Darmstädter Tagblatt 1930


07. September 1930

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Nummer 247
Sonntag, den 7. September 1930. 193. Jahrgang

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Paneuropa=Auftakt in Genf.
Abreiſe der deutſchen Völkerbundsverkrekung nach Genf. Beginn der Verhandlungen über Paneuropa
am Monkag parallel mit den Raksverhandlungen. In Erwarkung der Außenminiſterreden.

Forkſehung der Europa=Debakke.
Vorläufig keine prakkiſchen Ergebniſſe zu erwarken.
Genf, 6. September.

Die vom franzöſiſchen Außenminiſter einberufene Pan= Eu=
ropa
=Konferenz der 26 europäiſchen Staaten wird, wie nunmehr
feſtſteht, am Montag, dem 8. September, nachmittags, eröffnet
werden. Ueber die Wahl des Verhandlungsführers iſt bisher noch
keine Entſcheidung getroffen. Vertrauliche Beſprechungen über
das Arbeitsprogramm ſind unter den bereits zahlreich anweſen=
den
Außenminiſtern im Gange. An der Konferenz ſoll für jede
europäiſche Macht ein Vertreter teilnehmen. Der Konferenz wird
das Blau=Buch der franzöſiſchen Regierung vorliegen, das fol=
gende
Punkte umfaßt: 1. Das Protokoll des einleitenden Be=
ſchluſſes
, der in Genf gefaßt worden iſt, 2. den Wortlaut der fran=
zöſiſchen
Denkſchrift, 3. die Antwortnoten der 26 europäiſchen
Staaten, 4. einen zuſammenfaſſenden Bericht des franzöſiſchen
Außenminiſters über die zugegangenen Antwortnoten.
Der Bericht des franzöſiſchen Außenminiſters wird gleich=
zeitig
dazu dienen, den franzöſiſchen Standpunkt zu den in den
Regierungsnoten vorgebrachten Geſichtspunkten und Einwendun=
gen
darzulegen. Im großen wird jedoch übereinſtimmend damit
gerechnet, daß die Ausſprache in dieſem Jahre über den Rahmen
theoretiſcher Erwägungen nicht hinausgelangen wird, da eine
praktiſche Inangriffnahme des franzöſiſchen Planes im Hinblick
auf die großen Verſchiedenheiten in der grundſätzlichen Auffaſ=
ſung
zurzeit zum mindeſten als verfrüht erſcheint. Als einziges
praktiſches Ergebnis wird die Einſetzung des von allen Seiten ge=
forderten
Studienausſchuſſes erwartet. Der Ausſchuß ſoll als ein
vom Völkerbund unabhängiger Ausſchuß der europäiſchen Staaten=
konferenz
eingeſetzt werden. Der franzöſiſche Außenminiſter
Briand hat jedoch, wie verlautet, die Abſicht, in der Völkerbunds=
verſammlung
Ende der nächſten Woche in ſeiner alljährlich
üblichen großen Rede den paneuropäiſchen Plan in großen Um=
riſſen
darzulegen, offenbar mit der Abſicht, die vielfachen Beden=
ken
und Kritiken zu entkräften.
Der engliſche Außenminiſter Henderſon hat den Wunſch ver=
lauten
laſſen, in der gleichen Sitzung nach der Rede Briands ſei=
nerſeits
den Standpunkt der engliſchen Regierung zum Pan= Eu=
ropa
=Gedanken darzulegen. Als dritter Redner der großen euro=
päiſchen
Mächte wird dann, wie man annimmt, der deutſche
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius Stellung nehmen.

* Die deutſche Delegation für Genf hat am Sams=
tag
nachmittag unter Führung des Reichsaußenminiſters Dr.
Curtius Berlin verlaſſen. Sie wird am Sonntag
nachmittag in Genf eintreffen, alſo gerade rechtzeitig zur
Verfügung ſtehen zum Beginn der Verhandlungen
über Paneuropa, die nach dem Wunſche Briands parallel
mit den Ratsverhandlungen ab Montag geführt werden ſollen.
Der franzöſiſche Miniſter denkt ſich den weiteren Verlauf offen=
bar
ſo, daß die halbe Zeit aller Delegationen den Ratstagungen
gehört, während die übrige Hälfte des Tages den europäiſchen
Delegationen zur Beſprechung ihrer Sonderwünſche zur Ver=
fügung
ſtehen würde. Aber auch hier wird es ſich zunächſt nur
darum handeln, zu ſondieren, damit überhaupt bei den weit
auseinandergreifenden Wünſchen eine gemeinſame Plattform für
die Fortſetzung der Europa=Debatte gefunden wer=
den
kann. Dabei iſt es ſehr leicht möglich, daß gerade dieſer Teil
ſich in Spezialfragen auflöſt. Aus dieſem Grunde hat Dr. Curtius
einen großen Teil von Ratgebern aus den zuſtändigen Reſſorts
mitgenommen und ſich weitere Sachverſtändige, unter ihnen vor
allen Dingen den ſtellvertretenden Reichswirtſchaftsminiſter Dr.
Trendelenburg gewiſſermaßen auf Abruf geſichert. Daß infolge=
deſſen
das Tempo der Beratungen des Rats ſehr langſam ſein
wird, iſt ſelbſtverſtändlich. Dr. Curtius rechnet denn auch nicht
mehr damit, daß er noch im Laufe der Woche zu Wort kommen
wird. Er wird vorausſichtlich in der Generaldebatte erſt nach
den Wahlen ſprechen und dann die deutſchen Wünſche,
die ſich ja in erſter Linie auf die Saar und das Minder=
heitenproblem
erſtrecken, zum Ausdruck bringen. Bis da=
hin
werden auch die Ratgeber der Delegation, die vor dem Wahl=
tag
unabkömmlich ſind, in Genf eingetroffen ſein.
Englands Stellung zum Briand=Blan.
London, 6. September.

Der diplomatiſche Korreſpondent des Daily Telegraph
ſchreibt: Die Tatſache, daß Henderſon auf der Fahrt nach
Genf nur ganz kurzen Aufenthalt in Paris genommen hat,
ſt in europäiſchen Kreiſen nicht unbemerkt geblieben. Man
zieht daraus allgemein den Schluß, daß der britiſche Außen=
niniſter
in der Frage des Briandplanes keinerlei Bindungen
eingehen will, bevor der Plan in Genf von allen Mächten, nicht
allein den europäiſchen, gründlich erörtert worden iſt. Dem
Berichterſtatter zufolge iſt es äußerſt wahrſcheinlich, daß die
Haltung der britiſchen Regierung, wie ſie vor 6 Wochen in dem
Memorandum an den Quai d’Orſay dargelegt wurde, durch die
Debatte in Genf weſentlich nicht beeinflußt wird.
Zurückſtellung des Paneuropa=Planes?
Paris, 6. September.
Das radikalſozialiſtiſche Organ Republique bringt eine
Nachricht des Genfer Journal, nach der Briand ſeinen Plan
ür die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa vor=
läufig
habe fallen laſſen und ſich bereit erklärt habe, noch einige
Zeit zu warten, bis die Frage von neuem aufgerollt werden
könne. Den Amlaß zu dieſem Beſchkuß ſollen einmal die ein=

gegangenen Antworten, nicht zuletzt aber auch die Oppoſition
geweſen ſein, die der engliſche Außenminiſter Henderſon gele=
gentlich
ſeiner letzten Zuſammenkunft mit Briand an den Tag
gelegt habe. Die Republique wendet ſich in dieſem Zuſam=
menhang
ſcharf gegen die franzöſiſche Regierung und erklärt,
daß, wenn dieſe Nachricht zutreffen ſollte, die Verantwor=
tung
allein auf das Kabinett Tardieu falle, das
durch ſeinen auf den Außenminiſter ausgeüb=
ten
Druck den eigentlichen Anlaß zu dieſem
Schritt gegeben habe.
Die Aufrollang der Memelfrage in Genſ.
Memel, 6. September.
Die Beſchwerde des Memelgebietes über die Zerſchlagung der
memelländiſchen Autonomie durch die litauiſche Regierung iſt
nunmehr nach Genf abgeſandt worden. Sie ſoll dort den ein=
zelnen
zur Völkerbundstagung verſammelten Abordnungen der
Ratsmächte zugeſtellt werden. Bekanntlich hat jede Ratsmacht
das Recht, Verletzungen der Memellandautonomie vor dem Rat
zur Sprache zu bringen. Die Beſchwerde iſt ein umfangreiches
Schriftſtück, in dem in eindringlicher Form die Entrechtung des
Memelgebietes geſchildert und unter Hinweis auf den Ernſt der
Lage die Abſtellung der litauiſchen Rechtsbrüche durch den Rat
gefordert wird.
In Memel erwartet man, daß die deutſche Völkerbundsabord=
nung
die Beſchwerde, entſprechend der Zuſicherung der zuſtändigen
Berliner Stellen, vor dem Völkerbundsrat zur Sprache bringen
und energiſch vertreten wird. Da weitere Verhandlungen zwiſchen
Litauen und Deutſchland über die Memelfrage infolge des her=
ausfordernden
Verhaltens der Kownoer Regierung völlig zweck=
los
erſcheinen, erblickt man in der Aufrollung der Memelfrage in
Genf die einzige Möglichkeit, der Willkürherrſchaft Litauens in
Memelgebiet ein Ende zu bereiten. Die Entſcheidung des Völker=
bundsrats
iſt um ſo dringlicher, als die vom litauiſchen Gouver=
neur
eingeſetzte Diktaturregierung bereits mit der Durchführung
der angekündigten Litauiſierungsmaßnahmen begonnen hat.
Zunächſt ſoll der memelländiſche Beamtenapparat durch Ent=
laſſung
aller derjenigen Beamten, die nicht die litauiſche Sprache
beherrſchen, zerſchlagen werden. Weiter iſt es ſchon jetzt beſchloſ=
ſene
Sache, die reichsdeutſchen Lehrer zu entlaſſen und durch Li=
tauer
zu erſetzen. Die Memelländer, die der litauiſchen Gewalt=
politik
zurzeit ſchutzlos preisgegeben ſind, hoffen, daß der Völker=
bundsrat
ſchnellſtens eingreifen und von Litauen die ſtrikte Ein=
haltung
der Memelkonvention fordern wird.
Zweierlei Maß im Saargebiel.
* Die ſaarländiſche Regierung veröffentlicht neuerdings einen
Entwurf, der die ganze Einſeitigkeit dieſer an ſich nach den
Satzungen objektiven Regierung kennzeichnet. Sie verbietet den
ſaarländiſchen Reichswehrangehörigen während ihres Heimat=
urlaubes
das Tragen der Uniform, während den franzöſiſchen Ur=
laubern
eine ſolche Beſchränkung nicht auferlegt iſt. Als Begrün=
dung
wird angeführt, daß dadurch Reibereien zwiſchen deutſchen
und franzöſiſchen Soldaten vermieden werden ſollen. Wäre es
aber dann nicht nützlicher, wenn die Dinge von der anderen Seite
angepackt würden? Schließlich iſt das Saargebiet doch noch deut=
ſcher
Boden, und es läge ſehr viel näher, den deutſchen Soldaten
das Recht auf ihre Uniform zu laſſen, während die Franzoſen in
Zivil gehen müßten. Begreiflich genug, daß dieſe Beſtimmung im
Saargebiet lebhafte Entrüſtung hervorgerufen hat. Wie man
erfährt, iſt dieſe Beſtimmung auch gegen den Einſpruch des ſaar=
ländiſchen
Regierungsmitgliedes feſtgeſtellt. Sie kommt gerade
noch zur rechten Zeit, um in Genf am Verhandlungstiſch erör=
tert
zu werden, wo ja ohnehin Deutſchland die vollſtändige Be=
ſeitigung
des Bahnſchutzes verlangen will im Gegenſatz zu den
Vorſchlägen der ſaarländiſchen Regierung, die nur eine Vermin=
derung
will.
Die franzöſiſche Verzögerungskakkik in der Saarfrage
Die kommenden Reichstagswahlen ſpielen offenſichtlich ſehr
ſtark in die Behandlung der Saarbahnſchutz=Angelegenheit durch
Frankreich hinein, die am Dienstag den Völkerbundsrat beſchäf=
tigen
ſoll. Die Rechtslage iſt zwar vollkommen klar, doch macht
man auf franzöſiſcher Seite den Verſuch, die Erledigung dieſer
Frage noch möglichſt weit hinauszuſchieben, denn man fürchtet,
daß eine ungünſtige Entſcheidung in der Saarbahnſchutz=Frage den
deutſchen Rechtsparteien bei den Wahlen neuen Propagandaſtoff
gegen Frankreich liefere. In deutſchen und neutralen Völker=
bundskreiſen
äußert man ſich über dieſe wahlpolitiſche Spekulation
ſehr abfällig, da derartige Erwägungen mit der Saarfrage nicht
das geringſte zu tun haben und eine ſolche Taktik auf ein Miß=
brauch
des Anſehens des Völkerbundsrats hinausläuft, der für
die endgültige Erledigung des Saarbahnſchutzes allein veraut=
wortlich
iſt.
Schwierigkeiten um den Kandidakenpoſten.
* Genf, 6. Sept. (Priv.=Tel.)
Die Präſidentenkandidatur für die Vollverſammlung des Völ=
kerbunds
macht ziemliche Schwierigkeiten. Die vom Generalſekre=
tär
in dieſer Frage unternommenen Schritte haben bis jetzt
weder für den früheren rumäniſchen Außenminiſter Titulescu,
noch für den finniſchen Außenminiſter Procope ſichere Ausſichten
für eine Mehrheit eröffnet. Es iſt deshalb jetzt die Wahl des
Führers, der chineſiſchen Delegation Shidſi=Wu, des chineſiſchen
Geſandten in Waſhington, ins Auge gefaßt. Man hofft, damit
China einen Ausgleich dafür zu geben, daß es in dieſem Jahre
noch nicht in den Völkerbundsrat gewählt wird, wie es das ſeit
langem fordert.

*Die Woche.
Auch in dieſem Wahlkampf wieder ſpielen außenpolitiſche
Fragen in der Agitation eine nicht unerhebliche Rolle. Nicht
etwa, daß es ſich diesmal um große außenpolitiſche Entſcheidungen
handelte. Dieſe Entſcheidungen ſind bekanntlich gefallen und
nicht ohne weiteres aus der Welt zu ſchaffen, aber insbeſondere
die Nationalſozialiſten glauben ganz offenbar aus der rein
gefühlsmäßigen Einſtellung weiter Kreiſe der deutſchen Wähler
parteipolitiſch Kapital ſchlagen zu können. Und ſo wird in tauſend
Wahlverſammlungen von der Verſklavung des deutſchen Vol=
kes
und der landesverräteriſchen Einſtellung der deutſchen außen=
politiſchen
Führung geſprochen. Dabei legt man ganz offenbar
nur ſehr geringen Wert auf die tatſächlichen Verhältniſſe, mit
denen nun einmal jeder Außenminiſter, welcher Parteieinſtellung
er auch immer ſein mag, rechnen muß, ſondern wir ſehen das ſon=
derbare
Bild, daß unſer Verhältnis zu den anderen Völkern für
die Sprachrohre dieſer Agitation offenbar eine Art von inner=
politiſcher
Angelegenheit iſt, bei der es nur darauf ankommt,
durch einen einfachen Beſchluß die Dinge von Grund auf zu än=
dern
. Wenn es nur eines Federſtriches bedürfte, um den Ver=
ſailler
Vertrag mit all ſeinen Einſchränkungen zu beſeitigen, woll=
ten
wir uns deſſen von Herzen freuen, aber merkwürdigerweiſe
ſcheint es nur wenigen aufzufallen, wie lächerlich es iſt, mit Wor=
ten
gegen Verhältniſſe Sturm zu laufen, ohne daß hinter dieſen
Worten auch der Wille zur Tat und entſprechende Möglichkeiten
ſtehen.
Wie liegen denn die Dinge in Wirklichkeit? Wir haben den
Weltkrieg verloren, weil wir allein gegen die ganze Welt zu
kämpfen hatten. Es liegt auf der Hand, daß wir, durch das Ver=
ſailler
: Diktat an allen Ecken und Enden geknebelt, eine geſchickte
Politik treiben müſſen, die aus der Iſolierung herausführt, in
der wir uns in den erſten Nachkriegsjahren befanden. Darüber
beſteht keine Meinungsverſchiedenheit. Das wird von allen zu=
gegeben
. Die Meinungsverſchiedenheiten beginnen erſt bei der
Frage, welche Wege unſere Politik praktiſch einſchlagen ſoll. Daß
bei der Beantwortung dieſer Frage innerpolitiſche Erwägungen,
Sympathien oder Antipathien eine verhängnisvolle Rolle ſpielen,
iſt ſympthomatiſch für das geringe Verſtändnis, mit dem weite
Kreiſe des deutſchen Volkes außenpolitiſchen Fragen gegenüber=
ſtehen
. Wie wäre ſonſt die Vorliebe unſerer deutſchen Fasciſten
für Italien und ſeinen Diktator zu erklären, für Italien, das
ſeine Bündnisverträge 1914 und 1915 ſchnöde brach, für Muſſo=
lini
, der mit flammenden Woxten den Kreuzzug gegen uns pre=
digte
. Nun hat der Außenpolitiker der Nationalſozialiſtiſchen
Partei, Graf Reventlow, intereſſanterweiſe hier in Darmſtadt
erklärt, daß er und ſeine Partei keineswegs auf Italien einge=
ſchworen
ſeien, und daß die Frage der außenpolitiſchen Orientie=
rung
niemals grundſätzlich, ſondern immer nur taktiſch geſtellt
werden könne. Das iſt ein, durchaus richtiger Standpunkt, eine
Auffaſſung zum mindeſten, gegen die wir nicht das geringſte ein=
zuwenden
haben. Warum aber hat man ſich dann von jeher mit ge=
radezu
fanatiſchem Haß gegen alle die gewandt, die eine andere
Orientierung unſerer Außenpolitik für richtiger gehalten haben
und auch heute noch halten? Warum hat man Streſemann noch
über das Grab hinaus beſchimpft, weil er eine deutſch=franzöſiſche
Verſtändigung anſtrebte, die immerhin zur Befreiung des Rhein=
landes
geführt hat? Aber ſo unſchön alles das iſt, man könnte
ſchließlich mit einem Achſelzucken darüber hinweggehen, wenn
nicht unſere außenpolitiſchen Intereſſen, Lebensfragen des geſam=
ten
deutſchen Volkes, durch dieſen Wahlkampf und ſeine Begleit=
erſcheinungen
abermals ſtark gefährdet würden.
Es iſt eine bedauerliche Tatſache, daß die
deutſch=franzöſiſchen Beziehungen ſich während
der letzten Wochen bereits in höchſt unerfreuli=
cher
Weiſe verſchlechtert haben. Gewiß, die Schuld an
dieſer Entwicklung tragen in erſter Linie die Franzoſen. Wenn
man auf die deutſche Politik der letzten Jahre immer wieder mit
Unfreundlichkeiten reagiert, wird man ſich in Paris ſchließlich
nicht wundern dürfen, wenn deutſche Wähler, welche die Zuſam=
menhänge
in ihren Einzelheiten naturgemäß nicht überſehen, ſich
Parteien zuwenden, die eine grundſätzliche Neuorientierung unſe=
rer
geſamten Politik propagieren. Aber wie ſoll dieſe Neuorien=
tierung
denn ausſehen? Darüber ſchweigt man ſich leider beharr=
lich
aus oder beſchränkt ſich auf allgemeine Redensarten, mit denen
wirklich nichts anzufangen iſt. Der bekannte Weltreiſende Collin
Roß hat ein außerordentlich intereſſantes Buch*) geſchrieben,
deſſen Lektüre man eigentlich für jeden deutſchen Wähler obliga=
toriſch
machen ſollte. Nicht als ob man die dort vertretenen Auf=
faſſungen
ſämtlich billigen müßte. Aber das Wertvolle iſt, daß
hier einmal ein Deutſcher, der 20 Jahre lang die Welt mit
offenen Augen durchquert hat, den glänzend durchgeführten Ver=
ſuch
macht, die großen Probleme der Gegenwart und Zukunft in
logiſchen Zuſammenhang zu bringen. Auch Collin Roß kommt zu dem
Ergebnis, daß es für die deutſche Politik gelte, rechtzeitig den An=
ſchluß
an eine europäiſche Konſtellation zu gewinnen. Im Grunde
gibt es nur drei Löſungen für Deutſchland: Enge Verbundenheit
mit Rußland, mit Frankreich oder mit England. Und nach einer
eingehenden Erörterung kommt er zu dem Schluß, daß ihm eine
ganz klare, verſtandesmäßige Erkenntnis ſagt, daß die deutſch=
franzöſiſche
Union die einzige Möglichkeit iſt, beiden Ländern ihren
Einfluß in der Welt zu ſichern, der ihnen auf Grund ihrer kultu=
rellen
Stellung und Vitalität zukommt. Der Neuaufbau der Welt,
deſſen Notwendigkeit man nach dem Kriege wenigſtens unbewußt
erkannt hat, läßt ſich eben nicht vom Dach aus beginnen, wie man
es mit dem Völkerbund verſucht hat. Dieſer iſt in der Idee gut
und ſchön, aber in ſeiner Verwirklichung maßlos verfrüht.
Aus dem gleichen Grunde iſt auch die Idee Pan=Europa ſo lange
verfrüht, als die deutſch=franzöſiſche Frage nicht reſtlos gelöſt iſt.
Wir haben die Vorteile einer deutſch=franzöſiſchen Verſtändi=
gung
an dieſer Stelle immer und immer wieder erörtert, und wir
haben auch die Bedenken, die dagegen ſprechen oder zum mindeſten
zu ſprechen ſcheinen, niemals verſchwiegen oder über ſie hinwegzu=
gleiten
verſucht. Das Verhängnisvolle aber iſt, daß durch die
maßloſen Angriffe von ſogenannter nationaler Seite her die
Diskuſſionsbaſis immer wieder verſchoben, unſere außenpolitiſche
Führung immer wieder in die Verteidigungsſtellung gedrängt
worden iſt, und daß dadurch im Ausland und insbeſondere, in
Frankreich ein ganz falſcher Eindruck entſtand, deſſen Folgen ſich

ſchnitt von
*) Collin Roß: Die Welt auf der. 2
WJahrem Weltreiſe. Ver
e

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Seite 2

Sonntag, den 7. September 1930

Nummer 247

jetzt ſehr unangenehm bemerkbar machen. Auch die Fragen der
Außenpolitik dürfen und müſſen in einem demokratiſchen Staat
öffentlich erörtert werden. Aber eine derartige öffentliche Er=
örterung
ſetzt äußerſte Selbſtdiſziplin voraus, wenn nicht unab=
ſehbarer
Schaden angerichtet werden ſoll. Daß unſere Linke es
an dieſer Selbſtdiſziplin mehr wie einmal hat fehlen laſſen, haben
wir mit Bedauern und Erbitterung nur allzu oft feſtſtellen
müſſen. Weit verhängnisvoller aber noch hat das Vorgehen un=
ſerer
extremen Rechten gewirkt, da man es im Ausland eben ein=
fach
nicht verſteht, nicht glauben will, daß auch Kreiſe, die ſich
national nennen, die außenpolitiſchen Geſamtintereſſen der Nation
leichten Herzens in den Wind ſchlagen, wenn man glaubt, damit
ein innerpolitiſches Geſchäft machen zu können. Wir, die wir die
deutſchen Verhältniſſe kennen, wiſſen, daß kaum einer von uns,
auch der extremſte Nationalſozialiſt nicht, ernſthaft einen neuen
Krieg will. Im Ausland aber hört man nur die Kriegsfanfaren.
Gewiß, die Franzoſen ſind die letzten, die das Recht zu allzu
großer Empfindlichkeit hätten. Wenn wir auf jede Rede, jeden
Zeitungsartikel Poincarés ähnlich reagieren wollten, würden
beide Völker den Geiſteszuſtand von 1919 oder 1920 bald wieder
erreicht haben. Aber um Recht oder Unrecht handelt es ſich im
Augenblick weniger als um die bittere Tatſache, daß dieſer im
denkbar ungünſtigſten Augenblick von Herrn Hugenberg erzwun=
gene
Wahlkampf, bei dem es um rein innerpolitiſche Fragen geht,
ſchon bis jetzt eine außerordentliche Verſchlechterung unſerer
außenpolitiſchen Lage verurſacht hat. Während man in Genf in
der nächſten Woche über den Pan=Europa=Vorſchlag Briands ver=
handeln
wird, manövrieren franzöſiſche Truppen in Lothringen
M.
gegen eine fingierte deutſche Einbruchsarmee.

Die Bayoorverehangen adgerchioffen.
Das Reichswahlleikerbüro zur Wahl gerüſtel.
* Da die Wahlvorbereitungen kurz vor dem Abſchluß ſtehen
und die Wahlvorſchläge vollzählig bei den Kreiswahlleitern vor=
liegen
, haben wir Veranlaſſung genommen, das Reichswahllei=
terbüro
über das Ergebnis der abgeſchloſſenen Wahlvorbereitun=
gen
zu befragen. Wir ſind gewappnet, ſo kennzeichnet
man dort gegenwärtig die Situation.
Im ganzen Reiche ſind rund 70 000 Wahllokale beſtimmt
worden, in denen am Wahltage 420 000 Perſonen zur Abwicklung
der Wahlen beſchäftigt ſind, und zwar ein Vorſtand und fünf
Beiſitzer. Im ganzen werden 42000 000 Stimmzetel gedruckt, die
allerdings von den einzelnen Gemeinden in Auftrag gegeben
werden. Am Wahltage ſelbſt wird das Ergebnis ſofort nach
Schluß der Wahlen in den einzelnen Wahlloballen addiert und
dann dem Landrat oder dem Bezirksamt übermittelt, die ihrer=
ſeits
wiederum die bei ihnen eingegangenen Reſultate dem Kreis=
wahlleiter
mitteilen. Von dort werden die Reſultate ſofort an
das Büro des Reichswahlleiters auf drahtlichem oder telepho=
niſchem
Wege übermittelt. Die Reichspoſt hat Vorſorge getroffen,
daß die Telegramme und Telephonate der Kreiswahlleiter vor=
dringlich
behandelt werden, ſo daß ihre Uebermittelung keine
Verzögerung erfahren kann. Das vorläufige amtliche Ergebnis
wird von dem Reichswahlleiter am 16. September veröffentlicht.
Bis zum 30. September haben die Kreiswahlausſchüſſe, die aus
einem Vorſitzenden und ſechs Beiſitzern zuſammengeſetzt ſind,
von denen die letzteren von den ſechs größten Parteien geſtellt
ſind, ihre endgültigen Reſultate bekannt zu geben. Am 30. Sep=
tember
tritt der Reichswahlausſchuß zuſammen, dem der vom
Reich beauftragte Geheimrat Wagemann vorſteht und dem wie=
derum
ſechs Vertreter der größten Parteien als Beiſitzer ange=
hören
. Erſt dann ſteht das vorläufige amtliche Ergebnis feft.
Sodann wird das Wahlprüfungsverfahren eingeleitet, das unge=
fähr
9 bis 11 Monate dauert, das Geheimrat Kaiſenberg unter=
ſteht
, und dem ebenfalls ſechs Beiſitzer, und zwar drei Abgeord=
nete
und drei Reichsgerichtsräte angehören. Erſt dann liegt das
endgültige amtliche Ergebnis vor.
Stegerwalds Abſage an die Sozialdemokrakie.
* Auch beim Zentrum ſcheint die einheitliche Linie der Wahl=
politik
diesmal nicht ganz gewahrt zu werden. Es iſt aufgefallen,
mit welcher Zurückhaltung der Reichskanzler ſich der ſozialdemo=
kratiſchen
Frage gegenüber verhielt, ob das Zentrum auch nach
den Wahlen die Sozialdemokraten von der Mitwirkung im Reiche
ausſchalten wollte. Brünings Antwort war ſo vieldeutig, daß da=
mit
dem Zentrum alle Möglichkeiten offen gehalten wurden. Es
überraſcht daher etwas, wenn jetzt in einer Verſammlung in Glad=
beck
der Reichsarbeitsminſter Stegerwald ſehr viel deutlicher ge=
worden
iſt. Herr Stegerwald hat eine Regierungs=
bildung
durch Hugenberg oder Hitler abgelehnt,
weil die Folge ein außenpolitiſches Chaos ſein
müßte. Er hat aber dann hinzugefügt: Ebenſo glaubt
kein Menſch mit politiſchem Verſtand daran, daß etwa
nach den Wahlen der Sozialdemokratie die Re=
gierungsbildung
übertragen werden könnte,
nachdem in den 21 Monaten ſozialdemokratiſch geführter Regie=
rung
im Gegenſatz zu früheren Regierungen es wirtſchaftlich und

Zie Hander dei Aroveite.
Zu Frederi Miſtrals 100. Geburtstag am 8. September.
Von Hans Sturm.
Legende wob ſchon früh ihre ſchimmernden Fäden um das
weltentlegene Leben Miſtrals, der aus uraltem provencaliſchem
Bauerngeſchlechte ſtammte. Sein Vater Francés war Witwer
geworden und fand ſeine zweite Frau, wie Boas in dem wun=
derſamen
bibliſchen Bericht Ruth fand. An St. Johannis be=
merkte
er unter den Aehrenleſerinnen ein anmutiges Mädchen,
das ſich ein wenig beiſeite hielt; vielleicht war es ſcheu oder es
ſchämte ſich dieſer Arbeit. Auf eine Frage, wer ſie ſei, antwortete
ſie errötend, ſie ſei Delaide, die Tochter des Bürgermeiſters von
Maiane, ſie ſeien ihrer acht, und was ſie außer Eſſen und Trinken
brauche, müſſe ſie ſich ſelbſt verdienen, deshalb leſe ſie Aehren
auf. Bald darauf wurde ſie die Frau des Bauern Francés und
die Mutter des Dichters Frederi Miſtral, der am 8. September
auf dem Richterhof zu Maiane geboren wurde.
Von der Mutter erfuhr der Knabe die ſeltſamen heimat=
lichen
Sagen, und ſeine leicht erregbare Phantaſie berauſchte ſich
immer wieder an den eigenartigen, oft myſtiſch dunklen Gebräu=
chen
, die der Vater in Haus und Hof getreulich und andachts=
voll
übte.
Auf Veranlaſſung der Mutter kam der Fünfzehnjährige zur
Schule nach Avignon, der früheren päpſtlichen Reſidenz, und zwar
in die Klaſſe des Lehrers Jouſe Roumanille, der bereits einen
Ruf als provencaliſcher Dichter genoß. Dieſer erkannte ſogleich
das Talent ſeines Schülers und förderte es in jeder Weiſe.
Miſtral hat ihn und ſein eigenes Abiturientenexamen, in der
kleinen launigen Novelle. Der Baccalaureus von Nimes gut
geſchildert. Er kam nach Hauſe, ſchrieb viele Verſe und wurde
vom Vater, der ſchließlich einſah, daß Frederi zum Bauer nicht
tauge, nach Aix geſchickt, von wo er 1851 als Lizentiat der Rechte
zurückkehrte.
Als ſein Vater wie ein bibliſcher Patriarch auf ſeiner Scholle
die Augen für immer geſchloſſen hatte, ging Miſtral mit ſeiner
Mutter nach Maiane, wo er ſein weiteres Leben verbracht hat
bis zu ſeinem Tode 1914. 1852 fanden ſich in Arles die ſüdfran=
zöſiſchen
Dichter zuſammen, gerieten aber bald in Konflikt über
Fragen der Rechtſchreibung; ſie einigten ſich dann doch und grün=
deten
das Felibrige auf Miſtrals Anregung hin. Er hatte das
Wort Feliber (eigentlich Buchmacher) in der Bedeutung
Schriftkundiger in einer altprovencaliſchen Legende gefunden
und deutete es um auf die Teilnehmer an dem gemeinſamen

Vom Tage.
Am Samstag um 16.30 Uhr überflog ein polniſches Flugzeug
mit der Nummer 84 den Stolper Grenzraum. Das Flugzeug kam
vom Kreiſe Bütow her und war die Bahnſtrecke Bütow- Lauen=
burg
entlang geflogen und verſchwand weiter nördlich in Richtung
des Kreiſes Lauenburg.
Der preußiſche Innenminiſter hat in einem Rund=
erlaß
die Polizei= und Regierungsprä=
ſidenten
erſucht, geeignete Kriminalkommiſſare zur Ver=
wendung
in der politiſchen Polizei vorzuſchlagen.
Beamte der politiſchen Polizei der Landeskriminalpolizeiſtelle
Magdeburg in Verbindung mit Beamten der Polizeiverwaltung
Burg ſtellten bei der Koßmannſchen Eiſenmetall A.G., Eſſen. Ab=
teilung
Abbruch in Burg, ein Munitionslager von
rund 14 000 Schuß gebrauchsfertiger Infante=
riemunition
feſt.
Die Konferenz des Internationalen Agrar=
büros
, das eine Organiſation der ihm beigetretenen politiſchen
Agrarparteien bildet, iſt für den 29. Oktober nach Prag
einberufen worden.
Die Lage dertſchechoſlowakiſchen Staatsbahn
hat ſich geradezu kataſtrophal geſtaltet. Im Verlauf einer
vom Eiſenbahnminiſterium veranſtalteten Enquete teilte der
Eiſenbahnminiſter mit, daß der Einnahmeausfall der
Bahn im erſten Halbjahr 1930 etwa 430 Millio=
nen
Tſchechokronen betrage.
Der ungariſche Miniſterpräſident Graf Beth=
len
hatte mit dem engliſchen Zeitungsmagnaten
Lord Rothermere in Venedig eine lange Unter=
redung
.
In Smyrna fanden anläßlich der Ankunft des Führers
der türkiſchen Oppoſitionspartei, Fethi Bey, Kundgebungen ſtatt,
bei denen es zu Zuſammenſtößen mit der Polizei kam.
Drei Poliziſten wurden von der aufgeregten Menge ins Meer
geworfen. Wegen tätlichen Vorgehens gegen die Polizei wurden
300 Verhaftungen vorgenommen.

finanziell nicht aufwärts, ſondern bergab gegangen iſt. Eine
erneute unter ſozialdemokratiſcher Führung
ſtehende Regierung würde zu einer wirtſchaftli=
chen
Kataſtrophe führen, würde infolge mangelnden
Vertrauens die Arbeitsloſigkeit ſteigern und ſie ins Uferloſe ver=
mehren
.
Das iſt eine Abſage in aller Form, wenigſtens für eine ſozial=
demokratiſch
geführte Regierung. Man wird daraus ſchließen dür=
fen
, daß das Zentrum unter gar keinen Umſtänden die Leitung
der Politik auch nach den Wahlen aus der Hand geben will, und
daß es logiſcherweiſe, wenn nach den Wahlen ein Rücktritt des
Kabinetts Brüning zunächſt unvermeidlich wäre, einem neuen
Kabinett Müller die Mitarbeit verweigern würde. Tatſächlich
hat es ja wenig Sinn, ſich im Augenblick den Kopf darüber zu
zerbrechen, was kommen kann, ſolange man nicht weiß, wie der
neue Reichstag ausſieht. Die politiſchen Schattierungen, die in
den Meinungen Brünings und Stegerwalds zum Ausdruck kom=
men
, ſind doch nicht ohne Intereſſe.

Kaiſer=Klage gegen die Berliner Morgenpoſt.
* Berlin, 6. September.
Eigentlich ein Phänomen, daß der ehemalige deutſche Kaiſer
ſich an die Gerichte der Deutſchen Republik wendet, um Schutz
gegen eine Beleidigung zu erbitten. Er hat ſeither in allen Fäl=
len
die Strafverfolgung abgelehnt. Wenn er jetzt einem Ber=
liner
Oppoſitionsblatt gegenüber eine Ausnahme macht, ſo ver=
mutlich
nur deshalb, weil hier die Beleidigung mit einer Be=
ſchimpfung
des ganzen deutſchen Volkes verbunden war.
Die Berliner Morgenpoſt hatte vor einem Jahr, offenbar,
um die Aufmerkſamkeit von dem Sklarekſkandal und ſeinen An=
würfen
auf die Berliner Verwaltung abzulenken, dem Kaiſer den
Vorwurf gemacht, daß er den Kruppwerken ein ſtarkes finanziel=
les
Intereſſe entgegenbrachte und aus dieſen finanziellen Grün=
den
die deutſche Armee mit minderwertigen Krupp=Geſchützen
hätte ins Feld ziehen laſſen. Der Kaiſer habe ſich insbeſondere
nicht nur an Krupp bereichert, ſondern darüber hinaus auch wiſ=
ſentlich
den Tod von Tauſenden von Soldaten verſchuldet. Das
Ganze war dann als Der furchtbarſte Skandal der Welt=
geſchichte
bezeichnet, eine Kritik, die nicht ſcharf genug geweſen
wäre, wenn der Vorwurf berechtigt geweſen wäre. Kein Wun=
der
alſo, wenn der Kaiſer ſich da an die deutſchen Gerichte wandte.
Mehrfache Vergleichsvorſchläge ſcheiterten, weil
der Kaiſer eine volle Zurücknahme der Vorwürfe verlangte. So
wurde der beklagte Redakteur ſchließlich zu 1500 RM. Geldſtrafe
wegen übler Nachrede verurteilt. Bedauerlich iſt, daß er ſich nicht
doch vorher noch zu einer loyalen Zurücknahme entſchließen
konnte, die ja nicht ſo ſehr eine Ehrenerklärung für den Kaiſer
war, ſondern eine Ehrenerklärung für das Deutſchland von 1914,
das Korruptionserſcheinungen, wie ſie hier dem Kaiſer nachge=
ſagt
worden ſind, nicht kannte.

Werke der ſprachlichen und kulturellen Wiederaufrichtung der
Provence; in dieſem Sinne erhielt dieſes Wort heute typiſche
Geltung.
In dieſer Zeit ſchuf Miſtral ſein bedeutendſtes Werk, das
Epos Mireio das ihm dauernden Ruhm eintrug. Es iſt eigent=
lich
eine feingezeichnete Idylle auf dem farbigen Hintergrunde
ſeiner Heimat, ein hohes Lied trauriger Liebe in ländlicher Ab=
geſchiedenheit
. In unſagbar zarten Farben malt er das wehe
Schickſal Mireios:
Ihr einziger Schmuck war Jugend. Nie im Leben
Hat ihre Stirn ein Diadem beſchwert,
Nie ſah man Seide ihre Schönheit heben.
Und dennoch will ich ſolchen Glanz ihr geben,
Daß ihr wie eine Königin ſie ehrt.
Das will ich tun in den vergeſſenen, trauten
Nur unſerm Hirtenvolk noch eignen Lauten
Miréio, die reiche Erbin eines Gutshofes liebt Vincen, den
Sohn eines armen Korbflechters, und weiſt ſeinetwegen drei
Freier ab. Einer von ihnen verwundet den Begünſtigten und
ertrinkt dafür in der nächſten Nacht in der Rhone. Miréios
Mutter läßt Vincen in die Höhle einer Zauberin bringen, die
ſeine Wunden heilt. Der Geheilte ſchickt ſeinen Vater als Braut=
werber
zum Gutshofe, doch der Vater Miréios weiſt ihn ab.
Das Mädchen bekennt mutig ihre Liebe zu Vincen und unter=
nimmt
eine Wallfahrt zu den heiligen Frauen, deren Kirche am
Meere ſteht. Kurz vor der Pforte trifft ſie ein Sonnenſtich, ſie
ſchleppt ſich in das Kirchlein und ſtirbt, in den Armen ihrer
Mutter.
Lamartine hat zuerſt auf dieſe Dichtung aufmerkſam gemacht
mit den begeiſterten Worten: O Dichter von Maiane, du biſt
wie die Blüte der plötzlich aufbrechenden provencaliſchen Aloe,
und deines Werkes Duft wird in tauſend Jahren nicht ver=
wehen
! An anderer Stelle ſchrieb er: Die Provence iſt ganz
in Miſtrals Seele übergegangen; das Land zwiſchen den Al=
pinen
, Avignon, Arleo und dem Meere von Ver=Marſeille iſt
ein Buch geworden. Und das Volk lebt darin mit ſeinen Feſten
und mit ſeiner Arbeit. Wettkämpfe, Tänze, Lieder, Ernten und
Säen, kurz, alles was ſich zwiſchen Saat und Sichel begibt, klingt
aus den Verſen wider. So erhält das einmalige Werk dauern=
den
Wert im Sinne epiſcher Weltgeſtaltung, denn es verdichtet
die tiefen, geſetzhaften Züge einer Volksgemeinſchaft weit über
den Rahmen geſchichtlicher Epiſodik hinaus zu ſtetem Zeichen und
Zeugnis.
Zu nennen wäre noch das Heldengedicht Cgleudau, das
von dem armen, herkuliſche Taten verrichtenden Sardellenſiſcher
erzählt, der Zedernwälder fällt, um die Liebe der ſchönen

Die indiſchen Briedensverhandlungen
geſcheikerk.
An den indiſchen Forderungen und an der Unnach=
giebigkeit
des Bizekönigs.
EP. Puna, 6. September.
Nach dem Zuſammenbruch der Friedensverhandlungen iſt am
Freitag die geſamte Korreſpondenz, die im Zuſammenhang hier=
mit
zwiſchen Sir Tei Sapru, Jayakar, den im Gefängnis befind=
lichen
Kongreßführern und dem Vizekönig von Indien geführt
wurde, veröffentlicht worden. Wie daraus hervorgeht, verlangten
die Kongreßführer für Einſtellung der Ungehorſamsbewegung
und für ihre Teilnahme an der Indienkonferenz die Anerken=
nung
des Rechtes Indiens, ſich vom engliſchen
Reich loszuſagen, die Schaffung einer National=
regierung
, die allein dem Volke gegenüber verantwortlich iſt,
die Uebertragung der vollen Kontrolle über
Heer und Finanzen an dieſe Regierung, die Aufhebung
der verſchiedenen erlaſſenen Ordonnanzen und
die Freilaſſung aller politiſchen Gefangenen,
die ſich keine Gewaltakte zuſchulden haben kommen laſſen. Die
Erfüllung dieſer Forderungen wurde als uner=
läßliche
Vorbedingung für die Teilnahme des
Kongreſſes an der Round=Table=Konferenz,
über deren Zuſammenſetzung erſt ſpäter verhandelt werden ſollte,
bezeichnet.
In ſeiner Antwort hierauf erklärte Lord Irwin, daß ange=
ſichts
des Tones, in dem der Kongreß ſeine Forderungen auf=
geſtellt
habe, und unter Nichtanerkennung des ſchweren Schadens,
der durch die Ungehorſamsbewegung Indien zugefügt worden ſei,
ſei es völlig zwecklos, im einzelnen auf die Forderungen ein=
zugehen
. Bei Abblaſen der Kongreßbewegung gegen die Regie=
rung
wolle er die erlaſſenen Ordonnanzen aufheben und für eine
angemeſſene Vertretung des allindiſchen Kongreſſes auf der
Indienkonferenz in London Sorge tragen. Die Forderung auf
Freilaſſung aller politiſchen Gefangenen, die keine Gewalttaten
begangen haben, könne er dagegen nicht reſtlos annehmen. Eine
Diskuſſion über die übrigen Punkte bezeichnete der Vizekönig als
ausgeſchloſſen.
Repolukion in Argenkinien.
New York, 6. September.
Nach einer Meldung der Aſſociated Preß aus Buenos ſind
Gerüchte im Umlauf, wonach die Truppen von Campo de Mayo
unter Führung des Generals Joſé Uriburu auf die Hauptſiadt
marſchieren, angeblich, um den Präſidenten Irigoyen aus der Re=
gierung
zu entfernen. General Uriburu richtete an den Präſiden=
ten
Irigoyen telegraphiſch ein Ultimatum des Inhalts, daß er,
falls der Präſident nicht ſofort endgültig zurücktrete, den Regie=
rungspalaſt
beſchießen laſſen werde. Die Truppen Uriburus ſollen
ſich bereits in der Nähe der Hauptſtadt befinden, während ein
großes Truppenkontingent im Militärlager Campo de Mayo
marſchbereit die Befehle Uriburus abwarte. Die Unzufriedenheit
der Armee mit dem Regime Irigoyen iſt allgemein, während die
Haltung der Marine ungewiß iſt.
Nach einer Meldung der Agence Havas aus Buenos Aires iſt
dort die Revolution ausgebrochen. Aſſociated Preß meldet aus
Buenos Aires: Die 13 im Hafen liegenden Kriegsſchiffe und ihre
7000 Mann beſtehende Beſatzung ſchloſſen ſich der Bewegung gegen
den Präſidenten Irigoyen unter der Führung des Generals
Storni an. Dieſer teilte der Regierung in einem von ſämtlichen
Offizieren unterzeichneten Schriftſtück mit, daß die Marine nicht
auf die Armee feuern werde. Die Stimmung in Buenos Aires iſt
aufs höchſte geſpannt. Oberſtleutnant Torres wurde im Lager
von Campo de Mayo von ſeinen Offizieren erſchoſſen, da er ſich
weigerte, ſich der Bewegung anzuſchließen.
Franzöſiſcher Miniſterrak.
EP. Paris, 6. September.
Außenminiſter Briand hat im heutigen Miniſterrat über die
im Schoße des Völkerbundsrats und auf der europäiſchen Konfe=
renz
in Genf zur Verhandlung kommenden Fragen Bericht er=
ſtattet
. Frankreich, ſo heißt es in dem nach Schluß des Mini=
ſterrats
veröffentlichten Communiqué wörtlich, wird in der einen
wie in der anderen Verſammlung ſeine traditionelle Politik fort=
ſetzen
, die auf der Organiſation des Friedens und der Achtung
vor den Verträgen begründet iſt.

Eſterelle zu gewinnen, und er gewinnt ſie auch. Auch dieſe Dich=
tung
iſt voll jener naiven Schönheit und Schilderungskunſt,
die faſt ſchon wieder Natur iſt; und die reine Kindhaftigkeit des
Dichters quillt einzig aus tiefſtem Wiſſen und Begreifen. Das
gleiche gilt von dem Buche Nerto, der Liebesgeſchichte einer
Nonne. Die 1890 erſchienene Tragödie Königin Johanna hatte
nur den Zweck, dieſe den Provencalen heilige Frau vor Ver=
leumdung
zu ſchützen. Unter dem Titel Die Goldinſeln ver=
öffentlichte
Miſtral ſeine übrigen kleineren Gedichte, unter denen
die Ode an den Miſtral (Miſtral iſt die provencaliſche Bezeich=
nung
für den Nordweſtſturm) bekannter geworden iſt.
Sein Treſor don Felibrige iſt eine grundlegende Arbeit
über die provencaliſche Sprache, die ein Wörterbuch ſeiner
Mutterſprache enthält, an dem er zwanzig Jahre lang täglich
etwa acht bis zehn Stunden gearbeitet hat. Wenn ich ſagt
einmal ſein Jugendfreund Daudet, dieſe ſchöne provencaliſche,
mehr als drei Viertel lateiniſche Sprache höre, die die Königin=
nen
früher geſprochen haben, und heute nur noch Hirten verſtehen,
ſo bewundere ich dieſen Mann.
Mit vierundachtzig Jahren ſtarb Miſtral, zehn Jahre zuvor
hatte er den Nobelpreis erhalten und damit das volkskundliche
Muſéon Arlaten in Arles gegründet. Viele Ehrungen wurden
ihm zuteil für ſein Lebenswerk, das er wie eine Fahne ſeinem
Volke vorangetragen, um deſſen Blicke abzuwenden von den
Kümmerlichkeiten des Alltags in leuchtendere Regionen‟ Er
ſelbſt blieb immer einfach, ja faſt beſcheiden, und ſtarb in dem er=
erbten
Häuschen, über deſſen niederer Türe ſein Wappenſchild
hing mit der für ihn ſo bedeutſamen Inſchrift über einer in
Stein gemeißelten Grille: Die Sonne läßt mich ſingen!

* Der Lahrer hinkende Bote 1931. (Moritz Schaumburg Verlag,
Lahr i. B.). Der Lahrer hinkende Bote iſt wieder angekommen. Zwar
etwas früh; aber er meinte, wenn er früh daran ſei, dann könnten ihn
mehr Leute zu ſich ins Haus holen. Alſo, er kam zu uns auf die Redak=
tion
und bat uns, wir möchten doch etwas über ihn berichten. Er habe
eine Menge intereſſanter Dinge mitgebracht aus dem ganzen Reich. Ein
ſchönes Kalendarium mit weiſen Wetterregeln, ernſte und heitere Er=
zählungen
von bekannten Schriftſtellern, er exwähnte da Fritz Müller=
Partenkirchen, Alice Berend, E. Kern und noch viele andere. Und nicht
zuletzt habe er eine Menge ſchöner und auch luſtiger Bilder bei ſich, die
er alle im Jahre 1931 den Bürgern und Landleuten zeigen will. er
ließ uns ſein Büchlein da und hinkte weiter. Nun liegt es hier auf dem
Schreibtiſch und ſieht ſchon recht abgenutzt aus. Denn jeder blättert es
einmal durch und freut ſich über die Fülle deſſen, was in anſprechender
und luſtiger Weiſe darin geboten wird. Von beſonderem Nutzen iſt vor
allem auch das Verzeichmis ſämtlicher Meſſen und Märkte, die im näch=
ſten
Jahre ſtattfinden. Man ſollte ſich den hiſtoriſchen Kalender des
Lahrer in kenden Bote:, Doirklick autſchaffen.

[ ][  ][ ]

Nummer 247

Sonntag, den 7. September 1930

Drülohifce Sitdfen i Siifter Sertornten Progev.
Dier Angeklagie zum Tode durch Erſchießen verurkeilk. Achl weitere Angeklagke erhielken Zuchthaus=
ſtrafen
von 5 bis 30 Jahren.

Die Täkigkeit des floweniſchen
Geheimbundes.
Im Kaupf gegen das fasciſtiſche Regime.
Ein Akkenkak auf Muſſolini geplank.
EP. Trieſt, 6. September.
Nach dreiſtündigen Beratungen hat der Außerordentliche
Gerichtshof zum Schutze des Staates unter lebhafter Spannung
im Hochverratsprozeß gegen die ſloweniſchen Terroriſten, die vor
einiger Zeit mehrere Bombenattentate in Trieſt zur Ausführung
gebracht hatten, denen Menſchenleben zum Opfer gefallen waren,
geſtern nacht 11½ Uhr das Urteil verkündet. Vier Ange=
klagte
, und zwar der ſüdſlawiſche Student Milos, der Bank=
ausläufer
Marruſich, der Drogiſt Bidovetſch und der
Holzhändler Valenſitſch, wurden zum Tode durch Er=
ſchießen
verurteilt. Sie wurden am Samstag morgen
durch Schüſſe in den Rücken hingerichtet, da die
Urteile des Gerichtshofes zum Schutze des Staa=
tes
ohne jede Berufungsmöglichkeit innerhalb
24. Stunden vollſtreckt werden müſſen. Der Schreiner
Spanner, für den der Staatsanwalt ebenfalls die Todesſtrafe be=
antragt
hatte, wurde zu 30 Jahren Zuchthaus verurteilt. Acht
weitere Angeklagte erhielten Zuchthausſtrafen von 5 bis
25 Jahren. Frau Sophia Franzeſkin, durch deren Ausſagen die
Polizei der ganzen Geheimorganiſation auf die Spur gekommen
iſt, wurde zu 2½ Jahren Zuchthaus verurteilt. Zwei Angeklagte
wurden freigeſprochen.
Die Geſtändniſſe der Angeklagken.
Faſt alle Angeklagten haben die ihnen zur
Laſt gelegten Vergehen offen eingeſtanden. Die
Nebenangeklagten gaben zu, italieniſche Schulhäuſer in der Pro=
vinz
Trieſt in Brand geſteckt zu haben. Die Befehle hierzu hät=
ten
ſie von Orjung=Leuten erhalten. Faſt alle Angeklagten haben
an der geheimen Zuſammenkunft von Monte Spaccato teilge=
nommen
, wo beſchloſſen wurde, zu Gewalttaten gegen das fasci=
ſtiſche
Regime zu ſchreiten. Das Loſungswort des Geheimbundes
ſei Monte Nevoſo‟. Nach übereinſtimmenden Erklärungen
nahmen an der Verſammlung drei Mitglieder der Orjuna, als
fasciſtiſche Milizſoldaten verkleidet, teil. Unter den Angeklagten
des Geheimbundes wurden, wie aus den Ausſagen hervorging,
ſtändig antifasciſtiſche Zeitungen verteilt. Der Angeklagte
Catſch erklärte, der Hauptangeklagte Marruſitſch habe ihm ver=
ſichert
, im Falle einer Mobiliſation würden die
Mitglieder des Geheimbundes italieniſche Mi=
litäruniformen
erhalten, um dem italieni=
ſchen
Heer in den Rücken fallen zu können.
Der Angeklagte Valenſitſch beſtätigte ſein ſchrift=
liches
Geſtändnis und gab zu, die für die erſten Attentate ver=
wendeten
drei Bomben ſowie Waffen und Munition für die terro=
riſtiſchen
Attentate nach Trieſt gebracht zu haben. Er will jedoch
dieſen heimlichen Transport unter dem Zwang eines Freundes
ſeines Vorgeſetzten ausgeführt haben.
Der junge Drogenhändler Bidovetſch hatte zu=
gegeben
, zuſammen mit den Angeklagten Milos und Marruſich
die Bombenattentate auf den Siegesleuchtturm von Trieſt und
die Druckerei des fasciſtiſchen Popolo di Trieſte ausgeführt zu
haben. Die Bomben wurden ihnen von einem Mitangeklagten aus
Südſlawien gebracht und bis zur Verwendung in einer Bank auf=
bewahrt
. Indes wollten die Angeklagten nur die Zerſtörung der
Druckereimaſchinen bezweckt haben, um das Weitererſcheinen des
fasciſtiſchen Organs zu verhindern. Aufſehen erregte die Enthül=
lung
, daß eine dritte Bombe, die bei dem Angeklagten Bidovetſch
beſchlagnahmt wurde, dazu beſtimmt war, um ein Attentat auf
das ſüdſlawiſche oder franzöſiſche Konſulat zu ſimulieren, das
dann den Fasciſten zugeſchrieben werden ſollte, nachdem die An=
geklagten
vorher die Schulhäuſer von Cattinara in Brand geſteckt
hätten. Dieſe Brandſtiftung unterblieb aber, und daher auch das

Attentat auf das Konſulat. Zu einer auf dem Monte Spaccato
abgehaltenen heimlichen Zuſammenkunft waren die ſloweniſchen
Terroriſten in fasciſtiſcher Milizuniform erſchienen. Der Ange=
klagte
hörte in dieſer Zuſammenkunft, daß der bei dem jüngſten
Grenzzwiſchenfall erſchoſſene Kuketſch ſchon damals drei Fasciſten
ermordet hatte, und daß eine große Aktion geplant war, falls die
Slowenen in Italien jeder Bewegungsfreiheit beraubt würden.
Der 21jährige Student Slavko Bevk hatte er=
zählt
, wie er nach Beendigung ſeiner Studien in Udine von dem
Angeklagten Jeretſch in den ſlawiſchen Geheimbund aufgenommen
wurde, indem er auf die Unterdrückung der ſloweniſchen Sprache
in den italieniſchen Grenzprovinzen verwies, wo die ſloweniſchen
Schulen geſchloſſen wurden. Alle Kräfte müßten daher im Kampf
gegen die fasciſtiſche Regierung geſammelt werden, um wenigſtens
den ſloweniſchen Geiſt wachzuhalten. Allmählich wurde der Stu=
dent
auch mit Mitgliedern der Orjuna bekannt gemacht und er=
hielt
größere Spionageaufträge. Er mußte mehrmals heimlich die
Grenze überſchreiten, wobei ihm in Laibach ein ſüdſlawiſcher
Generalſtabsoffizier, Oberſt Anreika, genaue Weiſungen ſowie
einen Revolver gab. Er erhielt auch einen Photographenapparat,
mit dem Auftrage, gewiſſe Brücken und Kaſernen zu photogra=
phieren
und außerdem auch Berichte über die Stärke der Miliz,
der Carabinieri und der Zollwächter zu ſenden.
Im Verlauf des Verhörs der Angeklagten im Terroriſten=
prozeß
ſuchten ſich die Rädelsführer des Geheimbundes gegen=
ſeitig
die Hauptſchuld zuzuſchieben. Uebereinſtimmend wurde der
Bankangeſtellte Marruſich als Anführer der Terroriſtengruppe
von Trieſt bezeichnet, der die Befehle zur Ausführung verſchie=
dener
Attentate erteilte und auch die Bomben in der Bank, in der
er angeſtellt war, aufbewahrte.
Maruſich behauptete, daß oberſter Leiter aller Ge=
heimorganiſationen
der Angeklagte Rejec in
Laibach geweſen ſei, der monatlich 2000 Lire Unterſtützung von
der antifasciſtiſchen Organiſation in Paris bezogen habe. Aus
den Ausſagen des Bankangeſtellten Marruſich, des Anführers des
ſloweniſchen Geheimbundes, iſt noch bemerkenswert, daß der Anti=
fasciſtenbund
ein Attentat gegen den fasciſtiſchen Parteiſekretär
von Trieſt, Dr. Peruſino, und gegen Muſſolini geplant habe. Es
ſei vorgeſehen geweſen, eine Höllenmaſchine unter dem Kraft=
wagen
des Regierungschefs anzubringen. Der Popolo d’Italia,
ſchreibt im Zuſammenhang mit dem Terroriſtenprozeß, die Zeu=
genausſagen
und die Beweisaufnahme müßten Italien zu einer
umfaſſenden Aktion veranlaſſen.
Die Aufnahme des Urkeils.
Die Angeklagten im Terroriſtenprozeß haben das Urteil nur
zum kleinen Teil gefaßt aufgenommen, obwohl ſie nach den ſchar=
fen
Anträgen des Staatsanwalts vorbereitet waren. Die zum
Tode Verurteilten umarmten ſich lange und baten ſich gegenſeitig
um Verzeihung. Man hatte den Eindruck, daß die jungen Leute
die Schwere ihrer Vergehen nicht voll einſahen und jetzt daher
über die unerbittliche Beſtrafung um ſo mehr entſetzt ſind. Wenig=
ſtens
waren der Bankangeſtellte Marruſitſch und der Holzhändler
Valenſitſch nach der Urteilsverkündung wie betäubt und blieben
auch ſitzen, als man ihnen Handſchellen anlegte. Nur der Drogen=
händler
Bidovetſch, der eigentliche Ausführende der Bomben=
attentate
, blieb zyniſch und ſagte in Erwartung der Todesſtrafe
zu ſeinen Gefährten: Schade, daß ich mich heute raſiert habe.
Der Schreiner Spanner, der ſtatt der Todesſtrafe 30 Jahre Zucht=
haus
erhielt, ſchien angenehm überraſcht zu ſein und dankte ſei=
nem
Verteidiger. Es iſt für alle zum Tode Verurteilten ſofort
ein Gnadengeſuch eingereicht worden. Vor dem Gerichtsgebäude
hatten Tauſende von Perſonen ſtundenlang auf die Urteilsverkün=
dung
gewartet.
Der Präfidenk des italieniſchen Staaksgerichtshofes
über den floweniſchen Geheimbund.
Zu Beginn des Prozeſſes, der vier Tage dauerte, hatte der
Präſident des außerordentlichen Staatsſchutzgerichtes, da die Akten
des Prozeſſes 88 Bände umfaßten und ihre Verleſung daher zu
lange gedauert hätte, die Zuſammenfaſſung der Anklage über=
nommen
. Er betonte, mit den terroriſtiſchen Akten der ſloweni=
ſchen
Geheimbünde ſei bezweckt worden, im Auslande den Ein=
druck
zu erwecken, daß in den neuen Provinzen Ita=
liens
Unzufriedenheit und Gärung herrſche und die
ſloweniſche Bevölkerung von Juliſch=Venezien ſich nach
Befreiung und Anſchluß an Südſlawien ſehne.

Seite 3
Die vorgekommenen Verbrechen hätten als ein Ausbruch der ſlo=
weniſchen
Gefühle erſcheinen ſollen. Außordem ſei die ſloweniſche
Bevölkerung in den Grenzgebieten fortwährend durch Drohbriefe
eingeſchüchtert worden, wenn ſie ſich dem fasciſtiſchen Regime ge=
horſam
unterwerfe.
Die Todesurkeile bereits vollſtreckk.
Die am Freitag nachts gefällten Todesurteile des außer=
ordentlichen
Gerichts zum Schutze des Staates ſind bereits, am
Samstag morgen vollzogen worden. Die vier Verurteilten wur=
den
in aller Morgenfrühe in der Nähe von Trieſt durch Erſchießen
in den Rücken hingerichtet. Bei dieſer in aller Heimlichkeit er=
folgten
Exekution waren nur Vertreter der Mlitärbehörden an=
weſend
.

Ueber die unter gänzlichem Ausſchluß der Oeffentlichkeit er=
folgte
Hinrichtung der vier ſloweniſchen Terroriſten erfährt man
folgende Einzelheiten: Das Kommando des Armeekorps von
Trieſt hatte es abgelehnt, das um Mitternacht von den zum Tode
verurteilten Angeklagten unterzeichnete Begnadigungsgeſuch an
den König weiterzuleiten, und vielmehr ſofort Verfügungen ge=
troffen
für die Vollſtreckung des Urteils des außerordentlichen
Staatsſchutzgerichtshofes. Die Verurteilten hatten die Nacht ſchlaf=
los
im Kerker verbracht. Gegen 3 Uhr morgens empfingen ſie
die Tröſtungen ihrer Religion. Bei Tagesanbruch wurden ſie
mit einem Laſtwagen auf ein Feld außerhalb von Trieſt, neben
den Militärſchießſtänden von Badovizza gebracht, wo das 58. Ba=
taillon
der Schwarzhemden unter dem Befehl des Milizoberſten
Diamanti ſowie einige Richter des außerordentlichen Staatsſchutz=
gerichtes
eingetroffen waren. Die 600 Milizſoldaten wurden in
einem Quadrat aufgeſtellt, das nach einer Seite hin geöffnet war,
wo ſich vier Stühle befanden, auf denen die Todeskandidaten
Platz nahmen. Die Hinrichtungsabteilung beſtand aus 56 Miliz=
ſoldaten
, von denen je 14 auf einen der Verurteilten ſchoſſen, die
ſofort nach Abgabe der Salve tot zuſammenbrachen. Die Leichen
wurden dann eingeſargt und zum Friedhof gebracht.
Ruhiger Roker Tag in Angarn.
Der Leiter der kommuniſtiſchen Bewegung in Ungarn
verhafkei.
EP. Budapeſt, 6. September.
Im Zuſammenhang mit den kommuniſtiſchen Demonſtra=
tionen
wurde heute eine Aufſehen erregende Verhaftung eines
Fabrikdirektors vorgenommen. Der techniſche Leiter einer be=
kannten
Tuchfabrik in Cſepel bei Budapeſt, Pföldes, wurde dabei
überraſcht, als er einem kommuniſtiſchen Arbeiter, den die Poli=
zei
ſchon lange beobachtet hatte, Weiſungen für die kommuniſti=
ſchen
Kundgebungen erteilte. Die Hausſuchung ergab, daß bei
dem verhafteten Fabrikdirektor, der ein Monatsgehalt von 1400
Pengö bezog und in Budapeſt eine Sechszimmerwohnung inne
hatte, ſämtliche Fäden für die Vorbereitung des Roten Tages
zuſammenliefen. Es wurden bei ihm zahlreiche kommuniſtiſche
Flugblätter, Broſchüren und Geheimkorreſpondenzen beſchlag=
nahmt
, aus denen hervorgeht, daß Pföldes mit der kommuniſti=
ſchen
Zentrale in Verbindung ſtand und der Leiter der kommu=
niſtiſchen
Bewegung in Ungarn war.
Pföldes wollke die unggrifche Sowiel-Repuhlik
ausrufen.
Der verhaftete Fabrikdirektor Pföldes erklärte in ſeinem
Geſtändnis, daß er im vorigen Jahre von der Moskauer kom=
muniſtiſchen
Zentrale dazu aufgefordert wurde, die kommu=
niſtiſche
Höllen=Organiſation in Ungarn auszubauen. Er habe
die Arbeiterſchaft mit Waffen verſehen und am heutigen Roten
Tag der Sowjetrepublik in Budapeſt loslegen wollen. Wie er
erklärte, hätte er das fertig bringen können, wenn ſeine Abſicht
nicht aufgedeckt und die Führer der Bewegung nicht in die
Hände der Polizei gefallen wären. Er erklärte weiter, daß ihn
mit der Emma Fink nur die kommuniſtiſchen Anſichten mit=
einander
verbunden hätten. In ſeiner Wohnung wurde ein
chiffrierter Brief Bela Kuhns, dem geweſenen ungariſchen
roten Diktator, gefunden, in dem Kuhn ſeine volle Anerkennung
für die guten Ergebniſſe ausſpricht, die die organiſatoriſche
Arbeit Pföldes in Ungarn bis jetzt erzielt habe. Außer Pföl=
des
, Reſzei und Emma Fink wurden in der Nacht noch 21 Per=
ſonen
verhaftet.
Von dem Roten Tag iſt in Budapeſt bisher
nichts zu bemerken. Nirgends haben Anſammlungen
von Kommuniſten ſtattgefunden. Man hofft, daß die kommu=
niſtiſchen
Aufmärſche ganz unterbleiben werden.

* Einzelmöbel
und neuzeitliche Raumkunſt.
In der großen Reihe der Einzelwerke des Herausgebers der
Kunſt und Dekoration und Innendekoration iſt dieſes neue
ſo, daß es im Brennpunkt der bewegenden Fragen moderner
künſtleriſcher Raumgeſtaltung ſteht. Ein Buch von ſeltener
Aktualität und von ſtärkſtem Ausdruck eines der wichtigſten,
weil uns engſt umgebenden, Zweiges der Kultur. Ein Buch
on ganz ſtarkem Format, weil es ſich führend, Weg gebend,
Ziel weiſend hineinſtellt in eine Bewegung unſerer Zeit, die
darum doppelt zu bewerten, weil ſie erweiſt, daß auch ein in
virtſchaftlichem Tiefſtand lebendes Volk Sinn für Kultur, für
ebensform behält, wenn es von der Qualität des deutſchen iſt.
In eine Bewegung, die auflöſend wirkt, um zu neuer,
gefälliger Geſchloſſenheit zu gelangen.
Der lange gehegte Plan, das Einzelmöbel zu behan=
ſeln
in der Bücherreihe zur neuzeitlichen Wohnkunde, ſagt der
verausgeber, wurde zurückgeſtellt, weil erſt jetzt der Zeitpunkt
gekommen, da die Produktion den Gedanken des Einzelmöbels
reichhaltig und vielſeitig genug bearbeitet hat, um eine beſon=
dere
Darſtellung zu ermöglichen; zugleich iſt aber auch erſt jetzt
ene Beweglichkeit, jene Gelenkigkeit des Wohnraums einge=
reten
, die dem modernen Einzelmöbel das nötige Anwen=
dungsfeld
gewährleiſtet. Noch vor wenigen Jahren wäre das
Einzelmöbel, in unſeren auf ſtrengen ſtiliſtiſchen Zuſammenhang
eſtellten Wohnräumen ein Fremdkörper geweſen. Bei der heutigen
freien Raumgeſtaltung, die mit Recht dynamiſch genannt wird,
ſigt es ſich leicht, als ein willkommener Helfer, in den Wohn=
aum
ein.
Es iſt nicht nur das Einzelmöbel, was der vorliegende
Band behandelt. Wie das Einzelmöbel als ein legitimer Sproß,
1s eine notwendige Folgeerſcheinung der neuen Raum=
Zdeſtaltung zu gelten hat, ſo kann es auch nur im Zuſam=
nenhang
mit dieſer dargeſtellt werden. So ſtellt ſich der vor=
liegende
Band zugleich die Aufgabe, den ſpezifiſch modernen
Fohnraum wenigſtens in ſeinen Grundtendenzen zu charak=
teriſieren
, und zwar in verſchiedenen Spielarten bis zum Metall=
Mobiliar.
Wenn Alexander Koch dann weiter ſagt, es komme ihm
ornehmlich darauf an, den Geiſt des modernen Wohnens
Herausgegeben von Alexander Koch, Verlagsanſtalt Alexander
roch. Darmſtadt.

in ſeiner beſtimmten Artung hervortreten zu laſſen, ſo iſt neben
dem Zugeſtändnis der Berechtigung dieſes Wollens auch das
reſtloſe Gelingen zu teſtieren. Gleichwie die Formung des
Willens, Klarheit über die Grundſätze zu ſchaffen, die löſen
ſollen die Vielartigkeit der heutigen Raumaufgaben, die eine
Fülle von Abſtufungen bringen, von der vornehmſten Villen=
wohnung
bis zu dem Kleinſtmaß des Exiſtenzminimums herab.
Abſtufungen auch darin iſt dem Herausgeber zuzuſtimmen
die keineswegs eindeutig auf der Linie ſozialer Unterſchiede
liegen. Bedürfnisloſigkeit und begierdlich geſteigerte Anſprüche
an Lebens= vor allem an Wohnkultur ſind in allen ſozialen
Schichten vorhanden. Nur die Verwirklichung hängt ja von der
ſozialen Schichtung ab.
Außerordentlich zu begrüßen aber iſt die grundſätzliche Ein=
ſtellung
des Herausgebers in dieſem: Es iſt eine ganz ſekundäre
Frage, ob dieſe Klärung durch koſtſpieligere oder durch beſchei=
denere
Leiſtungen erfolgt. Der formale und äſtetiſche, der prak=
tiſche
und lebens=ethiſche Wert kann in beiden Fällen der gleiche
ſein. Der altbewährte Weg der Raumkunſt, eine neue Wen=
dung
zunächſt an reicheren oder mit größeren Mitteln
unternommenen Löſungen zu entwickeln und von da
aus dann Anregungen für alle möglichen Aufgaben anzuwen=
den
, ſo daß noch die beſcheidenſte Wohnung an den Kernwerten
des Neuen vollkommen legitim, ohne Entartung oder Ver=
wäſſerung
, teilnehmen kann dieſer Weg ſcheint mir auch heute
der gültige und erſprießliche zu ſein.
Was iſt demnach über den Geiſt des neuen Wohn=
raumes
, ſo wie er ſich im reicheren und im beſcheideneren
Milieu gleichartig ausprägt, zu ſagen? Der moderne Wohn=
raum
ſteht vor allem in Beziehung zu der leichten, knappen,
gebärdeloſen Art, in der der moderne Menſch ſein Daſein zu
leben wünſcht. Die hier abgebildeten Räume erzählen davon:
Nicht mehr ſo hören wir ſie ſagen das Schlafen in Bett=
burgen
und ſchweren Bettkäſten, denen man rettungslos aus=
geliefert
iſt; nicht mehr das Eſſen in hieratiſchen Spezial=
räumen
, nicht mehr das Arbeiten in ſtrengen, gewaltigen Appa=
raturen
, die uns ebenſo ſehr feſſeln als unterſtützen! In allem Tun
und Treiben eine leichtere, eine mehr einfallsmäßige, im=
proviſierte
Art, mit raſchen flotten Uebergängen von einem
Tun zum anderen. Bei einigem Nachdenken ſieht man den
tieferen Grund: wie der moderne Menſch überall funktio=
nellen
Zuſammenhang ſieht, ſo ſieht er auch in ſich
eins aufs andere bezogen. Sein Leben, ſeine totale Lebendigkeit
wird ihm zum Hauptbegriff und macht ihn auch im Wohnen
zu einem Feind der deutlichen Gliederungen und Abſetzungen.
Alle Räume im neuzeitlichen Wohnhaus ſollen gleichmäßig
von Leben durchflutet ſein.

In der Tat, wir ſehen in dieſem ausgezeichneten Werk, in
dem viel Koſtbares zuſammengetragen wurde, wie erfolgreich
unſere Zeit mit der ſtrengen Spezialiſierung der Wohnräume
bricht. Sehen, wie ins Schlafzimmer ein Teil Bibliothek
hinüberwechſelt, gleichwie Ruhegelegenheit in dieſer gefunden
wird, wie dem Speiſezimmer Wohncharakter verliehen wird,
gleichwie dem Arbeitsraum. Sehen, wie gar Gewächshäuſer
und Wintergärten gelöſt werden, Teile abzugeben, die Leben
und Freude in Wohn= und Arbeitsraum tragen und vieles
andere. Das alles durch das Einzelmöbel! Das
zu einem Ding an ſich geworden iſt ſowohl in der techniſchen
Aufteilung die ihm eine oft bewundernswerte Vielſeitigkeit
gibt wie in der tektoniſchen Geſtaltung und der ſchmieg=
ſamen
Einfügung nicht allein in den Raum, auch in den Kreis,
der ſonſt eine geſchloſſene Phalanx oft eine der Abwehr
bildenden Stilmöbel.

bewegliche, vielgeſtaltete Einzelmöbel kein Fremdkörper, es
wird zum verbindenden Weſen, das dem Spezialraum ſeine
Starre, ſeine Härte nimmt, die immer da ſein müſſen, wo
Grenzen gezogen werden. Es wirkt gewiſſermaßen demo=
kratiſch
, ohne aber ſeine eigene, oft ſtolze Kunſt zu unterſtellen.
Was bisher ſich nicht vertrug, was Verteidigungsſtellung
gegeneinander einnahm, ſucht und findet nun Beziehungen
zueinander. Freundliche und herzliche Verbindungen können
das ſein, wenn Künſtler walten, die zu dem vorliegenden Werk
Reiches und Schönes beiſteuern, von geſchickter Hand, geſchul=
tem
Blick, feinem Kunſt= Form= und Raumgefühl gewählt und
geſichtet. Und das ſo Wege gibt, wie der modernen, formknap=
pen
und zahlenmäßig einſchränkenden Möblierung Sinn ge=
pflegt
wird für richtige, nützliche und ſchöne Gruppierung.
In teilweiſe farbigen, durchweg aber hervorragenden Re=
produktionen
gibt das Werk aus Wohn=, = und Schlafräumen
Ruhebetten, Seſſel und alle ſonſtigen Sitzmöbel, Tiſche, Schreib=
tiſche
und Kombinationen (Spiel=, Rauch= und Abſtelltiſche),
Büfetts, Kommoden, Schränke und Schränkchen, Vitrinen,
Büchereien, Toilette=Möbel verſchiedenſter Art, Lampen,
Kamine, Teppiche, Blumenträger, Kleinkunſt uſw. Führende
Raum= und Formkünſtler des In= und Auslandes ſind ver=
treten
. Inſonderheit aus Wien, Budapeſt und Berlin, Paris,
München, Hamburg, Stuttgart, Breslau, Düſſeldorf, Brugg,
Köln. Nur nicht Darmſtadt. Das iſt bedauerlich, liegt aber
wohl nicht am Herausgeber.
Das Buch iſt auch ein ausgezeichnetes drucktechniſches Er=
zeugnis
der Darmſtädter Firmen L. C. Wirtich’ſche und

Herbert ſche Hofbachdruckereien.

Max Streeſe.

[ ][  ][ ]

Seite X

Sonntag, den 7. September 1930

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[ ][  ][ ]

Nummer 247

Sonntag, den 77. September 1930

Seites5

Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 7. September.
Spielzeiteröffnung des Heſſiſchen Landestheaters. Mit der
heute Sonntag im Großen Haus unter der muſikaliſchen Leitung
von Dr. Karl Böhm ſtattfindenden Erſtaufführung der
Oper Simone Boccanegra von Verdi, in Szene geſetzt
von Carl Ebert (Bühnenbild: Wilhelm Reinking) wird die Spiel=
zeit
1930/31 des Heſſiſchen Landestheaters eröffnet. Es folgt
Dienstag, den 9. September, im Großen. Haus Shakeſpeares
Sommernachtstraum mit der Muſik von Mendelsſohn=
Bartholdy, neu in Szene geſetzt von Renato Mordo (Bühnenbild:
Lothar Schenck von Trapp), ſowie Freitag, den 12. September,
ebenfalls im Großen Haus, die Uraufführung der Komödie
Der Falſchſpieler von W. Schkwarkin, deutſch von
Alexandra Ramm (Inſzenierung und Bühnenbild: Günter Hae=
nel
, Wilhelm Reinking). Sonntag, den 14. September, wird
Wagners Lohengrin unter muſikaliſcher Leitung von Dr.
Karl Böhm in den Spielplan des Großen Hauſes wieder aufge=
nommen
. Das Eröffnungsprogramm der neuen Spielzeit wird
hoffentlich geeignet ſein, den Darmſtädter Theaterfreunden die un=
geſchwächte
künſtleriſche Leiſtungsfähigkeit des Heſſiſchen Landes=
theaters
unter Beweis zu ſtellen und diejenigen Theaterbeſucher,
die bisher noch damit gezögert haben, zur Anmeldung für die
Theatermiete der neuen Spielzeit zu veranlaſſen.
Im Schloßmuſeum finden Führungen ſtatt am Sonntag
vormittag um 11 und 11.30 Uhr und an allen Wochentagen um
11 und 11.30 Uhr vormittags und 3 und 3.30 Uhr nachmittags
Die Ausſtellung Alt=Kelſterbacher Porzellan iſt am Sonntag
vormittag von 10 bis 1 Uhr und an allen Wochentagen vormit=
tags
von 10 bis 1 Uhr und nachmittags von 3 bis 6 Uhr ge=
öffnet
. Während dieſer Zeiten kann die Madonna von H. Holbein
dem Jüngeren ſtets geſondert von den Führungen beſichtigt
werden.
Die Bergſtraße im Fernverkehr. Nachdem ſich herausgeſtellt
hat, daß der beabſichtigte erſatzloſe Wegfall der Schnellzugs=
halte
D 77/78 für Bensheim, abgeſehen von der unmittel=
baren
Schädigung im Perſonenverkehr, auch ſchwere Benachteili=
gungen
für die Poſtbeförderung zur Folge hätte, hat die
Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt die Reichsbahndirektion
Mainz erneut erſucht, für die Zeit des Ausfalls der Züge D 77/78
für D 1/2 Halte in Bensheim vorzuſehen.
Muſikverein. Die Proben zur Meſſe von Peterſen be=
ginnen
am Montag, dem 8. September, und zwar findet das erſte
Mal eine Geſamtprobe für Damen und Herren, um 8 Uhr be=
ginnend
, im Vereinshaus, Wilhelm=Gläſſing=Straße 24, ſtatt.
Neu hinzutretende Mitglieder mögen ſich ſogleich zu dieſer Probe
einfinden, wo ſie von einem Mitglied des Vorſtandes begrüßt
werden. Die neuen Mitglieder werden, falls nötig, in beſonderen
Proben auf das Werk vorbereitet. Jeder für ernſte Muſik Begei=
ſterte
wird es als eine Erhöhung der perſönlichen Kultur und als
Bereicherung empfinden, wenn er bei den Großwerken der Kunſt
ausübend mitwirken kann.
Orpheum. Heute Sonntag, abends 8.15 Uhr, iſt die letzte
Aufführung des mit ſo großem Beifall aufgenommenen Schwankes
Die ſpaniſche Fliege von Arnold und Bach. Der Gipfel der Ko=
mik
und aller möglichen und unmöglichen Situationen hat ſich in
dieſem Schwank vereinigt. Die Eintrittspreiſe ſind ſo niedrig
gehalten, daß ſich jeder Beſucher ein paar vergnügte Stunden be=
reiten
kann. Preiſe von 80 Pf. bis 2 Mk., Verkehrsbüro von 11
bis 1 Uhr, Orpheumskaſſe ununterbrochen ab 3 Uhr. Telepho=
niſche
Beſtellung unter 389. Von Montag bis einſchließlich Don=
nerstag
ſind keine Vorſtellungen.
Wingolfsphiliſtertag zu Reinheim. Wie alljährlich, ſo ver=
ſammelten
ſich auch in dieſem Jahr am letzten Mittwoch die in
Starkenburg anſäſſigen Wingolfsphiliſter zu einem Familientag
im gaſtlichen Reinheim. Eine ſtattliche Anzahl von Alten Herren
und Aktiven fanden ſich mit ihren Damen ein, und neben ernſten
Erörterungen über die Stellung des Wingolfs zu den geiſtigen
Strömungen der Gegenwart kam vor allem die Geſelligkeit zu
ihrem Recht. Unter freundſchaftlichen Zwiegeſprächen, bei frohem
Sang und fröhlichem Tanz verfloſſen die Stunden nur zu raſch,
bis der Abgang der letzten Züge zum Aufbruch mahnte. Dia
Vorführung eines von der Ufa hergeſtellten Bildſtreifens mit Auf=
nahmen
von der Wingolfsſchulungswoche in Neudietendorf und
vom diesjährigen Wartburgfeſt des Wingolfsbundes erregte leb=
H. M.
haftes Intereſſe.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Er=
krankung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der
Hausarzt zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind
am Sonntag, den 7. September 1930, folgende Aerzte zu deſſen
Vertretung bereit: Dr. med. Berger=Wilhelminenſtraße 5,
Telephon 187: Dr. med. Degen=Klappacherſtraße 1, Telephon
366; Dr. med. Nauheim=Landwehrſtraße 14, Telephon 4200.
Kurzſchrift und Maſchinenſchreiben. Die Kaufmänniſche
Stenographen=Geſellſchaft e. V. eröffnet, wie aus dem An=
zeigenteil
unſeres Blattes erſichtlich, am kommenden Dienstag, den 9.
d. M., neue Kurſe für Anfänger in der Reichskurzſchrift. Die Leitung
liegt in den Händen langjährig erfahrener Unterrichtsleiter. Die Unter=
richtsſtunden
finden jeden Dienstag und Freitag ſtatt. Gleichzeitig macht
die Geſellſchaft auf ihre ſeit 20 Jahren beſtehende Maſchinenſchreibſchule
aufmerkſam, in der ſowohl Kurſe für Anfänger nach der Zehnfinger=
Blindſchreibmethode, als auch Uebungskurſe für Vorgeſchrittene zur
Erhöhung der Fingerfertigkeit belegt werden können. Der geſamte Unter=
richt
findet in den eigenen Räumen der Geſellſchaft, Ecke Wieſen=
und Schleiermacherſtraße, ſtatt.
Die ſtädtiſche Berufsfeuerwehr wurde im Monat Auguſt
1930 19mal alarmiert, und zwar zu 2 Mittelfeuern, 4 Klein=
feuern
, 4 Autounfällen, 3 Waſſerrohrbrüchen und 6 Verkehrs=
ſtörungen
. Der Sanitätsdienſt erſtreckte ſich auf 130 Transporte.
Die zurückgelegte Fahrtſtrecke betrug 1350 Kilometer Auf der
Wache, Kirchſtraße 13. Fernſprecher Nr. 600 und 3500, wurde in
9 Fällen erſte Hilfe geleiſtet.
Promenaden=Konzert. Am Sonntag, den 7. September, von
10,30 bis 11.30 Uhr, ſpielt das Stadtorcheſter unter Leitung ſeines
Kapellmeiſters W. Schlupp anläßlich des Blumentages des Heſſiſchen
Fechtvereins (Waiſenſchutz) im Herrngarten (Pergola) nach folgendem
Programm: 1. Graf Spee. Marſch von Kramer; 2. Duvertüre z. Op.
Das Glöckchen des Eremiten von Mailart; 3. Dorfſchwalben aus
Oeſterreich, Walzer von Strauß; 4. Paraphraſe über Abts Wald=
andacht
von Nehl; 5. Fantaſie a. d. Op. Tiefland von dAlbert;
6. Frei weg, Marſch von Latann.

Die erſten Erfahrungen mit der Krankenkaſſeureform
(Leere Wartezimmer der Krankenkaſſenärzte. Wenn der Patient nicht
die 50 Pfg. hat . . . Aerztekammer und Krankenverſicherungsreform.
Die Arzneigebühren.
Die erſten Erfahrungen mit der neuen Krankenverſicherung ſind,
wie wir von ärztlicher Seite erfahren, recht eigenartig, denn von allen
Seiten wird erklärt, daß ein beträchtlicher Rückgang in der Behandlung
der Krankenkaſſenpatienten eingetreten iſt. Die ärztlichen Sprechzimmer
ſind ziemlich leer geworden, denn die meiſten Patienten, die nicht gerade
ſchwerkrank ſind, ſcheuen ſich, die 50 Pfg. für den Krankenſchein und
den Beitrag für die Rezeptkoſten auszugeben, in der Hoffnung, daß es
auch ohne ärztliche Behandlung beſſer werden werde. Der Umſchlag iſt
in den letzten Tagen beſonders auffällig geweſen, denn es gibt Kranken=
kaſſenärzte
, die nur noch ein Viertel bis ein Zehntel der früheren Pa=
tientenzahl
behandelt haben, ſeitdem die Notverordnung in Kraft ge=
treten
iſt. Da die Termine des Inkrafttretens der Notverordnung all=
gemein
nicht bekannt waren, ſo haben ſich die Sprechzimmer der Aerzte
ſofort nach Verkündigung der Notverordnung ganz auffällig geleert.
Wie weit Patienten mit ernſtlichen Erkrankungen ſich bisher durch die
Krankenſcheingebühr davon abhalten ließen, den Arzt rechtzeitig aufzu=
ſuchen
, wird wohl in den ſeltenſten Fällen und erſt nach einiger Zeit
feſtgeſtellt werden, wenn die Patienten ſich durch ihren ſchlechten körper=
lichen
Zuſtand gezwungen ſehen werden, den ärztlichen Rat einzuholen
und der Arzt dann erkennen wird, ob eine zu ſpäte Behandlung der
Krankheit vorliegt oder nicht. Da die rechtzeitige Behandlung der
Kranken auch im Intereſſe der Aerzte liegt, ſo war der Gedanke aufge=
taucht
, den Patienten die Gebühr für den Krankenſchein zu erſetzen.
Aber durch eine Verordnung der Aerztekammer vom 15. Auguſt wurde
es als mit den Pflichten eines Arztes für unvereinbar erklärt, daß der
Kaſſenarzt den Verſicherten die Krankenſcheingebühr bezahlt oder ſie er=
ſetzt
. Das Gleiche gilt bezüglich des Arzneikoſtenanteils. Die ärztliche
Standesvertretung befürchtete wohl Konkurrenzmanöver. Es tritt nun
jetzt in der Praxis die ganz ernſte Frage auf, was geſchieht, wenn ein
ſchwerkranker Patient nicht über die Mark verfügt, durch die er ſich der
ärztlichen Behandlung und Verſorgung mit Arzneien ſichern kann. Man
muß mit dieſer Frage durchaus rechnen, denn es wird hunderte Male
vorkommen, daß beſonders in den letzten Tagen des Monats oder der
Lohnwoche das Geld nicht vorhanden iſt. Nun gibt es zwar eine Be=
ſtimmung
, durch die Härten abgeſtellt werden, denn in eiligen Fällen
kann auch ohne Krankenſchein Krankenbehandlung gewährt werden. In
jedem Falle wird eine beſondere Entſcheidung zu fällen ſein, ob es ſich
um einen eiligen Fall handelt oder nicht. Bei ganz ſchweren Erkrankun=
gen
, die mit hohem Fieber einhergehen, wird kein Zweifel obwalten
können. Es gibt aber auch Erkrankungen, die zuerſt harmlos erſcheinen,
ſich aber trotzdem mit großer Schnelligkeit in gefährlicher Weiſe ent=
wickeln
. Derartige Fälle ſind bereits vorgekommen. Man muß ſtets
mit der bürokratiſchen Behandlung derartiger Angelegenheiten rechnen.
Leider ſind aber Krankheiten durchaus nicht geeignet, in einem büro=
kratiſchen
Inſtanzenweg entſchieden zu werden. Aehnlich verhält es ſich
mit dem Anteil zu den Rezeptkoſten. Einzelne Krankenkaſſenverbände
ſind bereits mit dem Apothekerverein übereingekommen, daß zur Ver=
meidung
von Härten von unvermögenden Krankenkaſſenmitgliedern
eine Bezahlung des Rezeptkoſtenbeitrages nicht gefordert werden brauche,
wenn eine Verſchlimmerung der Krankheit bei Nichtgebrauch der Arznei
zu befürchten iſt. Dieſe Feſtſtellung muß der Arzt treffen und ſie auf
dem Rezept vermerken. Die Aerzte haben alſo durch dieſe umſtändliche
Neuordnung eine große Anzahl neuer Aufgaben erhalten. Trotz alle=
dem
iſt aber zu befürchten, daß die Beſtimmungen der Notverordnung
viele Mißſtände mit ſich auch in Zukunft bringen werden, ohne daß es
ſelbſt bei größter Umſicht in allen Fällen möglich ſein wird, ſchwerwie=
gende
Folgen von den Patienten abzuwenden. Ein Rückgang in der
Zahl der Bagatellkranken iſt gewiß begrüßenswert, auch im Intereſſe
der Schwerkranken. Aber die Gefahr iſt nicht von der Hand zu weiſen,
daß durch den Leichtſinn der Patienten einerſeits und die bürokratiſchen
Schwierigkeiten andererſeits Menſchenleben gefährdet werden können. j.

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Vom Wochenmarkt. Kleinhandelspreiſe vom 6. September
1930 für ein Pfund bzw. Stück in Rpf: 1. Gemüſe: Erdkohl=
raben
510, Karotten 810, gelbe Rüben 810, rote Rüben 8
bis 10, weiße Rüben 810, Spinat 1215, Römiſchkohl 1215,
Rotkraut 1012. Weißkraut 610, Wirſing 810. Stangenbohnen
2025, Buſchbohnen 1215. Wachsbohnen 2025. Erbſen 55,
Zwiebeln 812, Knoblauch 80, Rhabarber 1215, Tomaten 10
bis 15, Endivienſalat 810, Kopfſalat 1015 Salatgurken 20 bis
40, Einmachgurken 14, Blumenkohl 2060, Rettich 515, Meer=
rettich
60100. 2. Kartoffeln: Frühkartoffeln 45.
3. Obſt: Pfirſiche 4050 Brombeeren 3035. Preißelbeeren 50
bis 55, Tafeläpfel 2035 Wirtſchaftsäpfel 1525, Falläpfel 8
bis 15, Tafelbirnen 2035 Wirtſchaftsbirnen 1520, Zwetſchen
1215. Trauben 5060, Zitronen 410, Bananen 50. 4. =
waren
: Süßrahmbutter 190200, Landbutter 180190, Weich=
käſe
3035, Handkäſe 510. Eier, friſche 1314. 5. Wild
und Geflügel; Hühner 120140 Tauben 6090.
6 Fleiſch= und Wurſtwaren; Rindfleiſch, friſch 90100,
Kalbfleiſch 120, Hammelfleiſch 100 Schweinefleiſch 130150, Dörr=
fleiſch
180. Wurſt 80160. Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen 120.

Lokale Veranſtalkungen.

Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritſ.
Herrngarten=Café. Sonntag Frühkonzert, nachmit=
tags
und abends Konzert.
Orangeriehaus. Heute Sonntag abend 8 Uhr großes
Konzert; perſönliche Leitung: Kapellmeiſter. W. Schlupp. Ein
Abend heiterer Muſik neueſter Schlager. Rheiniſche Lieder kom=
men
zu Gehör. Eintritt frei. (Siehe Anzeige.)
Im Hotel Prinz Heinrich findet heute, Sonntag,
abends, Konzert mit Tanz ſtatt.

Blumen ſehen dich an!

Von Dipl.=Landwirt Dr. P. Lieb.
Es iſt kein Zufall, daß man gerade in deutſchen Städten und
Städtchen ſo viele prangende Blumenkäſten vor den Fenſtern, ſo
viele Balkone in leuchtender Pracht, ſo zahlreiche üppige Blumen=
tiſche
findet. Die Topfpflanze braucht eben mehr zum Leben,
als einen paſſenden Standort oder ein günſtiges Klima, ſie braucht
liebevolle und verſtändige Pflege.
Wenn viele meinen, mit häufigem Gießen und gelegentlichem
Umpflanzen ſei alles getan, ſo ſind ſie weit entfernt vom wirk=
lichen
Verſtändnis für ihre Pfleglinge. Oh nein, gerade die
Topfpflanze, der nur das bißchen Erde zur Verfügung ſteht, was
in dem Topf Platz hat, ſehnt ſich gar oft nach richtiger Nahrung,
die ihr komplizierter Organismus gewinnbringend zu verbreiten
imſtande iſt.
Unſer Großmütter ſchworen auf Tauben= oder Hühnermiſt, der
gebrüht und lange Zeit vor dem Verbrauch angeſetzt werden
mußte, oder ſie gaben Hornſpäne, die der Drechſler oder Schmied
lieferte. Wie ſollen wir uns helfen, wohl gar in der Stadt, wo
wir uns weder Taubenmiſt, für den uns auch der Platz zum
Anſetzen fehlt, noch Hornſpäne um teures Geld beſchaffen
können?
Nun, Gott ſei Dank, iſt heute unſere chemiſche Induſtrie ſoweit
fortgeſchritten, daß unſeren Topfpflanzen alles, was ſie für
Stillung ihres Hungers brauchen, liefern kann, und zwar mund=
gerecht
, d. h. in einer Form, die für ſie ebenſo leicht aufzuneh=
men
, wie für uns leicht darzureichen iſt.
Im Grunde liegt das Problem ja einfach: Die Grundſtoffe, die
in der Topferde bald aufgezehrt ſind, müſſen erſetzt werden, was
entweder durch Zuſatz dieſer Stoffe zum Gießwaſſer oder dadurch,
daß man der Pflanze von vorneherein in der Erde einen genügen=
den
Vorrat davon mitgibt, geſchehen kann. Dieſe lebenswichtigen
Stoffe ſind vor allem: Stickſtoff, Kali und Phosphor. Die Ex=
kremente
der Vögel enthalten den Stickſtoff in einer beſonderen
leicht aufzunehmenden Form als Harnſäure, bezw. Harnſtoff, da=
her
die Beliebtheit des Taubenmiſtes gerade für die Topfpflanzen,
die leichtverdauliche Koſt brauchen. Nun iſt es in letzter Zeit ge=
lungen
, den Harnſtoff rein darzuſtellen, und es unterſteht keinm
Zweifel, daß dieſer reine Harnſtoff, wenn, ihm in richtigem Ver=
hältnis
Kali= und Phosphorſalze zugeſetzt werden, eine Voll=
nahrung
für die Pflanzen darſtellt, die trotz ihrer Konzentration
äußerſt bekömmlich iſt. Dieſer Volldünger, ein leicht waſſer=
lösliches
feines Salz, kommt als Harnſtoff=Kali=Phosphor
B. A. S. F. in den Handel, und es ſind damit bei einfachſter An=
wendung
tatſächlich verblüffende Reſultate erzielt worden. Ob
man, wie oben erwähnt, den Dünger der Topferde zuſetzt (auf 100
Kilogramm Erde nur etwa 50 Gramm Düngeſalz gut vermiſcht)
oder ob man ihn der Pflanze regelmäßig durch Gießwaſſer zuführt
(bis 5 Gramm Dünger, d. h. etwa ein geſtrichener Teelöffel voll
auf 10 Liter Waſſer) oder ob man ſchließlich alle 8 Tage eine
größere Portion (25 Gramm auf 10 Liter Waſſer) verabreicht,
immer iſt der Erfolg ein beſonders üppiges Wachstum, eine
ſtrotzende Blütenpracht, noch dazu bei bedeutend geſteigerter Far=
benintenſität
. Natürlich wird der wahre Pflanzenfreund immer
mit der nötigen Vorſicht zu Werke gehen. Er wird darauf achten,
mit der Salzlöſung, beſonders in der konzentrierten Form, die
Blätter und Blüten nicht zu benetzen, und er wird in vernünf=
tigerweiſe
in der Hauptwachstumzeit (Frühjahr und Sommer)
die Pflanze beſſer nähren als ſpäter, wenn ſie anfängt zu ver=
blühen
. Natürlich gibt es auch unter den Pflanzen Vielfraße,
das ſind die, die raſch wachſen und viel grüne Maſſe erzeugen,
und langſam wachſende, die weniger Nahrung brauchen. Auch
wird man bei kränkelnden Pflanzen mit den Düngergaben aus=
ſetzen
, bis ſie ſich wieder erholt haben.
Im übrigen gilt natürlich alles was hier für Topfpflanzen ge=
ſagt
iſt, auch für Käſtenkulturen, Freiland=Blumen und Stauden,
ja ebenſo für Obſtbäume und Sträucher, und endlich will ſogar der
Raſen ernährt werden. Die Pflanze iſt ein Lebeweſen, ſie will
leben und ſich ernähren wie du und du müßteſt ein Unmenſch
ſein, wenn du ihrem hungrigen Blick widerſtehen könnteſt, du ver=
dienſt
nicht ihre Hingabe, wenn du aus Unverſtand ihr Flehen
nicht erhörſt. Gib ihr, was ſie braucht an Nahrung und ſorg=
ſamer
Pflege, ſie wird dirs reichlich lohnen mit ſtrotzender Pracht
und Fülle.
Jagd im Sepkenber in Heſen.
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Jagdklub.)
Mit dem 1. September beginnt offiziell die allgemeine Jagd=
zeit
. Außer männlichem Edel= und Damwild, Raubzeug, Kanin=
chen
, Schwarzwild kann jetzt auch weibliches Rot= und Damwild
geſchoſſen werden, man wird die Zeit ausnützen, um die Stücke zu
beſeitigen, die nicht zur Brunſt kommen ſollen.
Der Rehbock ſetzt allmählich wieder Feiſt an und ſucht bei
ſchönem Herbſtwetter noch regelmäßig das Feld auf. Auf Böcke,
die auf dem Abſchußetat ſtehen und in der Blattzeit nicht erlegt
werden konnten, rentiert jetzt die Birſch.
Die Hühnerjagd hat in Heſſen am 25. Auguſt begonnen. Sie
fällt dieſes Jahr in den meiſten Revieren ſehr gut aus und ge=
währt
bei der hohen Deckung, in der die Hühner halten, eine be=
ſondere
Freude, die ſeit vielen Jahren dem Jäger unſerer Gegend
nicht mehr vergönnt war.
Die Mär, daß es mit unſerer Hühnerjagd endgültig vorbei
iſt, wird Gott ſei Dank durch die Erfahrungen dieſes Jahres
zerſtört.
Um Irrtümer zu vermeiden, ſei darauf aufmerkſam gemacht,
daß die Jagd auf Faſanenhähne und =hennen erſt am 16. Oktober
aufgeht, zu gleicher Zeit mit der auf Haſen.
Die Entenjagd hat in unſerer Gegend ſtark enttäuſcht. Es
liegt im Intereſſe des Wiederhochkommens unſerer Entenbeſtände,
die durch den Winter und manche andere dem Eingeweihten be=
kannte
Urſache, ſtark gelitten haben, wenn die heimiſchen Enten
möglichſt in Ruhe gelaſſen werden.
Mitte des Monats beginnt bereits der Herbſtzug der Wild=
gänſe
und Wildenten, ſowie der Wildtauben. Die Waldſchnepfe
verläßt uns Ende des Monats.
Das Haar=Raubwild beginnt das Kleid zu wechſeln.
Der Beſuch der Krähenhütte zum Abſchuß von Raubvögeln
und Krähen lohnt ſich.
Der Heger wird zeitig die Futterſtellen herrichten, und wenn
auch noch ſpärlich, beſchicken, um dem Wilde rechtzeitig dieſe Stel=
len
, an denen beſondere Ruhe herrſchen muß, vertraut zu machen.

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[ ][  ][ ]

Seite 6

Sonntag, den 7. September 1930

Nummer 247

De Oternhrimer vin Oeplemder.

Der neunte Monat unſeres Kalenders bringt den
Beginn des aſtronomiſchen Herbſtes mit ſich. In auf=
fallend
raſcher Weiſe verkürzt ſich die Dauer der Tages=
helligkeit
, und die Wirkung des geringeren Sonnen=
ſcheins
können wir überall in der belebten Natur
beobachten. Noch ſteht die Sonne zu Beginn des Mo=
nats
auf der nördlichen Himmelshalbkugel, aber ſchon
am 23. September geht ſie über den Himmelsäquator
hinweg zur Südhalbkugel über. Das iſt der Zeitpunkt
der Herbſt= Tag= und Nachtgleiche. Wir ſehen dann die
Sonne um 6 Uhr morgens genau im Oſten aufgehen und
um 6 Uhr abends genau in der Weſtrichtung verſinken.
Sie ſcheint alſo 12 Stunden über dem Horizont, während
es am Monatsanfang faſt 13½ Stunden waren.
Am abendlichen Sternhimmel iſt es das Wieder=
erſcheinen
der Plejaden, das uns an den beginnenden
Herbſt erinnert. Wir finden dieſe Sterngruppe, die zu
den ſchönſten und auffallendſten des geſtirnten Himmels
gehört, über dem nordöſtlichen Horizont. Sie wird häu=
fig
auch als Siebengeſtirn oder als Gluckhenne bezeichnet.
Mit bloßem Auge erkennt man in dieſem Sternhaufen
gewöhnlich ſechs Sterne; nur wer ein ſehr ſcharfes Auge
hat, ſieht ſieben oder gar wie der berühmte Aſtronom
Heis elf Sternlein. Bei Zuhilfenahme eines Feldſtechers
oder Fernrohrs ſteigert ſich die Sternzahl immer weiter
und geht ſchließlich in die Hunderte.
Die verſchiedene Sehſchärfe der Menſchen macht es
unmöglich, eine genaue Zahl für alle mit bloßem Auge
ſichtbaren Sterne anzugeben. Eines aber iſt ſicher, daß
dieſe Zahl kleiner iſt, als die meiſten vermuten. Haben
wir doch den Eindruck, als ſtänden Millionen von Stern=
lein
am Himmel, obgleich ein normales Auge in einer
Nacht höchſtens 4000 Sterne ſehen kann. Der oben be=

reits erwähnte Aſtronom Heis konnte mit ſeinen unge=
wöhnlich
ſcharfen Augen 5421 Sterne zählen. Aber
ſchließlich war unſere Ahnung doch nicht ſo trügeriſch;
denn mit den Rieſenfernrohren ſind wirklich Millionen
und Milliarden von Sternen ſichtbar.
Von den wichtigſten Sternbildern finden wir im
September Fuhrmann, Stier und Perſeus im Nordoſten;
Widder und Andromeda im Oſten; Firch, Waſſermann,
Adler und Steinbock im Süden; Schlangenträger, Her=
kules
und Bootes im Weſten; den Großen Bären im
Norden, und Schwan, Leier und Kepheus nahe dem
Zenit. Die Milchſtraße, die ſich von Nordoſt in hohem
Bogen nach Südweſt über den Himmel ſpannt, iſt in
mondſcheinloſer klarer Nacht gut ſichtbar.
Als einziger Planet iſt in den frühen Nachtſtunden
Saturn ſichtbar. Er ſteht in ſehr niedriger Höhe über
dem ſüdweſtlichen Horizont und unterſcheidet ſich durch
ſein ruhiges, gelbliches Licht von den Fixſternen.
Die helleuchtende Venus wird während der Abend=
dämmerung
im Südweſten für kurze Zeit ſichtbar. Sie
geht anfangs gegen 8 Uhr abends, zuletzt bald nach 6½
Uhr unter.
Mars und Jupiter erſcheinen gegen Mitternacht
über unſerem Geſichtskreis und bleiben bis zum Sonnen=
aufgang
am Himmel. Sie wandern durch das Stern=
bild
der Zwillinge, wobei der ſchneller laufende Mars
den Jupiter am Morgen des 27. September überholt.
Die beiden Planeten bilden dann ein auffallendes Stern=
paar
, da ſie nur um 1½ Vollmondsbreiten voneinander
getrennt erſcheinen.
Der Mond ſteht am 8. September in vollem Licht.
Am 15. iſt letztes Viertel, am 22. Neumond und am 29.
erſtes Viertel.

* Verſammlung der Wiriſchaftsparkei.
t. In der auf Samstag abend im Städt. Saalbau anberaumten
öffentlichen Wählerverſammlung der Wirtſchaftspartei ſprach Herr
Profeſſor Dr. Horneffer (Gießen) über Privatwirtſchaft
vder Sozialismus.
Der Redner, der ſchon kürzlich im Darmſtädter Wahlkampf ge=
ſprochen
hatte, und zwar insbeſondere über die verſchiedenen Parteien,
ging davon aus, daß durch die dauernde Willfährigkeit gegenüber den
Wünſchen der Maſſe Staat und Wirtſchaft bis an den Rand des Ab=
grundes
gebracht worden ſeien. Dr. Horneffer äußerte die Anſicht, daß
der Sozialismus bisher nie ſcharf genug bekämpft worden ſei. Man
habe ſich zu ſehr darauf beſchränkt, den Sozialismus in ſeinen prak=
tiſchen
Folgen zu bekämpfen, anſtatt ſeiner Weltanſchauung, ſeinen
Grundauffaſſungen den Kampf anzuſagen.
Unſere ganze Politik iſt gänzlich ideenlos geworden. Vor uns ſteht
eine große Entſcheidungsſchlacht, die zwiſchen Individualismus und
Kollektivismus ausgekämpft werden muß. Hierbei iſt der Begriff
Kollektivismus gleichzuſetzen mit Maſſenwillen. Der Sozialismus iſt
ſchon viel weiter durchgeführt worden, wie in der Oeffentlichkeit zu
merken iſt.
Der Sozialismus iſt nicht in erſter Linie eine neue Güterordnung,
ſondern eine neue Menſchenordnung, er bedeutet den Kampf gegen den
Individualismus, gegen die verantwortungsbewußte Einzelperſönlich=
keit
, gegen führende und freie Perſönlichkeiten überhaupt. Alle großen
Bewegungen in der menſchlichen Geſchichte ſind auf den lebendigen und
ſchöpferiſchen Geiſt einzelner zurückzuführen, die aus der Allgemeinheit
einen beſeelten Organismus bilden. Die großen ſchöpferiſchen Geiſter
ſind nicht nur die Organiſatoren, ſondern auch die Väter und Erzeuger
der Maſſen, die z. B. die Bergwerke erſchloſſen und die großen In=
duſtriewerke
gegründet und dann ausgebaut haben. Wer die Bedin=
gungen
für die Vermehrung des Lebens ſchafft, der ſchafft dieſes ver=
mehrte
Leben ſelbſt. Wenn man ſcharf hinſchaut, iſt jeder einzelne
Menſch eine Perſönlichkeit, etwas einmaliges, etwas unvergleichliches
und unwiederholbares. Die Menſchen beſitzen nun dieſe Fähigkeit zur
Perſönlichkeit in ganz verſchiedenem Maße.
Es würde einen unerhörten Nachteil für das ſoziale Leben, für die
Wirtſchaft bedeuten, wenn wir das Talent und das Genie ausſcheiden
wollten. Der Marxismus kennt nur Klaſſen, die ganz abhängig ſein
ſollen von ihrer wirtſchaftlichen Umgebung und die berechenbar ſein
ſollen wie eine Maſchine. Demgegenüber ſteht das geheimnisvolle, un=
lösbare
Rätſel der Perſönlichkeit, demgegenüber ſtehen geiſtige Klaſſen,
aber keine materiellen Klaſſen.
Das Genie und das Talent laſſen ſich nicht züchten, aber man muß
ihnen die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten auszubilden. Der Sozia=
lismus
iſt der Haß gegen den Unternehmungsgeiſt, gegen die Selbſt=
verantwortung
des Einzelnen. Damit ſteht der Sozialismus nicht allein,
ſondern entſpricht einem Symptom der Gegenwart, der mit ſeinem
Haß gegen den Begabten auch im Kaiſerreich der Vorkriegszeit nur den
korrekten, den durchſchnittlichen Menſchen hochkommen ließ. Wir haben
keine Führer, weil wir keine haben wollten. Nur in der Wirtſchaft
gab, es tatkräftige befähigte Führer, die aber die Führung aus den
Händen gleiten laſſen mußten, weil auch ſie nicht ohne Fehler waren.
Und nun kommt der Sozialismus und will auch dieſe Perſönlichkeiten
entrechten. Die Gewerkſchaftsführer zeigen den Mangel an Führertum
am allermeiſten, und der Parlamentarismus iſt bei uns, am ſtärkſten
bei den Sozialdemokraten, die ſtändige Angſt der Führer vor der Partei.
In der Sozialdemokratie herrſcht heute die zweite Garnitur. Wenn der
Menſch nicht mehr auf ſich ſelbſt geſtellt iſt, dann iſt das deutſche Volk
an ſeiner Wurzel getroffen.
Der Sozialismus iſt nicht der Anbruch einer beſſeven Zeit, ſondern
der Verfall, die Rückkehr zum Primitiven. Im erſten Jahrzehnt der
Demokratie hat man immer eine wirtſchaftliche Beſchönigungspolitik ge=
trieben
, die uns nun ſo heruntergebracht hat. Das Parteibeamtentum
müſſen wir reſtlos verjagen, das alte gute Berufsbeamtentum wieder=
herſtellen
und die Günſtlingswirtſchaft der Parteien, der Demokratie
ausmerzen. Weiterhin müſſen wir grauſam einſparen und die Wirt=
ſchaft
befreien von den Feſſeln des Sozialismus.
Der Vortrag wurde widerſpruchslos und beifällig aufgenommen,
eine Ausſprache fand nicht ſtatt.

Aus Heſſen.

J. Griesheim, 6. Sept. Die Vorarbeiten für die Entwäſſerung des
weſtlichen Gemarkungsteiles durch das Kulturbauamt in Darmſtadt ſind
nunmehr abgeſchloſſen, und ſoll mit der Ausführung der Arbeiten in
Kürze begonnen werden. Am Einfluß des Kichlergrabens in den Land=
graben
iſt die Errichtung einer Pumpanlage projektiert. Da der Land=
graben
höher gelegen iſt, als der Kichlergraben, wurden innerhalb des
Gemeinderates Befürchtungen wegen Waſſer=Rückſtauung laut. Dieſe
Befürchtungen ſind jedoch nach Anſicht des Kulturbauamts mit Rückſicht
auf die bevorſtehende Regulierung des Landgrabens unbegründet. Um
den Gemeinderat hiervon zu überzeugen, fand auf Veranlaſſung des
Kulturbauamtes vorgeſtern nachmittag eine Beſichtigung an Ort und
Stelle ſtatt, an der außer dem Gemeinderat Herr Baumeiſter Berg vom
Kulturbauamt teilnahm. Bei dieſer Beſichtigung wurde feſtgeſtellt, daß
der Landgraben unterhalb der ſogenannten hohen Brücke vollſtändig ver=
ſchlammt
iſt und einer durchgreifenden Reinigung bedarf. Bei der Be=
ſichtigung
wurde weiter feſtgeſtellt, daß die Verſchlammung des Land=
grabens
auf den Einfluß von Fäkalien aus der Landwehr zurückzufüh=
ren
iſt. Der Aufſtellung der Pumpanlage an der bezeichneten Stelle
dürfte nach dem Ergebnis der Beſichtigung nichts im Wege ſtehen.
Am Dienstag, den 9. d. M., iſt der elektriſche Strom wegen Vornahme
dringender Arbeiten am Ortsnetz in der Zeit von 12 Uhr bis 3 Uhr
nachmittags abgeſtellt.

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Roßdorf, 6. Sept. Die Reichsgemeinſchaft junger
Volksparteiler, Ortsgruppe Darmſtadt, veranſtaltet am kommen=
den
Dienstag in unſerem Ort eine Verſammlung, in welcher der Vor=
ſitzende
des Landesverbandes Heſſen der R. j. V., Rechtsanwalt Dr.
Mattern=Darmſtadt, ſprechen wird. Beſonders an die Jungwähler
ergeht die Bitte, recht zahlreich anweſend zu ſein. Verſammlungslokal
wird am Dienstag ausgeſchellt.
F. Eberſtadt, 6. Sept. Gemeinderatsſitzung. Der Ge=
meinderat
erklärte zur Vergebung der Außenputzarbeiten am Hauſe
Hochſtr. 8 an den Weißbindermeiſter Georg Geißler ſeine Zuſtimmung.
Für die in der letzten Sitzung beſchloſſene Herſtellung der Alten Darm=
ſtädterſtraße
werden zunächſt folgende Materiallieferungen vergeben:
a) 1000 Kubikmeter Stickſteine und 100 Kubikmeter Deckſteine der Firma
Franz Simon; b) 300 Kubikmeter Stickſteine dem Philipp Ebenrecht;
e) 80 Kubikmeter Deckſteine dem Heinrich Zickler 3. Die Lieferung der
erforderlichen Pflaſterſteine ſoll alsbald ausgeſchrieben werden. Der
Stellenplan der Gemeinde Eberſtadt ſteht zum wiederholten Male zur
Beratung auf der Tagesordnung, doch konnte er auch heute nicht verab=
ſchiedet
werden, weil beantragt wurde, die Angelegenheit noch ſolange
zurückzuſtellen, bis eine an das Kreisamt gerichtete Anfrage wegen der
Eingruppierung der Gemeindebeamten in die neue Beſoldungsordnung
beantwortet iſt. Es finden Genehmigung: 1. das Baugeſuch des Denti=
ſten
Hermann Stange für einen Wohnhausneubau in der Neuen Darm=
ſtädtevſtraße
; 2. das Baugeſuch des Fußballvereins Germania für die
Umzäunung des Sportplatzes Nord; 3. das Baugeſuch Gils für eine
Einfriedigung am Hauſe in der Alten Darmſtädterſtraße. Gemeinderat
Pritſch führt darüber Klage, daß bei dem Brand vor 14 Tagen die
Alarmſirene erſt verhältnismäßig ſpät in Tätigkeit geſetzt worden iſt,
obgleich der Brand rechtzeitig gemeldet worden war. Da ſich die Sirene
auf dem Rathausturm befindet, zu dem man in Nachtzeiten nicht immer
leicht gelangen kann, können ſich wie dieſer letzte Fall bewieſen hat
Verzögerungen ergeben, für die niemand verantwortlich gemacht wer=
den
kann. Pritſch regt daher an, Einrichtungen zu treffen, daß die
Sirene vom Wachthaus aus in Tätigkeit geſetzt werden kann. In ge=
heimer
Sitzung: Stundungsgeſuche, Wohlfahrtsangelegenheiten und
Grundſtücksverkäufe.

* Tödlicher Motorradunfall im Meſſeler Park. Geſtern abend
gegen 9 Uhr fuhr auf der Chauſſee MeſſelDarmſtadt, an dem
Uebergang Wildpark, ein Motorradfahrer mit Beiwagen in ein
Pferdefuhrwerk. Der Fahrer ſelbſt fand den Tod, die Beifahre=
rin
dagegen blieb unverletzt. Es handelt ſich bei dem Verunglück=
ten
um den Wilhelm Bernhardt aus der Mauerſtraße 5.

* Feuer. In der Hügelſtraße 89, bei Schurig, entſtand ge
ſtern früh in der Vulkaniſierwerkſtätte ein Brand, hervorgerufen
durch das Umfallen eines Benzinbehälters. Das Feuer war
jedoch bei Eintreffen der Feuerwehr von den Angeſtellten, de
Firma mit Handlöſchern gelöſcht.

Tageskalender für Sonntag, den 7. September 1930.
Heſſiſches Landestheater, Großes Haus, B 1. 19 Uhr:
Simone Boccanegra. Kleines Haus: Geſchloſſen.
Orpheum, 8½ Uhr abends: Die ſpaniſche Fliege‟.
Konzerte: Schloßkeller, Café Oper, Hotel Schmitz, Zum
Datterich, Schuls Felſenkeller, Hotel=Reſt. Poſt, Zum Schwanen,
Wiener Kronenbräukeller, Reichshof, Rummelbräu, Hotel
Prinz Heinrich, Orangeriehaus, Handelshof, Herrngarten=Café.
Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und Palaſt=
Lichtſpiele. Gärtnerverein Feronia, nachm. 4 Uhr,
im Konkordiaſaal: 46. Stiftungsfeſt.

Aus den Parkeien.

utſche Volkspartei Darmſtadt. Die Darm=
ſtädter
D. V.P. veranſtaltet ihre dritte allgemeine Wählerver=
ſammlung
am kommenden Donnerstag, abends 8.15 Uhr,
im Saalbauſaal. Der Spitzenkandidat der heſſiſchen D.V.P.
der bisherige Reichstagsabgeordnete Dingeldey, wird über
das Thema Wie retten wir Deutſchland? ſprechen
und dabei Gelegenheit nehmen, das zu ſagen, was der ernſthafte
Politiker in dieſem Augenblick der Entſcheidung ſeinem Wähler zu
ſagen hat. Wer den ehrlichen Willen hat, Volk und Vaterland zu
dienen verſäume nicht dieſe Verſammlung und nehme die Gele=
genheit
wahr, einen Abgeordneten zu hören, deſſen Name heute
ſchon weit über den heſſiſchen Wahlkreis hinaus einen guten
Klang hat.

Deutſchnationale Frauengruppe Unſere nächſte
Zuſammenkunft iſt am Donnerstag nachmittag 4 Uhr im
Saal bei Sitte. Es wird zu derſelben dringend und herzlich ein=
geladen
und unſere Frauen gebeten, vollzählig zu kommen. Frau
Landtagsabgeordnete Heräus wird noch kurz vor der entſchei=
denden
Reichstagswahl zu uns ſprechen und insbeſondere auf un=
ſere
evangeliſch=chriſtlichen, kulturellen und ethiſchen Belange und
deren Vertretung durch die Deutſchnationale Partei hinweiſen.
Deutſche Staatspartei Herr Bürgermeiſter Dr.
Ehrhard=Mainz, Spitzenkandidat der Deutſchen Staatspartei, in
Heſſen=Darmſtadt. Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Berndt= Frank=
furt
a. M. und Frl. Mechold (Volksnationale Vereinigung) ſpre=
chen
in einer öffentlichen Wählerverſammlung der Deutſchen
Staatspartei am Montag, dem 8. September, abends 8,30 Uhr, im
Städtiſchen Saalbau.

Zur Ausſaat des Winkergekreides
ſollte nur gebeiztes Saatgut verwendet werden. Vorſchriftsmäßige Saat=
gutbeizung
beugt dem Auftreten der wichtigſten Getreidekrankheiten wie
Streifenkrankheit der Gerſte (vgl. Flugblatt der Biologiſchen Reichs=
anſtalt
Nr. 68), Flugbrand von Gerſte und Weizen (Flugblatt Nr. 48),
Schneeſchimmel (Flugblatt Nr. 80) und Stinkbrand des Weizens ( Flug=
blatt
Nr. 26) vor. Die Beizgeräte ſind in dem Flugblatt Nr. 82 be=
ſchrieben
, die Mittel zur Saatgutbeizung in dem Merkblatt Nr. 7 auf=
gezählt
. Im Obſtgarten ſind die Eigelege verſchiedener Spinnerarten
(vgl. Flugblatt Nr. 6) zu vernichten und zur Bekämpfung der Obſtmade
(vgl. Flugblatt Nr. 40) Fanggürtel um die Bäume zu legen. In kohl=
hernieverſeuchten
Gegenden ſind bei der Kohlernte die im Flügblatt Nr.
66 enthaltenen Angaben zu berückſichtigen. Ueber zwei gefährliche Wald=
feinde
, wie Hallimaſch und Wurzelſchwamm, unterrichtet das Flugblatt
Nr. 22, über Roſenkrankheiten das Flugblatt Nr. 93, und über die Be=
kämpfung
der Reblaus das Merkblatt Nr. 6. Auskunft über Pflanzen=
krankheiten
und =ſchädlinge erteilen die zuſtändigen Hauptſtellen für
Pflanzenſchutz, deren Anſchriften das Merkblatt Nr. 4 enthält.
Wirkſame Mittel zur Schädlingsbekämpfung
kann man ſich ſelbſt herſtellen. Genaue Vorſchriften für die Zubereitung
von Spritzbrühen gegen Krankheiten und Schädlinge findet man in den
Flugblättern Nr. 46: Erprobte Mittel gegen tieriſche Schädlinge, und
Nr. 74: Erprobte Mittel gegen Pilzkrankheiten. In vielen Fällen wird
man die von der chemiſchen Induſtrie hergeſtellten Fertigpräparate vor=
ziehen
. Die vom Deutſchen Pflanzenſchutzdienſt erprobten Präparate
ſind in dem Merkblatt Nr. 8: Mittel gegen Pflanzenkrankheiten, Schäd=
linge
und Unkräuter, aufgezählt.
Preis der Flug= und Merkblätter fe Nummer 5. Rpfg.; vortofrei.
Bezug durch die Heſſ. Hauptſtelle für Pflanzenſchutz, Gießen. ( Poſtſcheck=
konto
Frankfurt a. M. Nr. 37259.)

F Eberſtadt, 5. Sept. Unſer neuer Brunnen. Der durch
den Verſchönerungs= und Verkehrsverein unweit des Judenbvünnchens
und der Kronesruh im Mühltal errichtete Trinkbrunnen, der den Namen
Gintracht=Brunnen erhalten hat, hat allſeitig guten Anklang gefun=
den
. Der Brunnen wird am morgigen Sonntag ſicherlich das Ziel
vieler Spaziergänger werden, und es iſt kein Zweifel, daß das Urteil
über ihn ein großes Lob ſein wird. Hier hat unſer regſamer
Verſchönerungs= und Verkehrsverein ſeine ganze ſeitherige Kleinarbeit
durch eine große ſchöne Tat gekrönt. Zu wünſchen wäre es, wenn der
Verein in die Lage verſetzt würde, ſeine ſegensreiche Arbeit in noch
höherem Maße fortzuſetzen. Denn es gibt auf dem Gebiete, die Heimat
durch Neuſchaffung von Anlagen oder Unterhaltung vorhandener An=
lagen
ſo anziehend wie nur möglich, mit einem Wort ſchön zu machen,
noch unendlich viel zu tun. Wohl ſind die Kräfte im Verein, der durch
die Kriegs= und Nachkriegszeit lange Zeit zur Untätigkeit verurteilt
war, in den letzten Jahren immer mehr und mehr erwacht, wohl iſt er
an Mitgliedern gewachſen, wohl hat die Gemeinde ihr großes Intereſſe
an der Arbeit des Vereins durch Beihilfen bewieſen. Aber es muß
leider auch geſagt werden, daß noch viele, viele abſeits ſtehen, die in der
Lage wären, den Verein durch ihren Beitritt und ihre Mitarbeit zu
unterſtützen. Iſt es nicht eine hohe Aufgabe, die ſich der Verein geſetzt
hat, wenn er unſeren Heimatsort verſchönern, die Vorzüge und Reize,
die Eberſtadt dank ſeiner natürlichen Lage genießt, erhalten und meh=
ven
, die Schätze der Heimat heben, mit ihnen werben und zur Nach=
eiferung
anſpornen will, um den Heimatort uns ſelbſt und unſeren
Kindern lieb und teuer zu machen?. Möge der neue Brunnen jedem,
der ihn beſchaut, die Frage vorlegen, ob er an den Aufgaben des Ver=
eins
nicht mitarbeiten, ſeine Heimatliebe Heimatliebe ſchlummert in
jedem Menſchen nicht betätigen will durch Beitritt als Mitglied zum
Verſchönerungs= und Verkehrsverein! Der Verein benutzt die Gelegen=
heit
der Schöpfung des Eintrachtbrunnens, um zum Beitritt und zur
Mitarbeit aufzurufen. Anmeldungen nimmt der Vorſitzende des Ver=
eins
, Kaufmann Philipp Eyſenbach. Heidelbergerſtraße 33½ zo, ent=
gegen
. Der Beitrag beträgt vierteljährlich 50 Rpfg.
Cp. Pfungſtadt, 6. Sept. Der Hauptgewinn der Pfungſtädter
Zuchtviehmarktlotterie fiel an Jakob Gräf in der Waldſtraße. Der erſte
Preis, der aus einem Rind beſteht, bleibt alſo in Pfungſtadt. Dagegen
fiel der zweite Gewinn nach Goddelau.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 5. Sept. Gemeinderatsbericht. H.
Hofmann aus Darmſtadt beabſichtigt, im Villenviertel Trautheim
unterhalb der Villa Irene ein 2½sgeſchoſſiges Wohnhaus zu errichten.
Gegen dieſes Vorhaben erhebt der Anlieger, Studienrat Flöth, hier,
Einſpruch mit der Begründung, der Wohnungsbau entſpreche nicht
den Beſtimmungen des Ortsbauſtatuts und außerdem verliere ſein An=
weſen
durch den beabſichtigten Wohnungsbau an Wert. Der Gemeinde=
rat
kann dieſe Anſicht nicht vertreten und erteilt ſeinerſeits die Geneh=
migung
in der vorliegenden Form. Gegen die durch den Gemeinderat
beſchloſſene Durchführung der Stiftſtraße bis zur Bahnhofſtraße haben
verſchiedene Anlieger Einſpruch erhoben unter der Begründung, daß
infolge des mit der Straßendurchführung einſetzenden Autoverkehrs die
Gebäude litten, und daß auch die Nähe des Steinbruchs der Odenwälder
Hartſteininduſtrie eine Gefahr bilde für etwa an dieſer Straßendurch=
führung
zu erbauende Wohnhäuſer. Der Gemeinderat erachtet die
vorgebrachten Beſchwerden nicht für begründet und beharrt auf ſeinem
Beſchluß. Lediglich der Beſchwerde des Maurermeiſters Blößer wird
inſoweit Rechnung getragen, als der Gemeinderat ein Vorgartengelände
von 3 Meter, anſtatt wie urſprünglich vorgeſehen 5 Meter, für ange=
meſſen
erachtet. Ein Revers der Nieder=Ramſtädter Anſtalten mit
der Gemeinde über Erteilung der Erlaubnis zur Aufſtellung eines Git=
termaſtes
auf deren Grundeigentum wird genehmigt. Wegen Feſtſetzung
der Entſchädigung für die Errichtung der Pumpſtationanlage auf
Grungeigentum der Anſtalten wird die zuſtändige Kommiſſion mit der
Ausarbeitung von Vorſchlägen beauftragt. Obſt= und Garten=
bauverein
. Die Hauptverſammlung des Kreisverbandes findet am
21. September in Arheilgen ſtatt. Die Beſtell=Liſten für Obſtbäume
und Blumenzwiebeln ſind zurzeit im Umlauf und müſſen in aller Kürze
abgeſchloſſen werden. Der Verein hält auch in dieſem Jahre wieder die
zur Schädlingsbekämpfung notwendigen Mittel für ſeine Mitglieder zur
Verfügung. Für die nächſte Zeit werden erforderlich Raupenleim und
Raupenleimpapier. Beſtellungen können ſchon jetzt bei dem Vorfitzenden
oder Vereinsdiener gemacht werden.

[ ][  ][ ]

Nummer 247

Sonntag, den 7. September 1930

Seite 7

Juriſtiſches von den Reichstagswahlen.
Abreißen der Wahlplakake. Beſchmieren der Wände. Hinderung Wahlberechkigker. Stimeenkauf
und verkauf. Beeinfluſſung des Wahlergebniſſes. Drohung mit Boykokk.

Die Vorbereitung und Durchführung der Reichstagswahlen
macht die Beobachtung einer Reihe von geſetzlichen Vorſchriften
notwendig, deren Nichtbeobachtung zum Teil mit ſchweren Strafen
bedroht iſt. Die kommenden Tage werden eine ungheuere Flut
von Wahlaufrufen und Wahlplakaten aller Art bringen, denn jede
Partei hält es für notwendig, mit kurzen Schlagworten und den
dazugehörigen bildlichen Darſtellungen die Wähler zu werben. Die
Anbringung derartiger Wahlplakate an Häuſern und Säulen iſt
nur mit Genehmigung der Beſitzer geſtattet. Im allgemeinen ſetzt
man dieſe Genehmigung voraus, falls nicht ein beſonderer Hin=
weis
darauf aufmerkſam macht, daß das Anbringen von Plakaten
aller Art verboten iſt. Das Beſchmieren der Wände mit farbigen
Schriften iſt aber als Sachbeſchädigung unter allen Umſtänden zu
unterlaſſen, da die Beſeitigung dieſer Schriften mit Unkoſten ver=
bunden
und ſehr ſchwierig iſt. Desgleichen iſt das Abreißen der recht=
mäßig
angebrachten Wahlplakate nicht geſtattet. Parteigegner, die
derartige Maßnahmen zur Schädigung der Gegenpartei vornehmen,
machen ſich der Sachbeſchädigung ſchuldig und können mit Geldſtrafen
bis 1000 Mk. oder mit Gefängnis bis zu zwei Jahren beſtraft werden.
Eine ganze Reihe von Geſetzesvorſchriften ſchützt die Durchführung
und unbeeinflußte Ausübung der Reichstagswahlen. Nach 8 107 des
Strafgeſetzbuches wird mit Gefängnis nicht unter ſechs Monaten
oder mit Feſtungshaft bis zu fünf Jahren beſtraft, wer einen
Deutſchen mit Gewalt oder durch Bedrohung mit einer ſtrafharen
Handlung verhindert, in Ausübung ſeiner ſtaatsbürgerlichen Rechte
zu wählen und zu ſtimmen. Geldſtrafe iſt dafür nicht vorgeſehen.
Es iſt alſo recht gefährlich, in irgendeiner Form auf den Neben=
menſchen
einen Druck auszuüben, um ihn zu verhindern, eine be=
ſtimmte
Partei zu wählen. Ebenſo iſt es nicht geſtattet, einen
Menſchen durch Androhung von Boykott oder anderen Schädigun=
gen
in ſeinen Wahlentſchlüſſen zu beeinfluſſen. Hierher gehört
aber nicht die Nötigung zur Wahlausübung, wenn keinerlei Ein=
fluß
zur Wahl einer beſtimmten Partei vorliegt. Beſonders ſchwere
Strafen ſind für den Kauf oder Verkauf von Wahlſtimmen ange=
droht
. Außer Gefängnishaft von einem Monat bis zu zwei Jah=
ren
kann auch auf Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt
werden. Auch die Tatſache, daß der Wähler ohne Bezahlung für

dieſelbe Partei geſtimmt hätte, iſt kein Entſchuldigungsgrund.
Der Stimmenkauf braucht nicht durch den Wahlkandidaten zu er=
folgen
, ſondern er kann auch durch dritte Perſonen vorgenommen
werden, ohne daß die Strafbarkeit dadurch geringer wird. Ge=
ſchickte
Verſchleierungen des Stimmenkaufs, wie z. B. Erſatz von
Koſten oder Zeitverluſt, ſind gleicherweiſe ſtrafbar, denn jeder
Vorteil, der für die Wahlſtimme gewährt wird, genügt zur Her=
beiführung
dieſes ſtrafbaren Tatbeſtandes. Bei den letzten Wahlen
haben ſich mehrfach Leiter von Wahlbezirken der Verfälſchung der
Wahlergebniſſe ſchuldig gemacht. Geſetzesunkundige Perſonen
laſſen ſich leicht im Uebereifer dazu verführen, die Wahlergebniſſe
in irgendeiner Form zu beeinfluſſen. Vielfach geſchieht es auch
aus Fahrläſſigkeit. Darum ſei darauf hingewieſen, daß für der=
artige
Verſuche ſchwere Strafen angedroht werden. Es iſt ver=
boten
, vorſätzlich ein unrichtiges Ergebnis der Wahlhandlung her=
beizuführen
oder das Endergebnis durch falſche Ermittlungen oder
Feſtſtellungen zu verfälſchen. Wenn der Leiter einer Wahlhand=
lung
, der mit der Sammlung von Wahl= oder Stimmzetteln be=
auftragt
iſt, ſich eines derartigen Vergehens ſchuldig macht, ſo kann
er mit Gefängnisſtrafe von einer Woche bis zu drei Jahren be=
ſtraft
werden, auch auf Verluſt, der bürgerlichen Ehrenrechte kann
erkannt werden. Wird die Handlung von jemanden begangen, der
nicht mit der Sammlung der Stimmzettel und Führung der Be=
urkundungsverhandlungen
, alſo der Stimmliſten uſw., beauftragt
iſt, ſo tritt Gefängnisſtrafe nur bis zu zwei Jahren ein. Zu den
letztgenannten Vergehen gehört die mehrfache Stimmenabgabe
derſelben Perſon unter Benutzung eines fremden Namens, die
Ausübung des Wahlrechtes an mehreren Orten infolge Aufnahme
in mehrere Wählerliſten, die Stimmenabgabe durch einen nicht
zur Wahl Berechtigten. Gerade die letzteren Uebertretungen der
geſetzlichen Vorſchriften ſind in früheren Wahlen recht häufig be=
obachtet
worden, falls die Wahlberechtigten durch irgendeinen Um=
ſtand
an der Wahl verhindert waren. Es ſind aber für derartige
Fälle, z. B. bei Abweſenheit von dem Wahlbezirk infolge einer
Reiſe uſw. alle erforderlichen Maßnahmen getroffen, um den
Wählern die Ausübung ihres Wahlrechtes zu ermöglichen. Bei
der Unkenntnis auf dieſem Gebiete werden die erforderlichen Hin=
weiſe
für die Allgemeinheit von Intereſſe und Nutzen ſein. j.

Ag. Brensbach, 5. Sept. Die Schweinezwiſchenzählung am 1. d. M.
ergab in hieſiger Gemarkung einen Beſtand von 461 Schweinen. Gegen=
über
der Zählung am 2. 9. 29, wo 372 Stück vorhanden waren, iſt eine
Zunahme von 24 Prozent zu verzeichnen. Hierunter ſind 14 Zucht=
ſchweine
(1929: 13), im Alter bis zu 6 Monaten 375 (1929: 348), über
6 Monaten 72 (1939: 12)
* Fränkiſch=Crumbach, 5. Sebt. Der hieſige Gartenbauverein ver=
anſtaltet
am Sonntag, den 7. September, im Gaſthaus von Ad. Maſer
eine Dahlienſchau. Es kommen über 200 Nummern zur Ausſtellung.
Ck. Birkenau, 6. Sept. Waſſermangel. In Ergänzung des
vor einigen Tagen erſchienenen Berichtes über den Waſſermangel in der
Gemeinde Birkenau, der ſich nun ſchon über zwei Jahre hinzieht, wird
mitgeteilt, daß neuerliche Quellenmeſſungen einen weiteren erheblichen
Rückgang der Quellen ergeben haben. Auch die Niederſchläge der letzten
Zeit haben eine Beſſerung der Quellverhältniſſe nicht gebracht. Die am
3. d. M. vorgenommene Meſſung der Quelle hinter dem Haſſelhof er=
gab
eine Tagesleiſtung von 138 Kubikmeter. Dieſelben Quellen lieferten
nach den Meſſungen am 5. Sevtember 198 genau die dopbelte Waſſer=
menge
mit 276 Kubikmeter. Die Pumpanlage im Kallſtädter Tal hat
ſich gut bewährt und verſorgt den links der Weſchnitz liegenden Orts=
teil
, der früher immer beſonders unter Waſſermangel zu leiden hatte,
hinreichend mit Waſſer. Das zurzeit im Bau befindliche zweite Pump=
werk
am Wachenberg, ſoll mit dem Haupthochbehälter auf dem Tannen=
buckel
in Verbindung gebracht werden. Da die bisherigen Ergebniſſe
ſchon als recht gut bezeichnet werden können, iſt zu erwarten, daß nach
Fertigſtellung dieſes Pumpwerkes der ſchon ſeit Jahren beſtehende
Waſſermangel behoben ſein wird.

d. Rimbach, 4. Sept. Schweinezwiſchenzählung. Die in
der Gemeinde Nimbach mit Litzel=Rimbach und Münſchbach am 1. Seb=
tember
1930 vorgenommene Schweinezwiſchenzählung ergab folgendes
Reſultat: Zuchteber 2. Zuchtſauen 44. Ferkel 149, alle übrigen Schweine=
arten
470. Geſamtergebnis 665.

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Hirſchhorn, 6. Sept. Waſſerſtand des Neckars am
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A. Groß=Rohrheim, 4. Sebt. Gemeinderatsbericht, 1.
Kommiſſionsbildungen: Es wurden die Herren Gemeinderäte Heß. Hof=
mann
, Menger, Stumpf. Germann. Graf, Kautzmann und Schaab zur
Schweinezwiſchenzählung, die Herren Donnerstag und Germann zur

dor Silmniſansarbeiten, die Herer Petri. Gral. Bingel.
Heß und Hofmann zur Wahlkommiſſion der Reichstagswahl am 14.
September als Mitglieder beſtimmt. Außerdem wurde beſchloſſen, daß
das Obſt auf den Gemeindegrundſtücken baldmöglichſt verſteigert, auf der
landwirtſchaftlichen Auktion in Darmſtadt durch die Herven Menger und
Hofmann für die Gemeinde ein Eber, und ebenſo in Fehlheim ein Zucht=
ziegenbock
angekauft werden ſollen. Ein Antrag des Turnvereins auf
Ueberlaſſung von Gemeindegelände für Errichtung eines Sportplatze3
wird genehmigt.
a. Neu=Iſenburg, 5. Sept. In einer gutbeſuchten Wählerverſamm=
lung
der Deutſchen Volkspartei ſprach Landtagsabg. Dr. Niepoth über
die Reichstagswahl. Die gefährliche innerpolitiſche Lage Deutſchlands,
ſo begann der Redner, ſei treffend durch den Ruf der Kommuniſten bei
der Reichstagsauflöſung gekennzeichnet worden: Nieder mit Hinden=
burg
! Hoch die Internationale! Dr. Niepoth ſchilderte dann den Kampf
und das Verdienſt Streſemanns um die Räumung des Rheinlandes, die
von Deutſchnationalen und Nationalſozialiſten bis zuletzt bezweifelt
worden ſei. Die Innenpolitik ſtehe nun im Vordergrund der öffent=
lichen
Meinung. Die Senkung der Steuerlaſten, die manchmal 80 v. H.
des Reingewinns wegnähmen, ſei unaufſchiebbar. Not ſei gewiß bei den
35 Millionen Arbeitsloſen, für deren Verminderung alles getan wer=
den
müſſe. Schwer litten aber auch die ſelbſtändigen Handwerker und
Geſchäftsleute, die bei ſchlechtem Geſchäftsgang nicht ſtempeln gehen
könnten. Erfreulich ſei das Einken der Rohſtoffpreiſe (Kupfer. Gummi,
Kaffee uſw.) unter Friedenspreis. In Verbindung mit der beginnen=
den
Verbilligung des Geldes werde dadurch unſere Induſtrie wieder
wettbewerbsfähig. Das Verbringen der Kabitalien ins Ausland werde
aufhören, ſobald die Beſitzer der Vermögen die Gewißheit hätten, daß
ihr Beſitz auch in Deutſchland geſichert ſei. Ein weiteres Erfordernis
ſei, das Verantwortlichkeitsgefühl auch in der Sozialpolitik ( Arbeits=
loſenverſicherung
, Krankenverſicherung) zu ſtärken und jeden Volksge=
noſſen
zur Selbſtverantwortlichkeit zu erziehen. Die vielangefeindete
Bürgerſteuer, von Dr. Frick Negerſteuer genannt, ſei von den National=
ſozialiſten
mitbeſchloſſen worden, ſobald ſie in Thüringen in die Re=
gierung
gekommen ſeien. Dieſe neuen Propheten ſeien bis jetzt nur
ſtörk in der Kritik und führten den Kampf nur mit Schlagworten. Die
Sozialdemokratie habe ſich jetzt und im Jahre 19B3 vor der Verant=
wortung
gedrückt. Sie, die ſtärkſte Partei, könne aber nicht aus der
Verantwortung entlaſſen werden. Die Wähler würden am 14. Seb=
tember
hoffentlich die Stürmer von rechts und von links zur Ruhe ver=
weiſen
. In der Ausſprache hatte ſich Dr. Niepoth mit einem Sozial=
demokraten
über Arbeiterverhältniſſe auseinanderzuſetzen.
a. Offenbach, 6. Sept. Frauenverſammlung. Zu der öffent=
lichen
Frauenverſammlung, in der geſtern die Landtagsabgeordnete Frl.
Birnbaum über Die Reichstagswahl und die Frauen ſprach, war die
Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei in überaus ſtattlicher Zahl
erſchienen. Die Rednerin führte in anderthalbſtündigem Vortrag näher
aus: Der Reichstag hatte unter zwei nicht gerade glücklichen Finanz=
miniſtern
die einſtigen Ueberſchüſſe der Reichskaſſe von 496 Millionen,
die Steuerſenkungen hätten dienen müſſen, längſt verwirtſchaftet, und
war durch eine verfehlte Ausgabenwirtſchaft immer mehr auf eine ab=
ſchüſſige
Bahn geraten. Der Kreis der Aufgaben wurde immer aufs neue
erweitert, nach den Koſten nicht gefragt, die Steuern erhöht. Die Fehl=
beträge
traten immer wieder in Erſcheinung, das Heer der Arbeits=
loſen
wuchs. Der Verſailler Vertrag iſt die Wurzel des Uebels. Die
ſozialen Geſetze zeigten Mängel und Mißbräuche. Es beſteht die Ge=
fahr
, daß in der Zukunft die notwendigen Mittel zu ihrer Durnchführung
fehlen. Die Volkspartei ſteht auf dem ſelbſtverſtändlichen Standpunkt,
daß der wirtſchaftlich Schwache gegen Notlage geſchützt werden muß.
Die Sozialdemokratie handelte kurzſichtig, als ſie die Abſtellung der
Mängel und Mißbräuche verhinderte. Unſer gegenwärtiger Kampf ge=
gen
die Sozialdemokratie gilt ihrer Einſtellung zu den Notverordnungen
und ihrer ablehnenden Haltung, in den Finanzen des Reiches Ordnung
zu ſchaffen. Die radikalen Parteien erheben nur Forderungen und
konnten bis jetzt nicht beweiſen, wie ſie es beſſer machen könnten.
Streſemanns Realpolitik führte zur Rheinlandräumung. Die Kriegs=
ſchuld
= und Koloniallüge müſſen fallen, der Kulturbolſchewismus iſt
zu bekämpfen. Die Jugendbewegung fördert, von ihren Vorteilen abge=
ſehen
, nicht das Familienleben. Wir beherzigen immer noch die Mah=
nung
Streſemanns: Heran und hinein in den Staat!. Wir wollen trotz
der ſchweren Zeit nicht zu ſchwarz ſehen. Wir ſehen hoffnungsfreudig
in die Zukunft. Die Nacht und die Dämmerung des Reiches beginnen
zu weichen.

Stuhlverſtopfung. Nach den an den Kliniken für innere Krank=
heiten
geſammelten Erfahrungen iſt das natürliche Franz=Joſef=
Bitterwaſſer ein äußerſt wohltuendes Abführmittel. (V.10123

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[ ][  ][ ]

Seite 8

Sonntag, den 7. September 1930

Nummer 247

Der begeiſterke Empfang der dentſchen Ozeanflieger in New York.

eine Iiei loito von ihren Beiboynern geräumr.

Von rechts nach links: Empfangschef Grover Whalen, Bürgermeiſter Walker, Kapitän Wolfgang
v. Gronau, Funker Fritz Albrecht, Pilot Zimmer und Mechaniker Hack.

Die Einwohner von Kilda (Schottland) verlaſſen mit ihrem Eigentum auf Schaluppen die Inſel.
Unter der Einwohnerſchaft der ſchottiſchen Inſel Kilda war durch die ſchlechten Arbeits= und
Ernährungsverhältniſſe eine ſolche Not ausgebrochen, daß ſchließlich die engliſche Regierung mit
iner Radikalkur durchgriff und die unfruchtbare. Inſel räumen ließ, um die Leute in einer anderen
Gegend anzuſiedeln. Tauſend Jahre lang war die Inſel Kilda bewohnt, die nun verlaſſen und öde
im Meer liegt.

v. Gronau und ſeine Gefährten mit New Yorks Bürgermeiſter Jimmy Walker auf der Treppe
des New Yorker Rathauſes.

WII. Jahreshauptverſammlung der Deutſchen
Geſellſchaft für Gewerbehygiene in Breslau
vom 22. bis 24. September 1930.
Die Jahreshauptverſammlung der Deutſchen
Geſellſchaft für Gewerbehygiene findet vom 22.
bis 24. September in Breslau ſtatt. Zum erſten
Hauptverhandlungsthema Arbeit und Woh=
nung
ſprechen vom ärztlich=hygieniſchen Stand=
punkt
Stadtmedizinalrat Prof. Dr. von Dri=
galſki
=Berlin, vom baufachlichen Geſichtspunkt
Miniſterialrat Herrmann=Berlin vom Preuß.
Miniſterium für Volkswohlfahrt und vom be=
trieblichen
Standpunkt Regierungsgewerberat
a. D. Oberingenieur Richter=Nürnberg. Das
zweite Hauptverhandlungsthema Hygiene im
Büro und in kaufmänniſchen Betrieben, ſieht
einführende Referate von Gewerbemedizinalrat
Dr. Holſtein=Frankfurt a. O. und Miniſterialrat
Dr.=Ing. Kremer=Berlin vom Preuß. Miniſte=
rium
für Handel und Gewerbe vor. In einer
größeren Anzahl kurzer Berichte über neuere
wichtige Beobachtungen und Originalarbeiten
auf dem Gebiete der Gewerbehygiene werden ak=
tuelle
Fragen des geſundheitlichen Arbeits=
ſchutzes
erörtert. An die Jahreshauptverſamm=
lung
der Deutſchen Geſellſchaft für Gewerbe=
hygiene
ſchließen ſich die Aerztliche Jahrestagung
und ein allgemeiner gewerbehygieniſcher Vor=
tragskurſus
an. Nähere Auskunft erteilt die Ge=
ſchäftsſtelle
der Deutſchen Geſellſchaft für Ge=
werbehygiene
, Frankfurt a. M., Platz der Re=
publik
49.
Eine Lokomotive in die Moſel geſtürzt.
Bernkaſtel. Ein eigenartiger Unglücks=
fall
ereignete ſich beim Mittelmoſelſtraßenbau
in der Nähe der Ortſchaft Neumagen. Eine
neue Zuglokomotive ſollte von einem Laſtſchiff
an Land geſchafft werden. Durch einen noch
nicht geklärten Umſtand lief die Maſchine plötz=
lich
rückwärts und ſtürzte in die Moſel. Ma=
ſchiniſt
und Heizer konnten ſich durch Abſpringen
in Sicherheit bringen.
Sechs Perſonen vom Blitz ſchwer verletzt.
Köln. Bei einem ſchweren Gewitter, das
geſtern vormittag über Köln niederging, ſchlug
der Blitz in eine mit Dreſchen beſchäftigte Ar=
beiterkolonne
in Köln=Ehrenfeld. Sechs Per=
ſonen
wurden ſchwer verletzt und ein Pferd ge=
tötet
. Die Verletzten wurden ins Krankenhaus
gebracht. Der Getreideſchober und die Maſchinen
gingen in Flammen auf. Die Löſcharbeiten ſind
zurzeit noch im Gange.
Die franzöſiſche Pilokin Baſtié fliegt
neuen Dauer=Welkrekord.

Maryſe Baſtié,
die bekannte Pariſer Fliegerin, ſtellte einen
neuen Dauerflug=Weltrekord für Frauen mit
39 Stunden auf. Den letzten Rekord hatte die
franzöſiſche Fliegerin Bernſtein mit 35 Stunden
46 Min. 57 Sek.

Die Zitadelle von San Domingo,
Der Hauptaltar der Kathedrale von San Domingo,
der Hauptſtadt der Dominikaniſchen Republik. in der Chriſtoph Columbus von 1537 bis 1795
begraben lag.

Blick auf Kap Haiti (früher Bucht von Punta Santa).

2000 Tote in San Domingo.
San Domingo. Nach den neueſten
Meldungen beläuft ſich die Zahl der Todesopfer
der Wirbelwindkataſtrophe auf mehr als 2000.

Zahlreiche Perſonen ſterben noch infolge der
entſetzlichen geſundheitlichen Verhältniſſe. Die
Friedhöfe ſind durch die Ueberſchwemmungen
aufgewühlt worden. Gruppen verſtörter Per=
ſonen
irren planlos im Lande herum.

Zwei ſchwere Unglücksfälle fordern zahlreiche
Tote.
Paris. In der Patronenfabrik von Auboué
bei Nancy ereignete ſich geſtern mittag in der
Ladeabteilung für Patronen eine ſchwere Pul=
verexploſion
. Bisher wurden 8 Arbeiter tot aus
den Trümmern gezogen; etwa 20 andere wurden
ſo ſchwer verletzt, daß man mit ihrem Ableben
ſtündlich rechnet, während zahlreiche weitere
Arbeiter leichtere Verletzungen erlitten. Die
Abteilung wurde vollſtändig zerſtört. Die Urſache
der Kataſtrophe iſt noch nicht bekannt.
Paris. In der Nähe von Marakeſch ( Fran=
zöſiſch
Marokko) wurden 21 Eingeborene, die an
einer Waſſerleitung arbeiteten, von den in
einer Breite von 800 Meter einſtürzenden Erd=
maſſen
verſchüttet und getötet. Bisher wurden
fünf Leichen geborgen; zwei Eingeborene und

ein europäiſcher Vorarbeiter hatten ſich im letz=
ten
Augenblick noch retten können.
Ein Münchener in den Dolomiten tödlich
abgeſtürzt.
Bozen. Beim Beſteigen des Winkler=Doms
in den Dolomiten iſt der 25jährige Münchener
Heinrich Seidl an einer ſenkrechten Wand auf
einen Felsvorſprung abgeſtürzt und kurz danach,
ſeinen Verletzungen erlegen. Die Bergung der
Leiche hat große Schwierigkeiten bereitet.
Neue Erdſtöße in Melfi und Umgebung.
Neapel. Zahlreiche neue Erdſtöße wurden
in Melfi und Umgebung verſpürt. Unter der
Bevölkerung macht ſich große Aufregung geltend.
Zahlreiche verängſtigte Einwohner verbrachten
die Nacht im Freien.

* 91. Verſammlung deutſcher Nakur=
forſcher
und Aerzke in Königsberg,
7. bis 11. September.
Alle zwei Jahre verſammeln ſich die deut=
ſchen
Naturforſcher und Aerzte, um trotz der
immer zunehmenden Spezialiſierung der ein=
zelnen
Wiſſenszweige, die großen gemeinſamen
Gedanken wieder zu beleben. Auf der letzten
Tagung im Jahre 1928 in Hamburg wurde die
alte Oſtmarkenſtadt Königsberg als Verſamm=
lungsort
für 1930 beſtimmt, und dieſe Wahl
wurde nicht zuletzt aus kulturpolitiſchen Grün=
den
getroffen.
Im Mittelpunkt der Verhandlungen ſtehen
auch diesmal eine Anzahl von Vorträgen, die
als gemeinſchaftliche Veranſtaltung gedacht ſind.
Profeſſor Hilbert, Göttingen, ſpricht über das
Thema Naturerkenntnis und Logik, Profeſſor
Hahn, Dahlem, über das Alter der Erde‟. Als
mediziniſcher Hauptreferent ſpricht ebenfalls in
einer allgemeinen Sitzung Profeſſor Bumke,
München, über Die Veranlagung zu ſeeliſchen
Störungen. In der mediziniſchen Hauptgruppe
werden die Profeſſoren Martini, Hamburg,
Sprehn=Leipzig, Friedrich=Roſtock über das zur=
zeit
beſonders ſtark intereſſierende Gebiet der
Entſtehung paraſitärer Krankheiten berichten.
Ein Gaſt aus Japan, Prof. Arima Oſaka, wird
über Tuberkuloſe=Schutzimpfung mit AAO‟
ſprechen. In einer naturwiſſenſchaftlichen Gruppe
wird das Thema Beziehungen zwiſchen Atmo=
ſphäre
, Boden= und Pflanzenertrag behandelt.
Dabei ſprechen Frau Profeſſor Dr. v. Wrangell
über Das atmoſphäriſche Jod und die Pflanze‟,
Profeſſor Holdefleiß, Halle, über Einfluß von
Witterungsfaktoren auf Bodenbildung und
Ackererträge‟. Beſonderes Intereſſe dürfte der
Vortrag Orientierung von Pflanze und Tier
im Raum, Prof. Zimmermann, Tübingen, er=
wecken
. Die Mediziner werden in einer gemein=
ſchaftlichen
Sitzung über Thromboſe und Embo=
lie
ſprechen. Ferner wird in zahlreichen Vor=
trägen
die Lepra behandelt.
Während die früheren Verſammlungen eine
volle Woche in Anſpruch nahmen, iſt diesmal
das gemeinſchaftliche Programm auf vier Tage
zuſammengedrängt. Von beſonderen großen feſt=
lichen
Veranſtaltungen ſoll unter Berückſichti=
gung
der Wirtſchaftslage abgeſehen werden. Die
Verhandlungen der einzelnen Sektionen und die
Tagungen zahlreicher Fachgruppen werden in
den Tagen unmittelbar vor und nach der Natur=
forſcherverſammlung
ſtattfinden.
Ein zuſammenfaſſender Bericht über die Ver=
handlungen
wird noch erſcheinen. Dr. G. K.

Der Münchener Maler Profeſſor Diez
60 Jahre alt.

Profeſſor Julius Diez,
der bedeutende Maler, Ehrenmitglied der Mün=
chener
Akademie wird am 8. September
60 Jahre alt. Werke von Diez ſchmücken die
Münchener Univerſität und das Deutſche Mu=
ſeum
ſowie die Rathäuſer von Leipzig und
Hannover u. a. Diez erhielt den Grand Prix
der Weltausſtellung Brüſſel.

[ ][  ][ ]

Nummer 247

Sonntag, den 7. September 1930

Seite 9

Rous Tonnnenbe Senereigmis.
Piccards Ballonflug in 16 000 Meter Höhe. Aufſtieg am 9. Hepkember.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.

J. G. Augsburg, 5. Sept.
Nunmehr liegen die erſten authentiſchen
Aeußerungen von Prof. Piccard über ſeinen
Höhenflug vor. Nach 4½tägiger, beſchwerlicher
Fahrt im Laſtkraftwagen, einem belgiſchen
Mieſſe 5=Tonner iſt Prof. Piccard von
Brüſſel über FrankfurtStuttgart wohlbehal=
ten
mit ſeinem Aſſiſtenten und der ſeltſamen
Aluminiumgondel in Augsburg eingetroffen.
Trotz der langſamen Fahrt in zeitweiſem 20= Ki=
lometer
=Tempo machte Prof. Piccard, eine
hagere, hochgeſchoſſene Geſtalt mit wallendem
Haar und haſtigen Bewegungen eines echten
Profeſſorentyps, einen friſchen Eindruck und gab
auf die vielgeſtaltigen Fragen bereitwilligſt
Auskunft. Piccard iſt Schweizer von Geburt,
ſpricht fließend deutſch und iſt ein Freund des
Deutſchtums, vor allem der deutſchen Wiſſen=
ſchaft
. Als ein amerikaniſcher Journaliſt ihn auf
engliſch anſprach, um Informationen zu bekom=
men
, erwiderte er ihm glatt Ich ſpreche deutſch
Seinem Höhenflug in die Stratoſphäre ſieht er
mit den beſten Hoffnungen entgegen, zumal die
nötigen Vorbereitungen techniſcher und wiſſen=
ſchaftlicher
Art bis ins Kleinſte getroffen wur=
den
. Sobald man mit ihm vom Fluge ſpricht,
fängt er ſofort begeiſtert von ſeinen Forſchungen
über die elektroſtatiſchen Felder, über Erdſtrah=
lungen
und Luftelektrizität zu erzählen an und
macht dabei einen äußerſt harmloſen, denkbar
einfachen Eindruck. Die von ihm angeſtrebte
Rekordhöhe von 15 000 bis 16000 Metern iſt
nur als zufällig angenommen. Piccard ſelbſt iſt
jeder Senſation oder gar einer Höhenrekord=
abſicht
gänzlich abhold. Sowohl bezüglich des
Aufſtiegs, wie des Aufenthalts in dieſer bisher
noch von keinem Menſchen erreichten Höhe, als
auch hinſichtlich des Abſtiegs macht er ſich nicht
die geringſten Sorgen. Meine Berechnungen
und Unterſuchungen haben mich bisher noch nie
getäuſcht und ſo vertraue ich auch diesmal auf
mein wiſſenſchaftliches Rüſtzeug, gepaart mit
Mut. Entſchlußkraft und Energie Piccard
rechnet immerhin damit, daß er bei ſeinem Auf=
ſtieg
infolge der in der höheren Luftſchicht
(Stratoſphäre) vorherrſchenden großen Wind=
ſtärken
bis zu 500 Kilometer weit abgetrieben
wird. Dieſe Entfernung vom Aufſtiegsort in
Augsburg, gleichviel nach welcher Richtung,
würde ausreichen, um ein gefahrdrohendes Ab=
treiben
ins Meer zu verhüten. Der geplante
Aufſtieg iſt ſeine 13. Freiballon= Höhenfor=
ſchungsfahrt
, die ihn aber nicht abergläubiſch
macht. Die Mittel für ſeinen Höhenflug es
ſind 400 000 belgiſche Franken 46 000 Mark
erhielt er als anerkannter Forſcher und Gelehr=
ter
aus dem Fonds National de la Recherche
Scientifique, in Brüſſel. Hiervon entfallen
allein rund 32000 Mark auf die Ballonhülle
aus der Augsburger Ballonfabrik, zirka 10 000
Mark auf die Aluminiumgondel, und der Reſt
auf die koſtbaren Meßinſtrumente. Für Piccard
handelt es ſich darum, die kosmiſche Strahlung
zu unterſuchen. Dies geſchieht durch Joniſa=
tionskammern
und Elektrometer und eine Gei=
ger
=Zählkammer mit photographiſcher Regiſtrie=
rung
. Sobald dieſe Apparatur in Funktion tritt,
vermag Piccard jeden kosmiſchen Strahl feſtzu=
halten
. Ein eigener Apparat dient für Beſtim=
mung
der Luftelektrizität, und zwar hinſichtlich
der Potentialdifferenz, der Luft=Leitfähigkeit
und der Jonenleitung durch die Außenluft. Be=
kanntlich
hat Piccard bereits vor vier Jahren
eine Höhenfahrt zur Kontrolle der Einſteinſchen
Relativitätstheorie unternommen und dieſe be=
ſtätigt
gefunden. Hochintereſſant iſt der Bau und
die Inneneinrichtung der Aluminiumgondel,
deren kugelförmige Kabine mit einer 3,6 Milli=
meter
ſtarken Wand aus Reinaluminium erſtellt
iſt. Zum Einſteigen dient je ein zirka 70 Zenti=
meter
breites, kreisrundes Schlupfloch auf jeder
Halbſeite, von denen die eine ſilberhell, die an=
dere
tiefſchwarz gehalten iſt. Dadurch kann die
Kugel gedreht, alſo gekühlt und geheizt werden.
je nach Zuwendung zur Sonnenſeite. Die

Drehung hiefür erfolgt durch einen 15 Meter
unterhalb der Kugel hängenden Elektromiokor.
Die Luft der dicht abſchließbaren Aluminium=
kabine
, die nach allen Richtungen hin mit
kleinen dickwandigen Glasfenſtern verſehen iſt,
wird wie in einem Unterſeeboot regeneriert, da
keine Sauerſtoffmasken zur Verwendung kom=
men
. Die beiden Inſaſſen ſind naturgemäß nit
zwei Drägerapparaten (Preßſauerſtoff und flüſ=
ſiger
Sauerſtoff), ſowie mit 2 Thermosflaſchen
aus Pirex (modernes amerikaniſches Glas), die
2 Liter flüſſigen Sauerſtoff als letzte Luftration
im Notbehelf enthalten, für alle Eventualitäten
ausgerüſtet. Als Ballaſt dienen rund 5000 Kilo
feiner Bleiſand, der vom Innern der Gondel im
Durchſchleußverfahren abgeworfen wird. Das
Reißen der Ventilleine erfolgt auf einem eigens
konſtruierten Doppelrad, das außen an der
Kugel angebracht iſt. Die Gondel ſelbſt hält
nach vorgenommenen Prüfungen einem Höchſt=
druck
bis zu 7 Atmoſphären ſtand, während der
Luftdruck innerhalb der Kugel auf 0,6 Atmo=
ſphären
geſenkt wird. Auch gegen Starkſtrom=
leitungen
und Brandgefahr glaubt ſich Piccard
bei ſeinem möglicherweiſe ſehr ſchnellen Abſtieg
geſichert. Aus dieſem Grunde werden nicht nur
für die Inſaſſen Fallſchirme mitgenommen, ſon=
dern
auch die Kugel mit einem eigens gefertig=
ten
Fallſchirm verſehen. Nach eingehenden Be=
ſprechungen
, die Prof. Piccard mit der Werks=
leitung
der Augsburger Ballonfabrik hatte, iſt
die Aufſtiegszeit auf Dienstag, den 9. Septem=
ber
, in den erſten Morgenſtunden feſtgeſetzt, je=
doch
nur bei windſtillem Wetter und wolken=
loſem
Himmel. Da nunmehr auch die Genehmi=
gung
ſeitens der deutſchen Luftfahrtbehörde vor=
liegt
, ſteht dem Aufſtieg kein Hindernis mehr
im Wege.
J. Greiner.

Ein denkmal für General Tilly.

Der Entwurf des Tilly=Denkmals von dem
Müchener Bildhauer Oſterrieder.
Auf dem Kapellenplatz in Altötting (Oberbayern)
ſoll anläßlich des 300. Todestages des bayeriſchen
Generals Tilly, der bis 1632 die kaiſerlichen
Truppen im Dreißigjährigen Kriege führte und
der mächtigſte Gegner Guſtav Adolfs war, ein
Denkmal errichtet werden. 1632 empfing er in
der Schlacht bei Rain am Lech die tödliche
Wunde, der er in Ingolſtadt erlag. Sein Grab
iſt in Altötting.

Die erſken Originalbilder von der Heimkehr des koken Andree

Andrees Bahre auf der Braatvag.
Oben: Die Braatvag läuft in Tromſö ein. Der Pfeil zeigt auf dem Heck die Aufbahrungsſtelle
Andrees und Strindbergs.
Unten: Das Boot Andrees mit den Leichen der heldenmütigen Polarflieger von 1897.

Deutſche Andree=Ehrung.
Ein Flugboot der Lufthanſa wird das Totenſchiff
nach Stockholm begleiten.
Berlin. Die Lufthanſa hat ſich entſchloſ=
ſen
, dem ſchwediſchen Kriegsſchiff, das die
Leichen Andrees und Strindbergs von Tromſoe
nach Stockholm überführen wird, ein großes
Flugboot entgegenzuſchicken. Das Flugzeug, das

Ermordung zweier Bayern an der böhmiſchen
Grenze.
Prag. In Waldheim bei Tachau, in der
Nähe der böhmiſch=bayeriſchen Grenze, ereignete
ſich dieſer Tage ein Doppelmord, der erſt jetzt
hier bekannt wird. Zwei Bayern, ein Gendarm
und ein Forſtbeamter, waren in dem dortigen
Gaſthaus mit einigen jungen Leuten in Streit
geraten, die von den beiden Gäſten die Bezah=
lung
ihrer Zeche verlangten. Es entſtand eine
Rauferei, in deren Verlauf die Unruheſtifter
aus dem Haus geworfen wurden. Als nun die
beiden Bayern in der Nacht den Heimweg an=
traten
, wurden ſie erſchoſſen. Zweifellos ſind ſie
der Rache der Burſchen zum Opfer gefallen.
Coſte und Bellonte auf dem Rückflug
nach New York.
New York. Das Flugzeug Fragezeichen
der franzöſiſchen Flieger Coſte und Bellonte iſt
geſtern morgen 8,48 Uhr Ortszeit (15,38 Uhr
MEZ.) in Louisville geſtartet, um nach New
York zurückzufliegen.

an den Tragflächen lange Trauerwimpel führen
wird, ſoll in Oslo zum Fluge an der norwegi=
ſchen
Küſte entlang nach Norden ſtarten und
mit dem Kriegsſchiff nach Stockholm zurück=
kehren
. Die Lufthanſa bezeichnet es in ihrer
Ankündigung des Trauerfluges als eine ſelbſt=
verſtändliche
Pflicht, dem Manne, der ſeit mehr
als drei Jahrzehnten als Vorläufer der mo=
dernen
Nordpolflieger den großen Flug ins Un=
gewiſſe
wagte, die letzte Ehrung zu erweiſen.
Eine Mine aus dem Kriege aufgefunden.
London. In der Nähe von Folkeſtone
wurde eine aus der Kriegszeit ſtammende Mine
ans Land geſpült. Die Mine, die von den Eng=
ländern
gelegt worden war, befindet ſich in gu=
tem
Zuſtand und wäre beim Auflaufen eines
Schiffes explodiert. Bevor die Mine von den
Behörden entdeckt worden war, wurde ſie von
zwei am Strande ſpielenden Knaben gefunden,
die ſich mit ihr zu ſchaffen machten. Glücklicher=
weiſe
kam ſie jedoch nicht zur Exploſion, die den
ſicheren Tod der beiden Knaben zur Folge ge=
habt
hätte. Der Exploſivkörper enthielt 200 Kilo=
gramm
Sprengſtoff.
Exploſionsunglück auf Curacao.
New York. Eine rieſige Exploſion hat ſich,
wie Aſſociated Preß meldet, in den Petroleum=
anlagen
der Shell Oil Company in Willemſtad
auf Curacao ereignet. Eine große Zahl von
Menſchen iſt dabei ums Leben gekommen; viele
Perſonen wurden verletzt. Der Sachſchaden iſt
gewaltig.

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Seite 10

Sonntag, den 7. September 1930

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Mangel an Platz zwingt uns, 100 Tausend
Kakteen sofort zu verkaufen, und zwar
wollen wir sie in Gruppen wie folgt ab-
geben
: 1 Kakteengrunpe von 3 Kakteen
in Töpfen 90 Pf., 6 Kakteen in Töpfen
M. 1.75, 12 Kakteen in Töpfen M. 3.45,
24 Kakteen in Töpfen M. 6.85, 48 Kak-
teen
in Töpfen M. 13, 96 Kakteen in Töp-
fen
M. 25. Die Gruppen enthalten auch
prachtvolle Importen. Es ist wohl noch
niemals ein derert billiges Kakteen- Ange-
bot
herausgekommen. Greife ein jeder
zu so etwas läuft nicht wieder über den
Weg. Verbindlich bis 21. September.
Gleichzeitig sollen abgegeben werden:
3 Millionen frische, soeben von Uebersee
vereingekemmene Kakteen-Samen, die in
Paketen verabfolgt werden für 100 Kak-
teen
M. 1, für 200 Kakteen M. 1.95, für
300 Kakteen M. 2.90. Diese Kakteen-
Samen gehen sofort auf: es bereitet un-
beschreibliche
Freude, alle die Kugeln und
Säulen in Erscheinung treten zu sehen.
diese seltsamen Wüstenkinder in ihren
fremdartigen Bestachelungen und Bebaar-
ungen
, wertvolle Kakteen- Sorten, Rari-
täten
, wie man sie nicht oft zu sehen be-
kommt
. Erdbeerpflanzen, ,Rotkäpple vom
Schwabenland‟ Oberschlesien‟ Flan-
dern
, Königin Luise‟" Madame Mou-
tot‟
Sieger‟ RoterElefant‟ Massen-
träger
, Tafelerdbeeren ersten Rangee, 100
Pfanzen M. 2.50, 1000 Pflanzen M. 23. Von
der berühmten, in der ganzen Welt so
großes Aufsehen erregenden Schwarzen
Ananas-Erdbeere aus Vierlanden kosten
20 Pflanzen M. 1.75, 40 Pfanzen M. 2.85,
100 Pflanzen M. 4.50, 200 Pfanzen M. 7.
m Jetzt müssen gelegt werden: Schnee-
glöckchenzwiebeln
4 Pf., Scillazwiebein
4 Pf., Tulpenzwiebeln 4 Pf., Iriszwiebeln
4 Pf.. Narzissenzwiebeln 4 Pf., Crocus-
zwiebeln
4 Pf., 100 Stück jedesmal M. 3.85;
alles in Prachtfarben. Hyazinthenzwie-
bein
, Prachtfarben, 15 Pf., 100 Stük M. 12.
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Töpfen M. 1.25, 4 Stück M. 3. Blumen-
tischfüllungen
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Zimmer, 12 prachtvölle Zimmerpflanzen
in Töpfen M. 3, 25 Stück M. 6. Rosen-
träucher
, 50 Jahre lang blähende edle
Sorten, mit Namen, darunter edle Tee-
rosen
60 Pf., 10 Stück M. 4.50, 20 Stück
M. 7. Stachelbeer- und Johannisbeer-
sträucher
, 50 Jahre lang tragende, edle
Sorten 60 Pf., 10 Sträucher M. 4.50, 20
Sträucher M. 7. 100 Jahre lang blühende
edle Kletterrosensträucher 90 Pf., 10 Stück
M. 6. Verbindlich bis 21. September.
Blumengärtnereien Peterseim-Erfurt, be-
hördliche
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Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
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[ ][  ][ ]

Nummer 247

Sponn Spiel und Tarnen.

Fußball.

Sp.V. 1898 Sp.V. Wiesbaden.
Die Darmſtädter Mannſchaft tritt im heutigen Spiel in folgender
Aufſtellung an:
Bärenz
Rupp
Laumann
Richter
Fürſt
Ruppel
Schnitzer Geher
Eßlinger Frey
Hebeiſen.
Sp. V. 1898 (Jugenb).
A.1=Jgd. 1. Jgd. Ballſpiel=Kl. 99 Offenbach. hier, 9.30 Uhr.
A.2=Jgd. 1. Jgd. Wixhauſen, dort, Abfahrt 8.45 Uhr.
B.1=Jgd. 2. Jgd. Langen, hier, 1.30 Uhr.
B.2=Jgd. und C.2=Jgd. ſpielfrei.
C.1=Jgd. C.1=Jgd. Wixhauſen, hier, 10.45 Uhr.
1. F. C. Union F.C. Egelsbach.
Es ſei nochmals auf das heute nachmittag 3.30 Uhr auf der Renn=
bahn
ſtattfindende Spiel UnionEgelsbach hingewieſen. Wie be=
kannt
, haben die Beſſunger ihr erſtes Spiel in Arheilgen verloren, und
man darf mit Recht darauf geſpannt ſein, wie Union auf ihrem eigenen,
jetzt neu hergerichteten Platze abſchneiden wird. Egelsbach, das zurzeit
die Tabelle führt, iſt gerade dieſes Jahr, ſeinen Erfolgen nach, in Hoch=
form
. Es wird für die Einheimiſchen, die leider auf die Mitwirkung
beider Noller verzichten müſſen, ein ſchwerer Kampf ſein, um beide
Punkte buchen zu können. Der Beſuch des Spieles wird für jeden
lohnend ſein. Das urſprünglich auf 2 Uhr feſtgeſetzte Spiel der zweiten
Mannſchaft fällt aus, an deren Stelle ſpielt die 1. Jugendelf.
Sp. V. 1922 Roßdorf Sp.Kl. Olympia Weiſenau.
Als Erſatz für das am heutigen Sonntag ausfallende Verbandsſpiel
gelang es dem Sportverein Roßdorf, ſich in letzter Stunde den ihm ſeit
langen Jahren befreundeten Sportklub Olympia Weiſenau als Gegner
zu verpflichten. Weiſenau iſt in Roßdorf beſtens bekannt; hat doch ge=
rade
dieſer Verein den Einheimiſchen immer die ſchönſten Spiele gelie=
fert
. Bis jetzt iſt Roßdorf in dieſen Spielen meiſtens unterlegen, denn
die Gäſte gehören ſeit Jahren der Kreisliga an und zählen zu den beſten
Mannſchaften des Kreiſes Rheinheſſen. Man darf deshalb geſpannt
ſein, wie der Sportverein Roßdorf, der dieſes Jahr noch kein Spiel auf
eigenem Platze verlor, aus dieſem Treffen hervorgeht. Jedenfalls wird
es diesmal ſeinen Gäſten den Sieg weit ſchwerer machen als früher.
Spielbeginn 3 Uhr!
Baden-Badener Tennisturnier.
Die Spiele am Samstag. Vor den Entſcheidungen.
In Baden=Baden wurde am Samstag vormittag eine Unterbrechung
der Spiele wegen Regenſchauer notwendig. Am Nachmittag war das
Wetter wieder ſchön, wenn auch ſchwül und feucht. Trotzdem konnten die
Wettbewerbe bereits bis zu den Entſcheidungen gefördert werden. Im
Herren=Einzel erreichten Froitzheim. Wetzel, Heidenreich und Hughes
die Vorſchlußrunde. Froitzheim ſchaltete Heitmann 6:2, 6:3 aus und
mit dem gleichen Ergebnis beſiegte Wetzel=Pforzheim ſeinen jungen Klub=
kameraden
Ernſt. In der unteren Hälfte kam Heidenreich durch ſeine
bekannte Sicherheitstaktik zu einem 1:6, 6:2, 7:5=Sieg über dem mit
guten Schlägen" geſchickt verteidigenden Berliner Daller. Heidenreich
trifft nun auf den Engländer Hughes, der mit dem Krefelder Hauß
6:1, 6:2 wenig Federleſens machte. Sehr intereſſant waren die Spiele
im Damen=Einzel, wo ſich Frau Friedleben und Mme. Mathieu für die
Schlußrunde qualifizierten. Mme. Mathieu ſchlug zunächſt Frl. Löwen=
thal
ſicher 6:1, 6:3. fand dann aber in der Vorſchlußrunde bei Frau
Schomburgk härteſten Widerſtand, der erſt im zweiten Satz, als es 4:0
für die Deutſche ſtand, gebrochen werden konnte. Die Franzöſin ſiegte
9:7, 7:5. Frau Schomburgk hatte vorher Frau Ledig 6:1, 6:0 abgefer=
tigt
. Frau Friedleben hatte gegen Mlle. Charnelet im zweiten Satz
einige unſichere Momente, ſpielte aber ſonſt in großem Stil und ſiegte
6:0, 4:6. 6:0. Anſchließend ſchlug Frau Friebleben dann Frl. Pfkügner,
die vorher durch ihren glatten 6:0, 6:1=Sieg über Frl. Buß überraſcht
hatte, mit 6:4, 6:2. Im Herren=Doppel gab es die erwarteten Reſultate.
Hughes/Fiſher beſiegten die ausgezeichnet zuſammenſpielenden Süddeut=
ſchen
Hildebrandt/Weihe 6:2, 4:6, 6:4. Weniger Mühe hatten Hauß/
Heitman mit Dr. Fuchs/Wetzel. Die Letzteren erreichten bei weitem
nicht die gewohnte Form und verloren glatt 1:6, 1:6. Intereſſanter
waren wieder die Spiele im Gemiſchten Doppel. Frau Ledig/Fiſher
gewannen gegen Frau Springer/Heidenreich erſt nach Kampf 8:6, 6:4
und auch Mme. Mathieu/Dr. Buß hatten harten Widerſtand zu über=
winden
, ehe ſie durch einen 6:2, 4:6, 6:1=Sieg über die Berliner Kom=
bination
Frl. Löwenthal/Daller in die Vorſchlußrunde vorrücken konnte.
Wenig geſpielt wurde im Damen=Doppel, wo es auch keine Ergebniſſe
von Belang gab. Das Turnier dürfte, da ſich das Wetter weiter auf=
heitert
, am Sonntag pünktlich beendet werden.
Pſerdeſpork.
Rennen zu Leipzig.
1. Preis von Tzſchocher: Ehrenpreis und 2200 Mark, 2400 Meter:
1. Römers Himmelgeiſt (Wermann), 2. Geſolei, 3. Landſtreicher.
Toto: 20. Platz: 12, 15. 16 Lg. Ferner: Dagobert.
2. Preis vom Schwanenteich: Für Zweijährige 2200 Mark, 1000 Meter:
1. Spillners Irrigoyen (H. Schmidt), 2. Berenice, 3. Iſchl. Toto:
11. Platz: 10. 10. 21½ Lg. Ferner: Donnergott, Muſic.
3. Röthaer Jagdrennen: Ausgleich II 3600 Mark, 4000 Meter: 1. Mauvs
Gringolet (Lüder), 2. Fonar, 3. Liberius. Toto: 50. Platz: 25, 17.
1½½ Lg. Ferner: Cſanad, Eulalia.
4. Mefſe=Preis: Ausgleich II, 3600 Mark, 2000 Meter: 1. Eckartsbergs
Black Bridge (Staroſta), 2. Signora, 3. Opar. Toto: 35. Platz:
19, 29. 1H. Ferner: Teneriffe, Storm Cloud.
5. Preis vom Oberholz: Verkaufsrennen, 2200 Mark, 1600 Meter:
Hagos Fabuliſt (Grabſch), 2. Octavia, 3. Laetitia. Toto: 32.
Platz: 19, 2. 3½ Lg. Ferner: Tannenberg, Hohe Eule, Sauſe=
wind
.
6. Naunhofer Jagdrennen: Ehrenpreis und 2200 Mark, 3500 Meter:
1. Wagners Thermidor (Heuer), 2. Durſt, 3. Gilde. Toto: 52.
Platz: 15, 14, 18. 2½4 Lg. Ferner: Greif an, Emigrant,
Schwertlilie, Mariza grovna, Polyhymnia, Eſchtruth.
R. Funkenburg=Ausgleich: Ausgleich III, 3000 Mark, 1400 Meter:
1. Teskes Judica (Turtle), 2. Hella X 3. Der Fakir, 4. Norjana.
Toto: 39. Platz 20 16, 50, 42. 1½1 Lg. Ferner: Blocksberg, Gar=
whal
, Tongola, Marketenderin, Faſanenhenne, Princeß Maſcha,
Dixi, Tante Lehmann, Schattenmorelle.

Sporkkalender.

15.00 Uhr,
15.00 Uhr,
15.30 Uhr,
15.30 Uhr,

11.00 Uhr,
14.00 Uhr,

Polizeiplatz:
Dornh. Weg:
Stadion:
Rennbahn:

Rheinallee:
Polizeiplatz:

15.00 Uhr, Arh. Mühlch.

Fußball.
Pol.=Spv. S.=V. 1911 Neu=Iſenburg.
Reichsbahn=T.= und S.=V. Boruſſia
Dornheim.
Sp.=V. 98 Sp.=V. Wiesbaden.
Union 1913, e. V. F.=C. 03 Egelsbach.
Handball.
Rot=Weiß, V. f. R. Spv. 98 Darmſtadt
Pol.=Spv. (Liga=Erſatz) T.= u. Spv.
Braunshardt.
Sp.=Vg. 04 Arheilgen Sportabteilg.
Merck.

Handball.

T. V. 1863 e. V., Groß=Zimmern.
Sonntag, den 7. d. M., findet auf dem Turnhalleplatz des Turn=
vereins
1863 das zweite Pflichtſpiel der 1. Mannſchaft des T. V. 1863
Groß=Zimmern ſtatt. Als Gegner tritt die ſpielſtarke 1. Mannſchaft des
T. V. Nieder=Klingen an. Spielbeginn 3 Uhr. Die 2. Mannſchaft
des T.V. 1863 fährt nach Altheim, um gegen die dortige 1. Mannſchaft
zum zweiten Pflichtſpiel anzutreten.
* Das Weiiſegeln der anglo=amerikaniſchen
Millionäre.
Sir Thomas Liptons Shamrock V gegen Mr. H. Vanderbilts
Enterpriſe‟.
(Von unſerem Korreſpondenten.)
G.P. London, 5. September.
Das geſamte Intereſſe der engliſchen Sportwelt (und hiermit das=
jenige
der Nation) iſt zurzeit ausſchließlich auf das am 13. September
in Newport (U. S.A.) beginnende Wettſegeln der beiden Großjachten
Shamrock V und Enterpriſe gerichtet. Die Blätter bringen die auf
dieſes bevorſtehende Sportereignis bezüglichen Nachrichten auf der erſten
Seite neben oder gar vor den Ereigniſſen der großen Politik. Der Lon=
doner
Radio=Dienſt meldet täglich, wie es um die Chancen der beiden
Konkurrenten beſtellt iſt. In ſämtlichen Londoner Kinos werden ſeit
Wochen alle erdenklichen Filme mit und ohne Ton der beiden Jachten,
ihrer Beſitzer, ihrer Mannſchaft uſw. gezeigt. Mit einem Wort: das
bevorſtehende Wettſegeln in Newport, iſt zurzeit das Ereignis und
nichts anderes, vermag ſich mit ihm für den Moment auch nur im ent=
fernteſten
zu meſſen.
Um dieſes außergewöhnliche Intereſſe der breiten engliſchen Maſſe
für ein im Grunde ſehr exkluſives Sportereignis zu verſtehen, muß man
etwas zur Vorgeſchichte dieſes alljährlich ſtattfindenden anglo= amerika=
niſchen
Wettkampfes der Segelrieſen zurückgreifen. England beſaß ſeit
urdenklichen Jahren die Vorherrſchaft im Segelſport der großen Klaſſen
und beſonders des Teekönigs Lipton Segeljacht Shamrock (Kleeblatt)
galt lange Zeit als der Stolz der britiſchen Nation. Doch eines Tages
tat ſich eine Gruppe von amerikaniſchen Segelenthuſiaſten zuſammen,
erbaute eine beſonders ſeetüchtige Jacht und wetteiferte mit dieſer nicht
nur erfolgreich gegenüber allen engliſchen Jachten, ſondern ſchlug zum
Schluß auch den berühmten Shamrock, den Stolz Britanniens: Amerika
entriß England die Weltvorherrſchaft im Segelſport.
Seit dieſem Tage begann nun ein unermüdlicher Wettkampf zwiſchen
England und Amerika um den erſten Platz im Großſegelſport. Nach
der Niederlage ſeiner Jacht baute Sir Thomas Lipton einen zweiten,
einen dritten, einen vierten und ſchließlich in dieſem Jahre einen fünften
Shamrock, der ein wahres Wunder der engliſchen Segelbaukunſt ſein
foll und mit dem England den Amerikanern die verloren gegangene
Vorherrſchaft wieder zurückzugewinnen hofft. Doch auch die Ameri=
kaner
ſind nicht müßig geweſen. Der exkluſive Segelklub der amerita=
niſchen
Millionäre, der New York Yacht Club, an deſſen Spitze Mr.
Harold Vanderbilt ſteht, hat vom beſten Jachtkonſtrukteur Amerikas,
Mr. Burgeß, einen neuen Segler Enterpriſe konſtruieren laſſen, der
von Kennern als die wiſſenſchaftlich vollendetſte Jacht in der Geſchichte
des Segelſports bezeichnet wird und bei deren Anblick den Engländern
eine Gänſehaut über den Buckel gerannt ſein ſoll. Aeußerlich ſind
beide Jachten ziemlich gleich: Shamrock V faßt 134 Tons, iſt 119 engl.
Fuß lang und hat einen Maſt von 167,5 Fuß Höhe; während Enter=
priſe
128,5 Tons faßt, 120 Fuß lang iſt und einen Maſt von 168 Fuß
Höhe beſitzt. Shamrock V iſt grün, Enterpriſe weiß geſtrichen.
Die Bedingungen des Rennens ſind folgende: Beide Jachten haben
auf verſchiedenen Strecken ſich ſieben Mal zu meſſen; diefenige Jacht,
die vier Rennen gewinnt, iſt Siegerin. Am Steuer jeder Jacht werden
die Beſitzer ſelbſt ſtehen: auf Shamrock V. Sir Thomas Lipton, auf
Enterpriſe, Mr. Harold Vanderbilt. Zwei Millionäre, zwei der
reichſten Männer der Welt! Beide ſind aber auch in England und
Amerika als ſmarte Sportsmänner und als fröhliche Spaßmacher be=
kannt
und beide ſtnd daher außerordentlich populär. Ja, beider Popu=
larität
geht ſo weit, daß ein amerikaniſches Blatt neulich ganz ver=
zweifelt
ausrief: Sir Thomas Lipton und Mr. Harold Vanderbilt ſind
beim breiten amerikaniſchen Publikum beide ſo gleich beliebt, daß die
Menge noch gar nicht weiß auf weſſen Sieg ſie wetten und auf weſſen
Niederlage ſie ſich freuen ſolle ." Fürwahr welche Wahl, welche
Qual! Die Millionäre, hört man gelegentlich ſagen, ſollen oft ſchwere
Sorgen haben. In Amerika hat jedoch auch das Volk, wie man ſieht,
ſich mit nicht minder Drückendem abzuplagen. Arme Amerikaner. .

Wekkerbericht.

Ausſichten für Sonntag, den 7. September: Bewölkt und gelegentlich
auch aufheiternd, einzelne Niederſchläge, Temperaturen wenig ver=
ändert
.
Ausſichten für Montag, den 8. September: Einſetzende leichte Abkühlung.
dabei wechſelnd bewölkt mit Aufheiterung.

Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuillc on Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V. Dr. C. H. Queiſch
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratentell und geſchäftlſche Mitteilungen: Willv Kuble.
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 22 Geiten

35. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlokkerie.
24. Tag. 5. Klafſe. In der Vormittags=Ziehung am
5. September fielen: 2 Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. 198 208; 12
Gewinne zu je 3000 Mark, auf Nr. 44258, 56 684, 70904, B0 330,
296 978, 392 380; 10 Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr. 35 389, 60 711,
81005, 240 048, 395 637; 34 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 8099,
1725, 2 323, 36 452, 39 142, 7924, 86 478, 97 068, 105 686, 132 491,
157 237, 200 12, 22 589, 214 501, 239 107, 287 030, 364 476; ferner 114
Gewinne zu je 500 Mark und 236 Gewinne zu je 300 Mark. In der
Nachmittags=Ziehung fielen: 4 Gewinne zu je 5000 Mark
auf Nr. 124 336, 354 160; 8 Gewinne zu je 3000 Mark auf Nr. 146 921,
267 548, 374 480, 375 253; 8 Gewinne zu je 200 Mark auf Nr. 86 204,
94 373, 194 170, 366 165; 34 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 3640,
32 556, 54 921, 55 570, 83 639, 135 331, 156 313, 161976, 214 456. 214 951,
20 731, 241146, 273 849, 317327 349 888, 350 975, 388 373: ferner
92 Gewinne zu je 500 Mark und 208 Gewinne zu je 300 Mark.
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500 000 Mark,
6 Gewinne zu je 25 000 Mark, 18 Gewinne zu je 10 000 Mark, 26 Ge=
winne
zu je 5000 Mark, 62 Gewinne zu je 3000 Mark, 148 Gewinne zu
je 2000 Mark, 320 Gewinne zu je 1000 Mark, 740 Gewinne zu je 500
Mark und 1970 Gewinne zu je 300 Mark.

Geſchäftliches.

Unſerer heutigen Landauflage liegt ein Flublatt der Deutſchen
Staatspartei bei.

Es klingt wie ein Märchen.
daß es trotz allem doch ein Mittel gibt und dazu noch ein vollkommen
unſchädliches, innerhalb kurzer Zeit ſein Gewicht ganz erheblich zu ver=
ringern
, eine Tatſache, die ſicherlich von vielen Frauen ſehr begrüßt
wird. Verraten wird Ihnen dasſelbe durch Frau Karla Maſt,
Bremen. D. 4.

Arterienverkalkung iſt eine Krankheit, die nach ärztlichen Feſtſtel=
lungen
in den letzten Jahren ſehr ſtarke Ausbreitung gefunden hat.
Der ſchleichende und bösartige Charakter dieſer Krankheit macht ſie ge=
fürchtet
. Es iſt daher begrüßenswert, daß Herr Geheimer Medizinalrat
Dr. med. Schroeder in allgemein verſtändlicher Weiſe die Adernverkal=
kung
in einer Broſchüre beſpricht und gleichzeitig auf ein Mittel hin=
weiſt
, das aus edlen Pflanzen= und Blutſalzen beſteht und ſich in der
Praxis hervorragend bewährt hat. Dieſe Broſchüre erhalten Intereſ=
ſenten
auf Verlangen umſonſt und portofrei von der Firma Robert
Kühn, Berlin=Kaulsdorf 70. Wir verweiſen auf das Inſerat in der
heutigen Nummer unſeres Blattes.

Rundfunk=Programme.

Frankfurt a. M.
Gleichbleibendes Weritags=Programm. 6 u. 6.30: Wetter, Zeit,
Gymnaſtik. O 12: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsm., Waſſerſt. O 12.20;
Schallplattenkonzert. O 12.55: Nauener Zeit. O 13: Schallplatten.
O 14.50, 15.50: Zeit, Wirtſchaftsm. o 16.10: Ind., Handelsk. (Di.
u. Fr.). O 17.45: Wetter, Wirtſchaftsm., währ. d. Nachm.=Konzerts:
Vereinsnachrichten. O 18.05. 19.15 oder 19.30: Wirtſchaftsmeld.
Sonntag, 7. September.
7.00: Hamburg: Glocken vom Großen Michel. Hafen=Konzert.
8.15: Aus dem Urſulinen=Kloſter, Frankfurt: Kath. Morgenfeier.
9.15: Miſſa ſolemnis, von Erneſto Boezi. Schallplatten, aufge=
nommen
in der Kirche Santa Maria deli, Angeli in Rom.
10.00: Kaſſel: Stunde des Chorgeſanges.
11.00: Kammermuſik.
12.00: Leipzig: Konzert des Leipziger Funkorcheſters.
12.55: Landwirtſchaftskammer Wiesbaden: Vermehrter Weizenanbau.
Krankheiten und Fehler der Weine. Die Ernte des Kernobſtes.
13.05: Veterinärrat Dr. Schirmer: Geſunde Ueberwinterung der
Honigbienen.
13.30: Kopenhagen: Fußball=Länderſpiel. Deutſchland-Dänemark.
15.10: Stunde der Jugend. Emil und die Detektive.
16.00: Konzert des Funkorcheſters.
18.00: Dr. Hugo Horny: Bäuerliche Landwirtſchaft und Groß=
ſtadtmarkt
.
18.25: Dir. H. Keuth: Kunſtwiſſenſchaftliches an der Saar.
19.20: Sportnachrichten.
19.30: Stuttgart: Kleine Stücke für Violine. geſpielt von Anatol
Knorre, Berlin.
20.15: Stuttgart: Bunter, Abend.
21.45: Frankfurt: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters. Aus
der guten, alten Zeit.
23.15: Tanzmuſik auf Schallplatten.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Gleichbleibendes Werktags=Programm. 5.50:
Wetter für den Landwirt. o 6.30: Morgengymnaſtik. 6.55:
Wetter für den Landwirt. Ca. 7: Konzert. 10.30, 13.30:
Neueſte Nachrichten. 12.25: Wetter für den Landwirt So.
12.50). O 12 bzw. 12.30: Schallplatten (außer So.). o 12.55:
Nauener Zeit. O 14: Berlin: Schallplatten. O 15.30: Wetter, Börſe.
O 19.55: Wetter für den Landwirt.
Deutſche Welle. Sonntag, 7. September.
7.00: Hamburg: Glocken vom Großen Michel. Hafen=Konzert.
8.00: Beſuch des Wirtſchaftsberaters auf einem Bauernhof, (Dipl.
Landwirt Deichmann und Tröſcher.)
8.20: Wochenrückblick auf die Marktlage.
8.25: Dr. Karl=Heinz Kikiſch: Bienenzucht und =pflege als Neben=
erwerb
der Landwirtſchaft.
8.50: Morgenfeier. Glockenſpiel der Potsdamer Garniſonkirche.
Anſchl.: Glockengeläut des Berliner Doms.
11.00: Elternſtunde. Landgerichtsdirektor Dr. Albert Hellwig; Kinder=
ausſagen
.
11.30: Fazit eines Mannes von Andreas Zeitler.
12.00: Leipzig: Konzert. Leipziger Sinfonie=Orcheſter.
14.00: Jugendſtunde. Frederic Miſtral: Der hochgerechte Mann;
Die Vilgerfahrt.
14.30: Mandolinenorcheſter=Konzert. Ortsgruppe Moabit des DAMB
15.30: Vom Flughafen Berlin=Tempelhof: Reportage von der Hin=
denburg
=Stafette der Deutſchen Luftſpiele 1930 um den Ehrenpreis
des Reichspräſidenten
15.40: Marianne Thalau (Sopran) ſingt Lieder von Rachmaninow.
16.05: Dr. Schröder: Gärende Kräfte in junger Literatur.
16.35: Aus der Stadthalle Königsberg: Feierliche Eröffnungs=
ſitzung
der 91. Verſammlung der Geſellſchaft Deutſcher Natur=
forſcher
und Aerzte.
17.10: Unterhaltungsmuſik. Kapelle Gebrüder Steiner.
Einlage um 17.45: Sporthalle Beelitzhof: Aus dem Kegelwett=
kampf
um den Goldenen Gürtel.
18.30: Aus dem Roman Erdſegen von Peter Roſegger.
19.00: Dr. F. K. Scheumann: Wer geht zur Eheberatungsſtelle?
19.30: Rud. Maczurat: Frühvollendete. Drei Lyrikerbildniſſe: Georg
Trakl, Georg Heym. Ernſt Stadler.
20.00: Orcheſterkonzert. Berliner Funkorcheſter.
Danach: Tanzmuſik. Ben Berlin=Orcheſter.

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Lage per ſofort geſucht. Angebote unter
S 101 an die Geſchäftsſtelle ds. Bl.

[ ][  ][ ]

Seite 12

Sonntag, den 7. September 1930

Nummer 247

Statt Karten.

Ihre Verlobung
beehren sich anzuzeigen

Mariechen Seeger
Andreas Frank

Darmstadt
Viktoriastr. 32.

den 7. September 1930

Urberach

Lisbeth Bohn.
Ludwig Haack

Verlobte

Seeheim a. d. Bergstr.

September 1930

Die Verlobung ihrer Tochter
Elisabeth mit Herrn Martin
Litters geben bekannt
Andreas Witzenberger
u. Frau
Moosbergstraße 65

Meine Verlobung mit Fräulein
ElisabethWitzenberger
beehre ſch mich anzuzeigen
Martin Litters

Ihre Vermählung beehren sich anzuzeigen
Ludmig Hattemer
Ober-justizsekretär
und Frau Käthe, geb. Neuer

Darmstadt

Eberbach a. N.

Bismarckstraße 68

Darmstadt, September 1930

Heute früh entſchlief nach langem, ſchwerem, mit großer Geduld er=
tragenem
Leiden, wohlvorbereitet durch die Sterbeſakramente, meine
über alles geliebte Frau, unſere gute Schweſter, Schwägerin u. Tante
Hiau Malid Oerngaloihe Ahdteß
geb. Dunker
im Alter von 64 Jahren.
In tlefer Trauer, zugleich im Namen der Hinterbliebenen:
Friedrich Andreß, Poſiamtmann.
Darmſtadt, Roßdörſerſtr. 80, den 6. September 1930.
Altona=Kochk ump, Recklinghauſen=Güd, Altona Ottenſen, Berlin W,
Herne i. We ff.
Beerdigung: Dienstag, 3 Uhr nachmittags auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße.
Feierliches Seelenamt Dienstag, 8½ Uhr vormittags in der St. Lud=
wigskirche
, Wilhelminenplatz.
Es wird gebeten, von Beileidsbeſuchen abzuſehen.

Die Trauung findet am 9. September 1930, nachmittags
3 Uhr, in der evang. Kirche in Auerbach a. d. B. statt,
die Hochzeitsfeier anschl. im Bahnhofshotel. (*
Ihre Vermählung geben bekannt
Ing. Oeorg Tönnies
und Frau Else

geb. Hieronymus

Darmstadt
Barkhausstr. 62

Den-Haag
van Kinsbergenstr. 121

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Hinſcheiden meines geliebten Mannes
und treubeſorgten Vaters
Gerſon Mosbacher

herzlichen Dank.

Im 71. Lebensjahre entſchlief unſere liebe Mutter, unſere treuſorgende
Großmutter und Urgroßmutter
Hrau uue Madg, geo. Sayn
Witwe des verſtorbenen Geh. Landeskulturrats Dr. Adolf Klaas.
Erika Buchhold geb. Klaas, Dr. med. Otto Buchhold
Marlis Buchhold
Dr. jur. Walter Klaas, Grete Klaas geb. Proſch
Erika und Joſt=Heinrich Klags
Gertrud Prager geb. Heher, Dr. Ing. Willi Prager
Stepban Prager
Annemarie Heher, Alfred v. Burſin
Teutnant im 10. (Preuß.) Reiter=Regt.
Fritz Heher, eand. theol.
Darmſtadt, den 3. September 1930.
Die Beerdigung fand in der Stille ſiatt.
13397

Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten hiermit die
traurige Nachricht, daß am 6. September meine innigſt=
geliebte
, treuſorgende und herzensgute Frau, Schwie=
gertochter
, Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Toni Kopf
nach langem ſchweren, mit Geduld getragenen Leiden
im 53, Lebensjahre ſanft verſchieden iſt.
Der tieftranernde Gatte:
Heinrich Kopf
Liebfrauenſtr 56.
Darmſtadt, den 6. September 1930.
Die Beerdigung findet Montag, den 8. September,
nachmittags 2 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme, die uns beim Hinſcheiden
unſerer unvergeßlichen Entſchlafe=
nen
zuteil wurde, ſagen wir unſeren
tiefgefühlteſten und herzlichſten Dank.
Im Namen 13434
aller trauernd Hinterbliebenen:
Frau Maria Fuhr Wwe.
Darmſtadt, 6. September 1930.

Frau Lina Mosbacher
geb. Spieß.

Verwandten, Freunden und Be=
kannten
hiermit die traurige Nach=
richt
, daß unſer lieber Vater,
Schwiegervater, Großvater und
Onkel, Herr
Philipp Kabeh
Kaufmann
nach kurzem, ſchweremLeiden ſanft
in dem Herrn entſchlafen
Im Namen der trauernd. Hinte rbliebenen
Familie Paul Ronner 6.4.,
Familie Peter Diehl.
Darmſtadt, Schloßgartenſtr. 19
Die Beerdigung findet Dienstag
vormittag 11 Uhr auf dem Wald=
friedhof
ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen wohltuenden Be=
weiſe
herzlicher Teilnahme und die
zahlreichen Kranz= und Blumen=
ſpenden
bei dem Heimgang unſerer
teueren Entſchlafenen
Frau
Margarete Petri
ſagen wir allen tiefgefühlten Dank.
Gleichzeitig danken wir auch Herrn
Pfarrer Köhler für die troſtreichen
Worte am Grabe.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Petri und Kinder.

Statt Karten
Eliſabethe Eberhardt
Heinrich Henkler
Verlobte
Darmſtadt
Taunusſtraße 49 Darmſtraße 1

Anſeren aufrichtigſten Dank
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Nummer 242

Sonntag, den 7. Geptbr.

die Henttreongewsahraug ii Jan.
Zunghme des Pfandbrief= und Kommunal=
obligakionen
-Umlaufs um rund 188 (im Vormonat
um rund 120) Mill. RM.
Der Bruttozugang an Pfandbriefen (Inland) belief
ſich nach der Statiſtik der Bodenkreditinſtitute (einſchl. Kommunalkredit=
inſtitute
) bis 31. Juli 1930 (alles in Mill. RM.) auf rd. 205 (im
Vormonat 127), der Abgang auf 82 (54). Der Nettozugang ſtieg
diesmal ſomit auf 123 (73 im Juni und 107 im Mai). Der Hauptanteil
des Zuganges entfällt mit 102 (122) wieder auf den 8proz. Typ, davon
73 (99) auf die Hypothekenaktienbanken und 20 (21) auf die öffentlich=
rechtlichen
Kreditanſtalten einſchließlich Girozentralen. Nund 77 (2) ent=
fallen
auf den Tproz. Typ (Goldiskontbankanleihe) und 23 (1) auf den
7½proz. Typ. Von dem Abgang (Rückkauf, Tilgung uſw.) entfallen 40
(26) auf den Tproz. Typ (Golddiskontbankanleihe), 22 (15) auf den 8proz.
Typ und 17 (10) auf den 10proz. Typ.
Auch bei den Kommunalobligationen war der Brutto=
zugang
im Inland mit 73 (55) höher als imVormonat; der Abgang
betrug wieder 8, der Nettozugang belief ſich ſomit auf 65 (47).
Hier entfallen von dem Bruttozugang 66 (54) auf den 8proz. Typ.
Der Auslandsabſatz an Pfandbriefen und Kommunalobliga=
tionen
war wieder gleich Null. Bei den Liquidationspfand=
briefen
wurden nur 2 (7) neu in den Verkehr gebracht, dagegen er=
höhte
ſich der Abgang auf 30 (24). Der Geſamtumlauf ein=
ſchließlich
2417 (2444) Liquidationspfandbriefen hat ſich von 11812 um
160 (103) auf 11972 erhöht und ohne die Liquidationspfandbriefe von
9367 um 188 (120) auf 9555.
Beim Hypothekenneugeſchäft zeigen diesmal die land=
wirtſchaftlichen
Hypotheken einen Zugang von rund 25 (im Vormonat
einen Abgang von 19), während der Zugang bei den ſtädtiſchen Hypo=
theken
diesmal nur 82 (121) betrug. Bei den landwirtſchaftlichen Hypo=
theken
im Geſamtbetrage von 2768 (2743) ſtammen 689 (689) aus Mit=
teln
der Deutſchen Rentenbank=Kreditanſtalt, davon 95 (96) auf Roggen
lautend. Bei den ſtädtiſchen Hypotheken von 5030 (4948) entfallen 470
(468) auf gewerbliche Betriebsgrundſtücke und 812 (792) auf Wohnungs=
neubauten
. Die Kommunaldarlehen (3136 gegen 3041) weiſen
einen Zugang von 95 (94) aus.
Die aus Aufwertung entſtandenen landwirtſchaftlichen
Hypotheken ſind mit 527 (529) nur wenig verändert, ebenſo die Kommu=
naldarlehen
mit 463 (462), während die ſtädtiſchen Hypotheken auf 1607
(1618) zurückgingen und die ſich in der Teilungsmaſſe befindenden, aus
Aufwertung entſtandenen Hypotheken auf 133 (139).
Zu erwähnen iſt noch, daß die Anzahl der öffentlich=rechtlichen Kre=
ditanſtalten
ſich durch Neueinbeziehung der Zentrale für Bodenkultur=
kredit
um eine erhöht hat. Die Geſamtzahl der berichtenden Anſtalten
am 31. Juli betrug 114 (30. Juni 113), davon 37 Hypotheken= Aktien=
banken
, 70 (69) öffentlich=rechtliche Kreditanſtalten und 7 ſonſtige An=
ſtalten
.
Wirkſchaftliche Rundſchan.
Die Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 3. September und
im Monatsdurchſchnitt Auguſt. Die auf den Stichtag des 3. Sep=
tember
berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen Reichs=
amts
iſt mit 123,9 gegenüber der Vorwoche mit 124,0 um 0,1 v. H.
zurückgegangen. Von der Hauptgruppe hat die Indexziffer für
Agrarſtoffe um 0.4 v. H. auf 115,9 (Vorwoche 115,4) angezogen.
Die Indexziffer für induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren iſt um
0,3 v. H. auf 116.,8 (117,1), diejenige für induſtrielle Fertigwaren
um 0.2 v. H. auf 148,8 (149,1) geſunken.
Im Monatsdurch=
ſchnitt
Auguſt hat die Geſamtindexziffer mit 124,7 gegenüber dem
Vormonat (125,1) um 0.3 v. H. nachgegeben. Die Indexziffern
für die Hauptgruppen ſtellten ſich für Agrarſtoffe auf 116,6 (114,8),
für Kolonialwaren auf 110,7 (113,5), für induſtrielle Rohſtoffe
und Halbwaren auf 117,7 (119,4) und für induſtrielle Fertigwaren
auf 149,4 (150,5).
Stickſtoffmarkt im Auguſt 1930. Der Geſamtverbrauch an künſtlichen
Stickſtoffdüngemitteln in Deutſchland belief ſich im Düngerjahr 1929/30
auf rund 410 000 Tonnen Reinſtickſtoff, im Düngejahr 1928/29 auf rund
430 000 Tonnen Reinſtickſtoff, im Düngejahr 1927/28 auf rund 380 000
Tonnen Reinſtickſtoff. Die Unſicherheit der Preisverhältniſſe im Monat
Juli und in der erſten Hälfte des Auguſt, verbunden mit der Ungunſt
der Witterung, wirkte ſich auf den Stickſtoffabſatz verzögernd aus. Da=
gegen
zeigte der Abruf in der zweiten Auguſtbälfte einen ſtarken An=
ſtieg
. Erzeugung und Verſand erfolgten ohne Störung.
Der Auguſtverſand des Kohlenſyndikats. Der für Rechnung
des Rheiniſch=Weſtfäliſchen Kohlenſyndikats erfolgte Verſand im
Auguſt ſtellt ſich nach den vorläufigen Ergebniſſen auf arbeitstäg=
lich
215 000 To. gegenüber 201 000 To. im Juli. Auf das unbe=
ſtrittene
Gebiet entfielen hiervon 106 000 (102 000) To., auf das
beſtrittene Gebiet 109 000 (99 000) To. Hierbei iſt jedoch zu
berückſichtigen, daß in der erſteren Zahl die auf Syndikatslager
genommenen Mengen enthalten ſind, die im Auguſt größer waren
als im Vormonat. Der geringe Mehrabſatz entfällt alſo faſt aus=
ſchließlich
auf das beſtrittene Gebiet. Die Haldenbeſtände auf den
Zechen (einſchließlich Koks und Briketts, in Kohle umgerechnet)
haben weiter zugenommen. Sie ſind von 6 700 000 To. Anfang
Auguſt auf 7 100 000 To. Ende des Monats geſtiegen.
Franzöſiſch=deutſches Tonfilmabkommen. Dem New York He=
rald
zufolge iſt in Paris zwiſchen deutſchen und franzöſiſchen
Tonfilmgeſellſchaften ein Abkommen über den Austauſch ihrer Er=
zeugniſſe
unterzeichnet worden. Das Abkommen, das auf ein
Jahr befriſtet ſei und gegenwärtig der franzöſiſchen und der deut=
ſchen
Regierung zur Nachprüfung vorliege, ſehe trotz dem in
Deutſchland beſtehenden Quotenſyſtem einen unbeſchränkten Aus=
tauſch
der Filme beider Länder vor und richte ſich infolgedeſſen
gegen die amerikaniſche Filminduſtrie, da dieſe in Deutſchland der
Kontingentierung unterworfen bleibe, und da Frankreich ſich ver=
pflichte
, ebenfalls ein Quotenſyſtem einzuführen, das allen auslän=
diſchen
Erzeugniſſen. mit Ausnahme der deutſchen und franzöſi=
ſchen
, den Markt verſchließen würde.

Auf dem Schweinemarkte in Weinheim a. b. B. am 6. b. M. waren
502 Tire zugeführt. Verkauft wurden 418 Stück, und zwar Milchſchweine
das Stück von 12 bis 25 Mark, Läufer das Stück von 28 bis 40 Mark.
Marktverlauf gut.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
In einer Konferenz der Vertreter des freigewerkſchaftlichen Berg=
arbeiterverbandes
, die in Bochum ſtattfand, wurde beſchloſſen, die Ver=
bindlichkeitserklärung
des Lohnſchiedsſpruches für den Ruhrbergbau zu
beantragen. Der Schiedsſpruch ſieht bekanntlich eine Verlängerung des
geltenden Lohntarifs bis zum 31. Dezember vor.
Der durchſchnittliche Berliner Börſen=Roggenpreis für 1000 Ka.
betrug in der Woche vom 18. 8. bis 23. 8. 1930 ab märkiſcher Station
168,8 RM.
Die Einzelſtatiſtik über den franzöſiſchen Außenhandel ergibt, daß
die Einfuhr deutſcher Waren nach Frankreich in den erſten ſieben Mo=
naten
des Jahres 1930 ſich auf 4 682 180 000 Franken belaufen hat gegen
3 604 244 000 Franken in den erſten ſieben Monaten 1929. Die entſpre=
chenden
Zahlen der Ausfuhr nach Deutſchland ſind: 2 572 932 000 gegen
2 762 790 000 Franken.
Ein großer engliſcher Kohlenkonzern, der 50 Zechen umfaſſen und
über ein Kapital von 10 Mill. Pfund Sterling verfügen wird, ſoll, wie
Daily Herald meldet, wahrſcheinlich in Lancaſhire in Kürze gebildet
werden. Der Konzern, deſſen Kern die Mancheſter Collieries Ltd. ſein
würde, dürfte faſt alle Gruben der Grafſchaft umfaſſen.
Die der Nationalen Arbeiterpartei naheſtehenden Gewerkſchaften
Volens haben, wie die Agentur Iſtra meldet, beſchloſſen, ſich dem Be=
ſchluß
der ſozialiſtiſchen Gewerkſchaften bezüglich der Verkündung des
Textilarbeitergeneralſtreiks in Lodz anzuſchließen. Im Laufe der näch=
ſten
drei Tage ſollen die Arbeiterorganiſationen im Einvernehmen mit
den anderen Inſtanzen den Generalſtreik verkünden.
Wie das Finanzminiſterium der Nankingregierung mitteilt, wird
am 15. September eine neue Anleihe in Höhe von 50 Mill. Dollar auf=
gelegt
, die durch die Zolleinnahmen garantiert iſt. Der Ausgabekurs
iſt auf 98 Prpzent, feſtgelset. Aie Anfe ihe wird, zin 5½, Jahrn zurück=
gezablk
.

Frankfurter und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 6. September.
Die Wochenſchlußbörſe zeigte wieder eine leichte Beſſerung. Die
feſte geſtrige New Yorker Börſe war in erſter Linie dafür ausſchlag=
gebend
. Die Kuliſſe ſchritt an einigen Märkten zu Deckungen, ſo daß
das Geſchäft in einigen Spitzenwerten zeitweiſe etwas lebhaftere For=
men
annehmen konnte. Sonſtige Anregungen fehlten vollkommen; die
wirtſchaftlichen Verhältniſſe liegen nach wie vor ungünſtig. Die Neben=
märkte
lagen vernachläſſigt und faſt ohne Geſchäft. Gegenüber der geſt=
rigen
Abendbörſe ergaben ſich durchſchnittlich Kurserhöhungen um ein
Prozent. Etwas mehr Intereſſe machte ſich für Chemiewerte geltend.
Führend waren J. G. Farben mit plus 1 Prozent. Scheideanſtalt konn=
ten
ebenfalls 1 Prozent gewinnen. Holzverkohlung beſſert ſich nur ge=
ringfügig
. Gefragter waren noch am Elektromarkt Schuckert mit plus
134 Prozent. A. E.G. zogen um Bruchteile eines Prozentes an. Kunſt=
ſeidepapiere
gewannen bis zu 1 Prozent. Etwas in den Vordergrund
traten noch von Kaliaktien Weſteregeln und von Zellſtoffwerten Wald=
hof
, die bis zu 134 Prozent feſter eröffneten. Zellſtoff Aſchaffenburg
behauptet. Banken wenig verändert. Am Rentenmarkt war die Umſatz=
tätigkeit
nicht umfangreich; nur für Mexikaner beſtand wieder mehr
Nachfrage bei anziehenden Kurſen.
Im Verlaufe war die Stimmung auf weitere kleine Deckungen
freundlich, und gegen Anfang traten nochmalige Beſſerungen bis zu
1½ Prozent ein. Siemens lagen insgeſamt 4 Prozent feſter. Gegen
Schluß machte ſich vereinzelt Realiſationsneigung bemerkbar, doch gin=
gen
die Abſchläge kaum über 1 Prozent hinaus. Lebhaft gehandelt
wurden Hypothekenbankaktien, von denen Meininger mit insgeſamt plus
6 Prozent an der Spitze ſtanden. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit
3 Prozent unverändert. Am Deviſenmarkt unterläg der Dollar großen
Schwankungen. Man nannte Mark gegen Dollar 4,1985 nach 4,2010.
Mark gegen Pfund 20,4415. London=Kabel 4,8610, Paris 123,78.
Mailand 92,90, Madrid 46.05. Schweiz 25,05½, Holland 12,077/8.
Berlin, 6. September.
Die Samstagsbörſe, die heute zum erſten Male nach zwei Monaten
wieder ſtattfand, zeigte, den Erwartungen des Vormittags entſprechend,
ein völlig geſchäftsloſes und gegenüber dem Vortage wenig verändertes
Ausſehen. Die Kursfeſtſetzung vollzog ſich recht ſchleppend und der lang=
ſame
Ordereingang bewies, daß ſich das Publikum erſt wieder an die
Samstagsbörſe gewöhnen muß. An Momenten iſt die leichte Beſſerung
des Ruhrkohlenabſatzes bei allerdings ſteigenden Haldenbeſtänden, die
befriedigende Entwicklung des Kunſtſeidegeſchäftes bei J. G. Farben und
der recht feſte Schluß der geſtrigen New Yorker Börſe zu erwähnen.
Von Einfluß war jedoch nur die Abſchwächung der Karſtadt=Aktien von
934 auf 9½ Dollar, die am hieſigen Platze einen Rückgang der Kar=
ſtadt
=Aktie um 3½ auf 101 Prozent zur Folge hatte. Hiervon ausgehend
war anfangs eine leichte Unſicherheit feſtzuſtellen, zumal man außerdem
von Kreditkündigungen bei dieſer Geſellſchaft wiſſen wollte. Im übrigen
waren die Kursveränderungen aber denkbar gering und betrugen ganz
ereinzelt mehr als 1 Prozent. Nach den erſten Kurſen blieb das Ge=
chäft
ſtill, doch bewirkten kleine Wochenſchlußdeckungen für die Mehrzahl
der Papiere Beſſerungen um zirka 1 Prozent. Anleihen und Ausländer
ruhig, aber nicht unfreundlich.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 6. Sept.:
Getreide. Weizen: Sept. 85½. Dez. 90¾, März 94½, Mai
97½; Mais: Sept. 97½, Dez. 92.50, März 94.50, Mai 96%; Hafer:
Sept. 40, Dez. 43.50, März 45.50, Mai 47½; Roggen: Sept. 57.75,
Dez. 63, März 67, Mai 69.25.
Schmalz: Sept. 11.80, Okt. 11.75, Dez. 11.42½, Jan. 11.42½.
Speck, loko 14.55.
Schweine: leichte 10.3511.10, ſchwere 10.2511.00; Schwei=
nezufuhren
: Chicago 4000, im Weſten 21 000.
Baumwolle: Oktober 11.41: Dezember 11.57.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 6. Sept.:
Schmalz: Prima Weſtern 12.65; Talg,extra, loſe 5.25.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 104¾, Hartwinter,
neue Ernte 95: Mais, loko New York 111.75; Mehl, ſpring
wheat clears 4.505.00; Fracht: nach England 1,62,3 Schilling,
nach dem Kontinent 89 Cents.
Kakao. Die Börſe war heute geſchloſſen.

Brodukkenberichte.

Mainzer Produktenbericht. Großhandelseinſtandspreiſe per 100
Kilo loco Mainz, am Freitag, den 6. September 1930:
Weizen 25,50, Roggen 16,50, Hafer, neue Ernte 16,50, Braugerſte 20,75
bis 22, Induſtriegerſte 1918,50, Futtergerſte 17.5018. Malzkeime
10,5011,50, ſüdd. Weizenmehl Spez. 0 41,65. Roggenmehl 60proz.
27,5028. Weizenkleie fein 8.00. Weizenkleie grob 8,50. Roggenkleie
7.508,00, Weizenfuttermehl 10,50, Plata=Mais 25,50, Biertreber 10,25
bis 11,50, Erdnußkuchen 14,5015,00, Kokoskuchen 14,7519,00, Palm=
kuchen
10,2510,75, Rapskuchen 1010,75. Kleeheu, loſe 5,00, Kleeheu,
geb. 5,40, Wieſenheu, loſe 5,505,80, Wieſenheu geb. 6.00, Maſchinen=
ſtroh
3.00, Drahtpreßſtroh 3,50, weiße Bohnen 38,00. Tendenz:
Weiter ſtill
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Marktlage: Bei feſter
Tendenz zogen die Preiſe gegen die Vorwoche um bis zu 1 Pf. an.
Der weitere Produktionsrückgang und größere Konſumkäufe gaben
dem Markt das feſte Gepräge. Es notierten in Pf. per Stück:
Italiener nicht am Markt, Bulgaren 8,809,20, Jugoſlawen 8,50
bis 8,75, Rumänen 8,508,75, Ruſſen nicht am Markt, Polen 6,50
bis 6,75, Chineſen nicht am Markt, Holländer 10,5012,50, Dänen
10,7513.00, Belgier 10,6011,20, Franzoſen nicht am Markt,
Schleſiſche 9,5010,00, Bayern 9,7510,00, Norddeutſche 10,00 bis
12,00. Auslandseier unverzollt ab Grenzſtation, Inlandseier ab
Station.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Marktlage: Auslands=
butter
feſt, deutſche Butter unverändert. Es koſtete das Pfund
im Großhandelsverkehr: Auslandsbutter (holl.) 1 Faß (50 Kg.)
1,65, ½ Faß 1,67, in Halbpfundſtücken 1,70, deutſche Butter 1,50
Mark.
Berliner Produktenbericht vom 6. September. Die Produktenbörſe
bot am Wochenſchluß ein recht feſtes Bild. Im handelsrechtlichen Liefe=
rungsgeſchäft
vermochten ſich die Preiſe für Brotgetreide unter weiteren
Interventionen und Deckungen um 2½ bis 3½ Mark zu beſſern, zumal
von Ueberſee auch feſte Meldungen vorlagen. Das Angebot von prompt
verladbarerer Ware im freien Markte zurückhaltender und für Roggen
zeigte ſich lebhaftere Kaufluſt, ſo daß 23 Mark höhere Preiſe bewil=
ligt
wurden. Für Weizen waren die Forderungen im gleichen Ausmaße
erhöht, die Mühlen kauften angeſichts des ſchlebpenden Mehlabſatzes
jedoch nur zögernd. Auf Baſis der Stützungspreiſe liegt weiterhin reich=
liches
Angebot vor, dürfte jedoch nur zum Teil Unterkunft finden. Wei=
zen
= und Roggenmehle haben kleines Bedarfsgeſchäft, die Forderungen
ſind erhöht. Feine Braugerſten ſind zu ſtetigen Preiſen gefragt.

Berliner Kursbericht
vom 6. September 1930

Deviſenmarkt
vom 6. September 1930

Berl. Handels=Geſ.
Danatbank 143.75
181. Elektr. Lieferung
J. G. Farben 129.
152.25 Polyphonwerke
Rütgerswerke 183.
56.75 Helſingfor= Währung
100 finn. Mk. / 10.55 Gelt Brief
10.57 Schweiz Währung
100 Franken Gelt
81.31 Brie
81.54 Deutſche Bank u. 123. Gelſ. Bergw. 110. Salzdetfurth Ka 329.
Wien 100 Schillin 59.21 19.33 Spanien 00 Peſetas 44.51 44 59 Disconto=Geſ. Geſ. f.elektr. Untern 1140.25 Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff 137. Prag 400 Tſch. Kr. / 12.442 2.46
Danzig 100 Gulden 81.52 B1.E8 Dresdner Ban1 123.25 Bergbau 1101. 122.50 japen 1100 Pengo 173 455/73 in
11 Yen 2. Hapag 90.50 Hoeſch Eiſen 89. Verein. Stahlwerke 78. Sofia 100 Leva 3.037 3.04 Rio de Janerro Milreis 0.4025 0.4047 Hanſa Dampfſch. Phil. Holzmann 82. Weſteregeln Alkali 207.125
Holland 100 Gulden 168.77 169.11 Jugoſlawien 100 Dina: 7.428 7.442 Nordd. Lloyd 91.25 Kali Aſchersleben 202.50 Agsb.=Nrnb. Maſch. Oslo 100 Kronen 112.21 12.43 Portugal 100 Escudos 18.83 18.87 A. E. G. 138.75 Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr. 80.125
87.25 Baſalt Linz Kopenhagen 100 Kronen 12.23 112.4.
Athen 100 Drachm 5.425 5.445 Bahr. Motorenw. 57.5 Berl. Karlsr. Ind. 57. Stockholm 100 Kronen 112.62 12.84 Iſtambu
1 türk. 2 J. P. Bemberg 90. Hirſch Kupfer Lon! von 1 2=Stg. 20.384 20.4 24 Kai 0 Bergmann Elektr. 166. 84. Hohenlohe=Werke 60. Buenos=Aires 1 Pap. Pe ſol 1.476 1.478 Kanada
canad. Doll. 4.19 4.205 Berl. Maſch.=Bau 43. Maſch.=Bau=Untn. 41. Lindes Eismaſch. 153.25 New York 1 Dollar 4.1935 4.201 Uruguat Goldpeſo 3.407 3.413 Conti=Gummi 142.25 Nordd. Wolle 71. Herm. Poege 14.
Belgien 100 Belga 58.50 8.62 Jsland 100 eſtl. Kr. 92.19 92.37 Deutſche Cont. Gas 136.75 Oberſchlef. Koksw. 85.875 VogelTelegr. Draht 75. Italien 100 Lire 21.95 21.99 Tallinn (Eſtl. 100 eſtl. Kr. 111.6 111.88 Deutſche Erdöl 73. Orenſtein & Koppel 59.50 Wanderer=Werke 41.25
Paris 100 Franes 16.46 6.50 Riga
00 Lats 80.86 81.02

Frankfurter Kursbericht vom 6. September 1930.

7 % DtſchReichsanl
63 Baden .......
3% Bayern......

6%
8% Heſſen v. 28
v. 29
8%
6% Preuß. Staat
8½ Sachſen ......"
6% Sachſen ....."
25 Thüringen ..
Dtſche. Anl. Auslo‟!
ſungsſch. X‟/. Ab=
löſungsanl
. . . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.
Dtſche. Schutzge-
bietsanleihe
.. . .

8% Baden=Baden.
6% Berlin .......
8% Darmſtadt v. 26
v. 28
8%
70 Dresden .....
8% Frankfurt a. M.
Schätze. . . v. 29
% Frankfurt v. 26
v. 26
8% Mainz.... ..."
8% Mannheim v. 26
6%
v. 27
8% München .....
3½ Nürnbera ...
8% Wiesbaden

5% Heſſ. Landesbt.
Goldpfbr. . . . . .
7
Goldpfbr
89
Goldoblig
4½% Heſſ. Lds.
Hhp.=Bk.=Liquid.
4/.% Kom.=Obl.
8% Preuß. Lds.
pfbr.=Anſt. G. Pf.)
37 Golboblig.

101.6
87.75
80.25
101
85.25
89
99.5
97
100.25
82.25
87

62.35
8.1

2.7
91.75

84
99
86.5
78.75
93.5

98
96
96

101
97.5

8% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl.
8½Kaſſeler Land. Goldpfbr..
8% Naſſ. Landesbk.
6%
4½% Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser.
+Ausl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.-
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Hyp.=Bk.
4½%Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp.=Bk.
Lig. Pfbr.
½%0
Pfbr.=Bk.
Lig. Pfrb.
% Mein. Hyp.=Bk.
Lig.Pfbr.
20 Pfälz. Hhyp.=Bk.
4½% Lig. Pfbr.
8% Preuß. Boden=
cred
.=Bank ....
4½%Lig. Pfbr.
Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank.
4½% Lig.Pfbr
8% Rhein. Hyp. Bk.
20 Lig.Pfbr.
2 Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit .. . ..
8% Südd. Bob.=
Cred.=Bant....
41
Lig. Pfbr.
3% Württ. Hyp.=B.

6% Daimler=Benzl 70.5

100
85.5
87.5

74
15

86.75
99.3
96.25
87.75
98.
95.5
89

99.5
90.1

100.5

99.75
86.75
99.25
95
89.75
100

8% Dt. Linol. Werke
8% Klöckner=Werke
7% Mainkrw. v. 26.
7% Mitteld. Stahl.
8½ Salzmann u. Co.
7½ Ver. Stahlwerke
8% BoigtcHäffner
J. G. FarbenBonds
5% Bosn. L.E.B.
L.Inveſt.
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrentel
5%vereinh. Rumän
4½%
4%0
4%0 Türk. Admin.
4% 1. Bagdad
4% Bollanl.
4½% Ungarn 1913
4½%
19141
Goldr.
4½
42,
1910
Aktien
Alg. Kunſtzijde Uni
A. E. G..........
AndreaeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg J. P. ..
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen... .
Cemen: Heidelbergl
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſe
Chem. Werke Albert
Chade .........."
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz AG.)
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl ........"
Gold=u. Silber=
ſcheibe
=Anſtalt .

85.25
87.5
86=
96
99.75
24.5
24.5
41.75
9.4
15.7
7.3

5.3

84.5
104
98.5
90.5
100
103.5
179
46

Dr. Linoleumwerke
Eiſenhandel. . .
Dyckerhoffu. Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.-Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
EßlingenMaſchinen
EttlingenSpinnerei
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter
Felt. & Guilleaume
Frkft. Gas ....
Hof .."
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerl
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Dafenmühle Frift..
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.....!
Hochtief Eſſen ..
Holzmann. Phil.
Ilſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans
Ka liChemte. . . .
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. . . . .."
Klein, Schanzlin".
Klöcknerwerke ..
Lahmeher & Co.
Laurahütte .. ...
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt.

U
84.5

A

109.5
152
72

47

142
56
AJ
166
125
165
145
15
A4
n5.75
81.5
Da
119.25
33.5
202
85
102.5

41
212
49.5

Mainkr.=W. Höchſt
Mainzer Akt.=Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſe
Oberbedart
Phönix Berabau".
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm
Metallwaren".
Stahlwerke. . .
Riebeck Montan. .
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerte
Sachtleben A. G. ..
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfabr
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. .
Schwarz=Storchen
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halsfe
Südd. Immobilien
Zucker=A. G..
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau ..
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ..
Tucher=Brauerei.
Nnterfranten
Beithwerke ....."
Ver. f. Chem. Ind
Stahlwerke ...
Strohſtoffabr. .
Ultramarin
Bogtländ. Maſchin
Bvigt & Haeffner.

Re

45.5
50
73
126
51.5

108
133
92
87.
96
57
151
326
210
229.5
75
114
133

40
145.25

103
16

Wanß & Frentag..
Wegelin, Rußfabrikl
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff=Verein ..
Waldhof... . ..
Memel.
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBankverei
Bayer. Hyp. u. A
Berl. Handelsgeſ.
Hypothekbk.
Comm. u. Privatb.)
Darmſt. u. Nt.=Bk..
Dt. Bank und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdener Ban:
Frankf. Bant. .
Hhp.=Ban1 ...
Pfdbr.=Bf.
Mein. Hyp. Ban1 ..
Oſt. Creditanſta 11
Pfälz. Hyp. Ban1..
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenbank

A..G Beriehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7%6 Dt. Reichsb. Vzg
Hapag. .. . . . ..
Nordd. Lloyd.
Südd. Eiſenb.=Geſ.

Allianz. u. Srutg.
Berſicherung ..
Verein. Verf.
FrankonaRück=u.M
Mannh. Verſich.

63.75
207
134.25
94
206.5
126
125.75
224
224
127.5
182
123
104
123
99
158.5
162.5
27.8
139.5
251.25
154.5
141
10-1,
139

70

365)
105

81
183

Der Geldmarkk in der vergangenen Woche.
Ultimoanſpannung überwunden.
Nach der Ultimobeanſpruchung iſt am Geldmarkt die erwartete Ent=
ſpannung
für Tagesgeld eingetreten. Infolge der faſt 1proz. Differenz
zwiſchen Reichsbankrate und Privatdiskont und in Erwartung eines
auch im neuen Monat leichten Geldmarktes hatte man zur Befriedigung
der Ultimoanſprüche meiſt kurzfriſtige Mittel verwandt. Dieſe Tendenz
iſt im Reichsbankausweis vom 30. Auguſt deutlich zu erkennen. Die
Wechſeleinreichungen nahmen nur geringfügig zu, dagegen waren die
Lombardierungen ziemlich ſtark erhöht, ſo daß ſich die Geſamtausleihun=
gen
der Reichsbank etwas mehr erhöht haben als am Ultimo des Vor=
monats
. Man nimmt an, daß von den Banken vielfach wieder Rück=
zahlungen
von Auslandsgeldern vorgenommen wurden, und erklärt dar=
aus
die Kursſteigerungen, die für Deviſen und namentlich für den ameri=
kaniſchen
Dollar zu verzeichnen ſind. Die Erörterungen über die Mög=
lichkeit
und Notwendigkeit neuer internationaler Diskontſenkungen ſind
etwas in den Hintergrund getreten. Jedenfalls verſpricht man ſich von
weiteren Diskontherabſetzungen in Anbetracht des bereits erreichten Tief=
ſtandes
der Sätze keine weſentliche Anregung zur Ueberwindung der
internationalen Wirtſchaftsdepreſſion.
Am Tagesgeldmarkt ſetzte die Entſpannung zunächſt zögernd ein,
um dann raſche Fortſchritte zu machen. Trotz Herabſetzung des Satzes
verblieb reichlicher Ueberſtand. Der Markt für Monatsgeld war wenig
verändert. Der Privatdiskont blieb nach wie vor unverändert 3½/8 Pro=
zent
: Umſätze kamen kaum zuſtande. Dagegen wurden wieder neue ein=
jährige
Reichsſchatzwechſel zu 5½ Prozent verkauft. An den auslän=
diſchen
Geldmärkten hielt die Flüfſigkeit ebenfalls an. Nur in New
York ſcheint eine gewiſſe Verſteifung eingetreten zu ſein. In der
Woche vom 1. bis 6. September 1930, nahmen die Geldſätze am Frank=
furter
Platz folgende Entwicklung: Tagesgeld 4½3½ Prozent, Mo=
natsgeld
1. Adreſſen 41/4½ Prozent, Monatsgeld 2. Adreſſen 5¼ bis
5½ Prozent, Warenwechſel 35/8 Prozent.

[ ][  ][ ]

Nummer 247

Sonntag, den 7. September 1930

Seite 15

Onr sarmißtn
Miltiansr.
Roman von Hearnden Balfour.
17)
Nachdruck verboten.
Jack ſtürzte auf den Schrank zu und öffnete ihn. Ein Auf=
blitzen
der Lampe verriet ihm, daß er mehrere Börte enthielt,
auf den Flaſchen ſtanden. Das unterſte war etwa drei Fuß
überm Boden befeſtigt, und dieſes war leer. Jack kroch hinein,
zog die Türen hinter ſich zu und hoffte das beſte
Langſam kamen Slickers Schritte die Treppe herab. Unten
ging er geradewegs auf den Schrank zu und Jack, der jetzt heiß
wünſchte, er hätte nicht verſucht, ſich zu verſtecken, machte ſich
darauf gefaßt, in der nächſten Minute entdeckt zu werden.
Zu ſeiner Erleichterung öffnete Slicker den Schrank indeſſen
nicht, ſondern ſchien davor ſtill zu ſtehen. Dann vernahm Jack
ein ſummendes Geräuſch, wie von einem Fahrſtuhl, und fühlte zu
ſeinem Entſetzen, daß er nach unten ſank. Der Schrank ſchien
in die Erde hinabzugleiten. Nachdem er etwa ſechs bis ſieben
Fuß geſunken war, machte er Halt. Die nächſten paar Sekunden
waren die ſchrecklichſten, die Jack je verbracht hatte. Er ſtreckte
die Hand aus, um nach den Börtern zu taſten und fühlte Ziegel=
ſteine
. Die Luft wurde erſtickend dumpf. In einem jähen An=
fall
von Panik dachte er ſchon, daß er lebendig begraben ſei.
Ums Haar hätte er laut geſchrien, brachte es aber noch im letzten
Augenblick fertig, ſich zu beherrſchen.
Nach etwa dreißig Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit
vorkamen, begann das Summen von neuem, und er fühlte, daß
er wieder nach oben glitt. Als die Bewegung ſtockte, ſtreckte er
abermals die Hand aus, und diesmal berührte er Holz. Alles
war totenſtill. Er ſtieß ſacht gegen die Tür, die jedoch nicht auf=
ging
. Verzweiflungsvoll ſtemmte er die Schulter dagegen, das
Schloß gab nach. Sobald ſich die Tür öffnete, kletterte er heraus
und ſtellte ſeine Lampe an. Der Keller war leer.
Jack atmete tief auf. Das waren bei Gott böſe Augenblicke
geweſen. Aber was zum Kuckuck hatte ſich denn ereignet? Er
ſchloß den Schrank und beſichtigte ihn eingehend. Für einen
Keller war er ein erſtaunlich hübſches Möbel: altes Eichenholz
mit ſchweren Bronzegriffen. Jack runzelte betroffen die Stirn.
Ein ſehr ſchöner Schrank, dachte er bei ſich. Nur ſchade, daß
er ſo ſchlecht gehalten wird. Die ſchweren Scharniere ſtarrten
von Grünſpan. Aber nein, eins von ihnen war blank! Jack
ſpitzte die Lippen zu einem lautloſen Pfiff, und ſein Geſicht er=
hellte
ſich. Bedächtig drückte er auf das blanke Scharnier und
vernahm wieder den ſummenden Ton. Nach etwa 5 Sekunden
verſtummte das Geräuſch, und er öffnete die Schranktüren. Alle
Börter waren verſchwunden, ſtatt ihrer gewahrte er in der hinte=
ren
Wand eine Schiebetür.
Jetzt kommen wir der Sache ſchon näher, murmelte Jack
befriedigt und ſchob ſie auseinander. Wie er erwartet hatte, kam
ein ebenſolcher Schrank zum Vorſchein. Einen Augenblick
lauſchte er angeſtrengt, dann öffnete er und ging durch ihn in
den Keller des angrenzenden Hauſes, indem er die Schiebetür
ſorgfältig hinter ſich ſchloß.
Hier muß es doch auch ein ſolches Scharnier geben, dachte
er und richtete den Lichtſtrahl ſeiner Lampe auf den Schrank.
Richtig, da war es ja, blitzblank von häufiger Berührung. Er
drückte dagegen, das Summen bewies, daß die beiderſeitigen
Börter wieder ihren Platz eingenommen hatten.
Jack nickte vergnügt, ging quer durch den Keller und ſtieg
die Stufen hinauf. Oben fand er die Tür unverſchloſſen. Das
Erdgeſchoß lag ſtill und verlaſſen vor ihm. Nun begann er, nach
oben zu gehen. Eine Stufe knarrte fürchterlich. Er blieb ſtehen

und hielt den Atem an. Da aber kein anderer Laut zu hören
war, ſetzte er ſeinen Weg fort.
Auch die Tür oben an der Treppe war unverſchloſſen. Als
er ſie öffnete, gewahrte er einen ſchwachen Lichtſchein. Dieſer drang
aus einem rechts gelegenen Zimmer, deſſen Tür nur angelehnt
war. Leiſe ſchlich Jack über den Gang und ſpähte durch den
Spalt. Das Zimmer war als Bureau eingerichtet. Auf einem
Stuhl zurückgelehnt, mit beiden Füßen auf dem Pult, ſaß Slicker
Smith. Er las in einer Zeitung und rauchte eine widerlich
qualmende Pfeife.
Eine Sekunde lang ſtarrte Jack ihn an. Es wirbelte ihm
im Gehirn. Dies Haus gehörte der Importfirma John Bloggs
u. Co. Was hatte Slicker mit der zu tun? Und ſelbſt wenn
Slicker in Fairleighs Sold ſtand worin beſtand dann John
Bloggs Rolle? Jack ſchob das Rätſel einſtweilen beiſeite und
überlegte ſeine augenblickliche Lage. Er mußte ſich durchaus in
dieſem Hauſe umſehen, aber wie ſollte er die Treppe erreichen,
ohne an jener offenen Tür vorüberzugehen und von Smith ge=
ſehen
zu werden? Er beſchloß es zu wagen, zog ſich vorſichtig
zurück und ſchlich in eine Hinterſtube hinein. Sie war leer,
Leiſe öffnete er das Fenſter und kletterte auf die Feuer= Rettungs=
leiter
hinaus. Jedes Stockwerk wies einen leicht erreichbaren
Balkon auf.
Im erſten Stock war nichts Lebendes zu eutdecken. Aus
der zweiten Etage fiel ein Lichtſtrahl zwiſchen ſchweren Gardi=
nen
heraus. Behutſam kletterte Jack am Balkon hin bis er im=
ſtande
war, durch eine Lücke zwiſchen den Vorhängen hinein=
zuſpähen
. Er gewahrte ein behaglich eingerichtetes, durch einen
elektriſchen Ofen geheiztes Zimmer.
Zwei Männer waren darin. Einer ein ſtämmiger Kerl
mit harten Geſichtszügen war Jack unbekannt. Er ſtand am
Ofen und rauchte eine dünne, ſchwarze Zigarre. Der andere
ſprach in ein Wandtelephon. Es war ein Neger, deſſen Hinter=
kopf
Jack bekannt vorkam. Indem er den Hals reckte, um ihn
beſſer ſehen zu können, drehte der Neger ſich um und eine
Sekunde lang ſetzte Jacks Pulsſchlag aus.
Es war Jonas!
IX.
Starr vor Staunen ſtrengte Jack ſein Gehör bis zum Aeußer=
ſten
an, war aber nicht imſtande, auch nur ein einziges Wort zu
verſtehen. Daß er aber um jeden Preis hören mußte, war ihm
klar. So merkte er ſich die Lage des Zimmers und kletterte weiter
nach oben. Das oberſte Stockwerk beſtand aus Bodenräumen ohne
Laden. Es wurde ihm nicht ſchwer, eins von den Fenſtern durch
ſanften Druck zu öffnen.
Abgeſehen von Smith und den Beiden im zweiten Stock ſchien
kein Menſch im Hauſe zu ſein. Der Gedanke, nicht zu erfahren,
was in jenem Zimmer vorging, war unerträglich. Doch Jack wollte
ſich keiner unnötigen Gefahr ausſetzen und ſchlich behutſam die
Treppe hinab. Er fand das Zimmer leicht, duckte ſich draußen an
der Tür und lauſchte atemlos. Gerade jetzt ſprach Jonas.
Jawohl, ich weiß. Ich ſoll die Papiere aus der unterſten
Schublade des kleinen japaniſchen Schrankes herausnehmen und
ſie Ihnen morgen abend nach dem kleinen Auto bringen, was da
auf mich warten ſoll.
Pauſe.
Natürlich, wenn Sie ſagen, daß der Kerl es ehrlich meint,
werd’ ich tun, was Sie ſagen . Nein, Sir, zu Maſter Jim
werde ich nichts ſagen. Das is gewiß, Sir. Freu mich mäch=
tig
, daß Sie das ſagen. Gute Nacht, Sir.
Jack hörte den Hörer klirren und fluchte innerlich vor Aerger
darüber, daß er den erſten Teil des Geſpräches nicht gehört hatte
Sie wiſſen alſo genau, was Sie zu tun haben? fragte der
Unbekannte.
Natürlich, erwiderte Jonas tiefe Stimme.
Dann werden wir ſie jetzt nach Hauſe fahren. Wenn Sie die
Sache beſorgt haben, kehren Sie gleich hierher zurück. Wenn nicht,
treffen wir uns morgen abend um dieſelbe Zeit an derſelben
Stelle.

Jack hörte die Männer auf die Tür zukommen und verſchwand
gerade noch zur rechten Zeit auf der dunklen Treppe. Jonas Be=
gleiter
pfiff, worauf Smith ſofort heraufkam und ſich zu ihnen ge=
ſellte
.
Bringen Sie ihn auf demſelben Wege zurück, auf dem er her=
gekommen
iſt, Joe, ſagte der Unbekannte, und Jack ſah, wie er
dem Neger auf der Schwelle des erleuchteten Zimmers ein Tuch
über die Augen band.
Jack hatte genug gehört.
Jetzt kam alles darauf an, daß er vor Jonas die Green Straße
erreichte. Lautlos kehrte er in die Bodenkammer zurück und klet=
terte
Hals über Kopf die Feuerleiter hinab. Unten zauderte er
einen Augenblick. Ins Haus zurückzukehren war doch wohl zu
gewagt.
Plötzlich fiel, ſein Blick auf eine Lücke in der Mauer, die
Slickers Hof von Nr. 92 trennte. Mehrere Steine waren heraus=
gefallen
und lagen dicht vor ſeinen Füßen am Boden. Er
zwängte ſich durch die Lücke und lief über den Hof. Ein willkom=
mener
Kehrichtkaſten erleichterte ihm das Erſteigen der Mauer,
und er landete glücklich und unbemerkt neben den Ställen.
Sofort lief er Hals über Kopf davon und fand in Tottenham
Court Road glücklich im Taxauto. Der Chauffeur ſchlief feſt und
legte beim Anblick von Jacks ſchäbigem Anzug berechtigtes Miß=
trauen
an den Tag, als er geweckt wurde.
Eine Handvoll Geld und das Verſprechen, zehn Schillinge
zu erhalten, wenn er die Green Straße in ebenſoviel Minuten
erreichte, verſöhnten ihn mit dem unwillkommenen Fahrgaſt.
Die Straßen waren leer, und er benutzte den Umſtand aus=
giebig
. Als er vor Bills Haus anhielt, waren noch ſechzig Se=
kunden
von der ausbedungenen Friſt übrig. Der Fahrer nahm
den verheißenen Geldſchein mit befriedigtem Grinſen in Empfang.
Jack ſtürmte die Stufen hinauf und ſchellte heftig. Die Haus=
tür
wurde von Jim ſelbſt geöffnet, der den Ankömmling verſtört
betrachtete.
Wer zum Teufel begann er, Herrgott, Jack, was in
aller Welt . .
Gottlob, daß du noch auf biſt! ſagte Jack, indem er raſch
eintrat und die Tür ſchloß. Das iſt mehr Glück, als ich erhofft
hatte.
Ich habe mit Molly getanzt und bin eben erſt nach Hauſe
gekommen, entgegnete Jim. Was iſt denn los, Jack? Und
was deutet dieſe Maskerde?
Berufs=Verkleidung, erwiderte Jack. Sag’ mal, wo iſt
Jonas?
Jonas! Im Bett, nehm’ ich an."
Da biſt du etwas im Irrtum. Laß uns da hineingehen.
Er begab ſich mit dem beſtürzten Jim nach der Bibliothek.
Zum Erllären haben wir jetzt keine Zeit, ſagte er. Ver=
ſchaff
mir irgendwelche Dokumente. Einerlei, was für welche,
wenn ſie nur wie amtliche ausſehen. Irgendwelche müſſen hier
doch im Hauſe ſein.
Jim öffnete den Geldſchrank und holte einige Verſicherungs=
Policen heraus.
Genügen die?
Vollkommen. Nun muß ich Papier und Aktenzwirn haben.
Beſter Jack
Keine Erörterungen! Schaff welche herbei.
Wo in aller Welt ſoll ich das mitten in der Nacht her=
kriegen
?
Sieh im Geldſchrank nach. Da wirſt du ſchon etwas finden.
Jim gehorchte ſtumm und fand ein Bündel Urkunden, die
mit rotem Zwirnband zuſammenigeſchnürt waren. Das knüpfte
er mit feierlicher Miene auseinonder und überreichte es Jack,
der die Policen raſch in Papier einpackte, mit dem Band ein=
ſchnürte
und das Ganze verſiegelte. Dann ging er auf das java=
niſche
Schränkchen zu, legte das Paket in das unterſte Schubfach
hinein und ſchloß die Türen.
(Fortfetzung folgt.)

(.10354

das Ihnen die Persildame gern
vorlegen wird-
sind
mit Persil gewaschen. Wolle, Kunstseide und Seide überhaupt alles Bunte
und Feine erhält in der so einfachen kalten Persilwäsche leuchtende Parbenpracht,
wundervollen Glanz und den Reiz neuen Aussehens. Die Persil=Kaltwäsche ist das
sicherste und bequemste, was sich denken läſt und ist billig dazu. Probieren Sie es
einmal, Ihre feine Buntwäsche so zu waschen:

Manwäscht in einfacher
kalrer Persillauge

Srück leicht mit der Zum Trocknen mehr= Gur in Form gezogen
Handdurchdrücken mals in weibſe Tücher
ausbreiten
einrollen

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[ ][  ][ ]

Seite 16

Sonntag, den 7. September 1930

Nummer 247

Weinstuben zum Kaplan
Mühlstraße 68 am Kapellplaiz
Heute Sonntag
Sämtliche Reh-Spezialitäten
Rebhühner und junge Hahnen
Im Ausschank
1929er Heddersheimer . . 259
Unterhaltungs-Husik
Es ladet höfl chst ein
J. P. Bernhardt.
13414)

Im Café
Künsller-Honzert
16st
Sonntags ab 4 Uhr nachm,
(258a
Im Hauptbahnhof

Spanische Bodega
Hügelstraße 35
W Heute Sonntag
Künstler-Konzert.
L. Brugal.
13425)

Wald-Beskaurant
Neues Schießhaus
Haltestelle der Straßenbahnlinie 9
Radio- und Schalbplalten-
Konzert
Gute Küche la Bier ff. Weine
15451

Nur noch 2 Tage!

Der Millionenfilm, der monate-
lang
New-Tork, Paris, Berlin
in Spanpung bielt.
Glenn Tryon
und Evelyne Brent

Hreauga,

Nach dem gleichnamigen, viele
hundert Male gespielt. Theater-
stück
von Philipp Dunning
und George Abbott:
Die Abenteuer im
Paradies-Club‟
von Mew-Vork
Das größte Amüsier-
Viertel der Welt
Lichtersignale in das Nacht-
leben
New-Forks, mitten hinein
in den Mamutbetrieb der
Weltstadt.
Nichts hat die Welt nach
dem Kriege so fasziniert
wie die Broadway-
Romantik
Dazu das gute
Beiprogramm

Nur noch 2 Tage!

Der große Erfolg!
Die entzückende Ufa-Tonfilm-Operette:

Beginn 2 Uhr

Lilian Harvey, Willi Fritsch, Georg Alexander
Regie: Wilhelm Thiele
Ein neuer trinmphaler Sieg des deutschen Tonflms.
Der lustigste, liebenswürdigste und unterhaltsamste
aller Tonfilme! Ein vollkommenes, zu größter
Begeisterung mitreißendes Filmwerk, welches endlich
dieser neuen Kunstform repräsentativen
Ausdruck verleiht!
Beginn 2, 4.05. 6 10. 8 20 Uhr. (V.13399

Nur noch 2 Tage

Ein Doppelprogramm von
bester Oualität:
Conrad Veidt
der große deutsche
Sensations-Charakterdarsteller

Aasten

(Das Geheimnis des
Trickkoffers)
Conrad Veidt als Eric Goff
ist in diesem Film erstaunlich
echt und tief ergreifend
Im II. Teil:
Laura La Plante

Ein spannender Kriminalfilm,
der das Leben einer von
ihrem Mann vernachlässigten
Fran schildert.

Beginn 2 Uhr

Silgelder
Spitzenkandidat der Deutſchen Volkspartei,

Hotel Prinz Heinrich
Heute Sonntag Abend 2zuso
Konzertmit Tanz

Weinſtube
StolzenFels
Windſor=Suppe
Sauerbraten mit Knödel
Mk. 1.
Schweineſchnitzel
Spinat und Kartoffel
Fruchtſalat
Mk. 1.30
Junger Hahn mit verſch. Salaten
Kartoffeln, Fruchtſalat
Mk. 1.60
Marg. Niebel
Soderſtraße 6"/, (13446

Handelshof
LUDWIGSPLATZ
abs Uhr abendsKONZERT
13432
Muſikverein
Probebeginn für Damen u. Herren
Montag, 8. Sept, 8 Uhr,
im Vereinshaus, W. Gläſſingſtr. 24.
Neue Mitglieder willkommen.

Wolle und Daunen
Reinigen und Auf=
arbeiten
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anfertig. Koſten=
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(13402a)
134300

74. I Sebtenber, 8.15 uhr. im Saalbau über:

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Heute Sonntag
8¼ Uhr
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Sandſtr. 14, III. C

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Bessunger Herrengarten

Heute Sonntag
den 7. September
großes Konzert
Leitung: Kapellmeister W. Schlupp. (13423
(Ein heiterer Abend Neueste Schlager Rheinische Lieder.
Anfang 8 Uhr Ein Gl. Rummel-Spezialbier 0.35m. Bed. Eintritt frei!

Datterich
Kiesſtraße 27 (12074a
Täglich Konzert
bei günſt. Witterung im Garten.
Guter Mittag= und Abendtiſch.

Saatsbdrgerl Denkt daran:
Je stärker der Radikalismus der Hetz- und
Interessen-Parteien anwuchs, um so arbeits-
unfähiger
wurde der Reichstag.
Schafft eine arbeitsfähige Volksver-
kretung
! Wähle
(13393
Liste 6
Beutsche Staatsparteil

VolksrechtePartef

(Reichspartei für Volksrecht und Aufwertung)
Christlich soziale Reichspartei.
Oeſtentliche Wähler-Versammlung
Montag, den 8. September, abends 8 Uhr
im Fürstensaal, Grafenstraße.
Es spricht:
1. Landtagsabgeordneter Dr. Wolf, Staatsanwalt, Mainz, über
Umkehr oder Untergang, die Schicksalsfrage an
das deutsche Volk.
2. Stadtverordneter Streit, Miederlahnstein, über: Das Pro=
gramm
der Christlich sozialen Reichspartei‟.
Hierzu laden wir unsere Mitglieder, die des Rentner- und Sparerbundes, die
Reichbankgläubiger und alle sonstigen durch lafletion, Aufwertungs- und Ligu
dationsgesetze Geschädigten ein.
Freier Eintritt.
Freie Aussprache.
13118
Die Vorstände obiger Parteien.

Luft=
kurort
Ludwigshöhe
Teleph. 591
Heute nachmittag 4 Uhr
Groges Konzert
ausgeführt vom Stadtorcheſter
Perſönk. Leitung Kapellmeiſter Willy Schlupp
Eintritt frei
Mittwoch, den 10. September,
nachmiktags 4 Uhr
Konzert
Eintritt frei. (13426

Kolpingshaus
Rheinstraße 48 Fernruf 41
Neu hergerichtete Wirtschaftsräume
und Nebenzimmer (23235
Bürgerliches Hotel und Speischaus

Kinderwagen=Verdecke
werden tadellos neu bezogen
(39852

Sattlermeiſter,
Karl Möser, 7. Kamſtädterſt 27

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nur vom Fachmann
am beſten, billigſten
und ſchnellſten im
Muſikhaus Bund,
Schuchardſtraße 9.
(12313a)

Fahrrad=
Reparakuren
ſowie
Zubehörkeile

HerrngartenrCafé
Heute von 10½11½ Uhr
Großes Früh-Konzert
sowie Nachmittag- und Abend-Konzert
Eintritt frei!
(4787a

Rummelbrä
Gegenüber der Festhalle
Telefon 2819

Vorzüglich bürgerl. SPEISE-RESTAURANT
Mittagessen von Mk. 1., 1.30, 1.50
Heute nachmittag und abends
Große Konzerte
Eintritt frei!
Eintritt frei!
Im Ausschank das bekömmliche
Spezialbler Prima Naturweine
Kaffee
Kuchen
Els

Alle Arten
Gesellschaftstänze
lehrt in Kursen und Einzelstunden
Tanzschule
Helmut Fuhrländer
Frankfurterstr. 15, I. Tel. 1783
Eigener Unterrichtsraum.

beim Fachmann.
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jetzt Schwanenſtr. 20,
Ecke Schloßgartenpl.
(11552a) Kef ne
rad (Gritzner) preis=
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wieſenſtraße
8, pt.,
Ecke Wittmannſtr. Miett i
e
gebrauchte Korbflaſchen empfteht
aller=
F Ludwigehöh=
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Drog. Gecker Nach). ſtr.4., B.10247 Hessisches Landestheater Simone Boccanegra
Oper von Ginseppe Verdi
Preise 1.2012 Mk. Grosses Haus
Sonntag, 7. Sept. B1
1922 Uhr

Zur Reichstagswahl:
Tallt Aöte

(Nationalsozialisten)

[ ][  ][ ]

7. Beptember 1930

Nummer 36

And

Wollen Sie reich werden?
Geld regiert die Welt! Im Haſten und Jagen unſerer
Seit nach Geld’ und Gut erſcheint vor jedem normalen
Mitteleuropäer ein Bild, deß was er werden ſoll, ſolange
er das nicht iſt, iſt nicht ſein Friede voll: als lockendes
Siel, Macht über ſeine Mitmenſchen zu gewinnen durch
Wiſſen; denn Wiſſen iſt Macht, und Macht bedeutet Geld.
Wer würde auf die verfängliche Frage: Möchteſt du reich
werden? wohl nicht bejahend antworten und gleichzeitig
die Gegenfrage ſtellen: Wie ſoll ich das machen?
Es gibt zur Erreichung dieſes hohen Sieles zweifellos
altbewährte Rezepte, beiſpielsweiſe das große Los oder eine
jette Erbſchaft, reich zu werden, ſoviel jedenfalls iſt ſicher,
daß man durch rechtſchaffene Arbeit nie und nimmer dahin
gelangt. Der Weg zum Golde, nach dem ſich alles drängt
und an dem alles hängt, iſt ſteil und ſchmal und berührt
die Grenze deſſen, was eigentlich moraliſch ſchon unſtatthaft
iſt, was ſich aber dem Sugriff der Geſetzgebung mit knapper
Not noch entzieht.
Harmloſe Mittelchen.
Ein verhältnismäßig harmloſes Mittel, mühelos Geld
zu verdienen, gewährt ein bekanntes Geſellſchaftsſpiel: Man

wettet mit einem Ciſchgenoſſen, er könne unter dem Ciſch
drei Schläge nicht aushalten, worauf dieſer faſt immer
bereitwilligſt einen Caler dagegen ſetzt, um zu beweiſen, daß
er es doch könne (das heißt nur dann, wenn er dieſen
Scherz noch nicht kennt), er muß nämlich, nachdem er
unter den Ciſch gekrochen iſt und ſtandhaft bereits zwei
Schläge darauf ausgehalten hat, auf den dritten vergeblich
warten, nämlich ſolange, bis es dem Kontrahenten paßt,
vielleicht bis zum nächſten Mittag, unter Umſtänden auch
bis zur Verjährung, und hat die Wette auf jeden Fall ver=
loren
, wie ſein Leidensgenoſſe Bäcker Swenn, von deſſen
Wette Fritz Neuter ſo launig zu berichten weiß.
Ebenſo hereingefallen iſt man, wenn man ſich darauf ein=
läßt
, zu wetten, man könne allein ſeine Jacke ausziehen, denn
der Partner überzeugt den Betreffenden gar bald, daß dies
unmöglich iſt, weil er ſeine eigene Jacke gleichzeitig auch
ausgezogen hat. Ein Croſt bei dieſem Verluſt iſt es, daß
jeder bei einem ſolchen Unternehmen nur einmal hereinfallen
kann, dabei vielleicht eine Flaſche Wein verliert, aber ſich
ſpäter durch Wiederholung dieſes Cricks gebührend ent=
ſchädigt
, indem er andere auf die gleiche Weiſe prellt.
Danke ſehr, jetzt habe ich gewonnen!
Raffinierter noch iſt das Spiel mit einem Geldſtück, das
auch von der Gegenſeite geſetzt werden muß, wobei der Con=
angeber
dem andern ſagt: Du mußt alle Fragen, die ich
ſetzt an dich richte, mit ja beantworten. Cuſt du dies, ſo
gehört dir der Geſamtbetrag, ſagſt du aber einmal nein, ſo
gehört er mir. Oder kennſt du dieſes Spiel ſchon? In den
allermeiſten Fällen fällt der Gegner auf dieſe verfängliche
Swiſchenfrage herein und verliert; paßt er aber auf, ſo kann
man ihn dennoch übertölpeln, wenn man daraufhin einfach
das Geld einſteckt. Dann nämlich ſagt er (jedenfalls, wenn
er geldgierig oder rechthaberiſch iſt) zumeiſt: Nein, du haſt
doch geſagt . . ." Danke ſehr, jetzt habe ich gewonnen.
Um reich zu werden, kam vor dem Kriege ein Mann, der
eine große Anzahl wertloſer Kochbücher aufgekauft hatte,
auf den geſcheiten Gedanken, in verſchiedenen Seitſchriften
und Seitungen zu inſerieren: Was das junge Mädchen vor
der Ehe wiſſen muß. Gegen Nachnahme von 3,60 Mark
würde ein diesbezügliches Buch zugeſandt werden. Die Nach=
frage
war außerordentlich ſtark. Wie enttäuſcht mögen die
ſenſationslüſternen Mädchen geweſen ſein, ſtatt des er=
warteten
üblichen Schmarrens ein ſo ſolides Buch für den
täglichen Gebrauch zu erhalten! Einige beſonders Beherzte
wandten ſich wegen der erlittenen Enttäuſchung empört an

das Gericht, erhielten aber den überraſchenden Beſcheid,
daß ſie nicht nur nicht übervorteilt ſeien, ſondern das ihnen
zugeſandte nützliche Belehrungswerk durchaus preiswert er=
worben
hätten.
Ganz findige Köpfe.
Faſt über die Grenze des geſetzlich Suläſſigen hinaus geht
folgende Unternehmung: In verſchiedenen Seitungen ver=
ſpricht
jemand gegen Einſendung von / Mark ein durchaus
müheloſes und garantiert wirkſames Rezept, reich zu wer=
den
; die zahlreichen Einſender des geforderten Betrages
erhielten daraufhin eine mit fünf Pfennig frankierte Druck=
ſache
: Machen Sie es ſo wie ich. Auch gegen dies Ver=
fahren
, die nicht alle werdenden Dummen zu prellen, dürfte
es keine juriſtiſche Handhabe geben; denn zunächſt dürfte die
gute Lehre, ſich in Sukunft vor dergleichen Schwindel zu
hüten, billig genug erkauft ſein, und darüber hinaus erſcheint
es durchaus einwandfrei, wenn jemand für eine rentable Idee
(geiſtige Ware), die er andererſeits mit gleichen Gewinn=
chancen
wieder anwenden kann, die verhältnismäßig geringe
Entſchädigung von 1 Mark beanſprucht.
In Kopenhagen, dem Eldorado der Wettluſtigen, er=
eignete
ſich die nachſtehende ergötzliche Geſchichte: In ein
vornehmes Lokal der dän ſchen Hauptſtadt kommt des
Abends ein ziemlich heruntergekommen ausſehndes Indivi=
duum
und bittet einen daſelbſt dinierenden allbekannten,
wohlangeſehenen Großkaufmann, ihm für nur drei Stunden
zu einem angeblich einträglichen Geſchäft 5000 Kronen zu
leihen. Er erhält auch die geforderte Summe ohne Wimper=
zucken
und geht hinaus, worauf ein Herr am benachbarten
Ciſch den Gläubiger fragt, ob er verrückt wäre, und ſeiner=
ſeits
die gleiche Summe als Wette dagegenſetzt, daß er das
Geld nicht nur nicht zur vereinbarten Seit, um 12 Uhr
nachts, ſondern nie zurückbekäme. Wer ſtellt ſich aber das
Erſtaunen des Hereingefallenen vor, als wenige Minuten
vor Ablauf der Friſt der unſichere Schuldner wieder ins
Lokal trat und die entliehene Summe ſtillſchweigend zurück=
erſtattete
. Dem wettluſtigen Nachbarn blieb nichts weiter
übrig, als dem optimiſtiſchen Großkaufmann die umſtrittene
Summe zu zahlen, worauf dieſer bald ſeine Seche bezahlte
und den Heimweg antrat. Unterwegs kam aus einer finſieren
Gaſſe jenes Individuum ihm entgegen und erhielt pflicht-
ſchuldigſt
die Hälfte des erwetteten Betrages für ſeine
Mühewaltung.
Maſſenvater und Adreſſenbraut.
Auf hochſtapleriſche Weiſe verdient der Maſſenvater
ſein Geld, der auf allen Standesämtern unter falſchem
Namen die Geburt von Kindern anmeldet und dafür die
diesbezüglichen Entbindungs= und Wochenbettkoſten erhält.
Sowohl dieſer als auch der folgende von den Cageszeitungen
berichtete Fall hat den Vorzug vor anderen, daß er ſich
wirklich zugetragen hat. Aehnlich nämlich ſucht die Adreſ=
ſenbraut
im Adreßbuch wohlhabende Junggeſellen aus, mit
denen ſie in ihrer Phantaſie ſich verlobt und auf deren
Namen ſie Abzahlungsgeſchäfte eingeht; gegen einen eigen-
händig
unterſchriebenen Bürgſchaftsſchein ihres Bräuti=
gams
erhält ſie von Kaufleuten entgegenkommend Waren,
die ſie dann gleich wieder veräußert, ohne ihren Verpflich=
tungen
nachzukommen. Bei der darauf folgenden Gerichts=
verhandlung
, zu der ſich alle unfreiwillig Verlobten der ihnen
unbekannten Braut einfanden, hatte dieſe die Lacher auf
ihrer Seite, ſogar den Nichter, der ihr wegen dieſes wohl=
erfundenen
einzigartigen Streiches mildernde Umſtände zu=
billigte
.
Daß mit Geld wieder Geld zu verdienen iſt, dürfte
eine Binſenwahrheit ſein . . . allerdings kaum durch
Falſchmünzerei; neuerdings hat nämlich ein bekannter
Kriminalfachmann unwiderleglich nachgewieſen, daß dies
Gewerbe in keinem Fall nennenswerten Gewinn abwirft.
Sunächſt ſind mit Anſchaffung der dazu erforderlichen Werk=
ſtatt
ſowie des Materials bedeutende Koſten verknüpft; dann
aber iſt der Aufwand an Arbeit, Mühe und Nervenkapital,
insbeſondere beim Abſatz der Erzeugniſſe, derartig groß,
daß Niſiko und Unkoſten in keinem Verhältnis ſtehen zum
höchſtmöglichen Gewinn. Zumal in der Inflation war die
Falſchmünzerei ein ſchlechtes Geſchäft; man konnte eben mit
der raſenden Geldentwertung nicht Schritt halten.

ſetzt kann er warten, bis er ſchwarz wird .."

Aus Mangel an Seit zur Arbeit und an Geld zum
Leben bediente ſich ein erfinderiſcher Amerikaner eines recht
einträglichen Cricks, der dem Ei des Kolumbus gleicht. Er
inſerierte in einer Seitung Chicagos: Wer 50 Cent ein=
ſchickt
, erhält innerhalb von drei Cagen einen Dollar zurück.
Adreſſe. Daraufhin meldeten ſich zahlreiche Leichtgläubige,
unter denen ſich auch Witzbolde und Neugierige befanden,
und ſandten den geforderten Betrag ein; erſtaunt waren ſie
gewiß, daß ſie nach drei Cagen tatſächlich die doppelte
Summe zugewieſen erhielten. Als dieſer Unternehmer in
der nächſten Woche die Anzeige wiederholte und für einen
Dollar zwei andere ausbot, hatte ſich inzwiſchen die Sache

in der ganzen Stadt herumgeſprochen. . . . zigtauſende betei=
ligten
ſich und erhielten alle die doppelte Summe. Ueber dieſe
merkwürdige Geſchäftsmanipulation entſtand in Chicago all=
gemeine
Aufregung und Beluſtigung. Gerüchtweiſe wurde
vermutet, es handle ſich hier um einen Milliardär, der ſo
ſein Seld zweckmäßig unter die Leute bringen wolle. Als
aber nun in der dritten Woche wieder ein Inſerat erſchien,
worin für fünf Dollar zehn verſprochen wurden, und woran
ſich 180 000 angeblich beteiligt haben ſollen, erhielt nie=
mand
die doppelte Summe zurück. Man wird ſich leicht aus=
rechnen
können, wieviel dieſer findige Kopf, ohne Arbeit und
ſozuſagen über Nacht, mit ſeinem Schachzug verdiente. Sur
Ausrottung der menſchlichen Dummheit ſei dies Nezept zur
Nachahmung empfohlen.
Wie kann man Geld verdienen? Die Löſung dieſer
Frage iſt für den modernen Menſchen gleichbedeutend mit
ſeinem Sieg im Kampf ums Daſein. Es brauchen natürlich
nicht unbedingt hochſtapleriſche oder gar verbrecheriſche
Mittel, zu ſein, um zu dem erſehnten-Siel zu gelangen. Son=
dern
viele Wege führen bekanntlich nach Nom. Ueber die
Möglichkeit des feſtbeſoldeten Beamten, Angeſtellten und
Arbeiters hinaus gelangt der Unternehmertyp des Menſchen.

Wette gewonnen! Wieder einmal das Abendeſſen verdienf.
der außer den kaufmänniſchen auch andere Berufe umfaßt
und dem bei zunehmendem Niſiko die Chancen ſowohl für
Gewinn als auch für Verluſt entſprechend ſich ſteigern. Bei
Erfindern, Sammlern und Spielern ſtehen Einſatz und Er=
trag
der Arbeit im umgekehrten Verhältnis zueinander, er=
ſcheinen
die Grenzen des erhofften oder abgeſehenen Erfolgs
geſprengt. Wir gehören eben einem Lebensbereich der un=
begrenzten
Möglichkeiten an, einer Seit, in welcher die Poſt
für die Benutzung der Luft (Nadiowellen) eine Gebühr er=
hebt
und der Großglockner Privateigentum eines gewiſſen
Weiler aus Eſſen geworden iſt. Welche Zukunftsperſpek=
tiven
! Wie dem auch ſein mag: Der Menſch will ſtets das
Beſte ſeiner Mitmenſchen: Gelé Geld regiert die Welt!

EHHAR

AaEannananganEännnEnaagaggagnnagnnEEHHHHÄ!

[ ][  ][ ]

Holländiſche Btädte
Der liebe Gott habe das Waſſer geſchaffen, der Holländer
aber das Land, ſo ſagen die Bewohner dieſes kleinen Cieflandes
mit ſcherzhaftem Selbſtbewußtſein, und in dieſem Witzwort liegt
etwas Wahres. In jahrhundertelanger, zäher Arbeit hat ein
kräftiges Bauern= und Seemannsvolk dem vordringenden Meere
Halt geboten und die zahlloſen Gewäſſer ſind in ein wohldurch=
dachtes
Netz von Kanälen gebändigt. Ein wundervoller Gleich=
mut
liegt über dieſem Volk. In endloſen Kriegen gegen die
großen Seemächte des 16. und 17. Jahrhunderts, England und
Spanien hat es ſich die Selbſtändigkeit und eine Seegeltung
errungen, die zur Quelle einer bürgerlichen Kultur geworden iſt,
die bis auf den heutigen Cag achtunggebietend und lebendig ge=
dlieben
iſt.
Der Beſucher dieſes Landes wird ſogleich verſucht ſein, die
älteren geſchichtlichen Seugniſſe für dieſen Volksgeiſt aufzuſuchen
und die Cragfähigkeit dieſer Kultur an vergangenen Seiten nach-
zuprüfen
. Die großen Muſeen bergen keine tote Vergangenheit.
ſind nicht nur für den Kenner und Forſcher da. Sie ſind nicht
durch wiederholten Umſturz der kulturellen und politiſchen Ver=
hältniſſe
unſerer Seit und Gegenwart entfremdet. Hier ſind
lebendige und anſchauliche Geſchichtsbücher aufgeſchlagen, hier
erkennt man, wie ſich das Geſicht der heutigen Niederlande ge=
formt
hat und mehr als das wie ſich das Blut eines uns
verwandten bürgerlichen Volkes zuſammenſetzt.
Haarlem, eine Stadt von hunderttauſend Einwohnern,
iſt in Schönheit alt geworden. Swei Namen bezeichnen ihr Weſen
am beſten: St. Bavo und Frans Hals. Wer iſt St. Bavo? In
den Maxktplatz hinein ſchiebt ſich der gewaltige Neſtbau einer
Kirche mit einem ſeltſam ſpitzigen und zierlichen Cürmchen, das
aber wie man dann mit Staunen hört die Höhe von
80 Metern erreicht. Das iſt St. Bavo. Wir umwandern die
winzigen, ringsum angeklebten Anbauten mit Spannung und
treten dann durch eine blitzſaubere kleine Küſterwohnung in eine
ungeheuer hohe Kirchenhalle, deren Mittelſchiff mit dem Chor
eine Ausdehnung von 140 Metern in der Längsachſe hat. Allen
bunten Hauber des ſpäten Mittelalters haben die Bilderſtürmer
des 16. Jahrhunderts beſeitigt, das ſteife Barock der Kalviniſten
hat dann alles weiß übertüncht. Eine gelinde ſtrenge Farbigkeit
nur durfte zurückkehren: Schön geſchwungene Meſſinggitter um
den Innenchor, das warme blonde Braun des wuchtigen Eichen-
geſtühls
und graziöſe, vielveräſtelte Kerzenträger, die tief herab=. Zu beſtimmten Stunden iſt der Naum erfüllt von den
Akkorden der die ganze Weſtwand mit ihren fünftauſend Pfeifen
füllenden Orgel.
St. Bavo iſt das eine große Ereignis in dieſer Stadt, das
kleine Frans=Hals=Muſeum das andere. Um ein faſt quadratiſches
Gärtchen, das im Sommer wunderſchön in roten und grünen Far=
ben
leuchtet, reihen ſich die niedrigen Fronten eines Altmänner-
hauſes
aus dem Jahr 1608, aus dem man das freundlichſte Ge=
häuſe
für eine Kunſtſammlung von heimatlicher Geſchloſſenheit
gemacht hat. Lichte ſchwarz und weiß ausgelegte Flure durch-

Von Georg
Uno MMuſeent / Kurt Schauer.
ſchreitet man, vorbei an prunkvollen Feſträumen, bis man zu den
großen Prachtbildern der Schützengilden aus dem 17. Jahr=
hundert
gelangt. Die ſchönſten und farbenprächtigſten, von
Schwarz und Not, gelb und Blau und Weiß ſtrahlenden ſind von
Frans Hals; ſaftige lärmende Sechgelage. Ein langes Künſtler=
leben
, von der friſcheſten Kraft der Mannesjahre bis zum tragiſch
verwiſchten Abklang eines armen und elenden Alters durch=
wandert
der Beſchauer, wenn er nach den großen, leuchtenden
Bildtafeln an den charachterſcharfen Bildniſſen und den verbiſſenen,
trüben Gruppenbildern der Spätzeit des Frans Hals vorbeigeht.
Cag für Cag möchte man in dieſes ſtille Haus einkehren.
Doch wird man nicht verſäumen, in der lieblichen Parkvorſtadt
Bloemendaal zu luſtwandeln, durch die köſtlichen Culpen- Hya=
zinthen
= und Magnolienfeider der nächſten Umgebung zu ſtreifen,
auf der Weſteinder Plas, einem nahen Binnenwaſſer, zu ſegeln
und durch die Dünen an den Strand des Seebades Zandvoort zu
fahren.
Nördlich von Haarlem liegt Amuiden, die Pforte von
Amſterdam, an der Mündung des Nordſeekanals, der Amſter=
dam
mit dem offenen Meer verbindet. Wer auf den 1500 Meter
ins Meer hinausragenden Molen, die die Kanalmündung vor
dem Berſanden ſchützen, hinauswandert, erfährt im Sprühregen
der unter ihm zerſchellenden Wogen, was Brandung iſt. Ueber
dem kleinen Städtchen liegt der ſalzige FSiſchgeruch der Kühl=
häuſer
, und, an den Samstagnachmittagen beſonders, ſieht man
lange Reihen von großen Fracht= und Paſſagierſchiffen den
Kanal heraufkommen und Einlaß in die rieſigen Schleuſen
begehren.
Amſterdam hat ſeit der Eröffnung des direkten Sugangs
zur Nordſee eine zweite Jugend erlebt. Außer Mannheim hat
kaum eine größere Stadt einen einheitlicheren und großartigeren
Anlageplan: einige immer weiter werdende, ineinander geordnete
Halbkreiſe von Waſſerläufen mit Straßen auf beiden Ufern und,
wie Strahlen aus einem Kreismittelpunkt, lange Ausfallſtraßen,
die den Ringgrachten entgegengeſetzt laufen. Sehen wir näher
zu, ſo verbirgt ſich hinter dieſer Einfachheit eine unglaubliche
Sähigkeit und Kühnheit derer, die dieſen Stadtplan mit Straßen
und Gebäuden ausſtatteten. Wer wird einen Hauptbahnhof auf
eine Inſel bauen? Wer wird eine Millionenſtadt in den Schlamm
verwurzeln? Jedes Haus iſt auf Pfahl= oder Betonroſten er=
richtet
, jedes Ufer iſt durch tief in Waſſer, Schlamm und Sand
gerammte Kiefernſtämme befeſtigt!
Wozu dient dieſe rieſige Plattform, die für eine Dreiviertel=
millionenſtadt
geſchaffen wurde? Am Dam erhebt ſich der
Barockkoloß de ehemaligen Nathauſes und jetzigen Paleis
der Königin, ein paar kahle Kirchen mit Prunkgräbern und
ſpieleriſchen Barocktürmen. Die ſchmalen Grundſtücke der Bür=
gerhäuſer
ſind aufs äußerſte ausgenutzt. In der Enge der Gaſſen
und Grachtſtraßen iſt ein unglaubliches Gewimmel von Nad=
fahrern
und Autos, das Judenviertel iſt von Händlerkarren,
Buden und geradezu ſüdlichem Lärm erfüllt. Am Außenrand der

Mnmmnfnnmrmramſamamannſmſmamſäamnſſmammamananmäſannmanmammkamfamf
Ke

Abenteuer eines Seldſoldaten.
Von Hermann Eris Buſſe.
Wohl ſelten iſt ein gewiſſenhafter Soldat ſo in Schrecken
geraten, wie der Einjährige Ph. F., der ſich als Gefreiter im
Jahre 1915 in der Marſchkolonne auf dem Weg zur vorderſten
Weſtfront befand. Er hatte lange nicht den Mut gehabt, ein=
mal
abſeits zu gehen, ſchon weil er nicht die gewohnten Kame=
raden
im eiligen Vorwärts verlieren wollte. Endlich löſte er ſich
doch von der Reihe ab, haſtete ihr aber nach einer kleinen Weile
wieder nach. Das ging nicht ſo ſchnell, wie er wünſchte; denn
fremde Kameraden hielten ihn neckend auf, ſoweit ſie noch nicht
vom Siumpfſinn erfaßt waren. Das Marſchziel ſchien jedoch
erreicht zu ſein; der Hauptmann, deſſen Gaul plötzlich vor dem
Gefreiten einen launiſchen Seitenſprung machte, hielt an, muſterte
mit kaltem Blick den Mann, der hart die Hacken zuſammen=
nahm
, und befahl ihm, in einem der Häuſer, die halbzerſchoſſen
neben der Straße lagen, Wein für den Major zu beſchaffen. Der
lag bereits mit dem Stab in der Gegend im Quartier. Der Ge=
freite
behielt, als ſein Hauptmann längſt weitergeſprengt war,
die ſtraffe Dienſthaltung bei, aber in dem breiten, feindurch=
geiſtigten
Geſicht malte ſich ungehemmte Natloſigkeit aus.
Nun war der Gefreite im Sivilberuf Künſtler, ein Muſiker
durch und durch, und im ſelben Maße wie ſeine Künſtlerſchaft
reif ausgeprägt war, vereinigte er auch in ſich die Sonderlich=
keiten
, welche man den klaſſiſchen Muſikern wie den Profeſſoren
nachrühmt: er zeigte ſich unpraktiſch und den Sufällen im Leben
gegenüber meiſt hilflos. Er ließ gerne und ohne weiteres Freunde
für ſich handeln, von denen er als lieber, kindhaft=ſorgloſer
Menſch ſtets umgeben war. Aber diesmal ſtand Ph. F. allem auf

weiter Flur, zumal der Schwanz der Kolonne hügelabwärts im
Gelände verſchwand. So ſchüttelte er ſich wie ein Pudel, und
hatte mit dem bemähnten Cier auch eine gewiſſe Aehnlichkeit
ſeiner langen Locken wegen, die unterm Nand der Soldatenmütze
merkwürdig genug hervorfielen. Sie hatten in den letzten Wochen
luſtig ſprießen können, denn im beinahe vorgeſchichtlichen Höhlen=
leben
des Grabens und der ewigen Kampfbereitſchaft war neben
dem Waſchen auch die militäriſch kurze Haarſchur unmöglich
geworden.
Während Ph. J. die Glieder löſte, ſah er nach dem ruinen=
haften
Dorf hinüber, ſchien prüfend an den unbeſchäftigten Höfen
hangen zu bleiben mit den halb weinerlich, halb trotzig auf-
geriſſenen
Augen. Wein beſchaffen hieß ſoviel als ihn ſtehlen;
requirieren konnte man doch nur Lebensmittel, die unbedingt
nötig waren für Pferd und Mann. Er ſchüttelte bei dieſer Feſt=
ſtellung
nochmals heftig den Kopf und verfluchte die Nötigung,
die ihn aus der Verborgenheit der grauen Reihe ſeiner Kame=
raden
ſo auffällig unter das Auge eines Vorgeſetzten getrieben
hatte. Aber er mußte gehorchen. Hauptſache war nun, alle
Chancen auszunützen, um auf ehrlichem Wege das edle Getränk
zu bekommen. Geld beſaß er keines, alſo betteln mit aller
Inbrunſt, deren er fähig war. Nach ſolchem Entſchluß zockelte er
über den Straßengraben, querfeldein auf das Dorf zu.
Er wollte zuerſt das Pfarrhaus ſuchen, in der ſtillen Hoff=
nung
, dort um Gotteslohn eine oder zwei Flaſchen zu erhalten.
Er fand es gleich, weil es wohlbehäbiger und gepflegter dalag,
als, die übrigen Häuſer, einen Garten mit edlem Obſtſpalier be=
ſaß
, der auch, wie daheim die Landpfarrgärten, von breiten
Wegen zum beſinnlichen Spazierwandeln ſorgfältig durchzogen war.
So eifrig der Feldgraue ſpähte, um irgendwo die Geſtalt
eines ſchwarzröckigen Mannes zu ſohen, auf den er ohne weiteres

losgehen könne, fand er doch den Garten leer, und auch das Haus
lag da, als wäre es verlaſſen. Erſt als er den blanken Meſſing=
griff
der Siehglocke faßte, überlegte er ſich, wie er dem Pfarr=
herrn
mit franzöſiſcher Sprache recht höflich und vertrauen=
erweckend
begegnen könne, und in aller Eile fielen ihm aus ſeinem
brockigen Gymnaſiumsfranzöſiſch Gruß und ehrerbietige Nede=
wendungen
ein.
Er läutete!
Die aufgeſchreckten Cöne hallten noch im Hintergrund des
Hausganges nach, als ſchon raſche Schritte gegen die Cüre Kamen
und geöffnet wurde. Da der Pfarrer, ein alter zierlicher Herr
mit ſchlohweißem Haar und ſcharfen, ſchwarzen Augen, ihn barſch
nach ſeinem Begehr fragte, hätte Ph. S. in plötzlicher Verlegen=
heit
beinahe die Kappe gelüpft; doch indem er mit gekrümmtem
Finger die Krempe packen wollte, ſtieß er an den Mützenſchild
und konnte noch rechtzeitig die Hand ſperren und nach rechts
rücken. Der Geiſtliche unterdrückte ein Lächeln, welches der
Gefreite bemerkte, da er die Blicke feſt im lebhaften Geſicht des
Franzoſen ruhen ließ und bereit war, in die Abwehr des Herrn,
ſowie ſie ſich lockerte, eine Breſche zu ſchlagen. Er holperte da=
her
, ſo raſch ihm die Worte einfielen, ſeinen Wunſch heraus,
fügte bei, er ſei aus Vertrauen ins Pfarrhaus gekommen, da er
als Orgelmuſiker viel Verkehr mit der Geiſtlichkeit gehabt, auch
einige Freunde unter ihnen in ſeiner Heimatſtadt, der erzbiſchöf=
lichen
Reſidenz, habe. Er ſei auch ſchon beim hohen Kirchen=
fürſten
ſelber als geehrter Gaſt zu Ciſch geſeſſen. Der Pfarrherr
verriet durch aufgehelltes Mienenſpiel ſein Intereſſe, bat mit
weltmänniſcher Gebärde den Feldgrauen, in ſeine Bibliothek
einzutreten, rief ſeiner alten Magd etwas zu, die bald darauf
eine angebrochene Flaſche Wein brachte und ein Glas. Der
Pfarrherr goß es voll und kredenzte es dem Gaſt, indem er wahr=

[ ][  ][ ]

Schiffsmodellen, Waffen und Fahnen dargeſtellt iſt, kommt ebenſo z Wort wie die
große Malkunſt dieſes Seitabſchnitts mit ihren Vorläufern im 15. und 16. Jahrhundert.
In einem beſonderen Anbau befinden ſich die ſchönſten Erzeugniſſe der reichen heimat=
lichen
Landſchaftskunſt des 19. Jahrhunderts und ein paar ausgezeichnete Stücke aus
dem Bereich der franzöſiſchen Impreſſioniſten.
Gänzlich verſchieden und doch dem bürgerlich lebhaften Amſterdam verwandt iſt die
Negierungsſtadt Den Haag, die ſich mit ihren herrlichen Parks, mit ihrem ſtillen
Penſionärviertel, ihren eleganten Geſchäftsſtraßen, in denen es zahlloſe Lunch rooms und
ſchöne Läden gibt, um ein Negierungsviertel lagert, deſſen altmodiſche Steifheit un=
begreiflicherweiſe
doch behaglich wirkt. Hat man die Parlamentsburg, die den gemüt=
lichen
Namen Binnenhofje führt, beſichtigt, ſo wendet man ſich zu dem kleinen Mu=
ſeumsſchlößchen
des Mauritshuis, in dem ſich einige der koſtbarſten Juwele der hol=
ländiſchen
Malkunſt befinden: Nembrandts Anatomie des Doktor Culp, die in ihrer
Einfachheit abgründig geheimnisvolle Gioconda des Nordens wie der Muſeumsleiter
den Mädchenkopf des Vermeer genannt hat, und die Anſicht von Delft auch vom
Delfter Vermeer , die das heiterſte und tiefſte Stadtbild iſt, das je gemalt wurde.
Wendet man ſich von dort nach Delft ſelbſt, ſo wird man nicht enttäuſcht ſein.
Wir kommen in eine holländiſche Kleinſtadt. In dieſer Beziehung ſoll kein Werturteil
liegen. Eine holländiſche Stadt aus dem 17. Jahrhundert hat Größe, auch wenn ſie
jetzt nur 40 000 Einwohner hat. Das wird einem klar, wenn man auf dem rieſigen
Rechteck des großen Marktes ſteht. Vor uns ſteigt die Nieſentanne des Curms der
Neuen Kirche‟ 115 Meter in die Höhe, hinter uns liegt der ſchöne Block des Nat=
hauſes
, weiter rückwärts die großen düſteren Gemäuer der Alten Kirche‟. Lange
ſtille Grachten mit ehrwürdigen niedrigen Häuſern und niedlichen Höfen, das iſt
das übrige Delft und doch, am Ausgang nach dem Haag erheben ſich die
modernſte. Fabrikanlagen! Delft, die ſonnige verträumte Stadt Vermeers, die
Stadt der ſpieleriſchen blau und weißen Fayencen, hat eine techniſche Hochſchule!
Wie ſeltſam, daß ſich die Jahrhunderte, daß ſich Cechnik und bürgerliche Beſchau=
lichkeit
, wie es ſcheint, nirgends in Holland ſtoßen.
In Leiden gab es ehemals das merkwürdige Nebeneinander eines berühm=
ten
Certilgewerbes und einer weltberühmten Gelehrſamkeit. Von der induſtriellen
Blüte iſt nur eine ſtille Betriebſamkeit zurückgeblieben. Die Univerſität aber
hat ihren vorzüglichen Ruf behalten. Die naturkundlichen und hiſtoriſchen Samm=
lungen
ſind ebenſo bedeutend wie die große Univerſitätsbibliothek. Außerordent=
lich
ſind die römiſchen, etruskiſchen und äguptiſchen Altertümer, die Ergebniſſe
einer bedeutenden archäologiſchen Forſchertätigkeit. Von ſchöner Wärme ſind
die Farben dieſer Stadt, eine Harmonie aus dem rotbraunen Backſtein,
dem Grün der Baumalleen, die ſich an den Grachten entlangziehen, und dem
reinen Weiß der Fenſterrahmen. In dieſem Dreiklang iſt ein wichtiges
Stück Holland beſchloſſen.
Die deutſche Geſchichte iſt verhängnisvoll reich an außerordentlichen Auf=
ſchwüngen
, an ſchweren Niederlagen, an Brüchen, Senſationen und Experi=
menten
. Wir werden uns von dieſem Schickſal nicht abkehren. Aber die
Gelaſſenheit und unpathetiſche Verbundenheit mit dem ſozuſagen ſelbſt ge=
ſchaffenen
Boden, der ruhige Gleichſchritt, in dem die Holländer durch die
Goſchichte gehen, nötigen uns Bewunderung und Staunen ab. Dieſe Ge=
laſſenheit
kann nicht als Beſchränktheit gedeutet werden. In ihr gärt
verſchämt zwar und nur ſelten ſichtbar werdend der Kampf
um das Antlitz der Erde und um den Sinn des menſchlichen
Geſchehens.

Sieber unterm Moskitonetz.
Von Erich K. Schmidt (Palermo).
Die Fröſche quaken auf dem Nand der nahen Siſterne, die
ganze Nacht, die ganze Nacht: knarrende Melodien, die plötzlich
abbrechen. Ein Laubfroſch trillert periodiſch hohe Cöne, ſie
ſchweben über der plärrenden Baſis der Gurgellaute wie eine
ſteil ſteigende Kaſtratenſtimme.
Die Fröſche quälen mich, das monotone Orgeln hängt wie
ein dichtes Gewebe über den ſchweigenden Sitronengärten, über
dem einſamen Hauſe, es umſpinnt die Mauern, das Dach, die
offenen Fenſter, es zerdröhnt mein Crommelfell. Ich kann die
Fröſche nicht ſehen, weil ich im Bett liege, und doch iſt mir, als
hockten ſie in meinem Simmer: gedunſene Köpfe, kugeldicke
Sehen, auf die Steinflieſen geſpreizt, rechteckige Mäuler, die ſich
dem Mond entgegenheben.
Ich öffne, die ſchweren Lider, ſo daß ich durch die Maſchen
des Moskitonetzes wie in Rauch, wie ein grobes Naſterbild,
das ſtarre Haupt der Palme vor den bronzefarbenen Himmel
geſpannt ſehe. Die Wedel greifen rhythmiſch nach den Seiten
wie die Sedern eines Pfauenrades, ſie wölben ſich der Erde ent=
gegen
, ſie ziehen den Bogen der Nundung empor zum Senit,
und das ſteilaufwärts ragende Blatt in der Mitte trägt an der
Spitze den grünlich zerſplitternden Siriusſtern.
Wenn die Fröſche ſchweigen, vernehme ich andere Stimmen
im Naum, ätherfeine Geigentöne, die anſchwellen und verebben,
dünnſte Muſik, aus Ciefen klingend, irgendwoher aus der Welt.
Sie laſſen mich nicht ſchlafen, ſie zerwirken meine Cräume, ſo
ſanft ſie raunen: es ſind die Mücken, die um das Bettnetz
ſchwirren. Sie taſten die Wände ab, die winzigen Nüſſel wittern

Stadt liegen die Wohnviertel des neuen Amſterdam. Hier
hat private und genoſſenſchaftliche Energie eine großartige Bau-
geſinnung
wirken laſſen. In ſchöner Ordnung ſtehen die unge-
heuren
Wohnblöcke da, zum Ceil auf einem Grund, der erſt kürz=
liſt
aufgefüllt wurde. Man macht das eben ſo, daß man naſſen
Sand aus dem Hafen durch kilometerlange Nohrleitungen preßt.
Den Sinn des holländiſchen Volkslebens erweiſen in Amſter=
dam
wie faſt überall in Holland die reich ausgeſtatteten und durch-
aus
bodenſtändigen Muſeen. In den weiten Hallen des Kolonial=
inſtituts
wird die ergiebigſte Quelle des Wohlſtands, das enorme
niederländiſch=indiſche Kolonialreich, gezeigt. Mit Gewalt und
Schlichen wurden dieſe großen Inſeln errungen. Jetzt aber ſind
ſie ſchon zum größten Ceil befriedet und erſchloſſen. Von einer
bürgerlichen Verwaltungsvernunft die gar nicht ſo bösartig
iſt, wie es die Kommuniſten wahr haben wollen werden ſie be=
treut
. Das geſchichtliche und kulturelle Gewiſſen Hollands iſt
das Reichsmuſeum. Vorwiegend das wichtige 17. Jahrhundert
iſt hier im Modell und Kunſtwerk aufbewahrt und aufgebaut.
Der techniſche Anteil es war das Seitalter der Mühlen, d. h.
der Windmühleninduſtrie und der machtpolitiſche Ceil, der in

ſcheinlich glaubte, deſſen Wunſch nun erfüllt zu haben. Ph. F., der
in eifrigem Geſpräch über Kirchenmuſik ſeinen Auftrag faſt ver=
geſſen
hatte, fiei nun ſiedig heiß der Grund ſeines Kommens ein,
und er lobte ohne Umſchweif den guten Cropfen, die Bitte kühn
hinzufügend, ihm doch zwei Slaſchen für einen kranken Kamera=
den
mitzugeben. Er log freilich ſchlecht, und der Pfarrer, der
ihm den frommen Wunſch auch gar nicht zu glauben ſchien, zog
unwillig die ſcharfgezeichneten Brauen hoch, daß ſie wie zwei
Dreiangel in die weiße Stirn riſſen. Darauf ſenkte er ſie wieder,
machte ein glattes Geſicht, und während er beteuerte, er beſäße
außer dieſer halbgeleerten Slaſche keine mehr, da er ſchon alle
ausgeliefert habe, deutete er nach links, als wolle er die Stuben-
wand
durchbohren. Der Seldgraue verſtand das Wort voisin,
und daß dort Preußen Quartier genommen. Darauf nahm der
Pfarrherr die erſte abweichende Miene wieder an, griff in die
Nocktaſche, brachte ſein Brevier heraus, das er eilig aufſchlug
und, die Lippen bewegend, ſogleich darinnen zu leſen begann, als
wäre er nun allein.
Der alſo verabſchiedete Soldat ſchlich rückwärts zur Cür, um
dem Mann noch ein Dankeswort für das Glas Wein nachzu=
rufen
, aber der ſah nicht mehr auf, und ſo ſtand Ph. F. verdutzt
auf der Straße, ließ den Kopf wieder hängen und ging langſam
zum Foisin‟. Er trat in den Flur; es rührte ſich nichts. Er
klopfte an die Stubentür, klinkte auf, da er keine Antwort er=
hielt
, und trat ein. Jetzt traute er kaum ſeinen Augen, denn
mitten in der Stube ſaß auf einem Hocker ein Mann, halbnackt,
hatte eine Schüſſel mit Waſſer vor ſich ſtehen und war gerade
dabei, ſein Geſicht gehörig einzupinſeln, um ſich zu raſieren. Nun
war ja das an ſich kaum intereſſant, aber wenn man aus monate-
langem
Dreck kommt, kaum Waſſer zum Kaffee kochen, ge=
Ehmaige denn ſolches zum Waſchen belaß, ſo konnte es lchon

als unverſchämter Luxus erſcheinen, wenn einer gleich eine Schüſ=
ſel
voll vor ſich hatte, um ſich, da eben der Schlachtentumult ver=
ebbt
war, in Gemütsruhe zu verſchönern. Der Soldat ſtaunte
ſprachlos das Wunder an, nahm ſich dann mit einem Nuck zu=
ſammen
, verſuchte ein vertrauliches Lächeln und erzählte, daß
ihn der Pfarrer hierher gewieſen; es gäbe hier Wein, den er, um
Gottes Willen, nötig brauchte. Der Mann auf dem Hocker
pinſelte ruhig weiter und tat, als gelte die Anrede nicht ihm.
Indem ſah h. F. im linken Glas ſeiner Hornbrille die Seiten=
wand
der Stube ſich ſpiegeln und bemerkte eine Batterie Wein=
flaſchen
daran aufgeſtellt. Er drehte ſich raſch um, ſie richtig zu
ſehen, ſchmunzelte innerlich, wandte ſich dem andern wieder zu:
Kamerad, kannſt du mir von dem Wein geben? Ich muß dem
Major S. bringen, Befehl vom Hauptmann O."
Keine Antwort.
Die Schaummaske über dem Geſicht des Naſierenden wurde
immer dicker.
Der Gefreite trat von einem Bein auf das andere, gab ſich
Mühe im Ueberreden, aber der andere ſchwieg weiter. Schließlich
fuhr in den Muſiker die gleiche Ungeduld, die zuweilen in ihm
hochſchnellte, wenn er daheim vor ſeinem Chor ſtand und zum
hundertſten Male die gleiche Stelle mit der gleichen Hingabe
falſch geſungen wurde, an der ſein Herz hing. Er warf dem
ſtandhaften Schweiger probeweiſe ein gelind grobes Wort an den
Kopf, um ihn wenigſtens zum Neden zu bringen; denn das wort=
loſe
, ja herausfordernd behagliche Hantieren des Sitzenden ging
ihm auf die Nerven. Als wieder nichts kam, faßte ihn jäher
Sorn, und in der geſteigerten Kraft des wehrlos Gereizten, dem
es bei allem noch ein wenig unheimlich zumute war, eröffnete er
ein Crommelfeuer von Schimpfwörtern über ihn. Es donnerte
nur ſo von alemanniſch derben, geſalzenen Ausdrücken, von denen

die Wörter Dubel, Daigaff, Sipfel eidirmliger noch die zärt=
lichſten
waren. Als ihm nichts mehr einfiel, auch der Atem nach=
ließ
, ſtampfte er ein paarmal wütend auf und beſann ſich auf neue
Negiſter, die er ziehen könne; denn der Unverſchämte auf dem
Hocker ſchwieg noch immer, ja er pinſelte mit offenſichtlichem
Wohlbehagen um das gehobene Kinn und um den Mund herum,
als gelte es, einen hundertjährigen Bart einzuweichen. Da geriet
der Gefreite vollends aus dem Häuschen.
So haltſch halt dii Goſche, du Dreckſpatz un blos mer in
d’Schue. I nimm jetzt eifach zwei Flaſche!
Ging an die Wand, packte zwei und wollte damit hinaus.
Da ſtieß er in der Haſt an einen Feldgrauen, der einen Eimer
mit Waſſer trug und ein ganz dummes Geſicht machte. Ph. F.
ſtürmte hart an ihm vorüber, als der in der Stube auf dem
Hocker nun endlich laut den Mund auftat: Komm einmal her,
mein Sohn!
Der Schrecken lähmte dem Gefreiten faſt die Glieder, ſo daß
er gar ſchier die Flaſchen fallen ließ. Mein Sohnl fuhr
es ihm durch den Sinn. Himmel! Das ſagte beim Kommiß
nur einer vom Major an aufwärts. Er kehrte daher ſchleunigſt
um und ſtand zitternd ſtramm. Der andere hob den Pinſel,
ſtupfte auf die beiden Slaſchen unter den angeklemmten Armen
des Gefreiten und ſchnarrte hinter der Seifenſchaummaske her=
vor
: Die eine bringſt du mit einem ſchönen Gruß vom General
von Ch. dem Maſor, er ſoll ſie ſich ſchmecken laſſen; die andere
gehört dir. So wie du hat mir noch keiner die Meinung geſagt,
fügte er leiſer hinzu, und mit lauter Stimme befahl er darauf:
Abtreten!.
Ph. S. weiß heute nicht mehr zu ſagen, wie raſch und mit
welchen Gefühlen er aus dem Bereich des Gehöftes verſchwand.

[ ][  ][ ]

in jede Pore hinein, ſie flügeln hinauf und flügeln hinab, uner=
müdlich
, getrieben von Gier ſie finden mich nicht, das Netz iſt
gut gefügt, doch ſie beunruhigen mein Blut mit der ſummenden
Muſie ihrer Flügelmembranen. Mir iſt, als könnte ich ſie in
der Dämmerung ſehen, die geknickten Fäden der Beine, bereit,
ſich auf das Opfer zu ſtemmen, den ſaugenden Flug, der ſie ruhe-
los
treibt..."
Niemand kommt, ſchläft Gabriele nebenan in den heißen
Kiſſen, ließen Cräume ſie vergeſſen, daß ich wache? Ein Hund
heult unter den Sitronenbäumen, langgezogene Laute, ſchmerz=
haft
vor Einſamkeit.
Gutes, gelbes Licht in der offenen Cür. im Kerzenſchein flir=
rendes
Haar.
Schläfſt du?"
Ich könnte weinen, ſo ſanft fragt Gabrielens Mund, ſo elend
dünken mich Kopf und Leib, das gepeinigte Ohr. Plötzlich iſt,
im Aitgefühl des anderen, alles vielfach verſtärkt.

Ich habe Durſt.
Perlen ſchließen den Eistrank ein, der Speichel wird klar,
die Sunge badet im kühlenden Waſſer, milde Augen erhellen die
Nacht.
Soll ich bei dir wachen?
Nein, du mußt ruhen.
Die Oeffnung des Netzes ſchließt ſich, die Kerzenflamme
ſchwankt durch die Cür, die den Schein zermalmt. Nun ſteht die
(Palme wieder im Fenſterquadrat . . .
Die langen Wedel beginnen ſich zu regen, ſie ſchwingen
traumhaft, der Mitternachtswind kommt vom Meere, Kühle am
Saum. Mein Netz ſchwankt, das Himmer atmet ein wenig,
Motten klopfen an den gläſernen Lampenſchirm, der Froſch=
geſang
wird davongetragen. Und dann höre ich den ſchabenden
Stoß der Wellen auf fernem Geſtein. Ein dürres, beruhigendes
Nauſchen, ein Klang aus Urweltgründen, ehe ein Lebeweſen
ſchrie.
Ob ich auch verbrenne in meinem weißen Katafalk, ob die Minu=
ten
auch wie Schnecken kriechen: ich höre die lebendigen Atemzüge
des Meeres, das mich auf ſeinem Nücken trug. Die Sonne ſchien
in grüne, geheimnisvolle Gründe, ich tobte durch flüſſigen
Smaragd, den ich zu weißem Schaum zerſchlug, weißt du, Ga=
briele
, auf den Nücken geſtreckt, mit den Ferſen wirbelnd. Wie
lang und ſchmal deine Beine im Waſſer waren. Und wie weiß,
Gabriele. Hinter dem Motorboot flog, ſchräg aus den Fluten
gebogen, das Brett des Wollenreiters faſt über unſere Köpfe,
und die ſizilianiſchen Siſcher ſangen elegiſch, wenn ſie dich ſahen.
Auf der blauen Spur des Horizontes pilgerte ein Dampfer gen
Norden, das hochgereckte Vorgebirge ſchnappte ihn ein.
Schöne, klare, kriſtallreine Bilder. Sch bin geſund, aufſtehen,
Gabriele rufen doch ich falle zurück. Die Viſion des Meeres
verſchiebt ſich, das Siſcherboot, der Wellenreiter ſteigen jäh in

die Höhe, ſie lauſen Gabriele und mir entgegen. Riſſe zerfetzen
den Berg, der Horizont zerſtückelt, und ein unterirdiſches Vollen
kräuſelt die Fluten, daß ſie gegen unſere Sohlen ſchlagen.
Ich werde ganz wach, nicht die Waſſer beben, es iſt mein
Bett, das ſchwankt, das Metall klirrt, der Boden unter mir
rollt, als wäre ich wieder in der fernen, großen Stadt, wo tau=
ſend
Süge Cag und Nacht die Mauern erſchüttern. Das Chinin=
glas
klirrt auf die ſteinernen Flieſen. Myſtiſche Stille
Ein Erdbeben, fühle ich dumpf, die Inſel des Südens wankt
am ſteinernen Stiel, der in den Abgründen des Meeres hängt.
Meine Kopfhaut ſticht, ich ſtarre in die Dunkelheit. Der Mond
verſank, mit ihm die Palmenkrone im Fenſterquadrat. Die
Fröſche ſchweigen, kein Mückenton, der Erdſtoß wandert im
Meere entlang, ſo daß es ſchärfer rauſcht.
Gabriele!
Ich lauſche krampfhaft in die Nacht hinein, ich blicke die
Steinflieſen an, ob ſie ſich krümmen, öffnen, ob keine Suge lich
zeige ,
Es bleibt alles ſtill, die Oris brennt in blau=grſinen Kreiſen,
ich ſehe glühende Erdtrichter, die mich in ſich ſaugen, ich ſtemme
mich den herabreißenden Luftwellen entgegen. Ein mahlendes
Klirren: die Cuffſteine am Strande zerfallen wie Staub, in der
Ciefe beginnt es zu poltern, Donner zerbröckeln die Gebirge,
Felskuppen knattern auf die Calweiten, Orkane pfeifen, die
Wände biegen ſich wie Papier, das verkohlt, das Dach zerbirſt,
und die Palme kracht mit wehenden Armen zu Boden.
In grünſchwelenden Blitzen ſehe ich die geöffnete Erde, die
ringsum die Sitronengärten einſchluckt, die Siſterne reißt auf,
das Waſſer entquillt, und die Fröſche, rieſengroß, mit ſchleimi=
gen
, quadratiſchen Mäulern, ſchwimmen mir reißend entgegen.
Ich vermag nicht mehr Gabrieles Simmer zu erreichen, aber ich
ſehe, wie ihre Cür knallend aufſpringt, Gabriele ſteht ſchwankend
auf der ſchiefen Schwelle, die Augen vor Entſetzen geöffnet, im
gleichen Moment knattert die Decke herab, das Meer ſiedet in
ſchäumenden Katarakten durch die berſtende Hauswand herein
Gabrielel. Gabriele!
Gutes, gelbes Licht umfängt mich, zärtliche Hände drücken
meine Schultern ins Bett zurück, ich höre Gabrieles Stimme be=
glückend
nahe:
Ein harmloſer Erdſtoß. Ich gebe dir noch einmal Chinin
und bleibe nun bei dir.
Vagabunden.
Von Dorothea Hollatz.
Das weiß keiner von ihnen mehr zu ſagen, wer es war, dem
ſie entflohen in einer trunkenen Sommernacht, vor wem ſie ſich
retteten in die baumherzigen Arme der weiten Landſtraße, von
weſſen Herz ſie ſich riſſen, um im Wegſtaub zu verbluten. Sie
kennen den Namen Heimat nicht mehr, und das Herdfeuer iſt
ihnen fremd. Fremder als der Nebel des Oktobermorgens, frem=
der
auch als der Kot an den Stiefelſchäften. Sie haben ſich von
Land und Familie gelöſt wie ein verwelktes Blatt vom Baum=
ſtamm
. Und ihre Körper haben ſich ihren Seelen angeglichen.

Wie könnten ſie ſonſt mit zerſchliſſenen Schuhen in eisblauen
Froſtuächten im Schatten der Scheune ſchlafen, ohne zu erfrieren?
Sie ſchlurren über die Steine, die endloſe Straße entlang, ziellos,
grauſam ziellos. Sie kennen einander nicht und ſind doch Kinder
einer Mutter.
Sie ſind keine Menſchen mehr. Sie ſind Waldtrolle felsharte
Stücke Natur, ſind eins mit Witterung und Unbill. Sie haben
einmal, ein Herz gehabt. Weiß Gott, wer ſchuld daran iſt, daß
es ſtarb. Weiß Gott, wer ſie hinausſtieß aus der warmen Küche
in die erdgraue Dunkelheit und ſie zum Creibwild des Lebens
machte.
Ihre Augen ſind ſcharf geworden und ihr Gehör aufmerkſam.
Denn ſie leben wie Ciere. Sie lieben die Erde, durch deren Staub
ſie wandern, an deren ſteinigem Boden ſie ihre Füße zerfetzen.
Wen ſollten ſie lonſt lieben? Sie iſt es ja auch, an deren leben=

digem Herzen ſie ausruhen; ſie iſt es, die den harten Knochen das
weiche Wieſengras des Frühlings gönnt.
Aber ſie fürchten die Nacht. Denn es kann ſein, daß vom
Dorf das Lied der Okarina herüberſchallt, und es kann ſein, daß
einer im Schlaf die Lippen öffnet und Mutter ſagt und wie
loll man das ertragen?
Dann ſtiert der andere tagwach in die Nacht und gräbt mit
zerfurchten Händen in der Erinnerung und findet nichts und
findet nichts in dem lichtloſen Abgrund. Es iſt alles tot und eiſig.
Und es kann geſchehen, daß der eine, der Mutter geſagt
hat, im Craum lächelt und wie ſoll man das mit anſehen
ohne zu ſterben?
Dann möchte der andere dem Weggenoſſen die Axt zwiſchen
die Augen ſchmettern und ſchreien: Sag mir, ſag mir, was iſt das
Mutter? Warum lächelſt du? Du haſt Geheimniſſe. Du kannſt
lächeln. Ich kann nicht lächeln. Ich weiß gar nicht mehr, wie
man das macht!
Und er ſchreit, bis der andere die heimwehkranken Augen
aufſchlägt, in denen Wildheit und Kummer blühen. Da iſt kein
Craum mehr und kein Lächeln zu ſehen darum ſind ſie Freunde
wie zuvor, und die Axt fällt blutlos zurück.
Wenn ſie ſterben, verkriechen ſie ſich in Felshöhlen oder
ſchlafen im Straßengraben ein. Die Erde nimmt ſie auf. Die
Ciere ſpielen über ſie hin, und die Schlingpflanzen wuchern an
ihren ſtarren Gliedern entlang.
Die Sterne falten die Hände über dieſen Stiefkindern Gottes
und verſtecken ſich hinter den Wolken.
Und die Wolken weinen.

Aitte

Aufgabe 541.
Dr. N. Kovaes in Budapeſt.
(Die Schwalbe, 1930.)
b

Weiß zieht und ſetzt in zwei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: K42 Dd7 Det g5 Lf7 18 8d4 12 Ba3 a5 e3 (11:
Schwarz: Keb Td6 d8 Lf1 h2 Se8 e7 Ba4 a6 b7 15 g6 h3 (13), 2.
Aufgabe 542.
J. Poſpiſil.
(1. Preis, Deutſche Schachgeſellſchaft, 1889.)
Weiß: Fel Da4 Tf4 Lg6 8t8 Bk2 (6):
Schwarz: Kd5 Lg2 8d7 h8 Be5 46 g7 (7.
Matt in drei Zügen.
Löſungen der Aufgaben 531534.
631. W. A. Shinkmann. 1. Pr. Good Companions, 1924. (Kd7 Dg2 Le2 8e6
44 Bbt; Ke8 In2 Se7 h8 Bet; 3 4.) 1. Se6-eßl Sefe6 2. Seßg44.:
1.., Ke3f4 2. 80 4e24; 1. Kes Rd4 2. Dg2d 2,4; 1. Ih28e5
2. 944t5t 1..,8h8t7 2. 8d 4f 5t: I.,Be4e3 2. Seße4t. Ein
ſchwieriges, meiſterliches Stück des bekannten Problemkomponiſten.

532. A. A. Elkhan. Turnier des Britiſh Cheß Magazine 1906. (Kb2 Dc1 Lf5
18 Sb6 h6 Be2 e2 g3; Ke5 8h.5 Bd4; 24t.) 1. Be2e41 Linienklärung für die
pdurch einen v.
533. Walther Frh. v. Holzhauſen. Leipziger Tageblatt, 1924. (Kh1 Db4 Scl f3
B43; Ka1 7h7 Lg8 h8 Se6 Be3 e7 h2, 34t) 1. 43d41 8d4 2. Drest Xd1
3. 80 24. (Zugleich Drohſpiel), 1. L:44 2. Se1 3. Se2tt. 1.. . e2 2. Da3½
Kbl 3. 5424. Der weiße Opferſtein auf 44 führt zu einer wechſelſeitigen IS=
Verſtellung.
534. Jſidor Groß. Neue Ill. Zeitung, 1926, ehr. Erw. (Kh5 Da5 Tf1 18 Lb3
Saß 15 B13; Ett Det Td3 Uh7 8g5 Bg4; 2tr.) 1. Da5e11 Gbroht Dg34)
1., Kios, lit5 (g6t). Tik3, Dit5 (:13,:e1) 2. Bk4, 8/388, Dg3, 8:434.
Löſerliſte: Rolf Schmidthoff; Georg Peter in Hainchen
(532, 534).
Schachnachrichten: Der Schachverein Anderſſen in Frankfurt
a. M. veranſtaltet anläßlich ſeines 50jährigen Jubiläums vom 6.18.
September ein internationales Meiſterturnier. Die Teil=
nehmer
ſind: Nimzowitſch, Colle. Prezeviorka, Kaſchdan. Sir Thomas.
Pire Ahues, Sämiſch. Mieſes, Liſt, Orbach und Prof Mannheimer.
Außer dieſem int. Meiſterturnier kommen noch folgende Turniere
zum Austrag:
Hauptturnier 4: 16 Teilnehmer: Huſſong=Mannheim, Weiß=
gerber
=Saarbrücken: Engels=Düſſeldorf; Schindler und Benzinger= Mün=
chen
: Rothenſtein und Stieber=Berlin: Palitzſch=Dresden: Sander=Köln;
Lachmann=Stolp; v. Hennig=Kiel; Fajarowicz=Leipzig: Walter=Koblenz;
Herrmann=Bochum; Hermann=Magdeburg und Schneider=Hamburg.
Hauptturnier B: Bis jetzt 21 Teilnehmer.
Turnier um die Rhein=Meiſterſchaft 1930. 12 Teil=
nehmer
, darunter Bleutgen=Mainz (Meiſter von Heſſen) und Orth=
Darmſtadt.
Die Turniere werden in den Feſträumen des Palmengartens in
Frankfurt ausgetragen.

ID

Kätſel

Silbenrätſel.
Aus den Silben: a ba ba bar be brog chel chent da
de de de dru erd flit fres gas gen gold herd i ka
ko le le le li li ma mo mor na na na ne ner ner
o pat plom rel tau teil ter ter ve wag wet zent, ſind
19 Wörter zu bilden, deren 3. und 4. Buchſtaben beide von oben
nach unten geleſen, eine Bauernregel ergeben ſch ein Buch=
ſtabe
).
Die Wörter bedeuten: 1 Gleichwort für Kontinent, 2 Zahn=
füllung
, 3 Frucht 4 Gewicht, 5 Gemälde auf Kalkuntergrund,
6 Pilz. 7 Oelfrucht, 8 Getränk, 9 Kirſchenart, 10 Wetter gegen
Ende des Winters, 11 Heiligenerzählung, 12 keltiſcher Prieſter,
13 Kochgelegenheit, 14 Stadt am Ganges. 15 geheimer Anſchlag,
Ränke, 16 baumwollener Köperſtoff, 17 dünn geſchlagenes Meſ=
ſingblech
, 18 däniſches Reichsbanner. 19 deutſcher Komponiſt.

Kreuzwort=Silbenrätſel.
Die Wörter bedeuten von links nach rechts: 2 buddh. Tempel=
turm
, 5 Auswahl. 7 Freundin Goethes, 9 Frucht, 10 Geigenbauer,
12 kleine Waſſerpflanze, 14 Papageienart, 15 weiblicher Vorname.
17 Negerſtamm, 18 weiße Blume, 20 Bodenerhebung, 21 Süßwein.
Von oben nach unten: 1 ital. Provinz, 2 Taufvater, 3 belaſten=
der
Betrag in der Buchführung, 4 amerikaniſche Republik,
6 Zeichengerät, 8 Papſtkrone, 9 ausgepreßte Stengel des Zucker=
rohrs
, 11 Stadt in Italien, 13 eingezäuntes Schonland, 14 Wohl=
geruch
, 15 Uebertragung eines Wechſels. 16 Gleichwort für Stel=
lung
, Haltung, 18 Vereinigung, 19 Nebenfluß der Fulda.

Silben=Rätſel.
a a ber bi che da e ei er gen il ka ku lau le

ler li me ne ni oz reu ri ru ſen ſon ſtik ter ver

wa vork zi zil.
Aus den obigen Silben bilde man 13 Wörter von folgender
Bedeutung: 1. Schachfigur, 2. Nebenfluß der Donau, 3. Metall,
4. Himmelskörper, 5. italieniſcher Opernkomponiſt 6. Fahrzeug,
7. Lehre vom Schall, 8. deutſcher Dichter. 9. Waſſerfahrzeug,
10. Stadt in Ungarn, 11. franzöſiſcher Opernkomponiſt, 12. Baum,
13. Fluß in Nordamerika Die Anfangs= und Endbuchſtaben
nennen die erſte deutſche Briefmarke. Carl Deubel.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 3 5.
Wo erſcheint ein

Druck. Verlag u. Kliſches: L. C. Witich ſche Hofbuchdruckerei, Rbeinſtr. 23. Verantwortl., für die Redaktion: Dr. H Nette. Darmſtadt. Fernſpr. 1. 23894392. Alle Rechte vorbebalten. Nachdr. verboten.

[ ][  ][ ]

Soooche, alſo mir ſin widder ſo gud wie do, un ich glaab,
die värrzeh Däg, wo ich nis vun mer heern hab loſſe, die hawte
mol de Leit in Darmſtadt ganz gud gedho; uff die Art konnde
ſich emol mei verehrliche Läſer, un diddo mit Soos noch verehr=
lichte
Läſerinne, während meine Erholung vun meine Erholung
in meine Erholung erhole. Ganz abgeſähe devo, daß es, wann
ich noch länger mit meim Urlaab geword hett, vermudlich aach
noch de ganze Auguſt dorch geräfend hett. Dann däß wärd doch
niemand abdiſchbediern wolle: mit dem Dag, wo ich mich ſeid=
wärz
in die Biſche geſchlage hab, bis zu dem Dag, wo ich widder
uffgedaucht bin, war des ſcheenſte Summerwädder.
Noja, mer ſeckt net vergäwens: Wann Engel reiſe, lacht der
Himmel! Mei Freundin, die Hewekleeſen, die hott däß nadier=
lich
net bedabbelt, un hott ganz dumm gefrogt, inwieſo Engel,
un wollt wiſſe, was däß for Engel gewäſe weern, die wo mir
zu Gefalle äwenfalls verriſſe gewäſe weern. Als wanns do
iwwerhaabt e Verwexlung gäwwe kennt. Odder guckt valleicht
die Spinadwachtel diejeniche welche als Engel a', die wo gäjewär=
dich
in Deitſchland die Gäjend unſicher mache. Ach du liewer
Schiewer, die Engel bringe uns kaa frohe Bottſchaft ſundern
ganz im Gäjedhal, die lieje ehnder noch däß bische Blau vum
Himmel erunner, un ſchwätze in ihre Verzweiflung de Leit e
Kind in Leib. Jau, die un Engel‟ ....
Alſo, däß mag awwer alles ſei, wie’s will, jedenfalls hott
widdermol mir ’s Wädder die Gunn agedha, un do beißt kaa
Maus kaan Faddem ab. Dann ausgerächend in dem Momang,
wo ich mich in Frankfort in den beſchleunichte Holzklaſſebummel=
zug
eneipoſtiert hab, un bin em Thieringiſche zu gegondelt, do
hott’s uffgeheert zu räjene. Mein Liebchen was willſtu noch
mehr.
Ich gäbs zu: uff de deitſche Landkadd hab ich mich nie ſo
recht zurecht gefunne; in de Schul ſin mer in de Scheogravieh=
ſtund
bloß bis zum Kall de Große kumme, ſpeder ham=mer dann
Amerigah endeckt un die iwwriche Wälddaale wo um Deitſchland
ſo drum erum lieje; awwer die Landkadd vun Deitſchland ſälbſt,
däß war mir e Buch mit ſiwwe Siechel, ich hab’s nie begriffe,
wie ſich däß zuſammeſetzt, un wie’s vun Godd un Rechtswäje zu=
ſammegeheern
dhet. Wo Bayern liggt un Preißiſch=Berlin, däß
hab ich jo zur gewißt, awwer in de Midd vun Deitſchland,
ſo in de Gäjen dun Sachſe=Koborch=Gotha=Reitz=Schleitz= Lowen=
ſtein
do hotts gehabert.
Un wie geſagt, wann als die Zeit her die Redd uff Thieringe
kumme is, do hab ich mich als gefrogt: wo mag däß wohl lieje.
Awwer wie ich jetzt feſtgeſtellt hab, kimmt däß net bloß im Tann=
haiſer
vor, ſundern däß gibt’s wärklich. Un es is noch net
emol ſchwer zu finne. Nemlich mer ſetzt ſich afach in Frankfort
in en Zug un fehrt gäje Fulda zu. Hinner Fulda ſtreckt mer
dann die Nas em Kubbeehfenſter raus, un wann’s dann uff amol
nooch Brotworſcht richt, ſteiht mer aus; däß is es.
Un ’s bleibt ſich ganz egal, wo mer ausſteiht, des erſte, iw=
wer
däß mer in Thieringe ſtollwert, däß is ſo en fliechende Brot=
worſchthennler
. Vermudlich ſin alſo die Brotwärſcht, odder Roſt=

Brätel wie ſe dort ſage, dene Thieringer ihr Natzionaleſſe.
Noja, bekanntlich hott jo jeder Volksſtamm ſei Natzionaleſſe,
uff däß er ſo ſtolz is, wie uff ſei Landesfabb. Unſer heſſiſch
Natzionaleſſe is bekanntlich Schmierkees un Gequellte‟. Däß
waaß zwar die jung Schenneratzion net mehr, weil ſe kaan Sinn
mehr hott for’s Hiſtoriſche, no un die Zugezogene, die kenne’s
net wiſſe, un ſpöddele in ihrm Unverſtand driwwer, obgleich ſe
valleicht aus ere Gäjend ſtamme, wo die Kaddoffel am Spalier
gezoge un als Dafelobſt gäſſe wärn . Awwer mir altei geſäſ=
ſene
Heſſe, mir wiſſe ſchun, was mer unner Gequellte un
Schmierkees verſteht, un ſin ſtolz uff däß Natzionalgericht; dann
warum: wo’s gude Gequellte gibt, do is e guder Boddem, un
wo mer de Schmierkees aus de Subbeſchiſſel ißt, do is die Land=
wärtſchaft
uff de Heeh. Mit Recht haaßt’s drum aach in dem
uralde Saldadeliedche:

Un owends, nooch m Abäll,
Gibt’s Schmierkees mit Zwiwell,
Un vun weidem dhut mer’s räuche,
Wo die Heſſe=Darmſtädter dhun leuche
Dennoch hott mer’s ſchun in de alde Zeide gewißt, daß mer
ſich bei de Heſſe=Darmſtädter ſatt eſſe kann; un heit waaß mer’s
ſcheints erſtrecht
Noch dem klaane-Ausflug ins Gaſtromon=Hiſtoriſche wolle
mer alſo widder reiemiedich zu de Thieringer Brotwärſcht zurick=
kehrn
; un ich muß ſage, die ſin aach net iwwel, un ſie ſin net
bloß vun Brot, ſundern es is aach Flaaſch drinn, manchmol.
Außerdem hawwe die Thieringer noch e Natzional=Leibſpeiß,
däß ſin die Thieringer Kees. Un indreſſendhallwer hab ich mer
aach emol ſo aan beſtellt, un zwar im Weiße Schwan, däß is
die aldhiſtoriſch Wärtſchaft, ſchrechwiſſawie gäjeniwwer vum
Goethehaus. No un wie mer der Kellner den Thieringer Kees
bringt, bin ich im erſte Aageblick e bische blaß worrn; ich hab
nemlich geglaabt, däß weer gorkaan Kees, ſundern am End gar
en aldhiſtoriſche Leichefinger vun ärchend ſo=eme beriehmte Dode.
Awwer bei näherer Unnerſuchung hott ſichs erausgeſtellt, daß es
doch en Kees war, un net emol ſchlecht in Geſchmack.
Wer awwer jetzt glaabt, daß ich bloß em Eſſe zulieb nooch
Thieringe gemacht weer, der wärd ſich bees vergucke. Nemlich ich
bin außerdem noch uff olimbiſche Spurn erum gewandelt un hab
in Eiſenach em Fritz Reuter, un in Weimar em Goethe un em
Schiller mein Beſuch gemacht. Donooch hott mer nemlich mein
Sinn ſchun lang geſtanne. Un, ach ja, es is doch was gor eiche=
nes
, wo aam iwwerkimmt, wann mer in ſo Art Leit ihre Stubb
ſteht, do wo ſe geſchafft un gewirkt un zuguterletzt die Aage zu=
gemacht
hawwe ..
Net wohr, beiſpielsmeßiſch beim Fritz Reuter, der wo in ſeine
junge Johrn wäje ſeim ſchwarz=rot=goldene Draum beinoh s
Läwe hott loſſe miſſe, un ſiwwe lange Johrn uff Feſtung geſotze
hott. Er hott ſich dann ſpeder unne am Fuß vun de Waddborch
e Haische baue därfe, en richdiche Dichterwinkel, un Keeniche un
Ferſchte ſin bei em aus un ei gange . . . ’s liggt un ſteht noch alles
ſo, wie er’s verloſſe hott. Un an de Hausdier is noch däß
Schildche zu läſe:
Dr. Fritz Reuter.
Morgens nicht zu ſprechen.
In de owwere Stockwärk hawwe ſe im Reuterhaus noch e
Richard=Wagner=Muſeum agebabbt, nemlich weil ſe ſeiner Zeit
geglaabt hawwe, de Fritz Reuter dhet allaa net ziehe. s hott ſich
awwer erausgeſtellt, daß umgekehrt aach gefahrn is; die Leit
kumme all wäjem Fritz Reuter (dann im annern Fall gingte ſe
nooch Bayreuth!). Jetzt mache ſe alſo’s Richard=Wagner=Muſeum
widder raus un wolle ſähe, daß ſe die alde Möwel widder krieje
wom Fritz Reuter geheert hawwe. Jedenfalls awwer: ſei Wohn=
un
Schlofſtubb un ſei Arweitsſtubb, die ſin genau, wie er ſe ver=
loſſe
hott. Net weit vun ſeim Haische wärd aam noch ſei Stamm=
kneib
gezeigt, wo er ſich manchmol gan ei gewickelt hott, wann’s
iwwern kumme is; ohne daß em däß noochdräglich bei jeder
baſſende un unbaſſende Geläjenheit uffs Brot geſchmiert wärd;
wie beiſpielsmeßiſch unſerm Nievergall, dem wo die neumol=
geſcheide
Fenſcheltee=Lidderade jeden halwe Schobbe Wei nooch=
rächne
, den wo er meechlicherweis zuviel gedrunke kennt hawwe.
Ach, was wiſſe die, wie’s ſo Leit is, wann ſe emol e bische diefer
wie gewehnlich ins Glas gucke.
Mer kennt in däre Beziehung aach e paar Bemärkunge iwwer
unſern Schiller falle loſſe, awwer däß ſchenk ich mer, 8 geht
jo niemand was a. Sundern mir dhut heit noch 8 Härz weh,
wann ich dro denk, wie ärmlich der große deitſche Dichter in Wei=

mar gewohnt hott. Un däß armſeelich Bettlädche aus Danneholz,
wo der Mann drinn s Läwe ausgek icht hott, un der afache
Schreibdiſch, wo vorm Bett ſteht un wo er als dra gedicht hott
alſo do ficht gam der Menſchheit ganzer Jammer a, un es
wärd am win’ un weh um’s Härz, ſo daß mer e Stickche greine
mecht
Dohärngääche, wann mer im Goethe ſeim Haus ſich die
Zimmer un s Möwwelemang a guckt do fehlts an nix. Noja,
der große Herr Goethe, der war erſtensmal vorſichdich in de Wahl
ſeiner Eltern, un hatt aach ſpederhie im Läwe en Mordsduſel,
un hotts bis zum Staatsminiſter gebracht. Däß war nemlich

domals lang net ſo afach, wie heit . Un er hott alſo in
Weimar e hochherrſchaftlich Haus ganz allaans bewohnt, mit=eme
ſcheene Gadde hinnenaus, un=eme mächdich große Arweitszimmer,
mit Schrenk, un Reale un Schubblade un Daſeln an de Wend
mit de Schloſſers Weldgeſchicht druff, un Bicher ringsdicherum;
un wann mer’s recht is, ſteht aach noch e Flaſch Rote uffm
Diſch, woer als draus gedrunke hott beim dichte . Gleich näwer
ſeim Arweidszimmer is ſei Schloofſtubb mit eme nowele Bett
drinn, un en ſcheene Großvadderſtuhl, wo er ſeiner Zeit aach
drinn geſtorwe is. Aach ſei klaa Weſchdiſchche is noch zu fähe,
mit=ere Weſchſchiſſel druff, net greeßer, wie e Aportzioneſubbe=
kimbche
; wie ſich der große Dichter dadrinn hott weſche kenne,
is mir e Reedzel. No mer erzehlt ſich jo, daß er net viel Waſſer
un Saaf gebraucht heit, ſundern er hett ſich immer mit Kölniſch=
Waſſer abgewiſcht, ſo daß mer’s uff zehe Meder gäje de Wind
geroche hett, wann er uff am zukumme weer.
Ja, der Goethe, der hott’s mache kenne, dann er hott jo aach
im Summer noch e Gaddehaus beivohnt, wo midde im Pack vun
Weimar liggt. s is heit noch zu ſähe; un es is net valleicht mit
ſo=eme armſeeliche Wocheendhaische zu vergleiche, ſundern es 1s
e richdichgehend Wohnhaus, erſter un zweider Stock, un e mäch=
dich
Dach druff.
Net weit vun dem Goethe ſeim Gaddehaus is aach noch e
Haus zu ſähe, do hott e gewiſſe Frau vun Stein drinn gewohnt.
s ſieht ganz romandiſch aus, un es muß aach ganz romandiſch
drinn hergange ſei, wie mer ſich ſo erzehlt, indem zwiſche’m
Goethe und däre von Steinen die Sach net ganz pür gewäſe
weer; nix gewiſſes waaß mer net, awwer mer wärd ſich’s ſchun
denke kenne. Iwwrichens, geheirat hott er ſe drotzdem net, die
von Steinen, der Goethe, ſundern wie mer e älder Weimariane=
rin
unnerm Siechel der Verſchwiechenheit verzehlt hott, hett der
Goethe als Miniſter ſpeder dann ſei Köchin geheirat, eine namens
Vulpius, odder ſo. Awwer net, weil er ſich vun de Junggeſelle=
ſteier
hett dricke wolle, ſundern weil ſie kaa Jumfernſteier mehr
hett zu bezahle brauche. Ja, der Goethe, däß war doch e annerer,
wie mei Schorſch, dann wie der de Zifillverſorgungsſchei im Sack
hatt, hott er mich ſitze loſſe. Während der Goethe mit ſeine Chri=
ſtiane
ſehr glicklich geläbt hott, wie mer ſo heert, obgleich ſe net
aus ſeim Stand war. Wodraus mer ſieht, daß es net uff de
Stand akimmt, ſundern uff de Menſch
No, wie geſagt, ich will nix geſagt hawwe, un e annermol
verzehl ich Ihne mehr vun meine Thieringer Raas. Awwer däß
vum Goethe bleibt unner uns, ich mecht in kaa Geſchwätz enei
kumme, es war immerhie e Miniſter un do muß mer vorſichdie
ſei, ſunſt kimmt mer meechlicherweis mit em Rebublickſchutzgeſetz
in Komflickt .. . .."
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Iwwrichens mecht ich poſtſchkribb=
dimmlicherweis
aans vorausſchicke. Nemlich: ſo oft ich wo gewäſe
bin un däßhalb geht mer jo als emol fort, net bloß, daß mer
emol annern Geſichter ſieht un e anner Luft ſchnabbt, ſundern,
daß mer Vergleiche ziehe kann: alſo, ſo oft ich wo gewäſe bin,
un kumm widder haam, dann kann ich mit Stolz ſage, daß unſer
Städiche jeden Vergleich aushalte kann, insbeſunnere, was ſei
Sauwerkeid un ſei A’lage bedrifft, do nemme mer’s mit
jeder ei geſchworene Fremdeſtadt uff. Wie geſagt, ich mecht doch in
kaane annere Stadt wohne. Dann nemlich ſchee in dem Sinn
is es äwe närjends in unſerm liewe Vaderland; ſogar in Wei=
mar
hawwe ſe geſchimbft; un däß will doch ſchun was haaße! ...
Beſunners u’a genehm im Stadtbild falle äwe allerwärts die
Blagadſaile uff, dann was die ſich all gefalle loſſe miſſe, däß geht
wärklich uff kaa Kuhhaut mehr. Allerhand kaddegoriſche Impe=
radiefe
bralle aam endgääche, un mer waaß kaum noch was mer
alles dhu, loſſe, glaawe un befolche ſoll, un was mer vun der un
jener bollidiſche Richdung, vun der odder jener Bewegung, un
ſchließlich vun Gott un de Wäld halde ſoll. Awwer ſo e Blagad=
ſail
is geduldich un friedlich. Freund un Feind hott näwer=
nanner
Blatz. An de Blagadſaile kann jeder ſein Geiſt un ſein
Witze ausdowe loſſe; ſoweits ſei Geldbaidel verdregt, dann dofor
ſin die Blagadſaile do; un ſie nemmes aam aach net iwwel, wann
mer ſe links lieje leßt, un bild ſich ſei eiche Magnung ..."
En Unfug awwer is es, wann ſo Eichebrödeler magne, ſie
mißte ihr kaddegoriſche Imberadiefe aach an Haiſer, Haiſerecke,
Schaufenſter un Firma=Schilder ababbe, odder gar uff’s Drott=
wah
ſchmiern. Jedenfalls: Baddeie, die wo ſich ſo uffdringlich
bemerkbar mache, die hawwe mol bei mir verſpielt, die ſin bei
mir unne dorch. Un däß meeche ſe ſich märke, wann ſe edwa uff
mei Stimm reflecktiern ſollte am nechſte Sunndag".
Gewehlt wärd awwer, un wanns Backſtaa rejend!
Dann dißmol gilt’s, mehr wie je! Un wer vor lauder Rechts=
drall
un Linksdrall net mehr waaß, was er mache ſoll, der ſoll ſich
afach ſage, daß de goldene Middelwähk noch ſei Lebdag de beſte
Wähk war. No un do wärd jedes ſchun was Baſſendes debei
finne. Die Raddekahliſte dohärngääche, die wo bekanntlich erſt
emol alles zuſammeſchmeiße wolle, bis mer raddekahl erledigt ſin,
die erinnern aam mit ihre Raddikahlkuhr e bische zu aſch an den
bekannte Ausſpruch: Opperatzion gelunge Patzient
dod!

Der zeitgemäße Haushalt.

Kocht mehr Gemüſe, doch kocht ſie richtig. Zu
erer Ernährung brauchen wir neben Eiweiß, Fett und Kohle=
draten
noch Vitamine und Salze. Dieſe beiden letzteren er=
ten
wir in beſonders reichlichem Maße durch die Gemüſe, die
mit für unſeren täglichen Speiſezettel von größter Bedeutung
d, wenn auch ihr Kalorienwert nicht ſehr groß iſt. Salze und
tamine können ſie dem Körper allerdings nur vermitteln, wenn
richtig zubereitet werden. Um die Zerſtörung der Vitamine
verhindern, dürfen alle Gemüſe nicht länger gekocht werden,
3 gerade notwendig iſt, um ſie genießbar zu machen. Außer=
n
aber dürfen die Salze, die natürlich durch die Hitzeeinwir=
ng
in das Kochwaſſer übergehen, nicht mit dieſem weggegoſſen
rden. Das Kochen muß deshalb mit ſo wenig Waſſer erfolgen,
ein Abgießen unnötig wird. Das hat nun den Nachteil,
z eine ganze Anzahl von Gemüſen und gerade diejenigen, die
ſch ihren Reichtum an Salzen am wertvollſten ſind, zu ſtreng
mecken. Dem kann man in einfacher Weiſe abhelfen, indem
in je nach der Menge 2 bis 3 Kaffeelöffel Zucker nach dem
chen in das Waſſer gibt. Der Zucker ſüßt in dieſem Falle nicht,
idern er verdeckt den ſtrengen und ſalzigen Geſchmack und er=
glicht
es ſo, den ganzen Gehalt des Gemüſes an den ſo wich=
ſen
Salzen dem Körper zuzuführen.
Das Annähen von Knöpfen an verſchiedenen
äſcheſtücken zu vermeiden. Leibwäſche, Nachthemden,
e auch Arbeitskittel, Damen= und Kinderſchürzen, zeigen ſich
neiſt nach der Wäſche knopflos, da dieſe beim Rollen, wenn ſie
s Glas, Horn uſw. beſtehen, zerplatzen. Da iſt es ratſam, bei
ſichthemden einfach an den beiden Vorderrändern in gleicher
fernung und Höhe, gegenüberkiegende Knopflöcher zu arbei=
durch
die man dann während des Gebrauchs ſog. Horn=
nöpfer
ſteckt, oder an Damennachthemden Löcher zu ſticken
ch Art der Lochſtickerei und durch dieſe ein farbiges Seiden=
r
Leinenband zu ziehen und zu verknüpfen, oder aber an den
rderrändern gleich Bindebänder anzunähen. Ein Verfahren,
I.
s ſich auch bei Schürzen als praktiſch erweiſt.
Kleine Seifenreſte bis zuletzt zu verwerten.
e kleinen Seifenreſte kann man vollkommen ausnützen:

1. Durch Sammeln aller Stückchen, gleichviel, ob es ſich um ſog.
Fein= oder Haushaltsſeife handelt, die man bei genügender An=
zahl
mit wenig Waſſer zum Kochen aufſetzt, worauf man die
völlig klargekochte Seifenmaſſe in alte Blechformen oder Schüſ=
ſeln
gießt, um ſie nach dem Erſtarren daraus geſtürzt, als
ganzes Stück wieder gebrauchen zu können. 2. Indem man die
geſammelten Reſtchen mit dem Meſſer geſchnippelt dem Koch=
waſſer
der Wäſche beifügt. 3. In ein engmaſchig geſtricktes, nur
zu dieſem Zweck aufbewahrtes Garnnetz gibt, um ſie darin in ge=
H.
wohnter Weiſe aufzubrauchen.
Weichgewordene Senf=oder ſaure Gurken zu
verwenden. Sind ſie vorzeitig weich geworden, ſo daß ſie
ein Aufſchneiden nicht erlauben, ſo ſollte man ſie an Ragouts
von Wild= oder Schlachtfleiſch verwenden, oder auch eine Gurken=
ſoße
davon bereiten. Kurz vor dem Auftragen dem Fleiſch bei=
gefügt
, laſſe man ſie nur heiß werden, damit ſie nicht völlig
zerkochen.
A.
Speiſen=Zettel
Sonntag: Brombeerſuppe. Saftbraten mit Miſchſalat.
Carameelſpeiſe. Montag: Fleiſchgefüllte Kohlrabi.
Dienstag: Grüne Bohnen mit Hammelfleiſch. Mitt=
woch
: Wirſingröllchen. Donnerstag: Tomatengemüſe
mit Röſtkartoffeln. Freitag: Gefüllter Schellfiſch mit
Peterſilienbutter. Gurkenſalat. Samstag: Birnenkar=
toffeln
mit Bratwurſt.
Eine große Umwälzung in der Mode wird
die Gemüter in dieſem Herbſt erregen, berichtet das ſoeben
erſchienene Heft 18 der Eleganten Welt (Verlag Dr. Selle=
Eysler, A.=G., Berlin SW. 68), das bereits den Stil der Herbſt=
moden
in vielen Bildern und Hinweiſen zeigt. Aus dem reichen
und vielſeitigen Inhalt dieſes gut informierten Mode= und
Geſellſchaftsblattes ſeien folgende Beiträge beſonders hervor=
gehoben
: Der ſenſationelle Umſchwung der Hutmode. Samt,
die große Mode. Die erſten Modelle der Zwiſchenſaiſon.
Das luxuriöſe Palm Beach. Bei Al Jolſon zu Hauſe. Von
Bühne und Leinewand. Das Auge macht den Typ. Ein
altvenezianiſcher Palaſt im modernen London u. v. a. Das
reichilluſtrierte Heft iſt zum Preiſe von RM. 1. überall zu
haben.

u mor

Anzüglich.

Mann, zu dieſem Kleid muß ich unbedingt meine Füße mit Schuhen
aus Schlangenhaut bekleiden.
Das brauchſt du doch nicht, denn gehe doch einfach barfuß.

Durchgefallen. Aber Fritz, ich hatte dir ein Motorrad ver=
ſprochen
für den Fall, daß du dein Examen beſtehſt. Und trotzdem
biſt du nicht durchgekommen! Was haſt du denn im letzten Vier=
teljahr
gemacht? Ich habe Motorradfahren gelernt!
Der gute Ehemann. Meine Frau trinkt zum Frühſtück am
liebſten Kaffee, ich für meinen Teil bevorzuge Tee. Dann
dird alſo beides zubereitet? Nein, wir haben ein Kompro=
miß
geſchloſſen, wir trinken beide Kaffee. (Berlingſke Tidende.)

[ ][  ]

50 Jahre Mode.
Die Mode iſt und war immer der Spiegel
ihrer Zeit: Abbild der Hochkultur, der Dekadenz,
eines neuwegigen Stils und letzten Endes
mitunter auch ein überdeutliches Zeichen für die
Epochen des ſchlechteſten Kitſchs.
Kunſt, Kunſtgewerbe und Mode gingen früher
bekanntlich vollkommen getrennte Wege, und erſt
die allerletzten Jahre brachten auf all' dieſen Ge=
bieten
ungemein beachtenswerte Parallelbeſtrebun=
gen
, die der Mode ſehr zum Vorteil gereichten,
weil damit der Augenblick gekommen war, da die
Mode organiſch aus dem Geſchmacke und den
Erforderniſſen des Tages, ſchließlich aber auch aus
der perſönlichen Einſtellung der Frau zu dicſen
Dingen erwuchs.
Die Mode iſt mithin auch keinesweys jener
Faktor geblieben, der gelegentlich zur Diskuſſion
geſtellt mit mitleidigem Lächeln abgetan wird,
ſondern ein Thema, das breite Schichten der Be=
völkerung
zu feſſeln vermag, alſo nicht mehr die
Angelegenheit der Oberſten Zehntauſend iſt,
ſondern zu einer wichtigen wirtſchaftlichen und
ſozialen Frage werden d fte.
Wie nun aus jener Mode dem Privileg
einiger weniger Per Sril von heute ent=
ſtand
, der zu Fder Saiſon von den großen
Modezentren äffsgehend derart durchzugreifen
vermag, d2 er binnen kurzem eine Welt beherrſcht,
iſt eih ſicherlich intereſſanter Weg, deſſen einzelne
bſchnitte wir an Hand einiger Skizzen feſtgehal=
ten
haben, die die Mode ſprungweiſe von je
fünf zu fünf Jahren feſtgehalten illuſtrieren
mögen:
Beginnen wir alſo mit der Mode der achtziger
Jahre, jenem Stil, der in ſeiner verlogenen Ro= 1915
mantik, in ſeiner verſtaubten Süßlichkeit noch
heute zu den traurigſten Perioden der Kunſt des
vergangenen Jahrhunderts zählt. Pompöſe Seiden
ſind an der Tagesordnung, Farbzuſammenſtel=
lungen
, die durchaus die falſche Sentimentalität
der Zeit unterſtreichen, Garnierungen, die weder
Sinn noch Zweck haben und nichts anderes ſind
als ſchlimmſte Staubfänger: Rüſchen, Bändchen, Blüten,
Raffungen, Drapierungen ohne Ende
Viel beſſer ſchon die Note des Jahres 1885: der Cal de
Paris ſcheint zwar noch immer eine durchaus gewollte An=
gelegenheit
zu ſein, immerhin aber macht ſich ſchon etwas wie
ein neuer Stil geltend; er offenbart ſich ſchon in der Prägnanz
des zur Verwendung gelangenden Materials, gelegentlich in
ſeiner akzentuierten Streifung, ſeiner durchdachten Ornamentik.
Die Taille wird noch immer unnatürlich feſtgeſchnürt, doch iſt
der Geſamteindruck im Vergleiche zu der vergangenen Mode
ſchon ein wenig ſympathiſcher, und wie eine ganz große Er=
leichterung
empfindet man das Schwinden des Frou=Frou=
Stils, der modiſch viel, ſehr viel Unheil angerichtet und wäh=
rend
einer langen Reihe von Jahren den Geſchmack jener
Frauen, die für ihre Zeit als richtunggebend galten, in ärgſter
Weiſe verbildet hatte.
In den folgenden Jahren nimmt die Mode eine ſtrengere
Note an; ſie erhält etwas ſozuſagen Uniformhaftes, das ſicher=
lich
auf nichts anderes als auf das große Intereſſe, dem jeder
Militarismus damals begegnete, zurückzuführen war, indem ſich
dieſe Einftellung auch auf Dinge der Geſchmackskultur übertrug,
ohne daß man ſeinerzeit dafür die richtige Deutung gefunden
hätte".
1890 ſetzt mit der enganliegenden Schnebben=Taille ein, die
als beſondere Senſation der Ballſaiſon gilt. Man verſucht, die
Schlankheit der Geſtalt mit allen Mitteln und um jeden Preis
hervorzuheben, und ſchafft jene entſetzlichen Korſetts, die wahre
Foltern für die Frau ſind aber vanitas vanitatis man
ſetzt die Geſundheit gerne aufs Spiel und ſchlägt ſein Wohl=
befinden
in die Schanze, denn: ein Zoll mehr oder weniger
bedeutet in der Auffaſſung der neunziger Jahre geſellſchaft=

lichen Glanz, führende Rolle in ſeinem Kreis, erhöhte Heirats=
fähigkeit
, kurzum: alle s.
Man geht noch weiter: durch allerlei Drapierungen der
Rockpartie, künſtliche Verbreiterung der Schultern und durch
eine Reihe ähnlicher Effekte ſoll die ſchlanke Wirkung der Taille
noch unterſtrichen werden, und man kommt ſomit in jene Zeit,
da das geringe Zoll=Maß der Taille genügte, um ſich ſterblich
zu verlieben".
Auch der Schinken=Aermel hat keinen anderen Zweck, als die
Taille gegenüber dem verbreiterten Oberteil überzart erſcheinen
zu laſſen. Er bedeutete damals unfehlbar eine modiſche Revo=
lution
, wurde ſogar in der allerbeſten Geſellſchaft, die ſonſt
extreme Moden nicht leicht gutheißt, maßlos übertrieben. Ver=
bunden
mit der militäriſch=verbreiterten Schulter einerſeits
und den Diminutiva an Hütchen und Müffchen andererſeits
war der Schinkenärmel Anlaß zahlreicher karikaturenhafter Sil=
houetten
, als die wir heute die Mode der fünfundneunziger
Jahre empfinden.
Es ſollte aber noch ſchlimmer werden, denn man fand, daß
ein großer Hut, der die Silhouette des Oberkörpers künſtlich ver=
breiterte
, abſolut dazu angetan ſei, die Taille etwa noch um
eine Nuance dünner wirken zu laſſen, und verſuchte ſich da=
her
auf dieſem Gebiete auszuleben‟ Es entſtanden Kopf=
bedeckungen
von geradezu gigantiſchen Formen, monſtröſe Aus=
wüchſe
einer modiſch=unkultivierten Zeit. Dazu die Toilette,
die noch immer an dem ultra=militäriſchen Schnitt feſthält, jene
Bruſt=heraus=Bauch=hinein=Linie, die eine Quelle köſtlichſter
Heiterkeit iſt, wenn man heute Gelegenheit nähme, alte Fotos
zu durchſtöbern".
Die mondäne Frau war damals ſchon derart überſchnürt
daß ſie es ſich zutraute, Vergleiche zu ſchaffen; ſie tut dies

indem ſie ihre Garderobe durch das hyper=zarte
Stöckchen, gelegentlich auch wieder durch den in
ſeine Hülle eingezwängten, kleinfingerdünnen
Schirm ergänzt, im ſtolzen Bewußtſein, dem Ver=
gleiche
ſtandhalten zu können . . .
Die Jahrhundertwende bringt dann eine ſehr
intereſſante Neu=Einſtellung zur Mode: wir nähern
uns nämlich der Periode des beginnenden Sports;
natürlich iſt es noch kein Sport der Maſſen, ſon=
dern
nichts anderes als Bewegungsſpiele einiger
weniger, immerhin aber ſchon eine gewiſſe Eman=
zipation
der Frau, die wenn auch nur anden=
tungsweiſe
auch in ihrer Garderobe zum Aus=
druck
kommt.
Ein Tenniskleid aus dem Jahre 1905 zum Bei=
ſpiel
, das wir in der Skizze zeigen, bedingt ſchein=
bar
nicht mehr die Weſpentaille um jeden Preis.
Die Frau bleibt natürlich nach wie vor ſtark ge=
ſchnürt
, denn unkorſettiert heißt: ungepflegt,
heißt unkultiviert, heißt unmöglich. Trotz=
dem
nimmt die Mode ſchon einigermaßen ſelbſt=
verſtändliche
Formen an, vor allen Dingen ver=
ſucht
man, ſie ihrem Verwendungszwecke möglichſt
anzupaſſen. Auch die Hüte verlieren ihre wilde
Abenteuerlichkeit, es verſchwinden all jene Ge=
flügelfarmen
Blütenbeete‟, Straußfedern=
Träume, die bisher in der Hutmode zur Tages=
ordnung
zählten, und machen der bandgezierten
Panama=Form Platz, jenem ſpäterhin ſprichwörtlich
gewordenen Attribut der reiſenden Engländerin
Bald aber ſcheinen die Modeſalons ihre Tätig=
keit
und ihren Erfolg durch ein Feſthalten an einer
ſo ſchlicht=unkomplizierten Mode gefährdet zu
ſehen, und man merkt allenthalben, daß die großen
Modekünſtler der Zeit krampfhaft nach etwas
ſuchen, das alles Bisherige geradezu auf den Kopf
ſtellt. Und eben dieſe Ausgeburt einer krampfhaft
arbeitenden Phantaſie waren die Hoſenröcke des
Jahres 1910, in jeder Hinſicht das Tollſte vom
1930 Tollen, überladen im Schnitt, in der Garnierung,
im Materiale. Daß man nun auch hier wieder Ge=
legenheit
nahm, auf jene Blütenbeete von Hüten
zurückzukommen, die in ihrem hemmungsloſen
Aufbau wahre Zerrbilder der Zeit ſind und
ſchon damals den vielen Witzblättern reichlichen
Stoff lieferten, gehört mit zu der Krampf= und Um=jeden=
Preis=Mode des erſten Dezenniums unſeres Jahrhunderts.
Es kommen nun die Vorkriegsjahre und die Zeit des großen
Völkerringens, die natürlich jede modiſche Arbeit ſtillegten.
Die Aufmachung der Frau wird (ſelbſt wenn es ſich um die
abendliche Kleidung handelt) einfach, ſelbſtverſtändlich, unkompli=
ziert
, beherrſcht.
Kaum aber iſt der Krieg zu Ende, zeigt es ſich auch ſchon,
wie raſch die Mode alles Vergangene begräbt und mit welcher
Eile ſie einen Stil ſchafft, der der ganzen Einſtellung der neu=
reichen
Nachkriegsepoche entſpricht.
Man bringt Kleider aus übertrieben=glitzernden Geweben,
dekolletiert ſie in outrierter Weiſe und gibt ihnen Formen, die
weder durchdacht, noch künſtleriſch empfunden, noch auch ſchön,
ſondern nur kitſchig=prunkvoll ſind.
Erſt dem Jahre 1925 iſt der völlige Umſchwung vorbehalten;
die Frau beſinnt ſich, daß es vollkommen falſch wäre, wenn die
großen Modeſalons ihr die Aufmachung wie bisher diktieren
ſollten und erkennt, daß ſie ſelbſt berufen ſei, an dem Aufbau
einer individuellen Note mitzuarbeiten.
Das kurzgeſchnittene Haar, ein äußeres Zeichen der Unab=
hängigkeit
, beginnt einen einfach=natürlichen Stil erforderlich zu
machen, und es kommt die Linie der Kittelkleider, vor allen
Dingen aber die kurze Mode als Triumph der Emanzipation.
Erſt in allerletzter Zeit iſt man von dieſer ebenſo vernünf=
tigen
wie kleidſamen Mode abgekommen und hält nun 1930
bei einem Stil, der eigentlich noch keiner iſt, bei einer
Note, die noch durchaus unausgeſprochen erſcheint, Damen=
haftigkeit
mit Sportlichkeit zu vereinigen ſucht und ſomit
ſicherlich nur als Vorſtufe einer kommenden modiſchen Ent=
Willy Ungar.
wicklung zu werten wäre . . .

Chermos=Set
heißt die allerletzte amerikaniſche Neuheit, die in ſportlichen
Kreiſen großes Intereſſe erweckt.
Man hat ſich darunter nichts anderes als einen Korkballon
vorzuſtellen, der dazu beſtimmt iſt, ein drink und die dafür
notwendigen Gläſer oder Becher aufzunehmen und zu kühlen.
Ein ſolcher Korkballon hat nämlich die gleichen Eigen=
ſchaften
wie ein Thermophor, und beſonders für Waſſerſportler

(Ruderer, Motorbootfahrer uſw.) erſteht hier eine Neuheit, die
ſicherlich noch viel von ſich reden machen dürfte.
In der Regel wird dieſer Korkballon, der in Amerika ſchon
ſehr eingeführt iſt und zu den vielen Selbſtverſtändlichkeiten
der Weekend=Bequemlichkeit zählt, durch eine ſtarke Schnur ge=
halten
, wird dadurch alſo ununterbrochen von außen gekühlt und
bleibt ſtändig halb an der Oberfläche.
Auch jene, die ein Wochenendhäuschen am Waſſer bewohnen,
werden ſicherlich die gute Idee eines Thermos=Set mit In=
tereſſe
aufgreifen, weil durch eine ſolche Kork=Kugel ja letzten
Endes immer die Möglichkeit geboten iſt, allerlei Speiſen und
Getränke kühl zu erhalten und viel länger zu konſervieren, als
dies ſonſt der Fall wäre (Skizze).
R. HI.

Der loſe Schlüſſelbund
iſt nicht nur unpraktiſch, weil man damit alle Handtaſchen über
kurz oder lang beſchädigt, das Futter zerreißt und ſie allenfalls

ganz aus der Form bringt, ſondern auch darum nicht empfeh=
lenswert
, weil man Gefahr läuft, die Dinge, die loſe in der
Handtaſche untergebracht zu ſein pflegen, beim Herausnehmen
der Schlüſſel zu verſtreuen. Aus dieſem Grunde bürgert ſich
ein Schlüſſel=Säckchen immer mehr und mehr ein.
Es darf natürlich nicht ſorgfam verſchnürt ſein wie jene
Typen, die man früher oft zu ſehen bekam, ſondern muß, um

wirklich praktiſch zu ſein, mit einem raſchen Handgriffe ge=
öffnet
werden können, weshalb man ſich am liebſten an die ver=
ſchiedenen
Zipp=Täſchchen hält, die aus Wildleder oder aus
einem anderen widerſtandsfähigen Materiale verfertigt ſind,
das eben ſelbſt durch ſchwere Schlüſſel nicht leidet (Skizze).
Eine ſolche Schlüſſel=Taſche muß natürlich möglichſt flach
ſein, um in der Handtaſche gut untergebracht werden zu können,
ohne ihre ſchmale Mode=Form ungünſtig zu beeinfluſſen.
R. H.

Bunte Strickmoden für das Kind
ſehen ganz fraglos immer am allerbeſten aus, ob nun das be=
treffende
Stück für Haus oder Schule beſtimmt ſei.
Abgeſehen davon machen die leuchtenden Farben den Kleinen
unendlich viel Freude und ſind auch das, was ſie am beſten
kleidet.

Die Strickſachen haben außerdem auch wie die Erfahrung
lehrt den Vorteil, ungemein praktiſch zu ſein, weil ſie in ihrer
Vielfarbigkeit keineswegs empfindlich ſind und man darauf nicht
(wie auf den verſchiedenen Stoffen) jedes kleinſte Fleckchen ſofort
merkt. Daß ſie auch ganz hervorragend ſtrapazierfähig ſind und
ſelbſt bei ſtarker Inanſpruchnahme immer wie neu ausſehen, da
ſie ja niemals zerknüllt ſind, iſt längſt bekannt.
Ganz beſonders intereſſant ſind die neuen geſtrickten Kinder=
Pull=Overs angeſichts ihrer lebhaften Ornamentik, die ihnen
wie unſere Skizzen zeigen eine ganz neuartige Wirkung zu
W. u.
geben vermag.