Einzelnummer 10 Pfennige
Bel wöcheniſich 7maligem Erſcheinen vom 1. Januar
bls 34. Januar 248 Reichemarlt und 22 Pfennig
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Franfurt a. M. 1301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 15
Donnerstag, den 15. Januar 1931. 194. Jahrgang
27 mm brelie Zeile m Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 40 Reichspfg. Reilamezelle (92 mm
breit/2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
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Rellame=
zelle 3.00 Reichemart. Alle preiſe in Reichsmart
/1 Dollar — 4.20 Markl — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strell uſw. erliſcht
ſede Verpflſchtung au Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Leiſtung von Sſchadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtlſcher Beitreibung fäll jeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbanl.
Jede neue Steuer und jeder weitere Eingriff in die Beamkenbeſoldung abgelehnk. — Keinerlei
Schwierig=
keiten für die Kaſſenlage im laufenden Finanzjahr. — Dagegen Einnahmeausfall für
das kommende Haushaltsjahr in Höhe von 1 Milliarde.
Diekrichs Opkimismus.
Er erwarkel Beſſerung der Konjunkkur und
Belebung der Einnahmen.
Berlin, 14. Januar.
Im Haushaltsausſchuß des Reichstages begann am
Mitt=
woch die Etatsberatung. Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich
leitete dieſe mit einer großen Rede ein, in der er darauf hinwies,
daß er in ſeiner Etatsrede am 3. Dezember den vorausſichtlichen
Fehlbetrag des laufenden Haushaltsjahres
auf rund 900 Millionen beziffert habe. Dieſer Fehlbetrag ſetzt
ſich aus 300 Millionen Mehrausgaben und 600 Millionen
Ein=
nahmeausfällen zuſammen. Die Mehrausgaben entſtanden bei
der Arbeitsloſenverſicherung, bei der 200 Millionen, und bei der
Kriſenfürſorge, bei der 100 Millionen über den Etatsanſatz
hinaus gebraucht werden. Es kann jetzt mit ziemlicher Sicherheit
geſagt werden, daß dieſe 300 Millionen eine Höchſtſumme ſind,
über die man nicht hinauszugehen braucht. Vielleicht ſteckt ſogar
in dieſer Summe noch eine gewiſſe kleine Reſerve. Dies hat es
uns auch ermöglicht, die Friſten der Kriſenfürſorge für die am
3. November 1930 in der Kriſenfürſorge befindlichen Perſonen
zu verlängern, ſo daß die Gemeinden von einem Teil der ſonſt
bereits im Januar anwachſenden Wohlfahrtslaſten befreit
bleiben. Auf Grund des Novemberergebniſſes habe ich das
vorausſichtliche Jahresaufkommen an Zöllen und Steuern
noch=
mals einer genauen Schätzung unterzogen. Ich bin dabei zu
dem Ergebnis gekommen, daß
der geſamke Steuerausfall rund 980 Millionen
betragen wird, von dem 255 Millionen auf die Länder, 125
Millionen auf Knappſchafts= und Invalidenverſicherung und
600 Millionen auf das Reich entfallen. Das tatſächliche
Auf=
kommen vom 1. April bis 30. November 1930 betrug bei den
Beſitz= und Verkehrsſteuern 4270 Millionen, bei den Zöllen und
laufenden Abgaben 2050 Millionen, zuſammen alſo 6320
Millio=
nen. Er habe auf Grund der Steuereingänge der letzten Monate
die Einnahmeſchätzung nochmals überprüft. Wenn dabei ſich auch
ſeine Schätzungen von Anfang Dezember als richtig erwieſen
hätten, müſſe immer mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß
der mit 600 Millionen angenommene Anteil des Reiches an dem
Einnahmeausfall um etwa bis zu 100. Millionen überſchritten
werden könne. Und zwar liege das u. a. auch daran, daß durch
den Wegfall der Reichshilfe am 1. Februar und die dann
ein=
ſetzende 6prozentige Gehaltskürzung das Reich 30 Millionen
Steuereinnahmen verliert, während bei Ländern und Gemeinden
dadurch eine Verbeſſerung um 45 Millionen eintritt. Insgeſamt
werde
der Zehlbekrag des ordenklichen Haushalts 1930
die Häcfune nenf rund 1 Miande.
nicht überſteigen. Der Fehlbetrag des außerordentlichen
Haus=
hälts, der zu Beginn des Jahres 1930 770 Millionen betragen
habe, werde zu Beginn 1931 auf 330 Millionen zurückgegangen
ſein, und zwar durch den Erlös der Kreuger=Anleihe. Zur
Kaſſenlage bemerkte der Miniſter, daß Ende März 1930 der
Kaſſenbedarf des Reiches 1670 Millionen betragen habe, während
er Ende März 1931 rund 1780 Millionen betragen werde, der
durch die normalen Deckungsmittel, die Begebung von
Schatz=
anweiſungen und den im Dezember genehmigten
Ueberbrückungs=
kredit von 530 Millionen abgedeckt werden könne.
Die entſcheidende Frage ſei, daß der Haushalt 1931 auf
ge=
ſicherter Grundlage beruhe. Durch die ſtarken Ausgabenabſtriche
und die Abhängung der Arbeitsloſenverſicherung vom
Reichs=
etat ſei der Etat 1931 auf feſteres Fundament geſtellt. Eine
Gefahrenquelle werde in den für 1930 geſchätzten
Steuereinnah=
men geſehen. Gegenüber dem Steuerſoll für 1930 werde im Etat
für 1931 mit einem Steuerausfall mit 877 Millionen gerechnet,
von denen auf das Reich über 500 Millionen entfielen.
Dieſe Ausfallſchätzung enthalte rund 100 Millionen
mehr als der vorausſichtliche Steuereingang für das Reich 1930
erbringen werde. Es ſei Gefühlsſache, ob man ſich bei den
Steuerſchätzungen von einem gewiſſen Vertrauen in die Zukunft
leiten laſſe, oder ob man ſich von den denkbaren
Entwicklungs=
möglichkeiten die dunkelſte ausſuche. Wenn die leichte Beſſerung
im Jahre 1931, von der die Schätzungen des Etatsentwurfs
ausgehen, nicht eintreten ſollte, ſo würde der Ausfall für das
Reich ſich etwa in der Höhe von 200 bis 300 Millionen bewegen.
Er halte es bei unſerer Wirtſchaftslage nicht für richtig, einen
ſoichen Eventualfehlbetrag, der ſich jetzt noch in keiner Weiſe
überſehen laſſe, durch Steuererhöhungen zu decken. Es wäre in
unſerer Lage das Verkehrteſte, Steuernauf
Vor=
rat zu ſchaffen. Wenn es gelänge, eine
Reſerve durch Ausgabenkürzung
zu ſchaffen, ſo werde er dies ſehr begrüßen. Der Miniſter gibt
dann anhand der Etatszahlen ein Bild darüber, in welchem
Rahmen ſich die Streichungsmöglichkeiten bewegen könnten. An
den Ueberweiſungen an die Länder, an den Kriegslaſten, der
Reichsſchuld, den Penſionen und den Perſonalbezügen, die ſchon
um 6 Prozent gekürzt ſeien, laſſe ſich nichts ſtreichen.
Eben=
ſowenig dürften ſich die Ausgaben für die Kriegsbeſchädigten, für
die Sozialverſicherung und die Kriſenfürſorge 1931 verringern
laſſen. Es blieben dann für eine Ausgabenkürzung die
reſt=
lichen 880 Millionen übrig, die mit faſt der Hälfte auf die ſach=
lichen Ausgaben von Heer und Marine und mit der anderen
Hälfte auf die geſamten ſonſtigen Ausgabengebiete des Reiches
entfielen.
Alle Maßnahmen, die die Regierung bei ihrer
Wirt=
ſchafts= und Finanzpolitik ergriffen habe und noch ergreifen
werde, haben das Ziel, der Wirtſchaft wieder
Auf=
trieb und Rentabilität zu geben und eine
mög=
lichſt große Zahl Arbeitsloſer wieder dem
Ar=
beitsprozeß einzufügen. Von dem Erfolg dieſer
Maß=
nahmen hänge es ab, ob der gemäßigte Optimismus, der im
Haushaltsentwurf zum Ausdruck kommt, berechtigt ſei.
Eine Gefahrenguelle für die öffenklichen Haushalke
liege noch bei den Wohlfahrtserwerbsloſen, deren Zahl im Juli
1930 400 000 und im Dezember 1930 597 000 betragen habe.
Die Notverordnungen, haben den Gemeinden
neue Einnahmequellen verſchafft. Auch müſſen
die Gemeinden zu ſtärkeren
Ausgabenſenkun=
genkommen. Dort, wo trotz aller Anſtrengungen in den
Ge=
meinden Schwierigkeiten entſtehen würden, müßten zunächſt die
Länder eingreifen, denen im Zuſammenhang mit der
Realſteuer=
ſenkung und der Zuweiſung von Hauszinsſteuermitteln
Aus=
gleichsfonds zur Verfügung geſtellt ſeien. Mit den Ländern ſei
ein Weg gefunden worden, auf dem Reich, Länder und
Gemein=
den an der Sicherung und Beſſerung der deutſchen
Kredit=
bedingungen gemeinſam arbeiten könnten.
Zum Schluß erwähnte der Miniſter noch, daß er dem
Reichs=
rat in den nächſten Tagen einen
Ergänzungsekaf
vorlegen werde, der in der Hauptſache die in den bisherigen
Ent=
würfen vom Reichsrat eingefügten Globalabſtriche von je 5
Mil=
lionen RM. beim Finanz und Arbeitsminiſterium auf die
einzel=
nen Titel verteile und der auch Stellenabſetzungen bei
den Miniſterien bringe. Das Kabinett, habe nämlich
be=
ſchloſſen, daß der Perſonalſtand der Miniſterien um
mindeſtenst0 v. H. verringert werden müſſe. Mit
dieſer Verringerung werde durch Stellenabſetzungen in dieſem
Er=
gänzungsetat der Anfang gemacht. Zum Schluß ſeiner
Ausfüh=
rungen unterſtrich der Miniſter Dietrich noch einmal, wie ſehr
der Reichshaushalt von der Wirtſchaftslage
abhängig
ſei. Die Schwierigkeiten kämen aber nicht nur
vom Weltmarkt und der Weltwirtſchaftskriſe
her, ſondern noch in verſtärktem Maße vom
In=
land her. Daher müſſe es eine Hauptſorge ſein, den
In=
landsmarkt zu beleben. Wer heute in der Preſſe geleſen
habe, wie ſtark der Eiſenabſatz im Inland zurückgegangen ſei,
wäh=
rend ſich die Ausfuhr noch leidlich gehalten habe, wüſſe über dieſe
Entwicklung erſchrecken. Eshabe daher keinen Zweck, den
Reichshaushalt mit Gewaltmitteln zu
beein=
fluſſen; es ſei vielmehr notwendig, den
über=
triebenen, oft nicht gerechtfertigten
Peſſimis=
mus im deutſchen Volke zu bekämpfen. Wenn an
allen Ecken und Enden immer nur geunkt werde, verliere das
Volk noch den letzten Reſt ſeines Mutes.
Auf einen Zwiſchenruf des kommuniſtiſchen Abg. Stoecker
er=
klärte der Miniſter, daß er ſich nicht für eine Erhöhung der
Steu=
ern, auch nicht der Umſatzſteuer, ausſprechen werde. Beſonders die
Erhöhung der Umſatzſteuer würde eine untragbare Herabdrückung
der Lebenshaltung der deutſchen Bevölkerung herbeiführen.
Abg. Hergt (Dnt.) vermißte in der Rede des
Finanz=
miniſters eine genügende Würdigung der Tendenz des
Nieder=
ganges der geſamten deutſchen Wirtſchaft, was umſo
bedauer=
licher ſei, als dieſer Niedergang in engſtem Zuſammenhang mit
den untragbaren Young=Laſten ſtehe. Aus dieſem Grunde wandte
ſich der Redner auf das Entſchiedenſte gegen die Folgerungen, die
der Miniſter in ſeiner Rede zum Ausdruck gebracht habe. Die
finanzielle Lage ſei kataſtrophal. Die Verſchlechterung des
Ver=
mögensſtandes des Reiches ſei ungeheuerlich. Der Regierung ſei
der Vorwurf zu machen, daß ſie dem Auslande gegenüber dieſe
kataſtrophale Entwicklung der deutſchen Finanzen nicht deutlicher
und eindringlicher betone.
Hierauf wurde die allgemeine finanzpolitiſche Ausſprache auf
Donnerstag vertagt.
*
* Die Rede des Finanzminiſters hat keine Ueberraſchungen
gebracht. Sie wird inſoweit erheblich beruhigend wirken, als
Dr. Dietrich jede neue Steuer und jeden weiteren
Eingriff in die Beamtenbeſoldung abgelehnt
hat und darüber hinaus feſtſtellen konnte, daß die Kaſſenlage
keinerlei Schwierigkeiten für den Ablauf des Finanzjahres mehr
erwarten läßt. Allerdings hat der Miniſter zugeben müſſen, daß
der Einnahmeausfall für das kommende
Haus=
haltsjahr, den er auf 900 Millionen geſchätzt, vielleicht
zu niedrig gegriffen iſt und noch um100 —200 Millionen
höher werden kann. Aber er hat Optimismus genug, um
dieſes Riſiko auf ſich zu nehmen, weil er von der
bevor=
ſtehenden Beſſerung der Konjunktur eine
Be=
lebung der Einnahmen erwartet. Hier hat denn
auch die Kritik der Parteien bereits eingeſetzt, da der
Miniſter gleichzeitig erklärte, daß er größere
Ein=
ſparungsmöglichkeiten in ſeinem Voranſchlag nicht
ſieht. Die Volkspartei dagegen glaubt, noch 300 Millionen
ſparen zu können und ſie hat dafür beſtimmte Anregungen
ge=
geben, um die ſich wohl ein Teil des Kampfes in der nächſten
Zeit abſpielen wird.
* Staakliche Lohnhilfe - eine
Behl=
maßnahme.
— Die deutſche Wirtſchaft befindet ſich heute in einer
denk=
bar ſchwierigen Lage. Die Hilferufe aus dem Oſten werden
immer dringlicher, und ſie beſchränken ſich nicht nur auf die
Landwirtſchaft, ſondern kommen auch von der Induſtrie und
dem Gewerbe im Oſten, ſo daß man aus der kleinen Oſthilfe eine
weitere große machen will, die neben der Landwirtſchaft auch
den übrigen notleidenden Betrieben im Wege der
Krediterleich=
terungen zugute kommen ſoll. Aber auch im Weſten des Reiches
iſt die Not unter dem Druck der Arbeitsloſigkeit immer größer
geworden, und da es ſich hier in erſter Linie um die Induſtrie
als den Inbegriff der Wirtſchaft des deutſchen Weſtens handelt,
ſo kann heute mit Recht von der allgemeinen Not der deutſchen
Wirtſchaft geſprochen werden.
In dieſem Zuſtand äußerſter Wirtſchaftsnot iſt nun der
Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich mit einem Vorſchlag
hervorge=
treten, wonach die Arbeitsloſenunterſtützung auf dem Wege über
die Lohnhilfe zur Ankurbelung der Produktion verwendet
wer=
den ſoll. Dieſer Vorſchlag, der von der in der Theorie ſehr guten
Grundidee ausgeht, aus den Mitteln der
Arbeitsloſenverſiche=
rung Betriebe in dem Maße zu unterſtützen, als ſie Arbeiter,
die nach der wirtſchaftlichen Lage eigentlich abgebaut werden
müßten, weiter beſchäftigen, iſt gegenwärtig Gegenſtand von
Beratungen innerhalb des Reichskabinetts. Ob dieſer Vorſchlag,
deſſen Einzelheiten und daher Möglichkeiten einer praktiſchen
Auswirkung und Durchführung nicht bekannt ſind, eine neue
Offenſive gegen die Arbeitsloſigkeit einleiten wird, ſteht noch
dahin; nur ſoviel kann zunächſt geſagt werden, daß ſeine
Erörte=
rung zu der Behandlung der Frage oder beſſer geſagt des großen
Fragenkomplexes gehört, ob und in welcher Weiſe es möglich iſt,
das Arbeitsloſenproblem anders zu löſen als durch die
bis=
herige Methode barer und gegenwertsloſer Unterſtützung. Wenn
der Reichsfinanzminiſter es für notwendig hält, daß ein Verſuch
gemacht werden muß, um die Arbeitsloſen zu beſchäftigen und
aus den bisherigen unproduktiven Aufwendungen wenigſtens
für einen erheblichen Teil produktive zu machen, ſo kann dem
nur zugeſtimmt werden, zumal ſchon ſeit langer Zeit gerade
dieſe Frage die Behörden und die Kreiſe der Wirtſchaft bei der
überragenden Bedeutung der Arbeitsloſigkeit für unſer
wirt=
ſchaftliches, ſoziales und kulturelles Leben intenſiv beſchäftigt.
Die Wiederaufnahme des rieſigen, heute auf 4 Millionen
an=
geſchwollenen Heeres der Arbeitsloſen in die Produktion, unter
die in der Wirtſchaft Tätigen iſt heute wohl die brennendſte
An=
gelegenheit, die die deutſche Oeffentlichkeit beſchäftigt, weil ſie
weiß, was es heißt, wenn 4 Millionen keine Arbeit finden
kön=
nen und ſtatt Lohn für erfolgreiche Arbeit 2,2 Milliarden RM.,
d. ſ. mehr als die Reparationslaſten, als Unterſtützung
hin=
nehmen müſſen, um ihr Leben kümmerlich zu friſten. Wenn es
gelingen würde, 4 Millionen arbeitswillige Hände zu
beſchäf=
tigen, in dem 2,2 Milliarden RM. auf die Kapitalſeite der
Wirtſchaft genommen werden, mit ihnen Arbeit gekauft und
ent=
ſprechend entlohnt werden könnte, ſo würde die allgemeine
Wirt=
ſchaftsnot durch Arbeit des deutſchen Volkes behoben werden;
Vorausſetzung wäre allerdings, daß auch die dann geſteigerte
Produktion tatſächlich Abſatz findet.
Unter dieſen Umſtänden verdient der Vorſchlag des
Reichs=
finanzminiſters, die Arbeitsloſigkeit durch Rückführung der
brachliegenden Arbeitskräfte in die Produktion unter Einſatz von
Mitteln des Staates zu bekämpfen, weitgehende Beachtung, und
es iſt die Pflicht, die Auswirkungen und Grenzen dieſes
Vor=
ſchlages aufzuzeigen, was allerdings dadurch erſchwert wird, daß
die mit beſtem Willen von dem Reichsfinanzminiſter gegebenen
Anregungen in ihren Einzelheiten, wie oben geſagt, nicht bekannt
ſind. Bei der Beurteilung des Vorſchlages kommt es vor allem
auf die Frage an, ob die Verwendung von ſo großen Mitteln
in der beabſichtigten bzw. angedeuteten Form zweckmäßig und
wirtſchaftlich vertretbar iſt, und wenn auch ein Endurteil über
den Vorſchlag erſt nach Vorliegen der von dem
Reichsfinanz=
miniſter in Ausſicht geſtellten konkreten Einzelheiten ſtatthaft iſt,
ſo kann bereits jetzt aus grundſätzlichen Erwägungen heraus,
die ſich auf die Erfahrungen der Vergangenheit mit ähnlichen
Verſuchen ſtützen, an die Beantwortung dieſer Frage
herangegan=
gen werden. Die richtige Stellung zu dem Vorſchlag und der
Frage der Verwendung der Mittel kann man aber nur dann
einnehmen, wenn man von den Gründen der heutigen
Wirt=
ſchaftskriſe ausgeht. Auch der Reichsfinanzminiſter hat geſagt,
daß zu den mit der Weltkriſe in Zuſammenhang ſtehenden
Gründen in Deutſchland noch beſondere, in erſter Linie die
Reparationsverpflichtungen hinzutreten, die das Problem der
Arbeitsloſigkeit als den inneren Kern der deutſchen Politik
ver=
ſchärfen. Aber das iſt nicht das Entſcheidende. Betrachtet man
das deutſche Wirtſchaftsproblem und die deutſche Wirtſchaftsnot
für ſich allein, ſo wird man zu dem Ergebnis kommen, daß es
ſich hierbei vor allem um eine Selbſtkoſtenkriſe und damit um
eine Rentabilitätskriſe des inveſtierten Kapitals handelt,
ob=
wohl in der Welt abſolut kein Mangel an Kapital beſteht. In
der Jahresbetrachtung eines großen deutſchen Bankinſtituts
heißt es, daß wir bei vollen Scheunen eine Kriſe der
Weltwirtſchaft großen Ausmaßes ſehen. Wenn nun in
Deutſch=
land die Kriſe beſonders ſcharf hervortritt, ſo liegt das daran,
daß die Unternehmen nicht in der Lage ſind, für die inveſtierten
oder zu inveſtierenden Kapitalien eine entſprechende Rente
herauszuwirtſchaften. Die Frage der Rentabilität iſt aber erſte
Vorausſetzung für jegliche Kapitalinveſtition, und eine Rente
kann ſolange nicht ſichergeſtellt werden, als die Abſatzkriſe, in der
wir uns nun einmal mit der Welt befinden, behoben iſt. Die
Abſatzkriſe kann aber nicht durch Eingriffe des Staates, die erſt
recht zu einer dem Geſetz von Angebot und Nachfrage
wider=
ſprechenden Verteilung des Arbeitsertrages führen müſſen,
be=
hoben werden; da es ſich bei der Hergabe von Lohnbeihilfen
aus ſtaatlichen Mitteln um nichts anderes handelt als um
Ein=
griffe des Staates, ſo wird das auch durch Lohnbeihilfen nicht
erreicht werden können. Eine künſtliche Störung zwiſchen
An=
gebot und Nachfrage beſtimmter Waren würde, wenn durch Ge=
* Bei der Wichtigkeit der hier behandelten Frage dürften die
Aus=
zrungen unſeres ſtändigen wirtſchaftspolitiſchen Mitarbeiters für
ſere Leſer von Intereſſe ſein, trotzdem wir erſt vor zwei Tagen einen
itartikel über das gleiche Thema veröffentlichten, der die Frage von
Die Schriftleitung.
derer Seite her beleuchtete.
Seite 2
Donnerstag, den 15. Januar 1931
Nummer 15
währung von Lohnbeihilfen die Subventionierung einzelner
Betriebe — etwas anderes iſt es nicht — vorgenommen wird,
eintreten, und in dieſer Tatſache liegt der wichtigſte Mangel des
Vorſchlages des Reichsfinanzminiſters Dietrich. Der
Reichsver=
band der Deutſchen Induſtrie hat ſich mit Recht gegen alle
Sub=
bentionierungen privater Betriebe gerichtet und noch unlängſt in
einer Denkſchrift gegen die Subventionspolitik alle ſeine
Beden=
ken zuſammengefaßt. In allen Fällen, wo aus irgendwelchen
Gründen privaten Induſtriebetrieben in irgendeiner Form
Sub=
bentionen gewährt worden ſind, war die Folge, daß andere
Betriebe der gleichen Art darunter litten. Dies liegt daran, daß
auch die Arbeitsloſigkeit eine volkswirtſchaftliche Funktion
be=
ſitzt inſofern, als der von ihr betroffene Betrieb oder
Induſtrie=
zweig am Markt für ſeine Produkte keinen ausreichenden Abſatz
findet. Wenn nun aber an einen ſolchen Betrieb zur
Aufrecht=
erhaltung ſeiner Produktion Subventionen in Form von
Lohn=
beihilfen gegeben würden, ſo würde das zu einer
Aufrechterhal=
tung der Produktion über die Erforderniſſe des Marktes hinaus
führen, alſo Ueberproduktion eintreten, die die Rentabilität der
noch voll arbeitenden übrigen Betriebe gleicher Art und damit
die Betriebe ſelbſt in Gefahr bringen würde. Hinzu kommt,
daß auf dieſe Weiſe ſubventionierte Betriebe in die Lage
ver=
ſetzt werden, die anderen mit ihren Angeboten zu unterbieten.
Am Ende müſſen alſo die nicht ſubventionierten, freien Betriebe
ihre Produktion, die bis dahin rentabel abgeſetzt werden konnte,
einſchränken oder aber beſtimmte Fabrikationspreiſe überhaupt
aufgeben, was neue Arbeitsloſigkeit bedeutet. Es iſt eben nicht
der mit einer Subvention verfolgte, in der Theorie als Mittel
zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit anzuerkennende Zweck in
einer individuellen, freien Konkurrenzwirtſchaft mit der
Ren=
tabilität der Betriebe zu vereinbaren.
Es iſt anſcheinend ferner dahin gedacht, die
Arbeitsloſen=
unterſtützung nicht mehr den Arbeitsloſen ſelbſt zu bezahlen,
ſon=
dern ſie den Betrieben ſelbſt zu gewähren. In der letzten
Kon=
ſequenz würde das heißen, daß nur die Beſeitigung der
Ar=
beitsloſenverſicherung nötig iſt, um der Arbeitsloſigkeit Herr zu
wverden. Praktiſch muß ſich aber aus dieſem Verfahren eine
Bevorzugung derjenigen Unternehmen ergeben, die Entlaſſungen
von Arbeitern und Angeſtellten vornehmen müſſen, während die
ihnen dann zur Verfügung geſtellten Mittel, die zur
Verhin=
derung dieſer Entlaſſungen dienen ſollen, aus den Einnahmen
der Betriebe ſtammen, die keine Entlaſſungen vorgenommen
haben. Da aber zur Beſchäftigung der Arbeitsloſen mehr
Mit=
tel notwendig ſind, als durch die Beiträge zur
Arbeitsloſenver=
ſicherung aufgebracht werden, ſo müſſen ſie zuſätzlich auf
ande=
rem Wege aufgebracht werden, das kann aber nur geſchehen,
in=
dem man der privaten Wirtſchaft neue Laſten auferlegt bzw.
weiter Mittel entzieht, die ſie ſo notwendig braucht, zumal die
Lohnbeihilfen die Konkurrenz der mit ihnen bedachten Betriebe
fördert. Noch ein ſehr weſentlicher Punkt ſei in dieſem
Zuſam=
menhang, abgeſehen von der Unmöglichkeit einer Belaſtung der
öffentlichen Finanzen mit den erforderlichen zuſätzlichen Mitteln,
hervorgehoben. Da es ſich bei dem ganzen Plan nur um
vorüber=
gehende Maßnahmen handelt, die wohl der Arbeitsbeſchaffung
dienen ſollen, ſo muß ſich die Gefahr eines Zuſammenbruchs
der noch geſunden Betriebe und damit neuer Arbeitsloſigkeit
vergrößern. Mit anderen Worten, wenn nicht von vornherein
Sicherheit beſteht, daß nach Durchführung der abſichtlich
befriſte=
ten Maßnahmen tatſächlich die Arbeitsloligkeit zu einem Teil
beſeitigt iſt, daß alſo die in beſtimmte Betriebe, die Lohnbeihilfen
erhalten, aufgenommenen Arbeitsloſen dauernd wieder die
Mög=
lichkeit zur Arbeit haben, ſo darf der Vorſchlag einer ſtaatlichen
Lohnhilfe überhaupt nicht in die Tat umgeſetzt werden, da dann
der Störung des natürlichen Ausgleichsprozeſſes der Wirtſchaft
nicht einmal eine Abnahme der Arbeitsloſigkeit gegenüber ſtände.
Die ungeheuren Schwierigkeiten, die ſich zweifellos bei der
Er=
mittlung der Zuſchußwürdigkeit eines Betriebes ergeben müſſen,
die ſchwierige Verwaltungsarbeit überhaupt, die ein
Lohn=
prämienſyſtem im großen bringen müßte, die Notwendigkeit der
Einrichtung eines Kontrolliyſtems zwecks Schaffung von
Siche=
rungen gegen Mißbräuche und Fehlwirkungen, die zweifellos
ſich einſtellen würden, wie ſchließlich die Gefahr einer
verhäng=
nisvollen Falſchkonſtruktion des Wirtſchaftslebens als Folge
ſtaatlicher Eingriffe in die Führung der Betriebe ſeien, ohne
näher auf all dieſe Geſichtspunkte einzugehen, erwähnt.
Man muß alſo überlegen, ob es nicht beſſere Wege gibt, um
die 2,2 Milliarden, die heute gegenwertslos zur Unterſtützung
der Arbeitsloſen ausgegeben werden, produktiv zu vertverten.
Worauf es ankommt, iſt eine freie Entfaltung der Wirtſchaft,
die Behebung der Selbſtkoſtenkriſe und damit die
Wiederher=
ſtellung der Rentabilität. Auch die Bekämpfung der
Arbeits=
loſigkeit kann nur durch Maßnahmen erfolgreich geführt werden,
die ſich organiſch, daß heißt ohne künſtliche Störungen
hervor=
zurufen, in den natürlichen Ablauf des wirtſchaftlichen Lebens
einfügen. Alle Maßnahmen aber, die auf eine allgemeine
Ge=
ſundung der Wirtſchaft, vor allem durch Senkung der auf ihr
liegenden großen Laſten und durch Koſtenverbilligung, hinzielen,
entſprechen den Erforderniſſen der Gegenwart. Laſtenminderung
jeder Art, und es iſt eigentlich überflüſſig, das immer wieder zu
betonen, iſt ein Kernproblem für Deutſchland. Die Folge der
Ehrt Beit falonen Andnten.
Von Kaſimir Edſchmid.
Wenn man aus dem Saal kommt, wo im Vatikan die
Tetpiche Raffaels hängen, tritt man in einen langen Korridor
ein, der 150 Meter lang iſt und „Galleria Geografica” heißt,
Zu ſeiner Verwunderung ſieht der Beſucher des Vatikans keine
Bilder an den Wänden, ſondern Landkarten. Dieſe Karten ſind
wie Bilder gemalt. Der Dominikaner Jgnazio Danti hat ſie im
Jahre 1580 herſtellen laſſen.
Dieſe Galerie gemalter Landkarten erſchien mir immer
als das Sinnbild deſſen, was zugleich gelehrt und ſchön iſt. Ich
hatte vor dieſen Landkarten, wo teils Italien ganz, teils ſeine
einzelnen Probinzen gemalt waren, nie den Eindruck, daß ich
hier mit Wiſſenſchaft bebürdet werden ſollte, ſondern dieſe
Land=
karten, wo die Städte und Berg= kunſtleriſch ſich erhoben und
wo Segelſchiffe und Inſeln ſich im Meer darauf herum wiegten,
waren für mich ſchön wie Bilder von Landſchaften . . . und ſo
waren ſie auch gemeint. Italien war gemalt wie eine Frau,
mit aller hinreißenden Grazie ſeine: Linien, mit ſeiner
Schlank=
heit, ſeinen beiden Mceren, ſeinen Flüſſen und Seen . . . und
doch war dieſe Darſtellung mehr als nur ſchön. Sie gab zu
denken. Man grübelte darüber nach, welche Veränderungen das
Land durch die Geſchichte erlitten hatte, man verglich die Größe
ſeiner Provinzen, und, zumal geſchichtliche Vergleiche gemalt
waren, war man, hin und herſpandernd, mitten in der Politik
und mitten in der Hiſtorie.
Zwiſchen den Unmaſſen Kunſtwerken, die der Vatikan
be=
ſitzt und die auf die Dauer ermüden, öffnet ſich hier plötzlich
die Natur, das Leben und die Geſchichte. Der Dominikaner
der dieſe 150 Meter Galerie ſo ausmalen ließ, wie ſie iſt, hat
wohl geſpußt, welche Gefühle von ſtaatsmänniſchem Ausmaß
er denen vermittelte, die bier auf und abgehen.
In Venedig im Muſeo Correr ſtehen alte Globen, auf denen
man aufgezeichnet ſehen kann, wie die Venetianer zu
verſchie=
denen Zeiten ihrer Vergangenheit ſich die Welt vorſtellten. Lange
Strecken ſind als unbekanntes Land auf der ganzen Erde
be=
zeichnet, und die Länder werden nicht nach Nationen aufgezeigt,
ſondern nach den Königen, die ſublim gemalt auf ihren Thronen
ſitzen. lind welch ſchöne Globen und welch ſchöne Landkarten
hatte man zu allen Zeiten der Vergangenheit, die Weltkugel
war ein Sinnbild, mit dem alle Epochen ſpielten und mit der
ſie ſich um ſo mehr beſchäftigten, je weniger ſie im Grunde von
der Erde wußten. Die Meniſchen hatten damals die Erde noch
zu enträtſeln, und darum beſchäftigte ſie Umfang und Größe
der Erdteile mehr als die heutige Generation, welche das heu=
Bom Tage.
Die deutſche Delegation hat am Mittwoch nachmittag
unter Führung des Außenminiſters Dr. Curtius Verlin verlaſſen,
um rechtzeitig zur Tagung der Europa=Kommiſſion
in Genf zu ſein.
Im Tarifſtreit über die Arbeitszeit bei der Reichsbahn iſt im
Reichsarbeitsminiſterium eine Vereinbarung zwiſchen den
Par=
teien zuſtandegekommen. Auch der Hauptſtreitpunkt, der die
Sonn=
tagsarbeit betraf, iſt durch Vereinbarung geregelt. Künftig wird
für Sonntagsarbeit ein beſonderer Zuſchlag gezahlt werden.
Das badiſche Staatsminiſterium hat zur Aufrechterhaltung
der öffentlichen Sicherheit und Ordnung das Tragen von
Partei=
uniformen und Bundestrachten (einheitliche Kleidung) politiſcher
Verbände und Organiſationen für den Bereich des Freiſtaates
Baden bis zum 1. April 1931 verboten. Die Verordnung tritt mit
ſofortiger Wirkung in Kraft.
In dem Lohnſtreit im oberſchleſiſchen Bergbau wurde unter
Vorſitz des Schlichters Prof. Dr. Brahms ein Schiedsſpruch gefällt,
nach dem für den oberſchleſiſchen Steinkohlen= und Erzbergbau
die Löhne mit Wirkung vom 1. Januar 1931 ab um 6 v. H.
herab=
geſetzt werden. Die Laufzeit des Lohnabkommens, geht bis 31.
Juli 1931.
Abg. Dingeldey iſt von ſeiner Operation ſoweit
her=
geſtellt, daß er bereits am Donnerstag den
Etat=
beratungen im Haushaltsausſchuß beiwohnen will.
Der aus den Feme=Prozeſſen bekannte Feldwebel
Fahlbuſch wurde geſtern tot in einem Motorboot bei
Tiedensbüttel aufgefunden. Anſcheinend iſt er einem
Herzſchlag erlegen.
Die belgiſche Kammer ſprach geſtern der
Regie=
rung nach Abſchluß der Genter Flamen=Debatte mit 84: 73
Stimmen bei 3 Enthaltungen das Vertrauen aus.
Der engliſche Außenminiſter Henderſon, auf
der Reiſe nach Genf begriffen, iſt in Paris eingetroffen, wo
er mit Briand die vor jeder Ratstagung übliche
Unter=
redung hatte.
In maßgebenden Kreiſen von Wallſtreet wird das Gerücht als
unbegründet bezeichnet, daß die britiſche Regierung ſich um eine
in Frankreich und den Vereinigten Staaten aufzulegende Anleihe
von 100 Millionen Pfund Sterling bemühe.
Laſtenminderung muß aber eine weitere Preisſenkung ſein,
durch die die Kaufkraft der Landwirtſchaft geſteigert, die
Aus=
fuhr vermehrt, mithin der Abſatz erhöht werden kann, ſo daß ſich
alſo dann von ſelbſt die Möglichkeit ergibt, Arbeitsloſe wieder
einzuſtellen und die Arbeitsloſigkeit ohne beſondere
Manipula=
tionen, ohne unorganiſche, vielleicht vorübergehend von Erfolg
begleitete ſtaatliche Eingriffe in das Wirtſchaftsleben zu
ver=
mindern.
Der Konflikt in der Wirtſchaftsparkei.
Abg. Goloſſer vor dem Zuſammenkrikk des
Parkei=
gerichts aus der Parkei ausgekreken.
* Berlin, 14. Januar. (Priv.=Tel.)
Der Konflikt innerhalb der Wirtſchaftspartei hat einen
inter=
eſſanten Abſchluß genommen. Für den 15. Januar war das
Par=
teiſchiedsgericht einberufen, das ſich mit dem Ausſchluß Coloſſers
befaſſen ſollte. Dazu kommt es nicht mehr, denn der Abgeordnete
Coloſſer hat am Dienstag der Parteileitung
ſeinen Austritt übermittelt. Zu dieſem Schritt hat
er ſich entſchloſſen, um dem Parteigericht
zuvorzukom=
men. Er wollte verhindern, daß der offizielle Ausſchluß den
An=
ſchein erwecken würde, als hätte der Abg. Drewitz recht.
Coloſ=
ſer hält ſeine Behauptungen über die
Verwen=
dung von Parteigeldern für Privatzwecke des
Parteivorſitzenden Drewitz aufrecht. Wie es ſcheint,
ſind ſehr viele maßgebenden Kreiſe der Wirtſchaftspartei der
gleichen Anſicht. Jedenfalls wird bekannt, daß ein Teil der
Mit=
glieder des Parteigerichts es abgelehnt haben, am Donnerstag
nach Berlin zu kommen, um über Coloſſer zu Gericht zu ſitzen.
Was Coloſſer weiterhin tun wird, ſteht vorläufig noch nicht feſt.
Was Herr Drewitz tun wird, ſteht ebenfalls noch offen. Er hat
damit gedroht, einige Zeitungen zu verklagen, die jene
Behaup=
tungen Coloſſers verbreitet hatten, um zu erfahren, woher die
Behauptungen ſtammen. Er wird damit wohl kein Glück haben.
Eine Beleidigungsklage gegen Coloſſer dürfte für ihn ſehr
un=
angenehm werden, und von verſchiedenen Seiten, auch von
juriſti=
ſcher, iſt ihm nahegelegt worden, es auf eine Klage gegen Coloſſer
nicht ankommen zu laſſen. Das Schickſal des
Partei=
führers Drewitz dürfte ſich ebenfalls in kurzer
Zeit entſcheiden. Ende April findet der Parteitag
der Wirtſchaftspartei in Hannover ſtatt, der ganz
im Zeichen dieſes Konfliktes ſtehen wird. Herr Drewitz hat es
abgelehnt, ſein Amt niederzulegen. Er will ſich offenbar ſtürzen
laſſen.
tige bekannte Bild der Erde als etwas ſo Selbſtverſtändliches
hinnimmt, daß ſie im Grunde keine Ahnung davon hat.
Die gebildeten Leute der Vergangenheit, welche das Bild
der Erde in Geſtalt des Globus in ihren Zimmern hatten, oft
wunderbare Globen auf erleſenen Ständern, gingen täglich an
der Erdkugel vorbei und konnten nicht umhin, ſich Gedanken
dabei zu machen. Ihre Gedanken waren vielleicht falſch, denn
trotz der größten Sorgfältigkeit waren die Karten beſtürzend
falſch gemalt, der Nil kam aus dem Weſten, wo der Niger fließt,
der Kongo war breit wie ein See tief nach Zentralafrika hinein
verlegt, und Seen waren dahin gezeichnet, wo nie Seen waren,
und alle Inſchriften der Negerkönige, denen, wie man glaubte,
dieſe Gebiete gehörten, waren ſo komiſch, wie ſie phantaſtiſch
waren.
Die Menſchen hatten damals notgedrungen falſche
Vor=
ſtellungen von der Welt, aber ſie hatten Vorſtellungen von ihr.
Man kann ſich aber kaum einen Begriff davon machen, wie
un=
gebildet heute die Mehrzahl der gebildeten Bevölkerungen des
Kontinents über geographiſche Zuſammenhänge iſt. Die
Fran=
zoſen ſind darin noch ſchlimmer als die Deutſchen, ſie ſind
haar=
ſträubend unwiſſend in der Geographie der Welt, aber auch
die Deutſchen haben die Liebe zu den Atlanten verloren. Das
iſt ſchmerzlich, denn durch die Atlanten hindurch geht das
Ver=
ſtändnis der Welt erſt auf, und viele Dinge in Deutſchland
würden einfacher genommen und gedüldiger getragen, wenn die
Deutſchen an der Hand ihrer Atlanten ſich eine Vorſtellung von
der wirklichen ganzen Welt machten. Es gibt kein beſſeres
Er=
ziehungsmittel als Atlanten, denn ſie regen nicht nur an, ſie
laſſen nicht nur vergleichen, ſie geben auch die Sorgen, Mühen
und Probleme der anderen Nationen wieder,
Es gibt einen Atlas, der „Das Antlitz der Erde” (bei
Velhagen und Klaſing) heißt. Jedermann, der ihn
durchblät=
tert, wird auf der Rückſeite der Länder eine Statiſtik finden
über die Größe des jeweiligen Landes, über ſeine Einwohner,
über die Raſſe, die Hauptſtädte und ihre Größe, über den Export
und über das, was in den Ländern gepflanzt wird. Regt das
nicht an? Gibt es nicht zum Beiſpiel zu denken, wenn man
ſieht, daß es Provinzen in Afrika gibt, welche ſo groß wie
Deutſchland ſind und welche zu den reichſten Erzländern
ge=
hören, die es gibt — — — und daß in dieſen Provinzen
vier=
tauſend Weiße auf eine Million Schwarze kommen, und daß
dieſe Propinzen ſich anfangen im ſozialen Sinn zu organiſieren?
Gibt es nicht zu denken, wenn man auf Grund dieſes Atlas=
Studiums feſtſtellt, daß Paläſtina früher auf den meiſten
Kar=
ten viel zu groß gemalt war, weil es für alle Konfeſſionen ein
heiliges Land iſt, und daß es in der Tat nicht größer als
zwei=
mal Thüringen iſt? Gibt es nicht zu denken, wenn man
feſt=
ſtellt, daß Bolivien, ein Staat im Herzen von Südamerika,
drei=
mal ſo groß wie Deutſchland iſt und zwei oder drei Millionen
Zat Führerkriſe bei der Darmſtädter
Haulat.
Adelf Hikler ſchickt Bg. Ringshaufen in Urlaub.
* In unſerer Sonntags=Nummer wieſen wir auf die Kriſe.
die in der Leitung der größten heſſiſchen Ortsgruppe der
NSDAP., in Darmſtadt, ausgebrochen iſt. In der damals
an=
gezegenen Verfügung der Parteizentrale waren die
Därm=
ſtädter Funktionäre ihrer Aemter enthoben und
die Geſchäfte der Gruppe dem Gauleiter
Rings=
hauſen=Offenbach unterſtellt worden. Dieſe
Rege=
lung hat nur wenige Tage angehalten. Daß die Darmſtädter
Ortsgruppe mit dem Verhalten der Münchener Parteiinſtanzen
nicht einverſtanden war, bezeugten die ſtürmiſchen Ovationen
für den abgeſetzten Führer, Stadtrat Abt, beim Sonntag=
Nach=
mittagskonzert in der Turnhalle am Woogsplatz. Der
Partei=
diktator Adolf Hitler hat ſich anſcheinend dadurch beeindrucken
laſſen, denn er veröffentlicht in der Dienstag=Ausgabe des
Völ=
kifchen Beobachters folgende Verfügung:
„Pg. Ringshauſen ſteht ab 9. Januar zur Dispoſition der
Reichsleitung. Er wird damit als Gauleiter von Heſſen=
Darmſtadt beurlaubt. Seine Stelle als Gauleiter übernimmt
proviſoriſch bis auf weiteres Pg. Gemeinder, M. d. R. —
gez. Adolf Hitler.”
Bezeichnend iſt, daß Herr Hitler unter ſeinen beſſiſchen
Par=
teigenoſſen anſcheinend keinen Führer finden kann und auch
hier wieder einen „Ausländer” „proviſoriſch bis auf weiteres”,
zudiktiert.
Die Gegnerſchaft zwiſchen Pg. Abt und Ringshauſen war
ſo offenkundig, daß die Ernennung Ringshauſens (dem Herr.
Hitler in ſeiner obigen Verfügung ſogar das „M. d. R.”
ent=
zogen hat) nur als eine Niederlage des Darmſtädter Führers
Abt gedeutet werden konnte. Nun wird Herr M. d. N. Gemeinder=
Frankfurt die hochnotpeinliche Unterſuchung in Darmſtadt
weiterführen, und wenn man den Gerüchten, die in Kreiſen der
Darmſtädter NSDAP. gehen, nur zur Hälfte Glauben ſchenken
wollte, ſo darf man mit einigen weiteren Verfügungen Adolf
Hitlers rechnen.
Sinanzausſchuß beſchließt Wiedergewährang
der Kinderzuſchläge.
* Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtages ſtimmte
geſtern einem Antrag des Abg. Dr. Werner=Natſoz. auf
weit=
gehendſte Förderung der Landwirtſchaft durch
Maß=
nahmen der Reichs= und Landesregierung in bezug auf
Ab=
ſatzförderung und Schutzder heimiſchen
Produk=
tion zu.
In der Ausſprache kam zum Ausdruck, daß die
Regie=
rung nunmehr behördlichen Druckausüben werde,
um die vom Milchhandel nicht überall durchgeführte
Milch=
preisſenkung zu erreichen.
Ein Antrag Dr. Werner=Natſoz. zur Tabakſteuer wird
durch die mittlerweile ergangene zweite Notverordnung des
Reichspräſidenten für erledigt erklärt.
Zur Wiedergewährung der Kinderzuſchläge
für Kinder vom 16. bis 21. Lebensjahr lagen zahlreiche Anträge
der verſchiedenen Parteien vor. Zunächſt wurde der
volkspar=
teiliche Antrag, die Kinderzulage entſprechend den Reichsſätzen
wieder zu gewähren, abgelehnt. Annahme fand ein Antrag der
Koalitionsparteien, daß den Kindern über 16 Jahren
bis zum 21. Lebensjahr vom 1.=Februar d. J. ab
wieder die allgemeinen Reichsſätze vergütet
werden. Dagegen ſtimmten Landbund und ein Teil der
ſozial=
demokratiſchen Abgeordneten. Mit dem gleichen
Stimmenver=
hältnis wurde ein Zuſatzantrag Heinſtadt, Reiber, Storck
an=
genommen, den Beamten, die deninfolge der
Kinder=
zahl erhöhten Satz des Kinderzuſchlages haben,
dieſen Satz zu belaſſen. Auch ein Zuſatzantrag Kaul,
„Für Kinder über 16 Jahre wird ein Kinderzuſchlag nur in
Höhe der tatſächlichen nachzuweiſenden Koſten für
Berufsaus=
bildung, jedoch nicht mehr als 20 RM. monatlich gewährt” fand
Zuſtimmung. Der Ablehnung verfiel dagegen ein Antrag
Sturmfels=Soz., Kinderzuſchläge nur an Beamte mit
einem Grundgehalt bis zu 5000 RM. zu
gewäh=
ren. Die vorliegenden Eingaben der Beamtenverbände
wer=
den durch die gefaßten Beſchlüſſe für erledigt erklärt.
Die von dem Abg. Dr. Niepoth=DVP. gewünſchte
Mil=
derung bei der Beitreibung von Steuern ſagt die
Regierung zu, ſo daß der Antrag Niepoth für erledigt erklärt
wird.
Die Ausſchußberatungen nehmen heute ihren Fortgang.
Einwohner hat? Wieſo zwei oder drei? Nun, faſt alle
Einwoh=
ner des Landes ſind Indianer, und das Land iſt ſo
unorgani=
ſiert, daß man die Einwohner nicht zählen kann. Und neunzig
Prozent dieſer Einwohner wohnen über 3000 Meter hoch. Höher
alſo als die höchſten Zacken ber Zugſpitze. Was muß das für
ein ſeltſames Land ſein, wie kalt muß es ſein, gibt es da eine
ſoziale Bewegung? Nein, die gibt es nicht — aber drei
Vier=
tel der Bevölkerung ſprechen die Landesſprache, Spaniſch nicht,
ſendern Indianerdialekte, Ketſchua und Aymara. Und dazu
wird in dieſem Lande nicht geheizt. Sollte nicht der eine oder
andere, der dies lieſt, der ſich dies ausrechnet und der ſich die
Konſequenzen dieſer Art Leben vorſtellt, auf die Idee kommen,
daß es noch nicht ſo ſehr ſchlimm iſt, auch in einer ſchlechten
Zeit in Deutſchland zu leben?
Oder es lieſt jemand, daß Braſilien 18 Mal ſo groß iſt wie
Deutſchland, daß es aus zwanzig Staaten beſteht, und daß
einer davon, der Amazonas=Staat, viermal ſo groß iſt wie
Deutſchland, und daß kaum ſo viel Menſchen darin wohnen
wvie in Frankreich — daß das Syſtem des Amazonasfluſſes aber
bei gutem Waſſerſtand über hunderttauſend Kilometer
ſchiff=
bares Waſſer hat? Gibt das nicht zu denken? Warum? Wieſo?
Unter welchen Umſtänden leben die Leute? Und wie leben ſie
in Auſtralfen und in China? Und wie leben wir im Verhältnis
zu ihnen? Und wie klein ſind wir im Grunde, und wie groß
ſehen wir alles, was uns Sorge macht — aber wie gering iſt
es gegen die ganze Welt.
Ja — der Dominikaner, der die „Galleria Geografica” im
Vatikan in Form von als Bildern gemalten Landſchaftskarten
anlegen ließ, wußte, was er ſeiner Phautaſie und dem
Weit=
blick der Leute, die da luſtwandelten, damit ſchenkte. Er ſchenkte
ihnen Beſinnlichkeit, kluge Gedanken und eine gewiſſe Ruhe des
Gefühls.
Würden die Menſchen, ſtatt Bilderrätſel zu löſen und
da=
bei ihre Karten zu müßigen Feſtſtellungszwecken aufzuſchlagen,
in den Atlanten ſtudieren, wie man den Himmel ſtudiert, wenn
er voll ausgeſtirnt iſt, oder wie man Bücher voll Weisheit
ſtudiert, ſie würden beſinnlicher, zufriedener und in ihren
Ge=
ſichtspunkten und Charakteren weiter werden. Ehre den Leuten,
die es ſchon tun — und Ehre den ſchönen Atlanten.
* Pipers Kunſtkalender 1931 wird uns etwas verſpätet zur
Beſprechung unterbreitet. Dennoch: Auch wer zweckmäßigerweiſe
ſich bereits mit Kalendarium verſehen hat, kann dieſem
wert=
vollen Kalender noch einen Platz auf Schreibtiſch oder im
Wohn=
zimmer einräumen, der eine Fundgrube köſtlicher Schätze der
gro=
ßen Kunſt iſt. Jedes Blatt iſt die Reproduktion eines berühmten
Kunſtwerks oder bringt das Bildnis eines berühmten Künſtlers
nit wertvollen Daten und Kritiken. (Verlag R. Piper u. Co.,
G. m. b. H., München.
Nummer 15
Donnerstag, den 15. Januar 1931
Seite 3
Die Schulden=Reviſion
„ein gukes Geſchäft für Amerika‟.
New York, 14. Januar.
In dem Jahresbericht der National Chaſe Bank, der größten
Bank Amerikas, an ihre Aktionäre bezeichnet Wiggin, der
Direk=
tor der Bank, es als ein „gutes Geſchäft” Amerikas,
wenn die Waſhingtoner Regierung ſich zu einer
Herabſetzung der interalliierten Schulden bereit
finden würde. Die Frage der Herabſetzung der Kriegsſchulden ſei
von einer Bedeutung, die weit über die Dollarhöhe der Schuld
hinausgehe. Unter den das Wirtſchaftsleben
be=
einfluſſenden ungünſtigen Faktoren iſt der
ge=
fährlichſte das Vermögen der fremden Länder,
ſich genügende Dollarbeträge zu beſchaffen um
uns ſowohl ihre Schulden zu verzinſen und
zu=
rückzuzahlen, als auch in ausreichendem Maße
unſere Ausfuhr bezahlen zu können. Von Mitte 1924
bis 1929 ſchoben wir die Auswirkung des ungünſtigen Einfluſſes
unſerer hohen Zölle auf unſere Exporte hinaus, indem wir in
größerem Umfange, ausländiſche Anleihen kauften. Die Folge
davon war, daß Zins= und Amortiſationslaſten der fremden
Län=
der von Jahr zu Jahr geſtiegen ſind und unſer Markt für
Aus=
landsanleihen in Unordnung geriet. Wir ſtehen daher heute vor
der Wahl, entweder unſere Zölle herabzuſetzen
oder unſere ſtark zuſammengeſchrumpfte Ausfuhr
wieder=
aufzubauen. Mit Bezug auf die gegenwärtige
Weltwirt=
ſchaftskriſe iſt Wiggin der Meinung, daß die Vereinigten Staaten
den tiefſten Punkt der Depreſſion bereits erreicht haben und daß
man damit rechnen könne, daß bald ein Erfolg einſetze.
* Bekanntlich fließt die Mehrzahl der deutſchen
Reparations=
zahlungen auf dem Wege über die interalliierten Mächte als
interalliierte Schuldenzahlungen nach Amerika. Die Verſchuldung
Europas an Amerika iſt faſt ſprichwörtlich geworden. Und
trotz=
dem oder gerade vielmehr deswegen — iſt Amerika in eine
Wirtſchaftsdepreſſion von ungeheurem Ausmaße hineingeſchlittert.
Denn Europa iſt einfach nicht mehr in der Lage, ſich genügende
Dollarbeträge zu beſchaffen, um damit ſeine Schulden und Zinſen
an Amerika zurückzuzahlen, bzw. Waren aus Amerika zu
impor=
tieren. Nicht zuletzt haben neben anderen Umſtänden, die hier
nicht zur Erörterung ſtehen, die Reparationslaſten und
Kriegs=
ſchulden die amerikaniſche Wirtſchaft in Unordnung gebracht und
weſentlich zur Dezimierung des amerikaniſchen Exportes
beige=
tragen.
Die Anſicht gewinnt immer mehr an Boden, daß eine
Herabſetzung der interalliierten
Schuldenzah=
lungen, die entſprechend den Haager
Abmachun=
gen automatiſch eine Verminderung der
deut=
ſchen Reparationslaſten nach ſich, ziehen würden, in
hohem Maße zur Wiederbelebung der
Weltwirt=
ſchaft beitragen würde. Auch der bekannte engliſche
Finanz=
ſachverſtändige und Direktor bei der Bank von England, Sir
Joſiah Stamp, bezeichnet eine Herabſetzung der
Kriegsſchulden durch Amerika als äußerſt
wün=
ſchenswert. Stamp iſt mit Bezug auf Deutſchland der
Anſicht, daß deſſen Laſten unter dem Youngplan
er=
heblich größer geworden ſeien, als dies
beabſich=
tigt geweſen wäre. Jeder Schritt Amerikas in der Richtung
einer Herabſetzung der Kriegsſchuldenzahlungen würde für
Deutſchland günſtige Rückwirkungen haben und ihm den Weg zur
wirtſchaftlichen Wiedergeneſung erleichtern. Jede
Neurege=
lung der internationalen Verpflichtungen, die
durch den unbeſtändigen Wert des Goldes ſich
er=
höht hätten, ſei wirtſchaftlich durchaus richtig, da
die Schuldenfrage ſchließlich die ungünſtigen
Verhältniſſe in der Weltwirtſchaft
hervorge=
rufen hätte. Eine Neuregelung der interalliierten Schulden
durch Amerika würde nach Stamps Anſicht auch eine günſtige
Rückwirkung auf die amerikaniſche Ausfuhr haben.
Man ſollte glauben, daß die Finanzſachverſtändigen mit ihren
Erklärungen in den politiſchen Kreiſen ihres Landes Eindruck
machen würden. Dem iſt jedoch nicht ſo. Senator Smoot,
der Vorſitzende des Finanzausſchuſſes des amerikaniſchen Senats,
alſo ein „Offizieller” äußert ſich zu den Ausführungen Wiggins
dahin, daß etwas derartiges ſelbſtverſtändlich nicht geſchehen
werde. Als guter Amerikaner werde er gegen jede
Herab=
ſetzung der Kriegsſchulden ſtimmen. Es iſt bezeichnend
für die Einſtellung der amerikaniſchen Politiker, daß ſie nicht
wagen, die wirtſchaftlichen Vernunftgründe anzuerkennen, um
nicht in den Verdacht eines ſchlechten Amerikaners zu kommen.
Dieſelben politiſchen Kreiſe machen auch den Wallſtreet=Leuten
den Vorwurf, daß ihnen das Wohl Europas mehr am Herzen
liege als das der Vereinigten Staaten. Um ſich nun nicht des
Makels auszuſetzen, ein ſchlechterer Amerikaner als die
amerika=
niſchen Politiker zu ſein, wagen es viele amerikaniſche Finanziers
noch nicht, ſich offen zu ihrer Ueberzeugung von den
wirtſchaft=
lichen Vorteilen einer Reviſion der Kriegsſchulden zu bekennen.
Wiggins Aeußerung wird daher allgemein als ein ſehr mutiges
Bekenntnis angeſehen.
In der amerikaniſchen Preſſe werden Wiggins Erklärungen
gutgeheißen und die amerikaniſche Regierung wird aufgefordert,
die Initiative zu ergreifen. Die „New York Times” finden eine
Beſtätigung der Wigginſchen Anſchauungen in
dem früheren Jahresbericht des amerikaniſchen
Schatzſekretärs Mellon, der ein wirtſchaftlich geſundes
Europa von größerem Wert für die Vereinigten Staaten
be=
zeichnet als jede Eintreibung von Schulden. In dieſem
Zu=
ſammenhang wird auch auf die Erklärung des früheren
amerikaniſchen Botſchafters in Berlin, Gérard,
hingewieſen, der daran erinnerte, daß er ſchon im Dezember den
Zuſammenbruch der deutſchen Reparationszahlungen innerhalb
von 18 Monaten und daran anſchließend die Forderung Europas
nach einer Reviſion der Schuldenabkommen vorausgeſagt hätte.
„Die Grundſätze Wiggins”, erklärt die „New York Times”, „ſind
ſtichhaltig, ſelbſt wenn ſie im gegenwärtigen Augenblick der
brei=
ten Maſſe und der Regierung nicht annehmbar erſcheinen.” Und
die „World” kommt zu folgendem Schluß: „Wiggins Bericht
iſt eine ſchwere Anklage gegen das
Dunkelmän=
nertum, das den Amerikanern den Hawley=Smoot=Tarif und
die Farmerhilfe gegeben habe, und das ſich weigere, das
Schulden=
problem in irgendeiner anderen Form als einer ſtreng
geſetz=
mäßigen zu betrachten. Aber der Lauf der Ereigniſſe zeugt für
die Richtigkeit der Wigginſchen Auffaſſung.”
Während alſo Wallſtreet und die führenden Blätter
Ameri=
kas Wiggins Bericht begrüßen und die Verdunkelungspolitik der
Waſhingtoner Regierung aufs ſchärfſte verurteilen, verſtecken ſich
die maßgebenden Kreiſe hinter eine geradezu unerklärliche
Furcht=
ſamkeit, die ſie hindert, die Führung zu übernehmen und dem
Volke die Wahrheit zu ſagen. Weder das Schatzamt —
trotz Mellons Jahresbericht — noch das
Staatsdeparte=
ment denken auch nur im entfernteſten daran,
ihre Haltung in der internationalen
Schulden=
frage zu ändern. Sie verſteifen, ſich im Gegenteil darauf,
daß ſolange nicht an eine Schuldenherabſetzung zu denken ſei, als
die Regierung noch jeden hereinſtrömenden Dollar benötige, um
die in Angriff genommenen und geplanten Notſtandsarbeiten in
vollem Umfange durchzuführen. So lange natürlich die
amerika=
niſche Regierung auf dem törichten Standpunkt verharrt, daß der
Einfluß einer Schuldenreduzierung auf die Wirtſchaftslage gleich
Null ſei, ſo lange darf man auch nicht erwarten, daß dieſes
Pro=
blem dem Kongreß oder der Waſhingtoner Regierung
einleuch=
tend erſcheint. Die Schuldenreduzierung iſt
gegen=
wärtig noch nicht reif für eine offizielle
Erör=
terung obwohl, ſie zweifellos im Laufe der nächſten Zeit
kommen wird und muß. Die jetzige Lage Europas fordert mehr
als je gebieteriſche Schritte in dieſer Richtung, und die
Vereinig=
ten Staaten müſſen ſich in nicht allzu langer Zeit darüber ſchlüſſig
werden, ob ſie eine Schuldenreviſion — und in
Ver=
bindung damit eine Reviſion des Youngplans
— in Erwägung ziehen wollen oder nicht. Tatſache iſt, daß die
Fachleute bereits den Youngplan für überlebt erklären.
Er muß ja verſagen, weil es unmöglich iſt, ihn unter
po=
litiſchen Schikanen zu erfüllen. Hierher gehört auch
die Erſchwerung einer geſteigerten deutſchen Ausfuhr — ſie allein
nur ermöglicht es uns, unſeren Reparationsverpflichtungen
nach=
zukommen — durch unſere Vertragspartner mit Hilfe künſtlicher
Zollſchranken. Die weltwirtſchaftlichen Schwierigkeiten und nicht
zuletzt die politiſchen Manöver der anderen Seite tragen weiter
das Ihre dazu bei. An den Regierungen aller Staaten liegt es,
aus dieſen Tatſachen die notwendigen Folgerungen zu ziehen.
—r.
„Im Weſten nichts Neues” in Jugoflawien verboken.
EP. Belgrad, 14. Januar.
Die für morgen angeſetzte Erſtaufführung des Films „Im
Weſten nichts Neues” im erſten Lichtſpielhaus der Stadt wurde
heute von der Zenſur in erſter Inſtanz verboten. Das Verbot
gilt für Aufführungen im ganzen Land. Eine Begründung liegt
nicht vor. Der Filmverleiher hat gegen die Entſcheidung bei der
Ober=Filmzenſurſtelle Berufung eingelegt. Dieſe oberſte Inſtanz
wird morgen ihre Entſcheidung treffen. Falls dieſe Entſcheidung
ablehnend ausfällt, kann noch immer beim Miniſterrat=Präſidium
Berufung eingelegt werden.
Die Beitngtartne.
Eine Genfer denkſchrift.
Genf, 14. Januar.
Die Berichte der Agrarſachverſtändigen, die in dieſen Tagen
in Genf zu Beratungen zuſammengetreten ſind, ſind, wie
gemel=
der, vom Völkerbundsſekretariat zu einer Geſamtdarſtellung über
die Weltagrarkriſe verarbeitet worden. Darin wird unter anderem
ausgeführt:
Haupturſache der Kriſe ſind die fortſchreitende Mechaniſierung
des landwirtſchaftlichen Betriebes und die Desorganiſation, die
der Weltkrieg hervorgerufen hat. Es kann kein Zweifel beſtehen,
daß die Verbeſſerung der Methoden und des Produktionsſyſtems
das Agrarproblem noch mehr kompliziert haben. Der Krieg hat
die Steigerung der Produktion der überſeeiſchen Länder
ver=
urſacht. Nach dem Krieg ſetzten die Beſtrebungen nach
wirtſchaft=
licher Autokratie und Protektionismus ein. Im ganzen hat die
Landwirtſchaft unter dieſen Beſtrebungen gelitten. Sie waren
häufig von der Steigerung der Preiſe für Fertigwaren begleitet,
worunter die Landwirtſchaft zu leiden hatte. Die Schwankungen
in der Kapitalkraft des Geldes, Inflation und Deflation haben
das Ihrige zur Agrarkriſe beigetragen.
Die Hauptſchwierigkeiten liegen in dem Mißverhältnis
zwi=
ſchen Verkaufspreis und Selbſtkoſtenpreis. Der größte Teil der
Agrarproduktion hat noch nicht einmal das Vorkriegspreisniveau
erreicht. Seit dem Jahre 1929 ſind die Preiſe ſtark gefallen.
Die=
ſer Preisſturz iſt ſtärker geweſen als die Senkung der Preiſe im
Kleinhandel und für die Lebenskoſten. Die ſchweren Schäden,
die für den Landwirt aus den an ſich niedrigen Verkaufspreiſen
entſtehen, werden noch vergrößert durch die ſtändigen
Schwan=
kungen der Preiſe. Dieſe Schwankungen ſind viel ſtärker als vor
dem Kriege. Die Preiſe, die der Landwirt erzielt, ſtehen in
keinem Verhältnis zu den Produktionskoſten, die ſtändig geſtiegen
ſind. Die Löhne ſtellen eine immer ſchwerere Belaſtung für den
Landwirt dar, obwohl die Landarbeiterlöhne nicht das Niveau
der Induſtrielöhne erreicht haben und den Arbeitern nur ein
kärgliches Daſein ermöglichen. Der Anteil der Löhne aus den
Produktionskoſten ſchwankt zwiſchen 40 und 50 Prozent. In
Deutſchland wird die Situation durch die Verſchuldung der
Land=
wirtſchaft, die auf 12 Milliarden Reichsmark geſchätzt wird,
ſchär=
fer. Die Kriſe wird weiter charakteriſiert durch ein abnormes
Mißverhältnis zwiſchen dem Erlös der landwirtſchaftlichen
Pro=
dukte und den Preiſen, die der Landwirt für ſeine Geräte
be=
zahlen muß. Die Landwirtſchaft hat im Gegenſatz zur Induſtrie
keine Organiſation zur Regelung der Produktion.
Die meiſten Sachverſtändigen glauben, daß die Kriſe
erleich=
tert würde, wenn für die Landwirtſchaft Organiationsformen
geſchaffen würden, wie beſſere Verkaufsorganiſation und weitere
Ausbildung des Genoſſenſchaftsweſens. Ein entſcheidendes
Merk=
mal der Kriſe iſt das Mißverhältnis zwiſchen dem Erlös, den der
Landwirt erzielt, und dem Kleinverkaufspreis. Letzterer iſt
manchmal doppelt ſo hoch als der Preis, den der Landwirt erhält.
Die größte Bedeutung käme nach Anſicht der Sachverſtändigen
einer Rationaliſierung des Warenabſatzes durch die Produzenten
zu. Hierzu wäre die Mitarbeit des Staates, die ſich u. a. auf
eine gemäßigte Preisfeſtſetzung im Einvernehmen mit den
land=
wirtſchaftlichen Organiſationen erſtrecken müßte, nötig. Man denkt
an die Schaffung von Getreidepools, Getreidemonopolen und die
internationale Ausdehnung ſolcher und ähnlicher Organiſationen.
Sozialdemokraliſcher Parkeitag in Leipzig.
* Der ſozialdemokratiſche Parteiausſchuß
hat am Mittwoch in Uebereinſtimmung mit dem Parteivorſtand
beſchloſſen, den diesjährigen Parteitag zum
31. Juli nach Leipzig einzuberufen. Dieſer Beſchluß
iſt vermutlich den maßgebenden Inſtanzen nicht leicht gefallen,
denn in der Sozialdemokratie geht unter der Oberfläche der
Richtungskampf ſehr viel ſtärker hin und her, als es nach außen
hin zum Ausdruck kommt. Die ſtarke Agitation der Kommuniſten
übt auf den linken Flügel der Partei eine gefährliche Anziehung
aus und die Führer ſind ſich nicht im Zweifel darüber, daß die
von ihnen im letzten Jahr betriebene Politik bei den Maſſen
ſchwer auf Verſtändnis ſtößt. Auf dem bevorſtehenden Parteitag
wird es alſo ſicherlich ſehr lebhaft werden, und das Leipziger
Lokalmilieu könnte ſehr leicht dazu führen, den ganzen
Auseinan=
derſetzungen eine radikale Färbung zu geben, falls bis dahin nicht
ſchon die Verhältniſſe von ſelbſt eine Verſteifung im Verhältnis
zwiſchen Sozialdemokraten und Kabinett Brüning gebracht haben.
Dus Miet dei Beilie.
Kein Kulturmenſch kann bis ins Alter ohne Brille
aus=
kommen. Auch wer von Jugend auf gute und ſcharfe Augen
hat, muß nach dem 45. Lebensjahre eine Brille tragen, um
leſen zu können, und ſehr vielen Menſchen iſt Berufsbildung
und Berufsausübung nur dadurch möglich, daß ſie ſchon von
Jugend an eine Brille tragen. Wir können uns ein
Kultur=
leben ohne Brillenträger heute kaum vorſtellen, und doch hat
es Zeiten höchſter Blüte der Kultur gegeben, in denen man die
Verfeinerung der Sehkraft durch Augengläſer noch nicht kannte.
Der römiſche Schriftſteller Cicero beklagte ſich bitter darüber,
daß es ihm mit fünfzig Jahren nur noch mit großer
Anſtren=
gung möglich war, ſelbſt zu leſen und zu ſchreiben. Aeltere
Ge=
lehrte jener Zeit waren ganz auf die ſehende Hilfe eines
Sklaven angewieſen, der ihnen vorlas und nach ihrem Diktat
ſchrieb. Wie lange iſt nun die Brille ſchon in Gebrauch und
wer hat ſie erfunden? Mit dieſer Frage haben ſich eine ganze
Anzahl Altertumsforſcher, Augenärzte u. a. beſchäftigt und
da=
bei ſehr viele intereſſante kulturhiſtoriſche Einzelheiten
gefun=
den. Es gibt einen ganzen Sagenkreis um den Urſprung der
Brille. Die deutſche Bezeichnung „Brille” ſtammt von dem
Halb=
edelſtein Berhll, der zur Herſtellung der erſten Augengläſer
verwendet worden ſein mag. Da das Wort „Beryll” aus
In=
dien ſtammen ſoll, vermutet man dort den Urſprung der Brille.
Dieſe Annahme ſcheint aber auf einem Irrtum zu beruhen.
Dagegen ſteht feſt, daß ſchon in den älteſten Zeiten durchſichtige
Steine konkav, alſo linſenförmig, geſchliffen worden ſind, die
als Lupen hätten dienen können. Anſcheinend ſind ſie aber
uie dazu verwendet worden, obwohl die vergrößernde Wirkung
dieſer geſchliffenen Steine doch auffallen mußte. Aus einigen
Mütſeumsſtücken läßt ſich erkennen, daß dieſe durchſichtigen
lin=
ſenformigen Steine, in Metall gefaßt, lediglich als
Schmuck=
ſtucke dienten. Von Kaiſer Nero wird erzählt, er habe ſchwache
Augen gehabt und hätte die Kämpfe im Zirkus durch einen
Smaragd beobachtet. Ja, viele behaupten ſogar, daß Nero ein
Monokel aus Smaragd getragen habe. Erfahrene Augenärzte
ſchließen aus den Darſtellungen und Schilderungen über die
Perſon dieſes grauſamen und vermutlich geiſteskranken Kaiſers,
daß er weder kurzſichtig noch weitſichtig war, ſondern an einer
erheblichen Sehſchwäche litt, die durch eine Brille oder ein
Monokel nicht ausgeglichen werden konnte. Dagegen iſt es
nicht ausgeſchloſſen, daß alte arabiſche Gelehrte bereits
Ver=
größerungsgläſer benutzten. Auf Grund einer Reihe
zuver=
läſſiger Berichte nimmt man an, daß die Brille im 14. Jahr=
Zwei neue Auskritte aus der Dichter=Akademie.
Wilhelm Schäfer und Emil Strauß,
zwei hervorragende Vertreter der deutſchen Literatur, haben nach
dem Beiſpiel von Hermann Heſſe und Erwin Kolbenheyer
eben=
falls ihren Austritt aus der Dichterakademie erklärt. Die ſchweren
Konflikte innerhalb der Sektion für Dichtkunſt werden nun zu einer
Neuorganiſation führen.
hundert in Italien erfunden worden iſt. Nach einer anderen
Ueberlieferung ſoll der gelehrte engliſche Mönch Roger Bacon
die erſten geſchliffenen Augengläſer hergeſtellt haben. Dieſer
Bacon oder Baco war ſicherlich ein bedeutender Phyſiker und
verfügte über erſtaunliche Kenntniſſe in den Naturwiſſenſchaften.
Er wurde deswegen verdächtigt und mußte zehn Jahre im
Kerker ſchmachten. Wie Prof. Greeff, deſſen Darſtellungen über
das Alter der Brille wir hier folgen, berichtet, gilt als
ver=
bürgt, daß ein italieniſcher Mönch, Alleſſandro della Spina, die
Brille kannte und ſie auch herzuſtellen verſtand. Den Erfinder
wollte er jedoch nicht nennen. Aus Briefen, die uns noch er=
halten ſind und von Greeff u. a. publiziert wurden, läßt ſich
zwar der Name des Erfinders nicht ermitteln, die Zeit der
Er=
findung aber in die Jahre zwiſchen 1270 und 1280 feſtlegen.
Die älteſte Darſtellung einer Brille vom Jahre 1352 finden wir
auf einer Freske im Kapitelſaal bei der Kirche San Nicolo zu
Treviſo von Tommaſo di Modena. Sie ſtellt einen alten Mann
mit einer Brille für Weitſichtige dar. Dagegen findet ſich die
erſte Brille für Kurzſichtige auf einem Gemälde von Raffael
(zwiſchen 1517 und 1519 gemalt), das Papſt Leo X. darſtellt.
Aus den Reflexen des Glaſes läßt ſich der Schliff deutlich
er=
kennen. Nach Erfindung der Brille wurden Gelehrte, auch aus
dem Altertum, ſehr häufig mit großen Brillen auf der Naſe
dargeſtellt. Es gibt z. B. auch ein Bild des hl. Hieronymus mit
Brille, und von dieſem Gemälde ſtammt vielleicht die Legende,
die Hieronymus als den Erfinder der Brille bezeichnet. Bis
zur Erfindung der Buchdruckerkunſt blieben Augengläſer
ſel=
tene und wertvolle Inſtrumente, deren ſich nur Fürſten und
einzelne Gelehrte bedienten. Wir finden ſie als wertvolle
Hin=
terlaſſenſchaft genau bezeichnet und beſchrieben in den
Teſtamen=
ten gekrönter Häupter. Eine zerbrochene Brille war ſehr ſchwer
zu erſetzen, und im Jahre 1574 hatte ein deutſcher Fürſt große
Mühe, ſich eine neue Brille zu beſchaffen. Er ſandte einen
Hoflakaien aus, der weder in Leipzig noch in Augsburg ein
Augenglas auftreiben konnte und ſchließlich nach Venedig reiſen
mußte, wo die Kunſt der Glasfabrikation in hoher Blüte ſtand.
Der Preis für die Brille war ungeheuer hoch, wurde aber ohne
Murren gezahlt.
Die Form der Brille hat ſeitdem viele Wandlungen
durch=
gemacht und der Schliff der Gläſer iſt weitgehend
vervoll=
kommnet worden. Mit einem Augenglas vermag man heute
nicht nur die Brechungsfehler der Linie auszugleichen, ſondern
auch die Schielſtellung des Auges (Prismengläſer) zu
kor=
rigieren und die ungleichmäßige Wölbung der Hornhaut (
Aſtig=
matismus) durch zylindriſchen Schliff der Gläſer zu verbeſſern.
Sogar für ſehr ſchwachſichtige Augen ſind beſondere Brillen
konſtruiert worden, die dem Prinzip des Fernrohres und der
Lupe nachgebildet wurden. Als neueſte Errungenſchaft der
Brillentechnik könnte man die unſichtbare Brille bezeichnen, die
nicht auf der Naſe getragen wird, ſondern in Form von
Haft=
gläſern der Hornhaut unmittelbar aufliegt. Dieſe unter den
Augenlidern getragenen Gläſer rufen jedoch Reizerſcheinungen
hervor und ſind nur für ganz beſondere Fälle geeignet. Der
Zwicker iſt heute nicht mehr modern; er mußte der beſſer ſitzenden
und Würde verleihenden Hornbrille weichen. Mag auch die
Form ſich ändern und mögen weitere Verbeſſerungen nötig ſein,
das optiſche Hilfsmittel der Augengläſer, deren ſich die
Menſch=
heit ſeit 750 Jahren bedient, wird wohl auch weiterhin unent=
Dr. Georg Kaufmann.
behrlich bleiben
Donnerstag, den 15. Januar 1931
Nummer 15
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Aus den Staatswaldungen des
Forſt=
amts Mörfelden werden im Gaſthaus
zum „Saalbau” (Herzberger) in
Mör=
felden, Bahnhofſtraße 5, folgende
Holz=
mengen verſteigert:
Hamstag, den 17. Januar 1931,
aus Förſterei Wiefental (letzte
Brenn=
holzverſteigerung aus Wieſental).
Abt. Sensfelder Tanne 7—12, Wieſental
Abt. 5 (Abtrieb), 6 und 28 (
Durchforſt=
ungen), Holznummern 1—61, 464—808.
Scheitholz, rm: Buche 132 I. Kl., 6II.
Kl., Hainbuche 26 I. Kl., davon 14rd.
Eſche 2 1. Kl., Eiche 126 I. Kl., davon
3 rd., 17 II. Kl., Birke 7 I. Kl., 1 II.
Kl., Linde 6 I. Kl., davon 2 rd.,
Kie=
fer 46 I. Kl., rd.
Knüppeiholz, rm: Buche 34, Hainbuche
37, Eiche 59, Birke 5, Linde /, Erle 2,
Kiefer 247.
Reiſerholz I. Kl. (Knüppelreiſig), rw:
Buche 40
Stockholz, rm: Buche 12, Eiche 29.
Am Montag, den 19. Jan. 1931.
Aus Förſterei Schlichter. Neuer
Schlichter Abt. 34—44 u. Alter Schlichter
Abt. 32 (Abtrieb), Holznummer 418 bis
626, 686—957.
Scheitholz, rm: Buche 38 I. Kl., 2 II.
Kl., Hainbuche 26 I. Kl., davon 11rd.,
Eſche 35 I. Kl., davon 4 rd., Eiche 29
1. Kl., 11 II. Kl., Birke 1 I. Kl., Ulme
4 I. Kl., davon 2 rd., Erle 50 I. Kl.,
davon 2 rd., 2 II. Kl., Linde 2 I. Ki.,
rd., Kiefer 11. I. Kl., rd.
Knüppelholz, rm: Buche 19,
Hain=
buche 52, Eſche 26, Eiche 135, Birke 4,
Ulme 2, Erle 24, Linde 4, Kiefer 4.
Reiſig I. Kl. (Knüppelreiſig): Buche 2.
Hainbuche 5.
Das Holz iſt vor der Verſteigerung
einzuſehen. Blau unterſtrichene Nummern
und ſämtliches Stockholz aus Alter
Schlichter, Abt. 32, kommen nicht zum
Ausgebot.
Auskunft erteilen: Für Förſterei
Wie=
ſental Herr Förſter Sommerlad zu
Forſthaus Wie ental, für Förſterei
Schlich=
ter Herr Förſter Vöglin zu Forſthaus
Schlichter.
(1097
Mörfelden, den 13, Jan. 1931.
Heſſ. Forſtamt Mörfelden.
2 Pfund LINSEN
zusammen
Ueber das Vermögen des Adolf
Heeber, zugleich Alleininhaber der Firme
Adolf Seeber in Darmſtadt,
Ludwig=
ſtraße 18, iſt am 6. Januar 1931, vor
mittags */,12 Uhr das
Konkursver=
fahren eröffnet worden.
Konkursver=
walter: Rechtsanwalt Rothſchild,
Darmſtadt, Bismarckſtr. 48.
Konkurs=
forderungsanmeldungen ſowie offener
Arreſt und Anzeigefriſt bis zum 1. März
1931. Erſte Gläubigerverſammlung 5.
Fe=
bruar 1931, vormittags 10 Uhr,
Zim=
mer 220, und allgemeiner
Prüfungs=
termin 5. März 1931, vormittags
9 Uhr, Zimmer 220, vor dem
unter=
zeichneten Gericht.
Darmſtadt, den 6. Januar 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I. (1094
geräuchert
usammen
tur vom Fachmann
am beſten, billigſten
und ſchnellſten im
Muſikhaus Bund,
Schuchardſtraße 9.
bisher 0.80, jetzt
, fein, bisher 1.— ſeizt G.
extra, bisher 1.40, jetzt A.
Am Freitag, den 16. Januar 1931,
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinem
Verſteigerungslokal Ludwigsplatz 8
verſchiedene Gegenſtände zwangsweiſe
meiſtbietend gegen Barzahlung.
Insbeſondere: 1 Papierſchneidmaſchine,
Anſchließend an Ort und Stelle:
1 Regiſtrierkaſſe (Krupp). 1
Laden=
theke (Marmor) 1
Fleiſchhäck=
maſchine mit Motor, 1 Eisſchrank.
1 Schnellwaage.
(1113
Darmſtadt, den 14. Januar 1931.
Noſtadt,
Gerichtsvollzieher Kr. A.
Bismarckſtraße 42, p.
Die Gemeinde Hahn vei Pfungſtadr
vergibt einen zur Zucht untauglich ge
wordenen, gutgenährten
Montag, den 19. Januar 1931
vormittags 9/ Uhr, werden im
Gaſt=
haus „Zum Löwen”” in Ober=
Ram=
ſtadt aus den Domanialwalddiſtrikten
Spieß 7, Pfarrholz 8a und verſchiedene
der Förſterei Eiſernhand verſteigert:
Nutzholz: Slämme: Abſchnitte Kiefer
N 4a 1 St. 0,63 fm; Langholz Lärche
N 1a 4 St. — 0.60 fm, 1b 13 St. —
3.91 fm; Derbſtangen: Fichte II. Kl.
8 St., Lärche I. Kl. 4 St.
Brennholz: Scheiter, rm: 145 Buche,
6 Eſche, 20 Eiche, 40 Birke, 2 Erle,
24 Kiefer: Knüppel, rm: 300 Buche
6 Eſche, 148 Eiche, 9 Birke, 13 Kiefer,
5 Lärche, 8 Fichte; Aſtreiſig, 100 W.:
9,0 Buche.
Unterſtrichene Nummern kommen
nichr. zum Ausgebot. — Nähere
Aus=
kunft durch unterzeichnetes Amt une
Herrn Förſter Hoffmann zu Forſthanz
(1122
Eiſernhand.
Ober=Ramſtadt, den 14. Jan. 1931.
Heſſiſches Forſtamt Ober=Ramſtadt,
aller Art.
Große Auswahl
nrichſtraße 5
Am Freitag, den 16. Januar
931, nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale, hier,
Hü=
gelſtraße 27, verſchiedene
Gegen=
ſtände öffentlich zwangsweiſe gegen
Barzahlung.
(1125
Darmſtadt, den 15. Jan. 1931.
auf dem Wege der Submiſſion.
Angebote erbitten wir per kg
Lebend=
gewicht bis ſpäteſtens Freitag, den
16. ds. Mts., vorm. 11 Uhr, an die
Bürgermeiſterei, woſelbſt die Eröffnung
erfolgt.
(1098
Hahn, den 14. Jan. 1931.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Beicker.
mod. Sechszylinder, Allwetter-
Verdeck. Zentralschmierung,
sechsf. bereift, selten günstige
Gelegenheit, spottbillig abzug.
Rheinstraße 39
ſtellvertr. Gerichtsvollzieher des Ger.=
Vollz. Portner, Heinrichſtraße 93, I.
Nummer 15
Donnerstag, den 15. Januar 1931
Seite 5
Darmſtadt, den 15. Januar 1931.
Das ſtumne Signal der Krafffahrzeuge.
Zu dem Artikel mit obiger Ueberſchrift im „Darmſtädter
Tag=
blatt” vom 14. Januar ds. J. bemerken wir folgendes:
Auch wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß die Kraftfahrer zur
Nachtzeit mit dem Blendſignal, wenigſtens in den meiſten Fällen,
auskommen könnten, wenn auch dieſe Art der Signalgebung
ge=
wiſſe Gefahren, auf die wir hier nicht näher eingehen möchten, in
ſich birgt. Dem gegenüber ſtehen aber, und das ſcheint von dem
Verfaſſer dieſes Artikels nicht berückſichtigt worden zu ſein, die
Kraftfahrzeugverordnungen, die eine derartige Signalgebung
nicht zulaſſen. Erſtens müſſen ſtark wirkende Scheinwerfer, dies
gilt insbeſondere für die Zeit vor Mitternacht, während der Fahrt
innerhalb geſchloſſener Ortsteile, ſoweit dieſe hinreichend
beleuch=
tet ſind, abgeblendet werden (Reichsverordnung über den Verkehr
mit Kraftfahrzeugen vom 15. Juli 1930, 8 17. Abſ. 3), ſodaß alſo
hiernach ſchon ein Blinken mit den ſtark wirkenden Scheinwerfern
nicht möglich iſt. Weiter aber ſchreibt der § 19, Abſ. 1 der
glei=
chen Verordnung, und dies iſt der Hauptgrund, warum an die
Einführung der Blinkſignalgebung vorläufig nicht gedacht werden
kann, vor, daß der Führer eines Kraftfahrzeuges überall dort, wo
es die Sicherheit des Verkehrs erfordert, durch deutlich hörbare
Warnungszeichen rechtzeitig auf das Nahen des Kraftfahrzeuges
aufmerkſam zu machen hat. Die Worte „überall dort, wo es die
Sicherheit des Verkehrs erfordert”, ſind, ein dehnbarer Begriff,
und der Kraftfahrer kann, nicht vorher ſchon wiſſen, ob an der
nächſten Ecke nicht die Sicherheit des Verkehrs die Abgabe eines
Warnungszeichens erfordert. Es können nicht alle Kraftfahrer
Hellſeher ſein, alſo wird vor jeder Ecke gehupt, um dem Geſetze zu
genügen. Wer als Kraftfahrer wegen eines Verkehrsunfalles
ſchon einmal vor Gericht geſtanden hat, wird uns beipflichten, daß
eine der erſten der an ihn gerichteten Fragen lautet: „Haben
Sie gehupt?”
Im übrigen iſt die Frage der Blinkſignalgebung bei Nacht
nicht neu und wurde ſchon vor mehreren Jahren durch uns bei
gelegentlichen Beſprechungen mit den Behörden angeſchnitten und
durchgeſprochen. Solange aber die vor aufgeführten Geſetze
be=
ſtehen und die Gerichte ſich ſtreng an den Wortlaut derſelben
hal=
ten, iſt eine Durchführung nicht möglich.
Sollte aber früher oder ſpäter durch Aenderung der
Verord=
nungen die Einführung der Blinkſignale möglich ſein, dann wäre
unſeres Erachtens der am Schluſſe des Artikels geſtellten Frage:
„Wer von den Kraftfahrerw hilft mit, die Lichthupe allgemein
einzuführen?” doch die Frage, „wer von den Fußgängern hilft
mit, die Blinkſignale der Kraftfahrer zu beachten?” voranzuſtellen.
Heſſiſcher Automobil=Club E. V. (A. v. D.)
In den Ruheſtand! Der Gendarmeriemeiſter Bruno Brand
zu Finthen tritt mit Wirkung vom 1. Februar 1931 auf ſein
Nach=
ſuchen in den Ruheſtand.
Feuerwehr=Jubiläum. Am 16. Januar d. J. kann der
Brand=
meiſter Wilhelm Gries bei der ſtädtiſchen Berufsfeuerwehr
Darm=
ſtadt auf ſein 25jähriges Dienſtjubiläum zurückblicken. Er trat am
16. Januar 1906 bei der Berufsfeuerwehr ein und zeichnete ſich
durch Umſicht und Unerſchrockenheit bei Bränden und
Hilfeleiſtun=
gen aus. Im Jahre 1909 erlitt er bei einem Großfeuer einen
ſchweren Unfall, der ihn mehrere Wochen ans Krankenbett feſſelte.
Von 1914—1918 machte er als Feldzugsteilnehmer den Weltkrieg
mit. Am 1. Oktober 1919 wurde er zum Oberfeuerwehrmann und
am 1. April 1925 zum Brandmeiſter befördert. Der Jubilar
ge=
nießt als Vorgeſetzter das volle Vertrauen des ihm unterſtellten
Perſonals der Feuerwache und iſt bei der Beamtenſchaft und dem
Publikum wohlgeſchätzt. Er iſt Ehrenmitglied der Freiwilligen
Feuerwehr, der er ſeit Januar 1903 angehört.
— Dichtung unſerer Zeit. Ueber die Problematik der Dichtung
unſerer Zeit wird der Schriftſteller Anton Betzner am Freitag,
den 16. Januar, eine Vortragsreihe von fünf Abenden eröffnen.
Anmeldungen zur Teilnahme werden in der Geſchäftsſtelle der
Volkshochſchule entgegengenommen.
— Photographiſches Kolloquium. Auf Wunſch der vielen
Gaſt=
teilnehmer aus Darmſtadt und Umgebung wird mitgeteilt, daß
das dritte photographiſche Kolloquium des W. S. 1930/31 am
Mitt=
woch, den 21. Januar, abends, im Inſtitut für wiſſenſchaftliche und
angewandte Photographie ſtattfindet. Vorgeführt werden u. a.
Kodak=Farbenfilme, ferner wird über das Faxbenverfahren von
Junck und über das Farbenverfahren von Piller, ſo weit möglich,
berichtet.
15. Januar 19 30, Ende nich 21.30 Uhr
Schwanda, der Dudeſſachpfeifer
117 Bühn nvolksbund
Preiſe 1—10 Mr 20—22 15 Uhr
Im weißen Rößl
2 geſchl. Vorſt f Erwerbsl
Kein Kart nverkauf. Freitag,
16. Januar *0—22 Uhr
D13. Die 25. Frau
Preiſe —10 Mr Keine Vorſtellung Samstag,
17. Januar
19.30—2.,30 Uhr
Zum erſten Male
Viktoria und ihr Huſar
E14 Preiſe 1.20—1- Mk
Wah=,Tauſch=u Rund unk=
gut cheine nicht gültig. 20—22 Uhr
Der Mann, den ſein Eewiſſen trieb
Zuſatziniere V1 9
Preiſe 1.20—6 Mk. Sonntag, 17—22 Uhr
Die Meiſterſinger von Nürnber=
K9, Bü nenvolksbund
Pleiſe 1.20—12 Mr
18, Janua /Wahlgutſcheinen Gutſcheine
von getnuſch en Sonntags=
opern beſchränkt gü tig. 17 30 bis gegen 13 Uhr
Vorführung der Schule für Kör=
pererziehung und Bewegungs=
lehre. Aenne Reiß.
Preiſe 0 75— Mk.
20—22 Uhr
Zum erſten Male:
Liebesluſt oder die weißen Schuhe
Preiſe 0.50—3 Mk. Montag
19. Januar Keine Vorſtellung Keine Vorſtellung Dienstag
20. Januar
19 30 —22 Uhr
Das Glöckchen des Eremiten
G9. Darmſt. Volksbühne
Gr. 1—1V. Pr. 1—10 Mk. 20—2 Uhr
* 93
Zuſ.=Me. V7
Preiſe 1.20—6 Mk.
Von eand. jur. Adolf von Lippmann.
Der Reichsfinanzhof führt in ſeinem Urteil VI A 1735/29 vom
14. Mai 1930 aus:
„Iſt nach den Verhältniſſen am Stichtage der Eröffnungsbilanz mit
einer weiteren Gebrauchsdauer von einem Jahr zu rechnen, ſo können
dieſe Gegenſtände (des Betriebsvermögens) nicht deshalb als wertlos
be=
handelt werden, weil mit einer normalen Gebrauchsdauer zu rechnen
war, die an dem Stichtage der Bilanz ſchon beendet war. Es muß
vielmehr angenommen werden, daß die Gegenſtände aus irgendwelchem
Grunde bisher nicht in normaler Weiſe abgenutzt ſind oder daß die
bis=
herige Annahme der Gebrauchszeit nicht zutraf und es bleibt nur übrig
zu ſchätzen, in welcher Höhe die Gegenſtände tatſächlich als abgenutzt zu
erachten ſind.”
Das heißt, daß da, wo die Bewertung nach der gemeingewöhnlichen
Nutzungsdauer verſagt, die Zuſtandsbewertung eintreten ſoll. An Stelle
der Verteilung des Anſchaffungswertes auf die Anzahl der
Steuer=
abſchnitte, für die unter gemeingewöhnlicken Bedingungen eine Nutzung
zu erwarten iſt, (nach § 16 Abſ. 2 Satz 2 EinkStGeſ. v. 1925), tritt dann
die Verteilung des durch ſachkundige Schätzung ermittelten
Beſtnutzungs=
wertes auf die Steuerabſchnitte, der ebenfalls durch Schätzung zu
ermit=
telnden Reſtnutzungsdauer.
Das gilt zunächſt nur für einen Sonderfall im Rahmen der
Steuer=
eröffnungsbilanz. In weiterer Entwicklung des hier zugrunde
liegen=
den Gedankens wird man annehmen können, daß die Rechtſprechung von
der Anerkennung dieſes Grundfatzes im Sonderfall zur allgemeinen
An=
erkennung übergehen wird. Und zwar deshalb, weil die
gemeingewöhn=
liche Nutzungsdauer, gemeſſen an Unwägbarkeiten, von denen die
tatiäch=
liche Nutzungsdauer immer abhängig iſt, niemals ein feſtumriſſener
Be=
griff ſein kann, ſondern immer nur einen aus einem Komplex von
Er=
fahrungen herausgegriffenen Mittelwert darſtellt. Wie die Praris lehrt,
iſt dabei mit Verſchiebungsmöglichkeiten nach oben und unten zu rechnen.
für die der Rahmen nicht allzu eng genommen werden darf.
Wer beruflich Gelegenheit hat, mit der dazu erforderlichen
techno=
logiſchen Schulung und Erfahrung, an ſolche Zuſtandsbewertungen her=
— Waldkolonie. Am Mittwoch, den 21. Januar, findet abends
pünktlich 8 Uhr in der Aula der Leſſingſchule für die Elternſchaft
der Kolonie wieder ein Elternabend ſtatt. Mitwirkende:
Konzert=
ſängerin Frau Horn=Stoll (Sopran) und Herr Kammermuſiker
Horn (Violine). Rektor Klingler ſpricht über ein Thema aus dem
Gebiete der Erziehung. Lehrer Klee hält einen Lichtbildervortrag
über das Berner Oberland. Alle Eltern ſind zu dieſer
Veranſtal=
tung herzlich eingeladen. Eintritt frei.
Kafſenſtunden der Städt. Sparkaſſe Darmſtadt
Unſere Kaſſenſchalter für den Spareinlagenverkehr bei
der Hauptſtelle Rheinſtr 34 ſind bis auf
weiteres an allen Werktagen wie folgt geöffnet:
van 8 Uhr Bormittags ununterbrochen bis 6 Uhr
nahmittags Samstags von 8—12½ Uhr vorm
Bei den Zweigſitellen Hügelſir 22 und
Beſſunger=
ſir. 48 bleiben die Schalter zunächſt wie ſeither geöffnet:
v97 8—1 Uhr vormittagz un) von 3—4½ Uhr
nach mittagz. Gamstags von 8—12½/g Uhr vorm.
Darmſtadt, den 12. Januar 1931.
Kräckmann.
Heſſiſches Landestheater. „Schwanda der
Dudel=
ſackpfeifer” Volksoper von Weinberger, gelangt heute
Don=
nerstag, unter muſikaliſcher Leitung von Karl Marig Zwißler mit
Arno Schellenberg vom Kölner Opernhaus als Gaſt in der
Titel=
rolle im Großen Haus zur Aufführung. Die übrigen Partien
wer=
den von Harre, Sattler, Bertholdt, Overlack, Bunſel, Kuhn, Vogt
geſungen werden. — Feſtvorſtellung „Die
Meiſter=
ſinger von Nürnberg. Als Feſtvorſtellung aus Anlaß der
60. Wiederkehr des Reichsgründungstages wird Sonntag, den
18. Januar, Richard Wagners Opernwerk „Die
Meiſterſin=
ger von Nürnberg” unter muſikaliſcher Leitung von Dr.
Karl Böhm in Szene gehen. — Gaſtſpiele der „Max und
Moritz=Bühne. Die Generaldirektion des Heſſiſchen
Landes=
kheaters verpflichtete die Max und Moritz=Bühne für drei Nach=
Mittagsvorſtellungen am 23. 24. und 25. Januar. Dieſes Unter=
Nehhen reiſt ſeit etwa zwei Jahren in drei buntbemalten
Opel=
wagen durch die Welt und gaſtierte bereits in mehr als 600
Stadten des In= und Auslandes mit größtem Erfolg. Die
volks=
kümlichen Geſtalten der berühmten Dichtung von Wilhelm Buſch,
Olikel Fritze. Witwe Bolte, Lehrer Lämpel, Bauer Mecke uſw.
werden auf der Bühne lebendig und halten die jugendlichen
Be=
ücher von Anfang bis Ende in vergnügter Spannung. Die Preiſe
für die Nachmittagsvorſtellungen ſind, der gegenwartigen
Wirt=
ſchaftslage entſprechend, äußerſt niedrig angeſetzt (0,40—2,00 Mk.)
ſo daß allen Publikumskreiſen der Beſuch der Gaſtſpiele mit ihren
Kindern ermöglicht iſt.
— Gartenbauverein Darmſtadt e. V. Vogelſchutz iſt
Heimat=
ſchutz! Von dieſem Gedanken ließ ſich der Vorſtand leiten, als er
beſchloß, einen der beſten Kenner auf dem Gebiete des
Vogel=
ſchutzes, Herrn Forſtrat Haenel=Bamberg, der erſt kürzlich im
Rahmen der Heſſiſchen Landwirtſchaftlichen Woche in
hochintereſ=
ſanter Weiſe über Vogelſchutz und Schädlingsbekämpfung
refe=
rierte, zu einem ähnlichen Vortrag über Vögel im Garten
zu gewinnen. Der geſchätzte Redner ging von dem Gedanken aus,
daß ohne die Vogelwelt ſchon nach drei Jahren jegliche
Vegeta=
tion aufhören müßte, denn dieſe würde den ins Ungeheure ſich
vermehrenden Inſekten zum Opfer fallen. In dieſer nackten
Tat=
ſache liege ſchon die Bedeutung des Vogelſchutzes; andererſeits
mache es ſich bald in unangenehmer Weiſe bemerkbar, wenn der
Menſch die natürlichen Lebensgemeinſchaften ſtöre, indem er die
natürlichen Feinde der Inſekten vernichtet oder ihnen die
Mög=
lichkeit der Vermehrung nimmt. Ein zweckmäßiger Vogelſchutz
biete zwei Vorteile, die Nützlichkeit der Vögel und die Freude bei
ihrem Geſang oder beim Beobachten ihrer Lebensäußerungen. In
anſchaulicher und ſinniger Weiſe ſchilderte nun der Redner, wie in
der Morgenfrühe das Rotſchwänzchen unter den
Schmetterlings=
ſchwärmen aufräume, wie dann etwas ſpäter Fink und Schwalbe
den Fliegen zuleibe gehen, wie nachher die Meiſen mit
ihrem ſpitzen Schnabel die Raupen von den Gemüſepflanzen
ab=
leſen, wie Stieglitz und Star ſich ſelbſt an die widerlichen,
behaar=
ten Raupen machen uſw. Solche nutzlichen Vögel muß man durch
Schaffung von Niſtgelegenheiten, durch Schutz vor Feinden und
durch Winterfütterung zur Anſiedelung in die Gärten locken.
Andererſeits ſoll man ſchädliche Vögel, wie Sperling, Amſel und
Gimpel, insbeſondere durch Abſchießen der Weibchen, vertilgen
bzw. vertreiben. Gewiſſe Raubvögel ſind zu ſchützen, z. B. der
Sperber, ein eifriger Feind des Sperlings, und den Habicht, ein
natürlicher Feind der ſchwer beizukommenden Krähe. Wildernde
Katzen ſoll man ſchonungslos durch Fanggeräte oder Abſchießen
beſeitigen, während man den Hauskatzen während der Brutzeit
der Gartenſänger durch Abkneifen der Hinterkrallen das
Empor=
klettern zu den Niſtſtellen unmöglich machen kann, ſie aber damit
in dem wichtigen Geſchäft des Mäuſefangens nicht behindert. An
trefflichen Lichtbildern wurde dann noch gezeigt, wie der
Vogel=
ſchutz in der mannigfachſten Weiſe ausgeubt wird, ſei es in der
zweckmäßigen Anbringung der Niſthöhlen oder ſorgſamen und
ſchonenden Beobachtung durch Höhlenſpiegel oder durch geeignete
Futtergeräte u. dgl. Auch fand der Redner Gelegenheit zu
Beleh=
rungen, wie man die einzelnen Vögel an ihrem Geſang erkennen
kann. Reicher Beifall war der Lohn ſeiner köſtlichen
Ausführun=
gen. Die nächſte Vereinsveranſtaltung findet am 22. Januar ſtatt.
Näheres erſcheint in den Tageszeitungen.
„Was ſagſt du jetzt?” die Darmſtädter Revue von Arno
Egelaſa, die bei ihrer Uraufführung im Mozart=Verein ſtürmiſchen
Beifall fand, wird am Donnerstag, den 22. Januar, im Kleinen
Haus wiederholt. Das Landestheater hat den Mozart=Verein
ein=
geladen, das luſtige Spiel der Oeffentlichkeit zugänglich zu machen.
So ſpielt denn für alle zu volkstümlichen Preiſen das bekannte
Revue=Enſemble des Mozart=Vereins mit Marga
Peter als Gaſt.
— Opernſchule der Städt. Akademie für Tonkunſt. Es ſei
noch=
mals auf den heute (Donnerstag) 20 Uhr im Kleinen Saal des
Städt. Saalbaus ſtattfindenden Vortragsabend der Opernſchule
aufmerkſam gemacht. Es kommen Arien und Enſembleſätze der
verſchiedenſten Opern zum Vortrag. — Karten im Sekretariat
der Akademie, Eliſabethenſtraße 36, Fernſprecher 3500 (
Stadtver=
waltung) und an der Abendkaſſe.
anzutreten, wird es, beſonders bei den heute nun einmal gegebenen
Ver=
hältniſſen, nicht verwunderlich finden, daß die gleiche Maſchine in der
einen Werkſtätte ſchon vor Ablauf der gemeingewöhnlichen
Nutzungs=
dauer verbraucht iſt, während ſie in der anderen Werkſtatt auch noch nach
Ablauf eines die gemeingewöhnliche Nutzungsdauer überſchreitenden
Zeitraumes noch gut brauchbar iſt. Der Verlauf unſerer Wirtſchaft iſt
in allen Zweigen ſchon feit langem nicht mehr gemeingewöhnlich.
In=
folgedeſſen wird auch die Nutzung deſſen, was der Wirtſchaft zu dienen
hat, ſich nicht immer in gemeingewöhnlichen Grenzen bewegen. Es
darf hier vor allen Dingen nicht überſehen werden, daß wir mit
Ver=
hältniſſen einer Zeit rechnen müſſen, in der wir nun einmal leben und
nicht mit denen einer Zeit, in der wir leben möchten
Der Streit, ob man für die Nutzung einer beſtimmten Maſchine
einen Zeitraum von 15 oder 20 Jahren zulaſſen ſoll, wird bei den heute
gegebenen Verhältniſſen ein ebenſo müßiges Unterfangen ſein, als wenn
man Werkſtätten eine beſtimmte „gemeingewöhnliche” Nutzung
vorſchrei=
ben wollte. Der eine Betrieb wird die gleiche Maſchine in 15 Jahren,
der andere in 20 Jahren, ein dritter vielleicht noch nach 30 Jahren
da=
mit arbeiten.
Ohne fachkundige Prüfung der Individnalität der einzelnen
Werk=
ſtätte laſſen ſich dieſe Dinge wohl nicht befriedigend erledigen. Wie ja
der Beariff der gemeingewöhnlichen Nutzungsdauer ſelbſt nichts weiter
als ein Kompromiß iſt, wird die ſchwer lösbare Frage, was für den
befonderen Fall der der Prüfung unterliegenden Werkſtätte als „
gemein=
gewöhnliche Nutzungsdauer” anzuſehen iſt, wohl auch wieder einem
Kompromiß zutreiben müſſen. Man könnte in dieſem Sinne etwa ſo
ver=
fahren, daß die von den betreffenden Firmen auf Grund ihrer
Betriehs=
erfahrungen gewählten gemeingewöhnlichen Nutzungsdauern nicht zu
be=
anſtanden ſind, den Firmen aber die Auflage zu machen iſt, daß ſie uach
Ablauf dieſer Nutzungsdauer noch weiter im Betrieb befindlicke Maſchi
nen auf Grund einer Zuſtandsbewertung mit dem derzeitigen
Meſt=
nutzungswerte wieder in die Bilan= einzuſtellen hat. (ine buchmäßige
Abſchreibung auf den Schrottwert hätte in dieſem Falle erſt dann zu
erfolgen, wenn die Maſchine endgültig aus dem Betrieb ausſcheidet.
Aw Zank und Streit würzen das Leben, dachten zwei
Heppen=
heimer Familien, und lebten demgemäß. Als ſie ſich eines Tages
wieder einmal in den Haaren lagen, endete der Streit ſchließlich
damit, daß die eine Frau mit einem Stock auf den Mann der
anderen Familie losging und ihn recht unſanft auf den Kopf
ſchlug, ſo daß er einige Tropfen Blutes verlieren mußte. Ihr
Mann hatte ſich mittlerweile ein Flobertgewehr geholt und ſchoß
drauflos ohne allerdings irgendwie zu treffen. Es wurde Polizei
herbeigeholt und ein Verhör fand ſtatt. Das war kaum beendet,
als der von der Frau Geſchlagene plötzlich mit einem Meſſer
er=
ſchien und ſich voll Wut auf ſie ſtürzte, ſo daß nur durch das
ſo=
fortige Eingreifen des Schutzmanns Schlimmeres verhütet wurde,
In der Mittwochverhandlung vor dem
Bezirksſchöffenge=
richt ſchiebt einer die Schuld auf den anderen. Alle drei ſind
ſchon wegen Körperverletzung vorbeſtraft, beſonders der eine, der
in der ganzen Gegend gefürchtet ſein ſoll. Der erſte
Ange=
klagte wird wegen gefährlicher
Körperver=
letzung zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, da
ſein Vorgehen mit dem Meſſer wohl am gefährlichſten war. Ein
Monat und zwei Wochen der Unterſuchungshaft werden ihm
ange=
rechnet. Die Frau erhält ebenſalls wegen
ge=
fährlicher Körperverletzung zwei Wochen
Ge=
fängnis, da ſie nicht ſehr erheblich vorbeſtraft iſt und die
Ver=
letzung an ſich geringfügig war. Der dritte Angeklagte
erhalt, da er unerlaubter Weiſe ſchoß, eine Haftſtrafe
von ſechs Wochen bei der zwei Wochen der
Unterſuchungs=
haft in Anrechnung gebracht werden. Die Strafe mußte ſeiner
vielen Vorſtrafen wegen ſo hoch bemeſſen werden. Alle drei
er=
kennen das Urteil an.
Es ſitzt dann ein 49jähriger ehemaliger
Steuer=
beamter auf der Anklagebank wegen Beleidigung. Der
Mann wurde angeblich auf eigene Veranlaſſung 1924 aus dem
Dienſt entlaſſen, da er ſeine Landwirtſchaft, die er bis dato
ver=
pachtet hatte, für ſeinen Sohn in Ordnung bringen wollte. Doch
es ſtellt ſich heraus, daß ſeine Entlaſſung auf dem Diſziplinarwege
geſchah, und ihm anfangs gar keine, ſpäter die Hälfte der Penſion
zugeſprochen wurde. Er fängt nun bald damit an, die ganzen
Bauern der Umgegend ſteuerlich zu beraten, und er ſcheint bei
ihnen geſucht und geſchätzt zu ſein, ob ſeines energiſchen und
for=
ſchen Vorgehens, wenn er irgendwelche Fehler entdeckte; und er
wuchs ſich bald zum Schrecken ſämtlicher Finanzämter aus, da bei
einem Herrn zu wenig oder einem unpaſſenden Titel zu viel ſofort
an maßgebender Stelle eine Dienſtaufſichtsbeſchwerde einging. Doch
das nicht allein, waren dieſe Beſchwerden in einem geradezu
un=
glaublichen Ton gehalten. Gipfel der Unverfrorenheit und „
Un=
fug” waren noch milde Ausdrücke. Als das Jahr um Jahr
weiter=
ging, ſah ſich der Reichsfinanzrat des hieſigen Landesfinanzamtes
doch genötigt, Strafantrag zu ſtellen, und man griff ziemlich
wahllos vier der letzten Schreiben heraus, die man der Anklage
zugrunde legte. Der Angeklagte behauptet heute, ſein Ton ſei
erſt ſo ſcharf geworden, als er habe erfahren müſſen, daß man ihn
auf den Finanzämtern ſchlecht machte. Er ſei
zu ſcharf geworden, aber eine Beleidigungsabſicht habe er
keines=
falls gehabt. Das Gericht iſt aber im Gegenteil der Anſicht, daß
der Angeklagte die beſtimmte Abſicht zu beleidigen hatte, was ganz
eindeutig aus allen Schreiben hervorgehe, und verurteilt ihn
wegen Beleidigung in zwei Fällen zu Geldſtrafen von 400 und
600 Mark.
Umfangreiche Einbruchsdiebſtähle aufgeklärt. Im
Früh=
jahr und Herbſt des Jahres 1930 wurde in einem hieſigen Geſchäft
je ein größerer Geldbetrag geſtohlen. Nachdem in der letzten Zeit
gegen den im Geſchäft tätigen Hausburſchen der Verdacht aufkam,
daß er ſich unberechtigterweiſe Waren aneignet, wurde er
vor=
läufig feſtgenommen. Bei der anſchließenden Durchſuchung ſeiner
elterlichen Wohnung und bei verſchiedenen Freunden und
Be=
kannten konnten geſtohlene Waren im Werte von nahezu 2000
RM. vorgefunden und beſchlagnahmt werden. Im Laufe dieſer
Ermittelungen tauchte gegen den Hausburſchen auch der Verdacht
auf daß er die beiden Gelddiebſtähle in Höhe von 1000 und 1170
RM. begangen haben könnte. Trotzdem er dieſe Diebſtähle
hart=
näckig leugnete, konnte aber durch die Beamten der
Kriminal=
polizei eine ſolche Fülle von Beweismaterial zuſammengetragen
werden, daß ſich der Verdacht beſtätigte und der Täter ſich zu
einem Geſtändnis bequemen mußte. Das geſtohlene Geld hat er
in luſtiger Geſellſchaft in Frankfurt. Offenbach a. M. und
Darm=
ſtadt reſtlos durchgebracht. Der Täter wurde dem zuſtändigen
Richter zugeführt und kam in Unterſuchungshaft.
— Tödlicher Unfall im Hauptbahnhof. Dienstag abend
er=
eignete ſich auf dem hieſigen Hauptbahnhof ein ſchwerer Unfall.
deſſen Opfer ein im Dienſt ergrauter Eiſenbahnbeamter wurde.
Nachdem ſein Dienſt beendet war, überſchritt der 60 Jahre alte,
verheiratete Oberbahnſchaffner Philipp Küchler das Gleis,
um heimzugehen. Hierbei wurde Küchler von einer Maſchine
erfaßt und überfahren. Er wurde ſo ſchwer verletzt, daß der Tod
auf der Stelle eintrat.
Unfälle auf dem Eiſe. Im Laufe des geſtrigen Tages zogen
ſich auf der Eisbahn auf dem Woog ein Schüler und eine
Schüle=
rin einen Unterſchenkelbruch zu. Sie wurden nach dem
Kranken=
haus verbracht.
— Oeffentlicher Vortrag Freitag, den 16. Januar, in der
Städt. Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße. Johannes
Thie=
temann, Pfarrer in der Chriſtengemeinſchaft, ſpricht über „
Jo=
hannes der Täufer und die Erſcheinung Chriſti‟. Dieſer Vortrag
findet im Rahmen eines offenen Gemeinde=Abends ſtatt. (Vgl.
auch die Anzeige.)
Seite 6
Donnerstag, den 15. Januar 1931
Nummer 15
— Evangeliſche Markusgemeinde. Vor dem überfüllten Saale
des Gemeindehauſes hielt Herr Stadtpfarrer Vogel am
Mon=
tag den angeſagten Vortrag mit dem ſchwierigen Thema: „Wie
erleben wir Gott?” Schon aus der Einleitung gewannen die
zahl=
reichen Zuhörer wie bei den Kanzelreden des geſchätzten
Geiſt=
lichen die Ueberzeugung, daß auch hier die ernſte
Auseinander=
ſetzung über eine bedeutende religiöſe Frage getragen ſei von
um=
faſſendem Wiſſen in dem bibliſchen Stoff und der gereiften
Erfah=
rung vieler arbeitsreicher Jahre in ſeelſorgeriſcher Hingabe. In
unſeren Tagen der Unſicherheit und Verwirrung, mit
oberfläch=
lichem Sonntagschriſtentum auf der einen, den Religionsgegnern
auf der anderen Seite iſt eine bündige Antwort auf die Frage:
Was haſt Du an Deinem evangeliſchen Glauben? Für viele
eine wertvolle Feſtigung. Redner ſtellte nach Anführung mehrerer
Stellen aus Jeſaia, Jeremia und dem Buch der Könige das
Er=
lebnis Gottes in Jeſu Chriſto an weitaus erſte Stelle, als aus
dem Geiſt geboren. Mir Erinnerungen an Paulus, an Luther, an
den Hebräer=Brief und ſchließlich mit Anführung der Szenen am
Oſtermorgen in Goethe’s „Fauſt”, mit der Erwiderung Fauſt’s
auf Gretchen’s bange Frage „Glaubſt Du an Gott?” wurde
wah=
rer Glaube und ein pantheiſtiſches Glaubensbekenntnis
gegen=
einander geſtellt. Das Empfinden von Gottes Herrlichkeit in der
Perſönlichkeit Chriſti als des Heilandes ſoll heilige, beſtimmende
Macht unſeres Lebens, ein dauerndes Gotteserlebnis ſein. Der
Troſt und Halt, die Wahrheit in Gottes Wort, die Erfahrung
un=
verdienter Hilfe in ſelbſtverſchuldeter Not ſollen im Glauben
hin=
führen zu hingebender Treue, verſtehender Güte, verzeihender
Kraft im eigenen Leben und zum Vertrauen auf die Macht in
Jeſus Chriſtus, die uns lieb hat. — Alle Zuhörer ſtanden bei
dieſer mannigfaltigen Betrachtung vom Erleben Gottes und
ſeiner Offenbarung unter dem Eindrucke einer ungewöhnlichen
religiöſen Bereicherung. Die Begrüßungs= und Dankesworte des
Vorſ., Herrn Helmreich, an Herrn Stadtpfarrer Vogel am Beginn
und Schluß des Vortrags gaben dem Empfinden der großen
Zu=
hörerſchaft beredten und würdigen Ausdruck.
— Heſſ. Spielgemeinſchaft. Die am kommenden Sonntag —
18. 1. 31 — 20 Uhr im Kleinen Haus zur Erſtaufführung
gelan=
gende Lokalpoſſe „Liebesluſt oder die weißen Schuhe‟
von Heinr. Rüthlein ſchildert, obgleich in der Jetztzeit
ſpielend, um die tragiſche Verwickelung eines Liebesverhältniſſes
gruppiert, die Leiden und Freuden des Kleinbürgertums der
Vor=
kriegszeit, deſſen Erforſchung und Schilderung unbedingt als
Rüthleins Spezialgebiet zu bezeichnen iſt. Wilhelm Michel
ſieht in einer Begutachtung des Stückes deſſen Hauptvorzug darin,
daß ſeine Menſchen ſich durchaus als lokale Menſchen benehmen,
d. h. als Menſchen eines engen, von tauſend ſperrigen
Kleinig=
keiten verſtellten Lebensraumes, in welchem ſie, je nachdem, giftig,
keifend, fidel, klatſchend, gutmütig herumtreiben und ſich am Ende
doch wieder heraushaſpeln. — Im Sinne dieſer trefflichen
Charak=
teriſierung geht das Streben der Spielgemeinſchaft dahin, bei der
Darſtellung des Stückes dieſe „Echtheit” durch Fernhalten jeder
dramatiſchen Beſchwerung und Vermeidung hier möglicher,
wir=
kungsſicherer, poſſenhafter Uebertreibungen zu erreichen und dem
Zuſchauer zu übermitteln. Bei dem unbeſtrittenen Ruf, den
Rüth=
leins Bühnenwerke mit Recht genießen, iſt für die Erſtaufführung
ein vollbeſetztes Haus zu erwarten. Der Vorverkauf an der Kaſſe
im Großen Haus hat mit dem heutigen Tage begonnen.
— Die Ortsgruppe Darmſtadt der D.B.S. hielt im
gutbeſuch=
ten Fürſtenſaale ihre Jahreshauptverſammlung ab. Der Obmann,
Herr Poſtrat Wittich, gab nach kurzer Begrüßung der Anweſenden
zwei weitere Neubeitritte bekannt, ſodaß die Ortsgruppe am Ende
des abgelaufenen Geſchäftsjahres nunmehr 318 Mitglieder zählt.
Aus der Weihnachtsvergebung 1930 konnten wiederum zwei
Bau=
darlehen zugeteilt werden, die auf die Mitglieder, Frau Albertine
Philipp, z. Zt. Ludwigshafen, und Frau Marie Schwöbel, hier
Marienplatz 1, entfielen. Somit hat die Ortsgruppe im
vergan=
genen Jahre 13 Darlehen im Geſamtbetrag von 193 000 RM.
er=
halten. Den Bericht über die Entwicklung der Ortsgruppe ſowie
die Tätigkeit des Vorſtandes, im abgelaufenen Jahre erſtattete
Herr Poſtrat Wittich. Dem Vorſtand wurde einſtimmig Entlaſtung
erteilt. Der alte Vorſtand, die Herren Poſtrat Wittich, Inſpektor
Stracke, Kaufmann Joſef Hütten, Polizeihauptmann Horſt,
Zug=
führer Noll, Oberſekretar Mundſchenk und Gaſtwirt Braun,
ſämt=
lich in Darmſtadt, wurden einſtimmig wiedergewählt,
neuhinzu=
gewählt wurde Herr Oberingenieur Diehl.
—Im Helia=Theater wird als Nachtvorſtellung von
Donners=
tag. 15., bis Samstag, 17. Jan., der Sexual=Großfilm „Der Liebe
Not” gezeigt, der unter Mitwirkung erſter Autoritäten auf dem
Gebiet der Sexualforſchung hergeſtellt wurde. Der
Einleitungs=
vortrag wird von Herrn Fr. Wallenſtein gehalten.
— Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen.
(Aenderungen ohne vorherige Anzeige vorbehalten.) Nach New
Vork ab Bremen=Bremerhaven D. Bremen 14. 1. D. General
von Steuben 20. 1. D. Europa 21. 1. D. Stuttgart 29. 1. D.
Bremen 31. 1. D. Europa 7. 2. D. Dresden 12. 2. D. Bremen
18. 2. D. Lützow 19 2. D. Europa 25. 2. Nach New York
via Halifax ab Bremen=Bremerhaven D. Stuttgart 29. 1. D.
Lützow 19. 2. Nach Boſton bzw. New York-
Philadel=
phig-Baltimore-Norfolk (Frachtdampfer) ab Bremen=
Hamburg D. Eimshorn ab Hamburg 21. 1., ab Bremen 17. 1
(Nicht nach New York). D. Weſtfalen ab Hamburg 31. 1., ab
Bremen 5. 2. (Nicht nach Boſton). Nach Nord=Amerika=
Weſtküſte ab Bremen=Hamburg. D. Schwaben ab Hamburg
18. 1., ab Bremen 21. 1. MS. Portland ab Hamburg 28. 1., ab
Bremen 31. 1. Nach Havana=Galveſton ab Bremen=
Bremerhaven D. Lützow 19. 2. Nach Cuba=New Orleans
ab Bremen=Hamburg D. Roland ab Bremen 14. 1. ab Hamburg
17. 1. D. Riol ab Bremen 4. 2., ab Hamburg 7. 2. Nach Cuba—
Mexico—Texas ab Bremen=Hamburg D. Münſter ab
Ham=
burg 15. 1., ab Bremen 17. 1. D. Palatia ab Hamburg 27. 1.
D. Rio Panuco ab Hamburg 9. 2. Nach Weſtküſte Zentral=
Amerika und Mexiko ab Bremen=Hamburg D. Abana ab
Hamburg 3. 2., ab Bremen 4. 2. Nach Weſtindien ab
Bre=
men=Hamburg D. Minden ab Hamburg 31. 1., ab Bremen 2. 2.
Nach Nordbraſilien, ab Hamburg=Bremen. D. Orla ab
Bremen 14. 1., ab Hamburg 17 1. D. Anatolia ab Bremen 14. 1.
ab Hamburg 17. 1. Nach Mittelbraſilien (Paſſagier= u.
Frachtdampfer) D. Maasland ab Bremen 24. 1. D.Heſtia ab
Hamburg 5. 2., ab Bremen 7. 2. D. Weſer ab Bremerhaven 9. 2.
D. Flandria ab Bremerhaven 9. 2. D. Sierra Ventana ab
Bre=
merhaven 23 2. Nach Südbraſilien ab Bremen=Hamburg
D. Aria ab Hamburg 15. 1.. ab Bremen 17. 1. D. Friderun ab
Hamburg 12. 2., ab Bremen 14, 2. Nach dem La Plata
(Paſſagier= und Frachtdampfer) D. Amſtelland ab Bremen 17. 1.
ab Hämburg 21. 1. D. Orania ab Amſterdam 21. 1. D. Gotha ab
Bremen 24. 1. D. Weſer ab Bremerhaven 9. 2. D. Flandrig
ab Bremerhaven 9. 2. Nach Süd=Amerika (Weſtküſte)
pia Panamakanal D. Murla ab Hamburg 14, 1., ab
Bre=
men 17. 1. D. Emil Kirdorf ab Hamburg 21. 1., ab Breme
24. 1.. D. Ammon ab Hamburg 28 1., ab Bremen 31. 1. MS
Königsberg ab Hamburg 4. 2., ab Bremen 7 2., via
Magel=
lan=Straße D. Chemnitz ab Bremen 20. 1., ab Hamburg
24. 1. D. Sachſen ab Bremen 3. 2., ab Hamburg 7 2. Frucht=
D. Orgtava 31 1
fahrt Canar. Inſeln D. Arucas 17.
D. Arucas 14. 2. D. Orotava 28. 2. Nach Oſtaſien D
Cob=
lenz ab Bremen 17. 1., ab Hamburg 21 1. D. Frankfurt ab
Bre=
men 20. 1., ab Hamburg 24. 1. D. Oldenburg ab Bremen 24. 1.
ab Hamburg 28 1. MS. Ermland ab Bremen 27 1., ab
Ham=
burg 31. 1. D. Franken ab Bremen 31. 1., ab Hamburg 4. 2. D.
Erlangen ab Bremen 3. 2. ab Hamburg 7 2. Nach
Auſtra=
lien MS. Saale ab Hamburg 27. 1., ab Bremen 29. 1. D.
Bit=
terfeld ab Hamburg 11. 2., ab Bremen 14. 2. D. Neckar ab
Ham=
burg 21. 2., ab Bremen 23. 2. Nachder Levante ab Bremen
ca. 8 Abfahrten im Monat. Nach Finnland ab Bremen 8täg.
Dienſt nach allen Haupthäfen. Nach Reval ab Bremen:
Ab=
fahrten alle 8—10 Tage. Nach Leningrad ab Bremen; je
nach Bedarf. Nach England ab Bremen-London 3—4
Ab=
fahrten in der Woche. Bremen—Hull 2 Abfahrten in der
Woche. Bremen-Middlesborough-Newcaſtle 10
tagig. Bremen-Hamburg—Frankreich Abfahrten:
Montags von Bremen, Freitags von Hamburg. Afrika=
Linien: Oeſtliche Rundfahrt um Afrika: D. Adolph
Woer=
man ab Hamburg 31. 1. Weſtliche Rundfahrt um Afrika:
Toledo ab Hamburg 31 1. Geſellſchaftsreiſen:
Mittel=
meerfahrt: D. Sierra Cordoba ab Bremerhaven 19. 2. I. Orient
fahrt D. Sierra Cordoba ab Genua 14. 3. II. Orientfahrt: D
Sierra Cordoba ab Venedig 10. 4. Mittelmeerfahrt: D. Sierra
Cordoba ab Genua 8. 5. Mitgeteilt von Anton Fiſcher
Ver=
treter des Norddeutſchen Lloyd ſeit 1873, Telephon 186.
Darm=
ſtadt, Frankfurterſtraße 12—14.
RTnet i
Von Walte
Geht man nach wochenlangem erzwungenen Stubenhocken zum
erſten Male wieder auch nur ein kleines Stück der Bergſtraße entlang,
dann in einem der Seitentälchen der Odenwaldhöhe zu und über ſie
hinweg, dann kann man es nicht glauben, daß man, ohne gezwungen
zu ſein, Leib und Geld ins Ausland tragen mag. Neues Schönes und
Gutes ſieht man ja auch hier alle Tage, je nachdem man bei Nebel oder
Schnee, bei Regen, Wind, Sturm oder Sonnenſchein, im Frühling oder
Winter, im Herbſt oder Sommer, Werktags oder Sonntags, am
Mor=
gen, am Mittag, oder am Abend ſeiner Wege geht.
Wie habe ich aufgeatmet, als ich wieder das winterliche Raunen
der Bäche, die Stille der heimatlichen Täler und Höhen, die Ruhe und
Schlichtheit der Dörfer und Höfe, die Heimelichkeit des deutſchen
Wal=
des den an Holzhauerkaffee, kniſternde Buchenſcheite, Räucherwurſt,
Milch und Kaffee erinnernden Duft aus den Holzſchlägen und Ställen
um mich hatte. Weil ich nicht wußte, ob mich nach Krankſein und
Krummſitzen die Füße zum erſten Male im Jahre wieder in alter guter
Weiſe über Berg und Tal trügen, bin ich nach Bickenbach gefahren,
Dann aber in altem Wanderſchritt durch das jetzt um die Mittagszeit
beſonders ſtille Dorf gegangen, vorüber an dem alten Birnbaum, der
immer ſo neugierig Hals und Kopf aus ſeiner hohen, dicken Hofmauer
ſteckt, jetzt ein Stück auf dem holperigen Pfad, der zwiſchen alten, von
Efeu dicht überſponnenen und von Obſtbaumzweigen überhangenen
Gartenmauern und Gartentüren zu dem ſchönen Aufgang zur Kirche
führt. Natürlich ſprang ich auch wieder die Treppe hinauf, um bei den
Gräbern über die dampfenden Aecker und rauchenden Wohnſtätten der
Lebenden ins Weite zu ſchauen, und wieder des ſtillen Abends zu
ge=
denken, da ich beim Leſen eines Jünglingsnamens auf einem der kalten
Steine das Lied vom getreuen Herzen, das eine Mädchenhand auf ein
Papierblatt geſchrieben, mitten durchriſſen auf dem Grabhügel fand,
und dann mit dem Glöckner hoch oben im Turm bei den Eulen war.
Dann bin ich in Jugenheim und im Stettbachertal am Greinerhaus
vor ſeinem bunten Bildſchmuck an den alten Bauernhauswänden und
am vereiſten Bachrand, deſſen Gräſer zu Gnomenleibern erſtarrt, auf
die Sonne warten, die hier in dem engen Tal zur Winterszeit nicht
lange verweilt. Bald umfängt mich aber ganz die warme Januarſonne;
die leichte Schneedecke des Weges knirſcht nicht mehr, die Handſchuhe
kommen in die Taſche, der Mantel auf die Achſel, und nach einer
wei=
teren halben Stunde bin ich ſchon in der Winterruhe Stettbachs.
Ich gehe ein Stück mit einem dick braunrot und kraus bezopften
geſunden Mädel der Höhe zu. Es hat in der rotgefrorenen Linken
einen Bücherpack, in der Rechten einen halbgefüllten Ruckſack, den es
von Zeit zu Zeit auf die andere Schulter wirft, um den gerutſchten
Strumpf wieder hochzuziehen. Wie mir das Geſangbuch verriet, will
das Kind in die Konfirmandenſtunde nach Ober=Beerbach und iſt, was
ich aber nicht erraten hätte, das einzige vierzehnjährige des ganzen
Dorfes. Ich treffe heute auch wenig Kinder auf den anderen Straßen,
vielleicht aber nur, weils mit dem Schlittenfahren noch nicht ſo recht
geht und das Bahnſchleifen unſerer anſpruchsvolleren Jugend nicht
mehr gefällt. Ich tue es heute noch ſo gern wie einſt, und, wie ich täglich
ſehe, auch die Beſſunger Kinder noch; „nur ſollten ſie mehr Schleifen
haben.
Soenwnto.
Schweter.
Ach, wenn doch die „biſſigen Hundeſchildchen” nicht mehr an den
Bauernhoftoren hingen! Sie ſehen ſich übrigens ſo verteufelt ähnlich
alle die Hunderttauſende von Hundetäfelchen in den deutſchen Dörfern,
daß vielleicht an dieſer biſſigen Sache nur ein allzu findiger
Geſchäfts=
man ſchuld iſt, der ſie millionenweiſe ſpottbillig anfertigen und
ſo den von Bettlern oft geplagten Bauersleuten leicht aufhängen konnte.
Wieviel biſſige Hunde gäbe es dieſen Schildchen nach allein in deutſchen
Landen. O ihr armen Hunde! Und ihr ſeid, wie ich gut weiß, lange
nicht ſo biſſig wie die Menſchen, und auch nur dann, wenn ihr
ange=
kettet ſeid. Und wer wäre das nicht!
Wie ſchön iſt hier auf der Neutſcher Höhe der Blick hinab in die
ſchon beſchatteten Täler und auf die noch warm beſonnten Kuppen und
die Höhenzüge, die ſich zwiſchen Felsbergturm und
Frankenſtein=
gemäuer dehnen; hier weiß im Schnee, dort grau, gelb und grün und
in dem in der Sonne aufflammenden Rot des alten Buchen= und
Eichenlaubes unter dem blauen Himmel bunt wie an Frühlingstagen.
Wie doch die alten Bauernhöfe noch wie in alter Zeit burg leich ihren
Frieden hüten! Da und dort ſieht man in den Dörfern Oberbeerbach,
Neutſch, Frankenhauſen und Waſchenbach noch die bunt geſchmückten
Hände des Chriſtbaums an die vereiſten Fenſter greifen; öfter aber
noch den lieben Kinderfreund achtlos weggeworfen in einer Hofecke
lie=
gen. Wir haben ihn dabeim beim elterlichen Forſthaus immer faſt den
ganzen Winter hindurch noch aufrechtſtehend im Hof oder Garten
ge=
habt, damit er mit ſeinem dichten Geäſt das Futter für die hungernden
Vögel ſchneefrei halte.
Von den Wieſen kommt das Arbeitslied der Baumſchere, von den
Holz=
ſchlägen das der Säge und von dem alten Birnbaum neben mir das
des hungrigen Kleibers, der ſeinem Freund den dicken Moosrock
zer=
klopft, damit er an den Mittagstiſch kann. Tauben gurren unter dem
Dachfirſt, Hühner gackern verheißungsvoll, die Stare ſchwatzen, daß
mans weithin hört, Goldammer, Fink und Meiſe halten kleine
Selbſt=
geſpräche bei ihrer Futterſuche. Ein Häher fliegt dem Wald zu, ein
einſamer Buſſard kreiſt über dem Acker drüben hoch im Blauen, und
unter mir in der ſchneefreien Wieſe ziehen langſam Schafe mit ihrem
Hirten und dem Hund dahin.
Als mir beim Abwärtsſchreiten ins Tal ein Heimweh kommen will
nach verlorenem Frieden, da bin ich am Friedhof Nieder=Ramſtadts.
Ueber die Mauer kommen warm und tröſtend die Worte des Pfarrers.
Auf der Landſtraße hält ein kleines Kinderfuhrwerk ſtill, damit das
drrollen die Totenfeier nicht ſtöre. Ernſt und ſtill grüßen mich die
Buben, als wollten ſie ſagen: „Hörſt du nichts?” und ich halte auch
den Schritt an und habe nun wieder Sehnſucht, doch noch nicht nach
dem Frieden der Gräbererde, ſondern wieder nach dem des Dorfes
zwiſchen Himmel und Wieſe Bach und Wald, das mich heute wieder
inen halben Tag hat vergeſſen laſſen allen üblen Lärm, alles Geraſe,
alles Aufgeblähttun in der Stadt. Totenacker, Tal und Stadt liegen
ſchon in den Schatten des Winterabends, aber das Dorf droben iſt noch
immer und auch jetzt noch, da ich dies ſchreibe, im warmen Feuerglanz
der Sonne.
Was fangen wir mit unſeren ſchulentlaſſenen Töchtern an?
Dieſe Frage bewegt eben viele Eltern. Lehrſtellen für gewerbliche
oder kaufmanniſche Tätigkeit ſind nicht in genügender Menge
vor=
handen. Viele der aus der Schule abgehenden Mädchen ſind auch
körperlich den Anſtrengungen eines Berufes nicht gewachſen. Die
Mutter könnte die Tochter ja entbehren im Haushalt, — aber
was mit ihr anfangen? Nun, in dieſen Fällen laſſe man dem
Mädchen eine gediegene hauswirtſchaftliche Ausbildung geben.
„Das kann mit geringen Mitteln geſchehen. Wir haben hier eine
Vollanſtalt für hauswirtſchaftliche Ausbildung, die Städtiſche
Haushaltungsſchule, die an Oſtern 42 Jahre beſteht. Der
Lehrgang iſt 2jährig. Die Schülerinnen ſind nach erfolgreichem
Beſuch dieſer Anſtalt von der Pflichtfortbildungsſchule frei. Sie
konnten ſich in den zwei Jahren aber im Weißzeugnähen,
Flicken, Stopfen, Sticken Kunſthandarbeiten
und Schneidern im Kochen; Backen und Einkochen,
im Bügeln und in den Fächern für Allgemeinbildung
eine gründliche Ausbildung für die Hauswirtſchaft im weiteſten
Sinne aneignen. Zugleich hatten ſie Gelegenheit, feſtzuſtellen,
welche Art der Betätigung ihnen beſonders liegt. Stellen im
Haushalt und auch Lehrſtellen in verſchiedenen Berufen ſtehen
ihnen erfahrungsgemäß dann offen. Vor allem aber ſind ſie
be=
fähigt, ſich im Haushalt erfolgreich zu betätigen, — eine Tatſache,
die für den weitaus überwiegenden Teil unſerer Mädchen und
damit für das Volkswohl überaus wichtig iſt.
— Orpheum. Zu dem ſenſationellen Gaſtſpiel des engl. Jazz=
Königs Bobbie Hind mit ſeiner muſikaliſchen Revue. „Jazz
für Alle!” ab Freitag, 16. Januar (abends 8.15 Uhr),
beachte heutiges Inſerat im Anzeigenteil dieſer Zeitung
ſowie Plakattafeln.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquſitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantsoriet. Die Beanitvortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
E. H. 100. Die 200 Mk. ſind als im Jahre 1916 gegebenes
Zweck=
darlehen mit 200 Goldmark voll in Anrechnung zu bringen.
2. Was das Kind durch ſeine Arbeit erworben hat, hätte, ſoweit nicht
Ausgaben für es zu machen waren, als freies (der Nutznießung der
Eltern nicht unterliegendes) Vermögen nicht in den bäuerlichen Betrieb
geſteckt werden dürfen. Mithin ſteht Ihrer Ehefrau bei der anläßlich
der Gutsübergabe ſtattfindenden Auseinanderſetzung des Nachlaſſes ein
Erſatzanſpruch zu, der im ordentlichen Rechtswege, falls gütliche
Eini=
gung nicht möglich, geltend zu machen wäre, natürlich in Höhe des ihr
borenthaltenen Arbeitseinkommens mit Zinſen (ſoweit letztere nicht
ver=
jhhrt ſind). Soweit das durch Arbeit erzielte Einkommen der
Ent=
wertung anheimgefallen iſt, iſt ein Aufwertungsanſpruch, deſſen Höhe
vom Gericht unter Abwägung der beiderſeitigen wirtſchaftlichen
Ver=
hältniſſe nach freiem Ermeſſen feſtzuſetzen iſt, gegeben.
X. X. R. Sie können Feſtſetzung der Friedensmiete jederzeit
bei dem dortigen Mieteinigungsamt beantragen. Nach dieſer
Feſtſetzung regelt ſich dann die Miete, falls vom 1. April 1931 ab
eine Mieterhöhung eintreten ſollte. Ob letztere kommt, hängt von
der reichsrechtlichen Regelung ab. Mehr läßt ſich zurzeit nicht
ſagen.
J. in R. Die Kündigung einer Aufwertungshypothek mit
Wirkung auf 31. Dezember 1931 mußte bis 3. Januar 193
ſpäteſtens Ihnen zugegangen ſein. Iſt ſie nach dieſem Zeitpunkt
(Samstag) Ihnen zugegangen, ſo iſt ſie für den 31. Dezember
1931 rechtsunwirkſam. Sie werden gut tun, dies der Gläubigerin
mitzuteilen.
Immerhin empfiehlt es ſich, daß Sie binnen 3 Monaten, vom
Tage der Ihnen zugegangenen Kündigung angerechnet, bei der
Aufwertungsſtelle des Amtsgerichts B. eine Entſcheidung darüber
nachſuchen, ob die Kündigung rechtswirkſam iſt oder nicht.
Innerhalb dieſer Friſt müſſen Sie auch der Gläubigerin
mittei=
len, daß und warum Sie nicht in der Lage ſind, zum 1. Januar
1932 Zahlung zu leiſten, und daß Sie bereit ſind, ſich gütlich mit
ihr zu einigen. Noch innerhalb der dreimonatigen Friſt müſſen
Sie bei der Aufwertungsſtelle ſchriftlich oder zu Protokoll der
Geſchäftsſtelle beantragen, daß Ihnen eine Zahlungsfriſt für das
Kapital bewilligt werde. Der Gläubigerin ſollen Sie gleichzeitig
mitteilen, daß Sie dieſen Antrag geſtellt haben. Den Antrag bei
der Aufwertungsſtelle müſſen Sie ausführlich begründen und
namentlich auch darlegen, daß Sie nicht über die zur Rückzahlung
der Hypothek erforderlichen Mittel verfügen und auch nicht in
der Lage ſind, ſie ſich zu Bedingungen zu verſchaffen, die Ihnen
billigerweiſe zugemutet werden können.
H. 100. Es wird ſich empfehlen, daß Sie unverzüglich wegen
des am 22. Oktober 1930 erlittenen Autounfalls ſchriftlich Antrag
auf Beſtrafung des Täters bei der Staatsanwaltſchaft in
Darmſtadt ſtellen. Das Rechtsverhältnis des Täters zu einer
Haftpflichtverſicherung berührt Sie in keiner Weiſe, da Sie als
Verletzter es nur mit demjenigen zu tun haben, der Ihnen
fahr=
läſſig eine Körperverletzung zufügte. Die Höhe des
Verdienſt=
ausfalls hängt von der Tatſache ab, wie lange Sie infolge des
Unfalls arbeits= (erwerbsunfähig) waren. Vielleicht ziehen Sie am
beſten einen Anwalt zu Rate.
J. S. Wenn im Text des Schuldſcheins nicht gewahrt iſt, daß
bei Nichteinhaltung der Monatsraten die ganze noch reſtierende
Reſtſchuld fällig und einforderbar iſt, können, Sie nur die fällig
gewordenen Raten einklagen. Mit dieſer Klage könnten Sie aber
auch den Antrag verbinden, daß der Schuldner verurteilt werde,
die weiter fällig werdenden Monatsraten zu den
Fälligkeitstermi=
nen zu zahlen. Auf der Geſchäftsſtelle des Amtsgerichts wird man
Ihnen Näheres mitteilen.
G. B. Wir unterſtellen, daß Sie, ſobald Sie Kenntnis des
Mangels hatten, dem Vermieter unverzüglich Anzeige machten und
ſo dieſer in Stand geſetzt war, Abhilfe zu ſchaffen. Für die
Be=
meſſung der Minderung iſt einerſeits die Zeitdauer des Mangels,
andererſeits der Grad der Gebrauchsminderung maßgebend. Die
Höhe der Mietzinsminderung würden Sie am beſten durch einen
Bauſachverſtändigen unter Augenſcheinsnahme durch denſelben
feſt=
ſtellen laſſen. Angeſichts der nicht einfach gelagerten
Mindexungs=
anſprüche empfiehlt ſich anwaltliche Vertretung in Ihrem
eigen=
ſten Intereſſe.
H. K. Erzhauſen. Wenn die Ortsſatzung über den Bezug von
Waſſer keine gegenteilige Beſtimmung enthält, wäre dieſe Anlage
zuläſſig.
Frau Th. hier. Darüber werden Sie wohl am beſten eine
Auskunft beim Frankfurter Polizeipräſidium einholen können.
Perſönliche Rückſprache dort dürfte ſich empfehlen.
P hier. Der Gläubiger iſt gehalten, Ihnen als dem — wohl
ſelbſtſchuldneriſch haftenden — Schuldner eine ſpezifizierte
Abrechnung darüber zu erteilen, was Sie nach Verrechnung der
geleiſteten Monatsraten noch ſchulden, und nötigenfalls konnen
Sie auf dieſe Abrechnung (Aufſtellung) bei Gericht Klage erheben.
Die monatlichen Zahlungen einzuſtellen wären Sie nur dann
befugt, wenn Sie nach den von Ihnen geleiſteten Teilzahlungen
nichts mehr verſchuldeten. Näheres muß ja doch wohl die
Bürg=
ſchaftsurkunde ergeben, auf deren Einſichtnahme Sie ein
klag=
bares Recht gegen den Gläubiger haben, wenn Sie ſich ſ. Z. keine
Abſchrift Ihrer Bürgſchaftsverpflichtung geben ließen.
Skimzmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ceberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei Ver
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgefandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
— Wie ich wiederholt feſtſtellen konnte, gehen die Uhren am Schloß
und am weißen Turm, obwohl ſie nur ein paar Meter voneinander
ent=
fernt ſind, ſtets ungenau und differieren ſtark untereinander. Dieſe
Un=
genauigkeit kann man doch ſicher mit Leichtigkeit beheben.
Aus den Parkeien.
— Deutſche Staatspartei. Am Samstag, den 17.
Ja=
nuar, nachmittags, findet im Reſtaurant „Zur Krone‟, Darmſtadt,
eine Sitzung des Landesvorſtandes der Deutſchen Staatspartei
ſtatt, zu der auch die Vorſitzenden der Orts=, Kreis= und
Provin=
zialvereine eingeladen ſind. Man wird ſich in dieſer Sitzung, an
der auch Frau Dr. Lüders=Berlin, Mitglied des Reichsvorſtandes,
teilnimmt, mit politiſchen und Organiſationsfragen beſchäftigen.
Lokale Beranftalkungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Vereinigung ehemaliger 116er Darmſtadt.
Die Vereinigten Krieger=Vereine haben zu der am Samstag, den
17. Januar, abends, im Saalbau ſtattfindenden
Reichsgründungs=
feier eingeladen und bitten wir unſere Kameraden, mit Familien
recht zahlreich erſcheinen zu wollen.
— Bund Saarverein, Ortsgruppe Darmſtadt, e. V. Die
Jahreshauptverſammlung der Ortsgruppe Darmſtadt des Vundes
der Saarvereine findet am Samstag, den 17. Januar, bei
Dörr, Palaisgarten, Saalbauſtraße, ſtatt.
— Wir weiſen heute beſonders auf die Anzeige vom
The=
ater=Reſtaurant hin.
Tageskalender für Donnerstag, den 15. Januar 1931.
Heſſ. Landestheater Großes Haus, H7 19.30
„Schwanda, der Dudelſackpfeifer” — Kleines Haus 20
Im weißen Rößl”. — Konzerte: Schloßkeller, Café 4
Café Ernſt=Ludwig. Datterich, Alte Poſt, Spaniſche Bo=
Reſt. Bender, Hotel=Reſt. Poſt. Theater=Reſt. —
Kino=
ſtellungen: Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele
Muſikv.=Saal. Bayreuth. Bd., 20 Uhr: Konze
Vgg. früh. Leibgard., 20 Uhr, bei Sitte: Lichtbi
Vortrag.
Nummer 15
Donnerstag, den 15. Januar 1931
Seite 7
Aus Heſſen.
Verhandlungen über Preisabbau im Kreiſe dieburg.
r. Auf Anregung von Verbraucherkreiſen des Kreiſes Dieburg
fan=
den am letzten Montag im Sitzungsſaale des Kreisamtsgebäudes zu
Dieburg Verhandlungen über Prüfung der Preisbildung und
Preis=
überwachung ſtatt, die ſich unter Leitung des Herrn Regierungsrats
Walter und in Anweſenheit des Herrn Oberregierungsrats Knoll,
als Vertreter der Heſſiſchen Regierung, von vormittags 10 Uhr bis
abends 7 Uhr bei einſtündiger Mittagspauſe erſtreckten. Ungefähr 50
bis 60 Vertreter aller Berufsſtände nahmen an den Verhandlungen
reg=
ſten Anteil. Lobenswert war das Beſtreben jedes einzelnen Sprechers,
ſachlich und unpolitiſch zu bleiben und nicht mit verletzenden oder
ver=
hetzenden Worten einen Stand gegen den anderen auszuſpielen. Die
Beratungen nahmen auf dieſe Weiſe einen durchaus würdigen Verlauf.
Wenn zunächſt auch kein poſitides Ergebnis ſichtbar iſt — die alsbald
einſetzende Kleinarbeit in den neu gebildeten Unterausſchüſſen ſoll dies
erſt zutage fördern — ſo haben die Verhandlungen doch das eine
Gute gebracht, daß bei der großen allgemeinen Ausſprache über den
Intereſſenausgleich ſich die Gegenſätze glätteten. Man gewann den
Ein=
druck, es müſſe bei verſtändnisvoller Zuſammenarbeit gelingen, die
be=
ſtehenden zu großen Preisſpannen einzelner Bezirke des Kreiſes
ver=
ringern zu können.
Am Vormittag entwarf nach Begrüßungsworten des Vorſitzenden
Herr Regierungsrat Knoll ein plaſtiſches Bild von der allgemeinen
ernſten wirtſchaftlichen Lage. In eindringlichen Worten ſprach er von
der Weltwirtſchaftskriſis, dem Rieſenheer der Erwerbsloſen, den
Lohn=
kürzungen, dem Gehaltsabbau und ſeinen Folgen. Er forderte, um die
Kaufkraft zu erhalten und eine Hebung des Abſatzes zu erzielen, zur
ſtrengſten Kalkulation der Preiſe auf. Großer Umſatz — kleiner Nutzen!
müſſe jetzt die Loſung ſein. Im optimiſtiſchen Glauben an
Deutſch=
lands Zukunft bat er im Intereſſe des deutſchen Volkes und
Vater=
landes die Vertreter der Berufsſtände um vertrauensvolles
Zuſammen=
arbeiten. Eine allgemeine Ausſprache ſchloß ſich an, in der alle Stände
zu Wort kamen. Man lernte ihre Nöte und Sorgen in dieſer ſchweren
Zeit kennen und konnte es verſtehen, daß keiner auf Noſen gebettet
liegt. Man erfuhr auch im Gang der Verhandlungen, daß im Kreiſe
Dieburg ſich zurzeit 10 000 Erwerbsloſe befinden. Das erfreuliche
Er=
gebnis, der vormittäglichen Beſprechungen war wohl die Feſtſtellung,
daß alle Vertreter des Handels und Gewerbes, obwohl ſie anfangs von
der Unmöglichkeit ſprachen, die Kalkulation ihrer Preiſe zu ermäßigen,
ſich doch bereit erklärten, an Verhandlungen über die Preisſenkung
teilzunehmen.
Nachmittags gab Herr Regierungsrat Walter einen feſſelnden
Querſchnitt über den Stand der Preiſe vom 1. Dezember 1930 im
gan=
zen Kreiſe. Mitteilungen der Bürgermeiſtereien und Innungen
bilde=
ten die Grundlage. Es ergab ſich, daß bei wichtigen Lebensmitteln die
Preiſe ganz verſchieden und teilweiſe nicht gerechtfertigt erſcheinen.
Einige Beiſpiele nur. Die Preiſe für Roggenbrot (4 Pfund)
ſchwanken von 65 bis 80 Pfg. Für Weizenbrot und Brötchen gibt es
ebenfalls unterſchiedliche Preiſe. Für gekochten Schinken werden 2,40
bis 2,80 Mk. pro Pfd. bezahlt. Die Milchpreiſe ſind wie folgt: Die
Mol=
kereien zahlen als Stallpreis für Vollmilch p. Liter 16 und 17 Pfg. Die
Händler kaufen die Milch zu 18 Pfg. auf. Der Abholerpreis iſt pro
Liter 26 und B Pfg. Der Landbutterpreis ſtellt ſich im Pfund auf 1.30
bis 1.50 Mk. Der Molkereibutterpreis beträgt zurzeit 1,80 Mk. Die
Durchſchnittspreiſe für 1 Pfund Fleiſch und Wurſt ſind folgende:
Schweinefleiſch 1.— Mk., Rindfleiſch 1.10 Mk., Kuhfleiſch 0,70 bis 0,80
Mk., Blut= und Leberwurſt 0,80 Mk., Fleiſch und Bratwurſt 1.20 bis
1.40 Mk. Die Kartoffelpreiſe ſchwanken als Erzeugerpreiſe im
Zent=
ner zwiſchen 1.40 und 3.— Mk. (letztere ſind ſortierte Ware frei
Kel=
ler!) Der Eierpreis: 15—18 Pfg. das Stück. Das Gemüſe iſt im
Bezirk Groß=Umſtadt am billigſten.
Zur Prüfung der Preiſe und evtl. Vornahme einer
Neupreisbil=
dung wurde eine Anzahl Unterausſchüſſe, z. B. für Kohle und elektriſches
Licht, für Fleiſch, Wurſt, Fett und Vieh. für Milch und
Molkereipro=
dukte, für Brot und Mehl. für Kolonialwaren, für Textilwaren und
zuletzt für Hufbeſchlag, Schmiedehandwerk und landwirtſchaftliche
Ma=
ſchinen gebildet. Hoffen wir, daß die Wünſche, die gar viele der
Klein=
arbeit der Unterausſchüſſe entgegenbringen, zum großen Teil in
Er=
füllung gehen und wir vor Enttäuſchungen bewahrt bleiben.
D4. Arheilgen, 14. Jan Generalverſammlung. Die
Ortsgruppe des Junglandbundes hielt ihre Generalverſammlung im
Gaſthaus „Zur Sonne” ab. Nach Verleſung und Genehmigung des
letzten Protokolls, des Jahresberichtes, der Wiederwahl des ſeitherigen
Vorſtandes, ging man zum Hauptpunkt der Tagesordnung „Vorbereitung
des Bundesfeſtes” über. Die hieſige Ortsgruppe hat nämlich aus Anlaß
ihres zehnjährigen Beſtehens das Bundesfeſt des Junglandbundes von
Heſſen=Starkenburg übernommen. Es ſoll am 5. und 6. Juli
abgehal=
ten werden. Hierbei treffen ſich alle Jungbauern und Jungbäuerinnen
zur gemeinſchaftlichen Ausſprache und zu ſportlichen Wettkämpfen. Als
Feſtplatz iſt der Platz an der Dreſchhalle in Ausſicht genommen.
Weiter=
hin wurde noch darauf hingewieſen, daß die Ortsgruppe am nächſten
Sonntag in der „Sonne” einen Unterhaltungsabend abhält. —
Mäuſe=
bekämpfung. Zurzeit läßt die Gemeinde zur Vernichtung der
Mäuſe, beſonders in den Spargeläckern, durch ihr Feldſchutzperſonal
Celiakörner ausſtreuen. — Holzverſteigerungen. Nachdem
be=
reits am Dienstag von der Gemeinde einige Feſtmeter Stammholz in
der Leonhardstanne verſteigert wurden, fand geſtern die erſte
Brenn=
holzverſteigerung der Förſterei Kranichſtein ſtatt. Die Preiſe blieben
ſowohl beim Stammholz als auch beim Brennholz hinter denen des
Vorjahres zurück. Weitere Verſteigerungen werden abgehalten am
Donnerstag um 9 Uhr von der Gemeinde für Holz in der
Leonhards=
tanne, und am Freitag um 9 Uhr vom Forſtamt Kranichſtein für Holz
aus der Förſterei Kalkofen.
J. Griesheim. 14. Jan. Am Donnerstag, den 15. Januar, abends
8 Uhr, findet auf dem Rathaus eine Gemeinderatsſitzung ſtatt. — Am
Samstag, den 17. Januar d. J., abends, findet im Saale „Zum
Darm=
ſtädter Hof”, hier, das Dekorierungsfeſt der hieſigen Ortsgruppe des
Odenwaldklubs ſtatt. — Am Donnerstag, den 15. Januar d. J.,
vor=
mittags, findet im Gaſthaus „Zum Darmſtädter Hof”, hier, eine Nutz=
und Brennholzverſteigerung aus Diſtrikt Harras ſtatt. — Das in den
letzten Tagen eingetretene Froſtwetter hat es ermöglicht, dem Eisſport
zu buldigen, wovon auch unſere Jugend reichlich Gebrauch macht. Ein
Maſſenbetrieb herrſchte auf der Wolfskehler Chauſſee nach den
Eis=
weihern, und die prächtige Winterſonne verſchaffte der Ausübung des
Eisſports einen wirklichen Genuß. Bis in die ſpäte Abendſtunde gab
man ſich dem ſo ſeltenen und geſunden Sport hin. Vorgeſtern wurde
das erſte Eis, das eine Dicke von 10 Zentimetern hatte, in die Eiskeller
der Brauereien angefahren.
Cp. Pfungſtadt, 14 Jan. Proteſt gegen das Eberſtädter
Kanalproiekt. Der Gemeinderat hat einſtimmig beſchloſſen,
gegen den ſoeben offenliegenden Plan der Gemeinde Eberſtadt zur
Durch=
führung der Kanaliſation ſeitens der Gemeinde Pfungſtadt Einſpruch
zu erheben. In der letzten Gemeinderatsſitzung kamen nochmals die
Bedenken gegen die Durchführung des Cberſtädter Kanalprojektes und
ſeine Nachteile für die Gemarkung Pfungſtadt zur Sprache.
Gemeinde=
rat Martin kam dabei auch auf die Verunreinigung der Modau zu
ſpre=
chen, die ſich beſonders in der trockenen Jahreszeit ſtark fühlbar mache.
— Da ſich ſpäteſtens in einem Jahre eine Erweiterung des
Friedhofes notwendig macht, ſind bereits jetzt die erſten
Vorbe=
reitungen getroffen. Der Gemeinderat genehmigte im Anſchluß an eine
Beſichtigung der Friedhofsanlagen den neuen Belegungsplan. Eine
Er=
weiterung des Friedhofsgeländes ſoll nach Oſten zu erfolgen.
Zur Stellungnahme der Automobilinduſtrie
in der Frage Eiſenbahn und Kraftwagen.
E Von der Reichsbahndirektion Mainz wird uns geſchrieben: Die
in der Tagespreſſe veröffentlichte Entſchließung des Reichsverbandes der
Automobil=Induſtrie vom 12. Dezember 1930 zu der Frage „Kraftwagen=
Eiſenbahn” befaßt ſich unter anderem auch mit der K=Tarif=
Poli=
tik der Reichsbahn. Die darin ausgeſprochene Auffaſſung, daß
dieſe Tarifpolitik mit dem Geſetz nicht in Einklang ſtehe, kann nicht
un=
widerſprochen bleiben. Die Eiſenbahnverkehrsordnung ſelbſt erwähnt im
8 86 Ausnahmetarife, mit Preisermäßigungen und anerkennt damit
grundſätzlich die geſetzliche Zuläſſigkeit ſolcher Tarife. Auch
reichsgeſetz=
liche Urteile haben ſolche Ausnahmetarife als rechtsgültig anerkannt,
die ihrer Art nach nur einem beſchränkten Kreiſe von Intereſſenten
zu=
ſtatten kommen. Ein K=Tarif iſt aber ſeinem rechtlichen Charakter nach
nichts anderes als ein ſonſtiger Ausnahmetarif. Die K=Tarife
überneh=
men nur die Wettbewerbsfrachten eines tarifunterbietenden
Kraftwagen=
verkehrs, ſie gewähren alſo den Benutzern keine beſonderen
Vergün=
ſtigungen, denen unter ſonſt gleichen Vorausſetzungen und bei Erfüllung
der Anwendungsbedingungen dieſe Tarife ebenfalls zur Verfügung
ſtehen. Die K=Tarife bedeuten, aber auch keine Frachtermäßigung zu
Laſten der übrigen Verfrachter, weil ſie lediglich für ſolche Transporte
gewährt werden, die der Schiene verloren gegangen waren oder
andern=
falls der Schiene verloren gehen würden. Der in dieſem Fall
eintre=
tende Totalverluſt der Frachten würde für die Reichsbahn einen noch
erheblich größeren Ausfall bedeuten, als eine ſelbſt weitgehende
Fracht=
ſenkung in ſich ſchließt, die zur Erhaltung des Verkehrs zugeſtanden
wird. Alſo gerade, wenn ſich die Reichsbahn nicht mit C=Tarifen gegen
den Wettbewerb. des Kraftwagens wehren wird, müßten die daraus
ent=
ſtehenden Ausfälle den der Schiene treugebliebenen Verfrachtern
ange=
laſtet werden.
Es trifft ferner nicht zu, daß die Reichsbahn der
gewerbsmäßigen Laſtkraftwagenbeförderung
je=
nen Platz im Geſamtverkehr ſtreitig zu machen ſucht,
der dem neuen Verkehrsmittel auf Grund ſeiner techniſchen Eignung
zukommt. Der natürliche Aufgabenbereich des Laſtkraftwagenverkehrs
umfaßt die Nahtransporte in kleineren Mengen und Beförderungen in
Verbindungen, die durch das Eiſenbahnnetz nicht erſchloſſen ſind. Einer
Betätigung des Kraftwagens in dieſem Rahmen ſtellt ſich die
Reichs=
bahn nicht entgegen. Gerade dieſe Aufgaben vernachläſſigt aber
gegen=
wärtig vielfach der Laſtkraftwagen um ſtatt deſſen ſich vorzugsweiſe
parallel der Schiene mit der Beförderung ausſchließlich hochwertiger
Güter im Fernverkehr, und zwar vorzugsweiſe in den
verkehrsdich=
teſten Fernbeziehungen zu befaſſen. Mit der techniſchen Eigenart der
Kraftfahrzeuge hat ſolcher Wettbewerb nicht das mindeſte zu ſchaffen.
Er iſt reine Preisunterbietung, die dem Kraftwagen nicht etwa
durch ſeine geringeren Selbſtkoſten ermöglicht wird, ſondern durch die
Begünſtigung, die der Kraftwagen zurzeit in ſteuerlicher Hinſicht und
an den Fahrbahnkoſten genießt, ſowie durch die Höhe der Eiſenbahn=
Cp. Pfungſtadt, 14. Jan. Der Gemeinderat nahm in ſeiner
letzten Sitzung von der allgemeinen Verfügung über den
Gehalts=
abbau für die Beamten Kenntnis. Dabei wurde bekannt, daß
in Anbetracht der ſchlechten Gemeindefinanzen der Bürgermeiſter bereits
ſeit längerer Zeit freiwillig auf 20 Prozent ſeiner Bezüge Verzicht
ge=
leiſtet hat. Im Anſchluß daran wurde beſchloſſen, das Kreisamt
Darm=
ſtadt erneut an die Nachprüfung der Eingruppierung der
Gemeinde=
beamten Pfungſtadts zu erinnern. — Die Bierſteuer wird bereits mit
5 RM. für den Hektoliter für Vollbier erhoben. Nach einem Beſchluß
des Finanzausſchuſſes ſollte die erſte Rate der Bürgerſteuer am 15.
Februar und die zweite Rate am 15. März erhoben werden. Die
Ab=
ſtimmung ergab aber, daß auch dieſe Regelung durch die vorgeſetzte
Be=
hörde erfolgen ſoll. Ferner wurde die Abſchaffung eines Faſels und der
Ankauf eines anderen beſchloſſen. — Schilfrohr=
Verſteige=
rung. Die zweite Schilfrohrverſteigerung erbrachte gegenüber der
er=
ſteren für die erneut zum Ausgebot gelangten Stücke eine Mehreinnahme
von rund 300 RM. Mit Rückſicht auf die gegenwärtigen Verhältniſſe
wurde die Verſteigerung nach dem Vorſchlag des Feldausſchuſſes vom
Geſamtgemeinderat genehmigt. — Die Gemeindeſteuer=
Aus=
ſchlagsſätze, die vom Miniſterium genehmigt ſind, betragen für
Ge=
bäude und Bauplätze auf je 100 RM. des Steuerwertes 31,4 Pfg., für
land= und forſtwirtſchaftlich genutzten Grundbeſitz 63,8 Pfg., vom
Ge=
werbekapital 46,4 Pfg., vom Gewerbeertrag 189 Pfg.,
Gemeindeſonder=
ſteuer 41.75 Pfg. auf 1 RM. ſtaatlichen Steuerſolls von den
Steuer=
werten bis 7000 RM. und 36.43 bei Steuerwerten über 7000 RM. Die
Erhebung der beiden erſten Ziele Gemeindeſteuer ſoll am 1. Februar,
des dritten Zieles am 1. März, des vierten Zieles am 1. April, des
fünften Zieles am 1. Mai und des ſechſten Zieles am 1. Juni erfolgen,
was mit allen gegen zwei Stimmen vom Gemeinderat beſchloſſen wurde.
G. Ober=Ramſtadt, 14. Jan. Gemeinderatsſitzung. Unter
dem Vorſitz des Beigeordneten Braband fand vorgeſtern eine
Gemeinde=
ratsſitzung ſtatt. Zum 1. Punkt wurden die Anträge des
Gemeinde=
rechners Gunkel beraten. Dieſe lauten dahin: 1. vom 1. Januar bis
31. Mai 1931 zwei Feldſchützen zu entlaſſen, nur der Baumwärter ſoll
im Jutereſſe der Baumpflege weiter Dienſt tun und die nötigen
Hilfs=
kräfte aus den Ausgeſteuerten zugeteilt bekommen; 2. der Rohrmeiſter
ſoll bei ſämtlichen Gemeindearbeiten ausgeſchaltet und dieſe den hieſigen
Gewverbetreibenden zugeteilt werden; 3. der Gemeinderat ſei aufzulöſen
und Neuwahlen auszuſchreiben, da die Zuſammenſetzung nicht mehr der
Wählerſchaft entſpreche. Die drei Anträge verfallen nach kurzer
Aus=
ſprache, zum Teil aus geſetzlichen Gründen, der Ablehnung. —
Schloſſer=
meiſter Schnauber, Ober=Namſtadt, führt Beſchwerde wegen
Arbeits=
vergebungen uſw. Nach ausgiebiger Ausſprache wird feſtgeſtellt, daß
für den Gemeinderat kein Anlaß beſteht, hierin irgendwelche Beſchlüſſe
zu faſſen. Lediglich wird die Verwaltung beauftragt, mit dem
Nohr=
meiſter für, die einzelnen Arbeiten, ähnlich wie dies früher der Fall
war, wieder feſte Preiſe zu vereinbaren. — Die
Holzverſteigerungs=
bedingungen für 1931 bleiben dieſelben wie für das Jahr 1930 mit der
Maßgabe, daß die Verzugszinſen von 9 auf 8 Prozent ermäßigt
wer=
den. — Der Firma Georg Nik. Stühlinger Nachf., Reinheim, kann ein
kleineres Quantum Fichtenſtammholz aus der Hand abgegeben werden.
— Der Gemeinderat hebt ſeinen Beſchluß vom 15. Oktober 1930, der
dahin lautete, daß bei Beratung von Ausgeſteuerten=Angelegenheiten
zwei Ausgeſteuerten=Vertreter mit beratender Stimme zu den Sitzungen
zuzuziehen ſeien auf, da er den geſetzlichen Beſtimmungen
zuwider=
läuft. — Die Arbeiten für die Herſtellung der beiden Bruroenſchächte
in der Faulbach werden dem Wenigſtfordernden, Wilhelm Schulz 1.,
zum Angebotspreis übertragen.
G. Ober=Ramſtadt, 14. Jan. Unterrichtsſtunden der
Freiwilligen Feuerwehr. In den „Monaten Januar,
Februar und März findet je eine Unterrichtsſtunde der Freiwilligen
Feuerwehr ſtatt. Die erſte dieſer Art fällt auf Samstag, den 17.
Januar. In dieſer wird Herr Branddirektor Herborn von der
Fabrik=
feuerwehr der Firma E. Merck. Darmſtadt, einen Vortrag über
Hand=
feuerlöſcher halten.
— Reinheim i. Odw., 14. Jan. In körperlicher und geiſtiger Friſche
feiert am 15. d. M. Herr Küfermeiſter Georg Daniel Becker ſeinen 90.
Geburtstag. Der ſtets Fleißige arbeitet heute noch in ſeiner Werkſtätte.
OI. Ober=Finkenbach, 14. Jan. Bürgermeiſterwahl. Am
Sonntag, den 25. Januar, findet die hieſige Bürgermeiſterwahl ſtatt.
Bis jetzt ſind drei Bewerber genannt.
frachten, die ſich für die hochwertigen Güter aus dem Aufbau des
ge=
meinwirtſchaftlichen Tarifſyſtems der Reichsbahn ergeben. Würde die
Reichsbahn auch ihrerſeits, ebenſo, wie dies der Kraftwagen tut, nach
rein kaufmänniſchen Geſichtspunkten nur verdienſtbringende Transporte
auswählen und die Frachten nach der Wettbewerbslage und nach den
Selbſtkoſten der einzelnen Strecke bemeſſen, ſo würde kein Kraftwagen
im Fernverkehr zu Unterbietungen imſtande ſein. Der hochwertige
Ferngüterverkehr, inſoweit er auf der Schiene ebenſo gut und
mindeſtens ebenſo billig wie auf dem Kraftwagen bedient werden kann,
muß der Schiene erhalten bleiben. Andernfalls würde
nicht nur die Finanzlage der Deutſchen Reichsbahn und ihre
Lei=
ſtungsfähigkeit zur Aufbringung der Neparationen vernichtet
werden; auch die Verbilligung der Transporte der für die Wirtſchaft
lebensnotwendigen Maſſengüter, Rohſtoffe und landwirtſchaftlichen
Er=
zeugniſſe und die Bedienung der abgelegenen Gebiete und Nebenſtrecken
zu grundſätzlich nicht höheren Frachten und Fahrpreiſen, als in den
der=
kehrsdichten Hauptverbindungen erhoben werden, würden ſich nicht
an=
nähernd in gleichem Ausmaße wie bisher aufrecht erhalten laſſen. Eine
Zuſammenballung von Induſtrie und Handel, in verkehrsdichten und
eine Verödung der abſeits gelegenen, beſonders der öſtlichen
Grenzge=
biete wäre die unvermeidliche Folge. Würde die Reichsbahn, ohne daß
ihr durch geſetzliche Regelung die hochwertigen Ferntransporte wieder
zugeführt werden, grundſätzlich von einer individuellen Tarifabwehr,
wie ſie heute in den K=Tarifen durchgeführt wird, Abſtand nehmen, ſo
müßte die fortſchreitende Aushöhlung der oberen
Tarif=
klaſſen durch den Kraftwagenverkehr ſpäteſtens in einigen Jahren
zu einer entſprechenden Aenderung des Normaltarifs
zwangsläufig führen. Damit würde dann auf anderem Wege der
hoch=
wertige Ferngüterverkehr doch wieder der Schiene zurückgegeben werden.
Dem Laſtkraftwagen wird deshalb auf weite Sicht dieſer Verkehr unter
keinen Umſtänden verbleiben.
Gegenüber den Behauptungen des Reichsverbandes der
Automobil=
induſtrie ſei hiermit ausdrücklich feſtgeſtellt, daß keine einzige Eiſenbahn
der Welt einen Laſtkraftwagenverkehr parallel der Schiene auf weite
Entfernungen betreibt.
Während ſich aber die Kraftwagenproduktion faſt aller anderen
Länder in richtiger Erkenntnis des natürlichen Aufgabenbereiches des
Kraftwagens längſt grundſätzlich auf Herſtellung und Abſatz in erſter
Linie der kleineren Fahrzeugtypen eingeſtellt hat, will nur
die deutſche Automobilinduſtrie immer noch vorzugsweiſe feſthalten an
dem großen Laſtkraftwagentyp und an ſeiner Zweckbeſtimmung für den
Fernverkehr. Das Ergebnis dieſer falſchen Produktionsrichtung iſt nicht
nur eine Schädigung der Reichsbahn und der Allgemeinheit. Die deutſche
Automobilinduſtrie ſchädigt damit auch ſich ſelbſt. Der Rückgang in der
Ausfuhr von Laſtkraftwagen in den letzten Jahren bei gleichzeitiger
Ueberlaſſung faſt der Hälfte des deutſchen Inlandmarktes an kleinere
Fahrzeuge ausländiſcher Produktion beweiſt dies zur Genüge.
— Gernsheim, 14. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
13. Januar: 0 53 Meter; am 14. Januar: 0.40 Meter.
Und. Groß=Gerau, 14. Jan. Ein Stall mit 22 Schweinen
verbrannt. Aus unbekannten Urſachen entſtand in einem Notſtall
auf Gut Hohenau ein Brand, dem das Gebäude und 22 Schweine zum
Opfer fielen, ehe die alarmierte Treburer Feuerwehr zur Stelle ſein
konnte. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß bier eine Brandſtiftung vorliegt.
Auf dem Gut werden bekanntlich entlaſſene Strafgefangene beſchäftigt.
Rheinheſſen.
Aus Mainz.
* Zu der Mainzer Oberbürgermeiſterwahl. Eine Ausſchreibung
der Stelle iſt leider nicht beabſichtigt. Staatspräſident Adelung, der
als ausſichtsreichſter Kandidat genannt wurde, hat erklären laſſen, daß
er nicht geſonnen ſei, ſein gegenwärtiges Amt aufzugeben. Die im
Mainzer Stadtrat ausſchlaggebenden Parteien des Zentrums und der
Sozialdemokratie haben ſich ſchen eingehend mit der
Oberbürgermeiſter=
frage beſchäftigt. Endgültige Beſchlüſſe ſind noch nicht gefaßt worden.
Wie man hört, ſteht aber die Kandidatur des Beigeordneten Dr.
Kraus, der früher Bürgermeiſter in Lahr in Baden war, im
Vor=
dergrund. Dr. Kraus, der ſeither das Perſonal= und das
Wohlfahrts=
dezernat verwaltete, iſt Sozialdemokrat. Durch ſeine ſachliche Arbeit
hat er ſich in Mainz ſtarke Sympathien erworben. Da er katholiſcher
Religion iſt, iſt er auch dem Zentrum bejonders ſympathiſch.
* Bom Mainzer Carneval. Der Mainzer Carneval iſt ein
bewähr=
tes Ventil in einer Zeit voll Spannungen. Allen Miesmachern zum
Trotz ſetzte ſich der bewährte Gedanke des Mainzer Karnevals — wie
der Verlauf der 1. Herrenſitzung bewies — auch in dieſem Jahr
ſieghaft durch. Zwar war der Beſuch nicht ganz ſo ſtark wie in
frühe=
ren Jahren, zwar erreichte die Stimmung nicht ganz die ausgelaſſene
Animiertheit von ehedem, aber trotzdem war es ſehr ſchön. Das
be=
währte Komitee des M.C.V. hat alles getan, um das vaterſtädtiſche
Feſt hochzuhalten. In der Bevölkerung fand ſein Beſtreben
Verſtänd=
nis und Würdigung, ſo daß auch die Campagne 1931 zu einem vollen
Erfolg werden dürfte. Verheißungsvoller Auftakt das Eröffnungsſpiel
„Alles for die Steier oder halt dei dumm Mau!” der
bekannten Narrhalleſen Fork, Hilſenbeck und Moerlé. Gutes Spiel der
Akteure, rauſchender Beifall. Mainzer Humor über allerhand
mißlie=
biges Steuerliches machte ſich Luft. Präſident Bender leitete wieder
mit bewährter Umſicht die Sitzung. Büttenredner und Liederdichter
hatten Stoff in Hülle und Fülle. Wieder zeigte ſich die im Mainzer,
im rheiniſchen Blute liegende humorvoll witzige Betrachtung von
Menſchlichem, Allzumenſchlichem. Ganz groß war wieder der
Pro=
tokoller Seppl Glückert, ein wirklicher Dichter von großem Können,
und Jean Barth, der durch ſeine politiſche Satire glänzte. Witz,
Humor und frohe Laune durchfluteten die Hallen. Lache unter Tränen
und du wirſt ihrer Herr”, war die Deviſe. Ein Erfolg auf der ganzen
Linie war die erſte Herrenſitzung. Mit großem Intereſſe ſieht man
den beiden Damenſitzungen am kommenden Freitag und Sonntag
ent=
gegen.
Bier=Reſtaurant „Zum heilig Geiſt‟. Das wegen Vornahme
drin=
gender Nenovierungsarbeiten geſchloſſen geweſene altbekannte Mainzer.
Bier=Reſtaurant „Zum heilig Geiſt” wird nunmehr heute Donnerstag,
den 15. Januar, durch den neuen Reſtaurateur Herrn Kaſpar J.
Schil=
ling wieder eröffnet. Herr Schilling, der bis zum Kriegsbeginn
Neſtau=
rateur der Stadthalle war und zuletzt die Stadtpark=Reſtauration
be=
trieben hat, wird auch in ſeinem neuen Wirkungskreis alles daranſetzen,
um ſeine Gäſte zufriedenzuſtellen. Am Donnerstag, Freitag, Samstag
und Sonntag finden große Eröffnungskonzerte ſtatt, auf die beſonders
hingewieſen wird. (Siehe Anzeige.)
Eine grauſige Bluttat. Der 20jährige Dachdecker Friedr. Cazaré
aus der Schloſſergaſſe 5 ſchlich ſich Dienstag abend gegen 11 Uhr in das
Zimmer ſeiner früheren Geliebten, der Wjährigen arbeitsloſen
Arbei=
terin Anng Claude, im dritten Stock des Hauſes Kappelhofgaſſe 9,
und ſchnitt ihr nach einem kurzen Disput mit einem Raſiermeſſer den
Hals durch. Im Städtiſchen Krankenhaus, wohin die Verletzte gebracht
wurde, iſt ſie Mittwoch vormittag gegen 4 Uhr an der ſchweren
Ver=
letzung geſtorben. Der Täter ſtellte ſich eine Stunde nach der Tat auf
dem 2. Polizeibezirk der Polizei und wurde in Haft genommen.
„Mit uuenigen Mitteln haushalten —
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Dankſagung.
Für die ſo überaus zahlreichen Beweiſe
aufrichtiger Teilnahme an dem ſchweren
Verluſt durch den jähen Heimgang unſerer
lieben, guten
Grete
ſprechen wir unſeren herzlichſien Dank aus.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich und Lieſel Meyer.
Darmſtadt, Januar 1934.
Hobrechtſtr. 28.
1096
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem
Heimgang unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Jacob Schwebel Wwe.
geb. Vogel
für die vielen Kranzſpenden, für die
Kranznieder=
legung des Frauenvereins, insbeſondere Herrn Pfarrer
Flöring für ſeine troſtreichen Worie am Grabe und
allen denen, die ihr das letzte Geleit gaben, unſeren
innigſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Leonh. Hechler
Familie Otto Wundenberg
Lieſel Schwebel.
Obernhauſen i. Odw., Darmſtadt, den 14. Jan. 1931. (*
Dankſagung.
Für die innige Teilnahme bei dem Heimgange
unſerer lieben Entſchlafenen herzlichſien Dank.
Beſonders, danken wir Herrn Pfarter Flöring
für ſeine troſtreichen Worte am Grabe.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Friedrich Buß
Familie Philipp Buß Wwe.
Familie Friedrich Eckert.
Niedernhauſen, Darmſtadt, den 43. Januar 1931.
Lungenverschleimung
hartnäckigen Huſten, Luftröhrenkatarrh,
Keuchhuſten, Bronchialkat ir h. Aſthmia
uſw. behebt und lindert ſelbſt in
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alieten Fällen der ſchleimlöſende
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Hauptniederlage: (V 1:8
Bessunger Abotbeke, Darmstadt.
Nachruf.
Am 43. d8. Mts. eniſchlief nach ſchwerer Krankheit
unſer verdienſivoller Mitarbeiter
Herr Prokuriſt
un Batermani
(
in Steinbach.
Der Verſiorbene war über 35 Jahre für unſere
Firma tätig und hat ſich in dieſer langen Zeit
ſiets mit großem Eifer und in gewiſſenhafter
Pflichterfüllung unſeren Geſchäften gewidmet.
Wir betrauern in ihm einen treu bewährten
Mit=
arbeiter, der durch ſeine ausgezeichneten
Fähig=
keiten und perſönlichen Eigenſchaften ſich unſere
Wertſchätzung in reichſiem Maße erworben hat.
Sein Andenken werden wir ſiets in Ehren halten.
(1123
Steinbach, den 14. Januar 1931.
Konrad Rein Söhne
Eiſengießerei und Feldbahnfabrik.
Dankſagung.
Für die bielen Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme bei dem Heimgange unſerer
lieben Entſchlafenen
Frau Mina Neber
geb. Hahn
herzlichſten Dank. Insbeſondere danken
wir Herrn Pjarrer von der Au für die
troſtreiche Grabrede, terner den Schul=
(ameradinnen u. =Kameraden und allen
denen, die ihr die letzte Ehre erwieſen
und durch Kranz= und Blumenſpenden
gedachten.
(u19
Die trauernden Hinterbllebenen
Ober=Modau, pfungſtadt, 14. Jan. 1931.
Dankſagung.
Innigſten Dank Allen, die unſerer
lieben Entſchlafenen
Frau Friedrich Ziſſel Awe.
geb. Seim
die letzte Ehre erwieſen haben.
Ins=
beſondere danken wir nochmals herzl.
Herrn Pfatrer Marx für ſeine
eroſt=
reichen Worte am Grabe und der
Schweſter von der Johunnesgemeinde
für die liebevolle Plege, ſowie für
die vielen Kranz= u. Blumenſpenden.
Für die Hinterbliebenen:
K. Seim.
Darmſtadt, den 13. Januar 1931.
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„Bitte einen Stehplatz."
„Aber mein Herr, die Oper dauert 5 Stunden!
„Und wenn sie zehn dauert. Wenn man wie ich,
seine Hühneraugen mit „Lebewohl”* bebandelt,
macht das nichts aus.”
*) Gemeint ist natürlich das berühmte, von vielen Aerzten
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Nummer 15
Donnerstag, den 15. Januar 1931
Seite 9
Zurück zur Natar.
Von Oscar A. H. Schmitz.
Seit dem 18. Jahrhundert iſt der Ruf „Zurück zur Natur”
nicht mehr verſtummt. Sein erſter Herold, Jean Jaques
Rouſ=
ſeau, gehört zu den wirkungsvollſten Schriftſtellern aller Zeiten.
Obgleich von den tieferen Denkern und Kennern des menſchlichen
Herzens von Anfang an leicht nachgewieſen wurde, daß ein „
Zu=
rück zur Natr” aus der Kultur ganz unmöglich iſt, weil der
Kulturmenſch der reinen Natur nicht mehr anpaßbar iſt, obgleich
ferner der Ruf „Zurück zur Natur” im Gegenſatz zum
vorhande=
nen natrlichen Leben eine dem Intellekt abgewonnene Theorie
iſt, wie jede andere, will und kann der Ruf nicht verſtummen.
Daraus müſſen wir folgendes ſchließen: enthält er auch keine
Wahrheit, ſo muß er doch einem unausrottbaren Wunſch der
Menſchen entſprechen, und dadurch erhält er Berechtigung, wenn
auch nicht in ſeinem Ziel, ſo doch in ſeinem Motiv.
Welches iſt dieſes Motiv? Der Kulturmenſch leidet unter
ſeiner Naturferne, ja Naturentfremdung, und zwar heute noch
viel mehr, als das 18. Jahrhundert ahnen konnte. Damals
be=
gannen die Triebe mehr und mehr die allzu einengenden Geſetze
und Inſtitutionen zu ſprengen. Die franzöſiſche Nevolution war
von dieſem Drang nach Natur getragen, aber die natürlichen
Menſchenrechte, die ſie verkündete, wie begrüßenswert ſie in
man=
cher Hinſicht ſein mochten, mit der Natur gerade haben ſie nichts
zu tun. In ihr gibt es nicht Freiheit, Gleichheit und
Brüder=
lichkeit, ſondern unentrinnbare Gebundenheit, größte
Ungleich=
heit und den Daſeinskampf aller gegen alle. Die Menſchenrechte
ſind alſo Ideale, wenn nicht Theorien. Jedenfalls ſind ſie kein
„Zurück zur Natur”, ſondern Produkte eines nicht mehr
jugend=
lichen Kulturgeiſtes, und als ſolche haben ſie gewiß eine Zeitlang
die Menſchen gefördert. A ich die Erhebung der noch nicht von
Kultur berührten Volksſchichten zur herrſchenden Klaſſe, wie es
Kommuniſten und Bolſchewiſten wollen, beruht auf Theorie,
denn in der Natur herrſchen die Eſel und Lämmer nicht über die
Löwen, ſondern werden von ihnen gefreſſen, und was die
Gift=
ſchlangen und Skorpione betrifft, ſo gefährden ſie zwar die
Löwen, aber zur Herrſchaft kommen ſie nicht. Wer daher ſich in
der Geſellſchaft gegen den rückſichtsloſen Kampf ums Daſein
ein=
ſetzen will, der kann es nicht tun im Namen der Natur, denn
gerade in ihr iſt die Ausbeutung der Schwächeren durch die
Stär=
keren Geſetz.
Die Empörung gegen geiſtige Regulierung der Welt im
Namen der Natur, die es ſchon gut machen werde, kann uns alſo
nicht weiterführen. Immer wieder wird nichts als eine neue
Theorie herauskommen, und die wird ſo lange eng und einſeitig
ſein, ſolange ſie unter fremder Flagge, etwa der Nückehr zur
Natur, ſegelt. Wenn wir trotzdem die Nevolution verſtehen
wol=
len, ſo kann es nur durch folgende Einſicht geſchehen: Zur Natur
zurück können wir zwar nicht, aber das Stück Natur in uns, aus
dem wir immer wieder unſere Kraft empfangen, will unbedingt
gelebt ſein. Werden aus den die Natur regulierenden, vom
menſchlichen Geiſt ſtammenden Einrichtungen, Geſetzen und
Sit=
ten, Hemmſchuhe des ſich weiter entwickeln wollenden, neue
For=
men ſuchenden Lebens, dann muß die Natur im Menſchen
rebel=
lieren, und blind, wie ſie iſt, verlangt ſie Alleinherrſchaft.
Nun iſt der Menſch zwar in das Tierreich eingeordnet, aber
er iſt das einzige Tier, das über die Natur hinaus will. Das
zeigt ſich ſchon darin, daß er der Natur viel ſchlechter angepaßt
iſt, als die anderen Tiere. Alle Organe ſind bei ihm viel zu
wenig ſpezialiſiert, um ſich leicht anpaſſen zu können; wenn die
umwelt ihm zu wenig entgegenkommt, dann kann der Menſch
nicht leben. Die geringe Spezialiſierung ſeiner Organe aber
dräugt den Menſchen zugleich über die Natur hinaus. Weiller
ſeine Beute viel ſchlechter ergreift, als ein Tier, erfindet er
Werk=
zeuge, die ihn über die Natur ſtellen. Er jagt, ſchafft Vorräte,
lernt ſie aufzubewahren, und ſo wird er unabhängiger von der
Jahreszeit. Hätte er ſich in den Höhlen ſo wohl gefühlt, wie
Bär und Wolf, wäre er nie darauf gekommen, Häuſer, Dörfer,
Städte, Wohnkultur, Werke der Schönheit und der Erkenntnis zu
ſchaffen. Kurzum: alles im Menſchen weiſt über die Natur
hin=
aus. Wenn das Tier ſchon nicht ausſchließlich, wie die
Abſtum=
mungslehre meint, aus der Aupaſſung an die Umwelt zu
be=
greifen iſt, ſondern in ſich einen ſich verkörpern wollenden Sinn
(Entelechie) trägt, der durch die Anpaſſung an die Umwelt nur
in der Erſcheinungsform beeinflußt wird, ſo kann ſich der Menſch
nicht einmal damit begnügen. Vielmehr findet ſeine Entelechie
in der Natur nirgends die ſeiner Gattung auf die Dauer gemäße
umwelt, ſondern überall muß er ſie ſich erſt ſchaffen. So kann
man im Sozialismus die Bemühung erkennen, dem Menſchen
endlich eine Umwelt zu gewährleiſten, in der er ſeine Nahrang
und Erwärmung wit derſelben Sicherheit findet, wie das Tier
die ſeine in der Natur. Der Irrtum des Sozialismus liegt nur
darin, daß er meint, damit ſei alles gut. Es wäre aber dann
nur dem Tier im Menſchen Genüge geleiſtet, und die Erfahrung
zeigt, daß dies zwar bis zu einem gewiſſen Grad Vorausſetzung
iſt für jede Höherenwicklung, daß aber die zu weitgehende
Aus=
ſchaltung des Riſikokoeffizienten, den Menſchen im Tieriſchen
ver=
ſinken, alſo ſeine eigentliche Aufgabe der Entwicklung über das
Tier hinaus vergeſſen läßt. Wäre dann aber wenigſtens ein
herrliches Menſchentier ohne ſoziale Not geſichert: Das iſt aber
nicht der Fall, denn der in jedem Weſen nach Ausdruck
drän=
gende Sinn will gelebt ſein. Ein Tier, deſſen Drong über die
Natur hinausgeht, verkümmert daher, wenn es trotzdem in der
Natur verharren will. Ein ſolcher Menſch ſinkt unter das Tier.
Die Triebbefriedigung des Tieres iſt darum weder ſitlich, noch
unſittlich, weil dieſe Kategorien eine individuelle Seele
voraus=
ſetzen. Wo aber dieſe menſchliche Stufe erreicht iſt, da lamn man
nicht mehr ohne Seele leben. Verſucht man es doch, dann wird
das Natürliche gemein, das Nichtwiſſen Schuld. Wenn auch das
Wort wahr iſt „Guid licet Jori, non licet bori”, ſo ſtimt auch
die Umkehrung: „Was dem Ochſen noch erlaubt erſcheint, iſt
Jupiter verboten.”
Dieſe tragiſche Situation des Menſchen, daß er als geiſtiges,
über die Natur hinausmüſſendes Weſen in die Natur, in einen
triebbewegten Leib eingebettet iſt, haben alle Religionen erkannt.
Im Gegenſatz zu dem Ruf: „Zurück zur Natur”, ſuchten ſie die
Wege über die Natur hinaus. Dadurch hielten ſie gewiß eine
dem tiefſten Weſen des Menſchen gemäßere Richtung ein, als die
Herolde des Ruſes: „Zurück zur Natur”. Manche jener
Religio=
nen ſchufen die bis dahin denkbar beſte Umwelt für den
Men=
ſchen, ſo etwa einzelne Richtungen des Bramahnentums, das den
Menſchen ohne Verdrängung der Natur allmählich ins Geiſtige
aufſteigen läßt, ferner manche Erſcheinungsformen des
Chriſten=
tums, die bei aller Verurteilung des Triebs als böſe, dieſen
doch durch Chriſti Opfertod ſoweit als gebüßt betrachten, daß
der Menſch nun mit Hilfe der Gnode kein dauernd böſes
Gewiſ=
ſen zu haben braucht, weil er ein „ſündiger” Menſch iſt. Die
großartigſte Vereinheitlichung der Trieb=Geiſtnatur des Menſchen
finden wir wohl im Konfuzianismus, wo Himmel (das
Jang=
prinzip) und Erde (das Yinprinzip) ſozuſagen in funktioneller
Abhängigkeit von einander beſtehen, und der Menſch, zwiſchen
ihnen ſeine Stelle findend, an beiden Teil hat. Es handelt ſich
dabei nicht um gsketiſche Ueberwindung des Dunkels durch das
Licht, ſondern der Menſch erſcheint als ein Baum, deſſen
Wur=
zeln in der Erde liegen, während die Krone in den Himmel ragt.
Der Weiſe iſt daher nicht weſentlich anders als der
Alltags=
menſch, ſein Stamm iſt nur höher gewachſen. Höchſtes Ethos
iſt nicht grundſätzliche Ueberwindung von irgend etwas
Natür=
lichem, ſondern Wachstum des Stammes über das Erdhafte
hin=
aus. Daß dabei ſich die Intereſſen immer mehr vom irdiſchen
Kleinkram zu den ewigen Dingen erheben, geſchieht nicht durch
Unterdrückung oder Verdrängung, ſondern, pſychoanalytiſch
aus=
gedrückt, dadurch, daß die Libido ein neues Gefälle erhält.
(JJung.) Wer in die Höhe wächſt, verliert von ſelbſt das Intereſſe
für das Niedrige, ohne daß er ſich dieſem gewaltſam zu
entfrem=
den braucht, ſo wie der reifende Menſch ohne Anſtrengung
kin=
diſche Art verliert.
Dieſe Weisheit findet ſich vereinzelt auch bei vielen
nicht=
chineſiſchen Weiſen, unter den unſerer Zeit noch Nahen am
deut=
lichſten bei Goethe deſſen Lebenslauf eine Entwicklung ins Licht
ohne jede Gewaltſamkeit darſtellt. Den Verſuch,
Höherentwick=
lung gewaltſam zu erreichen, nennt man Askeſe. Er iſt
keines=
wegs eine chriſtliche Sondererſcheinung. Die indiſchen Büßer
ſind nicht weniger asketiſch, als die chriſtlichen Heiligen. Unſere
Zeit iſt nun der Askeſe beſonders abhold, und der Ruf „Zurück
zur Natur” beinhaltet ja auch die Abwehr aller religiöſen, von
Jenſeitswerten hergenommenen Bindungen wegen ihrer „
Un=
natürlichkeit‟. Nach dem Geſagten wird man hier kaum eine
Verherrlichung der Askeſe gegen die Naturſchwärmer erwarten.
Tatſächlich liegt ſie nicht im Rahmen der Natur, aber das allein
würde zu ihrer Abwehr dem nicht genügen, der ſagt, der Menſch
ſtrebe über die Natur hinaus. Vielmehr müſſen wir den
Ver=
fechtern der Askeſe dieſelbe Gerechtigkeit widerfahren laſſen wie
denen, die einem an ſich notwendigen Drang des Menſchen fol=
gend, „Zurück zur Natur” wollen. Die lebensfeindliche
Verkehrt=
heit der Askeſe iſt zwar ebenſo leicht nachzuweiſen, wie die
Un=
möglichkeit einer Rückkehr des Kulturmenſchen zur Natur. Die,
weichen die Askeſe gelingt, gehen dem Leben mehr oder weniger
verloren, oder aber es wird irrtümlich für Askeſe gehalten, was
in Wirklichkeit dem organiſchen Wachstum des chineſiſchen Weiſen
in den bewußten Geiſt gleicht. Den meiſten aber, die ſie preiſen,
gelingt die Askeſe nicht, oder aber ihr Gelingen beſteht in
ge=
waltſamer Verdrängung der Triebe in das Unbewußte. Dadurch
entſteht unbedingt eine ſchiefe Seelenſtruktur, die durch
Fanatis=
mus, Schwärmerei, körperliche Krankheit, Neuroſen, Pſychoſen,
unverhoffte Entgleiſungen bis ins Kriminelle und
Zweidentig=
keiten leicht kenntlich wird. Wenn ein Skandal entſteht und
auf=
gedeckt wird, daß ein ſcheinbar gsketiſcher oder auch nur
beſon=
ders moraliſcher Menſch es in Wahrheit nicht war, dann handelt
es ſich ſelten darum, daß er heimlich tat, was viele weniger
heim=
lich tun, ſondern meiſt um viel ſchlimmeres. Der an ſich
natür=
liche Trieb wird in gewaltſamer Verdrängung leicht pervers,
wenn nicht verbrecheriſch.
Nichtsdeſtoweniger haben zu allen Zeiten die Prediger der
Askeſe nicht geringere Maſſenerfolge gehabt, als die Naturapoſtel,
ja man kann ſagen, mit nichts kann man mehr auf Maſſen wirken,
als entweder durch die Verkündigung ſchrankenloſer
Naturſrei=
heit oder übermenſchlicher Zucht. Der Grund iſt der, daß beides
tiefen menſchlichen Bedürfniſſen entſpricht. Der Menſch will
tat=
ſächlich beides: ſeinen natürlichen Inſtinkten leben und zugleich
ebenſo notwendig über die Natur hinauskommen. Darum
im=
poniert ihm jeder, der eines von beiden vollkommen zu können
ſcheint. Scheint, ſogen wir, denn wer auch die Hintergründe
ſieht, erkennt, daß keines von beiden möglich iſt. Wie aber beide,
polar einander entgegengeſetzten Triebe des Menſchen, ſein
Naturtrieb und der nicht minder ſtarke geiſtige oder religiöſe
Trieb, der ihn über die Natur hinaus trägt, ſeine transſzendente
Funktion (Jung), zu ihrem Recht kommen follen, das iſt zunächſt
ſchwer zu ſehen. Trotzdem iſt es möglich; den genannten Weiſen
und Goethe iſt es gelungen; dieſem gewiß nicht ohne innere
Kri=
ſen und ſchwere Konſlikte, aber von ihnen kann und ſoll der
Menſch nicht befreit werden. Er muß nur lernen, nicht darin
ſtecken zu bleiben, ſondern aus ihnen den Antrieb zu neuem
Wachstum zu gewinnen. Der Gegenſatz Trieb — Geiſt alſo iſt
der eigentliche Inhalt des Menſchlichen. Wir dürfem uns ihm
weder durch Rückehr zur Natur entziehen, noch können wir ihn
durch reſtloſe Vergeiſtigung löſen. Was wir tun können, iſt
allein, uns ſelbſt von ihm individuell als unſerer Aufgabe zu
unterſcheiden, die wir hinieden ſo gut zu löſen haben als wir
unter dem Beiſtand einer geheimen Gnade vermögen, die jedes
ſich individuell unterſcheidende Weſen zu ſpüren bekommt.
Die Askeſe hat alſo inſofern auch ihre Berechtigung — ſie iſt
keineswegs als Unſinn einfach abzutun — als ſie den Trieb des
Menſchen über die Natur hinaus an entſchloſſenſten verkörpert,
ſo entſchloſſen freilich, daß ſie Natur völlig als den böſen Feind
entwertet. Hier liegt ihre Unmöglichkeit. Sie vergißt, daß die
Kraft, die ein Asket gegen ſeine Triebe richtet, genau dieſelbe
Lebenskraft iſt, mit der ein anderer ſündigt. Da nun aber der
Menſch tot hinfallen würde, wenn es gelänge, alle Lebenskraft
auf ein geiſtiges Ziel zu richten, ſo wird die Natur zum Zwecke
der Selbſterhaltung ihrer Geſchöpfe bis zum letzten Atemzug
einen Teil dieſer Kraft für ſich beanſpruchen müſſen. Nur die
Angſt vor der darin liegenden Gefahr, von der Natur
zurückge=
ſchlungen zu werden, veranlaßt ſo viele Menſchen, in ihr Bosheit,
Gottfeindlichkeit, ja den Teufel zu ſehen, dem man nicht den
kleinen Finger reichen dürfe.
Warum indeſſen iſt die Natur ſo eingerichtet, daß ſich alle
Weſen zunächſt mit ihren Sinnen orientieren, denen ihre Triebe
folgen? „Zurück zur Natur” hieße freilich zurück auf dieſe Stufe.
Sollte nun aber nicht eine heranreifende Menſchheit neben der
Tatſächlichkeit der Naturtriebe eine zweite ebenſo gewaltige
Tat=
ſächlichkeit, den geiſtigen Trieb, unſere tranſzendente Funktion,
anerkennen, die keinen Menſchen ganz unberührt läßt, und die
ihr Necht beſonders in den reiferen Jahren mit ſolcher Maht
geltend macht, daß ihre Vernachläſſigung oder Verdrängung zu
noch ſchwereren Erkrankungen und Neuroſen führt, als in der
Jugend die Verdrängung der natürlichen Triebe. Wenn wir aus
dem qualvollen Entweder=Oder zwiſchen Natur und Geiſt
her=
aus in dos befriedende Sowohl=Als auch eintreten, dann erfaſſen
wir den Sinn, der Goethes Leben für uns Abendländer ſo
über=
zeugend macht. Dann haben „Zurück zur Natur” und einſeitig
geiſtige Regulierung des Lebens ihren Sinn verloren, aber die
Werte hergegeben, die in ihnen liegen. Was ſo jeder individuell
tun kann, iſt nichts anderes, als was wir kollektiv in allen großen
Kulturen ſehen, in denen natürliche und geiſtige Kraft ſich nicht
ausſchließen, ſondern in den Formen des Lebens, der Kunſt und
des Erkennens überzeugende Syntheſen bilden.
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Donnerstag, den 15. Januar 1931.
Nummer 15
Die Reparakur des verbrannken Flügels des ,„00.1‟.
Die Wiederherſtellungsarbeiten am zerſtörten Flügel des „Do. K” im Hafen von Liſſabon.
Die Reparaturarbeiten an dem infolge von Kurzſchluß in Brand geratenen und zerſtörten linken
Flügel des deutſchen Rieſenflugſchiffs „Do. K’ ſchreiten rüſtig vorwärts. Der Flügel ſoll in
kur=
zer Zeit wiederhergeſtellt ſein, ſo daß das Flugſchiff ſeine Fahrt über den Atlantik antreten kann.
Schloß Tworkau bei Rakibor niedergebrannk.
Das bekannte Schloß Tworkau,
das genau an der Dreiländerecke liegt, wo Deutſchland, Polen und die Tſchechoſlowakei
zuſammen=
ſtoßen, iſt durch eine Feuersbrunſt völlig zerſtört worden.
Reich und Ausland.
Selbſtmord eines Liebespaares,
Frankfurt a. M. Am Dienstag vormittag
machte ein Jäger auf einem Pirſchgang im
Enk=
heimer Wald einen ſchaurigen Fund. Unter
einem Baume fand er die Leichen zweier junger
Leute. Die ſofort alarmierte Polizei ſtellte feſt,
daß es ſich um einen 18jährigen jungen Mann
und ſeine 21jährige Geliebte aus der
Rieder=
waldkolonie handelt, die beide ſeit vier Tagen
vermißt wurden. Die beiden jungen Menſchen
haben ſich an einem Baum erhängt, da der
Ver=
bindung des Paares durch die Eltern
hart=
näckiger Widerſtand entgegengeſetzt wurde. Die
Toten hatten bereits mehrere Tage auf dem
ge=
frorenen Waldboden gelegen.
Für 300 000 Mark Juwelen vermißt.
Berlin. Zwei Amſterdamer
Juwelen=
händler, die zu Geſchäften in Berlin weilen, iſt
auf der Straße ein Portefeuille mit Diamanten
und Brillanten im Werte von 300 000 Mark
abhanden gekommen.” Ob das wertvolle
Porte=
feuille unterwegs verloren wurde oder einem
Dieb in die Hände gefallen iſt, ſteht dahin. Für
die Wiederbeſchaffung der Juwelen iſt eine hohe
Belohnung ausgeſetzt.
Fünf junge Mädchen durch einen Erdrutſch
verſchüttet.
Wallis. Zwiſchen Mörel und Bitſch
er=
eignete ſich am Dienstag nachmittag ein
Erd=
rutſch. Fünf junge Mädchen im Alter von 16 bis
18 Jahren, die ſich auf dem Wege nach Mörel
be=
fanden, wurden verſchüttet. Abends 7 Uhr
wurde die erſte Leiche geborgen. Ein zweites
Mädchen konnte zwar lebend aus den Erdmaſſen
hervorgezogen werden, doch wurde ihm ein Arm
abgedrückt. Die drei anderen Mädchen konnten
bisher noch nicht aus den Geröllmaſſen geborgen
werden.
Ein Bruder des Schmugglerkönigs Jack Diamond
verhaftet.
Innsbruck. Der =amerikaniſche
Staats=
angehörige John Diamond wurde in Steinach
am Brenner feſtgenommen und der hieſigen
Landespolizei übergeben, da er von den
ameri=
kaniſchen Behörden wegen einer beim
Alkohol=
ſchmuggel angeblich begangenen Gewalttat
ge=
ſucht wird. Diamond, der vorgibt, der Bruder
des amerikaniſchen Alkoholſchmugglerkönigs zu
ſein, hat vor einigen Wochen Amerika verlaſſen
und Frankreich, Deutſchland und Oeſterreich
be=
reiſt. Von Wien aus hatte er ſich nach Innsbruck
begeben, um über den Brenner nach Italien zu
reiſen. Er gibt ohne weiteres zu,
Alkoholſchmug=
ler zu ſein. Sollten die amerikaniſchen Behörden
ſeine Auslieferung nicht fordern, ſo wird er über
die öſterreichiſche Grenze abgeſchoben werden.
Eine 13jährige Banknotenfälſcherin.
Wien. In Zell in Oſterreich machten ſeit
einiger Zeit verſchiedene Geſchäftsleute bei der
Aeberprüfung ihrer Kaſſenbeſtände die peinliche
Entdeckung, daß ihnen falſche 50=Schillingnoten
in Zahlung gegeben worden waren. Die
Nach=
forſchungen der Gendarmerie führten bald zu der
überraſchenden Entdeckung, daß die Herſtellerin
dieſer falſchen Scheine die kleine Chriſtine
Irn=
dorfer, die 13½jährige Tochter eines
Bauern=
ehepaares iſt. Bei einer genauen Durchſuchung
der Räume des elterlichen Hauſes ſtieß man in
einer Dachkammer der Scheune auf eine
Fäl=
ſcherwerkſtatt. Sie enthielt verſchiedenfarbige
Papiere, Karten und ſogar eine kleine Preſſe.
Neben dieſen Materialien entdeckte man hinter
einem Strohſack verſteckt zehn fertige Falſifikate.
Die 15jährige Schweſter Maria wurde von der
Fälſcherin beauftragt, die falſchen Scheine an
den Mann zu bringen. Die kleine
Banknoten=
fälſcherin wurde verhaftet und hat bereits ein
Geſtändnis abgelegt. Ebenſo wurde die Schweſter
Maria in Haft genommen, die die falſchen
Scheine verbreitete und ſogar Reiſen in die
Um=
ſebung unternahm, um die Scheine unauffälliger
In den Mann zu bringen.
Ein Lebenszeichen von Hart und MacLaten?
New York. Ein Dampfer will einen
Funk=
gruch der drahtloſen Station auf der zur
zörengruppe gehörenden Inſel San Miguel
ufgefangen haben, wonach das Flugzeug „
Tra=
ewind” von der Inſel aus beobachtet worden
i, als es auf das Waſſer niedergehen mußte.
Der diohende Dergruc dei eocei.
Cochem. Zu dem drohenden Bergrutſch bei
Cochem erfährt der Lpd. folgende Einzelheiten:
Wenn man von Cochem moſelaufwärts nach
Sehl geht, ſieht man rechts am hohen Berghang
friſche Spuren ausgedehnter Erdbewegungen,
und hinab bis zum Fuße des Berges liegen
ab=
geſtürzte Felsblöcke und Maſſen von Steingeröll,
das bei der jeweiligen Senkung des unruhigen
Bergteiles in die Tiefe ſtürzte. In dem maſſiven
Felsſtein ſieht man friſche klaffende Riſſe und
Spalten, und deutlich kann man erkennen, wie
ſich die einzelnen Schichten nach und nach
voll=
ſtändig verſchoben haben. Seit Jahren
beob=
achtet man dieſe Riſſe ohne gleich von Anfang an
die ſtändig wachſende Gefahr zu erkennen. Erſt
in dem letzten halben Jahr ſind dieſe
Erdbewe=
gungen in ein größeres Stadium getreten. Seit
dem Frühjahr 1930 ſind in den auf der
Berg=
kuppe gelegenen Weinbergen die
Rutſchbewegun=
gen in verſtärktem Maße weiter gegangen. Es
läßt ſich deutlich erkennen, daß beſonders in dem
nördlichen Teil der Weinberge ſich Senkungen
bis zu einem Meter gebildet haben, und daß
tatſächlich die ganze Maſſe nach der Moſel hin in
Bewegung iſt. Durch dauernde Beobachtungen
erkennt man, daß der drohende Rutſch ſich zunächſt
in einer Reihe von Teilrutſchen auflöſen wird.
Die Bewohner der gefährdeten Häuſer ſind
des=
halb auf die Räumung aufmerkſam gemacht
wor=
den. Der Hang iſt ſteiler geworden. In einem
alten Steinbruch kann man intereſſante
Beobach=
tungen machen. An die Felſen gelehnt, ſtehen
ſeit Jahren ſchwere Gerüſtſtangen, über deren
Spitzen hervorragende Steinmaſſen ein
natür=
liches Dach gebaut haben. Nach und nach haben
ſich dieſe Felsblöcke verſchoben und geſenkt. Die
Senkung iſt in letzter Zeit ſo ſtark geworden, daß
das Steindach ſich auf die Stangenſpitze ſtützt.
Ein Teil der Stangen iſt bereits durch den Druck
durchgebrochen. Bei näherer Anſicht der
Fels=
wand macht man die Wahrnehmung, daß einzelne
Steinbänke aus dem Verband herausgekeilt
wer=
den. Durch den Gebirgsdruck beraubt ſich der
Felshang allmählich ſeines Fußes. Im
nörd=
lichen Teil des großen Steinbruches fand
be=
reits im Frühjahr vorigen Jahres ein großer
Felsſturz ſtatt. Hierbei ſtürzten Blöcke bis zu
60 Zentner Schwere in die Tiefe. Der
Berg=
rutſch kann durch nichts mehr aufgehalten wer=
den. Durch den alten Steinbruchbetrieb iſt das
Widerlager an dem an ſich ſchon gefährdeten
Hang weggenommen worden. Nach
fachmänni=
ſchem Urteil ſteht zu befürchten, daß in
abſeh=
barer Zeit die Felsmaſſen zuſammenſtürzen. Sie
werden zunächſt nach etwa 20 Meter breitem
Vorgelände ein Wohnhaus verſchütten. Welche
Formen dieſer erſte Abſturz für den geſamten
Bergrutſch nach ſich zieht, iſt nicht abzuſehen.
Dieſer Vorgang, der jeden Augenblick eintreten
kann, birgt auch eine Gefahr für die
Provinzial=
landſtraße in ſich. Wenn auch das ziemlich breite
Vorgelände die Hauptmaſſen des fallenden
Ge=
ſteins aufnehmen wird, ſo erſcheint es doch
not=
wendig, zum Schutz des Verkehrs auf der Straße
eine Schutzwand aus Eiſenſchienen an den
be=
reits feſtgeſtellten Gefahrenpunkten zu errichten.
Ein weiterer Gefahrenpunkt liegt an dem außer
Betrieb geſetzten alten Kalkofen. An den noch
ſtehenden Gebäudeteilen beobachtet man ſtarke
Verſchiebungen. Auch hier iſt der Hang in
dau=
ernder Bewegung. Der Abrutſch wird nicht
mehr lange auf ſich warten laſſen. Das
Be=
denkliche dabei iſt, daß dieſer Hang von den
Erdmaſſen des 100 Meter über der Moſel
ge=
legenen Weinberges bedroht iſt, ſo daß für das
dem Kalkofen ſeitlich vorgelagerte Wohnhaus
große Gefahr beſteht. Ein abſtürzendes
Fels=
ſtück ſchlug bereits im Herbſt vorigen Jahres in
die Küche des Hauſes, ohne Menſchen zu
ver=
letzen. Die Unterſuchung des Berges hat
er=
geben, daß der ganze, der Moſel zugekehrte
Bergteil, gelockert iſt. Wahrſcheinlich iſt durch
Querſtörungen der feſte Zuſammenhalt verloren
gegangen. Der nordöſtliche Bergteil iſt in einem
langſamen Vorwärtsgleiten nach der Moſel zu
begriffen. Ob er noch zum Stillſtand kommen
wird, iſt nicht zu ſagen. Zunächſt ſind drei
Ge=
bäude bedroht, die rechtzeitig von den
Bewoh=
nern geräumt werden müſſen. Es iſt
anzuneh=
men, daß an dem ganzen Hange ſich größere
Rutſche durch vorhergehende kleine anzeigen
werden. Wenn auch der Zeitpunkt des Sturzes
nicht anzugeben iſt, ſo iſt zweifellos die
Möglich=
keit einer Kataſtrophe im kommenden Frühjahr
nicht von der Hand zu weiſen. In
ſachverſtän=
digen Kreiſen iſt man der Anſicht, daß bei dem
Abſturz mit einer Felsmaſſe von mindeſtens
150 000 Kubikmeter zu rechnen iſt.
Jondon gibt der engliſchen Königsſchweſter Bickoria Luiſe das letzte Geleit.
Die Wache beim Verlaſſen von Windſor Caſtle nach der Totenfeier.
In der St. Georg=Kapelle des Windſor Caſtle bei London fand die feierliche Beiſetzung der älteſten
Schweſter des engliſchen Königs, Prinzeſſin Victoria Luiſe, ſtatt.
2as Programm des „90.1‟.
Ueber die Kanariſchen Inſeln nach Rio de
Janeiro.
Liſſabon. Die Ausbeſſerungsarbeiten an
der im November durch einen Brand beſchädigten
Tragfläche des „Do. K” ſind nunmehr vollſtändig
beendet. Kapitän Chriſtianſen erklärte am
Mon=
tag mit Beſtimmtheit, daß der Flug über den
Atlantiſchen Ozean am Dienstag, den 20.
Ja=
nuar, beginnen werde, und zwar über die
Ka=
nariſchen Inſeln, die Kap=Verdiſchen Inſeln,
Fernando de Noronha und Natal nach Rio de
Janeiro führend. Auf dem Rückflug nach
Eu=
ropa wird der „Do. K” nach New York kommen.
Im Rumpfe des Apparates ſind zwei neue
Ben=
zintanks für 6000 Liter Brennſtoff angebracht
worden, wodurch das Gewicht das Flugſchiffes
auf 88 Tonnen ſteigt.
Raubüberfall auf einen Zug.
Bukareſt. In Ploeſty haben am Montag
nacht Banditen einen Ueberfall auf den
Per=
ſonenzug. Bukareſt—Galatz in dem= Augenblick
verſucht, als der Zug den Bahnhof verließ. Sie
hatten ſich offenbar als Paſſagiere auf den
gan=
zen Zug verteilt und einen überraſchenden
Ueberfall auf die Fahrgäſte geplant. Es gelang
jedoch, durch Ziehen der Notbremſe Alarm zu
ſchlagen, als bereits fünf Banditen mit
vorge=
haltenem Revolver in ein Abteil eingedrungen
waren. Polizei war ſofort zur Stelle und konnte
unverzüglich die Verfolgung der Banditen
auf=
nehmen, von denen zwei feſtgenommen wurden.
Ein unterirdiſcher See die Urſache der Lyoner
Kataſtrophe.
Paris. Die Aufräumungsarbeiten an der
Unglücksſtelle in Lyon, wo vor einiger Zeit ein
ganzes Stadtviertel verſchüttet wurde, ſind jetzt
wieder aufgenommen worden Am Montag
ge=
lang es den mit den AufrZumungsarbeiten
Be=
ſchäftigten, eine weitere Leiche unter einer
ein=
geſtürzten Mauer freizulegen. Man hat
außer=
dem unmittelbar unter dem eingeſtürzten
Stadt=
viertel einen großen unterirdiſchen See entdeckt,
der als Urſache der Kataſtrophe anzuſehn iſt.
Der Pariſer Polizeiinſpektor ſeines Poſtens
enthoben.
Paris. Der Ouſtric=Skandal ſcheint
nun=
mehr dem Generalinſpektor der Pariſer Polizei,
Benoiſt, der ſich durch ſeine Methoden beſonders
bei der Affäre des ſchuldlos des Mordes
ver=
dächtigten und von der Polizei ſchwer
mißhan=
delten armeniſchen Schneiders Almazoff einen
traurigen Ruhm erworben hatte, ſein Amt
ge=
koſtet zu haben. Eine in der Morgenpreſſe
ver=
öffentlichte kurze Note gab bekannt, daß Benoiſt
durch einen Erlaß des Polizeipräſidenten
Chi=
appe ſeines Poſtens enthoben worden iſt. Das
Mittagsblatt „Paris Nouvelles” berichtet dazu,
der Sturz des Generalinſpektors ſei auf eine
vertrauliche Mitteilung des Vorſitzenden der
parlamentariſchen Unterſuchungskommiſſion an
den Polizeipräſidenten zurückzuführen, wonach
unter den Chiffrekonten der Ouſtric=Bank ein
Konto „B.” (P. J.) auf 17000 entdeckt worden
iſt und daß dieſe Chiffre mit Benoiſt (Police
Judiciaire) zu überſetzen ſei.
Elli Beinhorn in Sevilla gelandet.
Sevilla. Die deutſche Fliegerin Elli
Bein=
horn iſt, von Madrid kommend, auf dem
Flug=
platz Tablada gelandet. Elli Beinhorn hatte
unterwegs infolge Verrußung der
Zündker=
zen bei Llerena auf ſumpfigem Boden, in den
die Maſchine tief einſank, eine Notlandung
vor=
nehmen müſſen. Nach längeren vergeblichen
Startverſuchen der Fliegerin" gelang es ihr
ſchließlich, zuſammen mit zur Hilfeleiſtung
her=
beigeeilten Bauern, das Flugzeug auf trockenen
Boden zu bringen und ihren Flug fortzuſetzen.
Sturmſchäden in Japan.
Paris. Nach einer Meldung der Agentur
Indo=Pacifique aus Tokio ſind in Takata in der
Provinz Fukuſchima durch ſchwere Stürme
be=
deutende Sachſchäden angerichtet worden. Ueber
tauſend Häuſer wurden beſchädigt. Zahlreiche
Motorboote ſanken. In Moje ſeien fünf
Per=
ſonen ertrunken, in Oſaka werden zwei Perſonen
vermißt.
Nummer 15
Donnerstag, den 15. Januar 1931
Seite 11
Wittich=Ralender
auf das Jahr 1931
Herausgegeben von der
L. C. Witrich’ſche Hofbuchdruckerei,
Darmſtadt
(1109
Mit einem Bupferſtich (Kandgraf Georg II.
von Heſſen) und Proben von Wittichdrucken
aus den Jahren 1699, 170o und 1772 und
Fakſimilig von zwei Briefen des Hofrats
Wittich aus dem Jahre 1772. Dreifarbiger
Druck des Balendariums
Pappband mit Goldaufdruck
RH. 5.—
Soeben erſchienen!
Aus der Geſchichte des Heſſiſchen Geſangbuchs, das
ſeit über 230 Jahren in der L: C. Wittich’ſche
Hofbuch=
druckerei gedruckt wird, ſind zwei intereſſante Zeitabſchnitte
behandelt: die Jahre 1698 bis 170), die im Zeichen des
tätig=wirkenden Pietismus ſtehen, und das Jahr 1772,
das für Heſſen, unter dem Einfluß der großen Landgräfin,
das erſte Geſangbuch der Aufklärung brachte. „Auch heute
noch, im Bann moderner Technik und im Bewußtſein der
Uberlegenheit der Maſchine unſerer Zeit über den Menſchen,
werden wir gern die Arbeit bewundern, die der Begründer
der Druckerei, Meiſter Sebaſtian Griebel mit ſeinen Geſellen
von 1698—170) für den Beſtand der Firma leiſtete, als
ſich Bogen um Bogen durch einige 3 Preſſen jagten und
neben dem Seger der rührige pietiſtiſche Stadtpfarrer Züehl
in fliegender Eile noch letzte Rorrekturen ſeiner
Geſang=
bücher las. Gern werden wir ſeiner Feder folgen und
aus „Got es Rlage und Dermahnung an Teutſchland”
Worte aufnehmen, als ſeien ſie für unſere Zeit gemünzt:
Du aber nimmſt diß nicht in acht / und wirſt zur
Sodoms=
ſchweſter /
hängſt mehr an geitz und kleider=pracht / an freſſenyſauffen
feſter /
an wein und bier / als lepder! mir: Gweh der ſünd und
ſchanden!
der ſtarcken teuffels=banden! Ein ochs und eſel kennet doch
und liebet ſeinen Herreny ſo ſind auch zu gewinnen noch
die wölffe / löwen bären; und du allein willt härter ſenn!
als demant ſtahl und eiſen / und dich nicht laſſen weiſen.”
L. C. Wittich Perlag / Darmſtadt
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3 Pfennige
Ein guter Vater beschäftigt sich, wenn er von seiner
Tagesarbeit nach Hause kommt, noch mit seinen Kindern.
Wenn Sie sich hierfür zu müde und abgespannt fühlen,
dann streben Sie nach einer besseren Gesundheit.
Ver-
meiden Sie Getränke, die Ihren müden Nerven schaden
könnten, Trinken Sie lieber morgens und abends Van
Houten’s Cacao, der ausschliesslich aus Bohnen
allerfein-
ster Qualität bereitet wird und daher einen ganz
her-
vorragend keinen Geschmack hat.
Ausserdem ist Van Houten’s Cacao vorteilhaft, denn
durch das spezielle Verfahren, das seit der Erfndung des
löslichen Cacaopulvers im Jahre 1828 von C. J. van
Houten Fabrikgeheimnis der Eirma Van Houten geblieben
ist, ist Van Houten’s Cacao so kräftig, dass für die
Her-
stellung einer Tasse vorzüglichen Cacao äusserst wenig
Pulver erforderlich ist.
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Seite 12
Donnerstag, den 15. Januar 1931
Nummer 15
Spoln Spier und Tarnen,
Die inkereſſanke Woche.
Wie im Film?
Amtißt jar secme.
Lehren aus dem Spielverkehr mit Profis.
Nach unſeren ſchönen Erfolgen in Länderſpielen gegen die Oſtſtaaten
herrſchte allgemein die Meinung, das deutſche Fußball=Syſtem eine
Kombination von Balltechnik und in erſter Linie Kraftfußball, habe ſich
Gleichwertigkeit mit dem kunſtvolleren, geſchnörkelten Syſtem der
Oeſter=
reicher, Ungarn und Tſchechen erkämpft. Das konnte mit einiger
Be=
rechtigung geſagt werden, denn die Ergebniſſe bewieſen es oder ſchienen
es wenigſtens zu beweiſen. Bis jetzt auf einmal ein ungeheuerlicher,
kaum verſtändlicher Rückſchlag eingetreten iſt.
Im Kampf von Verein zu Verein, namentlich wenn deutſche
Ver=
eine in den Oſtſtaaten ſelbſt weilten, haben wir noch nie große
Lor=
beeren ernten können, ſelbſt nicht zu den Glanzzeiten einer
Spielvereini=
gung Fürth oder eines 1. F.C. Nürnberg. Ausnahmen, wie der Sieg
des Frankfurter Fußballſportvereins in Wien und das gleichwertige
Spiel der Frankfurter „Eintracht” in Prag beſtätigen nur die Regel.
Auf deutſchem Boden gingen die Reſultate noch an; ſie waren kaum
ein=
mal ſo kataſtrophal für den deutſchen Fußball wie gerade jetzt in der
Zeit um Weihnachten und Neujahr. Betrachte man nun einmal aus der
Reihe der verſchiedenen Ergebniſſe die folgenden;
Vienna Wien ſchlägt Bayern München 3:1, gewinnt in Mannheim
6:3. gegen FSV. Frankfurt 6:1 und gegen Kickers Stuttgart 6:0. —
Hungaria ſiegt gegen Hertha/BSC. 7:0, ſchlägt den Dresdener SC. 5:2.
Rapid Wien fertigt Minerva Berlin 4:2 ab. Hungaria ſchlägt den
1. FC. Nürnberg 2:0, und der Wiener A.C. gewinnt gegen Wacker
München 6:2.
Das ſind ſchwere Niederlagen von Mannſchaften, die man zur
deut=
ſchen Eliteklaſſe zählt, die in Deutſchland ebenſo an der Spitze ſtehen
wie die öſterreichiſchen und ungariſchen Mannſchaften in ihrem Lande.
Es iſt klar bewieſen, daß im Kampf von Verein zu Verein die öſtlichen
Profis unſerer Elite immer noch um eine Klaſſe überlegen ſind. Das
zeigte in jedem Treffen der geſamte Spielverlauf, nicht nur das
End=
reſultat allein. Selbſt in den Spielen, in denen unſere Mannſchaften
unentſchieden kämpften oder ſiegten — es ſind deren nicht ſehr viele —
war die Ueberlegenheit meiſt bei den Gäſten, dank ihres gepflegten
Feldſpieles und ihrer hervorragenden Technik.
Dieſer Umſtand gibt viel zu denken. Bis jetzt glaubten wir in der
Lage zu ſein, die techniſche Ueberlegenheit der Profis durch unſer
beton=
tes Kampfſpiel aufzuheben, mindeſtens aber entſcheidend herabmindern
zu können. Die Feiertage haben uns eines anderen belehrt. Einmal
ſind die Profis kampfesfreudiger geworden, und da ſie unſer Syſtem
hierin nahezu erreicht haben, gibt wieder die beſſere Technik den
Aus=
ſchlag. Unſere Spieler, vor allem unſere Deckungsreihen, waren den
Kniffen und Tricks der Gäſte nicht gewachſen. Sie liefen ſich zu Tode,
und dann kam eben die Niederlage nahezu ſelbſtverſtändlich. Die
ge=
radezu fürchterliche Kataſtrophe des Deutſchen Meiſters, die Tatſache,
daß ſelbſt die Verdoppelung des Ergebniſſes nicht unmöglich geweſen
wäre, die Leichtigkeit, mit der andere renommierte Vereine geſchlagen
wurden, die Tatſache, daß überall, wo Profis ſpielten, die Zuſchauer den
Eindruck eines Lehrſpieles empfingen, dies alles zeigt, daß wir in
unſe=
rem Können noch weit zurück ſind und daß es falſch war, die Technik
hintanzuſetzen. Bei zwei techniſch gleichwertigen Gegnern mag der
Kampfgeiſt entſcheiden bei einer ſo kraſſen Ueberlegenheit in techniſcher
Beziehung muß die Mannſchaft unterliegen, deren hauptſächliche Waffen
Kampfgeiſt und Energie ſind.
Unſer Weg, wie ihn Nerz z. B. mit der Ländermannſchaft ging,
war für Länderſpiele richtig. Wir ſiegten, weil unſere Repräſentative
eine gewiſſe reife Technik beſaß und mit geſteigertem Elan kämpfte. Die
Vereinsmannſchaften unterlagen um ſo deutlicher. Man muß ſich
immer wieder vor Augen führen, daß das Abſchneiden von elf
aus=
erwählten Leuten nicht für das allgemeine Spielniveau einer Nation
maßgebend iſt.
Die Ueberlegenheit der Oeſterreicher, Ungarn und Tſchechen kann
nicht nur allein daher rühren, daß ihre Spieler eben Berufsſpieler ſind,
denn ſie unterſcheiden ſich — wenigſtens bis zur „Neuregelung” der
Speſen unſerer Amateure — in faſt keiner Beziehung von unſeren
Spie=
lern. Ihnen ſtand auch nicht mehr freie Zeit zum Training zur
Ver=
fügung; ſie hatten faſt alle noch ihren Zivilberuf und konnten auch nicht
den lieben, langen Tag auf dem Sportplatz liegen. Entweder iſt es alſo
natürliche Begabung, was ſie uns überlegen macht, oder aber es iſt das
Syſtem. Warum aber ſollen Oeſterreicher, Ungarn und Tſchechen im
Fußball begabter ſein als wir Deutſche. Das iſt nicht einzuſehen. Es
muß alſo im Syſtem liegen. Aber nicht in dem Syſtem von heute,
ſon=
dern im Syſtem von geſtern und vorgeſtern.
Zuerſt wird einmal der künftige Profi Ballkünſtber. Bei uns iſt
ſchon in der Schüler=Mannſchaft der allein beherrſchende Gedanke:
Wer=
den wir das Spiel auch gewinnen? Von Grund auf müßte alſo das
Syſtem bei uns geändert werden, dann erſt können wir in lanſamem
Aufbau die Stufe des Könnens erreichen, die unſere öſtlichen Nachbarn
ſeit mehreren Fußball=Generationen beſitzen. Hungaria und M.T.K.
ſind dasſelbe, und die Tradition der Wiener „Amateure” oder von
Ra=
pid Wien zur Zeiten eines Schaffers oder Kuthan wurde erhalten. Auch
die Sparta des Jahres 1920 iſt heute wieder in der Sparta Prag des
Jahres 1931 auferſtanden. Das Können langt immer noch, um unſeren
Spitzenvereinen eine Klaſſe überlegen zu ſein. Und das iſt die traurige
Wahrheit, die wir an den vergangenen Tagen immer wieder erneut
erfahren haben. Wir ſind ſtehen geblieben, unſere Fußballentwicklung
hat einen falſchen Weg beſchritten, der in eine Sackgaſſe führte.
Niederſchmetternd iſt es, daß uns keine Zeit bleibt, das zu ändern.
Der Kampfgedanke ſitzt in unſerer Jugend, in unſeren Mannſchaften zu
feſt, als daß er durch den Spielgedanken, der den Geiſt leichter macht
und der allein zu vollendeter Technik führt, jemals ohne die größten
Opfer erſetzt werden könnte.
Tiſchkennis.
Bei dem am Dienstag abend ſtattgefundenen
Verbands=
turnier zwiſchen Sportverein 98 und Darmſtädter
Tiſchtennisklub ſetzte der Sportverein ſeine Erfolgſerie
durch einen weiteren Sieg fort, und zwar wurde
er mit 14:1 Punkten bei 45 12 Spielſätzen
er=
rungen. Hoffmann vom Tiſchtennisklub gelang es, gegen den
5. Sportvereinler den einzigen Punkt für ſeine Farben zu buchen.
Am Sonntag, fährt die Mannſchaft von 98 nach Bad Homburg
zum Freundſchaftsſpiel und wird, da Homburg vorausſichtlich auch
Gruppenmeiſter wird, einen kleinen Vorgeſchmack von den
Grup=
penendſpielen bekommen.
Schwimmen.
Techniſche Hochſchule — Rotweiß Darmſtadt.
Wir weiſen nochmals auf den heute abend ſtattfindenden Wettkampf
im Schwimmen und Waſſerball zwiſchen den obigen Gegnern hin.
Be=
ginn püinktlich 20 Uhr.
Fußball.
Union Wixhauſen — S.V. Offental 4:1 (2:1).
Beide Mannſchaften trafen ſich am letzten Sonntag zum
fäl=
ligen Verbandsſpiel in Wixhauſen und lieferten ein
abwechſlungs=
reiches Treffen. Gleich zu Beginn legte ſich Offental mächtig ins
Zeug und es konnte in der 11. Minute durch einen Deckungsfehler
der Unionverteidigung in Führung gehen. Union, anfangs etwas
zaghaft, wird durch gute Abwehr= und Aufbauarbeit der
Läufer=
reihe und Verteidigung leicht überlegen und kann bis Halbzeit
das Reſultat auf 2:1 ſtellen. Nach Wiederbeginn iſt der
Platz=
beſitzer weiter im Vorteil und kann bis Schluß durch Melk und
Stork auf 4:1 erhöhen. Offental hinterließ einen guten Eindruck
und war dem Meiſter ziemlich ebenbürtig. Bei der
Meiſtermann=
ſchaft zeigten Torhüter, beide Verteidiger und Läuferreihe ſehr
gute Leiſtungen, wogegen das Schmerzenskind, der Sturm. durch
ungenaues Zuſpiel und zu langes Ballhalten auffiel.
Schieds=
richter leitete einwandfrei. — Wixhauſen 2. — Offental 2. 3:2.
Um den engliſchen Fußball=Pokal.
Die acht Treffen, die bei der dritten engliſchen Hauptpokalrunde
am letzten Samstag ohne Entſcheidung geblieben waren, wurden am
Mittwoch noch einmal ausgetragen. Das intereſſanteſte Spiel führte in
Birmingham. Aſton Villa, mit dem vorjährigen Pokalſieger und
der=
zeitigen Tabellenführer Arſenal zuſammen. Die ſchußkräftigere
Mann=
ſchaft aus London blieb mit 3:1 Treffern ſiegreich. Aſton Villa iſt alſo
ausgeſchaltet. Die weiteren Ergebniſſe waren: Cardiff City—
Brent=
ford 1:2 (l); York City—Sheffield United 0:2; Torquah-Bury 1:2;
Middlesbrough—Bradford City 1:1; Mancheſter United—Stoke City
0:0; Reading—Cryſtal Palace 1:1; Charlton Athletic—Weſtbromwich
Albion 1:1. Die vier letzteren Spiele müſſen nun alſo zum drittenmal
angeſetzt werden.
Beginn der Endſpiele
um die Süddeukſche Meiſterſchaft.
5.B. 98 Darmſtadt — Weſtmark 05 Trier.
Am kommenden Sonntag beginnen die Endſpiele um die Süddeutſche
Meiſterſchaft, für die das Verbandsſpiel in zwei Gruppen eingeteilt iſt.
Im Gegenſatz zum Vorjahre nehmen an den Endſpielen nicht die
Be=
zirksmeiſter, die in dieſem Jahre überhaupt nicht ermittelt werden,
ſon=
dern die Gruppenmeiſter teil. Demgemäß ſind in der Weſtgruppe
fol=
gende Vereine teilnahmeberechtigt: Fußballſportverein Mainz 05 und
Sportverein Darmſtadt 1898, als die beiden Gruppenmeiſter des Bezirks
Main=Heſſen. Weſtmark Trier als Saarmeiſter, der Rheinmeiſter, der
erſt am kommenden Sonntag feſtgeſtellt und vorausſichtlich Sportverein
Mannheim=Waldhof heißen wird, und der Polizeiſportverein Darmſtadt.
als vorjähriger Süddeutſcher Pokalmeiſter. Der Meiſter der Weſtgruppe
wird durch Austragung von Vor= und Rückſpielen ermittelt, ſo daß jeder
Verein acht Spiele zum Austrag zu bringen hat.
Im erſten dieſer Spiele tritt am kommenden Sonntag der
Saar=
meiſter, Weſtmark Trier, am Böllenfalltor an. Dieſes Spiel dürfte
er=
höhtem Intereſſe begegnen, weil den Gäſten, die bisher in Darmſtadt
noch nicht geſpielt haben, ein guter Ruf vorausgeht. Weſtmark Trier iſt
zum erſtenmal Saarmeiſter geworden, und hat den langjährigen
frühe=
ren Meiſter — V.f.R. Kaiſerslautern — in der Meiſterwürde abgelöſt.
Nachdem Trier in Kaiſerslautern durch allzu robuſtes Spiel des
Alt=
meiſters eine unverdiente 2:1 Niederlage einſtecken mußte, gelang in
Trier durch einen 4:0 Sieg die Revanche: in dem dadurch notwendig
ge=
wordenen Entſcheidungsſpiel, das in Saarbrücken ſtattfand, ſicherte ſich
dann Weſtmark mit einem 2:0 Sieg die Meiſterſchaft. Man iſt hier in
Darmſtadt auf das Antreten der Gäſte ganz beſonders geſpannt, weil in
Trier für Darmſtadt eine Konkurrenz inſofern erſtanden iſt, als auch
dort der Handballſport feſten Fuß gefaßt und Zuſchauerzahlen
aufzu=
weiſen hat, die weit über Durchſchnitt ſtehen. Trier iſt heute auf dem
beſten Wege, gleich Darmſtadt zur Handball=Hochburg zu werden. Durch
die Erringung der Meiſterſchaft wird die Entwicklung zweifellos
be=
ſchleunigt. Daß der Saarmeiſter über ein großes Können verfügt, dafür
bürgt neben ſeinem Meiſtertitel der Umſtand, daß ſchon mehrfach Spieler
der Mannſchaft in Repräſentativſpielen zur Verwendung kamen. Bei
der Begegnung der 98er mit Weſtmark Trier wird ſich entſcheiden, ob
unſerem einheimiſchen Meiſter in den Gäſten ein ernſtlicher Konkurrent
erwachſen kann.
Der Spielbeginn iſt auf 2 Uhr feſtgeſetzt. Anſchließend treten zum
erſten Privatſpiel dieſer Saiſon die Fußball=Ligiſten der 98er
an. Als Gegner iſt die Ligaelf der
Spielvereinigung Mannheim=Sandhofen
verpflichtet, die auch in dieſem Jahre ſich mit gutem Erfolg in der
Be=
zirksligagruppe Rhein bewährt hat.
Welimeiſter Grafſtröm im Berliner Sporkpalaft.
Gillis Grafſtröm (Schweden),
der mehrfache Weltmeiſter und Olympiaſieger im Kunſtlauf, zeigt
drei Tage lang im Berliner Sportpalaſt ſeine vollendete Kunſt.
Die Oberſte Mokorradſpork-Behörde
hat ſich in ihrer letzten Vollverſammlung mit einer Aenderung
der bisherigen Beſtimmungen für Ausweis= und Lizenzfahrer
be=
faßt. Dabei wurden alle in der Oeffentlichkeit erfolgten
Anregun=
gen zu dieſem Problem eingehend erörtert. Bei ihren
Entſchlie=
ßungen hat ſich die O.M.B. von dem Gedanken leiten laſſen, daß
das Hauptziel unbedingt die Förderung des Nachwuchſes ſein
muß. Auf Grund dieſer Erwägungen hat die O.M.B. beſchloſſen,
daß die Einteilung der Motorradfahrer auch weiterhin in
Lizenz=
fahrer und Ausweisfahrer erfolgt. Um den Nachwuchs an
Lizenz=
fahrern zu fördern wird feſtgelegt, daß Ausweisfahrer nach
Er=
ringung von 2 Erfolgen in offenen und reſervierten
Veranſtal=
tungen oder 3 Erfolgen in geſchloſſenen Veranſtaltungen
automa=
tiſch während des Sportjahres Lizenzfahrer werden müſſen. In
Zuverläſſigkeitsfahrten wird ein Erfolg einem Fahrer angerechnet,
wenn er ſtrafpunktfrei bleibt oder zu den 3 beſtbewerteten
Fah=
rern in einer Wertungsgruppe gehört. In Ausnahmefällen hat die
O.M.B. das Recht, Fahrern nach beſonderer Prüfung des Falles
eine Lizenz auch ohne Nachweis von 2 bzw. 3 Erfolgen auszu=
ſtellen.
Ausweis= und Lizenzfahrer müſſen bei
Geſchwindigkeitsprü=
fungen getrennt geſtartet und gewertet werden; bei Bergrennen
mit Einzelſtart kann der Veranſtalter gemeinſame oder getrennte
Wertung ausſchreiben.
Ausweisfahrer dürfen nur um Ehrenpreiſe konkurrieren. Mit
den Reſultaten von Ausweisfahrern darf keine Reklame gemacht
werden, es ſei denn, daß die Veranſtaltungen auf der Liſte der für
Reklame freigegebenen Wettbewerbe ſtehen.
Um eine Verbilligung des Sportes herbeizuführen, wird der
Preis für die Lizenz von 10 Mark auf 7 Mark herabgeſetzt, der
Preis für den Ausweis bleibt bei 2 Mark.
Eine weitere finanzielle Entlaſtung ſoll dadurch eintreten,
daß alle Veranſtalter, die einen Wettbewerb ausſchließlich für
Ausweisfahrer ausſchreiben, frei von Genehmigungsgebühren der
O.M.B. ſind.
Für Reklame werden für 1931 folgende Veranſtaltungen
frei=
gegeben: 4 internationale Veranſtaltungen: Länderfahrt 8.—22.
April: Großer Preis von Deutſchland 5. Juli; Großer Bergpreis
von Deutſchland 26. Juli; Bäderrennen 2. Auguſt. 4
Meiſter=
ſchaftsläufe: Eilenriede 22. März; Marienberg 21. Juni; Rund
um Schotten 19. Juli: Schleiz 23. Auguſt. 2 Meiſterſchaftsläufe
für Seitenwagenmaſchinen: Nürburgring 31. Mai; Eifelrennen
7. Juni. 4 Läufe um die Deutſche Bergmeiſterſchaft: Lückendorf
17. Mai; Keſſelbergrennen 14. Juni; Ruſelbergrennen 15 Auguſt;
Pöhlbergrennen 13. September. Oſtpreußenfahrt 1 —2. Mai.
Drei=
tagefahrt 11.—13. Mai. Sechstagefahrt 1.—6. Juni.
Solitude=
rennen 12. Juli.
Im Dortmunder Sechstagerennen führten nach 120 Stunden Schön=
Piinenburg, 195 P., mit einer Runde von Göbel/Dinale, 240 P. Es
folgten: zwei Runden zurück: 3. Linari/Guerra, 165 P.; 3 Runden
zu=
rück: 4. Krüger/Funda, 126 P.; 5. Rauſch/Hürtgen. 93 P.; 4 Runden
zurück: 6. Manthey/Macziniky, 103 P.; 7. van Kempen/Stübbecke,
87 P.; 5 Runden zurück: 8. Preuß/Reſiger 103 P.; 9. Broccardo=
Marcillac, 54 P.; 7 Runden zurück: 10. Ehmer Tietz, 74 P.; 11.
Tonani/Schenk. 64 Punkte.
Der frühere Weltmeiſter im Halbſchwergewicht, George Carventier,
wurde von amerikaniſchen Banditen überfallen, als er gerade ein New
Yorke= Theater verlaſſen wollte. Bei ihm war Lita Grey, die
geſchie=
dene Frau Charlie Chaplins. Beide wurden in ihrem eigenen Wagen
nach einer einfamen Gegend gefahren und dort ausgeraubt. Die Räuber
ſollen mit Schmuckſtücken im Werte von 25 000 Dollar das Weite geſucht
haben. Der Gedanke einer romantiſchen Inſzenierung liegt nahe,
an=
dererſeits iſt George Carpentier heute nicht mehr der Mann, der daran
Intereſſe hat, daß man von ihm ſpricht, wie damals, als er ſich,
ver=
wegen und chancenlos, unter die Dampfhämmer von Jack Demöſetz
be=
gab. Auch die geſchiedene Frau Chaplins ſollte ſich mit fener
Vorſtel=
lung begnügen, bei der ſie ganz Amerika gegen ihren Rohling von
Mann mobil machte, nicht allzu ſchwer in einem Land, in dem der
Ehe=
mann Freiwild iſt. Hier ſcheint die Wirklichkeit ſtärker geweſen zu ſein
als der Film. Der Film hätte nämlich nicht mit einem glücklichen
Räuber=
entkommen geendet, ſondern der Weltmeiſter hätte, eingedenk ſeiner
Ringherrlichkeit, die Banditen zuſammengeſchlagen und das Mädchen
ſeines Herzens im Packard davongefahren.
Komiker wechſeln die Rollen.
Maurice Chevalier, franzöſiſcher Filmſchauſpieler, 200prozentiger
Harry Liedtke, 400prozentiger Fritſch, machte ſich in London einen Spaß,
zuſammen mit dem Schwergewichtsboxer Carnera. Anläßlich dieſes
kul=
turhiſtoriſchen Augenblicks wurde in Form eines Photos ein Dokument
aufgenommen. Man ſieht Chevalier, auf einer Bank ſtehend, mit dem
Rock des Boxers, der ihm gut bis an die Knie geht. Dafür hat ſich der
Rieſe mit dem bekannten Strohhut des Filmſchauſpielers aufgetan.
„Rollenwechſel” heißt der ſinnreiche Einfall der beiden und des
geſchäfts=
tüchtigen Photographen.
Wozu Rollenwechſel? Spielt uns nicht Herr Carnera ſchon einige
Jährchen das komiſche Spiel vom „wilden Mann” vor? Mußte erſt ein
luſtiger Einfall die Menſchen auf den Gedanken bringen, daß Chevalier
und Carnera an ſich ſchon Kollegen ſind und daß es eines Rollentauſches
gar nicht bedurfte?
Apropos „Schußkanone‟.
Zu den ſchönſten Blüten, die der Sportiournalismus getrieben hat,
gehört das Wort „Schußkanone‟ Haben Sie ſchon einmal eine Kanone
geſehen, die eine andere Sendung hatte als zu ſchießen? Vielleicht wird
der Völkerbund einmal eine Sorte erfinden, die dazu dient, den
Geg=
ner mit Roſenwaſſer zu begießen. Einſtweilen iſt es und bleibt es
noch beim alten Begriff.
Der nächſte Fußball=Länderkampf. Deutſchland—Schweiz wird erſt
m Jahre 1932 ausgetragen werden.
Preußiſch-Süddeutſche Klaſſen=Lotkerie.
Berlin, 13. Jan. 1. Tag, 4. Klaſſe. In der heutigen
Vor=
mittagsziehung fielen: 4 Gewinne zu je 10 000 Mark auf
Nr. 50 563, 312 761; 4 Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. 51 764,
302 648; 6 Gewinne zu je 3000 Mark auf Nr. 9960, 204 904,
290 161: 8 Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr. 12 176. 95 038,
247 489, 309 086: 22 Gewinne zu je 1000 Mark, auf Nr. 5736,
31 267 69 503, 84 321. 91 192, 176 232. 195 257. 212077. 225 524,
231 242. 278 096: 42 Gewinne zu je 800 Mark auf Nr. 12 978,
37 536, 66 175, 69 381, 81 226. 91 515, 103 849, 114 076. 115 301,
158 999, 159 488. 178 817 180 740. 195 889, 200 888, 234 400, 239 044.
277 849, 352 834, 397 474, 398 290; 62 Gewinne zu je 500 Mark
auf Nr. 7369, 14 096, 17 794, 64 180, 66 286. 71 801. 90 195. 95 263.
107 923, 151 463. 156 585, 169 083, 173 553, 176 396, 178 289, 182 248.
192 040. 197 661. 229 141. 234 089, 237 772. 262 351. 267 944, 269 032.
309 297. 328 763. 352 203, 354 551, 363 614, 380 908, 396 240: ferner
wurden gezogen: 132 Gewinne zu je 400 Mark, 362 Gewinne zu
je 300 Mark. — In der Nachmittagsziehung fielen:
2
16 514, 134 613: 6 Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr. 152 084,
159 395, 313 715: 34 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 5737,
86 574, 98 382. 105 193. 123 111. 128 410, 205 151 233 363, 237 509
247 313. 252 285, 342 888, 351 624, 363 888, 380 158, 381 174. 382 047
34 Gewinne zu je 800 Mark auf Nr 30 438, 34 001, 51 514. 55 469,
66 697 68 074, 96 554, 129 239 129 320, 131 623 139 123. 141 648,
163 475, 174 700. 190 351, 192 716, 264 716: 58 Gewinne zu je 500
Mark auf Nr. 15 430, 16 259, 52821 57 168, 63 272. 78 627. 89 372,
93 874. 109 139. 124 688 191 451. 207 022, 207 397, 224 371. 235 506.
254 072. 254 735, 258 002. 304 732, 310 608, 330 836, 531 849, 361 899.
362 585, 370 530, 372 133, 393 419 394 161, 394 192: ferner wurden
gezogen 104 Gewinne zu je 400 Mark, 372 Gewinne zu je 300 Mk.
Geſchäftliches.
Denken Sie immer daran, verehrte Hausfran, daß auf jedem
Sup=
penwürfel von Maggi die Kochanweiſung ſteht, und daß bei den
ein=
zelnen Sorten die Kochzeit verſchieden iſt. Verfahren Sie genau nach
der einfachen Anweiſung, die das Ergebnis ſorgfältiger fachmänniſcher
Feſtſtellungen iſt, ſo werden Sie ſich immer davon überzeugen, daß Sie
mit Maggi’s Suppen Freude auslöſen und Lob ernten.
Rundfunk-Brogramme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 15. Januar.
15.20: Aus Stuttgart: Stunde der Jugend. Ausf.: Elſa Pfeiffer.
Karl Köſtlin.
16.30: Kurhaus Wiesbaden: Konzert des Städt. Kurorcheſters.
18.05: Poſtinſp. Bender: Eine Viertelſtunde Deutſche Reichspoſt: Die
Bedeutung der Deutſchen Kraftpoſt.
18.25: Zeitfragen.
18.50: Ernſt Kahn: Der internationale Geburtenſtreik.
19.20: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.45: Dr. Franz Wallner: Einführung zur folgenden
Opernauf=
führung.
20.00: Die Veſtalin. Oper in drei Aufzügen von de Jouy. Muſik
von Gaſparo Spontini.
22.35: Von Berlin: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donners ag, 15. Januar.
10.00: Mitteil. des Verbandes der Preuß, Landgemeinden.
10.10: Schulfunk: Pflanzen als Schmarotzer und Paraſiten.
15.00: Kinderſtunde: Kunterbunt.
15.45: Frida Schuberi: Der Tag einer Buroangeſtellten.
16.00: Direktor Stolzenberg: Das Experiment in der Berufsſchule.
10.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Prof. Dr. Mersmann: Husmuſik.
18.00: Rechtsanwalt, Dr. Tichauer: Verträge und Verträglichkeit.
18.30: Prof. Dr. Rothacker: Neue Probleme der Erkenntnislehre.
19.00: Min.=Rat Joachim: Aus der Praxis des Arbeitsrechts
(Mehrgeſpräch).
19.40: Wiſſenſchaftl. Vortrag für Tierärzte.
20.00: Landgerichtsdir. Dr. Lehmann, Dr. Olden: Gedanken zur
Zeit: Prozeß und Oeffentlichieit.
20.30: München: „Ein kurzes Leben” Oper von Manuel de Fella.
Als muſikaliſches Hörbild bearbeitet von Helmut Grohe.
Funk=
orcheſter und Funſchor.
21.25: Arnold Böcklin und ſeine Kunſt.
21.45: Jerlin: Zum 30. Todestag von Arnold Böcklin: „Vier
Tondichtungen”. Berliner Funk=Orcheſter.
Ca 22.30: Tanzmuſik. Kapelle Juan Lloſſas.
Wekterbericht.
Ausſichten für Donnerstag, den 15. Januar: Vorerſt bewölkt mit
leich=
teren Schneeſchauern, dann wechſelnd wolkig mit Aufklaren und
kälter.
Ausſichten für Freitag, den 16. Januar: Mehr aufklarendes und
auf=
heiterndes Wetter mit Froſtzunahme.
Hauptſchrittlenung Rudoli Maupe
Veranzwortlich für Poiniik und Wirtſchaft Rudolf Maupe. für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten Mar Streeſe, für Sport. Karl Böhmann;
ür den Handei: Dr. C. H. Queiſch. für den Schlußdienſt Andreas Bauer; f.
„Die Gegenwact”, Tagesſpiegel in Bild und Wort Dr. Herberi
Neite=
für den Inſeratenten und geſchäftliche Mitteſlungen Willy Kuble
Druck und Verlag C. C. Wittich — ämtlich in Darmſiadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nich übernommen.
Die heutige Nummer hat 16 Geiten.
[ ← ][ ][ → ] Die Selbftkoſtenkriſe der Wirkſchaft.
„Das deukſche Preisniveau in ſeiner Gefamtheit
unkglikar”. — Neue Senkung der Eiſenpreiſe zur
Wiederbelebung der Wirkſchaft.
Düſſeldorf, 14. Januar.
Die Eiſeninduſtrie verbreitet eine längere Erklärung, aus der ſich
ergibt, daß für alle ab 1. Januar 1931 getätigten Abſchlüſſe eine
Er=
mäßigung der Eiſenpreiſe um durchſchnittlich 11,50—12 RM. eintritt.
In der von der Eiſeninduſtrie verbreiteten Erklärung über die
Senkung der Eiſenpreiſe wird u. a. geſagt: „In der Erkenntnis, daß
die geſamte deutſche Wirtſchaft ſich in einer Selbſtkoſtenkriſe
befindet und das deutſche Preisniveau in ſeiner
Ge=
ſamtheit unhaltbar iſt hatte die Eiſeninduſtrie im Juni des
vergangenen Jahres ihre Preiſe über das Ausmaß der Senkung der
Lohn= und Gehaltsbeträge hinaus ermäßigt und ein ſichtbares Zeichen
zum Preisabbau auf breiter Front gegeben. Erſt als einige Zeit ſpäter
ſich auch die Reichsregierung für einen allgemeinen Preisabbau
ein=
ſetzte, begannen an anderen Stellen ebenfalls Selbſtkoſten und Preiſe
nachzugeben. Ausmaß, Tempo und Wirkung der bisherigen
Preis=
ſenkungen konnten um deswillen nicht allen Erwartungen gerecht
wer=
den, weil die von der Oeffentli hkeit beſtimmten
Unkoſtenfakto=
ren faſt ausnahmslos unverändert blieben oder ſogar geſtiegen ſind.
Das gilt für Steuer und Werktarife wie auch für
Sozial=
laſten und Frachten. Damit wurde der Eiſeninduſtrie
die=
jenige Entlaſtung ihrer Selbſtkoſten vorenthalten, die für die
ange=
ſtrebte Eiſenpreisſenkung erforderlich war. Wenn die
Eiſenindu=
ſtrie ſich jetzt dennoch entſchließt, innerhalb eines halben
Jahres ihre Preiſe zum zweiten Male, und zwar in
einem erheblichen Ausmaße, zu ermäßigen, ſo geſchieht das aus.
der Erwägung heraus, preislich das Möglichſte zur
Wiederbelebung. der Wirtſchaft zu tun. Die
Eiſen=
preisſenkung iſt gültig für alle Abſchlüſſe ab 1. 1.
1931.‟
Es folgt ſodann eine Aufzählung der Preisermäßigung für Eiſen,
Bleche und Walzdraht, aus denen ſich einſchließlich der Nachläſſe auf
die Ueberpreiſe ein Preisabbau um durchſchnittlich 11,50 bis 12 RM.
ergibt.
Wiriſchafkliche Rundſchaa.
Die Liquidation der Frankfurter Hausrat G. m. b. H. Zu Beginn
des vergangenen Jahres geriet bekanntlich die Frankfurter Hausrat G.
m. b. H., die vor einigen Jahren in Darmſtadt, Offenbach, Wiesbaden,
Wetzlar, Gießen und Siegen Filialen gegründet hatte, in
Zahlungs=
ſchwierigkeiten, die im Frühjahre 1930 dazu führten, daß die Liquidation
beſchloſſen wurde. Da die Geſellſchaft hauptſächlich
Möbelteilzahlungs=
geſchäfte betrieben hatte, konnten die Außenſtände, die jetzt noch
an=
nähernd 2 Millionen Mauk betragen ſollen, im vergangenen Jahre nur
bis zu einem geringen Bruchteil eingezogen werden. Um die zahlreichen
kleinen Gläubiger mit 60 Prozent ihrer Forderungen befriedigen zu
kön=
uien, wollte inan urſprünglich den erforderlichen Betrag von rund 600 000
Mark von den Geſelſchaftern einziehen, zu denen der Landeshauptmann
von Wiesbaden und die Städte Frankfurt, Wiesbaden und Offenbach
ge=
hörten. Die Städte Wiesbaden und Offenbach haben ſich aber geweigert.
die anteiligen Summen zu zahlen, ſo daß der ganze Betrag vom
Landes=
hauptmann in Wiesbaden und von der Stadt Frankfurt aufgebracht
werden mußte. Die Stadt Frankfurt hat inzwiſchen insgeſamt 552 350
Mark für Bürgſchaftseinlöſungen und für die Befriedigung der kleinen
Gläubiger aufgebracht. Der Landeshauptmann hat für den letzteren
Zweck den Betrag von 210 000 Mark zur „Verfügung geftellt. In der
letztent Aufſichtsratsſitzung wurde beſchloffen, das Vertragsverhältnis mit
dem Geſchäftsführer, der ſich verſchiedene Eigenmächtigkeiten in der
Ge=
ſchäftsführung zuſchulden kommen ließ, möglichſt umgehend zu löſen.
Michelsbräu Brenner A.=G., Babenhauſen. Nach 55 604 (59 727)
RM. Abſchreibungen berbleibt ein Reingewinn von 7909 (8495) RM.,
aus dem 6 Prozent auf die V.=A. (100 000 RM.) verteilt werden. Das
Stammkabital von 200 000 RM. bleibt auch dieſesmal ohne Dividende.
Die Geſellſchaft befindet ſich im Beſitz der Frankfurter Brauereien
Hen=
ninger=Kempff=Stern=A.=G., und Schöfferhof=Binding=Bürgerbräu A.=G.
Brodukkenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 14. Jan. Die Tendenz an der
Getreidebörſe war ruhig, Futtermittel feſter. Es notierten: Weizen
für 74 Kilo, 272,50—274: Roggen 70—71 Kilo, 177,50; Hafer 157,50
bis 160; Sommergerſte 215: Weizenmehl ſüdd 41,50—42,50; desgl.
niederrhein. 41,25—42,25; Roggenmehl 26,25—27,25; Weizenkleie 9,25
bis 9,50; Roggenkleie 9
Die Metallnotierungen in Berlin am 14. Januar ſtellten ſich
für je 100 Kg. für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Deutſche
Elektrolytkupfernotiz) auf 96,75 RM. — Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
ver=
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Be=
zahlung) ſtellten ſich für Original Hüttenaluminium 98—99
Pro=
zent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 170 RM., desgleichen in
Walz= oder Drahtbarren 99 Prozent, 174 RM.. Reinnickel 98 bis
99 Prozent, 350 RM. Antimon=Regulus 56—58 RM., Feinſilber
(1 Kg. fein) 41,75—43,75 RM.
Amerikgniſche Kabeinachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 14. Jan.:
Getreide. Weizen: März 82,50, Mai 84,50, Juli 69,50; Mais:
März 71. Mai 73,75, Juli 73½ Hafer: März 34,25, Mai 34½,
Juli 33,75; Roggen: März 42,50. Mai 43,75. Juli 44,50.
Schmalz: Jan. 8,425, Febr. 8,625, März 8,775, Mai 8,875.
Speck, loco 11,62.
Schweine: Leichte 8,10—8,25, ſchwere 7.20—7,50;
Schweinezu=
fuhren Chicago 36 000, im Weſten 155 000.
Baumwolle: Januar 10. März 10,25.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 14. Jan.:
Schmalz: Prima Weſtern 9,25; Talg, extra loſe 4½.
Getreide. Weizen: Rotwinter 98,/5; Mais; loco New York
85,25; Mehl: ſpring wheat clears 4,15—4,40; Getreidefracht nach
England 1,6—2,3 sh, nach dem Kontinent 7—8 C.
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze 112, loco 5½: Januar 5,70,
Februar 5,72, März 5,74, Mai 5,94, Juli 6,10, September 6,25,
Oktober 6,30. Dezember 6,37.
Die Großhandelsfirmen, in Glas=, Porzellan= und Steingutwaren
„ohannes Eiſele in Ludwigshafen und Klußmann u. Binder in
Mann=
heim haben zur Verringerung der Unkoſten und Ausſchaltung der
Kon=
kurrenz ihre Betriebe vereinigt. Unter der Firma „Glas und Keramik
Gmbc” wurde eine neue Geſellſchaft mit dem Sitz in Ludwigshafen
gegrundet. Das Geſellſchaftskapital beträgt 250 000 RM.
Infolge der Lohndifferenzen betrachtet ſich die Arbeiterſchaft der
Nürnberger Glasinduſtrie als ausgeſperrt. In den Betrieben der
Bayz=
riſchen Spiegelglasfabriken vorm. Nechmann=Kupfer, Vereinigte
Spie=
gelglasfabriken A. G., N. Wiederer u. Co., Tafel=Salinen A. G., Jakob
Büchenbacher u. Söhne in Neumühle, J. L. Lehmann u. S. und Bendit
u. Söhne, Nürnberg=Fürth, liegt die Arbeit ſtill.
Nachdem die Arbeiter der Produktionsbetriebe der J. P. Bemberg
A. G., Wupbertal=Barmen, ihre Arbeitsverträge zum 14. Januar
ge=
kündigt hatten, war die Geſellſchaft ihrerſeits zur Kündigung der
übri=
gen Belegſchaft geſchritten. Wie wir erfahren iſt in Auswirkung dieſer
Schritte der Geſamtbetrieb am Dienstag ſtillgelegt worden.
Der Reichsverband des Deutſchen Groß= und Ueberſeehandels e. V.
hat bei der Reichsbahn eine Senkung der Standgelder im
Güterver=
kehr beantragt. Eine Senkung der Gebühren ſei im Rahmen der
Preis=
ſenkungsbeſtrebungen der Reichsregierung unbedingt erforderlich; die
Höhe der zur Berechnung gelangenden Standgelder müſſe aßhängig
ge=
macht werden von dem tatſächlichen Wagenumlauf der Reichsbahn und
dem im Hinblick auf den durch
Virtſchaftslage bedingten
verminder=
ten Wagenumlauf.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 14. Januar.
Nachdem bereits die geſtrige Abendbörſe trotz leichter
Interbentions=
tätigkeit ſchwächer verkehrte, eröffnete auch die heutige Börſe in ſehr
ſchwacher Haltung. Ein Druck auf die Stimmung wurde namentlich
von der ſchwachen Veranlagung der Auslandsbörſen ausgeübt, ſo daß
allgemein neue Kursrückgänge eintraten. Es kam wieder ziemlich
Ma=
terial an den Markt, das vorwiegend aus ſchwachen Depots herrühren
ſoll. Daneben ſollen auch wieder einige Auslandsabgaben
vorgenom=
men worden ſein. Man verwies ferner auf den ungünſtigen
Quartals=
bericht des Stahlvereins und auf die bevorſtehenden Genfer
Verhand=
lungen, von denen man für Deutſchland nur wenig günſtiges erhofft.
Auch die ſchwache Haltung der internationalen Aktien wirkte ebenfalls
kursdrückend. Da auch die Baiſſepartei zu einigen Blankoabgaben ſchritt
und dem Markte keine Aufnahmeneigung gegenüberſtand, ergaben ſich
gegen die geſtrige Abendbörſe erneut Rückgänge, von durchweg 1—3
Prozent. Durch einen größeren Kursverluſt fielen am Bankenmarkte
Reichsbank auf, die 7.25 Proz. ſchwächer lagen. Die übrigen Bankwerte
erlitten Rückgänge von 1—1,5 Proz. Beſonders ſchwach lag der
Mon=
tanmarkt. Gelſenkirchen und Rheinſtahl ſtanden mit 4prozentigen
Ver=
luſren im Vordergrunde während ſich im übrigen Einbußen bis zu
2 Prozent ergaben. Kaliwerte ſetzten von 2,5—4,5 Prozent niedriger
ein. Am Elektromarkt ſtanden Siemens mit minns 3,5 Proz. unter
Kursdruck. A.E.G. minus 2 Proz. Von Chemiewerten lagen J. G.
Farben und Scheideanſtalt je 2,5 Proz. abgeſchwächt. Angeboten waren
außerdem Deutſche Linoleum (—3 Proz.), Hapag (—2,5 Proz.) und
Süddeutſche Zucker (—1 Proz.). Am Kunſtſeidemarkt verſtimmte die
Stillegung der geſamten Bembergbetriebe. Aku verloren 1 Prozent,
Bemberg wurden etwa 3 Proz. niedriger taxiert. Am
Bauunterneh=
mungsmarkte waren Wayß u. Freytag mit minus 4 Proz, ſtärker
ge=
drückt. Zement Heidelberg büßten 1,5 Proz. ein. Von internationalen
Werten wurden Chade und Spenska erneut je 10 M. niedriger taxiert.
Am Anleihemarkt ſtanden Neubeſitz unter Kursdruck, Altbeſitz dagegen
relativ behauptet. Ausländer ohne Geſchäft. Pfandbriefe ſtill.
Reichs=
ſchuldbuchforderungen ſchwächer. Im Verlauf hielt die Abgabeneigung
an und die Kurſe bröckelten weiter ab. Das Geſchäft ging jedoch ſtark
zurück. Reichsbank konnten ſich 1 Prozent erholen. Am Geldmarkt
blieben die Sätze unverändert. Am Deviſenmarkt ſetzte ſich die
Ab=
ſchwächung der Mark weiter fort. Man nannte Mark gegen Dollaz
4.2080, gegen Pfunde 20.43, London-Kabel 4.85½, —Paris 123.83,
—Mailand 92.75, —Madrid 46.95, —Schweiz 25.07, —Holland 12.067/8.
Frankfurter Abendbörſe. Nach wieder ſchwächerem Beginn
ſetzte ſich an der Abendbörſe im Verlauf eine leichte Erholung durch.
Das niedrige Kursniveau veranlaßte die Berufsſpekulation zu Käufen,
ſo daß allgemein eine leichte Erholung eintrat. Das Geſchäft nahm
jedoch keinen ſonderlichen Umfang an. Farben ſchloſſen 1167/g bei 116
am Sihluß der Mittagsbörſe.
Berlin, 14. Januar.
Die heutige Börſe eröffnete, wie ſchon vormittags bei der Fülle der
vorliegenden ungünſtigen Nachrichten eigentlich nicht anders zu erwarten
war, in ſchwacher Haltung. Der wenig erfreuliche Quartalsbericht des
Stahlvereins, der matte Schluß des geſtrigen New Yorks, die
Erklärun=
gen des Reichsfinanzminiſters zu den Etatberatungen und die
Erkennt=
nis, daß ſich nunmehr ein Geſamtdefizit des Reichshaushaltes von einer
Milliarde Mark ergibt, die bevorſtehenden Genfer Verhandlungen, die
ſchwache Haltung der Reichsmark uſw. waren genügend Momente, um
ſowohl Stadt= und Probinzkundſchaft, als auch das Ausland zu
Ab=
gaben zu veranlaſſen. Teilweiſe ſchienen dieſe allerdings auch nicht ganz
freiwilliger Natur zu ſein. Obwohl es ſich meiſt nur um
Verkaufs=
beträge von 6 Mille nominal handelte, ſummierte ſich das bei den
Hauptwerten doch ſo ſtark, daß Umſätze von 60 bis 100 Mille ziemlich
häufig feſtzuſtellen waren. Hatte man vormittags vielleicht noch damit
gerechnet, daß die Banken gegebenenfalls intervenieren würden, ſo war
man ſich ſpäter, in Anbetracht dieſes Angebotes, doch wohl darüber klar,
daß eine geregelte Interventionstätigkeit im Moment nicht angebracht
ſei. So traten durchſchmittlich Kursverluſte von 1 bis 3 Prozent ein.
und darüber hinaus verloren alte und neue Reichsbank, Schubert u.
Salzer, Schultheiß, Spenska. Chadeaktien, Kalipapiere, Rheinſtahl.
Gel=
ſenkirchen uſw., noch erheblich mehr. Am Anleihemarkt ſetzte ſich die
Abwärtsbewegung der Neubeſitzanleihe nach anfänglicher Minus=Minus=
Notiz auf 4½½s Prozent fort. Ausländer lagen geſchäftslos. Merikaner
Minus Minus und bis zu 1 Prozent ſchwächer. Auch Pfandbriefe
neig=
ten überwiegend zur Schwäche. Reichsſchuldbuchforderungen abbröckelnd.
Am Deviſenmarkt blieb die Mark abhängig von der Franc=Bewvegung
und lag ſchwach.
Die Städkiſche Sparkaffe Darmſtadt
legt nunmehr ihren Jahresbericht für 1929 vor. Das Ergebnis des
Jah=
res 1929 iſt durchaus beachtenswert. Die Kaſſe verzeichnet einen
Einlage=
zuwachs von 4,5 Mill. RM., wodurch der Einlagenbeſtand (ohne
Auf=
wertungsguthaben) von 18,1 Millionen RM. auf 22,6 Millionen RM.
geſtiegen iſt, und damit ſind bereits 58 Prozent des
Friedenseinlagen=
beſtandes am 1. Januar 1914 mit rund 39 Millionen RM. erreicht, gegen
46,4 Prozent in 1928 und 32,2 Prozent in 1927. Die Zahl der Sparer
hat ſich von 29 413 um 4429 neue Sparer auf zuſammen 33 842 Sparer
erhöht. Im Scheck= und Kontokorrentverkehr hat ſich das Guthaben der
Kunden von 1,9 Millionen MM. auf rund 2,1 Millionen RM., alſo um
200 000 RM. erhöht. Die Geſamtſumme der fremden Gelder, die der
Sparkaſſe anvertraut ſind (ohne Aufwertungsmaſſe), iſt von 20.1
Millio=
nen RM. auf 24,8 Millionen RM., alſo um 4,7 Millionen RM.
ange=
wachſen. Durch dieſen erfreulichen Zuſchuß von neuen Geldern, ſo
heißt es im Bericht, war die Sparkaſſe auch in dieſem Jahre wieder in
der Lage, die zahlreichen Wünſche auf Bewilligung von erſten
Hypo=
theken, ſowie von Darlehen und Krediten ohne Einſchränkung erfüllen
zu können und ihren Kunden aus allen Kreiſen der hieſigen Bevölkerung
ausreichende Geldmittel zu günſtigen Zinsſätzen zur Verfügung zu
ſtel=
len. Im ganzen ſind an Hypotheken 8.1 Millionen RM., an
Baudar=
lehen 2,5 Millionen RM., mithin zuſammen 10,6 Millionen RM. als
Realkredit ausgeliehen oder rund 47 Prozenr des Einlagenbeſtandes von
22,6 Millionen RM. Der in Anſpruch genommene billige
Mittelſtands=
kredit betrug Ende 1929 zuſammen rund 1 372000 RM., das Guthaben
der Inhaber von Kontokorrentkonten rund 600 000 RM. Der Umſatz im
Kontokorrent= und Scheckverkehr betrug in Einnahme und Ausgabe ſe
rund 38 Millionen RM. gegenüber 31 Millionen RM. im Vorjahre.
Der Geſamtumſatz hat ſich auf rund 220 Millionen RM. erhöht, gegen
170 Millionen RM. in 1928 und 140 Millionen RM. in 1927. Der
Be=
ſtand an Wertpapieren betrug Ende 1928 rund 3,4 Millionen RM. In
1929 wurden weitere 750 000 RM. 8prozentige Pfandbriefe uſw.
er=
worben, ſo daß der Geſamtbeſtand der Sparkaſſe an Wertpapieren 4,2
Millionen RM. beträgt. Dieſe Papiere ſind in der Bilanz vom 31.
Dezember 1929 mit rund 3,6 Millionen RM. eingeſtellt. Der
Wechſel=
beſtand betrug zu Beginn des Jahres 1929 105000 RM. Neu
herein=
genommen wurden Wechſel in Höhe von 450 000 RM., eingelöſt wurden
465 000 RM., ſo daß der Wechſelbeſtand Ende 1929 rund 90 000 RM.
betrug.
Die Aufrechterhaltung einer ausreichenden Liquidität wurde
beſon=
ders beachtet. Zu dieſem Zweck wurden Ende 1929 in Form von
Monats=
geldern rund 3,9 Millionen RM. unterhalten, über welche Summe die
Sparkaſſe jederzeit kurzfriſtig verfügen kann, das ſind rund 15 Prozent
des Einlagenbeſtandes von 24,8 Millionen RM. Außer dieſem jederzeit
greifbaren Bankguthaben beſitzt die Sparkaſſe an liquiden Mitteln ihren
Kaſſenvorrat, ſowie den Wechſelbeſtand und Wertpapiere in Höhe von
nom. 4,2 Millionen RM., die erforderlichenfalls lombardiert werden
können.
Die Aufwertungsarbeiten ſind im abgelaufenen Jahre
weiter gefördert worden. Nach ſorgfältiger Nachprüfung aller
Aufwer=
tungsforderungen war es möglich, noch über den im vorjährigen
Jahres=
bericht in Ausſicht geſtellten Aufwertungsſatz von 25 Prozent
hinauszu=
gehen und den Aufwertungsfatz der Spareinlagen mit Genehmigung des
Miniſters des Innern von 20 Prozent endgültig auf 28 Prozent des
Goldmarkbetrages der Einlagen zu erhöhen. Die Sparkaſſe geht hiermit
— dank der ihr zur Verfügung ſtehenden höheren Aufwertungsmaſſe —
ganz erheblich über den geſetzlichen Aufwertungsſatz (in Heſſen 12,5
Pro=
zent und in Preußen 15 Prozent) hinaus. Bis Ende 1929 wurden
be=
reits 2054 000 RM. in 33 000 Poſten vorzeitig ausbezahlt. Bis Ende
Jnni 1930 hatte ſich die ausbezahlte Summe inzwiſchen auf rund 2.7
Millionen RM. erhöht. Im ganzen waren bis Ende 1929 rund 900 000
RM. an Aufwertungshypotheken bereits liquidiert. An
Aufwertungs=
zinſen und ſonſtigen Aufwvertungsforderungen, ſowie durch Auslofung
von Wertpapieren der Aufwertungsmaſſe uſw. waren bis Ende 1929
zu=
ſammen rund 1 200 000 RM. eingegangen, ſo daß die Aufwertungsmaſſe
in der Lage war, die zur vorzeitigen Auszahlung notwendigen Gelder
faſt vollſtändig zur Verfügung ſtellen zu können.
Das finanzielle Ergebnis des abgelaufenen
Geſchäftsjah=
res darf als zufriedenſtellend bezeichnet werden. Nach Abzug
der erforderlichen Abſchreibungen auf Wertpapiere. Gebäude und
In=
ventargegenſtände verblieb noch ein Reingewinn von 180 302.23
RM. gegenüber 133 000 RM. im Jahre 1928. Hiervon wurden der
Kaſſe des ſtädtiſchen Wohlfahrtsamtes rund 50 000 RM. überwieſen
während der geſetzlichen Rücklage und den Sonder=Rücklagen zuſammen
130 302,B3 RM. zugeführt werden konnten.
Berliner Kursbericht
vom 14. Januar 1931
ODeviſenmarkt
vom 14. Januar 1931
Me
anatbank.
eutſche Bant u.
sconto=Geſ.
resdner Bant
apag
anſa Dampfſch.
ordd. Lloyzd
E. G.
ahr. Motorenw.
P. Bemberg.
ergmann Elektr.
I. Maſch.=Bau
nti=Gummi.
utſche Cont. Gas
eutſche Erdöl
118—
138.25
406.—
106.—
53.75
93.75
54.—
85.875
47.75
43.
99.—
28.50
102.25
93.75
53.625
Mei eee
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Nöhr.
Maſch.=Bau=Untn
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw
Orenſtein & Koppel
De
116.625
85.
68.—
54.75
67.—
121.—
49.—
61.—
54.50
28.—
36.625
60.—
38.50
ee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kan
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln, Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Verl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Auch
40.50
180.50
92.50
71.-
53.—
1277.—
58.
20.75
42.50
112.75
41.—
132.—
69.—
Gelſingfors
Miet
Prag
Budape
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhage!
Stodholm
London
Buenos=Aires
New Yort
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tich. Kr./ 12,4421
100 Pengo
100 Leva.
100 Gulden 1169.15
100 Kronen
1 00 Kronen /112.3:
100 Kronen
12.Stg.
1 Pap. Peo
1 Dollar
100 Belgo
100 Lire
100 Francs
Re
10.576
59.08
73.41
3.044
112.32
Rie
10.538
59.2)
12.462
73.55
3.05
169.49
112 54
112.541
112.53/ 112.75
20.409 20.448
1.2431 1.247
4.204/ 4.21
58.57 58,69
21.995/ 22.035
6 475 168.515
Schwei.
Spanie!
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoflawien
Portugal
Athen
Iſtambu=
Kairo
Kanada
Uruguay
Island
Mi
100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen
1 Milre
100 Dinar
100 Escudos
100 Drachm.
1 türk. 2,
1 ägypt. *
canad. Dol
1 Goldpeſo
100 eſtl. Kr.
Tallinn (Eſtl.//100 eſtl. Kr.
100 Lats
Riga
GedBrie
81.39 1.55
43.36 43.44
81.52 8 I.68
2.079 2.(83
0.3c0 (.:52
7.429/ 443
18.84 18.58
5.4451 T.454
20.32
1.i81
2 747
91.89
111.741
80.86
8a,07
1.86
81.02
Kondlbant, Kommanskgefeafcarinf Aiinm, Scrisftast
Frankfurter Kurebericht vom 14. Januar 1931.
W
6½%Intern.
80 Baden ......
62 Bahern....."
....
825 Heſſer v. 28
v. 28
5%
8% Preuß. Staat
6% Sachſen... . ..
..
2 Thüringen
Dtſche. Anl.
Auslo=
jungsſch. =
Ab=
löſungsanl.. ....
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ...
Baden:
v. 28
Re
v. 26
n25
6 Heſſ. Landesbi.
Goldoblig/ 94
20 Heſſ. Lds..-Bk.=Liquid. BE.5
% „Kom.=Obl. / 79.5
Preuß. LdS..-Anſt. G. Pf. 100
„Gebbeblig 87
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73.25
74.5
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85
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51.65
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1I=
31
80.75
75.75
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Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl.
89Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr..
8% Naſ. Lundesb.
4½% „Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
*Ausl. Ser.
Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
89 Berl. Hyp.=B1.
4½% „Ligu.=Pfbr
82 Frkf. Hyp.=Bk.,
4½% -Lig. Pfb
„ Pfbr.=Bk.
„ Liar
89 Mein. Hyp.=Bi.
4½%n Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.=Bk.
4½% „ Lig.Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
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4½% „Lig. Pfbr
2a Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank
4½% Lig. Pfbr.
% Rhein. Hyp. Bk.
½2% n Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit .....
80 Südd. Bod.,
Cred.=Bank
„ Lig. Pfbr
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6% Daimler=Benz! 86.5
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101.25
96.75
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89.75
zor
88.76
100.25
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54
112
61
66.75
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Nummer 15
Donnerstag, den 15. Januar 1931
Seite 15
Der alte John trat verſtört ins Zimmer.
„Lieber John!” ſagte Berndt voll Ruhe und Würde,
„Schicken Sie die Zofe zu Lady Durham!”
„Mary hat heute Ausgang, Herr Groth!”
„Dann wecken Sie Betty!”
Lady Durham wehrte müde ab und ſagte: „Es iſt gut! Ich
kleide mich ſelber aus.”
Berndt geleitete ſie bis zur Tür des Schlafzimmers und
zog ſich dann zurück.
Er trat mit John hinaus auf den Gang und ſah James
und Henry verſtört draußen ſtehen.
„Was iſt geſchehen, Herrn Berdt?” fragte James.
„Beinahe . eine Schurkerei! Geht jetzt ſchlafen, Lady
Durham iſt krank! Ich wache im Vorzimmer, damit keiner ſie
antaſtet.”
Sie nickten alle. Keiner von ihnen hatte auch nur den
geringſten ſchlechten Gedanken. Darin genoß ihr Hausgenoſſe
uberhaupt ihre Hochachtung. Er war in ihren Augen der
vollendete Gentleman.
At
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(Nachdruck verboten.)
Lord Durhams Geſicht verzerrte ſich.
Entſetzen, Wut und Schrecken ſtritten in ſeinen Zügen.
Er ließ von Lady Durham ab, die ohnmächtig niederglitt.
„Hinaus!” brüllte Berndt, außer ſich vor Wut. Rote Nebel
egen vor ihm auf, und der Hahn des Revolvers in ſeiner
Hand knackte. Er mußte ſich gewaltſam zuſammenreißen, um
den Schurken nicht kaltblütig niederzuknallen.
Aſchfahl im Geſicht, wahnſinnige Wut in den
blutunter=
ufenen Augen, zog ſich der Lord zurück.
Drohend erhob er die Fauſt und (aumelte aus dem Zimmer.
Berndt trat erſchüttert zu der ohnmächtig am Boden
liegen=
den Frau. Ihr Haar war zerzäuſt, die leichte Nachtgewandung
zerriſſen. Er hob ſie auf und legte ſie auf das Ruhebett.
Dann holte er einen Mantel und bedeikte ihre Blöße.
Schweratmend ſaß er neben der Ohnmächtigen. Sie lebte,
ihr Herz ſchlug, das fühlie er.
Mit Kölniſchem Waſſer tieb er ihr die Stirn, und lanaſam
kam die junge Frau wieder zu ſich, um im nächſten Augenblick
in einen heftigen Weinkrampf auszubrechen. Berndt nahm das
Haupt des jungen Weibes in ſeine Arme, und ſeine Hände
ſtreichelten beruhigend über ihr Geſicht und Haar.
Aber nur ſchwer wollte ſich die Frau beruhigen.
Er zog den Kopf der Gequälten an ſich und wartete.
Langſam wurde ſie ruhiger. Aber es vergingen Minuten,
ehe ſie wieder ſo weit war, daß ſie ſprechen konnte.
Sie ſah ihn an mit einem Blick, der vor Dankbarkeit glühte.
Dann wandte ſie ſich ab und barg ihr Haupt in ihren
Händen. Lieblich war ſie anzuſehen in ihrer Scham.
„Iſt . . . er.. . foxt?”
„Seien Sie ganz ruhig, Lady Viola!” ſagte Berndt
be=
ruhigend und herzlich. „Ich bin bei Ihnen!“
„Oh ... mein Freund! Sie haben mir das Leben
ge=
rettet!“
„Nicht doch . . . das kann nicht ſein!“
„Er wollte mich morden!” Wieder ſchüttelte ſie der
Wein=
krampf. „Er . .. wollte . . . mich . . . erwürgen . . . und
dann . . . wer ſpeiß, wo man mich . . . gefunden hätte!”
„Lady Viola, kommen Sie zur Ruhe, es iſt Ihr Gatte! An
alles will ich glauben. Er iſt roh, voll Grauſamkeit, aber
morden.
Schnell erhob ſie ſich.
„Doch .... morden! Sie kennen ihn nicht und wiſſen nicht,
daß er ohne Gewiſſen iſt . ., daß er um ſeiner großen Chance
willen . .". morden kann!“
Berndt ſchauderte. Er hatte das Gefühl, daß Lady
Dur=
ham doch die Wahrheit ſprechen könnte.
„Gehen Sie jetzt zur Ruhe, Lady! Ich bitte Sie!”
„Nein . . . nein!” ſtieß ſie hervor. „Ich kann jetzt nicht
allein ſein! Ich kann nicht!”
„Gehen Sie zur Ruhe, verſuchen Sie zu ſchlafen. Ich werde
hier in dieſem Salon wachen."
Das ſchien ſie zu beruhigen.
„Ja .. . ja!” flüſterte ſie: „Ich ... will Ihnen folgen!
Sie bleiben hier . . . mein . . . mein Ritter!”
„Ich bleibe hier!“
Dann klingelte er.
Die Diener vor der Tür erſchraken.
„Ich habe darum Dr. Schiffel gebeten, damit er einwandfrei
feſtſtellt, in welch grauſamer Weiſe . . . Lord Durham mich morden
wollte.”
Berndt ſah ſcheu nach dem ſonſt ſo alabaſterweißen Hals der
Lady, der über und über gerötet war.
Den Notar habe ich zu mir gebeten, damit ich meinen Gatten
jetzt bei Lebzeiten von meinem Erbe ausſchließe.
„Auch das verſtehe ich, Mylady!”
Damit brach die Unterhaltung ab.
Bis ſich Lady Durham erhob.
„Geben Sie mir Ihren Arm, Groth, laſſen Sie uns nach dem
Salon hinübergehen.”
Berndt verbeugte ſich und geleitete die Herrin.
Als Lady Durham ihren weichen Arm unter den ſeinen ſchob,
fühlte er, wie die Frau zitterte.
„Sie ſind noch krank, Lady!” ſagte er beſorgt. „Gehen Sie
zur Ruhe und ſchonen Sie ſich.
Doch ſie ſchüttelte den Kopf und ſah ihn mit glänzenden Augen
an. „Nein!” ſagte ſie, und es war, als ſei Zärtlichkeit in ihrer
Stimme. „Ich fühle mich wieder gut und ſo . . ſicher ſo
ge=
ſchützt. Ich danke Ihnen, lieber Groth!”
Vorſichtig geleitete er ſie zum Seſſel und drückte ſie ſachte in
das bequeme Polſter.
Ein Kiſſen legte er ihr unter das Haupt und fragte herzlich:
„Geht es ſo, Lady?‟
Ein warmer Blick dankte ihm. „Es geht ſo, Herr Groth!”
So ſaßen ſie wohl eine halbe Stunde zuſammen und ſprachen
kaum ein Wort, bis endlich die Hupe des Wagens ertönte und
John die beiden Herren heraufgeleitete.
Berndt erhob ſich und ging ihnen entgegen.
Dr. Schiffel war ein Mann in den Sechzigern, ein aufrechter,
knorriger Deutſcher, aber beliebt, denn er konnte ſo behutſam
ſein, wie er auch hin und wieder grob werden konnte. Als Arzt
war er eine Kapazität.
Der Notar, Juſtizrat Giſh, war im Gegenſatz zu dem Arzt
ſchmal von Figur, ſehr lang und wirkte unheimlich phlegmatiſch.
„Was gibts denn, daß man ehrliche Chriſtenmenſchen zu
nacht=
ſchlafener Zeit aus dem Bette trommelt?”
Aber er dämpfte ſofort ſeinen Ton, denn man hatte ſich dem
Salon genähert.
„Eine ernſte, bittere Sache, Herr Doktor! Willkommen, meine
Herren! Und Dank, daß Sie ſofort kamen. Lady Durham läßt
bitten!“
Die beiden Männer horchten bei dem ernſten Tone auf und
folgten Berndt zur Lady.
„Was machen Sie für Geſchichten, Lady Durham? Sind Sie
krank?‟
„Nicht mehr, Doktor,” entgegnete das junge Weib leiſe. „Aber
. wenn Herr Groth nicht geweſen wäre . . . Sie könnten jetzt
nur noch meinen Tod feſtſtellen.”
Der Arzt erſchrak. Er ſah den geröteten Hals und erkannte
die Fingerabdrücke, die deutlich hervorſtachen.
„Was iſt geſchehen?”
„Man hat heute nacht verſucht, mich zu ermorden, zu
er=
würgen!“
Die beiden Männer ſahen ſich faſſungslos an.
„Zu ... erwürgen!” ſtieß Dr. Schiffel ungeſtüm heraus.
„Welche Beſtie wagte das?"
„Mein Gatte, Lord Durham!” kam es langſam von Violas
Lippen.
Das Wort ging den Männern durch die innerſte Seele. Selbſt
der Juſtizrat kam aus ſeiner Ruhe.
Er ergriff das Wort und ſagte: „Lady, was Sie eben ſagen,
iſt ſo ungeheuerlich, daß es uns nicht eingehen will. Wollen Sie
berichten, was geſchehen iſt, damit ich mir ein Bild machen kann.”
(Fortſetzung folgt.)
Berndt wachte im Vorzimmer.
Die Aufregung in ihm tobte noch lange. Er hätte jetzt,
ſelbſt wenn er gewollt hätte, keinen Schlaf gefunden.
Aber er blieb nicht lange allein. Kaum eine halbe Stunde
nach dem Ereignis trat plötzlich Lady Durham gefaßt und ruhig
und fertig angekleidet aus ihrem Schlafzimmer.
Sie ſchritt auf den erſtaunten Berndt zu.
„Ich bin wieder ganz gefaßt, lieber Freund!” ſagte ſie
warm. „Aber ich kann nicht fchlafen. Ich möchte verſchiedenes
tun, was ich für dringend notwendig halte. Ich möchte Sie
bitten, den Arzt und den Notar Giſh anzurufen. James ſoll
ſich bereit halten und die beiden Herren ſofort hierher bringen.
Wollen Sie es tun, Herr Groth?”
„Gewiß, Mylady, wenn Sie es jetzt in der Nacht für
not=
wendig halten."
„Es iſt notwendig, Herr Groth!”
„Ich werde ſofort telephonieren, Mylady!”
Sie nahm im Seſſel Platz, und ihre Augen verweilten auf
Berndt, der den Hörer ergriff und ſich mit Dr. Schiffel verbinden
ließ. Der Arzt war zu Hauſe und verſprach, ſich bereit zu halten.
Auch mit dem Notar Juſtizrat Dr. Giſh, einem Deutſch=
Eng=
länder, hatten ſie Glück. Er war eben aus dem Klub heimgekehrt.
Auch er verſprach, ſofort zu kommen.
Berndt wandte ſich wieder Lady Viola zu.
„Was wollen Sie tun, Mylady?”
„Die Scheidung einreichen, mein Freund! Ich kann das Joch
nicht länger tragen, ich will es nicht!“
„Ich verſtehe Sie, Mylady!”
Seite 16
Donnerstag, den 15. Januar 1931
Nummer 15
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