Darmstädter Tagblatt 1931


14. Januar 1931

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Gugelmmmmer 10 Pfenmige

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 14
Mittwoch, den 14. Januar 1931.
194. Jahrgang

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Kabinettsſitzung über Genf.
Der Reichskanzler erkrankk. der Reichsaußenminiſter beim Reichspräſidenken.
Volle Handlungsfreiheil für den Außenminiſter.

A
* Ohne Illuſionen.
Nichk ohne Ueberlegung den Raksvorſik gekauſchl.
Das Reichskabinett hat am Dienstag zum erſten Mal in
ſeinem neuen Heim getagt. Ein Zufall hat es gefügt, daß der
Kanzler ſelbſt nicht den Vorſitz führen konnte und der Vizekanz=
ler
Dr. Dietrich ihn vertreten mußte. Dr. Brüning muß infolge
eines Grippeanfalles das Bett hüten. Dadurch war der Reichs=
kanzler
auch verhindert, dem Reichspräſidenten Vortrag über
die Oſtreiſe zu halten. Dafür hat der Außenminiſter am
Dienstag Herrn v. Hindenburg aufgeſucht, und ihm
über die bevorſtehende Genfer Ratstagung berichtet. Den
gleichen Bericht hat er am Dienstag nachmittag dem Kabinett er=
ſtattet
, um ſich dann die nötigen Vollmachten für die Ver=
handlungen
im Genfer Rat geben zu laſſen. Er iſt jedoch keines=
wegs
irgendwie gebunden. Das verbietet ſich ſchon aus der
ganzen Lagerung der politiſchen Gewichte in Genf, die zu
irgendeinem Optimismus keinen Raum laſſen.
Die Sondierungen unſerer Botſchafter und Geſandten haben
ergeben, daß wir auf ſtarke Unterſtützung unſerer Anklagen gegen
Polen nicht zu rechnen haben. Die politiſchen Verhältniſſe und
die Entlaſtungsoffenſive der Polen haben namentlich bei den
früheren Siegerſtaaten dafür geſorgt. Wir brauchen uns alſo
keinen Illuſionen hinzugeben. Polen arbeitet darauf hin, die
Entſcheidung des Rates hinauszuziehen durch die Einſetzung
eines Unterſuchungsausſchuſſes, der unter franzöſiſchem Einfluß
ſtehen ſoll, ein Ausweg, auf den wir uns unter keinen Umſtän=
den
einlaſſen können. Es ſollte aber in Genf nicht überſehen
werden, daß der deutſche Außenminiſter nicht ohne Ueber=
legung
den Vorſitz des Rates getauſcht hat, eben
um vokle Handlungsfreiheit zu erhalten. Es kann
deshalb ſehr leicht eine Lage geſchaffen werden, die dazu führt,
daß der deutſche Stuhl im Rat leer ſteht.
An zweiter Stelle kommt für uns die Einberufung der end=
gültigen
Abrüſtungskonferenz. Bisher haben wir uns
mit unſeren Forderungen gegen die Ententeſtaaten nicht durch=
ſetzen
können, und die Ausſichten, daß es uns gelingt, die Ab=
rüſtungskonferenz
noch für 1931 zu erzwingen, ſind nicht allzu=
groß
. Die Gegenſeite ſtartet auf das Frühjahr 1932.
In der Memelfrage hat die litauiſche Regierung in den
letzten Tagen einige Zugeſtändniſſe erfüllt. Aber auch hier blei=
ben
noch einige vorhandene Hintertüren zu ſchließen und einige
Unklarheiten zu beſeitigen.
Vor der Ratstagung ſoll noch die Europakonferenz
ſteigen. Auch das iſt nicht viel mehr als eine Formalität, nach=
dem
Frankreichs Intereſſe zurzeit der Weiterver=
folgung
der Gründung, der Goldenen Entente
gilt, alſo der Fortdauer der Abhängigkeit Eng=
lands
von der franzöſiſchen Politik, weswegen die
Anregungen Briands in ſeinem Europa=Plan in den Hinter=
grund
treten.
Ergänzung des Kabinekks.
* Berlin, 13. Januar. (Priv.=Tel.)
Gerüchte von einer bevorſtehenden Ergänzung des Kabinetts
ſind ſeit einigen Tagen wieder in Umlauf. An ihnen iſt aber
nichts Wahres. Das Kabinett hat ſchon vor Weihnachten mit
der Möglichkeit gerechnet, daß die verwaiſten Poſten des Wirt=
ſchafts
= und des Juſtizminiſters beſetzt werden. Die Entſchei=
dung
iſt damals vertagt worden. Wir glauben nicht, daß der
Kanzler bereits in der nächſten Zeit eine Aenderung eintreten
laſſen wird. Der Kanzler möchte noch einige Wochen abwarten,
weil er inzwiſchen die Schwierigkeiten mit der Bayeriſchen Volks=
partei
aus dem Steuervereinheitlichungsgeſetz bereinigen möchte.
Auch bei der Volkspartei muß vorher eine Entſcheidung gefallen
ſein. Mit einer Umbildung des Kabinettes iſt alſo früheſtens
nach Beendigung der Genfer Ratstagung zu rechnen. Auch dann
aber dürfte es nur eine Neubeſetzung der beiden vakanten
Miniſterien ſein, weil der Kanzler wohl fürchtet, daß ſeine Stel=
lung
nicht ſtark genug iſt, um weitergehende Experimente zu
wagen.
Der Reichsfinanzminiſter will am Mittwoch vor dem Haupt=
ausſchuß
des Reichstages ſprechen. Nach unſeren Informationen
treffen die Behauptungen, der Miniſter werde eine neuerliche
Kürzung der Beamtengehälter und eine Erhöhung der Umſatz=
ſteuer
ankündigen, nicht zu. Einmal ſollen die Beamten nicht
erneut beunruhigt werden, zum anderen wäre die Erhöhung
der Umſatzſteuer das Ende der Preisſenkungsaktion, die das
Kabinett aber gerade weiter vorantreiben will.
Reichskagung des Chriſtlich=Sozialen Volksdienſtes.
Kaſſel, 13. Januar.
Die Reichsparteileitung, die Reichstagsfraktion, ſowie die
Landtagsabgeordneten aus den Ländern Preußen, Württemberg,
Sachſen und Baden des Chriſtlich=Sozialen Volksdienſtes behan=
delten
geſtern und heute auf einer hier abgehaltenen Reichs=
tagung
die gegenwärtige politiſche Lage. Nach eingehender Aus=
ſprache
wurde der einmütigen Auffaſſung Ausdruck gegeben, daß
der beſondere Wert der gegenwärtigen Regierung darin beruhe,
daß ſie ſich frei von parteilichen und fraktionellen Bindungen
halte. Der Chriſtlich=Soziale Volksdienſt erwarte, daß die Re=
gierung
Brüning dieſe Haltung nicht durch Beteiligung an irgend=
welcher
Parteigruppe aufgibt. Mit ſtarker Betonung wurde auf
die Notwendigkeit hingewieſen, mit allen Kräften eine Umſtellung
der Außenpolitik im Sinne einer aktiven Reviſionspolitik zu er=
ſtreben
. Der Reichstagsfraktion wurde einmütig das vollſte Ver=
lkauen
ausgeſprochen und ihr für die zukünftige Arbeit im Reichs=
tage
volle Handlungsfreiheit gegeben.

Der Arbeikszeitkampf bei der Reichsbahn
Streikdrohung des Eiſenbahnerverbandes.
Halle, 13. Januar.
Der Einheitsverband der Eiſenbahner Deutſchlands, Bezirk
Halle, nahm in vier Funktionärkonferenzen, an denen zuſammen
mehr als 1000 Funktionäre aus allen Dienſtorten teilnahmen, zu
der Lage im Reichsbahnbetrieb Stellung. Sämtliche Redner kri=
tiſierten
eingehend das Verhalten der Reichsbahngeſellſchaft in
der Frage der Perſonalpolitik und begrüßen die eindeutige Ab=
wehrſtellung
der Organiſation. Die Konferenzteilnehmer brachten
zum Ausdruck, daß die Auswirkungen der verfehlten Perſonal=
politik
von der Belegſchaft fernzuhalten ſeien. Die Arbeiterſchaft
ſei entſchloſſen, ſich mit allen geeigneten gewerkſchaftlichen Mit=
teln
gegen die Angriffe auf ihre Lebenshaltung zur Wehr zu
ſetzen. Das gelte insbeſondere für die Maßnahmen, die getroffen
werden müßten bei der kommenden Kündigung der Lohnbedin=
gungen
durch die Reichsbahngeſellſchaft.
Weikere Ausdehnung der Arbeitszeitbeſchränkung
geplank.
Berlin, 13. Januar.
Die Frage der Einführung von Feierſchichten iſt bekanntlich
gegenwärtig der hauptſächliche Streitpunkt zwiſchen der Reichs=
bahn
und den Gewerkſchaften im ſächſiſchen Bezirk. Von reichs=
bahnamtlicher
Seite wird hierzu erklärt, daß man eigentlich in
den fabrikartigen Betrieben der Reichsbahn ( Eiſenbahnwerk=
ſtätten
) entſprechend der Geſchäftslage Arbeiterentlaſſungen hätte
vornehmen müſſen. Die Arbeitszeitrechnung in den Werkſtätten
ſei ſchon ſeit April v. Is. mit eineinhalb Feierſchichten im Monat
durchgeführt worden. Aber mit Beginn des neuen Jahres und
mit zunehmender Veränderung des Arbeitsanfalles hätten die
Feierſchichten vermehrt werden müſſen. Man habe ſich deshalb
mit den Tarifgewerkſchaften in Verbindung geſetzt, um eine Ver=
einbarung
über eine Feierſchicht je Woche herbeizuführen. Die
Gewerkſchaften hätten dieſen Vorſchlag aber abgelehnt und ihrer=
ſeits
gefordert, auch in anderen Reichsbahnbetrieben Arbeitszeit=
beſchränkungen
vorzunehmen. Dieſer Forderung, die hauptſächlich
für den Betrieb und Verkehr der Reichsbahn in Frage gekommen
wäre, habe die Reichsbahn nicht entſprechen können, weil gerade
ein Schlichtungsverfahren im Gange ſei, das vorausſichtlich am
morgigen Mittwoch zu Ende gehen werde. Nach Beendigung
dieſes Verfahrens würde die Reichsbahn die Ausdehnung der
Arbeitszeitbeſchränkung auf weitere Betriebe prüfen. Im Fahr=
dienſt
, alſo auf den Stationen, kämen derartige Maßnahmen
nicht in Frage, weil hier die Zahl der Beamten die Zahl der Ar=
beiter
überſteige und beide wechſelweiſe Dienſt machten. Dieſe
Möglichkeit ſcheide alſo aus Gründen der Betriebsſicherheit und
der Betriebstechnik aus. Feierſchichten bei Beamten, die feſt be=
ſoldet
ſeien, würden nichts anderes bedeuten, als bezahlter
Urlaub.
Der Kampf um die Arbeitsdienſtpflichk.
Berlin, 13. Januar.
Das Kuratorium für Arbeitsdienſt teilt mit: Ein Teil der
Preſſe zieht aus der Beſprechung im Reichsarbeitsminiſterium
über die Frage der Arbeitsdienſtpflicht den Schluß, daß der
Arbeitsdienſtgedanke nunmehr als undurchführbar erklärt und
endgültig erledigt ſei. Das iſt irrig. An der Beſprechung waren
nur Vertreter der Wirtſchaftsverbände, nicht der Arbeitsdienſt=
bewegung
beteiligt. Abgelehnt wurde lediglich die von verſchie=
denen
Parteien empfohlene ſofortige Einführung einer allgemei=
nen
Arbeitsdienſtpflicht. Die angeführten Ziffern, deren Stich=
haltigkeit
obendrein von ſachverſtändiger Seite bezweifelt wird,
beziehen ſich lediglich auf dieſen Plan. Die Bemühungen, einen
freiwilligen Arbeitsdienſt einzuführen, ſind durch die geſtrige Be=
ſprechung
nicht geſcheitert; ſie werden vielmehr fortgeſetzt und
haben Ausſicht auf Erfolg, da hier die finanziellen und wirt=
ſchaftlichen
Vorausſetzungen durchaus günſtig liegen. Das Kura=
torium
für Arbeitsdienſt wird alles daranſetzen, um dieſen in=
zwiſchen
auch von anderer Seite unterſtützten Plan zu verwirklichen.
Die Lohnkämpfe in England. Vermitklungs=
bemühungen
der Regierung.
EP. London, 13. Januar.
Die Bemühungen der engliſchen Regierung für eine Bei=
legung
des Lohnkampfes in der Textilinduſtrie von Lancaſhire,
von dem rund 30000 Arbeiter betroffen werden, haben bisher
noch keinen Erfolg gehabt. Heute hat das Arbeitsminiſterium
drei höhere Beamte nach Mancheſter entſandt, um in dem Arbeits=
konflikt
zu intervenieren. Mit den Vertretern der Arbeitgeber
und Arbeitnehmer fanden mehrere getrennte Beſprechungen ſtatt,
doch wurde auf dem Weg zu einer Einigung bisher kein weſent=
licher
Fortſchritt erzielt. Samstag iſt der kritiſche Tag in dem
Arbeitskonflikt; falls bis dorthin keine endgültige Einigung er=
zielt
iſt, dürften etwa insgeſamt 200 000 Arbeiter be=
ſäftigungslos
werden. Auch in dem Konflikt in der
Bergwerksinduſtrie von Südwales ſcheint man einer
Einigung noch nicht nähergekommen zu ſein. Die Miniſter Gra=
ham
und Shinwell hatten heute in Cardiff eine neue Konferenz
mit der Gewerkſchafts=Exekutive der Südwalliſer Arbeiter, doch
iſt bis jetzt über den Verlauf und das Ergebnis der Konferenz
nichts bekannt geworden.

* Pariſer Sorgen. Vor der Rakskagung
in Genſ.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 12. Januar.
Am 16. Januar wird der Völkerbundsrat zuſammentreten,
und man könnte aus vielen Anzeichen darauf ſchließen, daß
dieſe Tagung zu den wichtigſten gehören wird, die bisher ſtatt=
fanden
. Die Probleme, deren Löſung fällig wurde, ſind ſo
zahlreich und ſo ſchwer, die weltpolitiſche Situation iſt ſo kri=
tiſch
, daß es notwendigerweiſe zu einer entſchei=
dend
wichtigen Ausſprache kommen müßte. Die
Frage iſt nur, ob es wirklich ſo kommen wird. Man zeigte bis=
her
in Genf eine virtuoſe Geſchicklichkeit in der Berzögerung
und Umgehung von ſchwierigen Problemen, und rein techniſch
wären auch diesmal bei mehreren Punkten ſolche Umgehungs=
kunſtſtücke
denkbar . Die diplomatiſche Situation erlaubt den
ſtärkſten Mächten nun einmal eine derartige Taktik. Aber, es
gibt auch etwas anderes als die augenblickliche diplomatiſche
Konſtellation. Das iſt die wahre Lage der Dinge, die
man nicht mehr überſehen kann und deren Ernſt auch den füh=
renden
Staatsmännern, von denen die Entſcheidung in Genf
abhängt, nicht entgehen kann.
In der Minoritätenfrage kann dem Völkerbund diesmal
das abnt man auch in Paris bei einiger Unvorſichtigkeit
Böſes paſſieren. Bis jetzt haben zwar die nationalen Minder=
heiten
in Genf niemals ihre Wünſche durchſetzen können. In
Paris meint man, daß die Minderheiten nicht immer Recht
hatten, daß manche Klagen nicht wichtig genug waren, um ihret=
wegen
die ganze ſchwerfällige Völkerbundsmaſchinerie in Bewe=
gung
zu ſetzen. Keiner wird aber glauben, daß ſie ſtets und
immer Unrecht hatten. Aber niemals hat der Völkerbund auch
nur Miene gemacht, etwas für die nationalen Minderheiten zu
tun. Der Völkerbund wagte nichts und wollte nichts. Die
Ereigniſſe in Polen ſind aber ſo kraß, daß der Völkerbund,
wenn er auch jetzt verſagt, ſelbſt nach Pariſer Auffaſſung als
prinzipiell minderheitenfeindlich erſcheinen muß. Dieſe Demas=
kierung
des Völkerbundes ſcheuen auch die franzöſiſchen Kreiſe,
die die Drohung mit einem deutſchen Desintereſſement an Genf
nicht ernſt nebmen.
Stellt man nun in Rechnung, daß Polen ſich in einer innen=
politiſch
und finanziell überaus ſchwierigen Situation befindet,
die es dem Einfluß der Großmächte beſonders zugänglich macht,
dann wird man die Auffaſſung fener der Adminiſtration des
Völkerbundes naheſtehenden Genfer Kreiſe, daß in dieſer Frage
ein Kompromiß möglich iſt, niit ohne weiteres von der Hand
weiſen. Der Gefahrenpunkt dieſes geplanten
Kompromiſſes liegt nicht in Polen, ſondern
in Deutſchland . .
Die Frage der Reviſion des Youngplanes wird
im Hintergrund der Beſprechungen eine ſehr große Rolle ſpie=
len
. Der Youngplan hat bereit3 verfagt, die Fachleuie leng=
nen
es nicht mehr, aber es iſt nicht ſo einfach, aus dieſer Tat=
ſache
, die notwendigen Folgerungen zu ziehen. Was in den
Fachkreiſen als bewieſen gilt, kann den breiten Maſſen in Frank=
reich
nicht ohne weiteres geſagt werden.
Der Youngplan verſagte, auch ganz abgeſehen von der der=
änderten
weltwirtſchaftlichen Situation, in der wir uns befin=
den
, und die ihn gleichſam inaktuell macht. Er bewährt ſich
auch rein techniſch nicht. Es ſoll hier nicht unterſucht
werden, inwiefern man dies ſchon bei der Pariſer Sachverſtän=
digenkonferenz
hätte vorausſehen müſſen. Schon damals waren
zum Beiſpiel die Börſen nicht mehr aufnahmefähig. Das
Schickſal der eigenen kolonialen Anleihen, die
ſogar in Frankreich ſelbſt einfach nicht mehr auf=
gelegt
werden konnten, hätte als Warnung die=
nen
ſollen. Aber der Youngplan war ein Gebilde, das
unter dem politiſchen Druck des Augenblicks zuſtandekam, er war
ein Ausdruck einer politiſchen Kräfteverteilung, weiter nichts.
Sinnt man etwas nach über das Los, das den Young=
obligationen
ſeither zuteil wurde, dann wird man dies
leicht erkennen. Die Bank für internationale Zahlungen, um
die London und Brüſſel einen ſo heroiſchen Kampf ausfochten,
und deren Hauptſitz ſchließlich nach Baſel verlegt wurde, ent=
täuſchte
alle Hoffnungen. Man erwartet von ihr in Frankreich
nicht mehr die Belebung der europäiſchen Wirtſchaft und man
befürchtet nicht mehr dasſelbe in London . .. Der Quai
d:Orſay beſitzt eine rieſige Rumpelkammer für
Ideen, die B. J. Z. als Stimulanz und Mittelpunkt der
europäiſchen Wirtſchaft wurde dorthin geworfen. Es lohnt ſich
nicht mehr, darüber mit England zu ſtreiten. Ueberhaupt: vieles
von dem, um was Paris und London noch vor kurzem kämpften,
iſt veraltet. Das ebnet den Weg einer finanztech=
niſchen
Verſtändigung zwiſchen Paris und Lon=
don
, und eine ſolche Verſtändigung ſie befindet ſich übrigens
erſt im Anfangsſtadium wird eine große Bedeutung haben.
Es folgt daraus allerdings noch nicht, daß man mit ihr die
geſamte politiſche Entwicklung erklären ſoll. Nicht einmal die
Haltung, die England bei der Ratsfitzung wahrſcheinlich ein=
nehmen
wird, muß mit dieſer Finanz=Entente erklärt werden.
Die Abrüſtungsfrage wird hierfür wahrſcheinlich eine ebenſo
große Rolle ſpielen.
Es verlautet zwar, daß die Abrüſtungskonferenz
angeblich auf den März 1932 verſchoben werden ſoll, aber das
bedeutete nur für Frankreich eine Erleichterung. Solange die
Gefahr eines italieniſch=franzöſiſchen Wettrüſtens droht, fühlt
ſich die engliſche Politik in der Frage der Seeabrüſtung unfrei.
Wie leicht können ſich zwei im Widerſtreit miteinander ge=
wachſene
Mächte gegen einen Dritten vereinigen! Gewiß, viele
ſind der Meinung, daß auch der franzöſiſch=italieniſche Wett=
ſtreit
ſich auf rein finanzieller Grundlage liquidieren läßt, doch
das iſt zweifelhaft.
Die Tagung am ſechzehnten Januar entſcheidet moraliſch
auch über das Schickſal des Briandſchen Paneuropas, und wenn
man auch glaubt, daß Frankreich mit ſeinem Reichtum, der auch
nicht unbegrenzt iſt, alle politiſchen Fragen in ſeinem Sinne
löſen kann bei der Frage der Organiſierung Europas ſind
andere Motive ausſchlaggebend. An dieſem Punkte kann Briand
die Schlacht moräliſch verlieren, wenn er die Saiten überſpannt.
Er wird ſich aber wahrſcheinlich davor hüten .....

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Seite 2

Mittwoch, den 14. Januar 1931

Nummer 14

Polens Blamage.
Die Akkion gegen die deutſche Minderheit
zuſammengebrochen.
Rybnik, 13. Januar.
Der Colaſſowitzer Prozeß iſt ſchneller zu Ende gegangen, als
man erwarten konnte. Noch geſtern nach 8 Uhr abends verkün=
dete
der Vorſitzende unter allgemeiner Spannung folgendes
Urteil: Sieben von den acht Angeklagten werden nach § 227
Abſatz I des Strafgeſetzbuches für ſchuldig befunden. Es werden
verurteilt: Die Angeklagten Kubla und Watut zu je andert=
halb
Jahren Gefängnis, der Angeklagte Swierze zu einem
Jahre Gefängnis, die Angeklagten Korchel Waclawik,
Oscar Szymik und Kurt Szymik zu je ſechs Monaten Ge=
fängnis
. Der Angeklagte Brzecek wird freigeſprochen. Die
Unterſuchungshaft wird ſämtlichen Verurteilten in voller Höhe
angerechnet. Auch in der Urteilsbegründung ging der Vorſitzende
mit keinem Wort auf politiſche Momente ein, wie ſie in der An=
klageſchrift
erörtert wurden.

Ein Teil der Berliner Blätter beſchäftigt ſich in Kommen=
karen
mit dem Urteil des Rybniker Gerichtes gegen die Colaſſo=
witzer
Einwohner.
Der Lokalanzeiger ſchreibt: Als ſich herausſtellte, daß von den
acht Angeklagten nicht weniger als ſieben polniſcher Nationalität
waren und ſich damit die Baſis der mit ſo großem Tamtam vor=
bereiteten
Anklage völlig verſchob, ſchwenkten Anklage und Pro=
zeßleitung
ſchleunigſt um und erkannten auf Gefängnisſtrafen,
die im Verhältnis zu dem Anklageaufgebot faſt geringfügig er=
ſcheinen
wollen. Aber Polen hat ja auch alle Urſache, ſich nach dem
Fliegerſkandal von Oppeln eine beſſere Einführung für die Gen=
fer
Ratstagung zu ſichern.
Die Germania betont, daß wieder eine Aktion gegen die
deutſche Minderheit zuſammengebrochen ſei. Als wichtigſtes Er=
gebnis
dieſes Prozeſſes müſſe die Tatſache herausgeſtellt werden,
daß die Behauptung der Anklageſchrift, es habe ſich um eine wohl
vorbereitete Handlung mit ſtaatsfeindlicher Tendenz gehandelt,
die auf einer geſteigerten Agitation des deutſchen Minderheiten=
elementes
und auf die Abneigung gegenüber dem polniſchen
Staat zurückzuführen ſei, durch den ganzen Prozeßverlauf reſtlos
hinfällig geworden ſei. Als Material für Genf werde alſo dieſer
Prozeß nicht dienen, geſchweige denn etwa gegen die deutſche
Minderheit ausgeſchlachtet werden können.
Auch der Börſenkurier unterſtreicht, daß der als großer Schlag
gegen die deutſche Minderheit gedachte Prozeß zuſammengebrochen
ſei. Der Fall Colaſſowitz ſei eine Angelegenheit von Polen unter
Polen geworden. Die deutſche Minderheit mußte ausgeſchiltet
werden.
Verurkeilung polniſcher Aufſtändiſcher.
Rybnik, 13. Januar.
In dem gleichen Gerichtsgebäude, in dem gegen die Colaſſo=
witzer
Angeklagten verhandelt wurde, hat in aller Stille eine
weitere Gerichtsverhandlung ſtattgefunden, die ſich mit den
Terrorakten in Ober=Wilcza befaßte. Angeblagt waren die Auf=
ſtändiſchen
Dzierzawa, Las, Winch und Koſteczko. Die Angeklag=
ten
hatten am 15. November auf Veranlaſſung des Gemeindevor=
ſtehers
Wiosna von Ober=Wilcza den Vertrauenswann der
Deutſchen Wahlgemeinſchaft, Landwirt Joſeph Greitzke, einen
60jährigen Mann, in abſcheulicher Weiſe mißhandelt. Nahdem
ſie ihn zunächſt mit einem Automobil entführt und öfters mit
Erſchießen bedroht hatten, mußte Greitzke ſeine Füße entblößen,
worauf ihn der Angellagte Dzierzawa mit einem Lederriemen
auf die nackten Fußſohlen ſchlug. Die Beweisaufnahme ergab
einwandfrei den geſchilderten Tatbeſtand. Der als Zeuge ge=
ladene
Gemeindevorſteher Wiosna verweigerte die Ausſage,
worauf der Staatsanwalt Zechenter (Rybnik) mitteilte, daß er
gegen ihn ein geſondertes Verfahren in dieſer Sache einleiten
werde. Das Gericht verurteilte unter dem Vorſitz von Dr. Sta=
warſki
den Hauptangeklagten Dzierzawa zu ſechs Monaten Ge=
fängnis
, Las und Winch zu je drei Monaten, Koſteczke zu zwei
Monaten Gefängnis.
Schlechte Beweisgründe Polens.
Genf, 13. Januar.
Der ſtändige Delegierte Polens beim Völkerbund Sokal hat
heute vormittag dem ſtellvertretenden Generalſekretär Avenol die
angekündigte Note der polniſchen Regierung überreicht. Den
Inhalt haben wir bereits geſtern auszugsweiſe veröffentlicht.
Von zuſtändiger Seite verlautet hierzu noch:
Der von polniſcher Seite unternommene Verſuch, den deut=
ſchen
Beſchwerden einen politiſchen Anſtrich zu geben, dient nur
der Verſchleierung der wirklichen Sachlage und iſt gleichzeitig
ein Anerkenntnis der Schwäche des polniſchen Standpunktes.

Vom Tage.
Auf Antrag des engliſchen Botſchafters in Paris, Lord Tyrrell, hat
die Botſchafterkonferenz das ſogenannte Inter=
alliierte
militäriſche Komitee von Verſailles auf=
gelöſt
. Die Franzoſen haben aber einen Antrag zur Annahme ge=
bracht
, durch den General Baratier beauftragt worden iſt, die militäri=
ſchen
Fragen zu verfolgen, die ſich auf die Durchführung der Verträge
beziehen.
Botſchafter von Hoeſch hatte geſtern eine längere Unter=
redung
mit Briand wegen der auf der Tagesordnung des Völk=
kerebundsrates
ſtehenden Fragen.
Graf Coudeshove=Kalergi hat eine Note an den Völ=
kerbund
gerichtet, in der er die ſchleunige Einberufung
einer Sicherheitskonferenz fordert im Hinblick auf
die Kriegsgefahren, die in Europa unvermeidlich wären.
Der franzöſiſche Außenminiſter Briand hat ſeinen Mini=
ſterkollegen
die Programme des Europäiſchen Studienkomitees und des
Völkerbundsrates in Genf über die Fragen, die auf der Tagung zur
Sprache kommen werden, zur Kenntnis gebracht. Briand wird
am Donnerstag morgen nach Genf abreiſen.
Der Kattowitzer Woſwode Dr. Graczynſki iſt nach Genf
abgereiſt, um den kommenden Ratsverhandlungen beizuwohnen.
Aus Paris verlautet, es ſei ziemlich ſicher, daß der Völkerbundsrat
gemäß dem Vorſchlag des Berichterſtatters Quinones de Leon die Er=
öffnungsſitzung
der Allgemeinen Abrüſtungskonferenz
auf den 15. Februar 1932 feſtſetzen werde.
Der Führer der Deutſchen Volkspartei, Reichs=
tagsabg
. Dingeldey, hat ſich einer Kieferoperation
unterziehen müſſen. Wie wir erfahren, wird er jedoch in
wenigen Tagen wiederhergeſtellt ſein.
Der deutſche Generalkonſul in New York, Karl von
Lewinſki, iſt nach Deutſchland abgereiſt. Lewinſki zieht
ſich nach Erledigung ſeiner Verhandlungen mit der Gemiſchten Kom=
miſſion
zur Regelung der Kriegsſchuldenanſprüche von ſeinem Amte
zurück.
In der geſtrigen Sitzung des Seim wurde das deutſch= pol=
niſche
Liquidationsabkommen und der Handels=
vertrag
an den Ausſchuß für Auswärtige Angelegenheiten ver=
wieſen
.

Die deutſchen Beſchwerden ſind nicht Mittel zum Zweck, ſondern
Selbſtzweck, um der deutſchen Minderheit den Schutz zu gewähr=
leiſten
, den ſie auf Grund der von Polen übernommenen Ver=
pflichtungen
eigentlich haben müßten, aber tatſächlich nicht haben.
Es gibt keinen Terror gegen die polniſche Minderheit in
Deutſchland, und in den wenigen Verſtößen geringfügiger Natur
und lokaler Bedeutung, die gegen die polniſche Minderheit als
ſolche gerichtet geweſen ſind, hat die deutſche Polizei ſtets rück=
ſichtslos
durchgegriffen, ſofort Unterſuchungen eingeleitet und
die Schuldigen der Beſtrafung zugeführt. Umgekehrt hat in
Polniſch=Oberſchleſien ſich der Terror nicht nur unter Duldung,
ſondern teilweiſe ſogar unter aktiver Begünſtigung der pol=
niſchen
Polizei abgeſpielt. Ein Vergleich zwiſchen den beider=
ſeitigen
Formen der Minderheitenbehandlung kann alſo nur
zu Ungunſten Polens ausfallen und iſt nicht geeignet, um ſtim=
mungsmäßig
die unerhörten Vorgänge in Polniſch=Oberſchleſien
zu erklären.
Die deutſchen Minderheiten in Polen würden glücklich ſein,
wenn ſie der Behandlung teilhaftig würden, die die polniſche
Minderheit in Deutſchland genießt.
Neuer polniſcher Geſandker für Berlin

Der bisherige Staatsſekretär im polniſchen Außenminiſterium,
Dr. Wyſocki, iſt zum Geſandten bei der deutſchen
Regierung ernannt worden.

Einführung einer neuen Verfaſſung
in Iudien:
Lordkanzler Sanken ſchlägt ſelbſtändige Bundes=
regierung
für Indien vor.
EP. London, 13. Januar.
Die Einführung einer ſelbſtändigen Bundesregierung für In=
dien
wird in den Vorſchlägen des Berichtes Lord Sankeys über
die Arbeiten des Unterausſchuſſes für bundesſtaatliche Beziehun=
gen
grundſätzlich befürwortet. Jedoch werden für die Ueber=
gangsperiode
zu einer ſolchen verantwortlichen
Regierung dem engliſchen Vizekönig in Indien ſehr
weitgehende Rechte vorbehalten. Der Vizekönig ſoll nicht
nur das alleinige Beſtimmungsrecht in Fragen der Verteidigung
Indiens, der indiſchen Armee und der Regelung der Beziehungen
zum Ausland erhalten, ſondern auch ein Interventionsrecht für
den Fall, daß die indiſche Regierung nicht in der Lage iſt, von ſich
aus Ruhe und Ordnung im Lande aufrecht zu erhalten. Außer=
dem
hat er erforderlichenfalls für den Schutz der Minderheiten im
Norden einzutreten, die Rechte der Staatsbeamten zu wahren und
ſich für die Erhaltung des Kredits Indiens einzuſetzen. In den
Provinzen ſollen Provinzialparlamente, beſtehend aus zwei Häu=
ſern
, ins Leben gerufen werden. Ein Kabinettsrat, der von einem
durch den Vizekönig ernannten Miniſterpräſidenten gebildet wird,
ſoll im Zuſammengehen mit dem Vizekönig die ausführende Ge=
walt
in Indien darſtellen.
Die Mohammedaner widerſetzen ſich der Einführung
einer neuen Berfaſſung.
Gegen den von Lordkanzler Sankey ausgearbeiteten vorläu=
figen
Entwurf einer neuen Verfaſſung für Indien ſind aus ver=
ſchiedenen
Lagern der Delegationen auf der Round Table= Kon=
ferenz
Widerſprüche laut geworden. Beſonders leb=
hafter
Einſpruch wurde heute von den mohamme=
daniſchen
Delegierten gegen die Einführung
einer neuen Verfaſſung in Indien erhoben, ſolange
nicht der Konflikt zwiſchen Hindus und Mohammedanern über die
Vertretung der Minderheiten in befriedigender Weiſe geregelt
worden ſei. Der mohammedaniſche Delegierte Sir Mohammed
Shafi erklärte in dem Unterausſchuß für die bundesſtaatlichen
Beziehungen rund heraus, die Mohammedaner müßten in Ueber=
einſtimmung
mit den Beſchlüſſen der Mohammedaniſchen Allin=
diſchen
Konferenz in Delhi vom vergangenen Jahre jede Ver=
faſſung
ablehnen, die nicht ausreichende Sicherungen für die mo=
hammedaniſchen
Rechte enthalte. Dieſe Gewähr fehle bisher in=
folge
des Scheiterns der Einigungsverhandlungen zwiſchen Hin=
dus
und Mohammedanern.
Konſervative Bedenken.
Während verſchiedenen mohammedaniſchen Delegierten die
Zugeſtändniſſe Englands an Indien nicht weit genug gehen, haben
heute Sir Samuel Hoare und Lord Peel für die konſervative
Delegation ihrem Befremden darüber Ausdruck
gegeben, daß die Konzeſſionen an Indien in der
Frage der Finanzen zu weitgehend ſeien. Die Vor=
behalte
, unter denen die Verwaltung der Finanzen in indiſche
Hände gelegt werden ſoll, würden eine Gefährdung des indiſchen
Kredites darſtellen und das Vertrauen der engliſchen Handels=
kreiſe
gegenüber Indien erſchüttern. Die jetzige Form der Zen=
tralregierung
wurde von den Konſervativen ebenfalls ſtark be=
mängelt
, da ſie nicht den beſonderen Bedingungen eines Allindi=
ſchen
Bundesſtaates angepaßt ſei. Die konſervativen Delegierten
erklärten aber abſchließend ihre Bereitſchaft, an den künftigen
Verhandlungen auf der Round Table=Konferenz weiter teilzu=
nehmen
.
Neuer Mazedoniermord in Sofia.
EP. Sofia, 13. Januar.
Heute früh 4 Uhr wurden in dem Vergnügungslokal Moulin
Rouge zwei Mazedonier der Protogerov=Gruppe durch zehn Re=
volverſchüſſe
getötet. Einer der Ermordeten, Butakow, wurde von
den Anhängern der Mihailov=Gruppe beſchuldigt, einen der ihren
getötet zu haben. Butakow war ſeinerzeit deswegen verhaftet,
aber mangels Beweiſes wieder freigelaſſen worden. Heute früh
drangen mehrere Männer in das Vergnügungslokal, in dem ſich
Butakow und ſein Genoſſe Moriewceto aufhielten, und feuerten
vor den Umſtehenden in raſcher Folge zehn Schüſſe auf ihre über=
raſchten
Opfer. Butakow blieb auf der Stelle liegen, Moriewceto
verſtarb auf dem Transport in das Spital. Verſchiedene Maze=
donier
und einige Tänzerinnen wurden verhaftet.

Bay Adert Hiemanns Sarmt and
Arangzeil.
Zum 100. Geburtstag des Künſtlers am 15. Januar.
Von Paul Lindenberg.
Wir ſaßen im lauſchigen Arbeitszimmer Albert Niemanns
in ſeinem nahe dem Tiergarten gelegenen Heim. Nur ein kleiner
Kreis von näheren Freunden war es, unter ihnen Paul Lindau,
Ludwig Pietſch, Eugen Zabel und Friedrich Haaſe. Im benach=
barten
Speiſezimmer, deſſen Wände mit zahlloſen Geweihen,
den Jagdergebniſſen des Hausherrn, geſchmückt waren, hatten
wir gut gegeſſen und gut getrunken; jetzt kräuſelten ſich die
blauen Wölkchen der Zigarren, während der ergraute treue
Diener erleſenen Kognak darbot. Der weißbärtige Sänger=
könig
, der ſonſt nie vom Theater ſprach, war in beſonders guter
Laune; dieſer und jener von uns berichtete von den Anfängen
ſeiner literariſchen und künſtleriſchen Laufbahn, und da ließ
ſich auch Niemann bewegen, von ſeiner frühen Jugend zu plau=
dern
und wie ſchwer es ihm geworden, zur Bühne zu gelangen.
Aus einer dickleibigen Mappe holte er einen vergilbten Theater=
zettel
hervor, aus Deſſau vom Jahre 1850 ſtammend, eine Auf=
führung
des Guſtav Freytagſchen Schauſpiels Graf Waldemar
ankündigend. Den hinterliſtigen Udaſchkin ſpielte Theodor
Lebrun, der ſpätere Direktor des Berliner Wallner=Theaters,
und als Darſteller des Stallmeiſters Gordon, der zu Anfang des
Stückes die Meldung überbringt, daß ſein Herr das beſte Pferd
in der Stadt zuſchanden geritten habe, war Herr Niemann
angegeben.
Das brüchige Stückchen Papier in der Hand haltend, es hin
und wieder auf ſeinen Knien glättend und es nachdenklich be=
trachtend
, erzählte uns jener Herr Niemann aus dem der
weltbekannte Stimmrecke geworden, von den fernen Tagen ſeines
mühſeligen Emporringens. Im September 1849 hatte er ſich,
achtzehnjährig, einer reiſenden Geſellſchaft angeſchloſſen, deren
Leiter ein erprobter Schauſpieler, Martini, war, der übrigens
ſpäter jahrelang unſerem Herrn Niemann dem gefeierten
Tenoriſten der Berliner Hofoper, ſoufflierte. Mit Martini kam
der Jüngling im Dezember des genannten Jahres nach Deſſau
und ſprach dort auf den Brettern in einem Rührſtück Der
Mann im Feuer ſeine erſten Worte: Ein Abgeſandter
Seiner Majeſtät bittet um Gehör. Auch der Marcellus im
Hamlet wurde ihm als unſchädlich für die Geſamtaufführung
anvertraut. Die Vorſtellungen fanden im Herzöglichen Schau=
ſpielhauſe
ſtatt, für ein hervorragendes Orcheſter, da auch Opern
gegeben wurden, hatte der ſehr tüchtige betagte Kapellmeiſter
Friedrich Schneider, dem auch manch gutes Tonſtück zu danken

war, geſorgt. Er kam Niemann von Anfang an freundlich ent=
gegen
, ohne ihn freilich geſanglich zu berückſichtigen, wozu ja
auch vorläufig keine Veranlaſſung vorlag. Vielleicht oder
wahrſcheinlich beruhte ſeine Zuneigung darauf, daß er von mei=
nem
Streich in meinem Geburtsort Erxleben gehört. 1848
nämlich gings auch in unſerem Dorfe etwas wild zu. Mein
Vater war grade dabei, ſeine Gaſtwirtſchaft zu vergrößern. Er
geriet mit einem widerhaarigen Knecht in Streit und prügelte
ihn gehörig durch. Wir Zuhörer konnten ein leichtes Lächeln
nicht verbergen, denn auch unſer Niemann war, wie wir
toußten, aus grobem Holz mehr geſchnitten wie geſchnitzt, und
es war keinem zu raten, ſeinen Unwillen oder gar Zorn zu
erregen, denn auch dem Hochbetagten ging oft genug das Tem=
perament
durch.
Früher, ſo berichtete Niemann weiter, hätte ſich kein
Menſch um jene handgreifliche Lektion gekümmert, aber damals
fühlten ſich auch die Dorfbewohner ſouverän und hetzten den
Verprügelten auf, zum Kadi zu laufen. Der ließ meinen Vater
am Kragen nehmen und in das Landſtreichergewahrſam ſtecken
Ich war damals der Maſchinenbauerei in Magdeburg überdrüſ=
ſig
geweſen und weilte zu Haus, ſah, wie alles drunter und drü=
ber
ging, wie die ganze Wirtſchaft in Unordnung geriet, faßte
Mut und begab mich zur Gerichtsbehörde, bebend hervorſtotternd,
wie es daheim ſtände, man möchte meinen Vater freilaſſen und
mich dafür in Verwahrung nehmen. Und das geſchah in der
Tat! Aber es war keine ſtrenge Haft, ich konnte mich den gan=
zen
Tag über im angrenzenden Garten umhertreiben, ebenſo
ein Mitgefangener, ein etwas älterer Tapezierlehrling, der
allerhand verbotene Schriften vertrieben hatte. Er hatte einige
Idee von Theater, um uns die Zeit zu vertreiben, mimten wir
allerhand Unſinn, bis der aus dem Nachbarhauſe zuſchauende
Lehrer uns zurief: Bengels, wenn Ihr durchaus Theater
ſpielen wollt, dann ſpielt wenigſtens daraus, und er warf
uns ein abgegriffenes Buch zu: es war Shakeſpeares Heinrich
der Vierte‟. Da machten wir uns an den großen Briten, in
mir wurde da zum erſten Male die Luſt rege, Schauſpieler zu

erden."
In Deſſau gings mit der erſehnten und ſelbſtgewählten
ufbahn nur ſehr langſam vorwärts. Als ſich einſt der alte
mneider bei Direktor Martini nach Jung=Niemann erkundigte,
ßerte der: Aus dem wird ſein Leben nichts, er bleibt ſteif
ein Bock und der Hansnarr des Publikums. Nun hatte
Niemann, auch in ſeinen ſpäteren und ſpäteſten Jahren,
eiſt ein zurückhaltendes und verſchloſſenes Weſen, er konnte
nicht an ſeine Kollegen anſchließen und ſich mit ihnen auf
trauten Fuß ſtellen, was zu manchen Hänſeleien führte. Er
eb der lange Statiſt, bald einen Mönch, einen Diener, einen
iuter ſpielend, am beſten den letzteren, denn ſeine Größe und
gelenkigkeit ließen ihn zu anderen Rollen wenig geeignet

erſcheinen. In den Opern ſang er im Chor mit, mit mehr
Leidenſchaft als Kunſt. Und alles für 10 Taler monatliche
Gage! Die erſte Ermunterung erfuhr er, daß ihm in der
Stummen von Portici ein allerdings ſehr winziges Solo
übertragen wurde, am Anfang des 5. Aufzuges als Fiſcher zu
Pietro ſingend: Haſt Du gebracht ſchon des neuen Volks=
tyrannen
Ketten? Wie ſelig ſchlief ich an dem Abend ein
meinte Niemann, ich träumte nur von großen Rollen und in
meinem Ohr klang eine ganze Welt von Melodien.
Einer der berühmten Bühnenzufälle verhalf ihm zur erſten
Anerkennung. Meyerbeers Hugenotten ſtanden auf dem
Spielplan, der Sänger des Nachtwächters war ſo erkältet, daß
er nicht auftreten konnte, da meldete ſich Niemann, den der
Direktor erſtaunt maß: Verſuchen können wirs ja, werfen Sie
nur nicht die ganze Sache um! Beinahe wäre es dazu ge=
kommen
, denn Niemann, Stab und Laterne in der Hand, ſchmet=
terte
ſeine Warnung Verwahrt das Feuer und das Licht ſo
ſtimmgewaltig in das Publikum, daß hier und da ein verhalt=
tenes
Lachen vernehmbar war. Nur einer lachte nicht: der alte
Schneider. Er klopfte dem Jüngling auf die Schulter: Das
haben Sie gut gemacht! Sie haben Stimme, ich bin ganz
überraſcht, kommen Sie morgen vor der Probe in den Probier=
ſaal
. Bleich und aufgeregt ſtellte ſich am nächſten Vormittag
Niemann ein. Schneider, am Klavier ſitzend, forderte ihn auf,
die Tonleiter zu ſingen, und als dies zur vollen Zufriedenheit
gelang und ſelbſt das hohe f, dann das g und zuletzt gar das
hohe a aufs klarſte zum Vorſchein kam, da erheiterten ſich die
biſſigen Mienen des Kapellmeiſters und er ſagte: Aus Ihnen
wird was! Sie haben eine ſeltene Stimme, nur noch unaus=
gebildet
! Sie müſſen noch viel lernen, noch viel Fleiß auf=
wenden
, immer wieder ſtudieren und ſtudieren, dann werden
Sie Ihren Gang machen und noch oft an den alten Schneider
zurückdenken, wenn er ſchon längſt im Grabe ruht! Schneider
drang darauf, daß der ſo ermutigte Anfänger bei dem Bari=
toniſten
Nuſch Unterricht nahm, der ihn auch die erſten Lieder
ſingen lehrte.
Von Deſſau aus trat Niemann im Frühling 1851 ein
Engagement in Stettin an, mit 20 Talern monatliches Ein=
kommen
. Er fang dort im Robert der Teufel und traf im
Sommer in Berlin ein, ohne Geld, aber mit deſto größerem
Hunger. Die Hoffnung, an der Oper unterzukommen, ſchlug
fehl, beim Probeſingen verſagte er und war froh, daß ihm im
Krollſchen Theater einige Partien übertragen wurden. Unzu=
frieden
und ungeduldig brannte er im September kurz ent=
ſchloſſen
durch und kam auf Umwegen nach Darmſtadt, wo er
zuerſt als Soldat im Propheten auftrat und vielen Beifall
fand. Hier wurde der große Tenoriſt Tichatſcheck ſein Vorbild
und ſpornte in hohem Grade ſeinen Ehrgeiz an, ſo daß er fleißig
Geſangsunterricht ahm.

[ ][  ][ ]

Nummer 14

Mittwoch, den 14. Januar 1931

Seite 3

Ablehnung und Inkereſſeloſigkeik auf allen Fronken.
Genf, 13. Januar.
Der erſte Europa=Enthuſiasmus iſt längſt verflogen. Weni=
ger
vielleicht bei den Politikern und in der Oeffentlichkeit Euro=
pas
als gerade in den Kreiſen, die dazu berufen ſind, die ge=
plante
Europa=Union wirtſchaftlich und politiſch ernſt zu neh=
zen
. Das Intereſſe der 27 europäiſchen Regierungen iſt ſo gut
wie null, wenn man die kümmerliche Vorarbeit betrachtet, die
beim Völkerbundsſekretariat für die Tagung vom 16. und 17.
Januar vorliegt. Nur vier Regierungen, die deutſche, belgiſche,
füdflawiſche und däniſche, haben es der Mühe wert gehalten,
ihren Standpunkt zu den Europaplänen noch einmal in Noten
darzulegen. Alle anderen Kabinette haben ſich ausgeſchwiegen,
auffallenderweiſe auch das franzöſiſche, obwohl ſein Außen=
miniſter
Briand Anreger und Vorſitzender des Europa= Aus=
ſchuſſes
iſt. Noch weniger Intereſſe zeigt das Völkerbundsſekre=
tariat
, das offiziell auch als Europa=Sekretariat zu amtieren hat.
In dieſem Geiſt der Ablehnung oder des Disintereſſements
führte man die Vorbereitungen der Europatagung durch. Das
Völkerbundsſekretariat, deſſen japaniſcher Untergeneralſekretär
die Europaarbeiten leitet, ſtellte ein Memorandum zuſammen,
das an Ideen= und Einfallsloſigkeit nicht zu überbieten iſt. Die
Tätigkeit des Völkerbundes auf dem Gebiet des Geſundheits=
weſens
, des Tranſitverkehrs, der Doppelbeſteuerung, der Auf=
hebung
der Ein= und Ausfuhrabgaben, der internationalen
Regelung des Paßweſens, der Tonnagegehaltsberechnung für
Vinnenſchiffe, für Auswandererkarten, Straßenverkehr und ähn=
liches
machte man ſchematiſch als Aufgabengebiet für den
Europaausſchuß auf, als gäbe es für Europa gar keine anderen
Möglichkeiten des Denkens und Handelns.
Von den wirklichen Notſtänden Europas, den ſchlechten und
unſinnigen Grenzen, ſeinen wirtſchaftlichen Zerſetzungen, dem
Minderheitenproblem, dem Rüſtungswahnſinn kein Wort. An all
dieſen Fragen ſind die Regierungen und das Sekretariat ge=
ſchloſſenen
Auges vorbeigegangen.
Um den Regierungen das Ausweichen vor dem Europagedan=
ken
, der keiner von ihnen ganz angenehm und politiſch erwünſcht
iſt, zu erleichtern, hat das Völkerbundsſekretariat für die Europa=
tagung
ein Vorſichtsprogramm aufgeſtellt, das den Staats=
männern
am Freitag und Samstag keinen Raum für eigene Ein=
fälle
gibt. Die 27 Miniſter werden in den beiden Tagen die
Relle eines Auditoriums ſpielen, dem man ein wirtſchaftliches
und finanzielles Privattiſſimum über Europa leſen wird, das
von dem Vorſitzenden der geſcheiterten zweiten Zollfriedens=
konferenz
, Colijn=Holland, und dem Präſidenten des Finanz=
ausſchuſſes
des Völkerbundes, Suwitſch=Italien, beſtritten wird.
Die Anregung zu dieſem Vorſichtsprogramm ſtammt offen=
ſichtlich
aus Paris, von wo der augenblickliche Leiter des Völker=
bundsſekretariats
, Avenol=Frankreich, die entſprechenden In=
ſtruktionen
vor einigen Tagen gebracht hat. In Paris hat
man Kurztreten empfohlen, teils weil die Abſichten
am Quai d’Orſay nicht dahin gehen, ſich erneut wieder in einer
zweiſchneidigen Europadiskuſſion zu engagieren, teils weil
man in Paris wegen der augenblicklichen poli=
tiſchen
und finanziellen Annäherungsverſuche
auch auf die Londoner Wünſche Rückſicht nehmen
möchte, und die Haltung Englands zu den Europa=
plänen
war nie ſehr günſtig.
So wird nach dieſer Vorgeſchichte die erfte eigentliche Europa=
tagung
ohne großen Ideenaufwand beginnen und wahrſcheinlich
auch ebenſo ſchließen.
Kammerbeginn in Frankreich. Schlechke Ausſichken
für das Miniſterium Steeg.
EP. Paris, 13. Januar.
Die franzöſiſche Kammer iſt am Dienstag zu ihrer erſten
Sitzung im neuen Jahre zuſammengetreten und hat damit die
ordentliche Seſſion 1931 eröffnet, die fünf Monate dauern wird.
In politiſchen Kreiſen beſchäftigt man ſich lebhaft mit der
parlamentariſchen Lage der Regierung Steeg, die bekanntlich im
vergangenen Dezember mit nur ſieben Stimmen Mehrheit das
Vertrauen der Kammer ausgeſprochen erhielt und daher ihre
Poſition für ſo gefährdet erachtete, daß ſie es vorzog, durch die
überraſchende Verleſung des Schlußdekretes ihre Exiſtenz über
die kurzen Parlamentsferien hinüber zu retten.
Im allgemeinen werden die Ausſichten des Mini=
ſteriums
Steeg in parlamentariſchen Kreiſen als recht

iäßig beurteilt, ſchon deshalb, weil es ſich vor Aufgaben von
einer Bedeutung geſtellt ſieht, wie ſie in der parlamentariſchen
Geſchichte Frankreichs ſchon weitaus ſolideren Kabinetten das
Genick gebrochen haben. Die unmittelbarſte Gefahr
droht der Regierung von der parlamentariſchen
Unterſuchungskommiſſion für die Börſenſkan=
dale
, die täglich zu neuen Ueberraſchungen führen kann und
dadurch in die politiſche Lage ein Element höchſter Unſicherheit
hineinträgt.
Schließlich iſt die Oppoſition bereits eifrig am
Werk, die wachſende wirtſchaftliche Kriſe dem Kabinett zur
Laſt zu legen, obwohl dieſes dafür ſicherlich weit weniger Ver=
antwortung
trägt als die Regierung Tardien.
In der heutigen Sitzung ſchritt die Kammer zur Neuwahl
ihres Büros. Zum erſten Mal ſeit vier Jahren trat dem bis=
herigen
Kammerpräſidenten Bouiſſon, der der Sozialiſtiſchen
Partei angehört, ein Gegenkandidat gegenüber, der Linksradikale
Bouilloux=Lafont, der den Kampf um den Präſidentenſtuhl auf
einer ausgeſprochen antiſozialiſtiſchen Plattform führte und da=
bei
ganz beſonders die Ablehnung der Militärkredite durch die
Sozialiſtiſche Paxtei hervorhob. Im zweiten Wahlgang wurde
der ſeitherige Kammerpräſident Bouiſſon mit 261 Stimmen
wiedergewählt. Sein Gegner erhielt nur 220 Stimmen.
Nach der Wahl des Büros vertagte ſich die Kammer.

Zenkrumsführer Herold .
Nach dem Tode ſeines alten Freundes Porſch iſt nun auch der
Zentrums=Abgeordnete Dr. Herold dahingegangen. Er iſt nahezu
82 Jahre alt geworden. Der Verſtorbene gehörte über 40 Jahre
dem Preußiſchen Landtage an, ſeit einem Menſchenalter hat er
im Reichstag gearbeitet, deſſen Alterspräſident er zuletzt war.
Herold hat in den vergangenen Jahrzehnten eine ſehr große Rolle

Landesökonomierat Carl Herold.

im Zentrum geſpielt. Sein Einfluß war außerordentlich ſtark.
auch wenn er mehr im Hintergrund blieb. Er war 28 Jahre lang
ſtellvertretender Vorſitzender des Preußenzentrums. Er hat die
unglücklichen Verhandlungen über die Wahlreform während des
Krieges maßgebend beeinflußt. Nach dem Kriege lag das Schwer=
gewicht
ſeiner Tätigkeit im Reichstage. Bei faſt allen Entſchei=
dungen
war, ſein Einfluß ſpürbar. Er hat Herrn Hermes die
Wege geebnet und auch bei der raſchen Karriere des jetzigen
Reichskanzlers Dr. Brüning ſtand Herold Pate. Klug, vorſichtig,
zähe, war er ein typiſcher Zentrumsmann. Obwohl er vom
agrariſchen Flügel her kam, geſtaltete er die Verbindung zum Ge=
werkſchaftsflügel
ſehr eng und förderte die Politik des Zentrums
einmal mit Rechts und dann mit Links, wobei er aber, nie die
Fäden nach Preußen abreißen ließ. Er gehörte zu den ſogenann=
ten
Eisheiligen der Zentrumspartei, und ſein Rat wird dem
Zentrum vielleicht in Zukunft manchmal fehlen.

Zu Beginn der Vollverſammlung der Induſtrie= und
Handelskammer Darmſtadt am Montag, nahm deren
Vorſitzender Dr. ing. e. h. E. Schenck das Wort zu nachſtehen=
den
Ausführungen über die derzeitige Wirtſchaftslage:
Das alte Jahr gehört der Vergangenheit an. Es hat dem
neuen eine ſchlimme Erbſchaft hinterlaſſen: Eine kranke,
geſchwächte, in ihrem Fundament erſchütterte Wirtſchaft. Furcht=
bares
Erwachen aus dem berauſchenden Traum der Scheinblüte
hat uns die harte Erkenntnis gebracht, daß die erborgten
Milliarden uns über unſern wirklichen Zuſtand verhängnisvoll
hinweggetäuſcht hatten. Mit erſchreckender Deutlichkeit wird uns
jetzt endlich klar, daß wir einen erheblichen Teil unſe=
res
Volksvermögens verloren haben; daß unſer
Volkseinkommen in gewaltigem Maße zurück=
gegangen
iſt; daß die Kaufkraft unſeres Volkes in gleichem
Maße geſunken iſt; daß dementſprechend der Abſatz unſerer Pro=
duktion
ins Stocken geraten iſt; daß wirtſchaftliche Unterneh=
mungen
mehr und mehr eingeſchränkt werden mußten, ins Wan=
ken
geraten und in großer Zahl völlig zuſammengebrochen ſind;
daß Millionen von Menſchen arbeitslos geworden ſind;
daß die Fürſorge für ſie der Wirtſchaft immer härtere
Laſten bis zur Untragbarkeit auferlegt; daß Armut, Unter=
ernährung
, Mutloſigkeit, Verzweiflung immer weiter um ſich
greifend unſer Volk erfaſſen. Die ſchwere Not hat uns als un=
erbittliche
Lehrmeiſterin unſern wahren Zuſtand klargemacht und
uns gelehrt, daß wir ein armes Volk infolge des Krieges
geworden ſind. Was man denen, die es vorausgeſehen haben,
nicht geglaubt hat, weil man es nicht glauben wollte, heute iſt
es zur grauſamen Wirklichkeit geworden.
Man läuft Gefahr, als Peſſimiſt geſcholten zu werden, wenn
man den wirklichen Sachverhalt unverhüllt und ungeſchminkt zur
Darſtellung bringt. Mit Unrecht! Denn ein Peſſimiſt iſt nur
der, der nicht mehr an die Heilung glaubt, ſondern verzweifelt.
Wer aber an der Geſundung mitarbeiten will, weil er an ſie
glaubt, der iſt ein Optimiſt. Aber dann muß er will er nicht
zum Illuſioniſten werden zunächſt die Krankheit und ihre
Gefahr erkennen und ſie ſich ſelbſt eingeſtehen, weil nur
dadurch der Weg erkennbar wird, der zur Geſundung führt.
Was uns aus dieſem Krankheitszuſtande wieder befreien
könnte, wir ſollten es nachgerade wiſſen: Sparſamkeit in den
Verwaltungen des Reichs, der Länder und der Gemeinden;
Sparſamkeit in der Wirtſchaft und ihren Unternehmungen;
Sparſamkeit im Haushalte der Familien; Befolgung einer ziel=
bewußten
Wirtſchaftspolitik durch Reich und Länder,
die, ſoweit das Wohl des Ganzen es zuläßt, der Tüchtigkeit und
der Tatkraft des Einzelnen gebührenden Spielraum gewährt
und damit der freien Wirtſchaft die Aufgabe zurückgibt,
das Gleichgewicht im Wirtſchaftsleben wieder herzuſtellen; Min=
derung
der Produktionskoſten durch Abbau der Noh=
ſtoffpreiſe
und deren Befreiung von ungeſunden Bindungen
durch Syndikate und Kartelle; Minderung der Produktionskoſten
aber auch durch Anpaſſung der Löhne an eine beſcheidenere
Lebenshaltung und durch Rückſichtnahme auf die Wirtſchaftslage
bei der Beſtimmung der Lohnhöhe; alsdann Senkung der
Warenpreiſe, die die doppelte Wirkung hat, einmal den
Reallohn wieder zu beſſern und zum anderen die Ausfuhr zu
fteigern.
Werden dieſe Grundſätze ernſtlich und beharrlich befolgt, ſo
wird unſere Lage allmählich gebeſſert werden. Die Wirtſchaft
wird wieder belebt; neue Arbeitsgelegenheiten werden ſich wie=
der
bieten; das Heer der Arbeitsloſen wird nicht mehr an Zahl
wachſen, ſondern entſprechend abnehmen; dadurch wird die
Kaufkraft des Volkes wieder ſteigen und die Warenproduktion
befruchten; die Steuern und ſozialen Laſten werden geſenkt wer=
den
können; Handel und Verkehr werden ſich heben. Das Volk
wird langſam aufatmen, wieder Vertrauen zu ſich ſelbſt
gewinnen und damit den Geneſungsprozeß durch eigenen
Geſundungswillen heilſam und nachhaltig fördern.
Das iſt die innere Arznei, die wir uns verſchreiben
müſſen, wenn wir die fiebernde Kriſe überwinden wollen. Sonſt
droht unausbleiblich der allgemeine Kräfteverfall.

Wir wußten, daß Niemann nur in den ſeltenſten Fällen von
Richard Wagner ſprach, ſein ganzes Verhältnis zu ihm betrach=
tete
er wie ein perſönliches Heiligtum, an welches nicht gerührt
werden durfte. Und wir waren überraſcht, als Paul Lindau
plötzlich einwarf: Wann ſind Sie, teurer Meiſter, eigentlich
zuerſt zu Wagner gekommen? Niemann ſog an der ſchweren
Zigarre, gab dem Diener einen Wink, den bereit geſtellten Bur=
gunder
zu bringen, und äußerte dann: Ich war wieder in
Stettin, nach einer längeren Berliner Leidenszeit, war zu=
frieden
, große Partien zu erhalten, da machte der Direktor
bankerott. Wir ſpielten auf Teilung weiter, aber es fehlte doch
der rechte Zuſammenhalt und die richtige Führung. Mir kam
es daher ſehr erwünſcht, aus Königsberg eine Einladung zum
Gaſtſpiel zu erhalten, ich traf dort im Juni 54 ein, gleich den
erſten Abend im Theater zubringend, um mich nach der Vor=
ſtellung
mit meinen Kollegen und Kolleginnen anzufreunden.
Schon in Stettin hatte ich mich, auch durch ſehr warme Be=
ſprechungen
ermuntert, mit einzelnen Teilen des Lohengrin
Rienzi und Tannhäuſer beſchäftigt und ſehnte mich danach,
die Helden zu verkörpern, aber dazu ſchien ja vorläufig gar
keine Gelegenheit zu ſein. Auch nicht in Königsberg, wo ich als
Makaniello und Fra Diavolo ſehr gefiel. Direktor Wolters=
dorf
bot mir einen günſtigen Kontrakt, ich lehnte ab, entſchloß
mich nur, die Geſellſchaft nach einigen oſtpreußiſchen Städten,
in denen ſie gaſtieren ſollte, zu begleiten. Kapellmeiſter Marpurg
hatte mir verſprochen, daß ich, wenn ich aushielte, den Tann=
häufer
ſingen ſollte, er kannte dieſes Lockmittel, da ich mit
ihm wiederholt von dieſem heißen Wunſch geſprochen. Und in
Inſterburg wurde er erfüllt! Zum erſten Mcle ſang ich dort
den Tannhäuſer, wenige Tage ſpäter ihn in Gumbinnen
wiederholend und dort nach dem letzten Akt den erſten Lorbeer=
lranz
erhaltend. Mich hatte die Rolle ſo ergriffen, daß ich nach=
her
in mein Hotel ging, die Einladung zum Beiſammenſein
mir den Gefährten ausſchlagend, ich konnte dieſe Nacht nicht
clafen. Ich wußte von nun an, welche Bedeutung Wagner
fur meine Zukunft haben würde, aber ich hatte auch die Gewiß=
heit
, daß ich nichts an der Darſtellung verändern dürfe, ich
fühlte mich vollkommen eins mit der Partie. Und ſie verhalf
mir ja auch zu meinem großen Erfolg in Hannover, wohin ich
bereits von Stettin aus durch Graf Platen, der mich dort ge=
hort
hätte, engagiert worden war. Nun aber genug vom
Theater! Lindau, Sie haben’s auf dem Gewiſſen, wenn ich
altersgeſchwätzig geworden hin!
Friedrich Haaſe erhob ſich in der Haltung eines Grandſeig=
neurs
, wie er einen ſolchen oft genug auf der Bühne verkörpert
hatte, und ſagte in ſeinem gewohnten feierlichen Tone: Lieber
Freund, wir danken Dir für dieſe Stunde! Da klangen hell
die Gläſer zuſammen.

Großes Haus. Dienstag, den 13. Januar.

Uraufführung: Die 25. Ftau
Komödie von Joſef Sell.
Eine dünne Waſſerſuppe ſerviert Joſef Sell mit ſeiner
25. Frau!
Man könnte ſich vorſtellen, daß Brigham Young, der
Führer der Mormonen, zum Mittelpunkt einer ſaftigen und geiſt=
vollen
Komödie würde. Seine Stellung als Staatsmann, Sekten=
Prediger und Agrarier in Verbindung mit dem jeder menſchlichen
Erfahrung widerſprechenden Gebote der Vielweiberei hätte für
manche heiteren Konflikte die Grundlage geben können.
Joſef Sell hat wohl einige Anſätze zu einer Komödie. Aber
es fehlt ihm noch die Kraft zu ihrer Durchführung; es fehlen ihm
die geiſtige Ueberlegenheit und die dramatiſche Geſtaltung.
Von der Bedeutung der Perſönlichkeit Brigham Youngs
gibt die Komödie keinen Eindruck. Er erſcheint als ein verſchlage=
ner
Bauer, der ſich ſeine 24 Frauen nur zwecks Bevölkerung des
Landes hält. Das Gebot der Vielweiberei rechtfertigt er mit der
Wendung: Wenn ein Vater ſechs Kinder lieben kann, warum ſoll
er nicht ſechs Frauen lieben können? eine Begründung, deren
Haltloſigkeit auf der Hand liegt.
Als die Vereinigten Staaten eine Strafexpedition zu den
Mormonen ſchicken, läßt Young die Stadt am Salzſee räumen,
tritt dem feindlichen General höchſt gemütlich gegenüber und ver=
anlaßt
ihn durch eine Wette zum Abzug; eine Wette, die er durch
eine Scheinehe mit ſeiner 25. Frau gewinnt welche Scheinehe
dann zu einer wirklichen Ehe wird. Es ergeben ſich hieraus hei=
tere
Auftritte, die zwar mit billigen Mitteln gewonnen werden,
aber immerhin nicht wirkungslos blieben. Die Peinlichkeit des
dritten Bildes kann nicht verſchwiegen bleiben.
Renato Mordo türmte in der Inſzenierung den Oſſa auf
den Pelion, baute in den wuchtigen Bergen Amerikas phantaſtiſche
Kriegsbilder auf und ſtellte den heiteren Mittagstiſch des Prä=
ſidenten
mit ſeinen 24 Frauen hierzu in luſtigem Gegenſatz
unterſtützt im Bühnenbild von Lothar Schenck von Trapp.
Den Präſidenten ſpielte Joſeph Keim als behäbig= ver=
ſchmitzter
Sekten=Führer, die fünfundzwanzigſte Frau Beſſie
Hoffarth als kleinen keifenden Starrkopf, den amerikaniſchen
General Siegfried Nürnberger als verträglichen Bonvivant.
Höchſt amüſant war Werner Hinz als Opfer ſeiner ehe=
männlichen
Mormonen=Pflichten.
Z.

* Drumm=Quarkett.
Der 4. Wbend des diesjährigen Beethoven=Quartettzyklus
ſtellte Ausführende und Zuhörer vor eine der ſchwerſten Auf=
gaben
: des Opus 132.
Der erſte, leidenſchaftliche Satz, die Verklärung des dritten
Satzes, und der letzte in Sturm und Drang ſich verzehrende, das
ſind muſikaliſche Granitblöcke, ſo unerhört gewaltig, daß ſie letzten
Endes etwas Niederdrückendes an ſich haben. Wir meinen immer
mehr, daß dieſer dritte Satz, der heilige Dankgeſong einer Ge=
neſenen
an die Gottheit, ein Höhepunkt im Kammermuſikſchaf=
fen
Beethovens iſt; das ſind Gedanken und Töne, wie ſie auch
dem Größten nur einmalig zuſtrömen.
Die Wirkung erfordert Feiertagsſtimmung bei Gebenden und
Empfangenden. Die vier Herren vom Drumm=Quartett gingen
an die Rieſenaufgabe mit all dem künſtleriſchen Ernſt, der Ge=
wiſſenhaftigkeit
und der Spielfreude, die die Leiſtungen unſeres
erſten Quartetts ſtets ſo wertvoll macht. Alles wollte allerdings
geſtern nicht reſtlos glücken. Es iſt faſt unmöglich, im Frondienſt
des Alltags, der an Tiefſtes und Höchſtes rührenden Spannweite
des dritten Satzes letzte Ausdeutung zu geben; es gelang auch
geſtern nicht ganz; erſt im letzten Satz fand man ſich im Zu=
ſammenſpiel
und =klang. Beides ging dann den ganzen Abend
nicht mehr verloren; das Op. 18 Nr. 6, ein köſtliches Stück unbe=
ſchwerter
Lebensfreude, geriet den Künſtlern ausgezeichnet; her=
vorragend
auch die den Strom der ſonnigen Stimmung ſo ge=
heimnisvoll
, myſtiſch unterbrechenden Einleitung zum letzten
Satze, die ſogenannte La malinconia; ebenſo auf voller Höhe
ſtand die Wiedergabe des den Abend beſchließenden Op. 59 Nr. 1,
deſſen Allegretto vivace ſeinen ganzen capriziöſen Zauber in fein=
ſter
Darbietung offenbarte, ebenſo wie das Schlußallegro, das die
Quartettgenoſſen in unverminderter Friſche und Gebefreudigkeit
brachten. Zum Schluß dankte reichſter Beifall einer zahlreichen
Hörerſchaft für das Gebotene.
O.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Mittwoch, den 14. Januar 1931.

Nummer 14

Dazu muß uns aber dann, wenn die Kriſe überſtanden iſt
und die Geneſung beginnt, auch die Möglichkeit der Rekon=
valeſzenz
von außen her gewährt werden. Uns muß die
Laſt der Reparationen, die zu tragen auf die
Dauer unmöglich iſt, erleichtert und allmählich ganz
abgenommen werden. Sonſt brechen wir bald erneut zuſammen
und werden dann wohl kaum in abſehbarer Zeit wieder zu
Kräften kommen. Es liegt nicht nur in unſerem, ſondern auch
im Intereſſe der Gläubigermächte, ja im Intereſſe der
ganzen Weltwirtſchaft, wenn die Auswirkungen des
Krieges jetzt endlich ausgeglichen und beſeitigt werden. Denn
alle Völker leiden unter den ſtörenden Feſſeln, die dem wirt=
ſchaftlichen
Verkehr der Völker untereinander aus politiſchen
Beweggründen angelegt ſind. Sie alle ſind gehemmt in ihrer
wirtſchaftlichen Entwicklung und ſuchen krampfhaft, ſich und
ihre Wirtſchaft lebensfähig zu erhalten, indem ſie unter der
Flagge Schutz der nationalen Arbeit ihre Zollſätze
erhöhen, aber dadurch der allgemeinen Weltwirtſchaft nur noch
weiteren Schaden zufügen. Die Staatspolitiker können oder
wollen nicht einſehen, daß die Wirtſchaft, die das Fundament
jedes Staatsweſens iſt, ihre eigenen Geſetze hat, und daß dieſe
Geſetze weder mißachtet, noch mit Zwang mißhandelt werden
dürfen, wenn der Staat und das Volk nicht leiden ſollen.
Dunkel liegt das neue Jahr vor uns. Wir wiſſen nicht, was
es uns bringen wird. Wir ſollten aber wiſſen, was uns nottut
und wir ſollten entſchloſſen ſein, nach unſerer Kraft auf Beſſe=
rung
hin zu wirken. So laſſen Sie uns heute erneut bekennen,
daß wir es wollen; daß wir uns verantwortlich und
berufen fühlen, jeder an ſeiner Stelle mitzu=
helfen
an der baldigen, nachhaltigen Beſſerung
unſerer Wirtſchaft und damit an der von uns
allen erſehnten Wiedergeſundung unſeres
Volkes!

Doppelveroiener und urbeitsloſe.
Die heſſiſche Regierung ſoll doppelverdienſt abſtellen.
* Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtages nahm
geſtern ſeine Beratungen wieder auf. Die auf der Tagesordnung
ſtehenden Punkte zur finanziellen Notlage der Kom=
munen
und Arbeitsloſenfürſorge wurden noch einmal zu=
rückgeſtellt
. Die Regierung will ſich heute noch einmal
mit den ſozialdemokratiſchen Anträgen befaſſen, da ihre finan=
ziellen
Auswirkungen neue Millionenbeträge
notwendig machen würden. Wie dieſe Beträge flüſſig ge=
macht
werden ſollen, darüber zerbricht man ſich im Finanz=
miniſterium
noch den Kopf. Ueber die Anträge ſoll jedoch noch
im Laufe dieſer Woche entſchieden werden.
Zwei kommuniſtiſche Anträge betr. Verſicherung der
Wohlfahrtsempfänger und Wohlfahrtsarbei=
ter
werden für erledigt erklärt, da die Regierung auf die hier
bereits beſtehenden geſetzlichen Vorſchriften verweiſt.
Eine längere Ausſprache entſpann ſich über die Anträge zum
Thema der Doppelverdiener. Es ergaben ſich dabei
weitgehende Unterſchiede der Auffaſſung über den Begriff
Doppelverdiener. Der Ausſchuß ſtimmte teilweiſe den vorlie=
genden
Anträgen der Sozialdemokraten und des Zentrums zu,
wonach die Regierung dringend erſucht wird, Maß=
nahmen
zu treffen, daß in ſtaatlichen Betrieben und

bei Behörden jede Doppelbeſchäftigung mög=
lichſt
vermieden wird. Auch auf die unterſtellten
Verwaltungskörper ſoll im gleichen Sinne eingewirkt
werden, damit auch dort geeignete ſtellenloſe Arbeiter und An=
geſtellte
beſchäftigt werden können. Eine Nachprüfung nach
ſolchen Doppelverdienern ſoll vorgenommen werden. Die Re=
gierung
wird erſucht, folgendes tunlichſt zu berück=
ſichtigen
: Erhalten Beamte des Staates, der Gemeinden
oder der Körperſchaften des öffentlichen Rechtes für eine neben=
amtliche
Tätigkeit Bezüge aus öffentlichen Mitteln, ſo ſind dieſe
Nebeneinnahmen auf das Gehalt anzurechnen.
Für eine Tätigkeit, die der Beamte während ſeiner Dienſtzeit
verrichtet, wie z.: B. bei den Kreisämtern uſw., darf keine
beſondere Vergütung mehr gewährt werden. Doppel=
verdiener
ſollen bei ſtaatlichen Behörden nicht mehr beſchäftigt
werden. Ein weiterer Zentrumsantrag bzgl. der Doppelver=
diener
bei der Arbeitsloſenverſicherung wird für erledigt
erklärt.
Ein kommuniſtiſcher Antrag, für die Betroffenen des Als=
dörfer
Bergwerksunglücks 100 000 RM. zu ſpen=
den
, wird vom Ausſchuß entſprechend der Haltung der Regie=
rung
abgelehnt, da auch die übrigen ſüddeutſchen Länder
die gleiche Stellung eingenommen haben.
Wie die Regierung mitteilte, ſoll die Etatberatung im
Ausſchuß am Dienstag, den 27. Januar, beginnen.
Der Ausſchuß ſetzt ſeine Beratungen heute fort.

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Nummer 14

Mittwoch, den 14. Januar 1931

Seite 5.

Darmſtadt, den 14. Januar 1931.
Das ſtumme Signal der Krafffahrzeuge.
Wenn man zu mitternächtlicher Stunde durch die Straßen der
Stadt heimwärts wandelt und ſein Augenmerk auf die durch
Hupenſignale ſich beſonders bemerkbar machenden Kraftfahrzeuge
richtet, ſo kann man die Beobachtung machen daß dieſe fortge=
ſetzten
Signale in einem Umkreis von etwa 1 Kilometer zu hören
ſind. Wer von dem Mißgeſchick betroffen iſt, in der Nähe einer
verkehrsreichen Straßenkreuzung zu wohnen und bis in die ſpäten
Nachtſtunden das Durcheinander der Signale kraftfahrender Mit=
bürger
anhören darf, wird ſich ſchon oft die Frage vorgelegt
haben: Iſt dieſer Lärm notwendig? Die Antwort kann nur
Nein lauten. Der Kraftfahrer bediene ſich eines weit beſſeren
Signals zur Nachtzeit als ſeines Boſchhornes. Er ſignaliſiere mit
ſeinen Scheinwerfern. Vor jeder Straßenkreuzung lege er plötz=
lich
quer zur Fahrtrichtung des ſeine Fahrbahn kreuzenden Fahr=
zeugs
eine Lichtbahn. Eine halbe Sekunde genügt, um das andere
Fahrzeug darauf aufmerkſam zu machen, daß es vorſichtig fahren
muß. Lange bevor die Führer den Motor oder das Hupenſignal

wänden und Eckhäuſern zeigt der Widerſchein an, woher der an=
dere
kommt und wie weit er noch iſt. Man kann ſich raſcher und
zugleich behutſamer aufeinander einſtellen, als durch Hupenſig=
nale
. Die Blinkſprache iſt nachts ein viel paſſenderes Verſtän=
digungsmittel
und auch bedeutend zuverläſſiger als alle Hör=
ſignale
. Auch bei jähen Begegnungen greife der Fahrer nicht in=
ſtinktiv
auf das Ohrſignal zurück, ſondern laſſe die Lichtflut aus
nächſter Nähe aufflammen. Das gibt der momentanen Gefahr einen
viel dringlicheren Ausdruck. Auch der Fußgänger empfindet dieſes
ſofort. Die Wirkung beruht hauptſächlich auf der Raſchheit. Der
Doppelſtrahl muß wie ein Blitz über die Straße fegen und ſtatt
des Hupenkonzerts muß in gefährlichen Fällen ein heftiges Auf=
Zu, Auf=Zu, Auf=Zu der Lichter über die Strecke praſſeln und alle
Hinderniſſe aus dem Weg ſcheuchen.
Die Lichthupe ſollte ſich mehr ausbreiten. Sie könnte auch
die Stunden vor Mitternacht übernehmen und das Nachtſignal
der Städte werden. Wer von den Kraftfahrern hilft mit, die
Lichthupe allgemein einzuführen?
Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen. Die in Nr. 3
der Darmſtädter Zeitung vom 5. Januar 1931 veröffentlichte
Ausſchreibung einer Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule zu Okarben, Kreis Friedberg, wird zu=
rückgenommen
.
Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule zu Geilshauſen, Kreis Gießen. Dienſt=
wohnung
wird frei.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 28. Dezember 1930 der
Kammermuſiker an dem Heſſiſchen Landestheater zu Darmſtadt
Georg Kreß auf ſein Nachſuchen vom 1. Oktober 1930 ab.
Sein 40jähriges Dienſtjubiläum in der Brauerei Wiener
begeht am Donnerstag, dem 15. d. M., Herr Ph. Glaſer, hier.
Lohnſtreit in der Metallinduſtrie. In dem Lohnſtreit
zwiſchen dem Verband der Metallinduſtriellen für Heſſen=Naſſau,
Heſſen und angrenzende Gebiete E. V., Ortsgruppe Darmſtadt,
und dem Deutſchen Metallarbeiterverband, Verwaltung Kreis
Darmſtadt, fällte der Schlichtungsausſchuß Darmſtadt folgenden
Schiedsſpruch: Die Akkordlöhne und die Tarifſpitzenlöhne aller
Gruppen werden um 6 Prozent geſenkt. Für die Lohnverhältniſſe
bleiben im übrigen die Vereinbarung vom 15. Mai 1929 über die
Zeitlöhne und der Schiedsſpruch des ſtellvertretenden Schlichters
für Heſſen vom 5. Juli 1929 über den Akkordvertrag unverändert
beſtehen. Djeſe Regelung gilt vom 12. Januar 1931 an und kann
mit vierwöchentlicher Friſt, erſtmals zum 26. September 1931, ge=
kündigt
werden. Die Parteien haben ſich bis Samstag, den 17
ds. Mts., über Annahme oder Ablehnung des Schiedsſpruchs zu
erklären.
Uebergang in die höhere Schule nach dreijährigem Beſuch
der Grundſchule zu Oſtern 1930. Für Schuler, die bereits nach
dreijährigem Beſuch der Grundſchule in eine höhere Schule
übertreten ſollen, ſind nach einem Ausſchreiben des Miniſteriums
für Kultus und Bildungsweſen die Geſuche durch Vermittlung
des Leiters der betreffenden Grundſchule ſpäteſtens bis zum
15. Januar bei dem zuſtändigen Stadt oder Kreisſchulamt ein=
zureichen
.
Darmſtädter Künſtlerinnen auswärts. Ueber Margarete
Albrecht, ehemals Schülerin der Darmſtädter Geſangsmeiſterin
Maria Franke, äußert ſich die Königsberger Preſſe u. a. folgender=
maßen
: Margarete Albrecht bot mit ihrer Marzelline die beſte Geſangs=
leiſtung
unter den Soliſten. Wirklich überragend und ganz wiſſend
um den Stil des Werkes Margarete Albrecht als Marzelline. Ueber
Annelies Roerig, ebenfalls eine Schülerin von Frl. Franke,
zurzeit in Halberſtadt, ſchreibt die dortige Preſſe: Einen ſchönen Erfolg
erſang ſich Annelies Roerig als Myrtocle, die ſie ah darſtelleriſch vor=
züglich
wiedergab. Ihr klangſchönes Organ bewältigte die dankbare,
aber auch ſchwierige Partie durch eine nuancenreiche und ſehr ſeriöſe
Auswertung äußerſt eindrucksvoll. Annelies Roerig als Myrtocle!
Wir wußten ſchon, daß dieſe Sängerin für unſere Bühne viel bedeutete.
Daß ſie aber einer ſo ganz großen Leiſtung fähig war, wie ſie ſie am
Sonntag zeigte, das überraſchte doch. Geſanglich und darſtelleriſch war
ſie fabelhaft.

Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus Kleines Haus Mittwoch,
14. Januar 19.30 22 30 Uhr
Königskinder
W3 Da mſt. Volksb. Gr. I-IV
Preiſe 110 Mk. 2u, Ende gegen 22 Uhr
* 93
Zuſ.=M. II7
Preiſe 1.206 Mk.
15. Januar 19 30, Ende nach 21.30 Uhr
Donnerstag, ISchwanda. der Dudelſachpfeifer
117. Bühn nvolksbund
Preiſe 110 Mk 2022.15 Uhr
Im weißen Nößl
2 geſchl. Vorſt. f Erwerbsl
Kein Kartenverkauf. Freitag,
16. Januar 2022 Uhr
D13. Die 25. Frau
Preiſe 10 Mr Keine Vorſtellung Samstag,
17. Januar 19.3022.30 Uhr
Zum erſten Male
Viktoria und ihr Huſar
E14 Preiſe 1.201- Mk.
Wah’=, Tauſch=u Rund unk.
gut cheine nicht gültig. 2022 Uhr
Der Mann, den ſein Gewiſſen trieb
Zuſatzmieie V1 9
Preiſe 1.206 Mk. Sonntag,
18. Januar 1722 Uhr
die Meiſterſinger von Nürnberg
K9, nenvolksbund
Preiſe 1.2012 Mk
Wahlgutſcheinen Gutſcheine
von getauſch en Sonntags=
opern
beſchränkt tig. 17 30 bis gegen 13 Uhr
Vorführung der Schule für Kör=
pererziehung
und Bewegungs=
lehre
Aenne Reiß.
Preiſe 0 75 Mk.
2022 Uhr
Zum ernten Male:
Liebesluſt oder die weißen Schuhe
Preiſe 0.503 Mk. Montag
19. Januar Keine Vorſtellung Keine Vorſtellung

Over Königskinder von Humperdinck wird Maria Kienzl
die Ganſemagd, Joachim Sattler den Königsſohn ſingen. In den
Uorigen Hauptrollen: Lohmann, Jacobs, Kuhn, Vogt, Overlack,

Ziebel, Bertholdt. Ney. Morgen Donnerstag gelangt im Gro=
hen
Haus Jaromir Weinbergs Volksoper Schwanda, der
Zudelſackpfeifer unter muſikaliſcher Leitung von Karl

Maria Zwißler zur Aufführung. In der Titelpartie gaſtiert Arno
Schellenberg vom Opernhaus in Köln. Dorota: Regina Harre;
Babinſky: Joachim Sattler. Die erſte Wiederholung der Mor=
monen
=Komödie Die fünfundzwanzigſte Frau von
Ioſef Sell, die geſtern im Großen Haus zur Uraufführung kam,
findet Freitag, den 16. Januar, ſtatt.

Die omge des Juzz.

Zum Gaſtſpiel Bobby Hind’s mit ſeiner muſikaliſchen Revue
Jazz für Alle ab Freitag, 16. Januar 1931, im Orpheum wird
uns geſchrieben:
Die London Sonora Band, die als erſte Jazz=Kapelle
der Welt Bühnen=Tourneen unternahm, iſt als das erſte muſi=
kaliſch
verfeinerte Jazz=Orcheſter anzuſprechen. Ihr Programm
begann damals mit dem bekannten Liedchen Frasquita", das
vorher keinerlei Volkstümlichkeit erlangt hatte. Die engliſchen
Hexenmeiſter aber machten einen der wirkſamſten Schlager daraus,
ſie formten die Noten zu einer Melodie, die Tag und Nacht in
den Ohren ſummte. Der Stil des Humors, den die London
Sonora Band gründete und weitertrug, konnte ſo bald nicht

Bobbie Hind.
erreicht werden, ihr Rhythmus war getragen von einzigartiger
Senſibilität, aber wenigſtens in der ſymphoniſchen Klangſchonheit,
die man bei ihnen zum erſten Male von den bis dahin, ach, ſo
ſpröden Saxophonen und Tuben vernahm, in dem vornehmen
Einfühlen, mit dem die Jazz=Band Streich= und Blasinſtrumente
in ihrer muſikaliſchen Wirkung unterſtützte und verfeinerte, hat
man gelernt und braucht ſich deſſen nicht zu ſchämen. Unzählige
Grammophon=Aufnahmen haben die Entwickelung der London
Sonora Band weiter vermittelt. Bobbie Hind hat die
ganzen Jahre hindurch bewieſen, daß er wirklich ein Führer iſt.
Unabläſſige techniſche und orcheſtrale Arbeit, aufmerkſames und
verſtändnisvolles Hinhören auf den Rhythmus der Welt, hat ihn
immer an der Spitze bleiben laſſen, immer noch iſt Bobbie
Hind einer der wenigen Könige des Jazz.
Im Laufe der letzten zwei Jahre hat England im Tanz den
langen Schritt durchgeſetzt im Quickſtep und im Slow=Fox. Als
neue und mit Begeiſterung aufgenommene Bewegungsart ent=
ſtand
der Engliſh Waltz. Die Muſik, die den Tanz tragen ſollte,
hat alſo in ihrem Rhythmus mit der Verlangſamung des Tempos
Schritt halten müſſen. Jetzt konnte alſo der Kontrapunkt, die
Harmonie des Jazz ausgebaut werden. Immer wieder war es
Bobbie Hind, der die muſikaliſche Führung übernahm und
behielt. In London verſtand man ſeine Einzigartigkeit wohl zu
würdigen. Wenn der Prince of Wales, der arbiter elegantiarum
aller Völker, engliſchen Geblüts, ein Feſt veranſtaltete, ſpielte
Bobbie Hind zum Tanze auf. Bobbie Hind und ſeine
London Sonora Band durften als einzige Jazz=Kapelle der Welt
mehrere Gaſtſpiele am engliſchen Königshaus geben. Aus der
London Sonora Band ging ein Jazz=Dirigent von der
Klaſſe eines Jack Hilton hervor.

Gründet schon jetzt

Weihnachts-Sparkassen

für

Weihnachten 1931

Städtische Sparkasse, Darmstadt
St 1023
Hauptstelle: Rheinstr. 34
Zweigstellen: Hügelstr. 22 und Bessungerstr. 48

Der Segen des Kleinſparens. Bei der Städtiſchen Spar=
kaſſe
Darmſtadt wird die Einrichtung von ſogenannten Weih=
nachtsſparkaſſen
beſonders gepflegt. Bereits im Jahre
1926 beſtanden 70 Weihnachtsſparkaſſen, die auf Weihnachten 1926
einen Betrag von rund 80 000 RM. zuſammengeſpart hatten. Im
Jahre 1930 wurden von 125 Weihnachtsſparvereinen zuſammen
rund 165 000 RM. zum Teil in Pfennig=Beträgen zuſam=
mengeſpart
. Die den Vereinen gutgeſchriebenen Zinſen für
das Jahr 1930 belaufen ſich auf über rund 4200 RM. Aus
dieſen Zahlen geht hervor, welcher Segen in dem Kleinſparen
liegt, und daß durch die von den Weihnachtsſparvereinen gepflegte
Spartätigkeit zahlreichen Familien eine wirkliche Weihnachts=
freude
bereitet werden konnte. Die Einrichtung iſt beſonders be=
grüßenswert
weil der Erfolg in erſter Linie der hieſigen
Wirtſchaft wieder zugute kommt. Die von den Weihnachts=
ſparvereinen
angeſammelten Gelder werden kurz vor Weihnach=
ten
abgehoben und an die Mitglieder zur Beſchaffung von Weih=
nachtsgeſchenken
uſw. verteilt. Sie fließen daher in voller Höhe
der hieſigen Geſchäftswelt wieder zu. Die Gründung von derar=
tigen
Spareinrichtungen kann daher nur aufs wärmſte empfohlen
werden. Die Anlage von ſolchen Sparkonten kann ſowohl bei
der Hauptſtelle der Städtiſchen Sparkaſſe, Rheinſtraße 34, wie
auch bei den Zweigſtellen. Hügelſtraße 22 und Beſſungerſtraße 48,
jederzeit erfolgen. (Siehe Anzeige in der heutigen Nummer.)

Rudelf Mosse, Berlin sW B
(1 Bin.445)

M. 90, trei
üborallhin
Postschock-
conte
26517

Tagung des Zentralverbandes deutſcher Kriegsbeſchädigter
und =hinterbliebener. Die Chöre, welche der Darmſtädter
Männergeſangverein 1881 geſungen hat, wurden nicht von Herrn
Samper, ſondern von dem Chorleiter des genannten Vereins
Herrn Muſikoberlehrer Heinrich Lambert, dirigiert.

Schwurgericht.

Aw. Vor dem Schwurgericht entrollte ſich am Dienstag ein
recht unerfreuliches Stück Moralgeſchichte eines rheinheſſiſchen
Dorfchens in der Verhandlung gegen einen 27jährigen
Landwirt aus Planig wegen Meineids. Am 11.
Dezember 1926 fand gegen einen Planiger Landwirt ein Prozeß
ſtatt, weil dieſer auf einen Mainzer Arzt geſchoſſen hatte, angeb=
lich
, weil der Arzt mit ſeiner Frau unerlaubte Beziehungen ge=
habt
haben ſollte. In dieſem Prozeß wurde auch der heutige An=
geklagte
als Zeuge vernommen, und erklärte auf Befragen, daß
er mit der Frau keine näheren Beziehungen gehabt habe. Dieſe
Frau führte während der darauffolgenden Gefängniszeit ihres
Mannes ein ihrem Weſen zuſagendes Leben und erzählte ihrer
Buſenfreundin, einer im gleichen Hauſe wohnenden Frau, aus=
führlich
und ohne jede Scham von ihren Erlebniſſen, die dann
nichts Eiligeres zu tun hatte, als dieſe Erzählungen im Dorfe
weiterzuverbreiten. Es kam den beiden weiter nicht darauf an,
dabei einen Mann mehr oder weniger aufzuzählen. Als der aus
dem Gefängnis zurückgekehrte Mann ſeine Frau nicht vorfand.
wollte er ſich ſcheiden laſſen. Seine Frau, die damit jedoch nicht
einverſtanden war, brachte es auch fertig, daß er ſich wieder mit
ihr ausſöhnte, und ſie ſitzen nun einträglich nebeneinander auf der
Zeugenbank. Es fand zwar im November 1928 ein Sühnetermin
ſtatt, bei dem ſie ſieben oder acht Männer angab, darunter auch
den heutigen Angeklagten, die ſie geliebt haben wollte, und zwei
Tage darnach zeigte der Mann den jungen Landwirt wegen Mein=
eids
an. Es fand am 4. April vor dem Mainzer Schwurgericht die
erſte Verhandlung ſtatt, in der der Angeklagte freigeſprochen
wurde. Der Staatsanwalt legte Reviſion ein, und das Reichs=
gericht
verwarf das Urteil und verwies die Sache an das hieſige
Schwurgericht. Der Angeklagte bleibt heute nach wie vor dabei,
keinen Geſchlechtsverkehr mit der Frau gehabt zu haben. Es
werden nicht weniger wie ſechs Zeugen vernommen, die auf die
Frage, ob ſie mit der Frau intim verkehrten, die Ausſage ver=
weigern
. Einer gibt es unumwunden zu, drei dagegen beſtritten
es ganz energiſch. Zum Schluß erſcheint die Frau als Zeugin, die
ſtrikt bei der Behauptung bleibt, oft mit dem Angeklagten intim
verkehrt zu haben. Der Staatsanwalt hält den Angeklagten für
ſchuldig. Das Gericht kommt jedoch, wie das Mainzer Schwur=
gericht
, zu einem Freiſpruch, da wohl ſtarke Verdachtsmomente
gegen den Angeklagten beſtehen, aber doch kein ſchlüſſiger Beweis
geführt ſei.
Scheinfirma. Die Firmen Köper und Creton ſowie die
Firma Guſtav Freytag haben ſich zu einer Firma zuſammenge=
ſchloſſen
unter dem Namen der Firma Köper und Creton. In=
haber
Guſtav Freytag, Textilwarengroßhandlung in Darmſtadt.
Mit dieſen Vorausſetzungen eröffnete der GDA. jetzt ſeine weitere
Scheinfirma in Darmſtadt, die neben der Scheinfirma Rin und
Raus ihren Geſchäftsbetrieb im GDA.=Heim betreiben wird. Da=
mit
wird den Jugendlichen die Möglichkeit geboten, ſich weiter
zu bilden, ohne daß ſie hierfür Aufwendungen irgendwelcher Art
zu machen haben. Ferner beſteht noch die Renofachgruppe, ein
Kurſus, d. h. die Angeſtellten bei Rechtsanwälten und Notaren
werden in allen in Betracht kommenden Fragen praktiſch unter=
richtet
. Somit beſtehen 3 ſolcher Kurſe im Gewerkſchaftsbund der
Angeſtellten GDA. Darmſtadt, die ſtändig weiter laufen. Ins=
geſamt
ſind in Deutſchland über 500 Scheinfirmen, die auch den
Auslandsverkehr pflegen und mit der Schweiz, Holland. Schwe=
den
, Spanien uſw. in ſtändiger Fühlung ſtehen. Eine praktiſche
und gute Ausbildung ſtellt dieſe Arbeit dar, weil die Jugend
gerne und freudig hier mitarbeitet. Die neue Firma hat am
12. Januar die Neugründung beſchloſſen und Anmeldung gemäß
der Gewerbeordnung, ſowie Aufnahme in das Handelsregiſter
beantragt. In der nächſten Zuſammenkunft am Montag, den
19. Januar, im GDA.=Heim, wird die Eröffnungsbilanz fertig=
geſtellt
werden. Weitere Mitarbeiter werden für die Firma noch
aufgenommen.
Der Feſtabend des Frauenvereins vom Roten Kreuz für
Deutſche über See am 18. Januar bringt, wie aus der heutigen
Anzeige erſichtlich, die Aufführung einer Reihe künſtleriſch auf der
Höhe ſtehender Tanzbilder in Art einer Revue, welche uns die
Geſchwiſter Erwin und Jſolde Pützer in dankenswerter
und großzügiger Weiſe entworfen und einſtudiert haben. Die
Zeichnungen und Koſtümentwürfe ſind von Erwin Pützer, wäh=
rend
die Tanzleitung in den Händen von Jſolde Pützer liegt.
Den muſikaliſchen Teil haben die Herren des Korps Rhenania in
liebenswürdigſter Weiſe übernommen. Etwa 50 Mitwirkende,
groß und klein, ſtellten ſich mit Freude und großem Eifer in den
Dienſt der guten Sache.
Der Konzertabend des Bayreuther Bunds der deutſchen
Jugend am Donnerstag, den 15. Januar, 20 Uhr, im Muſik=
vereinshaus
gibt willkommene Gelegenheit, nach längerer Pauſe
die ſchöne, vorzüglich ausgebildete Altſtimme von Maria Maſer=
Schilling, die den hieſigen Muſikfreunden keine Unbekannte iſt,
einmal wieder zu hören. Sie wird die vier ernſten Geſänge von
Brahms vortragen; die Begleitung hat Kapellmeiſter Hans
Simon übernommen. Ferner werden Arla Renz und Elſe Hof=
mann
=Althen zwei Sonaten von Brahms und Richard Strauß für
Violine und Klavier zu Gehör bringen. Erſtere iſt hier als aus=
gezeichnete
Geigenkünſtlerin hinreichend bekannt. Es wird von
Intereſſe ſein, feſtzuſtellen, wie ſich ihre Kunſt weiter entwickelt
hat, nachdem ſie in letzter Zeit bei Fleſch erneute Studien getrie=
ben
hat. Auch Elſe Hofmann=Althen, eine Schülerin von Uzielli
in Köln, iſt in Darmſtadt mehrfach als Klaviervirtuoſin aufge=
treten
. Eintrittskarten bei Chriſtian Arnold am weißen Turm.
Betriebsräteſchulung im D.H.V. Die Ortsgruppe Darm=
ſtadt
im Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verband hatte ihre
in geſetzlichen Betriebsvertretungen tätigen Mitglieder zui einem
Arbeitsgemeinſchaftlichen Schulungsabend zuſammengerufen. Auch
aus den umliegenden Orten waren verſchiedene Vertreter erſchie=
nen
. Der Abend ſtand unter der Leitung des Referenten für Be=
triebsräteweſen
, Herrn Koepp=Berlin. Zunächſt zeichnete der
Vortragende die gegenwärtge Wirtſchafts= und ſtaatspolitiſche
Lage, weil ihre richtige Beurteilung eine weſentliche Aufgabe
jeder Betriebsvertretung ſein muß. Ueberleitend auf den Sinn
und Zweck des Betriebsrätegeſetzes, konnte nachgewieſen werden,
daß gerade das B.R.G. die Grundlage für eine ernſte und not=
wendige
Volksgemeinſchaft ſein kann. Das Geſetz verlangt von
der Betriebsvertretung, daß ſie die allgemeinen wirtſchaftlichen
Intereſſen der Arbeitgeber wahren und gleichzeitig die der Ar=
beitnehmer
vertreten ſoll. Dieſe Aufgabe ſetzt aber voraus, daß
der Arbeitgeber die Betriebsvertretung vertrauensvoll von der
tatſächlichen Lage des Betriebs jeweils unterrichtet, ſo daß die
Betriebsvertretung in die Lage verſetzt wird. Wünſchenswertes
von dem Möglichen zu trennen. Im weiteren Verlaufe wurden
ſodann in arbeitsgemeinſchaftlicher Form vornehmlich die ſchwie=
rigen
Gebiete des Betriebsrätegeſetzes durch Beſprechung von
Beiſpielen aus der Praxis der Betriebe und der Rechtſprechung
behandelt. Dieſe Art der Schulungsarbeit zeigte, daß alle Teil=
nehmer
das ſtärkſte Intereſſe daran haben, in der Auslegung und
Anwendung des Geſetzes der Objektivität und Sachlichkeit zu fol=
gen
. Die Beſprechung der eigentlichen Rechtsmaterie zeigte aber
ebenſo, daß es heute mehr denn je notwendig iſt, allenthalben, auch
in den betriebsratpflichtigen Betrieben, in denen heute noch keine
Betriebsvertretungen ſind, zu einem rechtsmäßigen Betriebsrat zu
kommen. Es iſt das Verdienſt des B.R. G., daß es vor allen Din=
gen
in Kriſenzeiten, nämlich dann, wenn die wirtſchaftlichen In=
tereſſen
der Parteien auseinanderdrängen, das Geſetz zur Ge=
meinſchaftsarbeit
verpflichtet. Deshalb darf die ſachliche und ob=
jektive
Arbeit in den Betriebsvertretungen als Mittel angeſpro=
chen
werden, wahre Volksgemeinſchaft zu pflegen und das Ver=
trauen
innerhalb der Volkswirtſchaft zu feſtigen und zu erhalten.
Es wäre zu begrüßen, wenn allenthalben eine ſolche ernſte Schu=
lungsarbeit
in dieſem Sinne geleiſtet würde.
Volksbühne. Zu der Vorführung der Schule für Körper=
erziehung
und Bewegungslehre, von Aenne Reiß Sonntag, den
18. Januar, 11.30 Uhr, im Kleinen Haus erhalten die Mitglieder
der Volksbühne Eintrittskarten zu bedeutend ermäßigten Preiſen
in der Geſchäftsſtelle der Volksbühne. Eliſabethenſtraße 34 (Haus
Alter).

[ ][  ][ ]

Seite 6
* Aus den Darmſtädter Lichtſpielkheakern.
Palaſt=Lichtſpiele
bringen den großen Südſeefilm Weiße Schatten. Weiße
Schatten, das ſind die weißen Raſſen, die den Eingeborenen der
Südſeeinſeln die Ziviliſation bringen. Ziviliſation, das iſt für
die Eingeborenen in erſter Linie Feuerwaſſer, berauſchende Ge=
tränke
aller Art, das ſind Krankheiten und Laſter, das iſt harte
Fronarbeit, Einſpannen der eingeborenen Kräfte, Sklaven gleich,
zum Nutzen der Weißen, die ihnen für koſtbare Perlen, unter
Lebensgefahr der Tiefe des Meeres entriſſen, Tand und Flitter
geben. Weiße Schatten und Ziviliſation iſt alſo der Beginn des
Untergangs des unberührten Naturlebens in den Südſeeinſeln.
Gegen dieſe weißen Schatten kämpft vergeblich ein Geſtrandeter
der Südſeeinſeln, ein ehrlicher Schiffsarzt, der ſich aber bei ſeinen
weißen Landsleuten ſo unbeliebt macht, daß er, auf einem Peſt=
ſchiff
ausgeſetzt, dem Taifun überantwortet wird. Er wird an
einer der Südſeeinſeln an Land geworfen, die noch nie einen
Weißen geſehen. Er wird als weißer Gott verehrt, widerſteht
den Verſuchungen, in die der Perlenreichtum ihn vorübergehend
bringt, und als nach Jahren Weiße auch an dieſer Inſel landen,
als weiße Schatten auch dies Paradies verdunkeln, bleibt ſein
Kampf vergebens, er fällt als Opfer ſeiner Freundſchaft und
Liebe zu den Eingeborenen.
Das iſt in dem Film Weiße Schatten recht gut er=
zählt
und wird, mit Monte Blue und Raquel Torres in den
Hauptrollen, ſehr gut dargeſtellt im Rahmen einer Fülle wunder=
voller
Landſchaftsbilder und unter Mitwirkung eines umfang=
reichen
Eingeborenenſtammes, deſſen Leben ſehr inſtruktiv im
Bild gezeigt wird, beſonders die Perlenfiſcherei u. v. a. Bedauer=
lich
, daß eine an ſich ſo gute Idee, und daß die filmiſche Wieder=
gabe
und hochintereſſanten Bildfolgen hin und wieder ebenſo un=
nötig
, wie plump verkitſcht ſind.
Verein für Freie Schule, Darmſtadt (E. V.). Vielfachen
Wünſchen entſprechend, findet am Samstag. 17. Januar in der
Aula des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums eine Vorführung grund=
legender
pädagogiſcher Uebungen aus der Laut= Eurhyth=
mie
durch ſechs junge Lehrerinnen verſchiedener Städte mit Ein=
führung
und Erklärung ſtatt. Es werden Stabübungen, Lauf=
übungen
, Taktieren, Lautieren uſw. gezeigt, wie dies einen inte=
grierenden
Beſtand der Waldorf=Schul=Pädagogik bildet. (Siehe
Anzeige.)
Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge e. V. Wer im
Kreis Darmſtadt Mitglied des Volksbundes Deutſche Kriegs=
gräberfürſorge
werden, oder den Bund zur Aufſüchung eines Gra=
bes
im ehemaligen Kampfgebiet in Anſpruch nehmen will. wende
ſich an die Orts= und Bezirksgruppe des Volksbundes Deutſche
Kriegsgräberfürſorge Darmſtadt, Neckarſtr. 3, Zimmer 14. Auch
Spenden werden daſelbſt entgegengenommen.
Bühnenvolksbund. Diejenigen Mitglieder, welche die
Reichsgründungsfeier des evangeliſchen Bundes am kommenden
Sonntag abend beſuchen wollen, können ihre Karten zu den
Meiſterſingern bis Freitag nachmittag ſpäteſtens in der Miet=
abteilung
des Landestheaters gegen eine Tauſchkarte eintauſchen.
Die Miete A hat Donnerstag dieſer Woche Schwanda", worauf
wir beſonders hinweiſen.
Jahreshauptverſammlung des Gewerkſchaftsbundes der
Angeſtellten. Der GDA. wird am 14. Januar im GDA.=Heim in
ſeiner Jahreshauptverſammlung über das vergangene Geſchäfts=
jahr
Bericht erſtatten. Schon jetzt kann darauf hingewieſen wer=
den
, daß der Mitgliederzugang ein ſehr guter war. Ferner iſt die
Tätigkeit auf dem Gebiete des Rechtsweſens gegenüber dem Vor=
jahre
ſtark angeſtiegen.
Odenwaldklub. Die Ortsgruppe Darmſtadt, die immer
ohne Damen wandert, feiert einmal im Jahr ein großes Fami=
lienfeſt
: das Dekorierungsfeſt. Bei dieſem Feſt zwang=
loſer
Freude erſcheinen auch die, die aus verſchiedenen Gründen
nicht mitwandern können. Tannengrün und Wanderkleid geben
dem Feſt das äußere Gepräge, der Odenwald erſcheint in Vertre=
tern
vieler Ortsgruppen, Wort, Lied und Tanz beherrſchen den
Abend, der durch ſeine Eigenart und Gemütlichkeit in weiten
Kreiſen beliebt iſt. Am Samstag, dem 17. Januar, iſt die Turn=
halle
am Woogsplatz die Stätte dieſes fröhlichen Treibens.
Kirche und religiöſer Sozialismus. Ueber dieſes Thema
ſpricht um Mittwoch, dem 14. Januar, abends, Herr Referendar
Ludwig Metzger beim driten Vorragsabend des Männerver=
eins
der evangeliſchen Johannesgemeinde im Gemeindehaus,
Kahlerſtraße 26. Außer den Mitgliedern der Gemeindevereine
ſind auch ſolche, die ernſtlich über dieſe wichtige Frage nachdenken
und beraten wollen, als Gäſte willkommen. Nach dem Vortrag
ſoll eine freie Ausſprache ſtattfinden. Der Eintritt iſt frei.
Nächſte Dampferabfahrten der HamburgAmerika=Linie. Ohne
Verbindlichkeit, Aenderungen vorbehalten. Nach New York: D.
Hamburg ab Hamburg 14. 1., ab Cuxhaven 15. 1.: D. Deutſchland ab
Hamburg 21. 1., ab Cuxhaven 22 1: D. New York ab Hamburg 28. 1.,
ab Cuxhaven 29. 1.; D. Albert Ballin ab Hamburg 4. 2., ab Cuxhaven
5. 2.: M.S. St. Louis ab Hamburg 11. 2., ab Cuxhaven 12. 2.: D.
Deutſchland ab Hamburg 18. 2., ab Cuxhaven 19. 2.: D. New York ab
Hamburg 25. 2., ab Cuxhaven 26. 2.; M.S. Milwaukee ab Hamburg
2. 3., ab Cuxhaven 3. 3. Nach Kanada (in Gemeinſchaft mit der
County Line): D. Grey County (County) ab Hamburg 19. 1., M.S.
Milwaukee (Hapag) ab Hamburg 2. 3 Nach Boſton, Phila=
delphia
, Baltimore, Norfolk (Gemeinſchaftsdienſt Hapag=
Lloyd) ab Hamburg: D. Harburg (Hapag) 21. 1., D. Weſtfalen (Lloyd)
31. 1.. D. Hannover (Hapag) 7. 2., D. Köln (Llotzd) 18. 2. Nach der
Weſtküſte Nordamerikas (Gemeinſchaftsdienſt Hapag/Lloyd) ab
Hamburg: D. Schwaben (Lloyd) 17. 1.. M.S. Portland (Hapag) 28. 1.,
M. S. Los Angeles 7. 2. Nach Cuba ab Hamburg: M. S. Palatia
27. 1., M. S. Patricia 9. 2. Nach Mexiko (in Gemeinſchaft mit der
Ocean=Linie) ab Hamburg: M.S. Nord=Friesland (Ocean) 15. 1., M. S.
Palatia (Hapag) 27. 1., M.S. Rio Panuco (Ocean) 9. 2., D. Weſter=
wald
(Hapag) 21. 2. Nach Weſtindien (in Gemeinſchaft mit der
Roland=Linie, Bremen, und der Neederei H. C. Horn, Flensburg) ab
Hamburg: M.S. Preſidente Gomez (Horn) 17. 1., MS. Orinoco
(Hapag) 24. 1., ein Dampfer (Lloyd) 31. 1., D. Galicia (Hapag) 7. 2.,
M.S. Ingrid Horn (Horn) 14. 2. Nach den Weſtindiſchen In=
ſeln
(in Gemeinſchaft mit der Reederei H. C. Horn, Hamburg) ab
Hamburg: M.S. Thereſe Horn (Horn) 13. 1.. D. Georgia (Hapag)
27. 1., M.S. Waltraut Horn (Horn) 10. 2., D. Amaſſia (Hapag) 24. 2.
Nach der Weſtküſte Zentral=Amerikas (in Gemeinſchaft
mit der Roland=Linie, Bremen) ab Hamburg: D. Schwaben (Lloyd)

temberg 31. 1., D. Niederwald 7. 2., D. Paraguay 18. 2. D. General
Artigas 20. 2., D. Baden 26. 2. Nach der Weſtküſte Süd=
amerikas
(in Gemeinſchaft mit der Roland=Linie Bremen) ab
Hamburg: ein Dampfer (Roland) 14. 1., D. Ammon (Kosmos) 20. 1.
ein Dampfer (Roland) 24. 1. Nach Oſtaſien (Gemeinſchaftsdienſt
Hapag/Lloyzd) ab Hamburg: M.S. Kulmerland (Hapag) 14. 1.. M. S.
Oliva (Hapag) 17. 1., D. Coblenz (Lloyd) 21. 1.. D. Chemnitz (Lloyd)
24. 1., D. Oldenburg (Hapag) 28. 1., M.S. Ermland (Hapag) 31. 1.,
D. Alſter (Oloyd) 4. 2., D. Erlangen 7. 2 Nach Niederländiſch=
Indien (Gemeinſchaftsdienſt der Deutſch=Ausſtraliſchen Dampfſchiffs=
Geſellſchaft, Aktiengeſellſchaft Hamburg, und der N. V. Nederlandſche
Stoompaart Maatſchappif Ocegan): D. Kurmark (Hapag) ab Ham=
burg
14. 1., ein Dampfer (Oceaan) ab Hamburg 28. 1., D. Menes
(Hapag) ab Rotterdam 3. 2., D. Neumark (Hapag) ab Hamburg 11. 2.
Nach Auſtralien (Gemeinſchaftsdienſt der Deutſch=Auſtraliſchen
Dampfſchiffs=Geſellſchaft, Hamburg, des Norddeutſchen Lloyd, Bremen.
und der Reederei Alfred Holt & Co., Liverpool) ab Hamburg: M.S.
Saal e(Lloyd) 27. 1.. D. Bitterfeld (Hapag) 11. 2. Nach Süd=
afrika
(Deutſch=Auſtraliſche Dampfſchiffs=Geſellſchaft, Aktiengeſell=
ſchaft
, Hamburg) ab Hamburg: D. Lüneburg 24. 1., D. Dortmund 14. 2.
Hamburg=Rhein=Linie ab Hamburg: D. Mannheim ca.
13. 1., D. Köln ca. 17. 1., D. Straßburg 22. 1., D. Karlsruhe 27. 1.
HamburgLondon=Linie: Wöchentlich drei Abfahrten.
Mitgeteilt durch die hieſige Vertretung: Bankgeſchäft Friedrich Zaun,
Luiſenplatz 1. Telephon 1308/09.

Aus den Parkeien.

Mittwoch, den 14. Januar 1931
Umſichk! Borſicht! Rückſichk!
Eine Verwechſlung von Arzneien, die für den inneren und äußeren
Gebrauch beſtimmt ſind, geſchieht leider häufiger, als man annimmt.
Die Arzneien für inneren Gebrauch werden vom Apotheker ſtets
in runden Gläſern abgegeben und mit Etiketten von weißer
Farbe. Die äußerlich zu verwendenden Arzneien werden in
ſechseckigen Flaſchen abgegeben, bei denen drei Seiten mit Längs=
rillen
verſehen ſind. Die Etiketten ſind rot und tragen außerdem die
Bezeichnung Aeußerlich! So müßte eigentlich bei einiger Aufmerk=
ſamkeit
jede Verwechſlung ausgeſchloſſen erſcheinen, und damit jeder
Unfall unmöglich ſein.

Nummer 14

Eine viel größere Gefahr aber bedeutet der Unfug, in ganz gewöhn=
liche
Bier=, Wein= oder Selterflaſchen Arzneien, Gifte, Säuren und der=
gleichen
hineinzufüllen. Petroleum Spiritus oder Benzin in ſolchen
Flaſchen ohne Etikett kann unliebſame Ueberraſchungen bringen und
auch ſchwere Feuersgefahr heraufbeſchwören! Viel gefährlicher aber
ſind die im Haushalt ſtändig verwendeten Säuren, wie Salzſäure,
Schwefelſäure, Salmiakgeiſt, manchmal auch Lyſol und andere Desinfek=
tionsmittel
. Wenn dieſe ſchwer ätzenden Gifte in derartigen, nicht
kenntlich gemachten Flaſchen in der Speiſekammer, in der Küche, irgend=
wo
in einem Schrank oder auf einem Wandbrett herumſtehen, können
ſie ſehr leicht einmal von einem im Haushalt nicht Bekannten oder mit
der gefährlichen Füllung nicht Vertrauten beſonders auch von Kin=
dern
getrunken werden, und Aetzungen und Verbrennungen der
Speiſeröhre, des Magens und des Mundes hervorrufen, die faſt immer
nach unſagbaren Qualen zum Tode führen.
Die Vermeidung derartiger Unfälle erfordert tarſächlich nur ein
ganz klein wenig Ueberlegung, eine kleine geringfügige Arbeit. Jede
dieſer Flaſchen muß mit einem deutlich lesbaren Schildchen verſehen
und unter Verſchluß aufbewahrt werden. Dann ſind derartige Unfälle
ausgeſchloſſen.

Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei.
Heute Handarbeits= und Leſeabend. Siehe Monatsprogramm
Liederbücher mitbringen.

Die bierunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Chriſtlicher Verein Junger Männer e. V.
Darmſtadt. Alexanderſtraße 22 (Inf.Kaſerne). Unſere Jung=
männerbibelſtunde
iſt heute, Mittwoch, abends, in unſerem Heim.
Jeder junge Mann über 17 Jahre iſt zu dieſer Stunde freundlichſt
eingeladen.
Turngemeinde Darmſtadt 1846. Motto: Mir
bremſe ſchun, wanns Zeit is! Als älteſter in Darmſtadt karne=
valtreibender
Verein hält die Turngemeinde Darmſtadt 1846 am
Woogsplatz auch in dieſem Jahre unter vorſtehendem Motto ihre
Faſchingsveranſtaltungen ab. Die große Damen= und Herren=
ſitzung
am 1. Februar, der Gala=Maskenball am 7. Februar, das
Kinderkoſtümfeſt am 15. Februar und den alljährlichen Faſtnachts=
ſchlußrummel
am 17. Februar verſprechen wieder einige, gerade in
der heutigen Zeit ſo notwendige, vergnügte Stunden. Die Turn=
gemeinde
hat nie rauſchende Feſte gefeiert, aber ſtets dafür ge=
ſorgt
, daß neben der ernſten Arbeit der körperlichen Ertüchtigung
durch Turnen, Spiel und Sport auch Frohſinn und Humor bei ihr
eine echte Pflegeſtätte hatten. Niemand wird die bei den Tur=
nern
verbrachten, genußreichen Stunden der Freude miſſen =
gen
. Alles Nähere iſt aus den demnächſt in dieſem Blatte er=
ſcheinenden
Anzeigen erſichtlich.
Der Geſangverein Männerquartett= Har=
moniekranz
, gegründet 1882, begeht am Sonntag, dem 18.
Januar, in der Beſſunger Turnhalle ſein Winterfeſt mit Ball.
Die Veranſtaltung wird als Erſatz für die ſonſt im Dezember ab=
gehaltene
Weihnachtsfeier gehalten. Die Veranſtaltung, von
kundiger Hand geleitet, verſpricht ein beſonders reichhaltiges Pro=
gramm
. In ganz beſonderer Weiſe wird durch den Chor das
deutſche Volkslied gewürdigt. Kommen doch nicht weniger als
6 der bekannteſten ſolcher Lieder zum Vortrag. Zur allgemeinen
Volksbildung und beſſerem Verſtehen werden die Lieder durch
entſprechende lebende bildliche Darſtellungen ergänzt. Der zweite
Teil (Cabaret) bringt ebenfalls nur erſtklaſſige Darbietungen.
Darauf folgt ein nettes Luſtſpiel in einem Akt. Ein flotter Ball
wird dieſe Feier beſchließen, die auch durch eine reichhaltige Tom=
bola
ausgeſtattet iſt. Näheres durch die in der Samstagsnummer
dieſer Zeitung erſcheinende Anzeige.
Vereinigung frühererLeibgardiſtenDarm=
ſtadt
. Auf den morgen Donnerstag, den 15. Januar, im Vereins=
lokal
(gelber Saal) bei Sitte ſtattfindenden Lichtbildervortrag
des Kameraden Fr. Frank ſei hiermit nochmals hingewieſen und
wäre ein zahlreicher Beſuch nur zu begrüßen. (Siehe auch heutige
Anzeige.)

B. in E. Unſeres Erachtens ſollten Sie beim Finanzamt um Er=
laß
oder doch Ermäßigung der Sondergebäudeſteuer (zunächſt für 1930)
nachſuchen. (Vgl. D. T. Nr. 4 vom 4. ds. Mts. und D. T. vom
I
18. April 1929.)
W. L. Fragen Sie zunächſt bei einer Sparkaſſe an, ob einer
Ihrer Ausloſungsſcheine verloſt wurde. Iſt eine Ausloſung nicht
erfolgt, ſo können Sie jederzeit das Papier an der Börſe verkau=
fen
laſſen. Jedoch empfiehlt es ſich, daß Sie ſich bei der Sparkaſſe
zuvor erkundigen, wieviel Sie aus einem Verkauf an der Börſe
erlöſen können.
Saargebiet. a) Die Landesfarben des Saargebiets ſind
Blau=Silber=Schwarz, die wagrechte Flagge führt Blau=Weiß=
Schwarz. b) U. W. Uniform mit den Saarhoheitszeichen.
W. Sch. 41. Wenden Sie ſich an die Reichsbahndirektion in
Mainz.

Tageskalender für Mittwoch, den 14. Januar 1931.
0 Uhr:
Heſſ. Landestheater, Großes Haus,
Königskinder Kleines Haus, 20 Uhr
X93
Konzerte: Schloßkeller, Café Oper, Café Ernſt=Ludwig,
Datterich, Alte Poſt Spaniſche Bodega, Reſt. Bender,
Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und Palaſt=Licht
ſpiele.

Ct. Die Generalverſammlung des Reit= und Fahrvereins für den
vorderen Odenwald tagte in Groß=Bieberau. Der Beſuch war
ſehr gut. Eine Anzahl von für die Sache des ländlichen Reit= und
Fahrweſens höchſt maßgebender Perſönlichkeiten hatten die Verſamm=
lung
mit ihrer Anweſenheit beehrt. S. Erl. Graf Konrad zu Erbach,
Herr Oberlandſtallmeiſter Schörke als Vorſitzender der heſſiſchen Reit=
und Fahrvereine, Herr Landſtallmeiſter Hertel, Herr Hofkammerrat
Engel waren u. a. als Gäſte erſchienen und wurden zu Beginn der Ver=
ſammlung
von dem Vorſitzenden, Herrn Gutspächter Heil, beſonders be=
grüßt
. Beim Eintritt in die Tagesordnung erſtattete der Schriftführer
Bericht über die Vereinstätigkeit im abgelaufenen Geſchäftsjahr. Der
Kaſſenwart, Herr Lutz=Lengfeld, gab alsdann die Rechnungsablage für
1930 und wurde ihm Dank und Entlaſtung zuteil. In Punkt 3, Neu=
wahl
des Vorſtandes, wird auf Vorſchlag der Geſamtvorſtand durch
Akklamation wiedergewählt. Eine rege Ausſprache entſpann ſich bei dem
Feſtlegen eventueller Vereinsveranſtaltungen und Beteiligungen für das
kommende Jahr. Ein Turnier war für 1930 eigentlich durch den Vor=
ſtand
ſchon abgeſagt, doch ſprachen hier aus der Verſammlung heraus
ſoviele Mitglieder ſich für die Abhaltung einer ſolchen Veranſtaltung
aus, ſo daß der Beſchluß gefaßt wird, im Sommer ein einfach aufge=
zogenes
Turnier in die Wege zu leiten. Der Vorſtand wird ermächtigt.
Ort und Zeit nach günſtigſten Punkten zu wählen. Weiter findet ein
Querfeldein=Ritt mit einer Staffette ſtatt, und iſt geplant, bei dieſer
Veranſtaltung ein Zuſammentreffen mit den Reiterkameraden des Müm=
lingtales
herbeizuführen. Es ergab ſich noch eine notwendige Statuten=
änderung
dahingehend, daß für die Zukunft alljährlich zwei Vorſtands=
mitglieder
neu zu wählen ſind. Von weiteren Unternehmungen wurde
vorerſt abgeſehen, da eine Beteiligung der Mitglieder an den Turnie=
ren
und Ritten des Provinzialverbandes, die in Ausſicht ſtehen, er=
wünſcht
iſt.
Nach einem Dankeswort des Herrn Vorſitzenden an die Reitlehrer
Maul und Müller für ihre mühevolle Mitarbeit erhielt der Geſchäfts=
führer
des Landesverbandes, Herr Freiherr Roeder von Diersburg, das
Wort zu ſeinem Vortrag. Der Vortragende verſtand es, die Bedeutung
der ländlichen Reiterbewegung zu beleuchten, beſonders auch hinſichtlich
ſeiner wirtſchaftlichen Seite, aber auch der Anteil am Fahren kam zu
ſeinem Recht, da bekanntlich Herr Rittmeiſter von Roeder als erfolg=
reicher
Achenbachfahrer darüber zu reden ganz beſonders berufen iſt. Der
ſtarke Beifall, der in der Verſammlung hervortrat, bewies die Begeiſte=
rung
der anweſenden Reiterjugend ſowie Pferdefreunde für ihre ſchöne
Sache.
Dd. Arheilgen, 13. Jan. Konzert. Der hieſige Poſaunen=
chor
veranſtaltete im Gemeindehaus ein größeres Konzert. In
Anbetracht des überaus reichhaltigen Programms hätte der Be=
ſuch
etwas beſſer ſein dürfen, zeigte doch hier der Chor, was er
alles zu bieten vermag. Es gelangten u. a. zumn Vortrag Stücke
bedeutender Komponiſten, wie Beethoven, Bach, Mozart, Weber,
Verdi. Beſonders zu danken iſt dem Dirigenten, Herrn E. Breit=
rück
, der den Chor auf dieſe Höhe gebracht hat. Für Abwechſelung
ſorgten einige Lieder, vorgetragen von dem hieſigen Kirchen=
geſangverein
. Hauptverſammlung. Der Tv. Arheilgen
(D. T.) beſchloß in ſeiner am Sonntag ſtattgefundenen a.o. Haupt=
verſammlung
die Neufaſſung der veralteten Satzung. Die Ver=
ſammlung
nahm im weſentlichen den von der Kommiſſion nach
den Richtlinien der Deutſchen Turnerſchaft ausgearbeiteten Ent=
wurf
an. Die neue Satzung ſoll von der nächſten ordentlichen
Hauptverſammlung an in Kraft treten.
O. Erzhauſen, 12. Jan. Sterbefall. Ein alter Veteran iſt zur
Ruhe eingegangen; 83 Jahre alt, verſchied vorgeſtern abend Herr Joh.
Pohl 3. Er machte den Feldzug 1870/71 bei dem Dragonerregiment
Nr. 24 mit und war beteiligt unter Hauptmann Kathrein bei Erſtür=
mung
des Schloſſes Chambord. Voller Begeiſterung wurde der Ver=
ſtorbene
ſtets, wenn er in Geſellſchaft von ſeiner Militärzeit erzählen
konnte. Er war Mitbegründer des Geſangvereins Germania im Jahre
1875. Ein ehrendes Andenken ſei ihm bewahrt.
Aa. Eberſtadt, 13. Jan. Todesfall. Ein bekannter hieſiger Ein=
wohner
, Jakob Jhl, iſt im Alter von 80 Jahren geſtorben. Auf dem
Sportplatz der Freien Turnerſchaft an der Pfungſtädter Straße iſt eine
Eisbahn errichtet worden. Odenwaldklub. Mit Rückſicht
auf die wirtſchaftliche Lage hatte der Vorſtand des Odenwaldklubs be=
ſchloſſen
, von der Abhaltung eines Dekorierungsfeſtes in der üblichen
Weiſe in dieſem Jahre Abſtand zu nehmen. So wurde am vergangenen
Sonntag im Anſchluß an eine Wanderung nach der Bergſtraße, der
erſten im neuen Wanderjahre, am Endpunkt in Auerbach (Hotel Wei=
gold
) in einfacher Weiſe die Wanderer=Ehrung vorgenommen. 22 Her=
ren
und 12 Damen ſowie neun jugendliche Mitglieder des Klubs konn=
ten
mit dem Goldenen Abzeichen geſchmückt werden, darunter ein Mit=
glied
zum 12. Male, zwei Mitglieder zum 11. und vier Mitglieder zum
10. Male, unter letzteren auch eine Dame. Die Dekorierung nahm der
1. Vorſitzende, Fabrikant Fritz Bickelhaupt, vor. Bei angenehmer Unter=
haltung
blieb man noch längere Zeit gemütlich beiſammen. Holz=
verſteigerung
. Die dritte Holzverſteigerung des Forſtamtes Eber=
ſtadt
, wobei Holz aus den Forſtorten Rödern und Kohlwald zur Ver=
ſteigerung
gelangt, findet am Samstag, den 17. Januar, auf der Burg
Frankenſtein ſtatt.
F. Eberſtadt, 13. Jan. Der Ortsausſchuß für Volksbil=
dung
und Jugendpflege beabſichtigt, einer Anregung des
Miniſteriums für Kultus und Bildungsweſen folgend, für die hieſigen
Erwerbsloſen Bildungs= und Betätigungsmöglichkeiten durch Einrich=
tung
von Fachkurſen und Lehrgängen zu ſchaffen. Zu dieſem Zweck iſt
ein Arbeitsausſchuß gebildet worden, der am Mittwoch im Rathaus=
ſaale
zum erſten Male zuſammentreten und einen Plan hierfür auf=
ſtellen
wird. Neben dieſen Fachkurſen und Lehrgängen iſt an die Ein=
richtung
eines Leſeſaales in der Georgſchule gedacht, wo den Arbeits=
loſen
tagsüber Aufenthalt und Gelegenheit zur geiſtigen Betätigung
geboten werden ſoll. Hier ſteht ihnen in erſter Linie die Volksbücherei
unentgeltlich zur Verfügung. Darüber hinaus ſollen aber auch Tages=
zeitungen
, Druck= und Zeitſchriften belehrenden Inhalts aufgelegt
werden.
Cp. Pfungſtadt, 13. Jan. Die Ziehungder vom hieſigen Einzel=
handel
durchgeführten Weihnachtslotterie, die etwas verſchoben wurde.
hat nunmehr ſtattgefunden. Der erſte Hauptgewinn von 100 RM. fiel
auf das Losnummer 13 381, während der zweite im Betrage von 50 RM.
auf Losnummer 8296 fiel.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 13. Jan. Holzhauerei. Verhältnis=
mäßig
früh wurden in dieſem Jahre die Holzhauerarbeiten beendet.
Sowohl im Gemeindewald, als auch im Staatswald ſind keine Holz=
hauer
mehr beſchäftigt. Der Abbruch der Arbeiten iſt hauptſächlich dar=
auf
zurückzuführen, daß bei den erſten Verſteigerungen Preife abgegeben
wurden, die in keinem Verhältnis zu den Holzerntekoſten ſtanden. Eine
Rückwirkung hat die Einſtellung der Holzhauerarbeiten bereits gehabt.
Die Holzpreiſe haben ganz erheblich angezogen. Es iſt auch damit zu
rechnen, daß die jetzt noch zur Verſteigerung ſtehenden geringen Holz=
mengen
mit noch höheren Preiſen verkauft werden. Gemeinde=
bierſtener
. Zurzeit liegt die Bierſteuerordnung zur Einſichtnahme
auf dem Rathaus während der Dienſtſtunden offen. Zur Klarſtellung
ſei erwähnt, daß es ſich bei dieſer am 1. April 1931 in Kraft tretenden
Ortsſatzung um die durch den Gemeinderat beſchloſſene Bierſteuer hau=
delt
, während die bereits am 1. Januar I. J. in Kraft getretene Bier=
ſteuer
auf dem Verordnungswege durch das Kreisamt eingeführt wurde.
Bürgerſteuer. Es ſcheint in der Bürgerſchaft Unklarheit dar=
über
zu herrſchen, ob die jetzt ſo vielfach erwähnte Bürgerſteuer auch für
die hieſige Gemeinde gilt. Dieſe Steuer iſt nur eine Gemeindeabgabe
und kann nur auf Beſchluß des Gemeinderates eingeführt werden. Nur
dort, wo der Gemeinderat ſich von der Verantwortung drückt, kann dieſe
auch im Verordnungswege kommen. Für die hieſige Gemeinde trifft
dies nicht zu. Vorerſt ſind die Einwohner noch von dieſer Abgabe
verſchont
G. Ober=Ramſtadt, 12. Jan. Jahresball. Am Samstag, den
17. d. M. findet im Saal Zum Löwen der Jahresball des Geſang=
vereins
Germania e. V., eine der ſchönſten Vereinsveranſtaltungen,
ſtatt.
T. Groß=Zimmern, 13. Jan. Geſtern feierte Frau Margarethe
Störcher, geb. Rapp, Witwe des verſtorbenen hieſigen Gemeinderechners
Joh. Störcher, ihren 87. Geburtstag. Trotz ihres hohen Alters iſt die=
ſelbe
noch bei guter geiſtiger und körperlicher Geſundheit. Die für den
Winterſport im Schwimmbad angelegte Eisbahn wurde er=
öffnet
. Man hatte ſich in großer Anzahl zum Eislaufen eingefunden.

[ ][  ][ ]

Nummer 14

Cs. Ueberau, 13. Jan. Motorradunfall. Letzte Woche ſtürzte
ſpät abends der Motorradfahrer Frd. Heldmann aus Fränkiſch=
Crumbach i. Odw. mit ſeinem Motorrad am Amtsgericht in Reinheim.
Während der Motorradfahrer bewußtlos liegen blieb, kam die Beifah=
rerin
mit dem Schrecken davon und blieb unverletzt. Man brachte den
Bewußtloſen in die unmittelbar in der Nähe gelegene Wohnung von
Dr. Goldmann, woſelbſt dem Verunglückten durch Herrn Dr. Goldmann
die erſte Hilfe gebracht wurde. Nachdem der Verunglückte verbunden
war, wurde derſelbe durch das Auto ſeines Vaters, welches inzwiſchen
angefordert worden war, nach Hauſe gebracht.
Cg. Reinheim, 12. Jan. Staatsbürgerliche Bildungs=
tagung
der Reichszentrale für Heimatdienſt. Am
10. Januar fand im Gaſthaus. Zum Schwanen dahier eine Tagung
der Reichszentrale für Heimatdienſt ſtatt, die trotz der Schwere der Zeit
aus allen Teilen des Kreiſes Dieburg ſehr gut beſucht war. In Verhin=
derung
des Kreisdirektors begrüßte Herr Regierungsrat Walter die
ſrattliche Verſammlung, dem ſich der Leiter der Zentrale, Herr Dr. Steu=
her
, anſchloß und der Ueberzeugung Ausdruck gab, daß heute in der
Zeit der mit der allgemeinen Notlage zwangsläufig verbundenen Radi=
kaliſierung
ſachliche ſtaatsbürgerliche Bildungsarbeit mehr denn je not=
tut
. Als erſter Redner ſprach Privatdozent Dr. Neumark aus Frank=
furt
a. M. über die Frage: Wirtſchaftskriſe Kapitalflucht und Infla=
tionsfurcht‟
. Der 2. Redner, Oberſtudiendirektor Dr. Weiner aus
Offenbach, behandelte das Thema Arbeitsloſigkeit als internationale
Not. Nach der Mittagspauſe ſprach Profeſſor Dr. König aus Gießen
in ſeiner für ſeine edle Sache begeiſterten Weiſe über Paneuropa
Mitteleuropa‟. Die rege Ausſprache nach den einzelnen Vorträgen gab
Gelegenheit zur Klärung beſonders aktueller Gegenwartsfragen ( Offen=
legung
der Steuerliſten, Finanzausgleich, Theorie des ſogenannten
Federgeldes, Subventionspolitik). Mit Recht konnte der Verſammlungs=
leiter
am Schluß der reichhaltigen Tagesordnung feſtſtellen, daß ſie allen
Teilnehmern wohl den ganzen Ernſt der gegenwärtigen Lage vor Augen
geſtellt, aber auch reichen Gewinn und ſachlichen Einblick in die vor=
dringlichſten
Gegenwartsfragen der Wirtſchafts= und Staatspolitik und
damit auch neue Hoffnung auf Ueberwindung der gegenwärtigen Not
gebracht habe.
Bd. Zwingenberg a. d. B., 12. Jan. Bierſteuer! Die Er=
hebung
einer örtlichen Bierſteuer wurde vom Gemeinderat be=
ſchloſſen
und vom Herrn Miniſter des Innern genehmigt. Sie
trat am 1. d. M. in Kraft. Silberhochzeit. Das Ehe=
paar
Walter Bartel, Auf dem großen Berg hier wohnhaft, kann
am kommenden Mittwoch, dem 14. d. M., das Feſt der Silbernen
Hochzeit begehen. Die Eheleute Bartel, welche auch vor 25 Jah=
ren
hierher zuzogen, erfreuen ſich hier und in der Umgebung einer
ſehr großen Beliebtheit und wird es ihnen auch deshalb an ihrem
Ehrentage nicht an Gratulationen und Aufmerkſamkeiten fehlen.
Auch wir möchten uns den Gratulanten mit einem herzlichen
Glückauf zur Goldenen anſchließen. Geſtern abend veran=
ſtaltete
der hieſige Krieger= und Soldatenverein im großen Saale
des Hotels Zum Lowen wie alljährlich ſeinen Theaterabend,
welcher ſich eines ſehr guten Beſuches erfreute. Es kamen drei
ernſte und heitere Einakter und ein Terzett zur Aufführung.
Sämtliche Mitſpieler gaben ſich ſehr große Mühe, ihren Rollen
gerecht zu werden, was ihnen auch durchweg ſehr gut gelang. Rei=
cher
Beifall war der Lohn für ihr durchweg ſehr gutes Spiel. Die
Pauſen wurden von der hier und in der Umgebung gut bekannten
Kapelle Rhein durch ſehr ſchön zum Vortrag gebrachte Muſikſtücke
ausgefüllt, wie ſie auch im darauffolgenden zwangloſen gemütlichen
Beiſammenſein die Mitglieder mit gutgeſpielten alten und neuen
Tanzweiſen erfreute, wozu ſelbſtverſtändlich auch vom älteren Se=
meſter
das Tanzbein gerne geſchwungen wurde. Am kommen=
den
Sonntag, dem 18. d. M., findet im Vereinslokal Zum Reb=
ſtock
die diesjährige Generalverſammlung des Männergeſang=
vereins
Sängerkranz, geründet 1832, mit folgender Tagesord=
nung
ſtatt: 1. Berichterſtattung, 2. Rechnungsablage, 3. Sänger=
ehrung
. 4. Vorſtandswahl, 5. Aufnahme neuer Mitglieder und
6. Verſchiedenes. Um zahlreiches und pünktliches Erſcheinen nach=
mittags
2.30 Uhr wird gebeten. Bei dieſer Gelegenheit ſei jetzt
ſchon darauf aufmerkſam gemacht, daß der Geſangverein Sänger=
kranz
im kommenden Jahre 1932 hundert Jahre beſteht und
ſelbſtverſtändlich in dieſem Jahr der hundertſte Geburtstag ent=
ſprechend
gefeiert wird.
Bd. Aus dem Kreiſe Bensheim, 13. Jan. Vom Arbeitsamt Darm=
ſtadt
wird folgendes bekannt gemacht: Betr.: Bekämpfung von Notſtän=
den
. Die überaus große Arbeitsloſigkeit zwingt mehr denn je dazu, alle
Arbeitsmöglichkeiten, die ſich bieten, den von der Arbeitsloſigkeit betrof=
fenen
Volkskreiſen vorzubehalten und zugängig zu machen. Um auch bei
eintretenden Notfällen in der Bekämpfung von Hochwaſſerſchäden, ſtar=
kem
Schneefall uſw. die etwa notwendigen Arbeitskräfte in genügender
Zahl ſofort zur Verfügung ſtellen zu können, werden ſämtliche Arbeit=
ſuchenden
aufgefordert, vorkommendenfalls ſich unverzüglich bei der zu=
ſtändigen
Bürgermeiſterei zu melden. Etwaige Abrufe der benötigten
Arbeitskräfte erfolgen bei den Bürgermeiſtereien.
j. Von der Bergſtraße, 13. Jan. Die letzte Ehre. In Lauden=
bach
wurde heute unter großer Beteiligung von nah und fern der
im Alter von noch nicht 38 Jahren verſtrobene Roſenwirt und Land=
wirt
Karl Ludwig Eberle, Sohn des Altbürgermeiſters Adam Eberle,
auf dem Laudenbacher Friedhof zur letzten Ruhe beigeſetzt. Der
Noſenwirt Eberle war im Heidelberger Krankenhauſe einer Blinddarm=
operation
erlegen. Die Abordnungen des Männergeſangvereins, des
Kriegervereins, des Gaſtwirtevereins Weinheim und Umgebung und
des Turnvereins ſowie die Bürgermeiſter des Amtsbezirkes Weinheim
legten am Grabe, des beſonders auch im beſſiſchen Odenwalde ſehr be=
kannten
Roſenwirts Kranzſpenden nieder. Pfr. Heiß hielt die Grabrede.
Ca. Lorſch. 12. Jan. Eisſport. Wenn auch für die Winter=
ſportler
bis jetzt der begehrte Schnee ausgeblieben iſt, ſo iſt denſelben
doch auf den Wieſen hieſiger Gemarkung zwiſchen Lorſch und Heppen=
heim
reichliche Gelegenheit gegeben, auf ausgedehnten Eisflächen ſich
dem edlen Winterſport hinzugeben. Auf den Wieſen wimmelte es denn
auch am Sonntag nachmittag wieder von jung und alt; ſelbſt die ſtrenge
Kälte hielt nicht davon ab, ſich auf den glatten Flächen tüchtig zu tum=
meln
. Hohes Alter. Herr Bäckermeiſter Jakob Grün hier
vollendete am Samstag in voller Rüſtigkeit ſein 81. Lebensjahr.
i. Viernheim, 13. Jan. Der Gauchormeiſter des hefſiſchen Sänger=
bundes
(Gau Weſchnitz), Rektor Mayr, von hier, iſt zurückgetreten. Zu
ſeinem Nachfolger wurde in einer hier im Freiſchütz abgehaltenen
Tagung der Dirigenten des Gaues Weſchnitz, der Chormeiſter Georg
Hook von hier, zum Gauchormeiſter gewählt.
S. Lampertheim, 13. Jan. Steigende Holzpreiſe. Die
letzte Brennholzverſteigerung aus den ſtaatlichen Forſtorten Obere Wild=
bahn
und Heide war von zahlreichen Steigliebhabern aus Heſſen und
Baden beſucht. Wenn auch der Erlös nicht die amtliche Taxe erreichte,
ſo gingen die Preiſe gegenüber den vorhergehenden Verſteigerungen
merklich in die Höhe.
Cp. Biebesheim, 13. Jan. Oekonomierat Hammann ge=
ſtorhen
. Nach längerem Leiden iſt im 82. Lebensjahre der beſonders
in landwirtſchaftlichen Kreiſen weithin bekannte Oekonomierat Heinrich
Hammann geſtorben.
Hirſchhorn. 13. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
12. Januar: 1.45 Meter: am 13. Januar: 1.38 Meter.
Gernsheim, 13. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
12. Januar: 0,79 Meter; am 13. Januar: 0.53 Meter.

Mittwoch, den 14. Januar 1931

Aa. Schneppenhauſen, 12. Jan. Die Bürgerſteuer iſt hier
ſoeben für das Jahr 1930 durch das Kreisamt Darmſtadt eingeführt
worden.
Cm. Wallerſtädten, 13. Jan. Autobrand. Ein Perſonenauto
geriet auf bis jetzt noch ungeklärte Weiſe abends auf der Straße nach
Groß=Gerau unweit unſeres Dorfes in Brand. Der Inſaſſe konnte den
Wagen, ohne Schaden zu erleiden, noch rechtzeitig verlaſſen. Herbeige=
eilte
hieſige Bewohner verſuchten mit Hilfe von Löſchapparaten, den
Wagen zu retten. Dieſes gefährliche Bemühen infolge des gefüllten
Bezintanks beſtand Exploſionsgefahr blieb ohne Erfolg. Der Wagen
brannte vollſtändig aus. Wie man erfährt, handelt es ſich um ein ge=
liehenes
Auto aus der Mainzer Gegend Eislauf. In Niederun=
gen
der hieſigen Umgebung haben ſich infolge der Kälte ſchöne Eisflächen
gebildet, die von Schlittſchuhläufern eifrig benutzt werden. Um den
Eislauf ganz genießen zu können, wäre eine größere Eisbahn erforder=
lich
. Deshalb wünſchen die Eisſportler, daß auch noch das Waſſer des
Landgrabens zu Eis werde; dann ſtände ihnen eine Bahn bis zu der
Nachbargemeinde Terbur zur Verfügung.
Au. Groß=Gerau, 13. Jan. Preisſenkungsaktion. Die
Bürgermeiſterei Groß=Gerau hat zu einer Ausſprache zwiſchen den In=
habern
von Lebensmittelgeſchäften in Groß=Gerau und den Vertretern
der Verbraucherorganiſationen (Gewerkſchaftskartell, Deutſchnationaler
Handlungsgehilfen=Verband, Landbund, GDA., Beamtenkartell, Frauen=
vereine
uſw.) auf Donnerstag, den 15. Januar abends 8.30 Uhr, in
das alte Rathaus (Sitzungsſaal) eingeladen. Ortsausſchuß für
Jugendpflege. Auf Beſchluß des Groß=Gerauer Schulvorſtandes
und auf Grund eines Ausſchreibens des Herrn Miniſters für Kultus
und Bildungsweſen ſoll in Groß=Gerau ein Ortsausſchuß für Jugend=
pflege
und Volksbildung ins Leben gerufen werden. Die erſte Auf=
gabe
iſt die Bildung eines Arbeitsausſchuſſes zur Förderung der Be=
rufsbildung
, insbeſondere an den Arbeitsloſen. Zu dieſem Zweck hat
Bürgermeiſter Dr. Lüdecke als Vorſitzender des Schulvorſtandes die
Vorſtände der Turn=, Sport= und Jugendvereine, ſowie die Vertretun=
gen
der Arbeitgeber= und Arbeitnehmerſchaft in Groß=Gerau zu einer
Sitzung auf Freitag, den 16. Januar, abends 6 Uhr, in das Rathaus
(Sitzungsſaal) eingeladen. Der Krieger= und Militärver=
ein
Groß=Gerau veranſtaltete am Samstag abend im Adlerſaal
ein Wintervergnügen, das ſehr gut beſucht war und einen ſchönen Ver=
lauf
nahm. Vorſitzender Metz begrüßte die zahlreichen Gäſte in einer
herzlichen Anſprache und gedachte der Toten, ſowie der Befreiung der
Rheinlande im vergangenen Jahre. Ein von Hans Deppe verfaßter
Prolog folgte, und dann ſang die Feſtgemeinde das Deutſchlandlied.
Darauf überbrachte Bezirksvorſitzender Berz=Nauheim Grüße von Exz.
von Euthmann und überreichte Johannes Gonzorek und Philipp Lud=
wig
die Haſſia=Ehrenmünze. Danach nahm Vorſitzender Metz die
Ehrung der Jubilare vor. Für 25jährige Mitgliedſchaft wurden ge=
ehrt
: Wilhelm Görnert. Heinrich Matri, Ferdinand Hill und Friedrich
Lämmermann Inſpektor Eidemüller=Darmſtadt überbrachte Glück=
wünſche
des Haſſia=Präſidiums, Bürgermeiſter Dr. Lüdecke=Groß=Gerau
ſolche der Stadt Groß=Gerau. Damit war der offizielle Teil der Ver=
anſtaltung
beendet. Ein Theaterſtück ſchloß ſich an, und dann ſpielte
die Kapelle Döring wacker zum Tanze auf.
Lpd. Groß=Gerau, 13. Jan. Ein Berliner Ingenieur tot
auf den Gleiſen gefunden. Wie wurde er getötet?
Montag früh wurde unweit der Landbach, beim Bahnhof Dornberg=Gr.=
Gerau, die Leiche eines älteren Mannes, nur mit Hemd und Hoſe be=
kleidet
, gefunden. Feſtſtellungen ergaben bald, daß es ſich um den 63
Jahre alten Oberingenieur Karl Mühleiſen aus Berlin, angeſtellt bei
der Firma Schwartzkopff, handelte. M. war in Begleitung eines älte=
ren
Herrn von der gleichen Firma unterwegs nach St. Blaſien in der
Schweiz, wo er von einem Nervenleiden Erholung finden ſollte. Die bei=
den
Reiſenden hatten in Frankfurt den Schlafwagen aufgeſucht. Schon
bald wurde M. vermißt. Man ſuchte erſt den Zug ab. Später fand
man die Leiche auf der Strecke. Ob M. aus dem Zug geſprungen iſt,
oder durch eine unglückliche Verwechſelung der Sturz und der Schädel=
bruch
, der ſofort tödlich wirkte, verurſacht waren, iſt durch die Unter=
ſuchung
noch nicht klargeſtellt worden.
a. Offenbach, 12. Jan. Vom Wehrgedanken. In der Orts=
gruppe
der Deutſchen (liberalen) Volkspartei ſprach Oberſtleutnant a D.
Apel über den Wehrgedanken. Der Redner führte in einſtündigem Vor=
trage
aus: Viele Deutſche ſind ſich der Gefahr gar nicht bewußt, was es
heißt, allein abgerüſtet, ein Spielball der Nachbarvölker zu ſein. Was
man ſchwächliche Außenpolitik nennt, iſt eine Außenpolitik ohne macht=
politiſchen
Hintergrund. Die Reichswehr iſt ſchon Polen und der Tſchecho=
ſlowakei
gegenüber ohnmächtig und hat keine poſitive Macht. Der
Wehr= und Kampfwille im deutſchen Volke war oft nicht ſehr ſtark. Die
gegenwärtige Zeitſtimmung (Nie wieder Krieg!) jagt in dem ewigen
Frieden einem Trugbild nach. Friedrich der Große, Napoleon I. und
Moltke verurteilten auch den Krieg und mußten zuletzt doch nach dem
letzten Mittel der Könige greifen. Nach dem Verſagen des Wehr=
willens
folgt regelmäßig eine Niederlage. So war es vor 1806 in
Preußen, ſo im Reiche von 1914, als der Reichstag die geforderten
Armeekorps verweigerte. Es war damals unverantwortlich, die Volks=
kraft
militäriſch nicht auszunützen. Das Reich hätte das Streben haben
müſſen, die erſte und ausſchlaggebende Landmacht Europas zu bleiben,
und das ſelbſt auf Koſten der Seewehr. Wir hätten dann ſofort 7 Mil=
lionen
Kämpfer mehr ins Feld ſtellen können. Jede Neuordnung der
Landesverteidigung wirkt ſich erſt in 2 Jahren aus. Die Pflege des
Wehrwillens iſt wichtiger als manche wirtſchaftliche Frage. Die Reichs=
wehr
iſt ein nationales Berufsheer, kein Söldnerheer, wie das vielfach
angeſprochen wird. Sie muß in kommenden Kämpfen die Führer ſtel=
len
. Reichswehrminiſter Gröner ſetzt ſich mit anerkennenswertem Eifer
und mit Geſchick für die Belange der Reichswehr ein. Mancher. Volks=
genoſſe
huldigt dem Pazifismus in geradezu unwürdiger Weiſe. Vor
Abhaltung der Abrüſtungskonferenz, gibt es, für uns keine Möglichkeit
der Aufrüſtung. Aufrüſtung und Moratorium an die früheren Feind=
mächte
ſind Widerſprüche. Die ſeeliſche Aufrüſtung aber iſt uns zwar
nicht verboten, wird aber von mancher Landesregierung nicht gewünſcht.
Das militäriſche Pflichtgefühl geht uns leider immer mehr verloren.
Der Gedanke des Wehrwillens darf aber nicht verflachen. Der Hand=
arbeiterſtand
ſtellte ſich 1914 anerkennenswerter Weiſe ohne Zaudern in
die nationale Front. Die heutige Ausbildung im Sport iſt verfehlt,
weil ſie keine Durchſchnittsleiſtung bringt, ſondern immer nach Spitzen=
leiſtungen
verlangt. Die ſeeliſche Ueberlegenheit eines Volkes kann
Wunder zeitigen und die beſten Waffen des Gegners aufwiegen. Unſere
innere Zermürbung hat den Weltkrieg abgeſchloſſen, in dem zuletzt nur
noch Milizheere einander gegenüberſtanden. Wenn auch das Material
den Menſchen geſchlagen haben ſoll, ſo iſt der Menſch doch auch zu=
künftig
die Seele des Krieges. Die gegenwärtigen Rieſenheere können
unſere Nachbarn auf die Dauer nicht erhalten, und es iſt ein gewiſſer
Troſt für uns, daß ihre Rüſtung an Heeresgerät raſch wieder veraltet.
Ein geſchultes Berufsheer wird auch künftig den Kern der Heere bilden
müſſen, wie dies auch Genearl von Seeckt vertritt. Die allgemeine Wehr=
pflicht
iſt unerſetzlich. Sie erzieht zum nationalen Willen, ſelbſt das
Leben für das Vaterland zu opfern ſchafft ein billiges Heer, beſchäftigt
manchen Zweig der Induſtrie und gewährleiſtet eine kraftvolle Außen=
politik
. Sie iſt höchſter Dienſt am Vaterlande. Dieſe allgemeine Wehr=
pflicht
muß aber vom allgemeinen Volkswillen getragen ſein, dann erſt
gilt wieder Schenkendorfs Wort am Kaiſerdenkmal auf dem Deutſchen
Eck in Koblenz: Nimmer wird das Reich zerſtöret, wenn ihr einig ſeid
und treu! Dem Vortrag ſchloß ſich eine Beſprechung an.

Seite 7

Die Oberbürgermeiſterkriſis in Mainz.
* Der Entſchluß des Mainzer Oberbürgermeiſters (über
den wir geſtern berichteten), für eine Wiederwahl nicht mehr zu
kandidieren, überraſcht inſofern, als man noch bis vor kurzem
angenommen hatte, daß Herr Dr. Külb die Geſchicke der Stadt
Mainz bis zu ſeiner Penſionierungsgrenze weiterführen werde.
Seine Amtsperiode fällt in die Kriegs= und Nachkriegszeit mit
ihren ungeheuren Schwierigkeiten und Beſatzungsnöten. Ober=
bürgermeiſter
Külb gehört zu denjenigen, die für ihr mannhaftes
Auftreten gegenüber den franzöſiſchen Befatzungsbehörden mit
der Ausweiſung büßen mußten. Nach Mainz zurückgekehrt, war
ſeine Tätigkeit beſtimmt durch das Beſtreben, der Stadr Mainz
wieder zu einem wirtſchaftlichen Aufblühen zu verhelfen. Es
iſt eine ungemein kritiſche und ſchwierige Situation, in der
ſich jetzt die Stadt Mainz genötigt ſieht, eine Neuwahl ihres
Stadtoberhauptes vorzunehmen. Es wäre im Intereſſe der
Stadt zu hoffen, daß die Entſcheidung nicht von partei= oder
koalitionstaktiſchen Rückſichten abhängig gemacht wird, ſondern
daß die fachliche und ſachliche Eignung den Ausſchlag gibt.
Mehr noch wie andere Städte braucht die Stadt Mainz in ihrer
ſchwierigen Lage einen weitblickenden und ideenreichen Führer,
der ein Wiederaufbauprogramm mit energiſcher Hand durchzu=
führen
vermag. Vorerſt werden als Kandidaten genannt: Bür=
germeiſter
Dr. Ehrhard, der bei den letzten Reichstagswahlen für
die Staatspartei kandidierte, und Beigeordneter Dr. Kraus (Soz.).

By. Langen, 12. Jan. Statiſtik. In das hieſige Standesamts=
regiſter
wurden im verfloſſenen Jahre 131 Geburten, 89 Eheſchließungen
und 89 Sterbefälle, darunter 18 von auswärts, die im hieſigen Kranken=
hauſe
geſtorben ſind, eingetragen. Volksbildung. Am Mitt=
woch
abend hielt Herr Generalſekretär Griſar im hieſigen Volksbildungs=
verein
einen Vortrag über: Die ſoziale und volkswirtſchaftliche Bedeu=
tung
der Bauſparkaſſen Von den 8000 Einwohnern Langens gehören
nur 27 einer Bauſparkaſſe an. Durch Vermittlung des Rhein=
Mainiſchen Verbandes für Volksbildung gelang es dem hieſigen Volks=
bildungsverein
, eine Rundfunkanlage von der Südweſtdeutſchen Rund=
funk
A.=G. koſtenlos zu erhalten. Dieſe Anlage ſoll in den Dienſt der
Volksbildung geſtellt werden.
WSN. Offenbach a. M., 13. Jan. Familiendrama in Offen=
bach
. Ein blutiges Familiendrama ſpielte ſich am Montag in der
Sandgaſſe zwiſchen einem Ehepaar ab. Im Verlauf eines ehelichen
Streites bedrohte der 27jährige Ehemann ſeine 22jährige Frau mit
einem Beil. Die Frau konnte ihm das Beil entreißen, worauf der
Ehemann mit einem Meſſer auf ſie losging. In der Notwehr ſchlug
die Ehefrau ihrem Manne mit dem Beil auf den Kopf, ſo daß er zu=
ſammenbrach
und in bedenklichem Zuſtande ins Krankenhaus gebracht
werden mußte. Zwiſchen dem Ehepaar iſt es bereits öfters zu Streitig=
keiten
gekommen, da der Mann ſeine Frau, die Mutter zweier Kinder iſt,
oft mißhandelte. Im vergangenen Jahre war ein drittes Kind an den
Folgen einer Gasvergiftung geſtorben. Wie jetzt feſtgeſtellt wurde, hatte
die Mutter damals die Abſicht, mit ihrem Kinde aus dem Leben zu
ſcheiden, während bisher der Tod des Kindes auf einen Unfall zurück=
geführt
wurde.
Ad. Nierſtein a. Rh., 13. Jan. Schwere Schlägerei. Anläßlich
des Spieles des V. f. R. Nierſtein gegen die Spielvereinigung Biſchofs=
heim
kam es infolge der Entſcheidungen des Schiedsrichters zunächſt
zwiſchen den ſpielenden Parteien zu Streitigkeiten und Schlägereien,
woran ſich ſpäter auch das Publikum beteiligte und auf die Biſchofs=
heimer
Spieler mit Fäuſten und Stöcken einſchlug. Hierbei kam einer
der dortigen Fußballer zu Fall, erlitt ſchwere Rippenbrüche und mußte
ſofort dem Krankenhaus zugeführt werden.
* Framersheim, 13. Jan. Ausſpracheabend der Volks=
nationalen
Reichsvereinigung. Am Sonntag fand hier
ein Ausſpracheabend der Volksnationalen Reichsvereinigung und des
Jungdeurſchen Ordens ſtatt. Es wurde eingehend über das Thema
Diktatur oder Selbſtverwaltung an Hand der Geſchichte der jung=
deutſchen
Bewegung geſprochen. Beſondere Würdigung fand auch die
jungdeutſche Idee von der Arbeitsdienſtpflicht und ihrer Beziehung zu
der Arbeitsloſigkeit. Zum Schluß bildete ſich in Framersheim eine
Ortsgruppe der Volksnationalen Reichsvereinigung; außerdem ſchloſſen
ſich einige jüngere Leute zu einer Schar des Jungdeutſchen Ordens zu=
ſammen
.
* Worms, 12. Jan. Die wirtſchaftlichen Verbände, der Hausbeſitz,
das Handwerk, die Induſtrie und die Kaufmannſchaft der Stadt Worms
hatten ſich zu einer machtvollen Kundgebung gegen das Steuerdiktat des
Staatskommiſſars verſammelt. Das Ergebnis der Kundgebung fand in
einer Entſchließung ihren Niederſchlag, in der es u. a. heißt: Die im
größten und doch überfüllten Saal der Stadt Worms verſammelten An=
gehörigen
ſämtlicher Wirtſchaftskreiſe der Stadt Worms erheben mit
aller Entſchiedenheit gegen die Steueranordnungen des Staatskommiſ=
ſars
für Worms entſchiedenen Proteſt. Die durch die bisherige ſteuer=
liche
Belaſtung bereits überbürdete Wormſer Wirtſchaft kann weder eine
Erhöhung der alten, noch die Einführung neuer Steuern im gegen=
wärtigen
Zeitpunkt auf ſich nehmen. Die Wormſer Wirtſchaft verlangt,
daß die Anordnungen des Staatskommiſſars unverzüglich rückgängig
gemacht werden oder zum mindeſten ihre Durchführung bis zu endgül=
tigen
Entſcheidung im Verwaltungsſtreitverfahren ausgeſetzt wird.
9berheſſen.
h. Gießen, 12. Jan. Ein falſcher Flieger=Graf. In
einem beſſeren Hotel ſtiegen dieſer Tage ein Herr und eine Dame
ab, die ſich als Graf von Schlieffen nebſt Gemahlin in das Frem=
denbuch
eintrugen. Der Herr Graf erklärte, daß er in Gießen
eine Fliegerſchule eröffnen wolle, ſein Lehrflugzeug werde von
Düſſeldorf eintreffen. Tatſächlich kam auch von Düſſeldorf ein
Flugzeug mit der Bahn an, es wurde zum Flughafen befördert
und in der neuen Halle abgeſtellt. Nach mehreren Tagen ſchöpfte
der Hotelier Verdacht gegen das Grafenpaar, beſonders, nachdem
er in Erfahrung gebracht hatte, daß es nicht nur bei ihm borgte,
ſondern auch anderswo Schulden hinterlaſſen hatte. Polizeiliche
Nachforſchungen führten zu dem Ergebnis, daß man es mit einem
Hochſtapler zu tun hatte nämlich mit dem Muſiker Siegfried
Franke aus Kiel. Die Dame iſt eine Zahnärztin aus Jerichow
bei Potsdam, die in gutem Glauben an ihren Grafen ihre
gute Praxis verkaufte und jetzt mittellos iſt. Der Schwindler
wurde verhaftet.
WSN. Laubach (Oberh.), 13. Jan. Seltener Beſuch beim
Amtsrichter. Seit Eintritt der Kälte erſcheint hier am Garten=
fenſter
des Büros des Amtsrichters ein Rotkehlchen pünktlich um die
gleiche Nachmittagsſtunde gegen 5 Uhr, ſchlüpft dann, ſobald das Fenſter
geöffnet wird, ins Zimmer und verbringt die Nacht auf einer im Zim=
mer
des Amtsrichters ſtehenden Zimmertanne. Es bekommt regelmäßig
ſein Futter und verſchwindet des Morgens wieder beim Oeffnen des
Fenſters ins Freie, um, wie jetzt ſchon ſeit einer Woche, des Abends
wiederzukehren.

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Seite 8

Mittwoch, den 14. Januar 1931

Nummer 14

Das berühmte Schloß Werfen oberhalb Salzburgs nach dem Brand.
Bei dem Brand des 1000jährigen Schloſſes Werfen, das den Habsburgern gehörte, wurden die
wertvollen Bücher= Gemälde= und Möbelſammlungen völlig zerſtört. Da es ſich durchweg um
Antiquitäten handelte, iſt der Schaden gar nicht abzuſchätzen.

Erſſes Originalbild von der Bulkankakafkrophe in Java.

Verlaſſenes und zerſtörtes Dorf am Fuße des Vulkans Merapi,
durch deſſen Ausbruch 1400 Menſchen getötet und zahlloſe Anſiedlungen in Mittel=Java
vernichtet wurden.

Zeuer zerſtörk das Regierungsgebäude von Norddakoka.

Das Kapitol von Bismarck in Flammen.
Ein Großfeuer vernichtete zum größten Teil das Regierungsgebäude von Norddakota (U. S.A.) in
der Hauptſtadt Bismarck. Wertvolle Archive wurden ein Raub der Flammen.

Reich und Ausland.
Wie mit öffentlichen Geldern gewirtſchaftet wird.
Unglaubliche Zuſtände beim frühe=
ren
Arbeitsamt Bendorf.
Neuwied. Ein ganz außerordentlich be=
dauerliches
Bild davon, in welch unverantwort=
licher
Weiſe im Jahre 1929 beim Arbeitsamt
Bendorf mit öffentlichen Geldern gewirtſchaftet
worden war, zeigte die Verhandlung vor dem
Erweiterten Schöffengericht in Neuwied gegen
den damaligen Leiter des Arbeitsamtes, einen
Verwaltungsoberſekretär und einem als Boten
beim Arbeitsamt beſchäftigten Kaufmann aus
Bendorf. Das Arbeitsamt Bendorf hatte damals
Fortbildungskurſe für Arbeitsloſe eingerichtet,
für die ganz bedeutende Summen verausgabt
wurden. Gewirtſchaftet wurde nach einem ge=
nehmigten
Etat, und es wurde darauf geſehen,
daß die genehmigten Gelder auch in jedem Falle
verausgabt wurden. Dabei fehlte es an jeglicher
Kontrolle. Geradezu unglaublich klingt es aber,
wenn man hört, daß der Kurſusleiter für die
hebenberufliche Leitung der Kurſe nomatlich
800 Mark bezog, wovon er lediglich auf den von
der Gemeinde zu tragenden ein Fünftel des Be=
trages
ausmachenden Anteil verzichtete. Auch
Angeſtellte und Beamte des Arbeitsamtes be=
zogen
für ihre Hilfe bei den Kurſen Vergütun=
gen
, die nach Anſicht des Gerichts in keinem Ver=
hältnis
zu der geleiſteten Arbeit ſtanden. Das
Gericht verurteilte den Oberſekretär wegen Be=
truges
zu zwei Monaten Gefängnis. Weſentlich
beſſer kam der Kaufmann davon, der wegen Bei=
hilfe
zum Betruge zu der geringen Geldſtrafe
von 50 Mark verurteilt wurde.
Große Unterſchlagungen eines Gemeinde=
Rentmeiſters.
Türnich b. Köln. Nach Unterſchlagung von
120000 Mark iſt der Gemeinde=Rentmeiſter von
Schreiben an die Stadtverwaltung teilte er mit,
daß er ins Ausland geflüchtet ſei. Bis zum
Samstag hat Schlömer ſeinen Dienſt verſehen
und iſt abends in einem Auto weggefahren. Der
Beamte hat es verſtanden, nach der Kaſſenrevi=
ſion
, die vor einigen Tagen ſtattgefunden hat,
größere Guthaben bei der Kreisſparkaſſe und verhandlung begonnen hatte, ſchleppte ihn zum
beim Poſtſcheckamt abzuheben ſowie Steuerbe=
träge
großer Steuerzahler einzukaſſieren und ſich
die großen Geldſummen zu verſchaffen. Die kleine
Gemeinde war mit 15000 Mark gegen Unter=

ſchlagungen verſichert.
Zum 80. Geburkskag von
Alerander Moſzkowſki.

Alexander Moſzkowſki,
der geiſtvolle Schriftſteller und Journaliſt, feiert
am 15. Januar ſeinen 80. Geburtstag. Moſz=
kowſki
, ſeit 1888 Hauptſchriftleiter der Luſtigen
Blätter, machte ſich neben ſeinen humoriſtiſchen
Gedichten und Witzſammlungen durch eine An=
zahl
ausgezeichneter philoſophiſcher Schriften,
wie Das Geheimnis der Sprache, Einſtein,
Die Welt von der Kehrſeite u. a. einen be=
deutenden
literariſchen Namen.

Lynchjuſtiz in Amerika.
Berlin. Ein Fall von Lynchjuſtiz hat ſich
nach einer Meldung Berliner Blätter aus New
Türnich, Gerhard Schlömer, geflüchtet. In einem York in Maryville (Miſſouri) ereignet. Ein
19jähriger Neger, der als Lehrer in der Ge=
meinde
angeſtellt war, ſoll ſich angeblich an einer
Schülerin vergangen und ſie ſpäter im Schul=
zimmer
ermordet haben. Auf die Anſchuldigung
einer anderen Schülerin entriß die Menge den
Neger ſeinen Wächtern, noch bevor die Gerichts=
Schulhaus, band ihn mit dem Kopf abwärts ans
Dach, goß Benzin über das Gebäude, zündete es
an und wartete dann, bis der Gequälte ſein Le=
ben
ausgehaucht hatte und die Schule bis auf
die Grundmauern niedergebrannt wa..
Eiſenbahnunfall in Leipzig.
Halle. Die Reichsbahndirektion Halle teilt
mit: Am 13. Januar gegen 6,40 Uhr fuhr auf
dem Hauptbahnhof Leipzig=Weſtſeite eine Ran=
gierlokomotive
einem Leerzuge in die Flanke.
Beide Lokomotiven entgleiſten und kippten um.
Bei dem Zuſammenſtoß wurde ein Rangierer
ſchwer verletzt; er mußte dem Krankenhaus zu=
geführt
werden. Außerdem erlitt ein Lokomotiv=
führer
leichte Verletzungen. Der Sachſchaden iſt
nicht erheblich. Die Urſache des Unfalls iſt noch
nicht geklärt.
Ein Toter und ein Schwerverletzter bei einem
Motorradunglück.
Montabaur. Auf der Rückfahrt von Ko=
blenz
rannte am Sonntag abend gegen 6 Uhr
der 20jährige Bäcker Philipp Dünker und der
17jährige Paul Kreuzberg aus Montabaur in
einer Kurve am Spiesweiher, die ſie mit dem
Motorrad nicht ſtark genug ſchnitten, gegen einen
Baum, wobei Dünker ſo ſchwere Verletzungen
erlitt, daß er auf dem Transport ins Kranken=
haus
ſtarb, während Kreuzberg mit ſchweren
Verletzungen ins Krankenhaus geſchafft werden
mußte.
Der Flug des italieniſchen Braſiliengeſchwaders.
Rom. General Balbo, dem Führer des ita=
lieniſchen
Geſchwaders, das den Flug über den
Ozean nach Braſilien ausgeführt hat, iſt es ge=
lungen
, während des ganzen Etappenfluges von
Natal nach Bahia am Montag mit dem italieni=
ſchen
Luftfahrtminiſterium in Verbindung zu
bleiben. In Rom wurden viele Telegramme der
Flieger über den Verlauf des Fluges aufge=
nommen
. In Rio de Janeiro, wo die Flieger
am Mittwoch erwartet werden, ſind Vorberei=
tungen
für einen großartigen Empfang der
Flieger getroffen worden

Der Eiſenbahnverkehr in Rußland durch Kälte
lahmgelegt.
Warſchau. Die Blätter melden aus Mos=
kau
: Infolge der ungeheuren Kälte iſt der Bahn=
verkehr
an vielen Stellen der Sowjetunion ins
Stocken geraten. In Sibirien wütet ſeit Tagen
ein orkanartiger Schneeſturm. Die Temperatur
iſt auf minus 60 Grad Celſius geſunken. Der
Eiſenbahnverkehr auf der Tomſker Eiſenbahn iſt
vollſtändig eingeſtellt. Durch die Schneeſtürme
wurden in Turkeſtan die Linie der Turkſib= Eiſen=
bahn
an vielen Stellen verweht. Die Tempe=
ratur
iſt in dieſer Gegend auf minus 50 Grad
Celſius gefallen. Auch der Verkehr auf der mit=
telaſiatiſchen
Eiſenbahnlinie iſt unterbrochen.
Auf dieſer Linie ſind infolge von Schneever=
wehungen
74 Eiſenbahnzüge auf offener Strecke.
ſtecken geblieben. Auf der Linie Samara Sla=
touſt
ſind 35 Zerſonen= und Güterzüge im Schnee
ſtecken geblieben. In der Südukraine iſt in=
folge
des bereits tagelang anhaltenden Schnee=
treibens
eine völlige Desorganiſation des Eiſen=
bahnverkehrs
eingetreten. Nach amtlichen Be=
richten
ſoll die Zufuhr von Lebensmitteln nach
Moskau und Leningrad ſowie die von Rohſtoffen
nach den Induſtriezentren faſt vollſtändig unter=
bunden
ſein.
Die Tradewind endgültig aufgegeben.
Paris. Wie aus Horta (Azoren) gedrahtet
wird, hat man die Beſatzung des Ozeanflugzeu=
ges
Tradewind endgültig verloren gegeben.
Engliſches Flugzeuggeſchwader verunglückt.
London. Die engliſche Luftflotte wurde am
Montag von zwei weiteren ſchweren Unfällen
betroffen, die drei Todesopfer und zwei Ver=
wundete
forderten. Ein Geſchwader von drei
Flugzeugen mußte an der Grenze von Lincoln=
ſhire
und Northampton notlanden. Eins der
Flugzeuge mit vier Inſaſſen ſtieß gegen eine
Böſchung, durchbrach eine Hecke und überſchlug
ſich auf einem Acker. Der Führer und zwei Offi=
ziere
wurden auf der Stelle getötet. Ein Me=
chaniker
erlitt erhebliche Verletzungen. Die Lei=
chen
waren derart in den Apparat eingeklemmt,
daß es unmöglich war, ſie noch in der Nacht zu
befreien. Das zweite Flugzeug, das in der Nähe
landete, wurde ſchwer beſchädigt. Einer der In=
ſaſſen
wurde verletzt: Er mußte 20 Kilometer
weit zum Krankenhaus getragen werden. Die
dritte Maſchine kam unbeſchädigt davon. Die
Flieger hatten offenbar bei Einbruch der Dun=
kelheit
die Richtung verloren. Die Landung
wurde durch dichten Nebel erſchwert.

Einzelheiten zu der Affäre Hofer
in St. Morik.
Budapeſt. Ueber die geheimnisvolle Dame.
die am Freitag in St. Moritz den Schriftſteller
Hofer durch mehrere Schüſſe getötet und ſich dann
ſelbſt ſchwer verletzt hat, wiſſen die Blätter jetzt
nähere Angaben zu machen. Simone Boulter
iſt 37 Jahre alt und eine geborene Franzöſin.
Ihr Mann war geſchäftsführender Direktor des
Londoner Savoy=Hotels. Simone Boulter war
ſeit zwei Jahren Witwe und machte vor einem
Jahr die Bekanntſchaft Hofers, zu dem ſie eine
heftige Neigung faßte. Seit dieſer Zeit verfolgte
ſie ihn ſtändig mit ihrer Liebe, obwohl er ihr
wiederholt erklärte, daß er mit ganzem Herzen
an ſeiner Frau und ſeinen beiden Kindern
hänge. Ende November vorigen Jahres reiſte
Frau Boulter nach Budapeſt, wo ſie auf Grund
eines Empfehlungsſchreibens einer engliſchen
Theatergeſellſchaft Eingang in die Budapeſter
ariſtokratiſchen Kreiſe fand. Auch in Budapeſt
verſuchte Frau Boulter telephoniſch mit Hofer in
Verbindung zu treten, wurde jedoch abgewieſen.
Bald darauf iſt Hofer mit ſeiner Frau nach St.
Moritz abgereiſt, wo er die Weihnachtstage ver=
bringen
wollte. Frau Boulter folgte dem Paare
auch nach St. Moritz, und als die Gemahlin Ho=
fers
anfangs der vorigen Woche nach Budapeſt
zurückkehrte, kam es zu der blutigen Tragödie in
dem St. Moritzer Hotel. Der Schriftſteller hatte
mit Frau Boulter auch einmal eine Ski=Partie
unternommen, jedoch im Hotel jeden Verkehr
mit ihr gemieden. Die Gattin Hofers iſt nach
St. Moritz abgereiſt, um die Leiche ihres Man=
nes
nach Budapeſt bringen zu laſſen.

160 Tote beim Erdrutſch in Ecuador.
Ueberſchwemmungsgefahr und Lebensmittel=
knappheit
.
New York. Die Zahl der Opfer des Berg=
rutſches
bei Huigra in Ecuador wird offiziell mit
160 angegeben. Die Toten liegen unter einer
Erdmaſſe von über einer Million Kubikmeter be=
graben
. Die Eiſenbahnſtrecke iſt unpaſſierbar ge=
worden
und man befürchtet eine Lebensmittel=
knappheit
in Guayaquil als Folge der Trans=
portſchwierigkeiten
. Die Stadt Guayaquil war
vorübergehend von einer Ueberſchwemmung be=
droht
, da ein durch die Erdmaſſen abgedrängter
Fluß einen See zu bilden begann. Es gelang je=
doch
den Fluten, ſich einen Abzug zu verſchaffen.
Maſſenverhaftungen von Chicagoer Banditen.
Chicago. Am Montag ſind 41 Mitglieder
der Chicagoer Unterwelt bei einer großangeleg=
ten
Razzia durch die Polizei verhaftet worden.
Die Verhaftungen ſind angeblich im Zuſammen=
hang
mit der Ermordung des Journaliſten
Lingle vorgenommen worden.

Der Lehrſtuhl von Troelkſch
wieder beſekl.

Profeſſor Nicolai Hartmann,

der hervorragende Kölner Philoſoph, hat den
Berliner Lehrſtuhl für Geſchichtsphiloſophie,
der ſeit dem Tode Ernſt; Troeltſchs verwaiſt
war, angenommen.

[ ][  ][ ]

Nummer 14

Mittwoch, den 14. Januar 1931

*Gen Oſimark wollen wir fahren ...

Eindrücke einer Oftpreußen=Rundfahrk.
Von
Siegfried Dverſchlag.
In Maſuren, Januar 1931.
Miniſter, Parlamentarier, hohe Reichswehroffiziere alle
reiſen igen Oſten. Es gilt das Wohl und Wehe vom Numpf des
Vaterkandes abgetrennter, urdeutſcher Provinz. Die Rufe: denkt
an Oftpreußen, vergeßt Danzig nicht, der Korrihor zurück zu
Deutſchland . . . ſie hallen fort und finden Widerhall außerhalb
unſerer Landesgrenzen. Der Franzoſe, Profeſſor Rens Martel
von der Univerſität Sorbonne, hat als Sachverſtändiger für
Oftfragen ein bedeutſames Buch erſcheinen laſfen, das eindeutig
und nachdrücklich die Teilung des Reiches durch den Polniſchen
Korridor verurteilt. Auslandsſtimmen ertönen aus England
und Amerika, aus Italien und aus den (kandinaviſchen Staaten,
die im Verſuch, die deutſche Oſtmark durch Korridor und Danzig ab=
zudroſſeln
, Bedrohung des europäiſchen Friedens und ſtändige
Gefahr für Politik und Wirtſchaft ſehen. Die deutſche Oeffent=
lichkeit
und Politiker des Auslandes nehneen an der deutſchen
Oſtmarkenfrage regen Anteil, ſeit Deutſihlands Weſten frei von
Feind und Befatzung. Deutſche Klubs und Verbände planen
Beſuch von Oſtpreußen und Danzig, bereiten Nundfahrten durch
die Oſtmark vor, um das wunderherrliche unbekannte Maſuren
deutſchem Fremdenverkehr zu erſchließen.
Der Gedanke: es gilt deutſche Oſtmark! lebt. Und dies
uralt=deutſche Land, erobert und kultiviert durch deutſches Or=
densrittertum
, deutſch in Art, Kultur, Sitte, urdeutſch im Ar=
beitswillen
ſeiner Bevölkerung dies urdeutſche Oſtland iſts
dwahrlich wert, der deutſchen Gemeinſchaft ſo bekannt zu werden
wie das Land am Rhein und Neckar, an Main und Jfar. Oſt=
preußen
hat keine tiefgründigen Bergtäler. Hier reift kein Wein.
Aber Maſuren, das Land der 1000 Seen, der ſamländiſche Strand,
Königsberg und Elbing, Allenſtein und Marienburg, ſie ſind
alle wert, beſucht zu werden. Da iſt kein Kitſ=y, nirgendwo; da
gibts kein Lobſingen von heute auf morgen. Lied für Oſt=
preußen
, deutſches Ordensland, hat Ewigkeitswert!
Zur Anfahrt ins Maſurenkand wählte ich die kaum bekannte
Tranſitſtrecke ab Schneidemühl über NakelBrombergThorn
Straßburg nach Deutſch Eylau. Die Dorfdurchfahrten bekunden
gewaltſames Streben nach Poloniſierung deutſchen Landes.
Allüberall, an Läden, Gaſtſtätten, Friſeurſtuben deutſche Na=
men
. Aber inmitten polniſcher Texte. Nur das polniſche
Viſum, das die umgetauften Ortsnamen angibt, läßt den Weg
der Tranſitſtraße finden. Aus Nakel iſt Naklo, aus Bromberg
Bydgoſzez, aus Thorn Torun, aus Straßburg Brodnice, aus
Neuſtadt Nowo=Miaſto geworden. Ja, den reichdeutſchen Grenz=
ort
Deutſch Eylau gibt das Polenviſum mit Niemiecka=Jlawa an!
Dem wegſuchenden Tranſit=Fahrer hilft mitunter das T der
Tranſitſtraße. Und wo man kein T ſieht, halte man und frage
die Bevölkerung. Sie gibt bereitwillig deutſche Auskunft. Und
wenn auch der jungen Generation, den Kindern und Halb=
wüchſigen
, das Deutſche ob der Gewalt=Poloniſierung ſchon
ſchwer fällt ſie antworten doch deutſch, wenn auch gebrochen.
Dieſe Tranſitſtraße über Thorn führt über 240 Kilometer
durch an Polen abgetretenes Gebiet. Straßenzuſtand leidlich.
Herrlich aber, je weiter man gen Nordoſten kommt, die Wälder,
G

wunderſchön die haushohen Buchen und Linden, die die Land=
ſtraße
ſäumen, impoſant der Blick von langer, ſchmaler Weichſel=
brücke
über Thorn, einſt Deutſchlands ſtärkſtbefeſtigte Oſtfeſtung.
Und nun, von der Thorner Weichſelbrücke nordwärts blickend,
jenes Schandſtück deutſchfeindlichen Chauvinismus: die Trüm=
mer
der großen, ſchönen, zweckdienlichen Weichſelbrücke. Irrſinn,
ſie zu ſprengen, ſie, die dem Verkehr diente und die einſt viele
Millionen Mark gekoſtet hatte!
Die Tranſit=Grenzpaſſagen gehen auf deutſcher und polniſcher
Seite gleich ſchnell. Die polniſchen Grenzer ſind deutſchſtämmig.
Bei Deutſch Eylau beginnt dies Wunderland der 1000 Seen,
wundervoller Tannen= und Nadelwälder, lieblichen Hügellands:
Oſtpreußen! Bei naſſem Matſch ward in Berlin die Reiſe an=
getreten
hier liegt Schnee meterhoch an Straßenrändern, und
auf den Seen bei Deutſch Eylau und Oſterode tummelt ſich die
Jugend auf Schlittſchuhen. Ob im Südzipfel bei Deutſch Eylau
oder Neidenburg oder droben bei Gumbinnen oder Tilſit
Stacheldraht der Jahre 1914/15 dient als Gemarkungsgrenze
der Aecker. Der war in vielen Meilen Länge beim Ruſſen=
Rückmarſch einſt zurückgeblieben.
Hier iſt wenig Verkehr auf den Straßen. Oſtpreußen iſt
ja neben Oberſchleſien die autoärmſte der preußiſchen Provinzen.
Pferde ſcheuen, wenn das Auto kommt. Der Autler gilt hier
noch als reicher Mann. Die Streckenmarkierung iſt gut, nur die
Elbinger Verwaltung ſollte ſich ſchämen. Die läßt unbekümmert
um Markierungstechnik die Kraftfahrer umherirren. Von dieſer
Ausnahme abgeſehen, wird in Oſtpreußen jeder Wege finden,
die er ſucht. Oſtpreußens Straßennetz iſt gut. Ueberdies wird
an ſeinem Ausbau fleißig weitergearbeitet.
Aber dieſer maſuriſche Winter, der hat’s in ſich! Eiſige
Winde peitſchen über die Hügel und über die Eisflächen der
Seen. Die Provinzialſtraßen werden durch Schneeſchipper=
Kommandos einigermaßen fahrbar gemacht. Die Kreisſtraßen
aber wehe, dreimal wehe! Ich hab’s verſucht, mit und ohne
Schneeketten. Doch wenn 50 und mehr Meter lang meterhohe
Schneebarrikade die Straße ſperrt, dann nützen weder Ketten noch
Motorkraft. Was hat mein armer, vielgeſchundener Mercedes=
Benz alles leiſten müſſen! Zwiſchen Seen und Eishügeln in
der Angerburger Gegend kämpfte er eine Stunde lang an gegen
Schneewälle, eiskalten Stirnwind, immer ein paar Zentimeter
vor, dann rückwärts, dann wieder vor. Zwiſchen Ogonken und
Poſſeſſern durchbrach er im 100=Kilometer=Tempo eine lange,
lange Schneewand, die aufragte bis zur Kühlerſchraube. Bei
Lötzen überragte (am 2. Januar) die Schneewand ausgeſchaufel=
ter
Straßen die Höhe des Verdecks, bei Rhein ſchaufelte ich
eine gute Stunde bei 10 Grad Kälte, bis die Peters=Union=
Decken endlich griffen, ſie die ſonſt ſo griffigen, die nur hier im
Eisſpiel der Natur den Wagen nicht vorwärts trieben. Von
Rhein bis Sensburg brauchte ich zweimal Geſpanne. Vor
Raſtenburg hieß es ob tief verſchneiter Straße: herab von der
Chauſſee und hinweg übers Feld. Dort lag der Schnee ja nur
1520 Zentimeter!
Stattlich und freundlich ſind ſie alle wiedererſtanden aus
Schutt und Aſche rauher Kriegsjahre, dieſe maſuriſchen Dörfer.
Die Gutshäuſer ſind moderne Schlöſſer, Pfarrhäuſer ſtattliche
Villen, Dienſtgebäude anſehnlich, bequem und geräumig. Und
was dem Fremden hier wohltut, allüberall: herzerfrifchende
Gaſtlichkeit. Dank fürs Kommen, und in Hotels, Garagen,
Gaſtſtätten ſo billige Preiſe, daß hier wie ein Herrgott in Frank=

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reich leben kann, wer im deutſchen Weſten fürs gleiche Geld
allenfalls ganz beſcheiden wohnen und durchkommen könnte.
Tankſtellen gibts überall, auch Aral und andere Benzol=
Benzin=Miſchungen. Das Land iſt herrlich, ſeine waldgerahmten
Seen von köſtlicher Schönheit, ſo recht geſchaffen für Stunden
vom Ich, Tage und Wochen der Erholung. Und wenn man gegen
ſteifen, ſchneereichen Oſtwind anfuhr und Schnee ſchippen mußte,
daun iſt im maſuriſchen Winter das oſtpreußiſche Stammgetränk,
Grog von Rum, köſtliche Labe. Die oſtpreußiſche Küche hat weit
mehr Schmackhaftes als etwa nur den Königsberger Klops.
Ob’s die nahrhafteſte aller Fleiſchſuppen, der Rinderfleck iſt,
oder ob’s maſuriſche Spezialgerichte ſind ſie ſind ſchmackhaft
und kraftvoll.
Wenn der Schnee getaut ſein und Frühlingsſonne ſcheinen
wird, erhofft Oſtpreußen Gäſte aus dem Reich. Es erwvartet,
daß Deutſche zu Deutſchen kommen, Freunde zu Freunden. Die
Fahrt durch den Korridor, die weite Korridorſtrecke über Brom=
berg
oder die kurze Korridorſtrecke über Konitz=Dirſchau iſt
müthelos.
Die D=Zug=Gäſte bemerken garnichts von Korridorpaſſage.
Die Flugzeug=Gäſte der Lufthanſa erreichen Königsberg ab
Berlin in 34 Stunden, Danzig in knapp 3 Stunden, ebenſo
Marienburg. Regelmäßiger Dampferdienſt Stettin-Pillau er=
fordert
weder Paß noch Viſum. Das alles ſind Möglichkeiten,
die auszunutzen niemand gereuen wird. Und wenn meine Oſt=
preußen
=Erkundungsfahrt im tiefen Winter beſchwerlich war. . . ."
erinnerungsreiche Tage waren die Januartage Maſurens und
Königsbergs und längs des Stillen Haffs doch! Träge Uieber=
ſättigte
mögen daheim bleiben. Wer aber friſchen Geiſtes iſt
mit fröhlichem Mut, mit deutſchem Sinn, und wer Intereſſe hat
an neuem, wunderſchönen, urdeutſchen Land, der wird in Oſt=
preußen
finden, was er ſucht: ein Land, das man lieb gewinnt.
Das ein Kommen und Kennenlernen wert iſt!

Preußiſch-Süddeukſche Klaſſen=Lokkerie.
Berlin, 12. Jan. 1. Tag 4. Klaſſe. In der heutigen Vormit=
tagsziehung
fielen: 4 Gewinne zu je 5000 Mk. auf. Nr. 200 975 210 028.
zehn Gewinne zu je 3000 Mk. auf Nr. 99 266 116 219 304 080 377 087
387 988, vier Gewinne zu je 2000 Mk. auf Nr. 4609 396 368, 20 Ge=
winne
zu je 1000 Mk. auf Nr. 55 448 70 793 92 321 135 790 200 969
249 088 251 831 320 899 342 135 363 28, 44 Gewinne zu je 800 Mk.
auf Nr. 34965 82 730 84 416 102075 109 589 126 373 172242 178307
200 417 201 768 22 658 214 781 234 091 B2 162 283 898 26 045 300 701
308 339 316 511 360 532 379 790 385 381, 38 Gewinne zu je 500 Mk. auf
Nr. 5827 45 261 47 104 49 406 67 641 102554 142665 157 010 269 211
276 537 279 122 312 088 353 809 365 923 372 440 377 743 379885 381 717
387 414; ferner wurden gezogen: 134 Gewinne zu je 400 Mark und
392 Gewinne zu je 300 Mark. Es wurden gezogen in der Nach=
mittagsziehung
: zwei Gewinne zu je 50 000 Mk. auf Nr. 379 380,
zwei Gewinne zu je 10000 Mk. auf Nr. 327 827, zwei Gewinne zu je
5000 Mk. auf Nr 137 378 12 Gewinne zu je 2000 Mk. auf Nr. 31080
74 786 97 170 302 131 379 519 395 309 24 Gewinne zu je 1000 Mk.
auf Nr. 9785 15 097 21 408 34 879 61807 82555 223356 259 280 279 581
318 652 340 450 381 361, 30 Gewinne zu je 800 Mk. auf Nr. 30 742
66 740 67606 105 246 129 255 134 437 138 414 153 997 173 113 26 484
211 514 238832 322 B7 355 857 391 284; ferner 42 Gewinne zu je 530
Mark, 130 Gewinne zu je 400 Mark und 374 Gewinne zu je 300 Mark.

Weiterbericht.
Ausſichten für Mittwoch, den 14. Januar: Meiſt bedeckt, Temperaturen
um Null, vorübergehend auch etwas darüber, zeitweiſe Regen= oder
Schneefälle.
Ausſichten für Donnerstag, den 15. Januar: Wieder Temperaturrück=
gang
, dielfach leichter Froſt, bewölkt, mit Aufklaren, keine oder nur
vereinzelt geringe Schneeſchauer.

Ka
des Kreisamts Darmſtadt und den
Bekanntmachungen des Polizeiamts
Darmſtadt.
Gefunden: 2 Portemonnaies mit In=
halt
. 1 Herrenfahrrad. 2 Zehnmark=
ſcheine
. 1 vierradig. Handleiterwagen.
1 rote Perlenhalskette. 1 Damengürtel.
1 Portemonnaie. 1 Damenſchirm. 1
Damenhandtaſche. 1 Literblech. 1 Markt=
netz
. 1 Herrenhandſchuh. 1 ſilb. Blei=
ſtift
1 grauer Herrenmantel. 2 Bund
Schlüſſel. Zugelaufen: 1 junger draht=
haariger
Fox.
Wir machen wiederholt darauf auf=
merkſam
, daß auch noch Fundgegen=
ſtände
vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachungen verzeichnet ſind. In=
kekeſſenten
können die Fundgegenſtände
während der Büroſtunden auf Zimmer
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Bohnen, 1 Schreibtiſch, 1 Sack Man=
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R. 92 a. d. Geſch. (1

Einführung der erhöhten Bier=
ſteuer
in Darmſtadt.
Die nachſtehende Bekanntmachung des
Kreisamts Darmſtadt vom 5. Ifd. Mts
bringe ich hiermit zur öffentlichen
Kenntnis.
Darmſtadt, den 12. Jan. 1931.
Der Oberbürgermeiſter.
Auf Grund des Art. 3, Abſ. 2 des
Ausführungsgeſetzes zu dem Zweiten Ab=
ſchnitt
der Verordnung des Reichspräſi=
denten
zur Behebung finanzieller, wirt=
ſcha
tlicher und ſozialer Norſtände vom
26. Juli 1930 (R.G.B. I. 4. 311) vom
11. Dezember 1930 Reg. Bl. S. 311)
wiid für den Gemark ingsbezirk der
Stadt Darmſtadt die (erhöhte) Ge=
meindebierſteuer
(an Stelle der Bier=
ſteuer
nach der Ortsſatzung vom 26. Juni
1927/26. März 19.8) eingeführt. Ale
Ortsſatzung für die Gemeindebierſteuer
gilt die von dem Miniſter des Innern
herausgegebene Muſterſatzung mit den
ſich aus der Verordung des Reichspräſi=
denten
vom 26. Juli 19:0 ergebenden
Aenderungen. Ihr Wortlaut kann in
der Zeit vom 12. bis einſchl. 21. ds.
Mts. auf dem Stadthaus dahier
(Rheinſtraße), 3 mmer Nr. 17 ein=
geſehen
werden. Die Ortsſatzung
tritt am 1. Februar 1931 in Kraft.
Sie tritt mit dem Ablauf des Rechnungs=
jahres
1930 wieder außer Kraft.
Darmſtadt, den 5. Jan. 1931. (s31074
Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: gez. Dr. Probſt.

Weinversteigerung
der
Vereinigten Weingutsbesitzer
zu Westhofen
J. Grünewald, Fr. Hirsch, Rud.
Hirsch, Fr. Huxel, Altbürger-
meister
Sponagel
Donnerstag, den 29. Jan. 1931, vorm.
11 Uhr, im Saale der Stadt Mainz
zu Mainz.
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1929er, 38 Halbstück 1930er
und 1 Halbstück 1930er Rotwein,
darunter vielf. edle Ri slinggewächse
und feine Spätlesen.
Probetage für die Heiren Kommissio-
näre
u. Interessenten: am Mittwoch,
den 14. Januar und Mittwoch, den
21. Januar 1931, im Saale der Stadt
Mainz, von vorm. 94 Uhr nachm.
und am Versteigetungstage im Ver-
steigerungslokale
von 9 Uhr vorm.
ab. Anfragen Telef. auf Nr 76. Rud.
Hirsch u. Nr. 22 Fr. Huxel. (TV 1034

Der gefangene Pfarrer
Eine geſchichtliche Erzählung aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges

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Wilhelm Diehl
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Die erſte und zweite Auflage waren in wenigen Wochen
vergriffen, weil hier nicht der trockene Bericht eines
Forſchers vorliegt, ſondern lebendig gewordene Ge=
ſchichte
. Prälat D. Dr. Wilhelm Diehl hat die Erzählung
als Stadtpfarrer in Darmſtadt, als Kenner unſerer
heſſiſchen Geſchichte, mit warmem Herzen als rechter
Volksmann geſchrieben. Mit kräftigen, ſicheren Zügen
hat er das Schickſal des gefangenen Pfarrers geſtaltet,
und darin zugleich ein kerniges Troſtſprüchlein für
jeden ringenden Menſchen unſererZeit gegeben.
Aus Beſprechungen:
Formal wie inhaltlich mit geſtaltendem Geſchick geſchrieben und hat vor allem,
was ſo vielen hiſtoriſchen und modernen Geſchichten mangelt eine Eeele,
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die Erzählung ſpielt .. . . In einer Zeit, die eher geneigt iſt, einzureißen als auf=
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Seite 10

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Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Sophie Scholl, geb. Bonin
Ewaldchen und Eliſabeihchen
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Die Beerdigung findet Donnerstag, den 15. Januar
1931, nachmittags 2 Uhr ſtatt.

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bei dem Heimgang unſerer lieben Entſchlafenen
ſagen wir Allen innigſien Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
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Darmſiadt, den 14. Januar 1931.

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unſeren herzlichen Dank, insbeſondere
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ſowie all denen, die ihr das letzte
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[ ][  ][ ]

Nummer 14

Mittwoch, den 14. Januar 1931

Seite 11

Spoll Spier und Tarnen.

Fußball.
SV. 1922 RoßdorfUnion Darmſtadt 7:2 (6:1).
Als Erſatz für das von der Gauleitung abgeſetzte Verbands=
ſpiel
Roßdorf-Lengfeld wurde in letzter Stunde der FC. Union
Darmſtadt als Gegner verpflichtet, der mit einer aus Liga und
Liga=Erſatz kombinierten Mannſchaft erſchien. Man hätte hier
gern einmal die komplette Liga=Mannſchaft der Beſſunger als
Gaſt ſpielen ſehen, denn die heute erſchienene Mannſchaft konnte
den Einheimiſchen keinen gleichwertigen Gegner abgeben. Roß=
dorf
war in jeder Beziehung die weitaus beſſere Mannſchaft und
ſiegte auch in dieſer Höhe vollkommen verdient. Union ging
ſchon in den erſten Spielminuten durch ein Eigentor der Ein=
heimiſchen
in Führung, aber dieſe kamen gleich darauf zum Aus=
gleich
und erhöhten bis zur Pauſe auf 6:1. Nach Wiederbeginn
hielt die Ueberlegenheit Roßdorfs an, aber mit dem Torſegen
war es vorbei, denn die Gäſte verteidigten jetzt ſehr zahlreich, um
eine noch höhere Niederlage abzuwenden. Es gelang ihnen ſogar,
noch ein zweites Tor zu erzielen, doch ſtellten die Gaſtgeber kurz
vor Spielende durch ein ſiebentes Tor die alte Tordifferenz
wieder her. Dem Spiel wohnte trotz der Winterkälte eine zahl=
reiche
Zuſchauermenge bei, ein Zeichen, daß der Fußballſport in
Roßdorf immer mehr Anhang gewinnt, wozu die Erfolge des
Sportvereins, nicht wenig beigetragen haben dürften. Die
zweite Mannſchaft Roßdorfs verlor in Groß=Zimmern gegen die
gleiche Elf des dortigen Fußball=Vereins 2:1.
SV. 1910 WeiterſtadtGermania Leeheim 7:1 (3:1).
Im Verbandsrückſpiel hatte der SV. Weiterſtadt am Sonn=
tag
Germania Leeheim zu Gaſt. Leeheim war nur mit 10 Mann
zur Stelle. Schon gleich nach Beginn konnten die Einheimiſchen
das Reſultat auf 2:0 ſtellen. Nach langer Ueberlegenheit wurde
auf 3:0 erhöht. Kurz vor Schluß konnten die Gäſte durch Elf=
meter
ihren Ehrentreffer erzielen. Nach Seitenwechſel blieb es
bei dem gleichen Spiel. Die Einheimiſchen waren ſtets tonan=
gebend
und erzielten in einzelnen Abſtänden noch vier weitere
Tore. Die Gäſte ſpielten wohl eifrig und waren bedacht, keine
allzu hohe Niederlage hinnehmen zu müſſen, jedoch fehlt es ihnen
an Technik und Erfahrenheit. Ihre Hintermannſchaft mit dem
Mittelläufer dürfte der beſte Mannſchaftsteil ſein. Der Tormann
hielt ausgezeichnet. Die 7 Tore konnte er jedoch infolge der ſtar=
ken
und dauernden Ueberlegenheit nicht verhindern. Die Tore
wurden erzielt: Jung. Becker, Joh., je 2; Hahn. Numrich und
Körner je 1. Das Spiel wurde fair durchgeführt. Schiedsrichter
Döhring=Rot=Weiß Darmſtadt hatte leichtes Spiel.
Die Damen=Handballelf hatte die Viktoria
Griesheim zum fälligen Verbandsſpiel zu Gaſt. Obwohl die
Einheimiſchen nur mit 10 Spielerinnen zur Stelle waren, hätten
ſie den Sieg verdient gehabt. Nach ziemlich verteiltem Spiel, bei
dem die Weiterſtädter eine kleine Ueberlegenheit zeigten, teilte
man ſich in die Punkte. Im Zuſpiel wurden ſchöne Leiſtungen
vollbracht, jedoch fehlt es an der Wurfſicherheit vor dem Tor des
Gegners. Auch iſt in bezug auf das Stellungsſpiel eine erhebliche
Beſſerung eingetreten. Das 0:0=Ergebnis dürfte als gerecht
anzuſehen ſein. Hoffen wir, daß am kommenden Sonntag gegen
Groß=Gerau der Sturm beſſer wirft.
Die 1. Handballelf weilte in Dornheim und mußte
eine 3:2=Niederlage hinnehmen. Die ſchwarz=weißen Weiterſtädter,
die nur mit 9 Mann angetreten waren, konnten bis 5 Minuten
vor Schluß noch mit 1:0 in Führung liegen, mußten ſich jedoch
durch die etwas harte Spielweiſe den Ausgleich und den Verluſt
der Punkte gefallen laſſen. Der ſehr gut ſpielende Torwächter
Dornheims erzielte die beiden Gegentore. Der Schiedsrichter war
zu nachgiebig und hätte beſſer durchgreifen müſſen.
Die zweite Mannſchaft weilte am Vormittag in Arheilgen
und unterlag mit 8 Mann 2:1.
* Kreisliga Südheſſen.
A=Klaſſe, Gau Ried.
Mehr oder weniger wurden die Reſultate des letzten Sonn=
tags
von uns erwartet. Die knappe Niederlage des Tabellen=
führers
in Bensheim kann ihm unter Umſtänden in bezug auf die
Meiſterſchaft noch gefährlich werden. Das Spiel der Bürſtädter
Privatmannſchaft gegen Bobſtadt fiel aus. Die Reſultate lauten:
Bensheim Hofheim 2:1, Zwingenberg Klein=Hauſen 4:2,
Auerbach Biebesheim 1:0, Groß=Rohrheim Hüttenfeld 5:0,
Bürſtadt (priv.) Bobſtadt ausgefallen.
Hofheim konnte ſich trotz größtem Eifer in Bensheim nicht
durchſetzen. Schon nach wenigen Minuten ſtand die Partie 2:0
für die Einheimiſchen. Dadurch waren die Gäſte ſichtlich depri=
miert
. Die Meiſterſchaftschancen erſtrecken ſich nun wieder über
die drei Erſten der Tabelle. Zwingenberg hat es erfreulicherweiſe
endlich geſchafft und den erſten zählbaren Sieg errungen. Das
Punktekonto des eifrigen Fußball=Neulings zeigt nunmehr ein
weit angenehmeres Geſicht als ſeither. Biebesheim hätte mit
etwas Glück leicht einen Punkt erzielen können; Groß=Rohrheim
nahm gründlich Revanche für die in Hüttenfeld erlittene Nieder=
lage
. Man darf auf die weitere Entwicklung der Dinge im Ried=
gau
geſpannt ſein. Die Tabelle:

Hofheim . 13 Bensheim 14 11. 23 Bobſtadt 11 18 Gr.=Rohrheim 12 5 12 Auerbach 13 11 Biebesheim 11 Hüttenfeld 13 Klein=Hauſen Zwingenberg 10 Bürſtadt (priv.) 6 0 6

Handball im Odenwaldgan der 2.T.
Der 11. Januar brachte folgende Ergebniſſe: Groß=
Zimmern I.Darmſtädter Tgeſ. 1875 I. 6:3; Groß=Zimmern II.Dſtdt.
Tgeſ. 1875 II. 4:2: Michelſtadt I.König I. 3:8; Altheim I.III. gegen
Semd I. 10:4.
In der erſten Halbzeit legte Groß=Zimmern drei Tore vor, die
Turngeſellſchaft ſetzte ein Tor dagegen. Nach dem Wechſel drängten
die Darmſtädter zehn Minuten lang und zogen gleich. Nun nahm Gr.=
Zimmern wieder das Heft feſt in die Hand und konnte noch dreimal
einſenden. Groß=Zimmern hatte keinen Verſager und bedeutend mehr
vom Spiel wie Darmſtadt. Dieſes verfügte wohl über gute Einzel=
könner
, es mangelte aber das zweckmäßige Zuſammenſpiel. Die zwei=
ten
Mannſchaften ſpielten gleichwertig. In Michelſtadt wurde ein
ruhiger Kampf durchgeführt. In der erſten Hälfte war König über=
legen
.: Michelſtadts Sturm war zu ſchwach, um ſich durchſetzen zu
können. Semd hält das Spiel eine Zeit lang 2:2, läßt ſich aber dann
in kurzen Abſtänden ſieben Tore ſchießen. In der zweiten Halbzeit
liefern ſich beide Mannſchaften ein faſt gleichwertiges Spiel.
Tv. RoßdorfTv. Seeheim.
Zum erſten Freundſchaftsſpiel im neuen Jahre empfängt der Tv.
Roßdorf am Sonntag um 15 Uhr die Elf des Tv. Seeheim. Die Gäſte
ſind in Roßdorf nicht unbekannt, und es ſei nur an das ſchöne Spiel
vor zirka zwei Jahren erinnert, das von Roßdorf 5:4 gewonnen wurde,
Dafür verlor es aber zwei bei den Gäſten ausgetragene Spiele, wes=
halb
der Platzverein verſuchen wird, die Partie wenigſtens remis zu
ſtellen.
A. S. C. Darmſtadt-T. u. SpV. Braunshardt 3:12 (3:9).
Am Sonntag hatte der A.S.C. den T.u. SpV. Braunshardt zu
Gaſt. Die Gäſte=Elf, die ſich als neuer Meiſter der A=Klaſſe vorſtellte.
konnte mit einem verdienten, jedoch etwas zu hohen Siege den A. S. C.
auf eigenem Platze ſchlagen. Bei Braunshardt machte ſich die größere
Spielerfahrung und das beſſere Stellungsſpiel ſtets bemerkbar, während
die Platz=Elf in bezug auf Ballbehandlung noch vieles von den Gäſten
lernen konnte.
TV. Groß=Zimmern-Turngeſ. 1875 Darmſtadt 6:3 (3:1).
Nach fünfwöchentlicher Ruhepauſe hatte am vergangenen
Sonntag TV. 1863 die Turngeſ. 1875 Darmſtadt zu Gaſt. Mit
den gezeigten Leiſtungen konnte man zufrieden ſein, denn man
bekam wirklich von beiden Seiten ein ſchönes und faires Spiel zu
ſehen. Die Einheimiſchen konnten ſchon in der 1. Minute durch
ihren Halblinken in Führung gehen, kurz darauf erhöhte der
Mittelſtürmer auf 2:0. Die Gäſte fanden ſich nunmehr beſſer zu=
ſammen
und konnten nach ſchönem Zuſammenſpiel ihren 1. Tref=
fer
erzielen, dem die Gaſtgeber durch den Halblinken das 3. Tor
entgegenſetzten. Nach dem Wechſel waren es die Gäſte, die das
Heft in der Hand hatten, denn nach einer Viertelſtunde hieß es
ſchon 3:3. Jetzt klappte es wieder beſſer bei den Platzherren, und
ſie konnten ſich bis zum Schluſſe noch dreimal erfolgreich durch=
ſetzen
, ſodaß das Endreſultat 6:3 lautete. Die 2. Mannſchaften
trennten ſich nach ſchönem Spiel mit 4:2 Toren zugunſten der
Einheimiſchen.
Olympia Biebesheim.
Fußball. Erſatzgeſchwächt weilte die Olhympia=Elf in Auerbach
zum fälligen Verbandsſpiel und konnte dort gegen die immerhin ſpiel=
ſtarke
Auerbacher Elf nur ein 1:1 erzielen. Von den Biebesheimern
hatte man eigentlich einen Sieg, wenn auch knapp. erwartet. Der Mann=
ſchaft
ſcheint aber ſeit einiger Zeit der innere Zuſammenhang zu fehlen.
und daraus dürften in der Hauptſache die reichlich ſchwachen Reſultate
reſultieren. Handball. Die Handball=Elf pauſierte. Das vorige
Woche gemeldete Reſultat Poſt Worms Olympia Biebesheim war
nicht 4:2, ſondern 4:4.
Kraftſporl.
Borwärts Groß=Zimmern Kr. SV. 1910 Darmſtabt 18:3.
Am Sonntag fand in Groß=Zimmern der fällige Mannſchaftskampf
der Oberliga obiger Vereine ſtatt. Darmſtadt trat nur mit 4 Mann an.
Unter dieſen Umſtänden verliefen die Kämpfe ohne beſonders große
Leiſtungen, da ja das Ergebnis im voraus feſtſtand:
Bantamgew.: Poth=Groß=Zimmern wird kampflos Sieger. 3:0;
Feder: Weidner gegen Schwarz. Sieger Weidner nach 8 Minuten
durch Aufgabe von Schwarz, die allerdings unverſtändlich war. 6:0;
Leicht: Hans Ohl Schnauber. Sieger Ohl nach dreieinhalb Minu=
ten
durch Halbnelſon mit Halbhammerlock. 9:0; Welter: Heinrich
Ohl wird kampflos Sieger, 12:0; Mittel: Held wird ebenfalls kampf=
los
Sieger. 15:0; Halbſchwer: Danz Veith. Sieger Danz nach
2 Minuten durch Doppelnelſon. 18:0; Schwer: Bernhard Ger=
nand
. Sieger Gernand nach 3 Minuten durch Abfangen eines Hüft=
ſchwunges
von Bernhard. 18:3. Zur gleichen Zeit fand in der Kreis=
liga
ein Mannſchaftskampf zwiſchen Groß=Zimmern 2. und Kraftſport=
verein
Aſchaffenburg ſtatt, den Groß=Zimmern mit 12:8 Punkten ge=
wann
. Nachzutragen iſt noch der Kampf der Oberliga in Damm vom
vorletzten Sonntag zwifchen Vorwärts 1. und Sportverein Damm, den
Groß=Zimmern durch Aufgabe von drei Kämpfen mit 14:6 Punkten
verlor.

In Stuttgart findet am 18. Januar die Hauptverſammlung der
Vereinigung Deutſcher Radſport=Verbände ſtatt.
Der Kongreß der Union Cyceliſte Internationale geht am 7. Februar
in Paris vor ſich.
Verlegt wurden die vom 16. bis 18. Januar in Winterberg ange=
ſetzten
deutſchen Meiſterſchaften im Zweier= und Vierer=Bob, die vor=
ausſichtlich
jetzt in Hahnenklee (Harz) zum Austrag gelangen.
Mit einem 1:1 Ergebnis endete in Chamonix das Eishockeh=Treffen
zwiſchen dem franzöſiſchen Meiſter AC. Chamonix und der engliſchen
National=Mannſchaft.
Die Deutſchen Spielmeiſterſchaften kommen am 12. und 13. Septem=
ber
in Chemnitz zur Durchführung.

Schwimmen.
Techniſche Hochſchule Rotweiß=V.f.R.
Wir machen nochmals auf den am Donnerstag, 20 Uhr, im Städt.
Hallenſchwimmbad ſtattfindenden Zweikampf im Schwimmen und Waſſer=
ball
aufmerkſam. Die 4mal 200 Meter=Staffel ſieht die Hochſchule in
folgender guten Beſetzung: Orlemann, Göth, Schmuck und Wolfsholz
(ſeither Mindener Schwimmverein). Rotweiß=V.f.R. iſt durch den aus
der Jugendklaſſe aufgerückten H. Vogel verſtärkt und tritt mit folgender
Mannſchaft an: Vogel, F. Hanſt, Trinkaus und Schmalbach. Eine außer=
ordentlich
ſcharfe Konkurrenz, bei welcher die beiden Schlußleute Wolfs=
holz
und Schmalbach die Entſcheidung bringen dürften. In der 20mal
50 Meter=Staffel bringen beide Parteien neue Leute in den Wettkampf.
ſo daß eine Vorausſage nicht möglich iſt. Ebenſo ungewiß ſind die bei=
den
Waſſerballſpiele der 1. und 2. Mannſchaften. Die 1. Mannſchaften
treten in folgender Aufſtellung an: Techn. Hochſchule: Göth;
Wolfsholz, Leherzapf; Orlemann; Schmuck, E. Hanſt. Engelhard.
Rotweiß=Vf.N.: Karg; Stuckert, Gimbel; Dahmer; Trinkaus, F.
Hanſt, Rottmann. Da die Gebrüder F. und E. Hanſt beide der Hoch=
ſchule
und gleichzeitig Rotweiß angehören, wurde die Vereinbarung ge=
troffen
, daß E. Hanſt für die Hochſchule und F. Hanſt für Rotweiß ſtar=
tet
, was die Rotweißen ſchwimmeriſch, die Hochſchüler dagegen im
Waſſerball ſtärkt, iſt doch E. Hanſt der produktivſte Stürmer der 14
Spieler. Das Amt des Schiedsrichters liegt in Händen des Gauwaſſer=
ballwartes
Belz, Frankfurt. Während der Pauſen gibt es Einlagen
der 12= und 13jährigen Schüler; ferner wird den Anhängern des Waſſer=
gaudis
ein Waſſerballrugbyſpiel vorgeführt. Die Eintrittspreiſe ſind
volkstümlich und einheitlich feſtgeſetzt. Es wäre deshalb zu wünſchen.
daß dieſer Schwimmergroßkampf dieſelbe Begeiſterung auslöſt, wie die
beiden letzten Waſſerſport=Veranſtaltungen der Darmſtädter Schwimm=
ſportvereine
.
Reichsb ahn DarmſtadtTgeſ. Darmſtadt 1875 4:7 (0:4).
Die zahlreich erſchienenen Zuſchauer ſahen einen Kampf zweier
gleichwertiger Mannſchaften, den die Tgeſ. 1875 nur durch beſſeres
Schußvermögen für ſich entſcheiden konnte. Durch das Herausſtellen
dreier Reichsbahnſpieler binnen einer Minute wurde dem Spiele der
Reiz eines Freundſchaftsſpieles genommen, das ſich trotzdem im erlaub=
ten
Rahmen bewegte. Das Rückſpiel, das am kommenden
Samstag, 19.30 Uhr, ſtattfindet, dürfte bei einem anderen Schieds=
richter
ein ganz anderes Bild ergeben.

Vom Kölner Schwimmklub wurden in der 4mal 100 und 10mal 100
Meter Freiſtil=Staffel mit 4:35 bzw. 11:44,4 zwei neue D.T.= Beſtleiftun=
gen
aufgeſtellt.
Colonia Köln, der deutſche Mannſchaftsmeiſter im Amateurboxen,
kam in ſeinem Rückkampf gegen eine Stadtmannſchaft von Limoges nur
zum Unentſchieden von 8:8 Punkten.
Young Stribbling erhielt bei einer Rundfrage an 70 amerikaniſche
Boxſport=Kritiker von 700 möglichen Punkten 647 Punkte vor Jack Shau=
key
mit 611 und Max Schmeling mit 548 Punkten.

Rundfunk=Brogramme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 14. Januar.
11.00: Schulfunk: Lilian Harriſon: Kinder in England.
15.20: Stunde der Jugend: K. Werhahn: Das Glück durch die Gelb=
wurſt
. Hans Fr. Blunck: Der Hollerpuck.
16.30: Aus Stuttgart: Konzert des Rundfunkorcheſters. Soliſt:
Hans Hofele (Bariton).
18.15: Joſeph Roth: Mißbrauch der Reportage in der Literatur.
18.45: Aus Mannheim: Dr. Karl Menninger: Rechenkniffe (luſtiges
und vorteilhaftes Rechnen).
19.15: Stuttgart: Volkstümliches Konzert des Philharm. Orch.
Stuttgart.
20.00: Aus Baſel: Schweizer Abend.
21.30: Schallplattenkonzert: Bunt
22.30: Aus Stuttgart: Gewitter (Wetterleuchten). Schauſpiel von
Auguſt Strindberg: Gaſtſpiel: Gertrud Eyſoldt und Willn Buſch=
hoft
mit Enſemble. Königswuſterbauſen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 14. Januar.
9.00: Schulfunk. Lebendiges Bild aus der Berliner Geſchichte
Berlin zur Zeit des Dichters E. T. A. Hoffmann 18151822.
10.10: Grete Maria Markſtein: Mit der Kamera durch Afrika.
11.30: Rittergutsbeſ. v. Lochow: Wirtſchaftliche Einſchaltung der
Schweinezucht in den landwirtſchaftlichen Betrieb.
14.45: Kindertheater: Die Windsbraut, Von O. Wollmann.
15.45: Frauenſtunde. Charlotte Steinbrecher: Wie verwenden wir
unſer Monatseinkommen?
16.00: Min.=Dir. Paul Kaeſtner: Aus dem Preußiſchen Kultus=
miniſterium
. Die innere Umſtellung der Preußiſchen Volksſchule.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.30: Joſeph Haydn. Dr. Gerſtberger und Mitwirkende.
18.00: Georg Foerſter: Gibt es einen Maßſtab für die Bewertung
des Menſchen.
18.30: Prof. Dr. Paul Günther: Leuchtende Atome.
19.00: Dr. Joh. Günther: Deutſch für Deutſche.
19.30: Dr. A. Richhardt: Die Diſziplinargerichtsbarkeit in Reich
und Ländern.
20.00: Aus Baſek: Schweizer Nationalabend. Konzert und Rezita=
tionen
. Mitw. u. a.: Reveillechor der Baſler Liedertafel.
21.10: Hanneles Himmelfahrt‟. Eine Traumdichtung von Ger=
hart
Hauptmann. Geleſen von Karl Kraus.
Ca. 22.45: Tanzmuſik. Kapelle Sam Baskini.

Hauptſchrittlenung. Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleton, Reich uns
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort. Dr. Herberi Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen Wills Kuhle:
Druck und Verlag. L C. Wittſch ſämtlich in Darmſiadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten

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[ ][  ][ ]

Mittwoch, den 14. Januar

Nummer 14

Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, Anfang Januar 1981.
Das Jahr 1930 hat die Hoffnungen, die man hatte, nicht erfüllt, an=
dererſeits
aber wurde die relative Widerſtandsfähigkeit der franzöſiſchen
Wirtſchaft der Weltwirtſchaftskriſe gegenüber bewieſen. Erſt in der
zweiten Hälfte des Jahres 1930 begann die Wirtſchaftskriſe ihre Wir=
kungen
ernſtlicher fühlen zu laſſen. Die Vorausſagen für das laufende
Jahr ſind nicht optimiſtiſch, die Meinungen gehen aber über die noch zu
erwartenden Folgen der Wirtſchaftskriſe auseinander.
Finanzpolitiſch war das vergangene Jahr durch die fort=
währende
Theſauriſierung Goldanhäufung der Banque de France
charakteriſiert. Sie wurde urſprünglich als eine aggreſſive Maßnahme
der franzöſiſchen Finanzpolitik England gegenüber aufgefaßt, heute geht
man, ſchon dazu über, ſie auch für Frankreich unbedingt ſchädlich zu
halten. Die Auffaſſungen über die Folgen und die zu ergreifende Ab=
wehr
der Theſauriſierung ſind aber nicht einheitlich.
Die Agrarkriſe traf Frankreich in viel geringerem Maße als
die anderen Länder, da die Preife künſtlich aufrechterhalten, ja in vielen
Fällen in die Höhe getrieben wurden. Die Folge davon aber iſt die
Teuerung der Lebensmittel, Lohnforderungen, Verteuerung der Her=
ſtellungskoſten
, Rückgang des Exports und damit im Zuſammenhang die
ſchwierige Lage vieler Induſtriezweige.
Die kritiſche Lage der kolonialen Wirtſchaft, die ſich
ſchon während, des ganzen Jahres 1930, ſehr zugeſpitzt hatte, hat ſich
weiter verſtärkt. Die Kautſchuk= und Kaffeeplantagen und die über=
wiegende
Mehrzahl der Minen ſind dem Zuſammenbruch nahe. Die
größte Finanzierungsbank der kolonialen Unternehmungen mußte
ſaniert werden, und die Nachrichten dieſer Sanierungsaktion verurſach=
ten
an der Börſe eine wahre Panikſtimmung.
Auf dem Rohſtoffmarkte findet man keine Spur der Beſſe=
rung
. Der Kohlenmarkt iſt deprimiert, die ausländiſche Konkurrenz be=
reitet
der franzöſiſchen Kohleninduſtrie, die mit ihren teuren Preiſen
den Kampf mit der viel billigeren ausländiſchen Kohle nicht aufzuneh=
uien
vermag, viel Sorgen. Die Vorräte ſind ſchon groß, doch liegen
keine genauen Statiſtiken über ſie vor. Die Produktion wurde bisher
nur in wenigen nordiſchen Minen herabgeſetzt, weitere Maßnahmen der
Produktionseinſchränkung ſcheinen daher unvermeidlich.
Der Eiſenmarkt bekommt die Wirkungen der Kriſe, insbeſon=
dere
die ungünſtige Lage der Maſchineninduſtrie, immer mehr zu füh=
len
. In dem überwiegenden Teile der Maſchineninduſtrie ( Automobil=
induſtrie
eingerechnet) herrſcht Kurzarbeit, was eine ſtarke Verminde=
rung
des Abſatzgebietes der Schwerinduſtrie bedeutet. Große und vor=
teilhafte
Beſtellungen kann ſie nur von den ſtaatlich finanzierten
Schiffsbauwerften ſowie den Eiſenbahnen erwarten, während die Privat=
firmen
bei jeder einzelnen Beſtellung Preisermäßigungen verlangen.
Auf dem Gußeiſenmarkt iſt der Konkurrenzkampf zwiſchen den einzelnen
franzöſiſchen Produzenten äußerſt ſcharf. Die Situation des Stahl=
marktes
iſt dagegen etwas günſtiger, weil infolge internationaler
Vereinbarungen die Produktion um 30 Prozent eingeſchränkt wurde.
Mehrere Hochöfen wurden ausgeblaſen, ſtatiſtiſch iſt ihre Zahl jedoch
nicht angegeben. Die ſtürmiſche Baiſſe der Schwerinduſtrie wie auch der
Kohlenwerte wird mit den Gerüchten über den Zuſammenbruch einer
großen nordiſchen Finanzierungsbank (der Name wird nicht erwähnt)
erklärt.
Das Jahr 1930 hat eine ſeither noch nicht erreichte Kriſe des
Metallmarktes gebracht, und es beſteht nur wenig Ausſicht, daß
1931 eine Erleichterung bringen wird. Die Entwertung der Metall=
preiſe
ſchritt während des ganzen Jahes unaufhaltſam fort, und es iſt
noch nicht inmal ſicher, daß der Rekordtiefſtand überall erreicht wäre.
Die letzte Preisherabſetzung auf dem Kupfermarkte hatte keine
Erleichterung gebracht und vermochte den Abſatz nicht zu beleben. Man
behauptet vielfach, daß der vom amerikaniſchen Kartell feſtgeſetzte offi=
zielle
Preis, ſo niedrig er auch iſt, nur illuſoriſch ſei, da in der Wirk=
ichkeit
Kupfer überall angeboten würde. Auch befürchtet man, daß in=
forge
der Finanzſchwierigkeiten in den Vereinigten Staaten das Kartell
bald gezwungen ſein wird, die auf Kredit zuſammengekauften Vorräte
auf den Markt zu werfen. In Amerika will man verſuchen, die Pro=
duktion
zu reduzieren; mit den Reduzierungsmaßnahmen erreichte man
bisher auf keinem Gebiete der Wirtſchaft greifbare Reſultate.
Auf dem Zinnmarkte gab es viele Preisſchwankungen. Die
Zinnproduktion bildet ein beunruhigendes Wirtſchaftsproblem für meh=
vere
überſeeiſche Staaten, vor allem für Bolivien und Niederländiſch=
Indien. Die Geſellſchaften fanden keine Löſung für das Zinnproblem;
die Löſung wurde den Regierungen überlaſſen, die die Produktions=
einſchränkung
für Zinn auf obligatoriſchem Wege durchzuführen ver=
ſuchen
ſollen.
Die Zinkpreiſe lagen ſchwach, während des ganzen Jahres
1930 fielen ſie fortwährend. Als Urſache der Zinkbaiſſe wird außer der
Kriſe in der Induſtrie auch die Tatſache erwähnt, daß für Zink zurzeit
weniger Bedarf beſteht als früher. Die Auflöſung des Zinkkartells
übte keine Wirkung auf den Markt aus.
In den Wirtſchaftskreiſen wendet man der Baiſſe des Silbers große
Aufmerkſamkeit zu. Das Silber war noch niemals ſo billig wie zurzeit
Da die Kriſe der fernöſtlichen Länder mit der Abſchaffung der Silber=
währung
erklärt wird, ſchlägt man in den Kreiſen der internationalen
Finanz vor die Silberwährung in den meiſten Ländern wieder einzu=
führen
, d. h. das Zweimetallſyſtem wieder herzuſtellen. Eine Konferenz
ſoll ſich Anfang 1931 mit dieſem Problem befaſſen.
Auf dem Petroleummarkte herrſcht weiter ſtarke Depreſſion.
Die einzige Maßnahme, die den amerikaniſchen Truſts zur Stützung des
Marktes gelang, war, daß ſie die Einſtellung des Preiskrieges unter
den angloſächſiſchen Produzenten erreichen konnten. Die europäiſche
Konkurrenz, vor allem die rumäniſche und ruſſiſche, dauert aber weiter
fort. Die rumäniſchen Oelpreiſe ſinken fortwährend. Die dortige Re=
gierung
verſucht jetzt mit Frankreich eine Vereinbarung zu treffen, nach
der Frankreich einen großen Teil des rumäniſchen Oels übernehmen ſoll.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Der Aktienindex vom 5. bis 10. Januar 1931. Der vom
Statiſtiſchen Reichsamt errechnete Aktienindex (1924/26 100)
ſtellt ſich für die Woche vom 5. bis zum 10. Januar 1931 auf 85,0
gegenüber 85,1 in der Vorwoche, und zwar in der Gruppe Berg=
bau
und Schwerinduſtrie auf 78,8 (78,8), Gruppe verarbeitende
Induſtrie auf 74,4 (74,6) und Gruppe Handel und Verkehr au
108,8 (108,9).
Schriftgießerei D. Stempel A.=G., Frankfurt a. M. Zu dem Kurs=
druck
der Aktien wird nunmehr bekannt, daß die Geſellſchaft in dem ſo=
eben
abgelaufenen Geſchäftsjahr infolge der allgemein ungünſtigen Ab=
ſatzverhältniſſe
leidlich beſchäftigt war. Wenn auch noch kein ausreichen=
der
Ueberblick vorliege, ſo beſtehe doch die Möglichkeit einer gewiſſen
Dividendenermäßigung (i. V. 10 Prozent Dividende und 2 Prozent Ju=
biläums
=Bonus).
Die Vereinbarung im Lohnſtreit in der Kölner Metallindu=
ſtrie
, welche die Parteien am 8. Januar, vor dem Schlichter für
das Rheinland getroffen hatten, hat geſtern Rechtskraft erlangt.
Sie ſieht vor, daß die bisher geltenden Tariflöhne mit Wirkung
vom 1. Januar 1931 ab um 5½ Prozent gekürzt werden. Die
Akkorde werden von dieſem Zeitpunkt an um 6 Prozent gekürzt.
Der neue ſüddeutſche Eifengroßhandelsverband Verhandlungen
des ſüddeutſchen Eiſengroßhandels in Heidelberg führten nunmehr zur
Neugründung des ſüddeutſchen Eiſengroßhandelsverbandes mit dem
Sitz in Mannheim. Der Verband iſt ein Dachverband mit verſchiedenen
Untergruppen und umfaßt die Gruppe 1: für Stab= und Formeiſen,
Gruppe 2: Grob= und Mittelbleche, Gruppe 3: Univerſaleiſen, Gr. 4:
warmgewalztes Bandeiſen, und Gruppe 5: Feinbleche. Der neue Ver=
band
brachte bezüglich der angeſtrebten Quotiſierung in Süddeutſchland
keine Einigung, ſondern ſtellt lediglich, ähnlich den übrigen Eiſengroß=
handelsverbänden
, wie Rheinland, Weſtfalen uſw., eine reine Preis=
konvention
dar. Man einigte ſich wenigſtens auf dieſe Preiskonvention,
um endlich wieder Ordnung am ſüddeutſchen Eiſenmarkte zu erreichen.
Die Preiſe werden ſtärker geſenkt werden, und zwar werden die bisher
gültigen S.E.Z.= (Süddeutſche Eiſen=Zentrale)=Preiſe von 203 Mark je
Tonne, um ſofort 7 Mark ermäßigt. Sobald die bevorſtehende Preis=
ermäßigung
des Stahlwerksverbandes bekannt iſt, ſollen dieſe Preiſe
nochmals um die gleiche Höhe der Preisermäßigung des Stahlwerks=
verbandes
herabgeſetzt werden. Dieſe Preisſenkung wird mit 67 Pro=
zent
erwartet. In Süddeutſchland wird für Lieferungen die am 15.
des folgenden Monats bezahlt werden, wieder das Kaſſaſkonto außer=
dem
noch eingeführt.
Diebmärkte.
Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 13. Januar. Amtliche Notie=
rung
. Auftrieb: 22 Ochfen, 7 Bullen, 501 Kühe oder Färſen, 260 Käl=
ber
26 Schafe 1050 Schweine. Marktverlauf: Bei Großvieh mittel=
mäßig
belebt, bei Schweinen ſchleppend, ausverkauft. Es wurden be=
hablt
pro 50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen; vollfleiſchige, ausgemäſtete

höchſten Schlachtwertes 5056, ſonſtige vollfleiſchige, ältere 4045;
Bullen: fleiſchige 4045; Kühe: jüngere, vollfleiſchige höchſten Schlacht=
wertes
4044, ſonſtige vollfleiſchige oder gemäſtete 3238, fleiſchige 24
bis 30, gering genährte 1823; Färſen, vollfleiſchige, ausgemäſtete
höchſten Schlachtwertes 4855; Kälber: mittlere Maſt= und Saugkäl=
ber
6070, geringe Kälber 4859; Schweine: vollfleiſchige Schweine
von zirka 100120 Kilo Lebendgewicht 6062 Mk., desgl. von 80100
Kilo Lebendgewicht 6266 Mk.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 13. Januar.
Im heutigen freien Vormittagsverkehr war das Geſchäft außer=
ordentlich
ſtill. Auch zu Beginn der offiziellen Börſe herrſchte große
Zurückhaltung, und es machte ſich von neuem Abgabeneigung bemerk=
bar
. Die ſchwache Haltung der geſtrigen New Yorker Börſe und der
erneute Rückgang der Spenska=Aktien um zirka 10 Mark verſtimmten.
Auch von den noch ungeklärden Dividendenausſichten einiger Großunter=
nehmungen
und der heutigen Kabinettsſitzung für die Genfer Verhand=
lungen
ging eine ſtarke Zurückhatlung aus. Die Umſatztätigkeit war
wieder denkbar gering, doch genügten ſchon kleine Abgaben, um Kurs=
rückgänge
von 12 Prozent herbeizuführen. Stärker in Mitleidenſchaft
gezogen wurde der Elektromarkt. Licht u. Kraft, Schuckert und Sie=
mens
verloren bis zu 2,75 Proz., A. E.G. minus 1 Proz. Relativ gut
behauptet blieben Geſfürel. Chemiewerte bei kleinſtem Geſchäft gedrückt.
J.G. Farben und Scheideanſtalt gaben 1.25 Proz. nach. Am Schiff=
fahrtsaktienmarkt
ſetzten ſich die Rückgänge weiter fort. Hapag lagen
1.25 Proz. und Nordd. Lloyd 1 Proz. niedriger. Kaliwerte ſtill.
Weſteregeln büßten 2 Proz. ein; dagegen blieben Salzdetfurth ziemlich
gehalten. Am Montanmarkt kamen zunächſt nur Rheinſtahl mit minus
1.25 Proz. zur Erſtnotiz. Etwas angeboten waren außerdem Deutſche
Linoleum, die 1.75 Proz. ſchwächer lagen, Süddeutſche Zucker und Bau=
unternehmungen
neigten ebenfalls zur Schwäche, doch blieben die Rück=
gänge
klein. Bankaktien hatten überwiegend 11,5prozent. Verluſte.
Am Anleihemarkt ſetzten Altbeſitz ½/s Proz. niedriger ein. Von fremden
Werten beſtand nach Goldrumänen einige Nachfrage. Mexikaner be=
hauptet
. Am Pfandbriefmarkt erhielt ſich weiter einiges Intereſſe für
Goldpfandbriefe. Im Verlauf blieb das Geſchäft ziemlich klein, doch
konnten ſich die Kurſe leicht erholen, da zu den Kaſſakurſen einige Nach=
frage
beſtand. Von Montanwerten lagen noch Buderus 1,5 Prozent
und Klöcknerwerke 2.25 Prozent niedriger. Am Geldmarkt war Tages=
geld
mit 4.5 Proz. unverändert. Die Lage war ausgeglichen. Monats=
geld
unverändert. Am Deviſenmarkt hielt die Nachfrage nach Deviſen
an, doch war das Geſchäft ſehr klein. Man nannte Mark gegen Dol=
lar
4.2060 gegen Pfund 20.417/., London-Kabel 4.8550, Paris 123.77,
Mailand 92.76, Madrid 46.60, Schweiz 25.06¾, Holland 12.0630.
Unter dem Druck der überwiegend ſchwachen Auslandsbörſen
verkehrte auch die Abendbörſe weiter rückgängig. Daneben ſollen
wieder einige Auslandsabgaben vorgenommen worden ſein, ſo
vor allem am Elektromarkt. AEG., Geſfürel und Siemens lagen
bis 1 Prozent niedriger. Etwas mehr gedrückt waren Salzdet=
furth
, die 134 Prozent nachgaben. Im übrigen blieben die Kurſe
gegen den Berliner Schluß meiſt knapp behauptet. Die Umſatz=
tätigkeit
war etwas größer als ſonſt. Im Verlaufe hielt die Ab=
gabeneigung
an, und die Kurſe bröckelten weiter leicht ab. Der
Schluß war auf kleine Interventionen leicht erholt, doch war die
Tendenz recht unregelmäßig.
Berlin, 13. Januar.
Die heutige Börſe zeigte ſchon zur Eröffnung ſchwächere Tendenz.
Das Angebot hat zwar, gegen geſtern geſehen, etwas nachgelaſſen, war
aber immer noch groß genug, um neue Kursabſchläge herbeizuführen.
Verſtimmende Momente waren die ſchwache Haltung der Auslandsbör=
ſen
und die undurchſichtige innenpolitiſche Situation für Genf. Die
Meldung eines Mittagsblattes, nach der Berlin zum Ultimo Januar
wieder Geldſorgen haben dürfte und nach der Hapag=Lloyd ſtatt einer
Dividende nur einen Bonus aus den amerikaniſchen Freigabegeldern
zahlen werde, waren verſtimmende Momente. An einigen Märkten
war die Schweizer Arbitrage als Abgeber zu beobachten, während es
ſich ſonſt in der Hauptſache wohl um Verkäufe der Provinzkundſchaft
gehandelt haben dürfte, die in Nachwirkung der geſtrigen ſchwachen
Börſe zu Glattſtellungen ſchritt. Nach den Anfangsrückgängen, die ſich
im 13prozentigen Rahmen hielten, traten meiſt dann weitere Ver=
luſte
um 1 Prozent ein. Später konnten ſich allerdings die Kurſe auf
Deckungen wieder etwa auf Anfangsniveau erhölen. Anleihen abbrök=
kelnd
. Ausländer ruhig, Liſſaboner Stadtanleihe minus 0,5 Prozent.
Pfandbriefe und Reichsſchuldbuchforderungen uneinheitlich. Am Devi=
ſenmarkt
lagen die Reichsmark und Buenos weiter ſchwach. Geld un=
verändert
.

Metallnokierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 13. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 84 (85,50), Februar 84,50 (85), März 85,25
(85,50), April 86 (86,25), Mai 86 (86,50), Juni 86 (86,75), Juli
86 (87,25), Auguſt 86,75 (87,25), September 87,25 (87,25), Ok=
tober
87,25 (87,75), November, Dezember 87,50 (87,75). Tendenz:
befeſtigt. Für Blei: Januar 27 (28,25), Februar 27 (28,25),
März, April, Mai 28 (28,50), Juni, Juli, Auguſt, September, Ok=
tober
, November, Dezember 28,25 (28,50). Tendenz; ruhig. Für
Zink: Januar 26 (27), Februar 26,25 (26,75) März 26,5
(27,75), April 26,75 (27,75) Mai 27,25 (28). Juni 27 (28.75). Juli
28,25 (29), Auguſt 28,75 (29.25) September, Oktober 29 (29,50),
November, Dezember 29,25 (29,50). Tendenz ſtetig. Die erſten
Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.

33½; Roggen: März 42, Mai, Juli 43,25.
Schmalz: Jan. 8,60, März 8,70, Mai 8,875, Juli 8,975.
Speck, loco 11,625.
Schweine: Leichte 8,158,35, ſchwere 7.257,60; Schweinezu=
fuhren
in Chicago 73 000, im Weſten 134 000.
Baumwolle: Januar 9,97, März 10,21.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 13. Jan.:
Schmalz: Prima Weſtern 9,35; Talg, extra loſe 4½
Getreide. Weizen: Rotwinter 98½; Mais; loco New York
84,50: Mehl: ſpring wheat clears 4,154,40; Getreidefracht nach
England 1,62,3 sh, nach dem Kontinent 78 C.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die deutſche Rohzinkproduktion einſchließlich Zinkſtaub ſtellte ſich,
wie der Geſamtausſchuß zur Wahrung der Intereſſen der deutſchen
Metallwirtſchaft, Berlin auf Grund der Berechnungen des Statiſtiſchen
Bureaus der Metallgeſellſchaft A.G. Frankfurt a. M., mitteilt, im
Dezember 1930 auf 7302 To. gegen 7200 To. im November 1930. Die
Produktion während des ganzen Jahres 1930 betrug 99 435 To. (vorl.
Zahl) gegen 106 068 To. im Jahre 1929.
Die Verhandlungen in der Kaltaſphaltinduſtrie ſind endgültig ge=
ſcheitert
, da ſich keine Einigung über eine Konvention für 1931 erzielen
ließ. Damit iſt ein ſtarker Preiskampf der geſamten Kaltaſphaltindu=
ſtrie
eröffnet.
Der am 7. Januar gefällte Schiedsſpruch, der die Gehälter der
kaufmänniſchen und techniſchen Angeſtellten in Breslau ab 1. Januar
1931 neu regelt, iſt von Arbeitgeberſeite abgelehnt worden. Wie der
Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten mitteilt, haben ſich die Angeſtellten=
verbände
für die Annahme des Schiedsſpruches entſchieden und werden
bei dem Schlichter nunmehr Verbindlichkeitserklärung desſelben be=
antragen
.
Für die Gehaltsverhandlungen der techniſchen und kaufmänniſchen
Angeſtellten des Ruhrbergbaues hat der Zechenverband als Termin den
21. Januar in Ausſicht genommen; doch ſind die Einladungen an die
Angeſtelltengewerkſchaften noch nicht herausgegangen.
In Deutſchland wurden mehrere Schnellzugslokomotiven für die
Schmalſpurbahn in Bosnien beſtellt, die ſchon im kommenden Frühjahr
abgeliefert werden ſollen. Gleichzeitig wurden auch Aufträge für die
Lieferung von Schlafwagen an deutſche Firmen vergeben.
Die am 1. Februar für Düngemittel eintretende Frachtermäßigung
der Reichsbahn wird auch vom Stickſtoffſyndikat den Abnehmern reſtlos
weitergegeben werden. Sobald die Berechnungen abgeſchloſſen ſind,
wird der auf das Kilogramm Stickſtoff zu vergütende genaue Einheits=
ſatz
bekanntgegeben.
Die Bayeriſche Motoren=Werke A.G. hat in dem abgelaufenen
Geſchäftsjahr im allgemeinen ein befriedigendes Ergebnis aufzuweiſen
Vorausſichtlich iſt wieder mit 7 Prozent Dividende zu rechnen.
Bei den Deutſchen Werkſtätten A.G. Hellerau=Dresden wird der
Vergleichsvorſchlag von 30 Prozent genehmigt. Die Geſellſchaft wird
ihr Aktienkapital von 1,406 Mill. RM. herabſetzen und vorausſichtlich
wieder erhöhen. Dabei iſt bereits in Ausſicht genommen, daß maßgeb=
liche
Gläubiger auf ihre Forderungen verzichten und dafür neu auszu=
gebende
Aktien erhalten. Damit dürfte in abſehbarer Zeit eine Baſis
für die Erhaltung der Geſellſchaft geſchaffen ſein.

Berliner Kursbericht
vom 13. Januar 1931

Oeviſenmarkt
vom 13. Januar 1931

Berl. Handels=Gei.
Danatbank
Deutſche Bant u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

119.
40.50
108.
108.
56.25
97.50
56.75
88.
50.
44.
96.50
29.25
166.50
97.50
57

Elektr. Lieferung
J. G. Farben

Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw. 63.875
Orenſtein & Koppe

121.121
75.
88.50
72.25
60.
68.25
121.
50.75
64.75
58.
29.25
38.50
40.

Maee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Werke

135.
41.25
186.
95.50
77.
56.
130.50
58.25
21.
42.50
115.
41.
131.75
n.
31.75

Helſingfors
Wien

Prag
Budape

Sofia

Holland
Oslo
Kopenhage:
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien

Italien
Zaris

Währung
100 finn. Mi
100 Schillin
100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
100 Gulden
1100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1S=Stg.
1 Pap. Pev
1 Dollar .
100 Belgo
100 Lire
100 Francs

Rrit
10.571
59.06
12.441
73.375
3.041
169.03
12.2
12.27
12.45
20.395
1.263
1.2015
58.56
22.00
16 475

Brief
10.591
59.18
2.461
73.51
3.04
169.3
112 4
12.4:
112.67
20.435/
1.272
4.2095
58.68
22.04
16.515

Schweiz
Spanie!

Danzig

Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien
Portugal
Athen

Iſtambu

Katro
Kanada

Uruguag
Jsland
allinn (Eſtl.)
Riga

Währung
100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen
1 Milre =
100 Dinar
100 Escudos
100 Drachm.
1 türk. 2
1ägypt. 4
1canad. Doll.
1 Goldpeſo
100 eſtl. Kr
100 eſtl. Kr
100 Lats

ze1d
81.36
43.81
1.48
2.081
0.390
7.428
18.825
5.44
20.21
4. 190
2 847
91.87
111.70
80.79

Brief
(1.52
43.89
81.64
2.C85
(.:92
.942
18.865
5.45
20.25
4. 198
2.353
92.05
177.92
80.5

onarbant, Kommanongefeafcha
Frankfurter Kursbericht vom 13. Januar 1931.

6% Dtſch. Reichsan
6½%Intem.,
8% Baden..
6% Bayern...."
..
26 Heſſen v. 28
v. 29
Oo
g% Preuß. Staat
Sachſen. . . . .
D
7% Thüringen ...

Dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
. +‟/= Ab=
löſungsanl
. .
Dtſche. Anl. Ablö=
ungsſch
. (Neub.

Nantar KSange
bietsanleihe ..

8½ Baden=Baden.
6% Berlin .. ...
80 Darmſtadt v. 26
v. 28
% Dresden.
8% Frankfurt a.M
v. 26
6So
v. 2(
82 Mainz.....
8% Mannheim v. 2
Aee
6%
8% München....
8% Nürnberg ...
% Wiesbaden.
89 Heſt. Landesbl
Goldoblig
3
4½% Heſſ. Lds.=
Hyp.=Bk.=Liquid
P/,% Kom.=Obl.
8% Preuß. Lds.
pfbr.=Anſt. G. Pf.
82 Goldoblig

100.5
85.5
n31.
74.5
99
82
87
90
94:1.
99
74.25
82

51.65
4.475

1.6
88
81
74
95.75
80
69.5
79.5
88
Rré
83.5

99.5
91.75
94
85.75

100
977
97

W Weu
Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl
8%Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr..
8% Naſ.Landesbl
4½½ Liqu. Obl
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.-Anl.
*Ausl. Ser.
Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)

8% Berl. Hyp.=B1.
4½%Liqu.=Pfbr
8% Frkf. Hyp.=Bk..
½% Lig. Pfbr
326 Pfbr.=Bk
Liqu
82 Mein. Syp.=Br.
4½% Lia. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.=Bk.
4½% Lig. Pfbr.)
8% Preuß. Boden=
cred
.=Bant .. . ."
4½% Lig. Pfbr.
% Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bank.
4½% Lia.Pfbr
8% Rhein. Hyp. Bf.
4½% Lig. Pfbr..
Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit ... ..
8% Südd. Bod.
Cred.=Ban:
Lig. Pfb
3% Württ. Hyp.=2

2 Daimſer=Benz! 66.75

9i775
99
85
100
85
88.5

Re
67
13

99
96
8775
101
96.75
87.5
100.75
96.5
90.25
96.75
89
89.75
1or
88
100.75
86.9
35
100.5
99.25
94
89.5
99.5

Dt. Linol. Werke
8% Klöckner=Werke
%o Mainkrw. v. 26
% Mitteld. Stahl.
8% Salzmann u. Co.
7% Ver. Stahlwerkel
8% VoigtckHäffner
J. G. Forben Bond=
5% Bosn. L.E.B.
L. Inveſt.
4½% Sſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5 %vereinh. Rumän
4½%
2ſo
4%0 Türk. Admin.
40
1. Bagdad
Bollanl.
4½% Ungarn 1913
4½9
1914
Goldr.
2
1910
Aktien
Rlg. Kunſtziide Uni
A. E. G...... .."
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P...
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen...."
Temen: Heidelberg
Karlſtadt
f. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Albert
Chade
...
Contin Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl .......
Gold= u. Silber=
ſcheids
=Anſtalt

85.5
W.5
80
77.5
R
93.75
85?l=

38.5
8.75
6.90

3
21.7.
17

48.75
86
99
GGI,
44
78
67
105
K3
25.5
250
108
101
21.1
90
56
423.5

Dt. Linoleumwerke
Eiſenhandel. .
Dyckerhoffu. Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg=Geſ
Licht u. Kraf=
Eſchw. Bergwerl..
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnere
Faber & Schleicher
. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter
Felt. & Guilleaume
Frantfurter Gas ..
Hoi
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
dafenmühle Frrft..
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hindrichs=Aufferm
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil.
Flie Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans
Kau Cheme..
Aſchersleben.
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R..
Klein, Schanzlin ..
Klöchnerwerke

Lahmeyer & Co. ..1108.5
Laurahütte
Lech. Augsburg .
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lus Gebr. Darmſt.

Rré

125
92.9
197
30
1.10
93
120-,
48
118

86.5
34
30
163.5
110
78
152.5
72
80.5
54
114
62.5
68
160
89.75
30
107
124
78
64.5
105

175
45
12.75

Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br. . .
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallge). Frankf.
Miag. Mühlenbau
MontecatiniMaild
Motoren Darmſtad
Deutz
Oberurſe
Oberbedar;

Bhönix Bergbau.
Reiniger. Gebber
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm.
Metallwaren".
Stahlwerke . . . .
Riebeck Montan..
Roeder Gebr.
Rütgerswerte
Sachtleben A. G...
Salzbetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfabr
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr.
Schwarz=Storchen
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halsfe
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Spenska Tändſticks
Tellus Bergbau.
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard.
Tucher=Brauere:.
Unter ranten
Veithwerte
Ver. f. Chem. Ind.
Stahlwerke .."
Strohſtoffabr.
Ultramarin ...
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haefiner.

64.2:
56.5
66
40.75
A

n0
143
112
62
83
40.75
W
185
188
185.25
61
85
105
107

19
116
5
59
64

88
20
63
56
120
121
148

Wahß & Freytag. .
Wegelin Rußfabrik
Weſteregeln Kali".
Zellſtoff=Verein.
Waldhof,
Meme!.

38.5
59
130
88

Allg. Dt. Credljanſ.
Badiſche Ban...
Bk. f. Brauinduſtr..
BarmerBankverein
Baher. Hyp. u. W.
Berl Handelsget..
Shpothekbl.
Tomm. u. Privatl
Darmſt. u. Nat.=B1
Dt. Bant und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban1..."
Frankf. Bant.
Hyp.=Bant
Pfdbr.=Bl.....
Mein. Hyp. Ban1..
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp. Ban.
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Hyp.=Ban1.
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bantverein
Württb Notenban!
A.-G. ſ. Veriehrsr.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag
Nordd. Llohzd.
Südd Eiſenb.=Geſ.

Allianz. u. Stuttg.
Verſicherung ...
Verein. Ver
FrankonaRück= u. M
Mannh. Verſich.

Otavi Minen
Schantung Handels

97.5
135
96
100
126.75
219
107
180.75
107.5
95.25
107
92
146
146
149.5
27.4
126.5
231.75
34
139
135
45.25
110-),
85
S5.75
57.25
85

148
160.75
104.75
25

*

[ ][  ][ ]

Nummer 14

Tailie Vohrefsien
WEHEBER-REcHTSCHUTZ DARCH VEELAS OSMAR MEISTER, WER0Au
(Nachdruck verboten.)
15)
Der Prinz nickte höflich. Ja, Sie haben recht, Lord Dur=
ham
, aber für meinen Abſchluß kommen zunächſt nur die zwei
Millionen Pfund in Frage.
Ja, ja!
Sie müſſen ſich dazuhalten, lieber Durham, denn es mehren
ſich langſam die Intereſſenten.
So ... nun darauf mußten wir gefaßt ſein.
Ja! ſagte der Prinz mit Betonung. Eine Seite, die
Sie ſehr gut kennen, ſehr, ſehr gut ſogar, hat das größte Inter=
eſſe
= es iſt eine Dame!
Von wem ſprechen Sie?
Sie wiſſen es, Durham!
Von meiner Frau?
Ja, von Lady Durham!
Der Lord ſtand auf. Zur Fratze wandelten ſich ſeine Züge.
Wie ein Löwe, der in die Freiheit will, lief er im Zimmer auf
und ab.
Viola ... wieder ... wieder . . . verſucht ſie ſich da=
zwiſchen
zu drängen.
Schwer ging ſeine Bruſt, dann riß er ſich zuſammen.
Er ſah den Prinzen an und ſagte feſt: In längſtens einer
Woche ſind Sie im Beſitze der Anzahlung! Lady Durham wird
das Geſchäft nicht machen, mein Wort darauf!
Am Abend desſelben Tages.
Lady Durham hatte nach dem Abendbrot noch eine Partie
Schach mit Berndt geſpielt und verloren und ſich kurz darauf
zurückgezogen, um ihre Gemächer aufzuſuchen
Berndt ſaß noch eine Weile im kleinen Salon allein am
Tiſch und überlegte.
Mademoiſelle hatte nicht um ihre Entlaſſung gebeten.
Nun mußte er es tun, das war er der Ehre der Lady ſchuldig.
Einen Augenblick dachte er daran, daß eine ſo plötzliche Ent=
laſſung
eine Härte für das Mädchen bedeuten konnte, aber er
ſah keinen Weg, dieſer Härte auszuweichen.
Dann ging er nach ſeinem Zimmer.
Oben blieb er am Fenſter noch eine Weile ſtehen und ſah
auf den Wannſee, der ruhig lag. Kaum ein Lüftchen wehte.
Es war ein ſchwüler Tag. Der Himmel war von dunklen Wol=
ken
bedeckt.
Berndt fühlte plötzlich ein drückendes Gefühl auf der Bruſt,
wie Angſt quälte es ihn.
Es iſt das Gewitter! dachte er. Die Schwüle bedrückt
mich.
Er öffnete das Fenſter weit, ließ friſche Luft ins Zimmer,

ſetzte ſich ans Fenſter und träumte ſtill vor ſich hin.

Mittwoch, den 14. Januar 1931
Bei Daniela weilten ſeine Gedanken.
Am nächſten Tag wollte er ſie wiederſehen. Er freute ſich
auf die Stunden, da er ihre Hände halten und ſtreicheln, da er
in die reinen Augen des liebenden Mädchens ſehen konnte.
Lady Durham ſaß vor dem Toilettentiſch ihres Schlaf=
zimmers
.
Sie konnte keine Ruhe finden, es ging ihr nicht anders als
Berndt Groth. Die Schwüle des Tages bedrückte ſie.
Sie betrachtete ihr Bild lange und nachdenklich.
Dreißig Jahre war ſie jetzt alt! Alt? War ſie wirklich
ſchon alt? Nein, ihr Bild, das der Spiegel zurückwarf, ſtrafte
ihre Gedanken Lüge.
Sie ſah, daß ſie ſchön war und freute ſich dieſer Erkennt=
nis
. Sie war ja noch ſo jung, erſt geſtern im Tanz hatte ſie es
wieder gefühlt, da war die Jungmädchenzeit aufs neue in ihr
erwacht.
Was aber würde ihr das Leben bringen? Gab es noch
einmal ein Glück für ſie? Sie hatte nie geliebt in ihrem Leben,
ſtand alledem abſeits, ſie wußte nicht, was die Liebe in einem
Leben bedeuten kann. Heute aber fühlte ſie zum erſten Male,
daß es etwas unſagbar Köſtliches ſein müſſe, das große Un=
bekannte
, das die Menſchen Liebe nennen.
Berndts Bild erſchien vor ihrem geiſtigen Auge.
Eine große Freude darüber erfüllte ſie, daß das Schickſal
ihr dieſen Mann in den Weg geführt hatte, den Mann, der
noch einer wahrhaften Kameradſchaft ohne Hintergedanken
fähig war.
Es war für ſie ein wohltuendes, beruhigendes Gefühl, ihn
in ihrer Nähe zu wiſſen.
Sie wollte ſich eben erheben, um ſich wieder niederzulegen,
als ihr einfiel daß die Türe noch unverſchloſſen war.
Sie ſchritt, um ſie abzuſchließen.
Doch als ſie drei Schritte von der Tür entfernt ſtand, da
. entſetzt fuhr ſie zuſammen . . . öffnete ſich lautlos die Tür.
Viola ſchrak zuſammen.
Ihr Gatte, Lord Durham, ſtand im Rahmen der Tür.
Guten Abend, Viola! ſagte er ruhig, ließ die Tür ein=
ſchnappen
und trat heran.
Was willſt du? fragte Viola ſcharf.
Was ich will? Der Lord lachte auf. Nun, es könnte
ja die Sehnſucht des liebenden Gatten ſein, der ein ihm ge=
höriges
Gut wieder einmal in Beſitz nehmen möchte.
Hüte dich!
Sei ruhig, ich komme nicht deswegen. Ich will deine
klöſterliche Einſamkeit nicht ſtören. Es iſt um etwas anderes.
um eine Geſchäftsangelegenheit.
Du brauchſt Geld?
Das auch, aber davon ſpäter. Erſt muß eine andere Sache.
zwiſchen uns klar ſein!
Was meinſt du?
Das perſiſche Geſchäft!
Was geht mich das an?
Du willſt das Geſchäft an dich reißen?
Ich denke nicht daran!
Du lügſt! rief der Lord erregt.
Stolz richtete ſich die Frau auf und ſagte beſtimmt: Das
hat Lady Viola nicht nötig!

Seite 13
Ich weiß beſtimmt du kannſt mir ſagen, was du willſt
daß du der Angelegenheit ſehr naheſtehſt. Viola, es iſt mein
Geſchäft, die größte Chance, die mir das Leben gibt. Ich bin
mit der Sache verwachſen, mein letztes Geld ſteckt darin. Ich
will dieſe Chance haben. Ich warne dich! Prinz Huſſein hat
mir angedeutet, daß du Intereſſe haſt!
Prinz Huſſein, wann hat er dir das angedeutet?
Vor ein paar Stunden!
Lady Viola brauſte auf. Der Lump, der Schurke, den ich
aus meinem Hauſe hinauswerfen ließ, weil er zudringlich
wurde!
Lord Durham horchte auf und ſah einen Augenblick über=
raſcht
ſeine Frau an, dann ſagte er: Huſſein war zudringlich
zu dir! Ah nun, das könnte vielleicht ein Schachzug ſein. Wie
dem auch ſei, Viola,, ich glaube deinen Worten nicht eher
Als ...
Als bis du mir die zwei Millionen Pfund, die ich zu dem
Geſchäft brauche, vorſtreckſt!
Lady Viola ſah ihn an, dann lachte ſie ſchrill auf: Ich ſoll
dir ein Fünftel meines Vermögens opfern? Nicht einen Penny!
Lord Durham erhob ſich drohend.
Du wirſt mir dieſe Summe vorſtrecken!
Sie wich vor ihm zurück, ſagte aber unerſchrocken: Nicht
einen Penny!
Der Lord blieb eine Weile ſtumm ftehen. Lady Viola
wandte ſich um und kehrte ihm den Rücken zu. Ihr Herz ſchlug
ſtürmiſch.
Sie ſah im Spiegel, wie ihr Gatte hinter ſie trat.
Du wirſt mir die zwei Millionen Pfund vorſtrecken!
Niemals . . . ſolange
Sie konnte nicht weiterſprechen, denn zwei muskulöſe,
ſchwere Hände legten ſich wie Klammern um ihren Hals.
Sie ſchrie vor Angſt auf, und ihre Hände taſteten nach dem
Drücker der Alarmklingel.
Er will mich morden . morden um der großen Chance
willen!
Sie war ſchon im Zuſammenſinken, da . . . da drückten die
erſterbenden Hände auf den Knopf.
*
Die Glocke in Berndts Zimmer ſchrillte.
Die Glocke raſte!
Ein einziger Schrei der Angſt, ſo gellte die Glocke in Berndts
Ohren.
Wie ein Taumelnder erhob er ſich.
Dann den Revolver aus der Lade, und Berndt ſtürzte aus
dem Zimmer.
Die Treppen ſprang er hinunter, den Korridor entlang.
Im Vorbeieilen ſah er, wie Mademoiſelle Girard kreide=
bleich
im Geſicht an der Wand lehnte.
Er riß das Zimmer auf.
Und er ſah, wie der Mann die ohnmächtige Lady in den
Armen hielt. Die roten Würgmale leuchteten ihm entgegen.
Er brüllte mehr als er ſchrie: Weg . . . Lord Durham . . ſchieße Sie nieder wie einen tollen Hund!
(Fortſetzung folgt.)

H

MANNLICH

1000 u. mehr Dollar
Verdienſt dch. Selbſt=
herſtellung
v. Schuh=
creme
und Bohner=
maſſe
. Lederfett in
allerfeinſt. Qualit.
m. enormer Glanz=
wirkung
nach eig.
Verfahren, Ligo=
Werk. Bremen 11.
(1081)

Redegewandte
Herren
mit gut. Garderobe
(nicht über 25 J.)
f vornehme Reiſe=
tätigkeit
dch. ganz
Deutſchland geſucht.
Zu melden: Mitt=
woch
, v. 57 Uhr,
Heſſiſcher Hof.
Wilhelminenſtr. 1.*

Bonndar siag, Frentdg, Badstageiebteinen Tage

Oriſtlsbertretet
zum Verpflichten von Warenverteilern
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lückenloſem Lebenslauf ſowie Erfolgsnach=
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kominen
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[ ][  ]

Seite 14

Mittwoch, den 14. Januar 1931

Nummer 14

Darmſtädter Hof

Grafenſtraße 13.
Heute Mittwoch
1 Pfd.=Haspel mit Kraut
und Pürré 1.30 Mk.

Nur noch
heute und morgen.

Nur noch
heute und morgen

Bis auf weiteres

Aum Datterich.
Kiesſtraße 27. (271a
Heute 1,8 Uhr
Künſtler=Konzert

Der Liebling des Pablikums
MApY
CHRISTIANS
Leutnant warst

Du einst bei den

Holel u. Rsstaurant Post
1052
am Hauptbahnhof
Hente Mittwoch und Donnerstag
Schlachtkest
Donnerstag ab 20 Uhr Konzert.
Rlesen-Schlachtplatte 2 Pers. 1.50
Einladung
zu der am 30. Januar 1931, 20½ Uhr im
Reſtaurant Sitte, Karlſtraße, ſtatfindenden
Hauptverſammlung
Tagesordnung:
Vorleſung des Protofolls, Berichte der Vor=
ſtandsmitglieder
, Bericht der Kaſſenprüfer.
Entlaſtung des Vorſtandes. Neuwahl. An=
(4050
träge, Verſchiedenes.
Darmſtädter Schwimmklub
Jung=deutſchland e. V.

Husaren

Eine reizende musikalische
Komödie nach dem Schlager-
lied
von Rob. Stolz nnd
Fritz Rotter. Die
Liebesabentener einer
entthronten Könfgin aus
dem Znsammentreffen von
Liebe und Politik.
In den Hanptrollen: Gust.
Diessl Georg Alexander.
Gretl Theimer, Hermann Picha,
Max Adalbert u. a.
Regie: Manfred Noa
Dazu im
Ton-Belprogramm.
Alice macht das Rennen k

Jledor dor Soldat uar

muß diesen lustigen Tonfilm-
schwank
aus der Vorkriegs-
zeit
gesehen haben.

3 Tage
Mittelarrest

Ein Welterfolg!
Ein Film der Wunder:
aus dem Wunderland der
Südsee.
Nach dem Buch von
Frederiek O:Brien
Heiße

Jede Szene hat zündende
Wirkuns von beispielloser
Treffsicherheit und ist aus
Erlebtem gegriffen.

Man ſacht Trägen!

Den Wettstreit in der Attacke
auf die Lachmuskeln bestreiten
Fritz Schulz, Lucie Englisch
Paul Hörbiger, FelſzBressartu. a.

Daxn im reichhaltigen
Belprogramm.
Fußball mit P. 8.

Schattenk
Nie erlebte.phantastisch schöne.
nöllig überraschende höchstes
Erstaunen erweckende
Untersee- Aufnahmen
die das Leben auf dem Meeres-
grunde
vollkommen naturge-
treu
wiedergeben.
Unter Mitwirkuns
elner der ältesten Ein-
geborenen
-Stämme.
Ein Splelfilm. der eine
ungeahnte Zauberwelt
erschließt.
In den Hauptrollen:
Monte Blue u Ragven
Torrer (V.1051F
Dazu das reichhaltige
Belprogramm.

Nu! Naenb

des Frauenvereins vom Roten
Kreuz für Deutsche über See
Sonntag, den 18. Januar, 7 Uhr
abds. in der Otto-Berndt-Halle

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in Art einer Revue
Erfrischungen / Tanz / Tombola
Karten für Mitglieder 1.20 Mk., Nichtmitgl. 2.40 Mk.
num. Plätze 3,60 Mk. bei Konditorei Graßmann, WIl-
helminenstr
. 6, Papierhaus Leuthner, Ernst- Ludwigs-
platz
2 und abds. ab 6 Uhr an der Kasse Studenten-
karten
zu 0.80 Mk. bei Leuthner
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beeinn 330, 5.43, 8.10 Uhr HBeginn 3.43, 600, 8.25 Uhr

Ingendliehe haben Untritt.
Beginn 330, 5.45, 8.10 Uhr

empflehlt Torten und Feingebäck
erstkl. gepflegte Biere und Welne
Mittwochsbis3 Uhr, Samstans u. Sonnlags llachts geöffnet.

BUND
HESSISCHER
RElSE -VEREINIGUNGEN

Samstag, 17, und Sonntag,
18. Januar 1931, in Darmſtadt
Dieburger Straße 26
OMathildenhöhlaale!
Heftaupen=
Sn Ausscelung
Zur Ausſtellung kommen nur Brieftauben, die 1930 Steinach
(Obfr.) bis Budapeſt (840 km) geflogen haben. Da zum erſten!
Male in Darmſtadt eine große Schau Reiſe=Brieſtauben gezeigt
wird, empfehlen wir allen Taubenliebhabern von Darmſtadt und
Umgebung den Beſuch der Ausſtellung. Elntritt u. Katalog 50 9.
Geöffnet: Samstag von 3 bis 6½½= Uhr. Sonntag von 9½,bis 6 Uhr.
Leitender Verein:
BRIEFTAUBEN-KLUB SPORT‟ DARMSTADT

NSbnne
Hessisches W3 (Gr. 141

Landestheater
Mittwoch
14. Januar 1931

Kleines Haus

Zus-M. I.7
T Gr. 7 u. 8
2022 Uhr

Königskinder
Oper in drei Bildern
Preise 110 Mk.

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Ein Spiel zu Dreien von Klabund
Preise 1.206 Mk.

Rheinstraße 12, gegenüber der Hauptpost
Täglich abends ½9 Uhr Konzert der Kapelle Geiss S
Jeden Mittwoch u. Samstag Gesellschafts-Abend
Jeden Freitag abend Sonder-Konzert
Mittwochs u. Sonntags bis 3 Uhr, Samstags bis 5 Uhr geöffnet
Heute Gesellschafts-Abend
ummmnmnntntadntntantntndtdntntntntntintndntntntntntntntntuf

Vereingung früherer Leibgardigten
Darmſtadt.
Donnerstag, den 15. Ja=
nuar
1931, abends 8Ur
im Vereinslokal. bei
A. Sitte (gelber Saal)
mit Licht=
T09 bildern
betitelt: n je deutſchen
Ke
Kriegerfriedhöfe‟
gehalten von Kainerad
Fr. Frank.
Wir bitten um recht zahlreichen Beſuch
Der Vorſtand.
1o31

Naunusburs Kasine
Teleton 266 (025a) Dieburgerstraße 72
Wieder verlängerte Polizeistunde

Verein Freie Schule Darmstadt (E.-.)
Samstag, den 17. Januar, 20.15 Uhr
Aula des Ludwig-Georg-Gymnasiums, Karlstraße 2
Eurhpthmie

Vorführung grundlegender Uebungen
(Sechs Lehrerinnen aus verschiedenen Städten.)

Eintritt Fel! Unkostenbeitrag von Mk. 1. erbeten.

1043

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Inſtrumente
und Saiten billig
bei Gerbig, Neckar=
ſtr
. 24, Hth. 1. 1223a

Stimmungs=
kapelle

über Faſtnacht ſo=
fort
geſucht. Angeb
unt. R. 121 Gſchſt. *

Erſtkl. Konzert= u.
Stimmungstrio
(Schlagz. Refrain=

5s kompl m. Hnitfeld-Bindung und
BKA Stöcken Uk. 15. Uk. 30.
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Ski-Stiefel einem Stüek 32.
Ausrüstung und Bekleidung (313a
Sport-Hdelmann, Darmstadl.

auch auswärts
Ang. u. R.119 Gſch.*

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1000. Mark gegen
hohe Zinſ. u. mon.
Abzahlung v. Pri=
vat
zu leihen geſ
Angeb. unt. R. 117
an die Geſchäftsſt.*

Sportplatz-
Restaurant undCafé
am Böllenfalitor
Heute nachmittag
Kaffee- und
Kuchentag
Okonzerte
Abends:
Gesellschafts-
abend
mit
ANZO
O

Eintritt und Tanzen
Frei.

Bont oin Bkänee

im Kleinverkanf:
p. Pfd. M. 2.50
p. Pfd. M. 2.80
p. Pfd. U. 3.20

I. Schrolb, Kaffee-Grossbandlung
Rheinstraße, gegenüber der Städt. Sparkasse. (1070

Na odl Telud
Mäu

Unser Inventur-Ausverkauf
endet am Samstag, den 17. Januar
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