Darmstädter Tagblatt 1930


14. September 1930

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Einzelnummer 15 Pfennige

K
Arltt
Tüdtr T4
A4
TatN
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Nummer 254
Sonntag, den 14. September 1930. 193. Jahrgang

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ſede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
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Konlurs oder geriſchticher Beiteiſbung fällt ſedes
Rabatt weg. Banſkonto Deuſche Bank und Darm=
ſtädter
und Nationalbank.

Die Bedeutung der Wahl.
Das deutſche Volk entſcheidek ſein Schickſal. Befinnung kuk nok! Jehk gilk es, Ordnung im Innern
zu ſchaffen. Der 14. Hepkember enkſcheidek über Aufſtieg oder Niedergang.
Deutſche Frauen und Männer! Werdet Euch der großen Stunde
bewußt. Macht Euch nicht der Verletzung der erſten Staatsbür=
Worum es ſich handelt und worauf
gerpflicht ſchuldig, der Wahl! Das Programm der
Reichsregierung heißt: Arbeit, Wiederaufſtieg
und Friede. Wer uns helfen will, gebe dem
es ankommk.

Ein lekter Appell des Kanzlers.
Glatz, 13. September.
Reichskanzler Dr. Brüning hielt heute abend in Glatz eine
Anſprache über die Bedeutung der morgigen Wahl, die durch
Rundſunk verbreitet wurde. Der Reichskanzler ſagte:
Morgen entſcheidet das deutſche Volk ſein Schickſal. Am
Vorabend dieſer für Deutſchland ſeit dem Kriege bedeutungsvoll=
ſten
Entſcheidung halte ich es als Reichskanzler für meine Pflicht,
noch einmal jedem Deutſchen in wenigen Worten zu ſagen, wo=
rum
es ſich handelt und worauf es ankommt. Selten hat ein
Volk einen ſo langen und dornenvollen Leidensweg gehen müſſen
wie das deutſche: Laſten über Laſten mußten wir auf uns neh=
men
; Demütigungen mußten wir ertragen, auf unſere Freiheit
nach außen und innen verzichten. Deutſchland war entrechtet,
ſtand allein in der Welt. Die deutſche Wirtſchaft lag vollkommen
darnieder. Der Mittelſtand war verzweifelt, die deutſche Arbei=
terſchaft
ihrer Lebensmöglichkeiten beraubt. Große Gebiete, die im
Produktionsprozeß eine Rolle ſpielten, waren uns genommen.
Auf deutſchem Boden ſtanden fremde Soldaten. Das ſind ge=
mand
abwenden konnte, auch die nicht, die heute ſo gern von
Verrat am deutſchen Volke ſprechen. Nüchtern mußte die Lage
betrachtet werden, nüchtern die deutſche Geltung wieder errungen
werden. Was würden die Verzweifelten geanwortet haben,
wenn 1918 jemand gewagt hätte, für das Jahr 1930 geſicherte engen Grenzen. Man kann ſie nach den vorliegenden Berichten
Ruhe und Ordnſung und die Befreiung des beſetzten Gebietes zu
prophezeien?. Die Antwort, die einem ſolchen Propheten erteilt 7 September wurden 10 Perſonen ſchwer verletzt, außerdem
worden wäre, darf ich jeden ſelbſt überlaſſen. Dieſe
Beſinnung iſt nolwendig, um ermeſſen zu können.
wo wir heuke ſtehen.
Die mächtigen und erhebenden Kundgebungen in den ehemals
beſetzten Gebieten haben der ganzen Welt vor Augen geführt, freier Feſtſtellung in der Zeit vom 1. Auguſt bis zum Schluß
Freiheit. Wenn auch der Weg weit war, durch den Erfolg wur=
den
wir belohnt. Deutſchland hatte ſich durchgeſetzt, es war wie=
der
ein Faktor geworden, mit dem mam in der ganzen Welt rech=
nen
mußte. Jetzt galt es, auch im Inneren Ordnung zu ſchaffen,
Verſäumtes nachzuholen, Neues zu geſtalten. Der Aufbau im
Innern war ſchwer, weil es in ſolchen Zeiten nahe liegt, nur im=
mer
die Mißſtände zu beheben, die am dringendſten ſind. Wollte
man wirklich helfen, ſo mußte man die Sorge des einzelnen als
einen Teil der Songen der Geſamtheit betrachten. Es geht nicht
an, daß man den Staat von außen her ſieht und nur Kritik übt;
jeder muß ſich für einen Teil des Staatsvolkes
halten und die Verantwortung fühlen; der
Staat kann nur gedeihen, wenn ſich jder Volks=
genoſſe
dem anderen verpflichtet fühlt. Bei den
Maßnahmen, die die Reichsregierung zur Behebung der Not
eingeleitet hat, kam es nicht darauf an, dieſen oder jenen Not=
ſtand
zu beheben, ſondern einzig und allein darauf: Wie iſt der
Geſamtheit zu helfen? Dieſes war die ſchwere Aufgabe, vor die
die gegenwärtige Reichsregierung geſtellt war. Dieſe Aufgabe zu
löſen, erforderte den Mut zu unpopulären Entſchlüſſen, weil es
nur zu natürlich iſt, daß das
Streben nach einem großen Ziel
Opfer koſtet, die der einzelne perſönlich hart empfindet. Wir
haben den Mut gehabt, dieſen Weg zu gehen, weil wir Ver=
trauen
in den Lebenswillen des deutſchen Vol=
kes
hatten. Zunächſt galt es, Ordnung in die Staatsfinanzen zu
bringen. Heute iſt der Etat in Ordnung. Was heißt das? Das
heißt, daß der Staat ſeine Verpflichtungen voll und ganz wieder
erfüllen kann. Wir wiſſen heute, was wir am Ende eines Rech=
wungsjahres
zu bezahlen haben, und wir wiſſen, was wir zahlen
können. Der privaten Wirtſchaft, einem der Grundpfeiler ſtaat=
lichen
Lebens, haben wir über eine Milliarde zugeführt, um
Arbeitsmöglichkeiten zu ſchaffen. Der deutſche Arbeiter, der vor
und nach dem Kriege ſeine Pflicht vorbildlich erfüllt hat, hat ein
Recht auf Arbeit und ein Recht auf Schutz gegen unverſchuldete
Arbeitsloſigkeit. Wir hoben Wege gewieſen, die Arbeitsloſenver=
ſicherung
zu erhalten, ohne den ſozialen Grundcharakter dieſer
Verſicherung anzutaſten. Das Oſthilfeprogramm der Reichsregie=
rung
, das im vergangenen Reichstag nicht verabſchiedet werden
konnte, weil der Reichstag ſich verſagte, iſt nur durch eine Ver=
ordwung
des Reichspräſidenten zuſtande gebracht worden. Die
deutſche Landwirtſchaft wurde dadurch vom Untergang errettet.
Verſlochten mit Wirtſchaft, Arbeiterſchaft und Landwirtſchaft iſt
der deutſche Mittelſtand, dem unſere beſondere Fürſorge gilt,
und der nur leben kann in geſunden ſtaatlichen Verhältniſſen. Die
Arbeiten, die der alte Reichstag nicht erledigte, hat die Reichs=
regierung
zum Teil vollendet oder in Entwürfen für den neuen
Reichstag vorbereitet. Morgen geht es
um die Entſcheidung.
ob das Reformprogramm der Reichsregierung durchgeführt wer=
den
kann oder nicht. Der 14. September entſcheidet außenpolitiſchem Gebiet liegen, und gerade deshalb würden wir
über Aufſtieg oder Niedergang. Niemand darf es gerne ſehen, wenn man ſich einmal dafür intereſſierte, woher
dieſer Entſcheidung ausweichen. Im demokratiſcken
Staat iſt das Wahlrecht in erſter Linie eine Pflicht.

ſeine Stimme, der bereit iſt, mitzuwirken, das
angefangene Reformwerk der Reichsregierung
zu vollenden.
Die Bilanz des Wahlkampfes.
10 Tote, 100 Schwerverlekke. Weik über
3000 Hiſtierungen.
PB. Der Wahlkampf neigt ſich ſeinem Ende zu. Zuſammen=
faſſend
muß man feſtſtellen, daß es der ruhigſte Wahlkampf ge=
weſen
iſt, den wir in den Nachkriegsjahren erlebten. Bei den
zuſtändigen Stellen will man dies insbeſondere auch auf die
Notverordnung des Reichspräſidenten zurückführen, die das
Waffentragen unter ſtrengſte Strafen ohne Bewilligung einer
Bewährungsfriſt ſtellte. Dieſem Umſtande iſt es vor allem zu
verdanken, daß die Zahl der Toten ſo gering iſt und daß es kaum
zu einer Schießerei gekommen iſt. In der Reichshauptſtadt iſt
überhaupt kein Toter zu verzeichnen, während man die Zahl
der Toten im Reich auf annähernd 10 ſchätzen kann. InGlad=
ſchichtliche
Tatſachen, die niemand leugnen konnte, und die nie= beck kam am 11. September ein Nationalſozialiſt durch
Meſſerſtiche ums Leben, in Köln wurde am 4. September ein
Kommuniſt erſchoſſen und u. a. wurden weiter aus Bunz=
lau
3 Tote gemeldet.
Die Zahl der Schwerverletzten hält ſich ebenfalls in relativ
Nahrung, eine aktive Handelsbilanz, geordnete Staatsfinanzen, auf ungefähr 100 ſchätzen. Bei den ernſten Zuſammenſtößen am
trugen zwei Schupobeamte ſchwere Verletzungen davon. Am
gleichen Tage kam es in Berlin am Wedding zu einer ſchweren
Schlägerei, bei der 17 Perſonen, teils leicht, teils ſchwer verletzt
wurden.
Der ſchwere Zuſammenſtoß bei Groß=Heydekrug bei Königs=
berg
am 17. Aug. hatte 8 ſchwerverletzte Opfer. Die Zahl der Leicht=
verletzten
iſt ſelbſtverſtändlich größer und dürfte unſtreitig auf
200 zu ſchätzen ſein. Außerdem entfallen davon bei einwand=
wie
hoch der Deutſche das höchſte Gut eines Volkes ſchätzt, die des Wahlkampfes 50 Leichtverletzte. Die meiſten Verletzten for=
derte
der Zuſammenſtoß in Nürnberg am 13. Auguſt, wobei 67
Leichtverletzte feſtgeſtellt wurden. Weiter am 11. September
rund 40 Verletzte in Perleberg, und ſchließlich muß in dieſem
Zuſammenhang noch der Zuſammenſtoß in Bad=Elſter am 10.
September, erwähnt werden, bei dem Max Hölz ſchwer verletzt
wurde.
Die Zahl der Siſtierungen iſt ſelbſtverſtändlich einwandfrei
nicht feſtzuſtellen. Nach den vorliegenden Polizeiberichten kann
man für Berlin eine runde Zahl von 1500 ſiſtierten Perſonen
feſtſtellen. Soweit es ſich überblicken läßt, dürfte es im Reiche
zu mehr als 3000 Siſtierungen gekommen ſein. Die zahlreichſten
Siſtierungen verzeichnet Berlin, wo z. B. am 10. Auguſt auf
einmal 285 Nationalſozialiſten wegen verbotenen Waffentragens
ſiſtiert wurden. Bei der volkskonſervativen Kundgebung wur=
den
rund 90 Perſonen in Berlin zwangsweiſe ſichergeſtellt. Bei
der Gewerkſchaftskundgebung am 10. September erfolgten etwa
70 Siſtierungen und anläßlich der Antikriegskundgebung am
1. September 60 Siſtierungen.
Während Preußen und Sachſen auf beſondere Polizei=
verbote
verzichteten, erließ Baden ein Verbot der Umzüge und
Demonſtrationen unter freiem Himmel für die letzten 4 Wahl=
kampftage
. Ein gleiches Verbot iſt im übrigen von den Polizei=
behörden
von Hamburg und München ergangen, und ſchließlich
hat Wiesbaden in den letzten Tagen ein Verbot nationalſozia=
liſtiſcher
Sammeltransporte und Umzüge mittels Kraftwagen
erlaſſen.
Das polniſche Mandak.
*. Den Bemühungen der Polen, in Oſt=Oberſchleſien ihre
Stimmzahl künſtlich zu vermehren, wird auch jetzt von amtlicher
Seite einige Aufmerkſamkeit geſchenkt. Die Angaben, die wir
darüber machten, werden uns jetzt in allen wichtigen Punkten
beſtätigt. Die Polen hatten 1920 in Oberſchleſien noch 51000
Stimmen, die bei den Mai=Wahlen des Jahres 1928 auf 30000
zurüchgegangen waren. Sie müſſen befürchten, daß dieſer
Schwund ſich inzwiſchen fortſetzt und dadurch ihre Stellung bei
weiteren Verhandlungen vor dem Völkerbundsrat ſchwierig wer=
den
wird. Daher wohl die Anſtrengungen des Polenbundes mit
einem Rieſenaufwand an Organiſation und Geldmitteln, einen
großen Teil der im Reich zerſtreuten polniſchen Stimmen für
Oberſchleſien zu mobiliſieren.
In Weſtfalen=Nord und =Süd ſind das vorige Mal über
10000 Stimmen abgegeben worden. Auch in Berlin wohnen
viele Deutſche polniſcher Sprache. Es konnte feſtgeſtellt werden,
daß einige Tauſend Wahlſcheine an Polen ausgegeben worden
ſind, mit denen ſie nach Oberſchleſien fahren. Daß ſie damit
ein Reichstagsmandat nicht erobern werden, iſt ziemlich klar.
Die nationalen Minderheiten haben bei der letzten Wahl im
ganzen 70 000 Stimmen aufgebracht, mit denen ſie aber nichts
anfangen konnten, weil ſie nicht innerhalb eines Wahlkreisver=
bandes
abgegeben waren. Daß ſie genug Wähler nach Oberſchle=
ſien
umtransportieren, um auf über 60 000 Stimmen zu kommen,
iſt ausgeſchloſſen. Der Zweck der Uebung kann alſo lediglich auf
der Polenbund die Geltmittel für dieſes Wahlmanöver erhal=
ten
hat.

*Die Woche.
Ein ſchier beiſpiellos erbitterter Wahlkampf hat mit dem
heutigen Tage ſein Ende erreicht, und nun entſcheiden die Wäh=
ler
an der Urne über ihre und ihres Volkes Zukunft. Ueber=
raſchend
faſt war es, daß dieſer Wahlkampf unter ſo außer=
ordentlich
ſtarker Anteilnahme der breiten Maſſe geführt werden
konnte, nachdem man vorher die Kämpfe im Reichstag um die
Finanz= und Wirtſchaftsreform mit beängſtigender Teilnahms=
loſigkeit
verfolgt hatte. Dabei ſind es ganz offenbar nicht der
gewaltige Stimmaufwand und die beiſpielloſe Demagogie, mit
der manche Parteien dieſen Wahlkampf beſtritten, welche die
breiten Schichten unſeres Volkes aus ihrem politiſchen Dorn=
röschenſchlaf
aufgeſchreckt haben, ſondern man iſt ſich anſcheinend
doch darüber klar geworden, daß es ſich diesmal um außer=
ordentlich
wichtige Entſcheidungen handelt, von einſchneidender
Bedeutung ſowohl in praktiſcher wie auch in grundſätzlicher
Hinſicht.
Etwas reichlich viel iſt allerdings mit dem Wort Welt=
anſchauung
gearbeitet worden. Als ob es darauf ankäme, bei
dieſer Wahl endgültig für alle Zeiten eine weltagſchauliche Front=
ſtellung
einzunehmen. Allerdings ſpielen Weltanſchauungs=
fragen
auch in der Politik eine nicht unerhebliche, bei manchen
Fragen ſogar eine ausſchlaggebende Rolle. Auf der anderen
Seite werden auch ſehr häufig Menſchen gleicher Weltanſchauung
die Fragen der praktiſchen Politik unter Umſtänden ſehr ver=
ſchieden
beantworten. Wir Deutſche neigen nun aber einmal
dazu, das Grundſätzliche überall zu ſuchen und zu betonen.
Charakteriſtiſch dafür der Verſuch, der ja auch bei dieſem Wahl=
kampf
eine gewiſſe Rolle geſpielt hat, die Frage einer politiſchen
Zuſammenarbeit mit der Sozialdemokratie wiederum zu einer
grundſätzlichen Frage zu ſtempeln. Während es auch heute noch
Menſchen gibt, beſonders unter den alten Demokraten, die grund=
ſätzlich
eine Zuſammenarbeit mit der Sozialdemokratie fordern,
gilt es auf der anderen Seite bei der extremen Rechten als
ſelbſtverſtändlich, daß eine politiſche Zuſammenarbeit mit der
Sozialdemokratie unter allen Umſtänden abzulehnen ſei. Der
Kampf gegen den Marxismus ſoll nach dieſer Auffaſſung der
Sinn dieſes Wahlkampfes ſein. Daß mit der Sozialdemokratie
eine Finanz= und Wirtſchaftsreform, die unſerem darnieder=
liegenden
Wirtſchaftsleben neuen Auftrieb zu geben vermag,
unſerer Meinung nach nicht zu erreichen iſt, haben wir ſchon
oft genug erörtert. Das hat das erbitterte Ringen des ver=
gangenen
Winters erwieſen, das hat die Hältung der Sozial=
demokratiſchen
Partei in dieſem Frühjahr und Sommer erwie=
ſen
, und das hat auch die Wahlagitation abermals beſtätigt.
Aber dieſe Auffaſſung bedeutet doch ganz gewiß nicht eine grund=
ſätzliche
Ablehnung jeder politiſchen Zuſammenarbeit für alle
Zeiten. Eine ſolche grundſätzliche Ablehnung erſcheint überhaupt
unmöglich, ſolange wir nicht ein Zwei=Parteien=Syſtem haben,
ſo lange es notwendig iſt, eine Regierungsmehrheit durch Zu=
ſammenſchluß
von Parteigruppen zu ſchaffen. Es iſt auch falſch
und nicht ganz ehrlich, wenn man in dieſen Wahlkampf zog
mit der Parole Gegen den Marxismus. Richtig iſt ſchon, daß
auch heute noch weite Kreiſe der Sozialdemokratiſchen Partei
unter dem unſeligen Einfluß des Marxismus ſtehen. Richtig
auch, daß gerade dieſe Kreiſe außerordentlich ſtarken Einfluß
auf unſere politiſche Entwicklung während der letzten Jahre ge=
nommen
haben, und daß ſie zu einem ſehr erheblichen Teil die
Schuld mit tragen an den verhängnisvollen Folgen, die wir heute
überall verſpüren. Aber das darf man wohl auch an einem
Wahltag einmal ausſprechen es heißt doch die Dinge ſich
etwas ſehr leicht machen, wenn man den Marxismus allein für
alles Uebel verantwortlich machen wollte. Auch unſere bürger=
lichen
Parteien, insbeſondere auch unſere extreme Rechte trifft
ein gut Teil der Schuld.
Die Not hat uns die Erkenntnis eingehämmert, daß es ſo
wie bisher nicht weitergehen kann. Ein Jahrzehnt haben wir
in Reich, Ländern und Gemeinden gewirtſchaftet, als ob wir
noch das reiche Volk der Vorkriegszeit wären, und nicht den
größten aller Kriege verloren hätten. Triumphierend ſtellte letzt=
hin
der Vorwärts feſt, daß während der ſoziale Aufwand des
Kaiſerreichs im Jahre 1913 nur 1 371 Millionen betragen habe,
die deutſche Republik für den gleichen Zweck im Jahre 1929
7 368,5 Millionen aufgewendet habe. Rechnet man zu
dieſem Betrag noch die 2½ Milliarden Mark, die wir jährlich für
die Verſorgung der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterblie=
benen
aufzuwenden haben, ſo ergibt ſich, daß die deutſche Wirt=
ſchaft
alljährlich für ſoziale Zwecke allein rund 10
Milliarden aufzubringen hat. Wenn wir derartige Laſten zu
tragen vermöchten, wäre es ſehr ſchön und niemand möchte
unſere Geſetzgebung darob ſchelten. Aber jede ſoziale Ausgabe
wirkt im höchſten Maße unſozial und wendet ſich gegen den,
dem geholfen werden ſoll, in dem Augenblick, in dem der Bogen
überſpannt wird, d. h. in dem die Laſten die Leiſtungsfähigkeit
überſteigen. Eine überlaſtete unrentable Wirtſchaft vermag nicht
mehr die in ihr Tätigen zu ernähren.
Aber der ſoziale Aufwand iſt es nicht allein, den wir über=
trieben
haben. Hand in Hand mit ſeinem Anwachſen ging das
ſchier phantaſtiſche Anſchwellen unſeres öffentlichen Haushalts
in Reich, Ländern und Gemeinden. Immer mehr koſtſpielige
Ausgaben wurden übernommen, immer ſchärfer unbedenklich die
Steuerſchraube angezogen, bis ſie ſchließlich überdreht war.
Eine gefährliche Kriſis erſchüttert unſer Land. Umkehr, ent=
ſchloſſene
Umkehr, ehe es zu ſpät, fordern alle Einſichtigen ſeit
langem. Monatelang hat man im verfloſſenen Reichstag er=
bittert
gerungen um die Geſtaltung der unerläßlichen Reformen.
Am Widerſtand der Sozialdemokratiſchen Partei fcheiterte das
Kabinett Hermann Müller. Die Regierung Brüning kam und
ſtellte ein Reformprogramm auf, über deſſen Einzelheiten man
wohl ſtreiten kann, das aber in ſeiner Geſamtheit doch einen
ſehr ernſthaften und entſchloſſenen Verſuch darſtellt, über unſere
derzeitigen kriſenhaften Zuſtände endgültig hinwegzukommen
und den Weg in eine beſſere Zukunft zu bahnen. Der gemein=
ſame
Widerſtand der Sozialdemokraten, Kommuniſten und der
Hugenberg=Anhänger verhinderte die parlamentariſche Erle=
digung
dieſes Reformprogramms. Die Regierung aber, die den
Ernſt der Stunde erkannte, und die ſich von der Autorität Hin=
denburgs
geſtützt wußte, blieb feſt, und ſo kam es zur Auflöſung
des Reichstages, ſo kam es zum Wahlkampf, ſo kam es zur
heutigen Wahl. Wird auch das deutſche Volk den Ernſt der

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Sonntag, den 14. September 1930

Nummer 254

Stunde erfaſſen, wird das Wahlergebnis des 14. September 1930
derart ſein, daß es eine parlamentariſche Erledigung des uner=
läßlichen
großen Reformwerkes ermöglicht? Oder wird es einen
Reichstag wählen, deſſen radikale Flügel ſo ſtark angewachſen
ſind, daß die Macht der Sozialdemokratie dadurch aufs neue
geſtärkt und daß jede praktiſche Arbeit unmöglich gemacht wird.
Das iſt die Schickſalsfrage, die der heutige Tag ſtellt.
Und hierbei iſt auch eine grundſätzliche Frage zur Entſchei=
dung
geſtellt. Eine Regierung kämpft um das Vertrauen des
Volkes, die ſich nicht nur als einen Parteiausſchuß fühlt. Es
war ein verhängnisvoller Fehler der Weimarer Verfaſſung, daß
ſie es verabſäumt hat, eine ſtarke Exekutivgewalt zu ſchaffen.
Der Reichstag, die Legislative, iſt der Träger aller Rechte; ins=
beſondere
nach der Auffaſſung der Sozialdemokratie iſt die Re=
gierung
lediglich ausführendes Organ. Wie verhängnisvoll ſich
das auswirkt, haben wir während der letzten Jahre oft genug
bitter erfahren müſſen. Jetzt haben wir eine Regierung, die
Führerwillen beſitzt, und der die Sozialdemokratie deswegen
Diktaturgelüſte nachſagt. Läßt ſie das deutſche Volk bei dieſer
Wahl im Stich, ſo werden alle Verſuche, auch in dieſer Richtung
zu beſſern, auf lange hinaus vertagt ſein.
Ein klares Programm hat die Regierung vorgelegt. Einen
gangbaren Weg weiſt ſie, um aus den gewaltigen Schwierig=
keiten
der Gegenwart herauszukommen. Wer dieſen Weg, wer
einen organiſchen Wiederaufbau unſeres Staates, unſeres
Wirtſchaftslebens für richtig und notwendig hält, muß bei der
heutigen Wahl den Parteien ſeine Stimme geben, welche die
gegenwärtige Regierung ſtützen. Er muß ſich aber auch deſſen
bewußt ſein, daß letzten Endes ja nicht Parteien gewählt wer=
den
, ſondern trotz unſeres unſeligen Liſtenwahlſyſtems Per=
ſönlichkeiten
. Wir hoffen, daß unſere heſſiſchen Wähler
ihre Stimme Perſönlichkeiten geben, zu denen man auf Grund
ihrer bisherigen politiſchen Tätigkeit das Vertrauen haben darf,
daß ſie der Stimme wirtſchaftlicher Vernunft zum Siege ver=
M.
helfen werden.
Ein Brief Streſemanns.
* Die Sozialdemokratie hat ſich für die letzten Großkampf=
tage
vor den Wahlen eine beſondere Bombe aufgeſpart, die ſie
jetzt im Vorwärts explodieren läßt: Ein Brief des verſtorbenen
Dr. Streſemann, den er am 20. Mai 1928, alſo unmittelbar
vor den letzten Reichstagswahlen, an den ſozialdemokratiſchen
Führer Dr. Breitſcheid gerichtet hat. In dieſem Schreiben
ſtellt Dr. Streſemann feſt, daß er eine erfolgreiche Außenpolitik
mit den Deutſchnationalen nicht mehr für möglich erachtet, er
würde jedenfalls nicht mehr Miniſter einer Koalition mit der
Deutſchnationalen Partei ſein.
Zum Verſtändnis dieſes Briefes, der jetzt ausgeſpielt wirt
als ein Trumpf gegen die Volkspartei, darf doch kurz an die
Lage erinnert werden, die damals zur Auflöſung führte. Die
Koalition zwiſchen Zentrum, Volkspartei und Deutſchnationalen
war im Januar über dem Schulgeſetz geſcheitert, der Reichstag
blieb nur noch zuſammen, um den Etat fertigzuſtellen. Un=
mittelbar
darauf wurde er aufgelöſt, während das Kabinett
Marx noch über den Wahlkampf hinaus die Regierung führte.
Es beſtand aber nicht der geringſte Zweifel darüber, daß eine
neue Koalition mit den Deutſchnationalen praktiſch nicht in
Frage kommen konnte. Für Streſemann dürfte dazu gekommen
ſein, daß ihm die Zuſammenarbeit mit den Deutſchnationalen
gerade auf außenpolitiſchem Gebiet ſehr ſauer geworden iſt, je
mehr der Flügel Weſtarp=Lindeiner in den Hintergrund ge=
drängt
wurde und die Richtung Freytag=Lorringhoven Ober=
waſſer
erhielt. Dr. Streſemann hat damals ſelbſt ſchon die erſten
Vorbereitungen für die Reviſion des Dawesplanes diplomatiſch
getroffen und er iſt auch zweifellos überzeugt geweſen, daß er
dieſe Politik nur mit den Sozialdemokraten führen konnte.
Ebenſo ſicher iſt es aber auch, daß er in den letzten Jahren ſeines
Lebens erkannt hatte, daß nach der Räumung des
Rheinlandes eine Zeit innerpolitiſcher Refor=
men
einſetzen müßte, die mit den Sozialdemokraten nicht zu be=
wältigen
wären. Dafür liegen Zeugniſſe genug vor.
Der Brief an Dr. Breitſcheid beweiſt alſo wichts für den Zweck, den
die Sozialdemokraten damit erreichen wollen, daß ſie der Volkspar=
tei
vorwerfen, ſie lebe von der Erinnerung an Streſemann und
verfolge dabei gleichzeitig eine Politik, die kaum Streſemanns
Zuſtimmung gefunden haben dürfte.
Wählkt richkig!
Bei der letzten Reichstagswahl ſind nicht weniger als 428 483
ungültige Stimmen abgegeben worden, die anderenfalls min=
deſtens
ſieben Abgeordnete mehr ergeben hätten. In dieſer Zahl
ſind noch nicht einbegriffen all die unerkennbaren falſchen Ab=
ſtimmungen
, durch die der Wähler verſehentlich gegen ſeine Partei
geſtimmt hat. Gültig für den Reichstag wählt nur der, der in
einem amtlichen Wahlumſchlag einen Reichstagswahlſtimmzettel
abgibt, nachdem er die Partei, für die er ſtimmen will, deutlich
durch ein Kreuz im Kreis gekennzeichnet hat.

Vom Tage.
Die Bergarbeiterverbände haben ſchon entſprechend der im Arbeits=
zeitabkommen
enthaltenen Beſtimmung, daß die Kündigungsabſicht 14
Tage vor dem Kündigungstermin bekanntgegeben werden muß, mit=
geteilt
, daß ſie das Arbeitszeitabkommen am 1. Oktober zum 30. Novem=
ber
kündigen werden.
Die deutſche Abordnung in Genf wird am Sonn=
tag
früh mit der Bahn nach Lörrach fahren, um dort ihrer
Wahlpflicht zu genügen.
Reichsaußenminiſter Curtius hat mit dem öſterreichiſchen Bundes=
kanzler
Schober über einen Erwiderungsbeſuch von Dr.
Curtius in Wien geſprochen, der voransſichtlich Ende
Oktober erfolgen dürfte.
Die deutſch=polniſchen Sozialiſten in Kattowitz ver=
anſtalteten
eine Proteſtkundgebung gegen die Verhaf=
tung
der Warſchauer Seimabgeordneten.
In Prag fand eine italienfeindliche Kundgebung ſtatt, wobei zahl=
reiche
Fenſterſcheiben des Geſandtſchaftsgebäudes zertrümmert wurden.
Der engliſch=irakiſche Vertrag findet im Irak
wachſende Mißbilligung. Als Proteſt gegen den Abſchluß
des Vertrages iſt der Finanzminiſter der Jrakregierung, Ali Jowdat
Beg, von ſeinem Poſten zurückgetreten.
Der indiſche Dichter Rabindranath Tagore iſt in
Moskau eingetroffen. Tagore erklärte, ſein beſonderes Intereſſe
gelte den neuen Erziehungsmethoden in den Sowjetſchulen. Er gedenkt
einen Monat in Moskau zu bleiben und dann Leningrad einen Beſuch
abzuſtatten.
Die Hauptſtadt der Provinz Kwangſi Nanning,
iſt nach längerer Belagerung von den chineſiſchen Regie=
rungstruppen
wieder zurückerobert worden.

Erſte Anzeichen des Arbeitsbeſchaffungsprogramms.
Nachdem nun die Reichsbahn und die Reichspoſt im Rah=
men
des Arbeitsbeſchaffungsprogramms ihre Aufträge vergeben
haben, beginnt ſich dieſe Aktion allmählich auszuwirken, zum Teil
kann ſie leider nicht mehr als die Verhinderung von weiteren Ent=
laſſungen
erreichen, zum anderen Teil werden aber ſchon aus ver=
ſchiedenen
Induſtriegruppen Neueinſtellungen gemeldet. Der große
Siemenskonzern hat in letzter Zeit allein in Berlin 500 Arbeiter
wieder eingeſtellt; es beſteht Ausſicht, ſchon in den nächſten Tagen
1000 weitere Arbeiter in die Werkſtätten zurückzuführen. Dieſe
Neueinſtellungen ſind aber auch auf einen verbeſſerten Eingang
von Auslandsaufträgen zurückzuführen. Sobald die Italiener das
Projekt des Baues einer Kabelverbindung zwiſchen Nord= und
Süditalien verwirklichen und der deutſchen Elektroinduſtrie Auf=
träge
zukommen laſſen, werden auch bei der Firma Siemens noch
weitere Einſtellungen möglich ſein. Natürlich ſtellen dieſe Ein=
ſtellungen
nur einen Tropfen auf den heißen Stein dar. Wir
können aber zu einer merklichen Verringerung unſeres 3 Mil=
lionen
Köpfe ſtarken Arbeitsloſenheeres nur kommen, wenn es
gelingt, die auf der Wirtſchaft ruhenden Laſten abzubauen, damit
die einzelnen Werke wieder mit den ausländiſchen Unternehmen
konkurrieren und Auslandsaufträge erhalten können. Das Ziel
der hinter der Regierung ſtehenden Parteien beſteht darin, zu=
nächſt
durch eine Wiederbelebung der Wirtſchaft für eine Ver=
ringerung
der Arbeitsloſen zu ſorgen. Dieſes Ziel läßt ſich nur
erreichen, wenn die Mehrheit der deutſchen Wähler ſich hinter
die Regierungsparteien ſtellt und damit die Vorausſetzung für
einen allmählichen wirtſchaftlichen Wiederaufſtieg Deutſchlands
gibt.
Neue Arbeitsſchukvorlagen.
Im Reichsarbeitsminiſterium hat man ſich in der letzten Zeit
wieder ſehr eingehend mit der Beſſerung der Vorſchriften über
die Unfallverhütung befaßt. Noch im Laufe dieſes Monats wird
dem Reichsrat der Entwurf einer Verordnung zugehen, die ſich
mit der Aufbewahrung und Behandlung von Zelluloid befaßt.
Den Anſtoß zu dieſer Verordnung hat eine ſchwere Brandkata=
ſtrophe
gegeben, die ſich vor zwei Jahren in Berlin ereignete
und eine Anzahl von Menſchenleben gefordert hat. Damals
wurde ſchon im Reichsarbeitsminiſterium der Verſuch unter=
nommen
, einheitliche Vorſchriften für die Behandlung dieſer
recht brennbaren Stoffe für das ganze Reich zu erlaſſen. Die
Länderregierungen glaubten jedoch mit ihren Polizeivorſchriften
auskommen zu können. Trotzdem hat man jetzt Reichsvorſchriften
ausgearbeitet. Aus dem Inhalt der geplanten Verordnung iſt
kurz folgendes hervorzuheben: Es wird vorgeſchrieben, daß die
Erfaſſung und Genehmigung der Betriebe ſicherzuſtellen iſt, in
denen Zelluloid verarbeitet wird. Auch die Zahl der beſchäftig=
ten
jugendlichen Arbeiter wird feſtgeſetzt, ebenſo werden Vor=
ſchriften
über die Unterweiſung der Arbeiter zur gefahrloſen Ver=
richtung
ihrer Arbeit gegeben. Die Vorlage beſtimmt noch, daß
ein Reichsausſchuß für Zelluloid (Zellhorn) gebildet werden
ſoll, der die techniſchen Vorſchriften aufſtellt und der ſich aus
Vertretern von Behörden, Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu=
ſammenſetzt
.

Ain Boring der Bum.
Berlin fieberl.
Berlin, 13. September.
Am heutigen letzten Tage vor den Reichstagswahlen zeigt
ſich in den Straßen Berlins zunehmende Bewegung. Von den
Plakatſäulen ſchreien die Bilder, Flugblätter werden verteilt
und von Fahrenden auf Rädern und von Autos in die Maſſen
geſchleudert. Am Abend ſchreitet der Fußgänger durch welkes
Laub, das der Wahlkampf in Geſtalt von Flugblättern auf den
Straßen hinterließ.
Beſonders die Vororte und Siedlungen wurden ſchon ſeit
Tagen heftig bearbeitet‟ Nationalſozialiſten in Uniform,
Reichsbanner mit Muſik, ſozialiſtiſche und kommuniſtiſche
Jugend= und Sportbünde in leichteſter Sportbekleidung, die
Frauen in kurzen Rothoſen, demonſtierten mit Fahnen, Schil=
dern
und in Sprechchören. Lautſprecher auf Kraftwagen brüll=
ten
durch die Straßen. Im Oſten und im Norden Berlins wett=
eifern
die beiden feindlichen Brüder in Rot mit Fahnen und
Transparenten an den Hauswänden. Die bürgerlichen Par=
teien
haben durchweg auf derartige Mittel der Propaganda ver=
zichtet
. Dennoch iſt ihre Propaganda nachhaltig und aktiv. Ihr
Appell richtet ſich diesmal mit beſonderem Nachdruck an die
Partei der Nichtwähler, die bei der letzten Reichstagswahl mit
beinahe 10,5 Millionen Stimmen die unbeſtritten größte Partei
geweſen iſt. Kein Zweifel, daß ſich dieſe Partei der Lauen und
Gleichgültigen in der Hauptſache aus bürgerlichen Elementen
zuſammengeſetzt hatte.
Bereits am Freitag hat im Berliner Sportpalaſt das poli=
tiſche
Sechstagerennen ſein Ende gefunden. Nachdem erſtmalig
am 15. Auguſt die Deutſchnationalen mit einer Maſſenkund=
gebung
den Reigen eröffnet hatten, folgten zunächſt in mäßigen
Abſtänden die übrigen Parteien, bis dann am Sonntag der
eigentlich Sechstagebetrieb begann. Am Sonntag war es die
SPD., die den Sportpalaſt mit Reden von Criſpien, Aufhäuſer
und Künſtler beanſpruchte, während zu gleicher Zeit General
von Seeckt für die Deutſche Volkspartei im großen Schauſpiel=
haus
ſprach. Der Montag war der Tag der Konſervativen
Volkspariei, deren Redner Treviranus und Lettow=Vorbeck im
Sportpalaſt auftraten. Am Dienstag ſtrömte man zu einer dor=
tigen
Veranſtaltung des Zentrums, um den Reichskanzler
Brüning zu hören. Am Mittwoch füllten die Nationalſozialiſten
die politiſche Arena, und Hitler kam nach Berlin in eigener
Perſon. Donnerstag wartete dort die Deutſche Staatspartei
mit Reden von Koch=Weſer, Mahraun und Dietrich auf. Den
Abſchluß machten am ſechſten Tage die Kommuniſten. Thälmann
durfte in dieſem Rennen nicht fehlen.
Jegliche Vorausſage über den Ausgang dieſes Wahlkampfes
wäre verfehlt. Niemand weiß, wie die zukünftigen Mehrheits=
verhältniſſe
gelagert ſein werden und wie das politiſche Geſicht
des neuen Reichstages ausſehen wird. Sicher iſt nur eins, daß,
wenn die Wahlbeteiligung auch nur wie erhofft 90 v. H. beträgt,
etwa 600 gegenüber bisher 490 Abgeordnete in den Reichstag
einziehen würden. Objektiv geſehen, kann geſagt werden, daß
die politiſchen Linien, um die es diesmal geht, klarer herausge=
arbeitet
waren, als an irgendeinem anderen Wahltage der
Nachkriegszeit. Tatſache iſt, daß die bürgerlichen Kreiſe in Be=
wegung
gekommen ſind, wenn man auch noch nicht ſieht, zu
welchen politiſchen Formungen dieſe Bewegung endgültig füh=
ren
wird. Trotz der Schärfe der Propagandamethoden, beſon=
ders
der Radikalen Parteien rechts und links, bei denen oft
genug Fäuſte und Stuhlbeine und Bierſeidel zu politiſchen
Argumenten wurden, iſt dieſer Wahlkampf wenigſtens für Berlin
ſo ziemlich der unblutigſte geweſen, wenn nicht Aufpeitſchung
der politiſchen Leidenſchaften noch am Vorabend und am Wahl=
tage
ſelbſt blutige Opfer fordert. Für die Polizei iſt höchſte
Alarmbereitſchaft angeordnet. Alkohol wird bekanntlich laut
behördlicher Anordnung am Wahltag keine Rolle ſpielen.
Leßte Anſtrengungen.
Das Straßenbild Berlins hat durch den Wahlkampf zuletzt
doch noch etwas Farbe bekommen. Von den Litfaßſäulen ruſen
Dutzende von Plakaten zur Wahl auf. Die Wirtſchaftspartei
macht ſogar Biswarck mobil, um mit ſeiner Hilfe für ſich zu wer=
ben
. Auch Plakatfälſchungen fehlen nicht. So beklagt ſich die
Deutſche Staauspartei über ein großes Plakat, das ihr nachſagt,
ſie wolle mit der Sozialdemokratie im neuen Reichstag für Re=
publik
und Staatsbürgertum kämpfen. Verſchiedene Parteien
haben ſich Lautſprecherwagen gemietet, die ihre Rieſenrohre
ſtraßenweiſe ertönen laſſen und immer abwechſelnd ein Muſikſtück
mit einer burzen Wahlrede zum Vortrag bringen. Das Hüb=
ſcheſte
haben ſich eigentlich die Kommuniſten geleiſtet. Sie haben
einen großen Viehtransportwagen gemietet, ihn mit lebendem
Rindvieh beladen und ſo ſtündlich durch Berlins Straßen gefah=
ren
, als beſondere Bosheit gegen die Sozialdemokradiſche Partei,
denn um den Wagen herum war ein großes Plakat angebracht:
Wir wählen Liſte 1

*
Marte oon eoner eſchendac.
Zu ihrem 100. Geburtstag am 14. September.
Von Sophie Lederer=Eben.
Durch die kosmiſche Einſtellung ihrer dichteriſchen Natur,
aus der eine ſeltene Tiefe und Plaſtik der Anſchauung und Ge=
ſtaltung
erwachſen ſind, ragt unter den öſterreichiſchen Schrift=
ſtellenn
Marie von Ebner=Eſchenbach hervor. Mit tiefer Liebe
umfaßt ihre reiche Seele alles ſie Umgebende: Menſch, Tier und
Landſchaft. Zur Landſchaft zieht ſie ihr ſtark ausgeprägtes Erd=
gefühl
, ſie wurde auf dem Lande, als Tochter des Grafen
Dubſky geboren (in Zdiſlawic in Mähren, auf dem Gute der
Eltern), zum Liede die gleiche kosmiſche Verbundenheit, zum
Menſchen ein tiefes Verſtehen und Mitleiden. Die ganz echten
Begabungen brauchen nicht durch Anerkennung der Freunde,
durch den Beifall der Maſſe getragen zu werden. Marie von
Ebner=Eſchenbach ſetzte ſich durch gegen den Widerſpruch ihrer
Familie und Freunde, die ihre dichteriſchen Beſtrebungen zeit=
gemäß
nur als ein Uebel anfahen, geeignet, das Leben einer
Frau nicht nur problematiſch und verwirrt, ſondern in ſich un=
glücklich
zu geſtalten. Und der Beifall der Menge ſetzte erſt ein,
als die Höhe ihres Lebens bereits überſchritten war.
Niemand half, niemand regte an, es ſei denn die Perſönlich=
keit
eines Grillparzer in ihrer Wortkargheit und mit ihrem
ſtummen Reichtum. Dieſe ihr unendlich ehrwürdige, von ihr in
Ehrfurcht geliebte Geſtalt war ihr die einzige innere Hilfe, wenn
ſie, bedrückt durch mangelnden Widerhall, manchmal an ſich irre
werden wollte, und die Erkenntnisſtröme, die von ſeinem Lebens=
ſchickſal
für ſie ausgingen, nahm ſie tief in ſich auf. Lebenser=
fahrung
wurde ihr durch ihn, daß nichts der Ruhm iſt, alles aber
die Tat. So lernte ſie, nicht nach rechts ſchauen und nicht nach
links, nur dem Triebe ihrer Natur folgen, die ſie zu geſtalten
zwang. Der Erfolg kam, als ſie längſt gelernt hatte, auf ihn
verzichten. Dieſe Frau hat ein langes Leben hindurch (ſie ſtarb
erſt 1916) Zeit gefunden, ſich in die Offenbarungen der Stille
zu verſenken und iſt damit ſich niemals ſelbſt entwachſen: denn
ihre Kindheit, ihre Lehrjahre, ihre Jugend fielen in die ſtille
Zeit vor dem Jahre 1848. Deshalb mutet ſie, in einer Zeit,
wo Tempo das Feldgeſchrei der Maſſen geworden iſt, ſo herr=
lich
unmodern an, wie Schubert=Muſik inmitten von atonalem
Diſſonanzgehetze, wie ein Feiertag in Sowjetrußland, oder wie
der allumfaſſende Tiefblick des Goetheauges in einer engſperri=
gen
oberflächlichen Neuſachlichkeit‟. Der Blick ihres künſtleriſchen
Auges hat etwas Zeitloſes, von der Begrenzung des Alltags
Losgelöſtes, wie ſo ihre Geſtaltungen auf dem Hintergrund von
geiſtigen Tiefen und Weiten erſcheinen, in alle ihrer vollſaftigen
Kräftigkeit der Kontur, doch wie von ſtiller Ewigkeitsſonne be=

ſeuchtet. Und ſo kommt denn Marie von Ebner=Eſchenbach ganz
von ſelbſt zu einem Zeitloſen Tagebuch, in dem ſie ihre philo=
ſophiſche
an Kant geſchulte Weltanſchauung in Erzählung und
Bild, in Aphorismen niemals in trockener Belehrung, dazu
war ihre Natur zu ſchöpferiſch niederlegt. Tiefe Erkennt=
niſſe
bergen folgende Kleinigkeiten:

Marie Gräfin von Ebner=
Eſchenbach.

Schloß Zdiſlavitz in Mähren,
in dem Marie von Ebner=Eſchenbach geboren wurde.

Der alte Meiſter: Wir befehden dich! Warum nimmſt du
den Kampf nicht auf? Antwort: Weil ich eure Zukunft ſchon
als Vergangenheit anſehe! Oder: Du biſt erbärmlich, du biſt
nichts! ſprach der Gedanke zum Einfall. Der erwiderte: Ich
möchte wiſſen, ob du dich irgendwo einfinden kannſt, wo ich nicht
früher geweſen bin!
Für die Hellhörigkeit der Dichterin ſpricht folgender Vers:
Haſt du ein feines, leis hörendes Ohr, den Stimmen des Welt=
alles
zu lauſchen, dann tönt dir aus kleiner Muſchel hervor des
Meeres Branden und Rauſchen. Dieſe Feinhörigkeit iſt, neben
ihrem liebenden Herzen für alles Seiende, ihre betörendſte
Eigenſchaft als Künſtlerin. Ihr Weltbild iſt Natur=Muſik. Die
Baumwipfel im heimatlichen Park ſingen altbekannte, wohlver=
traute
Lieder, der Wind hat feierliche Orgelklänge. Voll Ge=
ſang
iſt die Landſchaft: Blutbuche, du Blume unter den
Bäumen, du üppig zarte mit dem dicht umwachſenen Stamm,
den harmoniſch, wie eine ſchöne Melodie klingenden Zweigen,
ſei mir gegrüßt! So zur Andacht in der Natur geſtimmt,

konnte nur eine Seele ſein, die tief gläubig war. Die Dichterin
glaubt innig an die Macht des Gebetes und beklagt jeden, der
die Erlöſungsgewißheit des Gebetes nie an ſich empfunden.
Der erſte Glückliche war ein Beter‟. Dennoch iſt ſie jedem
Dogma fern; dazu iſt ſie viel zu Pan=Theiſtiſch eingeſtellt; aber
ſie glaubt an die Kraft des Guten und an das Gute im Men=
ſchen
. Glaubt auch an die eigene
Kraft von Jugend auf, weil ſie
ſpürt, daß Güte in dieſer Kraft
wohnt. Ich war noch ein junges
Mädchen, erzählt ſie als ältere
Frau, meine traumhaften Anſich=
ten
, meine Sympathien und Anti=
pathien
wechſelten wie Aprilwetter
aber eines ſtand immer klar und
felſenfeſt in mir: die Ueberzeugung,
daß ich nicht über die Erde ſchrei=
ten
werde, ohne ihr wenigſtens
leiſe Spur meiner Schritte einge=
prägt
zu haben.
Sie fühlte unter einer verſtänd=
nisloſen
, neidiſch und feindlich ein=
AIK
geſtellten Umgebung halb unbe=
wußt
ihre, trächtige Erde wo=
für
auch das Wort ſpricht: Ohne
Vorausſicht kein Talent! Die=
ſes
Talent aber bedurfte des kämp=
feriſchen
Mutes, um auf ſich auf=
merkſam
zu machen. Sie beſaß ihn
in hohem Maße, vor keiner tech=
niſchen
Schwierigkeit wich die ſtets
allein Arbeitende zurück: Sich ver=
beißen
in ſeine Arbeit, auf ſie hoffen, an ihr verzweifeln, mit ihr
ringen bis zur Erſchöpfung, Selbſtvernichtung es iſt eine Qual,
aber eine der Glückſeligkeit ſehr verwandte! Und ſo erfüllte ſie in
ihrem Schaffen Goetheworte: Im Weiterſchreiten find’ ich Qual
und Glück! und: Wie ich beharre, bin ich Knecht! Ihr voraus=
ſetzungsloſer
, nach keiner Richtung eingeſchränkter Blick iſt es,
der ihre Werke den klaſſiſchen annähert. Aus der Fülle ihrer
Lebenserfahrung ruft ſie, auf der Höhe ihres Schaffens, den
ewig Suchenden zu: Wenn ihr es doch glauben wolltet: nur
in göttlicher Naivität wird das große Kunſtwerk geſchaffen!
Mit dieſer göttlichen Naivität betrachtet ſie das Leben des
Volkes um ſich her, wie es ſich in der Donaumonarchie, im
lebensfreudigen Wien, in Galizien, in Ungarn vor ihr ausbrei=
tet
, und geſtaltet es. Viel Lebendiges bekommt ſie an der Seite
des Gatten zu ſehen, der Offizier iſt und als Feldmarſchall=
leutnanr
ſtirbt. Für die Vorausſetzungsloſigkeit ihres Blickes
zeugt die Liebe, mit der ſie auch Geſtalten aus den ihr fernen
unteren Schichten umfaßt, die Menſchen aus dem Kleinburger=

[ ][  ][ ]

Nummer 254

Sonntag, den 14. September 1930

Seite 3

Die Generglausſprache in Genf.
Rrifif des ſchweizeriſchen Bundesrats Molka an dem Gedanken einer europäiſchen Union.
Der engliſche Handelsminiſter gegen die dauernden Zollerhöhungen.

Briand und Henderſon
über die Gransprinzipien des Zufaminenlebens
der Mächie.
Die beiden großen Reden, die von den Außenminiſtern Frank=
reichs
und Englands vor der Völkerbundsverſammlung gehalten
worden ſind, beanſpruchen eine beſondere Würdigung. Denn hier
iſt im Gegenſatz zu den meiſten Verhandlungen vor dem Rat der
Völker nicht dieſe oder jene Einzelfrage behandelt, ſondern in
großzügiger Weiſe auf die Grundprinzipien des Zu=
ſammenlebens
der Mächte eingegangen worden. Von
der Seite Briands her war das Leitmotiv begreiflicher=
weiſe
die Frage der europäiſchen Union, die zwar nur
ein Teilſtück der völkerbundlichen Geſamtaufgabe iſt, die aber
durch die Einholung des Placets der Geſamtheit nun auch formal
als ein Kernſtück der Genfer Arbeit dargeſtellt wird. Hender=
ſon
hingegen hat an die Wurzel des Geſamtproblems gerührt,
als er ſich grundſätzlich mit der Abrüſtungsfrage ausein=
anderſetzte
.
Briand hat unzweifelhaft eine nicht nur von ſeinen bekannten
oratoriſchen Gaben getragene und deshalb wirkſame, ſondern auch
eine kluge Rede gehalten. Denn ſein Bericht über die bisherige
Entwicklung des Europa=Plans war vollkommen objektiv und hat
mit dieſer Objektivität zwei entſcheidende Zugeſtändniſſe an die
Auffaſſung gemacht, die vielleicht eine Geſchichtsſchreibung der Zu=
kunft
einmal allgemein vertreten wird, gegen die aber der Chau=
vinismus
eines großen Teils der franzöſiſchen Preſſe vorläufig
immer wieder Sturm läuft. Denn er hat bekannt, daß das gegen=
wärtige
Elend in Europa eine Folge des Krieges iſt eine im=
mer
noch unvermindert, ja im Verlauf der Zeit ſogar verſtärkt
fortwirkende, wie wir überzeugt ſind und er hat weiter ge=
fordert
, daß man ſich keiner Schwierigkeit ſeines Union=Planes
verſchließen, ſie vielmehr in offener Ausſprache feſtſtellen ſollte.
Er hat ſich im Sinne dieſer höheren Aufgabe ſeiner Pläne nicht
in eine Polemik eingelaſſen, wie ſie von dem erwähnten, leider
recht beträchtlichen Teil der franzöſiſchen öffentlichen Meinung
gerade in jüngſter Zeit und beſonders im Zuſammenhang mit
dem Europa=Plan beliebt wurde, und er hat ſchließlich auch im
Sinne unſerer eigenen Gedankengänge großen Nachdruck auf den
überwiegend ökonomiſchen Charakter der Unifizierungsausgabe,
alſo auf jenen Teil ſeines Projekts gelegt, wo die beſtehende und
allgemein anerkannte Notlage abſeits von der durch Meinungs=
verſchiedenheiten
beeinträchtigten politiſchen Konſtruktion offen=
bar
leichter zu einem praktiſchen Ergebnis geführt werden
könnte.
Einen erheblich ſtärkeren Eindruck als die mehr oder weniger
erwarteten Ausführungen Briands machte freilich die Rede Hen=
derſons
. Denn ſie enthielt in poſitiver Form einen ſtarken Appell
an den Völkerbund und an die Regierungen, ihre Abrüſtungsver=
tpflichtungen
nicht länger mehr dilatoriſch zu behandeln. Er ver=
trat
dabei die Auffaſſung, daß die Ergebniſſe der Londoner Flot=
tten
=Konferenz nur einen Anfang bedeuteten, und daß nicht nur
auf dieſem Gebiet, ſondern auf allen Gebieten der Rüſtung raſche
praktiſche Ergebniſſe unerläßlich ſeien. Mit unverkennbarer
Deutlichkeit unterſtrich der britiſche Außenminiſter die ſtets von
Deutſchland vertretene Theſe, daß eine Sicherheit unmöglich ſei,
wenn der Wettbewerb militäriſcher Vorbereitungen anhalte
das heißt alſo: erſt Abrüſtung, dann Sicherheit. Und er ſtellt
weiter feſt, daß auch die Abrüſtung einzelner Mächte oder Mächte=
gruppen
oder eine ſolche in bezug auf beſtimmte Teilbeſtände der
Rüſtung den eingegangenen Verpflichtungen nicht entſpreche. Hen=
derſon
hat alſo in Wirklichkeit das getan, was ein Teil der fran=
zöſiſchen
Kommentatoren in kurzſichtiger Verſteifung in einen
Gegenſatz zu den europäiſchen Vereinheitlichungsplänen zu bringen
verſucht, was aber tatſächlich in engſter Wechſelwirkung mit dieſen
Plänen ſteht: nämlich die Herſtellung zugleich eines Sicherheits=
gefühls
und =zuſtands durch Erfüllung der Abrüſtungsverpflich=
tung
und die Gleichberechtigung und Gerechtigkeit für die Mächte
proklamiert, deren engerer Zuſammenſchluß durch den Briand=
ſchen
Union=Plan angeregt wird.
Daß Henderſon warme und treffende Worte für den ver=
ſtorbenen
Vorkämpfer des Weltfriedens und der europäiſchen
Einigung, für den Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann, gefunden
hat, um damit ſeine groß angelegten Ausführungen einzuleiten,
wird in Deutſchland auch um deswillen mit Befriedigung aufge=

nommen, weil darin gegenüber den mancherlei abfälligen und
ungerechten Stimmen aus der jüngſten Zeit der unzweifelhaft auf
der gleichen Linie fortgeführten deutſchen Außenpolitik das Zeug=
nis
ihres Friedenswillens und ihrer wirkſamen Mitarbeit an
allen Bemühungen um eine beſſere Geſtaltung des Schickſals der
notleidenden Völker ausgeſtellt wird. Gerade der Zwang zur
Verallgemeinerung und zur ausſchließlichen Anwendung der
Schiedsgerichtsbarkeit für internationale Konflikte, den Hender=
ſon
im Zuſammenhang mit ſeiner Abrüſtungsforderung poſtu=
liert
, hat ſeinen ſtärkſten Auftrieb durch das Vorbild Deutſch=
lands
erhalten. Bei dem Gewicht Englands in allen internatio=
nalen
Fragen, vor allem aber für die Entſcheidung über die De=
finition
eines kommenden Europas, kommt den Darlegungen des
engliſchen Völkerbundsdelegierten und Außenminiſters an ſolcher
Stelle und in ſolchem hiſtoriſchen Zuſammenhang die größte Be=
deutung
zu.

Mokka zur Baneuropafrage.
* Genf, 13. Sept. (Priv.=Tel.)
Die allgemeine Ausſprache in der Völkerbunds= Vollver=
ſammlung
wurde am Samstag vormittag mit einer Kritik
des ſchweizeriſchen Bundesrats Motta an dem
Gedanken einer europäiſchen Union eröffnet. Motta
trat für eine Annäherung auf wirtſchaftlichem
Gebiete, für Verkehrserleichterungen, gemeinſame Zollab=
machungen
und die Vereinigung aller dieſer Gewerbe zu einem
ſpäteren Zeitpunkt ein, wandte ſich aber ausdrücklich gegen
eine europäiſche Union außerhalb des Völker=
bundes
. Die euopäiſche Zuſammenarbeit dürfe nicht nur im
Rahmen des Völkerbundes erfolgen, ſie müſſe auch ausdrücklich
von ſeinen Mitteln und Einrichtungen Gebrauch machen.
Ganz beſondere Anerkennung als überzeugende und klare
idealiſtiſche Aeußerung fand die geſtrige Rede des italicniſchen
Außenminiſters Grandi und des italieniſchen Senators Scialoja
im römiſchen Parlament.
Engliſche Enkkäuſchung über die ausgebliebene
Schuldenregelung.
Die große Rede des Tages hielt der engliſche Handels=
miniſter
Graham. Man habe gehofft, durch die Neparations=
regelung
zu einer allgemeinen Schuldenregelung zu kommen.
Die Hoffnung ſei aber enttäuſcht worden. Durch die Vorgänge
in Indien und China ſeien Märkte von Millionen Menſchen
für den europäiſchen Handel geſtört. Ein allgemeiner Preisfall
ſeit ſeit Oktober vorigen Jahres eingetreten. Auch das Sinken
der Proſperität in Amerika wirke auf den europäiſchen Handel
zurück. Für den Völkerbund ergebe ſich daraus die Frage, was
er zur Beſſerung der Verhältniſſe tun und empfehlen könne.
Die Zahlung der Reparationen, die auf 60 Jahre vorgeſehen
ſei, verlange dringend die Wiederherſtellung einer geſunden
wirtſchaftlichen Grundlage. Es müſſe eine Stabiliſierung der
Preiſe eintreten, und in dieſem Zuſammenhang ſeien die Er=
hebungen
des Völkerbundes über den Goldkaufpreis von höchſter
Bedeutung.
Der Prolektionismus der Ruin aller Wietſchaften.
Am bedenklichſten ſei die zunehmende Neigung zum Pro=
tektionismus
. Man habe ihr durch die Zollfriedenskonferenz
zu begegnen verſucht, aber bis zur Vollverſammlung von 1930
ſei nichts für die Herabſetzung der Zölle geſchehen. Die Rati=
fikationsfriſt
für das allgemeine Handelsabkommen, das man
auf der Zollfriedenskonferenz am 24. März 1930 beſchloſſen
habe, laufe am 1. November dieſes Jahres ab. Er könne an=
kündigen
, daß die engliſche Regierung dieſes Handelsaökommen
ratifizieren werde, und hoffe, daß dieſem Beiſpiel zahlreiche
andere Staaten folgen. Dieſes Abkommen gehe am 1. Februar
1931 zu Ende. Bis dahin müßten neue tatkräftige Verhand=
lungen
aufgenommen werden, um das endgültige Ziel dieſes
Abkommens, das von vornherein in der Herabſetzung der Zölle
beſtanden habe, näher heranzubringen. Dieſe Konferenz habe
ein großes Programm für die ſpäteren Verhandlungen aufge=
ſtellt
. Man müſſe dieſem Programm folgen und könne daher

vor allem auf beſondere Gruppen, wie Maſchinen und Textil=
induſtrie
, eingehen, um zu ſehen, was ſich auf dieſem Sonder=
gebiet
erreichen laſſe. Vor allem gelte es, in dieſen Verhand=
lungen
den dauernden Zollerhöhungen, dem direkten und in=
direkten
Protektionismus mit allen ſeinen Nebenerſcheinungen
ein Ende zu machen, denn ein Fortſchreiten auf dem bisherigen
protektioniſtiſchen Wege würde zwar vielleicht in einigen Län=
dern
gewiſſe Preiserhöhungen bringen, aber letzten Endes auf
den Ruin aller Wirtſchaften hinauslaufen, deren Intereſſen mit
einander untrennbar verbunden ſeien.
Nach der franzöſiſchen Ueberſetzung der Rede Grahams ver=
tagte
ſich die Vollverſammlung auf heute nachmittag 5 Uhr, wo
vier außereuropäiſche Redner zu Worte kommen werden.
Ching melder ſeine Anſprige auf Wiederwahl
zum Raf an.
In der Nachmittagsſitzung der Völkerbundsvollverſammlung
ſtellte China den Antrag, die Verſammlung möge, obwohl die
ſtatutenmäßig vorgeſehene Dreijahresfriſt noch nicht abgelaufen
iſt, ſchon nach zwei Jahren für 1930 ſeine Wiederwählbarkeit
zum Völkerbundsrat erklären. Ueber dieſen Antrag wird die
Verſammlung am Dienstag vor den Neuwahlen zu den drei
frei werdenden Sitzen im Völkerbundsrat abſtimmen.
Präſident Titulescu teilte mit, daß die allgemeine Aus=
ſprache
ſpäteſtens am Dienstag, wenn nötig unter Zuhilfenahme
von Nachtſitzungen, abgeſchloſſen werden müſſe.
Ein Antrag Urutias, eine Huldigungsentſchließung zum
100. Jahrestag der Geburt des Befreiers Südamerikas, Bolivar,
anzunehmen, wurde auf Antrag des deutſchen Delegierten
Bernſtorff von der Verſammlung ſofort angenommen, obwohl
nach dem Geſchäftsordnungsverfahren die Annahme der Ent=
ſchließung
erſt in zwei Tagen möglich geweſen wäre.
Die allgemeine Ausſprache wird Montag vermittag 10 Uhr
fortgeſetzt.
Ein Landesverräter.
Eine neue Heßſchrift des Agenken Merkens
gegen Deulſchland.
* Genf, 13. Sept. (Priv.=Tel.)
Der aus verſchiedenen Hochverratsprozeſſen bekannte Agent
Mertens, der ſeit Jahren in Genf eine Propaganda= Korre=
ſpondenz
herausgibt, hat an ſämtliche 54 Delegationen der Völ=
kerbunds
=Vollverſammlung eine neue Hetzſchrift in franzöſiſcher
und deutſcher Sprache verſandt, in der er Deutſchland der
geheimen Kriegsvorbereitungen beſchuldigt.
Erſtaunlicherweiſe iſt dieſer Agent vom Generaleſekretariat des
Völkerbundes auf die offizielle Liſte der in Genf vertretenen deut=
ſchen
Journaliſten geſetzt worden, obwohl die deutſche Preſſe da=
gegen
Proteſt erhoben hat.
Die Denkſchrift ſtellt kaum wiederzugebende Verdächtigungen
der geſamten deutſchen Außenpolitik und zahlreicher deutſcher
maßgebender Perſönlichkeiten, vor allem in der Reichswehr dar.
Mertens gibt in ſeiner Denkſchrift eingehendes ſtatſtiſches Mate=
rial
über den angeblichen geheimen deutſchen Rüſtungsſtand und
das deutſche Kriegsrüſtungsmaterial und behauptet, daß die
deutſche Armee 374000 Mann umfaſſe, während die polniſche Ar=
mee
nur 329 000 Mann ſtark ſei. Zur deutſchen Außenpolitik er=
klärte
Mertens, daß der von Deutſchland geforderte Rüſtungs=
ausgleich
und die Rüſtungsbefreiung Deutſchlands den radikalen
Gewaltpolitikern Machtſaktoren in die Hände geben wünde, die
größtes Unheil über Europa bringen könnte. Der deutſche Frie=
denswille
und die geſamte bisherige Orientierung der deutſchen
Außenpolitik wird von Karl Mertens als eine argliſtige Täu=
ſchung
der Oeffentlichkeit dargeſtellt.
Es erübrigt ſich, auf dieſe ſchamloſe, von einem Deutſchen auf
der Genfer Völkerbundsverſammlung gegen Deutſchland vorge=
brachten
Verdächtigungen weiter einzugehen, jedoch erhebt ſich die
Frage, wer dieſes Mertenſche Unternehmen finanziert hat. Es
muß darauf hingewieſen werden, daß Reichsaußenminiſter Dr.
Streſemann auf einem Empfang der Weltpreſſe in Genf ſeiner=
zeit
in Ausdrücken, die vor größten Beleidigungen nicht zurück=
ſcheuten
, die gefährliche Wühlarbeit und die vaterländiſche Ge=
ſinmungsloſigkeit
Mertens erwähnt und aufs allerſchärfſte ge=
brandmarkt
hat. Die deutſche Abordnung nimmt ſelbſtverſtänd=
lich
von dieſem nichtswürdigen Vorgehen Mertens in keiner
Weiſe Kenntnis.

um, aus dem Bauernhauſe. Prachtvoll umriſſen und mit
eben erfüllt ſind die Magd Bozena, die Uhrmacherin Lotti.
hr mütterliches Empfinden (ſie ſelbſt beſaß keine Kinder) um=
ußt
dies armſelige Gemeindekind mit ſeinem tieftraurigen
Schickſal, oder in der Sammlung Aus Spätherbſttagen den
Vorzugsſchüler. In der Unbeſiegbaren Macht iſt die Mut=
erliebe
ſelbſt aufs Ueberzeugendſte gefeiert. Und in der trau=
igen
kleinen Ehegeſchichte von der Spitzin und der gerade=
klaſſiſchen
Tiergeſchichte Crambambuli ſpürt das Herz alle
äden aus, die vom Tier zum Menſchen führen.
Der Dichterin Dorf= und Stadtgeſchichten hofften lange ver=
eblich
auf den Verleger. Als ſie Cotta ſchließlich herausbrachte,
edeuteten ſie einen Mißerfolg. Gelaſſen wartete Marie von
Ebner=Eſchenbach, daß das Blatt ſich wenden würde. Und es
dandte ſich, als ſie das fünfzigſte Lebensjahr überſchritten hatte.
Da endlich fing man an, ſie zu leſen, zu verſtehen, zu würdigen.
ſer immer ausgebliebene, niemals erſehnte, jetzt plötzlich herein=
rechende
Ruhm, konnte ſie nicht mehr berauſchen. Auch war ſie
licht um ſeinetwillen Geſtalterin geworden. Sie dachte an Grill=
arzer
, dem die enthuſiaſtiſchen Ehrungen ſeines Landes erſt an
er Schwelle des Grabes begegnet waren. Der hatte ſie damals
zon über dergleichen erhoben. Gelaſſen blieb ſie, als die
Schillerftiftung in einem verehrungsbollen Schreiben ihren
chöpferiſchen Geiſt und ihre herzdurchglühten Werke feierte. An
hrem ſiebzigſten Geburtstage wurde ſie, als erſte Frau, Ehrendok=
or
der Univerſität Wien. Die Ehrung wurde mit folgendem
egründet: An weitem, geiſtigen Horizont, an umfaſſender und
iefer Welt= und Menſchenkenntnis ſind der Dichterin in der
eitgenöſſiſchen Literatur wenige gleich, keiner überlegen, und
zenn auch der Schauplatz ihrer Dichtung auf den engen Kreis
r heimiſchen Erde beſchränkt iſt, ſo umfaßt ſie doch auf ihm
nit gleicher Liebe alle Stände.

*
Die Kunſtſammlung Heyl im
Sänvesmafeum.
Von Sonntag, 14. September, bis einſchließlich Sonntag,
2. September, zeigt das Landesmuſeum in zwei Galerieſälen
id mehreren Kabinetten einen weſentlichen Teil der Darm=
ädter
Kunſtſammlung Heyl. Der Anlaß iſt wenig erfreulich:
die hier vereinigten Stücke ſind zur Auktion beſtimmt, die durch
8 Münchener Haus Helbing erfolgen wird. Räumlich mit
inen verbunden iſt bei dieſer Ausſtellung die großherzige Stif=
ng
des Hauſes Heyl an das Landesmuſeum, die ſtolze Kollek=
on
Böcklinſcher Gemälde und Handzeichnungen. Sie hat dem
andesmuſenm einen Zuwachs an Bedeutung gebracht: wer

Böcklin nach ſeinem ganzen Umfang kennen lernen will, wird
an den Darmſtädter Beſtänden nicht vorübergehen können.
Was dieſe Sonderausſtellung zeigt, charakteriſiert klar die
Eigenart der Hehlſchen Sammlung. Sie hat zum Grunde jene
Einfühlung in die Renaiſſance, wie ſie in den 80er und noch in
den 90er Jahren unſer Kunſtgefühl und ſelbſt Teile unſeres
Denkens und Lebensgefühls beſtimmte. Jakob Burckhardt iſt
der größte Ausdruck dieſer Geiſteslage. Sie hat ſich im Kunſt=
gewerbe
der Zeit ausgewirkt, ſie iſt in Nietzſches Denken zu
ſpüren, ſie findet ihren Niederſchlag im Schaffens= und Lebens=
ſtil
der Münchener Maler= und Dichterfürſten (F. A. Kaulbach,
Lenbach, Stuck; Geibel, Heyſe) und einer ganzen Architekten=
reihe
von Gedan bis zu den Brüdern Seidl. Es wäre vieles
darüber zu ſagen; doch hier nur ſo viel, daß mit dieſer Geiſtes=
lage
der Gedanke Kunſt als Führerin des Lebens eng ver=
bunden
war und daß dieſer Gedanke ſehr raſch eine epigoniſche
und dekorative Wendung nahm.
Die Heylſche Sammlung zeigt ihren Zuſammenhang mit
dieſer Epoche namentlich in den Gemälden. Dinge ſeit der
Renaiſſance, bis zum 18. Jahrhundert, herrſchen vor. Nur zwei
gotiſche Stücke ſtehen darunter, und ſie ſind Erbſchaft von der
Seite der Freifrau von Heyl. Deutlich zeigt ſich auch der deko=
rative
Zug: Die ſchwungvolle, ausladende Geſte, der raum=
ſchmückende
Wert iſt in den Bildern überall bevorzugt. Dazu
ſtellen ſich die übrigen Dinge, Plaſtik und Kunſtgewerbe: auch
ſie durchgehends als Lebensgenoſſen der Wohnung aufgefaßt;
keine Spezialiſierung auf beſtimmte Kunſtzweige und Perioden
(abgeſehen von der generellen Einſtellung auf die Renaiſſance);
ein weitherziges Hineingreifen in das ganze Reich des Schönen;
daher der vielfarbige Geſamteindruck.
Wir notieren eine Reihe von Einzelheiten.
Ein griechiſcher Frauenkopf, einer der höchſten Werte der
Sammlung; zarte, fließende, lyriſch gebundene Form, praxi=
teliſche
Art. Eine ganze Reihe anderer Antiken, Originale und
Kopien; auch Römiſches von unterſchiedlichem Wert. Hervor=
ragende
Vaſen, Schalen und Amphoren, rot= und ſchwarzfigurig,
vielfach in edelſten und reifſten Formen. Ein Gemälde von
Sermoneta (Mitte 16. Jahrh.), den Kardinal Aldohrandini
darſtellend, merkwürdig in ſeiner reichen Skala von Rot, die in
dem gewichtigen Kopf mit dem brennend roten Barett bedeutend
gipfelt. Ein Porträt von Tizian (Admiral mit Malteſerkreuz)
war bei der Vorbeſichtigung noch nicht eingetroffen; es iſt von
Sonntag ab in der Ausſtellung zu ſehen. Eine gewaltiger
Gobelin, nach einem Karton Raffaels in Brüſſel ausgeführt,
wundervoll erhalten, vornehm in der Farbe. Ueberall ſchiebt
ſich vieles an Mobiliar ein: hohe Seſſel, Truhen, ein Sekretär
mit reichſter Arbeit (Rokoko), ein venezianiſcher, ſamtüberzogener
Koffer, viel Einlege=Arbeit, ein Fußſchemel (der eine ſamm=
leriſche
Seltenheit iſt); dazu Teppiche, wertvolle Stickereien,
Samte, Brokate, Schlitzſtoffe; ferner ein Empire=Service in

blau, gold, weiß mit farbigen Figuren und teils venezianiſche,
teils deutſche Gläſer. Eine amüſante, reizvolle Einzelheit iſt eine
Halbfigur der Madame Récamier in Marmor; der franzöſiſchſte
aller Frauenköpfe (man ſehe den ſcharfen Wimperſchlag) ſteht
entzückend in der Luft. Synders breitet eins ſeiner eßbaren
Stilleben aus, ein Florentiner des 17. Jahrh. zeigt in ſchönen,
ſatten Farben Jakob und Rahel am Brunnen; beides vornehme,
ausladende Dekoration.
Das Lenbach=Kabinett gibt in ſeinen wenigen Bildern
eine knappe, zutreffende Auskunft über das, was bei Lenbach
Art und Können, was Manier und Verſagen war. Mit großer
Achtung wird man ſein Doppelporträt Gladſtone und Döllinger
(Skizze?) ſehen. Das Bildnis der Herzogin Max in Bayern hat
mitten in ſeiner ſchon feſten Manier noch eine menſchlich an=
genehme
und feine Haltung. Aber in dem Bildnis Moltke, in
dem Bildnis Bismarck uſw. geht es reichlich trocken und dürftig
zu. Lenbach war von Hauſe aus ein ſcharfer Bemerker, ein
ſarkaſtiſches, ſprödes, faſt etwas ſächſelndes Temperament, das
offenbar dazu befähigt war, in geiſtreichen, feinbenervten, male=
riſchen
Randbemerkungen zur Natur Wertvolles zu geben. Er
ſuchte ſich aber unter der Münchener Verlockung einen zentraleren
Ort zu erobern, er ſuchte die große, gelaſſene, gefürſtete Sprache
zu ſprechen, er ſuchte ſeine Sprödigkeit ins Fließen zu bringen,
und geriet ſo in die falſche, läppiſche, von Grund aus verlogene
Art ſeiner ſpäteren Zeit.
Ein anderes Kabinett vereinigt militäriſche Szenen von
W. v. Kobell, die in ihrer erfriſchenden Nüchternheit an=
ziehend
ſind, einen ſtillen, farbig ſchön zuſammengehaltenen
Nana=Kopf von Feuerbach, eine reizvolle, kleine Studie von
Munkacſy, ein Blatt von Schwind, ein Bildchen von
Steinle; daneben eine ſchwungvolle Landſchaftsſtudie von
Teniers mit ſchöner Luft, und ein niederländiſches Werk
um 1400, St. Peter mit der Papſtkrone und Stifterfigur.
Ein letzter Raum enthält noch eine große Reihe kleinerer
Objekte, die bei ſehr unterſchiedlicher Bedeutung manche er=
wünſchte
Begegnung bringen. So ein feines aſſyriſches Relief
(9. Jahrh.), ein ägyptiſches Relief, ein Athletenkopf aus Cypern
(4. Jahrh.) Daneben antike Kleinbroncen, Terrakotten.
Es iſt ein großer Kreis von Zeiten und Gebieten, den dieſé
Sammlung durchläuft. Fachlich Intereſſierten wird ſie ſicherlich
an vielen Punkten willkommen ſein. Aber auch die Laien ſoll=
ten
mit Eifer ihre Gäſte ſein. Nicht nur, um bei dieſer nie wieber=
kehrenden
Gelegenheit Einblick in eine vielgenannte heimatliche
Kunſtſammlung zu erhalten, ſondern auch um Anſchauungsſtoff
auf einigen Kunſtgebieten zu gewinnen, die ſonſt in der Nähe
Wilhelm Michel.
nicht muſeal dargeſtellt ſind.
Die Ausftellung iſt in der angegebenen Zeit täglich mit Aus=
nahme
der Montage bei freiem Eintrit zu beſichtigen.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Deutſchland und Frankreich.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 13. September.

Das große Problem Europas, das Problem des deutſch= fran=
zöſiſchen
Verhältniſſes, iſt jetzt zweifach geſtellt. Einmal in Genf.
vor dem Völkerbund und zum zweiten Male im deutſchen Wahl=
kampf
.
In Genf betitelt man dieſe Frage Paneuropa oder rich=
tiger
Europäiſche Föderation, damit man auch den letzten Reſt
eines Begriffsinhaltes, den man an die Initiative Briands
knüpfen könnte, los wird. Aber jeder politiſch Denkende muß ſich
darüber Rechenſchaft geben, daß das ProblemPaneuropa
das Problem des deutſch=franzöſiſchen Ver=
hältniſſes
iſt. Wir wollen damit nicht ſagen, daß es in
Europa nur ein deutſch=franzöſiſches Problem gibt, denn es gibt
leider außerdem noch brennende Probleme genug, aber ſie hän=
gen
ſamt und ſonders von der zukünftigen Geſtaltung des deutſch=
franzöſiſchen
Verhältniſſes ab. Und es iſt eine eitle Hoff=
nung
, zu einer Stabiliſierung und Sanierung
Europas kommen zu wollen, ehe die Fragen
nicht geklärt ſind, die zwiſchen Deutſchland und
Frankreich nochungelöſt ſind.
Es ſetzt wohl niemand große Hoffnungen auf die europäiſche
Föderation Briands. Das beſte, was man für ſie hoffen kann,
iſt wohl ein ſtilles Begräbnis, eine Einäſcherung in dem großen
Krematorium für Ideen, das man Völkerbund nennt. Es iſt
charakteriſtiſch, daß man ſelbſt in Frankreich, ja ſelbſt in der
Briand naheſtehenden Preſſe, dem WahlkampfinDeutſch=
land
mehr Intereſſe entgegenbringt, als den
Verhandlungen in Genf. Dieſes Intereſſe iſt allerdings
nicht ſehr erfreulich. Denn mit dem rieſigen Intereſſe, mit dem
man in Frankreich den deutſchen Wahlkampf verfolgt, ließe ſich
höchſtens noch das grenzenloſe Mißverſtehen der deutſchen Ver=
hältniſſe
vergleichen. Wahlparolen werden auf die Goldwagge
gelegt, man ſetzt ſich mit Wahlrednern lokaler Bedeutung ausein=
ander
und kritiſiert jedes Wort, als ob es ſich um lauter Noten
der Wilhelmsſtraße handeln würde. Man möchte meinen, es
hätte in Frankreich noch nie einen Wahlampf gegeben und man
wüßte nicht, was Wahlagitation iſt. Nun, das iſt einmal nicht
der Fall. Die Unkenntnis der deutſchen Dinge iſt aufrichtig, aber
was ein Wahlkampf bedeutet, darüber iſt man auch in Frankreich
orientiert, ſogar ſehr gründlich.
Aber ebenſo wie die Urteile, die über die Außenpolitik jetzt
in Deutſchland gefällt werden, oft durch innenpolitiſche Leiden=
ſchaften
entſtellt ſind, ſpielt jetzt in Frankreich die Innenpolitik
in die Beurteilung ſämtlicher außenpolitiſcher Fragen hinein.
Das klingt wohl etwas ſonderbar, denn in Frankreich gübt es
augenblicklich keinen Wahlkampf und nicht einmal die Kammer
tagt. Wir haben uns aber an dieſer Stelle ſchon oft genuug über
die peinlichem innerpolitiſchen Verhältniſſe in Frankreich ausge=
ſprochen
und darauf hingewieſen, daß die innenpolitiſche Aus=
einanderſetzung
, für welche die Kammer unter den gegenwärtigen
Verhältniſſen keinen Raum bietet, ſich vor den großen Maſſen
abſpielt. Und demagogiſche Argumente werden dabei aus der
Außenpolitik mit einer Verantwortungsloſigkeit und Rückſichts=
loſigkeit
geſchöpft, wie es in Deutſchland ſelbſt die extremſten
Gruppen kaum kennen. Die franzöſiſche Rechte, die jetzt an der
Regierung iſt, beſitzt in der Kammer nur eine äußerſt fragile
Mehrheit, die vor jeder Abſtimmung neu organiſiert werden muß.
Dardieu ſtützt ſich nur auf die Schwäche und Zerfahrenheit der

Oppoſition.
Die gegenwärtige Wirtſchaftslage hat alles, was die Rechte
in den letzten zwei Jahren an ſich auch manch wertvolles
ſchuf, höchſt unpopulär gemacht. Die Frage der Laizität, das
Steckenpferd, auf dem die franzöſiſche Linke ſich ſchon ſo viele
Siege erritten hat, wird wieder abüuell. Unter ſolchen Umſtänden

Sonntag, den 14. September 1930
weiß die Rechte nichts Beſſeres, als die außenpolitiſchen Schwie=
rigkeiten
für ihre Propaganda auszuſpielen. Das iſt an und für
ſich ſehr bedauerlich und hat bereits in der deutſch=franzöſiſchen
Annäherung manche Hemmung verurſacht, aber weitgehende
außenpolitiſche Folgerungen daraus zu ziehen, wäre falſch. Wich=
tiger
iſt die tatſächliche Einſtellung der franzöſiſchen Außenpolitik,
inſofern man jetzt von einer ſolchen Einſtellung überhaupt reden
kann. Briand hat keine glückliche Periode hinter ſich und die
jetzige Tagung in Genf wird wohl auch wenig zur Erhöhung
ſeines Preſtiges beitragen. Es iſt eine Stockung in der franzö=
ſiſchen
Außenpolitik eingetreten, koſtbare Zeit wurde vergeudet.
Dieſes Bewußtſein ſpiegeln auch die zahlreichen Kritiken wider,
die Briand in Frankreich von rechts und links erfährt. Daran iſt
in erſter Reihe die falſche Einſchätzung der engliſchen Politik
ſchuld. Ueber dieſen Irrtum iſt man aber bereits vielleicht
etwas zu ſpät hinweg. Frankreich befindet ſich in einer iſo=
lierten
Lage, die Wiederherſtellung der Entente Cordiale erweiſt
ſich als unmöglich, ebenſo wie die Schaffung eines da ernd
freundlichen Verhältniſſes zu Italien. Denn die Freundſchaft
mit Italien muß immer wieder mit Konzeſſionen erkauft werden,
mit Konzeſſionen, welche dieſe Freundſchaft meiſtens nicht wert
ſind. Etwas Poſitives kann nur auf dem Wege der deutſch= fran=
zöſiſchen
Annäherung geſchaffen werden. Die ungünſtige Stim=
mung
und die pſychologiſchen Schwierigkeiten, für welche allein
die franzöſiſche Politik verantwortlich iſt, bedeuten gegenwärtig
die größte Hemmung auf dieſem Wege, wo jede Verſpätung von
verhängnisvoller Wirkung ſein kann.
Die Aufnahme der Aufhebung des Sgarbahnſchußes
in Paris.
EP. Paris, 13. September.
Der Beſchluß, den Reſt des franzöſiſchen Saarbahnſchutzes in=
nerhalb
dreier Monate ganz zurückzuziehen, wird in dem größten
Teil der franzöſiſchen Preſſe mit Ruhe vermerkt. Die Blätter be=
tonen
bei dieſer Gelegenheit, daß dieſer Beſchluß in keiner Weiſe
die gegenwärtige Unterbrechung der deutſch=franzöſiſchen Saar=
verhandlungen
beeinfluſſen werde oder derem ſpäteren Reſultat
vorgreifen könnte. Das Echo de Paris ſchreibt, daß die ganze
Affäre von keiner beſonderen Bedeutung mehr ſei, da die 250
Mann Bahntruppen im Ernſtfalle doch kaum fähig wären, ihre
Aufgabe zu erfüllen. Nur der Figaro bezeichnet die Wirkung
dieſer Maßnahme als kläglich und den Beſchluß als eine Nieder=
lage
Briands und einen Sieg des deutſchen Außenminiſters
Gurtius.
Franzöſiſche Betrachkungen zur Reichskagswahl.
EP. Paris, 13. September.
Das Intereſſe für die morgen ſtattfindenden Reichstagswahlen
(Siehe auch S. 4 Deutſchland und Frankreich.) iſt hier ungeheuer
groß. Die meiſten Blätter haben Sonderberichterſtatter nach
Deutſchland geſandt, die in langen Artikeln ihren Leſern das
Charakteriſtiſche des deutſchen Wahlkampfes klar zu machen ſuchen.
Im allgemeinen bemühen ſich die Blätter, in ſachlicher Weiſe zu
berichten. Nur der Sonderberichterſtatter des Journal, tiſcht
ſeinen Leſern das alte Märchen von dem Revanchegedanken des
deutſchen Volkes und alte Geſchichten von der Reichswehr auf. Es
verſteigt ſich ſogar dazu, den Reichspräſidenten für all das verant=
wortlich
zu machen. Der von dem Brüſſeler Soir veröffent=
lichte
, angeblich im Jahre 1918 geſchriebene Brief des damaligen
Feldmarſchalls v. Hindenburg über die politiſchen Ziele Deutſch=
lands
im Weſten und vor allem im Oſten (Polen) hat hier nur
beim Echo de Paris den gewünſchten Eindruck hinterlaſſen. Die
Abſicht des Brüſſeler Blattes, kurz vor den deutſchen Reichstags=
wahlen
und am Anfang des polniſchen Wahlkampfes mit einem
unter gänzlich anderen Verhältniſſen abgefaßten Schriftſtück die
Frage, ob der Brief wirklich authentiſch iſt, bleibt offen gegen

Nummer 254

den Reichspräſidenten und gegen Deutſchland im allgemeinen
Stimmung zu machen, iſt zu eindeutig, als daß die Mehrzahl der
franzöſiſchen Blätter darauf einginge. Im allgemeinen verheim=
lichen
die Blätter ihre Befürchtung nicht, daß die extremen Par=
teien
in Deutſchland ſtarke Gewinne erzielen werden, und ziehen
daraus peſſimiſtiſche Rückſchlüſſe auf die deutſch=franzöſiſchen Be=
ziehungen
.
Die Times zu den Reichstagswahlen.
EP. London, 13. Septenber.
Die Wahlen zum deutſchen Reichstag und die Ausſichten der
Parteien, macht die Times heute zum Gegenſtand eines Leit=
artikels
. Am Schluß ſeiner Betrachtungen erklärt das Blatt: Was
Deutſchland braucht, iſt eine demokratiſche Regierung, ſtark genug,
um die notwendige Arbeit des wirtſchaftlichen Wiederaufbaues
durchzuführen und einſichtig genug, um gefährliche Abenteuer in
der Außenpolitik zu vermeiden. Das deutſche Volk hält morgen
abermals ſein Schickſal in der Hand. Es hat in der Vergangenheit
Mäßigung und Einſicht gezeigt, und es beſteht kein Grund
zu der Annahme, daß dieſe wertvollen Eigenſchaften ihm bei den
kritiſchen Wahlen abgehen werden.

Polniſche Phankaſien.
DB. Berlin, 13. September.
Die polniſche Preſſe bringt eine Meldung, daß ein deutſcher
Militärbeobachtengsballon in den Njemen gefallen ſei. Sie macht
beſonders darauf aufmerkſam, daß Deutſchland nach dem Ver=
ſailler
Vertrag keinerlei Luftwaffe haben darf, alſo auch keine
Beobachtungsballons. Zu dieſer Meldung wird von zuſtändiger
Seite feſtgeſtellt, daß die Reichswehr keine Feſſelballons beſitzt.
Auch das Reichsverkehrsminiſterium iſt im Unklaren darüber, um
was für einen Ballon es ſich gehandelt haben könnte. Wahr=
ſcheinlich
iſt es ein Privatballon geweſen, der abgeſtürzt iſt.

Angebliche deuiſche Grenzverlehung in Oberſchleſien.
Kattowitz, 13. September.
Polniſchen Zeitungen zufolge ſoll geſtern an der deutſch=
polniſchen
Grenze bei Gieraltowitz ein deutſches Perſonenauto
über die polniſche Grenze gefahren ſein; es ſei jedoch gleich
darauf wieder auf deutſches Gebiet zurückgekehrt und dicht an der
Grenze ſtehen geblieben. Die vier Perſonen hätten darauf die
polniſche Grenze überſchritten und ein ehemaliges preußiſches
Grenzwächterhäuschen umgeworfen. Wie wir hierzu von zuſtän=
diger
deutſcher Seite erfahren, habe die deutſche Polizei ein Auto
an der fraglichen Stelle geſtern nicht geſehen. Das demolierte
preußiſche Grenzwächterhäuschen ſteht auch nicht auf polniſchem,
ſondern auf deutſchem Gebiet, und iſt eine völlig verfallene Bret=
terbude
. Irgendwelcher Sachſchaden iſt nicht entſtanden.

Eine Noke Danzigs an Polen.
Danzig, 13. September.
Zu der neuerlichen Verhaftung einer Danziger Staatsange=
hörigen
auf dem Bahnhof Dirſchau, die bei ihrer Feſtnahme durch
den polniſchen Beamten ſchwer beſchimpft wurde, verlautet, daß
der Senat nunmehr eine Note an die polniſche diplomatiſche Ver=
tretung
in Danzig gerichtet hat. In dieſer Note wird über die in
letzter Zeit überhand nehmenden Fälle Beſchwerde geführt, in
denen Danziger Staatsangehörige in Dirſchau ohne jede Veran=
laſſung
ihrerſeits Unannehmlichkeiten und Beſchimpfungen ſei=
tens
polniſcher Organe ausgeſetzt ſind. Wegen der beſchimpfenden
Aeußerungen des polniſchen Polizeibeamten iſt Beſtrafung ver=
langt
worden. Weiter werden Entſchädigungsanſprüche für die
verhaftete Danziger Staatsangehörige geltend gemacht.

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Nummer 254

Sonntag, den 14. September 1930

Seite 5

uto
gleich
an der
die
Auto
te

rch
daß
Ver=
in

Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 14. September.
* Dahlien!
Eröffnung der Dahlienſchau im Orangeriegarten.
In einer letzten aufbäumenden Lebensbejahung vor dem
Schlaf des Winters entfalten ſie noch einmal die ganze wunder=
volle
Pracht ihrer Blüten in einem ſtrahlenden, ſprühenden,
glühenden Farbenrauſch. Entfalten eine ſo unfaßbare Fülle,
einen ſo verſchwenderiſchen Reichtum an Farben und Formen=
ſchönheit
, daß man hier kaum noch von Blumen, daß man von
Blütenwundern ſprechen muß.
So reich und farbenſprühend, ſo vielgeſtaltig in der Form
ihrer Blütenblättchen und Blüten, die einzelne Dahlie, ſo ver=
ſchwenderiſch
gebiert die aus der Knolle hochwachſende Staude
Blüte an Blüte. Eine ſcheinbar ſtets beſtrebt, die Schweſter zu
überſtrahlen an Schönheit der Farbe und Form.
Wenn faſt alle anderen Blumen und Staudenblütler im
Freien längſt keine Blüten mehr treiben, dann bieten die Dah=
lien
bis in den ſpäten Herbſt und beginnenden Winter hinein
noch immer das Wunder ihrer ſtrahlenden Schönheit, ihres un=
erſchöpflichen
Farbenreichtums. Und da ſie faſt anſpruchslos
ſind in der Pflege und ſich leicht und üppig vermehren, iſt ver=
ſtändlich
, daß dieſes Blütenwunder beſonders gern zu ge=
ſchloſſener
Farbenwirkung in Gärten und Anlagen Verwendung
findet.

Seit Jahren werden die Dahlien beſonders erfolgreich ge=
pflegt
und gepflanzt in Darmſtadt. Von der Stadtgärtnerei und
von einzelnen Gärtnereien. Unſere öffentlichen Anlagen und
Dahliengärten ſind weithin berühmt. Aus der einſt einfarbigen
beſcheidenen kleinen Blume hat die Kunſt des Gärtners es ver=
ſtanden
, den Reichtum zu züchten, der heute in Form und Farbe
und Größe der Blüten kaum noch Grenzen kennt.

Die letzte Dahlienſchau dieſes Sommers bzw. Herbſtes
wurde geſtern im Orangeriegarten eröffnet. Die Gärtnerei
Schulz im Verein mit der Stadtgärtnerei zeigt hier
eine Schau von geradezu verſchwenderiſchem Reichtum und be=
rüickender
Schönheit. Von dem kleinſten weiß=gelben und lila
Blütenſtern, der beſonders als Einfaſſungsband wirkſam iſt,
bis zu königlich hohen und wundervoll geformten Blütenköpfen
in den ſeltenſten Farbenſchattierungen iſt ſchlechthin alles
vertreten. Vom ſchneeigen Weiß und hartem ſtrahlenden Gelb
und warmem Goldton über ſammetweiche Tönungen leuchten
alle Farben des Spektrums auf. Von hoher Kunſt gärtneriſcher
Blumen zucht aber muß ſchon geſprochen werden bei den
Blütenwundern, die aus der Farbenfülle der eintonigen Blüten
herausſtrahlen. So ſehen wir inmitten von gelben, weißen,
roten und lila Beeten die ſtrahlenden Schönheiten der dunkel=
blau
=weiß=golden Leitſtern, die offenen Blüten der gelb=roten
Betſy, die große braun=rot und weiß geſtrahlte Zillia und
die drei wundervollen in ſich rotweißen Küſſe mich, Schützen=
lieſel
, Königstiger Jedes einzelne Blütenblättchen iſt hier
ein Farbenwunder! Von den einfarbigen ſind beſonders leuch=
tend
die große gelbe Narziſſe und die ſchneeweiße Menny
Carlee‟

Reichhaltig wie die Farbe iſt die Form der Blüten und der
einzelnen Blütenblättchen. Vom breitblättrigen Ordensſtern
mit 810 breiten Blättchen über ſpitze Strahlenröhrchen und
krauſe Fülle von gefranſten Blättchen ſind alle Formen ver=
treten
. Kurz: Ein Blütenwunder!

In der Halle aber iſt eine Sonderſchau von geſchnittenen
Dahlien, geſchmackvolle Zuſammenſtellungen von Buketts und
Arrangements. Die Ausſtellung dauert nur bis, Montag.
Man ſollte ſie beſuchen und den Beſuch zugleich ausnutzen zu
einem Rundgang durch den ganzen Orangeriegarten, der zurzeit
ſich in ſeiner ganzen Schönheit zeigt und eine eindringliche
Empfehlungskarte unſerer Stadtgärtnerei darſtellt **

In den Ruheſtand treten auf Grund des Artikels 14 des Poli=
zeibeamtengeſetzes
vom 31. März 1928 der Polizeihauptwacht=
meiſter
Georg Diefenbach zu Worms und der Polizeiinſpektor
Louis Schneider zu Darmſtadt, beide mit Wirkung vom 1. Ok=
tober
1930; auf Grund des § 1 des Geſetzes über die Altersgrenze
der Staatsbeamten vom 2. Juli bzw. 19. Dezember 1923 der
Amtsobergehilfe Johann Philipp Göbel bei dem Kreisamt
Bingen mit Wirkung vom 1. Oktober 1930. Auf Grund des § 1
des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli
1923 bzw. 19 Dezember 1923 in der Faſſung des Geſetzes vom
8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249) tritt am 1. Oktober 1930 in den
Ruheſtand der Miniſterialkanzleiinſpektor Adam Fritz bei dem
Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen.
Hohes Alter. Herr Jakob Ruppert hier. Teichhaus=
ſtraße
46, begeht am Montag, den 15. September 1930, in ſelten
geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen 87. Geburtstag.
Hausfrauenbund Darmſtadt. Wir machten bereits vor 14
Tagen bekannt, daß wir eine gemeinnützige Beratungsſtelle ein=
gerichtet
haben, die nicht nur den Mitgliedern unſeres Vereins,
ſondern allen Frauen Darmſtadts Auskunft über hauswirtſchaft=
liche
Fragen geben ſoll. Die erſte Sprechſtunde (über Kranken=
koſt
) war recht gut beſucht. In der zweiten Sprechſtunde, die am
Mittwoch, zur gleichen Zeit wie bisher, in der Heidelberger
Straße 47 (Eingang Wilhelmſtraße) ſtattfindet, kann ſich jeder
über die jetzt zu Beginn des Winters ſo wichtige Heizungsfrage
unterrichten. Ein kurzer Vortrag gibt Aufſchluß über ſachgemäße
und ſparſame Heizung. Anſchließend findet die Einzelberatung
ſtatt, in der jeder Hausfrau Gelegenheit geboten iſt, ſich durch
Stellung von Fragen Aufſchluß zu holen. Es wird gebeten, von
dieſer Gelegenheit ausgiebig Gebrauch zu machen. Zur Veranſchau=
lichung
ſind einige Oefen und Kohlenſorten ausgeſtellt. Die dritte
Sprechſtunde folgt im Oktober über Warenkunde auf dem Gebiete
der Textilien. Vortrag und Beratung ſind unentgeltlich.

Die Wahlreſulkake der heutigen Reichskagswahl
werden vom Wahldienſt des Darmſtädter Tagblatt fortlaufend
bekanntgegeben in unſeren Aushängekäſten, in den Kinos, im
Orpheum und folgenden Reſtaurationen, bzw. Cafés: Weinſtube
Barth, Bender, Ernſt Ludwig, Heß, Krone, Oper, Neue Poſt ( Poſt=
ſtraße
), Ratskeller, Rheingauer Weinſtube, Traube, Union=Café
Telephoniſche Anfragen können nicht beantwortet werden.

Willft auch 2u
dazugehören?
Bei jeder Wahl bleiben 25 Pro=
zent
der Wahlberechtigten der
Urne fern und ſtellen ſich ſo
mit Menſchen auf eine Stufe,
die wegen Ehrloſigkeit

Delll Leltt
ist
Aalbllellt5
Wahlzeit von 8 Uhr vormittags

bis 5 Uhr nachmittags.

Poſtkraftwagenverkehr. Während der Straßeninſtand=
ſetzungsarbeiten
zwiſchen Reichenbach, Km. 30,3, und Gadernheim,
Abzw. Brandau, Km. 32,5, verkehren die Poſtkraftwagen der Linie
Bensheim-Lindenfels ab 16 September über Gadernheim
Brandau-Beedenkirchen-Reichenbach. Die Abfahrtszeiten der
Omnibuſſe in Lindenfels, Schöne Ausſicht, Kolmbach, Gadernheim
und Gadernheim Abzw. Brandau werden 15 Minuten früher ge=
legt
. Die Abfahrtszeiten in Bensheim bleiben wie ſeither. Die
Umleitung wird vorausſichtlich drei Wochen dauern.
Lokale Beranſtalkungen.
AltDarmſtadt. Verein für Ortsgeſchichte und Heimat=
kunde
. Nächſte Veranſtaltung Donnerstag abend Eintrachtſaal,
Eliſabethenſtraße 12. Herr Philipp Weber berichtet über:
Allerlei heitere Epiſoden aus dem Alten Darmſtadt ( Geſchloſſe=
ner
Kreis, nur Mitglieder und geladene Gäſte.)
Das vom Sportplatz=Reſtaurant am Böllen=
falltor
veranſtaltete Wieſen= bzw. Münchner Oktoberfeſt findet
heute Sonntag ſeinen Abſchluß und ſind für dieſe Feier außer drei
Kapellen noch ſonſtige Beluſtigungen aller Art vorgeſehen.
Im Hotel Prinz Heinrich findet heute Sonntag
abend Konzert mit Tanz ſtatt.
Herrngarten=Café. Heute iſt Nachmittagskonzert.
(Siehe Anz.)
Aus den Parteien.
Abgeordneter Reiber und die Reichstagswahl.
Der demokratiſche Landtagsabgeordnete Reiber erklärt, daß
die Gerüchte über einen Parteiwechſel unwahr ſeien. Er bezeich=
net
es weiterhin als eine Selbſtverſtändlichkeit für ihn und ſeine
Freunde, für die Kandidatur des Bürgermeiſters Dr. Ehrhard in
Mainz zu ſtimmen. Damit iſt allen gegenteiligen Gerüchten der
Boden entzogen.
Deutſche Staatspartei. Die Mitglieder der Orts=
gruppe
Darmſtadt der Demokratiſchen Partei, die Mitglieder der
Volksnationalen Reichsvereinigung, ſowie alle Anhänger und
Freunde der Staatspartei laden wir hiermit zu einer am Sonn=
tag
, den 14. ds. Mts., abends in der Krone, Schuſtergaſſe 18,
ſtattfindenden Zuſammenkunft zur Entgegennahme der Wahl=
reſultate
ergebenſt ein.
Deutſchnationale Volkspartei Darmſtadt.
Mitglieder und Freunde der Partei, treffen ſich am Abend des
Wahlſonntags ab 8 Uhr im Stübchen bei Sitte.

Tageskalender für Sonntag, den 14. September 1930.
Heſſ. Landestheater Großes Haus, 18,30 Uhr, C 2:
Lohengrin, Kleines Haus: Geſchloſſen. Orpheum,
20.15 Uhr: Die ſpaniſche Fliege. Konzerte: Schloß=
keller
, Café Oper, Hotel Schmitz, Zum Datterich Schuls Felſen=
keller
, Sportpl.=Reſtaurant, Span. Bodega, Reichshof. Zum
Schwanen, Brauerei Schul, Hotel Poſt, Haferkaſten, Rummel=
bräu
, Hotel Prinz Heinrich. Ludwigshöhe, 4 Uhr:
Konzert. Orangeriehaus, ab 4 Uhr: Konzert.
Herrngarten=Café nachm.: Konzert Kinovor=
ſtellungen
: Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.

Orpheum. Letzte Sonntags=Aufführung Die
ſpaniſche Fliege von Franz Arnold und Ernſt Bach, abends
8.15 Uhr. In der Rolle des Moſtrichfabrikanten Klinke iſt Herr
Gewinner beſchäftigt. Es hat ſich erwieſen, daß der Schwank
Die ſpaniſche Fliege alles das hat, was ein Schwank haben muß,
nämlich: Humor, urkomiſche Situationen und Tempo. Das
Publikum genießt zwei Stunden ungetrübten Lachens und Froh=
ſinns
. Die Darſtellung gewährleiſtet eine abgerundete Vor=
ſtellung
. Karten zu kleinſten Preiſen von 80 Pfg. bis 2 Mark im
Verkehrsbüro von 111 Uhr und ab 3 Uhr an der Abendkaſſe.
Den Beſuchern werden in der Pauſe die vorliegenden Wahlergeb=
niſſe
durch die amtlichen Tagblattmeldungen jeweilig durch Herrn
Walter Geyer bekannt gegeben. (Siehe Anzeige.)
Die Heſſ. Krankenpflege=Vereinigung E. V.. welche ſowohl
für Darmſtadt, ſowie auch die nähere und weitere Umgebung nach=
weislich
unter ärztlicher Aufſicht ausgeblidetes Pflegeperſonal
ſtellt und auf dieſem Gebiet ſchon ſehr große Not lindern half, be=
zieht
keinerlei ſtaatliche oder ſtädtiſche Unterſtützung, ſondern iſt
ganz auf ſich und die Gebefreudigkeit von Gönnern und Freunden
der Krankenpflege angewieſen. Sie tritt deshalb in dieſen Tagen,
auf Grund kreisamtlicher Genehmigung, an die Bewohnerſchaft
heran, mit der Bitte um Unterſtützung von krankem, arbeitsun=
fähigem
und unſchuldig in Not geratenem Krankenpflegerperſonal.
Jede, auch die kleinſte Gabe, iſt willkommen und wird innigſt ge=
beten
, die mit der Sammlung betrauten Perſonen durch recht
fleißige Einzeichnung in die Sammelliſten zu erfreuen. Einen
fröhlichen Geber hat Gott lieb.
Brand. Geſtern früh um 6 Uhr gerieten in der Pallaswieſen=
ſtraße
172, in der Eiſenbahn=Hoch= und Tiefbaugeſellſchaft, aus bis
jetzt noch unbekannter Urſache drei Holzhallen in Brand. Die
ſtädt. Berufsfeuerwehr wurde alsbald nach Eintreffen Herr des
Brandes.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Er=
krankung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der
Hausarzt zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind
am Sonntag, den 14. September 1930, folgende Aerzte zu deſſen
Vertretung bereit: Dr. med. Bönning=Erbacherſtr. 8, Tel.
2020; Dr. med. Rühl=Saalbauſtr. 38, Tel. 4300; Dr. med.
Wagner=Annaſtr. 3, Tel. 322.
Warnung vor Ladendiebinnen. Am 11. September 1930,
in den Nachmittagsſtunden, ſind in einem Darmſtädter Kaufhaus
zwei geriſſene Ladendiebinnen aufgetreten. Nachdem ſie ſich im
erſten Stock fertige Kleider hatten vorlegen laſſen, aber nichts
kauften, begaben ſie ſich in das Verkaufslokal im Parterreſtock.
Hier ließen ſie ſich eine große Anzahl Stoffe vorlegen, konnten
ſich aber auch zu keinem Kauf entſchließen und veranlaßten die
Verkäuferin, immer wieder neue Stoffe aus dem Lager zu holen.
Nach ihrem Weggang wurde bemerkt, daß ſie ein Stück Stoff
(18 Meter Seidengeorgette), Farbe beige, geſtohlen hatten. Be=
ſchreibung
der beiden Frauen: 2025 Jahre alt, mittelgroß. be=
kleidet
mit weiten, ſchwarzen Mänteln, der eine der Mäntel hatte
einen ſchwarzen Perſianerkragen, der andere mit kleinem Pelz=
kragen
. Beide trugen kleine, ſchwarze Hüte (Filzkappen). Sach=
dienliche
Mitteilungen irgendwelcher Art in bezug auf die beiden
Diebinnen oder auch über den Verbleib des Stoffes, bitten wir
der Kriminalpolizei Darmſtadt, Hügelſtr. Nr. 3133, Zimmer 3,
oder durch Fernruf Tel. 335659, mitteilen zu wollen.

Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus Kleines Haus Sonntag,
14. Sept. 18.3022.15 Uhr
Lohengrin
C 2
Preiſe 1.2012 Mk. Geſchloſſen Montag.
15. Sept. Geſchloſſen Geſchloſſen Dienstag,
16. Sept. 19.3022 15 Uhr
A 2. Simone Boccanegra
Preiſe 110 Mk. Geſchloſſen Mittwoch,
17. Sept. 2022 Uhr
B 2. Der Falſchſpieler
Preiſe 1.0010.00 Mk
2022 Uhr
Eröffnungsfeier der Darmſtädter
Volksbühne unter Wirkung von
Mitgliedern des Landestheaters Donnerstag
18. Sept. 19.3022 15 Uhr
Ein Sommernachtstraum.
Preiſe 110 Mk.
E2 Geſchloſſen Freitag,
19. Sept. 19.3022.15 Uhr
D2 Simone Boceanegra
Preiſe 110 Mk. Geſchloſſen Samstag,
20. Sept. 2022.45 Uhr Kein Kartenokf.
Werbevorſtellung d. Dſt. Volksb.
Zar und Zimmermann
Komiſche dper von Lortzing 2022 Uhr
Zuſ.=M. Vl,1 Miſſiſſippi
Preiſe 1.206 Mk. Sonntag,
21. Sept. 17 3022.30 Uhr
Die Meiſterſinger von
Nürnberg 2022 Uhr
Zuſ.=M. III,1 Miſſiſſippi

Richard Wagners Lohengrin gelangt heute Sonntag im
Großen Haus unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm,
Inſzenierung Renato Mordo, mit Sattler, Herrmann, v. Stoſch,
Jacobs, Biſchoff, Stralendorf in den Hauptrollen, zum erſten Mal
in dieſer Spielzeit zur Aufführung.
Verdis Oper Simone Boccanegra, mit der die neue
Spielzeit des Landestheaters erfolgreich eröffnet wurde, wird
Dienstag, den 16. September, im Großen Haus wiederholt. Albert
Lohmann ſingt erſtmalig die Titelpartie. Die übrige Beſetzung
iſt die der Erſtaufführung.
Eröffnungsvorſtellung des Kleinen Hauſes. Samstag, den
20. September, findet als Eröffnungsvorſtellung des Kleinen
Hauſes die Uraufführung des Schauſpiels Miſſiſſippi
von Georg Kaiſer ſtatt. Inſzenierung: Carl Ebert; Bühnen=
bild
: Lothar Schenck v. Trapp. Das neue Bühnenwerk Georg
Kaiſers wird am gleichen Tag auch in Bremen, Düſſeldorf, Frank=
furt
a. M. Hamburg, Karlsruhe, Kaſſel, Konſtanz, Lübeck, Mag=
deburg
, Mainz Mannheim, München, Oldenburg, Stuttgart und
Würzburg in Szene gehen.

Geld auszugeben überlegt sich heute jeder!
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Geld duran
wenn Sie Salgmander-Schuhe kaufen. Beste
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Preiswürdigkeit sind die Gegenleistung

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Seite 6

Sonntag, den 14. September 1930

Nummer 254

Aus Heſſen.

J. Griesheim, 13. Sept. Platzkonzert. Am Sonntag, den 14.
September, vormittags von 11 bis 12 Uhr, veranſtaltet das hieſige Phil=
harmoniſche
Orcheſter ein Platzkonzert auf dem Schülerplatz. Das Kon=
zert
, das ein ſehr hübſches Programm aufweiſt, wird von dem Dirigen=
ten
des Orcheſters. Herrn Heinrich Feldmann, geleitet. Herr Metzger=
meiſter
Philipp Feldmann hier hat einen begrüßenswerten Abſchlag auf
Schweinefleiſch und Wurſtwaren eintreten laſſen. Hoffentlich findet die=
ſer
Abſchlag bald allgemeine Nachahmung.
Cp. Pfungſtadt, 13. Sept. Gemeinſamer Obſtbaumbe=
zug
. Auch hier kann von dem gemeinſamen Obſtbaumbezug durch den
Landwirtſchaftskammerausſchuß Gebrauch gemacht werden. Beſtellun=
gen
haben (bis 18. September) entweder bei der Bürgermeiſterei oder
beim Vorſitzenden des Obſt= und Gartenbauvereins, Friedrich Lang, zu
erfolgen. Nußverſteigerung. Am Montagnachmittag (15. Sep=
tember
) wird der Nußertrag von den Bäumen am Sandbachufer von
der Griesheimer Brücke bis zur Goddelauer Brücke an Ort und Stelle
öffentlich verſteigert. Nachdem die hieſige Kirchweihe mit Rückſicht
auf die Reichstagswahl erſt am 21. September ſtattfindet, wird allgemein
für die Kirchweihvergnügen gerüſtet. Nicht zuletzt treten die Kerwe=
borſch
zuſammen, um ihrerſeits die notwendigen Vorbereitungen zu
treffen.
In. Altheim, 13. Sept. Nachtrag zurWiedereinweihungs=
feier
unſerer Kirche. Wie ſchon aus früherem Berichten hervor=
ging
, hat unſere Kirche, bzw. das Langhaus der Kirche, ein ſehr hobes
Alter zu verzeichnen, was ganz beſonders aus den verſchiedenen auf=
gedeckten
Wandmalereien (Chriſtophorus, Schutzheiliger der Bauern,
und 12 Weihkreuzen, die zum Teil noch heute die Vertiefung tragen, in
die das Licht geſteckt wurde) hervorgeht. Ebenfalls ein Beweis für das
hohe Alter unſerer Kirche iſt ein Weihwaſſerbecken, das in Sandſtein
zwei verſchlungene Figuren zeigt, deren Gewandung von ſeltener Schön=
heit
iſt, und deſſen Urſprung vielleicht ſchon bis in das 8. Jahrhundert
zurückreichen mag. Doch iſt eine ſymboliſche Deutung um ſo ſchwieriger,
als den beiden Figuren die Köpfe fehlen. Zur Gemeindenachfeier iſt
noch zu berichten, daß ſie ganz im Sinne der Heimatliebe und Heimat=
treue
ſtand, was beſonders durch die Anſprache des Präſidenten des
Landeskirchenamtes Dr. Herrmann, durch den Vortrag des Pfaruers
Schott=Klein=Umſtadt, die ſchönen Heimatlieder des hieſigen Geſangver=
eins
und durch das Schlußwort des Superintendenten der Provinz,
Oberkirchenrat Dr. Müller, der den Tag als einen Tag echter Heimat=
liebe
und deutſch=evangeliſchen Lebenswillens feierte, zum Ausdruck kam.
Ganz beſonders gehört aber auch bei dieſer Gelegenheit das vom
hieſigen Ortspfarrer zu dieſem Feſttage herausgegebene Heimatbuch her=
vorgehoben
, das in keiner Familie fehlen dürfte, zumal es ein wertvolles
Stück Heimat (Altheim, wie auch Harpertshauſen) in ſich birgt und als
anregender und dankbarer Leſeſtoff in den kommenden Winterabenden
gelten darf.
Le. Groß=Umſtadt, 13. Sept. Aus dem Gemeinderat. Da
die Niederdruckdampfkeſſel, die zur Heizung der Volksſchule dienen, un=
brauchbar
geworben ſind, wird die Firma Georg Stier, Darmſtadt, be=
auftragt
, zwei neue Keſſel zu dem angebotenen Preis von 1883 Mark
zu liefern. Zu dieſem Zwecke iſt ein entſprechendes Darlehen bei der
hieſigen Bezirksſparkaſſe aufzunehmen, das mit 8 Prozent zu verzinſen
und mit 1 Prozent nach dem Annuitätenſyſtem zu tilgen iſt. Die Ab=
brucharbeiten
an den alten Heizkeſſeln werden dem Jakob May 5. zum
Preiſe von 38 Mk. übertragen. Für das Kilo Eiſen zahlt er 1 Pfg.
Heinrich Körner hat um die Zufuhr von Waſſer an ſeinen Neubau an
der Habitzheimer Straße nachgeſucht. Das Geſuch wird abgelehnt.
Für Chauſſierungsarbeiten werden dem Wilhelm Metzger bewilligt:
a) Stadtgrabenweg von der Höchſter Straße bis zum Schwarzenberg=
veg
461 Mk., b) Friedrich=Ebert=Straße 125 Mk., c) Zwölfapoſtelgaſſe
578 Mk., 4) von der Friedrich=Ebert=Straße bis zur Wieſenſtraße 73
Mk., e) verlängerte Schlſtraße 325 Mk. Nachprüfung wird vorbehalten.
Außerdem ſollen noch, um Arbeit für Arbeitsloſe zu beſchaffen, folgende
Feldwege chauſſiert werden: Beedäcker=Weg. Heubacher Feldweg. Weg
von der Habitzheimer Chauſſee nach der Taubenſemd, Seitenierrweg,
Armſünderweg. Rohräckerweg. Zum Schluſſe wird der Voranſchlag für
1930 endgültig angenommen. Die vorjährigen Steuerſätze bleiben be=
ſtehen
.

Cs. Ueberau, 13. Sebt. Kirchweihfeſt. Am Sonntag und Mon=
tag
findet die diesjährige Kirchweihe ſtatt. Der diesjährige Konfir=
mandenunterricht
hat letzte Woche begonnen; an ihm nehmen 4 Buben
und 9 Mädchen teil. Obſtverſteigerung. Freitag mittag wurde
das Gemeindeobſt verkauft. Die Erträge der Obſtbäume ſind dieſes Jahr
fehr gering. Am beſten iſt die Zwetſchenernte. Man bezahlt bei uns
für die Zwetſchen pro Zentner 67 RM., im Kleinverkauf 89 Pfg.
Die Wahlzeit für den am 14. September zu wählenden Deutſchen
Reichstag iſt für unſere Gemeinde von movgens 8 bis mittags 5 Uhr
beſtimmt. Stimmzettel und Wahlumſchläge werden im Wahllokal aus=
gegeben
.
Cd. Michelſtadt, 13. Sept. Reichstagswahl. Bei der am
Sonntag ſtattfindenden Reichstagswahl iſt Michelſtadt in 5 Wahlbezirke
eingeteilt, früher vier. Auch bei den einzelnen Wahllokalen iſt eine
Aenderung eingetreten, und liegt es im Intereſſe eines jeden Wahl=
berechtigten
, darauf zu achten, um unnötige Gänge zu vermeiden: 1.
Stimmbezirk Buchſtaben AF, Wahlotal Stadtſchule (Neubau), 2.
Stimmbezirk Buchſtaben GK, Wahllokal Stadthaus; 3. Stimmbezirk
Buchſtaben LR Wahllokal Stadtſchule (Altbau); 4. Stimmbezirk
Buchſtaben S3 Wahllokal Landwirtſchaftliche Winterſchule; 5. Stimm=
bezirk
umfaßt das ſtädtiſche Krankenhaus, Wahllokal daſelbſt. Wahl=
zeit
iſt von vormittags 8 bis nachmittags 5 Uhr. Schießſport.
Die Schützengeſellſchaft e. V. 1883 Michelſtadt hält am Sonntag, den
14. September, ab 1 Uhr und am Montag, den 15. September. ab 2 Uhr
auf ihrem Schießſtande an der Stockheimer Linde ein Preisſchießen ab.
Die Preisverteilung findet am Sonntag, den 21. September, abends, im
Hotel Friedrich ſtatt. Frankfurter Rundfunk in Michel=
ſtadt
. Eine Rundfunkwerbeveranſtaltung findet am kommenden Diens=
tag
auf dem hieſigen Marktplatze durch den Frankfurter Sender ſtatt,
Näheres wird in den nächſten Tagen noch bekannt gegeben werden.
Cl. Gammelsbach, 13. Sept. Weidmannsheil. Dem neuen
Teilhaber unſerer Waldjagd gelang es dieſe Woche, einen kapitalen
Zwölfender zu ſchießen.
d. Rimbach, 13. Sept. Brand. Vorgeſtern abend kurz nach 8 Uhr
brach in der Hofreite des Herrn Beigeordneten Trautmann zu Albers=
bach
ein Brand aus dem die Scheune, die Stallgebäude und ſämtliche
Erntevorräte zum Opfer fielen. Menſchen und Tiere kamen hierbei
nicht zu Schaden. Mit den Löſcharbeiten waren die Feuerwehr Albers=
bach
und die Feuerwehr Rimbach beſchäftigt. Da das Gebäude nicht
mehr zu retten war, waren die Feuerwehren darauf bedacht, das Feuer
auf ſeinen Herd zu beſchränken, das um ſo ſchwieriger war, da durch
die aufkommenden Winde größere Feuerfunken dauernd auf den ganzen
Ort verbreitet wurden. Die Brandurſache ſoll in Kurzſchluß zu ſuchen
ſein. Wie man hört, iſt der Schaden nur zum Teil durch Verſicherung
gedeckt.

m. Vom ſüdlichen Odenwalde, 13. Sept. Scheibenſchießen
und anderes. Mit den zahlreichen Kirchweihen, die nun gegen der
Herbſt hin jeden Sonntag in Anſpruch nehmen, ſind meiſt auch ſoge=
nannte
Preisſcheibenſchießen verbunden. Die Schützen der Nachbarge=
meinden
finden ſich da zuſammen und üben mit der Waffe in der Hand,
aber in friedlichem Wettbewerb, ihre Kunſt aus. Preiſe verſchiedenſter
Art geben dann eine geſchätzte Erinnerung ab. Verkehrsfra=
gen
. Die Bewohner des Sensbacher Tales bemühen ſich ſchon einige
Zeit um eine Poſtautoverbindung nach Eberbach und zugleich Beerfel=
den
. Von Beerfelden aus befördert ja ein kleines Poſtauto die Poſt=
ſachen
nach Sensbach und Hebſtahl, es iſt auch Platz darin für einige
Perſonen, jedoch als zuverläſſiges Beförderungsmittel iſt dieſes Auto
nicht anzuſprechen, da man meiſt keinen Platz mehr findet. Die Ober
poſtdirektion Darmſtadt hat die Einſtellung eines größeren Wagens,
67=Sitzer, abgelehnt; nun geht die Hoffnung noch dahin, daß die Ein=
richtung
der Autolinie vielleicht von Eberbach aus erfolgen könnte.
Wahlpropaganda. Die größeren Plätze hieſiger Gegend hatten
dieſer Tage um die Mittagszeit eine kleine Abwechſlung: durch ein Aut
wurde weithin hörbare Muſik vermittelt. Die dadurch ans Fenſter und
auf die Straße gelockten Neugierigen konnten dann eine weithin ſchal=
lende
Wahlrede vernehmen, die zur Wahl der ſozialdemokratiſchen Liſte
aufforderte. Solchergeſtalt erzielt die Wahlrede per Schallverſtärfer
wenn mit ihr der ganze Ort abgegraſt iſt, mehr Hörer, als wenn ein
abendliche Verſammlung wäre.
Hirſchhorn, 13. Sept. Waſſerſtand des Neckars an
. September: 1,04 Meter: am 13. September: 0.90 Meter.
O‟. Reichenbach, 13. Sept. Straßenherſtellung. Am 10.
d. M. wurde mit einer Generalkur begonnen, indem die Straße von hier
bis Bensheim ganz neu überteert wird. Eine Dampfwalze ſorgt dafür
daß der neue Belag feſt angedrückt wird. Wie verlautet, werden mit
Beginn dieſer Woche auch die Bauarbeiten der Straße Reichenbach
Gadernheim in Angriff genommen. Die Straße erhält eine neue
Schotterſchicht, wird gleichzeitig verbreitert und in den Kurven ausge
baut, um ſo dem geſteigerten Verkehr Rechnung zu tragen.
Ge. Seeheim, 13. Sept. Vom Obſtgroßmarkt. Die Ernt
des ſog, Frühobſtes iſt zu Ende und war durchweg befriedigend. Auße
den täglichen kleineren Mengen von Zwetſchen, die die Erzeuger in die
Markthalle brachten, wurden wochenlang 6800 Zentner Zwetſche=
wöchentlich
mit der Bahn verſchickt. Auch die Preiſe ſtellten in Anbe=
tracht
der reichen Ernte die Erzeuger zufrieden. Da es Spätobſt nießt
in dem großen Maße gibt. findet von Montag, den 15. d. M. ab, de=
Markt wöchentlich nur dreimal ſtatt, und zwar Montags, Mittwoch
und Freitags um 14.30 Uhr:

Autoverkehrsfragen in Amerika.

Bei Erörterung der mannigfachen Fragen des Kraftfahrzeug=
verkehrs
, an denen ja heutzutage jedermann, zum mindeſten paſſiv,
intereſſiert iſt, wird häufig auf amerikaniſche Beiſpiele hinge=
wieſen
und dabei ſehr oft, wie ja überhaupt in allem, was Ame=
rika
betrifft, die phantaſtiſchſten und der Wirklichkeit direkt ent=
gegengeſetzten
Behauptungen aufgeſtellt. Da iſt es nun ſehr lehr=
reich
, daß einige Broſchüren, die die National Automobile Cham=
ber
of Commerce (Nationale Kraftfahr=Handelskammer) in New
York in vier Sprachen, nämlich Engliſch, Deutſch, Franzöſiſch und
Spaniſch, herausgibt, Aufſchluß über die auch dort ſchwebenden
Fragen gibt und Vorſchläge zu deren Löſung macht.
Als oberſter Grundſatz wird hingeſtellt, daß die Löſung nicht
in beſchränkenden Beſtimmungen zu ſuchen iſt, ſondern in geeig=
neten
Straßenbauten zur Ermöglichung größter Verkehrsſchnel=
ligkeit
ohne Unfallgefahr. Aber auch im Land der angeblich un=
begrenzten
Möglichkeiten iſt nicht alles ſo, wie man ſich es wünſcht,
und ſo beſchränkt man ſich zunächſt auch dort darauf, Forderungen
aufzuſtellen, ſieht auch mit echt amerikaniſchem Optimismus ſchon
alles im Geiſte verwirklicht, muß aber doch zugeben, daß tatſäch=
lich
noch ein weiter Schritt bis zur Verwirklichung der Ideale iſt.
Zunächſt wird verlangt: Umbau und Verbreiterung der Haupt=
zugangsſtraßen
(im Gelände) bis 60 Meter Breite (!), einſchl.
Bürgerſteige und Gräben. Die Straßen in der Stadt ſollen
18 Meter, mindeſtens aber 12 Meter breit ſein. Kurven ſind zu
vermeiden oder doch zu verringern. An Stelle von Fähren=, Zug=
oder
Drehbrücken ſollen feſte Brücken von genügender Tragfähig=
keit
(das gibt zu denken!) kommen, oder Tunnels, eine Forde=
rung
, die bei uns lange nicht ſo dringend iſt, da die Zahl der
feſten Brücken in Deutſchland verhältnismäßig bedeutend größer
iſt. Verlangt wird ferner gute Markierung der Durchgangs=
ſtraßen
, um den Durchgangsverkehr durch die Städte von den
örtlichen Hauptverkehrsſtraßen abzulenken, oder Bau von beſon=
deren
Gürtel= oder Umgehungsſtraßen. Intereſſant und nach=
ahmenswert
iſt es, daß jetzt ſchon große Firmen, deren Autover=
kehr
allein ſchon im Geſamtverkehr ins Gewicht fällt, dieſen ſyſte=
matiſch
auf mehrere Straßen verteilen, um ſo eine Maſſierung der
Fahrzeuge in einzelnen Straßen zu vermeiden.
Beſonders weiſt die Handelskammer auf die Wichtigkeit genü=
gender
Parkplätze hin. Es wird betont, daß das Parken in der
Mitte der Straße geeignet ſei, Zuſammenſtöße zu vermeiden, weil
es die Fahrtrichtungen trennt, andererſeits aber, daß das Ein=
und Ausſteigen am beſten am Straßenrand erfolge. Alſo auch in
Amerika hat man eine reſtlos befriedigende Löſung noch nicht
gefunden. Ebenſowenig über die Art der Wagenaufſtellung beim
Parkieren in einer Straße. Hier wird erklärt, daß das Parken
ſchräg, 45 Grad zur Fahrtrichtung bei genügender Breite vorteil=
haft
ſei, da es den Raum am beſten ausnutze, aber auch feſtge=
ſtellt
, daß dieſe Art beim Ein= und Ausfahren zu viel aufhalte.
In vielen Straßen iſt das Parken nur auf einer Seite geſtattet,
in manchen auch zeitlich beſchränkt, und zwar auf eine Höchſtzeit
von 15 Minuten bis 2 Stunden. In Chicago gibt es Parkplätze
für mehr als 1000 Wagen. Viele Behörden und Firmen in den
Großſtädten haben eigene Parkplätze, auf denen Autos gegen ge=
ringes
Entgelt aufgeſtellt werden können und überwacht werden.
Warenhäuſer übernehmen die Sorge für die Wagen der Kunden
unentgeltlich, wenn ein Kauf ſtattfindet.
Auch in Amerika iſt die Frage der ſpielenden Kinder eine be=
ſondere
Sorge der Kraftfahrer. Es wird verlangt, daß man reich=
lich
Spielplätze ſchaffen müſſe, und zwar dies iſt beſonders in=
tereſſant
müßten ſie für die Kinder anlockend geſtaltet werden,

da dieſe ſonſt trotzdem auf der Straße ſpielten. Wo hierfür keine
geeigneten Plätze vorhanden ſeien, müßte man beſondere Straßen
zu Spielſtraßen erklären, die während der Spielzeit für den
Durchgangsverkehr geſperrt ſind. Man ſieht, auch in dem Raſen
des amerikaniſchen Lebens findet das Idyll ſeine Stätte und Seine
Majeſtät das Kind geht noch vor den Forderungen des modernen
Verkehrs.
Die Frage der Fußgänger wird ausdrücklich als das große
Problem bezeichnet. Hier werden ſtrenge Strafen gefordert für
die Fußgänger, die das Zeichen zum Straßenüberqueren nicht
abwarten. Ueberqueren iſt bei ſtarkem Verkehr nur mit Erlaub=
nis
des Verkehrsbeamten geſtattet, bei geringem Verkehr, ohne
Verkehrspoſten, je nach der Lage zu bewerkſtelligen; alſo genau
wie bei uns. Betont wird, daß verkehrspolizeiliche Regelung auch
da nötig iſt, wo bei nicht beſonders großem Kraftwagenverkehr
der Fußgängerverkehr ungewöhnlich ſtark iſt. Es gibt Stellen,
an denen 1100 Fußgänger in einer Minute paſſieren. Die Schaf=
fung
von Sicherheitszonen, Inſeln uſw. iſt nötig. Genügen dieſe
nicht, ſo muß man zu Unterführungen oder Laufbrücken über=
gehen
, die mittels Treppen, Aufzügen, Fahrbändern oder Fahr=
treppen
mit der ebenen Erde verbunden ſind. In Los Augeles
finden ſich hierfür vorbildliche Einrichtungen. Schließlich wird
noch vorgeſchlagen, für den Fußgängerverkehr eine Verbindung
zwiſchen den Häuſern in den oberen Stockwerken herzuſtellen.
Für die Fahrer beträgt die Höchſtgeſchwindigkeit in dem
Straßen der Großſtädte höchſtens 20. Kilometer, vielfach nur
8 Kilometer, alſo bedeutend weniger als in Deutſch=
land
. Vorgeſchlagen wird und teilweiſe durchgeführt ſind Licht=
ſignale
in Reihen mit fortſchreitender Wirkung für Geſchwindig=
keiten
von 20 bis 35 Stundenkilometer, wobei ausdrücklich er=
wähnt
wird, daß dieſe beſenders gegen zu ſchnelles Fahren wir=
ken
ſollen; alſo auch hier abſolut nicht das Raſen, das nach un=
ſeren
Begriffen mit Amerika unbedingt verbunden iſt. In
Deutſchland, z. B. in Berlin, iſt bekanntlich die Geſchwindigkeit
bei ſolchen Einrichtungen von Lampe zu Lampe auf 40 Kilometer
in der Stunde berechnet. Vielfach ſind in Amerika auch nur War=
nungslichter
angebracht, um den Verkehr nicht abzuſtoppen, wenn
es nicht nötig iſt, ein Uebelſtand, der ja bekanntlich gerade in
Berlin viele zu Gegnern der rein mechaniſchen Reihenlichtſignale
gemacht hat. Für den Verkehr außerhalb der Städte werden
Expreßautoſtraßen mit Schnellverkehr in der Mitte gefordert, die
teilweiſe als Hochſtraßen angelegt werden ſollen.
Für den weiteren Ausbau der Städte wird vorgeſchlagen,
daß immer Häuſergruppen zu 600 kleineren Häuſern mit Schule,
Spielplatz, Park und Gärten gebaut werden, ſollen, innerhalb
deren kein Kraftwagenverkehr ſtattfindet. Eine ſolche Gruppe
aus mehreren Blocks von Einzel= oder Reihenhäuſern mit ver=
kehrsſtillen
Straßen wird an ihren vier Seiten begrenzt durch je
eine Hauptverkehrsſtraße mit allen für eine ſolche nötigen Ein=
richtungen
, wie Ueber= und Unterführungen uſw. Im allge=
meinen
ſoll alle 800 Meter eine Hauptverkehrsſtraße laufen.
Man ſieht, daß die brennenden Fragen in Amerika genau
dieſelben ſind wie bei uns, daß die Amerikaner uns in manchem
voraus ſind, es auch leichter haben wie wir, da ſie nicht ſo viele
enge und winkelige Straßen in den Städten und nicht ſo häufig
Dörfer an den Landſtraßen haben, daß aber auch dort mit Waſſer
gekocht wird und ſehr vieles beſonders Großzügige nur Zukunfts=
muſik
iſt oder bis jetzt nur an einigen Renommierpunkten ver=

wirklicht wurde.

Schröder, Polizeioberſt a. D.

Bd. Zwingenberg, 13. Sept. Gemeinderatsſitzung. Zu
Punkt 1 wird die Erhebung einer örtlichen Bierſteuer beſchloſſen. Es wer=
den
erhoben: Für Einfachbier 2,50 Mk. und 3,75 Mk., für Vollbier 5 Mk.
und für Starkbier 7,50 Mk. pro hl. Bei Punkt 2 verlieſt der Bürger=
meiſter
die einzelnen Rubriten des Gemeindevoranſchlages für das Rech=
nungsjahr
1930, welcher in Einnahme und Ausgabe mit je 131 065.96
Mark abſchließt. Zum Ausgleich ſind in den Einnahmen 39 161.30 Mk.
an zu erhebenden Umlagen enthalten. Der Voranſchlag wurde geneh=
migt
. Zu Punkt 3 wird der ſeitherige Hilfsfeldſchütze Jakob Mohr als
Feldſchütze beſtellt. An die öffentliche, ſchloß ſich eine nichtöffentliche
Sitzung an, in welcher verſchiedene Unterſtützungsanträge ihre Erledi=
gung
fanden. Bei der am 1. d. M. ſtattgefundenen Schweinezwiſchen=
zählung
wurden insgeſamt 447 Schweine gezählt.
Bb. Bensheim, 13. Sept. Wohnungsbau. Der Wohnungsbau
iſt trotz der vorgeſchrittenen Jahreszeit recht lebhaft und überſteigt trotz
mancherlei Schwierigkeiten das vorjährige Bauprogramm, begünſtigt
durch das Reichsbauprogramm. Stadtſeitig werden augenblicklich 15 Flach=
bauwohnungen
erſtellt, um bei Zwangsräumungen ſolche bereitſtehen zu
haben. Weiterhin werden in der Beinengutſtraße und Freuayſtraße
5 Doppelhäuſer gebaut, die 22 Wohnungen enthalten. Das Reich iſt
im Rahmen ſeines Arbeitsbeſchaffungsprogramms an dieſen ſogenannten
Schlichtwohnungen beteiligt. Private, teils mit Zuſchuß erſtellte Häuſer,
werden zurzeit 11 fertiggeſtellt und damit weitere 21 Wohnungen ge=
ſchaffen
. Insgeſamt entſtehen bis Jahresende 57 Wohnungen, und dürfte
damit zahlreichen Wohnungsſuchenden beſtens gedient ſein, wobei beſon=
ders
zu beachten iſt, daß das einheimiſche Handwerk und Baugewerbe
weſentliche Beſchäftigung findet, da dieſes in erſter Linie dazu heran=
gezogen
wird. Die bald beginnenden Arbeiten am Finanzamtsneubau
werden auch in der Hauptſache der hieſigen Bauwirtſchaft zufallen.
Weinbau. Der Herbſt mit ſeiner Weinernte naht, die Weinberge
an der Bergſtraße ſind geſchloſſen, und rechnet man im allgemeinen mit
einem befriedigenden Ertrag. Im Kreiſe Bensheim ſind rund 200 Hek=
tar
als ertragsfähige Weinberge angelegt, deren Produkt bis auf ganz
geringe Mengen ein vorzüglicher Weißwein iſt.
W. Heppenheim a. d. B., 13. Sept. Weinbergſtatiſtik. Die
Zahl der Weinberge im Kreiſe Heppenheim hat ſich in dieſem Jahre
nicht weſentlich geändert. Wie im vergangenen Jahre ſtehen 3 Hektar
Rotweinreben im Ertrag. Die im Ertrag ſtehenden Weißweinreben
haben ſich gegenüber dem Vorjahre um 1,3 Hektar vermehrt und betra=
gen
92,3 Hektar. Die nicht im Ertrag ſtehende Weinbergfläche iſt von
39 Hektar im vergangenen Jahre auf 34,4 Hektar in dieſem Jahre zu=
rückgegangen
. Kraftfahrzeugſtatiſtik. Die Zahl der vor=
handenen
Autos und Motorräder im Kreiſe Heppenheim nahm wie
überall ſehr ſchnell zu. Nach einer amtlichen Aufſtellung mit dem 1. Juli
als Stichtag gibt es gegenwärtig im Kreiſe Heppenheim 269 Autos, alſo
gegenüber 1928 eine Zunahme von 106 Wagen. Die Zahl der Motor=
räder
ſtieg von 222 Motorrädern im Jahre 1927 auf 728 Räder in die=
ſem
Jahre. Unter dieſen Krafträdern befinden ſich 312 ſog. Kleinkraft=
räder
. Außerdem ſind im Kreiſe Heppenheim 64 Laſtkraftwagen vor=
handen
. Wie ſtark die Zahl der Kraftfahrzeuge zugenommen hat, erſieht
man daraus, daß noch im vergangenen Jahre im Kreiſe Heppenheim
auf 69 Einwohner ein Kraftfahrzeug entfiel, während dieſes Jahr die
Vergleichszahl 52 beträgt.
8. Lampertheim, 13. Sept. Kinderſegen. Dem Totengräber
der katholiſchen Gemeinde Valentin Moos wurde dieſer Tage das 29.
Kind geboren. Dieſe entſpringen aus zwei Ehen. In der erſten hatte
er bereits 16 Kinder, aus der zweiten 13. Unter den letzteren ſind drei=
mal
Zwillingspaare. Von den 29 Nachkommen ſind 14 am Leben.
Standesamtliches. Während des erſten Halbjahres 1930 wurden
bei dem Standesamt folgende Beurkundungen regiſtriert: Geburten 165,
Eheſchließungen 70, Sterbefälle 77. Aufgebote 92. Vom Walde.
Nach dem in letzter Gemeinderatsſitzung vorgetragenen Waldwirtſchafts=
plan
beträgt der Flächeninhalt des Gemeindewaldes 1091 Hektar. In
demſelben werden jährlich 7500. Feſtmeter Holz gehauen. Für dieſes
Jahr verringert ſich der Hiebſatz jedoch um 146 Feſtmeter, da dieſe
Menge im vergangenen Jahre durch Abtriebe zuviel anfiel. Nach den
zu ſchlagenden Formungen ergeben ſich 2093 Feſtmeter Nutz= und 5261
Feſtmeter Brennholz. Die Koſten für Hauer= und Setzerlöhne werden
unter Zugrundelegung der 1930er Tarife auf 35 000 RM. veranſchlagt.
Bm. Hofheim (Nied), 12. Sept. Waſſerleitung. Als Waſſer=
abnehmer
haben ſich bis jetzt rund 170 Hausbeſitzer gemeldet und iſt zu
erwarten, daß die Zahl 200 erreicht wird. Die Legungsarbeiten wurden
den hieſigen vereinigten Handwerkern übertragen. Auf Gemeinderals=
beſchluß
wurden die Koſten des Hausanſchluſſes um die Hälfte herabge=
ſetzt
, und betragen dieſelben nun nur 10 Mk. Die übrigen Bedingungen
für den Hausanſchluß, daß die Leitung 5 Meter in die Grundſtücksgrenz.
jedoch nicht mehr als 2 Meter in den Keller geht, bleiben unveränder
Nach Fertigſtellung der Pläne, Verträge uſw. werden die Arbeiten ſo=
fort
in Angriff genommen, und iſt mit dem Beginn in etwa 8 Tagen
zu veihnen.

Ca. Lorſch, 13. Sept. Aus dem Gemeinderak. In öffent=
ſcher
Gemeinderatsſitzung beſchließt der Gemeinderat über folgende
Punkte: Ausführung von Notſtandsarbeiten. Die erforderliche Kapital=
aufnahme
von 65 000 Reichsmark wird genehmigt und der Gemeinderat
beauftragt die Verwaltung, mit der Kommunalen Landesbank den Dar=
lehensvertrag
abzuſchließen. Ortsdurchfahrt: Die Baukommiſſion hat
verſchiedene Herſtellungen von Straßen beſichtigt und iſt dabei zu der
Ueberzeugung gekommen, die hier in Frage kommenden Arbeiten in
Walz=Aſphalt ausführen zu laſſen. Die Verwaltung hat bereits mit der
Firma, die zurzeit die Ortsdurchfahrt in Bürſtadt herſtellt, Rückſprache
genommen. Der Gemeinderat beſchließt, die Inangriffnahme ſchon in
den allernächſten Tagen zu beginnen, da die Firma dann im Anſchluß an
die Bürſtädter Arbeiten hier weiterfahren kann. Für das Profekt hat
die Gemeinde einen Zuſchuß von rund 35 000 Mark zu leiſten. Die Be=
chaffung
von Randſteinen ſoll, trotzdem die Gemeindeverwaltung be=
reits
vorteilhafte Angebote beſitzt, ausgeſchrieben werden, um evtl. auch
hieſigen Intereſſenten Gelegenheit zu geben, ſich um die Lieferung zu
bewerben. Auch wird der Ankauf von zirka 2000 Quadratmeter Pflaſter=
ſteinen
aus ehemaligen franzöſiſchen Pferdeſtällen in Worms beſchloſſen.
Vergebung von Kanaliſationsarbeiten: Aus 6 Angeboten für die
Erdarbeiten wird das der Unternehmer Jakob Rapp und Konſorten, als
das billigſte, mit dem Zuſchlag bedacht. Gefordert ſind 12 145 Mark.
Für die Rohrlieferungen liegen ſogar 7 Angebote vor. Als vorteil=
hafteſte
findet man die Offerte des Herrn Tobias Brunnengräber mit
5861,50 Mark und erteilt dieſem den Zuſchlag. Die Lieferung der
Schächte, Kanaldeckel uſw., wird der Firma Panzer, die dieſe Sache auch
vor zwei Jahren geliefert hat, übertragen. Erlaß eines Kanalſtatuts:
Der Gemeinderat beſchließt den Erlaß eines Kanalſtatuts und beauf=
ragt
die Verwaltung, bis zur nächſten Sitzung einen Entwurf vor=
ulegen
.
Gernsheim, 13. Sept. Waſſerſtand des Rheins am

Bh. Dudenhofen, 13. Sept. Wählerverſammlung der
Deutſchen Volkspartei. Am Freitag abend fand im Saale des
Gaſthauſes Zur Krone eine von der Deutſchen Volkspartei einberufene
Wählerverſammlung ſtatt. Stadtratsmitglied und Lehrer Joſt= Offen=
bach
führte anſtelle des erkrankten Bürgermeiſters Schokt=Uffhofen etwa
folgendes aus: Anſtelle des unfähigen Reichstages ſoll ein arbeitsfähiger
gewählt werden. Alle Reichstage ſeit dem Umſturz ſeien vorzeitig auf=
gelöſt
worden. Die ſtolze Vergangenheit der Deutſchen Volkspartei,
der früheren Nationalliberalen Partei, ſei die Gewähr dafür, daß keine
Kataſtrophenpolitik getrieben würde. Berühmte Männer der Politik
hat ſie dem Vaterland geſtellt, deren hervorragendſter Vertreter, Reichs=
außenminiſter
Streſemann, Großes für ſein Vaterland geleiſtet hat.
Ohne ihn wäre das Rheinland heute noch nicht geräumt. Neue Männer
haben ſich der Deutſchen Volkspartei angeſchloſſen wie z. B. General=
oberſt
von Seekt. Die Politik der Nationalſozialiſten und Kommuniſten,
die den heutigen Staat mit Gewalt zerbrechen wollen, müſſe energiſch
bekämpft werden. Ein Hauptziel der D.V. ſei die Reviſion des Ver=
ſailler
Friedensdiktates und der damit verbundenen ungerechten Grenz=
ziehung
im Oſten, Weſten und Norden. Das Saargebiet müſſe unbe=
dingt
bald zurückgegeben werden. Bei der Nüſtung ſetze ſich die D.V.
für eine vollſtändige Ausnutzung der uns im Verſailler Vertrag ge=
laſſenen
Möglichkeiten ein. Die koloniale Schuldlüge müſſe beſeitigt
und die Kolonien müßten uns zurückgegeben werden. Das Erwerbs=
loſenverſicherungsgeſetz
bedürfe einer Umänderung. Der Steuerdruck
müſſe erleichtert werden. Die Pumpwirtſchaft von Reich, Ländern und
Gemeinden dürfe nicht weiter ins Uferloſe getrieben werden, ſondern
müſſe einer geſunden, ſparſamen Finanzwirtſchaft Platz machen. Ent=
gegen
den Beſtrebungen der radikalen Parteien trete die D.V. für das
Privateigentum ein. Hugenberg ähnele mit ſeinem Standpunkt: Alles
oder nichts ſehr den Nationalſozialiſten. Das Kabinett Brüning habe
gezeigt, daß es in der Lage ſei, Ordnung in die Finanzen zu bringen.
In dieſer Regierung werde ſich die D.V. weiter für eine Vereinheit=
lichung
und für eine Senkung der Steuern einſetzen. Eine Senkung
der Preiſe ſei aber nur durch eine Senkung der Löhne zu erreichen.
Innerhalb des deutſchen Reiches ſeien Landesgrenzen überflüſſig, wes=
halb
eine Reichsreform angeſtrebt werde. Der Einheitsſtaat müſſe das
Ziel der Innenpolitik ſein. Eine Heraufſetzung des Wahlalters auf 24
bis 25 Jahre ſei im Intereſſe der Bereinigung des politiſchen Kampfes
anzuſtreben. Zum Schluſſe ſeiner Ausführungen richtete der Redner
an die Verſammlung die Mahnung, am 14. September dafür zu ſorgen,
daß eine tragfähige Regierung zuſtande kommt. Die Parole muß ſein:
Gegen Hugenberg, Hitler und Kommuniſten! Mit Hindenburg für die
Aettung Deutſchlands!

Stuhlverſtopfung. Nach den an den Kliniken für innere Krank=
heiten
geſammelten Erfahrungen iſt das natürliche Franz=Joſef=
Bitterwaſſer ein äußerſt wohltuendes Abführmittel. (TF.10123

[ ][  ][ ]

Nummer 254

Sonntag, den 14. September 1930

Seite 7

R

Streife durch Barock und Grün.

Es geht nichts über einen zärtlich warmen, Frühſommertag,
irgendwo im Altfränkiſchen. Ich ziehe meine Straße durch die
runde, gotterfüllte kleine Welt und pfeife ein bißchen vor mich
hin; wenn mir jemand zulacht, dann unterbreche ich die trefflichſte
Kantilene und grüße ihn. Aus einem Hoftor bellt mich ein Hünd=
chen
an, verſchluckt ſich im Eifer dabei und muß huſten; als ich ihm
ſage: das kommt davon, iſt es ehrlich beſchämt, und das Aufmutzen
tut mir ſchon leid. Man müßte höflicher ſein.
Die Dorfſtraße zieht abwärts zum lieblichen Flußtälchen, und
gerade auf eine mächtige und ſchön gegliederte Bautenmaſſe zu,
über die ſchiefergedeckte Manſarddächer und Treppenturmhauben
hinausragen. Ein großer deutſcher Baumeiſter des 18. Jahrhun=
derts
ſchuf hier für ſeinen lebefrohen biſchöflichen Herrn ein feſt=
lich
heiteres Sommerſchloß mit breit zu beiden Seiten vorgelager=
ten
Landgutsgebäuden, zwiſchen denen man über die Brücke und
durch ein ſchön geſchmiedetes Tor in den Wirtſchaftshof und wei=
ter
zum Innenhof gelangen kann. Aber doch nicht ohne einige
Umſtände! Denn die Welt, die das Schloß beherbergt, iſt vielleicht
noch ausſchließender als die vorige der großen geiſtlichen Herr=
ſchaften
; es wurde Narrenhaus, und um Erlaubnis, etwa zur
Gartenſeite vorzudringen, muß beſcheiden gefragt werden. Ich
erlange aber die Gunſt, und wie ich die Flügelbauten ſeitwarts
umgehe, höre ich irgendwoher eine rauhe knöcherne Männer=
ſtimme
: Freiheit Gleichheit Bruderſchaft Sgalité! An
einem vergitterten Fenſter wird ein wildbärtiger Mann ſicht=
bar
; ſeine Hand fährt durch die Stäbe und wetzt am Sandſtein=
gewände
etwas Kurzes, Meſſerartiges mit wütender Haſt. Viel=
leicht
iſt es der Phraſen=Rufer, der ſich aufs Ernſtmachen vorberei=
tet
ich grüß ihn nicht. Auch nicht eine ganze Sommerfriſchen=
geſellſchaft
, die man auf einer Gartenterraſſe hinter hohe Eiſen=
gitter
ins Freie und Grüne quartiert hat und die nun in ihrem
Käfig höchſt geſchäftig ihr rätſelvolles Weſen treibt. Eine ent=
götterte
Welt, ſchiefrund und verſchroben. Schnell vorüber und
weiter zu den ernſten königlichen Hoheiten der Parkbäume. Da
liegt das ſchöne Schloß, umragt von grünen Kronen, hell in der
Sonne. Die Wände ſchwellen von barockem Leben, aus dem
Mittelportal fallen ſchmiegſame Stufen auf eine vorſchwingende
Terraſſe, die mit Steinbildwerken reich beſetzt iſt; zu Füßen der
Stufen im Spiegel der ſtillen Waſſerfläche, auf der ſtumm und
ſtolz weiße Schwäne ziehen, wiederholt ſich noch einmal das prun=
kende
Bild, nur im Kielwaſſer der lebenden Segelſchiffchen leicht
geſchaukelt. Alles iſt Geiſt und zärtliches Formenſpiel und lichte
Klarheit. Den Rückzug durch die Engpäſſe der zerbröckelten
Seelen verſüßt mir am Tor der kurze und gütige Blick einer
ſchweſterlichen Pſyche, die dort einem beſuchenden alten Frauchen
freundlich Auskunft gibt.
Auf dem Wege zum Bahnhof gönne ich mir eine Straßenraſt
am kühlen Grasplatz, der von einem ſchütteren Apfelbaum über=
ſchattet
wird. Das immer ein wenig zu ſchwere Wanderbündel iſt
abgeworfen, ich tue mich mit entzücktem Seufzer nieder auf die
alte geliebte Jacke und hole, ehe ich mich umſehe und ein bißchen
ſpintiſiere, erſt mal die Tabakspfeife vor. Mir zur Seite ziehen
helle Felderſtücke, lind überweht, an den ſanften Hügelwellen hin,
einige leuchten in kupfrigem Rot auffällig heraus; ein wenig
unterhalb der Straße und in gleicher Richtung mit ihr läuft ge=
laſſen
das weiße Band der Mauer, die den ganzen mächtigen
Schloßbezirk umhegt, und drüber hinaus ragen, rieſenhaft und
rund geballt, die herrlichen grünen Maſſen der Baumkronen des
Parkes. Jetzt ſchießt aus einer dunkleren Höhlung der dichten
Blätterwand ein Pfeil heraus, ein Grünſpecht, der höchſt ziel=
bewußt
an einem unſcheinbaren Apfelbäumchen in meiner Nähe
landet und wie ein bunter Sonnenuhrzeiger unbeweglich auf dem
Stamm ſitzen bleibt. Ich denke an die Zeit und ziehe meine Uhr,
da ſtreicht der ſchöne Vogel ſchon wieder ab und verſchwindet ge=
nau
da, wo er hergekommen; die Mahlzet kann nicht ausgiebig
geweſen ſein. Auch die meinige ruht noch im Schoße des Schick=
ſals
; ich breche aber doch auf, um ihr näher zu kommen und den
vormittägigen Zug zu erreichen. In klappernden Eiſenbahn=
wagen
die Türen haben nur Außenriegel, und man fühlt
ſtrenge, aber auch wieder wohlwollende Bevormundung ſitzt
mir ein liebliches blondes Bauernmädchen in farbiger Tracht
gegenüber. Ein zärtliches junges Paar beſchäftigt ſich mit einem
dicken, ſchön blauen Kursbuch, behandelt es augenſcheinlich wie
einen kleinen Glücksbeſitz und bietet es mir lächelnd zur Be=
nutzung
an. Ich habe aber leider nur Zeit, die koſtbare Liebes=
gabe
bewundernd in die Hand zu nehmen und die weichen Blät=
ter
, die ſo viel ſchöne Möglichkeiten aufzählen am Daumen ſorg=
lich
abrollen zu laſſen; dann muß ich das flüchtige Freundſchafts=
pfand
wieder zurückgeben und nach mühſamer Türöffnung aus
dem Zuge klettern, der ſchon an meinem Zwiſchenziel hält. Nun
ſteige ich bei einem romantiſchen Burggemäuer vor der unroman=
tiſch
betriebſamen Mainſtadt die Uferhöhe hinauf. Hier oben führt
der köſtlichſte Weg weit und breit am Rande eines buſchigen Wal=
des
faſt eben hin. An der ſteilen Lehne bauen ſich die prächtigen
Weinberge der Mainleite zum Fluß hinab. Die wohlgeordneten
Rebzeilen ſtehen in üppiger Parade zwiſchen den Bändern, der
feſtungsartigen Stufenmauern, aus denen hier und da reizende
Weinbergshäuschen herauswachſen; aber die Scheine an den
Reben ſind noch geſchloſſen; von dem ſüßen Duft der kleinen Blüte
ſpürt meine ſchnuppernde Naſe noch nichts.
Zu Füßen des Rebhanges zieht tief unten die Landſtraße hin,
nebenher läuft der Schienenweg, und hinter einem bebuſchten
Uferſtreifen, der von weißen Gänſen wimmelt, fließt der Main
mild und bedachtſam, uralt und ſtets verjüngt, herrliches, gleiten=
des
, ſpiegelndes Waſſer. Jenſeits des Fluſſes leuchtet lieblich und
heiter fränkiſches Herzland weithin im Sonnenatem, und in der
Ferne ſind die ſanften Höhen des Steigerwaldes zart hingezeichnet.
Ehe ich durch die Weinberge zum maleriſch unter ſeiner Grafen=
burg
im Felſenwinkel eingeklemmten Dörfchen abſteige, ſehe ich
noch einmal, den blitzenden Flußlauf talwärts. Da treibt ein
großes Floß von ſchweren Fichtenſtämmen langſam hin, ein Volk
Buben und Mädel in luſtig buntem Gewand hat Freifahrt auf
ihm, es fiedelt und ſingt und winkt und ſieht jetzt auch den Wan=
derfalken
, der in herrlich beſchwingtem Fluge das Floß gerade
überholt und nun vor der prachtvollen grünen Laubwand ver=
ſchwindet
, die weiter abwärts am jenſeitigen Ufer mit runden
Wipfeln aufragt. Aber mich zieht’s jetzt mit Macht zum Adler
da unten, deſſen bekrönter Eſſe ahnungsvoll blaugrauer Rauch
entſteigt; und ſo dauert es denn auch nicht allzulang, bis ich in
der behäbigen und heiteren ſteinernen Säulenhalle ſitze, die höchſt
reizend gegen Fluß und Straße hin dem alten Gaſthof vor= und
angebaut iſt, und bald ſetzt mir auch die Adlertochter die Suppe
und nachher mit dem Mitteleſſen den überaus köſtlichen Abtei=
wein
auf den gedeckten Tiſch. Geſprächig iſt ſie leider nicht, eher
ein wenig abweiſend; doch der Anblick iſt hübſch und das ſchöne
rote Haar leuchtet und ſprüht. Sie tritt jetzt auf die ziemlich
ſtille Straße hinaus, zu einer Malerin, die eben ihre Staffelei
aufbaut und mit ihrem freundlichen Arbeitsſpiel beginnt. Ein
paar Kinder finden ſich ein, halten die Hände auf dem Rücken
und ſind ſtill begeiſtert von der Zauberkunſt. Aber als Hinter=
grund
zu dem maleriſchen Idyll ſteht barock, ſtattlich und vor=
nehm
der ſchöne Bau des Würzburgiſchen, oder vielleicht Fuldi=
ſchen
Pfleghofes; die ſtrengen männlichen Formen umſpielt von
weiblicher Grazie in glückhafter Süße. Wie reizend und ziervoll
muß einſtmals der kleine Hausgarten hinter der hohen. Stütz=
mauer
geweſen ſein.
Jetzt iſt der letzte Weinreſt getrunken und die Zeche gezahlt;
ſänge langſam das Bündel um, ſtelle mich noch ein bißchen zu

gleich an der Straße, heißt es, und ich ſetze mich in Marſch. Links
läuft der Eiſenbahnzaun gleichmäßig hin, rechts unterm Hange
liegt eine Reihe ziemlich nüchterner Arbeiterhäuschen, aber von
einer noch ſo beſcheidenen Halteſtelle erblickt der Wanderer nichts,
nur eine Strecke bekieſten Weges am äußeren Gleiſe kommt mir
ins Bewußtſein, als ich ſchon über ſie hinausgeſtürmt bin. Sollte
doch vielleicht alſo wieder zurück, und richtig, hier iſt ein höl=
zernes
Gittertürchen, und auf einem angehängten Papiertäfelchen
ſteht mit Blauſtift geſchrieben: Fahrkarten ſind im Hauſe Nr. 52
zu haben! Nichts kann klarer ſein, und die freundliche Ausführlich=
keit
wärmt ordentlich, es iſt aber doch ein ſchlimmer Haken dabei;
denn es erweiſt ſich, daß an den Häuschen in der Nähe von Num=
mern
keine Spur zu entdecken iſt. Starr und faſſungslos ſteht der
Fremdling aber es heißt handeln! Zum Glück kommt ein Rad=
fahrer
von angeſeſſenem Typ vorbei, er wird flehentlich um Aus=

lieren-, Blasen- und Frauenleiden,
Harnsäure, Eiweiß, Zucker
2199 25 400 Badegäste.
VI5573

kunft angeſchrien und deutet im Vorbeifahren ernſt mit dem Kinn
in eine Richtung, die über Nr. 52 nur geringe Zweifel läßt. Ich
öffne mit ſicherem Griff eine Straßenpforte, da ſtürzt mir, aufs
äußerſte entſchloſſen zur Verteidigung, mit wütendem Gebell ein
Hund mittlerer Größe entgegen, der mich erbleichend ſtehen macht.
Dies iſt der dramatiſche Höhepunkt, Rettung und Löſung naht aus
dem Hauſe in Geſtalt einer freundlichen Frau, die den Hund
liebevoll beruhigt und ermahnt, den Reiſenden eintreten heißt,
aus der Küche einen ſchweren Kaſten herbeiträgt, die erbetene
Fahrkarte hervorſucht und den Preis erſt zu niedrig anſetzt. Dies
wird aber mit einem ja ſo, ja ſo wieder richtiggeſtellt, ich er=
fahre
, daß ſie ſelbſt mit nüber geht, mich einzulaſſen, und ſo
ziehen wir denn, nachdem ſie ihr Haus ſorglich beſtellt, vereint zur
Eintrittspforte. Sie ſchließt auf, wir ſteigen auf ſteilen Treppchen
unter den Gleiſen her und wieder hoch, und nun ſtellt ſie ſich wür=
dig
an dem abermaligen Eingang zum Kiesſteige auf und tut ihre
Pflicht mit der Lochzange. Der Zug kommt an und hält auch
wirklich, alles wickelt ſich in ſchönſter Ordnung ab Aus dem Ab=
teil
, das ein wenig nach friſchem Lack riecht, winke ich der netten
Bahnfrau noch Dank und Lebewohl zu, dann fahren wir ſchon eilig
dahin und haben ſchnell die betriebſame Stadt, der Guſtav Adolf
einſt ein Gymnaſium geſtiftet hat, erreicht. Umſteigen mit vielem
Halten und wenig Wechſel; ich habe immer noch das braune Kärt=
chen
in der Hand, das ich meinem Glück und ſchönen Zufälligkeiten
verdanke, ſitze verſponnen da, vergeſſe zu rauchen und wache zum

Reiſe- und Forſchungs=Likerakur.
Es iſt eine ſicher ſehr begrüßenswerte Erſcheinung am deut=
ſchen
Buchmarkt, daß Bücher, die den Leſer in ferne unbekannte
oder doch ſtets erſehnt bleibende Länder führen, nicht nur in einer
früher kaum geahnten Fülle herausgebracht werden, daß ſie auch
eine bis auf geringe Ausnahmen ganz ausgezeichnete Ausſtattung
erfahren und dem Leſer nicht allein durch das Wort hier hapert
es manchmal auch durch ſehr inſtruktives Bildmaterial das
Neue, Unbekannte erſchließen, das das Leben fremder Völker,
das fremde Erdteile mit ihren eigenen Natur= und Menſchenwerk=
Erzeugniſſen mit dem geheimnisvollen Nimbus umgibt, der ge=
rade
dem Deutſchen die Sehnſucht in die Fernen in Blut und
Seele legt. Neben Werken rein dichteriſchen, künſtleriſchen Cha=
rakters
, kommen ſachliche Reiſeſchilderungen heraus mit mehr
oder weniger kritiſcher Einſtellung und mit mehr oder weniger
treffendem Urteil. Alle aber mit dem Ziel, von Erlebtem, Er=
ſchautem
den Mitmenſchen Kenntnis zu geben. Die hochentwickelte
Reiſetechnik, die nie geahnte Schnelligkeitswege zeigt und es er=
möglicht
, heute in Tagen zu ſehen, wozu früher Monate nötig
waren, der techniſche Hochſtand des Photographierens und Fil=
mens
, der die ausgezeichneten Illuſtrationsmöglichkeiten erſchließt.
ſind mit die Bedingungen, die Art und Zahl der Reiſebücher,
beſtimmen.
Zu den großen Kunſtwerken dieſer Art zählt u. a. Martin
Hurlimanns Ceylon und Indochina, (Birma,
Siam. Kambodſcha, Annam, Tongking, Yünnan) das in Bau=
kunſt
und Landſchaft ebenſo fürtrefflich einführt, wie es großzügig
das Volksleben jener Teile des gewaltigen Reiches Buddhas
ſchildert. Wird in dem in gepflegter Sprache geſchriebenen Text
nachgewieſen, wie einſchneidend die überragende Perſönlichkeit
Buddhas ſeit dem 6. Jahrhundert vor Chr. den Völkern Indiens
in ihrem ganzen inneren und äußeren Leben bis heute den
Stempel ſeiner Religionslehren aufdrückt, wird weiter das geo=
graphiſch
, politiſch und wirtſchaftlich Wiſſenswerte in großen
Zügen dargelegt und führen Zeichnungen und Skizzen in profane
und kirchliche Bauſtille ein, ſo gibt dann die Fülle der ganzſei=
tigen
Bildtafeln, deren jede einzelne ein hervorragendes
Kunſtblatt darſtellt, eine ganz einzigartige Illuſtration der
wenigen Textſeiten. Jede Bildſeite es ſind deren an 300 iſt
mit vierſprachigem Text verſehen und geſtaltet ſo ſchon das Werk
zu einer internationalen Erſcheinung, die wohl geeignet iſt, von
deutſcher Druck=, Lichtbild= und Buchkunſt hervorragend zu zeugen.
Von Sven Hedins großen und allgemein bekannten Wer=
ken
hat der Verlag) Auf großer Fahrt meine Expe=
ditionen
mit Schweden Deutſchen und Chineſen durch die Wüſte
Gobi 19271928 (110 Abbildungen und Karte) in zweiter Auf=
lage
herausgebracht, deren gediegene Ausſtattung das hervor=
ragende
Werk beſonders zu Geſchenkzwecken eignet. Die ganz aus=
gezeichnete
Schilderungskunſt in gepflegtem Wort und Bild Spen
Hedins iſt ſo allgemein bekannt, daß kein Wort mehr darüber ge=
ſagt
werden braucht.
Auch William Beebe Das Arcturus=Abenteuer
die erſte Tiefſee=Expedition der New Yorker Zoologiſchen Geſell=
ſchaft
, mit zahlreichen mehrfarbigen und einfarbigen Abbildungen
und Karten, darf in dieſer Reihe genannt werden?). Wie denn
ja überhaupt der Verlag Brockhaus in der Herausgabe beſter
Reiſe= und Forſchungsbücher weitaus an der Spitze aller deutſchen
Verlage geht. Die Expedition hatte bekanntlich die Unterſuchung
des Sargaſſomeeres und des Humboldtſtromes zum Ziel. Wegen
andauernder, ſchwerer, aufwühlender Stürme wurde die Erfor=
ſchung
des erſteren zurückgeſtellt, doch ergaben Hunderte von
Tauchunternehmen bei den Galapogos=Inſeln eine Reihe von ſen=
ſationellen
Reſultaten, die zum Teil ganz neue Erkenntniſſe er=
ſchloſſen
und Theorien verwarfen, die bis dato als wiſſenſchaft=
lich
feſtſtehend betrachtet wurden. Beſonders reich und intereſ=
ſant
war die Ausbeute an Tiefſeefiſchen und Kruſtern und =
geln
. Der Text des Werkes kommt beſtem literariſchen Romanſtil
gleich. Was ſagen ſoll, daß keineswegs trocken wiſſenſchaftlich
doziert, ſondern mit ſtarken Spannungsmomenten geſchildert wird.
Ein ganz groß angelegtes Reiſe=Werk iſt Alma M. Kar=
lins
Einſame Weltreiſe, die Tragödie einer Frau),
zu der inzwiſchen ſchon der zweite, gleich wertvolle Band erſchien.
Das iſt in Wahrheit ein Buch, das Aufſehen erregen muß. Das
Leben einer jungen Frau die acht Jahre hindurch ein Abenteuer=
leben
führt, ſo reich an Entbehrungen, Strapazen und Gefahren,
daß ein Mann, der es überſteht, als Held gefeiert werden
würde. Und die das, was ſie erlebte was ihr eine unbeſchreib=
lich
reiche Ausbeute an ſeltſamſten Pflanzen, Steinen, Präpara=
ten
, Waffen. Gebrauchsgegenſtänden und eine Fülle wiſſenſchaft=
lich
Wertvolles einbrachte, daß ein ganzes Muſeum damit gefüllt
werden könnte, einer Beute freilich, der ſie ſelbſt ſich zum Opfer
bringen mußte, ſo ſchlicht und dabei ſo eindringlich erzählt, daß
dieſes Tatſachenbuch ſich lieſt wie der ſpannendſte Roman. Ein
ſeltenes Buch, geſchrieben von einer einzigartigen Frau!
Die Südſee, das geheimnisvolle Meer und Land mit ſeiner
üppigen Flora und ſeinen ſeltenen Tieren und Menſchen das
am wenigſten erforſcht und darum immer mehr das Ziel der
Forſcher bildet, ſchildert in einem ſehr vornehm ausgeſtatteten,
farbig und ſchwarz illuſtrierten, kultiviert geſchriebenen Buch
Anni Francé=Harrar Südſee, Korallen, Ur=
wald
Menſchenfreſſer5). Aus einer ſehr, ſehr großen
Sehnſucht heraus, ſchreibt die Verfaſſerin, iſt das Buch entſtanden,
iſt alſo ein perſönliches Stück von mir, ein buchgewordener Wunſch
meiner Seele. Und wahrlich, ſo wirkt die Lektüre dieſes Buches,
das mit dichteriſchem Schwung ſchildert und das in rauſchenden
Farben erzählt, was eine Frau mit Herz und Seele ſah und er=
lebte
, und das ſie ſchildert, um in andere Herzen die gleiche Sehn=
ſucht
zu verpflanzen.
Auch Erich Scheurmanns Buch In Menſchen=
ſpuren
um die Welt) iſt ein Buch der Sehnſucht und
der Erfüllung. Es iſt dem ebengenannten ſeelen= und geiſtesver=
wandt
und iſt doch eine ganz andere Art der Schilderung. We=
niger
dichteriſch. dafür mehr perſönlich, d. h. das Perſönliche in dem
Wiſſenſchaftlich=Forſcheriſchen mehr in den Vordergrund geſtellt,
aber darum nicht minder ſpannend, nicht weniger ſenſationell.
Kernfeſt und derb, nicht ſo lyriſch, aber nicht weniger illuſtrativ
ſchildernd. Dabei den Humor nicht vergeſſend. Wie köſtlich
ſchlicht und in wenigen Sätzen erſchöpfend ſchildert er z. B. ſein
Zuſammentreffen mit dem einſtmaligen Commodore der Vater=

banalen Verkehrsleben erſt auf, als eine rohe Schaffnerhand am
Ausgange mir das kleine Dokument aus der Fauſt zieht. So trete
ich denn mit leeren Händen aus der heiteren Säulenhalle des
Würzburger Bahnhofes auf den umgrünten Kiliansbrunnenplatz
hinaus und ſteuere gleich hinüber zum behaglichen Gaſthof. Da
ſtehe ich noch ein wenig am Fenſter meines Hinterzimmers und
blicke auf die herrlich über den Dächern thronende Barockkuppel
der Stiftskirche Haug. Dann, durch einige Griffe leidlich ſtädtiſch
zurechtgezogen, bummle ich an der ewig königlichen Schönborn=
Reſidenz vorüber, den ſchönen Zug der Domſtraße entlang über
die alte Mainbrücke, wo die hübſcheſten Mädchen der Welt ins
Blaue ſchreiten, biege jenſeits auf Sankt Burkard ab, ſteige auf=
wärts
am Käppelei vorbei, das ſeine barocken Zwiebeln luſtig
aus den Bäumen ſtreckt, und habe weiter aufwärts, am felſigen
Höhenrand ausruhend, die turmreiche vielgeliebte Stadt tief unter
mir; die Marienfeſte ſieht mir zur Seite auf Dächer und Turm=
geſchmeide
herab, in ihrem Kranz von hellen Rebbergen atmet die
ſchöne Stadt tief und glückvoll, und der Main fließt ſanft und
ſchmeichelnd an ihr hin. Etwas ruckt an mir, recht mittendrinn ein
paar Atemzüge mitzutun, und ſo trotte ich denn bald wieder ſtadt=
abwärts
. An dieſem linden Abend ſollte man wohl draußen blei=
ben
, wie das junge Paar, das da als lebendige Krone über dem
Barockaufſatz des Burkarder Torſchachtes ins Grün geſchmiegt ſitzt;
aber wozu hat der große Biſchof Julius Echter in ſeinem Spital
eine Trinkſtube eingerichtet? Hin alſo zum Steinwein! Aber mor=
gen
gehts nicht in den Stachel und nicht zum Johanniterbäck;
morgen zieh ich nach Veitshöchheim hinaus; da iſt, von Mauern
umſchloſſen, dicht an der Eiſenbahn, eine Welt von Heckengrün
und phantaſtiſchem Steinbild im ſchwebenden Licht, letztes über=
mutiges
Spiel mit dem Geiſt, entzücktes Ausatmen und Ende
Victor Zobel.
des Barock.

land‟. Hans Ruſer, der dort unten irgendwo, im ſelbſtgewählten
Exil gleich einem Waldläufer wohnt. Das ganze: die Kreislauf=
ſchilderung
eines gelebten Lebens.
Ba Menelik dann von Roth=Roeſthof?). Ein
Buch, das von einer neunmonatigen Reiſe des Balten kreuz und
quer durch Abeſſynien berichtet, die den Zweck hatte, Lebens= und
Erwerbsmöglichkeiten für ſeine vertriebenen Landsleute zu
ſuchen. Eine Forſchungsreiſe alſo mit wirtſchaftlich=ſozialen
Zielen, die den Verfaſſer in das Land der wilden Danakil brachte
und in die Wildnis mit reichen Jagdabenteuern, in die wilden
Gebirge des Weſtens, wo er nach Gold ſchürfte und für ſeine
Geſellſchaft Mutungsrecht erwerben ſollte. Von überall her weiß
er intereſſant zu erzählen und hat ſeine Erzählungen durch zahl=
reiche
Abbildungen illuſtriert, zu denen auch der bekannte Afrika=
Photograph Steinlehner beitrug, der den Verfaſſer mehrfach be=
gleitete
.
Indianerland erſchließt Hans Krieg in ſeinem
Buch. Bilder aus dem Gran Chaco (Untertitel)?). Auch dieſes
intereſſante Buch iſt ſehr reich illuſtriert mit Photoaufnahmen,
Federzeichnungen, Skizzen und Karten. Es iſt wieder mit dichte=
riſchem
Schwung in den Schilderungen der Erlebniſſe und Be=
obachtungen
geſchrieben und bietet neben reich belehrender auch
ſpannende Unterhaltung. Denn die Erlebniſſe bei den Indianern
und Skalpjägern ſind oft gefährlicher Spannungen voll und dra=
matiſcher
Zwiſchenfälle. Im ganzen aber bleibt der Verfaſſer ſach=
licher
, nicht übertreibender Schilderung treu.
Wenn wir noch Zur See mit Pinſel und Pa=
lette‟
2), Erinnerungen von Profeſſor Willy Stöwer,
Marinemaler, in dieſer Reihe der Reiſebücher beſprechen, ſo ge=
ſchieht
das in der Abſicht, dieſes Buch nur als ſolches, nicht etwa
politiſch zu nehmen. Stöwer hat Kaiſer Wilhelm II. auf faſt
allen ſeinen Seereiſen, auch auf vielen Landreiſen begleitet, und
er weiß von dieſen Reiſen viel Intereſſantes und Wiſſenswertes
zu erzählen und im Bilde zu ſchildern. Daß dabei, bei aller Zu=
rückhaltung
des Verfaſſers und ſeiner ſchlichten Art, zu erzählen,
das Buch von ſtarkem geſchichtlichen Intereſſe iſt, daß es die Erin=
nerung
an manch Großes aus der Vorkriegszeit auffriſcht und
auch an manches, das beſſer unterblieben wäre, iſt ſo ſelbſtver=
ſtändlich
wie die Tatſache, daß in Wort und Bild viel perſönliche
Erinnerungen an den ehemaligen Kaiſer wach werden und an
andere gekrönte Häupter. Zahllos ſind die Illuſtrationen nach
photographiſchen Aufnahmen und nach Zeichnungen und Gemäl=
den
des Verfaſſers. Ganz gleich, wie man zum Inhalt des Buches
und zu Zeit und Dingen ſeiner Entſtehung ſteht, es iſt eine der
intereſſanteſten der letzten Erſcheinungen.
Ein Reiſebuch nennt auch Carl Oskar Jatho ſein Frank=
reich
1). Ein Buch aber, das unendlich viel mehr iſt. Mehr
auch iſt als ein geſchichtliches, geographiſches oder völkerkundliches
Werk und mehr als eines, das der Kunſt und ihrem Verſtehen
dienen ſoll. Darum mehr, weil es auf ſeine eigene ganz indi=
viduelle
Art ein Buch iſt, das der Menſchlichkeit, der Völkerver=
ſöhnung
dienen ſoll und kann Heimiſchwerden in Feindes=
land
macht die denkenden und gutgearteten Seelen und das
ſind die meiſten, ſagt der Verfaſſer leicht untüchtig zum Vor=
urteil
. Frankreich und Deutſchland müßten alljährlich ihre Jugend
austauſchen, wir wären ſehr bald untüchtig zum gegenſeitigen
Mord und tüchtig zur Geſittung! (Sagt der Verfaſſer! )
Waldemar Bonſels Indienfahrt) wird nach an=
fänglich
überſchwenglicher Anerkennung neuerdings umſtritten.
Der Verfaſſer ſoll gar nicht in Indien geweſen, das Buch ge=
dichtet
haben. Wir halten es für völlig unwichtig, dem nachzu=
gehen
, weil es den dichteriſchen Wert, und um einen ſolchen han=
delt
es ſich, gar nicht beeinträchtigt. Mit Recht ſagte Frank Thies
von dem gewaltigen Bilde, das Bonſels zeichnet, er verſucht gar
nicht Indien als ſolches, den Weltteil da unten, das abſolute In=
dien
zu zeigen, ſondern er zeigt ſein Indien, das relative, das In=
dien
eines Menſchen, der mit durſtiger Seele durch die Wälder
und Berge zieht. Das dunkt uns, iſt eine Kritik, die beſtehen
bleibt, auch wenn dieſe Indienfahrt, wie geſagt, erdichtet ſein
ſoll.
Von Vulkanen, Pyramiden und Hexen erzählt
in dem Buch gleichen Titels Marianne Weſt:), des Buches
Untertitel heißt Mexikaniſche Impreſſionen und kennzeichnet es
damit treffend. 30 Abbildungen und viele Zeichnungen illuſtrie=
ren
die Reiſe, die die couragierte Verfaſſerin in das intereſſante,
immer irgendwie bewegte, irgendwie revolutionierende Mexiko
gemacht hat. Aus tropiſchen Tiefen bis in Berge mit ewigem
Schnee iſt ſie gereiſt, und eine wilde, fremde, aber höchſt feſſelnde
Welt hat ſich ihr erſchloſſen. Und in flottem, oft poetiſch auf=
glühenden
Stil erzählt ſie von dieſer Reiſe und ihren buntfar=
bigen
Erlebniſſen, läßt den Leſer teilnehmen an der Erſchlie=
ßung
, die ſich ihr offenbarte.
Mit Max Mezgers Aufruhr auf Madagaskar *)
ſoll die Reiſe für diesmal beſchloſſen ſein. Der Verfaſſer, der
18 Jahre auf Madagaskar lebte, erzählt anſchaulich von den
Schwierigkeiten, die die franzöſiſche Kolonialpolitik gerade in Ma=
dagaskar
zu beſtehen hatte, wenn dieſe auch immer geleugnet wur=
den
. Es iſt keine aktenmäßige ſtatiſtiſche Darſtellung, eher eine
romanhafte, ſpannend geſchriebene Erzählung. MaxStreeſe.
1) Verlag Ernſt Wasmuth A.=G., Berlin.
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H. Brockhaus, Leipzig.
Wilhelm Köhler=Verlag, Minden i. W.
Peter J. Oeſtergaard Verlag, Berlin=Schöneberg.
Brunnen=Verlag Karl Winckler, Berlin.
F. H. Brockhaus, Leipzig.
) Streiker u. Schröder, Stuttgart.
2) Verlag Georg Weſtermann, Braunſchweig.
10) Georg Müller, Munchen.
1) Rutten u. Loening, Frankfurt (Main).
2) Verlag Hackebeil A.=G., Berlin S.W. 48.
*) F. H. Brockhaus, Leipzig.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feutlleion, Reich
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V. Dr. C. H. Que
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer
Die Gegenwart, Tagesſpirgel in Bild und Wort; Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willv Kuhle:
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 22 Geiten

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Seite

Sonntag, den 14. September 1930

Nummer 254

OM

Die glückliche Geburt
eines kräftigen Mädchens
zeigen in dankbarer Freude an
Ludwig Hüfner und Frau
Erna, geb. Schneider.
Villenkolonie Eberſiadt
Am Elfengrund 70.

Ihre Verlobung beehren ſich
anzuzeigen
Emma Jonnſchat
Ludwig Pfeiffer
Stockſiadt a. Rh. Heidelberg
14. September 1930.
Aßß

Herzlichen Dank
allen Freunden und Bekannten
für die uns zur Silberhochzeit
und 25jähr. Geſchäftsjubiläum
übermittelten Glückwünſche und
ſinnigen Ehrungen.
J. Egner und Frau
Bäckerei, Kaupſtr. 48.

Morgen begeht Herr Peter Jährling,
Darmſtadt ſeinen
80. Geburistag.
13721)
H. Büxler.

In Gott entſchlief ſanſt am
11. ds. Mts. in Brebach b. Saar=
brücken
unſere innigſtgeliebte
Tochter
Pally
infolge ſchwerer Blinddarm=
operation
.
In tiefſtem Schmerz:
Familie Pal. Schropp.
Darmſtadt, Marktſtraße 1.
Die Beiſetzung ſindet ſtatt an
ihrem 31. Geburtstag, Montag.
den 15. ds. Mts., nachmittags
3 Uhr, auf dem alten Darm=
ſtädter
Friedhof.

Von der Reise zurück:
Dr. F. Becker
Chirurgie und Frauenkrankheiten
Sprechst. 35, Samstags 111 Uhr
Bismarckstr. 53 (*, Tel. 3622
ſch halte von jetzt an
Sprechstunden
werktäglich von 912 Uhr.
Wihelminen-Platz 13 Dr. Sell
Mittwochs Alice-Hospital (136716

Von der Reise zurück:
Dr. H. Rausch,
Facharzt f. Haut-u. Geschlechtsleiden
Röntgen- u. Lichtbehandlung
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Obere Rheinstr. 6 13672b

Käthe Lehmann
Dipl.-Ing. Theo Hartmann
Verlobte
Duisburg
Darmstadt

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September 1930.

Hans Becker
Emilie Mohr
Verlobte

Darmstadt, Ohlystr., z. Zt. Neue Niederstr. 1, Darmstadt

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Friedel Hild, geb. Pitzer
Vermählte

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plötzlich infolge Unfalles mein lieber Mann, unſer lieber
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am Donnerstag, 18. Sept., abends 8 Uhr
i. Saale d. Musikvereins, W.Glässingstr.
Programm 50 Pfg. bei Arnold,
Elisabethenstr. u in der Musikschule,
Schulstraße 15, II.

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Hiermiſt die traurige Nachricht, daß unſere liebe gute
Mutter, Großmutter, Schwägerin und Tante
Frieda Eckert
nach kurzem Leiden im Alter von 72 Jahren ſanft ent=
ſchlafen
iſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Eugen Eckert.
Arbeilgen, den 12. September 1930.
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Darmſtädterſtr. 93.
Die Beerdigung findet Sonntag, den 14. Geptember,
nachmittags 3 Uhr, von der Leichenhalle des Frledhofs
aus ſtatt.

im Alter von 61 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Kath. Laumann
Familie L. Ph. Laumann
Familie Gg. Laumann
Familie Ludwig Wenchel.
Meſſel, den 13. September 1930.
(13724
Die Beerdigung findet am Montag um 3 Uhr nach=
mittags
ſiatt.

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[ ][  ][ ]

Sonntag, den 14. September 1930

Nummer 254

Graf Zeppelin über Moskau.

19

Erſtes Bild von dem ſchweren Skraßenbahnunglück in Zürich.

Die zerſchellten Straßenbahnwagen.

Graf Zeppelin über dem neuen Rieſen=Regierungsgebäude am Kreml.
Majeſtätiſch zieht er ſeine Kreiſe über der Hauptſtadt Sowjetrußlands, die zum erſten Male ein
Luftſchiff ſah und den Graf Zeppelin begeiſtert feierte.

In einem Züricher Straßenbahndepot kamen plötzlich drei aneinandergekoppelte Wagen in Bewe=
gung
, rollten die abſchüſſige Straße hinab und ſtießen mit großer Wucht an eine bergauffahrende,
vollbeſetzte Straßenbahn. Die Bahn entgleiſte, prallte gegen eine Mauer und zerſchellte faſt völlig.
3 Perſonen wurden getötet, 7 ſchwer verletzt. Der Depotvorſteher machte einen Selbſtmordverſuch.

Heiu and Austand.
Beim Edelweißſuchen abgeſtürzt.
Berlin. Am Freitag unternahm die 42. Berliner Kriminalbezirksſekretärin Marie
Luiſe Glanz aus Berlin=Halenſee, die ſich zur
Kur in Bad Reichenhall aufhielt, mit einem dor=
tigen
Einwohner einen Aufſtieg auf den Hohen=
göll
. Die Touriſtin hatte erfahren, daß an einer
beſtimmten Stelle noch Edelweiß vorhanden ſein
ſollte. Anſcheinend von Schwindel gepackt, ſtürzte
ſie an einer ſonſt gefahrenfreien Stelle ab und
blieb etwa 100 Meter tief zerſchmettert liegen.
Schweres Taucherunglück.
Paris. Im Hafen von Marſeille ereignete
ſich ein ſchweres Taucherunglück. Fünf Arbeiter
waren in einer Taucherglocke ins Waſſer ge=
gangen
, um Reparaturarbeiten an einem Unter=
ſeeboot
auszuführen. Plötzlich wurde die Alarm=
leine
gezogen. Obgleich die Hilfsmannſchaften die
Glocke ſofort an die Waſſeroberfläche brachten,
waren bereits zwei Arbeiter erſtickt, während die
anderen ohnmächtig in ein Krankenhaus über=
führt
werden mußten, wo man an ihrem Aufkom=
men
zweifelt. Die Urſache des Unglücks iſt noch
nicht geklärt.
Die Beſatzung des franzöſiſchen Poſtflugzeuges
MarſeilleAlgier gerettet.
Paris. Ueber das Schickſal des ſeit Don=
nerstag
morgen vermißten Poſtflugzeuges des
Luftdienſtes MarſeilleAlgier liegen jetzt Nach=
richten
vor. Ein ſpaniſcher Dampfer hatte die
Notrufe des Flugzeuges, das wegen Verſagens
der Oelzufuhr auf hoher See niedergehen mußte,
gehört und ſich ſofort an die bezeichnete Stelle
begeben. Es gelang ihm, die Beſatzung der Ma=
ſchine
und die Poſt zu übernehmen, während der
Apparat ſelbſt wenige Minuten ſpäter ſank.
Vor dem Indienflug des R. 101.
London. Die Vorbereitungen für den Flug
des engliſchen Luftſchiffes R. 101 nach Indien
ſind nunmehr ſo gut wie beendet. Das Luftſchiff
iſt durch den Einbau eines neuen Mittelſtückes
nicht unbeträchtlich verlängert worden, während
die Fluggeſchwindigkeit durch Aenderungen an
der Motorenanlage um acht bis zehn Stunden=
meilen
geſteigert wurde. Die Tragfähigkeit iſt
um etwa 20 Tonnen erhöht worden. Die erſten
Probeflüge ſollen Anfang nächſter Woche ſtattfin=
den
. Der Flug nach Indien wird, mit einer
Zwiſchenlandung in Ismailia in Aegypten, Ende
September oder Anfang Oktober durchgeführt
werden.
Start zum Ozeanflug nach England.
Montreal. Der Fliegerhauptmann Boyd
iſt geſtern in Begleitung des Navigators Con=
nor
an Bord des Flugzeuges Columbia zur
Ueberquerung des Atlantiſchen Ozeans aufge=
ſtiegen
. Boyd beabſichtigt, ohne Zwiſchenlandung
London zu erreichen. Mit dem Flugzeug Co=
lumbia
haben im Juni 1927 die beiden ameri=
kaniſchen
Flieger Chamberlin und Levine den
Ozeanflug Vereinigte Staaten Deutſchland
ausgeführt.
Drei Kinder verbrannt.
Reval. In der Stadt Ahrensburg auf der
Inſel Oeſel wurde ein Haus, das von einer
Witwe mit acht Kindern bewohnt wurde, bei
einem Brande vollkommen eingeäſchert. Unter
den rauchenden Trümmern fand man die ver=
kohlten
Leichen dreier Kinder. Die Mutter und
die älteren Geſchwiſter befanden ſich zurzeit des
Ausbruches des Brandes außerhalb auf Arbeit.
Orkanverheerungen auf Cap Lookout.
Elizabethtown (Nordcarolina). Die In=
ſel
Cap Lookout iſt nach hier eingetroffenen
Funkmeldungen von einem Orkan heimgeſucht
worden, der eine Reihe von Häuſern der Inſel
zerſtört und zahlreiche Gebäude beſchädigt hat.
Die Telephon= und Telegraphenverbindungen
ſind unterbrochen. Hunderte von Perſonen ſind
obdachlos. Nach den letzten Berichten aus
Cap Lookout hat der Orkan die entgegengeſetzte
Richtung eingeſchlagen und bewegt ſich jetzt wie=
der
auf das Meer zu. Es wird befürchtet, daß er
die transatlantiſche Schiffahrtsroute kreuzen und
ſtark behindern wird.

Profeſſor Piccard und ſein Begleiter Kipfer
mit ihren großen Sturzhelmen, die bei einem eventuellen harten Aufſetzen des Ballons bei der Landung
Schutz gewähren ſollen. Die Sturzhelme beſtehen aus einfachen, mit Kiſſen ausgepolſterten Körben.

Der Ausklang der Andree=Tragödie: Gedächknisfeier im Dom zu Tromſö.

Die letzte Ehrung wurde dem Nordpolpionier Andree und ſeinen Gefährten im Dom von Tromſö,
dem nördlichſten Dom der Erde, erwieſen, wo ſich die Teilnehmer der norwegiſchen Pol=Expedition,
die Andree auffand, und die Entſandten der wiſſenſchaftlichen Kommiſſion von Norwegen und Schwe=
den
und viele der Angehörigen der toten Polarhelden zu einer Gedächtnisfeier zuſammenfanden. In
der erſten Reihe links Profeſſor Hedreen, ganz rechts der Bildhauer Strindberg.

Die Ballonfahrt der Andree=Expedition.
Stockholm. Dagens Nyheter veröffent=
licht
heute eine Schilderung der Ballonfahrt der
Andree=Expedition nach dem Tagebuch Strind=
bergs
. Es heißt darin, daß er während der
erſten 24 Stunden der Fahrt fortwährend ein
pfeifendes Geräuſch bemerkt habe. Es kam aus
dem großen Ballonventil. Der Ballon fuhr zu=
erſt
in 500 Meter Höhe mit 7 Meter Sekunden=
geſchwindigkeit
. Am nächſten Tage fiel er auf
etwa 300 Meter. Das Pfeifen hielt an. Der
Ballon ſteigt dann noch einmal bis auf 600
Meter. Strindberg und Fränkel werfen Sand

und eine Schwimmboje ab. Trotzdem fiel der
Ballon wieder bis auf 460 Meter. Am Morgen
des 13. ſchwebte man in 600 Meter Höhe. Die
Sonne ſchien, und man gab ſich ſchon der Hoff=
nung
auf eine Höhenfahrt hin, als der Anker ſich
an einem Eisblock feſthakte. Ein Windſtoß
machte den Ballon frei, aber er ging auf das
Eis nieder. Die Sonnenhöhe iſt am 15. Juli
1897 um 1.59 Uhr mit 85 Grad 19 Minuten an=
gegeben
. Nach der im Tagebuch befindlichen
Kartenſkizze befanden ſich die Forſcher bei der
Landung, die man vorher ſchon auf einer Eis=
ſcholle
verſucht hatte, auf ungefähr 83 Grad 4 Mi=
nuten
nördlicher Breite.

Pof. Blratds Schuhzhernt für dei Mralofpyatennag.

56 Pfund Arſen im Schukkhaufen.
Geheimnisvolle Erkrankung von
Kindern.
London. Ein aufſehenerregender Fund von
großen Mengen Arſen iſt von Detektiven in einer
Fabrik in Taunſtall in der Grafſchaft Stafford
gemacht worden. Auf einem Abfallhaufen der Fa=
brik
fanden die Detektive eine Kiſte mit 56 Pfd.
reinem Arſen, eine Menge, die ausreicht, um
200 000 Menſchen zu töten. Die Kiſte ſoll von
dem früheren Eigentümer der Fabrik herſtam=
men
, der ſich jetzt in Amerika befindet. Niemand
in der Fabrik hatte von dem gefährlichen Inhalt
der Kiſte eine Ahnung. Die Entdeckung wurde
im Zuſammenhang mit Nachforſchungen gemacht,
die von der Polizei wegen der Urſache der plötz=
lichen
Erkrankung von Kindern unter Vergif=
tungserſcheinungen
angeſtellt wurden. Die Kin=
der
waren nach dem Genuß von Zuckerwaren
aus einer Fabrik in Stoketon Trent erkrankt.
Wie ſich ergeben hat, iſt durch einen eigenartigen
Umſtand Arſenikpulver bei der Herſtellung von
Flüſſigkeiten für die Zuckerwarenfabrik verwen=
det
worden.
Japaniſcher Dampfer in Seenot.
Hongkong. Für das Schickſal der aus 18
Köpfen beſtehenden Beſatzung des japaniſchen
Fiſchdampfers Ibuki Maru, der in der Hai=
nanſtraße
auf ein Riff auflief, hegt man die
ſchlimmſten Befürchtungen. Auf die Hilferufe
des Dampfers iſt ein franzöſiſcher Küſtendampfer
an die Unglücksſtelle geeilt, ohne jedoch die Be=
ſatzung
wegen der ſchweren See übernehmen zu
können. Zwei andere japaniſche Fiſchdampfer
ſind ebenfalls zur Hilfeleiſtung nach der Unfall=
ſtelle
abgegangen. Man befürchtet jedoch, daß die
Mannſchaft nicht mehr zu retten iſt, da gewaltige
Sturzſeen das verunglückte Schiff langſam
zerſtören.
Hongkong. Die Nachricht, daß die Be=
ſatzung
des in der Hainan=Straße geſtrandeten
japaniſchen Fiſchdampfers Ibuki Maru geret=
tet
worden ſei, hat ſich nach ſpäteren Meldungen
als Irrtum herausgeſtellt. Einer der Fiſch=
dampfer
, die dem verunglückten Schiff zu Hilfe
geeilt waren, teilt mit, er habe lediglich den
Kapitän und drei Seeleute der Ibuki Maru,
an Bord genommen. Die 14 anderen Mitglie=
der
der Beſatzung hatten ſich bereits auf einem
Floß entfernt und konnten nicht gefunden werden.
Exploſion eines Pulvermagazins in Kanſas.
Wichita (Kanſas). In der Pulverfabrik
von Dupont, die etwa 15 Kilometer nördlich von
Wichita liegt, explodierten in der vergangenen
Nacht gegen 12 Uhr mehrere Pulverſchuppen. Die
Exploſion richtete in der Umgebung der Fabrik
große Verheerungen an. Im weiten Umkreiſe lie=
gen
Trümmer umher. Auf den Landſtraßen wur=
den
zahlreiche Perſonen durch Trümmerſtücke ver=
letzt
. Ueber das Schickſal von 125 Familien, die
in der Nähe der Pulvermagazine wohnten, fehlt
noch jede Nachricht.
Brand eines Güterzugs in Oklahoma.
Oklahoma. Bei Enid explodierten in
einem Güterzuge mehrere Tankwagen. Durch
die Stichflamme wurde der ganze Zug in Brand
geſetzt und brannte in wenigen Sekunden lichter=
loh
. Mehrere Landſtreicher, die auf dem Güter=
zug
als blinde Paſſagiere mitfuhren, konnten
nicht mehr entrinnen und verbrannten, da ihnen
auch von den herbeigeeilten Perſonen keine Hilfe
geleiſtet werden konnte.
Heftiger Ausbruch des Stromboli.

Der Brand auf der Zähringen gelöſcht.
Kiel. Der Feuerwehr iſt es gelungen, den
Brand auf der Zähringen zu löſchen. Die noch
glimmenden Korkmaſſen wurden im Laufe des
geſtrigen Vormittags entfernt, ſo daß jetzt jede
Brandgefahr auf dem Schiff beſeitigt iſt. Die
Zähringen wird vorausſichtlich zu Montag
nach Wilhelmshaven auf die Werft gehen.

Der Flug Detroit-Budapeſt aufgegeben.
Detroit. Der von den beiden ungariſchen
Fliegerhauptleuten Endres und Magyr geplante
Flug von Detroit nach Budapeſt iſt endgültig
aufgegeben worden. Wie die Flieger heute er=
klären
, würden ſie den Flug wegen der vorge=
ſchrittenen
Jahreszeit in dieſem Jahre nicht mehr
durchführen können.

Der Vulkan der Inſel Stromboli,

darin

[ ][  ][ ]

Nummer 254

Sonntag, den 14. September 1930

Seite 11

Onr srraißtn
Millenar.

24)
Was?
in Krämpfe
erſchiene.

Roman von Hearnden Balfour.
Nachdruck verboten.
Mein verehrungswürdiger Onkel Thomas würde
verfallen, wenn ich mit einem Neger in Crawley

Läßt ſich nicht ändern. Zwei Menſchenleben ſtehen auf dem
Spiel. Du mußt dir irgendeine Entſchuldigung ausdenken. Das
kann dir doch nicht ſchwer werden. Sag doch einfach, du fühl=
teſt
dich Bill gegenüber verantwortlich, oder irgend ſo etwas.
Du kennſt Onkel Thomas nicht, erwiderte Jim in kläg=
lichem
Ton. Ich werde wahrſcheinlich aus dem Heim meiner
Ahnen hinausfliegen, aber wir müſſen es wohl darauf ankom=
men
laſſen. Nun ſetz mir deinen Plan auseinander!
Er iſt ſehr einfach. Jonas muß den Schrank ſofort gewalt=
ſam
öffnen, um ſich die Papiere ſobald wie möglich zu verſchaf=
fen
. Das hat Holtz ihm aufgetragen. Aber das Schickſal iſt
ihm feindlich geſinnt. Als er dieſe Nacht oder vielmehr
heute morgen nach Hauſe kam, fand er die Bibliothek ver=
ſchloſſen
vor. Deshalb geht er zu Bett und hofft, ſpäter an den
Schrank heranzukönnen. Aber morgens befiehlſt du ihm zu
packen, um mit dir nach Devonſhire zu fahren. Jonas iſt in
Verzweiflung. Er iſt außerſtande, an die Papiere heranzu=
kommen
, weil du den ganzen Morgen in der Bibliothek ver=
bringſt
. Ebenſowenig kann er ſich weigern, dich zu begleiten,
weil das bei dir Argwohn erwecken würde. Holtz hält dich für
einen hellen Kopf, mein Junge. Er wird deshalb alles glauben.
Weiter, du alter Eſel! warf Jim lächelnd ein.
Jonas will Bill natürlich nicht im Stich laſſen. Was
tut er alſo. Er ſchickt einen Brief an Holtz nach dem verabredeten
Treffpunkt, worin er ihm mitteilt, wie die Sache liegt. Das iſt
der einzige aber auch der einzige Ausweg, und wenn Holtz
etwas anderes weiß, was Jonas unter den Umſtänden hätte tun
kEnnen, ſo iſt er klüger als ich, was nach Euklid ausgeſchloſſen
iſt. Ich ſelbſt werde mich in der Gren=Straße einquartieren
und habe ein dunkles Gefühl, als ob ich den nächſten Einbrecher
faſſen würde. Was meinſt du dazu?
Ziemlich heikle Geſchichte, ſagte Jim.

Ich denke aber, daß ſie ſich machen läßt. Jonas muß den
Brief natürlich ſelbſt ſchreiben, und du mußt ihm ſagen, was
darin ſtehen ſoll. Ich werde mein Teil dazu beitragen, ihren
Verdacht zu mildern, indem ich in die Zeitungen ſetzen laſſe.
Scotland Yard glaube infolge gewiſſer Fingerzeige, daß Bill
nach Frankreich hinübergefahren ſei. Auch einige dunkle
Winke über den Anlaß ſeiner plötzlichen Abreiſe dürften am
Platze ſein. Das muß Binks machen. Er beſitzt die Art wilder
Phantaſie, die wir benötigen. Wo er übrigens wohl ſteckt? Ich
habe in nicht geſehen ſeit du aus der Schweiz zurückkamſt.
Hör' mal Jack! Wer ſoll Holtz den Brief überbringen?
Hm, das will überlegt ſein. Habt ihr irgend etwas
Aehnliches wie einen Schuhputzer im Hauſe?
Ich glaube, daß ein ſehr törichter Jüngling vorhanden iſt,
der unten im Keller hauſt.
Die Ausſicht auf ein paar Extra=Schillinge würde ſeinen
Verſtand vielleicht ſchärfen. Jedenfalls überlaſſe ich all dieſe
Anordnungen dir. Sage der Haushälterin, daß ich dieſe Nacht
wahrſcheinlich bei euch ſchlafen werde.
Und wie denkſt du über Elſie?
Ich habe ſie nicht vergeſſen, möchte aber lieber nicht, daß
ſie jetzt ſchon befragt würde, ſagte Jack und lenkte in die
Park Lane ein. Ich will nicht am Hauſe vorfahren, fuhr er

fort, indem er hart am Trottoir ſtoppte. Es könnte ſein, daß
es beobachtet wird. Uebrigens haſt du heute morgen, oder
vielmehr geſtern von Molly gehört?
Nein. Warum?
Sie iſt heute nach Hampſhire gefahren, um ihre Fährte ein
bißchen zu verwiſchen. Die Anſtellung in Coombe hat ſie er=
halten
.
Herrgott! Meinſt du damit, daß da wirklich eine Stelle
frei war?
Jack nickte. Eins von den Hausmädchen hat gekündigt.
Ehrlich geſtanden glaubte ich nicht, daß irgendeine Ausſicht be=
ſtände
. Sonſt würde ich ihr nicht Ach Gott, ich weiß ſelbſt
nicht recht. Molly kann uns da von ungeheuerem Nutzen ſein.
Ich hoffe zu Gott, daß ſie ſich gehörig vorſieht. Ich habe mein
Möglichſtes getan, um ihr klarzumachen, wie gewagt ihr Unter=
nehmen
iſt, aber Molly iſt eine unternehmende kleine Perſon,
und ſie hat Bill lieb.
Ich weiß, erwiderte Jim. Großer Gott, was iſt das
Ganze für eine grauenhafte Geſchichte, Jack! Wie zum Teufel
wird ſie nur enden, und er unterbrach ſich und kletterte aus
dem Auto hinaus. Auf Wiederſehen und viel Glück auf den
Weg, ſagte er. Ich werde dich wohl nicht mehr ſehen, bevor
ich abreiſe.
Jack ſchüttelte den Kopf. Schreib' mir, wie dein Beſuch
bei Fairleigh verläuft. Du wirſt dich doch anmelden, ſobald
du hinkommſt, nicht wahr?. Ich denke, daß deine Aufgabe iſt,
ſeine Verdächte zu beſchwichtigen. Laß ihn denken, daß du
nichts weiter als ein vergnügter junger Eſel biſt.
Jim zog ein ſchiefes Geſicht. Das müßte mir eigentlich
nicht ſchwer fallen, denn ich bin wohl einer.
Jacks müdes Geſicht nahm einen herzlichen Ausdruck an.
Nicht ſo übermäßig vergnügt und durchaus kein Eſel. Tat=
ſächlich
glaube ich, daß du errr deinen Mann ſtellen wirſt,
Jim.
Gute Nacht, altes Roß, verſetzte Jim brüsk und ſchlug
haſtig den Weg nach der Green=Straße ein.
Jack blickte ihm einen Augenblick nach und fuhr dann
weiter. Er war nicht mehr ſo niedergeſchlagen, wie am Tage
zuvor. Die Sache kam im Gang, und er fing an, ſich darüber
klar zu werden, was er tun mußte. Von allem, was er bei
Mc. Dougal gehört hatte, war das Intereſſanteſte für ihn
jenes kurze Morſe=Geſpräch geweſen. Er war überzeugt, daß
er es richtig verſtanden hatte, und die Lage bot allerlei Mög=
lichkeiten
, obwohl ſie ihm noch viel Arbeit zu machen verſprach.
Er kehrte nach der Etage zurück, die er mit Jill zuſammen
bewohnte, fand dort zu ſeiner Freude noch ein helles Feuer vor,
nahm raſch ein Bad und zog ſich um. Dann bereitete er ſich
ein nettes Frühſtück zu, verzehrte es und weckte Jill, um ihr
über die neueſten Entwicklungen zu berichten und ihr zu ſagen,
daß er die Nacht in der Green=Straße verbringen werde.
Ich bin etwas hoffnungsvoller, ſagte er zum Schluß.
Man ſieht zwar noch wie durch einen Nebel, aber mir iſt, als
wüßte ich, was dahinter ſteckt, und ſobald er ſich lichtet, werde
ich zur Tat ſchreiten können. Aber eh’ ich damit fertig werde,
brauch ich deine Hilfe, meine Alte. Es wird meine bedeutendſte
Leiſtung ſein, wenn ich ihn wirklich fange.
Du weißt, daß ich jederzeit zur Verfügung ſtehe, wenn du
mich brauchſt, Jack, aber ich finde dich ein bißchen herzlos. Haſt
du dir klargemacht, was dieſe Sache für Judy bedeuten wird,
wenn ſie dir glückt?
Jack runzelte die Stirn.
Das hab’ ich wohl, ſagte er. Und ich hab' mir auch
klargemacht, was ſie für Bill bedeuten wird, wenn ſie mir
mißlingt. Höre, Jill, und antworte mir. Auf welche Seite
würde Judith ſich ſtellen, wenn man ihr alles ſagte? und
würde ſie uns beiſtehen, wenn wir ſie darum bäten?
Meinſt du damit, gegen ihren Vater?
Fa. .

Jill ſann ein Weilchen nach.
Nur um ihn aus abſtrakten Gerechtigkeitsſinn zu verhaften?
Nein! erwiderte ſie ſchließlich. Wenn es ſich aber darum
handelte, Bills Leben zu retten, würde ſie es meiner Anſicht
nach tun.
Danke, ſagte Jack. Es wird vielleicht nicht erforderlich
ſein, aber es freut mich, es zu wiſſen.
Woran denkſt du? fragte Jill, die ſein Geſicht beobachtete.
Oh, nur an einen Plan, für den wir uns vielleicht
unter gewiſſen Vorausſetzungen entſcheiden könnten. Bis jetzt
ſchwebt mir alles nur dunkel vor. Na, und jetzt muß ich jeden=
falls
fort, meine Alte. Sei recht vorſichtig und vernünftig und
ſorg dafür, daß unſer altes Auto in Ordnung iſt. Auf
Viederſehen!
Jack! ſagte Jill, als er das Zimmer verließ.
Hallo?
Ich weiß nicht, was du vorhaſt, aber es wird nichts nützen,
irgendwelche Schritte zu tun, bevor wir jene Papiere haben.
Gott verdamm' die Papiere! ſagte Jack und machte
die Tür hinter ſich zu.
XIV.
Hier 8 Ihre Poſt, Maſr Jim, ſagte Jonas.
Jim Crawley tauchte aus den Tiefen des größten Lehn=
ſeſſels
in der Bibliothek von Manor Haus auf und ſtreckte ver=
ſchlafen
die Hand aus.
Danke, Jonas. Nur ein Brief?
Das iſt alles, Sir.
Jonas händigte mit ſeinem ſtereotypen Grinſen den Brief
aus und blieb dann ſtehen, indem er von einem ſeiner un=
geheuren
Füße auf den anderen trat.
Wollen Sie irgendwas? fragte Jim.
Ich wollte nur fragen haben Sie mich heut’ morgen
nötig, Maſr Jim?
Ich glaube nicht, Jonas. Warum?
Ach, die Kinder wollen gern, ich ſoll ihnen nen Schlitten
machen, Maſr Jim, und wenn es Ihnen einerlei iſt
Mein Himmel, natürlich. Machen Sie, daß Sie hinkom=
men
, Jonas! Ich werde ohnedies zum Frühſtück ausgehen.
Jonas zog ſich ſtrahlend zurück, und Jim lächelte befriedigt.
Es verlief alles beſſer, als vermutet hatte. Beim erſten Anblick
des Negers waren ſeine Verwandten zwar überraſcht und ent=
ſetzt
geweſen, aber der Schreck war erſtaunlich bald verflogen.
Der größte Teil des Crawley=Clans faßte die Sache jetzt ſchon
als neueſten Familienwitz auf Jims Kammerdiener!
und die übrigen wurden dadurch gewonnen, daß die Kinder den
hünenhaften Neger vergötterten und darauf beſtanden, daß er
an all ihren Spielen teilnahm.
Jim ſeufzte befriedigt und öffnete den Brief. Er war mit
Maſchine geſchrieben, und ſchon die erſten Worte erregten ſeine
lebhafteſte Aufmerkſamkeit:
Mein lieber Jim! Ich habe Dir ziemlich wichtige vertrau=
liche
Mitteilungen zu machen. Deshalb laß dieſen Brief ja
nicht herumliegen. Erſtens habe ich einen Stelldicheinplatz für
Dich und Molly verabredet. Sie hat immer an den Samstag=
Nachmittagen frei und wird jedesmal zwiſchen vier und fünf
bei Daniel in Ilfracombe Tee trinken. Sieh Dich um Him=
melswillen
ein bißchen vor, wenn Du dahin gehſt.
Zweitens habe ich das Lokal Pietro’s' entdeckt. Es iſt ein
ſchmutziges kleines Reſtaurant am Rathbone=Platz, das einem
greulichen Italiener namens Pietro Martello gehört und an
den Hof von Graß=Str. 2 ſtößt. Ich möchte drauf ſchwören,
daß die zwei Häuſer durch einen unterirdiſchen Gang verbun=
den
ſind. Dieſe Nacht will ich mich da mal umſehen.
(Fortſetzung folgt.)

NorM laaooLobloBLNtIN

Kennen Sie schen das jüngste Erzeugnis der Persilwe

erke: ( Henkel’s- Aufwasch=, Spüls und Reinigungsmittel!

So ist es in jeder Stadt, in jedem Ort. Hier ist das
Wasser weicher, dort wieder härter, das heißt; kalk=
ärmer
oder kalkreicher, Kalkreiches Wasser aber
ist zum Waschen denkbar ungeeignet. Es verhindert
die Schaumkraft des Waschmittels, macht es teilweise
unwirksam. / Geben Sie stets etwas Henko ins kalte
Wasser des Waschkessels, und zwar bevor Sie die
Persillauge bereiten, dann wird es weich wie Regen=
wasser
und Sie haben neben prächtiger Schaumbildung
vollste Auspützung des Waschmittels. Nehmen Sie
Henko auch zum Einweichen der Wäsche. Sie er=
sparen
sich vielArbeit und waschenbedeutend billiger,

[ ][  ][ ]

Seite 12

Sonntag, den 14. September 1930

Nummer 254

Spetl Shter und Tarnen.

Handball.
Sportverein 1898.
Die Handball=Ligamannſchaft der 98er fährt am Sonntag nach
Schwanheim und wird dort einen Gegner haben, den ſie ſehr ernſt neh=
men
muß. Konnte doch Schwanheim die Darmſtädter Rot=Weißen auf
eigenem Platze mit 8:2 ſchlagen. Es iſt zu hoffen, daß die freundſchaft=
lichen
Beziehungen, die an Stelle der früheren Geſpanntheit ſeit zwei
Jahren zwiſchen Darmſtadt und Schwanheim getreten ſind, ein faires
Spiel ermöglichen. Abfahrt 12.57 Uhr mit dem Eilzug nach Frankfurt.
Die Liga=Erſatz (2. Mannſchaft) empfängt um 3 Uhr im Verbands=
ſpiel
die erſte Mannſchaft von Dornheim auf dem Stadion. Die zahl=
reichen
Freunde, die ſich die Liga=Erſatz durch ihr gefälliges, flottes und
faires Spiel erworben hat, werden wohl es ſich nicht nehmen laſſen, dem
Spiel, das auf dem Hauptfelde ſtattfindet, beizuwohnen.
Die Junioren (3. Mannſchaft), die am vergangenen Sonntag ein in
jeder Hinſicht unglückliches Spiel gegen die 1. von Germania Baben=
hauſen
geliefert hat, ſie verlor 6:2, und fiel auch durch ihr ſehr lautes
Spiel auf , fährt 1.41 Uhr nach Braunshardt, um dort gegen die
zweite von T. u. SpV. im Verbandsſpiel anzutreten. Hoffentlich iſt
Günſtiges von ihr zu berichten, zumal das ſpieleriſche Können der
Mannſchaft außer Frage ſteht.
Tade. 1846 1. Mannſchaft Tv. Bensheim 1.
Am kommenden Sonntag, den 14. September, greift auch die Turn=
gemeinde
1846 in die Verbandsſpiele ein. Ihr erſter Gegner iſt der
als äußerſt ſpielſtark bekannte Turnverein Bensheim. Vor zwei
Jahren ſtanden ſich bereits obige Gegner in mehreren Verbandsſpielen
mit knappen, wechſelnden Erfolgen gegenüber. Hält die in den letzten
Freundſchaftsſpielen gezeigte gute Form der 46er weiter an, ſo iſt am
Sonntag mit einem guten Abſchneiden der Darmſtädter zu rechnen. Aber
auch die Erfolge der Bensheimer in der letzten Zeit laſſen auf ein gutes
Eingeſpieltſein ſchließen. Leider können die Darmſtädter die Spiele nicht
auf ihrem eigenen Platze austragen, da bauliche Veränderungen vorge=
nommen
werden.: In dem Platze der Turngeſellſchaft in der Kranich=
ſteinerſtraße
ſteht der Turngemeinde ein ſchönes Spielfeld zur Ver=
fügung
. Das Spiel findet nachmittags um 3 Uhr ſtatt. Um 1.45 Uhr
findet das Spiel der zweiten Mannſchaften auf demſelben Platze ſtatt.
Da die Eintrittspreiſe ſehr niedrig gehalten ſind, kann ſich jeder das
ſchöne Spiel anſehen. Die Turngemeinde tritt mit folgender Mann=
ſchaft
an: Senger; Seitz, Schubert; Schnellbächer, Meyer, Ehrhard;
Foshag. Bachmann. Geyer, Geduldig. Hübner.
Taf. 1875 Darmſtadt.
Zum erſten Verbandsſpiel begibt ſich die erſte und zweite Mannſchaft
heute, Sonntag, nach Erfelden, Abfahrt ab Hauptbahnhof 11.40 Uhr.
Fußball.
SpVgg. Arheilgen FV. Sprendlingen.
Im weiteren Verlauf der Verbandsſpiele treffen ſich obige Gegner
am Arheilger Mühlchen. Man hofft ein recht intereſſantes, ſchnelles
Spiel zu ſehen. Spielbeginn 3.30 Uhr, vorher ſpielen die Liggerſatz=
mannſchaften
beider Vereine.
* Kreisliga Südheſſen.
Am vierten Spielſonntag ſind fünf Begegnungen vorgeſehen: VfR.
Bürſtadt und Olympia Lampertheim haben einen Ruhetag. Man iſt auf
den weiteren Verlauf der Punktekämpfe, nachdem man ſich allgemein über
die Spielſtärke der einzelnen Teilnehmer informieren konnte, ſehr ge=
ſpannt
. Der Bibliſer FV. führt zurzeit mit Lorſch die Tabelle an. Es
iſt nicht ausgeſchloſſen, daß unter dieſen beiden Vereinen das große
Ziel, die Meiſterſchaft, ausgeſpielt werden muß. Hinzu kommt als eben=
falls
recht ſtarker Anwärter Olympia Worms und evtl. Starkenburgia
Heppenheim, VfR. Bürſtadt, Spv. Horchheim und VfL. Lampertheim.
Olympia Lampertheim kommt nicht recht in Schwung. Pfiffligheim.
Hochheim, Gernsheim und Neuhauſen werden wohl am Schluß der
Tabelle zu ſuchen ſein.
Die äußerſt intereſſanten Begegnungen für dieſen Sonntag lauten:
FV. Biblis Concordia Gernsheim; Viktoria Neuhauſen Spv.
Hochheim; Spv. Horchheim Starkenburgia Heppenheim; VfL. Lam=
pertheim
Normannia Pfiffligheim: Olympia Worms Olympia
Lorſch.
In Biblis gedenkt man, diesmal ein kleines Schützenfeſt zu arran=
gieren
. Gewiß, es iſt kaum anzunehmen, daß der Neuling aus Gerns=
heim
auch nur ein Unentſchieden erzielt trotzdem, kein Spiel iſt ge=
wonnen
, ehe es überhaupt begonnen hat. Gerade die Bibliſer haben ſich
ſchon wiederholt den Scherz geleiſtet, daß ein Schützenfeſt bei ihnen
wie das berühmte Hornberger Schießen ausging. Bei ihrer großen
Chance werden ſie ſich wohl diesmal zuſammennehmen. Der andere
Neuling, Viktoria Neuhauſen, wird ſich die Gelegenheit kaum entgehen
laſſen und ſein Punktekonto auf drei erhöhen. Die Bergſträßer haben in
Horchheim anzutreten. Trotz ihres Könnens werden ſie kaum zu Punk=
ten
kommen; ebenſowenig wie Pfiffligheim beim Lampertheimer VfL.
Ein Großkampf ſteigt in Worms. Der Ausgang iſt offen! Beide Par=
teien
ſind ſehr ſpielſtark. Olympia Worms hat den Platzvorteil, Lorſch
in der Mannſchaft die größere Durchſchlagskraft.
Tennis.
Amerikas Tennis=Meiſterſchaften.
Aus der Rieſenſchar der Bewerber um die amerikaniſche Tennis=
Meiſterſchaft in Foreſt Hill bei New York hat ſich jetzt allmählich
die Spreu vom Weizen geſondert, wobei weitere Ueberraſchungen nicht
ausblieben. So verlor Berkeley Bell nach aufregendem Kampfe mit
9:7, 4:6, 1:6 6:2, 6:8 gegen den Studentenmeiſter C. Sutter, wäh=
rend
Frank Shields den bekannten Doppelſpieler Alliſſon mit 6:4, 4:6,
6:2, 1:6, 6:3 ausſchaltete. Altmeiſter Tilden hatte mit dem Irane
L. Rogers wenig Mühe und ſpielte ſich mit 6:4, 6:1, 6:2 unter die
letzten Acht. Francis Hunter ließ den Veteranen Norris Williams
mit 7:5 6:2, 6:4 hinter ſich, und S. Wood ſowie John Doeg kamen
über ſchwächere Landsleute weiter. Als einziger Ausländer behauptete
ſich der Engländer Lee mit 6:3, 6:4, 6:2 gegen J. Lang, während ſeine
Landsleute Olliff von Mangin und Perry von van Ryn geſchlagen
wurden.

Darmſtädter Sporkkalender.
Sonntag, den 14. September.
Fußball.
11 Uhr: Rheinallee: Rot=Weiß V.f.R. Sportv. Groß=Gerau.
15 Uhr: Dornheimerweg: Rb. T. u. Sp. V. Lorſch.
15 Uhr: Arheilger Mühlchen: Sppgg. 04 Arheilgen F.V.
Sprendlingen.
Handball.
15 Uhr: Rheinallee: Rot=Weiß V.f.R (Ligaerſatz) Eintracht
Darmſtadt.
15 Uhr: Maulbeerallee: Sportabteilung Merck T. u. Sp. V.
Braunshardt.
15 Uhr: Kranichſteinerſtraße: Tgde. Darmſtadt 1846 T.V.
Bensheim.
15 Uhr: Rennbahn: Tgde. Beſſungen 1865 Tgde. Sprendlingen.

Der Handball=Länderkampf in Darmſtadt
Deſterreichs Elf gegen Deutſchland.
Der Oeſterreichiſche Athletik=Verband gibt ſeine Mannſchaft für
das am 21. September in Darmſtadt ſtattfindende Handball=Länderſpiel
Deutſchland Oeſterreich bekannt. Die Elf ſetzt ſich größtenteils aus
den bekannten routinierten und erfahrenen Spielern zuſammen, die
ſchon oft die öſterreichiſchen Farben international vertraten. Die Auf=
ſtellung
lautet:
Schnabel
(WAC.)
Herndl
Wurmbock
(SC. Wien)
(WAC.)
Hoſchek
Kryſta
Nagl
(SC. Wien)
(Polizei)
(Polizei)
Tauſcher Bohounek Meiſl Knöpflmacher Perwein
(Polizei) (Wiener HC.) (WAC.)
(beide Floridsdorf)
Erſatz: Battlehner (SC. Wien) und Pinkhardt (Wiener AC.)
Pferdeſpork.
Rennen zu Leipzig.
Bei regneriſchem Wetter und nicht überragendem Beſuch wurde am
Samstag in Leipzig als Hauptereignis des Renntages der mit 21000
Mark ausgeſtattete Leipziger Stiftungspreis für Zweijährige zur Durch=
führung
gebracht. Die Prüfung brachte wenig wertvolle Pferde auf den
Plan, nach einem ſcharfen Rennen gelang es Für Lynars Yvorne, von
Zehmiſch gut unterſtützt, vor Campo Santo und Nero zu ſiegen. Aus
dem Preis von Lößnig, einem mit 2200 Mark ausgeſtatteten Verkaufs=
rennen
, ging überraſchenderweiſe Dietrichs Marketenderin vor San
Marco und Preußenſtolz als Siegerin hervor.
1. Preis von Bienitz: Für Zweijährige, 2800 Mark, 1000 Meter: 1. Han=
ſens
Sergeant (Grabſch), 2. Page. Toto: 11. 5 Lg.
2. Probſtel=Ausgleich: Ausgleich III, 3000 Mark, 1600 Meter: 1. Nege=
leins
Caſtor (Pretzner) 2. Vela, 3. Fabuliſt. Toto: 65. Platz: 22,
18, 17. 21½ Lg. Ferner: Silvius, Eilbote, Mongole, Trianon,
Roxana, Dogmatiker.
3. Preis von Volkmarsdorf: 2800 Mark, 1000 Meter: 1. Tzſchechelns
Boa (Printen), 2. Reichstag, 3. Bellina. Toto: 46. Platz: 17,
21, 25. 1½1 Lg. Ferner: Mumm, Eiland, Goahead, Immer=
glück
, Schattenmorelle, Monima, Prievluſa.
4. Leipziger Stiftungs=Preis: Für Zweijährige, 21000 Mark, 1400
Meter: 1. Lynars Yvorne (Zehmiſch), 2. Campo Santa, 3. Nero.
Toto: 39. Platz: 15, 16. 18. K.¾ Lg. Ferner: Auch einer, Ram=
ſes
, Firlefanz, Prieſter.
5. Preis von Lößnig: 2200 Mark, 1400 Meter: 1. Dietrichs Marketen=
derin
(Zehmiſch), 2. San Maxco, 3. Preußenſtolz. Toto: 338.
Platz: 65, 26, 25. 2½1½ Lg.* Ferner: Martonius, Blocksberg,
Delifee, Octavia, Der Fakir, Flugholde.
6. Preis des Wirtſchaftsbundes: Ehrenpreis und 4300 Mark, 2000 Meter:
1. Lewins Heroine (Raſtenberger) 2. Herodias, 3. Osram. Toto:
65. Platz: 25, 18. 1½½ Lg. Ferner: Ina.
7. Spangenberg=Ausgleich: Ausgleich II, 3600 Mark, 2400 Meter:
1. Tzkchechelns Opar (Murphy), 2. St. Robert, 3. Black Bridge.
Toto: 49. Platz: 20, 20, 18. ¼K. Ferner: Anskar. Teneriffe,
Smaragd, Bellacc, Dagobert.

Geſchäftliches.
Bedeutſame Ernteſchäden werden alljährlich durch die
Roſterkrankung des Getreides verurſacht. Dieſer kann durch eine recht=
zeitige
Kaligabe von 11½ Ztr. 40er Kalidüngeſalz je Morgen wirk=
ſam
vorgebeugt werden. Dieſe Tatſache verdient um ſo mehr Beachtung,
venn Weizenſorten mittlerer Anfälligkeit zum Anbau kommen. Von
mittlerer Anfälligkeit ſind aber gerade die Sorten, die wegen ihrer Er=
träge
und Qualität heute vornehmlich gebaut werden. Man vergeſſe
daher nicht, ſich im Herbſt des roſtverhütenden und damit ernteſichern=
den
Mittels, was in den Kaliſalzen gegeben iſt, zu bedienen.

Das Tagesgeſpräch in unſerer Stadt ganz gleich, ob zu
Hauſe, auf der Schulbank oder am Stammtiſch iſt ſeit einigen Tagen
die große Pilo=Preis=Frage.
Es wird begeiſtert gemeſſen, gerechnet und geſtritten. Der An=
reiz
iſt aber auch zu groß. Ein Opel=Cabriolet und 10 000 andere ſchöne
Sachen zu erhalten, wird nicht jeden Tag geboten.
Die Pilo=Preis=Frage iſt ein ſolides Preis=Ausſchreiben ohne Hin=
tertürchen
, das die zuſtändige Behörde geprüft hat.
Alle Preiſe kommen unbedingt zur Verteilung und noch vor Weih=
nachten
zum Verſand.

Auch die letzte Rheinfahrt nach der Lorelei am vergangenen
Dienstag mit den Dampfern Rheingold und Rheinluſt der Rhei=
niſchen
Perſonenſchiffahrt Ludwig u. Friedrich in Mainz iſt zur vollſten.
Zufriedenheit aller Teilnehmer verlaufen. Trotz des nicht ganz ſo ſchö=
nen
Wetters wie es erwünſcht war, waren alle Teilnehmer mit dem bei
dieſer Rheinfahrt Gebotenen ſehr zufrieden, und in froher Stimmung
wurden in Rüdesheim die verſchiedenen Beſichtigungen vorgenommen.
Hier kamen alle Teilnehmer wieder auf ihre Koſten, und in einer echt
fröhlichen rheiniſchen Stimmung wurde der Reſt des Aufenthaltes bei
Wein und Tanz in verſchiedenen Rüdesheimer Lokalen verbracht. Viel
zu kurz erſchien manchen der Rüdesheimer Aufenthalt, doch pflanzte ſich
die frohe Stimmung auch an Bord fort und hielt an. In fröhlichſter
Stimmung wurde in Mainz die Heimfahrt mit der Bahn angetveten.
Die nächſte Fahrt findet am kommenden Dienstag, den 16. d. M., und
zwar dieſes Mal nach Bacharach, ſtatt. Der Kartenverkauf hat bereits
begonnen. (Näheres ſiehe Inſerat.)

35. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlokkerie.
30. Tag, 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung vom
12. September fielen: 2 Gewinne zu je 2000 Mark und 2 Pramien
zu je 500 000 Mark auf Nr. 222 815: ferner fielen: 2 Gewinne zu
je 10 000 Mark auf Nr. 360 635: 2 Gewinne zu je 5000 Mark auf
Nr. 225 722; 6 Gewinne zu je 3000 Mark auf Nr. 36 599 225 329
246 191: 20 Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr. 26 607 72 448 76 857
104 904 134 500 185 907 221 007 222 353 302 040 317 061: 16 Ge=
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zu je 1000 Mark auf Nr. 334 19 767 56 887 83 923 188 877
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144 Gewinne zu je 300 Mark. Die Ziehung der 1. Klaſſe der
36. Preußiſch=Süddeutſchen (262. Preußiſchen) Klaſſenlotterie findet
am 24. und 25. Oktober ſtatt.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M
Gleichbleibendes Werktags=Programm. 6 u. 6.30: Wetter, Zeit,
Gymnaſtik. O 12: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsm., Waſſerſt. o 12.20;
Schallplattenkonzert. S 12.55: Nauener Zeit. o 13: Schallplatten.
O 14.50, 15.50: Zeit, Wirtſchaftsm. o 16.10: Ind., Handelsk. (Di.
u. Fr.). O 17.45: Wetter, Wirtſchaftsm., währ. d. Nachm.=Konzerts:
Vereinsnachrichten. O 18.05, 19.15 oder 19.30: Wirtſchaftsmeld.
Sonntag, 14. September.
7.00: Hamburg: Glocken vom Großen Michel. Hafen=Konzert.
8.15: Evangeliſche Morgenfeier. Anſprache: Pfarrer Rohrbach.
11.00: Stunde der Jugend. Die Räuber. Ein Schauſpiel von Fr.
Schiller. Aufgeführt von der 6la. der Klinger=Oberrealſchule.
12.00: Preisausſchreiben des Rundfunks und der Südweſtdeutſchen
Bäder. Konzert=Uebertragungen.
13.00: Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
13.10: Stunde des Landes. Dr. Hans Hartmann: Die italieniſche
Landwirtſchaft. Dr. Eiſinger: Das Roggenmarktproblem.
14.00: Aus Wadern: Feſtzug in Wadern.
15.00: Von Monza, Italien: Großer Motorrad=Preis der Nationen.
Schlußlauf,
16.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
18.00: Dr. Hans Hartmann: Nordiſche Volksbildung.
18.55: Ein kleines Mädchen im großen Krieg, Erzählung von
Stiin Streuvels.
19.10: Hans Rosbaud: Die Soliſten der Konzerte des Frankfurter
Orcheſtervereins.
19.40: Luſtiger Abend von Erwin Eckersberg.
20.30: Konzert. Der unbekannte Mozart. U. a.: Der Schauſpiel=
direktor
. Komödie mit Muſik in einem Akt.
22.30: Abendkonzert. Schallplatten.
Köuzaswwuſterhauſen.
Deutſche Welle. Gleichbleibendes Werktags=Programm. 5.50:
Wetter für den= Landwirt. 6.30: Morgengymnaſtik. O 6.55:
Wetter für den Landwirt. o Ca. 7: Konzert. o 10.30, 13.30;
Neueſte Nachrichten. o 12.25: Wetter für den Landwirt. (So.
12.50). O 12 bzw. 12.30: Schallplatten (außer So.). O 12.55=
Nauener Zeit. O 14: Berlin: Schallplatten. O 15.30: Wetter, Börſe.
O 19.55: Wetter für den Landwirt.
Deutſche Welle. Sonntag, 14. September.
7.00: Hamburg: Glocken vom Großen Michel. Hafen=Konzert.
8.50: Morgenfeier. Stundenglockenſpiel der Potsdamer Garniſon=
kirche
. Anſprache: Generalſekretär Schmitt: Das Leben ein
Menſchen= und Gottesdienſt.
Anſchl.: Glockengeläut des Berliner Doms.
11.00: Elternſtunde. Dr. Marx: Das Schulgeſicht unſerer Kinder.
11.30: Solo=Kantate für den 12. Sonntag nach Trinitatis von
Joh. Seb. Bach.
12.00: Aus Breslau: Orcheſterkonzert der Schleſiſchen Philharmonie,
Einlage: Vom Bundesherbſtſegeln auf dem Tegeler See.
14.00: Jugendſtunde. Von ſtarken und mutigen Männern.
14.30: Konzert.
15.45: Franziska Korſchelt lieſt eigene Skizzen.
16.00: Unterhaltungsmuſik. Berühmte Virtuoſen als Komponiſten.
18.30: Dr. Bartſch: Gedanken einer volkstümlichen Bildung bei
Luther. Grundtvig und Lagarde.
19.25: Carl Meißner: Marie v. Ebner=Eſchenbach zum 100. Geburts=
tage
.
20.00: Orcheſterkonzert. Mozart: Ouv. zu Die Zauberflöte‟
Mozart: Arie der Königin der Nacht aus Die Zauberflöte‟
Pirani: Im Heidelberger Schloß, ſinfon. Dichtung. Prokofieſf:
Suite aus Die Liebe zu den drei Orangen Humperdinck:
Fantaſie aus Hänſel und Grete! Verdi: Arie der Gilda
aus Rigoletto Millöcker: Ouv. zu Der Bettelſtudent.
Sibelius: Tanz=Intermezzo. Meyerbeer: Schattentanz aus
Dinorah. Kalman: Potpourri aus Das Hollandweibchen.
Strauß: Nachtfalter, Walzer.
Danach: Bekanntgabe der Wahlergebniſſe bis zur Feſtſtellung eines
zuverläſſigen Geſamtbildes. Tanz= und Unterhaltungsmuſik.
Kapelle Otto Kermbach und Kapelle Gebrüder Steiner.

Weiterberichi.
Ausſichten für Sonntag, den 14. September: Zunächſt wechſelnd wolkig
mit vorübergehender Aufheiterung, dann wieder Bewölkungszu=
nahme
mit Niederſchlägen, Temperaturen ſchwankend.
Ausſichten für Montag, den 15. September: Unbeſtändiges Wetter mit
einzelnen Regenſchauern.

k

Die Suche nach Franklin.
Durch ein merkwürdiges Zuſammentreffen wird zur ſelben
Zeit, in der die Ueberreſte Andrees aufgefunden wurden, auch
eine andere Polartragödie aufgehellt, die wohl als die größte in
dem jahrhundertelangen Ringen um die Entdeckung des Nordpols
zu bezeichnen iſt. Wie kurz berichtet wurde, hat der kanadiſche
Polarforſcher Major Burwaſh, der mit ſeinem Piloten Gilbert
den erſten Flug nach der King William=Inſel im nördlichſten
Kanada durchführte, zwei Lager entdeckt, die dort Teilnehmer an
der Expedition von Sir John Franklin hinterlaſſen hatten. Frank=
lin
hatte auf der Suche nach der Nordweſtdurchfahrt ſchon 1819
eine Polarreiſe unternommen, bei der er im Kanu das Polarmeer
durchquerte und dann auf dem Rückmarſch die ſchrecklichſten Ent=
behrungen
zu beſtehen hatte, und nur durch ein Wunder gerettet
wurde. 1845 brach er mit den Schiffen Erebus und Terror
zu einer neuen Expedition auf, die die großartigſte und am ſorg=
fältigſten
ausgerüſtete war, die biser jemals noch dem hohen Nor=
den
abgegangen. Außer 114 erprobten Seeleuten nahmen 17 Offi=
ziere
und 2 Aerzte daran teil, geführt von Franklin, der als der
größte Held der Polarforſchung galt. Aber nachdem noch ein Wal=
fiſchfänger
die Schiffe in der Melville=Bai in Weſt=Grönland ge=
troffen
hatte, verſtummte jede Kunde. Zwei Jahre vergingen, und
die Expedition blieb verſchollen. Großartige Anſtrengungen wur=
den
nun gemacht, um das Schickſal der Unternehmung aufzuklären,
und im ganzen gingen 39 Suchexpeditionen ab. Während
die erſten Hilfsexpeditionen vollkommen ergebnislos blieben, fand
der Walfiſchfänger Penny 1850 auf der kleinen Beechey=Inſel, die
Parry entdeckt hatte, Spuren eines Lagers. Dieſes, wahrſcheinlich
das erſte Winterlager Franklins, bot nun den Ausgangspunkt für
weitere Nachforſchungen.
Bald hatte ſich die Legende des Franklin=Geheimniſſes be=
mächtigt
. Man erzählte ſich, daß auf der Beechey=Inſel ein rieſiger
Bär Wache halte, und daß man einen rieſigen Eisberg geſehen
habe, deſſen kriſtallene Wände die beiden verſchollenen Schiffe um=
ſchkoſſen
hätten. Die geſchwätzigen Eskimos, die von den Such=

expeditionen eifrigſt befragt wurden, machten die verwirrendſten
Ausſagen. Da plötzlich erſchien 1854 ein Bevollmächtigter der
Hudſon=Bai=Kompagnie John Rae vor der Londoner Admiralität

Major Burwaſh (Kanada)
entdeckte im Flugzeug auf der King=William=Inſel im nörd=
lichſten
Kanada die zwei Lager der vor 85 Jahren verſchol=
lenen
Franklin=Expedition, die damals die nordweſtliche
Durchfahrt im Schiff erforſchen wollte.
und legte eine Reihe, von Gegenſtänden vor, die zweifellos von
Franklin ſtammten. Bei einer Geſchäftsreiſe nach der Repulſe=
Bai hatte er von den Eingeborenen erfahren, daß im Frühjahr
1850 40 weiße Männer auf King Williams=Land geſehen worden

waren, deren Schiff im Eis verunglückt war. Rae ſelbſt gelang es
nicht, bis zu der Inſel vorzudringen, aber er erwarb die vorgeleg=
ten
Gegenſtände von den Eskimos. Nun wurden, beſonders auf
Betreiben der Witwe Franklins, neue Unternehmungen ausge=
rüſtet
, von denen die von Steward und Anderſen 1855 auf der
Montreal=Inſel in der Nähe des Großen Fiſch=Fluſſes neue Ueber=
reſte
der Expedition fand und die ausgeſetzte Prämie von 460 000
Mark erhielt. Aber erſt Mac Clintock gelangte 1859, nachdem er
an der Nordſpitze von Beoothia=Felix überwintert hatte, nach Kap
Felix wo er Zelte mit Decken und Geräten fand, und dann nach
Kap Victoria, der Nordſpitze von King Williams=Land, wo unter
einem Steinhügel, in einer Zinnbüchſe verſchloſſen, die erſte und
einzige Botſchaft Franklins gefunden wurde. Sie war vom
28. Mai 1847 datiert und ſchloß mit den Worten: Alles wohl,
Aber am Rand desſelben Blattes ſtand eine Mitteilung, die ein
Jahr ſpäter von dem Kapitän des Erebus, hingekritzelt war.
Danach war Franklin 14 Tage ſpäter, am 11. Juni 1847, geſtorben.
und die noch übrige Beſatzung von 105 Mann hatte die eingefrore=
nen
Schiffe verlaſſen, um irgendwo im Süden, nach dem Feſtland
Amerikas zu, Rettung zu ſuchen. Weitere Expeditionen, wie die
von Hall 1859 und von Schwatka 1878, bemühten ſich, das Geheim=
nis
dieſes Marſches der Franklin=Leute nach dem Süden aufzuklä=
ren
. Aber man fand keine weitere Aufzeichnung, keine Tagebücher,
keine von den vielen Meſſinghülſen, in denen Franklin allenthal=
ben
Nachrichten ausſtreuen wollte. Nur einzelne Spuren von dem
Zuge dieſer entkräfteten und verzweifelten Mannſchaft wurden
entdeckt, und nur aus den Mitteilungen der Eskimos konnte man
etwas von den grauſigen Tragödien ahnen, die ſich unter den Ver=
hungernden
abgeſpielt hatten. Bei der glänzenden Ausrüſtung
war es wahrſcheinlich, daß Krankheiten und Meuterei das Schick=
ſal
der Unglücklichen beſchleunigt hatten, daß ſie auseinander=
liefen
und damit in den ſicheren Tod. Während Kapitän Crozier
mit etwa 40 Mann nach dem Süden warſchierte und in der Nähe
des Kap Herſchel mit den letzten ſeiner Leute verhungert ſein muß,
verſuchten andere zu den Schiffen zurückzukehren. Einige erreichten
wohl das Feſtland, andere kamen nur bis zur Montreal=Inſel.
Den letzten Ueberlebenden wollte ein Eskimoweib dort geſehen
haben: Er ſaß am Strande, war groß und ſtark; den Kopf auf
die Hände geſtützt, die Ellenbogen auf den Knien. Als er den
Kopf erhob, um mit mir zu reden, fiel er tot hin. Jedenfalls iſt
das Geheimnis dieſer größten Polartragödie bisher nur zum Teil
entſchleiert, ſodaß man den neuen Mitteilungen mit größter
Spannung entgegenſehen muß.

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Nummer 254

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der Geldmarkt in der vergangenen Woche.
An der Flüſſigkeit der internationalen Geldmärkte hat ſich in der
vergangenen Woche im Grunde zwar nichts geändert, doch iſt infolge der
Dollarhauſſe eine gewiſſe Verſchiebung der Verhältniſſe eingetreten. Es
iſt ſelbſtverſtändlich, daß bei dem herrſchenden Ueberangebot an kurz=
friſtigem
Geld ſchon kleine Diffenenzen der Zinsſätze in den verſchiede=
nen
Ländern die Marktverhältniſſe ſtark beeinfluſſen können. So hatte
die Steigerung des Dollarkurſes ihre weſentlichſte Urſache in der leichten
Verſteifung für Callgeld in New York. Außerdem dürften aber wie=
der
Rückzahlungen von Auslandsgeldern erfolgt ſein. Die Reichsbank
übte am Deviſenmarkt ſtarke Zurückhaltung, d. h. ſie gab zunächſt keine
Deviſen ab, da ſie in der Monatsmitte Abführungen für Reparations=
zweche
vornehmen muß. Erſt gegen Schluß der Woche intervenierte die
Reichsbank, ſo daß ſich der Markkurs etwas erholen konnte. Die Aus=
ſichten
auf eine baldige Diskontſenkung in London ſind nun ſehr gering
geworden; denn der Pfundkurs liegt gegen den Dollar recht ſchwach.
Das einzige Land, das zurzeit eine Diskontſenkung vornehmen müßte,
iſt die Schweiz, wo die niedrigſten Geldſätze des ganzen Kontinents gel=
ten
. Die Entlaſtung der Reichsbank nach dem Ultimo war befriedi=
gend
, und die bohen Lombardbeſtände haben ſich erheblich ermäßigt.
Die Herbſtanſprüche haben ſich am Geldmarkt immer noch nicht ſtärker
bemerkbar gemacht. Am Tagesgeldmarkt herrſchte ſtarkes Angebot,
gerſchiedentlich waren größere Beträge nicht unterzubringen. Zum
Wochenſchluß machte ſich im Zuſammenhang mit dem Medio etwas Nach=
frage
bemerkbar. Monatsgeld lag weiter ſtill. Am Privatdiskontmarkt
war die Lage unverändert; bei einem Satze von 3’/ Prozent blieb das
Angebot in Privatdiskonten gering. Es kamen wieder Reichsſchatzwech=
ſel
per 5. Dezember zum Verkauf. In der Woche vom 8. bis 13. Sep=
tember
1930 nahmen die Geldſätze am Frankfurter Platz folgende Ent=
wicklung
: Tagesgeld 32,53 Prozent, Monatsgeld: 1. Adreſſen 4 4,25 Prozent, 2. Adreſſen 5,255,5 Prozent, Warenwechſel 3/ bis
3,5 Prozent.
Südweſidentſche Möbelmeſſe in Frankfurk a. M.
Die Südweſtdeutſche Möbelmeſſe vom 14. bis 17. September, das
einzige Ueberbleibſel der ehemaligen Frankfurter Internationalen Meſſe.
wird heute eröffnet. Entſprechend den Vereinbarungen mit den ſüd=
und weſtdeutſchen Meſſeveranſtaltern findet die Möbelmeſſe alljährlich
in Frankfurt im September ſtatt. Sie überragt dieſes Maß, wie aus
der Vorbeſichtigung hervorgeht, ſowohl in quantitativer als in qualita=
tiver
Hinſicht. Sie nimmt eine Bodenfläche von 7000 Quadratmetern
ein und wurde in der Feſſchalle und in dem anſchließenden Flügel des
Hauſes der Moden untergebracht. Die Zahl der Ausſteller iſt mit 350
doppelt ſo hoch wie im Vorjahre. Dieſe ſetzen ſich zuſammen aus den
Produktionsgebieten von Heſſen=Naſſau und Heſſen mit 25 Prozent, aus
Weſtfalen und Lippe mit 20 Prozent, aus dem tieferen Süddeutſchland
mit 18 Prozent, aus Nord= und Oſtdeutſchland mit ebenfalls 18 Pro=
zent
, aus Thüringen mit 10 Prozent, aus dem Rheinlande, das bekannt=
lich
im Frühjahr ſeine Kölner Meſſe hat, mit 8 Prozent und aus dem
Auslande mit 1 Prozent. Es werden aufgrund der Voranmeldungen
etwa 18 000 Einkäufer aus dem Reiche, ferner aus Holland, Belgien
und dem Elſaß erwartet. Die glatte Form bei Möbeln beherrſcht die
Meſſe. Hervorzuheben iſt, daß aufgrund der Anregungen des Fachbei=
rates
der Möbelmeſſe dieſes Mal beſonders auch beſſere Qualitäten als
früher geſchickt wurden. Neben der großen Ausſtellung von kombletten
Schlafzimmern, Herrenzimmern und Küchen, befindet ſich eine Reihe
von Einzelmöbeln, Polſtermöbeln und eine Abteilung kleinerer Zimmer
für den Siedlungsbau. Zutritt zur Möbelmeſſe haben nur Einäufer,
womit der Charakter der Meſſe und nicht der Ausſtellung dieſer Veran=
ſtaltung
gekennzeichnet wird. Man erwartet trotz der ungünſtigen wirt=
ſchaftlichen
Lage einen günſtigen Verlauf der Sſtdweſtdeutſchen Möbel=
meſſe
.
Birtſchaftliche Rundſchan.

Die Großhaudelsindexzffffer. Die auf den Stichtag des 10. Septem=
ber
berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen Reichsamtes iſt
mit 123,5 gegenüber der Vorwoche (1B3,9) um 0.3 v. H. zurückgegangen.
Von den Hauptgruppen hat die Indexziffer für Agrarſtoffe um 0,5 v. H.
auf 1153 (Vorwoche 115,9), die Indexziffer für induſtrielle Rohſtoffe
und Halbwaren um 0,2 v. H. auf 116,6 (116,8) und die Indexziffer für
induſtrielle Fertigwaren um 0.3 v. H. auf 148,4 (148,8) nachgegeben. Bie
Indexziffer für Kolonialwaren iſt um 0,2 v. H. auf 108,1 (107,9) geſtiegen.
Erhöhte Handelzinſolvenzen. Ueber Einhandelsfirmen wurden in
den erſten acht Monaten dieſes Jahres 3236 Konkursverfahren eröffnet
und 2293 Vergleichsverfahren eingeleitet. Die Konkurſe ſind ſomit der
gleichen Vorjahreszeit gegenüber um 605 oder 23 Prozent, die Ver=
gleichsverfahren
um 804 oder 54 Prozent geſtiegen. Im Großhandel
wurden 1930 während der erſten acht Monate 542 Konkurſe eröffnet, das
ſind 100 oda 26 Prozent mehr als in der gleichen Zeit des Jahres
1923. Die Zahl der eingeleiteten Vergleichsverfahren erhöhte ſich im
Großhandel um 172 auf 484. Die Steigerung der Inſolvenzen ſowohl
im Einzel= wie im Großhandel iſt verhältnismäßig ſtärker als die Zu=
nahme
der Geſamtzahl der Konkurſe und Zwangsvergleiche in der
Wirtſchaft. Insgeſamt iſt nämlich die Zahl der Konkurſe von 1939 auf
1930 um 21.1 Proz, die der Vergleichsverfahren um 53,9 Proz. geſtiegen.
Reichsvertriebsſtelle des Deutſchen Beizenverbandes. Gemeinſam
vom Deutſchen Weizenverband G. m. b. H. und der Firma P. Kruſe,
Hamburg, wurde die Deutſche Weizenvertrieb G. m. b. H., Berlin,
gegründet. Dieſe Geſellſchaft hat die Aufgabe, die Verwertung des
Weizens des Weizenverbandes im ganzen Reichsgebiet zu vermitteln.
Außer der Deutſchen Weizenvertrieb G. m. b. H. ſind noch führende
Handelsfirmen und Genoſſenſchaften, z. B. die Rohſtoff=Einfuhr= Ge=
ſellſchaft
, Hamburg, und die Zentralgenoſſenſchaft Dresden, als Ver=
kaufsſtellen
des Weizenverbandes tätig.

Ein Tartell der Eiſenbahnmaterial=Erzeuger. Laut Journée In=
duſtrielle
haben ſich die bedeutendſten Eiſenbahnmaterial=Fabrikanten
Deutſchlands, Oeſterreichs, Belgiens, Frankreichs, Ungarns, Italiens.
der Tſchechoſlowakei und der Schweiz, die letzthin in Luzern zu einer
Sitzung zuſammenxraten, zu eiger Art Kartell zuſammengeſchloſſen,
um eine beſſere Aufteilung des Abſatzmarktes zu garantieren, die
Finanzfragen leichter zu löſen und durch eine Rationaliſierung zu einer
günſtigeren Geſtaltung des Geſchäftes beizutragen. Das Kartell wurde
auf ein Jahr gebildet und hat ſeinen Sitz in Paris.
Fuſion Eidgenöffiſche Bank und Schweizeriſche Kreditanſtalt. Zu
den ſich verdichtenden Gerüchten über ein Zuſammengehen dieſer beider
ſchweizeriſchen Großbanken, die vor allem auch an der letzten Berliner
Börſe ſtark beſprochen wurden, hören wir von unterrichteter Schweizer
Bankſeite, daß tatſächlich bereits ſeit längerer Zeit Verhandlungen mit
dem Ziele einer Fuſion inerhalb der Verwaltungsgwemien ſtattgefunden
haben, die jetzt bereits weit fortgeſchrittn ſind, aber bisher vertraulich
behandelt wurden. Die Urſache für eine Anlehnung der Eidgenöſſiſcher
Bank, deren Aktienkapital nach der 1938 erfolgten Erhöhung um 3
Mill. SFr. 100 Mill. SFr. beträgt, an die potentere Schweizeriſche
Kreditanſtalt (A.=K. 150 Mill. SFr.) erblickt man darin, daß das erſt=
genannte
Inſtitut in letzter Zeit verſchiedene größere Verluſte bei deut=
ſchen
Unternehmungen (z. B. Favag und Textor Baugeſellſchaft FFm.)
erlitten hat, wodurch eine Anſpannung des Status erfolgt ſein foll.

Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Wie wir hören, hat ſich in den letzten Tagen bei der Siemens u.
Halske A.=G. der Beſchäftigungsgrad der Werkſtätten ein wenig ge
hoben, ſo daß die Mehrzahl der bisher mit Kurzarbeit beſchäftigten
Arbeiter wieder voll arbeitet und darüber hinaus ſogar über 500 Neu=
einſtellungen
vorgenommen werden konnten. Dieſe Belebung iſt in
erſter Linie darauf zurückzuführen, daß es in der letzten Zeit gelungen
iſt, mehrere größere Auslandsaufträge hereinzubekommen.
Wie wir erfahren, ſchließt das Geſchäftsjahr 1929 der Stock Motor
pflug A.=G., Berlin, diesmal ohne Verluſt ab, nachdem noch im Vor
jahr ein Verluſt von 1063 118 RM. ausgewieſen wurde, um den ſich
der Geſamtverluſk auf 2 168 118 RM. erhöhte. Bekanntlich erfolgte zu
deſſen Deckung die Zuſammenlegung des Aktienkapitals im Verhältnis
10:1 mit gleichzeitiger Wiedererhöhung auf 10 Mill. RM.
Die Süddeutſche Mühlenkonvention hat mit Wirkung ab geſterr
den Preis für Weizenmehl Spezial 0 um 50 Pfg. auf 41. WM. er=
mäßigt
.

Ueber das Vermögen der Erſten Freiburger Nährmittelfebrik
Mufflar u. Co., Freiburg i. N., Inhaber Wilhelm Schenk, wurde der
Konkurs eröffnet. Zum Verwalter iſt Dr. W. Fittig=Freiburg beſtellt
worden. Erſte Gläubigewerſammlung am 7. Oktober.
Wie aus Kattowitz verlautet, hat die ſowjetruſſiſche Handelsvertre=
tung
m Polen mit den Zinkwerken in Oſt=Oberſchleſien einen Liefe=
rungBertrag
auf 2500 Tonnen Zink abgeſchloſſen. Die erſten Trans=
vorte
ſollen bereits mach Auffd eiirgenn ein:

Frankfurker und Berliner Efſekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 13. September.
Der letzte Tag vor den Wahlen brachte eine noch ſtärkere Zurück=
haltung
. Umſätze kamen daher an der Wockenſchlußbörſe nur in ge=
ringem
Umfange zuſtande. Die Tendenz zeigte aber auch heute wieder
eine nicht zu verkennende Widerſtandskraft, da man dem Ausgang der
Wahlen mit gewiſſer Zuverſicht entgegenſieht. Die Bankkundſchaft be=
teiligte
ſich faſt nicht am Geſchäft. Die ſchwache geſtrige New Yorker
Börſe blieb ohne Einfluß. Bei eher freundlicher Stimmung konnten
eimige Spezialwerte ſpäter etwas mehr in den Vordergrund treten.
Gegenüber der geſtrigen Abendbörſe ergaben ſich in der Mehrzahl kleine
Kursbeſſerungen. Vor allem wurde der Elektromarkt auf vereinzelte
ſchweizer Käufe etwas mehr bevorzugt. Geffürel und Schuckert gewan=
nen
je 1,5 Prozent, AEG., Licht und Kraft und Siemens lagen bis zu
1 Prozent feſter. Am Chemiemarkt beſtand für Rütgerswerke mit plus
17/s Prozent verſtärktes Intereſſe. J. G. Farben und Deutſche Erdöl
lagen nur wenig gebeſſert. Von Warenhausaktien konnten ſich Karſtadt
um 1,5 Prozent befeſtigen. Kunſtſeidenwerte waren bis zu 1 Prozent
höher. Der Montanmarkt hatte nur kleines Geſchäft. Nur Phöni=
traten
mit plus 15 Prozent etwas mehr hervor. Gelſenkinchen dagegen
leicht gedrückt. Banken nur leicht gebeſſert. Daimler gaben etwas
nach. Gefragt waren noch Zellſtoff Aſchaffenburg, die 1,75 Prozent ge=
wannen
. Am Rentenmarkt neigte Altbeſitzanleihe etwas zur Schwäche,
während von Ausländern Türken leicht anzogen. Goldmerikaner da=
gegen
weiter abgeſchwächt.
Im Verlaufe wurde das Geſchäft in Spezialaktien unter Führung
von J. G. Farben und Elektroaktien auf Wochenſchlußdeckungen etwas
lebhafter, wobei ſich gegen Anfang Erhöhungen bis zu 1 Prozent er=
gaben
. Die Nebenmärkte lagen ſtill und unbeachtet. Gegen Schluß
machnte ſich ziemlich reges Intereſſe für Kunſtſeidenwerte geltend, die bis
1 Prozent gewannen. Die Börſe ſchloß in freundlicher Stimmung. Am
Geldwarkt war Tagesgeld mit 3 Prozent unverändert. Am Deviſen=
markt
lag der Dollar gegen Pfunde unverändert feſt. Mark gegen Dol=
lar
4,1980, gegen Pfunde 2 40½, London-Kabel 4,8600, Paris 1B3,76,
Mailand 92,81, Madrid 44,60, Schweiz 25,05½, Holland 1207½=
Berlin, 13. Sept.
Die heutige Samstagsbörſe eröffnete trotz der bevorſtehenden Wah=
len
und trotz des ſchwachen Börſenſchluſſes in New York in wider=
ſtandsfähiger
Haltung. Es ergaben ſich bei ſehr kleinem Geſchäft und
freundlicher Grundſtimmung zumeiſt kleine Beſſerungen; in einigen
Papieren beſtand Intereſſe für Vorprämien per Ultimo Oktober, aber
anch für Montag und Dienstag ſollen Geſchäfte dieſer Art über den
ſonſt üblichen Sätzen abgeſchloſſen worden ſein. Außerdem beſtand bei
der Baiſſeſpekulation etwas Deckungsneigung, zumal die Wahlverſamm=
lungen
bisher über Erwarten ruhig abgelaufen ſind und aus dieſem
Grunde eine beruhigtere Auffaſſung der politiſchen Situation Platz
gegriffen hat. Nach den erſten Kurſen blieb das Geſchäft ſchleppend,
die Kurſe bröckelten etwas ab, nur Deutſch=Atlanten, die ſchon 1 Pro=
zent
höher eröffneten, gewannen weitere 2 Prozent, und Motoren Deutz
holten die Hälfte ihres einprozentigen Anfangsverluſtes wieder auf.
Später gewannen Gesfürel 1 Prozent, und auch einzelne Montane
jogen bis zu 1 Prozent an. Gegen 12 Uhr wurde es am Siemens=
Markt auf eine Meldung, derzufolge die Mehrzahl der bisherigen Kurz=
arbeiter
wieder vollbeſchäftigt wird und darüber hinaus 500 Neuein=
ſtellungen
vorgenommen worden ſind, lebhaft, und der Kurs zog ziem=
lich
ſprunghaft um etwa 2 Prozent an. Von Montanwerten waren
Höſch, Mannesmann=Röhren und Köln=Neuſſen auf Käufe einer
Großbank mehrprozentig erhöht. Auch die übrige Börſe konnte von
dieſen Bewegungen etwas profitieren. Anleihen und Ausländer lagen
faſt geſchäftslos und kaum verändert.
Viebmärkke.
Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. b. B. am Samstag, den
13. September, waren 462 Tiere aufgetrieben. Verkauft wurden 378
Stück, und zwar Läufer das Stück von 2545 Mark. Milchſchweine das
Stück von 1125 Mark, Einleger das Stück 70 Mark. Der Markt=
verlauf
war gut.
Ferkelmarkt Groß=Gerqu. Auftrieb: 89 Ferkel. Die Ferkel koſte=
ten
1830 Mark pro Stück. Der nächſte Ferkelmarkt findet am Mitt=
woch
, den 24 September 1930, vormittags 8.30 Uhr auf dem Markt=
platz
dahier ſtatt.

Brodukkenberichte.
Mainzer Produktenbericht, Großhandelseinſtandspreiſe per 100
Kilo loko Mainz am Freitag, den 12. September: Weizen 25, Rog=
gen
16, Hafer 16,50, Braugerſte 20,2522, Induſtriegerſte 17,7518,25,
Futtergerſte 1717,50, Malzkeime 10,5011,50, ſüdd. Weizenmehl
Spez. 0 41,65, Rogenmehl 60 Prozent 272, Weizenkleie fein 7,25,
dito grob 7 75, Roggenkleie 77,50 Biertreber 10,60, Erdnußkuchen 14
bis 14,75, Kokoskuchen 14,7519, Palmkuchen 10,2510,75, Rapskuchen
1010,75, Kleeheu loſe 5, dito geb. 5,40, Wieſenheu loſe 5,505,80, dito
geb. 6. Maſchinenſtroh 3, Drahtpreßſtroh 3,50, Weiße Bohnen 37.
Tendenz: ruhig.
* Rheinheſſiſche Obſtgroßmärkte. Die Obſtverſteigerung der Ingel=
heimer
Obſt= und Gemüſeverwertungsgenoſſenſchaft fiel am Freitag
aus. Im freihändigen Verkauf koſteten Birnen 2527 Pfg. pro Pfund.
Auf der Heidesheimer Obſtauktion koſteten bei guter Nachfrage:
Aprikoſen und Pfirſiche 2035, Zwetſchen 910, Birnen 726, Aepfel
523, Nüſſe 4552, Trauben 1819, Tomaten 49 Pfg. das Pfund.
Auf dem Gau=Algesheimer Verſteigerungsmarkt wurden erlöſt für
Pfirſiche 1820, Tomaten 6, Zwetſchen 7,59,9, Birnen 8R, Aepfel
823. Nüſſe 4050 Pfg. das Pfund.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Marktlage: Infolge der
weiter ſtark zurückgegangenen Produktion lag der hieſige Markt zum
Wochenſchluß ſehr feſt. Die Preiſe konnten teilweiſe recht erheblich an=
ziehen
. Der Abſatz war noch nicht voll befriedigend, aber im großen und
ganzen ziemlich gut. Es notierten in Pfennigen ver Stück: Italiener
nicht am Markt, Bulgaren 9,7510,50; Jugoflawen 9,7510,00; Rumä=
men
9,509 75; Ruſſen nicht am Markt; Polen 7.508,00; Chineſen
nicht am Markt; Holländer 12,0014,50; Dänen 12,0014,50; Belgier
12.5013,50; Franzoſen nicht am Markt; Schleſier 10,5011.00; Bahern
10,0010,50; Norddeutſche 10,5013,00. Auslandseier unverzollt ab
Grenzſtation. Inlandseier ab Station.
Frankfurter Butter=Großhandelspreiſe. Tendenz: feſt. Auslands=
butter
(holl.) 1 Faß (50 Kg.) 1,74, einhalb Faß 1,76, in Halbpfundſtücken
178 deutſche Molkereibutter 1,60 Mark das Pfund im Großhandels=
verkehr
.
Berliner Produktenbericht vom 13. September. Am letzten Tage
vor den Wahlen hat ſich am Produktenmarkte das Inlandsangebot gegen=
über
den Vortagen eher noch verſtärkt, ſo daß die Bemühungen der
Stützungsgeſellſchaft, das Preisniveau auch am Weizenmarkte zu halten.
wieder vergeblich waren. Trotz erneut umfangreichen Interventionen
ſetzten die Lieferungspreiſe 13 Mark niedriger ein. Roggen wurde
auf unverändertem Niveau krampfhaft gehalten. Die Schätzungen über
das aufgenommene Quantum gehen ſtark auseinander, liegen aber unge=
fähr
bei 40 000 Pfund. Im Freimarkte war das Geſchäft ſtark beein=
trächtigt
. Die Forderungen lauteten für Promptmaterial entgegenkom=
mender
. Gebote lagen für Weizen etwa 3 Mark, für Roggen 12 Mark
unter den geſtrigen. Stützungskäufe dürften wenigſtens für Roggen,
in unverändertem Umfange erfolgen. Das Mehlgeſchäft bleibt ſchleb=
pend
, Hafer in guten Qualitäten zu ſtetigen Preiſen umgeſetzt, der Lie=
ferungsmarkt
lag matter. Gerſte ſtill.
Amerikaniſche Kabelnachrichken
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 13. Sept.:
Getreide. Weizen: September 80½, Dezember 85½, März
1931 89½, Mai 92½: Mais: September 92½, Dezember 87, März
1931 87½, Mai 893; Hafer: September 36½4, Dezember 40,
März 1931 42, Mai 43½; Roggen: September 56, Dezember 60,
März 1931 64½, Mai 67.
Schmalz: September 11,50, Oktober 11,42½, Dezember 11,05,
Januar 10,92½.
Speck, loco 14,50.
Schweine: Leichte 10.3511, ſchwere 10.1510,85; Schweine=
zufuhren
in Chicago 6000, im Weſten 19000.
Baumwolle: Oktober 10,96, Dezember 11.17.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 13. Sept.:
Schmalz: Prima Weſtern 12,25; Talg, extra loſe 5½.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 100, Hartwinter,
neue Ernte 91; Mais, loco New York 95½; Mehl: ſpring wheat
clears 4,505,00; Fracht nach England 1,62,3 sh, nach dem
Kontinent 89 C.
Kakao: Geſchloſſen.

Oeviſenmarkt
Berliner Kursbericht
vomt2 Setenberoso Deutſche Bank und Disconto=Geſellſchaft vomta Septenber19zo

Med4
Danatbamk. 181. Geſtr. Lieferung ſ.
3. G. Farben 130.
152.625 Knee
Rütgerswerke Mtie
56.625 Helſingtor 100 finn. Mk. Währung ſGeld 10.55 Brieſ
10.571 Schweiz D
100 Franken Reit
81.34 Bruf
zu50 Deutſche Bank u. 123.75 Gelſ. Bergw. 109.75 Salzbetfurth Lali 329.50 Wien 100 Schilline 459. 215 59.331 Spanien 100 Peſetas 45.30 46.00 Disconto=Geſ. Geſ.f.elektr. Untern. 142.625 Leonh. Tietz
Prag 100 Tſch. Kr 12.443 12.46: Danzig
100 Gulden 181.50 81.86 Dresdner Ban 124. Harpener Bergbau 101.75 Verein. Glanzſtof 123.
Budape 100 Pengo (73.44 73.50 Japan 1 Men 2.069 2.073 Havag, 91. Hoeſch Eiſen 90. Verein. Stahlwerke 78.
Soſig 100 Leva 3.035 3.041 Nio de Janerrolt Milreis 0.421 0.423 Hanſa Dampfſch. 131. Phil. Holzmann 85.75
203.
83.75
90.75 Weſteregeln. Alkal 206.50
Hollank 100 Gulden 168.75 169.08 Jugoſlawien. 100 Dina 7.420 7.442 Nordd. Llohyd 91.875 Kali Aſchersleben Aosb.=Nrnb. Maſch. 68.875 Oslo 100 Kronen 112.18 112.40 Portugal. 100 Eseudos 18.82 18.e6 A. c. G. 138.625 Rlöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bow. Baſalt Linz 32.625 Koper nhagen 10c 0 Kronen 112. .21l112.4 Athl 100
en 0 Drad chm.) 5. Bahr. Motvrenw. 57.75 Berl. Ka= rlsr. Ind. 56.125 ! Stoe cholm ſ10 00 Kronen 111. 2.63/ 112.85) Iſtan mbu
1 türk. * J. P. Bemberg 91.50 Hirſch Kupfer 124. Lond don 1 s.Stg. 20.377/20 421 Kairt v. Bergmann Elektr. 165.50 Mannesm. Röhr. 85.25 Hohenlohe=Werke 62. Buenos=Aires 1 Pap. Be ſo 1.528 1.532 Kanado
eango Doll 4170 1200 Berl. Maſch.=Bau 43.50 Maſch.=Bau=Untn. 41.50 Lindes Eismaſch. 162. New Yorl. 1 Dollar 4.1925 4.2005
uruguar 1 Goldpeio 3.487 3.493 ſonti=Gummi. 1143. Nordd. Wolle 71.75 Herm. Poege Belgien. 100 Belga 58.45 5a.57
Jsland 100 eſtl. Kr. 92.21 92.39 Deutſche Cont. Gacht 134.875 Oberſchleſ. Korsw. 86. BogelTelegr. Draht 7475
Italien 100 Lire 21,98 22.00 Tallinn Eſtl.)1 100 eſtl. Kr. 111.72 111.95 Deutſche Erdöl 74. Orenſtein & Koppel 58.50 Banderer=Werke 40.
Paris 100 Franes 16.46 16.50 Nigg 100 Lats 80.3. 20 98

*

Loharbant, Kordmtänongefeafchafe
Frankfurter Kursbericht vom 13. Sepiember 1930.

Pne
6%
6% Baden.......
82 Bahern ....../101
8%
....
8% beſſen v. 28
8% v. 29
6% Preuß. Staat.
8% Sachſen .....!
6% Sachſen......
12 Thüringen ...
Diſche. Anl. Auslo
ſumgsſch. 4iſ, Ab=
ſöſungsanl
. . . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)

Dtſche. Schutzge=
bietkanleihe
...
8½ Baden=Baden.
62 Berlin .......
8% Darmſtabt b.*
.*
85
79 Dreßben .....
88 Frankfurt a. B.
Schätze. -b. 2
720 Frankfurtv. 26
6% v. 28
8% Mainz......
s% Mannheim v. 26
.27
6%
88 München ....
82. Rürmberg ...
8% Wiesbaden

8% beſſ. Landesbl.
Goldpfbr. ..
Goldpfbr.
85
Goldoblig.
4½% Heſſ. 2d3.,
Shp.=Bk.= Liquid.
4l.% Kom.=Obl.
8% Preuß. Ods..=Anſt. G. Pf.
sX. Golboblig.

101.25
87.75
81.5
85.5
go
95
98.75
82.25

82.4
7.95

2.65
91.765

80
89

B
78.75
*=
96.5

98.5
90
96
HrG
76i.
1o1
D7.5.

Weie Lu4
Bk. Girozentr. fürl
Heſſen .Goldobl.
8½Kaſſeler Land.
fredit Goldpfbr.,
1 6%
8% Naſ. Landesbr.
16%
4½% Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.-Anl.
*Ausl. Ser. I
*Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm=
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Ghp.=Bt.
72
4½%Liqu.=Pfbr.
18% Frkf. Hyp.=Bk..
72
4½% Lig.Pfbr.
8% Pfbr.=Bk.
1720
4½B Bg. Pfrb.
18B Meiz.Shp.=Bk.
4½% Lio. Bfbr..
18% Pfälz. Hhp.=Bk.
4½% Lia. Pfbr
8% Preuß. Boden=
gred
.=Bank ....!
4½.% -Lig. Pfbr..
8% Preuß.Centrl.=
Bodener.=Bark
4½% Lig.Pfbr.
18% Rhein. Hyp. Bk.
2
4½%Lig. Bfbr..
8% Rhein.=Beſti.=
Bb.Fredit ...
8% Güdd. Bod.=
Ered.=Bant ....
728.
4½% Lig. Pfbr.
182 Württ. Shp.=B.

1o0
85.75
87

61.8
741.

6% Daimler=Bemzl. 74.5

14

g7.5
99.5
96.5
88
98.
95
gorf.

99.5
90
100.25
89
99.5
8744
99.25
9s
9o.2

99.5

P
% Klöckner=Werke
7%0 Mainkrw.v. 26.
7%0 Mitteld. Stahl.
82 Salzmannu. Co.
7% Ver. Stahlwerle
8% BoigtcHäffner
J. G. FarbenBond=
5% Bosn. 2.E.B
5% L.Inpeſt.
4½% Oſt. Schätze
42 Oſt. Golbrentel
5 Bvereinh. Rumän
4½½
4%
4% Türk. Admin.
4% 1. Bagdad
4½ Zollanl.
4½% Ungarn 1913
4½% 1914
4%
Goldr.
42
1910
Aktien
Eig. Kunſtzide unte
A. C. 6.........
AndreaeNorts Bahr/!
Aſchaffbg. Brauereil!
Zellſtoff
Bemberg J. P...
Bergm. El.=Berke.
BrownBobericcie.
Buderus Eſen....
Cemen 1 Heidelbero
Karlſtadt
J. 6.Chemie, Baſel
Chem.Werke Abert
Chade .........."!
Contin. Gummiw.
Linoleuml=
Daimler=Benz AG.
Dt. Atl. Telegr. ..
Erdöl .......
Gold=u. Silber=
ſheideEnſtalt
.

J
86
87.5
86.
99
24.25
24.25
40.75

187.75
104
149
94.75
93

uo3
120
181
45

u78.5
29
104.5
73.25
Haru5

D D
Eiſenhandel..
Oyckerhoffu. Widm.
Eichbaum=Werger.
Eleftr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraf
Eſchw. Bergwerk.
EßlingenMaſchinen
EttlingenSpinnerei
Faber & Schleicher
J.G.Farbeninduſtr. 152.25
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
...
Frkft. Gas.
Hof.
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergweri/110
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger. 165
Hafenmühle Frrft. 125
Hammerſen (O2n.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hülvertärmatrſbr. 76.5 Schugert.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. ...
Hochtief Eſſen ...
Holzmann. Phil.
Flie Bergb. Stamm/221.5
Genüſſe
Junghans.
Ta liChemte..
Aſchersleben:
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. .. . ..
Klein, Schanzlin .
Liöcknerwerke ..
Lahmeher & Co.
Laurahutte ..
Lsch, Augsburg.
Löwenbr. Münch. 1217
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt.

Mie che Nas Mainzer Akt.=Br. 85.5 Mannesm.=Röhren 84.5 Mansfeld Bergb.
Metallgei. Frankf. 1a1.5
219
39 Miag, Mühlenbau. MontecatiniMaild. 45.5 MotorenDarmſtadt deutz 109 Oberurſe * Overbedar!" 50.75 74 Phönix Berabau". 79 130 Reiniger, Gebbert. 1o7 50 Rh. Braunkohlen 29.75
30.5 Elektr. Stamm. 133.5 Metallwaren. 92 Stahl
142 verke.... Riebeck M. ontan. 55.5 Roeder Gl b. Darmſt. Rütgerswerke. Sachtleben A. G. . 11ro Salzdetfurth Kali. 325 165 Salzw. Heilbronn. 210 Schöfferhof=Bind. 226.5 140 Schramm, Lackfabr. 7 Schrtiftg. Stempel. Elettr. . 124 Schwarz=Storchen. 133 26
84.75 Siem. Glasinduſtr. Siemens & Halete
Südb. Immobilien
40.5 Zucker=A. G. 118.75 Spenska Tändſticks 33.25
Tellus Bergbau.. 99 200
85 Thür. Liefer.=Geſ. 90 Tietz Leonhard ... 101.75 Tucher=Bre auerei.. 130 unterfranken 1104 Beithwerte . Ver. f. Chem. Ind. 60 40.5 Stahlwerke ... 78.5 97.75 Strohſtoffabr. 154 Ultramarin ... 145 49.5 Vogtländ. Maſchin. 43.5 14.5 Boient & Haeffner. 150

D
Begelin Rußfabril
Weſteregeln Kalt. /206
Zellſtoff=Verein ...! 64
Waldhof.....
Memel
Aaig. Dr. Crevuanſ
Badiſche Bant ..
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBanwerein
Baher. Hyp. u. W./134
Berl. Handelsgeſ.=
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37

[ ][  ][ ]

Nummer 254

Sonntag, den 14. September 1930

Seite 15

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Die Beutſce Siaaispatiel
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erklärt in Plakaten und Inſeraten, daß Streſemann, wenn er
noch lebte, ſich zur Staatspartei bekennen würde. Als Kronzeuge
für dieſe Behauptung bezieht ſie ſich auf Auslaſſungen des älteſten
Sohnes Streſemanns, Dr. Wolfgang Streſemann.
Herr Dr. Wolfgang Streſemann ermächtigt daher die National=
liberale
Correſpondenz zu folgender Erklärung:
Die Staatspartei veröffentlicht Inſerate und Plakate, die in
ihrer Aufmachung leicht den Anſchein erwecken, als ob mein
Vater, wenn er noch lebte, die Parole ausgeben könnte, für
Liſie 6, Deutſche Staatspartei, einzutreten. Dieſes Inſerat beruft
ſich auf meinen in der Kölniſchen Zeitung Nr. 416, Abend=
ausgabe
vom Freitag, den 1. Auguſi, veröffentlichten Aufſatz:
Volkspartei und Siaatspartei‟. Die zitierie Stelle iſt jedoch
aus dem Zuſammenhang geriſſen; ich habe ausdrücklich
betont, daß, wenn auch das Programm der Staatspartei mit den
Ideen meines Vaters konform geht, die Staatspartei in
ihrer Zuſammenſetzung den Intentionen meines Vaters
nicht entſpricht. Daher darf die Staatspartei auf Grund
meines erwähnten Aufſatzes nicht etwa dartun, daß ſich mein
Vater für die Liſie 6 entſchieden hätte.
Berlin, den 12. September 1930.
gez. Wolfgang Streſemann.
Es bleibt alſſo dabei:
Nicht die Staatspartei,
jondeen Seutſche Sollspartei, Aifte d,
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Seite 16

Sonntag, den 14. September 1930

Nummer 254

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Nur noch 2 Tage!

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Schwung seiner Handlung und in
der atemberaubenden Sensation der
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Jack Holt, Lila Lee, Ralph Gräves
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Räumung durch die englische Besatzung
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schem
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Lieder und Gesänge, und das Ganze gestellt
in die herrlichen Landschafts-Scenerien
des Rheins, ein ebenso origineller wie
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In den Hauptrollen• Daisy dOra.
Truus van Alten. 1go Sym, Julias
Falkenstein, Emil Rameau, Carl Balhaus.
Jugendliche zugelassen!
Dazu das gute Belprogramm.
Beginn 2, 4.10, 6.15, 8.20 Uhr.

Am Schluß der Abend-Vorstellungen
werden die vorliegenden Wahl-Resultate bekannt gegeben.

DER GREIEER
ist im Darmstadt.

Achtung!

Achtung!

Wer fasst Ihn?
Wer ist Messer Jack?
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(V.13685
gesetzt.

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14. September 1930

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14. Beptember 1930

iluſtrierte Wochenbeilage

Nummer 37

IHIHIA

annnannnnnnr

Hindenburg in Luriſtan.
2
Von Giſelher Mumm.
Hamadan (Perſien).
Die Sonne ſteht noch immer ſteil am Himmel und ſendet
ihre unerträglichen Gluten auf die arme, vor Durſt
ſchreiende Erde Perſiens. Immer noch kein Negen zu
erwarten, denke ich, ſetze meinen Cropenhelm auf und
begebe mich in das Städtchen Mohammera, in der leiſen
Hoffnung, auf meine Frage: Wann geht die Karawane
übers Hochgebirge? endlich einmal eine andere Antwort
zu erhalten, als immer das Gleiche: Fardag, inſch Allah.
(Morgen, ſo Allah will.) Je lächelnder und überzeugter
dieſe Worte ausgeſprochen werden, um ſo länger, weiß
ich. wird es dauern. Alſo warten! Unerträgliches Warten,
das aus Stunden Tage macht und aus Cagen Wochen.
Und ausgerechnet hier in Mohammera, dem Eldorado der
Moskitos, die an ihren kleinen Stechwerkzeugen Cau=
ſende
von Bazillen orientaliſcher Krankheiten tragen. Nach
Meſopotamien, meinem eigentlichen Neiſeziel, konnte ich
nicht hinein, da die Engländer zu dieſer Seit jedem deut=
ſchen
Staatsangehörigen die Einreiſeerlaubnis verweigerten.
Alſo beſchloß ich, mit der Karawane über das Hoch=
gebirge
zu gehen, um von dort aus die Straße Bagdad
Ceheran zu erreichen.
Eines Cages iſt es endlich ſo weit! Um 5 Uhr morgens
bricht die Karawane auf. Ich bin der einzige Europäer

unter den 30 bis 40 Mann. Mein Kamel, das mich mehr
als 14 Cage auf ſeinem Nücken tragen ſoll, nenne ich aus
einer unklaren Gedankenverbindung heraus Eliſe‟.
Wir reiten zunächſt nur durch Sand, beinahe glühenden
Sand, und auch die Atmoſphäre iſt ſo mit Glut ge=
ſchwängert
, daß man ſie gar nicht mehr als heiß empfin=
det
. Das macht die Gewohnheit.
Nach Cagen verändert ſich die Landſchaft endlich.
Weniger wird der Sand, dafür reiten wir aber durch

ſumpfiges Gebiet, das die Nähe eines Flußlaufs anzeigt.
Eine Stunde noch, und wir ſtehen, am Ufer des Kercha,
eines der waſſerreichſten Flüſſe Perſiens, der ſich bei
Korna in Meſopotamien in den Cigris ergießt. Jetzt hat
die Waſſernot für Menſch und Cier ein Ende. Ein Auf=
atmen
geht durch die ganze Karawane. Die Kamele und
Mauleſel trinken ſich ſatt und machen ſich dann daran, ihre
leeren Mägen mit dem ſaftigen Gras und Strauchwerk
zu füllen, das in üppiger Sülle den Fluß zu beiden Seiten
einrahmt. Ich nehme ein Bad, um mich von Schmutz und
Staub zu reinigen, und im Schein der untergehenden Sonne
waſchen die Perſer ihre Füße im Fluſſe und murmeln dabei
die vorgeſchriebenen Gebete.
Am nächſten Cage brechen wir ſehr frühzeitig auf. Lang=
ſam
erhebt ſich vor uns das Gebirge; noch eine Cagereiſe,
und wir kommen in wildromantiſch ausſehende Gebirgs=
züge
, halten Naſt in zerklüfteten Gebirgsſpalten, die uns
Schatten ſpenden dieſen ſo ſeltonen Schatten, den jeder
Orientreiſende mit Jauchzen begrüßt. Wir ſind in Luriſtan.
Die Luren, ein wildes, fernab von jeder Kultur lebendes
Gebirgsvolk, ſtehen dauernd mit Nizah Schah, dem Be=
herrſcher
der Perſer, im Kleinkrieg. Sie haben ſich ihm
gegenüber ihre Selbſtändigkeit faſt gänzlich bewahrt. Sie
gehören zu den nomadiſierenden Stämmen Perſiens und
führen ein Daſein von nicht zu überbietender Einfachheit.
Ihr ganzer Neichtum beſteht in Schafen und Siegen, die
ihnen alles liefern, was ſie brauchen: Nahrung, Kleidung
und ſogar Wohnung, denn die Zelte, die ſie im Sommer im
Gebirge, im Winter in der Ebene aufſtellen, werden aus
ſchwarzem Siegenhaarfilz, den die Frauen weben, gefertigt.
Geld kennen ſie ſo gut wie gar nicht. Einkäufe machen
ſie auf dem Wege des Cauſchhandels. Die Luren ſind, wie
die Perſer, indogermaniſcher Abſtammung, aber ſie ſind
nicht ſo fanatiſch religiös wie die Perſer und unterſcheiden
ſich im Charakter von ihnen durch größere Gaſtfreundlich=
keit
, Creue, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit.
Ben Gadiwah, unſer Karawanenführer, iſt, wie er
mir unterwegs erzählte, luriſcher Abſtammung. Freudig
lächelnd verkündete er mir auch noch folgendes: Sahib,
eine Farſang (fünf Kilometer) weiter kommen wir in ein
luriſches Dorf, deſſen Oberhaupt mein Freund und Bruder
iſt. Es wird dich erheitern, zu wiſſen, daß mein Freund Ali
Niſchni einen Schnaps braut, der einzig iſt. Aber Ben
Gadiwah, Mohammed hat den Alkoholgenuß verboten, du
biſt doch ein gläubiger Mohammedaner! Was tut es,
Sahib, wir ſetzen uns in meines Freundes Hütte, dann kann
uns Mohammed vom Himmel aus nicht ſehen, wenn wir
Schnaps trinken. Ich muß aus vollem Halſe lachen, Ben
Gadiwah aber ſchüttelt den Kopf. Er wundert ſich, daß
ich kein Verſtändnis für den ſeiner Meinung nach ſo
ſchlauen Einfall habe.
Wir reiten weiter und halten dann am Nande eines
Zeltdorfes. Ben Gadiwah gibt einige Anordnungen und
führt mich dann in das Dorf zu ſeinem Freunde Ali
Niſchni, der, wie immer, nichtstuend vor ſeinem Selt ſitzt.
Wir begrüßen uns nach mohammedaniſcher Sitte, die rechte
Hand auf der linken Bruſt, mit dem ſo wohlklingenden
Salem Aleikum, Aleikum Salem. Ein lebhaftes Geſpräch
entſpinnt ſich zwiſchen den beiden, das Ali mit dem begei=
ſterten
Ausruf unterbricht: Marſchallah, Marſchallah, ine
Almani! (Donnerwetter, ein Deutſcher.) Und dann zu
mir gewandt: Sahib, gib mir die Ehre, mein Gaſt zu
ſein, ſolange du willſt. Allah ſei geprieſen, der dich in
meine Hütte brachte! Und dann gießt er Schnaps ein und
bringt am Spieß gebratenes Fleiſch und Eier und Pilaw
(Reis). Als Celler bekommt jeder eine Scheibe Brot, das
aus Durra, einer Art Hirſe, gebacken wird. Schweigſam
nimmt man die vorzüglich ſchmeckende Mahlzeit ein. Es iſt
mir nur unbegreiflich, wie Ben Gadiwah dieſen Schnaps
trinken kann, als ſei es Waſſer. Bei jedem Schluck ſchaut
er ängſtlich nach dem offenen Eingang des Seltes, wendet

ſich dann um, ſo daß er die Oeffnung im Rücken hat, und
trinkt. Ja, ja, es könnte doch ſein, daß Allah durch die
Cür ſieht und dein frevleriſches Cun beobachtet, ſage ich
lächelnd. Ali Niſchni lacht über meine Bemerkung.
Sahib, hat denn euer Gott den Alkohol nicht verboten?
Nein, denn Gott gab dem Menſchen den Verſtand,
damit er wiſſe und empfinde, wann er genug getrunken hat.
Aber Allah hat ſcheinbar vergeſſen, euch Verſtand zu ge=
ben
, denn ſiehe, Ben Gadiwah iſt bereits betrunken. Ali
Niſchni hebt wortlos den Berauſchten auf und trägt ihn in
eine Ecke der Hütte.
Nach und nach geſellen ſich Männer zu uns, die wohl
gehört haben, daß ein Almani bei Niſchni zu Gaſt iſt. Sie
haben ihre Opiumpfeifen mitgebracht, und jeder bemüht ſich,
ſo ſchnell wie möglich Nauch zu entwickeln. Ein ſüßlicher
Geruch verbreitet ſich in der Hütte. Alles ſchweigt. Plötz=
lich
ertönt die blecherne Stimme eines alten Luren: Du
biſt ein Deutſcher, Sahib? Dann erzähle uns doch einmal
die Geſchichte vom Schah Hindenburg! Hindenburg?
Ein großes Staunen befällt mich. Ich habe wohl gehört,
daß Naggals (Märchenerzähler von Beruf) den Namen
dieſes großen Deutſchen in ihre Geſchichten und Sagen mit
eingeflochten haben, und daß auf dieſe Weiſe der Name
Hindenburg von Mund zu Mund durch ganz Perſien ge=
drungen
iſt. Aber ihn auch in dieſem entlegenen Ort zu
hören, wohin kaum eine Seitung gelangt, wo kaum ein
Menſch leſen und ſchreiben kann, das machte einen unge=
heuren
Eindruck auf mich. Ein ſtolzes Gefühl erfüllte mich,
zu dem Volk zu gehören, das einen Heerführer und Helden
hat, deſſen Name bis in dieſen luriſtaniſchen Ort ge=
drungen
iſt.
Biſt du ein Naggal? fragte ich den alten Luren, der
dieſe Frage bejahte. Dieſe Naggals ſind von weſentlicher
Bedeutung.
Dieſe Naggals ſpielen im perſiſchen Volksleben eine
weſentliche Nolle, denn ſie allein ſind es, die Wiſſen und
Kultur, wenn auch in ſehr primitiver Form, in das Volk
hineintragen.
Und ich erzählte nun den andächtig Lauſchenden die Ge=
ſchichte
vom Krieg und von Hindenburg. Die Stunden ver=

gehen, die Männer in der Hütte in dieſem entlegenen Win=
kel
des luriſchen Hochgebirges vergeſſen alles um ſich
herum, ſogar ihre Opiumpfeifen.
Und ich weiß, daß morgen und übermorgen und noch
lange Zeit der alte Naggal mit der blechernen Stimme ein
gutes Geſchäft machen wird. Von Dorf zu Dorf wird er
gehen und ſeinen Brüdern die Geſchichte erzählen von dem
ſchon zu ſeinen Lebzeiten ſagenumſponnenen Helden
Hindenburg.

Hnnnannnnnnnannannnnnnnngnnnnnnnnnnn
innnnnnn

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Die Poſt
im Laufe der Jahrtauſende.
In der Steinzeit. Die Sentner=Poſt der Pharaonen. Die
Schädel=Poſt. Die Meilenſteine des römiſchen Weltreichs.
Die Poſt der Ordensritter. Die erſten Briefmarken.
Der Weltpoſtverkehr.
Von Harry v. Hafferberg.
Nach einer Pauſe von über 25 Jahren findet
vom 12. bis 24. September in Berlin eine Inter=
nationale
Poſtausſtellung ſtatt. Den Vorſitz hat
der preußiſche Miniſter der Wiſſenſchaft, Kunſt und
Volksbildung übernommen. Dem Ehrenausſchuß
gehören alle in Berlin akkreditierten Botſchafter
und Geſandten an. Der Garantiefonds, der das
Gelingen der Ausſtellung, der bisher größten in der
Welt, ſichern ſoll, hat 60000 Mark überſchritten.
Der nachfolgende Aufſatz ſchildert kurz die Ge=
ſchichte
der Poſt, von der dunkelſten Steinzeit bis
zu unſeren Cagen.
Grobe Symbole waren es, die in vergangenen Jahrtauſen=
en
durch Läufer in andere, fremde Länder getragen wurden.
Auf Steinen, Baumrinde, Leder, Metall, Lehm und Palmblätter
auf alles, was der Menſch greifen konnte, meißelte und
kritzelte er ſeine erſten Briefe‟. .. . 3000 Jahre v. Chr. ſam=
melte
Aegypten ſchon umfangreiche Bibliotheken aus gebrann=
tem
Lehm, in Form von flachen Cafeln, und die Depeſchen=
kuriere
(Hemerodromen) klagten bitter über die Sentnerlaſt der
pharaoniſchen Poſt. Mit der Schreibkunſt waren indeſſen nur

die Prieſter und Schriftgelehrten vertraut. Die taube Stimme‟
war eine Gottesgabe, dem gewöhnlichen Sterblichen unzugänglich
Und dieſes zum Glück. Kaum auszudenken, wie es ſonſt um die
Poſt-Beförderung im alten Aegypten beſtellt geweſen wäre. ..
Sur Ablöſung der erſten elementaren Schrift=Symbole der
Menſchheit Stein, Schwert, Sweig oder Cierbild erſchien
allmählich die ſogenannte Schnur= oder Netz=Schrift, die
ſich teilweiſe noch bis zum heutigen Cage in Polyneſien und
Nord=Weſt=Afrika erhalten haben ſoll. Man kann dieſes
aus Schnüren beſtehende Schreibzeug in verſchiedenen Farben zu=
ſammenſtellen
, knoten, ein ganzes Netz flechten: es hat immer
einen anderen Sinn und eine andere Bedeutung. Die aller=
älteſten
chineſiſchen Briefe beſtanden gerade aus dieſen
Netzen oder Spitzen wie ſie gleichfalls genannt wurden. Es
war eine Geheimſchrift, und nur derfenige, der den Schlüſſel zu
dieſem Knotenſuſtem beſaß, konnte das Nätſel der Geheimſchrift
löſen.
Die alten Griechen benutzten in ihrem ſchriftlichen Verkehr
mit Heerführern und Prieſtern beſonders zugeſchnittene Bänder
aus Papyrus oder Leder, die ſpiralförmig auf runde Stöcke ge=
wickelt
wurden. Beim Aufzeichnen der Mitteilung mußte das
Band in aufgerolltem Suſtande ſein. Doch nach Beendigung der

Niederſchrift entfernte man den Stock und ſchickte allein das
Band dem Adreſſaten zu. Um die Schrift leſen zu können, mußte
das Band wieder aufgewickelt werden, und zwar auf einen genau
ſo dicken Stock, wie es der erſte geweſen. Der Umfang des
Stockes wurde zwiſchen den beiden Korreſpondierenden im vor=
aus
vereinbart, ſo daß es beim geringſten Maßunterſchied un=
möglich
war, die Schrift zu entziffern. Aber außer dieſer Stock-
Schrift wurden auch zahlreiche andere Mittel angewandt, um
das Briefgeheimnis vor dem Feinde zu ſchützen. So raſierte
man beiſpielsweiſe nicht ſelten den Kopf eines Sklaven und malte
mit ätzender Farbe den Brief auf die kahle Haut des Sklaven=

ſchädels. Der Sklave hatte nun ſolange zu warten, bis wieder
dichtes Haar ſein Haupt bedeckte. Dann erſt ließ man ihn als
lebenden Brief nach ſeinem Beſtimmungsort eilen, wo ihm
das Haar abermals raſiert und die dann hervortretende Mit=
teilung
geleſen wurde.
Die ſchwer verſtändlichen äguptiſchen Hieroglyphen der 3.
und 4. Dynaſtie, ſowie die aſſyriſche Keilſchrift verloren raſch
ihre Bedeutung, als im alten Phönizien das erſte Schrift=
alphabet
aus 22 Seichen erfunden wurde. Die phöniziſchen Läu=
fer
, Kaufleute, Krieger und Seeleute verbreiteten bald dieſes
Alphabet zu Lande und zu Waſſer: ſie brachten es nach Spanien,
Gallien, Britannien und zu den nordiſchen Ufern, damals als
ſie ihre phöniziſchen Waren gegen den baltiſchen Bernſtein, das
britiſche Eiſen und das ſpaniſche Gold auszutauſchen pflegten.
Von Spanien wanderte das neue Alphabet immer weiter und
weiter: nach Griechenland, nach Nom und unter alle Nom
untertanen Völkerſchaften. Und ſelbſt als nach einigen Jahr=
hunderten
die Macht Phöniziens zu nichts zerfiel und vom Reich=
tum
Phöniziens nur noch eine Legende übrig geblieben war, be=
ſtanden
die 22 Seichen ſeines Alphabets, auf viele tauſend Cafeln

gezeichnet, immer weiter fort und halfen den Völkern des
Altertums, ſich untereinander zu verſtändigen.
Je weiter die Macht des alten Nömerreichs ſich zu erſtrecken
begann, deſto größer wurde das Bedürfnis nach einer ſicheren
Verbindung mit den ihm untergeordneten Ländern. Je groß=
artiger
und reicher der Hof, deſto ſchneller mußten die Abgaben
einlaufen. Dieſe Aufgaben zu erfüllen, war Pflicht der bereits
im 3. Jahrhundert vor Chr. gegründeten römiſchen Poſt, die ſich
nun ſchnell zu entwickeln begann und bald glänzend organiſiert
war. Inmitten des Forums, am Suße des Saturn=Cempels, ſtand
die aus Granit ausgeführte Kolonne von Milo. Sie wurde das
Sentrum des Verkehrsweſens, von wo alle Straßen nach dem
römiſchen Weltreich ausliefen und das letzte Siel, an dem alle
Straßen, die nach Nom führten endeten. Ueberall, im ganzen
rieſigen Weltreiche, wurden ſogenannte Milo=Pfoſten, mit
bronzenen Cäfelchen aufgeſtellt, auf denen die Entfernung bis zur
nächſten Station und die bis nach Nom verzeichnet war. Ueberall
in Afrika, in den Alpen, in Gallien, in Klein=Aſien, in Schott=
land
und in Spanien, in Ungarn und in Portugal waren
Jahrhundertelang die Milo=PPfoſten zu ſehen.
So war die Landpoſt Noms glänzend geſtellt. Schlimm ſtand
es dagegen mit ihrer Seepoſt. Die Nachrichten über die römiſche
See poſt ſind ſehr ſpärlich. Es ſcheint, daß trotz der enormen
Entwicklung ihres Seeverkehrs die Nömer nie große Seefahrer
geweſen ſind. Der Seedienſt galt dem freien Nömer weniger
ehrenvoll, als der Landdienſt. Deshalb wohl befand ſich die
römiſche Seepoſt faſt ausſchließlich in Händen von Fiſchern, die
die Poſt je nach den Jahreszeiten beförderten und ſie nie zuver=
läſſig
ausgebaut hatten.
Nach dem Suſammenbruch des Nömiſchen Reiches ſah ſich
die großangelegte Kette der römiſchen Poſt, von Schottland bis
zum Euphrat, vom Baltiſchen Meere bis zum Atlantiſchen Ozean
reichend, bald in Stücke geriſſen. Bis zu Anfang des Mittel=
alters
wieder ſicherere Suſtände einſetzten und in Süd= und Mit=

tel=Europa reiſende Kaufleute und Mönche eine mehr oder
weniger regelmäßige Beſtellung der Poſt übernahmen.
Im 11. Jahrhundert wurde in einigen Ceilen Deutſchlands
die Poſt durch herumreiſende Fleiſcher beſtellt. Sie hieß deshalb
auch die Fleiſcher=Poſt und nahm allmählich den Charakter
einer ſtändigen Einrichtung an. Die Fleiſcher mußten ihre Reiſen
in einer beſtimmten Seitfolge unternehmen und ſowie ſie in einer
Stadt oder in einem Dorfe anlangten, blieſen ſie das Poſthorn,
das bereits im Mittelalter in allen Ländern als Emblem des
Poſtdienſtes galt.
Im 17. Jahrhundert gründeten die Deutſchritterorden in
Preußen und den ums baltiſche Meer gelegenen Staaten eine
reguläre Poſtverbindung. Suverläſſig funktionierende Poſt=
agenturen
wurden eingerichtet und ein General=Poſtmeiſter ſtand
an der Spitze dieſer erſten Nitterpoſt‟. Doch dieſe Poſt diente
lediglich den Intereſſen des Ordens. Privatperſonen mußten, ge=
nau
wie zuvor, ihre Briefe durch eigene Boten und Kuriere ver=
ſenden
. Dieſe erſten Briefträger der Ordensritter trugen eine
beſondere militäriſche Uniform und ein Meſſingſchild auf der
Bruſt, das ſie in den Augen ihrer Mitbürger ehrfurchtgebietend
erſcheinen ließ. Allmählich erhielten dieſe Kuriere ein Ausſehen,

Der Sauderer.
Von Arda Weys.
Berechtigte Überſetzung von Willu Blochert.
Habt ihr noch Cee? erkundigte ſich Jimmy, ohne von dem
Seuer in dem offenen Kamin aufzublicken, in dem die auflodern=
den
Flammen gerade wieder ein neues Holzſcheit ergriffen.
Jimmu fühlte ſich ſehr behaglich. Das gemütliche Simmer
mit dem amüſanten Durcheinander von antiken und neuen
Gegenſtänden, der kräftige Geruch des Holzfeuers, der duftende
Cee und dann der Charme der beiden jungen Mädchen alles
verſetzte ihn in die wundervollſte Stimmung.
Mary und Nita waren Lehrerinnen an derſelben Mädchen=
ſchule
, Sie waren hübſch und graziös und hatten einen großen
Kreis gleicher Freunde und Freundinnen. Sie kamen aus dem=
ſelben
Ort, wohnten zuſammen ſeit kurzem in einem eigenen
kleinen Mietshaus und in unwiderſtehlicher Harmonie übten
ſie die unbeſchränkteſte Gaſtfreundſchaft.
Jimmy zählte zu ihren eifrigſten Beſuchern, vor allem ſeit=
dem
er ſich mit Betrachtungen für und gegen die Ehe befaßte.
Er nannte es: für und gegen die Freiheit. Aber ein ſchönes
Heim an der Seite einer reizvollen Frau erſchien ihm doch wert=
voller
als die Freiheit. Oft pflegte er ſeine Vorzüge vor ſich
ſelbſt abzuſchätzen: ſeine Jugend, ſein paſſables Außere, ſein gutes
Einkommen, ſeine Stellung als juriſtiſcher Berater einer Bank,
kurz: er hielt ſich für eine gute Partie. Und wenn ihm die
Vorteile des häuslichen Herds mit allem Zubehör deutlich ins
Bewußtſein traten, fanden ſie ſtets greifbarſte Geſtalt in Nita
und Mary. Dann wünſchte er nichts ſehnlicher, als ſchon jen=
ſeits
der großen Frage zu ſtehen, vor allem, weil er ſich über die
Wahl des Objekts für ſeine Pläne völlig im Unklaren war.
Während er das Aufglühen und Erlöſchen der Holzſcheite
Setrachtete und das Geſpräch leicht über Dinge des Alltags
dahinglitt, hielt dieſes Seduldſpiel ſeine Gedanken eifrig be=
ſchäftigt
.
Jetzt blickte er verſtohlen zur Seite, wo Nita, die Dunkol=
blonde
, ihre Füße in gut ſitzenden Sportſchuhen, ordentlich neben=
einander
auf das Foll vorm Kamin geſtellt hatte. Rita war
ordentlich; ohne eine Reinmachefurie, zu ſein, ſorgte ſie dafür,
daß etwas von ihrem Sinn für das Gediegene i Hanſe zu

merken war. Sie war freimütig und kameradſchaftlich und be=
faßte
ſich mit Sport gerade ſoviel, daß ihr Intellekt dabei nicht
zu kurz kam. Sie würde eine vorbildliche Herrin in ſeinem Land=
hauſe
abgeben, dachte Jimmy. Denn ein Landhaus mit Gemüſe=
garten
und Wald und viele Getier das war Jimmus Ideal,
wenn auch vorläufig mit ſeiner Stellung in der Stadt und ſeinen
immerhin beſcheidenen Einkünften nicht in Einklang zu bringen.
Mit Mary, der Hellblonden er war einen Blick nach dem
zierlichen Geſchöpf, das mit einer feinen Spitzenarbeit beſchäf=
tigt
war , könnte man ſchöne Reiſen machen. . . . Italien, die
Riviera, viel ſehen, Städte und Länder, viel erleben, das ailes
auf komfortable Art. Zu Mary gehörten von dem Landhaus:
die weißen Cauben, die roſenumrankte Cerraſſe, und im Garten
jedes Sleckchen, wo ſie ſich behaglich mit einem Buch nieder=
laſſen
konnte. Mary war begabt: ſie malte, ſpielte Violine und
ſang, und das Sanfte und Craumeriſche ihres Weſens bezauberte
Jimmy ſo heftig, daß er mehrmals drauf und dran war, ſich für
Mary zu entſcheiden, wenn nicht Nita mit ihrer friſchen und
geſunden Art ihn immer wieder anders, aber nicht weniger ſtark,
gefeſſelt hätte.
Apropos, ſagte Mary plötzlich und unterbrach ihre Hand=
arbeit
, haben wir Ihnen ſchon von unſerem Nechtsproblem
erzählt?
Nein, erwiderte Jimmy und ſetzte ſich in Poſitur, da ſich
ſeine Eitelkeit geſchmeichelt fühlte.
Alſo, fiel Nita lebhaft ein, Sie wiſſen, daß wir dieſes
Haus für drei Jahre gemietet haben. Nachdem wir jetzt drei
Monate darin wohnen, erſcheint geſtern höchſt unſchuldig ein
junger Mann, ſtellt ſich vor als Angeſtellter eines Notars und
erzählt, daß das Haus infolge einer Hypothekenſchuld verkauft
werden würde. Da hat ſich ein Hypothekengläubiger gemeldet,
von deſſen Exiſtenz wir überhaupt nichts wußten. Und nun will
uns der neue Eigentümer heraus haben. Aber geht denn das?
Wir haben doch einen Kontrakt und bezahlen prompt unſere
Miete.
Das macht nichts, erklärte Jimmy gewichtig, wenn ich
richtig verſtehe, haben wir hier den Sall von Artikel 1250 des
Bürgerlichen Geſetzbuches, wo der Hupothekengläubiger ſich
ausbedungen hat, daß der Hauswirt das Haus nicht vermieten
darf, ohne ihn davon zu unterrichten; daß der ſich aber um die
Bedingung nicht gekümmert hat, und daß Ihr Mietskontrakt

daher genau ſo lange gilt, als es dem neuen Eigentümer ge=
fällt
, ihn gelten zu laſſen.
Die beiden Mädchen proteſtierten heftig.
Ja, meine Damen, Sie ſind unvorſichtig geweſen. Sie hät=
ten
ſich beſſer informieren müſſen.
Aber wir konnten doch nicht riechen, daß eine Schuld auf
dem Hauſe lag, ſagte Nita ſpöttiſch.
Warum haben Sie mich damals, auch nicht in Ihre Pläne
eingeweiht?
Nita öffnete bereits den Mund zu einer ironiſchen Antwort,
aber Mary ſagte ſanftmütig:
Und wie hätten wir das erfahren können, Jimmu?
Auf dem Grundbuchamt. Dort hätten Sie fragen können,
und es wäre aus den Hypothekenregiſtern ermittelt worden, ob
das Grundſtück belaſtet war oder nicht. Wenn Sie nur nicht als
übertrieben ſelbſtändige Frauen drauf los gemietet und ſich er-
kundigt
hätten, ob bei ſolchem Vertrag nicht auch heimliche Sall=
ſtricke
vorhanden ſein können! Aber ihr Frauen laßt euch be=
tören
von einem ſchönen Giebel, einem hübſchen Erker oder
einem netten Garten, und ſchon heißt es: wir mieten. Oenau, wie
ihr einen Mann wählt.
Auch darin werden wir Sie alſo künftig um Nat fragen.
lachte Nita.
Sehr vernünftig, nickte er in Marys Nichtung, davon
höre ich dann wohl bald.
Wer weiß, dachte er, wie bald ſchon. Seine Wahl ſchien
nun doch wieder nicht ſo unentſchieden. Mary war eigentlich viel
lieber, fraulicher. Was Rita nur hatte? Sie war recht vorlaut,
die Nuance Schätzung, die ſie ſonſt bei aller Neigung zum Spott
für ihn zu zeigen pflegte, ſchien völlig verſchwunden. Für einen
Mann war Marys ſanfte Nachgiebigkeit um ſo angenehmer.
Nita war doch ein wenig vulgär. So betont ſportlich in ihrer
Kleidung, mit dem allzu kurz geſchnittenen Haar, würde ſie wohl
auch nicht recht in ſeine Familie paſſen. So bedachte ſich Jimmy,
während ſie das Hausdilemma lang und breit beſprachen.
Was Sie tun müſſen? Sich erſt mal an den Notar wen=
den
und an den Hauswirt. Der Kerl muß doch zum mindeſten
etwas zu hören kriegen, daß er Sie ſo reingelegt hat.
Da bekannte Nita mit einer Stimme, als ob ſie darüber ein
bißchen verlegen wäre, daß ſie ſchon einnal bei dem Notar ge=
weſen
lei.

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das weniger ritterlich war und eher an die Gewandung der
Briefzuſteller unſerer Cage erinnerte.
Die Entdeckung überſeeiſcher Länder und des neuen Weges
nach Oſt=Indien, das enorme Anwachſen des Handels, verbun=
den
mit dem Erſchließen neuer Abſatzmärkte, der ſteigende Su=
fluß
von Gold= und Silber nach Europa, alles das rief auch
eine entſprechende Notwendigkeit in der Verbeſſerung des
PPoſtweſens wach. Die neue Seit begnügte ſich ſchon nicht
mehr mit der ungenügenden Organiſation der mittelalterlichen
Poſt. Im Jahre 1505 kommt der erſte europäiſche Poſt= Ver=
trag
(zwiſchen Wien und Brüſſel) zuſtande. Dieſer Vertrag
war es, der auch den Grundſtein für das moderne Poſtweſen in
Deutſchland gelegt hat.
Die erſten Briefkäſten wurden im Jahre 1655 in den
Straßen von Paris aufgeſtellt. Die Pariſer Poſt gab beſondere
Billetts heraus, die den Vermerk trugen, daß die Gebühr zur
Beförderung des betreffenden Briefes bezahlt worden war. Es
gab damals in Paris einen rührigen Poſtminiſter. Seiner An=
ordnung
zufolge wurden die Käſten täglich dreimal geleert und
die Ooſt ſofort in der Stadt herumgetragen. Es war nur eine
ſtädtiſche Poſt und wurde von den Pariſern die kleine Poſt
genannt. Doch hatte ſie auch eine kleine Lebensdauer. Denn
eine derartige Vollkommenheit und Schnelligkeit der Zuſtellung
von Briefen war damals noch nicht vonnöten: die kleine Poſt,
wurde bald wieder abgeſchafft. Das gemächliche 17. Jahrhun=
dert
ſtellte eine andere Heit dar, andere Sitten herrſchten da=
zumal
, und die ruheloſe Sile, die uns heute verfolgt, war noch
völlig unbekannt. Eine merkliche Entwicklung nahm die Poſt
in Europa erſt Ende des 18. Jahrhunderts.
Am 10. Januar 1810 kam in England die erſte Poſtmarke
auf. Dem Beiſpiele Englands folgten bald, namentlich nach
Aufkommen der Eiſenbahnen, alle übrigen Länder. Denn die
Poſtmarke löſte das Problem der Bezahlung inländiſcher Kor=
reſpondenz
, ſowie des internationalen Briefaustauſches gera=
dezu
in glänzender Weiſe. Bis zu dieſer Seit war die Caxe
für Auslandſendungen eine ſehr komplizierte. Es ließ ſich oft

kaum genau feſtſtellen, wie hoch ſich die Koſten eines Briefes in
ein nicht benachbartes Land belaufen könnten. Gewöhnlich
wurde die Gebühr für einen Auslandsbrief nur bis zur Grenze
des eigenen Landes erhoben: für den reſtlichen Weg zahlte der
Empfänger.
Im Verlaufe weniger Jahrzehnte gelangte man aber dann
zu einem einheitlichen Grundtarif, der es ermöglichte, Briefe
von Berlin nach Nom für den gleichen Preis zu befördern, wie
von Nom nach China und von China nach New York. . . . Den
ſeit Jahrtauſenden bekannten Poſtbeförderern, dem Kamel, dem
Boot uſw., kamen jetzt die Lokomotive, der Schnelldampfer und
das Auto zur Ablöſung. Gar in der Luft macht das Flugzeug
der Brieftaube erfolgreiche Konkurrenz. Cransatlantiſche Ka=

Es iſt Herr de Vries. Eins von ſeinen Kindern iſt bei mir
auf der Schule.
O, iſt das der Große, Schlanke mit dunklem Haar? Ja,
dann kenne ich ihn auch. Uebrigens ein tüchtiger Kerl!
Ja, nicht wahr? Und er iſt ſo gut zu ſeinen Kindern, und
hat für alles Intereſſe. Der arme Kerl!
Armer Kerl?
Seine Frau iſt ihm auf und davon gegangen, ergänzte
Mary, und ſie erzählte, wie dieſe, eine bekannte Schönheit, einen
etwas exotiſch ausſehenden Muſiker dem ſoliden Gatten vor=
gezogen
und ihre Familie im Stich gelaſſen hätte.
Jimmy ſah auf die Uhr und erhob ſich.
Nun, meine Lieben, dozierte er, wenn Sie meinem
Nat folgen wollen, ſprechen Sie erſt einmal mit dieſem Herrn
de Vries über ſeine Verlaſſenheit würde ich mir keine Sorgen
machen und dann, wenn das Haus verkauft wird, würde ich
mich mit dem Käufer in Verbindung ſetzen. Es kann ja ſein,
daß er Sie ruhig wohnen läßt; es iſt ſogar anzunehmen.
Vielen Dank für Ihren Nat, ſagte Maru und ſah ihn
freundlich an. Er verabſchiedete ſich herzlich von ihr, während
der Abſchied von Rita etwas kühler ausfiel.
Auf dem Heimwege durch den nach Erde duftenden April=
Abend war ſich Jimmy plötzlich ganz klar darüber, daß er Mary
fragen würde, ob ſie ſeine Frau werden wollte. Mary mit dem
ſilberblonden Haar, dem feinen Profil, den anmutigen Bewe=
gungen
, der Sanftmut eines richtigen Mädchens. Er wunderte ſich
darüber, nicht eher gewußt zu haben, daß ſie zu ihm gehörte.
Nun er nicht mehr ſchwankte, wollte er ſeine Abſicht auch ſchnell
verwirklichen. Morgen beſtimmt dieſe Woche noch, würde
lein Leben verändert ſein. Der Frühling, der ihm ſeine Ver=
heißungen
in friſch=ſäuerlichem Duft entgegenſandte, war ihm
wie ein Sumbol.

Als Jimmy am nächſten Morgen erwachte, war das erſte
was er ſpürte, daß er ſich auf dem Heimwege einen Schnupfen
zugezogen hatte. Die Erkältung nahm zu, er bekam ein geſchwol=
lenes
Geſicht und mußte emige Cage das Simmer hüten, ſo da
er nichts für die Ausführung ſeiner Pläne tun konnte. Das
Wochenende verbrachte er, wie gewöhnlich, bei ſeinen Eltern,
die außerhalb der Stadt wohnten, und er blieb noch einige Cage

beln und durch den Ather bebende Nadiowellen leiten ein völlig
neues Seitalter im Poſtweſen ein.
Doch überall, wohin die Wundermittel der Cechnik den
Menſchen auch führen mögen auf die lärmende 5. Avenue
New Yorks, in verſchneite Dörfer Sibiriens, inmitten Oaſen
der Sahara überall gewahrt er heute noch den
Briefkaſten. Wohl iſt nicht überall ſeine Farbe die gleiche
und auch ſeine Form wechſelt oft. Doch faſt überall ſteht gleich=
lautend
auf allen Briefkäſten der Welt zu leſen: Poſt Poſte
Poſta Potſchta Puſti uſw. Dieſes Wort iſt mehr als
zweitauſend Jahre alt. Es nimmt ſeinen Urſprung aus dem
alten Nom. Die Hütten, in deen der Austauſch der Poſtpferde
ſtattfand, nannte man ſchon damals poſt=ſtatio.

Wohltäterinnen der Menſchheit.
Swei Frauen im Kampf gegen den Krebs.
Madame Curie.
Von Dr. Kurt Memel.
Marie Curie ewig und unlöslich iſt dieſer Name verbun=
den
mit einem der ſchwierigſten und großartigſten Gebiete der
modernen Naturwiſſenſchaft: mit der Lehre von der ſtrahlenden
Subſtanz. Eine Polin, Sklodowſka war ihr Mädchenname, am
7. November 1867 in Warſchau geboren, hatte ſie das Glück, in
ihrem Lehrer und ſpäteren Gatten Dierre Curie den Mitarbeiter
zu finden, mit dem zuſammen ſie das Höchſte vollbrachte, was
reine Wiſſenſchaft überhaupt leiſten kann. Die oft erörterte
Frage, wer in dieſem Liebes= und Arbeitsbündnis mehr der ge=
bende
, wer mehr der nehmende Ceil war, ſoll hier nicht wieder
unterſucht werden. Sicher waren beide beides, denn ſo hohe
Siele können nur auf der Baſis des Ausgleiches und der Har=
monie
erreicht werden.
Das Weltbewegende in der Erforſchung der ſtrahlenden Ma=
terie
, die ſich um die Surieſche Entdeckung des Nadiums grup=
piert
, beruht nicht darin, daß die große Sahl der chemiſchen
Elemente um eins oder mehrere vermehrt wurde. Praktiſch
bedeutete dieſe Entdeckung das vielleicht ſchwerſte Geſchütz im
Kampf gegen eine der furchtbarſten Plagen der Menſchheit
gegen den Krebs. Das Heer der Kranken, denen die Curieſche
Entdeckung unmittelbar zugute kommt, iſt zahlenmäßig kaum
erfaßbar. Nach ungefähren ſachverſtändigen Schätzungen ſind
allein in Deutſchland jährlich 22000 Krebskranke mit Nadium
zu behandeln. Dabei ſteht Deutſchland, was die Sahl der Krebs=
fälle
betrifft, noch nicht einmal an der Spitze der Länder. In den
größeren Städten der Vereinigten Staaten ſtirbt faſt die Hälfte
aller das 45. Lebensjahr erreichenden Menſchen am Krebs.
Ueberall hat der Krebs die Sterblichkeitsziffern der Cuberkuloſe
erreicht und bei der Bekämpfung dieſer Siffern ſpielt die

Nadiumbehandlung dank der neuen verbeſſerten Anwendungs=
methoden
eine immer größere Nolle. Möglichkeiten, die Nadium=
beſtrahlung
zu diſtanzieren und zu filtern, ſchließlich auch die
Ciefenſtrahlen=Behandlung, verweiſen das Nadium als Heil=
faktor
an die erſten Stellen. Es hat ſeine Ueberlegenheit über
die Nöntgenſtrahlen raſch bewieſen und iſt heute in der Krebs=
bekämpfung
unerſetzlich. Hervorragende, oft hundertprozentige
Heilerfolge, wie ſie der große Nadiumforſcher Forſell in Stock=
holm
mit 2 Gramm Nadium erzielte, haben die unermüdlich ſtre=
bende
Marie Curie ſchöner belohnt als der Nobelpreis, der ihr
einmal zuſammen mit ihrem Gatten und dem Strahlenforſcher
Becquerel, ein zweites Mal allein verliehen wurde.
Unerhörte Schwierigkeiten waren zu überwinden, ehe ſie am
Beginn ihrer Nuhmeslaufbahn die erſten Ergebniſſe erzielen
konnte. Cauſende von Kilogramm beſten Erzes, in dem nur
Strahlung und elektriſche Erſcheinungen die Anweſenheit von
radioaktiven Subſtanzen verrieten, mußten verarbeitet werden,
um Milligramme von dieſer Subſtanz rein herzuſtellen. Man denke
nur daran, welche Schwierigkeiten heute ſelbſt große Unterneh=
mungen
durchzukämpfen haben, um Pechblende, ein Uran=Erz,
in ſolche Umfang zu gewinnen, daß wenige Gramm Nadium pro=
duziert
werden konnen. Die Geſamtproduktion an Nadium be=
trägt
gegenwärtig 50 Gramm im Jahr.)
Ungezählte Entdeckungen ſind ſeither von Marie Curie ver=
öffentlicht
worden. Alles, was je auf dem Gebiet der Strahlen=
materie
gefunden wurde, fußt auf dieſen grundlegenden Curieſchen
Arbeiten. Seit dem 1906 erfolgten Code ihres Mannes, alſo

ſeit faſt 25 Jahren, ruht die ganze Laſt der Forſchertätigkeit
allein auf den Schultern dieſer wahrhaft genialen, immer noch
ſtrebenden Frau. So wird ſie in das Buch der großen Helfer
der Menſchheit mit ebenſo unvergänglichen Lettern eingetragen
werden, wie ſie im Buch der großen Forſcher ſchon verzeichnet iſt.
Rhoda Erdmann.
Von Georg Bieſenthal.
Ihr Profeſſorentitel iſt nicht erheiratet. Sie iſt Leiterin des
ſtaatlichen Inſtituts für experimentelle Sellforſchung in Berlin,
eine Wiſſenſchaftlerin von internationalem Ruf, Herausgeberin
eines Archivs für experimentelle Sellforſchung, an dem die größten
Forſcher der Welt mitwirken. Die bringt ſie alle unter einen
(ihren) Hut.
Sie züchtet Sellen, Gewebszellen, und das iſt nun allerdings
ein unerhörtes Unternehmen: jene kleinſten Beſtandteile, aus
denen ſich ein Organismus aufbaut, aus eben dieſem Organismus
loszulöſen und genau ſo zu züchten, wie man Bakterien züchtet
völlig iſoliert von ihrem eigentlichen Milieu.
Es hat dies ſeinen hohen praktiſchen Wert. Erinnern wir
uns doch! Die Bekämpfung der Infektionskrankheiten feierte

länger bei ihnen, da das Wetter umgeſchlagen war. Als Schnee=
und Hagelwetter endlich nachgelaſſen hatten, fuhr er wieder nach
Hauſe. Sein Plan ſtand feſt. Am nächſten Cage ſuchte er die
Freundinnen auf.
Maru iſt zu Hauſe, ſagte Nita, die ihm in Hut und Man=
tel
die Cür öffnete und nach kurzer Begrüßung das Haus ver=
ließ
. Die Simmertür war nur angelehnt, und während er ſeinen
Überzieher ablegte, hörte er Mary drinnen lachen, hell und aus=
gelaſſen
wie ſelten. Dann klopfte er und trat ein. Aber ſofort
blieb er ſtehen: auf dem Divan ſaß Mary, verwirrt und etwas
echauffiert, und neben ihr federte ein junger Mann in die Höhe,
der ſchnell ihre Hände losließ. Eine Sekunde herrſchte Stille.
Dann machte der blonde Jüngling eine unſchlüſſige Verbeugung
und ſagte:
Alting.
Ja, Charles, begann Marg, nun werden wir wohl beich=
ten
müſſen. Lieber Jimmy, Sie verſtehen ſicher ſchon. . . . Sie
lachte wieder, errötend und verlegen.
Jimmus Bemühen, Haltung zu finden, fiel in der etwas
peinlichen Situation nicht auf. Charles war der erſte, der wie=
der
ſprach.
Ja, mein Herr, wenn Mary es nicht tut, will ich es Ihnen
erzählen. Ich bin ein alter Schulfreund von Mary, wir hatten
uns einige Jahre nicht geſehen, und ich würde heute noch nicht
wiſſen, daß ſie hier wohnte, wenn ſie nicht zufällig in meinem
Büro erſchienen wäre.
In Ihrem Büro ? fragte Jimmy verdutzt.
Charles, mein künftiger Mann, erklärte Maru, tief er=
rötend
, arbeitet als Junior=Ceilhaber im Anwaltsbüro von
Dr. Navenhorſt.
Und was wollten Sie dort? fragte Jimmy, ſeine Haltung
allmählich zurückgewinnend.
Ich mußte dorthin gehen, um den neuen Hausbeſitzer zu
ſprechen, während Nita ſich mit dem Notar in Verbindung ſetzen
wollte, den ſie ja kannte. Sie erinnern ſich, daß Sie uns dieſen
Nat gaben. Was will nun der Sufall? Nita kommt mit der
Nachricht zurück, daß das Haus bereits verkauft ſei, und zwar
an einen Herrn, deſſen Namen ſie vergeſſen hätte, der jedoch
der Kompagnon von Nechtsanwalt Navenhorſt ſei. So ſuchte
ich deſſen Büro auf, und da ſaß auf einmal . ."

Das übrige ging wie geſchmiert, fiel Charles fröhlich ein,
und ein Blick von ihm zu ihr und von ihr zu ihm beſiegelte den
Catbeſtand.
Jim gebrauchte eine Notlüge, daß er ſich nur ein Buch aus=
leihen
wollte, und dann ſtand er draußen.
Und das Leben ging weiter, und die Seit heilte mit ihrer
ewigen Gleichförmigkeit die Wunden von Jimmus ſchmählichem
Herzensabenteuer. Es gab viele Gründe, die ihn hinderten, das
Haus der Freundinnen aufzuſuchen. Su Marus Verlobungs=
empfang
wollte er ſich wieder zeigen. Sie hatten ja nichts ge=
merkt
, beruhigte er ſich, und eine unglückliche Sigur hatte er
nur im Ciefſten ſeines eigenen Gemüts gemacht. Außerdem nahm
er ſich vor, ſich auf dem Empfang mehr im beſonderen mit Nita
zu beſchäftigen, dann würde niemand etwas merken, und alles
recht betrachtet: ſie war doch auch ein allerliebſtes Geſchöpf. . . .
Vier Cage vor dem Empfang erhielt Jimmy den Beſuch
ſeines beſten Freundes. Er hatte. Luuk einige Seit nicht geſehen,
und ſie beſprachen die letzten Stadtneuigkeiten.
Sag, wie findeſt du das von Nita? fragte Luuk. Große
Dummheit, nicht? So ein hübſches Mädchen!
Wie? Was iſt mit Nita? Ich weiß von nichts!
Nicht? Luuk zögerte. So ein Freund des Hauſes? Gott,
ich dachte erſt, daß es dir ein bißchen unangenehm ſein würde.
Du mochteſt ſie doch ganz gern? Oder nicht?
Ach ... mögen, mögen . . . ein nettes Mädchen, gewiß. . . .
Aber, was iſt nun eigentlich?"
Na, die verrückte Verlobung mit Notar de Vries üb=
rigens
ein anſtändiger Menſch, davon rede ich nicht aber, ge=
ſchieden
und gleich zwei Kinder! Nein, dazu iſt doch ein ſo junges
Ding zu ſchade. . . . Die hätteſt du lieber heiraten ſollen. ..
Jimmy brach in ſchallendes Gelächter aus. Er lachte über
Nita, über Mary, über den Hauseigentümer, über den Notar,
aber am meiſten lachte er über ſich ſelbſt.
Und während Luuk, in die Seitung blickend, etwas erſtaunt,
aber gutmütig mitlachte, dachte Jimmy, wie wunderlich doch das
Leben war. Noch keine drei Wochen war es her, daß er mit den
beiden Sreundinnen in dem gemütlichen Simmer am Kamin ge=
ſeſſen
hatte und ſich nicht entſcheiden konnte. . . . Wenn er nur
nicht ſo unſchlüſſig geweſen wärel Vielleicht, daß dann .. . .
Und das war die Möglichkeit, mit der er ſeine zu Scherben
geſchlagene Eitelkeit wieder zuſammenzmleimen ſuchte.

[ ][  ][ ]

ihre erſten großen Criumphe, als es gelungen war, die Krank=
heitserreger
: die Bakterien, in das Neagenzglas zu bringen und
ihre Cätigkeit zu beobachten. Man lernte Bakterienkulturen an=
zulegen
, die dann auf Ciere übergeimpft wurden konnte alſo
Infektionskrankheiten künſtlich erzeugen. Und es war gar nicht
paradox: als es auf dieſe Art gelungen war, Krankheiten her=
vorzurufen
gelang es auch, ſie zu bekämpfen.
Derſelbe Vorgang wiederholte ſich in der Krebsforſchung.
Man wußte damals noch nicht, daß es einen ſpezifiſchen Krebs=
erreger
nicht gibt ahnte nur, daß Krebszellen von den nor=
malen
Gewebezellen unſeres Organismus abſtammen könnten.
Aber auf die Frage, warum aus ſolchen normalen Sellen plötzlich
Krebszellen entſtehen können, gab es ſolange keine Antwort, bis
es gelungen war, experimentell mit Sellen umzugehen. Man fand
die Cochnik der Gewebezüchtung, erreichte die Umpflanzung eines
Gewebes auf die anzulegende Kultur und konnte Neinkulturen
einer beſtimmten Sellart züchten jahrelang lebend erhalten.
Der nächſte Schritt führte zwangsläufig zur Anlegung auch
bösartiger Hellkeulturen. Als Jenſen im Jahre 1801 die erſte
Uebertragung einer Mäuſekrebsgeſchwulſt auf andere Mäuſe voll=
brachte
, war dies eigentlich der erſte ſenſationelle Fall experimen-
teller
Krebserzeugung. Der Weg war vorgezeichnet: Krebszellen=
Studium mittels Krebszellen=Züchtung! Daß man heute das Le=
ben
der Krebszellen in ihren Kulturen beobachten daß man ihr
Werden und Vergehen, ihre Wachstumsbedingungen und vor
allem ihren Stoffwechſel erkennen und erfaſſen kann das iſt es,
was die Krebserkenntnis fördert wie kaum ein anderes Studium.
Nur dem haben wir es zu danken, daß wir ſchon heute nach
einem Worte von Warburg über die Krebszelle mehr wiſſen,
als über jede andere Selle unſeres Körpers. Sagt es doch Frau
Profeſſor ſelbſt:
.. Wir können alſo die Selleneigenſchaften des Körpers
durch die Methode der Gewebszüchtung genauer kennenlernen
als bisher, wir werden ſie immer genauer kennenlernen und wer=
den
dadurch beitragen, von dieſer Seite der Sellforſchung all=
mählich
das Krebsproblem einer Löſung näherzubringen.

Diplomakentochter, Krankenſchweſter, Nobelpreisträgerin:
Elſa Brandſtröm und die deutſchen Kriegsgefangenen.
Von Erich Behrendt.
Elſa Brandſtröm das iſt die perſonifizierte Geſchichte der
Liebe. Tauſende und Abertauſende, denen lie geholfen hat, wiſſen
ihr ewig Dank.
Wie hat ſie geholfen? Wem hat ſie geholfen?
Sie, die Cochter des ſchwediſchen Vorkriegsgeſandten in
Petersburg, ging im Unglücksherbſt 1914 nach Sibirien, wo ſie
als Note=Kreuz=Schweſter tatkräftig allen deutſchen und öſter=
reichiſchen
Kriegsgefangenen beiſtand nicht mit Worten, ſon=
dern
mit Caten; ſo leitete ſie entweder direßt aus Schweden oder

doch über Schweden nicht weniger als tauſend Waggons mit
Decken und Liebesgaben den Gefangenen zu.
Dann hat ſie, immer um ärztliche Hilfe beſorgt, beſtimmt auch
viel Leben erhalten. Denen aber, die in ihren Armen ſtarben, ver=
ſprach
ſie, für ihre Kinder zu ſorgen. Und ſie hat dieſes Ver=
ſprechen
nicht gebrochen. Denn als der Krieg zu Ende war, fuhr
Frau Brandſtröm nach Amerika, hielt monatelang Vorträge über
ihre Erlebniſſe während des Krieges, erſammelte 100 000 Dollar,
pachtete dafür vom Leipziger Fürſorgeverband das herrliche
Kinderheim Schloß Neuſorge bei Mittweida in Sachſen. Ein
Denkmal der Güte, wurde es am 15. Januar 1923, inmitten bunt=
prächtigen
Hügellandes am ſteilen Waldufer des Sſchopaufluſſes,
eingeweiht. Hinein zogen die Kinder der Männer, die in ruſ=
ſiſcher
Kriegsgefangenſchaft ihr Leben ließen.

Nummer 380.

Aufgabe 543.
F. Fränkel in Stanislau
(Ehrenpreis in der Dreizüger=Abteilung der Schwalbe‟, 1929

T.)

b

Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß Kbs Da6 Th6 Lf2 geß es Be2 es (g)
Schwarz: Kd5 Th8 La8 b4 Bb5 e6 e7 e5 1s h7 (10), 34

Es iſt mir unvergeßlich, wie ich Elſa Brandſtröm kennen=
lernte
. In einer halben Stunde brachte mich der Bummelzug von
Chemnitz nach Alt=Mittweida, lange, lange ſtapfte ich noch auf
verſchlammten Wegen, ſtand dann aber plötzlich vor dem wunder=
ſchönen
Schloß aus kurſächſiſchen Seiten. Auf dem von Linden
umnſäumten Hof ſchippten kräftige Männer und Frauen Kohlen.
Eine der Schipperinnen große Sigur, blaue Augen, blonde
Haare, einfach und ſchön fragte ich nach Frau Brandſtröm.
Guten Cag, mein Herr, das bin ich.
An der Seite Elſa Brandſtröms durchſtreifte ich dieſes Haus
der Liebe. Haus der Liebe das klingt ſo kitſchig, aber die
pathetiſchen Worte drängen ſich in die Schreibmaſchine in der
Erinnerung an ſo viele glückliche Kinderaugen.
Die Kinder von Neuſorge die Kleinſten ſind Babus,
die größten 15 Jahre alt, alles ſibiriſche Waiſen oder Halb=
waiſen
. Die Kinder werden hier möglichſt bis zur Berufsreife
erzogen, alſo für einige Stunden täglich in eine nahe Schule ge=
ſchickt
; aber außer den Stammkindern, deren Sahl auf einige
Dutzend beſchränkt iſt, gibt es in Neuſorge auch im Jahr ſo= und
ſo viel Gaſtkinder. Aufgenommen werden nur körperlich und
geiſtig geſunde Kinder, unterernährte geſundgepflegt. Beſtimmte
Erziehungsmethoden? Moraliſche Fehler, ſagt Frau
Brandſtröm, werden bekämpft, denn Lügen iſt ſchlimmer als
Hoſenzerreißen. Aber ich glaube, ſo viel Freiheit, wie die Kin=
der
hier haben, haben andere nie im Leben.
Jungen und Mädchen ſind in einer großen Zahl einzelner
Familien, bei Anerkennung des Prinzips der Geſchlechtertren=
nung
, zuſammengeſchloſſen. Die Jungenfamilien haben ihre =
ter
, meiſtens Werkſtudenten, die Mädchenfamilien ihre Mütter,
Kindergärtnerinnen oder Diakoniſſinnen. Jede Familie hat in
eigener Haushaltung ihr hübſch geſchmücktes Wohnzimmer und
ihren ſehr geräumigen, hellen Schlafſaal. In der einen Wohnung
war alles mit Baſteln und Kleben beſchäftigt, in einer anderen
wurde ein Märchen vorgeleſen, wieder in einer anderen konzen=
trierte
ſich gerade alles Intereſſe auf einen knuſprigen Pfeffer=
kuchen
, und ein Kind ſah ich, das ſchrieb gerade einen Brief an
ſeinen Vater nach Marienborn bei Kamenz.
Marienborn bei Kamenz was iſt das nun wieder?
Marienborn bei Kamenz das iſt ein Erholungsheim in
Nordoſtſachſen für die Väter der Kinder, für die ehemaligen von
Elſa Brandſtröm gepflegten ſibiriſchen Gefangenen, für die die
wundervolle Frau noch weiter ſorgt, jahrelang, ein Leben lang.
Die Liebe höret nimmer auf, ſie nimmt das erſchütternd
wörtlich, iſt ſie nicht die Güte ſelbſt? Der Nobelpreis hat ihr
kürzlich beſtätigt, was die Menſchheit ihr dankt.

Wie verhütet man häusliche
Unfälle.
Von Dr. med. David Guttmann= Charlottenburg.

Sehr gefährlich iſt ein ſtärkerer elektriſcher Schlag, beſon=
ders
, wenn die betreffende Perſon feuchte Hände hat oder mit
feuchten Stiefelſohlen auf ſteinigem Boden ſteht. (Badezimmer,
Küche, Toilette.)
Die Ströme unſerer Lichtleitung genügen vollkommen, um
einen Menſchen, der in den Stromkreis eingeſchaltet und geerdet
iſt, zu töten. Ein ſehr guter Leiter der Elektrizität iſt das
Waſſer. Vor kurzem iſt eine junge Dame während des Badens
in ihrer Badewane dadurch ums Leben gekommen, daß eine
elektriſche Heizſonne in ihre Badewanne fiel. In dieſem Falle
wurde der Strom in das Waſſer geleitet.
Eine furchtbare Unſitte dazu lebensgefährlich iſt das
Telephonieren von der Badewanne aus. Es gibt aber leider
immer noch Menſchen, die ſich das Celephon ins Bad reichen
laſſen!. Im Badezimmer dürfen keine elektriſchen Schalter oder
Steckdoſen vorhanden ſein. Sie müſſen vielmehr außen angebracht
werden, denn das Berühren einer offenen Steckdoſe oder nicht
ganz gut iſolierter elektriſcher Leitung (ſchlechter Schalter) im
Badezimmer genügt, um den Menſchen in ſchwerſte Lebensgefahr
zu bringen ja ſogar zu töten. Die elektriſchen Birnen in den
Badezimmern und Coiletten dürfen unter keinen Umſtänden an=
gefaßt
worden, wenn in ihnen Strom iſt, und nie mit feuchten
Händen. Auch beim Neinmachen bitte erſt ausſchalten. (Am
beſten den Hauptſchalter in der Wohnung.) Die Hauptgefahr liegt
immer in den feuchten Händen und in dem ſteinigen Fußboden,
wobei als Feuchtigkeit ſchon die natürliche, ganz mäßige Aus=
ſchwitzung
der Handflächen zu bezeichnen iſt. Abgeſehen von
ſchwerſten Verbrennungen an den Berührungsſtellen des Körpers
treten Veränderungen im Körper ein, die den Menſchen wochen=
lang
ans Bett feſſeln, oft erhebliche Schädigungen zurücklaſſen
und gar nicht ſelten den Cod verurſachen. (Herzflimmern.) Es iſt
ein Irrtum, zu glauben, daß die Ströme der elektriſchen Licht=
leitung
von 110 bzw. 220 Volt nicht gefährlich ſind. Es kommt
in erſter Linie nämlich auf die Amperezahl an. Gerade die
mäßigen Ströme wie wir ſie in der Lichtleitung finden ſind
ziemlich gefährlich. Beim Staubputzen und Neinigen, beim Ein=
ſchrauben
von Birnen muß immer darauf geachtet werden, daß
man nie zu gleicher Seit mit beiden Händen an einen elektriſch
geladenen Körper herankommt, da man lonſt ſofort in den Strom=
kreis
eingeſchaltet wird. Oft gelingt es, ſich durch Hinwerfen
aus dem Stromkreis zu befreien, indem man durch den Fall den

Aufgabe 544.
P. F. Blake in Warrington.
(1. Preis. Das GHaus, 1898.)
Weiß: Kh7 Da8 Ab3 Lg6 g7 8as g3Bbt 14 (9).
Schwarz: Kd4 Tel d6 Ld7 8t2 g1Bb5 e2 16 (9).
Matt in zwei Zügen.
Berichtigung: In Aufgabe 540 von Dr. Dotterwich
muß es ſtatt B b1Bb6 heißen.
Briefkaſten: H. G.: Aufgabe 537: 1. Sd72 Le3!
Partie Nr. 72.
Geſpielt in der 1. Runde des Internationalen Meiſterturniers
zu Frankfurt a. M. am 7. September 1930.
Damenbauereröffnung.
Weiß: Colle (Belgien) Ahues (Deutſchland
12. h2hs
Sg4e5
La8f8.
1. 9904
13. 8k3:e 5. Die Entſpannung kommt
2. 8g1fs Fe6
Schwarz zugute. (13. I.032!ſ
3. 86142 Colle ſpielt nicht den
13.
Begies
üblichen Zug 3. e8etz, verſucht vielmehr
14. 103b! Colle will ſeinen An=
baldigſtB
e2e8 e4 durchzudrücken und griffsläufer behalten, obgleich er ſich damit
auf Angriff zu ſpielen. Der junge Meiſter den Ta1 kaltſtellt. 14. I.d 3 e2 geht nicht
hat durch dieſe Spielweiſe glänzende Par= wegen d5d4.

tien gewonnen, obwohl er auch manchen
Mißerfolg dadurch zu buchen hatte.
A.
A7. as
4. e2e3
efeßl
Dieſer Vorſtoß iſt hier bei der Spielanlage
von Weiß ſehr gut.

14.

5. (2g3
6. 1f1ds
7. 00
3. 04:05
9. e3e4
10. Dd1-e2
11. Df1e1

Sb8c6
If848
6o.
kag:os
Dd8e5
Le5d8
8f6g4

15. 64:05
18. S02 18
17. Le1es
18. 8f3gb
19. Sg5:h5
20, Sh.716.4
21. 5t6h54
22. f9:e8

Lc8d7
e6:45
Ta8e8
Seße4
gfg6
Tes:es!
Kg8g;
géihs.
N18h8

Ein Zug, den der Angriffsſpieler Ahues
liebt. Schwarz verhindert etes und 8s41
bedriht zugeich den B9s.

Der Angriff von Beiß iſt abgeſchlagen.
23. Kg1h!
La8gsl
24. e3e4
Defgsl
25. e4e5
Sete3!
28. Beiß gab auf wegen der Drohung

Kontakt herauszieht. Wenn Menſchen in der Nähe ſind, ſoll
man am beſten um Hilfe rufen. Der Helfer darf dann aber be=
ſondere
Vorſichtsmaßnahmen nicht außer acht laſſen. Unter keinen
Umſtänden darf er den in den Stromkreis eingeſpannten Menſchen
etwa mit beiden Händen anfaſſen. Er würde nämlich ſelbſt in
den Stromkreis hineinkommen, ebenſo jeder, der dieſen wieder
mit beiden Händen berührt.
Was muß man in ſolchen Fällen tun? Am beſten: ſofort den
Hauptſchalter der geſamten Leitung ausſchalten oder, falls man

Kätſel

Gegenſätze.
Oben, ſchweigen, tadeln, beenden, tun, löſen, darben, ver=
achten
hoch, geſcheit, geſellig.
Man ſuche zu obigen Wörtern die Gegenſätze; ihre Anfangs=
buchſtaben
nennen dann eine wenig erfreuliche Tatſache.
Auflöſung der Rätſel ans Nr. 36.
Silbenrätſel.
1 Erdteil, 2 Plombe, 3 Banane, 4 Zentner, 5 Fresko, 6 Mor=
chel
7 Olive, 8 Limonade, 9 Amarelle. 10 Tauwetter 11 Legende.
12 Druide, 13 Gasherd, 14 Patna, 15 Kabale, 16 Barchent, 17
Flittergold, 18 Danebrog, 19 Wagner.
Die Bauernregel lautet: Donner im Auguſt bringt Matſch
vor Weihnachten.
Kreuzwort=Silbenrätſel.

ihn nicht erreicht oder findet, mit einer Hand die Sicherungen
herausſchrauben, oder, wenn der Weg zu weit iſt, den betreffen=
den
direkten Schalter ausſchalten.
Eine weitere Gefahrenquelle liegt darin, daß Menſchen zu
gleicher Seit telephonieren und in Gedanken oder ſogar
mit Abſicht eine brennende elektriſche Ciſchlampe berühren oder
einſchalten. Genau ſo gefährlich iſt es, am Nadioapparat zu
baſteln und mit der anderen Hand an eine elektriſche Lampe,
Schaltung oder ein Celephon zu kommen, oder gleichzeitige Be=
rührung
eines eingeſchalteten Föns, einer Dampfheizung oder eines
Gasrohrs oder eiſernen Badeofens.
Neben den Unfällen, die durch unachtſames Hantieren mit
Elektrizität verurſacht werden, dürfen die Unfälle durch Leucht=
gas
und Kohlenoxyd nicht unerwähnt bleiben.
Macht ſich in irgendeinem Naum Leuchtgasgeruch be=
merkbar
, ſo ſoll man unter keinen Umſtänden mit einer offenen
Flamme (brenende Kerze, Streichholz) den betreffenden Naum
betreten. Denn das ausſtrömende Leuchtgas verbindet ſich mit
der Luft zu einem hochexploſiven Gemiſch, das durch Hinzutreten=
einer
offenen Flamme ſchwere Exploſionen nach ſich zieht. Hanz
abgeſehen von Störungen am Material, erleiden Menſchen bei
dieſen Unfällen ſchwere Verletzungen, oft werden ſie ſogar
getötet.
In mit Leuchtgas gefüllten Näumen hat man zuerſt den
Haupthahn am Gaſometer abzuſtellen, alle Fenſter zu öffnen und
dann ordentlich zu lüften. Das Einatmen des Leuchtgales er=
zeugt
ſchwere Vergiftungen, darum erſt lüften. Dann ſind die
Gaswerke oder ein erfahrener Inſtallateur mit der Neviſion der
Gasröhren zu beauftragen. Man hüte ſich, mit offener Flamme
ein defektes Gasrohr abzuleuchten.
Eine andere Art des Gaſes, das zu ſchweren Unfällen führen
kann, iſt das Kohlenoxudgas. Jede Hausfrau weiß, daß
Oefen, die mit Kohle geheizt werden, erſt dann geſchloſſen werden,
wenn das Simmer genügend gelüftet iſt und wenn die Kohlen
in glühendem Suſtand ſind. Es muß daher unter allen Umſtänden
auf guten und genügenden Abzug im Ofenrohr geachtet werden.
Das gleiche gilt für Badeöfen und Küchenherde.
Neben den oben erwähnten Urſachen, die oft zu Unfällen
führen, dürfen die Unfälle nicht überſehen werden, die durch zu
glatt gebohnerte Parkettböden entſtehen. Beſonders, wenn
ältere Leute und Kinder in einer Wohnung ſind, ſoll man glatte
Parkettböden durch Läufer, Ceppiche oder ähnliches ſchützen.
Denn bei alten Leuten ſind ſolche Brüche, die gewöhnlich beſon=
ders
prädisponierte Stellen treffen (Schenkelhals), ſchwer heilbar.
Kinder laufen über glatte Parkettböden und fallen, oft glück=
lich
ſehr oft unglücklich. Nicht nur für Menſchen ſind dieſe
beſonders ſchönen Gußböden gefährlich. Auch größere Gegen=
ſtände
Leitern rutſchen auf ihnen aus. Deshalb ſoll jede
Leiter, die beſtiegen wird und das gilt nicht nur für Parkett=
fußböden
von einer Hilfsperſon gehalten werden. Wenn man
eine Leiter zum Fenſterputzen benutzt, ſo muß die untere Partie
des Fenſters geſchloſſen werden, wenn die obere geputzt wird.


men Ger

H.
1. Dame, 2. Iller, 3. Eiſen, 4. Sonne, 5. Cherubini, 6. Wagen,
7. Akuſtik. 8. Reuter, 9. Zille, 10. Erlau, 11. Berlioz, 12. Akazie,
13. York River. Die ſchwarze Bayern ein Kreuzer.

Druck. Verag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei. Rheinſtr. 23. Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H. Nette, Darmſtadt, Fernſpr. 1, 23892392. Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.

[ ][  ][ ]

Iwwrichens wor ſäller Goethe, dem wo ich neilich in Thie=
ringe
en Beſuch abgeſtatt hab, net bloß Miniſter, ſondern außer=
dem
e großer Dichter, näwebei bemärkt.
Zwar unſer heidiche Miniſter hawwe jo aach e groß Fann=
daſie
, awwer wann ſe die in Bedrieb ſetze, do kumme leider kaa
Vers eraus, ſundern heechſtens neie Steiern un Abgawe, uff die ſich
unſeraans aach mitm beſte Wille kaan Vers mache kann. Un die
Therjaderſticker, die wo unſer heidiche Miniſter ſchreiwe, an dene
kann mer ſich net erbaue, un noch wenicher erheidern, ſundern
wann mer die lieſt, do gehn aam die Aage iwwer, wie im aller=
draurichſte
Trachedjedrama. Un des aller=allerdraurichſte is, daß
mer aach noch mitſpiele miſſe, in dene ihre Therjaderſticker, ob
mer wolle odder net, dann die Rolle, wo in dene ihre Sticker vor=
kumme
, die ſin uns ſo quaſi uff de Leib geſchriwwe; un die Sprich,
die wo drinn vorkumme, die hawwe leider ſo kaan gude Klang,
wie beiſpielsmeßich dem Goethe ſei.
So hott zum Beiſpiel de Goethe e Stick geſchriwwe, däß han=
nelt
vun=eme gewiſſe. Docktor Fauſt, eme ganz iwwerzwärche
Menſche, der wo ſich ſogar mitm Deiwel ei geloſſe hott. No korz
un gud, däß Stick is aſch ſchee un riehrend, un was mer beſun=
ners
dra gefalle hott, is däß gewäſe, daß es der Goethe als Mini=
ſter
net unner ſeiner Wirde gehalte hott, oft ganz bekannte un
volkstiemliche Redensarde drinn a zubringe, grod ſo, wie ſe unſer=
aans
manchmol ſo vun ſich gibt. Zum Beiſpiel: Heinrich, mir
Kraut vor dir odder wie als mei Schorſch, wenn er gud uffgelegt
war un ſo en Klaane ſitze gehatt hott, zu mir geſagt hott: Mein
ſcheenes Frailein, därf ich’s wagen; odder wie mer heit noch
ſeecht, wann mer hinner äbbes kimmt, wo mer net vermud hott:
Däß alſo is des Pudels Kärn, odder Die Bottſchaft heer ich
wohl, allein mir fehlt der Glaawe, no un ſo weider fort.
Alſo wie geſagt, däß hott mich immer ſo a geheimelt, daß ſo
e großer Geiſt, wie de Goethe aaner war, ſolchene gang un
gäwene Redensarde an ſich hatt. Un alſo, ganz am Alfang vun
dem Stick hab ich alſo noch ſo en Spruch uffgefange, un bis zum
heidiche Dag im Gedächtnis behalte, un der hott gehaaße (jetzt
alſo kimmt des Puddels Kärn!): Greif nor hinein in’s volle
Menſchenläben, un wo du’s packſt, da is es indräſſant
Un den Spruch hab ich oft befolcht, un hab manchmol es volle
Menſchenläwe recht indräſſant gefunne. Awwer in de letzte Zeit
hab ich doch es bische des Guſto an dem Spruch verlorn, dann ich
hab eraus gefunne, daß des volle Menſchenläwe, wo mer’s packt,
äwe ganz un gar net indräſſant is. Kunndrehr im Gäjedaal.
Greift mer nemlich heit irchendwo ins volle Menſchenläwe nei,
was packt mer in neununneunzich vun hunnerd Fäll? Nix
annerſter als en ganze Haufe verlogene un uffgedunnerte Schlag=
wörter
, mit dene de arme Menſchheit de Kobb dorchenanner ge=
macht
wärd. Dann vor lauder Schlagwörder is es gud drei=
värdels
vun de Mitbärjer derart wärwelich un zwärwelich im
Härn, als hett mer ihne net Schlagwörter, ſundern lauter Schlag=
brädder
vor de Kobb geſchmiſſe. Un ſo laafe ſe in ihre Verzweif=
lung
in de Stadt erum un ſtudiern uff ſemtliche Blagadſaile die
Wahluffriff, Wahlbrogremmer un Wahlſprich, un ſind nu glick=
lich
ſoweit, das ſe a nehhernd farweblind ſin, un vor lauter Rot un
Schwazz un Weiß un Gelb un Uldramarieneblau gornetmehr
drauseraus kumme. Un ſie ſind vun däre grauſeliche neideitſche
Kunſt, die wo ſich uff dene Blagadſaile braad mache dhut, ganz
komfuß, un nachts draame ſe devo un krieje Albdricke.

Kann mer den Zuſtand nu wärklich noch indräſſant nenne,
wann mer ärchendwo des volle Menſchenläwe apackt? Naa,
däß is nix als en großer Kuddelmuddel. Un ich bin unner dene
Umſtend bickelfeſt und beddohſicher devo iwwerzeicht, daß mer
unner de obwaldende Umſtend eme glattwäck babbilohniſche Zeit=
alder
endgäje dabbe, nemlich in Abetracht däſſe, was alles in
Bezugnahm uff die Reichsdagswahl gebabbelt is worrn.
s brauch aam däßhalb net wunner zu nemme, daß bei dene
Verhältniſſe kaa Wädderfahn mer waaß, wohie ſe ſich wenne
ſoll. Un mer glaabt gor net, wieviel Wädderfahne es unner de
deitſche Wehlerſchaft gibt; ſie drehe ſich, wie jeweils de Wind
weht, bald nooch rechts, bald noch links un märke gornet,
daß ſe immer uffm gleiche Blatz ſteh, un ſich bloß um ſich ſällwer
drehe. Die Wädderfahnbolledicker hawwe nemlich iwwerhaubt kaa
eiche Maanung, ſundern falle uff alle Verſprechunge enei, die en
vor de Wahl vun ſo Mandadjäger un Raddefenger an de Himmel
gemolt wärrn. Sie ſin bollidiſch unmindiſch, die Wädderfehncher,
ſpiele ſich awwer gärn als Idealiſte uff, un ſin beſtenfalls
Fanndaſte, die jedem Schaumſchleger in’s Garn geh.
Un däß leßt ſich net leichne, einiche vun unſere chemiſch gerei=
nichte
Baddeie leide ſichtlich an Klebbdomanie un Babbelei, dann
ſoviel Verſprechunge hab ich mei Lebdag noch net geläſe, als wie
in de letzte Zeit; un alle laafe, ſamt un ſunders druff enaus, daß
mer herrliche Zeide endgäächegeh, wann mer dene Verſprächunge
Glaawe ſchenke. Awwer wie ſeecht mer als in ſo Fäll: Die Bott=
ſchaft
heer ich wohl, allein mir fehlt der Glaawe! . Dann ich
kann mer mit meim geſunde Menſcheverſtand a fach net vorſtelle,
wie däß beſſer wärrn ſoll, wann erſt alles kabudd geſchmiſſe is.
Ich hab ehnder des Gefiehl, als wann die beſſere Zukunft, die
wo uns do verſproche wärd, e verdeiwelt Ehnlichkeid hett mit’m
beſſere Jenſeits. Un do bin ich vor’s erſte net ſchaff druff
s is däßhalb bei allem Elend nor e Glick, daß es aach Bad=
deie
gibt, die mit kaa ſo himmelſchreiende Verſprechunge hauſiern
geh, ſundern die wo noch mit de Baa uff de Erd bleiwe un nix
im Aag hawwe, als daß Ruh un Ordnung herrſcht. Un do hott
mer alſo die Wahl, un ich maan, däß mißt aam net ſchwer falle,
ſo e Ordnungsbaddei ausfinnich zu mache un däre ſei Stimm zu
gäwwe, wie ſich’s geheert un wie’s aam ſei verdammte Pflicht un
Schuldichkeid is.
Dann wie geſagt, an Badeie is jo kaan Mangel, un mer
kennt in däre Beziehung aach den bekannte Spruch umwandele un
kennt ſage: Greif nor hinein ins volle Menſcheläwen, un wo du’s
päckſt, da is es e Baddei! ’s fehlt bloß noch a', un däß is die
Baddei der Wahlfaule, un Wahlſchwenzer. Un däß ſin
grad die, wo mer brauche kennt, dann die wiſſe bekanntlich alles
beſſer, un ſin ſo forchbar geſcheid, awwer leider annerſeits ſo
ſambft beſchrenkt, daß ſe liewer ihr Weisheit am Stammdiſch,
odder beim Kaffeeklatſch breisgäwwe, als ebei zu geh, un die
Verandwordung mitdrage zu helfe. Es is die Spezies Dumm=
bach
, ſie ſin in de hoche, wie in de niedrei Bolledick beſchlage,
wie kaaner; ſie wiſſe genau, warum die Steiern ſo hoch un die
Zeide ſo ſchlecht un die Arweidsloſichkeid ſo groß is; die ſchwie=
richſte
Brobleme leeſe ſe im Handumdrehe; un wo kaa Staats=
mann
e geſcheid Antwort druff waaß ſie wiſſe ſe, un ſage
däßhalb ſtets: Mir erläwe’s net, awwer ſie wärrn ſehe, daß ich
Recht hab." . ..
Awwer wehle dhun ſe net, die Dummbache, ſundern bleiwe
liewer in ihrm Kammiſohl hinnerm Owe ſitze, un ſpiele ſich als
bollidiſche Hageſtolze uff, un ſchimbfe uff die Rechierung, uff de
Reichsdag, uff die Baddeie un uff die Bonze; ſie rege ſich uff
iwwer die ſchwere Zeide, iwwer die aſche Laſte, iwwer die
Ludderwärtſchaft in effentliche Ageläjenheite, un iwwer Gott
waaß, was ſunſt noch un ſie ſelbſt endhalde ſich jeder Bedädi=
gung
. Sie verlange, daß alles in ſchennſter Ordnung is
awwer die annern ſolle’s mache! Sich mit große
Frage innerlich ausenannerzuſetze, hott er net neediſch, der Herr
Dummbach, er hellt ſich ſei Zeidung nor, damit er waaß, wer ge=
ſtorwe
is; un wann nor jeden Dag e paar Raubmorde, un Un=
glicksfäll
un ſunſticher Klattſch un 2Drattſch drinn ſteht, do is ſei
geiſtiſches Wohlfinne befriedricht. Er geht valleicht aach in
Wahlverſammlunge, de Herr Dummbach, awwer net, um e anner
Aſicht zu heern, ſundern weil er ſich en Klamauck verſpricht, un
weil er ſein Spaß hott an de Zwiſcherufe; awwer wann’s zu
Handgreiflichkeide kimmt, is er de erſte an de Dier ...
Wie awwer kennt mer die Dummbache an die Wahlkabbſel
bringe? Ja, do wißt ich e dragoniſch Maßnahm; nemlich mer
mißt gäje die Wahlſchwenzer mobil mache, un zwar audomobil,

un zwar indem mer unſer nei ſtädtiſch Müllabfuhr gäje ſe hetzt;
die mißte alle Drickebärjer am Kanthoke krieje, enei in die Drum=
mel
, un an de Wahllokähler die ganz Bagaſch ausgeleert . . .

Spaß beiſeit, dann die Sach is zu ernſt, als daß mer driwwer
witzele därft. Jedenfalls hott es deitſche Volk noch vor kaaner ſo
wichdiche Wahl geſtanne, wie dißmol. Un es is ſo, un wärd ſo
bleiwe: Wie mer ſei Bett macht, ſo liggt mer!
Hinnenoch greine un lammediern: ach wann ich doch, ach hett ich
doch hott dißmol kaan Wert. Es ſteht ſo gud wie alles uffm
Spiel, un es geht um viel. Raddikahle Expärimende kenne mer
uns kaa mehr leiſte! Un gor Wahlendhaldung brediche, däß kann
mer nor aus Dummheid, odder aus Gewiſſens=
loſichkeid
, weil mer ſein Nutze ziehe mecht aus dem Dorch=
enanner
. Hoffe mer, daß es die Wehlerſchaft begreift, un
daß ſe es richdiche wehlt im Indräſſe vun unſerem un unſeres
liewen Vaterlands Wohl un Säge!
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm. Klabbern geheert zum Handwärk,
wie de Krach zu de Wahle. Mer därf awwer doch, ſoweit mer de
Wahlkambf in unſerm Städtche iwwerblicke kann, ſage, daß des
Iwwerfallkommando, die Reddungswach, de Spidalwage un die
Feierwehr kaum in Ackzion zu dräde brauchte. ½s geniecht hoffend=
lich
, daß mer aach for de heidiche Dag bloß die Feierſpritz in
erhehte Alarmbereidſchaft zu ſetze brauch, for den Fall, daß ſo e
paar Hitzeblitz e kald Duſch needich hette. Es ſei dann, daß unſer
Herrgott e Eiſähe hott, un leßts räjene; dann däß hawwe ſchun
die alde Reemer gewißt un feſtgeſtellt: de Räje iſt de beſte Schutz=
mann
. . . .
Leider gibt’s awwer ſcheints kaan Schutzmann gäje die In=
fanderibbel
mer kann aach bloß Ribbel ſage! vun unſerm
Stroßeverkehr; ich maan die Knallbrotze uff ihre Hemmoridde=
ſchaukel
. Gäje die is ſcheinbar kaa Gras gewaxe un kaa Geſetz er=
ſchaffe
. Vun Zeit zu Zeit wärd alsemol en Feldzug gäje ſe
unnernumme, awwer dann is es widder ruhich un ſie loſſe ihr
Benzienmiehl widder raddern un knaddern, daß die Wend wag=
gele
. Beſunners nadierlich in de Nacht, wo ſowieſo kaum en
Schutzmann zu ſähe is. Do kenne ſe ihrm Raddauſport fröhne un
kenne mit ihrm Geknall e ganz Stadtvärdel aus em Schlof ſchaiche.
s gibt gewiß aach a’ſtendiche unner dene Modohrradridder, awwer
die meiſte ſcheine doch ihrn Spaß am Krach zu hawwe. Un wann
do alle Vorſchrifte nix nitze, gibt’s nor aans, nemlich daß mer
hergeht, un dhut den Modohrradverkehr nachts iwwerhaubt
verbiede. Do mißte freilich die Unſchuldiche mit de Schuldige leide,
awwer däß is allgemein ſo im Läwe.
Jedenfalls, mit des Wichtichſte is heit, daß die ab= un uff=
gehetzte
Menſchheit wenichſtens ihr bißche Nachtruh garandiert
krickt. Leider hott awwer kaa Baddei den Punkt uff ihrm Wahl=
brogramm
. Däßhalb dhet’s Not, mer dhet noch e nei Baddei
grinde, nemlich die Baddei der Modohrradgegner, mit dem Feld=
ſchrei
: Für Freiheit un Nachtruh! Dann vun de
Freiheit muß bei dene Wahlſprich was debei ſei, wann aach
die meiſte vun däre Freiheit nor en ganz waaſche (ſchreibe: vage)
Begriff hawwe. Jedenfall, die Freiheit wo die maane, hott
mitm Max vun Schenkendorf ſeim ſieße Engelsbild net es
geringſte was zu dhu, däß wolle mer beim wehle heit net ver=
gäſſe
....

Der zeitgemäße Haushalt.

Iſt Rohzucker gut für Marmeladen ? Während der
Kriegszeit war, wie jedem, der damals den bunten Rock trug,
bekannt iſt, der Marmeladenverbrauch ungeheuer groß. Die
Kohle aber war knapp, und ſo kam die Heeresverwaltung auf die
anſcheinend glänzende Idee, das Geld und die Kohle für die
Raffinierung des Zuckers zu ſparen und die Marmeladen mit
Rohzucker herzuſtellen. Entſprechende Verſuche wurden im großen
unter Zuziehung tüchtiger Sachverſtändiger in Berlin=Dahlem ge=
macht
, endeten aber recht kläglich. Die Rohzuckermarmeladen wie=
ſen
einen unangenehmen, widerlich ſüßen Geſchmack auf, der darauf
zurückzuführen war, daß durch die Melaſſeſalze die Fruchtſäuren
zu einem großen Teil gebunden wurden. Gerade aber ſie ſind es,
die dem Obſt den pikanten Geſchmack geben. Auch der Geruch der
Marmeladen war beeinträchtigt, was nicht zu verwundern iſt, da
die braune Farbe des Rohzuckers von der Melaſſe herrührt, mit
der er noch verunreinigt iſt, und Melaſſe eben einen unangeneh=
men
Geruch aufweiſt. Beſonders verblüffend war, daß auch die
Durchſchnittsausbeuten bei den mit Rohzucker gekochten Marme=
laden
um 4 bis 5 Prozent geringer waren als bei den gleich=
zeitig
angeſtellten Verſuchen mit Raffinaden. Die Urſache lag in
dem weſentlich geringeren Gehalt des Rohzuckers an Saccharoſe
gegenüber dem Weißzucker und der um ungefähr ein Drittel län=
geren
Kochdauer, die die Rohzuckermarmeladen wahrſcheinlich in=
folge
des Salzgehalts erforderten. Der Invertzucker, der den
lieblichen Geſchmack verleiht, war in geringerer Menge vorhanden
wie in Weißzuckermarmeladen.
Schutz=Söckchen für Geſellſchaftsſchuhe. Da beim
Tragen von Straßenſchuhen in Ueberſtiefeln dieſe im Innern ſehr
leicht durch Schuhcreme, Straßenſtaub uſw. ſchmutzig werden und
dann hellfarbige, empfindliche Geſellſchaftsſchuhe beſchmutzen, ſo
fertige man ſich Söckchen zum Ueberſtreifen über dieſe an. Dazu
eigenen ſich ganz vorzüglich die ausgedienten, noch tadelloſen
Beinlängen ſeidener Strümpfe. Nach Art der Bettſchuhe aus den
Längen zugeſchnitten, ſichere man den oberen, umgehefteten Rand
mit Languettenſtichen in gleichfarbiger oder abſtechender Seide. L.
Moderne farbige Kleiderſchürzen ſachgemäß
zu reinigen. Zunächſt laſſe man es ſich zur Gewohnheit wer=
den
, dieſe Schürzen nie ſtark einzuſchmutzen und deshalb oft zu
wechſeln, da jeder Eleck vermehrtes Reiben bedingt und dadurch
die Haltbarkeit verringert. Weiter waſche man ſie ſtets nur
handwarm, da auch echte Farben heißer Waſchlauge vielfach
nicht widerſtehen. Drittens ſtelle man ſich zwei Becken mit lauer
Waſchlauge bereit, zu der man in 3 Eimer Waſſer 1 Paket Perſil
verrührt. Erſt in dem einen, dann in dem anderen, ohne vorheri=
ges
Einweichen rechts und links ſauber gewaſchen, ſpüle man die
Schürzen zuletzt in leicht ſauer ſchmeckendem Eſſigwaſſer, wende ſie
nach links und wickele ſie, gut ausgewunden, in Form gezogen

und auf alten Tüchern ausgebreitet, mit dieſen feſt zuſammen, um
ſie noch halbfeucht von links trocken zu plätten. Einige Blatt auf=
gelöſte
Gelatine dem Spülwaſſer beigefügt, gibt ihnen die ge=
wünſchte
Appretur.
Rotkraut als Wintervorrat einzulegen. Das
feingehobelte Kraut gebe man in folgende Eſſiglöſung: Auf 10 Pfd.
Kraut rechne man 1 Liter guten Weineſſig, in dem man 25 Gr.
Zucker, 1 kleines Lorbeerblatt, 34 Pfefferkörner und ebenſoviel
Nelken aufkocht. Das am Tage zuvor geſchnittene Kraut wird in
dieſem 5 Minuten gekocht und erkaltet in einen ſauberen Stein=
topf
gedrückt und ein ſauberes Leinentuch darüber gedeckt, das
man mit einem Teller und ſauberen Stein beſchwert. Die Brühe
E.
muß ſtets darüberſtehen.
Radieschenſalat mit Mayonnaiſe. 23 Bund
Radieschen ſchneide man in Scheiben, die man, leicht geſalzen, gut
mit Eſſig oder Zitronenſaft und dann mit 23 Löffeln Mayon=
naiſe
miſcht. Mit etwas Schnittlauch überſtreut, ſchmeckt dieſer
A. H.
Salat zu Butterbrot ausgezeichnet.
Aprikoſen in Gelee. Von 1 Pfund Aprikoſen ziehe
man vorſichtig die Haut ab und ſetze ſie in eine Glasſchale, wäh=
rend
man einen kleinen Teil davon mit ½ Liter Waſſer, etwas
Zitronenſchale und ein paar aufgeklopften Kernen zerkocht. Durch
ein Haarſieb geſtrichen, füge man 6 Blatt aufgelöſte Gelatine bei,
ſchmecke das Ganze mit einigen Tropfen Arrak oder Rum, ¼ Pfd.
Zucker oder 23 Eßlöffeln Süßſtofflöſung ab und gieße es über
die Aprikoſen. Bis zum nächſten Tage kaltgeſtellt und gefällig
mit halbierten Aprikoſen garniert, ſerviere man dazu eine kalte
L. H.
Vanilleſoße.
Geſchälte Pflaumen als Rohkompott‟. Dazu
überbrühe man Pflaumen mit heißem Waſſer, um ſie mit ſchar=
fem
Meſſer abzuhäuten und in eine Schüſſel zu geben. In=
zwiſchen
ſetze man Waſſer mit reichlich Zucker, wenig Zitronen=
ſchale
und Zimt zum Kochen auf, gieße dieſes über die Pflaumen
und laſſe das Kompott bis zum nächſten Tage ziehen.
Leckere Obſttörtchen für den ſommerlichen
Kaffee= und Gäſtetiſch. Eine recht willkommene Ab=
wechſlung
bieten kleine Obſttörtchen, die ſehr ſchnell bereitet ſind.
Der Grund beſteht aus Mürbteig und erhält als Auflage die
verſchiedenen Beeren. Mit Eiſchnee oder Schlagſahne, oder Obſt=
ſaft
überzogen, mit Gelatine bereitet, das gefällig mit gehobelten,
in Zucker geröſteten ſüßen Mandeln oder grünen Piſtazien gar=
niert
wurde, gereichen ſie ſelbſt der Gäſtetafel zur Zieder. Wir
laſſen einige Rezepte folgen:
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Tomaten=Reisſuppe. Rindszunge mit Madeira=
ſoße
. Aprikoſen in Gelee mit Vanilleſoße. Montag: Ge=
füllte
Kohlrabi. Dienstag: Pfifferlinge mit dickem Reis.
Mittwoch: Königsberger Klopſe. Donnerstag;
Apfelkartoffeln mit Bratwurſt. Freitag: Gefüllte Fiſchröll=
chen
mit Tomatenſoße. Samstag: Reis mit Blumenkohl
und gekochtem Rindsherz.

Genau nach Vorſchrift.

Na, Herr Huber, das freut mich, Ihr Puls geht viel ruhiger.
Sehen Sie, da hat die Medizin gut geholfen.
Leider nicht, Herr Doktor, auf der Flaſche ſteht ja: Der Korken iſt
feſt verſchloſſen zu halten.
Der Unbeliebte. Ihre Unterſchrift muß aber jemand beglaubigen.
Haben Sie denn keinen Freund im ganzen Ort?
Nein ich bin Gerichtsvollzieher.
(Nebelſpalter.)
Nach dem Ball. Beim letzten Vergnügen hat ſich meine Frau
ſtark erkältet. Das kommt natürlich von den tief ausgeſchnittenen
Kleidern! Alſo eine Halsentzündung. Nein Magen=
kartarrh
!
(Herold.)
Guter Ausweg. Mein äußerſter Preis für den Teppich iſt 300
Mark. Aber ich verſichere Ihnen, daß ich mindeſtens 100 Mark zu=
ſetze
, wenn ich das Prachtſtück zu dieſem Preis verkaufe. Gut, dann
geben Sie mir lieber 50 Mark und behalten Sie den Teppich!
(Svenska Dagbladet.)
Das neue Dienſtmädchen. Ich ſoll Fiſche und Oel kaufen, zwei
Mark habe ich mitbekommen, ich werde einfach eine Büchſe Oelſardinen
bringen, da haben ſie beides, und ich kann mir die Differenz ein=
ſtecken
."
(Pages Gaies.)
Rheuma. Mein Rheumatismus will durchaus nicht beſſer werden!
Vielleicht verſuchen Sie es einmal mit Bädern. Alles ver=
geblich
! Im vorigen Jahr hab ich mal eins genommen, aber das hat
auch nichts genützt.
(Péle Mele.)

[ ][  ]

Der Herbſthut
iſt ſoweit man ſich ein Urteil
ſchon nach den erſten Vorführungen
der großen Salons zu bilden ver=
mag
wirklich ganz entzückend.
Neben den verſchiedenen eng=
anliegenden
Typen gibt es noch
manche halbbreite Form, die dann
aber mit Vorliebe einſeitig gear=
beitet
wird, (alſo auf einer Seite
einen Rand bringt, auf der ande=
ren
aber anliegt), ſo daß ſich
daraus ſchon eine ſehr charakteri=
ſtiſche
Note ergibt. Auch ſpricht
man in den großen Salons ſehr
viel von intereſſanten Hüten, die
vorne knapp anſchließen, rückwärts
aber einen tiefen Rand haben, der
den Halsanſatz vollkommen deckt.
Das markante Moment der neuen
Hutmode iſt aber unbedingt das
Barett, das ſich zweifellos raſch
durchſetzen wird und vielleicht jene
führende Rolle zu übernehmen be=
ſtimmt
iſt, die im Vorjahre dem
Turban zugedacht war.
Die verſchiedenen Barette ſind
darum ſo reizvoll, weil ſie einen
unbedingt jugendlichen Stil
vertreten, der beſonders in einer
Zeit der damenhaften Mode, die
wir jetzt erleben, ſehr ſympathiſch
anmutet und eine ſehr erwünſchte
Abwechſelung bietet.
Ein ſolcher Hut vermag denn
auch oft der ganzen Aufmachung
ein flottes Gepräge zu geben, was
ja ſehr weſentlich iſt, da bekannt=
lich
der Schick einer Frau ſich in
erſter Linie durch die Eigenart
ihrer Kopfbedeckung und deren in=
dividuelle
Note dokumentiert.
Die Modefarbe für den Herbſt
die in der Hutmode immer wie=
der
für den Effekt der Schaffungen
ſehr maßgebend iſt iſt ſchwarz,
denn es hat ſich wiederholt ſchon
erwieſen, daß man ſolche Hüte faſt
zu jedem Kleidungsſtück tragen
könne, da ſelbſt ein helleres Kleid
mit ſchwarzem Hute, ſchwarzen
Schuhen und ſchwarzer Handtaſche
eine ausgezeichnete Geſamtwirkung
ergibt.
Das vorherrſchende Material iſt Samt, und man verſpricht
ſich von dem feinen Glanz und der großen Weichheit dieſes Ge=
webes
große Erfolge, um ſo mehr, als ja die neuen Hüte viel=
fach
drapiert ſind und ſomit überhaupt nur aus ſchmiegſamem
Materiale hergeſtellt werden können.

Der neue Herbſthut wird oftmals kombiniert, und zwar
ſo, daß die verſchiedenen Samtformen mit Seide zuſammen=
geſtellt
, andererſeits wieder die vielen Filzhüte, die nach wie vor
beliebt ſind, mit Seide oder Samt in Verbindung gebracht wer=
den
, wodurch ſehr eigenartige Geſamtwirkungen zu ſchaffen ſind.

Auch Garnierungen ſind
keineswegs ſelten, und zwar zieht
man am liebſten Band als ele=
ganten
und unaufdringlichen Auf=
putz
heran, doch ſehen auch ver=
ſchiedenartige
Schmucknadeln und
ſchöne Agraffen ſowie eigenartige
Poſamenterien (Schnüre und Qua=
ſten
) ſehr dekorativ aus. Außerdem
begegnet man in letzter Zeit auch
vielfach Kronenreiherpinſeln, die in
ſchicker Anbringung ihre Wirkung
niemals verfehlen und beſonders
für den Abend gerne geſehen ſein
werden.
Mitunter pflegen die neuen Hüte
auch mit feiner Stepparbeit ver=
ſehen
zu werden, die ſich beſonders
auf Samt vortrefflich ausnimmt
und dem betreffenden Modell, ein
ganz neuartiges Gepräge gibt.
Als Beiſpiel bringen wir ein
außerordentlich ſchickes Modell in
der oberſten Skizze: dieſer Hut
vertritt inſofern eine ganz neu=
artige
Modeform, als er die frü=
her
beſprochene einſeitige, halb=
breite
Krempe bringt und durch
die in Metallfaden ausgeführten
Steppſtiche der Hutmode ganz neue
Wege weiſt. Eine ſolche Form wird
als nachmittägliche Schaffung, die
gelegentlich aber auch abends ſehr
gut brauchbar iſt, ſicherlich allge=
meinen
Beifall finden.
Sehr reizvoll ſind auch die ver=
ſchiedenen
ganz enganliegenden
Hüte, die aus Filz, Sonnen= Ve=
lours
oder Samt gearbeitet und
meiſt noch mit einem fremden Ma=
teriale
(in der Regel mit Seide)
kombiniert werden.
Wir führen als zweites Bild ein
ſehr ſchickes Modell dieſer Art vor
Augen, das durch radial auslau=
fende
Seidenblenden einen unge=
mein
originellen Eindruck m.act.
Intereſſant iſt der ſchmale Spitzen=
Vorſtoß, der ein derartiges Modell
für abendliche Zwecke ganz hervor=
ragend
geeignet macht.
Ein enganliegender, ſchlichter
Samthut, leicht drapiert, mit ſeit=
lichem
Reiherpinſel, iſt als erſtes
Modell der zweiten Reihe zu ſehen
und faſziniert durch ſeine Eleganz.
Bemerkenswert ſind auch jene Hutformen, die ſich ägyptiſche
Motive als Vorbild nehmen und damit einen höchſt aparten Stil
ſchaffen, der die großen Modeſalons eingehend beſchäftigt und für
den Herbſt außerordentlich erfolgreich zu werden verſpricht.
(Letzte Skizze.)
Willy Ungar.

Stickereien, die Mode=
Leidenſchaft der Dame.
Die Zeit, da man die handarbeitende Frau
mitleidig belächelte, iſt vorüber, und fraglos iſt die=
ſer
Umſchwung darauf zurückzuführen, daß die Mode
trotz der Emanzipation der letzten Jahre wieder
eine durchaus feminine Richtung einſchlägt, die auf
die Einſtellung der Frau keineswegs ohne Einfluß
bleibt, ſo daß mit den damenhaften Kleidern das
Wiedererſcheinen verſchiedener eigenartiger Details
in der Inneneinrichtung Hand in Hand geht; auf
dieſe Weiſe kommt auch die Stickerei wieder zu
ihrem Rechte, und zwar nicht etwa als Attribut der
Kleidung, ſondern als ſehr bedeutender Faktor in
der Ausſtattung des ſchönen Heimes
Die Dame, die ſich nach und nach trotz Verſport=
lichung
und trotz aller Emanzipation wieder ihrer
hausfraulichen Tugenden, entſinnen darf, ohne
fürchten zu müſſen, als unmodern verſchrien zu
werden, kann für die Ausſchmückung ihres Heims
in Hinkunft vielfach ſelbſt ſorgen, da ja eine ſchöne
Handarbeit fertig gekauft geradezu unerſchwinglich
iſt und auch bei weitem nicht ſo viel Freude berei=
tet
wie ein Stück, das man ſelbſt herſtellt.
Dabei aber ſei immer wieder darauf verwieſen.
daß es keinen Sinn hat, ſich mit jenen veralteten
Arbeiten zu befaſſen, die in den modernen Rahmen
der Wohnung unter keinen Umſtänden paſſen, mit
jenen Dingen, die im Heim unſerer Mütter und
Großmütter zu Hauf zu finden und letzten Endes
doch nichts anderes waren als ſchlimme, höchſt un=
hygieniſche
Staubfänger,
Als ſolche ſind zum Beiſpiel die verſchiedenen
Kaſtenſtreifchen zu bezeichnen, die in ihren man=
nigfaltigen
Varianten und ihrer übelkitſchigen
Wohnlichkeits=Atmoſphäre uns heute ſchon faſt
parodiſtiſch anmuten und unglückſeligerweiſe doch
viel öfters gearbeitet werden, als man vermuten
würde.
Im modernen Haushalt muß eben auch in dieſen Details eine
kräftige Doſis von Sachlichkeit zu merken ſein, und es wäre der
größte Fehler, auf die Dinge, die unnötig und überdies auch un=
ſchön
ſind, koſtbarſte Arbeitskraft zu verſchwenden.
Um dieſen unſeren Standpunkt beſonders deutlich vor Augen
zu führen, haben wir in unſerer Gruppe einen geöffneten Wäſche=
ſchrank
ſkizziert, der im linken Bilde die verlogene Kaſtenſtreifen=
romantik
geißeln ſoll, während rechts der viel weniger mühevoll
in Ordnung zu haltende und abſolut überſichtliche moderne
Wäſchekaſten zu ſehen iſt, wie ihn die zeitgerecht empfindende Haus=

frau wünſcht und braucht. Es genügen eben wie man ſieht
einfache Bänder, die die gleichen Wäſcheſtücke derſelben Kategorie
zuſammenzuhalten beſtimmt ſind, die ſyſtematiſche Ordnung alſo
ſofort überblicken laſſen.
Wenn man aber von ſolchen Handarbeiten, die nicht nur er=
läßlich
, ſondern geradezu unſinnig ſind, abſieht, gewinnt man
natürlich eine Unmenge von Zeit für Dinge, die gewiß teils
raſcher, teils langſamer fertigzuſtellen ſind, unter allen Umſtän=
den
aber eine wertvolle Bereicherung des Haushalts darſtellen oder
gelegentlich dem perſönlichen Bedarf der Hausfrau dienen ſollen.

Zu dieſen letzteren Stücken zahlt etwa eine der
aparten Gobelin=Taſchen, die neuerlich dem lebhaf=
ten
Intereſſe begegnen, weil man ſich nun vollkom=
men
bewußt iſt, daß ſie ſowohl für den Nachmittag
als auch für den Abend außerordentlich elegant
ausſehen und ſich angeſichts ihres Farbenreichtums
jedem Kleide tadellos anpaſſen.
Eine ſolche Gobelin=Taſche iſt zwar ſicherlich eine
ſehr mühevolle Arbeit, andererſeits aber auch ein
Stück, das jahrelang Freude bereiten wird und die
Mühe reichlich lohnt.
Man bringt in letzter Zeit immer häufiger die
eigenartig ſtiliſierten Blütenmuſter (Skizze links
unten), während die allzu ſüßlichen Rokoko=Motive
ganz auffallend in den Hintergrund treten.
Eine Arbeit, die jede Dame gerne in Angriff
nimmt, iſt das Ueberziehen eines großen Schirmes
für die Stehlampe, der in ſeiner oft etwas über=
dimenſionierten
Form dem ganzen Raume eine
eigenartige Note aufprägt. Ein ſolcher Schirm er=
fordert
übrigens letzten Endes nichts anderes als
größte Exaktheit der Ausführung. In der Regel
pflegt man ihn doppelt zu arbeiten, und zwar innen
heller, außen dunkler zu beſpannen, um ſog. ge=
brochene
Schattierungen zu ſchaffen, die ein mil=
des
(niemals unangenehm blendendes) Licht ſpen=
den
(Mitte).
Zu den Arbeiten, für die man immer wieder
Verwendung hat und die ſchon darum der Dame ge=
fallen
, zählt ein ſchönes Kaffeegedeck, für das in
letzter Zeit beſonders die feine Toledo=Arbeit gerne
herangezogen zu werden pflegt, indem man in den
meiſten Fällen den Außenrand der Decke und außer=
dem
noch ein zweites Motiv in der Mitte einſtickt
(Skizze links)
Für größere Abendgeſellſchaften aber ſetzt ſich
immer mehr die Mode durch, auf der blanken Tiſch=
platte
zu ſervieren und für jeden Gaſt ein ſpeziel=
les
, beſonders ſchön geſticktes Deckchen vorzuſehen,
das natürlich ganz hervorragend gut gearbeitet ſein
muß, um ſeinen dekorativen Zweck zu erfüllen
(Skizze rechts). Filet= und Klöppelſpitzen, aber
auch Richelieu, Madeira und Veniſe ſind hier in
erſter Linie zu nennen.
Ein wichtiges Kapitel der neuen Wohnkultur iſt natürlich
das Sofapolſter, für das es im modernen Haushalt ungezählte
(oft künſtleriſch ſehr vernachläſſigte) Möglichkeiten gibt.
Zu den letztmodernen Schaffungen zählen die mit bunten
Applikationen verſehenen Stücke, die ſich durch Aufnähen farbiger
Reſtchen auf einfarbigen Grund leicht herſtellen laſſen und durch
ihre Lebhaftigkeit und Farbenfreude viele Anhänger erwerben
konnten (letztes Bild).
Willy Ungar.