Einzelnummer 15 Pfennige
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Nummer 233
Sonntag, den 24. Auguſt 1930.
193. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., ertiſcht
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aufträge und Leiſſung von Schadenerſatz. Bed
Konzurs oder gerſchticher Beitrelbung fäll ſeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
über das Gutachken des Reichswirtſchaftsrakes. — Prüfung der Preisbindungen wichtiger
je und Halbferkigwaren. — Die bekeiligken Wirkſchaftskreiſe ſollen gehört werden.
Die Aufkräge des Reichskabinetis an den Reichs=
Berlin, 23. Auguſt.
Das Reichskabinett hat in ſeiner geſtrigen Sitzung unter
Vorſitz des Reichskanzlers Dr. Brüning zu dem Gutachten des
Vorläufigen Reichswirtſchaftsrats über die
Frage der Verhütung unwirtſchaftlicher
Preis=
bindungen abſchließend Stellung genommen und beſchloſſen,
folgendes Schreiben durch den Reichswirtſchaftsminiſter an den
Vorläufigen Reichswirtſchaftsrat zu richten:
„Die Reichsregierung hat mich beauftragt, dem Vorläufigen
Reichswirtſchaftsrat ihren Dank für die Erſtattung des Gutachtens
vom 13. Auguſt 1930 auszuſprechen. Die Reichsregierung erſieht
baraus mit Genugtuung, daß auch der Vorläufige
Reichswirt=
ſchaftsrat von der Notwendigkeit baldiger
Preis=
enkungen durchdrungen und gewillt iſt, die Reichsregierung
in ihren Beſtrebungen mit Nachdruck zu unterſtützen. Dem Wunſche
des Vorläufigen Reichswirtſchaftsrats entſprechend, ihm einzelne
Fälle mitzuteilen, in denen der Reichsregierung eine
angezeigt erſcheint, bittet die Reichsregierung, zunächſt einige
ichtige Rohſtoffe und Halbfertigwaren zu
unter=
ſuchen, deren Bedeutung der Vorläufige Reichswirtſchaftsrat ſelbſt
hervorhebt. Sie bittet, dieſe und alle weiteren Unterſuchungen in
der Weiſe durchzuführen, daß zugleich der Vorſchrift im
Paragra=
ſphen 3 der Notverordnung Genüge geſchieht, wonach vor
Maß=
nahmen der Reichsregierung die beteiligten Wirtſchaftskreiſe
ge=
wört werden ſollen.
In ſeiner Sitzung vom 3. Juli 1930 (Druckſache Nr. 368) hat
der Ausſchuß für Siedlungs= und Wohnungsweſen des Vorläufigen
Reichswirtſchaftsrats die Auffaſſung vertreten, daß einer der
Gründe für die Erhöhung der
Baukoſten
n der Preis= und Wirtſchaftspolitik der Kartelle und Truſts der
Bauſtoffinduſtrie zu ſuchen ſei, und daß mit aus dieſem Grunde bis=
Her alle Verſuche fehlgeſchlagen ſeien, auf dem Gebiete der
Bau=
koſten Beſſerungen zu erzielen. Die Reichsregierung bittet daher,
rnit zeitlichem und ſachlichem Vorrang die Preisſtellungen
inner=
halb der Bauſtoffwirtſchaft, insbeſondere für Zement, Ziegelſteine,
Linoleum, Tapeten und Flachglas, zu behandeln, damit die hier
beobachteten Unzuträglichkeiten ungeſäumt behoben werden
kön=
rien. Ferner bittet die Reichsregierung,
die Preisverhältniſſe in der Düngemittelwirtſchaft
zum Gegenſtand eines Gutachtens zu machen. Die Verhältniſſe in
der Kaliwirtſchaft hat der Enquéte=Ausſchuß in ſeinem
Be=
richt vom Juni 1929, die der Düngemittelinduſtrie in ſeinem
Be=
richt vom 25. Juni 1930 behandelt. Weiter bittet die
Reichs=
regierung,
die Preisverhältniſſe innerhalb der deutſchen
Kohlenwirtſchaft
einer Nachprüfung zu unterziehen (Bericht des Enquéte=
Ausſchuſ=
ſes vom 18. Oktober 1929). Hierbei bittet ſie, dem Oſtelbiſchen
Braunkohlenſyndikat beſondere Aufmerkſamkeit zuzuwenden, über
Oeſſen Preispolitik vielfach Beſchwerden vorliegen. Schließlich bittet
die Reichsregierung, zu den
Preisſtellungen im Geſamtbereich der Eiſenwirtſchaft
gutachtlich Stellung zu nehmen. Innerhalb der genannten
Wirt=
ſchaftsgruppen beſtehen neben Preisbindungen in der
Stufe der Produktion durchgängig auch ſolche,
die dem nachgeordneten Handel auferlegt
wer=
den und ein weſentlicher Teil der vorliegenden Beſchwerden
betrifft gerade dieſes Gebiet. Es wird deshalb gebeten, in
Ver=
bindung mit der Unterſuchung der Preisverhältniſſe innerhalb der
Produktionsſtufe auch die Preisbindung von „Angehörigen der
nächſten Wirtſchaftsſtufe auf ihre volkswirtſchaftliche
Zweckmäßig=
keit hin zu unterſuchen. Ferner erſucht die Reichsregierung, die
bei Treibſtoffen, Gummireifen und Büchern üblichen Bindungen
ſpäterer Stufen nachzuprüfen. Was die Markenartikel
an=
langt, ſo bittet die Reichsregierung, über die in dem Gutachten
nicht einheitlich beantwortete Frage der
Behandlung der Preisbindungen bei Lebens=
und Genußmitkeln
zunächſt die beteiligten Wirtſchaftskreiſe gemäß § 3 der
Notver=
ordnung anzuhören und damit Unterſuchungen über andere
Mar=
kenartikel des täglichen Bedarfs zu verbinden, deren Auswahl
ſpä=
terer Verabredung vorbehalten bleiben kann. Bei allen
Unter=
ſuchungen von Einzelfällen auf dem Gebiete der Bindung weiterer
Wirtſchaftsſtufen ſcheint es der Reichsregierung geboten, die Frage
nochmals zu erörtern, ob nicht doch allgemeine Vorſchriften
hin=
ſichtlich ſolcher Preisbindungen zweckmäßig und möglich ſind. Eine
generelle Behandlung hält die Reichsregierung insbeſondere
hin=
ſichtlich gewiſſer Preisbindungen gleichen typiſchen Inhalts für
ge=
boten (Ausdehnung der Preisbindung auf Waren, die nicht
Gegenſtand von Lieferung ſind, oder auf gewerbliche Leiſtungen des
Beziehers). Die Frage einer allgemeinen Regelung darf nach
Auf=
faſſung der Reichsregierung auch nicht aus dem Auge verloren
werden, ſoweit es ſich um Preisbindungen bei Markenartikeln
handelt. Eine Regelung von Fall zu Fall dürfte hier bei der
großen Zahl der in Betracht kommenden Artikel wohl die
Gren=
zen der Arbeitsmöglichkeit überſteigen, die den zuſtändigen
Reichsreſſorts und dem Vorläufigen Reichswirtſchaftsrat praktiſch
gezogen ſind. Das Reichswirtſchaftsminiſterium und, für ſeinen
Geſchäftsbereich, das Reichsminiſterium für Ernährung und
Land=
wirtſchaft werden dem „Vorläufigen Reichswirtſchaftsrat kurze
Sachdarſtellungen zugehen laſſen, die für die weiteren Arbeiten als
Unterlage dienen können.
Der Empfehlung eines Teiles des Vorläufigen
Reichswirt=
ſchaftsrats, in die Nachprüfung der Zuſchläge der Arzneitaxe
ein=
zutreten, hat die Reichsregierung in der Weiſe Rechnung getragen,
daß das Reichsinnenminiſterium beauftragt worden iſt, die Höhe
des in den Arzneitaxen feſtgeſetzten Spezialitätenzuſchlags im
Be=
nehmen mit dem Reichswirtſchaftsminiſterium erneut zu prüfen
und gegebenenfalls auf die für die Feſtſetzung der Arzneitaxe
zu=
ſtändigen Landesregierungen in dem vom Vorläufigen
Reichswirt=
ſchaftsrat vorgeſehenen Sinne einzuwirken.
Die Reichsregierung legt beſonderen Wert darauf, daß der
Vorläufige Reichswirtſchaftsrat die Arbeiten, um welche er in
dieſem Schreiben erſucht wird, mit größtmöglicher Beſchleunigung
zur Durchführung bringt. Die beteiligten Reſſorts ſind beauftragt
worden, ſich für jede mögliche Unterſtützung und Förderung dieſer
Arbeiten zur Verfügung zu ſtellen.
Zunahme der Kriſenunkerſkühken.
Berlin, 23. Auguſt.
Die Entwicklung der Arbeitsmarktlage im Reich in der erſten
Hälfte des Auguſt 1930 iſt nach einem Bericht der Reichsanſtalt
für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung
gekennzeich=
net durch eine geringe Entlaſtung der Arbeitsloſenverſicherung
bei wachſender Zahl der Kriſenunterſtützten. Während im letzten
Berichtsabſchnitt die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger in
der Verſicherung bereits um rund 28 000 zugenommen hatte, hat
ſie jetzt einen Rückgang um rund 3000 auf 1 494 000 erfahren. Die
Kriſenunterſtützung hat jedoch um rund 17 000
Unterſtützungs=
empfänger auf über 420 000 zugenommen. Beide Einrichtungen
zuſammen haben eine Belaſtung von 1 915 000 Unterſtützten
er=
reicht. Die Ueberlagerung gegenüber dem Stand zur gleichen Zeit
des Vorjahres beläuft ſich auch weiterhin auf mehr als 100 000.
Der Rückgang der Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger in der
Arbeitsloſenverſicherung iſt vermutlich im ganzen eine Folge der
zahlreichen Ausſteuerungen von Arbeitsloſen, deren
Unter=
ſtützungsanſprüche erſchöpft ſind. Die Zahl der bei den
Arbeits=
ämtern verfügbaren Arbeitsloſen iſt geſtiegen. Das Anwachſen
von rund 2 765 000 am 31. Juli auf rund 2 845 000 am 15. Auguſt,
alſo um etwa 80 000, iſt ein Zeichen für eine weitere
Verſchlech=
terung des Arbeitsmarkts. Feierſchichten und Kurzarbeit haben
nach den Meldungen der Landesarbeitsämter weiter
zugenom=
men. Auch Stillegungsanträge liegen wiederum vor, wenn auch
in etwas geringerem Maße als im Juli. Eine ſichtbare
Auswir=
kung des Arbeitsbeſchaffungsprogramms der Reichsregierung
war in der Berichtszeit nicht zu erwarten.
Gegen den Peſimismus.
* Berlin, 23. Auguſt. (Priv.=Tel.)
In politiſchen und wirtſchaftlichen Kreiſen Berlins iſt das
Tagesgeſpräch die Rede, die der Reichsfinanzminiſter Dr.
Diet=
rich am Freitag abend vor er Preſſe gehalten hat. Sie iſt
offen=
bar darauf berechnet geweſen, dem Peſſimismus entgegenzutreten,
der ſich unter der Oberfläche breit macht. Dr. Dietrich hat
bewußt einen ſtarken Optimismus an den Tag gelegt und um
Vertrauen geworben aus einer genauen Kenntnis der
Finanz=
lage heraus. Es iſt doch eine gewiſſe Beruhigung, gerade von
dieſer Stelle zu hören, daß mindeſtens bis zum Jahresende
irgendwelche Kaſſenſchwierigkeiten des Reiches nicht zu erwarten
ſind und daß auch gegen ein Anwachſen der Arbeitsloſenzahl
ſchwer beachtliche Gründe ſprechen. Praktiſch ſcheint ſich Dr.
Dietrich die Entwicklung ſo vorzuſtellen, daß er dem Reichstag
unmittelbar nach ſeinem Zuſammentritt ſeine Finanzprojekte
unterbeitet, daß dann aber der Reichstag die Entſcheidung nicht
übers Knie brechen muß, ſondern bis Mitte Januar Zeit hat,
ſich darüber klar zu werden, ob und inwieweit er die Regierung
unterſtützen wolle. Die kritiſche Zeit für das Finanzjahr werden
natürlich gerade die Monate Januar, Februar und März ſein.
Hoffentlich aber wird den Berufspeſſimiſten doch einigermaßen
das Geſchäft verdorben, wenn ſie jetzt hören, mit welch ſtarkem
Vertrauen der Reichsfinanzminiſter der Entwicklung
entgegen=
ſieht.
Die deutſche Volksparkei beräf.
Der Zentralverband der Deutſchen Volkspartei tritt am
Sonntag in Berlin zu einer außerordentlichen Tagung zuſammen,
um den Bericht des Parteiführers über die letzten Verhandlungen
entgegenzunehmen und den Wahlaufruf zu beſchließen. Am
Frei=
tag tagte bereits der Parteivorſtand, am Samstag wurde von der
zuſtändigen Parteiinſtanz die Reichsliſte beſchloſſen, die mit
den Namen Scholz, Kahl beginnt. Dr. Scholz hat auf ſein
Mandat in Oſtpreußen verzichtet und kandidiert nur auf der
Reichsliſte. In Oſtpreußen ſtellen die Volkskonſervativen und
Volksparteiler eine gemeinſame Liſte auf, die von dem früheren
Reichsernährungsminiſter Graf Kanitz geführt wird.
Die Woche.
Wir erleben es in Deutſchland, und zwar beſonders in
Zei=
ten innerpolitiſcher Erregung immer wieder, daß man über den
Meinungsverſchiedenheiten und Auseinanderſetzungen im
In=
nern unſere außenpolitiſchen Verhältniſſe in bedenklichem Maße
aus den Augen verliert. Bei der Feier der Oſtmarken=Verbände
hatte der Reichsminiſter Treviranus letzthin eine Rede gehalten,
in der er in durchaus ruhiger und ſachlicher Form auf die
ſchwie=
rigen Probleme hinwies, die an unſeren Oſtgrenzen ihrer Löſung
harren. Ein Sturm der Entrüſtung erhob ſich darob nicht nur
in der polniſchen, ſondern insbeſondere auch in der franzöſiſchen
Preſſe, und nun hatten deutſche Organe nichts Eiligeres zu tun,
als mit Emphaſe in das gleiche Horn zu ſtoßen. Nicht etwa,
weil man grundſätzlich anderer Meinung geweſen wäre wie Herr
Treviranus, weil man die Bedeutung der Frage des polniſchen
Korridors grundſätzlich anders eingeſchätzt hätte, ſondern
ledig=
lich, weil man offenbar der Meinung war, dem innerpolitiſchen
Gegner bei dieſer Gelegenheit etwas auswiſchen zu können. In
welchem Maße man durch ein derartiges Verfahren unſere
deutſchen Intereſſen dem Ausland gegenüber dadurch ſchädigt,
daß man der ausländiſchen Hetzpreſſe die Möglichkeit gibt, ſich
bei ihrer antideutſchen Propaganda auf deutſche Preſſeſtimmen
ſtützen zu können, wird von den für ein derartiges Vorgehen
Verantwortlichen offenbar völlig vergeſſen. Dabei iſt man ſich
über die Unmöglichkeiten der Verſailler Grenzziehung im Oſten
und die dringende Notwendigkeit einer Reviſion ja nicht nur in
allen deutſchen Parteilagern im großen ganzen einig, ſondern
auch die geſamte öffentliche Meinung Europas ſtimmt darin
überein, daß die ungelöſte Korridorfrage und damit im
Zu=
ſammenhang die Ambitionen der Polen auf oſtpreußiſche
Ge=
bietserweiterungen nicht nur für Deutſchland ſondern auch für
Europa außerordentliche Gefahren in ſich tragen. Daß der
pol=
niſche Chauvinismus auch auf die nüchternſte deutſche
Feſt=
ſtellung des Tatbeſtandes mit den wüſteſten Schimpfkanonaden
zu reagieren pflegt, wiſſen wir ja allmählich, und wir können
eigentlich nur dankbar ſein für die Offenherzigkeit, mit der bei
ſolchen Gelegenheiten die weitgehenden polniſchen
Eroberungs=
pläne verkündet werden. Mit wünſchenswerter Deutlichkeit wird
dadurch der europäiſchen Oeffentlichkeit klar gemacht, wo die
Angreifer in Wahrheit ſitzen. Während deutſcherſeits noch ſtets
betont worden iſt, daß die Regelung der Oſtfragen nur durch
eine friedliche Reviſion des Verſailler Vertrags angeſtrebt werde,
ſpricht man in Warſchau und Poſen ganz offen über die
ge=
waltſamen Eroberungsabſichten, die man dort hegt, und dafür,
daß es ſich dabei nicht um ein bloßes Spiel mit dem Feuer
handelt, ſollte uns und auch Europa die Art und Weiſe, wie
man damals den Krieg gegen Rußland vom Zaune brach, ein
warnendes Beiſpiel ſein.
Bemerkenswert aber und bedenklicher als die polniſchen
Haßgeſänge der letzten Wochen bleibt die Tatſache, daß die
fran=
zöſiſche Preſſe — darunter auch ſonſt ernſte Blätter wie der
Temps — bei dieſer Gelegenheit wieder einmal eine Sprache
geführt hatten, die an die erſten Nachkriegsjahre höchſt
unerfreu=
lich erinnert. Nicht nur, daß eine derartige Reaktion auf
Mini=
ſterreden internationalen Gebräuchen ganz gewiß nicht entſpricht
und daß wir uns ein derartiges ſchulmeiſterliches Eingreifen
auf das energiſchſte verbitten müſſen, können wir doch über
die ſymptomatiſche Bedeutung dieſes Vorgehens um ſo weniger
mit einem Achſelzucken hinweggehen, als ſich ja auch bei
an=
derer Gelegenheit erſt in allerjüngſter Zeit wieder mit
erſchrek=
kender Deutlichkeit gezeigt hat, daß an gewiſſen franzöſiſchen
Kreiſen die Entwicklung der letzten Jahre leider ziemlich
ſpyä=
los vorübergegangen zu ſein ſcheint.
Von beſonderem Intereſſe in dieſer Hinſicht war die
Brüſſeler Tagung der Confédération internationale des
Stu=
diants, die den traurigen Abſchluß der glanzvoll verlaufenen
ſportlichen Weltmeiſterſchaften der Akademiker in Darmſtadt
bildete. Schon in Darmſtadt hatte es ja bekanntlich erhebliche
Meinungsverſchiedenheiten über die Zulaſſung der
Sudetendeut=
ſchen gegeben, deren endgültige Regelung dem Brüſſeler
Kon=
greß vorbehalten bleiben ſollte. Das Minoritätenproblem, das
die europäiſche Politik ſeit den unſeligen Friedensſchlüſſen des
Jahres 1919 in immer ſteigendem Maße in Atem hält, hat auch
den Brüſſeler Kongreß der Studenten geſprengt, und die zu
Tage getretenen Gegenſätze waren ſo ſcharf, daß der weitere
Fortbeſtand dieſer internationalen Vereinigung überhaupt in
Frage geſtellt iſt. Dabei hat es ſich (wie wir ja ausführlich
be=
richteten) nicht etwa nur um die Sudetendeutſchen gehandelt,
ſondern insbeſondere auch um die kroatiſche und flamiſche Frage.
Der unüberbrückbare Gegenſatz beſtand letzten Endes darin, daß
innerhalb der C.J.E. die eine Gruppe die Mitgliedſchaft nach
ſtaatlichen, die andere Gruppe nach nationalen Geſichtspunkten
geregelt wiſſen wollte. Daß dieſer Gegenſatz, der ſich aus dem
brennenden Minderheitenproblem mit Naturnotwendigkeit
er=
gibt, die Internationale Studentenvereinigung
auseinander=
ſprengen konnte, iſt außerordentlich bedeutſam. Bedeutſamer
aber noch und wichtiger für unſere außenpolitiſche Einſtellung
bleibt doch die Haltung der franzöſiſchen Abordnung in dieſem
Fall. Nicht nur daß der franzöſiſche Vorſitzende Saurin die
Tagung mit einer Rede einleitete, in der er von den Greueln
ſprach, die Belgien während des Weltkrieges habe erdulden
müſſen, das Intereſſanteſte war, daß ſich hier wieder die Front
Frankreichs und ſeiner Vaſallenſtaaten von 1919 geſchloſſen
zu=
ſammenfand, und daß die unerhörten Brüskierungen durch die
Polen und den franzöſiſchen Vorſitzenden ſchließlich die
deut=
ſche Delegation veranlaßten, die Tagung zu verlaſſen und damit
dem Beiſpiel der Italiener und Spanier zu folgen. Gewiß,
die Gruppe, die Frankreich in der C.J.E. vertritt, bedeutet nur
einen Teil der franzöſiſchen Studentenſchaft, und Herr Saurin,
der ſtudentiſche Vorſitzende, iſt nicht Frankreich. Aber muß es
nicht außerordentlich nachdenklich ſtimmen, wenn die Vertreter
der akademiſchen Jugend Frankreichs, die zukünftigen Führer der
neuen Generation, im Jahre 1930 die gleiche geiſtige Einſtellung
an den Tag legen wie ihre Väter etwa 1913 oder 19192
Die Außenpolitik, die wir während der letzten Jahre
ge=
trieben, geht von dem Gedanken aus, daß ein ehrlicher
deutſch=
franzöſiſcher Ausgleich auf breiteſter Grundlage Deutſchland
ſowohl wie Frankreich unendlich größere Vorteiſe zu bieten
ver=
möchte als jede andere Kombination. Sie ſetzt aber voraus,
Seite 2
Sonntag, den 24. Anguſt 1930
Nummer 233
daß dieſe nüchterne Erkenntnis auch in Frankreich ſtark genug
iſt, die gefühlsmäßigen Hemmungen zu überwinden, die ſich für
beide Völker aus der Politik der letzten Jahrhunderte ergeben.
Daß ſich eine ſolche Erkenntnis in Frankreich langſamer
durch=
ſetzen würde wie bei uns, iſt in den Verhältniſſen begründet, und
damit haben wir auch in Deutſchland von vornherein gerechnet.
Man kann aber ein politiſches Gebäude nicht in den
luft=
leeren Raum hinein bauen, und ſo werden wir in der nächſten
Zeit ſorgfältig zu überprüfen haben, ob die Vorausſetzungen
für eine Fortſetzung unſerer bisherigen Außenpolitik,
insbe=
ſondere Frankreich gegenüber, auch tatſächlich gegeben ſind. M.
Noch kein Ergebnis.
EP. Bombay, 23. Auguſt.
Während auf der einen Seite Beſtrebungen für die Beilegung
des Konfliktes in Indien im Gange ſind, werden auf der anderen
Seite die Maßnahmen zur Unterdrückung der
Unabhängigkeits=
bewegung von den indiſchen Behörden nachdrücklichſt durchgeführt.
So wurden vier Gandhi=Anhänger in Garachi zu mehrmonatigen
Gefängnisſtrafen verurteilt, da die Fanatiker verſucht hatten, an
verſchiedenen Stellen der Stadt Trinkſtuben zu boykottieren und
Läden zu demolieren. — In Puna, wo der lokale Ausſchuß des
Allindiſchen Kongreſſes geſtern für ungeſetzlich erklärt worden war,
nahm die Polizei eine Reihe von Hausſuchungen vor. Im Anſchluß
hieran wurden 22 Perſonen, darunter der Präſident der
Stadt=
verordnetenverſammlung, verhaftet.
In Bombay wurden die Verfaſſer und der Drucker von
Flug=
blättern, in denen die Mohammedaner von Peſchawar zur
Rebel=
lion aufgehetzt werden, zu je einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Die Verurteilten lehnten eine Bewährungsfriſt ab, die ihnen vom
Gericht angeboten wurde.
In dem Unruhezentrum der nordweſtlichen Grenzgebiete bei
Peſchawar war es in den letzten Tagen ziemlich ruhig. Die
Afri=
dis haben hier auf weitere Operationen vorerſt verzichtet und
in=
diſche Polizei und Truppen hatten vereinzelt Aufrührer
feſtge=
nommen.
Inzwiſchen iſt über die Beſchlüſſe, die bei den Beſprechungen
mit Gandhi im Gefängnis von Puna gefaßt wurden, noch nichts
bekannt geworden. Der Vizekönig von Indien, Lord Irwin,
be=
ſchäftigt ſich eingehend mit den ihm von Gandhi unterbreiteten
Vorſchlägen, und die Friedensvermittler, die liberalen
Parla=
mentsmitglieder Sapru und Jayakar, benutzen ihren Aufenthalt in
Simla dazu, außer mit dem Vizekönig auch mit einer „Anzahl
hoher engliſcher Beamter Beſprechungen abzuhalten. Die beiden
Friedensvermittler lehnen jede Auskunft über den Inhalt des
Gandhi=Memorandums ab; Sapru beſchränkt ſich auf die
Erklä=
rung, daß ſeiner Ueberzeugung nach Indien niemals einen
beſſe=
ren Freund beſeſſen habe, als den gegenwärtigen Vizekönig Lord
Irwin.
Sehr geteilt iſt die Stellungnahme der in Indien lebenden
Europäer zu dem Simonbericht, der bekanntlich einen wichtigen
Ausſchlag bei der kommenden Round=Table=Konferenz für die
Ver=
waltungsreform in Indien geben wird. Während vor einigen
Tagen die in Bombay anſäſſigen Europäer die Vorſchläge des
Be=
richts als völlig unzureichend und auch für beſcheidene Anſprüche
der Inder als nicht annehmbar, bezeichnet hatten, kam eine
Maſſenverſammlung von Europäern in Kalkutta zu dem Beſchluß,
daß der Simonbericht von der Round=Table=Konferenz
angenom=
men werden müſſe. Gleichzeitig wurden von der Verſammlung
energiſche Maßnahmen der indiſchen Behörden gegen die
Unruhe=
ſtifter verlangt.
der Kongreßberichk über die Unruhen von Peſchawar
wird unkerdrückk.
Bombay, 23. Auguſt.
Das geſcmte in Bombay eingetroffene Material der vom
Kongreß über die letzten Unruhen in Peſchawar angeſtellten
Unterſuchung wurde von den hieſigen Behörden beſchlagnahmt.
— Diefe Maßnahme mag vielleicht damit zuſammenhängen, daß
man in Kongreßkreiſen die aus engliſcher Quelle fließenden
Nachrichten über die Ereigniſſe von Peſchawar als reichlich
auf=
gebauſcht bezeichnet. Die Tatſache der nun erfolgten
Beſchlag=
nahme beſtärkt in indiſchen Kreiſen die Vermutung, daß an der
Behauptung der Kongreßanhänger etwas Wahres iſt und daß
man auf engliſcher Seite die Veröffentlichung des Materials
be=
fürchtete.
*
Das frühere kommuniſtiſche indiſche
Unterhaus=
mitglied Saklatvala erhielt vom Staatsſekretär für Indien
zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres den Beſcheid, daß es
ihm nicht geſtattet werden könne, nach ſeiner indiſchen
Heimat zu reiſen.
Vom Tage.
„Graf Zeppelin” iſt am Samstag um 17.58 Uhr zu
ſei=
ner Fahrt nach Berlin und Königsberg unter Führung
von Kapitän Lehmann aufgeſtiegen. An Bord befinden ſich
14 Paſſagiere, darunter 4 Damen.
Die in Neunkirchen ſtationierte Abteilung des
Bahnſchutzes hat am Freitag die Stadt verlaſſen. Mit
aufgepflanztem Seitengewehr und einer Muſikkapelle zogen die Truppen
von ihren Quartieren durch die Stadt. Zu Zwiſchenfällen iſt es nicht
gekommen.
Wie aus Moskau gemeldet wird, veröffentlicht das
Zentral=
komitee der Kommuniſtiſchen Partei eine Verordnung, aus der
hervor=
geht, daß ſich innerhalb der Partei neuerlich Vorgänge abgeſpielt haben,
die auf die Bildung einer neuen Oppoſitionsgruppe
ſchließen laſſen.
An der am 28. Auguſt beginnenden Warſchauer Agrar=
Konferenz werden 8 Staaten, nämlich Polen, Rumänien, die
Tſchechoſlowakei, Ungarn, Bulgarien, Eſtland, Lettland und
Jugo=
ſlawien, teilnehmen. Finnland hat einen Beobachter zur Konferenz
entſandt. Litauen hat die Teilnahme abgelehnt mit der Begründung,
daß die Konferenz politiſche Hintergründe habe.
Der britiſche Oberkommiſſar, Sir Perey Loraine,
reiſt nach London ab, wo er Beſprechungen mit der
engliſchen Regierung über die Lage in Aegypten
haben wird.
Am 24. Auguſt wird in Bierville unter der Leitung des
be=
kannten katholiſchen Pazifiſten Marc Sangnier der 10.
demokra=
tiſche internationale Friedenskongreß eröffnet. Der
Kongreß nimmt ſeinen Anfang mit den Arbeiten des ſogenannten
Foher de la Paix und wird alsdann nach Belgien verlegt. Die
Sitzungen des Kongreſſes, die in Oſtende am 2. September beginnen
werden, werden vor allem das Thema der Vereinigten Staaten von
Europa zum Gegenſtand haben. Oeffentliche Kundgebungen in Brüſſel,
Antwerpen und Lüttich werden den Kongreß beſchließen.
Aus zuverläſſiger Quelle verlautet, daß der Rücktritt von Sir
Arthur Salter als Direktor der Wirtſchafts= und
Finanzabteilung des Völkerbundes unwiderruflich ſei.
Salter war ſeinerzeit auch Generalſekretär der Reparationskommiſſion.
In einer Konferenz aller politiſchen Parteien wurde Daniel
Salamanca zum Präſidenten der Republik
Boli=
vien gewählt.
Präſident Hoover hat die Ernennung des
ehe=
maligen amerikaniſchen Botſchafters in Rom. Henry P.
Fletcher, zum Vorſitzenden der Tarifkommiſſion bekannt
gege=
ben. Dieſe Kommiſſion, die am 16. September ihre Arbeiten
auf=
nehmen ſoll, wird eine äußerſt wichtige Rolle ſpielen, da ſie die
ſogenannte Biegſamkeitsklauſel anwenden, alſo die Höhe der
ame=
rikaniſchen Zollſätze innerhalb des von der Klauſel gelaſſenen
Spielraumes zu beſtimmen haben wird.
Die Zolleinnahmen Amerikas in den erſten 50 Tagen des
neuen Steuerjahres ſind laut einer Statiſtik des
Handelsminiſte=
riums um 60 Prozent geringer, als in der gleichen Zeit des
letz=
ten Jahres. Dieſer erſchreckende Rückgang wird auf die
Inkraft=
ſetzung des erhöhten amerikaniſchen Zolltarifs zurückgeführt.
Wie aus Lima in Peru berichtet wird, brach am Samstag
in der Stadt Arequipa ein Truppenaufruhr wegen
nicht=
gezahlter Löhne aus. Die aufſtändiſchen Truppen verhafteten
ſämtliche Regierungsbeamte und beſetzten die öffentlichen Gebäude.
Die Vorgänge ſpielten ſich bisher ohne Blutvergießen ab. Die
Regierung in der Hauptſtadt hat ſcharfe Maßnahmen zur
Unter=
drückung des Aufruhrs ergriffen und ein ſtarkes Militäraufgebot
nach Arequipa entſandt.
Die Polizei in Nanking hat eine groß angelegte Verſchwörung
gegen die Nankinger Regierung aufgedeckt. Das Ziel der
Atten=
täter war, die Büros der Regierung und das Polizeihauptquartier
in die Luft zu ſprengen. Die Polizei kam der Verſchwörung durch
eine Anzahl von Gerüchten auf die Spur und veranlaßte darauf
eine Durchſuchung ſämtlicher Häuſer in einem ganzen Bezirk.
Zwanzig Studenten, Soldaten und Angeſtellte des
Telegraphen=
amts wurden verhaftet.
Schwere polikiſche Zuſammenſtöße in Bunzlau.
Bunzlau, 23. Auguſt.
Geſtern abend fand hier im Verſammlungslokal Odeon eine
von den Nationalſozialiſten einberufene Wahlverſammlung ſtatt.
Während die Verſammlung tagte, kam es vor dem Lokal zu
Zu=
ſammenſtößen mit der Polizei. Die lärmende Menge, welche die
Feuerwehr mit Waſſerſtrahlen zurückzudrängen ſuchte, ging zum
Angriff über, wobei der Kriminalaſſiſtent Melcher durch einen
Steinwurf am Kopf verletzt wurde. Darauf gab die Polizei eine
Salve ab, durch die zwei Perſonen getötet und ſechs verwundet
wurden. Nach einer anderen Verſion ſoll es ſogar drei Tote
ge=
geben haben, doch ließ ſich bei der allgemein herrſchenden
Ver=
wirrung die genaue Anzahl nicht feſtſtellen. — Wie wir weiter
erfahren, iſt die Verſamamlung ruhig zu Ende gegangen. Ein
von Liegnitz angeforderter Bereitſchaftswaen mit Schutzpolizei
traf um 22,40 Uhr in Bunzlau ein, brauchte aber nicht mehr in
Tätigkeit zu treten.
Der Rumpf um die Hurmtu.
die Deutſche Staatsparkei darf ihren Namen führen.
Hall=Halfens Klage abgewieſen.
* Berlin, 23. Auguſt. (Priv.=Tel.)
In dem Kampf um ihren Namen hat die Deutſche Staats=
Partei vor Gericht vorläufig Recht behalten. Wie erinnerlich,
hatte ein Schriftſteller, der ſich Hall=Halfen nennt, den Erlaß
einer einſtweiligen Verfügung beantragt, wodurch der Deutſchen
Staatspartei die Führung dieſes Namens verboten werden ſollte,
weil Herr Halfen ſchon vor Jahren eine Deutſche Staatspartei
gegründet und als Verein hat eintragen laſſen. Das Gericht
hat darüber verhandelt und ſein Urteil am Samstag geſprochen.
Es iſt zur Abweiſung der Klage gekommen, allerdings nur aus
formalen Gründen, weil eine einſtweilige Verfügung nur
erlaſ=
ſen werden könne zur Abwendung weſentlicher Nachteile oder
einer drohenden Gefahr. Das Gericht hat alſo nicht über die
Sache ſelbſt entſchieden, ſondern den Kläger auf den ordentlichen
Prozeßweg verwieſen. Der Kläger hat aber bereits Berufung
eingelegt, ſo daß ſich die höhere Inſtanz noch einmal damit
be=
ſchäftigen wird. Vermutlich allerdings erſt nach dem Wahlkampf
und dann iſt zum mindeſten für den Kläger, das Intereſſe an
ſeiner Firma einigermaßen erſchöpft, weil er dann kaum mehr
die Möglichkeit hat, eine Entſcheidung von der Deutſchen
Staats=
partei zu verlangen.
Ein Aufruf der Deutſch=Saarländiſchen Volksparket
zur Sammlung des Bürgerkums.
Saarbrücken, 23. Auguſt.
Die Deutſch=Saarländiſche Volkspartei ſpricht in einer
Eklä=
rung, die über 400 Unterſchriften trägt, ihren Führern Röchling
und Schmelzer Dank und Anerkennung aus, daß ſie ihre
Ver=
mittlung in den Verhandlungen zwiſchen Volks= und Staatspartei
angeboten haben. Weiteſte Kreiſe des Saargebietes, heißt es
u. a. in der Erklärung, haben lebhaft bedauert, daß die
Bemühun=
gen, noch vor der Wahl zum Reichstag die lang erſehnte Einigung
des Bürgertums zuſtande zu bringen, trotz des
Vermittlungsver=
ſuches der Führer im Saargebiet geſcheitert ſind. Weil wir aber
für die Zukunft unſeres Volkes uns mitverantwortlich fühlen und
im kleinen Bereich des Saargebietes erfahren haben, wie ſich bei
gutem Willen die Sammlung des Bürgertums bewerkſtelligen
läßt, deshalb halten wir Männer und Frauen des Saargebiets
uns für verpflichtet, unſeren Brüdern und Schweſtern im Reich
erneut die eindringliche Mahnung zur Einigung zuzurufen.
Die Verhandlungen zwiſchen Deutſchland
und Dänemark.
Berlin, 23, Auguſt.
Zwiſchen deutſchen und däniſchen Veterinärſachverſtändigen
haben vom 20. bis 22. d. M. im Reichsminiſterium des Innern
Beſprechungen über die aus Anlaß des Auftretens von Maul=
und Klauenſeuche in Dänemark deutſcherſeits ergriffenen
veteri=
närpolizeilichen Maßnahmen ſtattgefunden. Die Verhandlungen
hatten das Ergebnis, daß im Hinblick auf die inzwiſchen in
Dänemark eingetretene Beſſerung der Seuchenlage die deutſchen
Sachverſtändigen ihrer Regierung eine Anpaſſung der zur Zeit
geltenden veterinärpolizeilichen Schutzmaßnahmen an die
nun=
mehrige Seuchenlage in Dänemark vorſchlagen werden. Im
ein=
zelnen kam man zu folgenden Ergebniſſen:
Bezüglich der Herabſetzung der Sperrzone bon 5 auf 2
Kilo=
meter wird das Reichsminiſterium des Innern im Verfolg der
däniſchen Wünſche die däniſchen Ausführungen über diefe Frage
demnächſt den für die Durchführung der veterinärpolizeilichen
Maßnahmen zuſtändigen Stellen unterbreiten und eine neue
Er=
örterung dieſer Frage herbeiführen.
Bezüglich der Milderung der Sperrmaßnahmen im Amte
Tondern glaubten die deutſchen Sachverſtändigen mit Rückſicht
auf die Neuausbrüche von Maul= und Klauenſeuche, die in der
Zeit vom 1. bis 15. Auguſt zu verzeichnen geweſen ſind, es
beterinärpolizeilich nicht verantworten zu können, zur Zeit eine
Milderung der in Kraft getretenen Maßnahmen in Vorſchlag
zu bringen.
Bezüglich der Aufhebung der Sperrmaßnahmen für das Amt
Apenrade ſoll der Reichsregierung vorgeſchlagen werden, die
Aufhebung der Maßnahmen mit ſofortiger Wirkung zu
verfü=
gen, wenn nach Ablauf der in der däniſchen Verordnung vom
31. März 1928 in der Faſſung vom 15. Januar 1930 angegebenen
ſechswöchigen Beobachtungs= (Schutz=) Friſt kein neuer Fall von
Maul= und Klauenſeuche in dem jetzigen abgeſperrten Bezirk
Apenrade aufgetreten iſt und die Seuchenlage in den
Nachbar=
gebieten dies geſtattet.
Eine kleine Betrachtung zur Reiſezeit.
Von Kurd Kißhauer.
Zeit iſt Geld — ſagt man heute und ſchaut auf die Uhr, ob
man in den wenigen Minuten mit dem Auto noch den Zug
er=
reicht — denn der wartet nicht. Wie ſo viel gemütlicher und
behä=
biger vollzog ſich doch eine Reiſe im Zeitalter der Poſtkutſchen;
auf eine Stunde mehr oder weniger kam es damals wirklich
nicht an, und ein Blick auf die „Sackuhr” hätte die richtige Zeit
auch nicht auf fünf Minuten genau gefunden. Die „öffentliche
Zeit” zeigte die Kirchturmuhr an, und der Herr Küſter, der ſie
zu betreuen hatte, hielt es für genau genug, wenn die Kirchenuhr
nicht mehr als zehn Minuten vor= oder nachging. Noch in den
achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts iſt es
Geheim=
rat Foerſter, dem Direktor der Berliner Sternwarte, wiederholt
ſo ergangen, daß er nach der Uhr in der Univerſität früher im
Hör=
ſaal erſchien, als er von der Sternwarte aus weggegangen war!
Schon von der Zeit an, in der ein größeres Eiſenbahnnetz
ſich entwickelte, alſo etwa in der zweiten Hälfte des 19.
Jahr=
hunderts, war es nötig, wenigſtens innerhalb der Landesgrenzen
eine einheitliche Zeit für den Bahnverkehr zu ſchaffen, ſonſt wäre
ein geregelter Verkehr natürlich nicht durchführbar geweſen. Doch
für das Publikum waren die Abgangszeiten der Züge auf den
einzelnen Stationen noch immer in Ortszeit angegeben, genau
wie zur Poſtkutſchenzeit. Ortszeit, d. h. eine Zeit, die von der
Mittagsſtellung der Sonne, alſo dem Zeitpunkt 12 Uhr, für den
betreffenden Ort ausging. Unſere Erde dreht ſich vor der Sonne
links herum um ihre eigene Achſe und bringt uns dadurch den
Wechſel von Tag und Nacht. Da iſt es nun klar, daß immer die
bei der Linksdrehung vorausgehenden Erdgebiete, nämlich die im
Oſten liegenden Länder, die Sonne früher aufgehen ſehen und
früher Mittag haben, als die folgenden weſtlichen Erdteile. Es
kommt bei dieſen Ortszeiten ſelbſtverſtändlich nicht darauf an, ob
wir weiter nach dem Pole zu oder dem Aequator näher wohnen,
maßgebend iſt nur die Linie von Pol zu Pol über unſeren
Erd=
ort hinweg.
Indeſſen auch die Landeszeiten boten dem immer mehr ſich
ausdehnenden Eiſenbahnverkehr noch Schwierigkeiten, weil dieſe
Landgebiete von den Zügen in immer kürzerer Zeitdauer
durch=
eilt wurden. Ganz beſonders unerfreulich waren die Zuſtände
in Nordamerika, wo etwa dreiviertelhundert verſchiedene
Landes=
zeiten als Bahnzeiten in Gebrauch waren. So ging denn auch
der Vorſchlag nach einer Abänderung dieſer immer unhaltbarer
werdenden Zuſtände von Amerika aus, und zwar war es der
Chefingenieur der kanadiſchen Pazifikbahn Sandford, Fleming,
der einen gleich die ganze Erde umſpannenden Verteilungsplan
für die Zeitaufteilung unterbreitete. In 24 Stunden dreht ſich
die Erde einmal rundum, und ſo ſollte dieſe Kugel in 24
Stun=
denabſchnitte unterteilt werden. Wir müſſen uns das ſo
vor=
ſtellen, daß der Gürtel der Erde, der Erdäquator, von einem be=
ſtimmten Punkte ausgehend, in 24 gleiche Teile geteilt wird; dieſe
24 Punkte denken wir uns nun mit dem Nord= und Südpol der
Erde verbunden, ſo daß ebenſo viele „Zweiecke” entſtehen,
ähn=
lich wie bei einer geſchälten Apfelſine. Dieſe 24 Zweiecke nennt
man die „Zonen” Ausgangspunkt dieſer Zählung iſt die durch
die älteſte Sternwarte unſeres Kulturkreiſes bei Greenwich
ge=
hende Linie (Meridian). Dieſe Sternwarte wurde ausgewählt,
weil England ſeiner Handelsbeziehungen wegen ſich als erſtes
Land ernſtlich um die Gewinnung einer genauen Zeit bemüht und
bereits in den vierziger Jahren die Greenwicher Zeit als
all=
gemeingültige öffentliche Zeit für das ganze Land eingeführt hat.
Die amerikaniſchen Bahnen ſetzten Flemings Plan, beginnend
mit dem 18. November 1883, durch und fanden auch die
Unter=
ſtützung aller großen Städte, ſo daß dieſe Zeiten von nun an
nicht nur für die Eiſenbahnen ſondern für das geſamte
öffent=
liche Leben galten.
In Europa hatte außer England nur noch Schweden, und
zwar ſchon vom 1. Januar 1879 an, eine entſprechende öffentliche
Zeit durchgeführt; die ſchwediſchen Uhren gingen gegenüber
Greenwich genau eine Stunde vor. Daraus iſt dann ſpäter die
für Mittelexropa, und vor allem Deutſchland, geltende
Mittel=
europäiſche Zeit — M. E. Z. geworden. Die Mittlere
Greenwicher Zeit — M. Gr. Z. gilt als Weltzeit, wird aber
ebenſo häufig als Weſt=Europäiſche Zeit — W. E. Z. bezeichnet.
Nach Oſten zu (Rußland) ſchließt ſich dann die Oſt=Europäiſche
Zeit — O. E. Z. an.
In Deutſchland wurde die Zonenzeit als M. E. Z. am
1. April 1893 gleichzeitig als bürgerliche Zeit allgemeingültig
eingeführt; andere Länder jedoch leiſteten erheblichen Widerſtand,
vor allen Dingen Frankreich und Holland, die ſich für ihre
Lan=
deszeiten nach den Meridianen
von Paris bzw. Amſterdam
richteten. Erſt im Jahre 1911
gab Frankreich nach und
be=
kannte ſich von da an zur W. E. 3.
Holland dagegen verwendet noch
heute ſeine Zeit, die um 20
Bemtau Singapur Minuten von der W.E.3.
ab=
weicht bzw. um 40 Minuten
gegenüber unſerer
mitteleuro=
päiſchen Zeit nachgeht.
Außer=
dem gibt es noch eine Reihe
von außereuropäiſchen Staaten,
die bis heute an ihren
Landes=
ich4 Tefehem Sidner
zeiten feſtgehalten haben. In
einzelnen Fällen, iſt es auch
nötig geweſen, mit den
Zonen=
zeiten nicht um eine volle, ſondern nur um eine halbe Stunde
weiterzugehen, damit die Abweichungen in den Oſt= und
Weſt=
hälften der Länder einigermaßen gleichmäßig wurden, z. B. in
Bombay. In Deutſchland geht der mitteleuropäiſche Meridian
durch die Linie Stargard=Görlitz, liegt alſo auch nicht gerade in
der Mitte. Für Orte auf dieſer Linie iſt die M. E. Z. — der
Ortszeit, im übrigen aber iſt die Abweichung von Ortszeit
gegen=
über M. E. Z. in Weſtdeutſchland erheblich größer als in
Oſt=
deutſchland.
Das Eiſenbahnnetz der Erde iſt zur Zeit immer noch der
Ausdruck für die mehr oder weniger große Intenſität von
Han=
del und Verkehr eines Landes. Hierzu kommt natürlich für die
Hafenſtädte der Schiffsverkehr und in ſteigendem Maße ganz
allgemein der Luftverkehr. Auf allen dieſen Wegen reiſen
Men=
ſchen und Güter, vor allem auch die Poſt, und doch genügt das
unſerer raſtlos arbeitenden Verkehrsmaſchine noch nicht;
Tele=
gramme und Ferngeſpräche durch Kupferadern oder drahtlos
rücken die Menſchen noch näher aneinander. Brauchte ein Brief
Tage und Wochen, ein Telegramm Stunden, ſo kann man heute
faſt ſchon mit der ganzen Erde drahtlos telephonieren, kamn in
unmittelbarer Rede und Gegenrede Worte perſönlicher oder
ge=
ſchäftlicher Art tauſchen. War die Zonenzeit bisher mehr eine
Angelegenheit der Verkehrsanſtalten, ſo dringt ſie jetzt immer
mehr zu den Erwägungen auch des Geſchäfts= und Prwatmameg
Nummer 233
Sonntag, den 24. Auguſt 1930
Täligkeit legt Calonder ſein Amt nieder. — Die
der polniſchen Behörden die Urſache des R
kommiſion für Oberſchleſien nieder.
EP. Genf, 23. Auguſt.
Der Vorſitzende der „Gemiſchten deutſch=polniſchen
Schiedskom=
in ſſion für Oberſchleſien”, der frühere ſchweizeriſche
Bundespräſi=
ſerit Felix Calonder, hat dem Generalſekretär des Völkerbundes
nie Demiſſion mitgeteilt. Calonder wird jedoch erſt im Juli 1931
om ſeinem Poſten zurücktreten, den er ſeit 1922 inne hat. Als
Käcktrittsgrund werden Familienrückſichten angegeben.
Calonder ſteht bereits im 67. Lebensjahre und hat ſchon vor
iniger Zeit die Abſicht ausgeſprochen, ſich ins Privatleben
zurück=
usiehen. Auf Wunſch der Minderheitenvertreter in Oberſchleſien,
ie in ihm einen objektiven und unparteiiſchen Amtswalter
ſchätz=
en, hat er ſich aber entſchloſſen, noch einige Zeit im Amt zu
blei=
ſemi. — Ueber ſeinen Nachfolger iſt noch nichts bekannt.
Felix Calonder, 1863 geboren, war von 1899 bis 1913
Staats=
ak im ſchweizeriſchen Parlament und gehörte von 1913 bis 1920
ern Bundesrat an, wo er im Jahre 1918 das Präſidentenamt der
Eidgenoſſenſchaft verſah. Nachdem er von 1921—1922 Vorſitzender
der deutſch=polniſchen Konferenz für Oberſchleſien geweſen war,
ſilernahm er 1922 den Vorſitz im „Gemiſchten deutſch=polniſchen
Sciedsausſchuß”, den er nunmehr niederlegt.
Ueberraſchang und Bedauern in Oberſchlefien.
Kattowitz, 23. Auguſt.
Die Nachricht von dem Rücktritt des Präſidenten der
gemiſch=
err Kommiſſion für Oberſchleſien, Calonder, hat in allen Kreiſen
drr deutſchen Minderheit größte Ueberraſchung hervorgerufen.
2er Rücktritt wird überall lebhaft bedauert, um ſo mehr, als
Calonder in ſeiner achtjährigen Tätigkeit in Oberſchleſien es
ver=
ſtanden hat, ſich eine umfaſſende Kenntnis von Land und Leuten
ar zueignen, wodurch es ihm weſentlich erleichtert wurde, ſeine
Geitſcheidungen zu treffen. Die Beſtellung eines Nachfolgers
gärd um ſo größere Schwierigkeiten machen, als der neue
Präſi=
dint über eine ſo gute Kenntnis der oberſchleſiſchen Verhältniſſe,
näe ſie Calonder beſaß, wohl nicht verfügen dürfte.
Die Begründung des Rücktrittsgeſuches mit
Familienver=
heltniſſen wird als die übliche diplomatiſche Formel angeſehen.
Gs läßt ſich nicht leugnen, daß politiſche Gründe Calonder
ver=
anlaßt haben, auf ſein Amt zu verzichten. Die Schierigkeiten,
denen er ſeit 1926 immer wieder begegnete, haben ihm eine
ſpoſitive Arbeit im Intereſſe der beiderſeitigen Minderheiten ſo
gert wie unmöglich gemacht. Dazu kam noch, daß ſeine Stellung,
die bis zum Regierungsantritt des Woſwoden Dr. Graczſinſki
artoritativ unerſchütterlich war, durch die Haltung des
Völker=
bandsrates gegenüber ſeinen Entſcheidungen ſehr geſchwächt
nutrde. Der Völkerbundsrat hat unverftändlicherweiſe ſtets
ver=
mäeden, eine klare Entſcheidung über die Stellung Calonders zu
treffen, wodurch er ſelbſtverſtändlich ſeine Rechtsſprüche ernſtlich
Frage ſtellte.
Der Rücktritt Calonders, der zweifellos auf die
minderheiten=
ſändliche Einſtellung der polwiſchen Behörden zurückzuführen
iſt um ſo bemerkenswerter, als Calonder Mitſchöpfer des in
SBerſchleſien geltenden Minderheitenrechtes iſt. Es dürfte nicht
unbekannt ſein, daß Calonder nach dem Botſchafterbeſchluß über
SGerſchleſien im Jahre 1921 mit der Führung der deutſch=
pol=
mſchen Verhandlungen beauftragt wurde, deren Ergebnis das
Genfer Abkommen über Oberſchleſien war.
Auch Genf bedauerk Calonders Rückkrikk.
Der Rücktritt Calonders, der ſich zur Zeit in Genf aufhält,
iß in allen Kreiſen des Völkerbundes mit dem größten Bedauern
aufgenommen worden. Allgemein herrſcht die Ueberzeugung,
daß Calonder die außerordentlich ſchwierigen und heiklen
Auf=
gaben mit der größten Objektivität und Gerechtigkeit und mit
vollem Verſtändnis für die beſonders ernſte und verwickelte Lage
Slberſchleſiens durchgeführt hat. Der Rücktritt Calonders erfolgt,
nie in Völkerbundskreiſen verlautet, aus rein perſönlichen
Gründen.
Genf, 23. Auguſt.
Es ſteht noch nicht feſt, ob und in welchem Umfange die
Minderheitenfrage als eines der großen dringenden europäiſchen
Probleme auf der Vollverſammlung des Völkerbundes im
Sep=
tember zur Verhandlung gelangen wird. In dem Jahresbericht
des Generalſekretärs des Völkerbundes, der die Grundlage der
Verhandlungen der Vollverſammlung bildet, iſt bekanntlich die
Minderheitenfrage als ſolche nicht berührt, ſondern es werden
lediglich Angaben über einige oberſchleſiſche Beſchwerdefälle
ge=
macht. Die kürzlich vom Völkerbundsſekretariat veröffentlichten
Angaben über das Schickſal und die Behandlung der
Minder=
heitenbeſchwerden ſind in den Bericht des Generalſekretärs an die
Vollverſammlung mit Vorbedacht nicht aufgenommen worden
und werden ſomit planmäßig in der Vollverſammlung nicht
verhandelt. Zur Erörterung dieſer vielfach angegriffenen und
überhaupt ſehr anfechtbaren Angaben iſt daher der beſondere
Antrag einer Regierung in der Vollverſammlung notwendig.
In dieſem Zuſammenhang muß auf die Erklärung Dr.
Streſe=
manns auf der letzten Vollverſammlung des Völkerbundes
hin=
gewieſen werden, nach der die Madrider Ratsbeſchlüſſe vom
vorigen Jahr, die gewiſſe Verbeſſerungen des bisherigen
Min=
derheitenverfahrens vorſahen, nicht als eine endgültige
Rege=
lung aufgefaßt werden dürften. Dr. Streſemann behielt ſich in
ſei=
ner damaligen großen Rede ausdrücklich das Recht vor, auf
Grund der mit den Madrider Beſchlüſſen gemachten
Erfahrun=
gen, die Minderheitenfrage als grundſätzliches Probelm des
Völ=
kerbundes von neuem vor dem Völkerbund aufzurollen und
be=
ſonders die Frage der Schaffung eines ſtändigen
Minderheiten=
ausſchuſſes beim Völkerbund zur Verhandlung zu ſtellen. Es
handelt ſich nunmehr um die Frage, ob die an den
Minderheiten=
fragen intereſſierten Regierungen jetzt einen weiteren Ausbau
und eine Verſtärkung der Madrider Beſchlüſſe in der Richtung
einer breiteren Oeffentlichkeit und ſtärkerer Bürgſchaften für
den Minderheitenſchutz in der Vollverſammlung vorbringen
werden. Gerüchtweiſe verlautet, daß die engliſche Regierung in
Verfolg des bekannten Vorſtoßes einer größeren Gruppe von
Parlamentariern die Abſicht haben ſoll, im Hinblick auf den
gegenwärtig noch völlig ungenügenden Stand der Behandlung
der Minderheitenfrage durch den Völkerbund die geſamte
Min=
derheitenfrage als ſolche von neuem in der September=
Verhand=
lung zur Sprache zu bringen.
Die deutſche Abordnung für die am 10. September
begin=
nende Vollverſammlung des Völkerbundes wird folgendermaßen
zuſammengeſetzt ſein:
Hauptvertreter Reichsaußenminiſter Dr. Curtius,
Mini=
ſterialdirektor Dr. Gaus und Graf Bernſtorff. Dr.
Cur=
tius wird für den Fall ſeiner Abweſenheit von Genf durch den
Staatsſeketär von Bülow vertreten ſein. Der Abordnung ge
hören ferner folgende Parlamentarier an: Prälat Kaas, Prof.
Hoetzſch, Dr. Breitſcheid, Freiherr v. Rheinbaben
und Koch=Weſer; ferner als Sachverſtändige Frau Lang=
Brumann. Die Abordnung umfaßt ſodann zahlreiche höhere
Beamte des Auswärtigen Amtes, darunter den
Völkerbunds=
referenten Geheimrat v. Weizſäcker ſowie vermutlich auch den
Leiter der Preſſeſtelle der Reichsregierung, Miniſterialdirektor
Zechlin.
Außenminiſter Briand hat, wie offiziell erklärt wird, den
Regierungen der europäiſchen
Mitgliedsſtaa=
ten des Völkerbunds vorgeſchlagen am 8.
Sep=
tember, dem Eröffnungstage der Völkerbundstagung, ſich in
Genf zu verſammeln, wo er mündlich die Anſicht
der franzöſiſchen Regierung über die durch die
Antworten der 27 europäiſchen Staaten geſchaffene
Grund=
lage einer europäiſchen Staatenföderation
auseinanderſetzen wird. An den folgenden Tagen
wer=
en dann die Vertreter der europäiſchen Staaten neben der
Böl=
kerbundstagung das Briandſche Projekt einer eingehenden
Diskuſ=
ſion unterziehen.
var. Wollen wir z. B. eine Unterhaltung mit unſeren Freunden
in New York führen, ſo können wir das nicht ſo ohne weiteres,
ſondern müſſen uns erſt überlegen, ob dort drüben gerade
Wach=
oder Schlafenszeit iſt. New York liegt weſtlich von uns, die
Uhren gehen dort alſo den unſeren gegenüber nach. Ein Blick
auf die entſprechende Uhr in unſerem Bild zeigt uns einen
Unterſchied von ſechs Stunden; wir werden alſo nicht gerade die
Vormittagsſtunden zu dieſem Geſpräch benutzen dürfen. Wie es
mit den wichtigſten anderen Ländern ſteht, laſſen die weiteren
Zäfferblätter auf unſerer Uhrentafel erkennen.
Und wie wird die Zeit gemacht? — Die wird buchſtäblich
„vom Himmel geholt‟. Der Aſtronom ſtellt ſeine ſorgſam
ge=
hüitete Hauptuhr nach dem Lauf der Sterne. Das Nauener
Zeitzeichen, die Uhren von Poſt und Eiſenbahn, die Zeitbälle der
Hafenſtädte — alles richtet ſich nach jener haargenau gehenden
Normaluhr auf der Sternwarte.
So erhalten wir einen Begriff von der Erfaſſung,
Vertei=
lung und dem Ablauf der Zeit, dieſem unaufhaltſam
dahin=
gleitenden Etas, das ſo ſchwer zu definieren iſt; denn was
ſagt uns der philoſophiſch ausgeklügelte Satz: „Zeit iſt die
Auf=
einanderfolge des Geſchehens?” Alles und nichts, je nach unſerer
Veranlagung. Oder ſind die Leute glücklicher daran, die da
be=
haupten: „Zeit iſt Geld‟?
Die Andre=Tragödie im ewigen Eiſe.
Nach 33 Jahren wird das Geheimnis um André
Viele unſerer Leſer werden ſich noch des ſ. Zt. in aller
Welt viel beſprochenen und viel umſtrittenen ſenſationellen
Verſuchs des ſchwediſchen Polarforſchers André erinnern,
den Nordpol im Freiballon zu erreichen. André und ſeine
bei=
den Begleiter blieben ſeitdem verſchollen. Jahre hindurch hatte
nian vergeblich geforſcht, und oftmals tauchten Meldungen auf
bon Funden, die von der André=Expedition herrühren ſollten,
S die ſich aber meiſt als falſch erwieſen. Jetzt erſt, nach 33 Jahren,
ſend die Leichen der 3 Forſcher und ihre Tagebuchaufzeichnungen
gefunden worden. Jetzt erſt gibt die Arktis ihr ein
Menſchen=
leben hindurch gehütetes Geheimnis preis. — Es liegen uns
noch folgende Meldungen vor:
Die Tragödie im Eiſe.
Berlin. Die Nordpolexpedition des ſchwediſchen
In=
genieurs André deſſen Leiche jetzt aufgefunden worden iſt, hat
in der ganzen Welt außergewöhnliches Aufſehen erregt. Schon
die Verwendung eines Freiballons war Grund genug, um dem
Unternehmen ein ungeheures Intereſſe zu ſichern. Die
Notwen=
digkeit beſonderer Vorbereitungen verzögerten das Unternehmen
bis in den Sommer 1897 hinein. André hatte dann die Abſicht,
mit ſeinen beiden Gefährten Fränkel und Strindberg am 1. Juli
von Spitzbergen aus aufzuſteigen. Ungünſtige Windverhältniſſe
verzögerten den Start bis zum Sonntag, den 11. Juli,
nachmit=
tags 2½ Uhr. Um 10½ Uhr vormittags erſt begann man mit
den letzten Vorbereitungen, die etwas übereilt durchgeführt
wur=
den. In den alten Depeſchen wird erzählt, daß der Abſchied
ergreifend war, aber auch daß gleich zu Beginn die Gefahr
einſetzte. Der Ballon ſtieg auf 200 Meter, wurde jedoch bis auf
die Nähe des Meeresſpiegels wieder niedergedrückt, ſo daß
ſchleunigſt Sandſäcke ausgeworfen werden mußten, damit der
Ballon ſich wieder erhob. Mit dieſem geringen Ballaſt machte
der Ballon mindeſtens 35 Kilometer in der Stunde, und zwar
in Richtung Nord=Nord=Oſt. Bald ſchon ſetzte die Sorge um
das Schickſal der Expedition ein. Das einzige Lebenszeichen,
das von ihr eintraf, war ein verſiegeltes Brieftaubentelegramm
an die Stockholmer Zeitung „Aftonbladet” mit der André ein
Nachrichtenabkommen getroffen hatte. Dieſe Depeſche wurde
am 20. September bekannt und lautete: „13. Juli, 12,30 Uhr
nach=
mittags, 82,2 Grad nördlicher Breite, 15,5 Grad öſtlicher Länge.
Gute Fahrt gegen Oſt, 10 Grad Süd. Alles wohl an Bord.
Dieſes iſt die dritte Brieftaubenpoſt. — (gez.) André.”
Im September wollte dann der Kapitän eines Fangſchiffes
im Eisfjord am Prinz Karl Vorland einen großen rotbraunen
Gegenſtand treibend geſehen haben, den man für die
Ballon=
hülle hielt. Angeblich waren auch Hilferufe gehört worden.
Darauf rüſtete Norwegen eine Rettungsexpedition mit dem
Dampfer „Victoria” aus, ſie kehrte aber bereits am 21. November
noch Tromſö zurück, ohne daß ſie irgendetwas gefunden hatte.
In der Folgezeit ſind noch häufig Nachrichten über das
Schick=
ſal Andrés aufgetaucht, aber ſie haben ſich faſt immer unrichtig
herausgeſtellt. Das Geheimnis, das faſt 33 Jahre über der
Expedition lag, iſt jetzt zum Teil gelüftet worden.
Größtes Aufſehen über die Auffindung der Leiche Andrés.
Stockholm. Die Nachricht von der Auffindung der Leiche
des Polarforſchers André hat in ganz Skandinavien größtes
Aufſehen erregt. Alle Stockholmer Zeitungen haben Extrablätter
herausgegeben. Obwohl noch keine endgültige Beſtätigung
vor=
liegt, zweifelt man nicht daran, daß die Meldung richtig iſt.
Der bekannte ſchwediſche Forſcher Profeſſor de Geer
äu=
ßerte, daß die geographiſchen und ſonſtigen Angaben durchaus
glaubwürdig ſind. Da der Dampfer „Brattvaag” mit Dr. Horn
an Bord früheſtens am 10. September in Norwegen eintreffen
Seite 3
Rückkrikt der Regierung Slawek. — Pilſudſki mit der
Regierungsbildung beauftragt.
Warſchau, 23. Auguſt.
Miniſterpräſident Slawek hat am Samstag, nachmittag dem
polniſchen Staatspräſidenten ſein Rücktrittsgeſuch eingereicht. Er
begründet ſeinen Entſchluß damit, daß er ſich ausſchließlich der
Leitung der Regierungspartei widmen wolle, wozu er in ſeiner
Eigenſchaft als Miniſterpräſident nicht in der Lage ſei. Der
Staatspräſident hat das Rücktrittsgeſuch Slaweks angenommen.
Um 17.30 Uhr trat das Kabinett unter dem Vorſitz Slaweks
zu=
ſammen, an der auch Marſchall Pilſudſki teilnahm.
In maßgebenden politiſchen Kreiſen herrſcht die
Ueberzeu=
gung, daß der Staatspräſident den Marſchall Pilſudſki mit der
Neubildung des Kabinetts beauftragen wird. Slaweks Rücktritt
und die Möglichkeit einer Regierung Pilſudſkis wird man mit
der Abſicht der Oppoſitionsparteien in Zuſammenhang bringen
müſſen, vom Staatspräſidenten erneut die Einberufung des
Seims zu verlangen. Bekanntlich wollte die Oppoſition auch
zahl=
reiche Kongreſſe veranſtalten, um auf dieſe Weiſe Slawek zum
Rücktritt zu zwingen.
In dem heute ſpät abends veröffentlichten Communiaué
wird mitgeteilt, daß der Staatspräſident den
Mar=
ſchall Pilſudſki erſucht habe, die Bildung der
neuen Regierung zu übernehmen. Pilſudſki hat
erklärt, er würdige vollkommen die Gründe, die den
Mini=
ſterpräſident Slawek zum Rücktritt bewogen hätten, da es
begreif=
lich ſei, daß er nicht ewig das „Mädchen für alles” ſein wolle.
Auch er ſelbſt ſei von dieſer Rolle nicht begeiſtert. Er werde daher,
wenn er die Leitung der Regierung übernehmen ſolle, ſich ſeine
Arbeiten als Miniſterpräſident nach Möglichkeit erleichtern. Im
übrigen würde er in dieſem Falle die bisherigen Miniſter auch
in dem neuen Kabinett beibehalten. Die Entſcheidung über die
Annahme ſeiner Betraung behalte er ſich noch vor, er werde
aber jedenfalls bis Montag Antwort geben. In
poli=
tiſchen Kreiſen iſt man ſich darüber einig, daß Pilſudſki auch als
Miniſterpräſident das Kriegsminiſterium beibehalten wird. Es
ſei beabſichtigt, zur Entlaſtung den bisherigen Kabinettschef im
Kriegsminiſterium, Oberſt Beck, zum ſtellvertretenden,
Miniſter=
präſidenten zu ernennen.
Die Oſtſtelle in Täkigkeit.
Berlin, 23. Auguſt.
Amtlich wird mitgeteilt: Die durch Erlaß des
Reichspräſi=
denten vom 14. Auguſt 1930 — Reichsgeſetzblatt 1930 Teil I,
Seite 434 — errichtete Oſtſtelle hat ihre Tätigkeit aufgenommen.
Die Geſchäftsräume befinden ſich vorläufig in Berlin W. 9,
Leipzigerplatz 17.
Die Einrichtung der Landſtellen in Königsberg (Oſtpreußen),
Köslin, Schneidemühl, Breslau und Oppeln ſteht für Anfang
September in Ausſicht. Die Kommiſſare entſcheiden in den
An=
gelegenheiten der Umſchuldung, Betriebsſicherung und
Zins=
erleichterung uſw. ſelbſtändig. Einzelanträge ſind daher nicht
an die Oſtſtelle Berlin zu richten.
Skükungsakkion für die ſpaniſche Währung.
EP. Madrid, 23. Auguſt
In einem über den geſtrigen Miniſterrat veröffentlichten
Communiqué heißt es, der Finanzminiſter betrachte als
weſent=
liche Grundlage einer geſunden Finanz= und Wirtſchaftspolitik
des Landes eine noch ſtärkere Verminderung der
Ausgaben und eine genaue Verwaltung des Budegts, deſſen
endgültige Vereinheitlichung und eine ſtrikte Beachtung des
Buch=
haltungsgeſetzes. Die Einnahmen des Schatzamtes werden
einer neuen Prüfung unterzogen werden. Die Regierung wird
dem Parlament Rechenſchaft über ihre Schritte ablegen. Was
die Peſeta anbetrifft, ſo glaubt die Regierung, daß ſich erſt jetzt
die verſchiedenen früheren Urſachen ihrer Entwertung
bemerk=
bar machten.
Das Währungsproblem müſſe einheitlich
mit den anderen Problemen geregelt werden. Als erſte
Maßnahme hat der Miniſterrat ein Geſetz angenommen,
demzu=
folge gewiſſe Operationen zwiſchen in= und ausländiſchen Banken
mit Sitz in Spanien unterſagt wird. Im heutigen Amtsblatt
wird bereits der Text dieſer Dekrete veröfſentlicht. Danach
darf der Kauf und Verkauf von Deviſen nur in ſolchem Maße
erfolgen, als ſie zur Bezahlung von Waren uſw. notwendig ſind.
Der Miniſterrat hat ferner über die Rückerſtattung der
während der Diktatur verhängten Geldſtrafen beraten und
be=
ſchloſſen, um im Rahmen der Verfaſſung zu bleiben, vom
Par=
lament die Genehmigung zur Rückerſtattung dieſer zu Unrecht
verhängten Strafen zu verlangen.
kann, und keine Funkeinrichtung beſitzt, und da ſich auch keine
anderen Schiffe mit einem Funkſender im Fahrwaſſer der
„Brattvaag” befinden, ſind Einzelheiten erſt in etwa drei
Wo=
chen zu erwarten.
Riſſer Larſen und Rasmuſſen zu der Auffindung der Leiche des
Polarforſchers André.
Kopenhagen. Aus Oslo wird gemeldet: Der bekannte
norwegiſche Flieger Riſſer Larfen, der die Verhältniſſe im
Polar=
gebiet gut kennt, erklärte zu der Nachricht über die Auffindung
der Leiche des Polarforſchers André und ſeines Lagers, daß
die „Weiße Inſel” gewöhnlich mit einer dicken Eisſchicht
be=
deckt ſei und daß in dieſem Sommer eine derartige Auftauung
des Eiſes ſtattgefunden habe, wie noch nie. Damit ſei das
ſpäte Auffinden des Lagers zu erklären. Bei den
Nachforſchun=
gen nach der verſchwundenen Amundſen=Expedition im vorigen
Jahre ſei das norwegiſche Schiff Wesle Kari in den Gewäſſern
um die „Weiße Inſel” geweſen. Damals ſei die Inſel jedoch
völlig mit Eis und Schnee bedeckt geweſen.
Der norwegiſche Polarforſcher Dr. Knud Rasmuſſen, der
André ſehr gut kannte, äußerte u. a.: Es ſei durchaus möglich,
daß die Tagebücher, die gut aufbewahrt waren, ſelbſt nach ſo
vielen Jahren leſerlich ſein könnten. Als André ſtartete, flog
er in nördlicher Richtung mit einer Geſchwindigkeit von etwa 35
Kilometern. Er hätte den Pol in etwa 24 Stunden und die
Beringſtraße in etwa 80 Stunden erreichen können. André habe
kurz vor ſeinem Flug Fridtjof Nanſen gefragt, was er von dem
bevorſtehenden Fluge halte und ob er ihm einige Daten über
die Windverhältniſſe am Pool geben könne. Nanſen habe
da=
mals dringend abgeraten, da er geglaubt habe, der Flug ſei mit
den techniſchen Mitteln der damaligen Zeit nicht ausführbar
ge=
weſen. André hätte ſich aber bereits ſo feſtgelegt, daß er ſeinen
Flug nicht aufgeben wollte.
Auf die Frage, ob vielleicht eine Verwechſlung zwiſchen
André und Nobiles Leuten vorliegen könnte, erklärte Rasmuſſen,
daß er daran nicht glaube, da die Tagebücher nach den
vor=
liegenden Nachrichten wohlerhalten aufgefunden ſeien.
„Brattvaag” mit Andrés Leiche am 10. September in
Tromſö erwartet.
Kopenhagen. Zu der Auffindung der Leiche des
Polar=
forſchers André wird ergänzend gemeldet: Der Leiter der
nor=
wegiſchen Spitzbergen= und Eismeer=Unterſuchung, Dr. Horn, der
ſich an Bord der „Brattvaag” befindet, wird mit der Leiche
An=
drés etwa am 10. September in Tromſö erwartet. Bei André
fand man in einer Taſche außer dem Tagebuch noch einen
Schrittmeſſer, in dem ſein Name eingraviert iſt. Die
Aus=
grabungen waren außerordentlich ſchwierig und zeitraubend,
da alles unter Eis war.
Seite 4
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Nummer 233
Sonntag, den 24. Auguſt 1930
Seite5
Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 24. Auguſt.
Heſſ. Dragoner=Denkmal. Ehrung der Gefallenen.
Am Sonntag, dem 24. Auguſt, 9 Uhr abends, wird die
Feuer=
ſchale des Denkmals der beiden Großherzöglich Heſſiſchen
Drago=
ner=Reg. 23 und 24 in der Landgraf=Philipp=Anlage zum ehrenden
Andenken an den Gefechtstag von Brandeville und die dort
gefal=
lenen vierzig tapferen Garde= und Leib=,Dragoner entzündet. —
Nicht dieſer vierzig allein ſei hier bei dem emporlodernden Feuer
in ſtillem Gedenken gedacht, ſondern auch der vielen, vielen
ande=
ren lieben Kameraden, die mit ihrem Herzblut den Heimatboden
frei hielten von Verwüſtung, Mord und Brand. Sie alle fielen
damals für uns, für das deutſche Volk. Wir fragen uns heute:
Iſt das Volk, ſind wir dieſer Opfer auch wert? Werden dieſe
Män=
ner auch ſo durch unſere Worte, Leben und Handeln geachtet, wie
es ihnen gebührt! Sind wir einig? Iſt unſer Volk ſo einig wie
ſie, die damals in den Tod gingen für uns!? Dieſes Gedenken ſei
uns eine ernſte Mahnung: Wenn wir nicht — jeder einzelne —
uns einſetzen und opfern, einer für den anderen, für das Ganze,
— dann gehen wir unter, — ſchmachvoll, — ehrlos, — während
jene rein daſtehen.
Von jenen wird die Geſchichte einſt erzählen, von uns wird
ſie ſchweigen, wenn wir nicht einkehren in uns, — einig
werden.
v. N.
Kelſterbacher Porzellan im Schloßmuſeum.
Die Ausſtellung von heſſen=darmſtädtiſchem Porzellan hat trotz
der wirtſchaftlich ſo ernſten Zeiten ihre Beſucher gefunden.
Be=
reitet dem Liebhaber von Porzellan ſchon das Anſchauen, dieſer
eigenartigen Kleinplaſtik und feinen Miniaturmalerei reichen
Ge=
nuß, ſo erfreuen den Freund heſſiſcher Geſchichte manche Stücke,
die ihm die Vergangenheit ſeiner Heimat in Erinnerung rufen.
Auf den zahlreichen Tabakdoſen begegnen dem Beſucher die
wohl=
bekannten Bilder des greiſen Landgrafen Ludwig IIII. und ſeines
geliebten Jagdſchloſſes, der Dianaburg. Von dieſem uns nicht
mehr erhaltenen Jagdpavillon bewahrt aber das Kelſterbacher
Porzellan noch ein weiteres Andenken — die Giebelfigur der
Dianaburg! Der Darmſtädter Bildhauer Tobias Eckhardt
ko=
pierte die große Sandſteinfigur in kleinem Maßſtabe für die
Por=
zellanmanufaktur ſeines Herrn. Während das große Bildwerk
unterging, blieb dieſe kleine Kopie unſeren Tagen erhalten! Auf
dem Umweg über den Meißener Modelleur J. J. Kandler
ge=
langte auch das Porträt des Kammerhuſaren Czepregy in den
Formenvorrat der landgräflichen Manufaktur; wieder war es
To=
bias Eckhardt, der in Anlehnung an die Meißener Gruppe dieſe
charakteriſtiſche Erſcheinung des Kammerhuſaren mit dem
Ziegen=
bockdudelſack für die Manufaktur ſeines Herrn modellierte. Dieſen
Beiſpielen ließe ſich noch manches andere anfügen, doch mag das
Geſagte vorläufig genügen. Dieſe heimatliche Seite der
Kelſter=
bacher Porzellan=Ausſtellung verdient wohl beſonders beachtet zu
werden. Bei der hohen Schätzung, die ſich das Kelſterbacher
Por=
zellan in Sammlerkreiſen erfreut, trägt es die Kunde von
heſſi=
ſchem Kunſtfleiß in die weite Welt. Es mag nun recht und billig
ſein, wenn es bei dieſem kurzen Ausſtellungsaufenthalt in der
alten Heimat von recht vielen beſucht und begrüßt wird.
— Hohes Alter. Herr Martin Kreiter, Im Erlenberg 16,
der lange Jahrzehnte Verwalter im Stadthaus war und ſeit 1916
im Ruheſtand lebt, feiert am Montag, dem 25. Auguſt, ſeinen
80. Geburtstag.
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Eröffnung der Carl=
Hofer=Ausſtellung. In der Reihe ihrer künſtleriſchen
Ver=
anſtaltungen eröffnet die Bücherſtube heute vormittag 11.45 Uhr
eine Carl=Hofer=Ausſtellung. Der Kuſtos am Landesmuſeum,
Herr Dr. Karl Freund, ſpricht auf Einladung der Bücherſtube
über Carl Hofer. Der Vortrag beginnt pünktlich um 11.45 Uhr.
— Mozartverein. Der Mozart=Chor nimmt nach der
Sommer=
pauſe ſeine Tätigkeit wieder auf am Mittwoch, dem 27.
Auguſt. Der Chor übt in dem ſchönen Muſikſaal ſeines eigenen
Hauſes unter der bewährten Leitung von Kapellmeiſter
Fried=
rich Rehbock. Auch in dem 88. Jahre ſeines Beſtehens will der
Verein trotz der Ungunſt der Zeiten ſeine künſtleriſchen und
geſell=
ſchaftlichen Aufgaben pflegen wie in ſeiner ruhmvollen
Vergangen=
heit. Muſikaliſche und ſangesfreudige Herren werden eingeladen,
ſich dem Mozart=Chor als Gäſte oder Mitglieder anzuſchließen.
Anmeldungen nimmt der Vorſitzende, Profeſſor Dr. Köſer
Inſelſtraße 18, entgegen.
— Wiederſehensfeier der ebemaligen 25er und 6ler
Artilleri=
ſten in Mainz am 31. Auguſt. Am 31. Auguſt findet anläßlich des
Abzuges der Beſatzung vom Rhein ein großer Aufmarſch
der Kriegerkameradſchaft „Haſſia” in Mainz ſtatt.
An dieſer Kundgebung beteiligen ſich alle Vereine der Regimenter
der ehemaligen Großherzogl. 25. Diviſion. Für uns heſſiſche
Ar=
tilleriſten hat dieſer Tag noch eine beſondere Bedeutung.
Anſchlie=
ßend an den Feſtakt der „Haſſia” nachmittags findet im
Bürger=
hof in Mainz Ecke Stadthaus= und
Emmerans=
ſtraße eine Wiederſehensfeier ſtatt, die ſeit unſerer
Denkmalsweihe in Darmſtadt die größte und denkwürdigſte werden
wird. Verſäume kein ehemaliger 25er und 61er Artilleriſt, ſeine
Batterie= und Regimentskameraden nach ſo langer und
ſchickſals=
ſchwerer Zeit in Mainz zu begrüßen.
CAerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher
Er=
krankung ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der
Hausarzt zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind
am Sonntag, den 24. Auguſt, folgende Aerzte zu deſſen
Vertretung bereit: Dr. med. Holzmann, Schwanenſtraße 73
(Tel. 22); Dr. med. Nahm, Heidelberger Straße 83 (Tel. 4616);
Frl. Dr. med, Kalcher, Rheinſtraße 37 (Tel. 3296).
der Reichsbahn.
Drohender Forkfall für Darmſtadt wichkiger
Schnell=
verbindungen.
Der ſoeben der Oeffentlichkeit zugänglich gemachte Entwurf
des Winterfahrplans der Reichsbahn bringt höchſt
unliebſame Ueberraſchungen, die für Darmſtadt und ſeine
wei=
tere Umgebung, wenn ſie in die Tat umgeſetzt würden, ſchwere
Schädigungen bringen müßten. Die Reichsbahn plant
ein=
mal — man hält es kaum für glaublich — die Odenwald=
Strecken=Eilzüge Darmſtadt und Frankfurt—Offenbach—
Hanau—Odenwaldbahn—Eberbach-Heilbronn—Stuttgart von
No=
vember bis einſchl. März ausfallen zu laſſen. Seit Jahren
verkehren dieſe ſo wichtigen Züge ganzjährig. Die Beſtrebungen,
die auf Einführung des ſo dringend notwendigen zweiten Paares
Odenwald=Neckar=Eilzüge abzielen, ſind bekannt. Um ſo
unver=
ſtändlicher muß es ſein, wie die Reichsbahn auch nur auf den
Ge=
danken kommen konnte, an dieſe wichtige Verbindung, die
ein=
zige zeitgemäße Schnellverbindung für den öſtlichen
Odenwald, zu rühren.
Des weiteren will man unbegreiflicherweiſe Darmſtadt die
einzige durchgehende Schnellverbindung mit
Bayern rauben. Die ebenfalls ſeit Jahren beförderten Züge
Holland bzw. Krefeld-Nürnberg, die einen durchgehenden
Zug=
teil über Darmſtadt haben, ſollen hier abgeſchnitten werden, ſo daß
die Strecke Darmſtadt—Aſchaffenburg, die vor dem Krieg
in jeder Richtung von zwei Schnell= und zwei Eilzügen befahren
wurde, auf das Niveau einer Nebenbahn herabgedrückt würde.
Auch die Durchführung dieſer Abſicht iſt ſelbſtverſtändlich
un=
denkbar.
Auch in anderen Punkten bringt der Entwurf eine Reihe von
fallen.
Es kann mit Beſtimmtheit erwartet werden, daß die für die
Entwicklung der Dinge verantwortlichen Stellen, wie
Regie=
rung, Stadtverwaltung Handelskammer
Ver=
kehrsverband und Verkehrsvereine ſich ſchleunigſt mit
den völlig überraſchend bekannt gewordenen verkehrsfeindlichen
Abſichten der Reichsbahn zwecks einer gründlichen
Revi=
ſion des Entwurfes auseinanderſetzen. Jedenfalls iſt der hier
von der Reichsbahn eingeſchlagene Weg rückſichtsloſer Abſtriche
wichtigſter Verbindungen denkbar ungeeignet, Sympathien für
dieſes unſer wichtigſtes Verkehrsinſtitut, nicht zuletzt in der Frage
des Wettbewerbes mit dem Kraftwagen, zu erwecken.
Alle Evangelischen
besucher
Evangelische Volks-Feier
Sonntag, 24 8., nachmitt. 3 Uhr in der Festhalle. (12763b
EEintritt 30 Pfg. Z
g ausländiſcher Skudierender
hieſigen Familien.
Familien, die bereit ſind, gegen Entgelt einen ausländiſchen
Studenten, der in Darmſtadt ſtudieren will, aufzunehmen und
ihm durch die Teilnahme am Familienleben den Aufenthalt in
Deutſchland zu erleichtern, werden gebeten, dies baldmöglichſt der
Akademiſchen =Auslandsſtelle Techniſche Hochſchule,
Zimmer 4, der Studentenſchaft (Eingang kleines Weſtportal an der
Herrngartenſeite) ſchriftlich oder mündlich täglich zwiſchen 11 und
12 Uhr mitzuteilen (Fernruf 5001, Apparat 649). Hierdurch ſoll
dieſen Ausländern die Möglichkeit gegeben werden, einen guten
Einblick in deutſche Kultur und Bildung zu erhalten. Ein
gegen=
ſeitiger Austauſch von „Familienangehörigen iſt ebenfalls ſehr
wohl möglich. Wünſche betreffs der Nation werden
ſelbſtverſtänd=
lich berückſichtigt. Es kommen alle Länder in Frage. Zurzeit
wer=
den beſonders Familien geſucht, die bereit ſind, einen franzöſiſchen
Studierenden aufzunehmen. Nähere Auskunft erteilt die
Aka=
demiſche Auslandsſtelle.
— Orpheum. Heute Sonntag, 24. Auguſt, abends 8,15 Uhr,
unwiderruflich letzte Aufführung des amerikaniſchen Schwankes
„Mein Vetter Guſtav‟. Die Senſation der Schwänke, die
Spitzen=
leiſtung des Humors iſt und bleibt „Mein Vetter Guſtav”. Was
hier an urkomiſchen und verzwickten Situationen auf der Bühne
vor ſich geht, läßt ſich in Worten ſchlecht beſchreiben. Guſtav
Bertram krönt ſeinen. Vetter Guſtav” durch vielſeitige Kunſt zur
Kabinettsleiſtung des Humors. Jeder muß Guſtav Bertram in der
unvergleichlichen Rolle des Onkels Jonathan ſehen, daher
volks=
tümliche Preiſe von 80 Pf. bis 2 Mk. Sonntagskarten:
Ver=
kehrsbüro. Ernſt=Ludwigplatz, von 11—1 Uhr, Orpheumskaſſe
un=
unterbrochen ab 3 Uhr, telephoniſche Beſtellung 389 Die Pauſen
werden angenehm durch Muſikübertragung ausgefüllt, ausgeführt
durch die Firma G. Geil. Nieder=Ramſtädter Straße (Tel. 2104).
Aunguſt Erinnerungsſeier.
*t. Am Samstag abend veranſtaltete der Verband
Heſ=
ſiſcher Regimentsvereine eine Auguſt=
Erinnerungs=
feier zugunſten der Deutſchen
Kriegsgräberfür=
ſorge, der der Reinertrag der Veranſtaltung zufließt, bei der
der Reichsbund ehemaliger Militärmuſiker,
un=
ter der Leitung des Vereinsdirigenten Herrn Georg Greilich,
unentgeltlich mitwirkte. Infolge der kühlen Witterung war die
Feier aus dem Garten in den großen Saal des Städtiſchen
Saal=
baues, der ſehr gut beſetzt war, verlegt worden. Nach dem
feier=
lichen Einmarſch der Fahnengruppen und einem einleitenden
Marſch hielt Exzellenz v. Kleinſchmit, der 1. Vorſitzende des
Verbands Heſſiſcher Regimentsvereine, eine zündende Anſprache,
die, von den ſiegreichen Auguſtſchlachten des unvergeßlichen Jahres
1870 ausgehend, an die ſtolzen Tage des Auguſt 1914 erinnerte
in denen, als Deutſchland ſich in Not befand, das ganze Volk
im Geiſt der Aufopferung einmütig den Willen zeigte, zum Schutz
des Vaterlandes unſere Gegner niederzuringen. Die Anſprache
klang aus in die Aufforderung zum Kampf gegen die
Kriegs=
ſchuldlüge und ſchloß mit dem Satz: Das Vaterland wird
leben, wenn wir es wollen! Der Stolz des Mannes ſoll ſein Volk,
der Stolz des Volkes ſoll ſein Staat und der Stolz des Staates
ſoll ſein Heer ſein! Deshalb die Mahnung: Bleibe ein jeder wach
und wehrhaft im Geiſt und im Willen! Das Vaterland über
alles! — Die Anweſenden brachten begeiſtert und einmütig ein
dreifaches Hurra auf das Deutſche Reich aus und ſangen
an=
ſchließend die erſte Strophe des Deutſchlandliedes und der Wacht
am Rhein.
Die muſikaliſche Vortragsfolge brachte im erſten Teil u. a.
Werke von Wagner und Johann Strauß. Im zweiten Teil ſpielte
das Orcheſter ſchneidig und hinreißend die Parademärſche
ſämt=
licher heſſiſcher Regimenter und Truppenteile, die vom Publikum
in Erinnerung an vergangene, aber unvergeßliche und ſchöne
Zeiten mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurden. Bei jedem
Parademarſch nahm die Fahnengruppe des betreffenden Vereins,
ſoweit in Darmſtadt anſäſſig, vor der Bühne Aufſtellung. Der
dritte und Schlußteil der Vortragsfolge enthielt nach dem
Deut=
ſchen Gebet von G. Schäfer zwei bekannte Fanfarenmärſche und
dann als Schlußſtein des Ganzen ein großes Kriegspotpourri
1870/71 mit Zapfenſtreich und Gebet. Bei dieſem Potpourri —
auch bei den Parademärſchen — wirkte das Trommler= und
Pfei=
ferkorps der ehemaligen heſſiſchen Leibgardiſten eindrucksvoll mit.
Ueberhaupt gebührt dem ſtattlichen, tadellos eingeſpielten und
un=
ermüdlichen Orcheſter, das auch mit Zugaben nicht kargte, für
ſeine vorzüglichen Leiſtungen uneingeſchränkter Dank.
Nachzutragen iſt noch, daß als Arrangeur des Abends Herr
Oberreallehrer Frank allen Beteiligten und Mitwirkenden,
ins=
beſondere Exzellenz von Kleinſchmit, für ſeine warmherzige
Ge=
denkrede, herzlichſten Dank ausſprach.
Die Jubiläums=Blumen= und Pflanzen=Ausſkellang
Als im Vorjahre ſeitens der Stadt Darmſtadt der Beſchluß
ge=
faßt wurde, das Jubiläum des 600jährigen Beſtehens Darmſtadts
feſtlich zu begehen und Einladungen zur Abhaltung von
Tagun=
gen und Feiern in Darmſtadts Mauern ergingen, plante man in
den Kreiſen der Darmſtädter Gärtner, das Jubilaum zum Anlaß
einer größeren Ausſtellung zu machen. Der Plan führte zum
Be=
ſchluß, als ſeitens des Landesverbandes Heſſen im Reichsverband
des deutſchen Gartenbaues der Landesorganiſation der heſſiſchen
Gartenbaubetriebe die Zuſage gegeben wurde, in dieſem Jahre die
Sommertagung in Darmſtadt abzuhalten. In Anbetracht der
an=
geſpannten wirtſchaftlichen Verhältniſſe war es nicht möglich, eine
Gartenbauausſtellung größeren Ausmaßes aufzuziehen, und
ent=
ſchloß man ſich zur Veranſtaltung einer Blumen= und
Pflanzen=
ausſtellung, in der der Jahreszeit gemäß die Erzeugniſſe der
Gärt=
nerei an blühenden und immergrünen Pflanzen ſowie
abgeſchnit=
tene Blumen als ſolche wie auch in ihrer Verwendung zu den
verſchiedenſten Zwecken gezeigt werden ſollen. Als
Ausſtellungs=
lokal wurden der Garten und die Räume der Vereinigten
Geſell=
ſchaft in der Rheinſtraße gewählt wegen ihrer beſonderen Eignung
für eine ſolche Ausſtellung. Im Garten bietet ſich günſtige
Gele=
genheit, die verſchiedenſten Freilandziergewächſe und weniger
empfindliche Topfpflanzen in vorteilhafter Weiſe zur Schau zu
ſtellen. Für die Schnittblumen, Tafeldekorationen, Sträuße und
ſonſtige Bindereiwerke ſowie die empfindlichen Topfgewächſe ſind
die Räume der Vereinigten Geſellſchaft wie geſchaffen. Die
Darm=
ſtädter Gartenbaubetriebe ſind bereits fleißig mit den
Vorarbei=
ten für die Ausſtellung beſchäftigt, und die kürzlich erfolgte
Platz=
verteilung zeigte, daß der Garten wie auch die Säle reſtlos in
An=
ſpruch genommen werden. Die Ausſtellung wird ein Zeugnis
geben von der Leiſtungsfähigkeit der hieſigen Betriebe, wie auch
dem beſuchenden Publikum zeigen, welche herrliche Ziergewächſe
und Blumen neuerer und neueſter Züchtung heute in den
Gärt=
nereien gezogen werden, die vielen, ſelbſt Gartenfreunden, noch
unbekannt ſind.
Die Ausſtellung kann wegen der erheblichen Unkoſten, die
da=
mit verbunden ſind, nur drei Tage dauern, und zwar vom
Sams=
tag, 30. Auguſt, bis Montag, 1. September, einſchließlich. Bei
der Garten= und Blumenliebe der Darmſtädter Bevölkerung wird
dieſe Ausſtellung gewiß freudig begrüßt werden und eines regen
Beſuches gewiß ſein. Der Vaterſtadt Darmſtadt gegenüber erfüllen
die hieſigen Gärtner mit dieſer nicht geringe Opfer fordernden
Blumen= und Pflanzenſchau ihre Pflicht, auch ihrerſeits das
Jubi=
läum des 600jährigen Beſtehens der Stadt feſtlich zu begehen."
— 200 Jahre Darmſtädter Kunſt, Mathildenhöbe. Es wurden
verkauft: „Nach der Arbeit” von Ludwig Plaueln, Offenbach;
Oel=
v. H.
bild „Lofoten” von Julius Kaufmann. Darmſtadt
— Ruſſiſche Kirche auf der Mathildenhöhe. Beſichtigung
täg=
lich vormittags von 10—12,30 Uhr, nachmittags von 3—/ Uhr.
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DIE
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W ERMRKE
(IV. 12803
[ ← ][ ][ → ]Seite 6
Sonntag, den 24. Auguſt 1930
Nummer 233
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Den größten Prozentſatz aller hieſigen
Gerichtsverhand=
lungen bilden nach wie vor Urkundenfälſchungen und
Betrüge=
reien, das heißt, einer beſchwindelt den anderen, um ihm möglichſt
viel Geld aus der Taſche zu locken. Und wenn man die
Beweg=
gründe recht betrachtet, ſo iſt es zumeiſt Not, die die Menſchen zu
dieſen Handlungen treibt. Die wenigſten machen es aus reiner
Luſt am Unrecht. Auch am Freitag hatte ſich vor dem
Bezirks=
ſchöffengericht ein 19jähriger Reiſender wegen dieſes Vergehens
zu verantworten. Er fing damit an, als er noch nicht 18 Jahre
alt war. Er kaſſierte Geld ein bei Kunden und verbrauchte es
für ſich. Als das bemerkt wurde, unterſagte ihm ſein Arbeitgeber,
Geld zu kaſſieren. Der junge Reiſende bereute wohl auch
aufrich=
tig, was er getan hatte. Aber die Not war groß, er verdiente
durchſchnittlich etwa 20 Mark in der Woche, und ſo fing er von
neuem mit Unterſchlagungen an. Er mußte aber diesmal ſchon
ſeine ganze Redekunſt anwenden, um wirklich etwas zu erreichen,
denn die Kunden waren gewarnt. Trotzdem gelang es ihm, Geld
von ihnen zu erhalten. Das alles gibt er zu, nur die
Urkunden=
fälſchungen beſtreitet er. Der Staatsanwalt beantragt wegen
Unterſchlagung, Betrugs und Urkundenfälſchung eine Geſamtſtrafe
von 3 Monaten Gefängnis. Das Gericht erkennt wegen Betrugs
und Unterſchlagung auf 2 Monate und 2 Wochen Gefängnis, im
übrigen auf Freiſpruch.
In der zweiten Verhandlung war ein Kaffeewirt aus
Bens=
heim wegen Betrugs und Diebſtahls und unordentlicher
Buchfüh=
rung zum Zwecke der Täuſchung angeklagt. Der Angeklagte
be=
trieb ſeit längerer Zeit in Bensheim ein ganz gutgehendes
In=
ſtallationsgeſchäft und eröffnete noch außerdem im November 1928
ein Kaffee, das auch recht gut ging. Er hatte die ganze Sache
jedoch etwas zu großzügig angefaßt, ſich beim Ausbau dieſes
Kaffees übernommen. Da er von Buchführung nichts verſtand,
nahm er ſich einen Buchhalter, der aber andauernd krank war, und
ſo blieben die Bücher halt liegen. Nach ſeinen Angaben kam es
ihm vollkommen unerwartet, als ſich um Juni 1929 herausſtellte,
daß er zahlungsunfähig war. Es wurden verſchiedene Vergleiche
verſucht, die jedoch alle ſcheiterten, ſo daß ein Konkurs
unvermeid=
lich war. Es wird ihm nun zur Laſt gelegt, einen Tapezier unter
falſchen Vorſpiegelungen dazu veranlaßt zu haben, ihm Waren zu
liefern und Arbeit zu leiſten. Er beſtreitet das, er habe noch nicht
gewußt, daß es ſo ſchlimm mit ihm ſtehe. Dann hat er noch an
ſeinem elektriſchen Zähler Manipulationen vorgenommen, ſo daß
dieſer langſamer lief und das Elektrizitätswerk geſchädigt wurde.
Der Staatsanwalt beantragt eine Geſamtgefängnisſtrafe von 4
Monaten, falls das Gericht zu der Anſicht kommt, daß er auch zu
einer Buchführung in ſeinem Inſtallationsbetrieb verpflichtet
war; andernfalls nur 3 Monate Gefängnis. Das Gericht erkennt
auf eine Gefängnisſtrafe von 2 Monaten und 2 Wochen. Er war
nur als Schankwirt verpflichtet, Bücher zu führen, da der
Viertel=
jahresumſatz im Inſtallationsgeſchäft nur etwa 3000 Mark betrug.
Die Stromhinterziehung konnte nicht als Diebſtahl, ſondern nur
als Betrug gewertet werden.
Dann erſchienen auf der Anklagebank ein 29jähriger Maurer
und deſſen 27jährige Ehefrau und ein 21jähriger Schreiner, alle
drei aus Dietzenbach. Die beiden Männer ſind beſchuldigt,
ge=
meinſam in Gärten und auf dem Friedhof in Dietzenbach Blumen,
hauptſächlich Tulpen, geſtohlen zu haben, und die Frau hat die
Blumen in Frankfurt a. M. auf dem Markt verkauft. Auch der
junge Schreiner ſoll dort Blumen verkauft haben. Der Mann, er
iſt mehrfach wegen Diebſtahls, Feld= und Waldfrevels vorbeſtraft,
iſt recht gedrückt. Er ſei ſchon ſeit vor Weihnachten arbeitslos und
längſt ausgeſteuert und habe ſich nicht anders zu helfen gewußt.
Der junge Schreiner, der damals noch unverheiratet war, war
ebenfalls arbeitslos. Der Staatsanwalt beantragt für den
Mau=
rer in Anbetracht ſeiner Vorſtrafen 1 Jahr Gefängnis, für den
jungen Schreiner 3 Monate und für die Frau 6 Monate Gefängnis.
Die Frau, die ſich bis dahin tapfer gehalten hatte, brach in
Trä=
nen aus. Sie habe vier kleine Kinder und der Vater verdiene
nichts. Das Gericht mußte den Vater jedoch auf Grund ſeiner
er=
heblichen Vorſtrafen wegen ſchweren Diebſtahls zu der
Mindeſt=
ſtrafe von einem Jahr Gefängnis verurteilen, will jedoch ein
Gna=
dengeſuch befürworten. Der junge Schreiner kommt mit 3
Mona=
ten Gefängnis davon, die Frau erhält wegen Hehlerei 3 Wochen
Gefängnis.
Am. Am Montag, um 8,30 Uhr, beginnt vor dem
Bezirksſchöffen=
gericht die Verhandlung gegen die Teilnehmer bei den Unruhen
in den Opelwerken am 12. Februar d. J. Es ſind 11 Angeklagte,
unter ihnen der heſſiſche Landtagsabgeordnete Sumpf und der
preußiſche Landtagsabgeordnete Oskar Müller, der auch im
Worm=
ſer Unruhenprozeß eine weſentliche Rolle ſpielte. Anklage iſt
er=
hoben teils wegen Hausfriedensbruchs teils wegen
Landfriedens=
bruchs, gegen Oskar Müller wegen Aufreizung zum Widerſtand.
Es ſind bis jetzt 65 Zeugen benannt. Die Anklage führt
Staats=
anwalt Dr. Orth, den Vorſitz hat Landgerichtsdirektor. Schmidt
und die Verteidigung Rechtsanwalt Dr. Frank aus Frankfurt a. M.
übernommen. Die Verhandlung findet im Strafkammerſaal des
neuen Gerichtsgebäudes ſtatt.
Dahlien.
Das ſind des Sommers letzte Tage, wenn in den Gärten die Dahlien
glühn. Dann ziehen über weite Stoppelfelder die ſilbernen Fäden und
künden den Herbſt. Glühende Dahlien, in euren Farben grüßt uns
noch einmal der Sommer in den Wundern ſeines Werdens und dem
Zauber ſeiner Pracht. Seid uns darum willkommen als bunte Zier
unſerer Zimmer, als Schmuck unſerer Feſte, ihr letzten Grüße des
ſchei=
denden Sommers, ihr glühenden Dahlien! Laßt eurer Zauberſterne
Pracht lange, lange noch in unſere Herzen leuchten, denn der Herbſt
iſt nah und die Natur ſchickt ſich zum großen Sterben an. In der
Symphonie eurer Farben gipfelt des Sommers Lied von bunter,
ſonni=
ger Sommerſeligkeit, beginnt mit machtvollen Akkorden die
wehmuts=
volle Weiſe vom Herbſt. So laßt ihr uns den Abſchied vom Sommer
leichter werden, indem eure jubelnden Farben uns aus hellen
Sommer=
tagen in die Schatten des Herbſtes geleiten. Seid uns darum
will=
kommen, tauſendmal willkommen, bis eure letzte Blüte vergilbt,
glü=
hende Dahlien aus ſommermüden Gärten!
Lokale Veranſtalkungen.
Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Orangeriehaus, Beſſunger Herrngarten. Heute
Sonntag große Dahlien=Schau. Mittags ab 4 Uhr und abends ab
8 Uhr Konzert des Stadtorcheſters. Eintritt frei.
— Im Hotel Prinz Heinrich findet heute Sonntag abend
Konzert mit Tanz ſtatt.
— Sportplatz=Reſtaurant und Café am
Böllen=
falltor. Um den Kleinen die freudigen Tage zu vermehren,
finden nunmehr jeden Dienstag Kinderfeſte ſtatt. Dieſen
Diens=
tag wird eine Märchentante die Leitung haben.
Aus den Parkeien.
—Deutſche Volkspartei Frauengruppe. Wi
bereits mitgeteilt, findet am kommenden Donnerstag, dem 28.
Auguſt, abends 8 Uhr, im Gelben Saal im „Reſtaurant Sitte
Karlſtraße, eine Mitgliederverſammlung ſtatt. Frau Abgeordnet
Birnbaum=Gießen hat ſich liebenswürdigerweiſe bereit erklärt,
un=
einen Vortrag über „Die Reichstagswahl” zu halten. Da es
wich=
tig iſt, daß unſere Freundinnen über die kommende Wahl das
No=
tige erfahren, bitten wir um recht zahlreichen Beſuch.
— Maſſenverſammlung der Nat.=Soz. Deutſchen
Arbei=
terpartei morgen Montag, abends 8.15 Uhr, in der
Woogsturn=
halle. Redner: Wagner=Bochum, M.d.R. (Siehe heutige Anzeige
Tageskalender für Sonntag, den 24. Auguſt 1930.
Orpheum, abends 8.15 Uhr: „Mein Vetter Guſtav”
Großer Woog, abends 7.30 Uhr: Volksfeſt. — Feſthalle
nachmittags 3 Uhr: Evgl. Volksfeier. — Konzerte: Wiene
Kronenbräukeller, Ludwigshöhe, Herrngartenkaffee. Schul=
Felſenkeller, Reſt. Reichshof, Schloßkeller, Café Oper, Hotel
Schmitz, Zum Datterich, Sportplatz=Reſtaurant, Spaniſche Be
dega, Rummelbräu, Hotel=Reſtaurant Poſt: Geſ.=Abend.
Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helia=Lichtſpiele
Palaſt=Lichtſpiele.
Bei Unwohlſein iſt das natürliche „Franz=Joſef”=Bitterwaſſe
ein angenehm wirkendes Hausmittel, die Beſchwerden
erheblich=
verringern , zumal oft ſchon kleine Mengen ſicher nützen. (TV1012
Aus Heſſen.
* der Umbau der Eberſtadter sniedhofshalle.
Aa. Eberſtadt, 23. Auguſt.
Die Umgeſtaltung des Eberſtädter Beerdigungsweſens, in deſſen
Verfolg alle Leichen binnen kurzer Friſt nach dem eingetretenen Tod
nach der Friedhofshalle gebracht werden müſſen und alle Beerdigungen
von dem Friedhofsportal aus ausgehen, machte den ſchon lange
erforder=
lichen Umbau und eine entſprechende Vergrößerung der ſchon ſeit
Jah=
ren beſtehenden Friedhofshalle erforderlich. Während die Weſtſeite der
Halle mit der Wohnung des Friedhofsaufſehers unverändert geblieben
iſt, wurde die Halle öſtlich des Torbogens durch einen Anbau vergrößert.
Der Anbau hat eine Länge von rund 11 Metern und eine Breite von
8,5 Metern.
Das Hauptmerkmal des Umbaues iſt die Schaffung einer
Ein=
ſegnungshalle. Die Halle ſoll den Zweck haben, daß dort
Leichen=
feierlichkeiten unabhängig von der Ungunſt der Witterung abgehalten
werden können. Die Halle iſt durch zwei Rundbogen, die mit
Eiſen=
gittern verſehen werden können, nach dem ebenfalls neu hergerichteten
Hallendurchgang abgeſchloſſen. Beide haben eine gediegene, in
ſtim=
mungsvollen Farben gehaltene Ausmalung bekommen. Die
Durch=
gangshalle iſt auf den vier Seitenwänden mit ſinnvollen Sprüchen
ver=
ſchönt. Die Sprüche lauten: „Der Herr hats gegeben!“ — „Der Herr
hats genommen!“ — „Alle Menſchen müſſen ſterben!” und „Es iſt
voll=
bracht!‟ Die Kuppel der Durchgangshalle iſt mit einem wirkungsvollen
Kreuz verſehen. Der eigene Einſegnungsraum weiſt im Mittelpunkt
der Hinterwand ein großes Marmorkreuz auf, umgeben von den Zeichen
Alpha und Omega. Davor ſteht ein in modernen Umriſſen gehaltener
Altar für den Geiſtlichen. In dieſen Räumen finden in Zukunft nach
einem bereits vereinbarten Modus die Einſegnungen ſtatt. Nach der
Einſegnung wird dann der Sarg nach großſtädtiſchem Muſter nach dem
Grabe gebracht.
In Verbindung mit dem Umbau der Leichenhalle wurden
Einzel=
kabinen zum Unterſtellen der nach der Leichenhalle verbrachten
Lei=
chen hergerichtet. Dieſe Kabinen liegen hinter der Einſegnungshalle. Es
wurden vier Einzelkabinen und eine Iſolierkabine im Falle anſteckender
Krankheiten eingebaut. Die Kabinen ſind völlig einfach und hygieniſch
einwandfrei ausgerüſtet. Ferner wurde ein moderner
Sezier=
raum geſchaffen, der ganz in Weiß gehalten iſt. In der Mitte des
Sezierraumes befindet ſich ein aus Porzellan beſtehender Seziertiſch
mit Brauſevorrichtung. Ferner iſt darin eine neuzeitliche
Warmwaſſer=
anlage eingerichtet. Selbſtverſtändlich iſt auch jedes notwendige
Zu=
behör vorhanden. Alle Räume ſind einfach, hell und freundlich
gehal=
ten und nach den neueſten Erfahrungen gebaut."
Die an dem Umbau erforderlichen Arbeiten wurden faſt durchweg
durch Eberſtädter Handwerker und Geſchäftsleute ausgeführt.
F. Eberſtadt, 22. Aug. Gemeinderatsſitzung. In der
geſtrigen Sitzung beſchloß der Gemeinderat die Ausführung folgender
Notſtandsarbeiten: 1. Kanaliſierung der Alten Darmſtädterſtraße von
der Oberſtraße bis zum Haus Gerhardt; 2. Chauſſierung des Alten
Darmſtädter Weges vom Ortsausgang bis zur Schillerſtraße; 3.
Neu=
pflaſterung und Trottoirherſtellung der Alten Darmſtädterſtraße von
der Oberſtraße bis zur Müllerſtraße. Dieſe Notſtandsarbeiten ſollen den
ausgeſteuerten Erwerbsloſen die erwünſchte Verdienſtmöglichkeit bieten.
Der Koſtenaufwand beläuft ſich auf rund 230 000 RM. Soweit die aus
dem ſtaatlichen 15=Millionen=Kredit zu erwartenden Zuſchüſſe — die
Ge=
meinde rechnet mit einem Geſamtzuſchuß von 80 000 RM. — zur
Dek=
kung des Koſtenaufwandes nicht ausreichen, ſollen die Mittel auf dem
Wege der Anleihe und durch den Erlös aus dem bei der
Forſtverwal=
tung beantragten außerordentlichen Holzhieb flüſſig gemacht werden.
Gemeinderat Heißt erinnert an die Notwendigkeit, daß vor
Inan=
griffnahme der voraufgeführten Arbeiten im Alten Darmſtädter Weg
Gas verlegt wird, um den Wünſchen der Anwohner dortſelbſt endlich
Rechnung zu tragen. Eine Lieferung von Waſſerwerksartikeln wird dem
Schloſſermeiſter Fritz Hofmann zum Preiſe von 682,95 RM. übertragen.
Das Baugeſuch Kunze=Darmſtadt wird genehmigt. Dem Bauherrn wird
der nachgeſuchte Bauplatz für ſein Bauvorhaben in der Schillerſtraße
(1000 Quadratmeter) käuflich zu den üblichen Bedingungen überlaſſen.
Der von der Verwaltung vorgelegte Entwurf einer Ortsſatzung über
die Abgabe elektriſcher Energie wird nach längerer Debatte wegen der
im § 10 getroffenen Beſtimmungen (Zähler=Prüfungsgebühr) dem
Finanzausſchuß zur nochmaligen Beratung überwieſen. Durch einen
Beſchluß des Plenums wird der Bürgermeiſter ermächtigt, bei
Veran=
ſtaltungen mildtätigen oder kulturellen Charakters die
Vergnügungs=
ſteuer in eigener Zuſtändigkeit zu erlaſſen. Das Jubelfeſt des Vereins
„Soldatenkameradſchaft” ſchloß mit einem größeren Fehlbetrag ab. Der
Verein ſuchte daher um Erlaß der Feſtplatzmiete (120 RM.) nach. Das
Geſuch wird gegen die bürgerlichen Stimmen abgelehnt. Einem
lang=
gehegten Wunſche der Wähler in der Villenkolonie trägt der
Gemeinde=
rat durch Bildung eines neuen Wahlbezirks (Wahlbezirk 5, Villenkolonie)
Rechnung. Der Gemeinderat beſchließt, von einer Waldbrandverſicherung
für den Gemeindewald Abſtand zu nehmen, da ihm die
Prämienleiſtun=
gen dafür zu hoch ſind. Nach einer Erinnerung des Kreisamtes dürfen
die Sätze der Tagegelder der Gemeindebeamten nicht höher ſein, wie
die Sätze, die den Gemeindevertretern gezahlt werden. Der
Gemeinde=
rat beſchließt entſprechend. Um Felddiebſtählen, die in letzter Zeit ſehr
zahlreich vorgekommen ſind, wirkſam entgegenzutreten, fordert der
Ge=
meinderat erhöhten Feldſchutz. Dem ſoll durch entſprechende Anweiſung
des Feldſchutzperſonals und der Nachtpolizeiorgane Rechnung getragen
werden. Auch ſoll die ſtaatliche Schutzpolizei um Stellung von
nächt=
lichen Streifen während der Erntezeit erſucht werden. Der von der
Ver=
waltung vorgelegte Entwurf einer Dienſtanweiſung für den
Friedhofs=
aufſeher, die durch die demnächſtige Umſtellung des örtlichen
Beerdi=
gungsweſens erforderlich geworden iſt, wird gurgeheißen. Für die am
14. September 1930 ſtattfindende Reichstagswahl werden als
Wahlvor=
ſteher gewählt: Für den Wahlbezirk 1: Gemeinderat Meidinger, als
Stellvertreter Moritz Göbel; für den Wahlbezirk 2: Gemeinderat
Gärt=
ner, als Stellvertreter Gemeinderat Hofmann; für den Wahlbezirk 3:
Gemeinderat Heißt, als Stellvertreter Gemeinderat Fornoff; für den
Wahlbezirk 4: Gemeinderat Dächert, als Stellvertreter Gemeinderat
Quari; für den Wahlbezirk 5 (Villenkolonie): Gemeinderat Dr. Pleſer,
als Stellvertreter Gemeinderat Schneider; für den Wahlbezirk 6
(Pflegeanſtalt): Gemeinderat Knieß, als Stellvertreter Gemeinderat
Rückert. Eine erneute Abſtimmung über das Konzeſſionsgeſuch des Karl
Zaminer=Darmſtadt für die Wirtſchaft „Zum goldenen Lamm” endigt
mit dem Ergebnis, daß das Geſuch mit 13 gegen 5 Stimmen bei zwei
Stimmenthaltungen befürwortet wird. Wegen der Erſtellung weiterer
Notwohnungen für ermittierte Mieter wird beſchloſſen, wegen Ankaufs
einer Baracke vom Griesheimer Sand mit der
Reichsvermögensverwal=
tung in Verhandlungen zu treten. Das Baugeſuch der Frau Marie
Bornemann (Wohnhausneubau in der Alten Schwanenſtraße) findet
Genehmigung, ebenſo der dem Geſuch beigefügte Bauplan. Nach Schluß
der öffentlichen Sitzung fand eine geheime Sitzung ſtatt.
Cp. Pfungſtadt, 23. Aug. Der Gemeinderat ſetzte in einer
zweiten Sitzung dieſer Woche die Weiterberatung des
Gemeindevoran=
ſchlages für 1930 fort. Auch diesmal konnte die Beratung noch nicht
abgeſchloſſen werden, doch iſt die Hauptarbeit erledigt. Bei Beratung
des Kapitels Sonderſteuer wurde ein Antrag auf Einführung einer
Wohnungsluxusſteuer mit allen gegen zwei Stimmen abgelehnt. Der
Antrag auf Einführung einer Filialſteuer wurde mit 9 gegen 8
Stim=
men ebenfalls abgelehnt. Beim Kapitel Reichseinkommenſteuer wurde
der Antrag auf Forderung einer 9prozentigen ſtatt 75 prozentigen
Rück=
vergütung im Wege des Reichsfinanzausgleichs, der dem Kreisamt zur
Weiterleitung übermittelt werden ſoll, einſtimmig gutgeheißen. Dagegen
wurde ein Antrag auf Ausſchreibung der Stelle eines Waldarbeiters.
die gegenwärtig Ludwig Eberhard ausfüllt, abgelehnt. Ferner verfiel
ein Antrag auf Erhöhung des Waſſergeldes von 22 auf 30 Pfennig für
den Kubikmeter mit 10 gegen 7 Stimmen der Ablehnung. Ferner wurde
der Antrag, daß bei dem Waſſergeld der jährliche Mindeſtbetrag in
Höhe von 8.— Mk. aufgehoben und nur der tatſächliche Waſſerverbrauch
in Anrechnung gebracht wird, und daß ferner die Grundgebühr bzw.
Zählermiete in Weafall kommt, mit allen gegen zwei Stimmen
abge=
lehnt. Dann beſchäftigte man ſich noch mit der Gehaltsfrage einiger
Gemeindebeamter. Die Feſtſetzung der einzelnen Steuerausſchlagſätze,
die Beratung des Waldwirtſchaftsplanes und einer
Bürgſchaftsüber=
nahme für die Milchverwertungsgenoſſenſchaft wurde wegen vorgerückter
Zeit auf die nächſte Sitzung vertagt, die am kommenden Montag
ſtatt=
finden ſoll.
Höchſte Nährkraft
iſt in Ovomaltine enthalten, hergeſtellt aus Malzextrakt, friſcher Milch
und friſchen Eiern. Sie ſollten Ovomaltine nehmen, wenn Sie noch
geſund und rüſtig ſind, um Ihre Kraft zu erhalten und wenn Sie
krank ſind, um ſie wieder zu erlangen.
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Apotheken und Drogerien erhältlich. Gratisprobe und Druckſchrift durch:
Dr. A. Wander G. m. b. H., Oſthofen=Rheinheſſen.
(I,58
Der Pfungſtädter Zuchlviehmarki. — Befriedigendes
Verkaufsergebnis.
Aa. Pfungſtadt, B3. Auguſt.
Der diesjährige Pfungſtädter Zuchtviehmarkt war im Gegenſatz zum
Vorjahre vom Wetter leider nicht begünſtigt. Während der ganzen
Marktzeit ging ununterbrochen Regen nieder, der das ganze
Markt=
treiben bei einer trotz allem ſtarken Beſucherzahl etwas nach der
un=
günſtigen Seite hin beeinflußte. Zum Schutze vor dem teilweiſe ſtarken
Regen mußte das aufgetriebene Vieh — der Markt findet bekanntlich im
Freien ſtatt — größtenteils mit Decken verſehen werden. Zu dieſen
nicht erwünſchten Witterungsunbilden kam noch der Umſtand, daß aus
dem benachbarten Kreis Bensheim, aus dem Vieh aus den Ortſchaften
Bickenbach, Hähnlein, Groß=Rohrheim, Fehlheim uſw. angemeldet war,
wegen im dortigen Kreisgebiet ausgebrochener Viehſeuche in letzter
Stunde kein Auftrieb ſtattfinden durfte. Dieſes an ſich berechtigte
Ver=
bot führte dazu, daß aus dem Kreis Bensheim über 50 angemeldete
Ziegen und eine Anzahl Rinder, Faſel und Schweine nicht aufgetrieben
werden konnten.
Ueber den Auftrieb ſelbſt gab der vielbeſchäftigte Bürgermeiſter
Schwinn=Pfungſtadt, der die Oberleitung des Marktes in Händen
hatte, bereitwilligſt Auskunft: Die Anmeldungen zu dem Markt waren
erfreulicherweiſe ſehr gut, ſogar beſſer als im vergangenen Jahre. Die
genannten Hindernisgründe beeinflußten allerdings die Zahl des
aufge=
triebenen Viehs in vielen Stücken. So waren ſtatt 97 angemeldeter
Tiere nur 77 Stück Großvieh (Faſel, ältere und jüngere Kühe
uſw.) aufgetrieben. Die Zahl der aufgetriebenen Ziegen betrug 117
und die Zahl der vorhandenen Schweine nur 16 (ſtatt 26 nach der
Anmeldung).
Dabei iſt ausdrücklich hervorzuheben, daß ein großer Teil des
Viehes aus Pfungſtädter Züchterkreiſen ſelbſt ſtammte. Viele von
Einzel=
züchtern oder Zuchtvereinen ausgeſtellten Tiere ſtammten auch aus den
Nachbarorten des nahen Rieds, ſo unter anderem aus Hahn, Erfelden.
Goddelau, Wolfskehlen, Crumſtadt. Biebesheim, Stockſtadt und
Gerns=
heim. Bei dem Rindvieh handelte es ſich größtenteils um Vertreter
des heſſiſchen Fleckviehſchlages, bei den Schweinen um das Veredelte
Landſchwein bzw. Edelſchwein und bei den Ziegen nur um ſolche Tiere,
die in das Zuchtbuch des Landwirtſchaftskammer=Ausſchuſſes für die
Provinz Starkenburg eingetragen waren. Die Qualität des
auf=
getriebenen Viehes war durchweg gut, was auch darin ſeinen Ausdruck
fand, daß zahlreiche Verkäufe abgeſchloſſen werden konnten; denn
aus nah und fern waren Käufer, darunter viele intereſſierte Vertreter
von Gemeinden, erſchienen. Beſonders erfreulich iſt die Tatſache, daß
alle Ziegenböcke abgeſetzt werden konnten.
Mit dem Markt war eine Prämiierung verbunden, die in den
Händen verſchiedener nach den Viehgattungen getrennter
Sachverſtändi=
gen=Kommiſſionen lag und die bei der Bewertung des Viehes auf Grund
der Güte des vorhandenen Viehbeſtandes keinen leichten Stand hatten.
Die nach Abſchluß der Vorführung ſtattgehabte Preisverkündigung und
Preisverteilung nahm der Vorſitzende des Landwirtſchaftskammer=
Aus=
ſchuſſes für die Provinz Starkenburg. Heil, vor. Die dabei zur
Ver=
teilung gelangten Preiſe waren in der Hauptſache entweder von der
Gemeinde Pfungſtadt oder vom Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß für
die Provinz Starkenburg geſtiftet. Außerdem war mit dem Markt
eine Verloſung verbunden, deren Loſe noch auf dem Markte von
betrieb=
ſamen Händlern abzuſetzen verſucht wurden. Während des Marktes
ſpielte die Kapelle des Muſikvereins Pfungſtadt unter Leitung des
Diri=
genten Lutz wacker im Feſtzelt der Brauerei Hildebrand zur
Unterhal=
tung auf, in dem ſich die meiſten Marktbeſucher vorübergehend zur
Ver=
köſtigung und zum Schutze vor dem Regen einfanden, ihre Bekannten
begrüßten, kritiſche Meinungen austauſchten und Verkäufe tätigten. Nach
dem Markt fand im „Rheiniſchen Hof” ein einfaches Feſteſſen ſtatt, in
deſſen Verlauf Rede und Gegenrede gewechſelt und die Ergebniſſe des
Marktes eifrig durchbeſprochen wurden. Im gleichen Lokal fand ſpäter
Tanz ſtatt.
So bewies auch der diesjährige Pfungſtädter Zuchtviehmarkt trotz
einiger ungünſtiger Umſtände und der ſchweren Lage der einheimiſchen
Landwirtſchaft, daß er ſeine alte Anziehungskraft nicht verloren hat und
daß auf ihm bei rühmlichſt bekanntem guten Zuchtmaterial ſtets
be=
achtenswerte Kauf= und Verkaufsgelegenheit geboten iſt, ſo daß ſein
guter Ruf auch für die Zukunft geſichert bleibt.
Während des Marktes erfreute ſich auch die Gewerbeſchau eines
guten Beſuches.
C1. Michelſtadt, B. Aug. Kärntner Volkskunſtabend.
Am Donnerstag veranſtaltete der Verein für das Deutſchtum im
Aus=
land im Saale des „Anker” zu Stockheim einen Deutſch=Oeſterreichiſchen
Volkskunſtabend. Das reichhaltige Programm des Abends wurde
be=
ſtritten von der Volkskunſtgruppe Klagenfurt, Kärnten, im Deutſchen
Schulverein Südmark. Die öſterreichiſchen Junglehrerinnen und
Jung=
lehrer in ihren Landestrachten hatten mit ihren volkstümlichen und
ori=
ginellen Darbietungen gar bald die Herzen der Zuhörer gewonnen. Ob
nun Kärntner Volkslieder, Jodler, Lieder zur Laute. Dichtungen in
Kärntner Mundart uſw., alles wurde in einer Weiſe zum Vortrag
gebracht, daß ſtürmiſcher Beifall dankte, der oft nicht enden wollte, bis
ſich die Künſtler zu Zugaben erweichen ließen. Originell waren auch
die Burſchenſpiele, Figurenlandler, Treffnerlandler und Dreierlandler,
am beſten aber gefiel unſtreitig am Schluſſe des Abends der Bandeltanz.
Viel zu ſchnell war der ſchöne Abend vorüber, doch wird er bei denen,
die ihn miterlebt haben, noch lange in guter Erinnerung bleiben, hat
er doch wieder einmal gezeigt, daß es auch jenſeits der Grenzpfähle
Stammesgenoſſen gibt, die ihr Deutſchtum hochhalten. —
Aus=
grabungen in Steinbach. Unter Leitung des Denkmalpflegers
für Heſſen, Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Behn, und ſeines Aſſiſtenten.
Herrn ſtud, arch. Brederek, werden zurzeit an der Einhard=Baſilika
in Steinbach Ausgrabungen vorgenommen. Mehrere Erwerbsloſe haben
dadurch für einige Tage Arbeit und Verdienſt. Nach Abſchluß der
Ar=
beiten werden wir nochmals näher auf die Sache zurückkommen. —
Stadtrechnung 1927. Die Rechnung der Stadt Michelſtadt für
das Rechnungsjahr 1927 und der Rechenſchaftsbericht liegt während deß
Zeit vom 22. Auguſt bis 28. Auguſt auf der Bürgermeiſterei zu jeden
manns Einſicht offen. Während dieſer Zeit können gegen die
Rech=
nung und gegen den Rechenſchaftsbericht der Verwaltung Einſpruch en
hoben werden. — Wiederſehensfeier der 70=Jährigen
Am Sonntag, den 31. Auguſt, feiern die im Kirchſpiel Michelſtadt ins
Jahre 1860 geborenen Perſonen, männlichen und weiblichen
Geſchlechtg=
gemeinſam ihren 70. Geburtstag. Vorgeſehen iſt das bei derartigen
Wiederſehensfeiern, allgemein übliche Programm, und hat ſich Herr
Pflaſtermeiſter Ad. Löb zur Entgegennahme von Meldungen bereit
erklärt.
A. Rimbach, B. Aug. Schulhausrenovierung. In ſeiner
letzten Sitzung hatte ſich der Gemeinderat mit der notwendig
gewor=
denen Nenovierung des Schulhauſes zu beſchäftigen. Die Mauer=,
Zimmer= und Steinhauerarbeiten für deſſen Aufſtockung wurden
ver=
geben. Außerdem wurde eine Kommiſſion gebildet, die noch einmal
eingehend alle Schäden daſelbſt beſichtigen ſoll, damit die Reparatur
gründlich erfolgt. Außerdem muß während der Vornahme der
Repa=
raturarbeiten der Unterricht im Schulhaus aufgehoben und in anderen
Sälen abgehalten werden. Der Gemeinderat hat in ſeiner Sitzung ſich
auch mit dieſer Frage beſchäftigt und beſchloſſen, einige Säle zu mieten.
Es ſoll darauf geſehen werden, daß bald mit den Arbeiten begonnen
wird, damit der Unterricht nicht allzulange in den gemieteten Sälen
ſtattfinden muß, einmal, um die Gemeindekaſſe nicht zu ſchwer mit
Saal=
miete und evtl. Heizungskoſten zu belaſten, andererſeits, um baldmöglichſt
wieder geordneten Schulbetrieb einzuführen.
i. Viernheim, 23. Aug. In der Nähe der Bertleinsbrücke bei
Viern=
heim geriet ein großer 5 Tonnen=Laſtkraftwagen vom Münchener
Kraft=
verkehr Bayern in Brand. Der Führer hatte kurz vor Viernheim
an=
gehalten und Benzin nachgefüllt, wobei plötzlich eine Stichflamme
hoch=
ſchlug. Im Nu ſtand der ganze Wagen in Brand. Der Führer erhielt
erhebliche Brandwunden im Geſicht und an einem Arm. Er mußte ſich
in das Krankenhaus in Viernheim aufnehmen laſſen. Der Sachſchaden
iſt beträchtlich, da der Wagen bis auf die Eiſenteile verbrannt iſt.
— Gernsheim. 23. Aug. Waſſerſtand des Rheins am
22. Auguſt: 2,33 Meter; am 23. Auguſt: 2,24 Meter.
— Hirſchhorn, 23. Aug. Waſſerſtand des Neckars am
22. Auguſt: 1.42 Meter; am B3. Auguſt: 1.22 Meter.
m. Aus dem Lande, B. Aug. Landwirtſchaftliches. Die
Landwirtſchaftskammer hält im Oktober wieder eine Prüfung von
land=
wirtſchaftlichen Lehrlingen ab. Es ſoll dadurch den betreffenden jungen
Leuten Gelegenheit geboten werden, nach mindeſtens zweifähriger
Lehr=
zeit ſich einen Befähigungsnachweis über ihre praktiſchen Kenntniſſe zu
erwerben. Die Anmeldung muß bis ſpäteſtens 15. September d. J.
bei der Landwirtſchaftskammer erfolgen. Mit der Anmeldung ſind
ein=
zuſenden: ein kurz gefaßter ſelbſtgeſchriebener Lebenslauf; das letzte
Schulzeugnis, das Zeugnis des Lehrherrn und deſſen
Zuſtimmungs=
erklärung; eine ſelbſtgeſchriebene Beſchreibung der Lehrwirtſchaft laut
Anleitung; der Nachweis der zweifährigen Praxis, die Prüfungsgebühr
von 5 Mark. — Die Landwirtſchaftskammer gibt die Beſtimmungen für
die Lehrlingsprüfung und eine Anleitung zur Beſchreibung der
Lehr=
wirtſchaft koſtenlos ab. Zeitpunkt und Ort der Prüfung wird den
Prüf=
lingen rechtzeitig mitgeteilt.
Nummer 233
Sonntag, den 24. Auguſt 1930
11. Rhön=Segelflug=Wettbewerb 1930.
Waſſerkuppe, den 22. Auguſt 1930.
Nachdem der ſchwache Oſtwind des vergangenen Mittwochs
die Piloten bei herrlichſtem Sommerwetter zur Ruhe verurteilt
hatte, ſorgte der kräftige Südwind des geſtrigen Tages für einen
überaus regen Flugbetrieb. Um den Tagespreis der Sportleitung
für eine Umrundung der der Waſſerkuppe ſüdlich vorgelagerten
Eube bewarben ſich Kronfeld, Kegel, Hurttig Krebs
und Bedau. Die ungünſtigen Aufwindverhältniſſe während des
Vormittags und auch noch während der frühen
Nachmittagsſtun=
den waren für dieſen Flug recht ungeeignet, ſo daß Kronfeld beim
erſten Verſuch hinter der Eube zur Landung gezwungen wurde.
Dennoch verſuchte er es nachmittags nochmals und konnte die
Be=
dingungen erfüllen. Mit geringer Höhe, von Hang zu Hang
flie=
gend und alle ſich bietenden Aufwindmöglichkeiten ausnutzend,
er=
reichte er das Ziel und konnte wiederum, in geringer Höhe
zurück=
kehrend, auch die Bedingung der Landung im Kuppenvorgelände
erfüllen. Kegel und Hurttig erreichten ebenfalls die Eube,
um=
rundeten dieſe, konnten aber die Kuppe nicht mehr erreichen und
mußten im Tal landen.
Gegen abend verſuchte Krebs auf dem „Kakadu” der
Aka=
demiſchen Fliegergruppe München ebenfalls den Flug. Nach einem
kurzen Segelflug von dem Südhang der Waſſerkuppe, bei dem er
eine ſehr große Höhe erreichen konnte, verließ Krebs das
Waſſer=
kupengebiet. Anſcheinend konnte er auf dieſem Fluge
Wolken=
aufwind ausnutzen, denn das Flugzeug ſtieg mehr und mehr mit
wachſender Entfernung. In etwa 200 Meter Höhe, umflog Krebs
die Eube und kehrte dann zur Waſſerkuppe zurück. Dieſer Flug,
auf dem Krebs wie er erzählt, infolge der ſehr gleichmäßigen
ruhigen Luftſtrömung teilweiſe mit losgelaſſenem Knüppel fliegen
konnte, bewies in hervorragender Weiſe das Können des jungen
Piloten, der bereits im vergangenen Jahre ausgezeichnete
Leiſtun=
gen vollbracht hat.
Auch Bedau unternahm den Verſuch, konnte ebenfalls große
Höhe gewinnen, mußte aber nach der Umrundung der Eube im
Tal landen, da der große Höhenverluſt auf dem Rückfluge die
Lan=
dung auf der Waſſerkuppe unmöglich machte. Somit haben
Kron=
feld und Krebs allein die Bedingungen der Ausſchreibung erfüllt
und den Tagespreis gewonnen.
Aber auch der ausgeſchriebene Preis für die längſte
Flug=
dauer ſorgte für einen harten Wettſtreit. In dem engen
Auf=
windfeld zwiſchen Kuppe — Weltenſeglerhang und Pelznerhang
ſegelten teilweiſe 5— Maſchinen gleichzeitig, ſo daß ſich den in
großen Scharen zur Waſſerkuppe gekommenen Zuſchauern der
ſel=
ten ſchöne Anblick eines ſegelnden Geſchwaders bot. Vom frühen
Morgen bis in die Abendſtunden, als die Dunkelheit ſchon
herein=
gebrochen war, befanden ſich die Flugzeuge in der Luft. In
ge=
ringer Höhe über der Kuppe, teilweiſe unterhalb der Startſtelle,
in der Kurve mit dem Flügel nur wenige Zentimeter über dem
Boden, mußten dieſe Flüge durchgeführt werden und ſtellten an
das Können der jungen Piloten große Anforderungen. Es galt
nicht allein, den anderen in der Luft in gleicher Höhe befindlichen
Flugzeugen geſchickt auszuweichen, ohne hierbei aus dem
Aufwind=
gebiet herauszukommen, ſondern es kam auch noch darauf an, ſich
in der geringen Höhe zu halten, jede kleinſte Erhöhung, die ein
wenig Aufwind verſprach, auszunutzen. Erſt die Abendſtunden
brachten ein Auffriſchen des Windes und weſentlich günſtigere
Auf=
windbedingungen, ſo daß die noch in der Luft befindlichen
Flug=
zeuge Höhen erreichen konnten, wie ſie gerade vor dem Südhang
überaus ſelten ſind. In300Meter Höhe ſegelten abends
noch 4 Maſchinen. Dunkle Wolken zogen langſam hoch über
die Waſſerkuppe hinweg, während, die Dämmerung hereinbrach.
Doch ruhig ſegelten die Flugzeuge weiter bald mit großer
Ge=
ſchwindigkeit, den Wind im Rücken, die Startſtelle überfliegend,
bald ſich entfernend bei dem ſtarken Gegenwind teilweiſe ſtill in
der Luft ſtehend. In der großen Ruhe, mit der die Flugzeuge
dahinſegelten, glichen ſie rieſigen Raubvögeln, die in ſtolzer
Ein=
ſamkeit ihre Kreiſe ziehen. Um 8 Uhr wurden die Flugzeuge
durch Abſchuß einer Leuchtkugel zur Landung gezwungen, um nicht
bei der Landung in völliger Dunkelheit gefährdet zu werden. Die
größte Dauer erreichte Kronfeld mit 3 Stunden, während Bedau
2 Stunden 48 Minuten in der Luft war. Starck Röhm und
Braeu=
tigam haben ebenfalls Flüge von über einer Stunde Dauer
aus=
geführt. Die Sieger um den Dauerpreis ſind Kronfeld und
Bedau
Mit den 41 Flügen des vergangenen Tages iſt die Geſamtzahl
der Wettbewerbsflüge auf 164 geſtiegen, von denen 112 auf den
Uebungs= und 52 auf den Leiſtungswettbewerb entfallen.
Der heutige Wettbewerbstag ſorgt bei lebhaftem Weſtwind
für regen Flugbetrieb. Bereits in den frühen Morgenſtunden
ge=
lang es Groenhoff auf dem „Fafnir” die Bedingungen des
Milſeburgfluges — Umfliegung der Milſeburg und Landung auf
der Waſſerkuppe — zu erfüllen. Groenhoff hat mit dieſem Fluge
den Milſeburg=Wanderpreis des Kreiſes Gersfeld ſowie die in
die=
ſem Jahre zu dieſem Fluge zur Verfügung geſtellte Geldſumme von
500 Mark gewonnen. In überaus geſchickter Weiſe flog er von der
Waſſerkuppe mit großer Höhe fort, umflog die Milſeburg, die ſechs
Kilometer nördlich der Waſſerkuppe gelegen iſt, holte ſich noch an
einigen kleineren Hängen Aufwind, bis er wieder ſo große Höhe
hatte, daß er den Rückflug wagen konnte. Die Landung erfolgte
glatt in der Nähe des Fliegerdenkmals. Wie bereits berichtet
wor=
den iſt, beſteht der Wanderpreis des Kreiſes Gersfeld in einer
Nehring=Plakette. Der Flugbetrieb hält noch weiter an. Ueber
die Reſultate wird deshalb erſt ſpäter berichtet werden können.
Geſtern abend iſt auch endlich die neue Maſchine Kronfelds
auf der Waſſerkuppe eingetroffen und wurde heute montiert. Mit
30 Meter Spannweite iſt dieſes Flugzeug das größte
Segel=
flugzeug der Welt. Unter der rieſigen Fläche befindet ſich
ein Boot für den Führer. Der runde Rumpf iſt derartig ſchmal,
daß der damit beabſichtigte Zweck ſofort klar wird: Der lediglich
das Leitwerk tragende Rumpf ſoll eben auch nur dieſem Zweck
dienen und nach Möglichkeit ſo hergeſtellt ſein, daß er keinen oder
nur ſehr geringen Widerſtand bietet. An dem Rumpf ſitzt das
Höhenruder mit zwei ſeitlich angebrachten Seitenſteuern. Da im
Laufe des heutigen Tages noch einige kleine Aenderungen an der
Maſchine durchgeführt werden müſſen, können die Probeflüge erſt
morgen durchgeführt werden. Man iſt ſehr geſpannt auf die
Flug=
eigenſchaften dieſes neuartigen Segelflugzeuges.
Während der ganzen Dauer des Wettbewerbes werden vom
Forſchungs=Inſtitut der Rhön=Roſſitten=Geſellſchaft eine Reihe von
wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen durchgeführt um
weitere Aufſchlüſſe über die Vertikalbewegungen in der
Atmo=
ſphäre zu erhalten. Unter der Leitung von Dr. Höhndorf vom
Forſchungs=Inſtitut wird der Wetterdienſt durchgeführt. Hierzu
werden täglich zweimal die Wetterberichte ſämtlicher deutſcher
Stationen direkt und die der übrigen ausländiſchen Stationen
über die deutſche Seewarte Hamburg aufgenommen und danach
die Wetterkarte gezeichnet. Wie die Flüge Kronfelds gezeigt haben,
haben Gewitter und Fronten für den Segelflug eine große
Be=
deutung. Dies wird in den Wetterkarten auch inſofern
berückſich=
tigt, als nach Möglichkeit Angaben über Zeit und Richtung evtl.
durchziehender Fronten in den Wetterkarten, die im Fliegerkaſino
zum Aushang gelangen, gemacht werden. Natürlich kann man dies
nicht mit unbedingter Sicherheit vorausſagen, ſondern es kann
lediglich angegeben werden, daß mit ziemlicher Sicherheit um die
und die Zeit mit dem Durchzug einer Front gerechnet werden kann.
Neben dem Wetterdienſt werden täglich zwei Aufſtiege um 8
und um 14 Uhr mit dem Flugzeug „Flamingo” des Forſchungs=
Inſtituts durchgeführt, um Aufſchlüſſe über die
Temperaturvertei=
lung und die Feuchtigkeitsverhältniſſe über der Waſſerkuppe zu
er=
halten. Zu gleicher Zeit mit dieſem Flugzeug wird ein
Pilot=
ballon geſtartet, um Windrichtung und Stärke bis in größere Höhen
feſtſtellen zu können. Dieſer Ballon wird im Doppelanſchnitt, alſo
von zwei verſchiedenen, etwa 2 Kilometer auseinander liegenden
Stellen vermeſſen, und zwar deshalb, weil hierdurch die
Vertikal=
bewegungen beſſer erfaßt werden können, die im Gebirge
weſent=
lich größer ſind als in der Esene, da infolge des Gebirgseinfluſſes
die Steiggeſchwindigkeit nicht konſtant iſt. Die Höhenflüge werden
gleichzeitig dazu benutzt, die Vertikalgeſchwindigkeiten feſtzuſtellen.
Der Pilot hat die Aufgabe, mit möglichſt konſtantem Staudruck zu
fliegen, alſo mit möglichſt gleichmäßiger Steiggeſchwindigkeit
ſeinen Flug durchzuführen. Nach den Aufzeichnungen zweier
mit=
geführter Meteorographen wird eine ſogenannte Höhen=Zeit=Kurve
gezeichnet. Die in dieſer auftretenden Abweichungen von der
nor=
malen Kurve zeigen die Höhenſchwankungen an, die durch
auf=
oder abſteigende Luft verurſacht worden ſind.
Unter der Leitung von Dr. Lange, von dem bereits eine Reihe
ſehr wertvoller Unterſuchungen über die Vertikalbewegungen
vor=
liegen, werden außerdem Meſſungen von ſtatiſch ausgewogenen
Piloten vorgenommen alſo von ſolchen, die in ruhiger Luft
„ſchwimmen‟. Dieſe Piloten werden in dem Flugzeug mitgeführt
und in einer vorher angegebenen Höhe durch ſteiles Aufrichten der
Maſchine frei gelaſſen und dann ebenfalls von 2 Theodoliten
ver=
folgt. Aus den Höhenſchwankungen dieſer Piloten kann man dann
ebenfalls Schlüſſe ziehen auf die Vertikalbewegungen, die bedingt
ſind durch den Bodeneinfluß und durch die Konſtellation innerhalb
der Atmoſphäre.
Wie bereits mitgeteilt worden iſt, werden die Segelflüge in
dieſem Jahre erſtmalig ebenfalls im Doppelanſchnitt vermeſſen.
Die Auswertung dieſer Flüge ſoll nicht nur wie in früheren
Jah=
ren als Unterlage der Sportleitung für die Preiszuerkennung
dienen, ſondern zu genauen wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen über
die Aufwindverteilung herangezogen werden. Dieſe
Unterſuchun=
gen werden von cand. mach. Harth vom Forſchungs=Inſtitut
vor=
genommen.
Eine weitere, ſehr weſentliche Aufgabe der meteorologiſchen
Forſchung iſt die Unterſuchung der Böigkeit des Windes. Gerade
auf der Waſſerkuppe ſind überaus große Windſchwankungen zu
ver=
zeichnen, deren Urſache zu ergründen eine ſehr dankenswerte
Auf=
gabe darſtellt. Dieſe Meſſungen werden mittels eines
Böenſchrei=
bers durchgeführt, der im Flugzeug mitgenommen wird, außerdem
noch durch Vermeſſung von Segelflugzeugen und Drachen. Die
Ergebniſſe der angeſtellten Temperatur= und Windmeſſungen
wer=
den ebenfalls durch Aushang den Piloten im Fliegerlager bekannt
gegeben.
Zuſammenfaſſend kann geſagt werden, daß die im Forſchungs=
Inſtitut der Rhön=Roſſitten=Geſellſchaft von den
Herren Dr. Höhndorf und Dr. Lange im Intereſſe des
Segel=
fluges durchgeführten wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen bereits
eine Reihe von überauswertvollen Ergebniſſen
ge=
zeitigt werden, deren Auswirkungen ſich in den
hervorragenden Rekordflügen Kronfelds und
Groenhoffs in ausgezeichneter Weiſe offen=
Ak.
baren.
Man ſchreibt uns: Die Teilnahme des
Sturm=
vogels” an dem Leiſtungswettbewerb auf der Waſſerkuppe
hängt beſtimmt nicht von dem guten Willen der Ortsgruppe
Darm=
ſtadt ab. Die rumpfverkleidete „Heſſen” ſteht noch auf der Rhön,
aber ſie wurde von der „Teko” nicht zugelaſſen, weil 1. das
Rüſt=
gewicht zu groß war. Mit dem Gewicht wächſt die
Sinkgeſchwindig=
keit der Maſchine. Da aber die „Heſſen” kein
Hochleiſtungsſegel=
flugzeug in dieſem Sinne iſt und die junge Ortsgruppe ſich ein
ſolches nicht erbauen konnte, mußte ſie auf die Teilnahme
verzich=
ten. Sie hätte nur bei ſtärkerem Winde mit Erfolg ſegeln können.
Als aber die „Teko” die Baufeſtigkeit für Windſtärke über 8 mſsek.
für nicht ausreichend erklärte zogen die fünf Mitglieder der
Gruppe enttäuſcht von der Waſſerkuppe ab. In kollegialem
Zu=
ſammenarbeiten, mit der Akaflieg Darmſtadt überließen ſie die
Seite 7
„Heſſen” der Akaflieg zu Uebungs= und Schulungszwecken für den
S=Schein. Mitte September beginnt die Ortsgruppe Sturmpogel
mit Vorbereitungs= und Uebungsflügen im Odenwald, getreu ihrer
Loſung, den Segelflugſport in der breiten Maſſe populär zu machen.
Sollten ſich die am Sturmvogel, intereſſierten Kreiſe hilfs= und
unterſtützungsbereit zeigen dann iſt es leicht, dieſe Loſung in die
Tat umzuſetzen, wie die Erfolge des Sturmvogels bei ſeinem
Schulungskurſus auf Pfingſten gezeigt haben.
Geſchäftliches.
Aus deutſchen Bädern.
Höhenluftkurort Lautenbach im Murgtal, bad.
Schwarz=
wald, 400 Meter, Poſt und Bahn Gernsbach i. Baden. Infolge
ſeiner geſchützten, ſonnigen anerkannt einzigartig romantiſchen und
ruhigen Lage, auf drei Seiten von tannenwaldbedeckten Bergen
umgeben, eignet ſich Lautenbach vorzüglich zum Herbſtaufenthalt.
Durch ſeine Höhenlage iſt es den Talnebeln bereits entrückt, und
kann man an ſeinen ſteilen, ſonnigen Abhängen ſelbſt den ganzen
Winter im Freien ſitzen. Mit Poſt= und Privatautos iſt Baden=
Baden, Herrenalb und Wildbad leicht zu erreichen. In der
näch=
ſten Umgebung hat es herrliche Spaziergänge mit ſtets wechſelnder
Fernſicht. Proſpekt und Referenzen durch Hans Meyer.
Die enorme Verbilligung der Schuhbeſohlung durch das Ledka=
Verfahren, D. R. P. angem.
Die heutige Wirtſchaftslage zwingt jeden einzelnen, ſeine
Bedürfniſſe auf das äußerſte herabzuſetzen. Die Schuhbeſohlung
nach dem Ledka=Verfahren iſt ſo mühelos auszuführen, daß
jeder=
mann mit den einfachſten Werkzeugen ſeine Schuhſohlen mit ganz
geringen Koſten inſtandhalten kann. Kommen Sie zur
Vorfüh=
rung in die Ledka=Werkſtätte, Beſſunger Straße 86, und Sie
er=
halten gerne weitere Auskunft.
35. Preußiſch=Süddenkſche Klaſſenlokkerie.
12. Tag der 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung
vom 22. Auguſt fielen: 2 Gewinne zu je 5000 RM. auf Nr.
2477: 10 Gewinne zu je 3000 RM. auf Nr. 98 025, 160 985,
175 750, 257 462, 348 483: 10 Gewinne zu je 2000 RM. auf Nr.
10157, 103 546, 112 421, 252 009, 267 838: 36 Gewinne zu je
1000 RM. auf Nr. 13 378, 28 533, 36 030, 39 409, 48 622, 53 557,
104 723, 111 517, 117 246, 118 714, 196 744, 197 392, 236 005, 306 709,
316676, 336 013, 351 077, 398 892; ferner wurden gezogen:
86 Gewinne zu je 500 RM. und 262 Gewinne zu je 300 RM. —
In der Nachmittags=Ziehung vom 22. Auguſt fielen:
4 Gewinne zu je 5000 RM. auf Nr. 61520, 149 580; 6 Gewinne
zu je 3000 RM. auf Nr. 236 651, 258 057, 269 681; 18 Gewinne
zu je 2000 RM. auf Nr. 28893, 74 760, 103 367, 138 574, 145 009,
155 700, 168 846, 172 729, 194 521: 40 Gewinne zu je 1000 RM.
auf Nr. 5246, 11010, 17 541, 24 056, 91086. 92 094, 94 051,.
104 665, 110311, 117 961, 140 878, 142 208, 178 859, 183 933,
215 832, 257 510, 305 239, 333 404, 372 619, 386 466; ferner
wur=
den gezogen: 66 Gewinne zu je 500 RM. und 160 Gewinne zu
je 300 RM. — Im Gewinnrad verblieben: 2 Prämien
zu je 500 000 RM., 2 Gewinne zu je 500 000 RM., 2 Gewinne zu
je 100 000 RM., 2 Gewinne zu je 75 000 RM., 2 Gewinne zu
je 50 000 RM., 8 Gewinne zu je 25 000 RM., 56 Gewinne zu je
10 000 RM., 100 Gewinne zu je 5000 RM., 248 Gewinne zu je
3000 RM., 480 Gewinne zu je 2000 RM., 1224 Gewinne zu je
1000 RM., 2658 Gewinne zu je 500 RM. und 6986 Gewinne zu,
je 300 RM. (Ohne Gewähr.)
Weiterbericht.
Die Reihe der Tiefdruckſtörungen, welche fortgeſetzt vom
Atlanti=
ſchen Ozean heranrücken, erſtrecken dabei immer ihren Einfluß bis über
Deutſchland und laſſen den pendelnden hohen Druck im Südweſten über
Frankreich und der Biskaya nicht zur Gelkung oder zu längerer Dauer
kommen. Bereits heute morgen lag über den britiſchen Inſeln ein
Ausläufer der neuen Islandſtörung mit einem Regengebiet. Er wird
nach Deutſchland weitergreifen und ſich vorerſt durch Eintrübung und
zeitweiſen Niederſchlägen bemerkbar machen. Nach dem Vorüberzug des
Niederſchlagsfeldes tritt wohl wieder eine Lichtung der Wolkendecke ein,
aber der Witterungscharakter bleibt wechſelhaft, und die Temberaturen
erreichen nicht die Werte, welche der Jahreszeit entſprechen ſollen.
Ausſichten für Sonntag, den 24. Auguſt: Unbeſtändig und mäßig warm.
zunächſt bedeckt mit Niederſchlägen, dann wechſelnd wolkig.
Ausſichten für Montag, den 25. Auguſt: Wechſelhaftes Wetter mit
ein=
zelnen Schauern, auch vorübergehend aufheiternd. für die
Jahres=
zeit kühl.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nettei
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mitellungen: Willv Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittiſch — ſämtlich in Darmſtadt
Die heutige Nummer hat 22 Seiten
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Seite 8
Sonntag, den 24. Auguſt 1930
Nummer 233
A
A
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In dankbarer Freude
zeigen die Geburt einer
geſunden Tochter an
ErnſtKramer
und Frau, geb. Stroh
Darmſtadt, 23. Auguſt 1930
„Speſſartring 16.
(12831
Hans Rohde
Darmſtadt Auguſt 1930. Berlin=Lichterfelde
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(Fettleibigkeit) wird beseitigt durch
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Nach kurzem, ſchwerem Leiden
entſchlief geſtern abend unſere
liebe Mutter, Tochter,
Schwieger=
mutter, Großmutter und Tante
Frau
Anna Hönig
geb. Romig (12814
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Hönig
Familie Rauſch
Marie Romig Ww.
Familie Wilh. Hönig
Familie Albert Rauſch
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1930.
DieBeiſetzung findet ſtatt. Montag
nachm. ½4 Uhr aufd. Waldfriedhof
Todes-Anzeige.
Freitag abend 5¾ Uhr entſchlief
ſanft nach ſchwerem Leiden
un=
ſere liebe Mutter, Großmutter,
Urgroßmutter und
Schwieger=
mutter, Frau
Marie Fromm
geb. Meyer
im 80. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
Die Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Griesheim b. D.
und Frankfurt a. M.
Die Beerdigung findet Montag,
den 25. Auguſt, nachm. 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt. (*
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzl.
Teil=
nahme, ſowie, für die zahlreichen
Kranz= und Blumenſpenden beim
Heimgang unſerer lieben Mutter
Frau Luiſe Schödel
geb. Knoblauch
ſagen wir unſeren innigſten Dank.
Imsbeſondere danken wir Herrn
Pfarrer Kleberger für die troſtreichen
Worte am Grabe und den Schweſtern
des U=Baues des Städt.
Kranken=
hauſes.
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
*) Frau Sidi Glöckner.
Mariechen Oroll
Adam Aulbach
Verlobte
Darmstadt, 23. August 1930
Gr.-Umstadt
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
meinen lieben, treuen Gatten, unſeren
lieben, guten Vater, Bruder, Schwager
und Onkel
heute mittag nach langem ſchweren Leiden
und doch plötzlich und unerwartet im 59.
Tebensjahr zu ſich in die Ewigkeit
abzu=
rufen.
Im Namen der
tieftrauernden Hinterbliebenen:
Frau Barbara Dingeldein Witwe
und Söhne Bilhelm Fritz u. Peter.
Darmſtadt, phil. Röth=Weg 64,
Seeheim und Alsbach,
den 23. Auguſt 1930.
Die Beerdigung findet Dienstag, 26. Aug.,
nachm. 3.30 Uhr, auf dem Waldfriedhofſtatt.
Schönnen I.O.
Ihre Vermählung geben bekannt
Georg Breuler
Lisa Breuler
geb. Liebeck
Darmstadt, 23. August 1930
Kirchstraße 10
Heute früh 3.30 Uhr iſt nach langem ſchweren
Teiden mein lieber Mann, unſer treuſorgender
Vater, Bruder, Schwiegerſohn, Schwager
und Onkel
Ludwig Werner
Lehrer
von uns gegangen.
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Käthe Werner, geb. Grünig.
Wiebelsbach, den 23. Auguſt 1930.
Die Einſegnung findet Montag nachmittag 3 Uhr in
Wiebelsbach, die Beerdigung Dienstag nachm. ½4 Uhr
auf dem Waldfriedhof in Darmſtadt ſtatt.
Verreist
bis 15. September
Dr. Theodor Schmidt
Meine Vertretung haben übernommen
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Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme und
für die zahlreichen Blumenſpenden bei dem
Heim=
gang unſerer lieben Entſchlafenen ſprechen wir auf
dieſem Wege unſeren tiefgefühlten Dank aus.
Insbeſondere danken wir den Barmherzigen
Schweſtern für ihre liebevolle Pflege, ferner Herrn
Pfarrer Heß für ſeine troſtreichen Worte und allen
denen, die unſerer lieben Entſchlafenen die letzte
Ehre erwieſen haben.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Lohr.
Darmſtadt, Nieder=Ramſtädter Straße 20.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme, ſowie
für die zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden bei
dem unerwarteten Heimgang unſerer heißgeliebten,
unvergeßlichen Gattin, Mutter, Schwiegermutter.
Schweſter, Schwägerin und Tante
Mrau eind Bendter
geb. Zimmermann
ſprechen wir auf dieſem Wege unſeren innigſten
Dank aus.
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u. N. 106 Geſchſt.*
Mathematik, reine u.
angewdt., d. akad. geb.
Lehre. Vorber. a. alle
Ziele. Nachh.
Witt=
mannſtr. 30.I. (B426
Erholungs-und
Dauerheim
Traiſa. Penſion 4
M. bei 4 Mahlzeit.
Villa Glückauf.
Kreisſtraße 45. (*
Verloren gegangen
iſt auf der Strecke
von König nach
Oppenheim über
Darmſtadt—
Gries=
heim ein Autoerſatz=.
reifen f. ein. Opel=
Lieferwag. Abzug.
bei Wilh. Weichel,
König. Odenwald
(Tel. 221) geg.
Be=
lohnung. (12833
Das Monats-Kursblatt
gibt bei jedem Berliner
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papier (Aktie sowie Anleihe)
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über die Kursbewegungen. Ein
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Berliner Börsen-Berichte,
Berlin G. 2
Seite 10
Sonntag, den 24. Augnſt 1930
Nummer 233
Aufhebung einer Falſchmünzerwerkſtätte.
Frankfurt a. M. In den letzten
Mona=
ten wurden in Frankfurt a. M. und auch
aus=
wärts ſehr gut angefertigte falſche
Fünfmark=
ſtücke in den Verkehr gebracht. Trotz eifrigſter
Bemühungen der Polizeibehörde war es bisher
nicht gelungen, der Fälſcher und Verbreiter
hab=
haft zu werden. Vorgeſtern teilte nun die
Kri=
minalpolizei Stuttgart hierher mit, daß bei der
Verausgabung von falſchen Fünfmarkſtücken der
in Frage kommenden Fälſchung dort ein
gewiſ=
ſer Karl Böſe, 1877 in Moskau geboren, in
Höchſt a. M. wohnhaft, und ein Jakob Bender,
1898 in Frankfurt a. M. geboren, in Nied
wohn=
haft, feſtgenommen worden ſeien. Der dritte
Begleiter, der Maſchinentechniker Adolf
Engel=
hardt, 1889 in Höchſt a. M. geboren und daſelbſt
wohnhaft, ſei in einem Kraftwagen geflüchtet.
Die ſofort von hier aus aufgenommenen
Re=
cherchen führten in der vorvergangenen Nacht
zur Feſtnahme des Engelhardt. Die in
verſchie=
denen Wohnungen und anderen Orten
vorge=
nommenen Durchſuchungen erbrachten ein
über=
raſchendes Reſultat. Das geſamte
Herſtellungs=
material, darunter eine etwa 20 Zentner ſchwere
Stanze, mehrere Pakete ausgeſtanzter Plättchen,
ſowie eine Aktenmappe mit fertigen Falſifikaten
wurde gefunden. Die polizeilichen
Nachfor=
ſchungen ſind noch in vollem Gange.
Schließung der Kuranſtalt Hohemark.
Frankfurt a. M. Die Kuranſtalt
Hohe=
mark ſoll, wie der Magiſtrat der
Stadtverord=
netenverſammlung mitteilt, am 1. September d.
J. geſchloſſen werden, nachdem Verkaufs= oder
Pachtverhandlungen ein günſtiges Ergebnis
nicht gezeitigt haben. Auch eine Verwertung der
Kuranſtalt für ſtädtiſche Zwecke kommt nicht in
Frage. Der derzeitige monatliche Pachtzins von
900 RM. konnte nicht unterſchritten werden, da
er noch nicht einmal voll für die laufenden
Aufwendungen der Verpächterin ausreicht.
Nach=
dem das gegenwärtige Pachtverhältnis am
31. Auguſt abläuft, bleibt die Kuranſtalt
Hohe=
mark ſomit ab 1. September unverwertet.
Bertrix=Ochamps=Maiſſin=Feier.
Am Samstag, den 30. Auguſt 1930, findet an
hiſtoriſch berühmter Stätte, im Kloſter Eberbach
bei Hattenheim im Rheingau, die dritte, der
Erinnerung an die Schlachten von Bertrix=
Ochamps=Maiſſin gewidmete Zuſammenkunft der
ehemaligen Offiziere der 21. und 25. Diviſion,
der 76. Reſervediviſion und der ſonſtigen zum
ehemaligen 18. Armeekorps gehörenden
Trup=
penteile ſtatt. Verſammlung pünktlich um 3.30
Uhr im Vorhof des Kloſters. Orgelſpiel in der
Kirche. Vortrag über die kulturelle und
künſtle=
riſche Bedeutung des Kloſters mit
anſchließen=
der Führung durch H. Kaiſer. Seit vorigem
Jahre ſind zwei Teile des Kreuzganges
frei=
gelegt und weitere Wiederherſtellungen
vorge=
nommen worden. Ihre Beſichtigung dürfte auch
für die Teilnehmer der 2. Tagung von großem
künſtleriſchem Intereſſe ſein. Um 5.30 Uhr
fol=
gen die kriegsgeſchichtlichen Vorträge: 1. Der
erſte Angriff auf Verdun 1916 vom General d.
Art. v. Kühne=Berlin; 2. Das erſte Gefecht der
21. Div. bei Longlier am 20. 8. 1914 von H.
Kaiſer. Um 8 Uhr gemeinſames Abendeſſen,
an=
ſchließend Hauptſitzung an gleicher Stelle.
Trockenes Gedeck 2.50 RM., hervorragende Weine
der preußiſchen Domäne zu mäßigen Preiſen.
An=
meldungen: 1. Zum gemeinſchaftlichen
Abend=
eſſen — 2.50 Reichsmark — umgehend, und
zwar a) die Herren von der Infanterie,
Pio=
niere und Korpstruppen an Major a. D. von
Bierbrauer zu Brennſtein, Wiesbaden, Fritz=
Kalle=Straße 11, Tel. 27 996; b) die Herren von
der Artillerie und Kavallerie an Oberzahlmeiſter
a. d. Bulle, Wiesbaden, Dotzheimer Straße 43,
wo alles Nähere zu erfahren iſt.
Deutſcher Rechtspflegertag 1930 in Danzig.
Die im Bunde Deutſcher Juſtizamtmänner
(Sitz Berlin) zuſammengeſchloſſenen
Rechts=
pfleger und Urkundsbeamten aller deutſchen
Länder halten vom 5.—7. September 1930 in
der alten Hanſeſtadt Danzig ihren Bundestag
ab. In einer öffentlichen Kundgebung wird der
Bundesvorſitzende Schlegel=Berlin in einem
Vor=
trage „Große Juſtizreform und
Rechtspfleger=
tum” die Brücke ſchlagen von der in
zehnjähri=
ger Erprobung bewährten „Kleinen
Juſtizre=
form” (d. i. der Entlaſtung des Richters durch
den Rechtspfleger) zur „Großen Juſtizreform”,
d. h. zu der grundlegenden Veränderung der
Ge=
ſetzesvorſchriften über die Gerichtsverfaſſung und
das Verfahren.
Der Ingenieur Otto Brinkmann
mit dem Modell ſeines Kleinluftſchiffes.
Zurzeit wird in einer deutſchen Ballonfabrik ein
Kleinluftſchiff nach der Konſtruktion des
Inge=
nieurs Otto Brinkmann gebaut. In dieſem
Luft=
ſchiff, das einen Rauminhalt von nur 175000
Kubikfuß hat, will Brinkmann, den Atlantik
überqueren.
Links oben: Die Reihe der Ehrengäſte. 1. Dr. Michel. Syndikus des Verbandes der Funkinduſtrie, 2 Reichsarbeitsminiſter Dr. Stegerwald, 3. Prof
Albert Einſtein, 4. Kultusminiſter Grimme, 5. Staatsſekretär Bredow. Links unten: Blick in die große Ausſtellungshalle mit den Ständen der
Funk=
induſtrie. Mitte unten Prof. Einſtein bei ſeiner Eröffnungsrede, Rechts: Ein wirkungsvolles Reklamemodell: Ankerantrieb eines Lautſprechers.
— Am Vormittag des 22. Auguſt wurde feierlich die Große Deutſche Funkausſtellung 1930 eröffnet. Staatsſekretär Bredow und Prof. Albert Einſtein
hielten die Hauptreferate.
Die Oſtſee=Sperrbookflokke auf Uebungsfahrk.
Die Sperrbootflottille in der Elb=Travekanal=Schleuſe bei Lauenburg.
Der Oſtſee=Sperrverband der Reichsmarine macht mit ſeinen ſechs Sperrübungsſchiffen zurzeit eine
große Uebungsfahrt über die Elbe. Die Flotte wird durch die Havel bis nach Berlin=Potsdam
gelangen.
Eine Hochzeitsgeſellſchaft verunglückt.
Gelſenkirchen. Auf der Dorſtener
Straße, im Stadtteil Gelſenkirchen=Buer,
ereig=
nete ſich vorgeſtern abend ein ſchwerer Unfall.
Das Auto eines Unternehmers aus Buer, das
ſich mit einer Hochzeitsgeſellſchaft auf der Fahrt
nach Dorſten befand, geriet ins Schleudern und
fuhr mit voller Wucht gegen einen Baum. Durch
den heftigen Zuſammenprall wurden die Inſaſſen
in den Straßengraben geſchleudert und trugen
zum Teil ſchwere Verletzungen davon. Drei
Perſonen wurden ſchwer, zwei leichter verletzt.
Das Auto wurde ſchwer beſchädigt.
Schweres Unglück auf der Melchiorgrube.
Dittersbach. Im Tiefbauſchacht der
Kul=
mizgrube in Dittersbach löſten ſich im Karl=
Flöz der zweiten Abteilung große
Geſteins=
maſſen und begruben vier Bergleute. Zwei
von den Verſchütteten wurden als Leichen
ge=
borgen. Die Bergungsarbeiten werden fortgeſetzt.
Landemanöver des „Graf Zeppelin” am neuen
Ankermaſt.
Friedrichshafen. Freitag nachmittag
wurde der geplante Landungsverſuch des
Luft=
ſchiffs „Graf Zeppelin” am Ankermaſt in
Löwen=
thal, drei Kilometer von dem
Luftſchiffbauge=
lände, durchgeführt. Nach einem Rundflug
er=
ſchien das Luftſchiff über dem Landeplatz, um
3.40 Uhr fielen die Haltetaue. Sie wurden
wie üblich durch Rollen gezogen, die von je zehn
Mann feſtgehalten wurden. Die Tauenden
wur=
den nun an je einem Traktor feſtgemacht, und
durch ſie wurde das Schiff langſam zu Boden
gezogen. Durch dieſes Manöver konnten allein
etwa 40 Mann erſpart werden. Um 3.42 Uhr
hatte die Gondel den Boden erreicht, und nun
wurde das Luftſchiff langſam an den
Anker=
maſt herangebracht. Bereits nach 16 Minuten
war es feſt verankert. Das Luftſchiff ſtieg dann
wieder zum Rückflug auf und landete um 5.52
Uhr glatt auf dem Luftſchiffbaugelände,
16 Opfer eines tollwütigen Hundes.
Budapeſt. Wie der „Peſter Lloyd” aus
Galatz erfährt, hat ſich dort eine furchtbare
Ka=
taſtrophe zugetragen. Ein tollwütiger Hund biß
eine junge Dame, bei der innerhalb zwei
Stun=
den die furchtbare Seuche mit elementarer Kraft
zum Ausdruck kam. Sie rannte durch die
Straßen und brachte 15 Perſonen ſchwere Biß=
und Kratzwunden bei. Dann verſtarb ſie unter
furchtbaren Qualen. Bei zwei Perſonen iſt der
Zuſtand ſo bedenklich, daß die Aerzte Iſolierung
anordneten.
Zwei Engländer in der Schweiz tödlich
abgeſtürzt.
Sitten (Wallis). Eine Gruppe von acht
Engländern aus Arolla unternahm eine
Beſtei=
gung der Biſchofsſpitze an der italieniſch=
ſchwei=
zeriſchen Grenze. Als ſie ſich dem Gipfel
näher=
ten, riß das Seil und zwei Touriſten, ein Herr
und eine Dame, ſtürzten 400 bis 500 Meter tief
und verſchwanden in einer Gletſcherſpalte.
Bec=
gungsverſuche blieben erfolglos.
Großfeuer in einem Filmatelier bei Paris.
Paris. Im Atelier der Eclair=
Filmgeſell=
ſchaft in Epinay bei Paris brach ein Großfeuer
aus, das ſich mit ungeheurer Geſchwindigkeit auf
das ganze Gebäude ausdehnte. Eine elektriſche
Birne zur Aufnahme von Sprechfilmen war
ge=
platzt, wobei ein Funke auf einen Filmſtreifen
überſprang und ihn in Brand ſetzte. Von hier
aus dehnte ſich das Feuer zunächſt auf die im
gleichen Raum lagernden Filmrollen aus und
griff dann auf das Gebäude über. Die
Feuer=
wehr der Umgegend verſuchte im Verein mit der
Pariſer Brandwehr, das Feuer zu löſchen, was
aber erſt nach ſtundenlangen Bemühungen
ge=
lang. Zwei Feuerwehrleute trugen dabei
Ver=
letzungen davon. Auch eine Filmoperateurin und
ein Angeſtellter, wurden mehr oder weniger
ſchwer verletzt. Der Schaden beläuft ſich auf
ſechs Millionen Franken.
Zur Zlugzeugkakaſtrophe bei Jglau.
Prag. Zu der Flugzeugkataſtrophe wurden
noch folgende Einzelheiten bekannt: Gegen 3 Uhr
nachmittags erhob ſich über Iglau ein
furcht=
barer Sturm mit wolkenbruchartigem Regen,
der über zwei Stunden dauerte. In dieſe
Ge=
witterzone geriet das Flugzeug, das Prag um
3 Uhr nachmittags verlaſſen hatte. Bei der
ver=
ſuchten Notlandung überſchlug ſich die Maſchine
und ſtürzte ab. Der ſchwere Apparat fiel auf
ein von Ziegeleiarbeitern bewohntes Haus,
durchſchlug das Dach und blieb teils auf dem
Haus, teils auf deſſen Hof liegen. Der Anprall
war ſo furchtbar, daß eine ſtarke Exploſion
er=
folgte und die Maſchine ſofort in Flammen
auf=
ging, die auch das Haus ergriffen. Es gelang
jedoch der Feuerwehr, den Brand zu löſchen. Vier
Inſaſſen des Flugzeuges, die ſofort verbrannten,
waren vollkommen unkenntlich und konnten
dis=
her noch nicht identifiziert werden. Die übrigen
neun Paſſagiere wurden noch lebend aus ihrer
qualvollen Lage befreit, doch wieſen ſie ſo
ſchwere Verletzungen auf, daß ſechs von ihnen
bald nach ihrer Einlieferung im Krankenhaus
ſtarben. Die Bergungsarbeiten wurden mit
fieberhafter Eile durchgeführt und in den
Flug=
zeugrumpf mit Beilen Oeffnungen geſchlagen,
um die Inſaſſen bergen zu können. Der
Flug=
zeugführer, der ebenfalls den Tod fand, ſtand
bereits längere Zeit im Dienſt der ſtaatlichen
Aero=Linie und war als außerordentlich
zuver=
läſſiger Pilot bekannt. Unter den Todesopfern
befindet ſich ein Reichsdeutſcher, der Ingenieur
Bernhard Eimann aus Dresden.
1404 Opfer der Erdbebenkataſtrophe in Italien.
Rom. Nach der letzten amtlichen
Feſtſtel=
lung beläuft ſich die Zahl der Opfer der
Erd=
bebenkataſtrophe vom 23. Juli auf insgeſamt
1404. Es wurden 677 männliche und 716
weib=
liche Leichen identifiziert, während 11 Leichen
noch nicht identifiziert werden konnten.
Entſetzliche Talfahrt eines Poſtautos.
Mailand. Eine entſetzliche Talfahrt
machte im Karſt das Poſtauto der Bergſtrecke
von Sappada nach Forni, weil plötzlich das
Steuer verſagte. Der Wagenführer forderte die
Fahrgäſte auf, aus dem Wagen zu ſpringen. Es
gelang den Inſaſſen, nacheinander abzuſpringen,
wobei aber eine junge Lehrerin zu Tode kam;
auch die anderen Reiſenden erlitten mehr oder
weniger ſchwere Verletzungen. Das Poſtauto
rannte dann, nachdem auch der Führer
abge=
ſprungen war, gegen eine Felswand und wurde
zertrümmert.
Der Fliegerhauptmann Gronau auf Grönland
gelandet.
Reykjavik. Der deutſche
Fliegerhaupt=
mann von Gronau, der auf einem Fluge nach
Nordamerika begriffen iſt, landete am Freitag
nachmittag, aus Island kommend, wohlbehalten
in Ivigtut auf Grönland. Gronau hatte
zwi=
ſchen Island und Grönland mit ſehr ſchweren
Gegenwinden zu kämpfen. — Wie weiter
ge=
meldet wird, beabſichtigt v. Gronau, zwei Tage
lang dort zu bleiben und am Sonntag
weiter=
zufliegen. Wenn die Wettermeldungen der
Deutſchen Seewarte Hamburg günſtig ſeien,
werde er wahrſcheinlich nach Labrador oder
Neufundland, und von dort nach Quebeck fliegen.
Der Atlantik=Flug des Amerikaners Williams.
Waſhington. Wie das
Staatsdeparte=
ment mitteilt, haben Deutſchland, England und
der Iriſche Freiſtaat bereits die
Einflugerlaub=
nis für den amerikaniſchen Flieger Williams
er=
teilt, der demnächſt den Atlantik=Flug nach
Ber=
lin und Tokio unternehmen will.
Nummer 233
Sonntag, den 24. Auguſt 1930
Seite 11
Die erſten Schwimmentſcheidungen.
Scharfe Kämpfe am Samstag. — Eine neue 2.T.-Beſtleiſtung im 1000 Meler Beliebig.
Gertr. Stender (T. B. 1862, Hamburg).
1. Tag der 2. T. Schwimm=Meiſterſchaften.
Die Darmſtädter Turnerſchaft, welche die Vorbereitung der
Schwimm=Meiſterſchaften übernommen, hat durch das
eingetre=
tene Regenwetter einen ſchweren Schlag erlitten. Nicht nur,
daß die ganze Organiſation der Meiſterſchaften bedeutend litt,
auch die Teilnehmer konnten nicht ihre ganze Kraft entfalten,
was in den erzielten Zeiten teilweiſe zum Ausdruck kommt.
Unaufhörlich rieſelte ein kräftiger Landregen hernieder, der
alles bedrückte. Erſt am ſpäten Nachmittag kam die Sonne zum
Vorſchein, die den Wettkampfgeiſt der Teilnehmer etwas zur
Be=
lebung brachte. Die Umkleideräume des Großen Woogs waren
überfüllt. Berechnung, Kampfgericht, Preſſebedienung ſuchten
darin Unterſchlupf und waren ſtark behindert, ſo daß der Beginn
der heutigen Vormittagskämpfe eine großer Verzögerung erlitt.
Die ſiegreiche Staffel in der 4X100 Meter Hühſtaffel.
Beſtleiſtung: Turner=Bund Cannſtatt=Stuttgart.
Phot.: Weißgärber, Darmſtadt.
Daß der Beſuch der 1. Kämpfe infolge des Regens vormittags
geringer war, iſt ſelbſtverſtändlich. Dagegen hatten ſich
nachmit=
tags ſehr zahlreiche Freunde des Schwimmſports am Woog
ein=
gefunden.
Die Deutſche Turnerſchaft übt ſich bekanntlich auch auf dem
Gebiete des Rettungsweſens. In einem ſehr ernſten Falle
konn=
ten ſich die deutſchen Turner geſtern bewähren. Beim Tauchen
hatte ein Turner aus Stuttgart die Richtung verloren und wurde
abgetrieben. Da er faſt 100 Meter unter Waſſer ſchwamm,
ver=
lor er plötzlich die Beſinnung. Nur dem unerſchrockenen und
um=
gehenden Eingreifen einiger Turner, beſonders des Turners
Löcher vom Schwimmverein Hagen, gelang es, den Kameraden
vor dem ſicheren Tode des Ertrinkens zu retten.
Die Leiſtungen der Mehrkämpfer.
Den Beginn der Samstags=Kämpfe machte das Springen der
Mehrkämpfer und das Hauptſpringen der Turner. Die große Zahl
von 46 Springern förderte ein großes Maß körperlicher
An=
ſtrengung, Ausdauer und Nervenkraft, ſowohl der Springer, als
auch der Sprungrichter. Bis in die Abendſtunden zog ſich der
Kampf hin, aus dem ſich ſchließlich der junge Frankfurter Storck
vor Wiesbar=Berlin als Sieger herausſchälte. Für die Folge
dürfte zu überlegen ſein, ob eine ſolch große Zahl von Springern
für einen Meiſterſchaftskampf zuläſſig iſt.
Dabelſtein (Hamburg).
Lewe (T.V. Heidenheim).
W. Wanner (T. B. Cannſtatt=Stuttgart).
Phot.: Weißgärber, Darmſtadt.
Die heukige Wekkkampffolge.
9.00—12.00 Uhr: 1. Sprungbecken: Haupt=Mehrkampfſpringen (
Tur=
nerinnen). — Turmſpringen der Turner.
9.00—11.00 Uhr: 2. Hauptkampfbahn: 4. Entſcheidungen:
400=Meter=Beliebigſchwimmen (Turner) — 200=Meter=
Bruſt=
ſchwimmen (Turner). — 100=Meter=Bruſtſchwimmen (
Alters=
turner). — B. Vorläufe: 100=Meter=Bruſtſchwimmen (
Tur=
nerinnen) — 100=Meter=Rückenſchwimmen (Turner). — 100=
Meter=Seiteſchwimmen (Turnerinnen). — 100=Meter=
Hüh=
ſchwimmen (Turner).
9.00—11.00 Uhr: 3. 50=MeterBahn: Entſcheidungen: 4X50=
Meter=Lagenſchwimmen (Turnerinnen) — 50=Meter=
Bruſt=
ſchwimmen (Turnerinnen). — 50=Meter=Rückenſchwimmen
Turnerinnen).
4. Waſſerball um die D. T.=Meiſterſchafts=Entſcheidung: 3. Spiel:
Speyer—Darmſtadt; Hannoder—Staßfurt.
15.00—16.30 Uhr: Auf der Hauptkampfbahn
Entſchei=
dungen: 4X100=Meter=Hühſtaffel (Turnerinnen), 100=
Me=
ter=Rückenſchwimmen (Turner). — 100=Meter=Bruſtſchwimmen
(Turnerinnen). — 4X100=Meter=Bruſtſtaffel. (Turner).
100=Meter=Seiteſchwimmen (Turnerinnen). — 100=Meter=
Hühſchwimmen (Turner).
15.00—17.00 Uhr: Turmſpringen: 4X100=Meter=Lagenſtaffel (
Tur=
nerinnen). — 10X100=Meter=Kreisſtaffel (Turner). —
Grup=
penſpringen — Siegerehrung.
17.00 Uhr: Waſſerballſpiel: D.T. gegen Schwimm=Verband
(B=Mannſchaft).
Der Mehrkampf für Turner, der Springen Schwimmen,
Tauchen umfaßt, zog ſich ebenfalls den ganzen Tag über hin.
Dem Verteidiger des Mehrkampftitels Junold=Saarbrücken
ge=
lang es wiederum, den Meiſtertitel zu erringen.
M
Drei Sieger: Krebs, Frau Anita Dabelſtein, W. Dabelſtein.
Phot.: Weißgärber, Darmſtadt.
Die Weilbewerbe auf der 100-Meker=Bahn.
Die Wettbewerbe auf der 100=Meter=Bahn erbrachten
eben=
falls eine Reihe ſcharfer Kämpfe. Das 100=Meter=Bruſtſchwimmen
für Turner machte drei Vorläufe notwendig. In der
Entſchei=
dung blieb als neuer Mann Lewe, vom Tv. Heidenheim, mit
1:22,9 Minuten Sieger.
Das Rückenſchwimmen für Turnerinnen holte ſich Anita
Da=
belſtein, Hamburger Turnerſchaft, in 1:37,7 Minuten.
Im 100=Meter=Seiteſchwimmen gab es einen ſcharfen Kampf
zwiſchen Dabelſtein=Hamburg, Viertler=Leipzig und Kunz=
Darm=
ſtadt. Mit Handſchlag entſchied Dabelſtein das Rennen für ſich.
Das 200=Meter=Bruſtſchwimmen war eine ſichere Sache für
Erna Kunze=Stuttgart.
Im 200=Meter=Rückenſchwimmen konnte Wanner=Stuttgart,
der D.T.=Rückenmeiſter, ſeine gute Form unter Beweis ſtellen. Er
gewann in 3,00 Minuten.
Waſſerball=Mannſchaft der Turngemeinde 1846 Darmſtadt.
Phot.: Weißgärber, Darmſtadt.
Die einzige D.T.=Beſtleiſtung des erſten Tages ergab es im
1000=Meter=Beliebig für Turner. Müller=Kiel konnte mit 15,09
Minuten Witthauer=Neu=Iſenburg auf den 2. Platz verweiſen.
Ein intereſſanter Kampf war das 100=Meter=Hühſchwimmen
für Turnerinnen. Annemarie Weinig, die Titelverteidigerin,
jetzt bei der Tgd. Darmſtadt, blieb Siegerin in 1,24 Minuten.
Das 50=Meter=Streckentauchen für Turner entſchied Erbe=
Heilbronn für ſich.
Die Kämpfe der Altersturner nahmen ebenfalls einen
inter=
eſſanten Verlauf, ſowohl im Springen, als im Schwimmen. Mit
großer Willenkraft waren die Alten bei der Sache. Sie dürfen
der Jugend als Vorbild dienen.
Das Lagen=Schwimmen für Turner gewann Barth=
Weißen=
fels. Langjahr=Darmſtadt konnte ſich an die zweite Stelle ſetzen.
Ein intereſſantes Rennen war die 4X100=Meter=
Freiſtilſtaf=
fel für Turner. Cannſtatt. Halle und Köln lieferten ſich einen
ſcharfen Kampf, der in dieſer Reihenfolge entſchieden wurde. Die
Tgd. Darmſtadt, anfangs gut im Rennen, hatte ihren beſten Mann
nicht zur Stelle und fiel auf den 4. Platz zurück.
In der Bruſtſtaffel 48100 Meter, für Turnerinnen war
Darmſtadt ebenfalls nicht komplett. Sieger wurde die
Hambur=
ger Turnerſchaft.
Die 4X100=Meter=Lagenſtaffel für Turner holte ſich der
Kölner Schwimmklub 06, der mit einer ſehr ſtarken Mannſchaft
vertreten iſt.
Die Kreisſtaffel für Turnerinnen 10X50 Meter Beliebig,
entſchied knapp für ſich der Kreis 9 (Mittelrhein).
Seite 12
Sonntag, den 24. Auguſt 1930
Nummer 233
Die Waſſerballſpiele.
Ein beſonderes Intereſſe fanden die Waſſerballſpiele. Im
erſten Spiel des Vormittags ſtanden ſich Turn= und Sportverein
Staßfurt und Tgd. Darmſtadt gegenüber. Staßfurt entpuppte
ſich als eine recht flinke und ballſichere Mannſchaft. Darmſtadt
konnte ſich nicht recht zuſammenfinden, auch deren Tormann nahm
die Sache etwas leicht. Ergebnis 3:2 (2:2) für Staßfurt.
Das 2. Spiel ſah Turnklub Hannover und Tv. Speyer als
Gegner. Speyer lieferte anfangs der ſtarken Hannoveraner
Mannſchaft ſcharfen Widerſtand, insbeſondere war der Tormann
von Speyer ausgezeichnet. Hannover gewann 4:0 (1:0).
Das 3. Spiel ſah Staßfurth und Speyer im Spielfeld.
Er=
gebnis: 2:1 (2:0) überraſchend für Staßfurt.
Im 4. Spiel ſtand die Tgd. Darmſtadt erſtmalig Hannover
gegenüber. Darmſtadt zeigte in der 1. Hälfte eine ſehr gute
Lei=
ſtung. Das Ergebnis mit 6:2 (2:1) für Hannover iſt für die
Darmſtädter recht ſchmeichelhaft.
Der Verlauf der Kämpfe des 1 Tages war trotz aller
Wit=
terungsunbilden und der damit verbundenen Schwierigkeiten ein
recht guter, und es iſt zu erwarten, daß die Kämpfe des
Sonn=
tags ebenfalls beachtenswerte Leiſtungen bringen werden. Ein
Beſuch derſelben iſt jedenfalls beſonders zu empfehlen.
Der Witterung fielen auch alle Sondervorführungen zum
Opfer, die aber am Sonntag nachmittag in das Kampfbild eine
Abwechſlung bringen werden. Für die Darmſtädter
Turnerſchwim=
mer iſt die Ausbeute des 1. Tages noch nicht beſonders groß. Es
iſt zu hoffen, daß ſie ſich in den weiteren Kämpfen beſſer
durch=
ſetzen.
Ergebniſſe des erſten Tages.
100 Meter Bruſtſchwimmen, Turner: 1. Lewe. Heidenheim. 1:22,9;
2. Beckmann, Dortmund, 1:23,4; 3. Baumann, Gießen, 1:25,8;
4. Freher, Königsberg, 1:26,2; 5. Guthy. Kaiſerslautern, 1:26,6;
6. Kluge, Leipzig=Eutr., 1:27,9: 7. Hagedorn, Offenbach. 1:28,6;
8. Lange, Witten, 1:29,4.
100 Meter Rückenſchwimmen, Turnerinnen: 1. Dabelſtein. Hamburg
(Tſchft.), 1:37,7: 2. Wald, Leipzig, 1:38,6; 3. Fecht, Stuttgart,
1:41,2; 4. Böhme, Bonn, 1:44,2; 5. Fleiſchmann, Darmſtadt, 1:45.,5.
100 Meter Seiteſchwimmen, Turner: 1. Dabelſtein. Hamburg (Tſchft.,
1:17: 2. Viertler, Leipzig, 1:17,1; 3. Kunz. Darmſtadt, 1:17.3; 4.
Bahnſen, Berlin, 1:18,8; Rauſch, Offenbach, 1:18,8; 5. Barenſchee,
Köln, 1:19,3; 6. Jerger, Cannſtatt, 1:19,8; 7. Böhlke, Kahlefeld,
1:21.9.
200 Meter Bruſtſchwimmen, Turnerinnen: 1. Kunze, Suttgart, 3:35,5:
2. Rietner, Offenbach, 3:38,2: 3. Dabelſtein. Hamburg, 3:41,8.
200 Meter Rückenſchwimmen, Turner: 1. Wanner, Cannſtatt, 3:00;
2. Spitz, Köln, 3:10,1: 3. Buſch, Leipzig, 3:15,2.
1000 Meter Beliebigſchwimmen, Turner: 1. Müller, Kiel, 15:09 (Neue
Beſtleiſtung); 2. Witthauer, Neu=Iſenburg. 15:15,8: 3. Marx, Köln.
16:15,5: 4. Steimel, Köln, 16:37; 5. Buſchhaus. Iſerlohn=
Schledden=
hofen. 16:42.
100 Meter, Hüh=Schwimmen, Turnerinnen: 1. Weinig. Darmſtadt. 1:24;
2. Breitung, Offenbach, 1:26,2: 3. Remme, Hamburg (Tb.), 1:31,4:
4. Gerhard, Darmſtadt, 1:32,4.
4mal 50 Meter Lagenſchwimmen, Turner: 1. Barth. Weißenfels Tv.,
2:55,4; 2. Langjahr, Darmſtadt Tgf., 3:07; 3. Bitter. Eſchweiler
Tv., 3:11,4.
4mal 100 Meter Hüh=Staffel, Turner: 1. Cannſtatt, Tbd., 4:47: 2.
Halle, Turn=Sportverein, 4:57,4; 3. Köln, Schwimmklub, 4:58,2;
4. Darmſtadt, Tgde. 5:09.
4mal 100 Meter=Bruſt=Staffel, Turnerinnen: 1. Hamburger Turnerbd.,
6:45,5; 2. Stuttgarter Mtv., 6:49,6; 3. Darmſtädter Tade., 7:08,2.
100 Meter Beliebigſchwimmen, Altersturner, Stufe 3a: 1. Emil Schultz,
Berlin, Dresd. Bank. 1:27.1: 2. Rohde, Hagen i. W.,
Schwimm=
verein, 1:34,5: 3. Walter, Mundenheimer Tv., 1:36,1.
100 Meter Beliebigſchwimmen, Altersturner, Stufe 3b: 1. Teichmüller,
Tv. Niederurf, 1:47.9; 2. Teerbrüggen, Eis. T. u. Spv. Aachen, 1:49.
4mal 100 Meter=Lagen=Staffel, Turner: 1. Kölner Schwimmklub, 5:20,9;
2. Tb. Cannſtatt=Stuttgart, 5:23,8; 3. Tgſ. Darmſtadt, 5:26,5; 4.
Turn=Sportverein Eintracht Leipzig, 5:31,5; 5. Turn=Sportverein
Halle, 5:32,8.
10mal 50 Meter Kreisſtaffel, beliebig für Turnerinnen: 1. Kreis 9
(Mittelrhein), 7:21,7: 2. Kreis 11 (Schwaben), 7:21,9.
Wafſerball: Staßfurt (T. Spv.) — Darmſtadt Tgde., 3:2 (2:2);
Hanno=
ver Tkl.) — Speher Tv 4:0 (1:0).
Mebrkampf, Altersturner, Stufe 3a (1885 1895): 1. Minding, Tv.
Wol=
fen, 108 Punkte; 2. Krämer, Tv. Eſchweiler, 105,45; 3. Schultz,
Berlin, Dresd. Bank. 97,85; 4. Rohde, Sv. Hagen=Weſtf., 96.35:
5. Schäffler, Tv. 1848 Saarbrücken, 93,55; 6. Walter, Tv.
Munden=
heim. 83,05.
Waſſerball: Staßfurt T.= u. Spv. — Speher Tv., 2:1 (2:0); Hannover
Tkl. — Darmſtadt Tgde., 6:2 (2:1).
Springen, Altersturner, Stufe 3a (1885—1895): 1. Grollner, Dortmund.
Schw.V. Neptun, 68 Punkte: 2. Faber, Hamburg=St. Pauli, 67,60;
3. Rehm. Hannover Tſchft., 65; 4. Schmitt, Leipzig=Eutr. T.u. Spv.,
64,80; 5. Pommer, Aſchaffenburg Tv. 1860, 59,25; 6. Blicker,
Bed=
burg (Erfurt) Tv., 58,65.
Mehrkampf, Altersturner, Stufe 3b (1884 und früher): 1. Krebs.
Ham=
burger Tſchft. 1816, 80 Punkte; 2. Lewe, Hagen T.u. Spv., 63,45.
Springen, Altersturner 3b (1884 und früher): 1. Hemmer, Frankfurt
a. M. T.u. Fkl., 42,65 Punkte; 2. van Loon Behr, Kaſſel Tg. 1844,
41,60; 3. Lewe, Hagen T.u. Spp., 35,90; 4. Krebs, Hamburg. Tſchft.
1860, 30,35; 5. Ruff. Nürnberg Tg., 30,30; 6. Weißbach, Coburg
Tg., 29.10.
30 Meter Streckentauchen, Altersturner, Stufe 3b (1884 und früher):
1. Teerbrügge, Aachen Eis. T. u. Spv., 20 Punkte: 2. Krebs, Hambg.
Tſchft. 1816. 20 Punkte.
40 Meter Streckentauchen, Altersturner, Stufe 3a (1885—1895): 1. Reiff.
Stuttgart Tb., 20 Punkte: 2. Krämer, Tv. Eſchweiler, 20: 3. Sauer,
Tv. Gießen, 20; 4. Stöcker, Tv. Weidenau, 20; 5. Schäffler, Tv.
Saarbrücken, 20: 6. Minding, Tv. Wolfen, 20.
Mehrkampf, Turner: 1. Junold, Saarbrücken Tv., 182 Punkte: 2.
Beck=
mann, Dortmund SchwV. Neptun, 171.40; 3. Schmitt. Gera Tv.,
168,40; 4. Colombier, Iſerlohn=Schleddenhofen, 160,25; 5. Schindler,
Königsberg Mtv., 152.45; 6. Rennard, Eſſen. T.u. Spv., 139,55:
7. Beraler, Nürnberg Tv., 138,75; 8. Schäfer, Friedberg. 138,25.
50 Meter Streckentauchen für Turner: 1. Erbe, Tb. Heilbronn: 2. Löher,
SchwV. Hagen; 3. Bergler, Tv. Nürnberg; 4. Geismar, Tv.
Gie=
ßen; 5. Wittig, Gladbeck, 6. Schäfer, Tv. Friedberg, 7. Junold,
Tv. Saarbrücken.
Hauptſpringen für Turner: 1. Storck, Frankfurt Tv. 1860, 141,10 Pkte.,
2. Wiesbar. Berlin, 139,55; 3. Sülberg, Iſerlohn=Schleddenhofen,
126.35; 4. Mädler, Leipzig T.u. Spgde., 125,05; 5. Ruland.
Ingol=
ſtadt. 123,60; 6. Gieske, Bremen Polizei, 119.50; 7. Wollenhaupt,
Dortmund SchwV. Neptun. 118,65; 8. Heinr. Schmidt, Offenbach
Tgſ., 113.90; 9. Werner Schmidt. Gera Tv., 113,80; 10. Dein,
Kreuznach Tv., 113,05: 11. Koller, Frankfurt Tv., 112.35; 12. Brunn.
Aſchaffenburg Tv. 1863, 111,80; 13. Roſin. Gießen Tv., 111.50.
Der Begrüßungsabend
in der Turnhalle am Woogsplatz ſah u. a. auch die Herren
Schul=
rat Haſſinger und Bürgermeiſter Ritzert unter den Gäſten,
die ſich (nicht ſonderlich zahlreich) in der feſtlich geſchmückten
Turnhalle eingefunden hatten. Ein reichhaltiges Programm,
deſ=
ſen muſikaliſchen Teil das Stadtorcheſter unter der gewohnt
tem=
veramentvollen Leitung des Herrn Willy Schlupp, beſtritt, war
für den Abend vorgeſehen. Ein hübſches Weiheſpiel von Paul
Kaiſer, das Gelegenheit gab, in ſchwungvollen Verſen
Treu=
gelöbnis aller deutſchen Gaue der Sache Jahns zum Ausdruck
zu bringen und dieſes vielfache in ein einziges, eindrucksvolles
zum deutſchen Vaterland ausklingen zu laſſen, leitete den Abend
ein
Die Begrüßungsrede hielt der 1. Vorſitzende der Darmſtädter
Turnerſchaft, Turner Kalbhenn. Auch dieſe
Begrüßungs=
anſprache war, neben dem Willkomm an alle auswärtigen
Teil=
nehmer und Gäſte des Abends ein Bekenntnis zum einigen
deutſchen Vaterland und ein Treugelöbnis zur deutſchen
Turner=
ſchaft, deren hohe Ziele einzig auf das Blühen und die Geſundung
des deutſchen Volkes und damit des deutſchen Vaterlandes
ge=
richtet ſind. Sein dreifaches Hoch galt der deutſchen Turnerſchaft.
Ausgezeichnete Geſangsvorträge der Singmannſchaft
der T. G. D. 1846, nach dem Turner= und Sängergruß folgte
der eindrucksvolle Chor „Deutſchland, dir mein Vaterland” von
Heinrichs, und im weiteren Verlauf des Abends noch „Die Amſel
im Walde” von Strauß und „Am Brünnlein wars” von
Han=
ſen, bildeten mit den Solodarbietungen des Orcheſters eine aus=
Darmſtädter Sporkkalender.
Schwimm=Meiſterſchaften der Deutſchen Turnerſchaft.
(Vergleiche Tagesprogramm auf Seite 11.)
10.30 Uhr,
11.00 Uhr,
15.30 Uhr,
16.00 Uhr,
15.00 Uhr
10.00 Uhr,
11.00 Uhr,
11,00 Uhr.
15.00 Uhr,
15.00 Uhr,
17.00 Uhr,
Fußball.
Rennbahn: 1. F.=C. Union — F.=C. Weiterſtadt.
Dornheimer Weg: Reichsb.=T.= u. Sp.=V. — Rot=
Weiß, V. f. R.
Arheilger Mühlchen: Sppg. 04 Arheilgen — Spv.
Mörfelden.
Stadion: Spv. 98 Darmſtadt — Wormatia Worms,
(Liga).
Müllersteich: Fr. Tgde. Darmſtadt 1. — Traiſa 1.
Handball.
Eintracht=Sportpl: F.=C. Eintracht — Spv.
Ger=
mania 1912 Babenhauſen.
Stadion: Spv. 98 Darmſtadt (Junioren) — Sppg.
04 Arheilgen 1.
Arheilger Mühlchen: Spv. 98 Darmſtadt (Liga=
Erſatz) — Spvg. 04 Arheilgen 2.
Maulbeerallee: Sportabt. Merck — T.= u. Sp.=V.
Eppertshauſen.
Rheinallee: Rot=Weiß Darmſtadt — V. f. R.
Schwan=
heim (Liga)
Müllersteich: Fr. Tgde. Darmſtadt (Kreisklaſſe) —
Fr. Turnerſch. Worms e. V. (Kreisklaſſe).
gezeichnete Bereicherung des Programms, das neben turneriſchen
Darbietungen noch ſolche künſtleriſcher und humoriſtiſcher Art
brachte.
Gauvertreter Roth brachte Grüße des Gaues, der
Deut=
ſchen Lebensrettungsgeſellſchaft, vom Amt für Leibesübungen und
vom Lehrer=Turnverein, die ſämtlich die Schwimm=
Meiſterſchaf=
ten mit lebhaftem Intereſſe verfolgen. Beſonders die Deutſche
Lebensrettungsgeſellſchaft, die der deutſchen Turnerſchaft ſoviel
verdankt. — Bürgermeiſter Ritzert ſprach für die Stadt
Darm=
ſtadt. Er erinnerte an den glanzvollen Verlauf des
Mittelrhei=
niſchen Kreisturnfeſtes und entbot beſonderen Gruß den Turner=
Schwimmern. Trotz aller Not der Zeit habe die
Stadtverwal=
tung ſtets, ſoweit es in ihren Kräften ſtand, Opfer gern gebracht,
die der körperlichen Ertüchtigung des Volkes durch die deutſche
Turnerſchaft galten. Es iſt erfreulich, zu ſehen, was auch in dem
Weiheſpiel zum Ausdruck kam, wie der allumfaſſende, einigende
Gedanke ſo gepflegt wird. Gerade in der Pflege des
Gemein=
ſchaftsgedankens leiſte die Turnerſchaft Vorbildliches. Redner
ſchloß mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß es den
Turnerſchwim=
mern in Darmſtadt gut gefallen möge.
Herr Schulrat Haſſinger, Ehrenmitglied der T. G.D., dem
Turner Kalbhenn einen herzlichen Sondergruß entbot, üerbrachte
neben den eigenen die Grüße der Staatsregierung, insbeſondere
des Herrn Staatspräſidenten Dr. h. c. Adelung. Redner pries
in der ihm eigenen und eindrucksvollen Art das, was in der
Deut=
ſchen Turnerſchaft gehegt und gepflegt wird zum Beſten des
deut=
ſchen Volkes. Brückenbauer ſeien die deutſchen Turnerinnen und
Turner, die verbinden und verbünden helfen in Liebe zu Volk und
Vaterland. Beſonderes Verdienſt haben die Führer in dieſer
Hin=
ſicht, und unter dieſen wieder ſei beſonderer Dank ausgeſprochen
dem bisherigen Schwimmwart der Deutſchen Turnerſchaft, Herrn
Braun. (Bravo!) Mit einem poetiſch=ſinnigen Zitat, einem
Hohelied der Treue zur Heimat, ſchloß Redner unter brauſendem
Beifall.
Für den Vorſtand der Deutſchen Turnerſchaft ſprach
Turn=
bruder Braunwarth. Er dankte den beiden Vorrednern für
die herzlichen Begrüßungsworte, die wiederum einmal bewieſen
haben, welche wirkſame Förderung der Staat Heſſen und die
Stadt Darmſtadt der Turnſache zuteil werden laſſen. Er ſprach dann
den Turnern und Schwimmern und Schwimmerinnen herzlichen
Gruß des Vorſtandes der Deutſchen Turnerſchaft aus und ſchloß
mit einem Dank an die Führer der Turnerſchaft, insbeſondere die
Schwimmwarte Braun und Bitſch, die es vorbildlich verſtehen,
das Schwimmen in der Turnerſchaft volkstümlich zu halten. Sein
„Gut Heil!” galt der Schwimmbewegung in der D.T.
Schwimmwart Bitſch dankte den Vorrednern für die Worte
der Anerkennung, die der Turnerſchwimmſache ausgeſprochen
wurden, und begrüßte beſonders den Vertreter des Deutſchen
Schwimm=Verbandes, Herrn Dr. Friedrich. Dank ſagte er auch
der Darmſtädter Bevölkerung und den Darmſtädter Turnern, die
die Schwimmkämpfe ſo ausgezeichnet vorbereitet haben."
Frl. Erna Schieferdecker (jetzt Stadttheater Remſcheid)
durfte für die mit bemerkenswerter Reife und Innigkeit des
Vor=
trags ſehr gut geſungene Arie aus „Madame Butterfly”
dank=
baren Beifall ernten, der ſich im weiteren Verlauf des Abends
verſtärkt wiederholte. Turnerinnen der Darmſtädter
Tur=
nerſchaft brachten anmutige Vorführungen aus rhythmiſcher
Kör=
perbewegung und Tanzgymnaſtik. Aenne Dörſam gab zunächſt
allein, ſpäter gemeinſam mit Peter Fuchs (beide vom
Stadt=
theater in Bamberg) Proben gereifter Vortragskunſt, deren
ern=
ſter Teil allerdings in dem großen Raum verloren ging. — Ein
Feſtſpruch, den deutſchen Turner=Schwimmern von Dr. Walter=
Kreuznach gewidmet, ſchloß den erſten Teil des Abends und
lei=
tete hinüber zum zweiten, der noch turneriſche Vorführungen der
Turner und Turnerinnen der Darmſtädter Turnerſchaft und viel
des Schönen und Unterhaltenden brachte.
Eine Huldigung der Deutſchen Turnerſchaft.
An den Reichspräſidenten v. Hindenburg
Dietramszell.
Die für die Schwimm=Meiſterſchaften der Deutſchen Turnerſchaft
in der Landeshauptſtadt Darmſtadt zu ihrem 600jährigen
Jubi=
äum verſammelten deutſchen Turnerinnen und Turner entbieten
treudeutſchen Gruß und aus dem Herzen kommendes Gut Heil!
Im Auftrag:
Kalbhenn,
Vorſitzender der Darmſtädter Turnerſchaft.
der zoente Beiktampftag.
Vorſchau des Sonnkags.
Mit dem Haupt= und Mehrkampfſpringen der
Turnerinnen wird die reichhaltige Wettkampffolge des
Sonn=
tags eingeleitet. Verheul und Kapp (Frankfurt) ſtehen ſich als
zwei gleichſtarke Gegnerinnen im Kampfe gegenüber. Wenn Kapp
ihre Kampfſpielleiſtung in Breslau erreicht, kann ſie für den Sieg
in Frage kommen.
Im Turmſpringen werden wohl Stork (Frankfurt) und
Mädler (Leipzig) dominieren.
In den Vorläufen im 100=Meter=
Bruſtſchwim=
men für Turnerinnen am Vormittag ſollten Stender
(Leipzig) und Herzog (Gersfeld) als Titelverteidigerin die beſten
Zeiten erreichen und ſich am Nachmittag im Endkampf ein
ſchar=
fes Rennen liefern.
Im Vorlauf für 100 Meter Rückenſchwimmen
(Turner) ſind vorausſichtlich Wanner (Stuttg.=Cannſt.) und Spitz
(Köln) die Beſten, ſo daß ſie den Endkampf am Nachmittag
wahr=
ſcheinlich gewinnen.
Als Hauptkampf am Vormittag dürfte mit das 400=
Meter=Beliebigſchwimmen für Turner gelten, in dem Wittauer
und Spitz als Rivalen nebeneinander liegen. Ob Wittauer hier
ſeine Niederlage vom Vortage vergelten wird, bleibt abzuwarten.
Die Vorläufe im 100=Meter=Seiteſchwimmen
für Turnerinnen ſollten für Weynell (Breslau) und Fecht
(Stuttgart) ſich am günſtigſten geſtalten und beide als ſchärfſte
Konkurrenten um den Meiſtertitel in der Entſcheidung ſehen.
Für die 200 Meter Bruſtſchwimmen ſind als Sieger
Schröder (Dresden) und Cyrus (Breslau) zu tippen. Sehr
zahl=
reich treten die Hühſchwimmer zu den Vorläufen am Vormittag
an. Unter den 26 Bewerbern ſollten zu Marks (Köln) als
Spitzenkönner Stützner (Mühlhauſen) und Bahnſen (Berlin) als
ernſte Bewerber treten.
Im Streckentauchen der Turnerinnen dürften
aller Vorausſicht nach Weynell (Breslau) und Sarfert (Leipzig)
den Kampf unter ſich ausmachen.
Der Entſcheidung im Waſſerball um die
Meiſter=
ſchaft der D.T. ſieht man mit der allergrößten Spannung entgegen.
Die letzten Spiele führen durch: Speyer gegen Darmſtadt (Tgde.),
Osnabrück gegen Staßfurt.
Weitere Entſcheidungen fallen im 50=Meter=Lagen=
Bruſt= und Rückenſchwimmen für Turnerinnen.
Das Nachmittagsprogramm enthält außer den ſchon
erwähnten Entſcheidungen die 4X100=Meter=Hühſtaffel für
Turne=
rinnen, 4X100=Meter=Bruſtſtaffel für Turner, 4X100=Meter=
Lagenſtaffel für Turnerinnen und die 10X100=Meter=Kreisſtaffel
(beliebig) für Turner. Einzelne Schauvorführungen von
Ver=
einen aus dem Reiche ſowie der Darmſtädter Turnerſchaft
umrah=
men die Wettkämpfe und tragen eine abwechſelnde Note in das
große Geſchehen, welches ſich am Woog abſpielt.
Das Gruppenſpringen von ſämtlichen Sprungbrettern der
Ge=
übteſten der D.T. wird überraſchend ſchöne Bilder des
Waſſer=
ſpringens hervorzaubern.
Mit dem Waſſerballſpiel Deutſche Turnerſchaft gegen
Schwimm=Verband welches, wie bekannt ſein dürfte, mit
zum großen Ereignis der D.T.=Meiſterſchaften zählt, finden dieſe
ihren Abſchluß.
Im Anſchluß hieran weiſen wir noch einmal auf das am
Sonntag abend ſtattfindende Sommernachtfeſt am Woog
hin, das den Abſchluß der Meiſterſchaftstage bildet. Hat der
Wet=
ergott hier ein Einſehen, ſo dürfte dasſelbe ſeine beſondere
An=
ziehungskraft auf die Feſtteilnehmer ſowohl, als auch auf die
Einwohnerſchaft Darmſtadts ausüben.
1. Kurzſtreckenfahrt auf dem Altrhein bei Erfelden.
(Veranſtaltet von der Ruderabteilung des D. S. C. Juna=Deutſchland.
Am Sonntag, den 24. Auguſt. findet obige Kurzſtreckenfahrt auf
dem Altrhein bei Erfelden ſtatt. Beginn der Rennen 2.30 Uhr. Für
das Nennen Nr. 6. Zweierfaltboot für Herren, wurde ein Wanderpreis
in Form eines Pokals von den Süddeutſchen Hammerwerken, Bad
Mergentheim. geſtiftet.
Handball.
Tv. 1863 E. V. Groß=Zimmern — Tv. Könia i. O.
Am Sonntag, den 24. Auguſt, beginnen im Odenwaldgau der
Deut=
ſchen Turnerſchaft die Verbandsſpiele. Groß=Zimmern,
Odenwaldgau=
meiſter 1929, in der Meiſterklaſſe, hat als erſten Gegner den Turnverein
König auf ſeinem neu errichteten Turnplatz zu Gaſt. Das Spiel beginnt
nachmittags um 3.30 Uhr. — Die zweite Mannſchaft erwartet um 2 Uhr
die gleiche Mannſchaft vom Turnverein Groß=Bieberau in der B=Klaſſe.
Rückkrikk Carracciolas vom Rennen um den Großen
Preis von England.
Der deutſche Rennfahrer Carracciola hat ſeine Zuſage zur
Teil=
nahme an dem Rennen um den Großen Preis von England in Belfaſt
zurückgezogen. Hierzu wird gemeldet: Nach vierſtündiger Beratung
entſchieden die Sachverſtändigen, daß Carracciolas Mercedes=Wagen den
beſtehenden Beſtimmungen nicht entſpreche. Sie gaben Carracciola Zeit,
die entſprechenden Aenderungen bis zum Beginn des Rennens
vorzuneh=
men. Der deutſche Rennfahrer erklärte aber, daß er unter dieſen
Um=
ſtänden an dem Rennen nicht teilnehmen werde. — In einem Preſſe=
Interview ſagte er: „Mein Entfchluß iſt gefaßt. Es tut mir leid; ich
bin enttäuſcht; aber mein Wagen kann nicht geändert werden.” — Der
Korreſpondent der „Daily News” in Belfaſt ſagt: Durch dieſes
Ereig=
nis verliert der Große Preis ſeine ganze Bedeutung. Die Nachricht
von dem Rücktritt des Favoriten wird eine ungeheure Enttäuſchung für
die Millionen von Zuſchauern ſein, die Eintrittskarten kauften.
Die Ulſter Touriſt Trophy.
Englands größtes automobilſportliches Ereignis, die Ulſter Touriſt
Trophy, hat am Samstag 100 000 Zuſchauer ſchwer enttäuſcht. Mit dem
freiwilligen Rücktriti des vorjährigen Siegers und auch in dieſem Jahre
wieder hoch favoriſierten Deutſchen Rudolf Carracciola auf Mercedes=
Benz war dem Rennen jeder Reiz genommen worden. Nur ſo konnte
die Mannſchaft von Alfa Romeo auch zu einem billigen Erfolg kommen.
Der Geſamtkurs des Rennens führte in der Nähe von Belfaſt über 420
Meilen. Sieger blieb der Italiener Nuvolari mit einem
Stunden=
durchſchnitt von 114 Km. vor ſeinen Landsleuten Campari und Varzi,
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibendes Werktags=Programm. 6 u. 6.30: Wetter. Zeit,
Gymnaſtik. O 12: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsm., Waſſerſt. 12.20:
Schallplattenkonzert. O 12.55: Nauener Zeit. O 13: Schallplatten.
O 14.--, 15.50: Zeit, Wirtſchaftsm. 16.10: Ind Handelsk. (Di.
u. Fr.). O 17 45: Wetter, Wirtſchaftsm., währ. d. Nachm.=Konzerts:
Vereinsnachrichten. O 18.05, 19.15 oder 19.30: Wirtſchaftsmeld.
Sonntag, 24. Auguſt.
7.00: Hamburg: Glocken vom Großen Michel. — Hafenkonzert,
8.15: Evangeliſche Morgenfeier.
10.30: Hilde Maria Kraus: Rezitationen.
11.00: Chorgeſänge. Männerchöre und Volkslieder von bekannten
Tonſetzern. Ausf.: Geſangverein „Lyra” von 1879, Frankfurt.
12.00: Mittagskonzert. Ausf.: Frankfurter Harmonie=Orcheſter.
13.00: Vom Nürburgring: Motorrad=Meiſterſchaftsfahren.
13.15: Landwirtſchaftskammer Wiesbaden: Auf welche Weiſe kann
ich mit einfachen Mitteln die Keimprobe des Saatgetreides
durch=
führen? — Krankheiten und Fehler der Weine. — Die Ernte des
Kernobſtes.
13.30: Bandonion=Konzert.
14.00: Stunde der Jugend. Dr. Dolittles Abenteuer: Der Tierzirkus.
14.00: Stuttgart: Stunde der Jugend. Fröhliche Kinderſtunde zur
Sommerzeit 1930.
14.50: H. Steinmetz: Praktiſche Arbeitsverfahren und Handgeräte
im bäuerlichen Betrieb.
15.15: Vom Nürburgring: Motorrad=Meiſterſchaftsfahren.
15.30: W. Birk: Die Sparſaat und ihre Bedeutung zur Behebung
Lagergefahr des Getreides.
16.00: Bad Orb: Konzert des Kurorcheſters.
18.00: Karl Walter: Frankfurt am Main von 1820 im Urteil eines
Engländers.
18.20: Prof. Dr. Rich. Oehler: Zu Nietzſches 30. Todestag.
19.30: Stuttgart: Konzert. Deutſche Balladen. — Deutſche und
öſterreichiſche Liebesreime. — Franzöſiſche Balladen und Geſänge.
20.15: Stuttgart: Volkstümliches Orcheſterkonzert.
22.15: Stuttgart: Tanzmuſik auf Schallplatten.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Gleichbleibendes Werktags=Programm. 5.50:
Wetter für den Landwirt. O 6.30: Morgengymnaſtik. O 6.55:
Wetter für den Landwirt. o Ca. 7: Konzert. O 10.30, 13.30:
Neueſte Nachrichten. O 12.25: Wetter für den Landwirt. (Eo.
12.50:. O 12 bzw. 12.30: Schallplatten (außer So.). o 12.55:
Nauener Zeit. O 14: Berlin: Schallplatten. O 15.30: Wetter, Börſe.
O 19.55: Wetter für den Landwirt.
Deutſche Welle. Sonntag, 24. Anguſt.
8.00: Mitteilungen und praktiſche Winke für den Landwirt.
8.15: Wochenrückblick auf die Marktlage.
8.25: Dr. Ihlow: Mehr Milch und die Möglichkeiten ihrer
Ver=
wendung.
8.50: Morgenfeier. Glockenſpiel der Potsdamer Garniſonkirche.
Anſchl.: Glockengeläut der Berliner Doms.
11.00: Elternſtunde. Dr. Egon Weigl: Kinderangſt.
11.30: Vom Marktplatz in Wernigerode: Poſaunen=Konzert des
Evangeliſchen Jungmännerbundes Mittelſachſen.
12.00: Mittagskonzert. Kapelle Gebrüder Steiner.
14.30: Jugendſtunde. Luſtige Fabeln.
15.00: Was gibt’s denn Neues?
15.30: Unterhaltungsmuſik. Kapelle Ferdy Kauffmann.
17.30: Kurt Heuſer lieſt eigene Dichtungen.
18.00; Liebeslieder von Wilhelm Groſz. Sopran: Annelieſe Ruſt.
18.30: Eliſabeth Foerſter=Nietzſche: Friedrich Nietzſche, zum 30jährigen
Todestage.
19.25: Einführung in deutſche Meiſteropern. Richard Wagner:
Götter=
dämmerung.
2.00: Aus dem Haus der Funkinduſtrie: Monſtre Blasorcheſter=
Konzert. Ausf.: Adolf Becker=Orcheſter.
Danach: Tanzmuſik. Fred Bird=Tanz=Orcheſter,
Nummer 233
Sonntag, den 24. Auguſt 1930
Seite 43
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Sonntag, den 24. Auguſt
Nummer 233
Spuriafſen Kreolte.
Von
Eduard Butzmann, Berlin.
Nachdem der gewaltige Kreis der Sparer mit ſeinen Einlagen bei
den deutſchen Sparkaſſen die Zehnmilliardengrenze überſchritten hat,
iſt zwar zahlenmäßig etwa die Hälfte des Beſtandes der Vorkriegszeit
erreicht worden. Berückſichtigt man jedoch den inzwiſchen eingetretenen
Rückgang der Kaufkraft des Geldes, dann läßt ſich erſt richtig erkennen,
wie langſam das Sparkapital ſich ſeit der Währungsſtabiliſierung neu
gebildet hat. Immerhin ſind 10 Milliarden RM. ein ſtattliches Kapital,
deſſen richtige Verwendung im Rahmen der den Sparkaſſen geſtellten
Aufgaben innerhalb der Geſamtwirtſchaft reichen Nutzen trägt. In
welcher Weiſe die deutſchen Sparkaſſen die ihnen anvertrauten
Rieſen=
ſummen verwenden, dürfte für alle Volkskreiſe wichtig und von
größ=
tem Intereſſe ſein.
Der größte Teil der bei den Sparkaſſen angelegten Spargelder wird
zu langfriſtigen Anlagen benutzt, und zwar zu Hypotheken, zu der
Erwerbung von Wertpapieren und ſchließlich zu Darlehen an die
Ge=
meinden im Reiche. Der kleinere Teil wird zu kurzfriſtigen Anlagen
verwendet, vorwiegend zum Ankauf von Geſchäftswechſeln und
Schatz=
wechſeln und Schatzanweiſungen des Reiches und der Länder, aber auch
im Kleinkreditgeſchäft der bankmäßig betriebenen Sparkaſſen.
Außer=
dem muß natürlich noch ein anſehnlicher Betrag (von zuletzt etwa
1½ Milliarden) in den Kaſſen verbleiben bzw. als Bankguthaben
jeder=
zeit verfügbar ſein, um den täglich an die Kaſſen herantretenden
An=
forderungen jederzeit und in vollem Umfange gerecht werden zu können.
Was nun die langfriſtigen Anlagen anlangt, die von den
Spar=
kaſſen in erſter Linie vorgenommen werden, fo beanſpruchen dieſelben
nach der letzten amtlichen Statiſtik 78,7 v. H. der geſamten
Sparein=
lagen, ſo daß für die kurzfriſtigen Anlagen und die liquiden Mittel
nur 21,3 v. H. übrig bleiben. Seit dem Jahre 1924 hat ſich das
dies=
bezügliche Bild vollkommen gewandelt. Im Jahre 1924 wurden nämlich
nur 26,6 v. H. der Spareinlagen langfriſtig angelegt und 73,4 v. H.
kurzfriſtig verwendet und verfügbar gehalten. Von Jahr zu Jahr ſind
die langfriſtigen Anlagen geſtiegen mit einziger Ausnahme des Jahres
1928, in dem dem Vorjahre gegenüber ein kleiner Rückgang eingetreten
war. Zahlenmäßig ſieht das Bild ſo aus, daß von den am Schluſſe
des letzten Kalenderjahres vorhanden geweſenen Einlagen von etwa
9 Milliarden RM. etwas über 7 Milliarden langfriſtig ausgeliehen,
während nicht ganz 2 Milliarden kurzfriſtig oder liquid angelegt waren.
Die bedeutendſte langfriſtige Anlage von Sparkaſſengeldern erfolgt
in Hypotheken. Dabei werden ſolche für ſtädtiſche Grundſtücke den
ländlichen gegenüber dem Werte nach bevorzugt. Nur etwa 22 v. H.
der ausgezahlten Hypothekengelder wurden auf landwirtſchaftliche
Grundſtücke hergegeben, während alſo 78 v. H. auf ſtädtiſche
Grund=
ſtücke entfielen. Dieſes Verhältnis hat mit nur geringen Schwankungen
ſeit 1924 bis jetzt beſtanden. Rein zahlenmäßig haben ſich die
lang=
friſtigen Anlagen in Hypotheken bei den Sparkaſſen in den letzten
3 Jahren der amtlichen Statiſtik ungefähr gleichmäßig vermehrt, und
zwar um etwas über 1 Milliarde RM. pro Jahr. Am Jahresſchluſſe
1929 betrug der geſamte Hypothekenbeſtand bei den deutſchen Inſtituten
4,145 Milliarden. Dieſer Betrag macht etwa 46,4 v. H. der geſamten
langfriſtigen Anlagen aus, wovon 38,2 v. H. auf ſtädtiſche, 10,2 v. H.
auf landwirtſchaftliche Grundſtücke kommen.
An zweiter Stelle in den langfriſtigen Anlagen der Sparkaſſen
ſtand bisher der Erwerb von Wertpapieren. Bei dieſen handelt es ſich
in der Hauptſache um den Ankauf von kommunalen Pfandbriefen, für
die am Schluſſe des letzten Kalenderjahres 1439,6 Millionen RM.
auf=
gewendet waren. Dieſe entſprechen 16,1 v. H. der geſamten langfriſtigen
Anlage. Im Jahre 1929 iſt es das erſte Mal ſeit 1926 vorgekommen,
daß die geſamte Anlage in Wertpapieren geringer war als in der
drit=
ten Kategorie langfriſtiger Anlagen, nämlich in Kommunaldarlehen.
Dieſe ſpielten 1924 und 1925 noch eine erheblichere Rolle als die
Wert=
papiere, wurden aber in den folgenden Jahren von den Anlagen in
Wertpapieren in den Hintergrund gedrängt. Jetzt iſt aber 1928 und
1929 infolge der Geldnot der Kommunen wiederum die direkte Hergabe
von Spareinlagen an die Gemeinden erheblich angewachſen zum
Nach=
teil der Feſtlegung der Kapitalien in Wertpapieren. Die letzten Jahre
zeigen in dieſer Hinſicht folgende intereſſante Entwicklung:
Die Sparkaſſen inveſtierten in langfriſtigen Anlagen neu:
in Wertpapieren . in Kommunaldarlehen
188,4 Millionen RM.
510,1
im Jahre 1926
325,7
im Jahre 1927
277,5 Millionen RM.
im Jahre 1928
346,0 Millionen RM.
243,1
im Jahre 1929
297,5
502,1 Millionen RM.
In den beiden letzten Kalenderjahren war alſo die Hergabe von
Dar=
lehen an die Gemeinden ſo viel größer als der Aufwand für den Ankauf
von Wertpapieren, daß der Geſamtbeſtand der Kommunaldarlehen den
der Wertpapiere überflügelt hat.
Halbjahresbilanz der Sparkaſſen.
Erheblicher Zugang.
Am 30. Juni betrugen die Spareinlagen bei den Sparkaſſen 6042
Mill. RM. Das bedeutet im erſten Halbjahr 1930 einen Zuwachs
von 544,3 gegen 66,8 Mill. RM. in der gleichen Zeit des Vorjahres.
Die Depoſiteneinlagen ſtellten ſich auf 269,1 Mill. Sie waren alſo 73,1
(21) Mill. RM. höher. Auch bei den Scheck=, Giro= und
Kontokorrent=
einlagen iſt die Summe mit 710 Mill. um 34 Mill. RM. höher als zu
Anfang des Jahres, während im Vorjahr ein Abgang von 33,2 Mill.
RM. zu verzeichnen war. Leihgelder von Banken betrugen 271,7 Mill.
RM., d. h. 34,9 (25,5) Mill. RM. mehr. Insgeſamt ſtellten ſich alſo
die fremden Mittel auf 7292,8 Mill. RM. Das bedeutet einen Zuwachs
von 687,1 gegen 681,3 Mill. RM. im erſten Halbjahr 1928. Angelegt
waren die Gelder wie folgt: Kaſſe 76,2 Mill., was einen Rückgang um
15,3 (28,3) Mill. RM. bedeutet; dagegen nahmen Wechſel und Schecks
auf 226 Mill., d. h. 17,1 (28,5) Mill. RM. zu. Auch die Guthaben bei
anderen Geldanſtalten verzeichneten im erſten Halbjahr 1930 mit 935,3
Mill. RM. einen erheblichen Zugang, 168,1 (4) Mill. RM., während im
Vorjahr im erſten Halbjahr die eigenen Wertpapiere um 186 Mill. RM.
zunahmen, iſt diesmal nur ein Zuwachs von 123,1 Mill. auf 1141,3
Mill. RM. eingetreten. Kurzfriſtige Darlehen nahmen um 11 (54,9)
Mill. auf 1531,7 Mill. RM. zu. Auch die Darlehen an öffentlich=
recht=
liche Körperſchaften zeigen noch eine weitere Steigerung um 77,3 (82,5)
Mill. auf 1073,4 Mill. RM. An langfriſtigen Hypothekendarlehen
waren 2529,5 Mill. RM. ausgewieſen, der Zugang im erſten Halbjahr
betrug alſo 200,7 (293,6) Mill. RM.
Vom ſüddeulſchen Eiſenmarkk.
In der vergangenen Woche brachte das Geſchäft am ſüddeutſchen
Eiſenmarkt wieder wenig Leben. Durch die Freigabe der
Verkaufs=
preiſe im Großhandel wurden zwar vielfach neue Abſchlüſſe getätigt,
wobei teilweiſe die Preiſe bis auf die Höhe der
Stahlwerksverbands=
preiſe gedrückt wurden, aber der wirkliche Bedarf iſt keineswegs größer
geworden. Der Spezifikationseingang in Formeiſen und Stabeiſen hat
noch weiter nachgelaſſen und neue Objekte kommen nur ſelten an den
Markt, um die der Handel ſcharf konkurriert. Von der Reichsbahn ſind
keinerlei Vergebungen von Belang erfolgt, und es iſt ſchon im
Inter=
eſſe der darniederliegenden Waggoninduſtrie zu loffen, daß das
Bau=
programm der Reichsbahn wenigſtens zum Teil zur Durchführung
ge=
langt. Auch die übrige verarbeitende Induſtrie — Maſchinenfabriken,
Fahrzeugbau. Elektroinduſtrie — haben nach wie vor ſtark mit
Auf=
tragsmangel zu kämpfen und konnten zur Belebung des Eiſenmarktes
nur wenig beitragen. Kennzeichnend für die Geſamtlage iſt der ſtarke
Rückgang der Walzeiſenerzeugung. Die Werke ſind in immer
ſteigen=
dem Maße gezwungen, der ſchlechten Konjunktur Rechnung zu tragen
und weitere Teilſtillegungen vorzunehmen. Während das Geſchäft in
Form= und Stabeiſen noch einigermaßen angeht, iſt in Blechen faſt
keinerlei Bedarf vorhanden. Bandeiſen, ſeit langem ſchon das
Schmer=
zenskind des Handels, iſt kaum gefragt. Im Lagergeſchäft bietet ſich
das gleiche troſtloſe Bild wie im Werksgeſchäft. Die Aufhebung der
bisher konventionierten Ladungspreiſe hat in keiner Weiſe belebend
auf den Abſatz gewirkt. Den Hauptanteil der Abrufe ſtellt die
Händler=
kundſchaft. Die Zonenpreiſe der Süddeutſchen Eiſenzentrale hat man
zunächſt beibehalten, in der Erwartung, daß ſich der Großhandel
ſchließ=
lich doch noch zuſammenfinden wird und in der Abſicht, den Markt nicht
dem Kampf aller gegen alle ganz freizugeben. Es bleibt abzuwarten
ob die Verhandlungen, die erneut angebahnt wurden, zum Erfolg
füh=
ren werden und damit wieder eine gewiſſe und notwendige Feſtigung
des Marktes eintritt.
Die Arbeitsmarkklage in Heſſen und Heſſen=Naſſau.
In der erſten Auguſthälfte hat die Arbeitsloſigkeit weiter
zu=
genommen. Die Geſamtzahl der Arbeitſuchenden iſt auf 192 029
um 2830 angewachſen. Von dieſer Zunahme entfallen auf die
Metallinduſtrie 1227, auf die Angeſtelltenberufe 629. Das Steigen
der Angeſtelltenzahlen iſt teilweiſe auf Entlaſſungen von
Hilfs=
kräften nach Beendigung der Inventurausverkäufe zurückzuführen.
Auch die Landwirtſchaft, Forſtwirtſchaft und Gärtnerei gaben
Kräfte frei; in dieſer Gruppe ſtieg die Zahl der Arbeitſuchenden
um rund 200 auf 3881. Im Baugewerbe und in den Bau=
Neben=
berufen blieb die Lage unverändert ungünſtig. Im Baugewerbe
ſind immer noch 20 127 Baufach= und 10 771 Bauhilfsarbeiter, in
der Induſtrie der Steine und Erden 10 075 Arbeitſuchende
vor=
handen. Im Bekleidungsgewerbe hat die Beſchäftigung der
Schuh=
induſtrie leicht angezogen, dagegen iſt im Schneidergewerbe noch
keine Beſſerung eingetreten, die Zahl der Arbeitſuchenden ſtieg
um 312. Eine leichte Saiſonbelebung war in der
Portefeuille=
induſtrie zu beobachten.
In faſt allen Berufsgruppen hat die Kurzarbeit zugenommen.
In der letzten Juliwoche erhielten 8361 Perſonen, die wöchentlich
nur drei Tage und weniger arbeiten, Kurzarbeiterunterſtützung,
gegen 4771 in der Woche vom 23. bis 28. Juni Die Zahl der
Hauptunterſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenverſicherung
ging um 287 auf 89 889 zurück. Zur Beurteilung der
Arbeits=
marktlage können dieſe Zahlen jedoch nicht herangezogen werden,
da zahlreiche Unterſtützungsempfänger (in der Zeit vom 16. 7. bis
15. 8.: 12 638) wegen Erſchöpfung des Unterſtützungsanſpruches
aus der Arbeitsloſenunterſtützung ausſcheiden mußten
Kriſen=
unterſtützung bezogen am 15. Auguſt 26 465 Perſonen für ſich und
ihre Angehörigen, das ſind 1014 mehr, als zu Anfang der
Berichts=
zeit. Bei Notſtandsarbeiten wurden 1672 Perſonen aus der
Arbeitsloſen= und Kriſenunterſtützung beſchäftigt.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 20. Auguſt 1930. Die
auf den Stichtag des 20. Auguſt berechnete Großhandelsindexziffer des
Statiſtiſchen Reichsamtes iſt mit 125,0 gegenüber der Vorwoche
unver=
ändert geblieben. Von den Hauptgruppen hat die Indexziffer für
Agrarſtoffe um 0,9 v. H. auf 117,7 angezogen. Die Indexziffer für
induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren iſt um 0,5 v. H. auf 117,5
geſun=
ken; gleichzeitig hat diejenige für induſtrielle Fertigwaren mit 149,3
(149,5) weiter leicht nachgegeben.
Rückgang der Rohſtahlgewinnung um 10,2 Prozent. Die deutſchen
Stahlwerke (ohne Saargebiet) ſtellten im Juli 1930 905. 763 To.
Roh=
ſtahl her. Das durchſchnittliche arbeitstägliche Aufbringen belief ſich im
Juli (27 Arbeitstage) auf 33 547 To. und iſt um 3811 To. oder um
10,2 Proz. geringer als das des Juni 1930. Es entſpricht 58,3 Prozent
der durchſchnittlichen arbeitstäglichen Gewinnung des Jahres 1913 im
Deutſchen Reich damaligen Umfanges.
Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen Berechnungen
wurden in der Zeit vom 10. 8. bis 16. 8. im Ruhrgebiet in 6
Arbeits=
tagen 1966 371 Tonnen Kohle gefördert gegen 1950 349 Tonnen in der
vorhergehenden Woche bei ebenfalls 6 Arbeitstagen. Die
Kokserzeu=
gung ſtellte ſich in den 7 Tagen der Berichtswoche auf 498 461 Tonnen
gegen 511 579 Tonnen in der vorhergehenden Woche, die
Preßkohlen=
herſtellung auf 54 840 Tonnen gegen 54 882 Tonnen in 6 Arbeitstagen.
Die arbeitstägliche Kohlenförderung betrug in der Zeit vom 10. 8. bis
16. 8. 327 729 Tonnen gegen 325 058 Tonnen in der vorhergehenden
Woche. Die tägliche Kokserzeugung ſtellte ſich auf 71 209 Tonnen
(73 083 Tonnen), die arbeitstägliche Preßkohlenherſtellung auf 9140
Ton=
nen (9147 Tonnen). Wegen Abſatzmangels wurden in der
Berichts=
woche 228 640 (axbeitstäglich 38 107) Feierſchichten eingelegt gegen
239 165 (39 861) in der Vorwoche.
Verteilung der deutſchen Lieferungen an die Türkei. Die
Lieferun=
gen im Gegenwert von insgeſamt 10,138 Mill. Doll, umfaſſen u. a.
30 ſchwere Lokomotiven, 1500 Waggons, 70 000 To. Schienen; ferner
Brückenkonſtruktionen, Weichen, Drehſcheiben, Werkzeugmaſchinen und
Erſatzteile, einen großen Poſten Knorrbremſen uſw. Wie noch aus
Konſtantinopel gemeldet wird, beginnt die Lieferung ſofort, jedoch
der=
geſtalt, daß der Hauptteil erſt in den Jahren 1933 und 1934 von den
Türken übernommen wivd. Die Unterverteilung an die beteiligten
Firmen geſtaltet ſich etwa wie folgt: 70000 To. Schienen und 13
Loko=
motiven entfallen auf Krupp, 17 Lokomotiven auf Henſchel, 70 Prozent
der Waggonlieferungen auf Linke=Hofmann=Buſch. 22,5 Prozent auf
die Maſchinenfabrik Augsburg=Nürnberg und der Reſt von 7,5 Prozent
auf Wegmann=Kaſſel.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 23. Aug.:
Getreide. Weizen: Sept. 89.50, Dez. 945, März 99, Mai
101½; Mais: Sept. 99, Dez. 93.50, März 95¾, Mai 97.50: Hafer:
Sept. 41.75, Dez. 44½, März 47.25, Mai 48.50; Roggen: Sept. 62,
Dez. 67½8, März 71.75, Mai 73.
Schmalz: Sept. 11.10, Okt. 11.00. Dez. 10,87½, Jan. 10.90.
Speck, loko 14,00.
Schweine: leichte 11,00—11,25, ſchwere 9,75—10,60;
Schweine=
zufuhren: Chicago 8000, im Weſten 28 000.
Baumwolle: Oktober 11,13, Dezember 11,26.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 23. Aug.:
Schmalz: Prima Weſtern 11,95; Talg, extra, loſe 5½.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 106½,
Hartwin=
ter, neue Ernte 97½; Mais: loko New York 111.25; Mehl,
ſpring wheat clears: — nom. Fracht: nach England 1,6—2,3
Schilling, nach dem Kontinent 7—9 Cents.
Kakao: Die Kakaobörſe war heute geſchloſſen.
Biehmärkke.
Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. d. Bergſtr. am 23. Auguſt
waren 490 Tiere zugeführt. Verkauft wurden 378, und zwar
Milch=
ſchweine das Stück von 18 bis 25 Mark, Läufer das Stück von 30 bis
60 Mark. Marktverlauf: gut.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die fünf engliſchen Großbanken haben eine Vereinbarung getroffen,
die, wie man in Finanzkreiſen hofft, zu einer weſentlichen Erleichterung
für die in Finanzſchwierigkeiten geratenen Firmen führen ſoll. Der
Zweck des Beſchluſſes der Banken ſoll vor allem darin liegen, dem
fort=
währenden Kursrückgang einer Reihe von Effekten an der Londoner
Börſe Einhalt zu gebieten.
Die Harpener Bergbau A.=G. hat beim Oberbergamt den Antrag
auf Entlaſſung von 100 Bergarbeitern auf ihrer Schachtanlage „Kurl”
geſtellt. — Wegen Abſatzſchwierigkeiten kommen in den nächſten Tagen
auf der Zeche „Kaiſerſtuhl” des Eiſen= und Stahlwerks Hoeſch wiederum
100 Mann zur Entlaſſung.
Der langjährige Generaldirektor der Juteſpinnerei Bremen, Albert
Haaſemann, eine in der Juteinduſtrie ganz Deutſchlands bekannte
Per=
ſönlichkeit, vollendete ſein 80. Lebensjahr.
Die Vereinigung deutſcher Kaltaſphaltfabriken in Frankfurt a. M.,
die bisher lediglich eine loſe Preiskonvention darſtellte, ſoll in ein feſtes
Verkaufsſyſtem umgewandelt werden. Man will verſuchen, auch die
bis=
herigen Außenſeiter zu gewinnen, um Preisunterbietungen nach
Mög=
lichkeit auszuſchalten. Bisher ſind rund 93 Prozent der deutſchen
Pro=
duktion in der Konvention zuſammengeſchloſſen.
Die Bank San Giorgio mit dem Sitz in Mailand und zahlreichen
Filialen in der Umgebung hat ihre Schalter geſchloſſen und beim
Ge=
richt um ein Vergleichsverfahren nachgeſacht. Die Bank, die 1906
ge=
gründet wurde, hat ein Kapital von 5 Millionen Lire und beſaß rund
30 Millionen Depoſiten.
Die Panamerican Airwahs Company hat ſämtliche Aktiven und
Paſſiven der New York—Rio-Buenos Aires=Airlines erworben. Der
Kaufpreis betrug vier Millionen Dollar. Die Panamericaen verfügt
nun über 134 Flugzeuge und über einen Luftdienſt, der ſich über rund
50000 Kilometer erſtreckt.
2
Franzöſiſcher Wietſchaftsbrieſ.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 23. Auguſt.
Die Frage der Teuerung ſteht zurzeit im Vordergrunde der
Be=
ſprechungen. Bisher ſchenkte man nur ihrer ſozialen Seite
Aufmerk=
ſamkeit, aber jetzt beginnt man einzuſehen, daß durch die anhaltende
Teuerung ein langſamer Rückgang des Abſatzes bedingt und dadurch die
direkte Urſache einer latenten Wirtſchaftskriſe ſein wird. Als Urſache
der Teuerung ſieht man, beſonders in Induſtriekreiſen, die ſoziale
Ver=
ſicherung, allerdings mit Unrecht, denn ihre Auswirkung auf die
Her=
ſtellungskoſten wird erſt in der nahen Zukunft fühlbar ſein.
Es waren vielfach Nachrichten im Umlauf, daß die Diskonttaxe auf
2 Prozent reduziert werde. Eine ſolche Maßnahme wurde von der
Banque de France tatſächlich geplant, dieſer Plan wurde aber mit ſehr
wenig Begeiſterung aufgenommen. Die Anſichten über die Vorteile eines
ſehr niedrigen Zinsfußes haben ſich in der letzten Zeit geändert. Früher
hielt man einen niederen Zinsfuß für die Wirtſchaft unbedingt
vor=
teilhaft. Es hat ſich aber erwieſen, daß der Vorteil nur für die
Staats=
finanzen gegeben iſt, während die Privatwirtſchaft trotz der ſcheinbaren
Geldflüſſigkeit immer mehr an Kapitalmangel leidet. So ſind zum
Bei=
ſpiel niedrig verzinſte Obligationen unverkäuflich.
Ueber die Einführung ausländiſcher Wertpadiere an der Pariſer
Börſe wird viel diskutiert. Man hält dieſe Abſicht auch in den
offi=
ziellen Kreiſen für nützlich; die derzeitigen Geſchäftsverhältniſſe, die
durch eine faſt vollkommene Stagnierung charakteriſiert ſind, erlauben
aber die Durchführung eines ſolchen Projektes vorerſt noch nicht.
Die Lage des Kohlenmarktes iſt etwas beſſer geworden.
Die franzöſiſche Kohlenproduktion belief ſich in dem erſten Halbjahr
1930 (Lignitproduktion einbegriffen) auf 27 770 295 Tonnen, gegenüber
26 088 548 für die erſte Hälfte des Vorjahres. Es wurden ferner 2 514 323
Tonnen Koks gegenüber 2 363 374 in 1929 hergeſtellt. Dieſe Ziffern
be=
weiſen ſcheinbar eine anwachſende Proſperität, ſie geben jedoch von den
Anwachſen der Vorräte kein Bild. Es liegen überhaupt über die in den
franzöſiſchen Zechen aufgehäuften Vorräte keine amtlichen Statiſtiken
vor, man behauptet fedoch, daß dieſe Vorräte viel niedriger ſind, als die
des ausländiſchen Kohlenbergbaues. Für den Monat Juli und noch
mehr für Auguſt erwartet man einen mäßigen Rückgang der Produktion.
Der Eiſen= und Stahlmarkt lag etwas deprimiert, teils
infolge der nordiſchen Streikbewegungen, teils infolge des weiteren
Ab=
ſatzrückganges. Der Preis verſchiedener Halbprodukte wurde um
fünf=
undzwanzig Franken per Tonne herabgeſetzt. In den meiſten
Be=
trieben wird jetzt eine bedeutende Einſchränkung der Produktion
durch=
geführt.
Die Kupferpreiſe weiſen keine Aenderungen auf. Es ſcheint,
daß eine leiſe Beſſerung auf dem Kupfermarkte eintreten wird. Die
Induſtrie deckt ſich aber vorläufig nur für den täglichen Bedarf ein.
Die Produktion für die erſte Hälfte 1930 beträgt 888 184 Tonnen
gegen=
über 1098 960 für das erſte Halbjahr von 1929. Alſo ein Rückgang von
20 Prozent.
Die Zinnpreiſe erfuhren eine mäßige Hauſſe. Man hält es füir
wahrſcheinlich, daß die Preiſe bald auf einem für Käufer und
Ver=
käufer vorteilhaften Niveau ſtabiliſiert werden. Eine bedeutendere
Aufwärtsbewegung der Preiſe dürfte erſt mit der Milderung der
ame=
rikaniſchen Krife erfolgen. Die Vorräte erwieſen ſich am 1. Auguſt um
250 Tonnen niediger als in der Vorwoche.
Auf dem Bleimarkte hatten ſich die Preiſe ebenfalls befeſtigt.
Eine Hauſſe gab es jedoch vorläufig nur auf dem Londoner Markte,
während die Preiſe in New York ziemlich unverändert geblieben ſind.
Die Zukunft des Bleimarktes wird jetzt etwas optimiſtiſcher beurteilt.
Am Zinkmarkte konſtatiert man eine, wenn auch geringe
Beſ=
ſerung. Die Statiſtiken zeigen zwar noch kein günſtiges Bild — im
Juli ging die Produktion um etwa 8 Prozent zurück, während der
Ab=
ſatz um zwölf Prozent zurückging — aber die allgemeinen Ausſichten
für dieſen Markt ſcheinen doch auf eine gewiſſe Beſſerung hinzudeuten.
Jedenfalls halten die Preisſchwankungen weiter an. Die Beſtrebungen
der Produzenten gehen aber mehr dahin, zu verhindern, daß die Preiſe
unter ein gewiſſes Niveau fallen als eine Stabiliſierung zu erreichen.
Die Oſtender Beſtimmungen des Verbandes der Zinkproduzenten ſollen
am erſten Oktober in Kraft treten. Nach dieſen Beſtimmungen ſollen
die Amerikaner ihren Export um 30 Prozent reduzieren, während die
europäiſchen Minenbeſitzer ihre Produktion um ebenfalls 30 Prozent
herabſetzen würden.
Die Nachricht über die Bildung eines Nitraten=
Kar=
tells wurde hier mit großer Zufriedenheit aufgenommen. Die an der
Pariſer Azoten=Konferenz erzielte Einigung iſt in der Tat für die
meiſten Länder günſtig. Die franzöſiſche Produktion wird gemäß der
Beſtimmungen nicht reduziert, da ſie dem Bedarf des Landes nicht
ge=
nügt. Frankreich iſt alſo ein Importland für Nitrat und die
importier=
ten Mengen ſind jedes Jahr ſehr groß. Das Kartell wurde übrigens
probiſoriſch gebildet, für die Dauer eines Jahres, und falls es den
In=
tereſſen der Teilnehmer weiter entſpricht, ſoll es für ein weiteres Jahr,
oder auch für mehrere Jahre verlängert werden.
Die Lage des Phosphatenmarktes iſt günſtig, beſonders
in Tunis, wo der diesjährige Export den vorjährigen um 40 Prozent
überragt. Die Produktion ſoll um etwa 20 Prozent höher ſein als im
Vorjahre. Dieſer Situation entſprechend werden die Vorräte in kurzer
Zeit vollſtändig aufgebraucht ſein.
Die Lage am Petroleum=Markte iſt nach wie vor
un=
günſtig. In Amerika kann man das Problem der Ueberproduktion
nicht löſen. Der europäiſche Oelmarkt wird immer mehr von der
ruſſi=
ſchen Konkurrenz, die mit Schleuderpreiſen arbeitet, bedroht. Den
Ru=
mänen gelang es, ein Abkommen mit Frankreich zu erzielen, demgemäß
Frankreich jährlich 400 000 Tonnen Petroleum übernehmen wird.
Broduktenberichte.
Mainzer Börſe e. V. Großhandelseinſtandspreiſe per 100 Kilo
loko Mainz am Freitag, den 22. Auguſt 1930: Weizen 26,50—27,50 je
nach Qualität und Hektolitergewicht, Roggen 16,50—17. Hafer alte
Ernte 19, Hafer neue Ernte 17 Braugerſte 21—22, Induſtriegerſte 18
bis 19,50, Futtergerſte 17,50—18, Malzkeime 10,50—11, Südd.
Weizen=
mehl Spez. 0 43,65, Roggenmehl 60 Prozent 27—27,50, Weizenkleie fein
8,25, Weizenkleie grob 8,75, Roggenkleie 8,50, Weizenfuttermehl 10,75,
Plata=Mais 24,75, Biertreber 10,25—11,75, Erdnußkuchen 14,75—15,75,
Kokoskuchen 15—19,50, Palmkuchen 10,50—11, Rapskuchen 10,50—11,25,
Kleeheu loſe 5,20—5,40, Kleeheu geb. 5,50—5,60, Wieſenheu loſe 5.50—6,
Wieſenheu geb. 6,20, Maſchinenſtroh 3, Drahtpreßſtroh 3.50—3,60, weiße
Bohnen 42. Tendenz: ruhig.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Marktlage: Der hieſige Markt
hatte auch in dieſer Woche weiter feſte Tendenz und ein weiter leichtes
Anziehen der Preiſe zu verzeichnen, was mit der ſtark zurückgegangenen
Produktion in Zuſammenhang gebracht wurde. Der Abſatz war nach
einer Belebung zu Beginn der Woche gegen Ende dieſer Woche wieder
ziemlich ſchwach. Es notierten in Pfg. per Stück: italieniſche nicht am
Markt, bulgariſche 8,40—8,50, jugoſlawiſche 8,00—8,25, rumäniſche 8.00
bis 8,25, ruſſiſche nicht am Markt, polniſche 6,25—6,50, chineſiſche nicht
am Markt, holländiſche 9,50—12,00, däniſche 10,00—12,00, belgiſche 10,60
bis 10,80, franzöſiſche nicht am Markt, ſchleſiſche 8,50—9,00, bayeriſche
9,00—9,50, norddeutſche 9,00—10,00. Deutſche Friſcheier wurden von
9 bis 12,50 Pfg. je nach Qualität gehandelt. Auslandseier unverzollt ab
Grenzſtation, Inlandseier ab Station.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Marktlage: Bei weiter ſehr
geringem Geſchäft iſt die Tendenz ſtetig. Das Angebot von billiger Ware
iſt ſehr groß. Die Preiſe am hieſigen Markt lauten allgemein
unver=
ändert. Die Forderungen von Holland ſind etwas höher, während
Dänemark und die übrigen Randſtaaten reichlich Ware zu unveränderten
Preiſen anbieten. Es notierte: Auslandsbutter (holl.) 1 Faß (50 Kilo)
1,62, ½ Faß 1,64, in Halbpfundſtücken 1,65 Mark, deutſche
Molkerei=
butter 1,54 Mark das Pfund im Großhandelsverkehr.
Berliner Produktenbericht vom 23. Anguſt. Die Wochenſchlußbörſe
nahm einen ruhigen Verlauf. An den Grundlagen des Marktes hat
ſich wenig geändert. Die Auslandsmeldungen blieben weiterhin ohne
Eindruck. Vom Inlande wird Weizen, namentlich in höheren
Quali=
täten, ausreichend angeboten und findet nur auf 1—2 Mark ermäßigtem
Preisniveau Unterkunft, während Stützungskäufe zu geſtrigen Preiſen
erfolgten. Der Roggenmarkt lag feſt. Das knappe Inlandsangebot
und weitere Interventionen führten zu Preisbeſſerungen um 1—2 Mk.
Der Lieferungsmarkt folgte der Preisbewegung des Promptgeſchäftes.
Weizen= und Roggenmehle hatten kleines Bedarfsgeſchäft, wobei
Pro=
vinzroggenwehle auch bei leicht erhöhten Preiſen bevorzugt bleiben.
Vom Robhäutemarkt. Die etwas lebhaftere Kaufſtimmung an den
Rohhäutemärkten hat auch in dieſer Woche angehalten. Gegenüber
den Vorauktionen ergaben ſich bei den Großviehhäuten, Kalb= und
Schaffellen Preisverbeſſerungen um 5 Prozent herum bzw. einzelne
Loſe erzielten Vorpreiſe. Bis zur nächſten Verſteigerung im
Septem=
ber mit weſentbichen Preisänderungen kamm zu rechnen.
Nummer 233
Sonntag, den 24. Auguſt 1330
Seite 15
Oar waraiste
Misliensr.
Roman von Hearnden Balfour.
Nachdruck verboten.
„Dann müſſen Sie mal nach Coombe kommen. Da würden
Sie, glaube ich, viel Intereſſantes finden. Wer Devonſhire nicht
geſehen hat, kennt England nicht. Die ganze Gegend iſt
roman=
niſch, von den verſchlafenen kleinen Bauernhäuſern bis zu den
großen Höhlen, in denen man faſt erwartet, wilden Schmugglern
Zu begegnen."
„Dos klingt großartig!” ſagte Bill. Sehr liebenswürdig,
Vord Fairleigh. Es würde mir großen Spaß machen, das zu
ſehen.”
„Nun, ich fahre nächſten Dienstag hin und würde mich
freuen, wenn Sie das Wochenende bei uns verbringen wollten.
Melden Sie ſich an, wenn es Ihnen beliebt."
Judy blickte ihn überraſcht an. Ihr Vater war ſonſt nicht ſo
raſch mit Einladungen bei der Hand. Dann lächelte ſie. Bill
ſchien wirklich unwiderſtehlich zu ſein. Ein anderes Mitglied der
Tafelrunde war ebenfalls überraſcht und nicht wenig intereſſiert.
Das Geſpräch drehte ſich noch ein Weilchen um alte engliſche
Häuſer und ging dan folgerichtig zu Geſpenſtern über.
„Ich denke es mir wundervoll, ein Familiengeſpenſt zu
be=
ſitzen, erklärte Bill.
„Sie haben doch eins, nicht wahr, Lord Fairleigh?” fragte
Strickland.
„Es heißt ſo,” erwiderte Fairleigh.
„Erzählen Sie uns doch von ihm!” bat Bill.
„Sein Name iſt Walter Doone. Er war im 14. Jahrhundert
Seneſchall von Schloß Coombe. Sein Herr, Sir Chriſtopher
Fair=
leigh, kam auf der Jagd ums Leben, und am nächſten Morgen
wurde ſein einziger fünfjähriger Sohn tot in ſeinem Bett
vorge=
funden, ſo daß Sir Chriſtophers Bruder Peter die Erbſchaft
an=
trät. Der alte Walter Doone behauptete aber, daß Peter ſeinen
Bruder ſowohl wie ſeinen Neffen ermordet habe, und weigerte
ſich, ihm den Lehnseid zu leiſten, worauf Peter ihn wegen
Un=
treue und Mangel an Unterwürfigkeit hängen ließ.”
„Und hatte Peter die beiden ermordet?‟
„Das ließ ſich nicht feſtſtellen. Chriſtopfer hatte indeſſen eine
Tochter namens Joan, die heranwuchs und ſich verheiratete, und
als Peter ohne Nachkommenſchaft ſtarb, ging der Beſitz auf ihren
Sohn Chriſtopher über. Als nun Chriſtopher im Schloß eintraf,
erſchien ihm Walter Doone und kniete vor ihm nieder, indem er
ſeine flach zuſammengelegten Hände zum Zeichen
altangelſächſi=
ſcher Untertänigkeit zwiſchen die ſeinen legte. Der Ueberlieferung
nach ſoll er ſeitdem jedem neuen Erben gerader Linie am Abend
ſeines Beſitzantritts erſchienen ſein.”
„Das iſt ja rieſig intereſſant”, ſagte Bill. „Wann hat er ſich
denn zum letztenmal ſehen laſſen?”
„Es unterliegt keinem Zweifel, daß mein Großvater ihn
noch geſehen hat, ſeitdem aber liegt keine zuverläſſige
Aufzeich=
nung über ſein Erſcheinen vor. Mein Onkel ſoll 1860 erklärt
haben, daß er ihm erſchienen ſei, da er aber an jenem Abend
betrunken war, iſt ſeine Ausſage nicht zuverläſſig.”
„Und Ihr Vater?” fragte Bill.
„Der hat die Erbſchaft nicht angetreken. Er war ein
jüngerer Sohn und ein Tunichtgut, und mein Großvater ſchickte
ihn nach Kanada, um ihn los zu ſein. Sein Bruder überlebte
ihn, und da mein Onkel Stephan unverheiratet blieb, erbte ich
den Titel.”
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„Ihnen iſt Walter Doone alſo nicht erſchienen, Sir?” fragte
Bill.
„Nein. Ich fürchte, unſer Zeitalter iſt zu ſkeptiſch für einen
Geiſt, der irgendwelche Selbſtachtung beſitzt.”
„Ich denke mir, daß der Geiſt jenes alten Seneſchallknaben
ein für allemal abgetakelt ſein wird” bemerkte Bill. „Es beſteht
wohl keine Ausſicht, daß ich ihn zu ſehen bekommen werde, wenn
ich hinkomme?"”
Dieſe Frage war direkt an den Hausherrn gerichtet. Lord
Fairleigh blickte Bill eine Sekunde lang an, bevor er antwortete.
Dann lächelte er und ſchüttelte den Kopf.
„Meines Wiſſens iſt er immer nur unter den von mir
be=
ſchriebenen Umſtänden erſchienen. Aber vielleicht — wenn er
wüßte, daß ein begeiſterter Ausländer ſich ſo lebhaft für ihn
intereſſiert, würde er ja möglicherweiſe ein Uebriges tun.”
Nochmals wurde Molly ſich der kaum merklichen
Beſangen=
heit bewußt, die ſich bei der erſten Begegnung dieſer beiden
Männer fühlbar gemacht hatte. Aber ſie war verflogen, bevor
ſie ſich recht darüber klar geworden war, und Bill ſagte lachend:
„Nun, hoffen wir das Beſte!”
Man ließ das Thema fallen, und eine Zeitlang kam keine
allgemeine Unterhaltung zuſtande, was Bill ſehr recht war.
„Jim ſagt, daß Sie ſich journaliſtiſch betätigen”, ſagte er,
zu Molly gewandt. „Iſt das wahr?”
„Wahr wie der Tod”, entgegnete ſie in übertrieben
ern=
ſtem Ton.
„Verlohnte es ſich, deshalb die Ihrigen zu verlaſſen? Es
muß doch nicht wenige gegeben haben, die außer ſich darüber
waren?"
„Halb Ohio brach am Tage meiner Abfahrt in Tränen
aus”, gab Molly zu. „Und weshalb verließen Sie Ihre
Heimat — Texas?"
„Hat Jim Ihnen das erzählt oder haben Sie es geraten?"
fragte Bill grinſend.
„Ich dachte es mir. Ihrer Stimme nach ſchien es mir, als
ob Sie in Texas oder Arizona oder irgendeiner ſolchen Gegend
aufgezogen worden wären.”
Bill betrachtete ſie — nicht erzürnt, ſondern betrübt.
„Hören Sie, Kind, ſo etwas dürfen Sie nicht einmal aus
Spaß ſagen”, mahnte er. „Arizona! Papperlapapp! Das Land
iſt eine heulende, von Klapperſchlangen bevölkerte Wüſte.”
„Ich bitte wi=arklich ſehr um Verzeihung”, erwiderte Molly,
indem ſie ſeine gedehnte Sprechweiſe genau nachahmte.
Bill lachte.
„Dieſer Unterhaltung iſt meine Selbſtbeherrſchung, glaube
ich, nicht ganz gewachſen” ſagte er. „Noch eine Minute davon,
und ich würde mich verſucht fühlen, Ihnen einen Klaps zu
verſetzen. Erzählen Sie mir lieber von Ihrer Tätigkeit.”
Molly räuſperte ſich wichtig.
„Ich bin im Jahre 1904 geboren” begann ſie. „Mein
Vater war ein Irländer, und meine Mutter Spanierin. Sie
lebten in der ſchmutzigſten Straße im Bowery. Es war da ſo
ſchmutzig, daß ein Nigger neben den Einwohnern weiß ausſah.
Mein Vater war wütend, als man ihm ſagte, daß ich kein Junge
ſei, ſo daß er meine Mutter ermordete und infolgedeſſen elektriſch
hingerichtet wurde. Man ſteckte mich in ein Findelhaus, von wo
aus ich jedoch von einem großen Filmſyndikat geſtohlen wurde,
weil ich ganz einfach das entzückendſte Baby der Welt war.
Nun hieß ich Klein Bingo, das Wunderkind, und bezog ein Gehalt
in Höhe von fünf Ziffern. Mit ſieben Jahren zog ich mich ins
Privauleben zurück, war aber eine ſo eingefleiſchte Spielratte,
daß ich all mein Geld beim Half=Penny=Schieben verlor.
Seit=
dem verſuchte ich, mir als Journaliſtin mein Brot zu verdienen,
und dank der herben Schönheit meines literariſchen Stils erhielt
ich den gewichtigem Poſten eines „Londoner Korreſpondenten” bei
der Boſtoner Bombe.”
„Geſtatten Sie mir, Sie zu beglüchwünſchen”, ſagte Bill. „Die
ganze Geſchichte bedeutet den Triumph einer ſtarken
Perſönlich=
keit. Sagen Sie mal, haben Sie jemals verſucht, Melodramen
für Romanzeitungen zu ſchreiben?”
„Ja, aber damit war es nichts. Ich beſitze nicht genug
Phau=
taſie. Mein Inſtinkt für Wahrheit und nichts anderes als
Wahrheit iſt ſo ſtark, daß meine Verſuche gänzlich fehlſchlugen.
Deshalb halte ich mich jetzt ſtreng an Tatſachen.”
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Seite 16
Sonntag, den 24. Auguſt 1930
Nummer 233
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Sonntag, den 24., Montag, den 25. Aug.:
Kirchweihe!
Ab 4 Uhr: Konzerk!
Beſitzer: Ernſt Schneider
Wien, du Stadt
der Lieder
Regie: Richard Oswald
Ein fdeler Schwank, der von einem
ur-
gemütlichen Wiener Stammtisch, von
einem Lotteriegewinn und seinen Folgen,
vom Heurigen in Grinzing und —
selbst-
verständlich auch von ein bissel Liebe
erzählt.
Anfaugsseiten: 2, 4.05, 6.10, 8.15 Uhr.
Jugendliche haben Zutritt
Einer der ergreifendsten Filme,
die jemals gezeigt wurden.
Susanne Marville
und
Oscar Marion
in dem neuen Großfilm:
Die weibe
Bonkester
Ton Bi. venin
Ein Spiel von Liebe,
Tränen und Orchideen
Regie: Max Frik.
Eine Meisterleistung
schauspielerischen
Könnens und
darstelle-
rischer Gestaltungskraft
Dazu das gute
Beipregramm.
Beginn 2 Uhr (V. 12829
Vegen haulicher
Veränderungen bleiht
das Thealer I. Monlag
den 25. bis Preitag den
29. Hugust geschlossen.
Heute und folgende Tage!
Das unerhörteste, das kühnste und
ge-
wagteste - aber bestimmt auch das
verdienstvollste Filmwerk unseres
Jahrhunderts!
Es darf keine Frau, keine Mutter,
kein reifer weiblicher Mensch an
diesem Filmwerk vorübergehen!
Frauennot / Frauenglück
Eine Symphonie, ein Zusammenklang
vom Werden und Dasein!
„Eine Geburt, ein Kaiserschnitt werden
in allen Phasen gezeigt — man sitzt
atemlos und mit klopfendem Herzen
(Tempo)
davor .
Frauennot /Frauenglück
8o wuchtig und bis ins Innerste
er-
schütternd ist das nackte Leben vordem
noch nie gesehen worden!
„Ein grandioses Werk . . . Ein Film,
wie er in solcher Großartigkeit noch nie
(8 Uhr-Abendblatt)
gezeigt wurde.‟
Frauennot / Frauengluck
Ein Film von der Beziehung zwischen
Mann undFrau, vom Werden desMenschen,
von Leiden u. Freuden der Mutterschaft!
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Frauen-
klinik Zürich.
Frauen geht hin und lernt und
nehmt Eure Männer mit schrelbt
die „B. Z. am Mittag” in ihrer Kritik.
Einleitender Vortrag zu dem Film durch
Herrn Frauenarzt Dr. Kaus Hoffmann
Anfangszeiten: 2, 4.05 6.10, 8.15 Uhr.
Zutritt nur für Erwachsene über 18 Jahren
Rammelbräu
Gegenüber der Festhalle Tel. 2519
Tel. 2519
Vorzüglich, bürgerl. Speise-Restaurant
Auswahlreichen Mittagstisch
von Mk. 1.—, 1.30, 1.60 und 2.—
Heute großes Sommerfest
des Hänner-Quartetts Loreley.
Harten-Konzerl, Gesang. Tanz, Tomhola.
W Eintritt frei!
Das gute Spezialbier / Im Ausschank prima Naturweine.
Kaffee-Zwetschenkuchen.
Orangeriehaus
Bessunger Herrngarten
Anläßlich der Dahlien-Schau:
Heute Sonntag ab 4 und abends 8 Uhr
Eintit treil KONZERT Eintritt frei!
Port. Kaffee, gr. Stück Kuchen n. Wahl m. Bed. M. 1.—
Im Ausschank Rummel-Speziel-Bier m. Bed. M.0.35
12790
Herrngarten-Café
Von 4—7 Uhr Machmittagskonzert
Von 8—11 Uhr Abendkonzert
Hozart-Verein
wieder boglnn der Proden
Mittwoch, den 27. August, 20½, Uhr
im Mozarthaus, Schulstraße 8. (12794
Achtung!
Wo gehen wir Sonntag hin!
Nach Traisa!
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zu Gastwirt Scheerer „KRONE
Für Ia Speisen und Getränke ist hestens
gesorgt.
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Es ladet freundlichst ein.
Karl Scheerer.
Tobel kaulelg Bochaf
Reichstagsabgeordneten
spricht am Montag, 25. August, abends 8.15 Uhr,
der Woogsturnhalle in einer
Massenversammlund-
Saalöffnung
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24. Auguſt 1930
Zlluſtrierte Wochenbeilage
annnal
Inanannnnnnnan
Annnnnnnnnnnnnannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn
Reiſebericht eines Stubenhockers.
Von Erich Boyer.
nur Eſſen und Crinken haben wir merkwürdigerweiſe nicht gewünſcht.
Arbe, im Auguſt 1930.
Wiſſen Sie, wo Suſchak liegt? Nein?
Das macht nichts. Als wir in der Schule
das einſchlägige Geographiepenſum
büffel=
ten, gehörte es noch nicht zur allgemeinen
Bildung, ſolches zu wiſſen, aus dem
ein=
fachen Grunde, weil Suſchak damals noch
nicht das Licht der Landkarte erblickt hatte.
Heute iſt es Jugoſlawiens bedeutſamſter
Hafen. Die Seiten ändern ſich und mit
ihnen die allgemeine Bildung.
Früher nannte man das, was heute unter
anderem Suſchak iſt, ganz einfach Fiume.
Jiume kennen Sie. Dann kam der
Welt=
krieg. Er hinterließ Fiune als „freie
Stadt”, als adriatiſches Danzig, als
Sank=
apfel zwiſchen Italien und Jugoſlawien, der
keinem der beiden gehören ſollte. Dann
kam d’Annunzio. d’Annunzio kennen Sie.
Er „eroberte” Jiume mit ſeinen
Freiſchär-
lern. Dann kam der Vertrag von Napallo.
Er zog, wie man ſagt, die Konſequenzen
aus einer vollzogenen Catſache. Die
Italie=
ner erhielten Siume. Die Jugoſlawen
er=
hielten das, was übrig blieb. Es war nicht
gerade viel. Ein Stückchen Abſtellgleis der
Eiſenbahn, ein paar Holzbaracken, ein paar
Vorſtadthäuschen, den Pier des Hafens von
Fiume und einen Landungsſteg. Sie zogen fein
ſäuberlich einen 4 m hohen Stacheldrahtzaun
um den ſchäbigen Neſt (man konnte nicht
wiſſen . . .) und nannten das, was nun ihr
größter Hafen werden ſollte, ſchlicht und
einfach Suſchak. Heute liegen die
Fracht=
dampfer am jugoſlawiſchen Dier dicht wie
die Heringe, während der italieniſche
Ha=
fen leer iſt. Aber davon iſt jetzt nicht die
Rede. Die Nede iſt von dem hölzernen
Landungsſteg, der nun auch ſeine Nolle in
der jugoſlawiſchen Schiffahrt ſpielt.
Dicht an dieſem Landungsſteg, von dem
aus kleine weiße Küſtendampfer den
Frem-
denverkehr beſorgen, liegt eine kleine Bucht,
ein kindlicher Meerbuſen, eigentlich nur ein
Meerestümpel. Das iſt
das erſte Stück Adria,
das die Fremden in der Nähe ſehen, und
es iſt dementſprechend auch ſchon
vielver=
ſprechend blau. Die Fremden pflegen einen
erſtaunt=liebkoſenden Blick darauf zu
wer=
fen. Wir taten ein Ubriges. Wir — das
iſt meine Wenigkeit und der Seichner,
deſſen Kunſt Sie anbei bewundern dürfen.
Wir ließen uns vom baß erſtaunten Cräger
das Gepäck herübereichen. Suchten ein
ſan=
diges Plätzchen und gingen an die Arbeit.
Die Arbeit vollzog ſich derart, daß jeweils
einer die Gebrauchsanleitung las und
zwi=
ſchendurch den anderen gröblich beſchimpfte,
weil er angeblich alles verkehrt machte.
Aber man hat mir geſagt, daß dies die
richtige Methode ſei. Sie dewährte ſich auch
in ſoſchem Maße, daß der nichtstuende Ceil
der Bewohnerſchaft von Suſchak — und
das ſind bei Gott nicht wenige — ſich
ſchleu=
nigſt [keptiſch und des Staunens voll um
uns verſammelte. Es war ſchließlich nicht
alltäglich, daß Leute daherkamen, auf den
weißen Küſtendampfer zu verzichten und ein
eigenes Schifflein den Nuckſäcken zu
ent=
nehmen. In ihr Staunen miſchte ſich das
unſerige darob, daß unter nervöſem
Schimp=
fen ſchließlich doch aus Holzſtäbchen und
Gummiſtoff ein richtiges Faltboot mit
einem vornehm anzuſchauenden Segel von
leuchtendſtem Orange entſtand. Wenn wir
das Gemurmel der guten Leute von
Su=
ſchak verſtanden hätten — es iſt
anzuneh=
men, daß wir dann mitſamt unſerem
Fahr=
zeug doch noch das weiße Dampferchen
er=
klommen hätten, denn ſie gaben uns wohl
keinen Kilometer Fahrt und kein Stündlein
leiblichen Wohlbefindens. Gottlob, wir
haben ſie nicht verſtanden. Und ſo ſtanden
unſerem Vorhaben, umgehend ſüdlichen
Kurs einzuſchlagen, kaum nennenswerte
Hinderniſſe im Wege.
Wie blau die Adria, wie klar der
Him=
mel, wie ſchön und romantiſch die bizarren
Felſen der Küſte ſind — das iſt in jedem
Reiſeführer nachzuſchlagen. Wenn ich
hinzu=
füge, daß es dortzulande einen Wind gibt,
der, des Winters als eiſiger Sturm, zur
Sommerszeit aber als liebliches „Lüfter!”
— Bora genannt — vom Karſt her gen
Süden weht, tagein, tagaus, immer treu und
brav gen Süden, dann iſt die Situation und
alles ſchiffahrtstechniſche Drum und Dran
gebührend gekennzeichnet. Mehr wußten
wir nämlich auch nicht, als daß zum Neiſen
ſolcher Art ein Wind vonnöten iſt und ein
Segel, ihn zu fangen, und ein nicht allzu
ſtürmiſches Waſſer, darauf zu fahren. Es
hat, wie Sie ſehen, gereicht.
Swar iſt, wie zu bemerken wäre, vor
Jahr und Cag ein Kapitän Nömer im
näm=
lichen Klepperboot geradeswegs nach
Ame=
rika gefahren, und an dieſer Cat gemeſſen,
war unſer Beginnen kaum mehr als eine
Spielerei. Aber ich gebe zu bedenken, daß
unſere ſchiffahrtskechniſchen Kenntniſſe
zu denen des Herrn Nömer im gleichen
Verhältnis ſtanden, wie der Meerestümpel
von Suſchak zum Atlantiſchen Ozean. So
daß ich aus dieſer Berechnung für unſer
Unterfangen geradezu noch ein Plus an
männlichem Mut und kühnem
Wickinger=
geiſt herauswirtſchaften kann, was hiermit
in aller Beſcheidenheit betont ſei.
Wenn ich ehrlich ſein will, muß ich nun
allerdings ſagen, daß die hauptſächlichſte
Schwierigkeit, die wir zu überwinden
hat=
ten, die Verſtändigung über das Chema war,
was der eine tun, der andere laſſen ſollte.
Der, welcher vorn ſaß, beſchimpfte den
Hin=
termann, weil er das Segel falſch bediente,
der, welcher hinten ſaß, riet dem anderen,
ſich lieber um die Stellung der Schwerter
(Hal dieſe Fachausdrücke! Das ſind die
Dinger, die verhindern, daß man kippt),
ſich alſo lieber um die richtige Stellung der
Schwerter zu kümmern. Unter dieſen
gedeih=
lichen Auſpizien und ihrer überhaupt
unge=
achtet, führte uns unſer braves
Klepper=
boot und die nicht minder brave Bora
gegen Abend in die Gegend von
Sirk=
venitza, wo wir in einer romantiſchen Bucht
und im mitgeführten Selt der Nuhe pflogen.
Als wir dann am folgenden Morgen mit
ſtolzgeſchwellter Bruſt und dito Segel in
den Hafen des Seebades einfuhren, hatten
wir inzwiſchen einige Stellen aus einem
einſchlägigen Werk über das Faltbootſegeln
ſtudiert und demnach allen Grund, uns als
abgebrühte Seebären zu fühlen. Es war
höchſte Seit. Denn unſer Erſcheinen rief
die Zuſammenballung eines
ſenſationslüſter-
nen Publikums hervor, das, wie wir ſchnell
erkannten, zum guten Ceil aus Landsleuten
beſtand. Ich gebe im folgenden einige
Ge=
ſprächsfetzen wieder, die wir auffangen
durften:
Der Sachſe: Nu ſän ſe mol, Gudeſter, die
gommin wohl os dem Märe?
Der Weiner: Ab, da ſchaut’s her, mir
ſcheint, die ſan richtig in dem Schifferl
da=
herkommen!
Der Berliner: O wo, Menſch. Ick kenne
doch die Schoſe. Bin ſelber olle
Waſſer=
ratte! Damit kann man jerade noch hier
im Hafen rumpaddeln!
Ich lüftete höflich mein
Matroſenkäpp=
chen und fragte die Herren, wie lange wir
es wohl noch bis Konſtantinopel hätten.
Wir kämen nämlich aus Genua
und unſere Uhr ſei ſtehen geblieben! Aus
Angſt, die offenſtehenden Münder könnten
all unſeren Wind verſchlucken, hißten wir
dann das Segel und fuhren ſchleunigſt von
dannen.
Wenn man ſo gemütlich an der Küſte
lang ſchwimmt, kann man am Abend des
zweiten Cages Senn; erreichen, das iſt das
entzückendſte Seeräuberneſt der Welt, in
dem Wienerinnen aus Prag und
Berline=
rinnen aus Creuenbrietzen haute Saiſon
unfreieſten Auge ſehen, es iſt nur ein
ſchma=
ler Meeresarm dazwiſchen,
kurz und gut — ein Katzenſprung!
Dieſer Katzenſprung hat für uns gut und
gerne acht Stunden lang gedauert. Meere
aller Art haben — wenn Sie das nicht
wiſſen ſollten — die unangenehme
Eigen=
ſchaft, etwas abſeits vom Lande weſentlich
höhere Wellen zu produzieren als an der
lieblichen Küſte. Swiſchen Senni und Arbe
waren die Wellen haushoch — — na, ſagen
wir . . . ein kleiner Meter wird es
ge=
weſen ſein. Wir gedachten des braven
Ka=
pitäns Nömer, der im Klepperboot über
den Ozean fuhr, und nannten ihn einen
Stümper. Wir gedachten der Citanic und
meinten, ſie müſſe ein erbärmlich ſchlechtes
Schiff geweſen ſein. Wir beſchuldigten uns
gegenſeitig, im Kreiſe zu fahren,
erwünſch=
ten einen Kompaß, eine Nadioſtation und
ganz, ganz leiſe auch einen kleinen weißen
Küſtendampfer. Nur Eſſen und Crinken
haben wir merkwürdigerweiſe nicht
ge=
wünſcht.
Als vor unſeren Blicken dennoch (
den=
noch!) der erſehnte Strand von Lopar auf
Arbe auftauchte, nannten wir den lieben
Gott einen guten Mann, unſer
Klepper=
boot eine „Europa”, und den Unbekannten,
der es gemacht hat, einen
Nettungs=
medaillenaſpiranten.
Auf dem weißen, weichen Sande, auf den
unſer Boot ſanft und zärtlich auffuhr, ſtand
ein Mann mit dem Glaſe in der Hand, kein
Sweifel, Homer perſönlich mußte es ſein,
der unſere Odyſſee beſingen wollte. Er wies
mit der allumfaſſenden Gebärde des Poeten
hinaus auf die See und ſagte:
„Nu ſang’ſe mol, ham ſe vielleicht och
Celfüne geſähn?”
„Nein,” ſagte ich, „nur die Seeſchlange.”
Und dann vermerkte ich in meinem
Notiz=
buch den Citel meines Fahrtberichts: Auf
den Spuren der Delphine.
Bei Lopar beginnt — nach dem
Neiſe=
führer — richtige Mittelmeervegetation.
Am felſigen Strande der Inſel Arbe winkt
verheißungsvoll der Johannisbrotbaum und
haushohe Erika, das Meer iſt von
pene=
trantem Poſtkartenblau. Und nach einer
weiteren Cagereiſe tut ſich hinter einer
Landzunge mit richtigem Leuchtfeuer ein
Bild auf, das man nicht lange genug
ge=
nießen, vor dem man alſo nicht langſam
genug fahren kann: die Stadt Arbe, oder
wie ſie, minder klangreich, auf kroatiſch
Ich fragte die Herren, wie lange wir es
wohl noch bis Konſtantinopel hätten.
machen. Ausgewachſene, das heißt richtige
Sportsleute, die den Segel und unſereins
erſt recht verachten, ſollen, wie man mir
ſagte, in der Stunde ihre zehn Kilometer
kleppern können, und dann geht es
natür=
lich ſchneller. Dieſe Schnelligkeit hat etwas
für ſich. Man hat es dann nämlich nicht
nötig, den Hafen von Senn; anzulaufen.
Als wir es dennoch taten .
Aber laſſen wir das. Kurz und gut, der
Kapitän hat geſagt, zer hätte noch nie ſo
einen Sturm erlebt”. Im Neiſeführer, den
wir natürlich erſt nachträglich laſen, ſteht
geſchrieben, daß Senni eine windige Ecke
ſei. Und der Mann hat zweifellos recht.
Von Senn; aus fährt jeder Reiſende, der
etwas auf ſich hält, nach der grünen Inſel=
Arbe, und das war auch unſer Siel. Hat
ſich was von Siel! Die Inſel liegt ganz nahe
(„gleich da drüben”), man kann ſie mit dem
heißt — Nab. Ein kleines Benedig, das
man einem Baukaſten entnommen und vor
die ragende Karſtwand des Velebitgebirges
hingeſetzt hat, ein Muſeum an köſtlichſtem
Altertum, ein unwahrſcheinliches Stückchen
Schönheit.
Wir fuhren in den kleinen Hafen ein,
da lagen Segelſchiffe, wie ſie ſonſt nur noch
in Räuberromanen vorkommen, uralt,
bohrwurmzerfreſſen, kunſtvoll geflickt,
kunſt-
voll auch mit Schnitzerei verziert. Und ein
buntes Nudel von ſüßen Nichtstuern am
Strande, die uns, philoſophiſcher Nuhe
hin=
gegeben, keines Blickes würdigten, weil
unſer Schifflein doch kaum nennenswertes
Gepäck in ſeinen Ciefen bergen konnte, und
weil ſie doch nicht wußten, daß es ſelbſt nur
Gepäck iſt, ein ſchwimmfähiger Koffer für
Weltenbummler und ſolche, die — wie wir —
ſich einbilden, es zu ſein.
HHZAHAAAHAAAAAIAAHAAEHABAHAAnnnI
HHBAAAAM
tung in der Welt erweiſen ſoll und die der Bedeutung
Antwer=
pens entſprechend Handel und Schiffahrt gewidmet iſt. In rieſigen
Hallen wird in muſtergültiger Ordnung gezeigt, was irgendwie
mit Seefahrt in Verbindung ſteht. Was wunders, daß andere
Nationen nicht zurückſtehen wollen. So England, das in ſeiner
Halle auf einer rieſigen Weltkarte ſeine Schiffe, niedliche kleine
Modelle, fahren läßt. Auch die deutſchen Hanſeſtädte ſind auf
dem Plan. In der in geſchmackvollem Not gehaltenen Halle
zeugen die gewaltigen Modelle der Europa und Bremen von
Deutſchlands unerſchütterlichem Willen, ſeine Weltgeltung zu
be=
haupten. Eine eindrucksvolle Schaul
Alt=Belgien in Gips.
So etwas gibt es nur in unſerem Jahrhundert. Man traut
ſeinen Augen nicht, wie da plötzlich vor den Coren der
Aus=
ſtellung eine alte plämiſche Stadt auferſteht, ſo ganz und gar
treu und heimelig. Es fehlt nichts, nicht der alte Corbogen, nicht
die hohen Giebel, nicht die trauliche Ampel. Und wie
wohl=
tuend! Eben hat man die Crambahn verlaſſen, ſich über die
auto=
ſtrotzende Avenue gerettet, dann ſteht man auf einer Stadt, die
keine Gaslaternen. keine Celephondrähte und keine
Kleinbahn=
ſchienen hat. So was gibts ſelbſt in Nothenburg nicht. Und ſchon
die Stadtſoldaten in ihren Uniformen wie aus dem
Kindermär=
chen, die am Eingang die Karten kontrollieren, laden ſo
ver=
heißungsvoll ein. Es riecht immer noch ein wenig nach Gips und
feuchtem Mörtel und Leim. Wie
iſt es möglich? In einer
moder=
nen, aufſtrebenden Weltſtadt, in
der eine Ausſtellung von
Han=
del, Schiffahrt, Cechnik,
Ver=
kehr Kunde in die Welt tragen
ſoll, baut man gipſerne Häuſer
und zaubert eine lebendig
an=
mutende Stadt aus dem
Erd=
boden. Jawohl, das tut ſie. Man
glaubt ihr gerne ihre alte Ehr=
STTTTT
würdigkeit, wenn man nicht gar
zu genau hinſieht. Und wer tut
das denn auch? Da ſteht ein
Haus aus Gent, dort ein Cor
aus Brügge, hier ein
Gilden=
haus aus Brüſſel, drüben eines
der Sünfte in Cournay. Und
eine richtige Windmühle drebt
ihre Flügel. Die Einheimiſchen
ſind in Scharen da und finden
es ganz in der Ordnung. Die
Be=
ziehung zu ihrer alten Kunſt iſt ſo
rege und wach. Es iſt ſeine Bau=
Fahrt nach Antwerpen.
Von Dr. Guſtav Barthel.
Antwerpen.
Es riecht nach Meer, wenn man am Scheldeufer entlang
dem Hafen zuſchlendert. Unwillkürlich ſchließt man die Augen
und denkt an das Land, das man eben erſt durchfahren hat, das
ſo holländiſch anmutet, an die Schelde zwiſchen den „Poldern”,
dem Flutland durch die Deiche geſchützt, an die Weite des
Him=
mels, an den Dunſt der Ferne. Von Nordweſten ſtrömt die
See=
briſe herein, dorthin iſt die Stadt offen, das iſt die Nichtung, in
der ſich ihr Leben vollzieht. Man ſieht es ſofort, als ſtarken
Ein=
druck, wie ſehr das Schiffsleben die Stadt beherrſcht. Sahlloſe
Hafenbecken, große und kleine, erſtrecken ſich Scheldeabwärts.
Alle Arten Schiffe, vom großen Ozeandampfer bis zum kleinen
Segler landen am Kai und die Maſten und Nahen mitſamt den
Cransportkranen bilden einen ſchier unüberſehbaren Wald. Da
ſpürt man pulſierendes Leben. Das iſt es auch, was noch
un=
mittelbarer wirkt wie die Ausſtellung ſelbſt, die Belgien
anläß=
lich ſeiner hundertjährigen Unabhängigkeit zeigt, die ſeine Gel=
Winny Lee.
Von Friedrich Arenhövel.
Obwohl New York mehr Celephonanſchlüſſe hat als
Lon=
don, Berlin, Paris und Madrid zuſammen, ſtehen die Chancen
(Winny Lees ſehr ſchlecht. Es ſind immer rund 3000 junge
Mäd=
chen, die ſich um jeden freien Celephoniſtinnenpoſten in den
gro=
ßen Städten der Vereinigten Staaten reißen. — Der
vorſtür=
mende Automat raubt ihnen die Arbeit.
Hunderte von Geſuchen hat Winny geſchrieben, tauſend
Wege vergebens gemacht. Sie hat Gläſer geſpült, Celler
ge=
waſchen, Seitungen verkauft. Eine feſte Stellung erreichte ſie
nicht, ſeitdem Charter Sons ihre Sentrale automatiſierten.
Nie=
mand ſieht es, daß ihre Augen immer größer werden. Vater
und Mutter ſind tot. Sie ſteht ganz allein mit ihren neunzehn
Jahren und den acht Monaten täglich neuer Hoffnung und
ent=
nervender Enttäuſchung. Wer Winny Lee damals geſehen hat,
erkennt ſie kaum wieder. So durchſichtig iſt ihre Haut geworden,
ſo allwiſſend ſind ihre braunen, unerfahrenen Augen.
Nun hat ſie ein Celegramm aus Chikago bekommen:
Vor=
ſtellet zwölften Juli pünktlich elf Uhr Morriſon=Hotel.
Seit über drei Monaten iſt es die einzige Antwort auf
un=
zählige Bitten um Arbeit geweſen. Mit dem Mut der
Ver=
zweiflung hat. Winny Lee ihre letzten Habſeligkeiten verkauft.
Die erlöſten, koſtbaren Dollars nahm ihr der New York—
Chikago=Expreß aus der zögernden Hand.
Winny begreift ihre Hoffnung nicht mehr. Breit und maſſig
ragt der Nieſe Morriſon mit ſeinen 24 hoch aufgetürmten
Stock=
werken vor ihr auf. Dieſer prunkende Gigant mit ſeinen
rot=
weißen Sonnenplänen wartet nicht darauf, die kleine Stimme
Winny Lees in ſeiner Kehle zu haben: Hier bin ich! Hier
Mor=
riſon-Hotel!
Würgende Mutloſigkeit, verzagter Spott über ihre
ver=
moſſene Hoffnung treiben ihr den Seufzer über die Lippen: „Hier
iſt Winny Lee —
Müde ſchreitet ſie quer durch den brauſenden Verkehr auf
das Hotel zu. Immer höher und breiter wächſt es heran, immer
unerreichbarer ſchwindet ſein gaſtliches Dach gegen den Himmel
In dem Strudel um den Block Morriſen gibt es keine Naſt,
kein Beſinnen, kein Mutfaſſen. Ein Poliziſt ſchilt mit ihr. Ein
Hotelpage fordert ſie auf: „Meine Dame, bitte höflichſt
weiter-
zugehen!” — Seine Hand weiſt auf das großmächtige Portal.
— Dort hinein fließen die Menſchenſtröme. Winny treibt mit.
Ihre Füße ſchreiten auf dicken Läufern. Ein Gewirr von
Ge=
räuſchen dringt auf ſie ein, das Atmen des Nieſen Morriſon,
ſein Stöhnen, ſein Lachen und Grollen. Die Läufer münden in
bunte Felder weiter und ſchwerer Ceppiche. —
Winny weiß nicht wohin. — Fontänen ſpringen,
Blüten=
prächte aller Breiten der Erde, Baumfarne, Palmen, Orchideen
ſchmücken Eſtraden und Winkel. — Wie eine Brandung
rau=
ſchen die menſchlichen Stimmen. Lautſprecher haben Mühe, ſich
vernehmbar zu machen. — Wer ſoll hier Winny Lee bemerken?
— Herr Samuel Fiſher wird telephoniſch aus London verlangt,
Frau Mabel Baker wird in einen Salon gebeten. Herr
Drans=
field aus Detroit iſt eingetroffen. Er bittet ſeine Freunde in das
Konferenzzimmer 103.
Groß wie eine Bahnhofshalle iſt die Lobby des Nieſen
Mor=
riſon. Die Uhren zeigen 11 Uhr 35. — Wo mögen die Büros
ſein? — Winny bleibt ſuchend ſtehen. — Menſchen umhaſten ſie.
Sie wird von ihnen geſtreift und geſtoßen, die ihr ſo fern ſind
wie auf anderen Welten. Canzende Worte umgaukeln ſie,
frohes Geplauder von Reiſen über Meere und Länder, von
ern=
ſten Geſchäften und heiterem Sport. — Jeder Finger dieſer
vie=
len hundert Neichen könnte winken: „Sie wünſchen Brot und
Arbeit? — Hier iſt ſie!”
Wo ſind die Büros? — Die Uhr iſt 10 Uhr vierzig. —
Ningsherum ſind die Schalter für Auskünfte, Reiſebüros,
Ge=
päckbeſorgung, Dolmetſcher, Kaſſen, an denen Dollarhaufen
ge=
ſtapelt werden. Drüben liegen die Friſierſalons, Läden aller Art.
Ein ganzes Kaufhaus ſchließt, ſich an. — Wahrlich, das
Ne=
klamewort hat Necht: „Wer im Morriſon wohnt, bedarf der
Welt nicht! — — Weſſen aber bedarf der Nieſe Morriſon? —
Etwa der kleinen Celephoniſtin Winny Lee aus New York?
Am Schalter erhält ſie Auskunft: „Die Büros ſind im
neunzehnten Stock.”
Winny geht zu den Fahrſtühlen. Dreißig, vierzig Damen
und Herren ſchieben ſich hinein und führen Winny mit. Sie
er=
ſchrickt, als der Jahrſtuhl abwärts fährt. Ein Hotelführer ſteht
auf dem Hocker und verkündet: „Meine Damen und Herren, wir
beginnen mit dem vierten Stock unter der Erde!”
kunſt, des Vlamen ureigene, die läßt er ſich nicht nehmen. So
ſitzen ſie denn in den Schenken und trinken ihr doppelkoppie
flandriſches „Sueuize=lambric” oder ihr Genter „uitzet”.
Muſik=
banden ziehen umher. Es wird viel getrunken, mitunter auch
ganz ſpontan getanzt, und es herrſcht eine breite, lachende
Fröh=
lichkeit.
Man kann es eigentlich nicht einfacher haben. Man kommt
von Köln, ſteigt aus, geht eine Stunde durch ganz Belgien, ſetzt
ſich in den Sug und fährt nach Oſtende zum Baden. Aber es
ſtimmt auch ein wenig nachdenklich. Draußen tönen die
Schiffs=
ſirenen, draußen eilt das Leben, das ſo grauſam iſt, alte ſchöne
Häuſer abzureißen, um neue Betonkolöſſe an ſeine Stelle zu
ſetzen. Hier drinnen aber konſerviert der Menſch ſein
hiſtori=
ſches Gefühl. Man gibt dem Mörtel, und dem Gips das
er=
habene Gepräge eines geſchichtlichen Ewigkeitswertes von der
Dauer eines halben Jahres. So iſt das Leben!
Die Archikektur.
So etwas Swieſpältiges wie hier habe ich noch nicht
ge=
ſehen. Man ſollte meinen, 4 ß in einer ſo in jeder Weiſe
reprä=
ſentierenden Ausſtellung die erſten Kräfte belgiſcher
Architek=
tur in vorderſter Linie wirkſam wären. Und nun ſtellt ſich
heraus, daß Sdeen, die bei uns längſt geläufig ſind, noch durchaus
Alt-Belgien in Gips
nicht in allen Ländern mit der gleichen Intenſität angepackt
wer=
den. Vielfach herrſcht noch die Anſchauung der
Ausſtellungs=
architektur der Jahrhundertwende unſeligen Angedenkens, die
mit einem Aufwand von viel Säulen und Deſor Sweik und
Funktion eines Bauwerks ganz vergeſſen hatten. So ſind die
offiziellen Bauten Belgiens, der Triumphbogeneingang, vor
allem aber die Kirche (die die Kunſtſammlung birgt), von dem
Architekten Smolderen erbaut, niederſchmetternd. ZSumal, wenn
man erfährt, daß ſie nach der Ausſtellung als Kultgebäude dienen
ſoll. Ein ärgeres Gemiſch von Mittelalter, heimiſcher Bauweiſe
und orientaliſcher Kuppelromantik läßt ſich nicht denken. So
ſind es vorwiegend drei Bauten von wirklicher Qualität und
fortſchrittlicher Geſinnung, der Pavillon der Stadt Antwerpen,
der der Niederländer und der Deutſchlands. Dieſer iſt von den
drei Hanſeſtädten Hamburg, Lübeck und Bremen von dem
Ber=
liner Architekten Budeus erbaut. Ein Bau von guten
Ver=
hältniſſen, klar, harmoniſch und trotz ſeiner geringen Abmeſſung
monumental in der Wirkung. Ein Bau, der in ſauberer und
ehrlicher Weiſe repräſentiert.
Man ſchiebt Winny hinaus. Ihr iſt, als müßte das ſo ſein.
Es iſt beſſer, die zwanzig Minuten Wartezeit hier zu verbringen,
als mit ſchmerzhaft pochendem Herzen zwiſchen den
Konkurren=
tinnen zu ſitzen.
Hier unten herrſcht der Oberküchenmeiſter. 70 Köche
beider=
lei Geſchlechts und zehnerlei Naſſen arbeiten an den 200 Herden
der 8 Kochſäle. In mulmenden, heißen Dämpfen tauchen weiße
Geſtalten auf und verſchwinden in Fettnebeln. Grelles
Bogen=
licht gleißt auf blauen Wolkenzügen. Gähnende Feuerlöſcher
werfen ihre Gluten auf erhitzte Geſichter und verkniffene Augen.
— Cöpfe, Pfannen, Kaſſerollen drängen ſich um die
Flammen=
ſchlünde. Elektriſche Heizplatten, brauſende Gasflammen,
kni=
ſternde Holzkohlenglut haben Spezialgerichte zu röſten, zu braten,
zu ſchmoren, Leckerbiſſen aus den Küchen aller Kontingente,
Speiſen, denen Kohlenbrand nicht taugt. — Ein Schwall
gerufe=
ner Speiſebefehle entſtrömt den Lautſprechern, wird in Laufzettel
zerlegt, den Zuträgern gereicht, den Köchen übergeben.
Mit fiebrigen Augen ſieht Winny Lee, mit ſchmerzenden
Ohren vernimmt ſie das Coſen dieſer gewaltigen Kachmaſchine.
— Feuertüren krachen, Copfdeckel klappern. Dämpfe ſieden,
ziſchen und pfeifen. — 20 Speiſeaufzüge ſteigen hinauf und ſinken
wieder hinab. Signallichter erglimmen und verlöſchen. — Braten,
Siſche, Gemüſe, Kompotte rollen auf Laufbändern neben Winny
dahin. — — Sie hat ein trockenes Brötchen gefrühſtückt. Sie
möchte in irgend einem verſteckten Winkel hocken, eine Suppe
löffeln, ein Stückchen Fleiſch eſſen, eine von den flinken
Suträ=
gerinnen ſein. — — Jene dort mit dem Cablett voll köſtlich
duf=
tender Paſteten — —
Winny taumelt, als ſie die Küchen verläßt.
Einen Stock höher kreiſen Celler und Schüſſeln auf
verti=
kalen Karuſſellen, werden durch ſtählerne Hände vom Stapel
ge=
nommen, durch guirlende Seifenlaugen getaucht, gebürſtet,
auto=
matiſch gereiht. Sie fahren ſeitwärts, werden von Metallklauen
ergriffen und gewendet, durch rauſchende Spülwaſſer geſchwenkt,
gedämpft, geklärt. — — Da geht es den Gläſern ſo, dort den
Legionen an Meſſern und Gabeln. Hie und da ſtehen Menſchen,
die den Maſchinen dienen. Das Geſchirr klappert in ihren
hel=
fenden Händen. Cransportkarren füllen ſich und fahren
führer=
los ihren exakten Weg.
upteſugang zur Ausſtellung
L’art flamnd.
Schon einmal hatte die Welt Gelegenheit, in einer
groß=
arkigen Schau im Burlington houſe zu London 1927 die Blüte
und den Reichtum niederländiſcher Kunſt zu ſehen. Ihr
gegen=
über tritt die jetzige Ausſtellung etwas zurück. Damit ſoll nicht
geſagt werden, daß es zu ihrem Schaden ſei. Aber es waren
ge=
wichtige und für die Fremdenpolitik verſtändliche Gründe, die
Muſeen des Landes nur ſehr langſam zur Beſchickung der
Welt=
ausſtellung heranzuziehen. Eigentlich iſt ja ganz Belgien ein
ein=
ziges großes Muſeum. Nirgends kann man auf ſo begrenztem
„Naum eine ſolche Fülle von Bauten, Kirchen, Klöſter, Nathäuſer,
einen ſolchen Reichtum von Gemälden, Plaſtiken, koſtbaren
Er=
zeugniſſen des Kunſthandwerkes, Kirchenſchätze, ja noch ganze
Simmereinrichtungen vergangener Jahrhunderte zuſammen ſehen.
Und es iſt richtig; wer das kleine Curiner Bild des Jan van Euck,
die Stigmatiſation des hl. Franz ſieht, der wird den Wunſch
kaum unterdrücken, ins nahe Gent zu fahren, um dort den
welt=
berühmten Altar wieder einmal zu ſehen, der noch bis zum
Ver=
trag von Verſailles im Berliner Muſeum ſtand. Und wer wird
nicht, wenn er die Wiener Madonna des Rogier van der
Wey=
den oder die Liſſaboner Madonna mit der Noſe geſehen hat, in
Brüſſel ausſteigen, um die Galerie zu beſuchen. Oder vor dem
herrlich ſtillen Memling ans Memlingmuſeum in Brügge denken.
Ganz Belgien hat ſich gerüſtet, ſeine Schätze zu zeigen und die
große Kunſt von Flandern und Brabant in ſeiner ganzen
glück=
haften Erleſenheit immer wieder neu zu entdecken.
Immerhin iſt die ſtattliche Anzahl von etwa 300 Gemälden
zuſammengekommen, die zu dem noch ſtattlicheren Preis von
50 000 000 Mk. verſichert ſind. Und ſo mag man gern auf die
Muſeumsſchätze des Landes verzichten. Hat doch das Ausland
die Ausſtellung mit gewichtigen Proben beſchickt, die man wohl
nicht ſo ſchnell wieder nebeneinander hängen ſehen wird. So
haben Wien, Budapeſt, Berlin, München, Darmſtadt,
Köln, Stuttgart, Liſſabon, London, Madrid, Curin, Mailand,
Paris und Chicago die Ausſtellung zu einem geſchloſſenen Bild
abgerundet.
Was ſoll ich alle die vielen Namen nennen. Es war
ſelbſt=
verſtändlich, daß von allen guten Meiſtern einige würdig
ver=
tretende Bilder da waren. Es macht ja auch nicht die Menge.
Es iſt etwas anderes, das zu uns ſpricht: Es iſt die Kraft der
Unmittelbarkeit, die heute genau ſo wirkſam iſt wie damals.
Man kann ruhig alles hiſtoriſche Wiſſen draußen laſſen. Wie
etwas ſehr Gegenwartsnahes muten ſie an, ſicher, klar und
un=
pathetiſch in ihrer ganzen Haltung.
Brueghel.
Man kann immer wieder beobachten, wie die Maſſen ſich vor
ſeinen Bildern ſtauen. So ſpringt die Kraft ſeiner Erzählung,
ſeiner Farben, ſeines ſeltſamen Stimmungsgehaltes an. Es iſt
eine ſtattliche Anzahl, die hier nebeneinander hängt. Freilich
auch jetzt kann ſich Antwerpen noch nicht mit Wien meſſen. Dort
iſt eben doch das Schönſte, was er je gemalt hat. Das Schönſte?
Wirklich? Wenn man in dieſer Umgebung das Darmſtädter
Bild ſieht, in ſeiner wundervollen, zarten, von atmoſphäriſchem
Dunſt ohnegleichen durchwehten Conigkeit, dann möchte man
doch ſagen, hier iſt ſeine ſchönſte Landſchaft. Und es gibt keinen
ſchöneren Gegenſatz, das zwieſpältige Weſen des alten Pieter zu
beleuchten, als daneben die „Dulle Griet” zu ſehen, jene
Aus=
geburt geſpenſtiſcher Phantaſie. Schauerlich iſt das Gebaren
die=
ſer raſenden Hexe. Das iſt die Seite ſeines Weſens, die auch
das Wiener Sturmbild ſchuf, das neben den Berliner
Sprich=
wörter=Bildern zu ſehen iſt. Wenn alſo dieſer Meiſter ſo
reich=
lich zu Wort kommt, dann iſt es um ſo verwunderlicher, daß ſein
Vorgänger und viſionärer Weſensverwandter Hieronymus Boſch
Der Elektrizitäts=Palaſt
ſo ſchlecht vertreten iſt. Wohl jeder kennt die ſchauerlichen
Fratzen, Ausgeburten des Ceufels, vom Höllenboſch. Wie
an=
ſchaulich wäre es geweſen, mit dieſen beiden Meiſtern den Schritt
vom Mittelalter zur neuen Seit ſo recht ſchlagkräftig zu zeigen.
Der Grandſeigneur.
Bleibt noch der Triumphgeſang, das „große Jahrhundgs‟”
Meiſter Nubens. Und wenn es auch gar nicht möglich iſt, in
auch nur annäherndes Bild dieſes gigantiſchen
Malertempeu=
ments zu geben, — — das rieſengroße Altargemälde der Maria
mit Heiligen aus der Auguſtinerkirche in Brüſſel iſt der erſte
rauſchende Empfang, der ſofort, mit hinreißt in die Fülle und
Alt=Belgien in Gips
Und was das ſchönſte iſt, man ſieht einen ganzen Saal von ſeinen
Bildern, die alle eigenhändig ſind, ohne Heranziehung von
Geſellenhänden, deren er ſich ſo oft bedienen mußte. Ihm öffnen
ſich auch heute noch alle Core der Welt. Immerl
Die Stadt am Abend.
So iſt dieſe Ausſtellung nichts Willkürliches. Sie hat ihren
tiefſten Grund in den Lebensvorausſetzungen des plämiſchen
Vol=
kes. Es hat ſeine mit unveränderter Kraft wirkende
Verbunden=
heit mit ſeiner alten Kunſt und hat den offenen graden Blick für
das Gebot der Stunde. Halb Bauernvolk und halb Seevolk.
Ein Volk mit der unverbrauchten Kraft ſeiner Naſſe. So ſehr das
Land allen Einflüſſen offen ſtand, ſo ſehr eine ſtändige Miſchung
des Blutes ſehr vieler Landſchaften ſtattgefunden hat, die Kraft
der eigenen Landſchaft und des eigenen Blutes war nicht
unter=
zukriegen. Und wenn dann am Abend die Lichter aufflammen
und der Rhythmus der Weltſtadt erwacht, wenn in ihrer Mitte
der hohe Curm der ſiebenſchiffigen Nieſenkathedrale im
Schein=
werferlicht ſich erhebt, dann iſt Vergangenheit und Gegenwart
einträglich nebeneinander und ſtoßen und reiben ſich nicht
an=
einander.
Man ſteigt nachdenklich in den Sug. Man ſpürt den Willen
zum Fortſchritt, den Willen eines fremden Landes. Begreift
auch, daß wir dieſe Konkurrenz nicht unterſchätzen dürfen, aber
auch, daß unſere Stärke, unſer Wille zur Ebenbürtigkeit
heran=
wächſt. Aber ſorgſam und mit offenen Augen müſſen wir
darüber wachen!
Belgien hat ſich, zum Glück, geändert. Das Verhalten dem
deutſchen Beſucher gegenüber iſt einwandfrei. Wir wollen hoffen,
daß es nicht nur auf Nechnung der Fremdenpolitik zu ſetzen iſt,
ſondern daß es die öffentliche Meinung iſt, die einſieht, was
Krieg und Verhetzung für verhängnisvolle Folgen hatten. Ob
das deutſche Bier dazu beiträgt? Man ſieht wenigſtens überall
deutſche Bierplakate. Und es wundert einem ſchon gar nicht
mehr, wenn die großen Lautſprecher, die überall ſtehen, plötzlich
die Bäume im Prater ſo ſchön blühen oder dem Gigolo, dem
armen Canzleutnant, das Herz brechen laſſen.. Auf Deutſch
natürlich. Was will man mehr?
Unſer taglich Brot ..."
Brok und Brötchen am lanfenden Band.
Gang durch eine Brotfabrik.
Von Carl Otto Windecker.
Daß die Induſtrialiſierung des Handwerks vor den
Lebens=
mitteln nicht Halt machen würde, war vorauszuſehen, — und um
ſo weniger vor dem Brot, deſſen traditionelle Form eine
nach-
trägliche Cypiſierung überflüſſig macht und die
Maſſenproduk=
tion erleichtert. Wie weit dieſer Kampf zwiſchen der Maſchine
und dem Handwerk fortgeſchritten iſt, beweiſt vielleicht am beſten
ein Gang durch eine Brotfabrik modernſter Aufmachung.
Von dem Sacklager, das, um Friſche und Qualität zu
er=
halten, nie mehr als den täglichen Bedarf enthält, kommt das
Mehl in eine erſte Miſch= und Siebemaſchine, die
unvermeid=
lichen Schmutz, Haare des Sacks uſw. auswirft. Das nach unten
gefallene Mehl wird durch einen Elevator wieder angeſaugt und
Dieſe Arbeit kennt Winny. Sie hat ſich die Hand an
einem Cellerſcherben zerſchnitten. — Die Herren und Damen ſind
aufgeregt, und ſie ſtaunen, daß es Menſchen gibt, die ihr
täg-
liches Brot ſo komiſch verdienen. — Der Nieſe Morriſon blickt
Winny Lee ſtarr und ernſt in die Augen.
„Ladies und Gentlemen, hier hat der Beſitzer des Hotels
Morriſon ſeine Laufbahn begonnen!”
Ein alter Holzbottich iſt da, der wie ein Denkmal
umgit=
tert iſt. Solche Schickſale ſind der Stolz der Nation.
Winny vernimmt es mit hoffenden Augen, daß der Nieſe
Morriſon einmal ein ganz kleiner, centbilliger Mann war. Sein
Wahlſpruch ſteht auf dem Bottich, das Leitwort des ganzen
Hotels: Pünktlichkeit iſt Vorſprung!
Sie erſchrickt. Die Uhr iſt fünf Minuten vor elf. Sie läuft
zu den Fahrſtühlen. Dieſer hier hält nur alle zehn Stockwerke,
jener jeden fünften, der dort bummelt von Etage zu Etage. —
Pünktlichkeit ich Vorſprung! — Da war ein ungewöhnliches
Wort, ein eigentlich überflüſſiges Wort in dem Celegramm=
Vorſtellet zwölften Suli pünktlich 11 Uhr — — — Sie ſteigt
in den Schnellfahrſtuhl. Mit ihm will ſie zehn Stockwerke, mit
dem nächſten fünf und dann mit dem dritten die letzten vier Stöcke
fahren. — Sie bebt über ihre Unachtſamkeit. Faſt wäre ſie
nicht pünktlich geweſen, und ob es jetzt gelingt, iſt fraglich.
Schon hält der Fahrſtuhl im zehnten Stock, als ihr einfällt, daß
es ſchneller geht, wenn ſie bis zum zwanzigſten durchfährt, um von
dort wieder einen Stock hinabzugleiten.
Swei Minuten vor 11 Uhr betritt Winny das
Anmelde-
zimmer des Chefs.
Der Diener weiſt ſie ab: „Herr Morriſon iſt beſchäftigt.”
Winny ſetzt ſich. Sie hat den Rhuthmus des Nieſen im
Blut: Pünktlichkeit iſt Vorſprung! — Als die Uhr eine Minute
vor elf iſt, fordert ſie wieder:
„Bitte melden Sie mich jetzt.”
„Herr Morriſon empfängt nicht.”
Aber Herr Morriſon hat pünktlich 11 Uhr befohlen. — Der
Diener ſitzt neben der Cür des Chefs. Er wird ihren Eintritt
gewaltſam hindern.
Pünktlichkeit iſt Vorſprung! — Wie ein Nauſch durchpulſt
dieſes Wort Winnys Blut.
Plötzlich hat ſie den Einfall, der ſie beängſtigt, und den ſie
doch ſofort ausführt: ſie öffnet ihre Handtaſche, iſt abſichtlich un=
geſchickt und läßt den Inhalt auf den Boden fallen.
Der Diener ſpringt hinzu und ſammelt.
„O, tauſend Dank”, ſagt Winny, läuft an ihm vorbei und
klopft an die Cür des allmächtigen Herrn Morriſon.
„Was iſt los?” brüllt es drinnen.
Winny öffnet die Cür und flieht vor dem Diener hinein.
„Was wollen Sie?” ſchreit Morriſon ſie an.
Um Gottes Willen! — Er iſt ein ſchrecklich großer, breiter
alter Mann.
Sie bringt mühſam heraus: „Winny Lee, Celephoniſtin. —
Sie wünſchten mich pünktlich um 11 Uhr zu ſehen.”
„Sie haben ſich im Perſonalbüro zu melden!”
Er weiſt auf die Cür und ſchilt dröhnend mit dem Diener.
Swei Minuten nach 11 Uhr betritt Winny das
Warte=
zimmer des Perſonalbüros. Sie iſt zu ſpät gekommen.
Swan=
zig junge Mädchen warten ſchon. Winnys Chancen ſtehen
ſchlecht. Sie bekommt die Vorlaßnummer 21. — Ein Grauen
über ihren tollkühnen Auftritt bei dem alten Morriſon überfällt
ſie. Ihr iſt, als wäre ſie von Sinnen geweſen.
Da öffnet ſich die Cür. Der Diener tritt ein und ſucht ſie.
„Das hätten Sie wenigſtens mitnehmen können”, murrt er
und reicht ihr ihren Spiegel, einen Bleiſtift, ein paar Cents.
Jetzt, wird er mich hinauswerfen, denkt Winny Lee, und
wirklich fordert er ſie auf: „Kommen Sie mit.”
Aber der Diener klopft am Simmer des Perſonalchefs, läßt
ihr den Vortritt und ſagt die unfaßbaren Worte: „Herr
Mor=
riſon wird Sie wegen dieſer jungen Dame anrufen, Herr
Winſter.”
Winny Lee hockt bange auf dem Stuhlrand, während Herr
Morriſon wohllaunig ſeinem Herrn Winſter ins Ohr poltert:
„Iſt dieſe kleine blaſſe Celephoniſtin bei Ihnen? — Ja? —
Hören Sie, die nehmen wir. — Sie hat meinem Diener einen
hübſchen Streich geſpielt, um pünktlich zu ſein. — Hab auch mal
ſo angefangen, Winſter! — Pünktlichkeit iſt Vorſprung! — Das
Wort ſoll wahr bleiben. — Danke, Winſter.”
Briefe, mit Bleiſtift geſchrieben.
Anekdoten von Quiguerez.
Die Somteſſe von Noailles, Frankreichs größte
zeitgenöſſi=
ſche Dichterin, erhielt eines Cages ein Briefchen eines jungen
Mannes, der ſie liebte. Der Brief war unterwegs geſchriebeu,
und zwar mit Bleiſtift; und ſein Abſender entſchuldigte ſich dafür
mit demütigen Worten.
Warum entſchuldigen Sie ſich?” ſchrieb ihm die Comteſſe
zurück. „Ich liebe Briefe, die mit Bleiſtift geſchrieben wurden.
Sie ſind wie Geſpräche, die man flüſtert.”
Erhält durch dieſen Ausſpruch nicht auch die folgende
Ge=
ſchichte erſt ihre intimſte Sartheit?
Sie handelt von Eleonore Duſe. Vor ihren Leidensjahren
mit d’Annunzio lebte ſie durch Jahre mit dem italieniſchen
Kom=
poniſten Boito: es war eine große Paſſion und es ſchien, als
wäre ſie für immer. Dies war die glücklichſte Seit ihres Lebens.
Eines Cages ſpielte ſie die Kameliendame, ergreifender,
großartiger denn ſe, — denn ihr Freund war im Cheater. Kaum
war ſie nach Schluß der Vorſtellung in ihre Garderobe zurück
gekehrt, ſo empfing ſie von ihm ein Billett: „Liebſte, wieſo
kommt es, daß die meiſten Schauſpielerinnen beſſer eine Nolle
ſpielen, in der ſie zu weinen vorgeben, als eine, in der ſie zu
weinen haben, und daß Du die einzige Ausnahme biſt? — Ich
erwarte Dich wie immer am Bühnenausgang.”
Durch die nächtlichen Straßen von Mailand, umſchlungen,
noch ganz dem Eindruck des Abends hingegeben, fuhren ſie dahin,
und ſchweigend. Als aber Boito zuhauſe in die rechte Nock=,
taſche griff, fand er auf einem Settel mit Bleiſtift die Worte:
Weil nur Eine nicht vorgibt zu lieben, ſondern wirklich liebt.”
Und nun von einem Billett, das aber kein Liebesbrief iſt.
Helene Odilon, einſt die gefeiertſte Salondame der deutſchen
Bühne und noch heute all jenen unvergeßlich, die ſie ſpielen
ge=
ſehn, liebte in den Anfängen ihrer Bühnenlaufbahn einen jungen
Mann; aber, ach, wie bald wurde ſie ſeiner überdrüſſig! Lange
wollte der unentwegte Anbeter nichts von einer Crennung wiſſen;
endlich aber kam es zu der letzten, unvermeidlichen und
kataſtro=
phalen Szene; und nun war der Bruch endgültig. Schnell gab
die Odilon ihrer beſten Freundin auf einem kleinen Settel
Mit=
keilung: und einſt, wie war ich in dieſen Jungen doch
ver=
narrt! Aber ſetzt — keine Negung eines Gefühls mehr. Oh
Gott, wie doch die Männer veränderlich ſind!”
nun zum zweltenmal geſiebt und gemiſcht. Automatiſch läuft von
hier aus das Mehl, je nach Sorte und Zuſammenſetzung, nach
entſprechenden Silos, die — zwei Stockwerke tiefer — durch
einen Hebelgriff geöffnet werden. — Es empfiehlt ſich dringend,
dieſes oberſte Stockwerk der Brotfabrik, nicht gerade mit einem
ſchwarzen Anzug zu betreten. Fußböden, Wände, das Geländer
der ſchmalen Creppe, die man hinaufgeſtiegen iſt — alles iſt
hauchdünn von einem intenſiv haftenden weißen Puder überzogen.
Für Damen, die damit nicht genug haben ſollten, iſt es ratſam,
der „Ausklopfmaſchine” näher zu treten, die die entleerten Säcke
reinigt und entſtaubt. Der Puderbedarf für die nächſten zwei
Jahre iſt unter Garantie hinreichend gedeckt.
Swei Stockwerke tiefer wird der Ceig hergeſtellt.
Erwar=
kungsvoll ſteigt man die Eiſentreppe hinter ſeinem dicken —
ſchwitzenden Führer hinab, der außer Hoſe und dünner
Bäcker=
joppe nicht viel Toilette gemacht haben dürfte. Einen
Augen=
blick lang ,denkt man vielleicht an ſeine Jugend zurück, wenn
Mama ſelbſt, die Schüſſel auf dem Schoß, einen beſonders feinen
Kuchenteig knetete und man erwartungsvoll der werdenden
Herr=
lichkeit zuſah — —. Aus den großen, beweglichen Ausgüſſen
der Silos fällt das maſchinell abgewogene Mehl — je nach der
erforderlichen Miſchung aus dieſem oder jenem Silo
entnom=
men — in große, fahrbare Bottiche. Swiſchen den Silos ſteht
die große Miſchmaſchine, unter die der Bottich nun gefahren
wird. Unter ſtändigem Suſatz friſchen Waſſers, ſchlägt ein
brei=
ter Hebel die Mehlmaſſe, bis ſie die erforderliche Dichtigkeit
er-
halten hat. Zur Seite gefahren, „geht” der Ceig im Bottich
ſeine Seit, um dann zu einer beſonders intereſſanten und
kompli=
zierten Maſchine, der „Wiegemaſchine”, zu gelangen.
Ein vorweltliches Ungetüm. Eigenartig, daß man immer
wieder in Verſuchung iſt, rein oberflächlich Ausmaß und Kraft
einer Maſchine mit dem fertigen Produkt zu vergleichen — und
ſich zu erſtaunen. Aber man verdrängt ſeine romantiſche
Auf=
faſſung von der ſachlichen Maſchinerie und läßt ſich erklären.
Mit einem gewaltigen Nuck hebt die Maſchine die ſchweren
Bottiche auf und kippt ſie aus, in ihren eigenen gefräßigen Leib.
Mit metalliſchem Klappen wirft nun die Maſchine die aufs
Gramm automatiſch abgewogenen Ceigbrocken aus — auf ein
laufendes Band, das mit den runden Ceigklumpen
ununterbro=
chen nach oben läuft. An einer ſinnreichen Konſtruktion der
Maſchine wird das jeweilige Gewicht der einzelnen Brotſorten
reguliert.
Nund, formlos, tauchen die Ceigbrocken auf dem laufenden
Band aus der Ciefe des unteren Stockwerks auf. Einer nach
dem anderen, im raſchen Cempo. Von einer beſonderen
Kipp=
vorrichtung auf ein zweites laufendes Band abgeworfen,
paſſie=
ren ſie nun zwei oder drei leicht drückende Nollen, die ihnen
automatiſch die Langform unſerer Brote gibt, — um ſchließlich,
ohne daß ſie eine menſchliche Hand berührt, hätte — in die am
Wendepunkt des laufenden Bandes aufgeſtellten „Gärkörbe‟
zu fallen, die mit Inſchrift uſw. die Negativform des fertigen
Brotes haben. Auf langen, fahrbaren Cragen liegen dann die
Brote in den Gärkörben zum „Neifen”. In der äquatorialen
Gluthitze dieſes Naumes bedarf es dazu keiner langen Seit.
Höchſt appetitlich und knuſprig anzuſehen, verlaſſen die
Brote den Ofen. Sie dampfen ein wenig und man fühlt bei
ihrem Anblick eine Ahnung von Leibweh. Wieder auf lange
Cragen verpackt, wandern ſie nun vor die mächtigen
Kaltluft=
gebläſe des Kühlraums. Hier ſtehen ſie ihre Seit und gelangen
dann zur letzten Forderung moderner Hugiene: zur
Verpackungs=
maſchine. Wieder ohne menſchliche Handreichung, vollkommen
automatiſch, laufen die Brotlaibe auf einem laufenden Band zu
den ſinnreichen Hebeln der Maſchine, — vier raſche Cakte, ſo
ſchnell, daß es ſchwer iſt, den Vorgang im einzelnen zu erkennen,
und das Brot rollt, ſauber in reinliches Wachspapier verpackt,
ſeiner letzten Beſtimmung: der Verladungsrampe zu.
Es war keineswegs die größte Brotfabrik Deutſchlands,
die ich beſuchte. Dennoch können die nachſtehenden Sahlen die
Catſache der Induſtrialiſierung des Handwerks illuſtrieren: bei
einem täglichen Bedarf von 100 bis 120 Doppelzentnern Mehl
verlaſſen durchſchnittlich allein 14 bis 15 Cauſend Schwarzbrote
die Fabrik, — ungezählt die vielen anderen Brote anderer
Su=
ſammenſetzung. Und damit ergibt ſich auch die Nelativität der in
der Einführung behaupteten Cypiſierung des Brotes.
Kon=
ſumentengeſchmack und verſchiedene Brotgeſetze der einzelnen
Volksſtaaten — die Fabrik beliefert Verkaufsſtellen, weit im
Umkreis ihres Wohnſitzes — machen die tägliche Produktion
von 17 verſchiedenen Sorten Brot, nach Zuſammenſetzung,
Ge=
wicht und Form erforderlich. Intereſſant iſt, daß das preußiſche
Brotgeſetz Brote von 2 und 4 Kilo vorſchreibt, während im
Bundesſtaat Heſſen zum Beiſpiel heute noch das Brotgeſetz aus
dem Jahre 1789 gültig iſt und Brote, von ein und zwei Kilo
verlangt.
Eine Sonderabteilung der Fabrik produziert Brötchen und
Kuchen. Hier ſteigert ſich das Herſtellungstempo durch die
be=
ſchränkte Herſtellungszeit, die die Maſſenproduktion naturgemäß
erſchwert. So werden zwangsläufig ſehr komplizierte Maſchinen
notwendig, die dieſen Seitverluſt ausgleichen ſollen, und wie oft
ſind dieſe Maſchinen — geſtern noch neu — morgen ſchon wieder
veraltet und außerſtande, die geſtiegene Anforderung zu
bewäl=
tigen.
Und damit iſt gleichzeitig auch das tiefere und größere
Problem der Großproduktion berührt: die rechtzeitige
Voraus=
kalkulation des tatſächlichen Bedarfs. Die geſamte Produktion
muß — mit Ausnahme von Keks und Nudeln — am gleichen
Cag auch vollſtändig konſumiert ſein, da alle Backwaren ihren
Wert teilweiſe oder ganz verlieren, wenn ſie nur einen Cag
lagern. Dieſes kleine Problem der kleinen handgewerklichen
Bäckeeri wird für die Fabrik rieſengroß, und kann, mehr wie
in jedem anderen Induſtriezweig, gefährlich werden. Und um ſo
mehr, als Sonn= und Feiertage, die den Kuchen frequentieren,
Obſt= und beſonders die Swetſchenzeit, Schwankungen des
Fleiſchpreiſes oder ſogar die — Faſchingszeit ſowieſo eine auch
nur annähernde Stetigkeit der Produktionsziffern unmöglich
machen.
Parks um Rhein und Main.
III. Der Löwenſteinſche Park in Kleinhenbach.
Von Johann Georg Gerlach.
Man wandert von der Höhe des Odenwaldes ein Cal
hinun=
ter. Dort, wo es ſich zur Mainebene weitet, ſteigen, umgeben von
Grün, die weißen Mauern eines Schloſſes hoch. Man kommt
aus dem Speſſart und ſchaut vom Kloſter Engelsberg hinab. In
der munteren Bewegtheit von Fluß und Straße, Dorf und Dorf
ruht als Inſel der Stille ein Park, aus dem eine helle Faſſade
leuchtet. Das Auto, das die Mainſtraße aufwärts fährt, hat
plötzlich zur Linken ein Löwentor. Und gleich danach wird die
Breite eines Schloſſes ſichtbar, das mit zwei Flügelbauten
aus=
greift. Dann aber begleitet das grüne Buſchen eines Parks in
einigem Abſtand die Straße bis beinahe nach Miltenberg.
Der Fürſtlich Löwenſteinſche Schloßpark zu Kleinheubach.
Dies Schloß liegt zwiſchen der Landſtraße und dem Main
mit der Gartenfaſſade zum Fluß. Der Park konnte ſich ſo nicht
vor dem Schloß entwickeln. Nur an der einen Seite, vor dem
ſüdlichen Flügel, hatte er Fläche zu ſeiner Ausdehnung. Damit
war die ſonſt ſo beliebte und auch normale Möglichkeit
abge=
ſchnitten, in der Fortſetzung der Achſe des Gebäudes die Achſe
des Parks zu führen. Aber es iſt reizend zu ſehen, wie hier aus
der Not beſondere geſtalteriſche Möglichkeiten herausgeholt ſind.
Das Schloß iſt von Wieſenflächen umgeben. Auf der
Weſt=
ſeite geht der Naſen frei bis zur Straße, ſo daß nach dieſer hin
der ganze Gebäudekomplex eine repräſentative Sichtbarkeit
ge-
winnt. Nach Norden zu geſtalten Baum und Buſch die Wieſe
zu einem Kreis. In größerer Ciefe und Breite kehrt der Kreis
vor der Gartenfaſſade wieder, deren Stolz durch die freie
Naumdiſtanz erhöht wird. Nach der einen Ecke aber biegt
ſich die Grasfläche bis zum Fluß hinab. Die Südſeite des Schloſſes,
der Flügel, welcher der Ciefe des Parks zugewandt iſt, blickt
nicht auf einen Kreis, ſondern auf einen breiten Wieſenſtreifen,
der — lommerlich im aufſilbernden Noſabraun reifender Halme —
ſchräg zum Main ſich niederſenkt. Dicht ſind die Wieſen, begrenzt
von Buſch= und Baumwerk.
Das Motiv des Wechſels von Wieſe und Buſch= und
Baumgruppe entwickelt nun der lange ark zu einem lebhaften
Spiel. Wohl laufen zwei Hauptwege am Fluß und an der Stra=
Kenſeite. Aber zwiſchen ihnen öffnet ſich bald in dieſer, bald in
jener Form ein Ausblick auf den Naſen, bald ſchließt ſich
Ge=
zweig zuſammen. Bald führt ein Wieſenweg grad oder ſchräg
hinüber, bald ein Weg, der bedeckt iſt von Schatten und grünem
Licht.
Die Wieſen geben den verſchiedenſten Einzelbäumen
Frei=
heit zur Schönheit ungeſtörter Entwicklung. Da geht eine Eſche
ganz gerade und ungehemmt in die Höhe; nur an der einen
Stammſeite will eine Nakete Laub mit hinauf. Dort ziehen
zwei Lebensbäume ihre Aſte eng und verſchloſſen an ſich und
laſſen Büſchel über Büſchel niederfallen. Dann wieder macht
ſich eine Blutbuche ſo breit, daß ſie den Wieſenſtreifen entzwei
teilt. Eine fremde Konifere ſetzt ein unwirkliches Hellgrün zart
vor eine dunkle Aſtewand. Silberpappeln haben ihre ganze
Breite gerundet und ſtemmen ihre Arme hoch, aus denen
Sommers weiße Samenflocken in allen Nichtungen langſam
niederſinken.
Dann biegt wieder ein Weg aus der Wieſe in einen
mäch=
tigen Hochraum unter alten Pappeln und niederwuchtenden
Laubmaſſen. Unter den locker verteilten Bäumen kommt es zu
einem Gewebe der mannigfaltigſten Unterräume. Mannigfaltig
wechſeln ſie nach den Baumarten, welche die Näume
überwöl=
ben, nach der Stellung, der Wuchsweiſe der einzelnen
Indivi=
duen. Kaſtanien ſenken breite Hände über und in den Naum,
eine tiefer als die andere. Ulmen biegen, krümmen, lehnen ſich
zum Licht hinaus. Verſchieden iſt das Naumgewirre nach dem
Aufſtieg und der Nindenbildung der Stämme, die ſich durchs
Dämmergrün aufſtemmen, verſchieden auch nach dem
Durchſpie=
len oder Abdämpfen des Lichts. Uber die tief eingeſchnittenen
Nindenſtreifen einer alten Pappel iſt ein Geſprenkel von Licht
und Schatten geworfen. Buchen wahren ihre Glätte. Darunter
und dazwiſchen wuchert jüngeres Geſtänge. Manche Bäumchen
kommen mit weitem Biegen ihrer Aſte nach links und rechts
langſam hoch. Andre ſchießen jedes Sweiglein, gleich ſteil auf.
Drunter buſchen andre ihr Laub in Schichten in die Breite. Und
unter dieſer Fülle gedeiht der mannigfaltigſte Bodenwuchs. Bald
dringt dichtes Gras von der Wieſe auch hierher. Bald trägt
die braune Erde nur noch Schattenpflanzen. Bald iſt das Efeu
in wuchernden Wellen ganz unten Herr des Bodens. Dann
wieder gedeiht der Glanz krautiger Blätter, aus dem eine
Pappel emporſteigt.
Der Kleinheubacher Park iſt nicht wie der von Biebrich
und der zu Eulbach ausgeſpannt zwiſchen dem Schloß am
An=
fang und einem Weiher am Ende.
Wohl iſt der Garten nach Norden zuſammengebogen um den
Mittelpunkt des Schloſſes. Aber hier ſchon iſt er — wie oben
geſagt — nicht die Fortſetzung der Achſe des Schloſſes. Nach
Süden aber läuft er in eine weite Grasſteppe aus, die ſich verliert
nach dem Fuße des Gebirgs hin. Vgl. Gegenwart Nr. 25 u. 30.
—3-
Nummer 377.
Aufgabe 539.
Franz Palatz in Hamburg.
(Urdruck. Nach J. Kohtz und C. Kockelkorn.)
Weiß zieht und ſetzt in vier Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: Kg1 Tf4 Ld4 Sf6 Bg4 h6 (6
Schwarz: Kh8 Lh1 Bg3 /3)/; 44
Aufgabe 540.
Dr. O. Dotterweich.
(1. Preis, Münchener Zeitung. 1906.*
Weiß: Ka6 Da3 Sd3 e6 Bb5 e3e4 (7!
Schwarz: Ke4 Dh2 Bb1 c5 (41.
Matt in zwei Zügen.
Kätſel
H
Wabenrätſel.
Um des Nummernfeld gruppiert ſich ein Wort, das aus ſechs
Buchſtaben beſteht, am Pfeil beginnt und in Uhrzeigerrichtung
verläuft.
Die Wörter bedeuten: 1 Seekrebs, 2 Getreide, 3 Sonntag,
4 Eßgerät, 5 Bierglas, 6 Geiſtlicher, 7 Gewürzpflanze.
Silbenrätſel.
Aus den Silben: a, a. ab, bel, berg, borg, ce, che, ci, dech,
dom, ei, ge, ham, in, in, ke, ko, le, len, li, ne, nel, ot, ot, pi, pri,
qui, ring, ro, ſam, ſe, ſe, ſe, ſe, ſe ſi, ſinth, ſtein, ſter, ſun, terſ. ti.
vi, wal, wald we, u. un, ſind 17 Wörter zu bilden, deren Anfangs=
und Endbuchſtaben. beide von oben nach unten geleſen, einen
Spruch ergeben.
Die Wörter bedeuten: 1 Teil des Rheiniſchen Schiefergebirgs,
2 Frucht, 3. Zauberwort aus 1001 Nacht, 4 Berg bei Salzburg,
5 Blume, 6 Schnaps, 7 Inſel vor dem Kleinen Haff, 8
Aquarell=
farbe, 9 Feldherr des Dreißigjährigen Krieges, 10 kleines Reptil,
11 mittelalterliches Glaubensgericht, 12 Gewebe aus. Wolle
13 Fiſch 14 Inſekt (Geradflügler), 15 weiblicher Vorname,
16 Fremdenführer in Italien, 17. nordiſcher Romandichter.
Für Radfahrer.
Nach richtiger Ordnung der Buchſtaben nennen die 3
mitt=
leren waagerechten und ſenkrechten Balken gleichlautend drei
Fahrradbeſtandteile, die aus je 3 Silben beſtehen.
1. 2. 3.
4.
B
A.
A.
1. B D D D D D D EE
E E E
2. E G C HHIII
T N 0
3. O R RBRRRRR
T * *
* V
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 33.
Ein Kreuzworthaus.
Waagrecht: 1 Ma, 3 Gurt, 5 Heſſen, 7 Aal, 8 Lie, 10 Libellen,
13 Jo, 14 Mi, 15 er, 16 Albrecht.
Senkrecht: 1 Mus, 2 Ars, 3 gelb, 4 Tell, 5 Hai, 6 nie, 7Altona,
9 Enfant, 11 Eimer, 12 Loire.
Silbenrätſel.
1 Horatio, 2 Augsburg, 3 Trottoir, 4 Dolde, 5 Immi, 6
Eis=
lauf, 7 Wendekreis, 8 Eboli, 9 Legende, 10 Turgenjew, 11
De=
menti, 12 Jronie, 13 Raimund, 14 Wunde 15 Expander 16
Har=
monium, 17 Glogau, 18 Eiſenhut 19 Talmi, 20 Abfindung,
21 Nehemia, 22 Stearin. — Der Spruch lautet: Hat die Welt
dir weh getan, ſo greif ſie wieder mutig an.
Der Kontrollgang.
Er nimmt die Route: a=b=n=d=c=n=o=d=e=f=g=h=i=k=l=c=b=
m=
i=l=m=h=p=g=r=g=e=o=g=f=r=p=a.
Füll=Rätſel.
1. Ausdauer, 2. Lanſanne, 3. Klausner, 4. Banauſen, 5. die Fanſt,
6. Nikolaus.
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei. Rheinſtr. 23.
— Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H. Nette. Darmſtadt. Fernſpr. 1, 2389—2392. — Alle Rechte vo=behalten. Nachdr. verboten.
[ ← ][ ][ → ] Die Briefe
des Studenten Halsmann.
Von Otto Brües.
Man erinnert ſich: der Zahnarzt Halsmann aus Riga wurde
am 10. September 1928 im Zamſer Grund des Zillertals tot
aufgefunden; ſein Kopf war durch Wunden furchtbar entſtellt.
Der Sohn Philipp Halsmann, der ſeinen Vater auf der
Wan=
derung begleitet hatte, galt als der Täter und wurde vor Gericht
geſtellt. Er erklärte ſich für unſchuldig.
Lieſt man die Berichte über den erſten Prozeß nach, in dem
der junge Student mit neun gegen drei Stimmen wegen
Mor=
des zu zehn Jahren ſchweren Kerkers verurteilt wurde, und
den über das zweite Verfahren, in dem das Urteil mit acht gegen
vier Stimmen auf Totſchlag gefällt und auf vier Jahre Kerker
gemildert wurde, ſo ſteht man bei der notwendigen Knappheit
olcher Prozeß=Wiedergaben einigermaßen ratlos da. Man weiß
doch, daß Urteile von Richtern und Geſchworenen
Menſchen=
urteile ſind; man ſpürt, wie entſcheidende Umſtände — und
dazu kann der Tonfall einer Ausſage gehören und ein Blick in
den Schoß oder durchs Fenſter hinaus — verloren gehen, und
die Wand zwiſchen Recht und Unrecht iſt oft papierdünn.
Nach den Prozeßberichten ergibt ſich folgendes Bild: Die
Kette des Indizienbeweiſes, auf Grund deſſen Halsmann als
ſchuldig erkannt wurde, iſt nicht lückenlos; mancherlei Umſtände
bleiben ungeklärt. Vor allem die Erzählung eines Mannes, den
ein blutbefleckter Wilderer gebeten haben ſoll, ihn über die
Grenze zu ſchaffen. Aber auch der Gegenbeweis der Verteidiger
erſcheint nicht ganz lückenlos. Bleibt alſo die Frage, ob es
richt beſſer geweſen wäre, nach dem alten Grundſatz zu
verfah=
ren, daß man im Zweifelsfalle für den Angeklagten zu
entſchei=
pen habe. Oder aber, ob die Wahrnehmung eines
Bericht=
erſtatters nicht das Richtige trifft, wonach es „bei ſachlicher
Be=
trachtung als ausgeſchloſſen erſcheint, daß das Gericht hier
leichten Herzens ein Verdammungsurteil gefällt hat, das nur
auf perſönlicher Eingenommenheit und nicht auf ehrlicher Ueber=
Zeugung beruhte.”
Ob hier falſch oder richtig geurteilt wurde, das läßt ſich,
rvie geſagt, von außen her nicht beſtimmen. Um ſo weniger darf
rnan daran vorübergehen, daß ein angeſehener Verlag (J.
Engel=
horns Nachf., Stuttgart) durch die Veröffentlichung
Halsmann=
ſcher Briefe den Verſuch unternimmt, neues Licht, wenn nicht
üiber die Angelegenheit ſelbſt, ſo doch über die Perſon des
An=
geklagten zu breiten oder aber, wie es in der Umſchlagnotiz
heißt, dafür zu wirken, daß der „Fall Halsmann nicht zu Ende
äiſt — er hat erſt begonnen”.
Man verſichert, daß dieſe „Briefe aus der Haft an
eine Freundin” ohne jeden Gedanken an eine ſpätere
Ver=
öffentlichung geſchrieben ſind, und es beſteht kein Grund, an
bieſer Ausſage zu zweifeln. Und der Menſch, der an einer Stelle
der Aufzeichnungen, als er, mit vierundzwanzig Jahren, ſeine
Haare ergraut ſieht, mit einem tapferen Verſuch zur
Ueberlegen=
heit bemerkt, daß „ſeine Jugend ein wenig geknickt ſei”; dieſer
Senſch tritt plaſtiſch aus den Buchſeiten hervor.
Er iſt ein begabter Menſch. Soweit es ihm, als einem
Unter=
fuchungsgefangenen, überhaupt möglich ift, von dem quälenden
Vorwurf abzuſehen, der gegen ihn erhoben wird, arbeitet er
rnit rührendem Eifer an ſeiner geiſtigen Fortbildung. Er
ver=
ſchlingt Buch um Buch; das iſt in ſeiner Lage kein Wunder, aber
er gibt ſich und ſeiner Freundin jedesmal ſaubere Rechenſchaft.
Er wertet, was er lieſt, fügt es in den Rahmen des bereits
Weleſenen ein; er ſtellt es in ein Gefüge. Ob es nun ſich um
wie Corinna der Madame de Staél oder den Teufel von Alfred
Neumann handele; ob um die Galgenlieder Morgenſterns oder
Den Junker Ernſt desſelben Jakob Waſſermann, der ſich in einer
Aeußerung auf die Seite Halsmanns ſtellte; immer hat dieſer
Leſer etwas Selbſtändiges zu ſagen. Aber es iſt nun nicht ſo,
wvie es an dieſer oder jener Stelle der in der Reihenfolge ihrer
Entſtehung veröffentlichten Briefe zuweilen ſcheinen könnte, als
wb dieſer ſchwer bedrängte Menſch ſich in die Literatur flüchte;
er beobachtet auch mit Sorgfalt ſeine Umwelt. Das ſchönſte
Bei=
ſpiel dafür iſt die Geſchichte der kleinen ſchwarzen Katze, die er
jjeden Morgen ſieht, wenn er an die friſche Luft darf, den
RRundgang abzumarſchieren. „Sie erkennt mich ſchon wieder,
Häuft mir ſtets entgegen und nach. Ich laſſe ſie dann etwas
fſpringen, wofür ſie von mir eine Entſchädigung in Geſtalt von
Debensmitteln erhält. Heute wollte ich verſuchen, ob ſie mir den
ganzen Hof lang folgen, d. h. einen ganzen Kreis hinter mir
Taufen würde. Sie lief, ſprang, bekam aber nichts. Das
belei=
digte ſie furchtbar. Sie legte ſich nieder und ſchmollte. Wenn
ich vorbei ging, wandte ſie den Blick von mir ab.
Eingeſchüch=
tert und erſchrocken bot ich ihr meine Lebensmittel an. Aber ſie
ſchmollte weiter und wandte den Kopf ab. Ich war ſehr
un=
glücklich, aber da ſie ſehr human und gar nicht nachträglich iſt,
verſöhnten wir uns wieder nach einer halben Stunde. Jetzt
ſind wir wieder gute Freunde.”
In dieſer, dem Leben offenen Begabung iſt nun freilich ein
Zug zur Skepſis. Das wäre gut, wäre als Erbteil des Blutes
auch ſchickſalhaft begründet, wenn er ſich nicht manchmal
ver=
letzend äußerte. Kaum hat er etwas Erwärmendes oder etwas
Zartes aufgeſchrieben, da treibt es ihn, das Wärmende zu
ver=
leugnen, das Zarte zu entſtellen. Aha, werden oberflächliche
Menſchen nun ſagen, da haben wir den Zyniker, den brutalen
Egoiſten. Gemach, viel mehr ſcheint es ſich hier um eine
Keuſch=
heit des Gefühls zu handeln, das, kaum geäußert, ſchon Scham
darüber empfindet, offenbar geworden zu ſein. Dieſe harte
Kruſte des Zynismus freilich, dieſe Luſt am Zweifel, dieſe
Freude an der Unterdrückung des Gefühls, dürften es geweſen
ſein, die den Angeklagten wahrend des Prozeſſes als „
unſym=
pathiſch” erſcheinen ließen — aber es kommt ja wohl bei einem
Menſchen, der um Tod und Leben kämpft und um Recht und
Unrecht, nicht gerade auf die Gefälligkeit der Formen an!
Es könnte und ſollte bei der Betrachtung dieſer Briefe
aus=
ſcheiden, daß ſie ſpürbar eine Liebesgeſchichte, eine Liebesfabel
enthalten. Die Frau, die immer ſtürmiſcher in dieſen
Aufzeich=
nungen umworben wird, iſt ſich, wie das Vorwort zeigt,, „der
vielleicht etwas außergewöhnlichen Handlung” bewußt, dieſe
Briefe, „die mir teuer ſind, zu veröffentlichen.” Aber es muß
ſein, um auf den einzigen Rückſchluß aufmerkſam zu machen,
den das Buch beſtimmt erlaubt. Wenn man lieſt, wie ſchon
längere Zeit vor und dann nach der zweiten Verurteilung
Hals=
mann die Freundin beſchwört, ihr Leben nicht an das ſeine zu
binden; wenn er ſie bittet, ſo zu leben, als ob er nicht wäre
(„ich bin ja auch nicht mehr”); dann iſt er, in dieſem Falle, ein
Menſch von außerordentlichem Zartſinn, von einem anſtändigen
und geraden Charakter.
So iſt es denn wirklich nicht anders als wie es im
Begleit=
wort des Verlags heißt, „der Leſer mag nach dem Selbſtbildnis
Halsmanns, wie es aus dieſen Briefen vor uns erſteht, ſich ſein
eigenes Urteil bilden darüber, ob es denkbar iſt, daß dieſer
Mann ſeinen herzleidenden Vater mit einem Stein
niederge=
ſchlagen hat, und ob es überhaupt, nach einer ſolchen Tat, einem
Menſchen möglich wäre, beinahe zwei Jahre gegenüber der
ganzen Welt und gegenüber ſeinem eigenen Schickſal eine ſolche
Haltung zu bewahren. „Mir ſcheint, nach dem Zeugnis der
Briefe, dieſe Wahrſcheinlichkeit nicht groß. Erſchütternd iſt
aber auch der Gedanke, daß es einen Menſchen von ſo zarter
und reicher Anlage hinabgeriſſen haben könnte in das
Verbre=
chen — wer, müßte man dann mit den großen ruſſiſchen
Schrift=
ſtellern fragen, wer überhaupt unter den Menſchen iſt dann
davor ſicher, in das Untermenſchtum hinabzuſtürzen?
Seme in Ulten.
Von Heinrich Micko, G.D.S.
Die Ultner Bauern in Südtirol ſind ein finſteres Volk,
ähn=
lich dem Tal, das ſie beherbergt. Zwiſchen den Abhängen rauher
Gebirge, den Laugenſpitzen, den beidſeitigen Hochwart, dem
Haſen=
ohr, zieht es unendlich lang dahin, ſteinig, eng, karg, ohne
Freund=
lichkeit. Ulten liegt abſeits der großen Bergſteigergebiete. Selten
verirrt ſich ein Wanderer dahin. Nicht die Landſchaft und nicht
die Menſchen locken zum Beſuch. Der Ultner ift nicht gaſtlich. Er
wittert in jedem Fremden Gefahr, Feindſchaft; er bringt ihm darob
nichts als wieder Gefahr und Feindſchaft entgegen. Man ſagt ihm
nach, daß er den auskunftheiſchenden Fremden, deſſen Anweſenheit
er verwünſcht, mit Bedacht in falſche Richtung weiſt. Es iſt das
boshafte Rachſucht an einer Welt, die durch ihr Andersſein
Wider=
ſtand und Haß hervorruft. Die Ultner ſind eine einzige große
Sippe, von St. Pankraz über St. Walburg bis zu dem viele
Wegſtunden entfernten St. Nikolaus. Durch Jahrhunderte ſind in
dieſem Tal Miſchheiraten üblich. So kommt es, daß es faſt keinen
Ultner gibt, der nicht zu jedem anderen ſeines Heimattales in
ver=
wandtſchaftlicher Beziehung ſtünde. Die Folge dieſer
Blutab=
ſchließung iſt eben jenes ungeheuer ſtarke Gefühl der
Andersartig=
keit gegenüber der Welt draußen, die in einzelnen Fällen bis zum
Fremdenhaß ausartet.
Der Ultner iſt gegenüber ſeinen näheren Anrainern, den
lebendig=vollblütigen Burggräflern oder dem edelſchönen
Sarner=
ſchlag, klein, unterſetzt, im Mißverhältnis ſeiner Glieder ſchier
zwergiſch. Er beſitzt unſchöne, verkniffene Geſichtszüge, ſein Haar
iſt dunkel und ſtruppig. Der Ultner iſt vorſichtig, mißtrauiſch, voll
ſcheuer Inſtinkte wie ein wildes Tier, dabei bösartig und
rach=
ſüchtig. Von den Bedingniſſen ſeiner Umgebung geſehen, iſt dieſer
Menſch aber etwas prachtvoll Natürliches, Unbändiges,
Einheit=
liches, Ungebrochenes, ſeiner ſteinernen Welt weſensgleich
ent=
wachſen. Tieriſche Wildheit, bäuerliche Schläue, katholiſche Demut;
eine aus ſonderbaren Beſtandteilen zuſammengebraute Einheit.
Ueber allem das furchtbare Werk des Ackerbaues auf den ſteilen,
kargen Aeckern der Berghänge. An dieſem Werk wächſt das
kobold=
hafte Volk ins Titaniſche.
Selbſt die Behörden wiſſen, daß mit den Ultnern nicht zu
ſpaßen iſt. Schon in der Monarchie mußte die Geſetzesgewalt oft
dort aufhören, wo der Starrſinn eines Ultner Bauernſchädels
an=
hob. Steuereinnehmer, Gerichtsleute, Amtsperſonen jeder Art
wiſſen davon zu berichten. Die Aemter trachteten gütlich mit
Ult=
nern auszukommen; man wußte, im Unguten zog man den
Kür=
zeren. Auf welche Art die Ultner Zwiſtigkeiten mit ihrer
Obrig=
keit auszutragen pflegten, bezeugt nachfolgende Geſchichte, die ſich
geraume Zeit vor dem Krieg zugetragen hat.
Die durchs Ultental führende Fahrſtraße ſollte nach langem
wieder ausgebeſſert werden. Der Bezirkshauptmann von Meran
verhielt die Bauern zu einer ihrem Bedünken nach allzu
aus=
giebigen Fuhrwerksleiſtung. Als die Ultner ſich weigerten,
Ge=
ſpanne zu liefern, entbrannte ein heftiger Rechtsſtreit, den die
Ultner durch alle Inſtanzen trieben — und verloren. Ihre
Er=
regung über dieſen Spruch war unbeſchreiblich. Sie knirſchten
unter der Fron und ſannen auf ihre Art Vergeltung, die indes
nicht lange auf ſich warten ließ. Eines Abends erſchienen im
Wirtshaus von St. Pankraz etwa fünfzehn Bauernburſchen,
beſtellten Wein und verhielten ſich im übrigen maßvoll ruhig.
Gäſte blieben in dieſem Wirtshaus ſelten über elf Uhr hinaus.
Um dieſe Zeit wurde der Wirt ſchläfrig, bat die Burſchen, da ſie
keine Anſtalten zu gehen machten, um fernere Ruhe, ſtellte einen
Krug Wein auf den Tiſch und ging in ſeine Kammer. Als er
in tiefem Schlaf lag und die Burſchen ſich deſſen verſichert
hat=
ten, verließen ihrer elf, zwölf auf leiſen Sohlen das Haus,
ſchwangen ſich auf ſchon vorbereitete Pferde und ritten in
ſchärf=
ſtem Galopp gegen Meran. Nach einer Stunde trabten die
ſchwitzenden Gäule über die Paſſerbrücke, dann ging’s durch die
menſchenleeren Straßen zur Bezirkshauptmannſchaft; in kurzen
Minuten waren ſämtliche Fenſter der Gebäudefront von
ſaufen=
den Steinwürfen zerklirrt, und ehe die aus ihrem Schlaf
geriſ=
ſene Umgebung das Geſchehene faßte, klangen die flüchtenden
Hufe ſchon in hallender Ferne. Nach einer weiteren Stunde
gewaltſamen Ritts ſtiegen die Burſchen von den dampfenden
Pferden, die von Wartenden ſofort übernommen und in die
Ställe geführt wurden, ſchlichen ſich ins Gaſthaus, wo die —
faſt ſchon heiſer gewordenen — Zurückgebliebenen den
Stimmen=
ſchwall der ganzen Geſellſchaft zu mimen gehabt hatten, zechten
weiter und gerieten allgemach, jedoch mit vollem Bedacht, in ein
trunkenes Gelärm, unter dem der Wirt ſchließlich erwachte. Mit
Mühe gelang es ihm, die vom Weingenuß Wankenden aus der
Stube zu drängen. Mit Gekröhl löſte ſich der Haufe zuletzt in
die Nacht.
Der Verdacht der Behörde war auf dem richtigen Weg, als
der nächſte Tag mit Verhör und Unterſuchung über Ulten ſtand.
Aber die Ausſage des Gaſtwirts von St. Pankraz, daß alle
Ver=
dächtigen bis an den Morgen bei ihm den Wein gekront hatten,
zerbließ das Verfahren nur zu bald, und der aufrühreriſche
Gewaltſtreich blieb ungeſühnt.
Wie über das ganze Land iſt jetzt auch über Ulten der
Wel=
ſcher der Herr. Der Zwang wird ertragen, wie überall: mit
fäuſtegeballtem Knirſchen. Eines fehlt beim Ultner: äußere
Devotion, wie ſie ſonſt da und dort blüht. Dafür iſt er zu ſehr
blockiges, unbehauenes Naturgebild. Der unperſönlichen,
feind=
ſeligen Staatsgewalt ſteht er haßvoll=abweiſend gegenüber wie
dem Schauer, der ihm den Acker zerſchlägt. Aber dem ſichtbaren
Vertreter der Staatsgewalt, ſofern er meint, er müſſe ſie die
Menſchen fühlen laſſen, tritt er Aug in Aug entgegen, mit den
Urinſtinkten Haß, Vernichtung, Rache. In dieſes Tal ſchickt der
Staat ſeine Carabinieri, einen Doppelpoſten für das ganze Tal.
Dieſe Leute ſind dreſſiert auf die Fährte hochverräteriſcher
Ab=
ſichten. Die erſte welſche Carabinieriſtation machte ſich bald
mißliebig. Sie gefiel ſich in grundloſen Anzeigen,
Verdächtigun=
gen, Verhaftungen. Ulten gab ſchreckliche, aber eindeutige
And=
wort. Der Valſchauerbach, der das Tal durchfließt, ſchwemmte
eines Tages die Leichen der beiden Carabinieri gegen die Etſch.
Der Staat vertuſchte die Angelegenheit und verſtärkte das
Kom=
mando, ſo daß nun ein Brigadieri und zwei Soldaten den
Dienſt im Ultental verſahen. Ihre Aufgabe war, die Schuldigen
zu eruieren, im übrigen die volle Strenge der Vorſchriften
inne=
zuhalten. Ein ſchweigender Kampf zwiſchen Einheimiſchen und
Uniformierten begannn. Die Ultner handelten in haßvollem
Einverſtändnis. Die Welſchen gingen bis an die Zähne
be=
waffnet und nie anders als zu zweit. Als Uebergriffe begannen
und da und dort ein Ultner im Kerker zu Meran verſchwand,
antwortete Ulten auch diesmal. Wieder ſchwemmte der Bach
zwei ſchweigende Tote in die Ebene.
Seither beſteht Friede im Tal. Der neue Brigadieri iſt
unter beſtändiger Todesangſt der lächelndfte Freund. Die
Pro=
vinzialbehörde iſt einen Alp los. Amtlich iſt Ulten kirre gemacht,
Aber das wahre Bild bietet ſich anders dar. Wenn Sonntag iſt
und es gilt der Wein, ſitzt der geängſtigte Italiener unter den
qualmenden Bauern, ſchluckt die Schmähreden gegen ſein
Vater=
land demütig hinunter, trinkt auf Deutſchlands Wohl, und wenn
die berauſchte Runde befiehlt: „Sing mit, Welſcher!” ſingt er
mit grünem Geſicht: Zu Mantua in Banden, der treue Oferr
war . . .
Das Unglaubliche iſt hier Wahrheit: an einer Handvoll
trotziger Menſchen zerſchellt die Macht des Königreichs Italien.
Der zeitgemäße Haushalt.
Vorzeitige Abnutzung der Strümpfe. Ueber die
ſatürliche Abnutzung der Strümpfe iſt die Hausfrau weniger
rſtaunt, jedoch findet ſie oft keine Erklärung, wenn ſchon am
ten Tage des Gebrauchs die Strümpfe an den Ferſen oder den
Hohlen kleine Löcher zeigen. In erſterem Falle iſt die Urſache
n „Schlappen” zu weiter Schuhe zu ſuchen; ein Fehler, der
urch Einkleben eines Stückes Samt oder Wildleders in der
erſengegend des Schuhes behoben werden kann. Zeigen ſich
bartige Löcher unter der Fußſohle, ſo verraten dieſe, daß die
inere reſp. die Brandſohle des Schuhes Unebenheiten oder nach
inen durchgetretene Stifte und Nägel aufweiſt. Eine Einlage
in Papp= oder ſtoffbezogenen Sohlen (zum Auswechſeln) ſorgt
uch hier für Abhilfe. Treten jedoch die Löcher an den Fußſpitzen
uf, ſo bedürfen die Zehennägel einer Kürzung, da ſie in langem
uſtande das Gewebe beſchädigen. Ferner können auch
Hühner=
jugen und Hornhaut den vorzeitigen Verbrauch der Strümpfe
rurſachen; hier hilft nur eine Beſeitigung der „Fußfehler”
rch erweichende Fußbäder.
Badematten und =vorleger zu reinigen. Dieſe
adevorlagen ſind entweder aus buntgemuſtertem Frotteeſtoff
der farbigen Tuchſtreifen gefertigt, die bei längerem Gebrauch
mutzig werden. In dieſem Falle ſtauche man ſie in einer
„uen Waſchlauge, von 10 Litern Waſſer und fünf Eßlöffel Perſil
ereitet, recht gründlich durch, bearbeite ſie dann unter Drücken
nd Kneten in einer gleichen friſchen Lauge, bis ſie ſauber ſind,
vüle ſie dann mehrmals in warmem klaren Waſſer und zuletzt
kaltem Eſſigwaſſer durch, um ſie dann, durch Ausdrücken der
ig zuſammengerollten Stücke von der meiſten Näſſe befreit,
ſo=
ort auf dickem Badetuch oder altem Bettbezug auszubreiten,
ſamit eng zuſammenzurollen und mit der Hand tüchtig zu
klop=
n, damit die Näſſe von der Hülle aufgeſaugt wird. Oefteres
echſeln derſelben iſt notwendig, ehe man fie, nur noch
halb=
ucht, auf Tiſchen flach ausgebreitet, völlig trocknen läßt.
Bade=
rlagen von Kork bearbeit man nur mit der Bürſte, ebenſolche
1s Gummiſchwamm drücke man nur in der Waſchlauge aus,
m ſie darauf in klarem Waſſer hin= und herzuſchwenken und,
hräg geſtellt, ablaufen zu laſſen.
Brotpudding mit Kirſchen. Ein Suppenteller voll
jrotreſte weiche man über Nacht in kalter Milch ein, um ſie am
inderen Morgen, durch ein Sieb geſtrichen, mit 1—2 Eiern, dem
Abgeriebenen einer halben Zitrone, zwei geriebenen bitteren
Landeln, 1 Likörgläschen Rum, 3 Eßlöffel Süßſtofflöſung und
viel feinem Gries zu verrühren, daß ein geſchmeidiger,
dick=
zwpadiger Teig entſteht, unter den man ſowohl den ſteifen Eis=
ſchnee, ſowie ½—¾ Pfund ſüße Schwarzkirſchen miſcht. In eine
gefettete Puddingform gefüllt, koche man dieſen, feſt verdeckt, in
heißem Waſſerbade eine halbe bis dreiviertel Stunde. Noch
heiß, geſtürzt, übergieße man ihn mit einer Mandel=,
Milch=
oder Weinſchaumſoße.
Speiſen=Zettel:
Sonntag: Mailänder Suppe. Hammelbraten mit
Bohnen=
gemüſe. Geſchmorte Kirſchen.
Montag: Gefüllte Tomaten.
Dienstag: Kohlrabigemüſe mit gebratener Leber.
Mittwoch: Brotpudding und Mandelſoße.
Donnerstag: Hefeplinſen mit Kirſchen.
Freitag: Gekochten Seelachs mit Peterſilienſoße mit Bohnen=
Tomatenſalat.
Samstag: Schoten mit Möhren und gekochtes Schwarzfleiſch.
Iſt Rohzucker teuer oder billig?
Eine Ware kann mehr koſten als ein ähnliche andere. Sie
kann aber infolge ihrer guten Eigenſchaften, Ausgiebigkeit uſw.
preiswerter ſein. Bei Rohzucker wird das im Vergleich mit
weißem Zucker zwar behauptet, aber es iſt nicht der Fall.
Roh=
zucker iſt nur das Material, aus dem Weißzucker durch
Reini=
gung hergeſtellt wird. Die abgewaſchenen Teile enthalten zwar
Salze, aber ſie ſind ohne jeglichen Wert für den Körper. Der
bekannte Ernährungs=Phyſiologe Ragnar Berg=Dresden, der
ſelbſt Anhänger der Reformbewegung und direkt Führer
derſel=
ben iſt, ſchreibt über den Wert des Rohzuckers wörtlich: Die
ganze Kampagne gegen den weißen Zucker und für den
Roh=
zucker beruht auf ganz falſchen Vorausſetzungen. Der Rohzucker
enthält nicht, wie die Verfechter es gewöhnlich glauben, den
gan=
zen Salzgehalt der Rübe oder des Zuckerrohrs, ſondern nur die
im Waſſer leicht löslichen Anteile davon. Deshalb iſt die
Zu=
ſammenſetzung willkürlich und auch tätſächlich unvorteilhaft; zu
viel Kalium, dagegen viel zu wenig Kalzium und Natrium.
Man laſſe ſich alſo durch ſcheinbar wiſſenſchaftlich gehaltene
Anpreiſungen nicht täuſchen. Wer Rohzucker, insbeſondere
Rohr=Rohzucker, kauft, bezahlt ein Produkt, das gegenüber dem
weißen unbedingt als minderwertig bezeichnet werden muß, auf
alle Fälle zu teuer.
Die modiſche Silhvuette der Frau ändert ſich nach der
Tages=
zeit. Je mehr der Tag fortſchreitet, je mehr Drapierungen und
Volants und je betontere Länge und Weite hat der Rock; kurz,
je phantaſievoller iſt die Ausgeſtaltung des Kleides. Leſen Sie
die neueſte Nummer der „Eleganten Welt”, die ſoeben
erſchienen iſt. Sie gibt Ihnen genaue Anleitung für
Zuſammen=
ſtellung des dem jeweiligen Zweck und der jeweiligen
Tages=
ſtunde angepaßten, korrekten Anzugs. Sie ſagt Ihnen in
er=
weitertem Sinne ſtets, was die „Stunde geſchlagen hat/
Humor
Schlecht möglich.
„Wo liegt denn die Milz eigentlich, Herr Doktor?”
„Na, ungefähr da, wo Sie Ihre Taſchenuhr haben!”
„Nee, das iſt nicht gut möglich, die liegt im Pfandhaus!”
Sparmethode. „Vater, ich habe heute 20 Pf. geſpart, indem ich
hinter der Straßenbahn hergelaufen bin.”
„Du Dummkopf, warum biſt Du nicht hinter einem Taxameter
her=
gelaufen, da hätteſt Du doch mindeſtens 2 Mark geſpart!“
(Berlingske Tidende.)
Schmeichelei. „Finden Sie, daß ich älter geworden bin, Herr
Stieſel?‟
„Aber gnädige Frau, Sie ſehen aus wie eine Roſe von 20 Jahren!”
(Tit=Bits.)
Junge Ehe. Er: „Ich kann wirklich nicht herausfinden, wo bei
dieſem Strumpf die Spitze und wo der Hacken iſt.”
Sie: „Aber Liebſter, wo das eine große Loch iſt, ſitzt die Spitze,
(Pages Gaies.)
und wo die vielen kleinen ſind, iſt der Hacken!”
Beim Tanzen. „Langſamer, Herr Liebach, langſamer — denken Sie
(Berlingske Tidende.)
daran, daß ich Trauer habe!”
Dann allerdings. „Ich muß unbedingt eine Entfettungskur machen.
Geſtern bot ich einer Dame in der Bahn meinen Platz an — und
(Rotenkraker.)
zweie ſetzten ſicht”
Mode am Cennisplatz.
Noch vor verhältnismäßig kurzer Zeit galt das
Tennisſpiel als einer jener Sportzweige, der
der=
art exkluſiv war, daß ſich wirklich nur die „oberſten
Zehntauſend” es leiften konnten, ſich ihm
anzu=
ſchließen. Es lag dies daran, daß einerſeits die
Platzmiete und die Teilnehmergebühren der
ver=
ſchiedenen Klubs außerordentlich hoch waren,
andererſeits war der Grund auch darin zu ſuchen,
daß man es wohl nicht ſo gut verſtand wie heute,
für verhältnismäßig wenig Geld eine tadelloſe
Tennisaufmachung zuſammenzuſtellen.
Man iſt ſich erſt im Laufe der letzten Saiſons
darüber klar geworden, mit welch’ geringen
Mit=
teln ſich hier vorzügliche Wirkungen erreichen
laſſen, ja, daß ſogar in der „gewollten
Beſcheiden=
heit” der Tennisdreß ihre beſondere Eigenart
liege, die man ſo ſehr ſchätzt.
Seitdem die Tennisplätze in größerer Anzahl
entſtanden ſind, iſt dieſer Sport nun auch breiteren
Bevölkerungsſchichten zugänglich geworden, und
damit auch die Frage der Tennisaufmachung in
den Brennpunkt des modiſchen Intereſſes gerückt.
Im allgemeinen geht die neueſte Modetendenz
dahin, ein Tenniskleid derart zu arbeiten, daß es
auch für andere Gelegenheiten als für dieſen
Sport verwendbar ſei, alſo etwa für die
Pro=
menade, für Spätſommer=Urlaubstage, beſonders
aber für Weekend angezogen werden könne.
Demzufolge wird man ſchon bei der Wahl des
Materials inſofern vorſichtig ſein müſſen, als
immer nur ſolche Gewebe herangezogen werden
dürfen, die in jeder Hinſicht widerſtandsfähig ſind,
ſich alſo leicht reinigen laſſen, ohne in der Wäſche
zu leiden, alſo Farbe und Struktur auch nachher
tadellos beibehalten uſw.
Auch darf das Material, das hier herangezogen
wird, nicht zu ſchwer ſein, da es ſonſt für ein
Sportkleid überhaupt nicht in Frage kommt, weil
man beim Tennisſpiel nur eine Aufmachung
wünſcht, die unter keinen Umſtänden
bewegungs=
hinderlich iſt und außerdem der Luft unbedingt
freien Zutritt läßt.
Demzufolge wäre alſo in erſter Linie an die verſ hiedenen
„poröſen” Materialien zu denken, weil ſie ſich erfahrungsgemäß
ſehr angenehm tragen und für den Tennisplatz abſolut das
Richtige ſind.
Dazu zählt Leinon in ſeinen verſchiedenen Varianten,
Shantung in allerlei Webarten, Panama, das bekanntlich
in ſeiner Struktur für den Sport ſeit jeher ſchon ſehr beliebt iſt;
doch auch leichte Wollſtoffe werden — beſonders für die
kühleren Tage des beginnenden Herbſtes — mitunter nicht
un=
gern heranzogen, und eine führende Rolle ſcheint auf dieſem
Gebiete der Strickmode zugedacht zu ſein, die ſich damit ein
neues, ſehr intereſſantes Feld erobern konnte, und neuerlich den
Beweis zu erbringen vermag, wie wandlungsfähig dieſe junge
Induſtrie ſei, und wie ſie mit abſoluter Sicherheit immer das
Modiſch=Richtige erfaßt.
Das geſtrickte Tenniskleid — es kommen hier natürlich
nur beſonders fein gearbeitete Modelle in Betracht — hat ſich
in ganz kurzer Zeit viele begeiſterte Anhängerinnen geſchaffen,
denn es erweiſt ſich als außerordentlich praktiſch, wahrt ſeine
urſprüngliche Form ſelbſt bei häufiger Inanſpruchnahme, läßt
ſich leicht reinigen und ift in ſeiner Art ganz das, was die
ſport=
liche Frau wünſcht.
Die moderne Stricktechnik, der in letzter Zeit —
wie man immer wieder merken kann — keine
Mög=
lichkeit mehr verſchloſſen iſt, ſchafft entzückende
Kleider, von denen wir zwei im Bilde feſtgehalten
haben. Und zwar zeigen wir als dritte Skizze ein
ſehr flottes Strickkleid mit viereckigem Ausſchnitt,
Knopfverſchluß und gerader Rockpartie mit
tief=
eingelegten Falten, die zum Tennis unbedingt
notwendig ſind, da ſonſt die volle
Bewegungsfrei=
heit nicht geſichert wäre. Der kurze Aermel, der
hier zu ſehen iſt, gehört der neueſten Mode an.
Ein anderes Strickmodell führt das fünfte Bild
vor Augen. Hier vereinigt ſich ein glatter Oberteil
mit einer leicht=glockigen Rockpartie — nur durch
einen ſchmalen Wildledergürtel unterbrochen — zu
einem Ganzen mit jener ſelbſtverſtändlich=ſchicken
Note, die des Beifalls der mode=orientierten Frau
ſicher ſein darf. Ein buntes Halstuch ſieht zu
einem Strickkleid erfahrungsgemäß immer reizend
aus.
In letzter Zeit verſucht man — allerdings nicht
immer mit Erfolg —, die zweifarbige
Tennis=
dreß in den Vordergrund zu rücken. Zwar muß
eingeräumt werden, daß dieſe Schaffungen
mit=
unter ſehr reizvoll ſind, doch dürfte das Publikum
ſicherlich noch geraume Zeit brauchen, ehe es ſich
an dieſe neue Mode gewöhnt haben wird. . . . .
Modell 4 bringt einen dieſer Entwürfe in Form
einer hellblauen Hemdbluſe mit aufgerollten
Aer=
meln und eines auf enge Paſſe gearbeiteten
Fal=
tenrockes, der durch „Hoſenträger”, die ganz der
Herrenmode nachempfunden ſind, gehalten erſcheint.
Eine ſolche Dreß iſt — aus zweifarbiger
Roh=
ſeide kombiniert — am wirkungsvollſten.
Ebenſo iſt unſere erſte Skizze, die ein ſehr
ſchickes Kleid mit bogig=eingeſetzter Glocke darſtellt,
aus Rohſeide gedacht; könnte aber gegebenenfalls
ebenſo gut auch aus leichtem Stoffe hergeſtellt
werden.
Das gleiche gilt für das in der Form
aller=
dings etwas kompliziertere Bolero=Kleid
das wir als vorletztes Modell feſtgehalten haben.
Für ſtärkere Figuren wäre unbedingt etwas
Mantelkleidartiges zu wählen. Darum ſei Bild 2
für unterſetzte Geſtalten als ſehr geeignet empfohlen!
Beſonders ſportbegeiſterte Amerikanerinnen haben heuer die
„Tennis=Sonnendreß” geſchaffen, die einen hemdartigen
Oberteil mit einer Art Turnhoſe kombiniert, und dazu
halb=
lange mit Gummirand gehaltene Srrümpfe vorſieht.
Eine ſolche Zuſammenſtellung iſt für knabenhaft=ſchlanke
Erſcheinungen ſehr nett und, vom ſportlichen Geſichtspunkte aus
betrachtet, durchaus richtig; doch wird vermutlich noch ſehr, ſehr
viel Waſſer ins Meer fließen, ehe in unſeren Sportkreiſen dieſe
ultra =amerikaniſche Aufmachung heimiſch wird .
Willy Ungar.
Volkseinkommen und Hausfrauen.
Das geſamte deutſche Volks=Einkommen für das Jahr 1929
beträgt 70 Milliarden, von denen nicht weniger denn 40
Mil=
liarden durch die Hände der Hausfrauen gehen, um den Lebens=
unterhalt der Familie damit zu beſtreiten. Davon werden rund
20 Milliarden für Lebensmittel ausgegeben, 12 Milliarden für
Bekleidung, 6 Milliarden für Hausrat und 6 Milliarden für
ſonſtigen Bedarf. Miete, Steuern, Verkehrs= und Kultur=
Be=
darfsausgaben, ſowie ſolche für Genußmittel, wie Tabak uſw.,
ſind nicht in dieſe 40 Milliarden inbegriffen, da ſie zum
Aus=
gabeetat des Mannes zählen. Dieſe Ziffern zeigen, welche
wirtſchaftliche Macht in den Händen der Frau als Käuferin liegt
und wie ſie dieſe dazu anwenden kann, den heimiſchen Markt
durch Bevorzugung deutſcher Waren zu ſtützen.
Handarbeiten
die man jetzt ſchon anfertigt, aber erſt für den
Herbſt und Winter praktiſch verwerten will, und
ſich dann daran ehrlich freuen kann, ſind ſicherlich
das einzig Richtige, und es wäre endlich an der
Zeit, daß die vielen handarbeitsbefliſſenen Damen
einſehen lernen, daß es ein grundlegender Fehler
ſei, die zahlreichen „ewigen” Kaſtenſtreifchen und
dergleichen mehr anzufertigen und mühſelig zu
beſticken, weil dies ja ohnedies Dinge zu ſein
pflegen, die einer ganz veralteten Einſtellung zu
Fragen der Inneneinrichtung angehören, darum
auch meiſt unverwendet liegen bleiben, ſo daß
man nutzlos die Zeit mit einer Arbeit verbrachte,
die letzten Endes noch weniger als nichts iſt.
Darum iſt es richtig, ſich vor Inangriffnahme
einer Stickerei genau zu überlegen, ob man das
betreffende Stück auch wirklich brauchen könne,
welchem Zwecke es dienen ſolle, welche Farben die
richtigen ſeien uff, um dann im Nachhinein eben
nicht enttäuſcht zu ſein.
Ein für allemal wäre zu ſagen, daß nur
wertvolle Handarbeiten gemacht werden
ſoll=
ten, denn ſie ſtellen dann wirklich einen koſtbaren
Beſitz dar, während all” die unzähligen
hand=
gearbeiteten Kinkerlitzchen nur Raum einnehmen
und in den allerſeltenſten Fällen verwndbar ſind,
außerdem aber — fertig gekauft — womöglich noch
billiger, unter allen Umſtänden aber bedeutend
korrekter und vorteilhafter in ihrer Wirkung ſind.
Wenn wir von „wertvollen” Handarbeiten
ſprechen, ſo meinen wir in erſter Linie die ſchönen
Petit=Point= und Gobelin=Stickereien, ſowie die
verſchiedenen, ganz ausnehmend edlen Arbeiten,
wie ſie für Bett= und Tiſchwäſche gebrauchlich ſind
(Filet, Richelieu, Madeira, Toledo uſw.).
Eine ſolche Arbeit wird nämlich einerſeits
ehr=
liche Befriedigung verſchaffen, andererſeits auch
immer wieder ausgezeichnet zur Geltung kommen,
ſo daß die aufgewendete große Mühe und die
viele Zeit ſicherlich nicht vergeblich geopfert war.
Natürlich ſind ſolche Arbeiten nicht jedermanns
Sache, weil ſie eine ganz beſondere Exaktheit
er=
fordern, ungemein zeitraubend ſind und die moderne Frau für
derlei Dinge eigentlich nur ſehr wenig Zeit erübrigen kann.
Sicherlich gibt es aber, abgeſehen von dieſen
hochkünſtleri=
ſchen und ungemein ſchwierigen Arbeiten auch Stickereien, die
ſehr intereſſant ſind, eine aparte kunſtgewerbliche Note vertreten
und immer wieder beſtechen, dabei ziemlich raſch von der Hand
gehen und ebenfalls große Freude und Befriedigung gewähren.
Solche Handarbeiten ſtellen allerdings nicht nur an die
Fingerfertigkeit, ſondern auch an den Geſchmack hohe Anforde=
rungen, denn Entgleiſungen in künſtleriſcher Hinſicht wären hier
ganz unverzeihlich, da das Publikum im letzten Jahrzehnt
wahrhaftig oft genug Gelegenheit hatte, ſich in dieſer Richtung
zu ſchulen und gute kunſtgewerbliche Leiſtungen zu ſehen.
Gerade für die kommende Jahreszeit ergibt ſich hier ein recht
ergiebiges Tätigkeitsfeld, denn man braucht ja oft kleine
Um=
hüllen in Form von Jäckchen und Weſten, die — wenn ſie ein
wenig mit Handarbeit geputzt werden — außerordentlich
deko=
rativ wirken und unbedingt gefallen müſſen.
Sie können ſowohl aus Stoff wie auch aus
Seide verfertigt ſein, da man eben — wenn das
Material ſich als zu leicht und das betreffende
Kleidungsſtück mit vorrückender Jahreszeit als zu
kühl erweiſen ſollte — ein ſolches Stück einfach
entſprechend einfüttert, eventuell mit einer
Watte=
linunterlage verſieht.
Die Handarbeiten, die hier in Frage kommen,
ſind niemals kompliziert, ſondern wirken lediglich
durch ihre aparte Note, vielfach durch eine flotte
Farbenzuſammenſtellung und Eigenart der
Orna=
mentik.
Buntheit iſt bei ſolchen Dingen, die ja
ausſchließlich im Hauſe getragen zu werden
be=
ſtimmt ſind, nicht nur am Platze, ſondern ſogar
ſehr gerne geſehen, ſo daß man immer wieder
viel=
farbigen Handarbeiten begegnet.
Als Stickmaterial wäre Wolle, Seide, Garn
und Perlen heranzuziehen (wobei in letzterem Fall
weniger an glänzende Perlen als vielmehr an die
matten Kreide= oder an die ſehr eigenartigen
far=
bigen Holzperlen gedacht iſt).
Mit welch” verblüffend=geringen Mitteln oft
beiſpielsweiſe eine ſchicke Weſte herzuſtellen iſt,
zeigen wir im erſten Bild. Man ſieht hier, daß
die Kanten mit bunter Wolle in Zackenform
um=
ſtickt ſind und aufgeſetzte bunte Taſchen vorgeſehen
erſcheinen (oberſtes Bild).
In höchſt origineller Art iſt die gleiche Weſte —
wie früher ſchon angedeutet wurde — auch durch
Perlenarbeit zu variieren.
Sehr ſchick ſind auch die kurzen Jäckchen mit
ornamentaler Applikationsarbeit, wobei ſich für
dieſen Zweck allerlei bunte, ſonſt ganz
unverwend=
bare Reſte, die ſich ja immer im Hauſe vorfinden,
ſehr gut heranziehen laſſen, indem man ſie einfach
mit derben Stichen in geometriſcher Ornamentik
aufnäht (Skizze rechts).
Die Bluſenmode, die ſich — wie man
ſchon jetzt verraten darf — auch für die kommende
Saiſon der gleichen Beliebtheit erfreuen wird, die
ſie bisher genießt, bietet ganz fraglos ein Feld der
intereſſanteſten Handarbeiten. Beſonders die im
Bauernſtil gehaltenen Modelle, die natürlich nicht
immer ſtilecht aus Waſchmaterial verfertigt ſein
müſſen, ſondern für die elegante herbſtliche Beſuchs=Aufmachung
aus ſchwerer, matter Modeſeide hergeſtellt werden, eignen ſich
vorzüglich für ſchöne, farbenreiche Stickereien. Wir zeigen einen
Entwurf dieſer Art als unterſte Skizze und bringen im übrigen
für jedes der beſprochenen Modelle ſeitlich das dazu gehörende
Stickmuſter, auf Grund deſſen ſich die Arbeit, (bei der es ja
weniger auf Exaktheit als auf Schick und gute Farbwirkung
an=
kommt) bei einiger Geſchicklichkeit und Handarbeits=Begabung
ſehr leicht vorzeichnen läßt.
Robert Hohenberg.