Darmstädter Tagblatt 1931


26. Januar 1931

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 26
Montag, den 26. Januar 1931.
194. Jahrgang

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Rabatt weg. Banfkonio Deutſche Banl und Darm=
Kädier und Nationalbank

Der Kampf um die Wahrheit.
Reichskagsabg. Dingelden über Ziel und Weg der Deutſchen Volksparkei. Landesparkeikag der Heſſiſchen
Volksparkei in Bad=Nauheim. Das Schickſal des erfolglüſternen Parlamenkarismus.
Ohne Deutſchland verfällk Europa dem Chaos.

Das denkende Volk lehnk zerſtörenden
Radikalismus ab.
* Der Landesparteitag der D. V. P. erreichte ſeinen Höhepunkt auf
der geſtern im Sprudelhotel, Bad=Nauheim, abgehaltenen Haupt=
verſammlung
, zu der aus allen Teilen Heſſens die Mitglieder ſo
zahlreich erſchienen waren, daß der große Saal des Sprudelhotels
und der anweſende Rote Saal dicht beſetzt waren. Dieſe
Tagung erhielt ihre beſondere Note durch die Anweſenheit des
Parteiführers der Deutſchen Volkspartei, Reichstagsabgeordneten
Dingeldey, dem nach ſeinem glänzenden Referat, in dem er
Ziele und Wege und die Bedeutung der D.V.P. eingehend zeich=
nete
, lebhafte Ovationen gebracht wurden. Die Verſammlung
war von den Ausführungen ihres Parteiführers ſo begeiſtert,
daß ſie ſich zu ſeinen Ehren unter ſpontanem Beifall von den
Sitzen erhob. Dieſer Parteitag war ein machtvolles Bekenntnis
der Mitglieder der Deutſchen Volkspartei, er gab gewiſſermaßen
den Auftakt für den neuen Weg für die Arbeit der Deutſchen
Volkspartei im Heſſenlande, und bewies zugleich, daß die Partei,
einig und treu hinter ihrem Führer ſtehend, gewillt iſt, tatkräf=
rig
witzuarbeiten an dem Wiederaufbau des deutſchen Vaterlam=
des
. Der ſtellvertretende Landesvorſitzende
Landkagsabgeordneter Scholz
eröffnete den Landesparteitag mit herzlichen Begrüßungsworten.
Beſonders hieß er den bewährten Führer und Freund Reichstags=
abgeordneten
Dingeldey willkommen und gab ſeiner Freude Aus=
druck
, ihn zur Tagung in Bad=Nauheim begrüßen zu können. Er
beglückwünſchte ihn zu ſeinem hohen Amte und erinnerte an die
großen Verdienſte des jetzigen Parteiführers um den Landes=
verband
. Aufs engſte fühle ſich die D.V.P. Heſſens mit ihrem
Führer verbunden. Auch im Jahre 1931, das ein Jahr der ſchwer=
wiegendſten
Entſcheidungen ſein werde, wolle die Partei treu zu
ihrem Führer ſtehen. Ein gutes Omen für die D.V.P. ſei der
überaus ſtarke Beſuch des Parteitages. Mit dem Wunſche, der
Parteitag möge auch unſerem lieben Vaterlande zum Vorteil ge=
reichen
, erklärte er die Tagung für eröffnet.
Landtagsabg. Dr. Niepoth ſchlug als Präſidenten die
Abg. Scholz, Sanitätsrat Dr. Hahn=Bad=Nauheim und die Vor=
ſitzende
des Landes=Frauenausſchuſſes Frau Prof. Kloos vor. Der
Vorſchlag wurde einſtimmig gutgeheißen. Die Annahme einer neuen
Satzung des Landesverbandes, die Generalſekretär Welkow er=
läuterte
, wurde debattelos genehmigt, ebenſo erklärte ſich die Ver=
ſammlung
mit der Neuwahl des Landesausſchuſſes einverſtanden.
Dann nahm der Vorſitzende der Ortsgruppe Bad=Nauheim der
D.V. P., Sanitätsrat Dr. Hahn, Gelegenheit, die Tagungs=
teilnehmer
willkommen zu heißen. Er erinnerte an das gigan=
tiſche
Werk Bismarcks vor 60 Jahren und an die glorreiche Ver=
gangenheit
der Nationalliberalen und ſpäteren Deutſchen Volks=
partei
. Heute mehr denn je glaube man an die Miſſion einer
ſtarken Mittelpartei, und man vertraue auf die Führer, auf die
man ſtolz ſei. Möge die Tagung für die D.V.P. und durch ſie für
unſer ſchwergeprüftes Vaterland ſegensreich ſein.
Abg. Scholz ſprach der Ortsgruppe Bad=Nauheim warmen
Dank für die Aufnahme und den herzlichen Empfang aus und er=
teilte
ſodann dem Parteiführer
Reichskagsabgeordneken Dingelden
das Wort zu ſeinem Referat Wille und Weg, die Zu=
kunftsbedeutung
der D.V.P..
Der Redner erklärte, daß er trotz der äußeren Entfernung,
die ſeine neuen Aemter ihm bringen, die Anknüpfung engerer Be=
ziehungen
mit der Deutſchen Volkspartei Heſſen nicht vermiſſen
wolle. Er erinnerte an manchen ſchweren Kampf, den er gemein=
ſam
mit ſeinen Parteifreunden in Heſſen ausgefochten habe und
zeichnete den Aufſchwung der Partei unter ihrem erprobten
Führer Streſemann. Stets ſei oberſter Grundſatz Erreichung des
großen idealen Zieles der Volkspartei geweſen: die Wiederauf=
richtung
des Vaterlandes. Mit Streſemann habe ſie den Kampf
geführt, um Deutſchland wieder Weltgeltung zu verſchaffen. In
dieſen Tagen werde er beſonders beherrſcht von den Ereigniſſen
in Genf. Dort handele es ſich gewiſſermaßen um einen ſymbo=
liſchen
Akt, durch den der Beweis geführt werden ſolle, daß auch
die anderen Regierungen bereit und entſchloſſen ſeien, dem deut=
ſchen
Volke die Geltung wieder zu geben, die ihm gebühre.
Das deutſche Volk verlange nichts weiter, als eine ſoli=
dariſche
gegenſeitige Zuſammenarbeit und Achtung; an=
dernfalls
beſtehe die Gefahr, daß es im deutſchen Volk zu
einem Ausbruch komme, der für alle Völker verhängnisvoll
ſein müſſe.
Für die deutſche Außenpolitik ſehe er nur die eine Möglichkeit,
eine klare Fortſetzung der ſeitherigen Linie. Der Gedanke der
Verſtändigung, der nach Locarno führte, war durchaus
richtig. Wer den richtigen Blick für die Lage Europas habe,
müſſe erkennen, daß der Wiederaufbau und die Wiedergeſundung
der Völker nur möglich ſei auf dem Wege ſolidariſcher Zuſammen=
arbeit
. Er müſſe betonen, daß das bolſchewiſtiſche Ge=
ſpenſt
lebendige Geſtalt annehmen werde, wenn
eine ernſthafte Verſtändigung unter den Völ=
kern
nicht Platz greife. Der 14. September ſei gewiſſer=
maßen
ein Ausfluß der inneren Stimmung in Deutſchland.
Wenn man den Reichsaußenminiſter für mangelhafte Erfolge
in Genf verantwortlich mache, ſo ſei dem zu erwidern, daß Dr.
Curtius ſich einer Front von Gleichgültigkeit und Böswilligkeit

gegenüberſehe. Curtius habe ſich wacker geſchlagen, er habe den
Polen das geſagt, was nötig war, und mit der erforderlichen
Schärfe die taktloſe Gleichſtellung des Wojewoden in Polen mit
der ehrwürdigen Geſtalt des Reichspräſidenten zurückgewieſen.
Der Erklärung der Polen könne man nach, den Erfahrungen aus
der polniſchen Geſchichte nicht mit innerem Glauben entgegen=
ſehen
. Seiner Anſicht nach hätte die allein mögliche Sühne darin
gelegen, daß die unparteiiſche Unterſuchung vom
Standpunkt des Völkerbundes aus angeordnet worden wäre.
Wenn das von Dr. Curtius nicht durchgeſetzt werden konnte, ſo
ſei auch das ein Beweis für das Maß der Gleichgül=
tigkeit
und Böswilligkeit, dem er ſich im Rat
gegenüberbefand.
Der gewalttätigen Methode der Nationalſozialiſten gegenüber
müſſe man ſich ablehnend verhalten; es könne nicht einer auf
Koſten der anderen groß werden wollen, weil ſonſt der revo=
lutionäre
Dritte triumphieren müſſe. Wir ſehen
Deutſchland in fieberhafter Erregung. Das beweiſe ſchon die Tat=
ſache
, daß man die ungeiſtige Auseinanderſetzung, die bei den
Nationalſozialiſten um ſich gegriffen habe, mit Freuden begrüße.
Mit einer Politik auf der Straße und mit gegenſeitigem Haß führe
man aber nur die bewaffnete Auseinanderſetzung
im Volke herbei. Ueber dieſe Folgen müſſe man ſich klar ſein.
Die Methode der Rohheit ſchließe die Möglich=
keit
einer Verſtändigung aus. So ſtark auch die natio=
nalſozialiſtiſche
Bewegung ſei, er ſei überzeugt, die überwäl=
tigende
Mehrheit des deutſchen Volkes lehne ein
Diktat des Radikalismus ab. Die Deutſche Volkspartei
habe oft in einem ausgeſprochenen geiſtigen Kampfe mit dem Zen=
trum
geſtanden. Sie gehe aber an der nüchternen Tatſache nicht
vorüber, daß man den deutſchen Staat nur aufrichten und groß
machen kann im verſtändigen Zuſammenarbeiten mit dem Zentrum.
Er bedaure deshalb die Beſchimpfungen des Katholizismus durch
die Nationalſozialiſten.
Er habe den Eindruck, daß wir im innerſtaatlichen Leben
Deutſchlands einem Wendepunkt entgegengehen.
Das Parlament verdiene das Schickſal, das ihm bereitet
worden ſei.
Die Parteien hätten den Beweis nicht erbracht, daß ſie in außer=
ordentlichen
Zeiten, wo nur unpopuläre Maßnahmen ergriffen
werden könnten, den Mut hätten, ſich für dieſe einzuſetzen. Der
Parlamentarismus in Deutſchland ſei von den Parteien ſelbſt
dadurch in einen ſchweren Entartungszuſtand hineingebracht wor=
den
, daß ſie einen uferloſen Wettlauf um die Gunſt
der großen Maſſe hemmungslos Jahre hindurch
getrieben hätten. Es ſei das ſtärkſte Verdienſt des Reichs=
kanzlers
Dr. Brüning, daß er mit der ihm innewohnenden Zähig=
keit
den Weg weitergegangen ſei, der vor allem Volk das Mißver=
hältnis
zwiſchen Allmacht des Parlaments und Verantwortungs=
bewußtſein
des Parlaments habe deutlich erſcheinen laſſen. Wir
müßten uns von dem
Syſtem des ſtaatsſozialiſtiſchen Wohlfahrtsſtaates frei machen.
Dies bedeute eine Verzichtleiſtung von allen Schichten des Volkes
auf Forderungen, die ſie ſich während des letzten Jahrzehnts an=
gewöhnt
hätten, an den Staat zu ſtellen. Alles, was die Reichs=
regierung
auf dieſem Gebiete tue, werde ſich als unpopulär er=
weiſen
. Die dazu erforderliche Autorität werde aber nicht geſtärkt,
wenn in der Regierung Männer ſäßen, die, wie Dr. Wirth, glaub=
ten
, der nationalſozialiſtiſchen Bewegung durch polizeiliche Schi=
kanen
und Maßnahmen entgegentreten zu können, die von alters=
her
ſich nur als das beſte Mittel zur Erreichung des Gegenteils
erwieſen hätten.
Abg. Dingeldey verteidigte zum Schluß die Forderung der
Deutſchen Volkspartei auf
Erſparniſſe von 300. Mill. RM. im Reichshaushalt.
Wenn in einigen Monaten wiederum ein ſtarkes Defizit vor uns
läge, würde das den Zuſammenbruch aller Vertrauensgrundlagen
ſowohl im Inland wie im Ausland bedeuten. Der Parlamen=
tarismus
in ſeiner überſpitzten Form müſſe eingeſchränkt werden
zugunſten einer ſtärkeren Herausarbeitung der prä=
ſidialen
Stelle und der ihr verantwortlichen
Reichsregierung. Neben das Parlament müſſe zur Klä=
rung
ſeiner Beſchlüſſe eine erſte Kammer geſetzt werden, zu=
ſammengeſetzt
aus Vertrauensmännern aus den organiſierten Be=
rufsſtänden
und aus den vom perſönlichen Vertrauen des Reichs=
präſidenten
Berufenen. Das Wahlalter müſſe auf die Stufe
heraufgeſetzt werden, die eine politiſche Reife vorausſetzt. Die
ganze Atmoſphäre könne entgiftet werden, wenn die Reichs=
regierung
ſich entſchließe, gegen alle Widerſtände ſtarke
Schritte, vorwärts zur Durchſetzung einer Reichsreform zu tun.
Als verhängnisvolle Schuld aller Parteien ſehe er an, daß in
der Tagespolitik die Menſchenſeele vergeſſen
werde. Seine Aufgabe ſehe er darin, der D.V.P. ein klares Par=
teiprogramm
zu geben, das Beſtand habe, unabhängig von tages=
politiſchen
Kämpfen, allein gerichtet auf die großen idealen Ziele
der Wiederaufrichtung des in Not befindlichen deutſchen Vater=
landes
. Dieſes Programm ſei bereits in Bearbeitung und werde
demnächſt vorgelegt. Das Privateigentum müſſe geſchützt, das
Syſtem des Kapitalismus in moderner Form, d. h. in gegenſeiti=
gem
Verſtändnis zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, auf=
gebaut
werden. Die D.V.P. ruhe bewußt auf alter Grundlage,

auf der ſie neu aufbaue, ſie achte die Farben ſchwarz=weiß=rot und
glaube an Deutſchlands Zukunft.
Danach ſprach der Vorſitzende der heſſiſchen Landtags=
fraktion
, Oberſtudiendirektor Dr. Keller=Büdingen über
Wohin haben uns zwölf Jahre Weimarer Koalition
in Heſſen gebracht?
Er rechtfertigte zunächſt die oppoſitionelle Haltung der Deutſchen
Volkspartei in Heſſen als politiſche Notwendigkeit und ſtellte
feſt, daß es der Weimarer Koalition nicht gelungen ſei, das
heſſiſche Volk vor ſchwerſten, faſt unerträglichen Laſten zu
ſchützen, ſo daß der Zuſtand Heſſens heute ernſter
ſei als der anderer deutſcher Länder. Es folgte
dann eine ausführliche Beſprechung der von der Deutſchen
Volkspartei ſeit Jahren in Heſſen kritiſierten Maßnahmen der
Regierung. Im einzelnen wandte ſich der Redner gegen die
Aufblähung des Verwaltungsapparates, gegen
die aller Demokratie hohnſprechende Verlän=
gerung
des Landtags und gegen das Sanierungs=
programm
der Regierung. Auch die Steuerdiktatur
der Staatskommiſſare fand eindeutige Ablehnung. Im
Laufe ſeiner Ausführungen bemerkte Dr. Keller u. a., über die
am Dienstag beginnenden Haushaltsberatun=
gen
des heſſiſchen Landtags könne ſich die Oppoſition
heute, noch kein klares Bild machen, da ihr bisher keine
Unterlagen zugegangen ſeien, was ein neues Beiſpiel für
eine gewiſſe Nichtachtung der oppoſitionellen Parteien in Heſſen
ſei. Unter Hinweis auf die bevorſtehenden Neuwahlen in Heſſen
erklärte der Redner, daß die Deutſche Volkspartei mit den beſten
Hoffnungen in den Wahlkampf eintreten könne.
In der folgenden Ausſprache hielt der Vorſitzende der R.j.V.
Dr. Mattern, eine kurze Anſprache, in der er namens der jun=
gen
Volksparteiler Treue gegenüber dem Führer der Partei ge=
lobte
. Die jungen Volksparteiler ſähen in den Farben ſchwarz=
weiß
=rot nicht das Symbol irgendeines Syſtems, ſondern das
Symbol der Größe und Einheit Deutſchlands.
Nach kurzer Ausſprache wurde die öffentliche Sitzung des
Parteitages gegen 2 Uhr geſchloſſen. Im Anſchluß daran erfolgte
die Neuwahl des Landesvorſtandes. Zumerſten Vorſitzen=
den
wurde anſtelle des Reichstagsabgeordneten Dingeldey Land=
tagsabgeordneter
Bürgermeiſter Dr. Niepoth=Schlitz gewählt.
Die Sonderbergkungen.

Im Landesbeamtenausſchuß referierte der Vorſitzende der volkspar=
teilichen
Beamtenorganiſationen in Heſſen=Naſſau, Rechnungsrevifor
Beeres=Frankfurt a. M. Er wandte ſich gegen die gerade in der
Gegenwart ſtarke Beamtenhetze und forderte mehr Verſtändnis
für die Tatſache, daß alle Berufe auf Tod und Leben miteinander ver=
bunden
ſeien, verlangte abſolute Sauberkeit des Bamten=
körpers
und wandte ſich gegen die Parteibuchbeamten.
Jr
Landwirtſchaftlichen Landesausſchuß hielt der Direktor der Heſſiſchen
Landwirtſchaftskammer Dr. Hamann einen Vortrag über das Thema
Forderungen der Landwirtſchaft an die Deutſche Volkspartei‟. Er ging
an die Grundprobleme heran und bewies an Hand einzelner Steuer=
geſetze
, daß die deutſche Landwirtſchaft unter dieſen nicht exiſtieren
kann. Seine Ausführungen die von außerordentlicher Sachkenntnis ge=
tragen
waren, gipfelten in der Feſtſtellung, daß die Landwirtſchaft nur
dann das notwendige Verſtändnis in allen Teilen des Volkes und damit
natürlich auch in den Parlamenten finden könne, wenn ſie überall Ein=
fluß
beſitze. Aus dieſer Erkenntnis ergebe ſich die Ablehnung einer
einſeitigen landwirtſchaftlichen Berufspartei.
Sehr ſtark beſucht, auch aus den Kreiſen der Altpartei, war die Sitzung
der Landesgruppe Heſſen der Reichsgemeinſchaft junger Volksparteiler.
Hier ſprach deren Vorſitzender. Rechtsanwalt Dr. Mattern= Darm=
ſtadt
, über das Thema: Die RiV. in der Gegenwartspoli=
tik
. Seine Ausführungen fanden ihren Niederſchlag in einer Ent=
ſchließung
, in der ausgedrückt wurde, daß die RiV. in der Geſtaltung
unſeres Staatslebens durch die Verfaſſung von Weimar keine Löſung
ſehe, die der Eigenart des deutſchen Volkes entſpreche. Sie fordert weit=
gehende
Erweiterung der Rechte des Reichspräſidenten und Beſchränkung
des Aufgabenkreiſes des Parlaments. Die Pflege des nationalen Ge=
dankens
und der deutſchen Kulturgüter ſei in beſonderem Maße Auf=
gabe
des erſtrebten autoritativen Volksſtaates. In einer Sitzung des
Mittelſtandsausſchuſſes, die außerordentlich gut beſucht war, ſprach Dr.
Moeßner, Syndikus des heſſiſchen Einzelhandels, über das Thema:
Gewerblicher Mittelſtand in der Deutſchen Volkspartei. In ſeinen
Ausführungen ging er im einzelnen auf die Not des deutſchen Mittel=
ſtandes
ein, die insbeſondere durch die hohen Steuern heute hervorge=
rufen
werde. Der Politiſche Tee der Frauen war außerordentlich
ſtark beſucht. Im Kommunalpolitiſchen Ausſchuß referierte Landtags=
abgeordneter
Niepoth zum Thema: Der Staatskommiſſar,
das Ende der Selbſtverwaltung‟. Er ging von den ge=
ſchichtlichen
Grundlagen aus und legte dar, daß Selbſtverwaltung Selbſt=
veranwortung
bedeute. Seine Ausführungen wurden in einer Ent=
ſchließung
zuſammengefaßt, die beſagt, daß ſchon jetzt das Wirken des
Staatskommiſſars beweiſe, daß alle Befürchtungen der D. V.P. berechtigt
waren. Die Aufgabe des Staatskommiſſars hätte die ſein müſſen, die
Ausgabenſeite der zu ſanierenden Gemeinden zu prüfen und dort Ab=
ſtriche
zu machen. Erſt wenn das geſchehen ſei, dürfe man an eine Ein=
nahmeerhöhung
herangehen. Es müſſe leider feſtgeſtellt werden, daß
die Staatskommiſſare in vielen Fällen umgekehrt verfahren ſind und
daß durch ihre Steuerdiktate die Maßnahmen der Reichsregierung, die
auf Entlaſtung der Steuerzahler hinauszielten, ſabotiert wurden.
Einen erfreulich guten Beſuch konnte der Landes= Angeſtelltenaus=
ſchuß
aufweiſen. Hier ſprach der Vorſitzende des volksparteilichen
Landesangeſtelltenausſchuſſes von Heſſen=Naſſau, Kreisgeſchäftsführer
Klaue=Frankfurt a. M., zum Thema Arbeit und Einfluß
der Angeſtellten in der D.V.P. Er erinnerte an die Aus=
führungen
Dr. Streſemanns, der im Reichsangeſtelltenausſchuß 1929 den
Angeſtellten empfahl, ſich in der Partei durchzuſetzen und wenn es nicht
anders gehe, auch die Ellenbogen zu gebrauchen. Auch der neue Führer
Dingeldeh habe wiederholt erkennen laſſen, daß er bei der Schaffung
einer wahren Volkspartei den größten Wert auf die Mitarbeit der An=
geſtelltenſchaft
lege. Die Angeſtellten hätten alle Veranlaſſung, dieſes
Verſtändnis der Parteiführung für ſich auszunutzen und in der Partei
fo aktiv mitzuarbeiten, daß man den Anſpruch auf Anerkennung auch
durchſetzen könne. Die D.V.P. ſei die geeignete Plattform
für die Erfüllung der Forderungen der Angeſtell=
tenſchaft
, und dieſe müſſe erkennen, daß ihr von den radikalen
Flügelparteien nicht geholfen werden könne. Im Landeskulturaus=
ſchuß
, der neben dem Kommunalpolitiſchen Ausſchuß den ſtärkſten Be=
ſuch
aufzuweiſen hatte, referierte der Vorſitzende der heſſiſchen Landtags=
fraktion
, Oberſtudiendirektor Dr. Keller. Sein Thema Simultan=
geiſt
tut not ſei ſo zu verſtehen, daß Gemeinſchaftsgeiſt auf allen
Gebieten unſeres öffentlichen Lebens notwendig ſei. Wo aber finde man
dieſen heute? Weder in den Auseinanderſetzungen der radikalen Par=
teien
, noch bei dem Kampf zwiſchen Stadt und Land um die Preisfrage,
wo die Not am größten ſei, noch im Streit der Weltanſchauungen. Di
Volkspartei als Schöpferin der Simultanſchule müſſe den Gemeinſchafts=
geiſt
auch im materiellen Staatsgebilde vertreten; vor allem in der
Gegenwart, wo man im gegenſeitigen Austauſch der Parteien ſo gut
verſtehe, Geſchäfte aaf anderer Leute Koſten zu machen.

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Seite 2

Nummer 26

Gewerkſcheften.
Köln, 25. Januar.
Reichskanzler Brüning ſprach am Sonntag vormittag auf
der Tagung der Chriſtlichen Gewerkſchaften in der großen Meſſe=
halle
über politiſche und wirtſchaftliche Aufgaben des deutſchen
Volkes und ſeiner Arbeiterſchaft. In ſeinen Ausführungen gab
der Reichskanzler einen Ueberblick über die Bemühungen der
Reichsregierung zur Aufrechterhaltung der Wirtſchaft. Die
Schickſalsſtunde des deutſchen Volkes ſei gekommen, und das
deutſche Volk ſtehe in einem Kampf um die Wahrheit.
Nicht alle Pläne der jetzigen Reichsregierung
dürfe man der Oeffentlichkeit bekanntgeben, da
ſofort die theoretiſche Diskuſſion einſetzen und
den Weg, der in einemklaren Plan für ein Jahr=
zehnt
Schritt für Schritt verfolgt werden müſſe,
verſperren würde. Der Kampf um die Demokratie, d. h
ſtärkſte Verteilung aller Pflichten auf das geſamte Volk, würde
von der jetzigen Reichsregierung entſchloſſen durchgeführt. Trotz
freundlicher Empfänge, in manchen Städten des deutſchen
Vaterlandes beherrſche den Reichskanzler das Gefühl, daß das
deutſche Volk viel weiter ſei, als die Schürer mancher Parteien
es gern haben möchten. Das Verantwortungsbewußtſein und
der gute Geiſt des deutſchen Volkes ſeien bewieſen durch ſeinen
Opferwillen. Der Reichstag habe nun von ſich aus die Pflicht,
guten Geiſt zu beweiſen und durch entſprechende Maßnahmen
Agitationsanträge, wie ſie zu hunderten auf den letzten
Tagesordnungen erſchienen ſeien, unmöglich zu machen,
da ſie Etat und Kredit des Reiches über den
Haufen zu werfen drohten. Der Reichstag müſſe ſich
eine freiwillige Selbſtbeſchränkung in der Agitation und in der
in der letzten Zeit gezeigten parlamentariſchen Art auferlegen.
Die Reichsregierung arbeite weiter an den Grundlagen einer
finanziellen Konſolidierung von Reich, Ländern und Gemeinden
und betrachte es als ihre nächſte und höchſte Aufgabe, den Glau=
ben
an das Volk und den Einzelnen zu erhalten und zu er=
neuern
. Den chriſtlichen Gewerkſchaften falle dabei mehr denn
je die Aufgabe zu, dafür zu ſorgen, daß gewiſſe Fragen, zum
Beiſpiel über Arbeitszeit, von Gewerbe zu Gewerbe einzeln und
flüſſig gelöſt würden. Die Vorgänge bei den letzten Tarifver=
handlungen
müßten darauf hinweiſen, daß einzelne Kreiſe
von einer Verſtändigung und gemeinſamen
lleberlegung von Arbeitgebern und Arbeit=
nehmern
nichts mehr erwarten wollen. Die neue
Notverordnung ſei deshalb wirklich notwendig geweſen. Wer
glaube eine Politik des Chaos mit nationalem
Mäntelchen betreiben zu können, der täuſche ſich.
Denn die Reichsregierung werde mit allen Mitteln dies ver=
hindern
und unbeirrt den Weg des ſoliden Aufbaues weiter=
gehen
. Männer mit Verantwortungsgefühl aus allen Lagern
müßten ſich vereinigen und weitſchauend klare Ziele vor Augen
mutig und männlich das deutſche Volk aufwärts führen. Sein
Glaube ſei unumſtößlich, daß das deutſche Volk genug ſeeliſche
Kraft habe, und daß es entſchloſſen und kraftvoll genug ſein
werde, Opfer zu bringen, um ſeine ſchwerſte Stunde zu über=
ſtehen
.
Am Nachmittag ſprach der Kanzler in Düren auf einer
Zentrumskundgebung.

Reichsaußenminiſter Dr. Curtius hatte am Sonntag zu=
nächſt
mit dem franzöſiſchen Außenminiſter Briand, der am
Samstag noch nicht abgereiſt war, eine kurze Unterredung, an die
ſich eine einſtündige Beſprechung mit dem italieniſchen Außen=
miniſter
Grandi anſchloß. In dieſer Unterredung iſt, wie ver=
lautet
, feſtgeſtellt worden, daß ſich auf der eben abgeſchloſſenen
Tagung des Völkerbundsrates in einigen praktiſchen politiſchen
Fragen eine Zuſammenarbeit und eine Gemeinſamkeit der In=
tereſſen
zwiſchen dem deutſchen und dem italieniſchen Ratsmit=
glied
ergeben hat, die nicht ohne gewiſſe befriedigende Ergebniſſe
geblieben iſt. Anſchließend empfing Dr. Curtius den japaniſchen
Botſchafter Yoſhiſhawa, der als Berichterſtatter des Völker=
bundsrates
für die Minderheitenfragen in den letzten Tagen die
Verhandlungen über die Oberſchleſienfrage geführt hat. Weiter
fand im Laufe des Sonntag=Nachmittags noch eine Reihe von
Einzelunterredungen zwiſchen Dr. Curtius und verſchiedenen Dele=
gierten
ſtatt. Die deutſche Abordnung reiſt Sonntag abend um
6 Uhr von Genf ab und trifft Montag nachmittag in Berlin ein.

Der Vizekönig hat die bedingungsloſe Freila
ſung Gandhis und der anderen Mitglieder des Ar
beitsausſchuſſes des Allindiſchen Kongreſſes ange=
ordnet
. Gleichzeitig hat er die Aechtung dieſes Ausſchuſſes als un=
geſetzliche
Körperſchaft aufgehoben. Die Freilaſſung Gandhis iſt
eine unmittelbare Auswirkung des Abſchluſſes der Londoner Round=
Table=Konferenz, der die engliſche Regierung zu einer Kursänderung in
Indien veranlaßt hat. Gandhi wurde am 5. Mai vorigen Jahres als
Führer im Kampf gegen das Sclzmonopol, der den Auftakt zum allge=
meinen
Freiheitskampf bilden ſollte, verhaftet.

Montag, den 26. Januar 1931

Darmſtadt, den 26. Januar 1931.

Erzellenz von Römheld 70 Jahre alt.
Seine Exzellenz Wirklicher Geheimerat Guſtav von Röm=
held
vollendet am 27. d. M. ſein ſiebzigſtes Lebensjahr. In Die=
burg
als Sohn des Kreisrats Ludwig Römheld geboren, beſuchte
er das Ludwig=Georgs=Gymnaſium in Darmſtadt, das er Oſtern
1878 mit dem Zeugnis der Reife verließ, um die Univerſität
Gießen zu beziehen. Hier widmete er ſich dem Studium der Rechts=
wiſſenſchaft
, legte im Frühjahr 1882 das juriſtiſche Fakultätsexa=
men
ab und unterzog ſich im Jahre 1885 der Staatsprüfung für
das Juſtiz= und Verwaltungsfach, das er mit Auszeichnung be=
ſtand
. Nach kurzer Verwendung als Regierungsaſſeſſor in Gießen
und Friedberg kam er im Jahre 1888 als Kreisamtmann nach =
dingen
. Von hier aus wurde er dem damaligen Erbgroßherzog
Ernſt Ludwig von Heſſen bei ſeinem Beſuche der Univerſität Leip=
zig
als Begleiter zugeteilt. Im Jahre 1891 erfolgte ſeine Ernen=
nung
zum Kabinettsſekretär und am 1. April 1893 zum Vorſtand
des Großherzöglichen Kabinetts. Was er in dieſer Dienſtſtellung,
die er bis nach der Staatsumwälzung bekleidete, in beinahe
30jähriger ſtiller und raſtloſer Arbeit für das Großherzögliche
Haus geleiſtet hat, iſt den Eingeweihten bekannt und auch von
Großherzog Ernſt Ludwig wiederholt, zuletzt durch die Erhebung
Guſtav Römhelds in den erblichen Adelsſtand anerkannt worden.
Sein eigentliches Lebenswerk iſt die Schaffung und der Aus=
bau
der Darmſtädter Künſtlerkolonie geweſen, die unter der
Schirmherrſchaft des kunſtbegeiſterten Landesfürſten das ſtille
Darmſtadt in den Mittelpunkt künſtleriſchen Geſchehens rückte und
der ehemaligen kleinen heſſiſchen Reſidenz den Ruhm als Kunſt=
ſtadt
ſchuf, von dem ſie noch heute zehrt. Die erſte Künſtlerkolonie=
Ausſtellung 1901, das Dokument deutſcher Kunſt hat ſeinerzeit
in der ganzen gebildeten Welt das größte Aufſehen erregt und
das geſamte deutſche Kunſtleben, beſonders auf dem Gebiete der
angewandten Kunſt, überaus reich befruchtet. Die ſpäteren Aus=
ſtellungen
der Darmſtädter Künſtlerkolonie in den Jahren 1904
und 1914 haben dieſen Anfangserfolg vertieft und verbreitert und
den Ruhm der Darmſtädter Kunſt weit in die Lande hinausge=
tragen
. Auch die Künſtlerbunds=Ausſtellung des Jahres 1908 und
die Heſſiſche Landesausſtellung 1910 waren von der Darmſtädter
Künſtlerkolonie ſtark beeinflußt.
Um ſolche Erfolge zu erzielen, dazu bedurfte es eines einheit=
lichen
ſtarken Willens und einer planvollen Zuſammenfaſſung der
in der Künſtlerkolonie wirkenden Kräfte. Es galt nicht nur,
immer von neuem wieder die geeigneten Künſtler zu berufen und
ihnen die innere Organiſation und den äußeren Rahmen für ihre
Tätigkeit zu ſchaffen, ſondern es war auch notwendig, ihrer ge=
meinſamen
Arbeit neue Wege zu bahnen und ihnen die Aufgaben
zu ſtellen, an denen ſie ihre Kräfte erproben konnten. Wenn es
Herrn von Römheld gelungen iſt, alle dieſe Schwierigkeiten in
zielbewußter, hingebungsvoller Arbeit zu meiſtern, ſo befähigten
ihn hierzu nicht zum wenigſten ſein feines künſtleriſches Verſtänd=
nis
und das von hohem Idealismus getragene Streben, in den
breiteſten Schichten des Volkes das Verſtändnis für eine boden=
ſtändige
, wahrhaft echte deutſche Kunſt zu wecken.
Es iſt eine Tragik ſondergleichen, daß die große künſtleriſche
Bewegung, die von der Mathildenhöhe in Darmſtadt ſo ver=
heißungsvoll
ihren Ausgang nahm, und von der Deutſchland noch
ſo vieles erwarten durfte, durch den unglücklichen Ausgang des
Krieges und die Staatsumwälzung eine jähe Unterbrechung er=
fuhr
. Für alle Zeiten aber wird der Name Guſtav von Römhelds
mit der Darmſtädter Künſtlerkolonie und dadurch mit dem Kunſt=
leben
der Landeshauptſtadt untrennbar verbunden ſein.
In beneidenswerter Friſche darf Exzellenz von Römheld die
Feier ſeines ſiebzigſten Geburtstages begehen. Auch wir über=
mitteln
dem Jubilar zu dieſem ſchönen Feſte unſere herzlichſte Gra=
tulation
und verbinden damit den Wunſch, daß ihm noch eine lange
Reihe von Jahren in gleicher Geſundheit und Jugendlichkeit be=
ſchieden
ſein möge.

De Haan=Ehrung. Am Sonntag vormittag, vor der Feier
im Großen Haus, legte Regierungsrat Dr. Sander für das Lan=
destheater
, für Muſikverein und Mozartverein auf dem Grab
Willem de Haans einen Kranz nieder. In Gegenwart je eines
Vertreters der vorgenannten Vereine ſprach Dr. Sander herzliche
Worte des Gedenkens: Des bedeutenden Künſtlers wolle er ſich in
dieſer feierlichen Stunde erinnern, aber mit dieſer ſchlichten
Kundgebung auch ein Bekenntnis zu dem liebenswerten Menſchen
de Haan abſtatten, einen Dank und Scheidegruß des Landes=
theaters
und der Vereine, in deren Geſchichte de Haan unvergeſſen
fortleben wird.
7. Akademie=Konzert. In dem 7 Akademie=Konzert am
Donnerstag, dem 29. d. M., 17 und 20 Uhr, im Großen Saale des
Städtiſchen Saalbaues tritt erſtmalig hier in Darmſtadt die Pia=
niſtin
Helene Zimmermann aus Köln auf. Dieſe Künſt=
lerin
wurde insbeſondere deshalb gewählt, da ihr ein guter Ruf
als Mozartſpielerin vorausgeht. Als Anlaß des 175. Geburts=
tages
von W. A. Mozart ſpielt Frau Zimmermann das C=Moll=
Konzert des Meiſters mit Orcheſterbegleitung. In der zweiten
Abteilung kommen noch zwei Stücke für Klavier, Rondo D=Dur
und Impromptu E=Moll von Schubert zu Gehör. Das Orcheſter
bringt zu Anfang die Ouvertüre zu Medea von Cherubini und
zum Schluß des Abends die 8 deutſchen Tänze von Mozart in der
Bearbeitung von Fritz Steinbach zum Vortrag, die im Jahre 1925
bei dem Gaſtkonzert des Orcheſters der Berliner Staatsoper durch
Generalmuſikdirektor E. Kleiber erſtmalig zu Gehör kamen. Kar=
ten
im Sekretariat der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt. Eli=
ſabethenſtraße
36, Fernſprecher 3500 (Stadtverwaltung).
Der Evangeliſche Landeskirchentag wird, wie wir erfahren,
vorausſichtlich am 27. April zu einer mehrtägigen Sitzung zuſam=
mentreten
.

* Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern.
Die Morgenfeier im U. T.
brachte einen ganz hervorragend gelungenen Kulturfilm Maha,
Einen Film von den Inſeln der tauſend Wunder, die durch Dr. Ph.
Krämers Buch die ſterbenden Inſeln ſo literariſch berühmt gewor=
den
ſind. Eindringlicher noch, wie beſchreibendes oder erzählendes Wort
es vermag, ſchildert dieſer Film die jahrtauſende alte Kultur der Be=
völkerung
von Java, Surabaya, Kraktau, Bali und den anliegenden
Inſeln; einer Kultur, die ſich ſo ſeltſam miſcht mit den techniſchen Er=
rungenſchaften
der modernen Ziviliſation, ſo daß man modernſte Ver=
kehrsmittel
, Autos und elektriſche Bahnen, ſieht neben der Jahrtauſende
alten Beförderung durch Rikſcha oder Träger; moderne Drahtſeilbahnen
und Dampfpflüge neben primitivſtem Ackergerät. Der Film gibt einen
Wiederſchein der zauberiſch=märchenhaften Landſchaft mit ihren tauſend
Urwaldgeheimniſſen und den Schreckniſſen tätiger Veſuve, deren unheim=
lichſter
der Unterſeeveſuv iſt, der ſtändig rieſige Maſſen glühender Lava
ins Meer wirft und eine ſtete Gefahr für die Bevölkerung bildet, die er
vor wenigen Jahren um Hunderttauſende dezimierte und der Tag und
Nacht beobachtet wird, in Verbindung mit einem Warnungsdienſt für
die Bevölkerung. Gerade dieſe Aufnahmen, vom Dampfer aus aus 300
Meter Entfernung gemacht, ſind mit das Grandioſeſte, was der Film
bisher geleiſtet hat. Das nur noch ſeinesgleichen findet in dem im
Helia laufenden Montblanc=Film, der trotz der Schwächen ſei=
ner
Handlung, die eine Konzeſſion an das Publikum darſtellt, wegen
ſeiner grandioſen Hochgebirgs=, Sturm= und kühnen Kletteraufnahmen
in Verbindung mit Uders kühnen Flügen und Landungen mit Recht
ſo ſtarkes Intereſſe erregt, daß geſtern mehrfach ausverkaufte Häuſer
erzielt wurden.
Neben Maha lief in der Morgenfeier ein Propagandafilm der
Deutſchen Lufthanſa, der einen intereſſanten Einblick gab in
den gegenwärtigen Stand der deutſchen Luftfahrt auf allen In= und
Auslandsfluglinien, welch letztere bis tief ins Innere Aſiens, bis nach
Peking und Schanghai, nach Konſtantinopel uſw. führen. Faſt alle in
Dienſt befindlichen Flugzeugtypen wurden gezeigt bis zu dem Rieſen=
flugboot
Do. K, das jetzt zum Transozeanflug rüſtet.

11. T.
bringt ſeit geſtern im neuen Programm einen luſtigen Tonfilmſchwank:
Die zärtlichen Verwandten‟ Einen Schwank, der im Vor=
wurf
nicht der Originalität entbehrt, und der teilweiſe zu überwälti=
gender
Komik geſteigerte, ſatiriſch angehauchte Luſtſpielſzenen bringt.
Der vor allem aber Beachtung verdient durch die große Reihe hervor=
ragender
Filmdarſteller, von denen wir nur Ralph A. Roberts,
Charlotte Ander, Wilhelm Bendow Felix Boeſſart. Adele
Sandrock. Camilla v. Hollay, Kurt Lilien Harry Neſtor
Lotte Lorring, Paul Henkels. Harald Paulſen nennen wol=
len
, die in dieſem Schwank nicht nur darſtelleriſch, auch geſanglich in
Solopartien, Duetten und Enſembleſätzen tätig ſind. Der Schwank ſpielt
nur eine Nacht hindurch, in einer hypermodernen, aber geſchmackvollen
Neue=Sachlichkeit=Villa. Aber welch eine Nacht iſt das, die Richard
Arnolds Regie flott und ſicher plaſtiſch ſchildert. Im Beipro=
gramm
ein köſtlicher Kater=Oßwald=Tonfilm und ein ſehr origineller
Reklame=Tonfilm.

Mozart=Sonaten=Abend Drumm-Beck. Im Hinweis auf
dieſen am 27. d. M. im Kleinen Haus ſtattfindenden Sonaten=
Abend ſei bemerkt, daß die Preiſe volkstümlich gehalten ſind, um
weiteſten Kreiſen zu ermöglichen, an dieſer Feier des 175. Geburts=
tages
Mozarts teilzunehmen. Ueber den letzten Sonaten=Abend
der beiden Künſtler am 21. April 1929 im Kleinen Haus urteilt
die Darmſtädter Preſſe: Darmſtädter Tagblatt‟ . . . Die Wieder=
gabe
war ganz vorzüglich, und ebenſo gut gelang Op. 108 von
Brahms, für deſſen Wiedergabe dem in erfreulicher pianiſtiſcher
Abklarung ſich befindenden Guſtav Beck und ſeinem auf gewohnter
Höhe ſtehenden Partner Otto Drumm reichſter Beifall geſpendet
wurde. Heſſiſche Landeszeitung . . . Und darum wird man
auch dieſem geſtrigen Abend, an dem Otto Drumm und Guſtav
Beck ſich zuſammenfanden, ohne weiteres alle Sympathie entgegen
haben bringen müſſen: zum anderen auch ſchon deshalb, weil
beide Künſtler im hieſigen Publikum ihre gute Reſonanz haben:
Drumm als ein anerkannter, ernſthafter Geiger von Gepräge, Beck
als ein Pianiſt, der ſich in den letzten Jahren ſtetig weiter=
entwickelt
hat und einer ſchönen Reife entgegenwächſt. Heſſiſcher
Volksfreund‟ . . . Und wem hatte man dieſe intereſſanten und für
das Gegenwartsbild der Muſik ſo ſehr bezeichnenden Feſtſtellungen
zu danken? Zweien hier längſt im Konzertleben bekannten, be=
währten
und gerühmten Künſtlern, die an dieſem Abend ein
Höchſtmaß von ſolidem, gründlichem und verſtändigem Muſizieren
an den Tag legten, das ein Ehrenmal des hieſigen Konzertlebens
bezeichnet, Drumm, dem unentwegt ſtrebſamen, geſchmackvollen
Geiger, und Beck, dem feinſinnigen, in letzter Zeit anſcheinend auch
innerlich hübſch ausgereiften Pianiſten. Es ſind keine Stars, aber
Künſtler. Darmſtädter Zeitung : . . . Wenn zwei Soliſten wie
Drumm und Beck, beides Perſönlichkeiten von Profil, eigener Hal=
tung
und ſtreng künſtleriſchem Antrieb, ſich zum Zuſammenſpiel
vereinen, ſo kann man qualitativ hochſtehende Leiſtungen erwar=
ten
, und dieſe Erwartung wurde nicht enttäuſcht. das hatte
Niveau und trug Drumm, dem meiſterlichen, feinfühlig geſtalten=
den
Geiger, und ſeinem auf pianiſtiſche und gehaltliche Ausfor=
mung
bedachten Partner Beck verdiente Ehrungen ein.
Orpheum. Von heute, Montag, den 26., bis einſchließlich
Freitag, den 30. Januar, finden keine Aufführungen ſtatt. Wei=
tere
Mitteilungen folgen an dieſer Stelle.

Halsentzündung,
und Erbäſtung

DASTYLZEN
(AceibiMtunoERivart

411.

Eine bedeutſame Leiſtung des Carnegie=Inſtitutes Eine
Röhre von 130 Zentimeter Länge. Erzeugung von Gamma=
und Beta=Strahlen. Erſatz für Radium gefunden?
Im Carnegie=Inſtitut, Abteilung für Erdmagnetismus,
zu Waſhington, iſt es drei Phyſikern C. M. Dahl, L. R. Haf=
ſtadt
und M. A. Tuve, gelungen mit Hilfe zweier Strahlen=
röhren
von 2 000 000 Volt und 5 000 000 Volt künſtliche Radium=
ſtrahlen
zu erzeugen, deren Durchdringungskraft alle bisher künſt=
lich
erzeugten Strahlen übertrifft und der Wirkung des Radiums
angeblich völlig gleichkommt. Die amerikaniſche Geſellſchaft
zur Förderung der Wiſſenſchaft hat den drei erfolgreichen Ge=
lehrten
einen Ehrenpreis zuerkannt. Wie aus den amerikaniſchen
Mitteilungen hervorgeht, gelang es den Phyſikern außer den
Beta=Strahlen auch die ſogenannten Gamma=Strahlen zu er=
zeugen
, die beſonders für die Behandlung des Krebſes in jüng=
ſter
Zeit mit ſteigendem Erfolge verwandt worden ſind. Die
amerikaniſchen Forſcher erklären, daß die Menſchheit in Zu=
kunſt
von dem Vorkommen des ſeltenen und teuren Radiums
bei der Behandlung der Kranken unabhängig gemacht werden
kann, wenn auch die Maßnahmen zur Erzeugung der künſtlichen
Radiumſtrahlen ungeheure Koſten und Arbeiten erfordern. Die
Hauptſache iſt aber in Betracht der großen Bedeutung, welche
dieſe Strahlen für die Bekämpfung der furchtbaren, ſtets wachſen=
den
Krebs=Seuche haben, die Tatſache, daß die Menſchheit durch
dieſe gewaltigen X=Strahlen=Röhren von dem natürlichen Ra=
dium
unabhängig wird. Bis jetzt gibt es nur ein erfolgreiches
Mittel gegen Kiebs, die Strahlenbehandlung. Das Radium iſt
aber bekanntlich nicht nur ſehr teuer, ſondern es iſt auch ſehr
ſelten. Erfreulicherweiſe wurden in den letzten Jahren im Kongo
ſehr reiche Radiumlager gefunden, ſo daß die große Radium=Not,
die bis zu dieſem Zeitpunkte beſtand, gemildert werden konnte.
Trotzdem iſt ein Ueberfluß an radioaktiven Subſtanzen durch=
aus
noch nicht vorhanden und man ging ſogar ſchon mit dem
Plane um, die Verteilung der gewonnenen Mengen durch einen
internationalen wiſſenſchaftlichen Areopag zu regeln. Die großen
Erfolge bei der Krebsbehandlung konnten erſt ſeit der Zeit er=
zlt
werden, da genügende Mengen Radium erzeugt wurden,

um den Aerzten Experimente zu ermöglichen und ihnen ſobiel
Material in die Hand zu geben, wie ſie bei der Behandlung der
zahlreichen Krauken brauchten. Der frühere Weg der kurzfriſtigen
Beſtrahlung der Krebsgeſchwüre konnte nunmehr verlaſſen wer=
den
, und man konnte dazu übergehen, mit Hilfe der ſogenannten
Spick=Methode die in Nadeln eingeſchloſſene Radiumſubſtanz
längere Zeit auf die Geſchwülſte einwirken zu laſſen. So ließ
ſich die genaue Doſierung und Zeitbehandlung ermöglichen.
Um gegen die furchtbare Krankheit aber einen Großkampf zu er=
öffnen
, war das Vorhandenſein der notwendigen großen Men=
gen
von Radium unbedingt erforderlich. Einzelne Städte gingen
aus dieſem Grunde daran, für Millionen Mark dieſen koſtbaren
Stoff zu kaufen. Alle Städte ſind aber nicht in der glücklichen
wirtſchaftlichen Lage, derartige Summen für Heilbehandlung zu
opfern, und wenn ſie es lelbſt könnten, dann wäre für alle nicht
genügend Ware vorhanden. Man darf nicht vergeſſen, daß trotz
der geſteigerten Erzeugung die geſamte in der Welt vorhandene
Menge an Radium kaum 300 Gramm beträgt. Es wäre darum
von größter Bedeutung, wenn es mit Hilfe der Technik gelungen
ſein ſollte, einen Erſatz für dieſes koſtbare Material zu ſchaffen,
denn dadurch könnten die vorhandenen Radium=Vorräte ge=
wiſſermaßen
geſtreckt werden. Für die Behandlung mit der
Spick=Methode und ähnlichen Maßnahmen, bei denen das Ra=
dium
längere Zeit in der Geſchwulſt bleiben und dort wirken
muß, kommen die künſtlichen Strahlen nicht in Betracht, da dazu
eben eine beſtimmte Menge von Subſtanz gehört, die die Strah=
len
ausſendet. Aber für alle anderen Beſtrahlungsbehandlungen
könnten die künſtlichen Strahlen verwendet werden. Man könnte
darum die vorhandene Menge des Radiums nur für die beſon=
dere
Methode verwenden, die den Stoff ſelbſt erforderlich macht.
Es wurden übrigens ſchon mehrfach Strahlen mit großer Durch=
dringungskraft
künſtlich erzeugt: Die amerikaniſchen ſollen ſich
aber durch ihre Aehnlichkeit mit dem Radium beſonders zur
Behandlung eignen. Nachprüfungen durch wiſſenſchaftliche In=
ſtitute
werden hoffentlich bald feſtſtellen, wieweit die Meldun=
gen
des Carnegie=Inſtituts, das ſich allerdings durch große
wiſſenſchaftliche Bedeutung und vorſichtige Bewertung ſeiner
Arbeiten auszeichnet, zutreffen. Die Strahlen werden in einer
Röhre von 130 Zentimeter Länge erzeugt. Sie können eine drei
Zoll dicke Bleiplatte durchdringen, ein Beweis für ihre unge=
heure
Kraft. Man hofft auch, Alphaſtrahlen zu erzeugen, mit
denen Atomzertrümmerungs=Verſuche vorgenommen ſverden
ſollen.
1.

Großes Haus. Sonntag, den 25. Januar.
Willem de Haan=Gedenkfeier.
Eine große andächtige Kunſtgemeinde hatte ſich im Landes=
theater
zuſammengefunden, um Willem de Haan, den vor wenigen
Monaten Dahingegangenen, zu ehren und ſich ſeinem Geiſte noch
einmal eng verbunden zu fühlen. Wenn man ſich unter den Zu=
hörern
umſah, ſo gewahrte man viele Geſichter, die heute nur
ſelten in Konzerten zu ſehen ſind, die früher in den Konzerten des
Muſikvereins in den Reihen der Mitſingenden ſtanden, oder als
regeltnäßige Beſucher des Theaters de Haan lieben und ver=
ehren
gelernt hatten. Weihe und Andacht lag über der ganzen
Feier, die unter Dr. Böhm mit dem herrlichen A=Moll=Satz aus
Beethovens Siebenter eingeleitet wurde. Mit wirklicher Ergrif=
fenheit
ſang dann der Muſikverein Das Lied von Werden und
Vergehen des Verſtorbenen, in dem ſich und ſeiner Art de Haan
dichteriſch und muſikaliſch ein wundervolles Denkmal geſetzt hat.
Dann übernahm Friedrich Rehbock, der langjährige Mitarbeiter
de Haans an unſrer Oper, die Leitung und brachte aus dem glei=
chen
feinen Einfühlen die vom Mozartverein ſo oft und gern ge=
ſungene
wirkungsvolle Chorballade, Das Grab im Buſento, zum
Vortrag. Die Würde und tiefinnere Wirkung beider Kompo=
ſitionen
übertraf an Konzentration und Eindruckskraft weit das,
was Alltagskonzerte ſonſt zu bieten imſtande ſind. Der ſtattliche
Chor beider Vereine unter Rehbocks Leitung beſchloß die Feier
mit dem letzten Satz aus dem Deutſchen Requiem von Brahms.
Wir danken dem Landestheater, den beiden Vereinen, den Diri=
genten
und dem Orcheſter für dieſe würdige Ehrung des Toten,
des feinſinnigen Künſtlers und Menſchen, der ſeine ganze Lebens=
kraft
dem Darmſtädter Muſikleben gewidmet hat.
F. N.

Bühnenchronik. Wie lernt man lieben, Komiſche Oper
von Edgar Iſtel, gelangt am 31. d. M. am Stadttheater Duisburg zur
Uraufführung. Vertrieb an die Bühnen erfolgt durch den Bühnenver=
lag
Ahn u. Simrock, Berlin NW. 7.
Venus imerſten Haus, Werner von der Schulenburgs Fürſt
Pückler=Komödie wurde vom Deutſchen Schauſpielhaus in Hamburg zur
alleinigen Uraufführung erworben.

Der bekannte Schweizer Dramatiker Cäſar von Arx hat den Fall
Redl zum Thema ſeines neueſten, pſychologiſch außerordentlich inter=
eſſanten
Stückes Opernball 13 gewählt. Der Bühnenvertrieb liegt in
den Händen des Drei Masken Verlages.

[ ][  ][ ]

Nummer 26

Montag, den 26. Januar 1931

Seite 3

*t. Am Sonntag nachmittag fand auf Einladung des Allge=
meinen
Deutſchen Frauenvereins (Deutſcher Staatsbürgerinnen=
Verband, E. V.), Ortsgruppe Darmſtadt, im Hotel Traube eine
Vorleſung ſtatt, die die Bekanntſchaft mit dem neueſten Werk des
Goethepreisträgers Leopold Ziegler, 25 Sätze vom
Deutſchen Staat vermittelte. Die Veranſtaltung hatte im
A. D.F. und in den ihm naheſtehenden Kreiſen einen ſtarken Wider=
hall
gefunden, und die Vorſitzende des A.D.F., Frau Gertrud
Erdmann, konnte in ihrer Begrüßungsanſprache mit berech=
tigter
Freude auf dieſen ſtarken Beſuch hinweiſen, doppelt be=
rechtigt
, weil es ſich bei der Vorleſung nicht um eine leichte
Sitzung handele. Die Rednerin drückte den Wunſch aus daß
Deutſchland die Worte Zieglers begreifen möge, und daß die Zu=
hörer
den 25 Sätzen nicht nur ihren Geiſt, ſondern auch ihr Herz
öffnen möchten, denn nur aus der Syntheſe zwiſchen Kopf und
Herz erwüchſe der sanctus spiritus, der die Welt erlöſe.
Das Werk Zieglers iſt, wie ſchon geſagt, in 25 einzelne Sätze
gegliedert, die zunächſt in den 17 erſten Sätzen einen geſchichtlichen
Ueberblick über die Entwicklung des deutſchen Staats von alters=
her
bis in die Jetztzeit geben, während vom 17. Satz ab der Auf=
riß
einer neuen Staatsform geboten wird.
Herr Curt Weſtermann, Mitglied des Heſſiſchen Lan=
destheaters
, las nun, nach dem 17. Satz mit einer ſinngemäßen
Pauſe unterbrechend, das Werk vor mit der ſtarken Reſonanz
ſeines klangvollen Organs und mit tiefem Verſtändnis den Sinn
dieſer elementaren Sätze nachdrücklich unterſtreichend. Ziegler ſtellt
dem abgelebten Parteiſtaat unſerer Tage den Körperſchafts=
ſtaat
gegenüber, und gerade jetzt, wo in all der Wirtſchaftsnot
und über all dem Parteiismus eine ſtarke, nur zu berechtigte
Sehnſucht nach einer neuen Formung des Staates, nicht nach
einer neuen Staatsform, nach einem Inhalt voll Kraft und Sinn
durch das deutſche Volk geht, ſollte eine ernſthafte Beſchäftigung
und Auseinanderſetzung mit den 25 Sätzen des Werkes (das im
Otto Reichl Verlag hier erſchienen iſt) die Mindeſtforderung ſein,
die an den denkenden Menſchen geſtellt wird.
Die Vorleſung wurde unter dem Eindruck, des Gehörten mit
achtungsvollem Schweigen aufgenommen. Jedenfalls gebührt dem
A.D.F. für die Veranſtaltung des hochintereſſanten Nachmittags
Dank und Anerkennung.

Gartenbauverein Darmſtadt, e. V. Die erſte Monatsver=
ſammlung
im neuen Jahr nahm bei ſtarker Beſuchsziffer einen
ſehr guten Verlauf. Der erſte Vorſitzende, Herr Brohm er=
öffnete
die Verſammlung mit einem aufrichtigen Wunſch zu ge=
deihlicher
Vereinstätigkeit im neuen Jahre und gab dann be=
kannt
, daß der Vorſtand, ohne anderen Vorſchlägen vorgreifen zu
wvollen, die Wiederwahl der ausſcheidenden Vorſtandsmitglieder
bei der Hauptverſammlung am 12. Februar empfehle. Weiter
teilte er mit, daß der angekündigte Vortrag: Neuzeitliche Kul=
turmethoden
zur Erzielung von Qualitätsware auf dem Gebiete
des Obſt= und Gartenbaues wegen plötzlicher Erkrankung des
Herrn Referenten nicht ſtattfinden könne, daß aber dafür Herr
W. Grimm ſich bereit erklärt habe, einen Lichtbildervortrag
zu halten. Er erteilte dem Redner das Wort. Vorher aber nahm
der 2. Vorſitzende, Herr Regierungsrat Schäfer, Gelegenheit,
Herrn Brohm zu ſeinem gerade vollendeten 72. Lebensjahre herz=
lich
zu beglückwünſchen. Herr Grimm ſprach über das Thema:
Urſachen und Bekämpfung der Unfruchtbar=
keit
bei Obſtbäumen und zeigte an der Hand anſchau=
licher
Lichtbilder, wie ſchon bei der Heranzucht der Obſtbäume
durch falſch gewählte Unterlagen, durch Verwendung minderwer=
tiger
Edelreiſer, ferner ſpäter durch zu tiefes Pflanzen, durch
ungeeigneten Standort oder verkehrte Düngung, auch unzweck=
mäßigen
Schnitt der Obſtbäume, ſowie das Fehlen von paſſenden
Pollenſpendern während der Blütenbefruchtung der Grund zur
Unfruchtbarkeit ſein kann. In jedem einzelnen Falle wurden die
Mittel zur Behebung der Unfruchtbarkeit behandelt. Zum Schluß
ſprach er über die zeitweiſe Unfruchtbarkeit von Bäumen. Mit
einem Appell an die Zuhörerſchaft den deutſchen Obſtbau för=
dern
zu helfen, wurden die intereſſanten Erörterungen beſchloſ=
ſen
, die lebhaften Beifall fanden. Nach einer kurzen Pauſe
zeigte Herr Kurt Freudel an ſchönen Aufnahmen, wie man
durch Volldüngung, insbeſondere durch Zuſätze von Kali bei
Chryſanthemen und Roſen, auch bei Obſtbäumen, Roſen, Zucker=
rüben
und dergleichen, ganz auffällige Erfolge erzielen kann.
Zum Schluß gab es noch eine reichhaltige Freiverloſung.
Epangeliſche Martinsgemeinde. Die Hauptverſammlung
der Evangeliſchen Männervereinigung und der Nothilfe findet am
Montag, dem 26. Januar, abends 8 Uhr, im Gemeindehaus ſtatt.
Dabei wird der Jahresbeitrag und das Sterbegeld der Nothilfe
feſtgeſetzt. Gleichzeitig wird auf den dritten Vortragsabend der
Gemeinde in dieſem Winter hingewieſen. Ueber das ſehr inter=
eſſante
Thema Chriſtentum und Sport ſpricht am Montag, dem
2. Februar, abends 8 Uhr, im Gemeindehaus Herr Oberſtudien=
direktor
Kiſſinger aus Darmſtadt. Alle evangeliſchen Gemeinde=
glieder
ſind dazu herzlichſt eingeladen.
Mahnung. Nach der heutigen Bekanntmachung im Inſeraten=
teil
ſind bis zum 5. Februar I. J. bei Meidung der Beitreibung
und Koſtenberechnung an die Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28, zu zah=
len
: Das 5. Ziel der vorläufigen Gemeindeſteuern und Filial=
ſteuern
1930, ſowie das 5. Ziel der Straßenreinigungs=, Müllab=
fuhr
= und Kanalbenutzungsgebühren 1930.

Die Zuſammenſehung der Geiſtlichkeik in den rikter=
ſchaftlichen
Orken Heſſens.
Die heſſiſche familiengeſchichtliche Vereinigung hielt dieſer
Tage ihre Hauptverſammlung ab. Zunächſt gedachte der
Vorſitzende, Regierungsrat Schäfer, des 10jährigen Beſtehens der
Vereinigung und ihrer Wirkſamkeit in dieſer Zeit durch Erſchlie=
ßung
zahlreicher heſſiſcher familiengeſchichtlicher Quellen in ihrer
Vierteljahrszeitſchrift und in Vortragen ſowie durch Unterſtützung
der einzelnen Mitglieder bei ihren Forſchungen. Sodann wurde
der Geſchäftsbericht und Rechenſchaftsbericht erſtattet und von der
zahlreich erſchienenen Verſammlung gutgeheißen. Im Anſchluß
daran hielt das bewährte Ehrenmitglied der Vereinigung, Herr
Prälat D. Dr. Dr. Diehl, deſſen 60. Geburtstages auch gedacht
wurde, in gewohnter Meiſterſchaft einen Vortrag über die Zu=
ſammenſetzung
der Geiſtlichkeit in den ritter=
ſchaftlichen
Orten Heſſens Der Redner gab zuerſt
einen Ueberblick über die ritterſchaftlichen Gebiete, die bis in das
19. Jahrhundert hinein in der heutigen Provinz Oberheſſen be=
ſtanden
. Unter dieſen Gebieten ragen zwei durch ihren Umfang
und ihre Bedeutung hervor: das Gebiet des Grafen von Schlitz
und das Gebiet der Freiherren Riedeſel zu Eiſenbach. Beide Ge=
biete
hatten keine Univerſitäten, weshalb alle jungen Leute die
in ihnen zu Dienſt kommen wollten, auswärts ſtudieren mußten.
Die Tatſache, daß ſowohl in Lauterbach wie in Schlitz lateiniſche
Schulen mit zeitweilig je drei ſtudierten Lehrkräften beſtanden,
ſowie die andere Tatſache, daß das Angebot der Landeskinder zu
dieſen Dienſten nicht groß genug war, machten es notwendig, daß
bei der Beſetzung von Stellen zu Ausländern gegriffen werden
mußte. Dadurch iſt eine Anzahl von Familien in den beiden Ge=
bieten
ſeßhaft geworden, die den Gebieten nicht entſtammten, ſon=
dern
aus der Fremde kamen. Beſonders waren Heſſen, Thürin=
gen
und Sachſen dabei beteiligt. Aus Heſſen ſtammen, wie an
einer großen Anzahl von Einzeldaten nachgewieſen ward, die
Familien Bindewald (Johann Moritz Bindewald von Langen=
hain
, ein Enkel des aus Nieder=Ohmen ſtammenden Bingenheimer
Pfarrers Johannes Bindewald) Schröder (Heinrich Schröder
von Treyſa, Sohn des Bürgers Johannes Schröder), Ebel ( Phi=
lipp
Chriſtoph Ebel, Sohn des aus Gießen ſtammenden Boben=
häuſer
Pfarrers Melchior Ebel), Steg (Sylveſter Steg 1615
als Pfarrer in Nd.=Moos, vorher Schulmeiſter in Alsfeld), Hoff=
mann
(Johann Eckhardt Hoffmann von Großen=Buſeck, f 1748
als Präzeptor in Ober=Ohmen), Moller (Johann Paul Möller,
Sohn des Pfarrers zu Grebenau Georg. Elias Möller), Geb=
hard
(Johann Kaſpar Gebhard von Schotten, Sohn des Bruch=
ſchneiders
Hans Gebhard) u. a. m. Aus Sachſen, Thüringen und
dem übrigen Ausland ſtammten die Familien Vockerodt ( Jo=
hann
Hermann Vockerodt von Leina in Gotha), Müller ( Jo=
hann
Georg Müller von Salzungen), Francke (Johann Georg
Francke von Eiſenach), Sartorius (Adam Sartorius von Biſch=
hauſen
in Sachſen); ferner Briegleb (Chriſtian Wilhelm
Briegleb von Görlitz, Sohn des Subkonrektors Johann Valentin
Briegleb), Lorenz (Heinrich Lorenz von Herleshauſen. Sohn des
Schneiders Sebald Lorenz), Dieffenbach (Adam Gerhard Bal=
thaſar
Dieffenbach von Heilbronn, aus einer alten heſſiſchen Fa=
milie
ſtammend) Freſenius (Johann Friedrich Freſenius von
Nieder=Wieſen, Sohn des Pfarrers Johann Wilhelm Freſenius),
Pauli (Johann Georg Pauli von Lich), Sohn des Glöckners
Konrad Pauli) Müller (Johann Georg Müller von Lich, Sohn
des Bürgers Johann Hermann Müller) Rüdiger (Johann
Bartholomäus Rüdiger von Wertheim), Weißenbruch (Albert
Weißenbruch von Sayn). Den Ländern ſelbſt entſtammen die Fa=
milien
Coburger (Johannes Coburger von Lauterbach), Koh=
ler
(Johannes Köhler von Landenhauſen), Liſtmann ( Johan=
nes
Liſtmann von Blitzenrod), Hoffmann (Johann Melchior
Hoffmann, von Nieder=Moos), Stamm Johann Heinrich Stamm
von Angersbach), Trautwein (Wilhelm Trautwein von
Emmerichsrode), Kullmann (Friedrich Kullmann von Emme=
richsrode
) Riegelmann (Johann Friedrich Riegelmann von
Lauterbach) Horſt (Johann Konrad Horſt von Ober=Ohmen)
u. a. m. Ueber die zu dieſen Familien gehörigen Geiſtlichen und
Schulmeiſter wurden Einzelausführungen geboten. Zum Schluſſe
ging der Redner noch kurz auf die Pfarrerfamilien in den klei=
neren
ritterſchaftlichen Gebieten, die meiſt nur einen einzigen Ort
umfaſſen, ein und ſprach über die Familien Smirmund in
Steinfurth, Horſt in Lindheim, Lanius und Leopard in
Melbach, ſowie Mettenheimer in Staden.

Betrifft:
Preisausſchreiben
Die Löſungen müſſen bis 28.Januar abends
in unſeren Händen ſein. Später eingehende
können nicht mehr berückſichtigt werden
Der Herlag

Großes Hans Kleines Kaus Montag
26. Janutar Keine Vorſtellung Gaſtſpiel d. Neuen Theaters
rankfurt a. M.
Vorunterſuchung
2022.15 Uhr Pr. 15 Mk. Dienstag
27. Januar 19 3022.45 Uhr
Zur Feier des 175 jähr Ge
burtstiges v. A3 A. Mozar
Figaros Hochzeit
M 3. Darmſt. Volksbühne
Gr. I1V. Pr. 13 Mk. 2021 30 Uhr
Mozart=Sonaten=Abend
Olto Drumm, Guſtav Beck
Preiſe 0.502 Mk. Mittwoch,
28. Januar 19.3022,4) Uhr
A 15 T. Gr. 7 u d 8
Biktoria und ihr Huſar
Preiſe 1 10 Mr 202 Uhr
Der Mann, den ſein Gewiſſen trieb
Darmſt. Volksb. Gr. 1 u. II
G 10 Preiſ 1.206 Mk. Donnerstag,
29. Januar 19 30, Ende na h 22 Uhr
Gaſtſpiel Hans Grahl
K0 Tiefland
Preiſe 10 Mr.
Wahlgutſcheine beichränkt (iltig Keine Vorſtellung Freitag,
30. Januar Keine Vorſtellung 2024 Uhr
Lucia von Lammermoor
Zuſ.=Miete 1V 8, T: Gr.
Preiſe 1.206 Mr. Samstag.
31. Januar
9 30, Eude gegel 22.30 Uhr
Urau führung
2ie Portugaleſiſche Schlacht
E 15
Preiſe 110 Mt
Wahlgutſcheine beſchränkt giltig 2022.15 Uhr
Liebesluſt oder die weißen Schuhe
Preiſe 0.503 Mt Sonntag,
1. Febritg!
18.30 2- 15 Uhr
Gaſtpiel Hans Grahl
B13 Tannhäuſer
Preiſe 1.2012 Mk.
Wahlgutſcheine beſchränkt giltig 2522.15 Uhr
Außer Miete
Im weißen Rößl
Preiſe 13 Mk.

Heſſiſches Landestheater. Volkstümliche Mozart=
Feier. Aus Anlaß der 175. Wiederkehr des Geburtstages W.
A. Mozarts findet Dienstag, den 27. Januar, im Großen Haus
eine Wiederholung von Figaros Hochzeit der ſeit
Jahren erfolgreichen Mozart=Neuinſzenierung des Heſſiſchen Lan=
destheaters
, unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm ſtatt.
Im Kleinen Haus geben Otto Drumm und Guſtav Beck einen
Mozart=Sonaten=Abend bei volkstümlichen Preiſen.
Uraufführung Die Portugaleſiſche Schlacht,
Ernſt Penzoldts Komödie der Unſterblichkeit Die Portugale=
ſiſche
Schlacht, die vom Heſſiſchen Landestheater als erſte deutſche
Bühne zur Aufführung angenommen wurde und bei der letztjäh=
rigen
Kleiſtpreisvexteilung nächſt der Südvolexpedition von
Reinhard Goering an erſter Stelle ehrend erwähnt wurde gelangt
Samstag, den 31. Januar, im Großen Haus, zur Uraufführung.
Mit dem Einverſtändnis der Generaldirektion des Heſſiſchen Lan=
destheaters
wird Penzoldts Bühnenwerk am gleichen Tage auch
am Bayeriſchen Staatstheater in München und im Oldenburger
Landestheater in Szene gehen. Dem Darmſtädter Publikum wird
ſich der Dichter Ernſt Penzoldt bereits am 27. Januar im Rahmen
einer Veranſtaltung der Freien literariſch=künſtleriſchen Geſell=
ſchaft
vorſtellen.

Polizeibericht. Kleintierdiebſtahl. In der Nacht vom
24. auf 25. Januar drangen bis jetzt noch unbekannte, Täter in einen
verſchloſſenen Garten an der Rennbahn ein und entwendeten aus den
darin befindlichen unverſchloſſenen Haſenſtällen ſieben alte und 14
junge Stallhaſen im Werte von etwa 90 Mark. Der Dieb=
ſtahl
wurde ausgeführt, trotzdem die Haſenſtälle durch einen an einer
langen Kette angebundenen Hund bewacht wurden. Die geſtohlenen
Tiere ſind Zuchthafen, deren Verluſt den in ärmlichen Verhältniſſen
lebenden Eigentümer beſonders hart trifft. Bei den alten Haſen han=
delt
es ſich um einen weißen Rieſen mit roten Augen, um einen Silber=
grauen
und fünf Graubraune. Die Jungtiere ſind verſchiedenfarbig,
jedoch befand ſich ein ganz weißer Haſe mit roten Augen darunter Sie
waren etwa drei und zwei Monate alt. Vermutlich die gleichen Täter
haben in der angeführten Nacht verſucht, aus einem Hühnerſtall in der
Nähe der Keramiſchen Fabrik in der Heidelberger Straße Hühner zu
ſtehlen. Entwendet wurden jedoch nur zirka zwanzig Brut=
eier
. Perſonen, die irgendwelche Wahrnehmungen bezüglich der Dieb=
ſtähle
gemacht haben, werden gebeten, bei der Kriminalpolizei Darm=
ſtadt
, Hügelſtraße 3133, Zimmer 3, vorzuſprechen. Auch telephoniſche
Mitteilungen werden entgegengenommen. Auf Wunſch werden alle Mit=
teilungen
vertraulich behandelt. Feſtnahme. Ein Bjähriger Pro=
viſionsreiſender
, gegen den Haftbefehl wegen Betrugs beſtand und der
ſich unangemeldet in Darmſtadt aufhielt, wurde feſtgenommen und dem
zuſtändigen Richter vorgeführt. Ein jugendlicher Ausläufer aus Frank=
furt
a. M., der ſeinen Eltern weggelaufen war wurde in Darmſtadt
aufgegriffen und bis zur Abholung durch ſeinen Vater im Stadtkranken=
haus
untergebracht.
Kormorane im Prachtkleid im Frankfurter Zoo. Auf dem
Burgweiher im Frankfurter Zoo lebt eine kleine Schar ſchwarzer,
etwa rabengroßer Vögel; oft ſitzen ſie auf den Felſen, nicht ſelten
kann man aber auch ihre Schwimm= und Tauchkünſte bewundern.
(Es ſind Kormorane oder Scharben auch Seeraben
genannt, obwohl ſie keineswegs zur Sippſchaft der Raben, ſondern
zu den Ruderfüßern gehören, wie die Pelikane. Einige von
dieſen ſchwarzen Tauchkünſtlern haben nun eine auffallende Wand=
lung
durchgemacht; ſie werden ſozuſagen zu Greiſenhäuptern
durch haarartig ſchmale und lockige weiße Federn, die an ihren
Köpfen entſproſſen ſind, mit anderen Worten; ſie haben ihr
Prachtkleid angelegt, das in dieſem Falle von älteren Vögeln
beiderlei Geſchlechts, getragen wird, aber bald wieder
verſchwindet.

Straßenunfall. Wegen der Schadenerſatzanſprüche müſſen
Sie ſich an die Stadtverwaltung halten und ausführen nötigen=
falls
unter Anführung von Beweismitteln , daß der Unfall auf
die Schneeglätte infolge nicht ordnungsmäßiger Reinigung zurück=
zuführen
iſt. Dabei wird es weſentlich ſein, wenn dieſe Darſtel=
lung
durch ein ärztliches Zeugnis unterſtützt wird.

Tageskalender für Montag, den 26. Januar 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Keine, Vorſtellung.
Kleines Haus, 20 Uhr: Vorunterſuchung. Konzerte:
Schloßkeller, Café Oper, Café Ernſt=Ludwig, Datterich, Spaniſche
Bodega, Reſt. Bender, Rheingauer Weinſtube. Kinovor=
ſtellungen
: Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
Städt. Saalbau, 20 Uhr: Maggi=Film. Fürſten=
ſaal
, 20 Uhr: Vortrag Dr. Oberdörffer.

Aus Heſſen.

4a. Eberſtadt, 24. Jan. Aus den Turnvereinen. In der
dieſer Tage abgehaltenen Hauptverſammlung des Turnvereins 1876
E.V. gelangte unter anderem der Antrag des Vorſtandes, der die Be=
reitſtellung
von Mitteln zur Errichtung einer gedeckten Turnſtätte for=
derte
, zur Annahme. Die Neuwahl des Vorſtandes, die durch geheime
Abſtimmung erfolgte, hatte folgendes Ergebnis: Heinrich Dieter, 1. Vor=
ſitzender
: Salomon Stock, 1. Schriftführer, geſchäftsführender Vorſtand;
Philipp Brückmann, 2. Vorſitzender; Ludwig Berg, 2. Schriftführer;
Ernſt Eidemüller, Rechner; Georg Heß, Oberturnwart; Jean Meckel,
Wilhelm Fiſcher, Friedrich Kehrer, Beiſitzer; Adam Meyer, Bernhard
Knieß, ſtellv. Beiſitzer. Ferner wurden die durch den Turnausſchuß vor=
geſchlagenen
Fachwarte beſtätigt. In der Hauptverſammlung der
Turngeſellſchaft E.V. wurde der ſeitherige Vorſtand in ſeiner
Geſamtheit wiedergewählt. An größeren Arbeiten iſt die Erſtellung
einer Gerätehalle mit An= und Auskleideräumen auf dem Turnplatz in
der Schloßſtraße vorgeſehen. Der Mitgliederſtand hat ſich weiter er=
höht
. Das Frankenſtein=Bergturnfeſt wird in dieſem Jahre zum zehnten
Male abgehalten werden können. Die örtlichen Vorbereitungen ſind
Sache der Turngeſellſchaft. Mit Rückſicht auf den Ernſt der Zeit wird
von der Abhaltung eines Maskenballs abgeſehen; es findet lediglich am
1. Februar im Bergſträßer Hof ein Kappenabend ſtatt.
Eberſtadt, 24. Jan. In der am Sonntag in Eberſtadt im Saale
Zur Harmonie ſtattgefundenen Generalverſammlung des Zentral=
verbandes
der Arbeitsinvaliden und Witwen Deutſch=
lands
, die trotz der wirtſchaftlichen Not außerordentlich ſtark beſucht
war, gab Herr Poth nach einer kurzen Begrüßungsanſprache den Ge=
ſchäftsbericht
. Wie aus dem Geſchäftsbericht zu erſehen war, ſetzt ſich
nuch in den Reihen der örtlichen Arbeitsopfer immer mehr die Erkennt=
nis
durch, daß nur durch eine große Organiſation die Wirtſchaftslage
der Invaliden und Witven gebeſſert werden kann. Die Zahl der Mit=
glieder
ſtieg im vergangenen Jahre von 250 auf 296. An Sterbefällen
ſwaren 11 zu verzeichnen, und an die Hinterbliebenen wurde eine Sterbe=
geldunterſtützung
von 505 Mark ausbezahlt. Die Verſtorbenen wur=
den
mit einem warmen Nachruf in der üblichen Weiſe geehrt. In 181
Fällen wurden Rat und Auskunft erteilt. Einſprüche, Berufungen und
Beſchwerden wurden 76 erledigt, die eine monatliche Rente von 551,35
Mark und eine einmalige Nachzahlung von 1436,74 Mark einbrachten.
Den Kaſſenbericht gab Herr Georg Ohlenſchläger, und an Einnahmen
waren 3274,06 Mark und an Ausgaben 2998,42 Mark zu verzeichnen ſo
haß ein Kaſſenbeſtand von 275,64 Mark verbleibt. Die Reviſoren fan=
den
die Kaſſenführung ohne jegliche Beanſtandung, und auf Antrag des
Koll. Johann Wendel wurde dem Kaſſierer einſtimmig Entlaſtung er=
teilt
. Anläßlich der zufriedenſtellenden Arbeit wurde der Vorſtand
durch Akklamation wiedergewählt und ſetzt ſich wie folgt zuſammen:
Ludwig Poth, 1. Vorſitzender; Anton Pritſch, 2 Vorſitzender: Friedrich
Kolb, Schriftführer; Georg Ohlenſchläger, Kaſſier; Karl Wipf, Georg
Flick, Beiſitzer; Johann Wendel, Johann Hillgärtner, Reviſoren. Als
Vertreter in den örtlichen Fürſorgeausſchuß wurden Ludwig Poth und
Anton Pritſch beſtimmt. Nach Erledigung der Wahl ergriff Koll. Jaxt=
Darmſtadt das Wort und ſprach über Der Kampf gegen das ſoziale
Unrecht. Eine lebhafte Diskuſſion folgte.

Aa. Eberſtadt, 25. Juni. Baulandumlegung in der Vil=
lenkolonie
. Für die im ſüdlichen Teil der Villenkolonie vorgeſehene
Baulandumlegung iſt jetzt ein Umlegungsausſchuß gebildet worden, deſ=
ſen
Vorſitzender Regierungsrat Dr. Probſt vom Kreisamt Darmſtadt
iſt. Die Gemeinde iſt durch Bürgermeiſter Dr. Uecker bzw. Beigeord=
neten
Flick vertreten. Als Vertreter der beteiligten Grundſtückseigen
tümer fungieren Ludwig Dächert 6. und Georg Fiſcher 4. Sachverſtän=
dige
für die Bewertung ſind Oberforſtrat Hoffmann und Ludw. Wolf 4.
Cp. Pfungſtadt, 25. Jan. Eine Stamm= und Nutzholz=
verſteigerung
aus dem Diſtrikt Malcher Tanne des Stadtwal=
des
wird am Donnerstag vormittag an Ort und Stelle abgehalten.
Die Hauptverſammlung des Frauenvereins findet am Mittwoch
abend im Lokal Weigel ſtatt. Die örtliche Nacheichung eichpflich
tiger Gegenſtände findet für Pfungſtadt in der Turnhalle in der Zeit
vom 9.13. und 16.20. Februar ſtatt.
Cp. Pfungſtadt, 24. Jan. Hohes Alter. Altveteran Johann
Wagner, Schuhmachermeiſter, kann am Sonntag ſeinen 84. Geburts=
tag
begehen.
Cp. Eſchollbrücken, 24. Jan. Der Gemeinderat beſchloß die
Einführung einer Bürgerſteuer für das Jahr 1930. Ferner wurde die
Nachforderung an Lohn ſeitens der an der Sandbachdamm= Wiederher=
ſtellung
beſchäftigten Arbeiter genehmigt. Eine Holzverſteige=
rung
aus dem Diſtrikt Sand des Gemeindewaldes findet am Mon=
tag
nachmittag ſtatt.
J. Griesheim, 24. Jan. Der Beigeordnete und ſämtliche Gemeinde=
beamten
haben am Donnerstag, den 22. Januar d. J.) vor dem Herrn
Oberregierungsrat Haberkorn vom Kreisamt Darmſtadt den Verfaſ=
ſungseid
abgeleiſtet. Am Mittwoch, den 28. Januar d. J., begeht
Frau Joſef Mendel, Oberndorferſtraße 68, hier, in voller Rüſtigkeit
ihren 80. Geburtstag. Der Bebauungsplan für die Poſch, weſtlich
der Darmſtädter Gemarkungsgrenze und ſüdlich der Provinzialſtraße
DarmſtadtGriesheim, iſt feſtgeſtellt und kann bei der Bürgermeiſterei
(Zimmer 5) von jedermann eingeſehen werden. Die hieſige Bürger=
meiſterei
weiſt in einer Bekanntmachung darauf hin, daß das Anhängen
oder Aufſtecken von Schildern, Aufſchriften und Abbildungen für Werbe=
zwecke
anßerhalb der geſchloſſenen Ortſchaft verboten iſt.
Cp. Braunshardt, 23. Jan. Die Bierſteuer wurde hier nach
einem Beſchluß des Gemeinderats eingeführt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 24. Jan. Der älteſte Einwohner von Nie=
der
=Ramſtadt, der im 90. Lebensjahre ſtehende Nentenempfänger Jakob
Schuchmann, iſt nunmehr verſtorben. Landwirtſchaft
licher Vortrag. Am Sonntag, den 8. Februar I. J., nachmittags
3 Uhr, wird Herr Landwirtſchaftsrat Seeger vom Heſſ. Landwirt=
ſchaftsamt
Darmſtadt im Gaſthaus Zum Römer einen Vortrag halten
über das Thema Die Aufzucht und Fütterung des Jungviehs
Obſt=und Gartenbauverein. Im Laufe des Monats Februar
wird aus Anlaß der Jahresverſammlung ein weiterer Lichtbildervor=
trag
folgen, und zwar diesmal gehalten von Herrn Profeſſor Dr.
Spilger=Darmſtadt über das Thema Vogelſchutz und Schädlings=
bekämpfung
.
G. Ober=Namſtadt, 22. Jan. Säuglingsfürſorge. Am Mon=
tag
, den 26. d. M., nachmittags von 23 Uhr, findet im unteren Saal
des neuen Rathauſes Säuglingsberatungsſtunde ſtatt. General=
verſammlung
. Der Turnverein 1877 D.T. hält ſeine Jahreshaupt=
verſammlung
am Samstag, den 24. d. M., abends 8 Uhr, im Gaſthaus
Zum Adler (K. Diehl) ab
G. Ober=Ramſtadt, 24. Jan. Preisabſchlag. Die hieſigen
Rinds= und Schweinemetzgereien haben mit ſofortiger Wirkung die
Fleiſch= und Wurſtpreiſe wie folgt geſenkt: für Schweinefleiſch auf 1
RM., für Rindfleiſch auf 1.10 RM., Leber= und Blutwurſt 0,90 RM.,
Fleiſchwurſt und Schwartenmagen 1.10 RM., Schmalz 0.90 RM.
Hohes Alter. Frau Peter Mink Witwe, Lichtenbergſtraße 10,
feiert am Sonntag, den 25. d. M., ihren 81. Geburtstag.
T. Spachbrücken, 24. Jan. Im Saale des Gaſthauſes Schröder,
hier, hielt am Mittwoch abend der Kleinkaliber=Schützenverein Waldes=
luſt
eine Generalverſammlung ab, woran ſämtliche Mitglieder teilnah=
men
. Es wurde hierbei unter anderem der Beſchluß gefaßt, von der
Abhaltung eines Jahresballes, mit Nückſicht auf die jetzige allgemeine
Notlage Abſtand zu nehmen.

Le. Groß=Umſtadt, 24. Jan. Aus dem Gemeinderat. Die
vorläufigen Gemeinde=, Kreis= und Provinzialumlagen für das Jahr
1930 ſollen in 6 Zielen erhoben werden, und zwar: 1. Ziel im Februar,
Ziel im April, 3. Ziel im Juni, 4. Ziel im Auguſt, 5. Ziel im
Oktober, 6. Ziel im Dezember 1931. Die Beitreibung der erſten drei
Ziele erfolgt nicht vor dem 1. Juli 1931, die der letzten drei Ziele nicht
vor dem 1. Januar 1932. Vor der Mahnung bzw. Beitreibung ſoll
öffentliche Bekanntmachung erfolgen. Die ſtattgehabten Holzverſtei=
gerungen
Nr. 13 werden genehmigt. Von dem ausgeſchriebenen Sub=
iniſſionsholz
werden die Vergebungen vorgenommen. Die Koſten der
Lieferung und Montage von zwei neuen Heizkeſſeln in der Volksſchule
in Höhe von rund 2100 Mark ſollen aus dem Mobiliarerneuerungsfonds
gedeckt werden. Der Unterhaltungsvoranſchlag für 1931 wird durch=
beraten
. Endgültige Beſchlußfaſſung ſoll erſt bei der Beratung des
Hauptvoranſchlages erfolgen. Es ſollen im Jahre 1931 drei Feld=
wegabfahrten
(Provinzialſtraßenabfahrten) mit Material aus den Groß=
Umſtädter Steinbrüchen chauſſiert werden. Der Lageplan bezüglich
der Baufluchtlinie im unteren Teile der Schillerſtraße wird, zur Kennt=
nis
genommen. Von der Winterbekämpfung der Schnaken wird ab=
geſehen
. Die Anlage einer Warmwaſſerheizung im Poſtneukair wird
der Firma Kunz u. Müller in Darmſtadt übertragen. Zucker=
fabrik
. Die hieſige Zuckerfabrik verarbeitete in der diesjährigen Kam=
pagne
1080 000 Zentner Rüben, ein Quantum, das bisher noch nicht er=
reicht
wurde.

A. Aus dem Schlierbachtal, 24. Jan. Milchlieferung. Nach=
em
die Molkereigenoſſenſchaft in Fürth ihren Nenbau eingerichtet und
Betrieb geſetzt hat, iſt den Landwirten unſeres Tales nun Gelegen=
eit
geboten, an zwei Firmen Milch abzuliefern, da auch ein Milch=
ändler
von Krumbach ſolche ankauft, der Großlieſerung nach Weinheim
nd Ludwigshafen übernommen hat. Es werden, für die Milch pro
Liter ab Stall 19 bzw. 18 Pfennig bezahlt. Obwohl ein Teil der Land=
birte
ſich bereits auf Milchlieferung eingeſtellt hat, ſo ſtehen andere der
ache noch abwartend gegenüber. Es iſt aber zu hoffen, daß die An=

[ ][  ][ ]

Nummer 26

Seite 4

Montag, den 26. Januar 1931

* Kirch=Brombach, 95. Jan. Erfreuliche Einigkeit. Da
zu der Bürgermeiſterwahl nur die Kandidatur des bisherigen Bür=
germeiſters
Meiſinger aufgeſtellt war, wurde er ohne Wahl=
akt
wiedergewählt. Heute abend veranſtalteten die hieſigen Ver=
eine
unter Vorantritt der Feuerwehrkapelle dem Wiedergewählten einen
Fackelzug, an dem ſich die geſamte Gemeinde beteiligte. Nach einigen
Liedervorträgen ergriff Lehrer Haas das Wort, der der Freude Aus=
druck
gab darüber, daß ein ſo tüchtiger Mann wie Bürgermeiſter Mei=
ſinger
an der Spitze der Gemeinde ſtehe. Er wünſchte ihm für ſeine
neue Amtsperiode alles Gute zum Beſten der Gemeinde. Vürgermeiſter
Meiſinger dankte in herzlichen Worten für die Ehrung. In An=
betracht
der ernſten Zeit habe er dem Gemeinderat 1000 Mark zur freien
Verfügung zu übergeben. Anſchließend an ſein Wort Einigkeit, Recht
und Freiheit ſangen die Anweſenden das Deutſchlandlied. Im Namen
des Gemeinderats dankte Beigeordneter Stein für die Spende und
verlas unter lebhaftem Beifall der Anweſenden das Begleitſchreiben

des edlen Gebers.

A. Seidenbuch, 24. Jan. Holzverſteigerung. Bei der kürz=
lich
ſtattgefundenen Holzverſteigerung im Domanialwald lagen die An=
gebote
unter den vorjährigen Preiſen, was ja bei der allgemeinen Geld=
knappheit
zu erwarten war. Preisdrückend wirkten ferner, daß immer
mehr auch in unſerer Gegend die Kohlenfeuerung Eingang findet, und
daß der Winter ſeither ſo milde war, wodurch der Holzvorrat aus dem
letzten Jahr noch nicht ſo ſtark verbraucht iſt. Es wurden folgende
Durchſchnittspreiſe pro Raummeter erzielt: Buchenſcheiter 1. Klaſſe 11
bis 12 Mark, 2. Klaſſe 911 Mark, Buchenknüppel 810 Mark. Eichen=
ſcheiter
810 Mark. Es kam vorwiegend Buchenholz und Reiſig zum
Ausgebot.

e. Aus dem Neckartal, 23. Jan. Bedeutung der Rindvieh=
zucht
. In den kleineren und mittleren landwirtſchaftlichen Betrieben
geht man allmählich wieder zur Rindviehzucht über, weil man erkannt
hat, daß die Viehzucht den wichtigſten Lebenszweig darſtellt. Man hält
für die Zukunft die Ausſichten der Viehzüchter größer und ſicherer als
die des Getreidebauers, zumal neben der wertvollen Milch= und Fleiſch=
produktion
auch noch die notwendige Produktion des organiſchen, dem
Boden unerläßlichen Stalldüngers möglich wird. Nach der Berech=

nung von Sachverſtändigen ſtellt ſich der Wert dieſer Düngerproduktion
bei 180 Millionen Stück Vieh in Deutſchland auf über eine Milliarde
Reichsmark, während nur 700 Millionen Reichsmark für Kunſtdünger
angewendet werden. Dazu kommt noch, daß der Stalldünger als Uni=
verſaldünger
angeſprochen werden kann, weil er dem Boden alle nötigen
Nährſtoffe zuführt. Der Stalldünger ſtellt einen länger wirkenden,
qualitätsverbeſſernden Dünger dar. Die Marktverſorgung erfolgt heute
nachweislich zu 43 bis 44 Prozent durch die klein= und mittelbäuerlichen
Betriebe; die Fleiſchproduktion ſogar zu 78 Prozent. Es wird daher
der Viehzucht im allgemeinen weit mehr Aufmerkſamkeit geſchenkt, als
dies bisher geſchehen iſt.
Aa. Bickenbach, 25. Jan. Jubiläum des Kirchengeſang=
vereins
. Der hieſige evangeliſche Kirchengeſangverein beging am
Sonntag in einfacher Weiſe das Jubiläum ſeines 50jährigen Beſtehens.
Vt. Auerbach, 24. Jan. Beigeordnetenwahl. Die Wahl=
periode
des Beigeordneten iſt am 1. März d. Js. abgelaufen. Der Bei=
geordnetenpoſten
wurde ſeither durch Herrn Johann Friedrich Elgert,
Landwirt, verſehen. Die Neuwahl des Beigeordneten iſt auf Sonntag,
den 22. Februar, anberaumt. Herr Beigeordneter Elgert, der nun im
53. Lbensjahre ſteht, gehört ſeit 1. Januar 1914 dem Gemeinderat an
und wurde am 20. März 1925 zum Beigeordneten gewählt. Von einer
weiteren Kandidatur iſt bisher nichts bekannt geworden.
Aa. Heppenheim a. b. B., 25. Jan. Auszeichnung. Der Vor=
ſitzende
des Landesverbandes heſſiſcher Feuerwehren, Kreisfeuerwehr=
inſpektor
Ludwig Knaup in Birkenau, iſt vom Landesausſchuß des
Badiſchen Landesfeuerwehrverbandes mit dem Badiſchen Feuerwehr=
Ehrenkreuz ausgezeichnet worden. Dieſe Ehrung wurde ihm auf Grund
ſeiner großen Verdienſte um die Feuerwehrſache und das Feuerlöſch=
weſen
im allgemeinen zuteil.
By. Egelsbach, 23. Jan. Unfall. Herr Obermonteur Kunz ver=
unglückte
bei Ausführung von Glasbedachungsarbeiten in Köln. Er
befindet ſich jetzt außer Lebensgefahr. Notwohnungen. Die
Gemeinde will acht Notwohnungen errichten, zu der die Landeshypo=
thekenbank
ein Darlehen von 23 000 Mark zu 8½ Prozent Zinſen geben
will, jedoch im Augenblick nicht zur Verfügung ſtellen kann. Um aber
die Inangriffnahme der Arbeiten nicht zu verzögern, wird die hieſige
Gemeinnützige Baugenoſſenſchaft das nötige Kapital zu 8 Prozent einſt=
weilen
vorſtrecken.

Reich und Ansland.
Vollbeſetzter Autobus in den Fluß geſtürzt.
Bromberg. Am Sonntag morgen ereignete ſich in Bromberg ein
folgenſchweres Autobusunglück. Ein mit 16 Fahrgäſten beſetzter Autobus
fuhr eine abſchüſſige Straße zur Halteſtelle hinunter, rutſchte infolge
der Glätte ab und ſtürzte in die Brahe, einen Nebenfluß der
Weichſel. Fünf Perſonen ertranken, während acht gerettet
werden konnten. Bei drei Perſonen wurden Wiederbelebungsverſuche
angeſtellt. Die Mehrzähl der Ertrunkenen ſind Deutſche. Der größte
Teil der Inſaſſen hatte an einem Sängerfeſt teilgenommen.

Erdbeben auf Mittel=Java. Bisher 22 Tote.
Amſterdam. Die Zahl der Opfer des neuen Erdbebens auf
Mittel=Java hat ſich auf 22 erhöht, während die Zahl der Verletz=
ten
85 beträgt. Die Regierung hat in Pangebatan ein großes Lager
für etwa 800 Obdachloſe errichten laſſen.

Acht Fiſchdampfer beſchlagnahmt.
Kopenhagen. Das isländiſche Inſpektionsſchiff Aegir hat acht
engliſche Fiſchdampfer deren Fanggeräte innerhalb des
isländiſchen Hoheitsgebietes nicht vorſchriftsmäßig vertaut waren be=
ſchlagnahmt
und in den Hafen von Patreksfjord gebracht. Ein Fiſch=
dampfer
, auf dem ſich zwei Mann der Beſatzung des isländiſchen In=
ſpektionsſchiffes
befanden, iſt mit dieſen geflüchtet. Die Schiffe ſtammen
aus Grimsby, wo große Erregung über das Vorgehen Islands herrſcht.
Bei dieſer Gelegenheit wird aufs neue darüber geklagt, daß in Island
kein engliſcher Konſul vorhanden iſt.
Täglich 60 Todesopfer der Grippe in Tokio.
London. Die verheerende Grippeepidemie, wie ſie ſeit 10 Jahren
nicht mehr vorgekommen iſt, wütet noch immer in Tokio. Die Krank=
heit
, die durch große Kälte und Trockenheit verſchlimmert wird, for=
derte
bisher täglich etwa 60 Todesopfer,
Schweres Eiſenbahnunglück.
New Vork. Bei Naſhville (Tenneſſee) entgleiſte ein Perſonen=
zug
. Der Lokomotivführer und vier Reiſende wurden getötet, 50 Per=
ſonen
wurden zum Teil ſchwer verletzt.

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vom 26. Januar 1931 bis 28. Januar 1931

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.. 1Pfund 529
Eier-Schleifchen
1Pfund 529
Eier-Bruch-Spaghetti.
1Pfund 489
Täglich frische Land- u. Süßrahmbutter 1/,Pf. 65 u. 859

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lichen
Dank für die zahlreichen Glück=
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Georg Mager,
Greia Mager,
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Nummer 26

Montag, den 26. Januar 1931

Seite

Ai vie Snsdentf
3e Gnponmiemterſcaft.

Zahlreiche Spielausfälle und
Aeuerraſcangen.
Das ſchlechte Wetter der letzten Tage, zu dem ſich am Sonn=
tag
noch vielfach Schneetreiben und neuer Regen geſellten, ſetzte
den Spielfeldern ſtark zu. Vielfach waren die Plätze in einer
derart ſchlechten Verfaſſung, daß ſich die Schiedsrichter gezwungen
ſahen, die Spiele abzuſagen. In zahlreichen anderen Fällen wirk=
ten
ſich die anormalen Platz= und Witterungsverhältniſſe auf die
Spiele ſo ſtark aus, daß man geradezu groteske Reſultate erlebte.
In der Meiſterrunde fielen die beiden Spiele Pir=
maſens
Eintracht und KFV. Wormatia aus.
Die Sp.Vg. Fürth trat bei Regenwetter gegen Union Böckingen
vor 8000 Zuſchauern mit Erſatz für Franz und Leinberger an.
lieferte aber trotzdem ein großes Spiel und ſiegte hoch mit 10:2
(6:1). Fürth iſt nun der einzige Verein, der noch keine Verluſt=
punkte
hat. Beim Spiel in Mannheim gab es eine große Ueber=
raſchung
: Waldhof konnte die Münchener Bayern bei denen die
Hintermannſchaft ſehr ſchwach war, vor 7000 Zuſchauern verdient
mit 4:1 (2:1) Treffern ſchlagen. Das gute Spiel der Waldhöfer
Läuferreihe war entſcheidend.
In der Troſtrunde Südoſt müſſen jetzt die Münchener
Löwen als hoher Favorit gelten. Die 60er waren wieder in
großer Fahrt, ſie ſchlugen Schwaben Augsburg hoch mit 8:1 (5:1).
Der Club hat keine Chancen mehr, er verlor in Stuttgart gegen
die Kickers mit 2:3 (0:0). Pforzheim war in Fürth über die
Raſenſpieler 4:0 (2:0) erfolgreich.
In der Troſtrunde Nordweſt behauptete ſich VfL. Neu=
Iſenburg als Tabellenführer durch ein 2:2 (1:1) gegen Rot=Weiß
Frankfurt. Phönix Ludwigshafen wurde in Frankfurt von Union
Niederrad verdient mit 3:1 (2:1) geſchlagen. Neckarau perlor
wiederum, diesmal auf eigenem Platz, gegen den FV. Saarbrücken
mit 1:2 (1:1).
Die Tabellen.

Runde der Meiſter: Spiele Tore Punkte Sp.Vg. Fürth 17:5 8:0 SV. Waldhof 8:4 4:2 Karlsruher FV. 2:1 2:0 Eintracht Frankfurt 4:4 2:2 Bayern München 7:6 2:2 FK. Pirmaſens 4:9 1:5 Union Böckingen 5:14 1:5 Wormatia Worms 2:6 0:4 Troſtrunde Nordweſt: Spiele Tore Punkte VfL. Neu=Iſenburg 11:5 6:2 Rot=Weiß Frankfurt 10:7 5:3 FV. Saarbrücken
Pfalz Ludwigshafen 7:5 4:2 5:6 3:3 SV. Wiesbaden 3:1 2:2 FC. Idar 5:8 2:2 Union Niederrad 7:9 2:4 VfL. Neckarau 5:12 0:6 Troſtrunde Südoſt: Spiele Tore Punkte 1. FC. Pforzheim 13:6 7:1 München 1860 18:2 6:0 Stuttgarter Kickers 7:6 4:2 Schwaben Augsburg 7:12 4:4 1. FC. Nürnberg 9:7 3:5 FV. Raſtatt 0:8 0:2 VfR. Fürth 2:7 0:4 Phönix Karlsruhe 2:10 0:6

Spielvgg. Fürth Union Böckingen 10:2 (6:1).
Bei ſtarkem Regen holten ſich die Fürther Kleeblätter am
Sonntag auf eigenem Platze vor ca. 9000 Zuſchauern gegen den
zpürttembergiſchen Meiſter einen zweiſtelligen Sieg, der ſelbſt in
ſeiner Höhe völlig verdient war. Die Fürther Mannſchaft, in der
Franz und Leinberger fehlten, wies dennoch keinen ſchwachen
Punkt auf und gab den nur durch gelegentliche Durchbrüche ge=
fährlich
werdenden Schwaben, niemals eine Chance zum Sieg,
wie ſchon das Eckballverhältnis von 9:2 beweiſt.
Schiedsrichter Albrecht=Mannheim pfiff das Treffen trotz
ſtrömenden Regens an. Fürth gewann ſofort die Oberhand und
bald mußte Schübel den erſten durch Full erzielten Treffer der
Fürther paſſieren laſſen. Die Erſatzleute für die fehlenden
Stützen Leinberger und Franz, Appis und Rupprecht, fügten ſich
gut in die Mannſchaft ein und leiſteten wertvolle Vertreter=
dienſte
. Bald fiel durch Fauſt der zweite Treffer, und ein wei=
teres
Tor des gleichen Spielers und zwei Erfolge von Rupprecht
ſtellten das Spiel auf 5:0. Böckingen hatte bis dahein, von eini=
gen
gefährlichen Alleingängen des Sturmführers Walter abge=
ſehen
, keine Chancen. Bei einem Durchbruch fiel nun durch
Sammet der erſte Gegentreffer. Kurz vor der Pauſe erzielte
Fauſt ein weiteres Tor, und mit 6:1 für Fürth wurden die Sei=
ten
gewechſelt.
Nach Halbzeit hatte Böckingen einige gute Momente. Die
Mannſchaft ſpielte ſehr eifrig und konnte auch durch ihren Halb=
linken
das Ergebnis auf 6:2 verbeſſern. Dann war der Wider=
ſtand
der Schwaben wieder gebrochen, und Furth beherrſchte
wieder das Feld. Zunächſt erhöhte Fauſt auf 7:2 und durch
eine ſchöne Leiſtung von Frauk ſtand es 8:2. Nach einem neunten
Tore der Fürther verhalf Böckingens Torwart Schübel den
Fürthern zum zweiſtelligen Sieg. Er wehrte eine Flanke von
Kießling ſchlecht mit dem Fuß und trat den Ball ſelbſt ins Netz,
ſo daß der Kampf 10:2 endete.
SV. Waldhof-Bayern München 4:1 (2:1).
Hochklaſſiges Spiel. Verdienter Sieg!
Im Mannheimer Stadion erfocht der SV. Waldhof gegen
die Münchener Bayern vor 7500 Zuſchauern einen völlig ver=
dienten
Sieg, um ſo nehr verdient, als die Leitung durch den

Stuttgarter Schiedsrichter Maier nicht immer einwandfrei war,
der bei ſeinen Entſcheidungen die Bayern allzuſehr begünſtigte.
Nicmand hatte ſich den Ausgang in dieſer Höhe träumen laſſen.
Das Spiel ſtand namentlich in der erſten Halbzeit auf bemer=
kenswert
hoher Stufe und wurde in einem raſenden Tempo
durchgeführt.
Gleich zu Beginn begannen beide Mannſchaften mit großer
Energie. Das Tempo war außerordentlich ſchnell, und ſchon in
der 4. Minute hatten die Gäſte den Führungstreffer erzielt, der
aber auch ihr einziger Erfolg bleiben ſollte. Der Linkaußen
Hofmann ſchoß aus ziemlicher Entfernung wuchtig aufs Tor, ein
Waldhofverteidiger wollte abwehren, das Leder ging ins Netz.
In der Folgezeit war die Waldhofverteidigung etwas unſicher
und gewann erſt nach und nach wieder Vertrauen. Waldhofs.
linker Sturmflügel überrumpelte mehrfach die Bayernverteidi=
gung
, einmal konnte Kutterer in höchſter Not zur Ecke retten.
Dreimal hatten die Bayern Glück. Plötzlich lagen die Gäſte wie=
der
vorn und erzielten 2 Ecken. In der 29. Minute war der
Waldhofſturm geſchloſſen vorgegangen, eine Flanke des Links=
außen
kam über den Halblinken zum Mittelſtürmer Siffling, der
unhaltbar zum Ausgleich einſandte. Zwei Minuten vor Halb=
zeit
umſpielte der Linksaußen Walz drei Gegner in famoſer
Weiſe und ſtellte das Ergebnis auf 2:1. Nach Wiederbeginn
drückten die Bahern auf das Tempo und beherrſchten 25 Minu=
ten
lang das Spielfeld. Sie kamen hintereinander zur 3. bis
5. Ecke. Mit Glück konnte Waldhof verſchiedene gefährliche
Situationen klären, wobei Bretzing Glänzendes leiſtete. Aber
auch der Torwart Morlock befand ſich in einer hervorragenden
Form, und bielt die unglaublichſten Sachen. Auch die 6.9.
Ecke brachte den Bayern nichts ein. In den letzten 8 Minuten
wandte ſich das Blatt. Waldhofs Sturm kam plötzlich wieder
in Fahrt und zog zu einem mächtigen Endſpurt an. In der 40.
Minute beſiegelte Siffling auf Vorlage Waidingers das Schickſal
der Bayern: 3:1. Kaum war angeſpielt, als der Halbrechte
Aßmuß eine Flanke des Linksaußen aufnahm und unhaltbar
zum 4:1 einſandte.
VfL. Neu=IſenburgRot=Weiß Frankfurt 2:2 (1:1).
Auf dem Iſenburger Sand, ſahen 3500 Zuſchauer, einen ſehr
ſpannenden, zwar harten, aber doch keineswegs unfairen Kampf
Die beiden Mannſchaften waren ſich ziemlich ebenbürtig, die Ueber=
legenheitsphaſen
wechſelten ab, und da auch die Zahl der Tor=
chancen
ziemlich verteilt war, konnte das Ergebnis von 2:2 (1:1)
befriedigen. Weniger gut war der Schiedsrichter Schmidt= Offen=
burg
.
Beide Mannſchaften gingen mit großem Elan an das Spiel.
Iſenburg war in der erſten Viertelſtunde ſtärker im Angriff und
holte ſich auch in der 13. Minute den Führungstreffer. Waider
ging durch, flankte, und Engelhardt konnte Kreß zum erſtenmale
ſchlagen. Das Spiel wurde dann ausgeglichener. Einmal ſtand
Kraus 1. acht Meter vor dem Tor allein mit dem Ball, als er von
dem Verteidiger Janowſki unfair gelegt wurde. Ein Elfmeter
wäre fällig geweſen, jedoch hatte der Schiedsrichter ſcheinbar nichts
geſehen. Kurz vor der Pauſe kamen, die Frankfurter zum Aus=
gleich
. Dietermann lief mit dem Ball nach rechts, flankte, und
Dietzel konnte einſchießen. Auch in der zweiten Halbzeit wurde
ſehr temperamentvoll gekämpft. Schon in der dritten Minute
konnte Iſenburg durch einen unverhofften Schuß von Möller er=
neut
die Führung an ſich reißen. Zehn Minuten ſpäter kam Rot=
Weiß zum zweitenmale zum Ausgleich. Scholz ſtand ungedeckt und
konnte bequem flanken, Dietzel köpfte, Blum fing den Ball zwar,
beförderte ihn aber ſchließlich doch ins eigene Tor. Das Spiel
flaute dann mehr und mehr ab, der ſchwere Boden hatte ſichtlich
beiden Mannſchaften ſehr zugeſetzt.
Stuttgarter Kickers1. FC. Nürnberg 3:2 (0:0).
Vor 8000 Zuſchauern erfochten die Kickers über den Club
einen wohl glücklichen, aber dennoch verdienten Sieg, verdient
inſofern, als er gerade in der Halbzeit zuſtande kam, während
welcher die Kickers gegen Wind und Eisregen anzukämpfen hatten,
der während des ganzen Spieles niederging. Dagegen vermochten
die Nürnberger ſich in der erſten Halbzeit nicht durchzuſetzen, ob=
wohl
ſie faſt durchweg mehr vom Spiele hatten. Bei den Gäſten
überragte wieder Kalb. Im Sturm machte, ſich das Fehlen des
Internationalen Kund bemerkbar, und da auch Fuchs erſetzt war,
fiel die linke Sturmſeite völlig aus. Das Schwergewicht im An=
griff
lag ſo auf dem rechten Flügel, wo Hornauer die treibende
Kraft war. Die Verteidigung Kugler=Wieder war zu langſam,
Köhl im Tor gut. Bei den Kickers waren im Sturm die beiden
Außen Maier und Buhl die beſten Leute, auch Handte in der Mitte
gut. In der Läuferreihe gefiel Walz am beſten, das Schlußtrio
Mihalek=Baier=Haarer bildete den beſten Mannſchaftsteil. Schieds=
richter
Becker=Ludwigshafen leitete großzügig.
Rund um den Fußballſonntag.
Faſt allgemein befanden ſich am Sonntag die Spielplätze durch
die letzten ſtarken Regengüſſe in einem wenig brauchbaren Zu=
ſtande
. Es gab daher nicht nur zahlreiche Ausfälle, auch nicht er=
wartete
Ergebniſſe waren an der Tagesordnung.
Von den angeſetzten ſieben Verbandsſpielen in Berlin
konnten nur vier zum Austrag gebracht werden. Die wichtigſte
Begegnung des Tages fand in Reinickendorf zwiſchen
Wacker 04 und Hertha=B.S.C. ſtatt. Es waren nicht weniger
als 10 000 Zuſchauer erſchienen, die der kleine Platz nicht faſſen
konnte, ſo daß es zu recht erregten Szenen kam. Das Spiel endete
gerechterweiſe unentſchieden 3:3. An der Abteilung A liegen
nunmehr Viktoria, Hertha=BSC. und Wacker punkt=
gleich
an, der Tabellenſpitze. In der Abteilung B überwand
Tennis=Boruſſia auch den Spandauer SV., wenn das
Ergebnis mit 2:0 auch recht knapp ausgefallen iſt. Nachdem der
Berliner Sportverein 92 Meteor 06 mit 6:1 ſchlug,
wird Tennis=Boruſſia der Weg zur Meiſterſchaft in der Abtei=
lung
B nicht mehr zu verlegen ſein.
In Norddeutſchland ging es im Hamburger Bezirk ſeit
langer Zeit einmal ohne Ueberraſchungen ab. Der Hambur=

ger SV. gewann gegen St. Pauli Sport mit 2:0. Den Sieg
verdanken die Rothoſen in erſter Linie ihrer ausgezeichneten
Läuferreihe. Der Meiſtertitel iſt nunmehr dem HSV. ziemlich
ſicher.
Im Nordbezirk hatte der norddeutſche Meiſter auch dies=
mal
nicht viel Mühe, um ſeinen Gegner zu beſiegen. Holſtein=
Kiel überfuhr ,den Rendsburger BV. mit 6:1. Holſtein
kann der Bezirksmeiſtertitel nicht mehr genommen werden. Im
Bezirk Lübeck=Mecklenburg wird der LBV.=Phönix
mit gleicher Ueberlegenheit das Rennen machen. Heute beſiegte
er den Lübecker SV. mit 5:2 Toren.
Im Weſer Jade=Bezirk liegt die Entſcheidung zwiſchen
dem Bremer Sportverein und dem VFB.=Komet
Bremen.
Fußball im Ausland.
Länderſpiele: In Bologna: Italien Frankreich 5:0.
In Belfort; Frankreich B Luxemburg 3:4.
Schweiz: FC. Zürich FC. Winterthur 0:2. Young Fellows
Zürich Brühl St. Gallen 2:3. FC. Baſel FC. Aarau 3:3.
Nordſtern Baſel FC. Solothurn 4:2. Black Stars Baſel
FC. Grenchen 1:1. Carouge Genf FC. Chaux de Fonds 2:1.
Lauſanne Sports Cantonal Neuenburg 1:3. FC. Monthey
Urania Genf 1:10.
Oeſterreich: Wiener Pokal: Slovan Floridsdorfer AC. 2:2.
Admira Wiener AC. 1:3. Vienna Wacker 4:5. Rapid
Nicholſon 5:1.
Frankreich: Red Star Olympique Paris SC. Sete 2:0. Stade
Frangais Paris Grashoppers Zürich 2:3.
Um den engliſchen Fußball=Pokal.
Was es in der vierten engliſchen Cup=Runde an uner=
warteten
Reſultaten gab, überſtieg die Faſſungskraft der eng=
liſchen
Fußballgemeinde. Arſenal, der Tabellenführer der erſten
Liga und Pokalverteidiger, der in der letzten Runde nach einem
Wiederholungsſpiel Aſton Villa geſchlagen hatte, ließ ſich von
Chetſea 2:1 beſiegen. Es rächt ſich faſt immer, wenn eine Mann=
ſchaft
gleichzeitig auf Pokal und Meiſterſchaft zuſteuern will. Weit
ſchlimmer noch als die Niederlage von Sheffield Wednesday war
die Schlappe, die ſich der Tabellenzweite und vorjährige Meiſter
der erſten Klaſſe, Sheffield Wednesday mit 1:2 Treffern von dem
zweitklaſſigen Barnsley holte. Die erſtklaſſige Mannſchaft von
Blackpoel ließ ſich mit der gleichen Torziffer von dem drittklaſſigen.
Southport hereinlegen. Von erſtklaſſigen Vereinen haben nur die
folgenden bislang die fünfte Runde, die noch acht Spiele bringt,
erreicht: Everton, Newcaſtle United, Mancheſter United, Chelſea,
Arſenal, Blackburn Rovers, Bolton Wanderers, Sunderland,
Sheffield United, Portsmouth, Sheffield Wednesday und Bir=
mingham
.
5. B. Darmſtadt 1898 Germanig Bieber 0:2 (0:0).
Obwohl die Einheimiſchen in der 1. Halbzeit leicht überlegen
waren und die 2. Spielhälfte zumindeſt einen ausgeglichenen Spiel=
verlauf
zeitigte, kamen die Gäſte zu einem glücklichen Sieg, der,
wenn er überhaupt verdient war, nur dem beſſeren Können ihres
Torhüters zuzuſchreiben iſt. Während ſich nämlich Winter im Tore
von Bieber als ein glänzender Beherrſcher ſeines Strafraumes
entpuppte und durch ſein durchdachtes Stellungsſpiel auch die beſt=
angelegten
Angriffe der 98er erfolgreich abſtoppte, hatte Bärenz
in der 1. Hälfte einige ſchwache Momente, ſo insbeſondere als ein
halbhoher Schuß des Gäſtehalblinken Kemmerer ihm über die
Fingerſpitzen hinweg ins Tor rutſchte. Bis dahin hatten die
Darmſtädter weit mehr vom Spiel gehabt, ohne jedoch ihrer Ueber=
legenheit
durch Treffer Ausdruck verleihen zu können. Die Schluß=
leute
von Bieber vollbrachten eine ſehr gute Leiſtung, ſodaß es den
Lilienträgern ſchwer fiel, ſich im Strafraum des Gegners durch=
zuſetzen
. Nachdem auch ein ſchöner Schuß von Kratz nichts ein=
gebracht
hatte der Ball ſprang von der Latte ins Feld zurück
kamen die Gäſte bei einem Durchbruch des rechten Flügels zu einem
2. Tor, als ihr Halbrechter an dem entgegenlaufenden Bärenz vorbei
den Ball in genauer Berechnung ins Tor ſchob. In der 2. Hälfte hat=
ten
die 98er mehrfach gute Gelegenheit, aufzuholen. Allzu langes
Zögern mit dem Schuß, die Stärke des gegneriſchen Abwehrtrios
und auch ein gut Teil Pech ein Strafſtoß von Frey landete an
der Latte verhinderten eine Verbeſſerung des Reſultates. Im=
merhin
darf in der Geſamtkritik geſagt werden, daß das Spiel der
Einheimiſchen weit flüſſiger geworden iſt, ſodaß bei etwas ratio=
nellerer
Geſtaltung des Spielaufbaues auch die Erfolge ſich wieder
einſtellen dürften. Klingler=Groß=Gerau leitete korrekt.
1. Jgd.1. Jgd. Rotweiß, hier, 6:0. 2. Jgd.1. Jgd. Ober=
Ramſtadt, hier, 3:0. 3. Jgd.2. Jgd. Egelsbach, dort, 2:0.
4. Jgd.2. Jgd. Groß=Gerau, dort, 3:1. 1. Schüler1. Schüler
Polizei, hier, 2:0.
Zußball im Kreis Starkenburg.
Die Ergebniſſe vom Sonntag, den 25. Januar.
Viktoria Walldorf Union Darmſtadt . . . 6:1 (3:1)
Germania Pfungſtadt Polizei Darmſtadt . 1:3 (1:2)
Sportverein Münſter Haſſia Dieburg . 3:1 (2:0)
FV. Sprendlingen FC. 03 Egelsbach . . 4:4 (3:1)
SV. Mörfelden SV. 1911 Neu=Iſenburg . 2:0 (1:0)
Bikkoria Walldorf Union Darmſtadt 6:1 (3:1).
Der Tabellenerſte konnte die Beſſunger ziemlich eindeutig
ſchlagen. Allerdings verlor Union ſchon in der erſten Minute
ſeinen Mittelläufer durch Verletzung und mußte das ganze Spiel
mit 10 Mann beſtreiten. Walldorf war auf allen Poſten gut und
ſiegte verdient. Union gab in der erſten Hälfte einen gleichwer=
tigen
Gegner ab, um nach der Pauſe zuſammenzuklappen. Durch
das Fehlen des Mittelläufers waren verſchiedene Umſtellungen
nötig, die ſich nicht bewährten. Der Torwächter hätte wohl ein
oder das andere Tor verhindern können, doch machte ſich auch hier
die alte Verletzung bemerkbar. Die Verteidigung war ſehr gut,
aber überlaſtet, die übrigen ſpielten ziemlich luſtlos und gingen
dem harten Spiel der Walldörfer aus dem Wege. Schiedsrichter
Pforr=Frankenthal konnte nicht überzeugen. Beim Verlaſſen des
Platzes wollten einige Zuſchauer Walldorfs die Spieler beläſtigen,
wurden aber von der energiſchen Platzordnung ſowie Vorſtands=
mitgliedern
im Zaume gehalten.

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Seite

Montag, den 26. Januar 1931

Nummer 26

Germanig Pfungſtadt- Polizei Darmſtadk 1:3 (1:2).
Die 1. Spielhälfte ſtand im Zeichen der Polizei. Schön auf=
gebaute
Angriffe brachten Pfungſtadts Tor wiederholt in Gefahr.
Ein Vorſtoß des techniſch guten linken Polizeiflügels Müller=
Pfeiffer fand Pfungſtadts Deckung nicht auf dem Poſten. Göbel 2.
verwandelte aus kurzer Entfernung unhaltbar. Wenig ſpäter
erhöhte Bönſel durch ſcharfen Schuß auf 2:0 für Polizei. Eine
Minute vor Halbzeit erzielte Marquardt durch Verwandlung eines
Eckballes den einzigen Gegentreffer Pfungſtadts. Nach der Pauſe
dominierte der Platzverein und wurde zeitweiſe drückend über=
legen
. Doch haarſträubendes Pech und die ſichere Abwehr der
Polizeiverteidigung verhindern jeden Erfolg. Als die Gäſte bei
ihren ſeltenen Angriffen durch Göbel 2. ein 3. Tor erzielten, war
der Kampf entſchieden. In den Schlußminuten verſchoß Pfung=
ſtadt
einen Handelfmeter. War die Polizei ſpieleriſch etwas
beſſer und wies vor allem ein deutliches körperliches Plus auf, ſo
hatte Pfungſtadt die beſten Torgelegenheiten, ſodaß ein Unent=
ſchieden
dem gut beſuchten und von Peiſeler=Karlsruhe gut gelei=
teten
Kampf am beſten entſprochen hätte.
Germania Pfungſtadt Reſerve Polizeiſportv. Darmſtadt
Reſerve 1:2.
Darmſtädier Schwimm-Erfolge.
Unter guter Beſetzung (rund 200 Schwimmer) aus dem
Gau I, Kreis IV des D.S.V. fand geſtern im neuerbauten
Fechenheimer Hallenbad das diesjährige Gaufeſt vor einem zahl=
reich
erſchienenen Publikum ſtatt. Auch die beiden Darmſtädter
Vereine Jungdeutſchland und Rot=Weiß hatten ihre Meldungen
abgegeben und konnten wertbolle Siege erringen. Im Herren=
kraul
100 Meter, Klaſſe 3, konnte Kleinſchmidt (Jungdeutſchland)
mit 1:15,6 ſeinen Gegnern das Nachſehen geben. Hans Vogel
(Rot=Weiß) holte ſich das Freiſtil 100 Meter, Klaſſe 2b in 1,12
vor ſtarker Konkurrenz. Auch im Kraul 100 Meter für Herren
2a gab es einen Doppelſieg von Fr. Hanſt und K. H. Schmal=
bach
(beide Rot=Weiß), wobei letzterer knapp mit Handſchlag
1:10,4 bzw. 1:10,5 den Kampf für ſich entſcheiden konnte. In
der Damen=Bruſtſtaffel 6mal 40 Meter konnten ſich die Darm=
ſtädter
Damen nicht durchſetzen, da Jungdeutſchland ſtark ge=
ſchwächt
war. Doch die Lagenſtaffel wurde mit Fr. Sulzmann,
Frl. Stepp und Frl. A. Müller eine ſichere Beute. Zu erwähnen
iſt noch der überlegene Sieg des Jugendlichen Heyue, der mit
1:27,8 für 100 Meter Rücken eine gute Zeit erreichte. Ein Waſſer=
hallſpiel
zwiſchen Delphin Frankfurt=Niederrad 04 komb. und
Rot=Weiß, das den Abſchluß der wohlgelungenen Veranſtaltung
bildete, geſtaltete ſich zu einem 5:1=Sieg für Rot=Weiß, der mit
der Aufſtellung Karg, A. Dahmer, H. Vogel und Gebrüder Hanſt
ſpielte.
Baſſerball.
Reichsbahn T. S. V. Darmſtadt.
Obiger Verein veranſtaltet am kommenden Mittwoch,
21,30 Uhr, im Städtiſchen Hallenbad einen Waſſerball=Abend, an
dem ſich Arademiſcher Sportklub, Tv. Arheilgen,
Reichsbahn Frankfurt und der Veranſtalter beteiligen
werden. Im erſten Sipel treffen ſich Akademiſcher Sport=
klub
Tv. Arheilgen. Hier dürfte erwartungsgemäß der
A. S. C., der in der letzten Zeit durch ſeine Siege über beachtliche
Gegner biel von ſich reden machte, zu einem Erfolge kommen.
Auch eine Ueberraſchung iſt in dieſem Spiele nicht ausgeſchloſſen,
Den Abſchluß des Abends bildet das Spiel Reichsbahn
Frankfurt Reichsbahn Darmſtadt um den Wander=
Preis des Eiſenbahnvereins Darmſtadt. Die Frankfurter ſind
durch den Zugang neuer Spieler bedeutend verſtärkt und ver=
mochten
vor kurzem gegen Delphin Frankfurt einen 4:2 Sieg zu
erringen. Die Darmſtädter Mannſchaft, die mit Schneidmüller;
Hartmann, Waſſer; Fey; Peter, Reiß, Braun antritt, wird, wenn
ſie ſich der Schwere des Spieles bewußt iſt, ehrenvoll aus dem=
ſelben
hervorgehen. Vor dem Waſſerbällſpiele ſchwimmen die
Alten Herren beider Vereine eine 4mal 50 Meter Bruſtſtaffel.
Rot=Weiß Delphin Frankfurt.
Am Dienstag abend, 7,45 Uhr, treffen im weiteren
Verlauf der Waſſerballrunde die Ligamannſchaft des Veranſtal=
ters
und die A=Klaſſen=Mannſchaft des S. C. Delphin aufeinan=
der
. Die Frankfurter, die unter dem Training des früheren
Gauwaſſerballwarts Steiger ſtehen, verfügen über eine harte
Deckung und haben ihren beſten Mann im Linksaußen Würges,
der dieſen Poſten auch in der Frankfurter Stadtmannſchaft ver=
ſieht
. Rot=Weiß tritt mit der gleichen Mannſchaft an, die gegen
den E.F.S.C. die beiden Punkte holte. Eintritt frei.
Turnen.
Gerätewvettkampf: Fr. Tgde. Darmſtadt Arheilgen 0:2.
(498: 548 Punkte.)
Um 10 Uhr ſtellten ſich beide Mannſchaften in Darmſtadt in
der Liebigs=Oberrealſchüle zum angeſetzten Serienkampf der Dur=
uier
den Geräten. Was man zu ſehen bekam, war erſte Klaſſe.
Arheilgen, im Bezirk von früher her ſchon als einer der beſten
Turnvereine bekannt, machte heute auch wieder den beſten Ein=
druck
. Für Darmſtadt ſind die nur 50 Pluspunkte immerhin eine
beachtliche Leiſtung. Die Mannſchaft dürfte für kommende
Kämpfe doch noch einen beachtlichen Gegner präſentieren. Die
Punktergebniſſe an den einzelnen Geräten waren wie folgt:
Reck: D. 165 P. A. 173 P., Barren: D. 153 P. A. 163 P.
Pferd: D. 145 P., A. 171 P., Gymnaſtik: D. 35 P., A. 36 P.
Winkerſport.
Zweier=Bobrennen in Oberhof.
Rekordfahrten auf der Wadebergbahn.

Im Rahmen der Oberhofer Bobwoche fanden am Sonntag auf
der Wadebergbahn Zweierbobrennen ſtatt, in denen bei der
ausgezeichneten Beſchaffenheit der Bahn, die 1908 Meter lang iſt,
der beſtehende Rekord zweimal verbeſſert werden konnte. Zunächſt
wurde außer Konkurrenz der Rekord von dem Berliner Filmſchau=
ſpieler
und Radrennfahrer v. Newlinſki (BSC.) auf Bob
Oeſterreich I von 2,00,1 auf 1,59,5 gedrückt. In der Konkurrenz
unterbot Schäfer auf Bob Petzel des B.C. Oberhof dieſe
Leiſtung auf 1,59,1.

Tſchechiſche Skimeiſterſchaften.
Die internationalen Skimeiſterſchaften der Tſchechoſlowakei wurde
nach einem Ruhetage am Samstag in dem Rieſengebirgsorte Starcken
bach (Nelimmice) mit dem 18 Klm.=Langlauf fortgeſetzt. Bei prächtige=
Wetter und beſten Schneeverhältniſſen ſtarteten 156 Teilnehmer. Di
beſte Zeit des Tages erzielte Muſil (Neuſtadt in Mähren) der al
Sieger der Klaſſe 2 auch die Läufer der Klaſſe 1 übertraf. Im Haup
wettbeiverb ſchnitt der Deutſchböhme Lauer am beſten ab. Der lan
jährige Titelhalter O. Nemecky endete auf dem 14., der Norweger Sig
mund Ruud auf dem 15. und deſſen Landsmann Janſſen auf dem 3
Platz.

Auf der Wiener Kunſteislaufbahn wurde am Sonntag vor
4000 Zuſchauern die Europameiſterſchaft für Herren im Eiskunſt=
laufen
ausgetragen. Karl Schäfer=Wien war allen ſeinen Kon=
kurrenten
klar überlegen und verteidigte ſeinen Titel eines
Europameiſters gegen den Berliner Meiſter Bayer mit Erfolg
Die kanadiſche Eishockeymannſchaft Manitoba beſiegte in München
eine Kombination Münchener E.V./S.C. Rießerſee mit 11:1.
Auf der Hindenburgſchanze in Oberhof erzielt Karl Wagner=Ober=
Schönau einen geſtandenen Sprung von 62 Metern.
Norwegiſcher Meiſter im Eisſchneklaufen wurde Stenbeck vor dem
Titelverteidiger Ballengrud.
Bayeriſcher Skimeiſter wurde wieder Guſtl Müller (Baheriſch=Zell).

Polizei Darmſtadt Mannheim-Baldhof 3:2 (2:1).
Zum zweiten Spiel um die Weſtgruppenmeiſterſchaft trafen ſich
geſtern auf dem Polizei=Sportplatz obige Mannſchaften. Obwohl
die Poliziſten mit Erſatz für Schliffer und Baumann antraten,
gelang es ihnen doch, dank der vorzüglichen Verteidigung, das
Spiel für ſich zu entſcheiden. Der Sturm wollte ſich nicht recht zu=
ſammenfinden
, weshalb auch viele Torchancen unausgenützt blie=
ben
. Die Läuferreihe war wiederum die ausgeſprochene Stütze der
Verteidigung, die das Polizeitor in gewohnter Weiſe ſchützte.
Bordt im Tor hatte wieder einmal ſeinen Tag. Die Waldhof=
Elf überraſchte etwas. Trotz körperlicher Unterlegenheit geſtaltete
ſie durch ihre Flinkheit und Kombinationstechnik das Spiel von
Anfang bis Ende äußerſt intereſſant und offen. Einen Fehler hätte
die Mannſchaft: man umhalſte im eigenen Strafraum den
Polizeiſturm zu abſichtlich, was zu einer Menge Strafwürfe
führte. Im allgemeinen nahm das Spiel einen fairen Verlauf.
Die Mannſchaftsaufſtellung war folgende: Polizei ſpielte mit
Bordt; Link, Walther; Unmacht, Pfeifer, Brack; Bohl, Huber,
Jans, Stahl, Erb.
Zum Spiel ſelbſt: Gleich von Anfang an entwickelte ſich
ein äußerſt ſchnelles und abwechſlungsreiches Spiel. Zwei Straf=
ſtöße
, von Huber geworfen, kann der Waldhoftorhüter gerade noch
mit dem Fuß aus der Ecke treten. In der 7. Minute kann der
Gäſtehalblinke einen ſchön eingeleiteten Kombinationszug zum
Führungstreffer verwandeln. 1:0 für Waldhof. Gleich darauf ge=
lingt
es Jans nach gut eingeleitetem Angriff, durch unhaltbaren
Doppelhänder in die rechte Torecke den Ausgleich herzuſtellen. Das
Spiel iſt ziemlich ausgeglichen, ein ſcharfes Rennen um den Ball
hat ſich entwickelt. Erſt in der 25. Minute kann Stahl den Füh=
rungstreffer
für die Polizei erzielen. Noch einige Strafwürfe für
die Grünen bleiben fruchtlos. Halbzeit 2:1.
Nach Wiederbeginn ſucht Waldhof mit aller Kraft den Aus=
gleich
zu erringen, daß alle Angriffe ſcheitern an der ſicher arbei=
tenden
Polizeiverteidigung. In der 22. Minute erhöht Erb durch
einen prächtigen Strafwurf auf 3:1. Kurz vor Schluß kann Wald=
hof
durch Strafwurf noch ein Tor aufholen. Mit 3:2 trennen ſich
die Gegner.
Fiſcher=Nürnberg leitete das Spiel in ſeiner bekannt einwand=
freien
und exakten Art.
1. Jugend Polizei unterlag der 1. Jugend des S.V. 98 7:1.
Die 2. Jugend ſiegte im Stadion gegen die 3. des S.V. 98 mit 5:1.
Weſtmark Trier F. S. V. Mainz 05 4:2 (3:1),
Die an einen harten Platz gewöhnten Mainzer fanden ſich
auf dem aufgeweichten Spielfelde des Trierer Stadions, das von
1000 Zuſchauern umſäumt war, nicht zurecht. Die Mainzer hinter=
ließen
in Trier keinen guten Eindruck, da ſie ſehr oft hart ſpielten
und verſchiedene ihrer Spieler danken es nur der unangebrachten
Großzügigkeit des ſonſt guten Schiedsrichters Marquardt=Eßlingen,
daß ſie von Platzverweiſen verſchont blieben. Mainz ging durch
einen Strafwurf ſeines Halblinken in Führung, die aber Trier
ſofort durch den Linksaußen wieder ausglich. Ein Strafwurf des
Halblinken ſtellte das Egebnis auf 2:1, und ein unverhaffter
Fernſchuß des Linksaußen aus 25 Meter Entfernung ſtellte das
Ergebnis auf 3:1 für Trier. Nach der Pauſe verbeſſerte Mainz
auf 3:2. Trier ſtellte aber den alten Abſtand wieder her und ge=
wann
das Treffen mit 4:2.
Abteilung Weſt.
In der Abteilung Weſt der ſüddeutſchen Handball=Endſpiele
pauſierte der Titelverteidiger, Sportverein Darmſtadt 1898. Mit
Intereſſe ſah man dem Debut des zum Rheinmeiſter erklärten
S.V. Waldhof entgegen, der ſich von der Darmſtädter Polizei bei
guten Leiſtungen nur knapp 3:2 ſchlagen ließ. Mainz 05 gaſtierte
in Trier und holte ſich bei Weſtmark mit 4:2 die zweite Nieder=
lage
, ſo daß Polizei Darmſtadt die Tabelle anführt:

Polizei Darmſtadt 2 Spiele 7:3 Tore 4:0 Punkte S.V. Darmſtadt 98 5:0 2:0 Weſtmark Trier 4:7 2:2 S.V. Waldhof 2:3 0:2 F.S.V. Mainz 05 3:8 0:4

Abteilung Oſt.

Durch das Ausſtehen des nordbayeriſchen Meiſters, der erſt am
Sonntag in der Sp.Vgg. Fürth ermittelt wurde, mußten die Stutt=
garter
Kickers im erſten Treffen der Abteilung Oſt nach München
und wurden dort 6:1 geſchlagen, ſo daß nach dem erſten Sonntag
die Münchener in Führung liegen.
1860 München Kickers Stuttgart 6:1 (5:1).
Auf einem ſehr ſchlechten Boden nahmen am Sonntag die
Endſpiele der Abteilung Oſt in München ihren Anfang. Die
Einheimiſchen landeten gegen den württembergiſchen Meiſter den
erwarteten Sieg, der höchſtens bezüglich der Höhe des Ergebniſſes
überraſcht. Sie befanden ſich in ausgezeichneter Form und be=
herrſchten
jederzeit die Lage. Ihr beſter Mann war Haupten=
buchner
, der auch die Mehrzahl der Treffer erzielte. Die Kickers
hatten gegen dieſen Gegner nichts zu beſtellen. Sie verhinderten
ſogar durch ihre gute Hintermannſchaft eine höhere Niederlage.
Der beſte Mann der Stuttgarter war der Mittelſtürmer, deſſen
Gefährlichkeit aber bald erkannt und durch ſyſtematiſche Be=
wachung
beſeitigt war. Der Nürnberger Schiedsrichter führte den
Kampf ſicher durch.
Süddeutſche Meiſterſchaftsſpiele: Abteilung Weſt: Polizei
Darmſtadt SV. Mannheim=Waldhof 3:2. Weſtmark Trier
FSV. Mainz 05 4:2. AbteilungOſt: München 1860
Kickers Stuttgart 6:1.
Um die Meiſterſchaft von Nordbayern: Sp.Vg. Fürth 1. FC.
Nürnberg (Rückſpiel) 2:1.
Gruppen=Verbandsſpiele: Main=Heſſen B: Polizei Wies=
baden
Hakoah Wiesbaden 2:2. Gruppe Rhein: Pfalz
Ludwigshafen Phönix Mannheim 0:1. Mannheim 08
Mannheim 07 0:1.

Handball-Termine der 2.5.B.
Meiſterſchafts=Finale am 28. Juni.
Für die diesjährige Handball=Meiſterſchaft der D. S.B.,
an der ſich 14 Mannſchaften beteiligen, je drei aus Weſt= und Mittel=
deutſchland
, je zwei aus Berlin, Norddeutſchland und Süddeutchland,
ſowie je eine aus Südoſtdeutſchland und dem Baltenverband, ſind die
Termine feſtgeſetzt worden. Die Vorrunde findet am 19 April, die
erſte Zwiſchenrunde am 17. Mai und die Endrunde am 31. Mai ſtatt.
Im Juni kommen dann die Entſcheidungsſpiele mit der Turnerſchaft
zum Austrag, für welche die Deutſche Sportbehörde zwei Mannſchaften
ſtellt. Die Vorrunde wird am 14. Juni und die Endrunde am 28. Juni
ausgetragen.
Die Zwiſchenrunde für den D. S.B.=Pokal findet, wie ſchon gemel=
det
, am 1. März ſtatt. In Hannover ſpielen Norddeutſchland und
Berlin, in Magdeburg Mitteldeutſchland und der Baltenverband.

Main=Heſſiſche Damen=Handballmeiſterſchaft.
Mainz vor Frankfurt.
Erfreulicherweiſe gingen die Vorrundenſpiele um die Dam
meiſterſchaft von Main=Heſſen bisher programmgemäß vonſtatte
ſo daß hoffentlich die Ermittlung des Meiſters diesmal nicht
dem Dienſtwege (Erklärung durch die Behörde) zu erfolg
braucht. Mainz 05 hatte auf eigenem Platze die Darmſtäd=
Polizei zum Gegner und ſiegte mit 3:0 (1:0), einem allerdi
überraſchend knappen Ergebnis, das eher als ein Erfolg
Darmſtädterinnen gewertet werden kann. Eintracht Fran
furt ſiegte gegen Wormatia Worms, die ſich nur durch ne
Spielerinnen vertreten ließ, leicht mit 5:0 (4:0). Das Tref

war allerdings nach der Pauſe wenig ſchön, da es ſich durchweg
vor dem Wormſer Tore abſpielte, vor dem ſich alle 18 Feldſpiele=
rinnen
befanden und ſich gegenſeitig im Wege ſtanden. Die Ta=
belle
der Spiele hat nach Erledigung der Vorrunde folgendes

Ausſehen:
FSV. Mainz 05
Eintracht Frankfurt
Polizei Darmſtadt
Wormatia Worms

3 Spiele 13:2 Tore
10:3
4:7
0:6

6:0 Punkte
4:2
2:4
0:6

SVgg. Arheilgen TSpV. Braunshardt 1:3 (0:1).
Um die Kreismeiſterſchaft.
Man hätte wieder einmal ſchon vor dem Spiel gewonnen
und nahm das Spiel viel zu leicht. Braunshardt wußte, was
auf dem Spiel ſtand, kämpfte das Spiel ſeines Lebens, ſpielte
meiſt nur mit drei Mann im Sturm, das übrige verteidigte. Mit
drei Strafwürfen entſchieden die Gäſte das Spiel, auf Grund
ihres Eifers. Auch verdient. Arheilgen ſpielte weit unter der
ſonſtigen Form, allerdings muß geſagt werden, daß die Eaſtgeber
ſtarkes Schußpech hatten. Das Spiel war äußerſt hart. Man
muß berückſichtgen, es ging um die Kreismeiſterſchaft. Der
Schiedsrichter Bauer=Biebrich war ein ſtrenger, gerechter Leiter
und hatte das Spiel jederzeit in der Hand. Soweit ging alles in
Ordnung. 5 Minuten vor Schluß mußte ein Spieler von Ar=
heilgen
und gleich darnach ein zweiter vom Platz. Ein Spieler
von Braunshardt ging handgreiflich vor und das Schlimmſte,
ein Arheilger meinte, er müßte an den Schiedsrichter. Schieds=
richter
Bauer, der den beſten Eindruck hinterließ, pfiff das Spiel
ab. Schade, daß dieſe Vorfälle, die allgemein ſehr bedquert wur=
den
, zur vorzeitigen Beendigung des Spieles führten.

Sportabtlg. Merck A. S.C. Darmſtadt 12:2 (4:7).
Das war ein Freundſchaftsſpiel im beſten Sinne des Wortes.
Bei aller Schnelligkeit und gutem Zuſammenſpiel konnte ſich der
Sturm des A.S. C. gegen die in voller Form ſtehende Mercks=Elf
nicht durchſetzen, ſo mußten die A.S.C.er mit obigem Ergebnis
unterliegen. Die beide Parteien befriedigende Leitung lag bei
Dr. Grünewald. Damit begann die Serie von Freundſchafts=
ſpielen
, zu denen es Merck gelungen iſt, eine Reihe beſter Mann=
ſchaften
, wie Mainz 05, Polizei Worms, TSV. Langen uſw., zu
gewinnen, mit einem verheißungsvollen Sieg.
Handbant in der 9.a.
Main=Rhein=Gau.
Um den Abſtieg in der A=Klaſſe: Auerbach Seeheim 4:1 (0:0).
Vorwärts Langen Rödelheim 5:8 (4:2), 2. Mannſchaften
0:6, Pfungſtadt Wolfskehlen 1:3 (0:2): 2. Mannſchaften 0:2;
Tgſ. Darmſtadt Beſſungen 2:2 (0:2): Egelsbach Buchſchlag
6:2 (3:0): Stockſtadt Biebesheim 1:2 (1:1).
Die ungünſtige Witterung beeinflußte die Spiele ſtark. Et=
liche
ſielen ſogar aus. Der Beſſunger Platz ging noch an, wo
ſich Auerbach und Seeheim im Entſcheidungsſpiel gegenüberſtan=
den
. Geibel=Pfungſtadt leitete ſicher. Wie in der Vorſchau an=
gedeutet
, waren ſich die Parteien ebenbürtig. Gute Abwehr auf
beiden Seiten verhinderte jeden Torerfolg, ſo daß es mit 0:0 in
die Pauſe ging. Beim Stande von 2:1 für Auerbach wurde Spalt=
Seeheim wegen Nachtretens vom Platze geſtellt. Ihrer beſten
Stütze beraubt, mußte die Elf dann 1:4 unterliegen. Bedauer=
lich
dabei ift, daß eine Mannſchaft wegen des Ausartens eines
Spielers ſehr geſchwächt wurde. Weiterhin ſind zwei unerwar=
tete
Niederlagen aus Langen und Pfunzſtadt zu verzeichnen. Bei
anſtändigem und jederzeit offenem Spiel führte Vorwärts
Langen 4:2 gegen Rödelheim. Doll wirkte wieder mit auf ſei=
nem
alten Poſten als binker Verteidiger. Eine Verletzung ließ
den Langener Hüter ausſcheiden: Doll ging ins Tor, wobei die
Abwehr erheblich geſchwächt wurde. Rödelheim bebam Ober=
waſſer
und erzielte ſechs weitere Tore, denen Vorwärts nur
eines entgegenſetzen konnte. In Pfungſtadt wußte man nicht,
wird geſpielt oder nicht. Als ſich der Himmel etwas aufhellte,
pfiff Wiemer=Bickenbach an. Beide Parteien ſtellten bunt zu=
ſamnmengeſtellte
Mannſchaften, wobei die Pfungſtädter mit der
Jugend ſtark durchſetzt war. Ein Spiel, das dem Namen beider
Vereine entſpricht, wurde daher nicht geboten. Man ſah, daß die
rechte Luſt fehlte, zumal etliche Jugendſpieler viel zu mundſtark
waren. Der Sieg der Gäſte iſt verdient, und Wiemer machte
ſeine Sache gut.
Der Bruderwettſtreit an der Kvanichſteinerſtraße wurde in
beſtenr Einvernehmen durchgeführt, ſo daß Karn=Arheilgen ein
leichtes Amt hatte. Stocſtadt dwar mit ſeiner Elf aus der
Spielreihe ausgeſchieden. Erneut hat man den Handball wieder
aufgenomnen und ſich gleich die eben ſehr guten Biebesheimer
verpflichtet. Nach reichlich hartem Spiele blieben die Gäſte knapp
2:1 Sieger. Einen Achtungserfolg errang die jüngſte Mann=
ſchaft
im Eau von Buchſchlag. Egelsbach war der Gegner, der
kürzlich in Sprendlingen ſiegte, und dazu noch auf deſſen Platz.
Mit vorbildlichem Eifer war man bei der Sache und Egelskach
hatte Arbeit, um ſich vor Erfolgen der Gäſte zu bewahren. Daß
der Platzverein ſchließlich doch 6:2 ſiegte, ſpricht ſür deſſen lang=
jährige
Spielerfahrung einmal, und dann darf der Klaſſenunter=
ſchſied
nicht vergeſſen werden.
Tgſ. 1875 Darmſtadt Tgde. 1865 Beſſungen 2:2.
Das Spiel der zweiten Mannſchaften beider Vereine endete
nach abwechſelungsreichem Verlauf 2:1 für die Platzbeſitzer.
Das Treffen der erſten Mannſchaften, die beiderſeits mit Erſatz
antreten mußten, bot ſpannende Kampfmomente. Waren in der
erſten Halbzeit die Beſſunger begünſtigt durch den ſtarken
Wind leicht im Vorteil, was ſie durch zwei Tore auch zum
Ausdruck bringen konnten, ſo ſah die zweite Hälfte einen ſtarken
Druck der 1875er auf das gegneriſche Tor. Lediglich der verſtärk=
ten
Verteidigung der Beſſunger iſt es zu verdanken, daß nur zwei
Gegentore fielen, ſo daß das Spiel ſchließlich 2:2 endete.
Turner Karn=Arheilgen, leitete das intereſſante Treffen, zu dem
ſich trotz des wenig ſchönen Wetters eine anſehnliche Zuſchauter=
menge
eingefunden hatte, gut.

Ein Freundſchaftsſpiel. Die Gäſte konnten ſich vorerſt nid
recht finden. Das Spiel wogte hin und her, bis es der Platze,
durch den Linksaußen gelang, zum Führungstreffer zu komme
Bis zur Halbzeit war das Leder noch dreimal in dem Heiligtur
der Gäſte. Nach Wiederanpfiff verſuchte Frankfurt mit allen Mit
teln zum Ehrentor zu gelangen, jedoch ſcheiterte jeder Angriff a
der Verteidigung. Leider kam dadurch eine gewiſſe Härte in da
Spiel. Den Gäſten gelang in der 44. Minute das Ehrentor. Darm
ſtadt konnte in der 2. Halbzeit noch 2 Treffer erzielen. Die Fran
furter Mannſchaft war eifrig, zeigte aber keinen Spielaufbau
Ebenſo fehlte der placierte Schuß. Bei der Platzelf kam das reif
Können klar hervor, jedoch hat man die Reichsbahnelf ſchon beſſ=
geſehen
. Trotz des ſchlechten Wetters wohnte eine ſtattliche Zu
ſchauerzahl dem ſchönen Spiel bei. Weimer=Beſſungen leitete ei
wandfrei und zur Zufriedenheit beider Parteien.
Fr. Tgde. Darmſtadt Jgd. Sprendlingen Jgd. 4:1 (1:0).
Die zwei Gruppenmeiſter des erſten Bezirks ſtellten ſich m
etwas Verſpätung dem Schiri. Was man im Kanpf um de
Bezirksmeiſterſchaft ſah, war guter Handballſport, bei welcher
manche erſten Mannſchaften hätten lernen können. Beide Ve
eine können ſtolz auf ſolchen Nachwuchs ſein. Darmſtadt
Sprendlingen 1. 1:3 (1:1). Kritik zu dem Spiel ſelbſt
übrigt ſich, inſofern bei dauernd viedergehendem Regen kein rick
tiges Spiel aufkommen konnte.

[ ][  ][ ]

Nummer 26

Montag, den 26. Januar 1931.

Seite 7

Hallenſporkfeft in Frankfurk a. M.
Der Erfolg dieſes Hallenſportfeſtes iſt unbeſtritten. Die zahl=
reich
erſchienenen Zuſchauer ſtellten einen prächtigen Rahmen für
die ebenſo zahlreichen Wettkämpfe, lebten mit und auf und waren
ſchſließlich auch alle ob des Gebotenen reftlos zufrieden, ohne ſich
allerdings viel Kopfzerbrechen zu machen über den ſpeziell für
Läufer ſehr zweifelhaften Wert des Hallenſportes. Rückſichtslos
erſchwert wurde aber den Leichtqthleten ihr Tun auf der 140=
Mser=Rundbahn durch mächtige Rauchwolken, die die an ſich
ſchei trockene, heiße Luft den Lungen zu einer wahren Qual
machten. Wann kommt das erſte Hallenſportfeſt mit Rauchver=
bot
? Wenn man dem letzten Aktiven den Hallenlauf ganz ver=
ekelt
hat?
Schon um 6 Uhr mußten die vielen Vorkämpfe zu den offe=
nen
Wettbewerben beginnen. Sämtliche Konkurrenzen waren
leiſtungs= und zahlenmäßig ſehr gut beſetzt, ſo daß eine geringe
Verzögeruing in der Abwickelung erklärlich und zu entſchuldigen
iſt. Noch während der Vorkämpfe füllten ſich die Ränge und bei
dem Einmarſch der Teilnehmer Sportler und Turner war
bereits eine mehrtauſendköpfige Zuſchauermenge anweſend. Der
erſte Wettbewerb 800 Meter offen brachte Kampf und Stim=
mung
. Abel=Neckarau ſiegte ſchließlich recht ſicher vor ſeinem
anderen Konkurrenten in 2,09 Minuten. Mit beſonderer Span=
nung
wurde der erſte Lauf des Sprinterdreikampfes (über 50
Meter) erwartet, mit Körnig-LammersJonath. Metzner war
wegen Kvankheit nicht am Start. Der Starter hatte ſeine liebe
Not, aber ſchileßlich hatte es doch geklappt. Jonath lag dicht bei
Körnig, Lammers außen auf gleicher Höhe, aber im Ziel war
Körnig um die berühmte Kümmelbrötchenlänge‟ Erſter.
Während der 10mal 50 Meter=Pendelſtaffel der Jugend, für deren
Endlauf ſich auch die A=Mannſchaft des Sportvereins 1898
Darmſtadt vor Eintraht Frankfurt A und J. G. Frankfurt
qualifiziert hatte, konnten ſich die Gemüter wieder beruhigen.
Die nächſte Senſation brachte der 3000=Meter=Lauf.
In den erſtem Runden ſorgte Klein=Frankfurt für Tempo, dann
ging Helber 2. in Führung, vor Habich=Sportv. 1898 Darmſtadt.
Hermann Helber der Deutſche Doppelmeiſter des Jahres 1930
hielt ſich ſtark im Hintergrund, um ſich einzulaufen. Als er
ſich eingelaufen hatte, ſtellte ſich heraus, daß er ſich anfangs
zu ſtark im Hintergrund gehalten hatte, denn mittlerweile hatte
Habich einige Runden auf Tempo gelaufen, Helber 1. konnte
dann wohl cufſchließen, auch an Habich vorbeigehen, aber ſeinen
Brüder Fritz nicht mehr erreichen. Dieſer ſiegte verdient unter
lebhaftem Beifall der Maſſen in 9,13 Minuten vor Helber 1. (9,26
Min.) und Habich=Darmſtadt. Vierter wurde Haag=Tgſ.
Darmſtadt 1875. Eine Erkältung und völlig ungenügendes
Training brachte Hermann Helber dieſe Niederlage ein. Er nahm
ſie nicht allzu tragiſch: Freude und Leid blieben ja in der
Familie‟. Die Zeit des Siegers war übrigens die relativ beſte
des Abends.
Zwiſchenakt: Dr. Peltzer läuft im Ueberdreß ſchnell nochmal
um die Bahn, wird natürlich entdeckt und ſtürmiſch begrüßt. Die
Maſſen rqunen: er ſoll in beſter Form ſein .. . Beides un=
erläßlich
!
Dann liefen zum zweiten Male die eingeladenen Sprinter
über 50 Meter. Nervoſität am Start und in der Halle. End=
lich
knallts, aber zuvor ſchon zuckten Lammers und Jonath auf.
Der Starter ſchoß jedoch nicht zurück, Lammers lief auf und da=
von
, Köriig der abgeſtoppt und auf das Fehlſtartzeichen ge=
wartet
hatte wirbelte phänomenal mit den Beinen, kam auch
noch gut auf, doch Lammers freute ſich ſchon rieſig ob ſeines Sie=
ges
, Körmig war beleidigt.
Während der 4mal 2=Nunden=Staffel kam der
Lokalpatriotismus ſtürmiſch zu Wort: Eintracht führte noch in
der letzten Runde vor 1880 aber Frantz gab unter toſendem
Beifall der Eintracht doch noch das Nachſehen. Vor der Pauſe
brachte noch ein Faſuſtballſpiel der Turner und Sportler ſchöne
Kampfmomente.
Nach der Pauſe ſtellte ſich Rüb=Würzburg der Sieger der
offenen 50 Meter als guter Sprinter vor. Dann zogen die
Männer der Kugel die Maſſen in Bann, an der Spitze Hirſch=
ſeld
, der Liebling der Frankfurter, die beiden Altmeiſter, Geo
Brechenmacher und Ernſt Söllinger, Jumbo Schneider=
Rüſſelsheim, Moppel Berg=1880 Frankfurt und Nüh= Wurz=
burg
. Für dieſe Leicht=Athleten (Mindeſtgewicht 165 Pfund
iſt Hallenkampf Reiz, Anſporn. Keiner weiß das beſſer als Hirſch=
feld
, der deshalb gerne nach Frankfurt kommt, weil dort immer
die ſtärlſte Konkurrenz verſammelt iſt. Geradezu andächtig haben
die Maſſen die ſechs Stöße jedes einzelnen verfolgt und wieder
einmal feſtgeſtellt, daß Hirſchfeld techniſch ganz hervorragend
dieſe Uebung beherrſcht. 7 Zentimeter blieb er hinter ſeinem
eigenen Hallenweltrekord als Erſter mit 15,55 Meter, ſtürmiſch
geſeiert, gefolgt in klarem Abſtand von Schneider, Brechenmacher,
Söllinger. Ernſt Söllinger hatte übrigens bei den wenigen
Stößen Pech; er kam nicht auf ſeine augenblicklich wieder ſehr
guten Trainingsleiſtungen. Den 60=Meter=Hürdenlauf ge=
wann
Schimmel=Welſcher, der deutſche Meiſter, im feiner Ma=
nier
. Dann hatte die Eintracht wieder Pech in der 5mal 50=Mtr.=
Pendelſtaffel, die ebenfalls an 1880 fiel.
Dann Start der ſehnlichſt erwarteten 1000 Meter= Ein=
ladung
. Danz und Wichmann=Charlottenburg, Paul= Stutt=
gart
, Kvouth=1898 Darmſtadt, Wöll=J. G. Frankfurt waren ſchon
fertig, Dr. Peltzer noch nicht. Dann Kommando und Peltzers
obligatoriſcher Fehlſtart. Beim zweiten Mal gingen Danz und
Paul zu raſch ab, nach dem dritten Verſuch gings los und wie:
Wöll lief den Kinonen einfach auf und davon, Cag nach etlichen
Nunden eine ganze Kurve vor, ſchon dachten viele, er wäre nicht
mehr zu holen, da ſetzte Peltzer in den drei letzten Runden zu
mörderiſchem Endſpurt an, um in 2.43 Minuten vor Wichmann
Danz und Paul unter brauſendem Beifall zu ſiegen. Er ſcheint
eben tatſächlich in feiner Form zu ſein.
Als Einlage begeiſterte in hohem Maße ein Handballſp el
Eintracht gegen Polizei Frankfurt durch kraftvolle, ſchöne Kampf=
momente
. Dann ſiegte wieder Helmuth Körnig im dritten Lauf
über 60 Meter vor Lammers und Jonath und wurde damit Drei=
hampfſieger
mit 17 Punkten vor dem Turnermeiſter (16 Pkle.)
uind Jonath. Auch die 3mal 1000 Meter=Staffel fand bei
dem Publikum ſtarken Anklang. Hier war der Sportverein
1898 Darmſtadt ebenfalls vertreten mit Hebel, Krauth,
Lindner. Krauth brachte die Lilienträger auf den dritten
Platz und Lindner, als Schlußmann, konnte nach ſchönem Ren=
nen
den erheblichem Abſtand von der führenden Eintracht bis auf
60 Meter verringern und für den Sportverein den zweiten
Platz erringen. Vor dem zweiten Handballſpiel brachte die
10wal 2 Runden=Staffel für B= und C=Vereine auf der kurzen
Bahn ein lebhaftes Durcheinander und bei den Zuſchauern noch
einmal anfeuernde Begeiſterung, dann war auch dieſes Hallen=
ſportfeſt
glücklich beendet.
A. 9. A. C.-Haupkverſammlang in Stekkin.
Die 28. ordentliche Hauptverſammlung des Allge=
meinen
Deutſchen Automobil=Clubs fand nach mehrtägigen Vorberatun=
gen
des Präſidiums und der verſchiedenen Ausfchüſſe am Sonntag in
Stettin ſtatt. Dem Geſchäftsbericht des Präſidenten, Landesbaurat
Fritz war zu entnehmen, daß ſich der A.D.A.C. auf verkehrstechni=
ſchen
und wirtſchaftlichen Gebieten weiterhin ſtark entwickelt hat, was
ſich natürlich auf die ſportliche Seite günſtig auswirkte. Die Mitglieder=
zahl
des A. D.A.C. hat ſich um etwa 30 000 auf insgeſamt 131 502 erhöht.
Von den Einnahmen des laufenden Geſchäftsjahres von rund 4 Mil=
lionen
Mark wird ein Drittel an die einzelnen Gaue zurückvergütet.
Bei den Wahlen wurden die turnusmäßig ausſcheidenden Vorſtandsmit=
glieder
wieder in ihre Aemter eingeſetzt. Dagegen blieb der durch Tod
freigewordene Poſten des Beiſitzers unbeſetzt. Der Satzungskommiſſion
urden die Aenderungsanträge überwieſen. Eine Herabſetzung der Ge=
bühr
wird der Hauptſportausſchuß bei der O.M.B. und der O.N.S. be=
antragen
, während alle ſonſtigen Anträge den zuſtändigen Stellen zur
weiteren Erledigung überwieſen wurden.

Dauung der 9.a.b, für seictälhein.
Zur Vorbereitung der 29. Wahlverſammlung fand am Sams=
tag
in München die Sitzung des Hauptausſchuſſes der Deutſchen
Sportbehörde für Leichtathletik ſtatt, zu der mit Ausnahme des
Baltiſchen Sportverbandes ſämtliche Landesverbände ihre Ver=
treter
entſandt hatten. Im Mittelpunkt der Beratungen ſtand
naturgemäß die Teilnahme an den Olympiſchen Spielen
1932 in Los Angeles. Nach einem Referat des Sport=
wartes
Dr. Ritter von Halt kam bald die grundſätzliche Einigung
über die Entſendung einer Expedition zuſtande. Es wurde dabei
betont, daß man zu den notwendigen Vorbereitungen nur ſolche
Teilnehmer heranziehen ſoll, die entweder bereits mit guten Lei=
ſtungen
aufwarteten oder die große Hoffnungen auf eine Form=
verbeſſerung
geben. Beſonderer Wert ſoll bei dem Training der
für die deutſche Expedition in Frage kommenden Teilnehmer auf
das Erzielen einer großen Härte gelegt werden, damit die in Los
Angeles bevorſtehenden harten Kämpfe erfolgreich überſtanden
werden können. Auf große Schwierigkeiten ſtieß man erwartungs=
gemäß
bei der Frage der Finanzierung. Doch glaubte man auch
hier einen Ausweg gefunden zu haben. So ſollen vor allem durch=
greifende
Sparmaßnahmen angewandt werden. Es wurde dabei
beſchloſſen, die Gehälter der Angeſtellten um 6 Prozent zu kürzen,
ferner ſollen die Ausgaben für Repräſentativtreffen und für
Funktionäre ſtark eingeſchränkt werden, an Stelle der bisher
üblichen Banketts ſollen einfache Feſteſſen treten. Zum Schluſſe
der Sitzung wurden nachſtehende Termine feſtgelegt:
Länderkämpfe der Männer:
gegen England in Köln am 30. Auguſt,
gegen die Schweiz in Bern am 30. Auguſt,
gegen Frankreich am 6. September in Paris.
Länderkampf der Frauen:
gegen England in Hannover oder Braunſchweig am 23. Auguſt
Meiſterſchaftstermine:
Deutſche Meiſterſchaften am 1. und 2. Auguſt, für Männer in
Berlin, für Frauen in Magdeburg.
Deutſche Waldlaufmeiſterſchaft am 26. September in Hanover,
4X1500 m Staffelmeiſterſchaft am 23. Auguſt in Braunſchweig.
50=Kilometer=Gehen=Meiſterſchaft am 4. Oktober in München.
Dr. Peltzer rehabilitiert.
Im Großen Münchener Rathausſaal hielt die Deutſche Sport=
behörde
für Leichtathletik am Sonntag ihre 29. Wahlverſammlung
ab, die inſofern als ein Jubiläum begangen wurde, weil es jetzt
gerade zehn Jahre her ſind, daß die D.S.B. ihren Sitz nach Mün=
chen
verlegte und Rechtsanwalt Lang die Führung der D. S.B.
übernahm. Die Verſammlung verlief in jeder Hinſicht gut und
brachte in ihrem arbeitsreichen Verlauf manchen Erfolg.
Nach der Begrüßungsanſprache von Rechtsanwalt Lang gaben
Oberſtadtſchuldirektor Baier und Direktor Vogt von der Bayriſchen
Landesturnanſtalt ihrer Freude darüber Ausdruck, daß die D. S.B.
ihr zehnjähriges Beſtehen ihrer Tätigkeit in München feiern
könne. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde verſchiedenen
verdienten Perſönlichkeiten auf dem Gebiete der Leibesübungen
die Ehrennadel verliehen. Dieſe erhielten auch der an der Teil=
nahme
verhinderte Münchener Oberbürgermeiſter Dr. Scharnagel,
Bürgermeiſter Dr. Küfer und Direktor Baier, während Studienrat
Behr mit dem Ehrenbrief des D.S.B. ausgezeichnet wurde.
Rechtsanwalt Lang gab dann noch bekannt, daß die Differen=
zen
, die ſich zwiſchen der D. S.B. und Dr. Peltzer aus ſeiner Aus=
landsreiſe
ergeben hätten, beigelegt ſeien. Der auſtraliſche Ver=
band
habe die Darlegung Dr. Peltzers in bezug auf die finan=
ziellen
Fragen der Reiſe beſtätigt.
Die D.S.B. hofft, daß mit dem Deutſchen Reichsausſchuß für
Leibesübungen und mit dem Deutſchen Olympiſchen Ausſchuß die
noch ſchwebenden Differenzen in der Finanzierungsfrage beigelegt
werden können. Der Haushaltsplan wurde allgemein gut=,
geheißen. Die nächſte Verſammlung der D.S.B. wird in Köln
abgehalten.
Zur Hauptausſchuß=Sitzung vom Samstag iſt noch
nachzutragen, daß noch eine Neuregelung der Fahrtkoſten für ſtu=
dierende
Leichtathleten beſchloſſen wurde. Allgemein wurde noch
für die Vergütung der Bahnfahrt an Aktive und Verwaltungs=
beamte
die 300=Kilometer=Grenze (bisher 250 Kilometer) feſt=
geſetzt
, bis zu welcher Strecke nur 3. Klaſſe vergütet wird. Den
Firmenſportverbänden ſoll allgemein wie bisher eine
wohlwollende Haltung gegenüber eingenommen werden. Be=
merkenswert
iſt, daß nach dem Muſter der Nadel für die 30
Beſten nun auch eine Verdienſtnadel für aktive Hand=
baller
geſchaffen werden ſoll.
Die Ehrennadel der D.S.B. wurde außer den bereits Ge=
nannten
noch nachſtehenden Perſonen verliehen: Verbandsſport=
lehrer
Brechenmacher=Ettlingen, Ernſt Bauer=Stuttgart,
Gruppenſportwart Niſt=Ludwigshafen, Weyer=Berlin, Ruſch=
Berlin, Schröder=Erfurt und Landrock=Dresden.

Kraftſpork.

Darmſtadt 1910 Siegfried 1924 Kl.=Oſtheim 13:4.
Einen typiſchen Punktekampf lieferten ſich am geſtrigen
Vormittag die Oberligamannſchaften obengenannter Vereine.
In faſt allen Gewichtsklaſſen wurde mit einer verbiſſenen
Energie um den Sieg gekämpft, beſonders im Leicht=, Mittel=
Halbſchwer= und Schwergewicht, wo die Sieger nur durch
beſſere Arbeit das beſſere Ende für ſich behielten. Dem Un=
parteiiſchen
, Herrn Heckmann=Dieburg, kann kein Vorwurf ge=
macht
werden, wenn ihm bei derartig ausgeglichenen Kämpfen
ein Fehler unterlief, wenn auch dabei der eine oder andere
Ringer der Leidtragende iſt. Im Bantam=, Feder= und
Weltergewicht glänzten die Darmſtädter; brachten ſie es doch
fertig, in knapp 7 Minuten neun Siegpunkte ſicherzuſtellen. Zu=
ſammengefaßt
, ſah man hüben und drüben ſchöne Leiſtungen,
die in bezug auf die Einheimiſchen leiſe Hoffnungen aufſteigen
laſſen, daß die Schwächeperiode bald überwunden iſt.
Die Kämpfe: Bantam: Borowſki=10 Groh=S. Sieger
B. in der 2. Min, durch Hamerlock, 3:0. Feder: Schwarz=10
gegen Lederer=S. Daß der kleine Schwarz mit ſeinem um Haup=
teslänge
größeren Gegner ſo ſchnell fertig würde, überſtieg alle
Erwartungen. Nach kurzem Standkampf=Geplänkel erwiſcht er
Soupleſſe, mit der er Lederer in 1 Minute unter toſendem Bei=
fall
erledigt, 6:0. Leicht: Heß=10W. Rachor=S. Ein leb=
hafter
Kampf, bei dem aber rein garnichts fällt. In der zweiten
Bodenrunde erringt Rachor zwei Merkmale und wegen beſſerer
Arbeit den Sieg, 6:2. Welter: Keitel=10Eiſert=S. Sieger
K., der mit einem Elan, der an ſeine beſten Zeiten erinnert, an=
greift
und in der 4. Minute durch Schulterſieg das Punktkonto
um 3 vermehrt, 9:2. Mittel: Zapf=10H. Rachor=S. Zapf
überragt in den erſtern 10 Minuten. In den letzten 10 Minuten
kommt R. langſam auf. Z. Punktſieger, 11:2. Halbſchwer:
Veith=10F. Rachor=S. Zwei gleichſtarke Gegner, die alle Regi=
ſter
ihres Könnens ziehen. Veith iſt im Angriff beſſer und wird
Sieger, durch beſſere Arbeit, 13:2. Schwer: Schuch=
mann
II.=10Mergert=S. Beide ſchaffen ſich gegenſeitig heikte
Momente. Mergert kann nur dank ſeiner Körpergröße, die der
kleinere Darmſtädter nicht ganz überwinden kann, einer Nieder=
lage
aus dem Wege gehen. Halbzeit remis. Nach den Boden=
runden
wird M. Sieger durch beſſere Arbeit, 13:4,
Mit dem geſtrigen Erfolg haben nun die Einheimiſchen Ae=
zeigt
, daß ſie nicht zum alten Eiſen gehören, doch bezgl. Alls=
dauer
haben ſie noch einiges nachzuholen, daher intenſihes
Training.
Arheilgen-Polizei . 5:13.
Im vollbeſetzten Schwanenſaale in Arheilgen fand geſtern
der Verbandsrückkampf ſtatt. Die Kämpfe waren hart, aber Ia.
Kampfrichter Lotz=Dieburg war diesmal nicht einwandſrer, aie
dem manche Verwarnungen auch auf der Gegenſeite am Plape
geweſen wären. Fiedler, im Leichtmittelgewicht, hat *S4"

eigener Matte nicht fertig gebracht, den Deutſchen Polizeimeiſter
Krauß wieder zu beſiegen. Diesmal traf das Los ihn ſelbſt.
Wenn auch nur eine Punktniederlage gewertet wurde, ſo war
aber ein einwandfreier Schulterſieg für Krauß am Platze. Der
Kampfrichter ſah es aber nicht. Die Poliziſten kämpften wie
gewohnt. Arheilgens Mannſchaft iſt in den unterſten Klaſſen
nicht zu verachten. Sobald die oberen Klaſſen in der gleichen
Stärke beſetzt ſind, ſpricht ſie bei Austragung von Meiſterſchaften
ein Wort mit. Ueber die Anſichten des Publikums kann man
geteilter Meinung ſein. Die Hauptſache iſt, daß ſich die Vereine
gegenſeitig verſtehen.
Die Kämpfe: Bantamgew.: Schunk=A.Schnauber=P.
2:0. Federgew.: Schanz Go.=A.Schanz Gg.=P. 2:2.
Leichtgew.: Kofingk=A.Schanz Aug.=P. 2:5. Welter=
gewicht
: Anthes=A.Erbes=P. 5:5. Leichtmittelgew.:
Fiedler=A.Krauß=P. 5:7. Schwermittelgew.: Andres=
Arheilgen-Ließfeldt=P. 5:10. Schwergew.: 2=A.= Sie=
bert
=P. 5:13. Zeit 32:48.
Erſaß! Erſaß!
Ein wunder Punkk im deutſchen Fußballſpork.
Es fängt ganz oben an.
Die Aufſtellungen der deutſchen Nationalmannſchaften beweiſen
klipp und klar, daß ſtets nur unſere wirkliche beſte Mannſchaft zu
großen Erfolgen fähig iſt. Mit den Experimenten in Kopenhagen und
Breslau haben wir Pech gehabt, und dieſes Pech wird ſich jedesmal
dann wiederholen, wenn wir gegen halbwegs gute Ländermannſchaften
ein Team aufſtellen, dem einige unſerer beſten Stützen fehlen. Da=
gegen
muß man ja das Länderſpielprogramm des DFB. auch mit ſo
kritiſchen Augen betrachten und trotz aller Freude am Spielverkehr mit
den großen Fußballnationen und in voller Würdigung der propagan=
diſtiſchen
Wirkung ſolcher Treffen eine Einſchränkung der Länderkämpfe
verlangen. Die Chronik unſerer Länderſpiele iſt immer noch ſo traurig,
immer noch derart im Minus, daß wir uns keine verlorenen Spiele
znehr leiſten können.
Mit Neid und Bewunderung
haben wir die Siegestouren der öſterreichiſchen Vereinsmannſchaften in
Deutſchland verfolgt, und unſer ganz beſonderes Erſtaunen galt der
Tatſache, mit welch müheloſer Leichtigkeit die Wiener Profis faſt in
jeden Kampf mit ſogenannten Erſatzleuten gingen, in Wirklichkeit aber
mit vollwertigen Spielern, die tatſächlich in vielen Fällen vollkommene
Allroundmen waren. Wenn es auch nicht gelungen iſt, ein Fußball=
genie
wie Gſchweidl vollwertig zu erſetzen, ſo iſt doch in allen anderen
Fällen mit ſpielender Leichtigkeit der berühmteſte Name durch einen
völlig unbekannten erſetzt worden. Die glückliche Lage der Wiener,
Budapeſter, Prager iſt nicht zum wenigſten darin begründet, daß in
Oeſterreich, Ungarn und in der Tſchechoſlowakei die Hauptſtadt im Fuß=
ball
eben alles bedeutet, wirkliches Zentrum iſt und die Spieler, die
etwas können, ihre Kraft nicht in ſchwachen Provinzmannſchaften ver=
zetteln
.
Anders iſt das bei uns!
Der Spieler, der einmal drei Wochen lang vom Sportausſchuß
ſeines Vereins nicht aufgeſtellt worden iſt, beginnt langſam ſeine Füh=
ler
nach einem anderen Wirkungskreis auszuſtrecken. Er will ſpielen.
Die Geſtellung in der Reſerve gefällt ihm nicht. Erſte Mannſchaft oder
gar nichts das iſt ſein Prinzig! Es iſt die Stärke der Engländer,
daß die bedeutendſten Berufsſpielermannſchaften etwa 20 gleichſtarke
Leute für die erſte Elf jederzeit zur Verfügung haben, und auch ein
Spieler, der für einen Transfer von etlichen 1000 Pfund erworben
wurde, harrt in der Reſerve ruhig des Tages, an dem ihn der Ruf für
die erſte Elf ereilt. In Deutfchland hat ſchon mancher Verein am
Fehlen einiger Spieler die höchſten Ehren eingebüßt, ſo der 1. FC.
Nürnberg, als er 1922 in die Endſpiele gegen den HSV. ohne Kalb,
Grünewald und andere antreten mußte man erinnert ſich auch genau,
daß ein Jahr ſpäter das Entſcheidungsſpiel zwiſchen der Sp.Vg. Fürth
und Wacker München vier Wochen lang hinausgezögert wurde, bis der
im Länderkampf gegen die Schweiz verletzte Lohrmann wieder ſpiel=
fähig
war. Iſt es aber nicht ein Unding, wenn um eines einzigen
Spielers willen eine ganze Meiſterſchaftsrunde aufgehalten wird?
Langſam wird es beſſer.
Aber nur ſehr langſam! Die Vereine beginnen den Wert eines gleich=
wertigen
Erſatzes einzuſehen. Aber wie lange wird es dauern, bis auch
nur die Mehrzahl der bedeutendſten Vereine in der Lage ſind, wie die
Frankfurter Eintracht etwa drei gleichbedeutende Verteidiger, wie die
Sp.Vg. Fürth in Leinberger und Appis zwei beinahe gleichſtarke Mit=
telläufer
zu haben? Vielfach ſtehr dem Bemühen um Erſatzbeſchaffung
ſchon die oben bereits erwähnte Tatſache gegenüber, daß die Spieler es
nicht vertragen können, wenn ſie einmal ausſetzen ſollen. Ein Verein,
der in eine ſchwierige Endrunde ohne wirklichen Erſatz eintritt, iſt
heute ſo gut wie verloren. Hier liegen Hinweiſe für zukünftige Ver=
einspolitik
!
Gegen den Deutſchen Fußballmeiſter Hertha=B. S. C. läuft beim Ver=
band
Brandenburgiſcher Ballſpielvereine ein Verfahren, das ſich auf die.
kürzlich in der Oeffentlichkeit erhobenen Vorwürfe wegen der Bezahlung
der Spieler ſtützt.
Im Fußball=Länderkampf FrankreichItalien in Bologna ſiegten
die Italiener hoch mit 5:0 Treffern.
Der deutſche Tennislehrer Stubbe=Chemnitz wurde als Trainer für
die polniſche Davispokalmannſchaft verpflichtet.
In der Frankfurter Feſthalle gewann die Mannſchaft Becht/Oeſter=
reich
ein Zweiſtunden=Mannſchaftsrennen für Amateure vor Roth=
Nudolf.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 26. Januar.
16.30: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters.
Soliſtin: Gert Sinding=Larſen (Alt).
18.15: Erna Pinner: Die armen Indianer von Peru.
18.40: Paul Edm. Hahn: Baiſſe in Diamanten.
19.10: Engliſcher Sprachunterricht.
19.35: Montagskonzert des Frankfurter Orcheſtervereins. Soliſt:
Rudolf Serkin (Klavier).
21.10: Der Renommiſt. Ein heiteres Stück Rokoko von F. W.
Zachariä. Am Cembalo: E. J. Kahn.
22.20: Tanzunterricht.
22.50: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Montag, 26. Januar.
10.10: Schulfunk. Kinder erzählen für Kinder. Märchen aus der
Technik.
14.50: O. Wollmann: Wir machen eine Kinderzeitung.
15.40: Stunde für die reifere Jugend. W. Gebhardt: Vom Vaga=
bunden
zum Menſchheitsdichter: Knut Hamſun.
16.00: Pädagog. Funk. Unterrichtsbeiſpiel: nſer Kanarienvogel.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Modernes Liedſchaffen. (Erich Anders.)
18.00: Dr. Guttmann: Die Zähne und ihre Bedeutung in forenſi=
ſcher
und kriminaliſtiſcher Beziehung.
18.30: Hochſchulfunk. Prof. Dr. Schmitt: Der moderne Staat.
19.00: Engliſch für Anfänger.
19.30: Oberförſter Hoffmann=Scholz: Forſtkulturen im Frühjahr,
20.00: Maximilian Müller=Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde.
20.30: Aus Prag: Zweites europäiſches Konzert. Ausf.: Böhmiſches
Streichquartett, Mähriſcher Lehrerchor.
Ca. 22.30: Tanzmuſik. Kapelle Gerhard Hoffmann. Refraingeſang:
Kurt Krüger.

Welkerbericht.

Ausſichten für Montag, den 26. Januar: Noch einzelne Schquer, Tem=
peraturrückgang
, wechſelnde Bewölkung mit Aufklaren.
Ausſichten für Dienstag, den 27. Januar: Vielfach leichter Nachtfroſt,
bewölkt mit Aufklaren, meiſt trocken.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich ſür Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feulſleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Wills Kuhle:
Druck und Verlag: L. C. Wittſch ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkrſpte wird Garantie der Rückſendung nicht übernomimen.

Die heutige Nummer hat 8 Geiten.

[ ][  ]

Warenabgabe nug an Witglieber
Eier=Preisabſchiag

Friſche Siedeier
früher 11
Friſche Siedeier I früher 13
Friſche Eier I
früher 14
Große friſche Trinkeier, früher 16

Ab heute
Beſtes Maſiochſenfleiſch früher 1.10

52½ Rückvergütung auf alle Waren und auf die
volle Einkaufsſumme.
(1631

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Seite 8

Montag, den 26. Januar 1931

Nummer 26

Anr vohlersien
URHEBER-RECHTSSCHUTZ DURCH VERLA6 OSBAR MEISTER, WERDAU
(Nachdruck verboten.)
27)
Lady Iris, ich bitte Sie noch einmal, die Sache zu be=
denken
. Sie erheben gegen Ihren Gatten die größten Vorwürfe.
Sie klagen Lord Durham an. Wir vermögen nicht zu beurteilen
und zu ergründen, ob und wie dieſe Vorwürfe zu Recht be=
ſtehen
, aber . . . ich will einmal mit Ihnen gehen. Ich fühle,
daß Sie ſich dagegen ſträuben, nachzugeben, weil Ihr Ver=
mögen
Ihnen als das Inſtrument Ihrer Rache erſcheint. Geld
iſt eine Rieſenmacht, das iſt ſicher. Aber kommt es zum Pro=
zeß
: Ich fürchte, daß Sie dann gezwungen ſind, das geſamte
Erbe, wie es jetzt ſteht und liegt, auszuliefern, ſamt allen Ge=
winnen
, die Sie hatten. Dann, Lady Iris dann ſind Ihnen
die Hände gebunden. Nie kommen Sie wieder in die Lage,
Ihrer Aufgabe nachzugehen.
Das war ein ſtarkes Argument. Zum erſten Male wurde
Iris unſicher.
Es war ihr zumute, als ſpräche Berndt zu ihr: Geben Sie
nach!"
Gut! ſagte ſie, Lord Segrabe, ich bin bereit, den Betrag
von fünf Millionen Pfund ſofort herauszugeben.
Die beiden Lords fahen ſich an und atmeten auf. Das war
ein Weg.
Sie erhoben ſich kurz darnach und verabſchiedeten ſich, um
ſofort Lord Durbam aufzuſuchen.
Lord Durham hörte mit triumphierendem Lächeln, als man
ihm das Fünf=Millionen=Pfundangebot unterbreitete, zu, dann
erbat er ſich bis zum nächſten Nachmittag Bedenkzeit.
6
Daniela hatte die ganze Nacht bitter mit ſich gekämpft.
Die Liebe in ihr kämpfte mit dem Zweifel. Aber die Liebe
war ſtärker, und in der Nacht faßte ſie einen großen Entſchluß.
Sie wollte zu Lady Durham gehen und bitten, daß ſie ihren
Berndt aus ſeiner Stellung enlaſſe. Dann . . . oh, dann würde
ſie Herrn Forſt bitten, daß er ihr helfe, Berndt eine Stellung
zu verſchaffen. Oh, er war ſo gütig zu ihr!
Und am Morgen ſetzte ſie ihren Gedanken in die Tat um.
Sie bat Herrn Forſt um ein paar Stunden Urlaub und fuhr
nach Wannſee hinaus.
Als ſie ins Haus trat, empfing ſie der alte Hausmeiſter
John und fragte ſie in engliſcher Sprache nach ihren Wünſchen.
Ich möchte gern Lady Durham ſprechen! ſagte Daniela
mit klopfendem Herzen.
Ihre ganze Erſcheinung gefiel dem alten John ſo ſehr, daß
er vergaß, abzulehnen, wie ihm die Herrin ſtrikt befohlen hatte.
Er führte ſie in den Salon, bat ſie Platz zu nehmen und
meldete dann Lady Iris: Mylady eine Dame wünſcht Sie
zu ſprechen . . . Miß Daniela Thuille!

Ich kenne die Dame nicht! Was wünſcht ſie?
Verlegen entgegnete der alte John: Verzeihung, Mylady
ich habe vergeſſen zu fragen.
Die Herrin des Hauſes erhob ſich und ſchritt nach dem
Salon.
Daniela erhob ſich bei ihrem Eintritt. Es war ihr zumute,
äls ob ein wunderſchönes Bild auf ſie zugeſchritten komme.
In deutſcher Sprache ſagte Iris: Sie wünſchten mich zu
ſprechen, Fräulein Thuille?
Verlegen nahm Daniela die dargereichte Hand und ſagte:
Ja ... Mylady . . . ich . . . ich wollte. . . . ich . . . eine Bitte
treibt mich zu Ihnen!
Bitte, nehmen Sie doch Platz! ſagte Iris ruhig und
freundlich und ſetzte ſich Daniela gegenüber.
Und was führt ſie zu mir?
Die Antwort kam nicht ſogleich.
Ich ... ich . . . verzeihen Sie mir . . . ich . . . bin".
Herrn . .. Groths . . . Braut, Mylady!
Sie hatte die paar armſeligen Worte kaum heraus, als ſie
das belle Entſetzen päckte.
Denn ſie ſah, wie die Frau, die eben noch die große Dame
von Welt war, zuſammenzuckte, wie ein wahnſinniger Schreck
den Menſchen, der ihr gegenüberſaß, überfiel und vollkommen
hilflos machte.
Sie ſah die entſetzt geweiteten Augen, ſah, wie die ſchmalen
feinen Hände zitterten.
Sie erkante, daß das Weib, dem ſie die Worte geſagt hatte,
auch liebte, auch erfüllt war von der ganzen Qual und Selig=
keit
, die ſie ſelbſt erfüllt hatte und noch erfüllte.
Und ihr Herz ſchrie auf.
Iris hatte ſich wieder in der Gewalt, aber als ſie ſprach,
klang ihre Stimme ſo fremd, ſo klagend.
Sie ... ſind . . . Groths . .. Braut, Fräulein Thuille?
Ja, Myladh! rang es ſich ſchwer über Danielas Lippen.
Ich freue mich, Sie . . . kennenzulernen! fuhr Iris fort.
Und .. was kann ich Ihnen zuliebe tun?
Danielas Haupt ſank nieder.
Ich ... ich . . . liebe ihn! Ich .. . er . . . vorgeſtern
... wir ſprachen uns ., da bat ich ihn . .. daß er hier bleiben
möge, daß . daß er in Berlin ſich . . . eine Exiſtenz auf=
baue
. Er ſoll doch mit Ihnen reiſen! Und ich habe ſo Angſt
um ihn!
Angſt! kam es von Iris' blutleeren Lippen. Oh, um ihn
brauchen Sie nicht Angſt zu haben, Fräulein Thuille. Nein,
er lügt nicht, er iſt treu. Das glaube ich, und . . . das.
das . . . nein, Sie dürfen keine Angſt haben. Wenn er ein
Wort ſpricht, dann hält er es!
Oh, Mylady!
Sie wiſſen doch, Fräulein Thuille, was ich durchgemacht
habe und . . . was ich ihm danke! Er hat mir das Leben ge=
ettet
. Ihm danke ich ſoviel, und der Dank, der ihm wider=
fuhr
, er war ſo bitter, daß ich darunter leide. Er hat mir zur
Seite geſtanden ., wie ein Kamerad, wie ein guter, aufrechter
Menſch. Sie ſollen ſich nicht ſorgen!
Seltſame Gefühle überkamen das Mädchen. Sie ſah, wie die
Frau litt und hörte gute, vertrauenerweckende Worte, aber ..."

das Herz war ſo töricht. Der Druck der Angſt auf ihrer Bruſt
wollte nicht weichen.
Ich ... ich will ja an ihn glauben! Ich will’s ja! ſprach
Daniela gequält. Aber ... er ſoll bei mir bleiben ich liebe
ihn ... ich fürchte mich vor dem Alleinſein ... ich .. . ach, ich habe
ſo entſetzliche Angſt ... wenn er geht!
Das Haupt der ſchönen Frau ſank nieder. Daniela ſah, wie
ſie mit ſich kämpfte.
Dann traf ſie Iris' Blick. Ganz leiſe kam es von des jungen
Weibes Lippen:
Ich ... will ... ich will ... ihn aus meinem Dienſt ent=
laſſen
. Sie ſollen nicht denken, daß ... daß ich Ihr Glück ſtören
will.
Dieſe Worte ſchlugen heftig am Herzen Danielas an. Sie
ſpürte, wie todwund das junge Weib war, das ſich nun blutenden
Herzens zur Entſagung zwang.
Mylady, ſagte Daniela mit klopfendem Herzen. Sie haben
doch Freunde, die Ihnen helfen werden . . . Sie .. . Sie ſind ſo
jung und ſchön, und Sie werden das Glück finden!
Iris ſchüttelte traurig den Kopf.
Nein, ich bin allein, ganz allein!
Mylady.. . . ich .. . es tut mir weh, daß ... daß Sie ſo un=
glücklich
ſind.
Das iſt Schickſal ... nur Schickſal!
Plötzlich kam Leben in die zuſammengeſunkene Frauengeſtalt.
Sie faßte nach Danielas Hand und ſah das Mädchen mit
einem flehenden Blicke an.
Sie ſind ein Menſch, in Ihnen ſchlägt ein Herz ... ſeien Sie
barmherzig: Gönnen Sie ihn mir nur noch ganz kurze Zeit!
Laſſen Sie ihn als ehrlichen, aufrichtigen Freund an meiner Seite
mir helfen, das Bitterſte durchzukämpfen. Ich bitte Sie darum!
Ich bin ſo hilflos, ſo allein! Er iſt die Kraft, er iſt ſo ſtark. . .
nichts fürchtet er ... und er iſt ſo treu!
Danielas Bruſt ging ſchwer, alles in ihr war aufgewühlt.
Lange fand ſie keinen Entſchluß, bis ſie ſich endlich über=
wunden
hatte.
Ich ... ich will’s, Mylady ... aber ich bitte Sie,
ſchwören Sie mir bei Gott, bei allem, was Ihnen heilig iſt, daß
Sie ihn nicht lieben! Schwören Sie es mir, Mylady .. . und
ich will daran glauben wie an das Evangelium.
Das Wort war gefallen, und es ſchien beiden Frauen, als
müſſe die Zeit ſtille ſtehen, als müßten ſie einander den Herzſchlag
ablauſchen können.
Mit flehendem Blick hing Danielas Auge am Munde der
Frau.
Nun erzitterte ſie, denn die Frau ſprach traurig: Das ...
kann ich ... nicht ſchwören .. . es wäre Sünde!
Sie lieben ihn! ſchrie das Mädchen auf und brach in ein
heftiges Schluchzen aus.
Lady Iris ließ ſie weinen. Als ſie ſich etwas beruhigt hatte,
ſagte ſie einfach: Ich liebe ihn! Wer könnte ihn nicht lieben?
Aber er iſt treu, treu ... und immer wieder treu. Ich will
mein Herz feſthalten, ich will Ihnen keine Enttäuſchung bringen.
Fortſetzung folgt.

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Mahnung.
Bis zum 5. Februar I. J. ſind bei Mei=
dung
der Beitreibung und Koſtenberech=
nung
an die unterzeichnete Kaſſe zu zahlen:
Das 5. Ziel der vorläufigen Gemeinde=
ſteuern
1930,
das 5. Ziel der vorläufigen Filialſteuer
1930,
das 5. Ziel der Straßenreinigungs= Müll=
abfuhr
= und Kanalbenutzungsgebühren
1930.
Darmſtadt, den 26. Januar 1931.
Stadtkaſſe.
(St. 1622

Hente
und folgende Tage

Ein höchst origineller, Iustiger
Tonfilm-Schwank

Die zärtlichen

Herwandten

mit Charlotte Ander
Harald Paulsen

Regie: Rich. Oswald
Eine tolle, abenteuerliche Nacht
voller lrrungen und" .
Wirrungen.

Tränen werden gelacht
Dazu das bunte Beinrogramm

Ingendliche zugelassen.
Beginn 3.30, 5.45, 8.10 Uhr

Jugendliche zugelasser
Beginn 3.30, 5.45, 8.10

V.1600

Uhr

Wis

inf

weiteres

Der gewaltigste Hochgebirgsfilm, der
je gedreht wurde.

Stürme über dem
Montblang
Mannskript und Regie: Dr. Arnold Fanck.
Mitwirkende: Leni Riefenstahl, Sepp
Rist, Ernst Udet und die bekanntesten
Schweizer und Tiroler Alpinisten u. Skifahrer.
Gewaltig war der Pix-Palü-Film
grandioser, erschütternder
Stürme über dem Montblane!

Dazu das gute Beiprogramm.

Hente leizter Tag

Der glänzendste Stern am
Filmhimmel

GRETA GARBC

unvergleichlich und unerreich-
bar
in ihrem Film

Ser Kauu

unter der Regie
von Jacgues Fevder.
Das Drama einer Frau, die
zur Mörderin wird, um einen
Unschuldigen zu retten.
nder männlichen Hauptrolle
Conrad Nagel.

Dazu das bunte Beiprogramm

Beginn 3.30, 5.45, 8.10 Uhr

1314a
1 Pfund Bohnerwachs
35 Pfg. Farben=Krauth, Eſchollbrückerſtr. 3

Ziehung 5. und 6. Februar 1931

Eisenacher Geld-Lotterie

zum Besten de-
Thdringer Museums Eisenach
3385 Gewinne zusammen Mark

TuTou

TSTaS

Toou

rto und Liste
L0s8 a1HB. 30 Pfennis mehr
versendet auch unter Nachn..
20 Pfg. mehr
A. Dinkeimann, Worms
Postscheckkonto 15194 FrankfurtiM

Darmstadt. Hier bei:
Staatl. Lott.-Einn. Hilsdorf, Külp,
Hügelstr. 2. Kullmann Ohnacker,
Petrenz, außerdem beiWilh Bauch,
Friedr. Hartmann Lou’sKrämer.
Ich Marguth, Paula Volk, Hugo
(IV 1335
de Waal