Darmstädter Tagblatt 1930


11. September 1930

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart=, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 251 Donnerstag, den 11. September 1930. 193. Jahrgang

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Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Banl und Darm=
ſtädter
und Natlonalbank.

Eroffnang vei Tokeromnesverfamnnang.
In Erwarkung der Reden Briands und Henderſons zu den Paneuropaplänen.
Curkius wird vorausſichtlich in der nächſten Woche ſprechen.
6. für politiſche Fragen: Sir Robert Borden=Kanada. Das
Büro der Verſammlung trat ſofort nach Aufhebung der Sitzung
Zumeka eröffnet die Herbſtkagung
zuſammen.
des Völkerbundes.
Allgemeine Ausſprache am Donnerskag.
Die allgemeine Ausſprache wird am Donnerstag vormittag
Skreſemann=Ehrung in der Vollverſammlung.
um 10.30 Uhr mit einer Anſprache des kanadiſchen Hauptdele=

* Genf, 10. Sept. (Priv.=Tel.)
Die 11. Völkerbundstagung wurde am Mittwoch
um 10.30 Uhr im Genfer Wahlhaus eröffnet. Der neue
Tagungsſaal ſteht mitten im ſogenannten Kulturviertel Genfs.
Im Gegenſatz zu der düſteren Umgebung des Reformations=
ſaales
bietet das Wahlhaus und der Sitzungsſaal der Vollver=
ſammlung
in der hellen Verkleidung ein freundlicheres und zu=
gleich
würdigeres Bild.
Die 52 Delegationen, die an dieſer 11. Verſammlung des
Völkerbundes teilnehmen, trafen um 10 Uhr hintereinander ein.
Neben den bekannten Köpfen Briands, Henderſons, Grahams,
Zaleſkis, Schobers, Apponyis und Titulescus ſuchte man vor
allem die Vertreter, die zum erſten Male an der Jahrestagung
des Völkerbunds teilnehmen, wie Dr. Curtius, der Nach=
folger
des im Völkerbund ſo geſchätzten verſtorbenen Dr. Streſe=
manns
, über deſſen Tod man gerade in dieſen Tagen immer
wieder von allen Seiten Worte des tiefen Bedauerns hört. An
der Tagung nehmen fünf Miniſterpräſidenten teil,
von denen der Chef der Südafrikaniſchen Union, General
Hertzog, ebenfalls zum erſten Male in Genf weilt, und 18 Außen=
miniſter
, ſowie zahlreiche Handels= und Wirtſchaftsminiſter.
Die Tagung wurde von dem amtierenden Ratspräſi=
denten
Zumeta=Venezuela mit einer einleitenden An=
ſprache
eröffnet. Er gab Rückblick auf die Jahresarbeit, in
der er ausdrücklich auf die zPaſſiva der Völkerbundsarbeit
1929/30 und auf die Malaiſe ſowie auf die allgemeine Unruhe
hinwies, welche ſich überall in der Welt feſtſtellen laſſe. Er
ſprach von der Kritik an dem langfamen Fortſchreiten wichtiger,
vom Völkerbund unternommener Arbeiten, die von den Hoff=
nungen
der ganzen Kulturwelt begleitet wurden und hielt dieſer
Kritik, der er nicht alle Berechtigung abſprach, den Grundſatz
Eile mit Weile! entgegen, der im Intereſſe der Gründlichkeit
des Werkes geboten ſei. Er gedachte mit Worten der Zu=
ſtimmung
der Initiative Briandsäur Befriedung
der Beziehungen der europäiſchen Staaten und
widmete den ſeit der letzten Tagung verſtorbenen
Staatsmännern und Mitarbeitern des Völker=
bunds
, vor allem dem deutſchen Außenminiſter Streſe=
mann
, herzliche Worte der Anerkennung. Im
letzten Jahre, ſo führte er aus, betrat Streſemann dieſes
Podium, um uns wiederum ſeinen Glauben an das Werk aus=
zuſprechen
, deſſen entſcheidendſte Augenblicke dieſe Verſammlung
in hiſtoriſcher Stunde mit erlebt hat. Als Patriot wußte er,
daß das Wohl jedes Landes ſeit 1914 unlöslich verbunden iſt
mit dem Wohl der Geſamtheit der Nationen, und wir wiſſen,
wie ſein Patriotismus geſtärkt und geadelt wurde durch eine
männliche und aufrichtige Hingabe an die Sache der Völker=
verſtändigung
. Die Erinnerung an ihn bedeutet
die höchſte Steigerung der Innigkeit der
Wünſche für die Vollendung der unausweich=
lichen
Aufgabe, die ſein Leben verkürzte und
ſeinen Ruhm vermehrte. Der Ratspräſident
gedachte weiter Frithjof Nanſens, des unerſchrocke=
nen
Vorkämpfers des Fortſchrittes der Menſchheit und des Frie=
dens
und des Fürſorgers für Millionen von Kriegsopfern,
ferner Lord Balfours, eines der erſten Staatsmänner, der rück=
haltslos
den Völkerbund mit ſeiner großen Autorität unterſtützt
habe.
Tikulescu zum Präſidenken der Berſammlung
gewähll.
Zum Präſidenten der Verſammlung wurde in geheimer
Wahl der erſte rumäniſche Delegierte Titulescu mit 46 von 50
Stimmen gewählt. Titulescu gehört dem Völkerbund als Dele=
gierter
Rumäniens ſeit Beſtehen an. Er nahm die Wahl an
und wies in einer kurzen Rede auf die Bedeutung der dies=
jährigen
Verſammlung hin. Nach der Wahl des Präſidenten
nahm die Bundesverſammlung die Konſtituierung der verſchie=
denen
Ausſchüſſe und die Verteilung der einzelnen Punkte der
Tagesordnung auf die Kommiſſionen vor. Darauf vertagte ſich
die Vollverſammlung auf heute nachmittag.
Geſchäftsmäßige Sihung der Vollverſammlung.
Die Vollverſammlung des Völkerbundes hielt am Mittwoch
nachmittag eine geſchäftsmäßige Sitzung ab, in welcher das Büro
der Verſammlung gebildet wurde, das ſich aus dem Präſidenten
der Verſammlung, ſechs beſonders gewählten Vizepräſidenten,
dem Präſidenten der ſechs großen Ausfchüſſe und dem Vorſitzen=
den
der Tagesordnungskommiſſion zuſammenſetzt. Die Ver=
ſammlung
wählte zu Vizepräſidenten den engliſchen Au=
ßenminiſter
Henderſon mit 47 Stimmen, den japaniſchen
Geſandten in London, Matſudeira, mit 47 Stimmen, den
franzöſiſchen Außenminiſter, Briand, mit 47 Stimmen, den
deutſchen Reichsaußenminiſter Dr. Curtius mit 45 Stimmen,
den Führer der ſpaniſchen Delegation, Quinones de Leon,
mit 45 Stimmen, und den Führer der bolivianiſchen Delegation,
Coſta de Rels, mit 37 Stimmen. Die Präſidenten der ſechs
großen Ausſchüſſe ſind: 1. Ausſchuß für juriſtiſche Fragen:
Scialoja=Italien, 2. für ökonomiſche Fragen: Coliin=Holland;
3. für Abrüſtung und Sicherheit: Politis=Griechenland; 4. für
Verwaltungsfragen und Sekretariatsreform: Baron de Wiart;
5. für humanitäre und ſoziale Fragen: Graf Apponyi=Ungarn;

gierten Borden eröffnet, der ſofort die groß angekündigte Rede
Briands folgen wird. Am Nachmittag wird der engliſche Außen=
miniſter
Henderſon ſprechen, ſowie zwei ſüdamerikaniſche Ver=
treter
, während am Freitag der Miniſterpräſident der ſüdafrika=
niſchen
Union, General Hertzog, und der japaniſche Hauptdele=
gierte
, Matſudeira, zu Worte kommen werden. Wann Dr.
Curtius ſpricht, ſteht bis jetzt noch nicht endgültig feſt. Die
Reden Briands, Henderſons und Curtius werden in ihren Län=
dern
und international durch Rundfunk übertragen.
Die wichtigſten Fragen, die der Völkerbund zu behandeln
hat, ſind bekanntlich die Briandſchen Europapläne im Zuſam=
menhang
mit der zukünftigen Stellung des Völkerbundes ſelbſt,
die Einberufung der endgültigen Abrüſtungskonferenz, die An=
paſſung
der Völkerbundsſatzung an den Kelloggpakt und die
Reform des Völkerbundsſekretariats.
Die Dreierbeſprechungen über den

Die Sgarregierung mit der Abfgſſung eines Berichts
über die Sicherheit des Saargebiekes Geaufkragl.
* Genf, 10. September. (Priv.=Tel.)
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius, der franzöſiſche Außen=
miniſter
Briand und der italieniſche Ratsvertreter Scialoja
traten am Mittwoch nachmittag um 4 Uhr zu einer erſten Be=
ſprechung
in der Angelegenheit der Aufhebung
des Saarbahnſchutzes bei dem Generalſekretär des Völker=
bundes
, Sir Eric Drummond, zuſammen. Die einſtündige Be=
ſprechung
hat damit geendet, daß dem Präſidenten der Regie=
rungskommiſſion
des Saargebiets, Wilton, verſchiedene beſtimmte
Fragen über die zur Aufrechterhaltung der Sicherheit im
Saargebiet notwendigen Mittel und Kräfte geſtellt wurden,
die der Präſident in einem die geſamte Saarbahnſchutzfrage um=
faſſenden
Bericht beantworten ſoll. Die Regierungskommiſſion des
Saargebiets, die vollzählig in Genf verſammelk iſt, wird ſofort
die Abfaſſung dieſes Berichtes in die Hand nehmen. Es iſt jedoch
damit zu rechnen, daß ſeine Fertigſtellung mehrere Tage erfordert,
ſo daß ein neues Zuſammentreffen zwiſchen Dr. Curtius, Briand
und Scialoja vorläufig noch nicht ins Auge gefaßt iſt. Am Don=
nerstag
jedenfalls findet keine Beſprechung über die Saarbahn=
ſchutzfrage
ſtatt, weil die Miniſter durch die Eröffnung der all=
gemeinen
Ausſprache in der Vollverſammlung des Völkerbundes
zu ſtark beſchäftigt ſind.
Vor der Dreierbeſprechung hatte Reichsaußenminiſter Dr.
Curtius die in Genf weilenden Vertreter der ſaarländiſchen poli=
tiſchen
Parteien zu einer Ausſprache über die aktuellen Saarfragen,
die Aufhebung des Saarbahnſchutzes und das Anleihebegehren der
Regierungskommiſſion des Saargebietes, empfangen.
Mancheſter Guardian forderk Abzug des
franzöſiſchen Saarbahnſchußes.
EP. London, 10. September.
Der Mancheſter Guardian fordert in ſeinem heutigen
Leitartikel mit Nachdruck den Abmarſch der franzöſiſchen Bahn=
ſchutztruppen
aus dem Saargebiet. Der Zweck dieſer Truppen,
die Eiſenbahnverbindung zwiſchen Frankreich und der franzö=
ſiſchen
Beſatzungsarmee zu ſichern, ſei hinfällig geworden, da
eine Beſatzungsarmee ſeit zwei Monaten nicht mehr beſtehe. Der
Schutz des Saargebiets ſei jetzt und in Zukunft lediglich Auf=
gabe
des Völkerbundes, und Frankreich habe daher keinerlei Be=
rechtigung
, weiterhin Truppen im Saargebiet zu halten. Frank=
reichs
Zögern bei der Zurückziehung dieſer Truppen laſſe darauf
ſchließen, daß Frankreich einen Preis von Deutſchland dafür
verlange.
Unkerredung zwiſchen Curkius und Grandi.
* Genf, 10. September. (Priv.=Tel.)
Der italieniſche Außenminiſter Grandi hat vor ſeiner Abreiſe
nach Rom, die heute vormittag erfolgt iſt, dem deutſchen Reichs=
außenminiſter
Dr. Curtius noch einen Beſuch abgeſtattet. Die bei=
den
Miniſter haben, wie Grandi verlauten ließ, eine Tour dhori=
zont
gemacht und in einer allgemeinen Ausſprache alle Fragen
beſprochen, die beide Länder beſonders intereſſieren. In italieni=
ſchen
Kreiſen erklärt man, daß Grandi von dem Verlauf der Be=
ſprechung
ſehr befriedigt geweſen ſei und daß er vor ſeiner Abreiſe
nach Rom beſonders für den verſtorbenen Reichsaußenminiſter Dr.
Streſemann noch ſehr anerkennende Worte der Hochachtung ge=
äußert
habe. In beſtimmten Völkerbundskreiſen zeigt man großes
Erſtaunen darüber, daß Grandi an der Eröffnungsſitzung der Voll=
verſammlung
nicht teilgenommen hat. Von italieniſcher Seite
fügt man jedoch hinzu, daß ſehr wichtige außenpolitiſche Gründe
den italieniſchen Außenminiſter nach Rom zurückgerufen hätten,
um die für Genf erwartete politiſche Beſprechung zwiſchen Italien
und Frankreich, die ſich in erſter Linie auf die Flottenfrage er=
ſtrecken
werden, im Einvernehmen mit Muſſolini vorzubereiten.

Kulkurnok und Wirkſchaftskrifis.
Von
Dr. Karl Guſtav Bittner.
Allmählich beginnt es nun auch in breiteren Schichten zu
dämmern, daß der Thron des bisher allmächtigen Götzen Fort=
ſchritt
bedenklich zu wanken beginnt. Der Mancheſter= Liberalis=
mus
hat dieſen Götzendienſt zum alleinſeligmachenden Dogma
erhoben, der Marxismus hat ihn von dort übernommen. Aber
das ſogenannte konſervative Bürgertum krankt an der irrigen
Vorſtellung, daß die Rotation unſerer Ziviliſation ein Vorwärts=
ſchreiten
ſei. In Wahrheit aber drehen wir uns im Kreis. Und
die ſcheinbare Steigerung unſeres nominellen Banknotenwertes
in der Inflation: Je höher die Ziffer, deſto geringer die Kauf=
kraft
.
Die Mechaniſierung des Produktionsprozeſſes, d. h. die Um=
wandlung
des Handwerks in Induſtrie, könnte ein Segen für die
Menſchheit ſein, wenn ſie auf die Gebiete beſchränkt geblieben
wäre, denen dieſe Umwandlung weſensgemäß iſt. Dieſe Be=
ſchränkung
auf ſolche Maſſenprodukte, die wirklichen Notwendig=
keiten
entſpricht, iſt aber nicht eingetreten. Eine unſelige Ver=
miſchung
der Begriffe Kultur und Ziviliſation hat dazu ge=
führt
, daß Dinge, die in ihrem Weſen Kulturgüter ſind, auf
mechaniſchem, d. h. ziviliſatoriſchem Weg hergeſtellt wurden. So
iſt die Vernunft, die uns lehrte, Hufeiſen und Nähnadeln maſchi=
nell
herzuſtellen, zu dem Unſinn entartet, der Bilder, Plaſtiken
und Stickereien gleichfalls der mechaniſchen Maſſenproduktion
überantwortet bat.
Die neue Zeit hat nun allerdings mit den Ziviliſations=
greueln
aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts gründlich auf=
geräumt
; allzugründlich: denn ſie hat unter dem Schlagwort
neue Sachlichkeit den ziviliſatoriſchen Erſatz der Gründerzeit
hinweggefegt, nicht aber das, was erſetzt werden ſollte, wieder
an feine Stelle geſetzt: Kulturwerte. Der ſachliche‟ Zug der
Zeit trifft in der Auswahl deſſen, was von der Maſchine herge=
ſtellt
werden kann, das Richtige. Fehlt nur noch die Feſtſtellung
deſſen, was die Maſchine nicht leiſten kann. Und auf das zu
verzichten, iſt ein verhängnisvoller Irrtum unſerer Zeit.
Die moderne Berufsberatung geht von einem Standpunkt
aus, daß in Zeiten übergroßen Angebotes von Arbeitskräften
nur die Tüchtigſten Ausſicht auf Erfolg haben. Und ſie prüft
die jungen Menſchen, die alljährlich auf den Arbeitsmarkt ge=
worfen
werden, mit klug erſonnenen pſychologiſchen Methoden
auf ihre ſpeziellen Fähigkeiten. Man hat dabei die Erfahrung
machen können, daß es viele Menſchen gibt, die für mechaniſche
Tätigkeit ſich beſonders eignen. Andere aber eignen ſich dafür
nicht und die ſind es, die unter der Mechaniſierung des
Arbeitsprozeſſes ſeeliſch verkümmern, deren innerſte Unzufrie=
denheit
Spannungen erzeugt, die ſich nicht zuletzt politiſch aus=
wirken
: Von dorther kommen die radikalen Agitatoren, die ihr
pſychologiſch verſtändliches Weltbild verallgemeinernd, die ſee=
liſche
Not in materielle umdeuten und demagogiſch auswerten.
Ihre innere Zerriſſenheit ſteigert ſich zur Hyſterie und wirkt
anſteckend, wächſt ſich zur Maſſenpſychoſe aus.
Müßte man nicht dieſe Erkenntnis als Faktor in das wirt=
ſchaftliche
, politiſche und geiſtige Sanierungsprogramm ein=
ſetzen
? Es iſt zu wiſſen, daß nicht der Verbrauch allein, ſondern
auch die Produktion an ſich, zu den menſchlichen Notwendigkeiten
gehört. Daß die Arbeit, und zwar die produktive Arbeit, nicht
bloß eine wirtſchaftliche, ſondern auch eine ſeeliſche Notwendig=
keit
iſt, daß ſchöpferiſche Betätigung, wenn auch vielleicht oft
nur im kleinſten Ausmaß, an ſich ein Bedürfnis iſt, nicht weni=
ger
elementarer als Eſſen und Trinken. Eine kommende Wirt=
ſchaftswiſſenſchaft
wird die biologiſchen und pſychologiſchen
Notwendigkeiten des Menſchen als gleichwertige Faktoren neben
die ökonomiſchen Tatſachen ſtellen müſſen.
Der Mechaniſierung unſeres Wirtſchaftslebens läuft parallel
eine Mechaniſierung unſeres ſeeliſchen und geiſtigen Lebens, dank
der wir auf den Gebrauch wirklicher Kulturgüter verzichten zu
können glauben. Ganz ſicher fühlen wir uns allerdings in die=
ſem
Glauben nicht; ſonſt würden wir es nicht notwendig haben,
ihn durch Hinweiſe auf die wirtſchaftliche Not zu ſtützen. Wie
faul dieſe Ausrede aber iſt, beweiſt ſchon der unerhörte Luxus,
der auf ziviliſatoriſchem, d. h. mechaniſchem Wege befriedigt
wird. Ein Luxus, den wir ohne wirtſchaftliche Kataſtrophen nicht
einmal beſeitigen könnten! Da nun aber ein Bedürfnis nach
Erzeugniſſen ſchöpferiſcher Kultur geleugnet wird, kann
auch das Bedürfnis nach ſchöpferiſcher kultureller Leiſtung
nicht befriedigt werden. Tauſende von ſchöpferiſch verlanlagten
Menſchen ſind daher gezwungen, in mechaniſchen B=trieben ihr
Brot zu verdienen; ſie verkümmern in ihrer Seele bei einer un=
befriedigenden
Arbeit, verfallen als ungeeignet als erſte der
Arbeitsloſigkeit und natürlich der agitatoriſchen Ver=
hetzung
. Iſt es wirklich die Wirtſchaftskriſe, die uns die
kulturelle Not gebracht hat, oder iſt nicht vielmehr in der Kultur=
not
unſerer übermechaniſierten Zeit eine der Urſachen unſerer
Wirtſchaftskriſe zu ſuchen?
Man müßte darüber nachdenken. Auch wenn die hochgehen=
den
Wogen des politiſchen Parteikampfes anſcheinend über
ſolche Utopien hinweggehen. Man müßte darüber nachdenken,
daß der hochragende gotiſche Dom, erwachſen aus innerſter Not=
wendigkeit
deutſcher Schöpferkraft, Jahrhunderte überdauert und
über allem Wechſel und Wandel der Wirtſchaftsſyſteme und
Staatsformen von der Ewigkeit der deutſchen Seele zengt.

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Seite 2

Donnerstag, den 11. September 1930

Nummer 251

2 Zunahme der Arbeitslo
Rahezu 3 Millionen Arbeilsloſe.

Nach dem Bericht der Reichsanſtalt für die Zeit vom 16.
bis 31. Auguſt 1930 hat in der zweiten Auguſthälfte die Be=
laſtung
der Arbeitsloſenverſicherung und der Kriſenfürſorge et=
was
zugenommen. Der Zugang an Hauptunterſtützungs=
empfängern
in der Verſicherung hält ſich mit rund 11 000 Köpfen
in den Grenzen der vorjährigen Bewegung. Die Zahl der
Kriſenunterſtützten iſt um etwa 20 000 geſtiegen. Damit hat die
Belaſtung beider Unterſtützungseinrichtungen zuſammen einen
Stand von 1 947000 Unterſtützten erreicht.
Die Zahl der verfügbaren Arbeitſuchenden iſt gleichfalls
weiter geſtiegen. Nach Abzug derjenigen, die noch in gekündig=
ter
oder ungekündigter Stellung oder in Notſtandsarbeiten be=
ſchäftigt
waren, mußten von den bei den Arbeitsämtern gemelde=
ten
Arbeitſuchenden (einſchließlich der üblichen Fluktuation des
Marktes und eines gewiſſen Beſtandteiles Erwerbsbeſchränkter)
am 31. Auguſt rund 2 873 000 als arbeitslos gelten.
* Sofern die Arbeitsloſigkeit nicht noch weiter anſteigt,
glaubt man in der Leitung der Arbeitsloſenverſicherungsanſtalt,
daß die vorhandenen Geldbeſtände zur Unterſtützung der Er=
werbsloſen
noch bis Ende Oktober oder bis Mitte November aus=
reichen
werden. Man wird ſich dann allerdings zu überlegen
haben, welche Maßnahmen zu ergreifen ſind, um die finanzielle
Leiſtungsfähigkeit der Anſtalt ſicher zu ſtellen. Die Notverord=
nung
des Reichspräſidenten gibt gewiſſe Handhaben dazu. Es
iſt z. B. möglich, den Beitragsſatz hinaufzuſetzen, wenn aus den
laufenden Einnahmen eine Unterſtützung der regiſtrierten
Arbeitsloſen nicht ſichergeſtellt werden kann. Steigt dagegen die
Arbeitsloſigkeit in den nächſten Wochen weiter empfindlich, dann
ſinken ſelbſtverſtändlich auch die Einnahmen und dann wird
man wohl ſchon, früher ſich mit weiteren Reformmaßnahmen
zu befaſſen haben. Inzwiſchen iſt nun an die Arbeitsämter im
Reiche die Anweiſung ergangen, Beamte und Angeſtellte frei zu
machen, die ſich in verſtärktem Maße für die Beſchaffung von
Arbeitsmöglichkeiten einſetzen ſollen. Sie reiſen fortgeſetzt in
ihren Bezirken herum und bemühen ſich bei der Induſtrie, dem
Handel und Gewerbe. Arbeitsloſe unterzubringen oder zu ver=
hindern
, daß weitere Entlaſſungen vorgenommen werden, ſoweit
ſie wirtſchaftlich nicht unbedingt notwendig ſind. Dann haben die
Arbeitsämter Anweiſung bekommen, ſich beſonders des Aus=
tauſches
von Arbeitskräften anzunehmen, und auch
dafür zu ſorgen, daß mehr als bisher Arbeitskräfte von den Ar=
beitsämtern
angefordert werden. Man hat alſo die Arbeitsämter
mobil gemacht, damit auch von dieſer Seite her die Arbeitsloſig=
keit
bekämpft wird. Ein ſcharfes Auge wird auch auf die ſogenann=
ten
Schwarzarbeiter geworfen. Aus dieſem Grunde wird der Kon=
trolldienſt
verſchärft werden. Ueber die Auswirkung der zuſätz=
lichen
Arbeitsbeſchaffung liegen abſchließende Berichte in Berlin
noch nicht vor. Reichspoſt und Reichsbahn haben ihre Aufträge
vergeben. Gewiſſe Auswirkungen ſind zu verſpüren. Anders ſieht
es dagegen im Baugewerbe aus. Die Finanzierung der verſchiede=
nen
Bauprojekte bereiten noch Schwierigkeiten. Immerhin liegen
auch von einigen Arbeitsämtern Nachrichten vor, wonach nament=
lich
angelernte Arbeiter für Ausſchachtungen und Tiefbauten ab=
gerufen
worden ſind, was immerhin als ein Zeichen der langſam
einſetzenden Bautätigkeit gewertet werden kann. Es bleibt ſchließ=
lich
noch die Beſchäftigung in der Landwirtſchaft. Dort wo die
Kornfruchternte abgeſchloſſen iſt, ſtrömen die Arbeitskräfte wieder
zurück. Man hofft aber für die bevorſtehende Hackfruchternte noch
erhebliche Arbeitermaſſen in der Landwirtſchaft unterbringen zu
können. Teilweiſe iſt es auch ſchon gelungen, aus den Städten
beſchäftigungsloſe Arbeiter in die Landwirtſchaft zu bringen.
Vermehrung der Arbeitsloſigkeik durch Preußen.
* Berlin, 10. Sept. (Priv.=Tel.)
In Berliner politiſchen Kreiſen erregt es großes Aufſehen,
daß die preußiſche Regierung ſich plötzlich weigert, ihren Beitrag
zur Fortführung des Mittellandkanals zur Verfügung zu ſtellen.
Der Weiterbau des Kanals war einer der weſentlichſten Punkte
des Arbeitsbeſchaffungsprogramms vom Jahre 1926, an deſſen
Aufſtellung die Sozialdemokraten und auch Preußen maßgebend
beteiligt waren. Damals war vereinbart worden, daß das Reich
zwei Drittel der Koſten aufbringen ſollte, während, das übrige
Drittel von den beteiligten Ländern zur Verfügung geſtellt wer=
den
ſollte. Die Mittel des Reiches für das laufende Rechnungs=
jahr
ſind jetzt im weſentlichen aufgebraucht. Die Fortſetzung der
Arbeiten iſt alſo davon abhängig, daß Preußen zahlt. Und jetzt
erklärt Preußen mit einem Mal, es habe kein Geld, habe außer=
dem
noch erhebliche Anſprüche gegen das Reich. Die notwendige
Folge iſt, daß wahrſcheinlich die Weiterführung des
Kanals ſtillgelegt wird. Das bedeutet nicht nur, daß
weitere 5000 Arbeiter unmittelbar arbeitslos wer=

*
91. Berſammlung Deutſcher Nakur=
ſorſcher
und derne Wkonlgsdeig
7. bis 11. September 1930.
Die alte Oſtmarkenſtadt Königsberg trägt ein feſtliches Ge=
wand
zu Ehren deutſcher Wiſſenſchaft und Forſchung. Die deut=
ſchen
Naturforſcher und Aerzte wollten ihre nationale Gebunden=
heit
an die durch ein fremdes Diktat räumlich vom Vaterland
getrennte Provinz Oſtpreußen durch die Verlegung ihrer alle
zwei Jahre ſtattfindenden Tagung nach Königsberg beweiſen.
Die Zahl der Teilnehmer iſt freilich diesmal nicht ſo groß, wie
im Jahre 1928 in Hamburg und 1926 in Düſſeldorf. Es mögen
nur etwa 1000 Gelehrte verſammelt ſein, aber der Geiſt iſt der
alte geblieben. Der Geiſt, der ein Bekenntnis zur Zuſammen=
gehörigkeit
aller Zweige der Naturwiſſenſchaft mit der Medizin
umfaßt und deſſen Früchte dem Wohle der Menſchheit dienen
ſollen. Zwei Naturforſcher=Verſammlungen hat Königsberg er=
lebt
, die erſte im Jahre 1860, an der auch Rudolf Virchow teil=
nahm
, und gelegentlich einer Ausſprache betonte, daß die deutſche
Wiſſenſchaft ſtets dabei ſei, wenn es gelte, koſtbaren alten Beſitz
deutſcher Kultur geiſtig und materiell zu behaupten und zu er=
halten
. Auf der ebenfalls in Königsberg ſtattfindenden 82. Ta=
gung
im Jahre 1910 machte der unvergeßliche Meiſter der Chemo=
therapie
Paul Ehrlich der Welt die erſte ausführliche Mittei=
lung
über die Entdeckung des Salvarſans.
Groß iſt die Zahl der Forſcher und Gelehrten, die in Königs=
berg
gelebt und gewirkt haben. In ſeiner Begrüßungsanſprache
wies der Oberbürgermeiſter der Stadt Dr. Lohmeyer auf die
Reihe jener Männer hin, an deren Spitze der Name Kants ſteht.
Außer ihm ſei noch des Aſtronomen Beſſels, des Phyſiologen Helm=
holtz
, Franz Neumanns und zahlreicher anderer deutſcher For=
ſcher
gedacht. Der Oberbürgermeiſter überreichte dann nach ſei=
ner
Anſprache dem hervorragenden Göttinger Mathematiker
David Hilbert, einem Sohn der Stadt Königsberg, den Ehren=
bürgerbrief
. Dieſes iſt das erſte Mal, daß die göchſte Auszeich=
nung
der Stadt einem Gelehrten verliehen worden iſt.
Die Reihe der feierlichen Anſprachen hatte der preußiſche
Miniſterpräſident Braun eröffnet, der nicht nur als Vertreter
des Reiches und Preußens, ſondern auch als geborener Oſtpreuße
ein Treugelöbnis zu dieſem alten deutſchen Kulturboden ablegte.
Er ſagte u. a.: Ich habe den lebhaften Wunſch, daß Ihre Tagung
weit über die rein wiſſenſchaftlich intereſſierten Kreiſe in
Deutſchland hinaus in unſerem Vaterlande auch in dieſen poli=
tiſch
bewegten Tagen ſtarke Beachtung finden möge. Noch immer

Bom Tage.
Der Schiedsſpruch vom 4. September 1930 für den Ruhrkohlenberg=
bau
iſt für verbindlich erklärt worden.
Im Verlaufe einer Wahlverſammlung in Bad Elſter, in der Max
Hölz ſprechen ſollte, kam es zwiſchen Hölz und einem Verſammlungs=
beſucher
, der einer anderen politiſchen Nichtung angehörte, zu einem
Zuſammenſtoß, der das Signal zu einer wüſten Schlägerei zwiſchen den
Kommuniſten und Nationalſozialiſten war. Mehrere Perſonen wurden
verletzt, darunter auch Max Hölz, der eine Gehirnerſchütterung, eine
Kopfverletzung und Armverletzung davontrug.
Nach längerem Leiden iſt in Jena im Alter von 63 Jahren der
Verleger Gugen Diederich geſtorben.
Zur Unterſtützung der mazedoniſchen Minderheitenbeſchwerde vom
14. Januar 1930 haben eine Reihe bulgariſcher Vereinigungen aus
Jugoflawien, Mazedonien. Thrazien und der Dobrudſcha bei der Min=
derheiten
=Abteilung des Völkerbundes einen gemeinſamen Schritt unter=
nommen
und eine vom Metropoliten von Sofia und einer Reihe von
Univerſitätsprofeſſoren unterzeichnete Bittſchrift in 30 000 Exemplaren
überreicht.
In Armentidres, wo ſeit Wochen gegen 10 000 Tertilarbeiter
ſtreiken, iſt es zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitneh=
mern
zu einer Einigung gekommen. Die Arbeit wird am 11. Sep=
tember
wieder aufgenommen werden.
Wie aus Buenos Aires gemeldet wird, iſt General Juſto nach
einer offiziellen Ankündigung zum Oberbefehlshaber, über
Heer und Marine in ganz Argentinien ernannt worden.
Die neue argentiniſche Regierung hat, wie die Aſſociated
Preß aus Buenos Aires meldet, als abſchreckendes Beiſpiel für die
Gegenrevolutionäre am Dienstag eine Reihe von Hinrichtungen
vornehmen laſſen. Nach kurzer Kriegsgerichtsverhandlung wur=
den
vier Anhänger Irigoyens, darunter der Polizeichef von St.
Martin, einem Vorort von Buenos Aires, erſchoſſen. Sechs An=
hänger
der Partei Irigoyens wurden verhaftet; ſie dürften das
gleiche Schickſal teilen. 15 Perſonen, die bei Plünderungen in
Buenos Aires angetroffen wurden, wurden gleichfalls erſchoſſen,
Die neue bolivianiſche Regierung hat wegen der Gefahr
neuer Unruhen den Belagerungszuſtand für ganz Bolivien erklärt.
Ein entſcheidender Erfolg im Kampfe gegen die chineſiſchen
Kommuniſten iſt nach Meldungen der offiziellen Kuomintang=
Nachrichtenagentur von den Regierungstruppen bei Tſchangtſcha
erzielt worden. Die nationalchineſiſchen Truppen haben nach
langem Kampfe mit ſtarken kommuniſtiſchen Streitkräften, die die
Stadt Tſchangtſcha in den letzten Tagen ſtark bedrohten, die Kom=
muniſten
mit ſchweren Verluſten zurückgeſchlagen.

den, ſondern auch, daß die Fabriken in Mitleidenſchaft gezogen
werden, die für den Kanalbau tätig ſind. Nach den beſtehenden
Erfahrungen könnte die Arbeit bis Mitte Dezember fortgeſetzt
werden. Wenn Preußen aber kein Geld zur Verfügung ſtellt, muß
dagegen ſchon in vier Wochen eine Pauſe eingelegt werden, ſodaß
mindeſtens zwei Monate unnütz verloren gehen. Man wird in=
deſſen
vorläufig noch hoffen dürfen, daß es gelingt, den Wider=
ſtand
der preußiſchen Regierung zu überwinden. Denn die Vor=
wände
, die von Preußen geltend gemacht werden, machen doch
ſtark den Eindruck, als ob ſie nur dafür dienen ſollen, beſtimmte
politiſche Abſichten, zu verſchleiern, die nur darauf
hinauslaufen können, durch künſtliche Steigerung
der Arbeitsloſigkeit die Stellung des Reichs=
kabinetts
zuerſchweren.
Ein deukſch=chineſiſches Luftfahrkabkommen.
Paris, 10. September.
Der Agentur Indo Pacifique wird aus Schanghoi über das
deutſch=chineſiſche Luftfahrt=Abkommen gemeldet, der Kontrakt
mit der Lufthanſa ſehe die Schaffung einer deutſch=chineſiſchen
Geſellſchaft gemäß den chineſiſchen Geſetzen vor. Das Kapital
betrage 3 Millionen mexikaniſcher Dollars, geteilt in 3000 Aktien
zu je 1000 Dollars. Davon übernehme die chineſiſche Regierung
2000, die Lufthanſa 1000 Anteile. Beide Parteien zachlten fofort
ein Zehntel ihrer Anteile ein. Die deutſche Geſellſchaft ſtelle das
geſamte Material und den Gegenwert in Aktien. An die Spitze
der Geſellſchaft würden neun Adminiſtratoren treten; davon ſeien
ſechs Chineſen, drei Deutſche. Sie würde nur wit chineſiſchen,
von der Nanking=Regierung beſtimmten Banken arbeiten. Drei
Fluglinien zwiſchen Schanghai und Berlin ſeien vorgeſehen, und
zwar 1. Schanghai-Berlin über Nanking, Tientſin, Peiping,
Mandſchuli und Sibirien; 2. Schanghai-Berlin über Nanking,
Tientſin, Peiping, Kulun, Mongolei und Sibirien: 3. Schanghai
Berlin über Nanking, Senkiang=Kanſu und Sibirien. Die
Realiſierung dieſes Planes ſoll jedoch vorläufig noch auf den
Widerſtand der Sowjets ſtoßen.
Wie wir dazu hören, kann die bevorſtehende Gründung einer
chineſiſch=deutſchen Luftverkehrsgeſellſchaft keineswegs Verhand=
lungen
vorgreifen, die noch mit Rußland gepflogen werden müſ=
ſen
, ſoll der Flugbetrieb der neuen Geſellſchaft nicht rein inner=
chineſiſch
bleiben, ſondern tatſächlich Luftverbindungen zwiſchen
Deutſchland und China herbeiführen.

Pilſudſki läßt die oppoſikionellen Abgeordneken
verhaften.
EP. Warſchau, 10. September.
In der vergangenen Nacht wurden in Warſchau und in der
Provinz zahlreiche der bekannteſten Führer der Oppoſitionspar=
teien
von der Polizei feſtgenommen und verhaftet. Das ſozial=
demokratiſche
Organ Robotnik veröffentlicht die folgende Liſte
der im Auftrag des Innenminiſters verhafteten Politiker: In
Warſchau wurden verhaftet der Präſident des Vollzugsaus=
ſchuſſes
der polniſchen Sozialdemokratiſchen Partei, Barlicki, fer=
ner
die ſozialdemokratiſchen Führer Dr. Liebermann (der frühere
öſterreichiſche Reichsratsabgeordnete), Dr. Pragir und Dubois;
von den Nationaldemokraten der Führer der nationaldemokrati=
ſchen
fasciſtiſchen Organiſation, Debſki, von der Radikalen
Bauernpartei der Parteivorſitzende Dr. Baginſki und Dr. Putek;
von der Bauernpartei Piaſt Dr. Kiernik; von der Nationalen
Arbeiterpartei der Parteivorſitzende Popiel; in Krakau wurden
der ſozialdemokratiſche Führer Giolkoſz und Maſtek, in der
Umgebung von Krakau der frühere Miniſterpräſident Bitos ver=
haftet
.
In eingeweihten politiſchen Kreiſen verlautet, daß die Ver=
haftungen
in direktem Zuſammenhang mit dem ſeinerzeit in
Krakau abgehaltenen Kongreß der Oppoſition und der jetzt an=
gekündigten
Maſſenverſammlungen des zentro=linken Blocks, die
am 14. September in 21 polniſchen Städten unter der Parole
der Bekämpfung der gegenwärtigen Regierung und als Vor=
bereitung
der Wahlaktion der Oppoſition ſtattfinden ſollen,
ſtehen. Die Behörden erblicken, in dieſer Manifeſtation eine
ſtaatsfeindliche Sabotageaktion. Bemerkenswert iſt, daß von den
Chriſtlich=Nationalen, die geſtern aus dem zentro=linken Block
ausgetreten ſind, niemand verhaftet wurde.
Die Verhaftungen haben in den Kreiſen der Oppoſition
größte Beſtürzung hervorgerufen. Man befürchtet, daß die ande=
ren
Organiſatoren des Krakauer Kongreſſes verhaftet werden
können. Bei der Verhäftung des Nationaldemokraten Debſki
kam es zu einer Schlägerei mit den Polizeibeamten. Debſki
widerſetzte ſich ſeiner Feſtnahme, und ſeine Frau eilte herbei,
um ihren Gatten zu ſchützen. Debſki mußte gewaltſam aus
ſeiner Wohnung fortgeſchafft werden.
Wie verlautet, ſind die verhafteten Oppoſitionsführer in
das Gefängnis von Breſt=Litowſk gebracht worden. Wie wei=
ter
verlautet, wurden in der vergangenen Nacht in Oſtgalizien
eine Reihe von früheren ukrainiſchen Seimabgeordneten und
eine Reihe anderer ukrainiſcher Führer verhaftet, die der Zu=
gehörigkeit
zur ukrainiſchen Wehrorganiſation und der Teil=
nahme
an den in den letzten Tagen vorgekommenen Brand=
ſtiftungen
beſchuldigt werden.
Oſteuropäiſche Agrarbeſprechungen in Genſ.
Die Agrarverhandlungen von Bukareſt, Si=
naia
und Warſchau werden in Genf durch gemeinſame
und Einzelbeſprechungen zwiſchen den Delegationen der Agrar=
länder
ihre Fortſetzung erfahren. Vorerſt iſt eine gemein=
ſame
Beſprechung zwiſchen Zaleſki, Marinkowitſch und Mironescu
ins Auge gefaßt, die auf Veranlaſſung Zaleſkis ſtattfinden ſoll.
Sie ſoll zur Aufſtellung eines ſogenannten Zentralpro=
gramms
für die oſteuropäiſchen Agrarländer
dienen, in welcher, ſo lautet eine Verſion von polniſcher Seite, die
Pläne von Sinaia, Bukareſt und Warſchau gleichgeordnet und im
Intereſſe eines gemeinſamen Auftretens der Agrarſtaaten bei der
kommenden europäiſchen Ausſprache in Wirtſchaftsfragen zuſam=
mengefaßt
werden ſollen. Die Pläne begegnen jedoch ganz offen=
ſichtlich
ſehr großen Schwierigkeiten und finden bei einer
Reihe von Staaten, die daran mitwirken ſollen, einen deutlich be=
merkbaren
Widerſtand. Nicht zuletzt gehen dieſe Schwierigkeiten
von der Tſchechoſlowakei aus, die infolge ihres Doppel=
charakters
als Induſtrie= und Agrarſtaat ihre wirtſchaftliche Po=
ſition
im Donaubecken durch die beabſichtigte engere Bindung ge=
hemmt
ſieht. Die Staaten, die an den Bukareſter Verhandlungen
teilgenommen haben, zeigen außerdem bedeutend mehr Neigung
zu gemeinſamer Durchführung unmittelbar wirkſamer Maßnah=
men
für die Abſatzerweiterung ihrer Weizenerzeugung und neigen
viel eher zu einer dixekten Verſtändigung mit ihren Hauptabneh=
mern
, wie Oeſterreich und Deutſchland. Ebenſo ſteht Bulga=
rien
der von Polen betriebenen Bewegung abwartend
gegenüber, indem es betont, daß ſeine Abſatzintereſſen für die
Hauytprodukte ſtark verſchieden von denen der übrigen Donau=
länder
ſeien. Die Fühlungnahme, die bis jetzt ſtattgefunden hat,
ergibt noch keine Klarheit darüber, ob es, wie man dies von pol=
niſcher
Seite anſtrebt, möglich ſein wird, daß einer der Delega=
tionsführer
der Agrarſtaaten bei der europäiſchen Ausſprache im
Namen aller Oſtagrarländer beſtimmte Vorſchläge und Forderun=
gen
ankündigen wird.

wird die ſtille Arbeit des Forſchers bei uns nicht ſo gewürdigt,
wie ſie es verdient.
Weitere Anſprachen hielten der Geſchäftsführer der Geſell=
ſchaft
, Profeſſor Dr. Buergers, der Rektor der Univerſität,

Die Eröffungsſitzung des Deutſchen Naturforſcher=Kongreſſes in der Univerſität Königsberg.
Von ganz außen links nach rechts: Prof. Goldſtein=Berlin, zu deſſen 80. Geburtstag eine Feſtſitzung mige, leuchtende Elektronenſtrah=
der
Kongreßteilnehmer ſtattfand, Kurator der Univerſität Königsberg Dr. Hoffmann, Prof. Raſſow= len herzuſtellen, mit denen an
Leipzig. Prof. Mitſcherlich=Königsberg, Prof. Ramſauer von dem Berliner A.E.G.=Forſchungs= einem Modell das Nordlicht=
inſtitut
, Prof. Paneth=Königsberg.

Profeſſor Andrée, ſowie der Geſchäftsführer der Königsberger
Akademie, Profeſſor Mitſcherlich, und der erſte Vorſitzende
der Geſellſchaft, Profeſſor Fitting=Bonn. Die Feier wurde
eingeleitet durch die Auführung einer Kantate für Soli, Chor
und Orcheſter, nach einem Text von Rellſtab, komponiert von
Mendelsſohn=Bartholdy für die Naturforſcher=Verſammlung im
Jahre 1828. Das Werk erlebte alſo hier nach mehr als kundert

Jahren ſeine Wiederholung. Die knappe Zeit von vier Tagen
reicht nicht aus, um die Fülle alles deſſen zu faſſen, was die ein=
zelnen
Sonderzweige der Naturwiſſenſchaft zu bieten haben. So
hatten die Pharmakologen, die Mathematiker und Phyſiker be=
reits
vor dem offiziellen Beginn
der Tagung ihre Fachſitzungen
abgehalten. Aus dieſen Verhand=
lungen
iſt die feierliche Sitzung
der deutſchen Phyſiker gemeinſam
mit der Deutſchen Phyſikaliſchen
Geſellſchaft und der Deutſchen Ge=
ſellſchaft
für techniſche Phyſik und
der Heinrich=Hertz=Geſellſchaft zu
Ehren des 80. Geburtstages des
Entdeckers der Kanalſtrahlen, Pro=
feſſor
Goldſtein, zu erwähnen.
Prof. Dr. Kaufmann= Königs=
berg
ſchilderte in ſeiner Feſtrede,
mit wie einfachen Mitteln und
unter welch beſcheidenen Umſtän=
den
Prof. Goldſtein ſeine Arbeiten
durchführen mußte, und gab ein
Bild des Lebens und der For=
ſcherarbeit
des Gelehrten. Der an=
weſende
Jubilar dankte in beweg=
ten
, zugleich aber humorvollen
Worten für die Ehrung und wies
auf die mannigfachen Schwierig=
keiten
hin, die zu überwinden
waren, bis ſeine Entdeckung An=
erkennung
fand.
Beſonderes Intereſſe verdienen
die Experimente Dr. Brüches
vom A. E. G.=Forſchungsinſtitut zu
Störmers Polarlicht=Theorie. Dr.
Brüche iſt es gelungen, fadenför=
Phänomen nachgeahmt werden
konnte. In der Sitzung der
Pharmakologen berichtete Storm van Leeuwen über
allergiſche Krankheiten, das ſind, kurz geſagt, Ueberempfindlich=
keitskrankheiten
, die durch gewiſſe, von außen her an den Körper
gelangende Stoffe hervorgerufen werden. Der holländiſche For=
ſcher
ſchilderte die Rolle, die dabei gewiſſe hemmende Stoffe im
Blute ſpielen und beſprach die Möglichkeiten, die Allergie mit
chemiſchen Mitteln zu bekämpfen. Seit mehreren Jahren ſind

[ ][  ][ ]

Nummer 251

Donnerstag, den 11. September 1930

Seite 3

un die Mehrhen.

an die Oppoſikionsparkeien. Keine ehrliche Ankwork. Immer näher der Wahlſchlacht.

der Scraupanet.
Brünings Schachzug.
* Mit der Antwort, die der Reichskanzler dem preußiſchen
Miniſterpräſidenten auf ſeine Frage über die Stellung der Regie=
rung
zur Sozialdemokratie gegeben hat, ſind die Sozialdemokraten
und ihre Freunde nicht zufrieden. Der Vorwärts behauptet, es
ſei immer noch keine Klarheit geſchaffen, und das Berliner Tage=
blatt
ſpricht von einer halben Antwort. Tatſächlich aber hat
Herr Dr. Brüning doch wohl alles getan, was er ſagen konnte.
Er kämpft an der Spitze der Regierung bis zum letzten Augen=
blick
um eine Mehrheit für die hinter ihm ſtehen=
den
Parteien. Abſolute Siegeszuverſicht für den Ausgang der
Wahlen ſcheint er nicht zu haben, aber er gibt das Spiel auch
keineswegs verloren. Was er tun will, wenn aus den Wahlreſul=
taten
hervorgeht, daß die Minderheit des 18. Juli nicht in eine
Mehrheit verwandelt worden iſt, darüber hat der Kanzler ſich
begreiflicherweiſe nicht geäußert. Wir haben nur von ihm gehört,
daß er dann zunächſt einmal einige Tage in Ferien gehen und
dabei in aller Ruhe die gegebenen Möglichkeiten durchdenken will.
Man wird ſich das dann politiſch ſo vorſtellen müſſen, daß der
Kanzler aus den Fraktionsſtärken die Ausſichten auf eine arbeits=
fähige
Regierung herauszurechnen ſucht und danach Verhandlungen
mit den Parteien aufnimmt, entweder mit den Sozialdemokraten
oder mit den Deutſchnationalen, vielleicht mit beiden zugleich, um
ſich zu überzeugen, wie weit eine Umbildung oder eine Neubildung
ſeiner Regierung Erfolg verſpricht. Dabei bleibt für ihn als Aus=
gangspunkt
das Programm, das in den Notverordnungen ſeinen
erſten Niederſchlag gefunden hat. Es war daher ein ſehr geſchickter
Schachzug Dr. Brünings, daß er den Oppoſitionsparteien
die Frage vorgelegt hat, wie ſie ſich zum Notprogramm der Regie=
rung
ſtellen. Sie haben darauf keine ehrliche Antwort geben kön=
nen
, weil ſie damit ihre bisherige Haltung im Wahlkampf des=
avouieren
würden. Das Frage= und Antwortſpiel, das uns von
Anfang an ziemlich überflüſſig anmutete, dürfte damit wohl ſein
Ende gefunden haben, wenigſtens bis zum 14. September.
Dann beginnt ein neues Kapitel, vermutlich mit ſehr
vielen Seiten. Denn wenn der Reichstag in der erſten Hälfte des
Oktober zuſammentritt, wird er mit einer Regierungserklärung
beginnen, an die ſich die große politiſche Ausſprache
knüpft. Am Ende dieſer Ausſprache werden zum mindeſten zwei
Anträge vorliegen, und zwar einmal ein Antragauf Auf=
hebungder
Notverordnung und zum zweiten ein Miß=
trauensvotum
gegen das geſamte Kabinett. Wir
können uns nicht vorſtellen, daß die Sozialdemokraten oder die
Deutſchnationalen ihre Oppoſition ſo weit treiben werden, für die
Aufhebung der Notverordnung zu ſtimmen, die jetzt doch ſchon
geltendes Recht iſt. Sie werden aber wohl auf eine Umände=
rung
der Notverordnung drängen, aber zunächſt einmal
die Tatſache der Verordnung anerkennen. Von der Seite alſo
dürfte der Regierung keinerlei Gefahr drohen. Dagegen wird es
für die Deutſchnationalen ſowie für die Sozialdemokraten nach der
Haltung, die ſie im Wahlkampf eingenommen haben, ziemlich
ſchwierig ſein, ein von den Kommuniſten oder Nationalſozialiſten
eingebrachtes Mißtrauensvotum gegen das Geſamtkabinett oder
gegen einzelne Miniſter nicht anzunehmen. Hier würde alſo die
erſte Kraftprobe abzulegen ſein, die zu einer ſcharfen
Zuſpitzung der Lage führen kann, falls es dem Kanzler
nicht gelingen ſollte, innerhalb der Zeit zwiſchen der Wahl und
dem Zuſammentritt des Reichstages eine Löſung oder eine engere
Verſtändigung mit einer der bisherigen Oppoſitionsparteien her=
beizuführen
. Das alles aber nur für den Fall, daß der Regie=
rungsblock
allein nicht ſtark genug aus den Wahlen hervorgehen
ſollte. Das aber muß man erſt abwarten, und bis dahin ſollte man
auch die Spielereien mit den Kaolitionsmöglichkeiten laſſen.
Brüning zur Reform der Krankenverſicherung.
Oppeln, 10. September.
Reichskanzler Dr. Brüning eröffnete heute ſeine Wahlreiſe
in Schleſien mit einer Rede in einer ſtark beſuchten Zentrums=
verſammlung
in Oppeln. Er beſchäftigte ſich insbeſondere mit
der Reform der Krankenverſicherung und führte u. a. aus: Wenn
jetzt von ſozialiſtiſcher und kommuniſtiſcher Seite das Märchen
erzählt werde, als ob Kinder zu Tode gekommen wären, weil
wegen des Krankenſcheins kein Arzt herangeholt werden konnte,
ſo ſei das nichts anderes als eine Lüge. Entweder hätten die

von Sozialiſten und Kommuniſten geleiteten Wohlfahrtsämter
verſagt, oder aber die Ausführungsbeſtimmungen zur Kranken=
verſicherungsnovelle
ſeien den eigenen Parteiangehörigen nicht
genügend zur Kenntnis gebracht worden. Niemand, der in
ſchwerer Not ſei oder krank und kein Geld habe, entbehre auch
in Zukunft der ärztlichen Hilfe. Man wolle mit ſolchen Manö=
vern
zu vertuſchen verſuchen, daß der Leiter des ſozialiſtiſchen
Krankenkaſſenverbandes, Lehmann, bereits vor zwei Jahren
ſelbſt die ſtärkſten Erſparniſſe bei der Krankenverſicherung for=
derte
, weil er eingeſehen habe, daß dieſe Ausgaben nicht noch
weiter ſteigen dürften. Der Reichskanzler betonte in dieſem
Zufammenhang auch, es ſei nicht Aufgabe der Krankenkaſſen, ſich
überall Verwaltungspaläſte zu errichten. Man könne auch ſpar=
ſam
bauen, und eine der Maßnahmen des Krankenverſicherungs=
geſetzes
ſei die Verhinderung der Verwendung von Beiträgen der
Verſicherten zur Errichtung von Gebäuden, die in der Notzeit
des deutſchen Volkes nicht gebaut werden könnten. Zum Schluß
beſchäftigte ſich der Kanzler mit der von deutſchnationaler Seite
vertretenen peſſimiſtiſchen Politik.
An die Jugend und die Richkwähler.
Neuſalz, 10. September.
Am Dienstag abend ſprach in Neuſalz an der Oder Reichs=
miniſter
des Junern Dr. Wirth über die kommenden Wahlen.
Er wandte ſich beſonders an die Jugend und an die Nichtwäh=
ler
. Man müſſe der Jugend vorhalten, daß die Schlagworte ihrer
radikalen Führer ihre Lage nicht beſſern könnten. Durch Revo=
lution
und Hungerrevolten könnten die Zu=
ſtände
in Deutſchland auf keinen Fall gebeſſert
werden. Die heutige Jugend wiſſe ganz genau, was
ſie nicht wolle, nämlich die Erhaltung des Beſtehenden. Sie ſei
ſich aber nicht deſſen bewußt, was ſie an die Stelle
des Beſtehenden ſetzen wolle. Wenn die Jugend nach
Mitarbeit am Staate rufe, ſo ſei von ihr zu fordern, daß ſie
das Recht zur Mitarbeit durch ihr Verhalten er=
zwinge
. Wenn ſie ſich gegen den Kuhhandel der Parteien
wende, ſo ſei zu ſagen, daß Gummiknüppel, weißer Peffer und
Stinkbomben auch keine geiſtigen Argumente ſeien.
Schließlich wandte ſich Dr. Wirth an die Nichtwähler
aus Bequemlichkeit und Grundſatz. Wer ſich durch Nicht=
wählen
ſelbſt ausſchalte, habe auch hinterher
das Nörgeln zu unterlaſſen. Er ſpreche nicht für eine
Partei, ſondern fordere auf, überhaupt zur Wahlurne zu gehen
und ſich dadurch in die Politik einzuſchalten. Man müſſe
aber eine Partei wählen, die einer ruhigen Ent=
wicklung
der Verhältniſſe die Bahn ebnen
wolle, und nicht nach Revolution rufen.
Ein Wahlgufruf der Wirkſchaft.
Berlin, 10. September.
Etwa 200 Vertreter der Wirtſchaft aller Erwerbszweige und
verſchiedener Parteirichtungen veröffentlichen einen Aufruf zur
Reichstagswahl.
Am 14. September wird ein neuer Reichstag gewählt werden.
Die Wahl fällt in die Zeit bitterer Wirtſchaftsnot und Unſicherheit
in einer in dieſem Ausmaß bisher nicht erlebten Arbeitsloſigkeit.
Um dieſe Kriſe zu überwinden, muß nedlich eine illuſionsfreie
Politik der ſtaatlichen und wirtſchaftlichen Notwendigkeiten durch=
geführt
werden, die, der freien Betätigung und der Kraftent=
faltung
der einzelnen Perſönlichkeit möglichſt Spielraum gewäh=
rend
, die Geſetze der Privatwirtſchaft beachtet, um auf volkswirt=
ſchaftlicher
Grundlage die Vorausſetzungen für eine Politik ſo=
zialer
Gerechtigkeit und Wohlfahrt zu ſchaffen. Die Wahlen vom
14. September müſſen für eine ſolche Politik der Staats=
und Wirtſchaftsnotwendigkeiten die parlamentariſche
Grundlage ſchaffen. Es handelt ſich dabei um das gemeinſame
Schickſal aller, der Arbeitnehmer nicht weniger als der Un=
ternehmer
, der Verbraucher wie der Erzeuger, der gewerblichen
Berufe wie der Landwirtſchaft, der beamtlichen wie der freien
Berufe. Darum rufen wir, Männer aus den verſchiedenen Zwei=
gen
der gewerblichen Wirtſchaft, alle auf, ſich bei den Wahlen von
nichts anderem leiten zu laſſen, als von ernſtem und volkswirt=
ſchaftlichem
Verantwortungsbewußtſein und ihre Stimme den
Männern und Frauen zu geben, die auf dem Boden der Ver=
faſſung
gemäß den hier aufgezeigten Richtlinien in poſitiver Mit=
arbeit
für die Rettung des Staates, für die Stärkung der Volks=
wirtſchaft
einzutreten gewillt ſind.

An die wahlberechkigken Frauen!
Vom Bund Deutſcher Frauenvereine wird uns geſchrieben: Zur
Reichstagswahl 1930. Ueberzeugt von der Tragweite der Entſcheidun=
gen
, um die es in dem gegenwärtigen Wahlkampf geht, wendet ſich der
Bund Deutſcher Frauenvereine an die deutſchen Frauen.
Es handelt ſich dieſes Mal nicht um einzelne Partei= und Inter=
eſſenfragen
, es handelt ſich um die Erhaltung der deutſchen Wirtſchaft
und des deutſchen Staates. Es handelt ſich um das Schickſal von Mil=
lionen
Volksgenoſſen in allen Schichten, die durch die wirtſchaftliche
Kriſis ſchon heute in ihren Lebensgrundlagen ſchwer bedroht ſind, und
die eine Staatskriſe vollends in den Abgrund ſtoßen würde.
Wenn es nicht gelingt, eine parlamentariſche Mehrheit für die not=
wendigen
entſchloſſenen Maßnahmen zu ſchaffen, wenn der revolutionäre
Radikalismus, der die Arbeit des Parlaments grundſätzlich nicht för=
dern
, ſondern zerſtören will, breitere Schichten der Wählerſchaft ge=
winnt
, dann ſtehen für Staat und Wirtſchaft unabſehbare ſchwere Er=
ſchütterungen
bevor. Bei der letzten Reichstagswahl gab es 11 Millio=
nen
Nichtwähler. Ein Viertel der Bevölkerung iſt der Wahlurne fern=
geblieben
. Die Wahlbeteiligung der Frauen war auf dem Lande noch
etwa 14 Prozent, in den Städten etwa 6 Prozent geringer als die der
Männer. Schuld dieſer Nichtwähler iſt es zum großen Teile, wenn der
letzte Reichstag nicht arbeitsfähig war.
Man mag über dieſe Wahlenthaltung von 1928 Erklärungen finden
Müdigkeit, Verbitterung, Ratloſigkeit und Skepſis gegenüber den
Parteien , entſchuldigen läßt ſie ſich nicht. Ihre Wirkungen kommen
nur dem aktiven Radikalismus zugute.
Und vor allem, bei dieſer Wahl müſſen alle ſolche Hemmungen
überwunden werden. Auch die Frauen müſſen begreifen, daß heute die
Gefahr für das Reich nicht minder groß iſt als 1919, als ſie zum erſten
Male mit ihren Stimmen die Grundlagen für einen neuen geordneten
Aufbau ſchaffen halfen. Noch einmal werden ſie zu ſolchem Aufbau
gerufen.
Auch die Scheu vor den rohen und gewalttätigen Formen, die der
politiſche Kampf angenommen hat, darf ſie nicht von der politiſchen
Arbeit zurückhalten. Nicht erſt durch die Stimmabgabe am 14. Septem=
ber
, ſondern vorher ſchon müſſen ſie dieſe Mitarbeit im Bündnis mit
allen ſtaatserhaltenden Kräften einſetzen. Gerade die Gewalttätigkeit
des Wahlkampfes ſollte ihnen die Gefahr zeigen, die droht, wenn rück=
ſichtsloſer
und unbeſonnener Nadikalismus, die ſchwere Aufgabe der
politiſchen Führung in Deutſchland übernimmt.
Nur wenn die Frauen in zjelſicherer und ſtetiger verantwortungs=
bewußter
Arbeit ihre politiſche Pflicht erfüllen, können ſie erwarten, daß
ihr politiſcher Einfluß entſprechend ihrer Bedeutung als Wählerinnen
von Jahr zu Jahr wächſt.

Kein deutſcher Morakoriumsankrag.
* An der Londoner Börſe haben die Kurſe der Young= An=
leihe
plötzlich einen Stoß nach unten bekommen. Das Papier iſt
um mehrere Punkte gefallen auf Gerüchte hin, daß die Deurſche
Regierung beabſichtige, ein Moratorium für die Stun=
dung
der Zinſen aus der Young=Anleihe zu beantragen.
Das iſt vollendeter Unſinn, ſchon aus dem einen Grunde, weil die
Verzinſung der Younganleihe aus den ungeſchützten Teilen der
deutſchen Zahlungen erfolgt, dieſe Verzinſung alſo ſichergeſtellt
iſt, ſelbſt wenn Deutſchland ein Moratorium beantragen ſollte.
Daß die Londoner Bankiers, die doch als die klügſten Kaufleute
der Welt gelten, auf derartige Manöver hereinfallen konnten,
zeigt deutlich genug, wie ſtark die allgemeine Nervoſi=
tätan
allen Börſen infolge der Weltdepreſſion
gediehen iſt. Welche Kräfte hinter dieſen Gerüchten ſtehen, läßt
ſich zurzeit noch nicht feſtſtellen. Wir dürfen aber daran erinnern,
daß Herr Dr. Dietrich als Finanzminiſter ſich noch vor wenigen
Wochen über die Raſſenlage des Reiches ſehr optimiſtiſch geäußert
hät. Er machte damals eine Rechnung auf, wonach Ultimoſorgen
bis über den Jahreswechſel hinaus nicht beſtänden, und daß nach
Wiederzuſammentreten des Reichstages noch drei volle Monate
Zeit blieben, um durch Erſchließung neuer Steuerquellen oder
durch Umbau des ganzen Steuerſyſtems die Schwierigkeiten, die
vor allem für die letzten Monate des Rechnungsjahres zu erwar=
ten
ſeien. zu beſeitgen. Daß einmal der Augenblick kommen muß,
wo die Prüfung der deutſchen Zahlungen erneut vorgenommen
werden muß, iſt ſelbſtverſtändlich, daß er aber ſo raſch kommen
wird, glauben maßgebende Kreiſe allerdings nicht. Sie verweiſen
darauf, daß zunächſt einmal unſer ganzes Finanzweſen in Ord=
nung
gebracht werden muß und daß dann erſt ein Moratorium
auch Ausſicht auf Erfolg hat, weil uns ſonſt immer von der
Gegenſeite vorgehalten werden könnte, daß wir ja nur die Ver=
ſchwendung
im eigenen Hauſe einzuſchränken brauchen, um dann
das Geld für die Youngzahlungen frei zu bekommen. Gerade
deshalb iſt auch aus wußenpolitiſchen Gründen die Finanzreform
eine der wichtigſten Aufgaben, deren Erledigung die Regierung
mit Recht an die Spitze ihres Programms geſtellt hat und für
die ſie auch bei Wiederbeginn der parlamentariſchen Arbeiten
einen Vorrang beanſpruchen wird.

von ihm Unterſuchungen angeſtellt worden, die auch zu gewiſſen
Ergebniſſen geführt haben, aber noch nicht abgeſchloſſen ſind.
Es iſt eine ſchöne Sitte der Geſellſchaft deutſcher Naturfor=
ſcher
und Aerzte, daß ſie der Bevölkerung ihres jeweiligen
Tagungsortes Gelegenheit gibt, in allgemeinverſtändlicher Weiſe
Einblick in wichtige Probleme der Wiſſenſchaft zu vermitteln.
So hat am 6. September abends Profeſſor Raſſow=Leipzig
über den Zellſtoff und ſeine Anwendung geſprochen. Die reinſte
Form, in der der Zellſtoff vorkommt, iſt die Baumwolle. Es ſind
nun aber zahlreiche Induſtrien entſtanden, die ſich mit der chemi=
ſchen
Umwandlung der Zelluloſe und der Erzeugung von Pro=
dukten
befaſſen, deren Wert den des urſprünglichen Zellſtoffs
um das Tauſendfache und mehr überſteigen. Die Zelluloſe= Indu=
ſtrien
ſind alſo Veredlungsinduſtrien. Die wichtigſten dieſer In=
duſtrien
(Fabrikation von Nitrozelluloſe, rauchſchwachem Pulver,
Lacken, Kunſtſeidenarten) wurden von dem Vortragenden chara=
teriſiert
und zum Schluß die Herſtellung der Viskoſe=Kunſtſeide
mit einem von der Elberfelder Glanzſtoff=A.=G. zur Verfügung
Dr. G. K.
geſtellten Film erläutert.

Wie der Menſch die Widerſtände der Natur beſiegt. Luftdruck
und Waſſerdruck. Forſchungen im Ozean und im Luftmeer.
Die Stahlkugel der Amerikaner. Die Aluminiumkugel
Dr. Piccards. Die Metallkugel Profeſſor Goddards.
Zwei Metallkugeln ſpielen augenblicklich in der Forſchung
bedeutende Nollen, nämlich die Aluminiumkugel. Dr. Piccards
und die Stahlkugel zweier Amerikaner, mit der ſie in den Tiefen
des Ozeans ihre Forſchungen anſtellten. Beide Kugeln zeigen
das gleiche Beſtreben der Forſchung, die Widerſtände der Natur
mit den Waffen des Geiſtes zu überwinden. Dem Menſchen iſt
durch die Beſchaffenheit ſeines Körpers in ſeiner Erforſchung des
Weltenraums ein Ziel geſetzt. Er iſt an die Druckverhältniſſe
auf der Erde gebunden. Er kann weder in den dünnen Luft=
räumen
der Stratoſphäre atmen, noch unter dem ungeheuren
Druck der Ozeanmaſſen leben. Wenn er alſo die Abſicht hat, in
den Himmel vorzuſtoßen oder gegen den Mittelpunkt der Erde
vorzudringen, dann muß er ſich einen eigenen Luftraum ſchaffen,
in dem er leben und atmen kann. Profeſſor Goddard, der ame=
rikaniſche
Raketenforſcher, wollte auf andere Weiſe zu dieſem Ziel
gelangen. Er wollte ſeinen Organismus allmählich daran ge=
wöhnen
, auch in einer ſehr dünnen Luft leben zu können, denn
er ging von der Ueberzeugung aus, daß auch der Körper ſeine
Funktionen umſtellen kann. Er ſchuf zu dieſem Zweck eine dritte
Metallkugel, in der er tagelang lebte, und zwar bei immer

dünner werdender Luft. Er hatte an dieſer Kugel eine Vor=
richtung
anbringen laſſen, durch die die Luft in ſeiner Metall=
kugel
von außen verdünnt werden konnte. Er trainierte auf dieſe
Weiſe auf den Marsbeſuch. Dabei wäre er beinahe ums Leben
gekommen, denn die Naturgewalten rächen ſich. Er hatte näm=
lich
ſeine Metallkugel von außen durch eine luftdicht gebaute Tür
abſchließen laſſen, und als der Luftdruck inwendig zu ſchwach
war, war der Atmoſphärendruck von außen ſo ſtark, daß man die
Tür nicht mehr öffnen konnte. Da aber keine Möglichkeit vor=
handen
war, nach innen Luft hineinzulaſſen, ſo wäre er bei=
nahe
erſtickt, wenn man nicht ſchnell zu Zwangsmaßnahmen ge=
griffen
und die Kugel aufgeſtemmt hätte. Die Erforſcher der
Luft und des Ozeans gehen aber von dem gegenteiligen Grund=
ſatz
aus. Sie ſorgen dafür, daß in ihren Kugeln der Luftdruck
ſich in normalen Verhältniſſen bewegt, und daß die Luft die=
jenige
Beſchaffenheit hat, die der menſchlichen Lunge am zuträg=
lichſten
iſt. Auf dieſe Weiſe können ſie ſowohl die Gefahren ver=
meiden
, die von der dünnen Luft in den Höhen der Stratoſphäre
herrſchen, als auch die Gefahren, die von dem ungeheuren Druck
der Waſſermaſſen ausgehen. So dringt der Menſch allmählich in
Geheimniſſe ein, die ihm bisher verſchloſſen blieben. Er wird
zum Vogel und zum Fiſch, die den Menſchen durch ihre körper=
liche
Anlage bei weitem überlegen ſind, da der Vogel ſich mit
Leichtigkeit auch in dünne Luftſchichten erheben kann, ohne aller=
dings
in die Höhen zu gelangen, die Dr. Piccard erreichen will,
und die Fiſche vermöge ihrer wunderbaren Einrichtung ihres
Innern die Fähigkeiten haben, ſich den jeweiligen Druckverhält=
niſſen
der Waſſermaſſen anzupaſſen, ohne dadurch ihr Leben in
Gefahr zu bringen. Daraus kann man erkennen, mit wie primi=
tiven
Mitteln der Menſch arbeiten muß, und wenn wir einer=
ſeits
mit Recht ſtolz darauf ſind, daß die Forſcher die Schwie=
rigkeiten
der Natur zu überwinden wiſſen, ſo müſſen wir an=
dererſeits
doch demütig bekennen, daß ſie es nur mit Mitteln durch=
führen
, die mit denen der Natur keinen Vergleich aushalten
können. Eine Gefahr, die der Metallkugel Profeſſor Piccards
droht, iſt übrigens noch niemals erwähnt worden, nämlich die
ſehr harte Weltraumſtrahlung. In unſeren Lebensverhältniſſen
ſpielt ſie keine Rolle, da ſie durch den Schutzpanzer der Luft in
langwellige Strahlen umgewandelt wird. In Höhen von 16 000
Metern dagegen iſt ſie vielleicht hart genug, um noch gefährlich
werden zu können. Erfolgreichen Schutz könnte unter dieſen Um=
ſtänden
nur ein Bleipanzer gewähren. Cine Aluminiumkugel
würde dazu nicht ausreichen. Man muß darum hoffen, daß die
Weltraumſtrahlung auch in der Höhe von 16000 Metern ſchon
ſchwach genug iſt, um die beiden Forſcher in der Aluminiumkugel
nicht mehr gefährden zu können. Die Ergeöniſſe, die Dr. Pic=
card
durch die Unterſuchung dieſer Weltraumſtrahlung erzielen
wird, werden für die Wiſſenſchaft die größte Bedeutung haben. j.

* Frankfurker Muſikbrief.
Neueinſtudierung von Zar und Zimmermann.
Die Neueinſtudierung dieſes Werkes könnte man faſt als ein
Zeichen fortſchreitender Geſundung anſehen. Dieſe aus einem
unbeſchwerten, von keiner muſikaliſch=gedanklichen Bläſſe ange=
kränkelten
Herzen geborene Muſik, die einer ähnlich naiven
Handlung das Relief gibt, und die beide von einem Humor um=
geben
ſind, wie ihn ſich nur eine ſorgloſere Zeit wie die unſere
leiſten kann, hätten noch vor nicht allzu langer Zeit ein ver=
ſtändnisloſes
Publikum gefunden. Regiſſeur und Kapellmeiſter
hätten dazumal auch ſchwerlich eine innere Einſtellung zu der
Unkompliziertheit der Lortzingſchen Muſe gefunden. Die unſach=
liche
, für=ſich=ſpielende Nachkriegszeit mußte erſt überwunden
werden, um zu Lortzing zu gelangen. Wenn dies auch noch nicht
ganz geſchehen iſt, ſo konnte man doch an den Leiſtungen des
Regiſſeurs und des Kapellmeiſters und an dem begeiſterten Mit=
gehen
des Publikums feſtſtellen, daß ſich hier Wandlungen nach
der Klarheit zu vollzogen haben. Man beginnt wieder, das Werk
und den Autor in den Mittelpunkt zu ſtellen, und das Publikum
empfindet das Sachliche der künſtleriſchen Arbeit. In dieſem
Sinne iſt Anerkennung und Dank in erſter Linie dem aus=
gezeichneten
Oberregiſſeur Dr. Gräf, dem Kapellmeiſter H. W.
Steinberg und dem Bühnenbildner L. Sievert für dieſe Neu=
einſtudierung
zu ſagen.
Soliſtiſch iſt vor allem der ſtimmlich famoſe und darſtelle=
riſch
ausgeglichene Zar A. Permanns zu nennen. Den Zimmer=
mann
gibt P. Reinecke, der neuverpflichtete Tenorbuffo. Die
Stimme wird pfleglich behandelt, die Höhe entbehrt durch For=
cieren
der Mittellage des Glanzes. Die komiſche Ader wird be=
trüblicherweiſe
nicht von eigenen Quellen geſpeiſt. Auch der
Chateauneuf des ebenfalls neu verpflichteten W. Wörle läßt
jegliche perſönliche Note vermiſſen. Bei ihm ſind die techniſchen
Mängel ſchon bedenklicher, und bei der Schönheit des Materials
doppelt bedauerlich. Im Gegenſatz dazu hinterläßt der van Bett
des neuen Baßbuffos A. Giebel einen darſtelleriſch und geſang=
lich
durchaus günſtigen Eindruck. Hier ſcheint ein Künſtler, der
aus eigenem ſchafft, gewonnen zu ſein. Anmutig in Spiel und
Stimme verkörpert C. Ebers die Marie. In kleineren Rollen
leiſteten E. Holl. E. Weill und W. Schneider vorzügliches. Die
Einſtudierung der Chöre durch Kapellmeiſter Kretzſchmar war
wie immer zuverläſſig.
Dr. W. Kn.
Von Deutſchlands Hahen Schulen.
Kiel: Namens des Preußiſchen Staatsminiſteriums hat der
preußiſche Miniſter für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung den
außerordentlichen Profeſſor Dr. jur. Otto Opet zum ordentlichen
Profeſſor in der Rechts= und Staatswiſſenſchaftlichen Fakultät er=
nannt
und ihm in dieſer Fakultät eine planmäßige Profeſſur mit
der Verpflichtung verliehen, ſeinen bisherigen Lehrauftrag in
Vorleſungen und Uebungen zu vertreten.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Donnerstag, den 11. September 1930

Nummer 251

Mätihe..

Verſchärfung der Beziehungen zwiſchen Ikalien
und Südflawien.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Rom, 9. September.
Vor den Toren Trieſts hat man am Samstag früh um
ſechs Uhr an vier ſlawiſchen Terroriſten die Todesſtrafe durch
Erſchießen vollzogen. Es ſind jene vier Serben, die in dem ſeit
Anfang der Woche in Trieſt verhandelten Terroriſten=Prozeß
am Freitag zum Tode verurteilt wurden, während eine Anzahl
ihrer Genoſſen mit ſchweren Zuchthausſtrafen davonkamen. Da=
bei
handelt es ſich um jene angeblich jugoſlawiſchen Machen=
ſchaften
, die unter anderem auch zu dem Angriff auf die Trieſter
Zeitung Popolo di Trieſte führten. Die Verhandlung vor
dem Sondergericht unter Offizieren, der fasciſtiſchen Miliz
zeigte, daß unweit der jugoſlawiſchen Grenze offenbar eine rege
Verſchwörertätigkeit im Gange war.
Wie weit das Urteil richtig iſt, wie weit die Beweiſe ſchlüſſig
ſind, das ſoll das Auskand nicht weiter intereſſieren, weil es
beſſer iſt, in dieſen geſpannten Zeiten die ganze Sache als eine
ausſchließlich innenpolitiſche italieniſche Angelegenheit anzu=
ſehen
. Auch ſind wie meiſt bei ſolchen Verſchwörerprozeſſen die
Angeklagten nicht gerade immer nur Ehrenmänner. Wie üblich
wurde von den zum Tode verurteilten Leuten ein Gnadengeſuch
an den Duce gerichtet. Da es aber in der Hand des Komman=
danten
des Armeekorps von Trieſt als oberſten Befehlshabers
des in Frage kommenden Militärdiſtrikts liegt, ob er ein derarti=
ges
Gnadengeſuch weiterleiten will oder nicht, und da eine Wei=
terleitung
nur dann zu geſchehen pflegt, wenn man weiß, das
Nom es wünſcht, ſo behielt der General das Gnadengeſuch in
der Taſche, und der Gerechtigkeit wurde ihr freier Lauf ge=
laſſen
.
Es handelt ſich aber nun für das Ausland (mit Ausnahme
Jugoſlawiens) nicht darum, ob in Trieſt Recht oder Unrecht ge=
ſchehen
iſt. Für den fremden Betrachter kommt nur das eine
in Frage; es wurden wieder neue ſlawiſche Märtyrer durch
die raſche Erſchießung geſchaffen. Hier liegt der Gefahrenpunkt
bei der Vollſtreckung des Urteils. Das Verhältnis Italiens zu
Jugoſlawiens iſt ſo ſchlecht wie möglich. Es iſt ſo gereizt, daß
der Duce ſelbſt es in letzter Zeit für notwendig gehalten hat,
Fühler für eine Beſſerung auszuſtrecken. Dies geſchah zum Teil
dadurch, daß Rom neuerdings wieder Deutſchland die kalte

Schulter zeigt und verlauten läßt, daß es eher eine Verſöhnung
mit Serbien verſuchen als den Anſchluß Oeſterreichs an Deutſch=
land
dulden würde.
Mit dieſen Machenſchaften hofft man den Weg nach Paris
von neuem etwas glätten zu können. Wenn man trotzdem eben
wieder ſerbiſche Märtyrer geſchaffen hat, ſo läßt ſich dies nur
daraus erklären, daß die innenpolitiſchen Notwendigkeiten bei
einem antifasciſtiſchen Prozeß unbedingt ſchärfſte Strafen, alſo
auch die Todesſtrafe, verlangen. Eine Milde, die in einer Be=
gnadigung
geſehen werden würde, erſcheint in Rom zu bedenk=
lich
, weil dadurch andere aufrühreriſche Elemente allzu leicht
neuen Mut ſchöpfen könnten. So ſieht ſich der Staat gezwungen,
unerbittlich zu erſcheinen, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß die Lage
zwiſchen Belgrad und Rom noch mehr verſchlechtert wird.
Das Verhältnis zwiſchen Italien und Jugoſlawien aber iſt
bereits in ſehr gefährlichem Maße zugeſchärft. Zum Teil ſind
daran die mazedoniſchen Zwiſchenfälle ſchuld, wobei man den
Bulgaren nachſagt, daß ihre Handlungen gegen Serbien von
italieniſchem Gelde und italieniſchen Ratſchlägen unterſtützt wer=
den
. Aber ſchwerer laſtet auf Serbien noch der Verdacht, daß
die Pariſer Unterſtützungen in immer deutlicherer Weiſe ſichtbar
ſeien. So wurde feſt behauptet, daß nicht weniger als zehn=
tauſend
franzöſiſche Rüſtungsarbeiter in Jugoſlawien für das
ſerbiſche Heer tätig ſeien, ganz abgeſehen von der großen Zahl
franzöſiſcher Offiziere, die in jugoſlawiſchen Dienſten franzöſiſche
Kriegstechnik lehren.
In Italien weiß man durch ſeine ausgebreitete Spionage
recht gut über dieſe Dinge Beſcheid. Sicher iſt ſich der Duce
auch darüber klar, in welch ſchwieriger Lage er gegenüber der
Macht des von Frankreich unterſtützten Serbiens trotz ſeiner
Abmachungen mit Ungarn und anderen Balkanſtaaten iſt. Denn
er verſucht, die Abrechnung von neuem durch Verhandlungen
hinauszuſchieben, wenigſtens bis zu jenem bedenklichen Jahr
1935, in dem Italien ſeiner Meinung nach genügend gerüſtet
ſein dürfte. Aber wird Frankreich und Jugoſlawien ſich ſo=
lange
hinziehen laſſen? Man kennt den Begriff des Präventiv=
krieges
Und hier fängt das deutſche Intereſſe an. Deutſchland
und die Schweiz ſind die beiden Bollwerke, die zwiſchen Frank=
reich
und Jugoſlawien in erſter Linie zu überwinden ſind, wenn
Paris ſeinem Schützling Belgrad praktiſche Hilfe bei einem
Kriege leiſten will. Vielleicht wird ſich Deutſchland in Bälde
entſcheiden müſſen, wie es ſich im Ernſtfalle gegenüber ſeinem
Nachbar Frankreich verhalten muß. Nach den Wahlen wird
über dieſes Thema zu reden ſein, damit wenigſtens keine deut=
ſchen
Märtyrer geſchaffen werden.

Die imerkationate Pariamengeiſche
Hanvelstonteren
für wirkſchaftliche Zuſammenarbeitk, Skabilikät des
Friedens und Enkwicklung der ſchiedsrichierlichen
Einrichkungen.
EP. Brüſſel, 10. September.
Die internationale parlamentariſche Handelskonferenz hat in
einer erſten Vollſitzung die Diskuſſion über die internationale
wirtſchaftliche Zuſammenarbeit angeſchnitten und eine Tagesord=
nung
des franzöſiſchen Abgeordneten Landry angenom=
men
, in der die Konferenz erklärt, überzeugt zu ſein,
daß die wirtſchaftliche Annäherung der Völker ein
Wachſen des Reichtums nicht nur für die große menſchliche Kollek=
tivität
, ſondern auch für jedes einzelne Land zur Folge haben
werde. Man müſſe daher die Hinderniſſe aller Art zu beſeitigen
ſuchen, die gegenwärtig den internationalen Beziehungen im Wege
ſtehen. Die Konferenz ſei der Meinung, daß es von Bedeutung ſei,
die wirtſchaftliche Zuſammenarbeit der europäiſchen Länder ſo
weit wie möglich zu entwickeln, eine Zuſammenarbeit, von der
auch die anderen Teile der Welt Nutzen ziehen würden. Die Kon=
ferenz
drückte den Wunſch aus, daß die intereſſierten Staaten ſo=
ſort
Mittel und Wege beraten, die ſchnell den Ausbau dieſes
Werkes und ſeine Fortführung in vollem Einvernehmen mit dem
Völkerbund und unter den größten Ausſichten auf Erfolg er=
lauben
würde.
Darauf legte Baron Descamps die Arbeiten der Kommiſſion,
die ſich mit dem internationalen Recht beſchäftigt, dar, und die
Konferenz nahm zum Schluß ohne Diskuſſion eine Erklärung an,
in der ſie ihren Willen, wirkſam an der Stabilität
des Friedens mitzuarbeiten, ausdrückt. Dieſe Erklä=
rung
richtet an die Regierungen und Parlamente
aller Länder einen energiſchen Ruf, die Entwick=
lung
der ſchiedsgerichtlichen Einrichtungen in
vollſtändiger Harmonie mit dem Kelloggpakt zu
beſchleunigen.

OM
OM

Statt Karten.

Ihre Vermählung beehren sich anzuzeigen
Dr. phil. Wilhelm Todt
Hildegard Todt
geb. Bickelhaupt
Mailand
Darmstadt
Piazza Brescia 22
Osannstr. 27
den 11. September 1930.
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Statt Karten.
Für die uns anläßlich unſerer
Verkobung zu Teil gewordenen
Aufmerkſamkeiten ſagen wir hier=
mit
unſeren herzlichen Dank.
Anna Kräll
Willi Murſchel.

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mit 2 Betten ſofort
zu vermiet. (12690a

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme
und die vielen Kranz= und Blumenſpenden bei
dem Heimgang meiner treuen, unvergeßlichen
Frau, ferner allen, die ihr die letzte Ehre er=
wieſen
, ſage ich auf dieſem Wege meinen herz=
lichſien
Dank. Auch den Herren Aerzten des
Stadtkrankenhauſes, ganz beſonders aber danke
ich den Schweſtern für ihre aufopfernde, un=
ermüdliche
, liebevolle Pflege.
Heinrich Kopf.
Darmſtadt, 10. September 1930.
Liebfrauenſtraße 56.

Todes=Anzeige.
Am 9. September wurde mein
lieber Mann, unſer guter Vater
und Schwiegervater
Jakob Krichbaum
von ſeinem ſchweren Leiden erlöſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Sophie Krichbaum
nebſt Kinder.
Darmſtadt, den 10. Sept. 1930.
Die Beerdigung findet Freitag
nachmittag 3½ Uhr auf dem Wald=
friedhof
ſtatt. (13567

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme
und die zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden
beim Tode unſerer lieben Mutter, Schwieger=
mutter
, Schweſter und Großmutter
Victoria von Heſſert
geb. von Herff
ſagen wir unſeren aufrichtigen Dank.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Dr. Fritz von Heſſert.
Darmſtadt, den 10. September 1930. (13543

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ſage ich hiermit Allen tiefgefühlteſten Dank.

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[ ][  ][ ]

Nummer 251

Donnerstag, den 11. September 1930

Seiterb

Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 11. September.
Aus der Tierſchutbewegung.
Ein für jeden Tierfreund und Chriſten hocherfreuliches Er=
eignis
, das für die Tierſchutzbeſtrebungen einen unſchätzbaren Ge=
winn
und eine weſentliche Förderung bedeutet, iſt die jüngſt er=
laſſene
Verfügung des Evangel. Landeskirchenamtes zu Darmſtadt,
worin den Geiſtlichen Heſſens die Mitarbeit an der Tierſchutzſache
warm empfohlen wird. Es heißt darin: Wir möchten nicht unter=
laſſen
, darauf hinzuweiſen, daß für den Geiſtlichen, zumal auf dem
Lande, die Tierſchutzſache ein Gebiet der Seelſorge darſtellt, das
im Jugendunterricht bei der Behandlung des erſten Artikels und
dementſprechend auch in der Predigt ohne große Zeitopfer mit
innerem Gewinn bearbeitet werden kann. Keine Ehrfurcht
gegenüber dem Schöpfer ohne Achtung, ja Liebe
zuſeinen Geſchöpfen! Daß es infolgedeſſen auch eine Auf=
gabe
für Geiſtliche iſt, hierfür, geeignetes Anſchauungsmaterial
durch die Zeitſchrift zu ſammeln und anderen darzubieten liegt
auf der Hand. Es handelt ſich bei der Tierſchutzſache ohne Zweifel
um ein beachtliches Stück wertvoller Dorfkir=
chenarbeit
, D. Dr. Diehl.
Es iſt für Schreiber dieſes um ſo erfreulicher, als er vor gerau=
mer
Zeit eine Eingabe verfaßt hat, die durch den Tierſchutzverein an
die Kirchenregierungen beider Konfeſſionen und wenn er recht
unterrichtet iſt auch mit entſprechender Motivierung an das
iſraelitiſche Rabinat weitergeleitet wurde. Liegen doch in der
Pflege des Tierſchutzes hohe ethiſche und ſittliche
Werte begründet, die gerade der Jugend durch Erziehung
und Unterricht in Kirche, Schule und Haus vermittelt werden
ſollen, um ſo den allgemeinen ſittlichen Zuſtand unſeres Volkes
auf eine höhere Stufe emporzuheben. Keine Liebe zu dem
Mitmenſchen ohne Liebe und Barmherzigkeit
mit der leidenden Kreatur!
Wir Tierfreunde wiſſen dieſen wichtigen Schritt vorwärts,
dieſe zugeſagte Mitarbeit unſerer Landeskirche gebührend und
dankbar zu ſchätzen. Hoffen wir nun, daß es bei dieſem erſten
Schritt nicht bleibt, ſondern daß bald, was wir ſo ſehnlichſt wün=
ſchen
, auch ein allgemeiner Tierſchutztag, wie er in vielen benach=
barten
Ländern und Städten ſchon beſteht, folgen wird, bei dem
Kirche, Schule, Staat und Kommune in freudiger Arbeit wett=
eifern
. Lohn und Segen wird nicht ausbleiben, denn die edle
Sache iſt der Mitarbeit der Beſten wert!
Fr. Fr.

Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die Kirchenregie=
rung
wurden die Pfarrer Heinrich Renner zu Heubach, Dekanat
Groß=Umſtadt, und Ludwig Storck zu Ueberau. Dekanat Rein=
heim
, auf ihr Nachſuchen und unter Anerkennung ihrer langjäh=
rigen
treuen Dienſte, mit Wirkung vom 1. Oktober 1930 in den
Ruheſtand verſetzt.
Ausſtellung: Kelſterbacher Porzellan im Schloßmuſeum.
Heute Donnerstag, nachmittag um 4 Uhr, veranſtaltet die Direk=
tion
des Schloßmuſeums wiederum einen Vortrag, in dem Herr
Dr. Röder über die Geſchichte Kelſterbachs reden wird.
Kunſtausſtellung am Rheintor. Geſtern nachmittag führte
wieder Herr Dr. Krauße d’Avis die Beſucher der Ausſtel=
lung
: Darmſtädter Maler 17301830 durch die Sammlung.
Die nächſte Führung findet Freitag, um 4 Uhr nachmittags ſtatt.
Heſſiſcher Fechtverein Waiſenſchutz, Zweigverein Darm=
ſtadt
. Der Blumentag am Sonntag iſt des ſchlechten Wetters
wegen nicht beſonders günſtig ausgefallen. Allen Gebern und
Helfern ſei auch an dieſer Stelle nochmals beſtens gedankt.
Orpheum. Die letzten drei Aufführungen. Die ſpaniſche
Fliege Schwank in 3 Akten von Arnold und Bach, finden am
Sonntag, Montag und Dienstag, 14, 15. und 16. September,
abends 8.15 Uhr ſtatt. Am Wahltag (Sonntag, 14. September)
werden die vorliegenden Wahlergebniſſe in den Pauſen bekannt=
gegeben
.
Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus

Donnerstag, 11. Sept.
19.3022 Uhr C 1. Ein Sommernachtstraum 110 Mk. Freitag, 12. Sept.
2022 Uhr D1. Der Falſchſpieler Preiſe 110 Mk. Samstag. 13 Sept.
19.3022.30 Uhr E 1. Simone Boceanegra. Preiſe 1.2012 Mk. Sonntag, 14. Sept.
18.3022.30 Uhr C 2 Lohengrin Preiſe 1.2012 Mk. Montag, 15. Sept. Geſchloſſen Dienstag, 16. Sept.
19.3022.45 Uhr A 2 Simone Boceanegra Preiſe 1.2012 Mk.

Kleines Haus geſchloſſen.
Uraufführung Der Falſchſpieler. Morgen Freitag findet
im Großen Haus des Landestheaters die Uraufführung der
Komödie Der Falſchſpieler von W. Schkwarkin, deutſch
von Alexandra Ramm, mit der Muſik von S. Germonowa, bear=
beitet
von Heribert Zinner, ſtatt. Inſzenierung und Bühnenbild:
Günter Haenel und Wilhelm Reinking. Die Beſetzung des Stückes
iſt folgende: Nikolai Nikolajewitſch Beſwekow: Franz Pfaudler;
Wſſewolod Nikolaj Beſwekow, deſſen Sohn: Theodor Leitner; Liſa,
eine Verwandte Beſwekows: Elſe Knott; Rſchewſki Pawel Ser=
gejewitſch
: Hugo Keßler; Jelena Pawlona, deſſen Tochter: Inge
Conradi: Tjolkin. Semjon Iwaniwitſch, ein reicher Kaufmann:
Paul Maletzki; Waſſilii Semjon Iwaniwitſch deſſen Sohn: Her=
mann
Gallinger; Dora Petrowna Witwe: Käthe Gothe; Koſtja,
Intellektueller und Dieb: Werner Hinz; Katja, Stubenmädchen
bei Beſwekows: Sonja Karzau.
Sonntagsvorſtellung Lohengrin. Zum erſten Mal in der
neuen Spielzeit wird Wagners Lohengrin Sonntag, den
14. September, unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm
in der Inſzenierung von Renato Mordo (Bühnenbild: Lothar
Schenck von Trapp) zur Darſtellung kommen. In den Hauptrollen:
Herrmann, Sattler, v. Stoſch, Lohmann, Jacobs, Stralendorf.

30 Jahre Perband beſſ. Konditoreninnungen.

Die Jubiläumsfeier in Darmſkadk.
Der Verband der heſſiſchen Konditoreninnungen hatte ſeine
Mitglieder auf Mittwoch nach Darmſtadt gerufen zur Feier des
30jährigen Verbandsbeſtehens. Darmſtadt wurde anläßlich ſeiner
600=Jahrfeier zum Tagungsort gewählt. So würdigt denn auch
der erſte Artikel des Feſtbuches dieſes Ereignis: 600 Jahre Darm=
ſtadt
. In kurzer Zuſammenſtellung werden Geſchichtsdaten und
Sehenswürdigkeiten angeführt, und der Artikel ſchließt mit einem
Willkommengruß an die heſſiſchen Konditoren, denen es in Darm=
ſtadt
gut gefallen möge.
Am Mittwoch Morgen traf man ſich zunächſt zur Verbands=
ſitzung
, in der der geſchäftliche Teil erledigt wurde. In dem
geſchmückten Fürſtenſaal fanden ſich die Verbandsmitglieder ein,
um in ernſter Beratung über interne und organiſatoriſche Fragen
zu beſchließen.
Der erſte Vorſitzende. Ludwig Graßmann, begrüßte die
Erſchienenen aufs herzlichſte. Als Vertreter der Stadt Schulrat
Loeſch, als Vertreter der Handelskammer Direktor Schütt=
ler
und für die Gewerbevereine Syndikus Dr. Kollbach. Auch
die Vertreter der Nachbarverbände hieß er herzlich willkommen.
Herr Graßmann forderte dann die Anweſenden auf, ſich im Ge=
denken
an den verſtorbenen Gründer und Vorſtandsmitglied des
Verbands, Herrn Thiermann, von den Plätzen zu erheben. Nach
dieſer Ehrung wandte ſich der Vorſitzende den Fragen des prak=
tiſchen
Lebens zu. Er gab eine Schilderung der wirt=
ſchaftlichen
Lage des Konditorgewerbes und führte
u. a. aus, wie ſich eine Hoffnung auf Beſſerung der wirtſchaftlichen
Lage nicht erfüllt und wie die ungeſunden Verhältniſſe den Mit=
telſtand
wirtſchaftlich geſchwächt haben. Er entwarf ein Bild von
der augenblicklichen Situation, indem er die ſachlichen Gründe für
die ſchlechte Geſchäftslage hervorhob. Von vielen, verſchiedenen
Seiten kämen direkte oder indirekte Schläge gegen das Kondito=
reigeſchäft
. Einmal die geringe Kaufkraft des Mittelſtandes.
Dann die Zunahme der Wochenendbewegung. Das ſeien Faktoren.
die den Konditoreibetrieben Abbruch täten. Vor allem aber ſah
der Redner in der Konkurrenz der Warenhäuſer und der Konſum=
induſtrie
eine ſchwere Gefahr für das freie Gewerbe. Ganze Er=
werbszweige
, wie Schokolade= und Pralinenherſtellung, ſeien da=
durch
unrentabel geworden. Auch ſtänden die Anſprüche des
Publikums betreff Ausſtattung von Lokal und Ware in gar
keinem Verhältnis zur Gegenleiſtung, nämlich dem Konſum an
Ware. Zum Schluß ſeiner Ausführung wandte ſich Herr Graß=
mann
noch gegen die ſteuerliche Belaſtung und die Sozialpolitik,
die ſich, wie überall, ſo auch im Konditorengewerbe, geſchäftsläh=
mend
bemerkbar mache.
Nach Verleſung des letzten Protokolls und Beſprechung ver=
ſchiedener
interner Dinge hielt dann Direktor Schüttler, ein
hochintereſſantes Referat über: Organiſation des Hand=
werks
. Vor Hunderten von Jahren hat ſich durch die Bildung
von Städten und der dadurch ſteigenden Nachfrage nach Gebrauchs=
gegenſtänden
das Handwerk entwickelt und zur ſelbſtändigen Wirt=
ſchaftsgruppe
herangebildet. Bald zeigten ſich die erſten Anfänge
von berufsſtändiſchem Zuſammenſchluß, bis dieſe dann in Bildung
der Zünfte und Innungen ihren organiſatoriſchen Ausdruck fan=
den
. Aufgabe der Zünfte war es, die ehrlichen Produkte der ein=
zelnen
Meiſter zu ſchützen und ſo die Vogelfreiheit wirtſchaftlichen
Verkehrs zu beſeitigen. Der Konſument mußte die Ware als
Produkt eines beſtimmten Meiſters würdigen, dafür haftete aber
der Meiſter für die Qualität. Das Fabrikations= und Verkehrs=
zeichen
wurde eingeführt, und hier haben wir die erſte Grundlage

einer Gewerbegeſetzgebung, auf der ſich auch jede ſpätere Geſetz=
gebung
dieſer Art aufgebaut hat. Die Organiſation des Hand=
werks
ſtellte auch ſittliche Anforderungen. Es wurden Vorſchriften
über Lehrlingsaufnahme und Lehrlingserziehung herausgegeben.
Eine Forderung reihte ſich an die andere, und ſo ſtand der Organi=
ſationsgedanke
im Handwerk nie ſtill. Nach Zerſchlagung der
Zünfte führten das Handwerk einſichtsvolle und tatkräftige Män=
ner
weiter, bis am Ende des letzten Jahrhunderts die Innung
wieder auflebte, freilich in einer der modernen Zeit angepaßten
Form. Auch für die moderne Gewerbegeſetzgebung ſei die hand=
werkliche
Organiſation ein wertvoller Faktor, führte der Redner
aus. Der Einzelne dürfe zwar nicht auf eine plötzliche Erfüllung
aller perſönlichen Wünſche hoffen, das ſei eine Verkennung der
Verbandsaufgaben. Vielmehr ſei Aufgabe der Organiſation, den
geſamten Berufsſtand, als wichtiges Glied der
Geſamtheit zu fördern. Heute ſei im freien Handwerk
der Ausgleich gegeben gegen übermäßige Moderniſierung und
Rationaliſierung. Organiſation ſei Macht. Und dieſe Macht müſſe
man zum Wohle der Geſamtheit ausnutzen. Wenn heute das
deutſche Volk den Anſchein habe, als habe es ſich auseinander ge=
redet
, ſo möge das deutſche Gewerbe, ein gutes Beiſpiel in ge=
ſchloſſener
Organiſation geben.
Unter anderem ſprachen noch Herr Stadtſchulrat Löſch und
Herr Dr. Kollbach. Man tagte bis in die Mittagsſtunden, und
nach fruchtbarer Ausſprache über ſo manche Organiſationsfrage be=
gab
man ſich zur Mittagstafel. In deren Rahmen fanden zahlreiche
Ehrungen für die 25jährige oder noch höhere Zugehörigkeit zur
Innung ſtatt. Die goldene Bundesnadel erhielt Herr Graß=
mann
für 50jährige Berufstätigkeit, eine Ehrenurkunde für
35jähriges Geſchäftsbeſtehen und zahlreiche ſilberne Nadeln wur=
den
verliehen. Auch Darmſtädter waren unter den Jubilaren, und
zwar die Herren M. Schnitzler, E. Schütz, W. Barth. R.
Lenz, K. Güll, K. Baur ſowie V. Brückner. Die Ver=
treter
der Nachbarverbände richteten herzliche Worte an den heſ=
ſiſchen
Verband, und langſam ging man dann in den fröhlichen
Teil über.

Nachmittags fand ein gemeinſamer Kaffee ſtatt, bei dem ſich
die Verbandsmitglieder nach einem Spaziergang durch die Fa=
ſanerie
trafen.
Der Abend ſah die Feiernden in der Krone zum Bunten
Abend. Herr Barth, der zweite Vorſitzende, begrüßte die An=
weſenden
und gab der Hoffnung Ausdruck, daß man auch weiterhin
in Einigkeit zuſammenſtände ſo wie bisher. Er brachte ein Hoch
aus auf den heſſiſchen Landesverband der Konditorinnungen.
Dann begann ein Programm, das alle Erwartungen übertraf.
Muſikſtücke wechſelten mit guten und vielſeitigen Darbietungen ab.
Mitwirkende waren Frl. Elſe Wagner, Lauten= und Konzertſän=
gerin
aus Mannheim, Herr Braun vom Heſſiſchen Landestheater,
Fräulein Roſel Güll und Fräulein Paula Medicke, ſowie einige
Damen der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Die kleine Gertrude Reinhart trug einen Prolog des Herrn
Barth reizend vor. Alle Mitwirkenden ernteten für ihre wirklich
guten Leiſtungen reichen Beifall.
Bei Tanz und geſelliger Unterhaltung blieb man bis ſät in
die Nacht beiſammen. Heute will man ſich noch zu einer Auto=
fahrt
in den Odenwald treffen, und mit dieſem Ausflug in Darm=
ſtadts
herrliche Umgebung endet die 30. Tagung des heſſiſchen
Verbands der Konditoren Innungen.
Der Vorſtand und auch der Verband können mit dem Erfolg
ihrer Mühen zufrieden ſein. Die Tagung iſt als voller Erfolg zu
buchen.

Autoliſten. Soeben iſt Autoliſte Nr. 46 erſchienen. Dieſe
verzeichnet alle Meldungen (Ab= und Zugänge) von
Kraftfahrzeugen jeder Art in den 18 Kreiſen des
Volksſtaates Heſſen (Kennzeichen V8. VR. V0) für die
Zeit vom 16.31. 8. 1930. Die Autoliſten enthalten die An=
gaben
in derſelben Reihenfolge wie die Hauptausgabe: Name,
Beruf, Wohnort des Kraftfahrzeugbeſitzers. Type, Motornummer,
Hubraum in eem (und P8) Art des Fahrzeugs. Fabrikneue
Wagen ſind durch X kenntlich gemacht. Die Meldungen ſind ge=
ordnet
nach den drei Provinzen (VS, VR, V0) und Kreiſen, und
innerhalb dieſer nach Polizeierkennungsnummern. Abgemeldete
Wagen werden beſonders geführt Die Autoliſten ſind eine
wichtige Ergänzung des Auto=Adreßbuches (Adreßbuch der
Kraftfahrzeugbeſitzer im Volksſtaat Heſſen), Ausgabe 1929 und
unentbehrlich, weil ſie laufend neueſtes Adreſſen=
material
liefern. Sie erſcheinen alle 14 Tage, alſo monatlich
zwei Liſten. Die am 10. eines Monats ausgegebene Liſte enthält
die Meldungen vom 16. bis 30. (31.) des voraufgegangenen Mo=
nats
, und die am 25. eines Monats ausgegebene Liſte die Mel=
dungen
vom 1. bis 15. des gleichen Monats. Wegen des Be=
zugspreiſes
val. Anzeige! Anfragen richte man an den
zuſtändigen Verlag L. C. Wittich in Darmſtadt.

Wählk
zun Schuh-und
Fräfer aiitell Bodenpfiese Bäuu
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Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyö Bremen. ( Aende=
rungen
ohne vorherige Anzeige vorbehalten.) Nach New York ab
Bremen=Bremerhaven: D. Dresden 11. 9., D. Bremem 16. 9., D. Yorck
20. 9., D. Stuttgart 2. 9., D. Europa B. 9., D. Columbus 2. 9., D.
Berlin 2. 10., D. Bremen 3. 10., D. Dresden 9. 10. D. Karlsruhe 14.
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Berlin 30. 10., D. Bremen 5. 11., D. Dresden 6. 11., D. Columbus
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17. 9. nicht nach New York). D. Weſtfalen ab Bremen 24. 9., ab
Hamburg 27. 9. (nicht nach Boſton), D. Hannover ab Hamburg 4. 10.,
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Weſtküſte: D. Vancouver ab Hamburg 13. 9., ab Bremen 16. 9.,

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Galveſton ab Br.=Br. h.: D. Sehdlitz 30. 9. D. Lützow 4. 11. Nach
KubaNew Orleans: D. Ingram ab Br. 10. 9., ab Hbg. 13. 9.,
D. Roland ab Br. 1. 10., ab Hbg. 4. 10. Nach Mittelbraſilien
und dem La Plata (Paſſagierdampfer) ab Bremerhaven: D. Sierra
Cordoba 22. 9. D. Madrid 29 9., D. Sierra Ventana 13. 10. Nach
Mittelbraſilien (Frachtdampfer) D. Porta ab Bremen 13. 9.,
ab Hamburg 16. 9., D. Alda ab Bremen 11. 10., ab Hamburg 14. 10.
Nach dem La Plata (Frachtdampfer) ab Bremen: D. Holſtein ab
Bremen 2. 9. Nach Nordbraſilien ab Br. D. Abana 15. 10.
Nach Südamerika (Weſtküiſte) durch den Panamakanal: D. Lud=
wigshafen
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9. ab Br. 20. 9., durch die Magellan=Straße MS Rhein ab Br. 16. 9.,
ab Hbg. 20. 9., D. Chemnitz ab Br. 30. 9., ab Hbg. 4. 10. NachWeſt=
küſte
, Zentral= und Mittelamerika und Mexiko: D.
Minden ab Hamburg 13. 9. Fruchtfahrt Kanar. Inſeln ab
Bremen D. Arucas 13. 9., D. Drotava 27. 9., D. Arucas 11. 10., D.
Orotava 25. 10. Nach Oſtaſien: D. Ermland ab Hamburg 13. 9.,
D. Alſter ab Bremen 13. 9., ab Hamburg 17. 9., D. Franken ab Byemen
16. 9., ab Hamburg 20. 9., MS. Burgenland, ab Bremen 20. 9., ab
Hamburg 24. 9., MS. Rheinland ab Bremen B. 9., ab Hamburg R. 9.,
MS. Fulda ab Bremen 27. 9., ab Hamburg 1. 10. Nach Auſtra=
lien
: D. Magdeburg ab Hamburg 11. 9., ab Bremen 13. 9., D. Neckar
ab Hamburg 25. 9., ab Bremen 2. 9., D. Dortmund ab Hamburg 9.
10. ab Bremen 11. 10. Nach der Levante ab Bremen zirka 8 Ab=
fahrten
im Monat. Nach Finnland ab Bremen 8täg. Dienſt nach
allen Haupthäfen. Nach Reval ab Bremen: Abfahrten alle 810
Tage. Nach Leningrad ab Bremen: je nach Bedarf. NachEng=
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ab BremenLondon 34 Abfahrten in der Woche. Bremen
Hull 2 Abfahrten in der Woche. Bremen-Middlesborongh
Newcaſtle 10tägig. BremenHamburgFrankreich:
Abfahrten: Montags von Bremen, Freitags von Hamburg. Afrika=
Linien: Oeſtliche Rundfahrt um Afrika: D. Watuſſi ab Hamburg
27. 9. Weſtliche Rundfahrt um Afrika: D. Niaſſa ab Hamburg B. 9.
Weſtküſten=Hauptlinie: D. Wadai ab Hamburg 3. 10. Kongo=Linie: D.
Gerrat ab Bremen 24. 9. Lagos=Expreß und Kamerun=Linie: D. Atto
ab Hamburg 18. 9. (Mitgeteilt von Anton Fiſcher, Vertreter des Nordd.
Lloyd ſeit 1873. Telephon 186, Darmſtadt, Frankfurter Straße 1214.)
Hausfrauenbund. Für Freitag, den 12. September, nach=
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Darmſtädter Kunſt in der Kunſthalle am Rheintor mit Führung
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Seite 6

Donnerstag, den 11. September 1930

Nummer 251

Kommt ein früher Herbſt und Winter?

Die Bemühungen um langfriſtige Wikkerungsvorherſagen. Die Luftmaſſe der Erde. Die Beziehungen zwi=
ſchen
den Wikkerungsverhälkniſſen der einzelnen Konkinenke. Mekeorologiſche u. aſtronomiſche Jahreszeiten

Von meteorologiſcher Seite wird uns geſchrieben:
Der Leiter der Forſchungsſtelle für langfriſtige Witterungs=
vorherſagen
in Frankfurt a. M., Dr. Waur, gab jüngſt der An=
ſchauung
Ausdruck, daß nach den bisherigen Forſchungsergeb=
niſſen
man mit einem kühlen Herbſt und einem frühen Eintritt
des Winters rechnen muß, da die Monate Oktober und Novem=
ber
bei uns kälter ſein werden, als im Durchſchnitt. Dr. Waur
hat auf dem Gebiete der Erforſchungen der langfriſtigen Wetter=
vorherſagen
eine führende Stellung, da er gerade dieſem ſchwie=
rigſten
und zeitraubenden Gebiete der Wetterforſchung ein lang=
jähriges
und eingehendes Studium gewidmet hat. Auch er iſt
immer noch der Ueberzeugung, daß langfriſtige Prophezeiungen
über die Geſtaltung der Witterungslage augenblicklich noch nicht
möglich ſind, obwohl die bisherigen Forſchungen über die Zuſam=
menhänge
, durch die das Wetter beeinflußt wird, ausſichtsreich
ſind. Die Arbeiten auf dieſem Gebiete ſind darum ſo ſchwierig,
weil die Witterungsverhältniſſe auf der ganzen Erde in Be=
tracht
gezogen werden müſſen, denn die Wettergeſtaltung iſt nicht
von irgendeinem Teileinfluß abhängig, ſondern von den Be=
ziehungen
und Zuſammenhängen, die in dem ganzen Luftmeer
der Erde beſtehen und ſich fortwährend ändern, da immer neue
Einflüſſe auftreten und ſich allſeitig bemerkbar machen. Es iſt
alſo eine ſehr ſchwierige Angelegenheit, wochenlang vorher zu
ſagen, ob der Herbſt und Winter frühzeitig eintreten werden
oder nicht. Im vorigen Jahr wurde von anderen Wetterprophe=
ten
phrophezeit, daß der Winter 1929/30 frühzeitig und hart ſein
werde. In Wirklichkeit aber war der Winter recht mild und
hatte mit dem ſehr ſtrengen Winter 1928/29, dem er angeblich
gleichen ſollte, keinerlei Aehnlichkeit. Auch für dieſen Sommer
wurde ſchönes Wetter prophezeit. Wir können jetzt feſtſtellen, daß
er alles andere war, als warm und trocken. Allerdings richteten
ſich dieſe Prophezeiungen hauptſächlich nach Anglogien früherer
Jahre, ohne daß dieſen Wetterpropheten die großen Kenntniſſe
zur Verfügung ſtanden, über die ſchon heute Dr. Waur auf die=
ſem
Gebiete verfügt, der einer der wenigen Spezialiſten der lang=
friſtigen
Wettervorausſagen iſt. Die Geſtaltung des kommenden
Herbſtes und Winters hängt von der Großwetterlage ab, auf
deren Studium ſich die wiſſenſchaftliche Erforſchung der lang=

Was koſten die Reichskagswahlen?
Die Ausgaben des Reiches für die Durchführung der Reichstags=
wahlen
. 50 Pfg. bis 1 Mark koſtet jede Stimme. Verſchiedene
Koſten der Abgeordneten. Durchſchnittskoſten zirka 40 000 Mark.
Geſamtkoſten der Reichstagswahlen ungefähr 20 Millionen Mark.
Neuwahlen zum Reichstage ſind ſehr koſtſpielige Angelegen=
heiten
. Nicht nur das Reich muß beträchtliche Summen opfern,
um die notwendigen Vorbereitungen zur Durchführung der Wah=
len
zu treffen, ſondern auch die politiſchen Parteien bedürfen
großer Geldmittel, um die Wahlpropaganda durchzuführen. Die
Frage: Was koſtet eine Stimme? läßt ſich alſo ziemlich genau be=
antworten
, wenn auch erfreulicherweiſe bei uns Stimmen, nicht
gekauft werden können. In England war dagegen eine Zeitlang
der Mißbrauch des Stimmenkaufs ſo ſehr eingeriſſen, daß es ge=
wiſſermaßen
ganze Stimminduſtrien oder Stimmenunterneh=
mer
gab, die eine große Zahl von Wählern zuſammenbrachten
und deren Stimmen einem Kandidaten gegen einen feſten und
ziemlich hohen Preis verkauften. Wer mehr bot, bekam alle Stim=
men
dieſer Stimmenverkaufsgeſellſchaft. Dagegen wurde mit den
ſchärfſten geſetzlichen Mitteln eingeſchritten, und durch Geſetz wurde
feſtgeſetzt, daß für eine Stimme höchſtens 50 Pfg. aufgewendet wer=
den
dürfen. Aber auch dieſe 50 Pfg. dürfen nicht Kaufgelder ſein,
ſondern ſie müſſen die Ausgaben darſtellen, die die Parteien für
die Bearbeitung der Wählerſchaft aufwenden. Bei uns in Deutſch=
land
gibt es über die Höhe der Summen für die Propaganda keine
Vorſchriften. Jede Partei kann ſo viel Geld aufwenden, wie ſie
für nötig hält, und tatſächlich haben die verſchiedenen Parteien die
verſchiedenſten Unkoſten. In ziemlich gleicher Höhe halten ſich die
Koſten, die der Staat aufwenden muß und die zwiſchen 1 Million
und 1½ Millionen bei den verſchiedenen Wahlen ſchwanken. Die
Herſtellung der Wählerliſten die Bereitſtellung der Wahlorte der
Stimmzettel, der Briefumſchläge uſw. koſten eine Menge Geld
So betrugen die Koſten bei den Reichstagswahlen vom 4 Mai
1924: 1 135 417 Mark, vom 7. Dezember 1924: 1 079 419 Mark vom
20. Mai 1928: 1 556 789 Mark. Aehnlich hoch waren die Koſten
für die Durchführung der Wahl, der Reichspräſidenten. Dieſe
Ausgaben ſtellen aber den geringſten Teil der Aufwendungen für
die Reichstagswahlen dar. Der größte Teil wird durch die Pro=
paganda
beanſprucht. In dieſer Beziehung gibt es teure und bil=
lige
Wahlkreiſe denn Bezirke, in denen eine beſtimmte Partei
feſt verankert iſt und auf eine treue Gefolgſchaft rechnen kann,
brauchen nicht ſo bearbeitet zu werden wie Wahlkreiſe, die ſich die
Partei erſt neu erobern will. Darum ſchwanken auch, wie Dr.
Richard Lewinſohn, der unter dem Pſeudonym Morus bekannte
Schriftſteller, in ſeinem Buch Das Geld in der Politik ausführt,
zwiſchen 27 Pfg. und 1,25 Mark pro Stimme die Ausgaben. Man
kann die Ausgaben, die auf jeden einzelnen Wähler entfallen, da=
durch
genau berechnen, daß man die in dem Wahlkreis aufgewen=
deten
Gelder und die Zahl der auf die Partei entfallenden Stim=
men
feſtſtellt. Dann erhält man ziemlich genau die Größe der
Koſten, die die Erlangung jeder Stimme verurſacht. Am wenig=
ſten
wendet die Sozialdemokratie auf, ſoweit die vergangenen
Wahlen in Betracht kommen. Eine Stimme koſtet hier nur 27 Pfg.
Auch das Zentrum braucht nicht viel für Propaganda auszugeben.
Es verfügt ſogar über Wahlkreiſe, wo dieſe geringen Koſten der
Sozialdemokratie noch unterboten werden und nur 25 Pfg. pro
Stimme betragen. Mehr als 30 Pfg. koſtet aber keine Stimme,
da das Zetnrum zu den Parteien gehört, die über einen ziemlich
feſten Wählerſtamm verfügen. Trotzdem machen natürlich auch
dieſe Parteien Propaganda, denn wenn ſie auch ihrer Wähler
ziemlich ſicher ſind, ſo müſſen ſie ſich doch in Erinnerung bringen.
Die anderen Parteien brauchen größere Mittel. Bei den Demo=
kraten
koſteten in den vergangenen Reichstagswahlen die Stim=
men
durchſchnittlich je 1 Mark. Die Deutſchnationalen gaben viel
weniger aus, nämlich durchſchnittlich nur ungefähr 60 Pfg. Der
neue Wahlkampf wird ſehr ſchwer ſein, da er mit größter Heftigkeit
geführt wird. Es laſſen ſich alſo für die kommenden Wahlen keine
Berechnungen anſtellen. Es iſt aber anzunehmen, daß die Koſten
mindeſtens auf der alten Höhe bleiben, vielleicht ſogar eine Ver=
mehrung
erfahren dürfen. Nach dieſen Angaben läßt ſich auch be=
rechnen
, was ein Reichstagsabgeordneter koſtet. Die geringſten
Aufwendungen betragen für einen Abgeordneten rd. 16 500 Mark.
Sie ſteigen aber bis auf 75 000 Mark in ſehr ungünſtigen Bezirken.
Die Geſamtkoſten der Reichstagswahlen wird man unter Berück=
ſichtigung
all dieſer Umſtände und der verſchiedenartigſten Auf=
wendungen
, die dafür gemacht werden auf rund 20 Millionen
Mark berechnen können. Sie werden ſich pro Mann vorausſichtlich
nur auf eine Weiſe vermindern laſſen, wenn die Partei der
Nichtwähler, die mehrere Millionen Stimmen ſtark iſt, ſich ent=
ſchließen
ſollte, ihrer ſtaatsbürgerlichen Pflicht zu gehorchen und
an die Wahlurne zu treten. Dadurch werden die Unkoſten der
Parteien nicht größer, aber ſie verteilen ſich auf beträchtlich mehr
Wähler und erfahren dadurch je Wähler eine weſentliche Vermin=
derung
. Außer dieſen allgemeinen Aufwendungen haben natürlich
die einzelnen Kandidaten noch perſönliche Unkoſten, die ſich nach
der Taſche der Abgeordneten und nach ihren Intereſſen richten. j.
Verſchärfung der amerikaniſchen Einwanderungsbeſtimmun=
gen
. Angeſichts der ſteigenden Arbeitsloſigkeit in den Vereinigten
Staaten ſollen die Einwanderungsbeſtimmungen nach Erklärungen
des Präſidenten Hoover künftig noch ſtrenger gehandhabt werden.
Die amerikaniſchen Konſuln haben Anweiſung erhalten, bei Prü=
fung
der Verhältniſſe der Einwanderer ihrer finanziellen Lage
beſonders große Aufmerkſamkeit zu ſchenken. In Fällen, wo als
ſicher anzunehmen iſt, daß der Einwanderer früher oder ſpäter auf
öffentliche Unterſtützung angewieſen iſt, ſoll überhaupt keine Ein=
wanderungserlaubnis
gewährt werden, und zwar ohne Rückſicht
auf die Nationalität des Einwanderers.

friſtigen Wettervorherſagen in erſter Reihe ſtützt. Die Witte=
rungsverhältniſſe
dieſes Sommers waren nicht nur in Europa,
ſondern auch in Amerika ziemlich anormal, denn während bei
uns kühles und regneriſches Wetter herrſchte, litt ganz Nord=
amerika
unter einer furchtbaren Hitze und Trockenheit. Zwiſchen
dieſen beiden Erſcheinungen beſteht ein innerer Zuſammenhang,
obwohl viele Wetterkundige von derartigen inneren Beziehungen
zwiſchen dem Wetter in Europa und Amerika nichts wiſſen
wollen. Wie weit dieſe bisherigen Großwetterlagen ſich auf die
Geſtaltung des Herbſtes und Winters auswirken werden, läßt
ſich mit aller Sicherheit nicht ſagen, ſondern nur vermuten. Wenn
nicht neue Momente auftreten, die die Wetterlage beeinfluſſen,
dann iſt mit einem kalten und frühzeitigen Winter zu rechnen.
Ja ſogar der Oktober dürfte bereits ſehr unfreundliches Wetter
bringen. Die aſtronomiſchen Jahreszeiten fallen bekanntlich nicht
mit den meteorologiſchen zuſammen. Als meteorologiſcher Herbſt
gelten die Monate September, Oktober und Novemher, während
die drei kälteſten Monate. Dezember, Januar und Februar, als
meteorologiſcher Winter angeſehen werden. Die Durchſchnitts=
temperatur
des Oktober liegt bei ungefähr 10 Grad Wärme, die
des November bei ungefähr 4 Grad. Trotzdem kommt es vor daß
der November ein Temperaturmittel aufweiſt, wie es ſonſt der
normale Oktober hat. Ja, es ſind ſogar ſchon mehrere völlig
froſtfreie November zu verzeichnen geweſen, wie z. B. in den
Jahren 1898 und 1903. Man erkennt daraus, daß die Temvera=
tur
in den Herbſt= und Wintermonaten der verſchiedenen Jahre
auch recht verſchieden kein kann. Das Studium der Großwetter=
lagen
in jenen Jahren und die Vergleiche mit den Großwetter=
lagen
in den anderen Jahren werden dazu benutzt, um der Natur
ihre Geheimniſſe der Wettergeſtaltung zu entreißen. Da dieſe
Wiſſenſchaft der langfriſtigen Wettervorherſagen von größter Be=
deutung
für die Menſchheit iſt, ſo bringt man dieſem Studium
allſeitig das größte Intereſſe entgegen, zumal es einen unge=
wöhnlichen
praktiſchen Wert hat. Auch aus dieſem Grunde wird
man die Entwicklung des Wetters im kommenden Herbſt und
Winter mit großer Spannung verfolgen. Die augenblickliche
verhältnismäßig frühzeitige Abkühlung und herbſtliche Geſtal=
tung
des Wetters ſcheint allerdings darauf hinzudeuten, daß die
Vorherſage zutreffend ſein dürfte.
i.

Umſicht, Vorſicht, Räckhichk!
Der elektriſche Strom, auch in den gewöhnlichen Haus= und
Lichtleitungen, kann lebensgefährlich werden!

Alle elektriſchen Leitungen, Lampen und Gebrauchsgegenſtände
werden vom Fachmann ſo angelegt und hergerichtet, daß
ſie gefahrlos benutzt werden können. Jede Beſchädigung ſofort
vom Fachmann in Ordnung bringen laſſen!
Beim Hantieren an elektriſchen Leitungen hüte man ſich,
gleichzeitig andere gut ſtromleitende Gegenſtände, zu berühren,
z. B. Waſſerleitungen, Zentralheizungskörper, Badewanne und
dergleichen.
Naſſer Fußboden, z. B. in der Küche, im Waſchraum, im
Stall uſw., iſt bei Berührung elektriſcher Leitungen beſonders ge=
fährlich
und trägt oft die Schuld an tödlichen Unfällen.

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Aus den Parkeien.

Deutſche Volkspartei Ortsgruppe Darm=
ſtadt
. Auf die heute abend 8.15 Uhr im Städtiſchen Saalbau
beginnende öffentliche Wählerverſammlung der Deutſchen Volks=
partei
wird aufmerkſam gemacht. Herr Reichstagsabgeordneter
Dingeldey wird einen letzten Appell an die Wählerſchaft richten
und darlegen, welche Wege gegangen werden müſſen, wenn
Deutſchland gerettet werden ſoll. Der Beſuch der Verſammlung
wird allen Wählern, die ſich objektiv orientieren wollen, wärm=
ſtens
empfohlen.

Deutſch=nationaler Frauen=Ausſchuß. Alle unſere
Mitglieder und Geſinnungsfreunde werden noch einmal zu unſerer
heutigen Zuſammenkunft, 4 Uhr, bei Sitte, herzlichſt eingeladen.
Frau Abg. Heraeus ſpricht über allerwichtigſte Programm=
punkte
unſerer Partei, über: Evangel.=chriſtliche, kulturelle und ethiſche
Belange, und ihre Vertretung von unſeren Führern! Außerdem werden
wir durch eine Sprechplatte einen Auszug aus der meiſterhaften Pro=
grammrede
unſeres Parteivorſitzenden Geh. Rat Hugenberg hören,
die er kürzlich im Sportpalaſt in Berlin vor Tauſenden gehalten hat.
Zahlreiche Beteiligung iſt Pflicht aller Frauen. Gäſte willkommen.
Deutſchnationale Volkspartei Darmſtadt.
Zu unſerer großen Freude können wir mitteilen, daß Herr Pfar=
rer
Struckmeier, der gefeierte Frankfurter Redner, und unſer
Spitzenkandidat Dr. Ruppel=Friedberg am Freitag im Fürſten=
ſaal
in öffentlicher Verſammlung zu den Darmſtädter Wählern
ſprechen werden. (S. heutige Anzeige.)

Tageskalender für Donnerstag, den 11. September 1930.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus, C 1: Ein Sommer=
nachtstraum
. Kleines Haus: Geſchloſſen. Konzerte:
Schloßkeller, Café Oper, Hotel Schmitz, Zum Datterich, Schuls
Felſenkeller. Kinovorſtellungen: Union=, Helia=
und Palaſt=Lichtſpiele.

Deutſche Volksparkei, Frauengruppe.

In einer öffentlichen Frauenverſammlung der Deutſchen
Volkspartei ſprach am 6. September im Fürſtenſaal Frau Dr.
Hertwig=Bünger, ſeitherige Reichstagsabgeordnete, über Auf=
gaben
nationaler Politik‟. Die Verſammlung wurde
durch die Vorſitzende des Landesfrauenausſchuſſes, Frau Kloos,
eröffnet, die die Erſchienenen mit herzlichen Worten begrüßte und
auf die entſcheidende Bedeutung der Reichstagswahl hinwies,
bei der es ſich um die Exiſtenz des Staates ſchlechthin handele Sie
erteilte ſodann der Rednerin das Wort zu ihrem Vortrage, Frau
Dr. Hertwig=Bünger, die ſeit Jahren in der politiſchen und ſozialen
Frauenarbeit ſteht, verfügt über ein reiches Maß an Kenntniſſen
und Erfahrungen, die ſie auch zu einer wertvollen Mitarbeiterin
in vier Ausſchüſſen des Reichstages machten, in denen ſie mit
großer Sachkenntnis und warmer Hingabe tätig war. Die Red=
nerin
ſtellte ihre ſehr klaren, eindringlichen Ausführungen unter
den Gedanken, daß es ſich in der Stunde höchſter Not des Vater=
landes
nicht um die Bedeutung berechtigter Frauen= oder ſonſtiger
Intereſſen handeln könne, ſondern vor allem um die großen
Aufgaben nationaler Politik, die nur dann gelöſt wer=
den
konnen, wenn ſich im kommenden Reichstag eine Mehrheit für
das Hindenburg=Programm ergibt. Die Entwicklung der
letzten Jahre wurde in großen Strichen gezeichnet bis zu der ver=
hängnisvollen
Sitzung, in der die Kommuniſten, Sozialdemokraten,
Demokraten, Nationalſozialiſten und die Hugenberg=Gruppe der
Deutſchnationalen dem Notprogramm der Regierung die Zuſtim=
mung
verſagten und die Reichstagsauflöſung erzwangen. Auch
der Deutſchen Volkspartei iſt die Zuſtimmung zu dem Sparpro=
gramm
nicht leicht geworden und von ihr erſt, nachdem wichtige
Aenderungen von Arbeitsloſen= und Krankenverſicherung in das=
ſelbe
aufgenommen waren, gegeben worden, in der Erkenntnis,
daß das Wohl und Gedeihen des Staates von jedem
einzelnen Opfer verlangt nach dem Wort unſeres unvergeß=
lichen
Führers. Durch Arbeit und Opfer zur Freiheit.
Das Problem der Arbeitsloſigkeit wurde in ſeinen Urſachen und
Wirkungen und im Zuſammenhang mit dem Arbeitsbeſchaffungs=
programm
der Reichsregierung eingehend beſprochen, ebenſo die
wichtige Frage des Wohnungsbaues, die Fürſorge für die Rentner,
denen die Deutſche Volkspartei von jeher die größte Aufmerk=
ſamkeit
zugewendet hat, ſowie die Hilfs= und Schutzmaßnahmen für
kinderreiche Familien und die Jugend u. a. m. Auf die Wichtig=
keit
der Reform der Steuergeſetzgebung, wie die D.V.P. ſie zur
Geſundung der Wirtſchaft erſtrebt, wurde hingewieſen. Voraus=
ſetzung
für alle dieſe Reformen und Hauptaufgabe des neuen
Reichstages wird eine ſinngemäße Reichs= und Verwaltungsreform
ſein müſſen. Die Rednerin wandte ſich dann außenpoliti=
ſchen
Fragen zu, wobei ſie in warmen Worten des befreiten
Rheinlandes gedachte und der Hoffnung Ausdruck gab, daß auch
die Probleme der Oſtmark, der Saar und der deutſchen
Minderheiten bald zu der Löſung geführt werden möchten,
die wir um der Gerechtigkeit und unſeres nationalen Rechtes
willen fordern müſſen.
Der Schluß des ausgezeichneten, von großer Sachlichkeit und
ſtarkem Verantwortungsgefühl zeugenden Vortrages war den kul=
turellen
Aufgaben, den ſeeliſchen und geiſtigen Bedürfniſſen unſeres
Volkes gewidmet, deren Schutz und Pflege in beſonderem Maße
den Frauen obliegt. Keine große Nation ohne hohe ethiſche
Ideen!

Die Rede klang aus in einem warmen Appell an die Frauen
zur opferbereiten, verantwortlichen Mitarbeit in nationalem, libe=
ralem
und ſozialem Geiſt.

in beredten Worten Ausdruck. Sie betonte, daß die D der
D.V.P. Perſönlichkeiten für den Reichstag fordern, die für unſere
herrlichſten Güter eintreten, ſie uns bewahren und ſchützen wollen.
In aufrüttelnden Worten rief ſie die Frauen zum Kampf gegen
Zerſplitterung und Wahlmüdigkeit auf, indem ſie auf den Aus=
ſpruch
des Reichskanzlers hinwies, daß Nichtwählen nicht nur
verantwortungslos, ſondern gewiſſenlos ſei, und ſchloß mit einem
Wort unſeres großen Führers Streſemann.
Nachdem in der Diskuſſion noch ein Arbeiter die Frauen zur
Ausübung ihrer Wahlpflicht aufgerufen und vor Stimmenabgabe
an die radikalen Parteien gewarnt hatte, wurde die
Verſammlung geſchloſſen.

Jugenheim. Im Hotel, Gold. Krone gibt Samstag, den
13. d. M., der bekannte Vortragsmeiſter Fritz Schlottauer einen
Luſtigen Abend verbunden mit Tanzeinlagen für die Gäſte!
Das Programm iſt ſehr gut und ein Beſuch des Abends lohnend.
Letzte Autobus=Rückfahrt 1.30 Uhr.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 11. September.
8.00: Bad Bertrich: Konzert des Kurorcheſters.
15.00: Stuttgart: Jugendſtunde. In der Heimat iſt es ſchön.
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
17.55: Wanderratſchläge des Taunusklubs.
18.05: Zeitfragen.
18.35: Dr. Leo Löwenthal: Balzac.
19.05: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.30: Hans Rosbaud: Die Inſtrumente des Orcheſters: Violoncello,
Viola, da Gamba, Contrabaß.
20.00: Aus dem Roman Der Geldkomplex von Franziska von
Reventlow.
20.30: Konzert des Funkorcheſters.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 11. September.
10.00: Schulfunk. Dr. Noelle: Makrelenfang bei Helgoland.
10.35: Mitteilungen des Verbandes der Preuß. Landgemeinden.
15.00: Stud.=Rat Dipl=Ing. Müller: Wie entſteht ein Buch?
15.45: Frauenſtunde. Trude Herrmann: Was lehrt ein Gang durch
das Muſeum für Frauenkunde?
16.00: Dr. Chriſtians: Sprecherziehung. Unterrichtserfahrungen.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Dr. Kramer: Auf Deutſchlands hohen Schulen: Leipzig.
18.00: Karl Foerſter: Das Geſicht des Gartens im September.
18.30: Alex. Knoll: Das Myſterium der Straße.
19.00: Spaniſch für Fortgeſchrittene.
19.30: Rittergutsbeſ. von Colmar: Erſatz ausländiſcher Futter=
mittel
durch die Kartoffel.
20.00: Wovon man ſpricht.
20.30: WienParis. Aus Operetten zweier Nationen mit ver=
bindender
Muſik von Walter Göhr.
Danach: Tanzmuſik. Kapelle Georges Nettelmann.

Weikerberich!.
Von der britiſchen Störung hat ſich an der Südſeite ein Ausläufer
nach dem Feſtlande vorgeſtreckt, welcher Weſt= und Süddeutſchland be=
einflußt
. Trübes Wetter und vielfach Niederſchläge hat die Südweſtluft
verurſacht. Ebenfalls zeigen die Temperaturen wieder eine Zunahme
von 2 bis 3 Grad. Dagegen liegt das übrige Deutſchland im Bereich
nordöſtlicher und öſtlicher Luft, die durch das ſkandinaviſche Hochdruck=
gebiet
dorthin gelangt und dabei zu Barometeranſtieg führt. Da ſo=
wohl
der tiefe Druck über den Britiſchen Inſeln ſich langſam abflacht
und der hohe im Norden über Deutſchland weiter an Raum gewinnen
dürfte, ſo iſt wieder etwas beſſeres Wetter zu erwarten, wenn auch im
Grenzbereich der verſchieden temperierten Luftſchichten vorerſt dunſtiges
und wolkiges Wetter auftritt und vielleicht auch vereinzelt leichter
Sprühregen zu erwarten iſt.
Ausſichten für Donnerstag, den 11. September: Neblig=wolkiges Wetter
und aufheiternd, keinen oder nur vereinzelt etwas Regen, im gan=
zen
etwas kühler.
Ausſichten für Freitag, den 12. September: Vorwiegend trockenes, teils
wolkiges, teils aufheiterndes Wetter.

Hauptſchriftlettung. Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudelf Maupe; für Feulllelon Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V. Dr. C. 6. Queiſch
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſf: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpligel in Bld und Wort: Dr. Herbert. Nette:
für den Inſeraientel und geſchäftlſche Mittellungen: Wllly Kuble
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für mverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 14 Seiten.

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Nummer 251

Donnerstag, den 11. September 1930

Seite 7

Aus Heſſen.

4a. Eberſtadt, 10. Sept. Verkehrsunfall. In der Neuen
Darmſtädter Straße ſtießen zwiſchen Ortsausgang und dem ehemaligen
Waldfrieden ein Motorradfahrer und ein Radfahrer zuſammen. Beide
Fahrer wurden ſo ſchwer verletzt, daß ſie nach Anlegung eines Notver=
bandes
in ein Darmſtädter Hoſpital gebracht werden mußten. Der Mo=
torradfahrer
, ein Mann aus Bonsweiher im Kreiſe Heppenheim. erlitt
eine Gehirnerſchütterung.
* Nieder=Ramſtadt, 10. Sept. Herr Kaufmann Karl Block, Böwen=
Drogerie. Nieder=Ramſtadt, begeht am 12. September ſeinen 70. Ge=
burtstag
. Gleichzeitig kann er mit ſeiner Ehefrau Eliſe Block auf ſein
40jähriges Geſchäftsjubiläum zurückblicken.
f. Roßdorf. 10. Sept. Urliſte. Die Liſte der in der Gemeinde
Roßdorf wohnhaftem Perſonen, welche zu dem Amte eines Schöffen
oder Geſchworenen berufen werden können, liegt nach der Bekannt=
machung
der Bürgermeiſterei zurzeit eine Woche lang während der
Dienſtſtunden auf dem Büro der Bürgermeiſterei zur Einſicht offen;
Einwendungen können innerhalb dieſer Zeit vorgebracht werden.
Wahllokal. Infolge der Renovierungsarbeiten am Rathaus mußte
der Raum für den Abſtimmungsbezirk 2 ebenfalls nach dem Schulhaus
(Erbacher Straße) verlegt werden. Es wählen alſo auch die Stimm=
berechtigten
mit den Anfangsbuchſtaben L. bis Z. im Schulhaus Erbacher
Straße, linker Saal, die übrigen Stimmberechtigten daſelbſt rechter
Saal.
Reinheim, 10. Sept. Bürgermeiſter Buxmann von
Reinheim geſtorben. Geſtern vormittag iſt nach längerer Krank=
heit
Bürgermeiſter Buxmann im Alter von 65 Jahren geſtorben. Der
Verſtorbene war 28 Jahre Bürgermeiſter und hat ſich um die Entwick=
lung
Reinheims große Verdienſte erworben.
Ax. Neuſtadt mit Burg Breuberg. 10. Sept. Odenwaldklnb.
Am Sonntag führte die hieſige Ortsgruppe ihre 11. Wanderung aus.
Sie ging von der unteren Mümlingbrücke hinauf zwiſchen Eichen und
Lärchen der neuen Wegbezeichnung ( rot) nach durch den Wald zu=
nächſt
nach Rimhorn. Trotz des anfänglich ſchlechten Wetters ließ ſich
die Wandergruppe nicht entmutigen, auf vorgeſchriebenem Wege zwiſchen
Acker= und Waldgelände hinab nach König zu marſchieren. Der Zweck
der Sternwanderung war, dort teilzunehmen an der Gedächtnisfeier un=
ſeres
unvergeßlichen Freundes Auguſt Schäfer. Die Rückfahrt erfolgte
mit der Bahn. Die Ortsgruppe Darmſtadt des Vogelsberger Höhen=
klubs
, vom Otzberg kommend, beſuchte am Sonntag die Burg Breu=
berg
. Die Rückwanderung erfolgte daſelbſt der roten Dreiecksbezeichnung
nach über die Sauſteige nach Groß=Umſtadt.
A. Glattbach, 10. Sept. Bürgermeiſterſtichwahl. Die für
Sonntag anberaumte Bürgermeiſterſtichwahl fand noch lebhafteres In=
tereſſe
als der erſte Wahlgang vor acht Tagen. Man war geſpannt, wo=
hin
ſich die Stimmen in ihrer Mehrheit neigten, wobei die Wähler von
Seidenbuch die Entſcheidung geben mußten. Die Wahlbeteiligung war
äußerſt rege, zumal viele Wähler per Auto zum Wahllokal bier im
Schulſaal herbeigefahremn wurden. In Seidenbuch war beſonders leb=
hafte
Stimmung, zumal man gerade dort Kirchweihfeſt feierte. Wie
zu erwarten war, ſiegte Herr Bürgermeiſter Bitſch von hier mit 50
Stimmen Mehrheit gegen ſeinen Mitbewerber. Da es ſich um eine Wie=
derwahl
handelt, wird ſeine zweite Amtsperiode 9 Jahre betragen.
Bn. Hirſchhorn, 10. Sept. Motorradunglück. Ein auswär=
tiger
Motorradfahrer kam am vergangenen Sonntagnachmittag in der
Kurve beim hieſigen Poſtamt mit ſeiner Maſchine zu Fall, wodurch
ſich der Deckel des Benzinbehälters anſcheinend öffnete und daraufhin
das anslaufende Benzin Feuer fing. Infolgedeſſen brannte das Motor=
rad
faſt vollſtändig aus. Der Fahrer, der ſich nur mit Mühe unter der
Maſchine hervorſchaffen komnte, erlitt an der einen Hand Brandwunden.
ſo daß er ſich hier einen Verband anlegen laſſen mußte.
* Bensbeim. 10. Sept. Elterntagung an der Aufbau=
ſchnle
zn Bensbeim. Der diesjährige Elterntag war wieder
überaus zahlreich von den Eltern der Schüler und Freunden der An=
ſtalt
beſucht. Als Neuerung war in die Tagesordnung aufgenommen
worden: Sprechſtunde für die Eltern. Darin iſt den Eltern Gelegenheit
geboten, ſich mit den Lehrern über die Entwicklung ihrer Söhne aus=
zuſprechen
, und die Lehrer erhalten Einblicke in die häuslichen Verhält=
niſſe
ihrer Schüler, was für deren Beurteilung von größter Tragweite
iſt. Hauptteil der Veranſtaltung bildete die Verſammlung der Eltern
in der Turnhalle. Nach einem Klaviervorſpiel eröffnete der Vorſitzende
der Elternvereinigung. Herr Studienrat Gutzler, den Elterntag. Na=
mentlich
hieß er Herrn Schulrat Haſſinger als Vertreter des Mini=
ſteriums
willkommen und dankte ihm für die Uebernahme des Haupt=
vortrages
der Tagung: Um die Seele uſerer Jugend‟. Darauf be=
grüßte
Herr Oberſtudiendirektor Como die Erſchienenen, beſonders die
Eltern, und ſprach kurz über die Bedeutung der Elterntagung. Herr
Haſſinger vermittelte zunächſt die Grüße des Herrn Staatspräſidenten
Dr. Adelung und des Herrn Miniſterialrat Glückert, des Referenten
der Aufbauſchule Bensheim beim beſſiſchen Kultusminiſterinm. Darauf
folgte ſeine gedankenreiche und formvollendete Rede. Seine Ausfüh=
rungen
bewieſen tiefes Verſtändnis der Seele der Jugendlichen. Zwei=
fellos
gab er den Eltern eine Fülle beherzigenswerter Mahnungen mit.
Alsdann gab der Vorſitzende der Elternvereinigung einen ausführlichen
Bericht über die Entwicklung der Aufbauſchule in den letzten Jahren.
Er ſprach von der Gefahr, daß der Charakter der Aufbauſchule als
einer Schule der ſozialen Hilfe mehr und mehr verloren zu gehen drohe
durch die rigoroſen Sparmaßnahmen. Dies wurde eingehend an Hand
des Staatsvoranſchlags nachgewieſen. Dabei wurde auch die oft ver=
tretene
irrige Auffaſſung, daß die Aufbauſchulen ſo ſehr viel teurer
ſeien als die anderen höheren Schulen, widerlegt. Des weiteren ſprachen
noch zwei Mitglieder des Elternausſchuſſes, Herr Berufsberater Ama=
dori
=Worms, über Berufsmöglichkeiten der Schüler, die vor Erreichung
der Reifeprüfung die Aufbauſchule verlaſſen, und Herr Janſohn= Eber=
ſtadt
über Kriegshinterbliebenenfürſorge‟. Eine Entſchließung faßte
die Wünſche der Elternſchaft zuſammen, ſie wird dem Heſſ. Miniſterium
für Kultus und Bildungsweſen zugeleitet werden. Nach einer Mittags=
pauſe
bei Kaffee und Kuchem im feſtlich geſchmückten Speiſeſaal verſam=
melten
ſich die Eltern und die Schule wieder in der Turnhalle zum
unterhaltenden Teil des Programms. Dieſer umfaßte muſikaliſche Dar=
bietungen
unter Leitung des Herrn Muſikdirektor Döbert, die Preis=
verteilung
im Schülerwettbewerb für Garten= und Blumenpflege und
ein Märchenſpiel Die Zaubergeige‟.
Gernsheim, 10. Sept. Waſſerſtand des Rheins am
9. September: 0,67 Meter; am 10. September: 0,63 Meter.
Hirſchhorn, 10. Sept. Waſſerſtand des Neckars am
9. September: 104 Meter; am 10. September: 102 Meter.

Die Lage der Landwirtſchaft im Nuguſt.

Nach Berichten deutſcher Landwirtſchaftskammern.

Die Lage der Landwirtſchaft im Monat Auguſt wurde durch die
weiter ungünſtige Entwicklung des Wetters be=
herrſcht
. Die von Ende Juli bis in das letzte Drittel des Auguſt
andauernde Regenperiode bat den Ertrag und vor allem auch die Güte
der diesjährigen Ernte ſtark vermindert. Die den Regen häufig beglei=
tenden
Sturmböen haben auch bisher noch nicht lagerndes Getreide auf
den Boden geworfen und dadurch die durch Auswuchs und Aus=
ſall
bedingte Verluſtquote erhöht. In allen Gebieten des Reiches wird
bei allen Getreidearten gegenüber dem Vorjahre mit niedrigeren
Ertragszahlen gerechnet. Am günſtigſten haben noch Weizen und
Wintergerſte abgeſchnitten, deren Ertrag in Anbetracht der in dieſem
Jahre während der ganzen Vegetationszeit ungünſtigen Wetterentwick=
lung
noch einigermaßen befriedigen kann. Beſonders unheilvoll war der
Witterungseinfluß beim Roggen und bei der Sommergerſte, von der
nur geringe Mengen als gute Braugerſte angeſprochen werden können.
Der Hafer, der ſtellenweiſe in ſeinem Wachstum nicht über Handhöhe
hinausgekommen iſt, zeigt eine völlige Mißernte.
Da der Haferertrag je nach den Witterungsverhältniſſen ſehr ſtarken
Schwankungen ausgeſetzt iſt, erwägt man in der Landwirtſchaft die Mög=
lichkeit
, den unſicheren Haferbau weitgehend durch die Kultur
anderer Getreidearten oder Futterpflanzen zu erſetzen. Die Umſtel=
lung
von Roggen= auf den Weizenbau macht erfreuliche
Fortſchritte. Nachdem bereits im Vorjahre die Weizenanbaufläche um
113 v. H. erweitert werden konnte, glaubt die Landwirtſchaft, wie eine
Erhebung der Preisberichtſtelle beim Deutſchen Landwirtſchaftsrat im
Berichtsmonat feſtſtellte, den Weizenbau noch um 10 v. H. ausdehnen zu
können. Die Landwirtſchaft hofft, durch dieſe Maßnahme entſchloſſener
Selbſthilfe die ſtaatlichen Maßnahmen auf dem Gebiete der Getreide=
wirtſchaft
wirkſam unterſtützen zu können. Doch werden die durch
Klima und Bodenverhältniſſe dieſer Betriebsumſtellung geſtellten Gren=
zen
nicht verkannt.
Die Ernte konnte noch nicht vollſtändig in allen Teilen des Rei=
ches
geborgen werden. Die an ſich durch Lagerung und Auswuchs ſchon
ſchwierigen Erntearbeiten wurden noch dadurch beſonders
verzögert, daß Maſchinen tagelang auf dem vom Regen völlig aufge=
weichten
Boden nicht verwendet werden konnten. Die Löhne und
Soziallaſten haben ſich durch die vermehrte Verwendung von Ar=
beitskräften
ſtark erhöht. Infolgedeſſen wird der aus der Getreideernte
erwartete Erlös weiter verringert. Geklagt wird algemein über die
trotz Zollerhöhungen immer nach ungenügenden Preiſe.
Der augenblickliche Preisſtand findet ſeine Erklärung vornehmlich in
den nach der Ernte einſetzenden ſtarken Lieſerungen der Landwirtſchaft,
die ſich aus dringenden Verpflichtungen dem Fiskus und ihren Kredit=
gebern
gegenüber gezwungen ſieht, Getreide um jeden Preis
verkaufen zu müſſen. Eine Beſſerung der völlig unzureichen=
den
Preiſe für landwirtſchaftliche Betriebsmittel und Bedarfsgegenſtände
iſt in der Berichtszeit nicht eingetreten. Die Landwirtſchaft muß des=
halb
beim Einkauf von Bedarfsartikeln, äußerſte Zurückhaltung üben.

Auch auf dem Kreditmarkt iſt für die Landwirtſchaft keine Ver=
beſſerung
der Leihbedingungen zu verzeichnen. Der Grundſtücks=
markt
ruht völlig. Die einzigen Käufer ſind gelegentlich Siedlungs=
geſellſchaften
. Die Zahl der Zwangsverſteigerungen hat daher
wiederum beträchtlich zugenommen.
Die Ausſichten der Rindviebbaltung werden günſtiger beur=
teilt
. Der Regen hat das Wachstum der ſtellenweiſe ausgebrannten
Wieſen und Weiden weſentlich gefördert, ſo daß das teilweiſe bereits
aufgeſtallte Vieh bis lange in den Herbſt wieder auf den Weiden ge=
halten
werden kann. Da die Preiſe für Milch und andere Molkerei=
erzeugniſſe
, die die laufenden Einnahmen zahlreicher Betriebe bilden,
und aus dieſen Löhne und andere periodiſch wiederkehrende Ausgaben
geleiſtet werden müſſen, nach wie vor unzureichend ſind, hofft man mit
dem Inkrafttreten des neuen Vertrages mit Finnland auf eine beſſere
Rente aus der Viehwirtſchaft. Das Intereſſe für Pferdezucht hält
unvermindert an. Aus einigen Gebieten wird von einer wachſenden
Nachfrage nach Warmblutpferden berichtet. Durch die nachgebenden
Preiſe iſt eine gewiſſe Einſchränkung in der Schweine=
zucht
feſtzuſtellen, auch war die Nachfrage nach Ferkeln im allgemeinen
etwas geringer. Die Geflügelhaltung beginnt ſich in bäuerlichen
und Siedlerbetrieben mehr und mehr auszudehnen. Beſonders aus Süd=
deutſchland
wird ein allgemein guter Stand der Hühnerzucht gemeldet.
Von den landwirtſchaftlichen Spezialkulturen iſt zu berich=
ten
, daß bei der feuchten Witterung im Gemüſebau ſich die Kohl=
gewächſe
gut entwickelt haben, ſo daß von allen Kohlarten ganz erheb=
liche
Vorräte vorhanden ſind, die vielfach nicht den nötigen Abſatz fin=
den
. Die Bohnen= und Gurkenernte hat unter dem Regen ſehr gelitten.
Der Stand der Reben wird als zufriedenſtellend beurteilt. Vereinzelt
hat der Dauerregen Fäulniserſcheinungen hervorgerufen. Der Behang
verſpricht mengenmäßig ein befriedigendes Ergebnis. Die Güte wird
aber von der weiteren Entwicklung des Wetters, von einer notwendigen
ſtarken Sonnenwärme abhängen. Die Ernteausſichten für Kernobſt
haben ſich durch die Ungunſt des Wetters, ſehr verſchlechtert. Der
Hopfenbau zeigt geringere Erträge, als im Vorjahre. In der
Forſtwirtſchaft haben die jungen Kulturen ſtark unter der lang
anhaltenden Dürreperiode gelitten, deren Schäden die Auguſtnieder=
ſchläge
nun zum Teil wieder auszugleichen vermochten. Die Marktruhe
beim Holzverkauf hält nach wie vor an, ſo daß man ſiellenweiſe über=
legt
, nicht eher mit dem diesjährigen Einſchlag zu beginnen, als be=
gründete
Verkaufsausſichten vorhanden ſind. Beim Tabak wird die
Ernte mengenmäßig geringer und der Güte nach beſſer als im Vor=
jahre
angegeben. In der Teichwirtſchaft wird mit befriedigen=
den
Erträgniſſen gerechnet, da durch die letzten Regenfälle die Teiche
und Flußläufe wieder reichlich mit Waſſer aufgefüllt worden ſind.
Auf dem landwirtſchaftlichen Arbeitsmarkt hat ſich im Be=
richtsmonat
wenig geändert. Es beſteht nach wie vor Mangel an Mäg=
den
. In faſt allen Betriebsgrößen verlangte die Verzögerung der Ernte=
arbeiten
die vorübergehende Einſtellung von Arbeitsloſen.

S. Lampertheim, 10. Sept. Gemeinderatsſitzung. Der
Waldwirtſchaftsplan wird durch Herrn Forſtrat Gutfleiſch vorgetragen
und findet die Genebmigung des Gemeinderats. Es wird gebeten, in
allem die größte Sparſamkeit walten zu laſſen. Den Philipp Sieger
und Jakob Klotz 9. Ehefrauen werden die nachgeſuchten Wirtſchafts=
konzeſſionsgeſuche
genehmigt, da es ſich um Uebergänge handelt. Als
Wahlmänner zur Bildung des katholiſchen Kirchenvorſtandes werden die
Gemeinderäte Degen, Illius, Oberfeld, Günderotb und Schmitt beſtimmt.
Die Geſuche des Chriſtian Neider und Ludwig Grünewald 3. um
Bauerlaubnis außerhalb des Ortsbauplanes werden genehmigt. Zu=
rückgeſtellt
werden die Anträge des Wiegemeiſters Hahl und des Feld=
ſchützen
Georg Guthier um anderweitige Regelung ihrer Vergütungen
bis zur Beratung des Voranſchlages. Abgelehnt wird das Geſuch des
Cornelius Lenhard 2. um Ueberlaſſung eines Platzes auf dem Sedans=
platz
für einen dauernden Verkaufsſtand, da hier nur der Wochenmarkt
abgehalten werden ſoll; zu dieſem wird ſeinem Antrag entſprochen.
Einer Teilung des Jagdbogens 3 kann der Gemeinderat nicht zuſtim=
men
, da der eine Teilhaber gegen die Teilung Einſpruch erhoben hat.
Von dem Erlaß einer Polizeiverordnung, die das Anbringen von Leim=
ringen
zur Bekämpfung des Froſtſpanners vorſchreibt, ſoll abgeſehen
werden, jedoch ſollen die Baumbeſitzer durch eine Bekanntmachung auf
das Anlegen ſolcher hingewieſen werden. Zwiſchen den Jagdpächtern
und dem Vorſtand des Polizei= und Schutzhundevereins ſoll eine Ver=
ſtändigung
wegen Anlage eines Dreſſurplatzes durch letzteren Verein in
gemeinſamer Sitzung herbeigeführt werden. Ein Pachtgebot des Karl
Felber von 20 RM. für eine neben dem Gaswerk liegende Halle er=
ſcheint
zu niedrig und ſoll über die weitere Verwendung derſelben erſt
Beſchluß gefaßt werden, wenn ſie als Notwohnung geräumt iſt. Mit
der Anbringung einer Tafel für Bekanntmachungen für die Erwerbs=
loſen
am Rathaus erklärt man ſich mit der Maßgabe einverſtanden,
daß dieſelbe nicht für politiſche Zwecke verwandt werden darf und zu
mtfernen iſt, ſobald das Arbeitsamt ſeine Räume aus dem Nathaus
verlegt. Durch den Wochenmarkt hat ſich auf dem Sedansplatz die
Notwendigkeit einer Bedürfnisanſtalt ergeben. Der Gemeindebaumeiſter
wird beauftragt, baldigſt Pläne für eine ſolche in Vorlage zu bringen.

schmerzlindernd
und belebendbei Rheuma,Sschias,
Kopf=, Nerven= und Erkältungs=
ſchmerzen
, Ermüdung u. Strapazen
7Meliſſ. 2Mugk., 1 Nelk.,0 Bitron=, 5 Zimte u.
Lavend.=Oel, 18.14 Menthol, 400 Waff., 600 Spirit. In Apotheken und Drogerien.

Karmelitergeiſt
Ame

v. Bad=Nauheim, 10. Sept. Der Mitteldeutſche Skiver=
band
tagte. Der Verband mitteldeutſcher Skivereine hielt in Fried=
berg
und Bad=Nauheim ſeine diesjährige Hauptverſamm=
lung
ab. Der Verband zählt, wie im Jahresbericht mitgeteilt
werden konnte, zurzeit 850 Vollmitglieder. Im neuen Voranſchlag ſind
größere Beträge zur Inſtandſetzung der Sprunghügelanlagen im Vo=
gelsberg
und in der Rhön angeſetzt. Um ein ſtärkeres Erfaſſen der
Jugend zu ermöglichen, erhielt der Vorſitzende des Jugendausſchuſſes
Sitz und Stimme im Vorſtand. Als nächſtjähriger Tagungsort wurde
Alsfeld beſtimmt. Für den nächſten Winter ſind bereits mehrere
Veranſtaltungen feſtgelegt, u. a. ein Trainingkurſus im Allgäu, Jugend=
wettkämpfe
im Vogelsberg. Verbandswettkämpfe in der Rhön,
Verbandsſtafſeln im Taunus.

Ein Kuriofum.

* Rüddingshaufen (Kr. Gießen). 10. Sept. Man ſchreibt und: Ganz
eigentümlicher Zuteilungsverhältniſſe zu den Kreis= und Landesbehör=
den
erfreut ſich das Filialdorf Rüddingshauſen in Oberheſſen
mit ſeinen etwa 750 Einwohnern. Es liegt im Kreiſe Gießen.
Seine nächſtliegende Bahnſtation iſt das an der Bahnlinie Gießen Lol=
lar
Grünberg gelegene Odenhauſen. Es iſt die einzige im Kreis
gelegene Ortſchaft, die dem im Kreis Alsfeld gelegenen Amts=
gericht
Homberg a. d. Ohm zugeteilt iſt, obwohl dahin überhaupt
keine Bahnverbindung mit Rüddingshauſen beſteht, während die Rüd=
dingshäuſer
von dem nahen Odenhauſen aus gute Bahnverbindung mit
dem Amtsgericht Grünberg hätten. Dies iſt um ſo verwunderlicher, als
die Zuteilung zu allen ſonſtigen Behörden, die für Rüddingshauſen in
Betracht kommen, es auf die Bahnſtrecke GießenLollar Grün=
berg
hindrängt:
Gießen: Kreisamt, Arbeitsgericht, Kliniken pv.
Grünberg: Finanzamt, Oberrealſchule. Dekanat. Mieteinigungsamt.
Rechtsanwalt.
Londorf: Oberförſterei, Arzt (neben Allendorf), Poſt und Telephon,
Unteverhebeſtelle, Gendarmerieſtation.
Allendorf: Apotheke, Arzt (neben Londor5).
Odenhauſen: Güterabfertigung. Kirchſpiel. Pfarrer.
Alle dieſe Behörden ſind von dem nahe gelegenen Odenhauſen ver
Bahnleicht zu erreichen. Nur in Gerichtsſachen muß ein lan=
ger
Fußweg nach dem Amtsgericht Homberg a. d. O. (Kreis Als=
feld
) angetreten werden und entſteht für die Rüddingshäuſer ſtets eine
große Zeitverſäumnis, zumal am Hombergey Gericht ſich auch kein
Rechtsanwalt niedergelaſſen hat, dem ſie die Terminswahrnehmung
ſchriftlich übertragen könnten. Die Zuteilung zum Amtsgericht Grün=
berg
ſei ſeither aus verwaltungstechniſchen und dienſtlichen Grün=
den
nicht möglich geweſen. Wäre eine Aenderung hier jetzt nicht zeit=
gemäß
??! Im Intereſſe der Räddingshäuſer Einwohner
liegt ſie ſicherlich, da Rüddingshauſen außer dem Verkehr mit den
an der Bahnſtrecke gelegenen Behörden auch ſeine
wirtſchaftlichen Beziehungen nach den an der Bahn
gelegenen Ortſchaften hat.
Au. Groß=Gerau, 9. Sept. Groß=Gerauer Herbſtmarkt.
Samstag und Sonntag fand die Groß=Gerauer Kerb im Rahmen
eines ſogenannten Herbſtmarktes und Heimatfeſtes des Gerauer Landes
ſtatt. Aus dieſem Anlaß hatten auch die Groß=Gerauer Geſchäftsleute
ihre Läden geöffnet. Auf dem Marktplatz fand der übliche Vergnügungs=
markt
ſtatt. Daneben warteten faſt ſämtliche Lokale und Wirtſchaften
der Stadt mit Sonderveranſtaltungen auf. Weiter veranſtaltete der
Schützenverein. Tell ein großes Ehrenſcheibenſchießen, der Sportverein
1916 ein Preiskegeln. Im Adlerſaal konzertierte Obermuſikmeiſter a. D.
Math. Weber=Darmſtadt mit ſeiner Vereinigung ehem. Militärmuſiker,
in zahlreichen anderen Sälen der Stadt fand Tanzmuſik ſtatt. Ver=
tilgungder
Spargelſchädlinge. Das Kreisamt Groß=Gerau
hat mit Hinweis auf die Ausführungen von Kreisobſtbauinſpektor
Surma=Groß=Gerau über die Gefährdung der heimiſchen Spargelkul=
turen
durch Spargelroſt und Spargelfliege unter Zuſtimmung des Kreis=
ausſchuſſes
und mit Genehmigung des heſſiſchen Innenminiſters eine
Polizeiverordnung über die Bekämpfung der Spargelſchädlinge erlaſſen.
U. a. wird angeordnet, das Spargelkraut ſämtlicher, auch der älteren
Pflanzungen, im Herbſt nach Abſchluß des Wachstums möglichſt nahe
am Wurzelſtock abzuſchneiden und ſofort an Ort und Stelle zu ver=
brennen
. Dies iſt ſpäteſtens bis zum 1. Januar 1931 durchzuführen.

Wie prächtig
es jetzt gedeiht!
Sie werden es kaum glauben, daß es dasselbe Kind ist:
wie gesund es jetzt schläft wie zutrieden und fröhlich
es ist! Richtige Ernäbrung Glücksklee-Milch gehalt-
volle
, reine Milch mit allen Aufbaustoffen. Besonders
leichr verdaulich, weil die Fettpartikel nach besonderem
Verfahren gespalten sind (homogenisiert). Geben Sie Ihren
Kindern von heute an Glücksklee-Milch als Getränk
und in Speisen nach den Anweisungen auf dem Eriketr.
1U
Fousfdef
Beste Milch von Holsteiner Kühen

Milch frische Kuh-
milch
in reinster Porm
das it Glücksklee. Kon-
zentriert
obne jeglicben
Zusatz. Sterilisiert da-
ber
keimfrei. In der ver-
scblossenen
Dase unbe-
grenzt
haltbar.

Achten Sie
auf das
rot-weiße
Eeikert!

(IV. 11312

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Seite 8

Donnerstag, den 1I. September 1930

Nummer 251

Reich und Ausland.
Ein Nachſpiel zu den Güterzugberaubungen bei
Steinau. Drei Jahre Zuchthaus
für den Anſtifter.
Hanau. Am Abend des 1. Februar, an
demſelben Tage, an dem der bekannte, bis heute
noch nicht aufgeklärte Ueberfall auf das Schlüch=
terner
Poſtauto ausgeführt wurde, wurde auf
der Strecke SteinauSchlüchtern eine Güterzug=
beraubung
ausgeführt. Derartige Beraubungen
hatten in den letzten Jahren auf dieſer Strecke
außerordentlich zahlreich ſtattgefunden. Bei
einer Hausſuchung gelegentlich der Aufklärung
des Schlüchterner Poſtauto=Überfalls in der Diel=
mühle
in Uerzell wurde der Oberlandjäger aus
Ulmbach von dem Sohn der Beſitzerin, Auguſt
Müller, mit dem Revolver bedroht. Eine
anſchließend vorgenommene Hausſuchung för=
derte
64 Paar Schuhe zutage, die aus der an=
gegebenen
Beraubung des Güterzuges ſtammten.
Der Bruder des Obenerwähnten, Heinrich Mül=
ler
, wurde am 6. Mai vom Schöffengericht wegen
des Eiſenbahnraubes zu einem Jahr Gefängnis
verurteilt. In der Strafanſtalt Freiendiez legte
Heinrich Müller dann ein Geſtändnis ab, in
dem er den 34jährigen Gelegenheitsarbeiter
Wilhelm Jahn aus Steinau als Anſtifter und
Haupttäter und ſeinen 23jährigen Bruder Joſef
Müller als Mittäter bezeichnete. Jahn leugnet
bis auf den heutigen Tag, mit den Beraubungen
etwas zu tun gehabt zu haben. Er wurde jedoch
als Anſtifter und aktiver Teilnehmer an der Be=
raubung
überführt und zu drei Jahren Zucht=
Joſef Müller erhielt ein Jahr drei Monate Ge=
fängnis
, während ein weiterer Bruder des Mül=
ler
wegen Hehlerei er hatte ein Paar der ge=
ſtohlenen
Schuhe als Geſchenk angenommen
anſtelle einer Gefängnisſtrafe von drei Tagen zu
30 Mark Geldſtrafe verurteilt wurde.
Furchtbare Folgen eines verſuchten Ueberfalls.
Der Angreifer getötet.
Wiesbaden. Der 24jährige Handwerks=
burſche
Karl Deckert aus Ludwigshafen be=
fand
ſich in Geſellſchaft ſeines Bruders und drei
weiterer Handwerksburſchen. Nachdem ſie in der
Herberge in Bad Schwalbach übernachtet hatten,
kamen ſie auf Schloß Lilly, wo ihnen Kaffee und
Brot gegeben wurde. Zwei von den Burſchen
genügte das nicht; als ſie dann noch zudringlich
wurden, wies ſie der Jagdaufſeher Peters aus
dem Hauſe. Unter Drohungen zogen die Wan=
derburſchen
dann weiter. Auf einem Revier=
gang
am Abend traf der Jagdaufſeher dann wie=
der
die Wanderer, die in der Nähe des Heim=
bacher
Wegs lagerten. Als der Jagdaufſeher an
der Gruppe vorbeiging, bedrohte ihn Paul
Deckert mit einem Meſſer. Als Peters den An=
greifer
mit dem Gewehr zurückſtoßen wollte,
löſte ſich ein Schuß und die Ladung drang
Deckert in den Schädel. Binnen kurzer Zeit
waren ein Arzt und die Behörden zur Stelle.
Deckert war aber ſofort getötet worden. e
Exploſion in einer Aluminiumpulverfabrik.
Schwarzenfeld (Oberpfalz). In der Alu=
miniumpulverfabrik
Lauerbacher u. Co. explo=
dierte
am Dienstag nachmittag der Mahlraum
für Aluminium. Sämtliche Maſchinen wurden
durch die Gewalt der Exploſion vernichtet und
in die Nab geſchleudert. Auch eine Seite der
Wand der Fabrik iſt in die Nab geſtürzt. Die
Gewalt der Exploſion war ſo ſtark, daß im Um=
kreis
von 300500 Metern alle Fenſter und Fen=
ſterſtöcke
, z. T. auch Türen, in Trümmer gingen.
Die Bevölkerung ſtürzte in paniſchem Schrecken
auf die Straße. Zwei Arbeiter erlitten Ver=
letzungen
. Die Belegſchaft iſt durch die Exploſion
arbeitslos geworden.
Fiſchfang mit Sprengſtoffen.
Bukareſt. In der Gemeinde Bojan in der
Bukowina verwendeten Bauern beim Fiſchfang
Sprengſtoffe, die infolge unvorſichtiger Hand=
habung
vorzeitig explodierten. Dabei wurden
vier Perſonen getötet.
Tödliche Unfälle bei Stierkämpfen.
Madrid. In der letzten Zeit mehrten ſich
die Unglücksfälle bei Stierkämpfen. So wurden
vor einigen Tagen bei einem Stierkampf mehrere
bekannte Stierkämpfer lebensgefährlich verwun=
det
. Bei einem Wohltätigkeitsſtierkampf in einem
ſpaniſchen Dorfe, der mit ganz jungen Stieren
ausgefochten wurde, ſprang am Montag ein
45jähriger Mann in die Arena, um mitzukämp=
fen
. Er wurde von einem Stier ins Herz ge=
ſtoßen
und war auf der Stelle tot. In Barcelona
erlitt am Dienstag ein Stierkämpfer ebenfalls
einen tödlichen Stoß.
Schweres Unglück durch glühendes Eiſen.
New York. Beim Schmieden von Eiſen=
bahnſchienen
in einer Werkſtatt der Eiſenbahn=
geſellſchaft
von Philadelphia zerſprang plötzlich
das glühende Eiſen. Durch die herumfliegenden
Eiſenſtücke wurden fünf Arbeiter getötet und
zwölf ſchwer verletzt.
Das Verbrecherminiſterium.
Chicago. Ein neues Kabinett das wohl
einzig in ſeiner Art auf der ganzen Welt iſt,
wurde am Dienstag hier aus der Taufe gehoben:
Die Regierung Al Capone iſt gebildet worden.
Der Unterweltskönig hat nämlich beſchloſſen,
ſeine Intereſſen zu reorganiſieren und durch den
Verkauf von Bier und mit dem Betrieb von
Glücksſpielen neue Erwerbsmöglichkeiten zu ſchaf=
fen
. Demgemäß hat er eine Regierung ge=
bildet
, deren Mitglieder verſprechen, recht
tüchtig zu ſein‟. Den berühmteſten Banditen hat
er Portefeuilles gegeben. Er ſelbſt iſt natürlich
Miniſterpräſident‟. Die Regierung umfaßt u. a.
einen Miniſter für die Fabrikation von Bier,
einen Miniſter für Lieferungen, einen Miniſter
für Glücksſpiele und ein Kriegsminiſterium. Letz=
teres
iſt vorſichtshalber gleich zwei Leuten anver=
traut
worden, die fähig ſind, einen Menſchen auf
50 Meter Entfernung mit einem Revolverſchuß
zu erledigen. Einer der Kriegsminiſter iſt der
berüchtigte Jack Mac Gurn, der den Spitznamen
Maſchinengewehr trägt, und zwar in Anbe=
tracht
ſeiner ungeheuren Fertigkeit beim Ab=
feuern
ſeiner drei oder vier Revolver, die er ſtets
bei ſich trägt. Ein Miniſterium für öffentliche
Wohlfahrt erklärte Al Capone vorläufig nicht
für notwendig.

Blick auf den Hafen von Athen.
Im Piräus, dem Athener Hafen, lief unbemerkt die geſamte Benzinladung eines engliſchen Fracht=
dampfers
infolge Pumpſchadens in das Hafenwaſſer. Ein Feuerfunke genügte, um das ganze Waſſer
in Brand zu ſetzen. 20 Segelſchiffe und viele Dampfer ſtanden ſofort in Flammen und explodierten
zum Teil. 10 Tote und zahlreiche Schwerverletzte wurden bisher gemeldet. Der Sachſchaden wird
auf 10 Millionen geſchätzt.

Sieben Todesopfer einer Keſſelexploſion.
New York. Auf dem Bahnhof in Phila=
delphia
explodierte der Keſſel einer Rangierloko=
motive
. Sieben Bahnarbeiter wurden getötet
und 15 ſchwer verletzt.

Das Chineſenviertel in Pontianak vernichtet.
Batavia. Ein Großfeuer vernichtete am
Dienstag in Pontianak (Borneo) das Chineſen=
viertel
. Der Schaden wird auf ſechs Millionen
Mark geſchätzt.

Zum erſten Male beteiligten ſich deutſche Flieger an den National Air Races, dem amerikaniſchen
Flugwettbewerb, der alljährlich in Chicago abgehalten wird. Unſer Bild zeigt oben von links
lach rechts die deutſchen Teilnehmer: Weltflieger Baron König v. Warthauſen, der deutſche Konſul
in Chicago Dr. Schwarz, die Berliner Kunſtfliegerin Antonie Straßmann und der Junkers=Flieger
Fritz Looſe. Unten: Der Start zu dem großen Luftrennen auf dem Chicagoer Flugplatz.
Der Hafen von Akhen in Flammen.

Von den Vorbereikungen zum Skrakoſphärenflug.

Die fertiggeſtellte Schienenſtartbahn
vor der Ballonhalle in Augsburg.
Prof. Piccards Aufſtieg noch ungewiß.
morgen mit ſeinem Höhenforſchungsballon nicht
haus und zehn Jahren Ehrverluſt verurteilt. aufgeſtiegen. Bei zweifelhaftem Wetter wird er werden.

Profeſſor Piccard mit ſeinem Begleiter Kipfer
im Innern der Aluminium=Kugelgondel.
überhaupt nicht aufſteigen. Wann nun der Auf=
Augsburg. Prof. Piccard iſt auch geſtern ſtieg erfolgt, hängt einzig und allein vom Wet=
ter
ab und kann alſo auch nicht vorausgeſagt

Dus Sinegertennenmehttago.

Graf Zeppelin in Moskau gelandek.
Kowno. Wie aus Moskau gemeldet wird,
iſt das Luftſchiff Graf Zeppelin am Mittwoch
mittag gegen 12 Uhr M.E.3. auf dem Frunje=
Flugfeld in Moskau glatt gelandet. Das Luft=
ſchiff
wurde von einer vieltauſendköpfigen Menge
und von Vertretern der Sowjetregierung, der
deutſchen Botſchaft und der Preſſe begeiſtert
empfangen.
Auf ſeinem Nachtflug überflog das Luftſchiff
um 0,35 Uhr M.E.3. die Stadt Dünaburg, ver=
ließ
dann lettiſches Gebiet bei Indra und ver=
folgte
im allgemeinen die Eiſenbahnſtrecke Düng=
burg
Moskau.:
Wie aus Moskau gemeldet wird, war zur
Landung des Luftſchiffes Graf Zeppelin auf
dem Moskauer Flugplatz eine Kompagnie Flie=
gertruppen
als Haltemannſchaft bereitgeſtellt, die
ihre Aufgabe gut erfüllte. Der Flugplatz ſelbſt
war mit dichten Menſchenmengen überfüllt. Be=
rittene
Polizei und Truppen der Ogpu hielten
die Ordnung aufrecht. Auf dem Ehrenplatz ſah
man den Vertreter des Außenkommiſſariats un=
ter
Führung des früheren Berliner Handelsver=
treters
Stomonjakow, den Leiter der Luftſtreit=
kräfte
Baranow, Vertreter des Kriegs= und Re=
volutionsrates
, den Oberbefehlshaber des Mos=
kauer
Militärbezirks, Kork, ferner die Deutſche
Botſchaft unter Führung des Botſchaftsrats von
Twardowſki, die deutſche Kolonie und die Ver=
treter
der deutſchen ſowie der übrigen ausländi=
ſchen
Preſſe. Die Vertreter der Sowjetregierung
beglückwünſchten Dr. Eckener zu dem erfolgreichen
Flug nach Rußland und der glatten Landung in
Moskau. Immer wieder jubelte die Menge dem
großen deutſchen Luftfahrer zu. Die Vertreter
des Stadtrates übermittelten ſodann Dr. Eckener
die Grüße der Moskauer Stadtſowjets.
Auf der Rückfahrt.
Wie aus Moskau gemeldet wird, iſt Graf
Zeppelin am Mittwoch um 15.41 Uhr mittel=
europäiſcher
Zeit zum Rückfluge aufgeſtiegen.
Dr. Eckener richtete eine Botſchaft an die Sowjet=
regierung
, in der er ſich für den freundlichen
Empfang in Moskau bedankte.

Das Tagebuch Skrindbergs.
Stockholm. Die Zeitung Dagens Nyhe=
ter
veröffentlichte geſtern einen Auszug aus
dem Tagebuch Strindbergs, aus dem u. a. her=
vorgeht
, daß die Andree=Expedition am 14. Juli,
drei Tage nach ihrem Ballonaufſtieg, auf einer
Eisſcholle landete. Strindberg hat auf einer
handgezeichneten Karte die Ortsbeſtimmungen
genau angegeben, ſo daß man die langſame Irr=
fahrt
der Expedition in ſüdlicher Richtung ver=
folgen
kann. Der Marſch nach Süden dauerte
nach den Aufzeichnungen faſt drei Monate. Die
Expedition blieb bis zum 22. Juli auf dem
Ankerplatz und mußte am 27. eine Menge Gepäck
zurücklaſſen; von da an betrug das Gewicht der
Ladung nur noch 140 Kilogramm. Am 11. Auguſt
wurde der 82. und am 7. September der 81.
Breitegrad paſſiert. Am 12. September mußte
der Proviant rationiert werden, und am 16.
September gaben die Forſcher den Verſuch, den
Marſch fortzuſetzen, auf. Am folgenden Tage
wurden die Gletſcher von Vitön bemerkt. Die
Eisſcholle, auf der die Expedition eine Schnee=
hütte
gebaut hatte, zerbrach am 2. Oktober, und
am 5. Oktober wurden die Forſcher Gefangene
der Inſel. Am 6. Oktober brach ein Schneeſturm
aus. Nach dieſer Aufzeichnung iſt nur noch ein
Wort vermerkt: Reſignation. Nach dem 17.
Oktober hatten Strindberg die Kräfte verlaſſen,
er war nicht mehr imſtande, weiterzuſchreiben.
Flugzeugkataſtrophe bei den franzöſiſchen
Manövern.
Paris. Im Verlaufe der großen lothrin=
giſchen
Herbſtmanöver, die geſtern zu Ende gin=
gen
, ereignete ſich eine Flugzeugkataſtrophe. In=
folge
dichten Nebels flog ein Flugzeug, das auf
dem Rückwege nach Metz war, ſo niedrig, daß es
plötzlich auf die Erde aufſchlug. Der Pilot wurde
auf der Stelle getötet, ſein Begleiter ſchwer ver=
ſetzt
und der Apparat völlig zertrümmert. Die
Manöver nahmen am Dienstag, teilweiſe unter
ſtrömendem Regen, ihren Fortgang, wobei der
Kriegsminiſter die beiden Fronten beſichtigte.
Abſturz eines Flugbootes.
Sechs Tote.
Merida (Yucatan). Ein Flugboot der Re=
gierung
, in dem ſich ſechs Perſonen befanden, iſt
am Dienstag hier bei einem Probeflug abge=
ſtürzt
. Die Trümmer gerieten in Brand. Alle
Inſaſſen des Flugbootes ſind ums Leben ge=
kommen
.
5000 Wundfieberkranke in San Domingo.
Paris. Wie der Sonderberichterſtatter des
Paris Midi mitteilt, fordert das Wundfieber
in San Domingo unzählige Opfer. Von den
15 000 bis 18 000 Verletzten ſollen etwa 5000 da=
von
befallen ſein. Es fehle an Aerzten und medi=
ziniſchen
Einrichtungen, um wirkſam gegen die
Krankheit vorgehen zu können. Man habe be=
reits
1500 Operationen zum größtenteil ohne Be=
täubungsmittel
vorgenommen.

Karte von Attika mit dem Hafen Piräus
bei Athen, dem wichtigſten Hafen Griechenlands.

[ ][  ][ ]

Nummer 251

Donnerstag, den 11. September 1930

Seite 9

Paus vein beutſcen Ofen.

Die Tacheier Heide.
Ich ſeh’ vergrünen und verblüh’n
Die Welt im Frühlingskleide,
Du aber bleibſt mein Immergrün,
Du Blümlein auf der Heide.
Kein Winter kann, o Blümelein,
Dir je was tun zu Leide;
Ich ſchloß dich in mein Herz hinein,
Du Blümlein auf der Heide.
Mit dieſen Worten beſingt der Dichter des Deutſchland=
liedes
, Hoffmann von Fallersleben, das Heidekraut Erika. Das
Wort Erika ſtammt aus dem Griechiſchen und heißt ſo viel wie
ich breche‟. Dem zarten Erika=Blümchen ſieht man es nicht an,
welche Kraft in ihm inewohnt: es weicht nicht von ſeinem
Platze, es wurzelt ſich feſt und dringt von ſeinem Standort mit
Hartnäckigkeit vor. Der zu allen Jahreszeiten arbeitenden immer=
grünen
Erikapflanze unterliegen die ſtärkſten Bäume; weite, ehe=
mals
mit Wald beſtandene Landſtrecken unſeres deutſchen Vater=
lindes
ſind im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtauſende der
Erika zum Opfer gefallen. Schon den alten Griechen war die
außerordentliche Machtentfaltung des Erika=Heidekrautes bekannt;
ſie ſchrieben ihren Wurzeln die Kraft zu, Felſen zu ſpalten und
das Eiſen aus der Erde hervorzuholen. Die rode Farbe der
Erika=Blüte ſoll nach einer deutſchen Sage von dem Blute der
erſchlagenen Helden herrühren, die in den zahlreichen Hünen=
gräbern
begraben ſind. Es gibt aber außer den roten noch roſa,
purpur und weiße, ſeltener gelbe und grüne Erika=Blüten, zählt
man doch etwa 500 Arten der Erika! Schon ſeit Jahrtauſenden
iſt der Honigreichtum der Erika=Heideblüten bekannt, und es iſt
ſymboliſch für die Welt, daß auf dem berühmten Hymettos=
Bergrücken öſtlich von Athen im alten Attika neben dem, beſon=
ders
bei den Römern beliebten, bläulichen kalten und harten
Marmor die zarte Erika wächſt.
Unſere Vorfahren ſchrieben dem Erika=Heidekraut die Eigenſchaft
zu, Schlangen und Wölfe abzuſchrecken; vor Hexenbezauberung, die
den Kühen die Milch nahm, ſollte ein den Kühen aufgeſetzter Kranz
aus Erika=Heidekraut ſchützen. Später wurde die Erika Lieblings=
und Modeblume, die als Haar=, Hut= und Zimwerſchmuck eine
Rolle geſpielt hat. Sagen werden oft nicht mehr beachtet und
die Moden ſind vergänglich, aber als großartiger Lieferant des
ſüßen Honigs wird das Erika=Blümchen dauernde Bedeutung
haben, und ebenſo wird das blühende Meer des Erika= Heide=
krautes
in ſeinem meiſt roſa=roten Schimmer bis in fernſte Zei=
ten
ſtets einen unbeſchreiblichen Zauber autf jeden Naturfreund
ausüben.

Die Heide gilt als eine unfruchtbare Landſtrecke, deren Kul=
tivierung
ſich in den meiſten Fällen nicht lohnt, weil nur ſelten
ihr Untergrund fruchtbar iſt. Die bekannteſten Heideflächen in
Deutſchland ſind im Weſten die Lüneburger Heide, im Oſten die
Tucheler Heide. Letztere iſt uns von den Polen nach Beendigung
des Weltkrieges widerrechtlich entriſſen worden. Und doch iſt
die Tucheler Heide altes germaniſches Land!
Die Tucheler Heide kamn man zum großen Teile als ein
Kiefernlabyrinth bezeichnen: von ihrer Geſamtgröße von etwa
321 000 Hektar, die der Größenfläche des Harzgebinges entſpricht,
iſt etwa die Hälfte, nämlich 152 000 Hektar, Waldbeſtand, der zu
/₁o Staatsbeſitz, zu Privatbeſitz iſt; von dem nichtbewal=
deten
Teile der Tucheler Heide ſind 1200 Hektar ſtaatliche Rieſel=
wieſen
und ungefähr 70 000 Hektar Heidedörfer mit ihren Aeckern,
den Reſt des Flächenraumes bilden Seen und andere Gewäſſer.
Die Tucheler Heide, deren Grenzen unbeſtimmt ſind, hat in weſt=
öſtlicher
Richtung von der Brahe nordweſtlich Konitz bis zur
Weichſel bei Schwetz eine Länge von etwa 110 Kilometern, ein=
zelne
Geſtellinien laufen bisweilen ohne Unterbrechung 90 Kilo=
meter
.
Das frühere Weſtpreußen und damit auch die Tucheler
Heide iſt von der jügeren Steinzeit von 4000 bis 2000 v.
Chr. bis zur Völkerwanderung, alſo bis 300 n. Chr., ſtets von
germaniſchen Stämmen beſiedelt geweſen. Als die Goten bald
nach 300 n. Chr. auswanderten, verblieben in Pommerellen nur
noch ſpärliche Reſte der Germanen. Erſt im ſiebenten Jahrhun=
dert
beſetzten, von Südoſten kommend, Wenden das verödete
Gebiet Pommerellen, deren Nachkommen die Kaſſuben noch
heute in der Kaſſubei nördlich der Tucheler Heide an ein=
zelnen
Stellen auch in der Tucheler Heide anzutreffen ſind.
Die Herzöge von Pommerellen reſidierten in Danzig, Bel=
gard
oder Stettin. Pommerellen, das auch Kleinpommern ge=
nannt
wurde, nahm die deutſche Kultur und unter dem Biſchof
Otto von Bamberg auch das Chriſtentum viel früher am als
Großpommem.
Zum erſten Male hat Polen im Jahre 995 ſeine Hand nach
dem deutſchen Pommern ausgeſtreckt: der Herzog Boleslaw der
Tapfere von Polen, machte ſich Pommern tributpflichtig. In der
Tucheler Heide verkündete der Biſchof Adalbert von Prag den
chriſtlichen Glauben mit dem Erfolge, daß Tauſende ſich taufen
ließen, bevor er ſeine Miſſionsreiſe ins Pruzzenland antrat. Der
Herzog Swantopolk von Pommern ſchüttelte das polniſche Joch
wieder ab. Die Niederlaſſung der Ziſterzienſermönche m Oliva
im Jahre 1178 geſchah mit Erlaubnis eines Nachfolgers Swan=

topolks, mit Namen Sambor I., dem Meſtwin I. auf den pom=
merſchen
Herzogsthron folgte. Herzog Meſtwin I. hatte in ſeinem
Gefolge ſtets eine Anzahl deutſcher Ritter. Unglücklicherweiſe
teilte Meſtwin I. Pommern unter ſeine vier Söhne, die dauernd
Streitigkeiten miteinander hatten. Von dieſen Söhnen ſchloß
Meſtwin II. von Pommerellen ein Bündnis mit dem Marbgrafen
Otto I. von Brandenburg Albvechts des Bären Sohn deſſen
Lehnsmann er wurde. So kam Pommerellen mit der Tucheler
Heide um das Jahr 1180 unter brandenburgiſche Herrſchaft. Merk=
würdigerweiſe
ſetzte der kinderloſe Meſtwin II. zu ſeinem Er=
ben
und Nachfolger den Herzog Przymislaw von Großpolen
ein, der aber bald das Opfer eines gewaltſamen Todes wurde.
Auf das nun herrenlos gewordene Pommerellen mit der Tucheler
Heide machten die Markgrafen von Brandenburg ihre zur Zeit
des Herzogs Meſtwin erworbenen Rechte geltend und beſetzten im
Jahre 1308 Pommerellen mit Ausnahme der Burg Danzig, die
von den Polen behauptet wurde. Die Polen gingen den Deut=
ſchen
Ritterorden um Hilſe gegen den Markgrafen von Branden=
burg
an. Durch den Soldiner Vertrag im Jahre 1309 überließ
der Markgraf von Brandenburg gegen Zahlung von Zehntau=
ſend
Mark Pommerellen dem Deutſchen Ritterorden.
Mit dieſer Beſitzergreifung Pommerellens durch den Deut=
ſchen
Ritterorden ſetzte eine ordnungmäßige und rationelle Be=
wirtſchaftung
der Tucheler Heide ein: es wurden Waldmeiſter
für die Ordenswaldungen beſtellt, die Flößerei wurde geregelt
und die auf der Erika=Heideblume baſierende Bienenzucht ſo aus=
gebaut
, daß ſie eine große Rolle ſpielte; in dem ſogenannten
Treßlerbuch ſind Rechnungen des Ordensſchatzmeiſters erhalten
worden, die uns die damaligen Preiſe für Holz und Flößerei
überliefern.
Während die beiden erſten Perioden der Zugehörigkeit Pom=
merellens
mit der Tucheler Heide an Polen nur von ſehr kurzer
Dauer waren, währte die dritte polniſche Periode über drei=
hundert
Jahre. Durch den zweiten Thorner Frieden im Jahre
1466 wurde der König von Polen Herr über das Deutſchordens=
land
. Sogleich ſetzte die ſprichwörtliche polniſche Wirtſchaft
ein! Im Königreich Polen lag die Verwaltung aller Liegenſchaf=
ten
in den Händen der Staroſten; dieſe bezogen kein Gehalt
ſie waren nur Nutznießer des in ihrem Bezirk liegenden Domi=
nialvermögens
. Die Staroſteien wurden in den allermeiſten
Fällen den herrſchenden Familien verliehen, welche die Liegen=
ſchaften
in erſter Linie den Wald in der Regel ſehr aus=
nutzten
. Von einer planmäßigen Wirtſchaft war während der
polniſchen Aera keine Rede, es gab auch keinen Forſtetat und
keine Forſtrechnungen, vielmehr wurde der Wald der Tucheler
Heide hauptſächlich zu beiden Seiten der flößbaren Flüſſe
Brahe und Schwarzwaſſer abgehauen und zur Weichſel ge=
ſchafft
.
Erſt der große König Friedrich brachte wieder Ordnung in
die Bewirtſchaftung der Tucheler Heide, nachdem dieſe mit Weſt=
preußen
bei der erſten Teilung Polens im Jahre 1772 an den
Preußiſchen Stagt gefallen war. Der alte Fritz zog die Sta=
roſteien
und die geiſtlichen Beſitzungen, darunter auch die klöſter=
lichen
Forſten, ein, die Staatsforſten wurden in ſechzehn Forſt=
beritte
eingeteilt und einem Oberforſtmeiſter underſtellt; die
Schneidemüller wurden auf eine ehrliche Betriebsführung ver=
eidigt
, die Tage des Raff=, Leſe= und Lagerholzes wurden auf
wöchentlich zwei Tage beſchränkt uſw. Auch durchgreifende
Meliorationen zur Gewinnung nutzbarer Wieſen aus unfrucht=
baren
Brüchen ließ Friedrich der Große durchführen, um einen
beſſeren Viehbeſtand zu erzielen; ferner wurden Kartoffelbau und
Obſtbaumpflanzungen von ihm eingeführt. Von den Nachfolgem
des großen Königs hat ſich beſonders König Friedrich Wil=
helm
IV, in den vierziger Jahren vorigen Jahrhunderts mit
weiteren Meliorationen der Tucheler Heide befaßt: nicht nur die
Entſumpfung unergiebiger Brüche, ſondern auch die Bewäſſerung
großer ſandiger Flächen wurden in Angriff genommen, Rieſel=
wieſen
angelegt und der Brahebonal in einer Länge von 25 Kilo=
meter
und der Schwarzwaſſerkanal in einer Länge von 20 Kilo=
metern
gebaut. Bei dieſen Meliorationen wurden in erſter Linie
die Bewohner der Tucheler Heide angeſtellt; Tauſende von Men=
ſchen
arbeiteten, es kam viel Geld in die arme Tucheler Heide,
welches den Grundſtock für die Wohlhabenheit der Tucheler
Heide=Bewohner legte.
Iſt auch die Kiefer der typiſche Baum der Tucheler Heide,
ſo gibt es auch mit Laubholz gemiſchte Beſtände, und namentlich
an den beiden flößbaren goldenen Adern der Tucheler Heide,
der Brahe und dem Schwarzwaſſer, bilden Miſchwald mit ver=
wachſenem
Buſchwerk und die über Felsblöcke gurgelnden Waſſer
in der Waldeseinſamkeit eine ſelten ſchöne Romantk. Der
Wachholder macht ſich als Unterholz breit, und der Waldboden
iſt mit Heidel=, Preißel= und Erdbeeren vielerorts bedeckt, wäh=
rend
die Blüten des Erika=Heidekrauts ſich wie ein roter Faden
durch die Tucheler Heide ziehen. Es gibt eine große Anzahl Stel=
len
in der Tucheler Heide z. B. die Beſtände Eichberg
Eibe Cißbuſch am Mukrz=See, die Chirkowa Hölle und
Paradies , auf die das Wort paradieſiſch ſchön paßt und
keinesfalls übertrieben iſt; hier trifft man auch Linden= Eiben=,
Bergahorn=, Weißbuchen=, Birken= und Kreuzdorn=Beſtände an.
Der Cißbuſch und die Chirkowa ſind als Naturdenkmäler ge=
ſchützt
. Als Beſonderheit der Tucheler Heide ſeien die Königs=

kiefer erwähnt, die einen Umfang von 3,40 Meter und eine
Höhe von 34 Meter hat, ſowie der Teufelsſtein ein uralter
Opferſtein der 25 Meter Umfang aufweiſt, 2,50 Meter über
der Erde und 2,70 Meter unter der Erdoberfläche liegt, und
1750 Zentner wiegt.
Der ſchöne Forſt der Tucheler Heide hat aber auch ſeine
Feinde: die Waldbrände, die bisweilen bis zu tauſend Hektar
Wald vernichtet haben, und die Schädlinge wie Nonne, Forleule
und Kiefernſpinner, welche große Waldbeſtände abgefreſſen haben,
daß die Oberförſtereien ſich gezwungen ſahen, durch Axt und Säge
Flächen bis zu viertauſend Hektar in Leichenfelder des einſt ſo
ſtolzen Waldes zu verwandeln.
Die Tucheler Heide iſt an Wild ſehr reich: wenn auch der
Wolf längſt ausgerottet iſt, ſo haben hier Hirſch, Reh. Haſe,
Wildſchwein, Fuchs, Dachs, Marder, der Iltis, Fiſchotter und
Wildkaninchen ihre Heimat; Mäuſebuſſard, Sperber und Hühner=
habicht
, Lerchen=, Wander= und Turmfalke, Schrei=, Schlangen=
und Flußadler, ſowie Uhu und Birkwild, ferner das Sumpf=
und Waſſerwild ſind hier beheimatet.
Tuchel iſt neben mehreren großen Landgemeinden die einzige
Stadt in der Tucheler Heide; die Gründung Tuchels fällt in die
Regierungszeit des wendiſchen Sambor von 1178 bis 1207. Eine
alte Chronik beſagt: Umb dieße zeit haben auch die Wende
in Hinterpommern do ſie hiebenur (bisher) nach der Polniſchen
und wendiſchen art weinig ſchlöſſer und ſtette (Städte) gehapt,
gebawet Gdansk, Slochow (Schlochau), Chonitz, Tawchel
(Tuchel), Dyrſow (Dirſchau) ond andere‟ Eine andere Ur=
kunde
beſagt, daß der Erzbiſchof von Gneſen, Jakob Swinka, in
Tuchel am 15. Oktober 1287 das Schiedsrichteramt zwiſchen
Ziſterzienſern und Johannitern ausgeübt hat. Der Deutſche
Ritterorden nahm Tuchel im Jahre 1305 in Beſitz und richtete
daſelbſt eine Komturei ein. Während des Verfalls der Deutſch=
ordensmacht
nach der Tannenberger Schlacht trat Tuchel am 24.
Juni 1440 dem preußiſchen Städtebund bei, der dem Deutſch=
ordens
=Hochmeiſter einen Abſagebrief ſchickte und den König
Caſimir IV. von Polen als Landesherrn anerkannte. Nach dem
13=jährigen Städtekrieg fiel Weſtpreußen und ſomit auch
Tuchel durch den zweiten Thorner Frieden vom 12. Oktober
1466 an Polen. Bis zur Wiedervereinigung mit Preußen hatte
Tuchel im zweiten ſchwediſchen Kriege Verwüſtungen durch die
Schweden zu ertragen und wurde im Jahre 1685 von einer
großen Feuersbrunſt heimgeſucht. Als Tuchel im Jahre 1781
abermals durch Feuer in einen Schutthaufen verwandelt wurde,
griff König Friedrich mit großen Hilfsmitteln ein. Während
der Franzoſenkriege vor nunmehr 120 Jahren beherbergte Tuchel,
das an der großen Heerſtraße lag, abwechſelnd preußiſche,
ruſſiſke, franzöſiſche und polniſche Truppen.
Ein ſchwarzer Tag in der Geſchichſte der Stadt Tuchel iſt der
29. Januar 1920: polniſehe Truppen ziehen in Tuchel ein.
Polniſche Wirtſchaft iſt kein leeres Wort, ein Jahrzehnt
polniſcher Wirtſchaft hat genügt, deutſche Kultur, deutſche Ord=
nung
und deutſche Sauberkeit in Tuchel ud in der Tucheler
Heide in einen Zuſtand zu verwandeln, der beſſer nicht beſchrie=
ben
wird.
Aber was wir verloren haben, darf nicht verloren ſein!
Und nicht minder als für den deutſchen Weſten gilt für den
deutſchen Oſten das Wort unſeres großen Bismarck:
Kampf iſt überall. Ohne Kampf kein Leben, und wollen wir
weiter leben, ſo müſſen wir auch auf weiteren Kampf gefaßt ſein.
Ei.

35. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotkerie.
27. Tag der 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung
vom 9. September fielen: 2 Gewinne zu je 5000 RM. auf
Nr. 332 204; 4 Gewinne zu je 3000 RM. auf Nr. 284 122, 327 570;
24 Gewinne zu je 2000 RM. auf. Nr. 30 845, 89 667, 101 793,
153 314, 177 814, 188 300, 234 501, 250 957 259 988, 279 954,
282 959, 316 211: 38 Gewinne zu je 1000 RM. auf Nr. 60 789,
82 500, 92 205, 95 350, 97 837 109 534, 110 808, 132 878, 133 346,
143 211, 247 260, 249 624. 261 012, 290 202. 295 094. 296 142,
296 869, 311 165, 382 723; ferner wurden gezogen: 70 Gewinne
zu je 500 RM. und 256 Gewinne zu je 300 RM. In der
Nachmittags=Ziehung fielen: 2 Gewinne zu je 10 000
RM. auf Nr. 144 168; 12 Gewinne zu je 3000 RM. auf Nr.
12384, 22 666 72 437, 230 128, 350 843, 368 503: 10 Gewinne
zu je 2000 RM. auf Nr. 43 488, 75 577 144 423, 176 028, 389 683;
40 Gewinne zu je 1000 RM. auf Nr. 19 398, 31 419, 33 767,
36 041, 48 431, 82055. 98 811. 99 465. 108 761, 145 338, 163 571,
164 225, 273 811. 288 825, 291 377, 293 434, 296 838, 307 276,
321 908, 384 501: ferner wurden gezogen 66 Gewinne zu je
500 RM. und 168 Gewinne zu je 300 RM. Im Gewinn=
rad
verblieben: 2 Prämien zu je 500 000 RM., 4 Gewinne
zu je 25 000 RM., 10 Gewinne zu je 10 000 RM. 10 Gewinne
zu je 5000 RM., 18 Gewinne zu je 3000 RM., 60 Gewinne zu
je 2000 RM.. 102 Gewinne zu je 1000 RM., 294 Gewinne zu je
500 RM., 766 Gewinne zu je 300 RM. (Ohne Gewähr.)

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nicht im Haus halten. Auch an dieſem Tage findet die praktiſche Haus=
frau
beſtimmt einige Freiſtunden, wenn ſie Ozonil benutzt, das vorzüg=
liche
ſelbſttätige Waſchmittel, das durch nur ¼ſtündiges Kochen eine
herrlich weiße Wäſche gibt, zumal, wenn bereits am Vorabend die Wäſche
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Art der 18 Kreise des Volksstaats Hessen (Keunzeichen: VS, VR, VO)
für dle Zeit vom 18.31. August 1930.
Die Auto-Listen enthalten die Angaben in derselben Reihen-
folge
wie die Hauptausgabe: Name, Beruf, Wohnort des Kraft-
fahrzeugbesitzers
, Type, Motornummer, Hubraum in ccm und
PS, Art des Fahrzeugs. Fabrikneue Wagen sind durch X
kenntlich gemacht. Die Meldungen sind geordnet nach den drei
Provinzen (VS, VR, VO) und Kreisen und innerhalb dieser nach
Polizeierkennungsnummern. Abgemeldete Wagen werden geson-
dert
aufgeführt. Die Auto-Listen sind eine wichtige Ergän-
zung
des Auto-Adreßbuches (Adreßbuch der Kraftfahrzeug-
besitzer
im Volksstaat Hessen), Ausgabe 1929, und unentbehr-
lich
, weil sie laufend
neuestes Adressenmaterial
liefern. Sie erscheinen alle 14 Tage, also monatlich zwel Listen.
Die am 10. eines Monats ausgegebene Liste enthält die Meldungen
vom 16.30. (31.) des voraufgegangenen Monats und die am 25.
eines Monats ausgegebene Liste die Meldungen vom 1. 15. des
gleichen Monats.
Bezugsprels:
1. Bei Bezug aller Meldungen sämtlicher 18 Kreise für
12 Monate: zum monatllchen Pauschalpreis von
RM. 16.50.
2. Bei Bezug der Meldungen nur für einzelne Kreise
und Städte, gleich ob für einen oder mehrere Monate, zu Staffel-
preisen
, die wir bei uns zu erfragen bitten.
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[ ][  ][ ]

Seite 10

Donnerstag, den 11. September 1930

Nummer 251

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28,59029,590 mit Kleinpflaſter ſoll die
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in einzelnen Loſen vergeben
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Zimmer 34, offen, woſelbſt auch die An=
gebotsformulare
zum Selbſtkoſtenpreis
erhältlich ſind. Die Angebote ſind ver=
ſchloſſen
, portofrei und mit entſprechen=
der
Aufſchrift verſehen bis zum Sams=
tag
, den 20. Sept. ds. Js., vorm.
10 Uhr, hierher einzuſenden. (13554
Darmſtadt, den 10. Sept. 1930.
Provinzialdirektion Starkenburg
(Tiefbau).

Bekanntmachung.
Betr.: Baulandumlegung Meſſeler
Straße der Gemarkung
Wixhauſen.
Nachdem die Vorarbeiten für die Bau=
landumlegung
über die Grundſtücke Flur
3/275281, 282: oor s 283, 319325,
326 , ior ior 327, 327-,o, 328"n
529 .343, 362½lwr (tor 363365,
376, 378
/613, 2064, 82, 111120/,- 703 zor
7041/, 705, 707, 789, 790 der Gemarkung
Wixhauſen offen gelegen haben, bringe
ſch hiermit zur allgemeinen Kenntnis, daß
Dienstag, den 30. September 1930,
nachm. 4 Uhr, im Rathaus zu Wix=
hauſen
über die vorgebrachten Wünſche
und Einwendungen verhandelt wird.
In der Tagfahrt wird auch die Wahl
der von den Grundeigentümern zu
wählenden Mitglieder des Umlegungs=
ausſchuſſes
ein Vertreter der beteiligten
Grundeigentümer und ein Sachver=
ſtändiger
für die Bewertung der Grund=
ſtücke
und deren Stellvertrer vorge=
nommen
. Die Wahl erfolgt mit Stimmen=
mehrheit
der anweſenden Grundeigen=
tümer
und bei Stimmengleichheit durch
das Los. Wenn in der Tagfahrt Grund=
eigentümer
der Umlegung widerſprechen,
ſo hat dem Umlegungsausſchuß außerdem
ein von dieſen Grundeigentümern zu
wählender Vertreter anzugehören. Die
der Umlegung zuſtimmenden und wider=
ſprechenden
Grundeigentümer wählen
ihre Vertreter und deren Erſatzmänner
dann in getrennten Wahlgängen.
Ich lade alle Beteiligten ein, ſich hierzu
einzufinden.
Wixhauſen, den 8. September 1930.
Der Bürgermeiſter:
13531)
Jung.

Am Freitag, den 12. September
1930, vormittags 10 Uhr, ſollen in
meinem Verſteigerungslokale Luiſen=
ſtraße
32/34 folgende Pfänder zwangs=
weiſe
gegen Barzahlung verſteigert wer=
den
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garderobe
, 1 Büchergeſtell, 1 Aus=
ziehtiſch
. 1 Spiegelſchrank, 1 Vertiko,
2 Sprechapparate, 75 Platten, eine
Standuhr, 1 Klubſofa, 1 Klavier
(ſchwarz Schütten=Rogot).
Ferner im Anſchluß um 11 Uhr an
Ort und Stelle, Zuſammenkunft an der
Johanneskirche: 140 Gerüſtdiele, eine
Schreibmaſchine, 2 Schränke, 1 kl. Tiſch,
1 Faß Farbe Silbergrau, 1 Faß Metall=
fußbodenfarbe
, 23 Sack Marmorit= Edel=
putz
, 1 Wagen mit Kalkpfanne, 2 Baum=
leitern
je 10m, 20 Gerüſtſtangen, 65 Diele.
Darmſtadt, den 10. Sept. 1930.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

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ſollen auf dem Wege des öffent=
Wettbewerbs zur Lieferung für die Zeit
vom 1. Oktober 1930 bis 31. März 1931
vergeben werden:
A. Mehlwaren:
42 000 Kilo Kornmehl 01, 11000 Kilo
Weizenmehl I, 25 000 Kilo Weizenmehl 00.
B. Verbrauchsgegenſtände:
8000 Stück Zigarren, 400 Kilo Rauch=
tabak
(Feinſchnitt), 1500 Rollen Kau=
tabak
, 650 Kilo Kernſeife, 2000 Kilo
Seifenſchnitzel, 1000 Kilo Schmierſeife
(gelb), 900 Kilo kriſtalliſierte Soda, 2000
Kilo kalzinierte Soda, 2000 Kilo Seifen=
pulver
, 170 Kilo Sohlenleder, 65 Kilo
Abfalleder, 60 Quadratfuß Maſtkalbleder,
20 Quadratfuß Futterleder.
G. Verzehrungsgegenſtände:
1600 Kilo Margarine, 600 Kilo Kokos=
fett
, 600 Kilo Mohnöl, 400 Kilo Schweine=
ſchmalz
, 1000 Kilo Rinderfett, 200 Kilo
Senf, 2000 Kilo Bohnen, 500 Kilo grüne
Erbſen, 500 Kilo geſchälte, geſpaltene
Erbſen, 1000 Kilo ungeſchälte, ganze gelbe
Erbſen, 600 Kilo Linſen, 1000 Kilo Miſch=
obſt
, 6000 Kilo Marmelade, 2000 Kilo
Apfelgelee, 300 Kilo Kakao, 40 000 Stück
Eier, 3000 Liter Eſſig, 1000 Kilo ge=
ſchälte
Gerſte, 800 Kilo grüne Kern, 250
Kilo Kaffee (geröſtet), 300 Kilo Kaffee=
Eſſenz, 4000 Kilo Malzkaffee, 25000
Stück Handkäſe, 1500 Kilo Limburger=
Käſe, 100 Kilo Edamer=Käſe, 100 Kilo
Schweizer=Käſe, 2000 Kilo Haferflocken,
1500 Kilo Reis, 2000 Kilo Hartweizen=
gries
, 3500 Kilo Kriſtallzucker, 50 Kilo
Kandiszucker, 30 Kilo Tee.
Die in dem Angebot anzuerkennen=
den
Lieferungsbedingungen liegen dahier
am 15., 16. und 17. September 1930
offen. Angebote und Muſter ſind bis
zum Eröffnungstermin am 23. Sep=
tember
1930, vormittags 10 Uhr,
einzureichen.
Die Lieferung iſt ganz frei entweder
Anſtalt oder Station Goddelau=Erfelden
anzubieten, jedoch das Mehl frei
Lagerplatz der Anſtalt. Von jeder
Gattung darf nur ein Muſter angeboten
werden.
Die einzureichenden Mußer
müſſen getrennt von den Angebo=
ten
verpacht mit der Aufſchrift
Muſter zum Angebot verſehen
werden. Angebotsformulare können
von der Anſtalt bezogen werden.
Goddelau, den 8. Sept. 1930. (13528
Direktion der Landes=Heil= und
Pflegeanſtalt Philippshoſpital
bei Goddelau.

Am Freitag, den 12. Sept. 1930,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokal Ludwigs=
platz
8 verſchiedene Gegenſtände zwangs=
weiſe
meiſtbietend gegen Barzahlung.
Vorausſichtlich beſtimmt:
1 Ideal=Schreibmaſchine, 1 Gritzner=
Nähmaſchine, 1 Biedermeier=Krone,
1 D.W. F.=Schreibmaſchine, Lampen a.
Art, 1 Schrankgrammophon mit ca.
30 Platten, 1 Damenfahrrad, 1 kleiner
Perſonenwagen (Fafag), 1 Remington=
Schreibmaſchine, 1 Ladentheke u. a. m.
Darmſtadt, den 10. Sept. 1930. (13547
Noſtadt
Gerichtsvollzieher Kr. A., Bismarckſtr. 42.

Am Freitag, 12. September 1930,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale, hier, =
gelſtraße
27, verſchiedene Gegen=
ſtände
öffentlich zwangsweiſe gegen
(13565
Barzahlung.
Vorausſichtlich beſtimmt:
1 Schreibtiſch, 1 runder Tiſch. 1 Kaſſen=
ſchrank
, 1 Schreibtiſch, 1 Rollſchrank.
Darmſtadt, den 11. Sept. 1930.
Scharmann
Stellvertr. des Ger.=Vollz. Portner.

Gteihandiger Moder Oertauf
Aus Konkurs, Nachläſſen ſowie in
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nachſtehende gut erhaltene Möbel:
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3 Herrenzimmer, mod., nußb. u. eich.,
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ſchrank
ſowie Kleinmöbel u. Ungen.
Auktionator n.
Johannes Krummea, Taxatr
Telephon 4133. (13538
Annahme von Verſteigerungen und Tagatoner,

[ ][  ][ ]

Nnmmer 251

Donnerstag, den 11. September 1930

Seite 11

Sporn erier

Tennis=Club Frankfurk 1914
gewinnt die Medem-Bezirksmeiſterſchaft gegen
Tennis- und Eis=Club Darmſtadt.
Der Darmſtädter Tennis= und Eis=Club hatte am geſtrigen Nach=
mittag
bei ſchönem Tenniswetter und vollbeſetzter Tribüne ſeinen ſeit
drei Jahren behaupteten Titel eines Bezirksmeiſters gegen den Frank=
furter
Tennis=Club Palmengarten 1914 zu verteidigen. Die Darmſtäd=
ter
gingen nicht mit den beſten Ausſichten in den Kampf, zumal ſich die
Frankfurter in den vorangegangenen Ausſcheidungsſpielen und insbeſon=
dere
zuletzt gegen Wiesbaden als außerordentlich ſpielſtark erwieſen
hatten. Sehr ſtark fiel ins Gewicht, daß Darmſtadt auf einen ſeiner
Beſten, den Deutſchen Junioren=Meiſter Hans Kleinlogel, verzichten
mußte. Geſtern hat ſich erſt der ſchwere Fehler von Kleinlogel gerächt,
daß er im Frühſommer für Mannheim Medenſpiele mitſpielte und da=
durch
ſeinen heimiſchen Club um einen ſeiner beſten Kräfte beraubt
hatte, deſſen Fehlen ſich geſtern nachmittag ſowohl im Einzel, wie im
Doppel außerordentlich bemerkbar machte. Zudem mußte die geſamte
Darmſtädter Meden=Mannſchaft eine völlige Umſtellung erfahren, was
ſich beſonders in den Doppels ungünſtig auswirkte. Die Spiele ſtanden
ſo unter einem recht ungünſtigen Stern für Darmſtadt, und manches
Clubmitglied hat im Stillen mit einer ähnlich kataſtrophalen Niederlage
gerechnet, wie ſie Wiesbaden kürzlich von den Frankfurtern hinnehmen
mußte. Wenn Darmſtadt nicht höher als mit 6:3 Punkten gegen die
Frankfurter verlor, ſo iſt das in erſter Linie dem außerordentlich tapfe=
ren
Spiel von Werner zu verdanken, der gegen den routinierten und
erfahrenen Frankfurter Schmidt=Knatz in einem außerordentlich zähen
Finifh 0:6, 6:1, 6:4 gewann. Der Frankfurter zog im erſten Satz ſei=
nem
Partner ſicher davon, und überließ ihm kein Spiel. Aber im zwei=
ten
Satz hatte ſich Werner gefunden, riß mit gut geſetzten Bällen die
Initiative an ſich und holte ſich Spiel auf Spiel. Im dritten Satz hatte
anfänglich der ältere Schmidt=Knatz ſeine Ermüdungserſcheinungen über=
wunden
, aber Werner brachte ſeinen Gegner durch ſicheres Verteidigungs=
ſpiel
aus dem Schlag, und da er die beſſeren Nerven hatte, gewann er
den dritten entſcheidenden Satz und den erſten Punkt für Darmſtadt mit
6:4. In der Zwiſchenzeit hatte Kretzer in einem raſanten Match mit
6:3, 9:7 gegen Mayer=Frankfurt den zweiten Punkt geholt. Mit ſeinen
getwiſteten Bällen ſetzte Kretzer dem über einen guten Vorhandſchlag
verfügenden Mayer ſtark zu und gewann durch größere Sicherheit mit
9:7 nach Kampf den zweiten Satz. Sennewald, der ſonſt einer der zu=
verläſſigſten
Spieler des Darmſtädter Clubs iſt, vermochte ſich gegen den
erfahrenen und routinierten Frankfurter Dr. Halberſtadt, nicht durch=
zuſetzen
, da er infolge einer längeren Pauſe für ein ſolch ſchweres Match
noch nicht fit war. Immerhin machte Sennewald ſeinem Gegner den
6:4, 6:2 Sieg weit ſchwerer, als es das Reſultat erkennen ließ. Sames=
reuther
ſtand gegen Erwen=Frankfurt auf verlorenem Poſten, denn mit
dieſem Punkt war von vornherein nicht gerechnet. Erwen gewann denn
auch ſicher 6:1, 6:0. Mit dem gleichen Reſultat mußte ſich auch Claß
trotz fehr ſchönen Spieles gegen den Frankfurter Spitzenſpieler Goſe=
wich
beugen, der durch ſeine unheimliche Sicherheit ſeinen Sieg niemals
fraglich erſcheinen ließ. Durch das Fehlen Kleinlogels wer auch der
Ausgang des erſten Doppels Claß=Beeck gegen das Frankfurter Paar
Goſewich=Erwen nicht fraglich. Denn die kurze Zeit, die Beeck und Claß
zum Einſpielen zur Verfügung ſtand, reichte nicht aus, um gegen ein
ſo ſtarkes Doppelpaar wie die beiden Frankfurter erfolgreich zu be=
ſtehen
. Immerhin mußten ſich die Frankfurter nach dem erſten Satz=
gewinn
von 6:1 ſtrecken, um den zweiten Satz mit 6:4 an ſich zu bringen.
Werner und Sennewald erkämpften im zweiten Doppel einen ſehr
ſchönen Sieg im Drei=Satz=Kampf mit 1:6, 6:4, 6:2 gegen das Frank=
furter
Paar Halberſtadt=Schmidt=Knatz, und ſicherten durch ihr aufmerk=
ſames
und bedachtes Netzſpiel den dritten Punkt für Darmſtadt. Das
dritte Doppel mußten Kretzer=Samesreuther an die Frankfurter Mayer=
Schwarzſchildt mit 1:6, 3:6 abgeben, da die beiden Darmſtädter als
Doppelpaar zu wenig eingeſpielt waren. Den hervorragendſten Kampf
aber des ganzen Nachmittags lieferte ohne Zweifel der Darmſtädter
Steffan gegen den Frankfurter Nahm. Es war eine wahre Freude, zu
ſehen, wie der durch ſeine ſchwere Kriegsverletzung ſtark benachteiligte
Steffan in zähem Kampfe gegen ſeinen mit einem ſehr ſcharfen und
tiefgeſetzten Vorhandſchlag ausgeſtatteten Gegner die letzten Kräfte ein=
ſetzte
, um ſeinem Partner den Sieg ſtreitig zu machen. Steffan erlief
auch die beſtgeſetzten Schüſſe feines Gegners und führte im erſten Satz
wiederholt, bis er ihn doch noch zuletzt mit 12:10 dem Frankfurter über=
laſſen
mußte. Aber mit der gleichen Bravour und unermüdlichen Aus=
dauer
ging Steffan in den zweiten Satz und gewann ihn nach zähem
Kampfe 7:5. Auch im dritten Satz verteidigte ſich Steffan mit der ihm
eigenen Energie, aber ſchließlich mußte er ſich doch nach faſt zweiſtündi=
gem
Kampfe mit 3:6 beugen. Immerhin war die Leiſtung von Steffan
ganz hervorragend, und für manches Clubmitglied beiſpielgebend, zumal,
wenn man bedenkt, daß er es wahrhaftig weit ſchwerer hat als alle
ſeine Partner, ſich mit einer ſo ſchweren körperlichen Behinderung durch=
zuſetzen
.
Tennisturnier in Leipzig.
Der Abſchluß.
Beim Tennisturnier von Rotweiß Leipzig ſiegte bei den Damen
Frl. Weihe über Frl. Kallmeyer mit 7:5, 6:2. Die Schlußrunde im
Herren=Einzel zwiſchen Schwenker und Tübben mußte beim
Stande von 8:6, 3:6 abgebrochen werden und ſoll in Berlin fortgeſetzt
werden. Das Herren=Doppel gewannen die Leipziger Heine=
Springer gegen die Kombination Schwenker/Dr. Pahl nach hartnäckigem
Kampf mit dem ſeltenen Ergebnis 21:19, 6:3. Im Gemiſchten
Doppel ſchließlich blieben, Frau Fritſch/Heine über Frl. Kallmeyer=
Schwenker mit 2:6, 6:3, 8:6 erfolgreich.
Amerikas Tennis=Meiſterſchaften.
Bei den amerikaniſchen Tennis=Meiſterſchaften der Herren in
Foreſt Hill gab es nach dem ſenſationellen Ausſcheiden des Fran=
zoſen
Borotra einige weitere Ueberraſchungen. Berkley Bell, der
Bezwinger Borotras, ſchaltete ſeinen Landsmann Mereur mit 6:1, 6:2,
6:4 aus, und der alte Morris Williams bezwang den Davis=
pokalſpieler
Lott 7:9, 7:5, 7:5, 6:1. Tilden hatte mit Armſtrong
keine große Mühe und gewann leicht mit 6:1, 6:1, 6:0.
Fußball.
SpV. 1910 Weiterſtadt 1. Germania Leeheim 1. 6:1 (4:1).
Auch im Fußball hat der Sportverein 1910 Weiterſtadt mit den
Punktkämpfen begonnen. Die erſte Mannſchaft gaſtierte daher am ver=
gangenen
Sonntag in Leeheim und konnte einen einwandfreien Sieg er=
ringen
. Schon gleich mit dem Anpfiff konnte Weiterſtadt ſein erſtes Tor
erzielen. In kurzen Abſtänden folgte das zweite und dritte Tor. Durch
einen Strafſtoß kam Leeheim zu ſeinem erſten und einzigen Tor des
Tages. Poſtwendend wurde auf 4:1 erhöht und ſomit die alte Tor=
differenz
wieder hergeſtellt. Nach dem Seitenwechſel konnten die Gäſte
noch zweimal erfolgreich ſein. Die Ausbeute hätte weit größer ſein
können, jedoch der Sieg ſtand bereits in der erſten Hälfte feſt, ſo daß ſich
die Spieler weitmöglichſt zurückhielten. Das Spiel an ſich wurde ſtets
fair und im ſportlichen Rahmen durchgeführt. Leeheim ſtellte eine junge
kräftige Mannſchaft, die jedoch infolge der fehlenden Technik nicht auf=
kommen
konnte. Bei Weiterſtadt machte ſich die Umſtellung der Läufer=
reihe
von der guten Seite bemerkbar.
Die erſte Handballmannſchaft mußte, mit nur zehn Mann ſpielend,
gegen die zweite des SpV. 98 Darmſtadt eine 13:0 Niederlage hinneh=
men
. Bei etwas beſſerem Verſtändnis in dem Sturm und Zuſpiel der
Läuferreihe wird die Mannſchaft in den weiteren Spielen beſſer ab=
ſchneiden
. Die Gäſte waren den Einheimiſchen ſichtlich überlegen.
Die erſte Damen=Handballelf unterlag in ihrem erſten Verbands=
ſpiel
, das gegen Arheilgen ausgetragen wurde, 6:0. Wenn auch das erſte
Spiel verloren ging, ſo hat ſich doch die Spielweiſe der Damen erheblich
gebeſſert.
FC. Union Wixhauſen 1. Sportkl. Dietzenbach 1. 2:0 (2:0). Ecken 7:4.
SC. Union hatte ſein erſtes Verbandsſpiel auf eigenem Platze und
hatte alle Mühe, gegen den Sportklub ſiegreich zu beſtehen. Die Union=
mannſchaft
, die in letzter Zeit ſehr beachtenswerte Erfolge gegen führende
Kreisligavereine erringen konnte, zeigte nicht das, was man von der Elf
erhofft hatte. Mit dem Anſtoß entwickelt ſich ein flottes Spiel. Wix=
hanſen
wird leicht überlegen, und ſchon in der 6. Minute können die
Blauweißen durch Nachſchuß des Mittelſtürmers in Führung gehen.
Gleich darauf macht ein Verteidiger Dietzenbachs abſichtlich Handſviel im
Strafraum. Der verhängte Elfmeterſtrafſtoß wird verwandelt. Dietzen=
bach
wird jetzt zuſehends beſſer und leitete ſchöne Angriffe ein, die aber
alle an der Unionverteidigung zerſchellen. Nach manchen ſchönen Tor=
gelegenheiten
auf beiden Seiten geht es in die Panſe. Beide Mann=
ſchaften
zeigen nach dem Wechſel ein ſehr zerfahrenes Spiel, beſonders
im Sturm war alles planlos und konnte auch an dem Reſultat nichts
mehr geändert werden. Obwohl der Wille in der Union=Mannſchaft iſt.
aber an der Zuſammenarbeit in der Stürmer= und Länferreihe fehlt es
noch ſehr. Das Fehlen des Mitteläufers Fiedler macht ſich in der
Mannſchaft immer noch ſehr bemerkbar. Der Schiedsrichter leitete ein=
wandfrei
. Unton 2. Dietzenbach 2. 5:0; Handballmannſchaft 1.
Eppertshanſen 1:19.

und Tatnen.
Handballſpiel Deutſchland-Oeſterreich.
Die Durchführung jekzt geſicherk.
Wie wir von zuſtändiger Seite erfahren, ſind die Differenzen zwi=
ſchen
dem Oeſterreichiſchen Handball=Verband und der Deutſchen Sport=
behörde
für Leichtathletik, die der Austragung des für den 21. Sep=
tember
nach Darmſtadt angeſetzten Handball=Länderſpiels im Wege ſtan=
den
, beſeitigt worden. Das Treffen wird beſtimmt am 21. September
in Darmſtadt ausgetragen und vom SV. 98 Darmſtadt durch=
geführt
. Es beſteht die Möglichkeit, daß das Treffen im Hochſchul=
ſtadion
, dem Schauplatz der Studenten=Weltmeiſterſchaften, ausgetragen
wird.
Handball in der 2. T. (9denwaldgan).

Der 7. September brachte folgende Ergebniſſe:
Meiſterklaſſe: Groß=Umſtadt 2. Erbach 2. 5:6; Groß=Zimmern
Nieder=Klingen 1. 10:1; König 1. Michelſtadt 1. 10:2.
A=Klaſſe Nord: Richen 1. Lengfeld 1. 6:2; Hergershauſen 1.
Groß=Bieberau 1. 1.:5; Sickenhofen 1. Klein=Umſtadt 1. 1:5.
A=Klaſſe Süd: Kirch=Brombach 1. Zell 1. 7:4: Momart 1.
Steinbuch 1. 10:3.
B=Klaſſe, Gr. 1: Wald=Amorbach Michelſtadt 2. 4:1; Steinbach 1.
Hainſtadt 1. 9:1: Gr. 2: Klein=Umſtadt 2. Langſtadt 1.
4:2: Gr. 3: Altheim 1. Groß=Zimmern 2. 4:3: Habitzheim 1.
Groß=Bieberau 2. 5:2.
C=Klaſſe, Gr. 1: Momart 2. Steinbuch 2. 2:1: König 3. Kirch=
Brombach 2. 8:2; Zell 2. Erbach 3. 2:1: Gr. 2: Richen 2.
Reinheim 2. 2:4: Rimhorn 1. Lengfeld 2. (Lengfeld gewinnt
kampflos); Spachbrücken 1. Groß=Umſtadt 3. 3:3: Gr. 3:
Hergershauſen 2. Schaafheim 2. 6:1; Altheim 2. Schlierbach 1.
4:2.

Groß=Umſtadts 2., wie fie am Sonntag ſtand, lieferte Erbach ein
gleichwertiges Spviel, das Erbach gerechter Weiſe gewann. Weil Nieder=
Klingen durch Erfatz geſchwächt war, konnte es Groß=Zimmern keinen
ſtarken Widerſtand entgegenſetzen. Nach anfänglichem Zögern kam König
gut in Fahrt und erzielte bei überlegenem Spiel in der zweiten Halb=
zeit
das hohe Torverhältnis. Zell hielt ſich gegen die ſpielſtarken Kirch=
Brombacher recht gut. Obwohl Steinbuch zunächſt mit 2:0 führte,
konnte es Momart auf deſſen eigenem Platz nicht kraftvoll genug und
techniſch gleichwertig entgegentreten und mußte ſich beugen. Lengfeld
trat mit 10 Mann an, ſtieß auf einen gut eingefvielten Gegner und
mußte eine empfindliche Niederlage einſtecken. Der Sieg Groß=Bieberaus
ſtand nach den erſten Minuten ſicher. Auch Klein=Umſtadt brauchte um
die Punkte nicht zu bangen. Hainſtadt muß ſich ein ſtilleres Benehmen
angewöhnen und darf ſein Heil nicht in Sologängen ſuchen. Hätte ſich
Langſtadt zu Beginn des Spieles nicht üiberrumpeln laſſen, es könnte ein
Unentſchieden vorliegen. Die Hintermannſchaft Groß=Zimmerns ent=
täuſchte
. Kirch=Brombachs 2. hatte einen ſchwachen Torwart zur Stelle,
Königs 3. war im Zuſpiel gut.
Am Sonntag, den 14. September, ſpielen:
Meiſterklaſſe: Erbach 2. König 1., um 3.30 Uhr; Groß= Um=
ſtadt
2. Groß=Zimmern 1, 3 Uhr: Nieder=Klingen 1. Michel=
ſtadt
1. 3 Uhr.

A=Klaſſe Nord: Groß=Bieberau 1. Klein=Umſtadt 1., um 3.30
Uhr; Lengfeld 1. Hergershauſen 1., um 2.45 Uhr; Gunderhauſen
1. Sickenhofen 1., 3.30 Uhr.

A=Klaſſe Süd: Höchſt 1. Steinbuch 1., um 3 Uhr; Zell 1.
König 2., 3.30 Uhr.
B=Klaſſe, Gr. 1: Hainſtadt Wald=Amorbach, 3 Uhr; Mümling=
Grumbach Steinbach. 3 Uhr; Gr. 2: Klein=Zimmern Klein=
Umſtadt 2., 3 Uhr; Schaafheim Heubach, 3.30 Uhr: Gr. 3:
Groß=Zimmern 2. Habitzheim 1., 3 Uhr; Groß=Bieberau 2.
Altheim 1., 2 Uhr.
C=Klafſe, Gr. 1: Erbach 3. König 3., um 2 Uhr; Zell 2.
Momart 2., 2 Uhr; Gr. 2: Richen 2. Lengfeld 2., 3 Uhr:
Gr. 3: Schaafheim 2. Langſtadt 2., 2 Uhr: Gundernhaufen 2.
Schlierbach 1., 2 Uhr.
Freundſchaftsſpiele: Nieder=Klingen Jugend Reinheim 2.,
um 4 Uhr; Steinbuch 2. Erbach 3b. um 3 Uhr.

Tv. 1863 e. V. Groß=Zimmern Tv. Nieder=Klingen 10:1.
Bei dieſem Treffen hatte der Platzverein keine große Mühe, um zu
zwei weiteren Punkten zu gelangen. Trotzdem war man in den erſten
15 Minuten im Zweifel, ob die Einheimiſchen die erwartete Ueberlegen=
heit
an ſich ziehen. Dieſes Rätſel war fedoch bald gelöſt, als Groß= Zim=
mern
bald darauf durch ſeinen Mittelſtürmer den Führungstreffer er=
zielte
. Daraufhin machte ſich eine glatte Ueberlegenheit der Einheimi=
ſchen
bemerkbar, und nach einigen Minuten hieß es ſchon 3:0 für Groß=
Zimmern. Nun raffte ſich auch die Gäſtemannſchaft zuſammen und es
gelang ihr auch, in der 20. Minute ihren erſten und Ehrentreffer zu er=
zielen
. Die Einheimiſchen fanden ſich immer beſſer zuſammen und konn=
ten
bis zur Pauſe auf 5:1 erhöhen. Nach dem Wechſel verſuchte
Nieder=Klingen das Reſultat für ſich beſſer zu geſtalten, was jedoch nicht
gelang. Groß=Zimmern konnte bis zum Schlußpfiff durch ſchöne placierte
Würfe noch fünfmal einſenden. Die zweite Mannſchaft ſpielte in Alt=
heim
gegen die dortige erſte Mannſchaft und mußte nach hartem Kampf
eine knappe Niederlage von 4:3 hinnehmen.
Am nächſten Sonntag fährt die erſte Mannſchaft nach Groß=Umſtadt
und wird dort ihr ganzes Können hergeben müſſen, um zu zwei weiteren
wertvollen Punkten zu kommen. Die zweite Mannſchaft empfängt die
erſte Mannſchaft von Habitzheim und dürfte den Einheimiſchen ein knap=
per
Sieg zuzuſchreiben ſein; jedoch muß man immer wieder erwähnen,
daß ſolche Spiele auf eigenem Platze nicht auf die leichte Seite genom=
men
werden. Es dürfte ein intereſſantes Treffen zu erwarten ſein.
Spielbeginn 3 Uhr.
Leichkakhlekik.
Darmſtädter Leichtathleten in Saarbrücken.
Sechs Leichtathleten des Sportvereins Darmſtadt 1898 weilten am
vergangenen Sonntag in Saarbrücken. Am Vormittag wurde zunächſt
die letzte Süddeutſche Meiſterſchaft dieſes Jahres, über 25 Km.=Laufen,
geſtartet. Dabei verſuchte ſich Lindner=Spv. 1898 erſtmalig über dieſe
lange Strecke, konnte aber unter insgeſamt 21 Bewerbern nur Dreizehn=
ter
werden. Die Laufſtrecke ſtellte in ihrem Verlauf gewaltige Anforde=
rungen
an die Läufer, insbeſondere auf den letzten 7 Kilometern, auf
denen ſehr beträchtliche Höhenunterſchiede zu überwinden waren. Die
Zeit des Siegers (Kapp=Müneben. 1 Stde. 31 Min. 49 Sek.) iſt in An=
betracht
der ſehr ſchwierigen Strecke als erſtklaſſig zu bezeichnen.
Am Nachmittag wurden auf dem Sportplatz im Ludwigspark die
Entſcheidungskämpfe der Saartal=Kampfſpiele des SC. Saar 05 Saar=
brücken
ausgetragen. Im Eröffnungswettbewerb, dem 800=Meter=Lauf,
Klaſſe 2, wurde Krauth=Spv. 1898, hinter Schilling=Mainz und Ocker=
Heilbvonn Dritter in 2:04,2 Minuten. Im 400=Meter=Endlauf mußte
leider Schpp=Spv. 1898 wegen Verletzung aufgeben. Im 400=Meter=
Lauf der Klaſſe 3 war dafür wieder die Lilie des Sportvereins zweimal
in der Entſcheidung vertreten: in 53,9 Sekunden wurde Gunſt erſter
Sieger, während Eiſenhauer auf der Außenbahn den vierten Platz be=
legte
. Auch im 1500=Meter=Lauf, Klaſſe 2, kam Krauth in 4 Min. 30,4
Sek. wiederum auf den dritten Platz. Wie zu erwarten war, kam es
im 3000=Meter=Lauf der Klaſſe 1 zu einem ſchönen, ſpannenden, erbitter=
ten
Kampf zwiſchen dem Deutſchen Meiſter und Rekordmann Kilv=99
Düſſeldorf und Habich=Sportverein 1898, in dem Habich erneut ſeine
gegen Ende der Saiſon gezeigte blendende Form beſtätigte. Nur um
Bruſtbreite ging der Weſtdeutſche vor Habich durch das Ziel in 9 Min.
00,4 Sek. Die Zeit Habichs 9 Min. 00,5 Sek. iſt erſtklaſſig und
die zweitbeſte, die in dieſem Jahre in Süddeutſchland erzielt wurde.
Zur Veranſtaltung ſelbſt iſt noch zu ſagen, daß viel zu viel Konkurren=
zen
zum Austrag kamen und daß badurch eine erhebliche Verzögerung in
der Abwicklung einſetzte. Im übrigen gab ſich der Veranſtalter alle
Mühe, ein aufmerkſamer Gaſtgeber zu ſein. Auch die Bevölkerung von
Saarbrücken und Umgebung brachte beſonders der Langlaufmeiſterſchaft,
aber auch den Kampfſpielen lebhaftes Intereſſe entgegen.
Frauen=Weltſpiele in Prag.
Frau Sondheim=München ſiegt im Fechtturnier.
Waren die deutſchen Leichtathletinnen bereits bei den Frauen= Welt=
ſpielen
in Prag überans erfolgreich geweſen, ſo konnten auch die deut=
ſchen
Fechterinnen das Fechtturnier mit einem Erfolg der deutſchen
Farben abſchließen. Dieſer Erfolg bedeutet um ſo mehr, da unſere beſte
Waffe, die Weltmeiſterin Helene Maher, in Prag an einer Angina er=
krankte
und nicht teilnehmen konnte. Frau Sondheim=München befand
ſich in einer glänzenden Verfaſſung und wurde mit 5:1 Siegen Welt=
meiſterin
. Die Ueberraſchung war die Leipzigerin Frl. Kaſſel, die mit
4:2 Siegen den dritten Platz hinter der Ungarin Elek Czipſi mit 5:1
Siegen belegte.

MM Moriſtägseag rand um eutora.
Von Fritz Morzik,
dem vorjährigen und diesjährigen Europaflugſieger.
Der deutſche Verteidiger des Wanderpreiſes
für den Europaflug 1930, Fritz Morzik, iſt zum
zweiten Male aus dem Wettbewerb als Sieger
hervorgegangen. Der Pilot ſtellt unſerem L= Mit=
arbeiter
nachfolgende Aeußerungen zur Ver=
fügung
.
D. Red.
Die Bedeutung des Europarundflugwettbewerbes für das
geſamte Flugweſen liegt darin, dem Laien einen Begriff von der
Güte und vornehmlich auch von der Sicherheit unſerer kleinen
Sportflugzeuge zu geben. Denn ebenſo im diesjährigen wie im
vorjährigen Wettbewerb haben wir unter Beweis geſtellt, daß
man täglich einige 1000 Kilometer mit dem Sportflugzeug aus=
fahren
kann, daß ſelbſt ungünſtige Witterungsverhältniſſe, wie
wir ſie in dieſem Jahre ſchon von Anbeginn hatten, nicht das
abſolute Gefühl der Sicherheit beeinträchtigen können. Wir
haben in den verſchiedenen Prüfungen, namentlich in den tech=
niſchen
, den Start= und Landeprüfungen, zeigen können, wie ab=
ſolut
einwandfrei unſere Maſchinen arbeiteten.
Der diesjährige Europarundflug war nicht nur intereſſantet
als der vorjährige, ſondern auch weitaus ſchwieriger. Wir haben
des ungünſtigen Wetters wegen nicht hoch fliegen können, ja wir
ſind manche Strecken in kaum 50 Meter Höhe alſo gerade über
den Baumkro en geflogen. An Stelle von Rumänien und Jugo=
ſlawien
ſind England und Spanien in unſere Reiſeroute getre=
ten
. Ich hatte dieſelbe Maſchine wie im Vorjahre, nämlich eine
B. F. W.=Maſchine, M. 23. C., deren Konſtrukteur Meſſer=
ſchmidt
iſt, allerdings mit einem neuen, etwas ſtärkeren Motor
As 8 von den Argus=Werken. Maſchine und Motor haben ſich
ausgezeichnet bewährt, ich hatte auf dem ganzen Flug nicht den
geringſten Defekt. Hinzu kam, daß wir in dieſem Jahre faſt alle
zum erſten Male mit Knorr Luftdruckbremſen fuhren, die die
Landung auf einem kleinen Flugplatz ſehr erleichtern. Trotzdem
hat mein Begleiter, ein Flugſchüler, mit dem ich ſchon im vorigen
Jahr gefahren bin und der mir gleichzeitig den Bordmonteur er=
ſetzte
, manchmal noch einige 100 Meter laufen müſſen, damit wir
den Kontrollſtempel recht= oder beſſer frühzeitig genug bekamen,
denn jede Sekunde ſpielt bei der Wertung eine Rolle.
Der Laie kann ſich von ſo einem Dauerflug wohl kaum einen
Begriff machen. Ich habe oft Fragen gehört: Wie kommt es,
daß Sie den Aether durchſchneiden, ohne vom Kurs abweichen
zu müſſen? Warum bringen Sie u. a. Gegenwinde nicht vom
Kurs ab? Und wie vor allen Dingen finden Sie bei Tag oder
Nacht den graden und kürzeſten Weg, auf den es doch ſchließlich
der Wertung wegen ankommt?
Dazu iſt folgendes zu ſagen: 1. haben wir (meiſt ſelbſtange=
fertigte
!) Karten, auf denen vermittels Verbindungsſtrichen der
kürzeſte Weg vorgezeichnet wird; 2. berechnen wir danach den
Kompaßwinkelgrad, den wir beim Flug genau einhalten; 3. bei
ſtarkem Gegenwind (ſagen wir, wir werden 20 Kilometer vom
Kurs abgetrieben) balancieren wir den Kurs oder jedenfalls kön=
nen
wir ihn balancieren, um die 20 Kilometer oſt= oder weſt=
wärts
aus, und bleiben durch die Windſtärke auf dem richtigen
vorgezeichneten Flugkurs.
Beſonders erſchwerend war in dieſem Jahre der Umſtand,
daß ich Titel= und auch Wanderpreisverteidiger für Deutſchland
war und ehrgeizig genug, denn wer möchte nicht ſiegen?
beides, Titel und Preis, für Deutſchland halten wollte. Ich bin
daher über meinen Sieg auch ſehr glücklich, aber ich hätte ihn
auch meinem Kollegen Poß gegönnt, der auf einer Klemm=
Maſchine fuhr. Die Maſchine iſt ebenfalls ausgezeichnet und
einer M. 23. C. abſolut gleichwertig.
Ganz wundervoll und ganz groß iſt die Leiftung der Miß
Spooner zu werten, die namentlich bei den Start= und Lande=
prüfungen
die unglaublichſten Kunſtſtücke gezeigt hat. Ganz
wenige Männer aber keiner ihrer Landsleute haben es ihr
gleichgetan.
Vielleicht noch ein Wort über die Anlage der Flugplätze, die
nirgends, ſo vorbildlich wie in Deutſchland ausgebaut ſind.
Namentlich bei Nachtlandungen auf kleinen Flughäfen iſt die um=
grenzende
rote Neon=Beleuchtung eine wunderbare Hilfe, wäh=
rend
in ausländiſchen Flughäfen nur die vier Ecken durch rote
Lampen das Feld bezeichnen. Die Kontrolle war jedenfalls über=
all
durch ein großes C. auf weißem Felde ſichtbar, und die war
bei dieſem Flug auf jeder Station die wichtigſte.
Während des ganzen Fluges habe ich niemals eine Spur
von Müdigkeit gefühlt; im Gegenteil, jede Phaſe dieſes Fluges
war ſo intereſſant und abwechſlungsreich, daß der Flug beinahe
wie im Fluge beendet war. Mir perſönlich hat das Wetter
keinen Strich durch die Rechnung gemacht, ich bin ja nun auch
ſchon ein alter Flughaſe.
Dieſer Flug hat gezeigt, daß nicht nur das ſchwere Verkehrs=
flugzeug
der Luft=Hanſa (obwohl es ſich mit 6 Motoren leichter
fliegen läßt) abſolute Sicherheit gewährleiſtet, ſondern daß, im
Begenteil, auch mit dem kleinen Sportflugzeug zum Durchfliegen
wichtiger und langer Strecken unbedingt zu rechnen iſt. Der
Europarundflug ſoll in erſter Linie den Fortſchritt der Technik,
die Güte des Materials und die Bedeutung der Flugzeuginduſtrie
eigen und beweiſen. Wir haben mit unſeren B.F.M.= und
Klemm=Maſchinen und mit den neuen Argus=Motoren, mit denen
21 Maſchinen ausgeſtattet waren, und die ohne den geringſten
Defekt ſämtlich durchgehalten haben, erneut gezeigt, daß die
deutſche Flugzeuginduſtrie der ausländiſchen die Spitze bieten
kann.
Und über die Sicherheit im Flugweſen
Der Laie ſollte ſich überzeugen laſſen.

Winkerſpork.
Meiſterſchaften auf dem Eis.
Die Termine und Austragungsorte für die Welt= und Europa=
meiſterſchaften
auf dem Eiſe des Jahres 1931 ſtehen nunmehr ſämtlich
feſt. In die Durchführung der verſchiedenen Veranſtaltungen teilen
ſich die Eislaufverbände von Deutſchland, Oeſterreich, Schweden, Finn=
land
, der Schweiz und Polen. Der Terminkalender hat folgendes Aus=
ſehen
: 1.8. Februar: Krynica; Europameiſterſchaft im Eishockey.
10.11. Februar: Stockholm: Europameiſterſchat im Schnellaufen.
17.18. Februar: Wien: Europameiſterſchaft im Herren=Kunſtlaufen.
24.25. Februar: Helſingfors: Weltmeiſterſchaft im Schnell=
laufen
. 24.25. Februar: Davos: Europameiſterſchaft im Damen=
Kunſt= und Paarlaufen. B. Februar bis 1. März: Berlin: Welt=
meiſterſchaften
im Kunſtlaufen für Herren, Damen und Paare.
Deutſche Ski=Meiſterſchaften 1931.
Aenderung der Programmfolge.
Nach einer Mitteilung des Reichswehr=Miniſteriums werden die
Heeres=Meiſterſchaften im Skilauf in Zukunft nur noch alle zwei Jahre
ausgetragen. Infolgedeſſen erfährt das Programm der Deutſchen Ski=
Meiſterſchaften 1931 in Lauſcha=Ernſtthal eine Veränderung, ſo
daß die Programmfolge nunmehr lautet: 6. Februar: 18=Kilometer=
Langlauf. 7. Februar: Staffel=Meiſterſchaft. 8. Februar;
Sprunglauf auf der Pappenheimer Schanze in Ernſtthal. 9. Fe=
buuar
: 50=Kilometer=Dauerlauf.

Auch China hat jetzt einen eigenen Fußball=Verband gegründet und
wird im April 1931 mit einer Verbands=Maggſchaft eine Europatournee
unternehmen.
Oeſterreichiſcher Zehnkampfmeiſter wurde Beck=Wien mit 6747,26
Punkten.
Erich Möller gewann in Hannover das 100=Kilometer=Da: / rennen
überlegen in 1:22:21,8 Std. vor Thollembeck, Kretzer, Graſm und
Wynsdau.

[ ][  ][ ]

Nummer 251

Donnerstag, den 11. Septbr.

Saaken= und Ernkeſtand im Deukſchen Reich
Anfang Sepkember.

Die zu Beginn der letzten Auguſtwoche anhaltende naßkalte
Witterung erſchwerte die Erntearbeiten beim Getreide in allen Teilen
des Reiches erheblich. Erſt gegen Ende des Monats konnten mit dem
Eintritt von trockenem Wetter die Erntearbeiten bis auf einige Gebiete
in Nord= und Süddeutſchland zu Ende geführt werden. Die Qualität
der diesjährigen Getreideernte hat unter der langandauernden Näſſe
vielfach gelitten. Beſonders ſtark wurde die Ernte an Sommerhalm=
früchten
, vor allem an Hafer, durch Auswuchs und Ausfall beein=
trächtigt
.
Die Entwicklung der Hackfrüchte iſt durch die Niederſchläge über=
wiegend
günſtig beeinflußt worden. Nur auf ſchweren Böden treten bei
Kartoffeln nicht ſelten Fäulnis und andere Krankheiten auf. Im all=
gemeinen
haben ſich die Ernteausſichten für Hackfrüchte gegenüber dem
Vormonat gebeſſert. Die Futterpflanzen, Wieſen und Weiden haben ſich
weiterhin erholt und zeigen kräftiges Wachstum. Der zweite Schnitt
hat überall eingeſetzt und verſpricht nach Menge und Beſchaffenheit be=
friedigende
Erträge.
Unter Zugrundelegung der Zahlennoten 2 gleich gut, 3 gleich mittel,
4 gleich gering, ergibt ſich im Reichsdurchſchnitt folgende Begutachtung:
Spätkartoffeln 2,6 (Vormonat 2,8), Zuckerrüben 2,5 (2.7), Runkelrüben
2,5 (2,7). Klee 2,7 (3.0), Luzerne 2,5 (2,5), Bewäſſerungswieſen 23 (2,4),
andere Wieſen 2,7 (3.0).

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Weitere Münzprägung. Neu geprägt wurden im Auguſt (in Mil=
lionen
Mark) 0,98 Fünfmark= 3,91 Dreimark=, 0,47 50=Pfennig=Stücke
und 0,25 kleine Münzen, wodurch der Betrag an ausgegebenen Scheide=
münzen
auf rund 1130 Millionen anſteigt. Der bei der Reichsbank be=
ſtehende
Beſtand an Scheidemünzen geht nur ſelten unter 150 Millionen
zurück, ſo daß der Verkehr augenblicklich mit Hartgeld geſättigt erſcheint.
Weitere Stundung der Rentenbank=Grundſchuldzinſen. Das ſeiner=
zeit
vom Reichsfinanzminiſterium vorbereitete Geſetz über die Aufhebung
der Rentenbank=Grundſchuldzinſen konnte wegen der Reichstagsauf=
löſung
nicht mehr verabſchiedet werden. Es handelt ſich hierbei um die
Niederſchlagung der von der Landwirtſchaft auf das Rentenbank= Grund=
kapital
von 2 Milliarden RM. jährlich in zwei Raten, und zwar am
1. April und am 1. Oktober, zu zahlenden Zinſen in Höhe von 5 Pro=
zeit
bzw. 100 Mill. RM. jährlich. Die Finanzämter ſind vom Reichs=
finanzminiſterium
angewieſen worden, die am 1. April fällig geweſene
Rate von 50 Mill. RM. vorläufig zu ſtunden. Da anzunehmen iſt, daß
das Geſetz auch vom neuen Reichstag noch nicht bis Ende September
verabſchiedet werden wird, iſt auch mit der Stundung der am 1. Oktober
fälligen Rate von 50 Mill. RM. zu rechnen.
Ermäßigung des Zolls für Futtergerſte. Durch Verordnung des
Reichsfinanzminiſters und des Reichsminiſters für Ernährung und Land=
wirtſchaft
vom 8. September 1930, die am 11. September 1930 in Kraft
tritt, iſt der Zoll für Gerſte zur Viehfütterung unter Zollſicherung bis
auf weiteres auf 6 RM. für einen Doppelzentner ermäßigt worden.
Die Ermäßigung hat zur Vorausſetzung, daß nach Inkrafttreten dieſer
Verordnung eine der einzuführenden Menge Gerſte entſprechende Menge
gekennzeichneten Roggens und Kartoffelflocken von einer vom Reichs=
miniſter
für Ernährung und Landwirtſchaft beſtimmten Stelle in einem
von dieſem feſtzuſetzenden Verhältnis bezogen wird.
Weitere Bergarbeiterentlafſungen im Ruhrbezirk. Beim Stillegungs=
kommiſſar
ſind weitere Anträge auf Entlaſſung von Bergarbeitern ein=
gegangen
. Die Gewerkſchaft Matthias Stinnes meldet unter dem
30. Auguſt die Entlaſſungen von 500 Bergarbeitern auf ihrer Zeche
Matthias Stinnes IIIIIV an. Vom Mülheimer Bergwerksverein
wird ebenfalls unter dem 30. Auguſt die Entlaſſung von 500 Arbeitern
auf der Schachtanlage Ver. Welheim angezeigt. Ferner meldet die
Kruppſche Verwaltung unter dem 3. September die Entlaſſung von 150
Arbeitern und Angeſtellten auf den Zechen Hannober und Hanni=
bal
an.
721 000 RM. für den Frankfurter Kleinſtwohnungsbau. Kurz vor
der Reichstagsauflöſung hat bekanntlich der Haushaltsausſchuß des
Reichstages nach Zuſtimmung des Reichsrats den Vorgriff auf die im
außerordentlichen Haushalt des Reichsarbeitsminiſteriums zur Förde=
rung
des Kleinwohnungsbaues eingeſetzten 1000 Mill. RM. und damit den
Weg für die ſofortige Bereitſtellung dieſer Gelder geöffnet. Dieſe För=
derungsmaßnahmen
ſtellen ſich als ein Teil des Arbeitsbeſchaffungspro=
gramms
der Reichsregierung dar. Wegen der Verwendung der Mittel
ſind beſtimmte Grundſätze aufgeſtellt worden, die darauf hinauslaufen,
beſonders den Kleinſtwohnungsbau zu fördern. Die Stadt Frankfurt
hat ſich um Berückſichtigung aus dieſem Fonds bemüht. Es wurden der
Stadt immerhin aus dem Anteil, den der Regierungsbezirk Wiesbaden
erhalten hat, 721000 RM. zur Förderung des zuſätzlichen Wohnungs=
baues
zugewieſen.
Stand der pfälziſchen Weinberge. Der Stand der Weinberge
in Leiſtadt iſt gut und das vorausſichtliche Mengenergebnis zu=
friedenſtellend
. Der Rotherbſt wird vorausſichtlich am 15. Sep=
tember
beginnen. Die Weinberge in Hambach b. Neuſtadt a. Hardt
zeigen einen ſehr ſchönen Behang. Dort, wo man mit der Be=
kämpfung
gegen die Peronoſpora und Oidium rechtzeitig einſetzte,
und das iſt mit ganz wenigen Ausnahmen allgemein geſchehen, ſind
die Trauben geſund. Bei dem herrlichen Wetter gingen Portugie=
ſer
raſch in Färbung über. Es wird die Leſe nicht mehr lange auf
ſich warten laſſen. Die Qualität verſpricht recht gut zu werden.
Der Stand der Weinberge in Kallſtadt iſt gut und das Mengen=
ergebnis
im Portugieſer ebenfalls gut. Der vorausſichtliche Rot=
herbſt
beginnt am 15. September.

Metallnokierungen.

Die Metallnotierungen in Berlin am 10. September für je
100 Kg. ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt.
Elektrolytkupfernotiz) 105,50 RM. Die Notierungen der Kom=
miſſion
des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen
ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Be=
zahlung
) ſtellten ſich für Original Hüttenaluminium, 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM., des=
gleichen
in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent, 194 RM., Rein=
nickel
, 9899 Prozent, 350 RM., Antimon Regulus 5356 RM.,
Feinſilber (1 Kg. fein) 49,2552,25 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 10. September ſtellten ſich
für Kupfer: September 94 (95,50), Oktober 93,75 (94,50), No=
vember
93,75 (94,25). Dezember, Januar, Februar, März 93,50
(94), April, Mai, Jun: 93,75 (94), Juli, Auguſt 94,25 (94,25),
Tendenz: befeſtigt. Für Blei: September, Oktober November,
Dezember, Januar 35,25 (35,75), Februar, März, April. Mai,
Juni, Juli. Auguſt 35.50 (35,50). Tendenz: ſtill. Für Zink:
September 31,25 (32), Oktober 31,50 (32,75) November 32 (32.50),
Dezember 32,25 (32,75), Januar 32.50 (33,25), Februar 32,75
(33,50) März 33,25 (33,50), April 33.25 (34) Mai 33,50 (34),
Juni 33,75 (34,25), Juli, Auguſt 33,75 (34,50). Tendenz: ſtetig.
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.

Brodukkenberichte.

Süddeutſche Induſtrie= und Handelsbörſe. Die Verkaufsbedingungen
für Garne wurden wie folgt feſtgeſetzt: ab Fabrik zahlbar 60 Tage netto
oder 30 Tage nach Rechnung mit 2 Prozent Skonto. Notiert wurden
Baumwollgarne Nr. 20 engl. Troſſels Quarbs und Pincobs 2,0602,12,
Nr. 30 2,442,50, Nr. 36 2,522,58, Nr. 42 Pinc. 2,622,68 RM. je
Kilogramm. Baumwollgewebe echte ſüddeutſche Qualität 88 Zenti=
meter
Cretonnes 16/16 pro ¼ franzöſ. Zoll aus 20/20 38½39½,
88 Zentimeter Renforce 18/18 pro ¼ franzöſ. Zoll aus 30/30 36 bis
37, 92 Zentimeter glatt Kattune 19/18 pr. ¼ franzöſ. Zoll 36/42 30
bis 31 Pfg. Nächſte Börſe 24. September.

Amerikaniſche Kabelnachrichten.

Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.

Frankfurt a. M., 10. September.
Die Börſe eröffnete ſehr ruhig bei abbröckelnden Kurſen. Nicht nur
das Bankenpublikum, ſondern auch die Kuliſſe hält unmittelbar vor den
Wahlen ſtärker mit Engagements zurück, ſo daß bei ſehr ruhigem Ver=
lauf
die Kurſe weiterhin eine Kleinigkeit niedriger lagen. Eine gewiſſe
Befeſtigung trotz der Geſchäftunluſt hält die Börſe deswegen aufrecht,
weil ſämtliche Auslandsbörſen eher Widerſtandsfähigkeit und feſtere
Kurſe melden. Auf der anderen Siete wurde der Monatsbericht der
Dresdner Bank ernſtkich beachtet. Die Möglichkeit internationaler Dis=
kontſenkungen
, beſonders neuerdings in der Schweiz, werden erneut dis=
kutiert
. Farben zunächſt noch behauptet, die übrigen Chemiewerte ohne
Veränderung. Der Kalimarkt war ſtärker gedrückt. Salzdetfurth minus
3,5, Aſchersleben und Weſteregeln je 2,5 nachgebend. Von Elektrowerten
verloren Siemens 0.5, Schuckert 0,5, während AEG., Licht u. Kraft und
Felten gut gehalten waren. Von Montanwerten Rheinſtahl 0,25 Pro=
zent
ſchwächer, Harpener 0,5 Prozent niedriger. Kunſtſeide behauptet,
obwohl bei Aku die erhöhte Produktion infolge der Preisermäßigungen
das Ergebnis nicht günſtig beeinfluſſen ſoll. Zellſtoffe ſchwächer. Wald=
hof
minus 2. Schiffahrtsaktien bis 1 Prozent abgeſchwächt, Großbanken
behauptet, teilweiſe freundlicher. Von Einzelwerten gaben nach: Dt.
Linoleum um 1. Süddeutſche Zucker 0.25, Metallgeſellſchaft 0,5 Prozent.
Am Anleihemarkt ſind Mexikaner in Reaktion auf die letzten Steigerun=
gen
mäßig abgeſchwächt. Die übrigen ausländiſchen Renten ſtill. Auch
deutſche Anleihen ruhig. Altbeſitz verloren 0,75 Prozent. Im Verlauf
blieb das Geſchäft ſtill, bei knapp gehaltenen Kurſen. Tagesgeld 2.5
Prozent. Am Deviſenmarkt nannte man: Pfund gegen Mark 20,41,
Dollar gegen Mark 4,1968, PfundeNew York 4.,86295.
An der Abendbörſe machte ſich wieder ſtarke Luſtloſigkeit be=
merkbar
, und die Geſchäftsſtille hielt an. Die wenigen amtlichen Kurſe,
die zunächſt zuſtandekamen, wieſen gegen den Berliner Schluß nur
geringfügige Veränderungen auf. Lediglich am Rentenmarkt beſtand
einiges Intereſſe für Türken im Zuſammenhang mit höheren Pariſer
Kurſen. Altbeſitzanleihe 62, Neubeſitzanleihe 7,90, Bagdad II 5,30, Adca
107½, Barmer Bank 116½, B.H.G. 143, Danatbank 180¼. Dresdner
Bank 123½, Gelſenkirchen 109, Harpener 101½, Aſchersleben 201, Salz=
detfurth
326326½, Weſteregeln 206½, Mannesmann 83¾, Phönix 77,
Rhein. Braunkohlen 26, Stahlverein 78, Aku 83, A. E. G. 137¾, Bem=
berg
89, Chade 308, Scheideanſtalt 141½, Deutſche Linoleum 174, Licht
u. Kraft 140½, J. G. Farben 1515/, Felten 106, Gesfürel 140½, Holz=
mann
84, Lahmeyer 157½, Metallgeſellſchaft 103, Rütgerswerke 55½,
Leonhard Tietz 135, Südd. Zucker 143½, Hapag 91.

Biebmärkte.

Kleine Wiriſchaftsnachrichken.

Berlin, 10. September.
Während man unter dem Eindruck des feſten Schluſſes der geſtrigen
New Yorker Börſe im heutigen Vormittagsverkehr noch mit einer eher
etwas freundlicheren Tendenz rechnen zu können glaubte, zeigte ſich ſchon
vorbörslich, daß die Geſchäftsloſigkeit vielfach leichte Kursrückgänge nach
ſich ziehem werde. In Anbetracht des unmittelbar bevorſtehenden Wahl=
termins
verhielt ſich ſowohl die Spekulation als auch das Publikum recht
zurückhaltend. Die wenig günſtigen Momente aus der Wirtſchaft, wie
die Entziehung däniſcher Aufträge als Maßnahme gegen die deutſche
Zollpolitik, die Stillegungen in der Zement=Induſtrie, das erneute An=
wachſen
der Arbeitsloſenziffer, der Rückgang der Younganleihe an den
europäiſchen Börſen, beſonders in London, wo der Kurs geſtern 84
Prozent betrug und heute ſchon auf 82 Prozent geſunken ſein ſoll, und
die Meldung, daß im Ruhrſchiedsſpruch keine Einigung erzielt worden
ſei, wurden zur Kenntnis genommen. Auch die öſterreichiſche Diskont=
ſenkung
, der wahrſcheinlich eine ſchweizeriſche folgen dürfte, blieb ohne
Einfluß auf die Tendenz. Im allgemeinen betrugen die Verluſte nicht
mehr als 1 Prozent. Im Verlaufe konnte ſich keine nennenswerte Be=
lebung
durchſetzen, die Kurſe bröckelten weiter leicht ab, doch betrugen
die Rückgänge nicht mehr als 1 Prozent. Von Anleihen waren Altbeſitz
zirka 1 Prozent rückgängig, im Verlaufe trat jedoch eine leichte Er=
holung
ein.

Berliner Kursbericht
vom10. September 1930

Oeviſenmarkt
vom 10. September 1930

Berl. Handels=Geſ. 143.75 Elektr. Lieferung 12n.75 Polyphonwerke 183. Währung Geld Re Währung Ge Ide zre Danatbank 180. J. G. Farben 151.125 Rütgerswerke H6. Helſingfon= 100 finn. Mk 10.553 0.573
Schweiz 100 Franken 81.365/ 81.525 Deutſche Bant u. 123. Gelſ. Bergw. 109. Salzdetfurth Ka 326. Wien
100 Schilling 159.24 59.36 Spanien 100 Peſetas 45.30 5 40 Disconto=Geſ. Geſ. f.elektr. Untern 140.25 Leonh. Tietz 137.75 Prag 100 Tſch. Kr. 12.451 12.47 Danzig 100 Gulden 81.50 81.66 Dresdner Ban: 123. Harpener Bergbau 101.25 Verein. Glanzſtoff 122.75 Budape 100 Pengo 73.44 3.54 Japan 1 Den 2.068 2.072 Hapag 90. Hoeſch Eiſen 88. Verein. Stahlwerke 7.875 Sofia. 100 Leva 3.037 3.04 Rio de Janeirol= Milreis 0.426 0.428 Hanſa Dampfſch. 126. Phil. Holzmann 83.75 Weſteregeln Alkal 204.50
Holland 100 Gulden 168.84 69.1. Jugoſlawien . . 00 Dina 7.427 7.442 Nordd. Lloyd 90.375 Kali Aſchersleben 200. Agsb.=Nrnb. Maſch. 68.875 Oslo 100 Kronen 112.24 12.46 Portugal 100 Escudos 18.83 18.87 A. E. G. 137.25 Klöcknerwerke Baſalt Linz 33.50 Kopenhagen 100 Kronen 112.31 112.*:
Athen 100 Drachm. 5.435 T.445 Bayr. Motorenw. 57.25 K5 Berl. Karlsr. Ind. 55.75 Stockholm 100 Kroner 112.69 112.91 Iſtambu 1 türt. J. P. Bemberg 90. Köln=Neueſſ. Bgw./ 87. Hirſch Kupfer 122. London 1 &.Stg. 20.395 20.435 Kairo
äghpt. 4 20.305 20.945 Bergmann Elektr. 166. Mannesm. Röhr. 83.50 Hohenlohe=Werke 64.50 Buenos=Aires Pap. Pe ſo 1.529 1.53 Kanada 1 canad. Doll./ 4.1975 4.2055 Berl. Maſch.=Bau 42. Maſch.=Bau=Untn. 41. Lindes Eismaſch. 156.25 New Yort Dollar . 4. 1940 4. 202
Uruguan Goldpeſo 3.397 3.403 Conti=Gummi 142.50 Nordd. Wolle 72.50 Herm. Poege 14.
Belgien 100 Belga 58.485 18.60
Island 100 eſtl. Kr. 92.22 92.40 Deutſche Cont. Gas/134.875 Oberſchleſ. Koksw. 85.75 VogelTelegr. Draht 73.5 Italien 100 Lire 21.971 22.015 Tallinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 111.64 111.90 Deutſche Erdöl 73.875 Orenſtein & Koppe 59. Wanderer=Werke / 40. *
Paris 100 Francs 16.465 16.50:
Riga 00 Lats 80.8 81.05

Frankfurter Kursbericht vom 10. September 1930.

7% DtſchReichsan
6%
6% Baden ......"
8% Bahern......!
6%
.
8% Heſſen v. 28
v. 29
6% Preuß. Staat.
8% Sachſen ....."
6% Sachſen ....."
72 Thüringen .
Dtſche. Anl. Auslo‟
ſungsſch. X‟/. Ab=
löſungsanl
.
Dtſche. Anl. Ablö
uungsſch. (Neub.)

101.5
88.25
81
101
85.25
89
95.5
99.75
100.75
82.25

3½ Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl.
8%Kaſſeler Land.=
Fredit Goldpfbr..
8% Naſſ. Landesbt.
6%
4½½ Liqu. Obl.

98.5

99.5
85
100.5
85.5
8771.

8% Dt. Linol. Werke
8 % Klöchner=Werke
7% Mainkrw. v. 26.
7% Mitteld. Stahl.
8% Salzmann u. Co
7% Ver. Stahlwerie
8% VoigtcHäffner

100
92

85.5
87.5

86.75
95.75

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser.
*Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)

J. G. FarbenBondsl 99.75

61.6
74

14.5

Dtſche. Schutzge
bietsanleihe ..

2.65

Frankfurter Produktenbericht vom 10. September. Die Tendenz
an der heutigen Getreidebörſe war ruhig. Es notierten: Weizen Hekto=
litergewicht
75 Kilo, gut, geſund und trocken 252,50255, Roggen dito
172,50, Hafer alte Ernte 190195, neue Ernte 165170, Weizenmehl
ſüdd. 40 7541,50, dito niederrhein. 40,5041,25, Roggenmehl 27,75 bis
28,75, Weizenkleie 7, Roggenkleie 6,756,90.
Berliner Produktenbericht vom 10. September. Der Berliner Ge=
treidehandel
ſteht auch heute wieder im Zeichen großen Inlandsange=
botes
. Die Stützungsſtelle nahm die Lieferungsangebote reſtlos auf,
ſo daß ſich die Vortagskurſe erhalten konnten. Das vorliegende Prompt=
angebot
von Waggonware wird in der bisherigen Form übernommen,
wobei auch verſchiedentlich die Beteiligung der Müller feſtgeſtellt wer=
den
kann. Am Weltmarkt erhält ſich die äußerſt luſtloſe Haltung.
Amerika meldete leicht abgeſchwächte Notierungen, und auch die hierher
gelegten Cifforderungen waren durchſchnittlich niedriger. Zu größerem
Geſchäft hat aber dieſe Situation nicht geführt. Hafer ſetzt recht ruhig
ein. Greifbare Poſten konnten nur auf ermäßigter Baſis untergebracht
werden, dagegen war die Tendenz für ſpätere Termine recht flüſſig,
Die dringenden Angebote aus der Provinz hatten ſich mehr zurück=
gezogen
. Gerſte bleibt ſtill, auch für Mehl ſind die Intereſſenten zurück=
haltend
. Die Mühlen klagen nicht nur über ſchwieriges Geſchäft in
Mehl, ſondern noch mehr über den ſchlechten Abſatz.

8% Baden=Baden
6% Berlin ...."
8% Darmſtadt v. 26
8%0
v. 28
7% Dresden ...."
8% Frankfurt a. M.
Schätze. . . v. 29
79 Frankfurt v. 26
6%
v. 26
8% Mainz....
8% Mannheim v. 26
6Co
v. 27
8% München ....
8% Nürnberg
8% Wiesbaden

99
87
78.75

93.5
79.5
96".

% Heſſ. Landesbt.
Goldpfbr. . . . . . 100
7
Goldpfbr./ 96
89
Goldoblig./ 96
4½% Heſſ. Lds.,
Hyp.=Bk.=Liauid./ 86.5
4/.% Kom.=Obl./ 76.5
8% Preuß. Lds.
pfbr.=Anſt. G. Pf. 1102
8½ Goldoblig./ 98

2 Berl. Hhp.=Bk.
4½ % Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp.=Bk.
4½% Lig. Pfbr.
8% Pfbr.=Bk.
7%0
4½% Lig. Pfrb.
18% Mein. Hyp.=B
72lo
4½% Lig.Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.=Bk
4½% Lig. Pfbr.
8% Preuß. Boden=
cred
.=Bant .. ..
4½%Lig. Pfbr.
8% Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bank".
4½% Lig. Pfbr
8% Rhein. Hyp. Bk.
7%0
4½% Lta. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit .. . . .
8% Südd. Bod.
Cred.=Ban/ ...
4½% Lig. Pfbr.
18% Württ. Hyp.=T

99
97.25
87.5
102
96.5
88.
102
95.25
90
1015-
97.25
90.4
101
90.25

5% Bosn. L. E.B.
L. Inveſt
4½%. Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente)
5%vereinh. Rumän
4½%o
42lo
4% Türk. Admin.
4% 1. Bagdat
4% Bollanl.
4½% Ungarn 1913
4½%
1914
Goldr.
4%0
49,
1910
Artien

24
24
41.5

9.35
15.75
7.35

20

101.75

101.25
87.4
100.5
96
90.4

10C.5

96.25
88.
99.5

6% Daimler=Benzl 70.5

Rig. Kunſtziide Unie
A. E. G..........
AndregeNoris Zahr
Aſchaffbg. Brauereil
Zellſtof
Bemberg J. P. ..
Bergm. El.=Werke,
BrownBoverickCie.!
Buderus Eiſen..
Cemen : Heidelber/
Karlſtad
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werte Albert
Chade . .........
Contin. Gummiw
Linoleum
Daimler=Benz AG.
Dt. Atl. Telegr. ..
Erdöl ."
Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt .

82
1377
104
150
98.75
89

103.25
120
180.25

310
141.5
176

Dt. Linoleumwerke
Eiſenhandel. .
Dyckerhoff u. Widm
Eichbaum=Werger
Eleftr. Lieferg.=Gei
Licht u. Kraft
Eſchw. Berowerk.
Eßlingen Maſchiner
EttlingenSpinnerei
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaumel
Frift. Gas
Hof
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwer
Gef. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft
Hammerſen (Osn
Hanauer Hofbrauk
Harpener Bergbau
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hindrichs=Aufferm
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil.
Ilie Bergb. Stamm
Genüſſ
Junghans
Kal Chemie.
Aſchersleben .
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. . . . .."
Klein, Schanzlin
Klöcknerwerte

174.5

84.75

ARr6
140.25
215
39

1o
151.1
75

Mainkr.=W. Höchſt
Mainzer Akt.=Br.. /161
Mannesm.=Röhren! 83.25
Mansſeld Bergb.
Metallge). Franrf..1102.75
Miag, Mühlenbau
MontecatiniMaild. / 45.75
Motoren Darmſtadt! 50
73.75
Deutz
Oberurte /139

Wayß & Freytag..
Wegelin, Rußfabrik
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff=Verein ..
Waldhof ......
Memel.

311.

Overbedar)
Phönix Bergbau".

49
29.75
107.75
140
S6.25
31
166
125
100
165

Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm
Metallwaren".
Stahlwerte.
Riebeck Montan. .
Roeder Gb. Darmſt
Rütgerswerte

53
77
107

204.5
63
131.2
94

Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 10. Sept.:
Getreide. Weizen: September 83½, Dezember 88½, März
1931 92½, Mai 95½; Mais: September 97. Dezember 92½,
März 1931 94½, Mai 96½; Hafer: September 39, Dezember 4234,
März 1931 44½, Mai 46½: Roggen: September 57, Dezember 62½,
März 1931 65¾, Mai 69½.
Schmalz: September 11,40, Oktober 11,42½, Dezember 11,22½,
Januar 1931 11,22½.
Speck, loco 14,50.
Schweine: Leichte 10,5011,10, ſchwere 10,2511; Schweine=
zufuhren
in Chicago 15 000, im Weſten 70 000.
Baumwolle: Juli 11,33, Dezember 11,41.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 10. Sept.:
Schmalz: Prima Weſtern 12,20; Talg, extra loſe 5½.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 102, Hartwinter
93½; Mais: loco New York 111;; Mehl: Spring wheat clears
4,505,00; Fracht nach England (in sh und d) 1,62,3, nach dem
Kontinent (in Dollarcts.) 89.

Herbſt=Pferdemarkt in Marburg. Der geſtrige Herbſt=Pferdemarkt
zeigte ſchwache Beſchickung und ſchwachen Beſuch. Aufgeſtellt waren
124 Pferde und 8 Fohlen. Schwere Arbeitspferde koſteten 8001000
Mark, mittelſchwere 500700 Mark, Schlachtpferde 80150 Mark,
Saugfohlen 150200 Mark, ältere bis 300 Mark. Das Geſchäft war
flau.

Auch im Auguſt iſt der Inlandsverſand des Weſtdeutſchen
Zementverbandes weiter zurückgegangen, und zwar mengenmäßig
im Vergleich zum Juli um etwa 10 Prozent. Stellt man aber die
Zahlen des Monats Auguſt denen des gleichen Monats des Vor=
jahres
gegenüber, ſo macht der diesjährige Auguſtverſand nur
knapp zwei Drittel desjenigen des Monats Auguſt 1929 aus.
Die Deutſche Gaſolin A.G., Berlin, beruft auf den 30. Sep=
tember
ihre ordentliche Hauptverſammlung für das am 31. März
1930 abgelaufene Geſchäftsjahr 1929/30 ein. Wie wir hören, hat
das Unternehmen einen kleinen Reingewinn erzielt, der zur Ver=
minderung
des Verluſtvortrages Verwendung finden ſoll.
Das Geſchäftsjahr 1929/30 der beiden Frankfurter Großbrau=
ereien
, der Schöfferhof=Binding=Bürgerbräu A.G. (Arnhold= Kon=
zern
) und der Henninger=Kempf=Stern A.G., hat, nach Infor=
mationen
des Fwd., bezüglich Abſatz und Ergebnis nach dem ſicher=
lich
befriedigenden erſten Halbjahr in der zweiten Hälfte ſehr ent=
täuſcht
.
Der AR. der Collet u. Engelhard, Werkzeugmaſchinenfabrik
AG. Offenbach a. M. beſchloß, den nach erhöhten Abſchreibungen
verbleibenden Reingewinn von einigen 1000 RM. vorzutragen,
ſodaß das AK. von 2,4 Mill. RM. auch 1929/30 wieder ohne Divi=
dende
bleibt. G.V. Ende Oktober.
Die Gummiwerke Odenwald G. m. b. H. in Sandbach verlegt
ihren Betrieb in Mümling=Grumbach in das erweiterte Haupt=
werk
in Sandbach. Die im Zweigwerk Mümling=Grumbach be=
ſchäftigten
, annähernd 100 Arbeiter werden nach Sandbach, das
z. Zt. etwa 170 Arbeiter allein beſchäftigt, mit übernommen.
Durch größere Aufträge während der Leipziger Meſſe hat die
Füllfederhalterfabrik Böhler u. Co in Doſſenheim ihren Betrieb
nunmehr in faſt vollem Umfange wieder aufgenommen. Bekannt=
lich
iſt die Firma aus der unter amerikaniſcher Mitwirkung arbei=
tenden
Parker=Osmia A.G. nach Ausſcheiden der Amerikaner wie=
der
erſtanden.
Die ſüddeutſche Zinkblechhändlervereinigung hat ihre Preiſe
mit Wirkung ab heute um 1 Prozent ermäßigt, nachdem ſie am
2. September in dieſem Umfange erhöht worden waren.
Auf dem Londoner Markt gelangten geſtern für 560 000 Pfund
Sterling ſüdafrikaniſches Gold zum Verkauf. Davon wurden
482 000 Pfund Sterling für franzöſiſche Rechnung und 78 000
Pfund von der indiſchen Regierung erworben.

Telegt

133.5
92

140.5
76.5

124
76
83.5
220.5
118.25
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69.25
136

89.25
90.5
105

100
71.75

za1

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Laurahütte.
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt

unterfranter
Beithwerſe

104

41
97.75
219

14.75

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16
60.5
n7.5
255
140.75
43.5
151

Allianz. u. Srng.
Verſicherung .."
Verein. Verſ.
FrankonaRück=u. M
Mannh. Verſich

181
181
113.2

Otavt Minen
Schantung Handels

[ ][  ][ ]

Nummer 251

Donnerstag, den 11. September 1930

Seite 13

dnr sarmittn

Missienar.

21)

Roman von Hearnden Balfour.
Nachdruck verboten.

Ja, natürlich. Und weshalb klingelte es nicht?
Jim ſann einen Augenblick nach.
Eine Lokalverbindung mit einem anderen Teil des Hauſes?
fragte er.
Sie würden es nicht wagen, Bill nach London zu bringen,
ſagte Jack.
Na, dann geb’ ich’s auf!
Drahtlos!
Herr des Himmels!
Am Telephon kannſt du nicht beſchwören, daß es eine beſtimmte
Stimme iſt, aber drahtlos ſind die Stimmen unverkennbar. Und
es iſt nicht ſchwer, einen Funkſpruchapparat geheimzuhalten, wenn
man ihn nur benutzt, wenn andere Stationen geſchloſſen ſind, und
die von Amateuren benutzten Wellen vermeidet. Ich wette, daß
jenes Haus einen Apparat mit allen neueſten Erfindungen ent=
hält
! Das Ding, das wie ein Telephon ausſieht, enthält wahr=
ſcheinlich
ein Mikrophon. Mit etwas Strategie müßten wir hieraus
Nutzen ziehen können. Vor allem müſſen ſie dazu gebracht werden,
Jonas dieſe Nacht wieder mit Bill ſprechen zu laſſen. Das iſt un=
bedingt
notwendig. Wenn wir das erreichen, können wir die Welle
feſtſtellen und ſelbſt zuhören. Vielleicht würden wir ſogar imſtande
ſein, Bill eine Botſchaft zugehen zu laſſen. Das würde den lieben
Kerl ermutigen und Jonas davon überzeugen, daß wir recht haben,
was ihm mehr Vertrauen einflößen würde.
Was für ein großartiger Gedanke! ſagte Jim. Aber wie
willſt du das fertig bringen?
Oh. von Scotland Yard aus würde ſich das ſchon machen laſ=
ſen
. Aber mein Chef würde mich nicht ſchätzen, wenn meine An=
nahme
ſich als Blech erwieſe, und dich würde man gar nicht zu=
laſſen
. Nein, mir kommt eben ein viel beſſerer Gedanke. Haſt du
jemals von einem Mann namens Mc Dougal gehört?
Jim ſchüttelte den Kopf.
Er war urſprünglich Arzt, hat ſeine Praxis aber längſt auf=
gegeben
. Seit Jahren befaßt er ſich ausſchließlich mit drahtloſer
Telegraphie und hat ſich für ſeine Experimente eine Station in
Chalk Farm eingerichtet. Er war einer der erſten, der mit Auſtra=
lien
geſprochen hat. Großartiger alter Knabe! Macht glänzende
Experimente und intereſſiert ſich glühend für drahtloſe Probleme,
Wenn jemand Bills Welle finden kann, dann bringt er’s fertig!

Scheint ja ein nützlicher Zeitgenoſſe zu ſein, ſagte Jim.
Aber es kommt mir vor, als ob dieſe Sache ſich als etwas
ſchwierig erweiſen werde.
Einfach wird ſie nicht ſein, erwiderte Jack. Fairleigh hat
jene Papiere ſcheinbar bitter nötig. Wenn wir einen Schnitzer
machen, wird Bill arg in die Klemme geraten. Du mußt Jonas
fagen, daß es vor allem darauf ankäme, feſtzuſtellen, daß Bill
nicht ſozufagen unterm Zwang eines an ſeine Stirn geſetzten
Revolvers ſpräche. Deshalb müßte er dem Mann wer er
auch ſein mag ſagen, daß er nichts wegen der Papiere unter=
nehmen
könne, bevor er noch einmal mit Bill geſprochen habe. Sage
ihm, er follte darauf beſtehen, zuvor ein Frage zu ſtellen. Was
das für eine Lüge ſein ſoll, überlaſſe ich deinem Ermeſſen.
Wenn wir dadurch erreichen, daß er noch einmal mit Bill ſpricht,
was ich ſicher glaube, mußt du mit Jonas zuſammen irgend
etwas austifteln, woran Bill merken muß, daß wir alles durch=
ſchaut
haben und zur Stelle ſind. Es muß irgend etwas ſein,
was Bill mit einem Wort beantworten kann und was Jonas
zugleich davon überzeugen wird, daß wir die Wahrheit ſagen,
ohne indeſſen bei Fairleigh irgendeinen Verdacht zu erwecken.
Weiter verlangſt du nichts von uns? fragte Jim ſarka=
ſtiſch
. Das iſt reines Kinderſpiel.
Beſprich die Sache nur mit Jonas, erwiderte Jack opti=
miſtiſch
. Der wird ſchon irgendeinen brauchbaren Gedanken
haben. Aber jetzt muß ich fort hab' heute noch viel zu tun.
Aber hör mal! wandte Jim eindringlich ein. Wir haben
ja noch lange nicht alles über die nächſte Nacht abgemacht, und
wie iſt es mit dem Hausmädchen und dem leeren Schubfach?
Herrgott, die hatte ich ganz vergeſſen. Aber es wird beſſer
ſein, wenn wir uns heute noch nicht um die Perſon kümmern.
Falls ſie eine Spionin iſt, kann es für uns nur von Vorteil
ſein, wenn ſie denkt, daß wir nichts ahnen. Und wenn nicht,
dann ſpielt es keine Rolle. Wo iſt Jonas Zimmer?
Hinten im Hauſe.
Und du weißt beſtimmt, daß er zu Bett gegangen iſt?
Ich denke, ja. Er ſagte, daß er es wollte.
Nun, überzeuge dich lieber davon, währenddeſſen werde
ich hier vorne zum Hauſe hinausſchlüpfen. Es iſt verwünſcht
rückſichtslos von dir, ein ſolcher Rieſe zu ſein. Wenn du an=
ſtändig
mittelgroß wärſt, würde ich einen Anzug von dir borgen.
Aber das läßt ſich nicht ändern. Beſprich meinen Plan mit
Jonas und komm dann heute nachmittag nach Scotland Yard,
damit wir Rat pflegen können. Und noch eins, Jim! Halt die
Augen offen und ſorg’ dafür, daß man dich nicht den ganzen
Tag über verfolgt, wenn du’s irgend vermeiden kannſt.
XII.
Die Morgenpoſt brachte Jim zwei Briefe. Einen riß er
ſofort auf und ſetzte ſich befriedigt hin, um ihn zu leſen. In
Anbetracht, daß der Brief binnen ſechs Stunden nach Jims

Abreiſe von Mürren geſchrieben worden war, iſt es erſtaunlich,
was Judy ihm alles zu ſchreiben gewußt hatte.
Erſt nachdem er ihren Brief zweimal durchgeleſen hatte,
griff Jim zu dem zweiten. Er drehte ihn läſſig hin und her
und machte große Augen, als er das Wappen auf der Rückſeite
des Kuverts bemerkte.
Was zum Teufel mochte Fairleigh veranlaßt haben, ihm
zu ſchreiben? Etwas beunruhigt öffnete er den Brief. Judy
hatt ihrem Vater doch ſicherlich nichts von ihrer Verlobung mit=
geteilt
? Er begann zu leſen:
Lieber Crawley!
Wie ich höre, ſind Sie wegen des rätſelhaften Verſchwin=
dens
Ihres Prinzipals nach London zurückgekehrt. Ich be=
eile
mich, mein Beileid auszuſprechen, und bedauere lebhaft,
daß dies ſeltſame Vorkommnis ſich gerade von hier aus er=
eignete
. Herr Boyd kam mir vollkommen wohl vor, als er
am Montag morgen von hier abreiſte, und ich muß geſtehen,
daß die Annahme von Amneſie mir außerordentlich unwahr=
ſcheinlich
vorkommt. Aber ganz abgeſehen davon iſt es doch
merkwürdig, daß er Sie nicht benachrichtigt hat. Haben Sie
es mit Inſeraten verſucht? Ich brauche wohl kaum zu er=
wähnen
, daß es mir große Freude machen würde, wenn ich
Ihnen in irgendeiner Weiſe behilflich ſein könnte.
Ihr ſehr ergebener
Fairleigh.
Wieder begannen ſtarke Zweifel in Jims Seele aufzuſteigen.
Würde ein Verbrecher ſeine Hilfe anbieten? Und würde er die
Möglichkeit einer Amneſie nicht freudig begrüßen und ihr das
Wort reden? Oder war dies etwa gerade der Eindruck, den
Fairleigh zu erwecken wünſchee? Nun, jedenfalls gab dieſer
Brief ihm Anlaß, einen Beſuch in Coombe abzuſtatten, wenn er
nach Devon reiſte.
Um zehn Uhr erſchien ein ſehr zahmer und kleinlauter
Jonas, mit dem Jim den Reſt des Morgens hinter verſchloſ=
ſenen
Türen in der Bibliothek verbrachte. Dies Zwiegeſpräch
war von Erfolg begleitet, ſo daß er ſich mit einem Gefühl ſtol=
zer
Befriedigung nach Scotland Yard aufmachte.
Jack Strickland hatte einen müſeligen Tag hinter ſich, und
Jim fand ihn matt und ziemlich reizbar vor.
Der Teufel hole dieſen Eſel von Binks! knurrte er.
Was hat er denn jetzt gemacht?
Siehſt du dieſen Berg von Briefen? entgegnete Jack. Die
ſind ſämtlich von Leuten geſchrieben, die Bill geſehen haben. Sie
ſtrömen uns aus allen Ecken des Landes zu, und jeder von den
dummen Teufeln denkt, daß er eine glänzende Belohnung er=
halten
wird. Einer ſchreibt, er hätte Bill im Speiſewagen des
Mittagszuges von Exeter nach London gegenüber geſeſſen, und
die Buchſtaben auf ſeinem Kupeekoffer wären ihm aufgefallen.
(Fortfetzung folgt.)

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O
K

R
ernsrptich srPruf!
Den Inhalt von wieviel Pile-Haushaltdosen Nr. 25
Marke Pilo-Peter kann man in die abgebildete
große Pilo-Dose füllen?
Zur Feststellung der Maße der großen Dose dient
Ihnen der Pilo-Peter. Er ist von der Hutspitze bis zur
Fußspitze 170 cm groß.
Fom und Crößenverhältnisse der großen Dose ent-
sprechen
genau der Pilo-Dose Nr. 25.

KT
G-ERBRADLeT
Fu4

I. Preis: Aufo Opel-Cabrioler 2500.
2. Preis: Silber-Besteck-Kasten 144teilig 90 gr.
in Eichenschrank, 1. Markenfabr. 1000.-
3. Preis: Radio-Apparat, SRöhren- Netzanschluß-
gerät
mit eingebaut. Lautsprecher 500.-
4.-10. Preis: ſe 1 gold. Sprungdeckeluhr 14 Kar.
mit 15 stein. Schweizer Ankerwerk ſe 180.-
11.-25. Preis: je Rollfilmkamera Luxusausführung
6,5X11 cm, Optik 1:4,5 . . . . . je 80.-
26.-50. Preis: ſe ½ Dutz. Silberbestecke (3teilig),
im Etui, 90 gr, 1. Markenfabrikat ſe 75.-
51.-100. Preis: ſe T goldene Damenarmbanduhr
14 Kar., 11 stein. Schw. Ankerwerk je 60.-
101.-175. Preis: ſe 1 Fotoapparat für Platten und
Filmpack 6,579 cm, Optik 1:6,3 je 40.-
176.-250. Preis: ſe ½/, Dutz. silberne Kaffeelöffel
im Etui, 1. Markenfabrikat . . . . . ſe 12.-

Teilnahmebedingungens
1. Teilnahmeberechtigt sind alle Pilo-Verbraucher. Arbeiter und Ange-
stellte
der Pilowerke und verwandter Betriebe sind ausgeschlossen.
2. Jeder Teilnehmer kann nur eine Lösung einsenden.
3. Letzter Einsendungstermin ist der 25. November 1930.
4. Nur mit dem genau ausgefüllten Vordrck am Fuße dieser Anzeige
darf die Lösung eingesandt werden und zwar in einem verschlossenen
Umschles mit 15 Pfennis frankiert.
5. Der Umschles muß den Vemeik trasen: Pilo-Preisfrage und
adressieft sein an Pilowerke Mannheim.
6. Die Füllung der großen Dose und genaue Feststellung der Zahl er-
folste
unter Aufsicht des Hem Notar Justizrat Schilling, Mannheim.
Das genaue Resultat ist nur dem Henn Justizrat bekannt und bleibt
unter seinem Veischluß bis zum 26- November 1930.
Um ein einwandfreies Resultak zu ethalten, wurde die Füllung mit
destilliestem Wasser von 40 Wäme vorgenommen.
7. Die Lösungen weiden in der Rangfolge beweitet. Cehen mehrete
gleichlautende Lösungen ein, weiden die Cewinne unter Aufsicht des
obengenannten Notars- unter Ausschluß des Rechtsweges -ausgelost.
8. Sämtliche Preise kommen unbedingt zur Verteilung und werden fracht-
und verpackungsftei noch vor Weihnachten 1930 versandt.
Pilowerke Adolf Krebs, Mannheim und Saarlouſs

10000 Trostpreise:

PILO-WACHSER
Aufträger für Bohnerwachs
und Beize D. R. P. o.

16605

Bitte deutlich mit Tintenstift schreiben

TElLNAHME-SCHEIN
Man kann den Inhalt von
in die große Dose füllen.

77

Pilo-Dosen Nr. 25

Name:
Beruf: .

Wohnort:
Shraße=

[ ][  ]

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und das Ganze gestellt in die herrlichsten
Landschaftsscenerien des Rheines, ein ebenso
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Truus van Alten
Dalsy VOra
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