Darmstädter Tagblatt 1930


05. September 1930

[  ][ ]

Katt
10 Mfeunige

Bezugspreis:
Bel wöchentlich 7maligem Erſcheinen vom 4. September
bie 30. September 2.48 Reſchomark und 22 Pfennig
Abtragegebühr, abgeholt 225 Reichemar, durch die
Agenluren 2.40 Reſchsmart ſrei Haue. Poſtbezugspreie.
im Sept. ohne Beſellgeld monaliſch 2u8 Reſchemar.
Veranwortliſchkelt für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nſcht übemommen. Nichte
eſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechigt den Bezieher nſcht zur Kürzung des
Bezugsbreiſe. Beſelungen und Abbeſtellngen durch
Fernruf obne Verbindiſchteit für uns. Poſtſcheckonio
Franfurt a. M. 1304.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit + verſebenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſtattet.
Nummer 245
Freitag, den 5. September 1930.
193. Jahrgang

Anzeigenpreis:

A mm breite Zelle im Kreiſe Darmſſadt 25 Reichspig
FinanzAnzeigen 40 Reichepfg. Rellamezelle (92 mm
breitl2Reichemark Anzeſgen von auswärte 40 Reſchtpfg.
Finanz=Anzelgen 60 Reſchepfg. 92 mm breite Rellame=
zelle
2.00 Reichemark. Alle preiſe in Neſchemart
ſ4 Doſlar 420 Markl. Im Falle höberer
Gewaltl, wie Krieg. Aufuhr. Sirel uſw. erſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
auträge
und Leſtung von Schadenerſath. Bel
Konhure oder gerſchtiſcher Beſteſbung fnlt ſeder
Nabalt weg. Banſkonto Deutſche Bank und Darm=
ſtädter
und Nationalbank.

Paneuropa und die Minderheiten.
Die Minderheiken verlangen Neuordnung Europas auf der Grundlage der Freiheil der europäiſchen Völker
dee Mindergellien-Rongreß in Genf. Die umgruppierung auf der Rechten. früher gern vernachläſſgte oder unter böllig einſeitigen Ge=
Eine Rede des deutſchen Minderheikenverkrekers Alle ſachlichen Verhandlungen bis nach den Wahlen ziehung hinter den anderen Nationen zurück=

it Werſcleien Mufl.

Genf, 4. Sept. (Priv.=Tel.)
Kriegsdrohung ausgelegt werde, dann ſei das allgemein kein Be=
der
Souveränität der Staaten. Man verſuche, Paneuropa zuſtande
ohne den 2000 Jahre alten Begriff des Staates mit einem neuen
Flügelſchlag der neuen Zeit berührt. Wenn man ein Europa ſchaf=
und gleichberechtigten Beteiligung aller Volksgemeinſchaften ge=
ſchehen
, die aber nicht gleichbedeutend mit den heutigen Staaten
ſeien. Poincaré habe dem Volkstum der Minderheiten das Todes=
urteil
geſprochen. Das Volkstum laſſe ſich aber nicht töten, und
gerade die Vorgänge zwiſchen Flamen und Wallonen an der
ſchem Fühlen und Denken erzogen: die Neuordnung Europas je=
doch
verlangten ſie auf der Grundlage der Freiheit der europäi=
ſchen
Völker.
Wie beim Minderheiten=Kongreß mitgeteilt wurde, hat die
jugoſlawiſche Regierung nunmehr den deutſchen Minderheiten aus
Jugoſlawien die Teilnahme an dem Kongreß geſtattet und ihnen
die notwendigen Päſſe ausgehändigt.
Die Paneuropapläne Briands haben durch den 6. Minderhei=
tenkongreß
in Genf eine Ablehnung auf der ganzen Linie er=
fahren
. Die Kritik, die dieſes Problem erfuhr, beruht im Grunde
allein auf dem Gedanken, dem der ungariſche Minderheitenver=
treter
Jaroß Ausdruck gab, daß das jetzige franzöſiſche Europa
durch die Staatenföderation mit allen ſeinen Grundfehlern und
Belaſtungen in die Zukunft hinübergerettet werden ſolle. Der
ungariſche Vertreter Szyllö erklärte, man hätte wohl in
Amerika die Vereinigten Staaten ſchaffen können, weil man dort
ein Land ohne geſchichtliche Tradition angetroffen habe; man
werde etwas ähnliches in Zentraleuropa aber niemals zuſtande
bringen. Der jüdiſche Minderheitenvertreter Robinſon=
Kowno verſprach ſich mehr Erfolg von einer Pazifiſtentagung der
europäiſchen Generalſtäbe, als von dem Verſuch, eine europäiſche
Staatenföderation zu ſchaffen, weil man dabei nicht wiſſe, ob
der Paneuropäer ſtärker als der Pannationaliſt ſein werde. Er
warnte vor der Veröffentlichung der Lageberichte der Minderhei=
ten
, weil daraus manche Regierungen nur Anregungen dafür
ſchöpfen würden, wie man die Minderheiten noch ſchlechter be=
handeln
könnte.
Im Verlaufe der Ausſprache auf dem europäiſchen Nationa=
litätenkongreß
widmete der katalaniſche Delegierte herzliche Worte
der Erinnerung dem verſtorbenen deutſchen Außenminiſter Dr.
Streſemann, der allzu früh ſein Leben für die unvergänglichen
Rechte der Minderheiten geopfert hat. Die Teilnehmer der
Verſammlung erhoben ſich bei dieſen Worten von ihren, Sitzen.
derheiten gerecht werde. Es beſtehe die Gefahr, daß die Autori=
tät
und Kompetenz des Völkerbundes, in dem die nationalen
Minderheiten die Garantie ihrer Rechte erblickten, geſchwächt
Kontinent.
Belenk.
Der Minderheitenkongreß hat am Donnerstag einſtimmig
eine Entſchließung angenommen, in der feſtgeſtellt wird, daß die
Verhältniſſe der einzelnen Minderheiten in Europa noch immer Flugzeugen an private Organiſationen die Verantwortung trägt,
nicht geregelt ſeien.
Abgeordnete Ward Hermans gemeinſam mit dem Vertreter der 9
redoch in dieſem Jahre nicht möglich, da die ſatzungsmäßige An= auf früher gegebene Verſprechungen des Sturmpogels für die
meldung der flämiſchen und walloniſchen Gruppe nicht erfolgt war. Sozialdemokratie Reklame machen.

Soziale Fragen in Frankreich.

zuſcaefele
Der ſechſte Minderheiten=Kongreß in Genf beſchäftigte ſich denen neuen Gruppen auf der Rechten den Volkskonſervativen, plin zuſammenzuhalten.
heute mit der Frage: Paneuropa und die Minder= dem Landvolk und den Chriſtlichen, haben ſich, wie ja ſchon der
heiten‟. Der Vertreter der deutſchen Minderheiten in Pol= Kampf um die gemeinſame Landliſte des Landvolkes und der lichkeit noch die Frage des Geburtenrückganges.
niſch=Oberſchleſien, Ulitz, warf dazu die Frage auf, ob heute ſchon Volkskonſervativen gezeigt hat, außerordentlich ſchwierig geſtaltet. Die größere Bevölkerungsdichte der Nachbarſtaaten und die ihr
der günſtige Augenblick für europäiſche Einigungsbeſtrebungen ge= weil jede neue Gruppe zunächſt einmal darauf ſtartete, bei den folgenden politiſchen Konſequenzen gaben dazu den Anſtoß.
kommen ſei und ob man heute ſchon von dem Anfang einer euro= Wahlen eine möglichſt große Anzahl von Mandaten zu gewinnen. Aber die Frageſtellung war meiſtens falſch, da man den Ge=
päiſchen
Solidarität ſprechen könne. Wenn jede Erwähnung der Wenn deshalb jetzt ſchon davon geſprochen wird, daß die verſchie= burtenrückgang faſt immer für ſich allein betrachtete, getrennt
Königsfrage in Ungarn Kriegsgeſchrei in anderen Ländern her= denen Parteien im neuen Reichstage eine gemeinſame Fraktion von anderen, gleichwichtigen Problemen und noch dazu in
vorrufe und die Anſchlußfrage von nicht beteiligten Staaten als bilden ſollen, die ſich dann ſpäter wieder mit der Volkspartei, einem falſchen politiſchen Lichte.
Kriegsgrund betrachtet werde, und wenn jede deutſche Wahlrede, zuſammenſchließen würde, ſo eilt das ſicherlich den Tatſachen weit
in der von der Reviſion der Verträge geſprochen werde, als voraus. Die Möglichkeit eines Zuſammenſchluſſes in irgendeiner der franzöſiſchen Politik nicht immer möglich, den Rahmen,
weis für das Beſtehen der Solidarität und der wirklichen Achtung zu viel dafür, weil, je größer eine Fraktion iſt, deſto ſtärker auch liche Zuwachs der Bevölkerung iſt minimal, im letzten
zu bringen, ohne etwas an dem jetzigen Zuſtande zu ändern und der Beſetzung der Kommiſſionen iſt. Einſtweilen ſind aber alle mit 20 000 die der Geburten. Betrachtet man aber die
ſachlichen Verhandlungen bis nach den Wahlen Statiſtiken der einzelnen Gebiete, ſo erkennt man, daß die Ge=
Inhalt zu füllen. Die Staatsmänner ſeien noch ſehr wenig vom zurückgeſtellt worden, mußten auch zurückgeſtellt werden, fahr der Entvölkerung noch erheblich größer iſt. Am ſchlimm=
weil
die Führer ja vollkommen im Dunkel darüber tappen, wie ſten ſteht es um die mittelfranzöſiſchen und ſüdweſtlichen De=
fen
wolle, ſo könne das nur auf der Grundlage der freiwilligen ſtark ihre Anhängerſchaft im Lande iſt. Das Landvolk, das ſich partements, während im Oſten und Norden die Lage bedeutend
auf die Organiſation des Landbundes ſtützen kann und ja in ein= günſtiger iſt. Beſonders ſtark iſt der Zuwachs
zelnen Gegenden, wie in Eſſen, Thüringen und Württemberg, im Elſaß.
ſchon bei den früheren Wahlen ſelbſtändig vorging, kann mit
die Chriſtlich=Sozialen wiſſen zunächſt noch gar nicht, was zahlen= der Kinder. Hunderttauſend Kinder ſterben jährlich in Frank=
Grenze Frankreichs bewieſen dies. Die Minderheiten ſeien keine, mäßig an Wählermaſſen hinter ihnen ſteht, und auch die Schät= reich im erſten Lebensjahr. Die Urſache der großen Ainder=
Gegner der Pläne Briands. Ihr Schickſal habe ſie zu europäi= zungen in ihren eigenen Reihen gehen weit auseinander. Die ſterblichkeit iſt in erſter Reihe der Mangel an Hygiene.
es aber nirgends bis zu der Zahl von 60 000 reicht, daß ſie alſo Auch in dieſer Hinſicht, beſonders was die Tuberkuloſe und
Der Minderheitenkongreß lehnt Paneuropa ab. ter allen Umſtänden alſo ihre Stimmen wenigſtens auf der Reichs=
liſte
in Mandate umſetzen zu können. Deshalb ſind alle Erörte= Fabriken iſt ungenügend, die Frage der Kinderarbeit iſt nicht
rungen über neue Fraktionsbildungen verfrüht, im Augenblick genügend geregelt. Mutterſchutz und Altersverſorgung ſtehen
Tätigkeit auf die Wahl ſelbſt eingeſtellt und behalten ſich das auf dem Frankreich ſozialpolitiſch führend iſt.
weitere vor, bis die Zahlen vorliegen. Daß aber ſelbſt dann eine
keinen Sinn, ſich jetzt ſchon den Kopf darüber zu zerbrechen, wie ſonders ſchlecht. Einer der Gründe dieſer Erſcheinung iſt die
die Fraktionsgeſtaltung im künftigen Reichstag ſein wird.
eigenen Flugzeugen.
einigen Tagen mit Flugzeugen des Flugunternehmens Sturm= konfus und planlos gebauten Nieſenvorort zu
vogel Wahlpropagandaflüge, die über das ganze Reich führen, werden. Aehnlich ſteht es, wenn auch in geringerem Maße,
Ueber allen Ortſchaften, die überflogen werden, werden ſozial= mit den nordiſchen Induſtriebezirken; die Städte Lille, Rou=
Hlreſomann=Ehrung auf dem Nalionalikäkenkongreß. demokratiſche Flugblätter abgeworfen. Es iſt nun behauptet wor= bair, Tourcoing fließen ineinander, und die Situation wird
reichseigene Flugzeuge handele. Hierzu wird von amtlicher Seite diſcher Arbeiter erſchwert. Die Behörden und ſanitären
folgendes mitgeteilt:
kehrsfliegerſchule vor längerer Zeit einige Flugzeuge, die für die Zeit aber werden in anderen Teilen des Landes Schulen über=
Zwecke der genannten Anſtalten nicht mehr in Betracht kamen, an flüſſig, da es keine Schüler mehr gibt. Die Negierung verſucht
Der Redner legte ſodann den Standpunkt der Minderheiten zu private Luftfahrtvereinigungen verliehen worden. Die Leihge= ſelbſtverſtändlich mit allen Mitteln zu helfen, es wird ein
dem Furopaplan Briands dar, der nicht den Intereſſen der Min= bühren ſind im Hinblick auf die wirtſchaftliche Lage dieſer Verei= Rieſenprogramm für die Neuorganiſation von Paris und Um=
nigungen
und den Marktwert der Flugzeuge auf eine Anerken= gebung ausgearbeitet, und die Sozialpolitik macht ſeit Kriegs=
werde
. Der Briandſche Plan biete den Minderheiten keine Ver= hatte, daß er parteipolitiſch neutral ſei, und daß er im Falle der um ſo mehr, da die Entwicklung in einem überſtürzten Tempo
beſſerung ihres Schickſals. Solange das Nationalitätenproblem Verwendung ſeiner Flugzeuge zu Werbezwecken dies allen anfor= vor ſich ging. Seit Kriegsende iſt Frankreich ein Ein=
nicht
gelöſt ſei, gebe es keine Befriedung auf dem europäiſchen dernden Stellen gegenüber zu den gleichen Bedingungen machen wanderungsland geworden. Aber eine praktiſch
Ein fämiſch=walloniſcher Borſchlag auf Teilung unmöglich wird, wenn dieſes Unternehnen ſich parteipolitiſch be= und oft uuter ſehr primitiven Bedingungen verwendet werden,
tätigt. Ob der Sturmpogel gegen dieſen Grundſatz verſtoßen hat, macht ſich der Mangel an Organiſation beſonders ſtark fühlbar.
wird nachgeprüft werden.
* Da das Reichsverkehrsminiſterium für die Abtretung von
iſt es auch dafür verantwortlich zu machen, daß reichseigene beſteht in dem Widerſpruche zwiſchen der Struktur der Finanz=
an
der Situng des Kongreſſs forderte der bekannte flämiſche Flugzeuge, im Dienſt der Sozialdemokratie politik und den ſozialpolitiſchen Forderungen einer ganz neuen
Wahlpropaganda machen. Das Reichsverkehrsminiſte= Lage, die aus dieſen großen Umwälzungen nach dem Kriege
Walonen Ruska die Zulaſſung zum Minderheitenkongreß als Ver= rium wehrt ſich zwar gegen die erhobenen Vorwürfe und ſtellt hervorgeangen iſt.
treter der Wallonen und Flamen in Belgien. Vor der Sitzung feſt, daß dem Sturmpogel die Flugzeuge überlaſſen worden ſeien,
Frankreich gehört zu den wenigen Ländern, deren finanz=
batten
die beiden Vertreter mitgeteilt, daß ſie die Abſicht hätten, nachdem er erklärt hat, er ſei parteipolitiſch neutral. Das iſt politiſche Lage günſtig genannt werden kann. Aber die
im Minderheitenkongreß die Forderungen walloniſcher und flämi= natürlich eine Ausrede. Jedermann weiß, wie der Sturmpogel Finanzpolitik Frankreichs iſt in einer völlig veralteten Nich=
ſcher
Gruppen zu vertreten, wonach der walloniſche Teil Bel= parteipolitiſch abgeſtempelt iſt. Nur im Reichsverkehrsminiſterium tung feſtgelegt. Die Bewegungsfreiheit der Regierungen iſt
giens an Frankreich, der flämiſche Teil an Holland und Eupen= ſcheint man davon keine Ahnung gehabt zu haben; das Miniſte= finanziell ſehr beengt. Dabei haben die ſtaatlichen Einnahmen
Malmedy an Deutſchland gegeben werden ſolle. Dieſe von den rium iſt alſo über die Ohren gehauen worden. Man darf geſpannt bereits eine Höchſtgrenze erreicht, die Steuereinnahmen
flämiſchen und walloniſchen Vertretern, dargelegte Auffaſſung ſein, was nun geſchehen wird, um den Sturmpogel anzuhalten, betragen, in Gold umgerechnet, das Dreifache
wwürde nichts anderes als eine Aufteilung Belgiens bedeuten. Die ſeine eigenen Verpflichtungen zu erfüllen. Zunächſt aber werden wie 1913, eine weitere Erhöhung der Steuerlaſten kommt
Bulaſſung der beiden Vertreter zum Minderheitenkongreß, war die Flugzeuge ihre Rundreiſe beenden und ohne Rückſichtnahme alſo nicht in Frage.
Uebrigens iſt die Auffaſſung vorherrſchend, daß nicht alle
Fragen der Bevölkerungspolitik durch ſoziale Fürſorge gelöſt

Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, Anfang September 1930.
Der Kampf um die ſoziale Verſicherung hat die Aufmerk=
ſamkeit
der öffentlichen Meinung in Frankreich auf das Ge=
biet
der Sozialpolitik gelenkt, auf ein Gebiet, das man hier
ſichtspunkten) beurteilte. Und man entdeckt, wie weit
Frankreich in den letzten Jahren in dieſer Be=
geblieben
iſt. Der echte Franzoſe iſt immer ein wenig
Individualiſt; es iſt keine leichte Aufgabe, in Frankreich große
* Die Verſuche zur Abſteckung der Grenze unter den verſchie= Organiſationen ins Leben zu rufen und ſie durch ſtraffe Diſzi=
Am meiſten beſchäftigte bis jetzt die franzöſiſche Oeffent=
Frankreich iſt verhältnismäßig dünn bevölkert, und es iſt
Form iſt natürlich erwogen worden. Es ſpricht ja auch praktiſch den ſie ſchuf und noch immer ſchafft, auszufüllen. Der natür=
ihr
Einfluß nicht nur im Plenum, ſondern vor allen Dingen in Jahre überſtieg ſogar die Zahl der Todesfälle
Zu der geringen Durchſchnittszahl der Geburten kommt er=
einem
ſicheren Beſtand rechnen. Die Volkskonſervativen aber und ſchwerend eine übermäßig große Sterblichkeit. Vor allem die
Verbindung der Reichsliſte der Volkskonſervativen mit dem Land= Frankreich iſt überwiegend Agrarland. Die Wohnungsverhält=
volk
geht ja doch zum Teil darauf zurück, daß eine Partei auf niſſe gehören, verglichen mit den in anderen europäiſchen Län=
die
Reichsliſte nur ſoviel Mandate bekommt, als ſie innerhalb dern, zu den ſchlechteſten. Und ſie ſind, das klingt parador,
auf dem Lande noch weit ſchlechter als in den Städten. Ein
der einzelnen Wahlkreisverbände unmittelbar errungen hat, und Uebel, an dem ein ſehr großer Teil Frankreichs leidet, iſt der
die Volkskonſervativen müſſen immerhin damit rechnen, daß ſie Mangel an gefundem Trinkwaſſer. Die Bekämpfung von
zwar überall ſehr ſtarke Stimmenminderheiten aufbringen, daß Krankheiten hat noch nicht die gewünſchten Erfolge gebracht.
mit einer eigenen Reichsliſte ausfallen würden, wenn ſie nicht einige Kinderkrankheiten betrifft, ſteht Frankreich weit hinter
durch den Rückhalt bei dem Landvolk Gelegenheit bekommen, un= anderen europäiſchen Ländern zurück. Endlich: die Arbeits=
verhältniſſe
laſſen viel zu wünſchen übrig. Die Hygiene in den
denkt niemand ſoweit. Alle Parteien haben zunächſt ihre ganze, nicht auf der Höhei überhaupt: es gibt kein einziges Gebiet,
Als eine durchaus ungünſtige, aber unvermeidliche Er=
Einigung über eine fraktionelle Arbeitsgemeinſchaft hinaus ſcheinung wird die rapide Zunahme der Frauen=
glücken
ſollte, iſt mehr als unwahrſcheinlich. Die Verhandlungen arbeit aufgefaßt. Es gibt in Frankreich fünfeinhalb Millio=
über
eine gemeinſamen Wahlaufruf haben deutlich genug gezeigt, nen berufstätige Frauen, und ihre Zahl iſt im ſtetigen Wachſen
wie ſtark das Beharrungsvermögen iſt. Deshalb hat es praktiſch begriffen. Dabei ſind die Arbeitsverhältniſſe der Frauen be=
konſtante
Zuwanderung der Landbevölkerung nach den Städten.
Fünfzig Prozent der Bevölkerung Frankreichs wohnt bereits
S0zialdemokrakiſche Wahlpropaganda mit reichs= in den Städten, und die Entvölkerung des flachen Landes
nimmt noch immer weiter zu. Die Folge iſt ein rapides und
ungeſundes Wachstum der großen Städte: Paris, Marſeille
und Lille führen in dieſer Beziehung. Beſonders um Paris
Berlin, 4. September. herum iſt die Lage außerordentlich kompliziert; das ganze
Die Sozialdemokratiſche Partei Deutſchlands veranſtaltet ſeit Departement Seine iſt im Begriffe, zu einem
den, daß es ſich bei einem oder mehreren dieſer Flugzeuge um noch durch die großen und kompakten Maſſen auslän=
Einrichtungen reichen nicht aus, oder ſind überhaupt nicht vor=
Mit Zuſtimmung des Reichsverkehrsminiſteriums ſind von der handen. In neuen Siedlungen, ſogar in der Umgebung von
Deutſchen Verſuchsanſtalt für Luftfahrt und der Deutſchen Ver= Paris, fehlt es oft an Schulen und Kanaliſation. Zur gleichen
nungsgebühr beſchränkt worden. Der Sturmpogel iſt mit drei ende beträchtliche Fortſchritte. Das Organiſationswerk kann
Flugzeugen beteiligt worden, nachdem er die Erklärung abgegeben, aber bei der immer wieder neuen Lage nur hinterherhinken,
werde. Der Reichsverkehrsminiſter iſt grundſätzlich der Anſicht, wirkſame Auswahl der Einwanderer gibt es noch nicht. Und
daß die Unterſtützung eines Flugunternehmens durch das Reich da die Einwanderer in erſter Linie als ungelernte Arbeiter
Es fehlt nicht an Erkenntnis dieſer Lage die Mittel aber, die
der Negierung zur Verfügung ſtehen, ſind notwendigerweiſe
beſchränkt.
Die größte Sorge der letzten Regierungen in Frankreich

[ ][  ][ ]

Seite 2

Freitag, den 5. September 1930

Nummer 245

werden können. Und der Alpdruck der relativ niedrigen Be=
völkerungsdichte
iſt es, der die ſozialen Fragen immer wieder
in den Vordergrund ſtellt. Würde man in Frankreich auch
dieſe Frage vernachläſſigen, das fasciſtiſche Italien würde
immer Sorge dafür tragen, die Entvölkerung Frankreichs der
Welt vor Augen zu führen.
Als die große Arznei für die meiſten dieſer Nöte
wurde noch vor einigen Jahren die Einwanderung an=
geſehen
. Damals war man noch reſtlos optimiſtiſch in dieſer
Beziehung. Heute iſt das Gegenteil der Fall, ja man neigt
in dieſem Punkte zu einem übertriebenen Peſſimismus.
Es iſt allerdings Tatſache, daß die Hoffnungen auf eine
ſchnelle und vollkommene Aſſimilierung der Einwanderer ſich
nicht erfüllt haben. Sie konnten ſich auch nicht erfüllen. Zu
allererſt erwartete man Wunder in dieſer Beziehung, man
glaubte, daß die Einwanderer im Handumdrehen zu Franzoſen
würden und erwog ängſtlich die Nachteile, die ein ſolches
Wunder mit ſich gebracht hätte. Das Wunder kam nicht, dafür
aber eine Reihe von Enttäuſchungen, deren Bedeutung man
übertrieb.
Die Organiſierung der Einwanderung erfolgte gar nicht
nach einheitlichem Geſichtspunkte, inſoweit man überhaupt von
einer Organiſierung ſprechen kann. Arbeitermaſſen wurden
eingeführt, je nach dem augenblicklichen Bedarf der Arbeit=
geber
, ohne eine wirkſame Auswahl. Die ſporadiſche Einwan=
derung
wurde überhaupt nicht kontrolliert. Die Folge war, daß
Frankreich ſehr viel minderwertige Elemente aufneh=
men
mußte, insbeſondere alles, was von Amerika zu=
rückgewieſen
wurde. Das hat die Aſſimilierung natür=
lich
nicht erleichtert. Die wichtigſten Einwanderer, die Polen
und Italiener, bilden oft ethniſche Inſeln. Die Polen erweiſen
ſich als diejenigen Elemente, die am ſchwerſten zu aſſimilieren
ſind. Rechnet man noch dazu, daß ſie auf einem ſehr niedrigen
kulturellen Niveau ſtehen, ſo kann man die ziemlich ſcharfen
Kritiken verſtehen, die die polniſche Einwanderung auslöſt.
Ausſchlaggebend für ihre Zulaſſung waren aber die niedrigen
Lohnanſprüche der polniſchen Elemente.
Die Aſſimilierung der Italiener wird von der fasciſtiſchen
Politik ſyſtematiſch verhindert. Während früher ſehr viele
Italiener in Frankreich ſich naturaliſieren ließen, iſt heute die
Zahl der Naturaliſierungen im Verhältnis zur Einwanderung
außerordentlich gering. Die Zahl der eingewanderten oder in
Frankreich geborenen Italiener, die in Frankreich ihren Mili=
tärdienſt
erledigen, iſt ſehr klein und wird immer kleiner. Es
gelang dem italieniſchen Fascismus, die Ein=
wanderung
nach Frankreich, die ja ſelbſt für
Italien eine Notwendigkeit iſt, ſo zu organi=
ſieren
, daß Frankreich von ihr denkbar wenig
profitiert. Die fasciſtiſchen Organiſationen, die ſich in
Frankreich ſehr viel erlauben, üben auf die italieniſchen Ein=
wanderer
einen moraliſchen Druck aus, ſie organiſieren die
Rückwanderung und wahren mit allen Mitteln die Erhaltung
der nationalen Geſinnung. In Lothringen kann man in man=
chen
Ortſchaften Schwarzhemden ſehen und die Giovenezza‟
hören, was begreiflicherweiſe die franzöſiſchen Herzen nicht
übermäßig erfreut. Aber auch die nichtfasciſtiſchen Italiener,
unter denen es viele extrem links orientierte Elemente gibt,
bereiten den franzöſiſchen Behörden wenig Freude. Sie ſind
politiſch äußerſt aktiv und bilden eine dauernde Quelle der
Reibungen mit Italien. Beſonders an der italieniſchen Grenze
und in Korſika. Die Einwanderung aus Belgien hat auch
ihre Schattenſeiten. Politiſch ſind die belgiſchen Arbeiter ſtark
nach links orientiert, und ſeit der Stabiliſierung der Währung
in Frankreich werden ſie von den franzöſiſchen oft als Lohn=
drücker
bekämpft. Aus Spanien kommen meiſtens nur
Saiſonarbeiter. Die Einwanderung aus dem Balkan und
die höchſt unerwünſchte Einwanderung aus den
Kolonien gibt zu denſelben Klagen Anlaß wie
die Einwanderung aus Polen.
Die Aſſimilierung begegnet übrigens auch von franzöſiſcher
Seite ſehr oft Schwierigkeiten, denn die franzöſiſche Tradition
iſt ſtarr und nimmt keine Rückſicht auf das Seelenleben der
Einwanderer. Trotz alledem iſt aber die Einwanderung ein
poſitiver Faktor in der franzöſiſchen Bevölkerungspolitik, den
man nicht unterſchätzen ſoll.

Eine Wahlenke.
* In einer deutſchnationalen Verſammlung hat der Abg.
Oberfohren behauptet, daß in der Notverordnung des Reichs=
präſidenten
der Reichsregierung das Recht eingeräumt wird,
Anleihen in Höhe von mehreren Milliarden Mark aufzu=
nehmen
. Das iſt unrichtig. Zwar wird die Notverordnung
ein gewiſſes Anleiherecht, das ſich aber nur auf geringfügige
Beträge erſtreckt, enthalten. Weiter iſt nun von Abg. Ober=
fohren
behauptet worden, daß wegen einer großen Anleihe
mit Frankreich verhandelt würde und daß Frankreich
dieſe Gelegenheit benutzen würde, um auf die
Politik des Reiches Einfluß zu nehmen. Das
Ganze iſt weiter nichts als eine Wahlente, der hiermit
der Kopf umgedreht iſt.

Vom Tage.
Die Chriſtlich=Nationale Bauern= und Landvolkpartei, die
Deutſche Volkspartei, die Deutſche Staatspartei, die Deutſche Zen=
trumspartei
, die Konſervative Volkspartei und die Wirtſchafts=
partei
haben im Wahlkreis HalleMerſeburg
Burgfrieden vereinbart.
Im Auswärtigen Amt iſt ein Auslieferungsver=
trag
zwiſchen dem Deutſchen Reich und der türki=
ſchen
Republik unterzeichnet worden. Der Vertrag be=
darf
der Ratifikation und wird dem Reichstag vorgelegt werden.
Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die O.G.P.U. im
Zuſammenhang mit der Verhaftung Suchanows
und anderer Führer der ruſſiſchen Intelligenz
am Mittwoch weitere Verhaftungen vorgenommen,
wodurch die Zahl der Verhafteten auf 31 geſtiegen iſt. Bei den
Verhafteten ſoll angeblich ein Schriftwechſel gefunden worden ſein,
aus dem hervorgehen ſoll, daß ſie verſucht haben, die oppoſitionelle
Bewegung in der Partei für ihre Zwecke auszunutzen, um die
Sowjetherrſchaft zu ſtürzen.
Der deutſche Botſchafter in Paris v. Hoeſch,
ſtattete geſtern dem franzöſiſchen Außenminiſter Briand einen
Beſuch ab, wobei die in Genf auf der Tagesordnung ſtehenden
Fragen zur Sprache kamen.
Der politiſchen Polizei in Konſtantinopel iſt es ge=
lungen
, eine große kommuniſtiſche Geheimver=
bindung
aufzudecken, die ihre Fäden ſogar bis nach An=
gora
ausgedehnt hatte. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorge=
nommen
Unter den Verhafteten befinden ſich mehrere Profeſſoren
und Studenten.
Die Lage in Argentinien iſt noch immer unge=
klärt
. Präſident Irigoyen hat für den 11. September den
argentiniſchen Nationalkongreß einberufen, anſchei=
nend
, um eine konſtitutionelle Löſung der gegenwärtigen Kriſe
anzubahnen.
Bei der neuen Aufſtandsbewegung in Indien
handelt es ſich um eine Erhebungg der Bauern, die eine
ſelbſtändige Regierung aufrichten wollen.
Die Beſprechungen mit Gandhi um einen Frie=
densſchluß
in Indien ſind abgebrochen worden.

Kein geſekzlicher Zwang zur Ausübung der Wahl.
* Das Reichskabinett hat ſich in ſeiner letzten Sitzung auch
mit der Frage beſchäftigt, wie weit es möglich wäre, durch Ein=
führung
der Wahlpflicht die Partei der Nichtwähler mobil zu
machen. Man hat ſich aber doch ſchon bei der Beſprechung im
Rechtsausſchuß dahin entſchieden, daß praktiſch mit einem
geſetzlichen Zwang zur Wahl nichts anzufan=
gen
iſt. Es klingt zwar ſehr ſchön, die Nichtwähler mit einer
Strafſteuer in Form eines erheblichen Zuſchlages zur Ein=
ommenſteuer
zu belegen, die Ausführung eines ſolchen Grund=
ſatzes
aber würde eine außerordentliche Komplizierung des
ganzen Wahlſyſtems bedeuten, der vermutlich unſer Verwal=
tungsapparat
nicht gewachſen iſt. Denn ſchließlich gibt es
Tauſende von Gründen, die dem einzelnen Wähler die Betei=
ligung
an der Wahl unmöglich machen. Jeder einzelne Fall
mußte bei 10 Millionen Nichtwählern! nachgeprüft wer=
den
. Die ganze Verwaltungsmaſchine wäre auf Monate hinaus
ſtillgelegt, und der finanzielle Nutzeffekt wäre nicht ſonderlich
groß. Die Regierung hat alſo wohl recht, wenn ſie ſich von
einem geſetzlichen Zwang nichts verſpricht. Dagegen wird der
Gedanke, inwieweit es möglich iſt, einen moraliſchen
Zwang auszuüben, noch weiter verfolgt. Für ein Staats=
volk
bedeutet ja doch eigentlich Wahlrecht Wahlpflicht; Wahl=
enthaltung
iſt eine Verſündigung dem Staate gegenüber, und
wenn die Regierung alle Mittel anwendet, um die Gewiſſen zu
ſchärfen, dann würde ſie durchaus im Rahmen ihrer Befugniſſe
handeln.
Der Polizeikoſten=Konflikt mit Thüringen.
* Wie wir hören, iſt nicht beabſichtigt, dem Lande Thürin=
gen
den geſamten überſchießenden Polizeikoſtenbetrag in Höhe
von 640000 Mk. von der nächſten Ueberweiſung abzuziehen.
Dieſer Betrag ſoll vielmehr ratenweiſe einbehalten werden.
Genaue Beſtimmungen ſind darüber noch nicht getroffen. Man
glaubt aber, daß die Reichsſteuerüberweiſungen monatlich
etwa um 5060 000 Mk. gekürzt werden. In Berlin ſteht man
auf dem Standpunkt, daß durch dieſe Kürzung das Land Thü=
ringen
in finanzielle Schwierigkeiten nicht geraten wird. Die
ſteuerlichen Ueberweiſungen durch das Reich ſind zwar nicht
jeden Monat gleich, ſie ſchwanken zwiſchen 4 bis 10 Millionen
Mark, ſodaß alſo die Summe, die in Abzug gebracht wird, im
Vergleich zu den monatlichen Ueberweiſungen nicht allzu er=
heblich
iſt. Es wird übrigens noch darauf aufmerkſam gemacht
daß der Reichsfinanzminiſter zu dieſem Abzug ſchreiten mußte,
weil er geſetzlich verpflichtet iſt, für die Einziehung zu viel ge=
zahlter
Beträge an die Länder zu ſorgen. Unterläßt er das,
dann kann er ſogar zur Verantwortung gezogen werden.

Der Alkonger Bombenleger=Prozeß.
Vernehmung des Unkerſuchungsrichkers Dr. Maſur.
Altona, 4. September.
Zu Beginn der Mittwochsverhandlung im Bombenleger=
prozeß
fehlten wieder die Angeklagten Boſſen und die Ehe=
leute
Holländer. Da ihre Anweſenheit morgen dringend erfor=
derlich
iſt, beantragte Staatsanwalt Dr. Junker ihre Vorfüh=
rung
. Hinſichtlich der Frau Holländer, die ſchwer herzleidend M
iſt, wurde der Antrag zurückgeſtellt.
In ſeiner dann fortgeſetzten Vernehmung erklärte Unter=
ſuchungsrichter
Dr. Maſur, daß die Ausſagen des Angeklagten
Herbert Schmidt den Stempel der Wahrheit an ſich getragen
hätten, und daß er insbeſondere Nickels und Bruno von Salo=
mon
durch die Ausſagen Schmidts als ſchwer belaſtet betrach=
tet
habe. Auch die Ausſage des Angeklagten Rieper habe
keinen Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit gelaſſen. Für eine direkte
Mitſchuld des Angeklagten Hamkens ließen ſich Beweiſe nicht
erbringen. Von Klaus Heim hat Hamkens ausgeſagt, er habe
das Vorgehen ſeiner Anhänger nicht nur gebilligt, ſondern
ſelber gewollt und veranlaßt. Heim habe jedoch immer nur
geſagt, er wiſſe von nichts und habe mit der ganzen Sache
nichts zu tun. Dabei ſei er bis heute geblieben.
Auf Befragen des Rechtsanwalts Dr. Brandt ſagte Dr.
Maſur, Volck habe ſich auch an Juſtizrat Claas gewandt, um
100 000 RM. für die Landvolkbewegung zu erhalten. Die Ver=
handlungen
ſind aber geſcheitert. Auch Kapitän Ehrhardt habe
ſeine Hilfe verweigert. Der Angeklagte Volck ſagte, daß ihm
in Italien von dem Kriminalkommiſſar Teichmann 50 000
RM. geboten worden ſeien, wenn er die Hintergründe der
Landvolkbewegung aufdecken und Ehrhardt, Claas oder Hugen=
berg
der Strafverfolgung ausliefern würde.
In der weiteren Verhandlung des Bombenlegerprozeſſes
teilte Rechtsanwalt Pohlmann mit, daß der Angeklagte Becker
nicht mehr der Verhandlung beiwohnen könne, weil er ſich e
krank fühle. Der Vorſitzende verkündete nach Beratung des
Gerichts, daß die Verhandlung auf Donnerstag vormittag ver=
tagt
wird. Es wird feſtgeſtellt werden, ob der Angeklagte
Becker wirklich krank iſt oder nur verſucht, ſich der Verhandlung
zu entziehen. Im letzteren Falle wird naturgemäß mit aller
Schärfe gegen ihn vorgegangen werden.
Streit um den Sachverſtändigen Kracht.
In der Donnerstags=Verhandlung des Bombenleger=Prozeſſes
wies Rechtsanwalt Dr. Luetgebrune im Auftrage ſeiner Man=
danten
die Unterſtellung des Nebenklägers zurück, wonach es der
Landvolkbewegung um die Vorbereitung eines gewaltſamen Um=
ſturzes
zu tun geweſen ſei, bei dem es auch keine Rolle geſpielt
hätte, wenn Menſchen zu Schaden gekommen wären. Nach einer
kurzen nochmaligen Vernehmung des Unterſuchungsrichters Dr.
Maſur, der ſich noch über die Ausſagen der Angeklagten Boſſen
und des Ehepaares Holländer äußerte, erklärte Rechtsanwalt
Luetgebrune, er lehne den Sachverſtändigen Kracht wegen Be=
fangenheit
ab, weil er einer Loge angehört, die von den Ange=
klagten
aufs ſchärfſte bekämpft werde. Rechtsanwalt Hüttmann
fügte noch beſondere Erläuterungen hinzu bezüglich der bei Auf=
nahme
in einer Freimaurerloge abzulegenden Gelübde, von denen
eines den Freimaurer verpflichtet, ſelbſt vor Gericht als Zeuge
unter Eid gegebenenfalls keine Ausſage zu machen, wenn es den
Logenintereſſen zuwiderlaufe. Staatsanwalt Dr. Junker wider=
ſprach
dem Ablehnungsantrage. Sachverſtändiger Dr. Kracht
äußerte ſich dann ſelbſt zu dem Antrag. Er gab zu, der großen
Landesloge für Deutſchland anzugehören, die beſonders vom
Tannenbergbund ſcharf bekämpft wird, bezeichnete es aber als
unwahr, daß bei der Freimaurerei ſachlich geheim verhandelt
werde. Das Geheimnis beziehe ſich vielmehr auf das Ritual.
Weiter beſtritt er entſchieden, gegen die Landvolkbewegung wie
überhaupt gegen das Landvolk irgendwie feindſelig eingeſtellt zu
ſein oder einer beſtimmten politiſchen Richtung anzugehören. Das
Gericht zog ſich darauf zur Beratung zurück.
Der Reichsinnenminiſter regt ein Brannkwein=
ausſchankverbok
für den 14. Sepkember an.
Berlin, 4. September.
Der Reichsminiſter des Innern hat bei ſämtlichen außer=
preußiſchen
Landesregierungen angeregt, ſich dem Vorgehen des
preußiſchen Miniſters des Innern anzuſchließen und für den Tag
der Reichstagswahl den Ausſchank von Branntwein und den
Kleinhandel mit Trinkbranntwein zu verbieten. Bei der durch
den Wahlkampf ſehr erregten leidenſchaftlichen Stimmung in wei=
ten
Volkskreiſen erſcheint ein ſolches Verbot beſonders dringlich.
Das neue Gaſtſtättengeſetz vom 28, April gibt den oberſten Lan=
desbehörden
die Ermächtigung zu einem ſolchen Verbot.

Enkrüftung über Goethe.
Die Leiden des jungen Werther im zeitgenöſſiſchen Urteil.
Der Dresdner Anzeiger hat aus Anlaß ſeines
200jährigen Beſtehens am 1. September ein Werk
mit mehr als 200 mehr= und einfarbigen Abbil=
dungen
herausgegeben: Eine deutſche Zei=
tung
: 200 Jahre Dresdner Anzeiger,
von Dr. Herbert Zeißig, (Verlag Dresdner An=
zeiger
, Dresden. Preis des 510 Seiten umfaſſenden,
in Ganzleinen gebundenen Buches 24 Mark.) Der
folgende, weſentlich gekürzte Abſchnitt entſtammt dem
Teile des Buches, das die Gelehrten Anzeigen eine
von 1749 bis etwa 1830 beſtehende Beilage des Dres=
dner
Anzeigers, behandelt.
Die Leiden des jungen Werther ſind in den Ge=
lehrten
Anzeigen mehr als einmal genannt worden. Freilich nicht
mit Worten der Anerkennung. Beiſpielsweiſe ſchalt 1781 ein un=
bekannter
Verfaſſer in einem Seitenblick auf die Romane ein
Buch, das den Selbſtmord nach Göthen noch einmal zu predigen
unternimmt und dann warnte er die Leſer noch vor anderen
Werken, wobei er den Werther nicht viel höher einſchätzte als
freche Buhlſchriften Als Beiſpiele ſolcher feiner Schriften
wurden u. a. angeführt: Der im Irrgarten der Liebe herum=
taumelnde
Kavalier, Venus im Kloſter, Die Jeſuiten bey
guter Laune und vielleicht 10 000 andere dieſes Schlages.
1776 ſchon hatte es eine nicht viel weniger harte Kritik ge=
geben
. Der Aufſatz war wieder in die Form eines Briefes ge=
kleidet
, und darin konnte man leſen:
Wenn ich annehme, daß in der ganzen Erzehlung wirklich
hiſtoriſche Wahrheit herrſche, ſo gefällt mir Werther ganz und
gar nicht. Das iſt wahr, einige Stellen in der Geſchichte ſind
ſchön und laſſen ſich gar angenehm leſen; etliche aber ſind
ſchlüpfrig, und noch andere gar profan, und für manchen jungen
unfürſichtigen Leſer vielleicht anſteckend.
Daß Werther ſich nicht enthalten konnte, den kleinen Louis,
ſeines kleinen Rotznäschens ungeachtet, herzlich zu küſſen, das
lieſt man und lächelt, denn es iſt treffende Zeichnung des kin=
diſchen
Alters. Ich aber laſſe doch im ähnlichen Fall meinen
kleinen Carl lieber erſt ſein Schnupftüchlein nehmen, und ſich
das Näschen putzen, ehe ich ihn küſſe. Was muß das nicht für
ein Menſch ſeyn, der vom Selbſtmord ſo denkt und raiſonniret
wie Werther! und, wie ſehr abgeneigt muß er der Wahrheit
ſevn, da er als Sohn eines ſo rechtſchaffenen erleuchteten Va=
ters
, der der ganzen Welt göttliche Wahrheiten ſo ſchön
empfohlen hat, ſo ungeſunde Grundſätze heget und nähret!
Lächerlich iſt endlich die Anmerkung des Biographen ganz

am Ende: Handwerker trugen ihn. Kein Geiſtlicher hat ihn
begleitet. Ey, ey! was da der Geiſtliche des Orts doch für
einen liebloſen Fehler begangen hat! Er hat ihn nicht be=
gleitet
! auch nicht Leichenpredigt, nicht Abdankung gehalten!
das iſt wohl nicht recht. Worzu ſoll dieſe ganze Anmerkung?
Sie macht dem Herrn Romanſchreiber bey Verſtändigen gewiß
ebenſowenig Ehre, als das ganze Schriftgen ihren Beyfall
haben wird."
Wie kleinlich dieſe Kritik war, ſieht man am beſten an der
Stelle, wo dem kleinen Louis das Schnupftüchlein angeraten wird.
Und daß die Abſicht Goethes, um Mitleid für den unglücklichen
Selbſtmörder zu werben, verſtanden, wenn freilich auch nicht ge=
billigt
war, das zeigte der Kritiker, ein Magiſter Kirſch, ebenfalls
deutlich genug.
Später ſtellte man ſich allerdings anders zu dem Dichter und
Geheimen Rath von Goethe. Der Verleger Georg Joachim
Göſchen in Leipzig, der in der Nr. 35 der Gelehrten Anzeigen von
1786 des Herrn G. R. von Göthe zu Weimar ſämtliche Werke in
acht Bänden ankündigte, betonte ſogar, das Publikum habe ihn
ſchon vom Anfange her unter ſeine Lieblingsdichter geſtellt. An
die moraliſierenden Kritiker dachte er dabei ſicherlich nicht. Uebri=
gens
waren auch die erſten Aufführungen Goetheſcher Dramen in
Dresden nicht auf Verſtändnis geſtoßen. Noch im Jahre nach der
Anzeige Göſchens erfuhren die Geſchwiſter Ablehnung, und
genau ſo war es im Dezember 1777 Clapigo ergangen. Göſchen
jedenfalls erklärte, dem Publikum werde es wohl ſehr angenehm
ſein, daß Goethe ſich entſchloſſen habe, eine vollſtändige Ausgabe
ſeiner Werke zu beſorgen, denn es ſehne ſich ſchon lange nach wei=
teren
Büchern dieſes Schriftſtellers. Bisher ſei ohne Goethes
Wiſſen zuſammengerafft worden, was man gefunden oder von
dem man geglaubt habe, daß es von ihm ſein könne, und auf
dieſe Weiſe ſeien die ſogenannten Sammlungen ſeiner Werke ent=
ſtanden
, die Sachen enthielten, die von Goethe ſelbſt nicht als
eigene Arbeiten anerkannt würden. Sie ſeien auch nicht voll=
ſtändig
, weil das meiſte der Goetheſchen Schriften bisher noch
ungedruckt daliege. Zum Schluß teilte Göſchen mit, daß er es für
nötig finde, ſich bei ſeinem Unternehmen gegen die Räuberey
unſerer ehrloſen Nachdrucker durch den Weg der Subſkription zu
decken. Die Subſkribenten konnten ſich im Dresdner Adreß= Comp=
toir
einzeichnen.

Verdis Simone Boccanegra.
Zur Erſtaufführung im Heſſiſchen Landestheater wird uns
aus dem Bureau des Landestheaters geſchrieben:
Als Eröffnugsvorſtellung der Spielzeit 1930/31
gelangt Sonntag, den 7. September, im Großen Haus Verdis

Oper Simone Boccanegra zum erſten Male zur Auf=
führung
. Mit der Macht des Schickſals gehört Verdis
Simone Boccanegra zu denjenigen Opern, die ſeit der von
Franz Werfel inſpirierten Verdi=Renaiſſance auf den deutſchen
Bühnen Eingang gefunden haben. Von dieſen wiederentdeck=
ten
Verdi=Werken haben als die beiden wertvollſten
Die Macht des Schickſals und Simone Boccanegra, ihre
Eignung für einen endgültigen Verbleib im Repertoire der
großen Opernbühnen in einer Kette erfolgreichſter Aufführun=
gen
bereits unter Beweis geſtellt. Die Einfügung beider
Opern in den diesjährigen Spielplan des Heſſiſchen Landes=
theaters
wird daher von den Muſik= und Theaterfreunden mit
beſonderem Intereſſe begrüßt werden, zumal dadurch eine
weſentliche Bereicherung der in den letzten Spielzeiten bereits
planmäßig in Angriff genommenen Verdi=Neuinſzenierung
(Othello, Traviata, Troubadour) möglich iſt.
Verdi hat ſeinen Simone Boccanegra, dem bei ſeinem
erſten Erſcheinen im Jahre 1857 der erhoffte große Erfolg
verſagt blieb, etwa fünfundzwanzig Jahre ſpäter einer Um=
arbeitung
unterzogen, die den Simone Boccanegra zu einem
bevorzugten Werk der italieniſchen Opernbühnen und des ita=
lieniſchen
Publikums werden ließ. Die Abneigung der deut=
ſchen
Bühnen gegen den Simone Boccanegra war auf grobe
Mängel und Unklarheiten des an Schillers Fiesko angelehn=
ten
Textbuches zurückzuführen. An dieſem Textbuch iſt von
dem Dichter Franz Werfel eine gründliche Bearbeitung vor=
genommen
worden, die den dramatiſchen Vorgang dem Niveau
der geiſtig bedeutenden, reichen und reifen Partitur anzupaſſen
ſuchte. Werfel hat das politiſche Motiv der Oper aus einer
lokalen genueſiſchen Angelegenheit ins Allgemeinere gewandt,
hat die Feindſchaft zwiſchen Plebejern und Adligen zum Haupt=
thema
der Oper erhoben und das perſönliche Schickſal des
Plebejers Simone Boccanegra, der zum Dogen erhoben wird,
geſchickt in den größeren Rahmen eingebaut.

Ein Jahr Neue Linie‟! Thomas Mann, Wilhelm Schä=
fer
, Norbert Jacques, der Reichskunſtwart Dr. Redslob und Frau
Emma Kromer haben ſich hierzu höchſt anerkennend geäußert. Das
September=Heft iſt beſonders reich ausgeſtattet. Carl Haenſel
ſchreibt über die erſte Beſteigung des Groß=Glockners. Einen höchſt
witzigen Beitrag lieferte Peter Bamm über die Frage: Jeder ein=
mal
in Berlin? Fritz Herbert Lehr zieht ein kritiſches Tonfilm=
Fazit. Karl Wagner äußert ſich über den herbſtlichen Blumen=
garten
. Wilhelm Schäfer und Francis Jammes erſcheinen im
Unterhaltungsteil. Die Mode ſteht im Zeichen der fallenden
Blätter und gibt die erſten Winke für den Spätherbſt und den
kommenden Winter. Die Gewinner unſeres Preisausſchreibens
findet man im Bilde. Preis des Heftes 1 Mark; überall erhält=
lich
, ſonſt auch direkt vom Verlag Otto Beyer, Leipzig, Weſt=
ſtraße
72.

[ ][  ][ ]

Nummer 245

Die Zeppelin=Blamage tſchechiſcher
Heher.
Läppiſche Märchen, die zuſammengebrochen ſind. Keine ver=
botenen
Flugzonen in der Tſchechoflowakei.
Von unſerem =Korreſpondenten.

Prag, 3. September.
Eine beſondere Ueberraſchung bot in der Tſchechoſlowakei
der Flug des Luftſchiffes Graf Zeppelin über Reichenberg,
Prag und Pilſen im Anſchluß an ſeine Oſtpreußenfahrt an=
fangs
der vergangenen Woche. Abertauſende haben auch in
Prag und Pilſen und Reichenberg den Luftrieſen bewundert
aber es vergingen nur wenige Stunden, und die Prager Boule=
vardpreſſe
tobte ſich in ſpaltenlangen Aufſätzen gegen die Ueber=
fliegung
tſchechoſlowakiſchen Gebietes durch das deutſche Luft=
ſchiff
aus. Ihr war es eine Selbſtverſtändlichkeit, daß der Flug
des Graf Zeppelin über Pilſen mit Vorbedacht durchgeführt
worden ſei, weil bei dieſer Gelegenheit photographiſche Auf=
nahmen
der Skodawerke gemacht werden konnten, und ſie erhob
heftige Angriffe gegen jene miniſteriellen Stellen, die den Flug
des Luftſchiffes über die Tſchechoſlowakei erlaubt hatten.
In dieſem Zuſammenhange wurde darauf hingewieſen,
daß das Gebiet um Pilſen zu den ſogenannten ver=
botenen
Flugzonen gehöre, weshalb es um ſo mehr verwun=
dern
müſſe, daß Graf Zeppelin ausgerechnet und ungehindert
habe ſeine Route über Pilſen nehmen können.
Die dem Außenminiſter Dr. Beneſch naheſtehende Prager
Preſſe hat in anerkennenswerter Weiſe den tſchechiſchen Hitz=
köpfen
, die in dem Zeppelinflug eine Gefahr ſahen und ihn mit
Spionageabſichten in Verbindung brachten, einen Dämpfer auf=
geſetzt
, indem ſie erklärte, daß die reichsdeutſche Flugſchiffleitung
bei der Führung des Zeppelinfluges über Böhmen mehr als
korrekt vorgegangen ſei und daß es läppiſch ſei, anzunehmen,
dieſer Flug hätte geheimnisvolle Hintergründe. Da eine ge=
wiſſe
Sorte tſchechiſcher Preſſeprodukte nichtsdeſtoweniger ihre
Hetze fortſetzt, hat nunmehr der ehemalige Miniſter für öffentliche
Arbeiten, Ing. Roubik, Leiter der Flugſektion des Miniſteriums,
eindeutig erklärt, daß es verbotene Flugzonen in der Tſchecho=
ſlowakei
überhaupt nicht gebe und daß die Folgerungen, die
von einem Teil der tſchechiſchen Preſſe und der Oeffentlichkeit
an den Flug des Zeppelin über Prag, Reichenberg und Pilſen
geknüpft worden ſind, auf völlig falſchen Vorausſetzungen be=
ruhen
. In der grundſätzlich wichtigen Erklärung führte der
Sektionschef u. a. aus:

Die Leitung der Zeppelin=Werke hat der Tſchechoſlowakei
das Vorhaben, mit dem Luftſchiff Graf Zeppelin tſchechoſlo=
wakiſches
Gebiet zu überfliegen, auf diplomatiſchem Weg be=
kanntgegeben
. Das Luftſchiff Graf Zeppelin hat ſich aviſiert,
obzwar es nach dem tſchechoſlowakiſch=deutſchen Flugvertrag
überhaupt nicht dazu verpflichtet war, die tſchechiſchen Behörden
von ſeinem Vorhaben zu verſtändigen. Trotzdem ging die Ver=
waltung
der Zeppelinwerke noch weiter und hat offiziell um die
Erlaubnis nachgeſucht, tſchechoſlowakiſches Hoheitsgebiet über=
fliegen
zu dürfen. Sie wurde auch von den tſchechiſchen Behör=
den
ohne jede Einſchränkung erteilt. Die Behörden hatten dazu
auf Grund der deſtehenden Verträge uneingeſchränkte Vollmacht.
Ebenſo wie mit anderen Staaten beſitzt die Tſchechoſlowakei
auch einen Flugvertrag mit Deutſchland, unterfertigt in Prag
am 22. Januar 1927. In dieſem Vertrag iſt die Generalklauſel
feſtgelegt, daß Einzelflüge über tſchechoſlowakiſches Gebiet und
umgekehrt über reichsdeutſches Territorium frei ſind und daß
bloß der regelmäßige Flugverkehr über dieſen oder jenen Staat
an die Bewilligung des zuſtändigen Staates gebunden iſt.
Kommen daher beiſpielsweiſe regelmäßige Fluglinien in Frage,
bzw. regelmäßige Flugtransporte, ſo müſſen laut Vertrag beide
Vertragsſtaaten darüber übereinkommen, welche Fluggeſellſchaften
dieſe Linien bedienen ſollen, wo ſie fliegen werden, unter wel=
chen
Vorausſetzungen und Umſtänden der Flug vor ſich gehen
wird uſw. Beim Beſuch des Luftſchiffes Graf Zeppelin lag
ein ausgeſprochener Einzelflug vor, der an ſich ohne jede
weitere Erlaubnis bewilligt iſt. Der Vertrag ſagt ausdrücklich:
Jeder der beiden vertragsſchließenden Teile gewährt in Friedens=
zeiten
unter der Bedingung der vollen Gegenſeitigkeit Luftfahr=
zeugen
des anderen vertragſchließenden Teiles bei Beachtung
der in dieſem Abkommen enthaltenen Beſtimmungen das Recht
zum Flugverkehr in ſeinem Hoheitsgebiet. Einrichtungen und
Betrieb von regelmäßigen Fluglinien unterliegen einer Sonder=
vereinbarung
. Als Luftfahrzeug im Sinne dieſes Vertrages
gelten die privaten und jene ſtaatlichen Luftfahrzeuge, die nicht
als Armee=, Zoll= oder Polizeiflugzeuge verwendet werden.
Damit iſt der Zeppelinflug über Böhmen vollſtändig durch
den tſchechoſlowakiſch=deutſchen Flugvertrag gedeckt. Denn wir
haben es im Sinne des Vertrages bei dem Luftſchiff mit einem
Luftfahrzeug zu tun. Das Einholen der Erlaubnis, das ver=
tragsgemäß
nicht erforderlich war, erkläre ich mir als Vorſorge
für den Fall einer eventuellen Notlandung, zumal die Tſchecho=
flowakei
bisher kein geeignetes Fluggelände beſitzt, wo ein Luft=
ſchiff
von den Ausmaßen des Zeppelins landen könnte.

Freitag, den 5. September 1930

Unhaltbar ſind die Behauptungen, daß in der Tſchechoflo=
wakei
Flugzonen exiſtieren, die nicht überflogen werden dürfen.
Ausdrücklich iſt das Gegenteil hervorzuheben. Von einem Ver=
bot
, Pilſen und die Skodawerke zu überfliegen, kann man eben=
ſo
wenig ſprechen, da es nicht exiſtiert. Ich begreife daher nicht,
woher die Märchen ſtammen, die ein Teil der Preſſe dem Zeppe=
linflug
nachgeſendet hat.
Wir wollen dem Sektionschef Ing. Roubik die Quelle dieſer
Märchen verraten: ſie iſt in jenen Kreiſen zu ſuchen, die ſich

Seite 3

noch immer nicht daran gewöhnen können, Deutſchland wie alles
Deutſche überhaupt anders als durch die Brille der Gehäſſigkeit
zu betrachten. Das Luftſchiff, Graf Zeppelin hat den geſam=
ten
Erdball überflogen, und keiner Nation iſt es eingefallen, die=
ſen
Flügen mit Mißtrauen zu begegnen. Ausgerechnet der
Tſchechoſlowakei iſt es vorbehalten geblieben, in einem Zeppelin=
flug
Spionagetendenzen zu entdecken. Nun, auf ein paar Bla=
magen
kommt es, wie man immer wieder ſieht, den hundert=
prozentigen
Tſchechen nicht an!.

Die franzöſiſchen Herbſtmanöver.
Manöver in den Alpen und an der lokhringiſchen Grenze. Deukſchland und Ikalien als mukmaßliche
Feinde gekennzeichnek.

Troß Locarno und Kellogg=Pakt.
Eine unfreundliche politiſche Geſte.
EP. Paris, 4. September.
Die Manöver an der ſavoyiſchen Alpengrenze, an denen etwa
20 000 Mann teilnahmen, ſind nach dreitägiger Dauer geſtern be=
endet
worden, ohne daß eine der beiden Armeegruppen einen ent=
ſcheidenden
Erfolg über die andere davongetragen hätte. Der
angreifenden blauen Armee gelang es zwar, in die Stadt
Modane, das Ziel ihres Angriffes, einzudringen, doch wurde ſie
von den Weißen wieder daraus vertrieben und am weiteren
Vormarſch verhindert. Dem Schluß der Manöver wohnten der
Generalſtabschef, General Weygand, und General Degoutte bei.
Die Generäle hatten eine Beſprechung mit dem die Uebungen lei=
tenden
General Serrigny über das Ergebnis der Manöver, in
der nach den Blättern feſtgeſtellt wurde, daß ſämtliche Kämpfe
im Gebirge nahezu unmöglich ſeien.
Die großen Manöver in Lothringen,
die vier Tage dauern werden, haben in der vergangenen Nacht
begonnen. 50 000 Mann ſind in der Umgebung von Luneville
in einem verhältnismäßig engen Raum zuſammengezogen, ſo daß
man ſich in die Zeit des Weltkrieges zurückverſetzt glaubt. Mar=
ſchall
Pétain und Generalſtabschef Weygand werden den Manö=
vern
beiwohnen. In Nancy ſind drei Militärmiſſionen ſowie die
Militärattachés von 24 Staaten eingetroffen. Das Thema lautet
wie folgt: Seit mehreren Tagen droht eine Schlacht auf der
Front BitburgTrierSaarbrücken zwiſchen den blauen Ar=
meen
(Oſtſeite) und den roten Armeen (Weſtſeite). Ein Teil der
blauen Armeen (ſüdliche Heeresgruppe) konzentriert ſich in Ober=
elſaß
und ſoll die rechte Flanke (ſüdliche) der roten Armeen an=
greifen
. Die 5. blaue Armee überſchreitet die Vogeſen ſüdlich vom
Donon und erreicht am 3. September den Abſchnitt Charmes
RambervillersRaonlEtape. Sie hat die Aufgabe, am 4. Sep=
tember
nach Norden vorzuſtoßen und ſich des Höhenzuges bei
Morhange, der Höhe Delna und der Ortſchaften St. Genevieve
und Domevre zu bemächtigen. Der Befehlshaber der roten
Streitkräfte (Norden) will ſeine rechte Flanke gegen die von den
Vogeſen ausgehende Bedrohung ſchützen und beſchließt, alle ver=
fügbaren
Streitkräfte auf der Linie Conflans-JarnyMetz
St. Avold zuſammenzuziehen. Der Kommandant bildet eine
10. Armee, mit dem Hauptquartier in Metz, die gegen Süden
vorſtoßen ſoll, um dieſen Aufmarſch zu decken.
An den Manövern nehmen zahlreiche Flugzeuge teil. Be=
ſondere
Beachtung findet jedoch die Verwendung von Motorfahr=
zeugen
, denn es handelt ſich bei dieſen Manövern nicht um einen
Stellungs=, ſondern um einen Bewegungskrieg. Man will die
Beweglichkeit und die praktiſche Verwendung der neuen Kavalle=
rieregimenter
ausprobieren. Die Kavallerie=Diviſion ſetzt ſich neu=
erdings
wie folgt zuſammen: 8000 Mann, 8000 Pferde, 600 Autos
und 600 Pferdewagen. Die Schwierigkeit beſteht darin, die ver=
ſchiedenen
Tempos dieſer einzelnen Abteilungen auszugleichen und
richtig zu verwerten. Ein Dragonerregiment iſt jetzt in drei
Abteilungen eingeteilt. Eine dieſer Abteilungen wird auf Laſt=
wagen
befördert, eine andere auf Autos mit Raupenantrieb. Da
die Autos mit Raupenantrieb nicht rechtzeitig geliefert wurden,
werden dieſe beiden Abteilungen mit Laſtautos befördert.
Militärattachés folgender Länder verfolgen die Manöver:
Belgien, Italien, Japan, Rumänie Bulgarien, Chile, Groß=
Britannien, Peru, Polen, Uruguay, Südſlawien, Columbien,
Spanien, Schweden, die Tſchechoſlowakei, Türkei, Argentinien,
Braſilien, Eſtland, die Vereinigten Staaten, Ungarn, Mexiko und
Portugal.
* Die Franzoſen haben diesmal ihre Herbſtmanöver
in zwei Teile zerlegt. Der erſte Teil ſpielte ſich inden Alpen,
an der italieniſchen Grenze ab. Der zweite Teil ſoll jetzt im

Elſaß vor ſich gehen, wo nach den Kriegsplänes
deutſche Armeen eingebrochen ſind und nun zurück=
geſchlagen
werden ſollen. Der ganze Apparat einer modernen
Armee mit allen Angriffs= und Verteidigungswaffen, wie wir ſie
gar nicht einmal kennen, iſt aufgezogen. Ein ganzes Heer von
Militärattachés und Militärkommiſſionen iſt eingeladen. Es wird
alſo jedenfalls ein prachtvolles Schauſpiel geben. Das geht uns
im Grunde nichts an. Manöver ſind eine militäriſche Notwendig=
keit
, und auch die Reichswehr ſucht ja mit den kläglichen Behelfs=
mitteln
, die ihr gelaſſen ſind, ihre Eignung für den Ernſtfall
durchzuprüfen. Es iſt aber etwas ſo ungewöhnliches, daß in ſo
unverhüllter Form, wie die Franzoſen das jetzt in den Vogeſen
und wie ſie es kurz vorher ſchon in den Alpen gegen Italien ge=
tan
haben, der mutmaßliche Feind in dieſer Weiſe
gekennzeichnet wird. Darin liegt eine unfreundliche
politiſche Geſte, die doppelt unfreundlich iſt dem
zwangsweiſe abgerüſteten Deutſchland gegen=
über
. Die Möglichkeit eines diplomatiſchen Eingreifens iſt da
wohl kaum gegeben, weil uns vermutlich geantwortet wird, wir
brauchten uns ja nicht getroffen zu fühlen. Es iſt aber wohl ſelbſt=
verſtändlich
, daß der deutſche Botſchafter und noch mehr der Außen=
miniſter
Dr. Curtius in Genf Herrn Briand darauf aufmerkſam
machen werden, wie befremdend der ganze Vorgang
für uns iſt, zumal nachdem durch die Locarnover=
träge
und den Kelloggpakt Frankreich alle
nur erdenklichen Sicherheiten und Bündnis=
garantien
erhalten hat. Begreiflicherweiſe haben in
Berliner amtlichen Kreiſen dieſe franzöſiſchen Manöverpläne ſtark
verſtimmt. Als ein Anzeichen dieſer Verärgerung darf es auf=
gefaßt
werden, wenn das Blatt des Reichskanzlers, die Ger=
mania
in ſehr großer Ueberſchrift von einer Provokation
ſpricht und es der deutſchen Delegation nahelegt, dieſe Manöver=
geſte
als wirkungsvolles Leitmotiv in die Reden der Stimmen
einzuflechten, welche in Genf zur Abrüſtung ein ſehr ernſthaftes
Wort zu ſprechen haben. Gerade bei der Ueberempfindlichkeit,
die von franzöſiſcher Seite ſchon bei den Reden des Miniſters
Treviranus an den Tag gelegt worden iſt, ſollte es nahe liegen,
ſie möglichſt darauf hinzuweiſen, daß in den franzöſiſchen
Manövern eine erheblich ſtärkere Bedrohung
und Gefährdung des europäiſchen Friedens liegt,
als in einer Miniſterrede, die auf die Unhalt=
barkeit
der Oſtgrenze hinweiſt.
Die franzöſiſchen Radikalſozialiſten gegen die Kriegs=
rüſtungen
.
EP. Paris, 4. September.
Mit der außenpolitiſchen Lage beſchäftigt ſich ein Manifeſt
der Radikalſozialiſtiſchen Partei Frankreichs, die vom 9. bis
12. Oktober ihren Nationalkongreß in Grenoble abhalten wird.
In der Außenpolitik erſcheine von neuem, ſo heißt es in dem
Manifeſt, der Wortſchatz, der ſchon am Vorabend des Krieges
blühte. Wieder rede man von nur bewaffnetem Frieden, vom
europäiſchen Gleichgewicht und von Allianzen; von neuem
beginne in Europa der Wettlauf der Rüſtungen. Trotz den
ununterbrochenen Erhöhungen der Budgets von einem zum
anderen und den eigenen militäriſchen Ausgaben in einem
Maße, wie es von keinem anderen Lande der Welt erreicht
wird, verkündeten die größten Freunde der Regierung, daß
Frankreich nicht verteidigt ſei. Die Politik der internationalen
Einigung werde von ihnen aufs ſchärfſte bekämpft. Es ſei
daher Pflicht der Radikalſozialiſtiſchen Partei, genau wie im
Jahre 1924 den Frieden zu verteidigen und jenes hohe Ideal
Schiedsgericht, Sicherheit, Abrüſtung , das allein die Eini=
gung
der Völker und die Freiheit ſichern könne.

Berliner Premieren.
avk. Daß vor den Wahlen die hohe Politik im Mittelpunkt
des Allgemeinintereſſes ſteht, merken ſogar Berlins Theater=
gewaltigen
. Sie bilden ſich nun ein, in dieſem Zeichen eben=
falls
(2) ſiegen zu können, und verbrennen ſich einer nach
dem anderen am ſogenannten Zeittheater. Von dem man
allerdings im ethiſchen Sinne herzlich wenig merkt; die Herren
Autoren beſchränken ſich auf Phraſen, politiſch entſprechend ge=
färbte
Geſchichtsfälſchung, oder im Beſtfalle auf mit neu=
zeitlichen
Anſpielungen beſchwerte hiſtoriſche Reportage. Ein
böſes Vorzeichen, daß die angehende Spielzeit ſo ganz und gar
den Charakter einer politikdurchdrungenen Kunſtepoche trägt,
und die Direktionen dürften gar bald an den Kaſſenrapporten
merken, daß der ſowieſo politikmüden Menge die Wahl
ſchwerfällt‟. ..
Im Leſſing=Theater und Theater am Schiffbauerdamm
werden gleichzeitig Marine=Revolten vorgeſetzt. Hier die mehr
als mäßige Dramatiſierung des Tendenzromans Des Kaiſers
Kulis von Theodor Plivier, dort ein dramatiſch anſprechen=
deres
Erzeugnis des zweifelsfrei nicht unbedeutenden Schrift=
ſtellers
Ernſt Toller Feuer aus den Keſſeln‟. Die nicht abzu=
leugnende
innere Wucht des laienhaft=menſchlich empfundenen
Plivier=Romans ging auf den Brettern vollkommen verloren,
wozu Erwin Piscators immer mehr mechaniſiert=maſchiniſierte,
ſeelentötende Inſzenierung nicht unweſentlich beitrug. Und
Ernſt Toller ließ diesmal ſeine faktiſch vorhandene dichteriſche
Ader links liegen, um einen ſchlagwortreichen und infolgedeſſen
leer verpuffenden Bühnenbilderbogen in den Dienſt der Wahl=
propaganda
zu ſtellen. Beide Werke bedeuten keine Bereiche=
rung
für die deutſche Dramenliteratur.
Selbſt der beliebte Komiker Max Adalbert kommt leider
politiſch in einem von Mauer=Monz verfaßten Schwänkchen
Haſenklein kann nichts dafür, wo der wenig gelungene Ver=
ſuch
unternommen wird, das parlamentariſche Syſtem zu ver=
höhnen
. Tatort: Theater des Weſtens. Verantwortlicher
Spielleiter der Allerweltskerl Friedmann=Frederich, den man
getroſt verdächtigen darf, mit dem weiteſten Kreiſen unbekann=
ten
Autor Mauer=Monz identiſch zu ſein. Die Götter mögen
ihm dieſen neueſten ſchriftſtelleriſchen Fehltritt verzeihen . . .
Sogar der Weltkrieg feiert ſeine Auferſtehung in Poſſen=
form
. Georg Frenzel heißt der junge Mann, deſſen Etappe‟
betiteltes luſtiges Spiel von der Hinterfront nach erfolgreichen
Aufführungen in mehreren Provinzgroßſtädten nunmehr im
Roſe=Theater auch den Berlinern vorgeſetzt wurde. Ohne daß
man ſich für das hinlänglich bekannte Getue erwärmen oder
gar intereſſieren würde; das luſtige Spiel ſtimmt recht unluſtig.

Eigentümlicherweiſe gab es ferner drei gänzlich unpolitiſche
Erſtaufführungen.
Einen Lucie Mannheim=Abend im Staatlichen Schauſpiel=
haus
, wobei die Künſtlerin im Schwank Liebe auf dem Lande‟
eine Ruſſin von heute, und in der Poſſe 33 Minuten in Grün=
berg
eine Berlinerin von geſtern verkörperte. Verfaſſer: J. M.
Woikow und der Teaterdichter von anno dazumal Karl von
Holtei. Viel mehr läßt ſich von den beiden Stücken beim beſten
Willen nicht ſagen.
Im Theater in der Streſemannſtraße ſah man hingegen
einen zumindeſt nicht unſympathiſchen Schwank: Mar=
querite
3. Verfaßt von Fritz Schwiefert. Carola Neher zeigt
hier, wie man als raffinierte Frau drei grundverſchiedenen
Männern den ihnen zuſagenden Frauentyp vorſpiegeln kann.
Im Metropol=Theater ſtartete die erſte Operettenneuheit
der Spielzeit: Viktoria und ihr Huſar, importiert aus
Ungarn. Ohne Huſarenoffiziere uundenkbar. Handfeſtes und
neuzeitlich friſiertes Textbuch wurde hier von Paul Abraham
temperamentvoll vertont; mit raſſigen maghariſchen Marſch=
Schlagern und ſogar einer ziemlichen Portion Eigenerfindung.
Ergebnis: 4 mal Politik, 2 mal Schwänke und 1 mal
Operette.
Ein troſtloſer Auftakt. Es lebe die Reinheit der Kunſt!!!
Tönendes Film=Theater.
Zweite Kinderkrankheits=Epoche der jungen Tonfilmindu=
ſtrie
: Auf die Tonleinwand transponiertes, verſtaubtes Thea=
ter
im ſchlechteſten Sinne. Dominierender Dialog, fehlende
Handlung, endloſe Längen und abſolut keine plaſtiſch=belebende
Ausnützung filmiſch gebotener Möglichkeiten. Querſchnitt des
zurzeit beſchrittenen Irrweges: Verfilmtes Theater mit un=
filmiſcher
Generallinie. Langgedehnte Dialoge müſſen allein
durch die ſtark ſtörende Einflächigkeit geradezu grotesk wirken;
geſchweige denn, wenn ſie ſchlecht geſprochen und von Neben=
geräuſchen
begleitet werden. . . .
Ein Schulbeiſpiel dafür, wie man es nicht machen dürfte,
gibt die Tonfilmpariante des tauſendfach erprobten Hartleben=
ſchen
Bühnenſtückes Roſenmontag ab. Das an ſich ſchon
reichlich verſtaubte Militärdrama aus der Vorkriegszeit ver=
pufft
nicht nur vollkommen wirkungslos, ſondern mutet wort=
wörtlich
wie ärgſtes Schmierentheater an. Die Darſtellung
iſt des unmöglichen Drehbruchs würdig; kein Wort mehr
darüber. Derartige Machwerke diskreditieren die geſamte
deutſche Tonfilminduſtrie vor dem In= und Auslande!
Ungefähr dasſelbe gilt vom ſtudentiſchen Kitſch Ein Bur=
ſchenlied
aus Heidelberg‟. Da könnte immerhin die geſchickte
Regie ſo manches retten, wenn nicht die impoſant ſchwache
Muſik von Hans May (jeder Einzelſchlager unter aller Würde)

und die zum Teil ebenfalls unzulängliche Darſtellung den Miß=
erfolg
herbeiführen würden.
Etwas beſſer geraten, aber auch unvollkommen Abſchied
mit der realiſtiſchen Regie von Robert Siodmak, und der Eich=
berg
=Schwank Die zärtlichen Verwandten, mit Schlagern von
Willi Roſen, der trotz ſo mancher Plumpheit Lachſalven erntet.
Die Tonfilmentwicklung ſtagniert. Der Schrei nach dem Ton=
filmdrama
mit konzentriertem Dialog und filmiſcher Handlung
wird immer lauter. Außerdem möchte man geiſtreich=prikelnde,
und nicht ſchwerfällig=geſchmackloſe Sing= und Luſtſpiele hören.
Und mitunter einen anſtändigen ſtummen Film ſehen.
André v. Kün.

C.K. Zwei Millionen Mark wöchentlich durch Erpreſſung.
Während ſich die Alte Welt mit der Verhaftung des amerika=
niſchen
Verbrecherkönigs Jack Diamond beſchäftigt, hat man
in der Neuen Welt vollauf damit zu tun, die Schandtaten ſeiner
Kollegen erſt einmal völlig herauszubekommen. Die Chicagoer
Verbrechen=Kommiſſion, die ſich mit dieſer ſchwierigen Aufgabe
beſchäftigt, hat jetzt ein merkwürdiges Dokument veröffentlicht,
nämlich eine Liſte der wichtigſten Einnahmequellen, über die
der berüchtigſte aller dieſer Herrſcher der Unterwelt, Scarface‟
Capone verfügt. Nach dieſen Angaben gebietet dieſer Ober=
bandit
über eine Schar von 500 Leuten, von denen keiner weniger
als 400 Mark die Woche erhält, während die Unterführer von
ihm mit Gehältern von 8000 bis 20 000 Mark in der Woche be=
dacht
werden. Die Erträgniſſe, die Capone durch ſeine groß
angelegte Verbrecherorganiſation gewinnt, werden wöchentlich
auf 1 200 000 bis 2 Millionen Mark geſchätzt. Capone ſelbſt hält
ſich dabei ganz zurück; die Macht ſeines Namens genügt ſchon,
die Erpreßten einzuſchüchtern, und das Einſammeln der Gelder
wird von ſeinem Bruder Ralph Capone und von George Barter
dem Roten beſorgt. Das Geſchäft dehnt ſich immer mehr
aus. Nachdem die Bande ſich den ganzen Handel mit Alkohol
untertänig gemacht hatte und ebenſo die Spielhöllen und öffent=
lichen
Häuſer kontrolliert, hat man die Erpreſſungen auch auf
die Gewerkſchaften und auf einzelne Handelszweige ausgedehnt.
So wurden erſt kürzlich die Fabrikanten und die Händler mit
Speiſeeis in den Kreis einbezogen und zu Abgaben gezwungen.
Wie raſch dieſe Organiſation arbeitet, zeigte ſich bei der Minia=
turgolf
=Mode, die jetzt in Amerika ausgebrochen iſt. In den
letzten zwei Monaten wurden in Chicago mehr als 300 ſolcher
Liliput=Golfplätze eingerichtet, und um nicht in ihrem Geſchäft
geſtört zu werden, bezahlten die Unternehmer Capone für jeden
Golfplatz eine Anfangsgebühr von 140 Mark und verpflichteten
ſich zu einer monatlichen Abgabe von 20 Mark. Capone kon=
trolliert
gegenwärtig 33 Chicagoer Gewerkſchaften, das ſind
5 Prozent aller Gewerkſchaften, die es in der Stadt gibt.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Freitag, den 5. September 1930

Nummer 245

um Herz und Nerven?
Daldllt SOrA
Frinken Sie den soffeinkreien und völig unschädlichen KAFFEE HAA

(I.Hbg.65

OM

Statt Karten.

Dankſagung.

Saes mir leider nicht möglich iſt, allen
den lieben Freunden und Bekannten,
welche mir zu meinem 80. Geburts=
tage
durch Wort und Schrift ſowie durch
unzählige Blumenſpenden die herzlichſten
Glückwünſche dargebracht haben, perſönlich
zu danken, ſprechen wir auf dieſem Wege
unſeren allerherzlichſten Dank aus.
Louis Geiſt und Frau
Darmſiadt, den 4. September 1930.

Für die anläßlich unſerer goldenen
Hochzeit erwieſenen Aufmerkſamkeiten,
Glückwünſche. Blumen und Geſchenke
ſagen wir Allen auf dieſem Wege
unſeren herzlichſten Dank.
Joh. phil Tantelme und Frau
Eliſabeth, geb. Handſchuch.
Wembach f. d., den 31. Aug. 1930. (13288

IH Spezialiſt für

Entwickeln, a00u3a
Vergrößern, Zubehör
Fotohaus Perabo /
Schuchardſtr. 14. Tel. 1545

Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden und Bekannten hier=
mit
die traurige Nachricht, daß mein treuer Gatte,
unſer lieber Vater, Großvater, Schwiegervater,
Bruder, Schwager ud Onkel

Milchhändler
heute nacht nach kurzem Leiden ſanft entſchlafen iſt.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Thereſe Lutz Witwe
und Kinder.
Nieder=Klingen, den 4. September 1930.
Die Beerdigung ſindet Samstag nachmittag
2 Uhr ſtatt.

Todes=Anzeige.
Heute früh 6½ Uhr entſchlief nach langem, ſchweren,
mit großer Geduld ertragenen Leiden, unſer lieber
Vater, Großvater und Urgroßvater
Herr
Wilhelm Mohr
im Alter von 83 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 4. September 1930.
Feldbergſtr. 32,
Die Beerdigung findet am. Samstag, den 6. Sep=
tember
, nachmittags3½ Uhr, anf dem Waldfriedhof
ſtatt.
19306

Unſer älteſſer Arbeiter
Herr Wilhelm Mohr
wurde heute durch den Tod zur ewigen Ruhe abgerufen.
Herr Mohr hat in über fünfzſglährſger Tätigkeſt als
Packer unſerer Firma wertvolle Dienſte geleiſtet. Seſt
1924 durfte er ſch ſeſnes wohlberdienten Ruheſtandes
erfreuen.
Er wirkie ſiets in vorbildlicher Pflichttreue und Arbelis=
freudigkelt
.
Von ſeinen Arbeiſtgebern geſchätzt und geachtet von
ſeinen Mitarbeitern, werden ihm alle ein ehrendes Ge=
denken
bewahren.
Goebel A.=G.
Darmſiadt, den 4. September 1930,
(13305

Heute Nacht entſchlief ſanft unſere liebe Mutter,
Schwiegermutter, Schweſter, Großmutter und
Schwägerin
Pictoria von Seſſert
geb. von Herff.
Im Namen ſämtlicher Hinterbliebenen:
Wally Werner, geb. v. Heſſert
Gertrud Gueydan, geb. v. Heſſert
Dr. Ing. Fritz v. Heſſert
Gerhard v. Heſſert
Dr. Ing. Günther Werner
James Guendan
4 Enkelkinder.
Darmſtadt, Oſannſtr. 39, Lauſanne, New=Gork, Wien,
den 3. September 1930.
Die Einäſcherung findet am Samstag, den 6. September,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof Darmſiadt
ſiatt.
Man bittet, von Beileidsbeſuchen abzuſehen.
(13294)

Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme, ſowie
für die zahlreichen Kranzſpenden beim Heimgang
unſeres lieben Entſchlafenen
Herrn Philipp Heid
ſagen wir unſeren innigſten Dank. Beſonders gedankt
ſei der aufopfernden Pflege der Schweſtern des Städt.
Krankenhauſes.
(13290
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Margarethe Heid Witwe.
Darmſtadt, den 5. September 1930.

Dankſagung.
Für die wohliuenden Beweiſe
herzlicher Anteilnahme bei dem
Heimgang unſeres lieben Entſchla=
fenen
, für die zahlreichen Kranz=
und Blumenſpenden ſowie für die
troſtreichen Worte des Herrn Pfar=
rers
Marx und des Herrn Pro=
feſſors
Köſer und die ergreifenden
Lieder des Mozartvereins und des
Kirchenchors derFohannesgemeinde
ſagen wir hiermit unſeren innig=
(13289
ſten Dank.
Für die trauernden Hlnterbliebenen:
Frau ſchamete Pelier
geb. Grunewald.

Schreib=
maſchine

ermiete
Carl Winkel
Darmſtadt
Rheinſtr. 28. (sbiol
Mainz
Große Bleiche 23.

Verloren:
Silberne Herrenuhr.
Geg. Belohn. abzug.
Herdweg 41, II. *

B.M.W.Motorrad
mit elek. Licht ete
z. RM. 500. z. vk.
Müller & Ober.
Rheinſtr. 39. (13274

Aasierklingen hilliger!

Brüeuteluende!

Ich befreie Sie von
Ihren Qualen. Ver=
A langen Sie heute noch
gratis und franko meine
Proſpekte. Ganz neue
Wege keine Nachnahme,
kein Riſiko. Koſtenlos zu ſprechen
jeden Samstag 101 u. 24 Uhr. 13207a
Darmſtadt
Zulius Schreibet Bismarckſtraßr 58.

o garant. sicher wirkend.
Leupin Greie tausendtach bewährt bei
Fiechte-acken
Krätze, Ausschlag, Hämorrhol-
den
, Beinschäden, Wundsein
usw. Zu haben: Engel-Apotheke Dr. B.
Merok Central- Drogerie 4poth 4.
Togel., Blisgbethenstr, 30 Drogenie Chr.
Schminn, Rheinstr. 8 Merkur-Drogerie
4. Zachmann, Bleichstr. 47. (fV.11366

Habe meine Tätigkeit
wieder
aufgenommen. sit
L. Scharff, Mauerſtr. 21,
Maſſenr und Hühneraugenoperatenr.

lKernzwetſchen
10 Pfd. 95 8.
Deutſche Tomaten,
Rotkraut Pfd. 10.3,
Ia Kartoff 10 Pfd.
40 9. 1 groß, weiß.
Blumenkohl 35 3.*
Beſſungerſtr. 82½,

Die Stadtkirche zu Darmſtadt
von Dr. D, Wilh. Diehl und Amalie Schaedel
neubearbeitet und ergänzt von
H. Walbe.
3.3, Cauſend. 56 Seiten in 4 mit 19 Abbüldungen,
Kartoniert Rm. 1.50.

Per Sinn für ſeine Heimatſtadt und ſeine
Birche hat, in der ſich ein Stuck Heimat=
geſchichte
großen Stils widerſpiegelt, wird
das reich ausgeſtattete Büchlein, das ſich als
Geſchenk vorzüglich eignet, gern kaufen.

Derlangen Sie das Buch in jeder Buchhandlung und in der
Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblattes.
L. C. Wittich=Derlag/ Darmſtadt.

Gillette-Klingen statt 40 nur
Asra-Gold-Klingen . . Stück nur
Mond- und Rotbart-Kllngen ..."
fond-Gold-Klingen .

Sonnal-Luxus-Klingen.
.
Rotbart-Sonderklasse

Rotbart-Luxuosa-Klingen
Die neue Probak-Klinge.

Mulkuto-Kliggen".
Abzich-Apparate tür Klingen

30 9, 10 St. 2.70
10 9, 10 St. 0.95
15 9, 10 St. 1.35
25 8, 10 St. 2.30
30 9, 10 St. 2.50
35 H, 10 St. 3.25
50 9, 10 St. 4.50
40 8, 10 St. 3.75
2.50, 3.00, 3.50
. von 1.90 an

Parfümerie Müller.
(118344
Rheinstraße 8

Jfn7
J

Verreift!
Dr. Blach
Hügelſtraße.
Vertreter:
Dr Andres,
Rheinſtraße 33.
Dr. Nauheim,
Landwehrſtr. 14,
Dr Rahn,
Saalbauſtr 76,
Frl Dr. Stieler,
Riedeſelſtraße 2.

Bäckerei=
Artikel als
Reibmaſchinen
Fortenformen
Tortenteiler
Spritztüllen
Dreſſierbeutel
Schneekeſſel
in groß. Auswahl.
Ernſt Crämer
am Marktplatz.
(12575a)

G. 3. 72
Brief lag. Hptpoſt.*
A.
Haare
ausgekämmte u. ab=
geſchnittene
, kauft
laufend G. Kanzler,
Friſeur Schulſtr. 12.
(298a)

ſtarkeWagenräder.
Durchmeſſ. 65-70 cm,
evtl. mit Achſe zu
kaufen geſ. Marien.
platz 1. Zim. 9.

Mod.guterh. Klapp=
ſportwagen
zu kauf.
geſucht. Angeb unt.
R. 113 a. d. Gſchſt. *

Gebr. 2tür. Kleider=
ſchrank
weiß lack.
Metallbett kf. geſ.
Ang. mit Preis u.
R. 109 0. d. Gſchſt.*

Lieferrad
mit klein. Vorder=
rad
gegen Kaſſe zu
kaufen geſ. Müller.
Rheinſtraße 8.

Federrolle
80 bis 100 Zentner
Tragkraft, zu kaufen
geſucht. Georg Schäfer,
Jugenhelm a. d. B,
Darmſtädterſtraße 8.
Telefon 242.
(*

Jetzt

kaufen Sle billig
weil ich in meiner
Filiale
Eisabethenstraße 1
renoviere, meine
Auslage beweist es
Koffer-Kolb

13223b)

Elisabethenstr. 1

Ne
Prossen

auch in den hartnäckigſten Fällen, werden
in einigen Tagen unter Garantie durch
das echte unſchädliche Teintverſchönerungs=
mittel
Benus Stärke B beſeitigt. Keine
Schälkur Pr. K 2.75.
Gegen Pickel, Miteſſer Stärke 4;
parfumerie Th. Frank, Eliſabethenſtr. 9
(II. Bin,3785
Drogen=Liebig, Luiſenſtr. 4
Friedrich Schaefer, Ludwigsplatz 7
Parfümerie Fr. Tillmann, Eliſahethenſtr. 21

Tomaten
1 Pfd. 10.S, zu ver=
kaufen
, Verlängerte
untere Weinbergſtr.

Net
Veruch bei Kogſichwer, 1i31
gräne, Nauralgion oder iheu
malischem Lahnschmerr: Cilto-)
vanilie nehmen, das unschsc
Mliche, rasch und mild wirkendel
MMäittel Eshal sich jahrehnlelang
immer bewährt. Als Taschen=
mitlel
ist Citovanille ein sels
rowerläsiger Begleiler. Erhälle
Mlich in Apolheken in Fulver-
Aoder Obleien-Fackung zul
MRM 1.15. Achlen Sie aufl
den Nomen und verlangen Sie

Woog, 4. Sept. 1930.
Waſſerhöhe 8,69 m
Luftwärme 10 C.
Waſſerwärme vor=
mittags
7uhr 200 0.

[ ][  ][ ]

Nummer 245

Freitag, den 5. September 1930

Seite 5

Aus der Landeshaupkfkadk.
Darmſtadt, den 5. September.

Darmſtadts Anlagen.

Ausklang der Sommerkagung der heſſiſchen
Garkenbauer.
Nach dem erfolgreichen Verlauf der öffentlichen Hauptver=
ſammlung
des Landesverbandes Heſſen im Reichsverband des
deutſchen Gartenbaues am Sonntag, den 31. Auguſt, fanden ſich
die Gäſte von auswärts am Abend mit den Darmſtädter Kollegen
und ihren Familien im Saale der Vereinigten Geſellſchaft zu
einigen Stunden froher Unterhaltung und Geſelligkeit zuſammen.
Die Bezirksgruppe Darmſtadt hatte es verſtanden, durch wirklich
erſtklaſſige Darbietungen für angenehmſte Unterhaltung zu ſorgen.
Es würde zu weit führen. Einzelheiten des Programms aufzu=
zählen
, nur Fräulein Medicke muß genannt werden, deren
Keulenſchwingen mit Lichtkeulen bei verdunkeltem Saale eine ſo
überragende Leiſtung darſtellte, daß ihr hier ein öffentliches, wohl=
verdientes
Lob geſpendet ſei. Frohe Muſik hielt die Teilnehmer
bei Tanz und deutſchem Wein noch lange bis ſpät in die Nacht
beiſammen.
Am Montag, den 1 September, fand die Beſichtigungsfahrt
ſtatt, an der über 80 Perſonen teilnahmen. Nach dem Beſuch
einer größeren Privatgartenanlage die gartenkünſtleriſch hoch=
intereſſant
war, wurde der Botaniſche Garten in Darmſtadt unter
der Führung des derzeitigen Leiter

die Teilnehmer mit geſpannter Aufmerkſamkeit. Beſonders waren
es die in ſo großer Reichhaltigkeit vertretenen Kakteen und Fett=
pflanzen
, die viele Beſucher ſo ſehr intereſſierten. Mit herzlichen
Dankesworten an den freundlichen Führer, Herrn Keſſelring, be=
ſchloß
man die Vormittagsbeſichtigungen. Am Nachmittag ging’s
mit drei Autobuſſen und einigen Privatwagen nach Roßdorf zum
Beſuche der Staudenkulturen von Kayſer & Seibert. Von weitem
leuchteten ſchon die farbigen Blumenfelder der Phloxe. Aſtern uſw.
Im Betriebe angekommen, begrüßten die Herren Kayſer und Sei=
bert
die Beſucher, unter denen ſich Herr Miniſter Korell
mit Gemahlin, ferner Herr Miniſterialrat Heyl mit Gemah=
lin
befanden, und zeigten unter ihrer fachmänniſchen Führung den
etwa 80 Morgen umfaſſenden Betrieb. Beet an Beet reiht ſich
hier in nicht endenwollender Zahl, dabei ſtets abwechſelnd in

Sorten und Arten. Farbe und oft auch der Duft nehmen in ihrer
Ueberfülle den Beſchauer gefangen. Nur flüchtig konnte man die
Kulturen durchwandern in den zwei Stunden, die zur Verfügung
ſtanden. Es iſt nicht möglich. Namen von Stauden anzuführen,
denn ihre Zahl iſt Legion. Erwähnenswert iſt ein neueres Quar=
tier
mit Freilandkakteen und Fettpflanzen, die beſonders für
Böſchungen und Felspartien geeignet ſind. Von den wichtigeren
Staudenarten werden nicht Tauſende, ſondern Zehntauſende, mit=
unter
bis zu 100 000 Stück einer Art herangezogen. Man kann ſich
ſo ein Bild von dem Umfang des Betriebes machen. Auch Gehölze,
ſowohl Blütengehölze wie auch immergrüne Laub= und Nadel=
hölzer
, ſind in reichem Maße vorhanden.
Die Beſucher waren alle überraſcht von der Größe des Be=
triebes
und der Schönheit und Farbenpracht der hier herangezoge=
nen
Gewächſe. Von dem Geſehenen hochbefriedigt, wurden nach
gemeinſamer Kaffeetafel die Autobuſſe gegen 6 Uhr zur Rückfahrt
nach Darmſtadt beſtiegen. Hier traf man ſich nochmals in der
Blumenausſtellung in der Vereinigten Geſellſchaft, um alsdann
wieder Abſchied von dem ſchönen Darmſtadt zu nehmen. Nicht nur
die ſo wohlgelungene Ausſtellung, ſondern auch die zurzeit in vol=
lem
Blütenflor ſtehenden Anlagen der Stadt fanden den Beifall
und die Bewunderung der auswärtigen Gärtnerkollegen.
Zuſammengefaßt darf geſagt werden, daß die Sommertagung
des Landesverbandes Heſſen=Darmſtadt im Reichsverband des
Deutſchen Gartenbaues in jeglicher Hinſicht als eine erfolgreiche
und wohlgelungene Veranſtaltung bezeichnet werden kann, die
dem Ernſt der Zeitverhältniſſe entſprechend einen würdigen und
hoffentlich den Intereſſen der Gärtnerei gerecht werdenden Ver=
D.
lauf genommen hat.

Heſſiſches Landeskheaker.

Dmm

S
1922.15 Uhr

B

1.

Simone Boccanegra. Preiſe 1.2012 Mk

Montag, 8. Sept
Keine Vorſtellung

Dienstag, 9 Sept.
19.3022,15 Uhr A1. Ein Geanunenachleregn id mi. Mittwoch, 10. Sept Keine Vorſtellung. Donnerstag,ll, Sept, g1.
19.3022.15 Uhr Ein Sommernachtstraum 110 Mk. Freitag, 12. Sept.
2022 Uhr D1. Der Falſchſpieler Preiſe 110 Mk. Samstag. 13. Sept.
19.3022.45 Uhr E 1. Simone Boceanegra. Preiſe 1.2012 Mk.

Sonntag. 14. Sept, a. g
18,3022.30 Uhr

Lohengrin.

Preiſe 1.2012 Mk.

Kleines Haus: Geſchloſſen.

Eröffnungsprogramm des Heſſiſchen Landestheaters. Sonn=
tag
, den 7. September findet um 19 Uhr im Großen Haus die
Eröffnung der neuen Spielzeit mit, der Erſtaufführung der
Oper Simone Boccanegra von Verdi unter muſikaliſcher
Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm in der Inſze=
nierung
von Carl Ebert (Bühnenbild: Wilhelm Reinking) ſtatt
(Miete B). Dienstag, den 9. Sevtember, folgt um 19.30 Uhr
im Großen Haus Shakeſpeares Sommernachtstraum
neu in Szene geſetzt von Renato Mordo (Bühnenbild: Lothar
Schenck von Trapp), mit der Muſik von Mendelsſohn. (Miete 4).
Donnerstag, den 11. September, wird der Sommernachts=
traum
erſtmalig wiederholt (Miete C). Freitag, den 12. Sep=
tember
gelangt um 20 Uhr im Großen Haus die Komödie Der
Falſchſpieler von Schkwarkin (deutſch von Alexander
Ramm) zur Uraufführung (Miete D). Sonntag, den 14.
September, wird Richard Wagners Lohengrin unter muſi=
kaliſcher
Leitung von Dr. Karl Böhm zum erſten Male in der
neuen Spielzeit in Szene gehen (Miete C).

Die Stadtgärtnerei.
Draußen nach Arheilgen zu liegt der Anzuchtsgarten der
Stadtgärtnerei. Die reinſte Blumenkinderſchule. In Reih und
Glied ſtehen da Geranien, Begonien und Hortenſien in allen Grö=
ßen
, durch Glasdächer und Strohmatten gegen allzu gutes oder
allzu ſchlechtes Wetter geſchützt. Wenn ſie nach ſorgfältiger Er=
ziehung
gelernt haben, daß ſie möglichſt ſchöne und große Blüten
zu tragen haben, werden ſie in die zahlreichen
Blumenanlagen der Stadt verpflanzt, um dort
das verehrliche Publikum zu ergötzen. Und das
tun ſie wahrhaftig; nur wenige Städte können
einen ſo reichen Blumenſchmuck aufweiſen wie
Darmſtadt.
Schon die reichhaltige und ſelten ſchön blü=
hende
Dahlienſammlung der Stadtgärtnerei iſt
eine Sehenswürdigkeit. Und jeder Beſucher iſt
begeiſtert, denn die Mannigfaltigkeit der Far=
ben
und Farbkompoſitionen trägt jedem Ge=
ſchmack
Rechnung, und eine Blüte iſt intereſſan=
ter
als die andere Und das ſchlechte Som=
merwetter
? Das hat den Blumen nichts getan,
erzählte der Gartenmeiſter: Hier auf dem
Sandboden können ſie’s vertragen Und mit
berechtigtem Stolze zeigt er ſeine Schätze: Bunte
Dahlien und Begonien, blutroten Feuerzauber,
roſa Geranien und vor allem die große 600, die.
umrahmt von blau=weißen Blumenbeeten, auf
Darmſtadts Jubiläum hinweiſt. Wir ſind
hier der Magen der ganzen ſtädtiſchen Anlagen
und verſorgen alles mit neuen Blütenkräften.
Und damit hat er recht. Ueberall fällt in den
Anlagen das friſche, abwechſelungsreiche und
farbenfrohe Bild auf, das ſie bieten. Gleich
am Bahnhof
wird der Fremde der Darmſtadt beſucht, von
einer gepflegten Raſenfläche, auf der rote Ge=
ranien
blühen und prächtige Feuerzauberbeete
angelegt ſind empfangen Gewiſſermaßen als
Einleitung für das blumenbunte Stadtbild, in
das er eintritt.
Die Anlagen an der Rheinſtraße,
die dieſe Hauptverkehrsſtraße zu einer ſchönen
Allee werden laſſen, ſind an Blumen faſt aus=
ſchließlich
mit Dahlien geſchmückt, dieſen dank=
baren
Sommerblumen, von denen man glauben möchte, daß ſie
gar nicht welken können. In einfacher Gruppierung bilden ſie
hier, nach Farben geordnet, einen herrlichen Anblick. Geſchickt
aufgeſtellte Bänke laden den Spaziergänger ein, inmitten dieſer
Unzahl von tiefroten, roſa und fleiſchfarbenen Blüten auszuruhen.
Und für allzu Aengſtliche ſei geſagt, daß an den meiſten Bänken
die nervenberuhigende Aufſchrift angebracht iſt: Nur für Er=
wachſene‟
. Mit einem geradezu ſommerfriſchlerhaften Gefühl ſieht
man von ſeinem ſonnigen Ruheplätzchen aus Autos und Straßen=
bahnen
vorbeihaſten. Auch den Roſenfreunden iſt hier Rech=
nung
getragen, und wenn die Dame dort drüben ihren Hund an
die Leine nähme, dann wäre der Roſengarten ein kleines Para=
dies
. Aber für den ungezogenen Hund (oder für ſein Frauchen)
können die kleinen Roſen ja nicht. Sie geben ſich alle Mühe, mit
ihren roſa und roten Köpfchen möglichſt nett und hübſch auszu=
ſehen
, was ihnen reſtlos gelingt. (Es heißt ja auch in allen Spra=
chen
: die Roſe.)
Die Anlage am alten Bahnhof.
Man ahnt kaum, daß hinter dieſer bunten und grünen Wand
von Blättern die alten rotbraunen Mauern der verlaſſenen Ka=
ſernen
ſtehen. Die Anlage gibt immer wieder einen neuen und
ſchönen Blick. Teils nach franzöſiſcher Art in Beete aufgeteilt, in
deren Mitte Waſſerbaſſins Seeroſen blühen laſſen, machen ſie doch
im ganzen den Eindruck urſprünglicher Natur. Unter Blautannen,
Kiefern und allen Arten von Laubbäumen blühen Phlox und ſpa=
niſcher
Pfeffer, deren Rot und Gelb kontraſtvoll gegen das dunkle
Tannengrün und das eisgraue Silberkraut abſticht. Man kann,
ſo man Luſt dazu hat, in der Sonne ſitzen; man kann aber auch
ſeinen Kinderwagen neben eine ſchattige Bank placieren. Kurzum:
Was wer auch ſucht, die Stadtgärtnerei hat jeden auf ſeine Koſten
kommen laſſen. Das gilt auch von den
Landgraf=Philipp=Anlagen.
die mit ihrem alten Baumbeſtand links und rechts von dem
ſtrauchbewachſenen Raſenſtreifen eine ſchattige und angenehme kühle
Allee bilden. Auch hier tritt, wie überall, die ſorgfältige Pflege
wohltuend hervor. Das iſt überhaupt das Schöne an den Darm=
ſtädter
Anlagen, daß ſie nicht auf einen Fleck palmengartenähnlich
zuſammengedrängt ſind, ſondern daß in allen Teilen der Stadt
die grauen Häuſermaſſen von ſolch gepflegten Baum= und Blu=
menanlagen
unterbrochen ſind, deren jede wieder ein ganz eigenes

Geſicht trägt. Man denke nur an den Unterſchied zwiſchen dem
Herrngarten und dem Orangeriegarten.
Der Herrngarten
mit ſeinen hohen alten Bäumen, ſeinem Weiher und den ſchönen
Raſenflächen iſt zum Lieblingsaufenthalt derer beſtimmt, die die
Urſprünglichkeit engliſcher Gartenanlage lieben. Nett anzuſehen

iſt es wenn die ſtändigen Bewohner des Herrngartens die Enten
am Weiher, aus dem Waſſer herauswatſcheln, um die Mitbringſel
der Spaziergänger in Empfang zu nehmen. Noch eine kleine Notiz
für ſolche, die auf ihren Spaziergängen einer Stärkung bedürfen:
Es iſt auch ein Café im Herrngarten. Die Muſik der Cafékapelle
iſt faſt durch den ganzen Park zu hören und bietet eine gute
Unterhaltung auch für die, die nicht direkt im Café ſitzen.
Der Orangeriegarten
bildet in ſeiner geometriſch exakten Anlage das Gegenteil zum
Herrngarten. Hier ſtehen die Alleen, die Dahlien= und Geranien=
beete
in ſtreng genauer Anordnung und paſſen in ihrer Art glän=
zend
zu der im Stil franzöſiſcher Landſchlöſſer 1721 erbauten Oran=
gerie
, die einſt zur Aufnahme von ſüdländiſchen Obſtbäumen
diente (heute iſt ein Café dort untergebracht). Für Freunde
franzöſiſch=ſtiliſierter Gartenkunſt ein intereſſanter und anziehen=
der
Aufenthaltsort.
Die Rathenauanlagen
liegen in einem ganz anderen Viertel der Stadt. Hier hat man
unter geſchickter Ausnutzung des Geländes ein vorbildliches Bei=
ſpiel
von Gartenarchitektur gegeben. Der terraſſenartige Bau teilt
die ganze Anlage in verſchiedene, durch Stufen verbundene Recht=
ecke
. Jedes davon iſt unter Beobachtung der Vierecksform in
Beete aufgeteilt, die von zahlreichen Blumenarten eingefaßt ſind
und ein reizendes Bild abgeben. Man möchte die Rathenau=
anlagen
, die an ſich zwar nicht allzu groß ſind, in ihrer Art als
einzig bezeichnen.
Die Anlagen an der Pauluskirche
ſind ganz anders, aber auch unter geſchickter Raumausnutzung, an=
gelegt
. Auch hier findet ſich das Schönſte, was die Stadtgärtne=
rei
hervorbringt, und lädt den Kirchenbeſucher zu einem beſchau=
lichen
Viertelſtündchen nach dem Kirchgang ein, inmitten von
Grün und Blumen.
Tast not least die zahlreichen kleinen, blumengeſchmückten
Plätze, die überall in der Stadt verteilt ſind. Und wenn man
alles betrachtet, muß man ſchon zu dem Reſultat kommen: Darm=
ſtadt
ſteht mit ſeinem Anlagenſchmuck hinter keiner anderen Stadt
zurück. Und um all dieſe Anlagen in Stand zu halten, ſtehen der
Stadtgärtnerei insgeſamt nur 35 Leute zur Verfügung. Die Schön=
heit
und Gepflegtheit der Darmſtädter Anlagen ſind eine Lei=
ſtung
, für die der Stadtgärtnerei wirklich Dank gebührt.

Stadtgärtnerei.
Anlage des Gartenmeiſters Schneider zum Stadtjubiläum.

* Frau Müller=Hanno†. Erſt jetzt iſt die Nachricht zu unſerer
Kenntnis gekommen, daß Frau Müller=Hanno am 15. Auguſt in
Schwerin ihren Leiden erlegen iſt. Wir halten es für eine Ehren=
pflicht
, der Verſtorbenen, welche von Preſſe und Publikum gleich
hoch geſchätzt wurde, ein Gedenkblatt zu widmen. Sie hat dem
hieſigen Kunſtinſtitut mehr denn 10 Jahre angehört, und gewiß
haben ihr die Theaterfreunde aus den Jahren 19061917 ein
freundliches Andenken bewahrt, hat ſie doch vielen durch ihr
temperament= und gemütvolles Spiel frohe Stunden bereitet. In
der Oper wie im Schauſpiel und Operette war ſie ein gleich ver=
wendbares
, tüchtiges Mitglied. Wie ſehr beliebt ſie war erfuhr
ſie bei ihrem letzten Auftreten. Blumen und Kränze bedeckten die
Bühne. Bei ihren Freunden und Verehrern bleibt ſie unvergeſſen.
A. K
Hiſtoriſcher Verein. Nochmals ſei auf die Beſichtigung des
Welfenſchatzes am Samstag aufmerkſam gemacht Bekanntlich
geht der Welfenſchatz in wenigen Tagen nach Berlin, um dann
durch Verkauf ein trauriges Ende zu finden. Abfahrt 13.43 Uhr
nach Frankfurt. Anmeldung im Staatsarchiv zu verbilligter
Fahrt. Ein vorbereitender Vortrag kann leider nicht ſtattfinden.
Die Teilnehmer werden daher gut tun, ſich auf dem Staatsarchiv
einen Katalog zu holen (1 Mk.) und ſich vor der Beſichtigung
darin über die Stücke des Schatzes zu unterrichten.

In dem heutigen Wohltätigkeitskonzert zugunſten der ſchle=
ſiſchen
Bergwerksopfer in der Feſthalle wird Poſaunenvirtuoſe
A. Günther, ein geborener Schleſier, Kammermuſiker am Landes=
theater
, durch Vorträge von Konzertſtücken und Liedern den Kon=
zertbeſuchern
erneut ſeine Künſtlerſchaft beweiſen und ihnen da=
durch
einen ſeltenen Genuß bieten. Hervorragende Kritiken des
In= und Auslandes ſtempeln den Künſtler zum Größten ſeiner
Kunſt. Durch die inzwiſchen infolge des Theaterbeginnes am
Sonntag notwendig gewordenen Theaterproben war es. Herrn
Günther nur unter großen Schwierigkeiten möglich, ſeine Zuſage
zur Mitwirkung an dem Konzert zugunſten ſeiner Landsleute auf=
recht
zu erhalten. Das reichhaltige Orcheſterprogramm wird von
den Mitgliedern des Ortsvereins Darmſtadt des Reichsbundes
ehemaliger Militärmuſiker (Dirigent: der Schleſier Georg Grei=
lich
) in beſtbekannter Weiſe durchgeführt. Bei dem niederen
Verkaufspreiſe von 50 Pf. dürfte es ſicher gelingen, den Hinter=
bliebenen
der 151 ums Leben gekommenen Bergleute einen grö=
ßeren
Betrag zu überweiſen. Mögen daher alle, die in der Lage
ſind, ein kleines Opfer zu bringen, den Beſuch des Konzerts nicht
verſäumen und ſich rechtzeitig einen Platz ſichern, da der Beſuch wie
bisher regelmäßig bei dieſen Veranſtaltungen, wieder ein ſtarker
ſein wird.

Uo *e Toeodeue TiI DeT

Oualitätsangebote im Zeichen
unerhört billiger Preise!
(13301

Verkaufsstelle Conrad Tack & Cie., G. m. b. H.
Ludwigstr. 17 Darmstadt
ernruf 2132

[ ][  ][ ]

Seite 6

Freitag, den 5. September 1930

Nummer 245

Bericht über die 6. und 7. Jahresſitzung der Heſſiſchen
Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt

am 15. Juli und 2. September 1930.

Die Verhandlungen in der 6. Vollverſammlung am 15. Juli
1930 waren ausſchließlich der Aufſtellung des Voranſchlags für das
Rechnungsjahr 1930/31 gewidmet. Der Voranſchlag wurde verab=
ſchiedet
und iſt inzwiſchen von dem Heſſiſchen Miniſterium für Ar=
beit
und Wirtſchaft genehmigt worden.
Im Mittelpunkt der Verhandlungen der 7. Vollverſammlung
ſtand ein Referat des Vorſitzenden der Kammer über die augen=
blickliche
wirtſchaftliche Lage im Hinblick auf die kommenden, be=
ſonders
wichtigen Reichstagswahlen. Der Vorſitzende wies
darauf hin, wie ſehr es gerade auch Aufgabe der Wirtſchaftskreiſe
ſei, ſich durch Ausübung des Wahlrechts für einen den Notwen=
digkeiten
der Wirtſchaft Rechnung tragenden Ausgang der Reichs=
tagswahlen
einzuſetzen. Die Vollverſammlung faßte hierauf ein=
ſtimmig
die bereits veröffentlichte Entſchließung über Wahl=
recht
iſt Wahlpflicht
Ein eingehender Bericht wurde über den derzeitigen Stand
der Verhandlungen mit der Heſſiſchen Handwerkskammer zu
Darmſtadt hinſichtlich der Regelung der Einſpruchsfälle gegen die
Eintragung in die Handwerksrolle erſtattet. Für
den Bezirk der Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt han=
delt
es ſich um 249 Einſpruchsfälle, von denen ein größerer Teil
in eingehenden Verhandlungen geklärt werden konnte. Nicht zu
umgehen wird es ſein, daß einzelne Fälle auch in dem Entſchei=
dungsverfahren
vor den Kreisämtern und dem Provinzialaus=
ſchuß
zum Austrag gebracht werden. Weitere, Berhandlungen
über einzelne Branchen ſtehen noch bevor. Es bleibt zu hoffen,
daß es gelingen wird die notwendige Abgrenzung der beiderſei=
tigen
Wirkungsbereiche in gegenſeitigem verſtändnisvollem Ein=
vernehmen
feſtzulegen.
Aus dem Geſchäftsführungsbericht bleibt noch zu erwähnen,
daß die Kammer in der Ausſtellungsleitung der demnächſt in
Darmſtadt ſtattfindenden bedeutſamen Ausſtellung Tech=
nik
im Heim durch ein Mitglied vertreten ſein wird. In der
Vollverſammlung kam zum Ausdruck, daß die bevorſtehende Aus=
ſtellung
eine durchaus wertvolle, in jeder Beziehung unter=
ſtützungswürdige
Veranſtaltung darſtellt, die einen neuartigen
Ueberblick über das geſamte Gebiet der Haushaltungstechnik und
Haushaltungswirtſchaft gibt. Der Beſuch der Ausſtellung wird
weiteſten Kreiſen wertvolle Anregungen für die Rationaliſierung
in der Haushaltung bringen.
Die von der Kammer im Intereſſe ihrer Mitgliedsfirmen ge=
führten
Verhandlungen mit der Stadtverwaltung Darmſtadt ſo=
wie
mit der Reichsbahn über die Umgeſtaltung der Gleis=
anſchlußanlage
auf Bahnhof, Darmſtadt=Oſt
haben zu einem für die Beteiligten brauchbaren Ergebnis hin=
ſichtlich
der Beziehungen zwiſchen Reichsbahn und Anſchluß=
beſitzern
geführt.

Die Kammer hat ſich, wie weiter berichtet wurde, dem Herrn Ober=
bürgermeiſter
der Stadt Darmſtadt gegenüber gegen eine weitere
Erhöhung der Bierſteuerſätze ausgeſprochen wobei
von den hieſigen Brauereien auf Grund einwandfreien Materials
bereits ein erheblicher Konſumrückgang in dieſem Jahre nachge=
wieſen
werden konnte. Es wurde die Anſicht vertreten, daß die
Stadt Darmſtadt nachdem erſt kürzlich bei Verabſchiedung des
ſtädtiſchen Voranſchlags eine Erhöhung der allgemeinen Gewerbe=
ſteuer
Platz gegriffen habe, von einer weiteren Sonderbelaſtung
einzelner Wirtſchaftszweige Abſtand nehmen ſolle. Dabei iſt auf
die frühere, ſeitens ſämtlicher Wirtſchaftsorganiſationen der Stadt
gegenüber zum Ausdruck gebrachte Anregung zurückgekommen
worden, baldmöglichſt mit der Durchführung von durchgreifenden
Sparmaßnahmen in der ſtädtiſchen Verwaltung zu beginnen.
Ueber den Stand dieſer Maßnahmen wurde baldige Auskunft er=
beten
, zumal keinesfalls die Befürchtung aufkommen dürfe, daß
auch in dieſem Jahre wieder koſtbare Zeit für die Durchführung
von Sparmaßnahmen in der ſtädtiſchen Verwaltung verloren
gehe und daß die Stadt zu Beginn des nächſten Rechnungsjahres
vor noch ſchwierigeren Verhältniſſen ſtehen werde als bei der Be=
ratung
und Verabſchiedung des letzten Voranſchlags.
Mit den beſonders einſchneidenden Einſchränkungsabſich=
ten
der Reichsbahn aus Anlaß der Feſtſetzung des Win=
terfahrplans
hatte ſich die Kammer, wie der Vollverſamm=
lung
berichtet wurde, beſonders eingehend befaßt. Die Vollver=
ſammlung
trat den von den Vertretern der Kammer unternomme=
nen
Schritten gegen die geplante Beeinträchtigung der Verkehrs=
intereſſen
des Kammerbezirks rückhaltlos bei. Nach einer ein=
gehenden
Ausſprache, in der insbeſondere auch von den Vertre=
tern
der Bergſtraße nochmals gegen den Wegfall wichtiger
Schnellzugshalte ſchärfſte Verwahrung eingelegt worden war, ge=
langte
die nachſtehende Entſchließung zur Annahme:
Mit Genugtuung nimmt die Vollverſammlung davon Kennt=
nis
, daß die Reichsbahn ſich entſchloſſen hat, von dem zunächſt be=
dauerlicherweiſe
geplanten Wegfall der Odenwald=Neckar=Eilzüge
im Winter abzuſehen. Die Vollverſammlung gibt der beſtimmten
Erwartung Ausdruck, daß es ſich ermöglichen läßt, die weitere
dem Kammerbezirk drohende ſchwere Schädigung durch Streichung
des einzigen auf der Strecke DarmſtadtAſchaffenburg ver=
kehrenden
durchgehenden Schnellzuges hintanzuhalten; dies um ſo
mehr, als der derzeitige Zuſtand mit nur einem Paar ſchnellfah=
render
Züge auf der genannten wichtigen Durchgangsſtrecke
gegenüber dem vierfachen an Schnell= und Eilzügen in der
Vorkriegszeit bereits eine ſchwerwiegende Benachteiligung der
Verkehrsintereſſen der Heſſiſchen Landeshauptſtadt, der Bergſtraße
und des Odenwaldes im Weſt=Oſt=Verkehr gegenüber anderen Ge=
bieten
darſtellt.

Kunſthalle am Rheintor. Die derzeitige Ausſtellung in der
Kunſthalle, die als der erſte Teil der Jubiläumsausſtellung
Zweihundert Jahre Darmſtädter Kunſt die Maler von 1730 bis
1830 bringt, geht ihrem Ende entgegen. In drei Wochen wird
ſie geſchloſſen werden. Wie auch von der Kritik anerkannt wurde,
iſt es wohl eine der intereſſanteſten Veranſtaltungen, die auf dem
Gebiete der bildenden Kunſt in Darmſtadt überhaupt je gezeigt
wurden. Bei dem großen Entgegenkommen, mit dem die für die
Schau benötigten Werke zur Verfügung geſtellt wurden, iſt eine
Zuſammenſtellung der Malerei jener Zeit ermöglicht worden, ſo
hervorragend, wie ſie wohl nicht mehr zu ſehen ſein wird. Nie=
mand
, der für die Entwicklung unſerer lieben Stadt Darmſtadt
Intereſſe empfindet, ſollte verſäumen, die hierfür ungemein wert=
vollen
48 Aquarelle von Ernſt Friedrich Schnittſpahn im Erd=
geſchoß
des Ausſtellungsgebäudes eingehend zu ſtudieren. Von
Johann Chriſtian Fiedler ſind nicht weniger als 21 ſeiner beſten
Arbeiten ausgeſtellt. Auch Gotthelf Lebrecht Gläſer iſt mit 20
prächtigen Werken vertreten. Weiter ſoll auf die ſehr wertvollen
50 Miniaturbilder von Jakob Friedrich Hill und die ſchönen Ar=
beiten
von Fohr, Friſch, Koernlein, Lucas, Schilbach. Seekatz
u. a. m. nochmals hingewieſen werden. Um von nun an den Be=
ſuch
der jetzigen Ausſtellung jedem Kunſtfreund zu ermöglichen,
hat ſich der Kunſtverein entſchloſſen, die Vergünſtigungen, die für
den letzten Sonntag und Mittwoch eingeführt waren, bis zum
Schluß der Ausſtellung dauernd zu gewähren. Bei Entrichtung
des Eintrittsgeldes von 1 RM. wird vom kommenden Sonntag
ab auch der wertvolle Katalog, der ſeither allein 1 RM. koſtete,
als Gratisbeigabe zugegeben. Er enthält als Vorwort eine ſehr
ſchätzenswerte Abhandlung des Herrn Grafen von Hardenberg
über die Malerei der Jahre 17301830 und 24 ſehr gute Wieder=
gaben
ausgeſtellter Hauptwerke, ſo daß er einen ausgeſprochenen
bibliophilen Wert beſitzt. Mitglieder des Kunſtvereins erhalten
den Katalog für 50 Rpf. Bei den großen Vorteilen die ſo ge=
währt
werden, ſteht zu hoffen, daß die letzten drei Wochen der
Ausſtellung einen beſonders reichen Beſuch bringen werden.
Ausſtellung Kelſterbacher Porzellan im Schloßmuſeum.
Heute nachmittag von 36 Uhr kann die Ausſtellung Kelſterbacher
Porzellan wieder zu dem ermäßigten Preiſe von 50 Pf. pro Per=
ſon
(ſtatt 1 Mk.) beſichtigt werden.

Man hört immer wieder ſagen, wir lebten im Zeitalter der
Elektrizität. Iſt das berechtigt? Zweifellos, denn das 20.
Jahrhundert hat die denkbar weiteſte Anwendung dieſer Energie=
form
heraufgeführt. Die Menſchen dieſer Zeit haben das tech=
niſche
Wunder des Laboratoriums in die Praxis umgeſetzt, und
ſelbſt der kleinſte Handwerksmeiſter macht ſich heute der Vorteile
teilhaftig, die ſeine Vorfahren nicht einmal erträumt hätten.
Aber nicht nur dem Handwerk, der Induſtrie und der Landwirt=
ſchaft
ſteht die Elektrizität als ſtets hilfsbereite Dienerin, zur
Seite, ſondern vor allem auch der Hausfrau, der ſie ihre ſchwere
Alltagsarbeit, insbeſondere die Kohlenarbeit, erleichtern will.
Der heute abend 8 Uhr im Heaghaus von Frl. Hellwig ſtattfin=
dende
Vortrag wird allen intereſſierten Hausfrauen Gelegenheit
geben, die Einfachheit, Zweckmäßigkeit und Billigkeit der elek=
triſchen
Küche kennen zu lernen. Es ſei darauf hingewieſen, daß
während des Vortrags das Grillen von Geflügel beſonders erklärt
und vorgeführt wird. Der Beſuch des Vortrages iſt daher ſehr
zu empfehlen.

Der Darmſtädter Zweigverein der Guſtav=Adolf=Stiftung
wird am nächſten Sonntag, 7. September, in Arheilgen ſein
diesjähriges Jahresfeſt feiern. Der Feſtgottesdienſt, der um
2 Uhr ſeinen Anfang nimmt, will in die Tiefe führen und di
bibliſche Begründung der weitverzweigten Liebesarbeit des Prote
ſtantismus zeigen. In der Nachverſammlung, die um 4 Uhr be
ginnt, wird ein Einblick geboten in die Leiſtungen des Heſſiſche
Hauptvereins im vergangenen Jahre, ſowie ein Rechenſchafts=
bericht
erſtattet werden über den Anteil, den der Darmſtädter
Zweigverein an Gaben und Kräften zum großen Werk beigeſteuert
hat. Pfarrer Trabandt=Herbſtein wird ſodann in ſeinem Vortra=
die
Entwicklung ſeiner Diaſporagemeinde zeigen, wie ſie ſeit Jahr
zehnten, von der Guſtav=Adolf=Hilfe getragen, ſich in hartem
Kampfe machtvoll behauptet hat. Hinaus in die Weite und hineit
in das furchtbare Ringen der Gegenwart läßt ein zweiter Vor=
trag
blicken, den ein Deutſch=Ruſſe über Der Kampf um Gott in
Rußland uns zugeſagt hat. So ſieht man mit Spannung den
Darbietungen des Feſtes entgegen, und ſeien die Mitglieder und
Freunde des Guſtav=Adolf=Vereins herzlich zum Beſuche einge
laden.
Orpheum. Heute Freitag, 5 September abends 8,15 Uhr,
findet die erſte Aufführung des erfolgreichen Arnold und Back
Schlagers. Die ſpaniſche Fliege ſtatt. In den Hauptrollen ſin
diesmal beſchäftigt: Moſtrichfabrikant Ludwig Klinke. (Pau
Gwinner vom Neuen Theater Frankfurt a. M. a. G.), Eduat
Burwig, Karl Stadi, Wally, Friedel Girgg, Mathilde Guſtl. Sie=
ger
u. a. Der Schwank Spaniſche Fliege hat ſeinen Siegeszu
über alle deutſchen Bühnen genommen, und es dürfte wohl kaum
mehr im Theater gelacht worden ſein, wie über dieſe tollen Ein=
fälle
. Die Eintrittspreiſe ſind auch diesmal wieder volkstüm
lich gehalten, ſo daß es jedermann möglich iſt, die Aufführun
zu beſuchen. Karten zum Preiſe von 80 Pf. bis 2 Mk. bei Hug
de Waal, Rheinſtraße 14, Verkehrsbüro, Ernſt=Ludwigsplatz.

Von der Rheiniſchen Perſonenſchiffahrt Ludwig u. Friedrich
in Mainz fährt am kommenden Sonntag, den 7. September 1930.
morgens um 9 Uhr ab Mainz der Salondampfer, Rheingold nach
dem bekannten Weinort BacharachSteeg und St. Goarshauſen
Lorelen. (Näheres I. Inſerat.)

* Aus dem Gerichtsſaal.
Aw Vor der Großen Strafkammer hatte ſich am Donnerstag
ein 19jähriger Chauffeur wegen fahrläſſiger Körperverletzung
zu verantworten. Er hatte in Bensheim an der Ecke Haupt= und
Bahnhofſtraße einen achtjährigen Jungen überfahren, daß dieſem
der Fuß abgenommen werden mußte. Er hatte in der Bahnhof=
ſtraße
auf der linken Seite einige Zeit gehalten, kurz vor der
Ecke und fuhr dann weiter, um in die Bahnhofſtraße einzubiegen.
Nach Zeugenausſagen hat er die Ecke ziemlich geſchnitten, anſchei=
nend
zu ſpät Fahrtrichtungszeichen gegeben, und es erſcheint auch
zweifelhaft, ob er überhaupt Signal gegeben hat. Allerdings muß
zugegeben werden, daß der Junge auch eine gewiſſe Schuld trägt,
denn er iſt ihm in das Auto hineingelaufen, weil er annahm, es
wolle gradaus fahren. Der Angeklagte war am 5. Juni vom Be=
zirksſchöffengericht
zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden,
hatte jedoch dagegen Berufung eingelegt, mit dem Ziel auf Frei=
ſpruch
, er hat jedoch die Berufung auf das Strafmaß beſchränkt.
Das Gericht wies die vorſorglich eingelegte Berufung der Staats=
anwaltſchaft
zurück und änderte das Urteil erſter Inſtanz dahin
ab, daß es den Angeklagten zu einer Geldſtrafe von 400 Mk., im
Nichteinbringungsfall zwei Monate Gefängnis verurteilte. Das
Gericht mußte zu denſelben Feſtſtellungen kommen wie die Vor=
inſtanz
, hielt jedoch dem Angeklagten ſeine bisherige Unbeſtraft=
heit
und die Mitſchuld des Jungen zugute.

Berufung im Opel=Putſch=Prozeß.
Lpd. Aus Rüſſelsheim wird gemeldet: Gegen das Urteil des
Bezirksſchöffengerichts Darmſtadt in dem Prozeß über die kommuniſti=
ſchen
Unruhen in den Opelwerken am 12. Februar beabſichtigen die ver=
urteilten
Angeklagten Berufung einzulegen, ſo daß der ganze Prozeß
in Kürze vor der Großen Strafkammer des Landgerichts wiederholt ver=
handelt
werden muß. Die Verteidigung iſt der Anſicht, daß die Ver=
urteilung
wegen Landfriedensbruchs zu Unrecht erfolgt iſt, weil die Vor=
ausſetzung
des Landfriedensbruchsparagraphen des Reichsſtrafgeſetzes
Oeffentlichkeit der Zuſammenrottung in den vom öffentlichen Verkehr
abgeſchloſſenen Opelwerken nicht vorgelegen habe. Das Urteil der erſten
Inſtanz hat unter Hinweis auf ein in der bekannten kommuniſtiſchen
Landfriedensbruchsaffäre in den Leunawerken ergangene reichsgerichtliche
Urteil die Oeffentlichkeit einer unerlaubten Zuſammenrottung in einem
nach Tauſenden zählenden Großbetriebe, wie ihn die Opelwerke dar=
ſtellen
, als vorliegend erachtet. Bezüglich der wegen Hausfriedensbruchs
ergangenen Beſtrafungen wird die Berufung mit dem Einwand begrün=
det
, daß die Strafanträge, nicht von der als Hausherr geltenden Direktion
der Opelwerke, ſondern von nach Anſicht der Verteidigung dazu nicht be=
fugten
Perſonen, einem Prokuriſten und einem Handelsbevollmächtigten,
geſtellt worden ſeien.

Man iſt nur ſo alt, wie man ausſieht,
deshalb benutze man das weltberühmte Exlepäng. Gibt ergrautem
Haare die Jugendfarbe auf natürlichem Wege wieder. Wirkt nach
und nach. Vollſtändig unſchädlich. Seit 31 Jahren Weltruf. Von
tauſenden Aerzten, Profeſſoren uſw. gebraucht und empfohlen.
Preis 7.R. Für ſchwarze Haare Extra ſtark 12 4. Erhältlich in
Parfümerien, Friſeurgeſchäften, Drogerien uſw., wo nicht, direkt zu
haben Parfümeriefabrik Exlepäng, BerlinSO. 131, Muskauer Straße 9
(V.2500)

10 Akademiekonzerte. Die Bilder ſämtlicher Soliſten der
10 Akademiekonzerte im kommenden Winter ſind in der Muſika=
lienhandlung
von Ehriſtian Arnold, Ernſt=Ludwigſtraße,
ausgeſtellt.
Stenographie und Maſchinenſchreiben. Heute abend be=
ginnt
die Stenographen=Vereinigung Gabelsberger Handwer=
kerſchule
. Ecke Karls= und Nieder=Ramſtädter Straße, mit neuen
Kurſen in Reichskurzſchrift ſowie Redeſchriftkurſen unter Leitung
ſtaatlich geprüfter Lehrer der Kurzſchrift. Gleichzeitig wird auf
den Karlsſtraße 23, Erdgeſchoß, ſtattfindenden Maſchinenſchreib=
unterricht
aufmerkſam gemacht. (Näh. ſ. Anz.)

Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V., Darmſtadt. Die
Turngemeinde Beſſungen beteiligt ſich am kommenden Sonntag,
dem 7. September I. J., an der Gauwanderung mit Gefallenen=
ehrung
auf dem Frankenſtein. Die Zuſammenkunft iſt Ecke Wein=
bergſtraße
und Heidelberger Straße, von wo die Abfahrt, nach
Eberſtadt (Endſtation) erfolgt. Nach der Feier iſt gemütliches
Beiſammenſein in Nieder=Beerbach im Gaſthaus. Lauteſchläger.
Die Führung hat der Wanderausſchuß übernommen, der vom
Frankenſtein auch den Abmarſch regelt.
Das Harko, Heſſiſches Autobus= Reiſe= und Konzert=Büro,
hat die geplante Sommefahrt auf Freitag den 19 September in=
folge
der bevorſtehenden Reichstagswahlen verlegt. Die Füh=
rung
durch das Kampfgebiet übernimmt nach wie vor der ehe=
malige
Bataillonskommandeur der erſten. Infanteriereſerve 116,
Herr Major Goepel, unter Berückſichtigung der Anmarſchſtraßen
der heſſiſchen Regimenter. (Siehe Anzeige.)
Straßenſperre. Wegen Vornahme von Straßenbau=Arbeiten
wird die Lindenhofſtraße zwiſchen Mühlſtraße und Stifts=
ſtraße
vom 9. bis 13. September für Fahrzeuge aller Art ge=
ſperrt
. Wegen Vornahme von Straßenbau=Arbeiten wird die
Teichhausſtraße zwiſchen Lindenhofſtraße und Soderſtraße
bis 10. September 1930 für Fahrzeuge aller Art geſperrt.

* Regh-Verſammlung der Deutſchen
Volksparkei.
*t. In der zweiten öffentlichen Wählerverſammlung
der Deutſchen Volkspartei, die gleichfalls im großen Saale des Städt.
Saalbaues vor ſich ging, ſtellte ſich als Repräſentant der jungen Gene=
ration
Herr Generalſekretär, Dr. Regh=Köln, der volksparteiliche
Spitzenkandidat im Wahlkreis Köln=Aachen, den Wählern vor. Zu der
Verſammlung hatte außer der Ortsgruppe und der Jugendgruppe der
Deutſchen Volksartei Darmſtadt in erſter Linie die Reichsgemein=
ſchaft
junger Volksparteiler eingeladen, deren 1. Vorſitzen=
der
, Herr Rechtsanwalt Dr. Mattern, den Redner mit einigen Sätzen
einführte und hierbei hervorhob, daß die Reichsgemeinſchaft die Samm=
lung
einer ſtarken nationalen Mitte erſtrebe.
Herr Dr. Regh, ſprach zunächſt davon, daß es ſich am 14. Sep=
tember
darum handele, ob in Zukunft in Deutſchland ſozialiſtiſch vder
freiheitlich regiert werden ſolle und ob die Verantwortung von Grup=
pen
oder von Einzelnen maßgebend ſein ſollen. Der Redner äußerte
die Anſicht, daß im Volk allmählich die Einſicht ſich durchſetze, daß es
ſich bei der Wahl z. B. nicht um Aenderungen der Arbeitsloſenverſiche=
rung
handele, ſondern um Grundſätzliches. Es müſſe jetzt endlich Schluß
gemacht werden mit den Zuſtänden, die in den letzten 12 Jahren der
parlamentariſchen Geſchichte eingeriſſen ſeien. Die Oeffentlichkeit, unter
deren Oberfläche ein gewiſſes Raunen, ein nervöſes Zittern ſich bemerk=
bar
mache, ſei mit dem jetzigen parlamentariſchen Syſtem alles andere
als zufrieden.
Der Redner knüpfte dann an die Gründung der ſogenannten Fe=
bruar
=Klubs an im Anſchluß an die Ausführungen, die kürzlich in einer
Verſammlung der Deutſchen Staatspartei in Darmſtadt, auch als Ver=
treter
der jungen Generation Herr Dr. Windſchuh=Köln gemacht hatte.
Die junge Generation muß neue Menſchen in die in der Mitte
lagernde breite Organiſation der liberalen Deutſchen Volkspartei
hineinbringen. Damit dieſe breite Partei der Mitte von rechts und
links ſo aufgelockert wird, daß aus dieſer Partei die große nationale
Sammlung des liberalen Bürgertums ohne weiteres entſtehen wird.
Die Gründung der Deutſchen Staatspartei hat gezeigt, wie die Jungdo=
leute
, einſt die größten Feinde des Parteiweſens, nun ſelbſt eine Partei
gegründet und hiermit der Sammlungsidee des deutſchen Bürgertums
einen recht ſchlechten Dienſt erwieſen haben.
Herr Dr. Regh ſchilderte dann eingehend die bekannten Samm=
lungsverſuche
des volksparteilichen Führers Dr. Scholz und ſprach von
dem alten Problem, auch in Deutſchland zu dem Zwei= bzw. mit dem
Zentrum zu dem Drei=Parteien=Syſtem zu kommen. Die ſtarken Kräfte
im konſervativen und im liberalen Bürgertum müſſen wenigſtens nach
außen geſchloſſen auftreten können, auch die Sozialdemokratie hat die
ſtarken Gegenſätze mit den unabhängigen Sozialdemokraten auszugleichen
vermocht. Die übereilte, von heute auf morgen vorgenommene Grün=
dung
der Deutſchen Staatspartei hat die Sammlungsmöglichkeiten im
deutſchen Bürgertum durchkreuzt. Ein Aufgehen erheblicher Kräfte der
Deutſchen Volkspartei in der neuen Staatspartei hätte nur den Erfolg
gehabt, daß die Staatspartei als Anhängſel des Zentrums und der
Sozialdemokratie im neuen Reichstag mitgeholfen hätte, den alten ver=
derblichen
Kurs der Weimarer Koalition fortzuſetzen.
Der Redner betonte, daß er unter dem Begriff Bürgertum alle
diejenigen Kräfte verſtehe, die nicht ſozialiſtiſch ſeien, und gab einen
kurzen hiſtoriſchen Ueberblick über die Entwicklung des feinmaſchigen
internationalen Wirtſchaftselends, der von dem Hammerſchlag des Aus=
bruches
des Weltkrieges 1914 auf das ſtärkſte getroffen von der
Organiſation zur Desorganiſation führte. Hierin liegt die Hauvt=
urſache
dafür, daß Deutſchland jetzt unter ſolcher
Arbeitsloſigkeit leidet. Ferner muß berückſichtigt werden,
daß im Weltkrieg der Staat gezwungen war, alle möglichen Dinge in
eigene Verwaltung zu nehmen. Sozialiſierung und Ruhreinbruch, In=
flation
und Staatsrentner=Pſychoſe ſind weitere Merkmale, die unſer
öffentliches Leben verwirtſchaftet haben. Wie viele ſind leicht mit dem
öffentlichen Geld umgegangen, das ja nicht aus ihrer eigenen Taſche zu
bezahlen war. Beſonders im kommunalen Leben wird z. B. darauf
losgebaut, als ob die Quellen für öffentliche Aufgaben niemals verſtopft
werden könnten. Die öffentlichen Gelder ſind leider zu einem großen
Teile nicht für werbende Anlagen ausgegeben worden, ſo daß man ſich
nicht darüber wundern kann, wenn wir in unſerer Wirtſchaft nun auf
einmal auf ſchwache Punkte ſtoßen. Der Young=Plan hat uns wenig=
ſtens
beſtimmte Zahlungsverpflichtungen in klarer Weiſe gebracht aber
dieſer Vorteil wird dadurch ausgeglichen, daß die Kriſe und die Ueber=
produktion
in der Weltwirtſchaft uns drücken. In dieſem Zuſtand dür=
fen
wir nicht glauben, mehr ausgeben zu können als wir je vor 1914
ausgeben konnten. Im übrigen muß ſelbſtverſtändlich alles daran
geſetzt werden, daß auch die viel zu hohen Jahresraten des Young=
Planes herabgeſetzt werden.
Das Kabinett Brüning hat unzweifelhaft den beſten Willen. Daß
ſich Herr Hugenberg dieſem Kabinett verſagte, der doch wahrhaftig nicht
marxiſtiſch verſeucht iſt, bleibt unverſtändlich. So wie Hugenberg ſeine
ſtarre Politik führt, iſt es nicht möglich, die Koalition zwiſchen Zentrum
und Sozialdemokratie in Preußen zu löſen (eine Hauptforderung Hugen=
bergs
) und endlich einmal zu bewirken, daß das Zentrum nicht immer
weiter den Steigbügelhalter der Sozialdemokratie ſpielt. Hoffentlich
nimmt Herr Hugenberg nach den Wahlen Vernunft an. Die Notver=
ordnung
iſt wenigſtens ein Anfang. Vom Wahlrecht angefangen, bis
zur Stabiliſierung der Regierungsmöglichkeiten muß das Reformwerk
reichen, muß der Parlamentarismus von unten auf neu aufgebaut wer=
den
. Wir haben leider nicht die lange parlamentariſche Tradition wie
in England oder in Frankreich, bei uns in Deutſchland herrſchen vor
Parteigeiſt und Dogmatik.
Hinzu kommt, daß eine ſtärkere nationale geſchloſſene Einheit nicht
zu erreichen iſt, wenn das deutſche Volk unter ſeinen ſchwierigen Lebens=
bedingungen
weiterhin politiſch ſo zerriſſen iſt. Der Gedanke der Wehrhaf=
tigkeit
muß mehr gepflegt werden, man fürchtet ſich bei uns beinahe davor,
davon zu ſprechen. Derliberale Perſönlichkeitsgedanke
gilt auch für ein Volk und für eine Nation. Innerlich
zermürbt, nach dem verlorenen Krieg, iſt unſere Einſtellung gegenuber
nationalen Fragen paſſiv geworden. Die Weltſicherheit des Engländers
fehlt unſerem Volke, an dem noch maßloſe Arbeit geleiſtet werden muß,
bis es die Gleichberechtigung unter den Völkern wieder erreichen kann.
Nur in geduldiger und zäher Arbeit kann erreicht werden, daß wir
wieder groß und von den drückenden Feſſeln des Verſailler Vertrages
frei werden.
Dem Vortrag, der lebhaften Beifall fand, widerſpruchslos hin=
genommen
wurde und ohne Zwiſchenrufe verlief, folgte nach einer
kurzen Pauſe die Ausſprache, in der Herr German für die Demo=
kraten
ſprach und wiederholt die Größe Streſemanns anerkannte. Ein
weiterer Redner trat für die S.P.D. ein, dann nahm Dr. Regh zu
ſeinen Schlußausführungen das Wort.

Promenadenkonzert. Am Freitag, dem 5. September,
ſpielt das Stadtorcheſter unter Leitung ſeines Kapellmeiſters W.
Schlupp im Palaisgarten von 56 Uhr nach folgendem Pro=
gramm
: 1. An die Gewehre, Marſch von Lehnhardt: 2. Ouvertüre
zur Oper Fra Diavolo von Auber; 3. Wein, Weib und Geſang,
Walzer von Strauß; 4. Fanfare militär von Aſcher; 5. Fantaſie
aus der Oper Aida von Verdi; 6. Ordre de bataille, Marſch
von Lehnhardt.
Lokale Veranſtalkungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krſtil.
Kriegerverein Darmſtadt. Den Mitgliedern des
Vereins und deren Angehörigen iſt Gelegenheit gegeben zu einer
weiteren Unterrichtung über die Geſchichte der Stadt Darmſtadt,
indem Herr Anton ſich dankenswerterweiſe bereit erklärt hat, am
Sonntag, den 7. d. M., eine Führung durch die Altſtadt zu über=
nehmen
und an Ort und Stelle Erläuterungen zu geben. Treff=
punkt
vorm. 4411 Uhr auf dem Woogsplatz.
Aus den Parkeien.
Deutſche Volkspartei, Frauengruppe. Wie
aus dem heutigen Inſerat hervorgeht, veranſtaltet die Frauen=
gruppe
der Deutſchen Volkspartei morgen Samstag eine öffent=
liche
Frauenverſammlung, in der Frau Dr. Hertwig=Bünger aus
Dresden ſprechen wird. Frau Dr. Büngern war bislang Abgeord=
nete
im Wahlkreis Dresden-Bautzen. Sie war Studienrätin in
Dresden und iſt Vorſitzende in mehreren Frauenorganiſationen.
Von 19201926 gehörte ſie dem Sächſiſchen Landtag an. Sie iſt
bekannt als gewandte Rednerin, ſo daß der Beſuch dieſer Veran=
ſtaltung
jedermann empfohlen werden kann. Die Verſammlung
beginnt um 8.15 Uhr im Fürſtenſaal, Grafenſtraße.
Die Reichspartei des Deutſchen Mittelſtan=
des
(Wirtſchaftspartei) veranſtaltet im Saale des Städtiſchen
Saalbaues ihre zweite Wahlverſammlung am Samstag, dem
6. September, abends 8,30 Uhr Es ſpricht wieder der Spitzen=
kandidat
der Wirtſchaftspartei Prof. Horneffer=Gießen, über
das Thema Der Endkampf: Privatwirtſchaft oder Sozialismus?

[ ][  ][ ]

Nummer 245

Freitag, den 5. September 1930

* Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern.
Broadway im Film.
Im Helia
läuft ſeit geſtern der Film Broadway, ein Abenteuer im
Paradiesklub am Broadway in New York. Ein amerikaniſches
Filmwerk in der Regie von Paul Fejos, das ſich ganz eng an das
umſtrittene Bühnenſtück hält. Darin aber liegt die Schwäche die=
ſes
Films. Er hält den Vergleich mit dem Bühnenwerk nicht
aus, zumal nicht, wenn wir uns der ganz ausgezeichneten Darm=
ſtädter
Aufführung erinnern mit der ganz ungewöhnlichen dar=
ſtelleriſchen
Leiſtung Hinz als Roay Lane, an deſſen tempera=
mentvolle
, naipe und artiſtiſche Verkörperu

nbegrenzten Möglichkeiten. . Verfügung
ſtehen. Auch die ſchauſpieleriſchen und tänzeriſchen Leiſtungen der
Evelyn Brent (Pearl) und der hübſchen Myrna. Kennedy
(Billie) ſind farblos und matt, gemeſſen an der Darmſtädter Auf=
führung
. Wie denn überhaupt dem Film das Dramatiſch= Span=
nende
des Bühnenwerks fehlt. Soweit ein Vergleich in Frage
kommt. Dafür hat allerdings der Film die Möglichkeiten ganz
großzügiger Ausſtattung, beſonders der Szenen, die in dem Ver=
brecherparadies
ſpielen, und in der Spiegelung der Straßenbil=
der
des nächtlichen New York. Jedenfalls ſollte niemand, der
das Bühnenſtück geſehen hat, verſäumen, ſich auch den Film an=
zuſehen
.
Das Beiprogramm bringt außer der aktuellen Wochenſchau
und einer Groteske einen intereſſanten Lehrfilm aus der rheini=
ſchen
Schiefergewinnung.
*.*
Illuſion im Palaſttheater.
Man ſoll von Filmen kriminaliſtiſchen Inhalts nichts vorher
erzählen. Aber daß der Film Illuſion gut iſt, darf man doch
wohl verraten. Conrad Veidt in der Rolle eines. Varieté=
künſtlers
iſt überzeugend. Auch ſeine kleine Partnerin im Spiel
wie auch in der Handlung Mary Philbin gibt ſich natürlich
und ungekünſtelt. Der Hintergrund, das Varieté, tritt nicht ſo
ſtark hervor, daß er ſtörend wäre, und läßt die Handlung ſelbſt=
verſtändlich
erſcheinen. Ueber den Inhalt? Da darf man nichts
verraten. Den muß man ſich anſehen.
Vorher läuft noch ein Film Zarte Schultern, der um die
mimiſche Kunſt Laura La Plantes herum aufgebaut worden iſt.
Sie gibt dem ſeeliſchen Konflikt zwiſchen moraliſcher Pflicht und
Rückſichten auf Mann und Kind einen glänzenden Ausdruck. Und
das Happy end iſt für ſie wohlverdient.

* Skeuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. September 1930.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
1. September: Letzter Tag für die Entrichtung des Schul=
geldes
für die Darmſtädter höheren Schulen und für die ge=
werblichen
Fortbildungsſchulen für den Monat Auguſt 1930
an die Stadtkaſſe. Schonfriſt bis 10. September 1930.
5. September; Abgabe der Beſcheinigung an die Finanz=
kaſſe
, daß die Summe der im Auguſt 1930 abgeführten
Steuerabzugsbeträge mit der Summe der im Auguſt 1930
einbehaltenen Steuerbeträge übereinſtimmt. Keine Schon=
friſt
.
5. September: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 16. bis 31. Auguſt 1930 erfolgten Lohnzahlungen.
Falls die bis zum 15. Auguſt 1930 einbehaltenen Beträge
200 RM. nicht erreicht haben, im Ueberweiſungsverfahren
Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom 1. bis
31. Auguſt 1930 erfolgten Lohnzahlungen. Keine Schon=
friſt
.
5. September: Ablauf der Schonfriſt für die am 25. Auguſt
1930 fällig geweſene dritte Vorauszahlung (ſtaatliches
Ziel) laut Steuerbeſcheid über ſtaatliche Grundſteuer, Son=
dergebäudeſteuer
und Gewerbeſteuer für das Rechnungs=
jahr
1930.
5. September: Letzter Tag zur Abgabe einer Erklärung über
die Aufſichtsratstantiemen (Reichshilfe). Vergleiche die
Oeffentliche Aufforderung des Präſidenten des Landes=
finanzamts
Darmſtadt vom 19. Auguſt 1930 in Nr. 230 des
Darmſt. Tagbl. vom 21. Auguſt 1930.
10. September Zahlung der Börſenumſatzſteuer, ſoweit
dieſe im Abrechnungsverfahren entrichtet wird.
10. September: Ablauf der Schonfriſt für die Entrichtung
des Schulgeldes für die Darmſtädter höheren Schulen und
die gewerblichen Fortbildungsſchulen für den Monat
Auguſt 1930.
15. September: Letzter Tag für die Abgabe der Steuererklä=
rungen
für die Herbſtveranlagung 1930. (Einkommenſteuer,
Körperſchaftsſteuer und Umſatzſteuer.) Näheres in der
öffentlichen Aufforderung der Finanzämter Darmſtadt=
Stadt Darmſtadt=Land, Reinheim und Langen vom 25.
Auguſt 1930 in Nr. 236 des Darmſt. Tagbl. vom 27. Au=
guſt
1930.
Beiträge zur Handwerkskammer.
Die weißen Anforderungszettel ſind unterdeſſen herausge=
gangen
. Das urſprünglich am 30. Juni 1930 fällig geweſene
H. W. Wohmann.
1. Ziel iſt ſofort zu bezahlen.

Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 5. Sept.: Vorabendgottesdienſt 6 Uhr 30 Min.
Samstag, den 6. Sept.: Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min
Sabbatausgang 7 Uhr 45 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen.
Morgens 7 Uhr 00 Min. Abends 6 Uhr 30 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der Fſraelitiſchen Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 6. Sept.: Vorabend 6 Uhr 25 Min Morgens
8 Uhr. Nachm. 5 Uhr. Sabbatausgang 7 Uhr 45 Min.
Wochentags: Morgens 6 Uhr Min. Abends 6 Uhr 15 Min.

Tageskalender für Freitag, den 5. September 1930.
rpheum 8½ Uhr abends: Die ſpaniſche Fliege‟. Kon=
erte
: Schloßkeller, Café Oper, Hotel Schmitz, Zum Datte=
rich
. Schuls Felſenkeller. Kinovorſtellungen:
Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele Feſthalle, 8 Uhr;
Großes Sonderkonzert. Heſſ. Eiſenbahn=A.=G., Lui=
ſenſtraße
12½, abends 8 Uhr: Vortrag.

Aus Heſſen.
Weihe eines Heimalbrunnens in Eberſtadl.
E. Eberſtadt, 4. Sept. Unweit des Judenbrünnchens und der
Kronesruh im lieblichen Mühltal hat der hieſige Verſchönerungs= und
Verkehrsverein ein neues ſchönes Denkmal von Heimatliebe und Heimat=
ſinn
errichtet, das geſtern in der Abendſtunde in Anweſenheit einer
Anzahl geladener Gäſte der Oeffentlichkeit durch einen feierlichen Weibe=
akt
übergeben wurde. In aller Stille erſtand an idylliſcher Stätte und
in kürzeſter Friſt ein hübſcher Trinkbrunnen, der trotz ſeiner großen Ein=
fachheit
und Schlichtheit eine Zierde unſerer nächſten Umgebung dar=
ſtellt
. Der Brunnen beſteht aus einer 4,00X1.30 Meter über die Erde
hinausragenden 0.45 Meter ſtarken, in der Mitte etwas erhöhten Bruch=
ſteinmauer
, in die ein ſchön geformter Brunnentrog aus Granit einge=
laſſen
iſt. Ueber ihm befindet ſich der Waſſerauslauf. Gleichzeitig iſt
eine Vogel= und Kleintiertränke eingebaut. Zwei Bänke, je eine links
und rechts vom Brunnen, laden den Wanderer und Spaziergänger zur
Raſt ein. Den Entwurf des Brunnens fertigte Gemeindebauinſpektor
Hedderich.
Der Erbauer des Brunnens, Maurermeiſter Georg Leonhard Rük=
kert
, erläuterte die Entſtehung des Brunnens und ſeine Ausführung.
Der Vorſitzende des Verſchönerungs= und Verkehrsvereins, Kaufmann
Philipp Eyſenbach, bemerkte in ſeiner Anſprache, daß die Anlage
des Brunnens dem Umſtande zu verdanken ſei, daß ſich in unſerer auf
allen Gebieten ſo zwieſpältigen Zeit die verſchiedenen, an dem Plan mit=
wirkenden
Kräfte ſich einträchtig zuſammen gefunden hätten in dem Ge=
danken
, der Heimat zu dienen. Er ſchlage deshalb vor, dieſen ſchönen
Brunnen Eintracht=Brunnen zu nennen. Dank zollte er allen
Helfern, vor allem dem Bürgermeiſter, der ſich in beſonderem Maße für
die Errichtung des Brunnens eingeſetzt habe, dem Planverfertiger, dem
Erbauer und ſeinen Gehilfen. Er übergab den Brunnen dem Bürger=
meiſter
mit der Bitte, ihn in treue Obhut der Gemeinde zu nehmen.
Bürgermeiſter Dr. Uecker dankte für das neue Zeichen echter Liebe und
Treue zur Heimat und wünſchte, daß der Brunnen bei der Einwohner=
ſchaft
die erforderliche Beachtung und Anerkennung finden und bei allen,
die ſich an ſeiner Stätte niederlaſſen, Freude erwecken möge. Die Ge=
meinde
werde jederzeit die Beſtrebungen des Vereins gerne fördern und
dem Brunnen Schutz angedeihen laſſen. Alle heimatliebenden Glieder
der Gemeinde fordere er auf dem Verein als Mitglieder beizutreten,
um dadurch mitzuhelfen, die Heimat ſchön zu geſtalten.
Im Kurhotel, Schweizerhaus fanden ſich die Gäſte nach der Weihe
u einer kleinen Nachſitzung zuſammen.

An. Arheilgen, 4. Sept. Guſtav=Adolf=Verein. Das
Jahresfeſt des Zweigvereins Darmſtadt des Guſtav=Adolf=Vereins findet
nächſten Sonntag in unſerer Gemeinde ſtatt. Die Predigt in dem nach=
mittags
2 Uhr beginnenden Feſtgottesdienſt hält Pfarrer Trabandt aus
Herbſtein. In der anſchließenden Feſtverſammlung im Gemeindehauſe
wird derſelbe Redner aus dem Leben einer Diaſpora=Gemeinde ( Herb=
ſtein
in Oberheſſen) berichten. Ueber Der Kampf um Gott in Ruß=
land
wird Herr Cheuſſan ſprechen. Sodann folgt der Jahresbericht
des Schriftführers. Poſaunenchor und Kirchengeſangverein werden
ebenfalls mitwirken. Schweinezwiſchenzählung. Bei
der am 1. d3. Mts. ſtattgehabten Schweinezwiſchenzählung wurden hier
2 Zuchteber, 31 Zuchtſauen, 189 Ferkel unter 8 Wochen, 688 Schweine
von 8 Wochen bis ½ Jahr alt, 397 Schweine ½ bis 1 Jahr und 5
Schweine über 1 Jahr alt, zuſammen 1307 Stück, gezählt. Jubi=
läum
. Am 1. d8. Mts. waren es 50 Jahre, daß Peter Volz 1. von
hier bei der Firma Karl Schmidt, Weißbindergeſchäft in Darmſtadt,
tätig iſt. Aus dieſem Anlaß wurden dem Jubilare Ehrungen von ſeiten
der Handwerkskammer, der Firma Schmidt und ſeinen Arbeitskollegen
in reichem Maße zuteil. Meiſterprüfung. Das Diplom als
Meiſter wurde verliehen dem Friedrich Anthes, Bäckermeiſter. Heinrich
Anthes 13. Bäckermeiſter, Karl Benz, Spenglermeiſter. Ernſt Häuſer,
Friſeurmeiſter, Ludwig Jährling, Buchdruckermeiſter. Wilhelm König,
Weißbindermeiſter, Ludwig Mahr, Schuhmachermeiſter, und Ludwig
Wolff, Metzgermeiſter. Ausflug. Für kommenden Sonntag,
den 7. September 1930, plant der hieſige Odenwaldverein,
günſtige Witterung vorausgeſetzt, einen Ausflug von Eberſtadt über
den Frankenſtein nach Ober=Beerbach, Neutſch; von da geht es zurück
über Waſchenbach, Nieder=Ramſtadt. Vor hier wird zurückgefahren.
Die Sechzigjährigen veranſtalten ihre gemeinſame Geburtstags=
feier
dieſen Sonntag, abends 8 Uhr, im Gaſthof Zum weißen
Schwanen.
J. Griesheim, 4. Sept. Am Freitag, 5. September d. J., iſt der
Bahnübergang Nr. 74 an der Nathenauſtraße wegen Herſtellung von
Gleisarbeiten von 7 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags für jeglichen
Straßenverkehr geſperrt. Die Umleitung erfolgt über den Bahnüber=
gang
Nr. 78 an der Hofmannſtraße. Die Feldfrevel ſind hier wieder
an der Tagesordnung. So wurden in einer der letzten Nächte auf einem
Grundſtück am Alten Darmſtädter Weg allein etwa 8 Zentner Kartoffeln
geſtohlen. Jedenfalls iſt das Diebesgut gleich weiter veräußert worden.
Die Frebler konnten bis jetzt noch nicht ermittelt werden. In einem
anderen Fall gelang es unſerem Feldſchutzperſonal, einen des öfteren wegen
Feldfrevels beſtraften hieſigen Einwohner in Begleitung ſeiner Töchter
auf friſcher Tat abzufangen. In ihrem Beſitz befanden ſich drei Säcke
mit Zwiebeln und eine Aktentaſche mit Tomaten, die den Freblern ab=
genommen
werden konnten. Am Freitag, 5. September d. J., abends
8 Uhr, wird auf dem Nathaus das Grummetgras von der neuen Fohlen=
weide
öffentlich verſteigert. Die Lieferung von ſtaubbindendem Fuß=
bodenöl
ſoll vergeben werden. Angebotsunterlagen ſind auf der Bür=
germeiſterei
(Baubüro) erhältlich, und ſind die Angebote dortſelbſt bis
Freitag, 12. September d. J., vormittags 11 Uhr, einzureichen.
Cp. Pfungſtadt, 4. Sept. Die Zuchtviehmarktlotterie
hat nunmehr ſtattgefunden. Der 1. Preis fiel auf das Los Nr. 4854,
der 2. Gewinn auf 1272, der 3. Gewinn auf 4832, der 4. Gewinn auf
1078 und der 5. Gewinn auf Los Nr. 3282. Insgeſamt kamen annähernd
20 Gewinne zur Verteilung. Die am 1. Sevtember erfolgte
Schweinezwiſchenzählung ergab einen Beſtand von 1805
Schweinen. Das bedeutet eine Zunahme von 366 Schweinen gegenüber
der vorletzten Zählung am 2. Juni, bei der 1439 Schweine feſtgeſtellt
wurden. Der gegenwärtig im evgl. Gemeindehaus durch Fräulein
Bitter von der Landwirtſchaftsſchule Worms abgehaltene Einmach=
kurſus
für Obſt, Gemüſe uſp. wurde von über 25 Mädchen und
Frauen beſucht. Der Kurſus wurde durch einen Lichtbildervortrag über
das Einmachen von Früchten aller Art und eine kleine Ausſtellung der
Kochkunſterzeugniſſe geſchloſſen.

Seite 7

* Im Zeichen des Rebhuhns.
B. Man ſchreibt uns: Ein freudig begrüßter Gaſt erſcheint in
dieſen Tagen, braun und knuſperig, das Rebhuhn, wieder auf un=
ſerem
Tiſche, doppelt willkommen nach ſeiner vielmonatigen Ab=
weſenheit
. Dieſen, ſeinen nicht zuletzt in der Seltenheit beruhen=
den
Wert zu beweiſen, ſoll Heinrich IV. von Frankreich ſeinem
Beichtvater längere Zeit Rebhühner haben vorſetzen laſſen. Aber
die kleinen graubraunen Vögel, die eigentlich viel zu lieblich
und herzig ſind, als daß ſie zum proſaiſchen Gebrauch in der Küche
dienen ſollen, wurden dem geiſtlichen Herrn durch den ſtets wie=
derholten
Genuß über, und er beklagte ſich beim König, daß er
immerfort Rebhuhn (toujours verdrix) eſſen müſſe. Mit dieſer
Beſchwerde ſchuf er ein noch heute lebendiges geflügeltes Wort,
an das jetzt, zur Zeit der Rebhuhnjagd, nicht mit Unrecht erinnert
werden mag. Eine beſondere Art des Fangens des Rebhuhns er=
wähnt
Friedrich Hebbel in ſeinem Tagebuch im Winter 1856:
Rebhühner werden auf großen Gütern in Netzen gefangen und
dann den ganzen Winter in einer mit Tannenzweigen aufgeſtock=
ten
, dem Wind und dem Schnee zugängigen Wildkammer lebendig
gehegt. Um ſie zu fangen, malt der Jäger auf eine ſteife Lein=
wand
eine Kuh, die er mit einer Schelle behängt und hinter der
er ſich verſteckt. Schon viel früher ſcheint das Rebhuhn des Dich=
ters
Intereſſe erregt zu haben, denn ſchon 1843 leſen wir bei ihm
den eigentümlichen Satz, der von einem Gegenſpiel zu Heinrichs 11.
Beichtvater redet: Schnurrige Figur: ein Menſch, darüber mit
Gott und Welt zerfallen, daß er noch nie Rebhühner gegeſſen hat,
und um zu dieſem Genuß zu gelangen, alles Mögliche verſuchend.
Nur vom Rebhuhn als Bratenvogel mit Sauerkraut oder
in Weinblätter gehüllt haben wir bisher geſprochen, und nur
im Kochbuch ſpielt es heute noch eine Rolle. Schlagen wir aber
die Arzneibücher des 16. und 17. Jahrhunderts auf, in denen
tieriſche Heilmittel in großer Zahl angeprieſen werden, ſo be=
gegnet
uns dort das Rebhuhn gewiſſermaßen als Allheilmittel.
Nur ein paar ſolcher merkwürdiger Rezepte ſeien hier angeführt:
Schwachſichtigkeit wie Schwerhörigkeit ſollte, das liebe Rebhuhn hei=
len
können. Die Galle mit dem Balſamſaft, Opobalſamum in den
Apotheken genannt, und mit Fenchelſaft aufgeſtrichen, ſchärft das
Geſicht. Ein halb Becherlein wilden Galgant (gewürzige
Knollenwurzel), ein Becherlein Balſamſaft, darunter vermiſcht
ganze Rebhuhngallen, dies tue dann in eine zinnene Büchſe und
ſtreiche den Schaden damit, ſo wirſt du Wunder erfahren. Wider
das Uebelhören, die Taubheit, träufe man warme Rebhuhngalle in
die Ohren. Wenn man das Mittel in die Schläfen reibt dient
es zur Stärkung des Gedächtniſſes. Koſtſpielig war freilich die
Rebhuhnarznei, da faſt ſtets Wein dazu getrunken werden mußte.
Als mir neulich auf dem Wochenmarkt eine Händlerin ein wun=
derbares
Rebhuhn anbot, fielen mir dieſe angeblichen Tugenden
des Vogels ein, wegen derer ihm einſt noch mehr als heute nach=
geſtellt
wurde.
Dr. Richard Böhme.

Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 3. Sept. Der Gemeinderat hat in
ſeiner letzten Sitzung die Erhebung einer örtlichen Bierſteuer vorerſt
abgelehnt. Ferner wurde beſchloſſen, für die Pflichtfeuerwehr eine Kol=
lektivverſicherung
einzugehen. Die ſeither geſchloſſenen Wieſen ſind
jetzt wieder geöffnet.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 4. Sept. Schweinezwiſchenzählung.
Das Ergebnis der am 1. d. M. ſtattgefundenen Schweinezwiſchenzählung
war folgendes: a) Zuchteber 4 (4), b) Zuchtſauen bis zu 1 Jahr 16 (7),
über 1 Jahr 38 (39), Ferkel unter 8 Wochen 149 (123) Schweine bis zu
½ Jahr 211 (146), von ½ bis zu 1 Jahr 75 (50), über 1 Jahr 3 (5).
Die in Klammern angegebenen Zahlen bedeuten diejenigen der Zählung
vom 2. Juni 1930. Die Geſamtzahl der Schweine hat insgeſamt um
112 zugenommen.
G. Ober=Ramſtadt, 4. Sept. Im Monat Auguſt wurden beim hie=
ſigen
Standesamt 7 Geburten, 2 Eheſchließungen und 2 Sterbefälle be=
urkundet
.
Cg. Reinheim, 4. Sept. Der Kreislehrerverein Dieburg
hielt ſeine gut beſuchte Hauptverſammlung ab. Nach einem warmen
Nachruf des Vorſitzenden für die verſtorbenen rührigen Vereinsmitglie=
der
Wendel zu Babenhauſen und Werner zu Wiebelsbach, deren An=
denken
die Verſammlung in der üblichen Weiſe ehrte, hielt der zweite
Schriftführer des Heſſiſchen Landeslehrervereins, Herr Dr. Volk aus
Mainz, einen feſſelnden Vortrag über die Haftpflicht des Lehrers in
ſeinem Amte und die Rechtsſchutzeinrichtungen des Deutſchen Lehrer=
vereins
. An Hand von anſchaulichen Beiſbielen wußte ev die mannig=
fachen
Gefahren aufzuzeigen, die dem Lehrer als verantwortlichem Füh=
rer
einer Schulklaſſe begegnen, ſei es im Turnen und bei ſportlichen
Uebungen, auf Schulausflügen, Kinovorführungen und anderen Ver=
anſtaltungen
. Als wünſchenswert wurde der Abſchluß von Unfallver=
ſicherungen
der Schüler und Haftpflichtverſicherungen der Lehrer, wie
es in vielen Gemeinden des Kreiſes Dieburg bereits der Fall iſt, be=
zeichnet
. Als 1. Vorſitzender des Kreislehrervereins wurde Lehrer Stein=
bach
zu Werſau und als 2. Vorſitzender Krapp zu Reinheim wieder=
gewählt
. Die vom Heſſiſchen Miniſterium für Kultus und Bildungs=
weſen
gewünſchte Behandlung der Ferienfrage wurde in der Weiſe er=
ledigt
, daß man aus verſchiedenen Gründen den Beginn des Schuljahres
im Frühjahr beibehalten wiſſen will. Mit der Dauer und Verteilung
der Ferien in der gegenwärtigen Art iſt die Verſammlung einverſtan=
den
, jedoch wird eine Feſtlegung des Oſterfeſtes allgemein befürwortet,
ebenſo eine möglichſte Annäherung der Ferien aller Schulen des Lan=
des
oder doch wenigſtens eines größeren Bezirkes. Heimatkund=
licher
Vortrag. Am 18. September wird Herr Privatdozent Dr.
Zeh vom Heſſiſchen Staatsarchiv in Verbindung mit dem Kreisſchulamt
Dieburg im Gaſthaus Zum Schwanen, hier, einen heimatkundlichen
Lichtbildervortrag halten, zu dem die Lehrerſchaft des Kreiſes ſowie alle
heimatkundlich intereſſierten Einwohner des Kreiſes eingeladen werden.
T. Hüttental, 4. Sept. Einen bedauerlichen Unfall erlitt auf der
Straße von hier nach Moſſau der Automobilhändler Karl Schmucker=
Erbach. Derſelbe war im Begriff, einen Laſtkraftwagen zu überholen,
gewahrte jedoch im letzten Augenblick, daß ein Grummetwagen am Wege
ſtand. Herr Schmucker bremſte ſchnell, kam aber dabei zu Fall und renkte
ſich das Kniegelenk aus.
E Jugenheim a. B., 3. Sept. Unſer Gemeinde=Schwimmbad erfreut
ſich täglich eines Beſuches von mehreren Hundert Badenden. Es
herrſcht allgemein ein Lob über die vorzügliche Reinheit des Waſſers.
1. Von der Bergſtraße, 2. Sept. Reit= und Fahrverein
Bergſtraße. Von den pfälziſchen Reitervereinen iſt ein Stafettenritt
durch Süd= und Weſtdeutſchland als Huldigung für das befreite Gebiet
geplant. Es wird, zu dieſem Huldigungsritt, der entweder noch dieſes
Jahr oder im Frühjahr 1931 ſtattfindet, die Beteiligung der badiſchen
und heſſiſchen Reitervereine erwartet. Der Reit= und Fahrderein
Bergſtraße beſchloß einſtimmig die Beteiligung für ſein Gebiet. Da
die Neitabteilung Weinheim ihren ſeitherigen Reitplatz auf dem Freu=
denbergſchen
Tafelacker, der pachtweiſe in Kleingärten aufgeteilt iſt, ver=
loren
hat, ſo fehlt es an einem geeigneten Uebungsplatz. Der Verein
iſt daher mit der Stadt in Verbindung getreten, um ein geeignetes Ge=
lände
im Badeniagebiete für den genannten Zweck zugewieſen zu erhal=
ten
. Sobald der Stadtrat den Antrag genehmigt hat, ſollen die regel=
mäßigen
Neit= und Fahrübungen wieder aufgenommen werden.
Gernsheim, 4. Sept. Waſſerſtand des Rheins am
3. September 0.99 Meter, am 4. September 0,91 Meter.

Jeder Original-Packung Kukirol-Pflaster zu 85 Pfennig liegt neuerdings 1 Beutel Kukirol-Fußbade-Salz zu
Versuchszwecken gratis bei. Wir bieten Ihnen diese Probe unentgeltlich an, obwohl wir wissen, daß Sie
selbst eine höhere Ausgabe nicht bereuen würden, wenn Sie sich erst einmal von der guten Wirkung über-
zeugt
haben. Wenn Sie sich von den verschiedenen, durch die Müdigkeit, durch drückende Schuhe und dadurch
verursachte Erhitzung entstandenen Fußleiden befreien wollen, dann nehmen Sie ein heißes Kukirol-Fußbad.
Ein solches Bad besitzt außerordentlich stärkende, antiseptisch und Blutandrang herabsctzende Eigenschatten
und unter dessen Wirkung wird jede Schwellung, sowie jedes Schmerzgefühl und Brennen in den Füßen wie
weggezaubert verschwinden. Kaufen Sie sich gegen Hühneraugen, Hornhaut, Schwielen und Warzen die
neue Packung Kukirol-Pflaster mit der Cratis-Probe des Kukirol-Fußbade-Salzes und machen Sie noch heute den
Gratis-Versuch, Ihre Füße werden bereits nach dem ersten Kukirol-Fußbade viel frischer und elastischer sein.
AoltMOeolt Oode

Kukirol-Verkaufsstelle: Drogerie Adolf Zachmann, Bleichstraße 46.

(V.8629

A. Beüterkefter orrl anbade-satz!
Schönere Füße leichteres Geben Größere Ausdauer Keine Plüdligkeit, keine Fuß-
schmerzen
, auch nach längerem Gchen und Stehen Durch Kukirol-Fußbade-Salz!

[ ][  ][ ]

Seite 8

Freitag, den 5. September 1930

Nummer 245

Eintes Bitd oon der Amrähen i Babapent.

ine Gedenkkafel für Kapikän Franz Romer.

Berittene Polizei treibt die Demonſtranten aus der Andraſſyſtraße in eine ſchmale Nebenſtraße.
Einen blutigen Ausgang nahmen die ſozialiſtiſchen Maſſenkundgebungen in Budapeſt, die von der
Polizei verboten worden waren. Die Poliziſten gingen gegen gewalttätige Demonſtranten mit der
Schußwaffe vor. Es gab zwei Tote und mehr als 300 Verletzte.

Die ſoeben enthüllte Gedenktafel für Kapitän Romer am Hotel Wendelſtein.
Zu Ehren des deutſchen Kapitäns Romer, der durch ſeine kühne Ueberquerung des Atlantik in
einem 6 Meter langen Klepperboot ſeinerzeit in der ganzen Welt von ſich reden machte, wurde
jetzt eine Gedenktafel enthüllt, die der Obhut des Hotels Wendelſtein übergeben wurde, in dem
Romer die letzte Zeit vor ſeiner Abfahrt nach Amerika verbrachte. Romer wurde bekanntlich im
September 1928 das Opfer eines Tornados bei den Kleinen Antillen.

Reich und Ausland.
Raubüberfall in Kaſſel.
Die Räuber hatten es auf die Zeppelin=
Einnahmen abgeſehen.
Kaſſel. Um 9.30 Uhr abends wurde auf den
Kaſſier der Kaſſeler Omnibusgeſellſchaft (Kog.) in
den Geſchäftsräumen in der Sangerhäuſerſtraße
ein Raubüberfall verübt. Zwei junge Leute,
waren hinter einem Schuppen über eine zwei
Meter hohe Bretterwand in den Hof und das
Geſchäftsgebäude der Kog, eingedrungen. Von
hier gelangten ſie dann durch die unverſchloſſene
Tür zum Bürogebäude in den Vorraum zum
Kaſſenraum. Während der eine den im Vorraum
bei der Abrechnung ſitzenden Schaffner mit vor=
gehaltenem
Revolver in Schach hielt, ſchwang ſich
der andere durch das Schalterfenſter in den Kaſ=
ſenraum
und zwang den Kaſſier, die Drahthaube
des Zahltiſches zu öffnen und nahm ſchnell das
hier liegende Geld, 3800 RM. in Zwanzig= und
Zehnmarkſcheinen ſowie etwa 400 bis 600 RM.
in Fünfmark=Rollen an ſich. Er verſchwand dar=
auf
mit ſeinem Komplizen auf demſelben Weg,
auf dem beide hereingekommen waren. Hinter=
her
wurde ſofort die Polizei benachrichtigt, die
auch bald zur Stelle war. Inzwiſchen hatten
Werksangehörige mit Scheinwerfern das Ge=
lände
in der Umgebung des Kog=Gebäudes abge=
ſucht
, aber ohne Erfolg. Die Räuber hatten es
wohl auf die großen Beträge abgeſehen, die die
Kog anläßlich der Landung des Graf=Zeppelin
vereinnahmt hatte, Beide Täter ſollen etwa
20 Jahre alt ſein.

Oſtlandgrenzfahrt junger Akademiker.
Es iſt ein erfreuliches Zeichen, daß gerade
in dem trennenden und auf den Wortkampf ab=
geſtellten
Wahlſtreit deutſche ſtudentiſche Jugend
den einenden Gedanken von Weſt und Oſt durch
die Tat beſonders pflegt. Der R. S. C., Verband
von Corps an deutſchen Hochſchulen, veran=
ſtaltetete
, eine ſtark beſuchte Oſtlandgrenzfahrt,
an welcher Herren von faſt allen Hochſchulen
des Reiches teilnahmen. Der Zweck der Veran=
ſtaltung
war, den von den Corps entſandten
Vertretern die Grenzlandfrage in ihrer ganzen
Bedeutung vor Augen zu führen, damit ſie nun=
mehr
aus eigener Anſchauung für das Verſtänd=
nis
und für Aufklärung in dieſer für Deutſch=
land
lebenswichtigen Frage in weiten Kreiſen
des deutſchen Akademikertums werben. Die Ta=
gung
war ein voller Erfolg. Sie führte über
Königsberg und Lötzen nach Danzig und war be=
gleitet
von einer Reihe von Vorträgen beſon=
derer
Kenner auf dem Gebiete der Grenzland=
frage
. Hervorgehoben ſeien die Vorträge von
v. Kapp über die Möglichkeiten einer oſtdeut=
ſchen
Außenpolitik und von Graf Eulenburg=
Gallingen über die Urſprünge der nationalen
Oppoſition in Oſtpreußen. Es iſt zu hoffen, daß
dieſe Veranſtaltung, die erſte in dieſer Art von
farbentragenden waffenſtudentiſchen Verbänden,
im Intereſſe des deutſchen Gedankens Nacheife=
rung
findet.
Jack Diamond bereits unterwegs nach New York.
Köln. Jack Diamond wurde vorgeſtern
abend abgeſchoben. Er wird in Begleitung von
drei Kriminalbeamten nach einem norddeutſchen
Hafen gebracht werden. Um 22.16 Uhr verließ
der Transport Köln in Richtung Bremen- Ham=
burg
. Zeitungsmeldungen zufolge wurde Dia=
mond
auf einen Dampfer übergeführt, der be=
reits
geſtern nach New York abgehen ſollte.

Urteil im Reichelsdorfer Eiſenbahner=Proz
Nürnberg. Das Erweiterte Schöffengeri
Nürnberg verurteilte geſtern abend nach de
tägiger Verhandlung den Fahrdienſtleiter
huber aus Reichelsdorf und den Lokomotivf
rer Maurer=München, die beſchuldigt waren,
14. Oktober 1929 infolge Fahrläſſigkeit den
von 5 Menſchen und Körperverletzung von
Perſonen herbeigeführt zu haben, zu je drei 2
naten Gefängnis.

Eine Brücke durch Exploſion zerſtört.
Garlandcity. Die im Bau befindliche
Brücke über den Red River wurde durch drei
Nitroglycerinexploſionen zerſtört. Der Schaden
wird auf eine halbe Million Dollars geſchätzt.
Die Exploſionsurſache iſt noch nicht feſtgeſtellt.

erftes Jantond von der Anckaft Gronaus i neid hori.

Der Dornier=Wal des deutſchen Ozeanfliegers von Gronau landet im Hafen von New York vor den
Wolkenkratzern von Manhattam.
(Bildtransport von New York nach London durch Schiffs=Schnellpoſt, von London nach Berlin durch
Bildfunk.)
Zunkbild vom Einkreffen des Andree=Schiffes in Tromſö.

Der Dampfer Bratvaag (rechts), der die Leichen Andrees und ſeiner Begleiter überführte, nach
der Ankunft in dem norwegiſchen Hafen Tromſö.
(Bild durch Flugzeug von Tromſö nach Stockholm befördert, von dort durch Bildfunk nach Berlin
übertragen.)

Schweres Flugzeugunglück bei Warſchau.
Warſchau. Am Donnerstag ereignete ſich
bei Warſchau eine Flugzeugkataſtrophe, die meh=
rere
Menſchenleben forderte. Ein Militärflug=
zeug
des franzöſiſchen Typs Breguet, das mit
einem 450 PS. Lorraine=Dietrich=Motor ausge=
rüſter
war, war zu einem Schulflug aufgeſtiegen.
Kurz darauf bemerkte der Pilot, daß der Motor
verſagte. Er wollte wieder landen und hatte
mit dem Landungsmanöver bereits begonnen,
als er den Apparat nicht mehr hoch genug hal=
ten
konnte, plötzlich gegen den Schornſtein eines
zweiſtöckigen Hauſes ſtieß und ſich in der Hoch=
ſpannungsleitung
verfing. Die Kataſtrophe war
furchtbar. Sofort explodierte der Benzinbehälter,
und in kurzer Zeit verbrannte das am Draht
hängende Flugzeug mit ſamt ſeiner Beſatzung,
beſtehend aus zwei Mann. Darauf geriet das
Haus in Brand, wobei eine Perſon den Tod
erlitt.

Schweres Flugzeugunglück in Spanien.
Paris. Havas berichtet aus El Ferrol in
Spanien, daß ein ſpaniſches Waſſerflugzeug vom
Dronier=Typ, das bei den Flottenmanövern zu
einem Erkundungsflug aufgeſtiegen war, bei Cap
Priorino brennend abgeſtürzt iſt. Sämtliche acht
Inſaſſen ſind umgekommen.
Die Urſachen.
Wie ergänzend berichtet wird, iſt der Ab=
ſturz
des ſpaniſchen Waſſerflugzeugs darauf zu=
rückzuführen
, daß die Maſchine in dichten Nebel
geriet, in dem der Flugzeugführer die Orientie=
rung
verlor. Die Beſatzung des verunglückten
Militärflugzeugs beſtand aus einem erſt ſeit
zwei Monaten verheirateten Marineleutnant,
einem Unteroffizier und vier Mechanikern. We=
nige
Tage vor dem Unglück hatte der Infant
Don Jaime, der zweite Sohn des Königs von
Spanien, in der gleichen Maſchine einen Flug
unternommen.

300 Toke, 900 Verlekke?
New York, 4. September.
Die neueſten Meldungen aus Kuba be=
ſtätigen
, daß durch den Tornado in Santo Do=
mingo
großer Schaden angerichtet worden iſt.
Einzelheiten fehlen immer noch. Der Tornado
ſoll eine Geſchwindigkeit von 135 Kilometern in
der Stunde erreicht haben. Da jede Verbindung
mit Santo Domingo unterbrochen iſt, befürchtet
man das Schlimmſte. Auch Kuba hat Sturmpor=
bereitungen
getroffen.
Die Schreckensnachrichten über die grauenvolle
Orkankataſtrophe in San Domingo häufen ſich.
In der Stadt San Domingo ſind zahlreiche Ge=
bäude
und Brücken eingeſtürzt. Die Funktürme
und ſämtliche Radioſtationen ſind völlig zerſtört,
ſo daß die Stadt von der Außenwelt abgeſchnit=
ten
iſt. Die letzten Meldungen ſprechen von 300
Toten und 900 Verletzten.
Santo Domingo durch den Wirbelſturm
zur Hälfte zerſtört.
Nach einer weiteren Meldung der Aſſociated
Preß aus San Juan (Portorico) berichtet die
dortige Radiogeſellſchaft, daß bei der geſtrigen
Wirbelſturmkataſtrophe in San Domingo 200
Perſonen getötet und großer Schaden angerichtet
wurde. Wie das Büro der Allamerikaniſchen
Kabelgeſellſchaft in San Domingo meldet, iſt
die Hälfte der Stadt völlig zerſtört. Die Lage
ſei kritiſch, Medikamente und Waſſer ſeien drin=
gend
nötig.
Die Allamerikaniſche Kabelgeſellſchaft ſchätzt
die Zahl der bei der Wirbelſturmkataſtrophe
ums Leben Gekommenen auf 300, die der Ver=
letzten
auf 900.
Das Katapultflugzeug 15 Stunden vor der
Bremen in New York.
Bremen. Das Katapultflugzeug New
York ſtartete am 3. September, mittags, etwa
1100 Kilometer von New York vom Schnell=
dampfer
Bremen des Norddeutſchen Lloyd und
traf bereits um 20 Uhr in New York ein. Da
der Schnelldampfer ſelbſt erſt am 4., morgens
gegen 10 Uhr, in New York erwartet wurde,
konnte ſomit ein Zeitgewinn von annähernd
15 Stunden erreicht werden.
Luftverkehrsverbindung BerlinNanking.
Paris. Nach einer Meldung der Agentur
Indo=Pacifique aus Schanghai hat der Vertre=
ter
einer deutſchen Luftfahrtgeſellſchaft mit dem
Verkehrsminiſter ein Abkommen über die Errich=
tung
einer Luftverkehrsverbindung Nanking
Berlin unterzeichnet. Für den Betrieb iſt die
Schaffung einer gemiſchten chineſiſch=deutſchen
Geſellſthaft unter dem Namen Euro=Aſia Avia=
tion
Corporation vorgeſehen.
Maryſe Baſtie, Inhaberin des Dauerflug=
Weltrekordes für Frauen.
Paris. Der franzöſiſchen Fliegerin Maryſe
Baſtie iſt es durch einen 39ſtündigen Flug ge=
lungen
, den Dauerflugweltrekord, für Frauen,
der von Lena Bernſtein mit 35 Stunden, 46 Mi=
nuten
und 57 Sekunden gehalten wurde, zu
brechen. Gleichzeitig hat Maryſe Baſtie einen
neuen Dauerweltrekord für Kleinflugzeuge un=
ter
350 Kilo Gewicht aufgeſtellt. Sie iſt am
Donnerstag glatt auf dem Flugplatz gelandet.
Ein U=Boot hebt ein ſinkendes Flugzeug.
Paris. Auf eine noch nie dageweſene Art
wurde ein Waſſerflugzeug, das in der Garonne=
mündung
zu einer Notlandung gezwungen wor=
den
war und im Begriff ſtand, zu ſinken, gerettet.
Ein in der Nähe befindliches U=Boot tauchte
unter, fuhr unter das Flugzeug und ſtieg dann
wieder auf, ſo daß der Apparat mit emporgeho=
ben
wurde. Das U=Boot brachte ſeine Ladung
dann nach Toulon, wo der Kommandant des
U=Bootes von den Marinebehörden zu ſeinem
glücklichen Einfall beglückwünſcht wurde.
Coſte nach Dallas geſtartet.
New York. Das Flugzeug Fragezeichen
iſt geſtern früh nach Dallas (Texas) abgeflogen
um zu verſuchen, den von Oberſt Eaſterwood gel
ſtifteten Preis von 5000 Pfund Sterling zu gel
winnen. Die 1900 Kilometer lange Strecke mul
ohne Zwiſchenlandung zurückgelegt werden,

[ ][  ][ ]

Nummer 245

Freitag, den 5. September 1930

Seite 9

POus beuſce Saurleuls.

Zum 250jährigen
In Frankreich wird heute mächtig gearbeitet.
Man will doch nicht ſo ohne weiteres das Saar=
gebiet
wieder zurückgeben. Und wenn es eben
nicht das ganze Saarland ſein kann, das die
Franzoſen behalten können, ſo ſollen wenigſtens
Teile davon in ihrer Hand bleiben. Da ſelbſt=
verſtändlich
die wichtigſten und bezüglich der
Kohlenſchätze ertragreichſten. Die Franzoſen
hoffen, daß es ihnen bei der nötigen Vorberei=
tung
gelingen wird, die Volksabſtimmung ſo
fälſchen und ſabotieren zu können, daß ſie die
beiden Lothringen benachbarten Gebiete, das
von Saarlouis und den ſogenannten Warndt,
für ſich retten können. Das, was den Polen in
Oberſchleſien gelang, hofft Frankreich auch für
das Saargebiet durchſetzen zu können.
In den erſten Auguſttagen konnte die Feſte
Saarlouis auf ihr 250jähriges Beſtehen zurück=
blicken
. Da ſoll hier einmal kurz der mit allem
Eifer von franzöſiſchen Hiſtorikern und Politi=
kern
in der Welt verbreiteten Legende von dem
franzöſiſchen Saarlouis entgegengetreten wer=
den
. Man ſucht die Welt damit dumm zu machen,
daß ſchon der Name der Stadt ſie als franzö=
ſiſch
erſcheinen laſſe. Man weiſt darauf hin, daß
Saarlouis von Ludwig XIV gegründet wurde
und ſeit der Reunion bis 1914 zu Frankreich
gehört hat.
Saarlouis iſt eine franzöſiſche Stadt, wie
Metz, Nancy, Diedenhofen. Was ſage ich? Die
Rechte Frankreichs an Saarlouis ſind gleich den
Rechten Frankreichs an Paris. So ſchreibt
der in Frankreich als führender Hiſtoriker an=
erkannte
Profeſſor Erneſt Babelon in ſeinem
Buche: Au pays de la Sarre, und das iſt be=
zeichnend
genug. Wohlweislich verſchweigt man,
daß die Bewohner von Saarlouis Deutſche ge=
weſen
ſind, daß ſie ſich immer als Deutſche ge=
fühlt
haben, daß ſie im Jahre 1814 mit den an=
deren
ſaarländiſchen Städten gegen die Pariſer
Friedensſchlüſſe proteſtierten, wonach Teile des
Saargebiets bei Frankreich bleiben ſollten.

Beſtehen der Stadt.
Die Bürger von Saarlouis haben, weil ſie
eben Deutſche waren, niemals Sehnſucht nach
einer Wiedervereinigung mit Frankreich gehabt.
Und wer eine Zeitlang in Saarlouis weilt, der
wird bald erkennen, daß die Bewohner erſt recht
heute nicht zu Frankreich wollen.
Saarlouis, das als Garniſonſtadt vor und
während des Krieges ſehr bekannt war, hat nach
dem Kriege ſchwere Zeiten durchgemacht, vor
allem darum, weil die Garniſon verſchwunden iſt.
Trotz der wirtſchaftlichen Notlage, die zum Teil
in der Loslöſung vom Reich begründet iſt, ſind
große ſoziale Einrichtungen und neue Straßen=
züge
geſchaffen und ausgebaut worden, die Be=
weiſe
dafür ſind, daß gute deutſche Kräfte hier
am Werke ſind und wertvolle Kulturarbeit
leiſten.
Als Feſtung wurde Saarlouis gebaut nach
dem Plan von Vauban, dem franzöſiſchen
Feſtungsmeiſter. So iſt das Straßenbild heute
noch erhalten, ein franzöſiſches Bild; aber in
den freundlichen Häuſern wird gute deutſche
Sitte noch bewahrt und geehrt. Wenn ſich auch
hier und da einige Verräter gefunden haben,
ſo handelt es ſich doch meiſt um gekaufte, nichts=
würdige
Elemente.
Saarlouis bleibt deutſch! Das iſt der Wille
ſeiner deutſchen Bevölkerung und auch der ganzen
Ortſchaften rund herum, die Frankreich ſo gerne
für ſich beſitzen möchte. Und wer einmal längere
Zeit in Saarlouis weilen durfte, wer mit den
führenden Politikern der Deutſch=Saarländiſchen
Volkspartei in ernſter Arbeit zuſammenſaß und
hier und da Gelegenheit hatte, mit den Bürgern
die politiſche Frage anzuſchneiden, der erfuhr
bald, welche treue Wachtpoſten dieſe und die
übrigen Städte im deutſchen Weſten darſtellen!

Für die Zeit vom 13. bis 21. September
bereitet die Stadt Saarlouis eine große Jubi=
läums
=Ausſtellung vor, die im Rahmen der Idee

Vom Erzeuger zum Verbraucher gehalten iſt.
Der Ausſtellung wurde von Anfang an von allen
Seiten wohlwollendes Intereſſe entgegenge=
bracht
. Außer 22 großen Zelten ſtehen zu Aus=
ſtellungszwecken
auch zwei große gedeckte Hallen
(frühere Kaſernenräume) zur Verfügung. Die
geſamte Wirtſchaft iſt vertreten. Neben der Groß=
induſtrie
ſind vor allem die Landwirtſchaft und
das heimiſche Gewerbe vertreten, die beweiſen,
was ſie bieten können, und die gleichzeitig ein
Bild ihrer Leiſtungsfähigkeit im Wettbewerb
geben.
Neben der großen Gewerbe=Ausſtellung in
Dillingen im September 1928, die einen gewal=
tigen
Erfolg zu verzeichnen hatte, wird auch dieſe
Ausſtellung der Stadt Saarlouis wichtige Ar=
beit
an der ſaarländiſchen Wirtſchaft leiſten und
darüber hinaus auch die Kunde vom ſaarlän=
diſchen
Gewerbefleiß allgemein verbreiten!

Ein Jugendwerk Raphaels entdeckt?
Wien. Wie aus Linz gemeldet wird, iſt es
dem Direktor des Grunder Muſeums, Edmund
Födinger, der die Malverfahren Raphaels mit
beſonderer Gründlichkeit ſtudiert hat, gelungen,
das alte Madonnenbild, das ſich in der der
Stadtgemeinde Grund gehörigen Kapelle, in den
Sanatoriumsanlagen befand, als ein Jugend=
werk
Raphaels zu erkennen.
Pierpont Morgans Jacht verloren.
London. Die 3000=Tonnen=Jacht des ame=
rikaniſchen
Milliardärs Pierpont Morgan, die
auf den Hummerfelſen bei Isliboro Maine auf
Grund gelaufen war, gilt als verloren. Vertre=
ter
der Küſtenwachſtation unterſuchten die Lage
der Jacht und ſind der Anſicht, daß ſie ſich nicht
mehr abſchleppen läßt. Spencer Morgan und
25 Gäſte, ſowie die Beſatzung von rund 56 Mann
befinden ſich noch an Bord. Morgan hat zum
erſten Male die Fahrt über den Atlantiſchen
Ozean in ſeiner Jacht unternommen, die dann
auf dem Rückwege bei niedrigem Waſſerſtand auf
Grund gelaufen iſt. Die Jacht koſtete zehn Mil=
lionen
Mark und gilt als das größte und beſt=
ausgerüſtete
Schiff ſeiner Art.

Ein deutſcher Theakerdirektor
zum Rikker der Ehrenlegion ernannk.

Der Berliner Theaterdirektor
Prof. Dr. Eugen Robert
iſt zum Ritter der franzöſiſchen Ehrenlegion er=
nannt
worden. Robert hat als erſter Direktor
nach dem Kriege mehrere deutſche Gaſtſpiele in
Paris veranſtaltet und ſich auch um die Organi=
ſation
franzöſiſcher Gaſtſpiele in Deutſchland
verdient gemacht.

Was ſich aus Andrees Aufzeichnungen ergibt.
Stockholm. Aus den Aufzeichnungen
von Andree geht hervor, das Fränkel bereits auf
der Wanderung über das Eis an Ermattung
geſtorben iſt. Der Ballon iſt nach kurzem Fluge
havariert. Die Expedition iſt dann auf dem Eis
nach Südoſten marſchiert. Etwa am 5. Septem=
ber
wurde die Inſel erreicht, wo Dr. Horn die
Expedition auffand. Sicher iſt zuerſt Strindberg
an Ermattung geſtorben und von Andree begra=
ben
worden, der, bevor er ſelbſt zugrunde ging,
die wertvollen Aufzeichnungen bei ſich barg.

tötet alle lästigen
nsekten

vor Nachahmun-
fen
wird gewarnt

nur echt in der geb
ben Packung mit
schwarzem Band

II Bln.7658

Pelzmänte
Pelzkragen, Füchse usw.
von Fabrik direkt zum Verbraucher zu
staunend billigen Prelsen.
Zablungserleichterungen ohne jegl. Auf-
schlag
gestattet. Anfragen unter Angabe
des gewünschten Artikels. sowie Beruf unt.
F. A. B. 5923 an die Geschäftsstelle des
(1.13283
Blattes erbeten.
KyFfhäuler Technikum)
Ingenieur- u
Frankenhausen Werkm.-Abt.
Schwach-u. Starkstromt. Alt. für Masch.- u.
Sonderabt. . Landm. u. Flugt. Automobilb.

3 große Zim., beſchl. m. Küche, Bad
1. Zubeh., z. 1. Okt.
zu verm. Bismarck=
ſtraße
57, I.. anzuſ.
Samst. 10-12. (*fm

Nähe Hochſchule
großes leeres (evtl.
möbl.) Zim. zu vm.
Ang. u. R.111 Gſch.*

2 möbl. Zimmer m.
Kochgelegenh. mögl.
an berufstät. Ehep
ſof. z. Pr. v. 40
zu vm. Näh. Gſchſt.*

Große neuzeitliche
2X3=Zim.=Wohng.
m. Küche, Bad, Bal=
in
Arheilgen z. vm
Näh. Obere Mühl=
traße
3. (13275l
Schöne, geſunde
5-Zim.-Wohng.
m. Küche u. Zubeh.
in Gr.=Zimmern zu
vermieten. Näh. dch.
die Agentur Groß=
ſtädt
. Tgbl. (13272

Abzug.: Vielverſpr.
Zuchth., April/Mai=
Brut, Plym.=Rocks.
Barneveld.,Welſum
u. Rheinl. Eſcholl=
brücker
Weg 100. (*

Hunde=Amme
geſucht. Böcher,
Alexanderſtr. 9. (
3000 Mk. ſ. pünktl
Zinszahl. v. Selbſt=
geb
. f 2½ J. Auf
Wunſch mon. Tilg.
Ang. u. R.101 Gſch.
(*fg)

Von Selbſtgeber.
7500 RM. als erſte
Hypothek ſofort zu
leih geſucht. Fragl.
Objekt iſt ſchulden=
frei
u. in gut. Zuſt.

Agent. verbet. Off.
u. S. 6 Geſchſt. (*

Pfarrerswitwe bie=
tet
an: Schöne 2=Z.=
Wohng. Sie ſucht:
Nicht zu teure 3=Z.=
Wohng. Ang. m. Pr.
unt. R. 94 Gſchſt. (

Wer hat eine
3-Zim.-Wohng.
und tauſcht die=
ſelbe
gegen eine
2=Zim.=Wohnung?
70. Vergüt. u
Umzug. Offert. u
R. 123 a. d Geſch.*

Laden m. 2 Neben=
räumen
ſof, zu vm.
Näh. Geſchäftsſt.
1 Laden ſowie
1 Lad. m. Wohn.
in Pfungſtadt
Ecke Eberſtädter= u.
Schulſtr. ſof. zu vm
Ludwig Nungeſſer.
Pfungſtadt, Rügner
ſtraße 29, Telef. 23.
(13279b)

O

1Werkſtätte
geeignet, zu vermiet
K
Garage
u. Raum f. Motor=
räder
zu vermieten.
Ganß, Landwehrſtr.
21/23. Tel. 2250. Efsg

Herrſchaftliche
6 Zimmer=
Wohnung
Wilhelmſtraße 15,I.,
zum 1. Oktober
zu vermieten.
Näheres: Hausbeſitzer=
Berein, Rheinſtraße 1.
Te eph. 560 13302b

Lagerraum
im Zentr. gelegen,
auch als Verkaufs=
raum
geeignet. zu
vermieten. Anfr. u
S. 3 a. d. Geſch. (*

Neckarſtr. 16 ( Lud=
wig
) 1 möbl. Zim.
mit 2 Betten u. 1
möbl. Zimmer mit
1 Bett ab 1. Sept.
zu vermiet. (12690a

NORDDEUTSCHER LLO)D BREMEN

Vornehm möblierte

Zimmer
ſof. beziehb. (10379a
Hügelſtr. 15, Laden. Schuchardſtr. 18, II.
möbl. 3. z. vm. (*df Mühlſtraße 37, ſep.
möbl. Z. z. vm., ev.
Kochgelegenheit. (
Heidelb.=Str. 74, I.
ſchön möbl. Zim. m.
ſep. Eing. z. vm. (* Gervinusſtr. 50, I.
kon, in ruhig. Lage /W.=u. Schlafz., möb.
od. teilw. möb., m.
gr. Ver, el. L., Kell.,
Küchenbtzg. z. vm. * Liebigſtr. 8, I., ſchön
möb. Z. z. vm. (*fso Pankratiusſtr. 2, pt.
g. möb. 3. z. v. (Emf In gut. Hauſe bei
einz. Dame Wohn=
Zimmern d. Darm= u. Schlafz. od. zwei
Einzelzim. zu verm.
Grüner Weg 25, II. Beſſungerſtr. 6, I. r.
möbliertes Zimmer
zu vermieten. (*fm Mathildenſtr. 53, p.
gut möbl. Wohn=u.
Schlafz., el. L., für
Sept. u. Okt. z. vm.,
404.m. 2Bett.50,4.* Arheilgerſtraße 33
(bei Steinbrenner)
möb. Zim. m Kla=
vier
, Kachelof ſep.
Eingang, elek. Licht.
ſofort zu vermiet. Alexanderſtr. 10, pt.
gut möbl. Zimmer
zu vermieten. Luiſenſtr. 6, 1II., möbl.
B,el. L., ſof. z. v. ( auch als Lagerraum Friedrichſtr. 18, Pt.
ſehr ſchön möbliert.
Karlſtraße 23. Umfs Bimmer zu verm.

Heinrichſtraße 109
r., gut möb. 3. m. Gul möb. Zim.
el. Licht z. vm. (*fi ſof. zu vm. Stichel,
Waldſtr. 49. (13158a

Probieren Sie

Naturwein, per Glas 30 Pfg.
im
Rhein-
Apingshaus, straße 48

Preuß.-Südd.
Maften Lotterte
Der neue changenreiche
Gewinnplan ist erschienen.
Bedeutende Erhöhuns
des Spielkapitals!
HuderordenHl. Gewinnvermehrang,
besonders der Mittelgewinne!
Teine Erhöhung der Loszahl!

Holen Sie sich sofort einen Gewinn-
plan
in meinerLotterieeinnahme ab
Auswärtige Interessenten wollen
mir bitte zwecks Zusendung des
Planes sofort IhreAdresse aufgeben
Lose zur 1. Hlasse schon jeizt m haben,
J, Los , Tos J, Los J, Tos
Sℳ 10 20 40

Hacker

Staatl.
Lotterie-
Einnahme
Darmstadt, Schulstraße 15
Postscheck. Konto/ 15219 (Frankf.
13288

Loſerzahl ſäontadyer Fritungen im Kaiſors-
lautorn
einsſchließlich Saargrenggebiok

Fleiſch= und Wurſtwaren

Wir bieten unſeren werten Mitgliedern an:
a Schmalz, gar, rein amerik. Standardmarke
Pfd. 0.78
Margarine . . .
.. 1 Pfd.=Würfel 0.55
Neues Sauerkraut.
Pfd. 0.15
Neue Kartoffeln".
. Pfd. 0.04
Neue große Salzgurken".
. . Stück 0.07
Neue holl, Vollheringe
. . Stück 0.09
la echten Schweizerkäſe, groß gelocht, ſaftig . . ¼Pfund 0.50
Kleine Alpenroſe Frühſtückskäſe . . . Stück 0.40 und 0.20
Bergfreundkäſe
.. . . Schachtel 0.23
. Schachtel 0,23
Bergfreundkäſe mit Kümmel

Aus unseren Fleischabgabestellen:
Karlſtr. 42, Tel. 4431, Karlſtr. 115, Tel. 4643, Eſchollbrückerſtr. 25, Tel. 93
Beſtes Ochſenfleiſch mit nur 100 gr Knochenbeilage . . Pfd. 1. 18
Beſtes Schweineſleiſch mit nur 100 gr Knochenbeilage Pfd. 1.25
.. . . Pfd. 1.10
Bauchlappen . . . . .

.. Pfd. 1.40, 1.30, 1.20
Beſtes Kalbfleiſch . ."
Beſtes Hammelfleiſch zum Kochen . . . . . . . . Pfd. 1.00
Beſtes Hammelfleiſch zum Braten".
Pfd. 1.20
Aus unserer modernen Großbäckeref:
ff. Miſchbrötchen, Waſſerbrötchen, Mohnweck, feine Obſt=
kuchen
, Kaffeegebäck, Zwieback, Miſchbrot, Roggenbrot,
Schrotbrot.

5), Rückvergütung auf alle Waren u. auf die geſamte Einkaufsſumme

Die Mitgliedſchaft kann von jedermann koſtenlos erworben werden.
Auskunft erteilt das Verkaufsperſonal.
(13300

Nichtmitglieder machen ſich und ihre Anſifter durch Einkauf in unſeren Verteilungsſtellen nach
§ 152 des Genoſſenſchaftsgeſetzes ſtrafbar. Soweit wir Nichtmitglieder beim Einkauf in
unſeren Verteilungsſtellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Polizei zur Anzeige bringen.

[ ][  ][ ]

Seite 10

Freitag, den 5. September 1930

Nummer 25

*England ehrt deutſche Spione.
Von Captain Ferdinand Tuohy.

Dieſe Skizzen, im Grapbie London, er=
ſchienen
, ſtellen eine ernſte, aufrichtige Huldigung
eines ehemaligen Feindes und engliſchen Generalſtabs=
offiziers
für drei deutſche Männer dar, deren vom
Gegner geachtete Taten in der Heimat niemals bekannt
geworden ſind und daher verdienen, auch in Deutſch=
land
veröffentlicht zu werden.
Es ſei mir geſtattet, eines der leer gebliebenen Nuhmes=
Blätter aus dem Weltkrieg zu füllen, indem ich von drei deut=
ſchen
Helden erzähle, deren Kühnheit und hervorragende Lei=
ſtungen
nur wenigen Deutſchen, geſchweige denn Engländern,
bekannt geworden ſein dürften. Sie hießen Preußer, Francke
und Wasmus. Wenigſtens lernten wir ſie unter dieſen Namen
kennen. Das Feld ihrer Wirkſamkeit war das heilige Land,
Perſien und Indien.
Preußer galt als der geſchickteſte Spion in deutſchen
Dienſten außerhalb Europas. Er war drei Jahre jünger als
Lawrence (ein berühmter engliſcher Spion, der unter den Ara=
bern
wirkte), aber in vielen Beziehungen deſſen vollkommenes
Gegenſtück. Beide waren junge Akademiker, Archäo=
logen
, die ſich vor dem Krieg ſtudienhalber in Kleinaſien,
Aegypten und Arabien aufhielten. Soviel ich weiß, waren ſie
ſogar ſehr gute Freunde.
Lawrence trat in das arabiſche Büro in Kairo ein Preußer
wurde dem Stab Kreß von Kreſſenſteins in Damas=
kus
zugeteilt. Die Aufgabe, die er ſich ſtellte, war Spionage und
Propaganda=Tätigkeit unter den Beduinen, ähnlich wie, einige
Monate ſpäter, Lawrence unter den Arabern. Er verkleidete ſich
als Wüſtennomade, färbte Haut und Haare und brachte es fer=
tig
, mit ſeinen Kenntniſſen der arabiſchen Sprache unter den
Wüſtenbewohnern als einer der ihrigen zu gelten. In ſeiner
Verkleidung durchwanderte er die engliſche Front und berichtete
ſeinen Vorgeſetzten über alle wichtigen Beobachtungen. Er
wurde niemals ertappt, ſelbſt nicht, als er bis Kairo, dem Sitz
unſeres Hauptquartiers, vordrang.
Dies geſchah beſtimmt zweimal, wahrſcheinlich ſogar öfter.
In Kairo verwandelte er ſich wieder in einen Europäer, wohnte
in Shephards Hotel, dem vornehmſten der Stadt, und nahm Ver=
bindung
mit den dort lebenden Deutſchen auf. Der Zweck ſol=
cher
Unternehmungen war, die engliſchen Truppenbewegungen
in Aegypten zu überwachen. Wir alle wußten von ihm, konnten
ihn aber nie erwiſchen.
Ein Mann andern Kalibers, aber ebenſo gewandt und wert=
voll
als Spion war Major Franke. Ich weiß nicht, ob
er Majorrang hatte, und bezweifle auch, daß er Franke hieß,
aber unter dieſem Namen war er allen engliſchen Truppen auf
den orientaliſchen Kriegsſchauplätzen bekannt.
Franke, ein ſchöner Mann von ungefähr vierzig, mit tief=
gebräunter
Hautfarbe, vollbrachte während des ganzen Krieges
Taten von unerhörter Kühnheit. Nur ein Menſch mit ausge=
ſprochen
ſchauſpieleriſchen Fähigkeiten, Nerven von Stahl und
größter Gewandtheit in allen Lagen, konnte erfolgreich ausfüh=
ren
, was Franke tat. Seine Spezialität war, als engliſcher
Offizier verkleidet, unſere Front und die Etappen aufzuſuchen
zweifellos die ſchwierigſte Aufgabe, die ein Spion ſich ſtellen
konnte.
Franke hatte faſt ſein ganze Leben in engliſchen Kolonien,
hauptſächlich in Südafrika und Auſtralien, verbracht und konnte
ohne weiteres überall als Engländer gelten. Er ſchien ſo ziem=
lich
alle Uniformen der engliſchen Armee beſeſſen zu haben, denn
ſeine Anweſenheit an und hinter der Front wurde in den ver=
ſchiedenſten
Rollen: als Generalſtäbler, ſchottiſcher Major, Haupt=
mann
der Anzaes (auſtraliſch=neuſeeländiſche Streitkräfte), Ar=
tilleriemajor
u. a. m. feſtgeſtellt.
Natürlich waren alle Truppen vor ihm gewarnt, aber er
ſchien ein gefeites Leben zu haben. Einmal, als er als auſtrali=
ſcher
Offizier auftrat, wurde er von zwei auſtraliſchen Poſten
geſtellt, die ihn anhielten, ſich auszuweiſen. Ohne eine Spur
von Betroffenheit, kehrte er den Spieß um, ſchnauzte die Poſten
an und verhaftete ſie. Ein zweites Mal kam er als britiſcher
Artillerie=Oberſt nach Rafa, wo unſer Hauptmunitions=Depot
lag, und erklärte, von der auſtraliſchen Diviſion, die in der Nähe
lag, beauftragt zu ſein, eine genaue Aufnahme der Munitions=
vorräte
zu machen.
Im Verlaufe ſeiner Tätigkeit wurde Major Franke der
Schrecken des ganzen Kriegsſchauplatzes in Paläſtina. Viele
unſchuldige Offiziere wurden von Zeit zu Zeit verhaftet unter
dem Verdacht, der berühmte deutſche Spion zu ſein. Trotzdem
Major Franke für uns eine ernſte Gefahr darſtellte, hofften
wir Offiziere ſtets, daß er niemals erwiſcht würde, denn wir
achteten ſeine Kühnheit. Meines Wiſſens hat ſich unſere Hoff=
nung
auch erfüllt.
Der dritte der Männer, von denen ich erzählen will, Wag=
mus
, war ein ganz anderer Typ. Vielleicht war er nicht
ein ſo hervorragender Spion wie Preußer und beſaß auch nicht
die Waghalſigkeit Frankes, aber der Schaden, den er uns an=
richtete
, war vielleicht noch größer. Als Landplage war er der
gefürchtetſte Konkurrent unſeres eigenen Spions, des großen
Lawrence.

Wasmus war einer jener Pioniere deutſcher Macht, die
das deutſche Kolonialamt in ſo hervorragender Weiſe heran=
zubilden
verſtand. Vor dem Kriege nahm er den Poſten eines
Konſuls in Buſchir am Perſiſchen Golf ein, und es ge=
lang
ihm, dieſes anſcheinend unwichtige Amt zu der bedeutend=
ſten
europäiſchen Vertretung jenes Gebiets auszugeſtalten. Per=
ſien
war bei Ausbruch der Feindſeligkeiten in Europa in einer
eigenartigen Lage. Trotz der ſchwediſchen Gendarmerie, die ein=
gerichtet
worden war, um den Status quo aufrecht zu erhalten,
herrſchte darin mehr oder weniger der Bürgerkrieg. Wasmus
gewann die ſchwediſche Gendarmerie für ſich. Schon im Novem=
ber
1914 verſuchte man ihn einzufangen, aber wie die Goeben,
deren Tätigkeit ſich zu jener Zeit fühlbar zu machen begann,
ſchlüpfte er durch unſere Linien und blieb während der ganzen
Zeit des Krieges eine ſtändige Gefahr auf unſerem rechten
Flügel. Seinethalben blieben viele Tauſende britiſch=indiſcher
Truppen dort untätig gebunden.
Wie es Wasmus fertig brachte, uns damals zu entkommen,
illuſtriert am beſten ſeine Kühnheit und Gewandtheit. Er war
tatſächlich bereits feſtgenommen und ſollte mit ſeinen perſön=
lichen
Effekten zu unſrem Hauptquartier transportiert werden.
In dem oberen Zimmer eines Hauſes unter ſtrengſter Be=
wachung
eingeſchloſſen, entwickelte er mit einem Mal größte
Sorge um ſein Pferd, das, wie er behauptete, krank geworden
ſei. Faſt jede Stunde während der Nacht ſtand er auf, um im
Stall nach ſeinem Tier zu ſehen, ſtets begleitet von ſeinen vier
Schildwachen. Dies wiederholte ſich ſo oft, daß die ſchlaftrun=
kenen
Poſten ihn einmal allein gehen ließen, und das war es,
worauf Wasmus gerechnet hatte. Nicht nur, daß es ihm gelang,
mit ſeinem Pferd zu entkommen, er nahm außerdem noch einen
größeren Teil des gemünzten Goldes mit, ungefähr ſiebentau=
ſend
Pfund.
Da er Perſien genau kannte und mit dem Leben der Ein=
geborenen
vertaut war, zog er ſich für eine Weile in das Innere
des Landes zurück. Dort ſtellte er ſich die Aufgabe, die Einge=
borenen
gegen uns aufzuwiegeln, uns zu beunruhigen, uns in
der Petroleumzufuhr zu behindern mit einem Wort, die
Lage für John Bull ſo ungemütlich wie möglich zu machen.
Es ſteht unbedingt feſt, daß Wasmus in hervorragender
Weiſe zu den Nackenſchlägen, die wir auf dem aſiatiſchen Kriegs=
ſchauplatz
erlitten, beigetragen hat. Seine Fühler reichten ſo=
tvohl
tief in das Land hinein, wie bis auf das Waſſer. Die
Führer von Segelſchiffen, die zwiſchen Indien und Perſien ver=
kehrten
, und Fiſcher trugen ihm alle Nachrichten zu, aus denen
auf unſere Truppenbewegungen geſchloſſen werden konnte. Bis
in unſere Offiziersmeſſen hinein reichte ſein Einfluß, zahlloſe
unſerer Diener waren ſeine bezahlten Spione.
Trotzdem er oftmals in ernſter Gefahr war, ließ er ſich durch
nichts beirren. Im Jahre 1916 waren nicht weniger als vier
britiſche Kriegsſchiffe damit beſchäftigt, im Perſiſchen Golf nach
Schiffen zu forſchen, die Wasmus Munition und Nachrichten
brachten. Im Jahre 1917 ſetzten wir eine hohe Belohnung,
50 000 Pfund, für ſeine Gefangennahme aus. Daß ſich trotzdem
unter den Eingeborenen niemand fand, der ihn uns auslieferte,
kennzeichnet wohl am beſten den Einfluß, den er beſaß. Ob=
wohl
ſeine Barmittel damals bereits erſchöpft ſein mußten und
er den Eingeborenen immer als ein Chriſt, alſo als ein Un=
gläubiger
, galt.
Später fand Wasmus es jedoch für nötig, ſeine Stellung
den Perſern gegenüber dadurch zu kräftigen, daß er die Tochter
des Häuptlings von Ahram zur Frau nahm. Auch wurde er
Mohammedaner, und dies gewährte ihm für einige Zeit Sicher=
heit
. Erſt als ſich das Glück gegen die Zentralmächte kehrte, kam
Unzufriedenheit in die Reihen ſeiner Anhänger. Dieſe Unzu=
friedenheit
wurde gegen Kriegsende immer größer, und es kam
oft zu offenem Aufruhr gegen Wasmus. Er wurde vor den
Häuptling zitiert; die ſchlauen Eingeborenen wollten ihn opfern,
um ſich mit den Engländern, wenn dieſe ſiegten, gut zu ſtellen.
Man denke, ein einzelner Weißer, der vier Jahre lang ge=
kämpft
und ſchließlich verloren hat, umringt von Tauſenden
wütender Eingeborener! Damals war es, daß Wasmus zu der
vollen Höhe ſeiner Form aufwuchs. Er erſchien unter den Ein=
geborenen
mit einer langen Stange, auf der Drahtverwicklungen
geſpannt waren, an denen ein alter Telephonapparat hing Dann
gebot er Schweigen, ſteckte die Stange in den Boden, klingelte‟,
den Kalif von Konſtantinopel, den Beherrſcher aller Gläubigen,
an, und erzählte ihm, womit man ihm im fernen Perſien drohte.
Mit dieſem drahtloſen Aufruf rettete er ſein Leben.

Welkerbericht.
Ausſichten für Freitag, den 5. September: Stellenweiſe morgens dunſtig
und neblig, ſonſt meiſt heiter, trocken, nachts kühl, tagsüber wärmer
als ſeither.
Ausſichten für Samstag, den 6. September: Weitere Erwärmung und
aufkommende Bewölkung.

Auge um Auge. Zahn um Zahn.
Von Alfred v. Roth=Röſthof.
Neun Monate lang hat der Balte Alfred v. Rotb Abeſ=
ſinien
kurz und quer durchzogen, um Lebens= und Erwerbs=
möglichkeiten
für ſeine vertriebenen Landsleute zu ſuchen.
Er hat darüber ein feſſelndes Buch geſchrieben, das der
Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig, unter dem Titel Ba
Menelik. Erlebniſſe mit abeſſiniſchen Pflanzern, Jägern,
Fürſten und Goldſuchern (mit 51 Abbildungen und einer
Ueberſichtskarte; geheftet 7 Mk., Ganzleinen 8.50 Mk.) ver=
öffentlicht
. Die erſte größere Reiſe führte den Verfaſſer
nach Nordoſten zu den wilden, ewig aufſäſſigen Danakil,
wo der Acker mit dem Gewehr in der Hand beſtellt wird,
auf der zweiten ſtößt er nach Süden vor, um am Maſſiv des
Diilalo das ſeltenſte Hochwild Afrikas, den Niala, zu jagen.
Die dritte Fahrt gilt den Gebirgen des Weſtens. Gold iſt
dort zu finden, und im Auftrag einer Geſellſchaft ſoll er die
Fundſtellen prüfen und Schürfrechte zu erwerben ſuchen,
was nicht ohne gefahrvolle Zuſammenſtöße mit anderen
Goldgräbern abgeht. Die lebensvollen Schilderungen der
bereiſten Gebiete werden unterſtützt durch zahlreiche Abbil=
dungen
nach Aufnahmen des Verfaſſers und des bekannten
Afrika=Photographen Joſ. Steinlehner, der den Verfaſſer
längere Zeit begleitete. Wir drucken aus dem Buch mit
Genehmigung des Verlags eine Textprobe ab.
Auf einem Ritt in die Umgebung von Addis Abeba geriet
ich unvermutet in ein großes abeſſiniſches Kirchenfeſt zu Ehren
des heiligen Michael. Zehntauſende von Leuten jeden Standes
und jeder Klaſſe waren aus dem ganzen Lande zuſammenge=
ſtrömt
, um an der Feier teilzunehmen, die im Beiſein des Ras
abgehalten wurde. Dabei waren leider mehr Autos im Be=
trieb
, als ich in ganz Abeſſinien vermutet hätte. Wumbſa
machte ſich ſehr gut, war immer da, wenn mein kleines Pferd
im Menſchengedränge vor einem Auto die Drehkrankheit bekam
und die Lage kritiſch zu werden drohte.
Erſt kurz vorher war mir bekanntgeworden, in was für
Unannehmlichkeiten recht ernſter Art man durch den Unverſtand
eines Pferdes verwickelt werden konnte. Für Körperverletzungen
war wohl meiſt eine Abfindung mit Geld möglich, aber ein
tödlicher Ausgang, ſelbſt wenn keine Schuld oder Fahrläſſig=
keit
vorlag, hätte nach uraltem, moſaiſch=äthiopiſchem Recht den
Tod des Verurſachers zur Folge haben müſſen. Nicht für den
Europäer, der außerhalb der abeſſiniſchen Geſetze ſteht, doch die
Forderungen der Hinterbliebenen wären entſprechend geweſen.
Es wurde mir von einem Fall berichtet, der allerdings mehrere
Jahre zurücklag, als noch die ganze Strenge der alten Geſetze
in Kraft war, mit Hängen auf dem Marktplatz, Abhauen von
Händen und Füßen für Diebſtahl und Tod für Tod. Da war,
wie mir mein Gewährsmann berichtete, durch ein ſcheuendes
Pferd, das ein Aſkar (Soldat) einer europäiſchen Geſandt=
ſchaftswache
ritt, ein Eingeborener verunglückt, und trotz aller
Bemühungen des Geſandten wurde der Mann gehängt. Er war
Abeſſinier und unterlag dem Geſetz.
Auch heute noch wurzelt tief im Volksempfinden die Rechts=
auffaſſung
: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Sie iſt aber in
erſtaunlich kurzer Zeit durch weiſe Maßregeln, die wohl dem
Regenten zuzuſchreiben ſind, ſehr viel mehr europäiſchen An=
ſchauungen
angepaßt worden. Hinrichtungen, bei denen der
Hingerichtete tagelang als abſchreckendes Beiſpiel am großen
Feigenbaum auf dem Marktplatz hängen mußte, kommen ſeit
einigen Jahre ebenſowenig mehr vor wie die Verſtümmelung
von Armen und Beinen für Diebſtahl, obgleich man reichlich
Gelegenheit hat, ſich davon zu überzeugen, daß noch vor kurzer
Zeit dieſe Strafe vielfach in Anwendung geweſen iſt. Man
hat den Eindruck, daß die Richter nicht ſentimental waren, aber
auch den, daß Diebſtahl in Abeſſinien heute weniger häufig vor=
kommt
als im humanen Europa.
Ueber abeſſiniſche Richter und ein ſalomoniſches Urteil wurde
mir eine ergötzliche Anekdote erzählt. Ein Mann war aus un=
bekannten
Gründen auf einen hohen Baum geſtiegen; der Aſt,
auf dem er ſtand, brach unter ihm, und er fiel ſo unglücklich
auf einen Vorübergehenden, daß dieſer das Genick brach. Er
ſelbſt blieb am Leben. Die Verwandten des Toten ſchleppten
den unſchuldigen Mörder vor den Danja und forderten ſeine
Hinrichtung oder Uebergabe an ſie als die Nächſtſtehenden, denen
nach dem Geſetz die Blutrache zukomme. Der Richter gab den
Klägern recht und forderte ſie auf, einen der Ihren zu beſtim=
men
, der nun ſeinerſeits auf den Baum klettern und den vor=
übergehenden
Täter durch ſeinen Sturz umbringen ſollte, denn
die Rache müßte ſich derſelben Mittel bedienen wie die Tat.
Da ſich keiner fand, der den Spruch vollſtrecken wollte, ſoll es
zu einer friedlichen Einigung der Parteien gekommen ſein.

Hauptſchriftleltung. Rudolt Maupe
Verantwortich für Polliſkt und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feutlleion, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrſchten: Mar Streele; für Sport: J. V. Dr. C. 6. Queiſch
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort Dr. Herbert Nette:
für den Inſeraientell und geſchäftliche Mitteilungen: Willv Kuble:
Druck und Verlag: C.C. Wittſch ſämtlich in Darmſtadt
Fär unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 14 Seiten

MAGGl Bratensoße
die kochfertige Soße in Würfelform

MAGGI
Braten,

Uuit

Mmsolft, zu Haillgmneden allan Unt, windloptn, Latnrs :Mimnnn, Haudbratve Uho. Hanngma
Toßv auf in Ahlzu bringnns kiu d0nsfsl furgut /4 Kitnr 15 Pg.-Nurmit DOosdtar z kohn.

Echhaus
mit Wirtſchaft
im guter Lage ſofort
beziehbar, m. 4 Zim=
mer
=Wohng. zu verk.
Preis 25 000 , Anz.
68000 Näheres
beiDorſt, Hoffmann=
ſtr
. 21. Tel 1935

Landhaus,
neu erbaut, keine
Sonderſt, 283 Zi.,
Küche, Bad u. Zu=
beh
. ſehr preisw. zu
verkaufen. Näh u.
S. 4 a. d Geſch. (*

Wegen Uebernahme
and. Geſchäfts gebeich
meine Wirtſchaft auf
bei günſt. Bedingun=
gen
. Auch verkaufeich
das Haus mit frei=
werd
. 4 Zim.=Wohn.
für ander Unterneh=
men
(Laden, Ver=
einshaus
). F Jaud.
Roßdörferſtraße 24
Darmſtadt. (mf

2½ stöck, 4 Zimmer-
Etagenhaus
in öſtlichem Stadtteil,nahe Gervinusſtr.,
Vor= u. Hintergarten, Einfahrt, gegen
Tauſchwohnung, ſofort beziehbar, bei
größerer Anzahlung, für Mk. 22000.
verkäuflich.
Desgleichen:
2½ stöck. 4Zimmer-Haus
nordöſtlichem Stadtteil, Einfahrt, Vor=
garten
, großer Hof und Garten, mit be=
ziehbarer
Wohnung, bei einer Anzahlg
von Mk. 12 000, ſofort verkäuflich.
Verkaufsbedingungen nur durch:
Ferdinand Braun
Immobilienverwertung
Karlſtraße 66, Fernruf 517.
(mf

Acker= und Bau=
gelände

preisw. zu verkaufen. Angebote unt. S 1
an die Geſchäftsſtelle ds. Bl.

Willenartiges Landhaus
10 Minuten von Darmſtadt gelegen, mit
großem Garten am 1. Okt. d. J. be=
ziehbar
, mit 3400 Anz., zu verkauf.
Reſt kann ſtehen bleiben zu 68
Etagenhaus wird auch in Bahl. genomm
Ang. erb. u. R 112 Geſchäftsſtelle.

Bayeriſche
Exportbrauerei
deren Biere ſich in Darmſtadt größter
Beliebtheit erfreuen, ſucht geeig=
netes
Lokal als

Offerten unter R O7 an die Ge=
ſchäftsſtelle
ds. Blattes. (13276b

Wirtſchaft
m. 45=Zim.= Woh=
nung
ſofort od. zum
1. Okt. zu pachten
geſucht. Angeb. u.
R.30 a. d. Gſchſt. *

Zigarren=
ſod
. Lebensm.=Geſch.
z. miet. od. kauf geſ.
Ang. u. R.100 Gſch

Mod, eingericht
Reſtaurationsſchiff
mit Wohng., grß.
Kellerraum el. L.
etc., 160-180 Per=
ſonen
faſſ., gegen
bar zu verk Ang.
unter E. 1774 an
Annoncenfrenz,
Wiesbaden.
O ſ

I

Beſchlagnahmefreie
2-Zim.-Wohng.
m. Küche u. Keller
von ruh. Ehepaar
alsbald geſ. Miete
kann vorausbezahlt
werden. Angeb u.
R. 92 a. d. Gſchſt.

3 ältere Studenten,
ruhige Mieter ſuch.
möglichſtgemeinſam
Wohnung.
Angeb. m. Preis u.
R. 121 Geſch. erb.*

Geb., jung. Ehepaar ſucht
2 Zimmer und Küche
in nur gutem Hauſe, evtl. ſchöne Man=
ſarden
=Wohnung. Angebote mit Preis
unter R. S. 495 Geſchäftsſtelle, (13304

Alleinſteh. Ehepaar (Akademiker) ſucht
zum 1. 5. 31 in Darmſtadt oder nächſt.
Umgeb. kl. Haus mit kl. darten für
länger zu mieten. Angeb. unt. R 51 an
die Geſchäftsſt. (13231b

Große 3 4 Zimmer=Wohnung mit Zub.,
Bad von Kaufm., ruhige Familie m.
erw. Sohn, a. 1 10. 30, evtl. früh.
oder ſpäter geſucht. Angeb. u. 8 7
an die Geſchäftsſtelle ds. Blattes.

Herr, ruh. Mieter,
ſucht p. 1. Okt. ein
bürgerl, heizbar. u.
möbl. Zimmer und
Unterkunft f. Rad.
Zuſchr. m. Preis u
R. 93 a. d. Gſchſt.


Zimmer vom 8. bis
13. Sept. Ang mit
Preis unter R. 95
a. d. Gſchſt (13273

Berufstät. Ehepaar
ſucht 2=Zim.=Wohn.,
auch Manſ.=Wohng.,
in Darmſtadt oder
Arheilgen. Miete ½
Jahr im voraus.
Angeb. unt R. 114
an die Geſchäftsſt.*

derr ſucht ſauberes
zimmer Pr. 20,/.*
Ang. u. R.125 Geſch.

Leeres Zimmer
von Fräul. geſucht.
Angeb. m. Preis u.
R. 107 a. d. Gſchſt.*

1 od. 2 Zimmer
mit Küche ſofort zu
mieten geſ. Strecker,
Klappacherſtr. 18.

E

Angen. Ferien=
Aufenkhalt
biet, ſchöngelegenes
Landhaus in
Alsbach, Bahnhof=
ſtraße
29. (13278b

Bettredern-
Reinigung
(elektriſcher Betrieb)
Inletts, Drelle, Bettfedern Daunen,
Metall=. Holz= u. Kinderbettſtellen.
Spiralmatratzen in allen Größen
Neuanfertigen u. Aufarbeiten aller
Beiten und Polſtermöbel
Jakob Heymann sgeph. no
Tapeziermeiſter, Beſſungerſtraße 55. (B245

[ ][  ][ ]

Nummer 245

Freitag, den 5. September 1930

Seite I1

Der Sport des Sonntags.

Aus dem Mittelmaß der zahlreichen Veranſtaltungen des
7. September ragen zwei Ereigniſſe hervor; der Fußballkampf
gegen Danemark in Kopenhagen und die Frauen=Weltſpiele in
Prag. Dieſe beiden Dinge werden im Sportprogramm des Sonn=
tags
umrahmt von zahlloſen Spielen im Handball, Fußball,
Höckey und Rugby, von einigen Tennisturnieren, Herbſtregatten,
Rad= und Motorradrennen, dem üblichen Pferdeſport und einigen
Schwimmfeſten. Im
Fußball
iſt wie ſchon angedeutet der
Länderkampf Deutſchland-Dänemark
in Kopenhagen das Ereignis des Tages. Wir haben keinen
Grund, dieſes Spiel zu leicht zu nehmen, denn von den vier bis=
lang
mit Dänemark ausgetragenen Spielen konnte Deutſchland
erſt eines, nämlich das letzte, 1928 in Nürnberg (2:1) gewinnen.
Die Dänen ſind zwar während der letzten Dekade ſichtlich in ihrer
Spielſtärke zurückgegangen, aber Unterſchätzung hat ſich ſchon
immer gerächt, und darum wollen wir dem Spiel in Kopenhagen
nicht allzu zuverſichtlich entgegenſehen. Zumal Deutſchland in
Kopenhagen nicht mit ſeiner ſtärkſten Mannſchaft vertreten iſt.
Während im Norden die Bundeself ihren Repräſentativkampf aus=
trägt
, gehen im Reich die Meiſterſchaftsſpiele weiter. In
Süddeutſchland ſollen die nachſtehenden Spiele zum Aus=
trag
kommen: Nordbayern; A. S.V. Nürnberg1. F. C. Bay=
reuth
. Sp.Vg. FürthWürzburger Kickers; Südbayern:
Bayern München-Teutonia München (Samstag) D.S.V. Mün=
chen
-Jahn Regensburg, Wacker MünchenF.C. Ingolſtadt=
Ringſee, Schwaben AugsburgMünchen 1860: Württem=
berg
: F.C. BirkenfeldV. f. B. Stuttgart. Stuttgarter Kickers
Germania Brötzingen, F.V. ZuffenhauſenV f R. Heilbronn:
Baden: Freiburger F.C.Freiburger S.C., F.C. RaſtattF.V.
Villingen, Karlsruher F.V.Sp.Vg. Schramberg; Gruppe
Rhein; V. f. R. MannheimSp.Vg. Mundenheim, Phönix
LudwigshafenF.C. 08 Mannheim, F. G. KirchheimV. f. L.
Neckarau, S.V. WaldhofSp.Vg. Sandhofen; Gruppe Saar;
Sportfreunde SaarbrückenV. f. R. Pirmaſens, F.K. Pirmaſens
F.C Idar, V. f. B. DillingenF.V. Saarbrücken. Boruſſia
NeunkirchenSaar 05 Saarbrücken: Gruppe Main: F.S.V.
FrankfurtRot=Weiß Frankfurt, Germania BieberUnion Nie=
derrad
. Fechenheim 03Eintracht Frankfurt, F. C. 93 Hanau
Offenbacher Kickers; Gruppe Heſſen; Alemannia Worms
F.C. Langen. Viktoria Urberach-Wormatia Worms, S.V. 98
DarmſtadtS.V. Wiesbaden, V. f. L. Neu=IſenburgMainz 05.
Unter den Privatſpielen ſticht das Städteſpiel Ham=
burg
Berlin hervor.
Handball.
Am kommenden Sonntag ſind in Süddeutſchland be=
reits
ſechs Gruppen mit Meiſterſchaftsſpielen beſchäftigt. Es ſpie=
len
: Main=Heſſen, Abteilung A: Eintracht Frankfurt
T. S.V. Langen, F. S.V. FrankfurtRot=Weiß Frankfurt, Rot=
Weiß DarmſtadtS.V. 98 Darmſtadt; Abteilung B: Wormatia
WormsAlemannia Worms. F. S.V. 05 MainzHakoah Wies=
baden
, S.V. Wiesbaden Poſt S.V. Wiesbaden: Gruppe
Rhein; Ludwigshafen 03V. f. R. Mannheim, Mannheim 08
M. T. G. Mannheim, Phönix MannheimMannheim 07, Pfalz
Ludwigshafen Polizei Mannheim; Gruppe Württem=
berg
: V. f. B. StuttgartS. V. 05 Reutlingen, Sp.Vg. 03 =
bingen
Stuttgarter Kickers, K. S.V. ZuffenhauſenPolizei Stutt=
gart
, Stuttgarter S.C. Sportfreunde Tübingen; Gruppe
Nordbayern: Abteilung Oſt: Sportring Bayreuth Bar
Kochba Nürnberg; Abteilung Weſt: Pfeil Schweinau-Pol. Bam=
berg
, Siemens=Schuckert Nürnberg F.C. Bamberg: Gruppe
Südbayern: D.S.V. MünchenJahn München, Ulmer F.V. 94
Poſt S.V. München.
Tenni s.
Auch im Tennis wird es allmählich Herbſt. Eines der letzten
größeren Turniere der Saiſon iſt das Internationale
Herbſtturnier in Baden=Baden, an dem ſo gute Spie=
ler
und Spielerinnen wie die Damen Mathieu, Charnelet, Fried=
leben
, Hammer, Schomburgk und die Herren Hughes, Froitzheim,
Heidenerich beteiligt ſind. Ein nationales Clubturnier ver=
anſtältet
Rot=Weiß Berlin. Bei den ungariſchen
Meiſterſchaften in Budapeſt iſt Deutſchland durch die
Damen Krahwinkel und Schomburgk ſowie durch die Herren Uht=
möller
und Kuhlmann vertreten.
Leichtathletik.
Die ſüddeutſchen Meiſterſchaften im 25=Kilometer=
Laufen und 50=Kilometer=Gehen kommen in Saarbrücken zum
Austrag. Bei dem internationalen Sportfeſt in Straß=
burg
iſt Deutſchland durch Körnig, Eldracher, Welſcher Speck, ſo=
wie
mit den Staffeln der Eintracht Frankfurt und Stuttgarter
Kickers vertreten. Bei den Turnern verzeichnet das Leicht=
athletik
=Programm des Sonntags u. a. den Staffellauf Rund
um Frankfurt und die Mehrkampfmeiſterſchaften
der D.T.
Schwimmen.
Von den diverſen Schwimmfeſten des Sonntags intereſſiert
uns beſonders das Verbandsoffene in Franken=
thal
, da hier ein großer Teil der ſüddeutſchen Elite an, den
Start geht. Ein Clubkampf mit Vorkriegs=Mannſchaften zwi=
ſchen
Stuttgart und Karlsruhe findet in Cannſtatt
ſtatt. Erwähnt ſei noch das Schwimmen Quer durch Ham=
burg
.
Rudern.
Die Frankfurter Herbſtregatta hat eine qualitativ
und quantitativ glänzende Beſetzung gefunden. 700 Ruderer aus
dem Rhein=Main=Gebiet, aber auch aus Eſſen und Hamburg er=
ſcheinen
am Start. Die 5. Herbſtregatta des Bundes Württem=
bergiſcher
Rudervereine in Marbach bringt am 7. September
256 Ruderer mit 52 Booten an den Start.
Verſchiedenes.
Die Frauen=Weltſpiele in Prag erreichen am Sonn=
tag
ihren Höhepunkt. Jugendkraft Zella Mehlis und. Heros
Dortmund tragen die erſte Begegnung der Schlußrunde um die
Deutſche Meiſterſchaft im Mannſchaftsringen aus.
In Norddeutſchland beginnen die Rugby= Verbands=
ſpiele
, während es im ſüddeutſchen Rugby vorerſt lediglich zu
einigen Privatſpielen kommt.
Radſport.
Zur Weltmeiſterſchaftsrevanche der Steher
treffen in Paris die Deutſchen Möller (Weltmeiſter), Krewer,
Sawall, die Franzoſen Paillard, Graſſin, Laquehaye und der Bel=
gier
Viktor Linart zuſammen. Im Reich gibt es Bahnrennen
in Berlin (Olympia) und Krefeld. An der Fernfahrt
ParisLimoges ſind auch die Deutſchen Buſſe, Bulla, Zind,
Geyer, Remold und Altenburger beteiligt Die Straßen=
meiſterſchaft
der VDRV. wird bei Fulda ausgetragen.
Motorſport.
Das bedeutendſte motorſportliche Ereignis des Sonntags iſt
der Autopreis von Monza, an dem deutſcherſeits Carac=
ciola
, Burgaller Macher und v. Morgen teilnehmen. Caracciola
trifft wieder auf ſeinen alten Freund Chiron.
Pferdeſport.
Der Sonntag bringt Galopprennen in Hoppegarten, Leipzig,
Dortmund und Chantilly.
Großer Wanderpreis von Deutſchland.
Motorrabfahrer auf der Avns.
Als Erſatz des in dieſem Jahre nicht zuſtande gekommenen Kol=
berger
Bäderrennens bringt der D.M.V. am Sonntag auf der Avus
eine große internationale Veranſtaltung zur Durchführung, bei der um
den Großen Wanderpreis von Deutſchland und alle übrigen, ſonſt in
Kolberg ausgefahrenen Wanderpreiſe geſtritten wird. Die Beteiligung
kann ſchon jetzt als hervorragend bezeichnet werden, liegen doch bereits
80 Nennungen für die Rennen mit und ohne Seitenwagen vor. Bei
den Rennen der Solomaſchinen gehen u. a. die Engländer Simcock
(Motoſacoche), Duncan und Williams (Sturmey Archer), ferner Geiß,
Friedrich (DKW.), Ley (Triumph), Graf Bismarck, Ziemer (AJS.), Ul=
men
, Rüttchen, Bullus (NSUI.), Pätzold (Sarolea) an den Start. Ferner
haben, ſo bekannte Beiwagenſpezialiſten wie die neuen Meiſterfahrer
Hiller (Montgomery) und Zaſpel (OD.), ſowie Tennigkeit (Rudge Whit=
worth
), Thevis (Norton), Wehres (Harley=Davidſon) und Schotb
(BMW.) ihre Meldung abgegeben.

Fußball im Kreis Skarkenburg.
Die Kreisliga am 7. September. Hochbetrieb auch in den anderen
Klafſen.
Der kommende Sonntag iſt der erſte Tag, an welchem alle Kreis=
ligavereine
in den Verbandsſpielen beſchäftigt ſind. Da auch die Paa=
rungen
zum Teil recht intereſſant ſind, ſo nimmt es nicht wunder, daß
dem Ausgang der ſechs Treffen allſeits mit Intereſſe entgegengeſehen
wird. Folgende Spiele ſtehen auf dem Programm:
Sportverein Münſter Sportvgg. 04 Arbeilgen.
Viktoria Griesheim Fußballverein Sprendlingen.
Union Darmſtadt F. C. 03 Egelsbach.
S. C. Haſſia Dieburg Sportverein Mörfelden.
Viktdria Walldorf Germania 03 Pfungſtadt.
Polizeiſportverein Darmſtadt S.V. 1911 Neu=Iſenburg.
Wenn nicht alles trügt, findet am Sonntag eine weitere Anglei=
chung
der Punktzahlen in der Tabelle ſtatt, nur am Schluß wird es
vorerſt noch keine großen Aenderungen geben. Münſter müßte nach
ſeinen bisherigen Ergebniſſen auch Arheilgen ſchlagen können; käme es
anders, wäre es eine Ueberraſchung. In Griesheim ſollten die Gäſte
aus Sprendlingen mindeſtens zu einem Punkt, wenn nicht gar zu bei=
den
kommen. Auch Union Darmſtadt wird Egelsbach nach Kampf ſchla=
gen
. Der Kampf in Dieburg iſt ſchon offener, immerhin wird hier ein
Sieg der Einheimiſchen abſolut nicht überraſchen. In Walldorf ſind
die Einheimiſchen Favorit, da die gute Pfungſtädter Verteidigung die
Schwäche des Germanenſturmes doch nicht ausgleichen kann. Auch die
Darmſtädter Ordnungshüter müßten gegen den Iſenburger Neuling
beide Punkte behalten.
Der Verbandsſpielbetrieb der A= und B=Klaſſe
hat am letzten Sonntag ebenfalls eingeſetzt. Folgende Ergebniſſe wur=
den
gemeldet:
Gruppe Bergſtraße=Ried: Germania Eberſtadt Reichsbahn Darm=
ſtadt
3:1: Boruſſia Dornheim Rot=Weiß Darmſtadt 1:7. Die
Reichsbahn hielt ſich überraſchend gut, aber auch der glatte Sieg
des V. f. R. Rot=Weiß iſt eine Ueberraſchung.
Gruppe Odenwald: Sportverein Höchſt V. f. R. Beerfelden 4:2: S. V.
Lengfeld S.V. Roßdorf 1:5; F. S.V. Groß=Zimmern Ger=
mania
Dieburg 3:1 (Privatſpiel). Die Ueberraſchuneg iſt der ſichere
Sieg Roßdorfs in Lengfeld. Groß=Zimmern hatte eigentlich den
V. f. R. Erbach als Gegner, kam aber kampflos zu Punkten, da Er=
bach
geſperrt iſt.
Gruppe Dreieich: F. C. 02 Dreieichenhain T. u. SV. Meſſel 4:1.
Privatſpiele: S.V. Nieder=Ingelheim S.V. Groß=Gerau 6:4: F.V.
Hofheim (Ried) Chattia Wolfskehlen 2:4; S.V. Weiterſtadt
Spiel= und Sportklub Mainz 1:4. Zu beachten iſt der Erfolg
Wolfskehlens über den Südheſſenverein.
Am Sonntag ſpielen:
Gruppe Bergſtraße=Ried: Eintracht Darmſtadt F. S.V. Seeheim (11
Uhr); Reichsbahn Darmſtadt Boruſſia Dornheim; Germania Lee=
heim
S.V. Weiterſtadt: Olympia Hahn Chattia Wolfskehlen;
Germania Eſchollbrücken Germania Eberſtadt.
Gruppe Odenwald: V. f. R. Beerfelden V. f. L. Michelſtadt: S. C.
Ober=Ramſtadt Sportverein Höchſt: V. f. R. Erbach Ger=
mania
Dieburg; F. S.V. Groß=Zimmern Sportverein Lengfeld.
Gruppe Dreieich: Union Wixhauſen S. C. Dietzenbach; F.C. 02 Drei=
eichenhain
Turnberein Neu=Iſenburg; T. u. SV. Meſſel
Sportgemeinde Sprendlingen; F.V. Eppertshauſen S.V. Erz=
hauſen
.
V=Klaſſe, Odenwald: Spielvgg. Groß=Umſtadt V. f. L. Michelſtadt 2.:
Viktoria Kleeſtadt F. S.V. Klein=Zimmern: S. C. Ober= Ram=
ſtadt
2. Haſſia Dieburg 3.; Viktoria Schaafheim S.V. Roß=
dorf
2.
Pol.=Sport=Ver. Darmſtadt S.V. 1911 Neu=Iſenburg.
Am Sonntag nachmittag 3 Uhr empfängt die Ligamannſchaft des
Pol.=Sp.=Ver. auf dem Pol.=Sport=Vereinsplatz als nächſten Verbands=
ſpielgegner
den in dieſer Verbandsſaiſon erſtmalig mitwirkenden Kreis=
liganeuling
S.V. 1911 Neu=Iſenburg. Wenn auch Sp.V. 1911 Neu=
Iſenburg in Darmſtadt wenig bekannt ſein dürfte, ſo darf man jetzt
ſchon dieſe Mannſchaft als ſehr kampfkräftigen Gegner anſehen. Die
Poliziſten müſſen ſich bewußt werden, was auf dem Spiele ſteht.
1b=Jugend 1. Jugend Fußballklub Leeheim, dort: 1. Schüler 1.
Schüler Germania Pfungſtadt, hier, 17 Uhr.

Handball.

Rot=Weiß, V. f. R. S.V. 98.
In Fortſetzung der Verbandsſpiele empfängt Rot=Weiß nächſten
Sonntag den ſüddeutſchen Meiſter S.V. 98. Obwohl der Ausgang die=
ſes
Lokaltreffens kaum zweifelhaft erſcheint, werden die ſieggewohnten
98er doch unbedingt mit einem harten Widerſtand der Platzbeſitzer zu
rechnen haben. Gerade die ſeitherigen Treffen mit Sportverein auf dem
Platze an der Rheinallee waren für dieſen durchaus keine einſeitige An=
gelegenheit
: Rot=Weiß war wenigſtens im Feldſpiel dem Gegner
faſt ebenbürtig; erinnert ſei nur an den 6:3=Sieg der Rot=Weißen über
den damals allerdings erſatzgeſchwächten ſüddeutſchen Meiſter in den
diesjährigen Privatſpielen. In Anbetracht der am Nachmittag in Er=
felden
ſtattfindenden Einweihung des Bootshauſes und Landheimes des
Rot=Weiß, V. f. R., iſt der Spielbeginn auf 11 Uhr vormittags feſt=
geſetzt
.

Handball in der 2.T.

Die Pflichtſpiele in der 2. Gaugruppe werden fortgeſetzt. In der
Gruppe Weſt ſielen: Bickenbach gegen Pfungſtadt und Walldorf
gegen Arheilgen. In der Gruppe Oſt treffen ſich: Klein=Wallſtadt
gegen Tgſ. Obernburg, Damm gegen Leider und Erbach gegen Aſchaffen=
burger
Turnverein. Nach dem günſtigen Abſchneiden Bickenbachs in
Langen iſt man recht geſpannt, was Pfungſtadt in Bickenbach ausrich=
ten
wird. Gelingt Bickenbach ein neuer Sieg, ſo iſt ſeine Lage als ſehr
günſtig zu bezeichnen. Walldorf und Arheilgen ſtanden bereits zweimal
im Endſpiel um die Meiſterſchaft. Die diesjährige Einteilung hat beide
in einer Gruppe zuſammengeführt, ſo daß man der erſten Begegnung
mit Intereſſe entgegenſieht. Im Odenwvald ſteigt ein Spiel von ähn=
licher
Bedeutung. Erbach greift erſtmals in die Pflichtſpiele ein und
erwartet den ſpielſtarken Aſchaffenburger Turnverein. Der eigene Platz
auf der einen und die langjährige Spielerfahrung auf der anderen Seite
werden in die Waagſchale geworfen. Klein=Wallſtadt hielt ſich ſehr gut
gegen Damm, ſo daß diesmal Ausſicht auf Sieg gegen Tgſ. Obernburg
beſteht,
Am kommenden Sonntag, den 7. September, empfängt der T.V.
Bickenbach den alten und bekannten Kreisklaſſenverein T.V. Pfungſtadt
mit zwei Mannſchaften zu den fälligen Verbandsſpielen. Bickenbach als
Neuling der Klaſſe hat am letzten Sonntag in Langen ſeine Feuertaufe
gut beſtanden, indem es Langen 4:2 das Nachſehen gab. Daß aber auch
Pfungſtadt zu kämpfen verſteht, beweiſt das Reſultat in ihrem Spiel
gegen Arheilgen. Es ſteht in dieſem Treffen vieles auf dem Spiel.
Bickenbach ſpielt mit Opper, Chr. Herpel, Coradill, E. Herpel, Zeißler,
Weigert, Schneider, Jakobi, Jährling, Pieler, Nickel. Ein Handball=
Großkampftag iſt am Sonntag in Bickenbach zu erwarten. Spielbeginn
der 1. Mannſchaft 3.30 Uhr, der 2. Mannſchaft 2.15 Uhr.
Mannſchaftskämpfe 1930 der Odenwälder Schühen=
vereinigung
.
Die Odenwälder Schützenvereinigung (Abteilung des Mittelrbeini=
ſchen
Schützenbundes im Deutſchen Schützenbund) hielt ihre diesjährigen
Mannſchaftskämpfe am Sonntag auf den Schießſtänden des Schützenver=
eins
Groß=Umſtadt ab. Das Schießen wurde auf Stand (175 Meter),
Jagd (60 Meter) und Kleinkaliber (50 Meter) durch Her=Mannſchaften
ausgetragen. Jeder Schütze ſchoß 15 Schuß freihändig auf Scheiben=
bilder
, wie ſie für Deutſche Bundesſchießen beſtimmt ſind. Sämtliche
gemeldeten Mannſchaften traten an und erzielten folgende Reſultate:
Großkaliber: Stand, Klaſſe 1: Michelſtadt 940 Ringe, Sprendlingen
929. Darmſtadt 870. Groß=Umſtadt 886. Babenhauſen 521.
Klaſſe 2: Dieburg 752 Ringe, Dreieichenhain 680. Jagd ( laufen=
der
Keiler): Sprendlingen 392 Ringe, Michelſtadt 387, Groß= Um=
ſtadt
338, Babenhauſen 297.
Kleinkaliber: Klaſſe 1: Windmühle‟ Darmſtadt 704 Ringe, Sprend=
lingen
662, Darmſtadr 648. Michelſtadt 636. Roßdorf 593. Klaſſe 2:
Groß=Umſtadt 527, Babenhauſen 551, Dreieichenhain 375. Die
höchſte Geſamtringzahl der drei Abteilungen erreichte die Schützen=
geſellſchaft
Sprendlingen mit 1983 Ringen und erwarb ſich biermit
den Gaumeiſtertitel für 1930.

Turngeſelſchaft 1875 Darmſtad
Rhönradſport.
In der nächſten Zeit werden die Pflichtübungen für das deutſche
nationale Turnier ſowie das 2. Internationale Rhönradturnier, das
1931 in Paris ſtattfindet, den Rhönradturnern bekanntgegeben; hierzu
werden alle Mitglieder nochmals eingeladen. Die Uebungszeiten ſind
für September Mittwochs und Samstags von 68 Uhr, Sonntags vor=
mittags
evtl. auch nachmittags.
Tennis.
Der Auftakt zum Internationalen Tennisturnier in Baden=Baden.
Schönes Sommerwetter begünſtigte am Donnerstag den Be=
ginn
des Internationialen Tennisturniers in Baden=Baden. Ob=
wohl
der erſte Tag nur wenige Spiele von Belang brachte, zeigte
ſich beim Publikum, beſonders unter den ausländiſchen Kurgäſten,
ein ſtarkes Tennisintereſſe Im Herren=Einzel iſt leider in
letzter Stunde noch die Abſage des Frankfurters Goſewich einge=
troffen
, ſo daß die Ereigniſſe in der unteren Hälfte an Intereſſe
einbüßen. Im einzigen nennenswerten Spiel des Tages ſiegte
der Engländer Hughes über den Italiener Valerio, einen Bruder
der bekannten Spielerin, mit 6:3, 6:1. Bei den Damen kam
Frl. Pflügner zu ihrem erſten Sieg, indem ſie Frl. Pobell=Krefeld
leicht 6:1, 6:3 ſchlug. Der Freitag bringt auch die übrigen
Spieler und Spielerinnen der erſten Klaſſe auf die Plätze.
Amerikas Davispokalſpieler John Doeg und George Lott muß=
ten
beim alljährlichen Tennis=Wettſtreit Oſt gegen Weſt auf den
Plätzen in Foreſt Hill überraſchende Niederlagen einſtecken. Doeg
verlor 2:6, 4:6 gegen G. S. Mangin, während Lott von Frank
Shields mit 6:3, 6:2 geſchlagen wurde.

Zwiſchen den Leichtathletik=Verbänden von Ungarn und Frankreich
wurde zum Abſchluß der Saiſon noch ein Länderkampf vereinbart, der
am 28. September in Paris zum Austrag kommt. Als Konkurrenzen
wurden vereinbart: 100, 200, 400, 800, 1500, 5000 Meter. 110 Meter
Hürden, Hoch=, Weit= und Stabhochſprung, Kugelſtoßen. Diskuswerfen,
Speerwerfen und Schwedenſtaffel.
Der finniſche Meiſterläufer Nurmi wird ſeinem polniſchen Rivalen
Petkiewicz am Wochenende in Warſchau einen Gegenbeſuch abſtatten,
Am Samstag treffen beide über zwei engliſche Meilen, alſo über 3218
Meter, zuſammen und am Sonntag geſellt ſich zu ihnen über 5000 Meter
noch der Pole Kuſocinſki.

35. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlokkerie.
22. Tag, 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung
fielen: 4 Gewinne zu je 10 000 Mark auf Nr. 28 674 139 423; 4
Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. 156 341 237 728: 6 Gewinne
zu je 3000 Mark auf Nr. 78 396 91 779 242 777: 12 Gewinne zu je
2000 Mark auf Nr. 70 897 99 150 144 081 200 945 211 235 303 478;
34 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 8216 23 660 29 010 91150
93 571 104 163 125 538 134 785 173 778 188 143 195 793 210 515
216 439 251 201 274 607 333 792 344898: ferner 104 Gewinne zu
je 500 Mark und 214 Gewinne zu je 300 Mark. In der Nach=
mittags
=Ziehung fielen: 2 Gewinne zu je 50 000 Mark auf
Nr. 277 144; 4 Gewinne zu je 10000 Mark auf Nr. 126 214
245 893; 4 Gewinne zu je 3000 Mark auf Nr. 112914 300 701;
14 Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr. 38 772 84 134 96 873 161 807
278 852 369 190 387 562: 26 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr.
23 736 62 800, 66 978 94 285 112853 144 000 165 773 184 266 207 239
257 319 315 833 339 455 381 162; ferner 82 Gewinne zu je 500
Mark und 184 Gewinne zu je 300 Mark. Im Gewinnrade
verblieben: 2 Prämien zu je 500 000 Mark, 6 Gewinne zu je
25 000 Mark, 18 Gewinne zu je 10 000 Mark, 38 Gewinne zu je
5000 Mark, 92 Gewinne zu je 3000 Mark, 194 Gewinne zu je
2000 Mark, 436 Gewinne zu je 1000 Mark. 1100 Gewinne zu je
500 Mark und 2844 Gewinne zu je 300 Mark.

Geſchäftliches.
Schön ſein oder ſchön erſcheinen?
Das Streben vieler Menſchen, ſchön zu ſein, äußert ſich heute
mehr denn je in einer ſorgfältigen Körperpflege. Das trifft auch
beſonders zu für das Haar. Man muß ſich ja doch darüber klar
ſein, daß z. B. künſtlich verſchöntes Haar nur vorübergehend ſchön
erſcheint. Aufgabe der neuzeitlichen, richtigen Haarpflege iſt es
deshalb, das Haar geſund zu erhalten, denn nur geſundes Haar
wird durch natürlichen Glanz, reine Farbe und weiche, lockere
Schmiegſamkeit auf die Dauer anmutig wirken. Ein gut deutſches
Qualitätserzeugnis, das dieſem Zwecke dient, iſt das bekannte
Haarwaſchmittel Lavaren mit dem Duftbeutel. Es iſt frei von
Soda und ätzenden Beſtandteilen, kann deshalb bei fettarmem wie
bei fettreichem Haar ohne Nachteil angewendet werden. Ein ver=
eidigter
Gerichtschemiker ſagt über Lavaren, daß es mit der gründ=
lichen
reinigenden Wirkung zugleich die Erhaltung und Verſchöne=
rung
des Haarbeſtandes auf das Sinngemäßeſte in ſich vereinigt.
Herbſtreiſen oder anſchließend daran auch Reiſen im
Winter nach TrieſtVenedigGardaſee, nach Ita=
lien
, Rom, zur Riviera, Spanien, Griechenland, Kleinaſien wer=
den
von der Firma Siemer u. Co., Verkehrsgeſellſchaft, München,
veranſtaltet. Proſpekte werden koſtenlos verabfolgt von Lotte=
rieeinnahme
L. F. Ohnacker, Schulſtraße 15, und Bankgeſchäft
Fr. Zaun, Luiſenplatz 1. (Siehe heutige Anzeige.)

Aus deutſchen Bädern.
Sieh: das Gute liegt ſo nah! Weshalb weite
Reiſen unternehmen, wenn ſich am ſchönen Rhein ein ſo ent=
zückendes
Fleckchen Erde findet wie der Petersberg im Sieben=
gebirge
! Unvergleichlich ſchöne Rundblicke erſchließen ſich vom
Plateau des 330 Meter hohen Gipfels auf den Rhein und die
umliegenden Berge. Rheiniſche Gaſtlichkeit und rheiniſche Le=
benskultur
ließen an dieſem von der Natur ſo bevorzugten Punkt
eine Gaſtſtätte entſtehen, wie ſie großzügiger und vollkommener
auch in den eleganten Badeorten Europas nicht zu finden iſt.
Schreiben Sie bitte an die Direktion des Kurhotels Peters=
berg
, damit Ihnen Vorſchläge über bevorzugt gelegene Zimmer
ſowie über Sonderbedingungen bei längerem Aufenthalt unter=
breitet
werden können.

Rundfunk=Programme.

Frankfurt a. M.
Freitag, 5. September.
8.00: Bad Münſter am Stein: Konzert der Kurkapelle.
15.00: Stunde der Jugendbewegung: Karl Moeller: Eine Fah
zu jungen deutſchen Siedlern im Weſten Kanadas.

15.25: Erziehung und Bildung Elternſtunde: Dr. Baum: See
liſche Kindermißhandlung.
16.00: Bad Kreuznach: Konzert des Kurorcheſters.
18.05: Buch und Film: Aus der deutſchen Theatergeſchichte.
18.35: Stuttgart: Aerztevortrag: Neue Heilſtrahlen und ihre B
handlungsgrenzen.
19.05: Stuttgart: Prof. Dr. Quell: Schönbrunn und die Maria=
Thereſien=Ausſtellung.
19.30: Stuttgart: Unterhaltungskonzert des Rundfunkorcheſters.
20.45: Stuttgart: Die Schuld des Jonathan Bradford. Hörſpi
mit einem Epilog von Ernſt Sander.
21.45: Stuttgart: Sinfonie 6 (Paſtorale) von Beethoven.
23.00: Stuttgart: Tanzmuſik=Uebertragung.

Deutſche Welle. Freitag, 5. September.
10.00: Schulfunk. K. Graef: Erdkundlicher Tatſachenbericht Sturm=
fluten

15.00: Edith Baumann: Wie bilde ich mich fort?
15.45: Frauenſtunde. Dr. Gerta Wendelmuth: Obſt und Gemüſe
im Tagesſpeiſezettel.
16.00: Prof. Dr. Muckermann: Eugenik und werdende Reife. Das
Stauungsprinzip und ſeine biologiſche Begründung.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Dr. Mario Krammer: Auf Deutſchlands hohen Schulen=
Königsberg.
18.00: Konzunktur und Staatshaushalt. Der Staatshaushalt.
18.30: Ernſt Lemmer: Wandlungen im deutſchen Parteiweſen.
18.55: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.25: Wiſſenſchaftlicher Vortrag für Aerzte.
20.00: Köln: Tänze und Märſche.
22.30: Aus Budapeſt: Zigeunermuſik. Kapelle Imre Magnarc

[ ][  ][ ]

Nummer 245

Freſtag, den 5. Septbr.

BeſſNeueſte Nachrichten

Bericht des Stahlwerks=Berbandes über die Markk=
lage
im Auguſt.
Nach dem Bericht des Stahlwerks=Verbandes über die Marktlage
im Auguſt 1930 iſt für Halbzeug im Inlandsgeſchäft keine Aenderung
eingetreten, auch der Auslandsmarkt blieb nach wie vor ruhig. Form=
eiſen
: Im Inlande blieb der Umfang neuer Käufe und der Eingang
an Spezifikationen gegenüber dem Vormonat zurück. Auch im Auslande
verringerte ſich die Nachfrage weiter. Oberbauſtoffe: Die Beſchäftigung
an ſich blieb unbefriedigend. Die Ausſichten laſſen ſich etwas freund=
licher
an durch die zu erwartende Zunahme der bislang außerordent=
lich
ſchwachen Abrufe der Reichsbahn. Stabeiſen: Während in der
erſten Monatshälfte eine Veränderung in der Geſchäftslage des In=
landes
im Vergleich zum Vormonat nicht feſtzuſtellen war, iſt in den
letzten 14 Tagen eine merkbare Zurückhaltung eingetreten. Die allge=
meine
Nachfrage auf dem Weltmarkte blieb nach wie vor ungünſtig. Die
Preiſe ſanken infolgedeſſen weiter und erreichten einen ſeit der Vor=
kriegszeit
nicht gekannten Tiefſtand. Bandeiſen: Das Bandeiſen= In=
landsgeſchäft
verharrte im Berichtsmonat in ſeiner Luſtloſigkeit. Die
Beſchäftigung der Werke iſt unbefriedigend, zumal auch das Ausland
ſtark verminderte Arbeitsmengen bringt, die nur im ſcharfen Kampf
mit den ausländiſchen Wettbewerbern geſichert werden können. Grob=
blech
: Eine Belebung des Geſchäftsganges iſt auch im abgelaufenen
Monat nicht zu verzeichnen. Im Inlande wurden größere Abſchlüſſe
nicht getätigt, und die Abrufe auf alte Abſchlüſſe hielten ſich in mäßigen
Grenzen. Das Auslandsgeſchäft leidet unter der allgemeinen Depreſſion.
Es konnten nur wenige Aufträge hereingenommen werden. Mittel=
blech
: Der ruhige Geſchäftsgang hielt weiter an. Die Zurückhaltung
von Handel und Verbrauch hat ſich im In= und Auslande noch ver=
ſchärft
. Die aufkommenden Auslandsgeſchäfte ſind ſtark umkämpft.
Univerſaleiſen: Eine Beſſerung der Marktlage iſt nicht eingetreten.
Das Inland erteilte keine nennenswerten Aufträge. Aus dem Auslande
konnten einige Geſchäfte gebucht werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Die arbeitstägliche Kohlenförde=
rung
betrug in der Zeit vom 24. 8. bis 30. 8. 1930: 340 465 Tonnen
gegen 329 068 Tonnen in der vorhergehenden Woche. Die tägliche Koks=
erzeugung
ſtellte ſich auf 70 418 (70 457), die arbeitstägliche Preßkohlen=
herſtellung
auf 10 733 (10 053) Tonnen. Wegen Abſatzmangels wurden
in der Berichtswoche 173 783 (arbeitstäglich 28 964) Feierſchichten ein=
gelegt
gegen 217 493 (36 249) in der Vorwoche. Die Beſtände der Zechen
betrugen am Wochenende: 3 543 275 Tonnen Kohle, 3 398 627 Tonnen
Koks, 65 667 Tonnen Preßkohlen. Koks und Briketts auf Kohle um=
gerechnet
insgeſamt 8 136 504 Tonnen.
Die Notlage der Klavierinduſtrie. Die Intereſſengemeinſchaft
Deutſcher Pianoforte= und Harmoniumfabriken A. G. hat ihren
Aktionären mitgeteilt, daß der Verluſt des abgelaufenen Geſchäfts=
jahres
die Hälfte des A.K. überſteigt. Der Verluſt ſoll zum großen
Teil auf vorſorgliche Rückſtellungen zurückzuführen ſein. Das Ge=
ſchäft
ſoll mit geringerem Kapital, mit geringerer Kapitalgrund=
lage
, wie ſie der Notlage der Klavierinduſtrie entſpricht, unver=
ändert
fortgeführt werden. Die J.G. wurde im Mai 1928 von
über 50 Firmen der Pianoinduſtrie mit nom. 4 Mill RM. Kapi=
tal
gegründet. Für 1928 wurden 0,32 Mill. RM. Verluſt nach=
gewieſen
. Die Geſellſchaft übernahm die Aufgaben der aufgelöſten
Kreditgemeinſchaft Deutſcher Pianofortefabriken G. m. b. H. und
der Diskontvereinigung Deutſcher Pianofabriken G. m b. H. Sie
iſt auch an der Zahlungseinſtellung der Deutſchen Pianowerke
A. G. beteiligt und ſteht, mit der Züricher Diskontkredit A.G. in
Geſchäftsverbindung.
Frankfurter Gasgeſellſchaft und Stadt Offenbach. Der Betriebs=
und Finanzausſchuß des Stadtrats hat in gemeinſchaftlicher Sitzung
dem Stadtrat einſtimmig unter Zuſtimmung der Verwaltung empfohlen,
von dem im Vertrag zwiſchen der Stadt Offenbach und der Frankfurter
Gasgeſellſchaft vom 24. 3. 27 vorbehaltenen Recht, das Elektrizitätswerk
aus dem Vertragsverhältnis wieder herauszunehmen, alſo vom Rück=
trittsrecht
zum 31. 3. 31 friſtgemäß Gebrauch zu machen. Der Frank=
furter
Gasgeſellſchaft wird anheimgeſtellt, der Stadt zu gegebener Zeit
ein Angebot auf Lieferung von elektriſcher Arbeit aus dem geplanten
Abhitzkraftwerk im Anſchluß an das Gaswerk=Oſt zu machen.
Siemens u. Halske an Gebrüder Reuling. Mannheim, intereſſiert.
Die Siemens u. Halske A.=G. in Berlin hat, wie wir erfahren, finan=
zielles
Intereſſe an der bekannten Fabrik für Großarmaturen Gebrüder
Reuling in Mannheim genommen. Veranlaſſung hierzu gab ein bereits
ſeit zwei Jahren beſtehender Patentverwertungsvertrag. Die enge Ver=
bindung
erfolgte, weil die Waſſermeſſerfabrik der Siemens u. Halske
A.=G. einen ſteigenden Bedarf bei ihrer Kundſchaft an Großwaſſer=
ſchiebern
und Droſſelklappen mit elektriſchem Antrieb bzw. mit elektri=
ſcher
Fernbedienung zu befriedigen het. Die Gebrüder Reuling werden
unter der bisherigen Firma und unter der gleichen Leitung weiter=
arbeiten
. Zurzeit werden große Droſſelklappen für das Schluchſeewerk
zur Ablieferung gebracht. Ein weiterer großer Auftrag von Abſperr=
ſchiebern
für 2=Meter=Rohrdurchmeſſer iſt vor kurzem der Firma erteilt
worden, und auch vom Auslande hat ſie bemerkenswerte Lieferungen
erhalten.
Piano= und Orgelwerke Philipps A.=G., Aſchaffenburg. Auch dieſe
Pianofirma hat im abgelaufenen Jahre 1929/30 (30. Juni) nach Infor=
mationen
des Fwd. einen kataſtrophalen Rückgang im Abſatz zu ver=
zeichnen
, der durch das Orgelgeſchäft nicht annähernd ausgeglichen wer=
den
konnte. Durch die vielfachen Zuſammenbrüche in der Pianoforte=
Induſtrie und durch den Zerfall der Intereſſengemeinſchaft ſei der Markt
völlig zerſtört. Dazu treten infolgedeſſen erhebliche Abſchreibungen auf
Beſtände und möglicherweiſe auf Debitoren. Denn auch die Lage der
Klavierhändlerſchaft ſei äußerſt ungeſund und ſchwierig geworden. Die
Philipps A.=G., die im Vorjahre den verbliebenen Reingewinn von
4300 RM. zu Abſchreibungen auf Anlagen verwendete, wird weiterem
Vernehmen nach 1929/30 mit einem ſchweren Verluſte abſchließen. Wie
hoch dieſer beziffert wird, ſei noch nicht anzugeben. Aktienkapital 15
Mill. RM.
Metallnokierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 4. September ſtellten ſich
für Kupfer: Sept. 93,75 (95), Okt. und Nov 93.75 (94.25),
Dez. 93.50 (94), Jan., Febr., März und April 93.25 (93.75), Mai,
Juni, Juli und Auguſt 93.25 (93.50). Tendenz; abgeſchwächt.
Für Blei: Sept. bis Dez. 1930 und Jan. bis Auguſt 1931: 35.25
(35.75); Tendenz: ruhig. Für Zink: Sept. 31.25 (31.75),
Okt. 31.50 (32.25) Nov. 31.75 (32.75), Dez. 32 (33) Jan. 32.,50
(33.25), Febr 32,75 (33.25) März 33 (33,50) April 33.25 (33,75),
Mai 33.25 (33.75), Juni 33 25 (34), Juli 33, 75 (34), Auguſt 34
(34.25). Tendenz: ruhig. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die
in Klammern Brief.
Broduktenberichte.

Berliner Produktenbericht vom 4. September. Am Produktenmark=
war
auch heute noch keine Entſpannung zu verzeichnen. Das Inlands
angebot auf Baſis der Stützungspreiſe bleibt außerordentlich reichlid
Weizen war auf um 10 Mark, darunterliegenden Forderungen ir
Promptgeſchäft ſchwer verkäuflich. Umfangreiche Abgaben erfolgte
wiederum am handelsrechtlichen Lieferungsmarkte, wobei als Käufe
faſt ausſchließlich die Stützungsgeſellſchaft zu gelten hat. Von Weize
wurden eg. 3000 Tonnen zu 1 bis 2 Mark niedrigeren Preiſen auf
genommen, die Roggenlieferungspreiſe wurden gehalten, jedoch mußte
bei der erſten Notierung ſchätzungsweiſe über 25 000 Tonnen insgefam
übernommen werden. Weizen= und Roggenmehle haben bei wenig ve
änderten Preiſen nur laufendes Konſumgeſchäft. Hafer bleibt übe
Bedarf angeboten, Gebote des Konſums, der reichlich verſorgt iſt, lat
ten erneut niedriger. Gerſte vernachläſſigt.

Viehmärkke.

Darmſtädter Viehmarkt vom 4. September. Aufgetrieben waren
6 Ochſen. 7 Schafe, 134 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber
a) 7076, b) 6369, c) 5662 Pfg. pro Pfund. Markwerlauf: ge=
räumt
.
Schweinemarkt in Gießen vom 4. September. Auf dem Schweine=
markt
in Gießen ſtanden 168 Ferkel und Läuferſchweine zum Verkauf.
Anfangs war der Handel mäßig, ſpäter wurde er aber flotter und be=
friedigend
. Man bezahlte für Ferkel bis zu 6 Wochen 2530 Mark.
68 Wochen alt 3136 Mark, 813 Wochen alt 3750 Mark. Für
Läuferſchweine wurden 5075 Mark je Stück bezahlt.
Frankfurter Viehmarkt vom 4. September. Zugeführt waren: 122
Rinder, 906 Kälber, 147 Schafe und 667 Schweine. Bezahlt wurden
pro Zentner Lebendgewicht: Kälber b) 7982, c) 7378, b) 6572,

Schafe al) 5053, b) 4349, Schweine nicht notiert. Marktverlauf in
allen Gattungen ruhig, ausverkauft. Fleiſchgroßhandel: Eingebracht
waren aus hieſiger Schlachtung 404 Viertel Rinder, 89 ganze Kälber,
352 halbe Schweine und 1 Schaf; von auswärts 26 Viertel Rinder,
45 ganze Kälber, 99 halbe Schweine, 2 Schafe und 2 Stück Kleinvieh;
aus Dänemark 60 Viertel Rinder und 10 halbe Schweine. Bezahlt
wurden: Ochſenfleich 1 90100, dito 2 8090, Bullenfleiſch 9094, Kuh=
fleiſch
2 7080, dito 3 6070, Kalbfleiſch 2 100115, Schweinefleiſch
8090, Gefrierfleiſch: Vorderviertel 58, Hinterviertel 65. Geſchäfts=
gang
: langſam.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 4. Sept.
Die Börſe eröffnete durchweg gut gehalten, überwiegend aber weiter
befeſtigt. Es ſcheint, daß für die weitere freundliche Tendenz in erſter
Linie noch erhöhtes Deckungsbedürfnis an verſchiedenen Märkten be=
ſteht
, da von der wirtſchaftlichen Seite her keine ſtärkere Anregung vor=
liegt
. Vielmehr lauten die letzten Fachberichte über die Lage im Auguſt
eher noch ſchwächer. Intereſſe fand die Erwartung des Ergebniſſes der
Sitzung der Bank von England, da möglicherweiſe mit einer Londoner
Diskontermäßigung gerechnet wurde. Bevorzugt waren auf Schweizer
Käufe Elektrowerte, wo allerdings der Siemens=Konzern nur unver=
ändert
lag, dagegen gewannen Felten 1½, Licht u. Kraft ¼. A. E. G.
78 Prozent. Kaliwerte ſetzten ihre letzte Aufwärtsbewegung erneut
fort. So gewannen Aſchersleben 1½, Weſteregeln 2, Salzdetfurth
3 Prozent. Die Farbenaktie lag gut gehalten, Rütgers und Erdöl
konnten eine Kleinigkeit anziehen. Der Montanmarkt lag unverändert
bei ſehr ruhigem Geſchäft. Bankaktien zeigten keine Veränderung. Am
Zellſtoffmarkte trat eine leichte Reaktion ein, Aſchaffenburger um ¼=
Waldhof um ¼ Prozent niedriger. Am Kunſtſeidemarkt lagen Aku
½ Prozent höher, dagegen Bemberg, die an der geſtrigen Abendbörſe
4 Prozent höher lagen, an der heutigen Mittagsbörſe um 2 Prozent
gedrückt. Am Schiffahrtsmarkte konnten Hapag und Nordllovd je 11
Prozent gewinnen. Am Markte für Einzelwerte lagen Wayß u. Freh=
tag
behauptet, Conti=Gummi 3, Deutſche Linoleum 1½ Prozent feſter,
die übrigen Werte unverändert.
Im Verlaufe der Börſe blieb der Aktienmarkt bei ruhigem Ge=
ſchäft
gut gehalten. Am Anleihemarkt konnten Altbeſitzanleihe leicht
anziehen, auf die bevorſtehende Ausloſung im Oktober. Mexikaner
teilweiſe leicht erhöht. Der Pfandbrief= und Schuldbuchforderungs=
markt
war ſehr ſtill, aber nicht ſchwächer. Auch hier blieben im weiteren
Verlaufe die Kurſe gut gehalten. Am Geldmarkt iſt Tagesgeld unver=
ändert
3½ Prozent, aber etwas leichter. Am Deviſenmarkt nannte
man NM. Pfunde 20,39, Dollar 4,1902, London New York 4,8662.
Die Abendbörſe verlief bei ſtillem Geſchäft knapp behauptet.
Teilweiſe ging die Kuliſſe zu Realiſationen über, ſo daß vereinzelt
leichte Abſchläge eintraten. Farben ½ Prozent niedriger. Elektrowerte
behauptet. Von Kaliaktien Salzdetfurth 3 Prozent ſchwächer. Rütgers=
werke
und Erdöl ¼ Prozent niedriger. Im Verlaufe trat eine Aende=
rung
nicht ein. Das Geſchäft blieb ſtill. Renten unverändert. Nach=
börslich
nannte man Farben 152,5. Von ſonſtigen Kurſen ſind zu
nennen: Deutſche 124, Danat 181½, Dresdner 124½, Commerzbank
128½, Gelſenkirchen 110. Mannesmann 84½, Rheinſtahl 87½ Stahl=
verein
7734 Hapag 92½, Licht und Kraft 141, Felten 110. Gesfürel
143½, A.EG. 138½, Metallgeſellſchaft 105, Gold= und Silberſcheide=
anſtalt
142, Wayß u. Freytag 60½, Aku 83½.
Berlin, 4. Sept.
Die Börſe eröffnete auch heute in freundlicher Haltung, nachdem im
Vormittagsverkehr eine gewiſſe Unſicherheit wegen des ſchwachen Schluſ=
ſes
der geſtrigen New Yorker Börſe geherrſcht hatte. Trotzdem aus der
Wirtſchaft keine Momente vorlagen, die einen ſtärkeren Einfluß auf die
Kursgeſtaltung hätten nehmen können, ſetzte ſich die auch poſitionstech=
niſchen
Gründen erfolgende Aufwärtsbewegung der Kurſe fort. Gegen=
über
dem Vortagsſthluß betrugen die Beſſerungen in der Regel etwa
1 bis 2 Prozent; in Kaliwerten, beſonders in Salzdetfurthaktien, be=
ſtand
auch weiterhin ſtärkerer Deckungsbegehr, ſo daß die Gewinne an
dieſem Markte 2½ bis 4½ Prozent betrugen. Die Nichtermäßigung der
Londoner Diskontrate kam der Börſe nicht überraſchend, da vereinzelt
aufgetauchte Hoffnungen auf eine Herabſetzung des Satzes ſchon geſtern
ſtark angezweifelt wurden. So blieb die Stimmung unverändert freund=
lich
, wenn auch das Geſchäft im Verlaufe nachließ und die ſtärker ge=
beſſerten
Papiere unter Schwankungen meiſt abbröckelten. Salzdetfurth
verloren 2 Prozent, während ſich die Rückgänge ſonſt im Rahmen von
etwa 1 Prozent hielten. Anleihen feſter. Im Verlaufe gaben Altbeſitz
den größten Teil ihres Anfangsgewinnes wieder her. Ausländer
ruhiger.

Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 4. Sept.:
Getreide. Weizen: Sept. 81.25, Dez. 87.25, März 91½, Mai
94.25; Mais: Sept. 98.25, Dez. 92.75, März 94½, Mai 96.50;
Hafer: Sept. 39½, Dez. 43½, März 45½, Mai 46.50; Roggen:
Sept. 55, Dez. 60.50, März 64, Mai 67.25.
Schmalz: Sept. 11.47½, Okt. 11.42½, Dez. 11.07½, März
11.10.
Speck, loko 14.50.
Schweine: leichte 10.5011.00, ſchwere 10.1510.75; Schwei=
nezufuhren
: Chicago 13 000, im Weſten 66 000.
Baumwolle: Oktober 11.27: Dezember 11.44.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 4. Sept.:
Schmalz: Prima Weſtern 12,30; Talg, extra, loſe 5,25.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 97.75, Hartwinter
91.25: Mais, loko New York 111.25; Mehl, ſpring wheat clears
4.505.00; Fracht: nach England 1,62,3 Schilling, nach dem
Kontinent 89 Cents.
Kakao. Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze: 160; Loko: 6¾; Sep=
tember
6,20, Okt. 6,30, Dez. 6,50, Jan. 6.60, März 6,80, Mai 6,99,
Juli 7.16.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die Siemens=Schuckert=Werke haben einen Auftrag auf Lieferung
zweier Waſſerturbinen nebſt Zubehör für ein eſtländiſches Brennſchiefer=
unternehmen
erhalten. Die Turbinen ſollen zur Stromverſorgung
dieſes Unternehmens dienen. Es handelt ſich bei dieſem Auftrag nicht
um den Ausbau der großen Narowa=Waſſerfälle.
Unter dem Vorſitz von Profeſſor Brahn fällte die geſtern Mittag
gebildete Schlichterkommiſſion für den Ruhrbergbau einen Schieds=
ſpruch
, der die beſtehende Lohnordnung bis zum 31. 12. 1930 ver=
längert
. Wie der Zechenverband mitteilt, hat er den Schiedsſpruch be=
reits
in den Verhandlungen auch als Partei abgelehnt.
Das Lohnabkommen für das badiſche Holzgewerbe iſt bekanntlich
von Arbeitgeberſeite auf 3. September gekündigt worden. Da die bis=
herigen
Verhandlungen zwiſchen Gewerkſchaften und Arbeitgebern er=
gebnislos
verlaufen ſind, beſteht ab 4. September ein tarifloſer Zuſtand.
Von Gewerkſchaftsſeite wurde eine Stundenlohnerhöhung von 4 Pfg.
gefordert, während die Arbeitgeber eine 10prozentige Lohnherabſetzung
fordern.
Eine Aenderung der wirtſchaftlichen Lage der Stahl= und Eiſen=
wareninduſtrie
des Solinger Bezirks iſt im Auguſt nicht eingetreten.
Im Inlande hält der Einzelhandel in Schneidewaren mit Rückſicht auf
die wirtſchaftliche Notlage breiter Käuferſchichten weiter in ſeinen Be=
ſtellungen
außerordentlich zurück. Auch im Exportgeſchäft ſind Ver=
änderungen
nicht zu verzeichnen.
Seinerzeit wurde im Vergleichsverfahren der Hausrat G. m. b. H.,
Frankfurt a. M., eine 60prozentige Befriedigung der Gläubiger vor=
geſehen
. In drei Raten iſt dieſe Quote inzwiſchen bereits ausgezahlt
worden. Wie wir erfahren, iſt beabſichtigt, eine volle Befriedigung der
Gläubiger vorzunehmen, ſo daß alſo noch eine Rate von 40 Prozent zur
Auszahlung kommen würde.
Die Süddeutſche Mühlenkonvention hat den Preis für Weizenmehl
Spezial 0 in dieſer Woche zum dritten Male ermäßigt, und zwar um
weitere 25 Pfg. auf 41,50 RM. pro 100 Kilo.
In Hazebrouck haben die ſtreikenden Textilarbeiter heute einſtimmig
beſchloſſen, die Arbeit erſt nach Durchführung ſämtlicher Forderungen
wieder aufzunehmen. Da ein großer Teil der Streikenden inzwiſchen
bei anderen Berufszweigen Beſchäftigung geſucht und gefunden hat,
rechnet man mit einer längeren Dauer des Konflikts.
Wie Havas berichtet, iſt in Boulogne=ſur=Mer eine Goldladung im
Gewicht von 3780 Kilo eingetroffen, die nach Paris weitergeleitet wurde.
Der bekannte New Yorker Bankier und frühere Direktor der Kriegs=
finanz
=Corporation, Eugen Meyer, iſt den Blättern zufolge zum Nach=
folger
des Vorſitzenden der Federal Reſervebank, A. Young, ernannt
worden.

Berliner Kursbericht
Oeviſenmarkt
vom 4. September 1930 Srütſche Sunt und Oibrome Gefraſchüfr vom 4. Sepiember 1930

Berl. Handels=Geſ.
Danatbant
Deutſche Bant u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

Nee
180.
123.50
124.25
91.
124.
91.75
139.125
56.
90.50
165.50
44.25
143.
3/136.25
74.

Eletr. Lieferung 129.50 J. G. Farben 152.75 Gelſ. Bergw. 110. Geſ.f.elektr. Untern. 142.625 HarpenerBergbau 99. Hoeſch Eiſen. 87.50 Phil. Holzmann 82.75 Kali Aſchersleben 202. Klöchnerwerke. 80.50 Köln=Neueſſ. Baw. 86. Mannesm. Nöhr. 84.25 Maſch.=Bau=Untn. 39.50 Nordd. Wolle 64.50 Oberſchleſ. Korsw. 86.25 Orenſtein & Koppell 58.75

He
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka 1331.50
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff/123.
Verein. Stahlwerkel
Weſteregeln. Alkalils
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer.
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Drahtl
Wanderer=Werke.

Nfe
58.375
137.50
78.
Af
31.75
57.25

59.
150.50
13.75
76.
41.875

Währung ſGeld vBrieſt D Ge dB riei Helſingfor 100 finn. Mk.) 10.538 vo.558 Schweiz ſ1o0 Franken 181.335 81.425
Wien 100 Schillinglss.10 59.39 Spanien 100 Peſetas 44.26 14 34 Prag 100 Tſch. Kr 12.427 12.447 Danzig
100 Gulden 81.48 81.64 Budape
100 Pengo 173.z0 73.53, Japan Yen 2.o69 2.o72
Sofia. 100 Leva 3.03= 2.031 Rio de Janerro 91 Milreis 0.412 0.414
Holland 100 Gulden 168.65 16o.99 Jugoſlawien 100 Dinar 7.422 7.42 Sslo.
100 Kronen 112.12 112.30 Portugal. 100 Escudos 18.85 18.29 Kopenhagen. 1 100 Kronen 112.15 112.35 Athen
100 Drachm. 5.433 T.345 Stocholm 100 Kronen 112.53 312.75 Iſtambu ſt türt. 2
London 1 2.Stg. 20.37 20.41 Kairo u ägypt. 2 20.ges 20.9a5 Buenos=Aires 11 Pap. Pe o 1.477 1.479 Kanado eanad. Doll. 4.190 4.793 New Yort. 1 Dollar 4.187 4.195 Uruguan Goldpeio 3.387 3.393 Belgien 100 Belga 58.45 .57 Jsland 100 eſtl. Kr. 192.14 192.32
Italien 100 Lire 21.32 21.96 Tallinn (Eſtl.)1 00 eſtl. Kr. U1.80 111.52 .!1
Paris 100 Francs 116.455 1s. 49s I1
Riga 100 Lats 80.79 z0.98

Frankfurter Kursbericht vom 4 September 1930.

a
69
6% Baden......
82 Bayern .....!.
6%

8% Heſſen v. 28
v. 2
8%0 Preuß. Staat
8% Sachſen.....
88% Sachſen......
72 Thüringen

Dtſche. Anl. Auslo
ſungsſch. 42, Ab=
löſungsanl
. ..
Dtſche. Anl. Abiö=
ſungsſch
. (Neub.)
Dtſche. Schutzge=l
bietsanleihe ..

8% Baden=Baden.
6% Berlin ......!
8% Darmſtadt v. 26
v.28
8%
7% Dresden ....
8% Frankfurt a. M.
Schätze. v. 29
720 Frankfurtv. 26
v. 28
689
8% Mainz......
8% Mannheim v. 26
v.27
6%
8% München ..
8% Nürnberg
820 Wiesbaden

% beu. Landesbt.
Goldpfbr. .
Goldpfbr.
83
Goldoblig.
4½% Heſſ. 2ds.-
Shyp.=Bk.=Lignid.
Ll.% Kom.=Obl.
6% Preuß. Obe..=Anſt. G. Pf.
8%
Goldoblig

102.1
87.75
80.3
101
85.25
89
94.5
101.3
1000,
82.25

62.3
8.1

2.9
91.5

84
99
86.5
78.75
93.5
76.25
96.5
91.25

100
9e
96
84.75
76.5
102
98

Die de4
Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl.
89oKaſſeler Land. Goldpfbr..
6%
8% Naſſ. Landesbt.

16%
14½%

Liqu. Obl.

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
4Ausl. Ser. I
*Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Syp.=Bk.
7%0
4½% Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp.=Bk..
7%
4½% Lig. Pfbr.
83
Pfbr.=Bk.
125
4½%0 Lig. Pfrb..
8% Mein. Hyp.=Bl.
4½% r Lig. Pfbr
8% Pfälz. Hyp.=Bk.
4½% Lig.Pfbr.
82 Preuß. Boden=
ered
.=Bank ....
4½% Lig. Pfbr.
18% Preuß. Centrl.
Bodener.=Bank.)y
4½% Lig.Pfbr.
8% Rhein. Hyp. Bk.
4½% Lig.Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit .....
8% Südd. Bod.=
Ered.=Bant....
4½2% 7 Lig. Pfbr.
ga Württ. Hyp.=B.

6% Daimler=Benzl 70.5

98.5
99.5
84.5
100.5
85.5
88

61
74
14
99
97.25
86.25
102
96
Rit
102
95.5
88.
101.5
97.25
87.
761
90
101.75
89
101
86.5
101.5
96
88.*5
100
99.
96.25
87.25
59.75

Pa
8%6 Klöchner=Werke
7%0 Mainkrw.v.28.
7%0 Mitteld Stahl.
8% Salzmannu. Co.
7% Ver. Stahlwerfel
82 Boigtckbäffner
J. 6. FarbenBonds
5% Bozn. L. E.B.
5% L.Inveſt.
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
425
4% Türk. Admin.
42
1. Bagdad
4%0
Zollanl.
4½% Ungar 1913
4½%
1914
49o
Goldr.
49
1910
Altien
Alg. Kunſtzide Unte
A. E. 6........
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauere‟
Zellſtoff
Bemberg J. P...
Bergm. El.=Werke:
BrownBoverickCie. 1102
Buderus Eiſen=
Eemen: Heidelbergl
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
Chade .........."
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz AG.
Di. Atl. Telegr. ..
Erdöl ......."
Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt . 11

85.25
87.5

96.25
992,
25.25
25.25
41.5
A J
15.75
721.

5.3
20.5
25.5
19.7

84
139
104
1a9
95
90
104.25
180.
45
1451,
180
Aus
121.9

Dt. Linoleumwerkel
Eiſenhandel..
Dyckerhoffu. Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieſerg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Sſchw. Berawert.
EßlingenMaſchinen
EttlingenSpinnereil
Faber & Schleicher
J7.6. Farbeninduſr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaumel
Frkft. Gas
Hof.
Getling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frrft..
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HulpertArmaturfbr.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . ...
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil
Zlie Bergb. Stamml223
Genüſſe
Junghans
Ka / Ehemte.
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. ...
Klein, Schanzlin ..
Klöchnerwerte .
Lahmeyer & Co.
Laurahütte .
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch. 2uo
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt.!

Ne
84.75

142
220
37
zuo
153
70
109
48
29
110
57
30.25
168.5
125

76
122
75
118.75
32

201.5
85

Aes
49.5
14.75

Mu
Mainzer Akt.=Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallge), Frankf.
Miag. Mühlenbau.
MonteeatiniMail.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurte
Overbedar;
Bhönix Berabau ..
Reiniger, Gebbert
Rh. Braunkohlen
Glektr. Stamm.
Metallwaren
Stahlwerke...
Riebeck Montan.
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerke.
Sachtleben u. G.
Salzdetfurth Kalt.
Salzw. Heilbronn. /210
Schöfferhof=Bind.. 1228
Schramm, Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Eleftr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halstel
Südd. Dmmobilien
Zucker=A.G..
Spenska Tändſticks
Zellus Bergbau .."
Thür. Liefer.=Gef..
Tietz Leonhard ..:
Tucher=Brauerei.
unterfranten
Beithwerte
Ver. f. Chem. Ind.
Stahlwerke.
Strohſtoffabr. 158
Ultramarin ...!"
Vogtländ. Maſchin=
Boigt & Haeffner: 151

1o5-
45.5
50
68
120.5
50.7-
78
4os
130
92
88.5
97
58
152
75
114.5
156.5
133
197.25
X

Mi
Begelin Rußfabrikl
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff=Verein ...! 62
Waldhof......
Memel
Allg. Dt. Creditanſt
Badiſche Bank
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBanwerein
Bayer. Hyp. u. B./132.5
Berl. Handelsgef.
Hypothelbl. 220
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.,
Dt. Bant und Dise 123
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdener Bont..
Franf. Bant.
Hyp.=Ban:
Pfdbr.=Bi.
Mein. Hyp. Bant..
Sſt. Creditanſta!t
Bfälz. Hyp. Ban1.
Reichsbank=Ant. ..
Rhein. Hyp.=Boni.
Südd. Bod.=Gr. Bl.
Wiener Banwerein!
Württb. Notenbankl=

A..G Bertehrsw.
Alg. Lokalb. Kraftw
720 D1.Reichsb.Bzg
Hapag.......
Nordd. Llotzd.. ..
Südd Eiſenb.=Geſ.

102
16
66
77.5
137.5
56

Allnanz. u. Srung.
Verſicherung ..
Verein. Verſ.
FrankonaRück=u.
Mannh. Verſich.

Otavi Minen
32
Schantung Handes

Vif
2o8
(
134.25
95
zon
125.5
115.5
128.25
180
104
124.25
A
158
156
158
27.8
1238
252
152
139.5
101.
139

71.5
137.5
93.75
R
105

182
183.5

[ ][  ][ ]

Nummer 245

Freitag, den 5. September 1930

Seite 13

Onr sonrmitte

15)

Millienar.
Roman von Hearnden Balfour.,
Nachdruck verboten.
Oh, Jack, das iſt fein, denn allein würde ich die Sache
wirklich nicht fertig gebracht haben! Alles was ich weiß, hab
ich aus Jim herausgequetſcht, und ich ſagte ihm, was ich vor=
hätte
, aber er behauptet, Lord Fairleigh würde mich erkennen,
und deshalb hielt ich’s für geraten, ine Probe zu veranſtalten.
Herr des Himmels, ſagte Jack und ſtand langſam auf.
Wer in aller Welt ſind Sie denn?
Er erkennt mich noch immer nicht! Oh, das iſt ja zu ſchön!
Sie erhob ſich und legte Hut und Perücke ab.
Molly!
Ja, ich bin’s Verraten Sie mich nicht, wenn Jim kommt,
bitte.
Molly, Sie wollen dieſen wahnwitzigen Plan doch nicht
wirklich ausführen?
Ganz gewiß!
Aber weshalb? Er iſt ſehr gefährlich, das ſag’ ich Ihnen.
Ich weiß. Es iſt aber nicht Abenteuerluſt, Jack. Ich kann
dieſe alberne Redensart vom Los der Frauen iſt Warten und
Weinen nicht mehr aushalten. Ich werde verrückt, wenn ich ſo
daſitze und nichts tue. Ich ich halte ne Menge von unſerem
alten Bill, Jack.
Das iſt alles ſehr ſchön, Molly, aber ich glaube, Sie machen
ſich nicht klar, wie ernſt die Lage iſt. Sie ſind ine tapfere kleine
Seele, aber ich ſage Ihnen ganz offen, daß Fairleigh meiner
Anſicht nach nicht vor Mord zurückſchrecken würde, wenn es ihm
förderlich erſchiene. Uebrigens Jim durfte gar nicht darüber
ſprechen. Was hat er Ihnen denn alles erzählt?
Molly berichtete getreulich.
Hm, ſagte Jack, als ſie zu Ende war. Es handelt ſich
nicht nur um perſönliche Händel zwiſchen Fairleigh und Bill,
ſondern die Sache geht viel tiefer. Deshalb wird er gefährlich
werden, wenn er merkt, daß wir ihn im Verdacht haben.
Ich denke nicht daran, zu kneifen, Jack.
Sind Sie nicht ein bißchen halsſtarrig, altes Mädel?
Ganz gehörig, nun ich weiß, daß ich meinen Plan aus=
führen
kann.
Ich denke, es wird ſich machen laſſen, wenn es auch etwas
Zeit koſten wird. Aber ſind Sie auch ſicher, daß Sie durchhalten
können, Molly? Mich haben Sie ſo beſchwindelt, daß ich Sie
für eine Amerikanerin hielt, aber werden Sie’s fertig bringen,
daß Fairleigh und vor allem ſeine Dienſtboten Sie für
ein Hausmädchen halten?"
Mit Leichtigkeit. Ich ſage Ihnen, Sprachen und Dialekte
ſich mein Haupttalent. Warten Sie nur ab, bis Bill kommt,
und ich mich ihm als Edith Maſters vorſtelle.
Jack machte ein ſorgenvolles Geſicht.
Die ganze Sache gefällt mir nicht, Molly. Stellen Sie ſich
vor, daß Sie auf Entdeckungen ausgehen, und Fairleigh Sie ab=
faßt
! Was dann?

Solange er nicht darauf verfällt, daß ich mit der Polizei
unter einer Decke ſtecke, macht das für Bill nichts aus.
Aber wenn er Sie erkennt?
Dann ſage ich, daß ich Bill gern habe und nicht an die Poli=
zeitheorie
von dem Gedächtnisverlieren glaube und deshalb hin=
gekommen
wäre, um ein bißchen auf eigene Hand herumzuſpio=
nieren
.
Das würde ihn ſchrecklich überzeugen.
Wahrheit wirkt ſelten überzeugend. Jedenfalls würde es
ebenſo wahrſcheinlich klingen, wie der Gedanke, daß Sie mich
beauftragt haben.
Nun denn, Molly, Sie ſind klug und haben Mut. Vielleicht
entſchließ’ ich mich, Sie den Verſuch wagen zu laſſen.
Ich dachte, das hätten Sie längſt verſprochen!
Jack überhörte dieſe Einwendung.
Und wenn Sie’s durchhalten, werden Sie vielleicht allerlei
herauskriegen, obwohl es ebenſogut möglich iſt, daß Sie gar
nichts entdecken. In beiden Fällen ſetzen Sie ſich aber ernſten
Gefahren aus.
Sie ſind ine tröſtliche Seele, was? Sagen Sie mal, Jack,
pflegten Sie Ihre Tommies vorm Angriff zu ermutigen, in=
dem
Sie ihnen erzählen, wie gefährlich die Sache werden würde?"
Mein liebes Kind, da lag die Sache anders. Sie mußten
einfach losgehen.
Ich muß es auch.
Jack hob die Hände verzweiflungsvoll gen Himmel, wurde
jedoch durch ein Klopfen an der Tür am Antworten verhindert.
Molly ſetzte raſch wieder ihre Perücke auf. Jack grinſte.
Herein! ſagte er, als ſie fertig war,
Herr Crawley, Sir, meldete Carter,
Schön. Ich laſſe bitten. So, Molly, nun zeigen Sie mal,
was für ein Hausmädchen Sie ſein werden.
in Morgen, Jack, ſagte Jim, als er hereinkam. Na,
gibt’s irgend etwas . Er verſtummte, als er das Mädchen
gewahrte.
Guten Morgen, Jim. Darf ich dich mit Fräulein Maſters
bekannt machen? Sie hat uns ſchon mehrmals gute Dienſte ge=
leiſtet
, ich hoffe, daß ſie uns auch bei dem jetzt vorliegenden Fall
behilflich ſein wird. Herr Crawley Fräulein Maſters.
en Tag, Herr Crawley.
Guten Tag.
Ich habe ſie gebeten, heute morgen herzukommen, weil Ihr
einander vielleicht in Devonfhire in die Hände arbeiten könnt,
fuhr Jack fort.
Molly lächelte ſo geziert, daß Jack raſch den Kopf abwenden
mußte.
Herr Hauptmann Strickland hat einen ſo guten Einfall
gehabt, ſagte ſie zu Jim. Ich ſoll nach Schloß Coombe gehen,
um zu ſehen, was ich da machen kann. Sie werden entſchul=
digen
, wenn ich Ihnen ſage, daß ich auf ſo’ne Art ſchon manchmal
ine Menge Beweiſe krausgefunden habe. Meiſtens waren es
Scheidungsfälle. Sie haben ja keinen Begriff davon, wie
Dienſtboten ſchwatzen! Ich halte es nicht für ne Erniedrigung,
für ſolche Zwecke ſo ine Stellung anzunehmen, und die Arbeit
finde ich ordentlich intereſſant. Manche Dienſtboten ſind ja ein
bißchen ungebildet, aber ich finde ſie immer rieſig freundlich.
Ich werde als Hausmädchen nach Schloß Coombe gehen.
Donnerwetter! rief Jim aus. Das iſt dieſelbe Idee
Wie beliebt, Herr Crawley? fragte Molly.
O errr nichts Beſonderes.

Nun hör mal zu, ſagte Jack. Wir drei ſind alſo die ein=
zigen
, die bis jetzt von dieſer Pete Morgan=Geſchichte wiſſen.
Ich kann mich wohl darauf verlaſfen, daß ihr beide reinen Mund
halten werdet.
Das klang wie eine Frage.
Natürlich, Herr Hauptmann, ſtimmte Molly bei.
Jim bewegte ſich unbehaglich.
Um die Wahrheit zu ſagen, Jack ich hätte es dir eigentlich
gleich beichten müſſen ich habe Molly etwas davon geſagt.
Molly? Trotz dem, was ich dir geſtern auf die Seele
band?
Oh, nicht alles, ſondern nur das, was Bill anging. Weißt
du, ſie war ganz entzwei, und ich hatte mir gar nicht klargemacht,
daß ſie ſo .
Das genügt, Jack, fiel Molly ihm mit heißen Wangen ins
Wort. Quälen Sie ihn nicht länger. Jim, es wird doch wohl
Tottenham Court Road werden.
Großer Gott! ſagte Jim und ſtarrte ſie an.
Ja, das hab’ ich auch geſagt, murmelte Jack.
Ich bin es wirklich, Jim. Sagen Sie, glauben Sie noch
immer, daß Lord Fairleigh mich erkennen wird?
Ich gebe alles zu, was Sie wollen, ſagte Jim und ſank
ſchlaff auf einen Stuhl nieder. Um Himmels willen, nehmen
Sie das Ding ab! Ich kann immer noch nicht glauben, daß Sie’s
ſind.
Tröſte dich, alter Junge, ſagte Jack. Mich hat ſie auch an=
geführt
. Und jetzt hat ſie mich breitgeſchlagen, in ihrem wahn=
witzigen
Plan einzuwilligen. Wir müſſen alſo jetzt zum Geſchäft=
lichen
runterſteigen. Für mich gibt’s hier in London ziemlich
viel zu tun, aber wenn einer von euch zufällig über irgendeine
Spur ſtolpern ſollte, wenn ihr da unten in Devonſhire ſeid, ſo
gebt mir unverzüglich Nachricht. Uebrigens werde ich wahr=
ſcheinlich
auch bald hinkommen. Seid ja recht vorſichtig, falls
Ihr telephonieren oder Telegramme aufgeben ſolltet. Ich werve
euch eine Adreſſe geben, an die Ihr etwaige Mitteilungen ſenden
könnt. Genaue Anweiſungen kann ich euch nicht erteilen. Ihr
müßt eben die Augen offen halten. Vor allen Dingen merkt
euch, daß ihr euch keine Sekunde als Spürhunde verraten dürft.
Dich ſchicke ich nur hin, weil du am wenigſten Verdacht erregen
wirſt, aber hüte deine Zunge! Es iſt mir ſehr unbehaglich,
euch beiden Kinder dort loszulaſſen
Hol’s der Teufel, Jack, ich bin doch faſt ebenſo alt wie du!
Jahre haben damit nichts zu tun, Jim. Ich bin ſchon ſeit
fünfzehn bei der Sache, und ich kann dir nur ſagen, daß ich lieber
wieder den Deutſchen gegenüberſtehen möchte, als in Fairleighs
Hände geraten, wenn er mich für einen Spion hielte. Ihr müßt
euch einfach unausgeſetzt vor Augen halten, daß dieſe Geſchichte
ungemein gefährlich werden wird. Laßt euch nicht von eurem
Eifer fortreißen, das ſag’ ich euch! Und nun hören Sie mich an,
Molly.
Mit knappen, dürren Worten teilte er ihr alle Tatſachen mit,
die er Jim bereits anvertraut hatte. Sie verhandelten ein Weil=
chen
über allerlei Pläne, dann verabſchiedeten ſich die freiwilligen
Detektive. Als die Tür ſich hinter ihnen ſchloß, lehnte Jack ſich im
Stuhl zurück und ſeufzte.
Ich hoffe zu Gott, daß Ihnen nichts zuſtoßen wird, mur=
melte
er. Jedenfalls iſt es im höchſten Grade unwahrſcheinlich,
daß es Molly glücken wird, ſich nach Coombe einzuſchmuggeln.
Und eigentlich hoffe ich , Ach Gott, ich weiß nicht, was ich hoffe!
(Fortſetzung folgt.)

Ja-Emma du verträgst halt
keinen schweren häse!-
HättsteAdler-Emmentaler
gegessen wie ich.

ie e

Markentafelgualitätsbeſtecke
auf bequeme Teilzahlung (1. Rate b. Lief.
ſuchen wir
Bezirks=Vertreter
in lukrative Dauerſtellung.
Geeignete Perſönlichkeit, die auf Grund
ihrer Verhältniſſe in der Lage zu ſein
glaubt, dieſem zeitgemäßen Artikel entſpr.
Verbreitung zu ſchaffen und es verſteht,
einem Veitreterſtab führend vorzuſtehen,
belieb. ausführliche Angeb. unter Darleg.
ihrer Verhältniſſe zu richten an (I.13284
Weſtdeutſche Beſtech=G. m. b. H.
Mainz, Wallauſtraße 41.

Unabhäng., kräftig.
Mädchen
vormittags bis nach
dem Spülen zum 15
September geſucht.*
Annaſtraße 23, I.

K

WEIBLICH

Funge Frau ſucht 3
Tage oder bis nach
dem Spül. Beſchäf=
tigung
. Gute Emp=
fehlungen
vorhand.
Soderſtr. 47, III. *fo

eit der Soches
Kindckenseicht mit.
R
N
zberwint

Beſſeres Mädchen.
a guter Fam, ſucht
Stelle f. nachm, ab
Uhr. z. Kindern. Ang
u. R38 Geſchſt. (*mf

ſofort geſucht.
Wendelſtadtſtr. 20.

Junge Frau
zum Ladenputzen

Fräulein
erfahr. im Haush.,
verſteht d. gutbürg
Küche, k. gut ſchnei=
dern
, bügeln uſw.,
ſucht Dauerſtellung
b. nur gut. Behand=
lung
. Angeb. unter
R. 108 a. d Gſchſt.
Aelt., ſelbſtändiges
Mädchen
m. langjähr. Zeug=
niſſ
. ſucht Stell. in
kl. beſſ. Haushalt z.
. Okt. Angeb. u.
R. 124 a. d. Geſch.*

Mädchen v. Lande
ſucht Stell. in beſſ.
Haush., übernimmt
auch noch Schreib=
maſchinenarbeit

Angebote unt. R. 9
an die Geſchäftsſt.

Mädchen v. Lande
ſucht Stell. f. tags=
über
. Geſchäftshaus
bevzgt. Evt. auch z
Aushilfe Ang mit
Lohnangabe u. R. 102
a. d. Geſchäftsſt. (*

Saub., ehrl, ſchulfr
Mädchen ſucht bis
nach d. Spülen Be=
ſchäftig
. Angeb. u.
R 120 Geſchäftsſt.

Gutempf. Frau ſucht
Stundenarbeit.
Näh. Grafenſtr. 22
Stb. lks., b. Kögel.

Suche Anfangsſtelle
als Sprech=
ſtundenhilfe
.
Ang u R118Gſchſt.

16jähr. Fräul. mit
2jähr. Handelsſchul=
bildg
. u. gt. Zeugn.
ſucht Lehr= od. An=
Büro. Angeb. unt Schränke, Schrbpult,

Mit

50 Mk. Belohn.
Ang. u. R.110 Gſch.

Chauffeur, 21 J. alt,
Führerſchein 3b, gel.
Schloſſ., ſucht ſtun=
denw
. Beſchäft. geg.
geringe Verg. Ang.
unt. R. 99 Gſchſt. (*

fangsſtelle auf dem Zu verkauf: Sofa,
R. 105 a. d. Gſchſt. * Tiſch, Regale uſw.,
Geſchirr, Bilder,
Kupferſtiche, Spieg.
Steinackerſtr. 10. (*
Guterh. Voigtländer
Bergheil
wer ein Kraftfah=/9X12. 15 cm. Heliar
rer. 24 J., m. Füh=11:4,5. Compound=
rerſchein
1, 2 u. 3b, verſchl., mit Leder=
gut
. Zeugn., Kennt= taſche und Kaſſette,
is in Reparatur, ſtatt neu 250. für
Stellung verſchafft, /RM. 85 Laute=

per Pkund ner 20
Valenoia-Garten
Min
Mur Luisenplatz 1. Tel. 2941

ſchlägerſtr. 46, I. (*

V

WElBLICH

Zuverl., ält., ehrl
int. R. 115 Gſchſt.

iſſend,
Köchin
eſucht, die mit
üchenmädchen alle
orkomm. Arbeiten
errichtet. Off. mit
Lichtbild, Zeugnis=
abſchr
. u. Lebens=
auf
erbeten unter
5. 5 a. d. Geſchſt.

Geſundes, kräftiges
Mädchen
(a. liebſt. v. Land),
welch, ſchon in St.
Nädchen, ev., erfah= war, nicht unter 20
ren in Hausarb. u. Jahr., in gt. bürg.
Kochen findet gute kinderkoſ. Haushalt
Dauerſtellung. Ang ſper 1. 9. (ev. auch
früher) geſucht. Be=
für
Erholungsheim ding. etw. Kennt=
. d. B., 50 Perſon. niſſe im Näh. Gute
(13298 Behandlg zugeſich.
Näh. Geſchäftsſtelle.
(13297)

Braves Mädchen
15. Sept. geſucht.
Mühlſtraße 37

Einfache, unabhäng
ältere Frau
oder Mädchen zur
Führung eines kl.
Hansh. (1 Erwachſ., 2
Kinder, 5 u. 6 Jahrel,
geſucht, da die Frau
berufstätig iſt. Vor=
zuſtellen
und nähere
Auskunft
Heidelbergerſtr. 31, I

Mtutltutift
Muf
mit guten engliſchen und franzöſiſchen
Sprachkenntniſſen, zum möglichſt bal=
digen
Eintritt von hieſiger Fabrik für
Dauerſtellung geſucht.
Bewerbungen mit Lebenslauf und
Zeugnisakſchriften erbeten u. R 96
an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. (13277

Herehrte Lesert

Es dürtte Ihnen wohl bekannt sein, daß wir immer bestrebt sind, die Schuhpreise
runter zu drücken und niedrig zu halten. Wir haben wiederholt aut unsere guten und
modernen Schuhe zu wirklich tabelhatt billigen Preisen hingewiesen.

wdaß wir heute
BeWelsen wolten wit noch biliger sind.

Wer kann das noch?

in vielen versch. Arten
Elegante Damen-Spangenschune Narkenkabr jed. Paar
echt Piton- und Wasser-
Hochmoderne Spangenschune sehlangen ledes Paar
Moderne Herren-Halbschuhe u bram ..... . M.
Moderne Herren-Halbschuhe in Tack und schwars Uk.
Mädchen-Halbschuhe sweitarbis, Größe 27/435, ledes Paar Uk.
in Lack und farbig
Kinder-Halb- u. Spangenschuhe gr. 20 128, Mk. 3.50,
Moderne Herren-Stiefel gute Onalitzt . . .. .. .Mk.
Kräftige Herren-Sportstiefel guter Tabrikat Ak.

5.50
10.50
5.50
8.50
4.50
2.50
8.50
10.50

Unter den großen Mengen Schuhen bei uns finden Sie alles was Sie suchen.
Kommen Sie bitte zu uns und überzeugen Sie sich von unserem Versprechen.
Schuhhaus Baaß

nur Ernst-Ludwigstr. 19

Darmstadt

nur Ernst-Ludwigstr. 19

Nochmals Preisſturz
auf Geflügel!
Empfehle:
Friſchgeſchoſſene Rebhühner
per Stück von 1 Mk. an
Junge Tauben 6080 Pfg., Suppen=
hühner
per Pfd. von 95 Pfg. an, Maſt=
hühner
p. Pfd. nur 1.20 Mk.. prachtv.
jg Hahnen v. 1½/ Pfd. bis 3 Pfd. ſchw.,
heute nur 1.40 Mk. per Pfd., junge
Gänſe und Enten per Pfd. nur 1.50 Mk.

Freier Verſand nach allen Stadtteilen
und nach auswärts.
L. Schröden
Kiesſtraße 15 (*) Teleph. 1969.

KApdt-
nur
noch

70. Mark
Größe 90X190cm.
95X190 cm 75 .
Füllung: Ia Java= billig abzugeben. (*
Kapok, das Beſte,
was es gibt;
Lein.=Jacquard=
Orell mod Muſter, Kiesſtr. 122, II.
Kopfkeil
auf Wunſch Seegr.
oder Wolle.
Don

hen
von 25. an.
Schonerdecken 4.95.
Hühel Deiltiet
Rob. Heerwagen=wie neu ſehr billig
Gr. dchſeng. 10

Zu verk 2 reinraſſ.
geſtr. Dtſch. Doggen,
7 u. 6 Wochen alte
Hündchen. Eſcholl=
brücker
Weg 100. (

Pelziacke
ind. Räderkatze,
ſeltenes Prachtſtück,
neu RM. 600.
Mattagen wenig getragen, für
RM. 200., eventl.
Teilzahlung. Laute=
chlägerſtr
. 46, I. (*
guterh. eiſ. Ofen
Gervinusſtr. 71. pt.
Marken=Damen=
Fahrrad bill. zu vk.
Wohlerhaltener,
weiß emaillierter
Roederherd
(groß) iſt in Als=
bach
a. d. B., Hähn=
leinerſtr
. 10 zu vk.
(13281b)
2 Pianos
ſchwarz und Nußb.
zu verk. Fiſcher,
Rhönring 79.
Bridgepartner bzw.
Partnerin geſ. Ang.
u. R. 106 Geſchſt.

[ ][  ]

Seite 14

Freitag, den 5. September 1930

Nummer 245

Datterich
Kiesſtraße 27 (12074a
9 Täglich Konzert
bei günſt. Witterung im Garten.
Guter Mittag= und Abendtiſch.

nk
Aſaagas

Telephon 4 cr2sssaf Seeheim, Bergstrade
Jeden Dienstag Gesellschaftsabend
Auf zur Reinheimer Kerb!
am 7. und 8. September 1930
Neueröffnung
Gaſthaus zur alten Poſt
Spezialität:
Reingehaltene Alsheimer Weine
1 Liter 25 3 (Eignes Wachstumſ
ff. Bier Vorzügliche bürgerliche Küche
(Kerbehahne!
Prompte Bedienung Mäßige Preiſe
Um geneigten Zuſpruch erſucht
R. und M. Stahl.
13271).

Auf zur Kirchweih nach der
Kuralpe beisugenheim a. d. 9.
am Sonntag und Montag
den 7. und 8. September.
Für Küche und Keller iſt beſſens geſorgt=
Eigene Hausſchlachtung.
Es ladet höſlichſt ein
L. Bormuth.
13287)

Konzerk=-Zikher
mit Kaſten für 25
Mark zu verkaufen
Näh. Geſchäftsſt. (*

Eine 94=Geige mit
Zubehör zu verkau=
fen
. Geyer, Bark=
hausſtr
. 15 III. (*

AM

A

Heute
und folgende Tage!

Der Millionenfilm, der monate-
lang
New-Tork, Paris, Berlin
in Spannung hielt.
Glenn Tryon
und Evelyne Brent

Broadua)

Nach dem gleichnamigen, viele
hundert Male gespielt. Theater-
stück
von Philipp Dunning
und George Abbott:
Die Abenteuer im
Paradies-Club‟
von New-Vork
Das größte Amüsier-
Viertel der Welt
Lichtersignale in das Nacht-
leben
Ven-Torks, mitten hinein
in den Mamutbetrieb der
Weltstadt.
Nichts hat die Welt nach
dem Kriege so fasziniert
wie die Broadway-
Romantik
Dazu das gute
Beiprogramm
Beginn 3½ Uhr

Heute und

Hiebesuaker
LNian Harvey, Willi Fritsch, Georg Alexander
Regie: Wilhelm Thiele
Ein neuer triumphaler Sieg des dentschen Tonfilms.
Der lustigste, liebenswärdigste und unterhaltsamste
aller Tonfilme! Ein vollkommenes, zu größter
Begeisterung mitreißendes Filmwerk, welches endlich
dieser neuen Kunstform repräsentativen
Ansdruck verleiht!
Beginn 3.30, 5 45. 8.15 Uhr. (V.13293

Reichsbund ehem. Militärmuſiker e. V.
und Schleſier=Verein, Darmſtadt.
Freitag, 5. September, 8 Uhr, Feſthalle
zum Beſten der Hlnterbliebenen der verungläckten
ſchleſſchen Betgleute in Hausdorf
Großes Honderkonzert
Militärmuſik, 70 Mitwirkende.
Leitung: Vereinsdirigent G. Greilich.
Soliſi: Poſaunenvirtuoſe A. Günther
13098b vom Heſſiſchen Landestheater.
Eintritt 50 Pfennig. Abendkaſſe 75 Pfennig.

13286b

Samstag, den 6. September, abends 8½/ Uhr
im Fürſtenſaal, Grafenſtraße
Oeffentliche
Frauenberſammlung
Rednerin: Frau Dr. Hertwig=Bünger, bisherige
Reichstagsabgeordnete im Wahlkreis Dresden.
Thema: Aufgaben nationaler Politik.
Freſer Eintritt! Freie Ausſprache!
Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei.

Stenographie
Neue Kurſe in Reichskurzſchrift,
ſowie Redeſchriftkurſe beginnen
Freitag, 5. 9., abends 3 und
8 Uhr in der
Handwerkerschule
Ecke Karl= u. Nd.=Ramſtädterſtr.
Haschinenschreiben
täglich von 1621 Uhr (13129b
Karlstr. 23, Erdgesch.
Stenographen-Vereinigung

Täglich trisch geröstete
EIandSSE
per Pfund 40 Pfennig
Spanischer Garten
Kirchstraße 1719. (13291a

Frischgeschossene
Feldhühner
Stück von Mk. 1. an
Rehbraten
im Ausschnitt.
Feinstgemästetes
Tafel-Geflügel
zum billigsten Tagespreise.
Heinrich Grimm
Schulstr. 16 43303 Telefon 115

N
Waſcht u. Nachtiſch

Ke
zum Selbskanstreichen:
Grundkarbe
Bernstein-Fussbodenlaok
Spiritus-Fussbodenlack

(Marmorpl.) zu vk. in modernen Parben emptichlt (TV.12669
Heinrichſtr.09 m=fg
Farben-Fisoher Fiankfurterstr. 12-14.

Wegenderbevorstehenden Reichstagswahl
wird unsere
4ägige Sommefahrt
aufFreitag, 19. Sept. 1930 verschoben.
Die Parisfahrt2 Tage früher gelegt
HARko
Luisenplatz 4, I., Telefon 356.
13270)

STDDNDUT SN.
Nur 3 Tage!
Ab heute
Freitag, 5. September
Din kaunsttn
Sinan
Schwank in 3 Akten von F
Arnold & Bach

Kleinste Preise von 80 Plg.
bis 2 Mk. beim Verkehrsbüro
u. de Waal Telephonisch
unter Nr. 389
(12296

Fremdenzimmer
von Mk. 2. an.
Gaſthaus Schwanen
Georgenſtr. 1½ Tel. 4565. 4296a

Reichspartei des Deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei).
Mittelstand!
Kaufleute, Handwerker, Haus= und Grundeigentümer, Beamte, geiſtige und freie Berufe!
Zum zweitenmale werdet Ihr aufgerufen zu einer
Verſammlung im Saalbau, am Samstag, 6. September, abends 8½ Uhr
Es ſpricht der Spitzenkandidat der Wirtſchaftsparte: Prof. Hornerfer, Gießen uber:
Der Endkampf: Pribatwirtſchaft oder Sozialismus?
Prof. Horneffer hat dieſen Vortrag in den großen Zentren der Wirtſchaft vor Tauſenden von Zuhörern gehalten. Keine Wiederholung der erſten Verſammlung
bietet der Vortrag, ſondern neue und bedeutſame Gedanken, die den Angehörigen aller Stände, Berufe und Parteien wertvolle Anregungen bieten werden. Zur
Deckung der Koſten wird ein Eintrittsgeld von Rm. 0.30 erhoben. Scheuet das kleine Opfer nicht! Kommt und höret!
(13269
Reichspartei des Deutſchen Mittelſtandes (Wirtſchaftspartei). Liſie 7:

Empfehle:
Ia Stangenbohnen,
Tomaten, Karotten
u. a. Gemüſe.
Donnerstag und
Samstag Schiller=
platz
, Ecke Marktſtr.
zu bill. Tagespreiſ.
Mod. Gemüſebau
Dr. Haſter,
Büttelborn.
(13215b)

Freitag,5. September Litte 8.15 Uhr abends Saalbau
sprechen: 16

Prof. Hoetzsch
und
(TV 12963
Rechts-
anwalt
BT. Reen mainz)
in einer Wahlversammlung der
Konservatigen
Volkspartei.

Soplg.

TPa. Sireſohl. Geſarbe
Eschollbrek.
Farben-Krautdst. 3. (21464

SlEMER-REISEN 1930.

Das große HERBST- UND WINTER-PROGRAMM mit 75 Gesellschaftsreisen
9
ist erschienen und kostenlos von uns erhältlich:
Vom 19.30. September
und
preiswelte Sonderfahrten Mannheim zuüek
Ab Rheinland eine un- / Ab Rheinland über / Ab Rheinland über / Ab Rheinland über

serer schönsten Reisen
Triest-Venedig-Gardasee
über München- Oktober-
fest
-Tauernbahn-Triest-
Schitt Venedig- Garda-
see
-Mailand-Schweis-
Basel und zurſel

r

237.-

Mänchen-Oktoberfest
uach lalien
Brenner-Bologna- Flo-
rens
-Rom-Neapel- Mai-
land
- Gothard-Luxern
zuhel

Rr

272.-

Vom 18.27. Okttoder. 4b Basel
nt. 260.-
Riviera-Paris

München-Oktoberfest
Pilgerladrt nach Rom
Brenner-Bologna-
Florenz-Rom-Rückfahrt
über Mailand-Gotthard-
Luzern
Mr. 260.-

München-Oktoberfest
zur Weinlese
nach Bozen
Innsbruck-Brenner-
Boxen Rückfahrt über
Rira-Mailand-Gothard
-Jusern

Mk.

200.-

Vom 18. Okt.l. Nor. 4b Basel
Herds reise a. d. Riviera Nt. 226.-

Iom 819 0ttober
Im Aut0 dureh Italien

Mänchen-Tiolertipen-Gardasee-Boebene-dppeninnen
FlorensRomUmdrien-Adria-Venedig-
Dolomien-Mänchen. 3b Manehen z. zur. Me. 3 7 5.*

Vom 15.26. Oktober Vom 7.15. Oktober Vom 22. September Vom 28. September Iialien-Reise Hdria Schtisreise 5. Oktober 11. Okioder mit Motorschift
Mare mit Salondampier Muitel- md 0sGpanlen Rietera-Balearen
Barcelong ab Mtr. 4 14.- ur. 312.- mr. 610.- Mr. 735.-

Preise:

einschließlich Bahn- und Schifahrten hin und zurdek, Mohnung, voller Verplegung,
Trinkgelder, Taxen usw.

Technische Ausfährung der Reisen:
(IMch. 13239
SIEMER & CO. Verkehrsgesellschatt m. b. H. MüNCHEN AM RARLSTOR
Prospekte Auskantte, Anmelltungen: lotterieeinnahme l. F. Ohnaeker Darmstadt. Schnlstr. 15,
Telephon 84; Bankgeschält Friectrich 2aun, Darmstadt, Luisenplats 1, Telephon 1308.

Jagd- patronen

Dae
Sportbüchsen aller Spsteme
Reparaturen billigst (12719b
Waffengeschäft Georg Link
Grakenstraße 39.

Bilder u. Einrahmungen
hervorragend gut und billig
im größten Spezialgeschäft
Franz Langheinz, Darmstadt
Karlstr. 25, Ecke Hölgesstraße. (346a

Billige RheinFahrt
mit Salondampfer Rheingold am Sonntag, 7. Sept. 1930
nach Bacharach und St. Goarshausen
mit mehrſtündigem Aufenthalt. 9 Uhr Abfahrt in Mainz,
direkt von der Stadthalle, 11 Uhr an Bacharach ab
15 Uhr 45 Min. Fahrpreis Rm. 3 die Perſon, für Hin=
und Rückfahrt. 12 Uhr an St. Goarshauſen ab 14 Uhr
30 Min. Fahrpreis Rm. 4 die Perſon, für Hin= u. Nück=
fahrt
. Kinder bis zu 6 Jahren frei, bis zu 14 Jahren die
Hälfte.
(13285
Muſik, Tanz, Stimmung an Bord /Preisw. Schiffs=Reſtauration.
Zugverbindung ab Darmſtadt nach Mainz=Süd, 7.20 Uhr
und 7.51 Uhr, mit Sonntagskarte zu Rm. 1.90 Auskunft
und Karten jederzeit und morgens am Schiff.
Rheiniſche Perſonenſchiffahrt Ludwigc Friedrich. Mainz
Landeſtelle direkt vor der Stadthalle. Telephon 5527.

Speiſezimmer. Eiche,
Büfett,Kredenz, Aus=
ziehtiſch
u. 6 Leder=
ſtühle
600 Mk. *
Barkhausſtr. Nr. 16,
Möbelwerkſtätte.

NSU
250 cem, Dreigang=
getriebe
, DKWMo=
orrad
, ſteuer= u. füh=
rerſcheinfrei
, ſehrgut
erh., bill. z. verk. Fritz
Schmidt, Beichſtr. 88, (*

Polſtermöbel.
Bequeme Polſtermöbel in Stoff und
Leder. Nur Qualitäts=Arbeit. (*kgm
Enorm billig.
Möbel und Vorhangſtoffe, Gardinen,
Dekorationen.
Carl Herber
Lniſenſtraße 34/36,
am Alten Pglaisgarten. Fernſpr. 1916.