Einzelnummer 10 Pfennige
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Franiſurt a. M. 1301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet
Nummer 241
Montag, den 1. September 1930.
193. Jahrgang
27 mm brelie Zeile im Kreiſe Darmſiadt 25 Reichspfg
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ſt Dollar 420 Markl. — Im Falle böherer
Gewalt, wie Krieg, Auffuhr, Streltl uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlſcher Beſtreibung fällit ſeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Konkinuikäf der deutſchen Außenpolikik.
Reichskanzler Dr. Brüning über die Vorausſekungen
Trier, 31. Auguſt.
Reichskanzler Dr. Brüning ſprach am Sonntag auf einer
Kundgebung der Zentrumspartei in Trier. Er behandelte zuerſt
die vorzeitige Räumung der dritten Zone, die als, ein
beſon=
derer Einſchnitt in der deutſchen Geſchichte daſtehe. Nach der
Räumung ſtehe Deutſchland vor großen außenpolitiſchen
Auf=
gaben. Die Wirtſchaftskataſtrophe, die über die Welt
hereinge=
brochen ſei, dränge zu einer Löſung. Briands Denkſchrift
ver=
ſuche, einen Weg aufzuzeichnen, und die deutſche Reichsregierung
habe den Willen zur Zuſammenarbeit offen bekundet. Die
End=
ziele der deutſchen Außenpolitik müßten ſich aus
der heutigen Geſamtlage Deutſchlands von ſelbſt
ergeben. Um dieſe Endziele zu erreichen, brauche man inerſter
Linie Stabilität und innere Folgerichtigkeit,
die eine geſetzmäßige Einſtellung zur Außenpolitik bringen
müß=
ten. Man dürfe ſich auf keine politiſchen Abenteuer
einlaſſen, und von einem Streben nach Popularität dürfe keine
Rede ſein. Verantwortungsvolle Außenpolitik
müſſe vorhandene Mittel einſetzen. Die Reichsregierung
werde die bisherige Linie mit Stetigkeit und Energie weiter
be=
ſchreiten, um das Vertrauen des In= und Auslandes
zu erwerben. Bei alledem iſt eins klar: Auch für die
Außenpoli=
tik bleibt die erſte Vorausſetzung des Erfolges die
Konſolidie=
rung unſerer inneren Verhältniſſe. Ein zerriſſenes Deutſchland,
das ſeiner dringendſten inneren Aufgaben nicht Herr wird,
ver=
mag auch nach außen hin nichts und ſcheitert bei den
kommen=
den großen Entſcheidungen als mitbeſtimmender Faktor aus.
v. Seeckt über die Ziele: Berkrauen zur Führung!
Dortmund, 31. Auguſt.
Die D.V.P. hatte für Samstag eine Wahlverſammlung
ein=
berufen, in der Generaloberſt v. Seeckt programmatiſche
Ausführungen machte. Er erklärte, in der
Außenpoli=
tik müßte das wichtigſte Ziel die Wiederaufrichtung
Deutſchlands als Machtſtaat ſein, d. h. die
Wiederher=
ſtellung ſeiner Weltgeltung, wie ſie Deutſchland bei ſeiner Größe
und Bedeutung zukomme. Zwiſchen den Völkern ſei eine
Ver=
ſtändigung anzuſtreben. Deutſchland habe kein. Intereſſe
daran, ſich einer europäiſchen Zuſammenarbeit auf Grund der
Vorſchläge Briands zu widerſetzen. Es müſſe ſolange mitarbeiten,
wie ſeine Belange gewahrt würden. Vorausſetzung hierfür ſei
jedoch die Anerkennung der Gleichberechtigung
Deutſch=
lands.
Generaloberſt v. Seeckt betonte weiter die Bedeutung des
Kampfes gegen den Vertrag von Verſailles für, die
Wiederaufrichtung unſerer Souveränität und für die Befriedung
Europas. Dabei hob er drei Forderungen als beſonders
wichtig hervor: Klares Rechnen mit der
gegenwärti=
gen Lage nach dem verlorenen Krieg, keine
nachträg=
liche Kritik an dem, was geſchehen ſei, ſondern
Aufbau=
arbeit unter Abfindung mit den gegebenen
Ver=
hältniſſen, Wiederherſtellung des Vertrauens
zur Führung in der Außenpolitik, deren Ziel
bleiben müſſe: Verſtändigung, Friede,
Zuſam=
menleben. Im Oſten ſei das Deutſchtum
zuerhal=
ten. Der Korridor ſei eine dauernde Bedrohung
Oſtpreußens. Mit Italien und Rußland müſſe Deutſchland
in Frieden und Freundſchaft leben, wenngleich es die politiſchen
Ziele beider Staaten ablehne. Die dem deutſchen Heere
auferleg=
ten Beſchränkungen müßten in jeder Beziehung verſchwinden.
Die Frage der Oſkreviſionen. — Treviranus
an Pgincaré.
In der Sonntagausgabe der „Berliner Börſenzeitung” nimmt
Miniſter Treviranus das Wort zu einer Antwort an
Poin=
caré auf deſſen in der Samstagsausgabe des gleichen Blattes
er=
ſchienenen Aufſatz zur Frage der Oſtreviſion. Lautete Poincarés
Ueberſchrift „Im Oſten nichts Neue”, ſo ſetzt Treviranus dieſer
den eigenen Titel „Im Weſten nichts Neues” gegenüber. Die
von Poincaré in dieſer Ueberſchrift zum Ausdruck gebrachte
Auffaſſung, daß an dem gegenwärtigen Zuſtand
an der deutſchen Oſtgrenze nicht gerüttelt
wer=
den dürfe ergänzt Treviranus alſo durch die in
die=
ſer Ueberſchrift bekundete Meinung, daß
PoincaréDeutſch=
land eigentlich nichts Neues zu ſagen gehabt hat.
Treviranus geht mit der Aufaſſung Poincarés ſehr ſcharf ins
Gericht und ſetzt den franzöſiſchen Gewaltmethoden ſehr eindeutig
die deutſchen Rechtsanſprüche entgegen.
Es ſeien zwar einige notdürftige Korrekturen gewiſſer
Schön=
heitsfehler des Verſailler Vertrags vorgenommen worden.
Ent=
ſchieden ſei aber die Behauptung Poincarés zurückzuweiſen, daß
Frankreich für dieſe „Zugeſtändniſſe” „nicht den geringſten
Gegen=
wert erhalten habe‟. Treviranus weiſt auf die in der
Menſchheits=
geſchichte einzig daſtehende freiwillige Anerkennung der Grenzen
in Locarno hin und ſagt, Poincaré würde ſchlecht abſchneiden,
wenn wir unſererſeits die advokatiſche Hartnäckigkeit ſoweit
trie=
ben, ſeiner Aufzählung eine ähnliche deutſche Rechnung
entgegen=
zuſtellen.
Gegenüber den Ausführungen Poincarés über Polens
An=
ſprüche auf die Oſtgebiete ſagt Treviranus, der Korridor ſei
Deutſchland ohne Abſtimmung genommen worden,
und auch die Danziger deutſche Bevölkerung ſei
nicht gefragt worden, ob ſie vom Reich getrennt
und als freie Stadt unter polniſcher Oberhoheit
leben wolle. Würde Frankreich je einen polniſchen Anſpruch
auf dieſes Gebiet anerkennen? Treviranus zitiert ſodann den
Profeſſor an der Sorbonne, Martel, der anerkannt habe, daß
durch die Grenzziehung im Oſten ein
beiſpiel=
loſer wirtſchaftlicher Ruin faſt der Hälfte
Deutſchlands verurfacht worden ſei. Deutſchland
ſei deshalb nicht in der Lage, auch nur auf eines
der Rechte zu verzichten, die ihm die Verkräge
zuſichern. — Deutſchland wolle eine Politik des Rechts führen
und das Leben der Nationen ſchützen. Die Welt und Europa
mögen entſcheiden.
Vom Tage.
Am Samstag hat der Verband Berliner
Metallindu=
ſtrieller den im Metallkartell zuſammengeſchloſſenen Gewerkſchaften
den für das Tarifgebiet Berlin gültigen Lohntarif gekündigt.
Die Kündigung iſt ausgeſprochen zum 30. September und betrifft rund
280 Betriebe der Berliner Metallinduſtrie mit zurzeit 140 000 Arbeitern
und Arbeiterinnen.
Die Leipziger Herbſtmeſſe iſt eröffnet. Der Beſuch
übertrifft vielfach die Erwartungen. Die Beſchickung der Meſſe
ent=
ſpricht durchſchnittlich der der vorjährigen Herbſtmeſſe.
Der franzöſiſche Kriegsminiſter Maginot hat in
den letzten Tagen eine Inſpektionsreiſe an die
Südoſt=
grenze unternommen, in deren Verlauf er die
Befeſtigungs=
anlagen in den Alpen einer Beſichtigung unterzog. Es iſt ſicherlich kein
Zufall, daß dieſe Inſpektionsreiſe unmittelbar vor den heute
beginnen=
den großen Herbſtmanövern in den Alpen ſtattgefunden hat.
Eine große Anzahl hervorragender engliſcher Politiker,
Ban=
kiers, Kaufleute und Induſtrieller hat eine Gegenkundgebung
gegen das bekannte Manifeſt der Bankiers, das ſich für
eine Einführung des Schutzzollſyſtems ausſprach,
er=
laſſen.
In Warſchau fand am Sonntag mittag auf dem Theaterplatz
eine Volkskundgebung gegen die Rede des Reichsminiſters
Treviranus und deutſche Reviſionsbeſtrebungen im
Oſten ſtatt, wobei es zu Demonſtrationen kam.
Wie aus Guatemala gemeldet, wird, iſt die Regierung
zurückgetreten. Der Staatspräſident Chacon hat jedoch nur die
Demiſſion des Außen=, des Kriegs= und des Juſtizminiſters angenommen.
Die neue peruaniſche Regierung hat gewiſſe Artikel
der Verfaſſung außer Kraft geſetzt, um dadurch die
Strafverfol=
gung derjenigen Beamten zu ermöglichen, die ſich während der
Amtszeit des Präſidenten Leguia unrechtmäßig bereichert oder der
Be=
ſtechung ſchuldig gemacht haben ſollen. Eine Reform der
Ver=
waltung iſt ebenfalls im Gange.
Die Hauptſtadt der chineſiſchen Provinz Setſchuan,
Tſchung=
king, iſt von einer ungeheuren Feuersbrunſt heimgeſucht worden.
Rund 3000 Häuſer ſeien eingeäſchert worden. Die Zahl der
Todes=
opfer iſt außerordentlich hoch und die Sachſchäden belaufen ſich auf
viele Millionen.
Das Minderheiten=Problen.
Beincaré gegen jede Reviſion der Verkräge
and Minderheikenſchuß.
EP. Paris, 31. Auguſt.
Die unermüdliche Feder des ehemaligen franzöſiſchen
Miniſter=
präſidenten Poincaré hat heute dem „Excelſior” einen
ſpalten=
langen Aufſatz über die Frage der nationalen Minderheiten
ge=
liefert. Poincaré vertritt darin den Standpunkt, daß die
Min=
derheitenfrage in Genf nicht wieder aufgeworfen werden dürfe,
ſelbſt wenn verſchiedene Nationen wie Deutſchland, Oeſterreich,
Ungarn und Italien ſie im Zuſammenhang mit Briands Plan
der Vereinigten Staaten von Europa wieder hervorholen wollten.
Man ſuche nicht nur den Verſailler Vertrag zu erſchüttern und
zu verſtümmeln, ſondern auch die Verträge von St. Germain,
Neuilly, Sevres und Trianon. Poincars muß jedoch anerkennen,
daß dieſe Verträge unvollkommen ſind, gleichwohl ſchreibt er:
„Wenn Deutſchland und Ungarn uns ankündigen, daß ſie eine
Ab=
änderung der Verteilung oder der Reglementierung der
natio=
nalen Minderheiten verlangen, ſo iſt das gerade ſo, als ob ſie
uns zu einem Spaziergang auf einem Vulkan einlüden.‟ Der
Minderheitenſchutz ſei eine Ausnahme=Einrichtung, die ohne
Ge=
fahr für die europäiſche Ordnung nicht verallgemeinert werden
dürfe. Er verhindere oder erſchwere Annäherungen und
Aſſimi=
lierungen, die ſich früher oder ſpäter aus der Freiheit ergeben
würden. Wenn man ihn verſtärke und wenn die mächtigſten
Staa=
ten ihn als ein Mittel betrachteten, in die Verwaltung der
ſchwä=
cheren Staaten einzugreifen, ſo werde er im Herzen Europas eine
Urſache fieberhafter Agitation und verderblicher Unruhe werden.
Die Genfer Verſammlung werde alſo gut daran tun, dem
Wider=
hall der deutſchen Wahlen die Ohren zu verſchließen und weder
den Anhängern einer Reviſion der Verträge
noch den allzu geſchickten Verteidigern der
nationalen Minderheiten eine Hoffnung zu
laſſen.”
Neuer Kurs in der Minderheikenpolikik Jugoflawiens
EP. Belgrad, 31. Auguſt.
Das Agramer Blatt „Nowoſti” das in wichtigen
Angelegen=
heiten ſtets das Sprachrohr der Regierung iſt, erklärt, daß die
bereits vor einiger Zeit angekündigte neue Politik gegenüber den
Deutſchen in Jugoſlawien ſofort durchgeführt werden ſoll. Es
ſollen Grundſätze äußerſter Toleranz angewendet werden, und die
deutſche Minderheit, die immer ihre Loyalität bewieſen habe, ſolle
ſich nunmehr ungehindert kulturell entwickeln können. Die
poli=
tiſche Gleichberechtigung werde das heutige Regime nicht nur den
loyalen Bürgern jugoſlawiſcher Nationalität, ſondern auch allen
andersſprachigen loyalen Elementen gewährleiſten. Bekanntlich
ſollen die Forderungen der Deutſchen in Jugoſlawien auf
kultu=
rellem Gebiet erfüllt werden, und zwar ſollen die Eltern der
Kin=
der über deren Nationalität und den Beſuch der
Minderheiten=
ſchule eutſcheiden. Bei Streirfällen entſcheidet eine paritätiſche
Kommiſſion, beſtehend aus je zwei Vertretern der Schulbehörde
und der Eltern. Die Deutſchen dürfen in ihrer Mutterſprache
Analphabetenkurſe abhalten, bei welchen auch die Staatsſprache
gelehrt werden muß. In den deutſchen Minderheiten=Volksſchulen
wird die Staatsſprache erſt von der dritten Klaſſe an gelehrt. Die
Tätigkeit des deutſch=ſchwäbiſchen Kulturbundes, die in letzter Zeit
unterbunden war, wird wieder unter der Bedingung geſtattet, daß
die Organiſation keinerlei politiſche Tätigkeit ausübt. Dem
lang=
jährigen Wunſche der Deutſchen nach Errichtung einer deutſch=
Lehrerbildungsanſtalt wird dadurch Rechnung getragen, daß
meh=
rere deutſche Lehrerbildungsanſtalten mit Oeffentlichkeitsrecht er
richtet werden.
Die Ankündigungen der Agramer, „Nowoſti” übe eine loye
lere Handhabung der jugoſlawiſchen Minderheitenpolitik werden
von der jugoſlawiſchen Geſandtſchaft beſtätigt.
* Calonders Rückrikk.
Der ad absurdum geführke Minderheikenſchuß.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter,
W. MI. Kattowitz, Ende Auguſt 1930.
Der Rücktritt des Präſidenten der gemiſchten Kommiſſion,
Ca=
londer, iſt mehr als eine perſönliche Angelegenheit des faſt
67=Jährigen, iſt mehr als eine oberſchleſiſche Frage. Calonders
freiwillige Abdankung iſt vielmehr das praktiſcheEnde der
bisherigen Minderheitenſchutztheoriendes
Völ=
kerbundes.
Was ſollte Calonder in Oberſchleſien? Als man die
wahn=
witzige Teilung Oberſchleſiens beſchloß, waren ſelbſt die, die dieſe
Entſcheidung fällten, ſich darüber klar, daß dieſe Teilung, wenn
ſie ſofort in allen Punkten reſtlos verwirklicht worden wäre, die
Wirtſchaftseinheit Oberſchleſiens vollſtändig vernichtet hätte. Man
ſchuf daher das Genfer Abkommen und hob damit für eine
Ueber=
gangszeit von 15 Jahren verſchiedene Hauptfolgen der ſoeben
aus=
geſprochenen Teilung des Landes auf; eine Tatſache, die ja am
deutlichſten den ganzen Unſinn der Oberſchleſienentſcheidung
be=
leuchtet. Man fällte eine Entſcheidung, aber man
fürchtete ihre Durchführung und ſah ſich daher ſofort
wieder durch ein beſonderes Abkommen, das Deutſchland zuſammen
mit dieſer Entſcheidung aufgezwungen wurde, zu ihrer
mehr=
jährigen Korrektur veranlaßt. Bei dieſer Zwiſchenlöſung ging es
aber nicht nur um die Verhütung der ſich aus der Teilung
ergeben=
den wirtſchaftlichen Schwierigkeiten, ſondern man dachte auch an
die Vermeidung der nationalpolitiſchen Reibungen, die umſomehr
drohten, als ja gerade in dem polniſch gewordenen Teil von
Ober=
ſchleſien eine überaus ſtarke deutſche Mehrheit von weit mehr als
40 Prozent verblieb.
Zur Sicherung der Intereſſen der beiderſeitigen Minderheiten
diesſeits und jenſeits der neuen Grenzlinie wurden im Genfer
Ab=
kommen ausführliche Beſtimmungen über den Minderheitenſchutz
aufgenommen. Dieſes Sonderabkommen für Oberſchleſien, das
noch bis 1937 in Kraft bleibt, iſt in vielen Punkten als der
Vor=
läufer eines modernen Minderheitenſchutzes anzuſehen.
Theo=
retiſch werden jedenfalls der Minderheit weitgehende Rechte
ein=
geräumt. Zur Ueberwachung der Durchführung dieſer
Sonder=
beſtimmungen wurde eine ſogenannte Gemiſchte Kommiſſion
ge=
ſchaffen, die aus je einem Vertreter der beiden beteiligten
Staa=
ten, Deutſchland und Polen, und einer neutralen Spitze gebildet
wurde. So kam der frühere Schweizer
Bundesprä=
ſident Calonder nach Oberſchleſien, der bereits bei
In=
kraftſetzung des Genfer Abkommens entſcheidend mitgewirkt hat.
Während ſeiner achtjährigen Tätigkeit hat Calonder mit
größtem Eifer verſucht, ſich in die beſonderen ſchwierigen
ober=
ſchleſiſchen Verhältniſſe hineinzufinden. Für ſein
verantwor=
tungsvolles Amt brachte er vor allem eine wichtige Eigenſchaft
mit, das Streben nach größtmöglicher
Objektivi=
tät. Er iſt der beſonnene ruhige Alte, der ſich redlich abmühte,
objektives Recht zu erfinden. Calonder hat hier zweifelsohne in
ſeinen zahlreichen Entſcheidungen vorbildliche Arbeit für das
ganze Minderheitenſchutzrecht geleiſtet. Er hat ſich insbeſondere
immer wieder für die Durchſetzung des ſubjektiven Prinzips,
nach dem allein der Wille der Minderheit in allen Fragen
maß=
gebend ſein muß, klar und deutlich ausgeſprochen. Seine
Ent=
ſcheidungen ſind daher faſt durchweg nicht weit von dem Ideal
modernen Minderheitenſchutzes entfernt. Sie ſind erfüllt von
dem Geiſte wahrer Minderheitenſchutzideologie.
Es iſt durchaus verſtändlich, wenn Calonder mit dieſer Art
von Amtsverwaltung ſehr bald das Vertrauen aller
deutſchen Kreiſe gewann, und ſich insbeſondere bei der
deutſchen Minderheit in Oſtoberſchleſien des höchſtens Anſehens
erfreute. Je objektiver und je gerechter er aber Recht zu ſprechen
ſich bemühte, um ſo unbeliebter und verhaßter
wurde er auf der Gegenſeite, bei den Polen. In
den erſten Jahren der Tätigkeit Calonders, als noch einige
ver=
ſtändigungsbereite Männer an der Spitze der polniſchen
Behör=
den in Oſtoberſchleſien ſtanden, gelang es allerdings auch ſogar,
mit den polniſchen Amtsſtellen in Einzelfällen durch
Vermitt=
lung Calonders eine gütliche Einigung mit der
beſchwerdefüh=
renden deutſchen Minderheit herbeizuführen. Seit dem
Mai=
umſturz 1921, als Marſchall Pilſudſki in Warſchau die Zügel
er=
griff und zu ſeinem Statthalter in Oberſchleſien den berüchtigten
Wojewoden Graczinſki machte, war aber mit ſolchen gütlichen
Einigungsverſuchen überhaupt nichts mehr zu machen. Die
pol=
niſchen Behörden begannen jetzt mit einer regelrechten Sabotage
der Arbeit Calonders. Mit allen möglichen Mitteln wurde von
polniſcher Seite an dieſes Werk herangegangen. Zunächſt wurde
alles getan, um die Entſcheidungen Calonders hinauszuzögern.
Monatelang ließen die polniſchen Behörden Calonder auf
die von ihm verlangten Akten warten und taten auch ſonſt alles,
um durch Zeugnisverweigerung und Ausſagenunterdrückung der
an den einzelnen Beſchwerdefällen aktiv beteiligten polniſchen
Beamten Calonders Rechtſprechung zu verhindern. Durch dieſe
polniſche Verſchleppungstaktik kam es dazu, daß die
Entſcheidun=
gen Calonders erſt nach Jahren gefällt werden konnten, wodurch
ihr praktiſcher Wert zunichte gemacht wurde. Denn in der
Zwi=
ſchenzeit mußten — um nur ein Beiſpiel zu nennen — die
deut=
ſchen Kinder, deren Eltern ſich hilfeſuchend an Calonder gewandt
hatten, weiter die polniſche Schule beſuchen, ſo daß dann, als
nach Jahresfriſt die Entſcheidung zugunſten der deutſchen Kinder
gefällt wurde, aus rein praktiſchen Gründen eine Umſchulung
dieſer Kinder von der polniſchen in die deutſche Schule
über=
haupt nicht mehr in Frage kam! Und ſo wie in dieſem
Bei=
ſpielsfall ging es mit allen Calonder=Entſcheidungen. Für das
Minderheitenſchutzrecht und ſeine Entwicklung waren ſie
theo=
retiſch ſicherlich höchſt bedeutſam und richtungweiſend, aber für
die Praxis hatten ſie keinerlei Wert mehr und waren durch den
Cang der Ereigniſſe längſt überholt.
Man kann ſich denken, daß ſich Calonder unter dieſen
Um=
ſtänden bei ſeiner richterlichen Tätigkeit nicht ganz wohl fühlte.
Aber zu all dieſem Unglück kam noch hinzu, daß die
pol=
niſchen Behörden ſich mit der Hinauszögerung der Calonder=
Etſcheidungen nicht begnügten, ſondern die Calonder=
Entſchei=
dungen ablehnten und den weiteren Inſtanzenweg beſchritten, ſo
daß die meiſten Beſchwerdeangelegenheiten an den Völkerbund
Seite 2
Montag, den 1. September 1930
Nummer 241
weitergingen. Was ſie dort erlebten, iſt zur Genüge bekannt.
Zunächſt einmal ſurden dieſe Beſchwerdefälle immer wieder
ver=
tagt und kamen erſt nach mehrfacher Vertogung zur Erledigung.
Aber auch dieſe „Erledigung” iſt ſtets eine Sache für ſich geweſen.
In den meiſten Fällen wurden dieſe Beſchwerden fünf Minuten
vor Schluß der Ratstagungen in Bauſch und Bogen durchgejagt.
Der hohe Rat begnügte ſich dann mit den wohlwollenden
Erklä=
rungen der polniſchen Regierung. Nach außen ſchien alles in
beſter Ordnung. Mit dieſer Erledigung durch den Völkerbund
wurde aber in Wirklichkeit die geſamte Arbeit Calonders, die
ja durch die Taktik der polniſchen Behörden in ihrer praktiſchen
Auswirkung ſchon längſt überholt war, reſtlos vernichtet.
Der ganze Minderheitenſchutz wurde damit zu einem
Ko=
mödienſpiel. In Genf konnte man nicht genug der ſchönen Worte
ſprechen, in Wirklichkeit ging aber dabei die Minderheit zum
Teufel, wie es die Mehrzahl der jetzigen Machthaber des
Völker=
bundes ja auch will. Man denke nur an Briands merlwürdige
Auffaſſung vom Minderheitenſchutz und an ſeine Theorien von
der zwangsweiſen Anpaſſung der Minderheiten an das
Staats=
volk.
Es iſt die Tragik Calonders, der ſich redlich um einen
wahren Minderheitenſchutz bemühte, eine ſolche
Desavouie=
rung von ſeinem eigenen Auftraggeber, dem
Völkerbund, erleben zu müſſen. Dieſes iſi ſicherlich
auch der tiefſte Grund ſeines jetzigen Rücktrittes. Calonder
konnte es mit ſeinem Gewiſſen nicht weiter verantworten, hier
unten in dem umkämpften Minderheitengebiet das hohe Ideal
des Minderheitenſchutzes zu verteidigen, wenn die ganze Idee
ſeiner Arbeit vom Völkerbund auf dieſe unerhört niederträchtige
Art und Weiſe mit Füßen getreten wurde.
Mit dem Abtritt Calonders iſt ein
erfolgver=
ſprechender Verſuch eines Minderheitenſchutzes
durch neutrale Schiedsgerichtsbarkeit zu Ende
gegangen. Der geſamte Minderheitenſchutz iſt damit praktiſch
zu Ende, wenn nicht von Grund auf Wandlungen in den
An=
ſichten des Völkerbundes erfolgen, was ja kaum anzunehmen iſt.
Es iſt daher nicht zuviel geſagt und nicht zu peſſimiſtiſch
geur=
teilt, wenn man jetzt behauptet, daß der ganze Minderheitenſchutz
ad absurdum geführt iſt.
Was ſoll jetzt noch kommen?. Denken wir zunächſt einmal
an Oberſchleſien! Es iſt kaum zu erwarten, daß Calonder durch
einen Beſſeren erſetzt werden wird. Nach den Beſtimmungen des
Genfer Vertrages muß eine Einigung über die Perſon des neuen
Präſidenten zwiſchen Deutſchland und Polen erfolgen. Bei der
polniſchen Memtalität iſt aber nie zu erwarten, doß Polen ſich
auf eine beſonders überparteiliche Perſon „einigt”. Man wird
vielmehr damit rechnen müſſen, daß Polen mit Hilfe ſeiner
Freunde im Völkerbund alles daran ſetzen wird, um an die
Spitze der Gemiſchten Kommiſſion in Oberſchleſien einen Mann
zu ſetzen, der weniger objektiv als Calonder iſt und der ſich den
polniſchen Wünſchen geneigter zeigt als dieſer.
Aber was nutzt auch ſchließlich der beſte Mann auf dieſem
Poſten, wenn er ein Richter ohne Exekutive bleibt, wenn er in
Zukunft nur ſchöne Sprüche fällt, die zwar in dichen Büchern
ge=
ſammelt werden, aber praktiſch über dieſen papiernem Wert nicht
hinauskommen? Hier liegt ein Konſtruktionsfehler vor, der eben
nur durch eine völlige Syſtemänderung beſeitigt werden kann.
Wos ſoll weiter werden? Dieſe bange Frage wird ſicherlich
jetzt nach dem kläglichen Scheitern des erſten Verſuches einer
Minderheitenſchutzſicherung durch ein Schiedsgericht alle
Minder=
heiten Europas mit großer Sorge erfüllen. Was nutzt der ganze
Minderheitenſchutz und der ganze Völkerbund, wenn die
Staa=
ten, in denen die Minderheiten leben müſſen, machen, was ſie
wollen, und ſich nicht von der Idee des
Minderheitenſchutz=
gedankens erfüllen laſſen?
Wie der Rücktritt Calonders erneut zeigt, ſtehen wir beim
Minderheitenſchutz faſt vor einem völlig ausſichtsloſen Beginnen.
Und wir werden es nicht ſchaffen, wenn nicht eine gewaltige
Sinnesänderung bei den Völkern wie aber auch bei den
Staats=
männern, die jetzt die Macht in den Händen haben, eintritt.
General Allen F.
Waſhington, 31. Auguſt.
Der frühere amerikaniſche
Oberſtkomman=
dierende der Rheinarmee Generalmajor Henry
Allen, iſt in Buenaviſta Spring plötzlich einem Herzſchlag
erlegen. Die Beiſetzung wird auf dem Nationalfriedhof in
Arlington bei Waſhington ſtattfinden. Generalmajor Allen war
1859 geboren. Er beſuchte die Kriegsakademie und war ſpäter
in Rußland, Deutſchland, Kuba und auf den Philippinen, dann
mit Perſhing in Mexiko und während des Weltkrieges in
Frank=
reich tätig und übernahm im Juli 1919 den Oberbefehl über die
amerikaniſchen Beſatzungstruppen in Koblenz. Er unterhielt in
dieſer Eigenſchaft ein gutes Verhältnis zu der deutſchen
Bevölke=
rung. Nach Abzug der amerikaniſchen Truppen im Winter 1921/22
widmete ſich General Allen dem Hilfswerk für die deutſchen
Kin=
der. Bei dieſer für einen General doppelt anerkennenswerten
Be=
tätigung im Sinne friedlicher Völkerverſtändigung brachte er nicht
weniger als fünf Millionen Dollar für deutſche Kinder auf. Ein
Buch, das der General über ſeine Erfahrungen in der
Rheinland=
kommiſſion geſchrieben hat, hat große Beachtung gefunden.
Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 1. September.
* Evangeliſcher Landesjugendſonnkag
in der Petrusgemeinde.
t. Ein prächtiges Spätſommerwetter begünſtigte die
Veranſtaltun=
gen, die am Samstag und Sonntag anläßlich des Evangeliſchen
Landes=
jugendſonntags in Heſſen 1930 in der Petrusgemeinde in Darmſtadt
ſtattfanden. Verbunden mit der Feier des Jugendſonntags wurde die
Feier des 25jährigen Beſtehens der Evang. Jugendvereinigung der
Petrusgemeinde.
Am Samstag nachmittag wurde im Gemeindehaus eine
Ausſtel=
lung von Jugendarbeiten und Bildern aus dem Leben der
Jugend=
büinde eröffnet. Neben ſehr hübſchem Bilder=Wandſchmuck wurden ſehr
viele ebenſo gefällige wie praktiſche Handarbeiten ausgeſtellt. Ferner
ſinnfällige Wandſprüche und zahlreiche Aufnahmen von Wanderfahrten
und Ferienreiſen. Auch Jugendſchriften und Bilder von Laienſpielen
waren ausgelegt, alles ſehr geſchmackvoll angeordnet. Gleichzeitig
fan=
den in der Mornewegſchule turneriſche und ſportliche Wettkämpfe
der Jugendvereinigung ſtatt. Am Abend war in der Beſſunger Kirche
die Feier des Heiligen Abendmahles für die geſamte Jugend.
Der Sonntag begann mit dem Kurrenden=Singen in den beiden
Bezirken der Gemeinde. Bei dem Feſtgottesdienſt in der
Beſ=
ſunger Kirche, bei dem die Jugend in der Liturgie mitwirkte, predigte
der frühere Pfarraſſiſtent der Gemeinde, Herr Profeſſor Lic.
Gerſten=
maier=Friedberg. Zum Thema der Predigt wurde die Loſung der
evangeliſchen Jungmännerbünde für 1930 gewählt: „Seid allezeit bereit
zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die
in euch iſt” Nach dem Feſtgottesdienſt zogen die Jugendbünde unter
Orgelſpiel aus der Kirche in den naheliegenden Prinz=Emil=Garten, wo
am Teich unter den herrlichen alten Bäumen eine ſchlichte
Gedenk=
feier aus dem Anlaß des 25jährigen Beſtehens der Jugendvereinigung
vonſtatten ging. Nach einem Lied der Jugendbünde und einem
präch=
rigen Vorſpruch hielt Herr Pfarrer Irle die Feſtanſprache: „Wir
ſtehen noch ganz unter dem Erlebnis des Gottesdienſtes, von dem aus
wir uns nun unter den Blättern der alten Bäume dieſes Gartens
ver=
ſammelt haben. Die alten Bäume werden uns zu einem Sinnbild
da=
für, daß Gott aller Kregtur ſeine Grenze geſetzt hat, daß die Bäume
nicht in den Himmel wachſen, ebenſowenig wie all der ſtarke
Werde=
drang der Jugend ſich ins Uferloſe verlieren kann. In dieſen Stunden
werden alte Bande und liebe Erinnerungen lebendig in den Herzen
aller derer, die einmal von den Geiſtesadern unſerer evangeliſchen
Jugendvereinigung berührt wurden. Ein Zeitraum von 25 Jahren iſt
ja keine zu große Zeitſpanne, daß man ſich nicht mehr an ſo manche
Einzelheiten erinnern könnte. Welch ein Kommen und Gehen, welch
ein Strömen in ſolchem Kreiſe junger Menſchen. Wir freuen uns
über jeden jungen Menſchen, der bei uns Einzug hält, auch wenn es
nur für kurze Raſt iſt. Unſere evangeliſche Jugend darf die letzte ſein,
ſich in einem Vollkommenheits=Dünkel zu wiegen, und ſoll nicht mit
nichtsſagenden Schlagworten arbeiten, ſondern wie der Ritter auf
Albrecht Dürers Bild mit offenem Viſier kämpfen, mit dem Schwert
des Geiſtes. Wir wollen auf dem von uns begangenen Wege weiter
ſchreiten zum Heil unſerer evangeliſchen Jugend, zum Heil und Segen
unſerer Gemeinde. Nicht um eitler Ehre willen ſind wir mit dieſen
Feierſtunden an die Oeffentlichkeit getreten, ſondern mit dem Wiſſen:
Wer es wagt, einen ſolchen Schritt zu tun, der muß ſich auch bewußt
ſein, daß man etwas von ihm verlangt. Und das iſt unſer Stolz, wir
haben etwas Großes hinter uns, den Glauben der Väter an den Sieg
des Evangeliums und an dieſes Evangelium ſelber. Und das gibt uns
auch den Mut zur Oeffentlichkeit in der Ueberzeugung: Wir ſchämen uns
des Evangeliums von Chriſti nicht, denn wir wiſſen, es iſt eine Kraft
Gottes, die die ſelig macht, all die daran glauben.” Mit ein paar
kernigen Schlußworten endete die erhebende Anſprache.
Mit dem gemeinſam geſungenen Lied „Erhalt uns Herr bei
dei=
nem Wort” fand die eindrucksvolle Gedenkfeier ihren Abſchluß.
Am Sonntag nachmittag ſetzte ſich von der Beſſunger Kirche aus
ein Feſtzug nach dem Herrgottsberg in Bewegung, wo ein
frohes Jugendtreiben ſich bei Singen, Spielen und Volkstänzen
ent=
wickelte. Auch die Sieger aus den ſportlichen Wettkämpfen wurden
be=
ſonders geehrt.
Die Krönung des Jugendſonntags bildete am Abend im
Gemeinde=
haus der Eichwieſenſtraße die Aufführung des heldiſchen Spieles
„Beowulf” von Otto Bruder. Von demſelben Verfaſſer ſtammt
auch das Spiel Chriſtofferus, an deſſen Aufführung vor zwei Jahren
an der gleichen Stelle wir uns noch gerne erinnern. Das heldiſche
Spiel Beowulf iſt im gleichen Geiſte gehalten, ein choriſches Spiel in
wuchtig gemeißelter Sprache, ein Symbol des Sieges der Jugend und
der Reinheit über die Finſternis. Das Spiel der jungen Laienſpieler,
die ſich alle mit anerkennenswerter Hingebung ihrer Aufgabe
unter=
zogen und die in ihrer ſparſamen Schlichtheit die Vorgänge der
Hand=
lung wirkſam unterſtreichender Szene trugen mit dem den Durchſchnitt
überragenden Spiel der Beowulf=Spieler zu dem ſchönen Erfolg des
Spieles bei. Montag abend wird das Spiel, das Herr Pfarrer Irle
mit trefflichen Worten einleitete, wiederholt.
Gegen Kopfschuppen u. Haarausfall
verwenden Sie nicht dieses oder
jenes,-sondern verlangen Sie ein
Mittel das wissenschaftlich erprobt
ist und seit 50 Jahren
undergleich-
liche Erfolge zu verzeichnen hat: (IV 8119
Dr. Dralle’s Birkenwasser
Originalflasche RM. 2.40 Doppelflasche RM. 4.20
Goktfried Keller zur Reichskagswahl.
Ein Interview.
Nicht um irgendeinen ſchlechten Scherz, eine Blasphemie,
handelt es ſich. Auch hat Conan Doyle mit der Sache nichts
zu tun.
In einer Zeit, da Filmſtars und =ſtärchen, Boxchampions,
Sechstagerennradler oder Radrennler ihre Meinung über dieſe
und jene Dinge zum Beſten geben — und beileibe nicht über
die, denen ſie durch Beruf am nächſten ſtehen (es ſei denn der
Filmſtar X. über die Hautereme 9.) in einer Zeit, wo dieſe
ihre Meinung ihnen von findigen Reportern mittels eines
Interviews entlockt — oder aufoktroyiert wird. . . in dieſer Zeit
alſo darf es wohl erlaubt ſein, auch jene zu interviewen, die
ſich wirklich ihr Leben lang ernſthaft mit den Dingen um ſie und
in ihnen befaßt haben.
Interview. Zwiegeſpräch. Körperlich zunächſt, aber mit
dem — beiden Teilen bewußten — Ziel, Geiſtiges zutage zu
fördern. Apereus; Betrachtungen; und endlich Ueberzeugungen.
Hat aber einer ſeine Ueberzeugung in lebendigen und darum
unſterblichen Werken niedergelegt, warum ſollte es nicht erlaubt
ſein, ihnen in dieſen nachzuſpüren? Und wenn man ſie findet
und feſthält, hat man ihn da nicht ſchließlich doch — und
viel=
leicht beſſer als in concreto — interviewt?
Zumal Keller, bekannten und ſpaßhaften Geſchichten zufolge,
eine redensunluſtige Natur, dafür aber der breitausholenden
ſchriftlichen Beſchaulichkeit zugetan war.
Gottfried Keller, der naturhaft=plaſtiſche Epiker, ſtreut in
ſeine Romane hie und da ſtaatsphiloſophiſche Betrachtungen
ein. Und ſetzt ſich in ihnen und durch ſie mit dem
Regierungs=
teſen ſeines von ihm geliebten und in allen Nuancen prächtig
geſchilderten Schweizerlandes auseinander. So auch im „
Grü=
nen Heinrich”, der Begründer und Bewahrer ſeines Ruhmes.
Vom Beſonderen, Schweizeriſchen, ſich zum Allgemein=
Staat=
lichen fortſpinnend und erhebend, haben viele dieſer Sätze den
lebhafteſten und faſt dringlichſten Bezug auf unſere
Gegen=
wart. (Nicht auf Bierſteuerprozente und
Arbeitsloſenverſi=
cherungsquoten, aber auf das Große und wirklich Politiſche.
So etwa:
„Aber zum Teufel, ſind denn unſere Herren Regenten zu
irgendeiner Zeit etwas anderes, als ein Stück Volk, und leben
wir nicht in einer Republik? — Allerdings mein Sohn, allein
es bleibt eine wunderbare Tatſache, wie beſonders in neuerer
Zeit ein ſolches Stück Volk, ein repräſentativer Körper, durch
den einfachen Prozeß der Wahl ſogleich etwas ganz merkwürdig
Verſchiedenes wird, einesteils immer noch Volk, und
andern=
teils etwas ganz dem Entgegengeſetzten, faſt Feindliches wird.
Es iſt wie mit einer chemiſchen Materie, welche durch das bloße
Eintauchen eines Stäbchens, ja ſogar durch bloßes Stehen auf
geheimnisvolle Weiſe ſich in ihren Verbindungen ändert.
Manch=
mal will es faſt ſcheinen, als ob die alten patriziſchen
Re=
gierungen mehr den Grundcharakter ihres Volkes zu zeigen und
bewahren vermochten."
Aber nach dieſer ganz modernen Feſtſtellung — man denke
an „gebundene Wirtſchaft” an berufsſtändiſche Vertretungen,
an den Jungdo, — ſpricht Keller, mit einem kleinen
ſchalkhaft=
überlegenen Lächeln, möchte man meinen:
„Aber laſſe dich ja nicht etwa verführen, unſere
repräſen=
tative Demokratie nicht für die beſte Verfaſſung zu halten!
Be=
ſagte Erſcheinung dient bei einem geſunden Volke nur zu
einer wohltätigen Heiterkeit, da es ſich mit aller Gemütsruhe
den Spaß macht, die wunderbar verwandelte Materie
manch=
mal etwas zu rütteln, die Phiole gegen das Licht zu halten,
prüfend hindurch zu gucken, und ſie am Ende doch zu ſeinem
Nutzen zu verwenden.”
„Die Mehrheit .. iſt der einzige, untrügliche Halt, immer
jung und immer gleich mächtig; daher gilt es, ſie unvermerkt
vernünftig und klar zu machen, wo ſie es nicht iſt . . . Sie iſt
die reizende Aufgabe, an welcher ſich ihr einzelner meſſen kann,
und indem er dies tut, wird er erſt zum ganzen Mann, und
es tritt eine wunderbare Wechſelwirkung ein zwiſchen dem
Gan=
zen und ſeinem lebendigen Teil ... Mit großen Augen
be=
ſchaut ſich die Menge erſt den, der ihr etwas ſagen will . . . er
iſt ein Teil von ihr, welchen ſie ſich gegenüberſtellt, um mit ihm,
ihrem Kinde und Eigentum, ein Selbſtgeſpräch zu führen. Jede
gute Volksrede iſt nur ein Monolog, den das Volk ſelber hält.”
Solchergeſtalt dem Demokratiſchen in jeder Weiſe zugetan,
ſieht Keller doch die Schattenſeiten — die ſich unter verkehrt
aufgefaßtem Parlamentarismus erſt recht Geltung verſchaffen —
und ſchildert ſie plaſtiſch: „Daß große Mehrheiten von einem
einzigen Menſchen (oder Dogma, D. V.) vergiftet oder
verdor=
ben werden können und zum Dank dafür wieder ehrliche
Einzel=
leute vergiften und verderben, — daß eine Mehrheit, die
ein=
mal angelogen, fortfahren kann, angelogen werden zu wollen,
und immer neue Lügner auf den Schild hebt, als wäre ſie nur
ein einziger bewußter und entſchloſſener Böſewicht, — daß
end=
lich auch das Erwachen des Bürgers und Bauersmanns aus
einem Mehrheitsirrtum, durch den er ſich ſelbſt beraubt hat,
Der kaufmänniſche Skellenmarkk auch im Anguſt
gedrückk.
Der kaufmänniſche Stellenmarkt zeigt nach den Beobachtungen
der kaufmänniſchen Stellenvermittlung des D. H. V. ein nicht
ganz einheitliches Gepräge. Die geringfügige Beſſerung im
Ein=
gang von Beſetzungsaufträgen und eine etwas geſteigerte
Ver=
mittlungstätigkeit kommt nur einigen Bezirken — im weſentlichen
Nordweſt= und Mitteldeutſchland — zugute. In anderen Bezirken
war die Lage wenig verändert. Weſt= und Süddeutſchland haben
ſogar eine weitere Verſchlechterung zu beklagen. Eine etwas
leb=
haftere Nachfrage galt — im Hinblick auf die Wahlvorbereitungen
— kurzfriſtigen Aushilfen. Dem um weige Hundertteile
gebeſſer=
ten Eingang von Beſetzungsaufträgen und einer etwas günſtigeren
Vermittlungsquote ſteht ein ſich immer noch ausweitender
Bewer=
berſtand gegenüber. Der neue Zugang an gekündigten und
ſtellen=
loſen Bewerbern betrifft im übrigen nicht nur die in der
Oeffent=
lichkeit viel beſprochenen Perſonalgeſamtkündigungen. Auch
aus=
geſprochen konjunkturbedingte Entlaſſungen wurden vermerkt. Der
politiſche Schwebezuſtand verſteift die ungünſtige Geſamtlage.
Die Lage wird durch folgende, für die Kaufmänniſche
Stel=
lenvermittlung des D. H. V. errechnete Meßzahlen gekennzeichnet:
Andrangsziffer 27,3 im Auguſt, gegenüber 30,5 im Juli bzw. 9,8
im Auguſt 1929.
— 50jähriges Arbeitsjubiläum. Am 1. September 1930 ſind es
50 Jahre, daß Weißbinder Peter Volz 1. aus Arheilgen bei der Firma
Karl Schmidt, Darmſtadt, Heinheimerſtraße 27, beſchäftigt iſt. Aus
dieſem Anlaß wurde dem Jubilar ſeitens der Handwerkskammer eine
Ehrenurkunde für treue Dienſtleiſtungen überreicht. Möge es dem
treuen Arbeiter vergönnt ſein, bei guter Geſundheit einen heiteren
Lebensabend zu genießen.
— Wohlzutun und mitzuteilen vergeſſet nicht — lautet der
Anfang eines alten Bibelwortes. Er gilt als Leitgedanke für
das am kommenden Freitag, dem 5. September, in der Feſthalle
auf dem Exerzierplatz ſtattfindende Große Sonderkonzert, das der
Ortsverein des Reichsbundes ehemaliger Miltärmuſiker im
In=
tereſſe der Hinterbliebenen der 151 durch die Grubenkataſtrophe
verunglückten ſchleſiſchen Bergleute veranſtaltet, um die große Not
dort lindern zu helfen. In Gemeinſchaft mit dem Schleſier=Verein
haben ſich die Militärmuſiker wieder in ſelbſtloſer Weiſe in den
Dienſt der edlen Sache geſtellt und im Vertrauen auf den
Edel=
mut und das Mitgefühl für die 151 Familien in Hausdorf trotz
Erledigung ihrer alljährlichen Vereinskonzerte noch einmal das
Wagnis unternommen, ihre zahlreichen Freunde aus allen
Schich=
ten der Bevölkerung zuſammenzurufen, in der ſicheren Erwartung,
daß keiner fehlen wird, um ſein Scherflein zur Linderung des
Elends beizutragen, das die Allgewalt der Naturkräfte
geſchla=
gen. Das Konzert ſteht wieder unter der ſicheren Hand unſeres
Vereinsdirigenten G. Greilich, der als geborener Schleſier alles
daran ſetzt, den Beſuchern einen vornehmen Genuß zu bieten.
Sein ſchleſiſcher Landsmann, der Poſaunenvirtuoſe A. Günther,
Kammermuſiker, als ganz hervorragender Künſtler in den
deut=
ſchen Gauen wie im Ausland hochgeſchätzt, wird es ſich nicht
nehmen laſſen, durch den Vortrag einer Reihe von Bravourſtücken
dem Ganzen eine beſondere Note zu geben. Die mit Geſchick
ge=
troffene Auswahl der Spielfolge wird in ihrem erſten Teil dem
ernſten Ereignis Rechnung tragen, aber im zweiten Teil durch
ſchneidige Militärmärſche und gefällige Konzertſtücke allen
Wün=
ſchen gerecht werden. Es iſt zu erwarten, daß dem guten Zweck
ein namhafter Betrag zugeführt werden kann, und empfiehlt es
ſich, rechtzeitig die Eintrittskarten zu dem volkstümlich gehaltenen
Preiſe von 50 Pf. in den bekannten Verkaufsſtellen zu beſchaffen.
Der Hausfrauenbund Darmſtadt richtet für die „nächſte Zeit eine
gemeinnützige hauswirtſchaftliche Beratungsſtelle
ein, die nicht nur den Mitgliedern des Vereins ſondern allen Frauen
Darmſtadts Auskunft über hauswirtſchaftliche Fragen geben ſoll. Es
iſt vorgeſehen, daß ein= bis zweimal im Monat, Mittwochs von 3 bis
5 Uhr, in unſeren Räumen (Heidelberger Straße 47, Eingang
Wilhelm=
ſtraße) Sprechſtunde abgehalten wird über ein beſtimmtes Gebiet, das
in den Bereich der Hauswirtſchaft gehört. Das Thema wird vorher in
den Tageszeitungen bekannt gegeben. Am 3. September wird in der
erſten Sprechſtunde von 3—5 Uhr eine ſtaatlich geprüfte Schweſter
Aus=
kunft über richtige Zubereitung von Krankenkoſt erteilen. Am 17.
Sep=
tember von 3—5 Uhr Auskunft über Heizungsfragen. Der
Hausfrauenbund hofft, daß ganz beſonders auch junge Frauen von
die=
ſer Beratungsſtelle fleißigen Gebrauch machen werden. Auch nehmen
wir gerne Anregungen entgegen, welche Zweige der Hauswirtſchaft zur
Beſprechung gewünſcht werden. Die Auskunft findet unentgeltlich
ſtatt.
— Stenographie und Maſchinenſchreiben. Bei der Stenographen=
Vereinigung Gabelsberger” Handwerkerſchule Ecke Karl= und
Nieder=Ramſtädter Straße, beginnen am Dienstag, den 2., und Freitag,
den 5. September, abends 7 und 8 Uhr, neue Kurſe in
Reichskurz=
ſchrift ſowie neue Redeſchriftkurſe. Täglich findet Maſchinenſchreib=
Unterricht Karlſtraße 23, Erdgeſchoß, ſtatt. (Vgl. heutige Anzeige.)
* Zuſammenſtöße. Geſtern nachmittag um 1.10 Uhr ſtieß ein
Motor=
radfahrer mit der Straßenbahn Ecke Bismarckſtraße und Landgraf=
Philipp=Anlage zuſammen. Der Motorradfahrer Schlapp aus
Egels=
bach wurde mit ſchweren inneren Verletzungen durch die Rettungswache
in das Städtiſche Krankenhaus gebracht. — Um 2.15 Uhr erfolgte auf
der Griesheimer Landſtraße in der Nähe des Waldfriedhofs ein weiterer
Zuſammenſtoß zwiſchen einem Radfahrer namens Ludwig Gries aus
Vüttelborn und dem Motorradfahrer Krei aus Laubenheim. Der
Rad=
fahrer wurde mit ziemlich ſchweren Verletzungen in das Städtiſche
Kran=
kenhaus verbracht, während der Motorradfahrer und ſeine Frau nach
Anlegen von Notverbänden wieder aus dem Krankenhaus entlaſſen
wer=
den konnten.
nicht ſo roſig iſt, wenn er in ſeinem Schaden daſteht, — das
alles bedachte und kannte ich nicht.”
Zum Ende des Interviews aber weiſt Keller auf das
Weſentliche hin, indem er ſcharf die Mißbräuche ſchildert, die in
ſeinem Lande getrieben werden von Menſchen, die ſich der Politik
zur Erreichung privater Ziele bedienen. Wenngleich negativ,
ſo urteilt er hier auf das Einfachſte und doch Deutlichſte alle
Vertreter einer Intereſſenpolitik ab, und ſtellt ſich feſt und ruhig
auf die Seite derer, die eine weitſchauende Staatspolitik fordern.
„Ich ſah, wie es in meiner geliebten Republik Menſchen
gab, die dieſes Wort zu einer hohlen Phraſe machten und
da=
mit umherzogen, wie die Dirnen, die zum Jahrmarkt gehen, ein
leeres Körbchen am Arm tragen. Andere betrachteten die
Be=
griffe Republik, Freiheit, Vaterland als drei Ziegen, die ſie
unabläſſig melkten, um aus der Milch allerhand kleine
Ziegen=
käslein zu machen, während ſie ſcheinheilig die Worte
gebrauch=
ten, genau wie die Phariſäer und Tartüffe. Andere wiederum
— als Knechte ihrer eigenen Leidenſchaften — witterten überall
nichts als Knechtſchaft und Verrat, gleich einem armen Hunde,
dem man die Naſe mit Quarkkäſe verſtrichen hat, und der
des=
halb die ganze Welt für einen ſolchen hält. Auch dies
Knecht=
ſchaftswittern hatte einen gewiſſen kleinen Verkehrswert, doch
ſtand das nationale Eigenlob immerhin noch höher.”
Nach dieſen eindeutigen Worten des Tadels aber ſchließt
Keller mit einer feſten und fröhlichen Zuverſicht:
„Alles zuſammen war ein ſchädlicher Schimmel, der ein
Gemeinweſen zerſtören kann, wenn er zu dicht wuchert; doch
befand ſich die Hauptſchar in geſundem Zuſtand,
und ſobald ſie ſich ernſtlich rührte, ſtäubte der
Schimmel von ſelbſt binweg.”
Nachdem er auf dieſe Art ſich zur bevorſtehenden
Reichstags=
wahl geäußert hatte, entließ mich Gottfried Keller mit
freund=
lichem Kopfnicken.
Walther Schennemann.
— Das Arbeitsgerichtsgeſetz iſt nunmehr drei Jahre in
Gel=
tung. In dieſer Zeit iſt bereits eine unerwartete Fülle von
Zweifelsfragen in der praktiſchen Anwendung gelöſt worden. Es
iſt daher ſehr zu begrüßen, daß gerade jetzt der bekannte
Baum=
bachſche Taſchenkommentar zu dieſem Geſetze in neuer Auflage
erſcheint. Dieſe zweite, völlig veränderte und ſtark vermehrte
Auflage iſt von Reichsgerichtsrat Dr. Königsberger
bearbei=
tet, der als Mitglied des Reichsarbeitsgerichts der berufene
Be=
arbeiter dieſer Ausgabe war. Er hat die Rechtſprechung nicht nur
des Reichsarbeitsgerichts, ſondern, ſoweit erforderlich, auch der
Landesarbeitsgerichte und der Arbeitsgerichte faſt erſchöpfend
berückſichtigt.
Nummer 241
Monkag, den 1. Sepkember 1930
Seite 3
Die große Haſſia=Kundgebung in Mainz.
Mainz felert begeiſterk das Wiederſehen mit den Angehörigen der alken Garniſon. — Ein Feſtzug und eine
Kundgebung, an der die ganze Stadk Ankeil nahm.
bg. Abzug der Beſatzung vom Rhein — 60jährige
Jubel=
feier des Mainzer Veteranenvereins —
Wieder=
ſehensfeier der Angehörigen der Regimenter
der ehemaligen Garniſon Mainz — unter dieſen drei
Markſteinen ſtand die große Kundgebung, die die
Kriegerkame=
radſchaft Haſſia” in Mainz beging. Wahrlich Veranlaſſung
ge=
nug, daß Tauſende und Abertauſende alter Soldaten, die in der
„Haſſia” und dem Reichskriegerbund „Kyffhäuſer” ſich
kamerad=
ſchaftlich zuſammengeſchloſſen haben, den Weg fanden nach der
alten Reichsfeſtung, in der ſie in hellen und in trüben Tagen
deut=
ſcher Geſchichte den Rock des deutſchen Soldaten getragen hatten.
Man leſe, welche Regimentsverbände einluden: Infanterie=
Regi=
menter 87, 88, 117: Feld=Artillerie=Regimenter 27, 63;
Fußartil=
lerie 3 und 18; Dragoner 6; Huſaren 13; Pioniere 21 und 25 —
Regimenter, die alle einſt in der Feſtung Mainz garniſonierten
— und man wird es verſtehen, daß der Aufmarſch, der unter
die=
ſen Fahnen geeinten alten Kameraden zu einer Maſſenkundgebung
werden mußte. Aber dieſe ſollte nicht von den Regimentsvereinen
allein beſtritten werden. Die Haſſia hat ja alte Soldaten aus
allen deutſchen Regimentern in ihren Reihen. Und ſo kamen denn
auch die 118er, die in Mainz eine große Vereinigung haben, kamen
die alten 115er und 116er, die 168er, die Leibdragoner von
Darm=
ſtadt und die Gardedragoner, die 61er Feldartilleriſten — und die
vielen Kameraden, die ſich, aus den anderen deutſchen
Regimen=
tern hervorgegangen, in: Kyffhäuſerbund und in der Haſſia
ge=
ſammelt haben. Denn neben den heſſiſchen Angehörigen der
Krie=
gervereine ſtanden die Vertreter der benachbarten preußiſchen
Landeskriegerverbände, die mit der alten Garniſon Mainz ja
be=
ſondere Bande verknüpfen. Und wie aus dem hohen Vogelsberg
und dem Odenwald, ſo kamen aus dem Dillkreis und dem
Weſter=
wald, von der Saar und aus Weſtfalen Vertreter und
Fahnen=
abordnungen der Kriegervereine, um ſich wieder einmal durch die
Straßen der alten Moguntia führen zu laſſen, wohin in den
letz=
ten Jahren die Gedanken in nachdenklichen Stunden oft gewandert
ſein mögen. Es ſteckt noch viel Liebe im deutſchen Volk zu dem
alten Heere und ſeinen Angehörigen — und ganz beſonders in
Mainz, der alten Soldatenſtadt, die durch den Wegfall der
Garni=
ſom wirtſchaftlich ſo ungemein ſchwer belaſtet wurde, kommt bei
jeder Gelegenheit, wo alte Soldaten in Gruppen auftreten, zum
Ausdruck, mit welcher Sympathie man dort die Bemühungen, die
Erinnerung an die alten Stammregimenter aufrecht zu erhalten,
begleitet. Das kam an den beiden Feſttagen, die das Jubelfeſt
des ſtärkſten Vereins der Haſſia, des Mainzer Veteranen=Vereins,
und die Kundgebung der Haſſia anläßlich der Rheinlandräumung
aufnahmen, wieder augenfällig zur Geltung. Die Ausſchmückung
der Straßen und die Anteilnahme, die am Samstag abend der
Einzug der Fahnenabordnungen in die Stadt nach der Stadthalle
fand, zeigten, daß es ſich um eine Kundgebung handle, an der die
ganze Stadt Anteil nahm. Schon wer um die Mittagsſtunden,
vom Bahnhof kommend, den Bahnhofsplatz überſchritt, ſah das für
Mainz typiſche Bild, das ein von der ganzen Bevölkerung
gefeier=
tes Feſt ankündigte: überall an den Straßenecken die
Menſchen=
gruppen in Erwartung der kommenden Dinge. Viel war zunächſt
noch nicht zu ſehen — wohl kamen bereits die Feſtteilnehmer aus
der weiteren Umgebung an, die über Nacht in der alten Garniſon
blieben — und da kehrten auch die Mitglieder des Jubilar=
Ver=
eins vom pietätvollen Gang nach dem Friedhof am
Veteranen=
denkmal zurück —, dann marſchierten die bereits anweſenden
Fahnenſektionen nach der Stadthalle; aber der Hauptbetrieb
ent=
wickelte ſich doch erſt am Abend, als Tauſende und Abertauſende
in ſchier beängſtigenden Maſſen den weiten Saal der Stadthalle
füllten, um dem
Feſtabend des Mainzer Veteranen=Vereins
beizuwohnen, als Hunderte wieder umkehrten, weil ſie keinen
Platz fanden und ſtändig — ein Zeichen der Ueberfüllung — ganze
Scharen ſich zwiſchen den Tiſchreihen Platz ſuchend, durchbewegten.
In die frohe Feſtesſtimmung erſchallen (die Muſik war ausgeführt
von der Kapelle des Katholiſchen Geſellenheims unter ihrem
Diri=
genten Bayer) die Klänge des 117er Parademarſchs — die
Ver=
ſammlung erhebt ſich und die Fahnenabteilungen marſchieren ein.
Umgeben von dem Wall der Fahnen, vor der alten ſchwarz=
weiß=
roten und der neuen Staatsfahne begrüßt der Vorſitzende des
Mainzer Veteranen=Vereins Herr Studienrat Metzner, die
Er=
ſchienenen, ſeiner Freude beſonders darüber Ausdruck gebend, daß
die Behörden, die ſtaatlichen wie die ſtädtiſchen, durch Abordnung
von Vertretern ihre Sympathie bekundet haben. Kaum hatte der
Redner geendet, ſo erſchallen von dem Saaleingang her
Händeklat=
ſchen und Hochrufe: der Großherzog von Heſſen
Protek=
tor der Haſſia, hat mit ſeinen beiden Söhnen den Saal betreten
und nimmt inmitten der Verſammlung am Tiſche des Präſidiums
Platz. Hierauf trug Kam. Hch. Bauer einen von Heinz Otto
Stahn verfaßten Prolog vor, in dem auf die Tage der Befreiung
von fremdem Joch Bezug genommen wurde.
„Doch ſind noch nicht alle die Wolken verbannt,
Noch leidet das Volk und das Vaterland,
Will Treue um Treu.
Das, was einſt die Alten zuſammengeſchweißt,
In neuer Zeit der alte Geiſt
Macht auch uns frei!”
Namens der Gäſte dankte Herr
Provinzialdirektor Dr. Wehner
für die Einladung zu der kameradſchaftlichen Zuſammenkunft. Er,
der in Kriegszeiten ſelbſt Führer im Felde geweſen, betonte die
Freude, mit der er immer im Kreiſe der Kameraden der alten,
ruhmreichen Armee weile. Auf erfolgreiche Arbeit im Dienſte des
Vaterlandes dürfe der Mainzer Veteranen=Verein zurückblicken;
der Dank der Provinzial= und Kreisbehörden gebühre ihm vor
allem für die vorbildliche ſoziale Arbeit, die er in den 60 Jahren
ſeines Beſtehens geleiſtet hat. Es wäre um unſer armes deutſches
Volk beſſer beſtellt, wenn der Geiſt wahrer Volksgemeinſchaft, wie
er in dem Verein gepflegt werde, überall zum Durchbruch komme
— der Geiſt, der auch unſere Armee, um die die ganze Welt uns
beneidet hat, groß gemacht. (Stürmiſcher Beifall!) Der Wille
zum Dienſt am ganzen, die ſtete Bereitſchaft für das ganze deutſche
Volk auch Opfer zu bringen: wenn dieſe Tugenden wieder die
Herrſchaft bekommen, dann wird es nicht ſchlecht beſtellt ſein um
die Zukunft des deutſchen Volkes. Auch Bürgermeiſter Hiemenz
überbrachte die Grüße der Stadtverwaltung.
Und nun erſchallten, meiſterhaft vorgetragen vom
Männer=
geſangverein „Cäcilia” Mainz, der ſpäter auch den g-Capella=Chor
Barbaroſſa” von Wiesner zu Gehör brachte, mit Begleitung des
Orcheſters die hehre Weiſe des Beethovenſchen. Die Himmel
rühmen” in den Saal. Namens der Kriegerkameradſchaft „Haſſia”
überbringt darauf deren 1. Präſident
Generalleutnant von Oidtmann
dem Jubelverein die Glückwünſche des Verbandes. Er gibt ſeiner
Freude Ausdruck, den Protektor der Haſſia, S. Kgl. Hoheit den
Großherzog in der Mitte ſeiner alten Kameraden begrüßen zu
können. Jubelrufe unterbrechen den Redner, die Tauſende erheben
ſich und nicht endenwollender Beifall dankt dem Großherzog, der
lebhaft nach allen Seiten winkt, für ſein Erſcheinen — und
ſpon=
tan erſchallt die Melodie des Deutſchlandliedes, deſſen erſte Strophe
von der Verſammlung geſungen wird. Erſt als dieſe beendet kann
Exz. v. Oidtmann in ſeiner Rede fortfahren und die
Ehren=
gabe überreichen, die die Haſſia dem Geburtstagskinde in Geſtalt
eines Fahnennagels und verdienten Kameraden des Mainzer
Veteranen=Vereins durch Verleihung der ihr zur Verfügung
ſtehen=
den Auszeichnungen widmete. Eine beſondere Ehrung wurde dem
82jährigen Ehrenvorſitzenden des Veteranen=Vereins. Wilhelm
Krämer zuteil, dem die Haſſia eine kunſtvoll gebundene
Ehren=
urkunde widmete.
Und dann kam die Reihe der Gratulanten: General Ritter v.
Danner, der im Namen des Reichskriegerbundes, „Kyffhäuſer”
ſprach; die Vertreter der Vorortkriegervereine Mombach, Kaſtel,
Weiſenau und Gonſenheim überreichten Fahnennägel; der
Krie=
gerverein Gießen ſchloß ſich an und der Stahlhelm. Die heſſiſchen
Regimentsvereine ließen durch Oberſtleutnant Henrici einen
Fahnennagel überrei hen, der Bezirk Oppenheim und Offenbach
erſchienen als Gratulanten, Geh.=Rat Dörr übergab im Namen
des Wormſer Vereins ein Hindenburgbild, und der Vorſitzende
der Mainzer Ortsgruppe des Vereins ehem. 118er, Hans
Freund, widmete dem Jubilarverein einen Fahnennagel.
Un=
terdeſſen aber war der Vorhang auf der Bühne
auseinanderge=
gangen; unter einem großen Eiſernen Kreuz, umgeben von den
vielen Fahnen, ſtand verhüllt die neue Fahne des Veteranen=
Vereins, die darauf Exz. v. Oidtmann weihte und mit dem
alten Spruche „Gott — Ehre — Vaterland” dem
Vor=
ſitzenden des Vereins übergab. Auch ein Vertreter der Marine kam
noch zu Wort und ein Führer der Haſſia=Jugend, die in ihrer
ſchmucken, einheitlichen Kleidung einen guten Eindruck machte.
Nachdem der Senior der Verſammlung, Herr Krämer, noch
einige ernſte und mahnende Worte an die Verſammlung gerichtet
hatte, dankte Studienrat Metzner allen, die an der
Ausgeſtal=
tung des Abends beteiligt waren, und teilte mit, daß der Mainzer
Veteranen=Verein den erſten Präſidenten der Haſſia, Exz. von
Oidtmann, und den zweiten Präſidenten, Oberregierungsrat
Lindenſtruth, zu Ehrenmitgliedern ernannt habe Außerdem
habe er einen Wanderpreis für die Haſſia=Jugend geſtiftet. Mit
dem von Herrn P. T. Keßler gedichteten „Unſer
Fahnen=
lied”, das gemeinſchaftlich geſungen wurde, hatte der erſte Teil
des Programms ſein Ende gefunden. Bei muſikaliſchen
Darbie=
tungen blieb die Mehrzahl der großen Verſammlung noch geraume
Zeit zuſammen — und immer wieder ſchallte in das Summen,
das um ſolchen Menſchenmaſſen liegt, ein beſonders freudiger Ton:
dann hatten wieder zwei Kameraden ſich gefunden, die einſt in
ſchweren Stunden Schulter an Schulter geſtanden hatten.
Der Sonntag brachte nach dem Feſtgottesdienſt in den
Kirchen und der Gedächtnisfeierder Regimenter mit
Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof den großen
Aufmarſch der Feſtteilnehmer. Schon am frühen Morgen ſetzte
eine kleine Völkerwanderung nach Mainz ein — Eiſenbahn.
Laſt=
autos und Omnibus brachten immer neue Scharen, die das
Haſſia=
abzeichen und neben dem geſchmackvollen Feſtabzeichen Orden und
Ehrenzeichen aus Kriegs= und Friedenszeiten trugen, nach Mainz.
Bald beherrſchten die Teilnehmer an der Kundgebung der
Krie=
gervereine das Straßenbild.
Der Feſtzug
mit etwa 5000 Teilnehmern war eine machtvolle Demonſtration
für die in der Haſſia vertretenen Gedanken. Am
Gutenbergdenk=
mal nahm das Präſidium der Haſſia mit den Ehrengäſten den
Vorbeimarſch ab — mehr als einundeinehalbe Stunde nahm er
in Anſpruch. Strammen Schrittes zogen die alten und jungen
Krieger, oft geführt von Offizieren ihres Truppenteils in
Uni=
form, vorüber, begrüßt von der dicht den Bürgerſteig
fül=
lenden Menge von Zuſchauern, die ihrer
Sym=
pathie beſonders laut Ausdruck verlieh, wenn
alte Friedensuniformen der Mainzer
Regimen=
ter erſchienen. Ueber 70 Nummern führte der Zug —
Starkenburg, Oberheſſen, Rheinheſſen hatten Vertreter entſandt,
150 Fahnen wurden vorübergetragen — und beſonders
imponie=
rend war der Vorbeimarſch einzelner Regimentsvereine, die
teil=
weiſe in überraſchender Stärke in ſtrammer Marſchdiſziplin die
Tradition ihres Regiments vertraten. Viele alte Offiziere —
darunter eine ganze Anzahl Generäle und Exzellenzen — hatten
es ſich nicht nehmen laſſen, den ganzen Zug in Reih und Glied
mit alten Regiments= oder Waffenkameraden in der glühenden
Hitze mitzumachen. Ihnen, den trotz der weißen Haare noch
ſtramm die goldenen Epauletts tragenden Offizieren galten
be=
ſonders lebhafte Zurufe der Zuſchauer. Vor der Stadthalle
ſam=
melten ſich die Vereine, die unter der ſtrahlenden Sonne nun den
Feſtakt der Haſſia
miterleben wollten. Auch hier hatte die Kapelle des Kath.
Ge=
ſellenvereins wieder die muſikaliſche Umrahmung übernommen,
während ein aus Mitgliedern verſchiedener Mainzer
Geſangver=
eine zuſammengeſtellter Chor unter Muſikdirektor Stauffers
Stabführung den Befreiungschor „Frei iſt der Rhein” unter
dem Jubel der Zuhörer vortrug.
Exzellenz v. Oidtmann
ſprach auch hier die Begrüßungsworte, die er an die Vertreter
der Staatsbehörde, an die anweſenden Geiſtlichen der drei
Kon=
feſſionen und an die Kameraden der Haſſia und an die
benachbar=
ten Kriegerverbände richtete. Er dankte auch beſonders der Stadt
Mainz, die bei den Vorbereitungen des Feſtes großes
Entgegen=
kommen bewieſen habe. — Herr
Provinzialdirektor Dr. Wehner
überbrachte die Grüße und Wünſche des zu ſeinem Bedauern
per=
ſönlich verhinderten Staatspräſidenten und der ebenfalls
unab=
kömmlichen Miniſter. Wir freuen uns, führte Redner in ſeiner
markigen Anſprache aus, von Herzen, daß nun auch die alten
Sol=
daten wieder nach Mainz kommen können, die Männer, die einſt
den lebendigen Wall um die deutſche Heimat geſtellt haben. In
die Freude darüber miſcht ſich die Trauer um die zwei Millionen
Tote, um die Volksgenoſſen, die aus dem Verband des
Vater=
landes herausgeriſſen wurden, und nicht zuletzt auch darüber, daß
Mainz, das 2000 Jahre die Wacht für das deutſche Vaterland
ge=
ſtellt hat, zum erſten Male in ſeiner Geſchichte ohne Garniſon
da=
ſteht. Noch ſind wir nicht frei (Danzig, der polniſche Korridor,
Entwaffnung, die uns auferlegte Verpflichtung, keine Kolonien
haben zu dürfen, die Kriegsſchuldlüge ſind Zeichen dafür) —, ſo
aber können und wollen wir nicht weiterleben. Der Kampf um
die deutſche Freiheit kann erſt enden, wenn wir die Sklavenketten
gebrochen haben. (Stürmiſcher Beifall.) Daß in dieſem Kampfe
die alten Soldaten nicht fehlen dürfen, iſt eine Binſenwahrheit,
die in dieſem Kreiſe nicht beſonders ausgeſprochen zu werden
braucht. Aus ihren Reihen aber ſollte auch das Signal geblaſen
werden, daß das deutſche Volk zum Sammeln gegen Zwietracht
und Zerſpaltung ruft. Erſt dann kann es aufwärts gehen mit
unſerer Nation. Der mit ſtarkem Beifall aufgenommenen Rede
folgte ein Willkommensruf, den
Bürgermeiſter Dr. Ehrhardt
namens der Stadtverwaltung ausſprach. Stolz dürfe die alte
Moguntia die ehemaligen Soldaten in ihren Mauern, begrüßen,
denn ſie wiſſe, daß die Mainzer Bevölkerung in den ſchweren
Jah=
ren, die hinter uns liegen ihre Schuldigkeit getan habe. Sie habe
ſich damit der wackeren Männer würdig erwieſen, die einſt hier
in Garniſon geſtanden haben. „Hoffen wir” ſo beendete Dr
Ehr=
hardt ſeine Anſprache „daß die Befreiungsfeiern am Rhein der
Auftakt werden für die große Volksfeier, die dann kommen ſoll,
wenn die Sonne der Freiheit über ganz Deutſchland lachen wird.”
Exz. v. Oidtmann faßte den Sinn dieſer Feierſtunde
zu=
ſammen in der Mahnung, dem Vaterlande und ſeinem
ehrwürdi=
gen Reichspräſidenten Treue und Gefolgſchaft zu leiſten in den
kommenden ſchweren Wochen. Sein Hoch galt dem deutſchen
Vater=
lande und Hindenburg.
Die unbarmherzig niederbrennende Sonne hatte die Menge,
die dem Feſtakt beiwohnten, bald gelichtet — alles ſtrömte nun in
die Stadt, wo in den verſchiedenen Lokalen die Regimentsvereine
ſich zu Wiederſehensfeiern zuſammenfanden. Und wer da nicht
be=
teiligt war, fand den Weg zu den Feſtkonzerten auf den
verſchie=
denen Plätzen — bis die Abſchiedsſtunde ſchlug und das ohne
jeden Mißklang verlaufene Feſt — anerkennenswert war die
Diſziplin der alten Soldaten, aber auch der Bevölkerung — auch
für ſie ein Ende erreichte.
Die Feier findet am heutigen Montag mit einer Feſtfahrt auf
dem Rhein nach St. Goar und zurück ihren harmoniſchen Abſchluß.
Sommertagung zes Landesverbandes Seſſen=Darmſtadt
im Reichsverband des Deutſchen Gartenbaues.
Anläßlich der 600=Jahrfeier der Stadt Darmſtadt hält der
Landes=
verband Heſſen im Reichsverband des Deutſchen Gartenbaues am 31.
Auguſt und 1. September ſeine diesjährige Sommertagung in
Darm=
ſtadt ab. Im Mittelpunkt der Veranſtaltungen ſtand die öffentliche
Hauptverſammlung am Sonntag. Der Landesverbandsvorſitzende, Herr
Friedrich Böſenberg (Laubenheim), konnte viele Vertreter der
ſtaat=
lichen und ſtädtiſchen Behörden begrüßen, ſo Herrn Miniſter Korell und
Miniſterialrat Heyl vom Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft,
Ober=
finanzrat Uhrig vom Finanzminiſterium, Oberregierungsrat Kadel vom
Landesfinanzamt, Dr. André und Dr. Pebler von der
Landwirtſchafts=
kammer, als Vertreter der Stadt Herrn Bürgermeiſter Ritzert, Direktor
Seeger vom Landwirtſchaftsamt, Schulrat Löſch, Syndikus Schüttler,
Dr. Kollbach. Herr Böſenberg wies in ſeiner Begrüßungsanſprache auf
die wirtſchaftliche Notlage hin, in der ſich die einheimiſche Gärtnerei
heute befindet, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß es mit Hilfe des
Staates und der Selbſthilfe gelingen möge, die heutige ſchwere Zeit zu
überſtehen. Herr Miniſter Korell überbrachte die Grüße der
Staats=
behörden und ſagte die Unterſtützung der Regierung zu, betonte aber,
daß die Selbſthilfe Vorausſetzung ſein müſſe. Weiter wies er auf die
große Bedeutung der Erziehung des Konſumenten zum Verbrauch
deut=
ſcher Erzeugniſſe hin. Die Exiſtenz des Erwerbsgärtners liege der
Regierung ſehr am Herzen. Auch Herr Bürgermeiſter Ritzert als
Vertreter der Stadt Darmſtadt ſchilderte die ſchönen Seiten des
gärt=
neriſchen Berufes und wies auf die Verbundenheit zwiſchen Darmſtadt
und dem Gartenbau hin. Er wünſchte der Tagung einen vollen
Er=
folg. Für die Heſſiſche Landwirtſchaftskammer ſprach Dr. Andre
und für das Stadtſchulamt Stadtſchulrat Löſch. Für die ſüddeutſchen
Nachbarverbände, Bayern, Württemberg, Baden, Pfalz und Heſſen=
Naſſau übermittelte Herr Haug=Stuttgart die beſten Grüße und
Wünſche; er wies auf die erſprießliche Zuſammenarbeit der ſüddeutſchen
Verbände hin. Im Anſchluß an die Begrüßungsanſprachen hielt
zu=
nächſt der Leiter der gärtneriſchen Verſuchsanſtalt in Friesdorf bei
Bonn, Herr Max Löbner, einen intereſſanten und lehrreichen
Vor=
trag über
Forſchungs= und Verſuchsergebniſſe auf dem Gebiete
des Blumen= und Pflanzenbaues,
in dem er etwa folgendes ausführte: Während der Gärtner nach dem
Kriege verhältnismäßig gute Erwerbsverhältniſſe vorfand, iſt ſeit dem
Frühjahr dieſes Jahres ein Wechſel eingetreten, der uns ernſte Sorgen
bereitet. Jeder einzelne von uns kann über dieſe ſchlechte Lage nur
unter Aufbietung aller Kräfte hinwegkommen. Fleiß, Klarheit über
die Höhe der abſetzbaren Anzuchten, Ausnutzung aller Möglichkeiten,
höchſtqualifizierte Erzeugniſſe und feſter Glaube, daß nach ſchwerem
wirtſchaftlichem Niedergange auch wieder ein Aufſtieg kommen muß, ſei
nötig. Gute Erzeugniſſe werden auch in Zukunft zu vernünftigen
Preiſen ihre Abnehmer finden, während jede minderwertige „Ware‟
den Kompoſthaufen vergrößert und unſere Einnahmen vermindert.
Gute Pflanzenkulturen erreichen wir, wenn wir die Lehren einer
ge=
ſunden Pflanzenvermehrung, einer guten Ernährung der Pflanzen
durch Düngung und einer von der Gewiſſenhaftigkeit und dem feinen
Gefühl des Gärtners abhängigen Kultur beherzigen. Die beſten
Kultur=
pflanzen am Ende einer Kulturperiode ſollte man nicht verkaufen,
ſon=
der als Mutterpflanzen zur Vermehrung verwenden. Unſere Kulturen
ſollten in ſtändiger guter Ernährung gehalten werden. Der kleineren
guten, aber billigeren Pflanze gehört die Zukunft. An Hand vieler
Beiſpiele, meiſt aus ſeinem Arbeitsgebiete in der Gärtneriſchen
Ver=
ſuchsanſtalt der rheiniſchen Landwirtſchaftskammer in Friesdorf, zeigte
der Vortragende, wie durch zweckmäßige Maßnahmen Vermehrung,
Er=
nährung, Kultur und andere Forſchungs= und Verſuchsergebniſſe im
Blumen= und Pflanzenbau das Ziel zu erreichen iſt.
Nach dieſen, das techniſche Gebiet der Gärtnerei betreffenden
Aus=
führungen behandelte Herr Syndikus Siegmund=Berlin die
ſchwere wirtſchaftliche Lage des deutſchen
Garten=
baues unter beſonderer Berückſichtigung der
heſſi=
ſchen Verhältniſſe, zu deren Ueberwindung neben der Hilfe
des Staates Geſchloſſenheit des Berufsſtandes notwendig ſei. Dann
ging der Vortragende näher auf die im Hilfsprogramm des
Reichsver=
handes des Deutſchen Gartenbaues niedergelegten Vorſchläge zur
För=
derung der Erzeugung und des Abſatzes von Obſt, Gemüſe, Blumen und
Zierpflanzen ein.
Die wirtſchaftliche Lage des einheimiſchen Gartenbaues ſei
gekenn=
zeichnet durch die Tatſache, daß im Verlaufe des Jahres 1929 und zu
Beginn des Jahres 1930 die Preiſe der wichtigſten Erzeugniſſe unter die
Vorkriegshöhe geſunken ſind. Darüber hinaus ſeien wichtige Produkte
teilweiſe überhaupt nicht abzuſetzen geweſen; das Angebot an Wirt=
ſchaftsobſt wäre nur außerordentlich ſchwer unterzubringen, und auch in
den Erzeugniſſen des Blumen= und Pflanzenbaues ſei die Nachfrage
weit hinter dem Angebot zurückgeblieben. Die Preiſe für die erſten
deutſchen Frühgemüſe hätten in dieſem Jahre weit unter der
Rentabili=
tätsgrenze gelegen.
Der Schlüſſel für die die Exiſtenz des Gartenbaues äußerſt
be=
drohende Entwicklung liege in dem ſeit 1924 immer gefährlicher
gewordenen ausländiſchen Wettbewerb. Zur Verkehrspolitik ſei
beſon=
ders bedeutſam der energiſche Ruf nach der endlichen Abſchaffung des
das Auslandserzeugnis tariflich begünſtigenden Reexpeditionsverkehrs
in München und Frankfurt a. M. und ferner die Forderung eines
Son=
dertarifes für einheimiſche ſtandardiſierte Ware.
Die Hergabe weiterer Reichskredite zum Ausbau der einheimiſchen
Gemüſe= und Blumentreibereien ſowie der Ueberwinterungs= und
Lager=
räume für Obſt und Gemüſe hält der Reichsverband für beſonders
produktiv. Zur Steuer= und Sozialpolitik werde die klare Anerkennung
des Grundſatzes der Verbundenheit von Landwirtſchaft und Gartenbau
gefordert. Der heſſiſche Gartenbau ſei ſteuerlich im Vergleich zu den
anderen Ländern überlaſtet, weil er ſowohl die Steuern der
Landwirt=
ſchaft, als auch die Steuern des Gewerbes zu zahlen habe. Dieſe
un=
gerechtfertigte ſteuerliche Ueberlaſtung habe eine Entwicklung des
heſſi=
ſchen Gartenbaues verhindert und wirke ſich in der jetzigen
Wirtſchafts=
kriſe beſonders ſchwer aus. Es müſſe in dieſer Beziehung ſofortige
Abhilfe durch die heſſiſche Staatsregierung erwartet werden. Die
end=
liche Anerkennung der Verbundenheit von Landwirtſchaft und
Garten=
bau ſei ebenſo notwendig wie dringend auf dem Gebiete des
Sozial=
rechtes.
Ueberleitend zu den Maßnahmen auf techniſchem Gebiete, zur
För=
derung der Produktion und des Abſatzes bei den einzelnen
Betriebs=
zweigen des Gartenbaues, werden Leiſätze zum Ausbau des
Ausbil=
dungs= und Forſchungsweſens formuliert. Zur Förderung der
Produk=
tion an Obſt und Gemüſe werden eine ganze Anzahl techniſch=
wiſſen=
ſchaftlicher und betriebswirtſchaftlicher Vorſchläge unterbreitet. Auf dem
Gebiete der Abſatzförderung ſtehe der Ausbau der Abſatzorganiſationen.
Zum Schluſſe nahm die Verſammlung einſtimmig folgende
Entſchließung
an: Die anläßlich der Landesverbandstagung in Darmſtadt zahlreich
verſammelten heſſiſchen Erwerbsgärtner bitten die Staatsregierung
dringend: 1. von der Reichsregierung die umgehende Durchführung
han=
delspolitiſcher Schutzmaßnahmen für den Gartenbau zu fordern. Die
kataſtrophale Abſatzlage für unſere einheimiſchen Erzeugniſſe,
herbei=
geführt durch eine ſinnloſe Ueberſchwemmung mit Auslandsware, macht
jede Rentabilität der Betriebe unmöglich; 2. von der Reichsregierung
die umgehende Vorlage eines Geſetzes zur Regelung der gärtneriſchen
Rechtsverhältniſſe zu fordern; 3. den geſamten heimiſchen
Erwerbs=
gartenbau von der Gewerbeſteuer zu befreien und ihn von der
Ge=
bäudeſonderſteuer nach Maßgabe der für die landwirtſchaftlichen Betriebe
geltenden Vorſchriften zu entlaſten.
Die Durchführung des vom Reichsverband des Deutſchen
Garten=
baues vorgeſchlagenen Hilfsprogramms iſt daher für die Erhaltung des
heimiſchen Gartenbaues unerläßlich.
Der ſtarke Beifall der Zuhörer darf als Beweis dafür angeſehen
werden, daß die Vorträge mit hohem Intereſſe aufgenommen wurden.
Der Landesverband darf dieſe Tagung als einen vollen Erfolg für ſeine
Sache buchen.
Mit Worten des Dankes ſchloß der Landesverbandsvorſitzende gegen
6 Uhr die gut verlaufene Verſammlung.
Di eiegaeche
Konzerte: Schloßkeller, Café Oper, Hotel Schmitz, Zum
Dat=
terich. — Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und
Palaſt=Lichtſpiele.
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(6-89
zrnoid Holste Wue. Bielefe
Seite 4
Monkag, den 1. September 1930
Nummer 241
Jungmeiſterinnen= und Jungmeiſtertag
für die Provinz Starkenburg.
Feietlicheülberreichung derMeiſkerbriefe
Die Turnhalle am Woogsplatz war für dieſen bedeutſamen
Tag im Leben der jungen Handwerker feſtlich geſchmückt. Die
rot=
weißen Fahnen Heſſens und die grünenGirlanden, aus deutſchen
Fichtenäſten gewunden, waren ein ſchönes Symbol für die
Boden=
ſtändigkeit und Heimattreue der deutſchen Handwerker. Die
Innungszeichen der einzelnen Handwerkerberufe grüßten von der
Galerie herab in den Saal und legten beredtes Zeugnis ab. für
das Standesgefühl und den berechtigten Stolz des deutſchen
Handwerkers, den ihm auch die ſchwere Zeit mit all ihrer
wirt=
ſchaftlichen Not nicht hat rauben können. Eine freudige Unruhe
ging durch den ganzen Saal, in dem ſich die Prüflinge mit ihren
Angehörigen und ihren Prüfungsmeiſtern eingefunden hatten, um
gemeinſam die bedeutſame Stunde zu feiern. Als der Vorſitzende,
Malermeiſter Georg Kraus, die Feier eröffnete, verſtummte
alles ſofort. Und nun ſchwebten die weihevollen Klänge des
Händelſchen Largos durch den Saal und fanden ihren Widerhall
in den ernſt=frohen Geſichtern der Jungmeiſterinnen und
Jung=
meiſter. Der ſchöne Vortrag des Stadtorcheſters unter
Kapell=
meiſter Schlupp feſſelte alle Teilnehmer der Feier und ließ ſie
Anteil haben an der gehobenen Stimmung der jungen
Meiſterin=
nen und Meiſter. „Nachdem die Singmannſchaft der Darmſtädter
Turngemeinde 1846 zwei Lieder zum Vortrag gebracht hatte, die
den deutſchen Wald und die Kunſt beſangen, ſpielte das
Stadt=
orcheſter die Egmontouvertüre. Als das wuchtige Finale
ver=
klungen war, trug Herr Thomas einen Vorſpruch vor, der von
K. H. Göbel verfaßt war und in der von Begeiſterung
getrage=
nen Ermahnung ausklang: „Bleibt Meiſter! Bleibt’s in ſeinem
edelſten Bedeuten‟ Der Beifall der jungen Meiſter zeigte, wie
ſehr ihnen dieſe Worte aus dem Herzen geſprochen waren. Dann
ergriff der Vorſitzende, Herr Kraus, das Wort. Er begrüßte
die Gäſte, unter den vielen beſonders Herrn Regierungsrat Dr.
Schnell vom Finanzminiſterium, Herrn Oberbaurat Heuſel,
der im Auftrag der Stadtverwaltung erſchienen war, und Herrn
Stadtſchulrat Loeſch Herr Kraus führte aus, daß die
Prüf=
linge an dem Ziel ihres bisherigen Strebens ſtehen: „Sie ſind
Meiſter geworden. Aber er betonte auch, daß alles Leben ein
Kampf und ein Streben ſei; ſchwere Arbeit erwarte die jungen
Handwerker draußen im ſelbſtändigen Berufsleben. Nicht nur im
perſönliche Exiſtenzkampf, ſondern auch in dem ſchweren Ringen,
das heute unſer Volk führen muß. Die jungen Meiſterinnen und
Meiſter möchten der Tradition des deutſchen Handwerks eingedenk
ſein und in Einigkeit und Zuſammenhalt einen Grundpfeiler des
deutſchen Vaterlandes bilden, wie es ihnen zukomme. Nach Herrn
Kraus ſprach Direktor Schüttler von der Handwerkskammer;
er dankte der Prüfungskommiſſion für ihre Mühe, dann wandte
er ſich an die Jungmeiſterinnen und Jungmeiſter Sie müßten jetzt
das, was ſie bisher an Ausbildung empfangen hätten, an
Lehr=
linge weitergeben. Das lege ihnen eine große Verantwortung
auf. Sie ſollten aber alles dies auf ſich nehmen im Gedenken an
Geſchichte und Tradition des Handwerks. Und noch eine Miſſion
harre ihrer: Mitzuarbeiten an der inneren Wandlung von der
Leere, moderner Sachlichkeit” zur Wiederbelebung künſtleriſcher
Form. Sie ſollten helfen, wieder Seele in die mechaniſierte Arbeit
zu legen. Regierungsrat Dr. Schnell überbrachte die
Glück=
wünſche vom Finanzminiſterium, Abteilung Bauweſen. Er
be=
tonte beſonders die Fürſorge des heſſiſchen Staates für das
Bau=
handwerk und gab weiterhin der Hoffnung Ausdruck, daß das
Handwerk ſich die Mittel der modernen Technik zu eigen mache
und ſo ſeine Weltgeltung ſich erhalte. Oberbaurat Heuſel
ſprach im Namen des Oberbürgermeiſters und der
Stadtverwal=
tung Dank und Glückwünſche aus. Er bewundere den
Idealis=
mus, der heute noch ſo viele junge Menſchen ein Handwerk
er=
greifen laſſe trotz der ungünſtigen Lage und der induſtriellen
Konkurrenz.
Stadtſchulrat Loeſch, als Vertreter des Stadtſchulamts und
der Berufsſchule, wies darauf hin, daß nicht nur die praktiſche,
ſondern auch die theoretiſche Ausbildung notwendig ſei.
Berufs=
berater Boch vom Arbeitsamt bewunderte den Mut. mit dem ſo
viele ein Handwerk erlernen, trotz der ſchwierigen Bedingungen
heutzutage, und er ſehe hierin eine Beſtätigung der
Berufsbera=
tung des Arbeitsamts, das immer wieder zu, einem Handwerk
rate. Stadtverordneter Syndikus Dr Kollbach ergriff dann
noch das Wort: Mit frohem Blick müſſen die jungen Handwerker
in die Zukunft ſchauen und nicht nur auf ihrem Fachgebiet Gutes
leiſten, ſodern auch verſuchen, auf Geſetzgebung und Verwaltung
Einfluß auszuüben. Als letzter begrüßte Jungmeiſter Thomas
Wenzel die Gäſte und dankte der Prüfungskommiſſion für ihre
Mühe. Er ſchloß mit einem Hoch auf das deutſche. Handwerk.
Dann teilten die einzelnen Prüfungsmeiſter ihren Prüflingen die
Meiſterzeugniſſe aus. Mit lachenden Augen, die verliehenen
Diplome unterm Arm, verließen die Jungmeiſter den Saal,
wäh=
rend die Kavelle einen Marſch intonierte. Der Vorſitzende, Herr
Kraus, hatte noch den Mitwirkenden gedankt und auf das
ge=
meinſame Eſſen mit dem anſchließenden fröhlichen Beiſammenſein
im Saalbau aufmerkſam gemacht. Dort ſollte der Frohſinn
unein=
geſchränkt herrſchen, nachdem hier der ernſte Teil zu Ende ſei.
Die erhebende Feier wird allen denen, die ins Meiſtertum des
Handwerks geſtern eingetreten ſind unvergeßlich bleiben. Aber
auch denienigen, die ſie hinüberbegleitet haben vom Geſellentum
in den Meiſterſtand, wird ſicher oft und gerne dieſe Stunde, die
uns deutſches Handwerk in ſeiner ganzen ſtolzen Kraft vor Augen
führte, in Erinnerung bleiben.
Es hatten ſich zur Prüfung gemeldet: 11 Autoſchloſſer 1
Auto=
mechaniker, 68 Bäcker, 2 Bildhauer, 16 Bauſchloſſer, 1
Karoſſerie=
ſchloſſer, 2 Buchbinder, 4 Buchdrucker, 3 Dachdecker 10
Damen=
ſchneiderinnen, 5 Dreher, 56 Elektriker (1929 und 1930), 2
Elektro=
maſchinenbauer, 1 Fahrradmechaniker, 31. Friſeure, 4 Glaſer,
1 Spielwarendreher, Graveur, 4 Konditoren, 1 Küfer 2
Kürſch=
ner 1 Lackierer, 2 Maſchinenſchloſſer, 27 Maurer, 3 Mechaniker,
1 Schnittmacher, 40 Metzger. 1 Motorenſchloſſer, 1 Ofenſetzer,
4 Portefeuiller, 6 Sattler, 3 Putzmacherinnen, 5 Schmiede, 19
Schneider. 9 Schornſteinfeger 31 Schreiner. 11 Schriftſetzer, 5
Schuhmacher. 11 Spengler, 4 Inſtallateure, 3 Steinhauer, 5
Tape=
zierer und Polſterer, 2 Vulkaniſeure, 1 Wagenlackierer, 10
Wag=
ner, 1 Wagen= und Karoſſeriebauer, 35 Weißbinder, 12
Weiß=
näherinnen, 1 Werkzeugmacher, 31 Zimmerer.
Im Rahmen der Meiſterdiplomverteilung an die Jungmeiſter
und Jungmeiſterinnen wurde, Herrn Wagnermeiſter Klepper,
wenn auch mit zweijähriger Verſpätung, das Diplom für 25jähr.
Meiſterjubiläum überreicht.
Einer der Jungmeiſter, Wendel Thomas, verunglückte kürzlich
mit dem Motorrad und liegt im Eliſabethenſtift. Herr
Maler=
meiſter Kraus hat ihm am Samstag nachmittag ſein Diplom ans
Krankenbett gebracht.
Das große Jubiläums=Reit= u. Fahrturnier in Darmſtadt
Den Abſchluß des erſten Turniertages bildete der Reiterabend
in der „Krone”, einem gemütlichen Beiſammenſein der
Turnier=
teilnehmer mit den Ehrengäſten, beſonders den behördlichen
Ver=
tretern, die Herr Oekonomierat Heil=Habitzheim herzlich
be=
grüßte. Herr G. Rau, der Präſident des Reichsverbandes für
Zucht und Prüfung von deutſchem Warmblut und zugleich
Ver=
treter des deutſchen Reitervereinsweſens, ſprach im Namen dieſer
Organiſationen Glückwünſche zu dem bisherigen ausgezeichneten
Verlauf des Turniers aus, das ſich würdig der großen Olympiade
anſchließe. Er ermahnte beſonders zur Einigkeit, veranlaßt durch
das Fehlen der berittenen Polizei beim Turnier, was beſonders
von Darmſtadt nicht verſtanden wird. Im Namen der
Staatsregie=
rung ſprach Herr Miniſterialdirektor Dr. Rößler, im Namen
der Stadt Herr Th. Stemmer ſen. Der Abend nahm einen
harmoniſchen Verlauf.
Zweiter Tag.
* Auch der zweite Tag des großen Reit= und Fahrturniers
war vom herrlichſten Wetter begünſtigt. Wenn es die Sonne auch
arg gut meinte und die Staubwolken ſich hin und wieder ſchwer
auf Kleidung und Lungen legten, iſt doch auch der zweite Tag
ohne Unfall vergangen.
Sportlich brachte der Sonntag hochintereſſante Momente,
be=
ſonders in den ſchweren Prüfungen der Jagdſpringkonkurrenzen,
in denen 16 Hinderniſſe einſchließlich Doppelwaſſergraben und
Wall zu nehmen waren und die beſonders Frl. Vierling mit
bewundernswertem Schneid unermüdlich im Sattel ſah und die
in einer Konkurrenz mit drei Pferden zur Preisverteilung
ritt, wenn das Sportglück ihr auch nicht ganz ſo hold war, wie
Frau Irmgard von Opel, die im Verhältnis wohl am beſten
abſchnitt. Frl. Creutzer hingegen war auch am 2. Tag von Pech
verfolgt, ſie konnte trotz ausgezeichneten Reitens in der ſchweren
Prüfung des Amazonen=Jagdſpringens nur den 5. Platz belegen
und mußte im „Großen Preis von Darmſtadt” aufgeben. Von den
Herren gewann Hauptmann Hartmanns ,Balmung” dieſe
ſchwere Konkurrenz unter Frl. Vierling.
Der Beſuch der Veranſtaltung war geſtern auch von auswärts
ſehr gut. Die Tribünen waren ausverkauft. Insgeſamt mögen
5000 Zuſchauer dageweſen ſein. Lebhaftes Intereſſe erregten
wiederum die Schaunummern, beſonders die Vorführung des
wun=
dervollen Hengſtmaterials des Landesgeſtüts im Fahren und
Rei=
ten. Auch die Jugend Darmſtadts konnte wieder lebhaften
Bei=
fall ernten.
Die Vorprüfungen begannen ſchon wieder am Vormittag um
8 Uhr mit einem Geländeritt, den Herr Oblt. Rettig ſehr
in=
tereſſant zu geſtalten wußte und der als Vorprüfung für die
Viel=
ſeitigkeitsprüfungen galt. Koppelritt, Hürden und Kletterſtollen
waren zu nehmen, damit die Reiter den Beweis erbringen
konn=
ten, ihre Pferde dahin zu bringen, wo es verlangt würde. Leider
ereigneten ſich hierbei zwei Stürze, die aber gut abliefen.
Nachſtehend die Reſultate des Sonntags:
Preis vom Frankenſtein (Jagdſpringen Klaſſe A) als Teilprüfung
für die Vielſeitigkeitsprüfung der heſſiſchen Reitervereine.
Für Vorgeſchrittene.
1. Preis u. Ehrenpreis des Herrn Miniſterialrat Dr. Gadow=
Darm=
ſtadt: W. Wulf jun, Büttelborn, mit „Fanny”. — 2. Preis:
Rolf Müller=Georgenhauſen mit „Tell. — 3. Preis: Fritz Heil=
Habitzheim mit „Lola” — 4. Preis: Heinrich Horter=
Köngern=
heim mit „Huſar”. — Totes Rennen: 5. Preis: A. Schmidt=
Wix=
hauſen mit „Max” und Georg Frey I.=Wixhauſen mit „Lotte‟.
Totes Rennen: 7. Preis; W. Friedmann=Büttelborn mit „Max”
und L. Becker=Arheilgen mit „Lotte‟.
Amazonenjagdſpringen, Klaſſe T.
1. Preis: Profeſſor Dr. Schmidt=Ludwigshafen mit „Trude‟,
Reiterin; Frl. Hildegard Vierling. — 2 Preis; Frau
Irmgard von Opel= Schloß Weſterhaus mit „Hobel”; Reiterin;
Beſitzerin. — 3. Preis: Dr. Bartram=Mannheim mit „Winzige‟
Reiterin: Frl. H. Vierling. — 4. Preis: Frau Irmgard von Opel.
Schloß=Weſterhaus, mit „Nanuk”; Reiterin; Beſitzern. — 5. Preis:
Frl. E. Creutzer und A. J. Steinruck, Schloß Saaleck; Reiterin:
Frl. E. Creutzer.
St.=Georg=Preis (Eignungsprüfung für Reitpferde).
Abteilung: ſchwere Pferde.
1. Preis und Ehrenpreis der heſſiſchen Regierung: Frau J.
von Opel, Schloß Weſterhaus, mit „Hobel”; Reiterin:
Be=
ſitzerin. — 2. Preis: Hauptmann Hartmann=Berlin mit „
Def=
khed”; Reiter: Beſitzer. — 3. Preis: Dr. Auguſt Wienandt=
Sprend=
lingen mit „Altgold”; Reiter: H. Wienandt. — 4. Preis:
Geheim=
rat von Becker=Darmſtadt mit Armada”; Reiterin: Frl. E. v.
Becker. — 5. Preis: Paul Heil=Frankfurt mit „Tarara”; Reiter:
Beſitzer.
Preis von Oldenburg (Eignungsprüfung für Zweiſpänner).
1. Preis und Ehrenpreis und Sonderehrenpreis für
ſtilgerech=
tes Fahren: Georg Kredel=Elsbach mit „Erika” und Ella”:
Fahrer Karl Müller=Lengfeld. — 2. Preis: Philipp Schuſter=
Häuſerhof mit „Max und Moritz”; Fahrer: „Wilhelm Schuſter=
Häuſerhof. — 3. Preis: Georg Heil=Habitzheim mit „Ilſe” und
„Halina”; Fahrer: Heinz Heil. — 4. Preis: Adolf Müller=
Geor=
genhauſen mit „Fels” und „Fauſt”: Fahrer: Rolf Müller. —
5 Preis und Goldene Plakette des Reichsverbands für Zucht und
Prüfung deutſchen Warmblutes, Berlin; H. Sander=Mettenheim
mit „Irmgard” und „Helma”; Fahrer: Beſitzer — 6. Preis: Karl
Walter I.=Lengfeld mit „Perle” und „Iris”; Fahrer: Beſitzer.
Großer Preis von Darmſtadt (Jagdſpringen Kl. M.)
1. Preis und Ehrenpreis des Herrn Oberbürgermeiſters der
Landeshauptſtadt Darmſtadt: Hauptmann Hartmann=Berlin mit
Balmung”; Reiterin: Frl. H. Vierling (5 F.)
2. Preis: Profeſſor Dr. Schmidt=Ludwigshafen mit „Trude‟:
Rei=
ter: Stallmeiſter Jönner. — 3 Preis: Hauptmann Kraus=Berlin
„mit Parabel”: Reiterin: Frl. H. Vierling. — 4. Preis: Frau
Irmgard von Opel, Schloß Weſterhaus, mit „Nanuk”; Reiterin:
Beſitzerin — 5. Preis: Hauptmann Hartmann=Berlin mit „
Def=
khed”; Reiter; Beſitzer. — 6. Preis: Dr. Bartram=Mannheim
auf Winzige”; Reiter: Beſitzer. — 7. Preis: Hauptmann
u. Vierling, Berlin, auf „Ja” Reiterin: Frl. H. Vierling.
8. Preis: Dr. Auguſt Wienandt=Sprendlingen mit „Altgold”;
Reiter: H. Wienandt. — 9. Preis: Frl. E. Creutzer und J.
Stein=
ruck, Schloß Saaleck, mit „Saale”; Reiter: Dr. Dencker.
Preis vom Heſſiſchen Staatsminiſterium.
Vielſeitigkeitsprüfung der heſſiſchen Reitervereine.
Für Vorgeſchrittene.
1. Preis und Wanderehrenpreis, gegeben vom Herrn
Staats=
präſidenten; Reiterverein Undenheim. — 2. Preis:
„Vorderer Odenwald !” — 3. Preis: Reiterverein Arheilgen II.
— 4. Preis: Reiterverein Büttelborn. — 5. Preis: Reiterverein
Wixhauſen I. — 6. Preis; Reiterverein Arheilgen I. — 7. Preis:
Reiterverein „Vorderer Odenwald II".
Für Anfänger.
1. Preis und Wanderehrenpreis, gegeben vom Herrn
Staats=
präſidenten: Reitervein Hechtsheim II (51,6 Punkte).
2. Preis: Reiterverein Hechtsheim I (65,7 Punkte). — 3. Preis:
Reiterverein Selztal (Rheinh.) 71,3 Punkte). — 4. Preis:
Reiter=
verein Hechtsheim III (77.1 Punkte). — 5. Preis: Reiterverein
Undenheim II. (80 Punkte). — 6. Preis; „Reiterverein
Wix=
hauſen II (82,6 Punkte). — 7. Preis: Reiterverein Brandau=
Ernſthofen 1 (83,4 Punkte). — 8. Preis: Reiterverein Griesheim
(91,9 Punkte).
Hindenburg=Preis (Dreſſurprüfung, Kl. L.).
1. Preis und Ehrenpreis des Herrn Reichspräſidenten von
Hindenburg und 200— RM.: Frau J. von Opel, Schloß
Schuhpflegemittel für alle Schuhe
Sämtlichen Sch uhbedarr
Schuheinlagen Fensterleder Bohnerwachs
nur in den Lederhandlungen
(3493a
Jakob Hugenschütz
Christian Bohe
Alexanderstraße 17
nur Langgasse 51
Weſterhaus mit „Nanuk”; Reiterin: Beſitzerin. — 2. Preis:
Frl. Gottſchalk=Frankfurt mit „Dornier — 3 Preis: v. Becker=
Darmſtadt mit „Artiſt”; Reiterin: Frl. Elſe von Becker: —
4. Preis: Frau von Opel, Schloß Weſterhaus, mit „Hobel”;
Rei=
terin: Beſitzerin — 5. Preis: Major Nette=Frankfurt mit „Dolly”:
Reiter: Major Nette. — 6. Preis: Graf Erbachs, Halali”” Reiter:
Oberleutnant Rettig. — 7. Preis: Frau Trier=Darmſtadt „
Obe=
rin”; Reiter: Oberltn. Rettig. — 8. Preis: A. Becker=Wiesbaden
„Sonja”; Reiter: H. Weiß. — 9. Preis: Frl. Gottſchalk=Frankfurt
„Siegismund”; Reiter: Dr. Dencker. — Ferner 5 Teilnehmer.
Preis von Heidelberg.
Abteilungswettkampf für akademiſche Reitabteilungen.
1. Preis: Reitabteilung Techniſche Hochſchule Darmſtadt:
Reit=
lehrer: Herr Weſtphal. Einzelpreiſe: 1. stud. ing. Ramann,
2. stud. ing. Gebhardt, 3. stud. ing. Hedderich.
2. Preis: Akademiſche Ferienabteilung Darmſtadt: Reitlehrer:
Herr Rettich. Einzelpreiſe: 1. stud Logel, 2. stud. ing. Habich,
3. stud. jur. Noack.
Mainzer Chronik.
* Aus 28 Meter Höhe in die Tiefe geſprungen und tödlich
verletzt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag ſprang der
28jährige Nachtwächter Georg Hofmann einer Koſtheimer Fahrik
von einem Fabrikgebäude aus 28 Meter Höhe in die Tiefe. Der
H. erlitt dabei ſchwere Knochenbrüche und innere Verletzungen
und wurde in ſterbendem Zuſtand in das Krankenhaus gebracht,
wo er bald nach ſeiner Einlieferung ſeinen ſchweren Verletzungen
erlag. Als Grund zu dem Selbſtmord werden
Familienzwiſtig=
keiten angenommen.
* Von der Straßenbrücke in den Rhein geſprungen und
er=
trunken. Am Sonntag vormittag beobachteten Paſſanten der
Straßenbrücke, wie ein ungefähr 60jähriger Mann ſich über das
Geländer ſchwang und in den Rhein ſprang. Der Lebensmüde
ging ſofort in den Fluten unter und kam nicht mehr zum
Vor=
ſchein. Die Leiche konnte noch nicht geländet werden.
* Schwerer Verkehrsunfall am Mainzer Krematorium. In
der Nähe des Krematoriums auf der Finthener Straße kam es
Sonntag nachmittag zu einem folgenſchweren Unfall. Aus einem
haltenden Omnibus entſtieg der 57jährige Arbeiter Peter
Bei=
ſel aus Gaiberg bei Heidelberg, um die Straße zu überqueren.
In dieſem Augenblick kam ein Motorrad in voller Fahrt die
Finthener Straße heruntergefahren, erfaßte den B., ſchleifte ihn
eine Strecke mit und raſte ſchließlich gegen die Böſchung, wobei
die beiden Fahrer zu Boden geſchleudert wurden. Während der
Soziusfahrer mit dem Schrecken davon kam erlitt der Führer der
30jährige Metzger Willi Klingelſtein aus Wiesbaden, einen
ſchwe=
ren Schädelbruch. Beiſel zog ſich infolge des heftigen Anpralles
und des Mitſchleifens verſchiedene Knochenbrüche zu. Beide
Schwerverletzte wurden in bedenklichem Zuſtande in das ſtädtiſche
Krankenhaus eingeliefert.
Schweres Ankounglück am Frankfurker Oberforſthaus
Ein Toter, fünf Verletzte. — Auto überſchlägt ſich zweimal.
Frankfurt, 31. Auguſt.
Am Oberforſthaus ereignete ſich am Sonntag nachmittag ein
ſchweres Autounglück. Ein mit vier Perſonen beſetztes Auto ſtieß
mit einem aus einer Schneiſe kommenden Motorrad zuſammen.
Hierbei überſchlug ſich der Wagen zweimal und ſchleuderte die vier
Inſaſſen heraus. Auch die beiden Motorradfahrer erlitten bei dem
Sturz Verletzungen. Von den verletzten Autoinſaſſen iſt ein Herr,
offenbar der Beſitzer des Wagens, inzwiſchen geſtorben. Die
Ver=
letzungen der übrigen Inſaſſen ſind leichterer Natur. Sämtliche
Verunglückten wurden von die Unfallſtelle paſſierenden Autos
in das Krankenhaus gebracht.
Ein erprobtes Abführmittel.
Gutachten einer ſtaatlichen Heil= und Pflegeanſtalt.
Bei Darmträgheit und Verſtopfung erweiſt ſich der Gebrauch eines
milden ausſchließlich aus pflanzlichen Beſtandteilen
zuſammen=
geſetzten Abführmittels als beſonders vorteilhaft. Denn ein ſolches
Mittel regt nicht nur den Darm zu ſtärkerer Abſonderung der
Ver=
dauungsſäfte an, ſondern erhöht zugleich auch die Periſtaltik, das
iſt die zur Entfernung der verdauten Nahrung aus dem Körper
notwendige Darmbewegung, ſo daß der Stuhlgang regelmäßig und
ausreichend erfolgt. Als Abführmittel dieſer Art erfreuen ſich die
bekannten Apotheker Richard Brandt’s Schweizerpillen nach wie vor
bei Aerzter und Verbrauchern größter Beliebtheit. Deshalb dürfte
das im folgenden wiedergegebene Gutachten der Pfälziſchen Heil=
und Pflegeanſtalt Klingenmünſter vom 12. Auguſt 1928 von
allge=
meinem Intereſſe ſein. Dieſes Urteil lautet: „Wir waren mit den
von Ihnen zu Verſuchszwecken freundlichſt zur Verfügung geſtellten
Apotheker Richard Brandt’s Schweizerpillen in allen Fällen ſehr
zu=
frieden. Die Wirkung war nicht nur immer eine ſichere, ſondern,
was wir bei unſeren Kranken beſonders angenehm empfanden, die
((75
Anwendung eine ſehr angenehme und ſchonende.”
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 1. September.
8.00: Bad Homburg: Konzert des Kurorcheſters.
9.30: Rundfunk=Orientierungsfahrt des Frankfurter Automobilclubs
unter Mitwirkung des Südweſtdeutſchen Rundfunks.
12.00: Miltenberg: Anl. der Michaelmeſſe: Konzert.
13.20: Schallplattenkonzert: Aus Richard Wagners Muſitoramen.
Bayreuther, Feſtſpielbeſetzung.
15.00: Oberſtudiendirektor Anna Hoffa: Vom Wert und Unwert
der Schulzeugniſſe. Ein Wort an die Mütter.
19.00: Konzert des Rundfunkorcheſters. Aus wenig bekannten
Ope=
retten.
18.05: Hans von Heiſter; Bildende Künſtler als Schriftſteller.
18.35: Herbert Roſen: Ein Rückblick auf die Große Deutſche
Funk=
ausſtellung in Berlin.
19.05: Engliſcher Sprachunterricht.
19.30: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters.
20.30: Beim Dichter auf dem Lande. Paul Laven und Richard
Gabel beſuchen Anton Betzner in ſeinem Arbeitszimmer,
21.00: Leipzig: Humperdinck=Gedächtnisſtunde.
22.00: Literariſche Veranſtaltung. „Figuren” von Paul Wiegler.
0.30: Winterreiſe. Ein Liederzyklus von Franz Schubert.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Montag, 1. September.
10.00: Schulfunk: Zwiſchen Ernte und Saat. Erlebniſſe hinter dem
Pfluge.
12.00: Schulfunk: Engliſch für Schüler.
15.45: Frauenſtunde. Luiſe Reich: Hinter den Kuliſſen der
Pelz=
induſtrie.
16.00: Stud.=Rat Dr. Sadowſki: Als Austauſchlehrer in England.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Dr. Balet und Mitwirkende: Vom unbekannten Haydn.
18,00: Rechtsanwalt Dr. Baum: Arbeit und Freude.
18.25: Joſef Buchhorn: Wege nach Neu=Deutſchland.
18,55: Engliſch für Anfänger.
19.25: Dr. Friebe: Die Ueberwinterung und Vorkeimung der
Früh=
kartoffel.
20.00: Rückblick auf Platten (Auguſt).
20.30: Tanzmuſik. Ben Berlin=Orcheſter.
21.00: Leipzig: Humperdinck=Gedächtnisſtunde. Anläßlich ſeines
Ge=
burtstages.
22.30: Abendunterhaltung.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feutlleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl B3hmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; ſür den Schlußdſenff: Andreas Dauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wert: Dr. Herkert Reite:
für den Inſeratenteil und geſchsftliche Mitteiſungen: Wlliv äubie
Druck und Verlag. C.C. Wittich — ſämtich in Darmſtiad”.
Für unverlauigte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
Nummer 241
Montag, den 1. September 1930
Seite 5
Grodet Neu dder oit Scler.
Deukſchland der Schweiz überlegen mit 88,5 : 45,5
Punkken.
Im Univerſitäts=Stadion zu Freiburg kam am Sonntag der
10. Länderkampf der Leichtathleten Deutſchland und der Schweiz
zum Austrag. Die deutſchen Vertreter erſtritten wiederum einen
großen Sieg, der beinahe an das ſeinerzeitige Ergebnis in
Düſſel=
dorf anknüpfte. Damals ſtritt allerdings Deutſchlands erſte
Gar=
nitur, während dieſe diesmal in Hannover gegen die Franzoſen
antrat, ſo daß der diesjährige deutſche Sieg beſonders hoch zu
be=
werten iſt. Die Kämpfe hatten etwa 3000 Zuſchauer gefunden, die
aber kaum einen Kontakt zu dem Geſchehen auf Bahn und Raſen
fanden und ſich im Großen und Ganzen reſerviert verhielten. Die
Kämpfe ſelbſt wickelten ſich unter der bewährten Leitung von
Ritzen=Ulm flott und ohne jede Pauſe ab.
Am Sonntag vormittag fand im hiſtoriſchen Kaufhausſaal in
Freiburg ein Begrüßungsakt ſtatt, bei dem Oberbürgermeiſter
Rie=
del die Teilnehmer und Gäſte wilsommen hieß. Lüdin, der
Vor=
ſitzende der techniſchen Kommiſſion des Schweizer Verbandes, und
Helbig=Weimar, der 2. Vorſitzende der D.S.B., dankten namens
ihrer Verbände.
Am Nachmittag lag prachtvoller Sonnenſchein über dem
präch=
tigen Stadion, als um 2.45 Uhr die beiden Mannſchaften
ein=
marſchierten und in der Kampfbahn Aufſtellung nahmen. Die
beiden Mannſchaftsführer, Dr. Strebi (Schweiz) und Hänchen
(Deutſchland), tauſchten Angebinde aus, und dann hörten die
Zu=
ſchauer ſtehend die Nationalhymnen der beiden Länder an.
Die Kämpfe beginnen . . . ."
Nach einem Fehlſtart wurde zuerſt der 100=Meter=Lauf
aus=
getragen, den die beiden Deutſchen Geerling und Eldracher, wie
erwartet, unter ſich ausmachten. Im Ziel ſiegte Geerling mit
Bruſtbreite. Ueber 800 Meter übernahmen ebenfalls die
Deut=
ſchen Lefebre und Paul vom Start weg die Führung und gaben
ſie nicht mehr ab. Im Weitſprung war Dobermann vom Pech
ver=
folgt. Nach einem Sprung von 7,28 Metern verletzte er ſich und
ſchied aus, hielt aber mit dieſer Weite die Spitze. Auch hier
wur=
den die Schweizer nur Dritter und Vierter. Das gleiche Bild gab
es im Speerwurf, wo der Stuttgarter Barth ſogar auf die
reſpek=
table Weite von 61,43 Meter kam. Hatten die Schweizer bisher
noch keinen Erfolg aufzuweiſen, ſo konnte ſich dies über 200 Meter
natürlich nicht verändern. Geerling kam hier zu ſeinem zweiten
Sieg des Tages vor Eldracher, der durch Verletzung indisponiert
war. Ueber 400 Meter blieben alle vier Läufer zuerſt Bruſt an
Bruſt. Nöller und Single belegten aber dann auch hier nach
Kampf die erſten Plätze. Es kamen die 1500 Meter, die den
Eid=
genoſſen auch keine Verbeſſerung ihres Standes brachten. Nie
wur=
den ihre Vertreter den Deutſchen Neu und Schilgen gefährlich.
Senſationell geſtaltete ſich der Stabhochſprung, in dem Altmeiſter
Reeg auf 3,90 Meter kam und damit in ſeinen „alten Tagen”
nochmals von ſich reden machte. Hier kam der Schweizer
Kirch=
hofer hinter Speck auf 3.40 Meter, während Lüſcher unter drei
Metern blieb und nicht gewertet wurde. Das Kugelſtoßen war
wieder eine ſichere Sache der Deutſchen Dobermann und
Serai=
daris. Klar gewonnen wurde auch die 4X100=Meter=Staffel, die
ſchon beim 1. Wechſel entſchieden war. Erſt beim Diskuswerfen
konnten die Schweizer Deutſchlands Vorherrſchaft auf die erſten
Plätze brechen, indem Conturbia mit 42,72 Metern Zweiter
hin=
ter Hänchen und vor Seraidaris wurde. Die 5000 Meter waren
wieder eine glatte deutſche Sache für Schaumburg und Holthuis,
die im Ziel 300 Meter vor den Schweizern waren. Eine
Enttäu=
ſchung war der 110=Meter=Hürdenlauf, da die Deutſchen
Beſchetz=
nik und Barth als Erſte und Zweite wegen Werfens von mehr
als drei Hürden diſtanziert wurden und für die Wertung
aus=
ſchieden, ſo daß dieſe Konkurrenz den Schweizern ſieben Punkte
brachte. Im Hochſprung war Bonneders Sieg nicht zu gefährden,
jedoch mußten ſich Böwing und Stauber in den 2. und 3. Platz
teilen. Einen ſchweren Kampf gab es über 4X400 Meter, die
Deutſchland mit 8 Metern Vorſprung gewann.
Die Ergebniſſe.
(D. — Deutſchland — Sch. — Schweiz.)
100 Meter: 1. Geerling (D.) 10.9; 2. Eldracher (D.) 10,9 (
Bruſt=
breite zurück); 3. Goy (Sch.) 11,0: 4. Vogel (Sch.) 11.2 Sek.
200 Meter: 1. Geerling (D.) 22,0 Sek; 2. Eldracher (D.) 22,2;
3. Vogel (Sch.) 23,2: 4. Sauter (Sch.) 23,6 Sek.
400 Meter: 1. Nöller (D.) 50 Sek.: 2. Single (D.) 50,1; 3. Dr.
Strebi (Sch.) 50,1 (knapp zurück); 4. Goldfarb (Sch.) 50,3.
800 Meter: 1. Lefebre (D.) 1:57,8; 2. Paul (D.) 1:58,6 Min.;
3. Schwebel (Sch.) 2:00,8; 4. Zaugg (Sch.) 2:01,8 Min.
1500 Meter: 1. Neu (D.) 4:06,8: 2. Schilgen (D.) 4:08,7;
3. Oſchwald (Sch.) 4:12; 4. Nydegger (Sch.) 4:15,2.
5000 Meter: 1. Schaumburg (D.) 15:30,4: 2. Holthuis (D.)
15:30,7; 3. Cardinaux (Sch.) 16:19,6; 4. Wehrli (Sch.)
16:21,8.
110 Meter Hürden: 1. Stauber (Sch.) 16,5: 2 Lüſcher (Sch.) 16
Beſchetznik und Barth (D.) als Erſte und Zweite diſtanziert.
4X100 Meter: 1. Deutſchland (Eldracher, Geerling, Metzner,
Stahl) 42,8; 2. Schweiz (Goy, Sauter, Dr. Strebi, Sutter)
43,6 Sek.
4X400 Meter: 1 Deutſchland (Single, Metzner, Lefebre Nöller)
Schweiz (Goldfarb, Rammelmeyer, Balbiani,
3:24,8:
Schneider) 3:26,4.
Hochſprung: 1. Bonneder (D.) 1,86 Meter; 2. und 3. Stauber
(Sch.) und Böwing (D.) je 1,75 Meter; 4. Pfenninger (Sch.)
1,70 Meter.
Weitſprung: 1. Dobermann (D.) 7.28 Meter: 2. Scheck (D.) 7.11
Meter: 3. Gſchwind (Sch.) 6,92 Meter; 4. Sutter (Sch.)
6.70 Meter.
Stabhochſprung: 1. Reeg (D.) 3.90 Meter; 2. Speck (D.) 3,50
Meter; 3. Kirchhofer (Sch.) 3,40 Meter; 4. Lüſcher (Sch.)
nicht gewertet:
Kugelſtoßen: 1 Dobermann (D.) 14,30 Meter: 2. Seraidaris
(D.) 14,25 Meter; 3. Dr. Zeli (Sch.) 13,21 Meter; 4. Vogler
(Sch.) 13.19 Meter.
Diskuswerfen: 1. Hänchen (D.) 43,62 Meter: 2 Conturbia (Sch.)
42,72 Meter: 3. Seraidaris (D.) 39,72 Meter; 4.
Hünen=
berger (Sch.) 39,37 Meter,
Speerwerfen: 1. Barth (D.) 61.43 Meter: 2. Schnackerts (D.)
60,23 Meter; 3. Jundt (Sch.) 52,98 Meter; 4. Schilt (Sch.)
48,58 Meter.
Geſamtergebnis: Deutſchland 88,5 Punkte; Schweiz 45,5 Punkte.
Beutſchand ſegr derr Sradtteit.
Der Länderkampf in Hannover vor 20000 Zuſchauern.
Deutſchland mit 84:67 Pkk. und mit 10:5 führend
Entgegen allen Befürchtungen hat Deutſchland, auch den
fünften Leichtathletik=Länderkampf gegen Frankreich gewonnen.
Auch die Franzoſen, die in den letzten Jahren die
Punktediffe=
renz ſtändig verringert hatten, rechneten diesmal mit einer
Schlappe der Deutſchen. Unſere Athleten haben ſich aber über
Erwarten gut geſchlagen und eine höhere Punktedifferenz als im
letzten Jahr herausgeholt, ſie blieben mit 84:67 Punkten
erfolg=
reich. Von 15 Wettbewerben gewann Deutſchland 10,
Frank=
reichs Athleten erſtritten ſich nur in 5 Konkurrenzen den erſten
Platz.
Die Stadt Hannover nahm an dem Länderkampf einen
leb=
haften Anteil. Bürgermeiſter Dr. Menge empfing am
Vormit=
tag die „Internationalen” im Rathaus. Nachmittags fanden ſich
nicht weniger als 20000 Zuſchauer im Hindenburg=Stadion
ein. Als dann noch am hellen Sommerhimmel „Graf Zeppelin”
erſchien, da war die nötige Stimmung hergeſtellt.
Der Kampfverlauf war erwartungsgemäß reich an
ſpan=
nenden Momenten. Nachdem die Teilnehmer am Länderkampf
unter den Klängen der Nationalhymnen ins Stadion
einmar=
ſchiert waren und die Mannſchaftsführer unter dem Beifall der
Maſſen Wimpel zum Zeichen der Freundſchaft ausgetauſcht
hatten, brachte gleich der erſte Wettbewerb eine Ueberraſchung.
Im 100=Meter=Lauf, bei dem erſt der dritte Start glückte, wurde
der etwas indisponierte Meiſter Körnig von Jonath=Hannover
in 10,7 Sek. um Bruſtbreite geſchlagen. Im 200=Meter=Lauf
verzichtete Körnig dann auf den Start. Für ihn ſtartete
Borch=
mever, der hinter ſeinem in 22 Sek. ſiegenden Clubkameraden
Gillmeißer den zweiten Platz belegen konnte. In beiden
Läu=
fen blieben die Franzoſen mit klarem Vorſprung geſchlagen.
Eine Ueberraſchung brachte Engelhardt im 400=Meter=Lauf, den
er in 49,4 Sek. klar vor dem favoriſierten Franzoſen Moulines
an ſich riß. Der für Büchner geſtartete Kiſters belegte den
drit=
ten Platz. Ein glänzendes Rennen lief der Charlottenburger
Danz über 800 Meter. Bis 500 Meter führten die beiden
Fran=
zoſen, der Deutſche Meiſter Müller ſetzte dann ſeinen Endſpurt
zu früh an und wurde abgeſchlagen. Der verhalten laufende
Danz griff erſt in der Zielgeraden an und feierte über den
Weltrekordmann Sera Martin in der glänzenden Zeit von
1:53,3 Min. einen ſicheren Sieg. Das Rennen eines Mannes
war der 1500=Meter=Lauf. Ladoumégue ſtellte erneut ſeine
internationale Klaſſe unter Beweis, er ſiegte mit 50 Meter
Vor=
ſprung in der famoſen Zeit von 3:54,6 Min. vor ſeinem
Lands=
mann Leduc. Auch im 5000=Meter=Laufen kam es zu einem
franzöſiſchen Sieg. Hier blieb aber Boitard in 15:01,2 Min. nur
zwei Meter vor dem Deutſchen Petri. Eine Enttäuſchung war
der Stuttgarter Helber. Der ſehr zuverläſſige Hürdenmeiſter
Welſcher holte ſich die 110 Meter Hürden vor Altmeiſter
Troß=
bach, den er im Auslauf klar ſchlug. Die beiden Franzoſen
hat=
ten hier nicht viel zu beſtellen. Spannende Rennen waren die
beiden Staffeln, die beide ſchöne Erfolge ergaben, nachdem ſich
die Franzoſen tapfer zur Wehr geſetzt hatten. Die Sprünge
brachten den Franzoſen einen Punktvorteil. Zwar gewann
Deutſchland durch Köchermann (7,37 Meter) den Weitſprung,
dafür holten ſich aber die Franzoſen durch Menard mit 1,91
Meter den Hochſprung und durch den talentierten Ramadier mit
der neuen Landesbeſtleiſtung von 4,00 Metern den
Stabhoch=
ſprung. Im Speerwurf zeigte ſich nur der Königsberger Mäſer
mit der feinen Leiſtung von 65,06 Metern in internationaler
Form. Im Diskuswerfen blieben erwartungsgemäß die beiden
Franzoſen mit prachtvollen Leiſtungen in Front, obwohl
dies=
mal unſere „langen Männer” nicht einmal enttäuſchten. Dafür
fielen im Kugelſtoßen wieder die beiden erſten Plätze an
Deutſchland.
Die Ergebniſſe:
(D. — Deutſchland — F. — Frankreich)
100 Meter: 1. Jonath=D., 10,7 Sek.: 2. Körnig=D., 10,7 Sek.
(Handbreite zurück); 3. Auvergne=F., 10,9 Sek.; 4.
Mour=
lon=F., 10,9 Sek.
200 Meter: 1. Gillmeiſter=D., 22 Sek.; 2. Borchmeher=D., 22,1
Sek.; 3. Auvergne=F., 22,3 Sek.; 4. Beigbeder=F., 22,5 Sek.
400 Meter: 1. Engelhardt=D., 49,4 Sek.: 2. Moulies=F., 49,6 Sek.*
3. Kiſters=D., 49,6 Sek.: 4. Dickely=F., 49,9 Sek.
800 Meter: 1. Danz=D., 1:53,3 Min.; 2. Sera Martin=F., 1:53,7
Min.: 3. Keller=F., 1:53,9 Min.; 4. F. Müller=D., 1:55,1 Min.
1500 Meter: 1. Ladoumegue=F., 3:54,6 Min.: 2. Leduc=F., 4:01,1
Min.; 3. Wichmann=D., 4:01,3 Min.; 4. Krauſe=D., ohne Zeit.
5000 Meter: 1. Boitard=F., 15:01,2 Min.; 2. Petri=D., 15:01,5
Min.; 3. Coignet=F., 15:48,7 Min.; 4. Helber=D., 16:18,3
Min.
110 Meter Hürden: 1. Welſcher=D., 15,6 Sek.: 2. Troßbach=D.,
15,7 Sek.; 3. Robert=F., 16 Sek.; 4. Adelheim=F., 16,1 Sek.
4 X 100 Meter: 1. Deutſchland, 41,4 Sek. (Jonath, Borchmeher,
Gillmeiſter, Körnig); 2. Frankreich, 41,7 Sek. (Finat,
Auvergne, Beigbeder, Mourlon).
4X 400 Meter: 1. Deutſchland, 3:17,8 Min. (Schmidt, Kiſters,
Danz, Engelhardt); 2. Frankreich, 3:19,7 Min. (Moulines,
Dickely, Martin, Feger).
Weitſprung: 1. Köchermann=D., 7,37 Meter: 2. Mölle=D., 7,18
Meter; 3. Barlier=F., 6,81 Meter; 4. Heim=F., 6,59 Meter.
Hochſprung: Menard=F., 1,91 Meter; 2. Phillipon=F., 1,88 Meter;
3. Ladewig=D., 1,86 Meter; 4. Roſendahl=D., 1,84 Meter.
Stabhochſprung: 1. Ramadier=F., 4,00 Meter (Franzöſiſcher
Rekord); 2. Wegener=D., 3,90 Meter; 3. Vintousky=F., 3,80
Meter; 4. Stechemeſſer=D., 3,70 Meter.
Kugelſtoßen: 1. Uebler=D., 14,90 Meter: 2. Sievert=D., 14,69
Meter; 3. Noel=F., 14,62 Meter; 4. Winter=F., 13,62 Meter.
Diskuswerfen: 1. Winter=F., 47,92 Meter; 2. Noel=F., 46,01
Meter; 3. Hoffmeiſter=D., 45,81 Meter; 4. Paulus=D., 44,31
Meter.
Speerwerfen: 1. Mäſer=D., 65,06 Meter: 2. Weimann=D., 58,56
Meter; 3. Gaßner=F., 56,60 Meter; 4. Noel=F., 54,20 Meter.
Geſamtergebnis: 84:67 Punkte für Deutſchland.
Leichkakhletik der Darmſtädter Turnerſchaft.
Am geſtrigen Sonntag beteiligten ſich die Tgd. Beſſungen
und Tgſ. 1875 Darmſtadt bei den Opelkampfſpielen in
Rüſſels=
heim. Die Tgſ. 1875 verteidigte zum letzten Male den
Wander=
preis in der 3 mal 1000=Meter=Staffel. Spalt hatte in letzter
Minute abgeſagt; ſo mußte Fink als Erſatzmann einſpringen,
der ſich auch aufs beſte bewährte und in der Aufſtellung Fink,
Fornoff, Aßmuth endgültig in den Beſitz der Tgſ. gelangen
konnte. Zeit 8:12,8 Minuten. Aßmuth lief anſchließend dem 5000=
Meter=Lauf und konnte in der Zeit von 17,49 den erſten Sieg
erringen. Fink wurde im 1000=Meter=Lauf bei einer Teilnahme
von 18 Turnern vierter Sieger. Die Tgd. Beſſungen hatte drei
Vertreter entſand, die ſich ebenfalls bei der großen Anzahl
Teil=
nehmer im Mehrkamkf beſtens durchſetzen konnten. So errang
L. Holletſcheck im Vierkampf (Unterſtufe) mit 63 Punkten den
7. Sieg, A. Maul in der Jugendklaſſe (Dreikampf) den 8. Sieg,
J. Kaltenbach im Speerwurf (Unterſtufe) mit 38,50 Metern den
2. Sieg.
Ungarn Waſſerball= Sieger.
Deniſchland im Endſpiel 4:1 (1:0) geſchlagen.
Das Wetterglück iſt dem Europa=Waſſerballturnier im
Nürn=
berger Stadion bis zum letzten Tage treu geblieben. Der ebenſo
erfreuliche Publikumsbeſuch rfuhr am letzten Tage noch eine
Steigerung. Den Beginn im Tagesprogramm machten wieder
die Rahmenkämpfe
im Schwimmen. Hier brachte zunächſt das 200=Meter=
Freiſtil=
ſchwimmen inſofern eine große Ueberraſchung, als der favoriſierte
Ungar Wannie 2. vom Deutſchen Meiſter Schubert=Breslau glatt
geſchlagen wurde. Geradezu aufregend war das 100=Meter=
Bruſt=
ſchwimmen, zu dem die beſten deutſchen Bruſtſchwimmer am Start
erſchienen. Sietas, der tags zuvor ſchon das 200=Meter=
Bruſt=
ſchwimmen gewonnen hatte, blieb auch über die 100 Meter Sieger.
Schumburg riß das Rückenſchwimmen an ſich, München war in den
Staffeln überlegen. Sehr beifällig aufgenommen wurde wieder
das Schauſpringen. Die Ergebniſſe der einzelnen Schwimm=
Konkurrenzen waren: 200 Meter Freiſtilſchwimmen: 1. K.
Schu=
bert=Breslau 2:23,5 Min., 2. H. Balk=Nürnberg 2:26,5 Min.,
3. Wannie 2.=Ungarn 2:29,6 Min., 4. Gebert=Magdeburg. — 100
Meter Freiſtil, Klaſſe 1b: 1. H. Schwarz=Jung=Deutſchland
Darm=
ſtadt 1:05, 5Min., 2. Althoff=Nürnberg 1:07,1 Min. — 100 Meter
Bruſtſchwimmen: 1. Sietas=Hamburg 1:19 Min., 2. Wittenberg=
Berlin 1:19,4 Min., 3. Küniger=Leipzig und Wunſch=Karlsruhe
im toten Rennen je 1,20 Min. — 100 Meter Rückenſchwimmen:
1. A. Schumburg=Magdeburg 1:16,4 Min., 2. Dr. Frank=Heidelberg
1:17,4 Min., 3. Deutſch=Breslau 1:17,4 Min. — 10X50=Meter=
Freiſtilſtaffel: 1. VfvS. München 5:00,6 Min., 2. München 99
5:05,9 Min. — 10X100=Meter=Städteſtaffel: 1. München 11:26,5
Min., 2. Nürnberg 11:32,6 Min.
Die Waſſerball=Entſcheidung.
Der Clou des Tages war natürlich das Entſcheidungsſpiel im
Waſſerballturnier. Wie die Fachleute nach den letzten Spielen
vorausſagten, kam Ungarn zu einem knappen Sieg, und damit
ver=
teidigten die Magyaren den Pokal des Grafen Klebelsberg
er=
folgreich. Beide Mannſchaften traten, vom Publikum lebhaft
be=
grüßt, in der ſtärkſten Beſetzung an. Deutſchland. Erich
Rademacher; Gunſt, Cordes; Bennecke; Schulze, Amann, Joachim
Rademacher. — Ungarn: Brody; Hommonay, Jvady; Halaſſy;
Verteſſy, Nemeth. Keſerü 1. Schiedsrichter war der Belgier
Dela=
haye, der eine ganz ausgezeichnete Leiſtung bot. Beide
Mann=
ſchaften waren anfangs ſehr nervös, legten aber trotzdem ein hohes
Tempo vor. Rademacher mußte gleich einen ſcharfen Schuß von
Nemeth halten. Auf der anderen Seite konnte ein Durchbruch von
Cordes erſt im letzten Moment abgeſtoppt werden. Die Deutſchen
waren ſchwimmeriſch beſſer, dafür löſten aber die Ungarn beſſer
ab und kamen dadurch auch zu einer leichten Ueberlegenheit. Der
Sieg der Ungarn war zwar verdient, jedoch fiel die Tordifferenz
zu hoch aus. Die deutſche Mannſchaft war dem Sieger faſt
voll=
kommen ebenbürtig.
Frankreich ſchlägt Belgien 3:2 (2:2).
Das letzte Spiel fand beim Publikum kaum noch Intereſſe,
da ja die Entſcheidung bereits gefallen war. Dieſes Spiel brachte
aber noch einmal eine große Ueberraſchung. Die Franzoſen, die
in den erſten Tagen die ſchwächſte Mannſchaft waren, konnten
gegen Belgien zum zweiten Erfolg kommen. Beide Mannſchaften
ſpielten in ihrer ſtärkſten Aufſtellung. Die Belgier kombinierten
beſſer und waren auch ſtändig überlegen, die Franzoſen
vertei=
digten aber ſehr geſchickt und beſchränkten ſich im „Angriff auf
Durchbrüche, die auch den gewünſchten Erfolg hatten.
Der Schlußſtand:
Tore
Ungarn 5 36:11 10:0 Deutſchland 27:6 8:2 Belgien 13:16 4:6 Frankreich 9:30 4:6 Schweden 10:21 2:8 England 13:25 2:8 [ ← ][ ][ → ]Seite 6
Monkag, den 1. September 1930
Nummer 241
Süddeutſcher Fußballſieg.
zwei Elfmeter zu verſchießen, wie dies die Iſenburger H. Waider
und Feldbuſch taten, iſt für eine Bezirksliga=Elf etwas zu viel.
Norddeutſchland 3:1 (2:1) geſchlagen.
Die Tore der Iſenburger fielen durch Feldbuſch und O. Dietz. Bei
Im Rahmen der Veranſtaltungen, die der Norddeutſche
Sportverband in dieſen Wochen anläßlich ſeines 25jährigen
Be=
ſtehens durchführt, fanden am Sonntag in Hamburg zwei
Reprä=
ſentativkämpfe ſtatt. Norddeutſchland ſpielte im Handball gegen
Mitteldeutſchland und im Fußball gegen den alten. Widerſacher
Süddeutſchland. In beiden Spielen erlebten die Norddeutſchen
ſchwere Enttäuſchungen, die Handballer wurden mit 20:5
Tref=
fern geſchlagen, die Fußballer verloren 3:2 (2:1), obwohl man ſich
gerade hier in Norddeutſchland gewiſſe Hoffnungen gemacht hatte.
Das Fußballergebnis iſt für die Norddeutſchen um ſo
nieder=
drückender, weil ſie ſelbſt die beſte zurzeit verfügbare Mannſchaft
aufgebracht hatten, während ſich Süddeutſchland im großen und
ganzen auf eine zweite Garnitur ſtützte.
Der Süden klar überlegen.
Die Torziffer von 3:1 drückt auch nicht annähernd die
Ueber=
legenheit aus, die der Süden im Verlauf des Spieles zeigte. Die
Gäſte zeigten den 10 000 Zuſchauern auf dem HSV.=Platz trotz des
warmen Wetters ein ſehr gutes Spiel, während die
Norddeut=
ſchen, deren Mannſchaftsgerippe Holſtein Kiel ſtellte, kaum über
Durchſchnitt hinauskamen. Die Elf des Siegers war nicht nur
techniſch, in der Ballbehandlung und im Zuſammenſpiel
weſent=
lich beſſer, ſie verfügte auch über die beſſere körperliche Form und
war in ihren Aktionen weſentlich ſchneller. Beſonders gefallen
konnten der internationale Torhüter Kreß, der Verteidiger
Burk=
hardt, der Pirmaſenſer Hergert und die beiden Außenſtürmer
Bergmaier=München und Huber=Raſtatt. Bei den Norddeutſchen
war Cramer (Holſtein) im Tor der Held des Tages. Er hielt
zahlloſe Scharfſchüſſe des ſüddeutſchen Angriffs meiſterhaft. Neben
Cramer verdienen noch der rechte Verteidiger ſowie die beiden
Holſtein=Stürmer Ludwig und Widmayer Erwähnung.
Schieds=
richter Birlem=Berlin leitete das faire Spiel korrekt.
Wie die Tore fielen.
In der erſten Halbzeit leiſteten die Norddeutſchen noch einen
einigermaßen ebenbürtigen Widerſtand, obwohl ſchon jetzt die
Süd=
deutſchen eine klare Feldüberlegenheit zeigten. Die
Norddeut=
ſchen kamen ſogar in der 22. Minute durch eine gute
Einzellei=
ſtung von Ludwig zum Führungstreffer. Zehn Minuten ſpäter Worms 5:0. V. f. L. Neu=Iſenburg — Viktoria Urberach 2:1.
fiel nach prächtiger Kombination durch den Münchener Huber der
Ausgleich. Der Süden drängte jetzt und erreichte auch kurz vor der
Pauſe, wiederum nach ſchönſter Zuſammenarbeit, durch
Lachner=
land unter dem wachſenden Druck der ſüddeutſchen Elf mehr und
mehr zurück. Cramer im Tor der Norddeutſchen verhinderte eine
ſchwere Niederlage ſeiner Landsleute. Einmal wurde er
aller=
dings noch geſchlagen, und zwar durch einen von Hergert in der
11. Minute direkt verwandelten Strafſtoß.
Die Punkkkämpfe der Gruppe Heſſen.
Das bedeutendſte Verbandsſpiel an dieſem Sonntag in der
Gruppe Heſſen war unſtreitig das Wormſer Lokalderby zwiſchen
Wormatia Worms und Alemannia Worms. Nachdem die
Ale=
mannen am vergangenen Sonntag mit dem 5:0=Ergebnis gegen
Mainz 05 überraſchten, mußten ſie diesmal ſich mit demſelben
Re=
ſultat gegen ihren Lokalrivalen geſchlagen geben. Von den
wei=
teren Ergebniſſen kommt vor allem das 2:2 in Langen zwiſchen
dem FC. Langen und dem SV. Wiesbaden etwas unerwartet. Es
zeigte ſich einmal mehr, daß auf dem Langener Boden nur ſehr
ſchwer zu gewinnen iſt. Recht ehrenvoll hielt ſich der Neuling
Urberach, der gegen VfL. Neu=Iſenburg nur mit 2:1 unterlag.
Mainz 05 revanchierte ſich für ſeine vorſonntägliche. Niederlage
und fertigte SV. 98 Darmſtadt mit 4:1 ab.
Das Wormſer Lokalderby.
Wormatia—Alemannia Worms 5:0 (0:0).
Ueber 3000 Zuſchauer verfolgten dieſen Punktkampf der
bei=
den Lokalrivalen mit einer rieſigen Anteilnahme. Man
erwar=
tete von Alemannia nach ihrem Mainzer Erfolg ganz beſondere
Leiſtungen, die auch tatſächlich in der erſten Halbzeit gezeigt
wur=
den. Angriff auf Angriff wurden von Alemannia gegen das
Wor=
matia=Tor vorgetragen, wo das Verteidigungstrio eine ungeheure
Arbeit zu leiſten hatte. Nur ſeinem aufopferndn Spiel hat es
Wormatia zu verdanken, daß Alemannia nicht zu den verdienten
Erfolgen kam. Nach dem Wechſel gab es ein völlig verändertes
Bild. Jetzt diktierte Wormatia den Spielverlauf und drückte
Ale=
mannia vollkommen in die Verteidigung zurück. Den Torreigen
eröffnete Willi Winkler, der in der 8. Minute einen Strafſtoß
durch zahlreiche Beine hindurch ins Tor bugſierte. Nach
glänzen=
der Innenkombination ſchoß Ludwig Müller in der 12. und 24.
Minute den 2, und 3. Treffer. In der 37. Minute war es Philipp,
der auf 4:0 erhöhen konnte. Mit einem 5. Tor, das auf Konto
von W. Winkler ging, wurde der torreiche Kampf beendet.
Ale=
mannia konnte in der zweiten Halbzeit nur wenig gefallen. Sein
Spiel war zuſammenhanglos. Daß den Alemannen ſogar der
Ehrentreffer verſagt blieb, iſt Kargus zuzuſchreiben, der einen
Elfmeter Giesbert in die Hände ſchoß. Als Schiesrichter konnte
Müller=Griesheim recht gut gefallen.
Mainz 05 — Sportverein 1898 4:1 (2:0).
Die Hitze beeinträchtigte das Spiel ſtark. Darmſtadt war mit
Erſatz für Geyer (Schnitzer) angetreten. Mainz brachte als
Neu=
erwerbung den jungen Linksaußen Gegenheimer (früher Olympia
Alzey) auf den Plan. Schon bald nach Beginn gelang es dem
Mainzer Halblinken, eine ſcharfe Flanke von links überraſchend
einzulenken. Gleich danach mußte der Mainzer linke Läufer nach
einem Zuſammenprall mit Eßlinger (beide verſuchten einen hohen
Ball zu köpfen) verletzt ausſcheiden. Das Spiel zerfiel in zwei
Hälften, eine aufgeregte, unſchöne erſte und eine um ſo ruhigere,
planvolle zweite Halbzeit. Kurz vor der Pauſe verhängte der
Schiedsrichter eine harte Elfmeter=Entſcheidung gegen Darmſtadt.
Laumann war hochgeſprungen, ſuchte ſich im Fallen an dem
Geg=
ner feſtzuhalten. Der Mainzer Mittelläufer verwandelte
unhalt=
bar. In Fürſt hatte ſich für den herausgeſtellten Lehr ein
aus=
gezeichneter Mittelläufer gefunden, der ſein ruhiges Spiel mit
großem Erfolg auf ſeine Stürmerreihe zu übertragen verſtand.
Frey war als rechter Läufer zurückgegangen; der geſchwächte Sturm
zeigte ſchöne Kombinationszüge. Das eine darf man nach dem
heutigen Spiel als Fortſchritt feſthalten: der wenn auch
körper=
lich leichte Sturm gewinnt immer mehr Selbſtvertrauen; nur mit
Glück kam Mainz, abgeſehen von dem einen Tor, das Hebeiſen
im Nachſchuß erzielte, ungerupft davon. Zwei ſchöne Durchbrüche
des eifrigen Eßlinger blieben leider ergebnislos; haarſcharf ſtrich
beide Male der Ball am Pfoſten vorbei. Die beiden letzten Tore
für Mainz erzielte der junge Rechtsaußen Müller, deſſen flache,
gut placierte Schüſſe in der linken Ecke landeten. Die Mainzer
Mannſchaft ſpielte zeitweiſe überlegen. Doch iſt der Sieg
unbe=
dingt zu hoch ausgefallen. Das Spiel der zweiten Hälfte ließ
deutlich erkennen, daß es nicht mehr lange dauern wird, bis auch
der Darmſtädter Sturm zu Torerfolgen kommt. Es wird Sache
der Leitung ſein, durch möglichſt die gleiche Aufſtellung eine
ge=
wiſſe Ruhe und Stetigkeit in die Mannſchaft, vor allem in den
Sturm, zu bringen. Verwendbare Kräfte ſtehen zur Verfügung.
VfL. Neu=Iſenburg—Viktocia Urberach 2:1 (1:1).
Man muß es dem Neuling beſtätigen, daß er einen recht
reſpek=
tablen Fußball zu ſpielen verſteh. Wenn ſein Spiel gegen
Iſen=
burg nur mit einer ſo knappen Niederlage ausging, ſo iſt dies
einmal ſeiner ſtabilen Verteidigung zuzuſchreiben, andererſeits
trägt aber auch der Iſenburger Stucm daran viel Schuld. Denn
Urberach war Knapp erfolgreich.
1. FC. Langen—SV. Wiesbaden 2:2 (0:2).
Wiesbaden mußte auf dem Langener Waldplatz einen
wich=
tigen Punkt laſſen. Nachdem die Kurſtädter in der erſten
Spiel=
hälfte drückend überlegen waren und durch Schulmeier und
Tomczik mit 2:0 führten, mußten ſie nach dem Wechſel ſich dem
Eifer der Langener beugen und durch Reul und Keim die
aus=
gleichenden Treffer gefallen laſſen. Selbſt der energiſche
End=
ſpurt von Wiesbaden konnte an dieſem, dem Spielverlauf ſo
ziem=
lich entſprechenden Ergebnis nichts ändern. Dülker=Stuttgart
lei=
tete das manchmal überaus harte Spiel recht gut.
Zußball im Reich.
Jubiläumsſpiel in Altona.
Norddeutſchland — Süddeutſchland . .
.... 1:3.
Süddeutſchland.
Verbandsſpiele.
Nordbayern: SpVg. Fürth — A. S.V. Nürnberg 3:2 1. F. C.
Nürnberg — Bayern Hof 1:2. V. f. R. Fürth — F.C. Bayreuth
5:1. Kickers Würzburg — F.V. 04 Würzburg 2:2. Südbayern:
Bayern München — Wacker München 5:2. Teutonia München —
F.C. Ingolſtadt=Ringſee 4:2. Jahn Regensburg — Schwaben
Augsburg 3:2. Württemberg: F.C. Birkenfeld — F.V.
Zuffen=
hauſen 4:0. V. f. R. Heilbronn — Kickers Stuttgart 2:4 Baden:
Sp.Vg. Schramberg — S.C. Freiburg 3:1. F.C. Villingen —
Karlsruher F.V. 0:2 Rhein: Phönix Ludwigshafen — V. f. L.
Neckarau 2:0. Sp.Vg. Mundenheim — Sp.Vg. Sandhofen 1:2.
F. C. Mannheim 08 — S.V. Waldhof 0:4. V. f. R. Mannheim
— F.G. Kirchheim 10:2. Saar: Saar Saarbrücken —
Sport=
freunde Saarbrücken 3:1. F.V. Saarbrücken — V. f. R.
Pirma=
ſens 2:1. 1. F.C Idar — V. f. B. Dillingen 4:1. Main: Union
Niederrad — F. S.V. Frankfurt 3:3. Sp.Vg. Fechenheim — F.C.
Hanau 1893 2:3. Germania Bieber — Kickers Offenbach 0:2.
Heſſen: 1. F.C. Langen — S.N. Wiesbaden 2:2. F. S.V. Mainz
S. V. 98 Darmſtadt 4:1. Wormatia Worms — Alemannia
Geſellſchaftsſpiele.
1. F.C. Pforzheim — Phönix Karlsruhe (Samstag) 7 :2.
München den zweiten Treffer. Nach der Pauſe fiel Norddeutſch= V. f. B. Stuttgart — V. f. B. Karlsruhe 6:1. D. S.V. München —
Hanſa München (Samstag) 6:3.
Süddeutſche Vereine auf Reiſen.
Sparta Prag — Eintracht Frankfurt 3:2. Spielv. Kaſſel=R.
Rot=Weiß Frankfurt 2:4.
Fußball im Kreis Starkenburg.
Die Ergebniſſe vom 31. Auguſt 1930.
Polizei Darmſtadt — F.V. Sprendlingen 0:0.
Sp.Vgg. 04 Arheilgen — Union Darmſtadt (2:1 (1:1).
Viktoria Griesheim — Sportverein Münſter 1:3 (1:2).
S.V. 1911 Neu=Iſenburg — Viktoria Walldorf 4:3 (1:2).
Sportverein Mörfelden — F.C. 03 Egelsbach 0:2 (0:1).
Germania Pfungſtadt — Union Wixhauſen (Privatſp.) 2:2 (1:1),
Die Ergebniſſe des zweiten Spieltages in der
Starken=
burg=Kreisliga haben es in ſich; wir ſind wieder genau
ſo weit, wie wir vorher waren. Haushohe Favoriten vermochten
ihre Spiele nicht zu gewinnen und unterlagen ſchwächer
einge=
ſchätzten Gegnern, und man weiß heute noch nicht, wen man nun
als Favoriten erküren ſoll. Die Ueberraſchung des Tages iſt
wahl der Sieg Egelsbachs in Mörfelden; 2:0 iſt ziemlich klar und
läßt den Sieger nun die Tabelle anführen. Als Ueberraſchung iſt
auch der Sieg des Neulings Neu=Iſenburg über Viktoria
Wall=
dorf zu werten; allerdings werden auf dem Iſenburger Platz auch
noch andere Mannſchaften Punkte laſſen müſſen. Münſter zeigte
ſich in Griesheim doch als die alte energiſche Mannſchaft und wird
für die Zukunft ſtark zu beachten ſein. Die beiden anderen
Er=
gebniſſe entſprechen etwa den Erwartungen. Zu bemerken iſt
noch, daß es am Arheilger Mühlchen beiderſeits ſehr hart zuging;
der lokale Einſchlag des Kampfes ließ ſich doch nicht ganz
ver=
leugnen. — Pfungſtadt trennte ſich von Wixhauſen unentſchieden.
Ob das Ergebnis für die Erſtarkung Wixhauſens oder für eine
Schwächung Pfungſtadts ſpricht, muß abgewartet werden.
Sp.Vgg. 3. Mannſch. — Germania Eberſtadt 2. 6:2. (0:1).
Sp. Vgg. Arheilgen Jugend — Viktoria Griesheim Jgd. 1:2.
Handball: 1. Mannſchaft — Braunshardt 14:0 (13:0).
2. Jugend — Sp.V. 98 Darmſtadt 2:8.
2. Mannſchaft — Braunshardt 2. Mannſchaft 2:17.
Rot=Weiß, V.f. R.—Boruſſia Dornheim 7:1 (2:0).
Das erſte Spiel der neuen Verbandsſerie konnten die Rot=
Weißen trotz einiger Erſatzleute mit einer ausgezeichneten
Lei=
ſtung unter Dach und Fach bringen. Wie ſchon aus der Aufſtellung
Spiel eine Enttäuſchung nach der angenehmen Seite hin erlebt.
Letzte, um den Erfolg ſicherzuſtellen, was auch gelang. Dornheim
iſt auch heute noch auf ſeinem Gelände eine Mannſchaft, welche
mit allen Mitteln zu kämpfen verſteht und nur ſehr ſchwer zu
ſchlagen iſt. Für jeden Gegner dürfte der Dornheimer Platz ein
heißer Boden ſein.
Vor dem Spiel ſtanden ſich die zweiten Garnituren beider
Vereine gegenüber und konnten auch hier die Rot=Weißen mit
einem 4:2=Sieg die beiden Punkte mit nach Hauſe nehmen. Der
Spielleiter war ausgezeichnet.
Pol.=Sportv. Darmſtadt — F.V. Sprendlingen 0:0.
Auch das zweite Verbandsſpiel endete vor einer anſehnlichen
Zuſchauermenge und von einem recht guten Schiedsrichter
ge=
leitet, unentſchieden. Bei beiden Mannſchaften machte ſich
haupt=
ſächlich in der zweiten Spielhälfte die Hitze bemerkbar. Man
ver=
mißte den nötigen Elan, der faſt während des ganzen Spiels
nicht aufkommen wollte. Auf beiden Seiten vermochten die
Stürmerreihen ſich nicht bis zum entſcheidenden Moment
durch=
zuſetzen, die oft das Reſultat hätten anders geſtalten können.
Handbal in Beziek Main Heſſen.
Im Bezirk Main—Heſſen kamen am Sonntag nicht alle
Ver=
bandsſpiele zum Austrag, da in der Gruppe A drei und in der
Gruppe B ein Spiel wegen des urſprünglich vorgeſehenen
Hand=
ball=Länderkampfes gegen die Schweiz in Freiburg abgeſetzt
wor=
den waren. Der Bezirk Main=Heſſen wartete demzufolge am
Sonntag mit nur vier Verbandsſpielen auf, über die folgendes
zu ſagen iſt.
Gruppe A:
Rot=Weiß Darmſtadt — Eintracht Frankfurt 9:3.
Die Frankfurter hatten einen guten Start und führten bei
der Pauſe noch 3:2, hätten jedoch bereits in Führung liegen
können. Nach der Pauſe kamen die Platzbeſitzer ſtark auf, und in
gleichem Maße gingen die Frankfurter zurück, ſo daß Darmſtadt
ſchließlich zu ſieben Treffern kam.
Gruppe B:
Polizei Wiesbaden — Wormatia Worms 6:11.
Polizei Worms — Alemannia Worms 9:1.
Poſt Wiesbaden — Hakoah Wiesbaden 3:2.
S.=V. Wiesbaden — Tbd. Wiesbaden 9:3 (Privatſpiel).
Nachdem die Wormſer Wormaten bereits am letzten Sonntag
einen hohen Sieg errungen hatten, konnten ſie auch diesmal
wie=
der zweiſtellig ſiegen. Sie ſpielten ſo zweckmäßig zuſammen, daß
die ohnedies ſchwache Hintermannſchaft der Wiesbadener
zuſam=
menklappte. — Polizei Worms waren gegen das ſchwache Spiel
des Vorſonntags nicht wiederzuerkennen und ſchlugen den
Lokal=
gegner Alemannia glatt 9:1. Allerdings hielten die Alemannen
das Spiel bis kurz vor Schluß 1:4, mußten ſich aber dann ergeben.
— Poſt Wiesbaden landete gegen den Lokalgegner Hakoah einen
knappen und etwas glücklichen Sieg in einem Kampfe, dem ein
unentſchiedenes Ergebnis beſſer entſprochen hätte. — Der
ſpiel=
freie S.=V. Wiesbaden hatte ſich den Turnerbund Wiesbaden zu
einem Privatſpiel verpflichtet, das den S.=V. Wiesbaden in der
erſten Hälfte um eine Klaſſe beſſer und ſchließlich verdient 9:3
ſiegen ſah.
Verbandsſpiele in Süddeutſchland.
Main=Heſſen A: Rot=Weiß Darmſtadt — Eintracht
Frankfurt 9:3. Main=Heſſen B: Polizei Wiesbaden —
Wor=
matia Worms 6:11. Poſt Wiesbaden — Hakoah Wiesbaden 3:2.
Polizei Worms — Alemannia Worms 8:1. Rhein: F.V.
Fran=
kenthal — F.C. Mannheim 08 5:14. Polizei Mannheim — V.f.R.
Mannheim 3:5. Sp.Vg. 07 Mannheim — Ludwigshafen 03 3:2.
S.V. Waldhof — Pfalz Ludwigshafen 3:7. M. T. G. Mannheim
— Schwimmv. Frankenthal 12:0. Repräſentativſpiel:
In Hamburg: Norddeutſchland — Mitteldeutſchland 5:20.
Handball 98.
Sportv. 98. Liga=Erſatz — Polizei Liga=Erſatz 10:0.
Spv. 98 Junior (3.) — Rot=Weiß Liga=Erſatz 7:1.
F. C. Eintracht — Eppertshauſen 4:3.
Die Umſtellung der Mannſchaft des F. C. Eintracht bewährre
ſich ſehr gut. Zum Spielverlauf ſei kurz bemerkt: Eintracht
konnte in der 20. Minute durch den Halblinken den
Führungs=
treffer erzielen. Eppertshauſen gleichte kurze Zeit darauf aus.
Ein wunderbares Tor konnte Eintracht wieder die Führung
geben, aber die Freude hielt nicht lange, ſchon hieß es 2:2. Bei
dieſem Stande wurden die Seiten gewechſelt. Eintracht konnte
abermals die Führung übernehmen. Eppertshauſen, durch dieſen
Erfolg angeſpornt, konnte dann ausgleichen. Endlich in den
letz=
ten Minuten gelang es dem Eintrachtsrechtsaußen, die Führung
und den Sieg für ſeine Farben zu buchen. Ein beſonderes Lob
verdient der Torwächter, der die unmöglichſten Bälle meiſterte.
Spielt die Mannſchaft in den Verbandsſpielen ſo weiter, wird ſie
noch manchem Verein das Punkteholen ſehr erſchweren. Herr
Hardt=Darmſtadt leitete ſehr gut, allerdings durch die Niederlage
wurden nach Schluß des Spieles einige Spieler von
Eppertshau=
ſen gegen den Spielleiter tätlich. Nur dem Mitwirken einiger
Vor=
ſtandsmitglieder des Platzvereins iſt es zu verdanken, daß es nicht
zu größeren Unſportlichkeiten kam.
Fr. Tgde. Darmſtadt — Speyer 10:1 (6:0).
Wenn in der Vorſchau geſchrieben wurde, daß das Spiel
in=
tereſſanten Sport zeigen wünrde, ſo wurde nicht zu viel
verſpro=
chen. Darmſtadt hat ſich zurzeit in Hochform geſpielt, die auch
ſtärkeren Gegnern als Speyer gefährlich werden kann. Die
Mannſchaft iſt auf jedem Poſten gut befetzt. Das Zu= und
Ab=
ſpiel iſt äußerſt präzis. Speyer ſpielt nicht ſo ſchlecht, wie das
Reſultat beſagt. Die Tore waren die Frucht ſchön eingeleiteter
Angriffe, gegen die die Hintermannſchaft des Gaſtes machtlos
war. Die erſte Halbzeit war es Darmſtadt, das etwas mehr vom
Spiele hatte. Nach der Pauſe war es der Gaſt, der teilweiſe
heikle Momente vor dem Darmſtädter Tore ſchuf. — Darmſtadt
Jgd. — Speher Jgd. 15:4 (8:1).
Handball in der Deukſchen Turnerſchaft.
Die erſten Spiele in der Kreisklaſſe.
Gruppe Weſt: Arheilgen — Pfungſtadt 4:3 (2:0); Langen —
Bickenbach 2:4 (1:1).
Gruppe Oſt: Klein=Wallſtadt — Damm 4:4 (2:3);
Aſchaffen=
burg — Obernburg Tgſ. 8:2 (6:2); Obernburg Tv. — Leider
8:3 (3:1).
Die Begegnung Arheilgen — Pfungſtadt brachte einen
ſpan=
nenden Verlauf; dieſen jedoch erſt nach der Pauſe. Die erſten
15 Minuten verliefen torlos bei ausgeglichenem Spiele.
Pfung=
ſtadts Sturm fehlte die Durchſchlagskraft. Dagegen kam
Arheil=
gen beſſer in Fahrt. Es legte zwei Tore bis zur Pauſe vor und
ließ dann zwei weitere folgen. Das Spiel ſtand 10 Minuten
nach der Halbzeit 4:0 für Arheilgen und ſchien für Pfungſtadt
kataſtrophal zu werden. Ein plötzlicher Schuß führte jedoch für
die Gäſte zum erſten Erfolg. Hierdurch angeſpornt, fanden ſie
ſich beſſer zuſammen. Im Drange nach vorne ſchoſſen ſie bald
das zweite und dritte Tor. Für Arheilgen ſtand das Spiel nicht
gut, als gar der von Pfungſtadt freudig aufgenommene
Aus=
gleich fiel, der jedoch wegen Doppelfang nicht gewertet wurde.
Gleich darauf Schluß. Arheilgens beweglicher Innenſturm hatte
ein kleines Plus, ſonſt waren ſich die Parteien ebenbürtig.
Pfungſtadts Spiel vor und nach der Pauſe etwas luſtlos, als
Arheilgens Tore fielen. Gegen Schluß verteidigte Arheilgen
ſtärker. Zeunert=Langen leitete das ſcharfe und doch faire Spiel
vorzüglich. — Aus Langen kommt eine überraſchende Meldung.
Der Neuling Bickenbach blieb mit 4:2 Sieger. Das Spiel begann
für Langen ſehr vielverſprechend, als der Mittelläufer nach drei
zu erſehen war, hatte man nach den Nichterfolgen in den letzten. Minuten bereits den erſten Treffer ſchoß. Doch dabei ſollte es
Spielen die Mannſchaft nochmals umgeſtellt und dabei bei dem faſt bleiben. Bis zur Pauſe blieb das Spiel verteilt. Es war
den Gäſten noch gelungen, durch Straſwurf den Ausgleich zu er=
Kein ſchwacher Punkt war feſtzuſtellen und alle Spieler gaben das zielen. Dann konnte Langen wohl eine leichte Feldüberlegenheit
buchen, doch im Schießen blieben faſt alle Wünſche offen.
Jähr=
ling verwandelte eine Flanke auf 2:1 für die Gäſte. Dann machte
Langens Hüter einen groben Schnitzer und es hieß 3:1. Durch
Stzrafwurf holte der Platzverein ein Tor auf, und Jährling
ſtellte ebenfalls durch abgeſpielten Strafwurf die alte Differenz
wieder her. In der Kritik muß der Sieg der Gäſte durch ihr
produktives Stürmerſpiel als verdient angeſprochen werden.
Dagegen verſagte Langens Sturm. Von Bickenbachs Seite wurde
das Treffen härter durchgeführt. Eine Anzahl Strafwürfe
wur=
den verurſacht, mit denen Langen nichts anzufangen wußte.
Schiedsrichter Avemarie leitete einwandfrei. — Das Spiel der
zweiten Mannſchaft endete 1:6 (1:2) für Bickenbach. Die gleichen
Mannſchaften von Arheilgen und Pfungſtadt trennten ſich 8:3
(2:3)! für Arheilgen. Nieder=Ramſtadts Jugend ſchlug die gleiche
der Reichsbahn 9:3 (5:3) und Auerbach ſpielte am Samstag
gegen die Zweite Bensheims 4:4 (2:3). — Anläßlich des
Gau=
ſportfeſtes in Michelſtadt ſpielte die Kreisklaſſe gegen die
Meiſter=
klaſſe und ſiegte 5:3.
Eit
garont
Nummer 241
Montag, den 1. September 1930
Kinderkurnen des Main=Rhein=Gaues der 9.T.
Am geſtrigen Sonntag fand auf dem Platze des Reichsbahn=
Turn= und Sportvereins das Kindertreffen des Oſtbezirks des
Main=Rheingaues der D.T. ſtatt. Herrliches Wetter begrüßte
die ſtattliche Schar von Schülerinnen und Schülern, die ſich dem
Gaukinderwart Walter=Auberbach zum Wettkampfe ſtellten.
Nach einer kurzen Feierſtunde unter Leitung von
Gau=
fugendwart Hotz=Rüſſelsheim begann das Wetturnen, das bei den
Schulerinnen aus einem Sechskampf und bei den Schülern aus
einem Siebenkampf beſtand. Bei den Knaben ſind in der
Ober=
ſtufe 33 Teilnehmer angetreten, und in der Unterſtufe waren es
154 Teilnehmer. In den beiden Mädchenklaſſen waren es
ins=
geſamt 164 Teilnehmer, ſo in der Oberſtufe 59 und in der
Unterſtufe 105. Das Wetturnen wickelte ſich flott ab, und
be=
reits um 12 Uhr konnten die Kinder das bereitgeſtellte
Mittag=
eſſen einnehmen.
Der Nachmittag brachte eine Fülle von turneriſchen
Vor=
führungen. Als erſtes ſind die verſchiedenen Darbietungen aller
Vereine an den einzelnen Geräten wie Barren, Pferd, ferner
noch die Frei= und Körperſchulübungen zu erwähnen.
Hinder=
nisturnen an den Geräten, Spiele und Hindernisſtaffeln
vervoll=
ſtändigten das Nachmittagsprogramm, ſo daß um etwa 5 Uhr
die Siegerverkündigung vorgenommen werden konnte.
Das Feſt wurde noch durch die Pfeifer und Trommler des
TV. Büttelborn ſowie durch das Muſikkorps des TV. Eberſtadt
verſchönert.
Siegerliſte:
Oberſtufe (Knaben), 33 Teilnehmer, 33 Sieger: 1. Otto
Schwab, Tgde. Neu=Iſenburg, 136 Punkte; 2. Herm. Ferner,
Reichsbahn=T. u. Sp.V., 133: 2. Georg Gebauer, TV. Arheilgen,
133; 3. Wilh. Spengler 2., TV. Arheilgen, 132: 3. Joſ. Knuth,
TV. Arheilgen, 132; 4. Hans Heuſer, TV. Arheilgen, 130; 5.
Wal=
ter Beringer, TV. Arheilgen, 129; 6. Heinr. Kindinger, Tgde.
Beſſungen, 128: 7. Kurt Hunſinger, Tgde. 1846 Darmſtadt, 126;
8. Wilh. Schäfer, Tgde. Neu=Iſenburg, 125: 9. Ludw. von der
Schmidt, Tgde. 1846 Darmſtadt, 121: 10. Karl Dächert, Tgf. 1875
Darmſtadt, 119 Punkte.
Unterſtufe (Knaben), 154 Teilnehmer, 154 Sieger: 1. Wilh.
Wannemacher, Tgſ. 1875 Darmſtadt, 140 Punkte; 2. Hans
Pfei=
fer, TV. Arheilgen, 134: 3. Fritz Reiſer, Tgde. 1846 Darmſtadt,
132: 3. Wilh. Völger, TV. Arheilgen, 132: 3. Konrad Gimbel,
Tade. 1846 Darmſtadt, 132: 3. Ludwig Weſp, TV. Arheilgen,
132; 4. Heinrich Neuſel, TV. Eberſtadt, 131: 4. Phil. Vetter,
TV. Eberſtadt, 131: 4. Herbert Damm, Tgde. Erzhauſen, 131;
4. Adolf Ullmann, TV. Babenhauſen, 131: 4. Wilh. Büttel, TV.
Pfungſtadt, 131: 4. Heinr. Göbel, TV. Arheilgen, 131; 5. Hans
Opper, Tgde. 1846 Darmſtadt, 130; 6. Adam Böttinger, TV.
Pfungſtadt, 129: 6. Ludwig Arnold, TV. Ober=Ramſtadt, 129;
6. Chriſt. Fey, TV. Pfungſtadt, 129; 6. Fritz May, TV.
Hähn=
lein, 129: 6. Heinz Kredel, Tgde. 1846 Darmſtadt, 129; 7. Ernſt
Eichholz, TV. Vorwärts Langen, 128: 7. Willi Reitz, TV. Nd.=
Ramſtadt, 128: 7. Heinrich Stern, TV. Ober=Ramſtadt, 128:
8. Karl Gräger, TV. Pfungſtadt, 127: 8. Georg Pfeifer, TV.
Eberſtadt, 127: 9. Wilhelm Richter, Tgde. 1846 Darmſtadt, 126;
9. Wilh. Dächert, TV. Eberſtadt, 126: 9. Fritz Kraus, TV.
Babenhauſen, 126: 9. Karl Schlegel, TV. Eberſtadt, 126;
10. Heinr. Kaffenberger, Tgſ. 1875 Darmſtadt, 125; 10. Daniel
Joſt, Tgde. Erzhauſen, 125 Punkte.
Oberſtufe (Mädchen), 59 Teilnehmer, 59 Sieger: 1. Gretel
Dintelmann, TV. Ober=Ramſtadt, 124 Punkte; 1. Marg. Weſp.
TV. Arheilgen, 124: 2. Sofie Weſp, TV. Arheilgen, 121: 3. Anni
Götz, Tgſ. 1875 Darmſtadt, 119: 4. Anni Dillmann, Tgde. 1846
Darmſtadt, 113; 5. Gretel Hartmann, Tgde. 1846 Darmſtadt, 111;
6. Annelies Möſer, Tgde. Beſſungen, 110; 7. Helene Engel, TV.
Arheilgen, 106; 7. Hilde Winter, TV. Arheilgen, 106; 8. Franzi
Legel, Tgde. 1846 Darmſtadt, 105: 8. Lina Leber, TV. Arheilgen,
105: 8. Frida Eckert, Reichsbahn=Turn= u. Sp.V., 105: 9. Ida
Röder, Tgde 1846 Darmſtadt, 103: 9. Frida Sachs, Tgde. 1846
Darmſtadt, 103; 10. Anni Hellmann. Tgf. 1875 Darmſtadt, 100;
10. Martha Gutenſtein, Tgde. 1846 Darmſtadt, 100: 10. Thilde
Schäfer, Tade. 1846 Darmſtadt, 100 Punkte.
Unterſtufe (Mädchen), 105 Teilnehmer, 105 Sieger: 1. Anna
Werner, TV. Vorwärts Langen, 125 Punkte; 2. Marie Nicklas,
TV. Ober=Ramſtadt, 118: 2. Joh. Görich, TV. Vorwärts Langen,
118: 3. Käthe Romig, TV. Arheilgen, 116: 3. Math. Kunz, TV.
Arheilgen, 116: 4. Irma Wettengel, TV. Vorwärts Langen, 114:
7. Alice Vinſon, TV. Vorwärts Langen, 112: 6. Olga Axthelm,
Tgde. Beſſungen, 111: 7. Elſe Birk, TV. Arheilgen, 110;
7. Wilma Spengler, TV. Arheilgen, 110: 8. Hanni Haber, Tgde.
1846 Darmſtadt, 109: 8. Tilli Schmidt, TV. Arheilgen, 109;
8. Irmgard Naus, TV. Vorwärts Langen, 109; 9. Marie Heil,
TV. Eberſtadt, 107: 9. Dina Fiſcher, TV. Ober=Ramſtadt, 107;
9. Eliſ. Rindfuß, TV. Pfungſtadt, 107: 10. Hedwig Mahr, TV.
Arheilgen, 106: 10. Liſa Kramer, TV. Pfungſtadt, 106 Punkte.
Tennis.
Tennis= u. Eisklub Junioren — Tennisklub Mainz Junioren 20:2.
Dieſes Juniorenklubwettſpiel war für die Darmſtädter
Ju=
nioren, die in der Aufſtellung Müller, Colin, Vollrath,
Langen=
bach und Frl. v. Weber, Frl. Seriba ſpielten, eine ganz glatte
Sache, obwohl beſonders die Mainzer Juniorinnen ſehr
ſpiel=
ſtark ſind. Erwähnenswerte Reſultate ſind: Herreneinzel:
Mül=
ler — Heilbronner 6:3, 6:2, Colin — Pennerich 6:2, 6:1,
Voll=
rath — Mager 6:0, 6:4, Langenbach — Krager 6:2, 6:2.
Herren=
doppel: Müller=Colin — Heilbronner=Pennerich 6:3, 8:6,
Voll=
rath=Langenbach — Mager=Krager 6:3, 6:3, Vollrath=Langenbach
— Heilbronner=Pennerich 6:0, 6:3. Dameneinzel: Frl. v. Weber
— Frl. Hoffmann 4:6, 5:7, Frl. Seriba — Frl. Laue I 6:3, 6:3,
Frl. v. Weber — Frl. Laue II 6:4, 6:1. Gemiſchtes Doppel:
Frl. Scriba=Müller — Frl. Edith Laue 6:4, 6:2; Frl. v.
We=
ber=Lagenbach — Frl. Ruth Laue=Pennerich 6:2, 6:2.
Da=
men=Doppel: Frl. v. Weber=Scriba — Frl. Edith Laue=Hoffmann
6:8, 4:0. Abgeſehen von den oben genannten Spielen wurden
noch Ueberkreuzſpiele ausgetragen, die alle für Darmſtadt
ſieg=
reich endeten. Das Geſamtergebnis war 20:2 Punkte, 40:4 Sätze,
262:99 Spiele.
Der deutſch=engliſche Tennisklubkampf.
Die Engländer führen mit 3: 2.
Am Samstag begannen bei ausgezeichnetem Wetter und
zu=
friedenſtellendem Beſuch in Berlin die Spiele des
Tennisklub=
kampfes zwiſchen dem International Lawn Tennis Club of Great
Britain und dem Berliner Rot=Weiß=Club. Die Engländer
konn=
ten am erſten Tag mit 3:2 die Führung übernehmen. In den
Einzelſpielen machte nur der deutſche Altmeiſter Dr. Kleinſchroth
eine gute Figur, der den engliſchen Marinemeiſter Glover mit
6:4, 7:5 abfertigte. Der engliſche Rangliſten=Erſte Auſtin bezwang
nit 4:6, 6:2, 7:5 Dr. Landmann, und Andrews ſchlug den außer
Form befindlichen deutſchen Spitzenſpieler Prenn mit 6:1, 8:6.
Der Südafrikaner Spence fand bei dem jungen Berliner Zander
einen hartnäckigen Widerſtand und konnte erſt nach Satzverluſt
mit 6:4, 6:8, 6:4 erfolgreich bleiben. Im Doppel ſiegten Prenn/
Dr. Kleinſchroth mit 6:4, 6:3 gegen Glover/Spence, während die
Begegnung Zander/Eichner—Auſtin/Andrews beim Stande von
7:5, 2:6 wegen der Dunkelheit abgebrochen wurde.
Seite 7
Kanuſporl.
Vier Kurzſtrecken. — Regatta zu Frankfurt a. M.
Die Paddelabteilung des D. S.C. „Jung=Deutſchland” konnte
auf obiger Regatta ſehr gute Erfolge erzielen. Im Zweierkajak
für Anfänger über 1000 Meter ſiegte die Manſchaft L. Müller,
P. Fasler überlegen vor Karlsruhe und Frankfurt. Leider
wurde die Zeit wegen Telephondefekt nicht genommen. — Im
Zweierkajak für Junioren mußten L. Müller, P. Fasler
auf=
geben wegen Steuerbruch. — Im Einerkajak für Anfänger wurde
P. Fasler 4. Sieger hinter Neckara, Maxau und Frankfurt. L.
Müller wurde im Einerkajak für Altersllaſſe 1—3 überlegener
Sieger. Durch den Sieg im Zweierkajak für Anfänger errang
Jung=Deutſchland die Ehrenplakette des Poſt=Sportvereins
Frankfurt a. M.
Abſchluß in Baden=Baden.
Ein Outſider gewinnt die „Badener Meile‟.
1. Flieger=Rennen: 7000 Mark, 1200 Meter: 1. O. Weinbergs Boniburg
(Zimmermann), 2. Walzertraum, 3. Creſſida. Toto: 23. Platz:
14, 13. 4—5 Lg. Ferner: Dido.
2. Damen=Preis: Herrenreiten, Ehrenpreis und 4500 Mark, 1800 Meter:
1. Binks Schnell da (Moßner), 2. Teneriffe, 3. Queen Ann. Toto:
40. Platz: 14, 14, 22. 1½—3 Lg. Ferner: Bellac, Goldwächter,
Iſengrün, Iffezheim, Stilicho, Nonne.
3. Heidelberg=Ausgleich: Ausgleich T 10 000 Mark, 2800 Meter: 1.
Butz=
kes Silberſtreif (Grabſch), 2. Atlantis, 3. Nobelmann, Mantegna.
Toto: 24. Platz: 13, 19, 20. ½—1 Lg. Ferner: Gutenberg, Macis,
Brutus, Manicure.
4. Badener Meile: Ehrenpreis und 20 500 Mark, 1600 Meter: 1. Butzkes
Dianthus (Grabſch), 2. Narciß, 3. Markgraf. Toto: 105. Platz:
34, 35. K.—1 Lg. Ferner: Tantris, Faro, Numea.
5. Abſchieds=Rennen: 4500 Mark, 1400 Meter: 1. M. J. Oppenheimers
Teutone (Grabſch), 2. Concurrent, 3. Gebt Feuer. Toto: 29. Platz:
10 10, 10. H.—3 Lg. Ferner: Pedrillo, Morgenrot, Fortunatus,
Chevalier.
6. Altes Badener Jagd=Rennen: Herrenreiten, Ehrenpreis und 12000
Mark, 5600 Meter: 1. Gerins Jeune Chef (de la Foreſt), 2. Froher
Mut. 3. Kili. Toto: B. Platz: 14 19, 19. 5—8 Lg. Ferner;
Merkur II, Lord Offaly, Stattliche, Cosmopolite, Otis.
Semper Idem gewinnt das größte Trab=Rennen Deutſchlands.
Einen ſolchen Erfolg wie den am Sonntag hatte die Trab=Rennbaha
in Mariendorf noch nie zu verzeichnen. Herrliches Sommerwetter und
ein ausgezeichneter Beſuch gaben dem größten deutſchen
Trabrennereig=
nis, dem mit 60 000 Mark ausgeſtatteten Großen Preis der Republik,
einen würdigen Rahmen. Es gingen zwölf der beſten Pferde an den
Start, unter ihnen die Favoriten Semper Idem aus dem Stalle Runkel
und der Fallzenhagener Tizian; die, wie erwartet, das Ende unter ſich
ausmachten. Der ſiegende Wagen mit Semper Idem wurde von Johnny
Mills hervorragend gefahren, er legte die Strecke von 3000 Metern in
der Rekordzeit von 1:21 9 Min. vor Tizian zurück.
Ikalien=Rundflug 1930.
Das Geſamtklaſſement nach der dritten Etappe.
Nach der dritten Etappe des italieniſchen Rundfluges, alſo
nach Zurücklegung von 2698 Kilometer, ergab ſich folgender Stand:
1. Sacchi=Italien 17:50,44 Stunden, 2. Donati=Italien 18:37,46
Stunden, 3. Luſſer=Deutſchland 19:01,18 Stunden. Die beiden
anderen Deutſchen, Notz und Stein, ſind ziemlich weit
zurückge=
fallen. Notz liegt infolge ſeines Aufenthaltes auf dem
Zwangs=
landeplatz Vercelli bei der dritten Etappe erſt an 18. Stelle mit
einer Flugzeit von 21:54,45 Stunden, und als 22. folgt Stein mit
23:23,39 Stunden. Falls keine Zwiſchenfälle mehr eintreten, dürfte
Sacchi der vorausſichtliche Sieger ſein.
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