer „erſte Pilſener Schluß” war am 12. Januar
1634 gefaßt worden. Die Urkunde befindet ſich im
Reichsgräf=
lich Schaffgottſchen Archibe zu Warmbrunn in Schleſien. Der
zweite „Pilſener Schluß” iſt vom 20. Februar 1634; er zeigt an
der Spitze Wallenſteins eigene Unterſchrift, von den Obriſten
baren nur noch 30 da, Piccolomini, Iſolani, Butler fehlten
bereits. Er gipfelte in dem Verſprechen, „bey, nebenſt undt vor
Ihro Fürſtliche Gnaden biß den letzten Blutstropfen
unaus=
ſetzlich zu halten, auch allem dem, ſo vorhin verſchrieben, mit
Darſtreckung Leib, Ehr, Guth und Bludt würklich und ohne
einige widerredt und behelf nachzukomben.” Auch das Original
dieſer Urkunde wird im Reichsgräflich Schaffgottſchen Archibe
zu Warmbrunn in Schleſien aufbewahrt. Beide Aktenſtücke ſind
ihrem erſten Beſitzer verhängnisvoll geworden. Hans Ulrich
Schaffgottſch, einer der Unterzeichneten des erſten Schluſſes, hätte
ſich nach des Friedländers Ende nach Schleſien geflüchtet. Man
wußte, daß er eins der drei bis vier Exemplare beſaß, in denen
die „Schlüſſe” ausgefertigt waren. Eifrig wurde auf
Schaff=
gottſchs Exemplare gefahndet, aber nichts gefunden. Auch als
ſein Beſitzer gefangengenommen, nach Wien gebracht und dort
als Mitſchuldiger des Friedländers hingerichtet war, verblieb
das Exemplar in Schleſien, und hat ſich bis auf den heutigen
Tag in der Familie des erſten Beſitzers erhalten.
Folgen wir nun dem Gang der Ereigniſſe in jenen
unheil=
ſchwangeren Faſtnachts=Tagen. Wallenſtein glaubte ſich noch im
Beſitz der Macht; er traute unerſchütterlich der bindenden Kraft
zweideutiger Federzüge auf einigen Bogen Kanzlei=Papier. Am
22. Februar war er von Vilſen mit den ihm gebliebenen zehn
Kompanien, mit Terzka, Illo, Kinſky und ihren Frauen nach
Eger aufgebrochen: es war der Weg des Todes, den er zog.
Unterwegs noch traf er auf Grund ſeines Generalats
Anord=
nungen zur Konzentration der Regimenter, die er treu glaubte,
und ſuchte alle Truppen an ſich zu ziehen, die er traf. So den
Oberſt Butler, einen Irländer aus vornehmem Hauſe, mit
ſei=
nen Dragonern. Butler ſchöpfte aus Wallenſteins Reden ſchweren
Verdacht und ſchickte durch ſeinen Feldkaplan, Pater Taaffe,
Bot=
ſchaft an Gallas und Piccolomini, „daß er gezivungen nach Eger
ziehe, um eine heroiſche Tat zu vollbringen”. Am Nachmittage
des 24. Februar kam Wallenſtein krank in Eger an.
Befehls=
haber der Feſtung war Oberſt Gordon, unter ihm ſtand
Ober=
wachtmeiſter Leslie, beides proteſtantiſche Schotten. Hören wir
nun, was uns Merians Theatrum Europaeum in einer
zeit=
genöſſiſchen Darſtellung erzählt: „Sie (Gordon, Butler und
Leslie) haben die Generale auf die Burg zu einer
Abendmahl=
zeit geladen, wo dieſe willig erſchienen ſind. Als aber die
Mahl=
zeit faſt vorüber und die beſtimmte Zeit zwiſchen 9 und 10 Uhr
herangekommen war, iſt die Burg raſch von Butlerſchen
Dra=
gonern, die Irländer geweſen, beſetzt worden. Dieſe ſind in das
Gemach, wo das Bankett abgehalten wurde, mit entblößtem
Degen eingedrungen: „Wer iſt gut kaiſerlich?” Worauf Oberſt
Butler, Oberſtleutnant Gordon und Oberwachtmeiſter Leslie
ſchnell geantwortet: „Vivat Ferdinandus” und zur Wehr ge=
griffen haben und auf eine Seite getreten ſind. Die Irrländer
haben den Tiſch über den Haufen geworfen und ſind auf den
Feldmarſchall Illo und die beiden Grafen gedrungen, haben
ſie geſtochen und geſchlagen. Alſo, daß Illo, ob er ſich wohl
etwas gewehrt, und Kinſky gleich anfangs totgeblieben; Graf
Terzky aber, wie man ſagt, ins Vorhaus geflohen, dort aber
auch von den Dragonern mit den Musketen totgeſchlagen
wor=
den. Dies alles iſt, während die Diener zum Eſſen geführt und
dort eingeſchloſſen worden waren, nach ihrem (der Anſtifter)
Be=
fehl verrichtet worden. Butler und Gordon haben mit zwei
Fackeln geleuchtet. Hierauf hat Gordon die Wache auf der
Burg, Leslie auf dem Markt übernommen. Butler iſt mit dem
iriſchen Kapitän Deveroux und zwölf Musketieren, denen aber
auf dem Fuße noch mehr folgten, aus der Burg zu der Herzogs
von Friedland Quartier geeilt. — Da nun der Mundſchent, ſo
dem Kerzog einen Trunk Bier in einer güldenen Schale
ge=
bracht, am erſten an einem Arm verwundet worden war, worauf
er angefangen zu rufen: „Rebellen, Rebellen” haben ſie das
fürſtliche Loſement mit drei Stößen eröffnet und alſo
hinein=
geſtürmt. Und hat beſagter Kapitän Deveroux den Herzog, ſo
im Hemd am Tiſch lehnend geſtanden, aber als der Kapitän
auf ihn zugeeilt, ans Fenſter wollte, mit einer Partiſane
durch=
ſtochen, daß er ohne ein einzig Wort zu ſprechen, zur Erde
ge=
fallen und den Geiſt aufgegeben.”
Am nächſten Tage wurde das Ereignis in Eger bekannt
gemacht, die Offiziere der Regimenter wurden neuerlich für
den Kaiſer in Pflicht genommen. Die Leichname warf man
unbekleidet in roh gezimmerte Holzkäſten, bis ſie Angehörige des
Herzogs nach Mies ſchafften, Illo, Terzka und Kinſky wurden im
Franziskaner=Kloſter zu Mies beigeſetzt; der Rittmeiſter
Nie=
mann, Wallenſteins Sekretär, wurde unter dem Galgen
ver=
ſcharrt. Der Herzog ſelbſt fand zunächſt in der Kartauſe
Walditz, ſpäter in der Kirche zu Münchengrätz ſeine Ruheſtätte.
Der Wiener Hof ſah ſich veranlaßt, „Auf Kaiſerlicher Majeſtät
Befehl” eine Rechtfertigungsſchrift zu veröffentlichen, zahlreiche
Flugſchriften in Wallenſtein freundlichem Sinne erſchienen, deren
eine aus Frankfurt a. M. die bezeichnenden Worte enthält: „Die
Mörder ſollen in Eger vom Herzog Bernharden von Weimar
bloquiert ſein, helfe Gott, daß es wahr, und die Mörder
Wieder=
umb ihren verdienten Lohn bekommen möchten, wiewohl ſie dem
gerechten Gott, ob er wohl eine Zeitlang zuſieht, nicht entlaufen
werden. Gott behüte andere redliche Offiziere und Soldaten
dor ſolchen Spaniſchen hinterliſtigen Anſchlägen”.
Fünf Jahre ſpäter ein buntes Faſtnachtfeſt in Chur, dem
alten Biſchofsſitze, der Hauptſtadt Graubündens! Trompeten
und Pauken ertönen beim glänzenden Faſchingsball, den
Grau=
bünden ſeinem tapferen, verwegenen Sohne, dem
Feldhaupt=
mann Jürg Jenatſch gibt, der vom Theologen ſich zum
Sol=
daten, zum Befreier Graubündens durchgekämpft hatte. Auch
er, wie der Friedländer, ein „abenteuerlicher Sohn des Glücks”.
Auch er ein Gewaltmenſch! Vor 18 Jahren hat er — am
25. Februar 1621 — auf Schloß Riedberg ſeinem Gegner
Pom=
peius von Planta mit der Axt das Haupt zerſchmettert! Heute
führt er die ſchöne Tochter des Erſchlagenen, die glutäugige,
ſchwarzlockige Lucretia von Planta zum Reigen! Da naht
ſich ihm eine Gruppe Masken, an der Spitze eine mächtige Bärin,
die das Wappenſchild der drei Bünde an einer ſilbernen Kette
um den zottigen Hals trägt. Mit brummender Stimme redet
ihn das rieſige Tier an: „Ich bin die Res publica der drei
Bünde und begehre mit meinem Helden ein Tänzlein zu tun”.
„Das darf ich nicht ausſchlagen”, erwidert der ſiegreiche
Feld=
herr und reicht dem Ungeheuer die Rechte. Mit eiſerner
Mannes=
kraft umklammert die Bärin den Waffenloſen, die Bärenführer
drängen heran, Waffen werden ſichtbar, ein wildes Ringen
ent=
ſteht. Da blitzt über Jürg Jenatſchs Haupt eine ſunkelnde Axt!
Lucretia, ſeine heißblütige Tänzerin, ſchwingt ſie, es iſt dieſelbe,
mit der einſt Jenatſch ihrem Vater das Haupt geſpalten. Nieder
ſauſt die Axt auf des Feldherrn ſchutzloſes Haupt, tot ſinkt er
nieder! In entſetzlichem Schrecken flüchten die Faſchingsgäſte
aus dem Rathaus zu Chur! So endete Jürg Jenatſch, Bündens
größter Mann, ſein Befreier, auf dem Faſching zu Chur im
Jahre 1639.
Blutige Faſtnacht 1634 und 1639 in der Zeit des Dreißig=
Dr. Ludwig Rotß.
jährigen Kriegesu
Seite 4
Dienstag, den 10. Februar 1931
Nummer 41
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Anna, geb. Harreus, Kiesſtraße 27, das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen
herzensguten Gatten, unſeren treubeſorgten, lieben
Vater, Bruder, Schwiegerſohn, Schwager und Onkel
Heinrich Nohe
Reichsbahn=Oberſekretär
heute nach kurzem ſchweren Leiden im Alter von
50 Jahren in die ewige Heimat abzurufen.
Im Namen der tieſtrauernden Hinterbliebenen:
Hilda Nohe, geb. Brecht
und Kinder Liſelotte und Helene.
Darmſtadt, den 8. Februar 1931.
(Südbahnhof).
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 11. d. Mts.,
nachmittags 321. Uhr, vom Portale des Friedhofs
in Eberſtadt (Bergſtr.) aus ſtatt.
Nachruf.
Am Freitag, den 6. ds. Mts. entſchlief in
Flon=
heim der
Bürgermeiſter
Marim Aidelic H.
Der Verewigte gehörte der
Genoſſenſchaftsverſamm=
lung der land= und forſtwirtſchaſtlichen
Berufs=
genoſſenſchaft für Heſſen ſeit 1917 und dem Vorſtand
ſeit 1923 bis zu ſeinem Ableben an. Seine
hervor=
ragenden Charaktereigenſchaften, ſeine große
Er=
fahrung, vor allem auch auf dem Gebiete der
Ver=
waltung, machten ihn zu einem äußerſt
verdienſt=
vollen Mitglied des Genoſſenſchaftsvorſtandes, in
dem ſein Rat ſtets beſondere Beachtung fand.
Wir betrauern tief den allzufrüh Heimgegangenen,
dem wir ein treues Gedenken bewahren werden.
Der Vorſtand der land= und
forſtwirtſchaftlichen Bernfsgenoſſenſchaft
für Heſſen:
Freiherr Löw von und zu Steinfurth.
Darmſtadt, den 9. Februar 1931.
(2446
(Statt jeder beſonderen Anzeige)
Todes=Anzeige.
Nach Goties unerforſchlichem Ratſchluß wurde uns geſiern Abend 6 Uhr, nach kurzem, ſchwerem
Teiden, meine innigſigeliebte Gatin, unſere gute Mutter, Großmutter, Schweſter, Schwägerin
und Tante
Louiſe Friedericke Joſeph
geb. Ihrig
ganz unerwartet durch den Tod entriſſen. Sie ſtarb im Alicehoſpital im 75. Tebensſahr.
Im Namen der tieſtrauernden Hinterbliekenen:
Carl Joſeph, Geh. Forſirat und Obertorſtimeiſter ſ. R.
Dr. iur. Karl Joſeph, Reichsbahnoberrat.
Luiſe Kaus, geb. Joſeph.
Anna Eruſchwitz, geb. Joſeph.
Jennv Joſeph, geb. Beſt.
Felix Gruſchwitz, Apotheker.
und 8 Eakellinder.
Darmſtadt, Fronkfurt a. M., Bonn a. Bh., den 9. Februar 1931.
Die Einſegnung findet Mittwoch, den 11. ds Mts., vorm. 11 Uhr, in der Einſegnungshalle des
Waldfriedhofs in Darmſtiadt ſtatt. Die Beiſetzung ertolgt in der Stille am nachmittag auf
dem Friedhof in Eberſtadt (Bergſtr.).
448
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen.
Vereinigung
früherer
Leibgardiſien
Darmſtadt.
Am Sonntag, den 8. Februar,
verſchied unſer langjähriges,
treues Mitglied
Kawerad
Heinrich Nohe
Reichsbahn=Oberſekretär.
Die Beerdigung findet am
Mittwoch, den 11. Februar 1931.
nachm. 3 45 Uhr vom Portale
des Eberſtädter Friedhofes aus
ſtatt. — Wir bitten unſere
Mit=
glieder, dem verſtorbenen
Kame=
raden recht zahlreich die letzte
Ehre zu erweiſen.
Gt
Der Vorſtand.
Dankſagung.
Herzlichen Dank allen, die uns bei dem überraſchenden Heimgang
unſeres teuren, unvergeßlichen Entſchlafenen, des Zimmermeiſters
Konrad Saurt
helfend und tröſtend zur Seite geſtanden haben.
Beſonderen Dank für die liebevolle Anteilnahme und alle
Ehrungen bei der Trauerfeier ſelbſi, ſowie für die zahlreichen
Blumen= und Kranzſpenden.
In tiefer Trauer
im Namen der Leidtragenden:
Todes=Anzeige.
Sonntag nachmittag entſchlief
ſanft nach langem, ſchwerem
Leiden im Alter von 54 Jahren
unſereliebe treuſorgendeMlutter,
Großmutter, Schwiegermutter,
Schweſter, Schwägerin u. Tante
Witwe.
Arheilgen, 8. Februar 1931.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet heute
Dienstag nachmittag 4 Uhr vom
Leichenhaus aus ſtatt. (2431
Marianne Haurg.
Darmſtadt, Februar 1931.
9441
Todes-Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden und
Bekannten die traurige Mitteilung,
baß unſer liebes
Elschen
nach kurzer, ſchwerer Krankheit im
Ater von 5 Jahren entſchlafen iſt.
Im Namen der rouernd Hinterbliebenen
Familie Georg Weidmann.
Reinheim, den 3. Fehr. 1931.
Die Beerdigung, findet am
Mitt=
woch, den 11. Februar, nachmitt:
1 Uhr ſtatt.
1247
Frau Beck
iſt vorzogen
Schühenſt. 20.*
Hans!
Da wir uns
verab=
redungsgemäß am
Samstag irrt. nicht
treffen konnt., bitte
ich. bei mir anzu=
Emma.*
rufen.
Junge hübſche
vermögende. Dame,
21 J. alt, möchte m.
einem Akademiker
oder Arzt i.
Brief=
wechſel treten. Ev.
ſpätere Heirat.
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dieſes Blattes.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine liebe, gute Frau, die
treu=
ſorgende Mutter ihrer Kinder, meine Tochter
Katharina Matthes
geb. Eidenmüller
nach langem, mit Geduld ertragenen Leiden im Alter von 43 Jahren in
die Ewigkeit abzurufen. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Philipp Matthes und Kinder
Johannette Eidenmüller Wwe.
Darmſtadt, Wenckſtr. 44, den 9. Februar 1931.
(2451
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 12. Februar, nachm. 2½ Uhr,
vom Portale des alten Friedhofes Nieder=Ramſtädterſtraße) aus ſtatt.
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Nummer 41
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Dienstag, den 10. Februar 1931
„Das Ganze halt!“
Darmſiadt, den 10. Februar 1931.
* Die innere Skakiog des Eliſabethenftiftes
wurde geſtern nachmittag von einer großen Zahl geladener
Gäſte beſichtigt. In enger Zuſammenarbeit, unter
verſtändnis=
voller beratender Mitarbeit mit dem Vorſtand des
Eliſabethen=
ſtifts und mit dem Hausvorſtand Pfarrer Hickel und der Frau
Oberin M. Kähler, ſowie dem Chefarzt; Dr. Happich, wurde
durch die Architekten Markwort und Seibert, nachdem
die chirurgiſche Abteilung das neue Krankenhaus bezogen hat,
nun auch der inneren Station in dem bisherigen Krankenhaus
eine Heimſtätte bereitet, die allen Anforderungen der Neuzeit
entſpricht und ſich neben dem chirurgiſchen Krankenhaus wohl
ſehen laſſen kann. Die innere Abteilung, die 71 Betten hat und
deren Errichtung bzw. innerer Ausbau etwa 70 000,— Mk. koſtete.
darf mit ihren hygieniſchen Einrichtungen Anſpruch darauf
er=
heben, in die erſte Reihe der modernen Krankenhäuſer geſtellt
zu werden.
Der Vorſitzende des Vorſtandes des Eliſabethenſtiftes
Staatsminiſter z. D. von Wuſſow ſprach in ſeiner kurzen
Begrüßungsanſprache allen Gäſten den Dank für ihr Intereſſe
an dem Krankenhaus aus. Er betonte, daß gerade heute vor
einem halben Jahre das chirurgiſche Krankenhaus fertig wurde.
In Erinnerung, was dort geſchaffent wurde, dürfe man mit Freude
feſtſtellen, daß ſich das Geſchaffene bewährt hat. Das
Kranken=
haus befindet ſich in guter Ordnung und Verfaſſung und ſei
eine muſtergültige Anſtalt. Auch für die innere Abteilung mußte
etwas Modernes, Neuzeitliches geſchaffen werden. Nach Erwägung
mancherlei Projekte, wobei die finanzielle Frage eine große Rolle
ſpielte, entſchloß man ſich zu der Geſtaltung der inneren Station
in ihrer jetzigen Form. Damit iſt, die ſtrenge Scheidung der
inneren und chirurgiſchen Abteilung durchgeführt. Die
Ein=
richtung wurde renoviert, ſchalldichte Fußböden gelegt,
Labo=
ratorien und eine Apotheke, wobei die Firma Merck den
prak=
tiſchen Laboratoriumstiſch geſtiftet hatte, eingerichtet, und die
innere Station auf das modernſte eingerichtet. Und dies alles
in der knappen Zeit von ſechs Monaten. Heute hat damit das
Elifabethenſtift eine erfreuliche Geſchloſſenheit, in ihr ſind alle
bygieniſchen Grundſätze berückſichtigt. Man gehe jetzt über einen
ſchmalen finanziellen Steg, aber man hoffe zuverſichtlich, gut
über ihn hinweg zu kommen, da man in gemeinſamem Willen,
in dem Bewußtſein, der notleidenden Menſchheit einen Dienſt
erwieſen zu haben und in unerſchütterlichem Gottvertrauen eine
güte Grundlage habe.
Der dirigierende Arzt der inneren Abteilung Dr. Happich
ſprach ſeinen warmen Dank für die durch den Umbau ſo
aus=
gezeichnet gelöſte Aufgabe aus. Er gab dann einen kurzen
Ueberblick über die geleiſtete Arbeit und über die jetzige
Ein=
teilung der inneren Station. Aus hygieniſchen Gründen habe
man allzugroße Säle vermieden. Das Haus liege mitten in
einem Garten und werde mit dem Hauptgebäude durch einen
Korridor verbunden. Man habe darauf geachtet, daß Sonne
und Licht den Kranken direkt und indirekt zugute kommen. Gut
gefederte, glatte, weiße, moderne Türen wurden eingebaut, die
Lüftung wurde reguliert, durch weißen Anſtrich alle Räume hell
und freundlich gemacht. Durch Kork= und Gummilinoleum
ſpurde Schalldämpfung der Böden erreicht, fließendes kaltes
und warmes Waſſer liegt in allen Zimmern, die Bade= und
Kloſettanlagen wurden gänzlich neu gebaut und moderniſiert
Wie bereits erwähnt, wurden die Säle verkleinert, lediglich der
ſogenannte „Johanniterſaal” wurde beibehalten. Großes
Ge=
wicht habe er auf den Ausbau der Veranden gelegt, es wurden
heizbare Glasveranden und ſolche für Freiliegekuren errichtet.
Dieſe Veranden, die ſchön liegen und einen herrlichen Blick
auf den Garten und ins Freie geſtatten, erwecken faſt den
Eindruck, als befinde man ſich in dem Sanatörium irgendeines.
Kutortes. Um den Grundfatz möglichſter Ruhe durchführen zu
köunen, wurden die Schellenanlagen durch Lichtſignale erſetzt.
Dr. Happich betonte, daß die Stationsdurchführung ſehr zu
be=
grüßen ſei. Er erklärte dann noch die neueingerichteten
Labo=
ratorien, in denen ſich modernſte chemiſche Apparate,
Mikro=
ſkope und alle für eine modere Unterſuchung notwendigen
mediziniſchen Apparate befinden. Eine gut eingerichtete
Haus=
apotheke wurde ebenfalls in Betrieb genommen. Verſchiedene
Aerztezimmer tragen in ihrer warmen Inneneinrichtung auch
dem Seelenzuſtand des Patienten Rechnung. Es ſind in dieſer
neuen Station Patienten der 1. bis 3. Klaſſe, eine eigene Frauen=
und Männer= und eine Pridatabteilung untergebracht.
An die Ausführungen des dirigierenden Arztes ſchloß ſich
eine Beſichtigung der inneren Station des Eliſabethenſtiftes.
Alle Beſucher ſprachen ſich ſehr anerkennend aus. Man hat
hier ein modernes und allen Anfarderunfgen gerecht werdendes
Krankenhaus vor ſich, das mit Gottes Hilfe durch die Kunſt der
Aerzte der leidenden Menſchheit zum Segen gereichen möge. **
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 3. Februar der Lehrer
an der Volksſchule zu Klein=Gerau, Kreis Groß=Gerau Johannes
Daum auf ſein Nachſuchen vom 1. April 1931 an. — Auf Grund
des § 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten
vom 2. Juli 1923 bzw. 19. Dezember 1923 in der Faſſung des
Ge=
ſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249) tritt am 1 März
1931 in den Ruheſtand Lehrer Auguſt Storck an der Volksſchule
zu Offenbach.
Das Hochzeitsgeſchenk für den Erbgroßherzog, gegeben von
einer Anzahl Darmſtädter Damen und Hexren, ein ſehr ſchönes,
künſtleriſches, ſilbernes Teeſervice, iſt z. Zt. im Schaufenſter der
Fa. Juwelier L. Schmidt, Wilhelminenſtraße, ausgeſtellt.
Der Hilfsverein für die Geiſteskranken in Heſſen wird ſich
in dieſen Tagen mit einer Hausſammlung wie alljährlich
an die Bewohner der Stadt Darmſtadt wenden. Er bittet
hier=
durch ebenſo herzlich wie nachdrücklich, daß man die wirtſchaftliche
Not unſerer Zeit nicht gerade ihn mit geſchloſſener Hand und
zu=
geknöpfter Taſche entgelten laſſen möge. Wohl iſt ſich der Verein
deſſen bewußt, daß ſo mancher freundliche Geber von einſt, der mit
vollen Händen für die gute Sache zu opfern bereit war, jetzt dazu
einfach nicht mehr in der Lage iſt. Aber mit beſcheidener Gabe
des Hilfsvereins zu gedenken, das wird doch Vielen noch möglich
ſein. Gerade heute, wo die Wohlfahrtspflege an die Mittel des
Staates die äußerſten Anſprüche ſtellen muß, können bei der
Lin=
derung vieler Nöte die privaten Hilfsvereine nicht entbehrt
wer=
den! Darauf hat ja gerade die Regierung unſeres Heſſenlandes
in ihrem Aufruf, es ſollten zur Linderung der Not dieſes Winters
alle Kräfte der Nächſtenliebe mobil gemacht werden, hingewieſen.
Bei der ſteigenden Not treten auch an unſeren Hilfsverein immer
höhere Anforderungen heran. Wir können ihnen nur gerecht
wer=
den, wenn ſich auch weiterhin, wie in früheren Jahren, viele
Tau=
ſend Geber für uns einſetzen. Unſere Bitte um Gaben geht an
Alle, die ſich ihrer geſunden Geiſteskräfte als eines unſchätzbaren
und viel zu wenig als ſolchen geachteten Gutes erfreuen dürfen.
Darnach bitten wir insbeſondere diejenigen Familien in hieſiger
Stadt, die liebe Angehörige in Heil= und Pflegeanſtalten des
Landes wiſſen, und in der glücklichen Lage ſind, der Mittel des
Vereins nicht zu bedürfen, unſerer Sache freundlich zu gedenken
und in ihren Kreiſen für den Hilfsverein um offene Herzen und
Hände zu werben.
Der Starkenburger Automobil=Club (A.D. A. C.) teilt mit:
2000 Kraftfahrer proteſtierten in einer vom Allgemeinen Deutſchen
Automobil=Club (A. D. A. C.), dem größten Kraftfahrerverband
Deutſch=
lands, in einer nach Berlin in den „Rheingold”=Saal einberufenen
Ver=
ſammlung gegen die ſteuerliche Ueberlaſtung der Kraftverkehrswirtſchaft.
Es gilt, im überaus ſchweren Wirtſchaftskampfe vor aller Oeffentlichkeit
zu ſagen, daß die ſteuerliche Belaſtung des Kraftfahrweſens am Ende
der Leiſtungsfähigkeit der Kraftfahrzeughalter angelangt iſt. Den beſten
Beweis bietet die Tatſache, daß z. B. in Darmſtadt mehr als die Hälfte
der Wagen zurzeit ſteuerlich abgemeldet iſt (in Frankfurt ſollen es 5000
Wagen ſein!), was naturgemäß die Arbeitsloſigkeit in der Autoinduſtrie
Autohandel, Wagenführung, Breunſtoffinduſtrie uſw. uſw. erhöhen
muß. In folgenden 10 Theſen hatte der A.D.A.C. bereits anfangs
JJanuar 1931 zur Autoſteuerreform Stellung genommen:
1. Grundſätzlich iſt jede Sonderbeſteuerung des Kraftverkehrs
ab=
zulehnen, weil nicht der Kraftverkehr Nutznießer der Straße, ſondern
umgekehrt die Allgemeinheit Nutznießer des Kraftverkehrs iſt.
2. Die deutſche Kraftfahrt derdient in gleicher Weiſe die Fürſorge
und den Schutz der Allgemeinheit wie die Deutſche Reichsbahn. Eine
auch nur zeitliche Schädigung der deutſchen Kraftfahrt zugunſten der
Deutſchen Reichsbahn iſt abwegig.
3. Eine aus zeitlichen Gründen undermeidliche Sonderbeſteuerung
der Kraftfahrt muß ſo geſtaltet werden, daß die deutſche Kraftfahrt in
die Lage verſetzt wird, den Vorſprung anderer Länder einzuholen und
den kulturellen und wirtſchaftlichen Fortſchritt des deutſchen Volkes
ent=
ſcheidend zu fördern.
4. Eine Sonderbeſteuerung der deutſchen Kraftfahrt und anderer
Straßenbenutzer nur zugunſten des Fiskus erſcheint im
wohlverſtande=
nen allgemeinen Intereſſe als untragbar. Jegliche
Straßenbenutzer=
ſteuer muß reſtlos dem Straßenweſen zugute kommen.
5. Eine Sonderbeſteuerung der deutſchen Kraftfahrt zugunſten
an=
derer Erwerbszweige oder Volksteile, wie ſie im Spritzwang bereits
vorliegt, iſt ungerecht und unerträglich. — (Größerer Spritabſatz läßt
ſich, wie die Erfahrung in Deutſchland und in Schweden gezeigt hat,
ohne jeden Zwang durchführen, ſobald man den Preis des Alkohols
ſeinem Werte als Kraftſtoffbeſtandteil entſprechend bemißt.)
6. Solange Sonderſteuern in Deutſchland erhoben werden, iſt es
unerläßlich, daß auch die anderen Straßenbenutzer (insbeſondere auch
ſolche, welche die Straße in ungewöhnlich ſtarkem Maße abnutzen) zu
Sonderſteuern herangezogen werden.
7. Nachdem bisher die deutſchen Sonderſteuern für Kraftfahrzeuge
reine Beſitzſteuern waren, iſt mit tunlicher Beſchleunigung eine
weit=
gehende Umwandlung der Beſitzſteuern in Verbrauchsſteuern
durchzu=
führen.
8. Der für das deutſche Straßenweſen jährlich erforderliche
Geld=
bedarf muß begrenzt werden. Außerdem muß dieſer Jahresbedarf
da=
durch verringert werden, daß eine finanzielle und techniſche
Zentraliſa=
tion und Rationaliſierung des deutſchen Straßenweſens erfolgt. (Wie
dies bereits in Heſſen durch die Uebertragung der Wegebauverwaltungen
an die Provinzen geſchehen iſt.)
9. Die Straßenbenutzer haben in jedem Fall, ganz beſonders aber
dann, wenn ſie Sonderbeiträge leiſten, Rechtsanſpruch auf zweckmäßige
und verkehrsſichere Straßen.
10. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß für die einſeitige Benachteiligung,
welche durch die Sonderbeſteuerung der deutſchen Kraftfahrt geſchieht,
wenigſtens die tragbarſte Form geſucht wird.
In der Proteſtverſammlung wurde ſtreng ſachlich und fachlich die
Denkſchrift der Reichsregierung über die Beſteuerung der Kraftfahr=
zeuge vom 18. Dezember 1930 einer durchaus objektiven Kritik mter
zogen und dabei feſtgeſtellt, daß nicht die geringſte Minderung der
uner=
träglichen Belaſtungen vorgeſehen iſt, — im Gegenteil: Noch weitere
Abgaben ſind beabſichtigt bzw. angekündigt.
Der Kraftfahrer ſoll nicht nur den Großteil der Wegebaulaſten
tragen, ſondern auch noch die Reichskaſſe füllen helfen, — und dies mit
weit mehr als 100 Millionen RM.
Man weiß zwar längſt, daß die Kraftfahrer von ehedem, die als
die Reichen galten, heute eine Erwerbsſchicht geworden ſind, die bis in
die Arbeiterkreiſe hineinreicht und für die das Kraftfahrzeug
Erwerbs=
mittel geworden iſt. Man weiß auch, daß eine Induſtrie ſich aus kleinen
Anfängen mit damals guten Verdienſten zu einem großen Faktor der
deutſchen Induſtrie entwickelt hat, die Hunderttauſenden Brot, Lohn
und dadurch dem Reich Steuereinnahmen bringt, — heute aber
unend=
lich ſchwer um ihre Exiſtenz kämpft.
All dieſe Ueberlegungen ſcheinen aber gegenüber dem Gebot der
Stunde — Geld um jeden Preis — zu verſagen.
Dagegen ſich zu wenden iſt nicht nur Recht, ſondern Pflicht.
Viele Tauſende von Arbeitern könnten das ganze Jahr beſchäftigt
wverden, wenn die Millionbeträge, die durch die Zollaufſtockung und den
Spritabnahmezwang aufgebracht werden, den Wegebaupflichtigen
zuge=
leitet würden. Die Denkſchrift erwähnt zwar, daß bei den
Reichstags=
verhandlungen 1930 in Ausſicht genommen war, von den
Mehrerträg=
niſſen der Zolleinnahme den Wegebaupflichtigen 40 Millionen RM. zu
überweiſen, fährt aber dann weiter fort:
„Dieſer Vorſchlag konnte freilich für 1930 nicht verwirklicht
wer=
den, da die Länder aus der inzwiſchen erhöhten Umſatzſteuer höhere
Ueberweiſungen erhalten.”
„Auch im Jahre 1931 wird es noch nicht möglich ſein, die
Ueber=
weiſung vorzunehmen.
Sie lehnt ſowohl für das vergangene als auch für dieſes Jahr
jeg=
liche Wegebauzuſchüſſe an die Länderregierungen ab, und zwar mit der
Begründung, da dieſe durch die erhöhten Umſatzſteuerüberweiſungen
an und für ſich befriedigt wären. Die Denkſchrift erkennt alſo
keines=
wegs das Recht der Länder auf Anteil an Mehreinkünften an.
Die Denkſchrift des Reichsfinanzminiſteriums über die Beſteuerung
der Kraftfahrzeuge ſtört die Erhaltung und Weiterentwicklung des
Kraftfahrweſens aufs ſchwerſte und ſchädigt die Intereſſen der
Wegebau=
pflichtigen empfindlich. Sie iſt nicht dazu angetan, dem wirtſchaftlichen
Aufbau Deutſchlands zu dienen, ſondern ihm ſchwerwiegende Feſſeln
aufzuerlegen, deren Folgen unabſehbar ſind.
Einſtimmig gelangte daher die mächtige Proteſtverſammlung zur
folgenden Kundgebung:
„Deutſche Kraftfahrt tut not! Deutſchland erfand das
Kraftfahr=
zeug. Deutſche Konſtruktionen ſind auch heute noch in der Welt
bahnbrechend. Die deutſche Kraftfahrt ſtagniert. Anderen
Kulturlän=
dern iſt die Kraftfahrt bedeutungsvollſtes Nationalgut. Im Intereſſe
der geſamten deutſchen Wirtſchaft iſt zu fordern:
1. Wegfall des Zuſchlages der Pauſchſteuer:
2. Wegfall des Spritzwanges;
3. Herausgabe der Zollmillionen für den Wegebau;
4. Senkung der Pauſchſteuer:
5. Rationaliſierung des Wegebaues.”
Der Schlußredner fand das richtige Wort, als er unter
langanhal=
tendem Beifall zuruft, daß es endlich in der fortgeſetzten Aufſtockung
der Kraftfahrzeugſteuer heißen muß:
„Das Ganze halt!“
Mit der nächſten Ausgabe der Wohlfahrts=Freimarken, die
am 1. November 1931 erfolgt, ſoll die Reihe der Städtebilder
fortgeſetzt werden. Dieſe Marken haben infolge ihrer
geſchmack=
vollen Tiefdruckausführung viel Beifall gefunden. Unter
ande=
rem ſoll auch eine Marke mit dem Bild Hamburgs ausgegeben
werden, was urſprünglich erſt für die übernächſte Ausgabe
ge=
plant war. Möglicherweiſe iſt mit einer Darſtellung des
Ham=
burger Hafens zu rechnen, womit eine großzügige Werbung für
Hamburg als Welthafenſtadt gegeben iſt. Aller
Wahrſcheinlich=
keit nach wird der Höchſtwert zu 50 RPfg., der nach dem
Gebüh=
rentarif nicht gerechtfertigt war, abgeſchafft werden, dafür ſoll
erſtmals eine Wohlfahrtsmarke zu 45 RPfg. für eingeſchriebene
Briefe ausgegeben werden. — Von den derzeitigen, bis 30. Juni
ds. Js. gültigen Wohlfahrtsmarken iſt noch eine kleine Anzahl
verfügbar. Abgabe erfolgt nur noch dieſe Woche durch die
Ge=
ſchäftsſtelle des Ortsausſchuſſes der Deutſchen Nothilfe,
Stadt=
haus, Zimmer 24.
Bolopreisermägigeng
auf nickelplattierte Kaffee- und Speise-Geschirre, Messing
vernickelte Tee-Maschinen, einzelne Alpaka-Bestecke usw.
Beachten Sie unser Eingangsfenster am Ludwigsplatz
Hermann Resenthal
Ludwigsplatz
2453
Lili Hickler’s Kinderſpiele und Tänze, die beim Nikolausfeſt
ſo gut gefielen, werden zum Beſten des Roten Kreuzes am
Sonn=
tag, den 15. Februar, vormittags 11.30 Uhr, nochmals wiederholt.
Die Aufführung findet diesmal im Kleinen Haus des Heſſ.
Lan=
destheaters ſtatt. Gegenüber umlaufenden Gerüchten werden wir
erſucht, feſtzuſtellen, daß die Wiederholung der Aufführung
be=
ſtimmt ſtattfindet.
— Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Dank freundlichen
Entgegen=
kommens der Generaldirektion kann der neueſte Shlager der
Spielgemeinſchaft, Rüthleins „Liebesluſt oder die
wei=
ßen Schuhe” am nächſten Donnerstag, den 12. Februar,
20 Uhr, im Kleinen Hauſe wiederum zur Aufführung gelangen.
Der unbeſtrittene Erfolg der Erſtaufführung war auch der erſten
Wiederholung beſchieden, und ſtürmiſche Lachſalven dankten den
Darſtellern für ihr glänzendes Spiel. Es empfiehlt ſich, Karten
im Vorverkauf zu beſchaffen.
Mf
Prassel-Kaffee risen geröstet Schulsfr. 10=
Der Skiclub Darmſtadt=Odenwald wird ſeinen Mitgliedern
und Freunden des weißen Sports am Mittwoch nachmittag durch
eine Sonderfahrt mit einigen Omnibuſſen Gelegenheit geben, die
Schönheit des Schnees und des Geländes um die Neunkircher Höhe
zu genießen. (Näheres ſ. Anzeige.)
Scharfſchießen auf dem Griesheimer. Am 11., 12. und 13.
Februar 1931 findet in der Zeit von jeweils 8—13 Uhr auf dem
Griesheimer Platz (ehem. Truppenübungsplatz Griesheim)
Scharf=
ſchießen der Bereitſchaftspolizei Darmſtadt ſtatt. Das Betreten
des Platzes iſt auf Grund der Polizeiverordnung betr.: das
Be=
treten des Griesheimer Platzes und des ehem.
Truppenübungs=
lagers vom 18. Oktober 1930 verboten. Zuwiderhandlungen
hier=
gegen werden mit Geldſtrafe bis zu 150 RM. beſtraft. Weiter
wird auf Grund des Artikels 65 der Kreis= und
Provinzialord=
nung für die oben angegebene Zeit angeordnet, daß auch das
Be=
treten des anſchließenden Auslaufgeländes verboten und den
Weiſungen der das gefährdete Gelände abſperrenden Poſten Folge
zu leiſten iſt. Während der Schießübung darf das geſamte durch
Poſten abgeſperrte Gelände nicht betreten werden.
Unfall auf dem Eis. Geſtern nachmittag ſtürzte ein hieſiger
Lehrer auf der Eisbahn. Er zog ſich einen Oberſchenkelbruch zu
und mußte nach dem Krankenhaus verbracht werden.
— Gartenbauverein Darmſtadt e. V. Wie bereits, in den
Tageszeitungen veröffentlicht wurde, findet am nächſten
Donners=
tag die diesjährige Generalverſammlung ſtatt. Die
ge=
ſchäftlichen Angelegenheiten werden ſich vorausſichtlich raſch
ab=
wickeln, ſo daß noch reichlich Zeit zu einem hochintereſſanten
Licht=
bildervortrag verbleibt, den Herr Oberſtudienrat Profeſſor Dr.
Spilger halten wird. (Näheres im Anzeigenteil.)
Hefſiſches Landestheaker.
Großes Haus Kleines Haus Dienstag10. Februar 19.30—22.30 Uhr.
Die Portuggleſiſche Schlacht
A 17
Preiſe 1—10 Mr. geine Vorſtellung Mittwoch,
11. Febrnar 19.30 —22 45 Uhr
Carmen
H9 Bühnenvolksbund
Preiſe 1— 10 Mr 20—21,45 Uhr
Der Mann, den ſein Gewiſſen trieb
Zuſatzniele 11 8
Preiſe 1.20—6 Mk. Donnerstag,
12. Februar 19.30—22.30 Uhr
Die Portugaleſiſche Schlacht
C15
Preiſe 1—10 Mk 20, Ende gegen 22 30 Uhr
Liebesluſt oder die weißen Schuhe
Preiſe 0.50—3 Mk. Freitag,
13. Februar 20, Ende gegen 22 Uhr
Zum erſten Male:
D16. Der Tartuffe
Preiſe 1—10 Mk. 19.30—2. Uhr
Außer Miete
Martha
Preiſe 1—5 Mk. Samstag,
14. Februar 19.30, Ende nach 22 45 Uhr
Viktoria und ihr Huſar
K11. Bühnenvolksbund
Preife 1—10 Mk.* 20, Ende gegen 22 Uhr
Zum erſten Male:Der Kreis
Zuſatzmiete V 8
Preite 1.20—6 D7k Sonntag,
15. Februar 15—17.30 Uhr
Ein Sommernachtstraum
T Gruppe 1—8
Halbe Preiſe 0.50—5 Mk
19.30—22 Uhr
Meine Schweſter und ich
Heſſenlandmiete 1V 8
Preiſe 0,80—8 Mk. 11.30, Ende gegen 13 Uhr
Kinder=Tanz= und Spiel=Lieder
von Lili Hickler
Preiſe 0.50, 1 u. 2 Mk.
15.30—17 Uhr
Das Wunder d. Spielzeugſchachtel
Preiſe 0.50—2.50 Mk.
19 30—22 30 Uhr
Zar und Zimmermann
Außer Miete
Volksvorſtellung z. halb. Preiſen
Preiſe 0.60—3 Mk.
Heſſiſches Landestheater. „Die Portugaleſiſche
Schlacht” von Ernſt Penzoldt wird mit Bernhard Minetti als
Gaſt heute, Dienstag, und übermorgen, Donnerstag, im Großen
Haus wiederholt. Der Dichter Ernſt Penzoldt hat aus München
der Darmſtädter Theaterleitung ein Schreiben überſandt, worin es
heißt: „Darmſtadt werde ich nicht vergeſſen. Ich habe mich bei
Ihnen wirklich ganz wohl gefühlt, was vielleicht daher kommt,
daß man wohl ſelten eine ſo künſtleriſche Atmoſphäre antreffen
wird, wie ich ſie bei Ihnen ſpürte. Die Aufführung in Darmſtadt
war ganz herrlich, ſo ſehr, daß ich darüber ganz mein Stück
ver=
geſſen habe. Zum erſten Male ſpürte ich ganz deutlich die unerhörte
Selbſtändigkeit der darſtellenden Kunſt. Das Schönſte, was ich
vielleicht über Ihre Inſzenierung ſagen kann, iſt das, daß
ſie ſo ſehr, dichteriſch iſt.” — Volksvorſtellung „Zar
und Zimmermann”, Sonntag, den 15. Februar, wird
im Kleinen Haus Lortzings volkstümliches Opernwerk Zar und
Zimmermann” als Volksvorſtellung zu halben Preiſen in
Szene gehen. Für dieſe Aufführung findet der Vorverkauf beim
Verkehrsbüro, C. L. Külp und an der Tageskaſſe des Großen
Hauſes ſtatt. — Die Heſſiſche Spielgemeinſchaft
bringt Donnerstag, den 12. Februar, Heinrich Rüthleins
Lokal=
poſſe „Liebesluſtoder die weißen Schuhe” im Kleinen
Haus außer Miete bei kleinen Preiſen zur Aufführung.
Vorver=
kaufsſtellen: Verkehrsbüro, C. L. Külp und Tageskaſſe des
Gro=
ßen Hauſes.
Seite 6
Dienstag, den 10. Februar 1931
„Nummer 41
* Winkerſpork in Neunkirchen.
Nachdem ſchon der vergangene Sonntag allen Skiläufern auf
der Neunkircher=Höhe wider Erwarten gute Sportmöglichkeiten
geboten hatte, verſprach der geſtrige nach Schneebericht und
Wetter=
lage ganz ideal zu werden. Sonderwagen, zu denen ſich ſchon lange
vor Abfahrt ein Heer von ſportbegeiſterten Skiläufern einfand,
ſtanden bereit. Nicht weniger wie 7 45ſitzige Heagomnibuſſe und ein
Sonderwagen der Techn. Hochſchule wurden bis auf den letzten
Platz beſetzt. Schon vor 9 Uhr traf der erſte Wagen in
Neun=
kirchen ein und in kurzen Abſtänden folgten die ubrigen, dazu
noch eine große Anzahl Privatwagen. Der Platz unter der Linde
reichte kaum aus, die vielhundertköpfige Skigemeinde
aufzu=
nehmen. Das ſonſt ſo ſtille Dörfchen war im Nu zu einem
zünf=
tigen Winterſportplatz geworden. Alle Skiläufer Darmſtadts
ſchienen ſich heute hier ein Stelldichein geben zu wollen.
Die Schneeverhältniſſe waren die denkbar beſten und das
Landſchaftsbild durch die wundervolle Rauhreifbildung geradezu
märchenhaft. Nicht oft wird man das Glück haben, die Neunkircher=
Höhe in dieſem einzigartigen Wintergewand zu ſehen.
Der Ski=Klub Darmſtadt=Odenwald hatte unter Führung der
Herren Imbeſcheid, Bach und Roſt drei Kurſe für Anfänger und
Fortgeſchrittene angeſetzt, und bald begann an den ausgedehnten
Uebungshängen, die in jedem Neigungsgrad vorhanden ſind, ein
reges fleißiges Ueben. Alle Möglichkeiten des Skilaufs konnte man
ſehen; vom Mannheimer bis zum Drehumſprung, von den erſten
ſchüchternen Verſuchen bis zum vollendeten Können. Die Sonne
meinte es gut und im Schweiße des Angeſichts wurde gearbeitet
und redlich das Mittagsmahl verdient, für das in Neunkirchen
und Lützelbach nach beſten Kräften geſorgt war.
Der Nachmittag gehörte mehr einem Tourenlauf in die
nähere und weitere Umgebung, trotzdem waren aber die
Uebungs=
hänge noch gut beſetzt; jeder wollte den Tag ausnützen und alle
kamen auf ihre Rechnung.
Nachdem längſt die letzten Strahlen der Abendſonne auf den
„Firnen” von Neunkirchen verblaßt waren, kamen erſt die
Unent=
wegten vom Hange. Eine angenehme Müdigkeit hatte alle
be=
fallen und mit Sehnſucht wurden die Omnibuſſe, die inzwiſchen
ſchon voll beſetzt nach Darmſtadt abgegangen waren, zum
zweiten=
mal erwartet.
Um 7.30 Uhr verließen die letzten Wagen Neunkirchen, und
mit ihnen ſchied ein ſchöner Tag. Ski=Heil am nächſten Sonntag.
H. R.
Wohnungsnot und Kommunalpolitik. Zu einer Ausſprache
über dieſe für das Familien= und Volksleben überaus wichtige
Frage hatte der Kommunalpolitiſche Ausſchuß des Evangeliſchen
Zweckverbandes die Vertreter der hieſigen evangeliſchen
Gemein=
den und die evangeliſchen Mitglieder des Stadtrats, ohne
Unter=
ſchied ihrer Parteiangehörigkeit, in das Gemeindehaus der
Stadt=
gemeinde eingeladen. In ſeinem einleitenden Vortrag wies Herr
Arbeiterſekretar Laufer zunächſt darauf hin, daß die evangeliſche
Kirche das Recht und die Pflicht habe, ſich mit dieſem ungemein
ernſten ſozialen Problem zu befaſſen wie auch der Deutſche
Evan=
geliſche Kirchentag in Bethel dazu Stellung genommen habe. Den
Fehlbetrag an Wohnungen im Deutſchen Reiche ſchätze man auf
mindeſtens 600 000, wozu ein jährlicher Abgang von 300900
Woh=
nungen kommt. Jährlich müßten daher 250 000 Wohnungen neu
erſtellt werden. In Darmſtadt fehlen 2800
Wohnun=
gen. Sehr bedauerlich iſt es, daß nur ein verhältnismäßig
klei=
ner Teil der Sondergebäudeſteuer ihrem eigentlichen Zweck
zuge=
führt und zum Neubau von Wohnungen verwandt wird. Die
Wohnungsnot wird daher in abſehbarer Zeit nicht behoben
wer=
den, es ſei denn, daß gemeinnützige Baugenoſſenſchaften oder
Privatunternehmen das erforderliche Kapital dafür aufbringen.
Dies iſt um ſo bedauerlicher, als mit einer vermehrten
Bautätig=
keit der furchtbaren Arbeitsloſigkeit beſſer geſteuert werden
könnte. Ob bei dieſer Notlage an einen Abbau der geſetzlichen
Maßnahmen zum Schutze der Mieter gedacht werden kann, erſcheint
dem Redner nicht ohne Bedenken. Jedenfalls hat nach den
Forde=
rungen chriſtlicher Ethik die Wohnungspolitik gerade auf die
wirt=
ſchaftlich Schwachen Rückſicht zu nehmen und ihnen, vor allem den
kinderreichen Familien, geſunde, ausreichende Wohnungen zu
einem für ſie tragbaren Mietpreis, zu beſchaffen. An den mit
lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag ſchloß ſich eine
ergie=
bige Ausſprache an, woran ſich u. a. die Mitglieder des Stadtrats,
Herr Schneider, Herr Süß und Frl. Walz, beteiligten. Der
Kom=
munalpolitiſche Ausſchuß wird ſich mit den gegebenen
Anregun=
gen noch weiter befaſſen. Zum Schluß teilte der Leiter der
Ver=
ſammlung, Herr Landeskirchenrat D. Waitz, mit, daß den nächſten
der vorgeſehenen Vorträge Frau Regierungsrat Keller über
öffentliche und freie Fürſorgetätigkeit, auch an derſelben Stelle,
Montag, den 23. Februar, halten wird.
Das Spiel „Lapp im Schnakenloch” wurde in Offenbach von
der Beſſunger Spielſchar als Abſchluß eines Laienſpiel=
Lehrganges unter Führung des Spielleiters der Petrusgemeinde
mit großem Beifall aufgenommen. Der Reinertrag wird
zugun=
ſten der notleidenden Kinder von Offenbach verwendet. Das
Spiel — heiteren Charakters —, von Eduard Reinacher
geſchrie=
ben, verdient ſeiner ſprachſchöpferiſchen Geſtaltung wegen in der
Oeffentlichkeit bekannt zu werden. Es wird daher auch am
kom=
menden Samstag, den 14. Februar 1931, abends, in dem
Ge=
meindehaus der Petrusgemeinde, Eichwieſenſtraße 8, dargeboten.
Hans, der eigentliche Herr des Bauerngutes Schnakenloch, fällt
einem von ſeiner Frau erſonnenen „böſen Streich”, zum Opfer
und wird dadurch von ſeinen Untugenden geheilt. Es ſei noch
darauf aufmerkſam gemacht, daß zur Aufführung des
vorgenann=
ten Spieles die Bühne in dem Gemeindehaus vergrößert werden
mußte. Mit Rückſicht darauf, daß die Spielſchar der
Petrus=
gemeinde im Laufe der Zeit weit über die Grenzen Darmſtadts
hinaus durch ihre guten Leiſtungen bekannt geworden iſt, kann mit
einem ſtarken Beſuch gerechnet werden. Es empfiehlt ſich daher,
die Eintrittskarten, im voraus zu löſen. Dieſelben ſind in der
Papierhandlung K. F. Bender, Beſſungerſtraße 47 in der
Buch=
handlung Joh. Waitz, Eliſabethenſtraße 16, und bei den
Mitglie=
dern der Jugendbünde erhältlich. Eine Wiederholung des Spieles
findet an dem darauffolgenden Sonntag, den 15. Februar 1931,
um die gleiche Zeit im Gemeindehaus ſtatt.
— Aus den Lichtſpieltheatern. Das Union=Theater
bringt ab heute die muſikaliſche Luſtſpiel=Groteske „Der Herr auf
Beſtellung” mit Willy Forſt. Paul Hörbiger, Trude Lieske. Elſe
Elſter. Elma Bulla u. a. Regie: Geza von Bolvary, Orcheſter:
Lewis Ruth Band. Die Schlager komponierte Robert Stolz.
Das Helia=Theater zeigt ab heute ebenfalls neues
Pro=
gramm, und zwar läuft der Film nach dem vielgeleſenen Roman
von Kurt Ulitz „Boykott” (Primanerehre) Regie: Robert Land.
In den Hauptrollen ſind beſchäftigt Lil Dagover, Karin Evans,
Rolf van Groth und Theodor Loos Ferner wirken mit: Wolfgang
Zilzer. Erich Nürnberger, Ernſt Stahl=Nachbauer u a.
Jugend=
liche ſind zugelaſſen. — In den Palaſt=Lichtſpielen,
Grafenſtraße, ſind die beiden Lieblinge des Publikums, Pat und
Patachon, vielſeitigen Wünſchen entſprechend, nochmals mit ihrem
Raketenomnibus eingekehrt. Wer ſich köſtlich amüſieren will,
ver=
ſäume dieſen Film nicht. Jugendliche haben Zutritt.
p. Regelung des Reklameweſens und Schutz der
Verkehrs=
zeichen. Für den Kreis Darmſtadt iſt nachſtehende
Polizei=
verordnung in Kraft getreten: Außerhalb der geſchloſſenen
Ortſchaften iſt das Anbringen oder Aufſtellen von Schildern,
Auf=
ſchriften und Abbildungen für Werbezwecke verboten. Ausnahmen
in beſonderen Fällen geſtattet für Darmſtadt der
Oberbürgermei=
ſter, im übrigen das Kreisamt. Falls eine Anpreiſung auf oder
an öffentlichen Straßen, Plätzen oder Wegen angebracht werden
ſoll, iſt die vorherige Zuſtimmung des
Wegeunterhaltungspflich=
tigen zur Ausnahmebewilligung erforderlich. Innerhalb der
geſchloſſenen Ortſchaften dürfen auf oder an öffentlichen Straßen,
Plätzen oder Wegen keine Schilder, Aufſchriften und Abbildungen
für Werbezwecke aufgeſtellt oder angebracht werden, die den im
Intereſſe des Kraftfahrzeugverkehrs
vorgeſchrie=
benen Verkehrszeichen in Größe und Farbe
ähn=
lich ſind und daher zu Verwechſlungen Anlaß
geben können. Die Werbezeichen dürfen derartige
Verkehrs=
zeichen nicht verdecken; ſie müſſen von ihnen mindeſtens 15 Meter
entfernt angebracht werden, inſoweit es ſich nicht um
Anpreiſun=
gen für ein Geſchäft an einem Gebäude handelt, in dem das
Ge=
ſchäft betrieben wird. Werbezeichen dürfen nicht mit
Verkehrs=
zeichen der genannten Art verbunden werden. Bereits
be=
ſtehende Anpreiſungen, die dieſen Beſtimmungen
wider=
ſprechen, müſſen ſpäteſtens bis 16. März 1931
beſei=
tigt werden. Soweit Vereinbarungen der
Wegeunterhal=
tungspflichtigen über die Aufſtellung von Wegweiſern und
Orts=
tafeln mit Geſchäftsanpreiſungen beſtehen, können dieſe
Verkehrs=
zeichen mit Genehmigung des Miniſters des Innern bis auf
wei=
teres belaſſen werden. In die Straße vorſpringende Anpreiſungen
für Werbezwecke ſollen nicht über die Fußſteigkante überſtehen und
in der Regel nicht mehr als 1,20 Meter Ausladung und 90
Zenti=
meter Höhe haben. In den Hauptgeſchäftsſtraßen und bei größeren
Geſchäftshäuſern werden größere Lichtkörper (Lichtreklamen) nur
dann zugelaſſen, wenn ſie in Uebereinſtimmung mit der
Geſchäfts=
faſſade gebracht werden oder ein Teilglied der
Faſſadenausbil=
dung ſind.
Aus dem Hefſiſchen Sängerbund.
Gemeinſame Jubelfeier. Mit Rückſicht auf die allgemeine
Notlage haben 4 Darmſtädter Geſangvereine beſchloſſen, ihre in das
Jahr 1931 fallenden Vereinsjubiläen gemeinſam durchzuführen. Der
Geſangverein Arion feiert ſein 25jähriges, der Darmſtädter
Männer=
geſangverein und der Geſangverein Harmonie ihr 50jähriges und der
Geſangverein Oyra ſein 30jähriges Beſtehen. Die Vereine haben eine
Feſtgemeinſchaft gebildet, die die Vorarbeiten zur gemeinſamen
Jubel=
feier am 5. und 6. September durchführt. Das Vorgehen dieſer
Ver=
eine wird lebhaft begrüßt, zeigt es doch das gute Einvernehmen, das
unter den Bundesvereinen des H. S.B. herrſcht.
Der Liederabend der Darmſtädter Sängerſchaft
wird am 2. Mai ſtattfinden. Zur Vorbereitung werden am 21. Februar
in der Krone in einer gemeinfamen Sitzung die Vertreter der einzelnen
Vereine und deren Chormeiſter zuſammentreten, um für die bereits
ge=
bildeten Gruppen die Chöre und deren Leiter zu beſtimmen.
Gelegent=
lich des Liederabends werden auch zwei Maſſenchöre von der geſamten
Darmſtädter Sängerſchaft (1200 Sänger) zum Vortrag gebracht, und
zwar als Eröffnung des Liederabends „Friſch geſungen” von Silcher und
als Schlußchor „Hymne an die Kunſt” von dem Darmſtädter
Kompo=
niſten C. Mangold.
Ehrungen. Für 50jährige aktive Sangestätigkeit wurden vom
Heſſiſchen Sängerbund mit der goldenen Ehrennadel und vom Deutſchen
Sängerbund mit dem Ehrenbrief des Deutſchen Sängerbundes
ausge=
zeichnet: Joh. Keßler 9 (Germania), Großen=Linden; Hch. Spengler
(Harmonie), Bensheim; Max Stüber (Sängerkranz) Offenbach; Friedr.
Bernhardt 2. (Liederkranz), Biſchofsheim; Joh. Hitter (Sängerbund),
Drais; Joh. Räder 1. (MGV.). Gau Heppenheim. Für aktive 40
jäh=
rige Sangestätigkeit wurden mit der ſilbernen Ehrennadel des Heſſiſchen
Sängerbundes ausgezeichnet: Joh. Leun 9., Hch. Dern 6 und Hch.
Mag=
nus 2. (Harmonie), Großen=Linden; Anton Möhn (MGV.),
Lauben=
heim; Jak. Brückmann, Hch. Bauer, Hch. Roth, Peter Breuner (
Männer=
quartett Sängerluſt), Auerbach; Andr. Fecher, Ferd. Stenger (
Ger=
mania), Seligenſtadt; Jak. Fiſcher und Phil. Schilling (Liederkranz)
Biſchofsheim; „Franz Streb (Männerchor), Neu=Iſenburg; Gg. Klein
(MGV.), Zell i. O.; Jean Leidig (Harmonie), Worms; Gg. Becker 1.
(MGV.), Gau Heppenheim; Gg. Schmidt (Liederzweig), Dortelweil;
Otto Mildenberger, Karl Schuſter, Alois Büttner, Karl Kemmerer, Phil.
Bolender (Konkordia), Rück (Unterfranken); Joh. Schüßler, Alois
Mor=
hardt (Germania) Glattbach; Paul Oberle, Val. Junker, Karl Koch
(Eintracht), Aſchaffenburg; Wilh. Diehl (Liederkranz), Roßbach (
Unter=
franken): Otto Franz Schäfer (Frohſinn), Bad=Nauheim. — Mit der
Verdienſtnadel wurden für 25jährige aktive Vorſtandstätigkeit
ausgezeich=
net: Chr. Pfeiffer (MGV.), Seeheim; Andr. Fecher, Martin Jung (
Ger=
mania), Seligenſtadt; Hch. Bickel (Sängerluſt), Bleichenbach; Friedr.
Bernhardt 2. (Liederkranz), Biſchofsheim; Adam Sattler und Georg
Wilh. Schäfer (Germania), Dorheim; Gg. Becker 1. (MGV.), Gau
Hep=
penheim; Joh. Scholl 2. (MGV.), Gau Heppenheim; Joh. Gündling
(MGV.), Bürſtadt; Hans Kübert (Melomania), Aſchaffenburg. Zu
Ehrenchormeiſtern unter Verleihung der Ehrennadel ſwurden ernannt:
Karl Greul (Konkordia), Gelnhaar; J. Illy (MGV.), Marienborn:
Herm. Kahn (Liederkranz), Höchſt i. O.; Phil. Pfeffer (MGV.), Gau
Heppenheim.
schmerzlindernd
und belebend bei Rheuma,Sschias,
Kopf=, Nerven= und Erkältungs= 3
ſchmerzen, Ermüdung u. Strapazen=
7Meliſſ.=3Musk.=1Nelk.-6Zitr.=5 Zimt=u
Lav.=Ol, 18, 14Menth.,400Waſſ.,600 Spir. In Apotbeken und Drogerten 7
Amol
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die 2. Wanderung
im neuen Wanderjahr unter der Führung der Klubmitglieder
Hergt und Trippel war ein Erlebnis. Auf den ſchneebedeckten
Wegen zog froh und wohlgemut die ſtattliche Schar der Wanderer
durch den ſtillen Sonntagswald an der Klipſteinseiche und Pauls
Trinkglas vorbei gegen Traiſa zu, das noch im Winterſchlaf zu
liegen ſchien. Nieder=Ramſtadt wurde kurz begrüßt und bald von
oben betrachtet, denn auf Wenigen bekanntem Wege ging es auf
den höchſten Punkt in ſeiner Umgebung, dort, wo die neueſten
Villen im „Mayſtil” ſtehen. Auf Feld und Wieſen tummelten ſich
Schneeſchuhläufer, die die Anfangsgründe dieſes Sportes ſich zu
eigen machen wollten, um ſpäter beim Telemarkſchwung im
Schwarzwald zu glänzen. Fröhliche Worte wurden getauſcht und
herzhaft gelacht, wenn der Sportler auf den Brettern beim Ueben
und der mit den Wanderſchuhen beim Gucken Bekanntſchaft machte
mit der Mutter Erde. Ein letzter Blick auf das tiefliegende Nieder=
Ramſtadt und das in Dunſt langſam verſinkende Darmſtadt, dann
nahm uns der Wald wieder auf. Am Breiten Stein vorbei ging
es wieder ab nach dem gaſtlichen, aber auch ob ſeines lieblichen
Hühneraugenpflaſters bekannten Nieder=Modau. Bei Freund
Schaller an der Kirche waren wir gut aufgehoben und die Preiſe
der Preisabbaupſychoſe entſprechend angepaßt. Nach der Raſt hieß
es gleich wieder hinauf auf die Rohrbacher Höhe wo der Wind
ſo kräftig pfiff, daß man gerne ſeinen Mantel zuknöpfte; durch den
Ort, am Friedhof entlang kamen wir durch den Fichtengarten mit
ſeinen ſchönen Bäumen nach weiterem zweiündigen Marſche zu
unſerm heutigen Endziel nach Groß=Bieberau. Bei Klubmitglied
Schönberger fand das gemeinſame Mittageſſen ſtatt, das infolge
ſeiner Güte und Reichhaltigkeit alles vergeſſen ließ, was uns in
letzter Zeit auf dieſem Gebiete in negativſtem Sinne geboten
wor=
den war. Der Vorſitzende der Ortsgruppe Groß=Bieberau, Herr
Hauptlehrer Zimmer, begrüßte die Darmſtädter Freunde und
er=
freute mit ſeinem Kluborcheſter alle Anweſenden bis zum Abgange
des Zuges. Gleichzeitig gab er die Ernennung des verdienſtvollen
Schriftführers des O.W.K., Herrn Dr. Götz zum Ehrenmitglied
der Ortsgruppe Groß=Bieberau bekannt und überreichte ihm eine
Ehrenurkunde hierüber. Herr Prof. Dr. Köſer, der 1. Vorſitzende
der hieſigen Ortsgruppe, dankte für die lieben Worte der
Be=
grüßung und gab ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß die guten
alten Volkstänze unſerer Vorfahren noch ſo liebevoll in Groß=
Bieberau gepflegt werden, wie ſie heute von den jungen Mädchen
und Burſchen in der Odenwaldtracht den Darmſtädter Freunden
vorgeführt wurden. Gleichzeitig dankte er dem unermüdlichen
Kluborcheſter und dem gaſtlichen Hauſe Schönberger, ſowie den
beiden Führern Hergt und Trippel für die Vorbereitungen und
die ſchöne Durchführung der Wanderung. Freund Trippel gab noch
eine Probe ſeiner Dichtkunſt in der Aufzählung der entſetzlich
vie=
len Arbeiten eines Dorfbürgermeiſters und danach iſt wirklich ein
ſolcher Mann nicht zu beneiden. Nach den frohen Stunden des
ge=
mütlichen Zuſammenſeins brachte uns das Lieschen zu ſeinem
großen Bruder nach Reinheim, der uns bald in unſerer
Heimat=
ſtadt ablieferte. Friſch Auf zur nächſten Wanderung am 8. März,
der Sternwanderung des O.W.K. nach Darmſtadt.
— Sektion Darmſtadt des D. und Oe. Alpenvereins. Der
be=
rühmte Hochtouriſt und alpine Schriftſteller. Dr. Julius Kugy
aus Trieſt, der auch in hieſigen Kreiſen viele Freunde und
Ver=
ehrer zählt, wird Samstag, den 14. I. M., im Feſtſaal des
Lud=
wig=Georgs=Gymnaſiums an Hand von Lichtbildern über einzelne
Epiſoden aus ſeinem Bergſteigerleben berichten. Die Mitglieder
der Sektion Starkenburg und eingeführte Gäſte ſind willkommen.
— Nerother Bund. Wir erinnern nochmals an den heute
abend 8 Uhr im Hörſal 234 der Techniſchen Hochſchule laufenden
Film „Pohjohla” über die Erlebniſſe der Nerother in Finnland,
dem Land der „Tauſend Seen”.
Lokale Veranſtalkungen.
Dſe hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Hausfrauenbund. Wir erinnern unſere Mitglieder
an unſeren Vereinsnachmittag am Mittwoch, den 11. Februar, im
Gartenſaal des Saalbaus. In dieſer Mitgliederverſammlung
ha=
ben wir die Freude, den 70. Geburtstag eines verehrten
Vor=
ſtandsmitgliedes feiern zu dürfen. Zu Ehren dieſer
Geburtstags=
feier wird uns Frau Charlotte Rau aus Frankfurt nach der
Kaffeeſtunde einen Vortrag halten „Ein Stündchen bei Frau Rat
Goethe” (zu ihrem 200jährigen Geburtstag).
— Städt. Saalbau. Faſtnacht=Sonntag und Montag
großes karnevaliſtiſches Konzert mit Tanz. Perſönliche Leitung
Kapellmeiſter W. Schlupp. Eintrittspreiſe ſind niedrigſt gehalten,
um jedermann den Beſuch zu ermöglichen. Feenhafte Dekoration.
Karten ſind bei Reſtaurateur Fritz Niemann erhältlich. (Siehe
Inſerat.)
Aus beffen.
Neckar=Berkehrs=Berband.
—. In Neckargemünd fand die diesjährige
Hauptverſamm=
lung des Neckar=Verkehrsverbandes ſtatt, bei der zahlreiche Amtsſtellen
und Verkehrsorganiſationen aus Baden, Heſſen und Württemberg
ver=
treten waren. Unter der Leitung des Verbandsvorſitzenden,
Bürger=
meiſter Sailers=Bad Wimpfen, nahm die Verſammlung einen überaus
anregenden Verlauf. An Referate über Eiſenbahnfahrplan=
Angelegen=
heiten, über Straßen= und Schiffahrtsfragen und über die Geſtaltung
des Siedlungsweſens im Neckartal, ſchloß ſich eine rege Ausſprache an.
Mit beſonderem Nachdruck wurde der langjährige, leider noch immer
nicht erfüllte Wunſch nach Einführung des zweiten Paares
Odenwald=Neckar=Eilzüge vorgetragen, damit endlich das an
landſchaftlichen Schönheiten ſo reiche mittlere Neckartal auch in der
Nord=Süd=Richtung ausreichend an den Schnellverbehr angeſchloſſen
wird. Die heſſiſchen Gemeinden, Neckarſteinach und Hirſchhorn, legen
nach wie vor ein beſonderes Gewicht darauf, daß der beſchleunigte
Per=
ſonenzug 853 neckaraufwärts am Vormittag Halte bekommt, damit die
Orte auch in der Richtung von Heidelberg wenigſtens über eine
zeit=
gemäße Schnellverbindung am Tag verfügen.
Tageskalender für Dienstag, den 10. Februar 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, A 17. 19.30-22.,30 Uhr:
Die Portugaleſiſche Schlacht” — Kleines Haus: Keine
Vor=
ſtellung. — Konzerte: Schloßkeller, Café Oper, Datterich,
Café Ernſt=Ludwig, Spaniſche Bodega, Reſt. Bender,
Rhein=
gauer Weinſtube. — Kinovorſtellungen: Union=,
Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
J. Griesheim, 9. Febr. Am Donnerstag, den 12. Februar d. J.,
abends, hält Herr Direktor Seeger vom Landwirtſchaftsamt Darmſtadt
im Gaſthaus „Zum grünen Baum” hier, einen Vortrag über „
Kar=
toffelbau unter beſonderer Berückſichtigung des Frühkartoffelbaues”.
— Die hieſige Gewerbe= und Handwerker=Vereinigung hat für ihre
Mit=
glieder und angeſchloſſenen Innungsmitglieder beim Finanzamt
Darm=
ſtadt=Land eine Friſtverlängerung für die Umſatz= und Einkommenſteuer=
Erklärungen für das Jahr 1930 bis zum 15. März d. J. beantragt. Wie
allfährlich, werden auch in dieſem Jahre Steuerberatungen durch
zuge=
laſſene Steuerberater hier abgehalten. Die Generalverſammlung der
Gewerbe=” und Handwerker=Vereinigung findet in der Reichswerbewoche
für das Handwerk” vom 15. bis 22. März d. J. ſtatt. — Die
Sprech=
tage des Finanzamts Darmſtadt=Land ſind nur Dienstags und Freitags.
Außerhalb der Sprechtage kann niemand damit rechnen, vorgelaſſen zu
werden, es ſei denn, daß er geladen iſt.
E. Wixhaufen, 9. Febr. Geſangswettſtreit. Am Sonntag
wurde im hieſigen Gaſthaus „Zur Traube” vom Geſangverein „
Lieder=
kranz” ein Delegiertentag abgehalten mit dem Ergebnis, daß ſich an dem
geplanten Geſangswettſtreit im Juli d. Js. 17 Vereine beteiligen.
E Eberſtadt, 9. Febr. Zu einem bunten karnevaliſtiſchen Abend
hatte der Geſangverein „Frohſinn” (1842) eingeladen. Zahlreich folgten
Mitglieder und Angehörige ſowie Gäſte dem Rufe und um die Zeit,
als der Elferrat ſeine vor der Bühne aufgeſchlagene Hochburg bezog,
wogte in dem farbenſchillernden Reiche des Prinzen Karnebal eine
er=
wartungsvolle Menge. Nach einer närriſchen Begrüßungsanſprache des
Präſes des Elferrats, Ludwig Brückner, verlas Elferratsmitglied
Peter Kern das Protokoll. Als Büttredner traten auf Georg
Heber=
mehl. Wilhelm Knieß. Zwei glänzende Schlagernummern (
Revue=
ſtars), unter Führung von Narr Georg Schäfer, fanden ſtärkſten
Bei=
fall. Als ausgezeichnete, zugkräftige Nummer erwies ſich alsdann
Wil=
helm Reibold, der die Frauenrechtlerin Schmnattergans köſtlich zu
imitieren wußte. Ohne die Brüder Georg und Peter Pfeiffer kann
man ſich den traditionellen bunten Abend des „Frohſinns” nicht denken.
Narr Ludwig Helm trat als geſchulter Redner auf. Einen ſehr ſtarken
Erfolg erzielte auch das Sänger=Quartett, mit dem die Veranſtaltung
nach der Pauſe fortgeſetzt wurde. Der urwüchſigſte der Büttredner war
zweifellos Obernarr Ludwig Brückner, der als „Seele vom Ganzen”,
ziemlich am Schluſſe ablud, was er für den bunden Abend geſammelt
hatte. Die närriſche Edelweißkapelle lieferte eine ſtimmungsvolle
Katzen=
muſik und begleitete die Büttenreden mit Tuſchs. Karnevalslieder,
ver=
faßt von Brückner, Maul und Reibold, wurden zwiſchendurch gemeinſam
geſungen.
T. Klein=Zimmern, 9. Febr. Schwerer Unfall mit
Todes=
folge. Der in dem hieſigen Gemeindewalde unweit der Grube Meſſel
beim Holzfällen beſchäftigte Lorenz Henrich erhielt von dem Aſte eines
fallenden Baumes einen derarrigen Schlag auf den Kopf, daß er einen
ſchweren Schädelbruch erlitt. Die ſchnell herbeigerufene Freiwillige
Sanitätswache überführte ihn ſofort in das Herz=Jeſu=Hoſpital nach
Darmſtadt. Jedoch iſt der Bedauernswerte bald darauf ſeinen ſchweren
Verletzungen erlegen.
— Hirſchhorn, 9. Febr. Waſſerſtand des Neckars am
8. Februar: 1,54 Meter: am 9. Februar: 1,52 Meter.
— Gernsheim, 9. Febr. Waſſerſtand des Rheins am
8. Februar: 0,63 Meter; am 9. Februar: 0.47 Meter.
Cp. Biebesheim, 7. Febr. Zuchtviehmarkt. Der diesjährige
Faſel= und Zuchtviehmarkt findet am Dienstag, den 3. März, ſtatt. Er
wird, wie üblich, vom Landwirtſchaftskammerausſchuß für Starkenburg
in Verbindung mit der Gemeinde abgehalten.
Rheinheſſen.
Aus Mainz.
* Gemeinſam in den Tod gegangen. Der verheiratete 27jährige
Landwirt Jak. Weppler aus Geinsheim. Vater dreier Kinder, lernte
in einer Wirtſchaft auf dem Kornſand bei Oppenheim die berufsloſe 23 Kath. Heß aus Groß=Gerau kennen, die dort ihrem Bruder
die Wirtſchaft führte. Beide verliebten ſich ineinander und beſchloſſen
da eine Heirat nicht möglich war, gemeinſam in den Tod zu gehen Seit
dem 21. Dezember vor, Js. wurden die beiden vermißt. Am Rheinufer
wurden Kleidungsſtücke gefunden, die den Vermißten gehörten und auf
einen Tod im Rhein ſchließen ließen. Dieſe Vermurung beſtätigte ſich
am Samstag vormittag, als die Leichen der beiden an der Zementfabrik
bei Mainz=Weiſenau geländet wurden
* Vom Perſonenauto totgefahren. Am Samstag vormittag ereignete
ſich in der Wiesbadener Landſtraße in Mainz=Amöneburg ein
ſchreck=
licher Unglücksfall, dem ein blühendes Menſchenleben zum Opfer fiel.
Das vierjährige Söhnchen des Arbeiters Hch. Merz wollte die Straße
überſchreiten und lief direkt in das Perſonenauto einer hieſigen Firma,
Das Kind wurde überfahren und erlitt einen ſchweren Schädelbruch, der
den ſofortigen Tod des Kindes zur Folge hatte.
berheſſen.
Zu dem Unfall bei Oſtheim=Butzbach.
Gießen, 9. Febr. Bisher hat ſich das Dunkel über den bedauerlichen
Unglücksfall bei Oſtheim=Butzbach, dem der Schuhfabrikant Franz Schnck
aus Pirmaſens zum Opfer fiel, noch nicht einwandfrei lichten laſſen.
Man fand anfangs keinerlei Anhaltspunkte über die Perſönlichkeit des
Toten, erſt einem Gendarmeriewachtmeiſter aus Butzbach iſt es gelungen,
den Reiſepaß zu finden, aus dem die Perſonalien hervorgingen. Schuck
ſelbſt, der verheiratet iſt, befindet ſich in guten Verhältniſſen, ſo daß ein
Selbſtmord ausgeſchloſſen erſcheint. Merkwürdig iſt noch das Fehlen
einer Brieftaſche, das jedoch dahin erklärt werden kann, daß ſie von den
zahlreichen Fußgängern an dieſer Stelle des Dammes aufgefunden und
noch nicht abgeliefert worden iſt. Der Annahme eines Unfalles entgegen
ſtehen noch die Tatſachen, daß ein Reiſender ein vorſichtiger Mann iſt,
der ſo frühzeitig vor einer großen Station noch nicht im Wagen
einher=
geht, ferner, daß der Tote nicht zwiſchen die Gleiſe, ſondern mitten
zwi=
ſchen die Schienen der Nebenſtrecke zu liegen kam, während bei einem
Hinausfallen, der Körper quer über die Schienen zu liegen kommen
müßte. Auch daß er ſich in einem Dämmerzuſtand gerade zwiſchen die
Schienen gelegt haben könnte, ſcheint ausgeſchloſſen zu ſein. Einem
Ueberfall entgegen ſteht die Tatſache, daß der D=Zug, der mehrere
Schlaf=
wagen und zwei Perfonenwagen aufwies, etwa 50—60 Perſonen in
einem Wagen mit ſich führte. Ferner iſt noch nicht bekannt, ob die
Eiſen=
bahn Blutſpuren an der Wagentür feſtſtellen konnte, wie auch die Frage
der Mitreiſenden, der evtl. in Bad=Nauheim oder Friedberg
ausgeſtiege=
nen noch nicht geklärt iſt. Am Sonntagvormittag fanden eingehende
Unterſuchungen durch die Landeskriminalabteilung Gießen unter
Kom=
miſſar Schönefeld=Gießen ſtatt. Zur weiteren Aufklärung des
myſteriö=
ſen Falles ſind im Laufe des Sonntags die Angehörigen des getöteten
Fabrikanten Schuck in Butzbach, wo die Leiche ſich befindet, eingetroffen.
Die Unterſuchung wird noch eifrig weitergeführt.
wsN. Lich, 9. Febr. Verlobung im Licher
Fürſten=
hauſe. Die jüngſte Tochter des Fürſtenpaares von Solms=Hohenſolms=
Lich, Prinzeſſin Maria Anna, hat ſich mit dem Burggrafen und Grafen
Chriſtoph zu Dohna=Schlobitten verlobt.
h. Vom Vogelsberg, 9. Febr. Ein Höhepunkt des
Winter=
ſportes konnte geſtern auf unſerem Heimatgebirge gebucht werden.
Schon Samstag abend herrſchte auf dem Benderheim auf der
Herchen=
hainer Höhe, in den Klubhäuſern auf dem Hoherodskopf und in den
naheliegenden Orten Breungesheim, Hartmannshain und Herchenhain
ein ſtarker Fremdenverkehr. Geſtern vormittag trafen aus allen
Gegen=
den mit den Sonderzügen der Reichsbahn, mit Poſtautos und
Privat=
omnibuſſen aus Friedberg. Butzbach, Gießen, Grünberg. Alsfeld, Schlitz,
ja ſelbſt aus Frankfurt fortgeſetzt neue Scharen von Sportlern und
Sportfreunden ein, ſo daß auf den Abhängen, der beiden Höhen ein
buntbewegtes Treiben herrſchte, das um die Mittagszeit ſeinen
Höhe=
punkt erreichte. Alle Gaſtſtätten, beſonders das Klubhaus und
Bender=
heim, waren überfüllt. Nächſten Sonntag dürfte ein Rieſenverkehr zu
erwarten ſein, da der Verband Mitteldeutſcher
Skiver=
eine ſeinen 3. Jugend=Skitag auf dem Hoherodskopf abhält.
Nummer 41
Dienstag, den 10. Februar 1931
PNanzenkrankheiten und Landwirtſchaft.
Mitteilung aus der Heſſ. Hauptſtelle für Pflanzenſchutz.
Sehr häufig hört man die Klage, daß die Krankheiten unſerer
Kulturpflanzen von Jahr zu Jahr zahlreicher werden;
Krankhei=
ten, die man früher nicht gekannt hatte, treten auf, und
Schäd=
linge, die in früheren Jahren harmlos waren, nehmen einen
ver=
änderten Charakter an und verurſachen größeren Schaden. Wie
verhält es ſich nun mit dieſen Behauptungen? Es iſt ohne
Zwei=
fel, daß man in neuerer Zeit den Pflanzenkrankheiten größere
Aufmerkſamkeit widmet und daß infolgedeſſen häufiger als früher
Krankheiten, wenn ſie auftreten, entdeckt und zur allgemeinen
Kenntnis gelangen. Sicherlich wird der Menſch, ſolange er
Pflan=
zenkultur betreibt, ſich mit ertragsvermindernden Einflüſſen
aus=
einanderzuſetzen gehabt haben. Daneben bleibt es aber eine
un=
leugbare Tatſache, daß in jüngerer Zeit neue Krankheiten
entſtan=
den ſind und ſich über die Länder weiter verbreiten. Die
Erklä=
rung dieſer Tatſache dürfte in mehreren zuſammenhängenden
Um=
ſtänden zu ſuchen ſein.
So iſt die Möglichkeit zur Weiterverbreitung von früher in
ihrem Vorkommen lokal begrenzter Krankheitserreger gegeben
durch den gegen früher verſtärkten Verkehr zwiſchen Ländern und
Völkern. Mit Eiſenbahn, Schiff und Flugzeug reiſen Menſch und
ſeine Waren; auf dieſen Verkehrsmitteln werden unbewußt eine
ganze Reihe von Schädlingen und Seuchenkeimen unſerer
Kultur=
pflanzen mitgeführt; auf dieſe Weiſe hat von weither mancher
Schädling ſeinen Weg nach Europa und innerhalb Europas nach
Deutſchland gefunden. Einige Beiſpiele mögen dieſe Behauptungen
erläutern. Im Kartoffelbau wird in letzter Zeit ſehr viel von dem
Kartoffelkrebs geſprochen und geſchrieben. Es iſt dies eine
Pilz=
erkrankung, die an den Knollen blumenkohlkopfartige
Wucherun=
gen hervorruft. Vor 25 Jahren war dieſe Krankheit bei uns völlig
unbekannt, heute iſt ſie über weite Gebiete des Reiches verbreitet
und auch die heſſiſchen Sandgebiete haben ſehr unter ihr zu leiden.
Um der Krankheit Herr zu werden, dürfen wir nur ſolche Sorten
anbauen, die krebsfeſt ſind, wollen wir auf die Dauer unſere
Pro=
duktion auf der alten Höhe halten. Glücklicherweiſe haben unſere
Züchter ja ſchon eine ganze Reihe von Sorten auf den Markt
ge=
bracht, die ſowohl krebsfeſt als auch genügend ertragreich und von
guter Qualität ſind.
In dem erwähnten Beiſpiel iſt es nun möglich, durch
Um=
ſtellung des Kartoffelbaues auf krebsfeſte Sorten der Seuche Herr
zu werden; ſchwieriger wird ſchon die Lage werden, wenn der in
Frankreich weit verbreitete amerikaniſche Kartoffelkäfer den Weg
zu uns finden ſollte. Er ſcheint ein Geſchenk des Weltkrieges an
Europa zu ſein; mit amerikaniſchen Transporten iſt er um das
Jahr 1919 nach Bordeaux gelangt und dort im Stillen zu einer
Macht herangewachſen, die nunmehr alle Kulturvölker unſeres
Kontinents bedroht. Der gefürchtete Koloradokäfer, der in
Nord=
amerika ſeit den 60er Jahren den Kartoffelbau ſchwer ſchädigt, hat
ſich in Frankreich feſtgeſetzt und beherrſcht heute bereits ein
Vier=
tel des franzöſiſchen Bodens. Der Käfer, der durch zehn ſchwarze
Längsſtreifen auf den Flügeldecken ausgezeichnet iſt, frißt und
zer=
ſtört ebenſo wie ſeine rötlichen Larven das Kartoffelkraut. Wenn
er ſich bei uns einniſten ſollte, ſo wären wir zu größeren
Aus=
gaben gezwungen, und die ohnedies geringe Rentabilität des
Kar=
toffelbaues wäre vernichtet, rechnet man doch, daß durch den Käfer
die Kartoffelernte um ein Drittel vermindert wird.
Im Obſtgarten finden wir den amerikaniſchen
Stachelbeer=
meltau, er war urſprünglich nur in Amerika heimiſch er hat dort
mit der Zeit eine ſolche Verbreitung und Schädlichkeit erreicht,
daß nicht ſelten der Anbau der feineren, empfindlicheren engliſchen
Stachelbeerſorten ganz ausgeſchaltet werden mußte. Der Erreger
dieſer Krankheit iſt gegen Ende des vorigen Jahrhunderts nach
Europa eingeſchleppt worden: In Deutſchland trat er erſtmalig
im Jahre 1905 auf. In raſchem Zuge hat er ſich in den folgenden
Jahren über das ganze Reich verbreitet und iſt beſonders in den
Gebieten Nord= und Oſtdeutſchlands, in denen ein feuchtes Klima
herrſcht, zu einer ernſten Gefahr für unſere Beerenobſtkulturen
geworden. An den Obſtbäumen muß die Blutlaus als Hauptfeind
bezeichnet werden; in Nordamerika beheimatet, iſt ſie gegen Ende
des 18. Jahrhunderts nach Europa gekommen und hat ſich hier
be=
ſonders in den wärmeren Gebieten trotz der Gegenwehr ſchnell
verbreitet Um auch noch ein Beiſpiel aus dem Weinbau
anzu=
führen, ſei die Reblaus erwähnt, die ebenfalls, aus Amerika zu
uns herübergebracht worden iſt und ſich infolge ihrer ungeheuren
Vermehrungsfähigkeit allen Bekämpfungsmaßnahmen zum Trotz
in unſeren Weinbergen breitgemacht hat.
Jedoch nicht nur die lebenden Pflanzen haben zahlreiche
Feinde erhalten, nein, auch unſere Vorräte an Nahrungsmitteln
werden von ausländiſchen Pflanzenfreſſern verkleinert. So gehört
die Mehlmotte nicht zu den urſprünglich in Deutſchland
einheimi=
ſchen Inſekten, ſie wurde erſtmalig im Jahre 1879 entdeckt, und
ſeit 1883 tritt ſie maſſenhaft bei uns in Deutſchland an zahlreichen
Stellen auf. Sie hat wahrſcheinlich mit amerikaniſchem Getreide
den Weg zu uns gefunden.
Bei jeder Einfuhr von Pflanzen und Pflanzenteilen müſſen
wir ſehr die Augen offen halten, in der Befürchtung, daß dieſer
oder jener Schädling als blinder Paſſagier den Weg zu uns
fin=
det, wie ja aus den wenigen Beiſpielen, die ſich beliebig
vermeh=
ren ließen, zu erſehen iſt. Gewinnt ſo der Pflanzenſchutzdienſt
nicht ungeheuer an Bedeutung? Zählt doch der Unterſuchungs=
und Beſichtigungsdienſt für Pflanzeneinfuhr ſowohl wie auch
Aus=
fuhr mit zu ſeinen Aufgaben.
Neben neuen Pflanzenfeinden iſt es feſtſtehende Tatſache, daß
viele Krankheiten gegen früher ſehr an Bedeutung zugenommen
haben und fühlbar in das Wirtſchaftsleben eingreifen. Wie iſt
dies zu erklären? Durch den Anbau von zahlreichen Pflanzen
gleicher Art und gleichen Alters auf größerer Fläche, wie es die
moderne Wirtſchaftsweiſe verlangt, werden den Inſekten wie den
Pilzen günſtige Lebens= und Vermehrungsbedingungen geſchaffen.
Sie finden den Tiſch immer neu gedeckt vor und werden ungewollt
zur Maſſenvermehrung und zur immer intenſiveren Gewöhnung
an die betreffende Pflanze gebracht. Noch ein weiteres kommt
hinzu. Bevor man mit der Züchtung unſerer Kulturpflanzen auf
leiſtungsfähige, ertragreiche Sorten begann, wurde die Auswahl
der Natur ſelbſt überlaſſen. Was im Kampfe ums Daſein gegen
tieriſche und pflanzliche Feinde und gegen Witterungseinflüſſe
nicht fortleben konnte, wurde erbarmungslos vernichtet und ſo
von der Weiterzucht ausgeſchloſſen. Das Ergebnis dieſer
natür=
lichen Ausleſe waren widerſtandsfähige Pflanzen. Da begannen
die Züchter mit ihrer Arbeit und ſchufen durch geeignete
Zucht=
wahl neue ertragreiche Sorten, die aber ſehr große Anſprüche an
Klima und Boden ſowohl als auch an Nährſtoffbedarf ſtellten. Es
kamen ſo Sorten auf den Markt, die in günſtigen Jahren und
auf guten, reichen Böden ſehr hohe Ernten brachten. Kamen dann
aber zum Beiſpiel Jahre mit ungünſtigen Wintern mit Kahlfroſt
oder zu großen Mengen Schnee, dann führte der Anbau dieſer
Sorten zu völligem Mißerfolg. Wir müſſen darum von der
Pflan=
zenzüchtung erwarten, daß ſie im Dienſte des Pflanzenſchutzes bei
der Heranzucht ihrer Sorten auf genügende Widerſtandsfähigkeit
derſelben gegen Krankheiten und Witterungseinflüſſe achtet und
ſich nicht nur von dem Moment führen läßt, möglichſt
ertrags=
reiche Sorten auf den Markt zu werfen.
Seite 7
Aehnliche Mißerfolge werden eintreten bei der Einführung
ertragreicher Pflanzenarten oder =ſorten aus milderem Klima.
Wenn Kulturpflanzen unter Klima= oder Bodenbedingungen
ge=
langen, die von den natürlichen ſtark abweichen, ſo verändert ſich
ihre Widerſtandsfähigkeit und ſie werden leichter als in „ihrer
Heimat eine Beute ihrer Feinde. So iſt die Luzerne eine Pflanze,
die Sonne und Kalk braucht. Fehlt es an beiden, ſo kümmert ſie,
ſie wächſt ſchlecht und kränkelt und zeigt bald Befall von tieriſchen
und pflanzlichen Feinden. Nach ſtrengen Wintern wird Luzerne,
deren Saatgut aus ſüdlichen Ländern bezogen worden iſt, ſtets
ſtark auswintern und ſo dem Unkraut die Möglichkeit geben, an
den Kahlſtellen gut zu gedeihen und ſchließlich den Acker zu
über=
wuchern.
Noch in anderer Beziehung hat der Menſch durch ſeine
Kul=
turmaßnahmen das vermehrte Auftreten tieriſcher Feinde unſerer
Pflanzen ermöglicht. Kommt doch in ſehr vielen Fällen das
Un=
geziefer deshalb in ſo ſtarkem Maße vor, weil die natürlichen
Feinde desſelben durch den Menſchen vertrieben oder vernichtet
worden ſind. Dies trifft beſonders für den Vogelſchutz zu; haben
wir doch mit zunehmender Kultur einen ſtarken Rückgang der
Vögel zu verzeichnen. Durch Urbarmachung von Oedländereien,
durch intenſiveren Feldbau und damit verbundene Beſeitigung
aller Hecken und Gebüſche haben wir den Tieren die notwendigen
Niſtgelegenheiten genommen und ſo dazu beigetragen, daß ſich ihre
Reihen ſehr gelichtet haben. Und doch ſind unſere Vögel die
aller=
nützlichſten Ungeziefervertilger. Leider fehlt aber noch vielfach
das Verſtändnis für einen ſachgemäßen Vogelſchutz, und hier wird
durch den Pflanzenſchutzdienſt noch viel Aufklärung nötig ſein.
Wir kommen nun noch auf ein weiteres krankheitenförderndes
Moment zu ſprechen: es iſt dies in der einſeitigen und
überſteiger=
ten Anwendung von künſtlichen Düngemitteln zu erblicken. So iſt
nach dem Kriege ſehr viel von Bodenſäureerkrankung die Rede
geweſen. Krankheitsbilder traten auf, die man früher nicht
kannte. Wie kam das? Es wäre die Bodenſäure niemals ſo
wich=
tig in der Landwirtſchaft geworden, wenn man die Aecker nicht
zu ſehr mit phyſiologiſchſauren Düngerſalzen, wie z. B.
ſchwefel=
ſaurem Ammoniak oder Kainit, gedüngt hätte. Ein Beiſpiel möge
dieſe Behauptung kurz näher erklären. Gibt man dem Boden
ſchwefelſaures Ammoniak, ſo nimmt die Pflanze den Stickſtoff des
Ammoniaks als Nährſtoff auf und läßt im Boden den
Schwefel=
ſäurereſt zurück. Dieſer verbindet ſich im Boden mit Kalk und
ver=
ſauert ſchließlich, wenn er keinen Kalk zur Bindung mehr
fin=
det, den Boden. Die Folgen der Bodenſäure treten beſonders nach
niederſchlagsreichen Wintern und trockenem Mai auf.
Säure=
feindliche Pflanzen wie Klee oder Rüben wollen dann nicht recht
gedeihen und führen ein kümmerliches Daſein. Gegen
Bodenſäure=
ſchäden iſt Kalk oder Mergel das beſte und billigſte Hilfsmittel.
Vom Stickſtoff wird vielfach behauptet, daß er die Anfälligkeit der
Pflanzen gegen Krankheit begünſtigt. Das trifft zu, aber nur
dann, wenn Stickſtoff einſeitig gegeben wird. In dieſem Falle
werden die Pflanzen maſtig und zeigen geiles Wachstum; ſie
unterliegen dann dem Befall aller möglichen Schädlinge. So
ſehen wir, daß im Obſtbau durch ſtarke Jauchedüngung gerne
Krebs auftritt und daß maſtige Getreidefelder gerne, dem Roſt
anheimfallen.
Wir wiſſen, daß nur die geſunde Pflanze reiche Erträge
brin=
gen kann. Sachgemäße Düngung, ſorgfältige Bodenbearbeitung,
zweckmäßige Saatgut= und Sortenauswahl dienen ebenſo zur
Er=
zielung geſunder Pflanzenbeſtände, wie eine gute Allgemeinpflege.
Die Einſicht, daß man auch die Kulturpflanze genau ſo wie
Men=
ſchen und Haustiere, von denen man Höchſtleiſtungen verlangt,
vor allem geſund erhalten, d. h. auch gegen ihre zahlreichen Feinde
ſchützen muß, wenn ſie Höchſternten bringen ſoll, iſt leider noch
längſt nicht Allgemeingut aller unſerer Pflanzenbauern
gewor=
den. Immer wieder muß man ſich vor Augen halten, daß
Pflan=
zenhygiene der billigſte und wirkungsvollſte Pflanzenſchutz iſt.
Dr. Becker.
A
LaBaeu
3n
W
fteigerung!
Termin: 17. Februar 1931, nachmitt. ½4 Uhr, im
Sitzungs=
ſaale Zimmer 219 des Neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 5, Blatt 1401:
Flur 6 Nr. 466, Hofreite Nr. 110. Heidelbergerſtraße,
177 qm. Schätzung: 13 000.— RM.
Eigentümer: Eheleute Maſchinenſchloſſer Johannes Gräb
und Dorothea geb. Hein.
(287a
Die Zwangsverſteigerung erfolgt zwecks
Aufhebung der Gemeinſchaft.
Darmſtadt, den 6. Oktober 1930
Heſſiſches Amtsgericht I.
Heinrichſtr. 85, II",
2—3 frdl.
Manſarden=
zim, teilw. möbl., m
Küche an Damen zu
sid
vermieten.
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Ab=
teilung B: Am 2. Februar 1931
hin=
ſichtlich der Firma:
Maſchinenbau=
anſtalt Venuleth * Ellenbeiger,
Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt: Dr.
Kurt Backhauß iſt mit Wirkung vom
31. Dezember 1930 als
Vorſtandsmit=
glied ausgeſchieden. — Am 3. Februar
1931 hinſichtlich der Firma:
Darm=
ſtädter und Nationalbank,
Kom=
manditgeſellſchaft auf Aktien,
Haupt=
niederlaſſung Berlin. Zweigniederlaſſung
Darmſtadt: Die Prokuren für Arthur
Wagner, Heinrich Hahn, Julius Schwarz,
Curt Haagen, Fritz Ehlerding, Hermann
von Grumbfow, Franz Hampp, Max
Rohde und Werner Lüders ſind erloſchen.
— Am 4. Februar 1931 hinſichtlich der
Firma: Heſſiſche gemeinnützige
Aktiengeſellſchaft für kleine
Woh=
nungen, Darmſtadt: Kaufmann Otto
Schneider in Darmſtadt iſt zum
Geſamt=
prokuriſten beſtellt derart, daß er befugt
iſt, die Geſellſchaft mit einem ſonſt gen
Zeichnungsberechtigten zu vertreien. —
Am 5. Februar 1931 hinſichtlich der
Firma:
Wohnungsfürſorgegeſell=
ſchaft für Heſſen, gemeinnützige
Geſellſchaft mit beſchränkter
Haf=
tung, Darmſtadt: Gerichtsaſſeſſor Guſtav
Adolf Körbel in Darmſtadt iſt als
Haupt=
geſchäftsjührer ausgeſchieden, an ſeiner
Stelle iſt Diplom=Ingenieur Guſtav
Blöcher in Darmſtadt mit Wirkung vom
1. Februar 1931 zum
Hauptgeſchäfts=
führer beſtellt.
(2426
Darmſtadt, den 7. Februar 1931.
Amtsgericht I.
0.
Samstag, den 14. Februar 1931,
4 Uhr nachm. zu Eberſtadt im
Gaſt=
haus „Zum Mühltal” bei Klenk aus
den Forſtorten Wilbrandshöhe (Kühruh),
Abt. 1, 2. 6, 8. (Prinzenbergkopf u. am
Philipp Waltherweg):
Rutzholz, Derbſtangen: Birke,
Wag=
nerholz (Deichſeln) 6. Stück 1. Klaſſe,
19 St. II. Kl., Fichte III. Kl. (
Prinzen=
bergkopff 35 Stück; Reisſtangen;
Fichte IV. Kl. 150 St., V. Kl. 50 St.,
(Bohnenſtangen) 25 St.;
Nutzknüp=
pel: Eiche (Zaunpfoſten, 2,20 m lang)
1 rm.
Brennholz, Scheiter, rm: Buche 5,
Eiche 1, Birke 4; Knüppel, rm: Buche
2. Eiche 1, Birke 4. Edelkaſtanie 1;
Knüppelreiſig, rm: Eiche (5mlg.) 67.
Auskunft bei Herrn Joh.
Knörn=
ſchild zu Eberſtadt, Odenwaldſtr. 7/,o=
Eberſtadt, den 8. Febr. 1931. (2430
eſſiſches Forſtamt Eberſtadt.
Kachſunde.
Erlern. d. gutbürg.
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J. Friedrich,
4, I
Frankf. St
I. 1374
Mutter arbeitet für drei
Ovomaltine hilft ihr.
Ovomaltine hat schon seit
Jahrzchnten Weltruf. Als
man vor einigen Jahren
die Vitamine entdeckte,
stellte man fest, dass es
auch der Vitaminschalt
ist, der Ovomaltine so
grossen Wert verleiht. —
Man hatte ohne Vitamine-
Kenatnis und -Studium
bei der Fabrikation das
Richtige getroffen.
In der Tretmühle des grossen Haushalts frisch bleiben,
so dass Mann und Kinder nicht nur blinkende Stuben,
dampfendes Essen, sondern auch ein fröhliches Gesicht
vorfnden, wenn sie nach Hausc kommen — dazu
ge-
hört mehr Kraft, als man manchmal hat.
Es heisst darum, mit seinen Kräften haushalten und
einen Stärkeren für sich arbeiten lassen: Ovomaltine.
Ovomaltine zum Frühstück gibt Ihrem Körper, was
er braucht: Brennstoffe für die Körperarbeit, Lecithin
zum Schutz der Nerven, Vitamine, die frisch und
jung erhalten, Phosphor und Nährsalze für neuen
Aufbau. Sic arbeiten viel leichter, wenn Sie durch
diese wertvollen Stoffe gekräftigt sind, wenn neues
Blut in den Adern kreist. Und wenn Mutter erst
probiert hat, wie gut es ihr tut, dann wird sie
Ovo-
maltine bald auch ihrem Mann und ihren Kindern
geben, ehe sie morgens aus dem Haus gehen.
Ovo-
maltine können Sie süss oder ungesüsst — je nach
Geschmack — in Milch, Kaffee oder Tee trinken.
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Dr. A. Wander G. m. b. H., Abteilung 8 78 „Osthofen IRheinhessen)
Seite 8
Dienskag, den 10. Februar 1931
Nummer 4.!
Aas Lebenswerk des großen dentſchen Arzkes und Philofophen Alberk Schweiker
Das abgeftürzke engliſche Großflugzeug wird geborgen
Dr. Albert Schweitzer mit ſeinen Aſſiſtentinnen Frl. Dr. Schnabel und Frl. Dr. Schmitz in dem von
ihm gegründeten Negerhoſpital in Franzöſiſch=Aequatorial=Afrika.
Der berühmte deutſche Arzt und Philoſoph Dr. Albert Schweitzer, deſſen Schriften mit dem Goethe=
Preis ausgezeichnet wurden, ſetzt ſeine Hauptkraft für die Bekämpfung der Seuchen und
Krankhei=
ten unter den afrikaniſchen Negern ein. Aus der ganzen Welt fließen Dr. Schweitzer große
Geld=
ſummen zu, um ihn bei ſeinem menſchenfreundlichen Werk zu unterſtützen.
Die Bergungsarbeiten für „Iris III”,
das in der Nähe von Plymouth abgeſtürzt war. Sechs von den neun Fliegern, die dabei den Tag
fanden, konnten trotz aller Nachforſchungen noch nicht geborgen werden.
Reich und Ausland.
Der Raubüberfall auf die Metzgersfrau Eggerth.
Frankfurt a. M. Die polizeilichen
Er=
mittelungen nach dem Täter, der in der
Tönges=
gaſſe die Metzgersfrau Eggerth überfiel und ihr
9000. Mark Bargeld raubte, hatten bisher noch
keinen poſitiven Erfolg. In den letzten Tagen
wurde ein Mechaniker aus Nürnberg unter dem
Verdacht der Täterſchaft feſtgenommen, nach
kur=
zer Zeit aber wieder entlaſſen, da er als Täter
nicht in Frage kommt. Nunmehr wurde in der
Nacht zum Montag ein Erwerbsloſer aus
Bay=
ern, der ſich durch große Geldausgaben und
Autofahrten verdächtig machte, von der Polizei
ermittelt und verhaftet. Die Unterſuchung, ob
der mit dem Raubüberfall in der Töngesgaſſe
etwas zu tun hat, iſt noch nicht abgeſchloſſen.
Er vermochte bisher noch keine ausreichende
Er=
klärung dafür zu geben, wie er in den Beſitz des
Geldes gekommen iſt, trotzdem er ſchon ſeit
län=
gerer Zeit arbeitslos iſt und in
Obdachsloſen=
heimen übernachtete.
Ein Betrüger feſtgenommen.
Frankfurt a. M. Der vielfach
vorbe=
ſtrafte Konditor Guſtav Winter aus Darmſtadt
wurde hier feſtgenommen, weil er
Frauens=
perſonen, die er zu einem Glaſe Bier eingeladen
hatte, bei dieſer Gelegenheit Geldbörſe, Uhr uſw.
ſtahl. Er gab ſich auch als Diakon aus und
ver=
kaufte religiöſe Druckſchriften. Bei einem
Pfar=
rer ſtahl er die Kirchenſtempel und
Quittungs=
blocks, die er dann mit einem Stempel der
Kirchengemeinde verſehen hat in der Abſicht,
damit Betrügereien zu begehen.
Raubüberfall im Expreßzug Köln—Brüſſel.
Berlin. Im Expreßzug Köln—Brüſſel
wurde nach einer Meldung des „M.” aus
Brüſ=
ſel in der Gegend von Lüttich in den frühen
Morgenſtunden des Sonntags ein Raubüberfall
auf einen Holländer namens Rohmann verübt,
bei dem der Holländer ſchwer verletzt und
aus=
geraubt wurde.
„Skrolch” bekommk die Lebensrekker=
Auszeichnung.
Ein theiniſcher Berg wird abgekragen.
Das Städtchen Lorch mit dem Berg Nollig.
Seit langem beſtehen ſchwere Befürchtungen wegen des ſtändigen Abbröckelns des bis ans
Rhein=
ufer vorſtoßenden Berges Nollig, der die nahegelegenen Häuſer von Lorch eines Tages zu
ver=
ſchütten droht. Jetzt ſoll der ganze Berg abgetragen und die etwa 14 500 Kubikmeter große
Geſteinsmaſſe zum Bau einer rechtsrheiniſchen Uferſtraße verwendet werden.
Dobermann „Strolch” aus Hohenwuzen
bei Freienwalde,
der kürzlich einen ſiebenjährigen Knaben vom
Tode des Ertrinkens rettete erhielt vom
Deut=
ſchen Tierſchutzverein ein ſchönes Halsband ſamt
einer Leine aus Lackleder als Rettungs=
„Medaille”. Unſer Bild zeigt den braven Hund
nach „perſönlicher” Empfangnahme der
Aus=
zeichnung in Berlin neben dem geretteten
Knaben.
Raubüberfall auf der Hindenburgbrücke.
Rüdesheim. Der 22 Jahre alte Arbeiter
Paul Lüttich wurde in der Samstagnacht auf
der Hindenburgbrücke von einer aus drei
Per=
ſonen beſtehenden Räuberbande überfallen.
Dieſe mußten gewußt haben, daß Lüttich einen
größeren Geldbetrag bei ſich trug. Die Räuber
hielten ſich hinter einem Brückenpfeiler verſteckt
und ſtürzten ſich, als ſich Lüttich ihnen näherte,
auf ihn, ſchlugen ihn mit Knüppeln bewußtlos,
raubten ihm das Geld, zogen ihm Mantel und
Schuhe aus und nahmen ihm die Uhr und
ſon=
ſtige Wertgegenſtände ab. In hilfloſem Zuſtande
ließen ſie ihn liegen. Erſt am Morgen wurde
die Tat entdeckt, da Lüttich ſich nur mit großer
Mühe nach ſeiner Wohnung ſchleppen konnte.
Ein Keſſelhaus in die Luft geflogen.
Dinslaken. Auf der Zeche Baldur im
benachbarten Holſterhauſen ereignete ſich im
Keſſelhaus eine ſchwere Exploſion, über deren
Urſache noch nichts bekannt iſt. In der letzten
Nacht wurden die Bewohner des Ortes durch
eine heftige Detonation aus dem Schlafe
ge=
ſchreckt. Die Tagesarbeiter ſtürzten aus ihren
Schlafſtätten auf den Zechenplatz, wo ſich ihnen
ein Bild völliger Zerſtörung bot. Das
Keſſel=
haus war faſt vollkommen weggeriſſen. Die
Wucht der Exploſion war ſo ſtark, daß
Maſchinen=
teile und Eiſenſtücke von mehreren Zentnern
Gewicht weit fortgeſchleudert wurden und andere
Gebäude beſchädigten. Die Straße, in der das
Keſſelhaus ſtand, war mit Steinen und ſchweren
Eiſenteilen bedeckt. Die ſchweren Stücke hatten
ſich bis zu einem halben Meter in den
gefrore=
nen Boden gegraben. Es iſt geradezu ein
Wun=
der zu nennen, daß dieſe ſchwere Exploſion kein
Menſchenleben gefordert hat.
Bobsleigh=Unglück in der Schweiz.
Baſel. Ein mit acht Perſonen beſetzter
Bobsleigh fuhr auf der ſteilabfallenden und
kurvenreichen Straße von Baldingen nach
Rek=
kingen im Kanton Aargau in das Auto eines
Arztes hinein, das der Schlittenführer zu ſpät
bemerkt hatte. Drei erlitten ſchwere, die fünf
anderen leichtere Verletzungen.
Schiffszuſammenſtoß in Japau. — 50 Tote?
Tokio. Der franzöſiſche Paſſagierdampfer
„Porthos” ſtieß unweit des Hafens von Kobe
mit einer Dampffähre zuſammen, die ſofort ſank.
25 Perſonen wurden gerettet. Es wird
befürch=
tet, daß 50 ertrunken ſind.
200 Berliner beim Winterſport verunglückt.
Berlin. Der trockene und kalte
Winter=
ſonntag, der Hunderttauſende ſportfreudiger
Berliner ins Freie gelockt hatte, iſt gleichzeitig
auch ein Rekordtag der Unglücksfälle geweſen.
Außer der bereits gemeldeten Familientragödie
bei Lindwerder hat ſich eine außerordentlich
große Anzahl von Unfällen ereignet. Man
rech=
net damit, daß ungefähr 200 Berliner beim
Winterſport verunglückt ſind. Die meiſten Rodel=
und Skiunfälle trugen ſich im Grunewald zu.
Die Sanitätsſtelle des Roten Kreuzes am
Teu=
felsweg hatte allein im Laufe weniger Stunden
85 verunglückte Perſonen zu behandeln. 20 von
ihnen haben ſo ſchwere Arm= und Beinbrüche,
ſowie innere Verletzungen erlitten, daß ſie
Auf=
nahme in Krankenhäuſern finden mußten.
Eben=
ſo zahlreich und ſo ernſt waren die Unglücksfälle
in den Müggelbergen. Bis zum Mittag zählten
die Sanitäter und Polizeibeamten, die an den
beiden großen Rodelbahnen poſtiert waren,
be=
reits 79 Leichtverletzte und acht Perſonen, die
ſchwere Brüche davongetragen haben.
Der Sonntag brachte auch in der Provinz
zahlreiche Unfälle beim Rodeln. Nicht weniger
als 12 Schwerverletzte mit Bein=, Arm=,
Schädel=
brüchen und Gehirnerſchütterungen mußten ins
Krankenhaus gebracht werden. Außerdem
wur=
den zahlreiche Perſonen, deren Verletzungen nur
leichterer Art waren, von Sanitätsmannſchaften
behandelt.
Beileid des Reichspräſidenten zum Erdbeben
auf Neuſeeland.
Reichspräſident von Hindenburg hat dem
Könige von England anläßlich der
Erdbeben=
kataſtrophe auf Neuſeeland ſeine und des
deut=
ſchen Volkes warme Anteilnahme übermittelt.
König Georg hat darauf dem Herrn
Reichs=
präſidenten telegraphiſch mit herzlichen Worten
gedankt.
Schwere Folgen des neuen Erdbebens
auf Neuſeeland.
London. Die neuen Erdſtöße in Napir
und Haſtings, die in der Nacht zum Sonntag
und am Sonntag beinahe ununterbrochen
an=
dauerten, waren von ſchweren Erdrutſchen
be=
gleitet, die vor allem die der Stadt Napier
vor=
gelagerten Kaps und das Gelärde um den Hafen
bedrohten. Man befürchtet, daß große Landteile
ins Meer abrutſchen werden. Die ſchwere
See=
bedroht die Unterkunftslager der Bevölkerung.
Raubzug mik einem geſtohlenen
Diplomaken=Auko.
Berlin. Geſtern früh wurde in der
Ein=
fahrt eines Hauſes der Frankfurter Allee der
Kraftwagen des Preſſeattachés bei der ſpaniſchen
Botſchaft Rodino mit fünf Einſchußöffnungen an
der rechten Seite aufgefunden. Der Wagen )iſt
am Samstag abend vor einem Lokal am=
Kur=
fürſtendamm geſtohlen worden. Der Beſitzer,
Attaché Rodino, hatte ſofort Anzeige bei der
Polizei erſtattet, und wenige Stunden ſpäter
wurde der Wagen in der Frankfurter Allee
entdeckt.
Es hat ſich herausgeſtellt, daß mehrere
Ein=
brecher unter Benutzung des Autos einen
Ein=
bruch in ein Radioſpezialgeſchäft in
Wilmers=
dorf verübten und vom Geſchäftsinhaber
über=
raſcht und beſchoſſen wurden Einer von den
Einbrechern wurde ſchwer verletzt. Von ſeinem
Komplizen aber raſch in den Wagen getragen.
Obwohl auch der Wagen von mehreren Schüſſen
getroffen war, konnte er von den Verbrechern
zur Flucht benutzt werden. Allem Anſchein nach
handelt es ſich um einen Racheakt, da wenige
Tage vorher dem Radiohändler von einem
an=
geblichen Ingenieur aus einem Diebſtahl
her=
rührende Radioapparate zum Kauf angeboten
worden waren und der Radiohändler die
Ver=
haftung des angeblichen Ingenieurs veranlaßt
hatte. Unter noch vollkommen ungeklärten
Um=
ſtänden iſt der angebliche Ingenieur wieder aus”
dem Unterſuchungsgefängnis entlaſſen worden.
Am Freitag rief er telephoniſch bei dem
Radio=
händler an und forderte ihn auf, zu zahlen, da
es ihm ſonſt ſchlecht ergehen würde.
Ein Mitnießer des Urbau=Mordes?
Berlin. Die Vernehmung des geſtändigen
Artiſten Urban zum Mordfall Schmoller hat
laut „M.P.” zu einem neuen ſenſationellen
Er=
gebnis geführt. Es ſcheint nämlich, als habe
Urban tatſächlich, nachdem er Schmoller
nieder=
geſchoſſen hatte, nichts von dem Gelde geraubt.
Vielmehr iſt offenbar jemand anderes in das
Mordzimmer getreten, hat die Lage ausgenutzt
und das Geld an ſich genommen, in der ſicheren
Erwartung, man werde unter allen Umſtänden
den Mörder Schmollers auch für den Raub
ver=
antwortlich machen. Die Ermittlungen darüber
ſind noch im Gange.
Zum 30. Todestag des großen Arzkes
Max von Peikenkofer.
Max von Pettenkofer,
der bedeutende mediziniſche Forſcher, dem die
Begründung der Hygiene=Wiſſenſchaft zu danken
iſt, ging vor 30 Jahren, am 10. Februar 1901,
ini den Freitod. Pettenkofer, der bei Liebig
ge=
arbeitet hatte, lehrte ſeit 1865 als Profeſſor der
Hygiene in München und wurde 1890 Präſident
der Bayeriſchen Akademie der Wiſſenſchaften.
Seine Werke gehören zu den Standardſchriften
der ärztlichen Wiſſenſchaft.
Nummer 41
Dienstag, den 10. Februar 1931
Seite 9
Ein vergeſſenes Kapikel deutſchen Heidenkums. — Ein Deukſcher gegen 40 000 Engländer.
Von Giſelher Mumm.
Während meiner abenteuerlichen Fahrten kreuz und quer
durch Perſiem und Afghaniſtan erreichte ich eines Tages
Schi=
ras, die Stadt des Roſenduftes, von wo ich mit dem Auto die
Reiſe an die Küſte antrat, um mich dort nach Europa wieder
ein=
zuſchiffen. Nachdem wir nach einer nervenaufregenden Fahrt
durch drei wilde Gebirgspäſſe hindurch die Ebene erreicht
hat=
ten und nun uns mit etwa 70 Kilometer Geſchwindigkeit der
Küſte näherten, gewahrte ich plötzlich, was ich noch nie hier
ge=
ſehen hatte, die äußeren Umriſſe eines regelrechten
Guts=
hofes, wie ſie bei uns zu Hauſe üblich ſind. Der Chauffeur,
meine Gedanten erratend, ſagte mir, daß hier ein Deutſcher
— Ich muß ihn begrüßen, warten
wohn. . . . . Ein Deutſcher?
Sie eine halbe Stunde!
Einige Miwuten ſpäter ſtehe ich Herrn Wasmus
gegen=
züber, der ſehr erſtaunt und erfreut iſt, hier einen Landsyiann zu
begrüßen.
„Was iſt das für ein Mann”, denke ich, ſetzt ſich hier in dieſe
Einöde mit ſeiner Frau und ringt dieſem Lande des Sandes
und der Steine unter ungeheuren Schwierigkeiten, aber mit
un=
alchtblich zähem Fleiß das ab, was er zum täglichen Leben
braucht. Dieſe Ausdquer und Energie kann auch nur ein
Deut=
ſcher haben!
Ich ſchaue, als wir bei einer Taſſe Tee und deutſchem
Napf=
kuchen zuſammenſitzen, dieſen Mann genauer an. Silbergraues
Haar, unbeſchnitten, rahmt ein energiſches, wettergebräuntes
Geſicht ein. Seine Geſtalt iſt aufrecht, trotz ſeines Alters und
ſeiner ſchweren Arbeit. Sein Körper iſt groß und kräftig, der
Typ eines norddeutſchen Bauern. Er fragt mich nach
Deutſch=
laud, und ich berichte ihm. Als der Chauffeur nach einer halben
Stunde zum Aufbruch mahnt, hatte ich kaum das Weſentlichſte
erzählen können.
Mit einem kräftigen Händedruck verabſchieden wir uns. Auf
der Weiterfahrt bis nach Buſchir kehren meine Gedanken immer
wieder zu Wasmuts zurück.
„Wasmus” — — wo habe ich nur dieſen Namen ſchon
ein=
mal gehört. Ich grüble darüber nach, ohne zu einem Reſultat
zu kommen. In Buſchir wohne ich im engliſchen Gäſtehaus.
Eines Abends ſitze ich mit dem engliſchen Generalkonſul,
Kapi=
tän Horner, bei einer Partie Bridge und einem Glas Whisky
zuſommen. Ich erzähle ihm von Wasmus und meinem kurzen
Beſuch bei ihm und bedauere, aus Zeitmangel nicht mehr über
dieſen ſeltfamen Menſchen erfahren zu haben.
„Was”, ſagt Kapitän Horner, „Sie als Deutſcher kennen
Wasmis nicht, deſſen Name bald jedes Kind hier in Perſien
Fennt! Haben Sie denn in Deutſchland nichts von dieſem
Deut=
ſchen gehört?” Als ich verneine, höre ich nun aus dem Munde
eines Engländers folgenden, beinahe unglaublichen Bericht über
Wasmus.
Vor dem Kriege war Waswus Konſul einer perſiſchen
Stadt. Als die Engländer dann in Buſchir und anderen Orten
am Perſiſchen Golf trotz der Neutralität Perſiens
Telegraphen=
ſtationen und militäriſche Stützpunkte errichteten, zog ſich
Was=
mus ins Gebirge zurück, um dort die Gebirgsſtämme gegen die
Engländer zu organiſieren, was ihm bei dieſen nach Abenteuern
und Rafluſt ſich ſehnenden wilden Völkerſtämmen aufs Beſte
gelang.
Plötzlich eines nachts wurde eine der engliſchen
Telegraphen=
ſtationen dew Erdboden gleichgemacht. Eine von den
Englän=
dern eingeſetzte Verfolgung war vollkommen mutzlos, da
Was=
mus ſich wit ſeinen Banden ſofort wieder in die romantiſchen,
wildzerklüfteten Gebirgszüge oberhalb Buſchirs zurückzog, wo
er für einige Tage in ſeinen Schlupfwänkeln verſchtvand, um
dann plötzlich und unbemerkt ſeine Ueberfälle auszuführen.
Als die Engländer dann ſpäter einige von Wasmus Leuten
gefangen nahmen, erfuhren ſie erſt, daß ihr Anführer ein
frühe=
rer deutſcher Konſul, nämlich Wasmus, ſei, der hier auf dieſe
Art ſein Vaterland verteidigte.
Jetzt hatten die Engländer des Rätſels Löſung, da ſie ſich
vorher gar nicht erklären konnten, woher dieſe gut durchdachten,
planmäßig durchgeführten Ueberfälle erfolgten.
Die Bewachungsmannſchaften für die Stationen wurden
verdreifacht, überall an der Küſte entlang Poſten aufgeſtellt und
trotzdem wurden weiter Telegraphenſtationen und militäriſche,
für die Engländer ſo wichtige Stützpunkte vernichtet. Es war
ein dauernder Kleinkrieg zwiſchen den Engländern und den
Wasmusſchen Banden, wo es auf beiden Seiten erhebliche
Ver=
luſte an Toten und Verletzten gab. Mit einem Wagemut und
einer verbiſſenen Energie ohnegleichen verfolgte dieſer Deutſche
imer wieder die ihm einmal geſtellte Aufgabe, die Engländer
von der perſiſchen Küſte zu vertreiben, und deutſchen
Trup=
pen den Weg nach Indien durch Meſopo amien und
Per=
ſien freizumachen. Dieſer Angelegenheit iſt damals viel zu
wewig Beachtung von deutſcher Seite geſchenkt worden.
Nach Ausſage des damals hier ſtationierten Befehlshabers
der Telegraphenſtationen mußte England buchſtäblich
40000 Soldaten von anderen Kriegsſchauplätzen an den
Perſiſchen Golf ziehen, wollte es ſich nicht tatſächlich von
Wasmus und ſeinen Leuten aus Perſien vertreiben laſſen.
Und alles das um eines Deutſchen willen! Vierzigtauſend
Soldaten gegen den Mut und die Ausdauer eines Mannes!
Da es trotz aller Anſtrengungen der Engländer nicht möglich
war, dieſen für ſie ſo gefährlichen Mann gefangen zu nehmen,
ſetzten ſie auf ſeinen Kopf, lebend oder tot, eine Prämie von
50000 Pfund — eine Million Goldmark! Man rechnete
da=
bei auf die Wankelmütigen und auf die Geldgier der halbwilden
Gebirgsſtämme. Und nicht umſonſt!
Als der Aufruf der Engländer bei den Banden von Wasmus
bekannt wurde, riet ihm ein ihm ſehr ergebener Perſer, zu
flie=
hen, um nicht von ſeinen eigenen Leuten verraten zu werden,
das Beſchämendſte für einen aufrechten und pflichtbewußten
Mann.
Eines Nachts nun ſtellte ſich Wasmus dem engliſchen Konſul
in Buſchir, vor deſſen Haus er plötzlich als Mohammedaner ge=
Ueidet auftauchte, was großes Erſtaunen hervorrief, da Buſchir
geſpickt von Soldaten war. Der englifche Konſul ſetzte dieſen
Deutſchen nicht gefangen, ſondern behandelte ihn ſeiner mungen
Taten wegen in der ritterlichſten Weiſe.
„Fragen Sie hier auf der Straße”, ſo ſchloß Kapitän Horner
ſeinen Bericht, „oder in anderen Gegenden Perſiens, — ein jedes
Kind, ein jeder Mann kennt Waswus. Ich bin ſehr erſtaunt,
daß Sie als Deutſcher nichts von dieſem Deutſchen wiſſen! Bei
uns in England pflegt man ſolchen Männern die höchſten Ehren
zuteill werden zu laſſen.”
Wie iſt es möglich, daß man einen ſo mutigen Mann, der ſich
ſo große Verdienſte um ſein Vaterland erworben hat, nicht ehrt
und ſicherſtellt, daß man ihn hier in der Einöde bei 55 bis 60
Grod Hitze einen Kampf ums tägliche Brot ringen läßt? —
„Ich verabſchiedete mich von HKapitän Horner, um ihm keine
Antwort geben zu müſſen. Die beſchämende und uns Deutſche
in der ganzen Welt ſo erniedrigende Antwort, daß das
Deutſch=
land von heute keinen Platz mehr hat für ſolche Männer.
Sport, Spiel und Zurnen.
Reichsbahn Darmſtadt 2. — Nieder=Ramſtadt 1. 1:5 (0:9.
Wenig angeſpornt durch den hohen Sieg der Jugend, die ſich mit
12:0 (5:0) recht kräftig an Nieder=Namſtadt revanchierte, lieferte
Reichs=
hahn ein ſehr zerfahrenes Spiel. Die Elf fand ſich während des ganzen
Spieles nicht ein einziges Mal zuſammen. Auf der Gegenſeite ſah man
ein auf einen Mann zugeſchnittenes Spiel. Dies verurſachte etliche
Strafwürfe, von denen drei durch Beſagten prompt verwandelt wurden.
Das Treffen wurde durchaus fair und ſportlich durchgeführt und gut
geleitet. Einigen der Reichsbahnſpieler wäre anzuraten, eifriger zu
trainieren oder vom Raſen abzutreten.
SV. 1910 Weiterſtadt — SV. 1916 Groß=Gerau 4:1 (2:0).
Weiterſtadt mußte am Sonntag in Groß=Gerau zum
Verbandsrück=
ſpiel antreten. Wenn auch das Vorſpiel in Weiterſtadt von Groß=Gerau
mit ſehr viel Glück gewonnen wurde, ſo dachte doch niemand an einen
ſo hohen und einwandfreien Sieg der Weiterſtädter. Die Schwarzweißen
hatten in Hecht, der zum erſtenmale in der Mannſchaft ſpielte, eine
Hoff=
nung auf ein gutes Abſchneiden, evtl. auch auf einen Sieg.
Sämtliche Spieler gefielen reſtlos. Obwohl man auf Hahn und
Numrich verzichten mußte, iſt der einwandfreie Sieg doppelt hoch zu
wer=
ten. Nach fünf Minuten Verſpätung ſtellten ſich beide Mannſchaften
dem Schiedsrichter Ninger=Wiesbaden Schierſtein, der ein ſehr
guter und korrekter Leiter war. Der Platz war durch den geringen
Schneefall etwas glatt, was ein genaues Zuſpiel nicht immer zuließ.
Sofort machte ſich die Ueberlegenheit der Gäſte bemerkbar. Das Spiel
ging auf und ab. Die Gäſtehintermannſchaft war fedoch auf der Hut,
und ſo konnten die Einheimiſchen mit ihren vereinzelten Durchbrüchen
heute nichts ausrichten. In der 30. Minute konnte Joh. Becker die
Füh=
rung erzielen. Kurze Zeit darauf erhöhte Dahn auf 2:0. Groß Gerau
ließ merklich nach und die Weiterſtädter konnten ſie bisweilen
vollkom=
men in ihre Spielhälfte zurückdrängen. Totſichere Torgelegenheiten
wurden noch in letzter Minute vereitelt. Nach Seitenwechſel konnte Gr.=
Gerau durch Handelfmeter ſein Ehrentor erzielen. Ein Foul=Elfmeter
wurde von Hecht zum dritten Treffer verwandelt. Einige Minuten
ſpäter konnte Zimmermann, der wieder wie einſt ſpielte, auf 4:1
er=
höhen. Mit dieſem Reſultat war der Sieg ſichergeſtellt. Groß=Gerau
hatte Mühe, alle Angriffe abwehren zu können, denn die Gäſte hatten
reichlich Torgelegenheiten. Hecht hat ſich ſehr gut in die Mannſchaft
eingefunden und iſt eine gute und brauchbare Stütze. Gur Zweidrittel
der Spieldauer gehörte den Gäſten.
Die zweite Mannſchaft unterlag mit nur 10 Mann 2:0. Das zweite
Tox hätte der Gäſtetormann unbedingt verhindern müſſen.
Die erſte Jugend weilte bei Rotweiß Darmſtadt und konnte nach
überlegenem Spiel nur ein Unentſchieden herausholen. Die Punkte
dürfte jedoch infolge Mitſpielens älterer Spieler Weiterſtadt erhalten.
Die nicht vollzählige erſte Handballelf mußte in Arheilgen
zum Pokalſpiel antreten und unterlag 10:0. — Die Damenelf trug
zu Hauſe gegen die Damen von Griesheim ein Freundſchaftsſviel aus
und unterlag knapp und unverdient 1:0.
Kommenden Sonntag, den 15. d. M., ſind ſämtliche Mannſchaften
bis auf die Jugend ſpielfrei.
* Fußball im Kreis Skarkenburg.
Die Ergebniſſe vom 8. Februar.
Polizei Darmſtadt — Union Darmſtadt
Viktoria Walldorf — SpVag. Arheilgen
Germania Pfungſtadt — FV. Sprendlingen
Egelsbach 03 — Haſſia Dieburg
Neu=Iſenburg 1911 — Viktoria Griesheim
9:2 (3:0).
Der nene Tabellenſtand:
1. Viktoria Walldorf
2
49:20
13
31
2. Polizei=SV. Darmſtadt
10
55:33 B
3. Sportverein Münſter
42:28 22
4. Germania 03 Pfungſtadt
34:29
21
5. Sportvgg. 04 Arheilgen
38:37 D
6. SC. Haſſia Dieburg
34:30 19
7. Fußballv. Sprendlingen
34:30
19
8. Sportverein Mörfelden
34:43
15
9. FC. 03 Egelsbach
32:52 15
10. Union Darmſtadt
33:43
14
11. SV. 1911 Neu=Iſenburg
28:36
12. Viktoria Griesheim
29:60
Kreisliga Südheſſen.
Spielern an der nötigen Diſziblin, wodunch mancherlet, (wie
beiſpieks=
weiſe dieſes Spiel) verdorben wird. Hochheim hielt auf dem Olympia=
Platz eine Halbzeit ſehr gut durch; die ſchlechte Spielleitung und
ſon=
ſtige Umſtände führten jedoch zu dieſer hohen Niederlage. Die
Raſen=
ſpieler hatten ſich tüchtig zu wehren; die Gäſte wollten neben der
Ein=
nahme auch noch Punkte einheimſen. Bürſtadt behauptet durch dieſen
Sieg weiterhin den zweiten Platz. Die Lorſcher mußten in Horchheim
mit Erſatz für etliche gute Spieler antreten, wodurch im Lorſcher
Fuß=
ball=Lager wenig Hoffnung auf Punktgewinn beſtand. Die Mannſchaft
hielt ſich jedoch ſehr wacker und ließ den eifrigen Horchheimern nur
einen Punkt. Die Normannen hatten Glück, daß man ihnen in
Gerns=
heim nicht im gleichen Maße heimgeleuchtet hat, wie das Vorſpiel damals
für die Gäſte endigte. Drei Tore hatten die Gernsheimer geſchoſſen.
denen die Pfiffligheimer erſt kurz vor Schluß zwei entgegenſetzen
konn=
ten. Die Tabelle hat ſich ſtark verſchoben.
Reiterfeſt des Akademiſchen Reitklubs Heidelberg.
Am Sonntag, den 8. Februar, veranſtaltete der Akademiſche
Reit=
klub Heidelberg ein Reiterfeſt, das bewies, daß Heidelberg in dieſem
Klub wohl einen dauernden Vorkämpfer des ſtudentiſchen Reitſports
ge=
funden hat. Die reiterlichen Vorführungen in der Marſtallbahn legten
Zeugnis ab für einen hohen ſportlichen und kameradſchaftlichen Geiſt,
der nun einmal für das Reiten Vorbedingung iſt; in Anbetracht des
ſchwierigen Pferdematerials, unter dem beſonders das Jagdſpringen
litt, wurden ganz ausgezeichnete Leiſtungen gezeigt. Der am Abend
im Grand Hotel abgehaltene Reiterball zeigte den erfreulichen Rückhalt.
den das ſtudentiſche Reiten in Heidelberg an den Profeſſoren der
Univer=
ſität und den Reitervereinen von Heidelberg und Mannheim findet.
Nach 67 Stunden führten im Stuttgarder Sechstage=Rennen Krüger
Funda mit 121 und Preuß=Reſiger mit 114 Punkten mit einer Runde
vor Kilian=Pützfeld und Manthey=Maczinſky. Die übrigen Paare
folg=
ten mit zwei und mehr Runden zurück.
Barwa=Berlin ſiegte bei den deutſchen Eisſchnellauf=Meiſterfchaften
in Berlin im 1500 Meter=Lauf in 2:41,6 Minuten und im 10 000 Meter=
Lauf in 19:44 Minuten und wurde damit deutſcher Eisſchnellaufmeiſter.
Den 50 Km.=Dauerlauf der Deutſchen Skimeiſterſchaft in Lauſcha=
Ernſtthal gewann Marx=Friedrichsroda in 4:34:22 Std. vor O. Wahl=
Zella=Mehlis.
Geſchäfliches.
Ein zuverläſſiges Schutz= und Desinfektionsmittel, beſonders in der
Zeit der Erkältungen, Halsentzündungen und Grippegefahr, ſind die
alt=
bewährten Formamint=Tabletten. (Bequemer im Gebrauch und
nachhal=
tiger in der Wirkung als Gurgelungen.) Erhältlich in allen Apotheken
und Drogerien. Es wird auf den der heutigen Ausgabe beiliegenden
Proſpekt der Firma Bauer u. Cie., die auch Proben und Broſchüren
koſtenlos verſendet, verwieſen.
Rundfunk=Brogramme.
2:1 4:0); 5:0 (1:0); 2:1 (0:0): 3:3 (1:3); Frankfurt a. M.
Dienstag, 10. Februar.
13.05: Köln: Mittagskonzert des Orch, des Weſtd. Rundfunks.
15.20: Hausfrauen=Nachmittag.
16.30: Nachmittags onzert des Rundfunkorcheſters.
18.15: Stadtarzt Dr. Gerum: Intereſſantes aus der modernen
Erblichkeitsforſchung.
18.45: Stuttgart: F. W. Schmid: Die deutſchen Stadthalter in
Venezuela. Aus der Frühzeit des deutſchen Ueberſeehandels.
19.15: Mannheim: Dr. Karl Menninger: Rechenkniffe: Luſtiges
und vorteilhaftes Rechnen.
19.45: Unterhaltungskonzert des Rundfunkorcheſters.
20.45: Traum eines lächerlichen Menſchen. Erzählung von F. M.
Doſtofewſtt.
21.15: Stunde der Kammermuſik. Ausf. Das Aamar=Quartett des
Rundfunks,
22.30: Stuttgart: Tanzmuſik auf Schallplatten.
Dazwiſchen: Uebertr. vom Stuttgarter Sechstagerennen.
Königswnſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag. 10. Februar.
10.10: Schulfunk: Die Saiteninſtrumente.
11.30: Ob.=Landw.=Rat Schmidt: Erzeugung und Verwertung von
Eiern und Schlachtgeflügel.
12.00: Schulfunk: Franzöſich.
15.45: Kinderſtunde: Märchen und Geſchichten.
16.00: Frauenſtunde.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Prof. Dr. Valentin Graf Suboff: Weſen und Geſchichte
der griechiſch=katholiſchen Kirche.
18.00: Prof. Dr. Kurt Krauſe: Unſere Pflanzenwelt im Winter.
18.30: Hochſchulfunk: Geſtalten aus der deutſchen Romantik:
Bren=
tano.
19.00: Franzöſiſch für Anfänger.
19.30: Tanzabend. Dajos Béla ſpielt.
21.00: Köln: Uraufführung: „Drei fahren nach Südamerika‟.
Be=
richtsſviel für Radio von Borlan. Muſik von Hans Ebert.
22.35: Dr. Räuſcher: Politiche Zeitungsſchau.
23.00: Hamburg: Unterhaltungskonzert. Kleines Norag=Orcheſter.
Weiterbericht.
Der Tabellenführer verlor in Horchheim einen Punkt, der allerdings
nicht allzuſehr ins Gewicht fällt. Im übrigoen wurden ſehr viel Tore
geſchoſſen: Schnee und Eis machten die Spielfelder ſehr glatt — es
mangelte allgemein am Stehvermögen, das iſt die Urſache zu den
tor=
reichen Reſultaten. In Worms ließ man das Spiel gegen Heppenheim
in Anbetracht des Großkampfes Wormatia—Eintracht ausfallen. Die
Reſultate lauten:
Olympia Lampertheim — Spv. Hochheim 6:1; VfL. Lampertheim
— FV. Biblis 5:2; VfR. Bürſtadt — Viktoria Neuhauſen 4:1:
Spv. Horchheim — Olympia Lorſch 4:4: Konkordia Gernsheim —
Normannia Pfiffligheim 3:2; Olympia Worms — Starkenburgia
Heppenheim, ausgefallen.
Die beiden Lampertheimer Vereine ſchoſſen nicht weniger als elf
Tore gegen ihre Gäſte. Man ſollte eigentlich glauben, daß, hiernach
ge=
rechnet, die Siege einwandfrei und vollauf verdient ſeien. Dem iſt aber
nicht ſo. Beide Spiele wurden ſehr ſchlecht geleitet; die Begegnung auf
dem VfL.=Platz hätte faſt zur Kataſtrophe geführt. Die Bibliſer waren
ſpieleriſch ihrem Gegner bedeutend über. Es fehlt jedoch verſchiedenen
Ueber Island iſt ein ſehr kräftiges Fallgebiet erſchienen, deſſen
Randſtörungen ſich mehr und mehr nach dem Feſtland ausdehnen. Die
warme Luft an der Vorderſeite greift bis über Weſtdeutſchland vor,
ſo daß dort bereits eine Froſtabſchwächung eingetreten iſt. Aachen hatte
heute morgen nur noch 1 Grad unter Null. Der Einfluß der Störung
wird ſich weiter durchſetzen und zu allgemeinem Froſtrückgang führen.
Außerdem erfolgt ſtärkere Eintrübung und das Niederſchlagsgebiet über
dem Kanal dürfte auch unſeren Bezirk überqueren. Dabei treten die
Niederſchläge vorerſt meiſt als Schnee auf.
Ausſichten für Dienstag, den 10. Februar. Meiſt dunſtig und bewölkt
mit Froſtrückgang, zeitweiſe Schneefälle.
Ausſichten für Mittwoch, den 11. Februar: Temperatunn mm Null,
wechſelnd bewölkt, einzelne Niederſchläge.
Hauptichriftlenung Rudolf Maupe
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudelf Maupe: für Feutlleten, Reich ung
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Bähmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt. Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſplegel in Bild und Wort. Dr. Herbert Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftiche Mittelungen Willy Kuble
Druck und Verlag C.C. Wittich — jämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtrivte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten
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Saalbauſtr. 42.
Tüchtiges
Alleinmädchen
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geſucht. (24441
Behrmann,
Schützenſtraße.
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Heimarbeit
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dch. H. Kirſchbaum.
Hannover,
Schlä=
gerſtr. 53. (2425
Einkassierer
von Verlicherungs=Geſeilſch. (Leben, Feuer=
Haftvf icht) geſucht. Arbeitsfreudige,
kau=
tionsfähige Bewerber, die ſich auch
geeig=
net fühlen, neue Mitglieder werlen, woll,
ſelbſtgeſchriebenes Angebot mit Lebenslauf
einreichen uater V —7 an die Geſchft. (m
Nummer 41
Dienstag, den 10. Februar
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Diskontierung von Wechſeln aus dem Oſthandel. Bei den anſcheinend
abſchlußreifen Verhandlungen der Golddiskontbank mit einem
Banken=
konſortium unter Führung der D.D.=Banken zwecks Ermöglichung der
Diskontierung von Wechſeln aus dem Export nach öſtlichen Ländern
han=
delt es ſich nach der F. Ztg. um Abſchnitte mit einer Laufzeit von 9—24
Monaten aus Inveſtitionsaufträgen namentlich Rußlands. Das neue
Bankenkonſortium ſoll einen Erſatz bilden für das ſeinerzeit bei dem 300=
Millionen=Kredit von 1926 ins Leben gerufene 33köpfige Konſortium,
das ſich durch den Austritt einiger Privatbankiers in letzterer Zeit
im=
mer mehr gelockert hat. Im neuen Kreditkonſortium werden neben den
Berliner Großbanken und den großen Provinzbanken die
hauptſächlich=
ſten Staatsbanken und auch einige wenige Privatbankiers vertreten ſein.
Die Golddiskontbank hat einſtweilen eine Rediskontbereitſchaft bis zu
100 Millionen RM., für vom Reich und den Ländern mit einer 70proz.
Ausfallgarantie ausgeſtattete Abſchnitte zugeſagt. Das Kreditriſiko der
deutſchen Induſtrie in Rußland dürfte augenblicklich auf etwa 450—475
Millionen, das Ausfallriſiko von Reich und Ländern auf etwa 275
Mil=
lionen zu veranſchlagen ſein.
Die Lohndifferenzen im oberſchleſiſchen Erzbergbau. Nachdem die
Schlichtungsverhandlungen im oberſchleſiſchen Erzbergbau zu keinem
Er=
gebnis geführt hatte, wurde bekanntlich den Geſamtbelegſchaften zum 7.
bzw. zum 8. Februar gekündigt. Die Verwaltungen ſchlugen den
Arbei=
tern neue Verträge vor, in denen eine Senkung der Löhne mit
Aus=
nahme für Jugendliche um 6 v. H. vorgeſehen war. Zu dieſen neuen
Bedingungen hat am Montag morgen nur ein geringer Teil der
Beleg=
ſchaften die Arbeit aufgenommen. Die Gewerkſchaften lehnen die neuen
Lohnbedingungen ab. Von Gewerkſchaftsſeite wird mitgeteilt, daß etwa
90 v. H. der Belegſchaften der Arbeit ferngeblieben ſind. Insgeſamt
beſchäftigen die drei oberſchleſiſchen Erzgruben rund 2500 Arbeiter.
106 Mill. RM. Brandſchäden der privaten Feuerverſicherungen im
Jahre 1930. Die bei den Mitgliedgeſellſchaften der Arbeitsgemeinſchaft
pribater Feuerverſicherungsgeſellſchaften in Deutſchland im Monat
De=
zember für das Deutſche Reich angefallenen Schäden betragen insgeſamt
8235 995 RM. Im gleichen Monat der Vorjahre betrugen die
angefal=
lenen Schäden in 1929: 10 310 307 RM., in 1928: 8276 539 RM., in
1927: 10 820 623 RM. Die Geſamtſumme der in dem vergangenen Jahr
angefallenen Schäden beträgt ſomit im Deutſchen Reich 105 691 920 RM.
gegenüber einer angefallenen Schadenſumme von 141 839 955 RM. im
Jahre 1929, von 119 122 498 RM. im Jahre 1928, von 101 704 682 RM.
im Jahre 1927.
Schiedsſpruch für die Metallinduſtrie. Nachdem die Verhandlungen
über das vom Verband der Metallinduſtriellen für Heſſen und Heſſen=
Naſſau gekündigte Kollektivabkommen zwiſchen den Parteien als
ergeb=
mislos abgebrochen worden waren, verkündete der Vorſitzende des
Schlichtungsausſchuſſes, Landgerichtsdirektor Dr. Krekels, einen
Schieds=
ſpruch. Darin ſind im großen und ganzen die Beſtimmungen des alten
Abkommens beibehalten worden, jedoch durch eine Reihe neuer
Beſtim=
mungen ergänzt worden, einzelne alte Beſtimmungen wurden präziſer
gefaßt. Zur Frage der Akkordregelung hat der Schlichtungsausſchuß
entſchieden, daß der Ausdruck Tariflohn nicht im Sinne des
Tariffpitzen=
lohnes der jeweiligen Berufsgruppe und Altersſtufe auszulegen iſt. Die
Dauer des Kollektivabkommens hat der Schlichtungsausſchuß in
Anbe=
tracht der unſicheren wirtſchaftlichen Verhältniſſe nur bis 31. Dezember
1932 feſtgelegt. Friſt zur Erklärung bis Dienstag, 17. Februar, 12 Uhr.
Zum Konflikt in der ſächſiſchen Textilinduſtrie. Nachdem die
Lohn=
verhandlungen, die auf Grund der Aufkündigung des Lohntarifs durch
den Verband der Arbeitgeber der ſächſiſchen Textilinduſtrie, Sitz
Chem=
nitz, am 2. Februar in Chemnitz in Verbindung mit Verhandlungen
über das Arbeitszeitabkommen geſcheitert waren, hatte der Schlichter
für Mitteldeutſchland und Sachſen, Miniſterialrat Dr. Hauſchild, die
Tarifparteien der ſächſiſchen Tertilinduſtrie für heute zu
Vorverhandlun=
gen nach Leipzig eingeladen. Auch dieſe Beſprechungen ſind ergebnislos
verlaufen. Die Schlichterkammer wird nunmehr am 16. Februar
zu=
ſammentreten
Weſtdeutſche Handelsgeſellſchaft A.G Köln. Die mit 5,015 Mill.
RM. Aktienkapital arbeitende Holdinggeſellſchaft einer Reihe von
Textil=
unternehmungen und Warenhäuſer bleibt für 1930 ohne Dividende.
Bürgerliches Brauhaus A. G., Bonn. In 1929/30 hat der Bierabſatz
infolge der bekannten Gründe nicht ganz innegehalten werden können.
Aus dem geſamten Erträgnis von 1,46 (i. V. 1,57) Millionen RM.
ver=
bleibt nach Abzug der Unkoſten uſw. von 1,22 (1,33) und der
unver=
ändert gebliebenen Abſchreibungen von 0,13 Mill. RM. ein Reingewinn
von 116 042 (118 485) RM., woraus eine Dividende von wieder 5 Proz.
auf das Aktienkapital von 1,6 Millionen RM. ausgeſchüttet wird. In
der Bilanz ſtehen Schulden in laufender Rechnung in Höhe von 433 359
(440 46) RM. an Außenſtänden 993 210 (978 567) und an Kaſſe, Wechſeln,
Bank= und Poſtſcheckguthaben ſowie Vorräten — alles in einem Poſten
ausgewieſen — 284 652 (288 049) RM. gegenüber. Der Abſatzrückgang
hält im neuen Jahre an.
Die Berliner Metalltermine vom 9. Februar ſtellten ſich für
Kupfer: Februar 82,50 (84) März 84,50 (84,75) April 84,50
(85,50), Mai 84,50 (85,75), Juni 85 (86), Juli 86 (86,75) Auguſt
86,50 (87,25), September 86,75 (87,25) Oktober 87 (87,50)
No=
vember 87,25 (87,75), Dezember 87,50 (88) Januar 88,25 (88,75).
Tendenz: ſtramm. Für Blei: Februar 25,50 (26,75) März 26
(26,50), April 26,25 (26,75), Mai 25,50, (26,75), Juni 26 (26,75),
Juli 26 (27), Auguſt 26.25 (27) September, Oktober, November,
Dezember, Januar 26.50 (27) Tendenz: feſter. Für Zink;
Fe=
bruar 24.25 (26), März 24,50 (26) April 25 (26) Mai 25,50
(26,50), Juni 26 (27), Juli 26,50 (27.25) Auguſt 26,75 (27,50),
September 27 (27,75), Oktober 27,50 (27,75), November 27,75
(28.25), Dezember, Januar 28 (28.25). Tendenz: feſt. — Die erſten
Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
dungen ſtimulierden anſcheinend die ſich erhaltenden Gerüchte über
Wieder=Einführung von Einfuhrſcheinen. Am Lieferungsmarkte ſetzte
Weizen bis 1,5 Mark, Roggen in allen Sichten 0,75 Mark höher ein,
während Hafer bis um 2.25 Mark feſter eröffnete. Für das mäßige
An=
gebot in Promptgeſchäft waren die Forderungen für Brotgetreide um
etwa 1 Mark erhöht, konnten jedoch bei der vorſichtigen Kauftaktik der
Mühlen nicht immer durchgeholt werden, zumal das Mehlgeſchäft ſich
weiterhin nur auf die Deckung des laufenden Bedarfs beſchränkt. Die
Preiſe für Weizen= und Roggenmehle waren wenig verändert. Hafer iſt
bei mäßigem Angebot gut behauptet, Gerſte blieb weiter ruhig.
Frankfurker und Berliner Efſektenbörſe.
Frankfurt a. M., 9. Februar.
Die Börſe eröffnete zum Wochenbeginn nach einem ſchon
freund=
licherem Vormittagsverkehr in feſterer Haltung. Die überwiegend
wei=
ter gebeſſerten Auslandsbörſen ſowie der Erfolg des Kabinetts Brüning
bei der Abſtimmung im Reichstag, ferner recht günſtige wirtſchaftliche
Betrachtungen in der Sonntagspreſſe, regten allgemein etwas an. Das
Geſchäft war jedoch nicht mehr ſo lebhaft als in den vergangenen Tagen,
da von außenher die Aufträge nur ſpärlich eingetroffen waren. Zu den
erſten Kurſen kam jedoch wider Erwarten einiges Material an die
Märkte, ſo daß die hohen Vorbörſenkurſe nicht immer erreicht wurden.
Gegen die Schlußkurſe vom Samstag ergaben ſich aber immerhin noch
recht anſehnliche Kursbeſſerungen. Beſonders gefragt waren von
Waren=
hausaktien Karſtadt, die 5,5 Pro=ent höher eröffneten. Deutſche
Lino=
leum zogen um 3 Prozent an. Größere Kursgewinne hatte außerdem
der Montanmarkt, obwohl die Wirtſchaftsberichte aus dieſem
Induſtrie=
zweig eher ungünſtig lauteten. Am Anleihemarkt lagen Altbeſitz ſehr
feſt und 0,75 Prozent höher. Neubeſitz davon beeinflußt und 2/⁄₈
Pro=
zent freundlicher. Von fremden Werten gaben Rumänien leicht nach,
dagegen konnten ſich Türkenſerien etwas befeſtigen. Am Pfandbriefmarkt
blieben Liquidationspfandbriefe weiter gefragt.
Reichsſchuldbuchforde=
rungen hatten bei erhöhten Kurſen größere Umſätze.
Im Verlaufe wurde es nach einer vorübergehenden leichten
Ab=
ſchwächung wieder feſter. Die Kurſe lagen meiſt um 1 Prozent über
Anfang. Beſonders gefragt blieben Elektrowerte. Im ſpäteren
Ver=
laufe ſchritt die Spekulation zu Gewinnmitnahmen, die auch bis zum
Schluß der Börſe anhielten. Während Spezialpapiere bis zu 2 Prozent
niedriger lagen, ergaben ſich im allgemeinen Rückgänge bis zu 1
Pro=
zent. Um Bruchteile eines Prozentes höher lagen weiterhin
Montan=
werte und Karſtadtaktien, Aku plus 2 Prozent. Der Geldmarkt war
weiter leicht. Tagesgeld ſtellte ſich auf 3,5 Prozent. Am Deviſenmarkt
lag das Pfund international weiter feſt. Ferner beſtand weiter
Nach=
frage nach Deviſen. Man nannte Mark gegen Dollar 4,2055. gegen
Pfunde 20,45; London-Kabel 4,8634; Paris 123,99½; Mailand 92,85;
Madrid 48,12½: Schweiz 25,171/g; Holland 12,10½.
Die Abendbörſe eröffnete auf allen Märkten ſchwächer. Das
Geſchäft war ſehr zurückhaltend, da man über die Vorfälle in der
Reichs=
tagsſitzung heute Mittag verſtimmt war. Im Verlaufe trat jedoch eine
kräftige Erholung ein, ausgehend vom Elektromarkt, wodurch die Kurſe
ſich wieder allgemein befeſtigten, zumal größere Kauforders der Tendenz
eine Stütze boten. Farben, ſchloſſen bei wieder lebhafterem Geſchäft
139,5. Am Rentenmarkt waren Türken ſtark geſucht. Von Kurſen ſind
zu nennen: Deutſche 110,75. Danat 144, Gelſenkirchen 79, Harpener 80.
Aſchersleben 137, Weſteregeln 144, Salzdetfurth 210,5, Hapag 65, A. E. G.
102,25, Licht u. Kraft 118. Schuckert 122, Siemens 181, Felten 82, Geſ.
für El. 115, Erdöl 66,5. Verein für Chem. 64,75, Zellſtoff Aſchaffenburg
75,25, Aku 65,5, Bemberg 60.
Berlin, 9. Februar.
Zu Beginn der neuen Woche konnte ſich die feſte Tendenz, die in der
vergangenen Woche die Börſe beherrſcht hatte, weiter fortſetzen. Bereits
am Vormittag und an der Vorbörſe hatte man die Kurſe mehrprozentig
höher taxiert, da eine Reihe von Momenten die Stimmung günſtig
be=
einflußte. Hinzu kam, daß die Auslandskredite, die bereits bis zum 15.
Februar verlängert waren, auf weitere drei Monate prolongiert wurden,
zumal es ſich um recht erhebliche Beträge handeln ſoll. Dieſe Tatſache
wurde als Zeichen wiederkehrenden Vertrauens betrachtet. Zu den erſten
Kurſen lagen Orders der Provinz vor und das Ausland. ritt
anſchei=
nend zu weiteren Deckungen, während die Spekulation eher Neigung
ſpäter ſetzte ſich aber wieder eine Erholung durch, doch blieb die
Kurs=
beſſerungen 1—3 Prozent, einige Werte konnten bis zu 4,5 Prozent
an=
ziehen. Im Verlaufe wurde es zunächſt etwas ruhiger und ſchwächer,
ſpäter ſetzte ſich aber wieder eine Erholung durch, doch bileb die
Kurs=
geſtaltung nicht ganz einheitlich. Deutſche Anleihen lagen gleichfalls
feſter.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der Verband Deutſcher Fabriken für Gebrauchs=, Zier= und
Kunſt=
porzellan G. m. b. H., Weimar, hat ſeine Preiſe um 5 Prozent ermäßigt.
Im Jahr 1930 blieben die Warenhausumſätze insgeſamt um 6 bis
7 Prozent hinter dem Umſatz des Jahres 1929 zurück, während die
Einzelhandelsumſätze 9 Prozent darunter lagen.
Die Ilſe Bergbau A.=G. will ab 8. Februar ihren ausgedehnten
Tagebau Ilſe=Oſt im Laugkgebiet (Senftenberg) ſtillegen. Ebenſo wird
die Brikettfabrik Matador ſtillgelegt, die ihre Rohkohle aus dem Tagebau
Ilſe=Oſt bezieht.
Die Leitung der Hütte Ruhrort=Meiderich hat jetzt allen Arbeitern,
Angeſtellten und Beamten die Kündigung zugehen laſſen. Die
Still=
legung der Hütte iſt zum 28. d. M. beantragt.
Nach langwierigen und teilweiſe äußerſt ſchwierigen Verhandlungen
iſt es gelungen, die Baſalt=Union zu verlängern. Nach Heranziehung
der letzten noch außenſtehenden bedeutenderen Firmen umfaßt die Union
jetzt nahezu 100 Prozent der Schotteranlagen Weſtdeutſchlands.
Infolge der ſchlechten Wirtſchaftslage ſah ſich die Frankfurter
Metall=
firma Arnsberg u. Co. genötigt ihre Zahlungen einzuſtellen. 48 150
RM. Aktiven ſtehen Paſſiven in Höhe von rund 195 000 RM. gegenüber.
Die Firma ſtrebt einen außergerichtlichen Vergleich an.
Die am 19. Januar niedergebrannte Eierteigwarenfabrik Bleier u.
Co., Bruchſal, hat die Zahlungen eingeſtellt. Wegen Regelung der
Aus=
einanderſetzung mit der Verſicherung iſt ein Schiedsgerichtsverfahren
ein=
geleitet.
In der Mitgliederverſammlung der Stuttgaxter Induſtrie= und
Handelsbörſe gab der Vorſitzende, Komm.=Rat Eugen Anhegger=
Stutt=
gart, der Hoffnung Ausdruck, daß man, ſofern die Politik nicht ſtörend
einwirkt, vielleicht in Bälde eine kleine Beſſerung in der
Baumwollindu=
ſtrie erwarten dürfe.
Die G.V. der Nürnberger Herkuleswerke A. G. beſchloß die
Vertei=
lung einer Dividende auf die Vorzugsaktien von 6 Proz.
Von einem bedeutungsvollen, jetzt bekannt gewordenen Fortſchritt
im Fahrzeugmotorenbau ſteht eine beträchtliche Vermehrung des
Ver=
brauchs an Teerölen, wie ſie bei der Steinkohlen= und
Braunkohlen=
deſtillation gewonnen werden, zu erwarten. Dieſe günſtigen Ausſichten
werden der deutſchen Kohlenwirtſchaft durch den Krupp=Glühring=Motor
eröffnet, der mit den billigen einheimiſchen Rohölen auf gleich hohe
Leiſtung kommt, wie bei der Verwendung von Benzin, Benzol oder
Gasöl.
Die ſüddeutſche Zinkblechhändlervereinigung hat ihre Preiſe mit
Wirkung ab heute um 2,5 Prozent erhöht.
Geheimrat Kommann, der in letzter Zeit an einem Gutachten über
die Tarifgeſtaltung bei der B.V. G. arbeitete, iſt am Montag vormittag
gegen 9 Uhr an einem Herzſchlag geſtorben. Geheimrat Kommann war
u. a. Aufſichtsratsmitglied der Firma Voigt u. Haeffner A. G.
Nachdem die Firma Villeroy u. Boch ihre Steingutfabrik in
Waller=
fangen gänzlich ſtillgelegt hat, iſt man in Wadgaſſen dazu übergegangen,
etwa ein Drittel der Belegſchaft zu kündigen. Hiervon werden etwa 180
Arbeiter betroffen. Urſprünglich ſollte die ganze Fabrik ſtillgelegt
wer=
den. Von den vorhandenen zwvei Oefen wurde einer bereits im Januar
gelöſcht. Zu gleicher Zeit iſt das in Saarlouis befindliche Werk, das
zu Wadgaſſen gehört, ſtillgelegt worden.
Die Banque Populaire Alſacienne, eine bedeutende Lokalbank
Straßburgs, hat ihre Bilanz beim Gericht hinterlegt. Sie weiſt
Paſ=
ſiven in Höhe von 25 Millionen Franken aus. Die Direktion der Bank
erklärt in einer Bekanntmachung an ihre Kundſchaft, daß ſie durch
maſ=
ſenhafte Abhebungen der Einlagen gezwungen worden ſei, die
gericht=
liche Liquidierung zu beantragen.
Der ungariſche Juſtizminiſter Zſitvay kündigte eine Novelle zum
Aktienrecht an, die demnächſt dem Parlament unterbreitet werden ſoll.
Die Novelle wird auch Beſtimmungen enthalten, durch die die Anſprüche
der Aktionäre auf entſprechende Beteiligung am Reingewinn geſichert
werden.
Zu der in Sarajevo ſtattfindenden Pelzmeſſe ſind auch aus
Deutſch=
land und Oeſterreich Handelsreiſende und Agenten eingetroffen und
kaufen gemeinſam für die von ihnen vertretenen Firmen.
Der argentiniſche Induſtriellenverband hat bei der Regierung
be=
antragt, die Einfuhr ſowietruſſiſcher Waren zu verbieten. Die
Indu=
ſtriellen erklären in ihrem Geſuch, Sowfetrußland überſchwemme den
augentiniſchen Markt mit Rohſtoffen und Fertigfabrikaten zu billigen
Preiſen.
Berliner Kursbericht
vom 9. Februar 1931
Oeviſenmarki
vom 9. Februar 1931
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank . . . . . ..
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
F. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Raf
144.—
10.25
110.75
65.50
66.50
102.25
67.—
61.50
117.
37.875
117.
116.375
67.875
Gletr. Lieſerung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppe
Nafse
140.125
79.50
115.75
79.—
65.875
80 25
139.75
61.—
71.25
69.50
33.375
56.—
7e
48.25
Me
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſto
Verein. Stahlwerk
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werke
Je
49.50
212.50
106.—
85.—
59.—
146.75
59.—
23.—
46.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kovenhagen
Stodkholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
i
Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1E=Stg.
1 Pap. Peſ=
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Francs
10.5741 10.*94
59.03 59.15
73.33 73.47
Rege
12.433/ 12.453
3.044/ 3.050
168.78/ 169.12
112.44/ 112 66
112.47/ 112.69
112.56/ 112.78
20.433/ 20.473
1.283/ 1.287
4.2015 4.209:
58.64 58.76
22.005 22.045
16 475/ 16.515
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoflawien
Portugal
Athen
Iſtambu=
Kairo
Kanada
Uruguay
Fsland
Tallinn (Eſtl.)
Riga
Brief.
81.33
12.59
81.82
2.084
0.367
7.424
18.87
5.452
20.985
4.209
2.843
92.21
112.13
41.07
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 9. Februar:
Getreide. Weizen: März 797 Mai 83½, Juli 6958
Septem=
ber 69; Mais: März 66½. Mai 69, Juli 69,50, September 69,25;
Hafer: Mai 34,75, Juli 33,75; Roggen: März 39,50, Mai 42,
Juli 4138.
Schmalz: Februar 8,20, März 8,25, Mai 8,40. Juli 8,55.
Speck. loco 10,75.
Schweine: Leichte 7,85.—8,00 ſchwere 6,50—6,90;
Schweine=
zufuhren in Chicago 70 000 im Weſten 161000.
Baumwolle: Februar 10,71. März 11,00.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 9. Febr.:
Schmalz: Prima Weſtern 8,95; Talg, extra loſe 33
Getreide. Weizen: Rotwinter 92½; Mais; loco New York
80½: Mehl: ſpring wheat cleats 4,40—4,70: Getreidefracht nach
England 1,6—2,3 sh, nach dem Kontinent 8 C.
Kakao: Tendenz feſt. Umſätze 93, loco 5½: Februar 5,09,
März 5,13. Mai 5,23, Juli 5,42. September 5,58, Oktober 5,66,
Dezember 5,77.
Frankfurter Kursbericht vom 9 Februar 193
Frankfurter Viehmarkt vom 9. Februar. Auftrieb: Rinder 1146,
dar=
unter 240 Ochſen, 71 Bullen, 426 Kühe, 349 Färſen 589 Kälber, 135
Schafe, 5181 Schweine Marktverlauf: Rinder lebhaft, ausverkauft;
Schweine mäßig, langſam; Kälber und Schafe mittel, geräumt Preiſe:
Ochſen a) 1. 49—52, 2. 44—48; b) 1. 40—43; Bullen a) 48—50 b) 44—47;
Kühe a) 40—43, b) 35—39, c) 30—34, d) 26—29; Färſen a) 49—52, b) 44
bis 48, c) 40—43; Kälber b) 62—65, c) 57—61, d) 53—56; Schafen a) 45
bis 53, b) 38—44: Schweine b) 53—55, c) 54—56, d) 54—56, e) 52—55.
Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch 1. 80—84 2. 70—80; Bullenfleiſch
75—80; Kuhfleiſch 2. 60—72, 3. 50—60; Kalbfleiſch 2. 96—100;
Schweine=
fleiſch 71—75, Litauer 62—70. Geſchäftsgang; rege. Auftrieb aus hieſiger
Schlachtung: 490 Viertelrinder, 58 Kälber, 3 Hämmel, 230
Schweine=
hälften.
Frankfurter Produktenbericht vom 9. Februar: Weizen 282,50—284,
Roggen 182,50, Sommergerſte 210—215, Hafer inländ. 157,50—162,50,
Weizenmehl ſüdd 42,25—43,25, Weizenmehl niederrhein. 42—43,
Rog=
genmehl 60proz. 25,25—27,25, Weizenkleie 9.,90—10, Roggenkleie 9,50,
Erbſen 25—31, Linſen 25—62, Heu 6—6,50, Weizen= und Roggenſtroh
drahtgepreßt 3—3.25, desgl. gebündelt 2,75—3, Treber 10—10,25.
Ten=
denz: ruhig.
Berliner Produktenbericht vom 9. Februar. Nach ruhigem
Vormit=
tagsberkehr ſetzte ſich an der erſten Produktenbörſe dieſer Woche eine
Befeſtigung durch, von der allerdings in der Hauptſache der
Handels=
rechtliche Lieferungsmarkt profitierte. Neben den feſten Auslandsmel=
72 Dtſch. Reichsanl
A4
5½%Intern.,
6%Baden ......."
8% Bahern ......"
..
83 Heſſen b. 28
8‟
v. 29
6% Preuß. Staat.
8½ Sachſen ......
726 Thüringen..
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſunsſch. +1/.
Ab=
löſungsanl.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ..."
30 Aachen v. 29
8½ Baden=Baden
6% Berlin".
890 Darmſtadt v.26
v. 28
% Dresden..
8½ Frankfurt a.M
v. 26
v. 26
88 Mainz .....!
8% Mannheim v. 26
v. 2
8 München:.
8% Nürnberg. . ..
8% Wiesbaden ..
8% Heſſ. Landesbk.
„ Goldoblig
4½% Heſſ. Lds
Hyp.=Bk.=Liquid.
„ Kom.=Obl.
82 Preuß. Lds.
pfbr.=Anſt. G. Pf.
Zo
„Goldoblie
98.73
85
75.25
74
997
81.7
85.5
89
945/,
99.25
6
81
A
Gu
2.15
87.5
81.5
8
75.5
95.5
80.5
69
83.4
88.3
92.5
91
100
91.75
94
8”
.5
100.5
97
We e
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl.
3½ Kaſſeler
Land=
kredit Goldofbr..
% Kaſſeler Land. Goldpfbr..
% Naſſ. Lamdesbk
41% „Liqu. Ob
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
„AuslSer. I
„ „ Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)..
Berl. 6yp. Bk.
½29 „ Liqu.=Pfbr
%0 Frkf. Hhp.=Bk.
3o „ Lig.Pfbr
„ Pfbr.=Bk.
„ Ligt
82 Mein.Hhp.=Bk.
„ Lig. Pfbr.
30 Pfälz. Hyp.=Bk.
„ Lig. Pfbr.
Preuß.
Boden=
cred.=Bank
%0 „ Lig. Pfbr.
Preuß. Centrl.=
Bobencr.=Bank.
4½2 Lig. Pfbr.
%o Rhein. Hyp. Bk.
„ Lig. Pfhr
Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit ....."
Südb. Bod.
Cred.=Bank ....
70 — Lig. Pfbr.
Me5
95
85
100
94.75
83.75
87.75
51
68
11
98.75
96
87.5
96.75
87.5
101.75
96.5
89.5
96.75
88.5
100
F
91.75
100
87.5
100
94.5
89
100
00
94
89.5
Me
D Daimler=Benz
8% Dt. Linol. Werke
½ Klöckner=Werke
O Mainkrw. v. 26
7% Mitteld. Stahl.
2 Salzmann u. Co
% Ver. Stahlwverke
8% Voigt EHäffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L.E. B.
L. Inveſt.
5% Bulg. Tah. v.02
4½‟ Oſt. Schätzel
4%0 Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½%
4%
420 Türk. Admin.
40 „ 1. Bagdad
Zollanl.
4½% Ungarn 191:
4½% „ 1914
Goldr
1910
Aktien
Rla. Kunſtziide Unie
A. E. G.
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P..).
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie
Buderus Eiſen...
Tement Heidelberg
Karlſtadt
F. G. Chemie, Baſell
Chem. Werke Albert
Chade ......."
Contin. Gummiw.
.„ Linoleum
Daimler=Fenz ....
Z
64.5
95
86
76.75
81
801),
93.5
92.5
22
26
14.5
7.5
22I.
UJ
.
17
64
102
117.s
80.5
50.5
83.5
165.5
Afé
115.5
24‟1.
Rif e
„ Erdöl ..
„ Gold=u. Silber
ſcheide=Anſtalt
„ Linoleumwerke
„Eiſenhandel. .
Dyckerhoff u. Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk..
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frankf. Gas i. Lig
„ Hof...."
Gelſenk. Bergwer,
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.
Hanauer Hofbrauh./;
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . . .
Hochtief Eſſen ..."
Holzmann. Phil.
Flſe Bergb. Stamm
„ Genüſſel=
Junghans .......!
Kali Chemie
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R..
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke .. .
Knorr C. H. ... . ..
Lahmeyer & Co. ..
Laurahütte ..
Lech, Augsburg.. .!
67.5
126
105
71.75
117
170
S1.5
139.25
46
83.75
119
80
116.25
38
31
160
112
70.75
35
79
112
67
Nes
Arc
10.
139.75
A
97
60
147
122.5
30.5
Löwenbr. Münch)
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br. . .
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Berg.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Sberbedarf
Phönix Bergbau ..
Reiniger. Gebbert
Rh. Braunkohlen ..
„Elektr. Stamm
„ Metallwaren ..
„ Stahlwverke .
Riebeck Montan. .
Roeder Gebr.
Rütgerswerke
Sachtleben
Salzdetfurt
Salzw. Heil
Schöfferho
Schramm
Schriftg. St
Schuckert Elektr
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr
Siemens & Halske.
Südd. Immobilie=
„ Zucker=A. G.
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau ...
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard
Tucher=Brauerei .!"
Unterfranken.
Beithwerke
Ver. f. Chem=
„ Stahlwerke
„ Strohſtoffabr.
Ultramarin .. .
43.5
14.5
63
69
38
49.5
55.5
83
112.75
71.5
48.25
134
165
175
56
120.75
100
181
23
A
73
102
86
17.25
64
116.5
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner . 144.75
Wahß & Fretztag. 45
Wegelin, Rußfabrik
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff=Verein . . . 41
„ Waldhof. . . . . . 98.5
„ Memel .. . . . . . 72
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank....
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein
Bayer. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ..
„ Hypotheibk
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Dt. Bank und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel,
Dresdner Bank...
Frankf. Bank..."
„ Hyp.=Banl ...
„ Pfdbr.=Bk. . . ..
Mein. Hyp. Bank ..
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenbank
s6.5
132.25
110
1CC.5
130
219
112
144
110.4
95.5
111.5
92
142.5
142.5
151
27.4
T2.5
244.5
138.5
133
9.5
134
A.=G. t.Verkehrsw./ Eo
Allg. Lokalb. Kraftw 121
7% Dt. Reichsb. V3g. 87
Hapag ..........
Nordd. Lloyd. . . .
Südd. Eiſenb.=Geſ.
65
66
Allianz= u. Stuttg.)
Verſicherung . . . 140
„ „ Verein. Verf. 148
FrankongRück= u. M.
Mannh. Verſich. . . 25
Otavi Minen
Schantung Handels: 86
Nummer 41
Dienstag, den 10. Februar 1931
Seite 11
Mie Vohtefsient
URAEBER-REcHTSScHUTZ WURCH VERLA6 OSRAR MEISTER, WERDau
(Nachdruck verboten.)
41)
Er begrüßte Iris und ihren Gatten mit einer Herzlichkeit,
die von Hochachtung und Verehrung erfüllt war.
„Ich bin glücklich, Mylady”, ſagte er artig, „daß Sie die Güte
haben wollen, mit Ihrem Gatten in meinem lleinen Tuskulum
zu wohnen.”
Iris lächelte und ſagte: „Ich weiß noch nicht, Mr. Summer,
ob es möglich ſein wird. Mr. Dobracka hat uns einen Preis
ge=
ſagt, der mir als Verſchwendung erſcheint.”
Der Millionär lachte auf.
„Mylady, was hat Ihnen dieſer Filmpräſident geſagt?”
Summer war mit Dobracka befreundet und verkehrte in
jovialer Weiſe mit ihm.
„Zwanzigtauſend Dollar, Mr. Summer!“
„Ich laſſe mit mir reden, Lady Groth! Es iſt mir eine
Ehre, wenn Sie hier wohnen.”
„Mr. Dobracka”, erwiderte Iris, „hat uns zwar ein ſehr,
ſehr hohes Honorar geboten für einen Film, aber ich weiß doch
nicht, ob er mit meinem Gatten und mir überhaupt den Erfolg
findet, den er lucht.”
Dobracka und Summer lachten hell auf.
„Oh.. Mylady!”
„Sie wiſſen doch, Mr. Summer: Noch vor einem Monat
beſaß ich zehn Millionen Pfund. Heute bin ich dieſes ganze
Vermögen los.”
„Ich weiß, ein Schurke hat es an ſich geriſſen!” ſagte
Sum=
mer voll Emdörung.
„Heute kann ich nur mit dem rechnen, was ich und mein
Gatte im Film erwerben und ich kann doch keinen Wechſel auf
die Zunkunft ziehen.”
„Mylady ſind eine kluge Frau!” geſtand der Millionär mit
verſchmitztem Lächeln. „Mylady müſſen mir nun auch geſtatten,
einmal das Gegenteil zu ſein. Mein Freund Dobracka hat Sie
falſch unterrichtet, Mylady! Ich will mein Haus nicht
ver=
mieten. Es ſteht ſchon vier Jahre leer. Nur wenn ich mich
ein=
mal eine Woche freimachen konnte, dann weilte ich hier. Mylady,
ich biete Ihnen und Ihrem Gatten mein Haus als Gaſtfreund
an. Erlauben Sie, daß ich Ihnen in dieſem Hauſe, das Ihnen
gewiß gefallen wird, denn ich habe es mit Liebe eingerichtet,
Gaſt=
freundſchaft erweiſe nur mit der Bitte: Wenn ich einmal
von Frisko herunterkomme, dann erlauben Sie mir, daß ich zwei
Zimmer beziehe.”
„Mr. Summer, das können wir nicht annehmen. Soviel
Güte haben wir nicht verdient!“
„Doch, Mylady, reichlich! Eine Frau, die ſo tapfer iſt, die
das Schwerſte auf ſich nahm . . . oh, es iſt ein Glück, einer
ſol=
chen Frau und einem ſolchen aufrechten Mann wie Mr. Groth,
Gaſtfreundſchaft bieten zu dürfen!“
Den vereinigten Bitten Summers und Dobrackas gelang es
endlich, Iris und Berndt umzuſtimmen.
Freilich, die Dienerſchaft, die das ganze Jahr über das
Haus hütete, die mußte Berndt wohl oder übel mit übernehmen.
Aber es war nur ein altes Ehepaar und ein Kriegsinvalide von
vierzig Jahren, der im Weltkriege ein Auge verloren hatte.
Man zog alſo ein, und der alte Millionär fühlte ſich richtig
wohl, als er am Nachmittag mit dem Ehepaar auf der
Ter=
raſſe plauderte.
Galt bisher ſeine Verehrung zu neunzig Prozent der jungen
Frau, die er bewunderte, ſo lernte er im Laufe des Geſprächs
auch Berndt ſchätzen. Die klare, ehrliche Art, wie dieſer Mann
zu den Dingen ſtand und es bekannte, imponierte ihm und
nicht nur das, etwas viel größeres ſchlug ihn in den Bann.
Das war die allgewaltige Liebe, die die beiden Menſchen
beſeelte. In jedem Blick, in jeder Gebärde lag ſie. Ohne Zwang,
wie ein ſprudelnder Quell kam ſie beiden aus dem Herzen.
Der alte Mann fühlte, wie es ihm warm und wohl ums
Herz wurde.
Es war ihm zumute, als habe er jetzt den Weg zu ſeiner
Jugend zurückgefunden, als erwachten mit einem Male die
ſtar=
ken, innigen Gefühle ſeiner Jungmännerzeit wieder in ihm, als
müſſe er von heute ab wieder an das große Wunder unter
den Menſchen glauben.
Berndt und Iris fühlten ſich ſehr wohl in dem heiteren
Sommerſitz Summers.
Sie durchſchritten an ſeiner Seite das ganze Haus, das in
geſchmackvoller Weiſe mit Originalen alter Meiſter und mit
Skulpturen großer Bildhauer geſchmückt war.
Summer blieb eine ganze Woche noch da.
Aber in dieſer Woche begann ſchon die Arbeit.
Regiſſeur Volkart und Dobracka kamen mit den Rollen.
ſprachen ſich über die verſchiedenſten Punkte aus, baten hier
und da um kleine Aenderungen. Gern kam man ſolchen
Wün=
ſchen nach, denn ſie waren begründet. Volkart ſpürte zu ſeiner
Freude, daß hier zwei künſtleriſche Geiſter am Werke waren,
die erfüllt waren von dem feſten Willen, eine abgeſchliffene
Ar=
beit zu liefern.
Das Manuſkript behandelte eine ganz einfache Liebes= und
Ehegeſchichte, die in den Rahmen einer packenden Handlung
ge=
ſtellt war.
Als Summer abgereiſt war, begaunen die Proben.
„Geduld!” ſagte Dobracka zu ſeinen Mitarbeitern,
„Geduld!” riet Volkart. „Ruhe behaupten. Wir müſſen ſie
langſam einſpielen laſſen. Was tut’s, Hatton, wenn wir
drei=
tauſend Meter mehr drehen als ſonſt? „Macht nichts! Geduld
das bringt den beſten Erfolg.”
„Geduld!” ſchwirrte es durch das Glashaus.
Und das Wörtchen Geduld wirkte beruhigend auf die Geiſter,
es dämpfte die Lautheit des Treibens.
Die erſten Proben begannen.
Und Dobracka ſtaunte und Volkart wechſelte erſtaunte Blicke
mit dem Operateur. Alles ſtaunte.
Denn Geduld . . . nein, die war nicht mehr nötig als ſonſt.
Ganz beſonders Berndt ſpielte mit einer Sicherheit, mit
ſparſamer, eindrucksvoller Geſte, als habe er Zeit ſeines Lebens
nicht anderes getan als gefilmt.
Iris war etwas befangener. Die erſten zwei Szenen, da in
ſie als junges Mädchen auf dem Lande erſchien, mußten noch
zweimal gedreht werden, aber dann ging es gleichmäßig und
ohne Stockung. Jede Szene ſaß ſofort.
Iris ſpielte nicht, ſie lebte ihre Rolle, gab ſich ganz
unbe=
wußt, wie ſie war. Die Innigkeit ihres Weſens, die Tiefe ihres
Herzens, das war eben da, das brauchte ſie nicht zu ſpielen.
Dobracka lief nach den erſten fünf Szenen vor freudiger
Aufregung aus dem Atelier.
Draußen ſtieß er auf Fairbanks.
„Sie ſchwitzen, Drobacka!” ſagte Doug freundlich. „Geht
es ſchlecht?”
„Schlecht!” ſagte Dobracka und umarmte Doug. „Doug
. . . Sie ſind ein ganz famoſer Junge, kein Neidhammel, Sie
freuen ſich noch, wenn ein anderer was kann. Und .. . ich
kann Ihnen lagen, Doug: Die zwvei da drinnen . . . die ſpielen
nicht, die leben ihre Rollen. Die Szenen ſitzen. Im Anfang
war Lady Iris etwas befangener, aber jetzt . . . es iſt eine Luſt,
zu ſehen, mit welch heiligem Ernſt ſie an die Aufgabe
heran=
gehen. Ganz fabelhaft! Dieſe wundervolle, ſparſame Mimik,
die vergeſſen läßt, daß es ein Spiel iſt. Nichts Verkrampftes.
Ich glaube, Doug, das können nur Menſchen ſchaffen, die ſich
durch großes Leid gekämpft haben.”
„Das kann wohl ſein, Dobracka."
Er wollte ins Atelier.
Dobracka hielt ihn am Jacket feſt. „Und die anderen, die
geraten mit unter den Bann, der von den beiden ausgeht, ſie
geben ſich natürlich, als ob ſie miteinander lebten. Ich ſage
Ihnen, Doug, ſo was von Enſembleſpiel, das bin ich in Amerika
nicht gewöhnt. Kommen Sie, Doug!”
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