Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 26
Montag, den 26. Januar 1931.
194. Jahrgang
2 mm brelte Zeile im Kreiſe Darmſtadt 28 Reichepfg.
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breit)/2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
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Rabatt weg. Banfkonio Deutſche Banl und Darm=
Kädier und Nationalbank
Der Kampf um die Wahrheit.
Reichskagsabg. Dingelden über Ziel und Weg der Deutſchen Volksparkei. — Landesparkeikag der Heſſiſchen
Volksparkei in Bad=Nauheim. — Das Schickſal des erfolglüſternen Parlamenkarismus.
Ohne Deutſchland verfällk Europa dem Chaos.
Das denkende Volk lehnk zerſtörenden
Radikalismus ab.
* Der Landesparteitag der D. V. P. erreichte ſeinen Höhepunkt auf
der geſtern im Sprudelhotel, Bad=Nauheim, abgehaltenen
Haupt=
verſammlung, zu der aus allen Teilen Heſſens die Mitglieder ſo
zahlreich erſchienen waren, daß der große Saal des Sprudelhotels
und der anweſende „Rote Saal” dicht beſetzt waren. Dieſe
Tagung erhielt ihre beſondere Note durch die Anweſenheit des
Parteiführers der Deutſchen Volkspartei, Reichstagsabgeordneten
Dingeldey, dem nach ſeinem glänzenden Referat, in dem er
Ziele und Wege und die Bedeutung der D.V.P. eingehend
zeich=
nete, lebhafte Ovationen gebracht wurden. Die Verſammlung
war von den Ausführungen ihres Parteiführers ſo begeiſtert,
daß ſie ſich zu ſeinen Ehren unter ſpontanem Beifall von den
Sitzen erhob. Dieſer Parteitag war ein machtvolles Bekenntnis
der Mitglieder der Deutſchen Volkspartei, er gab gewiſſermaßen
den Auftakt für den neuen Weg für die Arbeit der Deutſchen
Volkspartei im Heſſenlande, und bewies zugleich, daß die Partei,
einig und treu hinter ihrem Führer ſtehend, gewillt iſt,
tatkräf=
rig witzuarbeiten an dem Wiederaufbau des deutſchen
Vaterlam=
des. — Der ſtellvertretende Landesvorſitzende
Landkagsabgeordneter Scholz
eröffnete den Landesparteitag mit herzlichen Begrüßungsworten.
Beſonders hieß er den bewährten Führer und Freund
Reichstags=
abgeordneten Dingeldey willkommen und gab ſeiner Freude
Aus=
druck, ihn zur Tagung in Bad=Nauheim begrüßen zu können. Er
beglückwünſchte ihn zu ſeinem hohen Amte und erinnerte an die
großen Verdienſte des jetzigen Parteiführers um den
Landes=
verband. Aufs engſte fühle ſich die D.V.P. Heſſens mit ihrem
Führer verbunden. Auch im Jahre 1931, das ein Jahr der
ſchwer=
wiegendſten Entſcheidungen ſein werde, wolle die Partei treu zu
ihrem Führer ſtehen. Ein gutes Omen für die D.V.P. ſei der
überaus ſtarke Beſuch des Parteitages. Mit dem Wunſche, der
Parteitag möge auch unſerem lieben Vaterlande zum Vorteil
ge=
reichen, erklärte er die Tagung für eröffnet.
Landtagsabg. Dr. Niepoth ſchlug als Präſidenten die
Abg. Scholz, Sanitätsrat Dr. Hahn=Bad=Nauheim und die
Vor=
ſitzende des Landes=Frauenausſchuſſes Frau Prof. Kloos vor. Der
Vorſchlag wurde einſtimmig gutgeheißen. Die Annahme einer neuen
Satzung des Landesverbandes, die Generalſekretär Welkow
er=
läuterte, wurde debattelos genehmigt, ebenſo erklärte ſich die
Ver=
ſammlung mit der Neuwahl des Landesausſchuſſes einverſtanden.
Dann nahm der Vorſitzende der Ortsgruppe Bad=Nauheim der
D.V. P., Sanitätsrat Dr. Hahn, Gelegenheit, die
Tagungs=
teilnehmer willkommen zu heißen. Er erinnerte an das
gigan=
tiſche Werk Bismarcks vor 60 Jahren und an die glorreiche
Ver=
gangenheit der Nationalliberalen und ſpäteren Deutſchen
Volks=
partei. Heute mehr denn je glaube man an die Miſſion einer
ſtarken Mittelpartei, und man vertraue auf die Führer, auf die
man ſtolz ſei. Möge die Tagung für die D.V.P. und durch ſie für
unſer ſchwergeprüftes Vaterland ſegensreich ſein.
Abg. Scholz ſprach der Ortsgruppe Bad=Nauheim warmen
Dank für die Aufnahme und den herzlichen Empfang aus und
er=
teilte ſodann dem Parteiführer
Reichskagsabgeordneken Dingelden
das Wort zu ſeinem Referat „Wille und Weg, die
Zu=
kunftsbedeutung der D.V.P.”.
Der Redner erklärte, daß er trotz der äußeren Entfernung,
die ſeine neuen Aemter ihm bringen, die Anknüpfung engerer
Be=
ziehungen mit der Deutſchen Volkspartei Heſſen nicht vermiſſen
wolle. Er erinnerte an manchen ſchweren Kampf, den er
gemein=
ſam mit ſeinen Parteifreunden in Heſſen ausgefochten habe und
zeichnete den Aufſchwung der Partei unter ihrem erprobten
Führer Streſemann. Stets ſei oberſter Grundſatz Erreichung des
großen idealen Zieles der Volkspartei geweſen: die
Wiederauf=
richtung des Vaterlandes. Mit Streſemann habe ſie den Kampf
geführt, um Deutſchland wieder Weltgeltung zu verſchaffen. In
dieſen Tagen werde er beſonders beherrſcht von den Ereigniſſen
in Genf. Dort handele es ſich gewiſſermaßen um einen
ſymbo=
liſchen Akt, durch den der Beweis geführt werden ſolle, daß auch
die anderen Regierungen bereit und entſchloſſen ſeien, dem
deut=
ſchen Volke die Geltung wieder zu geben, die ihm gebühre.
Das deutſche Volk verlange nichts weiter, als eine
ſoli=
dariſche gegenſeitige Zuſammenarbeit und Achtung;
an=
dernfalls beſtehe die Gefahr, daß es im deutſchen Volk zu
einem Ausbruch komme, der für alle Völker verhängnisvoll
ſein müſſe.
Für die deutſche Außenpolitik ſehe er nur die eine Möglichkeit,
eine klare Fortſetzung der ſeitherigen Linie. Der Gedanke der
Verſtändigung, der nach Locarno führte, war durchaus
richtig. Wer den richtigen Blick für die Lage Europas habe,
müſſe erkennen, daß der Wiederaufbau und die Wiedergeſundung
der Völker nur möglich ſei auf dem Wege ſolidariſcher
Zuſammen=
arbeit. Er müſſe betonen, daß das bolſchewiſtiſche
Ge=
ſpenſt lebendige Geſtalt annehmen werde, wenn
eine ernſthafte Verſtändigung unter den
Völ=
kern nicht Platz greife. Der 14. September ſei
gewiſſer=
maßen ein Ausfluß der inneren Stimmung in Deutſchland.
Wenn man den Reichsaußenminiſter für mangelhafte Erfolge
in Genf verantwortlich mache, ſo ſei dem zu erwidern, daß Dr.
Curtius ſich einer Front von Gleichgültigkeit und Böswilligkeit
gegenüberſehe. Curtius habe ſich wacker geſchlagen, er habe den
Polen das geſagt, was nötig war, und mit der erforderlichen
Schärfe die taktloſe Gleichſtellung des Wojewoden in Polen mit
der ehrwürdigen Geſtalt des Reichspräſidenten zurückgewieſen.
Der Erklärung der Polen könne man nach, den Erfahrungen aus
der polniſchen Geſchichte nicht mit innerem Glauben
entgegen=
ſehen. Seiner Anſicht nach hätte die allein mögliche Sühne darin
gelegen, daß die unparteiiſche Unterſuchung vom
Standpunkt des Völkerbundes aus angeordnet worden wäre.
Wenn das von Dr. Curtius nicht durchgeſetzt werden konnte, ſo
ſei auch das ein Beweis für das Maß der
Gleichgül=
tigkeit und Böswilligkeit, dem er ſich im Rat
gegenüberbefand.
Der gewalttätigen Methode der Nationalſozialiſten gegenüber
müſſe man ſich ablehnend verhalten; es könne nicht einer auf
Koſten der anderen groß werden wollen, weil ſonſt der
revo=
lutionäre Dritte triumphieren müſſe. Wir ſehen
Deutſchland in fieberhafter Erregung. Das beweiſe ſchon die
Tat=
ſache, daß man die „ungeiſtige Auseinanderſetzung”, die bei den
Nationalſozialiſten um ſich gegriffen habe, mit Freuden begrüße.
Mit einer Politik auf der Straße und mit gegenſeitigem Haß führe
man aber nur die bewaffnete Auseinanderſetzung
im Volke herbei. Ueber dieſe Folgen müſſe man ſich klar ſein.
Die Methode der Rohheit ſchließe die
Möglich=
keit einer Verſtändigung aus. So ſtark auch die
natio=
nalſozialiſtiſche Bewegung ſei, er ſei überzeugt, die
überwäl=
tigende Mehrheit des deutſchen Volkes lehne ein
Diktat des Radikalismus ab. Die Deutſche Volkspartei
habe oft in einem ausgeſprochenen geiſtigen Kampfe mit dem
Zen=
trum geſtanden. Sie gehe aber an der nüchternen Tatſache nicht
vorüber, daß man den deutſchen Staat nur aufrichten und groß
machen kann im verſtändigen Zuſammenarbeiten mit dem Zentrum.
Er bedaure deshalb die Beſchimpfungen des Katholizismus durch
die Nationalſozialiſten.
Er habe den Eindruck, daß wir im innerſtaatlichen Leben
Deutſchlands einem Wendepunkt entgegengehen.
Das Parlament verdiene das Schickſal, das ihm bereitet
worden ſei.
Die Parteien hätten den Beweis nicht erbracht, daß ſie in
außer=
ordentlichen Zeiten, wo nur unpopuläre Maßnahmen ergriffen
werden könnten, den Mut hätten, ſich für dieſe einzuſetzen. Der
Parlamentarismus in Deutſchland ſei von den Parteien ſelbſt
dadurch in einen ſchweren Entartungszuſtand hineingebracht
wor=
den, daß ſie einen uferloſen Wettlauf um die Gunſt
der großen Maſſe hemmungslos Jahre hindurch
getrieben hätten. Es ſei das ſtärkſte Verdienſt des
Reichs=
kanzlers Dr. Brüning, daß er mit der ihm innewohnenden
Zähig=
keit den Weg weitergegangen ſei, der vor allem Volk das
Mißver=
hältnis zwiſchen Allmacht des Parlaments und
Verantwortungs=
bewußtſein des Parlaments habe deutlich erſcheinen laſſen. Wir
müßten uns von dem
Syſtem des ſtaatsſozialiſtiſchen Wohlfahrtsſtaates frei machen.
Dies bedeute eine Verzichtleiſtung von allen Schichten des Volkes
auf Forderungen, die ſie ſich während des letzten Jahrzehnts
an=
gewöhnt hätten, an den Staat zu ſtellen. Alles, was die
Reichs=
regierung auf dieſem Gebiete tue, werde ſich als unpopulär
er=
weiſen. Die dazu erforderliche Autorität werde aber nicht geſtärkt,
wenn in der Regierung Männer ſäßen, die, wie Dr. Wirth,
glaub=
ten, der nationalſozialiſtiſchen Bewegung durch polizeiliche
Schi=
kanen und Maßnahmen entgegentreten zu können, die von
alters=
her ſich nur als das beſte Mittel zur Erreichung des Gegenteils
erwieſen hätten.
Abg. Dingeldey verteidigte zum Schluß die Forderung der
Deutſchen Volkspartei auf
Erſparniſſe von 300. Mill. RM. im Reichshaushalt.
Wenn in einigen Monaten wiederum ein ſtarkes Defizit vor uns
läge, würde das den Zuſammenbruch aller Vertrauensgrundlagen
ſowohl im Inland wie im Ausland bedeuten. Der
Parlamen=
tarismus in ſeiner überſpitzten Form müſſe eingeſchränkt werden
zugunſten einer ſtärkeren Herausarbeitung der
prä=
ſidialen Stelle und der ihr verantwortlichen
Reichsregierung. Neben das Parlament müſſe zur
Klä=
rung ſeiner Beſchlüſſe eine erſte Kammer geſetzt werden,
zu=
ſammengeſetzt aus Vertrauensmännern aus den organiſierten
Be=
rufsſtänden und aus den vom perſönlichen Vertrauen des
Reichs=
präſidenten Berufenen. Das Wahlalter müſſe auf die Stufe
heraufgeſetzt werden, die eine politiſche Reife vorausſetzt. Die
ganze Atmoſphäre könne entgiftet werden, wenn die
Reichs=
regierung ſich entſchließe, gegen alle Widerſtände ſtarke
Schritte, vorwärts zur Durchſetzung einer Reichsreform zu tun.
Als verhängnisvolle Schuld aller Parteien ſehe er an, daß in
der Tagespolitik die Menſchenſeele vergeſſen
werde. Seine Aufgabe ſehe er darin, der D.V.P. ein klares
Par=
teiprogramm zu geben, das Beſtand habe, unabhängig von
tages=
politiſchen Kämpfen, allein gerichtet auf die großen idealen Ziele
der Wiederaufrichtung des in Not befindlichen deutſchen
Vater=
landes. Dieſes Programm ſei bereits in Bearbeitung und werde
demnächſt vorgelegt. Das Privateigentum müſſe geſchützt, das
Syſtem des Kapitalismus in moderner Form, d. h. in
gegenſeiti=
gem Verſtändnis zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer,
auf=
gebaut werden. Die D.V.P. ruhe bewußt auf alter Grundlage,
auf der ſie neu aufbaue, ſie achte die Farben ſchwarz=weiß=rot und
glaube an Deutſchlands Zukunft.
Danach ſprach der Vorſitzende der heſſiſchen
Landtags=
fraktion, Oberſtudiendirektor Dr. Keller=Büdingen über
„Wohin haben uns zwölf Jahre Weimarer Koalition
in Heſſen gebracht?”
Er rechtfertigte zunächſt die oppoſitionelle Haltung der Deutſchen
Volkspartei in Heſſen als politiſche Notwendigkeit und ſtellte
feſt, daß es der Weimarer Koalition nicht gelungen ſei, das
heſſiſche Volk vor ſchwerſten, faſt unerträglichen Laſten zu
ſchützen, ſo daß der Zuſtand Heſſens heute ernſter
ſei als der anderer deutſcher Länder. Es folgte
dann eine ausführliche Beſprechung der von der Deutſchen
Volkspartei ſeit Jahren in Heſſen kritiſierten Maßnahmen der
Regierung. Im einzelnen wandte ſich der Redner gegen die
Aufblähung des Verwaltungsapparates, gegen
die aller Demokratie hohnſprechende
Verlän=
gerung des Landtags und gegen das
Sanierungs=
programm der Regierung. Auch die Steuerdiktatur
der Staatskommiſſare fand eindeutige Ablehnung. Im
Laufe ſeiner Ausführungen bemerkte Dr. Keller u. a., über die
am Dienstag beginnenden
Haushaltsberatun=
gen des heſſiſchen Landtags könne ſich die Oppoſition
heute, noch kein klares Bild machen, da ihr bisher keine
Unterlagen zugegangen ſeien, was ein neues Beiſpiel für
eine gewiſſe Nichtachtung der oppoſitionellen Parteien in Heſſen
ſei. Unter Hinweis auf die bevorſtehenden Neuwahlen in Heſſen
erklärte der Redner, daß die Deutſche Volkspartei mit den beſten
Hoffnungen in den Wahlkampf eintreten könne.
In der folgenden Ausſprache hielt der Vorſitzende der R.j.V.
Dr. Mattern, eine kurze Anſprache, in der er namens der
jun=
gen Volksparteiler Treue gegenüber dem Führer der Partei
ge=
lobte. Die jungen Volksparteiler ſähen in den Farben
ſchwarz=
weiß=rot nicht das Symbol irgendeines Syſtems, ſondern das
Symbol der Größe und Einheit Deutſchlands.
Nach kurzer Ausſprache wurde die öffentliche Sitzung des
Parteitages gegen 2 Uhr geſchloſſen. Im Anſchluß daran erfolgte
die Neuwahl des Landesvorſtandes. Zumerſten
Vorſitzen=
den wurde anſtelle des Reichstagsabgeordneten Dingeldey
Land=
tagsabgeordneter Bürgermeiſter Dr. Niepoth=Schlitz gewählt.
Die Sonderbergkungen.
Im Landesbeamtenausſchuß referierte der Vorſitzende der
volkspar=
teilichen Beamtenorganiſationen in Heſſen=Naſſau, Rechnungsrevifor
Beeres=Frankfurt a. M. Er wandte ſich gegen die gerade in der
Gegenwart ſtarke Beamtenhetze und forderte mehr Verſtändnis
für die Tatſache, daß alle Berufe auf Tod und Leben miteinander
ver=
bunden ſeien, verlangte abſolute Sauberkeit des
Bamten=
körpers und wandte ſich gegen die Parteibuchbeamten.
Jr
Landwirtſchaftlichen Landesausſchuß hielt der Direktor der Heſſiſchen
Landwirtſchaftskammer Dr. Hamann einen Vortrag über das Thema
„Forderungen der Landwirtſchaft an die Deutſche Volkspartei‟. Er ging
an die Grundprobleme heran und bewies an Hand einzelner
Steuer=
geſetze, daß die deutſche Landwirtſchaft unter dieſen nicht exiſtieren
kann. Seine Ausführungen die von außerordentlicher Sachkenntnis
ge=
tragen waren, gipfelten in der Feſtſtellung, daß die Landwirtſchaft nur
dann das notwendige Verſtändnis in allen Teilen des Volkes und damit
natürlich auch in den Parlamenten finden könne, wenn ſie überall
Ein=
fluß beſitze. Aus dieſer Erkenntnis ergebe ſich die Ablehnung einer
einſeitigen landwirtſchaftlichen Berufspartei.
Sehr ſtark beſucht, auch aus den Kreiſen der Altpartei, war die Sitzung
der Landesgruppe Heſſen der Reichsgemeinſchaft junger Volksparteiler.
Hier ſprach deren Vorſitzender. Rechtsanwalt Dr. Mattern=
Darm=
ſtadt, über das Thema: „Die RiV. in der
Gegenwartspoli=
tik”. Seine Ausführungen fanden ihren Niederſchlag in einer
Ent=
ſchließung, in der ausgedrückt wurde, daß die RiV. in der Geſtaltung
unſeres Staatslebens durch die Verfaſſung von Weimar keine Löſung
ſehe, die der Eigenart des deutſchen Volkes entſpreche. Sie fordert
weit=
gehende Erweiterung der Rechte des Reichspräſidenten und Beſchränkung
des Aufgabenkreiſes des Parlaments. Die Pflege des nationalen
Ge=
dankens und der deutſchen Kulturgüter ſei in beſonderem Maße
Auf=
gabe des erſtrebten autoritativen Volksſtaates. — In einer Sitzung des
Mittelſtandsausſchuſſes, die außerordentlich gut beſucht war, ſprach Dr.
Moeßner, Syndikus des heſſiſchen Einzelhandels, über das Thema:
Gewerblicher Mittelſtand in der Deutſchen Volkspartei”. In ſeinen
Ausführungen ging er im einzelnen auf die Not des deutſchen
Mittel=
ſtandes ein, die insbeſondere durch die hohen Steuern heute
hervorge=
rufen werde. — Der „Politiſche Tee” der Frauen war außerordentlich
ſtark beſucht. — Im Kommunalpolitiſchen Ausſchuß referierte
Landtags=
abgeordneter Niepoth zum Thema: „Der Staatskommiſſar,
das Ende der Selbſtverwaltung‟. Er ging von den
ge=
ſchichtlichen Grundlagen aus und legte dar, daß Selbſtverwaltung
Selbſt=
veranwortung bedeute. Seine Ausführungen wurden in einer
Ent=
ſchließung zuſammengefaßt, die beſagt, daß ſchon jetzt das Wirken des
Staatskommiſſars beweiſe, daß alle Befürchtungen der D. V.P. berechtigt
waren. Die Aufgabe des Staatskommiſſars hätte die ſein müſſen, die
Ausgabenſeite der zu ſanierenden Gemeinden zu prüfen und dort
Ab=
ſtriche zu machen. Erſt wenn das geſchehen ſei, dürfe man an eine
Ein=
nahmeerhöhung herangehen. Es müſſe leider feſtgeſtellt werden, daß
die Staatskommiſſare in vielen Fällen umgekehrt verfahren ſind und
daß durch ihre Steuerdiktate die Maßnahmen der Reichsregierung, die
auf Entlaſtung der Steuerzahler hinauszielten, ſabotiert wurden.
Einen erfreulich guten Beſuch konnte der Landes=
Angeſtelltenaus=
ſchuß aufweiſen. Hier ſprach der Vorſitzende des volksparteilichen
Landesangeſtelltenausſchuſſes von „Heſſen=Naſſau, Kreisgeſchäftsführer
Klaue=Frankfurt a. M., zum Thema „Arbeit und Einfluß
der Angeſtellten in der D.V.P.‟ Er erinnerte an die
Aus=
führungen Dr. Streſemanns, der im Reichsangeſtelltenausſchuß 1929 den
Angeſtellten empfahl, ſich in der Partei durchzuſetzen und wenn es nicht
anders gehe, auch die Ellenbogen zu gebrauchen. Auch der neue Führer
Dingeldeh habe wiederholt erkennen laſſen, daß er bei der Schaffung
einer wahren Volkspartei den größten Wert auf die Mitarbeit der
An=
geſtelltenſchaft lege. Die Angeſtellten hätten alle Veranlaſſung, dieſes
Verſtändnis der Parteiführung für ſich auszunutzen und in der Partei
fo aktiv mitzuarbeiten, daß man den Anſpruch auf Anerkennung auch
durchſetzen könne. Die D.V.P. ſei die geeignete Plattform
für die Erfüllung der Forderungen der
Angeſtell=
tenſchaft, und dieſe müſſe erkennen, daß ihr von den radikalen
Flügelparteien nicht geholfen werden könne. — Im
Landeskulturaus=
ſchuß, der neben dem Kommunalpolitiſchen Ausſchuß den ſtärkſten
Be=
ſuch aufzuweiſen hatte, referierte der Vorſitzende der heſſiſchen
Landtags=
fraktion, Oberſtudiendirektor Dr. Keller. Sein Thema „
Simultan=
geiſt tut not” ſei ſo zu verſtehen, daß Gemeinſchaftsgeiſt auf allen
Gebieten unſeres öffentlichen Lebens notwendig ſei. Wo aber finde man
dieſen heute? Weder in den Auseinanderſetzungen der radikalen
Par=
teien, noch bei dem Kampf zwiſchen Stadt und Land um die Preisfrage,
wo die Not am größten ſei, noch im Streit der Weltanſchauungen. Di
Volkspartei als Schöpferin der Simultanſchule müſſe den
Gemeinſchafts=
geiſt auch im materiellen Staatsgebilde vertreten; vor allem in der
Gegenwart, „wo man im gegenſeitigen Austauſch der Parteien ſo gut
verſtehe, Geſchäfte aaf anderer Leute Koſten zu machen.
Seite 2
Nummer 26
Gewerkſcheften.
Köln, 25. Januar.
Reichskanzler Brüning ſprach am Sonntag vormittag auf
der Tagung der Chriſtlichen Gewerkſchaften in der großen
Meſſe=
halle über „politiſche und wirtſchaftliche Aufgaben des deutſchen
Volkes und ſeiner Arbeiterſchaft”. In ſeinen Ausführungen gab
der Reichskanzler einen Ueberblick über die Bemühungen der
Reichsregierung zur Aufrechterhaltung der Wirtſchaft. Die
Schickſalsſtunde des deutſchen Volkes ſei gekommen, und das
deutſche Volk ſtehe in einem Kampf um die Wahrheit.
Nicht alle Pläne der jetzigen Reichsregierung
dürfe man der Oeffentlichkeit bekanntgeben, da
ſofort die theoretiſche Diskuſſion einſetzen und
den Weg, der in einemklaren Plan für ein
Jahr=
zehnt Schritt für Schritt verfolgt werden müſſe,
verſperren würde. Der Kampf um die Demokratie, d. h
ſtärkſte Verteilung aller Pflichten auf das geſamte Volk, würde
von der jetzigen Reichsregierung entſchloſſen durchgeführt. Trotz
„freundlicher” Empfänge, in manchen Städten des deutſchen
Vaterlandes beherrſche den Reichskanzler das Gefühl, daß das
deutſche Volk viel weiter ſei, als die Schürer mancher Parteien
es gern haben möchten. Das Verantwortungsbewußtſein und
der gute Geiſt des deutſchen Volkes ſeien bewieſen durch ſeinen
Opferwillen. Der Reichstag habe nun von ſich aus die Pflicht,
guten Geiſt zu beweiſen und durch entſprechende Maßnahmen
Agitationsanträge, wie ſie zu hunderten auf den letzten
Tagesordnungen erſchienen ſeien, unmöglich zu machen,
da ſie Etat und Kredit des Reiches über den
Haufen zu werfen drohten. Der Reichstag müſſe ſich
eine freiwillige Selbſtbeſchränkung in der Agitation und in der
in der letzten Zeit gezeigten parlamentariſchen Art auferlegen.
Die Reichsregierung arbeite weiter an den Grundlagen einer
finanziellen Konſolidierung von Reich, Ländern und Gemeinden
und betrachte es als ihre nächſte und höchſte Aufgabe, den
Glau=
ben an das Volk und den Einzelnen zu erhalten und zu
er=
neuern. Den chriſtlichen Gewerkſchaften falle dabei mehr denn
je die Aufgabe zu, dafür zu ſorgen, daß gewiſſe Fragen, zum
Beiſpiel über Arbeitszeit, von Gewerbe zu Gewerbe einzeln und
flüſſig gelöſt würden. Die Vorgänge bei den letzten
Tarifver=
handlungen müßten darauf hinweiſen, daß einzelne Kreiſe
von einer Verſtändigung und gemeinſamen
lleberlegung von Arbeitgebern und
Arbeit=
nehmern nichts mehr erwarten wollen. Die neue
Notverordnung ſei deshalb wirklich notwendig geweſen. Wer
glaube eine Politik des Chaos mit nationalem
Mäntelchen betreiben zu können, der täuſche ſich.
Denn die Reichsregierung werde mit allen Mitteln dies
ver=
hindern und unbeirrt den Weg des ſoliden Aufbaues
weiter=
gehen. Männer mit Verantwortungsgefühl aus allen Lagern
müßten ſich vereinigen und weitſchauend klare Ziele vor Augen
mutig und männlich das deutſche Volk aufwärts führen. Sein
Glaube ſei unumſtößlich, daß das deutſche Volk genug ſeeliſche
Kraft habe, und daß es entſchloſſen und kraftvoll genug ſein
werde, Opfer zu bringen, um ſeine ſchwerſte Stunde zu
über=
ſtehen.
Am Nachmittag ſprach der Kanzler in Düren auf einer
Zentrumskundgebung.
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius hatte am Sonntag
zu=
nächſt mit dem franzöſiſchen Außenminiſter Briand, der am
Samstag noch nicht abgereiſt war, eine kurze Unterredung, an die
ſich eine einſtündige Beſprechung mit dem italieniſchen
Außen=
miniſter Grandi anſchloß. In dieſer Unterredung iſt, wie
ver=
lautet, feſtgeſtellt worden, daß ſich auf der eben abgeſchloſſenen
Tagung des Völkerbundsrates in einigen praktiſchen politiſchen
Fragen eine Zuſammenarbeit und eine Gemeinſamkeit der
In=
tereſſen zwiſchen dem deutſchen und dem italieniſchen
Ratsmit=
glied ergeben hat, die nicht ohne gewiſſe befriedigende Ergebniſſe
geblieben iſt. Anſchließend empfing Dr. Curtius den japaniſchen
Botſchafter Yoſhiſhawa, der als Berichterſtatter des
Völker=
bundsrates für die Minderheitenfragen in den letzten Tagen die
Verhandlungen über die Oberſchleſienfrage geführt hat. Weiter
fand im Laufe des Sonntag=Nachmittags noch eine Reihe von
Einzelunterredungen zwiſchen Dr. Curtius und verſchiedenen
Dele=
gierten ſtatt. Die deutſche Abordnung reiſt Sonntag abend um
6 Uhr von Genf ab und trifft Montag nachmittag in Berlin ein.
Der Vizekönig hat die bedingungsloſe Freila
ſung Gandhis und der anderen Mitglieder des Ar
beitsausſchuſſes des Allindiſchen Kongreſſes
ange=
ordnet. Gleichzeitig hat er die Aechtung dieſes Ausſchuſſes als
un=
geſetzliche Körperſchaft aufgehoben. — Die Freilaſſung Gandhis iſt
eine unmittelbare Auswirkung des Abſchluſſes der Londoner Round=
Table=Konferenz, der die engliſche Regierung zu einer Kursänderung in
Indien veranlaßt hat. Gandhi wurde am 5. Mai vorigen Jahres als
Führer im Kampf gegen das Sclzmonopol, der den Auftakt zum
allge=
meinen Freiheitskampf bilden ſollte, verhaftet.
Montag, den 26. Januar 1931
Darmſtadt, den 26. Januar 1931.
Erzellenz von Römheld 70 Jahre alt.
Seine Exzellenz Wirklicher Geheimerat Guſtav von
Röm=
held vollendet am 27. d. M. ſein ſiebzigſtes Lebensjahr. In
Die=
burg als Sohn des Kreisrats Ludwig Römheld geboren, beſuchte
er das Ludwig=Georgs=Gymnaſium in Darmſtadt, das er Oſtern
1878 mit dem Zeugnis der Reife verließ, um die Univerſität
Gießen zu beziehen. Hier widmete er ſich dem Studium der
Rechts=
wiſſenſchaft, legte im Frühjahr 1882 das juriſtiſche
Fakultätsexa=
men ab und unterzog ſich im Jahre 1885 der Staatsprüfung für
das Juſtiz= und Verwaltungsfach, das er mit Auszeichnung
be=
ſtand. Nach kurzer Verwendung als Regierungsaſſeſſor in Gießen
und Friedberg kam er im Jahre 1888 als Kreisamtmann nach
Bü=
dingen. Von hier aus wurde er dem damaligen Erbgroßherzog
Ernſt Ludwig von Heſſen bei ſeinem Beſuche der Univerſität
Leip=
zig als Begleiter zugeteilt. Im Jahre 1891 erfolgte ſeine
Ernen=
nung zum Kabinettsſekretär und am 1. April 1893 zum Vorſtand
des Großherzöglichen Kabinetts. Was er in dieſer Dienſtſtellung,
die er bis nach der Staatsumwälzung bekleidete, in beinahe
30jähriger ſtiller und raſtloſer Arbeit für das Großherzögliche
Haus geleiſtet hat, iſt den Eingeweihten bekannt und auch von
Großherzog Ernſt Ludwig wiederholt, zuletzt durch die Erhebung
Guſtav Römhelds in den erblichen Adelsſtand anerkannt worden.
Sein eigentliches Lebenswerk iſt die Schaffung und der
Aus=
bau der Darmſtädter Künſtlerkolonie geweſen, die unter der
Schirmherrſchaft des kunſtbegeiſterten Landesfürſten das ſtille
Darmſtadt in den Mittelpunkt künſtleriſchen Geſchehens rückte und
der ehemaligen kleinen heſſiſchen Reſidenz den Ruhm als
Kunſt=
ſtadt ſchuf, von dem ſie noch heute zehrt. Die erſte Künſtlerkolonie=
Ausſtellung 1901, das „Dokument deutſcher Kunſt” hat ſeinerzeit
in der ganzen gebildeten Welt das größte Aufſehen erregt und
das geſamte deutſche Kunſtleben, beſonders auf dem Gebiete der
angewandten Kunſt, überaus reich befruchtet. Die ſpäteren
Aus=
ſtellungen der Darmſtädter Künſtlerkolonie in den „Jahren 1904
und 1914 haben dieſen Anfangserfolg vertieft und verbreitert und
den Ruhm der Darmſtädter Kunſt weit in die Lande
hinausge=
tragen. Auch die Künſtlerbunds=Ausſtellung des Jahres 1908 und
die Heſſiſche Landesausſtellung 1910 waren von der Darmſtädter
Künſtlerkolonie ſtark beeinflußt.
Um ſolche Erfolge zu erzielen, dazu bedurfte es eines
einheit=
lichen ſtarken Willens und einer planvollen Zuſammenfaſſung der
in der Künſtlerkolonie wirkenden Kräfte. Es galt nicht nur,
immer von neuem wieder die geeigneten Künſtler zu berufen und
ihnen die innere Organiſation und den äußeren Rahmen für ihre
Tätigkeit zu ſchaffen, ſondern es war auch notwendig, ihrer
ge=
meinſamen Arbeit neue Wege zu bahnen und ihnen die Aufgaben
zu ſtellen, an denen ſie ihre Kräfte erproben konnten. Wenn es
Herrn von Römheld gelungen iſt, alle dieſe Schwierigkeiten in
zielbewußter, hingebungsvoller Arbeit zu meiſtern, ſo befähigten
ihn hierzu nicht zum wenigſten ſein feines künſtleriſches
Verſtänd=
nis und das von hohem Idealismus getragene Streben, in den
breiteſten Schichten des Volkes das Verſtändnis für eine
boden=
ſtändige, wahrhaft echte deutſche Kunſt zu wecken.
Es iſt eine Tragik ſondergleichen, daß die große künſtleriſche
Bewegung, die von der Mathildenhöhe in Darmſtadt ſo
ver=
heißungsvoll ihren Ausgang nahm, und von der Deutſchland noch
ſo vieles erwarten durfte, durch den unglücklichen Ausgang des
Krieges und die Staatsumwälzung eine jähe Unterbrechung
er=
fuhr. Für alle Zeiten aber wird der Name Guſtav von Römhelds
mit der Darmſtädter Künſtlerkolonie und dadurch mit dem
Kunſt=
leben der Landeshauptſtadt untrennbar verbunden ſein.
In beneidenswerter Friſche darf Exzellenz von Römheld die
Feier ſeines ſiebzigſten Geburtstages begehen. Auch wir
über=
mitteln dem Jubilar zu dieſem ſchönen Feſte unſere herzlichſte
Gra=
tulation und verbinden damit den Wunſch, daß ihm noch eine lange
Reihe von Jahren in gleicher Geſundheit und Jugendlichkeit
be=
ſchieden ſein möge.
— De Haan=Ehrung. Am Sonntag vormittag, vor der Feier
im Großen Haus, legte Regierungsrat Dr. Sander für das
Lan=
destheater, für Muſikverein und Mozartverein auf dem Grab
Willem de Haans einen Kranz nieder. In Gegenwart je eines
Vertreters der vorgenannten Vereine ſprach Dr. Sander herzliche
Worte des Gedenkens: Des bedeutenden Künſtlers wolle er ſich in
dieſer feierlichen Stunde erinnern, aber mit dieſer ſchlichten
Kundgebung auch ein Bekenntnis zu dem liebenswerten Menſchen
de Haan abſtatten, einen Dank und Scheidegruß des
Landes=
theaters und der Vereine, in deren Geſchichte de Haan unvergeſſen
fortleben wird.
— 7. Akademie=Konzert. In dem 7 Akademie=Konzert am
Donnerstag, dem 29. d. M., 17 und 20 Uhr, im Großen Saale des
Städtiſchen Saalbaues tritt erſtmalig hier in Darmſtadt die
Pia=
niſtin Helene Zimmermann aus Köln auf. Dieſe
Künſt=
lerin wurde insbeſondere deshalb gewählt, da ihr ein guter Ruf
als Mozartſpielerin vorausgeht. Als Anlaß des 175.
Geburts=
tages von W. A. Mozart ſpielt Frau Zimmermann das C=Moll=
Konzert des Meiſters mit Orcheſterbegleitung. In der zweiten
Abteilung kommen noch zwei Stücke für Klavier, Rondo D=Dur
und Impromptu E=Moll von Schubert zu Gehör. Das Orcheſter
bringt zu Anfang die Ouvertüre zu „Medea” von Cherubini und
zum Schluß des Abends die 8 deutſchen Tänze von Mozart in der
Bearbeitung von Fritz Steinbach zum Vortrag, die im Jahre 1925
bei dem Gaſtkonzert des Orcheſters der Berliner Staatsoper durch
Generalmuſikdirektor E. Kleiber erſtmalig zu Gehör kamen.
Kar=
ten im Sekretariat der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt.
Eli=
ſabethenſtraße 36, Fernſprecher 3500 (Stadtverwaltung).
Der Evangeliſche Landeskirchentag wird, wie wir erfahren,
vorausſichtlich am 27. April zu einer mehrtägigen Sitzung
zuſam=
mentreten.
* Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern.
Die Morgenfeier im U. T.
brachte einen ganz hervorragend gelungenen Kulturfilm „Maha”,
Einen Film von den Inſeln der tauſend Wunder, die durch Dr. Ph.
Krämers Buch „die ſterbenden Inſeln” ſo „literariſch” berühmt
gewor=
den ſind. Eindringlicher noch, wie beſchreibendes oder erzählendes Wort
es vermag, ſchildert dieſer Film die jahrtauſende alte Kultur der
Be=
völkerung von Java, Surabaya, Kraktau, Bali und den anliegenden
Inſeln; einer Kultur, die ſich ſo ſeltſam miſcht mit den techniſchen
Er=
rungenſchaften der modernen Ziviliſation, ſo daß man modernſte
Ver=
kehrsmittel, Autos und elektriſche Bahnen, ſieht neben der Jahrtauſende
alten Beförderung durch Rikſcha oder Träger; moderne Drahtſeilbahnen
und Dampfpflüge neben primitivſtem Ackergerät. Der Film gibt einen
Wiederſchein der zauberiſch=märchenhaften Landſchaft mit ihren tauſend
Urwaldgeheimniſſen und den Schreckniſſen tätiger Veſuve, deren
unheim=
lichſter der Unterſeeveſuv iſt, der ſtändig rieſige Maſſen glühender Lava
ins Meer wirft und eine ſtete Gefahr für die Bevölkerung bildet, die er
vor wenigen Jahren um Hunderttauſende dezimierte und der Tag und
Nacht beobachtet wird, in Verbindung mit einem Warnungsdienſt für
die Bevölkerung. Gerade dieſe Aufnahmen, vom Dampfer aus aus 300
Meter Entfernung gemacht, ſind mit das Grandioſeſte, was der Film
bisher geleiſtet hat. Das nur noch ſeinesgleichen findet in dem im
Helia laufenden Montblanc=Film, der trotz der Schwächen
ſei=
ner Handlung, die eine Konzeſſion an das Publikum darſtellt, wegen
ſeiner grandioſen Hochgebirgs=, Sturm= und kühnen Kletteraufnahmen
in Verbindung mit Uders kühnen Flügen und Landungen mit Recht
ſo ſtarkes Intereſſe erregt, daß geſtern mehrfach ausverkaufte Häuſer
erzielt wurden.
Neben „Maha” lief in der Morgenfeier ein Propagandafilm der
Deutſchen Lufthanſa, der einen intereſſanten Einblick gab in
den gegenwärtigen Stand der deutſchen Luftfahrt auf allen In= und
Auslandsfluglinien, welch letztere bis tief ins Innere Aſiens, bis nach
Peking und Schanghai, nach Konſtantinopel uſw. führen. Faſt alle in
Dienſt befindlichen Flugzeugtypen wurden gezeigt bis zu dem
Rieſen=
flugboot „Do. K”, das jetzt zum Transozeanflug rüſtet.
11. T.
bringt ſeit geſtern im neuen Programm einen luſtigen Tonfilmſchwank:
„Die zärtlichen Verwandten‟ Einen Schwank, der im
Vor=
wurf nicht der Originalität entbehrt, und der teilweiſe zu
überwälti=
gender Komik geſteigerte, ſatiriſch angehauchte Luſtſpielſzenen bringt.
Der vor allem aber Beachtung verdient durch die große Reihe
hervor=
ragender Filmdarſteller, von denen wir nur Ralph A. Roberts,
Charlotte Ander, Wilhelm Bendow Felix Boeſſart. Adele
Sandrock. Camilla v. Hollay, Kurt Lilien Harry Neſtor
Lotte Lorring, Paul Henkels. Harald Paulſen nennen
wol=
len, die in dieſem Schwank nicht nur darſtelleriſch, auch geſanglich in
Solopartien, Duetten und Enſembleſätzen tätig ſind. Der Schwank ſpielt
nur eine Nacht hindurch, in einer hypermodernen, aber geſchmackvollen
„Neue=Sachlichkeit”=Villa. Aber welch eine Nacht iſt das, die Richard
Arnolds Regie flott und ſicher plaſtiſch ſchildert. — Im
Beipro=
gramm ein köſtlicher Kater=Oßwald=Tonfilm und ein ſehr origineller
Reklame=Tonfilm.
— Mozart=Sonaten=Abend Drumm-Beck. Im Hinweis auf
dieſen am 27. d. M. im Kleinen Haus ſtattfindenden Sonaten=
Abend ſei bemerkt, daß die Preiſe volkstümlich gehalten ſind, um
weiteſten Kreiſen zu ermöglichen, an dieſer Feier des 175.
Geburts=
tages Mozarts teilzunehmen. Ueber den letzten Sonaten=Abend
der beiden Künſtler am 21. April 1929 im Kleinen Haus urteilt
die Darmſtädter Preſſe: „Darmſtädter Tagblatt‟ . . . Die
Wieder=
gabe war ganz vorzüglich, und ebenſo gut gelang Op. 108 von
Brahms, für deſſen Wiedergabe dem in erfreulicher pianiſtiſcher
Abklarung ſich befindenden Guſtav Beck und ſeinem auf gewohnter
Höhe ſtehenden Partner Otto Drumm reichſter Beifall geſpendet
wurde. — „Heſſiſche Landeszeitung . . . Und darum wird man
auch dieſem geſtrigen Abend, an dem Otto Drumm und Guſtav
Beck ſich zuſammenfanden, ohne weiteres alle Sympathie entgegen
haben bringen müſſen: — zum anderen auch ſchon deshalb, weil
beide Künſtler im hieſigen Publikum ihre gute Reſonanz haben:
Drumm als ein anerkannter, ernſthafter Geiger von Gepräge, Beck
als ein Pianiſt, der ſich in den letzten Jahren ſtetig
weiter=
entwickelt hat und einer ſchönen Reife entgegenwächſt. — „Heſſiſcher
Volksfreund‟ . . . Und wem hatte man dieſe intereſſanten und für
das Gegenwartsbild der Muſik ſo ſehr bezeichnenden Feſtſtellungen
zu danken? Zweien hier längſt im Konzertleben bekannten,
be=
währten und gerühmten Künſtlern, die an dieſem Abend ein
Höchſtmaß von ſolidem, gründlichem und verſtändigem Muſizieren
an den Tag legten, das ein Ehrenmal des hieſigen Konzertlebens
bezeichnet, Drumm, dem unentwegt ſtrebſamen, geſchmackvollen
Geiger, und Beck, dem feinſinnigen, in letzter Zeit anſcheinend auch
innerlich hübſch ausgereiften Pianiſten. Es ſind keine Stars, aber
Künſtler. — „Darmſtädter Zeitung : . . . Wenn zwei Soliſten wie
Drumm und Beck, beides Perſönlichkeiten von Profil, eigener
Hal=
tung und ſtreng künſtleriſchem Antrieb, ſich zum Zuſammenſpiel
vereinen, ſo kann man qualitativ hochſtehende Leiſtungen
erwar=
ten, und dieſe Erwartung wurde nicht enttäuſcht. das hatte
Niveau und trug Drumm, dem meiſterlichen, feinfühlig
geſtalten=
den Geiger, und ſeinem auf pianiſtiſche und gehaltliche
Ausfor=
mung bedachten Partner Beck verdiente Ehrungen ein.
Orpheum. Von heute, Montag, den 26., bis einſchließlich
Freitag, den 30. Januar, finden keine Aufführungen ſtatt.
Wei=
tere Mitteilungen folgen an dieſer Stelle.
Halsentzündung,
und Erbäſtung
DASTYLZEN
(AceibiMtunoERivart
411.
Eine bedeutſame Leiſtung des „Carnegie=Inſtitutes” — Eine
Röhre von 130 Zentimeter Länge. — Erzeugung von Gamma=
und Beta=Strahlen. — Erſatz für Radium gefunden?
Im „Carnegie=Inſtitut”, Abteilung für Erdmagnetismus,
zu Waſhington, iſt es drei Phyſikern C. M. Dahl, L. R.
Haf=
ſtadt und M. A. Tuve, gelungen mit Hilfe zweier
Strahlen=
röhren von 2 000 000 Volt und 5 000 000 Volt künſtliche
Radium=
ſtrahlen zu erzeugen, deren Durchdringungskraft alle bisher
künſt=
lich erzeugten Strahlen übertrifft und der Wirkung des Radiums
angeblich völlig gleichkommt. Die amerikaniſche „Geſellſchaft
zur Förderung der Wiſſenſchaft” hat den drei erfolgreichen
Ge=
lehrten einen Ehrenpreis zuerkannt. Wie aus den amerikaniſchen
Mitteilungen hervorgeht, gelang es den Phyſikern außer den
Beta=Strahlen auch die ſogenannten Gamma=Strahlen zu
er=
zeugen, die beſonders für die Behandlung des Krebſes in
jüng=
ſter Zeit mit ſteigendem Erfolge verwandt worden ſind. Die
amerikaniſchen Forſcher erklären, daß die Menſchheit in
Zu=
kunſt von dem Vorkommen des ſeltenen und teuren Radiums
bei der Behandlung der Kranken unabhängig gemacht werden
kann, wenn auch die Maßnahmen zur Erzeugung der künſtlichen
Radiumſtrahlen ungeheure Koſten und Arbeiten erfordern. Die
Hauptſache iſt aber in Betracht der großen Bedeutung, welche
dieſe Strahlen für die Bekämpfung der furchtbaren, ſtets
wachſen=
den Krebs=Seuche haben, die Tatſache, daß die Menſchheit durch
dieſe gewaltigen X=Strahlen=Röhren von dem natürlichen
Ra=
dium unabhängig wird. Bis jetzt gibt es nur ein erfolgreiches
Mittel gegen Kiebs, die Strahlenbehandlung. Das Radium iſt
aber bekanntlich nicht nur ſehr teuer, ſondern es iſt auch ſehr
ſelten. Erfreulicherweiſe wurden in den letzten Jahren im Kongo
ſehr reiche Radiumlager gefunden, ſo daß die große Radium=Not,
die bis zu dieſem Zeitpunkte beſtand, gemildert werden konnte.
Trotzdem iſt ein Ueberfluß an radioaktiven Subſtanzen
durch=
aus noch nicht vorhanden und man ging ſogar ſchon mit dem
Plane um, die Verteilung der gewonnenen Mengen durch einen
internationalen wiſſenſchaftlichen Areopag zu regeln. Die großen
Erfolge bei der Krebsbehandlung konnten erſt ſeit der Zeit
er=
zlt werden, da genügende Mengen Radium erzeugt wurden,
um den Aerzten Experimente zu ermöglichen und ihnen ſobiel
Material in die Hand zu geben, wie ſie bei der Behandlung der
zahlreichen Krauken brauchten. Der frühere Weg der kurzfriſtigen
Beſtrahlung der Krebsgeſchwüre konnte nunmehr verlaſſen
wer=
den, und man konnte dazu übergehen, mit Hilfe der ſogenannten
„Spick=Methode” die in Nadeln eingeſchloſſene Radiumſubſtanz
längere Zeit auf die Geſchwülſte einwirken zu laſſen. So ließ
ſich die genaue Doſierung und Zeitbehandlung ermöglichen.
Um gegen die furchtbare Krankheit aber einen Großkampf zu
er=
öffnen, war das Vorhandenſein der notwendigen großen
Men=
gen von Radium unbedingt erforderlich. Einzelne Städte gingen
aus dieſem Grunde daran, für Millionen Mark dieſen koſtbaren
Stoff zu kaufen. Alle Städte ſind aber nicht in der glücklichen
wirtſchaftlichen Lage, derartige Summen für Heilbehandlung zu
opfern, und wenn ſie es lelbſt könnten, dann wäre für alle nicht
genügend Ware vorhanden. Man darf nicht vergeſſen, daß trotz
der geſteigerten Erzeugung die geſamte in der Welt vorhandene
Menge an Radium kaum 300 Gramm beträgt. Es wäre darum
von größter Bedeutung, wenn es mit Hilfe der Technik gelungen
ſein ſollte, einen Erſatz für dieſes koſtbare Material zu ſchaffen,
denn dadurch könnten die vorhandenen Radium=Vorräte
ge=
wiſſermaßen „geſtreckt” werden. Für die Behandlung mit der
„Spick=Methode” und ähnlichen Maßnahmen, bei denen das
Ra=
dium längere Zeit in der Geſchwulſt bleiben und dort wirken
muß, kommen die künſtlichen Strahlen nicht in Betracht, da dazu
eben eine beſtimmte Menge von Subſtanz gehört, die die
Strah=
len ausſendet. Aber für alle anderen Beſtrahlungsbehandlungen
könnten die künſtlichen Strahlen verwendet werden. Man könnte
darum die vorhandene Menge des Radiums nur für die
beſon=
dere Methode verwenden, die den Stoff ſelbſt erforderlich macht.
Es wurden übrigens ſchon mehrfach Strahlen mit großer
Durch=
dringungskraft künſtlich erzeugt: Die amerikaniſchen ſollen ſich
aber durch ihre Aehnlichkeit mit dem Radium beſonders zur
Behandlung eignen. Nachprüfungen durch wiſſenſchaftliche
In=
ſtitute werden hoffentlich bald feſtſtellen, wieweit die
Meldun=
gen des „Carnegie=Inſtituts”, das ſich allerdings durch große
wiſſenſchaftliche Bedeutung und vorſichtige Bewertung ſeiner
Arbeiten auszeichnet, zutreffen. Die Strahlen werden in einer
Röhre von 130 Zentimeter Länge erzeugt. Sie können eine drei
Zoll dicke Bleiplatte durchdringen, ein Beweis für ihre
unge=
heure Kraft. Man hofft auch, Alphaſtrahlen zu erzeugen, mit
denen „Atomzertrümmerungs=Verſuche vorgenommen ſverden
ſollen.
1.
Großes Haus. — Sonntag, den 25. Januar.
Willem de Haan=Gedenkfeier.
Eine große andächtige Kunſtgemeinde hatte ſich im
Landes=
theater zuſammengefunden, um Willem de Haan, den vor wenigen
Monaten Dahingegangenen, zu ehren und ſich ſeinem Geiſte noch
einmal eng verbunden zu fühlen. Wenn man ſich unter den
Zu=
hörern umſah, ſo gewahrte man viele Geſichter, die heute nur
ſelten in Konzerten zu ſehen ſind, die früher in den Konzerten des
Muſikvereins in den Reihen der Mitſingenden ſtanden, oder als
regeltnäßige Beſucher des Theaters de Haan lieben und
ver=
ehren gelernt hatten. Weihe und Andacht lag über der ganzen
Feier, die unter Dr. Böhm mit dem herrlichen A=Moll=Satz aus
Beethovens Siebenter eingeleitet wurde. Mit wirklicher
Ergrif=
fenheit ſang dann der Muſikverein „Das Lied von Werden und
Vergehen” des Verſtorbenen, in dem ſich und ſeiner Art de Haan
dichteriſch und muſikaliſch ein wundervolles Denkmal geſetzt hat.
Dann übernahm Friedrich Rehbock, der langjährige Mitarbeiter
de Haans an unſrer Oper, die Leitung und brachte aus dem
glei=
chen feinen Einfühlen die vom Mozartverein ſo oft und gern
ge=
ſungene wirkungsvolle Chorballade, „Das Grab im Buſento”, zum
Vortrag. Die Würde und tiefinnere Wirkung beider
Kompo=
ſitionen übertraf an Konzentration und Eindruckskraft weit das,
was Alltagskonzerte ſonſt zu bieten imſtande ſind. Der ſtattliche
Chor beider Vereine unter Rehbocks Leitung beſchloß die Feier
mit dem letzten Satz aus dem Deutſchen Requiem von Brahms.
Wir danken dem Landestheater, den beiden Vereinen, den
Diri=
genten und dem Orcheſter für dieſe würdige Ehrung des Toten,
des feinſinnigen Künſtlers und Menſchen, der ſeine ganze
Lebens=
kraft dem Darmſtädter Muſikleben gewidmet hat.
F. N.
— Bühnenchronik. „Wie lernt man lieben”, Komiſche Oper
von Edgar Iſtel, gelangt am 31. d. M. am Stadttheater Duisburg zur
Uraufführung. Vertrieb an die Bühnen erfolgt durch den
Bühnenver=
lag Ahn u. Simrock, Berlin NW. 7.
Venus imerſten Haus, Werner von der Schulenburgs Fürſt
Pückler=Komödie wurde vom Deutſchen Schauſpielhaus in Hamburg zur
alleinigen Uraufführung erworben.
Der bekannte Schweizer Dramatiker Cäſar von Arx hat den Fall
Redl zum Thema ſeines neueſten, pſychologiſch außerordentlich
inter=
eſſanten Stückes Opernball 13” gewählt. Der Bühnenvertrieb liegt in
den Händen des Drei Masken Verlages.
Nummer 26
Montag, den 26. Januar 1931
Seite 3
*t. Am Sonntag nachmittag fand auf Einladung des
Allge=
meinen Deutſchen Frauenvereins (Deutſcher Staatsbürgerinnen=
Verband, E. V.), Ortsgruppe Darmſtadt, im Hotel „Traube eine
Vorleſung ſtatt, die die Bekanntſchaft mit dem neueſten Werk des
Goethepreisträgers Leopold Ziegler, „25 Sätze vom
Deutſchen Staat” vermittelte. Die Veranſtaltung hatte im
A. D.F. und in den ihm naheſtehenden Kreiſen einen ſtarken
Wider=
hall gefunden, und die Vorſitzende des A.D.F., Frau Gertrud
Erdmann, konnte in ihrer Begrüßungsanſprache mit
berech=
tigter Freude auf dieſen ſtarken Beſuch hinweiſen, doppelt
be=
rechtigt, weil es ſich bei der Vorleſung nicht um eine leichte
Sitzung handele. Die Rednerin drückte den Wunſch aus daß
Deutſchland die Worte Zieglers begreifen möge, und daß die
Zu=
hörer den 25 Sätzen nicht nur ihren Geiſt, ſondern auch ihr Herz
öffnen möchten, denn nur aus der Syntheſe zwiſchen Kopf und
Herz erwüchſe der sanctus spiritus, der die Welt erlöſe.
Das Werk Zieglers iſt, wie ſchon geſagt, in 25 einzelne Sätze
gegliedert, die zunächſt in den 17 erſten Sätzen einen geſchichtlichen
Ueberblick über die Entwicklung des deutſchen Staats von
alters=
her bis in die Jetztzeit geben, während vom 17. Satz ab der
Auf=
riß einer neuen Staatsform geboten wird.
Herr Curt Weſtermann, Mitglied des Heſſiſchen
Lan=
destheaters, las nun, nach dem 17. Satz mit einer ſinngemäßen
Pauſe unterbrechend, das Werk vor mit der ſtarken Reſonanz
ſeines klangvollen Organs und mit tiefem Verſtändnis den Sinn
dieſer elementaren Sätze nachdrücklich unterſtreichend. Ziegler ſtellt
dem „abgelebten Parteiſtaat” unſerer Tage den „
Körperſchafts=
ſtaat” gegenüber, und gerade jetzt, wo in all der Wirtſchaftsnot
und über all dem Parteiismus eine ſtarke, nur zu berechtigte
Sehnſucht nach einer neuen Formung des Staates, nicht nach
einer neuen Staatsform, nach einem Inhalt voll Kraft und Sinn
durch das deutſche Volk geht, ſollte eine ernſthafte Beſchäftigung
und Auseinanderſetzung mit den 25 Sätzen des Werkes (das im
Otto Reichl Verlag hier erſchienen iſt) die Mindeſtforderung ſein,
die an den denkenden Menſchen geſtellt wird.
Die Vorleſung wurde unter dem Eindruck, des Gehörten mit
achtungsvollem Schweigen aufgenommen. Jedenfalls gebührt dem
A.D.F. für die Veranſtaltung des hochintereſſanten Nachmittags
Dank und Anerkennung.
Gartenbauverein Darmſtadt, e. V. Die erſte
Monatsver=
ſammlung im neuen Jahr nahm bei ſtarker Beſuchsziffer einen
ſehr guten Verlauf. Der erſte Vorſitzende, Herr Brohm
er=
öffnete die Verſammlung mit einem aufrichtigen Wunſch zu
ge=
deihlicher Vereinstätigkeit im neuen Jahre und gab dann
be=
kannt, daß der Vorſtand, ohne anderen Vorſchlägen vorgreifen zu
wvollen, die Wiederwahl der ausſcheidenden Vorſtandsmitglieder
bei der Hauptverſammlung am 12. Februar empfehle. Weiter
teilte er mit, daß der angekündigte Vortrag: „Neuzeitliche
Kul=
turmethoden zur Erzielung von Qualitätsware auf dem Gebiete
des Obſt= und Gartenbaues” wegen plötzlicher Erkrankung des
Herrn Referenten nicht ſtattfinden könne, daß aber dafür Herr
W. Grimm ſich bereit erklärt habe, einen Lichtbildervortrag
zu halten. Er erteilte dem Redner das Wort. Vorher aber nahm
der 2. Vorſitzende, Herr Regierungsrat Schäfer, Gelegenheit,
Herrn Brohm zu ſeinem gerade vollendeten 72. Lebensjahre
herz=
lich zu beglückwünſchen. Herr Grimm ſprach über das Thema:
„Urſachen und Bekämpfung der
Unfruchtbar=
keit bei Obſtbäumen” und zeigte an der Hand
anſchau=
licher Lichtbilder, wie ſchon bei der Heranzucht der Obſtbäume
durch falſch gewählte Unterlagen, durch Verwendung
minderwer=
tiger Edelreiſer, ferner ſpäter durch zu tiefes Pflanzen, durch
ungeeigneten Standort oder verkehrte Düngung, auch
unzweck=
mäßigen Schnitt der Obſtbäume, ſowie das Fehlen von paſſenden
Pollenſpendern während der Blütenbefruchtung der Grund zur
Unfruchtbarkeit ſein kann. In jedem einzelnen Falle wurden die
Mittel zur Behebung der Unfruchtbarkeit behandelt. Zum Schluß
ſprach er über die zeitweiſe Unfruchtbarkeit von Bäumen. Mit
einem Appell an die Zuhörerſchaft den deutſchen Obſtbau
för=
dern zu helfen, wurden die intereſſanten Erörterungen
beſchloſ=
ſen, die lebhaften Beifall fanden. — Nach einer kurzen Pauſe
zeigte Herr Kurt Freudel an ſchönen Aufnahmen, wie man
durch „Volldüngung”, insbeſondere durch Zuſätze von Kali bei
Chryſanthemen und Roſen, auch bei Obſtbäumen, Roſen,
Zucker=
rüben und dergleichen, ganz auffällige Erfolge erzielen kann.
Zum Schluß gab es noch eine reichhaltige Freiverloſung.
Epangeliſche Martinsgemeinde. Die Hauptverſammlung
der Evangeliſchen Männervereinigung und der Nothilfe findet am
Montag, dem 26. Januar, abends 8 Uhr, im Gemeindehaus ſtatt.
Dabei wird der Jahresbeitrag und das Sterbegeld der Nothilfe
feſtgeſetzt. Gleichzeitig wird auf den dritten Vortragsabend der
Gemeinde in dieſem Winter hingewieſen. Ueber das ſehr
inter=
eſſante Thema „Chriſtentum und Sport” ſpricht am Montag, dem
2. Februar, abends 8 Uhr, im Gemeindehaus Herr
Oberſtudien=
direktor Kiſſinger aus Darmſtadt. Alle evangeliſchen
Gemeinde=
glieder ſind dazu herzlichſt eingeladen.
Mahnung. Nach der heutigen Bekanntmachung im
Inſeraten=
teil ſind bis zum 5. Februar I. J. bei Meidung der Beitreibung
und Koſtenberechnung an die Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28, zu
zah=
len: Das 5. Ziel der vorläufigen Gemeindeſteuern und
Filial=
ſteuern 1930, ſowie das 5. Ziel der Straßenreinigungs=,
Müllab=
fuhr= und Kanalbenutzungsgebühren 1930.
Die Zuſammenſehung der Geiſtlichkeik in den
rikter=
ſchaftlichen Orken Heſſens.
Die heſſiſche familiengeſchichtliche Vereinigung hielt dieſer
Tage ihre Hauptverſammlung ab. Zunächſt gedachte der
Vorſitzende, Regierungsrat Schäfer, des 10jährigen Beſtehens der
Vereinigung und ihrer Wirkſamkeit in dieſer Zeit durch
Erſchlie=
ßung zahlreicher heſſiſcher familiengeſchichtlicher Quellen in ihrer
Vierteljahrszeitſchrift und in Vortragen ſowie durch Unterſtützung
der einzelnen Mitglieder bei ihren Forſchungen. Sodann wurde
der Geſchäftsbericht und Rechenſchaftsbericht erſtattet und von der
zahlreich erſchienenen Verſammlung gutgeheißen. Im Anſchluß
daran hielt das bewährte Ehrenmitglied der Vereinigung, Herr
Prälat D. Dr. Dr. Diehl, deſſen 60. Geburtstages auch gedacht
wurde, in gewohnter Meiſterſchaft einen Vortrag über die
Zu=
ſammenſetzung der Geiſtlichkeit in den
ritter=
ſchaftlichen Orten Heſſens — Der Redner gab zuerſt
einen Ueberblick über die ritterſchaftlichen Gebiete, die bis in das
19. Jahrhundert hinein in der heutigen Provinz Oberheſſen
be=
ſtanden. Unter dieſen Gebieten ragen zwei durch ihren Umfang
und ihre Bedeutung hervor: das Gebiet des Grafen von Schlitz
und das Gebiet der Freiherren Riedeſel zu Eiſenbach. Beide
Ge=
biete hatten keine Univerſitäten, weshalb alle jungen Leute die
in ihnen zu Dienſt kommen wollten, auswärts ſtudieren mußten.
Die Tatſache, daß ſowohl in Lauterbach wie in Schlitz lateiniſche
Schulen mit zeitweilig je drei ſtudierten Lehrkräften beſtanden,
ſowie die andere Tatſache, daß das Angebot der Landeskinder zu
dieſen Dienſten nicht groß genug war, machten es notwendig, daß
bei der Beſetzung von Stellen zu „Ausländern” gegriffen werden
mußte. Dadurch iſt eine Anzahl von Familien in den beiden
Ge=
bieten ſeßhaft geworden, die den Gebieten nicht entſtammten,
ſon=
dern aus der Fremde kamen. Beſonders waren Heſſen,
Thürin=
gen und Sachſen dabei beteiligt. Aus Heſſen ſtammen, wie an
einer großen Anzahl von Einzeldaten nachgewieſen ward, die
Familien Bindewald (Johann Moritz Bindewald von
Langen=
hain, ein Enkel des aus Nieder=Ohmen ſtammenden Bingenheimer
Pfarrers Johannes Bindewald) Schröder (Heinrich Schröder
von Treyſa, Sohn des Bürgers Johannes Schröder), Ebel (
Phi=
lipp Chriſtoph Ebel, Sohn des aus Gießen ſtammenden
Boben=
häuſer Pfarrers Melchior Ebel), Steg (Sylveſter Steg † 1615
als Pfarrer in Nd.=Moos, vorher Schulmeiſter in Alsfeld),
Hoff=
mann (Johann Eckhardt Hoffmann von Großen=Buſeck, f 1748
als Präzeptor in Ober=Ohmen), Moller (Johann Paul Möller,
Sohn des Pfarrers zu Grebenau Georg. Elias Möller),
Geb=
hard (Johann Kaſpar Gebhard von Schotten, Sohn des
Bruch=
ſchneiders Hans Gebhard) u. a. m. Aus Sachſen, Thüringen und
dem übrigen „Ausland” ſtammten die Familien Vockerodt (
Jo=
hann Hermann Vockerodt von Leina in Gotha), Müller (
Jo=
hann Georg Müller von Salzungen), Francke (Johann Georg
Francke von Eiſenach), Sartorius (Adam Sartorius von
Biſch=
hauſen in Sachſen); ferner Briegleb (Chriſtian Wilhelm
Briegleb von Görlitz, Sohn des Subkonrektors Johann Valentin
Briegleb), Lorenz (Heinrich Lorenz von Herleshauſen. Sohn des
Schneiders Sebald Lorenz), Dieffenbach (Adam Gerhard
Bal=
thaſar Dieffenbach von Heilbronn, aus einer alten heſſiſchen
Fa=
milie ſtammend) Freſenius (Johann Friedrich Freſenius von
Nieder=Wieſen, Sohn des Pfarrers Johann Wilhelm „Freſenius),
Pauli (Johann Georg Pauli von Lich), Sohn des Glöckners
Konrad Pauli) Müller (Johann Georg Müller von Lich, Sohn
des Bürgers Johann Hermann Müller) Rüdiger (Johann
Bartholomäus Rüdiger von Wertheim), Weißenbruch (Albert
Weißenbruch von Sayn). Den Ländern ſelbſt entſtammen die
Fa=
milien Coburger (Johannes Coburger von Lauterbach),
Koh=
ler (Johannes Köhler von Landenhauſen), Liſtmann (
Johan=
nes Liſtmann von Blitzenrod), Hoffmann (Johann Melchior
Hoffmann, von Nieder=Moos), Stamm Johann Heinrich Stamm
von Angersbach), Trautwein (Wilhelm Trautwein von
Emmerichsrode), Kullmann (Friedrich Kullmann von
Emme=
richsrode) Riegelmann (Johann Friedrich Riegelmann von
Lauterbach) Horſt (Johann Konrad Horſt von Ober=Ohmen)
u. a. m. Ueber die zu dieſen Familien gehörigen Geiſtlichen und
Schulmeiſter wurden Einzelausführungen geboten. Zum Schluſſe
ging der Redner noch kurz auf die Pfarrerfamilien in den
klei=
neren ritterſchaftlichen Gebieten, die meiſt nur einen einzigen Ort
umfaſſen, ein und ſprach über die Familien Smirmund in
Steinfurth, Horſt in Lindheim, Lanius und Leopard in
Melbach, ſowie Mettenheimer in Staden.
Betrifft:
Preisausſchreiben
Die Löſungen müſſen bis 28.Januar abends
in unſeren Händen ſein. Später eingehende
können nicht mehr berückſichtigt werden
Der Herlag
26. Janutar Keine Vorſtellung Gaſtſpiel d. Neuen Theaters
rankfurt a. M.
Vorunterſuchung
20—22.15 Uhr Pr. 1—5 Mk. Dienstag
27. Januar 19 30—22.45 Uhr
Zur Feier des 175 jähr Ge
burtstiges v. A3 A. Mozar
Figaros Hochzeit
M 3. Darmſt. Volksbühne
Gr. I—1V. Pr. 1—3 Mk. 20—21 30 Uhr
Mozart=Sonaten=Abend
Olto Drumm, Guſtav Beck
Preiſe 0.50—2 Mk. Mittwoch,
28. Januar 19.30—22,4) Uhr
A 15 T. Gr. 7 u d 8
Biktoria und ihr Huſar
Preiſe 1— 10 Mr 20—2 Uhr
Der Mann, den ſein Gewiſſen trieb
Darmſt. Volksb. Gr. 1 u. II
G 10 Preiſ 1.20—6 Mk. Donnerstag,
29. Januar 19 30, Ende na h 22 Uhr
Gaſtſpiel Hans Grahl
K0 Tiefland
Preiſe —10 Mr.
Wahlgutſcheine beichränkt (iltig Keine Vorſtellung Freitag,
30. Januar Keine Vorſtellung 20—24 Uhr
Lucia von Lammermoor
Zuſ.=Miete 1V 8, T: Gr.
Preiſe 1.20—6 Mr. Samstag.
31. Januar
9 30, Eude gegel 22.30 Uhr
Urau führung
2ie Portugaleſiſche Schlacht
E 15
Preiſe 1—10 Mt
Wahlgutſcheine beſchränkt giltig 20—22.15 Uhr
Liebesluſt oder die weißen Schuhe
Preiſe 0.50—3 Mt Sonntag,
1. Febritg!
18.30 — 2- 15 Uhr
Gaſtpiel Hans Grahl
B13 Tannhäuſer
Preiſe 1.20—12 Mk.
Wahlgutſcheine beſchränkt giltig 25—22.15 Uhr
Außer Miete
Im weißen Rößl
Preiſe 1—3 Mk.
Heſſiſches Landestheater. Volkstümliche Mozart=
Feier. Aus Anlaß der 175. Wiederkehr des Geburtstages W.
A. Mozarts findet Dienstag, den 27. Januar, im Großen Haus
eine Wiederholung von „Figaros Hochzeit” der ſeit
Jahren erfolgreichen Mozart=Neuinſzenierung des Heſſiſchen
Lan=
destheaters, unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm ſtatt.
Im Kleinen Haus geben Otto Drumm und Guſtav Beck einen
Mozart=Sonaten=Abend bei volkstümlichen Preiſen.
Uraufführung „Die Portugaleſiſche Schlacht”,
Ernſt Penzoldts Komödie der Unſterblichkeit „Die
Portugale=
ſiſche Schlacht, die vom Heſſiſchen Landestheater als erſte deutſche
Bühne zur Aufführung angenommen wurde und bei der
letztjäh=
rigen Kleiſtpreisvexteilung nächſt der „Südvolexpedition” von
Reinhard Goering an erſter Stelle ehrend erwähnt wurde gelangt
Samstag, den 31. Januar, im Großen Haus, zur Uraufführung.
Mit dem Einverſtändnis der Generaldirektion des Heſſiſchen
Lan=
destheaters wird Penzoldts Bühnenwerk am gleichen Tage auch
am Bayeriſchen Staatstheater in München und im Oldenburger
Landestheater in Szene gehen. Dem Darmſtädter Publikum wird
ſich der Dichter Ernſt Penzoldt bereits am 27. Januar im Rahmen
einer Veranſtaltung der Freien literariſch=künſtleriſchen
Geſell=
ſchaft vorſtellen.
— Polizeibericht. Kleintierdiebſtahl. In der Nacht vom
24. auf 25. Januar drangen bis jetzt noch unbekannte, Täter in einen
verſchloſſenen Garten an der Rennbahn ein und entwendeten aus den
darin befindlichen unverſchloſſenen Haſenſtällen ſieben alte und 14
junge Stallhaſen im Werte von etwa 90 Mark. Der
Dieb=
ſtahl wurde ausgeführt, trotzdem die Haſenſtälle durch einen an einer
langen Kette angebundenen Hund bewacht wurden. Die geſtohlenen
Tiere ſind Zuchthafen, deren Verluſt den in ärmlichen Verhältniſſen
lebenden Eigentümer beſonders hart trifft. Bei den alten Haſen
han=
delt es ſich um einen weißen Rieſen mit roten Augen, um einen
Silber=
grauen und fünf Graubraune. Die Jungtiere ſind verſchiedenfarbig,
jedoch befand ſich ein ganz weißer Haſe mit roten Augen darunter Sie
waren etwa drei und zwei Monate alt. Vermutlich die gleichen Täter
haben in der angeführten Nacht verſucht, aus einem Hühnerſtall in der
Nähe der Keramiſchen Fabrik in der Heidelberger Straße Hühner zu
ſtehlen. Entwendet wurden jedoch nur zirka zwanzig
Brut=
eier. Perſonen, die irgendwelche Wahrnehmungen bezüglich der
Dieb=
ſtähle gemacht haben, werden gebeten, bei der Kriminalpolizei
Darm=
ſtadt, Hügelſtraße 31—33, Zimmer 3, vorzuſprechen. Auch telephoniſche
Mitteilungen werden entgegengenommen. Auf Wunſch werden alle
Mit=
teilungen vertraulich behandelt. — Feſtnahme. Ein Bjähriger
Pro=
viſionsreiſender, gegen den Haftbefehl wegen Betrugs beſtand und der
ſich unangemeldet in Darmſtadt aufhielt, wurde feſtgenommen und dem
zuſtändigen Richter vorgeführt. Ein jugendlicher Ausläufer aus
Frank=
furt a. M., der ſeinen Eltern weggelaufen war wurde in Darmſtadt
aufgegriffen und bis zur Abholung durch ſeinen Vater im
Stadtkranken=
haus untergebracht.
Kormorane im Prachtkleid im Frankfurter Zoo. Auf dem
Burgweiher im Frankfurter Zoo lebt eine kleine Schar ſchwarzer,
etwa rabengroßer Vögel; oft ſitzen ſie auf den Felſen, nicht ſelten
kann man aber auch ihre Schwimm= und Tauchkünſte bewundern.
(Es ſind Kormorane oder Scharben auch Seeraben
genannt, obwohl ſie keineswegs zur Sippſchaft der Raben, ſondern
zu den „Ruderfüßern” gehören, wie die Pelikane. Einige von
dieſen ſchwarzen Tauchkünſtlern haben nun eine auffallende
Wand=
lung durchgemacht; ſie werden ſozuſagen zu „Greiſenhäuptern”
durch haarartig ſchmale und lockige weiße Federn, die an ihren
Köpfen entſproſſen ſind, mit anderen Worten; ſie haben ihr
Prachtkleid angelegt, das in dieſem Falle von älteren Vögeln
beiderlei Geſchlechts, getragen wird, aber bald wieder
verſchwindet.
„Straßenunfall”. Wegen der Schadenerſatzanſprüche müſſen
Sie ſich an die Stadtverwaltung halten und ausführen —
nötigen=
falls unter Anführung von Beweismitteln —, daß der Unfall auf
die Schneeglätte infolge nicht ordnungsmäßiger Reinigung
zurück=
zuführen iſt. Dabei wird es weſentlich ſein, wenn dieſe
Darſtel=
lung durch ein ärztliches Zeugnis unterſtützt wird.
Tageskalender für Montag, den 26. Januar 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Keine, Vorſtellung.
Kleines Haus, 20 Uhr: Vorunterſuchung. — Konzerte:
Schloßkeller, Café Oper, Café Ernſt=Ludwig, Datterich, Spaniſche
Bodega, Reſt. Bender, Rheingauer Weinſtube. —
Kinovor=
ſtellungen: Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
Städt. Saalbau, 20 Uhr: Maggi=Film. —
Fürſten=
ſaal, 20 Uhr: Vortrag Dr. Oberdörffer.
Aus Heſſen.
4a. Eberſtadt, 24. Jan. Aus den Turnvereinen. In der
dieſer Tage abgehaltenen Hauptverſammlung des Turnvereins 1876
E.V. gelangte unter anderem der Antrag des Vorſtandes, der die
Be=
reitſtellung von Mitteln zur Errichtung einer gedeckten Turnſtätte
for=
derte, zur Annahme. Die Neuwahl des Vorſtandes, die durch geheime
Abſtimmung erfolgte, hatte folgendes Ergebnis: Heinrich Dieter, 1.
Vor=
ſitzender: Salomon Stock, 1. Schriftführer, geſchäftsführender Vorſtand;
Philipp Brückmann, 2. Vorſitzender; Ludwig Berg, 2. Schriftführer;
Ernſt Eidemüller, Rechner; Georg Heß, Oberturnwart; Jean Meckel,
Wilhelm Fiſcher, Friedrich Kehrer, Beiſitzer; Adam Meyer, Bernhard
Knieß, ſtellv. Beiſitzer. Ferner wurden die durch den Turnausſchuß
vor=
geſchlagenen Fachwarte beſtätigt. — In der Hauptverſammlung der
Turngeſellſchaft E.V. wurde der ſeitherige Vorſtand in ſeiner
Geſamtheit wiedergewählt. An größeren Arbeiten iſt die Erſtellung
einer Gerätehalle mit An= und Auskleideräumen auf dem Turnplatz in
der Schloßſtraße vorgeſehen. Der Mitgliederſtand hat ſich weiter
er=
höht. Das Frankenſtein=Bergturnfeſt wird in dieſem Jahre zum zehnten
Male abgehalten werden können. Die örtlichen Vorbereitungen ſind
Sache der Turngeſellſchaft. Mit Rückſicht auf den Ernſt der Zeit wird
von der Abhaltung eines Maskenballs abgeſehen; es findet lediglich am
1. Februar im „Bergſträßer Hof” ein Kappenabend ſtatt.
Eberſtadt, 24. Jan. In der am Sonntag in Eberſtadt im Saale
„Zur Harmonie” ſtattgefundenen Generalverſammlung des
Zentral=
verbandes der Arbeitsinvaliden und Witwen
Deutſch=
lands, die trotz der wirtſchaftlichen Not außerordentlich ſtark beſucht
war, gab Herr Poth nach einer kurzen Begrüßungsanſprache den
Ge=
ſchäftsbericht. Wie aus dem Geſchäftsbericht zu erſehen war, ſetzt ſich
nuch in den Reihen der örtlichen Arbeitsopfer immer mehr die
Erkennt=
nis durch, daß nur durch eine große Organiſation die Wirtſchaftslage
der Invaliden und Witven gebeſſert werden kann. Die Zahl der
Mit=
glieder ſtieg im vergangenen Jahre von 250 auf 296. An Sterbefällen
ſwaren 11 zu verzeichnen, und an die Hinterbliebenen wurde eine
Sterbe=
geldunterſtützung von 505 Mark ausbezahlt. Die Verſtorbenen
wur=
den mit einem warmen Nachruf in der üblichen Weiſe geehrt. In 181
Fällen wurden Rat und Auskunft erteilt. Einſprüche, Berufungen und
Beſchwerden wurden 76 erledigt, die eine monatliche Rente von 551,35
Mark und eine einmalige Nachzahlung von 1436,74 Mark einbrachten.
Den Kaſſenbericht gab Herr Georg Ohlenſchläger, und an Einnahmen
waren 3274,06 Mark und an Ausgaben 2998,42 Mark zu verzeichnen ſo
haß ein Kaſſenbeſtand von 275,64 Mark verbleibt. Die Reviſoren
fan=
den die Kaſſenführung ohne jegliche Beanſtandung, und auf Antrag des
Koll. Johann Wendel wurde dem Kaſſierer einſtimmig Entlaſtung
er=
teilt. Anläßlich der zufriedenſtellenden Arbeit wurde der Vorſtand
durch Akklamation wiedergewählt und ſetzt ſich wie folgt zuſammen:
Ludwig Poth, 1. Vorſitzender; Anton Pritſch, 2 Vorſitzender: Friedrich
Kolb, Schriftführer; Georg Ohlenſchläger, Kaſſier; Karl Wipf, Georg
Flick, Beiſitzer; Johann Wendel, Johann Hillgärtner, Reviſoren. Als
Vertreter in den örtlichen Fürſorgeausſchuß wurden Ludwig Poth und
Anton Pritſch beſtimmt. Nach Erledigung der Wahl ergriff Koll. Jaxt=
Darmſtadt das Wort und ſprach über „Der Kampf gegen das ſoziale
Unrecht.‟ Eine lebhafte Diskuſſion folgte.
Aa. Eberſtadt, 25. Juni. Baulandumlegung in der
Vil=
lenkolonie. Für die im ſüdlichen Teil der Villenkolonie vorgeſehene
Baulandumlegung iſt jetzt ein Umlegungsausſchuß gebildet worden,
deſ=
ſen Vorſitzender Regierungsrat Dr. Probſt vom Kreisamt Darmſtadt
iſt. Die Gemeinde iſt durch Bürgermeiſter Dr. Uecker bzw.
Beigeord=
neten Flick vertreten. Als Vertreter der beteiligten Grundſtückseigen
tümer fungieren Ludwig Dächert 6. und Georg Fiſcher 4.
Sachverſtän=
dige für die Bewertung ſind Oberforſtrat Hoffmann und Ludw. Wolf 4.
Cp. Pfungſtadt, 25. Jan. Eine Stamm= und
Nutzholz=
verſteigerung aus dem Diſtrikt „Malcher Tanne” des
Stadtwal=
des wird am Donnerstag vormittag an Ort und Stelle abgehalten.
Die Hauptverſammlung des Frauenvereins findet am Mittwoch
abend im Lokal Weigel ſtatt. — Die örtliche Nacheichung eichpflich
tiger Gegenſtände findet für Pfungſtadt in der Turnhalle in der Zeit
vom 9.—13. und 16.—20. Februar ſtatt.
Cp. Pfungſtadt, 24. Jan. Hohes Alter. Altveteran Johann
Wagner, Schuhmachermeiſter, kann am Sonntag ſeinen 84.
Geburts=
tag begehen.
Cp. Eſchollbrücken, 24. Jan. Der Gemeinderat beſchloß die
Einführung einer Bürgerſteuer für das Jahr 1930. Ferner wurde die
Nachforderung an Lohn ſeitens der an der Sandbachdamm=
Wiederher=
ſtellung beſchäftigten Arbeiter genehmigt. — Eine
Holzverſteige=
rung aus dem Diſtrikt „Sand” des Gemeindewaldes findet am
Mon=
tag nachmittag ſtatt.
J. Griesheim, 24. Jan. Der Beigeordnete und ſämtliche
Gemeinde=
beamten haben am Donnerstag, den 22. Januar d. J.) vor dem Herrn
Oberregierungsrat Haberkorn vom Kreisamt Darmſtadt den
Verfaſ=
ſungseid abgeleiſtet. — Am Mittwoch, den 28. Januar d. J., begeht
Frau Joſef Mendel, Oberndorferſtraße 68, hier, in voller Rüſtigkeit
ihren 80. Geburtstag. — Der Bebauungsplan für die Poſch, weſtlich
der Darmſtädter Gemarkungsgrenze und ſüdlich der Provinzialſtraße
Darmſtadt—Griesheim, iſt feſtgeſtellt und kann bei der Bürgermeiſterei
(Zimmer 5) von jedermann eingeſehen werden. — Die hieſige
Bürger=
meiſterei weiſt in einer Bekanntmachung darauf hin, daß das Anhängen
oder Aufſtecken von Schildern, Aufſchriften und Abbildungen für
Werbe=
zwecke anßerhalb der geſchloſſenen Ortſchaft verboten iſt.
Cp. Braunshardt, 23. Jan. Die Bierſteuer wurde hier nach
einem Beſchluß des Gemeinderats eingeführt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 24. Jan. Der älteſte Einwohner von
Nie=
der=Ramſtadt, der im 90. Lebensjahre ſtehende Nentenempfänger Jakob
Schuchmann, iſt nunmehr verſtorben. — Landwirtſchaft
licher Vortrag. Am Sonntag, den 8. Februar I. J., nachmittags
3 Uhr, wird Herr Landwirtſchaftsrat Seeger vom Heſſ.
Landwirt=
ſchaftsamt Darmſtadt im Gaſthaus „Zum Römer” einen Vortrag halten
über das Thema „Die Aufzucht und Fütterung des Jungviehs”
Obſt=und Gartenbauverein. Im Laufe des Monats Februar
wird aus Anlaß der Jahresverſammlung ein weiterer
Lichtbildervor=
trag folgen, und zwar diesmal gehalten von Herrn Profeſſor Dr.
Spilger=Darmſtadt über das Thema „Vogelſchutz und
Schädlings=
bekämpfung”.
G. Ober=Namſtadt, 22. Jan. Säuglingsfürſorge. Am
Mon=
tag, den 26. d. M., nachmittags von 2—3 Uhr, findet im unteren Saal
des neuen Rathauſes Säuglingsberatungsſtunde ſtatt. —
General=
verſammlung. Der Turnverein 1877 D.T. hält ſeine
Jahreshaupt=
verſammlung am Samstag, den 24. d. M., abends 8 Uhr, im Gaſthaus
„Zum Adler” (K. Diehl) ab
G. Ober=Ramſtadt, 24. Jan. Preisabſchlag. Die hieſigen
Rinds= und Schweinemetzgereien haben mit ſofortiger Wirkung die
Fleiſch= und Wurſtpreiſe wie folgt geſenkt: für Schweinefleiſch auf 1
RM., für Rindfleiſch auf 1.10 RM., Leber= und Blutwurſt 0,90 RM.,
Fleiſchwurſt und Schwartenmagen 1.10 RM., Schmalz 0.90 RM.
Hohes Alter. Frau Peter Mink Witwe, Lichtenbergſtraße 10,
feiert am Sonntag, den 25. d. M., ihren 81. Geburtstag.
T. Spachbrücken, 24. Jan. Im Saale des Gaſthauſes Schröder,
hier, hielt am Mittwoch abend der Kleinkaliber=Schützenverein
Waldes=
luſt eine Generalverſammlung ab, woran ſämtliche Mitglieder
teilnah=
men. Es wurde hierbei unter anderem der Beſchluß gefaßt, von der
Abhaltung eines Jahresballes, mit Nückſicht auf die jetzige allgemeine
Notlage Abſtand zu nehmen.
Le. Groß=Umſtadt, 24. Jan. Aus dem Gemeinderat. Die
vorläufigen Gemeinde=, Kreis= und Provinzialumlagen für das Jahr
1930 ſollen in 6 Zielen erhoben werden, und zwar: 1. Ziel im Februar,
Ziel im April, 3. Ziel im Juni, 4. Ziel im Auguſt, 5. Ziel im
Oktober, 6. Ziel im Dezember 1931. Die Beitreibung der erſten drei
Ziele erfolgt nicht vor dem 1. Juli 1931, die der letzten drei Ziele nicht
vor dem 1. Januar 1932. Vor der Mahnung bzw. Beitreibung ſoll
öffentliche Bekanntmachung erfolgen. — Die ſtattgehabten
Holzverſtei=
gerungen Nr. 1—3 werden genehmigt. Von dem ausgeſchriebenen
Sub=
iniſſionsholz werden die Vergebungen vorgenommen. — Die Koſten der
Lieferung und Montage von zwei neuen Heizkeſſeln in der Volksſchule
in Höhe von rund 2100 Mark ſollen aus dem Mobiliarerneuerungsfonds
gedeckt werden. — Der Unterhaltungsvoranſchlag für 1931 wird
durch=
beraten. Endgültige Beſchlußfaſſung ſoll erſt bei der Beratung des
Hauptvoranſchlages erfolgen. — Es ſollen im Jahre 1931 drei
Feld=
wegabfahrten (Provinzialſtraßenabfahrten) mit Material aus den Groß=
Umſtädter Steinbrüchen chauſſiert werden. — Der Lageplan bezüglich
der Baufluchtlinie im unteren Teile der Schillerſtraße wird, zur
Kennt=
nis genommen. — Von der Winterbekämpfung der Schnaken wird
ab=
geſehen. — Die Anlage einer Warmwaſſerheizung im Poſtneukair wird
der Firma Kunz u. Müller in Darmſtadt übertragen. —
Zucker=
fabrik. Die hieſige Zuckerfabrik verarbeitete in der diesjährigen
Kam=
pagne 1080 000 Zentner Rüben, ein Quantum, das bisher noch nicht
er=
reicht wurde.
A. Aus dem Schlierbachtal, 24. Jan. Milchlieferung.
Nach=
em die Molkereigenoſſenſchaft in Fürth ihren Nenbau eingerichtet und
Betrieb geſetzt hat, iſt den Landwirten unſeres Tales nun
Gelegen=
eit geboten, an zwei Firmen Milch abzuliefern, da auch ein
Milch=
ändler von Krumbach ſolche ankauft, der Großlieſerung nach Weinheim
nd Ludwigshafen übernommen hat. Es werden, für die Milch pro
Liter ab Stall 19 bzw. 18 Pfennig bezahlt. Obwohl ein Teil der
Land=
birte ſich bereits auf Milchlieferung eingeſtellt hat, ſo ſtehen andere der
ache noch abwartend gegenüber. Es iſt aber zu hoffen, daß die An=
Nummer 26
Seite 4
Montag, den 26. Januar 1931
* Kirch=Brombach, 95. Jan. Erfreuliche Einigkeit. Da
zu der Bürgermeiſterwahl nur die Kandidatur des bisherigen
Bür=
germeiſters Meiſinger aufgeſtellt war, wurde er ohne
Wahl=
akt wiedergewählt. Heute abend veranſtalteten die hieſigen
Ver=
eine unter Vorantritt der Feuerwehrkapelle dem Wiedergewählten einen
Fackelzug, an dem ſich die geſamte Gemeinde beteiligte. Nach einigen
Liedervorträgen ergriff Lehrer Haas das Wort, der der Freude
Aus=
druck gab darüber, daß ein ſo tüchtiger Mann wie Bürgermeiſter
Mei=
ſinger an der Spitze der Gemeinde ſtehe. Er wünſchte ihm für ſeine
neue Amtsperiode alles Gute zum Beſten der Gemeinde. Vürgermeiſter
Meiſinger dankte in herzlichen Worten für die Ehrung. In
An=
betracht der ernſten Zeit habe er dem Gemeinderat 1000 Mark zur freien
Verfügung zu übergeben. Anſchließend an ſein Wort „Einigkeit, Recht
und Freiheit” ſangen die Anweſenden das Deutſchlandlied. Im Namen
des Gemeinderats dankte Beigeordneter Stein für die Spende und
verlas unter lebhaftem Beifall der Anweſenden das Begleitſchreiben
des edlen Gebers.
A. Seidenbuch, 24. Jan. Holzverſteigerung. Bei der
kürz=
lich ſtattgefundenen Holzverſteigerung im Domanialwald lagen die
An=
gebote unter den vorjährigen Preiſen, was ja bei der allgemeinen
Geld=
knappheit zu erwarten war. Preisdrückend wirkten ferner, daß immer
mehr auch in unſerer Gegend die Kohlenfeuerung Eingang findet, und
daß der Winter ſeither ſo milde war, wodurch der Holzvorrat aus dem
letzten Jahr noch nicht ſo ſtark verbraucht iſt. Es wurden folgende
Durchſchnittspreiſe pro Raummeter erzielt: Buchenſcheiter 1. Klaſſe 11
bis 12 Mark, 2. Klaſſe 9—11 Mark, Buchenknüppel 8—10 Mark.
Eichen=
ſcheiter 8—10 Mark. Es kam vorwiegend Buchenholz und Reiſig zum
Ausgebot.
e. Aus dem Neckartal, 23. Jan. Bedeutung der
Rindvieh=
zucht. In den kleineren und mittleren landwirtſchaftlichen Betrieben
geht man allmählich wieder zur Rindviehzucht über, weil man erkannt
hat, daß die Viehzucht den wichtigſten Lebenszweig darſtellt. Man hält
für die Zukunft die Ausſichten der Viehzüchter größer und ſicherer als
die des Getreidebauers, zumal neben der wertvollen Milch= und
Fleiſch=
produktion auch noch die notwendige Produktion des organiſchen, dem
Boden unerläßlichen Stalldüngers möglich wird. Nach der Berech=
nung von Sachverſtändigen ſtellt ſich der Wert dieſer Düngerproduktion
bei 180 Millionen Stück Vieh in Deutſchland auf über eine Milliarde
Reichsmark, während nur 700 Millionen Reichsmark für Kunſtdünger
angewendet werden. Dazu kommt noch, daß der Stalldünger als
Uni=
verſaldünger angeſprochen werden kann, weil er dem Boden alle nötigen
Nährſtoffe zuführt. Der Stalldünger ſtellt einen länger wirkenden,
qualitätsverbeſſernden Dünger dar. Die Marktverſorgung erfolgt heute
nachweislich zu 43 bis 44 Prozent durch die klein= und mittelbäuerlichen
Betriebe; die Fleiſchproduktion ſogar zu 78 Prozent. Es wird daher
der Viehzucht im allgemeinen weit mehr Aufmerkſamkeit geſchenkt, als
dies bisher geſchehen iſt.
Aa. Bickenbach, 25. Jan. Jubiläum des
Kirchengeſang=
vereins. Der hieſige evangeliſche Kirchengeſangverein beging am
Sonntag in einfacher Weiſe das Jubiläum ſeines 50jährigen Beſtehens.
Vt. Auerbach, 24. Jan. Beigeordnetenwahl. Die
Wahl=
periode des Beigeordneten iſt am 1. März d. Js. abgelaufen. Der
Bei=
geordnetenpoſten wurde ſeither durch Herrn Johann Friedrich Elgert,
Landwirt, verſehen. Die Neuwahl des Beigeordneten iſt auf Sonntag,
den 22. Februar, anberaumt. Herr Beigeordneter Elgert, der nun im
53. Lbensjahre ſteht, gehört ſeit 1. Januar 1914 dem Gemeinderat an
und wurde am 20. März 1925 zum Beigeordneten gewählt. Von einer
weiteren Kandidatur iſt bisher nichts bekannt geworden.
Aa. Heppenheim a. b. B., 25. Jan. Auszeichnung. Der
Vor=
ſitzende des Landesverbandes heſſiſcher Feuerwehren,
Kreisfeuerwehr=
inſpektor Ludwig Knaup in Birkenau, iſt vom Landesausſchuß des
Badiſchen Landesfeuerwehrverbandes mit dem Badiſchen Feuerwehr=
Ehrenkreuz ausgezeichnet worden. Dieſe Ehrung wurde ihm auf Grund
ſeiner großen Verdienſte um die Feuerwehrſache und das
Feuerlöſch=
weſen im allgemeinen zuteil.
By. Egelsbach, 23. Jan. Unfall. Herr Obermonteur Kunz
ver=
unglückte bei Ausführung von Glasbedachungsarbeiten in Köln. Er
befindet ſich jetzt außer Lebensgefahr. — Notwohnungen. Die
Gemeinde will acht Notwohnungen errichten, zu der die
Landeshypo=
thekenbank ein Darlehen von 23 000 Mark zu 8½ Prozent Zinſen geben
will, jedoch im Augenblick nicht zur Verfügung ſtellen kann. Um aber
die Inangriffnahme der Arbeiten nicht zu verzögern, wird die hieſige
Gemeinnützige Baugenoſſenſchaft das nötige Kapital zu 8 Prozent
einſt=
weilen vorſtrecken.
Reich und Ansland.
Vollbeſetzter Autobus in den Fluß geſtürzt.
Bromberg. Am Sonntag morgen ereignete ſich in Bromberg ein
folgenſchweres Autobusunglück. Ein mit 16 Fahrgäſten beſetzter Autobus
fuhr eine abſchüſſige Straße zur Halteſtelle hinunter, rutſchte infolge
der Glätte ab und ſtürzte in die Brahe, einen Nebenfluß der
Weichſel. Fünf Perſonen ertranken, während acht gerettet
werden konnten. Bei drei Perſonen wurden Wiederbelebungsverſuche
angeſtellt. Die Mehrzähl der Ertrunkenen ſind Deutſche. Der größte
Teil der Inſaſſen hatte an einem Sängerfeſt teilgenommen.
Erdbeben auf Mittel=Java. — Bisher 22 Tote.
Amſterdam. Die Zahl der Opfer des neuen Erdbebens auf
Mittel=Java hat ſich auf 22 erhöht, während die Zahl der
Verletz=
ten 85 beträgt. Die Regierung hat in Pangebatan ein großes Lager
für etwa 800 Obdachloſe errichten laſſen.
Acht Fiſchdampfer beſchlagnahmt.
Kopenhagen. Das isländiſche Inſpektionsſchiff „Aegir” hat acht
engliſche Fiſchdampfer deren Fanggeräte innerhalb des
isländiſchen Hoheitsgebietes nicht vorſchriftsmäßig vertaut waren
be=
ſchlagnahmt und in den Hafen von Patreksfjord gebracht. Ein
Fiſch=
dampfer, auf dem ſich zwei Mann der Beſatzung des isländiſchen
In=
ſpektionsſchiffes befanden, iſt mit dieſen geflüchtet. Die Schiffe ſtammen
aus Grimsby, wo große Erregung über das Vorgehen Islands herrſcht.
Bei dieſer Gelegenheit wird aufs neue darüber geklagt, daß in Island
kein engliſcher Konſul vorhanden iſt.
Täglich 60 Todesopfer der Grippe in Tokio.
London. Die verheerende Grippeepidemie, wie ſie ſeit 10 Jahren
nicht mehr vorgekommen iſt, wütet noch immer in Tokio. Die
Krank=
heit, die durch große Kälte und Trockenheit verſchlimmert wird,
for=
derte bisher täglich etwa 60 Todesopfer,
Schweres Eiſenbahnunglück.
New Vork. Bei Naſhville (Tenneſſee) entgleiſte ein
Perſonen=
zug. Der Lokomotivführer und vier Reiſende wurden getötet, 50
Per=
ſonen wurden zum Teil ſchwer verletzt.
Tige Teigwaren-Tage
vom 26. Januar 1931 bis 28. Januar 1931
Eier-Gemüse-Hudeln
Eier-Bruch-Maccaroni
Pfund 423
1Pfund 429
Eier-Scppen-Nudeln, 1½mm . . . . . . . 1Pfund 528
Eier-Faden-Mudeln . . .
. . . 1Pfund 548
Eier-Hörnchen
„.. 1Pfund 529
Eier-Schleifchen
1Pfund 529
Eier-Bruch-Spaghetti.
1Pfund 489
Täglich frische Land- u. Süßrahmbutter 1/,Pf. 65 u. 859
THAMSCdhRRS
Lieferung frei Haus
OM
OM
Allen Freunden und Bekannten
herz=
lichen Dank für die zahlreichen
Glück=
wünſche, Blumen und Geſchenke anläßlich
(1654
unſerer Vermählung.
Traiſa, den 25. Januar 1931.
Wilhelm Gernand und
Frau Anna, geb. Fornoff.
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3 Zimmer=Wohng.
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Teiden erlöſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Eliſabeth Mager, geb. Hock,
Georg Mager,
Greia Mager,
Hilde Mager.
Darmſtadt den 24. Januar 1931.
Wienerſtraße 60.
Die Beerdigung findet am Diensiag, 27. Januar 1931,
um 2 Uhr auf dem alten Friedhof an der Nieder=
Ram=
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Geſchäfts=
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„Die Beerdigung findet am Dienstag, 27. Jan”, vorm.
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Zahlreiche Spielausfälle und
Aeuerraſcangen.
Das ſchlechte Wetter der letzten Tage, zu dem ſich am
Sonn=
tag noch vielfach Schneetreiben und neuer Regen geſellten, ſetzte
den Spielfeldern ſtark zu. Vielfach waren die Plätze in einer
derart ſchlechten Verfaſſung, daß ſich die Schiedsrichter gezwungen
ſahen, die Spiele abzuſagen. In zahlreichen anderen Fällen
wirk=
ten ſich die anormalen Platz= und Witterungsverhältniſſe auf die
Spiele ſo ſtark aus, daß man geradezu groteske Reſultate erlebte.
In der Meiſterrunde fielen die beiden Spiele
Pir=
maſens — Eintracht und KFV. — Wormatia aus.
Die Sp.Vg. Fürth trat bei Regenwetter gegen Union Böckingen
vor 8000 Zuſchauern mit Erſatz für Franz und Leinberger an.
lieferte aber trotzdem ein großes Spiel und ſiegte hoch mit 10:2
(6:1). Fürth iſt nun der einzige Verein, der noch keine
Verluſt=
punkte hat. Beim Spiel in Mannheim gab es eine große
Ueber=
raſchung: Waldhof konnte die Münchener „Bayern” bei denen die
Hintermannſchaft ſehr ſchwach war, vor 7000 Zuſchauern verdient
mit 4:1 (2:1) Treffern ſchlagen. Das gute Spiel der Waldhöfer
Läuferreihe war entſcheidend.
In der Troſtrunde Südoſt müſſen jetzt die Münchener
„Löwen” als hoher Favorit gelten. Die 60er waren wieder in
großer Fahrt, ſie ſchlugen Schwaben Augsburg hoch mit 8:1 (5:1).
Der „Club” hat keine Chancen mehr, er verlor in Stuttgart gegen
die Kickers mit 2:3 (0:0). Pforzheim war in Fürth über die
Raſenſpieler 4:0 (2:0) erfolgreich.
In der Troſtrunde Nordweſt behauptete ſich VfL. Neu=
Iſenburg als Tabellenführer durch ein 2:2 (1:1) gegen Rot=Weiß
Frankfurt. Phönix Ludwigshafen wurde in Frankfurt von Union
Niederrad verdient mit 3:1 (2:1) geſchlagen. Neckarau perlor
wiederum, diesmal auf eigenem Platz, gegen den FV. Saarbrücken
mit 1:2 (1:1).
Die Tabellen.
Pfalz Ludwigshafen 7:5 4:2 5:6 3:3 SV. Wiesbaden 3:1 2:2 FC. Idar 5:8 2:2 Union Niederrad 7:9 2:4 VfL. Neckarau 5:12 0:6 Troſtrunde Südoſt: Spiele Tore Punkte 1. FC. Pforzheim 13:6 7:1 München 1860 18:2 6:0 Stuttgarter Kickers 7:6 4:2 Schwaben Augsburg 7:12 4:4 1. FC. Nürnberg 9:7 3:5 FV. Raſtatt 0:8 0:2 VfR. Fürth 2:7 0:4 Phönix Karlsruhe 2:10 0:6
Spielvgg. Fürth — Union Böckingen 10:2 (6:1).
Bei ſtarkem Regen holten ſich die Fürther „Kleeblätter” am
Sonntag auf eigenem Platze vor ca. 9000 Zuſchauern gegen den
zpürttembergiſchen Meiſter einen zweiſtelligen Sieg, der ſelbſt in
ſeiner Höhe völlig verdient war. Die Fürther Mannſchaft, in der
Franz und Leinberger fehlten, wies dennoch keinen ſchwachen
Punkt auf und gab den nur durch gelegentliche Durchbrüche
ge=
fährlich werdenden Schwaben, niemals eine Chance zum Sieg,
wie ſchon das Eckballverhältnis von 9:2 beweiſt.
Schiedsrichter Albrecht=Mannheim pfiff das Treffen trotz
ſtrömenden Regens an. Fürth gewann ſofort die Oberhand und
bald mußte Schübel den erſten durch Full erzielten Treffer der
Fürther paſſieren laſſen. Die Erſatzleute für die fehlenden
Stützen Leinberger und Franz, Appis und Rupprecht, fügten ſich
gut in die Mannſchaft ein und leiſteten wertvolle
Vertreter=
dienſte. Bald fiel durch Fauſt der zweite Treffer, und ein
wei=
teres Tor des gleichen Spielers und zwei Erfolge von Rupprecht
ſtellten das Spiel auf 5:0. Böckingen hatte bis dahein, von
eini=
gen gefährlichen Alleingängen des Sturmführers Walter
abge=
ſehen, keine Chancen. Bei einem Durchbruch fiel nun durch
Sammet der erſte Gegentreffer. Kurz vor der Pauſe erzielte
Fauſt ein weiteres Tor, und mit 6:1 für Fürth wurden die
Sei=
ten gewechſelt.
Nach Halbzeit hatte Böckingen einige gute Momente. Die
Mannſchaft ſpielte ſehr eifrig und konnte auch durch ihren
Halb=
linken das Ergebnis auf 6:2 verbeſſern. Dann war der
Wider=
ſtand der Schwaben wieder gebrochen, und Furth beherrſchte
wieder das Feld. Zunächſt erhöhte Fauſt auf 7:2 und durch
eine ſchöne Leiſtung von Frauk ſtand es 8:2. Nach einem neunten
Tore der Fürther verhalf Böckingens Torwart Schübel den
Fürthern zum zweiſtelligen Sieg. Er wehrte eine Flanke von
Kießling ſchlecht mit dem Fuß und trat den Ball ſelbſt ins Netz,
ſo daß der Kampf 10:2 endete.
SV. Waldhof-Bayern München 4:1 (2:1).
Hochklaſſiges Spiel. — Verdienter Sieg!
Im Mannheimer Stadion erfocht der SV. Waldhof gegen
die Münchener Bayern vor 7500 Zuſchauern einen völlig
ver=
dienten Sieg, um ſo nehr verdient, als die Leitung durch den
Stuttgarter Schiedsrichter Maier nicht immer einwandfrei war,
der bei ſeinen Entſcheidungen die Bayern allzuſehr begünſtigte.
Nicmand hatte ſich den Ausgang in dieſer Höhe träumen laſſen.
Das Spiel ſtand namentlich in der erſten Halbzeit auf
bemer=
kenswert hoher Stufe und wurde in einem raſenden Tempo
durchgeführt.
Gleich zu Beginn begannen beide Mannſchaften mit großer
Energie. Das Tempo war außerordentlich ſchnell, und ſchon in
der 4. Minute hatten die Gäſte den Führungstreffer erzielt, der
aber auch ihr einziger Erfolg bleiben ſollte. Der Linkaußen
Hofmann ſchoß aus ziemlicher Entfernung wuchtig aufs Tor, ein
Waldhofverteidiger wollte abwehren, das Leder ging ins Netz.
In der Folgezeit war die Waldhofverteidigung etwas unſicher
und gewann erſt nach und nach wieder Vertrauen. Waldhofs.
linker Sturmflügel überrumpelte mehrfach die
Bayernverteidi=
gung, einmal konnte Kutterer in höchſter Not zur Ecke retten.
Dreimal hatten die Bayern Glück. Plötzlich lagen die Gäſte
wie=
der vorn und erzielten 2 Ecken. In der 29. Minute war der
Waldhofſturm geſchloſſen vorgegangen, eine Flanke des
Links=
außen kam über den Halblinken zum Mittelſtürmer Siffling, der
unhaltbar zum Ausgleich einſandte. Zwei Minuten vor
Halb=
zeit umſpielte der Linksaußen Walz drei Gegner in famoſer
Weiſe und ſtellte das Ergebnis auf 2:1. Nach Wiederbeginn
drückten die Bahern auf das Tempo und beherrſchten 25
Minu=
ten lang das Spielfeld. Sie kamen hintereinander zur 3. bis
5. Ecke. Mit Glück konnte Waldhof verſchiedene gefährliche
Situationen klären, wobei Bretzing Glänzendes leiſtete. Aber
auch der Torwart Morlock befand ſich in einer hervorragenden
Form, und bielt die unglaublichſten Sachen. Auch die 6.—9.
Ecke brachte den Bayern nichts ein. In den letzten 8 Minuten
wandte ſich das Blatt. Waldhofs Sturm kam plötzlich wieder
in Fahrt und zog zu einem mächtigen Endſpurt an. In der 40.
Minute beſiegelte Siffling auf Vorlage Waidingers das Schickſal
der Bayern: 3:1. Kaum war angeſpielt, als der Halbrechte
Aßmuß eine Flanke des Linksaußen aufnahm und unhaltbar
zum 4:1 einſandte.
VfL. Neu=Iſenburg—Rot=Weiß Frankfurt 2:2 (1:1).
Auf dem Iſenburger Sand, ſahen 3500 Zuſchauer, einen ſehr
ſpannenden, zwar harten, aber doch keineswegs unfairen Kampf
Die beiden Mannſchaften waren ſich ziemlich ebenbürtig, die
Ueber=
legenheitsphaſen wechſelten ab, und da auch die Zahl der
Tor=
chancen ziemlich verteilt war, konnte das Ergebnis von 2:2 (1:1)
befriedigen. Weniger gut war der Schiedsrichter Schmidt=
Offen=
burg.
Beide Mannſchaften gingen mit großem Elan an das Spiel.
Iſenburg war in der erſten Viertelſtunde ſtärker im Angriff und
holte ſich auch in der 13. Minute den Führungstreffer. Waider
ging durch, flankte, und Engelhardt konnte Kreß zum erſtenmale
ſchlagen. Das Spiel wurde dann ausgeglichener. Einmal ſtand
Kraus 1. acht Meter vor dem Tor allein mit dem Ball, als er von
dem Verteidiger Janowſki unfair gelegt wurde. Ein Elfmeter
wäre fällig geweſen, jedoch hatte der Schiedsrichter ſcheinbar nichts
geſehen. Kurz vor der Pauſe kamen, die Frankfurter zum
Aus=
gleich. Dietermann lief mit dem Ball nach rechts, flankte, und
Dietzel konnte einſchießen. Auch in der zweiten Halbzeit wurde
ſehr temperamentvoll gekämpft. Schon in der dritten Minute
konnte Iſenburg durch einen unverhofften Schuß von Möller
er=
neut die Führung an ſich reißen. Zehn Minuten ſpäter kam Rot=
Weiß zum zweitenmale zum Ausgleich. Scholz ſtand ungedeckt und
konnte bequem flanken, Dietzel köpfte, Blum fing den Ball zwar,
beförderte ihn aber ſchließlich doch ins eigene Tor. Das Spiel
flaute dann mehr und mehr ab, der ſchwere Boden hatte ſichtlich
beiden Mannſchaften ſehr zugeſetzt.
Stuttgarter Kickers—1. FC. Nürnberg 3:2 (0:0).
Vor 8000 Zuſchauern erfochten die Kickers über den „Club”
einen wohl glücklichen, aber dennoch verdienten Sieg, verdient
inſofern, als er gerade in der Halbzeit zuſtande kam, während
welcher die Kickers gegen Wind und Eisregen anzukämpfen hatten,
der während des ganzen Spieles niederging. Dagegen vermochten
die Nürnberger ſich in der erſten Halbzeit nicht durchzuſetzen,
ob=
wohl ſie faſt durchweg mehr vom Spiele hatten. Bei den Gäſten
überragte wieder Kalb. Im Sturm machte, ſich das Fehlen des
Internationalen Kund bemerkbar, und da auch Fuchs erſetzt war,
fiel die linke Sturmſeite völlig aus. Das Schwergewicht im
An=
griff lag ſo auf dem rechten Flügel, wo Hornauer die treibende
Kraft war. Die Verteidigung Kugler=Wieder war zu langſam,
Köhl im Tor gut. Bei den Kickers waren im Sturm die beiden
Außen Maier und Buhl die beſten Leute, auch Handte in der Mitte
gut. In der Läuferreihe gefiel Walz am beſten, das Schlußtrio
Mihalek=Baier=Haarer bildete den beſten Mannſchaftsteil.
Schieds=
richter Becker=Ludwigshafen leitete großzügig.
Rund um den Fußballſonntag.
Faſt allgemein befanden ſich am Sonntag die Spielplätze durch
die letzten ſtarken Regengüſſe in einem wenig brauchbaren
Zu=
ſtande. Es gab daher nicht nur zahlreiche Ausfälle, auch nicht
er=
wartete Ergebniſſe waren an der Tagesordnung.
Von den angeſetzten ſieben Verbandsſpielen in Berlin
konnten nur vier zum Austrag gebracht werden. Die wichtigſte
Begegnung des Tages fand in Reinickendorf zwiſchen
Wacker 04 und Hertha=B.S.C. ſtatt. Es waren nicht weniger
als 10 000 Zuſchauer erſchienen, die der kleine Platz nicht faſſen
konnte, ſo daß es zu recht erregten Szenen kam. Das Spiel endete
gerechterweiſe unentſchieden 3:3. An der Abteilung A liegen
nunmehr Viktoria, Hertha=BSC. und Wacker
punkt=
gleich an, der Tabellenſpitze. In der Abteilung B überwand
Tennis=Boruſſia auch den Spandauer SV., wenn das
Ergebnis mit 2:0 auch recht knapp ausgefallen iſt. Nachdem der
Berliner Sportverein 92 Meteor 06 mit 6:1 ſchlug,
wird Tennis=Boruſſia der Weg zur Meiſterſchaft in der
Abtei=
lung B nicht mehr zu verlegen ſein.
In Norddeutſchland ging es im Hamburger Bezirk ſeit
langer Zeit einmal ohne Ueberraſchungen ab. Der Hambur=
ger SV. gewann gegen St. Pauli Sport mit 2:0. Den Sieg
verdanken die Rothoſen in erſter Linie ihrer ausgezeichneten
Läuferreihe. Der Meiſtertitel iſt nunmehr dem HSV. ziemlich
ſicher.
Im Nordbezirk hatte der norddeutſche Meiſter auch
dies=
mal nicht viel Mühe, um ſeinen Gegner zu beſiegen. Holſtein=
Kiel überfuhr ,den Rendsburger BV. mit 6:1. Holſtein
kann der Bezirksmeiſtertitel nicht mehr genommen werden. — Im
Bezirk Lübeck=Mecklenburg wird der LBV.=Phönix
mit gleicher Ueberlegenheit das Rennen machen. Heute beſiegte
er den Lübecker SV. mit 5:2 Toren.
Im Weſer Jade=Bezirk liegt die Entſcheidung zwiſchen
dem Bremer Sportverein und dem VFB.=Komet
Bremen.
Fußball im Ausland.
Länderſpiele: In Bologna: Italien — Frankreich 5:0.
In Belfort; Frankreich B — Luxemburg 3:4.
Schweiz: FC. Zürich — FC. Winterthur 0:2. Young Fellows
Zürich — Brühl St. Gallen 2:3. FC. Baſel — FC. Aarau 3:3.
Nordſtern Baſel — FC. Solothurn 4:2. Black Stars Baſel —
FC. Grenchen 1:1. Carouge Genf — FC. Chaux de Fonds 2:1.
Lauſanne Sports — Cantonal Neuenburg 1:3. FC. Monthey
— Urania Genf 1:10.
Oeſterreich: Wiener Pokal: Slovan — Floridsdorfer AC. 2:2.
Admira — Wiener AC. 1:3. Vienna — Wacker 4:5. Rapid
— Nicholſon 5:1.
Frankreich: Red Star Olympique Paris — SC. Sete 2:0. Stade
Frangais Paris — Grashoppers Zürich 2:3.
Um den engliſchen Fußball=Pokal.
Was es in der vierten engliſchen Cup=Runde an
uner=
warteten Reſultaten gab, überſtieg die Faſſungskraft der
eng=
liſchen Fußballgemeinde. Arſenal, der Tabellenführer der erſten
Liga und Pokalverteidiger, der in der letzten Runde nach einem
Wiederholungsſpiel Aſton Villa geſchlagen hatte, ließ ſich von
Chetſea 2:1 beſiegen. Es rächt ſich faſt immer, wenn eine
Mann=
ſchaft gleichzeitig auf Pokal und Meiſterſchaft zuſteuern will. Weit
ſchlimmer noch als die Niederlage von Sheffield Wednesday war
die Schlappe, die ſich der Tabellenzweite und vorjährige Meiſter
der erſten Klaſſe, Sheffield Wednesday mit 1:2 Treffern von dem
zweitklaſſigen Barnsley holte. Die erſtklaſſige Mannſchaft von
Blackpoel ließ ſich mit der gleichen Torziffer von dem drittklaſſigen.
Southport hereinlegen. Von erſtklaſſigen Vereinen haben nur die
folgenden bislang die fünfte Runde, die noch acht Spiele bringt,
erreicht: Everton, Newcaſtle United, Mancheſter United, Chelſea,
Arſenal, Blackburn Rovers, Bolton Wanderers, Sunderland,
Sheffield United, Portsmouth, Sheffield Wednesday und
Bir=
mingham.
5. B. Darmſtadt 1898 — Germanig Bieber 0:2 (0:0).
Obwohl die Einheimiſchen in der 1. Halbzeit leicht überlegen
waren und die 2. Spielhälfte zumindeſt einen ausgeglichenen
Spiel=
verlauf zeitigte, kamen die Gäſte zu einem glücklichen Sieg, der,
wenn er überhaupt verdient war, nur dem beſſeren Können ihres
Torhüters zuzuſchreiben iſt. Während ſich nämlich Winter im Tore
von Bieber als ein glänzender Beherrſcher ſeines Strafraumes
entpuppte und durch ſein durchdachtes Stellungsſpiel auch die
beſt=
angelegten Angriffe der 98er erfolgreich abſtoppte, hatte Bärenz
in der 1. Hälfte einige ſchwache Momente, ſo insbeſondere als ein
halbhoher Schuß des Gäſtehalblinken Kemmerer ihm über die
Fingerſpitzen hinweg ins Tor rutſchte. Bis dahin hatten die
Darmſtädter weit mehr vom Spiel gehabt, ohne jedoch ihrer
Ueber=
legenheit durch Treffer Ausdruck verleihen zu können. Die
Schluß=
leute von Bieber vollbrachten eine ſehr gute Leiſtung, ſodaß es den
Lilienträgern ſchwer fiel, ſich im Strafraum des Gegners
durch=
zuſetzen. Nachdem auch ein ſchöner Schuß von Kratz nichts
ein=
gebracht hatte — der Ball ſprang von der Latte ins Feld zurück —
kamen die Gäſte bei einem Durchbruch des rechten Flügels zu einem
2. Tor, als ihr Halbrechter an dem entgegenlaufenden Bärenz vorbei
den Ball in genauer Berechnung ins Tor ſchob. In der 2. Hälfte
hat=
ten die 98er mehrfach gute Gelegenheit, aufzuholen. Allzu langes
Zögern mit dem Schuß, die Stärke des gegneriſchen Abwehrtrios
und auch ein gut Teil Pech — ein Strafſtoß von Frey landete an
der Latte — verhinderten eine Verbeſſerung des Reſultates.
Im=
merhin darf in der Geſamtkritik geſagt werden, daß das Spiel der
Einheimiſchen weit flüſſiger geworden iſt, ſodaß bei etwas
ratio=
nellerer Geſtaltung des Spielaufbaues auch die Erfolge ſich wieder
einſtellen dürften. — Klingler=Groß=Gerau leitete korrekt.
1. Jgd.—1. Jgd. Rotweiß, hier, 6:0. — 2. Jgd.—1. Jgd. Ober=
Ramſtadt, hier, 3:0. — 3. Jgd.—2. Jgd. Egelsbach, dort, 2:0.
4. Jgd.—2. Jgd. Groß=Gerau, dort, 3:1. — 1. Schüler—1. Schüler
Polizei, hier, 2:0.
Zußball im Kreis Starkenburg.
Die Ergebniſſe vom Sonntag, den 25. Januar.
Viktoria Walldorf — Union Darmſtadt . . . 6:1 (3:1)
Germania Pfungſtadt — Polizei Darmſtadt . 1:3 (1:2)
Sportverein Münſter — Haſſia Dieburg . 3:1 (2:0)
FV. Sprendlingen — FC. 03 Egelsbach . . 4:4 (3:1)
SV. Mörfelden — SV. 1911 Neu=Iſenburg . 2:0 (1:0)
Bikkoria Walldorf — Union Darmſtadt 6:1 (3:1).
Der Tabellenerſte konnte die Beſſunger ziemlich eindeutig
ſchlagen. Allerdings verlor Union ſchon in der erſten Minute
ſeinen Mittelläufer durch Verletzung und mußte das ganze Spiel
mit 10 Mann beſtreiten. Walldorf war auf allen Poſten gut und
ſiegte verdient. Union gab in der erſten Hälfte einen
gleichwer=
tigen Gegner ab, um nach der Pauſe zuſammenzuklappen. Durch
das Fehlen des Mittelläufers waren verſchiedene Umſtellungen
nötig, die ſich nicht bewährten. Der Torwächter hätte wohl ein
oder das andere Tor verhindern können, doch machte ſich auch hier
die alte Verletzung bemerkbar. Die Verteidigung war ſehr gut,
aber überlaſtet, die übrigen ſpielten ziemlich luſtlos und gingen
dem harten Spiel der Walldörfer aus dem Wege. Schiedsrichter
Pforr=Frankenthal konnte nicht überzeugen. Beim Verlaſſen des
Platzes wollten einige Zuſchauer Walldorfs die Spieler beläſtigen,
wurden aber von der energiſchen Platzordnung ſowie
Vorſtands=
mitgliedern im Zaume gehalten.
Seite
Montag, den 26. Januar 1931
Nummer 26
Germanig Pfungſtadt- Polizei Darmſtadk 1:3 (1:2).
Die 1. Spielhälfte ſtand im Zeichen der Polizei. Schön
auf=
gebaute Angriffe brachten Pfungſtadts Tor wiederholt in Gefahr.
Ein Vorſtoß des techniſch guten linken Polizeiflügels Müller=
Pfeiffer fand Pfungſtadts Deckung nicht auf dem Poſten. Göbel 2.
verwandelte aus kurzer Entfernung unhaltbar. Wenig ſpäter
erhöhte Bönſel durch ſcharfen Schuß auf 2:0 für Polizei. Eine
Minute vor Halbzeit erzielte Marquardt durch Verwandlung eines
Eckballes den einzigen Gegentreffer Pfungſtadts. Nach der Pauſe
dominierte der Platzverein und wurde zeitweiſe drückend
über=
legen. Doch haarſträubendes Pech und die ſichere Abwehr der
Polizeiverteidigung verhindern jeden Erfolg. Als die Gäſte bei
ihren ſeltenen Angriffen durch Göbel 2. ein 3. Tor erzielten, war
der Kampf entſchieden. In den Schlußminuten verſchoß
Pfung=
ſtadt einen Handelfmeter. — War die Polizei ſpieleriſch etwas
beſſer und wies vor allem ein deutliches körperliches Plus auf, ſo
hatte Pfungſtadt die beſten Torgelegenheiten, ſodaß ein
Unent=
ſchieden dem gut beſuchten und von Peiſeler=Karlsruhe gut
gelei=
teten Kampf am beſten entſprochen hätte.
Germania Pfungſtadt Reſerve — Polizeiſportv. Darmſtadt
Reſerve 1:2.
Darmſtädier Schwimm-Erfolge.
Unter guter Beſetzung (rund 200 Schwimmer) aus dem
Gau I, Kreis IV des D.S.V. fand geſtern im neuerbauten
Fechenheimer Hallenbad das diesjährige Gaufeſt vor einem
zahl=
reich erſchienenen Publikum ſtatt. Auch die beiden Darmſtädter
Vereine Jungdeutſchland und Rot=Weiß hatten ihre Meldungen
abgegeben und konnten wertbolle Siege erringen. Im
Herren=
kraul 100 Meter, Klaſſe 3, konnte Kleinſchmidt (Jungdeutſchland)
mit 1:15,6 ſeinen Gegnern das Nachſehen geben. Hans Vogel
(Rot=Weiß) holte ſich das Freiſtil 100 Meter, Klaſſe 2b in 1,12
vor ſtarker Konkurrenz. Auch im Kraul 100 Meter für Herren
2a gab es einen Doppelſieg von Fr. Hanſt und K. H.
Schmal=
bach (beide Rot=Weiß), wobei letzterer knapp mit Handſchlag
1:10,4 bzw. 1:10,5 den Kampf für ſich entſcheiden konnte. In
der Damen=Bruſtſtaffel 6mal 40 Meter konnten ſich die
Darm=
ſtädter Damen nicht durchſetzen, da Jungdeutſchland ſtark
ge=
ſchwächt war. Doch die Lagenſtaffel wurde mit Fr. Sulzmann,
Frl. Stepp und Frl. A. Müller eine ſichere Beute. Zu erwähnen
iſt noch der überlegene Sieg des Jugendlichen Heyue, der mit
1:27,8 für 100 Meter Rücken eine gute Zeit erreichte. Ein
Waſſer=
hallſpiel zwiſchen Delphin Frankfurt=Niederrad 04 komb. und
Rot=Weiß, das den Abſchluß der wohlgelungenen Veranſtaltung
bildete, geſtaltete ſich zu einem 5:1=Sieg für Rot=Weiß, der mit
der Aufſtellung Karg, A. Dahmer, H. Vogel und Gebrüder Hanſt
ſpielte.
Baſſerball.
Reichsbahn T. S. V. Darmſtadt.
Obiger Verein veranſtaltet am kommenden Mittwoch,
21,30 Uhr, im Städtiſchen Hallenbad einen Waſſerball=Abend, an
dem ſich Arademiſcher Sportklub, Tv. Arheilgen,
Reichsbahn Frankfurt und der Veranſtalter beteiligen
werden. Im erſten Sipel treffen ſich Akademiſcher
Sport=
klub — Tv. Arheilgen. Hier dürfte erwartungsgemäß der
A. S. C., der in der letzten Zeit durch ſeine Siege über beachtliche
Gegner biel von ſich reden machte, zu einem Erfolge kommen.
Auch eine Ueberraſchung iſt in dieſem Spiele nicht ausgeſchloſſen,
Den Abſchluß des Abends bildet das Spiel Reichsbahn
Frankfurt —— Reichsbahn Darmſtadt um den Wander=
Preis des Eiſenbahnvereins Darmſtadt. Die Frankfurter ſind
durch den Zugang neuer Spieler bedeutend verſtärkt und
ver=
mochten vor kurzem gegen Delphin Frankfurt einen 4:2 Sieg zu
erringen. Die Darmſtädter Mannſchaft, die mit Schneidmüller;
Hartmann, Waſſer; Fey; Peter, Reiß, Braun antritt, wird, wenn
ſie ſich der Schwere des Spieles bewußt iſt, ehrenvoll aus
dem=
ſelben hervorgehen. Vor dem Waſſerbällſpiele ſchwimmen die
Alten Herren beider Vereine eine 4mal 50 Meter Bruſtſtaffel.
Rot=Weiß — „Delphin” Frankfurt.
Am Dienstag abend, 7,45 Uhr, treffen im weiteren
Verlauf der Waſſerballrunde die Ligamannſchaft des
Veranſtal=
ters und die A=Klaſſen=Mannſchaft des S. C. Delphin
aufeinan=
der. Die Frankfurter, die unter dem Training des früheren
Gauwaſſerballwarts Steiger ſtehen, verfügen über eine harte
Deckung und haben ihren beſten Mann im Linksaußen Würges,
der dieſen Poſten auch in der Frankfurter Stadtmannſchaft
ver=
ſieht. Rot=Weiß tritt mit der gleichen Mannſchaft an, die gegen
den E.F.S.C. die beiden Punkte holte. — Eintritt frei.
Turnen.
Gerätewvettkampf: Fr. Tgde. Darmſtadt — Arheilgen 0:2.
(498: 548 Punkte.)
Um 10 Uhr ſtellten ſich beide Mannſchaften in Darmſtadt in
der Liebigs=Oberrealſchüle zum angeſetzten Serienkampf der
Dur=
uier den Geräten. Was man zu ſehen bekam, war erſte Klaſſe.
Arheilgen, im Bezirk von früher her ſchon als einer der beſten
Turnvereine bekannt, machte heute auch wieder den beſten
Ein=
druck. Für Darmſtadt ſind die nur 50 Pluspunkte immerhin eine
beachtliche Leiſtung. Die Mannſchaft dürfte für kommende
Kämpfe doch noch einen beachtlichen Gegner präſentieren. Die
Punktergebniſſe an den einzelnen Geräten waren wie folgt:
Reck: D. 165 P. A. 173 P., Barren: D. 153 P. A. 163 P.
Pferd: D. 145 P., A. 171 P., Gymnaſtik: D. 35 P., A. 36 P.
Winkerſport.
Zweier=Bobrennen in Oberhof.
Rekordfahrten auf der Wadebergbahn.
Im Rahmen der Oberhofer Bobwoche fanden am Sonntag auf
der Wadebergbahn Zweierbobrennen ſtatt, in denen bei der
ausgezeichneten Beſchaffenheit der Bahn, die 1908 Meter lang iſt,
der beſtehende Rekord zweimal verbeſſert werden konnte. Zunächſt
wurde außer Konkurrenz der Rekord von dem Berliner
Filmſchau=
ſpieler und Radrennfahrer v. Newlinſki (BSC.) auf Bob
„Oeſterreich I” von 2,00,1 auf 1,59,5 gedrückt. In der Konkurrenz
unterbot Schäfer auf Bob „Petzel” des B.C. Oberhof dieſe
Leiſtung auf 1,59,1.
Tſchechiſche Skimeiſterſchaften.
Die internationalen Skimeiſterſchaften der Tſchechoſlowakei wurde
nach einem Ruhetage am Samstag in dem Rieſengebirgsorte Starcken
bach (Nelimmice) mit dem 18 Klm.=Langlauf fortgeſetzt. Bei prächtige=
Wetter und beſten Schneeverhältniſſen ſtarteten 156 Teilnehmer. Di
beſte Zeit des Tages erzielte Muſil (Neuſtadt in Mähren) der al
Sieger der Klaſſe 2 auch die Läufer der Klaſſe 1 übertraf. Im Haup
wettbeiverb ſchnitt der Deutſchböhme Lauer am beſten ab. Der lan
jährige Titelhalter O. Nemecky endete auf dem 14., der Norweger Sig
mund Ruud auf dem 15. und deſſen Landsmann Janſſen auf dem 3
„Platz.
Auf der Wiener Kunſteislaufbahn wurde am Sonntag vor
4000 Zuſchauern die Europameiſterſchaft für Herren im
Eiskunſt=
laufen ausgetragen. Karl Schäfer=Wien war allen ſeinen
Kon=
kurrenten klar überlegen und verteidigte ſeinen Titel eines
Europameiſters gegen den Berliner Meiſter Bayer mit Erfolg
Die kanadiſche Eishockeymannſchaft Manitoba beſiegte in München
eine Kombination Münchener E.V./S.C. Rießerſee mit 11:1.
Auf der Hindenburgſchanze in Oberhof erzielt Karl Wagner=Ober=
Schönau einen geſtandenen Sprung von 62 Metern.
Norwegiſcher Meiſter im Eisſchneklaufen wurde Stenbeck vor dem
Titelverteidiger Ballengrud.
Bayeriſcher Skimeiſter wurde wieder Guſtl Müller (Baheriſch=Zell).
Polizei Darmſtadt — Mannheim-Baldhof 3:2 (2:1).
Zum zweiten Spiel um die Weſtgruppenmeiſterſchaft trafen ſich
geſtern auf dem Polizei=Sportplatz obige Mannſchaften. Obwohl
die Poliziſten mit Erſatz für Schliffer und Baumann antraten,
gelang es ihnen doch, dank der vorzüglichen Verteidigung, das
Spiel für ſich zu entſcheiden. Der Sturm wollte ſich nicht recht
zu=
ſammenfinden, weshalb auch viele Torchancen unausgenützt
blie=
ben. Die Läuferreihe war wiederum die ausgeſprochene Stütze der
Verteidigung, die das Polizeitor in gewohnter Weiſe ſchützte.
Bordt im Tor hatte wieder einmal ſeinen Tag. — Die Waldhof=
Elf überraſchte etwas. Trotz körperlicher Unterlegenheit geſtaltete
ſie durch ihre Flinkheit und Kombinationstechnik das Spiel von
Anfang bis Ende äußerſt intereſſant und offen. Einen Fehler hätte
die Mannſchaft: man „umhalſte” im eigenen Strafraum den
Polizeiſturm zu abſichtlich, was zu einer Menge Strafwürfe
führte. Im allgemeinen nahm das Spiel einen fairen Verlauf.
Die Mannſchaftsaufſtellung war folgende: Polizei ſpielte mit
Bordt; Link, Walther; Unmacht, Pfeifer, Brack; Bohl, Huber,
Jans, Stahl, Erb.
Zum Spiel ſelbſt: Gleich von Anfang an entwickelte ſich
ein äußerſt ſchnelles und abwechſlungsreiches Spiel. Zwei
Straf=
ſtöße, von Huber geworfen, kann der Waldhoftorhüter gerade noch
mit dem Fuß aus der Ecke treten. In der 7. Minute kann der
Gäſtehalblinke einen ſchön eingeleiteten Kombinationszug zum
Führungstreffer verwandeln. 1:0 für Waldhof. Gleich darauf
ge=
lingt es Jans nach gut eingeleitetem Angriff, durch unhaltbaren
Doppelhänder in die rechte Torecke den Ausgleich herzuſtellen. Das
Spiel iſt ziemlich ausgeglichen, ein ſcharfes Rennen um den Ball
hat ſich entwickelt. Erſt in der 25. Minute kann Stahl den
Füh=
rungstreffer für die Polizei erzielen. Noch einige Strafwürfe für
die Grünen bleiben fruchtlos. Halbzeit 2:1.
Nach Wiederbeginn ſucht Waldhof mit aller Kraft den
Aus=
gleich zu erringen, daß alle Angriffe ſcheitern an der ſicher
arbei=
tenden Polizeiverteidigung. In der 22. Minute erhöht Erb durch
einen prächtigen Strafwurf auf 3:1. Kurz vor Schluß kann
Wald=
hof durch Strafwurf noch ein Tor aufholen. Mit 3:2 trennen ſich
die Gegner.
Fiſcher=Nürnberg leitete das Spiel in ſeiner bekannt
einwand=
freien und exakten Art.
1. Jugend Polizei unterlag der 1. Jugend des S.V. 98 7:1.
Die 2. Jugend ſiegte im Stadion gegen die 3. des S.V. 98 mit 5:1.
Weſtmark Trier — F. S. V. Mainz 05 4:2 (3:1),
Die an einen harten Platz gewöhnten Mainzer fanden ſich
auf dem aufgeweichten Spielfelde des Trierer Stadions, das von
1000 Zuſchauern umſäumt war, nicht zurecht. Die Mainzer
hinter=
ließen in Trier keinen guten Eindruck, da ſie ſehr oft hart ſpielten
und verſchiedene ihrer Spieler danken es nur der unangebrachten
Großzügigkeit des ſonſt guten Schiedsrichters Marquardt=Eßlingen,
daß ſie von Platzverweiſen verſchont blieben. Mainz ging durch
einen Strafwurf ſeines Halblinken in Führung, die aber Trier
ſofort durch den Linksaußen wieder ausglich. Ein Strafwurf des
Halblinken ſtellte das Egebnis auf 2:1, und ein unverhaffter
Fernſchuß des Linksaußen aus 25 Meter Entfernung ſtellte das
Ergebnis auf 3:1 für Trier. Nach der Pauſe verbeſſerte Mainz
auf 3:2. Trier ſtellte aber den alten Abſtand wieder her und
ge=
wann das Treffen mit 4:2.
Abteilung Weſt.
In der Abteilung Weſt der ſüddeutſchen Handball=Endſpiele
pauſierte der Titelverteidiger, Sportverein Darmſtadt 1898. Mit
Intereſſe ſah man dem Debut des zum Rheinmeiſter erklärten
S.V. Waldhof entgegen, der ſich von der Darmſtädter Polizei bei
guten Leiſtungen nur knapp 3:2 ſchlagen ließ. Mainz 05 gaſtierte
in Trier und holte ſich bei Weſtmark mit 4:2 die zweite
Nieder=
lage, ſo daß Polizei Darmſtadt die Tabelle anführt:
Abteilung Oſt.
Durch das Ausſtehen des nordbayeriſchen Meiſters, der erſt am
Sonntag in der Sp.Vgg. Fürth ermittelt wurde, mußten die
Stutt=
garter Kickers im erſten Treffen der Abteilung Oſt nach München
und wurden dort 6:1 geſchlagen, ſo daß nach dem erſten Sonntag
die Münchener in Führung liegen.
1860 München — Kickers Stuttgart 6:1 (5:1).
Auf einem ſehr ſchlechten Boden nahmen am Sonntag die
Endſpiele der Abteilung Oſt in München ihren Anfang. Die
Einheimiſchen landeten gegen den württembergiſchen Meiſter den
erwarteten Sieg, der höchſtens bezüglich der Höhe des Ergebniſſes
überraſcht. Sie befanden ſich in ausgezeichneter Form und
be=
herrſchten jederzeit die Lage. Ihr beſter Mann war
Haupten=
buchner, der auch die Mehrzahl der Treffer erzielte. Die Kickers
hatten gegen dieſen Gegner nichts zu beſtellen. Sie verhinderten
ſogar durch ihre gute Hintermannſchaft eine höhere Niederlage.
Der beſte Mann der Stuttgarter war der Mittelſtürmer, deſſen
Gefährlichkeit aber bald erkannt und durch ſyſtematiſche
Be=
wachung beſeitigt war. Der Nürnberger Schiedsrichter führte den
Kampf ſicher durch.
Süddeutſche Meiſterſchaftsſpiele: Abteilung Weſt: Polizei
Darmſtadt — SV. Mannheim=Waldhof 3:2. Weſtmark Trier
— FSV. Mainz 05 4:2. AbteilungOſt: München 1860
— Kickers Stuttgart 6:1.
Um die Meiſterſchaft von Nordbayern: Sp.Vg. Fürth — 1. FC.
Nürnberg (Rückſpiel) 2:1.
Gruppen=Verbandsſpiele: Main=Heſſen B: Polizei
Wies=
baden — Hakoah Wiesbaden 2:2. Gruppe Rhein: Pfalz
Ludwigshafen — Phönix Mannheim 0:1. Mannheim 08
Mannheim 07 0:1.
Handball-Termine der 2.5.B.
Meiſterſchafts=Finale am 28. Juni.
Für die diesjährige Handball=Meiſterſchaft der D. S.B.,
an der ſich 14 Mannſchaften beteiligen, je drei aus Weſt= und
Mittel=
deutſchland, je zwei aus Berlin, Norddeutſchland und Süddeutchland,
ſowie je eine aus Südoſtdeutſchland und dem Baltenverband, ſind die
Termine feſtgeſetzt worden. Die Vorrunde findet am 19 April, die
erſte Zwiſchenrunde am 17. Mai und die Endrunde am 31. Mai ſtatt.
Im Juni kommen dann die Entſcheidungsſpiele mit der Turnerſchaft
zum Austrag, für welche die Deutſche Sportbehörde zwei Mannſchaften
ſtellt. Die Vorrunde wird am 14. Juni und die Endrunde am 28. Juni
ausgetragen.
Die Zwiſchenrunde für den D. S.B.=Pokal findet, wie ſchon
gemel=
det, am 1. März ſtatt. In Hannover ſpielen Norddeutſchland und
Berlin, in Magdeburg Mitteldeutſchland und der Baltenverband.
Main=Heſſiſche Damen=Handballmeiſterſchaft.
Mainz vor Frankfurt.
Erfreulicherweiſe gingen die Vorrundenſpiele um die Dam
meiſterſchaft von Main=Heſſen bisher programmgemäß vonſtatte
ſo daß hoffentlich die Ermittlung des Meiſters diesmal nicht
dem „Dienſtwege” (Erklärung durch die Behörde) zu erfolg
braucht. Mainz 05 hatte auf eigenem Platze die Darmſtäd=
Polizei zum Gegner und ſiegte mit 3:0 (1:0), einem allerdi
überraſchend knappen Ergebnis, das eher als ein Erfolg
Darmſtädterinnen gewertet werden kann. Eintracht Fran
furt ſiegte gegen Wormatia Worms, die ſich nur durch ne
Spielerinnen vertreten ließ, leicht mit 5:0 (4:0). Das Tref
war allerdings nach der Pauſe wenig ſchön, da es ſich durchweg
vor dem Wormſer Tore abſpielte, vor dem ſich alle 18
Feldſpiele=
rinnen befanden und ſich gegenſeitig im Wege ſtanden. Die
Ta=
belle der Spiele hat nach Erledigung der Vorrunde folgendes
Ausſehen:
FSV. Mainz 05
Eintracht Frankfurt
Polizei Darmſtadt
Wormatia Worms
3 Spiele 13:2 Tore
10:3 „
4:7
0:6
6:0 Punkte
4:2
2:4
0:6
SVgg. Arheilgen — TSpV. Braunshardt 1:3 (0:1).
Um die Kreismeiſterſchaft.
Man hätte wieder einmal ſchon vor dem Spiel gewonnen
und nahm das Spiel viel zu leicht. Braunshardt wußte, was
auf dem Spiel ſtand, kämpfte das Spiel ſeines Lebens, ſpielte
meiſt nur mit drei Mann im Sturm, das übrige verteidigte. Mit
drei Strafwürfen entſchieden die Gäſte das Spiel, auf Grund
ihres Eifers. Auch verdient. Arheilgen ſpielte weit unter der
ſonſtigen Form, allerdings muß geſagt werden, daß die Eaſtgeber
ſtarkes Schußpech hatten. Das Spiel war äußerſt hart. Man
muß berückſichtgen, es ging um die Kreismeiſterſchaft. Der
Schiedsrichter Bauer=Biebrich war ein ſtrenger, gerechter Leiter
und hatte das Spiel jederzeit in der Hand. Soweit ging alles in
Ordnung. 5 Minuten vor Schluß mußte ein Spieler von
Ar=
heilgen und gleich darnach ein zweiter vom Platz. Ein Spieler
von Braunshardt ging handgreiflich vor und das Schlimmſte,
ein Arheilger meinte, er müßte an den Schiedsrichter.
Schieds=
richter Bauer, der den beſten Eindruck hinterließ, pfiff das Spiel
ab. Schade, daß dieſe Vorfälle, die allgemein ſehr bedquert
wur=
den, zur vorzeitigen Beendigung des Spieles führten.
Sportabtlg. Merck — A. S.C. Darmſtadt 12:2 (4:7).
Das war ein Freundſchaftsſpiel im beſten Sinne des Wortes.
Bei aller Schnelligkeit und gutem Zuſammenſpiel konnte ſich der
Sturm des A.S. C. gegen die in voller Form ſtehende Mercks=Elf
nicht durchſetzen, ſo mußten die A.S.C.er mit obigem Ergebnis
unterliegen. — Die beide Parteien befriedigende Leitung lag bei
Dr. Grünewald. Damit begann die Serie von
Freundſchafts=
ſpielen, zu denen es Merck gelungen iſt, eine Reihe beſter
Mann=
ſchaften, wie Mainz 05, Polizei Worms, TSV. Langen uſw., zu
gewinnen, mit einem verheißungsvollen Sieg.
Handbant in der 9.a.
Main=Rhein=Gau.
Um den Abſtieg in der A=Klaſſe: Auerbach — Seeheim 4:1 (0:0).
„Vorwärts” Langen — Rödelheim 5:8 (4:2), 2. Mannſchaften
0:6, Pfungſtadt — Wolfskehlen 1:3 (0:2): 2. Mannſchaften 0:2;
Tgſ. Darmſtadt — Beſſungen 2:2 (0:2): Egelsbach — Buchſchlag
6:2 (3:0): Stockſtadt — Biebesheim 1:2 (1:1).
Die ungünſtige Witterung beeinflußte die Spiele ſtark.
Et=
liche ſielen ſogar aus. Der Beſſunger Platz ging noch an, wo
ſich Auerbach und Seeheim im Entſcheidungsſpiel
gegenüberſtan=
den. Geibel=Pfungſtadt leitete ſicher. Wie in der Vorſchau
an=
gedeutet, waren ſich die Parteien ebenbürtig. Gute Abwehr auf
beiden Seiten verhinderte jeden Torerfolg, ſo daß es mit 0:0 in
die Pauſe ging. Beim Stande von 2:1 für Auerbach wurde Spalt=
Seeheim wegen Nachtretens vom Platze geſtellt. Ihrer beſten
Stütze beraubt, mußte die Elf dann 1:4 unterliegen.
Bedauer=
lich dabei ift, daß eine Mannſchaft wegen des Ausartens eines
Spielers ſehr geſchwächt wurde. Weiterhin ſind zwei
unerwar=
tete Niederlagen aus Langen und Pfunzſtadt zu verzeichnen. Bei
anſtändigem und jederzeit offenem Spiel führte „Vorwärts”
Langen 4:2 gegen Rödelheim. Doll wirkte wieder mit auf
ſei=
nem alten Poſten als binker Verteidiger. Eine Verletzung ließ
den Langener Hüter ausſcheiden: Doll ging ins Tor, wobei die
Abwehr erheblich geſchwächt wurde. Rödelheim bebam
Ober=
waſſer und erzielte ſechs weitere Tore, denen „Vorwärts” nur
eines entgegenſetzen konnte. In Pfungſtadt wußte man nicht,
wird geſpielt oder nicht. Als ſich der Himmel etwas aufhellte,
pfiff Wiemer=Bickenbach an. Beide Parteien ſtellten bunt
zu=
ſamnmengeſtellte Mannſchaften, wobei die Pfungſtädter mit der
Jugend ſtark durchſetzt war. Ein Spiel, das dem Namen beider
Vereine entſpricht, wurde daher nicht geboten. Man ſah, daß die
rechte Luſt fehlte, zumal etliche Jugendſpieler viel zu mundſtark
waren. Der Sieg der Gäſte iſt verdient, und Wiemer machte
ſeine Sache gut.
Der Bruderwettſtreit an der Kvanichſteinerſtraße wurde in
beſtenr Einvernehmen durchgeführt, ſo daß Karn=Arheilgen ein
leichtes Amt hatte. — Stocſtadt dwar mit ſeiner Elf aus der
Spielreihe ausgeſchieden. Erneut hat man den Handball wieder
aufgenomnen und ſich gleich die eben ſehr guten Biebesheimer
verpflichtet. Nach reichlich hartem Spiele blieben die Gäſte knapp
2:1 Sieger. Einen Achtungserfolg errang die jüngſte
Mann=
ſchaft im Eau von Buchſchlag. Egelsbach war der Gegner, der
kürzlich in Sprendlingen ſiegte, und dazu noch auf deſſen Platz.
Mit vorbildlichem Eifer war man bei der Sache und Egelskach
hatte Arbeit, um ſich vor Erfolgen der Gäſte zu bewahren. Daß
der Platzverein ſchließlich doch 6:2 ſiegte, ſpricht ſür deſſen
lang=
jährige Spielerfahrung einmal, und dann darf der
Klaſſenunter=
ſchſied nicht vergeſſen werden.
Tgſ. 1875 Darmſtadt — Tgde. 1865 Beſſungen 2:2.
Das Spiel der zweiten Mannſchaften beider Vereine endete
nach abwechſelungsreichem Verlauf 2:1 für die Platzbeſitzer.
Das Treffen der erſten Mannſchaften, die beiderſeits mit Erſatz
antreten mußten, bot ſpannende Kampfmomente. Waren in der
erſten Halbzeit die Beſſunger — begünſtigt durch den ſtarken
Wind — leicht im Vorteil, was ſie durch zwei Tore auch zum
Ausdruck bringen konnten, ſo ſah die zweite Hälfte einen ſtarken
Druck der 1875er auf das gegneriſche Tor. Lediglich der
verſtärk=
ten Verteidigung der Beſſunger iſt es zu verdanken, daß nur zwei
Gegentore fielen, ſo daß das Spiel ſchließlich 2:2 endete.
Turner Karn=Arheilgen, leitete das intereſſante Treffen, zu dem
ſich trotz des wenig ſchönen Wetters eine anſehnliche
Zuſchauter=
menge eingefunden hatte, gut.
Ein Freundſchaftsſpiel. Die Gäſte konnten ſich vorerſt nid
recht finden. Das Spiel wogte hin und her, bis es der Platze,
durch den Linksaußen gelang, zum Führungstreffer zu komme
Bis zur Halbzeit war das Leder noch dreimal in dem Heiligtur
der Gäſte. Nach Wiederanpfiff verſuchte Frankfurt mit allen Mit
teln zum Ehrentor zu gelangen, jedoch ſcheiterte jeder Angriff a
der Verteidigung. Leider kam dadurch eine gewiſſe Härte in da
Spiel. Den Gäſten gelang in der 44. Minute das Ehrentor. Darm
ſtadt konnte in der 2. Halbzeit noch 2 Treffer erzielen. Die Fran
furter Mannſchaft war eifrig, zeigte aber keinen Spielaufbau
Ebenſo fehlte der placierte Schuß. Bei der Platzelf kam das reif
Können klar hervor, jedoch hat man die Reichsbahnelf ſchon
beſſ=
geſehen. Trotz des ſchlechten Wetters wohnte eine ſtattliche Zu
ſchauerzahl dem ſchönen Spiel bei. Weimer=Beſſungen leitete ei
wandfrei und zur Zufriedenheit beider Parteien.
Fr. Tgde. Darmſtadt Jgd. — Sprendlingen Jgd. 4:1 (1:0).
Die zwei Gruppenmeiſter des erſten Bezirks ſtellten ſich m
etwas Verſpätung dem Schiri. Was man im Kanpf um de
Bezirksmeiſterſchaft ſah, war guter Handballſport, bei welcher
manche erſten Mannſchaften hätten lernen können. Beide Ve
eine können ſtolz auf ſolchen Nachwuchs ſein. — Darmſtadt
Sprendlingen 1. 1:3 (1:1). — Kritik zu dem Spiel ſelbſt
übrigt ſich, inſofern bei dauernd viedergehendem Regen kein rick
tiges Spiel aufkommen konnte.
Nummer 26
Montag, den 26. Januar 1931.
Seite 7
Hallenſporkfeft in Frankfurk a. M.
Der Erfolg dieſes Hallenſportfeſtes iſt unbeſtritten. Die
zahl=
reich erſchienenen Zuſchauer ſtellten einen prächtigen Rahmen für
die ebenſo zahlreichen Wettkämpfe, lebten mit und auf und waren
ſchſließlich auch alle ob des Gebotenen reftlos zufrieden, ohne ſich
allerdings viel Kopfzerbrechen zu machen über den ſpeziell für
Läufer ſehr zweifelhaften Wert des Hallenſportes. Rückſichtslos
erſchwert wurde aber den Leichtqthleten ihr Tun auf der 140=
Mser=Rundbahn durch mächtige Rauchwolken, die die an ſich
ſchei trockene, heiße Luft den Lungen zu einer wahren Qual
machten. Wann kommt das erſte Hallenſportfeſt mit
Rauchver=
bot? Wenn man dem letzten Aktiven den Hallenlauf ganz
ver=
ekelt hat?
Schon um 6 Uhr mußten die vielen Vorkämpfe zu den
offe=
nen Wettbewerben beginnen. Sämtliche Konkurrenzen waren
leiſtungs= und zahlenmäßig ſehr gut beſetzt, ſo daß eine geringe
Verzögeruing in der Abwickelung erklärlich und zu entſchuldigen
iſt. Noch während der Vorkämpfe füllten ſich die Ränge und bei
dem Einmarſch der Teilnehmer — Sportler und Turner — war
bereits eine mehrtauſendköpfige Zuſchauermenge anweſend. Der
erſte Wettbewerb — 800 Meter offen — brachte Kampf und
Stim=
mung. Abel=Neckarau ſiegte ſchließlich recht ſicher vor ſeinem
anderen Konkurrenten in 2,09 Minuten. Mit beſonderer
Span=
nung wurde der erſte Lauf des Sprinterdreikampfes (über 50
Meter) erwartet, mit Körnig-Lammers—Jonath. Metzner war
wegen Kvankheit nicht am Start. Der Starter hatte ſeine liebe
Not, aber ſchileßlich hatte es doch geklappt. Jonath lag dicht bei
Körnig, Lammers außen auf gleicher Höhe, aber im Ziel war
Körnig um die berühmte „Kümmelbrötchenlänge‟ Erſter.
Während der 10mal 50 Meter=Pendelſtaffel der Jugend, für deren
Endlauf ſich auch die A=Mannſchaft des Sportvereins 1898
Darmſtadt vor Eintraht Frankfurt A und J. G. Frankfurt
qualifiziert hatte, konnten ſich die Gemüter wieder beruhigen.
Die nächſte „Senſation” brachte der 3000=Meter=Lauf.
In den erſtem Runden ſorgte Klein=Frankfurt für Tempo, dann
ging Helber 2. in Führung, vor Habich=Sportv. 1898 Darmſtadt.
Hermann Helber der Deutſche Doppelmeiſter des Jahres 1930
— hielt ſich ſtark im Hintergrund, um ſich einzulaufen. Als er
ſich „eingelaufen” hatte, ſtellte ſich heraus, daß er ſich anfangs
zu ſtark im Hintergrund gehalten hatte, denn mittlerweile hatte
Habich einige Runden auf Tempo gelaufen, Helber 1. konnte
dann wohl cufſchließen, auch an Habich vorbeigehen, aber ſeinen
Brüder Fritz nicht mehr erreichen. Dieſer ſiegte verdient unter
lebhaftem Beifall der Maſſen in 9,13 Minuten vor Helber 1. (9,26
Min.) und Habich=Darmſtadt. Vierter wurde Haag=Tgſ.
Darmſtadt 1875. Eine Erkältung und völlig ungenügendes
Training brachte Hermann Helber dieſe Niederlage ein. Er nahm
ſie nicht allzu tragiſch: „Freude und Leid blieben ja in der
Familie‟. Die Zeit des Siegers war übrigens die relativ beſte
des Abends.
Zwiſchenakt: Dr. Peltzer läuft im Ueberdreß ſchnell nochmal
um die Bahn, wird natürlich entdeckt und ſtürmiſch begrüßt. Die
Maſſen rqunen: er ſoll in beſter Form ſein .. . Beides
un=
erläßlich!
Dann liefen zum zweiten Male die eingeladenen Sprinter
über 50 Meter. Nervoſität am Start und in der Halle.
End=
lich knallts, aber zuvor ſchon zuckten Lammers und Jonath auf.
Der Starter ſchoß jedoch nicht zurück, Lammers lief auf und
da=
von, Köriig — der abgeſtoppt und auf das Fehlſtartzeichen
ge=
wartet hatte — wirbelte phänomenal mit den Beinen, kam auch
noch gut auf, doch Lammers freute ſich ſchon rieſig ob ſeines
Sie=
ges, Körmig war beleidigt.
Während der 4mal 2=Nunden=Staffel kam der
Lokalpatriotismus ſtürmiſch zu Wort: „Eintracht” führte noch in
der letzten Runde vor „1880” aber Frantz gab unter toſendem
Beifall der Eintracht doch noch das Nachſehen. Vor der Pauſe
brachte noch ein Faſuſtballſpiel der Turner und Sportler ſchöne
Kampfmomente.
Nach der Pauſe ſtellte ſich Rüb=Würzburg — der Sieger der
offenen 50 Meter — als guter Sprinter vor. Dann zogen die
Männer der Kugel die Maſſen in Bann, an der Spitze
Hirſch=
ſeld, der Liebling der Frankfurter, die beiden Altmeiſter, Geo
Brechenmacher und Ernſt Söllinger, „Jumbo” Schneider=
Rüſſelsheim, „Moppel” Berg=1880 Frankfurt und Nüh=
Wurz=
burg. Für dieſe „Leicht”=Athleten (Mindeſtgewicht 165 Pfund
iſt Hallenkampf Reiz, Anſporn. Keiner weiß das beſſer als
Hirſch=
feld, der deshalb gerne nach Frankfurt kommt, weil dort immer
die ſtärlſte Konkurrenz verſammelt iſt. Geradezu andächtig haben
die Maſſen die ſechs Stöße jedes einzelnen verfolgt und wieder
einmal feſtgeſtellt, daß Hirſchfeld techniſch ganz hervorragend
dieſe Uebung beherrſcht. 7 Zentimeter blieb er hinter ſeinem
eigenen Hallenweltrekord als Erſter mit 15,55 Meter, ſtürmiſch
geſeiert, gefolgt in klarem Abſtand von Schneider, Brechenmacher,
Söllinger. Ernſt Söllinger hatte übrigens bei den wenigen
Stößen Pech; er kam nicht auf ſeine augenblicklich wieder ſehr
guten Trainingsleiſtungen. — Den 60=Meter=Hürdenlauf
ge=
wann „Schimmel”=Welſcher, der deutſche Meiſter, im feiner
Ma=
nier. Dann hatte die Eintracht wieder Pech in der 5mal 50=Mtr.=
Pendelſtaffel, die ebenfalls an „1880” fiel.
Dann Start der ſehnlichſt erwarteten 1000 Meter=
Ein=
ladung. Danz und Wichmann=Charlottenburg, Paul=
Stutt=
gart, Kvouth=1898 Darmſtadt, Wöll=J. G. Frankfurt waren ſchon
fertig, Dr. Peltzer noch nicht. Dann Kommando und — Peltzers
obligatoriſcher Fehlſtart. Beim zweiten Mal gingen Danz und
Paul zu raſch ab, nach dem dritten Verſuch gings los und wie:
Wöll lief den Kinonen einfach auf und davon, Cag nach etlichen
Nunden eine ganze Kurve vor, ſchon dachten viele, er wäre nicht
mehr zu holen, da ſetzte Peltzer in den drei letzten Runden zu
mörderiſchem Endſpurt an, um in 2.43 Minuten vor Wichmann
Danz und Paul unter brauſendem Beifall zu ſiegen. Er ſcheint
eben tatſächlich in feiner Form zu ſein.
Als Einlage begeiſterte in hohem Maße ein Handballſp el
Eintracht gegen Polizei Frankfurt durch kraftvolle, ſchöne
Kampf=
momente. Dann ſiegte wieder Helmuth Körnig im dritten Lauf
über 60 Meter vor Lammers und Jonath und wurde damit
Drei=
hampfſieger mit 17 Punkten vor dem Turnermeiſter (16 Pkle.)
uind Jonath. Auch die 3mal 1000 Meter=Staffel fand bei
dem Publikum ſtarken Anklang. Hier war der Sportverein
1898 Darmſtadt ebenfalls vertreten mit Hebel, Krauth,
Lindner. Krauth brachte die Lilienträger auf den dritten
Platz und Lindner, als Schlußmann, konnte nach ſchönem
Ren=
nen den erheblichem Abſtand von der führenden Eintracht bis auf
60 Meter verringern und für den Sportverein den zweiten
Platz erringen. Vor dem zweiten Handballſpiel brachte die
10wal 2 Runden=Staffel für B= und C=Vereine auf der kurzen
Bahn ein lebhaftes Durcheinander und bei den Zuſchauern noch
einmal anfeuernde Begeiſterung, dann war auch dieſes
Hallen=
ſportfeſt glücklich beendet.
A. 9. A. C.-Haupkverſammlang in Stekkin.
Die 28. ordentliche Hauptverſammlung des
Allge=
meinen Deutſchen Automobil=Clubs fand nach mehrtägigen
Vorberatun=
gen des Präſidiums und der verſchiedenen Ausfchüſſe am Sonntag in
Stettin ſtatt. Dem Geſchäftsbericht des Präſidenten, Landesbaurat
Fritz war zu entnehmen, daß ſich der A.D.A.C. auf
verkehrstechni=
ſchen und wirtſchaftlichen Gebieten weiterhin ſtark entwickelt hat, was
ſich natürlich auf die ſportliche Seite günſtig auswirkte. Die
Mitglieder=
zahl des A. D.A.C. hat ſich um etwa 30 000 auf insgeſamt 131 502 erhöht.
Von den Einnahmen des laufenden Geſchäftsjahres von rund 4
Mil=
lionen Mark wird ein Drittel an die einzelnen Gaue zurückvergütet.
Bei den Wahlen wurden die turnusmäßig ausſcheidenden
Vorſtandsmit=
glieder wieder in ihre Aemter eingeſetzt. Dagegen blieb der durch Tod
freigewordene Poſten des Beiſitzers unbeſetzt. Der Satzungskommiſſion
urden die Aenderungsanträge überwieſen. Eine Herabſetzung der
Ge=
bühr wird der Hauptſportausſchuß bei der O.M.B. und der O.N.S.
be=
antragen, während alle ſonſtigen Anträge den zuſtändigen Stellen zur
weiteren Erledigung überwieſen wurden.
Dauung der 9.a.b, für seictälhein.
Zur Vorbereitung der 29. Wahlverſammlung fand am
Sams=
tag in München die Sitzung des Hauptausſchuſſes der Deutſchen
Sportbehörde für Leichtathletik ſtatt, zu der mit Ausnahme des
Baltiſchen Sportverbandes ſämtliche Landesverbände ihre
Ver=
treter entſandt hatten. Im Mittelpunkt der Beratungen ſtand
naturgemäß die Teilnahme an den Olympiſchen Spielen
1932 in Los Angeles. Nach einem Referat des
Sport=
wartes Dr. Ritter von Halt kam bald die grundſätzliche Einigung
über die Entſendung einer Expedition zuſtande. Es wurde dabei
betont, daß man zu den notwendigen Vorbereitungen nur ſolche
Teilnehmer heranziehen ſoll, die entweder bereits mit guten
Lei=
ſtungen aufwarteten oder die große Hoffnungen auf eine
Form=
verbeſſerung geben. Beſonderer Wert ſoll bei dem Training der
für die deutſche Expedition in Frage kommenden Teilnehmer auf
das Erzielen einer großen Härte gelegt werden, damit die in Los
Angeles bevorſtehenden harten Kämpfe erfolgreich überſtanden
werden können. Auf große Schwierigkeiten ſtieß man
erwartungs=
gemäß bei der Frage der Finanzierung. Doch glaubte man auch
hier einen Ausweg gefunden zu haben. So ſollen vor allem
durch=
greifende Sparmaßnahmen angewandt werden. Es wurde dabei
beſchloſſen, die Gehälter der Angeſtellten um 6 Prozent zu kürzen,
ferner ſollen die Ausgaben für Repräſentativtreffen und für
Funktionäre ſtark eingeſchränkt werden, an Stelle der bisher
üblichen Banketts ſollen einfache Feſteſſen treten. Zum Schluſſe
der Sitzung wurden nachſtehende Termine feſtgelegt:
Länderkämpfe der Männer:
gegen England in Köln am 30. Auguſt,
gegen die Schweiz in Bern am 30. Auguſt,
gegen Frankreich am 6. September in Paris.
Länderkampf der Frauen:
gegen England in Hannover oder Braunſchweig am 23. Auguſt
Meiſterſchaftstermine:
Deutſche Meiſterſchaften am 1. und 2. Auguſt, für Männer in
Berlin, für Frauen in Magdeburg.
Deutſche Waldlaufmeiſterſchaft am 26. September in Hanover,
4X1500 m Staffelmeiſterſchaft am 23. Auguſt in Braunſchweig.
50=Kilometer=Gehen=Meiſterſchaft am 4. Oktober in München.
Dr. Peltzer rehabilitiert.
Im Großen Münchener Rathausſaal hielt die Deutſche
Sport=
behörde für Leichtathletik am Sonntag ihre 29. Wahlverſammlung
ab, die inſofern als ein Jubiläum begangen wurde, weil es jetzt
gerade zehn Jahre her ſind, daß die D.S.B. ihren Sitz nach
Mün=
chen verlegte und Rechtsanwalt Lang die Führung der D. S.B.
übernahm. Die Verſammlung verlief in jeder Hinſicht gut und
brachte in ihrem arbeitsreichen Verlauf manchen Erfolg.
Nach der Begrüßungsanſprache von Rechtsanwalt Lang gaben
Oberſtadtſchuldirektor Baier und Direktor Vogt von der Bayriſchen
Landesturnanſtalt ihrer Freude darüber Ausdruck, daß die D. S.B.
ihr zehnjähriges Beſtehen ihrer Tätigkeit in München feiern
könne. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde verſchiedenen
verdienten Perſönlichkeiten auf dem Gebiete der Leibesübungen
die Ehrennadel verliehen. Dieſe erhielten auch der an der
Teil=
nahme verhinderte Münchener Oberbürgermeiſter Dr. Scharnagel,
Bürgermeiſter Dr. Küfer und Direktor Baier, während Studienrat
Behr mit dem Ehrenbrief des D.S.B. ausgezeichnet wurde.
Rechtsanwalt Lang gab dann noch bekannt, daß die
Differen=
zen, die ſich zwiſchen der D. S.B. und Dr. Peltzer aus ſeiner
Aus=
landsreiſe ergeben hätten, beigelegt ſeien. Der auſtraliſche
Ver=
band habe die Darlegung Dr. Peltzers in bezug auf die
finan=
ziellen Fragen der Reiſe beſtätigt.
Die D.S.B. hofft, daß mit dem Deutſchen Reichsausſchuß für
Leibesübungen und mit dem Deutſchen Olympiſchen Ausſchuß die
noch ſchwebenden Differenzen in der Finanzierungsfrage beigelegt
werden können. Der Haushaltsplan wurde allgemein gut=,
geheißen. Die nächſte Verſammlung der D.S.B. wird in Köln
abgehalten.
Zur Hauptausſchuß=Sitzung vom Samstag iſt noch
nachzutragen, daß noch eine Neuregelung der Fahrtkoſten für
ſtu=
dierende Leichtathleten beſchloſſen wurde. Allgemein wurde noch
für die Vergütung der Bahnfahrt an Aktive und
Verwaltungs=
beamte die 300=Kilometer=Grenze (bisher 250 Kilometer)
feſt=
geſetzt, bis zu welcher Strecke nur 3. Klaſſe vergütet wird. Den
Firmenſportverbänden ſoll allgemein wie bisher eine
wohlwollende Haltung gegenüber eingenommen werden. —
Be=
merkenswert iſt, daß nach dem Muſter der Nadel für die 30
Beſten nun auch eine Verdienſtnadel für aktive
Hand=
baller geſchaffen werden ſoll.
Die Ehrennadel der D.S.B. wurde außer den bereits
Ge=
nannten noch nachſtehenden Perſonen verliehen:
Verbandsſport=
lehrer Brechenmacher=Ettlingen, Ernſt Bauer=Stuttgart,
Gruppenſportwart Niſt=Ludwigshafen, Weyer=Berlin, Ruſch=
Berlin, Schröder=Erfurt und Landrock=Dresden.
Kraftſpork.
Darmſtadt 1910 — „Siegfried 1924” Kl.=Oſtheim 13:4.
Einen typiſchen Punktekampf lieferten ſich am geſtrigen
Vormittag die Oberligamannſchaften obengenannter Vereine.
In faſt allen Gewichtsklaſſen wurde mit einer verbiſſenen
Energie um den Sieg gekämpft, beſonders im Leicht=, Mittel=
Halbſchwer= und Schwergewicht, wo die Sieger nur „durch
beſſere Arbeit” das beſſere Ende für ſich behielten. Dem
Un=
parteiiſchen, Herrn Heckmann=Dieburg, kann kein Vorwurf
ge=
macht werden, wenn ihm bei derartig ausgeglichenen Kämpfen
ein Fehler unterlief, wenn auch dabei der eine oder andere
Ringer der Leidtragende iſt. Im Bantam=, Feder= und
Weltergewicht glänzten die Darmſtädter; brachten ſie es doch
fertig, in knapp 7 Minuten neun Siegpunkte ſicherzuſtellen.
Zu=
ſammengefaßt, ſah man hüben und drüben ſchöne Leiſtungen,
die in bezug auf die Einheimiſchen leiſe Hoffnungen aufſteigen
laſſen, daß die Schwächeperiode bald überwunden iſt.
Die Kämpfe: Bantam: Borowſki=10 — Groh=S. Sieger
B. in der 2. Min, durch Hamerlock, 3:0. — Feder: Schwarz=10
gegen Lederer=S. Daß der kleine Schwarz mit ſeinem um
Haup=
teslänge größeren Gegner ſo ſchnell fertig würde, überſtieg alle
Erwartungen. Nach kurzem Standkampf=Geplänkel erwiſcht er
Soupleſſe, mit der er Lederer in 1 Minute unter toſendem
Bei=
fall erledigt, 6:0. — Leicht: Heß=10—W. Rachor=S. Ein
leb=
hafter Kampf, bei dem aber rein garnichts fällt. In der zweiten
Bodenrunde erringt Rachor zwei Merkmale und wegen „beſſerer
Arbeit” den Sieg, 6:2. — Welter: Keitel=10—Eiſert=S. Sieger
K., der mit einem Elan, der an ſeine beſten Zeiten erinnert,
an=
greift und in der 4. Minute durch Schulterſieg das Punktkonto
um 3 vermehrt, 9:2. — Mittel: Zapf=10—H. Rachor=S. Zapf
überragt in den erſtern 10 Minuten. In den letzten 10 Minuten
kommt R. langſam auf. Z. Punktſieger, 11:2. — Halbſchwer:
Veith=10—F. Rachor=S. Zwei gleichſtarke Gegner, die alle
Regi=
ſter ihres Könnens ziehen. Veith iſt im Angriff beſſer und wird
Sieger, durch beſſere Arbeit, 13:2. — Schwer:
Schuch=
mann II.=10—Mergert=S. Beide ſchaffen ſich gegenſeitig heikte
Momente. Mergert kann nur dank ſeiner Körpergröße, die der
kleinere Darmſtädter nicht ganz überwinden kann, einer
Nieder=
lage aus dem Wege gehen. Halbzeit remis. Nach den
Boden=
runden wird M. Sieger durch beſſere Arbeit, 13:4,
Mit dem geſtrigen Erfolg haben nun die Einheimiſchen
Ae=
zeigt, daß ſie nicht „zum alten Eiſen” gehören, doch bezgl.
Alls=
dauer haben ſie noch einiges nachzuholen, daher intenſihes
Training.
Arheilgen-Polizei . 5:13.
Im vollbeſetzten Schwanenſaale in Arheilgen fand geſtern
der Verbandsrückkampf ſtatt. Die Kämpfe waren hart, aber Ia.
Kampfrichter Lotz=Dieburg war diesmal nicht einwandſrer, aie
dem manche Verwarnungen auch auf der Gegenſeite am Plape
geweſen wären. Fiedler, im Leichtmittelgewicht, hat *S4"
eigener Matte nicht fertig gebracht, den Deutſchen Polizeimeiſter
Krauß wieder zu beſiegen. Diesmal traf das Los ihn ſelbſt.
Wenn auch nur eine Punktniederlage gewertet wurde, ſo war
aber ein einwandfreier Schulterſieg für Krauß am Platze. Der
Kampfrichter ſah es aber nicht. — Die Poliziſten kämpften wie
gewohnt. Arheilgens Mannſchaft iſt in den unterſten Klaſſen
nicht zu verachten. Sobald die oberen Klaſſen in der gleichen
Stärke beſetzt ſind, ſpricht ſie bei Austragung von Meiſterſchaften
ein Wort mit. Ueber die Anſichten des Publikums kann man
geteilter Meinung ſein. Die Hauptſache iſt, daß ſich die Vereine
gegenſeitig verſtehen.
Die Kämpfe: Bantamgew.: Schunk=A.—Schnauber=P.
2:0. — Federgew.: Schanz Go.=A.—Schanz Gg.=P. 2:2. —
Leichtgew.: Kofingk=A.—Schanz Aug.=P. 2:5. —
Welter=
gewicht: Anthes=A.—Erbes=P. 5:5. — Leichtmittelgew.:
Fiedler=A.—Krauß=P. 5:7. — Schwermittelgew.: Andres=
Arheilgen-Ließfeldt=P. 5:10. — Schwergew.: 2=A.=
Sie=
bert=P. 5:13. — Zeit — 32:48.
Erſaß! Erſaß!
Ein wunder Punkk im deutſchen Fußballſpork.
Es fängt ganz oben an.
Die Aufſtellungen der deutſchen Nationalmannſchaften beweiſen
klipp und klar, daß ſtets nur unſere wirkliche beſte Mannſchaft zu
großen Erfolgen fähig iſt. Mit den Experimenten in Kopenhagen und
Breslau haben wir Pech gehabt, und dieſes Pech wird ſich jedesmal
dann wiederholen, wenn wir gegen halbwegs gute Ländermannſchaften
ein Team aufſtellen, dem einige unſerer beſten Stützen fehlen.
Da=
gegen muß man ja das Länderſpielprogramm des DFB. auch mit ſo
kritiſchen Augen betrachten und trotz aller Freude am Spielverkehr mit
den großen Fußballnationen und in voller Würdigung der
propagan=
diſtiſchen Wirkung ſolcher Treffen eine Einſchränkung der Länderkämpfe
verlangen. Die Chronik unſerer Länderſpiele iſt immer noch ſo traurig,
immer noch derart im Minus, daß wir uns keine verlorenen Spiele
znehr leiſten können.
Mit Neid und Bewunderung
haben wir die Siegestouren der öſterreichiſchen Vereinsmannſchaften in
Deutſchland verfolgt, und unſer ganz beſonderes Erſtaunen galt der
Tatſache, mit welch müheloſer Leichtigkeit die Wiener Profis faſt in
jeden Kampf mit ſogenannten Erſatzleuten gingen, in Wirklichkeit aber
mit vollwertigen Spielern, die tatſächlich in vielen Fällen vollkommene
„Allroundmen” waren. Wenn es auch nicht gelungen iſt, ein
Fußball=
genie wie Gſchweidl vollwertig zu erſetzen, ſo iſt doch in allen anderen
Fällen mit ſpielender Leichtigkeit der berühmteſte Name durch einen
völlig unbekannten erſetzt worden. Die glückliche Lage der Wiener,
Budapeſter, Prager iſt nicht zum wenigſten darin begründet, daß in
Oeſterreich, Ungarn und in der Tſchechoſlowakei die Hauptſtadt im
Fuß=
ball eben alles bedeutet, wirkliches Zentrum iſt und die Spieler, die
etwas können, ihre Kraft nicht in ſchwachen Provinzmannſchaften
ver=
zetteln.
Anders iſt das bei uns!
Der Spieler, der einmal drei Wochen lang vom Sportausſchuß
ſeines Vereins nicht aufgeſtellt worden iſt, beginnt langſam ſeine
Füh=
ler nach einem anderen Wirkungskreis auszuſtrecken. Er will ſpielen.
Die Geſtellung in der Reſerve gefällt ihm nicht. Erſte Mannſchaft oder
gar nichts — das iſt ſein Prinzig! Es iſt die Stärke der Engländer,
daß die bedeutendſten Berufsſpielermannſchaften etwa 20 gleichſtarke
Leute für die erſte Elf jederzeit zur Verfügung haben, und auch ein
Spieler, der für einen Transfer von etlichen 1000 Pfund erworben
wurde, harrt in der Reſerve ruhig des Tages, an dem ihn der Ruf für
die erſte Elf ereilt. In Deutfchland hat ſchon mancher Verein am
Fehlen einiger Spieler die höchſten Ehren eingebüßt, ſo der 1. FC.
Nürnberg, als er 1922 in die Endſpiele gegen den HSV. ohne Kalb,
Grünewald und andere antreten mußte — man erinnert ſich auch genau,
daß ein Jahr ſpäter das Entſcheidungsſpiel zwiſchen der Sp.Vg. Fürth
und Wacker München vier Wochen lang hinausgezögert wurde, bis der
im Länderkampf gegen die Schweiz verletzte Lohrmann wieder
ſpiel=
fähig war. Iſt es aber nicht ein Unding, wenn um eines einzigen
Spielers willen eine ganze Meiſterſchaftsrunde aufgehalten wird?
Langſam wird es beſſer.
Aber nur ſehr langſam! Die Vereine beginnen den Wert eines
gleich=
wertigen Erſatzes einzuſehen. Aber wie lange wird es dauern, bis auch
nur die Mehrzahl der bedeutendſten Vereine in der Lage ſind, wie die
Frankfurter Eintracht etwa drei gleichbedeutende Verteidiger, wie die
Sp.Vg. Fürth in Leinberger und Appis zwei beinahe gleichſtarke
Mit=
telläufer zu haben? Vielfach ſtehr dem Bemühen um Erſatzbeſchaffung
ſchon die oben bereits erwähnte Tatſache gegenüber, daß die Spieler es
nicht vertragen können, wenn ſie einmal ausſetzen ſollen. Ein Verein,
der in eine ſchwierige Endrunde ohne wirklichen Erſatz eintritt, iſt
heute ſo gut wie verloren. Hier liegen Hinweiſe für zukünftige
Ver=
einspolitik!
Gegen den Deutſchen Fußballmeiſter Hertha=B. S. C. läuft beim
Ver=
band Brandenburgiſcher Ballſpielvereine ein Verfahren, das ſich auf die.
kürzlich in der Oeffentlichkeit erhobenen Vorwürfe wegen der Bezahlung
der Spieler ſtützt.
Im Fußball=Länderkampf Frankreich—Italien in Bologna ſiegten
die Italiener hoch mit 5:0 Treffern.
Der deutſche Tennislehrer Stubbe=Chemnitz wurde als Trainer für
die polniſche Davispokalmannſchaft verpflichtet.
In der Frankfurter Feſthalle gewann die Mannſchaft
Becht/Oeſter=
reich ein Zweiſtunden=Mannſchaftsrennen für Amateure vor Roth=
Nudolf.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 26. Januar.
16.30: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters.
Soliſtin: Gert Sinding=Larſen (Alt).
18.15: Erna Pinner: Die armen Indianer von Peru.
18.40: Paul Edm. Hahn: Baiſſe in Diamanten.
19.10: Engliſcher Sprachunterricht.
19.35: Montagskonzert des Frankfurter Orcheſtervereins. Soliſt:
Rudolf Serkin (Klavier).
21.10: Der Renommiſt. Ein heiteres Stück Rokoko von F. W.
Zachariä. Am Cembalo: E. J. Kahn.
22.20: Tanzunterricht.
22.50: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Montag, 26. Januar.
10.10: Schulfunk. Kinder erzählen für Kinder. Märchen aus der
Technik.
14.50: O. Wollmann: Wir machen eine Kinderzeitung.
15.40: Stunde für die reifere Jugend. W. Gebhardt: Vom
Vaga=
bunden zum Menſchheitsdichter: Knut Hamſun.
16.00: Pädagog. Funk. Unterrichtsbeiſpiel: nſer Kanarienvogel.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Modernes Liedſchaffen. (Erich Anders.)
18.00: Dr. Guttmann: Die Zähne und ihre Bedeutung in
forenſi=
ſcher und kriminaliſtiſcher Beziehung.
18.30: Hochſchulfunk. Prof. Dr. Schmitt: Der moderne Staat.
19.00: Engliſch für Anfänger.
19.30: Oberförſter Hoffmann=Scholz: Forſtkulturen im Frühjahr,
20.00: Maximilian Müller=Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde.
20.30: Aus Prag: Zweites europäiſches Konzert. Ausf.: Böhmiſches
Streichquartett, Mähriſcher Lehrerchor.
Ca. 22.30: Tanzmuſik. Kapelle Gerhard Hoffmann. Refraingeſang:
Kurt Krüger.
Welkerbericht.
Ausſichten für Montag, den 26. Januar: Noch einzelne Schquer,
Tem=
peraturrückgang, wechſelnde Bewölkung mit Aufklaren.
Ausſichten für Dienstag, den 27. Januar: Vielfach leichter Nachtfroſt,
bewölkt mit Aufklaren, meiſt trocken.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich ſür Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feulſleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Wills Kuhle:
Druck und Verlag: L. C. Wittſch — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkrſpte wird Garantie der Rückſendung nicht übernomimen.
Die heutige Nummer hat 8 Geiten.
[ ← ][ ] Warenabgabe nug an Witglieber
Eier=Preisabſchiag
Friſche Siedeier
früher 11
Friſche Siedeier I früher 13
Friſche Eier I
früher 14
Große friſche Trinkeier, früher 16
Ab heute
Beſtes Maſiochſenfleiſch früher 1.10
52½ Rückvergütung auf alle Waren und auf die
volle Einkaufsſumme.
(1631
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26. Januar 1931 Voruntersuchung Kleines Haus 20 Uhr Preise 1—5 Mk.
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Nichtmitglieder machen ſich und ihre Anſtiifter durch Einkauf in unſeren Verteilungsſtellen nach
8 152 des Genoſſenſchaftsgeſetzes ſtrafbar. — Soweit wir Nichtmitglieder beim Einkauf in
unſeren Verteilungsſtellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Polizei zur Anzeige bringen.
Seite 8
Montag, den 26. Januar 1931
Nummer 26
Anr vohlersien
URHEBER-RECHTSSCHUTZ DURCH VERLA6 OSBAR MEISTER, WERDAU
(Nachdruck verboten.)
27)
„Lady Iris, ich bitte Sie noch einmal, die Sache zu
be=
denken. Sie erheben gegen Ihren Gatten die größten Vorwürfe.
Sie klagen Lord Durham an. Wir vermögen nicht zu beurteilen
und zu ergründen, ob und wie dieſe Vorwürfe zu Recht
be=
ſtehen, aber . . . ich will einmal mit Ihnen gehen. Ich fühle,
daß Sie ſich dagegen ſträuben, nachzugeben, weil Ihr
Ver=
mögen Ihnen als das Inſtrument Ihrer Rache erſcheint. Geld
iſt eine Rieſenmacht, das iſt ſicher. Aber kommt es zum
Pro=
zeß: Ich fürchte, daß Sie dann gezwungen ſind, das geſamte
Erbe, wie es jetzt ſteht und liegt, auszuliefern, ſamt allen
Ge=
winnen, die Sie hatten. Dann, Lady Iris dann ſind Ihnen
die Hände gebunden. Nie kommen Sie wieder in die Lage,
Ihrer Aufgabe nachzugehen.”
Das war ein ſtarkes Argument. Zum erſten Male wurde
Iris unſicher.
Es war ihr zumute, als ſpräche Berndt zu ihr: „Geben Sie
nach!"
„Gut!” ſagte ſie, „Lord Segrabe, ich bin bereit, den Betrag
von fünf Millionen Pfund ſofort herauszugeben.”
Die beiden Lords fahen ſich an und atmeten auf. Das war
ein Weg.
Sie erhoben ſich kurz darnach und verabſchiedeten ſich, um
ſofort Lord Durbam aufzuſuchen.
Lord Durham hörte mit triumphierendem Lächeln, als man
ihm das Fünf=Millionen=Pfundangebot unterbreitete, zu, dann
erbat er ſich bis zum nächſten Nachmittag Bedenkzeit.
6
Daniela hatte die ganze Nacht bitter mit ſich gekämpft.
Die Liebe in ihr kämpfte mit dem Zweifel. Aber die Liebe
war ſtärker, und in der Nacht faßte ſie einen großen Entſchluß.
Sie wollte zu Lady Durham gehen und bitten, daß ſie ihren
Berndt aus ſeiner Stellung enlaſſe. Dann . . . oh, dann würde
ſie Herrn Forſt bitten, daß er ihr helfe, Berndt eine Stellung
zu verſchaffen. Oh, er war ſo gütig zu ihr!
Und am Morgen ſetzte ſie ihren Gedanken in die Tat um.
Sie bat Herrn Forſt um ein paar Stunden Urlaub und fuhr
nach Wannſee hinaus.
Als ſie ins Haus trat, empfing ſie der alte Hausmeiſter
John und fragte ſie in engliſcher Sprache nach ihren Wünſchen.
„Ich möchte gern Lady Durham ſprechen!” ſagte Daniela
mit klopfendem Herzen.
Ihre ganze Erſcheinung gefiel dem alten John ſo ſehr, daß
er vergaß, abzulehnen, wie ihm die Herrin ſtrikt befohlen hatte.
Er führte ſie in den Salon, bat ſie Platz zu nehmen und
meldete dann Lady Iris: „Mylady eine Dame wünſcht Sie
zu ſprechen . . . Miß Daniela Thuille!”
„Ich kenne die Dame nicht! Was wünſcht ſie?”
Verlegen entgegnete der alte John: „Verzeihung, Mylady
ich habe vergeſſen zu fragen.”
Die Herrin des Hauſes erhob ſich und ſchritt nach dem
Salon.
Daniela erhob ſich bei ihrem Eintritt. Es war ihr zumute,
äls ob ein wunderſchönes Bild auf ſie zugeſchritten komme.
In deutſcher Sprache ſagte Iris: „Sie wünſchten mich zu
ſprechen, Fräulein Thuille?”
Verlegen nahm Daniela die dargereichte Hand und ſagte:
„Ja ... Mylady . . . ich . . . ich wollte. . . . ich . . . eine Bitte
treibt mich zu Ihnen!“
„Bitte, nehmen Sie doch Platz!” ſagte Iris ruhig und
freundlich und ſetzte ſich Daniela gegenüber.
„Und was führt ſie zu mir?“
Die Antwort kam nicht ſogleich.
„Ich ... ich . . . verzeihen Sie mir . . . ich . . . bin".
Herrn . .. Groths . . . Braut, Mylady!”
Sie hatte die paar armſeligen Worte kaum heraus, als ſie
das belle Entſetzen päckte.
Denn ſie ſah, wie die Frau, die eben noch die große Dame
von Welt war, zuſammenzuckte, wie ein wahnſinniger Schreck
den Menſchen, der ihr gegenüberſaß, überfiel und vollkommen
hilflos machte.
Sie ſah die entſetzt geweiteten Augen, ſah, wie die ſchmalen
feinen Hände zitterten.
Sie erkante, daß das Weib, dem ſie die Worte geſagt hatte,
auch liebte, auch erfüllt war von der ganzen Qual und
Selig=
keit, die ſie ſelbſt erfüllt hatte und noch erfüllte.
Und ihr Herz ſchrie auf.
Iris hatte ſich wieder in der Gewalt, aber als ſie ſprach,
klang ihre Stimme ſo fremd, ſo klagend.
„Sie ... ſind . . . Groths . .. Braut, Fräulein Thuille?”
„Ja, Myladh!” rang es ſich ſchwer über Danielas Lippen.
„Ich freue mich, Sie . . . kennenzulernen!” fuhr Iris fort.
„Und .. was kann ich Ihnen zuliebe tun?”
Danielas Haupt ſank nieder.
„Ich ... ich . . . liebe ihn! Ich .. . er . . . vorgeſtern
... wir ſprachen uns ., da bat ich ihn . .. daß er hier bleiben
möge, daß . daß er in Berlin ſich . . . eine Exiſtenz
auf=
baue. Er ſoll doch mit Ihnen reiſen! Und ich habe ſo Angſt
um ihn!“
„Angſt!” kam es von Iris' blutleeren Lippen. „Oh, um ihn
brauchen Sie nicht Angſt zu haben, Fräulein Thuille. Nein,
er lügt nicht, er iſt treu. Das glaube ich, und . . . das.
das . . . nein, Sie dürfen keine Angſt haben. Wenn er ein
Wort ſpricht, dann hält er es!“
„Oh, Mylady!”
„Sie wiſſen doch, Fräulein Thuille, was ich durchgemacht
habe und . . . was ich ihm danke! Er hat mir das Leben
ge=
ettet. Ihm danke ich ſoviel, und der Dank, der ihm
wider=
fuhr, er war ſo bitter, daß ich darunter leide. Er hat mir zur
Seite geſtanden ., wie ein Kamerad, wie ein guter, aufrechter
Menſch. Sie ſollen ſich nicht ſorgen!“
Seltſame Gefühle überkamen das Mädchen. Sie ſah, wie die
Frau litt und hörte gute, vertrauenerweckende Worte, aber ..."
das Herz war ſo töricht. Der Druck der Angſt auf ihrer Bruſt
wollte nicht weichen.
„Ich ... ich will ja an ihn glauben! Ich will’s ja!” ſprach
Daniela gequält. „Aber ... er ſoll bei mir bleiben ich liebe
ihn ... ich fürchte mich vor dem Alleinſein ... ich .. . ach, ich habe
ſo entſetzliche Angſt ... wenn er geht!“
Das Haupt der ſchönen Frau ſank nieder. Daniela ſah, wie
ſie mit ſich kämpfte.
Dann traf ſie Iris' Blick. Ganz leiſe kam es von des jungen
Weibes Lippen:
„Ich ... will ... ich will ... ihn aus meinem Dienſt
ent=
laſſen. Sie ſollen nicht denken, daß ... daß ich Ihr Glück ſtören
will.”
Dieſe Worte ſchlugen heftig am Herzen Danielas an. Sie
ſpürte, wie todwund das junge Weib war, das ſich nun blutenden
Herzens zur Entſagung zwang.
„Mylady”, ſagte Daniela mit klopfendem Herzen. „Sie haben
doch Freunde, die Ihnen helfen werden . . . Sie .. . Sie ſind ſo
jung und ſchön, und Sie werden das Glück finden!“
Iris ſchüttelte traurig den Kopf.
„Nein, ich bin allein, ganz allein!“
„Mylady.. . . ich .. . es tut mir weh, daß ... daß Sie ſo
un=
glücklich ſind.
„Das iſt Schickſal ... nur Schickſal!”
Plötzlich kam Leben in die zuſammengeſunkene Frauengeſtalt.
Sie faßte nach Danielas Hand und ſah das Mädchen mit
einem flehenden Blicke an.
„Sie ſind ein Menſch, in Ihnen ſchlägt ein Herz ... ſeien Sie
barmherzig: Gönnen Sie ihn mir nur noch ganz kurze Zeit!
Laſſen Sie ihn als ehrlichen, aufrichtigen Freund an meiner Seite
mir helfen, das Bitterſte durchzukämpfen. Ich bitte Sie darum!
Ich bin ſo hilflos, ſo allein! Er iſt die Kraft, er iſt ſo ſtark. . .
nichts fürchtet er ... und er iſt ſo treu!“
Danielas Bruſt ging ſchwer, alles in ihr war aufgewühlt.
Lange fand ſie keinen Entſchluß, bis ſie ſich endlich
über=
wunden hatte.
„Ich ... ich will’s, Mylady ... aber ich bitte Sie,
ſchwören Sie mir bei Gott, bei allem, was Ihnen heilig iſt, daß
Sie ihn nicht lieben! Schwören Sie es mir, Mylady .. . und
ich will daran glauben wie an das Evangelium.”
Das Wort war gefallen, und es ſchien beiden Frauen, als
müſſe die Zeit ſtille ſtehen, als müßten ſie einander den Herzſchlag
ablauſchen können.
Mit flehendem Blick hing Danielas Auge am Munde der
Frau.
Nun erzitterte ſie, denn die Frau ſprach traurig: „Das ...
kann ich ... nicht ſchwören .. . es wäre Sünde!”
„Sie lieben ihn!” ſchrie das Mädchen auf und brach in ein
heftiges Schluchzen aus.
Lady Iris ließ ſie weinen. Als ſie ſich etwas beruhigt hatte,
ſagte ſie einfach: „Ich liebe ihn! Wer könnte ihn nicht lieben?
Aber er iſt treu, treu ... und immer wieder treu. Ich will
mein Herz feſthalten, ich will Ihnen keine Enttäuſchung bringen.”
Fortſetzung folgt.
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Das 5. Ziel der vorläufigen
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ſteuern 1930,
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und folgende Tage
Ein höchst origineller, Iustiger
Tonfilm-Schwank
Die zärtlichen
Herwandten
mit Charlotte Ander
Harald Paulsen
Regie: Rich. Oswald
Eine tolle, abenteuerliche Nacht
voller lrrungen und" .
Wirrungen.
Tränen werden gelacht
Dazu das bunte Beinrogramm
Ingendliche zugelassen.
Beginn 3.30, 5.45, 8.10 Uhr
Jugendliche zugelasser
Beginn 3.30, 5.45, 8.10
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Wis
inf
weiteres
Der gewaltigste Hochgebirgsfilm, der
je gedreht wurde.
Stürme über dem
Montblang
Mannskript und Regie: Dr. Arnold Fanck.
Mitwirkende: Leni Riefenstahl, Sepp
Rist, Ernst Udet und die bekanntesten
Schweizer und Tiroler Alpinisten u. Skifahrer.
Gewaltig war der „Pix-Palü-Film”
grandioser, erschütternder
„Stürme über dem Montblane!‟
Dazu das gute Beiprogramm.
Hente leizter Tag
Der glänzendste Stern am
Filmhimmel
GRETA GARBC
unvergleichlich und
unerreich-
bar in ihrem Film
Ser Kauu
unter der Regie
von Jacgues Fevder.
Das Drama einer Frau, die
zur Mörderin wird, um einen
Unschuldigen zu retten.
nder männlichen Hauptrolle
Conrad Nagel.
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Friedr. Hartmann Lou’sKrämer.
Ich Marguth, Paula Volk, Hugo
(IV 1335
de Waal