Darmstädter Tagblatt 1930


21. August 1930

[  ][ ]

Einzelnummer 10 Pfennige

Dirt
Tart
N A
Tf
Tat
Bezugspreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Anzeigenpreis:
Bei wöchentlich 7 mallgem Erſcheinen vom 1. Huguſt

bis 3l. Auguſt 2.48 Reſchemark und 22 Pfennig.
Abtragegebühr, abgeholt 2.28 Reichsmark, durch die
Agenturen 2.46 Reichsmark frei Haus. Pofibezugspreis
im Auguff ohne Beſtellgeld monatlich 2.25 Reichsmart.
Veranwortlichkeit für Aufnahme von Anzelgen an
beſſimmten Tagen wird nicht übernommen. Nichte
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſſellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf ehne Verbindlichkeit für uns. Poſiſchedkonto
Franifurt a. M. 1301.

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſtattet.
Nummer 230
Donnerstag, den 21. Auguſt 1930. 193. Jahrgang

27 mm brelte Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichwig
Finanz=Anzeigen 40 Reichepfg. Rellamezelle (92 mm
breit 2. Reichsmark Anzeigen von answärte 40 Reichepfg.
Finanz=Anzelgen 60 Reichspfg. 92 mm breite Rellame=
zelle
3.00 Reſchsmart. Alſe Preiſe in Reichsmart
(41 Dollar 420 Markl. Im Falle böherer
Gewalt wie Krieg, Auffuhr, Strell uſw., erliſcht
ſede Verpſſchtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beltrelbung ſäalt ſeder
Rabatt weg. Banfkonto Deutſche Banl und Darm=
ſädter
und Nallonalbank.

Schaffangemeskielsverwammkgsgerichin
Vereinheilichung der Verwalkungsrechtſprechung. Zuſammenlegung des preußiſchen Oberverwallungs=
gerichts
mit der neuen Reichsbehörde. Das Reichsverwalkungsgerichk auf Ankrag auch
oberſte Spruchbehörde für Berwalkungsrechksſachen der Länder.

der Meue emsarf.
die Zuſtändigkeiten des Staatsgerichtshofes
in Verfaſſungsſkreikigkeiken gehen auf
die neue Behörde über.
Berlin, 20. Auguſt.
Ueber den geſtern im Reichskabinett verabſchiedeten Geſetz=
entwurf
zum Reichsverwaltungsgericht erfahren wir von unter=
richteter
Seite, daß der Entwurf das in letzter Zeit immer deut=
licher
hervortretende Problem einer organiſchen Verbindung des
zu ſchaffenden Reichsverwaltungsgerichts mit dem preußiſchen
Oberverwaltungsgericht löſe. Der Entwurf gliedert ſich in vier
Teile: 1. die Verfaſſung des Reichsverwaltungsgerichts, 2. die
Zuſtändigkeiten, 3. das Verfahren und 4. Koſten und Gebühren.
Das Gericht ſoll ſeinen Sitz in Berlin haben. Es entſcheidet in
Senaten, die mit fünf Mitgliedern beſetzt ſind.
Eine ſehr wichtige Beſtimmung enthält der § 21, Abſatz 2 des
Geſetzentwurfs, nach dem der Reichsinnenminiſter auf Antrag
einer Landesregierung das Reichsverwaltungsgericht als oberſte
Spruchbehörde für die Verwaltungsrechtsſachen dieſes Landes er=
klären
kann. Gewiſſe Ausnahmen beſtehen in bezug auf die
Dienſtvorſchriften für Reichsbeamte und für unvorſchriftsmäßige
Behandlung dienſtlicher Angelegenheiten durch Reichsbeamte,
ferner in bezug auf die Anordnungen und Verfügungen auf dem
Gebiete der arbeitsrechtlichen Geſetzgebung. Das Anfechtungs=
verfahren
gilt für alle Fälle, in denen von einer Behörde der
Reichsverwaltung eine anfechtbare Vorſchrift erlaſſen iſt.
Von beſonderer Bedeutung iſt das Einführungsgeſetz, das ſich
mit dem Staatsgerichtshof befaßt. Dieſer wird vom Reichsver=
waltungsgericht
übernommen, ſoweit er verfaſſungsrechtliche
Streitigkeiten behandelt, nicht aber in Fällen von Miniſteran=
klagen
, die weiter beim Reichsgericht verbleiben. Die Zuſtändig=
keiten
des Staatsgerichtshofes in Verfaſſungsſtreitigkeiten gehen
alſo nunmehr auf das Reichsverwaltungsgericht über. Man hat
gleichzeitig dem Staatsgerichtshof eine andere Beſetzung gegeben,
indem man auch Mitglieder des Reichsfinanzhofs und, auf be=
ſonderen
Wunſch des Reichsarbeitsminiſteriums, einen Vertreter
der Sozialverſicherung in ihn hineingenommen hat. Das Einfüh=
rungsgeſetz
beſtimmt weiter ausdrücklich, daß einſtweilige Ver=
fügungen
vom Staatsgerichtshof nicht erlaſſen werden dürfen. Es
könnte ſonſt in Fällen von hoher ſtaatspolitiſcher Bedeutung dazu
kommen, daß die Verantwortung, die die Reichsregierung zu tra=
gen
hat, ihr genommen und dem Staatsgerichtshof übertragen
würde.
* Als erſte Frucht der Reformarbeiten des Reichskabinetts iſt
jetzt der Entwurf über die Errichtung des Reichsverwaltungs=
gerichts
verabſchiedet worden; auch ein Thema, über das ſchon
ſeit Jahren, ſogar bereits in der Vorkriegsperiode, diskutiert wor=
den
iſt. Frühere Regierungen haben entſprechende Entwürfe aus=
gearbeitet
, ſie konnten aber nicht zum Zuge kommen, teils weil
der Sparkommiſſar Einſpruch erhob, teils, weil die Innenpolitik
mit anderen Fragen belaſtet war. Der Sparkommiſſar hat ſich in=
zwiſchen
davon überzeugt, daß ein Reichsverwaltungsgericht bil=
liger
arbeitet, das Reichswirtſchaftsgericht würde zum großen
Teil verſchwinden, das Bundesamt für Heimatweſen würde ent=
laſtet
. Auch der Staatsgerichtshof, ſoweit er nicht Miniſterklagen
behandelt, würde dem Oberſten Verwaltungsgericht angegliedert,
und, da ſchon ſeit langer Zeit ein Angebot Preußens vorliegt,
auch das preußiſche Oberverwaltungsgericht mit der neuen Reichs=
behörde
zuſammenzulegen, ſind die Vorteile einer ſolchen Zen=
traliſation
nicht zu verkennen, zumal da vorgeſehen iſt, daß auf
Antrag eines Landes der Reichsinnenminiſter das Gericht auch
als oberſte Spruchbehörde in Landesſachen einſetzen kann. Wir
kämen alſo gewiſſermaßen zu einer Vereinheitlichung
der Verwaltungsrechtſprechung, ſicherlich etwas ſehr
Vernünftiges, aber doch kaum etwas abſolut Dringendes. Es
ſcheint uns auch deshalb übertrieben, dieſen Entwurf als ein
Stück vorweggenommener Reichsreform herauszuſtreichen. Auch
auf dieſem Gebiete gibt es Fragen, die wichtiger und dringender
ſind. Wir warten deshalb darauf, daß die Reichsregierung bei
der Ausgeſtaltung ihres Reformprogramms, mit dem ſie in den
Wahlkampf ziehen will, auch noch andere Pläne hat als das Ver=
waltungsgericht
und die Wahlreform, andere Pläne, deren
Durchführung die gegenwärtige Sorge des
deutſchen Volkes unmittelbarer beeinfluſſen
würde, als dieſe dekorativen Schauſtücke.
Schwere Sorgen um die Arbeitsloſenverſicherung.
* Berlin, 20. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Bei den Berechnungen über die Geſtaltung des Finanzhaus=
halts
macht dem Reichsfinanzminiſter die Entwicklung der Ar=
beitsloſenverſicherung
ſchwerſte Sorgen. Die Regierung hatte im
Sommer noch mit einer Durchſchnittszahl von Arbeitsloſen in
Höhe von 1,6 Millionen gerechnet. Dieſe Zahl iſt aber inzwiſchen
längſt überholt. Es ſteht jetzt bereits feſt, daß der Durchſchnitt
weit über 2 Millionen liegen wird. Damit aber ſind die Vor=
ausſetzungen
, von denen die ganze bisherige Regelung, auch in der
Notverordnung, ausging, über den Haufen geworfen, und man
muß erneut damit rechnen, daß die Geldmittel, die im Etat für
die Verſicherungsanſtalt der Arbeitsloſenverſicherung zur Ver=
fügung
ſtehen, ſchon im November ausgeſchöpft ſind, daß dann alſo
für den weiteren Bedarf bis zum Schluß des Etatsjahres ein Loch

in Höhe von mehreren Millionen Mark entſteht. Rein rechneriſch
wird zwar das Reich dadurch entlaſtet, daß inzwiſchen eine große
Anzahl von Arbeitsloſen ausgeſteuert wird, das heißt, daß ſie von
dem Etat der Arbeitsloſenverſicherung verſchwinden, aber nur,
um auf Wohlfahrtsfürſorge überzugehen. Die Unterhaltung der
Unterſtützungsempfänger würde ſich daher lediglich von den Schul=
tern
des Reiches auf die der Gemeinden verſchieben. Die Ge=
meinden
aber werden nicht imſtande ſein, die erforderlichen Mit=
tel
dafür aufzubringen, da ihnen die in der letzten Notverord=
nung
zur Verfügung geſtellten neuen Steuerquellen ſo erhebliche
Steuerbeträge nicht auswerfen. Sie wollen ſich alſo wieder an
das Reich halten, mit der Begründung, daß ſie ſonſt finanziell zu=
ſammenbrechen
würden. Es wird auch dem Reich kaum etwas
anderes übrig bleiben, als irgendwie einzuſpringen, wenn auch
im Augenblick noch niemand ſieht, wo das Geld herkommen ſoll.
Der letzte, aber auch der vielleicht noch einzig mögliche, Aus=
weg
bleibt eben eine weitere Beitragserhöhung,
der wieder Bedenken wirtſchaftspolitiſcher Art entgegenſtehen.
Eine Staffelung der Beiträge örtlicher oder beruflicher Differen=
zierung
wird im Reichsarbeitsminiſterium bisher abgelehnt, u. E.
mit Recht, weil ſonſt die Beiträge hier ungefähr auf 10 Prozent
ſteigen würden, alſo praktiſch für den Arbeitgeber ſowohl wie für
den Arbeitnehmer untragbar wären. An einen Abbau der
Leiſtungen will das Arbeitsminiſterium auch nicht heran, da
es ſich vor den Wirkungen einer ſolchen Maßnahme bei mehr als
2 Millionen Arbeitsloſen ſcheut. Wir drehen uns alſo immer im
Kreiſe, ſo daß der Verſuch der Notverordnung, da=
durch
, daß ſie das Reich nur für die Hälfte des Defizits der Ver=
ſicherungsanſtalt
haftbar machte, eine fühlbare Erleichterung her=
beizuführen
, jetzt bereits als mißglückt anzuſehen iſt.
Der Reichsfinanziniſter über ſeine Pläne.
* Berlin, 20. Auguſt. (Priv.=Tel.)
In den Dauerſitzungen, die das Reichskabinett am Dienstag
und Mittwoch abhielt, hat der Reichsfinanzminiſter
auch die Grundgedanken ſeiner finanziellen
Pläne in großen Umriſſen entwickelt. Da ſeine
engeren Mitarbeiter im Miniſterium faſt alle zurzeit in Urlaub
ſind, kann es ſich dabei natürlich nur um ein Rahmen= Pro=
gramm
gehandelt haben, um Richtlinien, nach denen Dr.
Dietrich den Etat des kommenden Jahres aufzuſtellen gedenkt und
auch wie er darüber hinaus überhaupt ſeine Sparaktion ab=
ſtellen
will. In dieſem Zuſammenhang hat das Kabinett auch
das Gutachten des Reichswirtſchaftsrates über
den Preisabbau beſprochen und iſt zu dem Ergebnis ge=
kommen
, den Weg zu verſuchen, den der Reichswirtſchaftsrat vor=
geſchlagen
hat. Dabei iſt aber wohl praktiſch an ein Nebenein=
ander
von Verhandlungen zu denken, weil der Reichswirtſchafts=
rat
grundſätzlich die Preisgeſtaltung der einzelnen Kartellzweige
unterſucht, während gleichzeitig das Reichswirtſchaftsminiſterium
mit den einzelnen Kartellen über die Geſtaltung ihrer Preiſe ver=
handeln
und eine Senkung dort, wo die Preisſpanne zu groß
erſcheint, mit möglichſt ſofortiger Wirkung zu erwirken ſucht.
Genug der Schmähungen in Brüſſel!
Ahbruch der Beziehungen der deutſchen Siudenken=
ſchaff
zur C36. Hinſch legt ſein Amk nieder.
* Brüſſel, 20. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Auf dem von dem Internationalen Studentenverband veran=
ſtalteten
12. Kongreß in Brüſſel iſt es zu wüſten Hetzereien gegen
die deutſche Studentenſchaft gekommen, und ausgerechnet war es
der Präſident der CJE., Paul Saurin, der ſich ſoweit gehen ließ,
die verletzenden Schmähungen des deutſchen Volkes und der deut=
ſchen
Studentenſchaft zu gebrauchen. Natürlich haben ſofort die
deutſchen Vertreter der Studentenſchaft ihre Schlüſſe gezogen und
die Verhandlungen unter Proteſt verlaſſen. Daraufhin wurde
ein Ausſchuß eingeſetzt, der über dieſe Vorfälle entſcheiden ſollte.
Eigenartigerweiſe war dieſer der Auffaſſung, daß die Haltung des
Präſidenten Saurin durchaus unparteiſch geweſen ſei. Er lehnte
den deutſchen Proteſt mit 12:8 Stimmen bei 4 Enthaltungen ab.
Jetzt tat die deutſche Abordnung das einzig Richtige, indem ſie
ein Schreiben an den Präſidenten der CJE, richtete,
daß die deutſche Studentenſchaft nicht umhin
könne, die Beziehungen zur CJE. abzubrechen. Es
kann auch gar nicht für die deutſchen Akademiker in Frage kom=
men
, daß ſie die Zuſammenarbeit mit dieſem Verband unterhalten
könne. Gleichzeitig hat auch der techniſche Organiſator
der Darmſtädter Studentenolympiade, Dipl.=
Ing. Werner Hinſch=Berlin, ſein Amt als ſtän=
diger
Vizepräſident des Sportausſchuſſes der
Studenten niedergelegt.
Daß die deutſche Abordnung in Brüſſel in ihrem Rechte iſt,
geht am beſten daraus hervor, daß die Studentenſchaft
Hollands einen energiſchen Proteſt wegen der Behand=
lungsweiſe
gegen die Deutſchen eingereicht und gleich=
zeitig
ihr Mißtrauen gegen den Präſidenten
Saurinausgedrückt hat. Aber das iſt noch lange nicht der
Abſchluß dieſes Kongreſſes, denn erſt die Mißtrauensanträge ein=
zelner
Nationen werden zeigen, was es noch für heftige Kämpfe
in Brüſſel geben wird, und aller Wahrſcheinlichkeit nach wird
Saurin den Präſidentenſtuhl die längſte Zeit beſeſſen haben. Denn
ſelbſt ſeinen Freunden wird es unmöglich ſein, ihn gegen die
vielen berechtigten Angriffe zu ſchützen und womöglich noch zu
halten.

* Die Mukker der Parlamenke.
Bekrachlungen zwiſchen zwei Heſſionen.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, 19. Auguft.
Zur Zeit, nach Abſchluß der erſten Seſſion des gegenwärtigen
Parlaments und vor Beginn der zweiten, herrſcht im politiſchen
Leben Englands die gewöhnliche ſommerliche Ruhe. Dieſes
dürfte der geeignete Augenblick ſein, einen rückſchauenden Blick
auf das 1929 gewählte Parlament zu werfen und die Frage zu
erörtern wie es zur Zeit um das Anſehen des Houſe of
Commons, der Mutter der Parlamente im eigenen Lande be=
ſtellt
iſt. Ob auch in England, wie in ſo vielen anderen
Ländern Europas, die Achtung vor der Volksvertretung lang=
ſam
im Sinken begriffen iſt oder nicht.
Geht man daran, dieſe Frage vom engliſchen Standpunkt
aus zu beantworten, ſo hat man zunächft die Teilfrage zu er=
ledigen
wie es zur Zeit um die berühmten guten
Manieren des engliſchen Parlaments beſtellt
iſt. Das Houfe of Commons hat ſich ſtets durch ausgeſucht
gute Manieren ausgezeichnet, der Engländer nennt ſeine Volks=
vertretung
mit Stolz den beſterzogenen Klub Englands und
die Frage nach dem Benehmen der Herrn Volksvertreter muß
hier unbedingt vor der Frage nach der politiſchen Betätigung
geſtellt werden. Die letzten Wochen der ſoeben zu Ende gegan=
genen
Seſſion waren durch zwei unliebſame Zwiſchenfälle ge=
trübt
geweſen: ein Labour=Abgeordneter, der etwas allzu trink=
freudige
Mr. Beckett ſtürzte ſich, im Laufe eines Streites um
die Geſchäftsordnung, auf die vor dem Sitz des Speakers
liegende Amtskeule und rannte mit dieſem Symbol der parla=
mentariſchen
Macht ſtracks aus dem Saale heraus; und nur
einige Tage ſpäter hielt ein anderer Vertreter der Arbeiter=
partei
, der etwas ungehobelt=puritaniſche Mr. Sandham eine
ungeſchickte Rede, in der er ſeine eigenen Kollegen in höchſt un=
Parlamentariſchen Ausdrücken der Trunkſucht, der Beſtechlich=
keit
und der Sittenloſigkeit beſchuldigte . . . Doch zum Glück
läßt ſich feſtſtellen, daß es ſich bei dieſen beiden bedauerlichen
Vorfällen lediglich um Ausnahmen gehandelt hat. Die Times
taten dieſe beiden Zwiſchenfälle kurz mit den Worten ſchlechte
Manieren ab. Und ſchon damit iſt zur Genüge geſagt, daß
das Haus als Ganzes in bezug auf Manieren noch immer als
eine vorbildliche Inſtitution gelten kann.
Ja, die Manieren des heutigen engliſchen Parlaments ſind,
ſchaut man auf das Leben und Treiben in Weſtmin=
ſter
vor 50 und 100 Jahren zurück, jetzt ganz unver=
gleichlich
beſſere, als ſie es je geweſen. Noch vor gar nicht ſo
langer Zeit kam es in Weſtminſter vor, daß dieſer oder jener
ehrenwerte Gentleman mit Apfelſinenſchalen oder ähnlichen
unparlamentariſchen Dingen um ſich warf, daß manche Par=
lamentsmitglieder
in Ulkmützen im Sitzungsſaal erſchienen, daß
die geheiligte Perſon des Speakers von zahlreichen Schrei=
hälſen
beharrlich aufgefordert wurde ein luſtiges Lied zu ſin=
gen
uſw. Vor allem trugen einſt die Herren von der Iriſchen
Partei nicht nur viel zur Anregung der Debatten bei, ſondern
gaben auch mehr als oft durch ihren Temperamentsüberfluß den
Mittelpunkt lärmender Radauſzenen ab. Ihre Stelle iſt nur
zu einem ſehr geringen Teil von den Abgeordneten der Labour=
Party eingenommen worden. Die engliſchen Sozialiſten haben
die erzbürgerliche Verſammlung des Houſe of Commons durch
ihr Erſcheinen allerdings etwas aufgerüttelt und zu größerer
Lebendigkeit angeregt. Aber, was die von manchen gehegte
Hoffnung auf Skandalſzenen anbelangt, ſo erwieſen ſich dieſe
Erwartungen beim Erſcheinen der Vertreter der Arbeiter=Partei
arg zu Schanden gerichtet. Kaum jemand in Weſtminſter be=
nimmt
ſich korrekter und ſteifer, als gerade die Herren von der
Labour=Party. Und ſelbſt Maxton iſt ein Vorbild guten Be=
nehmens
.
Auch die perſonelle Zuſammenſetzung des
britiſchen Parlaments iſt heute eine derartige, daß ſie
das Anſehen der Volksvertretung nur zu heben, keineswegs her=
abzuſetzen
geeignet iſt. Die Parlamente eines Pitt und eines
Fox müſſen ziemlich öde Angelegenheiten geweſen ſein. Außer
einigen großen Perſönlichkeiten ſetzten ſich dieſe engliſchen Par=
lamente
der Vergangenheit in der Mehrzahl aus einer Menge
kleiner Landedelleute und einem Haufen unanſehnlicher Lokal=
größen
der rotten boroughs zuſammen. Heutzutage iſt es
hierum ganz anders beſtellt: das Houſe of Commons vertritt
heute trotz aller Unvollkommenheit des engliſchen Wahlſyſtems,
dennoch ſo gut wie das ganze britiſche Volk, all ſeine Schichten,
ſeine Berufe, ſeine Intereſſen. Man kann ſich hiervon bei der
Durchſicht der Parlamentsliſten überzeugen. Man ſieht es dem
Aeußeren der Herren Abgeordneten an. Und man vermag dieſe
Mannigfaltigkeit in der Zuſammenſetzung der Volksvertretung
deutlich aus den Debatten herauszuhören. Während einſt die
die Mehrzahl der Parlamentsmitglieder darſtellende Clique der
kleinen Landedelleute ſich meiſtens der glatten, einförmigen, in
Oxford oder Cambridge erlernten Sprache bedienten, ſchwirrt
es im heutigen Parlament in Dutzenden von verſchiedenen Idi=
omen
durcheinander, und das erfriſchende Cockney vermag dieſe
nicht nur von den Bänken der Labour=Party, ſondern von allen
Ecken des hohen Hauſes aus zu hören. Das britiſche Parlament
iſt heute auch dialektiſch in weit größerem Maße eine Stimme
des Volkes, als es einſt ſeine Vorgänger geweſen waren.
Das gegenwärtige Parlament hat keine
großen Perſönlichkeiten hört man oft in England
ſagen, und zum Preſtige eines geachteten Parlaments ge=
hören
große Perſönlichkeiten Entſpricht dieſes aber heute
den Tatſachen? Einer der älteſten engliſchen Parlamentarier,
Col. John Buchan, äußert ſich zur Frage der großen Perſön=
lichkeiten
wie folgt. Allerdings, ſagt dieſer Parlameuts=
Veteran, beſitzt Englands Volksvertretung heute keinen Donner=
keile
ſchleudernden Zeus, wie es einſt der große Gladſtone war;
niemand vermag in Weſtminſter heute mit Disraelis beißender
und oft tötender Satire zu wetteifern; kein Parlamentarier
von 1930 iſt in der Lage, wie es noch vor kurzem Asquith tat,
ohne Vorbereitungen lange Reden in klaſſiſcher engliſcher Proſa
des 18. Jahrhunderts zu halten; und kein Abgeordneter von
heute kann, was Klarheit und Präziſion der Rede anbelangt,
mit dem erſt kürzlich aus unſerer Mitte geſchiedenen Balfour
verglichen werden . . . Aber oft hörte ich auch Abgeordnete von

[ ][  ][ ]

Seite 2

Donnerstag, den 21. Auguſt 1930

Nummer 230

Rang, die all dieſe Tatſachen rückhaltlos zugaben, anſchließend
hieran die andere Frage aufwerfen, nämlich die welch einen
Eindruck wohl all die genannten großen Rednereigenſchaften
heutzutage auf die öffentliche Meinung dieſes Landes und die=
jenige
der Welt ausüben würden? Erſt Nachfrage ſchafft Ware
und jedes Jahrhundert bringt gewöhnlich jene Talente hervor,
deren es bedarf. Die trockene und geſchäftsmäßige Art eines
Snowden, die finanziellen Probleme Großbritanniens einem
breiten Publikum zu explizieren, Stanley Baldwins einfache
und volkstümliche Manier, über die Nöte des kleinen Mannes
und über den Sinn der neuzeitlichen Demokratie zu reden, Ram=
ſay
MacDonalds ehrlichen Bruſttöne beim Entwickeln ſeiner
Friedenspolitik und nicht zuletzt die leichte und witzige Rede=
weiſe
eines Lloyd George, dieſe Methoden ſind heute viel mehr
der Pſyche und dem Geſchmack unſeres Jahrhunderts, angepaßt
als die Rhetorik, der Pathos und die Satire der großen Per=
ſönlichkeiten
vergangener und andersgearteter Jahrzehnte . . .
Es iſt nicht nur der große Stil, der völlig außer Ge=
brauch
gekommen iſt. Eineklare, nüchterne, geſchäfts=
mäßige
Sprache wird heute in Weſtminſter ver=
langt
und in der Mehrzahl auch geliefert. Es iſt eine Frage
der praktiſchen Notwendigkeit. Die erdrückende Mehrzahl jener
Probleme, die heute das Parlament beſchäftigen, ſind von ſo
reich verzweigtem techniſchen Beiwerk umgeben, daß der Mann
auf der Straße ſie meiſtens kaum zu verſtehen vermag. Als
die engliſchen Parlamente früherer Zeiten in erregten und ſchön=
redneriſchen
Debatten um das Home Rule für Irland, um die
Emanzipation der katholiſchen Kirche, um das Wahlrecht der
Frauen und um ähnliche unkomplizierte Dinge ſtritten, in denen
meiſtens nur ein Pro oder ein Contra möglich war, da verſtand
jedermann den Sinn der Parlamentsfehden, in allen Klubs
redete man von nichts anderem als von den Debatten des Houſe
of Commons, die Zeitungen widmeten ihnen viel mehr Platz
als heutzutage, und ſelbſt der kleine Mann auf der Straße‟
betrachtete die Parlamentskämpfe als eine Art Sport, bei dem
es am Schluß unbedingt Sieger und Beſiegte geben würde und
wußte über die jeweiligen Vorgänge in Weſtminſter ausgezeich=
net
Beſcheid. Das iſt heute alles ganz anders geworden. Der
mitunter dramatiſche, mitunter erfriſchend=fröhliche Titanenkampf
zwiſchen Whigs und Tories hat aufgehört. Mit ihm iſt bei
der Volksmaſſe der ſogenannte ſporting intereſt für den Aus=
gang
der in Weſtminſter ausgetragenen matches, geſchwun=
den
. Die meiſten Fragen, die heute im Parlament erörtert
werden, Schutzzoll, Arbeitsloſigkeit, Abrüſtung uſw. ſetzen
ein gewiſſes Minimum von techniſchen Vorkenntniſſen voraus
und können nur ſchwer in der Form kurzer und leicht verſtänd=
licher
Schlagworte ausgedrückt werden.
Dieſe geringer gewordene Anteilnahme des Publikums an
den täglichen parlamentariſchen Debatten wird indeſſen mehr
als voll dadurch ausgeglichen, daß gleichzeitig das Intereſſe
für Politik bei den breiten Volksmaſſen in den
letzten Jahren unvergleichlich größer gewor=
den
iſt. Englands großen politiſchen Probleme liefern heute
weniger Stoff für Senſationen, als zu jener Zeit, da es um
Irland, um die Kirche und um das Frauenwahlrecht ging. Da=
für
aber ſind dieſe heutigen Probleme von einer viel prak=
tiſcheren
Art und berühren das Leben und die Alltagsintereſſen
des britiſchen Bürgers in einer viel unmittelbareren Weiſe,
als in früheren Zeiten. Kaum jemand in England kann es ſich
z. B. heute leiſten, die finanziellen und wirtſchaftlichen Be=
ſchlüſſe
des Parlaments mit Gleichmut zu behandeln. Weſt=
minſter
, die einſtige Hochburg der Weltpolitik, iſt heute für den
Briten vorzugsweiſe zu einer Art geſetzgebenden Handels=
kammer
geworden, von deren Beſchlüſſen das materielle Wohl=
ergehen
eines jeden Einzelnen abhängig iſt. Die Folge dieſer
Tatſache iſt, daß während das Houſe of Commons heute dem
Engländer nur Weniges an ſpannenden Kämpfen und Aufſehen
erregenden Reden bietet, es andererſeits mehr denn je über der
nationalen Wohlfahrt wacht und daher eine Körperſchaft dar=
ſtellt
, deren Nützlichkeit und Bedeutung von der geſamten Nation
mehr denn je gewürdigt und geſchätzt wird.
So hat, trotz aller Wandlungen und Veränderungen unſerer
Zeit, die auch an England nicht ſpurlos vorübergegangen ſind,
das Anſehen und das Preſtige des Houſe of
Commons, oder Mutter der Parlamente, kaum eine merkliche
Einbuße erlitten, ja in mancher Hinſicht eine unzweifelhafte
Steigerung erfahren. England verdankt dieſen erfreulichen Um=
ſtand
in erſter Linie den eingangs erwähnten Tatſachen dem
würdevollen und dem verantwortungsvollen Amte angemeſſenem
Benehmen der Volksvertreter, der glücklichen, alle nationalen
Schichten und Intereſſen gleichmäßig vertretenden Zuſammen=
ſetzung
des Abgeordnetenhauſes, der ſachlichen und vorzugs=
weiſe
auf praktiſche Fragen beſchränkten Führung der parlamen=
tariſchen
Debatten uſw. Dann aber auch dem Umſtand, daß das
Prinzip der parlamentariſchen Regierungsform in England nie,
auch nicht vorübergehend, in Frage geſtellt und nie ernſtliche
Wünſche nach irgendwelchen Veränderungen des beſtehenden
Syſtems laut geworden ſind. Der Ruf nach der Diktatur, den
man zur Zeit in zahlreichen Ländern Europas vernehmen kann,
iſt in England bisher noch nicht gehört worden. Das Parlament
iſt und bleibt das Tribunal, das in letzter Inſtanz alle Daſeins=
fragen
der Nation entſcheidet. Die Abgeordneten, die nach Schluß
der Debatten zur Abſtimmung in die lobbies treten, machen

Zu ſeinem fünfzigſten Geburtstag.
Vor fünfzig Jahren, am 22. Auguſt 1880, wurde Gorch
Fock geboren. Am 31. Mai 1916 iſt er vor dem Skagerrak, in
der großen Seeſchlacht, mit dem Kreuzer Wiesbaden in der
Nordſee untergegangen. Er ſtarb dort, wo viele ſeines Ge=
ſchlechts
ſich nach hartem Kampfe mit den Wellen ergeben muß=
ten
, denn er war der Sohn eines Finkenwärder Hochſeefiſchers.
Gorch Fock iſt im weſentlichen epiſcher Dichter. Um ſeine
Geſtalten wittert der Duft des Unwirklichen, obgleich ſie ſchein=
bar
horte Wirklichkeit ſind. In Wahrheit iſt es von Liebe und
Sehnſucht verklärtes Leben, das er gibt, und nicht poeſieloſe und
nüchterne Berichterſtattung. In ihrem Beſten aber wird ſeine
Kunſt zu großartiger Natur= und Menſchenſchilderung. Seine
Nordſeeſchilderungen in dem Finkenwärder Fiſcherroman See=
fahrt
iſt not! ſtehen in der deutſchen Literatur auf unerreichter
Höhe, und der Held der Dichtung, der Finkenwärder Hochſee=
fiſcher
Klaus Mewes, iſt mit naiver Monumentalität dargeſtellt.
Es iſt nicht nur ſein künſtleriſcher Wert, der dieſen Roma aus=
zeichnet
: es iſt ſeine Echtheit, Unmittelbarkeit, Gefühlsſtärke, die
Reinheit der Geſinnung, die fröhliche Lebensbejahung auf dem
Untergrund tiefſten Ernſtes, die ihn liebenswert machen. Weil
der Dichter Gorch Fock aus den Tiefen unverfälſchten Volkstums
kam und mit dieſem Volkstum in innigſter Gemeinſchaft lebte,
gelang es ihm, reiche Schätze zu heben. Hier haben wir einen
Menſchen, deſſen Leben, und Werk ein reiner, erquichender Ein=
klang
war.
Im Jahre 1910 erſchien das erſt Buch Gorch Focks, Schul=
lengrieper
und Tungenknieper Finkenwärder Fiſcher= und See=
geſchichten
, wie alle Bücher von Gorch Fock bei M. Glogau jr.,
Hamburg, erſchienen. Es umfaßt ſechs hochdeutſche und zwei
plattdeutſche Erzählungen. Jede dieſer packenden Geſchichten hat
eine ſcharf umriſſene Silhouette, iſt reich an Farben und mit
ſicherer dramatiſcher Kraft entwickelt. Voll Wucht dringen die
Ereigniſſe der ernſten Erzählungen auf uns ein, von hinreißen=
dem
Humor ſind die heiteren erfüllt. Das Leben der eigenartigen
Inſel Finkenwärder, die ſchon damals in Gefahr war, von dem
rieſigen Hamburger Hafen übergeſchluckt zu werden, iſt hier kom=
menden
Geſchlechtern in künſtleriſcher Form bewahrt worden.
Der Erfolg dieſes Erſtlingswerks war ſtark. Im folgenden
Jahr ſchenkte uns Gorch Fock Hein Godenwind, de Admirol
von Moskitonien, eine unglaublich luſtige plattdeutſche Erzäh=

Vom Tage.
Wie gemeldet wird, ſind Reichskanzler a. D. Michaelis,
General der Infanterie a. D. v. Kuhl und Oberpräſident a. D.
Winnig zur Konſervativen Volkspartei über=
getreten
.
Die baltiſch=ſüdoſteuropäiſche Agrarkonfe=
renz
in Warſchau wird am 28. Auguſt eroffnet werden.
Zu dem Mordanſchlag auf den Direktor der
litauiſchen Geheimpolizei wird noch bekannt, daß
Oberſt Ruſteika fünf Stichwunden in die Bruſt erhalten hat, von
denen eine die Lunge durchbohrte. Die ſofort nach dem Anſchlag
vorgenommene Operation iſt zwar gut verlaufen, doch iſt der Ver=
letzte
, wie am Mittwoch vormittag von zuſtändiger Stelle mitge=
teilt
wird, infolge des ſtarken Blutverluſtes noch immer in Le=
bensgefahr
. In der Nacht wurden bei zahlreichen Woldemaras=
Anhängern Hausſuchungen vorgenommen.
Die bulgariſche Regierung hat das von der Zollfrie=
denskonferenz
im März feſtgelegte Programm für die
ſpäteren Wirtſchaftsverhandlungen als 24. Staat
unterzeichnet.
König Karol von Rumänien hat Muſſolini den
höchſten Orden Rumäniens, den Großkordon Karol I.,
verliehen.
Die Beſprechungen des franzöſiſchen Arbeitsminiſters
mit den Arbeitnehmern und Arbeitgebern zur Beilegung
des nordfranzöſiſchen Streiks haben bisher zu kei=
nem
Ergebnis geführt.
Perſien hat ein gemeinſames Vorgehen der Mächte gegen
die Kurden auf perſiſchem Gebiet abgelehnt.
Der Simon=Bericht, der bekanntlich von einer offi=
ziellen
britiſchen Kommiſſion zum Studium der Verhältniſſe in
Indien ausgearbeitet wurde und als Grundlage für die demnächſt
ſtattfindende Round=Tablekonferenz in London zur Reform der
indiſchen Verwaltung dienen ſoll, findet auch bei den in
Indien anſäſſigen Europäern keine günſtige
Aufnahme.
Die auſtraliſche Regierung hat dem Völker=
bund
die Ratifikationsurkunde zur obligatori=
ſchen
Haager Schiedsgerichtsklauſel des Ständigen
Internationalen Gerichtshofes in Haag übergeben. Damit er=
kennen
nunmehr 30 Staaten für beſtimmte juriſtiſche Streitfälle die
Haager Rechtsſprechung als obligatoriſch an.
Die Gefahr eines Angriffes der Kommuniſten auf
die Stadt Hankau gilt jetzt als beſeitigt.

die Geſetze des Landes und niemand ſonſt. Das engliſche Volk
iſt ſich dieſer Tatſache voll bewußt. Es hat Vertrauen in dieſes
in langen Jahrhunderten reiflich erprobte Syſtem. Das ſind die
Gründe, weshalb das Anſehen und das Preſtige des Houſe of
Commons, der Mutter der Parlamente, heute höher und geſicher=
ter
daſteht denn je. Und die geſetzgebenden Körperſchaften
anderer Länder werden, im Ringen um ihre Exiſtenz, noch lange
Kraft und Ermunterung aus dem Beiſpiel der hohen Stätte
am Themſeufer ſchöpfen können.

Wechſel in der Heeresleikung zum 1. Okkober?
* Berlin, 20. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Schon ſeit längerer Zeit ſind Gerüchte im Umlauf, daß der
Chef der Heeresleitung, Generaloberſt Heye, demnächſt von ſei=
nem
Poſten zurücktreten wird. Dieſe Gerüchte haben jetzt einen
ſolchen Umfang angenommen, daß der amtliche Dewentier=
Apparat in Bewegung geſetzt wird, um feſtzuſtellen, es liege
weder ein Rücktrittsgeſuch vor, noch ſei über die Frage der Nach=
folgeſchaft
irgendwelche Verhandlung geführt worden. Dieſes
Dementi iſt unzweifelhaft richtig, aber es will geleſen werden,
wobei dann die Entſcheidung auf den Satz zu legen iſt, daß ein
Rücktrittsgeſuch des Generaloberſten Heye nicht vorliegt. In
politiſchen Kreiſen wird aber allgemein als ziemlich ſicher ange=
nommen
, daß in ſehr kurzer Friſt ein derartiges Rücktrittsgeſuch
vorliegen wird und daß ein Wechſel in der Heeres=
leitung
etwa zum 1. Oktober erfolgt. Der Grund?
Generaloberſt Heye hat nach außen hin das Bemühen gehabt,
ſich und die Reichswehr von der Politik, wie es unbedingt not=
wendig
iſt, vollſtändig fernzuhalten. Ganz iſt ihm das aber nicht
gelungen. Was ſeine eigene Perſon angeht, ſo wird davon ge=
ſprochen
, daß er über den Rahmen des Erwünſchten hinaus mit
ſeinen Sympathien nach rechts neige, während gleichzeitig in ſei=
ner
Umgebung Offiziere ſitzen, die gerne in Politik machen und
hinter den Kuliſſen auch die politiſchen Entſcheidungen beeinfluſ=
ſen
möchten. Gedacht iſt dabei in erſter Linie am den General
Schleicher, weshalb um eines Wortſpieles willen auch viel und
oft von einer ſchleichenden Kriſe im Reichswehrminiſterium
geredet wird. Wenn wir recht unterrichtet ſind, hat der Reichs=
wehrminiſter
Groener da bereits eingegriffen und für die Be=
ſchneidung
ſolchen Ehrgeizes geſorgt. Trotzdem aber ſcheint man
doch daran feſtzuhalten, daß eine energiſchere Perſönlichkeit an
die Spitze der Reichswehr tritt und dieſen Wünſchen wird wohl
in abſehbarer Zeit Rechnung getragen werden.

Zie Burſchaner Agrartonferenlz.
Derſelbe Fehler wie in Bukareſt und Sinaia.
Die Initiative der Agrarländer, die mit der Bukareſter Kon=
ferenz
der ſüdöſtlichen Staaten ihren Anfang nahm und die in
Sinaia zum Plan einer rumäniſch=ſüdſlawiſchen
Zollunion führte, ſoll nunmehr in der bevorſtehenden War=
ſchauer
Konferenz ihre Fortſetzung finden. Während es ſich aber
bisher lediglich um Verhandlungen der ſüdöſtlichen Staaten han=
delte
, will Polen diesmal ein bedeutend größeres Gremium an
den Verhandlungstiſch führen. So hat es Einladungen an
Rumänien, Jugoſlawien, Ungarn, an die
Tſchechoſlowakei, an Bulgarien und an Finn=
land
, Lettland und Eſtland ergehen laſſen. Ob
Litauen offiziell eingeladen worden iſt, ob man mit ihm nur über
ſeine Teilnahme verhandelt hat, das läßt ſich im einzelnen noch
nicht genau feſtſtellen; auf jeden Fall hat die litauiſche Regierung
eine Teilnahme an dieſer Konferenz mit aller Beſtimmtheit ab=
gelehnt
.
Das Programm der Konferenz ſoll Fragen der Rationaliſie=
rung
der landwirtſchaftlichen Erzeugung, ferner Fragen der Ver=
einheitlichung
der landwirtſchaftlichen Normen und Tranſitfragen,
kurzum, nur Probleme umfaſſen, die ſich lediglich auf tech=
niſche
Einzelheiten beziehen. Immerhin wird man dabei auch
Gelegenheit finden, die allgemeinen Probleme der Produktion und
des Abſatzes, des landwirtſchaftlichen Marktes und der Agrar=
zölle
zu erörtern. Inwieweit man in dieſem Zuſammenhang zu
poſitiven Ergebniſſen kommen kann, iſt ſchwer vorauszuſagen. Die
letzten Agrarkonferenzen in Bukareſt und in Sinaina haben jeden=
falls
gezeigt, daß man ſich lediglich mit allgemeinen Vereinbarun=
gen
begnügte, die allerdings einmal von Bedeutung ſein können,
wenn das Agrarproblem in einem erweiterten Rahmen zur De=
batte
ſteht.
Denn auch in Warſchau wird wiederum derſelbe
Fehler begangen wie in Bukareſt und Sinaia, in=
dem
man auch diesmal auf eine Teilnahme der
Abnehmerſtaaten verzichtete und ſich lediglich
darauf beſchränkt, mit Ausnahme der gemiſcht= wirtſchaft=
lichen
Tſchechoſlowakei, nur die Produzentenſtaaten
zuſammenzuführen. Ohne Frage laſſen die gemeinſamen
Intereſſen gemeinſame Beratungen notwendig erſcheinen; da es
ſich aber bei der Agrarkriſe nur um ein Teilproblem
der Weltwirtſchaftskriſe handelt, wird es unumgänglich
ſein, auch die anderen Staaten mit heranzuziehen, um auf dieſe
Weiſe das Marktproblem ſo zu löſen, daß die Schwierigkeiten auch
tatſächlich behoben werden können.
Welche Abſichten für die Warſchauer Regierung bei der Ein=
berufung
dieſer Konferenz nun ausſchlaggebend waren, wird man
im einzelnen kaum feſtſtellen können. Immerhin ſcheint Polen in
Verfolg der ſüdöſtlichen Agrarkonferenzen im Intereſſe ſeiner eige=
nen
Landwirtſchaft zu dieſer Initiative bewogen worden zu ſein,
hat ſich doch die wirtſchaftliche Lage Polens im Zuſammenhang
mit den ſchlechten Abſatzmöglichkeiten ſeiner Agrarprodukte, ſehr
ernſt geſtaltet, ſo daß es fraglos gezwungen iſt, nachdem bereits im
Norden ähnliche Gemeinſchaftspläne wie im Südoſten verwirklicht
werden konnten, Beziehungen zu organiſieren, bei denen es in ge=
wiſſer
Hinſicht beſtimmend ſein kann. Allerdings wird es ſchwer
ſein, ſchon innerhalb dieſer Agrarſtaaten zu einer Einigung oder
gar zu einer Blockbildung zu kommen, ſind doch bereits die Inter=
eſſen
dieſer einzelnen Staaten durchweg verſchiedenartig gelagert.
So konzentriert ſich das polniſche Intereſſe in der Hauptſache auf
Roggen und Gerſte, während die ſüdöſtlichen Staaten durch ihre
Bodenverhältniſſe zu einer Bevorzugung von Weizen und Mais
gezwungen ſind. Dies mag vielleicht auch einer der Gründe ge=
weſen
ſein, weshalb man ſich bei der Aufſtellung des Programms
zunächſt lediglich auf die techniſchen Probleme beſchränkte.
Im Hinblick auf die bevorſtehenden Genfer Wirtſchaftserörte=
rungen
können die Warſchauer Beratungen jedoch von beſonderer
Bedeutung ſein, inſofern, als regionale Vereinbarungen zumeiſt
den Gang internationaler Beratungen beeinfluſſen. Aus dieſem
Grunde verdienen die kommenden Warſchauer Verhandlungen auch
ein beſonderes Intereſſe. Die hier angeſtrebte Gruppierung kann
jedenfalls im Rahmen der großen Wirtſchaftsdiskuſſionen zu be=
ſonderen
Situationen führen, deren Auswirkung auf den allgemei=
nen
Verlauf der Erörterungen von Entſcheidung ſein kann.
Die Nolſtandsarbeiten.
* Berlin, 20. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Das Reichskabinett hat vor einiger Zeit die Länder aufge=
fordert
, praktiſche Vorſchläge für die Notmaßnahmen im Rahmen
des Arbeitsbeſchaffungsprogramms auszuarbeiten. Die Antwor=
ten
ſind bisher erſt zum Teil eingegangen. Es wird aber damit
gerechnet, daß bis Ende der Woche alle Länder dazu Stellung ge=
nommen
haben, ſo daß dann das Arbeitsminiſterium eine Ge=
ſamtüberſicht
über die vorliegenden Vorſchläge und die in ihnen
enthaltenen Anregungen geben kann.

lung, die man neben die der größten niederdeutſchen Humoriſten,
Fritz Reuter und John Brinckman, ſtellen muß. Es iſt urgeſun=
der
, derber, die Drangſale des Lebens überwindender Waſſer=
kantenhumor
in dieſem Buch. Sorgen wir, daß mehr Lachen in
die Welt komme, ſchickt Gorch Fock ſeiner deftigen Hamburger
Geſchichte als Motto voraus, und in dieſem Sinne wirkt der
Hein Godenwind: er gibt uns ein herzliches und befreiendes
Lachen.
Im Jahre 1912 folgte der Roman Seefahrt iſt not! Gorch
Focks ſtärkſtes und erfolgreichſtes Werk. Das Buch hat eine Auf=
lage
von 188000 Exemplaren erreicht. Es iſt mehr als ein No=
man
: ein Kulturbild, ein Stück Leben, herausgegriffen aus der
Fülle des Lebens ringsum, und vor uns aufgebaut mit Meiſter=
hand
. Die Schilderung dieſes ſteifnackigen und herben Menſchen=
ſchlags
, der Tatmenſchen und keine Schwätzer zeugt, ſeine freie,
ſtarke Männlichkeit, die alte Tradition der Seefahrt, lebt vor
uns auf. Und dahinter ſteht die Nordſee, die Mordſee, mit
ihren ſchäumenden, brüllenden Seen, mit Brand und Wetter=
leuchten
, mit geborſtenen Segeln, gebrochenen Maſten, blakenden
Notfackeln, verlorenen Wracken und hilfeſuchenden Fahrens=
leuten
.
Zwei Bände Erzählungen erſchienen in ſchneller Folge: Ham=
borger
Janmooten. Een luſtig Book und die ernſten Seegeſchich=
ten
Fahrensleute‟. Gorch Fock holte ſich ſeine Stoffe ausſchließ=
lich
aus der Heimat. Die Art, in der er ſie für kleine Geſchichten
verbrauchte, könnte man verſchwenderiſch nennen: andere würden
aus ihnen ein Dutzend Romane gemacht haben. Er verfügt aber
nicht nur über drolligen plattdeutſchen Humor, ſondern auch über
den vollen brauſenden Orgelklang der norddeutſchen Sprache.
Ein kräftiger und echter Menſch ſchrieb dieſe Bücher.
Dann kam der Krieg. Im März 1915 wurde Gorch Fock ein=
berufen
. Er kämpfte in Serbien, Polen und Rußland, bis ihm
ſein ſehnlichſter Wunſch erfüllt und er zur Marine, auf den klei=
nen
Kreuzer Wiesbaden verſetzt wurde. Und dann nahm ihn
die Sce. Sie behielt ihn nicht: einige Monate ſpäter hat er auf
der ſchwediſchen Inſel Stensholmen ein ſtilles Grab gefunden,
umſpült von Wind und Wogen ſeines wimmer ruhenden Meeres.
Drei Bände erſchienen nach ſeinem Tode: Nordſee Kriegs=
briefe
und Erzählungen, Sterne überm Meer Tagebuchblätter
und Gedichte, und Schiff vor Anker wiederum Erzählungen.
Sie zeigen uns den ganzen Menſchen und Dichter, der tiefe
Freude und Lebensbejahung immer wieder ſchenkte bis an ſein
Ende.
Wer aus den hinterlaſſenen Tagebuchblättern und Briefen
der letzten Jahre ſeines Lebens mit Ergriffenheit lieſt, wieviel
Pläne zu neuen Dichtungen in ihm reiften, erkennt ſchmerzvoll,

welch bitteren Verluſt unſer deutſches Schrifttum durch ſeinen
frühen Tod erlitten hat.
Moderne Romane zu 2,75 RM. Der Verlag Reclam er=
öffnet
ſoeben mit 20 farbigen Ganzleinenbänden eine neue Reihe
zeitgenöſſiſcher Romane. Dem Leſer werden zum Preiſe von 2,75
RM. für den Band umfangreiche Werke erſter lebender Autoren
dargeboten, vor allem deutſche Meiſter der Erzählungskunſt. So
erſcheint die Reihe berufen, viel minderwertiges Schrifttum, das
in billigen Ausgaben das Land überſchwemmt, zu verdrängen und
breiteſte Leſerkreiſe für den guten modernen Roman zu gewinnen.
Jakob Waſſermann tritt vor uns mit drei ſeiner vollendetſten Er=
zählungen
(in dem Bande Der Geiſt des Pilgers), Georg Hirſch=
feld
mit dem Roman deutſcher Zukunft Der Mann im Morgen=
dämmer
, der große Franzoſe Edmond Jaloux mit ſeiner traum=
ſüßen
Erzählung Dich hätte ich geliebt!, und der kraftvolle Ge=
ſtalter
unſerer Gegenwart Hans von Hülſen iſt gleich mit vier
ſeiner ſpannenden, buntbewegten Romane vertreten. Von Louis
Couperus, dem großen holländiſchen Meiſter, werden zwei ſeiner
glühendfarbigen Gemälde antiken Lebens geboten, und Robert
Walter, der urwüchſige norddeutſche Dichter, läßt in ſeinen beiden
Werken Der Stein der Narren und Die Jgeliade alle
Minen ſeines überſchäumenden, befreienden Humors ſpringen.
Emil Lucka, der kultivierte Oeſterreicher, und Rudolf Huch er=
ſcheinen
mit mehreren ihrer beſten Werke, und noch mancher an=
dere
gute Name iſt unter den erſten 20 Bänden vertreten. Hier
iſt für jeden Geſchmack und jede ſoziale Schicht ein ſpannender,
unterhaltender und hochwertiger Leſeſtoff gegeben, der infolge
ſeines billigen Preiſes auch dem Unbemittelten zugänglich iſt.
Weitere Bände werden in ſchneller Folge erſcheinen.
Rudolf Hans Bartſch: Der Falke vom Mons Regius. Ge=
ſchichte
einer Jagd= und Liebesleidenſchaft. Verlag Deutſche Buch=
Gemeinſchaft, Berlin SW 68. In Halbleder 4,90 RM. In
jenem Wunderland der Innerkrain, von dem man faſt nie hört
und das abſeits liegt vom großen Fremdenzug, ſpielt dieſe Ge=
ſchichte
von dem berühmten Wilderer und Naturfreund Serno und
den Menſchen, die ihn lieben und haſſen. Er, den man den Falken
vom Mons Regius nennt, wegen ſeiner außerordentlichen Seh=
kraft
und weil er nach Falkenart auf der Höhe des Nanos, des
Mons Regius ſpätlateiniſcher Tage, oft in ſtatuenhafter Ruhe ver=
weilt
, iſt weithin in den Karſtwäldern und bis hinunter nach
Görz bekannt als geſchickteſter Bilchjäger und Schütze. Der Guts=
und Forſtverwalter des engliſchen Grundbeſitzers iſt ſein erbitter=
ter
Feind. Serno hat ihn im Verdacht, daß er den tödlichen
Schrotſchuß auf den Vater abgegeben hat, weil er die Mutter
liebte und ſie dem Baron nicht gönnte. Und nun ergibt ſich ein
ſchickſalhaftes Ringen zwiſchen den beiden Feinden; wir erleben
gewagte und humorvolle Wildererſtückchen Sernos, ſehen ſeine
Liebe zu Gretiza, einer ſchönen, jungen Furlanerin, aufflammen
und wachſen, begleiten ihn ins Gefängnis und ſchauen mit Be=
friedigung
ſeinen endlichen Triumph. Ein echter Bartſch!

[ ][  ][ ]

Nummer 230

Donnerstag, den 21. Auguſt 1930

Seite 3

Mahittzſe un die vurgeinchen Tuhler!
Die Zuſammenſehung des neuen Reichskages entſcheidet das Schickſal eines Jeden. Jeder Einzelne
muß von ſeinem Recht auf Migeſtalkung des Deutſchen Reiches Gebrauch machen.
Hinein in die Wahlfronk! Hinweg mit dem Heer der Nichtwähler!
und Wirtſchaft ſtreitig gemacht und von Jahr zu Jahr verengt
worden. Immer ſtärker werden die Exiſtenzgrundlagen des deut=
Wahlaufruſe.
ſchen Handwerks bedroht; immer hoffnungsloſer geſtalten ſich die
Vorausſetzungen ſeines Wiederaufſtiegs aus dem beiſpielloſen Er=
Eine Kundgebung des Einzelhandels.
eignis des Währungszerfalls. Zwiſchen den auf Klaſſenkampf ein=

Deutſche Einzelhändler! Bei den letzten Reichstagswahlen
iſt faſt ein Drittel der mittelſtändiſchen Wählerſchaft der Wahl=
urne
ferngeblieben. Dieſes Verſäumnis hat ſich bitter gerächt.
Das oberſte politiſche Willensorgan des deutſchen Volkes der
Reichstag hat mangels genügender Beſchickung durch die bür=
gerlichen
Parteien in den letzten Jahren wiederum keine frucht=
bringende
Arbeit leiſten können. Immer tiefer ſind wir in Not
geraten, immer ſtärker iſt die Lebensmöglichkeit des Einzelhan=
dels
wie des deutſchen Mittelſtandes im Ganzen eingeengt und
bedroht worden.
Es kann und darf nicht mehr ſo weitergehen!
Das deutſche Volk muß, will es nicht untergehen, ſich wieder
emporarbeiten. Nur dann wird das möglich ſein, wenn die not=
wendigen
Vorausſetzungen für einen Wiederaufſtieg geſchaffen
werden. Dieſe ſehen wir darin, daß eine Geſundung der
Finanzwirtſchaft durch Senkung der Ausgaben
der öffentlichen Hand und ſtarken Steuerabbau
herbeigeführt wird, wobei die Ausgeſtaltung des Steuerſyſtems
die Ueberſpannung der auf dem Einzelhandel ruhenden Laſten zu
mindern haben wird; daß weiterhin eine Reform der
Sozialverſicherung an Haupt und Gliedern im Sinne
ihrer Beſchränkung auf das wirtſchaftlich und
finanziell Tragbare erfolgt; daß die Gleichmacherei in
der Sozialpolitik aufhört und die beſonderen Erforderniſſe der
Betriebsführung im Einzelhandel berückſichtigt werden; daß
ſchließlich eine Wirtſchaftspolitik geführt wird, die den
Schutz des bürgerlichen Privateigentums, ins=
beſondere
für den Mittelſtand in Ausführung des Artikels 164
der Reichsverfaſſung, als tragenden Grundgedanken anerkennt.
Für alle dieſe Fragen liegt die Entſcheidung bei der Reichs=
geſetzgebung
, die der kommende Reichstag zu beſchließen haben
wird. Die Zuſammenſetzung des neuen Reichstags
bedeutet die politiſche Entſcheidung darüber,
ob wir auf all dieſen Gebieten weiter ins Ver=
derben
hineingleiten ſollen, oder ob eine Umkehr
retten wird, was noch zu retten iſt, und die Grundlage zu neuem
Aufbau gefunden wird. Jeder Wähler hat am 14. Sep=
tember
1930 ſein Schickſal in der Hand. Weicht er
der politiſchen Entſcheidung durch Enthaltung von der Wahl aus,
ſo hat er kein Recht, ſich über das, was dann kommen wird, zu
beklagen. Mittelbar ſtärkt er durch ſeine Wahlenthaltung die
Feinde des Einzelhandels und des Bürgertums, denen er ſeine
Stimme nicht entgegengeſtellt hat. Keine noch ſo große politiſche
Enttäuſchung, keine noch ſo berechtigte Partei= und Staatsver=
droſſenheit
darf irgendeinen Angehörigen des deutſchen Einzel=
handels
dieſes Mal bei der Wahl abſeits ſtehen laſſen. Wer ein
Wahlrecht für ſich in Anſpruch nimmt, muß daraus auch eine
Wahlpflicht herleiten.
Gebieteriſch verlangt der 14. September 1930 von uns: Reſt=
los
hinein in die Wahlfront! Hinweg mit dem
Heer der Nichtwähler! Deutſcher Einzelhandel,
erfülle deine Wahlpflicht!
Eine Kundgebung des Handwerks.
Die Gruppe der Handwerkerbünde im Reichsverband des
deutſchen Handwerks veröffentlicht einen von Präſident Will=
mann
und Syndikus Dr. Hokamp gezeichneten Wahlaufruf, der
folgenden Wortlaut hat:
In überaus ernſter Zeit ſoll das deutſche Volk durch die
Wahl eines neuen Reichstages ſich eine Volksvertretung ſchaffen,
von der jedermann, dem das Wohl von Volk und Vaterland am
Herzen liegt, eine Zeit der politiſchen, wirtſchaftlichen und ſozia=
len
Geſundung Deutſchlands erwartet.
Zwölf ſchwere Nachkriegsjahre ſind ins Land gegangen. Trotz
aller nationalen Not hat die parteipolitiſche Entartung des par=
lamentariſchen
Syſtems immer wieder über die Notwendigkeit
fruchtbringender Gemeinſchaftsarbeit triumphiert. Dem deut=
ſchen
Handwerk der zuverläſſigſten Stütze der deutſchen Volks=
gemeinſchaft
, einer der ſtärkſten Träger geiſtiger und wirtſchaft=
licher
Leiſtung, dem berufenen Mittler des ſozialen Ausgleichs
und Aufſtiegs, dem treueſten Anwalt und Bewahrer deutſcher
Kultur iſt all die Jahre hindurch der Lebensraum in Staat

geſtellten Maſſen des Sozialismus und der anonymen Macht des
Großkapitals muß das deutſche Handwerk den erbitterten Kampf
ums Daſein führen.
In ſolcher Zeit iſt es eine elementare ſtaats= und berufsſtands=
politiſche
Pflicht, daß jeder einzelne Angehörige des deutſchen
Handwerks am 14. September 1930 von ſeinem Recht auf Mit=
geſtaltung
am zukünftigen politiſchen Schickſal des Deutſchen
Reiches Gebrauch macht.
Nahezu ein Drittel der mittelſtändiſchen Wählerſchaft iſt bei
den letzten Reichstagswahlen der Wahlurne ferngeblieben. Dieſe
politiſche Pflichtverletzung hat das deutſche Bürgertum teuer ge=
nug
bezahlt. Keine noch ſo große politiſche Enttäuſchung, keine
noch ſo berechtigte Partei= und Staatsverdroſſenheit darf irgend=
einen
Angehörigen des deutſchen Handwerks abſeits ſtehen laſſen.
Gebieteriſch verlangt der 14. September 1930 von uns: Reſtlos
hinein in die Wahlfront! Keine Stimme den ſozialiſtiſchen Par=
teien
, denn ſie fördern die Sozialiſierung und Kommunaliſierung!
Hinweg mit dem gewaltigen Heer der Nichtwähler!
Das deutſche Handwerk wird nach voraufgegangenen Ver=
handlungen
mit den politiſchen Parteien in beſonderen Aufrufen
die Parteien namhaft machen, die ſich zur Erhaltung des deutſchen
Handwerks und zur wirkſamen Anwendung des Artikels 164 der
Verfaſſung des Deutſchen Reiches verpflichtet haben.
Noch zählt das deutſche Handwerk Millionen Stimmen zu den
ſeinen. Werden ſie reſtlos in die Wagſchale dieſes entſcheidenden
Wahlkampfes hineingeworfen, dann wird damit der Boden für
eine beſſere und glücklichere Zukunft von Volk und Vaterland vor=
bereitet
.
Deutſches Handwerk, erfülle deine Pflicht!

Braunſchweig, 20. Auguſt.
Die Beſtrebungen zur Bildung eines Bürgerblocks zur bevor=
ſtehenden
Landtagswahl in Braunſchweig ſind zum Abſchluß ge=
kommen
. Eine bürgerliche Einheitsliſte iſt aufgeſtellt. Der ge=
meinſame
Wahlaufruf, der zum Kampf gegen den Marxis=
mus
auffordert, iſt von folgenden Parteien und Vereinigungen
unterzeichnet: Chriſtlich=Nationale Bauern= und Landvolkpartei,
Deutſchnationale Volkspartei. Deutſche Volkspartei, Zentrums=
partei
, Braunſchweigiſcher Landbund, Bürgerbund, Vereinigter
Mittelſtand, Braunſchweigiſcher Landesverband landwirtſchaft=
licher
Vereine e. V., Landesverband Braunſchweigiſcher Haus=
frauenvereine
.
Einigung zwiſchen Landvolkparkei und konſervakiver
Volksparkei.
Am Mittwoch tagte in Berlin der Vorſtand der chriſtlich=
nationalen
Bauern= und Landvolk=Partei, um endgültig die
Reichsliſte feſtzuſetzen. Wie die Landvolknachrichten mitteilen,
wurde eine Einigung über diejenigen Kandidaten erzielt, die auf
der Reichsliſte ſtehen ſollen. Ihre Namen werden veröffentlicht
werden, ſobald die Zuſtimmungserklärungen der einzelnen Kan=
didaten
vorliegen. Die Liſte führen außer dem Parteivorſitzen=
den
Oeſer, Reichsernährungsminiſter, Rheinlandbund=Präſident
Schiele, der Präſident des Deutſchen Landgemeindetages
Gereke und Reichslandbundpräſident Hepp. Wie die Land=
volknachrichten
weiter melden, haben die Verhandlungen zwi=
ſchen
der Landvolkpartei und der Konſervativen Volkspartei über
die gemeinſame Reichsliſte zu einem poſitiven Abſchluß geführt.
An der Spitze der konſervativen Liſte ſtehen Reichsminiſter Tre=
viranus
, Graf Weſtarp, v. Lindeiner=Wildau und
Lambach.
Wahlreform-Proviſorium für 12 Jahre.
* Berlin, 20. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Das Reichskabinett hat ſeine Beratungen über die Wahl=
reform
am Mittwoch ſchon zum Abſchluß gebracht und dem Vor=
ſchlag
des Reichsinnenminiſters mit ganz geringen Aenderungen
zugeſtimmt. Wir haben aus dem Entwurf die maßgeblichen Ge=

ſichtspunkte bereits mitgeteilt, ſo daß Ergänzungen kaum zu
geben ſind. Der Reichsinnenminiſter hält das kommende
Geſetznur für einProviſorium, er will es deshalb in
ſeiner Geltungsdauer auf 12 Jahre beſchränken, alſo auf drei
Legislaturperioden. Das würde bedeuten, daß innerhalb dieſer
Zeit Erfahrungen über die eventuellen Notwendigkeiten einer
weiteren Umgeſtaltung des Wahlrechtes geſammelt werden ſollen
und daß durch die Begrenzung der Geltungsdauer der Reichstag
wie die Regierung gezwungen ſein ſollen, ſich zu gegebener Zeit
erneut mit der Froge zu beſchäftigen. Das iſt im Grunde eine
Geſte. Denn auch die Reform von Dr. Wirth kuriert an den
Symptomen herum. Es iſt ja mehr als zweifelhaft, ob wir zu
einem vernünftigen Wahlgeſetz kommen, wenn wir nicht noch er=
heblich
radikaler vorgehen und den Grundſatz der Verhältnis=
wahl
ſtreichen, gleichzeitig mit einer Erhöhung des Wahl=
alters
, die das Verantwortungsbewußtſein des Wählers ſtärkt.
Die Konſervakiven gegen jede Koalikion
mit den Sozialdemokraken.
Die Preſſeſtelle der Konſervativen Volkspartei verbreitet fol=
gende
Feſtſtellung:
Die Partei und ihr Führer Treviranus halten nach wie vor
an der Auffaſſung feſt, daß die Löſung der großen Aufgaben,
vor die Reichsregierung, Reichstag und das ganze deutſche Volk
jetzt und in der nächſten Zeit geſtellt ſind, keinesfalls mit den
Sozialdemokraten möglich iſt. Dieſe Auffaſſung wurde von der
Partei und ihrem Führer ſchon bisher vertreten, an ihr hat ſich
nichts geändert. Die Sozialdemokraten haben in den zwei Jah=
ren
, in denen ſie an der Reichsregierung beteiligt waren, ihre
Unfähigkeit ſo nachdrücklichſt bewieſen, daß neue Verſuche mit
ihnen nicht mehr unternommen werden können. Sollten ſolche
Verſuche von anderer Seite gewünſcht und für ausſichtsreich ge=
halten
werden, ſo ſteht jedenfalls heute ſchon feſt, daß die Konſer=
vative
Volkspartei ſich an ihnen nicht beteiligen, ſondern ſie auf
das ſchärfſte bekämpfen wird.

München, 20. Auguſt.

Miniſterpräſident Held erklärte in der heutigen Ausſprache
über die Schlachtſteuernotverordnung und die Deckungsvorſchläge
im Pleum des Bayeriſchen Landtages, wenn die Mehrheit des
Landtages den ablehnenden Standpunkt gegenüber der Notver=
ordnung
auch heute in der Abſtimmung zum Ausdruck bringe,
ſo wäre die Staatsregierung nicht mehr in der
Lage, die Verantwortung weiter zu tragen. Sie
müßte in der Ablehnung der von ihr vorgeſchlagenen ſteuerlichen
Maßnahmen zugleich die Kundgebung des Mißtrauens
der Mehrheit des Landtages erblicken, und das
Geſamtminiſterium würde hieraus die Folge=
rungen
ziehen. Trotz dieſer Erklärung ſtimmten 62 Ab=
geordnete
der diesjährigen Schlachtſteueroppoſition bei der Ab=
ſtimmung
über den ſozialdemokratiſchen Initiativgeſetzentwurf
für Aufhebung der vom Geſamtminiſterium erlaſſenen ſogenann=
ten
Schlachtſteuer=Notverordnung, 58 dagegen. Der Entwurf,
durch den die Schlachtſteuer nicht zur Erhebung kommen kann,
iſt damit angenommen, die Notverordnung der Re=
gierung
iſt gefallen. Finanzminiſter Dr.
Schmelzle hat unmittelbar im Anſchluß an die entſcheidende
Abſtimmung dem Miniſterpräſidenten Dr. Held ſeinen Rück=
tritt
angezeigt. Sofort nach der Plenarſitzung des Land=
tages
hat Miniſterpräſident Dr. Held dem Landtagspräſidenten
ſchließlich die Demiſſion des Geſamtminiſteriums
erklärt.
Sozialdemokrakiſche Regierung in Bayern?
Der Landtagspräſident Stang hat dem ſozialdemokratiſchen
Fraktionsführer Endres nach dem Rücktritt der Regierung Held
den Auftrag erteilt, die Bildung der neuen bayeriſchen Regie=
rung
in die Wege zu leiten und dem Landtagspräſidenten ſpäte=
ſtens
innerhalb zehn Tagen Mitteilung über das Ergebnis zu
machen. Endres hat ſich eine Stellungnahme, zu dem Vorſchlag
des Landtagspräſidenten bis zu der am kommenden Diegstag ſtatt=
findenden
Sitzung ſeiner Fraktion vorbehalten.

Die Bayeriſche Volkspartei=Korreſpondenz erklärt, die Baye=
riſche
Volkspartei ſei ſich ſehr wohl der Verantwortung bewußt,
die ſie dadurch übernehme, daß ſie der Oppoſition den Weg frei
mache, nunmehr ihr Heil in einer neuen Regierungsbildung zu
verſuchen, an der die Bayeriſche Volkspartei keinen Anteil über=
nehmen
könne. Man könne weder von der geſchäftsführenden Re=
gierung
noch von der hinter ihr ſtehenden Bayeriſchen Volks=
partei
verlangen, daß ſie der Oppoſition die Erfahrung über den
Unterſchied zwiſchen einer geſchäftsführenden Regierung und einer
politiſchen Verantwortung erſparen ſolle.

Komödien mit Muſik Fidelio Don Pasquale‟,
Orcheſterkonzert unter Bruno Walter Yvette Gilbert.
Salzburg, im Auguſt.
In dieſem Jubiläumsjahr, das neben einem Jahrzehnt
Salzburger Feſtſpiele auch ein Vierteljahrhundert künſtleriſcher
Tätigkeit Max, Reinhardts beſchließt, iſt das Wirken dieſes
genialen Theaterleiters von ungezählten Federn und unter den
verſchiedenſten Geſichtspunkten gewürdigt worden. Und doch
will es mir ſcheinen, daß man dabei ein Merkmal ſeiner Regie=
kunſt
wenn nicht ganz überſehen, ſo doch bei weitem nicht ge=
nügend
betont hat: die Bedeutungder Muſik in Rein=
hardts
Inſzenierungen. Max Reinhardt iſt nicht nur
in dem übertragenen Sinne ein muſikaliſcher Regiſſeur, als er
nicht ruht noch raſtet, bis ſein Enſemble in jedem einzelnen Falle
in vollendeter Harmonie aufeinander abgeſtimmt iſt, er iſt es
vielmehr auch darin, daß er heiteren und ernſten Klang allezeit
ſeiner Regie dienſtbar zu machen weiß, wann immer ſich nur die
Möglichkeit dazu bietet, Muſik in das Drama einzuführen. Von
dieſer muſikaliſchen Regiekunſt Reinhardts haben die Salzburger
Feſtſpiele ſchon in früheren Jahren gewichtige Proben gezeigt,
ſo die muſikgeſättigten Aufführungen von Shakeſpeares
Sommernachtstraum und Gozzis Turandot von Goldonis
Diener zweier Herren und Hofmannsthals Jedermann. In
dieſem Jahre tritt zu den beiden letztgenannten, wieder in den
Spielplan aufgenommenen Stücken noch W. S. Maughams Ko=
mödie
Viktoria hinzu, die Reinhardt von Miſcha Spoliansky
am Flügel muſikaliſch illuſtrieren läßt.
Die diesjährige Inſzenierung von Goldonis Luſtſpiel
Der Diener zweier Herren legt von der Muſikliebe
des Regiſſeurs Reinhardt beſonders beredtes Zeugnis ab. Seit
ich das Stück früher ſah, iſt daraus förmlich eine Opera buffa
geworden; ſo reich ſind die muſikaliſchen Teile der Aufführung
ausgeſtaltet. Am Schluſſe der einzelnen Bilder ſtehen regel=
rechte
Rezitative und Arien, ja ſelbſt Duette und beſcheidene
Enſembleſätze fehlen nicht, während orcheſtrale Einleitungen und
Zwiſchenſpiele den Apparat der Oper noch vervollſtändigen. Da
die Muſik größtenteils von Mozart genommen wurde und ein
Kenner wie Bernhard Paumgartner ſie zuſammen=
geſtellt
hat, ſo ergibt ſich ein köſtliches Geſamtbild der Auffüh=
rung
, die denn auch in dieſen Wochen das Entzücken vieler Hun=

derte von begeiſterten Hörern bildet. Bewundernswert übrigens,
wie ſich Reinhardts Schauſpieler mit den hier an ſie herantreten=
den
muſikaliſchen Aufgaben abzufinden wiſſen, allen voran Her=
mann
Thimig in der Titelrolle und ſeine luſtige Partnerin
Paula Weſſely als Smeraldina, weiterhin Dagny Ser=
vaes
als Roſaura und das ganze übrige Enſemble.
Iſt dieſe Aufführung des Diener zweier Herren ganz auf
den Typus der Buffo=Oper abgeſtellt, ſo hat Reinhardt bei der
Inſzenierung von Maughams Farce Viktoria im Verein
mit Miſcha Spoliansky den Stil der muſikaliſchen Gro=
teske
angeſtrebt. Ganze Partien des Textes werden auf be=
ſtimmte
Tonhöhen in genau feſtgelegten, vom Klavier her diktier=
ten
Rhythmen geſprochen; gut karikierende Jazzmuſik geiſtert
durch alle Szenen und mit der Geſtalt eines Tanzlehrers hält
auch, wiederum karikiert, der moderne Geſellſchaftstanz ſeinen
Einzug. So iſt es Reinhardt gelungen, mit Hilfe eines über
jedes Lob erhabenen Enſembles ein Stück amüſant zu geſtal=
ten
, mit dem man in einer anderen Wiedergabe ſicherlich keinen
Hund vor den Ofen locken würde. Eine Perſiflage der engliſchen
Nachkriegs=Geſellſchaft, die bei den Salzburger Feſtſpielen im
Grunde verzweifelt wenig zu ſuchen hat. Schauſpieler von dem
Nange einer Lili Darvas und einer Johanna Terwin,
eines Hermann Thimig, Richard Romanowsky und
Tibor von Halmay ſichern auf der Bühne den Erfolg.
Die Wiener Oper ſteuert nach den Mozart=Aufführungen
noch drei Werke zum Spielplan der diesjährigen Feſtſpiele bei:
Beethovens Fidelio unter Franz Schalk, Donizettis Don
Pasquale und Glucks Iphigenie in Aulis unter Bruno Wal=
ter
. Die Aufführung des Fidelio mit Lotte Lehmann
in der Titelrolle ſtellt eine Wiederholung der vor einigen Jahren
für das Salzburger Feſtſpielhaus geſchaffenen Neuinſzenierung
dar. Sie wird auch bei den Feſtſpielen dieſes Sommers zu einem
großen künſtleriſchen Ereignis, dank der orcheſtralen Meiſter=
leiſtung
der Wiener Philharmoniker und dank der
ausgeſucht feſtſpielmäßigen Beſetzung aller Partien, aus deren
Reihen neben der überragenden Vertreterin der Titelrolle noch
der ſtimmgewaltige, in ſeiner ausgezeichneten Maske faſt furcht=
erregende
Pizarro, Wilhelm Nodes, und der prächtige
Nocco Joſef Manowardas hervorgehoben ſeien.
Auch den Don Pasquale hat Bruno Walter hier
ſchon in früheren Jahren als ein Kabinettſtück ſeiner großen
Dirigentenkunſt gezeigt. Es ſind beglückende, von jeder Erden=
ſchwere
befreite Stunden, die der Hörer in dieſer Aufführung
erlebt. Schon die Ouvertüre zündet, und jeder Akt bringt neue
Steigerungen im Sinne feinſten kammermuſikaliſchen Muſizie=

rens bis zu jenem auch als Kompoſition genialen Bedientenchor
des dritten Aktes, der allezeit ein Bravourſtück unſerer Opern=
chöre
bilden wird. Richard Mayr in der Titelrolle iſt ein
unvergeßliches Gemiſch von polterndem Alten und tollpatſchigem
Verliebten, rührend in der Hilfloſigkeit des Gefoppten am
Schluß. Seine Partnerin Maria Ivogün war in prächtig=
ſter
ſtimmlicher Dispoſition, dabei von einer bezwingenden
Schalkhaftigkeit im Stil. Karl Hammes als Doktor Mala=
teſta
, ſpielgewandt und muſikaliſch unfehlbar ſicher, und Karl
Hauß als temperamentvoller junger Liebhaber ergänzten das
Enſemble in glücklicher Weiſe.
Leider war es mir nicht mehr möglich, die Aufführung der
Iphigenie unter Bruno Walter in Salzburg abzuwarten, die
für die zweite Auguſthälfte noch ausſteht; ich hörte aber unter
ſeiner Leitung noch ein Orcheſterkonzert im Mozarteum, das
den Leipziger Gewandhaus=Kapellmeiſter als Dirigenten und
Pianiſten einen ganz überwältigend großen Triumph erleben
ließ. Walter dirigierte ein klaſſiſches Programm: die Sinfonien
von Haydn in D=Dur (Nr. 10) und Beethoven in C=Dur, da=
zwiſchen
Mozarts Kleine Nachtmuſik. Es iſt ſchwer für die
Feder, den Klangreiz zu ſchildern, den unter ſeinem Stabe die
Wiener Philharmoniker entwickelten. Es war ein
Spenden aus dem Vollen einer reifen und reichen Muſikernatur.
Dieſer Vollmuſiker ſprach auch aus der ſtilreinen Wiedergabe von
Mozarts 4=Dur Klavierkonzert, die Walter ſeinen Hörern an
dieſem Abend ſchenkte.
Ich möchte dieſen letzten Salzburger Bericht nicht beſchließen,
ohne noch des Abends zu gedenken, den Yvette Gilbert zu
den Feſtſpielen beiſteuerte. Von dieſer ſeltenen Frau können
unſere vortragenden Künſtler noch immer lernen, wie man auf
dem Podium eine Ballade oder ein Chanſon, gleichviel, ob
ernſt oder heiter, zur packenden Szene geſtaltet. Eine große
Könnerin, die denn auch von einem hingeriſſenen Publikum nach
Gebühr gefeiert wurde!
Dr. Adolf Aber.,

Kunſt. Wiſſenſchaft und Leben.
Dr. Hochs Konſervatorium, Frankfurt a. M.
Oberſpielleiter Dr. Herbert Graf vom Frankfurter Opernhaus
beginnt ſeine Tätigkeit an Dr. Hochs Konſervatorium als Leiter
der Frankfurter Opernſchule am 1. Sept. 1930. Aufnahmeprü=
fung
findet am 30. Auguſt d. J., uachmittags 3 Uhr, ſtatt. Der
Unterricht iſt auch für ſolche Schüler zugänglich, deren geſangliche
Ausbildung nicht durch das Konſervatorium ſtattfindet.

[ ][  ][ ]

Ceite 4

Donnerstag, den 21. Augnſt 1930

Nummer 230

OEE

Iride Marcheſi
Fritz Strack
Verlobte
Mailand, im Auguſt 1930
z. Zt. Darmſtadt

Todes=Anzeige.
Am 17. ds. Mis. vormittags,
verſtarb hier nach längerem Leiden
unſere liebe Tante
Fräulein
Katdärind Sccher
im 83. Lebensjahre.
Entſprechend dem Wunſche
unſerer lieben Entſchlafenen, fand
heute Vormittag die Beerdigung
in aller Stille ſiatt.
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1930.
Die trauernd Hinterbliebenen.

Statt Karten.
Für die vielen Bereiſe herzlicher Teilnahme, die
zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden beim Heim=
gange
unſerer lieben Entſchlafenen
Frau
Chriſtina Krickſer
geb. Emrich, verw. Müller
iprechen wir allen auf dieſem Wege unſeren herz=
lichſten
Dank aus. Insbeſondere danken wir den ehr=
würdigen
Schweſtern von St. Fidelis für ihre auf=
opfernde
Pflege.
Adam Krickſer, Zimmermeiſter
Familie Franz Müller
Darmſtadt, den 21. Auguſt 1930.
12647

Die Hausandacht für den
verſtorbenen Herrn
Franz Friedrich Brück
Gendarmerie=Meiſter
findet in Brensbach i. Odw.
heute um 12½ Uhr ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme,
ſowie für die zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden
beim Hinſcheiden meiner lieben Frau
Anna Marie Schäfer
geb. Dittmann
ſage ich allen Freunden und Bekannten, ſowie Herrn
Pfarrer Weißgerber für die troſtreichen Worte am
Grabe herzlichen Dank.
12637
Eberſtadt, den 21. Auguſt 1930.
Wilhelm Schäfer
Gewerbelehrer.

Trauergarderoben
werden in einigen Stunden ſchwarz gefärbt
ReingoldGrafenſtraße 43/45.
Kranichſteinerſtr. 28
Eliſabethenſtr 4
(Huthaus Titze)
Telephon 736
Telephon 736
Marktpaſſage
307a
Bitte genau auf Firma und Straße zu achten
Die bequemſte Schuhbeſohlung iſt mi=
1 Paar
Ledka, D.R P. 2. Mk. 1.50
Beſſungerſtraße 86.
13flammiger weißer
Kapikalanlage!
Gasherd
billig zu verkaufen.
Geleg.-Rauf! Näh. Geſchäftsſt.

1Vertiko, 1 Tiſch,
1 Gasheizof., 1 Pa=
tentmatratze
billig
abzug. Anzuſ. v. 8-9
vm. Kiesſtr. 40, Stb.*
3 Rohrſtühle
und 1 Garderoben=
ſtänder
billig zu vk.
Zu erfr. Geſchſt. (*
2 D.=Räder 25 u. 28 -
1D.-Rad 48ℳX, 1H.=
Rad 17 zu verk. /*
Mathildenplatz 1

K

Vierſitz. Opel, offen,
4/16 PS., evtl. mit
Lieferwag.=Aufſatz
beſtens geeignet für
Bäckerei, z. vk. Ang
u. M.89 Gſch. (12635
2

*
Brennneer

Cabtseei
7/30, Vorführungs=
wagen
, ſehr preis=
(12673c
wert.
Heinrichſtraße 52
Abreiſehalb. z. vk.:
Zuverläſſ.Zündapp=
Motorrad, Motorr.=
Anz., 2 Satteltaſch.,
2 P. Schnürſtiefel,
Gr. 42, Ia Diana=
Luftgewehr, 1 alter
Wintermant., 1 faſt
neuer Herbſtmantel,
Windjacke, Kleider
f. Mittelgröße, alles
ſehr billig. Eſcholl=
brückerſtr
. 10, II. (*

Sie ſparen viel Geld!
Bekannkmachung.

A.stu

500 ccm, ſpottbillig.
(12676a)
1½2 Tonnen

Ford

Die politiſchen Gegenſätze haben ſid
in letzter Zeit außerordentlich verſchärft
Insbeſondere wird beim Austrag poli=
tiſcher
Meinungsverſchiedenheiten von
radikalen Gruppen ein Verhalten be=
obachtet
, das von einem Terror gegen
über Andersdenkenden kaum zu unter=
ſcheiden
iſt. Infolgedeſſen iſt zu beſor=
gen
, daß es bei Veranſtaltungen unter
freiem Himmel, beſonders nach Eintritt
der Dunkelheit, zu Ausſchreitungen
kommt, durch welche die öffentliche Ord=
nung
und Sicherheit unmittelbar ge=
fährdet
werden. Befürchtungen nach
dieſer Hinſicht ſind umſomehr berechtigt
als kürzlich bei einem Umzug der
N. S. D.A. P. zu ſpäter Stunde von den
Teilnehmern in ruheſtörender und auf
reizender Weiſe Sprechchöre und provo=
zierende
Lieder vorgetragen wurden
Durch ein derart herausforderndes Auf
verletzt und zu Gegenmaßnahmen ver=
muß
vor ſolchen Auswüchſen geſchützt
werden.
der Reichsverfaſſung werden daher bis
gebungen unter freiem Himmel, Um=
züge
, Aufzüge. Durchmärſche und über=
haupt
jedes Marſchieren in geſchloſſenen
Gruppen in der Stadt Darmſtadt von
20 Uhr (8 Uhr abends) bis 8 Uhr mor=
gens
wegen unmittelbarer Gefahr für
die öffentliche Sicherheit verboten. Aus=
nahmen
in einzelnen beſonderen Fällen
können auf Antrag von uns zugelaſſen
werden.
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1930.
Heſſiſches Polizeiamt.
gez.: Dr. Uſinger.
Früh=Kartoffeln,
beſte, gelbfleiſchige,
zu billigſten
Tomaten Tagespreiſen
ab 25 Pfd. frei Haus,
Zwetſchen, Wirſing
Vierling, Hofmeierei
Teleph. 184. (12/13a

Brillankring
mit einem Brillant,
Karat 2,25.
prima Stein
Mk. 600.
Kurtz=Wulf,
Rheinſtraße 22.

M...
19
Schütze Deine Familie und Dich selbst in gesunden
Tagen durch Anschluß bei der
Hranken- Unlerstützungskasse Aothile‟
deutscher Landwirte u. freier Berufe 1
Beitrag wöchentlich Mk. 1.20, monatlich zahlbar für
die ganze Familie. Altersgrenze 65 Jahre.
Aufnahme ohne ärztliche Untersuchung. Vergätung
der Arznei- Operations- und Krankenhauskosten.
Zahnbehandlg., Heilmittel, Wochenhilfe, Sterbegeld
(491a
usw. n. Tarif.
Bezirksdirektion Darmstadt
Wilhelmstraße 53, pt.

Dicken-
hobelmaſchine

600 mm, faſt neu,
Pr. v. 450 abzug
Philipp Maurer,
Lindenfels i. O.*

2 ſchöne gehäkelte
Bettdecken
billig zu verkaufen.
Näh. Geſchäftsſt.
Leere Kiſten
bill. abzug. Meyer
Zeughausſtraße
4 Verkaufsſtände,
neu, m. Dach ( Dach=
pappe
) billig z. vk.
Angeb. unter M. 61
an die Geſchäftsſt.
Weiße Bettſtelle m.
Zteil. Wollmatratze
billig abzugeben.
Bleichſtraße 43, I.

2 Herren=Anzüge. Zwei gut erh. Bett=
ſchlanke
Figur, bil= ſteilen mit Sprung=
lig
zu verkaufen. rahmen billig zu vk.
Gr. Ochſengaſſe 39.C
Kiesſtraße 77, I.

2 Paar get. Sprg. u.
Regulat. bill. z. vk
Wienerſtr. 91, II.

Jauchepumpe
4,20 Meter, billig
zu verkaufen. Die=
burgerſtraße
114.

neueſtes Modell,
Vorführungswagen
ſehr preiswert.
Heinrichſtraße 52.
(12675a)
Ford=
Cabriolet
wundervoll. Wagen,
ſehr preiswert.
Heinrichſtraße 52.
(12677a)
Eine Anzahl gebr
Moforräder
gut erhalten, von
50. an. (12671a
Donges & Wieſt
Grafenſtraße 43/45
Lieferwagen
Komb. Wagen
von 600. an.
Große Auswahl.
Garantie! (12672a
Donges &. Wieſt
Heinrichſtraße 52.
B. M. W.
R. 42. 500 ccm, wie
neu, ſehr billig.
Grafenſtraße 43/45.
(12674a)

A
ud

A
Prossen

auch in den hartnäckigſten Fällen, werden
in einigen Tagen unter Garantie durch
das echte unſchädliche Teintverſchönerungs=
mittel
Venus Stärke B beſeitigt. Keine
Schälkur Pr. R 2.75.
Gegen Pickel, Miteſſer Stärke 8
Parfümerie Th. Frank, Eliſabethenſtr. 9
Drogen=Liebig, Luiſenſtr. 4
(II. BIn.378
Friedrich Schaefer, Ludwigsplatz 7
Parfümerie Fr. Tillmann, Eliſahetlenſtr.

Motorrad
Zürtz=Rekord, ſpoit=
billig
zu verk. An=
geb
u. M104 Gſchſt. (*

2 Schüler erh. gem.
Heim (Privat) bei
mäß. Penſ ſof. o. ſp.
Ang. u. M. 90 Gſch.
(*dg)

Marjanne Kohlheuer
Heidelbergerstrasse 6 12210b
Wissenschaftliche Graphologin
Charakterausarbeitung,
Beratung, Berechnung.
Ganz mässige Tawe.
Diskretion.
Friſch gebrochene
Rieſen=Schlacht=u. Schwertbohnen
zum Einmachen per Pfd. 0.25
Rheinheſſ. runde Tomaten meſſerloſe Behandlg
zum Roheſſen und Ganz=Einmachen ſpez. f. Nagelbehdlg.
per Pfd. 0.25, 2 Pfd. 0.45
empfiehlt jedes Quantum.
August Stilling, Hochstr. 4/Spez. f. Fußpflege.
Derſteigerangs Angeige.
Am Freitag, den 22. Auguſt 1930,
vormittags 10 Uhr, ſollen in meinem
Verſteigerungslokale Luiſenſtraße 3234 IUgOT
folgende Pfänder zwangsweiſe gegen wenig geſpielt zu
Barzahlung verſteigert werden, insbe= verkauf, ſehr billig
ſondere:
20 Bilder für Schlafzimmer, 6. Oel=
gemälde
, 1 Herrenrad, 3 Kleider= ratur, Grafenſtr. 21,
ſchränke, 1 Spiegelſchrank, Möbel aller) nächſt Rheinſtraße.
Art u. and. m., 1 Motorrad ( Gag=
genau
).
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1930.
Jungermann

Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Der Abbruch
und die Abfuhr des Materials der Kranken=
baracke
Nr. 7 und 7a von dem Truppen=
übungsplatz
Griesheim nach der Bauſtelle
in Rimbach (Odenwald) ſoll auf der
Submiſſionswege vergeben werden.
Geirennte Angebole ſind bis
25. d8. Mts. an die Turngenoſſenſchaſt E. B.
Rimbach im Odenwald einzureichen. (126421

S.=R. Dr.
Birnbaum
hat ſeine ärztliche
Tätigkeit (*ds
wieder auf=
genommen
.

Ref. erſter Häuſer.
Ang. Dreſcher
Bismarckſtr. 56, p.
Telephon 1882 (3803a
Sprechſt. v. 27 Nm.
Schiedmayer=
(12680 und kleine Raten.
A. W. Zimmermann,
Pianolager u. Repa=
(12655b)

Küchenſchr., 1 Tiſch,
2 Stühle zuſ. 35 ,
1 Chaiſelongue 10,
Diwan, Kommode,
Vertiko 28 , kl.
Bücherſchrank. Bett
m. Matr. 30 zu
verkauf. Mathilden=
platz
Nr 1. 12670

Sonder-Angebot!
ImlaidrLinoleum
zum Auslegen ganzer Zimmer
pro qm nur Mk. 5.00 statt Mk. 8.30
ausrang. fehlertreie Ware!
Schützenstr. 5
StützerNachf.,
Auf Wunsch Verlegung durch eigene Spezialisten unter Garantie. (12665

TAuunonef Auox
AACHENER STADTANZEIGER

40. JAHRGANG TELEPHON 34551, 34553
Größte u. weitverbreitetste unparteiische Tages-
zeitung
des Regierungsbeairks Aachen sowie
der holländischen und belgischen Grenzgebiete

Das

Mannborg= Harmo=
nium
, 12 Regiſter,
wenig geſpielt, um=
tind
halber ſehr bil=
lig
zu verk. Angeb.
u. M 78 Gſchſt./*me

des Erfoldes 4t *
In Verbindung mit
BAACHENER ALLGEMEINE ZEITÜNGK
Verbreitet im Reg.-Bez. Aachen in den Kreisen des
Handels, der Industrie und der Beamtenschaft


Kaufe
gekrag. Kleider,
Schuhe, ſow. Boden=
u
. Kellerkram, auck
Flaſchen.
Bpeien
Kl. Ochſengaſſe 4.
Poſtkarte genugt.

Griesheim b. Dſtdt.
Solid geb. Wohn=
haus
z. Alleinbew.,
evt. auch f. 2 Fam.,
Z., Küche, Elek.,
Gas,Waſſ.,Veranda.
Nebengeb., Obſt= u.
Gemüſegart., Halte=
ſtelle
elek. Straßen=
bahn
, ſof. beziehb.
preisw. zu verkauf.
Ang.u. M. 100 Gſch.*
Einfamil.-Haus
od. nicht zu teures
Etagen=Haus bald=
mögl
. bezugsfäh., z.
kaufen geſucht. An=
gebote
unter M. 98
a. d. Gſchſt. (12639
Baureiſes
Gelände
in Eberſtadt b. D.
an der Alten Darm=
ſtädter
Str. (Nähe
Villenviert.) preis=
wert
zu verk. Ang.
unter M. 96 an die
Geſchäftsſt. (12640
In d. Nähe d. Er=
bacherſtr
. Grundſtück,
d. ſ. z. Herricht. als
Garten m. Kinder=
ſpielplatz
eignet. zu
kauf. od. langfriſtig
zu pachten geſ. Ang.
unt. M. 88 Gſchſt.

Rottweiler=,Boxer=,
Dobermann= o. Fox=
Rüde i. beſte Hände
geſucht. Traiſa
Röderweg 45.
Ein 6 Monate alt.
Ziegenbock
(Starkenburg. Edel=
ſiege
) zu verkaufen.
Ph. Weidmann.
Reinheim i. Odw.,
Heinrichſtraße 26.
(12664)
Scharf, wachſ. Hund
(Rüde) Schnauzer,
1 Jahr alt. bill. ab=
zug
Eſchollbrücker=
ſtraße
5. Hinterh.

Ia Ondulieren 50 Z. Bubikopfſchneiden
50 J, Kopfwaſchen 60 Z, Haarſchneiden
(Kinder) 40 Z. Bubikopf=Neuſchnitt 2 X,
Kein Laden, daher billige Preiſe.
Für ſaubere und prompte Arbeit wird
garantiert. Aenny Eberhard, Friſeuſe,
Heidelbergerſtraße 47 III. Etage.
Scſtentliche Auffororrang
zur Abgabe einer Erklärung über
die Aufſichtsratstantiemen.
Auf Grund des § 8 Abſ. 2 der Ver=
ordnung
vom 26. Juli 1930 ( Reichs=
geſetzbl
. 1, S. 311) ſind Mitglieder des
Aufſichtsrats (Verwaltungsrats) von
Aktiengeſellſchaften, Kommanditgeſell=
ſchaften
auf Aktien, Geſellſchaften mit
beſchränkter Haftung, Genoſſenſchaften
treten werden politiſch Andersdenkende und von ſonſtigen Kapitalgeſellſchaften
und Perſonenvereinigungen des privaten
lcitet. Der ruhige Teil der Bevölkerung und öffentlichen Rechts verpflichtet, die
Aufſichtsratstantiemen, die ſie im Ka=
Auf Grund des Artikels 123 Abf. 2llenderjahr 1929oder in einem Wirtſchafts=
jahr
1928/29 erhalten haben, dem Finanz=
auf
weiteres Verſammlungen und Kund=ſamt anzumelden; anzugeben ſind alle
Vergütungen (Tantiemen) oder unter
ſonſtiger Benennung gewährte Bezüge,
geldwerte Vorteile und Entſchädigungen,
und zwar die Bruttobezüge; Werbungs=
koſten
oder andere Ausgaben dürfen alſo
nicht abgezogen werden.
Die Anmeldungen ſind in der Zeit
vom 25. Auguſt bis 5. September 1930
(12682 bei dem für die Veranlagung der Ein=
kommenſteuer
zuſtändigen Finanzamt
ohne beſonderes Formular abzugeben.
Wer die Friſt zur Abgabe der Er=
klärung
verſäumt, kann mit Geldſtrafe
zur Abgabe der Erklärung angehalten
werden; auch kann ihm ein Zuſchlag bis
zu 10 v. H. der Reichshilfe auferlegt
werden.
(12662
Darmſtadt, den 19. Aug. 1930.
Der Präſident des Landesſinanzamts.
Eber=Verkauf.
Am Samstag, den 23. Auguſt
1930, vormittags 11½ Uhr, wird in
der Faſelhofreite zu Ober=Ramſtadt, Am
Küchler, ein zur Zucht untauglich ge=
wordener
, jedoch gut gehaltener Eber
öffentlich meiſtbietend verſteigert. (12643
Ober=Ramſtadt, den 19. Aug. 1930.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Rückert.
Bekanntmachung.
Am Montag, den 25. Auguſt,
Donnerstag, den 28. Auguſt, und
Montag, den 1. September 1930,
jeweils vormittags 11½ Uhr, findet
im Stadthaus Groß=Gerau auf Antrag
des Herrn Wilhelm Lohr, Gibeon,
vertreten durch ſeinen Generalbevoll=
mächtigten
, Herrn Philipp Petermann
in Groß=Gerau, die freiwillige Verſteige=
rung
der nachbezeichneten Grundſtücke
durch unterzeichnetes Ortsgericht im Auf=
trag
des Heſſiſchen Amtsgerichts Groß=
Gerau ſtatt:
Grundbuch für Groß=Gerau,
Band X, Blatt 699.
1. Flur XVIII?oo, Grabgarten zwiſchen
dem Berkacher Weg und der Gerns=
heimer
Straße, 250 qm,
2. Flur XVIIIPſ.o, Hofreite daſelbſt,
273 qm.
(12645b
Groß=Gerau, den 19. Aug. 1930.
Heſſiſches Ortsgericht Groß=Gerau.
Dr. Lüdecke Vorſteher.

Am Freitag, den 22. Aug. 1930,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungsloial Ludwigs=
platz
8 verſchiedene Gegenſtände zwangs=
weiſe
meiſtbietend gegen Barzahlung, ins=
beſondere
:
(12651
1Büfett, 1 Schreibmaſchine, 1 Schnell=
waage
, 1 Fleiſchmaſchine, 1 Eisſchrank,
1 Diplomat=Schreibtiſch, 1 Büfete, eine
Kredenz. 1 Papierſchneidemaſchine, ein
Fahrrad, 1 Aquarium für Seefiſche.
Vorausſichtlich beſtimmt:
1 Ladentheke, 2 Warenregale, je eine
Partie Topflappen, Zwirn, Schlacht=
meſſer
, Hoſenträger, Wolle, Eßbeſtecke,
Mottenſchutz, Toilettenſeife u. a. m.
Beſtimmt:
1 Büfett.
Darmſtadt, den 20. Aug. 1930.
Noſtadt
Gerichtsvollzieher Kr. A., Bismarckſtr. 42.

Am Freitag, den 22. Auguſt 1930,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale, hier, =
gelſtraße
27, verſchiedene Gegen=
ſtände
öffentlich zwangsweiſe gegen
Barzahlung.
(12678
Vorausſichtlich beſtimmt ver=
ſteigert
werden:
1 Grammophon, 1 Klavier, ein
Schreibtiſch, 1 Bücherſchrank, 1 Kappel=
maſchine
, 1 Kaſſenſchrank, 1 Büfett,
1 Sickelmaſchine, 1 Standuhr, 1 Aus=
ziehtiſch
, 1 Auto (Chevrolet), 1 Kre=
denz
, 1 Klubſeſſel. 1 Klublampe, eine
Nähmaſchine, 1 Schreibtiſch, 1 Sprech=
apparat
, 181/, Ztr. Pappe, 1 Maybach=
Perſonenkraftwagen, 1 Trumeau=
ſpiegel
, 1 Vertiko, 2 Leder=Klubſeſſel,
1 Kreisſchere.
Darmſtadt, den 21. Auguſt 1930.
Scharmann
Stellvertr. des Ger.=Vollz. Portner.

[ ][  ][ ]

Nummer 230

Donnerstag, den 21. Auguſt 1930

Seite 5

Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 21. Auguſi.
Der Deutſchen Turnerſchaft zum Gruß!
Herzlich willkommen du Deutſche Turnerſchaft, in unſerer
heute 600jährigen Stadt! Sie hat ihre Tore weit geöffnet, und
die Herzen der Bürgerſchaft ſchlagen dir freudig entgegen! Freu=
dig
, wie immer, wenn unſere Turner kommen. In größter Lebendig=
keit
ſteht noch das große Turnfeſt in unſerer Erinnerung, das vor
drei Jahren hier den Ruf und den Ruhm der Deutſchen Turner=
ſchaft
wieder im glänzendſten Lichte gezeigt hat. Friſch, fromm,
froh, frei noch immer hat der Vierklang dieſer ſtolzen Worte,
die ein Darmſtädter zu dem weltbekannten Turnerzeichen zu=
ſammengefügt
hat. Geltung und ſuggeſtive Kraft. Um den Kern=
punkt
des bewährten deutſchen Turnens hat ſich der grüne Sport=
kranz
gerankt. Die Turner leiſten auch hier Vorbildliches. Das
haben ſie in unzähligen Wettkämpfen bewieſen.
Heute gilt es im Waſſerſport zu zeigen, was hingebende
Uebung zuwege gebracht hat.
In unſerem herrlichen Woog ſollen die Schwimm= Meiſter=
ſchaften
der Deutſchen Turnerſchaft ausgetragen werden. Schlanke
Körper werden ſich im Waſſer tummeln, kräftige Männer= und
Frauenarme werden die Wogen teilen, der Wille zum friedlichen
Sieg wird aus allen Augen blitzen. Und die Darmſtädter ſo=
weit
ſie nicht ſelbſt beteiligt ſind , ſie werden jubeln, denn die
Deutſchen Turner haben einen feſten Platz in ihrem Herzen.
Oberbürgermeiſter Mueller.

Herzlich willkommen!
Mit großer Freude hat die Darmſtädter Turnerſchaft die
Durchführung der Schwimm=Meiſterſchaften übernommen beſon=
ders
erfreut auch deshalb, weil die Schwimm=Meiſterſchaften der
Deutſchen Turnerſchaft einen Glanzpunkt bei der 600=Jahrfeier
unſerer Landeshauptſtadt bilden werden.
Darmſtadt hat ſeit Jahrzehnten einen beſonders klangvollen
Namen in den Schwimmkreiſen weit über Deutſchlands Grenzen
hinaus. Dieſer Ruf Darmſtadts ſell durch unſere Schwimm=
Meiſterſchaften erneut zur Ehre gelangen.
Unſere muſtergültigen Anlagen im Großen Woog und das
Vorhandenſein reich erfahrener Leiter für die Durchführung der
Wettkämpfe ſichern einen glatten, reibungsloſen Verlauf der
Kämpfe.
Die ſtets turnbegeiſterte Bevölkerung Darmſtadts wird die
Wettkämpfer und ihre Begleiter mit Jubel aufnehmen und dafür
Sorge tragen, daß freudige Erinnerung mit den Beſuchern der
Kämpfe nach deren Abſchluß in die deutſchen Lande hinauszieht.
Die herrliche Umgebung unſerer Stadt mit der unvergleich=
lichen
Bergſtraße gibt den Turnern Gelegenheit, ein ſelten ſchönes
Stück Heimatland kennen zu lernen.
Drum rufe ich den Beſuchern der Schwimm=Meiſterſchaften ein
herzliches Willkommen
zu.
Kommt, liebe Turner in Scharen und helft durch zahlreichen
Beſuch die Schwimm=Meiſterſchaften zu dem großen Ereignis ge=
ſtalten
, das der Bedeutung der Kämpfe und der 600=Jahrfeier
unſerer Stadt würdig iſt.
Gut Heil!
H. Kalbhenn,
1. Vorſitzender der Darmſtädter Turnerſchaft.

Verſetzung in den Ruheſtand. Auf Grund des Geſetzes
über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli bzw. 19.
Dezember 1923 (Reg.=Bl. S. 509 und 511) in der Faſſung des
Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249) tritt am 1. Okto=
ber
1930 in den Ruheſtand: Bürodirektor beim Amtsgericht
Mainz Johanes Werner.

Uebertragen wurde durch die Kirchenregierung dem Pfar=
rer
Hans Preß zu Furtwangen die evangeliſche Pfarrſtelle zu
Leeheim. Dekanat Groß=Gerau.

An Profeſſor Gundolf in Heidelberg ſandte Oberbürger=
meiſter
Mueller folgendes Telegramm: Den jüngſten Träger des
Leſſingpreiſes beglückwünſcht in ſtolzer Freude ſeine Heimatſtadt
Darmſtadt.
(Japan und Darmſtadt. Wie wir nachträglich erfahren,
hat der Führer der Delegation der japaniſchen Studenten, Herr
Profeſſor Yamamoto, Herrn Oberbürgermeiſter Mueller einen
Beſuch abgeſtattet und ihm im Auftrage des Oberbürgermeiſters
von Tokio, Herrn Zenjiſo Horikiri, mit deſſen beſten Empfehlun=
gen
ein prachtvoll ausgeſtattetes illuſtriertes Werk über den
Wiederaufbau der Stadt Tokiko ſeit dem großen Erdbeben (am
1. September 1923) überreicht. Als Gegengabe übermittelte Herr
Oberbürgermeiſter Mueller den Herren Horikiri und Yamamoto
die Darmſtädter Stadtgeſchichte von Dr. Adolf Müller.

Techniſche Hochſchule Darmſtadt. Rektor und Senat der
Techniſchen Hochſchule Darmſtadt haben die Würde eines Ehren=
enators
erteilt: 2) Herrn Otto Dyckerhoff in Amöneburg bei
ziebrich a. Rh. in Anerkennung ſeiner hervorragenden Verdienſte
um die Einführung neuzeitlicher wirtſchaftlicher Methoden in der
Zementfabrikation. b) Herrn Diplom=Ingenieur Hans Kreiſel=
meier
in Biebrich a. Rh. Direktor der Firma Dyckerhoff u.
Widmann A.G. in Biebrich a. Rh. in Anerkennug ſeiner Ver=
dienſte
, die er ſich um die Ausbildung der Eiſenbetonbauweiſe
und um die Förderung der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt er=
vorben
hat.
Heſſiſches Landestheater. Eliſabeth von Eng=
land
das neue Bühnenwerk von Ferdinand Bruckner, dem
Autor des vielbeſprochenen Schauſpiels Die Verbrecher, iſt
von der Intendanz des Heſſiſchen Landestheaters für die Spielzeit
930/31 zur Aufführung in Ausſicht genommen. Das neue Bruck=
er
=Drama ſetzt die Linie des von Strindberg geſchaffenen pſycho=
ſogiſchen
Hiſtoriendramas (Königin Chriſtine, Karl XII. uſw.)
ort und gibt eine feſſelnde Charakterkontraſtierung Eliſabeth von
Englands mit Philipp von Spanien. Die beiden weltgeſchichtlichen
Gegenſpieler werden von Bruckner unter Anwendung der Simul=
tanbühne
in hiſtoriſch bedeutſamen Momenten (z. B. Untergang
der Armada und Philipps Tod) einander gegenübergeſtellt.
Probenbeginn im Landestheater. Nachdem die Mitglieder
des Heſſiſchen Landestheaters aus ihren Ferien nach Darmſtadt
zurückgekehrt ſind, iſt die Probenarbeit für die neue Spielzeit mit
riſchen Kräften aufgenommen worden. In der Oper wird unter
er muſikaliſchen Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Böhm und
unter der Regie von Generalintendant Ebert Verdis Simone
Boccanegra geprobt, mit dem am 7. September die Spiel=
zeit
1930/31 eröffnet wird. Im Schauſpiel ſind unter der Regie
ſenato Mordos die Proben zu Shakeſpeares Sommernachts=
raum
lebhaft im Gange. Auch für die erſten Operettenauffüh=
ungen
des Großen und des Kleinen Hauſes, Offenbachs Schöne
Helena und Benatzkys Meine Schweſter und ich, iſt
nit den muſikaliſchen Proben bereits begonnen worden.
Die Mietabteilung des Heſſiſchen Landestheaters macht
arauf aufmerkſam, daß die Platzzuteilung für die bisheri=
en
Mieter abgeſchloſſen iſt. Es kann von heute an jeder Mie=
r
ſofort bei der Mietanmeldung für die neue Spielzeit ſelbſtän=
dig
ſeinen Mietplatz ausſuchen und feſt belegen. Durch baldige
Mietanmeldung ſollte ſich daher jeder Theaterbeſucher den von
ihm erwünſchten Platz für die Dauer der Spielzeit 1930/31 ſichern.
zprechſtunden der Mietabteilung werktäglich von 9 bis 13,30 Uhr.

Darmſtadt im Zeichen des Pferdeſporks.
Glänzendes Ergebnis zum Jubiläums=Reit= und Fahrturnier.
Wie bereits gemeldet, hat der Nennungsſchluß zum Darmſtäd=
ter
Jubiläums=Reit= und Fahrturnier, das am 30.
und 31. Auguſt ſtattfindet, ein ganz vorzügliches Ergebnis gezeitigt.
Wir ſind in der Lage, eine Auswahl der bedeutendſten Turnierſtälle zu
veröffentlichen, die ihre Meldungen abgegeben haben. Der Berliner
Stall des Hauptmann Hartmann, wird ſich mit ſeinen erſtklaſſigen
Sprungpferden um den Großen Preis von Darmſtadt einem ſchweren
Jagdſpringen um 600 Mark, bewerben. Er ſchickt die Pferde Balmung,
Defked, Alraune und Freidenker, die bereits ſämtlich in ſchweren Kon= denen er das Geld aus den Taſchen lockte unter immer neuen An=
kurrenzen
erfolgreich waren. Aus Mannheim iſt der Turnierſtall
Würzweiler mit zwei vorzüglichen Springpferden vertreten, und zwar
mit der holſteiniſchen Rappſtute Zierde und der gleichfalls in Holſtein
gezogenen Walküre. Der Frankfurter Stall Gottſchalk hat fünf
Pferde gemeldet: Soldat, Pipita, Doria, Flieger, Prinz Siegismund.
Dr. Wieland=Sprendlingen entſendet Sherry, Altgold und Flip.
Frau Irmgard von Opel. Schloß Weſterhaus bei Ingelheim, läßt
ihre Farben durch Hobel, Nanuk und Arkan vertreten. Der Main=
zer
Stall Rapp will mit zwei Pferden in Konkurrenz treten. Von
bekannten Amazonen nehmen teil die bekannte Turnier= und
Rennreiterin und derzeitige Sportſtudentin an der Hochſchule für
Leibesübungen Charlottenburg, Frl. Vierling=Mannheim, mit
Parabel und Ja, Frl. Erika Kreuzer, Schloß Saaleck, mit Silva
und Saale, Frl. Erika Schäfer=Mönchsbruch mit Chriſta und Jura,
Frl. Noſa=Frankfurt mit Elektrik u. a. Hinzu kommen noch Pferde
aus den Turnierſtällen Paul Heil=Frankfurt, Nette=Frankfurt, Flers=
heim
=Frankfurt, Becker=Wiesbaden, Prof. Hoffmann=Ludwigshafen uſw.
Selbſtverſtändlich iſt auch die Beteiligung aus Darmſtädter Kreiſen des
Pferdeſports außerordentlich groß, wie auch die heſſiſchen Neitervereine
und Pferdezüchter beſonders in den Fahrkonkurrenzen zahlreich in den
Wettbewerb treten werden. Das Darmſtädter Jubiläums=Reit= und
Fahrturnier dürfte bei ſo glänzendem Nennungsergebnis außerordent=
lich
guten und ſpannenden Sport bieten.

Auf Extra-Tischen im Parterre!
Außergewöhnlich billig
ca. 1000 Heter
bedruckter
Saodl Batlé
in 40 verschiedenen modernen
Stellungen
zum Ausnahmepreis

(12652
von HADOMk.
Beachten Sie unser Spezialfenster!
TOlRAHLIU
Darmstadt / Markt und Ernst-Ludwigsplatz

Staſekkenfahrt des Heſſiſchen Aukomobil=Clubs G. V.
(A. v. D.)
Lachender Sonnenſchein nach der langen Regenperiode gab
der am 17. Auguſt ds. Js. von dem Heſſiſchen Automobil=Club E.
V. (A.v.D.) veranſtalteten Stafettenfahrt den beſten Auftakt.
Zahlreich waren daher auch die Mitglieder der Einladung der
Sport= und Tourenkommiſſion gefolgt und trafen pünktlich zur
feſtgeſetzten Zeit 10 Uhr vormittags am Ausgangsort der
Fahrt, Lichtenberg i. O., ein. Die Fahrt ſelbſt wickelte ſich ein=
wandfrei
ab und war gegen 1 Uhr mittags beendet. Die Organi=
ſation
der Fahrt war ſehr gut und das Lob darüber einſtimmig.
Bei dem ſich anſchließenden Mittageſſen wurde lebhaft über die
möglichen Ergebniſſe debattiert, und die Spannung war aufs
Aeußerſte angewachſen, als die Sportkommiſſion zur Verkündung
der Reſultate erſchien. Die Preisverteilung wurde vom ſtellv.
Vorſitzenden der Sport= und Tourenkommiſſion, Herrn Nungeſſer,
vorgenommen und hatte folgendes Ergebnis;
Der Stafettenpreis wurde von der Stafette 1, beſtehend aus
Frau Gaſtell und den Herren Asmus und Grünpeter gewonnen,
den Einzelpreis errang Herr Grünpeter. Alle Teilnehmer erhiel=
ten
einen ſilbernen Likörbecher mit Clubwappen.
Herr Asmus dankte im Namen, der Teilnehmer der Sport=
und Tourenkommiſſion, insbeſondere Herrn Nungeſſer für die gute
Organiſation und Durchführung der Fahrt. Küche und Keller der
Penſion Schellhaas in Lichtenberg boten wie immer Vorzügliches.

Einen Freiflug nach Baden=Baden hat Frl. Gretel
Krämer aus Dienheim bei Oppenheim mit Nr. 20 007 des Zeppe=
linheftchens
gewonnen. Die Gewinner der Nr. 00 817, Flug nach
Konſtanz. 21 235, Flug nach Köln, 01 632, Flug nach Karlsruhe,
18 716. Flug nach Mannheim, haben ſich noch nicht gemeldet.
HK. Wiener Herbſtmeſſe 1930. Vom 7. bis 14. September
1930 findet die 19. Wiener Internationale Meſſe (Herbſtmeſſe)
ſtatt. Meſſeausweiſe zum Preiſe von 4 RM., die den Beſuchern
der Wiener Meſſe beſondere Vorteile auf der deutſchen und öſter=
reichiſchen
Eiſenbahn gewähren, können durch den ehrenamtlichen
Vertreter der Wiener Meſſe, Syndikus Dr. Hans Schäfer, bei der
Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt bezogen wer=
den
. Nähere Auskunft wird auch durch das Büro der Heſſiſchen
Induſtrie= und Handelskammer, Darmſtadt, Wilhelminenſtr. 32
(Tel. 368 und 369) erteilt.
Kriegerverein Darmſtadt. Der Verband der heſſiſchen Re=
gimentsvereine
veranſtaltet am Samstag, den 23. d. M., im Städt.
Saalbau eine Auguſterinnerungsfeier zu Ehren der alten heſſiſchen
Regimenter in Geſtalt eines großen Konzerts und lädt unſere
Mitglieder nebſt werten Angehörigen dazu ein. In Anbetracht
des niedrigen Eintrittspreiſes, des guten Zwecks der Verwendung
des Reinerlöſes ſowie der Pflege der Kameradſchaft wollen unſere
Mitglieder nebſt werten Angehörigen recht zahlreich der Ein=
ladung
Folge leiſten.
Wer iſt der Eigentümer? Auf der Inſel im Woog wurde
eine rotbraune, karierte Knickerbockerhoſe gefunden. Perſonen,
die Eigentumsrechte geltend machen können, wollen auf dem Po=
lizeiamt
, Zimmer 29, vorſprechen.

* Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Vor der Großen Strafkammer wurde am Dienstag, die
Berufung eines 27jährigen Proviſionsreiſenden verbandelt. Bis
1927 war er Reiſender für Verſicherungsgeſellſchaften und hatte
ſich bis dahin nichts zuſchulden kommen laſſen. Dann aber wech=
ſelte
er und reiſte für Firmen, die Wochenzeitſchriften in Verbin=
dung
mit Verſicherungen betrieben. Er geriet hier allmählich auf
eine recht ſchiefe Ebene. Trotzdem er einen guten Verdienſt hatte,
100 bis 150 Mark in der Woche, beſchwindelte er die Leute allent=
halben
und zog ſich verſchiedene Vorſtrafen wegen Betrugs und
Urkundenfälſchung zu. Er hatte nicht weniger als drei Bräute,
gaben. Vor dem Bezirksſchöffengericht in Offenbach wurde am
20. Mai 1930 gegen ihn verhandelt. Angeklagter war wegen Ur=
kundenfälſchung
in verſchiedenen Fällen, meiſt in Tateinheit mit
Betrug, wegen Zechprellereien, und weil er in einem Falle mit
einer falſchen Nummer in einem Auto gefahren war, ohne Zu=
laſſungsbeſcheinigung
. Er war zu einer Geſamtſtrafe von einem
Jahr und zehn Monaten Gefängnis verurteilt worden. In drei
Punkten der Verurteilung nun hatte er Berufung eingelegt, mit
der Begründung, daß er in dieſen Fällen unſchuldig ſei. In dem
einen Fall, in dem er mit falſcher Nummer in ſeinem Auto ge=
fahren
ſein ſoll., gibt er an, er habe den Wagen, der ihm noch
nicht gehört habe, zwei Tage zur Probe gefahren und habe, ſich
infolgedeſſen auch nicht darum bekümmert, was das Auto für eine
Nummer hatte. Das ſei Sache der Firma geweſen, der das Auto
noch gehörte. Im zweiten Fall wird er beſchuldigt, Zechkoſten von
dreien ſeiner Untervertreter, für die er hatte einſtehen wollen,
nicht bezahlt zu haben. Er behauptet, er habe einem der drei
Untervertreter Geld gegeben, mit dem Bemerken, damit auch ihre
Zechſchulden zu bezahlen. Dieſer jedoch, als Zeuge vernommen,
beſtreitet das. Im dritten Fall wird der Angeklagte beſchuldigt,
dem Generalvertreter, dem er unterſtand, Policen mit gefälſchter
Namensunterſchrift vorgelegt zu haben, oder ſolche, bei denen er
die Unterſchrift nur durch Vorſpiegelung falſcher Tatſachen erhal=
ten
habe, nur, um in den Beſitz der Proviſionen zu kommen. Auch
ſoll er von den Abonnenten Gelder einkaſſiert haben, wozu er
keine Berechtigung hatte. Auch hier beſtreitet der Angeklagte
hartnäckig. Der Staatsanwalt, der ebenfalls vorſorglich Beru=
fung
eingelegt hatte hält ſeine Schuld für erwieſen und beantragt,
das Urteil erſter Inſtanz mindeſtens zu beſtätigen, gegebenen=
falls
zu erhöhen. Das Gericht kommt zu der Anſicht, daß der An=
geklagte
ſich der ſchweren Urkundenfälſchung in Tateinheit mit
Betrug ſchuldig gemacht hat. Wegen Vergehens gegen die Kraft=
fahrzeuggeſetze
wird der Angeklagte freigeſprochen, da ihm in die=
ſem
Falle nichts nachzuweiſen iſt, obwohl ſtarker Verdacht beſteht,
jedoch wird die Strafe wegen Fälſchung der Namensunterſchriften
von fünf auf ſechs Monate erhöht, ſo daß die Strafe von insge=
ſamt
einem Jahr und zehn Monaten Gefängnis in erſter Inſtanz
beſtehen bleibt.
Aw. Das Bezirksſchöffengericht beſchäftigte ſich am Mittwoch
mit der Anklage gegen einen 55jährigen Steinhauer aus. Bad
Salzemen. Es werden ihm ſittliche Vergehen zur Laſt gelegt. Der
Staatsanwalt beantragt, da er verſuchte Notzucht in zwei Fällen
und tätliche Beleidigung in zwei Fällen als erwieſen erachtet, eine
Geſamtgefängnisſtrafe von eineinhalb Jahren. Das Gericht ſieht
verſuchte Notzucht nicht als erwieſen an und verurteilte den Ange=
klagten
nur wegen Beleidigung zu einer Geldſtrafe von 40 Mk.,
im Nichteinbringungsfalle 5 Tage Gefängnis. In den zur An=
klage
ſtehenden Beleidigungen mußte das Gericht auf Freiſpruch
erkennen, da ſie bereits verjährt waren. Der Staatsanwalt lehnt
das Urteil ab.
In der zweiten Verhandlung entwickelte ſich das Bild einer
ſeltſamen Ehe. Die beiden Eheleute, beide erſt 22 Jahre alt,
waren des Einbruchsdiebſtahls angeklagt. Er als Täter, ſie wegen
Beihilfe. Der Angeklagte, ein junger Arbeiter aus Heubach i. O.,
machte einen übernervöſen Eindruck. Mit ziemlicher Geſchwätzig=
keit
legte er ſein Leben von Jugend auf dar. Von ſelber ſei er
nie auf derartige Sachen gekommen, er ſei immer von anderen
dazu verleitet worden. Er iſt ſchon verſchiedentlich wegen Be=
trugs
und Diebſtahls vorbeſtraft. Auch diesmal habe ihn ſeine
Frau dazu verleitet. Sie hatten zuſammen in der Nacht vom 4.
auf 5. Mai einen Spaziergang gemacht in der Nähe von Radheim
und waren da erſt in eine Hütte in einen Steinbruch eingebrochen,
wo er Verbandszeug und zwei Meißel mitnahm, dann erbrachen
ſie in einer kleinen Kapelle einen Opferſtock aus dem ſie 1,40 Mk.
erbeuteten, erbrachen dann die Jagdvilla eines Frankfurters und
nahmen ſieben Löffel und ein paar Schweizer Stumpen mit und
erbrachen ſchließlich ein Pflanzhäuschen, aus dem ſie aber nichts
entwendeten. Der Angeklagte gibt zu, daß er die Häuſer erbrochen
hat und die Werkzeuge und Verbandzeug mit ſich nahm. Den
Opferſtock aber habe ſeine Frau erbrochen, und auch die Löffel habe
ſie mitgenommen. Er wurde dann gleich am nächſten Tage auf
Anzeige ſeiner Frau hin verhaftet. Die Frau beſtreitet dieſe Be=
ſchuldigungen
ganz energiſch. Er habe zwei Tage vorher von ſei=
nem
Vorhaben geredet und ſie unter Drohungen gezwungen, mit=
zugehen
. Sie weiß ſich ſehr gut als armes, tyranniſiertes Un=
ſchuldslamm
hinzuſtellen, das in ſteter Todesangſt vor dieſem
Menſchen, der noch zum Raubmörder würde lebte. Es ſtellt ſich
aber heraus, daß ſie ſchon am Tage vor dem Spaziergang Anzeige
bei der Polizei machte, ihr Mann wolle dieſen Diebſtahl ausfüh=
ren
, und ſie möchte gern, daß man ihn auf friſcher Tat ertappe,
denn ſo bekäme ſie doch endlich einen triftigen Scheidungsgrund.
Sie habe aber auf keine Weiſe mitgeholfen. Als ihr vorgehalten
wird warum ſie denn die ganze Zeit dabei geblieben ſei, behauptet
ſie, keine Gelegenheit gehabt zu haben, zu entfliehen. Der Ange=
klagte
verſucht ſie dann noch in verſchiedenen anderen Dingen zu
beſchuldigen, um ihre Unglaubwürdigkeit zu beweiſen, es gelingt
ihm jedoch nicht ſo recht. Zu Anfang hatte er überhaupt alles ab=
geleugnet
, als er jedoch merkte, was ſeine Frau mit der ganzen
Sache bezweckt hatte, gab er bis auf die Sachen, die er auch heute
noch abſtreitet, alles ohne weiteres zu. Der mediziniſche Sachver=
ſtändige
gibt ſodann ſein Gutachten ab. Der Angeklagte ſei
Pſychopath. Zudem ſei er zweimal recht heftig auf ſeinen Kopf ge=
fallen
, was ohne Zweifel nachteilig auf ihn gewirkt habe, ſo daß
eine geiſtige Minderwertigkeit bei ihm beſteht. Der Staats=
anwalt
beantragt wegen ſchweren Diebſtahls als fortgeſetzte Hand=
lung
unter Anrechnung mildernder Umſtände eine Geſamtſtrafe
von 9 Monaten Gefängnis. Die Beſtrafung der Frau ſtellt er in
das Ermeſſen des Gerichts da die Verhandlung hierin abſolut
keine Klarheit gebracht habe. Das Gericht kommt zu der Anſicht,
daß der Mann in allen Fällen als Täter anzuſehen ſei, und ver=
urteilt
ihn zu einer Gefängnisſtrafe von insgeſamt 6=Monaten
unter Zubilligung mildernder Umſtände. Zwei Monate Unter=
ſuchungskaft
kommen in Anrechnung. Die Frau muß, trotzdem
ſtarker Verdacht beſteht, daß ſie den Mann angeſtiftet und Beihilfe
geleiſtet hat, mangels Beweiſes freigeſprochen werden.

Zeugen geſucht. Am 2. Auguſt verlor eine Frau an dem
Bahnübergang Erbacher Straße in der Nähe des Oſtbahnhofs
ihre goldene Armbanduhr. Die Frau wollte ihren Mantel in
einem Auto anziehen und es löſte ſich hierbei die Uhr aus den
Klammern. Die Autoinſaſſen ſuchten in dem Auto nach der Uhr,
konnten ſie aber nicht finden. Die Uhr war weiter weggefallen
und wurde einige Minuten ſpäter von einem aus Richtung Meie=
rei
kommenden Fuhrmann zwiſchen den Eiſenbahnſchienen gefun=
den
und aufgehoben. Dieſen Vorgang beobachteten zwei junge
Leute, die anſcheinend um 17 Uhr mit dem Odenwaldzuge fahren
wollten, den Zug verſäumten und an der geſchloſſenen Schranke auf
eine günſtige Fahrgelegenheit, vermutlich nach Reinheim i. O.,
warteten. Dieſe beiden Zeugen werden gebeten, ſich umgehend auf
dem Polizeiamt Darmſtadt, Zimmer 29, einzufinden. Auf Wunſch
werden die Angaben vertraulich behandelt. Für die Wiederbeſchaf=
fung
der Uhr iſt eine Belohnung ausgeſetzt.

Die Onoboc MANNE BEN EEIA

[ ][  ][ ]

Seite 6

Domnerstag, den 21. Anguft 1930

Numuer 230

Gine geulsgſche Banderang der Burinſtädter Amurfteände.

Der Touriſtenverein Die Naturfreunde läßt es ſich nicht
nur angelegen ſein, ſeine Mitglieder in die Natur zu führen, ſon=
dern
gibt ihnen auch durch Veranſtaltung von Exkurſionen Gele=
genheit
, die verſchiedenen Gebiete der Naturwiſſenſchaft kennen
zu lernen. Die Exkurſionen ſollen die Teilnehmer nicht etwa zu
Wiſſenſchaftlern erziehen, ganz und gar nicht, ſie ſollen ihnen nur
die Augen öffnen für Weſen und Charakter der engeren Heimat
und ſie auf die Zuſammenhänge der verſchiedenſten Naturvor=
gänge
aufmerkſam machen. Dieſem Zwecke galt auch die geolo=
giſche
Wanderung in den nördlichen Odenwald am Sonntag, den
17. Auguſt.
Es war erfreulich, daß der Wettergott endlich wieder einmal
eine heitere Miene zeigte. Jammerſchade wäre es geweſen, wenn
die mit ſo großem Intereſſe erwartete geologiſche Wanderung der
Naturfreunde unter der Ungunſt des Wetters hätte leiden oder
gar ausfallen müſſen. Neben dem günſtigen Wetter trug wohl
auch die zahlreiche Beteiligung zum Erfolg weſentlich bei.
Herr Dr. Diehl, der Führer dieſer Exkurſion, verſtand es
aber auch in ausgezeichneter Weiſe, das Intereſſe der Hörer bis
zum letzten Augenblick wach zu halten. Nicht mit wiſſenſchaftlichen
Problemen ermüdete er die Beteiligten, ſondern äußerſt geſchickt
ſchälte er das heraus, worauf es bei dieſen Gelegenheiten allein
ankommt: den Naturfreunden die Augen zu öffnen für das Weſen
und den Charakter der Heimat.
Schon an der Odenwaldbrücke wies Herr Dr. Diehl darauf
hin, daß man ſich am Schnittpunkt des Granitodenwaldes, der
Rheinebene und des nördlichen Odenwaldes befand. Dieſem nörd=
lichen
Teil des Odenwaldes galt die heutige Führung. Charakte=
riſtiſch
iſt dort die violettrote Erde, wie wir ſie im Oberwald und
im Oberfeld ſahen, und die aus den Verwitterungsprodukten des
Melaphyrs herſtammt. Dieſen Melaphyr konnten wir in man=
nigfaltigen
Abarten an der Gichtmauer, die aus dieſem Geſtein
beſteht, ſehen. Herr Dr. Diehl erläuterte die Entſtehung dieſes
Geſteins im zweiten Teil der Altzeit der Vulkanperiode der Erde

und die dieſem Geſtein eigene Blaſen= und Mandelbildung.
Außer dieſem Melaphyr gibt es im nördlichen Odenwald nur noch
Gerölle und Buntſandſtein. Granit kommt aufgeſchloſſen nur an
zwei Stellen vor. Eine dieſer Stellen befindet ſich am Brunners=
weg
, wo uns zunächſt der Weg vorbeiführte, die andere Stelle iſt
in der Nähe der Grube Meſſel.
Nachdem an der Grube Prinz von Heſſen geraſtet war, lern=
ten
wir hier einen Teil der Arbeit des Geologen kennen; graben,
ſuchen, klopfen und unterſuchen. Ein, wie Herr Dr. Diehl ver=
ſicherte
ſeltenes Stück wurde hier gefunden, und zwar der Ab=
druck
eines Schuppentiers. Auch in der Grube Meſſel gab es glück=
liche
Teilnehmer, die ſchöne Stücke von Fiſchabdxücken fanden.
Die Begeiſterung der Teilnehmer veranlaßte den Führer, einige
Hinweiſe zur Anlage einer heimatgeologiſchen Sammlung zu ge=
ben
. Es iſt zu wünſchen, daß die gefundenen Stücke ſeitens ihrer
Beſitzer, die gebührende Sorgfalt finden, oder aber, falls deren
Begeiſterung nicht anhält, ſie in den Beſitz eines ernſthaften
Sammlers kommen.
Von der Grube Meſſel führte der Marſch nach dem Jakobs=
brunnen
, woſelbſt, es war ſchon 2 Uhr geworden, Mittagsraſt ge=
halten
wurde. Um 5 Uhr war wieder Aufbruch. Der Weg führte
über die Dieburger Hütte (Naturfreundehaus mit Ausſichtsturm)
nach dem Steinbruch an der Schwedenrainſchneiſe. Hier ſahen wir
die Lagerung des Buntſandſteines, auch fand ſich dort der malven=
grüne
Malachit. Hier war die Exkurſion beendet und der Heim=
marſch
wurde angetreten.
Herr Dr. Diehl, der den ganzen Tag den Naturfreunden ge=
widmet
und in überaus gemeinverſtändlicher Weiſe Weſen und
Charakter des nördlichen Odenwaldes den Teilnehmern vor
Augen geführt hatte, ſei für ſeine aufopfernde Hingabe zu dieſer
Arbeit beſonderer Dank geſagt. Vielleicht hat er einmal Gelegen=
heit
, ſich davon zu überzeugen, daß der von ihm ausgeſtreute
Samen auf fruchtbaren Boden gefallen iſt, was ihm als Päda=
gogen
und Forſcher ſicher Genugtuung ſein wird.

Neuerwerbungen der Stadtbücherei (außer Romanen). Her=
mann
Pachnicke, Führende Männer im alren und im neuen
Reich. 65 Bd. 380. Hans von Arnim und Georg von Be=
low
, Deutſchnationale Köpfe. Charakterbilder aus der Ver=
gangenheit
und Gegenwart der rechtsſtehenden Parteien. 1928. 40
Fp. 65. Edgar J. Jung. Die Herrſchaft der Minderwertigen,
ihr Zerfall und ihre Ablöſung durch ein Neues Reich. 1930. 35
Fp. 85. Pünder, Zur Geſchichte des Reichskanzlerpalais und
der Reichskanzlei. 1928. 10 Bd. 300. Alfred Graf von Wal=
derſee
, Aus dem Briefwechſel des Generalfeldmarſchalls. 1.
Band: Die Berliner Jahre 1886 bis 1891. 1928. 65 Bd 550. Th.
von Bethmann=Hollweg, Betrachtungen zum Weltkrieg.
2 Bände. 1. Band: Vor dem Kriege. 7 B. 20; 2. Band: Während
des Krieges. 7 B. 21. Hugo Preuß, Staat, Recht und Freiheit.
Aus 40 Jahren deutſcher Politik und Geſchichte. 1926. 65 Bd. 405.
Rudolf Olden, Streſemann. 1929. 90 Bd. 580. Edgar Stern=
Rubarth, Streſemann der Europäer. 1929. 9 B 280. Werner
Beumelburg, Sperrfeuer um Deutſchland, 45 Bk. 15. Viktor
Schiff, So war es in Verſailles. 1929. 90 Bd. 742. Jean
Martet Clémenceau ſpricht. 1930 9 B. 155. Annette Kolb,
Verſuch über Briand. 1929. 5 Bf. 225. Ernſt Robert Curtius
und Arnold Bergſträßer, Frankreich. 1930. 2 Bände. 1.
Band: Die franzöſiſche Kultur. 72 Kc. 265: 2. Band: Staat und
Wirtſchaft Frankreichs, 35 Fn. 190. Das Saargebiet. Seine
Struktur, ſeine Probleme. Herausgegeben von Kloevekorn. 1929.
27 Cz. 65. Ludwell Denny, Oelquellen/Kriegsquellen. 1929.
4 Cz. 62. d’Abernon, Memoiren. 2 Bände. 1. Band: Von
Spa 1920 bis Rapollo 1922. 9 B. 5; 2. Band: Ruhrbeſetzung. 9
B. 6. Harold Nicolſon. Die Verſchwörung der Diplomaten.
Aus Sir Arthur Nicolſons Leben 1849 bis 1928. 1930 7 B 340.
Klara Zetkin. Erinnerungen an Lenin. 15 Bf. 600. Georg
Lukacs, Lenin. Studie über den Zuſammenhang ſeiner Ge=
danken
. 15 Bf. 264. Giovanni Giolitti. Denkwürdigkeiten
meines Lebens. 1923. 20 Bf. 180. Ernſt W. Eſchmann. Der
fasciſtiſche Staat in Italien. 1930 20 Bf. 80. Benito Muſſo=
lini
. Mein Kregstagebuch. 20 Bf. 340. Rolf von Wenz zu
Niederlahnſtein, Dreihundert Jahre Leibgarde=Regiment
(Nr. 115). 1929 10 Bk. 70. Radermacher Erinnerungs=
blätter
des Großherzogl. Heſſiſchen Reſerve=Infanterie=Regiments
Nr. 116 1929 45 Bk. 345.
Ein Verbot für Verſammlungen und Kundgebungen unter
freiem Himmel von 20 Uhr abends bis 8 Uhr morgens erläßt das
Polizeiamt Darmſtadt. (Vergl. Bekanntmachung im Anzeigenteil.)
Dahlienſchau im Beſſunger Herrngarten. In aller Stille
iſt unſere Stadt, die neben Düſſeldorf und Dresden ſich längſt den
Ruhm als Gartenſtadt erworben hat, um eine neue Schmuckan=
lage
auf gärtneriſchem Gebiet bereichert worden. Im weſtlichen
Teil des Orangeriegartens (wo ſich ehemals Tennisplätze befan=
den
), hat der durch ſeine Dahlienkulturen rühmlichſt bekannte
Gartenbaubetrieb von Hermann Schulz, Erbacherſtraße 101,
nach Entwurf und Plan des Leiters der Stadtgärtnerei, Herrn
Gartenbau=Oberinſpektor Friedrich Klein, einen muſtergültigen
Dahliengarten geſchaffen! Durch Anpflanzung größerer Trupps
von jeder einzelnen Sorte iſt hier dem Blumenfreund eine gün=
ſtige
Gelegenheit geboten, die herrlichen Formen und Farben der
neueſten Sorten eingehend zu bewundern. Zirka 1200 Dahlien
aus den verſchiedenen Klaſſen haben bereits ihre Schönheit ent=
faltet
, und die herrliche Anlage wird am Sonntag, den 24. Auguſt,
eröffnet, um von da ab täglich von 820 Uhr dem Publikum
koſtenlos zugänglich zu ſein. Bei dem großen Intereſſe, das man
überall der Königin unter den Herbſtblumen entgegen bringt,
wird ſicher ein reger Beſuch des hübſchen Dahliengartens nicht
ausbleiben. Jedenfalls aber haben wir Darmſtädter alle Urſache,
den Veranſtaltern für ihre uneigennützigen Bemühungen bei der
Schaffung der neuen Blumenanlage unſeren Dank zu zollen.
Bühnenvolksbund Unſer letzter Aufruf hat uns eine er=
freuliche
Anzahl neuer Mitglieder gebracht. Wir verweiſen auf
unſere heutige Anzeige, in der über unſere Theatergemeinde alles
Weſentliche geſagt iſt. Wir ſammeln die Kreiſe um uns denen
deutſches Volkstum und chriſtliche Glaubenswelt als kulturbil=
dende
Kraft der Nation gelten. Wir wenden uns gegen die zer=
ſetzenden
Einflüſſe eines falſch verſtandenen Zeittheaters. Wir
verwirklichen unſere Aufgabe in einer ausgewählten Spielfolge.
Jeder findet bei uns in feſter Miete den ſeinen wirtſchaftlichen
Verhältniſſen angemeſſenen Platz. Daneben liegt eine ſehr ver=
billigte
Wechſelmiete für Wenigbegüterte, deren Einkommen
die Anſchaffung eines teueren Mietplatzes nicht zuläßt, die
aber einen guten Platz, wenn auch in wechſelnder Platzart, je=
weils
ſich ſichern wollen. Wir bitten um ſofortigen Vollzug der
Anmeldungen, weil wir die Spielzeit möglichſt frühzeitig begin=
nen
wollen. Anmeldungen nimmt unſere Geſchäftsſtelle
bei Chriſtian Arnold am Weißen Turm jederzeit
entgegen.
Haarformer=Gruppe Darmſtadt. Am 16. Juli war es ein
Jahr, daß die Gründung der Gruppe zuſtande kam. In der Gene=
ralverſammlung
, vom 1. Vorſitzenden, Herrn Köhler, geleitet,
wurde ein Rückblick gehalten und hervorgehoben, wie mit kleiner
Beteiligung und unter ſchwierigen Verhältniſſen es einige Kol=
legen
fertig brachten, die Gruppe zu gründen. Durch unermüd=
lichen
Fleiß und Strebſamkeit der Mitglieder iſt es gelungen, in
der vergangenen Winterſaiſon zwei fachliche öffentliche Veran=
ſtaltungen
zuwege zu bringen um die Oeffentlichkeit mit den
künſtleriſchen Leiſtungen der Mitglieder vertraut zu machen. Durch
die Mitgliedſchaft beim Bunde Deutſcher Haarformer, ſowie die
dauernde Verbindung mit vielen Mode=Kommiſſionen ſind die
Mitglieder in der Lage, ſtets das Neueſte in der Damen= Haar=
mode
zu bieten.
Verein zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte in der
Schloßkirche. Die Mitglieder des Vereins zur Abhaltung lutheri=
ſcher
Gottesdienſte werden darauf aufmerkſam gemacht, daß am
Sonntag, dem 31. Auguſt, vormittags 11.30 Uhr, ein liturgiſcher
Gottesdienſt mit Abendmahlsfeier in der Schloßkirche ſtattfinden
wird, da Herr Pfarrer Lautenſchläger verhindert iſt, den ſonſt
üblichen Gottesdienſt zu halten und eine andere Vertretung nicht
zu bekommen war.
Orpheum. Morgen Freitag, 22., Samstag, 23., und Sonn=
tag
, 24. Auguſt. abends 8.15 Uhr, finden die drei letzten Wieder=
holungen
des Schwankes in amerikaniſchem Stil. Mein Vetter
Guſtav von Fritz Friedmann Frederich und Ralph Roberts ſtatt.
Es ſind diesmal wieder volkstümliche Preiſe von 80 Pf. bis
2 Mk. angeſetzt. Es iſt daher jedermann Gelegenheit geboten,
ſich dieſen überaus tollen Schwank anzuſehen. Karten in den be=
kannten
Verkaufsſtellen: Verkehrsbüro, Ernſt=Ludwigplatz, Hugo
de Waal. Rheinſtr. 14. Telephoniſche Beſtellung unter 388.

* Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheatern.
Palaſt=Lichtſpiele.
Der ausgezeichnete Film des letzten Programms iſt ſchon wie=
der
abgeſetzt. Dafür aber läuft ein techniſch und inhaltlich ebenſo
ausgezeichneter Großfilm in Die weiße Schweſter von
St Veith‟. Das iſt im Inhalt der Filmfabel eine Elegie des
Leides und des Leidens und iſt techniſch ein Film ſchöner Bilder.
Mit allem Raffinement der Film=, beſonders der Beleuchtungs=
technik
, iſt hier Bildwirkung herausgearbeitet von unerhörtem
Eindruck. Man vergißt ob dieſer Bildſchönheit die Sentimentali=
tät
der Handlung (deren Ablauf manchmal mehr Tempo zu wün=
ſchen
wäre), die übrigens, in durchaus erträglichen Grenzen, Sze=
nen
von dramatiſcher Wucht geſtalten hilft. Mac Friks Regie
verſteht es, dieſer Handlung das abzuringen, was den Film wirk=
ſam
macht und ihn in die erſte Reihe der immer ſeltener werden=
den
ſtummen Filme erhebt. Oscar Marion und die bild=
hübſche
Suſanne Marville geben in Maske und Spiel
Hervorragendes. Auch im übrigen Enſemble ſind gute Typen.
Ein ſchöner Bergwanderfilm und eine tolle Groteske, eine
Boxerſatire, bilden das Beiprogramm.

Nadniches

Eni76

Das Gesund-
heitswasser
!

Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7, Tel. 45

Alt=Darmſtadt, Verein für Ortsgeſchichte und Heimat=
kunde
. Zur Beſichtigung der Ausſtellung 200 Jahre Kunſt in
Darmſtadt in der Kunſthalle am Rheintor (Rheinſtraße) unter
Herrn Profeſſor Adolf Beyers Führung treffen ſich die Mitglie=
der
von Alt=Darmſtadt Samstag mittag 3 Uhr (pünktlich) an
der Kunſthalle.
Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen.
(Aenderungen ohne vorherige Anzeige vorbehalten.) Nach New
York ab Bremen=Bremerhaven: D. Columbus 18. 8., D. Yorck
2. 8., D. Europa 22. 8., D. Stuttgart 28. 8., D. Bremen 29. 8.,
D. Seydlitz 1. 9., D. Lützow 2. 9., D. Berlin 4. 9., D. Columbus
6. 9., D. Europa 9. 9. D. Karlsruhe 9. 9. D. Dresden 11. 9., D.
Bremen 16. 9. D. Yorck 20. 9., D. Stuttgart 25. 9. D. Europa
25. 9., D. Columbus 29. 9., D. Berlin 2. 10., D. Bremen 3. 10.
Nach New York via Halifax ab Bremen=Bremerhaven: D.
Seydlitz 1. 9. Nach Kanada (Montreal): D. Köln 19. 8., D.
Trier 9. 9. Nach Boſton ab Bremerhaven: D. Karlsruhe 9. 9.
Nach Boſton bzw. New YorkPhiladelphia Nor=
folk
(Frachtdampfer): D. Harburg ab Bremen 23. 8., ab Ham=
burg
27. 8. (Nicht nach New York.) D. Hannover ab Bremen 3. 9.,
ab Hamburg 6. 9. (Nicht nach Boſton.) Nach Nord=Amerika=
Weſtküſte: D. Eſte ab Hamburg 23. 8., ab Bremen 26. 8., M.S.
Oakland ab Hamburg 3. 9., ab Bremen 6. 9., D. Vancouver ab
Hamburg 13. 9., ab Bremen 16. 9. Nach Havanna= Calve=
ſton
; ab Bremen=Bremerhaven D. Lützow 2. 9. Nach Cuba=
New Orleans: D. Albingia ab Hamburg 23. 8., ab Bremen
25. 8., D. Ingram ab Bremen 10. 9. ab Hamburg 13. 9. Nach
Mittelbraſilien und dem La Plata (Paſſagierdampfer):
ab Bremerhaven D. Weſer 18. 8., D. Sierra Morena 1. 9., D.
Gotha 8. 9., D. Sierra Cordoba 22 9. Nach Mittelbraſilien
(Frachtdampfer): D. Immo ab Bremen 13. 9. Nach dem La
Plata (Frachtdampſer); ab Bremen D. Berengar 23. 8., D. Hol=
ſtein
ab Bremen 27. 9. Nach Nordbraſilien: ab Bremen D.
Agira 30. 8. Nach Süd=Amerika (Weſtküſte) durch den Pana=
makanal
: D. Aachen ab Hamburg 20. 8., ab Bremen 23. 8., D.
Schwarzwald ab Hamburg 27. 8., ab Bremen 30. 8., D. Albert
Vögler ab Hamburg 3. 9. ab Bremen 6. 9. durch die Magellan=
Straße, D. Göttingen ab. Bremen 19. 8., ab Hamburg 23. 8., M.S.
Rhein ab Bremen 2. 9., ab Hamburg 6. 9. Nach Weſtküſte,
Zentral= und Mittelamerika und Mexiko: D. Min=
den
ab Bremen 8. 9., ab Hamburg 13 9. Fruchtfahrt Ka=
nariſche
Inſeln: ab Bremen D. Orotava 30 8., D. Arucas
13. 9., D. Orotava 27. 9., D. Arucas 11. 10. Nach Oſtaſien: D.
Aller ab Bremen 16. 8., ab Hamburg 20. 8. D. Erlangen ab Bre=
men
19. 8. ab Hamburg 23. 8., M.S. Kulmerland ab Bremen
23. 8., ab Hamburg 27. 8., D. Hindenburg ab Bremen 26. 8., ab
Hamburg 30. 8., D. Koblenz ab Bremen 30. 8., ab Hamburg 3. 9.
Nach Auſtralien: D. Rheſus ab Hamburg 27. 8., ab Bremen
30. 8., D. Magdeburg ab Hamburg 11. 9., ab Bremen 13. 9., D.
Neckar ab Hamburg 25. 9., ab Bremen 27. 9. Nach der Levante:
ab Bremen zirka 8 Abfahrten im Monat. Nach Finnland: ab
Bremen 8täg. Dienſt nach allen Haupthäfen. Nach Reval ab
Bremen: Abfahrten alle 810 Tage. Nach Leningrad ab
Bremen: je nach Bedarf. Nach England: ab BremenLondon
34 Abfahrten in der Woche. Bremen Hull: 2 Abfahrten
in der Woche. BremenMiddlesborough New=
caſtle
: 10täg. BremenHamburgFrankreich:
Abfahrten: Montags von Bremen, Freitags von Hamburg.
Afrika=Linien: Hauptlinie nach Süd=Afrika D. Uberia ab
Hamburg 2. 9. Hauptlinie nach Oſtafrika: D. Wangoni ab Ham=
burg
6. 9.

Lokale Beranſtalkungen.

Im Sportplatz=Reſtaurant und Café am
Böllenfalltor findet heute Donnerstag abend das diesjäh=
rige
2. große Sommerpreis=Tanzfeſt ſtatt, bei dem 3 wertvolle und
2 Troſtpreiſe an die 5 beſten Tanzpaare zur Verteilung gelangen.
Da das Publikum ſelbſt über die Verteilung entſcheidet, iſt ein
angenehmer, amüſanter Abend zu erwarten. (Siehe heutige An=
zeige
.)
Wiener Kronenbräukeller. Die beliebten Kon=
zerte
im Kronenbräukeller, die durch die dauernde ungünſtige Wit=
terung
ausfallen mußten, ſollen dieſen Freitag, den 22. Auguſt,
bei warmem Wetter wieder aufgenommen werden. Das Orcheſter
ehemaliger Militärmuſiker unter Matthias Webers perſönlicher
Leitung wird in gewohnter Weiſe mit einem allen Anſprüchen
genügenden Programm aufwarten.

Aus Heſſen.
* Zuchlviehmarkk und Gewerbeſchau in Pfungſtadk.
Vorbericht.
Cp. Pfungſtadt, 20. Auguſt.
Am Wochenende wird das lokale Leben Pfungſtadts von zwei grö=
ßeren
Veranſtaltungen beherrſcht ſein, deren Bedeutung im Laufe der
Jahre immer mehr über die Mauern Pfungſtadts hinausgeht: Zucht=
viehmarkt
und Gewerbeſchau.
Was in erſter Linie den Pfungſtädter Zuchtviehmarkt anbetrifft, ſo
hat er ſich in den letzten Jahren in Starkenburger Züchterkreiſen einen
großen Ruf erworben. Es iſt erſtaunlich, wie ſich in Pfungſtadt neben
einer ſtark verbreiteten Fabrikarbeiterſchaft die von jeher einheimiſche
und ausgedehnte Landwirtſchaft nicht nur halten konnte, ſondern vor=
nehmlich
in Viehzuchtfragen (beſonders Rindvieh= und Ziegenzucht) weit
über den eigenen Gebrauch und Verbrauch hinaus ſtets große züchteriſche
Erfolge aufzuweiſen hat. So wird allen Vorausſetzungen nach auch der
diesjährige Pfungſtädter Zuchtviehmarkt wieder unter Beweis ſtellen,
auf welch anerkennenswerten Stufe ſich die Pfungſtädter Viehzucht be=
findet
. Der für Rinder, Faſel, Schweine und Ziegen beſtimmte Markt,
der am Samstagvormittag um 9 Uhr ſeinen Anfang nimmt, iſt auch in
dieſem Jahre gut beſchickt. Der Markt findet auf Veranlaſſung der Ge=
meinde
Pfungſtadt zuſammen mit dem Landwirtſchaftskammerausſchuß
für die Provinz Starkenburg ſtatt. Die örtlichen Vorbereitungen liegen
in den Händen einer größeren Kommiſſion, die am Dienstagabend ihre
letzte Beratung abhielt und die beſten Hoffnungen für ein gutes Ge=
lingen
des Marktes trotz der ſchlechten Zeiten hat. Während des
Marktes findet übrigens auf dem Marktplatzgelände Konzert ſtatt. Auch
in dieſem Jahre iſt mit dem Markt eine Prämiierung und Verloſung
verbunden.
Zum zweiten Male wird diesmal mit dem Markt eine regelrechte
Gewerbeſchau abgehalten. Der Ortsgewerbeverein und die Handwerker=
vereinigung
haben keine Mühe und Arbeit geſcheut, um auch auf der
diesjährigen Gewerbeſchau einem größeren Publikum die Leiſtungs=
fähigkeit
der einheimiſchen Handwerker und Gewerbetreibenden vor
Augen zu führen. Die Gewerbeſchau iſt gut beſchickt. Sie findet wie
im Vorjahre in den für die Ausſtellung ſehr vorteilhaften Räumen der
ehemaligen Gandenbergerſchen Fabrik in der Mainſtraße ſtatt. Die Aus=
ſtellung
iſt vom Freitag nachmittag bis zum Montag abend geöffnet
und bietet in überſichtlicher Weiſe einen ſehenswerten Ueberblick über
die wichtigſten Pfungſtädter Handwerks= und Gewerbezweige.
Möge beiden Veranſtaltungen ein ſchöner Erfolg beſchieden ſein!

Bl. Ueberau, 19. Aug. Mäufeplage. Der gegen die große
Mäuſeplage angewendete Giftweizen, welcher ſchon im zeitigen Früh=
jahr
ausgelegt wurde, hat nicht den erwarteten Erfolg gebracht. Bei
der Erntearbeit wurden ſoviel der Schädlinge ſichtbar, daß es keine
Seltenheit war, unter einem einzigen Haufen Frucht 1520 dieſer läſti=
gen
Nagetiere feſtzuſtellen. Es ſind meiſtens kurzſchwänzige, grau=
braune
, dicke Mäuſe. Alles was ſich bisher auf den Getreidefeldern auf=
hielt
, hat ſich nun in Kartoffeln= und Wurzelfelder verzogen. Man
findet öfters Wurzel= und Zuckerrüben, die bis auf die noch ſtehende
äußere Rinde ausgenagt ſind. Es wäre zu wünſchen, daß der Verſuch
mit Giftweizen im Frühjahre wiederholt würde, damit die Herbſtfrucht,
Korn und Weizen, nicht der Schädigung durch Mäuſe ausgeſetzt wird.
M. Groß=Bieberau, 19. Aug. Friedhofserweiterung.
Das bei der Feldbereinigung vorſorglich liegen gebliebene Gelände hin=
ter
dem Friedhof, deſſen Eigentümer die Gemeinde blieb, wurde jetzt
zur Friedhofserweiterung benützt und mit einer Mauer begrenzt. Durch
die terraſſenförmige Lage des Friedhofs iſt es ſehr zu begrüßen, daß die
Waſſerleitung eingelegt wurde. Sie iſt in mehrere Zapfſtellen veräſtelt.
Landwirtſchaftliches. Geſtern rollten die letzten Ernte=
wagen
heim. Nach einer ſchönen alten Sitte iſt der letzte Wagen mit
einem Erntekranz geſchmückt, auf ihm ſitzen ſingend alle Ernteleute des
Hauſes. Am Abend wird dann in der Bauernſtube der Erntekranz ge=
feiert
. Der Druſch im Freien iſt beendet. Die Dreſchmaſchinen brum=
men
in den Scheuern. Das Körnerergebnis iſt ſchlecht. Beſonders hört
man die Leute mit Pachtfeld klagen, das durchweg nicht einmal die
Hälfte des zu zallenden Jahreszinſes abwirft.
Ai. Vielbrunn, 19. Aug. Odenwaldklub. Wie bei der vor=
letzten
Wanderung, ließ auch bei der am Sonntag erfolgten Wanderung
der Wettergott der hieſigen Ortsgruppe ſeine beſondere Gunſt zuteil
werden, indem er nach den an den Vortagen einander jagenden Sturz=
regen
einen lachenden Himmel über ihr wölbte. Wanderziel war Breu=
berg
; nach Beſichtigung dieſer intereſſanten hiſtoriſchen Burg wurde
der weithin rühmlichſt bekannten Lungenheilanſtalt Sandbach ein Ve=
ſuch
abgeſtattet, anſchließend fand eine Beſichtigung des neu erbauten
und neuzeitlich eingerichteten Sandbacher Schulhauſes unter der dan=
kenswerten
Führung des Herrn Lehrers Brunner dort ſtatt und war
dieſe Wanderung anregend für Geiſt und Körper. Weiter gings nach
Höchſt, von der dortigen Kerbſtimmung einige Prozent für den Nach=
hauſeweg
einzuheimſen.
In. Sickenhofen, W. Aug. Am letzten Montag ereignete ſich hier
ein bedauerlicher Unglücksfall. Beim Herausbringen des Dreſchwagens
aus einer Hofreite erhielt der Maſchinenführer Karl Kreh einen der=
artigen
wuchtigen Schlag von der Deichſel, daß der linke Arm am Ellen=
bogengelenk
auskugelte und beide Unterarmknochen durchgehauen wur=
den
. Die Kompliziertheit und Schwere der Verletzung erforderte eine
ſofortige Einlieferung in das Dieburger Krankenhaus.
Bl. Lörzenbach, 20. Aug. Autounfall. Geſtern früh, 5.30 Uhr.
ereignete ſich an dem Bahnübergang zwiſchen Lörzenbach und Rimbach
ein folgenſchwerer Autounfall. Ein Milchauto, das, von Lörzenbach
kommend, die Schienen überqueren wollte, bemerkte im letzten Augen=
blick
noch den ankommenden Zug. Der Führer bremſte ſo ſtark, daß das
Auto ſich überſchlug und in den Graben ſtürzte. Die beiden Inſaſſen,
ein Mann und eine Frau, erlitten ziemlich ſchwere Verletzungen. Das
ſchwer beſchädigte Auto wurde abgeſchleppt.
j. Von der Bergſtraße, 20. Aug. Familiendrama. In
Heddesheim kam es in der Wohnung des 41jährigen Schuhmachers
Auguſt Leovold nachts gegen 11 Uhr zwiſchen den beiden Eheleuten, die
miteinander in Scheidung leben, zu Zwiſtigkeiten, in deren Verlauf
Leopold einen Revolver auf ſeine gleichalterige Ehefrau richtete. Dieſe
ſchlug zwar ihrem Manne die Waffe aus der Hand; aber ein Schuß
traf ihre Bruſt. Die ſchwer, aber nicht lebensgefährlich verletzte Frau
wurde in das Allgemeine Krankenhaus nach Mannheim überführt. Der
Täter wurde von der Gendarmerie verhaftet und in das Amtsgefängnis
in Mannheim in Unterſuchungshaft gebracht. Ueber den Beweggrund
der Tat iſt folgendes zu bemerken: Der Schuhmacher Leopold, der in
Ladenburg in Arbeit ſteht, iſt als ruhiger und ſolider Mann bekannt.
Im Jahre 1923 hatten die beiden Leute geheiratet und bis vor einem
Jahre gut miteinander gelebt. Als aber dann ein Arbeitsloſer in
der Abweſenheit des Ehemanns bei der Frau Leopold Beſuche machte
und ſich daraus ein Verhältnis entſpann, kam es zu ehelichen Zwiſtig=
keiten
, die dazu führten, daß Leovold vor drei Wochen gegen ſeine Ehe=
frau
die Scheidungsklage einreichte. In der Nacht von Sonntag zu
Montag ließ er ſich dazu hinreißen, ſeiner Frau einen Schlag zu ver=
ſetzen
. Als dieſe dann die Wohnung verlaſſen wollte, richtete er den
Revolver auf ſie, worauf ſich die oben geſchilderte Kataſtrophe abſpielte.
Gernsheim, 20. Aug. Waſſerſtand des Rheins am
19. Auguſt: 2,57 Meter; am 20. Auguſt: 2,59 Meter.
Hirſchhorn, 20. Aug. Waſſerſtand des Neckars am
19. Auguſt: 1.36 Meter; am 20. Auguſt: 1,20 Meter.
Bn. Aus dem Neckartal, 20. Aug. Im Neckar mit dem Pad=
del
=Boot gekentert. Der Neckar, der infolge der ſchweren
Regengüſſe der letzten Woche ſtark geſtiegen iſt, hat ſtellenweiſe das
Ufergelände, ſo auch in Eberbach a. Neckar den Neckarlauer, über=
ſchwemmt
. Trotzdem wollten zwei in Eberbach ſich zurzeit aufhaltende
fremde Herren zuſammen mit einem Kinde eine Paddelboot= Promenade=
fahrt
unternehmen. Das Boot fuhr aufwärts unter Ausnutzung des
auf der Ueberſchwemmungsſtrecke liegenden ruhigen Waſſers. In dem
Augenblicke aber, als das Boot in den reißenden Strom gelenkt wurde,
wurde dasſelbe herumgeriſſen und kam dabei zum Kentern. Infolge=
deſſen
fielen die drei Inſaſſen ins Waſſer und trieben ein Stück im
Neckar. Während einer der Bootsinſaſſen ſich durch Schwimmen an
das Land bringen konnte, wußte der andere ſich an einem Nachen feſt=
halten
, bis er durch einen anderen Nachen abgeholt werden konnte. Das
Kind jedoch, ein fünfeinhalbjähriges Mädchen, tragen die Fluten weiter,
bis der Kriegsbeſchädigte Herr Chriſtian König, kurz entſchloſſen in das
Waſſer ſprang und ſchwimmend dem in größter Lebensgefahr ſchweben=
den
Kinde noch rechtzeitig Rettung brachte.

Tageskalender für Donnerstag, den 21. Auguſt 1930.
Orpheum: Geſchloſſen. Konzerte: Schloßkeller, Kaffee
Oper, Hotel Schmitz, Zum Datterich, Sportplatzreſtaurant.
Rentnerbund, nachm. 5 Uhr, im Fürſtenſaal: Mitglieder=
Verſammlung. Kinovorſtellungen: Union=Theater,
Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.

[ ][  ][ ]

Nummer 230

Donnerstag, den 21. Anguſt 1930

Seite 7

Reichs= und Staatsangehörigkeit.

* Wie, Sie ſind gleichzeitig Heſſe und Preuße? Das iſt doch
gar nicht möglich? Entweder das eine oder das andere! So
lauten oft die Worte desjenigen, der die Beſtimmungen über die
Reichs= und Staatsangehörigkeit nicht kennt, und nicht gering iſt
die Zahl derjenigen Deutſchen, die ſich ihrer Staats=, genauer
Landesangehörigkeit, nicht bewußt ſind. Ueber die Fragen der
Entſtehung und des Verluſtes der Reichs= und hauptſächlich der
Landesangehörigkeit ſollen die folgenden Zeilen Aufklärung
geben.
Die ſtaatsrechtliche Grundlage der geſetzlichen Regelung über
die Reichs= und Staatsangehörigkeit bildet der Artikel 110 I. der
Reichsverfaſſung, der beſtimmt, daß die Staatsangehörigkeit im
Reich und in den Ländern nach den Beſtimmungen eines Reichs=
geſetzes
erworben und verloren wird. Dieſes Reichsgeſetz iſt das
Reichs= und Staatsangehörigkeitsgeſetz vom 22. Juli 1913 (RGBl.
S. 583).
Das Geſetz unterſcheidet zwei Arten der Reichsangehörigkeit;
eine unmittelbare, d. h. eine ſolche, die ohne Landesange=
hörigkeit
entſteht, und eine mittelbare, d. h. eine durch Lan=
desangehörigkeit
vermittelte Reichsangehörigkeit. Die unmittel=
bare
Reichsangehörigkeit, die nur ausnahmsweiſe vorkommt und
deshalb hier nur geſtreift wird, kann bzw. muß unter den Vor=
ausſetzungen
der §8*) 33, 34 durch den Reichsminiſter des Innern
(§ 35) verliehen werden. Sie kann verliehen werden an ehema=
lige
, im Ausland lebende Deutſche; ſie muß es an Ausländer, die
im Reichsdienſt ſtehen und die ein Dienſteinkommen aus der
Reichskaſſe beziehen.
Die Frage nach der Entſtehung der mittelbaren Reichsange=
hörigkeit
begreift in ſich diejenige nach der Entſtehung der Landes=
angehörigkeit
das Geſetz ſagt Staatsangehörigkeit in einem
Bundesſtaat , denn dieſe vermittelt ja die Reichsangehörigkeit.
Wir unterſcheiden hier eine abgeleitete, durch familienrechtliche
Verhältniſſe erworben, und eine urſprüngliche, durch Staatsakt
entſtehende Landesangehörigkeit.
Als abgeleitete Erwerbsgründe nennt das Geſetz: Geburt, Le=
gitimation
und Eheſchließung (§ 3). Das eheliche Kind eines
deutſchen Vaters erwirbt deſſen, das uneheliche Kind einer deut=
ſchen
Mutter erwirbt deren Staatsangehörigkeit. Ein Findelkind
gilt bis zum Beweiſe des Gegenteils als Kind eines Angehörigen
des Landes, in dem es aufgefunden wird (§ 4). Die Legitima=
tion
eines unehelichen Kindes durch ſeinen deutſchen Vater be=
gründet
für das Kind die Staatsangehörigkeit des Vaters (§ 5).
Letztlich erwirbt eine Frau durch Eheſchließung die Staatsange=
hörigkeit
ihres Ehegatten (8 6).
Für den urſprünglichen Erwerb kennt das Geſetz zwei For=
men
: die Aufnahme und die Einbürgerung (Naturaliſation).
Unter Aufnahme verſteht man die Verleihung der Staats=
angehörigkeit
an einen Deutſchen, der Angehöriger eines an=
deren
deutſchen Landes (oder mehrerer Länder) iſt. So muß
z. B. ein Preuße in Heſſen aufgenommen werden, wenn er ſich
in Heſſen niedergelaſſen hat, und wenn kein Grund gegeben iſt,
der nach den Beſtimmungen des Geſetzes über die Freizügigkeit
vom 1. November 1867 (RGBl. S. 55) die Abweiſung eines Neu=
anziehenden
oder die Verſagung der Fortſetzung des Aufenthalts
rechtfertigt. (Ein ſolcher Grund iſt z. B. Unfähigkeit der Verſchaf=
fung
des notdürftigen Lebensunterhalts.) Durch die Aufnahme iſt
es alſo möglich, ſämtliche Landesangehörigkeiten Deutſchlands zu
erwerben, zumal die Anſtellung im unmittelbaren oder mittel=
baren
Staatsdienſt, im Dienſt einer Gemeinde oder eines Ge=
meindeverbandes
, im Schuldienſt oder im Dienſt einer anerkann=
ten
Religionsgeſellſchaft als Aufnahme gilt (§ 14). So wäre zum
Beiſpiel die im heſſiſchen Schuldienſt als Lehrerin angeſtellte Toch=
*) 88 ohne Zuſatz und ſolche des Reichs= und Staatsangehörig=
keitsgeſetzes
.

ter eines bayeriſchen Bürgermeiſters, deſſen Vater als gebürtiger
Preuße in Sachſen aufgenommen worden iſt, Preußin, Sächſin,
Bayerin und Heſſin.
Einbürgerung iſt die Verleihung der Staatsangehörig=
keit
(und durch ſie der Reichsangehörigkeit) an einen Auslän=
der
. Während jeder Deutſche, der die geſetzlichen Vorausſetzun=
gen
für die Aufnahme erfüllt, einen Rechtsanſpruch auf dieſe hat,
kann die Einbürgerung dem Ausländer verſagt werden, ſelbſt
wenn die für ſie geſetzten Rechtsnormen (unbeſchränkte Geſchäfts=
fähigkeit
, unbeſcholtener Lebenswandel uſw.) erfüllt ſind (§ 8).
Aufnahme und Einbürgerung werden wirkſam mit der Aus=
händigung
der von der höheren Verwaltungsbehörde über ſie aus=
gefertigten
Urkunden. Beide Staatsangehörigkeitserwerbsarten
erſtrecken ſich auf die Ehefrau und die unter elterlicher Gewalt
ſtehenden Kinder, ausgenommen verheiratete Töchter (§ 16).
Noch ein paar kurze Bemerkungen über den Verluſt der
Staatsangehörigkeit.
Aus familienrechtlichen Gründen geht ſie verloren: einmal
infolge Legitimation eines unehelichen Kindes durch den Ange=
hörigen
eines anderen deutſchen Landes oder durch einen Auslän=
der
, ſodann durch Verheiratung einer Deutſchen mit dem Ange=
hörigen
eines anderen deutſchen Landes oder mit einem Auslän=
der
(§ 17). Ein weiterer Verluſt der Staatsangehörigkeit wird
durch Entlaſſung aus der Staatsangehörigkeit eines deutſchen
Landes bewirkt. Die Entlaſſung, die mit geringen Ausnahmen
(§ 22) jedem Staatsangehörigen auf ſeinen Antrag erteilt wer=
den
muß (§§ 21, 20) wird wirkſam mit der Aushändigung einer
von der zuſtändigen höheren Verwaltungsbehörde ausgefertigten
Entlaſſungsurkunde (§ 23). Sind Ehefrau und Kinder in dieſer
Urkunde namentlich aufgeführt, ſo erſtreckt ſich die Entlaſſung
auch auf dieſe. Die Entlaſſung gilt als nicht erfolgt, wenn der
Entlaſſene nach Aushändigung der Urkunde noch ein Jahr ſeinen
Wohnſitz oder Aufenthalt in Deutſchland hat (§ 24) Sodann
verliert ein Deutſcher mit dem Erwerb einer ausländiſchen Staats=
angehörigkeit
ſeine deutſche Landesangehörigkeit, wenn er den
Erwerb der ausländiſchen Staatsangehörigkeit beantragt hat
und weder im Inland ſeinen Wohnſitz noch ſeinen dauernden Auf=
enthalt
hat. Jedoch verliert er ſeine Staatsangehörigkeit dann
nicht, wenn er vor Erlangung der ausländiſchen die Genehmigung
der zuſtändigen Behörde ſeines Heimatſtaates zur Beibehaltung
ſeiner Staatsangehörigkeit erhalten hat. (Der nach dem Staats=
angehörigkeitsgeſetz
vom 1. Juni 1870 geltende Verluſtgrund des
zehnjährigen Aufenthalts im Ausland beſteht heute nicht mehr.)
Erwähnt ſei noch der durch Ausſpruch der Behörde ein=
tretende
Verluſt der Staatsangehörigkeit für einen Deutſchen, der
im Kriegsfall aus dem Ausland trotz Aufforderung durch den
Reichspräſidenten nicht zurückkehrt, oder der ohne Erlaubnis ſei=
ner
Landesregierung in ausländiſchen Staatsdienſt getreten iſt
und einer Aufforderung zum Austritt keine Folge leiſtet. (Es ſei
ferner hingewieſen auf den in der Hauptſache heute gegenſtands=
loſen
Verluſtgrund bei Nichterfüllung der Wehrpflicht (5 26);
ſiehe aber noch § 26 II d. R.= u. St. Geſ. in Verbindung mit 8 55
des Wehrgeſetzes vom 23. März 1921.)
Das Geſetz kennt außer den hier herausgegriffenen Haupt=
geſichtspunkten
, die für den Laien intereſſant ſind, noch mancherlei
Einzelbeſtimmungen, die zu erörtern im Rahmen dieſer Unter=
ſuchung
zu weit führen würde.

Briefkaſten.
4 Prozent. Dieſe private Abmachung hat mit der rückwirkend
ab 1. April 1930 erhöhten Friedensmiete gar nichts zu tun; der
Betrag, zu deſſen monatlicher Bezahlung ſich die Mieter ver=
pflichtet
haben, iſt unverändert weiter zu entrichten.

Ein neues Wetbemerkblalt: Eßk Lamm=, Hammel=
und Schaffleiſch!
hat der Reichsverband für Deutſche Schafzucht in einer Auflage
von 100 000 Stück herſtellen laſſen. Der aufklärende Teil über die
geſundheitlichen und geſchmacklichen Vorzüge dieſes Fleiſches iſt
mit wertvollen Mitteilungen, beſonders aus Aerztekreiſen ver=
ſehen
, auch ſind 38 Kochrezepte angefügt worden. Dieſes Werbe=
blatt
ſollte in keinem Haushalte fehlen. Auf der Internationalen
Hygiene=Ausſtellung in Dresden wird dieſes Blatt ſtändig an die
Beſucher verteilt, und ſehr gern genommen. Der Verband der
Hausfrauenvereine in der Provinz Hannover verteilte jetzt an
ſeine Mitglieder 6000 Stück. Aus den Kreiſen der ſtädtiſchen und
ländlichen Hausfrauenvereine iſt dieſes Merkblatt ſehr empfohlen
worden, weil es hinſichtlich, der behandelten Ernährungsfragen
wie auch in kochtechniſcher Beziehung die Bevölkerung in leicht ver=
ſtändlicher
Form aufklärt. Es eſſen in Deutſchland in den Städten
ſchätzungsweiſe 10 Millionen Menſchen noch kein Lamm=, Hammel=
oder
Schaffleiſch, weil die Hausfrauen die Zubereitung, die ganz
anders wie bei den übrigen Fleiſcharten iſt, noch nicht verſtehen.
Die Aufklärung und Werbung iſt mithin berechtigt. Wir können
aus den Schafhaltungen in Deutſchland noch große Mengen Maſt=
lämmer
und gut gemäſtete Jungſchafe in die Städte liefern, beſon=
derns
wenn die noch ſehr unbedeutende Nachfrage aus der Bevöl=
kerung
weſtlich der Elbe ſteigt. Der Reichsverband kann die
Einzelverbreitung des Merkblattes nicht beſorgen, empfiehlt aber
allen Schafzüchter= und Mäſterorganiſationen, ferner den Fleiſcher=
innungen
wie den einzelnen Ladenfleiſchern, auch den Hausfrauen=
vereinen
, dieſe Merkblätter zur Weitexverbreitung von der Ge=
ſchäftsſtelle
, Berlin=Halenſee, Seeſener Straße 15, zu beziehen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 21. Auguſt.
7.15: Bad Neuenahr: Konzert.
15.00: Jugendſtunde: Im Faltboot. Düne, Kind und Kranich.
16.00: Bad Neuenahr; Konzert des Kurorcheſters.
17.50: A. Auerbach: Der ſchöne Taunus.
18.05: Zeitfragen.
18.35: Dr. Schwerin: Große Parlamentarier: Heydebrand=Lieber,
19.05: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.30: Stuttgart: Volksmuſik aus Oeſterreich. Philharmoniſches Or=
cheſter
, Stuttgart.
20.10: Berlin: Staatsſekretär a. D. Dr. Bredow: Vom Rundfunk.
20.40: Stuttgart: Volksmuſik aus Oeſterreich (Fortſetzung).
21.40: Stuttgart: Unfreiwilliger Humor.
22.40: Stuttgart: Norwegiſche Lieder von Chriſtian Sinding.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 21. Angnſt.
10.00: Stud.=Rat Thiel: Geheimniſſe der Wetterkarte: Praktiſche
Wetterregeln für Wandern und Sport.
10.35: Mitteilungen des Verbandes der Preuß. Landgemeinden.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Ueber Sprecherziehung
18.00: Maximilian, Müller=Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde.
18.30: Prof. Dr. Unger: Muſikgeſchichte i Selbſtzeugniſſen.
18.55: Spaniſch für Fortgeſchrittene.
19.25: Adele Küßner=Gerhard: Die Bedeutung der Marktlage für
die Landfrau.
20.10: Staatsſekretär a. D. Dr. Bredow: Vom Rundfunk.
20.40: Hamburg: Volkstümliches Orcheſterkonzert.
Danach: Tanzmuſik. Fred. Bird=Tanz=Orcheſter.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politlk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuiſlleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite.
ſär den Inſeraienteil und geſchäftliche Miſteilungen: Willy Kuble=
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſſadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht Übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten

Mehreinkommen ist abhängig von der Rentabilität des Wagens. Die Betriebsstoffe
spielen dabei eine wichtige Rolle, Tagtäglich soll der Motor seine Pflicht tun, zuverlässig,
schnell und billig. Ein Geldverdiener muß er für Sie sein. Um das zu erreichen, ist die
Verwendung hochwertiger Betriebsstoffe Voraussetzung.
Wer sparsam, sicher, kraftvoll und billig fahren will,
tankt DAPOLIN und
schmiert mit
STANDARD MOTOR OIL
(TV,10393
Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft

[ ][  ][ ]

Seite 8

Donnerstag, den 21. Anguſt 1930

Nummer 230

Reich und Ausland.
Weitere Fahrpreisermäßigungen für die Beſucher
der Leipziger Herbſtmeſſe 1930.
Zu der bereits gemeldeten Fahrpreis= und
Frachtermäßigungen, die ausländiſchen Beſuchern
der Leipziger Herbſtmeſſe wiederum auf zahl=
reichen
deutſchen und außerdeutſchen Eiſenbahnen
und Schiffahrtslinien eingeräumt ſind, treten
noch folgende hinzu: Auf den Eiſenbahnen ge=
währen
: Bulgarien 50 Prozent für die Rück=
fahrt
, England 25 Prozent auf Rückfahrkarten,
London-Leipzig via Oſtende und Vliſſingen,
Frankreich 25 Prozent für Hin= und Rückfahrt
auf allen franzöſiſchen Bahnen, Griechenland 25
Prozent für Hin= und Rückfahrt, Italien 30 Pro=
zent
für Hin= und Rückfahrt und Polen 25 Pro=
zent
für Hin= und Rückfahrt. Zu den bereits ge=
meldeten
Frachtermäßigungen treten noch ſolche
in Deutſchland, Italien, Polen und der Tſchecho=
ſlowakei
. Von den Schiffahrtslinien gewähren
noch die Stettiner Dampfer=Companie den Be=
ſuchern
aus Eſtland und Finnland auf der
Strecke RevalStettin eine 10prozentige Fahr=
preisermäßigung
ſowie die Küſtenſchiffahrt Grie=
chenlands
A.=G. eine 25prozentige Fahrpreiser=
mäßigung
auf der Strecke Piräus bzw. Korfu
Brindiſi. Den Beſuchern aus England gewährt
die Imperial Airways Ltd. in Verbindung mit
der Deutſchen Luft=Hanſa bzw. die Konniklijke
Luchtvaart Maatſchappij und die Czechoſlovakian
Air Traffic Co. ſowie die Sabena Belgian Air
Lines eine 10prozentige Ermäßigung für Einzel=
flugkarten
und eine 18prozentige für Rückflug=
ſcheine
. Einzelheiten auch über dieſe Fahrpreis=
und Frachtermäßigungen erteilen die betreffen=
den
Verkehrsunternehmungen im Auslande oder
die ehrenamtlichen Vertretungen und Geſchäfts=
ſtellen
des Leipziger Meßamts und das Leipziger
Meßamt ſelbſt. Vorausſetzung für alle Fahrpreis=
ermäßigungen
iſt der Beſitz des meßamtlichen
Ausweiſes.
Millionenbetrug eines Generaldirektors.
Berlin. Wie der V. Z. aus Wies=
baden
gemeldet wird, iſt dort eine rieſige Be=
trugsaffäre
aufgedeckt worden. Die Staatsan=
waltſchaft
hat einen Steckbrief gegen den ehema=
ligen
Generaldirektor, der Chemiſchen Fabrik
Goldenberg, Geromund u. Co., Dr. Oskar Neu=
berg
, und deſſen Bruder Emil erlaſſen. Dr.
Neuberg iſt dringend verdächtig, in den Jahren
1918 bis 1926 abſichtlich zum Nachteil der Ge=
ſellſchaft
gehandelt und das Vermögen der Ge=
ſellſchaft
um Unſummen man ſpricht von ſechs
Millionen Goldmark geſchädigt zu haben. Der
Bruder Emil iſt der Mithilfe verdächtig. Er iſt
inzwiſchen holländiſcher Staatsangehöriger ge=
worden
und ſoll ſeinen Wohnſitz in Scheveningen
haben. Die Geſellſchaft gehörte zu den beſtfun=
dierten
der deutſchen Induſtrie und hatte eine
Monopolſtellung für die Herſtellung von Wein=
ſteinſäure
. Die ſteckbrieflich verfolgten Neubergs
ſchafften in der Inflationszeit die realiſierbaren
Werte der Geſellſchaft ins Ausland, wo ſie Hol=
dingsgründungen
vornahmen. Dr. Oskar Neu=
derg
wohnt jetzt in Montpellier und betreibt
dort erneut das Weinſteinſäureverfahren fabri=
katoriſch
.
Drama im Gemeindebüro.
Berlin. In dem Dorfe Hundisburg bei
Magdeburg ereignete ſich, wie der V. Ztg. aus
Magdeburg gemeldet wird, am Dienstag nach=
mittag
eine ſchwere Bluttat. Um Unſtimmig=
keiten
in der Kaſſenführung des Gemeindeſekre=
tärs
Koſeck zu unterſuchen, begab ſich der Ge=
meinedvorſteher
Jung, zuſammen mit einem
Mitglied des Gemeinderats, Gadau, in das
Gemeindebüro. Im Laufe der Unterhaltung
ſchoß Koſeck den Gemeindevorſteher nieder. Jung
war auf der Stelle tot. Gadau flüchtete zum
Fenſter hinaus, wurde aber von Koſeck verfolgt
und durch einen nachgefeuerten Schuß ſchwer ver=
letzt
. Koſeck ſetzte darauf die Piſtole ſich ſelbſt
an die Stirn und tötete ſich mit einem Schuß.
Der ſchwerverletzte Gadau wurde in das Kran=
kenhaus
Neuhaldensleben eingeliefert. Sein Zu=
ſtand
gibt zu ernſten Beſorgniſſen Anlaß.
Ueberfallauto raſt gegen einen Privatwagen.
Berlin. In der Düſſeldorfer Straße im
Berliner Weſten kam es geſtern nachmittag zu
einer blutigen Schlägerei zwiſchen einem Kriegs=
invaliden
und einem Obſthändler. Paſſanten
nahmen ſich des Obſthändlers an und riefen das
Ueberfallkommando. Als das Polizeiauto, das
mit acht Mann beſetzt war, die Uhlandſtraße
kreuzen wollte, verſuchte ein Privatkraftwagen,
obwohl der Ueberfallwagen Sirenenſignale ge=
geben
hatte, noch vor dem Polizeiauto über die
Kreuzung zu kommen. Im nächſten Augenblick
prallten mit furchtbarem Krach beide Autos zu=
ſammen
. Das Polizeiauto hatte den Privat=
wagen
gerammt. Beide Autos wurden zertrüm=
mert
. Drei Polizeibeamte wurden in hohem
Bogen auf das Pflaſter geſchleudert. Einer von
ihnen, der Polizeiwachtmeiſter Grawe, erlitt
lebensgefährliche Verletzungen, ſo daß er ſchnell=
ſtens
ins Staatskrankenhaus überführt werden
mußte, während die Polizeioberwachtmeiſter Bo=
nath
und Moll an Ort und Stelle verbunden
werden konnten. Der Führer des Privatwagens,
Dr. Jacoby aus der Landhausſtraße 44, mußte
mit ſchweren Beinverletzungen ins Achenbach=
Krankenhaus gebracht werden. Sein Mitfahrer,
der Kaufmann Hentſchel, erlitt Armverletzungen.
Dr. Jacoby führte keinerlei Papiere bei ſich.
Flugzeug=Unglück bei München.
München. In den erſten Nachmittagsſtun=
den
des Mittwoch ſtürzte über dem Flugplatz
Oberwieſenfeld ein Flugzeug der Flugwetter=
warte
aus 1000 Meter Höhe aus bisher unbe=
kannter
Urſache ab. Der Flugzeugführer Ohm
war auf der Stelle tot; die Maſchine wurde
vollſtändig zertrümmert.
Der Fernflug BerlinTokio.
Königsberg. Der japaniſche Flieger
Seiji Yoſhihara, der geſtern früh um 5.44 Uhr
auf dem Flugplatz Tempelhof zu einem Flug
BerlinTokio geſtartet war, iſt auf ſeiner erſten
Etappe in Königsberg, um 9.50 Uhr auf dem
Flugplatz Devau eingetroffen und um 11.30 Uhr
zum Weiterflug geſtartet.

Das Unglücksſchiff Tahiki.

Der engliſche Dampfer
Tahiti,
der auf der Höhe der
Cook=Inſel Rarotonga
die Steuerbordſchraube
verlor und ſank. Die
165 Paſſagiere, dar=
unter
der Biſchof von
Neuſeeland, ſowie die
110 Mann ſtarke Be=
ſatzung
wurden von
dem amerikaniſchen
Dampfer Ventura an
Bord genommen. Die
Tahiti iſt ein Un=
glücksſchiff
, das ſchon
1927 im Hafen von
Sidney einen Zuſam=
menſtoß
hatte, bei dem
20 Perſonen ums Leben
kamen.

Geburkskagsfeier des Propheken.

Muled el Mebi,
der Prophet und Leiter der Sufibe=Sekte, ſpricht am Geburtstag des Propheten, umgeben von den
Fahnen ſeiner Sekte, vor dem Pavillon des Königs in Kairo.
3
Zollamt in Brand.

Das niedergebrannte Zollamtsgebäude in Bukareſt.
Als Urſache des Unglücks, das einen Schaden von 200 Millionen Lei anrichtete, vermutet man
Brandſtiftung durch Beamte des Zollamtes, die Unterſchlagungen vertuſchen wollten.

Wie man zu einem Pelzmantel kommen kann.
Aus Garmiſch wird gemeldet: Als 3000.
regulärer Fahrgaſt GarmiſchSchneefernerhaus
und zurück wurde Frl. Eliſabeth Hies aus Köln
feſtgeſtellt und ihr der von einem Pelzmodehaus
in Partenkirchen geſtiftete Pelzmantel über=
reicht
. Die ahnungsloſe Dame war freudig über=
raſcht
, als ihr dieſes unerwartete Geſchenk zuteil
wurde.
Das zehnte Todesopfer des Wilden Kaiſers.
Kufſtein. Zwei über die Grenzen Tirols
hinaus bekannte Bergſteiger, der Beſitzer der
Ackerlhütte im Oſt=Kaiſer Andreas Hormair und
der 26 Jahre alte Max Walter aus Kitzbühel,
ſind bei einer Klettertour am Dülferiß, zwiſchen
Fleiſchbank Südoſtwand und Chriſtaturm, tödlich
abgeſtürzt. Die Leichen konnten geborgen wer=
den
und wurden noch am gleichen Tage nach
Kitzbühel gebracht. Damit hat der Wilde Kaiſer
in dieſem Jahr ſchon 10. Todesopfer gefordert.
Schiffsunfall auf dem Bodenſee.
Bregenz. Auf dem Bodenſee hat das
Motorſchiff Oeſterreich beim Verlaſſen des
Hafens von Meersburg ein mit drei Perſonen
beſetztes Segelboot gerammt und mitten entzwei
geſchnitten. Die Inſaſſen des Segelbootes konn=
ten
nur mit größter Mühe gerettet werden.

Eiſenbahnunglück auf der Samara=Eiſenbahn.
Drei Tote.
Kowno. Wie aus Moskau berichtet wird,
ſtürzte auf der Station Krotowo der Samara=
Eiſenbahn ein Güterzug mit 20 Güterwagen die
Böſchung hinab und wurde vollſtändig zertrüm=
mert
. Der Zug führte Getreide und Erdöl, Das
Unglück ereignete ſich infolge Achſenbruchs beim
vorderſten Wagen, der den ganzen Zug mit ſich
hinabriß. Drei Mann des Begleitperſonals wur=
den
getötet, während mehrere andere verletzt
wurden. Der Verkehr mußte auf der Strecke
geſperrt werden.
Bisher ſieben Tote in Creuzwald.
Paris. Das Eiſenbahnunglück bei Creuz=
wald
hat im Laufe des Dienstag weitere zwei
Opfer gefordert, ſo daß ſich die Zahl der Toten
auf ſieben erhöht. Eine Anzahl von ſehr ſchwer
verletzten Perſonen ſchwebt immer noch in
Lebensgefahr.
Exploſion auf einem franzöſiſchen Kreuzer.
Paris. Auf dem franzöſiſchen Kreuzer
La Motte Piquet, der im Hafen von Toulon
vor Anker geht, ereignete ſich am Dienstag aus
bisher unbekannter Urſache eine Exploſion, bei
der zwei Offiziere und vier Matroſen zum Teil
lebensgefährlich verletzt wurden.

Schiffahrtsrekorde.

Die Schnelldampfer Bremen und Colum=
bus
und der Dampfer Karlsruhe des Nord=
deutſchen
Lloyd lagen kürzlich zur gleichen Zeit
am Pier 4 in Brooklyn. Die drei Schiffe ver=
fügten
zuſammen über die anſehnliche Tonnage
von 94 836 Brutto=Regiſter=Tonnen (Bremen
51 656, Columbus 32 354, Karlsruhe‟ 10 826)
und eine Länge von 2213 Fuß (Bremen 938,
Columbus 750, Karlsruhe 525). Die Länge
des Piers beträgt dagegen 1200 Fuß. Mit dieſen
Zahlen zeigten die drei Schiffe die größte Ton=
nageziffer
, die bisher je an einem Pier in
Amerika zur gleichen Zeit verſammelt war. Aber
damit nicht genug! Außer dieſen drei am Pier 4
in Brooklyn liegenden Lloyddampfern befand
ſich zur ſelben Zeit noch ein vierter, der Dampfer
Berlin am Pier 42 in New York. Die 15 286
Brutto=Regiſter=Tonnen dieſes Dampfers er=
höhten
die an dieſem Tage im New Yorker
Hafen liegende Tonnage des Norddeutſchen Lloyd
auf insgeſamt 110 122 Brutto=Regiſter=Tonnen
die größte Ziffer, die der Norddeutſche Lloyd
ſeit ſeinem Beſtehen zu gleicher Zeit in einem
amerikaniſchen Hafen verſammelt hatte.

Spinale Kinderlähmung in Frankreich.
Paris. In Nordfrankreich, beſonders in
der Gegend von Maubeuge, werden ſeit mehreren
Tagen Fälle von ſpinaler Kinderlähmung ge=
meldet
. Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche
ſind getroffen worden.
Hitzewelle in Spanien.
Ganz Spanien wird von einer großen Hitze=
welle
heimgeſucht, unter der die Bevölkerung
ſehr zu leiden hat. In Fregenal de la Sierra
ſtieg das Thermometer am Dienstag auf 55 Grad
Celſius.
Der umgebaute R. 101
London. Die baulichen Veränderungen an
dem Luftſchiff R 101 ſind bereits ziemlich weit
vorgeſchritten. Das Luftſchiff wird infolge der
Aenderungen eine Tragfähigkeit von 172 Tonnen,
gegen 156 Tonnen des R 100 beſitzen. Dahin=
gegen
wird der R 101 in Zukunft nur noch
für 52 Perſonen Platz bieten, anſtatt der 100
Perſonen, für die früher Raum vorhanden war.
Zum bevorſtehenden Ozeanflug des Do. K‟.
New York. Berichte aus Deutſchland, daß
der Ozeanflug des Flugſchiffes Do. K verſcho=
ben
worden ſei, weil die Vereinigten Staaten
eine Luftfahrtabgabe in Höhe von 30 v. H. ver=
langten
, werden von den Waſhingtoner Zoll=
behörden
dementiert. Das Handelsminiſterium
erklärt, es werde alles tun, um den Flug zu
fördern.
Zahlreiche Verletzte bei einem Fabrikbrand
in Neu=Seeland.
Auckland (Neu=Seeland). Eine Hutfabrik
wurde hier durch einen Brand zerſtört. Die mehr
als 100 Angeſtellten, meiſt Frauen, konnten ſich
nur mit knapper Not durch die Fenſter retten.
Es gab zahlreiche Verletzte, die zumeiſt in ein
Krankenhaus gebracht werden mußten.
Die ſelkſamſte Touriſtenherberge
der Well.

Die ſeltſamſte Hütte in 2200 Meter Höhe
auf dem Paß Giacomo Pescatore.
Ein ausgedienter Eiſenbahnwaggon wurde hiet
als einfache, doch vollkommen zweckdienliche
Touriſtenherberge aufgeſtellt.

[ ][  ][ ]

Nummer 230

Donnerstag, den 21. Auguſt 1930

Seite 9

Sport, Spiel und Zurnen.

DT. Schwimmeifterſchafken in Darmſtadk
Der erſte Wettkampftag. Die erſten Entſcheidungen
am Vormittag.
Der erſte Wettkampftag der D. T.=Meiſterſchaften beginnt am
morgigen Tage, vormittags 10.00 Uhr, und werden außer den
Vorläufen in einzelnen Schwimmarten auf der 100=Meter=Bahn
bereits am Vormittag die erſten Entſcheidungen fallen.
Eine neue Meiſterin wird im 200=Meter=Bruſtſchwimmen,
einer Strecke, die erſtmals auf Schwimmeiſterſchaften zum Austrag
gelangt, feſtzuſtellen ſein. Eine Vorherbeſtimmung der evtl. Sie=
gerin
iſt ſchwer zu treffen, doch dürften die Hauptanwärterinnen
in Kunze=Stuttgart, Granſoeger=Köln und Dabelſtein=Hamburg zu
ſuchen ſein.
Das erſte Rennen für Turner, welches entſchieden werden ſoll,
bringt ebenfalls eine neue Meiſterſchaft und zwar im 200=Meter=
Rückenſchwimmen. Um den neuen Meiſtertitel ringen in der
Hauptſache Wanner=Stuttgart und Spitz=Köln. Ein ſcharfer
Kampf zwiſchen beiden dürfte bevorſtehen. Dabelſtein=Hamburg
und Langjahr=Darmſtadt kämpfen um die Plätze.
Das 1000=Meter=Beliebigſchwimmen ſieht als Favoriten den
Mittelrheiner Witthauer=Neu=Iſenburg am Start, der den Titel=
verteidiger
Müller=Kiel auf den zweiten Platz verweiſen dürfte.
Buſchhaus=Iſerlohn und Haaſe=Cannſtatt dürften kaum gefährlich
werden.
Das 4X50=Meter=Lagenſchwimmen wird aller Vorausſicht
nach den Titelverteidiger Sommer=Mühlhauſen (Thür.) wieder
als Sieger ſehen. Der vorjährige Zweite Barth=Weißenfels, wird
ſeinen Platz wieder einnehmen können, aber Kuhlmann=Dortmund
und Langjahr=Darmſtadt werden ihm den Platz ſtreitig machen.
Weiter ſind in der umfangreichen Wettkampffolge für vormittags
Ausſcheidungen in einzelnen Schwimmarten vorgeſehen. Der
Mehrkampf beſtehend aus Schwimmen, Springen und Tauchen,
wird ſich über den ganzen Tag erſtrecken und die Sieger werden
am Abend bereits feſtſtehen. Die Endkämpfe um die Waſſerball=
Meiſterſchaft ſehen die Gruppenmeiſter Weſt gegen Oſt und Süden
gegen Norden im Spielfeld.
Die Nachmittagskämpfe.
Die erſten Staffelkämpfe. Weitere Entſcheidungen fallen.
Schon die Eröffnung des Wettkampfnachmittags bringt als
erſte Nummer der Kampffolge die Entſcheidung im 100=Meter=
Bruſtſchwimmen für Turner. Unter 30 Bewerbern hat ſich die
Elite zum Endkampf durchgerungen, und nun wird dieſe an den
Start gehen. Nach allen Vermutungen wird man hier in Kluge=
Leipzig den neuen Meiſter der D.T. begrüßen und beglückwün=
ſchen
können. Den zweiten Platz dürfte ſein ſächſiſcher Lands=
mann
Schröder=Dresden behaupten können.
Zum erbitterten Zweikampf dürfte es im 100=Meter= Rücken=
ſchwimmen
für Turnerinnen zwiſchen Fecht=Stuttgart und Waldt=
Leipzig kommen.
Im 100=Meter=Seiteſchwimmen wird unter 16 Bewerbern als
Meiſteranwärter ſich Viertler=Leipzig hervorarbeiten können und
ſomit den Kampf für ſich entſcheiden.
Der erſte Staffelkampf, die 4X100=Meter=Hühſtaffel für Tur=
ner
, wird gar ſehr heiß umſtritten ſein. Mühlhauſen, der Ver=
teidiger
, wird Breslau und Köln nicht ohne weiteres niederkämp=
fen
können und alles anſtrengen müſſen, um wieder den Meiſter=
titel
zu erringen.
Wenn nicht alles trügt, ſo iſt im 100=Meter=Hühſchwimmen
für Turnerinnen Remme=Hamburg als Meiſterin zu erwarten,
doch aber auch Breitung=Offenbach kann ihr ſehr gefährlich
werden.
Sehr offen dürfte der Ausgang in der Bruſtſtaffel für Turne=
rinnen
ſein. Bisher immer nur als 4X50=Meter=Staffel ausge=
tragen
, wird es auch hier zu einem neuen Meiſter kommen. Ham=
burg
, Köln, Offenbach und Darmſtadt ſind gleich zu bewertende
Gegner.
Die Entſcheidung in der 4X100=Meter=Lagenſtaffel für Turner
dürfte bei Tv. Breslau, Leipzig (Eintracht), Köln und Cann=
ſtadt
liegen, zumal der Verteidiger, der Mtv. Stuttgart, nicht an=
treten
wird.
Sehr umſtritten dürfte diesmal der Sieg um die 10X50=
Meter=Beliebigſtaffel für die Turnkreiſe werden. Als alte Rivalen
ſtehen ſich wieder Kreis IX und Xl gegenüber, die mit abwech=
ſelndem
Glück bisher Sieger bleiben konnten. Wie die Würfel
diesmal fallen, iſt noch mehr als fraglich
Um die Meiſterſchaft im Waſſerballſpiel ſtehen die
Kreisgruppen Oſten gegen Süden und
Norden gegen Weſten
gegenüber
Verſchiedene Schauvorführungen der Darmſtädter Turner=
ſchaft
und einzelner Vereine aus dem Reich und die Endkämpfe im
Springen und Mehrkampf verleihen dem Wettkampfnachmittag
ein abwechſlungsreiches Gepräge
Mit dem allgemeinen Begrüßungsabend in der Turnhalle der
Turngemeinde am Woogsplatz, zu dem ein beſonderes künſtleri=
ſches
Programm, unter Mitwirkung der Darmſtädter Turner und
Turnerſänger zuſammengeſtellt iſt, beſchließt der erſte Tag der
D. T.=Meiſterſchaften in Darmſtadt.
Zußball im Kreis Starkenburg.
Die Verbandsſpieltermine der Kreisliaa.
Laut Veröffentlichung des Kreisvorſitzenden ſind die Termine für
die diesjährigen Verbandsſpieltermine der Starkenburg=Kreisliga wie
folgt feſtgeſetzt worden:
24. 8. 30: Sprendlingen Münſter; Arheilgen Mörfelden;
Egelsbach Pfungſtadt; SV. Neu=Iſenburg Haſſia Dieburg; Wall=
dorf
Pol.=SV. Darmſtadt. (Rückſpiele am 7. 12. 1930.)
31. 8. 30: Griesheim Münſter; Arheilgen Union Darmſtadt:
Mörfelden Egelsbach; Neu=Iſenburg Walldorf; Pol.=SV. Darm=
ſtadt
Sprendlingen. (Rückſpiele am 14. 12. 1930.)
7. 9. 30: Münſter Arheilgen; Griesheim Sprendlingen; Union
Darmſtadt Egelsbach; Dieburg Mörfelden; Walldorf Pfung=
ſtadt
; Pol.=SV. Darmſtadt Neu=Iſenburg. (Rückſpiele am 21.
12. 1930.)

14. 9 .30: Egelsbach Münſter; Arheilgen Sprendlingen: Die=
burg
Union Darmſtadt; Mörfelden Walldorf; Pfungſtadt Neu=
Iſenburg. (Rückſpiele am 4. 1. 1931.)
21. 9. 30: Münſter Neu=Iſenburg; Walldorf Sprendlingen;
Dieburg Griesheim: Egelsbach Arheilgen; Mörfelden Pol.=
SV. Darmſtadt. (Rückſpiele am 11. 1. 1931.)
28. 9. 30: Münſter Walldorf: Sprendlingen Dieburg; Gries=
heim
Egelsbach; Pfungſtadt Mörfelden; Neu=Iſenburg Union
Darmſtadt; Pol.=SV. Darmſtadt Arheilgen (11 Uhr.) (Rückſpiele
am 18. 1. 1931.)
5. 10. 30: Dieburg Münſter; Egelsbach Sprendlingen; Union
Darmſtadt Walldorf (11 Uhr); Neu=Iſenburg Mörfelden; Pol.=
SV. Darmſtadt Pfungſtadt. (Rückſpiele am 25. 1. 1931.)
12. 10. 30: Pfungſtadt Münſter; Sprendlingen Neu=Iſenburg;
Walldorf Griesheim; Dieburg Arheilgen; Mörfelden Union
Darmſtadt; Egelsbach Pol.=SV. Darmſtadt. (Rückſpiele am
1. 2. 1931.)
19. 10. 30: Sprendlingen Pfungſtadt; Griesheim Neu= Iſen=
burg
; Arheilgen Walldorf; Dieburg Egelsbach; Union Darmſtadt
Pol. SV. Darmſtadt. (Rückſpiele am 8. 2. 1931.)
26. 10. 30: Münſter Union Darmſtadt; Sprendlingen Mör=
felden
: Griesheim Pfungſtadt: Neu=Iſenburg Arheilgen; Pol=
SV. Darmſtadt Dieburg (11 Uhr). (Rückſpiele am 15. 2. 1931.)
2. 11. 30: Union Darmſtadt Sprendlingen; Mörfelden Gries=
heim
; Egelsbach Neu=Iſenburg; Walldorf Dieburg; Münſter
Pol.=SV. Darmſtadt. (Rückſpiele am 22. 2. 1931.)
9. 11. 30: Griesheim Arheilgen; Pfungſtadt Union Darmſtadt:
Walldorf Egelsbach; Münſter Mörfelden. (Rückſpiele am
1. 3. 1931.)
16. 11. 30: Union Darmſtadt Griesheim; Arheilgen Pfung=
ſtadt
. (Rückſpiele am 8. 3. 1931.)
23. 11. 30: Spielfrei (Totenſonntag).
30. 11. 30: Pfungſtadt Dieburg; Pol.=SV. Darmſtadt Gries=
heim
. (Rückſpiele am 15. 3, 1931.)
Die Spiele finden auf den Plätzen der erſtgenannten Vereine ſtatt.
Spielbeginn bis einſchließlich V8. September 1930 um 3.30 Uhr, bis ein=
ſchließlich
26. Oktober 1930 um 3 Uhr, November, Dezember. Januar
und Februar um 2.30 Uhr. März um 3 Uhr mit 10 Minuten Wartezeit.
Die 2. Mannſchaften ſpielen jeweils vor den erſten Mannſchaften.
Union Darmſtadt, Polizei=SV. Darmſtadt und Griesheim ſpielen
nur mit einer Mannſchaft.
Handball in der 2. T., Odenwald=-Gau.
Am Sonntag, den 24. Auguſt, finden folgende Pflichtſpiele ſtatt:
Meiſterklaſſe: Groß=Zimmern König um 3.30 Uhr, Erbach 2.
Nieder=Klingen um 3 Uhr, Michelſtadt Gr.=Neuſtadt 2. um
3.30 Uhr.
A=Klaſſe: Gruppe Nord: Klein=Umſtadt 1. Hergershauſen 1. um
3 Uhr, Gundernhauſen 1. Richen 1. um 3.30 Uhr, Lengfeld 1.
Sickenhofen 1. um 3.30 Uhr. Gruppe Süd: Steinbuch 1. Kirch=
Brombach 1. um 3.30 Uhr, Höchſt 1. Lützel=Wiebelsbach 1. um
3 Uhr, König 2. Momart 1. um 3 Uhr.
B=Klaſſe: Gruppe I: Michelſtadt 2. Hainſtadt um 2 Uhr, Mümling=
Grumbach Wald=Amorbach um 3 Uhr; Gruppe II: Klein= Zim=
mern
1. Schaafheim 1. um 3 Uhr, Langſtadt 1. Heubach 1.
um 3.30 Uhr; Gruppe III: Groß=Zimmern 2. Groß=Bieberau 2.
um 2 Uhr, Reinheim 1. Altheim 1. um 3.30 Uhr.
C=Klaſſe: Gruppe 1: Erbach 3. Momart 2. um 1.30 Uhr, König 3.
Zell 2. um 1.30 Uhr, Steinbuch 2. Kirch=Brombach 2. um 2 Uhr;
Gruppe II: Groß=Umſtadt 3. Nichen 2. um 2 Uhr, Reinheim 2.
Rimhorn 1. um 2 Uhr, Lengfeld 2. Spachbrücken 1. um
2 Uhr; Gruppe III: Gundernhauſen 2. Hergershauſen 2. um
2 Uhr, Langſtadt 2. Altheim 2. um 2 Uhr, Schlierbach 1.
Schaafheim 2. um 2 Uhr.
Reichsbahn 1. Turnerſchaft Griesheim 1. 2:6 (2:3).
Am vergangenen Sonntag traf Reichsbahn als A=Klaſſen=Vertreter
zum erſtenmal auf eine Mannſchaft der Kreisklaſſe Griesheim. Die
Gäſte konnten mit ſtärkſter Aufſtellung antreten, während Reichsbahn
auf den im Spiel gegen Tgde. 1846 verletzten rechten Verteidiger ver=
zichten
mußte. Das Spiel hielt, was man ſich verſprach. Griesheim
konnte bald nach Beginn zum erſtenmal einſenden, und nach einiger
Zeit ſtand es 3:0. Da beſann ſich Reichsbahn, und obwohl der eine Ber=
teidiger
wegen Zuſammenpralls für 10 Minuten ausſchied, konnte
Reichsbahn die Tordifferenz verringern, indem bis zur Pauſe zwei Tore
erzielt wurden. Nach der Pauſe kam Griesheim noch zu 2 Toren, wo=
von
2 vom Rechtsaußen im Kreiſe ſtehend geſchoſſen wurden. Neicks=
bahn
hielt ſich in dieſem Spiele verhältnismäßig gut.

Pferdeſporl.

Rennen zu Karlshorſt.
1. Rieſe=Jagdrennen für Vierjährige 4200 RM., 4000 Meter:
1. Mathießens Mima (Gimpl), 2. Teutobod, 3. Madonna. Toto:
20; 154 Lg.
2. Raven=Jagdrennen, Herrenreiten, Ausgleich, Ehrenpreis
und 3000 RM. 3400 Meter: 1. Henckels Houblon (v. Morean),
2. Kern, 3. Holdrio. Ferner: Ancilla, Welf, Ozema, Halca,
Mansbach, Ernani, Inſtructor, Satan 3, Heideland. Toto: 27;
Platz: 21. 37, 40: 12 Lg.
3. Senioren=Rennen, Herrenreiten, Flachrennen, Ehrenpreis
und 3000 RM., 2400 Meter: 1. Ungers Fleiß (v. Berchem),
2. Staroſte, 3. Moſellaner. Ferner; Richtlinie, Otavi, Moſt. Toto:
37; Platz: 18, 32: Kopf13/4 Lg.
4. Graf=Holck=Jagdrennen, für Drejjährige, 3500 RM., 3000
Meter: 1 v Borkes Tell (Oertel), 2. Frauengunſt, 3. Marburg.
Ferner: Hekla, Melone, Letzter Verſuch, Fatisbona. Toto: 61;
Platz: 16, 17. 17: 22½ Lg.
5. Heiden=Gedächtnisrennen, Herrenreiten, Jagdrennen, Aus=
gleich
, Ehrenpreis und 5000 RM., 4000 Meter: 1. Stahls Tor=
nado
(v. Imhof), 2. Borgia, 3. Cheri. Ferner: Don 2, Vigor,
Gerwin. Toto: 207 Platz: 21, 36: ½34 Lg.
6. Graf=Walter=Königsmark=Flachrennen. Verkaufsrennen,
für Dreijährige 3000 RM., 1200 Meter: 1. Jentſchs Nicomedia
(Müller), 2. Flotte Fahrt 3. Grasgräfin. Ferner: Faſanen=
henne
, Märchenland, Flinkes Mädel, Priepluſa, Nordfriesland,
Teutonia, Silvio, Soravia. Toto: 686; Platz: 86, 21, 17; Hals
Hals.
7. Stübing=Hürdenrennen, für Dreijährige, 3500 RM., 3000
Meter: 1. Scholtzs Zarenkind (Kränzlein), 2. Carlchen, 3. Sim=
plars
. Ferner: Hanau, Tiefenfurt. Capellus, Gafrile, Oldwig,
Partagas, Baliſette. Toto: 225; Platz: 43, 14, 14: 346 Lg.

11. Rhön=Segelflug-=Wettbewerb 1930
Waſſerkuppe, 19. Auguſt.
Flugzeugtaufe.
Am vergangenen Montag erſtreckte ſich der Flugbetrieb wieder
bis in die Abendſtunden. Als Gewinner des ausgeſchriebenen
Tagespreiſes für die größte Flugdauer auf einem Fluge unter
Ausnutzung des thermiſchen Aufwindes iſt Mayer=Aachen und
Neiniger=Darmſtadt im Leiſtungswettbewerb und Bedau=Berlin
und Starck=Darmſtadt im Uebungswettbewerb zu nennen. Leider
hatte Mayer=Aachen noch das Pech, ſeine Maſchine bei einer ſehr
niedrig ausgeflogenen Kurve dadurch zu beſchädigen, daß er mit
dem Flügel am Boden hängen blieb. Mayer blieb ſelbſt unver=
letzt
während das Flugzeug für die Dauer des Wettbewerbes aus=
ſcheidet
. Es iſt ſchade, daß gerade dieſe Maſchine die unter
Mayer ſchon ſo ſchöne Flüge durchgeführt hat, von dieſem Miß=
geſchick
ereilt wurde, denn ſie hat ſich als ein ganz ausgezeichnetes
Flugzeug erwieſen und würde wohl noch manchen ſchönen Flug
durchgeführt haben.
Während der Anweſenheit des Herrn Miniſters Leuſchner=
Darmſtadt wurde am geſtrigen Tage die Taufe des Segelflugzeuges
der Heſſenfliegergruppe Darmſtadt auf der Waſſerkuppe vorgenom=
men
. Die Maſchine war nach der Kuppe gebracht worden, wo der
feierliche Akt in Gegenwart der Familie Leuſchner, Herrn Ober=
regierungsrat
Krebs, Profeſſor Georgii u. a. m. vor ſich ging.
Nach einleitenden Worten des Vorſitzenden der Jungfliegergruppe,
Herrn A. Kleſſinſky, in denen er dem Herrn Miniſter für ſeine
langjährige tatkräftige Unterſtützung der Gruppe und ſein großes
Intexeſſe am Segelflugſport dankte und um die Erlaubnis bat,
das Flugzeug auf den Namen Miniſter Leuſchner taufen
zu dürfen, ergriff Herr Miniſter Leuſchner das Wort. In einer
längeren Rede dankte er der Gruppe dafür, daß die Maſchine
ſeinen Namen führen ſoll. Er wiſſe es ganz beſonders zu ſchätzen,
daß gerade dieſes Flugzeug vom Typ Weſtpreußen ein Produkt
eigener Arbeit ſei. Er als langjähriges Mitglied der Heſſenflieger
kenne die Mühen, die Nöte und Arbeit, die der Bau einer Hoch=
leiſtungsmaſchine
verurſache, und wiſſe, mit welcher Anhänglichkeit
und Fürſorge dieſe in Zukunft behandelt werde. Im Gegenſatz zu
anderen getauften Flugzeugen, die in Segelflugzeugfabriken her=
geſtellt
worden ſind und wie ſie in großer Anzahl auf der Waſſer=
kuppe
ſtarten, ſei dieſes Flugzeug das Werk einer Reihe junger
Leute und mit der Gruppe eng verwachſen und dieſe für ſein
langes Beſtehen auf das eifrigſte bemüht. Die Maſchine habe be=
reits
bewieſen, daß ſie flugtauglich ſei, und zwar in einem Fluge
unter Jachtmann von 1 Stunde 50 Minuten Dauer, und er hoffe,
daß ſie der Jungfliegergruppe der Heſſenflieger Darmſtadt weiter=
hin
zu Ruhm und Ehre gereichen möge. Er wünſche, daß ſie dazu
diene, eine Reihe tüchtiger Piloten heranzubilden, und beendete
ſeine Rede mit einem dreifachen Glück ab!
Im Anſchluß an die Rede von Herrn Miniſter Leuſchner ſtar=
tete
das Segelflugzeug mit dem Piloten Jachtmann zu einem
Fluge von 9 Minuten Dauer und zu einem Fluge von 7 Minuten
bei einer Windſtärke von 5 bis 6 Sekundenmeter. Alsdann fand
nach einem kurzen Beiſammenſein im Heim von Profeſſor Georgii
bei Tee und Kuchen eine Beſichtigung der Anlagen auf der Waſſer=
kuppe
ſtatt. Gegen ½6 Uhr verließen Familie Leuſchner und
Oberregierungsrat Dr. Krebs die Waſſerkuppe und ſtellten ihr
baldiges Wiederkommen in Ausſicht.
Mit dem geſtrigen Tage erreichte die Geſamtzahl der durch=
geführten
Wettbewerbsflüge 123, wovon 82 auf den Uebungs= und
41 auf den Leiſtungswettbewerb entfallen.
Wie bereits berichtet wurde, befindet ſich auch eine engliſche
Segelflugkommiſſion auf der Waſſerkuppe, die nunmehr auch einen
Preis der Britiſh Gliding Aſſociation und engliſcher Segelflug=
kameraden
geſtiftet hat für einen Flug von mindeſtens 60 Kilo=
metern
Entfernung. Der Preis beſteht in einer Reiſe nach Eng=
land
und achttägigem Aufenthalt.
Auch vom Kreis Gersfeld iſt eine Preisſtiftung erfolgt, und
zwar eine Nehring=Erinnerungsplakette, die für einen Flug von
der Waſſerkuppe nach der Milſeburg und zurück zuerkannt werden
wird und die als Wanderpreis ausgeſchrieben iſt. Mit dieſer
Plakette iſt in dieſem Jahre eine Preisſumme von 500 Mark ver=
bunden
.
Ak.

Kanuſpork.

1. Kurzſtreckenfahrt auf dem Altrhein bei Erfelden am 24. Auguſt.
(Veranſtaltet von der Ruderabteilung des DSC. Jungdeutſchland.)
Die Meldungen zur diesjährigen Altrhein=Regatta ſind ſehr gut
ausgefallen. 26 Mannſchaften beteiligen ſich an den einzelnen Rennen.
Für das Rennen Nr. 2, Zweier=Holzboot für Herren, wurde eine Ehren=
plakette
vom Kanuklub Darmſtadt geſtiftet. Rennen Nr. 8, Zweier=
Holzboot für Herren über 30 Jahre, fällt wegen mangelnder Beteiligung
aus. In der Rennfolge wurde eine Aenderung vorgenommen, indem
das Nennen Nr. 2 anſtelle von Rennen Nr. 8 geſetzt wurde. Die Renn=
ſtrecke
ſelbſt iſt gekennzeichnet. Der Start zu den Rennen über 1000
Meter befindet ſich am Km. 5,2 und der Start zu den Rennen über
600 Meter bei Km. 5,6. Das Ziel iſt am Bootshaus der Ruderabteilung
des DSC. Jungdeutſchland. Von hier aus iſt die Regattaſtrecke gut zu
überſehen, ſo daß auch die Schlachtenbummler voll und ganz auf ihre
Koſten kommen werden.

35. Preußiſch-Süddeutſche Klaſſenlokkerie.
9. Tag, 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung fielen:
2 Gewinne zu je 200 000 Mark auf Nr. 304 439; 6 Gewinne zu je
5000 Mark auf Nr. 7993 159 187 179852: 12 Gewinne zu je 3000
Mark auf Nr. 118 358 248 421 277 564 302 403 319 856 388 648: 10
Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr. 50 346 194 906 246 735 279 500
293 043: 44 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 57 037 65 599
123 781 126 815 140 632 141 262 144 628 160 053 175 125 185 074
212 343 213 813 243 908 260 813 328 033 331 572 337 420 352 257
387 337 393 143 393 995 397 508; ferner 82 Gewinne zu je 500
Mark und 236 Gewinne zu je 300 Mark. In der Nachmit=
tags
=Ziehung fielen: 2 Gewinne zu je 50 000 Mark auf Nr.
42 247: 2 Gewinne zu je 10 000 Mark auf Nr. 5824; 4 Gewinne
zu je 5000 Mark auf Nr. 81 097 374 586; 14 Gewinne zu je 3000
Mark auf Nr. 7625 37 570 57 906 227 261 259 640 268 383 359 559:
6 Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr. 168 110 195 306 383 635: 30
Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 19747 61 169 83 099 89 246
95 726 98 929 185 606 189 727 213 588 223 949 225 073 268 148
275 149 287 750 305 863; ferner 78 Gewinne zu je 500 Mark und
194 Gewinne zu je 300 Mark.

Seibs ale Beste Tasse Kaffet

schmeckt besser
wenn Sie Glücksklee-Milch dazu nehmen, sei es unverdünnt
statt Sahne (und dabei nur halb so teuer) oder nach Belieben ver-
dünnt
als Milch. In beiden Fällen hebt Glücksklee-Milch das Aroma
und macht Ihre Tasse Kaffee zu einem besonderen Genuß. Kaffee-
besuch
ist stets willkommen, wenn Sie Glücksklee im Hause haben.

Milch frische Kuh-
milch
in reinster Form
das it Glücksklee. Kon-
zentriert
obne jeglichen
Zusatz. Sterilisiert da-
ber
keimfrei. In der ver-
scblossenen
Dose unbe-
grenzt haltbar.

ürst4
Beste Milch von Holsteiner Kühen

Achten Sie auf
das rot-weiße
Brikera!

[ ][  ][ ]

Nummer 230

Donnerstag, den 21. Nnguſt
Neueſte Nachrichten

Zinsverbilligung für den Bezug von anerkannkem
Originalwinkerſaakguk.
Amtlich wird mitgeteilt: Um den Abſatz von anerkanntem Origi=
nalſaatgut
für Wintergetreide (Winterweizen, Winterroggen, Winter=
gerſte
) für die bevorſtehende Herbſtbeſtellung zu heben, hat der Reichs=
miniſter
für Ernährung und Landwirtſchaft Mittel zur Verfügung ge=
ſtellt
, die dazu beſtimmt ſind, den Zinsſatz für Kredite zu ſenken, die
für den Bezug von anerkanntem Original=Winterſaatgetreide gewährt
werden. Die Zinsverbilligung ſoll ausſchließlich den deutſchen Land=
wirten
zugutekommen, die anerkanntes deutſches Original= Winterſaat=
gut
kaufen; ſie beſteht in einer Senkung des Zinsſatzes für Diskont=
kredite
für die Dauer von zweimal 3 6 Monaten.
Die Zinsverbilligung erfolgt:
Soweit genoſſenſchaftlicher Abſatz in Frage kommt, durch die Preu=
ßiſche
Zentralgenoſſenſchaftskaſſe für Diskont=Kredite, die die Preußiſche
Zentralgenoſſenſchaftskaſſe im üblichen Geſchäftsverkehr mit den ihr
angeſchloſſenen Geſchäfts=Genoſſenſchaften gewährt. Soweit Abſatz durch
die Originalſaatzüchter im freien Handel in Frage kommt, durch die
Reichskredit=Geſellſchaft für Diskont=Kredite, die hierfür von Bankſeite
gewährt werden, wobei den diskontierenden Banken eine Diskontmög=
lichkeit
für die mit ihrem Giro verſehenen Wechſel bei der Reichskredit=
Geſellſchaft A.=G. gegeben iſt.
Die Preußiſche Zentralgenoſſenſchaftskaſſe und die Reichskredit=
Geſellſchaft A.=G. rechnen die von ihnen hereingenommenen Wechſel zu
einem Zinsſatz ab, der bis zu 5 v. H. für das Jahr verbilligt wird, in=
ſoweit
der Zinsſatz hierdurch nicht hinter 1 v. H. fürs Jahr ſinkt.
Die Prüfung der Bonität und der ſonſtigen für die Hereinnahme
der Wechſel maßgebenden Momente erfolgt nach den bei der Diskon=
tierung
von Wechſeln im allgemeinen geltenden bankmäßigen Geſichts=
punkten
.
Die zu verbilligenden Kredite müſſen nachweislich für den Bezug
von anerkanntem Originalwinterſaatgut gewährt ſein. Zu dem
Zwecke iſt
a) bei dem Abſatz durch die Genoſſenſchaften die Faktura oder der
Originalfrachtbrief über den Bezug des Originalwinterſaatgutes bereit=
zuhalten
;
5) bei Abſatz im freien Handel muß der Wechſel die Unterſchrift
eines Originalſaatgutzüchters tragen. Ohne ſolche Unterſchrift kommt
eine verbilligte Diskontierung nicht in Frage.
Die Zinsverbilligung wird nur für den Bezug von anerkanntem
Originalwinterſaatgut gewährt und nicht für Abſaaten oder ſonſtiges
Scatgut. Die genoſſenſchaftlichen Zentralkaſſen und Warenanſtalten
erhalten nähere Mitteilungen durch die Preußiſche Zentralgenoſſen=
ſchaftskaſſe
. Die Bankiſtitute, die mit Originalſaatzüchtern in Verbin=
dung
ſtehen, können Näheres durch die Reichskreditgeſellſchaft A.=G.,
Berlin W. 8, erfahren.

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Kohlenproduktion in Heſſen. Die monatliche Statiſtik der
Kohlenproduktion des Volksſtaates Heſſen weiſt für den Monat Juli
folgende Zahlen auf: An Rohbraunkohlen wurden 67 173 Tonnen ge=
fördert
, davon wurden 44 713 verkauft. Der größte Teil der Rohbraun=
kohlen
wurde weiterverarbeitet, und zwar 51243 Tonnen zu Schwe=
lereiprodukten
. Aus den verſchwelten Kohlen wurden gewonnen:
3365,69 Tonnen Rohteer, 310,24 Tonnen Leichtöl aus Schwelgaſen,
7095 Tonnen Koks, ohne die Schwelrückſtände des Meſſeler Kohlen=
ſchiefers
.
Erweiterte Tätigkeit der Ruhrgas A.=G. In dem Verwaltungs=
bericht
für das zweite Quartal 1930 wird u. a. mitgeteilt, daß die
Bauarbeiten der Leitung Lüdenſcheid=Siegen bis Wiſſen a. d. Sieg
fertiggeſtellt worden ſind, während die Leitung über Düſſeldorf nach
Krefeld vorausſichtlich bis Ende dieſes Jahres betriebsfertig ſein wird.
Der Anſchluß der Zeche de Wendel an die Hannoverleitung und der
Zeche Friedrich Heinrich an die Kölner Leitung wurden inzwiſchen fer=
tiggeſtellt
. Mit dem Bau der Verbindungslinie Dortmund Gelſen=
kirchen
und DortmundErin wird in dieſem Jahr noch begonnen wer=
den
. Im Berichtsquartal wurden 60 Millionen Kubikmeter je Monat
abgegeben. Nach Inbetriebnahme der Leitung SiegenWiſſen wurden
ſchätzungsweiſe 60 Mill. Kubikmeter hinzugenommen. Nach Fertig=
ſtellung
der Strecke DuisburgDüſſeldorf-Köln werden weitere 140
Mill. Kubikmeter hinzugenommen. Inzwiſchen ſind mit Duisburg und
Krefeld Verträge abgeſchloſſen. Außerdem wurden mit Rheinmetall
und einigen anderen größeren Werken Abnahmeverträge getätigt. Wei=
tere
größere Abſchlüſſe ſtehen bevor, ſo daß die Weiterentwicklung der
Geſellſchaft recht gute Fortſchritte macht. Das geht ſchon daraus her=
vor
, daß im Juni 1930: 57,2 Mill. Kubikmeter abgeſetzt wurden gegen=
über
33 Mill. Kubikmeter im Juni 1929 und 8,6 Mill. Kubikmeter im
Juni 1928.
Ludwig Ganz A.=G., Mainz. Bei dieſer inſolventen Teppichgroß=
firma
iſt beabſichtigt, die Gläubigerforderungen durch bei der Sanie=
rung
neu zu ſchaffende Aktien abzugelten. Im übrigen mußte der
angeſetzte Vergleichstermin vertagt werden, weil die Entſcheidung des
Gerichts über die Entbindung von laufenden Verträgen noch nicht er=
gangen
war. Nächſter Termin 4. Oktober.
Entlaffungen auch bei den Vereinigten Stahlwerken. Nachdem die
Klöckner=Werke die Stillegung der Schachtanlage III, ihrer Zeche Werne,
beantragt haben, wodurch 850 Bergarbeiter und Angeſtellte zur Ent=
laſſung
kommen, und nachdem auch die Deutſche Erdöl A.=G. Antrag
auf Entlaſſung von 500 Arbeitern und Angeſtellten auf der Zeche
Graf Bismarck, geſtellt hat, haben ſich nunmehr die Vereinigten
Stahlwerke A.=G. an den Demobilmachungskommiſſar gewandt wegen
Entlaſſung von 600 Bergarbeitern zum 15. September. Betroffen von
dieſer Einſchränkungsmaßnahme werden die Schachtanlage Bruchſtraße
und die Zeche Karolinenglück mit je 250 Mann und die Zeche Prinz=
regent
mit 100 Mann.
Mekallnokierungen.

Die Berliner Metallnotierungen vom 20. Auguſt ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 105.25 RM. Die Notie=
rungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Liefe=
rung
und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium,
98= bis 99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 190 RM.,
desgl. in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 194 RM., Reinnickel,
98= bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 5456 RM., Fein=
ſilber
(1 Kilogramm fein) 48.7551.75 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 20. Auguſt ſtellten ſich für
Kupfer: Aug. 94.25 (95.75), Sept., Okt. und Nov. 94 (94.25),
Dez. und Jan. 93.75 (94), Febr., März, April, Mai, Juni und
Juli 93.50 (94). Tendenz: ſtetig. Für Blei; Aug. 35.50
(36.50), Sept. bis Dez. 1930 und Jan. bis Juli 1931 35.50 (36).
Tendenz: ſtill. Für Zink: Aug. 31.25 (32), Sept. 31.25 (31.25),
Okt. 31.50 (32.25), Nov. 32.25 (32.75), Dez. 32.50 (33.25), Jan. und
Febr. 33 (33.25), März 33.50 (33.75), April und Mai 33.75 (34),
Juni und Juli 33.75 (34.25). Tendenz: ſtill. Die erſten Zahlen
bedeuten Geld, die in Klammern Brief.

Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 20. Aug.
Getreide. Weizen: Sept. 89½, Dez. 90½, März 98½, Me
101½; Mais: Sept. 97.50, Dez. 91.50, März 93.50, Mai 95.25
Hafer: Sept. 39½, Dez. 42½, März. 44.75, Mai 46½; Roggen
Sept. 56.75, Dez. 62.50, März 66.50, Mai 68.
Schmalz: Sept. 10.95, Okt. 10.92½, Dez. 10.75, März 10.72½
Speck, loko 14.00.

Schweine: leichte 11.2511.65, ſchwere 10.0011.00; Schwei=
nezufuhren
: in Chicago 15 000, im Weſten 65 000.
Baumwolle: Oktober 11.20, Dezember 11.39.

Es notierten nach Meldungen ausNewYork am 20. Aug.:
Schmalz: Prima Weſtern, 11.80; Talg, extra, loſe 5½.
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 106: Hartwinter 97;
Mais, loko New York 100.50; Mehl, ſpring wheat clears: nom.
Fracht: nach England 1,62,3 Schilling, nach dem Kontinent
79 Cents.

Frankfurker und Berliner Eſſektenbörſe.
Frankfurt a. M., 2. Auguſt.
In Reaktion der Aufwärtsbewegung an der geſtrigen Abendbörſe
machte ſich heute zu Beginn der Börſe wieder eine ſtärkere Zurückhal=
tung
bemerkbar. Aufträge waren kaum eingetroffen, ſo daß ſich das
Geſchäft wiederum in ſehr beſcheidenem Rahmen bewegte. Die Grund=
ſtimmung
war jedoch nicht unfreundlich. Vereinzelt gab die Spekula=
tion
auf Gewinnmitnahmen Material an den Markt. Die Kursgeſtal=
tung
war gegenüber der geſtrigen Abendbörſe nicht ganz einheitlich,
doch überwogen kleine Kursbeſſerungen. Etwas lebhafteres Intereſſe
machte ſich jedoch weiterhin für Elektrowerte bemerkbar, wobei beſonders
Käufe von Schweizer Seite zu beobachten waren. Führend waren Licht
u. Kraft und Gesfürel, die 1¾ bzw. 1 Prozent anziehen konnten. Sie=
mens
und A. E. G. lagen je ½ Prozent feſter. Am Chemiemarkt eröff=
neten
J. G. Farben auf Grund von ſtärkeren Realiſationsauswir=
kungen
1 Prozent niedriger. Deutſche Erdöl verloren 1½ Prozent,
dagegen waren Goldſchmidt leicht gebeſſert. Der Montanmarkt hatte
auch heute nur geringes Geſchäft. Nur in Rheinſtahl kam zunächſt eine
Erſtnotiz zuſtande, die etwas höher lautete. Schiffahrtswerte gut be=
hauptet
. Infolge des weiter zurückgehenden Zementabſatzes wurden
Wayß u. Freytag ungünſtig beeinflußt und lagen leicht gedrückt. Ban=
ken
überwiegend gehalten. Reichsbank lagen ca. 3 Prozent feſter. Am
Rentenmarkt waren von deutſchen Anleihen Neubeſitz wieder leicht ge=
beſſert
. Von Ausländern Anatolier etwas niedriger.
Im Verlaufe war die Stimmung freundlicher, und einige Werte
waren etwas lebhafter geſucht. Vor allem beſtand für Aku auf hollän=
diſche
Käufe mehr Intereſſe bei einer Beſſerung von 2 Prozent. Im
übrigen ergaben ſich gegen Anfang Gewinne bis zu 1 Prozent. Chade=
aktien
konnten ſich nach der geſtrigen Abwärtsbewegung heute um ca.
6 Mark befeſtigen. Auch der Schluß der Börſe war weiterhin freund=
lich
, doch wurde das Geſchäft etwas ruhiger. Am Geldmarkt war
Tagesgeld mit 3 Prozent unverändert. Am Deviſenmarkt konnte ſich
Spanien weiter leicht erholen, dagegen neigte das Pfund international
zur Schwäche. Man nannte Mark gegen Dollar mit 4,1868, gegen
Pfunde mit 20,38½. Von Uſancen bedangen London=Kabel 4,8700,
Paris 123,81, Mailand 92,99, Madrid 45,50, Schweiz 25,04½/= Holland
12.08¾.
An der Abendbörſe erhielt ſich zwar die freundliche Grundſtim=
mung
, doch ließ die Umſatztätigkeit ſtark nach. Die Kurſe waren auf
dem erhöhten Niveau des Mittags meiſt behauptet. Nennenswerte
Veränderungen waren kaum zu verzeichnen. J. G. Farben waren nur
knapp gehalten, am variablen Markt gaben Wayß u. Freytag leicht
nach. Deutſche Anleihen blieben gut behauptet, von Auslandsrenten
Mexikaner gefragt. Im Verlaufe machte ſich Nachfrage nach Waldhof
bemerkbar, die 1½ Prozent gewannen. Neubeſitzanleihe 7,90, Altbeſitz=
anleihe
60½60/g, Schutzgebiete 2,65, 5prozentige äußere Goldmexi=
kaner
2¾, Bank für Brauinduſtrie 132, Berliner Handelsgeſellſchaft
143, Danatbank 182½, Dresdner Bank 125, Buderus 57½, Gelſenkirchen
108, Harpener 103, Aſchersleben 195, Salzdetfurth 319, Mannesmann
34½, Rheinſtahl 87½.
Berlin, 2. Auguſt.
Trotz diverſer in der heutigen Morgenpreſſe veröffentlichter Nach=
richten
aus der Wirtſchaft, die faſt durchweg als ungünſtig zu bezeichnen
waren, war die Tendenz des Vormittagsverkehrs etwa behauptet. Das
Scheitern der Verhandlungen in der Berliner Metall=Induſtrie, die
weiteren Stillegungsanträge im Ruhrrevier, neue Einſchränkungen des
Stahlvereins, die Dividendenreproduktionsmöglichkeit bei Oberbedarf,
die anhaltend rückgängigen Kupferpreiſe in Amerika, die zunehmenden
Kohlenvorräte (Mitte Auguſt ca. 9,5 Millionen Tonnen) im Revier
und nicht zuletzt die ſchwachen Auslandsbörſen hinterließen keinen ſtär=
keren
Einfluß und konnten nur bewirken, daß die etwas höheren Kurſe
der Frankfurter Abendbörſe ſich nicht immer voll behaupteten. Gegen=
über
den geſtrigen Mittags=Schlußnotierungen ergaben ſich kaum größere
Veränderungen. Meiſt waren ſogar zu den erſten Kurſen noch Ge=
winne
von 1 bis 2 Prozent feſtzuſtellen. Nur der Montanmarkt wies
eine gewiſſe Unregelmäßigkeit in der Kursentwicklung auf. Im Ver=
laufe
wurde das Geſchäft allgemein lebhafter. Angeblich trafen aus
dem Auslande kleine Kaufaufträge ein, die der Spekulation zu weiteren
Deckungen Anlaß gaben. Kursbeſſerungen von 1 Prozent waren die
Regel, vielfach gingen jedoch die erzielten Gewinne hierüber hinaus.
Anleihen behauptet, Altbeſitzanleihe eher freundlicher.

Preußiſche Ernkevorſchäkung.
Gegenüber der preußiſchen Entevorſchätzung vom 2. Juli hat ſich
nach dem preußiſchen Statiſtiſchen Landesamt in der Zwiſchenzeit nichts
weſentliches geändert, ſo daß Abweichungen nur in geringem Umfange
zu verzeichnen ſind.
Beim Winterweizen iſt der Hektaxertrag von 20,6 Doppelzentnern
von Mitte Juli auf 20,2 Doppelzentner Anfang Auguſt geſunken.
Trotzdem bleibt gegenüber der endgültigen Ernte von 1929 noch ein
Mehrbetrag von 96 800 Tonnen feſtzuſtellen. Für Winterroggen wird
der Hektarertrag wieder auf 15,8 Doppelzentner geſchätzt und die Ge=
ſamternte
wiederum auf 5,56 Mill. Tonnen, was rund ½ Mill. Tonnen
weniger als 1929 ſind. Für Wintergerſte beträgt die Hektarſchätzung
21,8 gegen 21,9 Doppelzentner. Bei Hafer beträgt die Hektarſchätzung
15,9 gegen 16.1 Doppelzentner. Bei Frühkartoffeln wird mit einem
Hektarertrag von 95.8 gegen 123,6 Doppelzentner im Vorjahr gerechnet
und einer Geſamternte von 1586 gegen 2048 Mill. Tonnen im Vorjahre.
Brodukkenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 20. Auguſt. Am heutigen Pro=
duktenmarkt
war das Geſchäft zwar weiter ziemlich ruhig, doch war die
Stimmung nicht unfreundlich, da die wieder gebeſſerten Auslandsmel=
dungen
nicht ohne Einfluß blieben. Weizen und Roggen lagen zwar zu
den Preiſen vom vergangenen Montagsmarkt angeboten, doch nahmen
die Mühlen Ware aus dem Markt, allerdings unter der Bedingung,
daß gleichzeitig der Abſatz für Mehle geſichert war. Hafer tendierte
weiter feſt, wobei alter Hafer im Vordergrunde des Intereſſes ſtand.
Neuhafer leicht rückgängig. Weizenmehl ruhig, trotz entgegenkommen=
der
Forderungen der Mühlen. Roggenmehl und Futtermittel unver=
ändert
ruhig. Weizen 270, Roggen 167,50, Hafer alt 20, Hafer neu
172,50175, Weizenmehl ſüdd. 4343,75, niederrhein. 42,7543,50,
Roggenmehl 26,5027.50, Weizen= und Roggenkleie je 7,75.
Berliner Produktenbericht vom 20. Auguſt. Das Geſchäft an der
Produktenbörſe hat wieder nur ſehr geringen Umfang angenommen,
da die Reporteure angeſichts der Stützungsaktionen, die neuerdings auch
auf Weizen ausgedehnt worden ſind, unrentabel geworden iſt, und in=
folgedeſſen
das an ſich nicht ſehr große Angebot von Brotgetreide ledig=
lich
von den Mühlen für die Befriedigung des laufenden Bedarfes auf=
genommen
wird. Die hierbei zu erzielenden Preiſe hielten ſich etwa
auf geſtrigem Niveau, während am Lieferungsmarkt Rreie zu
verzeichnen waren. Die Auslandsmeldungen vermögen dem Markt
weiterhin keine Anregung zu bieten. Am Mehlmarkt beſteht etwas
beſſere Nachfrage für Provinzfabrikate von Roggenmehlen, für die ver=
einzelt
auch leichte Preiserhöhungen durchgeholt werden können. Wei=
zenmehl
in kleinem laufenden Konſumgeſchäft bei unveränderten Prei=
ſen
. Hafer ſtetig, Gerſten in unveränderter Marktlage.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
An der Berliner Börſe wurde am Mittwoch der Satz für Privat=
diskonten
auf kurze Sicht um ½s v. H. auf 34/ v. H. ermäßigt, während
der Satz für lange Sicht mit 3¼ v. H. unverändert blieb.
Der Zementabſatz erreichte im Juli nur eine Höhe von 576 000 Ton=
nen
, während er im gleichen Monat des Vorjahres 867 000 Tonnen
betrug.
Die Landw. An= und Verkaufsgenoſſenſchaft (Kornhaus), Hanau
a. Main, hat ſich offenbar von den erlittenen ſchweren Schlägen gut
erholt: Die Abſchlußbilanz per 30. 6. 1930 zeigt ein erfreuliches Ergeb=
nis
inſofern, als trotz der faſt ausſchließlichen Verwendung auswärtiger
Gelder und ganz erheblicher Abſchreibungen ein Bruttogewinn von
17000 RM. erzielt wurde.
Wie uns mitgeteilt wird, hat ſich der Abſatz der Opel A.=G. ſo
günſtig entwickelt, daß das von der Adam Opel A.=G., Rüſſelsheim.
vorgeſehene Fabrikationsprogramm erweitert werden mußte, und zwar
für den 1¾=Tonnen=Laſtwagen um 40 Prozent und für den 8/40=PS=
Perſonenwagen um 20 Prozent. Die Werke beſchäftigen zurzeit 6169
Arbeiter und Angeſtellte. Die Gerüchte über bevorſtehende Entlaſſungen
von Arbeitern entbehren angeſichts der günſtigen Entwicklung jeder
Grundlage.
Wie aus Brüſſel berichtet wird, läßt ſelbſt in der Spiegelglas=
induſtrie
die Lage ſeit einiger Zeit viel zu wünſchen übrig, und es wird
befürchtet, daß auch dieſe Induſtrie über kurz oder lang Abſatzſchwierig=
kei

r Form erfahren wird.

Berliner Kursbericht
vom 20. Auguſt 1930

Berl. Handels=Geſ. 1142.50
Danatbank
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi 145.75
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

181.75
123.50
123.50
93.
93.
139.25
54.50
89.50
166.50
44.25
133.
72.50

Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
erſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppel

Veke
151.625
107.875
139.875
101.50
86.50
82.
197.
80.25
84. 125
83.75
39.25
66.75
84.875
58.75

Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kal;
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerl
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

180.
52.75
315.
132.
117.50
78.75
99.
33.
60.25
22.
60.
151.
68.25
35.125

Helſingfor=
Wien
Prag
Budape.
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien

Italien
Paris

Mit
100 finn. Mk
100 Schilline
100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
E=Stg.
Pap. Peſe
Dollar
00 Belga
100 Lire
00 Francs 116.445

Ret
10.527 10.54
59.12
12.413
73.35 73.49
3.032
112.15/112.37
100 Kronen 1112.39/112.6
20.366
1.511
4.1825
58.43
21.90

Brieff
59.24
12.4331
3.038
68.48/168.82
12.13/ 112.35
20.40
1.51
4.1901
58.55
21.94
16.485)

Deviſenmarkt
vom 20. Auguſt 1930

Schweiz
Danzig
Japan
Rio de Janetrol1 Milreis
Jugoſlawien
Portugal
Athen

Fſtambu
Kairo
Kanada
Uruguay
JIsland
Tallinn (Eſtl.)
Rag"

Währung
100 Franken
Spanien 100 Peſetas
100 Gulden
Yen
100 Dinar
100 Escudos
100 Drachm.
1 türk. 2
1 ägypt. 2
1 canad. Doll.
1 Goldpeſo
100 eſtl. Kr.
100 eſtl. Kr.
100 Lats

Rei
81.34
4.71
81.43
2.06*
0.401
7.429
18.81
5.435
20.88
4.182
3.427
92.06
111.5-
80.68

Brief
31.50
44.79
81.59
2.069
0.403
7.443
18.85
5.445
20.92
4. 190
3.433
92.24
111.76
80.84

Frankfurter Kursbericht vom 20. Auguſt 1930.

Pae
6%
6% Baden...
80 Bayern ..
6%
..
8% Heſſen v. 28
v. 29
88 Preuß. Staat:
80 Sachſen ......
6% Sachſen ......
7% Thüringen ...

Dtſche. Anl. Auslo
ſungsſch. +:/. Ab=
löſungsanl
. . . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Dtſche. Schutzge=
bietsanleihe
..."
8% Baden=Baden
6% Berlin ......."
8% Darmſtadt v. 26
8%
v. 28
7% Dresden .....
8% Frankfurt a. M.
Schätze. . . v. 29
O. Frankfurt v. 26
6
v. 26
8% Mainz......."
3% Mannheim v. 26
v. 27
6%
8½ München ....."
8% Nürnbera.
8½% Wiesbaden

8% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr.. . . . .
Goldpfbr.
23
Goldoblig.
4½% Heſſ. 2bs.,
Hyp.=Bk.=Liquid.
4/.% Kom.-Obl.
8% Preuß. Lds..=Anſt. G. Pf.
2X Golboblig.

Me
87.75
81
101
85.25
91.25
93
95.9
100.5
82.25
85

60
Na

2.65

Rr4
98.9
88
78.25

97
92

100.25
96
96
83.45
77
102
98

O Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl.
8½Kaſſeler Land. Goldpfbr..
K
8% Naſſ. Landesbk.
6%
4½%
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser.
+Ausl. Ser, III
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
% Berl. Hyp.=Bk.
4½%Liqu.=Pfbr.
Frkf. Hyp.=Bk..
4½% Lig.Pfbr
Pfbr.=B1
Lig. Pfrb..
Mein. Hyp.=Bk.
Lig. Pfbr.
Pfälz. Hhp.=Bk.
Lig. Pfbr.
%0 Preuß. Boden=
cred
.=Bank ..."
4½%Lig. Pfbr.
% Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bank.,
4½% Lig. Pfbr
8% Rhein. Hyp.Bk.
4½% 7 Lig. Pfbr.
3% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit.. . .
8% Südd. Bod.=
Cred.=Bank ....
4½2% n Lig. Pfbr.
8% Württ. Hyp.=B.

6% Daimler=Benzl 70

98.5
99.5
84.5
100.5
85.5
86.25

58.5
73.75
15.5
99.25
91.25
86
102
96
86
102
95.5
88.25
101.25
97.5
88.25
101
89.8
102
89
101
101.5
96
86
100
99.75
96.25
99.5

3% Dt. Linol. Werke
8% Klöckner=Werke
7%6 Mainkrw. v. 26.
26 Mitteld. Stahl.
8% Salzmann u. Co.
7% Ver. Stahlwerke
8% BoigtckHäffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L.E.B.
L. Inveſt.
4½% Oſt. Schätzel
4% Oſt. Goldrente
5 %vereinh. Rumän
4½%
4%
4% Türk. Admin.
48 1. Bagdad
4% Zollanl.
½% Ungarn 1913
½%
1914
Goldr.
L2ſo
49
1910
Artien
Alg. Kunſtziide Unie
A. E. G.........!"
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg J. P...
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen....!
Cement Heidelber/
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Albert;
Chade ..........
Tontin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz AG
Dt. Atl. Telegr. ..
Erdöl ......."
Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt".

92

R
87.25
86.5
96
100.5
22

42.5

5.15
20.2

24.5
19.5

86.5
139.75
106
98
89

104.5
180.5
42
144.5
186.5
27
95
72.9
138

Dt. Linoleumwerke
Eiſenhandel. . .
Dyckerhoffu. Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Berawerk..
Eßlingen Maſchinen
EttlingenSpinnerei
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaumel
Frkft. Gas ....."
Hof ...
Geiling & Cie. ....
Gelſenk. Bergwer!
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger. /168
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil.
Ilſe Bergb. Stamml221.5
Genüſſel,
Junghans.
RaliChemie.. . . . .
Aſchersleben".
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. . . . . .
Klein, Schanzlin ..
Rlöcknerwerke ...

Lahmeher & Co.
Laurahütte .. . . ..
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.

54

137.75
209

107
151.5
70

50
29.5
Af

125
102.25
n0
120
5
82
121.25
RJ
130
194
85
99

155
39
95.25
217
49
141.

Mdte Ru
Mainzer Akt.=Br..
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb. .
Metallgeſ. Frankf..
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Oberbedarf
Phönix Berabqu ..
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm. 127
Metallwaren ..
Stahlwerke. . ..
Riebeck Montan. .
Roeder Gb. Darmſt
Rütgerswerke .."
Sachtleben A. G.
Salzdetfurth Kali. /313
Salzto. Heilbronn. /210
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. . .
Schwarz=Storchen
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Südd. Immobilien
Bucker=A. G..
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau ...
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ..
Tucher=Brauerei../130
Unterfranken .. . . ./103
Beithwerke ....."
Ver. f. Chem. Ind
Stahlwerke.
Strohſtoffabr.
Ultramarin . . . 1137
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner. 1151.5

75

55.25

A
50
60.5
17

92
98
98.5
53.5
154
229
4
113
152.75
132
192.5
40

99
89.75
17
60
77.5
158

Me
Wegelin, Rußfabrik
Weſteregeln Kali. . 1200.5
Zellſtoff=Verein.
Waldhof.
Memel ..

Allg. Dt. Ereditanſt.
Badiſche Bank ...
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
Hypothekbk.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Dt. Bank und Dise
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdener Bank ..
Frankf. Bank. .
Hhp.=Banl ..
Pfdbr.=Bk.....
Mein. Hyp. Bank.
Oſt. Creditanſtalt".
Pfälz. Hyp. Bank ..
Reichsbank=Ant. .
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenbank

A.-G Veriehrsw
Allg. Lokalb. Kraftn
7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag. ... .....
Nordd. Llohd. . .
Südd. Eiſenb.=Geſ.

Alllang u. Stuntg.
Berſicherung ...
Verein. Ver
FrankonaRück u.M
Mannh. Verſich.

Otavi Minen
Schantung Handelsl

64.
88
131.25
92
106.5
141.5
116
129
142
215
129.5
181
123.5
104
123
99.5
157
155
149.5
27.3
135.5
152
135.5
10-1,
140

69.75
133

92.25
105

188
190
115

3

[ ][  ][ ]

Nummer 230

Donnerstag, den 21. Anguſt 1930

Seite II

Onn sarmttin
Missianar.
Roman von Hearnden Balfour.
Nachdruck verboten.
Copyright by Georg Müller Verlag A.=G., München.
Der Amerikaner kicherte. Rieſig ſonderbar, wie ſo etwas
manchmal zugeht, ſagte er. Und nun ſagen Sie mal, können
Sie dies Amt auf ſich nehmen? Können Sie mich über Ihre
Etikette belehren und mich mit Ihren Van Schuyling Van
Schuylings bekannt machen? Kennen Sie dieſe Lords und Leute?
Wenn ich auch nicht mit ſämtlichen Mitgliedern des Ober=
hauſes
bekannt bin, ſo kenne ich doch eine Anzahl von ihnen, die
für Ihre Zwecke genügen dürfte, erwiderte Jim Crawley. Ich
bin freilich zu verarmt, um eine Rolle in der Londoner Geſell=
ſchaft
zu ſpielen, aber meine Familie kennt jeder, und meinen
Namen werden Sie im Debrett finden, wenn Sie ſich von mei=
nem
Anſpruch auf Vornehmheit zu überzeugen wünſchen.
Bitte noch mal: worin? fragte der Texaner.
Debretts Perage, Baronetage and Knightage. Es iſt ein
Buch, ſagte Jim.
Haha, Ihr ſeid ine kurioſe Raſſe. So ne Art von Herdbuch,
was? Wo kann ich mir ein Exemplar davon verſchaffen?
Da drüben ſcheinen allerlei Nahſchlagewerke zu ſtehen
ſagte Jim, indem er aufſtand und an ein Bücherbort herantrat.
Richtig, da hätten wir’s!
Hm, iſt das aber ein Buch! ſagte der Amerikaner, indem
er es ernſt betrachtete. Können Sie daraus klug werden?
Ich denke wohl, erwiderte Jim und bemühte ſich, ſeine
Heiterkeit zu verhehlen, als er ſeine Familie aufſchlug und das
Buch weitergab.
Sir Thomas Crawley, 8. Baronet, las Boyd in ſchleppen=
dem
, halb beluſtigtem, halb ehrfurchtsvollem Ton. Geboren
15. Juni 1860, erzogen und ausgebildet in Eton und Trinity
College, Cambridge. Vermählt 1890 mit Edith, Tochter v.
Henry Gordon auf Cowfields, Leiceſterſhire. Wohnort: Craw=
ley
Manor, Devonſhire.
Huh! ne ganze Seite voll!

Das iſt mein Onkel, erläuterte Jim. Gehen Sie nur
gleich zu den Seitenlinien über. Hier: Nachkommmenſchaft des
verſtorbenen Henry Crapley‟. Das iſt mein Vater.
Nachkommenſchaft des verſtorbenen Henry Crawley 1as
Boyd mit derſelben halb lachenden Bewunderung. 8. Sohn des
7. Baronets. Geb. 1875. Geſt. 1916. Vermählt 1895 mit Mary,
Tochter von John Haskell. James Crawley. Geb. 1896. Erzogen
Winchefter und Trinity College, Ccmbridge. Weltkrieg 19141918
als Hauptmann, Königl. Feldartillerie. Klubs: Junior Army
und Ravy."
Na, das nenn’ ich ein mächtig großes Buch mit verteufelt
wenig Inhalt! Es fteht ja reinweg nichts drin, was man wirklich
wiſſen möchte.

Gelld!

Es gibt ja nichts weiter zu berichten, ſogte Jim. Was
möchten Sie denn wiſſen?
ne ganze Menge. Worin beſteht Ihre Tätigkeit?
Jim grinſte. Kann nicht behaupten, daß ich zurzeit eine
habe."
Nun, was machten Sie denn, als Sie die Univerſität ver=
ließen
?
Ich war im Krieg.
Und nachher?
Oh, allerlei. Ich war ja nicht zu einer Tätigkeit ausge=
bildet
worden, wiſſen Sie. Ich war kaum ein Jahr in Cambridge,
als der Krieg ausbrach. Mein Vater ſtarb 1916, und Geld beſa=
ßen
wir Crahpleys nicht.
Was war denn Ihr Vater?
Profeſſor an der Univerſität Leeds.
Der Amerikaner nickte ernſt: Dann verließen Sie die Armee
alſo ohne einen Pfennig außer Ihrer Penſion? Lebt Ihre
Mutter noch?‟"

Iim ſchüttelte den Kopf. Sie Iam bei einem Luftan=
griff
um.
Schlimm! murmelte Boyd mit ſehr ernſter Miene. Was
taten Sie denn, als Sie aus dem Heer austraten?
Oh, ich verjuxte meine Kriegsbelohnung und quälte mich
nicht damit ab, eine Stelle zu ſuchen, bis ich den letzten Pfennig
verausgabt hatte. Es war eine luſtige Zeit. Dann ſpielte ich
ein bißchen Ladendiener und fuhr eine Zeitlang ein Laſtauto.
Das war fein! Wer konnten Ihre Verwandten Ihnen
denn keine Stellung verſchaffen?
Die Crawleys nicht. Die ſind froh, wem ſie ſich ſelber
am Leben erhalten können. Ein Bruder meiner Mutter bot
mir einen Pultſchemel in ſeinem Burequ an, aber ich möchte
lieber verhungern.
Ich auch. Und was wurde dann?
Na, ich ging mit einer Kinoexpedition nach Amerika, um
wilde Tiere zu filmen. Das ſollte uns allen große Vermögen
einbringen und ſo etwas, wiſſen Sie. Aber die Sache ging
pleite, und ich mußte mich auf einem Schiff verdingen, um
nach Hauſe zu kommen. Danach hatte ich ein bißchen Glück.
Sir John Carthew engagierte mich, um mit ſeinem kleinen en=
krankten
Sohn nach der Schweiz zu reiſen, und das war eine
herrliche Zeit. Das nächſte Jahr ging ich wieder hin als
Schneeſchuh=Lehrer.
Na, Sie haben jedenfalls allerlei vom Planeten geſehen.
Na, ich finde, daß ich Glück gehabt habe. Sie ſind der Mann,
den ich brauche, und wenn ſie das alles hier drin gedruckt
hätten, er legte die Hand auf den Debrett, ſo würde es ſich
des Leſens verlohnen.
Dabei blätterte er ſcheinbar zerſtreut darin herum, aber ein
aufmerkſamerer Beobachter als Jim würde bemerkt haben, daß er
nach einem ihm wohlbekannten Titel ſuchte. Als er ihn gefun=
den
hatte, bemerkte er in beiläufigem Ton: Was für ſonder=
bare
Namen ſie hier in England haben! Lord Faärleigh ,
Was iſt das denn für ein Kerl? Kennen Sie ihn?
Ja obenhin. Netter Menſch. Sein herrliches Gut liegt
in Devonſhire, in der Nähe von meines Onkels Haus. Er hat
eine fürchterlich reizende Tochter. Dabei wurde Jim ein
wenig rot, ſetzte aber in möglichſt beiläufigem Ton hinzu: Ich
habe dort oft die Jagden mitgeritten, wenn ich bei meinem
Onkel zu Beſuch war.
(Fortſetzung folgt.)

Ein Helfer fün jede Küche.
MIAZ
Dr DTalerlSole

28e

Ein Würfel für 15 Pfg. gibt gut /4 Liter vorzügliche Soße.
Nur kurze Zeit mit Wasser zu kochen.

Durchgaſung
Sachgemäße Be=
kämpfung
von Un=
geziefer
aller Art.
Ibel & Lotz
Eliſabethenſtraße 31
Fernruf 461. (8989a

23=Zim.=Wohng.
mögl. mit Bad geſ.
Evtl. 3=Zim.=Wohn.
in Bad Homburg z.
Tauſch angeb.Zuſchr.
an M. Schmitt, Bad
Homburg v. d. H.,
Schleußnerſtr. 5. (*

Wer zieht nach
Frankfurt a. M.
Geboten in Frank=
furt
a. M.
84 Zimmer= Woh=
nung
mit Zubehör.
Geſucht in Darmſtadt
45Zim.=Wohnung.
Alter’s
Möbeltransport,
Eliſabethenſtraße 34.
12681)

1 Zim. m. Küche
an ruh. Mieter ſof
abzugeben. Ang. u.
M. 87 a. d. Gſchſt.

Du vermtelen
einige moderne
3 und 4 Zimmer=Wohnungen
in den Neubauten
am Südbahnhof, (Beſſungerſtraße,
Hardtring), in guter, ruhiger Wohn=
lage
. Intereſſenten wollen um=
gehend
Mitteilung geben an
Gewobas‟
Gemeinnützige Wohnungsbau A.=G.,
Frankfurt a. M., Allerheiligenſtr. 89.

Waldſtr. 25 gt. möbl
Zimmer zu verm (*

Kleiner Laden
mit Zimmer ſofort
zu vermieten. Ried=
lingerſtr
. 43, pt. (*df

Vornehm möblierte
Zimmer
ſof. beziehb. (10379a
Hügelſtr. 15, Laden.

Grß. Hüd=Zim.
ſehr reichlich ausge=
ſtattet
, zu verm. (*df
Wittmannſtr. 14, I.

Eſchollbrückerſtr. 6,II
gut möbl., ſeparat.
Zimmer zu verm.

Ballonplatz 7, H. II.
Zimmer zu verm.

Liebfrauenſtr. 58, II.
(Mahr) möbl. Zim.
zu verm.. evtl. an
ält. Penſionär mit
voller Verpfleg. (
Luiſenſtr. 6, III., m.
3., el. L., ſof. z. v

Liebigſtraße 8, II.
gut möbl. 3. z. v.*

Dauermieker!
In gt. Hauſe Nähe
Kapellpl. möbl. 3.,
el. L., an berufstät.
Herrn z. vermieten
Näh. Geſchäftsſt. (*

Schön. groß. leeres
Zim. m. etw. Küch.=
Benutzung abzugeb.
Näh. Geſchäftsſt.

Leeres Zimmer
(Hofeingang) z. ver=
mieten
. Näh. Herd=
weg
58, Tel. 163. (*ds

Kompl. eingerichtet.

Eimd)

Inſelſtr. 15, II., ele
möb. Z. m. Schrbtiſch.

Büro

in zentraler Lage
ſofort zu vermieten
Angeb. unt. M. 27
t. d. Geſchſt. (Eid

Eliſabethenſtr. 29, I
beſchlagnfr. 5=Zim.
Wohnung für Büro
zu verm. (11955a

Autogarage
ſof. zu verm. Lepper,
Eliſabethenſtr. 3,
Garage
zu vermiet. Meher,
Zeughausſtraße 7. (*

1 od. 2 Zimm.
möbl. part., elek.
Licht. große Auto=
garage
, in Ein=
fam
.=Haus zu vm.
Frankenſteinſtr. 68
(4535a)

Wienerſtr. 52 zwei
möbl. B., el. L., ſo=
fort
zu verm. (*ds

2 (ebtl. 3) möbl.
Zimmer m. kl. Küche,
Veranda, ſep. E. in
md. Haus zu 75 Mk
i. M. zu verm. An=
geb
. u M4 105Gſchſt. (

Ludwigſtr. 20, II.
Zim mit 2 Betten
m. Penſ. zu vm. (*

A

Suche Wohnung
4 Zim., 2 Manſard.,
od. 5 Zim., 1 Man=
ſarde
, mit Zubehör,
bald beziehbar An=
gebote
unter M. 97
a. d. Gſchſt. (12638

Waren Sle
schon zum

In Unserer
TerHane!
Kommen Sie
noch heutel

12679

TasSd

Wegen Erkrankung meiner derzeitigen
Haushälterin
ſuche ich wohlempfohlene, in allen Zweigen des
Haushaltes bewanderte, Nachfolgerin.
Bewerbungen bitte Zeugniſſe u. Gehaltsanſprüche ſowie Bild
beizufügen. Perſönliche Bewerbung zunächſt nicht erwünſcht.
Julius Scriba, Apotheker, Reinheim/Odenwald)

Kindergärtnerin,
ſtaatl. gepr., ev., 19
J.. m. g. Nähkennt=
niſſ
., ſucht Stellung
in Familie. Angeb
unt. M. 84 Geſchſt.*

Fleißiges Mädchen,
24 J., ſucht Stellung
als Alleinmädch. f.
ſof od. 1. 9. in gut.
ruh. Haush. Selbſt.
i. Koch. u. all. Haus=
arb
. Am Rhein od.
Heidelberg bevzgt.
Ang. u. M. 91 Gſch.*

MA ANLICH

Jung. Mann
21 J., techn. gebild.,
ſucht Beſchäfti=
gung
jeder Ark.
Angeb unt M. 83
a. d. Geſchäftsſt. (*

Suche zum 1. Okt.,
evtl. früher, 4= oder
5=Zimm.=Wohnung.
Monatsmiete bis
ca. 100 Mk. Angeb.
unt. M. 93 Geſchſt.*

Ober=Ramſtadt,
Bauſtraße 63
möbl. Zim.. 2 Bet
en, ſof. z. vm. (*md
Wendelſtadtſtr. 26,II.
ſchön., gut möbl. 3
mit elek. Licht und
Schreibt. z. vm. (*id

Beſſ. 3= evtl. 4=Z.=
Wohng. m. Zubeh.
von Witwe geſucht.
Angeb. mit Preis
unter M. 95 an die
Geſchäftsſtelle.

W.=Gläſſingſtr. 6, pt.
einf. möbl. Zimme=
zu
vermieten. (*sid

Sehr guf möb=
lierkes
Zimmer
in gut. Hauſe, mit
od. ohne Penſion an
ſol. Herrn od. Dame
zu vermieten.
Anzuſ v. ½47 Uhr
Schulſtraße 1, III.*
Schützenſtr. 10, III.
2 g. m. 3., el. L., z. v.*

Beſſ., kinderl. Ehep.
ſucht zum 15 Sept.
bzw. 1. Oktob. eine
2=Zim.=Wohnung
mit Küche u. Zub.
od. geräum. Manſ.=
Wohn. i. ruh. Lage.
Miete k. vorausgez.
werden. Ang. unter
M. 52 a. d. Gſchſt.

od. ſpät. beſchlagn. 23=Zimmer=
Wohnung m. Küche.
Angeb unt M. 106
a. d. Geſchäftsſt. (*

Ihr Angebot

findet Beachtung, wenn Sie es im
Anzeigenteil des intensiv gelesenen
Darmstädter Tagblatt
veröffentlichen. Erfolgreiche Kauf-
leute
bestätigen Ihnen die große
Werbewirkung unseres Blattes.

Sonnig. gut möbl.
Skudenken=Zim.
modern eingerichtet

a.d. Gſchſt (1250ib

Alleinſt. Frau ſucht
Dauerheim.
Ang. u. M. 94 Gſch.*

1-6 nußb. Rohrſtühle
u. 1= u. 2tür. Klei=
derſchrank
zu kaufen
geſucht. Angeb. unt.
M. 86 a. d. Gſchſt.

Piano
gut erh., billigſt zu
kauf. geſ. Preisang.
int. M. 85 Geſchſt.*

I

WElBLICH

Tüchk. Friſeuſe
ſucht Stellung. Off.
u. M. 99 Geſchſt. (*

Mädchen,
20 J.. ſucht Stellg.
zum 1. 9. bis n. d.
Spülen. Angeb. u.
M. 108 a. d. Geſch.*

Junger Bäcker
18 J., ſucht Stellg.
Ungeb. unt. M. 102
a. d. Geſchſt. (*dm

A

WElBLICM

Helbſt. Mädch.
zum 1. 9. 30 geſucht.
Näh. Geſchäftsſt. (

Suche f. ſof. tagsüb.
fortbildungsſchulfr.
Mädchen
z. Aushilfe. Runde=
turmſtraße
3

Geſucht zum 1. Sept.
feißiges, ehrliches
Mädchen
bis nach d. Spülen
in kl. herrſchaftlich.
Haushalt. Zeugniſſe
erforderl. Heinrich=
ſtraße
145, part. (*

Geſucht für ſofort
oder ſpäter eine
küchkige Köchin
i. gutbürgerl. Haus=
halt
. Hausmädchen
vorhanden. Angeb.
mit Zeugnisabſchr.
und Geh.=Anſpr. an
Frau Karl Ihm
aus Mainz, z. Zt.
Raunheim a. M.
(Heſſen). (12644b

Fleißiges ehrliches
Mädchen
für den Haushalt
geſucht L. Böttiger,
Pfungſtadt, Bornſtr.
(12598b)

Ehrl., f.Mädch.
nicht unt. 18 Jahr.,
bis n. d. Spül. geſ.
Ang. mit Lohnf. u.
M. 103 a. d. Geſch.*

Putz?
Lehrmädchen
aus gt. Fam. ſucht,
Sophie Duft.
E.=Ludwigſtr. 5, I.

Mte

Keine Not mehr!
KinderleichteArbeit,
über 200 . Zwickau
Sa. 3, Poſtfach 264.
(TF. 12497)

Glänzende Existenz
bietet sich rühriger Firma oder
strebsamer Persönlichkeit durch
E die Uebernahme unserer
Fillaldir ektlon
für unsere beliebten, unerreichten
Nährmittel.
Jedem,
der sich durch selbständige,
zielbewußte Arbeit vorwärts
E bringen will, ist hier eine
Selten günstige Gelegenheit
geboten, mit ca. R.M. 500. (für
Uebernahme eines Fabriklagers)
mehrere Tausend Mark bei
vornehmer Tätigkeit und unserer
verständnievollen Unteretützung
zu verdienen.
Tägliche Bareingänge - Keinerlei
Risiko. Vorkenntnisse nicht
erforderlich, Einarbeitung er-
folgt
durch uns.
Interessenten wenden sich direkt an:
Dr. med. Eisenbach,
Zimmermann & Co. K. G.
chem pharm Päparate
Neu-Ulm a. Donau Postfach 51
(za644

Ge M He
Zeit und Geld ſparende Tel.=Neuerung;
Maſſengebrauchsſchlager Telefix (D.R P.a.,
D.R. G. M. 962 019). In ein Stadt 20000 ,
Jahresverdienſt. Bez. w. verg. u. P. H.
3959 an Heinr. Eisler, Ann.=Expedition,
Berlin S- 68.
V 12648

Bedeutenoe Raplalkräfnige
Lebensverſicherungs=Geſellſchaft
auch Sachverſicherung betreibend mit anerkannt billigen,
modernen Tarifen und neuzeitlichen Akquiſitionsmitteln,
hat für den dortigen Bezirk ihre
1.12619
General=Agentur
mit dem Sitz Darmſtadt, neu zu vergeben. Inkaſſo=
beſtand
vorhanden. Mittel zum weiteren Ausbau werden
zur Verfügung geſtellt. Nur direkter Verlehr mit der
Centrale. Tüchtigen Fachleuten, General=Agenten,
Inſpektoren uſw. iſt Gelegenheit zu einer Dauer=Exiſtenz
geboten. Eilofferten mit Erfolgsnachweis ſind zu richten
unt. F. R. B. 450 an Rudolf Mosse, FrankfurtiMain,

[ ][  ]

Seite 12

Donnerstag, den 21. Auguft 1930

Nummer 230

öllenfaf
Treffpunkt e Hesellschaft
Täglich Konzert
und Tanz
Das für Dienstag vorgesehene
Lsolimer Freis‟
Tand Tost
fndet
Donnerstag 21 Kug.

Heute unwiderruflich letzter Täg!
Der große Erfolg!
Richard Tauber

1eI

(12659

Samstag,
2z. nu Humor. Stimmungsabend
Preisrichter das Publikum
Kleine Säle für Festlichkeiten aller Art
Ausklugsort Einsiedels

lopelarisch. Speigehaus en
44 Elisabeihenstraße 44
Heuzeitl. Ernährung, vitaminreich.
Reichhaltiger, vorzüglicher
Mittagti sch.

AuSHLugSOrT EInStenet

Gärröhren, Korken,Spunden
billigſt empf. Drog, Secker Nachf., Lud=
(B10247
wigshöhſtraße 1.

Heute nachmittag
3.30 und 5.45 Uhr
dle letzten Vorstellungen
mit
Lien Devers und Hans Adalbert v.
Schlettow
in
Das Donkosakenlied
Die Liebesabenteuer
bei deren Tranung das Hochseitslied WFanatisch im Kampf, uerbittlich in M Von St. Heich
heißes, wildes Blut.
Micky, die kleine Tonfilm-Mans in MDazu das bunte und aktuelle
Beiprogramm.
Heute abend 8.30 Uhr
ErstauFFührung
des großen wissenschaftlichen Filmwerkes:
Frauennot-Frauenglück
Das kühnste und gewagteste, aber bestimmt auch das
werdienstvollste Filmwerk unseres Jahrhunderts!
Ein Film von der Beziehung zwischen Mann und Frau

in der entzückenden, gesanglich
auf höchster Stufe stehenden
Tonfilm-Operette
Das lockende Ziel
Der Aufstieg
eines gottbegnadeten Sängers
Die Hochflut der Begeisterung wächst.
wenn Tauber in prachtvoller Weise
Teile aus der Oper Martha zu Gehör
bringt oder wenn er als der gefeierte Wdes Kosakenführers Saragin
Toni Lechner seiner Leni zum Abschied
singt. Regie: Max Reichmann. Lieder: WHaß, flammend in der Liebe, edles,
Fritz Rotter. Musik: Panl Dessan.
Im Beiprogramm:
Der rasende Gaucho
Jugendl. haben Zutritt Beginn 3½ Uhr.

Heute und folgende Tage!
Einer der ergreifendsten Filme, die
jemals gezeigt wurden.
Susanne Marville
und
Oscar Marion
in dem neuen Großfilm
Die weiße
Schwester
Ein Spiel von Liebe, Tränen und
Orchideen
Dazu das gute
Beiprogram m.
Beginn 3½ Uhr

udwig
Nösinger!
367 Telefon 367
Eliſabethenſtr. 42
Erſtes Fiſchſpezialgeſchäft am Platze
In bekannt lebendfriſchendualitäten empfehle:

Bratſchellfiſch 35 5 Goldbarſch o. K.

Kabliau o. K. 38 5 Seelachs küchenf.00 3
Schellfiſch o.K. 45 5 Fiſchfilets . 85 J
Ta holl. Angelſchellfiſch, Kablian i. Schn",
feinſter Nordſee=Schellfiſch im Schn.,
Steinbutt, Rotzungen, Seezungen,
2 mandes uſw.

Me Weee
Heilbutt, 24 pfündig
90 5
Lebende Rhein=Aale von 1-3 Pfd. 1.50
Ia Silber=Salm im Schn.
2.90
RheinSalm,Rhein=Zander, Bodenſee=
Blaufelchen, fſt. Züß=Bücklinge Pf. 60.,3,
ger Schellfiſch, Makrelen, ger. Aale uſw. Neue
Marinaden, 1Lt.=Doſel.- Neue holl Vollheringe
PrompterStadt=u. Fernverſand 12/58

Für die Küchen-Möbel:
Zum selbstanstreichen: Grundfarben
Grundlacke
(TT. 12668)
in modernen Farben beim Emalllelacke
Farben-Fischer,Frankfurterstr. 12 14

Vom Werden des Menschen.

Von Leiden und Freuden der Mutterschaft.

Liebe / Mutterschaft / Geburtenregelung / Ehe
Das hohe Lied der ärztlichen Kunst. Aufgenommen mit Erlaubnis der Ministerialabteilung
für Medizin des Kantons Zürich und unter Mitwirkung der Aerzte, Schwestern
und Patientinnen der Universitätsklinik Zürich.
Einleitender Vortrag zum Film durch Herrn Frauenarzt Dr. Wolff
Musikzusammenstellung und Leitung: Kapellmeister Georg Seibert.
(V.12654
Ueber Logen und Balkonplätze ist bereits verfügt. Karten im Vorverkauf für diese Vorstellung ab 7 Uhr abends.
Zutritt nur für Erwachsene über 18 Jahre.

Zur Weinbereitung!
Korbilaschen und Ballons
1V.10017
wie bekannt billigſt bei
Anton Fischer
Frankfurterſtraße 1214, Telephon 186.

Reitinger & Blechſchmidt

Inh. Jakob Lautenſchläger
Tel. 543
Eliſabethenſtraße 19
Erſtklaſſiges Fiſchſpezialgeſchäft.
Wir empfehlen friſch eintreffend:
Holl. Angelſchellfiſch, Kabeliau,
Heilbutt, ff. Schellfiſch i. Schn., Li=
mandes
, Steinbutt, Rotzungen,
la Fiſchfilet u. a. m.
Beſonders billig!
Goldbarſch o. K. 0.50
Grüne Heringe 0
0.38
Bratſchelniſch 0.39 Kabeljau
Nordſee=Seelachs, i. Schn. küchf. 0.50
0.70
Jsl. Kabeljau,
0.70an
Schellfiſch,
Lebende Karpfen, Rheinaal.
Ia Zander, Bodenſee=Blaufelchen.
la Rheinſalm im Schnitt
Silberſalm im Schnitt
Neue Rollmops u. Bismarckheringe.
Fiſchkonſerven in großer Auswahl,
Delitate Süßbücklinge ½ Pfd. 0.30
Geräuch. Makrelen, Schellfiſche, Seelachs.
Friedfiſhbäckerei täglich im Betrieb.
NB. Prompter Stadt=u. Fernverſand.

im
Berchtesgadner Land
infolge des milden, windgeſchützten Klimas
im farbenfrohen Herbſt als Kuraufenthalt
beſonders geeignet.
Auskunft und Proſpekte koſtenlos durch das
Verkehrsamt
des Berchtesgadner Landes.

Schöne helle Säle,
zu jed. Gelegenheit Nach Offenbach
paſſend, noch einige habe 200 Kilo
in der Geſchäftsſt.* beizuladen.
Diſchinger
Dieburgerſtraße 89.
Schreib=
Fernruf 204.

Tage frei. Näheres

Maſchinen
Rechen=
Maſchinen

repariert, reinigt
auch im Abonnement
Spez.==Büro=Maſch.=

Das große
Tomsiest ann Hoeg
Sonntag, 24. August, abends 7½ Uhr
Schauvorführungen
im Springen und Schwimmen
Großes Brillantfeuerwerk!
(12618b)

Weißb.=, Anſtreich.
und Lackierarbeit!
Fachm. u. gute Arb.
wird enorm billig
ausgef. Küche mod.
m. Oelfarb.=Anſtrich
125 . Treppenhäuſ.
uſw., Küchenmöbel
lackieren. Angeb u
M. 101 a. d. Gſchſt.*

Ia Kartoff. 10 Pfd.
Werkſtätte (3514/45 8,Zwetſchen3Pfd.
40 3. Mirabellen 1
Carl Winkel/Pfd. 25 9. Beſſin=
Darmſtadt
gerſtr. 82½. Liefe=
Rheinſtr. 28 Tel. 4280 rung frei Haus! (*

ZurAusführung
v. Erd= u. Chauſſie=
rungsarbeiten
etc.,
ſowie Pflaſterarbei=
ten
aller Art bei
billigſter Berechng.
empfehlen ſich:
Valent, Frick I. u. HI.,
Tiefbau= u. Pflaſter=
geſchäft
. Pfungſtadt,
Lindenſtr. 64. (kids

15 Rabatt
auf
Kinderwagen.
Allergrößte Auswahl
nur bei B. Orio,
Karlsſtraße 14/16.
(11470a).
Woog, 20. Aug. 1930.
Waſſerhöhe 3,82 m
Luftwärme 14 C.
Waſſerwärme vor=
mittags
7 Uhr 190 0.
Woogs=Polizei=Wache

enorm

Taperehrkeste biing!
Stützer, Schützenstr. 5

Preiswert. u. gutes
Leder?
Herrenſohlen v. 95.,8
Damenſohlen v. 65.,8
Arbeiterſtief., 40/47,
v. 5.75 . (12080a /F
B.Rapin
Kirchſtraße 10.
Immer
am billigften!
Fahrraddecken 2.25
Schläuche
0.90
Pedale
1.65
Ketten
1.65
3.50
Lenker
2.95
Sättel" ,
0.40 k
Glocken.
Erſatzteile
iegler Art ſtaunend
billig. Nur bei
B. Orio,
Karlsſtraße 14/16.
(11471a)

(Staatlich anerkanntes Institut)
Direktor: Bernhard Sekles.
Unlerricht in allen Fächern der Musik.
Hochschule / Orchesterschule / Vorschule / Opern-
schule
/ Dirigentenkurse / Jazzklasse / Rhythmische
Gymnastik /Seminar für die Staatl. Privatmusiklehrer-
Prüfung / Vorbereitungsklassen für Schulgesanglehrer
Lehrkräfte in der Hochschule u. a.
Klavier: J. Flügge, P. Franzen, A. Hoehn, E. Jung,
F. Malata.
Viollne: L. Keiper, A. Bebner.
Gello: P. Ludwig.
Gesang. J. Gläser, 4. Kohmann, Dr. R. Lignies,
B. Sutter-Kottlar.
Orgel: K. Breidenstein.
Kompasition: B. Sekles.
Orchester- und Chorleitung: H. v. Schmeidel.
Aufnahmeprüfung 29. August
Semesterbeginn: 1. Sept. 1930
Weitere Auskunft und Prospekte durch das Büro,
Frankfurt am Main, Eschersheimerlandstraße 4. (12593

Vortrag
von Frl. Hellwig
Hess. Eisenbahn A.-G.
Darmstadt, Luisenstraße 12/16

Willisauer Ringfi
bei
302a
Wilhelm Mitze
Bäckerei und Konditorei
Darmstadt, Hügelstraße Nr. 19.

Dieſe Woche ganz beſonders ſchöne
lebendfriſche Seefiſche!
Feinſter Schellfiſch, ganz, ohne Kopf,
.. Pfd. 0.45
2 bis 4 Pfünder
Blutfriſche grüne Heringe . Pfd. 0.35
Pfd. 0.35
Bratſchellfiſch
Feinſt. Goldbarſch v. K. . . Pfd. 0.50
Große Nordſee=Schollen Pfd. 0.85
Allerfeinſten Nordſee=Seelachs
Kabliau, Schellfiſch geputzt, i. Schn.
Feinſtes Edel=Filet. Lebendfriſcher
Fluß Zander Pfund nur 0.95
Täglich friſch ebackene Fiſchkoteletts
Pfund 0.60
heiß aus der Pfanne
Allerfeinſte ſüße Bücklinge, Norweger
und Holländ, Lachsbücklinge Neue
Marinaden. Neue Salzheringe.
Fleiſch= und Heringsſalat 12666
Enkirch & Rühl
Telefon 2599
Kiesſtraße 41

Wersc stettseite
Sehmuts ohne Arbeit und Reiben.
All. Herst. Seifenfabrik Böhner, Nürnberg.
III. Mch. 12288)
Das Wanzen-Vertilgungsmittel
RB
Akanthit
Flaſche 1.50 u. 2. 75 Rmk. wirkt verblüffend.
Nur zu haben bei (IV.12623
Anton Fiſcher, Adler=Drogerie
Frankfurterſtraße 12/14 Telephon 186

Ankra-Uhren
2.75 Mk.
Wecker
nit 1 J. Garantie.
Uhr-
macher

Aolb

Elisabethenstr. 31
Aſ0

250. Mark
auf 1 Monat gegen
ſehr gute Sicherheit
geſucht. Offerten u.
M. 107 a. d. Geſch.*

Beiladung
n. Frankfurt, Offen=
bach
,Hanau, Büdin=
gen
. Gießen und
Mannheim nimmt
an J. Kugler.
Liehfrauenſtraße 33.
Telefon 1011.

Akad. geb., erfahr.
Klavierlehrerin er=
teilt
gründl. Unter=
richt
zu mäß Preis.
Nur außer Haus in
all. Stadteil. Emp=
fehl
. vorhand. Näh.
Hochſtraße 15, II. (*

Frisch von der See!
ohne
Kabhau fopf
im Ganzen, Pfd. 0.38
im Ausschnitt, Ptd. 0.42
(V.12660
Feinste
Süd-Bückinge
Pfund.
.. 0.40
Schade &
Füllgrabe
Filialen in allen Stadtteilen.

Die Küche ohne Feuer!

Morgen Freitag
den 22. August abds. 8Uhr
Eintritt frei!
Kostproben!