Darmstädter Tagblatt 1931


06. Januar 1931

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Ginzelnummer 10 Pfemige

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bis 31. Januar 2.18 Reichsmart und 22 Pfennig
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 6
Dienstag, den 6. Januar 1931.
194. Jahrgang

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zelſe
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ſede Verpflichtung auf Erfällung der Anzeigen=
auftrckge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder geriſchtiſcher Beitreibung fänl ſeder
Rabatt weg. Bankionto Deutſche Bant mnd Darme
ſädter und Nationalbank.

Der Reihsatbensiniiſter in kuhrgediel.
Zur Beunruhigung beſtehl kein Anlaß. Starker Rückgang der Streikziffern. Die kommuniſtiſchen Pläne
ausſichtslos. Abblaſen des Skreiks.

Slegerwalds Beſprechungen
mit den Berkrekern des Ruhrbergbaues.
Erleichkerungen für den Ruhrbergban durch Frachken=
ſenkung
und Berringerung der ſozialen Laſten.
* Dortmund, 5. Januar. (Priv.=Tel.)
Der Reichsarbeitsminiſter hat am Montag mit den Ver=
tretern
der Gewerkſchaften und der Arbeitgeberverbände in
Dortmund verhandelt. Im Laufe des Dienstag wird er wieder
in Berlin ſein. Seine Beſprechungen dienten in der Haupt=
ſache
zur Vorbereitung der Schlichtungsverhandlungen am Mitt=
tvoch
. Wie der Schiedsſpruch ſelbſt ausſehen wird, iſt vor=
läufig
noch das Geheimnis des Schlichters, Prof. Dr. Brahn,
der am Sonntag in Berlin war, und hier mit dem Arbeits=
miniſter
Stegerwald und anderen Mitgliedern der Regierung
eine Ausſprache gehabt hat. Neuerdings hört man, daß der Ver=
fuch
gemacht werden ſoll, dem Ruhrbergbau auf Umwegen Er=
leichterungen
zu verſchaffen, um zu erreichen, daß er ſich mit
einem geringeren Lohnabbau als urſprünglich vorgeſehen, zu=
frieden
gibt. Schon bei den letzten Schlichtungsverhandlungen
iſt von Prof. Brahn angedeutet worden, daß die Abſicht beſtehe,
der Reichsbahn für die Senkung der Kohlenfrachten eine größere
Summe zur Verfügung zu ſtellen, und daß weiterhin die ſozialen
Laſten des Bergbaues verringert werden ſollen. Die Tarif=
ſenkung
würde in der Tat die Konkurrenzfähigkeit des Ruhrberg=
baues
heben und es ermöglichen, die engliſche Kohle von dem
deutſchen Markt allmählich zurückzudrängen, vorausgeſetzt, daß
der Frachtenvorſprung der Engländer durch die Tarifſenkung
beſeitigt wird. Es fragt ſich allerdings, ob der Reichsfinanz=
miniſter
in der Lage ſein wird, mehrere Dutzend Millionen Mark
zur Verfügung zu ſtellen, nachdem er eben erſt aufgefordert wor=
den
iſt, zugunſten der notleidenden Knappſchaftsverſicherung ein=
zuſpringen
. Ueber die Sanierungspläne für die Knappſchafts=
verſicherung
iſt bekannt geworden, daß man ſich mit der Abſicht
trägt, die Beiträge zu erhöhen. Eine derartige Maßnahme
würde in direktem Widerſpruch zu der Andeutung des Schlich=
ters
ſtehen, wonach die ſozialen Laſten verringert werden ſollen.
Außerdem haben aber ſowohl die Arbeitnehmer als auch die
Arbeitgeber in der letzten Mitgliederverſammlung der Ruhr=
knappſchaft
einſtimmig den Beſchluß gefaßt, jede weitere Bei=
tragserhöhung
abzulehnen. Auf den Schiedsſpruch des Prof.
Brahn darf man unter dieſen Umſtänden recht geſpannt ſein,
wenn auch ſchon im weſentlichen feſtſteht, daß der Spruch ſelbſt
eine Art Kompromiß darſtellen ſoll.
Die Polizei ſchüht die Arbeitswilligen.
Ueberall iſt es der Polizei gelungen, die
Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten. Zu größe=
ren
Zuſammenſtößen iſt es nirgends gekommen. Zwiſchenfälle, die
lediglich lokaler Natur waren, konnten von der Polizei beigelegt
werden, ohne daß Verſtärkungen von außerhalb zugezogen zu wer=
den
brauchten. Wenn bei dieſen Zwiſchenfällen Opfer zu bekla=
gen
ſind, ſo darf nach Anſicht unterrichteter Kreiſe auch daraus
nicht auf eine größere Bewegung geſchloſſen werden, da ſich bei
Widerſtand gegen polizeiliche Anordnungen energiſches Vorgehen
nicht immer vermeiden läßt. Auch bei den lokalen Zwiſchenfällen
waren polizeiliche Maßnahmen größeren Umfangs nicht notwen=
dig
. Die örtlichen Polizeibehörden haben, um weitere Zwiſchen=
fälle
zu vermeiden und Beläſtigungen der Arbeitswilligen ſofort
verhindern zu können, ſowohl in den Wohnkolonien der Bergarbei=
ter
wie auch in den Zechen Polizeiabteilungen ſtationiert. Bisher
konnten alle Verſuche, die Arbeitswilligen zu beläſtigen, erfolg=
reich
abgewehrt werden.
Aushebung einer kommuniſtiſchen Grwerbsloſen=
e
Uafeie
Bochum, 5. Januar.
Eine auf dem hieſigen Parteibüro der K. P. D. zuſammen=
gezogene
Erwerbsloſenſtaffel, die auf Strohſäcken in Alarm=
bereitſchaft
lagerte, wurde ausgehoben. Dabei wurden 101 Per=
ſonen
, und zwar wegen dringenden Verdachts des Landfriedens=
bruchs
, des Hausfriedensbruchs uſw. verhaftet. Unter den Feſt=
genommenen
befindet ſich auch ein kommuniſtiſcher Reichstags=
(bgeordneter. Gegen 1½ Uhr in der Nacht riegelte ein größeres
Dolizeiaufgebot den in Frage kommenden Gebäudekomplex ab.
Beim Betreten des Büros durch die Polizeibeamten verſuchte eine
Anzahl der Feſtgenommenen, die Flucht zu ergreifen, die aber
wegen der umfaſſenden polizeilichen Maßnahmen nicht mehr
Auckte. Die Staffel befand ſich ſchon mehrere Tage in dem
Büro, wo ſie auch Verpflegung erhielt.
Abflauen der Streikbewegung.
Nach den beim Bergbauverein eingegangenen Meldungen von
den einzelnen Schachtanlagen über die Anfahrtsziffern zur Früh=
ſchicht
des Montag morgen ergibt ſich eine Streikbeteiligung bei
dieſer Frühſchicht von 7.10 v. H., gegen 11,96 am Samstag morgen.
In der heutigen Mittagsſchicht war ein weiterer ſtarker Rückgang
der Aufſtandsbewegung feſtzuſtellen. Während in der Mittags=
ſchicht
vom Samstag 13,9 Prozent der Geſamtbelegſchaft am Streik
beteiligt waren, iſt der Prozentſatz heute auf 6,61 Prozent ge=
fallen
. Auf 11 weiteren Schachtanlagen, auf denen in der Früh=

ſchicht teilweiſe noch geſtreikt wurde, iſt die Belegſchaft heute mit=
tag
vollzählig eingefahren, ſo daß auf insgeſamt 33 Schacht=
anlagen
der Ausſtand als beendet gelten kann. Geſtreikt wird
teilweiſe nur noch in den Bezirken Krefeld, Dinslaken, Hamborn,
Recklinghauſen und Hamm. Ueber 50 Prozent der Belegſchaft
waren heute nachmittag ausſtändiſch, die Zechen Diergardt 3
(81 Prozent), Neumühl (79 Proz.), Niederrheiniſche Bergwerks=
A.=G. (51 Prozent), Friedrich Thyſſen 37 (57 Proz.), Friedrich
Thyſſen 58 (86 Proz.), Beckerwerth (62 Proz.), Lohberg (73 Pro=
zent
) und Weſtfalen (56 Prozent). Die Geſamtzahl der Streiken=
den
betrug heute mittag 5007, gegen 10 849 in der Mittagsſchicht
vom Samstag.

Reichsarbeitsminiſter Dr. Stegerwald

hat in Dortmund Verhandlungen mit den Vertretern des Ruhr=
bergbaues
wegen Beilegung des Lohnkonflikts geführt
Die Kommnniſten blaſen den Streik ab.
Eſſen, 5. Januar.
Der Vorſitzende der Zentralen Streikleitung der Revolu=
tionären
Gewerkſchaftsoppoſition Saefkow hat, wie aus ſehr zu=
verläſſiger
Quelle verlautet, an die örtlichen Kampfleitungen die
Anweiſung ergehen laſſen, nach der die bisherigen Kampf=
methoden
der RGO. nur auf ſolchen Zechen aufrecht erhalten
werden ſollen, in denen die Streikbewegung bisher erfolgreich
war. Dagegen ſoll in Orten, in denen die anderen Gewerk=
ſchaften
das Heft in der Hand behalten haben, die Streik=
parole
der RGO. abgeblaſen werden, und zwar mit Rückſicht auf
die Opfer der RGO. (Gemeint ſind offenbar die Entlaſſungen
der kommuniſtiſchen Betriebsratsmitglieder durch die Zechen=
leitungen
des geſamten Streikgebiets). Weiter ſollen die Erwerbs=
loſenſtaffeln
aus den Kampfgebieten zurückgezogen werden. In
dem Tagesbefehl wird weiter ausgeführt, daß der Kampf bei
Ablehnung der Forderungen der RGO. am 15. Januar mit
aller Schärfe wieder einſetzen werde, und man ſelbſt vor Terror
und Sabotageakten nicht zurückſchrecken werde. Die für Montag
angeſetzten Demonſtrationszüge ſind abgeblaſen worden. Man
will ſich damit begnügen, auf den am Dienstag vorgeſehenen
Verſammlungen auf den Verrat der Gewerkſchaften hinzuweiſen.
Moskans Hand im Ruhrgebiet.
Im Zuſammenhang mit der kommuniſtiſchen Streikbewegung
im Ruhrgebiet haben die Komintern und die Gewerkſchaftsinter=
nationale
einen Aufruf an das Weltproletariat erlaſſen, in dem
verlangt wird, daß nicht eine Tonne Kohle gefördert werden dürfe.
Der Einſatz von Polizeitruppen im Streikgebiet müſſe verhindert
werden. Die internationale Arbeiterhilfe wende ſich an das Welt=
proletariat
mit der Forderung, den Streikenden zu Hilfe zu kom=
men
. Die Sowjetgewerkſchaften wollen beſondere freiwillige
Arbeitsſtunden in den Betrieben einführen, um den Lohn hierfür
zugunſten der Streikenden abzuführen.
Keine Schwierigkeiten in der Kohlenverſorgung.
Aus dem Ruhrkohlenrevier wird geſchrieben: Der plötzlich,
wenn auch nicht ganz unerwartete ausgebrochene Teilſtreik im
Ruhrkohlenbezirk, von dem nach Lage der Dinge anzunehmen iſt,
daß er ſchon in den nächſten Tagen beendigt ſein wird, hat Be=
fürchtungen
nach einer Störung in der Kohlenverſorgung hervor=
gerufen
. Dieſe Befürchtung iſt ſowohl was den inländiſchen Be=
darf
, als auch die Verſorgung der ausländiſchen Verbraucher an=
betrifft
, durchaus unbegründet. Selbſt dann, wenn ſich der Teil=
ausſtand
noch einige Zeit hinziehen ſollte, beſtehen keine Gefahren
für eine Stockung in der Verſorgung. Der Ausſtand, deſſen Bedeu=
tung
ſchon dadurch ſtark herabgemindert wird, daß er in eine Zeit
der tiefſten Depreſſion auf dem deutſchen Kohlenmarkt hineinfällt,
hat keine Ausſichten auf ein Uebergreifen auf das ganze Revier,
wenigſtens ſolange nicht, als ſich noch Verhandlungsmöglichkeiten
zwiſchen Zechen und Bergarbeiterorganiſationen eröffnen. Trotz
des Ausfalles in der Förderung als Folge der partiellen Aus=
ſtände
reicht das geförderte Material aus, um den Bedarf zu be=
friedigen
, ſo daß auf die Beſtände ſo gut wie nicht zurückgegriffen
zu werden brauchte. Auch die den Zechen unmittelbar ange=
ſchloſſenen
Hüttenwerke haben in ihren Betrieben bisher keine
Störungen zu verzeichnen, da die Kraftverſorgung von nicht vom
Streik berührten Zechen her erfolgen konnte. Es ſind dann auch
infolge des Ausſtandes keineswegs allgemein dringliche Anfor=
derungen
zu verzeichnen; nur dort, wo die Beſtände beſonders
niedrig gehalten wurden, wird aus Gründen der Vorſicht eine ver=
ſtärkte
Anfüllung vorgenommen.

Polens doppelte Moral.
Von unferem ſtändigen Berichterſtatter.
A. Warſchau, Anfang Januar.
Die Frage der Grenzreviſion ſteht ſeit einigen Monaten
zweifellos im Mittelpunkt des außenpolitiſchen Intereſſes Polens
und iſt der Drehpunkt jeglicher öffentlichen Erörterung. In
jedem Falle aber gibt es in Polen hinſichtlich der Stellung=
nahme
zur Reviſionsfrage keine zwei Meinungen. Erſt
kürzlich hat das maßgebendſte Regierungsblatt, die Gazeta
Polska, gelegentlich eines deutſchen Berichts über die euro=
päiſche
Lage entſchieden und nicht ohne betontes Selbſtbewußt=
ſein
erklärt, in Polen beſtehe eine völlige geſchloſſene und ein=
heitliche
Meinung darüber, daß .. das Verkünden von
reviſioniſtiſchen Loſungen die Exiſtenz und die territoriale Un=
antaſtbarkeit
Polens bedrohe und . . . zu unberechenbaren Er=
gebniſſen
ſowie zur Entfachung einer noch größeren Kataſtrophe
als alle vorherigen führen muß.
Dieſe Feſtſtellung deckt ſich vollkommen mit den diesbezüg=
lichen
Erklärungen offizieller Perſönlichkeiten des Regierungs=
lagers
, mit den Aeußerungen führender Politiker der Oppoſition
und der herrſchenden Meinung der polniſchen Oeffentlichkeit.
Außenminiſter Zaleſki hob gelegentlich einer programmatiſchen
Wahlrede u. a. hervor, daß . . . die Erhaltung der gegenwär=
tigen
Grenzen ſowie der Rechte, in deren Genuß Polen durch
die Verträge geſetzt wurde, die Hauptforderungen unſerer
Außenpolitik ſind. Von dieſen Hauptforderungen, aus denen ſich
erſt andere ergeben, ſteht freilich an erſter Stelle die Unantaſt=
barkeit
unſerer Gebiete‟ Erſt vor wenigen Tagen
erntete der Vorſitzende der oppoſitionellen Fraktion im Seim,
Univerſitätsprofeſſor Rybarſki, einmütige Beifallskundgebungen
des Hauſes, als er am Schluß ſeiner Etatsrede ſagte: Wenn
auch unſer innerpolitiſcher Kampf ſcharf iſt, ſo gibt es zwiſchen
uns keine Meinungsverſchiedenheiten hinſichtlich der Grenzfrage.
Unſere Grenzen ſind unantaſtbar. Niemand wird Opfer ſcheuen
und ſich ohne Ausnahme zur Verteidigung des Vaterlandes
ſtellen. Nicht um ein Jota unterſchied ſich auch
der Führer der polniſchen Linksoppoſition,
der Sozialiſt Daſzynſki, als er in einer Unterredung,
die während der polniſchen Wahlperiode in einem franzöſiſchen
Blatt erſchienen war, u. a. erklärte, daß die Aufrollung der
Frage einer Grenzreviſion von Polen grundſätzlich abgelehnt
werden müſſe, da für Polen, welches die Erhaltung und
Sicherung des Friedens in Europa aufrichtig wünſche, die ver=
pflichtenden
internationalen Verträge der Nachkriegszeit Ewig=
keitswert
beſitzen.
Das oben Geſagte genügt, um folgenden theoretiſchen Grund=
ſatz
für die Haltung Polens zur Frage der Grenzreviſion, in=
ſofern
es ſich durch die Aufrollung derſelben betroffen fühlt,
was bei der Lage der Dinge als gegebene Tatſache angenommen
werden muß, aufzuſtellen: die polniſchen Grenzen, die durch die
Beſtimmungen der Nachkriegsverträge geſchaffen wurden, ſind
ewig und unantaſtbar. Das iſt die Theorie, ein politiſcher Glaube,
das Axiom der polniſchen Weltanſchauung. Stimmt Polens
eigene Handlungsweiſe mit dieſer überlaut
betonten Weltanſchauung überein? Zwei ein=
wandfrei
feſtſtehende und durch höchſt eigene Zeugenſchaft der
verantwortlichen politiſchen Akteure beglaubigten Tatſachen
aus jüngſter polniſcher Geſchichte geben auf dieſe Frage auf=
ſchlußreiche
Antwort:
Die beiden Tatſachen der polniſchen Geſchichte, der litauiſch=
polniſche
Sieg über die Kreuzritter im Jahre 1410 bei Tannen=
berg
und der polniſche Sieg über die Bolſchewiken an der Weich=
ſel
und am Njemen im Jahre 1920 ſind gegenwärtig in der
Zeit, wo das ſchickſalhafte Geſetz der Nachbarfeindſchaft wie
ein dunkles Fatum über Polen ſchwebt zu Eckpfeilern des
geiſtigen und vielmehr noch des politiſchen Lebens Neupolens
geworden. Während die Tannenbergſchlacht im Laufe der Jahr=
hunderte
als unantaſtbares Totem kritiklos zur legendariſchen
Größe angewachſen iſt, wird um die Urheberſchaft des Wun=
ders
an der Weichſel noch immer mehr oder weniger
leidenſchaftlich gekämpft. Die Anhänger Pilſudſkis nehmen dieſe
Urheberſchaft, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, voll und ganz für
den damaligen verantwortlichen Führer der polniſchen Armee,
Marſchall Pilſudſki, in Anſpruch. Seine Gegner dagegen möchten
ihm dieſe Lorbeeren wenn nicht gerade ſtreitig machen, ſo doch
zum großen Teil auch noch um andere Häupter, die ihrem Lager
näher ſtehen, winden. Die kommende Geſchichtsſchreibung wird
einſt nach allſeitiger Erforſchung dieſer Geſchehniſſe das end=
gültige
Urteil zu fällen wiſſen. Augenblicklich iſt es für die
Geſchichtsforſchung ein dankbares Tun, wenn Teilnehmer oder
maßgebende Zeitgenoſſen des Jahres 1920 ihr Scherflein zur
künftigen reſtloſen Klärung dieſer Dinge beitragen.
Ein ſolches Schecflein hat u. a. auch einer der bedeutendſten
polniſchen Staatsmänner vor 1926 und Führer der National=
demokraten
, Univerſitätsprofeſſor Stanislaus Grabſki,
beigetragen. Vor nicht langer Zeit veröffentlichte Grabſki in
einem Lemberger Blatt einige Aufzeichnungen, die in auf=
fallender
, ja in gewiſſer Hinſicht ſogar ſenſationeller und vor
allem charakteriſtiſcher Weiſe das Vorfeld der Ereigniſſe, die nicht
zuletzt mit dem polniſchen Marſch auf Kiew im Zuſammen=
hang
ſtehen, tageshell beleuchten. In dieſem Artikel legt Grab=
ſki
offen und ehrlich, ja ſogar mit einer nicht geringen Doſis
von Selbſtzufriedenheit das Geſtändnis ab, daß es
ihm damals gelungen ſei, höchſt maßgebliche in=
ternationale
Faktoren und politiſche Kontra=
henten
um es beſcheiden auszudrücken hin=
ters
Licht zu führen. Uind daß er ſich nicht nur den von
Polen in Paris angenommenen internationalen Verpflichtungen
nicht gefügt habe, ſondern vielmehr mit vollem Bewußtſein
darauf losging, dieſe Verpflichtung zu verletzen und zu
ignorieren.
Die Situation war folgende: der damalige polniſche Mi=
niſterpräſident
Paderewſki und der Führer der polniſchen Frie=
densdelegation
Dmowſki waren als Vertreter Polens, zur Ver=
teidigung
der polniſchen Angelegenheiten bei den Friedens=
verhandlungen
in Paris Pilſudſki reſidierte als Oberhaupt
des Staates im Belvedere und er, Grabſki war Vorſitzender des
auswärtigen Ausſchuſſes im polniſchen Seim. In Oſtgalizien
dagegen tobte ſeit einigen Monaten der polniſch=ukrainiſche
Krieg. Indeſſen wurden von Pilſudfki und ſeinen Getreueſten,
wie Grabfki nicht ohne Vorwurf durchblicken läßt, Bläne für

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Seite 2

einen Marſch nach Kiew geſchmiedet. So habe Pilſudſki
gelegentlich eines Geſpräches, in dem Grabſki die Notwendig=
keit
einer friedlichen Politik den Bolſchewiken gegenüber be=
tonte
, kurz erklären ſollen: Ich werde die Bolſchewiken ſchlagen
wo und wann ich will! Nun fährt Grabſki wörtlich fort:
Zur Rettung viel wichtigerer (!2!) Dinge war Paderew=
ſki
gezwungen, die Forderung Lloyd Georges zur Kenntnis zu
nehmen, daß die Diviſion des General Haller, die durch Deutſch=
land
heimkehrte, nicht im Kampfe gegen die Ukrainer in Oſt=
galizien
verwandt werden dürfe. Das diesbezügliche Telegramm
war nicht an die Adreſſe des Außenminiſteriums, ſondern an den
Vorſitzenden des Ausſchuſſes für auswärtige Angelegenheiten
gerichtet. Und ich konnte die volle Verantwortung auf mich
nehmen, daß ich mich dem Verlangen des engliſchen Miniſter=
präſidenten
nicht gefügt batte‟.
Leider hat es Grabſki unterlaſſen, darüber Aufklärung zu
geben, was er mit dieſem, zweifellos außerordentlich wichtigen
Dokument getan hat. Hat er es zerriſſen oder in die Taſche ge=
ſteckt
und anderen, weniger beſtimmungmäßigen Zwecken zu=
geführt
, oder hat er es vielleicht gefälſcht . . .?. Doch das iſt
in dieſem Falle ſchließlich nicht das Entſcheidende. Feſtſtehende
Tatſache iſt vielmehr, daß General Haller mit ſeiner in Frank=
reich
aufgeſtellten und ausgezeichnet ausgeſtatteten Armee durch
Deutſchland nach Polen heimkehrte und entgegen dem Verlan=
gen
Lloyd Georges, der im Namen der entſcheidenden Sieger=
ſtaaten
gehandelt hat, ſowie trotz des Verſprechens des damaligen
polniſchen Miniſterpräſidenten Paderewſki gegen die in Oſt=
galizien
von aller Welt abgeſchnittenen und um ihre eigene
Staatlichkeit kämpfenden Ukrainer geworfen wurde. In kurzer
Zeit gelang es den Polen in der Tat, die ukrainiſche Armee von
ihrem Heimatboden zu verdrängen. Oſtgalizien wurde von pol=
niſchen
Truppen beſetzt und unter polniſche Verwaltung ge=
ſtellt
. Somit war das letzte Hindernis zu einem ſchon damals
von Pilſudſki geplanten Marſch nach Oſten beſeitigt worden
und der Weg freigelegt, der einige Monate ſpäter nach reichlich
wechſelvollem Hin und Her zu dem Wunder an der Weichſel
geführt hat. Die unmittelbarſte Folge dieſes Wunders war der
Rigaer Vertrag, in dem vor allen Dingen ukrainiſche Gebiete
dem polniſchen Staat einverleibt wurden.
Noch eine zweite, nicht weniger intereſſante Epiſode ſei hier
erwähnt. Am 9. Oktober 1920, zwei Tage nach der feierlichen
Unterzeichnung des ſogenannten Arrangements vom Suwalki
am 7. Oktober 1920, wo ſich die polniſche Regierung
den Ententevertretern gegenüber verpflichtet
hatte, das Wilnaer Gebiet und vor allen Dingen die
Stadt Wilna bis zur endgültigen Entſcheidung durch den Bot=
ſchafterrat
nicht zu beſetzen, rückte General Zeligowſki an der
Spitze ſeiner ſogenannten litauiſch=weißruſſiſchen Diviſion in
Wilna ein, vertrieb die Litauer und beſetzte die Stadt.
An demſelben Tage fand zwiſchen dem General Zeligowſki und
den bei der litauiſchen Regierung akkreditierten Vertretern frem=
der
Staaten in den Geſchäftsräumen der franzöſiſchen Miſſion
eine bis jetzt unbekannte hiſtoriſche Unterredung, von Zeligowſki
ſelbſt überliefert, ſtatt.
Von Seiten der Ententevertreter führte das Wort ein höherer
engliſcher Offizier. Nach der offiziellen Begrüßung entſpann
ſich zwiſchen dem Engländer und General Zeligowſki folgendes
in franzöſiſcher Sprache geführtes Geſpräch:
Engländer: Mit welchem Recht haben Sie, Herr Gene=
ral
, Wilna in dem Augenblick beſetzt, als Polen das Arrangement
von Suwalki unterzeichnet hatte?
General Zeligowſki: Polen konnte keinen Vertrag
unterzeichnen, ohne die Bewohner dieſes Landes um ihr Ein=
verſtändnis
zu befragen. Ich habe Wilna aus dem Grunde
eingenommen, um der Bevölkerung die verlorenen Rechte wieder=
zugeben
und es ihr zu ermöglichen, ihren Willen zu bekunden.
Engländer: Wir ſind Vertreter der Ententeſtaaten und
tragen die Verantwortung dafür, daß die Ordnung in dieſem
Lande ſichergeſtellt wird.
General Zeligowſki: Nein, damit kann ich mich nicht
einverſtanden erklären. Niemand braucht hier Ordnung zu
machen, wenn wir, die Wirte dieſes Landes, hier ſind. Die
Ordnung werde ich einführen und die Herren erſuche ich, morgen
um 12 Uhr die Stadt zu verlaſſen.
Engländer: Sie erkennen alſo die Ententeſtaaten und
das internationale Recht nicht an?
General Zeligowſki: Doch, ich habe die größte Ach=
tung
vor den Ententeſtaaten; aber Sie bezeichnen unnötiger=
weiſe
die Schacher, die in unſerer Abweſenheit hier geſchehen
ſind, als internationales Recht. Das Recht des Volkes, welches
durch den gegenwärtigen Stand der Dinge vergewaltigt wurde,
wird durch uns begründet werden.
Engländer: Auf wen wollen Sie ſich ſtützen?
General Zeligowſki: Auf uns ſelbſt und unſere
Gewehre.
Engländer: Und woher haben Sie dieſe Gewehre er=
halten
?
General Zeligowſki: Am wenigſten von Lloyd
George und ſeinen Freunden, den Bolſchewiken. Auf Wieder=
ſehen
. Es iſt nicht nötig, Zeit für ſolche unnötigen Geſpräche

Dienstag, den 6. Januar 1931

Bom Tage.
Der Budapeſter Polizei iſt es gelungen, eine neue
kommuniſtiſche Verſchwörung zu entdecken. Der Anführer
der Organiſation war der frühere Chefredakteur des während der pro=
letariſchen
Diktatur in Ungarn erſcheinenden offiziöſen Blattes Vöros
Uiſag (Rote Zeitung), Joſeph Revai, ein intimer Freund Bela Khuns,
der nach dem Sturz des Bolſchewismus in Ungarn nach Sowietrußland
geflüchtet war.
In maßgebenden Kreiſen verlautet, daß die polniſche Regierung
dieſe Woche zu den im Völkerbundsſekretariat wegen der volniſchen
Minderheitenpolitik in den früheren deutſchen Gebietsteilen niedergeleg=
ten
drei deutſchen Proteſtnoten Stellung nehmen wird.

Der Prozeß gegen die Golaſſowitzer Bauern wegen der bekannten
Vorgänge, der am geſtrigen Montag in Kattowitz beginnen ſollte, iſt
auf Antrag der Verteidigung wegen Unzuſtändigkeit des Kattowitzer
Gerichts vertagt worden. Die Verhandlung wird vorausſichtlich am
Mittwoch, den 7. Januar, vor der Strafkammer in Rybnik beginnen.
Das engliſche ſozialiſtiſche Parlamentsmitglied Norman Angell tritt
in einem Briefe an den Daily Herald für Anullierung der Kriegs=
ſchulden
und für internationale Regelung des Goldproblems ein.
An Bord des engliſchen Unterſeeboot=Mutterſchiffes Lucia
das in Plymouth vor Anker liegt, iſt es zu einer Gehorſams=
verweigerung
von 42 Mann der insgeſamt 262 Mitglieder um=
faſſenden
Befatzung gekommen. Die Meuterer wurden am Sonn=
tag
verhaftet, an Land gebracht und durch andere Matroſen er=
tag
verhaftete, an Land gebracht und durch andere Matroſen erſetzt.
Der drohende Schatten einer neuen Kabinettskriſe liegt wiederum
über Belgien. Die Liberale Partei in Brüfſel, die durch ihr Miß=
trauensvotum
den Rücktritt der Regierung am 11. November 1930 ver=
urſacht
hatte, wobei, wie man ſich erinnert, der Riß zwiſchen Liberalen
und Regierungsmehrheit nur notdürftig geflickt wurde, hat am Sonn=
tag
erneut in einer Verſammlung dem liberalen Miniſter für Kunſt und
Wiſſenſchaft, Vauthier, das Mißtrauen ausgeſprochen und ſeinen ſofor=
tigen
Rücktritt gefordert. Urſache zu dieſer Einſtellung iſt immer noch
der leidige Sprachenkonflikt an der Genter Univerſität.
Der franzöſiſche Poſtminiſter Bonnet hat den größten Teil der im
Mai 1930 und im Juni 1929 wegen Streiks gemaßregelten Poſtbeamten
und Briefträger nunmehr wieder angeſtellt. Damit hat ſich das Kabi=
nett
Steeg in Widerſpruch gefetzt zu den voraufgegangenen Miniſterien
Tardieu, die fortgeſetzt und beharrlich dieſe Wiedereinſtellung verweigert
haben.

Zu Zuſammenſtößen zwiſchen Polizei und republikaniſchen Mani=
feſtanten
kam es in Madrid, als letztere ſich vor das Gefängnis begeben
wollten, in dem ſich die Führer der letzten revolutionären Bewegung
befinden. Die Manifeſtanten bildeten mehrere Züge und begaben ſich
vor das Innenminiſterium. Rufe wie: Es lebe die Republik! und
Tod dem König! wurden laut. Die Polizei konnte die Manifeſtanten
ſchließlich zerſtreuen.

Owen Young, der Vater des Young=Planes erhielt vor einigen
Tagen einen Drohbrief. Die New Yorker Polizeibehörden ſcheinen die=
ſen
Brief, über deſſen Inhalt bisher nichts verlautet, ernſt zu nehmen.
Während ſeines Neujahrsaufenthaltes auf ſeinem Landſitz in Hornells=
ville
im Staate New York wurde Owen Young ſtändig von mehreren
Poliziſten bewacht.

zu verlieren. Ich bitte die Herren, morgen um 12 Uhr die
Stadt zu verlaſſen.
Das Geſpräch dauerte nur einige Minuten. Am nächſten
Tage verließen die Ententevertreter Wilna. Wilna aber blieb
bis auf den heutigen Tag bei Polen. Und Pilfudſki ſagte in
ſeiner Wilnaer Rede auf der Legionärtagung am 12. Auguſt
1928, er habe General Zeligowſki den ausdrücklichen Befehl zur
Eroberung Wilnas gegeben. Denn Wilna muß mein ſein .
Dasſelbe Polen, das zwei Verträge brach,
die es unterzeichnet hatte, beruft ſich heute
auf die Heiligkeit der Verträge!
Die Zuſammenſtöße in Schwabsburg.
Amtlich wird mitgeteilt:
Zwiſchen 11 und 1 Uhr herrſchte in Schwabsburg in der
Neujahrsnacht eine ſcharfe Schießerei, bei der, wie gegen
½3 Uhr morgens feſtgeſtellt wurde, auch verſchiedene Fernſprech=
leitungen
durchſchoſſen worden ſind. Dieſe Vorgänge ſtanden
aber weder zeitlich, noch perſönlich, noch ſachlich in irgend=
welchen
Zuſammenhang mit den ſpäteren Ereigniſſen. Hierbei
handelte es ſich vor allem um eine Schlägerei zwiſchen National=
ſozialiſten
und Reichsbannerleuten, in deren Verlauf ein Reichs=
bannermann
verletzt wurde. Als die Nachricht davon nach Nier=
ſtein
gelangte, kamen morgens gegen 5 Uhr 13 Nierſteiner Ein=
wohner
, die zum Reichsbanner gehören, nach Schwabsburg. Wer
aber an den in Schwabsburg erfolgten Gewalttätigkeiten teil=
genommen
hat, war bis jetzt noch nicht feſtzuſtellen. Die poli=
zeilichen
Ermittelungen haben jedenfalls trotz aller Bemühungen
nichts Einwandfreies ergeben, da die Zeugenausſagen ſich wider=
ſprechen
. Es wird daher das Gericht feſtſtellen müſſen, ob ins=
beſondere
die Nierſteiner Reichsbannerleute die Tätlichkeiten
begangen haben, die in der Zertrümmerung von zwei Fenſtern
und in dem Verſuch beſtanden, ein Haustor einzuſchlagen.
* Wir bedauern, daß es bisher nicht gelungen iſt, dieſe An=
gelegenheit
aufzuklären.

Nummer 6
Die Kanzler=Reiſe nach dem Often.
Beſprechungen mit den Verkrekern Pommerns.
Lauenburg (Pommern), 5. Jan.
Der Reichskanzler hat am Sonntag abend in Begleitung des
Reichsminiſters Treviranus, des Generaldirektors der Reichsbahn,
Dorpmüller, ſowie einiger Beamter der Reichskanzlei, der Preſſe=
abteilung
der Reichsregierung und der zuſtändigen Miniſterien
programmäßig vom Stettiner Bahnhof ſeine Fahrt nach dem
Oſten angetreten. Der Reichsbankpräſident ſchließt ſich ſpäter an.
Der Reichskanzler iſt auf ſeiner Fahrt in die deutſchen Oſtgebiete
heute früh hier eingetroffen und begab ſich in das Landratsamt
des Kreiſes Lauenburg, wo Oberpräſident von Halfern in einer
kurzen Anſprache einen Ueberblick über die Lage der Provinz
Pommern gab und anſchließend Landrat Kreßman die ſchwierigen
Verhältniſſe des Kreiſes Lauenburg und des pommerſchen Grenz=
gebietes
überhaupt darlegte. Die Notlage wurde durch
mehrere Vorträge über einzelne Gebiete des
pommerſchen Wirtſchaftslebens erläutert.
Der Reichskanzler richtete in eindringlicher Weiſe an die Ver=
ſammlung
die Bitte, gegen Gerüchte Stellung zu nehmen, die einer
Kataſtrophenpolitik das Wort redeten, und ſchloß mit dem Hin=
weis
: Wie in den letzten zehn Jahren die Blicke des deutſchen Vol=
kes
beſonders auf den Rheinlanden geruht hätten, ſo habe der
Oſten mit der Geſtaltung ſeines Geſchickes einen weſent=
lichen
Anteil an der Geſtaltung des deutſchen
Schickſals und wie dort die größten Schwierigkeiten überwun=
den
worden ſeien, ſo ſei zu hoffen, daß bei einer entſprechenden
Anſpannung aller Kräfte dies auch im Oſten der Fall ſein werde.
Weitere Vorträge wurden während der Fahrt im Sonderzuge
nach Bütow=Rummelsburg entgegengenommen. Im Anſchluß
daran nahm der Reichskanzler Gelegenheit zu einer Ausſprache
mit Perſönlichkeiten des öffentlichen und wirtſchaftlichen. Lebens
der durchfahrenen Kreiſe. Die geplanten Wagenfahrten mußten
wegen ungünſtigen Wetters unterbleiben.
Der Kanzler in Rummelsburg.
Rummelsburg, 5. Januar.
Der Reichskanzler und die ihn auf der Oſtreiſe begleitenden
Herren begaben ſich nach ihrer Ankunft in Rummelsburg nach dem
Landratsamt, wo ſie von Landrat Dreyer begrüßt wurden. Im
Anſchluß daran gaben Landrat Dreyer und Rittergutsbeſitzer
Meißner=Zuckers eine ausführliche Darſtellung der Notlage des
Kreiſes Rummelsburg, für die eine wirkſame Abhilfe nur durch
Steuernachläſſe geſchaffen werden könne. Reichsminiſter Trevira=
nus
erwiderte, die Reichsregierung habe die ausdrückliche Ver=
pflichtung
übernommen, keine Ausgaben über den Einnahme=
beſtand
hinaus zu leiſten. Man ſei aber entſchloſſen, in der Frage
der Senkung der Laſten und Zinſen den Weg weiterzugehen, den
man bereits beſchritten habe. So würden die Umſchuldungshypo=
theken
, mit denen die Perſonalkredite abgelöſt werden, von 11 bis
14 Prozent auf 5 Prozent geſenkt. Auch bezüglich der Schullaſten
werde eine Umlagerung erſtrebt. Ebenſo werde auch die Um=
ſchuldung
nicht nach rein formalen Geſichtspunkten vorgenommen
werden.
Reichskanzler Dr. Brüning unterſtrich die Ausführungen des
Reichsminiſters Treviranus und betonte, beſonders gefährlich in
einer derartigen Zeit der Not ſei eine Panikſtimmung, die unwei=
gerlich
den Staatskredit und damit wiederum gerade die für den
Oſten beabſichtigte Hilfe gefährden müſſe. Die Reichsregierung
werde innerhalb des Rahmens der ihr überhaupt zu Gebote
ſtehenden Möglichkeiten helfen. Aber Sparſamkeit ſei zurzeit das
erſte Gebot. Man möge ſich indes bewußt ſein, daß die Sparſam=
keit
auch dazu diene, die Mittel für eine wirkungsvolle Oſthilfe zu
ſchaffen.
Die Worte des Reichskanzlers wurden mit anhaltendem,
warmem Beifall aufgenommen. Bald darauf erfolgte der Auf=
bruch
zur Weiterfahrt nach Schneidemühl.
Beſprechungen in Schneidemühl.
Schneidemühl, 5. Januar.
Reichskanzler Dr. Brüning, Reichsminiſter Treviranus und
die Herren ihrer Begleitung trafen am Montag abend hier ein.
Oberpräſident Dr. h. c. v. Bülow war dem Reichskanzler bereits
am Vormittag entgegengefahren. Die Herren fuhren ſodann zum
Regierungsgebäude, wo ſich um 19,30 Uhr die Vertreter der Reichs=
und Staatsbehörden, der grenzmärkiſchen Kreiſe, der Wirtſchaft
und der Preſſe zu einer Beſprechung über die beſondere Notlage
in der Grenzmark Poſen=Weſtpreußen einfanden.

Generalpoftmeiſter Skephan.
Zum 100. Geburtstag (7. Januar 1831.)
Von Dr. Franz Kittler.

Staaten und Länder hindurchzuſchicken, iſt eine Art von Kunſt=
ſtück
. Ueberall neue Gebühren die verteuernd wirken, erneutes
Abwiegen, erneutes Verpacken, möglichſte Ausnützung der ein=
zelnen
heimiſchen Verkehrsmittel ohne Rückſicht, ob dabei Ver=
zögerungen
entſtehen, Vorſchriften, in denen ſich kein Menſch
auskennt. Ein Schreibweſen, das für den geringſten Vorgang

Um ein großer Mann, einer von den ganz großen zu werden,
genügt es nicht, daß man es in ſich hat. Mindeſtens ebenſo
wichtig iſt es, daß man auch zur rechten Zeit geboren wird.
Wäre Stephan früher oder ſpäter zur Welt gekommen, er hätte
nicht den richtigen Boden gefunden, um ſich in einer Weiſe her=
vorzutun
, die ſeinen Namen unſterblich machte. Er wäre viel=
leicht
Zeit ſeines Lebens ein guter brauchbarer Poſtbeamter ge=
blieben
. Deswegen ſind ſeine Verdienſte durchaus nicht geringer
einzuſchätzen. Ganz im Gegenteil. Gerade darin liegt das
Große, das Gewaltige, das von ihm ausgeht, daß er die Be=
dürfniſſe
einer kommenden Zeit bereits vollſtändig erfaßte, als
andere noch nichts davon ahnten.
Stephans Jugend fällt in das ruhige Biedermeier. Am
7. Januar 1831 wird er zu Stolp in Pommern als Sohn eines
Handwerkers geboren. Die Begriffe von Welthandel und Welt=
verkehr
, die uns heute ſo geläufig ſind, dürfte er in ſeinen jungen
Jahren wohl kaum vernommen haben. Sie waren noch nicht
einmal allen Poſtverwaltungen aufgegangen, über die Deutſch=
land
zu jener Zeit in allzu reicher Menge verfügte. Daß dieſe
große Anzahl den Verkehr ſchädigte, war einer der erſten Ein=
drücke
, die Heinrich Stephan erhielt, als er in den Poſtdienſt
eintrat. Ein Wiſſensdurſt ſondergleichen hatte ihn ſchon beim
Beſuch des heimiſchen Gymnaſiums ausgezeichnet. Der Lehrplan
genügte ihm nicht. Darum lernte er für ſich eine ganze Anzahl
neuerer Sprachen. Derartige Kenntniſſe waren hochwillkommen.
Im Alter von 25 Jahren erhält Stephan ſeine Berufung ins
Generalpoſtamt zu Berlin.
Seine Arbeit reicht hier weit über ſeine amtliche Tätig=
keit
hinaus. In verſchiedenen Zeitungen und Zeitſchriften, dar=
unter
in Raumers Hiſtoriſchem Taſchenbuch veröffentlicht er
Aufſätze, die ſich durch hervorragend ſchöne Sprache auszeichnen.
Vor allem aber fallen ſie dadurch auf, daß in ihnen wirtſchaft=
liche
und geſchichtliche Fragen aufgerollt werden, die bislang
wenig Beachtung gefunden hatten. Deutlich läßt ſich erkennen,
wie Stephans Streben über die Enge ſeiner eigentlichen Be=
ſchäftigung
emporwächſt und aus der Entwicklung heraus neue
Richtlinien für die Zukunft ſucht.
Bald ergibt ſich Gelegenheit, dieſes Streben praktiſch wirk=
ſam
werden zu laſſen. Die Biedermeierzeit nähert ſich zwar
ihrem Ende. Aber bei der Poſt iſt ſie noch immer da. Das
gan e Poßtweſen liegt in Feſſeln. Einen Brief durch mehrere

Aktenberge erfordert. Dabei ein Wuſt von Fremdwörtern in den
Amtsſprachen, der Mißverſtändniſſe über Mißverſtändniſſe
ſchafft.
Stephan wird von Grauen erfaßt. Dieſes Grauen rüttelt
ſeine Tatkraft. Klar entſchleiert ſich eine Zukunft ſeinem Blick,
die auf Welthandel und Weltverkehr gegründet iſt. Alle Feſſeln
ſollen fallen. Der entfernteſte Punkt der Erde muß auf dem
ſchnellſten und billigſten Wege zu erreichen ſein. Er arbeitet den
Gedanken einer Vereinigung ſämtlicher Poſtverwaltungen der
Welt zu gemeinſamer Arbeit für das allgemeine Wohl bis ins
kleinſte durch. Er bereitet die Ausführung durch zahlreiche
Verträge vor, die er für Preußen mit anderen Staaten ab=
ſchließt
. Als aber das Deutſche Reich erſteht und er deſſen
Generalpoſtdirektor wird, gründete er den Weltpoſtverein. Dieſer
Verein dehnt ſeine Wirkſamkeit raſch über die ganze Erde
aus. Mit ihm ſind dem Welthandel und dem Weltverkehr die

Tore geöffnet. Die Feſſeln ſind geſprengt, die das alte Poſt=
weſen
in ſo reicher Zahl aufwies.
Daß die Gründung des Weltpoſtvereins ſo glatt vor ſich
ging, iſt außer den vorbereitenden Arbeiten Stephans nicht
zum mindeſten dem großen Anſehen zu verdanken, das er 1870
durch die von ihm ins Leben gerufene Feldpoſt erlangte. Der
Ruf dieſer Einrichtung verbreitete ſeinen Namen raſch. Auch
in anderen Dingen als bei der Feldpoſt hatte ſich Stephans
praktiſcher Blick bewährt. Welche Umſtände machte doch das
Abſenden eines Briefes, das Falten, das Verſiegeln und was
ſonſt damit zuſammenhing. Darum ſchlägt Stephan ſchon 1865
die Einführung einer einfachen Karte, der Poſtkarte vor. Er
wird noch nicht recht verſtanden. Die Vorteile ſeines Vorſchlags
werden nicht erkannt. Erſt als Stephan Generalpoſtdirektor
wird, führt er dieſe Karte ein. Der Verkehr kann ſie heute
nicht mehr entbehren.
Die Biedermeierzeit iſt längſt verdämmert. Aber noch geht
man nur zögernd an Neuerungen heran. Im Gegenſatz hierzu
wird die Poſt unter Stephans Leitung raſch auf alles neue ab=
geſtellt
, was zweckdienlich erſcheint. Vor allem wird die Tele=
graphie
mit ihr verſchmolzen. Das war 1875, im gleichen Jahre,
in dem Stephan zum Generalpoſtmeiſter des Deutſchen Reiches
ernannt worden war. Die Zahl der Poſtanſtalten wird ver=
mehrt
. Die der Landbriefträger verdoppelt. Ein Teil davon
wird mit Fuhrwerken ausgerüſtet. Die Gebühren für Briefe
und Telegramme werden herabgeſetzt, um den Verkehr zu heben
und dadurch den Gewinn zu erhöhen. Zahlreiche neue Poſt=
gebäude
entſtehen. Die Erträgniſſe, die die Reichspoſt an das
Reich abliefert, ſteigen von Jahr zu Jahr. Dem oberirdiſchen
Leitungsnetz für die Telegraphie geſellt ſich bald ein Kabel=
netz
hinzu. Die erſte Nachricht, die Stephan aus Amerika von
der Erfindung des Bellſchen Telephons erhält, veranlaßt ihn,
ohne Verzug die nötigen Schritte zur Errichtung von Fern=
ſprechverbindungen
in Deutſchland zu tun, iſt es ihm doch ſo=
fort
klar, daß auch hier wieder ein neues Mittel zur Hebung des
Verkehrs vorliegt. Aus dem gleichen Grunde führt er die Nohr=
poſt
ein und gründet er Reichspoſt=Dampferlinien. Zur Aus=
bildung
der Poſtbeamten werden Lehrkurſe eingerichtet, Amts=
büichereien
entſtehen, der Poſtauftrag wird eingeführt, die Reichs=
druckerei
wird vergrößert und ausgebaut. Das Reichspoſt=
muſeum
entſteht. Aber auch Poſtſparvereine und Wohlfahrts=
anſtalten
treten auf Stephans Veranlaſſung ins Leben. Kein
Gebiet der Poſt, das durch ihn nicht um= und ausgeſtaltet wor=
den
wäre. Lm 8. N½ril 1897 entreißt ihn der Tod ſeinem Wir=
kungskreis
uno darüler hinaus der ganzen Welt, hatte Stephan
* linternahm, ſteis das Wohl der Geſamt=
Boch) lici ni
heit im Auge.

[ ][  ][ ]

Nummer 6
Dienstag, den 6. Januar 1931
Seite 3

Eine franzöſiſche Anleihe für England. Frankreich will die engliſche Induſtrie gegen polikiſche
Zugeſtändniſſe finanzieren. Fronk gegen die deutſchen Reviſionsforderungen.

*
Gold und Liebe.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 5. Januar.
Im franzöſiſchen Finanzminiſterium fand in den letzten Tagen
eine Beſprechung zwiſchen engliſchen und franzöſiſchen Finanzſach=
verſtändigen
ſtatt. Die Ausmaße und die Ziele dieſer kleinen
Finanzkonferenz waren ein wenig unſicher, und das trug viel dazu
bei, die Phantaſien in unſerer goldarmen Zeit zu beleben.
Frankreich hat Gold, und England hat keines, oder wenigſtens
nicht genügend, und auch dieſes relativ wenige Gold wandert nach
Paris, auf Grund eines mehr oder weniger myſtiſchen Geſetzes,
das allen anderen Ueberlegungen zum Trotz beſagt, daß Gold nie
dorthin wandert, wo man es gerade braucht..
Die Bank von Frankreich nimmt nur Feingold auf, während
die Bank von England nur Standardgold abgibt; das nütze nichts.
Die Bank von Frankreich ſenkte die Diskonttaxe auf zwei vom
Hundert man erblickt bekanntlich in Operationen mit der Dis=
konttaxe
ein Univerſalheilmittel aber das alles genügt noch
nicht, um den Goldregen über Paris abzuſtellen. Man will glau=
ben
, daß der Umſtand, daß Frankreich der Diskontpolitik von
Wall=Street folgt, viel Segen im neuen Jahre bringt. Bis jetzt
haben wir zwar die Vorteile der Diskontpolitik der Wall=Street,
die den Weg zur Weltkriſe ebnete, nicht recht verſtanden. Aber
ſeit längerer Zeit drückt Wall=Street auf die Diskonttaxe, ſtatt ſie
zu erhöhen.
Schon vor einiger Zeit wurden Gerüchte in Umlauf geſetzt
über eine franzöſiſche Anleihe an England. Damals
kam ein ſtolzes Dementi aus London nicht nur Spanier, auch
Engländer können ſtolz ſein , aber ſeither erfuhr die Lage eine
Wendung: Und man ſpricht von einem großartigen Plan, wonach
Frankreich die engliſche Induſtrie bei der Ver=
mittlung
, beziehungsweiſe Garantie der Bank von
England, finanzieren ſollte. Und gleichzeitig ſoll die
alte engliſch=franzöſiſche Liebe wieder aufge=
wärmt
werden. Schon will man die Haltung Englands
in der Minderheitenfrage auf der nächſten Tagung in
Genf mit dieſem Anleiheplan erklären. Trotzdem es dieſer Erklä=
rung
nicht bedarf, die engliſche Politik hat jetzt, von den finan=
zielen
abgeſehen, eben genug Gründe man denke nur an die
Seeabrüſtung , auf Frankreich Rückſicht zu nehmen.
Den Ausmaßen und der politiſchen Bedeutung einer inter=
nationalen
vorerſt nur engliſch=franzöſiſchen Goldregelung
gegenüber ſind wir aber ſkeptiſch. Auf dieſer Baſis kann man die
Weltpolitik nicht reformieren. Wir glauben, daß es trotz der
großen und entſcheidenden Wichtigkeit der Goldfrage und der eng=
liſch
=franzöſiſchen Beſprechungen darüber verfrüht iſt, daraus weit=
gehende
und kühne politiſche Schlüſſe zu ziehen.

* In Paris finden gegenwärtig engliſch=franzöſiſche Ver=
handlungen
über die Löſung des Goldproblems ſtatt. Was ſich
im einzelnen abſpielt, entzieht ſich unſerer Kenntnis. Eines
aber iſt wohl ſicher, daß die Engländer, die ſich als Bitt=
ſteller
nach Frankreich begeben haben, auf jeden Fall
in das Schlepptau der Franzoſen genommen
werden, wenn ſich die Bank von Frankreich damit einverſtanden
erklärt, von den Goldkäufen in London Abſtand zu nehmen
und einen Teil ihrer Goldreſerven an England zur Verfügung
zu ſtellen.
Dieſe Pariſer Verhandlungen ſind für uns inſofern recht
bedeutungsvoll, weil aus ihnen hervorgeht, daß Frankreich ſei=
nen
Goldüberfluß dazu benutzt, um ſich eine ganze Reihe von
Staaten gefügig zu machen und auf dieſe Weiſe eine Front
gegen die deutſche Forderung nach Reviſion des
Young=Planes herzuſtellen. Die Reviſionspropaganda
müſſe unterlaſſen werden ſchrieb dieſer Tage Jules Sauerwein
im Matin‟. Das iſt bekanntlich eine der Bedingungen, unter
denen die Bank von Frankreich, die jetzt 54 Milliarden Gold=
franks
in ihren Treſors aufgehäuft hat, auch anderen Ländern
zu Hilfe kommen will. Frankreich hat bereits an die oſt= und
ſüdoſteuropäiſchen Staaten, um dieſe für ſeine Politik zu ge=
winnen
, großzügige Kredite gegeben. Es wird ſogar ſchon davon
geſprochen, daß binnem kurzem auch Italien mit fran=
zöſiſchem
Gold gekauft ſein wird. Das iſt nicht weiter

verwunderlich, wenn man berückſichtigt, daß ſich hinter Muſſo=
linis
Friedensſchalmei recht reale Anleihewünſche verbergen.
Und mit Gold läßt ſich auch der Italiener kaufen. Das haben
wir zu unſerem Leidweſen 1915 am eigenen Leibe erfahren
müſſen. Das ſollten wir auch für die Zukunft nicht vergeſſen.
Selbſtverſtändlich haben die Pariſer Beſprechungen in der
engliſchen Preſſe ein lebhaftes Echo gefunden. Aus einer An=
deutung
der Times geht hervor, daß die Verhandlungen un=
mittelbar
im Anſchluß an einen ungewöhnlichen Wink von Ber=
lin
aus, daß die Funktionen des Youngplanes einer Prüfung
unterzogen werden mögen, aufgenommen worden ſind. So=
weit
wir orientiert ſind, haben zwar unſere diplomatiſchen Ver=
treter
im Ausland in ihren Beſprechungen mit den fremden
Vertretern wiederholt zu verſtehen gegeben, daß der Youngplan
über kurz oder lang einer Reviſion unterzogen werden müſſe.
Bisher iſt aber keiner unſerer Auslandsvertreter angewieſen
worden, einen offiziellen Schritt zu unternehmen und zu ver=
langen
, daß nunmehr eine neue Reparationskonferenz einberufen
werden möge.
Darüber, wie man von deutſcher Seite die Neuaufrollung
des Reparationsproblems in Angriff nehmen will, iſt man ſich
offenbar in Berlin ſelbſt noch nicht recht klar geworden. Nach
dem Youngplan hat die Reichsregierung die Möglichkeit, von
der Moratoriumsklauſel Gebrauch zu machen. Reifliche Ueber=
legungen
haben ſie aber zu der Erkenntnis gebracht, daß ein
derartiger Schritt auf den internationalen Börſenplätzen für
Deutſchland von wenig erfreulichen Erſcheinungen begleitet ſein
würde. Hinzu kommt, daß die Franzoſen ſoſort ihre Gold=
reſerven
mobil machen würden, um unſere Währung zu er=
ſchüttern
. Die Möglichkeit eines Moratoriums ſcheint alſo bei
uns keine Rolle mehr zu ſpielen. Feſt ſteht natürlich, daß damit
der Reviſionsgedanke keineswegs aufgegeben worden iſt.
Man hat auch überlegt, ob man nicht der Bank von Baſel einigten Verbände heimattreuer Oberſchleſier und der ihnen an=
den
Vortritt laſſen ſollte. In dieſer Bank üben die Notenbank=
präſidenten
einen maßgebenden Einfluß aus, die die im Young=
plan
vorgeſehene Sonderkommiſſion zur Prüfung des Repara=
tionabkommens
einberufen können. Aber auch die Notenbank=
präſidenten
haben im Augenblick wenig Neigung, ſich dafür ein=
zuſetzen
, weil ſie zunächſt einmal ſtark unter dem Druck der fran=
zöſiſchen
Goldpolitik ſtehen. Richtig iſt allerdings, daß die inter=
nationale
Finanzwelt, namentlich die Amerikaner ſich ſehr ſtark
für eine Reviſion ins Zeug legen. Aber auch die Bankiers der
Wallſtreet können den Stein nicht ins Rollen bringen, ſolange
die Waſhingtoner Regierung nicht will. Es ſteht
nun einwandfrei feſt, daß Waſhington ebenſowenig Neigung hat
wie die übrigen europäiſchen Regierungen, irgendeinen Schritt
zu unternehmen, der ſich in der Richtung der deutſchen Reviſions=
wwünſche
bewegt. Die Auslaſſungen der Waſhington Poſt ſind
in dieſer Beziehung ſehr beachtlich. Fragt man ſich nach den
Gründen der ablehnenden Haltung des offiziellen Amerika, dann
ſtößt man auch hier auf die Wirtſchaftskriſe. Die Vereinigten
Staaten haben unter ähnlichen Erſcheinungen wie Deutſchland
zu leiden. Infolgedeſſen kann die Waſhingtoner Regierung
nicht für eine Verminderung der deutſchen Leiſtungen eintreten,
tveil dann ſofort die Alliierten kämen und erklärten, daß ſie nun,
nachdem ſie weniger von Deutſchland erhielten, auch an die
Vereinigten Staaten weniger zahlen müßten.
Die interalliierten Kriegsſchulden machen
ſich alſo für die Verwirklichung der Reviſion
unſerer Reparations=Schulden ſtörend bemerk=
bar
. Unter dieſen Umſtänden, jedenfalls ſolange die Wirt=
ſchaftskriſis
in ihrer vollen Schärfe anhält, wird man ſich mit
Erfolg verſprechenden Verhandlungen über die Einleitung einer
Reviſion des Youngplanes noch gedulden müſſen. Es ſei
denn, daß bei uns inzwiſchen eine Entwicklung einſetzt, die die
Reichsregierung von einem Tag zum anderen zwingen könnte,
energiſch auf einen Abbau unſerer Leiſtungen hinzuarbeiten.
Vorläufig wird ſie erſt einmal abwarten, wie ſich ihr Finanz=
und Wirtſchaftsprogramm entwickelt, um dann, ſobald die Aus=
ſichten
einigermaßen günſtig erſcheinen, entſprechende Verhand=
lungen
mit der Gegenſeite aufzunehmen. Darüber können aber
noch mehrere Monate ins Land ziehen.
Die deutſchen Angegungen zur Europa=Konſerenz.
EP. Genf, 5. Januar.
Die Denkſchriften zu den europäiſchen Verhandlungen, die am
16. Januar in Genf beginnen, werden heute vom Völkerbunds=
ſekretariat
veröffentlicht.

In der Note der deutſchen Reichsregierung wird der Zweck
der Januartagung des Studienausſchuſſes für die europäiſche
Union kurz zuſammengefaßt und der Auffaſſung Ausdruck gegeben,
daß die Hauptaufgabe des Ausſchuſſes die Aufſtellung eines
Arbeitsplanes ſei. Außerdem müſſe ſich der Ausſchuß über die
Zuſammenſetzung und die Zahl der Mitglieder des Büros über
die Teilnahme ſolcher Staaten, die nicht Mitglied des Völker=
bundes
ſind und über den allgemeinen Lagebericht des General=
ſekretärs
des Völkerbundes äusſprechen. In dieſem Lagebericht
müßten auch die Ergebniſſe der zweiten Genfer Zollfriedenskon=
ferenz
berückſichtigt werden.
Den gleichen Hinweis auf die europäiſche Bedeutung der zwei=
ten
Genfer Zollfriedenskonferenz enthält auch die jugoſlawiſche
Note, die außerdem noch Anregungen für die Vereinheitlichung
des Luftſchiffahrtsrechts und des Straßenverkehrs gibt.
Der Lagebericht des Generalſekretärs enthält eine Darſtel=
lung
des jetzigen Standes der Völkerbundsarbeiten auf dem Ge=
biet
der Wirtſchaft und der Finanzen, wie ſie ſich nach den Ver=
handlungen
über die Beſeitigung der Doppelbeſteuerung, über den
Zollfrieden, die Aufhebung der Ein= und Ausfuhrverbote und die
verſchiedenen Stabiliſierungs= und Sanierungs=Anleihen ergibt,
und erinnert an die Verhandlungen über die Paßfrage, die Luft=
verkehrsregelung
und die verſchiedenen Transportvereinigungen,
ſowie an die Hygienearbeiten, die von europäiſcher Bedeutung
ſind. Im großen und ganzen gibt der Lagebericht lediglich
einen Ueberblick über bereits abgeſchloſſene oder im Gange be=
findliche
Völkerbundsarbeiten, die geeignet ſind, im inneren euro=
päiſchen
Rahmen weitergeführt oder vervollſtändigt zu werden.
unter Beſchränkung auf engbegrenzte techniſche Zwecke.

5.9.5.-Ruſe an den Völkerbund ohne Aeziwoti.
Gleiwitz, 5. Januar.
Oberſchleſiens Verbände haben ſich mit einem Proteſtſchreiben,
verfaßt in deutſcher, engliſcher und franzöſiſcher Sprache, an die
Delegierten im Völkerbundsrat gewandt. In dem Schreiben heißt
es u. a.: Anläßlich einer gewaltigen Kundgebung unter Teilnahme
der geſamten Bevölkerung der Stadt Gleiwitz erheben die ver=
geſchloſſenen
Verbände mit über 30 000 Mitgliedern ſchärfſten
Proteſt gegen den blutigen Terror, unter dem
die deutſche Minderheit in Polniſch= Oberſchle=
ſien
leidet. Wir tun dies auch im Auftrag der Arbeits=
gemeinſchaft
der katholiſchen Verbände mit 190 000 Mitgliedern,
der Deutſchen Evangeliſchen Volksbundes, der in Oberſchleſien
25 000 Mitglieder umfaßt, und ſämtlicher politiſcher Parteien, mit
Ausnahme der Kommuniſten.
Wir klagen den Völkerbund an, daß er trotz aller wieder=
holter
Warnungen und Vorſtellungen unſererſeits ſeine Ver=
pflichtungen
gegenüber der deutſchen Minder=
heit
nicht erfüllt hat. Seit Jahren haben wir den Vöker=
bund
auf die Tatſache aufmerkſam gemacht, daß in polniſchen
amtlichen Stellen ſyſtematiſch zu einem neuen
Aufſtand oder zum Kriege gehetzt wird. In den letz=
ten
Wochen finden faſt täglich Uebungen der Inſur=
genten
gegen die deutſche Grenze ſtatt, wobei Behör=
denvertreter
anweſend ſind. Auf unſere SOS.=Rufe erhielten wir
vom Völkerbund keine Antwort.
Wir wenden uns in höchſter Not und Beſorg=
nis
daher an die Delegierten der einzelnen
Staaten und geſtatten uns, auf die letzten Vorgänge noch ein=
mal
aufmerkſam zu machen. Bei den letzten polniſchen. Wahlen
wurde die deutſche Minderheit ſo ungeheuerlich terroriſiert, daß
von einem Wahlrecht überhaupt nicht mehr geſprochen werden
kann und 108 000 Deutſche in Oſtoberſchleſien der Wahlurne fern=
geblieben
ſind. Die polniſche Regierung will an der Grenze Zu=
ſtände
ſchaffen, die eine Aufrechterhaltung von Ruhe und Ord=
nung
verhindern. 10 Jahre ſind ſeit der Abſtimmung verfloſſen.
10 Jahre haben wir mit aller Deutlichkeit gezeigt, daß der Be=
ſchluß
der Botſchafterkonferenz nicht dem Ab=
ſtimmungsergebnis
entſpricht und daß er eine
ſtändige Gefahrenquelle für den europäiſchen
Frieden bildet.
Wir bitten daher Euer Hochwohlgeboren, mit allen Mitteln
dahin zu wirken, daß dieſe Gefahrenquelle durch eine Reviſion des
Abkommens beſeitigt werde.

Großes Haus. Montag, den 5. Januar 1931.

Drei Erſtaufführungen jüngerer ruſſiſcher Komponiſten.
Grund genug für manche konſervative Konzertbeſucher, lieber ihre
Plätze leer zu laſſen, um das Riſiko nicht einzugehen, das zuweilen
mit neuerer Muſik verknüpft iſt. Hätten ſie geahnt, wie brav und
geſittet dieſe drei Werke waren, ſie wären ſicher gekommen und
hätten ſich an den intereſſanten, zum Teil geiſtvollen Kompoſi=
tionen
und ihrer hervorragenden Wiedergabe gefreut. Den An=
fang
machte die Symphonie claſſique, Opus 25, von Prokofieff,
eine bewußte Nachbildung des Stils des ausgehenden 18. Jahr=
hunderts
. Die Lieblingstonart der damaligen Sinfoniker, D=Dur,
die durch die Mannheimer Komponiſten eingeführten brillanten,
etwas nichtsſagenden Hauptgedanken, der durchſichtige Satz, die
faſt pedantiſche Periodiſierung, alles iſt nachgeahmt und verbindet
ſich witzig mit der etwas freieren Harmonik und Inſtrumentation,
die ab und zu zeigen, daß der moderne Komponiſt in hiſtoriſcher
Maske erſchienen iſt, ſeine Rolle im allgemeinen ſehr gut ſpielt,
und nur in Kleinigkeiten aus der Rolle fällt. Beſonders echt und
amüſant iſt der betonte Halbſchluß am Ende der Expoſition. Faſt
kammermuſikartig ſind der ſchlichte, geſangliche zweite Satz und die
nette Gavotte gehalten. Der fröhliche, beſonders leicht wirkende
Schlußſatz mit ſeinem typiſchen Bumsſchuß in der Hauptonart iſt
das fröhliche Ende der Maskerade. Und doch iſt alles halt Maske=
kade
und wirkt einigermaßen marionettenhaft. Eine Sinfonie
aus Haydns mittlerer Schaffensperiode, eine Sinfonie von Dit=
tersdorf
kann man bei aller Leichtigkeit nie anders als ernſthaft
Und herzlich gemeint auffaſſen, bei der Nachahmung iſt die Abſicht=
lichkeit
eines gewiſſen Die=Naſe=Rümpfens über die göttlichen
Pyiliſter, wie Riehl dieſe Generation nennt, nicht verkennbar.
Se)= fein hatte ſich Dr. Böhm des amüſanten und humorvollen
Werkes angenommen, aus ihm ſprach rechter Rokokogeiſt.

Neu war ferner das Klavierkonzert in Cis=Moll, Opus 30, v=
N. Rimſky=Korſakow, dem bedeutendſten neueren ruſſiſchen Opern
komponiſten. Es iſt nicht eigentlich einſätzig, ſondern rerbindet nu
drei Eätze unmittelbar miteinander. Bei aller Origi ialität füh
man die Nähe von Liſzt, zuweilen auch von Schumann. In ſeine
edlen Haltung war das Konzert unſtreitig der künſtleriſche Höhe
punkt des Abends. Bedeutende Gedanken, gewählte Duschführun
ſehr ſchöne Inſtrumentation, wohltuende gegenſeitige Durchdri=
gung
von Soloinſtrument und Orcheſter ſind bedeutſame Vorzüt

dieſes Werkes, die es erſtaunlich erſcheinen laſſen, daß man es nicht
häufiger hört. Soliſtin war Meta Hagedorn=Chevalley,
die ihrer Aufgabe in jeder Weiſe gewachſen war, und nicht nur
durch Klarheit der Technik, ſondern vor allem durch prachtvollen
Anſchlag und wahrhaft poetiſchen Ton entzückte. Sie ſpielte dann
noch ohne Begleitung die Bilder einer Ausſtellung von M.
Muſſorgſki, einen Zyklus von einzelnen charakteriſtiſchen Klavier=
ſtücken
, deſſen Aufbau ſichtlich durch die Schumannsſchen Zyklen be=
einflußt
iſt, wenn auch die immer wieder zwiſchen einzelne Sätze
geſchobene Promenade in ihren Baxianten der Komponiſt
ſchlendert in der Ausſtellung von Bild zu Bild eine eigenartige
und recht glückliche Verbindung vildet, ſo etwa wie in Schumanns
Faſchingsſchwank aus Wien im erſten Satz der einleitende Ge=
danke
das alles umſchließende Band iſt. Nach der überaus poeti=
ſchen
Wiedergabe des Konzerts wunderten wir uns, daß einzelne
Gegenſätze bei Mouſſorgſky nicht noch draſtiſcher hervorgehoben
wurden. Eine Walzer=Zugabe ließ noch ganz beſonders den fein=
fühligen
Anſchlag hervortreten. Die Künſtlerin errang ſich
reichſten Beifall.
An dem hervorragenden Gelingen des Klavierkonzerts war die
überaus rückſichtsvolle und klangſchöne Orcheſterbegleitung unter Dr.
Böhm weſentlich beteiligt, und eine Glanzleiſtung war unſtrei=
tig
die Wiedergabe der 4. Sinfonie von Tſchaikowſky in E=Moll.
Mit großartiger Leidenſchaftlichkeit wurden die klangvollen Außen=
ſätze
geſteigert, und virtuos nach der Seite des gefühlvollen Vor=
trags
und des kapriziöſen Spiels erſtanden die beiden mittleren
Sätze. Und trotzdem ging einem ſelten die äußere Mache und glän=
zend
übertünchte Gedankenhohlheit einer Sinfonie von Tſchai=
kowſky
ſo auf, wie heute. Großes Pathos, gefällige, bald charakte=
riſtiſche
, bald ſüße Melodik, große Leidenſchaftlichkeit, mächtiges
Lärmen in den Steigerungen, weiche Empfindſamkeit in den lyri=
ſchen
Partien. Und doch: viel Lärm um Nichts. Man denke an
die pompöſen Gemälde eines Mackart, an die Mode, den Salon
jedes Bürgerhauſes, durch ſchwere Vorhänge und Portieren, Tep=
piche
, pompöſe Renaiſſancemöbel und die prunkvollen, meiſt ver=
ſtaubten
Mackart=Sträuße mit ihren Pfauenfedern und vergolde=
ten
Rohrkolben zu einem hohen Pathos zu ſteigern. Wäre Tſchai=
kowſky
nicht ein ſo fabelhafter Könner, ſo wären ſeine Sinfonien
längſt völlig unmöglich, ſo könnte man die Weitſchweifigkeit der
vielen Wiederholungen wenig bedeutender, höchſtens angenehmer
Ideen nicht mehr ertragen. Freude an Glanz und Prunk iſt der
Hauptinhalt. Gegenſätzliches wie das zweite Thema des erſten
Satzes und die endloſe Canzona
niedliche Scherzo, der
amüſanteſte Satz der Sinfonie
Pathos vor. Die glänzende Wi
fall, den ſie in jeder Weiſe verg
gerade dieſem
Werk nicht recht gönnten.

Mainzer Skadktheaker.
Erſtaufführung: Der raſende Sperling.
Paul Schureks Komödie brachte es nur zu einem beſchränkten
Publikumserfolg. Man hätte ſich gewünſcht, daß bei der erſten Schau=
ſpielnovität
im neuen Jahr das Mainzer Stadttheater klüger beraten
geweſen wäre. Die Technik des Stückes arbeitet nach abgebrauchtem
Kliſchee, die Szenenfolge läßt es an den für dramatiſche Wirkungen
nötigen Steigerungen fehlen. Einzig der Stauderſchen lebendigen, das
Milieu gut wiedergebenden, auf Tempo drückenden Regieführung iſt es
zu danken, daß der Abend zu keinem verlorenen wurde. Reibungslos
war das Zuſammenſpiel. Die drei Straßenmuſikanten fanden in den
Herren Jäger=Weſtphal, Springer und Weiße eine mit
treffenden individuellen Strichen gezeichnete Charakteriſierung. Martin
Jäger=Weſtphal als ſtändig bezechter Dickbach war eine Geſtalt
von ſtark komiſcher Wirkung. Auguſt Springer verkörperte in der
ihm eigenen ſoliden Art den halb verſchüchterten, halbvertrottelten
Spittel, der aus dem Grau des Alltags gern in ſeine philoſophiſchen
Spintiſierereien flüchtet. Hermann Weiße, dritter im Bunde der
Straßenmuſikanten und ihr geiſtiger Führer, gab das nervös=fahrige,
das großmannsſüchtige des egoiſtiſchen Lünk mit ſeinen reichen ſchau=
ſpieleriſchen
Mitteln ſehr überzeugend wieder Julius Unruh verkör=
perte
den verſchmitzten Lumpenhändler Godemann mit gutem Ge=
lingen
. Cläre Ruegg ſpielte die reſolute Haushälterin mit der ihr
eigenen packenden, herben Realiſtik. Maria Telch, ein junges Talent,
ließ wieder aufhorchen. Ihre Katrin vermitvelte die Erkenntnis, daß
hier eine ſchauſpieleriſche Individualität am Werke iſt, die in ihrer
ungekünſtelten, natürlichen Auffaſſung ſtets den richtigen Ton trifft.
Ueberzeugend und lebenswahr, jede ſchauſpieleriſche Geſte und Nuance
wohlüberlegt, ſo ſtellte ſie die von einer triebhaften Sinnlichkeit er=
füllte
, hemmungsloſe Frauengeſtalt auf die Bretter. Eine feine ſchau=
ſpieleriſche
Leiſtung, die zu den ſchönſten Hoffnungen berechtigt. Das
von Heinz Helmdach entworfene Bühnenbild gab den paſſenden Rah=
men
zu dem Armeleutsmilien.
Das Publikum hatte bei einzelnen komiſchen Situationen verſchie=
dentlich
Gelegenheit zum Lachen, im übrigen war die Aufnahme ziemlich
kühl. Zum Schluß gab es vvohl temperierten Beifall, der ſich in erſter
Linie auf die gute Wiedergabe bezog.

Maximiliane von Weißenthurn geſtorben. Im Alter von
80 Jahren ſtarb in Wien die Schriftſtellerin Maximiliane
von Weißenthurn, eine Urenkelin des Frankfurter
Bankiers Johann Jakob von Willemer und Stiefurenkelin von
Willemers zweiter Frau Marianne, geb. Jung, die als Goethes
Suleika in ſeinem Gedichtzyklus Weſtöſtlicher Divan in die
Unſterblichkeit einging. Ihr Vater, der öſterreichiſche Oberſtleut=
nant
von Weißenthurn, hatte ſeine damalige Gattin, als per=
wieder
auf neues ſönlicher Adjutant des Erzherzogs Johann zu der Zeit kennen ge=
begeiſterten
Bei= lernt, als dieſer Reichsverweſer in Frankfurt war. Die Ver=
ſtorbene
hat unter den Namen Hugo Falkner und Max von
F. N. Weißenthurn eine reiche ſchriftſtelleriſche Tätigkeit entfaltet.

[ ][  ][ ]

Seite 4
Die Bedeukung der Neujahrs=
Aandgevangen.
Der Austauſch freundlicher Wünſche am Neujahrstage, der
ſich zwiſchen Staatsoberhäuptern und Diplomatiſchen Corps,
zwiſchen dem Repräſentauten der Staatsgewalt und deren aus=
führenden
Organen zu vollziehen pflegt, iſt in normalen Zeiten
ein Akt der Höflichkeit, bei dem man ſich gegenſeitig die Hoff=
nungen
und Wünſche für das neue Jahr in abgemeſſenen Formen
übermittelt. Im Augenblick einer Zeitwende aber, wo ſchwere
Not auf der ganzen Welt, und mit beſonderem Druck auf dem
Volke der europäiſchen Mitte laſtet, iſt es faſt eine Selbſtver=
ſtändlichkeit
, daß man dieſe Gelegenheit zu weithin beachteten
Kundgebungen präziſeren Charakters benutzt. Deshalb haben
die Anſprachen, die zwiſchen dem Reichspräſidenten einer=
ſeits
, dem Diplomatiſchen Corps durch den Mund ſeines
Doyens Nuntius Orſenigo und der Reichsregierung durch den
Mund des dienſtälteſten anweſenden Miniſters, Dr. Groener,
getauſcht worden ſind, auf die Notwendigkeiten der inneren und
der äußeren Politik, der Wirtſchaft und der Finanzen in beacht=
lichen
Wendungen eingehen müſſen.
Die internationale Zuſammenarbeit als entſcheidender
Faktor für die Beſeitigung eines Spannungszuſtands, der ſich
zunächſt finanziell, dann wirtſchaftlich und damit im Beſchäf=
tigungsſtand
der Wirtſchaft auswirkt, iſt nicht nur von deut=
ſcher
Seite gefordert worden. Der päpſtliche Nuntius hat viel=
mehr
ſchöne und eindringliche Worte dafür gefünden, um die
Unfruchtbarkeit zu kennzeichnen, die durch das Feiern von Mil=
lionen
kräftiger und arbeitswilliger Arme der nationalen und

Dienstag, den 6. Januar 1931
internationalen Wirtſchaf, aferlegt iſt. Und er hat bei Aner=
kennung
der ernſten ung . yerzigen Anſtrengungen des deut=
ſchen
Volkes und ſeiner Führung die volle und aufrich ige Ein=
tracht
der Nationen als die unerläßliche Vorausſetzung für die
Wiedergeſundung bezeichnet. Der Reichspräſident hat dieſen
Gedanken unterſtrichen und mit der Erwartung verknüpft, daß
das deutſche Volk vor weiteren ſchmerzlichen Enttäuſchungen be=
wahrt
bleibt. Dazu gehört nicht nur die Erhaltung ſeiner ſitt=
lichen
und ſozialen Lebensgrundlagen, ſondern, wie ſpäter von
Dr. Groener und in ſeiner Antwort vom Reichspräſidenten
ausgeführt wurde, auch die ſichergeſtellte Gleichberechtigung und
die Abſtellung jener Bedrohung unſerer eigenen Sicherheit, die
durch die bisherige Nichterfüllung der feierlich übernommenen
Abrüſtungsverpflichtung der übrigen Völker gegeben iſt. Dieſe
Abrüſtung bezeichnet der Reichspräſident als das ſicherſte Mittel
zu einer wirklichen Befriedung der Welt, und man wird ſchwer=
lich
irgendwo eine Perſönlichkeit finden, die für dieſe Feſt=
ſtellung
auch von der militäriſchen Seite her! kompetenter iſt.
Eine andere Stelle der Anſprachen, die über den nationalen
Rahmen hinaus Aufmerkſamkeit beanſprucht, iſt die von der
Reichsregierung aufgeworfene Frage nach der Durchführbarkeit
des Neuen Plans unter den tiefgreifenden Veränderungen der
Weltwirtſchaftslage. Seine Annahme iſt von Dr. Groener klar
begründet worden, und der Reichspräſident hat es nicht unter=
laſſen
, die damit erreichte Rheinlandräumung als einen Fort=
ſchritt
auf dem Wege zum wahren Frieden zu begrüßen, nicht
aber, ohne des noch fehlenden Bauſteins im Gefüge eines be=
freiten
Reiches, des Saargebiets, bedauernd zu gedenken. Neben
dem ſeeliſchen Druck, der ſich aus dem bisherigen Verlauf der
Abrüſtungsfrage, ferner der von Dr. Groener unterſtrichenen
Mißachtung der Minderheitenrechte, aus dem vorläufigen Miß=
erfolg
der Saarverhandlungen und, mittelbar, aus der Re=

Nummer 6

parationslaſt ergibt, beſteht natürlich der ungeheure materielle.
Die Arbeitsloſigkeit, die Not der Landwirtſchaft, bei der der
Reichspräſident beſonders eindringlich verweilte, die Kredit=
ſchwierigkeiten
, die einer raſchen Wiederbelebung der deutſchen
Wirtſchaft, auch gemeſſen an den Verhältniſſen in anderen, zur
Zeit notleidenden Ländern, im Wege ſtehen, haben hier ver=
ſtändnisvolle
Erwähnung gefunden. Und wie gegenüber dem
Ausland der Appell an die internationale Solidarität, ſo wird
von dem ehrfurchtgebietenden Wortführer des deutſchen Volkes
aus deſſen eigener Mitte die Schaffung geiſtiger Einigkeit pro=
klamiert
. Das Gegenſätzliche und das Trennende, ſo ſagt der
Reichspräſident, iſt gar nicht von ſolcher Bedeutung, daß es ein
Zuſammengehen in den Lebensfragen unſeres Vaterlandes, in
den Dingen, die unſer aller gemeinſames Schickſal beſtimmen,
verhindern ſollte.
Da gleichzeitig auch bei dem Neujahrsempfang des fran=
zöſiſchen
Staatspräſidenten und in der Neujahrskundgebung
Muſſolinis der Wunſch nach Frieden und Zuſammenarbeit unter=
ſtrichen
wird, und zwar in letzterer mit einer außergewöhnlich
ſcharfen Abſage an den Krieg als Mittel irgendwelcher Politik.
ſo würde man mit einer gewiſſen Hoffnung, ja Zuverſicht den
kummenden internationalen Verhandlungen entgegenſehen
können, wenn überall bei den entſcheidenden Stellen das ehr=
liche
Beſtreben und die Erkenntnis vorhanden wäre, in wie
abſolut entſcheidendem Maße die oben erwähnten, bisher un=
erfüllten
Forderungen des deutſchen Volkes nicht Ausflüſſe poli=
tiſchen
Machtwillens oder irgendwelcher Parteikonſtellationen,
ſondern nackte Lebensnotwendigkeiten ſind. Wenn die ernſten
Worte der verantwortlichen Führer, die in Berlin an der Jahres=
wende
ausgeſprochen worden ſind, in der Welt die verdiente
Beachtung finden, ſo können ſie nicht verfehlen, in dieſem Punkte
die Einkehr zu fördern.

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[ ][  ][ ]

Nummer 6

Dienstag, den 6. Januar 1931

Seite 5

Aus der Landrshaupiſtasr.

Darmſtadt, den 6. Januar 1931
Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Okarben, Kreis Friedberg: Dienſtwoh=
nung
iſt vorhanden.
Durch Entſchließung des Herrn Miniſters für Kultus und
Bildungsweſen wurde der Studienreferendar Ilſe Lauteſchlä=
ger
aus Darmſtadt zum Studienaſſeſſor ernannt.
Verſetzungen in den Ruheſtand. Am 30. Dezember; der
Oberreallehrer an der Viktoriaſchule (Studienanſtalt) in Darm=
ſtadt
Philipp Kopp auf ſein Nachſuchen vom 1. Januar 1931
an. Am 31. Dezember: der Oberſtudienrat an der Auguſtiner=
ſchule
(Gymnaſium und Oberrealſchule) in Friedberg Auguſt
Gebhard vom 1. Januar 1931 an. Am 1. Februar tritt der
Förſter Peter Baſſenauer zu Griesheim auf Grund des ,8 1
des Geſetzes über die Altersarenze der Staatsbeamten vom 2. Juli
bzw. 19. Dezember 1923 in Verbindung mit Artikel 2 des Geſetzes
über die Einſtellung des Perſonalabbaues in Heſſen und zur
Aenderung des Heſſiſchen Perſonalabbaues vom 8. Oktober 1925
in den Ruheſtand.
Regelung des Waſſergeldes. Auf Grund des § 11 des
Reichsmietengeſetzes und des Art. 9 der Heſſiſchen Ausführungs=
verordnung
hierzu wird in Abänderung der Bekanntmachung des
Heſſiſchen Geſamtminiſteriums vom 20. September 1927 Darm=
ſtädter
Zeitung vom 27. September 1927, Nr. 226 wegen der
Berechnung des Waſſergeldes folgendes beſtimmt: Der Vermieter
iſt berechtigt, das Waſſergeld auf die Nutzungsberechtigten ( Mie=
ter
, Pächter uſw.) im Verhältnis der Friedensmiete gegen Nach=
weis
umzulegen. Macht der Vermieter von dieſer Befugnis Ge=
brauch
, ſo ermäßigt ſich die geſetzliche Miete um 3 Prozent der
Friedensmiete. Abänderungen der auf Grund dieſer Beſtimmung
erfolgten Regelung ſind ohne Zuſtimmung des Mieters nur für
den Beginn eines Kalenderjahres zuläſſig. Dieſe Bekanntmachung
tritt mit Wirkung vom 1. Januar 1931 an in Kraft, d. h. erſtmalig
kann der Waſſerverbrauch des Monats Januar auf die vorbezeich=
nete
Weiſe umgelegt werden.
Acht Darmſtädter Zeichner ſtellen im Kupferſtichkabinett
des Landesmuſeums aus. Das Kupferſtichkahinett des Landes=
muſeums
hat zum erſten Male in dieſer Weiſe acht Darm=
ſtädter
Künſtler verſchiedenſter Richtung und Alters zu einer
Sammelausſtellung ihrer Graphik, Zeichnungen und Aquarelle der
letzten Jahre eingeladen. Ein jeder der acht wird ſo reichhaltig
an Art und Zahl ſeiner Blätter vertreten ſein, daß er ſeinem
Weſen und ſeiner Schaffensbreite nach wirklich erkannt und beur=
teilt
werden kann. Die Konfrontation der Lebenden mit dem
antiquariſchen Beſtand des Hauſes zielt auf mehr als ein bloßes
Nebeneinanderſtellen; es iſt damit der Begriff der Manetſchen
Contemporanité zur Debatte geſtellt, und die Fragen der Frucht=
barkeit
und Lebensförderung durch Muſeen (immer erneute und
zu erneuernde Fragen übrigens!) werden geſtellt. Klar ſieht der
ſchaffende Künſtler erſt da, wo er ſein eigenes Erzeugnis an den
höchſten Produkten der Zeit und den noch lebendigen der Ver=
gangenheit
zu meſſen wagt Es ſtellen aus: Karl Deppert.
Eliſabeth Freund=Fiſcher, Anton Hartmann. Willi
Hofferbert. Alexander Poſch, Gerhard Prangel, Karl
Scheld, Alfred Springer. Der Eröffnungstag wird noch
bekanntgegeben.
Heſſiſches Landesthealer.

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8. Januar 193022 Uhr
Das Glöckchen des Eremiten
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Preiſe 110 Mr. 202 Uhr
DerMann, den ſein Gewiſſen rieb
K8. Bühnenvoltsbund
Zuſ.=M Kl. 1206 Mk Mittwoch,
7. Januar 19.30, Ende 22.30 Uhr
Ein Somnmerna ktstraum
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Preiſe 110 Mk. Keine Vorſtellung Donnerstag,
.8. Januar! Anf. 19.30 Ende 22.30 Uhr Im weißen Röſſel
Preiſe 110 Mk. 20. Ende nach 22 Uhr
C42. Die Zauberflöte Geſchl. Vorſt f d.Erwerbsl
Kein Kartenverkauf. Freitag,
9. Januar Keine Vorſtellung 2022 uhr
der Mann, den ſein Gewiſſen trieb
Zuſatzmiete 19 7
Preiſe 1.206 Mk. Samstag
10.Januar 19.3022.30 Uhr
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Preiſe 110 Mk. Mruſ.3c0
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Preiſe 1206.00 Mk. Sonntag
11. Januar 19. Ende nach 22 Uhr
Carmen
Heſſenlandmiete 1V6
Preiſe 1.201. Mk. 19.3 22 Uhr
Meine Schweſter und ich
Außer Miete
Preiſe 15 Mk.

Heſſiſches Landestheater. Uraufführung Die fünf
undzwanzigſte Frau. Joſef Sells Mormonen=Komödie
Die fünfundzwanzigſte Frau gelangt Dienstag, den
13. Januar, im Großen Haus zur Uraufführung. Inſzenierung
Renato Mordo; Bühnenbild: Lothar, Schenck von Trapp. Die
fünfundzwanzigſte Frau wird im Anſchluß an die Darmſtädte
Uraufführung auch im Burgtheater in Wien in Szene gehen.
Erſtaufführung Viktoria und ihr Huſar‟. De=
ſtärkſte
Operettenerfolg dieſer Spielzeit Viktoria und ihr
Huſar von Abraham, ein Werk, das von ſämtlichen Operetten
bühnen des In= und Auslandes erworben wurde, wird Samstag,
den 17. Januar, im Großen Haus zum erſten Male in Szene gehen.
Bernhard Minetti vom Preußiſchen Staatstheater in
Berlin wird, der bei ſeinem Ausſcheiden aus dem Heſſiſchen Lan=
destheater
getroffenen Vereinbarung entſprechend, in dem Werk
Die Portugaleſiſche Schlacht von Ernſt Penzoldt, das
am 31. Januar im Heſſiſchen Landestheater zur Uraufführung ge=
langt
gaſtieren. Es iſt auch geplant, in dieſer Zeit den Hamlet
mit Bernhard Minetti in der Titelrolle wieder in den Spielplan
aufzunehmen.

Der RivieraNeapel=Expreß.

Der ſchnelſie Zug Europas hält in Darmſtadk!
In dieſen Tagen werden die Reiſegelegenheiten im zwiſchen=
ſtaatlichen
Verkehr um eine neue wichtige Verbindung zwiſchen
Nord und Süd vermehrt. Als I. 20/1. 19 verkehrt zwiſchen Ber=
lin
LeipzigFrankfurt, (M.)Baſel-Mailand-Cannes/Neapel
der Riviera=Neapel=Expreß mit dem Flügelzugpaar 1. 220,T. 219
zwiſchen Amſterdam KölnWiesbaden. Mannheim bzw. Darm=
ſtadt
. Die erſtmalig am 3. Januar.
1931 verkehrenden Nord=Süd=Züge
T 20 /1. 220 (nur Di. Do und Sa
bis 25, 4. 31) laufen über die Ried=
bahn
nac Mannheim, wo ſie ver=
einigt
werden; ſie ſind, mit dem
Bezirkseilzug 11 349 von Darmſtadt
(ab 19 10 Uhr) in Frankfurt 19.34/
19.56 bequem zu erreichen. In der
Gegenrichtung werden die Züge
I. 19/1. 219 (erſtmalig am 7 1. 31.
und nur Mo. Mi. Fr. bis 29. 4.
31) in Darmſtadt (an 8 51 Uhr)
getrennt, der I. 219 erhält hier
auch ſeinen Speiſewagen. Beſon=
ders
bemerkenswert iſt, daß der
L 19 von Karlsruhe bis Darmſtadt
ohne Halt durchfährt und daher
von Schwetzingen unmittelbar nach
Friedrichsfeld=Nord geleitet wird,
ohne Mannheim oder Heidelberg
zu berühren. Der alſo für Darm=
ſtadt
recht günſtige Riviera=
Neapel=Expreß legt die rund 2130
Kilometer lange Strecke Berlin
Neapel in 31 Std. 20 Min. zurück
und iſt durch die dadurch erreicht=
Reiſegeſchwindigkeit (nicht Fahr=
geſchwindigkeit
) von etwa 68 Stun=
denkilometer
der ſchnellſte Zug Eu=
ropas
auf ſo langer Strecke. Der
I. 19 wird auf der 341 Kilometer
langen Strecke Baſel-Frankfurt
ohne Lokomotivwechſel befördert,
eine anſehnliche Leiſtung, die aller=
dings
auf anderen Strecken teilweiſe
noch weſentlich, übertroffen wird.
z. B. Frankfurt (M.)Leipzia 386
Kilometer, Frankfurt (M.) München 413 Kilometer, Mannheim
Zevenaar 415 Kilometer (Rheingold=Zug), Frankfurt (M) Ber=
lin
(über Halle) 539 Kilometer. Auf dieſen langen Strecken wird
das Lokomotipperſonal allerdings einmal gewechſelt. Die
Wagen des Riviera=Negpel=Expreß werden von der Internatio=
nalen
Schlafwagen=Geſellſchaft geſtellt und haben nur die erſte und
zweite Klaſſe, am Tage führt der Zug außerdem einen Speiſe=
wagen
.
H. Maey.
Die Induſtrie=und Handelskammer Darmſtadt
teilt uns hierzu mit: Am Mittwoch, dem 7. 1. 1931, wird der
neu eingeführte Riviera=Neapel=Expreß auf ſeiner
Fahrt von Neapel (ab 9.00)Rom (ab 11.50) und Cannes
(ab 12.35) erſtmalig Darmſtadt anlaufen. Der Zug 1. 19 trifft
8.51 in Darmſtadt=H. ein, um hier geteilt zu werden. Der eine
Teil fährt 8,55 über FrankfurtErfurt=Leipzig (an
14.25) nach Berlin=Anh. Bhf. (an 16.33); der andere Teil des
Zuges geht als I. 219 Darmſtadt ab 9.02, um über die Biſchofshei=
mer
Mainbrücke unmittelbar nach Wiesbaden=H. und von
dort weiter nach Köln (an 12.15), nach Amſterdam. (an
16.08) geleitet zu werden. Die Züge verkehren an und ab Darm=
ſtadt
vom 7. 1. bis 29. 4. 1931 nur am Montag Mitt=
woch
und Freitag. In der umgekehrten Richtung berührt die
neue Luxuszugverbindung Darmſtadt nicht, Zug 1. 20 fährt viel=
mehr
, und zwar am Dienstag, Donnerstag und Sams=

tag, vom 3. 1. bis 25 4 1931 von Berlin (ab 12.53) über
Leipzig (ab 14.58) nach Frankfurt (an 19.44) von dort wei=
terüber
die Riedbahn nach Mannheim, wo in der nordſüd=
lichen
Richtung die Vereinigung mit dem von KölnWiesbaden
ebenfalls über die Riedbahn kommenden Zug 1. 220 erfolgt. Vom
Berlin-Leipziger Zugl. 20 geht man in der Richtung
nach Darmſtadt in Frankfurt auf den an Werktagen ver=
kehrenden
Perſonenzug 962, Frankfurt ab 20,05, Darm=
ſtadt
=H. an 20, 52, über, während man an Sonntagen den

Bezirkseilzug E 348, Frankfurt an 20 47. Darmſtadt=H.
an 21. 11, benützen muß. Will man in ſüdlicherRichtung
den Anſchluß an 1. 20, Mannheim ab 21,12 ſicher erreichen, ſo
hat man, da der Uebergang von b. 100/200 in Mannheim nur eine
Minute beträgt, alſo zu kurz iſt, Darmſtadt=H. entweder mit D. 86
um 18,00. Mannheim an 18,57, oder mit Perſonenzug 946. Darm=
ſtadt
=H. ab 18.40, Mannheim an 20.39, zu verlaſſen; zeitlich günſti=
ger
iſt der Umweg über Frankfurt: Hier iſt es möglich, in Darm=
ſtadt
um 19.10 mit dem Bezirkseilzug A 349, Frankfurt=H. an
1934, abzufahren, wo der Uebergang auf 1. 20 (ab 19 56) erreicht
wird. Die Ankunft des Expreßzuges in nordſüdlicher Richtung er=
folgt
in Cannes um 17.35, in Rom 17.40. in Neapel 20.15.
Die neuen Züge führen die 1. und 2. Klaſſe. Sie dürfen
auf den deutſchen Strecken benützt werden mit Fahrausweiſen 1.
oder 2. Klaſſe für alle Züge und FD=Zuſchlagkarten, die, wie
üblich, vor Antritt der Fahrt bei der Fahrkartenausgabe zu löſen
ſind. Zuſätzlich iſt ein von der Internationalen Schlafwagen=
geſellſchaft
erhobener Zuſchlag im Zuge zu entrichten. Die
Einheitsſätze für dieſe beſonderen Zuſchlagskarten betragen bei der
Benützung der 1. Klaſſe 4 Pf., der 2. Klaſſe 3,2 Pf. für den Kilo=
meter
. Im innerdeutſchen Verkehr können die neuen Expreßzüge
auf allen vorgeſehenen Verbindungen benützt werden; eine
Mindeſtentfernung wie ſie bei Benützung des Rheingoldzuges vor=
geſehen
iſt, iſt vorläufig nicht in Ausſicht genommen. Es iſt ſehr
erfreulich, daß dieſe hervorragende internationale Verbindung in
der einen Richtung Darmſtadt berührt.

Die Helia=Lichtſpiele bringen ab heute die entzückende Ton=
film
=Operette Wie werde ich reich und glücklich? welche, nach
dem gleichnamigen Theaterſtück hergeſtellt wurde. In den Haupt=
rollen
Georgia Lind, Hugo Schrader, Paul Hörbiger, Willi Stett=
ner
. Dazu das gute Beiprogramm.

Beachten Sie
die Fortſetzung unſeres
Preis=Ausſchreibens

Kurzſchrift und Maſchinenſchreiben. Der Gabelsberger
Stenographenverein, Ballonſchule, macht nochmals auf die heute
abend beginnenden neuen Anfänger=, Fortbildungs= und Rede=
ſchriftkurſe
aufmerkſam. Näheres iſt aus der geſtrigen Anzeige er=
ſichtlich
.
Evangeliſcher Arbeiter= und Handwerkerverein. Die Mit=
glieder
werden auf die heute abend ſtattfindende Monatsver=
ſammlung
aufmerkſam gemacht. Die Wichtigkeit der Tagesord=
nung
erfordert vollzähliges Erſcheinen.

6. Akademie=Konzert. Ein Lieder= und Arienabend von
Louis Graveure, dem Weltbekannten findet in allen
Städten, in denen der Künſtler aufgetreten iſt, ein ausverkauftes
Haus. Auch in Berlin, wo der Künſtler letzthin ſang, hat der
Abend eine mächtige Anziehung, auch auf Künſtlerkreiſe, ausgeübt
mit dem Erfolg, daß ihm. der ein Phänomen für ſich iſt, von einer
großen Zahl von Sängern und Geſangsmeiſtern gehuldigt wurde.
Daß das konzertliebende Publikum es der Leitung der Akademie=
Konzerte zu danken weiß, daß ſie dieſen Künſtler zu einem Abend
eingeladen hat, beweiſt die ſtarke Nachfrage nach Karten. Das
gleiche Intereſſe gilt auch dem Begleiter des Abends Kapellmeiſter
Hans Rosbaud=Frankfurt am Main, der als Leiter der
Konzerte im Frankfurter Sender ſowohl als Dirigent Begleiter
und in ſeinen muſikaliſchen Vorträgen allgemein bei Radiobeſitzern
anerkannt wird. So ſteht denn jedem Beſucher des Konzerts
ein äußerſt genußreicher Abend bevor, zumal auch die Wahl des
Programms die höchſten Kunſtgenüſſe verſpricht. Karten im
Sekretariat der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt, Eliſabethen=
ſtraße
36, Fernſprecher 3500 (Stadtverwaltung).
Der Bayreuther Bund und der Bayreuther Bund der deut=
ſchen
Jugend veranſtalten am Donnerstag, den 15. Januar, abends,
im Saale des Muſikvereins einen öffentlichen muſikaliſchen Abend,
an dem Frau Maria Maſer=Schilling, Fräulein Arla Renz und
Frau Hofmann=Althen Werke für Geſang ſowie für Violine und
Klavier von Brahms und Richard Strauß zu Gehör bringen wer=
den
. Die Begleitung der Geſänge hat Herr Kapellmeiſter Hans
Simon freundlicherweiſe übernommen. Die vier Mitwirkenden
ſind in Darmſtadt ſämtlich als ausgezeichnete Künſtler bekannt
und bedürfen keiner beſonderen Empfehlung. (Näheres ſiehe
heutige Anzeige.)
Stenographie und Maſchinenſchreiben. Wie aus dem An=
zeigenteil
erſichtlich, eröffnet die Stenographen=Vereinigung
Gabelsberger Handwerkerſchule, Ecke Karls= und Nieder= Ram=
ſtädter
Straße heute abend neue Kurſe in Reichskurzſchrift unter
fachkundiger Leitung.

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Wes

636

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Gartenbauverein Darmſtadt. Anläßlich der Landwirt=
ſchaftlichen
Woche hält der Landesverband der Obſt= und Garten=
bauvereine
am Mittwoch, den 7. d. M., nachmittags 2 Uhr, im
Rummelbräu eine außerordentliche Hauptverſammlung ab, in
welcher Herr Forſtrat Haenel aus Bamberg einen Vortrag
über: Vogelſchutz und Schädlingsbekämpfung halten wird.
Hierzu ſind unſere Mitglieder herzlichſt eingeladen. Da nun nicht
jeder Liebhaber am Nachmittag freie Zeit zur Verfügung hat, um
ſich dieſen äußerſt intereſſanten Vortrag anzuhören, hat der Gar=
tenbauverein
in Gemeinſchaft mit dem Miniſterium der Finanzen,
Abteilung für Forſt= und Cameralverwaltung, Herrn Forſtrat
Haenel veranlaßt, am Abend, um 8 Uhr, im Fürſtenſaal, nochmals
über ein ähnliches Thema zu ſprechen, und hat ſich Herr Forſtrat
Haenel in liebenswürdiger Weiſe bereit erklärt, in einem Licht=
bildervortrag
das Thema Vögel im Garten zu behandeln, und
laden wir hierzu alle Gartenliebhaber ein. Herr Forſtrat Haenel
iſt zurzeit wohl der beſte Vogelkenner in Deutſchland, und werden
ſeine Ausführungen wohl jedem etwas Neues bringen. Den Gar=
tenfreunden
ſind ja unſere Singvögel liebe Genoſſen, die ihn in
mancher Stunde durch ihren Geſang erfreuen, und hat er deshälb
ſchon ein Intereſſe daran, dieſelben im Winter vor Froſt und
Hunger zu ſchützen. Die kleinen munteren Geſellen ſind ihm aber
auch bei der Schädlingsbekämpfung ein treuer Helfer und tragen
in Verbindung mit den übrigen Bekämpfungsmitteln viel zur
Hebung der Ernte im Obſtbau bei, weshalb er doppelt Veran=
laſſung
hat, ſeine Lieblinge zu ſchützen. Da der Vortragende Sach=
verſtändiger
für Vogelſchutz in Bayern iſt, dürfte es wohl keinen
geeigneteren Vertreter zur Erörterung dieſes Schutzes geben.
(Näheres in der Anzeige.)
Odenwaldklub. Wiederum naht das volkstümlichſte aller
Feſte, das Dekorierungsfeſt des Odenwaldklubs.
Es findet Samstag, den 17. Januar, im Feſtſaal am Woogsplatz
ſtatt. Das große Familienfeſt der Odenwaldfreunde zu verſchönen,
haben ſich auswärtige und hieſige Kunſtkräfte zur Verfügung ge=
ſtellt
. Außerdem wirken die Geſangsabteilung des Klubs und das
Stadtorcheſter mit. Im tannengeſchmückten Feſtraum werden
Reden, Lieder, Vorträge, Tänze künden von der Schönheit deut=
ſchen
Landes und deutſchen Brauchs. Die einfache, aber fröhliche
Feier wird Tanz beſchließen.
Bei dem Vortrag des Landespferdezuchtvereins, welcher am
Donnerstag, dem 8. Januar nachmittags, im Rum=
melbräu
von Herrn Pferdezuchtinſpektor Dr. Hetzel gehalten
wird, wird ein neuer Film zur Vorführung gebracht, und
zwar ein Film des bayeriſchen Landwirtſchaftsminiſteriums für
Viekanſpannung, worauf hierdurch beſonders hingewie=
ſen
ſei.
Lotterie Heſſiſche Künſtlerhilfe 1930. Es wird daran er=
innert
, daß die Gewinne bis zum 1. Februar wochentäglich von
10 bis 12 Uhr im Darmſtädter Stadthaus, Rheinſtraße 16/18, Zim=
mer
20 (Erdgeſchoß links), verabfolgt werden. Nach dem 2. Fe=
bruar
verfallen die Gewinne.
Hausfrauenbund. Frau Liſi Paupié ſtaatlich ge=
prüfte
Schweſter, beſonders ausgebildet in Diätetik von Profeſſor
Schlayer, Berlin, Auguſta=Hoſpital, wird auf vielſeitigen Wunſch
in unſerer Küche, Heidelberger Straße 47 vom 12. bis 16. Januar
ihre Kurſe wiederhölen. Es werden Mittag= und Abendkurſe ein=
gerichtet
, und zwar je von 4 bis 7 Uhr und von ½8 bis 10 Uhr.
Vorgeſehen iſt: 12. Januar, 1. Tag: Magen= und Darmſchonkoſt;
13. Jan., 2. Tag: Gallenſchonkoſt; 14. Jan., 3. Tag: Nieren=Diät;
15. Januar, 4. Tag: Zuckerdiät: 16. Januar, 5. Tag: Entfettung.
Außerdem wird noch mitgeteilt, daß auch einzelne Tage belegt
werden können, gleich ob Mittag= oder Abendkurs; auch iſt den
Teilnehmerinnen geſtattet, Mittag= für Abendkurſe umzutauſchen
oder umgekehrt. Preis des Geſamtkurſus 6. RM., des Einzel=
kurſus
2 RM.; außerdem hat, Frau L. Paupié Darmſtraße 26 II.,
jeden Montag und Mittwoch, von 3 bis 5 Uhr, Sprechſtunden
über alle Krankenköſtzübereitung. Rezepte. Anmeldungen: Rhein=
ſtraße
7 II. (Siehe heutige Anzeige.)
Lehrgang für Gewerbetreibende. Es iſt beabſichtigt, einen
Lehrgang abzuhalten, der ſich mit verſchiedenen Wirtſchaftsfragen
von allgemeinem Intereſſe befaſſen ſoll. Er iſt in erſter Linie für
Gewerbetreibende und ähnliche Berufe gedacht und ſoll behandeln:
Betriebsformen und Betriebsvereinigungen; die Reichsverſiche=
rungsordnung
; Mahn= und Klageverfahren; Zahlungsſchwierig=
keiten
und Zahlungsunfähigkeit. Der Lehrgang wird von Rektor
Ph. Germann geleitet und ſoll 10 Abende umfaſſen. Er findet
Donnerstag von 1618 Uhr in der Gewerblichen Berufsſchule II,
Nieder=Ramſtädter Straße 8, ſtatt. Den Teilnehmern werden
außer 50 Pf. Schreibgebühren keine Koſten entſtehen. Die Anmel=
dungen
können am 1. Abend, dem 8. Januar, im Kurs ſelbſt oder
in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule erfolgen.
Kurzſchrift und Maſchinenſchreiben im Stenographenverein
Ballonſchule. Es iſt eine erſtklaſſige Ausbildung gewährleiſtet
und der Beſuch der im Anzeigenteil angekündigten Kurſe kann
empfohlen werden. Wir verweiſen auf die Anzeige,
Erſatzpflichtiger Poſtbeamter. Bei der Schalterkaſſe Nr. 5
des hieſigen Poſtamts Rheinſtraße iſt am Mittwoch, den 31. 12. 30,
vormittags zwiſchen 812.15 Uhr, ein Minderbetrag von 50 RM.
aufgetreten. Vermutlich hat ſich der betreffende Beamte bei der
Ein= bzw. Auszahlung von Geldbeträgen um 50 RM. zu ſeinen
Ungunſten geirrt. Da der Beamte den Betrag erſetzen muß, wer=
den
alle diejenigen Perſonen, welche am genannten Tag Geld ein=
gezahlt
bzw. abgehoben haben, gebeten, feſtſtellen zu wollen, ob
ihre Kaſſe oder Abrechnungen einen Mehrbetrag von 50 RM
aufweiſt.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. In unſerem geſtrigen
Hinweis auf den Ablauf der Erneuerungsfriſt zu der am 12. und
13. Januar ſtattfindenden Ziehung 4. Klaſſe iſt uns inſofern ein
Druckfehler unterlaufen, als dieſe Erneuerungsfriſt nicht am
15. Januar, ſondern bereits am 5. Januar abläuft. Jedoch werden
die Einnehmer ihren Spielern die Loſe zur Erneuerung bis zum
10. Januar aufheben.
Brieſkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
F. O.=R. Am 1. Januar 1932: da dieſer Tag geſetzlicher Feier=
tag
iſt, iſt am 2. Januar 1932 Zahlung zu leiſten.

* Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
Palaſt=Lichtſpiele.
Der unſterbliche Lump einer der erſten deutſchen
Tonfilme der Ufa, iſt gleichzeitig einer der beſten der geſamten
Tonfilmproduktion. Soweit die Handlung und die hervorragende
Darſtellung in Frage komt, vielleicht der beſte. Ein Film, dem
für die hieſigen Aufführungen nur zu wünſchen wäre, daß die
Tonapparatur beſſer, vor allem gleichmäßiger abgeſtimmt werden
könnte. Eine gleich anſtändige Handlung und eine Darſtellung,
die auf gleichem künſtleriſchen Niveau ſteht, haben ſehr wenige
Tonfilme bisher aufzuweiſen. G. Ucicky meiſtert in ſeiner ganz
vorzüglichen Regie den Stoff der Filmhandlung ſo, daß ein ab=
gerundetes
Kunſtwerk erſtand. Ein Kunſtwerk, dem eine Unmenge
populärer Szenen, geſanglicher, tänzeriſcher Beigaben einen volks=
tümlichen
, ſehr unterhaltenden Charakter gibt. Ein Film alſo,
der höchſten Anſprüchen ebenſo genügt, wie dem Unterhaltungs=
bedürfnis
der Menge. Guſtav Fröhlich als Hans Ritter gibt
eine ganz große, ernſte ſchauſpieleriſche Leiſtung. Immer mehr
rückt Guſtav Fröhlich der erſten Stelle der deutſchen Filmſchau=
ſpieler
nahe. Liane Haid als Annerl iſt ihm eine recht gute
Partnerin. Wenn ſie ihr ſchones Talent nicht in gleichem Maße
wie Fröhlich entfalten kann, liegt das an der Rolle. Gut und
derb, mit breitem, behäbigem Lachen und ungeſchlachtem lauten
Liebeswerben iſt Hans Adalbert Schlettow als Lechner, der
Rieſenochſenzüchter, und eine fein abgeſtimmte ſchauſpieleriſche Lei=
ſtung
bietet in vorbildlicher Zurückhaltung und Schlichtheit Carl
Gebhard als Reisleitner. Um dieſe vier Hauptperſonen
ranken ſich eine Unmenge ausgezeichneter, charaktervoller und
volkstümlicher Typen. Um ihr Spiel rankt ſich in gleicher Weiſe
Schuhplatteln und Gſtanzerlſingen. Köſtliche Bilder aus länd=
lichen
Feſten, Tierſchauen und Denkmalsenthüllungen. Schließt
man in dieſen Reihen die Szenenfolgen aus Wien, beſonders der
Wiener Staatsoper, ſo erhellt ſchon daraus die Unmenge des Ge=
ſchehens
. Ein Film aber, in dem viel geſchieht, erfüllt ſeine
Aufgabe.
Der unſterbliche Lump iſt nach einer Operette gleichen Na=
mens
entſtanden. Die Filmhandlung iſt, trotz der derb= humoriſti=
ſchen
Szenen, tief tragiſch, wenn auch mit einem ſchmerzfrohen
Happy end ausgehend. Die Idee, einen Menſchen, der Großes
ſchuf Hans Ritter komponierte eine Oper, die Welterfolg
hatte als unſterblichen Lumpen die Welt durchwandern zu
laſſen, die Ironie des Schickſals dadurch zu zeichnen, daß der Lump
der Enthüllung ſeines eigenen, von der Vaterſtadt dem großen
Sohn geſetzten Denkmals beiwohnen kann, iſt originell. Sie wird
in dem Film ſehr ſtark und ſehr überzeugend, etwas romanhaft
*.
zwar, aber mit beſter Theaterwirkung geſtaltet.

Dienstag, den 6. Januar 1931

Nummer 6

Drei= Königs-Feft 16. Januar).

Die Anbetung der drei Könige (Gemälde von Albrecht Dürer).

Keine Begnadigung Meons. Nach einer Mitteilung des
Heſſiſchen Juſtizminiſteriums beruht die geſtrige Meldung, der
wegen Ermordung eines Mädchens zu 15 Jahren Zuchthaus ver=
urteilte
Student Meon ſei begnadigt worden, auf freier Erfin=
dung
. Ebenſo entbehren auch alle Gerüchte über einſtweilige Frei=
aſſung
oder auch nur Beurlaubung jeglicher Begründung. Eine
Begnadigung ſei auch nicht in Ausſicht genommen.

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Orpheum. Am Freitag, 9 Samstag, 10., und Sonntag,
11. Januar, nur an dieſen Tagen, finden Aufführungen von Franz
Lehars Meiſteroperette Die Frau im Hermelin ſtatt. Wie noch
manchem Orpheumsbeſucher erinnerlich ſein wird, wurde dieſe
Operette im Jahre 1923 mit größtem Erfolg in der damaligen
Operettenſpielzeit Guſtav Bertrams aufgeführt und erlebte 18
Aufführungen. Der Inhalt der Operette wurde übrigens auch ver=
filmt
und hier in den Lichtſpielhäuſern mit großem Erfolg auf=
genommen
. Diesmal ſingt die Tenorpartie des Kroaten=Oberſt
Paltitſch Opernſänger Guſtav Bertram als zweites und letz=
tes
Gaſtſpiel. In der Titelrolle iſt verpflichtet als Mariana
Marga Peter. Es wird heute noch beſonders darauf hinge=
wieſen
, daß unwiderruflich nur dieſe drei Aufführungen ſtattfin=
den
. Weitere Mitteilungen folgen.

Unser Invenkur-Ausverkauf
ab Montag, den 5. Januar 1931, bedeutet
Fortsetzung des Preis-Abbaues
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Aus den Parkeien.

Stahlhelm, B. d. F., hielt im großen Saale des Rum=
melbräu
ſeine Weihnachtsfeier, welche bei ausverkauftem Hauſe
einen glänzenden Verlauf nahm. Nach einem Eröffnungsmarſch
wurde die Feier durch eine Begrüßungsanſprache vom 1. Orts=
gruppenführer
, Kamerad Volz, eröffnet. Er ſchilderte in kernigen
Worten, worum der Stahlhelm das Feſt des Friedens feiert.
Erika Stahl trug einen Prolog vor. Herr Waldemar Adelberger,
Schauſpielſchüler, rezitierte aus Werken von Walt. Flex. Eine
kleine Aufführung Hänſel und Gretel wurde gut gelungen von
Erich Stahl, Erika Stahl und Paul Pingel geſpielt. Der Niko=
laus
war Kamerad Volz; die Kleinen wurden reich beſchenkt. Im
zweiten Teil ſeien erwähnt die Herren W. Höfling. H. Balſer,
Kam. Bloem und Becker für ihre liebenswürdige Mitwirkung in
der vorzüglich gelungenen einaktigen Burleske Junggeſellen= Weih=
nachten‟
Eine reichhaltige Tombola mit weit über 300 Preiſen
brachte jedem etwas. Man blieb bei guter Stimmung und Tanz
ioch recht lange beiſammen.

Prassel-Kaffee

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frisch geröste

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Tageskalender für Dienstag, den 6. Januar 1931.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus, 19.30 Uhr, A. 13.
T 23: Das Glöckchen des Eremiten Kleines Haus, K 8,
20 Uhr: Der Mann, den ſein Gewiſſen trieb Orpheum:
Geſchloſſen. Konzerte: Schloßkeller, Café Oper. Café
Ernſt=Ludwig, Alte Poſt, Spaniſche Bodega, Reſt. Bender.
Kinovorſtellungen: Union=, Helia=; Palaſt=Lichtſpiele.

* Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Das Bezirksſchöffengericht verhandelte am
Montag gegen die junge Frau eines Rechtsanwalts
wegen fahrläſſiger Tötung. Vor einem Jahr fuhr die
Angeklagte mit ihrem Auto die Heidelberger Straße entlang, als
ſie plötzlich einen älteren Herrn die Straße überqueren ſah. Sie
bremſte ſofort, doch war es ſchon zu ſpät, und der Mann erlitt eine
kleinere Beinverletzung, durch die er einige Zeit ans Bett gefeſſelt
war. Nach 14 Tagen, die Verletzung hatte die beſten Fortſchritte
gemacht, brachte ihm ein Blutgerinſel, das in die Lunge geriet,
urplötzlich den Tod. Es wurde nun gegen die junge Frau Anklage
erhoben, denn es ſtellte ſich heraus, daß ihre Lampen nicht brann=
ten
. Doch wird heute in der Verhandlung durch die Sachverſtän=
digen
erwieſen, daß es möglich war, daß die Lampen während des
Fahrens unverſehens ausgehen konnten, ohne daß die Fahrerin
es bemerkte, die behauptete, beim Abfahren hätten ihre Lichter
gebrannt. Es ſtellt ſich heraus, daß der Verſtorbene beim Ueber=
ſchreiten
der Straße anſcheinend nicht ſehr vorſichtig zu Werke
ging, und daß er wohl ſchon vor dem Unfall eine Venenentzün=
dung
hatte, ſo daß die Trompoſe ſich vielleicht auch ohne den Un=
fall
gebildet hätte. Die Angeklagte wird freigeſprochen.
Ein urſächlicher Zuſammenhang zwiſchen Autounfall und dem Tod
des Verletzten ſei wohl anzunehmen, aber der Angeklagten ſei
keineswegs eine Fahrläſſigkeit nachgewieſen.
Ein 19jähriger Burſche aus Arheilgen ſcheint von bei=
nahe
fanatiſcher Leidenſchaft zu Kraftfahrzeugen aller Art beſeſſen.
Er hatte ſchon etliche Male in Fahrſchulen gelernt, doch glückte es
ihm nie, mangels Zeit, vielleicht auch mangels Geld, den Führer=
ſchein
zu erlangen, und ſeine derart ewig ungeſtillte Liebe brachte
ihn auf die Idee, einfach fremde Autos zu benutzen. Das Auto
des Dr. M. ſchien es ihm beſonders anzutun, und eines Nachts im
März vorigen Jahres ſetzte er ſich mit einem Freunde kurzerhand
hinein und fuhr davon. Sie machten eine weite Odenwaldfahrt
und ſtellten das Auto das ſie in der Ohlyſtraße beſtiegen hatten,
gleich zur Merckſchen Fabrik, wo ſie es ſeinem Schickſal uberließen.
Noch zwei oder drei Autos und zwei Motorräder benutzten ſie auf
dieſe Weiſe, brachten die Fahrzeuge aber nie wieder an den
früheren Standort zurück, teils aus Furcht vor Entdeckung, teils,
weil ſie die Wagen zuſchanden gefahren hatten. Eines nachts ging
ihnen in Brandau der Betriebsſtoff aus und ſie verſuchten, eine
Tankſtelle zu erbrechen. Doch widerſtanden die beiden Schlöſſer
ihren Bemühungen. Dem älteren Freund machte das ſcheints
Spaß, und als ſie bei der Poſtagentur anlangten, begann er auch
hier, Schlöſſer und Riegel zu öffnen, anſcheinend in der Hoffnung
auf Betriebsſtoff für ihre Geldbeutel. Als aber bei der klirren=
den
Fenſterſcheibe die Einwohner erwachten, machten ſich die
beiden doch lieber davon. In Niedernhauſen hatten ſie dann mehr
Glück, und es gelang ihnen, ihren Benzintank wieder aufzufüllen.
Zu einer Fahrt luden ſie einen Freund ein, der nun neben ihnen
auf der Anklagebank ſitzt. Das Gericht ſieht in der Wegnahme
der Autos Diebſtähle, da die Burſchen die Autos irgendwo
ſtehen ließen, es alſo keineswegs ſicher war, daß ſie wieder in den
Beſitz ihrer Eigentümer zurückkamen. Der erſte, der wegen Dieb=
ſtahls
nicht unerheblich vorbeſtraft iſt, erhält eine Geſamt=
ſtrafe
von einem Jahr, auf die vier Monate Unter=
ſuchungshaft
angerechnet werden, der zweite eine Geſamt=
ſtrafe
von zehn Monaten, abzüglich ein Monat Unter=
ſuchungshaft
. Der dritte erhält einen Monat Gefäng=
nis
wegen eines einfachen Diebſtahls.
Es erhält dann noch ein Kaufmann aus Bensheim,
Führer der dortigen Kommuniſten, wegen Aufforderung
zur Begehung einer ſtrafbaren Handlung und
wegen Vergehens gegen das Republikſchutzgeſetz
eine Gefängnisſtrafe von vier Monaten. Er hatte.
gelegentlich der kommuniſtiſchen Anträge im Bensheimer Stadt=
rat
über die Winterbeihilfe für die Erwerbsloſen vor dem Rat=
haus
Reden gehalten, in denen er der Polizei mit der proleta=
riſchen
Fauſt und den Zentrumsabgeordneten mit Entzwei=
ſchlagen
der Knochen im Leibe drohte. Im äußerſten Fall werde
man ja unter den Erwerbsloſen noch ſoviel Geld zuſammen=
bringen
, um mittels einer Dynamitbombe die Giftbude ( ge=
meint
war das Bensheimer Rathaus) in die Luft zu ſprengen.
Der Angeklagte war empört über das Urteil. Man habe ſeine
Worte gänzlich verdreht. Er will Berufung einlegen.
Vor der Großen Strafkammer wurde am Samstag
das Urteil im Offenbacher Baugenoſſenſchafts=
prozeß
gefällt: Der erſte Angeklagte, 1. Vorſitzender der Mie=
terbaugenoſſenſchaft
, erhielt wegen eines Betrugs, eines Betrugs=
verſuchs
, eines Vergehens gegen die Konkursordnung und eines
Vergehens der Untreue eine Geſamtgefängnisſtrafe von zwei Mo=
naten
und zwei Wochen und 150 RM. Geldſtrafe. Der Kaſſier
erhielt wegen zwei Betrugsverſuchen, eines Betrugs und eines
Vergehens gegen die Konkursordnung insgeſamt zwei Monate
Gefängnis. Der leitende Architekt erhält wegen Beihilfe zum
Betrugsverſuch drei Wochen Gefängnis. Die übrigen werden frei=
geſprochen
. Der Vorſitzende betonte in der Urteilsbegründung, daß
das Gericht entgegen den wiederholten Behauptungen der Ange=
klagten
von den durchaus eigennützigen Gefühlen, insbeſondere
des erſten Angeklagten, überzeugt ſei, der ſich keineswegs ron
ſozialen Intereſſen habe leiten laſſen. Die Verurteilten wollen
Reviſion verfolgen.
Lokale Veranſtallungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Männergeſangverein, Concordia‟ Darmſtadt.
Am Sonntag, den 11. Januar nachmittags, findet im Concordia=
ſaale
, Waldſtraße, unſer diesjähriges Winterfeſt ſtatt. Die Leitung
hat wiederum Ehrenmitglied Emil Thomas, ſodaß das Programm
in allen ſeinen Teilen, ein ausgezeichnetes zu werden verſpricht.
Als Höhepunkt des Abends gelangt ein von E. Thomas geſchaf=
fener
Zweiakter, betitelt: Sehr peinlich zur Uraufführung.
Näheres wird noch bekannt gegeben.

[ ][  ][ ]

Nummer 6

Dienstag, den 6. Januar 1931

Rte

Dd. Arheilgen, 5. Jan. Am Sonntag nachmittag ſprach im Gaſt=
haus
Zum Schwanen Herr Ulshöfer über: Die Ziele des Tannen=
bergbundes‟
Im Gaſthaus Zur Sonne hielt die Ortsgruppe der
Gewerkſchaft der Lokomotiv= und Schiffsheizer ihre Weihnachtsfeier ab.
Theater, humoriſtiſche Vorträgg und Tanz ſorgten für eine ausgezeich=
nete
Stimmung.
Dg. Arheilgen, 5. Jan. Lichtbilder=Vortrag. Am kom=
menden
Mittwoch veranſtaltet die Heſſiſche Wander=Ausſtellung für Ge=

Unternehmen unter der Leitung ihres Präſidenten Dr. Neumann, hat
die Aufgabe, im ganzen Lande aufklärend zu wirken. Der Weih=
nachtsnachmittag
des hieſigen Evangeliſchen Frauenvereins
nahm einen zufriedenſtellenden Verlauf. Etwa 90 Frauen über 65 Jahre
batten ſich eingefunden. Lieder, Lichtbilder, kleine Aufführungen
u. a. bildeten den unterhaltenden Teil. Die nächſte Beratungs=
ſtunde
der Mutter= und Säuglingsfürſorge findet am Dienstag, den
6. Januar, nachmittags, auf dem Rathaus ſtatt. Die Sport=
evue
der Sportvereinigung 04 am Sonntag, den 11. Januar, im
Schwanen ſoll eine Demonſtration für alle Sportarten ſein. Beſon=
ders
zu erwähnen iſt, daß beim Auftreten des Kraftſportklubs ein Mit=
glied
desſelben in Anweſenheit der Behörde einen Rekordverſuch im
Stemmen unternehmen wird. Ein Theaterſtück: Der verhängnisvolle
Fußball vervollſtändigt das Programm. Nachdem die Kleinpflaſter=
fahrbahn
der Provinzialſtraße DarmſtadtFrankfurt zwiſchen Arheilgen
und Baierseich verbreitert worden iſt, macht die Bürgermeiſterei darauf
aufmerkſam, daß das Befahren des Banketts auf der öſtlichen Seite
durch landwirtſchaftliche Fuhrwerke und dergleichen verboten iſt.
E. Wixhauſen, 5. Jan. Einbruch. In der Samstagnacht wurde
in das Lebensmittelgeſchäft Guſtav Benz eingebrochen. Der Beſitzer
nahm um 3 Uhr verdächtige Geräuſche wahr und ſah daraufhin in ſei=
nen
Geſchäftsräumen nach. Daſelbſt war die diebesſichere Ladenkaſſe
erbrochen, und es fehlten Strumpfwaren. In der Friſeurſtube fehlten
die Nauchwaren und ein Fahrrad. Den Umſtänden nach gelangten der
oder die Diebe durch ein Kellerfenſter in die Räume; der Ausgang ins
Freie bildeten eine Tür und das große Hoftor. Polizeiliche Ermitte=
lungen
ſind im Gange. Am Bache fand man die erbrochene Kaſſe.
Die Bier= und Bürgerſtener iſt in der hieſigen Gemeinde
zwangsweiſe eingeführt worden. Die Hundeſteuer beträgt für das
Jahr 1931 pro Hund 6 Mark. T. ſer Tage konnte die Frau Heinrich
Stork Witwe ihren 80. Geburtstag begehen.
Cp. Gräfenhauſen, 5. Jan. Todesfall. Im Alter von 62
Jahren iſt hier Metzgermeiſter Georg Hönig 3. geſtorben. Er beklei=
bete
in der Gemeinde mehrere Ehrenämter; ſo war er unter anderem
Rechner der Sparkaſſe und der Kirchengemeinde.
G. Ober=Ramſtadt, 5. Jan. Beim hieſigen Standesamt wur=
den
im Monat Dezember 1930 fünf Eheſchließungen und drei Sterbe=
fälle
beurkundet. Geburtsfälle waren nicht zu verzeichnen. Die Geſamt=
zahl
der regiſtrierten Geburten betrug ſomit im Jahre 1930: 90 (45
Knaben und 45 Mädchen) gegen 97 im Jahre 1929, 45 Eheſchließungen
(1929: 56) und 39 Sterbefälle (1929: 45). . Kraftpoſt Darmſtadt
Ober=Ramſtadt-Brandau. Vielfachen Wünſchen aus den Kreiſen
der Bewohner des oberen Modautales entſprechend, verkehrt die letzte
Kraftpoſt Darmſtadt-Brandau von heute ab vorerſt etwa 1½ Std.
früher als ſeither. Die Abfahrt iſt in Darmſtadt 18.25 Uhr in Ober=
Namſtadt 19.08 Uhr. Dieſe Früherlegung kann, ſofern ſie ſich bewährt,
künftig beibehalten werden.
T. Groß=Zimmern, den 5. Januar. Hohes Alter. Am 15.
Januar beabſichtigt Herr Valentin Held I. hier im Kreiſe ſeiner
Kinder und Enkel ſein 80. Wiegenfeſt zu feiern. Herr Held erfreut ſich
noch geiſtiger Friſche und körperlicher Geſundheit.
T. Groß=Zimmern, 5. Jan. Bei der Verſteigerung des
Gemeindeholzes wurden nachſtehende Durchſchnittspreiſe erzielt:
Für Kiefern=Scheitholz 9,50 RM. pro Rm., für Kiefern=Knüppelholz
7 RM. pro Rm., für Buchen=Scheitholz 10 RM. pro Rm., für Buchen=
Knüppelholz 8,50 RM. pro Rm., für Stockholz 3 RM. pro Rm., für
Eichen=Scheitholz 10 RM. pro Rm., für Eichen=Knüppelholz 9 RM.
pro RM., für Wellen=Holz 12 RM. pro 1000 Stück. Dieſes Verſteige=
rungsergebnis
war für die Gemeinde ſehr zufriedenſtellend.
Bw. Langſtadt, 5. Jan. Feueralarm erſchreckte die hieſigen
Bewohner. Ein unweit der Bahnſtrecke zwiſchen hier und Babenhauſen
gelegenes Wohnhaus war durch Exploſion einer Petroleumlampe in
Brand geraten, der in kurzer Zeit das ganze Anweſen in Aſche legte.
Die von der hieſigen Feuerwehr eifrig aufgenommenen Löſcharbeiten
wurden durch Waſſermangel erheblich erſchwert, da nur aus dem Brun=
nen
des naheliegenden Bahnwärterhäuschens die Feuerſpritze geſpeiſt
werden konnte. Sämtliches Mobiliar, darunter ein ſehr wertvolles
Herren= und Speiſezimmer, fiel dem verheerenden Element zum Opfer.
Der Fall iſt um ſo tragiſcher, als der Beſitzer verreiſt war und nach
ſeiner unmittelbar nach dem Brande erfolgten Rückkehr ſein Beſitztum
in einem wüſten Trümmerhaufen vorfand. Der Schaden iſt teilweiſe
durch Verſicherung gedeckt.
Br. Seckmauern, 5. Jan. Finanznot. Die Gemeinde Seck=
mauern
hat zur Zeit etwa 50 ausgeſteuerte Erwerbsloſe. Den Ge=
meindebeamten
konnte bis jetzt noch nicht das Gehalt für Dezember
1930 ausgezahlt werden, und erhielten auch die Ausgeſteuerten nur
einen Teil der Unterſtützung.
Ce. Mümling=Grumbach, 5. Jan. Staatskommiſſar. Durch
eine Verfügung des Miniſteriums des Innern wurde für die Gemeinde
Mümling=Grumbach ein Staatskommiſſar in der Perſon von Regie=
rungsrat
Walther aus Mainz beſtellk. Die Gemeindeverwaltung wollte
ſich mit dieſer Maßnahme nicht einverſtanden erldäiren und verſuchte
in einer öffentlichen Gemeinderatsſitzung dagegen zu proteſtieren. Nach
ihrer Anſicht iſt die Gemeinde trotz ihrer 20000 Mark Schulden finan=
ziell
geſund, da dieſe Ausgaben durch Haus= und Brückenbau, durch die
Erſtellung eines Sportplatzes ſowie durch Uferbefeſtigungen an der
Mümling entſtanden ſind und die etatsmäßige Amortiſation des Be=
trages
ſichergeſtellt iſt. Die durch die Erhöhung der Zahl der aus=
geſteuerten
Erwerbsloſen entſtandenen und im laufenden Etat nicht
gedeckten Ausgaben will die Gemeindeverwaltung durch eine Anleihe
finanzieren. Da mit einer eventuellen Anleihe die Schuldenlaſt der
Gemeinde wächſt und eine Deckung doch gefunden werden muß, hat das
Kreisamt Erbach die Erhebung der Bürger= und Bierſteuer ſowie die
Erhöhung der Umlagen auf dem Verordnungswege verfügt. Der ge=
plante
Proteſt des Gemeinderats konnte nicht zuſtande kommen, da die
Gemeindevertreter ſich in ihren Anſichten trotz lebhafter Debatte nicht
einigen konnten, und es bleibt deshalb bei den mun einmal durch das
Kreisamt verfügten Steuern.
Cd. Michelſtadt, 5. Jan. Zwangsweiſe Einführung der
Bürgerſteuer. Ein Neujahrsgeſchenk, das nicht gerade Freude
auslöſen wird, wurde den Michelſtädtern zuteil. Vom Kreisamt wurde
die Erhebung der Bürgerſteuer in Michelſtadt verfügt. In der vor=
letzten
Gemeindekatsſitzung war die Erhebung dieſer Steuer einſtimmig
abgelehnt worden, in der letzten dagegen war, um den erforderlichen
Betrag von zirka 14 000 RM. zuſammen zu bringen, von der bürger=
lichen
Fraktion des Gemeinderats der Vorſchlag gemacht worden, die
Bürgerſteuer einzuführen und den dann noch fehlenden Betrag durch
eine prozentuale Nacherhebung der Gemeindeſteuer aufzubringen. Die
ſozialdemokratiſche Fraktion verlangte, damit die beabſichtigte Senkung
der Realſteuern im Frühjahr (222) nicht ſo ſich im Etat auswirken
würde, eine prozentuale Erhöhung der Ausſchlagsſätze. Von bürger=
licher
Seite wurde dies abgelehnt, und wurde daraufhin von der ſozial=
demokratiſchen
Mehrheit der Antrag der bürgerlichen Fraktion nieder=
geſtimmt
. Mit denſelben Stimmen wurde ſodann eine Erhöhung der
Gemeindeſteuern um zirka 14000 RM. beſchloſſen. Nun iſt der Effekt
der, daß ſtatt nach dem bürgerlichen Vorſchlag 14000 RM. durch die
Einführung der Bürgerſteuer 22 000 RM. für das Rechnungsjahr 1930
noch aufgebracht werden müſſen.
Bensheim, 5. Jan. Auf dem Wege vom Schönberger Sportplatz
nach Auerbach wurden Nationalſozialiſten von Kommuniſten, die mit
Rüuppeln bewaffnet, plötzlich aus dem Wald hervorbrachen, überfallen.
Ls kam zu einer Schlägerei, bei der es mehrere Verletzte, darunter
Einen Schwerverletzten, gab. Drei Kriminalbeamte und mehrere Zivil=
Vehſonen kamen den überfallenen Nationalſozialiſten zu Hilfe. Nach
rzem Kampf mußten die Kommuniſten den Platz verlaſſen. Leider
Eam die Polizei, die von Beusheim herangezogen wurde, zu ſpät.
Hirſchhorn, 5. Jan. Waſſerſtand des Neckars, am
Pegel am 4. Januar 2,46 Meter, am 5. Januar 2,96 Meter.
2. Wimpfen, 5. Jan. Autozuſammenſtoß. In der Haupt=
ſtraße
unterhalb des Eiſenbahnviadukts, da, wo die Karl Ulrichſtraße
und die Offenauer Straße ſich in die Hauptſtraße vereinigen, ſtießen
Zivei Perſonenkraftwagen zuſammen. Der Zuſammenſtoß erfolgte des=
halb
, weil das eine Auto in der Kurve überholte; das auf der rechten
Straßenſeite fahrende Auto wurde dadurch rechts abgedrängt und fuhr
die Böſchung hinab. Unten angekommen, legte es ſich auf die rechte
Seite. Die drei Inſaſſen des Autos blieben unverletzt während an
dem Auto ein erheblicher Sachſchaden entſtanden iſt. Beide Parteien
konnten ſich über die Schuldfrage nicht einigen, weil jeder richtig ge=
fahren
ſein will, und dürfte daher dieſe Angelegehneit in nächſter Zeit
das Gericht beſchäftigen. Standesamt. Im Jahre 1930 wur=
den
beurkundet: Geburten 52, Heiraten 31 und Sterbefälle 29. Aus=
wärts
ſind geboren 2 Kinder; geſtorhen 11 Perfonen.

Von Wentzel Wilbrand.

(Auch wenn bekanntlich die Heſſiſche Landwirt=
ſchaftskammer
ſchon ſeit geraumer Zeit in der von
dem Verfaſſer vorgeſchlagenen Richtung arbeitet, hal=
ten
wir es doch im Intereſſe der Landwirtſchaft für
ſehr vorteilhaft, wenn dieſe Frage auch in breiteſter
Oeffentlichkeit verhandelt wird. D. Red.)
Es werden noch manche Jahre mühevoller Arbeit vorübergehen,
bis das für die deutſchen Agrarimportländer gültige Wort: Marketing
the other half of agricultur zur vollen Erkenntnis der deutſchen
landwirtſchaftlichen Erzeuger und der ihnen angeſchloſſenen Verarbei=
tungsbetrieben
geworden iſt. Zweifellos iſt ja für die Produktionslän=
der
, die infolge ihres Ueberſchuſſes an Agrarerzeugniſſen auf Ausfuhr
und Eroberung ausländiſcher Märkte angewieſen ſind, der Weg zu die=
ſer
Erkenntnis nicht ſehr lange geweſen. Dieſer Zwang, der in den in
Betracht kommenden Ländern von Regierungsſeite, teils bewußt, teils
unbewußt verſtärkt wurde, führte dann auch nach kurzer Zeit zu dem
Erfolg der Eroberung des deutſchen Marktes und zur Abdrängung
nicht konkurrenzfähiger deutſcher Erzeugniſſe.
Und wodurch war den Importländern dieſer beiſpielloſe Erfolg
möglich? Die ausländiſchen Waren ſtießen nach Krieg und Inflation
auf einen Markt, der infolge der Entwicklung der Verhältniſſe nicht
mehr in der Lage war, die erhöhten Nahrungsbedürfniſſe der deutſchen
Verbraucher zu befriedigen. Da in den Ausfuhrländern, dem amerika=
niſchen
Beiſpiel folgend, die Unterſuchung der Wünſche des Verbrau=
chers
primär und die Befriedigung dieſer Wünſche durch die Erzeugung
ſekundär waren und heute noch ſind, war es durch dieſe umgekehrte
Methode dem Import erleichtert, auf dem Markt aufnahmewillige Ver=
braucher
zu finden.
Welche Wege der beſſeren Vermarktung landwirtſchaftlicher Erzeug=
niſſe
hat man ſeither in Deutſchland eingeſchlagen, um die Abſatzſtockung,
fälfchlich oft als Abſatzkriſe bezeichnet, mit dem Erfolg der Abdrängung
ausländiſcher Agrarerzeugniſſe vom deutſchen Markt zu beheben? Zuerſt
war man an die Reorganiſation des deutſchen Genoſſenſchaftsweſens her=
angetreten
, unter beſonderer Berückſichtigung und Förderung der Ab=
ſatzgenoſſenſchaften
. Es folgten Einrichtungen, wie das Reichskura=
torium
für Wirtſchaftlichkeit, das Inſtitut für Konjunkturforſchung, die
Reichsforſchungsſtelle für landwirtſchaftliches Marktweſen und das preu=
ßiſche
Inſtitut für Marktforſchung in Berlin. An Hochſchulen wurden
Vorleſungen über landwirtſchaftliche Marktfragen gehalten und von
hier aus wurde fruchtbare Vorarbeit geleiſtet zur Löſung der wichtig=
ſten
Reorganiſationsfragen des deutſchen Agrarmarktes. Die letzte
große Maßnahme iſt der Entwurf zum Handelsklaſſengeſetz. An die
ſchwierigſte Frage, deren Löſung als das Fundament für den ganzen
Aufgabenkomplex zu bezeichnen iſt, iſt man erſt ſeit einem halben Jahre
mit Erfolg herangetreten: An die Erforſchung und Erkennung der
Marktſtruktur der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe in den einzelnen
deutſchen Wirtſchaftsgebieten.
In mancherlei Beziehung dürfte nun das Rhein=Main= Wirtſchafts=
gebiet
in der Löſung dieſer Fragen eine bevorzugte Stellung einneh=
men
. Zuerſt ſei hier die günſtige Verkehrslage und die hohe Zahl grö=
ßerer
Städte angeführt, ferner die günſtigen klimatiſchen Verhältniſſe
dieſes Gebietes. Verkehr und Handel ſchufen die ausgedehnten Waren=
umſchlagsanlagen
in Frankfurt und in Verbindung damit die allen
Anforderungen der Neuzeit entſprechende Großmarkthalle. Die klima=
tiſche
Lage und die durch die Bevölkerungsdichte bedingte Nachfrage
machten den landwirtſchaftlichen Anbau von Gartenerzeugniſſen lohnend
und ließen vorbildliche Verſteigerungsanlagen, wie die von Heidesheim
und Finthen, erſtehen. Da nun der Volksſtaat Heſſen den größten Flä=
chen
= und Verkehrsachſenanteil an dieſem Wirtſchaftsgebiet hat, fällt
ihm auch die Hauptaufgabe in der Bearbeitung der Marktfragen in
dieſem Teil des Reiches zu.
Welche Verhältniſſe nun augenblicklich noch den Abſatz unſerer
heſſiſchen Agrarerzeugniſſe erſchweren und damit einen weiteren Anbau
und Ausbau für den Erzeuger in Frage ſtellen, ſei durch folgendes Bei=
ſpiel
kurz beleuchtet.
Die heſſiſche Produktion von Obſt und Gemüſe beläuft ſich im Jahr
auf etwa 800 000 Doppelzentner. Groß=Frankfurt läßt an ſeinen ver=
ſchiedenen
Bahnhöfen im Laufe des Jahres zirka 700800 000 Doppel=
zentner
anlaufen, von denen ein Viertel nur per Bahn umgeſchlagen
wird, ein Viertel zur Konſumdeckung der Frankfurter Bevölkerung ge=

braucht wird und zwei Viertel per Auto= und Pferdeachſe in der Um=
gebung
von Frankfurt im Bereich des 50 Km.=Radius verteilt werden.
Durch die Hände der Frankfurter Marktdirektion gehen allein 600 000
Doppelzentner. Hier haben wir alſo die Tatſache, daß, während der
Markt für heſſiſches Obſt und Gemüſe in ausreichendem Maße inmitten
des eigenen Wirtſchaftsgebietes liegt, die heſſiſchen Erzeugniſſe nachge=
wieſenermaßen
erſt einen Weg bis zu 1000 Km. zurücklegen müſſen, um
zu ihrem Verbraucher zu gelangen. Was beweiſt nun dieſe Tatſache?
Wohl in erſter Linie, daß unſere Erzeugniſſe nicht in der Lage ſind,
als gleichwertig an der Stelle der Auslandsprodukte zu treten und
dann, daß Handel und Verkehr wegen vorteilhafterer Abwicklung der
Geſchäfte bis jetzt ſich noch nicht entſchließen konnten, in großem Um=
fang
auf deutſches Angebot zurückzugreifen, geſchweige denn, es zu be=
vorzugen
. Das Handelsriſiko ſpielt eben bei dieſen Vorgängen eine
nicht zu unterſchätzende Rolle.
Sollte es denn nicht möglich ſein, dieſes Riſiko für Handel und
Verbraucher, gleich dem Auslandserzeuger, durch heimiſche Qualitäts=
erzeugung
auf ein Minimum herabzudrücken? Welche Anforderungen
an die Qualität in bezug auf Gartenerzeugniſſe von den Verbrauchern
geſtellt werden, dürfte an Hand der Beliebtheit ausländiſcher Waren
nicht ſchwer feſtzuſtellen ſein.
Was ſteht dann der Löſung der Abſatzſtockung im Wege, wenn
Handel und Verbraucher heimiſche Erzeugniſſe zur Verfügung ſtellen,
die als Standardprodukte gegenſeitig erſetzbar und mit Auslandserzeug=
niſſen
austauſchbar ſind? Handel und Verbraucher werden im Falle
der Gleichwertigkeit der Waren nicht ſo kurzſichtig ſein, heimiſchen Er=
zeugniſſen
nicht den Vorzug zu geben, da ja ein kaufkräftiger deutſcher
Erzeuger indirekt für ſie Umſatzerhöhung bedeutet. Man ſollte doch
nicht die Vorzüge verkennen, die der ausgedehnte Handel für unſer
Wirtſchaftsgebiet an der Nord=Süd= und Oſt=Weſt=Verkehrsachſe in der
alten Handelsſtadt Frankfurt konzentriert-für den landwirtſchaftlichen Er=
zeuger
hat. Alteingelaufene Handelsbeziehungen ermöglichen ihm den
Austauſch der Güter zwiſchen Ueberſchuß= und Bedarfsgebieten. Erfüllt
er allerdings nicht ſeine Aufgabe, indem er billigſter Vermittler zwi=
ſchen
Produzent und Konſument iſt, ſo darf er ſich nicht wundern, wennt
Erzeuger und Verbraucher ihn ausſchalten und zur Selbſthilfe greifen.
Ungehinderter Ausgleich der Kräfte iſt auch hier nur der Endvorteil
für die Allgemeinheit. Erkennt der Handel ſeine Aufgabe, daß er nichts
weiter als billigſter Gütervermittler zwiſchen Erzeuger und Verbrau=
cher
ſein ſoll, ſo wird der Landwirt auch bald wieder größeres Ver=
trauen
zu ihm bekommen und Schulter an Schulter mit ihm im Kampf
um den deutſchen Agrarmarkt ſtehen.
Welche Aufgaben harren nun der heſſiſchen Marktforſchung? Zuerſt
hat ſie die einzelnen Märkte auf ihre Spezialanforderungen zu unter=
ſuchen
und günſtigſtes Verkaufsquantum, beliebteſte Verpackung und
Preislage der einzelnen Güteſtaffeln feſtzuſtellen. Sie hat die Gründe
der Bevorzugung einzelner Erzeugniſſe feſtzuſtellen und die Kategorie
ihrer Verbraucher. Ferner, welche Faktoren die Konfunkturſchwankung
hervorrufen und auf welche Weiſe die Konfunkturkurven möglichſt aus=
zugleichen
ſind. Die jeweiligen Preiſe ſind zentral zu ſammeln und den
Organiſationen weiterzugeben. Der Bedarf der einzelnen Märkte iſt
feſtzuſtellen, ein Ueberangebot zu verhindern, und nötigenfalls zur Hal=
tung
des Mindeſtpreiſes ein vorſichtiges Füttern des Marktes vorzu=
nehmen
. Iſt die Struktur der Märkte erkannt, ſo iſt die Erzeugung zit
bearbeiten. Man wird wohl nicht umhin können, bis auf die örtliche
Produktion zurückzugehen, um ſich über die anfallende Ernte rechtzeitig
im klaren zu ſein. Erſt durch eine genaue Bearbeitung der Einzelheiten
kann man zu einem klaren Geſamtbild der Produktion kommen. Wie
weſentlich die rechtzeitige Erkennung der Marktverhältniſſe für Spezial=
produkte
iſt, dürften z. B. unſere Gurkenanbaugebiete ſchon am empfind=
lichſten
geſpürt haben. Im Zuſammenhang mit dieſen Fragen ſind auch
die Verkehrsverhältniſſe auf ihre Zweckmäßigkeit und beſtmöglichſte Aus=
nutzung
zu unterſuchen.
Iſt man erſt einmal an die Bearbeitung dieſer nur angedeuteten
Fragen herangetreten und hat man allenthalben die Notwendigkeit
einer gründlichen landwirtſchaftlichen Marktforſchung erkannt, ſo wird
die Zeit nicht fern ſein, in der unſer klimatiſch, bevölkerungs= und ver=
kehrspolitiſch
günſtiges Rhein=Main=Wirtſchaftsgebiet in der Erzielung
einer ventablen Landwirtſchaft die führende Rolle einnimmt, die ihm
als Brückengebiet zwiſchen nord= und ſüddeutſchem Bauerntum zukommt.

Gernsheim, 5. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 4. Januar 1,19 Meter, am 5. Januar 1,80 Meter.
Au. Groß=Gerau, 5. Jan. Schreinertagung in Groß=
Gerau. Der Landesverband Heſſiſcher Schreinermeiſter und ver=
wandter
Berufe beſchloß auf einer dieſer Tage in Frankfurt a. M. ſtatt=
gefundenen
Ausſchußſitzung, ſeine diesjährige Verbandstagung in Groß=
Gerau abzuhalten. Theater in Groß=Gerau. Das Heſſiſche
Künſtlertheater für Rhein und Main, Sitz Frankfurt a. M., veran=
ſtaltete
am Sonntag abend ſeine dritte Abonnementsvorſtellung in
Groß=Gerau, der wiederum ein guter Beſuch und ein voller Erfolg be=
ſchieden
war. Zur Aufführung gelangte das Luſtſpiel von Kotaieff:
Eine Schnur geht durchs Zimmer. Unfälle an unbewach=
ten
Bahnübergängen. Das Kreisamt Groß=Gerau weiſt darauf
hin, daß die Unfälle an unbewachten Bahnübergängen, insbeſondere bei
den elektriſchen Straßen= und Vorortbahnen, im Vergleich zu den Vor=
jahren
wiederum zugenommen haben. Die Unfälle ſind nahezu aus=
ſchließlich
auf Fahrläſſigkeit und Unaufmerkſamkeit von Kraftwagen=
und Kraftradführern zurückzuführen. Das Kreisamt weiſt deshalb er=
neut
auf die Gefahren, die beim Ueberſchreiten unbewachter Bahnüber=
gänge
durch Unaufmerkſamkeit entſtehen, hin.
a. Offenbach, 4 Jan. Reallehrer Tönges . Im 91. Le=
bensjahre
verſtarb hier Reallehrer Joh. Georg Tönges. In Friedberg
am 1. Mai 1840 geboren, verließ er 1859 das dortige Seminar und
wurde zunächſt drei Jahre lang Hauslehrer bei einer Familie im Mühl=
tal
bei Eberſtadt. Die erſte ſtaatliche Verwendung fand er in Rudlos
im Vogelsberg. Seit 1865 war er an der hieſigen Mädchenſchule, ſeit
1873 an der Realſchule tätig. Daneben war er noch an einer Privat=
ſchule
und an einer Handwerkerſchule beſchäftigt. Im Verein für Natur=
kunde
war er ein eifriges Mitglied und der eifrigſte Schmetterlings=
jäger
. Seine Schmetterlingsſammlung umfaßt 80 Kaſten, und ſie zählt
zu den beſten des Heſſenlandes. Der Verein ernannte ihn auch zu
ſeinem Ehrenmitglied. Seit 1903 lebte er im Ruheſtande. Die Feuer=
beſtattung
ſatnd nach ſeinem Wunſche in der Stille ſtatt.

Aus Mainz.
* Das Ergebnis des Mainzer Weihnachts=Preisausſchreibens.
186 450 Stimmzettel wurden eingeſandt. Vom Verein Mainzer Kauf=
leute
e. V. wird uns mitgeteilt: Das Ergebnis des Preisausſchreibens
wurde von Herrn Notar Dr. Bing am Samstag fertiggeſtellt. Aus
dem Protokoll geben wir bekannt: Es wurden insgeſamt 186 450
Stimmzettel eingeſandt. Der erſte Preis mit 1000 RM. fiel mit der
Löſung 186450 an Herrn Philipp Steeg, Hechtsheim; der zweite Preis
mit 500 RM. fiel mit der Löſung 186 453 an Herrn Dr. Norbert Schä=
fer
, Mainz, Stadthausſtraße 13; der dritte Preis mit 500 RM. fiel mit
der Löſung 186 444 an Herrn Theod. Knaus, Mainz, Weihergarten=
ſtraße
16.
Mainzer Polizeibericht. Ein Zimmermamn, der mit ſeiner
Frau durch die Klaraſtraße ging, wurde plötzlich nach einem Anruf:
Achtung! von mehreren Männern überfallen und geſchla=
gen
, ſo daß Mund und Naſe blutete. Die Täter ſind nicht bekannt.
Der Büroraum einer im Zollhafen befindlichen Fabrik iſt nachts
mit einem Nachſchlüſſel geöffnet worden. Der Täter, der
mit einem Stemmeiſen, das er in dem Büroraum vorfand, verſchiedene
Tiſchſchubladen aufbrach, hat ſämtliche Behältniſſe durchwühlt, jedoch
nichts geſtohlen. Offenbar hat er es nur auf Bargeld abgeſehen.
Zwei Männer wurden in der Ingelheim=Straße vor dem ehemaligen
Pionierheerespark mit 2 Handkarven, die mit Holz beladen waren, von
einer Polizeiſtreife betroffe:. Sie hatten die Abſicht,
das Holz, das von einer Baracke ſtammt, wetzufahren, mußten es aber
an Ort und Stelle zurückbringen. Ein Kaufmann erſtattete die
Anzeige, daß er beim Ueberſchreiten der Schuſterſtraße von einem
Radfahrer angefahren und zu Boden geworfen worden ſei. Der Rad=
fahrer
hat ſich um den Kaufmann, der kurze Zeit bewußtlos war, nicht
gekümmert und konnte auch nicht ermittelt werden.
Mainzer Tageskalender für Dienstag, den 6. Januar. Stadt=
theater
: 20 Uhr. Abonnement A. Der raſende Sperling. Komödie
von Paul Schurek. Preiſe 2 (0,505,50 RM.). Ende 22 Uhr. Thalia=
Theater: Tonfilm Die unvollkommene Ehe. Schiller=Lichtſpiele:
Tonfilm Eine Frau, die ſo goldig wie‟ Kötherhof=Lichtſpiele:
Tonfilm Zwei Menſchen Ufa=Palaſt: Tonfilm Stürme über
dem Montblanc, Staatstheater Wiesbaden. Großes Haus: Hänſel
und Gretel. Die Puppenfee‟ Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.15
Uhr. Kleines Haus: Das Konto X Anfang 20 Uhr, Ende nach
2 Uhr. Kurhaus Wiesboden: 11 Uhr: Frühkonzert am Kochbrun=
ven
. 16 and 20 Uhr: Konzert.

Zu der Mordkak an dem Photographen in Mainz.
Die polizeiliche Vernehmung des Täters. Seine Ueberführung
in das Landgerichtsgefängnis.
Am Montag vormittag gegen 10 Uhr wuvde der bisher in der Haft=
zelle
des Städtiſchen Krankenhauſes untergebrachte 23jährige Kaufmann
Elbing von hier, der den Photographen Metz erſtochen hat, in das
Polizeigebäude in der Kartäuſerſtraße gebracht und dort einem faſt
fünfſtündigen Verhör unterzogen. Der Vernehmung iſt zu entnehmen,
daß E. die Tat nicht beſtreitet, er will aber zur Zeit der Tat in einem
traumähnlichen Zuſtand geweſen ſein. Mit weinerlicher Stimme er=
zählte
er, daß er die erwähnten Briefe, die zu ſeiner Verhaftung führ=
ten
, ſchon am Vormittag der Tat geſchrieben habe, bevor er ſich in die
Wohnung des Ermordeten begeben habe. Ganz unbewußt habe er die
Mordwaffe zu ſich geſteckt. Erſt habe er ſich mit dem Erſtochenen unter=
halten
, dann habe er ihn umfaßt und auf ihn eingeſtochen; er will ſich
aber nur an einen Stich erinnern. Dann ſei er durch den Hof und
den Garten fortgelaufen. Nach der Tat traf er mit ſeiner Braut zu=
ſammen
, fuhr mit ihr nach Wiesbaden, wo ſie ſich in ein Reſtaurant
begaben. Dort haben ſie zu Abend gegeſſen und ſich dann getrennt.
Von der Tat hatte er nichts erzählt. Der Täter war bis vor kurzem
bei ſeinem Onkel angeſtellt, hatte aber vor einigen Tagen ohne erſicht=
lichen
Grund ſeine Stellung gekündigt. Nach der polizeilichen Veu=
nehmung
wurde E. dem Amtsgericht vorgeführt, das einen Haftbefehl
gegen ihn erließ. Es erfolgte dann die Ueberführung in das Land=
gerichtsgefängnis
.
* Worms, 5. Jan. Abſchiedsfeier für Gendarmerie=
Kommiſſar Reeg. Vollzählig wie eine Truppe, die ſich noch ein=
mal
um ihren ſcheidenden Führer verſammelt, um ihm ein letztes Lebe=
wohl
zu ſagen, ſo verſammelten ſich auch die Gendarmeriebeamten des
Kreiſes Worms im Feſthauſe der Stadt Worms, um ihrem ſcheidenden
Führer und Vorgeſetzten einen Abſchiedsabend mit anſchließender Feier
zu geben. Scheidet doch Kommiſſar Reeg mit Anfang dieſes Jabres
auf Grund der beſtehenden Geſetze nach einer langen arbeitsreichen
Tätigkeit aus dem Gendarmerie= bzw. Staatsdienſt. 40 Jahre lang bat
Gendarmerie=Kommiſſar Reeg nach vorausgegangener Militär= und
Polizeidienſtzeit, darunter 30 Jahre bei der heſſiſchen Gendarmerie,
Dienſt getan, zuletzt dreieinhalb Jahre als Bezirksführer des Gendar=
meriebezirkes
Worms. Jetzt iſt ihm der wohlverdiente Ruheſtand be=
ſchieden
. Gendarmerie=Kommiſſar Reeg war ein Vorgeſetzter,
der es verſtanden hat, nicht nur die dienſtlichen Intereſſen des
Gendarmeriedienſtes zu wahren, ſondern auch die außerdienſtlichen Be=
lange
der Beamten. Daß Kommiſſar Reeg auch ſo recht den Kontakt
zwiſchen der vorgeſetzten Dienſtſtelle, dem Kreisamt Worms und den
Gendarmerieſtationen bzw. Beamten wahren konnte, bewies das Er=
ſcheinen
der Herren Regierungsräte Jourdan, Bonhardt und Dr.
Straub vom Kreisamt Worms. Regierungsrat Jourdan hat in ſeiner
Abſchiedsrede zum Ausdruck gebracht, was Kommiſſar Reeg als Vor=
geſetzter
einerſeits, aber auch als Kollege andererſeits ſeinen Beamten
gegenüber war. Alles in allem iſt Kommiſſar Reeg ein pflichttreuer
Beamter und erfahrener Polizeipraktiker geweſen. Zu ſeinem Ruhme
muß geſagt werden, daß er ſeinen Kollegen gegenüber ein Freund und
Berater geweſen iſt, ſeiner ideellen Geſinnung nach ein treudeutſcher
Mann. Während ſeiner dreieinhalbjährigen Tätigkeit als Gendarmerie=
Kommiſſar im Kreiſe Worms, vor allem in dem letztvergangenen Jahre,
welches ſo große Anforderungen an die Gendarmeriebeamten geſtellt hat,
war Kommiſſar Reeg ſeinen Beamten ein Führer im wahrſten Sinne
des Wortes. Wenn Kommiſſar Reeg jetzt nun in den Ruheſtand tritt,
ſo kann man offen ſagen, er hat ihn wohlverdient, er hat ſeine Pflicht
getan und würde weiter noch Dienſt tun, wenn nicht Geſetze anderes
beſtimmten. Doch wird ſein Abſchied nicht gern geſehen. Dies hat der
Sprecher der Gendarmeriebeamten, Gendarmeriemeiſter Kaffenberger,
Pfeddersheim, zum Ausdruck gebracht, wenn er ſagte, wir hatten Ver=
trauen
zu unſrem Führer, wir bedauern, daß er uns für die Zukunft
entriſſen wird, die uns ſicherlich noch ſchwerere Kämpfe und Dienſt=
obliegenheiten
erleben laſſen wird. Zum Zeichen des Dankes wurde
dem Scheidenden ein Bild durch den Obmann der Gendarmeriegruppe
Worms. Gendarmeriemeiſter Falter=Oſthofen überreicht.
Wafferſtands=Nachrichten vom 5. Januar Rhein; Hüningen
1,84, Kehl 3.15, Maxau 5,18, Mannheim 4,76, Mainz 2,20, Bingen 3,32,
Caub 3,97, Köln 5,68 Meter. Main: Schweinfurt 2,78, Würzburg
2.70, Lohr 3,21, Steinheim 3.13, Hanau 3,29, Koſtheim (Staatspegel)
1,99, dito Waſſertiefe 4,00, dito Fahrtiefe 2,30 Meter Die Wehren
zwiſchen Frankfurt und Koſtheim wunden wegen ſtark ſteigendem Waſſer
Ketgg.

[ ][  ][ ]

Seite 8

Dienstag, den 6. Januar 1931

Nummer 6

Statt Karten.
Wir geben unsere Verlobung bekannt
Elisabeth Kreuder
Erwin Arras
Diplom-Handelslehrer
Hofheim
Januar 1931 Darmstadt
im Taunus
(6ts Groß Zmmern

Silberne Hochzeit.
Heute Dienstag, den 6. Januar begehen
die Eheleute Heinrich Heidmann
und Frau, Parkusſtraße 9, das Feſt
der Silbernen Hochzeit.
Glück auf zur Goldenen!
(621

Statt Karten.

Für die anläßlich unſerer Verlobung
erwieſenen Aufmerkſamkeiten danken
herzlig Reſel Wannenmacher
Karl Heck
7 Beſſungerſtr. 13
Beſſungerſtr. 53

Todes=Anzeige.
Statt beſonderer Anzeige.)
Am Sonntag abend entſchlief ſanft meine liebe, gute
Mutter und Schwiegermutter, unſere Großmutter
und Tante
Frau Kath. Pollhardt Wwe.
geb. Reitz
im 79. Lebensjahre.
Im Ramen der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Vollhardt.
Darmſtadt, Jahnſtr, 59, den 5. Januar 1931.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 7. Januar
nachmittags 3½ Uhr, auf dem alten Friedhof, Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.
(665

Todes=Anzeige.
Nach kurzem, ſchwerem, mit großer Ge=
duld
getragenem Leiden verſchied heute
meine treue Gattin, unſere liebe Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter und Tante
Frau
Mind Mütte Sinter
geb. Gattler
in faſt vollendetem 77. Lebensjahre.
Johann Wilhelm Bitter
gen. Balſer
Kinder und Enkelkinder.
Darmſiadt, den 4. Januar 1931.
Die Beerdigung findet in aller Stille ſiatt.
Von Beileidsbeſuchen wolle man bitte Ab=
ſiand
nehmen.

Todes=Anzeige.
Nach qualvollen Leiden erlöſie Gott der Herr
im 74. Tebensjahr meinen lieben Mann,
unſeren herzensguten Vater, Schwiegervater
und Onkel
Georg Herth
Eiſenb.=Amtsobergehilfe i. A.
In tieter Trauer:
Katharina Herth Wwe.
Ludwig Herth
Idn Herth=Bodmer.
Darmſtadt, Schaffhauſen, den 4. Jan 1931.
Die Beerdigung findet auf Wunſch des Entſchlafenen
in aller Stille ſiatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.

Dankſagung.

Herzlichen Dank allen denen, die bei dem Heim=
gange
unſeres lieben Entſchlafenen ihm das
letzte Geleit gegeben, ſowie Allen, die durch
Beileidsbezeugungen und Kranzipenden uns
ihre Teilnahme bewieſen. Wir danken ferner
den Vereinen für ihre Ehrungen am Grabe,
ſowie Herrn Pfarrer Berck für ſeinen ſchönen
Nachruf. Innigen Dank dem Altkriegspeteran
Herrn Ewald für ſeine herzlichen Worte, die
er bei der Einverleibung der Kriegerfahne in
das Grab des Verewigten geſprochen hat.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Geurg Schenkel und Fran Margarethe,
geb. Hein
Friedrich Lorenz und Fran Elifabeth,
geb. Hein
Georg Hein und Frau Ottilie,
geb. Dittmar.
Roßdorf, Darmſtadt, den 5. Januar 1931. 630

Tieferſchüttert geben wir hierdurch das am 3. ds. Mts, plötzlich
erfolgte Hinſcheiden unſeres Vorſtandsmitgliedes

bekannt.
Der Verſtorbene gehörte dem Vorſtand unſerer Kaſſe jahrzehnte=
lang
an und hat ſich jederzeit mit großer Hingabe an den ſozialen
Beſtrebungen der Kaſſe beteiligt.
Seine Verdienſte um die Entwicklung der Kaſſe ſowie ſeine
hervorragenden perſönlichen Eigenſchaften werden bei uns unver=
geſſen
bleiben.
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für Handlungsgehilfen u. =Lehrlinge

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Allen denſenigen, die meinem ver=
ſtorbenen
Manne die letzte Ehre er=
wieſen
, ſowie denſenigen die durch
Blumenſpenden und Worte des
Gedenkens ihre Anteilnahme be=
lundeten
, ſage ich auf dieſem Wege
meinen herzlichſten Dank.
Darmſtadt den 3. Januar 1931.
Frau Emma Kliffmüller Vwe
geb. Stumpf (649

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Allen denen, die uns beim Heimgang
unſeres geliebten Entſchlafenen aufrichtige
Teilnahme bezeugten, ſagen wir innigſien
Dank.
Im Namen der
tieftrauernden Hinterbliebenen:
Margarethe Peger, geb. Roos

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Darmſiadt, den 3. Januar 1931.

618

Für die uns beim Heimgang unſerer
lieben Entſchlafenen erwieſene Teil=
nahme
danken wir herzlichſit.
Familie Ludwig Dietz.
Rhönring 60.

Dankſagung.
All denen, die uns beim Heimgange unſeres
teuren Entſchlafenen in ſo wohliuender
Weiſe ihre Anteilnahme erwieſen haben,
herzlichen Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Barbara Bätz, geb. Kempf.

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Nummer 6

Dienstag, den 6. Januar 7931

Seite 9

*Die Liebeefreindung unſerer wiſſenſchaftlichen Sprache
Me iie witchafntchen gaigen.

Von Dr. Karl Bergmann.

Mit dem Ausdruck Ueberfremdung bediene ich mich eines
Wortes, das erſt ſeit ganz kurzer Zeit in den deutſchen Sprach=
ſchatz
Eingang gefunden hat. Es bezeichnet den ungeſunden und
höchſt bedenklichen Zuſtand, wie er in der Nachkriegszeit durch
das übermäßige Einſtrömen fremden Kapitals in unſere Wirt=
ſchaft
entſtanden iſt. Ich wende dieſen zunächſt rein volkswirt=
ſchaftlichen
Ausdruck auf die wiſſenſchaftliche Sprache an, da auch
hier ein Einſtrömen fremden Sprachguts in einem Maße ſtatt=
findet
, das ebenfalls auf die Dauer nicht ohne verhängnisvolle
Folgen bleiben kann. Es handelt ſich alſo bei meinen Aus=
führungen
nicht um die übliche Fremdwörterei, deren wir uns
ja faſt alle mehr oder weniger ſchuldig machen, ſondern um
jenes Uebermaß fremdſprachlichen Einfluſſes, das gerade
auf dem Gebiete wiſſenſchaftlicher Veröffentlichungen feſtgeſtellt
werden muß.
Es könnte nun ſcheinen, als ob die Frage der Ueberfrem=
dung
der wiſſenſchaftlichen Sprache doch ſchließlich nur eine
Frage der wiſſenſchaftlichen Kreiſe ſelbſt, nicht eine ſolche der
Allgemeinheit wäre. Dem iſt aber nicht ſo. Die Wiſſenſchaft
geht heute in ihrem Wirkungsbereich weit über ihre eigenen
Grenzen hinaus. Solange die Ergebniſſe wiſſenſchaftlicher
Forſchung im engſten Fachkreiſe der Forſcher ſelbſt bleiben, rich=
tet
die ſprachliche Ueberfremdung keinen Schaden an. Die Ent=
wicklung
unſeres kulturellen Lebens hat es aber mit ſich ge=
bracht
, daß ſich heute auch Laien mit wiſſenſchaftlichen For=
ſchungsergebniſſen
befaſſen, ſei es freiwillig aus einem inneren
Triebe heraus zur Bereicherung ihres inneren Weſens, ſei es
aus beruflichem Zwange. Da iſt es nun doch durchaus nicht
gleichgültig, in welcher ſprachlichen Form die Forſchungsergeb=
niſſe
niedergelegt werden, ob dieſe Form auch dem Nichtfach=
gelehrten
verſtändlich iſt. Die Forderung nach einer dem Leſer=
kreis
ſich anpaſſenden Sprache muß alſo überall dann erhoben
werden, wenn die Fachgelehrten ſich an ein Publikum wenden,
bei dem die Vorausſetzungen für das Verſtändnis einer ver=
fremdeten
Sprache nicht oder nur unvollkommen gegeben ſind.
Wird dieſe Forderung nicht erfüllt, dann ſind neben den kul=
turellen
Gefahren auch wirtſchaftliche Nachteile unausbleiblich.
Können aber tatſächlich aus einer ſprachlichen Ueberfrem=
dung
wirtſchaftliche Nachteile ſich ergeben? Der Verfaſſer wohnte
im März 1930 der großen Reichskundgebung bei, die aus An=
laß
des Tages des Buches im Feſtſaal des Leipziger Neuen
Rathauſes veranſtaltet worden war. Hervorragende Vertreter
des Schrifttums, der Politik, der Wirtſchaft und der Wiſſenſchaft
ergriffen das Wort, u. a. der preußiſche Miniſter Severing, der
Reichstagsabgeordnete v. Kardorff der Dichter Frank Thieß,
der Leipziger Univerſitätsprofeſſor Theodor Liſt. Sie alle ſpra=
chen
über die Gefahren, die aus der Gleichgültigkeit, ja man
möchte manchmal faſt ſagen aus der Feindſchaft weiter Kreiſe
dem Buche gegenüber zu entſtehen drohen und wie ihnen zu be=
gegnen
ſei. Auch der durch den Rückgang der Leſerzahl beding=
ten
wirtſchaftlichen Nachteile wurde gedacht, ferner der Urſachen
der Buchkriſe, die man in der wirtſchaftlichen Not gerade der
geiſtig eingeſtellten Kreiſe, in der Ausübung des Sports, der
Verbreitung des Rundfunks uſw. erblickt. Keiner der Redner
aber dachte daran, die Entfremdung vom Buche auch einmal auf
ſprachliche Urſachen zurückzuführen. Das ſprachliche Gewand
eines Buches iſt aber für ſeinen Abſatz durchaus nicht gleich=
gültig
. Ich weiſe ja auch jede andere Ware zurück, wenn ich
mir ſagen muß, daß ſie den Anforderungen, die ich an ihre Ver=
wendbarkeit
ſtelle, nicht genügt. Was tue ich aber mit einem
Buche, das mir gewiß Wertvolles zu ſagen hätte, das mir jedoch
ſeinen wertvollen Inhalt durch ſeine unverſtändliche, weil über=
fremdete
Sprache verbirgt? Und ſelbſt wenn ich mir das Buch
erwerbe, kann ich es dann mit gutem Gewiſſen weiter empfeh=
len
, nachdem ich mich perſönlich von ſeiner ſprachlichen Unzu=
länglichkeit
überzeugt habe? So wird der Abſatz des Buches
beeinträchtigt, ja, was ſich wirtſchaftlich noch viel verhängnis=
voller
auswirken muß als der ſtockende Abſatz des einzelnen
Buches, das iſt eine allgemeine Buchmüdigkeit, der auch Ver=
öffentlichungen
, die von dem Vorwurf der Ueberfremdung frei=
zuſprechen
ſind, zum Opfer fallen.
Ich erwähne in dieſem Zuſammenhang die Stimme eines
Auslandsdeutſchen, der ſich über die ſprachliche Form
vieler deutſcher Bücher beſchwert und der die bittere Bemer=
kung
macht, daß die ſprachliche Unbildung vieler deutſcher
Bücherverfaſſer es ſo weit gebracht habe, daß man nach dem
Leſen einer ſolchen Miſchung das Bedürfnis empfindet, ein
ruſſiſches oder franzöſiſches Buch aufzuſchlagen und dort Er=
quickung
in ſchöner, reiner, denk= und ſprachgemäßer Form zu
finden. Solche Aeußerungen ſollte man nicht unterſchätzen. Der
das geſchrieben hat, iſt nicht etwa ein fanatiſcher Gegner des
Fremdwortes, es iſt ein Mann, der durch langen Aufenthalt im
Ausland ſeinen Blick für deutſche Belange geſchärft hat. Man
wird nicht behaupten können, daß die Ablehnung des deutſchen
Buches durch Auslandsdeutſche eine Stärkuny des Auslands=
deutſchtums
bedeutet. Die Pflege der geiſtigen Beziehungen
zwiſchen Mutterland und Auslandsdeutſchen iſt die Voraus=
ſetzung
für die Erhaltung des Deutſchtums in der Fremde. Die
Kenntnis des deutſchen Schrifttums, wie ſie durch das deutſ=he
Buch, die deutſche Zeitung, die deutſche Zeitſchrift vermittelt
wird, iſt auch heute noch das Hauptmittel, dieſe geiſtigen Bande
zu ſtärken und den Auslandsdeutſchen ihre Mutterſprache zu er=
halten
. Zu allen Zeiten aber iſt Sprache und Volksgeſinnung
unauflöslich miteinander verknüpft. Auf die Auslandsdeutſchen
angewandt, bedeutet das: wer ſeiner deutſchen Mutterſprache
verluſtig geht, der geht auch allmählich ſeiner deutſchen Ge=
ſinnung
verluſtig. Wer aber ſeiner deutſchen Geſinnung untreu
wird, verliert auch die wirtſchaftlichen Beziehungen zum Mutter=
land
. Welch ein Schaden das aber für die deutſche Volkswsirt=
ſchaft
ſein muß und wie anderſeits die Erhaltung der in der
deutſchen Sprache verwurzelten deutſchen Geſinnung für den
Abſatz deutſcher Erzeugniſſe bei den Auslandsdeutſchen von
größter Bedeutung iſt, das hat vor einigen Jahren Staats=
miniſter
Dr. Boelitz auf Grund eigner Anſchauung in ſeinem
Vortrag gelegentlich der Darmſtädter Tagung der deutſchen
Auslandslehrer ſeinen Zuhörern aufs eindringlichſte dargelegt.

Wir ſehen, wie es nicht gleichgültig iſt, in welchem ſprachlichen
Gewand, das deutſche Buch dem Auslandsdeutſchen begegnet
und welche Verantwortung unſere deutſchen Bücherſchreiber auch
dem Auslandsdeutſchtum gegenüber haben.
Was nun die wirtſchaftlichen Nachteile betrifft, die dem
deutſchen Inlande als Folgen der durch die ſprachliche Ueber=
fremdung
mit verſchuldeten Ablehnung des Buches erwachſen,
ſo denke man nur an all die Gewerbe, die mit der Herſtellung
des Buches zu tun haben, von der Papierinduſtrie angefangen
über das Buchdruckerei= und Buchbindereigewerbe bis zum Ver=
leger
und Sortimenter. Sie alle leiden unter dem ſtockenden
Abſatz des Buches, der ganz unvermeidlich iſt, weil es vom
Standpunkt des Käufers unwirtſchaftlich gedacht wäre, für eine
Ware und das Buch iſt volkswirtſchaftlich betrachtet auch eine
Ware Geld auszugeben, wenn dieſe Ware nicht ausge wertet
werden kann. Mit der Entfremdung vom Buche wird natürlich
auch der inneren Bereicherung des Menſchen ein ſchwerer Scha=
den
zugefügt. Welchen Segen könnten z. B. gerade in unſerer
Zeit der ſeeliſchen Zerriſſenheit weltanſchauliche Bücher ſtiften,
wenn ihre oft ſo unverſtändliche Sprache die Leſer nicht ab=
ſchreckte
!
Nun gibt es aber Tauſende, die durch ihren Beruf einfach
gezwungen ſind, ſich mit ſolchen überfremdeten Büchern zu be=
ſchäftigen
. Ich denke dabei an alle diejenigen, die ſich in ihrem
Berufe weiterbilden müſſen, wenn ſie nicht ins Hintertreffen
geraten wollen. Ich denke an die Tauſende von Studierenden,
die ohne eine gründliche Beſchäftigung mit ihrer Fachliteratur
auf der Strecke liegen bleiben werden. Welcher Anſtrengung
bedarf es häufig für dieſe jungen Leute, durch die ſprachliche
Form zum Inhalt durchzudringen, welche Nervenkraft koſtet
dieſe mühſame Arbeit und welcher Raubbau wird dadurch an
der Geſundheit der Jugend getrieben. Und noch eins: wie wird
die Dauer des Studiums verlängert! Die Heilkunde wäre viel
leichter, wenn es nicht ſo viele Profeſſoren gäbe und andere
Menſchen, die fortgeſetzt neue Fremdwörter erfinden, ſagt der
berühmte Arzt und Berliner Univerſitätsprofeſſor Auguſt Bier,
einer der führenden Chirurgen der Gegenwart. Was hier von
der Medizin geſagt wird, gilt auch von den anderen Wiſſen=
ſchaften
. Die heutige pädagogiſche Literatur z. B. iſt zum Teil
derart ſprachlich überfremdet, daß ihre Durcharbeitung häufig
ein Ding der Unmöglichkeit iſt.
Die Ueberfremdung des wiſſenſchaftlichen Schrifttums wird
ſich in dem Maße um ſo verhängnisvoller auswirken, als ſich
die Grundlagen unſerer Bildung verſchieben. Es
kann gar nicht eindringlich genug betont werden und es wird
viel zu ſehr überſehen, daß dieſe Grundlagen ſich erſt ganz all=
mählich
, dann aber in immer ſchärferem Tempo derart ver=
ändert
haben, daß wir heute vor einem neuen Kulturabſchnitt
ſtehen, weil die führenden Schichten in Zukunft überwiegend
den Realanſtalten entſtammen werden. Die folgenden Zahlen
zeigen dieſen Wandel in grellſtem Licht. Im Jahre 1896 betrug
die Zahl der Gymnaſialabiturienten 81,8 Prozent der Geſamt=
zahl
der Reifeprüflinge: 1910 ſank ſie auf 69,8 Prozent, 1920 auf
49,6 Prozent und 1930 ſogar auf 30,9 Prozent! Gleichzeitig ſtieg die
Zahl der Realgymnaſialabiturienten von 15 Prozent im Jahre
1896 auf 36,6 Prozent im Jahre 1930 und die Zahl der Ober=
realſchulabiturienten
innerhalb des gleichen Zeitraums von
3,3 Prozent auf 28,3 Prozent. Ueberblicken wir die Verhält=
niſſe
in der Nachkriegszeit (ſeit 1923), ſo hat ſich der Anteil der
Gymnaſien an der Geſamtzahl der Abiturienten um genau 20
Prozent verringert, in erſter Linie zu Gunſten der Oberreal=
ſchulen
, deren Anteil in der gleichen Zeit um 9,7 Prozent ge=
ſtiegen
iſt. Seit 1896 iſt eine radikale Umſchichtung vor ſich ge=
gangen
. Das Gymnaſium hat ſeine Vormachtſtellung verloren.
Man mag den Rückgang des Gymnaſiums bedauern oder nicht,
jedenfalls müſſen wir mit der Tatſache rechnen, daß in Zukunft
die führenden Schichten des Volkes zu einem ganz erheblichen
Teil den Realanſtalten entſtammen werden, die, wie das Real=
gymnaſium
, nur Latein als Pflichtfach kennen, oder, wie die
Oberrealſchule, überhaupt keine alten Sprachen, höchſtens das
Latein als Wahlfach, lehren. Es liegt auf der Hand, daß auf
Realanſtalten vorgebildete Studierende einen nicht unbeträcht=
lichen
Teil ihrer Zeit allein auf die Bewältigung der ſprachlichen
Schwierigkeiten verwenden müſſen, die ſich ihnen beim Studium
ihrer mit lateiniſchen und griechiſchen Wörtern überfremdete
Fachliteratur entgegenſtellen. Dieſe Einbuße an Zeit muß aber
wieder wettgemacht werden, entweder durch eine in unſere Not=
zeit
vom wirtſchaftlichen Standpunkt aus recht bedenklich er=
ſcheinende
Verlängerung der Studiendauer oder durch eine 1
Ueberanſtrengung des Studierenden, die aber wieder häufig nicht
ohne geſundheitliche Schädigung bleiben könnte und nicht zuletzt
auch die Gründlichkeit des Studiums beeinträchtigen müßte.
Es gibt Gelehrte, die die Ueberfremdung der wiſſenſchaft=
lichen
Sprache als unvermeidlich betrachten. Sie begründen ihre
Anſicht mit der Behauptung, viele Begriffe ließen ſich in der
deutſchen Sprache nicht mit einem geeigneten Worte wieder=
geben
. Dieſe Meinung iſt richtig, wenn man ſie nur für den
heute vorhandenen deutſchen Wortſchatz ausſpricht, ſie iſt aber
falſch, wenn man ſie für die deutſche Sprache überhaupt gelten
läßt. Mit anderen Worten: die deutſche Sprache iſt durchaus
imſtande, ihren für die heutige Zeit mit ihren unendlich ver=
wickelten
Kulturverhältniſſen nicht mehr genügenden Wortſchatz
aus ſich ſelbſt heraus zu bereichern, zu erweitern, auszugeſtalten.
Sie muß nur alle Wortbildungmöglichkeiten, die gerade das
Deutſche in ſo unendlich reichen Maße beſitzt und um die uns
ſprachkundige Ausländer ſo ſehr beneiden, auch wirklich aus=
nutzen
. Es iſt das Verdienſt des Chemikers und Sprach=
forſchers
Theodor Steche, in ſeinem Buche: Neue Wege zu
reinem Deutſch dieſe Wortbildungsmöglichkeiten in aller Aus=
führlichkeit
dargelegt zu haben. Aber ſelbſt wenn es auf dieſe
Weiſe gelänge der Wiſſenſchaft einen rein deutſchen Wortſchatz
ſür alle ihre Bedürfniſſe zur Verfügung zu ſtellen, ſo würden
doch nicht wenige Gelehrte für das Fremdwort eintreten. Sie
begründen ihre Stellung mit der ſogenannten Weltverſtändlich=
keit
des Fremdworts und glauben durch den Gebrauch mög=

*
MAtut Mocnts Prugogit.
Von Geoswald Bayer.
(Nachdruck verboten.)
Einer der bedeutendſten tſchechiſchen Künſtler der Gegen=
wart
, der Komponiſt und (zuletzt) Direktor, des ſlowakiſchen
Nationaltheaters in Preßburg, Oskar Nedbal, iſt unter Um=
ſtänden
aus dem Leben geſchieden, deren Tragik erſt jetzt, mehr
als eine Woche nach ſeinem Tode, ſo völlig geklärt erſcheint, daß
ſie in nüchterner Tatſachenwiedergabe verzeichnet ſeien. Nedbal,
der Tſcheche, iſt als Opfer eines überhitzten tſchechiſchen Natio=
nalismus
gefallen, jenes bis zum Exzeß verſtiegenen nationalen
Dünkels der Tſchechen, von dem der Welt, immer wieder die
Kunde vermittelt wird, weil es in ſeiner Entflammung ſich über
alle Geſetze der Vernunft erhebt. Der Rummel gegen den deut=
ſchen
Tonfilm in Prag iſt dieſer mit chauviniſtiſchen Schlag=
wörtern
überſättigten Prager Atmoſphäre gleichermaßen zu dan=
ken
wie die Sucht, der tſchechifchen Kunſt und Wiſſenſchaft eine
internationale Stellung zu erobern, für die bisher die nötigen
Vorausſetzungen nicht gegeben erſcheinen. (Es iſt ſeit Jahren
der Wunſch der Tſchechen, daß einer ihrer Dichter für die Ver=
leihung
des Nobelpreiſes vorgeſchlagen werde; aber die Kreiſe,
die darüber zu entſcheiden haben, waren bisher einſichtig genug,
dieſe Aktion nicht zu ſtützen, weil ſie ein blamables Ende ſolcher
Beſtrebungen vorausſahen.) Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ein
in ſolchen Formen national erzogenes Volk immer darauf be=
dacht
iſt, daß auch ſeine Künſtler und Gelehrten in allererſter
Reihe fanatiſche Tſchechen und dann erſt Künſtler oder Gelehrte
zu ſein haben.
Nun, Oskar Nedbal war ein Künſtler, deſſen Ruf weit über
die Grenzen ſeiner tſchechiſchen Heimat hinausgegangen iſt. Aber
er hat nicht vergeſſen, daß es der öſterreichiſche, daß es der
Wiener Boden geweſen iſt, auf dem ſein Können ſich zu inter=
nationaler
Geltung durchringen konnte. Er war auch in Oeſter=
reich
ein Tſcheche geblieben, blieb es auch, als man ihn zum
Leiter des Wiener Tonkünſtler=Orcheſters berief, aber er war nicht
der fanatiſche deutſchfeindliche Tſcheche unrühmlichen Prager
Formats; er war der öſterreichiſche Böhm, wie er faſt bis
zum Kriegsende in den öſterreichiſchen Miniſterien in der Per=
ſon
jedes dritten Hofrates und in jedem Amtsdiener angetroffen
werden konnte. Niemals hat Nedbal ein einwandfreies Schrift=
deutſch
geſprochen: ſeine Ausdrucksweiſe war ein ſeltſames Ge=
miſch
von Wiener Dialekt und Kuchelböhmiſch‟. Die lang=
jährige
Tätigkeit in Wien, der Stadt der Lieder und nationalen
Duldſamkeit, hat den Künſtler Nedbal heranreifen laſſen. Als
er nach dem Umſturz auf Drängen ſeiner Landsleute nach Prag
zurückkehrte, ſah er ſich unvermittelt vor die Aufgabe geſtellt, ſein
Künſtlertum zu verpolitiſieren, d. h. die tſchechiſche Oeffentlichkeit
reklamierte den innerlich wahrſcheinlich längft zum Oeſterreicher
gewordenen Komponiſten Nedbal als Repräſentant junger, be=
tont
tſchechiſcher Kunſt für ſich. Es kam anders. Schon nach
kurzem Wirken in Prag erhoben ſich Stimmen gegen den Künſt=
ler
, die ihm vorwarfen, er ſei nicht tſchechiſch genug; man ver=
übelte
ihm Gaſtſpiele in deutſchen und öſterreichiſchen Kurorten
und warf ihm, da er für dieſe Vorhaltungen kein Verſtändnis
zeigte, wo immer es anging, Prügel vor die Füße. Die kleinen
tſchechiſchen Komponiſten und Muſiker, denen ſelbſt die Weltgel=
tung
Nedbals verſagt blieb, ſorgten dafür, daß die chauviniſtiſchen
Fanfaren gegen den Oeſterreicher nicht verſtummten und ſo
atmete Nedbal endlich auf, als ihm das Angebot unterbreitet
wurde, als Direktor das ſlowakiſche Nationaltheater in Preß=
burg
zu übernehmen.
Die Erwartungen indes, die er für die Zukunft auf dieſer
Baſis gehegt hatte, haben ſich nicht erfüllt; ſie konnten ſich des=
halb
nicht erfüllen, weil die ſlowakiſche Bühne in Preßburg ſelbſt
ein von allem Beginn an dem Untergang geweihtes Unterneh=
men
iſt. Die ſlowakiſche Bevölkerung Preßburgs wurde wohl
nach dem Umſturz künſtlich auf eine höhere Ziffer hinaufge=
ſchraubt
, aber ſie blieb dennoch zu gering, um das mit hohen Be=
triebskoſten
belaſtete Theater auch nur zur Hälfte zu füllen. Ned=
bal
geriet in ſchwere materielle Sorgen, die er früher nicht ge=
kannt
hatte und zugleich ſetzte gegen ihn ein erbärmliches
Keſſeltreiben in den Kreiſen jener tſchechiſchen Chauviniſten ein,
die als Urſache des Verfalls der ſlowakiſchen Bühne das öſter=
reichiſche
Bekenntnis des Komponiſten hinzuftellen, uicht müde
wurden; nicht ein nationaler Tſcheche oder Slowake ſtehe dem
Preßburger Theater vor, ſondern ein . . . Oeſterreicher, behaup=
teten
ſie. Einen Oeſterreicher aber würde das ſlowakiſche Volk
nicht unterſtützen".
Die Widerwärtigkeiten, mit denen Nedbal in Preßburg zu
kämpfen hatte, häuften ſich, die finanziellen Schwierigkeiten
nahmen zu, die Sorgen wurden drückender mit jeder Woche.
Der Künſtler, der niemals Materialiſt geweſen iſt, der in poli=
tiſchen
Dingen ein Kind war und nicht faſſen konnte, daß ſeine
dankbare Erinnerung an Oeſterreich ihn in den Augen vieler
Landsleute als nicht vollwertigen Tſchechen erſcheinen ließ,
vermochte die andauernden Attentate auf ſeine Nerven nicht
mehr länger zu ertragen. Deshalb tat er in Agram den
Srpung in die tödliche Tiefe, dahin, wo es keinen bis zum
Wahnwitz geſteigerten Dünkel gibt, für den bedauerlicherweiſe
immer noch der Begriff des Nationalismus herhalten muß!

lichſt zahlreicher ſcheinbar internationaler Wörter dem Aus=
länder
den Weg zum deutſchen Buch und damit zum deutſchen
Geiſtesleben zu erleichtern. Aber dieſe Weltverſtändlichkeit iſt
ein Irrtum. Der Hamburger Kaufmann und hervorragende
Sprachenkenner Wilhelm Eitzen hat in ſeinem 1929 erſchienenen
Buche: Der Irrgarten der Sprachen. Gefährliche Fremdwörter,
Mißverſtändniſſe und Entgleiſungen unter Anführung von
Hunderten von Beiſpielen auf dieſen Irrtum hingewieſen. Und
ſelbſt wenn es eine ſolche Weltverſtändlichkeit gäbe: iſt es wirk=
lich
zu billigen, daß die Erzeugniſſe unſeres geiſtigen Schaffens
mit Rückſicht auf das Ausland ihre ſprachliche Form erhalten
und nicht zunächſt mit Rückſicht auf die deutſchen Volksgenoſſen
ſelbſt? Iſt es nicht ein unerträglicher Zuſtand, daß ſo viele
von Deutſchen verfaßte Bücher von deutſchen Leſern nicht mehr
ohne die Hilfe eines Fremdwörterbuches verſtanden werden
können? Henry Ford ſtellte einmal als volkswirtſchaftlichen
Grundſatz auf, daß der inländiſche Markt in ſeiner Bedeutung
dem ausländiſchen voranzugehen habe. Sollte das, was Ford
von wirtſchaftlichen Erzeugniſſen ſagt, nicht auf von den geiſtigen
gelten, zumal wenn die Umkehrung des Grundſatzes nicht zu
unterſchätzende wirtſchaftliche Nachteile hervorruft?

Zwangsverſteigerung.
Termin: 13. Januar 1931, nachmittags ½4 Uhr, im
Sitzungsſaal Zimmer 219 des Neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 6, Blatt 96:
Flur 34, Nr. 63, Acker rechts der Windmühle, 2021 gm.
Schätzung 4500 RM.,
Flur 34, Nr. 274, Acker über der Pallaswieſe, 1426 qm,
Schätzung 2000 RM.
Eigentümer: 1. Katharina, geb. Petri, Ehefrau von
Georg Becker, 2. Fahrburſche Wilhelm Petri, 3. Anna
Barbara, geb. Peiri, Ehefrau von Schmiedemeiſter
Heinrich Heil in Darmſtadt, zu je einem Drittel.
Die Verſteigerung erfolgt zwecks Aufhebung der Ge=
meinſchaft
.

Darmſtadt, den 18. Auguſt 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.

(259a

Zwangsverſteigerung.
Termin: 20. Januar 1931, nachmittags ½4 Uhr, im
Sitzungsſaal Zimmer 219 des Neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 1, Blatt 162.
Flur I, Nr. 455, Hofreite Nr. 22, Holzſtraße, 118 am,
Schätzung: 10000 RM.
Eigentümer: Ehefrau Kaufmann Johannes Kappes,
Mathilde, geb. Trumpfheller in Darmſtadt.
Darmſtadt, den 18. Auguſt 1930.
(12917a
Heſſiſches Amtsgericht 1.

Ihre Wäſche wird tadellos in der

Haushaltungswäscherel, Referm
Nied.=Ramſtädterſtr. 5 Fernruf 138 (2410

Waldhorn
Doppelhorn B u. B.
umſtändehalb. bill.
abzugeben. Ang u.
P. 37 Geſch. (ids

Schleifſtein mit
fußbetrieb, verſch.
üren, Fenſter F.=
Rahmen. Windfang,
el= u. Milchkann,
Laffeleiſen (5 Her=
en
) 1 gr. Kugel=
affeebrenner
, a. f.
aſtanien), 1 klein.
Laffeebrenn., 5 Dtz
rtra ſtarke Kaffee=
aſſen
f. Wirtſchaft,
so Biergläſer, eine
kk.=Zither mit U.=
(oten u. Kaſten, 1
r.Hundehütte. 1kl.
ſentrifuge. 1 Wein=
lter
, 1 Partie kl.
Verſandkiſt., Petr.. 1 Schwa=
benld
.=Kaffeemaſch.
25 Lit. Inhalt)
erkaufen.
8. 49 a. d. Geſch.

Zwangsverfkeigerung.

Termin: 31. März 1931, nachmittags ½4 Uhr Sitzungsſaal
Zimmer 219 des Neuen Gerichtsgebäudes in Darmſtadt.

Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 5, Blatt 862.
qm Schätzung
Flur Nr. Kulturart
Gewann
6 448 Hofreite Nr. 33 Frankenſtein= 1692 44 500 RM.
ſtraße
67
500
6 4482/10
daſelbſt
313 10000
6 449. Hofreite Nr. 32 Weinbergſtr.
6 452 Hofraum mit Frankenſtein= 1041 10000
Abort.
ſtraße.
Eigentümer: Eheleute Architekt Heinrich Portune und
Luiſe geb. Wendel in Darmſtadt zu je ein Halb.
(309a
Darmſtadt, den 3. November 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.

[ ][  ][ ]

Seite 10

Dienstag, den 6. Januar 1931

Düſſeldorf. Nach einer Mitteilung des
Polizeipräſidiums wurden, in der Nacht zum
Sonntag zwei hier wohnende Kaufleute wegen
betrügeriſchen Bankrotts, Urkundenfälſchung und
Betrugs in großem Umfange feſtgenommen. Es
handelt ſich um den Kaufmann Ernſt Bergmann
und ſeinen Geſchäftsführer Harry Rottſiepen.
Beide haben durch ihre Machenſchaften hieſige
und auswärtige Firmen in erheblichem Maße ge=
ſchädigt
. Bergmann war alleiniger Inhaber der
Exportfirma Bergmann u. Co., Rottſiepen war
Geſchäftsführer der Firma. Bergmann, der eine
Zeitlang Subdirektor eines Verſicherungskon=
zerns
war, hat ſeine vielfältigen Geſchäftsver=
bindungen
bei der Führung ſeines Exportgeſchäf=
tes
ausgenutzt. Er beſchäftigte ſich mit dem
Vertrieb von Solinger Stahlwaren und richtete
u. a. auch in Buenos Aires eine Filiale ein.
Die Rentabilität der Firma war ſeinerzeit über
jeden Zweifel erhaben. Vor einiger Zeit ſtellte
jedoch die Firma ihre Zahlungen ein. Der Kon=
kursverwalter
ſtellte feſt, daß die Firma ſeit 1928
keine ordnungsmäßigen Bücher mehr geführt und
vollkommen falſche Bilanzen ausgegeben hat.
Bergmann hat ſeinen unbegrenzten Kredit bei
hieſigen Banken und Firmen dazu benutzt, die
Firmen und Banken um große Beträge zu ſchä=
digen
. Er täuſchte Sicherheiten vor, die in Wirk=
lichkeit
nicht vorhanden waren. Als die Banken
auf Angabe des Status drängten, legte er will=
kürliche
Bilanzen vor. Für das Jahr 1929 beſtan=
den
drei verſchiedene Bilanzen, die für verſchie=
dene
Banken beſtimmt waren. Im ganzen hat
Bergmann die Firmen um ungefähr eine Million
Mark geſchädigt. Rottſiepen hat im Einver=
nehmen
mit Bergmann die falſchen Bilanzen
ausgeſtellt. Gegen beide hat das Amtsgericht
Haftbefehl erlaſſen.
Achtet auf eure Kinder!

Berlin. Minuten fieberhafter Spannung
erlebten am Sonntag abend die Fußgänger in
der Neuen Königſtraße, unweit des Alexander=
plätzes
. Dort war ein vierjähriger Knabe, den
ſeine Eltern ins Bett gelegt hatten, nachdem
dieſe ausgegangen waren, aus ſeinem Bett ge=
ſtiegen
und hatte die Fenſterſcheibe eingedrückt.
Vom Fenſterbrett aus war er dann, ohne ſich zu
verletzen, auf das Blumenbrett geklettert. Die
Fußgänger, die das Klirren der Scheibe gehört
hatten, ſahen zu ihrem Entſetzen das Kind, das
vor dem Fenſter im 4. Stock herumkroch. Sie
riefen die Feuerwehr, die nach ein paar Minu=
ten
erſchien. Mit einem ſchnell ausgebreiteten
Sprungtuch fing ſie den Knaben, der herunter=
ſprang
, auf. Der Knabe war unverletzt.
Koblenz. In den frühen Morgenſtunden
des Sonntags wollte ein achtjähriges Mädchen
in einem Siedlungshaus an der Moſelweißer=
ſtraße
allein den Chriſtbaum anzünden. Dabei
fingen die Kleider des Kindes Feuer und ſtan=
den
im Augenblick in hellen Flammen. Mit
lebensgefährlichen Brandwunden wurde das be=
dauernswerte
Kind dem Krankenhaus zugeführt.
Zwei Opfer des Spiels mit der Waffe.
Arnſtadt. Auf dem Heimwege von der
Uebungsſtunde eines Vereins wollte am Sams=
tag
in ſpäter Stunde ein 17jähriger Kaufmanns=
lehrling
drei jungen Leuten, die ihn begleiteten,
eine Selbſtladepiſtole vorführen. Plötzlich krachte
ein Schuß, und das Geſchoß drang einem der
Begleiter, einem 15jährigen Schüler, in den Un=
terleib
. Der Getroffene brach ſchwer verletzt zu=
ſammen
. Von Entſetzen gepackt, richtete der un=
vorſichtige
Schütze nunmehr die Waffe gegen ſich
ſelbſt und tötete ſich durch einen Schuß in die
Schläfe.
Giftige Gaſe auf Grube Anna II.
Aachen. Auf der Grube Anna II, auf der
vor einigen Monaten die furchtbare Kataſtrophe
ſich ereignet hat, wurden in der Nacht zum Sams=
tag
vier Bergleute mit Gasvergiftung aufgefun=
den
, doch beſteht keine Lebensgefahr. Ueber die
Urſache des Unfalles wird mitgeteilt: Der
Eduard=Schacht war ſeit dem großen Unglück
überdeckt. Man hatte nun am Freitag die Decke
weggenommen, wodurch eine Aenderung in der
Wetterführung eingetreten war. Der Schacht,
der die Bewetterung bisher vom Wilhelm=
Schacht aus erhalten hatte, bezog nunmehr auch
Friſchluft durch den Eduard=Schacht. Es entſtand
ein ſogenannter Sack in der Mitte der Strecke, in
der ſich die Abgaſe der Benzollokomotiven an=
ſammelten
.
Der ſchwediſche Dichter
Hialmar Bergmann in Berlin .

Hjalmar Bergmann,
Bücher weit über ſeine ſchwediſche Heimat
bekannt ſind, iſt 47 Jahre alt in Berlin
ben. Bergmann war unter den modernen
diſchen Dichtern einer der begabteſten; ſein
werk iſt die mehrbändige Chronik einer
kleinen Stadt.

Blick auf die Unglücksſtätte. Im Hintergrund die Rettungsmannſchaften bei der Ausgrabung der
Todesopfer.
Im Eingeborenenviertel von Algier, unterhalb eines 20 Meter ſenkrecht aufſteigenden Felſens,
ereignete ſich kürzlich ein Erdrutſch, der etwa 60 Perſonen alles Teilnehmer einer Hochzeits=
feier
verſchüttete.
Rekkung aus höchſter Seenok.

Oben: Das verlaſſene griechiſche Schiff Theodoris Bulgaris im Golf von Biscaya.
Unten: Ein Rettungsboot des engliſchen Dampfers Viceroy of India mit den Schiffbrüchigen.
Der engliſche Ozeandampfer Viceroy of India empfing im Golf von Biscaya einen Funkſpruch,
daß der griechiſche 4000=Tonnen=Dampfer Theodoris Bulgaris ſinke. Mit Volldampf erreichte der
engliſche Dampfer die Unglücksſtätte und rettete in letzter Minute die Beſatzung, die ſchon alle
Hoffnung aufgegeben hatte.

Weſtafrika=Fliegerin Elly Beinhorn
in Böblingen.
Stuttgart. Die Weſtafrika=Fliegerin Elly
Beinhorn, die am Sonntag vom Flugplatz Staa=
ken
geſtartet war, iſt um 16.00 Uhr auf dem
Flugplatz Böblingen glatt gelandet. Die Fliege=
rin
beabſichtigt, von hier nach Lyon weiter=
zufliegen
.
Amy Johnſon in Polen notgelandet.
Das Flugzeug leicht beſchädigt.
Warſchau. Die engliſche Fliegerin Amy
Johnſon, die infolge dichten Nebels die Orien=
tierung
verloren hatte, mußte am Sonntag nach=
mittag
bei dem Dorf Amelin, in der Nähe des
Städtchens Przaſchnitz, 95 Kilometer nördlich von
Warſchau, notlanden, wobei das Untergeſtell des
Flugzeuges leicht beſchädigt wurde, ſo daß der
Weiterflug unmöglich war. Die engliſche Bot=
ſchaft
in Warſchau, die telegraphiſch verſtändigt
wurde, entſandte ein Auto, das die Fliegerin
nach Warſchau brachte. Ueber den Weiterflug
kann im Augenblick noch nichts geſagt werden.
Montag vormittag ſollten Mechaniker mit Erſatz=
teilen
nach Amelin entſandt werden.
Do. X am 20. Januar wieder ſtartbereit.
Paris. Nach einer Meldung des New
York Herald aus Liſſabon wird das deutſche
Flugſchiff Do. X nach Ausbeſſerung der Brand=
ſchäden
an der Tragfläche am 20. Januar wie=
der
ſtartbereit ſein.
Franzöſiſcher Angriff auf den Dauerflugrekord.
Paris. Wie aus Iſtres berichtet wird, iſt
der franzöſiſche Flieger Le Brix am Montag um
9.30 Uhr auf ſeinem Flugzeug Bindeſtrich auf=
geſtiegen
, um den geplanten Angriff auf den
Weltrekord in geſchloſſenem Dauerflug durchzu=
führen
. Die Witterungsverhältniſſe, die noch
am Sonntag abend ſehr ungünſtig waren,
ſcheinen das Unternehmen jetzt zu unterſtützen.

Die Unterbrechung des Transozeanfluges
der Trade Wind.
London. Die Landung des Ozeankraft=
flugzeuges
Trade Wind in Hampton Roads
iſt, einer Reutermeldung aus New York zufolge,
durch eine Beſchädigung des Sextenten ſowie
durch eine Veränderung der Windrichtung ver=
anlaßt
worden. Es gelang den amerikaniſchen
Fliegern nicht, die Bermudas zu ſichten, wes=
halb
ſie nach 15ſtündigem Kreuzen den Seeflug=
ſtützpunkt
aufſuchten.
Neue Aufzeichnungen der Andree=Expedition.
Stockholm. Wie eine hieſige Zeitung
meldet, hat man bei der Regiſtrierung der An=
dree
=Funde eine aufſehenerregende Entdeckung
gemacht. In einem vorher als unbeſchrieben an=
geſehenen
Kalender hat man jetzt zwei Aufzeich=
nungen
gefunden, die ein ſpäteres Datum be=
treffen
, als die bisher gefundenen Aufzeich=
nungen
. Am Dienstag, den 17. Oktober, iſt ver=
merkt
: Nach Hauſe. Am darauffolgenden Tag
befindet ſich in dem Kalender eine Aufzeichnung
über einen Geburtstag. Beide Aufzeichnungen
ſtellen die abſolut letzten Aufzeichnungen der
Expeditionsteilnehmer dar.
Exploſion auf einem norwegiſchen Dampfer.
Colombo. Auf dem norwegiſchen Dampfer
Tricolour, der ſich auf einer Fahrt nach Hong=
kong
befand, ereignete ſich, nachdem das Schiff
Colombo verlaſſen hatte, eine ſchwere Exploſion,
die ſo heftig war, daß die Tricolour kurze Zeit
darauf ſank. Der größte Teil der Mannſchaft
und 11 Paſſagiere konnten von dem franzöſiſchen
Dampfer Pathos, der auf die S.O.S.=Rufe
zu Hilfe geeilt war, aufgenommen werden. Ein
Paſſagier und vier Mann der Beſatzung, dar=
unter
der Kapitän und der Funker, werden ver=
mißt
. Die Tricolour war ein 6100 Tonnen
großes Schiff.

Nummer 6

Das neue Hochwaſſer
des Rheines.
Einſturz eines Wohnhauſes im Saarkal
Köln. Das neue Hochwaſſer wird aller Vor=
ausſicht
nach in keiner Weiſe das Ausmaß er=
reichen
, das das Hochwaſſer im November vori=
gen
Jahres hatte. Der Pegelſtand des Rheins
zeigte Montag vormittag 6 Uhr in Koblenz 5,38
Meter. Seit Sonntag morgen iſt das Waſſer hier
um 87 Zentimeter geſtiegen. Zurzeit ſteigt es
ſtündlich noch um etwa 2 Zentimeter. Man
glaubt jedoch, daß das Waſſer noch etwa 30 Zen=
timeter
höher ſteigen wird. In Köln betrug der
Pegelſtand Montag morgen 5,68 Meter. Stünd=
lich
ſteigt der Rhein hier noch um 3½ Zenti=
meter
. Vorſichtshalber hat das Hafenbauamt
den Bewohnern der Rheinuferſtraßen eine War=
nung
zur Räumung der Keller zukommen laſſen,
da bei dem zu erwartenden Höchſtſtand von 6.10
das Grundwaſſer in die Keller eindringt. Trier
meldet ſeit Montag nachmittag ein Fallen des
Waſſers. Der bisherige Höchſtſtand betrug 5.33
Meter. Die Rheinnebenflüſſe Nahe, Sieg und
Ahr fallen ebenfalls. Das Hochwaſſer der Saar
iſt nach einem vorübergehenden Stillſtand in der
Nacht zum Montag noch einmal auf 4,46 Meter
geſtiegen. Die Hochwaſſerdienſtſtelle rechnet jetzt
aber mit dem Zurückgehen der Flut. Ein größerer
Schaden iſt durch das diesmalige Hochwaſſer nicht
angerichtet worden.
Im unteren Saartal ereignete ſich am Sonn=
tag
nachmittag ein Bergrutſch, durch den ein
Wohnhaus zum Einſturz gebracht wurde. Die
Regenfälle der letzten Zeit hatten einen mit
Bäumen bewachſenen Berganteil eines Felsufers
unterſpült. Am Sonntag vormittag gerieten
nun die Erd= und Geſteinsmaſſen plötzlich in Be=
wegung
und verſchütteten das darunter ſtehende
Wohnhaus. Die auf das Haus herabfallenden
mehrere hundert Zentner ſchweren Erdmaſſen
zerſtörten das Haus vollſtändig. Auch ein Nach=
barhaus
, das von dem Bergrutſch ſchwer bedrohtz
ſchien, mußte geräumt werden. Glücklicherweiſe
kamen Perſonen nicht zu Schaden.
Ueberſchwemmungsgefahr in Frankreich
und Belgien.
Paris. Aus zahlreichen Gegenden Frank=
reichs
und Belgiens kommen Alarmnachrichten
über ſchwere Ueberſchwemmungen. In der Nähe
von Dinant in der Bretagne iſt die Rance auf
einer Länge von 20 Kilometern über die Ufer
getreten. Zahlreiche Häuſer mußten eilends ge=
räumt
werden. In Pont UEvéque in der Nor=
mandie
ſtehen ganze Viertel unter Waſſer. Aus
Lüttich wird ein ſchnelles Anſteigen der Maas
gemeldet. Die niedrig gelegenen Quais und
Hafenanlagen, von Haſtieres bis Viſé ſtehen
unter Waſſer. Schwere Ueberſchwemmungen
werden auch aus Flandern gemeldet. Die
Marne iſt in der vergangenen Nacht über einen
Meter geſtiegen. Der Staudamm eines Neben=
fluſſes
der Marne brach an mehreren Stellen.
Schwerer Sturm über Santander und Umgebung
Madrid. Ueber Santander und Umgebung
ging ein Sturm nieder, wie er ſelten erlebt
wurde. Die Poſt= und Telegraphenverbindungen
mit der Stadt ſind unterbrochen. Zahlreiche Häu=
ſer
haben ſchwere Beſchädigungen erlitten. In
dem Städtchen Ramales wurde ein Mann ge=
tötet
. Der Ort bietet ein trauriges Bild der
Verwüſtung. Der Sachſchaden geht in viele Mil=
lionen
.
Weitere ſtarke Erdſtöße bei Korinth.
Athen. In Korinth und Umgebung dauern
die Erdſtöße, die mit ſtarkem unterirdiſchen Grol=
len
verbunden ſind, weiter an. Obwohl die erd=
bebenſicheren
Häuſer den Stößen widerſtanden,
verbleibt die Bevölkerung unter freiem Himmel.
Die Regierung hat eine große Hilfsaktion einge=
leitet
und über 1000 Zelte in die betroffenen
Ortſchaften geſchickt. Der Sachſchaden iſt bedeu=
tend
größer, als anfangs angenommen wurde.
In Alt=Korinth allein ſind 36 Häuſer vollkom=
men
eingeſtürzt und die übrigen zum größten
Teil unbewohnbar. Aus den Dörfern der Um=
gebung
von Korinth werden gleichfalls zahlreiche
Hauseinſtürze und Beſchädigungen gemeldet.
Menſchenleben ſind dagegen nicht zu beklagen.
Dieſes Erdbeben iſt etwa ebenſo ſtark wie die
Beben 1858 und 1928.
Der weiße Tod.
Paris. An der franzöſiſch=italieniſchen
Alpengrenze in der Gegend von Briancon wur=
den
ſechs franzöſiſche Touriſten von einer Lawine
verſchüttet. Die Hilfsmannſchaften, darunter 100
Soldaten, ſind an der Unglücksſtelle agekommen
und haben feſtgeſtellt, daß die Touriſten unter
einer mindeſtens 10 Meter dicken Schneeſchicht
begraben liegen. Die Gefahr weiterer Lawinen=
ſtürze
macht die Bergungsarbeiten ſo gut wie
unmöglich. Man hat bereits die Hoffnung auf=
gegeben
, die Verſchütteten lebend zu bergen.
Im Departement Savoie, in der Gegend von
Peiſey, nordöſtlich von Moutier, vermißt man
vier Pariſer Touriſten, die am Samstag zur Be=
ſteigung
des Kammes aufgebrochen waren und
bis Sonntag abend nicht zurückgekehrt ſind. Aus=
geſandte
Hilfskolonnen haben keine Spur von
den Touriſten finden können, da in den letzten
24 Stunden große Schneelawinen niederge=
gangen
ſind. Man befürchtet daher, daß auch ſie
das Opfer einer Lawine geworden ſind. Außer=
dem
wurden zwei Pariſer Studenten in den
Alpen von einer Lawine verſchüttet. Einer von
ihnen kam ums Leben.
Fünf Tote beim Fußballwettkampf Uruguay
gegen Peru.
Lima (Peru). Vor einer ungeheuren Zu=
ſchauermenge
fand hier der Fußballwettkampf.
Uruguay gegen Peru ſtatt. Dabei kam es zu
wüſten Ausſchreitungen der Zuſchauer. Die den
Kämpfen beiwohnenden Soldaten zeigten ſich
beſonders rabiat. Fünf Perſonen wurden ge=
tötet
und zahlreiche andere verletzt.

[ ][  ][ ]

Nummer 6
Geſucht für ſofort ein
Biertel Sperrſitz
in einer der vorder=
ſten
Reihen. Angeb.
unter P 69 an die
Geſchäftsſt. (655

Theater=Abonn. A
1. Part., f. d. Reſt
d. Spielz. abzug.
Anfr. u. P. 18 Gſch

Dilettanten! 2 Da=
men
(Viol. u. Klav.)
ſuchen Trio= Part=
ner
(in) zwecks klaſſ.
Hausmuſik. Gfl. An=
geb
. u. P. 13 Gſchſt.*
Kapelle!
Gut eingeſpieltes
Konzert= u. Stim=
mungstrio
für Reſt.
Mittw., Samstags
und Sonntags mit
reichlichem Noten=
material
und ſtänd.
wechſ. Repertoir f.
ſofort und dauernd
geſucht. Angeb.
mit genauen Geh.=
Ford. unter P. 47
d. Geſchſt. (642

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111470a)

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Alexanderſt. 6. (66

Nur noch einige Tage

DER GROSSE ERFOLG:
Ein neuer Richard Tauber-Tonfilm, der
jedermann zu einem Erlebnis wird

Dienstag, den 6. Januar 1931

Heute und Tolgende Tage
Ein Meisterwerk dentscher Tonfilmkunst
Liane Haid
Gustav
Fröhlich

Seite 13.

Franz Lehärs Welterfolgs-Operette
Es ist ein Lied von der Liebe, getragen von
herrlichem Melodienreichtum, ertüllt von der
schönsten Tenorstimme. Die Realität Taubers.
die Realität seines Gesanges faszinieren. Der
Schmelz seiner Stimme, die weite Skala seiner
gesanglichen Mittel, nichts geht verloren u. alles
lauscht andächtig bei den bekannten Weisen:
Immer nur lächeln‟
Dein ist mein ganzes Herz‟
Im tönenden Beiprogramm:
Flock auf hoher See‟
Beginn: 3.30, 5.45, 8.10 Uhr.
Jugendliche haben Zutritt.

Heute und folgende Tage
Georsia Lind-Hugo Schrader
in der entzückenden
Spoliansky-Operette

Adte

unter Zngrundelegung der gleichnam. Operette
Begie: Gustav Ueicky.
Die zu Herzen gehende Geschichte einer großen
frend- und leidvollen Liebe, ein echtes Volks-
stück
aus den herrlichen Alpenländern, durch-
woben
von schönsten Volksliedern, von den
Klängen jauchzender Jodler, von Spiel,
Gesang und Tanz.
Im Beiprogramm:
Der Flitterwöchner
Lustspiel in 2 Akten.
Beginn 3.30, 5.45, 8.10 Uhr.
Ingeirdiiche haben Zutritt.

Toich
und. G

Eine zierlich graziöse Tonfilm-Rerue voll
Instigen Einfällen und schmissigen Melodien,
nach dem gleichnamigen Bühnenstück von
Felix Joachimson, das in Berlin und im
ganzen Reich auf den Bühnen einen ungeheuren
Erfolg zu verzeichnen hatte.
Begie: Max Reichmann
Weitere Darsteller:
Ilse Korseck, Paul Hörbiger,
Wilii Stettner-
Im Tonbeiprogramm: (V.633
Die ulkigen Wundertiere
Flock und Flickie als Helden‟
Beginn 3.45 6.00. 8.25 Uhr

Grdl. Nachhilfe u.
Konverſ. f. alle höh.
Schüler u. Priv. v.
Franzöſ. z. mäß. Hon.
Ang. u. P. 1 Gſchſt.
(*
Akad gebil., erfahr.
Klavierlehrerin
erteilt gründl. Unter=
richt
zu mäß Preis.
Nur außer Haus in
allen Stadttei en.
Empfehl vorh. Näh.
Hochſtlaße 15, II.

Zither=,
Gitarre= u. Mand.=
Stund. bei Gerbig,
Neckarſtr. 24.,Hts. I. Ik.
Inſtrumente billig.
(279a)

Schwarz. Dackel
kurzhaarig. ca. 2 J.
alt, auf d. Namen
Bürſchel horend.
entlaufen. Bringer
erhält Belohnung.
Jahnſtr. 106. (610
Ein junger, kurzh.
Schnauzer m. Hals=
band
am Samstag
entlaufen Auf den
Namen Max hörend.
Wiederbringer erhält
Belohnun . Laute=
ſchlägerſtraße
18 (*

Dosermann=Pinſcher
Hanſi entlaufen.
Seg. Belohn, abzug.
Hch. Fleck, Arheilgen,
Dieburgerſtr. 67. im

TAlAU

Mede Kurse
m der Reichskurzschrift beginnen:
Donnerstag, den 8. Januar 1931
abends 7½ Uhr in unseren neuen Unterrichtsräumen
(kein Schnlhaus), Ecke Zeughaus- und Schleiermacher-
straße
(Eingang Schleiermacherstraße).
Maschinenschreib-Unterricht
für Anfänger u. Vorgeschrittene Beginn jederzeit! Anmel-
dungen
jeden Tag v. 10-12, 2-4 u. 7-10 Uhr abends dortselbst.
Einziger Verein Darmstadts, der seinen gesamten Unterricht
nicht in einem Schnlhause abhält.

Großes Haus 19.30 bis geg. 22 Uhr
A 13

Hessisches
Landestheater
Dienstag
6. Januar 1931
Kleines Haus

T Gr. 2 u. 3

K 8
Zus.-Miete Xll
2022 Uhr

Das Glöckchen des Eremiten
Komische Oper in drei Akten
Preise 110 Mk.

Der Mann, den sein Gewissen trieh
Schauspiel in einem Vorspielu. 3 Akten
Preise 1.206 Mk.

Bund der Hotel-, Restaurant- I. Café-Apgestellten U. G.
Telefon 1745 Geschäftsstelle Darmstadt Waldstr. 7
Einladung.
Am Dienstag, den 6. Januar 1931, abends 9 Uhr,
tindet im Restaurant Konkordiasaal, Waldstraße
unser diesjähriges
Weihnachtsfest
statt, wozu wir unsere Mitglieder, sowie Freunde und
Gönner herzlich einladen.
Ball
Saaleröffnung 8 Uhr Tombola
662)
Der Vorstand.

etzt: Ecke Zeughaus- und Schleiermacherstraße
(Eingang vur Schleiermacherstraße). (433b

Bayreuther Bund
Bayrenther Bund der Deutschen Jugend
Donnerstag, den 15. Januar, 20 Uhr,
im Musikvereinssaa
Haria Haser-Schilling, Aria Nenz,
EISe n0Mmann-Aüihen, Hans Simon
Werke für Gesang u. Violine u Klavier
von Brahms und Richard strauss.
Karten bei Christian Arnold tür
Nichtmitglieder 1 RM.
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auch Sprach.) w. ert.
von Akadem. Mäß.
Honorar. Ang. u
P. 24 a. d. Gſchſt.

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Akademikerin
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aller Klaſſen in
Mathematik,
Phyſik. Chemie.
Für jüngere Schüler
(bis einſchl. Unter=
ſekunda
) gewiſſenh.
Nachhilfe auch in
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0

[ ][  ][ ]

Seite 12

Dienstag, den 6. Januar 1931

Nummer 0

Aus Alaskas Eiswüſte gerekket.

Wieder ein Angriff auf den Auko=Schnelligkeitsrekord.

Joe Walſh, einer der Piloten der Rettungsexpedition, neben der Maſchine. Im Kreis: Der gerettete
deutſche Mechaniker Emil Kading.

Zwei Monate lang blieb ein Expeditionsflugzeug mit drei Inſaſſen in Alaska verſchollen, und
wöchenlang flogen Rettungsexpeditionen über den Eiswüſten dahin, ehe ſie die Verunglückten
ſichten konnten. Zwei der Flieger, darunter der deutſche Mechaniker Kading, konnten gerettet
werden, der Leiter der Expedition Captain Burke wurde 40. Meilen von dem völlig vereiſten
Flugzeug entfernt tot aufgefunden.

Kapitän Campbell (X) beſichtigt ſein neues Rekordauto.
Wieder ſoll ein Angriff auf den faſt unerreichbar ſcheinenden Auto=Schnelligkeitsweltrekord des ſo
tragiſch ums Leben gekommenen Majors Segrave unternommen werden. Der Engländer Campbell
hat ſich einen Rennwagen mit einem 12=Zylinder=Motor von 1400 Pferdekräften bauen laſſen, mit
dem er eine Geſchwindigkeit von 6,5 Kilometer in der Minute erreichen will. In abſehbarer Zeit
wird Campbell auf der traditionellen Rennſtrecke von Daytona Beach ſtarten.

Sport, Spiel und Turnen.
Norm. Pfiffligheim V. f. L. Lampertheim 3:2,
* Fußball im Kreis Skarkenburg.
Olympia Lorſch Olympia Worms 2:0,

2:0 (1:0),
3:4 (3:1),
.. . 2:1. (1:1).

Viktoria Walldorf SV. Mörfelden
SV. 11 Neu=Iſenburg Germania 03 Pfungſtadt 1:5 (0:3),
FV. Sprendlingen Sp.=Vgg. 04 Arheilgen . 1:2 (1:1),
Union Darmſtadt SC. Haſſia Dieburg".
SV. Münſter SV. 98 Darmſtadt .
Die Spiele des erſten Sonntags 1931 haben doch ſo etwas wie kleine
Ueberraſchungen gebracht. Dies gilt weniger für den 2:0=Sieg des
Favoriten Walldorf über ſeinen Nachbarrivalen aus Mörfelden, durch
wvelchen der Sieger weiter klar in Front bleibt; den Sieg hatte man
erwartet. Dagegen hatte man nicht mit einem ſo deutlichen Erfolg der
Pfungſtädter in Neu=Iſenburg gerechnet. Die Germanen waren aber
in beſter Spiellaune und gewannen auch in der Höhe verdient. Eine
feine Leiſtung. Nicht minder überraſchend kommt auch der 2:1=Sieg der
Sportvgg. Arheilgen in Sprendlingen. Die Platzherren waren bereits
am Arheilger Mühlchen Sieger geblieben, und man erwartete ſie auch
diesmal in Front. Arheilgen hielt ſich aber beſſer wie erwartet und
hat die beſten Ausſichten, noch weiter zu kommen. Für Sprendlingen
wird die Situation kritiſcher; es ſcheint, daß die Mannſchaft für die
engeve Entſcheidung nicht mehr in Frage kommt. Dagegen hat ſich
Dieburg wieder gut vorgeſchafft. Sein vorgeſtriger 4:3=Sieg über die
Beſſunger iſt eine feine Leiſtung, nachdem die Elf zur Pauſe mit 1:3.
im Nachteil lag. Die Union wird ſich ſputen müſſen, will ſie einen
beſſeren Platz erreichen.
Das Werbeſpiel in Münſter erbrachte einen 2:1=Sieg der Kreis=
ligiſten
. Als eigentlichen Maßſtab für die Spielſtärke kann man das
Ergebnis nicht werten, immerhin iſt es zu beachten.
Die Tabelle nach dem 4. Januar:

Viktoria Walldorf . .
Polizei Darmſtadt . .
Germania Pfungſtadt.
Sportverein Münſter
FV. Sprendlingen".
Haſſia Dieburg".
Sp.=Vgg. Arheilgen
SV. Mörfelden
FC. 03 Egelsbach
Union Darmſtadt
SV. 11. Neu=Iſenburg
Viktoria Griesheim
Die Tabelle gibt die

Situation klar

wieder.

36:19
34:22
98:18
31:23
27:21
22:18
27:29
26:33
14:31
27:32
17:30
26:39
Wenn uicht

11
alles

trügt, kann ſchon am nächſten Sonntag ſo etwas wie eine Entſcheidung
ſallen. Gelingt es nämlich den Walldörfern, am nächſten Sonntag un=
geſchlagen
aus Sprendlingen heimzukommen, ſo iſt ihnen die Meiſter=
ſchaft
faſt nicht mehr zu nehmen, da ſie dann die ſchwerſten Auswärts=
ſpiele
hinter ſich haben. Verliert Walldorf, dann iſt ſein Vorſprung
auf nur einen Punkt reduziert, und die Lage iſt wieder völlig offen.

Der erſte Spielſonntag des neuen Jahres brachte recht nette Sen=
ſationen
. Da iſt vor allem die ſaftige Niederlage des Tabellenzweiten
in Lampertheim, der glatte Sieg Hochheims und die unglückliche Nie=
derlage
der Lampertheimer V. f. L.=Leute in Pfiffligheim. In Gerns=
heim
überraſchten die Einheimiſchen durch gutes und eifriges Spiel
und ſchlugen dadurch die erſtmals wieder komplett angetretene Bibliſer
Elf. Allerdings kam es kurz vor Schluß zu einem Spielabbruch, über
den man naturgemäß geteilter Meinung in beiden Lagern iſt. Jeden=
falls
hatte der Schiedsrichter wegen Tumultſzenen auf dem Spielfelde
den Kampf abgepfiffen als er erneut andfeifen wollte, waren die
Bibliſer Spieler nicht mehr zum Antritt zu bewegen. Die Reſultate
lauten:
Olympia Lampertheim V. f. R. Bürſtadt 8:1,
Spv. Hochheim Viktoria Neuhauſen 4:1,

Concordia Gernsheim F.V. Biblis 2:0 abgebr.,
Starkenb. Heppenheim Spv. Horchheim, ausgefallen.
Die Niederlage der Raſenſpieler in dieſer Höhe iſt natürlich nicht
normal und beweiſt, daß ſpieleriſche Qualität hier nicht maßgebend war.
Allerdings iſt zurzeit Olympia Lampertheim wieder ſehr gut in Form,
ſo daß ein Sieg der Einheimiſchen von vornherein nicht ausgeſchloſſen
war. Hochheim holte ſich in überlegener Manier die beiden Punkte
gegen den Tabellenletzten. Neuhauſen wird dem Abſtieg kaum mehr
entrinnen. Pfiffligheim hatte ſchwer zu kämpfen, um die wieder einmal
ſehr gut ſpielenden Lampertheimer niederzuringen. V. f. L. Lampert=
heim
hat nunmehr bewieſen, daß es auf fremden Spielfeldern tatſächlich
beſſere Spiele liefert, als auf eigenem Platze. Lorſch liegt nun klar in
Führung die Mannſchaft hat unbedingt die Meiſterſchaft, ſchon
wegen ihrer Beſtändigkeit, verdient. Die Wormſer Kleeblätter ſpiel=
ten
ſehr gut. In Gernsheim ging ein harter Kampf vom Stapel. Der
Rahmen zu dieſem Geſchehnis war alles, nur nicht ſchön. Inwieweit
ſich der Spielabbruch für die einzelnen Teilnehmer auswirkt, bleibt ab=
zuwarten
. Wir wollen das Spiel vorerſt nicht werten. Das Spiel in
Heppenheim wurde rechtzeitig wegen unbeſpielbaren Platzverhältniſſen
abgeſagt. Die Tabelle:

Sp. gew. Pkte. Olyzupia Lorſch V. f. R. Bürſtadt Norm. Pfiffligheim 13 Olympia Worms Starkenb. Heppenheim F.V. Biblis 18. 11 Spv. Hochheim Spv. Horchheim 12 Olympia Lampertheim 11 V. f. L. Lampertheim Concordia Gernsheim Viktoria Neuhauſen

Der Schiedsrichter aus Flörsheim war nicht immer korrekt. Die
2. Mannſchaft unterlag nach meiſt überlegener Spielweiſe 4:0.
Hier fehlt es am Torſchuß. Die 1. Handball=Damenelf weilte
bei der Polizei Darmſtadt und mußte eine 3:0=Niederlage hin=
nehmen
.

Einem Teil unſerer heutigen Auflage liegt ein Proſpekt
der Firma Bottina, Schuhgeſellſchaft Darmſtadt, Eliſa=
bethenſtraße
34, bei, worauf wir unſere Leſer an dieſer Stelle
aufmerkſam machen.:

Frankfurt a. M.

SV. 1910 WeiterſtadtBoruſſia Dornheim 2:1 (2:0).

Mit dieſem Spiel konnte Weiterſtadt zwei weitere wertvolle
Punkte erzielen. Weiterſtadt mußte ſeine Mannſchaft infolge der
bei den letzten Spielen gemachten Erfahrungen umſtellen, was ſich
auch durchaus gut bewährt hat. Schon gleich nach Antritt konnten
die Einheimiſchen durch Hahn in Führung gehen. Dornheim hatte
während der erſten Hälfte ſehr wenig zu beſtellen, was in dem
Eckenverhältnis 9:2 für Weiterſtadt klar zum Ausdruck kam. Kurz
vor dem Seitenwechſel konnten die Einheimiſchen auf 2:0 erhöhen.
Die Torausbeute hätte um das Doppelte größer ſein müſſen. Nach
dem erfolgten Seitenwechſel konnten die Gäſte etwas aufkommen,
jedoch zu Erfolgen reichte es nicht. Die Hintermannſchaft mit den
Läufern arbeitete vorzüglich. Torwächter Greifenſtein hielt bis=
weilen
die ſicherſten Sachen und ſtellte erneut ſeine vorzügliche
Eigenſchaft unter Beweis. Schwarz übertraf heute ſeinen Part=
ner
Schuchmann durch ſeine ſichere und vorzügliche Abwehr. Bei
etwas mehr Sicherheit und Entſchloſſenheit wird er ein Vertei=
diger
von Klaſſe. Hier kann er ſich ein Beiſpiel an dem alten
Kämpfer Schuchman abſehen. In der Läuferreihe wirkt Numrich
durch ſein ruhiges Spiel beſſer. Körner und Becker ſpielten wie
immer. Der Sturm war in Jung, Hahn, Becker, Joh. Menzer und
Zimmermann gut beſetzt. In der letzten Viertelſtunde drückten
dei Gäſte mächtig, da ſich die Einheimiſchen durch die etwas derbe
Spielweiſe einſchüchtern ließen. Bei einem Gedränge vor dem
einheimiſchen Tor entſchied der Schiedsrichter Handelfmeter, was
ſehr zweifelhaft war. Der erſte Elfmeter wurde verſchoſſen, die
Wiederholung wurde von dem Torwächter in guter Manier glatt
gehalten. Nach Ueberſchreitung der Spielzeit von einer Minute
konnten die Gäſte durch glattes Abſeits ihr Ehrentor erzielen.

Dienstag, 6. Januar.
15.20: Hausfrauen=Nachmittag. Ueber das Brot. Jahresabſchluß
der Hausfrau.
16.30: Konzeri des Städtiſchen Kurorcheſters Wiesbaden.
18.10: Dr. Fritz Neumark: Inflationsfurcht und Kapitalflucht,
18.35: Dr. Köbner: Wie iſt die Wirtſchaftslage zu beurteilen.
19.05: B. Guillemin: Kriſis der Kritik.
19.30: Blasmuſik des Philharmon. Bläſer=Orcheſters Stuttgark
20.30: Na ſo was! Ein bunter Abend. Ausf.; Th. Brandt, C.
Struve, Rundfunkorcheſter.
22.50: Stuttgart: Tanzmuſik auf Schallplatten.

Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 6. Januar.
11.30: Landw.=Rat Dr. Feuerſänger: Tierzucht, Tierhaltung oder
viehlos?
15.45: Kinderſtunde: Märchen und Geſchichten.
16.00: Frauenſtunde: Neue Netzarbeiten (Filet).
16.30: Aus Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30; Prof. Dr. Hans Mersmann: Einführung in das Verſtänd=
nis
der neuen Muſik.
18.00: Prof. Dr. Curſchmann: Die deutſche Oſtſiedlung.
18.30: Geh. Rat Prof. Dr. Waetzoldt: Warum Muſeen?
19.00: Franzöſiſch für Anfänger.
19.30: Staatsſekretär a. D. Prof. Dr. Müller: Wie kommen die
Preiſe zuſtande? In der Rohſtoffwirtſchaft.
20.00: Berlin: Tanz=Abend. Kapelle Marek Weber.
21.30: Stuttgart: Das Penſionat. Komiſche Operette in einem
Akt von Fr. v. Suppé.
22.30: Berlin: Dr. Joſef Räuſcher: Politiſche Zeitungsſchau.
23.10: Hamburg: Unterhaltungskonzert des kl. Norag=Orcheſters.

Ausſichten für Dienstag, den 6. Januar: Stellenweiſe dunſtig, ſonſt viel=
fach
aufklarend und aufheiternd, meiſt trocken. Nachtfroſt.
Ausſichten für Mittwoch, den 7. Januar: Anfänglich wenig Aenderung
der Wetterlage, jedoch ſpäter wieder Uebergang zu milderem Wet=
ter
wahrſcheinlich.

Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; ſür den Schlußdienſt: Andreas Bauer;; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wori Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuble.
Druck und Verlag. L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten

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ſe 4:0.
weilte
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Nummer 6

Die Reichsbahnverwaltung teilt mit: Zur Unterſtützung der Preis=
ſenkungsbeſtrebungen
der Regierung wird die Deutſche Reichsbahn ab
1. Februar 1931 eine Ermäßigung der Frachten für Düngemittel zum
Düngen im Deutſchen Reich, ſoweit die Ausnahmetarife IV B 11 und
11m in Frage kommen, eintreten laſſen. Die Frachtermäßigung beträgt
im allgemeinen 8 v. H. Für die Kalkdüngemittel konnte jedoch nur eine
5prozentige Frachtermäßigung zugeſtanden werden, da die derzeitigen
Frachten bereits ſehr niedrig ſind, ſo daß ſchon jetzt zum Teil die Selbſt=
koſten
der Eiſenbahn nicht gedeckt werden können. Die Frachtkoſten
werden ſich ſomit für ein Tonne ermäßigen: für Stickſtoff, Superphos=
phat
und Chileſalpeter bei einer Transportlänge von 250 Kilometern
um 61 Npf., für Thomasmehl bei 500 Kilometern um 84 Rpf., für
Kaliſalze bis zu einem Höchſtgehalt von 42 v. H. reinem Kali bei 250
Kilometern um 45 Rpf., für gebrannten Kalk bei 100 Kilometern um
14 Npf.

Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezik Darmſtadt.
Neue Verfahren. Laubach: Rudolf Braun, Strumpfwarenhdl.
Af. 10. 1., GlV. u. Prft. 16. 1. Bad=Nauheim: Juwelier Ernſt Gronſki.
Af. 10. 1.. GlV. u. Prft. 14. 1. Beendete Konkurſe. Butz=
bach
: Fa. M. Oppenheimer. Neue Vergleichsverfahren.
Darmſtadt: Fa. Karl Arnold u. Sohn, Pianofortefabrik, deren Geſell=
ſchafter
: Georg Arnold, Marie Eliſabeth Arnold, geſch. Sonnthal,
Maria Köninger, geb. Arnold. Ehefrau von Konrad Köninger.
VerglT. 15. 1. Oppenheim: Fa. Mittelrheiniſches Möbelwerk A.=G.
VerglT. 17. 1. Beendete Vergleichsverfahren. Mainz:
Kfm. Fritz Lachmann, Inh. eines Wollwarengeſchäfts.
Hartmann u. Braun A.=G., Frankfurt a. M. Nachdem bereits im
Einvernehmen mit der Betriebsverwaltung eine Arbeitszeitverkürzung
durchgeführt worden war, ſieht ſich die Firma nun gezwungen, bei der
zuſtändigen Stelle Antrag auf Entlaſſung von 20 Arbeitern und An=
geſtellten
zu ſtellen.
Karl Hohmann A.=G., Pforzheim. Die Geſellſchaft (Gold= und
Silberwaren) ſchließt per 1929/30 (30. April) nach Abſchreibungen von
149 553 (120 227) RM. mit einem aus der Reſerve gedeckten Verluſt von
62 996 RM. (im Vorjahre 29 949 RM. Gewinn). Die Bilanz zeigt bei
900 000 RM. Aktienkapital: Delkredere 125 000 (80 000), Kreditoren ein=
fchließlich
Banken 512 521 (im Vorjahre Kreditoren 123 772, Banken
398 899), andererſeits=Grundſtücke, Gebäude 285 000 (288 000), Einrich=
tungen
276000 (280 000), Debitoren, Kaſſe, Wechſel uſw. 556 441
(557 568), Vorräte 421 084 (469 051) RM.
Die Lokomotivquote für die Maſchinenfabrik Eßlingen. Bei der Ver=
gebung
von Lokomotivaufträgen für das Jahr 1931 war die Maſchinen=
fabrik
Eßlingen von der Reichsbahn übergangen worden. Die württem=
bergiſche
Regierung hatte deswegen Klage beim Staatsgerichtshof ein=
geleitet
. Nunmehr wird bekannt, daß die Reichsbahn doch noch zwei
größere Tenderlokomotiven bei der Fabrik beſtellt hat. Dieſe Beſtel=
lung
entſpricht bei dem jetzt vergebenen Geſamtauftrag der Reichsbahn
der württembergiſchen Länderquote.
Kapitalerhöhung der Spenska Taendſticks A.=G. Zu den Gerüchten
über eine Kapitalerhöhung veröffentlicht die Geſellſchaft folgendes Com=
muniqué
: Das Geſchäft der Spenska Taendſticks Aktiebolaget hat ſich
auch während des vergangenen Jahres weiter günſtig entwickelt. Der
wichtigſte Schritt in der Feſtigung der Stellung der Geſellſchaft war
die Ratifizierung des Vertrages betreffend das deutſche Zündholzmono=
vol
, welches am 1. Juni in Wirkſamkeit getreten iſt und ſich in zufrie=
denſtellender
Weiſe abwickelt. Die in den meiſten anderen Geſchäfts=
zweigen
jetzt herrſchende Depreſſion hat wenig Einfluß auf die Zünd=
holzinduſtrie
gehabt und der Konſum von Streichhölzern ſcheint ſich
1930 tatſächlich in demſelben Maße erhöht zu haben, wie in den frühe=
ren
Jahren. Obgleich die endgültigen Zahlen noch nicht vorliegen, hat
es ſich gezeigt, daß der Gewinn für 1930 denfenigen für 1929 über=
treffen
wird, und der Verwaltungsrat wird eine Reſtdividende von 10
Prozent, zahlbar nach der ordentlichen G.V., vorſchlagen, ſo daß eine
Geſamtdividende bon 15 Prozent erreicht wird. Im Mai 1931 wird
die Geſellſchaft 6proz. Deutſche Reichsbonds in Höhe von 37,50 Mill.
Doll. zu 93 Prozent übernehmen, die ihren Anteil an der 125 Mill.
Doll.=Anleihe an das Deutſche Reich, die in Verbindung mit dem deut=
ſchen
Zündholzmonopol vorgeſehen iſt, und 50 Prozent der endgültigen
Zahlung dieſer Anleihe repräſentieren; die anderen 50 Prozent ſind
bereits placiert. Die Geſellſchaft hat ferner ihre ausſtehende 7proz.
Bondanleihe von 1921 im Geſamtbetrage von 20 Mill. Kr. für den 15.
Februar 1931 zur Ablöſung aufgerufen. Um die für dieſe und andere
Transaktionen in Verbindung mit der induſtriellen Ausdehnung der
Geſellſchaft die notwendigen Mittel bereitzuſtellen, hat der Verwal=
tungsrat
vorbehaltlich der Genehmigung der am 13. Januar ſtattfin=
denden
außerordentlichen G.V. beſchloſſen, das Kapital der Svenska
Taendſticks A. G. von 270 Mill. Kr. auf 361 Mill. Kr. durch Ausgabe
von 9000 B.=Aktien von nom. 100 Kr. zum Kurſe von 150 Prozent zu
erhöhen. Gleichzeitig hat der Verwaltungsrat der Ausgabe von 60 Mill.
Kr. Bonds zugeſtimmt, die in der allernächſten Zeit in Schweden zur
Zeichnung angeboten werden ſollen. Der Verwaltungsrat betrachtet
die weiteren Ausſichten als ſehr zufriedenſtellend und glaubt zuverſicht=
lich
, daß der Gewinn für das Jahr 1931 ein ſolcher ſein wird, daß die
Geſellſchaft in der Lage ſein wird, auf das erhöhte A.K. dieſelbe Divi=
dende
von 15 Prozent zu zahlen. Ebenfalls hat der Verwaltungsrat
allen Grund zu der Annahme, daß dieſe Dividende auch für die folgen=
den
Jahre beibehalten werden kann.

Die Berliner Metalltermine vom 5. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Jan. 87 (88.50) Febr. 88 (89) März 88.50 (89.50),
April 90 (90.50) Mai und Juni 90 (91), Juli, Auguſt und Sep=
tember
90.50 (91), Oktober 90.75 (91), November 90.75 (91),
Dezember 91 (91.25). Tendenz: befeſtigt. Für Blei; Januar
28 (29.50) Februar bis Mai 28.50 (29.50), Juni bis September
28.75 (29.50). Oktober bis Dezember 28,75 (29.25). Tendenz: be=
feſtigt
. Für Zink: Jan. 26.50 (27.50) Febr. 26.75 (27.75),
März 27 (27.75) April 27 75 (28.50), Mai 28 (29). Juni 28.25
9.25), Juli 28.50 (29.50), Auguſt 29 (29.50), Sept. 29.25 (29.75),
Okt. und Nov. 29.25 (30), Dez. 29.50 (29.75) Tendenz: ruhig.
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.

Fraukfurter Produktenbericht vom 5. Januar. Die Tendenz an der
heutigen Getreidebörſe war befeſtigt, Futtermittel ſtetig. Es notierten:
Weizen 74 Kg. 275276, Roggen 177,50, Sommergerſte 215217,50,
Hafer 155160. Weizenmehl ſüdd. 41,2542,25, do. niederrh. 4243,
Roggenmehl 26,5027,50. Weizenkleie 8,75, Roggenkleie 8,508,60,
Erbſen 2531, Linſen 2560, Heu ſüdd. 66,50, Weizen= und Roggen=
ſtrob
33,25, gebündelt 2,753,00, Treber 10,5010,75.

Frankfurter Viehmarkt vom 5. Januar. Der Auftrieb des heutigen
Hauptmarktes beſtand aus 1421 Rindern (gegen 1128 vom letzten Haupt=
markt
), darunter befanden ſich 351 Ochſen, 122 Bullen, 495 Kühe und
442 Färſen, ferner aus 599 (870) Kälbern. 108 (101) Schafen, 5342 (5108)
Schweinen. Marktverlauf: Rinder und Schweine ruhig, Ueberſtand.
Falber und Schafe ruhig, ausverkauft. Bezahlt wurde pro Zentner
Lehendgewicht in Mark: Ochſen a1)5054, a2) 4549, b1) 4044: Bul=
len
a) 4953, b) 4448; Kühe a) 4245, b) 3541, c) 3034, d) nicht
Notiert; Färſen a) 5054, b) 4549, c) 4044: Kälber b) 6974, c) 62
bis 68. d) 5661: Schafe al) 4649, b) 3845; Schweine a) 6062,
D) 616. c) 6164, d) 6163. e) 6062, ) nicht notiert; Sauen 48
bis B. Gegen die Preiſe des letzten Hauptmarktes notierten Ochſen und
Farſen ſe 23 Mark. Bullen 2 Mark und Schweine bis zu 4 Mark nied=
riger
, wahrend Kühe unverändert blieben. Kälber und Schafe verloren
gegen den Nebenmarkt vom 2. Januar 24 bzw. 1 Mark. Fleiſchgroß=
markt
: Preis für 1 Zentner friſches Fleiſch in Mark: Ochſen= und Rind=
fleiſch
1) 830, 2) 8085: Bullenfleiſch 8386; Kuhfleiſch 2) 6575,
3) 4555; Kalbfleiſch 2) 100110; Hammelfleiſch 95100: Schweine=
fleiſch
1) 937. Geſchäftsgang des Fleiſchgroßmarktes: ſchleppend.
Die Frankfurter Pferdemärkte wurden für das Jahr 1931 wie folgt
feſtgeſetzt: 5. Januar, 9 Februar, 16. März, 20. April, 18. Mai,
15. Juni, 13. Juli, 17. Auguſt, 12. Okrober und 7. Dezember. Bei der
Feſtſetzung der Termine iſt den Wünſchen der Intereſſenten, die Frank=
furter
Pferdemärkte vor den Märkten in Süddeutſchland abzuhalten,
entſprochen werden. Die Hunde=Verkaufs=Börſen werden wie bisher
ſtets am zweiten Samstag im Monat, nachmittags, auf dem Gelände
de. Landwirtſchaftlichen Vereins in der Oſtendſtraße abgehalten,

Dienstag, den 6. Januar

Frankfurker und Berliner Effeitenbörſe.
Frankfurt a. M., 5. Januar.
Auch zu Beginn der neuen Woche konnte die Befeſtigung der Kurſe
weitere Fortſchritte machen. Die Spekulation bekundete im Zufammen=
hang
mit einigen kleinen Kauforders des Publikums weitere Deckungs=
neigung
. Anregend wirkten vor allem die feſten Auslandsbörſen vom
Samstag und der weiter leichte Geldmarkt. Das Abflauen der Streik=
bewegung
an der Ruhr trug ebenfalls zur beſſeren Beurteilung der
Lag: bei. Die Umſatztätigkeit war auf einigen Märkten etwas reger
ging jedoch im allgemeinen nicht über den üblichen Rahmen hinaus.
Gegenüber den Schlußkurſen vom Samstag ergaben ſich Beſſerungen
von 13 Prozent. Mehr Intereſſe beſtand am Elektromarkt für Licht
u. Kraft, die 3 Prozent gewannen. Gesfürel und Felten lagen bis
2 Prozent, die übrigen Elektroaktien bis 1 Prozent höher. Am Markte
der Kunſtſeidewerte ſetzten Aku, angeblich auf Amſterdamer Käufe,
3 Prozent höher ein. Der Montanmarkt ſtand im Zei hen der abflauen=
den
Streikbewegung im Ruhrgebiet. Phönix beſſerten ſich um 2 Pro=
zent
, Rheinſtahl um 1½ Prozent und Mannesmann um 1 Prozent.
Von Kaliaktien eröffneten Aſchersleben 3½ Prozent feſter. Am Banken=
markt
beſtand für Reichsbank mit plus 2½ Prozent weiteres Intereſſe.
Deutſche Anleihen weiter anziehend.
Im Verlaufe war die Tendenz unregelmäßig, ſpäter überwog bei
zunehmender Geſchäftsſtille einige Abgabeneigung, und die Kurſe gaben
bis 1 Prozent nach. Die Grundſtimmung war jedoch nicht unfreundlich.
Gegen Schluß der Börſe nahm die Spekulation Realiſationen vor, ſo
daß teilweiſe das Kursmiveau bis unter Anfang gedrückt wurde. Be=
ſonders
im Angebot lagen auf ſchwache Londoner Anfangsmeldungen
Spenska mit minus 6,5 Mark. An der Nachbörſe konnten ſich die Kurſe
meiſt wieder etwas erholen. Am Geldmarkt war Tagesgeld weiter
leicht. Der Satz wurde auf 4½ Prozent ermäßigt. Monatsgeld da=
gegen
noch gefragt. Am Deviſenmarkt lag die Mark gegen Dollar und
Pfunde weiter ſchwach. Mark gegen Dollar 4,220 gegen Pfunde 20,40½.
London=Kabel 4,8558, Paris 123,75, Mailand 92,75, Madrid 46,38½,
Schweiz 2.05, Holland 12,06½.
Bei ſehr ſtillem Geſchäft zeigte die Abendbörſe allgemein
ſchwächere Kurſe. Verſtimmend wirkte die Rede des Reichsaußenmini=
ſters
in Pforzheim und die Schwäche von Spenska, hervovgerufen durch
Vorverkäufe auf die Neuemiſſion. Farben zum amtlichen Beginn ¼
niedriger im Verlaufe nochmals eine Kleinigkeit gedrückt. Auch die
übrigen Märkte meiſt ſchwächer. Nur Bankaktien behauptet mit Aus=
nahme
von Danat, die leicht nachgaben. Im Verlaufe blieb die Börſe
relativ widerſtandsfähig.

Berlin, 5. Januar
Nachdem ſchon die Stimmung der Vorbörſe, z. T. unerwartet, et=
was
zuverſichtlicher geworden war, eröffnete der heutige offizielle Ver=
kehr
in allgemein feſterer Haltung. Neben den Anregungen, die die
Auslandsbörſen gaben, macht vor allem das Eingreifen des Neichsar=
beitsminiſters
in den Ruhrkonflikt einen guten Eindruck, da man hier=
durch
eine Entſpannung der Lage bis ſpäteſtens Mittwoch erwartet.
Andererſeits lauteten die Meldungen über die Streik=Situation in Eng=
land
weiter ungünſtig. An ſonſtigen Momenten, die Beachtung fanden,
ſind die engliſch=franzöſiſchen Goldverhandlungen, die Gerüchte, die von
einem günſtigen Quartalsbericht der J. G. Farben wiſſen wollten, und
die Veröffentlichungen über die Lage in der Kali=Induſtrie im Jahre
1930 zu nennen. Aus den Ausführungen der Gebrüder Dammann=
Bank glaubte man Hoffnungen auf unveränderte Dividenden ableiten
zu können, ſo daß die Kali=Terminwerte 2 bis 3½ Prozent gewannen.
Die Umſatztätigkeit war zwar nicht allzu groß, die Rückkaufsneinung
der Spekulation genügte aber, um das Kursniveau allgemein um 1 bis
3 Prozent zu heben. Einen guten Eindruck machte übrigens die Beob=
achtung
, daß in vielen Fällen, ſowohl vom Inlande als auch vom Aus=
lande
, noch vorhandene Verkaufs=Limite zurückgezogen wurden. Nach
Feſtſetzung der erſten Kurſe wurde die Tendenz etwas unregelmäßig
und im weiteren Verlaufe überwog bei zunehmender Geſchäftsſtille
Realiſationsneigung. Es traten Rückgänge bis zu 1 Prozent im Durch=
ſchnitt
ein.

Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 5. Jan.:
Getreide. Weizen: März 80.25, Mai 81.25, Juli 64.50; Mais:
März 69.25, Mai 70.50, Juli 71.50; Hafer: März 33½, Mai 33½,
Juli 33½; Roggen: März 418, Mai 4238 Juli 42.75.
Schmalz: Januar 8.75, März 8.72½ Mai 8.87½, Juli 9.02½.
Speck, loko 10.87½.
Schweine, leichte 7.858.00, ſchwere 7.257.50; Schweine=
zufuhren
: Chicago 67 000, im Weſten 181000.
Baumwolle: Januar 10.10, März 10.23.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 5. Jan.:
Schmalz: Prima Weſtern 9.50; Talg, extra, loſe 4.50.
Getreide. Weizen: Rotwinter 94½; Mais, loko New York
33½; Mehl, ſpring wheat clears 4.154.40; Getreidefracht: nach
England 1,62,3 Schilling, nach dem Kontinent 78 Cents.

Berliner Kursbericht
vom 5. Januar 1931

Oeviſenmarkt
vom 5. Januar 1931

Berl. Handels=Geſ.
Danatbank

Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanfa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

120.
145.50
12.25
112.25
63.125
Kt
95.
54.75
50.50
108.
31.75
113.
105.
62.25

Meie ene
J. G. Farben

Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Kopp=

95.50
R.6
83.
95.
78.50
65-
73.50
132.50
57.75
71.25
65.37
31.
44.50
68.871
42.25

Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein, Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
dohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah=
Wanderer=Werke

144
46.75
203.
103.
84.
59.25
140.50
G.
24.50
43.
116.25
39.25
139.25
51.
34.50

Helſingfors
Wien
Prag
Budape
Sofia

Holland
Oslo

Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien

Paris

Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.)
1100 Pengo
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen 1112.22
100 Kronen 1i12.21
100 Kronen
12=Sta.
1 Pap. Peſol
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Franes

Re
10.561
59.05
12.442
73.37
3.038
169.00
112.36
20.385
1.303
4.198
58.57
21.975
16 469

Brief
10.581
59.17
12.46
73.51
3.04
169.34
124
112.4:
12.5c
20.425
Nac
4.206
58.69
22.01!
6.50

Schweiz
Spanien
Danzig

Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien
Portugal 100 Escudos
Athen
Iſtambu
Kairo

Kanada

Uruguag
Jsland

Tallinn (Eſtl.)

Riga

Währung
100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden
Yen
1 Milre 74
100 Dinar
100 Drachm.
1 türk. 2
1ägypt. 4
1canad. Doll.
1 Goldpeſo
100 eſtl. Kr.
100 eſtl. Kr.
100 Lats

GebBref
81.375 61.535
44.11 44. 19
81.46 81.62
2.6e0/ 2.C84
0.391/ (.:93
7.430/ 444
18.81 1c.45
5-435/ E.445
0.903/ 20.243
4.180 d. 1S8
2 967 2.973
91.86/ 92.04
111.58/ 771.80
80.771 E0.23

Frankfurter Kursbericht vom 5. Januar 1931.

7% Dtſche. Reichs=
anleihe
v. 192
6% Dtſche. Reichs=
anleihe
v. 19271 86.5
6% Baden Frei=
ſtaat
von 1927
8% Bay. Staats=
anleihe
v. 1929
6% Bay. Staats=
anleihe
v. 192
8% Heſſen Volks=
ſtaat
von 1928
8% Heſſen Volks=
ſtaat
von 1929.
6% Preuß. Staats=
anleihe
von192
8% Sachſen Frei=
ſtaat
von 19291 98.25
6% Sachſen Frei=
ſtaat
von 1927.
7½Thüringer Frei=
ſtaat
von 1927
Dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
. +*
Ablöſungsanleih. 51:5
Dtſche. Anl. Ablö=

Otſche. Schutzge
bietsanleihe".
8% Bad.=Bad. v. 26
6 Berlin v. 24.
8 Darmſt. v. 26.
v. 2
8

6%
3% Mainz v.
8% Mannh.

6

8% Heſſ. Landesbl
(Holdpfbr. . . . .
Heſſ. Landesbt
Goldpfbr. . .
3% Heſſ. Landesbl
Goldoblig
½½Heſſ. Lds. Hy.
Bk.=Liqu. Pfb.
.%beſſ. Lds. Ht.
Bk.=Liqu. Kom.=
Obl. ..

Preuß. Lbs.

Gebeftrige
8½KaſſelerLandes
kredit Goldpfb=
6 %KaſſelerLandes=
kredit
Goldpfbr
26 Naſſ. Landesb
Goldpfbr.
6O Naſſ. Landesbl
Goldpfbr. . .. . .
4½0. Naſſ. Ldsbl
Liquid.=Oblig.
Dt. Komm. Sam.
mel=Ablöf.=Anl.
* Ausl. Ser.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöf.-Anl.
Auslof. Ser, I.
Dt. Komm. Samm.

5. 12 5. 1. 98.5 100.5 85 74.75 Ric 97.5 98 82.7 82.25 83.5 85.9 88.5 89 94.7 9t. 98 25 76 81.75 80.5 53.2 6 5.25 1.55 70
82.25
76 81
67
81
81
75.5 91 94
31 80
z/ 50
83
91.75 95.25
79.5
70
81.5
86.5
70
92 82 99.5 91 9 94 94 84.5 85.85 80 400
97 100
97 97 97 27.7 97.75 28 98.5 85 85 1100 95.5 841 84.75 85? 871, 49.25 50.75 68.5 Ri )

8½ Berl. Hyp.=Bl.
4½% Ligu. Pſbr.
8% Frkf. Hyp. Bk.
41/,? Lig Pfbr.
Pfbrbank.
Pfbrbank.
4½/,Pr Lig. Pfbr.
8% Mein. Hyp.B1.
½0 Lig.=Pfdbr.
82 Pfälz. Hhp. Bk.
4½% Liqu. Pfbr.
8% Prß. Bodcr.=Bk.
4½% Liqu. Pfbr.
3% Prß. Ctrl. Bob.=
Cred.=Bank..."
4½% Prß. Ct. Bod.
Cred. Bk. Lia. Pf.
8%Nhein. Hyp.=Bt
4½=0 Lig. Pfdbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd. Credit ..."
8% Südd. Bod.,
Cred.=Bank ..
4½0 Südd. Bod.=
Cr.=Bk. Lig. Pf
8% Württ. Hhp.=W.

6% Daimler Benzi
von 27......
8% Deutſche Linol.
Werke v. 26 ..
7% Deutſche Linol=
werke
v. 26... .
8 % Klöckner=Werke
Berlin v. 26...
70 Mainkrw. v. 261
7% Mitteld. Stahl=
werke
v. 27...
8% Salzmann u. Co
v. 26 ..
7% Ver. Stahlw.
v. 26
8% Voigt & Häffner
v. 26...

J. G. Farben Bonds
v. 28..

5% Bosn. L. E. B.v.
1914...."
3%6 Bosn. L. Inveſt.
von 1914 ...
4½%0 Oſt. Schatz=
anw
. v. 1914
40 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%o
40 Türk. Admiim=
1. Bagd
45 Zollan!.
2 Ungarn 191:
191
Gul
1910
Aktien
Alg. Kunſtzijd. Unie
AEG. Stamm
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauere
Zellſtoff
Bemberg J. P..
Bergm. El. Werke.
BrawuBoverickCie.
Buderus Eiſen ...

5. 12. 5.1

38
85.5
100.25
96.75
84.75
400
91.75
87
99.78
94.
86.1
100
38
87
100
84.4
100
93.5
86.5
99
33
98.75

96.5

79.6
78

78"1.
Rse
89.5

35

12.85
6.525

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g.
101
Rr6
87.75
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100.75
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AAn g
87.75
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99.5

Re

39.5
25.9
8.6
6.65

18.5
22.25
21.5
17.5

Karlſtadt

Chade.
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz..
Dt. Atl.=Telegr.. . .
. Erdöl
Gold= u. Silb.
ſcheide=Anſtalt
Linolwerk. Berl./ 15 1108
Eiſenhandel ..
Dyckerhoff u. Wid=
mann
.. . . . .."
Eichbaum=Werger 12
Elett. Liefer.=Geſ.
Licht u. Kraſ
Eſchw. Bergwerk 14

Hof......
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f. elektr. Un=
ternehmungen
.
Goldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchiner
Grün & Bilfinger

Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen".
Holzmann, Phil..

Junghans Stamm
Kali Chemte ..
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. .
Klein, Schanzlin
Klöcknerwerke ..."
Lahmeyer & Co..
Laurahütte ..
Lech, Augsburg.
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt

Metallgeſ. Frankft.
Miag, Mühlenbau.

Oberbedar

Reintger, Gebb.
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Metallwaren. .
Stahlwerke .

Div. 5. 12. 5.1 10 n2 70,5 10 1 14 1a8.75 160 30.75 114 15 zu1 109 24 23.75 96.5 92 61.25 129 129.5 104.75 10 68 68.5 125 125 10 114 1198 196 5 29 2s eil 1138 r 10 94.5 A. iel 14 1381, 127.5 49.5 47.25 7½ 11. 1118 45 49 87.25 81 95.5 42.5 36 24 33
168 zuo 1110 150 155 77.25 81 80.5 56 123 115 62.5 62.5 73.25 168 170 10 104 98 30 32 1108 10 150 133.75 81 71.5 z10 102 58.25 35.5 72.75 182 179 46 46 11.5 11I, 63.75 13 143 130 64.75 83.25 69 10 61 182 42.25 40.5 45 40 57.5 49 10
so 70 19. 114 78.5 7½ 74.5 69.5

Riebeck Monton".
oeder Gb. Darmſt./ 10
Rütgerswerke.".
Sachtleben A.-G.
Salzdetfurth Kali. 15
Salzwk. Heilbronn
Schöfferhof=Bind. 20
Schramm Lackfbr
Schriftg. Stempel 1
Schuckert Elektr.,
Schwarz Storchen

Spenska Tändſtid
Tellus Bergbau.
Thür. Lief.=Geſ.
Tietz Leonhard ..
Tucher. Brauerer
Unterfr. Krs.=Ele
tr.=Verſ.
Veithwerke.

Stahlwerke
Strohſtofffabr.
.. Ultramarin.
Vogtländ. Maſch.. 8
Voigt & Haeffner!

Weſteregeln Kali

Waldhot.

Bayer. Hypothek.u
Wechſelbank .. ..

DeutſcheBk. u. Dise
Dt. Eff.- u. Wechſel=
bank"
.
Dresdener Bant:: 19
Frankf. Bk.
Syp.=Bk.
Pfdbr.=Bk.

Kraftw. 1../ 12
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge. ...."
Hapag ......"
Nordd. Lloyzb. ..

Allianz u. Stnte
Berſicherug ..
dto. Verein Ver
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Sortstzung uns Prsidaussrsibans (Nr. 31-45)!
a) Wie heißen und wo befinden ſich die abgebildeten Geſchäfte und Lokale?
In den Togen vom 4. bis 11. Januar
beröffentlichen wir Photos hieſiger Geſchäftshäuſer, bei denen das Firmenſchild ganz oder teilweiſe fortgelaſſen iſt, ferner auch Abbildungen von Fabrikaten bekannter Marken=
fimen
. Unſere Leſer können zeigen, wieweit ihnen die Geſchättshäuſer Darmſtadts bekannt ſind. Wer ein gutes Gedächtnis hat und auch jeweils, dem Anzeigenteil des
O T. ſeine Autmerkſamkeit entgegenbringt, wird manche Abbildungen erkennen, ohne daß er ſich die Fronten der Häuſer beſieht, aber den größten Teil wird er nur löſen
können, wenn er ſich auf die Suche begibt. Die Töſung der Aufgabe iſt alſo gar nicht ſchwer, mag auch etwas Zeit dazu benötigt werden. Die Mühe der Tüchtigſten
wird belohnt durch Preiſe in Geſamthöhe von
1100. Mark in bar oder Gutſcheinen.
Darmſlädter Tagblatt.
Verlag L. C. Wit ich.
Die Photos Nr. 430 und die Teilnahmebedingungen ſind in der Ausgabe vom 4. Januar 1931 veröffentlicht.

Beachten Sie bitte die morgige Ausgabe, welche die Fortſetzung des Preisausſchreibens enthält.

[ ][  ][ ]

Nummer 6

Dienstag, den 6. Januar 1931

Seite 15

Drllie Vohtersiert
URAEBER-RECHTSSCHUTZ DUREH VERLA6 OSRAR MEISTER, WERDAu
(Nachdruck verboten.)
Was willſt du damit ſagen? Seine Erregung ſchien zu
ſteigen.
Nichts, Victor, nichts! Ich halte das Perſiengeſchäft, das
eine beſtimmte Kapitalgruppe unter Führung eines . . . ſehr
bekannten Mannes wahrſcheinlich machen will, für ſehr ge=
fährlich
. Aber das iſt meine Privatmeinung.
Lord Durham ſtarrte vor ſich hin. Seine Züge waren
finſter.
Blötzlich ſchrillte das Telephon. Der alte Diener trat ein
und meldete devot: Mylord werden verlangt!
Lord Durham erhob ſich und trat ins Nebenzimmer zum
Apparat.
Sie hörten ihn ſprechen. Nur ein paar Worte: Traus=
aktion
nicht machen können! Wie . . . Kapital kam nicht recht=
zeitig
? Schade! Oder nein . . . doch nicht. Iſt richtig ſo!
Wäre vielleicht doch kein gutes Geſchäft geweſen.
Der Lord kam wieder und verabſchiedete ſich kurz darauf.
Er fuhr nach Berlin zurück.
Lady Durham ſah Berndt an und ſagte: In den . . . Klub
... fährt er jetzt . . . er ſpielt . .. immer hat er geſpielt.
3.
Der nächſte Morgen war mit den Vorbereitungen zu dem
kleinen Feſt voll ausgefüllt. Lady Durham kümmerte ſich ſelbſt
um alles, ſprach mit den Dienern, dem Koch und den Mädchen.
Das große Gaſtzimmer wurde feſtlich geſchmückt.
Berndt gab die Aufträge für die Tafel telephoniſch nach
Berlin. Nachmittags gegen fünf Uhr kam das Beſtellte an.
In der Küche ſetzte ein eifriges Braten und Kochen ein.
Wann kommen die Gäſte, Lady?
Um halb ſieben Uhr, Herr Groth! Es wird Zeit, daß Sie
ſich umkleiden.
Geſchieht ſofort! Haben Sie noch irgendwelche Wünſche?
Nichts als den: Mühen Sie ſich mit mir, den heutigen Tag
zu einem recht netten zu geſtalten. Es liegt mir ſehr viel daran,
daß ſich alle, die heute zu wir kommen, ſehr wohlfühlen.
Ich werde mir alle Mühe geben, Lady!
Machen Sie ſich recht hübſch, Herr Groth!
Berndt mußte lachen. Lady, ſagte er in Laune, ſoll ich
ein paar Herzen einfangen?
Das ſollen Sie! Ja, wirklich, Herr Groth, das ſollen Sie!
Sehen Sie mich nicht ſo ungläubig an. Ich wünſche, daß alle
an dieſem Abend von Ihnen begeiſtert ſind.
Berndt lachte Alſo, ich ſoll Lockvogel ſein!
Sie ſtimmte in das Lachen ein. Ich fühle, daß Sie mich
verſtehen, Herr Groth. Lockvogel iſt nicht das rechte Wort.
Nein, ich will mich Ihrer nicht bedienen zur Erreichung dieſes
oder jenen Zweckes. Das liegt mir fern. Sie ſind mein Sekre=
tar
und . . mein Ritter ohne Furcht und Tadel!
Bin ich, Lady!
Aber . . . es ſind faſt alles Landsleute, die kommen. Sie
werden nicht ſo leicht warm, meine Landsleute, ihre Herzen ſind

immer verſchloſſen. Verſuchen Sie zu erreichen, daß ſie etwas
aus ſich herausgehen. Wenn Sie das vermögen . . . oh, Sie
werden es können, Herr Groth!
Abwarten, Lady! Es geht manchmial ſeltſam zu. Aber
ich möchte mich nicht in Gefahr begeben.
Sie lachte hell auf. Nein, nein, ſorgen Sie ſich nicht! Ich
habe keine heiratswütige Miß eingeladen. Und Sie werden
auch Lady Segrave zu Tiſch führen!
Lord Segrave iſt das bekannte Mitglied des Oberhauſes,
der bereits einem Miniſterium vorſtand?
Sie ſind gut unterrichtet.
Wird der hohe Herr dulden, daß ich Lady Segrave zu
Tiſch führe?
Er wird es erlauben. Lord Segrave iſt ein reizender
Menſch. Mit einem Blick wird er in Ihnen den Gentleman
erkennen und das genügt ihm.
Dann bin ich beruhigt, Lady Durham!
Die Gäſte kamen, als erſter Lord Segrave.
Die Begrüßung war ſehr herzlich. Lord Segrave küßte
Viola mit dem vollendeten Anſtand des engliſchen Gentlemans
die Hand.
Ich freue mich, Lady Viola! Habe geſtern ſehr bedauert,
daß ich nicht anweſend war. Sie Sie gut zu Hauſe an=
gekommen
?"
Danke, Mylord! Darf ich Ihnen Herrn Berndt Groth,
meinen Sekretär, vorſtellen?
Lord Segraves Augen prüften, dann lächelte er.
Ich freue mich, Mr Groth! ſagte er in engliſcher Sprache.
Lady Durham horchte auf und Freude war in ihr, denn der
Ton ihres väterlichen Freundes war ſo warm wie ſelten.
Die Männer reichten ſich die Hände.
Mr. Groth bittet durch mich um die Erlaubnis, Lady
Segrave zu Tiſch zu führen, und ich erbitte mir von Ihnen
die Ehre, lieber Freund!
Der Lord verbeugte ſich und lächelte abermals.
Lady Durham, ſagte er artig, Sie machen mir Freude
Sie wiſſen, ich habe ſchon immer ein Faible für Sie. Meine
Frau wird ſich freuen, in Mr. Groth einen angenehmen Ge=
ſellſchafter
zu haben.
Ich will mich bemühen, Mylord!
Nach dieſem Geſpräch nahm Segrave Viola beiſeite und
fragte: Wer iſt dieſer Groth?
Gefällt er Ihnen, Mylord?
Ja, Lady Durham! Ihr Leben iſt von Geheimniſſen um=
geben
, ich weiß es. Ich dringe nicht in Sie. Jeder muß ſeine
Angelegenheiten mit ſich ausmachen. Dieſer Groth der
Mann kommt mir ſo bekannt vor . . . ich weiß aber nicht,
wohin ich ihn tun ſoll. Er macht einen vorzüglichen Eindruck.
Er iſt mein Sekretär und mein Ritter, Mylord! Ich kenne
ihn noch nicht lange, aber ich habe meinem Blick nicht umſonſt
vertraut.
Ein Ritter, Lady! Viel wert, Lady! Auch ich bin der
Ihre!
Ich weiß es, lieber Freund! entgegnete Viola warm.
Berndt Groth ſtellte ſich Lady Segrave vor, die eine Kleinig=
keit
ſpäter kam. Einen Augenblick ſah ihn die alte Dame erſtaunt
an, aber dann nickte ſie ihm liebenswürdig zu.
Ah . . . Herr Groth! Sie wollen mich alte Dame unter=
halten
?"
Berndt ſetzte ſein ſchönſtes Lächeln auf und entgegnete ga=

lant: Mylady, ich will mir alle Mühe geben, damit Sie nicht
unzufrieden mit mir ſind."
Sie genießen Lady Durhams Vertrauen?
Das iſt mein Stolz, Mylady.
Lady Viola hat mir von Ihnen erzählt. Ich habe letzthin,
als Sie Lady Viola von mir aus heimgeleiteten, ja bereits das
Vergnügen gehabt, Sie kennen zu lernen.
Das Vergnügen war ganz auf meiner Leite, Mylady!
Die alte Dame Jah ihn dankbar an. Sie hatte Berndt vom
erſten Augenblick an gut leiden mögen. Wie Viola, ſo ſah auch
ſie ſofort, daß Berndt einer von den wenigen Menſchen war, auf
die man Verlaß haben konnte. Seine freie, klare und unbeküm=
merte
Art gefiel ihr.
Nicht wie ein Dienender bewegte er ſich in den Räumen, ſon=
dern
wie ein Herr. Die Vornehmheit ſeines Weſens hatte nichts
Angelerntes, Gekünſteltes, es machte vielmehr bei ihm den abſolu=
ten
Eindruck, daß hier der Charakter von innen heraus auf alles
Aeußere wirkte.
Kennen Sie Lady Durham ſchon länger, Mr. Groth?
Nein, Mylady! Noch nicht eine Woche.
Sie braucht einen getreuen Eckard, einen Ritter an der
Seite, auf den ſie ſich verlaſſen kann. Sie hat . . . ein ſo bitteres
Schickſal hinter ſich. Wiſſen Sie davon?
Nein, Mylady! entgegnete Berndt ohne Frage im Ton.
Dann will ich es Ihnen ſagen, Herr Groth, nicht um mit
Ihnen zu ſchwatzen . . . aber es iſt gut, wenn Sie den Menſchen,
dem Sie als getreuer Helfer zur Seite ſtehen, etwas kennen.
Berndt nickte zu dieſen Worten.
Sie brauchen ſich nicht zu ſorgen, Herr Groth, daß Viola
böſe ſein wird, wenn ich Ihnen ein klein wenig aus ihrem nicht
leichten Leben erzähle. Lady Durham iſt mit Lord Victor Dur=
ham
ſeit ſechs Jahren verheiratet. Sie kennen Lord Durham?
Ich hatte einmal Gelegenheit, Mylady!
Dieſe Ehe war und iſt nicht glücklich. Lord Durham iſt zwar
ein Peer von England, ſeine Familie iſt alt, aber er hat auf die
ehrenhaften Traditionen ſeiner Familie keine Rückſicht genommen.
Vor einem Jahre ſagte man, daß er ruiniert ſei. Bis jetzt hat es
ſich nicht bewahrheitet. Wir ſind eigentlich froh. Er ſpekuliert.
was, wo, wie, mit welchem Gelde . .. das weiß kein Menſch. Ueber
das ſehr große Vermögen Lady Violas hat er keine Macht. Lei=
der
iſt er auch Spieler. Was er tut, was er treibt, das wiſſen
wir alle nicht. Vor einem Jahre lag Lady Durham in England
drüben auf den Tod krank darnieder. Die Aerzte ſtanden ratlos,
konnten die Urſache des Leidens nicht feſtſtellen. Eine rätſelhafte
Krankheit war es. Ihre Zwillingsſchweſter Iris pflegte ſie da=
mals
. Und da trat des Seſtſame, das Unfaßbare ein: Nicht die
ſo ſchwer kranke Lady Viola ſtarb, ſondern ganz plötzlich und un=
erwartet
ihre Zwillingsſchweſter Iris. Todesurſache? Die Aerzte
ſtanden vor einem Rätſel. Man einigte ſich ſchließlich auf Herz=
ſchlag
. Sie werden verſtehen, Herr Groth, wie dieſes furchtbare
Ereignis auf Viola wirkte. Sie hat ſich heute von ihrem Schmerz
erholt, aber ſie iſt eine ganz andere geworden. Sie, die ſich früher
nie um Spekulation, um ihre Vermögensanlage gekümmert hat,
tut es plötzlich und ganz im großen. Man ſagt ihr auch nach, daß
ſie denkbar glücklichſte Hand hat. Plötzlich iſt ſie ganz anders. Sie,
die früher in der Einſamkeit lebte . . . ſie iſt jetzt voll Unruhe, ſie
reiſt. Plötzlich entſchließt ſie ſich, ein Jahr in Deutſchland zu blei=
ben
. Sie werden begreifen, Herr Groth, daß uns dies, die wir mit
Viola immer innig befreundet ſind, beunruhigt. Ich kenne Sie
nicht, Herr Groth, aber ich glaube dasſelbe wie Viola; daß Sie
in allem der unbeſtechliche Ehrenmann ſind, der Sie ſcheinen.
(Fortſetzung folgt.)

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Off. u. P. 67 Gſch.*

A

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