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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtatter.
Mittwoch, den 20. Auguſt 1930.
Nummer 229
193. Jahrgang
Einzehnmmmers10:Pfennige
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Finanz=Anzelgen 60 Reſchepfg. 92 mm breite
Rellame=
zelle 300 Reichsmark. Alle Preiſe in Reſchsmart
ſ4 Dolſar — 4.20 Marfl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſlichtung auf Erfüllung der
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auſträge und Leiſtſung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichticher Beſtrelbung ſällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bant und Darme
Ktädter und Nationalbank.
Preisrevolukion auf dem Welkmarkk!
Bugt und Hinangteforn oor dem Neicsraomelt.
Wahlreform in Ekappen. — Forkfall der Reichsliſte. — Vor= und Nachkeile für die Parkeien. — In Zukunft
ftärkere Verſchiebungen durch die Reſiſtimmen. — Das Wahlalker im neuen Enkwurf nicht berückſichtigk.
Der Enkwurf des Reichsinnenminifters.
Widerftände innerhalb des Kabinekts
gegen Wirihs Pläne.
Berlin, 19. Auguſt.
Das Reichskabinett trat heute unter dem Vorſitz des
Reichs=
kanzlers Dr. Brüning zur Beratung der den geſetzgebenden
Kör=
perſchaften vorzulegenden Reformvorſchläge zuſammen. Zunächſt
wurde der Entwurf eines Geſetzes zur Schaffung des
Reichsver=
waltungsgerichts verabſchiedet, der, wie bekannt, den vorweg
ge=
nommenen Teil der Reichsreform darſtellt. Sodann nahm das
Kabinett einen eingehenden Vortrag des Reichsminiſters des
In=
nern zur Wahlrechtsreform entgegen, worüber die Beratungen in
den nächſten Tagen fortgeſetzt werden. Im Mittelpunkt der
Be=
ratungen des Reichskabinetts, die bis in die ſpäten
Nachtſtun=
den andauerten, ſtand die erſte grundlegende Erörterung der
finanz, wirtſchafts= und ſozialpolitiſchen Probleme.
der Reichswahlvorſchläge dieſer Parteien die geänderte oder
er=
weiterte Bezeichnung als identiſch mit der bisherigen Bezeichnung
behandelt wird. Es wurden identiſch erklärt: Bei Nummer 6 die
neue Bezeichnung Deutſche Staatspartei (Deutſche Demokratiſche
Partei, Volksnationale Reichsvereinigung und verwandte
Grup=
pen) mit der Bezeichnung Deutſche Demokratiſche Partei; bei
Nummer 10 die neue Bezeichnung Deutſches Landvolk (Chriſtlich=
Nationale Bauern= und Landvolkpartei) mit der Bezeichnung
Chriſtlich=Nationale Bauern= und Landvolkpartei; bei Nummer 11
die neue Bezeichnung Volksrechtpartei (Reichspartei für
Volks=
recht und Aufwertung) und Chriſtlich=Soziale Reichspartei mit
der bisherigen Bezeichnung Volksrechtpartei (Reichspartei für
Volksrecht und Aufwertung); bei Nummer 16 die neue
Bezeich=
nung Konſervative Volkspartei mit der bisherigen Bezeichnung
Volkskonſervative Vereinigung.
* Das Reichskabinett hat am Dienstag die Serie von
Dauer=
ſitzungen, die es für die laufende Woche in Ausſicht genommen
hat, begonnen und ſich zunächſt mit der Frage der Wahlreform
beſchäftigt, über die der Reichsinnenminiſter Dr. Wirt Vortrag
gehalten hat. Was Dr. Wirth beabſichtigt, haben wir ja
be=
reits im weſentlichen mitgeteilt. Er will die Zahl der
Ab=
geordneten verringern, indem er den Wahlquotienten von
60 000 auf wahrſcheinlich 70 000 erhöht, wodurch wir bei
gleicher Wahlbeteiligung 70 Abgeordnete weniger
ha=
ben würden. Er will auch die Reichsliſte ſtreichen und
gleichzeitig kleinere Wahlkreiſe ſchaffen. Die jetzt
be=
ſtehenden 35 Wahlkreiſe ſollen in 162 einzelne Wahlkreiſe
auf=
geteilt werden mit einer Durchſchnittszahl von etwa 250 000
Wahlberechtigten bei einer Bevölkerungszahl von 350,000 bis
400 000. Um dem verfaſſungsmäßig feſtgelegten Prinzip der
Verhältniswahl gerecht zu werden, ſollen dieſe einzelnen
Wahl=
kreiſe dann wieder in 32 Stimmbezirke zuſammengefaßt werden,
über denen ſich wahrſcheinlich nochmals Ländergruppen
auf=
bauen. Durh dieſe doppelte Filtrierung erhofft der Miniſter
einen ſtarken Ausgleich der in den einzelnen Wahlkreiſen
ver=
bleibenden Reſtſtimmen zu erzielen. Immerhin würden
dem=
nach ganz andere Schwankungen beſtehen, als ſie gegenwärtig
möglich ſind, wo jede Partei die ihr zufallenden Reſtſtimmen
bis auf einen Reſtbetrag von höchſtens 30 000 Stimmen in
Man=
date umſetzen kann. Dieſes Verfahren hat aber den Nachteil,
daß ſtärkere Verſchiebungen durch eine Neuwahl kaum möglich
ſind. Ein Verluſt von ½ Millionen Stimmen bedeutet zwar für
eine Partei immerhin ſchon viel, bedeutet aber für den
Reichs=
tag einen Ausfall von nicht einmal neun Mandaten, ſo daß
die Mehrheitsverhältniſſe dadurch nicht ausſchlaggebend
beein=
trächtigt werden. Das würde natürlich anders werden, je
größer der Reſtbetrag würde, weil dann die Schwankungen
der Volksſtimmung gegenüber den einzelnen Parteien auch den
Verluſt oder Gewinn von Mandaten erheblich ſchärfer
ausdrük=
ken würden.
Auf der anderen Seite hat natürlich der Verluſt der
Reichs=
liſte für die Mittelparteien ſeine großen Nachteile, weil ſie
da=
durch auf die Möglichkeit verzichten müſſen, wenigſtens ihren
Parteiführer an ſicherer Stelle unterzubringen. Erinnert ſei
nur daran, daß die Nationalliberale Partei im alten
Reichs=
tag eigentlich keinen einzigen ſicheren Wahlkreis beſaß und ihr
Führer jedesmal an einer anderen Stelle kandidieren mußte,
wo=
bei denn auch gelegentlich eine Niederlage unvermeidlich blieb
und der Führer erſt bei einer Neuwahl unter Umſtänden wieder
zu einem Mandat kam. Dieſe Erinnerungen ſchrecken. Der
Reichsinnenminiſter wird daher im Kabinett vermutlich auf
Widerſtand gegen ſeine Pläne geſtoßen ſein, und es wird
wahrſcheinlich noch einige Tage dauern, bis ſich eine Klärung
der Anſchauungen unter den Miniſtern ſelbſt vollzogen
hat, um ſo mehr, da ja dieſe Wahlreform doch nur ein Torſo
bleibt, denn von der Notwendigkeit einer Erhöhung des
Wahl=
alters ſind eigentlich alle hinter dem Kabinett ſtehenden
Par=
teien überzeugt. Hier liegt einer der Krebsſchäden des ganzen
Wahlſyſtems. Aber an dieſes Problem traut ſich auch Herr Dr.
Wirth nicht heran, weil er ſeine Wahlreform nicht mit einer
verfaſſungsändernden Beſtimmung belaſten möchte, für die eine
qualifizierte Mehrheit parlamentariſch nicht zu finden iſt. Das
Ergebnis der Kabinettsberatungen iſt alſo im günſtigſten Falle
eine Wahlreform in Etappen.
Ueber die Finanzreform wird das Kabinett erſt in einer
der nächſten Sitzungen beraten. Deshalb darf die Frage
ge=
ſtattet ſein, ob nicht die Beratungen überhaupt auf ein falſches
Geleiſe geſchoben wurden. So wichtig die Frage der
Wahlreform an ſich iſt, ſo kann man doch der Meinung
ſein, daß wir im Augenblicknochungleichwichtigere
Probleme zu löſen haben, und es will uns etwas ſehr
wenig dünken, wenn der einzige Bonbon, den die Regierung
Brüning den Wählern jetzt vorſetzt, die Teillöſung der
Wahl=
reform bleiben ſollte.
Die Benummerung der Reichswahlvorſchläge.
Berlin, 19. Auguſt.
Der Reichsminiſter des Innern hat nach Ausſchreibung der
Reichstagswahlen für die Parteien, die im letzten Reichstag
ver=
treten waren, die Nummern ihres Reichswahlvorſchlages
feſtge=
ſetzt. Inzwiſchen haben mehrere Parteien organiſatoriſche
Aende=
rungen erfahren oder die Bezeichnungen für ihre
Reichswahlvor=
ſchläge geändert oder erweitert. Der Reichsminiſter des Innern
hat ſich damit einverſtanden erklärt, daß bei der Benummerung
Burgfrieden und gemeinſamer Wahlaufruf.
* Berlin, 19. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die wiederholt vertagten Beſprechungen zwiſchen den
Volks=
konſervativen, der Deutſchen Volkspartei und der
Wirtſchafts=
partei ſind nun tatſächlich am Montag abend geſtartet,
nach=
dem es glücklich gelungen war, die entſcheidenden drei
Unter=
händler zuſammenzubringen, die während des Wahlkampfes ja
viel unterwegs ſind. Für die Atmoſphäre, in der die Ausſprache
erfolgte, iſt dieſe Verſchiebung zweifellos gut geweſen, denn es
iſt wirklich gelungen, die Meinungen unter einen Hut zu
brin=
gen und eine Uebereinſtimmung über einen gemeinſamen
Wahlaufruf zu erzielen. Die Veröffentlichung ſoll am
Donnerstag erfolgen, nachdem noch der Vorſitzende der
Wirt=
ſchaftspartei, der durch Herrn Sachſenberg vertreten war, ſeine
Unterſchrift gegeben hat.
Inhaltlich wird man ſich von dem Wahlaufruf allzu viel
Poſitives kaum verſprechen können. Nach der ganzen
Entwick=
lung muß ſich der Wahlaufruf darauf beſchränken, feſtzuſtellen,
daß die Parteien im Wahlkampf getrennte Wege marſchieren,
aber doch unter ſich einen Burgfrieden wahren wollen und
die Abſicht haben, im neuen Reichstag ſachlich und taktiſch
zu=
ſammenzuarbeiten. Das Ganze iſt alſo mehr ein Appell an die
Wähler. Die Aktion hat ihren politiſchen Inhalt indeſſen ſtark
verloren, nachdem die Volkskonſervativen mit der Bekanntgabe
ihres eigenen Wahlaufrufs bereits vorgegangen ſind. Es müßte
aber eigentlich in der Linie der Politik, wie ſie bisher Herr
Scholz verfolgt hat, liegen, wenn er mindeſtens noch einen
Ver=
ſuch machen würde, auch die Uinterſchrift der Staatspartei unter
dieſen Aufruf zu gewinnen, weil ſonſt der Eindruck einer
ein=
ſeitigen Bindung der Volkspartei nach rechts entſtehen könnte.
Geheimrak Kahl über die geſcheikerke Sammlung
der Mikke.
Berlin, 19. Auguſt.
In einer längeren Zuſchrift an die „Nationalliberale
Kor=
reſpondenz” äußert ſich der Senior der Deutſchen Volkspartei,
Geheimrat Kahl, über die geſcheiterte Sammlungsbewegung der
Mitte. Profeſſor Kahl betont, daß er gegen die Staatspartei als
ſolche nicht einen Feldzug eröffnen wolle und auch volles
Ver=
ſtändnis für das Wahlbündnis in Württemberg und Baden habe.
Dagegen komme es ihm auf das klare Bekenntnis an, daß er nach
Verlauf und Ergebnis der Verhandlungen auch ſeinerſeits der von
Scholz getroffenen letzten Entſcheidung nur aus vollſter
Ueberzeu=
gung beitreten könne. Der Vorſchlag Hoepker=Aſchoffs und
Diet=
richs, beide Parteien auf gleichberechtigter Grundlage unter
ſei=
ner Führung zuſammenzuſchließen, ſei gewiß für ihn ſehr
ehren=
voll. Aber er hätte aus ſachlichen Gründen die ihm zugedachten
Aufgaben niemals zu löſen vermocht, denn es fehle die
Grund=
vorausſetzung eines wirklichen Zuſammenſchluſſes und die
voran=
gegangene programmatiſche Verſtändigung wenigſtens über die
Hauptlinien der erſtrebten gemeinſamen Politik. Kahl verweiſt
vor allem auf die Zwieſpältigkeit im Verhältnis zur
Sozialdemo=
kratie. Er kenne kaum eine größere politiſche Torheit als das,
daß nur ohne oder gegen die Sozialdemokratie regiert werden
könne.
Trinkbrannkweinverbok für den 14. Hepkember
in Preußen.
Berlin, 19. Auguſt.
Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, wird in
der nächſten Nummer der Geſetzſammlung eine vom preußiſchen
Miniſter des Innern erlaſſene Bekanntmachung veröffentlicht
werden, durch die für den Bereich des Landes Preußen anläßlich
der Wahlen zum Reichstag der Ausſchank von Branntwein und
der Kleinhandel mit Trinkbranntwein für Sonntag, den 14.
Sep=
tember 1930, verboten werden. Das Verbot des Kleinhandels mit
Trinkbranntwein gilt auch für den Fall, daß dieſer in
verſchloſ=
ſenen oder verſiegelten Flaſchen abgegeben wird. Sofern an
ein=
zelnen Orten Tatſachen die Annahme rechtfertigen, daß durch
den Ausſchank von ſonſtigen geiſtigen Getränken am Sonntag,
den 14. September 1930, in den Abendſtunden eine Gefährdung
der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung eintritt, bleibt es den
Ortspolizeibehörden unbenommen, einen früheren Beginn der
Polizeiſtunde feſtzuſetzen.
Von
Profeſſor Dr. Hermann Levy, Berlin.
Seit den ſchlimmen Tagen der Inflation hat man wohl
bei uns nicht ſo viel Grund gehabt, ſich mit der Preisbildung
zu beſchäftigen wie im Augenblick. Freilich kommt dieſes Mal
der Anſtoß nicht aus unſrer eignen Wirtſchaftsmiſere — wenn
dieſe auch eng mit Preisfragen aller Art verknüpft iſt —
ſon=
dern von der internationalen Preisgeſtaltung her. Hier haben
ſich in den letzten Monaten Entwicklungen angebahnt, die man
in den Jahren 1928—1929 nicht für möglich gehalten hat, es iſt
hier auf den verſchiedenſten Gebieten ein Abſturz der Preiſe
eingetreten, den man nicht anders wie eine „
Preisrevo=
lution” zu nennen vermag.
Zunächſt die Tatſachen: ein Blick auf die internationalen
Getreidepreiſe zeigt die erſtaunliche Tatſache, daß dieſe
zu einem großen Teil auf das Vorkriegsniveau geſunken
ſind. In New York koſtete Hartwinterweizen am 30. Juli pro
Buſhel nur noch 93½ Cents gegen 104 Cents im Jahre 1913;
Roggen koſtete in Chikago pro Buſhel 50½ Cents gegen 66 Cents
im Jahre 1913. Bei uns notierte Roggen ebenfalls mit
158—168 Mk. pro Tonne nicht über Friedenspreis. Die
Baum=
wollpreiſe und Vollpreiſe zeigen ein gleiches Bild.
Baumwolle z. B. koſtete loko New York am 30. Juli 12,45 Cents
pro engl. Pfund gegen 13,65 Cents im Juli 1914. Und von
einer noch ſtärkeren Preisderoute ſind die Metallmärkte
ergriffen worden: Silber, Platin, Kupfer, Zink und Zinn ſind
zum Teil erheblich unter den „Friedenspreis” geſunken,
ähn=
lich ſteht es mit Kautſchuk, Häuten, Kaffee, Holz,
eine Preisbaiſſe auf der ganzen Linie weltwirtſchaftlich wichtiger
Rohſtöffe und Nahrungsmittel, welche teils unter die
Friedens=
preisbaſis ſchon hinabgeht, teils an dieſelbe heranreicht,
wäh=
rend wir bisher gewohnt waren, mit um 50—60 Prozent höheren
Preiſen als im Jahre 1913 zu rechnen. Forſcht man nach der
nächſtliegenden, freilich den Preisſturz zunächſt nur
charakteri=
ſierenden, nicht voll erklärenden Urſachen, ſo begegnet man
über=
all der Auffaſſung, daß ein Ueberangebot vorhanden iſt, deſſen
Abſorbierung unmöglich erſcheint. Um nur ein Beiſpiel
her=
auszugreifen: nach Angaben eines engliſchen Fachblattes liegen
heute in London zwei Mal ſo viel Zinn wie im Juli 1929 und
vier Mal ſo biel wie bor zwei Jahren! Es iſt bezeichnend, daß
ſich das Ueberangebot überſeeiſcher
Nahrungs=
mittel und Rohſtoffe (auch Genußmittel: Kaffebaiſſe) in
einer ſtarken Verminderung der transozeaniſchen Frachttarife
äußert, da die importierenden Länder infolge ihrer auſgefüllten
Lager natürlich mit neuen Einfuhren ſehr zurückhalten. Aüch
die Frachtſätze auf den großen überſeeiſchen Seerouten liegen
heute unter denen des Friedens! Welcher Gegenſatz zu den
Ereigniſſen der letzten 15 Jahre, wo ſie zuweilen um 5—600
Pro=
zent und noch höher über den normalen Friedensſätzen lagen.
„Man könnte meinen, daß ein Herabgehen der
Nahrungs=
mittel= und Rohſtoffpreiſe als ein günſtiges Symptom gedeutet
werden könnte. Die ganze Welt, ſo hört man ſagen, wartet
ja auf dieſes Herabgehen der Preiſe als der Erlöſung von
Kriegs= und Nachkriegsteurung. Gewiß, wäre eine ſolche
Deu=
tung denkbar, wenn ſich der neue Preisſturz nicht unter ganz
beſtimmten und höchſt bedenklichen
Begleitumſtän=
den vollzöge. Dieſem Preisſturz der Roherzeugniſſe ſcheint
nämlich keineswegs eine entſprechende Senkung der
Waren=
preiſe zu folgen. Weder wir in Deutſchland noch andere
Län=
der, wie etwa England, haben etwas von einer
Parallelbewe=
gung der Rohſtoff= und Fabrikatpreiſe bemerkt. Nach dem
In=
der des engliſchen Economiſt vom 9. Auguſt 1930 iſt z. B.
Baum=
wolle um 31,4 Punkte gegenüber dem Vorjahre geſunken,
wäh=
rend Baumwollſtoffe nur 15,3 Punkte herabgegangen ſind und
während der Preis von Häuten um 3,8 Punkte tiefer iſt als
im Vorjahre, ſind die Lederpreiſe noch um 7,5 Punkte geſtiegen.
In dieſer Diskrepanz — man hat ſie „Preisſchere” genannt
— dieſem Mißverhältnis zwiſchen Rohſtoff= und Fabrikatpreis
liegt das „Revolutionäre”, das Anormale dieſer ganzen neuen
Weltmarktpreis=Entwicklung. Ein Ueberfluß iſt gewiß erfreulich,
wenn er zu rentablen Preiſen untergebracht werden kann; wenn
aber dieſer Ueberſchuß auf einen Markt ſtößt, der überhaupt
keine Konſumſteigerung mehr zuläßt, wenn
anderer=
ſeits die Koſten der Weiterverarbeitung auf Grund vieler
feſt=
ſtehender oder nur langſam ſich verringernden Belaſtungen,
wie hoher Lohnausgaben, ſozialer Laſten, hoher Steuern, hoher
Mieten, immer noch zu teurem Gelde unbeweglich ſind, ſo wirkt
ſich die Ueberfülle an Rohſtoffen und Nahrungsmitteln nicht
zugunſten der letzten Verbraucher, ſondern nur zuungunſten
der Erzeuger dieſer Nahrungsmittel und Rohſtoffe aus. Wie
weit in dieſer Beziehung die Unnatur der augenblicklichen
Preis=
verhältniſſe in der Weltwirtſchaft gediehen iſt, zeigt die
Tat=
ſache, daß in Amerika Stimmen laut werden, welche von den
Wirkungen der übermäßigen Hitze, welche die Getreideerträge
bis zu 60 Prozent des Vorjahres verringert haben ſoll, einen
Stillſtand der verheerenden Preisbaiſſe „erhoffen”;
ſo wird unter den desorganiſierten Verhältniſſen der
Weltwirt=
ſchaft das, was bisher als höchſter Wohlſtand angeſehen wurde,
die gute Ernte, zur „Plage”, — was freilich eine ökonomiſch
ſehr unliebſame Umkehrung ſein dürfte, da es dem Farmer
lieber ſein müßte, große Mengen zu rentablen Preiſen, als
geringe Mengen zu etwas höheren Preiſen loszuſchlagen.
Vielleicht iſt dieſe außerordentliche Preis=Kalamität, die
in dieſem Jahre über die Weltwirtſchaft hereingebrochen iſt,
ein Blitzſtrahl, der etwas Erleuchtung in die Finſternis der
wirtſchaftlichen Nachkriegszeit zu bringen vermag. Hauptſchuld
an der verhängnisvollen Uebererzeugung trägt die geſchwächte
Kaufkraft der alten europäiſchen
Induſtrie=
länder. Wenn man in Amerika lange Zeit geglaubt hat,
ohne weſentliche Rückſichtnahme auf die europäiſchen
Wirtſchafts=
intereſſen auskommen zu können, wenn man meinte, den
Ver=
armungsprozeß Europas von der ſicheren Warte des
ange=
ſchwollenen amerikaniſchen Goldarſenals ruhig mitanſehen zu
künnen, ſo wird vielleicht die Not des amerikaniſchen
Weizen=
farmers, des amerikaniſchen Baumwollplantagenbeſitzers oder
des amerikaniſchen Kupfer=Erzeugers dahin belehren, daß die
Kauffähigkeit Europas nicht nur eine europäiſche, ſondern auch
eine eminent amerikaniſche” Angelegenheit ſein kann. Man
wird vielleicht ſowohl in Amerika wie in anderen exportierenden
Ländern zu begreifen anſangen, daß zirka 2½ Millionen
Ar=
beitsloſe in Deutſchland oder 2 Millionen Arbeitsloſe in Eng=
Seite 2
Mittwoch, den 20. Auguſt 1930
Nummer 229
land nicht als eine nur vom Standpunkt dieſer Länder
be=
dauernswerte ſoziale Erſcheinung zu begutachten ſind, ſondern
daß dieſe Scharen in ihrer Kaufkraft entwerteter Konſumenten
einen direkten Nachteil für alle diejenigen Erzeuger in der Welt
bedeuten, welche ihre Nahrungsmittel und Rohſtoffe zum
Zwecke des auswärtigen Konſums abſtoßen müſſen. Umgekehrt
aber wirkt ſelbſtverſtändlich auch die Notlage überſeeiſcher
Roh=
ſtoff= und Nahrungsmittelerzeuger auf die europäiſchen
Fabrikat=
exportländer zurück und verſchärft dort von Neuem deren Kriſis,
weil, der überſeeiſche Abſatz von Fertigwaren durch die
Preis=
deroute in Nahrungsmitteln und Rohſtoffen verringert wird.
Ueber die Erſcheinung der Preiſe und der Preisbildung
ge=
langt man auch hier immer wieder zu dem Grundübel der
Weltwirtſchaftslage von heute: die durch Krieg und
Nachkriegs=
bürden erſchlaffte Kaufkraft der Welt, ganz beſonders
Euro=
pas. Die neue, erſchüttende und noch gar nicht abſehbare
Preis=
revolution kann daher ſehr wohl mit einem erleuchtenden
Blitz=
ſtrahl verglichen werden. Wird man dafür Sorge tragen, daß
er nicht zündet?
Ariſe m Bähern.
Drei Minuken Bayeriſcher Landtag.
München, 19. Auguſt.
Das Plenum des Landtages trat heute nachmittag zuſammen,
um zu den ſozialdemokratiſchen, bauernbündleriſchen und
kommu=
niſtiſchen Anträgen auf Aufhebung der
Schlachtſteuernotverord=
nung Stellung zu nehmen. Dazu war ein weiterer
ſozialdemokra=
tiſcher Antrag eingegangen, der den Ausfall eines Betrages von
etwa 8 Millionen Mark, den die Schlachtſteuernotverordnung
er=
bringen ſoll, dadurch gedeckt ſehen will, daß auf dem Wege von
Verhandlungen mit den Religionsgeſellſchaften die Leiſtungen des
Staates an die Religionsgeſellſchaften gekürzt werden ſollen. Bei
außerordentlich ſtark beſetzten Tribünen gab der Präſident
be=
kannt, daß die Staatsregierung die Vorberatung ſämtlicher
Gegen=
ſtände der Tagesordnung außer dem neuen ſozialdemokratiſchen
Antrag wünſche. Nach drei Minuten ſchloß die Sitzung.
Un=
mittelbar darauf trat der Haushaltsausſchuß zuſammen.
Aufhebung der Nolverordnung im Ausſchuß.
München, 19. Auguſt.
Der Staatshaushaltsausſchuß des Bayeriſchen Landtags hat
im Anſchluß an eine kurze Vollſitzung des Landtags die Anträge
auf Aufhebung der Notverordnung und die Vorſchläge zur
Deckung des Defizits beraten. In der Abſtimmung wurde der
Antrag der Sozialdemokraten, die durch Verordnung des
Geſamt=
minſteriums eingeführte Schlachtſteuer nicht zu erheben, mit 15
Stimmen der Sozialdemokraten, Kommuniſten, der Deutſchen
Volkspartei, des Bauernbundes und der Nationalſozialiſten gegen
die Stimmen der Deutſchnationalen und der Bayeriſchen
Volks=
partei angenommen. Die Notverordnung der Regierung iſt
da=
mit im Ausſchuß gefallen und die Aufhebung der Schlachtſteuer
beſchloſſen.
Die politiſche Lage in Bayern hat durch die Beſchlüſſe des
Landtages und ſeines Ausſchuſſes noch keine Hlärung erfahren.
Nachdem im Staatshaushalts=Ausſchuß die Schlachtſteuer der
Regierung abgelehnt worden iſt, haatten auch die weiteren
Ab=
ſtimmungen über die neuen Deckungsvorſchläge der Parteien zum
Teil überraſchende Ergebniſſe. So wurde ein
Bauernbund=
antrag auf Kürzung der Beamtengehälter mit vier Stimmen des
Bauernbundes bei Stimmenthaltung ſämtlicher übrigen
Par=
teien angenommen, obwohl die Regierung erklärte, daß eine
ſolche Kürzung verfaſſungsrechtlich unzuläſſig ſei, ſolange das
Reich ſelbſt nicht eine Kürzung der Beamtengehälter
beſchloſ=
ſen habe. Ein weiterer Antrag des Bauernbundes, die
Mini=
fterialzulagen der bayeriſchen Beamten ab 1. September
aufzu=
heben, wurde bei Stimmenthaltung der übrigen Parteien mit den
Stimmen der Sozialdemokraten und des Bauernbundes
ange=
nommen. Weiter nahm der Ausſchuß, der über vier Stunden
tagte, einen Antrag der Bayeriſchem Volkspartei an, die
Regie=
rung zu ermächtigen, ſofort Maßnahmen zur Vereinfachung der
Staatsverwaltung zu treffen. Ein ſozialdemokratiſcher Antrag,
auf Aufhebung der freiwilligen Leiſtungen des Stagtes an die
Kirchengeſellſchaften wurde abgelehnt. Schließlich wurde noch
ein Antrag der Deutſchnationalen, die Aufwandsentſchädigungen
der Landtagsabgeordneten um 25 Prozent zu kürzen, auf eine
weitere Sitzung des Ausſchuſſes, auf morgem vormittag,
zurück=
geſtellt. Die Entſcheidung über einen etwaigen Rücktritt der
Re=
gierung oder eine andere Entwicklung der politiſchen Lage kann
erſt am Mittwoch erfolgen, an dem um 10 Uhr vormittag das
Plenum des Landtages erneut zuſammentreten wird.
* Der Erfolg der Stockholmer
Ausſtellung 4.30.
Intimes Format. — Kulturelle Vorausſetzungen. — Der Stil.
Die europäiſche Wirtſchaft iſt von dem Mammutformat der
Weltausſtellungen abgerückt. Durchorganiſierte
Fachausſtellun=
gen und Meſſen erfüllen die Nachkriegszeit beſſer und richtiger
die geforderten Vorausſetzungen. San Francisco 1915 und
Bar=
celona 1929 waren in ſolchem Sinne letzte, glanzvolle Ausklänge
einer alten Tradition. Stockholm begründet und vollendet auf
ſeine Art das intime Format des neuen
Ausſtel=
lungsſtils und fußt dabei auf den beiden ausſchlaggebenden
Faktoren: Rentabilität und Qualität. Dieſe
Ausſtel=
lung gibt gleichzeitig den Beweis dafür, daß gute Kaufleute —
im Hinblick auf deutſche Verhältniſſe geſehen — immer noch die
beſſeren „Kommunalpraktiker” ſind. Denn dieſe erfolgreiche
Aus=
ſtellung wurde weder vom Staat noch von der
Reichs=
haupſtadt finanziert, wenngleich ſie auf der ganzen Linie
den moraliſchen Erfolg für ſich buchen können. Fünf der
größ=
ten Warenhausgeſellſchaften Schwedens finanzierten das Werk,
deſſen Koſtenhöhe ihr erfolgreicher architektoniſcher Schöpfer E.
G. Asplund, mir in einem Interview mit drei bis vier
Mil=
lionen Kronen bezifferte. Zwei Monate nach Eröffnung war
der Kontenausgleich geſchaffen. Nahezu 1,8 Millionen Beſucher
waren bis dahin gezählt. Von den hohen Pachteinnahmen
ab=
geſehen, war damit der Koſtenaufwand durch Beſuchereinnahmen
gedeckt.
Worauf beruht nun der unbeſtrittene Erfolg dieſer
ſchwe=
diſchen „Ausſtellung für Architektur und Kunſtgewerbe‟? Die
Frage iſt mehr als berechtigt. Schweden hat ja erſt ſeit zwei
bis drei Jahren ſo etwas wie eine zielbewußte moderne
Bau=
bewegung. Es iſt das Land eines ſehr gepflegten architektoniſchen
Nachklaſſizismus. Wo ſoll es die tragenden Kräfte für die
Mo=
derne herholen? Schweden hat drei bis vier Monate Sonne,
Sommerlicht. Wo ſoll es den Glanz, den leichtfertigen Glanz
einer Ausſtellung herholen, die das Gefallen der Welt finden
kann, im Augenblick eines ſieghaft entſchiedenen Streites zwiſchen
Tradition und Fortſchrittlichkeit in der Architektur?
Es tobt zwar in Schweden ein heftiger Streit um das flache
Dach — eben aus klimatiſchen Gründen —, aber das hindert
nicht die Geburt einer Stockholmer Ausſtellungs=
Architektur aus dem Licht, was hier ſoviel heißt wie
aus dem glauzvollen, lichrüberſtrahlten Aufblühen der Natur in
den wenigen Sommermonaten. Das Licht des Sommers iſt hier
Geheimnis, Sehnſucht, iſt ein Himmelsgeſchenk, das in der
Mitt=
ſonimernacht ſelbſt zu einem Wunder wird. Die Künſtler werden
Vom Tage.
Die neuen Einigungsverhandlungen zwiſchen den
Angeſtellten=
gewerkſchaften und den Arbeitgebern der Berliner Metallinduſtrie, die
am Dienstag im Reichsarbeitsminiſterium ſtattfanden, ſind geſcheitert.
Damit iſt auch der neue Vermittlungsvorſchlag des
Reichsarbeits=
miniſters gegenſtandslos geworden.
Der zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung vom Reichstag
allein noch übrig gebliebene Ständige Ausſchuß iſt für den
nächſten Freitag wieder einberufen zur Beratung der
Auf=
hebung der Immunität einzelner Abgeordneten, die das vorige Mal
ſtrittig geblieben war, und zur Stellungnahme zu einer Verordnung
über die Ausführung des Weingeſetzes.
Der Reichsparteivorſtand der Deutſchen Zentrumspartei
beſchloß nach längeren Beratungen im Reichstage die Zuſammenſtellung
der Reichsliſte für die bevorſtehenden Wahlen. Die Liſte wird
geführt durch Reichskanzler Dr. Brüning und Prälat Kaß. Es folgen
dann an ſicheren Stellen als Vertreter der Induſtrie Geheimer
Finanz=
rat a. D. Bürgers=Köln und Florian Klöckner.
Der Präſident der Handwerkskammer für Schwaben und Neuburg,
Landesgewerberat Joſef Halbeck in Augsburg, iſt an
Stelle des verſtorbenen Landesbaurats Georg Meiſter als Mitglied
des Vorläufigen Reichswirtſchaftsrates einberufen
worden.
Am Dienstag nachmittag iſt der Leiter der litauiſchen
Geheim=
polizei, Oberſt Ruſteika, in einem Kownoer Hotel überfallen und durch
einen Revolverſchuß und einen Mefferſtich lebensgefährlich verletzt
wor=
den. Die beiden Täter, ein Student und ein etwa 40jähriger Mann,
wurden auf der Flucht verhaftet.
Die öſterreichiſche Delegation zur
Völkerbunds=
vollverſammlung wird in den erſten Verhandlungstagen von
Bundeskanzler Schober geführt werden. Der Delegation
gehören an: der frühere Botſchafter Graf Mensdorf, der ſtändige
Ver=
treter Oeſterreichs beim Völkerbund, Dr. Pflügel, der öſterreichiſche
Geſandte in Bern, Dr. Hoffinger, und als Sachverſtändige Dr. Schüller,
Dr. Leitmeier und Dr. Matſch.
Halbamtlich wird mitgeteilt, daß die franzöſiſche
Re=
gierung ſich mit der Zuſammenſetzung der
Völ=
kerbundsabordnung noch nicht beſchäftigt habe.
Die Frage werde wahrſcheinlich in einem der nächſten
Miniſter=
räte zur Sprache gebracht werden.
Auf der Hochebene des Karſtgebietes finden
große italieniſche Manöver ſtatt, an denen auch der
Kriegsminiſter General Gazzena teilnimmt.
Der ſpaniſche Finanzminiſter Arguelles iſt
zu=
rückgetreten.
Offiziell wird beſtätigt, daß Perſien die von der
tür=
kiſchen Regierung zur Unterdrückung der
Kur=
deneinfälle für notwendig erachteten
Grenz=
berichtigungen abgelehnt hat.
Die Einrichtung eines regelmäßigen
Luft=
ſchiffdienſtes England — Amerika wird in einem vom
engliſchen Luftfahrtminiſterium veröffentlichten Blaubuch
aus=
führlich erörtert.
Das Defizit im Staatshaushalt der
Verei=
nigten Staaten dürfte nach Berechnungen des Schatzamts
200 Millionen Dollar überſchreiten.
Die Einigungsverſuche im franzöſiſchen
Arbeits=
konflikk.
EP. Paris, 19. Auguſt.
Die Beſprechungen des Arbeitsminiſters Laval mit den
ver=
ſchiedenen Arbeitgeber= und Arbeitnehmer=Organiſationen des
nordfranzöſiſchen Streikgebietes haben heute vormittag im
Arbeitsminiſterium begonnen. Der Arbeitsminiſter hat ſich
zu=
erſt mit dem Abgeordneten und Bürgermeiſter von Lille,
Sa=
lengro, unterhalten, in deſſen Begleitung ſich eine Delegation vom
Liller Textilarbeiter=Syndikat befand. Verſchiedene andere
Arbei=
terorganiſationen, Vertreter des Textilinduſtriellenkonſortiums
von Roubaix=Tourcoing und anderer vom Streik betroffenen
Induſtriellenverbände wurden heute nachmittag vom
Arbeits=
miniſter empfangen. Alle dieſe Verbände haben dem Miniſter ihre
Wünſche, Forderungen und Standpunkte dargelegt. Gleichzeitig
hat der Miniſter verſucht, die einzelnen Standpunkte einander
anzunähern. Wie weit ihm dies gelungen iſt, läßt ſich heute
nach=
mittag noch nicht überſehen, da noch einige wichtige Delegationen
im Arbeitsminiſterium vorſprechen werden. Die eigentliche
Ver=
mittlungsaktion des Miniſters wird heute abend oder in den
kom=
menden Tagen einſetzen, ſobald er ſich ein genaues Bild über die
Lage machen kann.
In Roubaix=Tourcoing iſt die Streiklage unverändert. Von
45 000 Streikenden haben heute morgen nur 500 Mann die Arbeit
wieder aufgenommen. In Lille und Umgebung macht die
Ent=
ſpannung weitere Fortſchritte. 1500 Textil= und 250
Metallarbei=
ter ſind auf ihren Arbeitsſtätten erſchienen, ſo daß ſich die Zahl
der ſtreikenden Textilarbeiter auf 12 300 und die der ſtreikenden
Metallarbeiter auf 8600 vermindert hat.
— wie Anders Zorn es geweſen iſt — zu Dichtern des Lichtes.
Auch dieſe neue Architektur iſt nichts anderes als Umſchreibung
der lichtgeformten Natur, in einem Sinne, der die Natur zur
wahren Schöpferin der Dinge macht. Und das iſt wiederum
ein Evgebnis, das man eigentlich als die Kultur Schwedens
be=
zeichnen muß, ſo wie ſie der ſchwediſche Menſch geformt hat. In
den Dichtungen der großen Lagerlöf wächſt aus dieſer
Verbun=
denheit von Natur und Menſch das mythiſche Geſicht dieſes
Landes herauf. Es iſt ſchlechthin der Mythos des germaniſchen.
Nordens.
Schweden hat die Schäden, die das wahllos nachahmende
ausgehende 19. Jahrhundert in Architektur und Städtebau
an=
richtete, nicht halb ſo vernichtend erfahren wie wir. Noch
weni=
ger die inneren und äußeren Verwüſtungen des Krieges.
Schwe=
den hat ſeit über hundert Jahren keinen Krieg mehr geführt
(Preußen, Deutſchland vier in dieſer Zeit, und was für Kriege!),
von einer Revolution ganz zu ſchweigen. Gewiß kann Krieg,
um mit dem alten Philoſophen zu ſprechen, der Vater aller
Dinge ſein. Wir in Deutſchland kennen dieſe Dinge, die ſich
raſender Fortſchritt, techniſche Ziviliſation, Sozialkämpfe,
gei=
ſtiger Radikalismus und Entwertung aller Werte nennen. Wenn
man aus Schweden zurückkehrt, wieder mitten in dem
berau=
ſchendem Tempo deutſcher Großſtädte, mitten in dem Hell und
Dunkel des deutſchen Gegenwartsgeſchickes ſteht, mitten in dieſem
großartigen Gewoge ſchöpferiſcher Unraſt, begreift man die
Gren=
zen der Entwicklung dieſer beiden Völker. Unſere iſt ſtets
ge=
fährdet, aber unbegrenzt und zukünftig. Jene iſt in ſich
ge=
ſchloſſen, begrenzt und bei aller Zukunft immer ein ganz großes
Stück Vergangenheit. Bei uns reguliert die Maſchine der
deut=
ſchen Wirtſchaft, an die die rieſige Arbeitskraft des deutſchen
Menſchen geſtellt ift, den Atem und Pulsſchlag des Daſeins.
Oben im Norden verſinkt der Lärm der zentraliſierten
Indu=
ſtrie zwiſchen den endloſen Wäldern und Seen des Wärmlandes
und Dalernes. Dort iſt Kultur und Natur noch eins. Wir
ha=
ben das verloren. Das Licht aus dem Norden ſcheint zu uns
herüßer, aber wer will entſcheiden, ob wir jemals noch einmal
den Fahrtkurs uiſerer Zukunft nach ihm orientieren können?
Es war im Grunde in dieſen Zeilen von einer Ausſtellung und
ihrem Stil die Rede. Man fragt nach ihrem beiſpielloſen
Er=
folg: er liegt eben letzten Endes in dem begründet, was als
Geſchichte, Minſch und Natur den Hintergrund zu jeder
Gegen=
wartsleiſtung bildet.
Man hat den deutſchen Kritikern und Architekten ein
Stich=
wort über dieſe Ausſtellung zugerufen, dem wir antworten
muß=
ten. Schweden lernte die Grundlagen ſeines neuen Bau= und
Raumſtils vor allem in Deutſchland, dann in Frankreich,
Oeſter=
reich und Holland kennen. Nun wollte es dieſen Stil, deſſen
Internationalität zehn Jahre lang eine unantaſtbare
Selbſtver=
ſtändlichkeit war, in einer ſpezifiſch nationalen
For=
mung zeigen. Das Ergebnis tritt mit jeder typiſchen Reife
die Meoekländiſche Bohottorsrsang.
Beſprechungen über die deutſch-niederländiſchen
Handelsbeziehungen.
Rotterdam, 19. Auguſt.
Die Vertreter des Zweckverbandes der niederrheiniſchen
In=
duſtrie= und Handelskammern und der Induſtrie= und
Handels=
kammer Rotterdam haben die Beſprechungen über die
Schwierigkeiten der deutſch=niederländiſchen
Handelsbeziehungen in Rotterdam fortgeſetzt. Die
Ver=
treter der Rotterdamer Handelskammer äußerten ihre
Befriedi=
gung darüber, daß die deutſch=finniſchen privaten
Verhandlungen, wie ſie vernommen hätten, geſcheitert
ſeien. Nach den Informationen von deutſcher Seite ſei nicht zu
erwarten, daß dieſe oder ähnliche Beſprechungen fortgeſetzt oder
wieder aufgenommen würden. Die deutſchen Handelskammern
ſprachen die Erwartung aus, daß Deutſchland die Ratifizierung
des Zuſatzvertrages mit Finnland vom 29. Mai 1929 vornehmen
werde. Sollte entgegen dieſer Erwartung der deutſch=finniſche
Handelsvertrag doch gekündigt werden, ſo hofften die deutſchen
Handelskammern, daß der Einfuhrzoll für Butter
un=
ter keinen Umſtänden höher angeſetzt werde, als in dem
Zuſatz=
vertrage vorgeſehen. An den gegenwärtig in Deutſchland
gelten=
den Einfuhrzöllen auf Käſe wird nach der Meinung der deutſchen
Vertreter ſicherlich nichts geändert werden. Die Vertreter der
deutſchen Induſtrie= und Handelskammern ſprachen ihre Meinung
dahin aus, daß, wenn die Veranlaſſung für die
nie=
derländiſche Boykottbewegung beſeitigt ſei, die
Handelsbeziehungen zwiſchen beiden Ländern wieder wie früher
gutnachbarliche werden würden. Auf niederländiſcher Seite teilte
man dieſe Hoffnung; man hat das feſte Vertrauen, daß die
Ver=
anlaſſung, die zu der Boykottbewegung geführt habe, ſich nicht
wiederholen werde. Beide Parteien waren ſich dahin einig, daß
auf die beiderſeitigen Regierungen ein Druck ausgeübt werden
müſſe, um den gegenwärtigen Handelsintereſſen der beiden Völker
Rechnung zu tragen.
Die neue polniſche Grenzverlekung.
* Berlin, 19. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die Königsberger Meldungen über eine neue
Grenzver=
letzung der polniſchen Zollbeamten wird von Berliner
zuſtän=
diger Stelle in vollem Umfange beſtätigt. Man verſichert uus,
daß die Reichsregierung den Fall zum Anlaß nehmen wird, um
erneut entſchiedene Vorſtellungen gegen die fortgeſetzten
Grenz=
übertritte und Grenzverletzungen durch polniſche Flieger und
polniſche Beamte zu machen. Nach der bisherigen polniſchen
Praxis muß freilich befürchtet werden, daß auch eine noch ſo
deutliche deutſche Sprache nicht ſehr viel fruchtet.
Bernhard nicht mehr Reichskagskandidak.
* Berlin, 19. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die Auseinanderſetzungen zwiſchen den Volksnationalen
und den Demokraten innerhalb der Staatspartei haben ſich bei
der Aufſtellung der Kandidatenliſten nicht überall reibungslos
vollzogen. In Berlin z. B. hat wiederholt ein Szenenwechſel
ſtattgefunden. Urſprünglich war Herr Koch=Weſer in Ausſicht
genommen, der aber wohl innerhalb ſeiner eigenen Partei auf
Widerſtand ſtieß. Er hat infolgedeſſen im letzten Augenblick mit
dem Reichsfinanzminiſter den Platz getauſcht in der Form, daß
Dr. Dietrich, der in Baden auf der gemeinſamen Liſte mit der
Volkspartei ſteht, auch die Berliner Liſte führt, während Herr
Koch die Spitzenkandidatur der Reichsliſte übernommen hat,
an=
geblich mit der Begründung, daß er dadurch für den Wahlkampf
im ganzen Reiche frei werde.
Sehr heftige Meinungsverſchiedenheiten hat es auch im
Wahlkreis Potsdam I gegeben, den bisher der Demokrat Georg
Bernhard vertrat. Die Jungdeutſchen haben gegen dieſe
Kandi=
datur Einſpruch erhoben, und als die Demokraten daran
feſt=
hielten, rundweg erklärt, daß Bernhard für ſie untragbar ſei.
Sie hatten den Gewerkſchaftler Adolf vorgeſchlagen, der auch
gegen die Stimmen der Demokraten im Aktionsausſchuß eine
Mehrheit erhalten hatte. Dagegen haben nun die Demokraten
wieder proteſtiert, und man iſt ſchließlich zu einem Kompromiß
gekommen, daß Bernhard endgültig geopfert wird, aber auch der
Gewerkſchaftler Adolf unter den Tiſch fällt. Als
Spitzenkandi=
dat iſt jetzt ein Major Hermann von den Volksnationalen
ge=
wählt worden, mit dem ſich auch die Demokraten nun abgefunden
haben, da aus ihrer Reihe die Spitzenkandidatur der
benach=
barten Wahlkreiſe genommen wurde.
des Nordens auf, die wie ein wohlüberlegter, dokumentariſcher
Zuſtand des Uebernommenen ſich ausnimmt: die neue
Sachlich=
keit des deutſchen Formulierens wurde hier mit einer
unbe=
ſchreiblichen Freude an der Farbe und Bewegung der Bauglieder
auf ein hohes künſtleriſches Niveau gebracht. Wir in
Deutſch=
land haben mit Fleiß theoretiſiert, rationaliſiert und
induſtriali=
ſiert. Wir ſind bei allem erfolgreich geweſen, wie fleißige
Kauf=
leute, und ſind darüber ſtreng geworden, wie pedantiſche
Aeſthe=
ten. Hier in Stockholm aber wurde das fauiſtſche Eis gebrochen.
Mit ebenſo viel intimer Schönheit wie unerſchöpflicher
Phanta=
ſie wurde das Bild dieſer Ausſtellung im großen wie im kleinen
geformt.
Das Kunſtgewerbe zeigt den matialgerechten Formſinn des
beſten deutſch=öſterreichiſchen Könnens. Spitzenleiſtungen ſtellen
die herrlichen Gläſer von Orrefors dar. Serienmöbel
ſind noch ein junges Produktionsgebiet, doch tritt das
Vorhan=
dene geſchmackvoll hervor.
Alle Bauten ſind leichtfüßig konſtruiert: das Graziöſe,
Ausbalancierte des ſchwediſchen Spätklaſſizismus ſcheint in
die=
ſen rauhen T=Trägern und gezogenen Mannesmannröhren
auf=
zuerſtehen. Die Bauten ſind durchweg in Eiſen= und
Holz=
konſtruktionen errichtet. Die Wände wurden innen und
außen mit normierten Eternit=Platten verkleidet, innen
teils mit koſtbaren Stoffen bezogen, außen mit Keimſchen
Mineralfarben leuchtend hell behandelt. Faſt ausſchließlich ſind
die flachdachigen Baukörper durch ihre weit auskragenden Dach=
und Obergeſchoßplatten in ein offenes und ein geſchloſſenes
Hausteil gegliedert. Den Höhepunkt ſtellt das große
Ausſtel=
lungs=Reſtaurant dar, ein glasverkleideter Eiſenrahmenbau,
deſ=
ſen ſachliche Faſſade in den durchgehenden farbigen Marquiſen
der Obergeſchoſſe eine außerordentliche Friſche und Lebendigkeit
bekommt. Unbeſchreiblich anregend wirkt der Stil dieſer frei
im Terrain anſteigenden Treppen, die Eleganz und gleichzeitig
die natürliche Harmonie der architektoniſchen Schnittpunkte im
Faſſadenbild.
Die Innenräume entſprechen dem Stil, wie wir ihn im
Zeichen des Deutſchen Werkbundes aus neueſten Ausſtellungen
kennen. Helle Decken und Wände, ſtrenger äſthetiſcher Aufbau
der Ausſtellungswaren. Die Kleinbauten für das
Exiſtenz=
minimum können allerdings den Vergleich mit den bekannten
Verſuchen in Frankfurt, Stuttgart und Breslau nicht
aufneh=
men. Neu jedoch iſt der ausgeführte Entwurf einer im
Einzel=
geſchoß in zwei Stockwerke auflöſenden herrſchaftlichen Wohnung.
Die Treppe hebt ſich frei aus der Wohnhalle zu einem offenen
Umgang und Aufſtieg in die oberen Räume.
Die ganze Ausſtellung liegt als ellipſenförmige Arena um
den Mittelpunkt der blaublitzenden Oſtſeebucht
Djurgardsbruns=
viken gelagert. Das Waſſer, die Bäume, die Landſchaft gehören
zur Ausſtellung. Wenn man ins Boot ſteigt und bis in die
Mitte der Bucht fährt, fällt das Ganze: Waſſer, Bäume, Land
und Ausſtellung von einem ſtrahlenden Sommer umſchlungen in
ein einziges Bild zuſammen.
Nummer 229
Mittwoch, den 20. Auguff 1930
Seite 3.
Die Spanier und Italiener verlaſſen den Kongreß. — Die Holländer prokeſtieren gegen die Vergiftung der
Akmoſphäre durch den franzöſiſch=polniſchen Block. — Verlekende Aeußerungen gegen Deutſchland.
den, wenn es ihnen nicht gelänge, ohne die entſprechenden
Aus=
weispapiere aus Deutſchland hinauszukommen. Die beiden
be=
folgten dieſen Rat aber nicht, ſondern meldeten ſich bei den
deut=
ſchen Behörden, denen ſie es zu verdanken haben, daß ſie von
einer weiteren Verfolgung erlöſt wurden. Die
ausgewie=
ſenenkroatiſchen Studenten haben von der deutſchen
Grenze aus einen Proteſt an die Studenten der
gan=
zen Welt gerichtet, daß ſie von der belgiſchen Polizei ohne
Angabe von Gründen verhaftet und unter polizeilicher Bedeckung
wie gemeine Verbrecher aus Belgien ausgewieſen worden ſeien.
Die Flamen nichk zugelaſſen.
* Brüſſel, 19. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Nachdem die Spanier den 12. Kongreß des Internanionalen
Studentenverbandes (C.J.E.) mit einer Austrittserklärung
ver=
laſſen haben, iſt jetzt auch der größte Teil der iialieniſchen
Ab=
ordnung abgereiſt. In einem Brief an den Präſidenten brachten
die Italiener zum Ausdruck, daß ſie mit der ſeit der franzöſiſchen
Präſidentſchaft geführten Politik nicht mehr einverſtanden ſein
könnten. Weiter hat die holländiſche Studentenſchaft in einem
außerordentlich ſcharfen Schreiben an das Exekutivkomitee gegen
die Vergiftung der Atmoſphäre durch die unſachliche Behandlung
von Fragen international=ſtudentiſcher Arbeit Einſpruch erhoben.
Sie nimmt dabei ausdrücklich auf die Art und Weiſe Bezug, in
der die Angelegenheit der deutſchen Vertretung im
Internatio=
nalen Studentenverband behandelt worden iſt. Als erſter Punkt
ſtand auf der Tagesordnung der erſten Vollverſammlung das
Eintrittsgeſuch des flämiſchen Studentenverbandes, mir dem ſich
die belgiſche Nationalunion vor dem Kongreß über eine
gemein=
ſame Vertretung nicht hatte einigen können. Es kam zu überaus
heftigen Zuſammenſtößen zwiſchen den flämiſchen Studenten und
den Vertretern Belgiens. Nach vergeblichen
Vermittlungsver=
ſuchen der Engländer und Holländer gelang es dem
franzöſiſch=
polniſchen Block unter ſchweizeriſcher Beihilfe, mit 19 gegen 34
Stimmen die Ablehnung des flämiſchen Eintrittsgeſuchs
durch=
zuſetzen.
Deutſcher Prokeft gegen die Ausfälle des franzöſiſchen
Präſidenken Saurin.
Verletzende Aeußerungen des C.J.E.=Präſidenten Saurin=
Frankreich und des Bürgermeiſters von Lüttich anläßlich von
Begrüßungsanſprachen, in denen ſie auf die angeblichen
Greuel=
taten der deutſchen Beſatzung hinwieſen, veranlaßten die deutſche
Abordnung zu einem ſcharfen Proteſt in der Vollverſammlung,
vor der Saurin ſeine Aeußerungen bedauernd zurücknehmen
mußte. Die deutſche Frage ſollte nach einem Beſchluß
des Exekutivkomitees nicht mehr auf dem
diesjähri=
gen Kongreß behandelt werden. Die
Kommif=
ſion 1 (Organiſationsfragen) entſchied gegen
dieſen Beſchluß und ſetzte eine Sonderkommiſſion ein, nach
deren Vorſchlägen die deutſche Frage auf dem Kongreß wieder
behandelt werden ſoll. Während ſich bei dieſen Verhandlungen
ſowohl die engliſch=überſeeiſche, die italieniſch=ungariſch=
bulga=
riſche Gruppe und die neutralem Studentenſchaften enrſchieden
für eine gründliche Erörterung der deutſchen Frage auf dem
Kon=
greß einſetzten, verſuchte der franzöſiſch=polniſche
Block mitallen Mitteln, die Ausſprache über die
Zuſammenarbeit mit der deutſchen
Studenten=
ſchaft zu verhindern. Frankreich, Polen und
ihre Gefolgſchaft fanden dabei ſeltſamer
Weiſe in der ſchweizeriſchen Studentenſchaft
einen entſchloſſenen Parteigänger.
Wenigſtens ein anerkennendes Work über die
Darm=
ſtädker Alympiade. — Ehrung Hinſch’s.
In der Vollſitzung des Internationalen Studentenkongreſſes
in Brüſſel am Montag erſtattete der engliſche Sprinter Lowe,
der Präſident der Kommiſſion 6 (Sport) einen ausführlichen
Bericht über den internationalen Studentenſport des letzten
Jahres. Er betonte daß die von der Studentenſchaft
durchgeführte Olympiade zu Darmſtadt das
be=
deutendſte Ereignis des akademiſchen Sports
der Nachkriegszeit darſtelle. In Anerkennung
ſeiner Verdienſte um die Organiſation der Olympiade zu
Darmſtadt wurde der Dipl.=Ing. Werner Hinſch zum
ſtändigen Vizepräſidenten der
Sportkommiſ=
ſion des Internationalen Studentenverbandes gewählt.
Tſchechiſch als Weltſprache auf deutſchen Einſpruch
hin abgelehnt.
Der tſchechiſche Nationalverband beſchwerte ſich darüber,
daß man wegen dreier des Franzöſiſchen und des Deutſchen nicht
mächtigen tſchechiſchen Studenten auf der Darmſtädter
Olym=
piade kein tſchechiſches Programm gedruckt hatte. Dem
deut=
ſchen Sportſtudentenführer gelang es, unter dem
Beifall des Kongreſſes, den tſchechiſchen Anſpruch auf
Anerkennung des Tſchechiſchen als Weltſprache
(neben franzöſiſch, engliſch und deutſch) gebührend
zurückzu=
weiſen.
Deutſch=polniſcher Zwiſchenfall. — Die deutſche
Ab=
ordnung verläßt unker Prokeſt die Sitzung.
Eigenartig berührte der Vorwurf des polniſchen
Vertreters, daß die deutſche Studentenſchaft ein
nationaliſtiſcher Klub ſei, der keine ſachliche
Arbeit auf internationalem Gebiet leiſte. Dieſer politiſche
Ausfall der Polen führte zu einem Zwiſchenfall. Der
deut=
ſchen Abordnung, die ſich durch dieſe Aeußerung beleidigt
fühlte und das Wort zu ſofortiger Erwiderung verlangte, wurde
von dem franzöſiſchen Präſidenten des
Internatio=
nalen Studentenverbandes, Paul Saurin, das Wort
ent=
zogen. Daraufhin verließ die deutſche
Abord=
nung unter Proteſt die Verſammlung. Es wird
von den Verhandlungen am Dienstag abhängen, ob die
Deut=
ſchen weiterhin dem Kongreß beiwohnen können.
Der krogliſche Berkreker über die Grenze abgeſchoben
Der kroatiſche Vertreter, Dr. Jellitſch, der, wie
bereits geſtern kurz gemeldet, auf myſteriöſe Weiſe verſchwunden
iſt, iſt, wie jetzt feſtſteht, von der belgiſchen Polizei
nach der deutſchen Grenze abgeſchoben worden.
Dadurch konnte die kroatiſche Frage bis jetzt noch nicht
verhan=
delt werden.
Zu der Ausweiſung der kroatiſchen Studentenführer (es
handelt ſich auußer dem Führer der kroatiſchen Studenten Dr.
Jellitſch, um zwei weitere Vertreter der kroatiſchen
Studenten=
ſchaft, die zu der Internationalen Studententagung in Brüſſel
offiziell eingeladen waren) verlautet von gut unterrichteter Seite
aus Aachen folgendes:
Die drei Studentenführer Wladu Raditſch, der Sohn des
ermordeten Kroatenführers, Mladen Lorkowitſch, ebenfalls der
Sohn eings bekannten kroatiſchen Politikers, und Jellitſch,
hiel=
ten ſich bereits einige Tage vor Beginn des Internationalen
Studentenkongreſſes in Brüſſel auf. Während Raditſch nicht als
offizieller Vertreter genannt wurde, nahmen die beiden anderen
kroatiſchen Studentenführer bereits an der erſten Sitzung der
Studententagung teil. Bevor jedoch am Montag die kroatiſche
Frage behandelt werden konnte, wurden die kroatiſchen
Studen=
tenführer am Samstag um 7 Uhr morgens im Hotel „Briſtol”,
wo ſie Wohnung genommen hatten, von zwei Agenten der
bel=
giſchen Polizei aufgefordert, mit ihrem Gepäck zum
Polizeipräſi=
dium zu kommen. Dort wurden ſie beſchuldigt, mit einer
angeb=
lich „deutſch=flämiſch=kroatiſchen Verſchwörung” in Verbindung
zu ſtehen. Die Päſſe wurden ihnen abgenommen. Während
Raditſch über die Grenze nach Deutſchland ſofort abgeſchoben
wurde, verſuchten die beiden anderen, mit der Kongreßleitung
des Internationalen Studentenverbandes Fühlung zu bekommen.
Sie wurden unter polizeilicher Bewachung nach dem
Univerſi=
tätsgebäude gebracht. Dort wurde ihnen aber keine Gelegenheit
gegeben, mit der Leitung des Kongreſſes ſelbſt zu ſprechen,
ſon=
dern ein Polizeibeamter holte einen franzöſiſchen Studenten,
der der Leitung angehörte. Dieſer antwortete ihnen auf die
Be=
ſchwerde, daß er nichts tun könne. Er würde dasſelbe getan
haben, was die belgiſche Polizei getan habe. Darauf wurden die
Verhafteten wieder zum Polizeipräſidium zurückgebracht und
unter polizeilicher Bedeckung mit dem nächſten Zug an die
deutſche Grenze abgeſchoben. Die belgiſchen Gendarmen rieten
ihnen vor ihrer Entlaſſung, der Kontrolle der deutſchen
Grenz=
organe aus dem Weg zu gehen, da ſie ſonſt erneut verhaftet wür=
Die Skellungnahme des Allgemeinen
Skudenken=
verbandes Berlin zu den Brüſſeler Vorgängen.
Berlin, 19. Auguſt.
Der Allgemeine Studentenverband Berlin nimmt zu den
Vorfällen in Brüſſel wie folgt Stellung: Auf dem zurzeit in
Brüſſel ſtattfindenden 12. Jahreskongreß der CJE, hat ſich der
franzöſiſche Präſident der C.J.E., Paul Saurin, in ſeiner
Be=
grüßungsrede, wie bereits gemeldet, einen unerhört gehäſſigen
Ausfall gegen das deutſche Volk und die deutſche Studentenſchaſt
zu ſchulden kommen laſſen, indem er in Anweſenheit der
deut=
ſchen Delegation in verletzender Weiſe von dem durch ſogenannie
Greueltaten verurſachten Leiden Belgiens ſprach. Dieſe
un=
glaublichen Aeußerungen des C.J.E.=Präſidenten, von dem man
in erſter Linie ein überparteiliches Verhalten hätte erwarten
ſollen, ſtellt, auch wenn ſie auf Veranlaſſung der deutſchen
Stu=
denten=Delegation in der Vollſitzung „formell” zurückgenommen
wurden, als erneute Wiederholung einer längſt widerlegten
ge=
ſchichtlichen Lüge, eine ſolche Ungeheuerlichkeit dar, daß ſie von
der deutſchen, insbeſondere von der ſtudentiſchen Oeffentlichkeit,
mit der größten Entrüſtung zurückgewieſen werden muß. Dazu
kommt als weiterer Skandal, daß die kroatiſchen
Studentenfüh=
rer, ſelbſt die vom Kongreß ernannten Vertreter, von der
belgi=
ſchen Polizei verhaftet und nach Abnahme ihrer Päſſe
ausge=
wieſen wurden unter der wirklich intereſſanten Begründung, ſie
ſeien Teilnehmer an einer deutſch=flämiſch=kroatiſchen
Verſchwö=
rung. Damit nicht genug, berichten die Abendblätter vom 19.
Auguſt von einer neuen unglaublichen Provokation der deutſchen
Studentenſchaft durch den polniſchen Vertreter.
Wie erinnerlich waren vor einem Jahre die Verhandlungen
mit dem polniſchen Studentenverband über die Danziger Frage
wegen ſeiner anmaßenden Forderungen abgebrochen worden.
Seine Schmähung beſtand nun darin, von der deutſchen
Studen=
tenſchaft als von einem nationaliſtiſchen Klub zu ſprechen, der
keine ſachliche Arbeit auf internationalem Gebiet leiſte. Wie es
ſich mit dieſer ſachlichen Arbeit tatſächlich verhält, erſieht man
z. B. daraus, daß kurz vorher der Präſident der internationalen
Studentenſportkommiſſion, der engliſche Sprinter Lowe, die vor
einigen Tagen von der deutſchen Studentenſchaft durchgeführte
Studenten=Olympiade in Darmſtadt als das bedeutendſte Ereignis
im akademiſchen Sport der Nachkriegszeit bezeichnet hat, und daß
der Organiſator dieſer Darmſtädter Olympiade, der Dipl.=Ing.
Werner Hinſch, in Anerkennung ſeiner Verdienſte zum ſtändigen
Vizepräſidenten der Sportkommiſſion der C. J.E. gewählt wurde.
Die Frage, was die Polen „unter ſachlicher Arbeit” in erſter
Linie verſtehen, wollen wir nicht weiter anſchneiden. Man hat
über ſachliche Arbeit von polniſcher Seite bisher wahrlich wenig
genug gehört. Wie dem auch ſei, derſelbe Präſident Saurin
ver=
ſchärft dieſen Zwiſchenfall noch dadurch, daß er jeder
Geſchäftsord=
nung hohnſprechend, der deutſchen Delegation, die dieſe
unerhör=
ten Beſchimpfungen zurückweiſen wollte, das Wort zur ſofortigen
Erwiderung entzog, ſo daß die deutſche Abordnung unter Proteſt
die Sitzung verließ. Wann wird ſie aber aus dieſer Häufung
ſolcher Zwiſchenfälle die ſich jedem aufdrängende Folgerung ziehen
und den Kongreß endlich verlaſſen?
Luftgeſek erſt in zwei Jahren.
Berlin, 19. Auguſt.
Das Reichsverkehrsminiſterium hat ſich jetzt bereit erklärt,
die Schaffung eines Luftamtes nach Möglichkeit zu beſchleunigen.
Ein ſolches Luftamt iſt bereits im neuen Luftgeſetz vorgeſehen, das
an die Stelle des im Jahre 1922 geſchaffenen treten ſoll. Wie
verlautet, werden aber noch mindeſtens zwei Jahre vergehen, bis
dieſes neue Luftgeſetz in Kraft treten wird, weil bei der
ver=
hältnismäßig jungen Materie des Luftverkehrs noch mancherlei
rechtliche Schwierigkeiten zu überwinden ſind, da das neue Geſetz
dem internationalen Luftrecht angepaßt werden muß.
Die Sammlung Henl im Landesmuſenm.
Die Heylſche Sammlung, die umfaſſendſte und
reichglie=
drigſte Privatſammlung, die Darmſtadt bisher beſaß, wird im
Oktober dieſes Jahres bei Hugo Helbing in München
verſtei=
gert werden. Dem energiſchen Zufaſſen der Kunftſammlungen
des Landesmuſeums und zugleich der Freundlichkeit der Firma
Helbing iſt es zu danken, daß der beſte Teil dieſer Sammlung,
bevor ſie das Schickſal der letzten Zerſtreuung erleidet, in der
Galerie des Landesmuſeums für einige Wochen
ausgeſtellt wird. Die Auswahl iſt bereits getroffen, die
Vor=
bereitungen ſind bereits im Gang.
Was aber in aller Welt erwartet den Beſucher der
Aus=
ſtellung und was für eine Art von Sammeltätigkeit hat
Frei=
her von Heyl entfaltet? Da iſt nun zu ſagen, daß Heyl zu
jenen Sammlern einer bereits ſelten gewordenen Art gehörte,
welchen ein kulturell veredelter Lebensgenuß und ſeine
Stei=
gerung ins geiſtige Adlige ein natürliches Daſeinsbedürfnis
geweſen iſt. Nebenbei ergab ſich hieraus von ſelbſt, daß würdige,
repräſentative Ausſtattung des kleinen Schloſſes in der
Wey=
prechtſtraße, welches Heyl mit ſeiner gleichgeſinnten Gattin
bewohnt hat, auch zur Erwerbung großer ſchmückender
Aus=
ſtattungsſtücke (Gobelins, alter Orientteppiche, rieſiger alter
Porträts und Stilleben, italieniſcher Renaiſſancemöbel u. a.)
führen mußte.
Dies war eben die geſellſchaftliche Seite des Heylſchen
Sammelweſens. In der Hauptſache aber bilden kleinere und
mittelformatige Kunſtwerke von erleſener Gattung und mit
ſicherem Urteil und Geſchmack gewählt, den Kernbeſtand der
Sammlung und breiten, da dichter — dort lockerer gereiht,
eine beiſpielhafte Geſchichte der Kunſt und ihrer verſchiedenen
Techniken und Materialien aus. Terrakotten und
Marmorbild=
werke, Bronzen und keramiſche Gefäße, Silber= und Goldwerk,
Stoffe und andere Webereien, alte Möbel, Zeichnungen und
Gemälde ſind da. Der Gang reicht rückwärts von der Zeit
des gründerhaften Lenbach bis zum frühen ägyptiſchen und
aſſyriſchen Skulpturfragment. Reich iſt die griechiſche und
rämiſche Antike vertreten. Es fehlt nicht die geſpannte Zeit der
Völkerwanderung, der Glitzer der Gotik, die knapp=feſte
Renaiſ=
ſance. Um den Brüſſeler Rafgel=Gobelin könnte jedes große
Muſeum den Sammler beneiden. Schwellender Barock ſchwingt
an. Starrer Empire klirrt hindurch. Der Abſolutismus des
17. Jahrhunderts bringt mächtige Bildniſſe, das bürgerliche
alte Holland kleinere beſcheidenere Bilder von intimſtem Reiz.
Das Auf und Ab von Romantik und Realität ſtellen deutſche
Malwerke und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts dar, darunter
Feuerbachs „Poeſie” und die ſchwärmeriſche Alcibiadesſtudie zum
„Gaſtmahl des Plato”. Zuletzt darf nicht vergeſſen werden,
daß zur Sammlung Heyl auch die längſt im Muſeum befind=
Markin Buber erhält eine Profeſſur an der
Univerſikät Frankfurk.
Martin Buber,
der Philoſoph und Dichter, der beſonders die Geſchichte der
reli=
giöſen Myſtik hervorragend dargeſtellt hat, ſoll als Profeſſor an
die Univerſität Frankfurt a. M. berufen werden.
liche Stiftung der Böcklinbilder und Böcklinzeichnungen gehörte,
deren ſich Heyl zugunſten ſeiner Heimatſtadt ſtufenweiſe
ent=
äußert hatte.
Die Eröffnung der großen Ausſtellung wird noch bekannt=
R
gegeben.
Kunſt. Wiſſenſchaft und Leben.
Max Reinhardt Ehrendoktor der
Frank=
furter Univerſität. Anläßlich des zehnjährigen
Jubi=
läums der Salzburger Feſtſpiele hat die Philoſophiſche
Fakul=
tät der Frankfurter Univerſität Profeſſor Dr. Max Reinhardt
zum Doktor der Philoſophie ehrenhalber ernannt. Zur
Ver=
leihung weilten am Montag der Dekan der Philoſophiſchen
Fakultät upd der Nektor der Univerſität in Salzburg.
— Dr. Hochs Konſervatorium, Frankfurt a. M.
Rudolf Scheel, Spielleiter am Frankfurter Opernhaus, und
Emma Holl, Mitglied des Frankfurter Opernhauſes, wurden
als Lehrer für dramatiſchen Unterricht der Frankfurter
Opern=
ſchule an Dr. Hochs Konſervatorium mit Wirkung vom 1. Sept.
1930 ab neu verpflichtet.
Ein Ereignis, das die ganze gebildete Welt angeht, iſt das
Erſcheinen des 75. Jahrgangs von Weſtermanns Monatsheften.
Man kann wohl ſagen, daß Weſtermanns Monatshefte Gemeingut
des deutſchen Volkes geworden, und daß ſie aus dem Leben des
gebildeten Menſchen einfach nicht mehr hinwegzudenken ſind. Die
Zeitſchrift trägt den verwöhnteſten Anſprüchen auf kulturellem,
künſtleriſchen und literariſchen Gebiet Rechnung und bringt
dauernd wichtige Abhandlungen über unſere Heimat und fremde
Länder, ſie unterrichtet über bedeutende techniſche Neuerungen und
Erfindungen, und bringt viele Artikel über Sport, Gymnaſtik uſw.
Das reichhaltige, meiſtens buntfarbige Bildermaterial iſt in ſeiner
techniſchen Wiedergabe ſonſt unerreicht. Daß der
Jubiläumsjahr=
gang vom Verlag Weſtermann ganz beſonders ſchön ausgeſtattet
werden wird, brauchen wir bei der Leiſtungsfähigkeit dieſes
Ver=
lags wohl nicht beſonders hervorzuheben. Aber immerhin ſei
er=
wähnt, daß der Jubiläumsjahrgang, was Text und Bild angeht,
alle früheren Jahrgänge noch übertreffen ſoll. Wir ſtehen
des=
halb nicht an, unſern Leſern den Bezug des Jubiläumsjahrgangs
zu empfehlen. Es iſt der ſchönſte Dank, der dem Verlag zu dieſem
ſeltenen Ereignis abgeſtattet werden kann. Zu erwähnen iſt noch,
daß der erſtaunlich billige Preis von 2 RM. für das Heft auch im
neuen Jahrgang beſtehen bleiben ſoll.
— Das große Buch der Patiencen. Enthaltend über 100 Patience=
Spiele und einige leichtere Kartenſpiele von Willy Hermann.
Mit Illuſtrationen, 178—180. Tauſend. Preis broſch. 2.— RM.,
eleg. Leinen geb. 3.— RM. Hugo Steinitz, Verlag, Berlin W. 10.
Jedem Freunde der Patience=Spiele kann das Buch
wärm=
ſtens empfohlen werden. Die Spiele ſind klar und faßlich erklärt,
ſo daß jeder, der das Patiencelegen erlernen möchte, oder als
wohlbekannte Kunſt liebt und übt, das Werk als willkommene
Gabe begrüßen wird. Vorzüglicher, klarer Druck und vornehme
Ausſtattung erhöhen den Wert des Buches.
Der Erfolg der Londoner Flottenkonferenz. Die zwieſpältigen
Gefühle, mit denen Preſſe und Politiker zumal in den unmittelbar
beteiligten Ländern auf die Ergebniſſe der Londoner
Seegbrü=
ſtungsverhandlungen blicken, laſſen ſelbſt die vom Willen zur
Sach=
lichkeit getre genen Beurteilungen immer mehr in ſchematiſche
Ver=
gleiche der zahlenmäßig greifbaren Reſultate abgleiten und
ver=
wirren die ſchon heute mögliche politiſche Wertung. Der Verſuch.
den Nebel zu durchdringen, mit dem das geſchäftige Werben
wider=
ſtreitender Machtgruppen das Londoner Flottenabkommen umhüllt
hat, ſtellt eine weitausholende Betrachtung von A.
Mendels=
ſohn Bartholdy im Juniheft der von ihm herausgegebenen
Europäiſchen Geſpräche‟ (Verlag Dr. Walther Rothſchild, Berlin=
Grunewald) dar, das auch den vollen Wortlaut dieſes Dokuments
in zuverläſſiger Ueberſetzung der deutſchen Oeffentlichkeit zur
Bil=
dung eines eigenen Urteils vorlegt.
Seite 4
Mittwoch, den 20. Augnſt 1930
Nummer 229
Oretel Hofferbert
Georg Keitel
grüßen als
Verlobte.
Darmstadt, 20. August 1930. (*
Heute Mittwoch, 20. Auguſt 1930,
begehen die Eheleute Guſiav Beft und
Frau Lina, geb. Gerſienſchläger,
Darm=
ſiadt, Hügelſtraße Nr. 39, das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Geſtern abend entſchlief ſanft
nach langem, ſchwerem Leiden
unſer lieber Sohn, Bruder,
Schwager und Neffe
Otto Jacobi
im blühendenAlter von 23 Jahren
In tiefer Trauer:
Familie Andreas Jacobi
Karlſtraße 26.
Beerdigung findet ſtatt
Donners=
tag Nachmittag 3 Uhr, auf dem
Waldfriedhof.
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Zum Einmachen!
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Näh. Geſchäftsſt. (*
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
nach kurzem Krankenlager unſre innigſt
ge=
liebte, unvergeßliche Gattin, Mutter,
Schwie=
germutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau
Uinntsennter
geb. Zimmermann
zu ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Namens der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Alois Wenzler
Beckerſtraße 22
Die Beerdigung findet Donnerstag nachmittag 3½ Uhr
auf dem Waldfriedhof ſtatt. (12605
Todes=Anzeige.
Nach kurzem, ſchweren Leiden verſchied heute
früh mein lieber Mann, mein treuſorgender Vater,
Bruder, Schwiegerſohn, Schwager und Onkel
dert derſon Kassacer
im 52. Lebensjahre.
In tiefſtem Schmerz:
Lina Mosbacher, geb. Spieß.
Darmſtadt, Caſinoſtraße 10, den 19. Auguſt 1930.
Die Beiſetzung findet ſtatt: Donnerstag, den
21. Auguſt, vormittags 11 Uhr, auf dem Friedhof
der isr. Religionsgemeinde. (12594
Tieferſchüttert geben wir unſeren Mitgliedern
davon Kenntnis, daß unſer Kamerad
Selſen Musoächer
nach ſchwerem Leiden geſtern verſchieden iſt. Wir
betrauern in ihm einen lieben, treuen Kameraden,
deſſen Andenken wir jederzeit hoch in Ehren
halten werden.
Die Beerdigung findet ſtatt: Donnerstag
vormittag 11 Uhr vom Friedhof der Jsrael.
Religionsgemeinde. Die Kameraden ſammeln
ſich 10¾ Uhr vor dem Portal des Friedhofs und
erwarten wir vollzähliges Erſcheinen. (12674
Reichsbund jüd. Frontſoldaten.
Ortsgruppe Darmſtadt.
Heute morgen entſchlief ſanft nach langem,
mit großer Geduld ertragenem Leiden meine
liebe Mutter
Frau
Eliſabeth Anger Bwe.
geb. Wenz.
Frankfurt a. M., den 18. Auguſi 1930
Dahlmannſtr. 16.
In tiefer Trauer:
Frieda Unger.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 21. Auguſi,
vormittags 11½ Uhr vom Portal des alten Friedhofs,
Niederramſtädterſtraße aus ſtatt.
Todes=Anzeige.
Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluß wurde mir heute früh 7 Uhr
mein heißgeliebter, unvergeßlicher treuer Gatte, unſer lieber Bruder, Schwager,
Onkel und Neſfe
Franz Friedrich Brück
Gendarmerie=Meiſter
nach langem, ſchwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, im 59.
Lebens=
jahre durch den Tod entriſſen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
In tiefem Schmerz: Anna Brück.
Brensbach i. O., den 19. Auguſt 1920.
12619
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 21. Auguſf, Nachmitt. 2½ Uhr
auf dem Waldfriedhof in Darmſiadt ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme W
ſowie die vielen Blumenſpenden beim Heimgang meiner
geliebten Frau
Käthe Winter
geb. Jäger
ſpreche ich hiermit meinen tiefgefühlten Dank aus..
Insbeſondere dante ich Herrn Dr. Günther herzlichſt
für die aufopfernde Behandlung während dem langen
Krankenlager meiner Frau.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Winter.
(12613
Arheilgen, den 19. Auguſt 1930.
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Die Feldjagd der Gemeinde Oſthofer
wird am Mittwoch, den 27. Auguſ
930, vormittags um 11½ Uhr, in
Rathaus daſelbſt öffentlich auf die Dauer
von 6 Jahren verſteigert.
Größe der Jagd: über 2000 Hektar.
Beſtand: Haſen, Hühner u. Enten (gut
Oſthofen liegt an der Strecke:
Wies=
baden—Mainz-Ludwigshafen und iſt
Halteſtelle viele D=Züge. (IV.1260
Oſthofen, den 14. Auguſt 1930.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Oſthofen.
Brenner.
Donnerstag, den 21. Aug. 1930,
vorm. 10 Uhr, verſteigere ich im Lokale
Ludwigsplatz 8 öffentlich zwangsweiſe
gegen Barzahlung:
(12621
6 Schrankgrammophone, 2
Tiſch=
grammophone, 3
Koffergrammo=
phone, 1 Damen= und 1
Herren=
fahrrad, 1 Fahrradrahmen,
Verſteigerung beſtimmt.
Darmſtadt, den 19. Aug. 1930.
Metzger
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Am Donnerstag, den 21. Aug.
1930, nachmittags 3 Uhr, verſteigere
ich in meinem Verſteigerungslokal
Lu=
iſenſtraße 32 zwangsweiſe meiſtbietend
(12625
gegen Barzahlung:
2 Pianos, 1 Schreibmaſchine, 3
Perſer=
teppiche, 1 Schrankapparat, 7
Spazier=
ſtöcke, 15 Perlenketten, 1 Akkordzither,
1 Bild, 7 Bände Lexikon, 1
Pinſel=
ſchrank, 4 Deckenbürſten, 1 Partie Z
garren ſowie Möbel aller Art.
Darmſtadt, den 19. Aug. 1930.
Weinheimer,
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B12631)
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Herrn (45—55 J.).
Spätere Ehe nicht
ausgeſchloſſen.
Gefl. Zuſchriften u
M. 66 an die Ge=
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ſchaftsſt. d. Bl.
Flaſchen
Tochäpfel 10 Pfd.1.-
5üße Trauben Pfd 38
Faßbender
Telephon 700
Lieferung frei Haus.
(12633)
Bauarbeiten.
Die Maurer=, Terrazzo= und
Platten=
legerarbeiten beim Umbau der
Heizungs=
anlage und Errichtung eines
Schüler=
bades in der Schillerſchule ſollen auf
Grund der Reichsverdingungsordnung
vergeben werden.
Die Bedingungen liegen bei dem
unterzeichneten Amte, Grafenſtr. Nr. 30,
I., Zimmer Nr. 9, offen.
Angebote ſind bis Montag, den
25. Auguſt 1930, vormittags 10 Uhr,
einzureichen.
(st12571
Darmſtadt, den 18. Aug. 1930.
Städt. Hochbauamt.”
Vergebung von
Waſſerleitungs=
arbeiten.
Nachverzeichnete
Waſſerleitungsarbei=
ten für eine Teilverſorgungsanlage in
Unter=Waldmichelbach (Kreis
Heppen=
heim) ſollen auf Grund der
Reichsver=
dingungsordnung vergeben werden:
Los 1: Ausführung der Grabarbeiten
(etwa 1500 Ifdm. Rohrgräben) für die
Haupt= und Anſchlußleitungen.
Los II: Ausführung der Rohrlieferung
und der Rohrverlegungsarbeiten für
rund 1250 Ifdm. Hauptleitung und
250 Ifdm. Anſchlußleitungen.
Die Angebote ſind verſchloſſen und
mit entſprechender Aufſchrift verſehen
bis Mittwoch, den 27. Auguſt 1930,
vormittags 11 Uhr, bei dem Heſſiſchen
Kulturbauamt Darmſtadt einzureichen.
Die Eröffnung der Angebote erfolgt in
Gegenwart, etwa erſchienener Bewerber.
Pläne und Bedingungen ſind bei der
Heſſ. Bürgermeiſterei Wald=Michelbach
und bei dem Heſſ. Kulturbauamt
Darm=
ſtadt einzuſehen.
Angebotsvordrucke ſind, ſoweit
vor=
rätig, von uns gegen Bareinſendung von
0.50 RM. zu erhalten. Zuſchlag und
Auswahl unter den Anbietern bleibt
vorbehalten.
(12630
Zuſchlagsfriſt 14 Tage.
Darmſtadt, den 19. Aug. 1930
Heſſiſches Kulturbauamt.
Verloren: Silberne
Damenuhr m.
Mo=
togr. W. F. Montag
zwiſch. 19 u. 20 Uhr
von Ludwigs= nach
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netz mit Kindermütze, 1 Damenmantel,
getragene Rleider, 2 Bund Schlüſſel. — Zugelaufen: ein
Schuhe, ſowie Bodenl= ſchwarz=gelber Schäferhund. —
Zuge=
u. Kellerkram und flogen: 2 Kanarienvögel.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch
Fundgegen=
ſtände vorhanden ſind, die in früheren
Blum Bekanntmachungen verzeichnet ſind. In=
Lauteſchlägerſtr. 12. tereſſenten können dieſelben während der
aden gl. Bachgaſſe 7 /* Büroſtunden auf Zimmer 36 beſichtigen.
Nummer 229
Mittwoch, den 20. Auguſt 1930
Seite 5
Aus der Landeshaupkſkadk.
Darmſtadt, den 20. Auguſi.
Reichstagswahl am 14. September 1930. Auf Grund des
T 16 des Reichswahlgeſetzes vom 6. März 1924 (RGBl. T 1924,
S. 159) in Verbindung mit den Beſtimmungen der
Reichsſtimm=
ordnung vom 14. März 1924 (RGBl. 1 1924, S. 173) wird im
Einvernehmen mit dem Herrn Preußiſchen Miniſter des Innern
der Kreiswahlleiter des 33. Wahlkreiſes „Heſſen=Darmſtadt”,
Mi=
miſterialrat Bornemann in Darmſtadt (Dienſtanſchrift: „
Staats=
miniſterium, Neckarſtraße 7) zum Verbandswahlleiter für den
X. Wahlkreisverband. Heſſen” und der Legationsrat Dr.
Heine=
mann in Darmſtadt (Dienſtanſchrift wie vorher) zum
Stellvertre=
ter des Verbandswahlleiters ernannt.
Techniſche Hochſchule Darmſtadt. Nektor und Senat der
Techniſchen Hochſchule Darmſtadt haben auf einſtimmigen Antrag
der Abteilung für Maſchinenbau, Herrn Dr. Auguſt Dyckerhoff in
Amöneburg bei Biebrich a. Rh. in Anerkennung ſeiner
hervor=
ragenden techniſch=wiſſenſchaftlichen Leiſtungen auf dem Gebiet der
Zementerzeugung, insbeſondere der Herſtellung des hochwertigen
Zementes Dyckerhoff=Doppel und der damit verbundenen
Förde=
rung der Induſtrie des Heſſenlandes die Würde eines „Doktor=
Ingenieurs Ehrenhalber” verliehen.
— Hohes Alter. Heute feiert Frau Marie Späth, wohnhaft
Gardiſtenſtraße 16, in voller geiſtiger und körperlicher Friſche
ihren 82. Geburtstag.
— 80. Geburtstag. Frau Schön. Witwe, Mathildenplatz 5,
feiert am 23. Auguſt d. J. ihren 80 Geburtstag. Die Greiſin, die
in dürftigen Verhältniſſen lebt und deren Leben Mühe und Arbeit
geweſen iſt, iſt trotz ihres hohen Alters noch rüſtig. Möge ihr ein
guter Lebensabend beſchieden ſein.
Kupferſtichkabinett des Landesmuſeums. Nachdem
nun=
mehr die Sportausſtellung in das Ausſtellungsgebäude des
Main=
zer Vereins bildender Künſtler abgewandert iſt, konnte die zu
einem Teil unterbrochene Ausſtellung „5 Darmſtädter
Maler” wieder eingeräumt und eröffnet werden. Sie dauert
als Parallelunternehmen zu den Jubiläumsveranſtaltungen auf
der Mathildenhöhe und in der Kunſthalle am Rheintor bis Anfang
Oktober. — Die zu Ende gegangene Sportausſtellung ſchloß nach
einer Dauer von 2½ Wochen mit einer Beſucherzahl von 11094
ab, worunter, wie ausdrücklich vermerkt ſei, ſich nur 6 Schulklaſſen
mit insgeſamt 233 Schülern befanden.
— Ausſtellung am Rheintor „Darmſtädter Malerei von 1730
bis 1830‟. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß heute
Mitt=
woch nachmittag vünktlich um 4 Uhr in der Kunſthalle am
Rhein=
tor durch Herrn Dr. Krauße d’Avis eine Führung durch die
Aus=
ſtellung „Darmſtädter Malerei von 1730 bis 1830” ſtattfinden
wird. Jedem, der über unſere Darmſtädter Malerei dieſer Epoche
Intereſſantes hören will, ſei dieſe Führung wärmſtens empfohlen.
Die Eintrittspreiſe werden nicht erhöht.
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Am Donnerstag, dem 21.
Auguſt, wird die Gottfried=Richter=Ausſtellung
geſchloſ=
ſen, um einer Carl=Hofer=Ausſtellung Platz zu machen, die
am Sonntag dem 24. Auguſt, vormittags 11.45 Uhr pünktlich,
von Kuſtos Dr. Karl Freund mit einem Vortrag in den Räumen
der Bücherſtube eröffnet wird. Carl Hofer ſteht unter den
deutſchen Malern der Gegenwart mit an erſter Stelle. Die
Bücherſtube wird eine große Anzahl Oelbilder, Aquarelle und
Zeichnungen zur Ausſtellung bringen, die einen intereſſanten
Ein=
blick in das Schaffen Hofers geben.
— Zur Wiederſehensfeier am 30. und 31. d. M., gemeinſam
mit der Jubelfeier des Mainzer Veteranen=Vereins, treffen ſich
die früheren Angehörigen der in Mainz garniſonierenden
Fuß=
artillerie=Regimenter Nr. 3 und 18, ſowie deren Feldformationen
im Standquartier gegenüber der Neutorkaſerne. Auskunft durch
Kamerad Streibiſch, Holzſtraße 32, Telephon 466 und Kamerad
Naffin, Langenbeckſtraße 28. Im Intereſſe der Unterkunft und
Programmſendung Meldung umgehend empfohlen.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die
Lahnwan=
derung am 6. und 7. September kommt nun endlich zuſtande. In
der Sitzung des Wanderausſchuſſes am 15. ds. Mts. wurde ſie im
einzelnen noch einmal durchgeſprochen, und wir können den
Klub=
genoſſen jetzt ſchon verraten, daß die Wanderung, die auch
ge=
ſchichtlich wohl vertraute Stätten berührt, landſchaftlich ſehr viel
Schönes bieten wird. Zahlreiche Teilnahme ſei den Klubgenoſſen
dringend empfohlen. Die Führer, die Herren Bauer, Ewald und
Hofmann ſtellen uns nachſtehenden Vorbericht zur Verfügung:
Alsbald nach dem Verlaſſen des Zuges in Bad Naſſau bietet ſich
den Wanderern ein herrlicher Anblick. Vor ihnen liegt der
Burg=
berg, gekrönt von der Burg Naſſau, unſerem erſten Ziel. Auf
mählig ſteigenden Wegen gelangen wir in acht Minuten zur
Burg=
ruine Stein und zum Denkmal des Freiherrn vom Stein. Dieſer
große Staatsmann hat die noch heute in Preußen gültige
Städte=
ordnung und den freien Bauernſtand geſchaffen. Unter einem
Baldachin aus rotem Sandſtein ſteht das überlebensgroße
Stand=
bild des Miniſters aus karrariſchem Marmor. Von hier führen
gut gepflegte Wege zur Burg Naſſau. Eine kurze Raſt im
ſchat=
tigen Burghof dient der Erfriſchung. Bergab führt dann der
Weg durch Bergnaſſau ins Mühlbachtal. Vom Waldrand bietet
ſich noch einmal ein herrlicher Blick auf Burg= und Bergnaſſau
und Scheuern. Im Mühlbachtal feſſeln ſtets wechſelnde Bilder
von faſt überwältigender Schönheit. Iſt der Wald durchquert,
liegt vor uns Singhofen, wo im Gaſthof. Zum goldenen Brunnen”,
das Mittagmahl eingenommen wird. Von Singhofen führt der
Weg durch Feld (herrlicher Fernblick), dann wechſelnd durch Wald
und Feld, vorbei an den einzigartigen Ausſichtspunkten Geiſenlei,
Kanzel über Kloſter Arnſtein nach Oberhof. Hier finden die
Wanderer die wohlverdiente Erholung und Ruhe. — Der 2. Tag
bringt die Wanderung durch das romantiſche Jammertal, ein
Felſental von urwüchſigſter Schönheit im tiefen Waldesfrieden.
Weite Talkeſſel wechſeln mit wilden, dicht an den Dörsbach
heran=
tretenden Felspartien. Nach einem Marſch von etwa über, zwei
Stunden über die Mittelmühle halten wir an der
Neuwagen=
mühle zur Frühſtücksraſt. Dann nehmen wir das obere
Jammer=
tal, immer noch auf ſchmalem Pfade, und erreichen das auch uns
aus der Geſchichte bekannte Katzenelnbogen. Im Hotel Bremſer
erwartet uns das Mittagsmahl. Die Wanderung iſt zu Ende das
Poſtauto bringt uns nach Laufenſelden zum Zug nach der Heimat.
(S. heutige Anzeige.)
— D.T.=Schwimm=Meiſterſchaften. — Der Vorverkauf hat
be=
gonnen. Mit dem Vorverkauf zu den Schwimm=Meiſterſchaften iſt
begonnen worden, und es iſt zu empfehlen, ſich Eintrittskarten in
Anbetracht der ungewöhnlich ſtarken Nachfrage alsbald zu ſichern.
Der Vorverkauf wird nur bis einſchließlich
Frei=
tag aufrecht erhalten. Die Eintrittspreiſe ſind wie folgt
feſtge=
ſetzt: Dauerkarten (gültig zu den Wettkämpfen am 23. und
24. Auguſt, ſowie zum großen Volksfeſt am Woog am 24. Auguſt,
abends) Stuhlplatz 4 Mk. Terraſſe=Sitzplatz 3 Mk., Stehplatz 1,50
Nahn 2üge 2 f5h gf Böl sſeſt. Sntkag Gcends,
2,00, 1.,50, 0.50 Mk. (Vorverkaufsſtellen ſind aus der heutigen
An=
zeige erſichtlich.)
— Chriſtlicher Verein junger Männer e. V., Darmſtadt.
Nach=
dem ſeither in den Mittwoch=Bibelſtunden das Leben Jeſu
be=
handelt wurde, ſoll nunmehr fortlaufend der 1. Petrusbrief
be=
ſprochen werden. Der 1. Petrusbrief, der an die Gemeinden in
Kleinaſien gerichtet iſt, iſt ſo perſönlich gehalten, daß jeder, der
den Brief lieſt, ihn an ſich ſelbſt gerichtet empfindet Petrus weiſt
auf die lebendige Hoffnung hin, die wir in Jeſus Chriſtus haben.
Er ſchärft uns aber auch den Blick für die Nöte der Zeit und zeigt
den Weg, wie allein durch praktiſches Chriſtentum die Nöte
be=
hoben werden. Wir laden zu dieſen Bibelſtunden alle Männer
und jungen Männer herzlich ein. Die Bibelſtunden ſind
regel=
mäßig jeden Mittwoch, abends 8,30 Uhr, im Heim, Alexanderſtr. 22
(Infanteriekaſerne).
— Ein 200 000=Mark=Gewinn der Preußiſch=Süddeutſchen
Klaſſenlotterie gezogen. In der Ziehung der Preußiſch=
Süddeut=
ſchen Klaſſenlotterie am Dienstag vormittag fielen 200 000 Mark
auf die Losnummer 304 439.
— „Streiflichter aus der Kreuznacher Beſatzungszeit”
perſön=
liche Erinnerungen vom 1. Beigeordneten Dr. Fritſch, betitelt ſich
eine eben erſchienene Druckſchrift, die bei Schlapp. Schulſtraße,
zum Preiſe von 1 Mark zu haben iſt.
Fahrraddiebſtähle. In der Nacht vom 3. zum 4. Auguſt 1930
wurde aus der Feſthalle ein Herrenfahrrad, Marke Torpedo,
Fabrik=
nummer 423 987, und am 15. Auguſt 1930 aus der Waſchküche des Hauſes
Frankfurterſtraße 19 von einem Herrenfahrrad das Vorder= und
Hinter=
rad mit ſchwarzer Poloqummibereifung entwendet. — Sichergeſtellt
wurde ein Herrenfahrrad, Marke Wanderer, Fabriknummer 90 925. .
Die Aufgaben der Reit= und Fahrturniere.
Zum Darmſtädker Jubiläums=Turnier am 30. und 31. Anguſt.
L. Drees, Berlin.
Eine auf den erſten Blick vielleicht nicht ganz verſtändliche
Erſcheinung iſt die, daß man heutzutage bei uns in Deutſchland
eigentlich — im ganzen genommen — allerorten erheblich beſſeres
Pferdematerial zu ſehen bekommt als in der Vorkriegszeit. Dieſe
Tatſache erſcheint deshalb etwas befremdlich, weil doch in der
da=
zwiſchen liegenden Zeitſpanne, nicht zum wenigſten auf Grund der
Kriegsereigniſſe, gerade die Technik gewaltige Fortſchritte
ge=
macht, und vor allem auf dem Gebiete des Verkehrsweſens ganz
ungeheuer an Boden gewonnen hat. Oblag bis zu Kriegsbeginn
die Bewältigung des Warenverkehrs — ausgenommen den
Schie=
nenſtrang und die Waſſerſtraßen — faſt noch ausſchließlich dem
Pferdefuhrwerk, ſo hat ſich das Bild inzwiſchen gewaltig
verſcho=
ben. Der Motor hat ſeinen Siegeszug angetreten. Zunächſt hat
er ſich aller Kunſtſtraßen bemächtigt, erſt betätigte er ſich
haupt=
ſächlich innerhalb der Großſtadt, dann aber griff er was ja
natür=
lich war, auch auf die großen Verbindungsſtraßen über, und heute
ſind wir ſchon ſo weit, daß er das Straßenbild der Großſtadt ganz
beherrſcht, in ſonſtigen Städten von Bedeutung im
Straßenver=
kehr bereits das Uebergewicht hat und außerhalb der Stadtbilder
ebenfalls die großen Chauſſeen als ſeine Domäne betrachtet.
Und dennoch die andere Erſcheinung, und zwar die, daß trotz
allem und trotz Auto und Flugſport und anderen neuzeitlichen
Sportarten der Pferdeſport bisher nichts an Intereſſe eingebüßt
hat. Im Gegenteil. Daß dem ſo iſt, das zeigt ſich in ganz augenfälliger
Weiſe Jahr für Jahr anläßlich der zahlreichen
Turnierveranſtal=
tungen dieſer Art, die im In= und Auslande abgehalten werden.
Wenn dem aber ſo iſt, ſo muß neben der Beliebtheit dieſes
Sport=
zweiges auch noch manches andere mitſprechen, das dem
Pferde=
ſport eine geſunde Unterlage bietet, und das trifft auch zu. Trotz
Auto und Flugzeug iſt eben das Pferd im Wirtſchaftsleben und
im Verkehrsleben der heutigen Zeit keineswegs ausgeſchaltet;
nach wie vor ſpielt es darin trotz der oben erwähnten
Um=
ſtände, eine recht beachtliche Rolle, ſo allein iſt es zu erklären,
daß neben dem von jeher beſtehenden, auch jetzt noch in der
Vorhand befindlichen Rennſport, auch der Turnierſport ſo
un=
geheuer an Boden gewonnen hat. Allem Anſchein nach liegt zur
Zeit auch durchaus keine Veranlaſſung vor, mit einer rückläufigen
Bewegung in dieſer Beziehung zu rechnen, im Gegenteil, ſogar
mit einem weiteren Aufſtieg. Das verdient entſchieden beſondere
Beachtung, denn man vergeſſe immerhin nicht, daß wir im
Zeit=
alter der Technik leben, das jedenfalls, wie wir ſehen, die
Ver=
wendung des braven Pferdes und ſeine Dienſte ſchon ſtark
einge=
ſchränkt hat. Aber Pferd bleibt Pferd, und der Pferdeſport wird
immer ſeine Anhänger und Freunde finden, denn noch iſt der
Sportzweig nicht erfunden, der die gleiche Freude, Anregung und
Begeiſterung zu bieten vermag wie der Reitſport, und ohne
Ver=
meſſenheit darf man wohl behaupten, daß er gewiß für immer
berufen ſein wird, als der ſchönſte und vornehmſte Sport zu gelten.
Doch geſunder Sport iſt niemals Selbſtzweck, ſondern Mittel
zum Zweck; das trifft vollinhaltlich auch auf unſere hippologiſchen
Veranſtaltungen zu. Die Konkurrenz des Motors zwingt den
Züchter zu Höchſtleiſtungen in bezug auf die von ihm gezogenen
Produkte; nur erſtklaſſiges Pferdematerial, ſei es Warm= oder
Kaltblut, ſei es zu Reit= oder Zuchtzwecken beſtimmt, kann ſich
heute mit Erfolg auf dem Markte behaupten. Dieſes Ziel für den
Züchter erreichbar zu geſtalten, bezwecken die ſportlichen
Veranſtal=
tungen auf dem Gebiete des Reitens und Fahrens. Nach
wohl=
erwogenen Grundſätzen ſind dieſe Wettkämpfe derart angelegt, daß
ſie es ermöglichen, ſachliche Höchſtleiſtungen zu erzielen und dabei
dem Züchter auf dem Vergleichswege die Möglichkeit zu bieten,
ſeine Schlüſſe zu ziehen, die ihm bei Betätigung ſeiner Pferdezucht
zugute kommen ſollen.
Die Verhältniſſe auf dem Lande liegen bei der heutigen
Wirt=
ſchaft ſo, daß inzwiſchen klar erſichtlich geworden iſt, daß hier von
einer Verdrängung des braven Pferdes durch den Motor nicht die
Rede ſein kann. Die Verhältniſſe liegen hier denn doch ganz
anders wie in der Stadt, und zwar ſo, daß die Rentabilität der
tieriſchen Zugleiſtung, in der Geſamtheit betrachtet, das heißt auch
vom Geſichtspunkt der Anſchaffung, Abnutzung und Verwertung
der Nebenprodukte, ſowie der Möglichkeit der Weiterveräußerung
des Tieres nach Ablauf einer gewiſſen Dienſtzeit, zur Zeit
wenig=
ſtens noch größer iſt. Während vor allem die Beſchaffung durch die
Möglichkeit der Selbſtaufzucht oder Kauf von jungen Tieren zum
Zwecke des Großziehens auf ein Mindeſtmaß herabgeſchraubt
wer=
den kann, dann aber für Jahre ins Geld wächſt, iſt die Beſchaffung
der motoriſchen Betriebskraft verhältnismäßig teuer „Auch
ent=
wertet der kaum erſtandene Motor ſchon aus dem Grunde, weil
jede Maſchine in ihrer techniſchen Fortentwicklung bereits
über=
holt iſt, wenn ſie in den Handel kommt. Auch die Betriebskoſten,
in erſter Linie das aufzuwendende Futter, reduzieren ſich beim
Pferdezug ja erheblich, einmal der Selbſterzeugung wegen, zum
anderen wegen der Umwertung eines Teils des Futters und der
Streu in das wichtige Nebenprodukt „Dung”.
Des weiteren ſpricht für den Pferdezug auf dem Lande, daß
„Kraftſtoffe‟ Einfuhrartikel ſind, die an ſich für die Wirtſchaft
un=
erwünſcht ſind, auch durch Zölle verteuert werden. Haferanbau
aber ermöglicht eine rationelle Ausbeute der für Körnerfrucht
vorhandenen Anbauflächen, die zur Zeit wohl allzu ſtark mit
Rog=
gen beſtellt ſind.
So ſind alſo alle Vorbedingungen vorhanden, die auch in
heu=
tiger Zeit einer verſtändnisvoll betriebenen Pferdezucht ihre
Daſeinsberechtigung zuerkennen müſſen. Somit können wir uns
alſo auch heute noch am ſchönen Pferdeſport erfreuen, doch denken
wir daran, daß dieſer nicht nur lediglich ein ſchöner Sport oder
eine Liebhaberei des Einzelnen iſt, ſondern daß er einen recht
ernſthaften Hintergrund hat. Dieſer Hintergrund iſt, um einen
recht oft zitierten Ausſpruch anzuführen, „Freie Bahn dem
Tüch=
tigen!” Hier hilft keine Protektion vorwärts, nein, auf dem Felde
des Sports heißt es in gleichem Maße wie auf dem Felde der
Ehre „Selbſt iſt der Mann”, und zwar gilt dies für Reiter und
Pferd in gleichem Maße. Nur perſönliche Leiſtungen werden bei
dieſen Kämpfen gewertet und der Lorbeer des Sieges wird
ledig=
lich der Meiſterleiſtung, nicht aber einem Günſtling zu teil.
Die bereits erzielten Leiſtungen anläßlich der vielſeitigen und
vielgeſtaltigen Vorführungen der letzten Jahre laſſen ganz
ein=
wandfrei erhebliche Steigerungen erkennen. Damit iſt der Beweis
erbracht, daß wir uns auf dem richtigen Wege befinden und die
Produkte der deutſchen Landpferdezucht ſich im Aufſtieg befinden.
Das iſt ein recht erfreuliches Zeichen und kommt unſerer heimiſchen
Wirtſchaft zugute, da ſich erwieſenermaßen auch das
Auslands=
intereſſe dem deutſchen Pferde zuwendet. Wiederhalt haben in den
letzten Jahren die deutſchen Produkte bei internationalen
Pferde=
ſchauen guten Anklang gefunden mögen uns weitere Erfolge nach
dieſer Richtung hin beſchieden ſein
Von dem ſchon erwähnten, ſehr richtigen Standpunkt
aus=
gehend, daß die Sportveranſtaltungen nicht Selbſtzweck, ſondern
Mittel zum Zweck ſind, hat man ſie auch derart ausgeſtaltet, daß
die vielſeitigen Prüfungen der Pferde, ſo wie ſich dieſe am beſten
der Arbeitsbetätigung anvaſſen, vorgeſehen werden. So erſcheinen
keineswegs lediglich die Sportmatadore allein in der Arena,
ſon=
dern gleichfalls auch Wirtſchaftsgeſpanne jeder Art und aller
Be=
triebe um ſo auch die Praxis zu Wort kommen zu laſſen. Ebenſo
zeigt ſich der reiterliche ländliche Nachwuchs, um uns ein Bild von
deutſchen Bauern auf deutſchem Pferd vor Augen zu führen. Und
gerade dieſe, aus dem praktiſchen Leben gegriffenen
Programm=
nummern ſind es, die bei der breiten Maſſe des Publikums ſtets
beſonderen Anklang finden, und das iſt wirklich in hohem Maße
erfreulich und trägt vor allem dazu bei den Pferdeſport
volkstüm=
lich zu machen. Das aber iſt ja der erſtrebte Zweck der
Veranſtal=
tungen, ihnen die breite Baſis, die in ſchwerer Arbeit geſchaffen
wurde, nun auch zu erhalten und nach Möglichkeit, noch zu
er=
weitern.
Möge dieſen Beſtrebungen, im Intereſſe unſerer deutſchen
Pferdezucht der Erfolg auch weiterhin treu bleiben.
Ein Betrüger= und Hochſtaplerpaar feſtgenommen. Am 15.
Auguſt 1930 erſtattete ein Darmſtädter Autobeſitzer die Anzeige, daß
ſich ein angeblicher Oberingenieur Peter Mertes aus Trier mit Frau
und Kind durch ſeinen Chauffeur nach Langen, Frankfurt a. M.,
Wor=
felden und Dudenhofen habe fahren laſſen, und daß die Eheleute Mertes
bei Verlangen des Fahrpreiſes dem Chauffeur zwei Wechſel ausgeſtellt
hätten. Da dieſer angebliche Mertes der Kriminalpolizei nicht
unbe=
kannt war, wurden ſofort die Ermittelungen aufgenommen und die
Familie Mertes vorübergehend in Langen wohnhaft feſtgeſtellt. Die
Familie Mertes wurde nach Darmſtadt überführt, woſelbſt die Feſtnahme
des Ehemannes erfolgte. Es ſtellte ſich nun heraus, daß die Eheleute
Mertes in einer Anzahl Geſchäften in Darmſtadt Trauringe,
Kleidungs=
ſtücke, Wäſche, Schuhwaren, Koffer, Lederſachen uſw. auf Rechnung
ge=
kauft und baldige Zahlung in Ausſicht geſtellt hatten. Mertes ſelbſt
gab ſich als Oberingenieur und ehemaliger Offizier aus, der im Kriege
einen Lungenſchuß erhalten habe und Rente beziehen würde. Im
Knopf=
loch des Rockes trug Mertes Bänder der höchſten Kriegsorden, an der
Uhrkette einen Bierzipfel, ſowie ferner ein Couleurband der
Studenten=
verbindung „Rhenania‟. Das Geld hierfür hatte er der
Schwieger=
mutter abgenommen. Mertes beſuchte vornehmlich Bekannte, die er in
Krankenhäuſern kennen gelernt hatte, wurde dann in deren
Behauſun=
gen von Lungenbluten befallen und legte ſich als Schwerkranker zu Bett.
Er wurde aus Mitleid bewirtet und gepflegt. Die zugezogenen Aerzte
täuſchte Mertes dadurch, indem er angab, er komme von einer
Aufſichts=
ratsſitzung und die Gelder für die Behandlung und Medikamente
wür=
den überwieſen. Bemerkenswert iſt hierbei, daß die Frau des Mertes
ihren Mann ſtets mit Schweineblut verſorgen mußte, damit er den
be=
handelnden Aerzten jederzeit ſein „Lungenbluten” glaubhaft in die Tat
umſetzen konnte. Ein Teil der erſchwindelten Waren aller Art wurde
bei Althändlern verkauft und in Pfandhäuſern verſetzt. Einer
Haus=
angeſtellten, die mit der Ehefrau Mertes verwandt iſt, wurden ihre
ge=
ſamten Erſparniſſe in Höhe von 290 Mark abgeſchwindelt. Auf die
gleiche Art und Weiſe wie in Darmſtadt, begingen die Eheleute Mertes
auch in Trier, Pfalzel bei Trier und vermutlich noch an anderen Orten
Waren= und Einmiete=Betrüge. Weitere Geſchädigte erſuchen wir
als=
bald bei der Kriminalpolizei, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 3, vorſprechen
zu wollen. Der Ehemann Mertes wurde dem zuſtändigen Richter
vor=
geführt und von dieſem Haftbefehl gegen ihn erlaſſen.
Prassel-Kaffee
Neff
Arſ Jaſſſ
Sohnlstr. 10
EFeſtnahmen. Wegen Diebſtahls wurden drei junge Männer
feſt=
genommen und nach Aufklärung und Sicherſtellung der geſtohlenen
Sachen wieder entlaſſen. — Auf Grund des kriminalpolizeilichen
Nach=
richtendienſtes wurde ein hieſiger Verſicherungsvertreter wegen ſchweren
Diebſtahls und Unterſchlagung durch die Darmſtädter Kriminalpolizei
feſtgenommen und dem Amtsgericht 1 zugeführt. — Zwei jugendliche
Fürſorgezöglinge, der eine aus Hamburg, der andere aus Aachen,
wur=
den durch Beamte des 3. Polizeireviers ſiſtiert und nach ihrer Anſtalt
bei Idſtein im Taunus, woſelbſt ſie durchgegangen waren,
zurückver=
bracht. — Wegen Vergehens gegen das Schußwaffengeſetz wurde ein
Holzarbeiter aus Reinheim in Darmſtadt feſtgenommen. Der
Feſtge=
nommene wurde dem Amtsgericht 1 zugeführt, und in Haft genommen,
weil gegen ihn gleichzeitig wegen einer anderen Straftat bereits
Haft=
befehl erlaſſen war.
Sittlichkeitsverbrechen. Am 14. Auguſt 1930, hat ein
unbekann=
ter Mann ein 7jähriges Mädchen in die Anlage an der
Hindenburg=
ſtraße gelockt und dort auf dem Kinderſpielplatz unſittliche Handlungen
an dem Kinde vorgenommen. Der Unbekannte iſt etwa 22 bis 23 Jahre
alt, trägt helle, abgewaſchene Windjacke blaue Schildmütze ohne
Ab=
zeichen. Er war im Beſitze eines Fahrrades. Perſonen, die inbezug auf
den Täter ſachdienliche Angaben machen können, werden erſucht, dies
bei der Kriminalpolizei, Zimmer 5, vorzubringen.
Diebſtahl. Aus einem Garten am Weiterſtädterweg wurden in
der Nacht vom 14. zum 15. Auguſt 1930 acht weiße Junghühner (
ame=
rikaniſche Leghorn) geſtohlen. Sachdienliche Angaben bittet man bei der
Kriminalpolizei, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 2, machen zu wollen. —
Am 4. Auguſt 1930 wurde aus dem Sanitätsraum der Feſthalle eine
Rollfilmkamera (6X9) mit braunem Lederfutteral und Lederriemen
ent=
wendet.
Aus den Parkeien.
— Deutſche Volkspartei — Jugendgruppe. Heute
Spaziergang nach Kaffee Waldesruh. Treffpunkt abends 8 Uhr
am Tierbrunnen. Bei ſchlechtem Wetter Abfahrt 8.15 Uhr ab
Böllenfalltor mit dem Ober=Ramſtädter Omnibus.
* Aus den Darmſtädter Lichtſpielkheakern.
Palaſt=Lichtſpiele
bringen in „Die Inſel der Verſchollenen” einen ſo
ausgezeichneten Film, wie er in dieſem (qualitativ etwas
ver=
nachläſſigten) Theater kaum je gelaufen iſt und den man auch
den „Helia”=Beſuchern nicht vorenthalten ſollte. Eine ganz
her=
vorragende franzöſiſche Filmarbeit, in der Techniſches vielfach
ruſſiſchem Vorbild nachempfunden, die aber im ganzen typiſch
franzöſiſch blieb und einen überzeugenden Beweis von dem hohen
Stand des Könnens franzöſiſcher Filminduſtrie und =Darſtellung
bringt. Ein Film, der zu den Spitzenleiſtungen der ſtummen
Filme überhaupt zählt. Der wohl ſtark ſoziale Gegenſätze
unter=
ſtreicht, aber nur ſoweit das für die romanhafte Geſtaltung der
Fabel notwendig iſt und im letzten durchaus tendenzlos bleibt.
Ein Film auch, der trotz mancherlei Klippen niemals die Grenzen
des Erträglichen überſchreitet in bezug auf Sentimentalität, allzu
betonter eigener Frömmigkeit uſw. Ein Film aber, der vor allem
ganz Fabelhaftes leiſtet in der Bildgeſtaltung und deren
tech=
niſcher Vollendung. Dazu kommt die ungemein ſicher führende,
alle Pointierungsmöglichkeiten erſchöpfende, in der Bewegung der
Maſſen und beſonders in der Unterſtreichung von Szenen durch
Großaufnahmen vorbildliche Regie (Julius Duvivier), die in
Verbindung mit einer ebenſo ausgezeichneten Darſtellung eine
blutwarme Verlebendigung des Romanſtoffes ſchuf. Jean
Murat, Suzanne Chriſty, Henny Krauß (etwas hölzern),
Fanny Bourdelle u. a. ſind Träger der Handlung die
aben=
teuerliche Szenen von der bretoniſchen Küſte bringt, Szenen, die
in ſturmgepeitſchter Meeresnacht ſpielen und Bilder von ſtarker
Dämonie entrollen. Brillante Typen von verwitterten Seeleuten
und Hafenarbeitern ſtellt die Komparſerie. —
Im Beiprogramm läuft ein ſehr inſtruktiver Kulturfilm „
Ge=
bundenes Wiſſen”, der die Herſtellung eines Lexikons vom
Manu=
ſkript bis zum Verlaſſen der Buchbinderei zeigt, und eine
ameri=
kaniſche Hamilton=Groteske.
Helia
bringt einen der ſchönſten Filme neuerer Produktion in der ſehr
guten Regiearbeit von Georg Aſagaroff „Das
Donkoſa=
kenlied‟
Das iſt ein wildes Bild von Liebe und Haß, von Leidenſchaft,
von Recht und Unrecht, von Abenteurerleben und — vom letzten
Gang in die Einſamkeit: Fürſt Sagarin, glücklicher Bräutigam,
Gardeoffizier des Zaren, erſchießt den Vormund ſeiner Braut, der
ſeinen toten Vater beleidigte. Er wird verurteilt, degradiert,
nach Sibirien verbannt. Flieht, gerät auf dem Wege zu ſeiner
Frau in die Hände einer Räuberbande, ſchlägt ſich mit dieſer durch
eine Militärverfolgung, wird ihr Hauptmann. Endlich in der
Nähe der Heimat angelangt, kann er der bräutlichen Gattin
Nach=
richt ſenden. Sie kommt zu ihm, Eferſucht der Bande führt zur
Mordtat, deren unſchuldiges Opfer die Fürſtin wird. Der Fürſt
und Räuberhauptmann zieht weiter in die Einſamkeit. — Man
ſieht, eine wildbewegte Handlung, guter Filmvorwurf! Und
Aſa=
garoff hat die Aufgabe ſehr gut gelöſt. Bilder von
romanti=
ſcher Schönheit rollen ab und gut geſpielte Szenen. Brillante
Typen unter den Zigeunern und Strafgefangenen. Der beſten
eine ſtellt Fritz Kampers. Echt, derb, tierhaft. Eine
Pracht=
geſtalt. Iwan Kowal=Samborſky als Dyrka, Diener und
Freund des Fürſten. Er hat den treuen Blick in den hellen Augen
und das gute Lachen. Adalbert v. Schlettow ſpielt gut,
ſchneidig den jungen Fürſten und überlegen lebenswahr den
Ge=
fangenen und Räuber. Lien Deyers iſt eine zart=ſchöne
Nataſcha.
Das Beiprogramm bringt eine artiſtiſch hervorragende
Gro=
teske und neben der aktuellen Wochenſchau einen hübſchen
Er=
ziehungsfilm „Ländliche Säuglingspflege‟.
— „Frauennot — Frauenglück”, der Film von der Beziehung
zwiſchen Mann und Frau, vom Werden des Menſchen, von
Freu=
den und Leiden der Mutterſchaft, aufgenommen in der
Univer=
ſitäts=Frauenklinik in Zürich gelangt Donnerstag abend 8.30 Uhr
in den Helia=Lichtſpielen, Wilhelminenſtraße, im Rahmen einer
Feſtvorſtellung zur Vorführung. Herr Dr. med Wolff,
Darm=
ſtadt, Wilhelmſtraße 18, hält den einleitenden Vortrag zu dem
Film.
Seite 6
Mittwoch, den 20. Auguſt 1930
Nummer 229
Pädagogiſche Woche für Ausländer.
Die meihodiſche Arbeit des Lehrgangs. — Abſchluß in Mainz und Oppenheim.
III.
Die pädagogiſche Arbeit der Kurſusteilnehmer, die am
Mitt=
woch vergangener Woche ihren Anfang genommen hatte (vgl.
D. Tgbl. vom 13. und 14. Auguſt 1930), fand am Donnerstag
ihre Fortführung in einem Tagesausflug in den
Oden=
wald. Die Fahrt, die in einem großen Heagomnibus ſtattfand,
galt in erſter Linie dem Beſuch von Landſchulen, daneben dem
Landheim der Eleonorenſchule, in zweiter Linie den Schönheiten
des Odenwaldes. Sie ſtand unter Führung von Direktor
Kiſ=
ſinger und brachte die Gäſte zunächſt nach Niedernhauſen.
Schul=
rat Jaeger=Dieburg führte die Teilnehmer dort in die
zwei=
klaſſige Schule ein: Die Zuſammenarbeit der verſchiedenen
Alters=
ſtufen fand den Beifall der Beſucher, beſondere Freude erregten
Lehrer Kuſchkes Dialektdichtungen, die die kleinen
Niedern=
häuſer gut vortrugen. Auch Lehrer Oldendorf bewies in
ſei=
ner heimatkundlichen Lektion guten Kontakt mit ſeinen Schülern.
Dr. Heldmann erläuterte Zweck und Entwicklung des
Land=
heims der Eleonorenſchule, von deſſen Leiſtungsfähigkeit ein
treff=
licher Imbiß Zeugnis ablegte. Und dann gings höher hinauf
nach Lützelbach, wo Lehrer Sauerwein die dortige einklaſſige
Volksſchule vorführte. Lindenfels, die Perle des Odenwaldes, bot
ſich nach dem voraufgegangenen Regen im Sonnenſchein;
Mittags=
raſt ſtärkte zur Weiterfahrt durchs Lautertal nach Bensheim. Nach
einem Blick in die Aufbauſchule ging die Heimfahrt die
Berg=
ſtraße entlang; ſie enthüllte ſo recht die landſchaftlichen Reize
un=
ſerer Heimat.
Am Freitag zerſtreuten ſich die Teilnehmer des Lehrgangs
wieder in die einzelnen Schulen der Stadt, um an ihrem
Unter=
richt teilzunehmen. Schulrat Storck führte auch an dieſem Tage
die Intereſſenten in die kleineren Schulen der Umgebung
Darm=
ſtadts (Eberſtadt. Traiſa, Nieder=Ramſtadt u. a.). Am Nachmittag
zeigte Direktor Dr. Eppelsheimer die Schätze der
Landes=
bibliothek und erläuterte in ſachgemäßer Weiſe die gerade
im Gang befindliche, völlig neuzeitliche Umgeſtaltung der
Anord=
nung und Aufſtellung der gewaltigen Bücherbeſtände. Die
in=
timen Reize des Schloßmuſeums und die Holbeinſche
Ma=
donna erſchloß eine anſchließende Führung. Am Abend nahmen
die Lehrer aus dem Auslande an dem großen
Begrüßungs=
abend teil, den die Darmſtädter Lehrerſchaft den Teilnehmern
des gleichzeitig ſtattfindenden 4. Auslandslehrertags im
Städti=
ſchen Saalbau veranſtaltete (vgl. unſeren Bericht in dieſer
Zei=
tung vom 17. Auguſt).
Am Samstag fand neben weiteren Unterrichtsbeſuchen und
Ausflügen in die Umgebung (Schulrat Storck) eine Beſichtigung
der Buchausſtellung in der Liebigs=
Oberreal=
ſchule ſtatt (Dr. Türk). Ein gemeinſames Mittageſſen
in der „Krone” gab Gelegenheit zu mancherlei geſchäftlichen
Mit=
teilungen. Der Nachmittag aber vereinigte die Teilnehmer zu
gand erläauterte. m . Vehrerbildung, die
ſeit Beſtehen der Weimarer Verfaſſung, einem langjährigen
Wunſche der Lehrerſchaft entſprechend, nach den Grundſätzen der
höheren Bildung durchgeführt iſt. Bei uns bietet die Techniſche
Hochſchule die Ausbildung in den wiſſenſchaftlichen Fächern, die
Inſtitute führen in die Berufspraxis ein. Im Pädagogiſchen
In=
ſtitut von Mainz wird die Arbeit von nebenamtlichen Lehrkräften
geleiſtet, in Darmſtadt von hauptamtlichen. Die Prüfung wird
in zwei Teilen abgelegt. Ausſtellungen im Schulmuſeum
(Geſchichtsunterricht. Naturwiſſenſchaft, Volkskunde,
Religions=
vädagogik, heſſiſche Volksſchulbücher) ergänzten die theoretiſchen
Ausführungen. — Lehrer Melchior ſprach über „
Neuzeit=
lichen Schreibunterricht”; auch er ergänzte ſeine
Ausfüh=
rungen durch eine charakteriſtiſche Ausſtellung von
Schreibarhei=
ten. — Schulrat Denzer behandelte die im Brennpunkt des
Intereſſes ſtehende Frage des Werkunterrichts. Die von
ihm ausgeſtellten Schülerarbeiten ernteten Anerkennung und
Bei=
fall der Teilnehmer, die zum Teil am Vormittag in der
Garten=
arbeitsſchule die Praxis dieſes Unterrichts geſehen hatten (
Rek=
tor Preſſer). — Am Abend vereinigten ſich die ausländiſchen
Lehrer mit den deutſchen Auslandslehrern und den Vertretern
von Staat, Stadt und Darmſtädter Lehrerſchaft im
Orangerie=
garten zu einem gemütlichen Abend. Dieſer Abend gelang
vortrefflich; es herrſchte in zwangloſer Geſelligkeit prächtige
Stim=
mung: die Gäſte Darmſtadts waren voll des Lobes über die
Herz=
lichkeit der Aufnahme. Oberſchulrat Friedrich (Staat) und
Bürgermeiſter Ritzert (Stadt) begrüßten in humorvollen,
lie=
benswürdigen Ausführungen die Gäſte, für die der
temperament=
volle Dr. Gaſter=Berlin und Rektor Elholm=Tondern
dankten. Auch Schulrat Niemann, der Leiter der Pädagogiſchen
Woche, gab ſeinem Dank über den guten Verlauf der Tagung als
Preuße und ehemaliger Muß=Heſſe (er ſtammt aus dem 1813—1816
heſſiſchen Weſtfalen) Ausdruck. Und dann kamen die Kärntner!
Es war ein ausgezeichneter Gedanke, die gerade in Darmſtadt
weilende Volkskunſtgruppe der Kärntner auftreten
zu laſſen. Die Darbietungen der friſchen jungen Männer und
Mä=
dels ſind ausgezeichnet und erſtklaſſig. Prächtig iſt der
Zuſam=
menklang der Stimmen in den heimatlichen Liedern, farbenfroh
und abwechſelungsreich das Bild ihrer kraftvollen Tänze. Sie
rie=
fen ſtürmiſchen Beifall hervor. Daß dieſer auch den
Gedichtvor=
trägen Eugen Köſers nicht fehlte, iſt in Darmſtadt
ſelbſtver=
ſtändlich; ebenſo, daß Staatsrat Block, der „Vater der
Aus=
landslehrer”, beſonders gefeiert wurde. Gerade dieſe
familien=
artige Herzlichkeit des Zuſammenſeins bildete einen Höhepunkt
der ganzen Woche.
Am Sonntag fanden zwei Ausflüge ſtatt: Dr. Weigand
führte eine Gruppe im ſtrahlenden Sonnenſchein nach Heidelberg
und ins Neckartal, während eine zweite Abteilung mit Dr. Götz
nach Stuttgart fuhr, um das deutſche Auslandsinſtitut zu
beſich=
tigen. Nach gaſtlicher Bewirtung hielt dort Dr. Rüdiger
einen feſſelnden Vortrag über den Aufbau dieſes großzügigen
Unternehmens, das über alle Fragen des Deutſchtums im
Aus=
land Auskunft zu geben vermag. Dr. Draſcher ergänzte die
Ausführungen ſeines Amtsgenoſſen und Dr. Klingenfuß gab
in zweiſtündiger Führung einen Einblick in die Fülle der
Samm=
lungen, Bibliothek, Archive, Ausſtellungen uſw. Dem Dank der
Gäſte gab Rektor Garbe=Neumark beredten Ausdruck; er
ſtellte mit Genugtuung feſt, daß die Zeiten, in denen der deutſche
Auslandslehrer im Reich nahezu als anrüchig galt, endgültig
vorbei ſeien. Einige Stunden der Raſt auf der Weißenhofanlage
ließen den Blick ſchweifen über die prächtige Stadt, die ſich im
Sonnenglanze zu Füßen des Beſchauers ausbreitete. —
Mainz und Oppenheim waren die Ziele der Fahrt am
Montag: In Mainz übernahm der Mainzer Hiſtoriker Prof.
Dr. Neeb die Führung. In ſeiner friſchen, geiſtſprühenden Art
enthüllte er den Gäſten die Schönheiten ſeiner Vaterſtadt,
nament=
lich die des Domes und die des von ihm geleiteten römiſch=
ger=
maniſchen Zentralmuſeums. Im Muſeum unterſtützte den mit
Be=
geiſterung aufgenommenen Gelehrten Denkmalspfleger Dr.
Behn mit ſachkundiger Führung durch die Lehrabteilung der
Sammlung. — Damit die Pädagogik nicht zu kurz komme, hielt
Prof. Dr. Feldmann einen weit angelegten, tiefgehenden
Vortrag über die Lehrerausbildung namentlich unter
Berückſichtigung des Mainzer pädagogiſchen Inſtituts. Nach einem
Eſſen in der Stadthalle war der freie Rhein das Ziel eines
kurzen Ganges, dann hieß die Loſung: Oppenheim.
Emp=
fangen von den Spitzen der ſtädtiſchen Behörden, ging man
als=
bald nach Ankunft in die Katharinenkirche. Dr. Roeder führte
durch dieſes prächtige Bauwerk und vermittelte ein umfaſſendes
Bild von all der Not, die fremde Eroberer über die alte
Reichs=
ſtadt gebracht haben. Nach einem Blick in das Beinhaus und auf
die Ruine Landskrone, war die Obſt= und
Weinbau=
ſchule der Gegenſtand eingehender Führung: Die Umſicht, mit
der an der Hebung des ſchwer ringenden Weinbaues gearbeitet
wird, waren für alle Zuhörer und Teilnehmer an der
mehrſtün=
digen Führung äußerſt wertvoll. Landwirtſchaftsrat Rodrian
und die Aſſeſſoren Dr. Balz, Buxbaum und
Watten=
dorf waren unermüdlich in Führung und Erläuterung der
Sammlungen, Laboratorien und Anlagen. Miniſter Korell,
deſſen Amtsbereich die Weinbauſchule unterſteht, hatte es ſich nicht
nehmen laſſen, perſönlich anweſend zu ſein. Mit ihm war noch
eine Reihe von Darmſtädter Damen und Herren nach Oppenheim
gekommen, die Beruf und Amt am Vormittag abgehalten hatten,
mit nach Mainz zu fahren. Daß natürlich eine Probe der
köſt=
lichen Erzeugniſſe nicht fehlen durfte, war ſelbſtverſtändlich. Sie
vereinigte die ausländiſchen Lehrer zum letzten Höhepunkt der
Tagung.
Miniſter Korell
begrüßte die Anweſenden im Namen der heſſiſchen Regierung und
wies ausdrücklich darauf hin, daß niemand verpflichtet ſei, Wein
zu trinken. Anſchließend verbreitete ſich der Redner über die
Prohibition und lehnte ähnliche Maßnahmen für Deutſchland aus
volkswirtſchaftlichen und ethiſchen Gründen ab. Der edle
Rhein=
wein muß in ſchwerem Kampf dem Boden abgerungen werden.
Gerade, weil die Rebe hier den allerſchwerſten Kampf um ihre
Exiſtenz zu führen hat, deswegen wird die Traube am Rhein ſo
gut. Dieſen Kampf um die Züchtung eines anſtändigen,
wohl=
bekömmlichen, guten, preiswerten Weines zum Wohle der
Wein=
bauernſchaft zu unterſtützen iſt Zweck und Ziel der Lehr= und
Ver=
ſuchsanſtalt für Wein= und Obſtbau. — Mit herzlichen allgemeinen
Ausführungen über die Befriedung aller Völker ſchloß der
Mi=
niſter ſeine mit ſtarkem Beifall aufgenommene Anſprache. —
Schulrat Niemann dankte für die Begrüßung und hob die
pädagogiſche Bedeutung der Weinbauſchule hervor. Auch er ſprach
ausführlich über die Frage der Prohibition auf Grund ſeiner
Er=
fahrungen in den nordiſchen Ländern und lehnte ſie ab
haupt=
ſächlich, weil ſie gegen das Menſchheitsgrundgeſetz der Toleranz
verſtoße. Die Entſtehung der Prohibition in den U. S. A. ſei
durch zwingende Rückſichtnahme auf das Negerproblem zu
er=
klären, für uns komme ſie keinesfalls in Frage. Jeder Menſch
habe ein Recht, ſo zu ſein, ſo zu leben, wie er geſchaffen iſt. Den
Völkern gerecht zu werden, und ſie nicht modeln zu wollen nach
unſerem Eigenbild, das ſei Ziel unſerer Politik. In ähnlicher
Richtung liegt auch der Hauptzweck des Lehrganges, für deſſen
herzliche Aufnahme Staatspräſident Dr. Adelung, der
heſſi=
ſchen Regierung und der Lehrerſchaft allerherzlichſter Dank
ge=
bühre — Landwirtſchaftsrat Rodrian überbrachte die Grüße
der Weinbauſchule, erläuterte die zur Probe gebotenen Weine
und ſchilderte die ſchwere Lage der Winzer, denen unbedingt Hilfe
zuteil werden müſſe. — Prof. Geib aus Gurahumora (
Rumä=
nien) ſprach der heſſiſchen Regierung und dem Lande Heſſen den
Dank für die gaſtliche Aufnahme aus, wie der gleiche Redner auch
ſchon vorher in der Katharinenkirche Dr. Roeder für die Führung
gedankt hatte. — Bürgermeiſter Rhumbler ſprach für die
Stadt Oppenheim. Er ſchilderte die ſchweren wirtſchaftlichen
Kämpfe des rheiniſchen Weinbaues. Die Stadt werde alles tun,
was in ihren Kräften ſtehe, die Winzerjugend durch gute
Fach=
bildung auszurüſten für ihren Kampf um die Exiſtenz. Daß der
Wein aber kein Gift ſei, beweiſe die erkleckliche Anzahl von
Wein=
trinkern, die 90 Jahre und älter ſeien. Herr Miniſter Korell hob
gegen 7.30 Uhr die Tafel auf. Er verlangte in ſeiner
Schluß=
anſprache, daß neben aller Technik, Pädagogik und dergleichen,
die Menſchen ſich ein frohes Herz, Toleranz und wahre
Menſchen=
liebe erhalten möchten. — In den verſchiedenſten Gaſtſtätten
Oppenheims vereinigten ſich die Teilnehmer der Fahrt zum
Abendeſſen und weiterem Studium der Erzeugniſſe des
Oppen=
heimer Weinbaues. Nur zu früh ſchlug die Abſchiedsſtunde. —
Der Dienstag vormittag gab die letzte Gelegenheit zum
Beſuch der Darmſtädter Schulen. Um 12 Uhr verſammelten ſich
die Teilnehmer ein letztes Mal in der „Krone” zum Eſſen. Am
Nachmittag verließen ſie Darmſtadt, geleitet von Damen und
Herren des Darmſtädter Ausſchuſſes, um in Frankfurt die Arbeit
fortzuſetzen. Alle waren erfüllt von anerkennender Dankbarkeit,
und Schulrat Niemann erklärte, die pädagogiſche Woche in
Darmſtadt werde eine Dauereinrichtung werden. Mit dieſem
Er=
gebnis kann Darmſtadt zufrieden ſein.
Dr. Götz.
Lokale Beranſtallungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Verband Heſſiſcher Regimentsvereine. Wir
wollen nicht verſäumen, nochmals auf die Auguſt=
Erinnerungs=
feier der Regimentsvereine in Form eines großzügigen
Vereins=
konzerts (Militärmuſik) zugunſten der „Deutſchen
Kriegsgräber=
fürſorge” am nächſten Samstag, abends 8 Uhr, im Städtiſchen
Saalbau hinzuweiſen. Der Kartenverkauf iſt ſo rege, daß es ſich
empfiehlt, bei Zeiten ſich mit Karten zu verſehen. Alles nähere
beſagt die heutige Anzeige.
— Rentnerbund. Morgen Donnerstag, nachmittags
5 Uhr, Mitgliederverſammlung im Fürſtenſaal.
— Der Verein Freundinnen junger Mädchen
ladet alle ortsfremden jungen Mädchen zu ſeinen Abenden im
Heim, Sandſtraße 24, ein. Jeden Donnerstag abend
Zuſammen=
ſein bei Geſang und Näharbeit. Sachen zum Zuſchneiden können
mitgebracht werden. (Beſprechung über die Auguſtana,
Ferien=
erinnerungen.)
— Die Darmſtädter Herbſtmeſſe fällt dieſes Jahr in die Ze
vom 28. September bis 7. Oktober; ſie wird, wie bisher, auf de
Mercksplatz (am Hallenſchwimmbad) ſtattfinden Auf dem Ju
platz kommen wieder zur Aufſtellung Fahrgeſchäfte, Schau= un
Schießbuden und dergleichen mehr. Die Plätze für die
Verkauf=
meſſe werden am 1. September d. J. öffentlich meiſtbietend ve
ſteigert.
* Unfall. Geſtern früh fiel auf einen Lehrjungen im Arbeit
miniſterium ein Schrank. Der Junge trug Verletzungen davon,
daß er nach dem Krankenhaus verbracht werden mußte.
Tageskalender für Mittwoch, den 20. Auguſt 1930.
Orpheum; Geſchloſſen. — Konzerte: Schloßkeller, Kaffe
Oper, Hotel Schmitz, Zum Datterich, Sportplatzreſtaurant.
Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helia=Lichtſpiele
Palaſt=Lichtſpiele.
Gegen üblen Mundgeruch, nach längerer Mundruhe und nach
Rauchen benutze man zum Desodorieren und Aromatiſieren des
eine Spülung mit dem herrlich erfriſchenden Chlorodont=Mundw
Flaſche 1.— Mk.
(I.Br.1
Aus Heſſen.
Aa. Eberſtadt, 19. Aug. Die Nachkirchweihe iſt wie die
Vor=
kirchweihe beſtens verlaufen. Wie gewöhnlich war der Beſuch aus der
Nachbarſchaft, insbeſondere aus Darmſtadt, ziemlich ſtark. In den
Tanz=
ſälen und Lokalen war Unterhaltung aller Art. Trotzdem machte ſich
diesmal die ſchwere wirtſchaftliche Lage auch beim Kirchweihbetrieb
deutlich bemerkbar. — Ein Altveteran geſtorben. Im Alter
von nahezu 81 Jahren iſt Wilhelm Grünewald 2., Veteran von 1870/71,
geſtorben. Er war Ehrenmitglied des Vereins „Soldatenkameradſchaft”
Sommerfeſt. Die Ortsgruppe Eberſtadt des Touriſtenvereins „Die
Naturfreunde” hält am kommenden Sonntag (24. Auguſt) auf ihrem
Riedbergheim im Mühltal ein Sommerfeſt ab, an dem ſich mehrere
be=
nachbarte Ortsgruppen beteiligen.
Cp. Pfungſtadt, 19. Aug. Jugendfeſt. Am Samstag und
Sonn=
tag beging der hieſige Evangeliſche Jungmädchenverein die Feier ſeines
35jährigen Beſtehens. Verbunden damit war ein Kreistreffen
der Jungmädchenvereine des Kreiſes Darmſtadt. Die Veranſtaltung war
vom Wetter einigermaßen begünſtigt; beſonders traf dies für den
Sonntag zu. Ungefähr 300 jugendliche Feſtgäſte waren zur Feier
er=
ſchienen. Eingeleitet wurde ſie am Samstag mit einer wirkungsvollen
Abendfeier vor dem Rathaus an der Modau, bei der die einzelnen
Behördenvertreter uſw. das Wort ergriffen. Am Feſtſonntag fand
zu=
nächſt ein ſtimmungsvolles Choralblaſen auf den Straßen ſtatt. Um
halb 10 Uhr begann in der bis auf den letzten Platz beſetzten Kirche ein
Feſtgottesdienſt, in dem Pfarrer Herrfurth=Mainz die Feſtpredigt hielt.
Das Thema war. „Ich ſchäme mich des Evangeliums von Chriſtus
nicht!”. Zur Verſchönerung des Feſtgottesdienſtes trugen weſentlich
der Kirchengeſangverein Pfungſtadt, die Singgruppe des
Mädchen=
vereins und der Guſtavsburger Poſaunenchor bei. Die im
Feſtgottes=
dienſt zur Erhebung gelangte Kollekte war für die evangeliſche
Jugend=
arbeit beſtimmt. Nach dem Gottesdienſt gab der bereits erwähnte
Guſtavsburger Bläſerchor am Kirchplatz ein kleines Konzert, das großen
Beifall fand. Nachmittags fand ein ſtattlicher Feſtzug der einzelnen
Jugendvereine durch die Straßen Pfungſtadts ſtatt. Man begab ſich
nach dem Platz am Grünen Steg, wo eine Waldfeier bei Spielen,
Reigen, gemeinſamen Liedern, Muſikvorträgen uſw., ſtattfand. Unter
anderem gelangte dabei ein Spiel „Der Stärkſte” zur Aufführung, das
aus der Nor unſerer Zeit geſchrieben, doppelt wirkte und viel Beifall
fand. Das jugendfriſche Treiben in Gottes freier Natur wurde
allent=
halben gutgeheißen, gerade in einer Zeit, die verbietet, große Feſte zu
feiern.
Cp. Pfungſtadt, 19. Aug. Selbſtmord. Im benachbarten Hahn
hat ſich ein 43 Jahre elter Einwohner im Ziegenſtall erhängt. Wie
ver=
lautet, ſtand er vor der Verheiratung mit ſeiner dritten Frau.
G. Ober=Ramſtadt, 19. Aug. Säuglingsberatungsſtunde.
Nächſten Montag, den 25. Auguſt, nachmittags von 2—3 Uhr, findet im
unteren Nathausſaal Säuglingsberatungsſtunde ſtatt.
r. Babenhauſen, 18. Aug. Platzkonzert. Anläßlich des
Preis=
ſchießens, das unſer Veteranen= und Militärverein Babenhauſen=
Harres=
hauſen auf den im Walde idylliſch gelegenen Schießſtänden der
Schützen=
geſellſchaft abhielt, fanden hier mehrere Konzerte ſtatt. Des
Vor=
mittags ein Platzkonzert auf dem Bismarckplatz, nachmittags und abends
Konzerte am Schießhaus. Durch Stiftungen von Mitgliedern und
Freunden des Vereins war es gelungen, eine unter perſönlicher
Lei=
tung des Herrn Obermuſikmeiſters M. Weber ſtehende 20 Mann
ſtarke Kapelle zu verpflichten. Der Name Weber übte ſeine ſchon oft
erprobte Anziehungskraft aus, das nach langer Zeit ſonnige
Sonntags=
wetter lockte zahlreiche Muſikfreunde von nah und fern herbei. Und
alle kamen auf ihre Rechnung. Die Kapelle ſpielte mit gewohntem
Schneid, der ewig=junge Weber dirigierte mit echter Muſizierfreude und
beneidenswertem überſprudelndem Temperament. Die zündende Kraft
der alten Militär= und Parademärſche begeiſterte doch immer wieder
aufs neue. Alle Konzerte erfreuten ſich eines ausgezeichneten Beſuchs. —
Einmachkurſus. Unter Mithilfe des Kreisſchulamts Dieburg
be=
gann am Montag in den Räumen der hieſigen Mädchenfortbildungsſchule
ein Einmachkurſus, der auf Veranlaſſung des Frauenvereins ſtattfindet.
Cf. Birkenau, 18. Aug. Reichstagswahl. Die feſtgeſtellte
Zahl der zurzeit vorhandenen Stimmberechtigten zur Reichstagswahl
am 14. September 1930 ergab für den Wahlbezirk Birkenau, beſtehend
aus den Gemeinden Birkenau, Kallſtadt und Rohrbach, rund 1580
Per=
ſonen gegenüber rund 1500 Perſonen bei der Reichstagswahl am 20.
Mai 1928 — Bei dem ſchönen Wetter des geſtrigen Tages herrſchte
bei der Standeröffnung der Schützenabteilung des Kriegervereins
Bir=
kenau und dem damit verbundenen Preisſchießen ein recht lebhafter
Verkehr. Es wurden ganz gute Ergebniſſe erzielt. Das Preisſchießen
nimmt am nächſten Sonntag ſeinen Fortgang. — Die am letzten
Sonn=
tag im Garten der Wirtſchaft „Zum Prinz Ludwig” abgehaltene
Jung=
geflügelſchau war gut beſchickt und bot viel Intereſſantes. Ausgeſtellt
waren nur Jungtiere diesjähriger Brut. Mit der Ausſtellung war
gleichzeitig wie üblich eine Verloſung verbunden.
i. Birkenau, 19. Aug. Ein gebürtiger Birkenauer, nämlich der
Gärtnereibeſitzer Valentin Schropp ſenior in Weinheim. Schöpfer der
Weinheimer öffentlichen Anlagen, begeht heute in voller Friſche und
un=
gebeugter Rüſtigkeit ſeinen 80. Geburtstag.
Bl. Erlenbach b. Fürth, 19. Aug. Schwerer Unglücksfall.
Geſtern mittag ereignete ſich im Steinbruch der Syenitwerke Erlenbach
ein ſchwerer Unglücksfall. Der verheiratete Steinbrecher Michel Delp
war mit dem Laden eines Schuſſes beſchäftigt, als er hinterrücks aus
beträchtlicher Höhe abſtürzte und in einem Haufen Steine liegen blieb.
Der bedauernswerte Mann war durch den Fall bewußtlos geworden
und trug ſchwere Kopf= und Rückenverletzungen davon, ſo daß er ſofort
in das Krankenhaus nach Heidelberg überführt wurde. Die Urſachen
des Sturzes ſind wohl in einem plötzlichen Unwohlſein begründet.
Bm. Hofheim (Nied), 18. Aug. Saalſportfeſt. Im Rahmen
der eben modernen Sportwerbeveranſtaltungen beging der hieſige
Rad=
fahrerverein „Viktoria Blitz” geſtern im Saale Zum Kaiſerhof” ein
Saalſportfeſt. Bei angenehmem Konzert bot der Veranſtalter ſehr gute
Leiſtungen im Reigen= und Kunſtfahren. Herr Bundesvorſitzender
Sot=
tong=Worms hielt eine Werbe=Anſprache. Den Schluß der
Nachmittags=
feier bildete ein Radballſpiel, welches den meiſten noch fremd war und
daher ſtarken Beifall fand. Bei gutem Beſuch nahm die Veranſtaltung
einen angenehmen Verlauf. — Baſar. Zum Beſten des Caniſius=
und Schweſternhauſes veranſtaltete die katholiſche Gemeinde geſtern
nachmittag im Caniſiushaus einen Baſar, der durch gute Beteiligung
und regen Abſatz der geſpendeten Lebensmittel uſw. guten Verlauf
nahm und für genannten Zweck ein nettes Sümmchen erbrachte.
j. Viernheim, 19. Aug. An der Kurve Lorſcher= zur Rathausſtraße
prallte der Motorradfahrer Alex Fiſcher, 22 Jahre alt, wuchtig gegen
das dem Gaſthauſe „Walfiſch” gegenüberliegende Gebäude an, ſo daß
das Motorfahrrad zertrümmert wurde. Fiſcher war bewußtlos. Der
Verunglückte erlitt ſchwere Kopfverletzungen und wurde mittels
Sanitäts=
autos ins Krankenhaus gebracht. Der Sozius war zu ſeinem Glück
noch rechtzeitig abgeſprungen.
Bh. Aus dem Rodgau, 19. Aug. Achtet auf die
Haus=
katzen. Seit einiger Zeit gehen in den Dörfern Leute herum, die
ausgewachſene Hauskatzen aufkaufen. Gegen einen regelrechten Ankauf
der Katzen durch Aufkäufer wird wohl nichts zu machen ſein. Aber die
armen Tiere werden zu mehreren in einen Sack geſperrt, um dann
auf ähnliche Weiſe verſchickt zu werden. An ausgewachſenen Hauskatzen
iſt in der Regel auf dem Lande kein Ueberfluß, zumal ſich beſonders
in den letzten Jahren die Mäuſe= und ganz beſonders die Rattenplage
ganz ungemein vermehrt hat. Viel verwerflicher iſt das Wegfangen
der Katzen. In den letzten Wochen ſind in manchen Orten Dutzende
von wertvollen Katzen verſchwunden. Sie ſind von Leuten, die ſich
daraus ein Gewerbe machen, weggefangen worden. Natürlich werden
von dieſen Katzenräubern nur die ſchönſten und beſten Tiere
weg=
gefangen. Es iſt den Katzenbeſitzern deshalb dringend zu raten, auf ihre
Katzen zu achten. Nötigenfalls wäre die Polizei und die Gendarmerie
zu benachrichtigen, um die Katzenfänger dingfeſt zu machen, damit
ihnen ihr ſchädliches und gemeines Treiben gelegt wird.
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Nummer 229
Mittwoch, den 20. Anguſt 1930
Seite 7
11 Rhön=Segelflug=Wettbewerb 1930.
Wafferkuppe, den 18. Auguſt 1920.
Das ſchöne Wetter des gſterigen Sonntages und der ausgeſetzten
Tagespreis für die größte Flugdauer waren die Urſache dafür, daß
die=
ſer Tag im Zeichen der Dauerflüge ſtand. Wenn man die Reſultate
vergleicht, ſo kann man nicht umhin, feſtzuſtellen, daß ganz
ausgezeich=
nete Leiſtungen vollbracht worden ſind, die wieder einmal erkennen
laſſen, wie ſehr es beim Segelflug auf das Wetter ankommt, um
grö=
ßere Erfolge zu zeitigen.
Die geſtern vormittag geſtarteten Flugzeuge blieben zum großen Teil
bis nach 7 Uhr, teilweiſe bis nach 8 Uhr, in der Luft, als heranziehende
dunkle Wolken und das Nachlaſſen des Aufwindes zur Landung
zwan=
gen. Nachfolgende Aufſtellung gibt einen Ueberblick über die
bedeutend=
ſten Flüge des vergangenen Tages:
1. van Huſen auf Jup Pitter 8 Stunden 37 Minuten
2. Mayer „ Aachen
3. Pätz
„ Rheinland
4. Muſchick „ B 9
5. Starck „ Darmſtadt 6
6. Groenhoff „ Fafnir 5 „ 16
Wie aus dieſer Aufſtellung bereits erſichtlich iſt, ging als Sieger
aus dem geſtrigen Wettſtreit van Huſen hervor, der ſich wohl ſehr auf
ſeine Reiſe nach Southampton und die verdienten Mk. 300.— freuen
wird. Es iſt aber auch wirklich eine Leiſtung, ſich 8½ Stunden in der
Luft zu halten und dauernd über dem kleinen zur Verfügung
ſtehen=
den Aufwindfeld zu bleiben. Nicht minder anerkennenswert iſt die
Lei=
ſtung von Mayer, der nur 9 Minuten weniger in der Luft war.
Außer den oben erwähnten Flügen wurden noch zwei
Zweiſtunden=
flüge von Hofmann auf „Karlsruhe” durchgeführt, ſowie eine C=Prüfung
von Röhm auf Stadt Stuttgart mit 38 Minuten. Auch Bedau führte auf
ſeinem „Luftikus” noch 3 Flüge von je einer Stunde durch.
Veſon=
ders erwähnt werden ſoll noch der Flug von Jachtmann auf dem
Flug=
zeug „Miniſter Leuſchner” der Darmſtädter Heſſenflieger,
das geſtern ſeinen Zulaſſungsflug und anſchließend einen
Zweiſtunden=
flug in 300 Meter Höhe ausführte.
Die in großer Zahl vorüberziehenden Cumuluswolken ſorgten dafür,
daß nicht nur Dauerflüge in großer Zahl ausgeführt werden konnten,
ſondern daß auch Höchſtleiſtungen vollbracht wurden, die ein ſchöner
Beweis dafür ſind, daß auch unſere Jungflieger inzwiſchen gelernt
haben, Wolkenaufwinde auszunutzen. An erſter Stelle unter den
Pilo=
ten des Uebungswettbewerbes finden wir Starck, der 760 Meter Höhe
erreichte, dann folgt dreimal Bedau mit 560, 463 und 386 Meter Höhe."
Nachdem Oberleutnant Hemmer in den letzten Tagen verſchiedentlich
verſucht hatte, den Schleifenflugpreis für einen Flug von 5 Km.
Ent=
fernung mit Landung auf der Waſſerkuppe an ſich zu bringen, aber
immer wieder durch widrige Winde zu Außenlandungen gezwungen
wurde, gelang es am geſtrigen Tage dreien unſerer Jungflieger, die
Bedingungen dieſes recht ſchwierigen Fluges zu erfüllen, und zwar
konnte Starck auf „Darmſtadt” 5450 Meter erreichen, während
Bedau ſich 5150 Meter von der Startſtelle entfernte, und Pätz auf
„Rheinland” ebenfalls über 5000 Meter zurücklegte. Da
ausſchreibungs=
gemäß der Preis den beiden Flugzeugen zufällt, welche als erſte den
Bedingungen der Ausſchreibung gerecht werden, ſo ſind als die
Ge=
winner dieſes Preiſes Starck und Bedau zu nennen, die als erſte über
5000 Meter erreichten. Es iſt jedoch zu erwarten, daß auch Pätz für
ſeine ſchöne Leiſtung eine Anerkennungsprämie erhält.
In den übrigen Hauptpreiſen des Uebungswettbewerbes hat ſich
keine nennenswerte Aenderung ergeben. Starck ſteht im Dauer=
Robert Kronfeld mit ſeinem Rekord=Segelflugzeug.
preis mit 14 Stunden noch an der Spitze, während Bedau
mit etwa 12 Stunden den zweiten Platz belegt. Aehnlich liegen die
Verhältniſſe bei dem Höhenpreis. Hier hat Starck mit 500 Meter
Durch=
ſchnitt auf 3 Flügen die beſte Wertung, muß jedoch, zur Erfüllung der
Bedingung noch mindeſtens 2 Flüge durchführen, da Höhenflüge
ver=
langt werden. Bedau weiſt mit 5 Flügen einen Durchſchnitt von 400
Meter auf. Endgültiges über dieſen Preis kann noch nicht geſagt
werden.
Im Leiſtungswettbewerb hat der vergangene Tag einige
Ueber=
raſchungen gebracht. Nachdem das Flugzeug „Fafnir” von
Groen=
hoff im Laufe der vergangenen Woche einige Aenderungen erfahren
hatte, ſtartete es geſtern wieder erſtmalig. Groenhoff verließ nach 3
Stunden Flugdauer die Waſſerkuppe in Richtung Kreuzberg, den er
mehrfach umflog. Dann kam er außer Sicht. Erſt zwei Stunden
ſpä=
ter, als man bereits mit ſeiner Landung gerechnet hatte, kehrte er
wieder zur Waſſerkuppe zurück und landete unterhalb ſeiner Start.
ſtelle. Mit dieſem Fluge hat Groenhoff nunmehr als Zweiter die
Be=
dingungen des Kreuzbergfluges erfüllt. Der Preis von Mk. 1500.—
wird nunmehr zu gleichen Teilen zwiſchen ihm und Kronfeld geteilt.
Wie die Auswertung ergeben hat, erreichte Groenhoff auf dieſem
Fluge 790 Meter Höhe, ſo daß er damit auch der Anwärter auf den
Prinz=Heinrich=Rhön=Wander=Preis der Lüfte iſt, den Kronfeld bisher
inne hatte. Starck=Darmſtadt ſteht
mit 760 Meter kurz hinter
Groen=
hoff und noch ziemlich vor Kronfeld, der
640 Meter erreichen konnte.
Aber auch die von den anderen Piloten
erreichten Höhen beweiſen, daß auch dieſe
gelernt haben, ſich den Wolkenwind nutzbar
zu machen. Mayer=Aachen erreichte auf
ſei=
nem 8½=Stunden=Fluge eine Höhe von 225
Meter. Jachtmann=Darmſtadt, der
erſtmalig am Weſthange der Waſſerkuppe
ſegelte, konnte 300 Meter erzielen.
Die Erfolge des vergangenen Sonntags
veranlaßten Profeſſor Georgii am
geſt=
rigen Abend dazu, in einer kurzen
An=
ſprache den Piloten zu danken für die
her=
vorragenden Leiſtungen, die ſie wieder
ein=
mal erzielt hatten und die dem Flugeifer
und dem Können der Flieger das beſte
Zeugnis ausſtellen.
Auch der heutige Montag iſt ſehr vom
Wetter begünſtigt, wenn auch der überaus
ſchwache Wind anfänglich ein Segeln
un=
möglich machte. Die durch die ſtarke
Son=
nenbeſtrahlung bedingten thermiſchen
Auf=
winde veranlaßten die Sportleitung zur
Ausſchreibung eines Preiſes von 150 Mark
für die längſte Flugdauer, mindeſtens fünf
Minuten. Nach einem mißglückten Verſuch
von Bedau konnte als Erſter
Neinin=
ger auf der „Starkenburg” mit 18
Min. die Bedingung erfüllen. Mayer, der
nach der Landung Neinigers geſtartet war,
ſteigerte dieſe Flugleiſtung ſogar auf 2 Stunden. Der gegen Abend
etwas auffriſchende Wind bringt noch ziemlich lebhaften Flugbetrieb mit
ſich, ſo daß zurzeit auch über dieſe Flüge noch nicht endgültig berichtet
werden kann.
Während des Nachmittags traf Herr Miniſter Leuſchner=
Darm=
ſtadt in Begleitung ſeiner Familie und Herr Oberregierungsrat Krebs=
Darmſtadt auf der Waſſerkuppe ein und hatten Gelegenheit, einige Flüge
von Neininger und Jachtmann, der ebenfalls 9 Minuten bei dem
ſchwachen Winde ſegelte, zu bewundern.
4k.
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Seite 8
Miktwoch, den 20. Auguſt 1930
Nummer 229
Folgen des Dauerregens: Berliner Siedlungen völlig unker Waſſer geſekzt
Erſtes Originalbild von der rumäniſchen Eiſenbahn=Kakaſtrophe.
Bis zur Hälfte im Waſſer watend, führt ein
Siedler ſein Rad durch die Fluten.
Reinickendorfer Koloniſten retten ihre
Wohnungs=
einrichtung aus den überſchwemmten Lauben.
Schwer wirkten ſich die Folgen des Dauerregens, der faſt über ganz Deutſchland niederging, in den
Laubenſiedlungen von Berlin=Reinickendorf aus. Dort wurden die Straßen metertief überſchwemmt,
das Waſſer drang in die Wohnlauben, ſo daß zahlreiche Siedler obdachlos geworden ſind.
An der Trümmerſtätte bei Seceleanu (Rumänien),
wo durch falſche Weichenſtellung zwei Eilzüge auf der Strecke Bukareſt—Conſtanza zuſammenſtießen.
Zehn Tote und zwölf Schwerverletzte waren die Opfer.
Bedeutungsvoller Fund im Altbachtal.
Trier. Bei den Nachforſchungen, die mit
Hilfe ſtädtiſcher und privater Mittel
unternom=
men worden ſind, um den Kopf des Marmor=
Torſos der Diana ausfindig zu machen, wurde
ein prachtvoller Marmor=Torſo eines
jugend=
lichen Gottes mit zwei auf die Schultern
herab=
fallenden Haarlocken gefunden. Der zarte,
jugendliche Körper iſt ganz vortrefflich
gear=
beitet und weiſt auf ein gutes griechiſches
Vor=
bild hin, das wohl Bacchus oder Apollo
dar=
ſtellte. Der Torſo reicht vom Hals bis annähernd
zu den Knien und iſt 78 Zentimeter hoch. Da
ſich außer dem Rumpf auch noch ein Fuß, ein
Stück des Oberſchenkels und ein Stück des
Un=
terſchenkels gefunden haben, beſteht gewiſſe
Hoffnung, daß auch noch weitere Bruchſtücke der
Statue zutage kommen können. Die Fundſtelle
bietet ein höchſt ſehenswertes Bild, da auch große
Stücke marmorner Säulen, ein Altarſtück u. a.
noch am Ort der Auffindung liegen.
Eine lange geſuchter Mörder verhaftet.
Marburg. Den Oberlandjägern
Roſen=
mund aus Cölbe und Suchland aus Ebsdorf iſt
es gelungen, einen ſchon lange geſuchten Mann
namens Matthias Kreutz feſtzunehmen, der im
Verdacht ſteht, 1922 in Corbach in Waldeck einen
Mord begangen zu haben. Bei der Unterſuchung
eines Zigeunerwagens flüchtete Kreutz in der
Nähe des Dorfes Ginſeldorf in die Lahnberge.
Der ſofort telephoniſch benachrichtigte
Oberland=
jäger Suchland in Ebsdorf nahm dann den
Mann, als er in ſeinem Bezirk wieder auftauchte,
feſt und wartete die Ankunft ſeines Kollegen
aus Cölbe ab. Von der Station Ronhauſen aus
wurde Kreutz in das hieſige
Landgerichtsgefäng=
nis überführt.
Der Führer von „D 1826” aufgefunden.
Berlin. Bei der bei Weſterwik geborgenen
Leiche in Fliegertracht handelt es ſich, wie
Ber=
liner Blätter, aus Stockholm melden, um den
Führer des am 7. Auguſt verunglückten deutſchen
Poſtflugzeuges „D 1826‟, Kapitän Langanke.
Zwei Schweizer Fahrten des „Graf Zeppelin”.
Friedrichshafen. Nach allgemeiner
Beſſerung der Wetterlage iſt das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” geſtern früh 5.15 Uhr, unter Führung
von Kapitän Lehmann, wieder zu einer Schweizer
Fahrt aufgeſtiegen. An Bord befanden ſich .30
Paſſagiere. — Das Luftſchiff, das geſtern zwei
Schweizer Fahrten durchführte, iſt kurz nach
8 Uhr von ſeiner erſten Fahrt zurückgekehrt. Um
8.40 Uhr erfolgte die Landung. Auf dem
Werft=
gelände wurde der Wechſel der Fluggäſte
vorge=
nommen. 26 Fluggäſte, darunter der
amerika=
niſche Geſandte in Bern, beſtiegen das Schiff zur
zweiten größeren Schweizer Fahrt. Die
Füh=
rung hat wieder Kapitän Lehmann. Um 9.00 Uhr
erfolgte der Aufſtieg.
„Graf Zeppelin” iſt von ſeiner zweiten
Schwei=
zer Fahrt zuruckgekehrt und um 16.55 Uhr glatt
gelandet.
Impfung gegen Hunde=Staupe.
Dr. Richard Kontorowicz
vom Robert=Koch=Inſtitut (Berlin) hielt bei dem
internationalen Kongreß der Tierärzte in
Lon=
don einen aufſehenerregenden Vortrag über
ſeine Infektionsverſuche bei ſtaupekranken
Hun=
den. Es ſei ihm geglückt, ein Impf=Serum
her=
zuſtellen, das vor der Anſteckung mit Staupe,
der gefährlichſten und verbreitetſten
Hundekrank=
beit, ſchützt.
Zum 30. Lodestag selroric Aiehſces.
Nietzſches Grab
auf dem Friedhof in Röcken bei Mersburg.
Nietzſchebüſte, die der Berliner Bildhauer Zielkens
zum 30. Todestag des Philoſophen ſchuf.
Zwei weitere Säuglinge in Lübeck geſtorben.
Lübeck. Wie das Lübecker Geſundheitsamt
mitteilt, hat ſich die Zahl der mit
Tuberkuloſe=
kulturen vergifteten Säuglinge um zwei
Todes=
opfer auf 67 erhöht. Zurzeit ſind noch 53
Säug=
linge krank.
Großfeuer auf einem Vergnügungsplatz
bei Kopenhagen.
Kopenhagen. Auf dem in Klauſenburg
bei Kopenhagen gelegenen
Volksvergnügungs=
platz „Dyrehavsbakken” brach am Dienstag
mor=
gen ein Brand aus, durch den zwei Kaffees und
die Berg= und Talbahn ſowie einige
Nebenge=
bäude zerſtört wurden. Die Flammen ſchlugen
hoch über die Baumkronen der rieſigen Buchen
hinaus. Ein wahres Glück war es, daß kein
Wind herrſchte, da ſonſt womöglich ein Teil der
herrlichen Buchenwaldungen ein Raub der
Flam=
men geworden wäre. Der Feuerwehr gelang es,
nach einer Stunde Herr des Brandes zu werden.
Die Polizei nimmt an, daß es ſich um
Brandſtif=
tung oder Fahrläſſigkeit von Handwerksburſchen
und Obdachloſen handelt, die ſich nachts in den
Gebäuden des für dieſes Jahr bereits
geſchloſ=
ſenen Vergnügungsplatzes aufzuhalten pflegen.
Es ſind mehrere Verhaftungen vorgenommen
worden. Der Schaden iſt beträchtlich.
Sturm über Finnland.
Segelſchiff in Seenot.
Helſingfors. Ein furchtbarer Sturm
raſt über Finnland. Ein Segelſchiff wurde vom
Ufer aus geſichtet, das hilflos in der Brandung
umherirrte. Der Bugſierdampfer „Olly” iſt zur
Hilfeleiſtung abgegangen, konnte aber infolge des
hohen Seeganges noch nicht nahe genug an das
Wrack herankommen, um feſtſtellen zu können, ob
ſich die Beſatzung noch lebend an Bord befindet.
Ueberſchwemmungen im Amurgebiet.
Kowno. Wie aus Moskau gemeldet wird,
richtete ein Orkan an der ruſſiſchen Küſte des
Stillen Ozeans große Verheerungen an. An
einigen Stellen iſt der Amur infolge ſchwerer
Regengüſſe aus den Ufern getreten und hat die
umliegenden Dörfer überſchwemmt. Etwa 700
Stück Vieh kamen in dem Dorfe Marinskoje um.
13 Bauern, die das Vieh retten wollten, werden
vermißt. Die Verbindung zwiſchen dem Dorfe
und der Außenwelt iſt unterbrochen.
Beim Paddeln auf der Oſtſee ertrunken.
Roſtock. In der Nähe der Halbinſel
Wuſt=
row wurden geſtern früh, gegen 10 Uhr, die
Leichen des katholiſchen Pfarrers Becker, der auf
der Inſel Poel zur Kur weilte, und des
Studen=
ten Peters, der in einer benachbarten
Jugend=
herberge wohnte, gefunden. Die beiden
Ertrun=
kenen hatten vor einigen Tagen bei ſtürmiſchem
Wetter eine Paddelbootfahrt auf der Oſtſee
un=
ternommen. Das Paddelboot war bereits
vor=
geſtern abend an Land getrieben
Das neunte Todesopfer in Clarenthal.
Saarbrücken. Die Kohlenſtaubexploſion
auf dem Calmelette=Schacht der Grube
Claren=
thal hat nunmehr ihr neuntes Todesopfer
ge=
fordert. Der Bergmann Kollmann iſt am
Sonn=
tag ſeinen ſchweren Brandwunden erlegen.
Das Eiſenbahnunglück in Kreuzwald.
Paris. Bei dem Zuſammenſtoß im
Bahn=
hof Kreuzwald in Lothringen, bei dem, wie
be=
reits gemeldet, vier Perſonen getötet wurden,
wurden nach den letzten Feſtellungen insgeſamt
35 Perſonen verletzt, davon 15 ſchwer. Sechs
Ver=
letzten mußten die Beine abgenommen werden.
Der aus Saarlouis kommende Zug, der auf einen
Kohlenzug im Bahnhof Kreuzwald auffuhr, war
mit Bergarbeitern beſetzt. Die Lokomotivführer
der Züge konnten den Zuſammenſtoß nicht
vor=
ausſehen, da ihre Maſchinen am Ende der Züge
ſchoben. Die Strecke war vom Weichenſteller für
den Zug aus Saarlouis freigegeben worden.
Die ſpinale Kinderlähmung im Elſaß.
Paris. Die Präfektur des Departements
Oberelſaß gibt bekannt, daß bis zum 18. Auguſt
insgeſamt 314 Fälle von ſpinaler
Kinderläh=
mung gemeldet waren. Am ſtärkſten betroffen
iſt die Gegend nordöſtlich von Straßburg. Die
Fälle verteilen ſich auf 88 Gemeinden. Seit
Aus=
bruch der Epidemie anfangs Juli wurden
zu=
nächſt täglich im Durchſchnitt acht neue Fälle
ge=
meldet, gegen Mitte Juli 7 und Ende Juli 6, ſo
daß von einem allmählichen Rückgang der Seuche
geſprochen werden kann.
Ein Autobus mit 62 Perſonen ſtürzt in die Iſere.
Paris. Wie das „Echo de Paris”, aus
Grenoble berichtet, ſtürzte ein aus Allerville
kom=
mender Autobus, in dem ſich 62 Perſonen
be=
fanden, beim Ueberholen eines anderen
Auto=
buſſes in die Iſere. Bisher zählt man zwei Tote
und zehn Schwerverletzte. — Die Zahl der bei
Autounfällen am Montag Verunglückten wird
vom „Jounal” mit 19 Toten und 74 Verletzten
angegeben.
Tödlicher Unglücksfall eines italieniſchen
Militärſchriftſtellers.
Rom. Der Militärſchriftſteller a. D. Luigi
Montanari wurde in einer belebten Straße der
Stadt von einem Mietauto überfahren. Er mußte
ins Krankenhaus verbracht werden, wo er den
erlittenen ſchweren Verletzungen erlag.
Mon=
tanari hatte ſich im afrikaniſchen Feldzug
ausge=
zeichnet und war 75 Jahre alt.
Exploſion auf einem amerikaniſchen Dampfer.
Jackſonville (Florida). In der
Petro=
leumladung des hier liegenden amerikaniſchen
Dampfers „Brillant” brach aus bisher
unbekann=
ter Urſache ein Brand aus, der eine Exploſion
zur Folge hatte. Fünf Perſonen wurden getötet.
Das Schiff gilt als verloren.
Zum Unkergang der „Tahiki”
London. Die von dem geſunkenen
Damp=
fer „Tahiti” mitgeführte Poſt iſt zum größten
Teil von dem Dampfer „Ventura” aufgenommen
worden. Mit Ausnahme von ſechs Poſtſäcken, die
bei der Uebertragung der Poſt von der ſinkenden
„Tahiti” auf die „Ventura” ins Meer fielen,
ſind nur Druckſachenpoſt und die Paketpoſt
ver=
loren gegangen. Nach anderen Berichten ſoll ſich
an Bord der „Tahiti” auch Gold befunden haben.
Eine Beſtätigung hierüber liegt jedoch weder
von der Schiffahrtsgeſellſchaft, der die „Tahiti”
gehört, vor, noch von der neuſeeländiſchen
Re=
gierung. Von den geretteten Paſſagieren iſt in
einem Telegramm an die neuſeeländiſche
Regie=
rung dem Kapitän der „Tahiti”, Toten, hohes
Lob gezollt worden. Der außerordentlichen
Pflichterfüllung des Kapitäns ſei in erſter Linie
die Rettung ſämtlicher Reiſenden zu danken.
Drei Geſchwiſter bei einem Scheunenbrand
ums Leben gekommen.
Mailand. Bei einem Scheunenbrand im
Veltliner Dorf Berbenn wollten zwei Geſchwiſter
ihre gelähmte Schweſter aus dem brennenden
Gebäude in Sicherheit bringen, jedoch kamen alle
Drei in den Flammen um. Ein zu Hilfe
eilen=
der Bruder erlitt lebensgefährliche
Brand=
wunden.
Räuberunweſen in Iſtrien.
Mailand. In Iſtrien treiben wieder
Räuberbanden ihr Unweſen und unternehmen
Straßenüberfälle. So wurde der Rechtsanwalt
Benedetti aus Treviſo auf der Fahrt nach Pola
in ſeinem Wagen durch Gewehrſchüſſe angehalten
und unter Bedrohung mit dem Tode ſeiner
Bar=
ſchaft von 5000 Lire beraubt. — Ein anderer
Raubüberfall gegen den Angeſtellten einer
Bank=
firma mißlang, weil der Mann auf ſeinem
Mo=
torrad entfliehen konnte.
Zwei amerikaniſche Flieger in der Luft
zuſammengeſtoßen und getötet.
NewYork. Am Montag ſtießen über San
Antonio in Texas zwei Armeeflugzeuge beim
Manöver in einer Höhe von 100 Metern
zu=
ſammen, wobei ſie abſtürzten. Die Flieger
wur=
den auf der Stelle getötet.
Eine Fähre gekentert.
Vier Todesopfer.
Weſtmoreland (Newhampſire). Auf dem
Fluß Connecticut ereignete ſich am Montag ein
ſchweres Unglück. Eine Fähre, ein ſchon altes
Fahrzeug, ſchlug mitten auf dem Fluß um. Ein
junges Ehepaar, das mit ſeinem Kinde im
Auto=
mobil ſitzend ſich überſetzen laſſen wollte, ſowie
ein älterer Mann ertranken.
Mercedes Gleite durchſchwimmt die
Dardanellen.
Mercedes Gleitze,
die junge Kanalbezwingerin, die vor kurzem
heiratete, hat jetzt auf ihrer Hochzeitsreiſe die
Dardanellen durchſchwommen. Sie brauchte zu
der 6½=Kilometer=Strecke von Tenger bis
Kum=
kale trotz ſtürmiſchen Wetters nur 2 Stunden
55 Minuten.
Nummer 229
Mittwoch, den 20. Augnft 1930
Seite 9
Meiſterſchaft im Schwimmender Deutſchen Zurnerſchaft
in Darmſtadt am 23. und 24. Auguft.
Zu den 9. Meiſterſchaften der D.T. im Schwimmen rüſtet die
Darmſtädter Turnerſchaft, denn Darmſtadt hat das Los zur
Aus=
geſtaltung getroffen, und in dankbarer Freude und unermüdlicher
Schaffenskraft hat die Turnerſchaft die notwendigen Vorarbeiten
erledigt. Aus allen Turnkreiſen der großen deutſchen
Turner=
ſchaft, aus Nord und Süd, aus Oſt und Weſt ſtrömen die
Spitzen=
könner der D. T.=Schwimmer nach unſerer nunmehr 600jährigen
Stadt ſie reichen ſich in echter Turnerbrüderlichkeit die Hände zu
friedlichem Wettſtreit, zum höchſten Kampf um die Meiſterehren.
Auf Darmſtadt ſind am 23. und 24. Auguſt Tauſende von Augen
gerichtet, denn neben den altbewährten Kämpfern ſind deren ſolche
neue auf den Plan getreten und wollen im Kampfe zu Ehren
ge=
langen. Welche erfreuliche Tatſache iſt nun nach dem jetzt
end=
gültig abgeſchloſſenen Meldeergebnis feſtzuſtellen? Das
Turner=
ſchwimmen hat wiederum von einem Aufſtieg und einer
Fortent=
wicklung zu berichten. Waren die Anfänge der Meiſterſchaften im
Schwimmen der D.T. ſehr beſcheiden, denn nur bei den Deutſchen
Turnfeſten, die alle fünf Jahre ſtattfinden, wurden die
Meiſter=
ſchaften ausgetragen bzw. die Beſten feſtgeſtellt, ſo nahm das
Schwimmen doch einen ſteten Aufſtieg. Erſtmals 1908 in
Frank=
furt a. M. fanden Schwimmwettkämpfe der D.T. gelegentlich des
Deutſchen Turnfeſtes ſtat. 1913 kamen in Leipzig wieder die
Tur=
nerſchwimmer zuſammen. Jedoch der Weltkrieg ſetzte auch der
Entwicklung des Schwimmens ſeine Schranken. 1923 auf dem
Deutſchen Turnfeſt in München waren zum dritten Male die
Schwimmer verſammelt und deren Zahl ſchon zu einer ſolch
hohen angewachſen, daß man für die Zukunft die Schwimm=
Meiſterſchaften für ſich auszutragen gezwungen war, allerdings
in den Jahren eines Deutſchen Turnfeſtes werden ſie mit
dem=
ſelben verbunden werden. So waren denn ſolche Kämpfe:
1925 in Frankfurt a. Main,
1926 in Düſſeldorf.
1927 in Berlin,
1928 in Köln,
1929 in Altona.
Wie die Meiſterſchaften im Schwimmen der D. T. als
ſport=
liches Ereignis zur Großveranſtaltung geſchaffen iſt und ſich als
ſolche ausgewachſen hat, ergibt ſich ſchon daraus, daß bisher nur
Großſtädte es waren, die zur Uebernahme ſich bereit fanden. Hält
Darmſtadt mit ſeiner Einwohnerzahl auch nicht den Vergleich mit
genannten Städten aus, ſo iſt doch die Schwimmanlage am Woog
eine der geeignetſten Kampfſtätten für die Meiſterſchaften, und
Darmſtadt darf ſich rühmen, die erſte Mittelſtadt zu ſein, der man
das Vertrauen entgegenbrachte, die Meiſterſchaften ebenſo in
würdiger Weiſe durchzuführen, wie die Großſtädte.
Noch ſteht Darmſtadt unter dem Eindrucke der
Weltmeiſter=
ſchaften der Studenten, und dieſen ſchließt ſich als nationales
Sportereignis die Schwimmeiſterſchaften der D. T. an. Ein
Maſſenaufgebot von deutſchen Spitzenkönnern aus allen deutſchen
Gauen kommt zum Kampfe um die Meiſterehren. Auf der
Kampf=
bahn am Woog wird heiß und ernſt geſtritten, werden von den
Tüchtigſten aus ganz Deutſchland, um den Eichenkranz, der den
Leiſtungsfortſchritt bezeugt. Es waren viele berufen, aber nur
wenige ſind zum Endkampfe auserwählt, die den Aufſtieg aus den
Unterverbänden vom Bezirk zum Gau, zum Kreis hinauf bis in
die Geſamtheit der D.T. bewältigen konnten. So tritt der 9. Kreis
(Mittelrhein) mit einer Ausleſe von über 90 ſeiner Beſten an.
Die Hochburgen Offenbach, Frankfurt a. M.,
Saar=
brücken haben Meiſteranwärter gemeldet. Darmſtadt ſteht
mit der Meldung obenan und ragt vornehmlich die Turngemeinde
1846 mit einer großen Wettkämpferzahl hervor. Kreuznach,
Gießen und Mainz haben ebenfalls Meldungen abgegeben.
Das Rheinland (Kreis UIIIb) entſendet über 60
Teil=
nehmer und Teilnehmerinnen. Eſſen, Bonn, Aachen ſind
u. a. vertreten und Köln hat die höchſte Tilnehmerziffer erreicht.
Kreis UIIla (Weſtfalen und Lippe) bringt 40
Teil=
nehmer zu den verſchiedenen Diſziplinen. Die bekannteſten
Ver=
treter verzeichnet Iſerlohn=Schleddenhofen, Hagen,
Dortmund, Siegen und Bielefeld.
Die gleiche Zahl von Wettkämpfern wie Kreis IIIIa
entſen=
det Schwaben (Turnkreis XI) mit Stuttgart
Cann=
ſtatt und Heilbronn an der Spitze. Sachſen (Kreis XII)
überbietet mit 25 Teilnehmer und Teilnehmerinnen ſeine
vor=
jährige Meiſterſchaftsbeteiligung beträchtlich und ſind es
beſon=
ders fünf Vereine aus Leipzig, welche die Kreisbeſten in den
Kampf ſchicken. Aber auch Dresden hat einen Hauptanwärter
auf Meiſterehren namhaft gemacht. Brandenburg (Kreis
IIIb) dürfte ſeine Stärke in der Vertretung aus der
Reichshaupt=
ſtadt Berlin unter Beweis ſtellen. Charlottenburg,
Cottbus, Neudamm und Forſt ſtellt zum Kampfe neue
Kreismeiſter. Der entferntere Turnkreis II Schleſien bringt
20 Schwimmer und Schwimmerinnen nach Darmſtadt, eine Zahl,
welche der Kreis bisher nicht erreicht hat, Breslau ſteht
mit der Abgabe von 13 Meldungen neben Hindenburg,
Goldberg, Reichenbach und Schweidnitz. Der Kreis
II Norden ſteht an ſiebenter Stelle mit Hamburg und
Kiel, Bekannte Größen aus Mühlhauſen, Halle und
Weißenfels treten, für den Turnkreis AIII Thüringen
an. Kaſſel und Gersfeld ſind bekannte Schwimmburgen
des Oberweſerkreiſes — Kreis III Heidelberg und
Mann=
heim vertreten den Kreis X Baden. Aus dem abgetrennten
Nordoſten (Kreis I) ſind aus Königsberg 6 Meldungen
er=
gangen. Deſſau, Wolfen und Staßfurth, ſtellen die
Kämpfer für Kreis IIle Provinz Sachſen=Anhalt.
Kaiſerslautern und Speyer vertreten, den Turnkreis
Pfalz. In Osnabrück und Bremen hat der Kreis V
Unter=
weſer und Ems ſeine Vertreter gefunden. Kreis AII Bayern
meldete aus Nürnberg, Ingolſtadt und Coburg ſeine
Beſten. Hannover, Braunſchweig und
Wolfenbüt=
tel ſind die Städte des Kreiſes II, deren Wettkämpfer mit in die
Entſcheidungen eingreifen werden. Endlich iſt es noch der
Turn=
verein „Jahn” Stettin, der die Farben des Kreiſes IIIa
Pom=
mern zu vertreten hat.
Zeitplan.
Freitag, den 22. Auguſt 1930.
16.00 Uhr: Sitzung des Schwimmausſchuſſes der D.T. mit dem
Orts=Schwimmausſchuß und den Obleuten des
Kampfgerichts (Turnhalle Woogsplatz).
16.30 Uhr: Beſichtigungsfahrt der bereits eingetroffenen
Teil=
nehmer durch die Stadt. Endziel: Kampfbahn Großer
Woog.
18.00 Uhr: Empfang durch die Stadt Darmſtadt (geladene Gäſte)
im Städtiſchen Saalbau.
20.15 Uhr: Zwangloſes Beiſammenſein im Feſtſaal der
Turn=
gemeinde 1846 Darmſtadt, Woogsplatz.
Samstag, den 23. Auguſt 1930.
8.30 Uhr: Sitzung des geſamten Kampfgerichts (Großer Woog).
9.30 Uhr: Sitzung der Obleute mit ihren Kampfrichtern
(Großer Woog).
10.00 Uhr: Beginn der Wettkämpfe in der Kampfbahn Großer
Woog.
Kampffolge:
Sprungbecken: Haupt und Mehrkampfſpringen der Turner.
100=Meter=Bahn: 109=Mtr.=Bruſtſchwimmen (Vorläufe) f. Turner.
100=Meter=Rückenſchwimmen (Vorläufe) für Turnerinnen.
Streckentauchen für Altersturner Stufe IIIa (Einzel= u.
Mehr=
kämpfer).
100=Meter=Seiteſchwimmen (Vorläufe) für Turner.
200=Meter=Bruſtſchwimmen für Turnerinnen.
Streckentauchen für Altersturner Stufe IIIb (Einzel= u.
Mehr=
kämpfer).
200=Meter=Rückenſchwimmen für Turner.
100=Meter=Handüberhandſchwimmen (Vorl.) f. Turnerinnen.
1000=Meter=Beliebigſchwimmen für Turner.
Streckentauchen für Turner (Einzel= und Mehrkämpfer).
Waſſerball: 1. Spiel: Weſten gegen Oſten.
2. Spiel: Süden gegen Norden.
50=Meter=Bahn:
50=Meter=Bruſtſchwimmen für Altersturner, Stufe IIIa
(Mehrkämpfer);
50=Meter=Beliebigſchwimmen für Altersturner, Stufe IIIb
(Mehrkämpfer);
4X50=Meter=Lagenſchwimmen für Turner;
50=Meter=Handüberhandſchwimmen für Altersturner, Stufe
IIIa.
15.00 Uhr: Fortſetzung der Kämpfe.
Sprungbecken: Springen und Mehrkampfſpringen f. Altersturner
IIIa, IIIb. — Fortſetzung des Hauptſpringens für Turner.
100=Meter=Bahn: Schauvorführung:
100=Meter=Bruſtſchwimmen (Entſcheidung) für Turner.
100=Meter=Rückenſchwimmen (Entſcheidung) für Turnerinnen.
100=Meter=Seiteſchwimmen (Entſcheidung) für Turner.
Schauvorführung:
4X100 Meter=Handüberhandſtaffel für Turner.
100=Meter=Handüberhandſchwimmen (Entſcheidung) für
Tur=
nerinnen.
100=Meter=Beliebigſchwimmen, für Altersturner Stufe IIIa
und IIIb.
Schauvorführung.
4X100=Meter=Bruſtſtaffel für Turnerinnen.
4X100=Meter=Lagenſtaffel für Turner.
10X50=Meter=Beliebigſtaffel für Kreiſe (für Turnerinnen).
Schauvorführung.
Waſſerball: 3. Spiel: Oſten gegen Süden.
4. Spiel: Norden gegen Weſten.
50=Meter=Bahn:
50=Meter=Bruſtſchwimmen für Turner (Mehrkämpfer).
50=Meter=Seiteſchwimmen für Turner (Mehrkämpfer).
50=Meter=Rückenſchwimmen für Turner (Mehrkämpfer).
50=Meter=Handüberhandſchwimmen für Turner (Mehrkämpf.).
20.00 Uhr: Begrüßungsabend der Darmſtädter Turnerſchaft im
Feſtſaal der Turngemeinde 1846 (Woogsplatz).
Sonntag, den 24. Auguſt 1930.
9.00 Uhr: Beginn der Wettkämpfe.
Sprungbecken: Haupt= und Mehrkampfſpringen der Turnerinnen.
Turmſpringen der Turner (Pflichtſprünge).
100=Meter=Bahn:
100=Meter=Bruſtſchwimmen (Vorläufe) für Turnerinnen.
400=Meter=Beliebigſchwimmen für Turner.
100=Meter=Seiteſchwimmen (Vorläufe) für Turnerinnen.
200=Meter=Bruſtſchwimmen für Turner.
100=Meter=Bruſtſchwimmen für Altersturner Stufe IIIa und
IIIb.
100=Meter=Handüberhandſchwimmen (Vorläufe) für Turner.
Streckentauchen für Turnerinnen (Einzel= und Mehrkämpfer).
Waſſerball: 5. Spiel: Süden gegen Weſten.
6. Spiel: Nord gegen Oſten.
50=Meter=Bahn:
4X50=Meter=Lagenſchwimmen für Turnerinnen.
50=Meter=Bruſtſchwimmen für Turnerinnen (Mehrkämpfer).
50=Meter=Rückenſchwimmen für Turnerinnen (Mehrkämpfer).
15.00 Uhr: Schauvorführung.
4X100=Meter=Handüberhandſtaffel für Turnerinnen.
100=Meter=Rückenſchwimmen (Entſcheidung) für Turner.
Schauvorführung.
100=Meter=Bruſtſchwimmen (Entſcheidung) für Turnerinnen.
4X100=Meter=Bruſtſtaffel für Turner.
Schauvorführung.
100=Meter=Seiteſchwimmen (Entſcheidung) für Turnerinnen.
100=Meter=Handüberhandſchwimmen (Entſcheidung) f. Turner.
Turmſpringen für Turner (Kürſprünge).
Schauvorführung.
4X100=Meter=Lagenſtaffel für Turnerinnen.
10X100=Meter=Kreisſtaffel (beliebig) für Turner.
Gruppenſpringen.
Siegerehrung.
Waſſerballſpiel der Verbandsmannſchaften D. T. gegen D. S.B.
(B=Mannſchaft).
20.00 Uhr: Sommernachtfeſt am Großen Woog mit Feuerwerk.
Montag, den 26. Auguſt 1930.
Omnibusfahrt nach Odenwald und Bergſtraße; Stadtrundfahrt
und Beſichtigungen.
Tennis.
Die Tennis=Abteilung der Turngemeinde 1846 Darmſtadt hatte
am vergangenen Sonntag bei herrlichſtem Tenniswetter bei dem
Klubwettkampf gegen die Tennis=Abteilung des Turnvereins 1860
Frankfurt a. M. einen glänzenden Erfolg zu vexzeichnen.
Darm=
ſtadt war mit den Damen: Frl. Kliffmüller, Frl. Offenbächer,
Frl. Weifenbach und Frl. Kurszenties und mit den Herren:
Schildt, Kabel, Werner, Bert, Ruppert, Schwarz, Opp und Binſack
vertreten. Die Frankfurter Gäſte verfügen zwar über ein ſchönes
und flottes Spiel, es fehlt aber bis auf eine geringe Anzahl von
Herren die Turniererfahrung. Erwähnenswert iſt aber, daß die
heiden erſten Herren=Einzelſpiele und das erſte Herren=Doppel für
Darmſtadt verloren ging, während alle übrigen Spiele, beſonders
alle Damen=Einzel, was eine Seltenheit iſt für Darmſtadt
ge=
bucht werden konnten — Die Ergebniſſe geſtalten ſich wie
folgt: Herren=Einzel (Frankfurt zuerſt genannt); Knauer—Schildt
6:2, 5:7, 6:3, Hoyermann-Kabel 2:6, 6:3, 6:2. Eller—Bert 3:6,
6:2 0:6 Scharpf—Ruppert 6:4, 2:6, 3:6, Schenk—Schwarz 3:6,
3:6, Breidenſtein—Opp 4:6. 2:6, Urban—Binſack 1:6, 2:6 Damen=
Einzel: „Winterſtein—Kliffmüller 0:6 0:6, Hellebrand—
Offen=
bächer 2:6. 0:6, Meyer—Weifenbach 6:8, 4:6, Bittel-Kurszenties
0:6, 0:6. Herren=Doppel: Hoyermann, Knauer—Kabel, Schwarz
8:6, 6:2, Eller, Scharpf—Schildt, Bert 6:0, 4:6. 0:6, Breidenſtein,
Schenk—Ruppert, Opp 4:6, 2:6. Gemiſchte Spiele: Winter, Eller
—Kliffmüller, Schildt 0:6, 2:6, Bittel. Knauer—Offenbächer. Bert
1:6, 5:7, Hoyermann, Meyer—Weifenbach, Schwarz 2:6, 1:6,
Helle=
brand, Schenk-Kurszenties, Binſack 5:7, 6:4, 8:10.
Geſamt=
ergebnis: 15:3 Punkte, 32:10 Sätze und 229:128 Spiele für
Darmſtadt.
Am Sonntag, den 24. Auguſt d. J., findet ein weiterer
Klub=
wettkampf zwiſchen der Tennis=Abteilung der Turngemeinde 1846
und der Tennis=Abteilung der Turngeſellſchaft Aſchaffenburg auf
den Plätzen hinter dem Großen Woog ſtatt.
Der Kampf der Tennisamazonen.
Deutſchlands Damen haben gegen Englands beſte
Spiele=
rinnen ein Unentſchieden 6:6 erzielt. Das entſpricht zwar dem
Geſamtſtärkeverhältnis zwiſchen dem Damen=Tennis beider
Län=
der, aber nicht der derzeitigen Stärke des deutſchen Damen=
Tennis im Einzel. Sowohl Frl. Außem, als auch Frl. Krahwinkel
müßten normalerweiſe eine Miß Mudford auch in ihrer Hochform
ſchlagen können, und ein 7:5 zugunſten Deutſchlands wäre
rich=
tiger geweſen. Wir haben allerdings dafür eines der
Doppel=
ſpiele gewonnen, und zwar durch die neue Kombination Außem=
Krahwinkel, die weit beſſer zuſammenarbeitete als die bisherigen
repräſentativen Paare, die im Auslande oder in Länderkämpfen
für Deutſchland ſtarteten. Bei ſachgemäßem Training und
wei=
terer Zuſammenarbeit ſollte die Zeit nicht mehr allzufern ſein,
wo wir auch in Deutſchland mit einigermaßen ſchlagkräftigen
Damendoppelpaaren rechnen dürfen. Im Einzel dagegen haben
wir zurzeit ſicher das gleichmäßigſte Team Europas, und es wird
noch gleichmäßiger werden, wenn Frl. Außem phyſiſch gekräftigter
und Frl. Krahwinkel etwas weniger befangen antreten wird.
Inzwiſchen iſt in Berlin
das Blau=Weiß=Turnier
durch den Regen um volle drei Tage verzögert worden. Ein Tag
in dieſem Turnier brachte aber ſo viele Ueberraſchungen, wie man
ſie ſonſt bei einem Turnier an drei Tagen zu erleben pflegt. Hertz
ſchlug den deutſchen Spitzenſpieler D. Prenn und Dr. Landmann
entging einer Niederlage durch das neue B.S.C.=Talent
Schwen=
ker wohl nur durch den Regen, der den Schlittſchuh=Klubmeiſter
zur Aufgabe und zur Streichung zwang. Das Finale des Damen=
Einzels war eine rein deutſche Angelegenheit. Denn die beiden
Ausländerinnen, die Indierin Sandiſon und die Polin
Jedrze=
jowſka wurden von den beiden deutſchen Endſiegerinnen
verhält=
nismäßig leicht ausgeſchaltet. Frl. Krahwinkel iſt die verdiente
Siegerin dieſes Blau=Weiß=Turniers, genau wie Bouſſus der
ver=
diente Sieger im Kampf um den vom „Berliner Tageblatt”
ge=
ſtifteten Silberpokal iſt. Mit beſonderer Freude werden alle
Sportfreunde des ſympathiſchen Franzoſen die Nachricht
ver=
nehmen, daß er nun doch, dem Drängen ſeiner auſtraliſchen
Ten=
niskameraden nachgebend.
das Homburger Pokalturnier
genannt hat. In Homburg wird die ſüdweſtdeutſche Spielzeit alſo
noch einmal einen Höhepunkt erreichen. Es iſt dem rührigen
Ten=
nisklub Bad Homburg, der eine alte und berühmte
Sporttradi=
tion zu wahren hat, wohl zu gönnen, daß er in dieſem Jahre noch
einmal ein großes und gut beſetztes Internationales Turnier
er=
hält. Außer Bouſſus werden auch die Auſtralier Willard und
Hop=
man, der den Japaner Sato und vor allem eine ganze Anzahl
deutſcher Extraklaſſeſpieler, wie Kuhlmann, Lorenz, Heydenreich,
Buß. Goſewich und andere ſüddeutſche Vertreter ſtarten. Auch
die Damenkonkurrenz wird glänzend beſetzt ſein, haben doch außer
Frau Friedleben auch Frl. Krahwinkel, Frl. Peitz, Frau
Schom=
burgk, Frl. Horn, Frl. Menges und einige Berliner
Spitzenſpie=
lerinnen feſt gemeldet. So wird der Homburger Pokal am
Tau=
nus in dieſem ereignisreichen Tennisjahr bei hoffentlich
blenden=
dem Tenniswetter wiederum in altem Glanz erſtrahlen.
Schießſpork.
Der Schießſportklub „Weidmannsluſt” Stockheim i. O. hielt am
Sonntag den 10., und Sonntag, den 17. Auguſt, ſein gutbeſuchtes
Preis=
ſchießen ab. Dasſelbe beſtand aus Ehren= und Tagespreisſchießen. Die
große Anzahl wertvoller Preiſe übte auf die Schützen der geſamten
Um=
gebung eine große Anziehungskraft aus, und der Beſuch war deshalb
ein erfreulicher. Allgemein bedauert wurde, daß der Heſſen=Naſſauiſche
Verband, dem der Stockheimer Schützenklub angehört, nicht vertreten
war, während von dem Südweſtdeutſchen Bund zahlreiche Gäſte bei dem
Schießen beteiligt waren.
Konkurrenz für Körnig.
Neue holländiſche Beſtleiſtungen.
Drei neue holländiſche Leichtathletik=Rekorde wurden bei einemn
Sportfeſt in Hilverſum aufgeſtellt. Der holländiſche
Sprinter=
meiſter Berger durchlief die 100 Meter in der guten Zeit von 10,5
Sekunden, van der Zee kam im Stabhochſprung über 3,86 Meter,
und im 3000=Meter=Gehen erzielte Gubbels mit 13:29,8 eine neue
Rekordzeit.
Berger, der in dieſem Jahre noch nicht geſchlagen wurde, hat
eine Einladung zu den 7. Weſtfäliſchen Kampfſpielen, die
TuS. Bochum am 7. September veranſtaltet, angenommen und wird
hier ſein Können gegen Lammers, Jonath, Schüller, Gillmeiſter und
Borchmeher unter Beweis ſtellen.
Die Weltmeiſterſchaft der Berufsfechter im Degen=Mannſchaftskampf,
die in Antwerpen entſchieden wurde, fiel an Italien vor Frankreich,
England und Holland.
Süddeutſchlands Fauſtball=Meiſterſchaft gelangt am 24. Auguſt in
Cannſtatt zur Durchführung.
Die Suspendierung der Berufsboxer Hölzle und Jakob Domgörgen
wurde jetzt vom Sport=Ausſchuß der Deutſchen Boxbehörde aufgehoben.
35. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotkerie.
8. Tag der 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung
vom 18. Auguſt 1930 fielen: 2 Gewinne zu je 10 000 RM.
auf Nr. 11 556: 18 Gewinne zu je 3000 RM. auf Nr. 8337, 52 355,
114949, 167 550, 238 601. 269 024, 280 787, 286 862, 328 872;
14 Gewinne zu je 2000 RM. auf Nr. 42376, 96 245, 143 932,
201 192, 217 363, 316 845, 377 903; 44 Gewinne zu je 1000 RM.
auf Nr. 1029, 44 255. 45 492 49885, 53 776, 105 222, 126 082,
140 002, 140 091, 167 035, 200 404, 227 758, 238 249, 240 590,
244 134, 293 361, 297 108, 309 061, 312696, 320 172, 344 102,
399 821: ferner wurden gezogen: 88 Gewinne zu je 500 RM.
und 248 Gewinne zu je 300 RM. — In der Nachmittags=
Ziehung fielen: 4 Gewinne zu je 10 000 RM. auf Nr. 50 533,
269 881: 2 Gewinne zu je 5000 RM. auf Nr. 151 408; 6 Gewinne
zu je 3000 RM. auf Nr. 17 441, 222 378, 389 383; 14 Gewinne
zu je 2000 RM. auf Nr. 142 074, 161 864, 192 623, 200 978.
213 229, 357 496, 361 235; 30 Gewinne zu je 1000 RM. auf
Nr. 4656, 24652, 52 065, 123 512, 206 334, 212 877 220 655,
222 904, 236 707, 282 939, 290 748, 355 135, 364 677, 381 147,
394 480; ferner wurden gezogen: 58 Gewinne zu je 500 RM. und
190 Gewinne zu je 300 RM. — Im Gewinnrad
verblie=
ben: 2 Prämien zu je 500 000 RM. 2 Gewinne zu je 500 000
RM., 2 zu je 200 000 RM., 2 zu je 100 000 RM., 2 zu je 75 000
RM., 4 zu je 50 000 RM. 8 zu je 25 000 RM., 64 zu ie 10 000
RM. 124 zu je 5000 RM., 338 zu je 3000 RM., 574 zu je
2000 RM., 1498 zu je 1000 RM., 3302 zu je 500 RM., 8668 zu je
300 RM. (Ohne Gewähr.)
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 20. Auguſt.
7.15: Bad Neuer. r: Konzert.
12.20: Stuttgart: Promenaden=Konzert.
15.00: Stuttgart: Jugendſtunde: Kleines Volk.
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
18.05: W. v. Dewall: Die amerikaniſche Negerfrage.
18.35: Stuttgart: Dr. Bergner: Der Sago, ein Ernährer von
Millionen.
19.00: Salzburg: „Iphigenie i Aulis”. Oper von Gluck.
21.45: Stuttgart: Biedermeier. Heitere Schallplattenplauderei.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 20. Auguſt.
9.00: Dr. Walther Noelle: Mit dem Mikrophon in der
Groß=
küche eines Hotels.
10.00: Joſef Bunzl: „Flax Aedilius” von Spend Fleuron.
12.00: Schallplatten=Konzert „Bayreuth”,
15.00: Jugendbühne: Pechvogel und Glücksvogel, frei nach
Volk=
mann Leander.
15.45: Frauenſtunde: Dr. Käthe Herwarth: Welcher Weg führt
unſere Töchter zu einer vollwertigen perſönlichen und beruflichen
Lebensgeſtaltung.
16.00: Hamburg: „Nachmittagskonzert.
17.30: Dr. Hans Sippel: Der ſportliche Wettkampf als
Erziehungs=
problem.
18.00: Prof. Strub und Frau: Werke für zwei Violinen.
18.30: Prof. Dr. Unger: Muſikgeſchichte m Selbſtzeugniſſen.
18.55: Spaniſch für Anfänger.
19.25: Polizeioberſekretär Hildebrandt: Anforderungen an den
Po=
lizeibeamten und ſeine berufliche Fortbildung.
20.00: Unterhaltungsmuſik. Kapelle Emil Rooßz.
20.30: Breslau: „Ja, ja, der Sommer!” Eine heitere
Abendunter=
haltung von Max Kolpe.
Anſchl.: Breslau: Unterhaltungskonzert der Funkkapelle.
22.35: Budapeſt: Konzert.
Wekkerbericht.
Der Einfluß der neuen Störung tritt bereits in Erſcheinung,
wo=
bei mit der Südweſtluft Eintrübung und leichte Niederſchläge auftreten.
An der Südſeite des Fallgebietes gelangt jetzt kühlere Ozeanluft nach
dem Feſtland, welche vorerſt wieder etwas unbeſtändiges Wetter
ver=
urſacht. Ferner iſt damit Abkühlung verbunden und ein weiteres
Auf=
treten von Niederſchlägen, jedoch ſchon mehr in Form von Schauern.
Ausſichten für Mittwoch, den 20. Auguſt: Wieder wechſelhaftes Wetter.
dabei vorübergehend aufheiternd, kühler, einzelne Regenſchauer,
teils gewitterhafter Art.
Ausſichten für Donnerstag, den 21. Auguſt: Ueberwiegend wolkig, mäßig
warm, vereinzelte Niederſchläge.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schiußdſenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette:
für den Inſeraientell und geſchäftliche Mittellungen: Willv Kuble:
Druck und Verlag: C. C.Wittich — ſämtlich in Barmſtadt
Für unverlangte Manuſſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 229
Mittwoch, den 20. Auguſk
Die Lage in der Mekallwareninduſtrie.
Der Reichsbund der Deutſchen Metallwaren=Induſtrie berichtet:
Der Beſchäftigungsſtand der Metallwareninduſtrie hat im Juli eine
weitere Verſchlechterung erfahren. Statiſtiſche Erhebungen haben
er=
geben, daß von 100 Arbeitsplätzen beſetzt waren in den Gruppen
Aluminiumwaren 57,4, Meſſing= und Nickelwaren 47,0, Alpakkabeſtecken
60,0. Britanniametallgußwaren 60,1, Blech= und Lackierwaren 51,6,
Metallkurzwaren und Innendekorationen 63,6; nur in verſilberten
Tafelgeräten und Möbelbeſchlägen waren etwa 80 Prozent der
Ar=
beitsplätze beſetzt. Eine Vollarbeit dieſer verringerten Belegſchaften
kam aber nirgends in Frage. Die Arbeitszeitverkürzung bewegte ſich
unter 50 Prozent. Hieraus ergibt ſich, daß der Auftragsbeſtand
durch=
weg unzureichend war. In den meiſten Branchen iſt die
Warennach=
frage aus dem In= und Auslande gegen die Vormonate
zurückgegan=
gen. Im Inlande mag u. a. die Erwartung von Preisſenkungen dazu
beigetragen haben. Die Urſachen für die Zurückhaltung des Auslandes
ſind verſchiedener Art. Abgeſehen von der weltwirtſchaftlichen Kriſe
ſind es u. a. in Spanien und Argentinien die Währungsverhältniſſe, in
Aegypten die politiſchen Unruhen, in der Türkei die Schwierigkeiten
aus den Ueberkäufen des vergangenen Jahres und ferner die
Zoll=
ſchranken in einer Reihe wichtiger Abſatzländer. In Einzelfällen war.
der Monatsumſatz kleiner als die effektiven Barauslagen für Löhne,
Gehälter, Steuern und ſoziale Laſten. Die kataſtrophalen
Abſatzver=
hältniſſe wirkten naturgemäß preisdrückend, ſo daß ſich vielfach die
Verkaufspreiſe an der Grenze der Geſtehungskoſten bewegen.
Infolge=
deſſen konnten ſich die teilweiſe ermäßigten Rohſtoffpreiſe in den
Ver=
kaufspreiſen für Metallwaren nicht mehr auswirken. Als weitere, die
Rentabilität ungünſtig beeinfluſſende Tatſachen kommen hinzu der
ſchleppende Zahlungseingang und die Zunahme der
Zahlungseinſtel=
lungen.
ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die Nachfrage nach Schnitthölzern aller
Arten iſt ſtockend geworden. Je längev die allgemeine Wirtſchaftskriſis
andauert, um ſo geringer wird die Unternehmungsluſt in der
Holz=
wirtſchaft. Dazu kommt, daß die Inſolvenzen, die täglich vorliegen,
die Kaufluſt abſchnüren. Es ſind Zuſammenbrüche nicht nur im
Säge=
mühlengewerbe, ſondern auch im Platzholzhandel und in der
Möbel=
induſtrie zu beklagen. Vor allen Dingen iſt der Zuſammenbruch der
Berliner Holzgroßhandlung Hennigſon u. Neuberg weiter von einer
ſtarken Wirkung auf den Geſchäftsgang. Es ſind hier Verbindlichkeiten
von rund 4 Millionen vorhanden. Man nimmt an, daß die Hälfte
die=
ſer Giros notleidend werden. Dazu kommt, daß man einen Eindruck auf
die Geſamtlage aus dem Verkauf der Schnittholzläger dieſer Firma, die
der Konkursverwalter in abſehbarer Zeit bewirken muß, befürchtet. Es
iſt ins Auge gefaßt worden, daß ein holzwirtſchaftlicher Verband ſich
mit dem Erwerb und der Verwertung dieſer Lagerbeſtände befaſſen ſoll.
In Bauhölzern war das Geſchäft infolge der unbefriedigenden Lage
des Bauholzmarktes bedeutungslos. Die Sägewerke wiſſen nicht, wie
ſie die Produktion an Bauware abſetzen ſollen. Man befürchtet eine
ſtarke Auswirkung dieſer Zuſtände am Bauholzmarkt auf die in einigen
Wochen beginnenden Holzverkaufstermine der Staats= und Privatforſten.
Es ſind Beſprechungen im Gange, den Einſchlag in den Forſten
herab=
zumindern, damit eine Ueberproduktion an Schnittholz vermieden und
eine Regulierung der Preiſe erreicht, bzw. einem Preisfall durch zu
große Produktionen vorgebeugt werden kann. Bedauerlicherweiſe gibt
das Eiſenbahnzentralamt nur unbedeutende Aufträge, ebenſo
zurück=
haltend iſt die Reichspoſtverwaltung. Es fehlt überhaupt an ſtaatlichen
Aufträgen größeren Umfanges, die zu einer Belebung des Geſchäftes
führen können.
Wirkſchaftliche Rundſchap.
Die Kohlenförderung des Ruhrgebietes im Monat Juli. Im Monat
Juli 1930 wurden insgeſamt in 27 Arbeitstagen 8647 612 Tonnen
ver=
wertbare Kohle gefördert gegen 8 178334 Tonnen in 23.60
Arbeits=
tagen im Juni 1930 und 10 913248 Tonnen in 27 Arbeitstagen im
Juli 1929. Arbeitstäglich betrug die verwertbare Kohlenförderung im
Juli 1930 320 282 Tonnen gegen 346 540 Tonnen im Juni 1930 und
404 194 Tonnen im Juli 1929. Die Kokserzeugung des Ruhrgebietes
ſtellte ſich im Juli 1930 auf 2300 467 Tonnen (täglich 74 209 Tonnen),
im Juni 1930 auf 226 893 Tonnen (täglich 74563 Tonnen) und
2951 341 Tonnen (täglich 95 V5 Tonnen) im Juli 1929. Auf den
Kokereien wird auch Sonntags gearbeitet. — Die Brikettherſtellung hat
im Juli 1930 insgeſamt 257 977 Tonnen betragen (arbeitstäglich 9555
Tonnen) gegen 232 123 Tonnen (9836 Tonnen) im Juni 1930 und
328 162 Tonnen (12 154 Tonnen) im Juli 1929. — Die Beſtände an
Kohlen, Koks und Preßkohle (d. ſ. die auf Lager, in Wagen, in
Tür=
men und in Kähnen einſchließlich Koks und Preßkohle in Kohle
um=
gerechnet) ſtellten ſich Ende Juli 1930 auf rund 2,06 Mill. Tonnen
gegen 8,43 Mill. Tonnen Ende Juni 1930. In dieſen Zahlen ſind die
in den Syndikatslägern vorhandenen verhältnismäßig geringen
Be=
ſtände einbegriffen. — Die Geſamtzahl der beſchäftigten Arbeiter ſtellte
ſich Ende Juli 1930 auf 327 108 gegen 335 630 Ende Juni 1930 und
378 834 Ende Juli 1929. — Die Zahl der Feierſchichten wegen
Abſatz=
mangels belief ſich im Juli 1939 nach vorläufiger Ermittlung auf rund
1195 000. Das entſpricht etwa 3,67 Feierſchichten auf je 1 Mann der
Geſamtbelegſchaft.
Der Schiedsſpruch über den Manteltarif für die oberſchleſiſchen
Eifenhütten für verbindlich erklärt. Ueber die Erneuerung der
Mantel=
tarife für die oberſchleſiſchen Eiſenhütten iſt ſeit längerer Zeit zwiſchen
den beteiligten Organiſationen verhandelt worden. Zwei im Mai und
Juni ds. Js. unter Vorſitz des ſtellvertretenden Schlichters für
Schle=
ſien, Oberregierungsrat Profeſſor Kramer, gefällte Schiedsſprüche ſind
von Arbeitnehmerſeite ſeinerzeit angenommen, von den
Arbeitgeber=
verbänden vornehmlich mit Rückſicht auf eine erhöhte Belaſtung durch
Erhöhung der Urlaubsvergütung abgelehnt worden. Auf Antrag der
Gewerkſchaften ſind dieſe beiden Schiedsſprüche nunmehr für
verbind=
lich erklärt worden.
Produktenberichke.
Berliner Produktenbericht vom 19. Auguſt. Obgleich die flauen
Meldungen von den Auslandsmärkten infolge der Iſolierung
Deutſch=
lands vom Weltmarkt nur verhältnismäßig geringen Eindruck machen
konnte, war die Stimmung für Weizen bei reichlicherem Angebot,
be=
ſonders geringerer Qualitäten, ſchwächer. Sowohl am Effektiv= als auch
am Lieferungsmarkt gaben die Preiſe um etwa 1 Mark nach. Roggen
wird weiter geſtützt, und da heute bei der Intervention am
Effektiv=
markt höhere Preiſe bewilligt wurden, konnten ſich auch im
Lieferungs=
geſchäft die Preiſe ungefähr behaupten. Das Angebot aus den öſtlichen
Anbaugebieten und von der Küſte iſt ziemlich reichlich zu nennen,
regu=
läres Geſchäft iſt ſelbſt auf geſtriger Preisbaſis ſehr ſchwer, beſonders
da die Mühlen wiederum darüber klagen, daß ſie infolge der Stützung
keine Möglichkeit zu normaler Kalkulation haben. Weizenmehl bei
unveränderten Preiſen in kleinem Bedarfsgeſchäft, für Roggenmehle
werden höhere Preiſe gefordert, aber ſelbſt auf geſtrigem Preisniveau
kommen nur wenige Umſätze zuſtande. Hafer ſowohl in alter als auch
in neuer Ware knapp offeriert, die Höhe der Forderungen läßt
Ab=
ſchlüſſe nur in geringſtem Ausmaße zuſtande kommen. Gerſte in Brau=
und Induſtriequalitäten geſucht, mittleres Material reichlich offeriert
und vernachläſſigt.
Metallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 19. Auguſt 1930 ſtellten ſich
für Kupfer: Aug. 94 (96), Sept. 94 (94.50) Okt. 93.75 (94.50),
Dez. 35.50 (36), Jan. und Febr. 35.75, (36), März und April 35.50
(36), Mai 35.75 (36), Juni und Juli 35.50 (36). Tendenz:
luſt=
los. — Für Zink: Aug. 31 (32), Sept. 31.25 (31.50), Okt. 31.50
(32), Nov. 32 (32.50), Dez. 32.25 (32.75), Jan. 32.75 (33.25), Febr.
33 (33.50), März 33.25 (33.50), April 33.25 (33.75), Mai 33.50
(34), Juni 33.75 (34.25), Juli 34 (34.25). Tendenz: ſtetig. — Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Die Berliner Metallnotierungen vom 19. Auguſt 1930 ſtellten
ſich für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif
Ham=
burg, Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für
die deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 105.25 RM. — Die
Notie=
rungen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte
Liefe=
rung und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium,
98= bis 99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 190 RM.,
desgl. in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 194 RM., Reinnickel,
98= bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 54—56 RM.,
Fein=
ſilber (1 Kilogramm fein) 49.75—51.75 RM.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 19. Aug.
Nachdem ſchon an der geſtrigen Abendbörſe die Tendenz nicht mehr
ſo freundlich war, machte ſich heute zu Beginn des offiziellen Marktes
in Verbindung mit der wieder ſchwachen geſtrigen New Yorker Börſe
eine Verſtimmung bemerkbar. Im Zuſammenhang mit der
Zurück=
haltung der Spekulation, die durch eine wieder ungünſtigere
Beurtei=
lung der Wirtſchaftslage verurſacht wurde, und der ſich wieder ſtärker
verbreitenden Orderloſigkeit kamen Umſätze kaum zuſtande. Vereinzelt
kam Material an den Markt, ſo daß bei einem Vergleich mit den ſchon
zum Teil ſchwächeren Kurſen der geſtrigen Abendbörſe bei den wenig
zuſtandegekommenen Erſtnotierungen ſich zumeiſt kleine Abbröckelungen
ergaben. Das Angebot war jedoch nicht umfangreich; der Grundton
der Börſe war relativ widerſtandsfähig. Eine Ausnahme machten
Fel=
ten, für die ſich weiteres Intereſſe zeigte und nochmals 2½ Prozent
gewinnen konnten. Aber auch von Zellſtoffaktien waren
Aſchaffen=
burger etwas bevorzugt und bis zu 1 Prozent erhöht. Stärker gedrückt
lagen am Elektromarkt Siemens, die 3½ Prozent einbüßten. A. E.G.
und Licht u. Kraft gaben bis zu 1 Prozent nach. Am Chemiemarkt
gingen die Kursabſchläge bis zu 1 Prozent. Nur Rütgerswerke lagen
geringfügig gebeſſert. Der Montanmarkt hatte kaum Geſchäft zu
ver=
zeichnen. Nur in Harpener kam zunächſt eine Erſtnotiz zuſtande, die
bis 1½ Prozent anzogen. Kunſtſeideaktien büßten bis zu 2 Prozent
ein. Schiffahrtswerte gaben bis zu 1¾ Prozent nach. Stark gedrückt
und angeboten waren von internationalen Aktien Spenska, die auf
ſchwache Meldungen aus London ca. 10 Mark niedriger taxiert wurden.
Von Kaliaktien büßten Salzdetfurth 5 Prozent ein, während
Aſchers=
leben kaum verändert lagen. Banken zumeiſt etwas abgeſchwächt, nur
Barmer Bank und B.H.G. leicht gebeſſert. Am Rentenmarkt war die
Umſatztätigkeit ebenfalls ſehr beſcheiden. Deutſche Anleihen lagen
zu=
meiſt leicht gedrückt.
Im Verlaufe wurde das Geſchäft auf vereinzelte Deckungen der
Kuliſſe etwas lebhafter, und gegen Anfang traten bei eher freundlicherer
Grundſtimmung Kurserholungen um bis zu 1½ Prozent ein. Stärker
erholt waren Salzdetfurth, die ihren Anfangsverluſt voll ausgleichen
konnten. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 3 Prozent wieder etwas
leichter. Am Deviſenmarkt konnte ſich Spanien nach der geſtrigen
ſtarken Abſchwächung wieder etwas befeſtigen; ſonſt war der Markt
nur wenig verändert. Mark gegen Dollar 4,1866, gegen Pfunde 20.39½.
London=Kabel 4,8708, Paris 123,83, Mailand 92,99, Madrid 45,75,
Schweiz 25,04½/s, Holland 12,09.
Die Kurserholung an der heutigen Mittagsnachbörſe konnte ſich
an der Abendbörſe fortſetzen. Beſondere Anregungen lagen nicht vor.
Etwas Publikumsintereſſe ſorgte für eine leichte Belebung. Die
Speku=
lation nahm wieder Rückdeckungen vor. Beſonders befeſtigt A. E. G., die
2 Prozent gewannen. Auch Farben bei lebhaftem Geſchäft 1½ Prozent
höher. Am Montanmarkt Rheinſtahl ½ Prozent gebeſſert. Die übrigen
Werte lagen gleichfalls freundlicher, doch ruhiger. Nachbörslich Farben
152.37. Von Kurſen ſind zu nennen: Deutſche 122¾, Dresdner 123½,
Reichsbank 247, Buderus 57, Harpener 101, Salzdetfurth 313,
Weſter=
egeln 20, Aſchersleben 193½, Rheinſtahl 86½, Stahlverein 78, Hapag
93½, A.E.G. 139, Gesfürel 138, Daimler 28, Erdöl 72, Holzmann 82,
E. Rütgers 52, Siemens 193, Zellſtoff Aſchaffenburg 97, Waldhof 103¾,
Aku 84¾.
Berlin, 19. Aug.
Als Hauptmoment für die Tendenzgeſtaltung der heutigen Börſe
wurde die Schwäche der Auslandsmärkte angegeben. Es überwogen
leichte Kursrückgänge, doch waren die Werte mit internati nalm
Charakter ſtärker in Mitleidenſchaft gezogen. Neben allerdings kleinem
Provinzangebot konnte man heute zu Beginn in der Hauptſache
Reali=
ſationen der Spekulation beobachten, zumal die geſtrigen
Kursſteige=
rungen Gewinne auf laufenden Engagements gebracht hatten.
Beſon=
dere Momente lagen nicht vor. Die Millionen=” olnz in der Piano=
Induſtrie (Deutſche Pianowerke in Braunſchweig) wurde etwas
kom=
penſiert durch die befriedigende Erklärung des Generaldirektors der
Feldmühle A.=G. bezüglich der Dividendenfrage. Die Umſatztätigkeit
zu den erſten Notierungen war denkbar klein, bemerkenswert
wider=
ſtandsfähig lagen Reichsbankanteile. Auch im Verlaufe blieb das
Ge=
ſchäft ſehr ruhig, und es kam überwiegend zu weiteren kleinen
Kurs=
abbröckelungen. Bezeichnend für die geringe Umſatztätigkeit iſt, daß
bis 12.45 Uhr eine zweite Notiz für J. G. Farben nicht zuſtande
kom=
men konnte. Anleihen wenig verändert.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 19. Aug.:
Getreide. Weizen: Sept. 87.50, Dez. 71½, März 96.50, Mai
99.50; Mais: Sept. 24½, Dez. 89½, März 91, Mai 93.25; Hafer:
Sept. 38½, Dez. 41½, März 43.25, Mai 44.75; Roggen: Sept.
55.25, Dez. 60.75, März 65, Mai 67.
Schmalz: Sept. 10,77½, Okt. 10,75, Dez. 10.47½.
Speck, loko 14,00.
Schweine: leichte 10,80—11,10, ſchwere 9,85—10,50;
Schweine=
zufuhren: in Chicago 19 000, im Weſten 63 000.
Baumwolle: Juli 11,07—11,27.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 19. Aug.:
Schmalz: Prima Weſtern 11,00; Talg, extra, loſe 5.50.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 103¾, Hartwinter
1955; Mais: loko New York 97¾. Fracht nach England 1,6—2,3
Schilling, nach dem Kontinent 7—9 Cents.
Kakao. Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze: 123; Loko: 7½4;
Aug 7.15, Okt. 7.35, Dez. 7.40, Jan. 7.52, März 7.72, Mai 7.74,
Juli 8.12.
Mainzer Viehmarktbericht vom 19. Auguſt. Auftrieb: 18 Ochſen,
23 Bullen, 482 Kühe oder Färſen, 254 Kälber, 14 Ziegen, 1040 Schweine.
Marktverlauf: ruhig, langſam, geräumt. Es wurden pro 50 Kilo
Lebendgewicht folgende Preiſe in RM. bezahlt: Ochſen 58—61, 45—50;
Bullen 40—48; Kühe 45—49, 33—41, 25—33; Färſen 51—61; Kälber
62—74, 56—62; Schweine 65—70, 70—73.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Vergleichsverfahren Kaufhaus Gebr. Imheuſer, Gießen. Der
ge=
richtliche Vergleich auf der Grundlage von 50 Prozent bei 75 278 RM.
werden in vier Raten mit je 12,5 Prozent am 18. 9. 1930 und am
je=
weiligen Erſten der drei darauffolgenden Quartale entrichtet.
Der Verein der Thomasmehlerzeuger teilt mit, daß der Abſatz an
Thomasmehl in Deutſchland im verfloſſenen Monat um 55 000 Tonnen
höher geweſen iſt als in dem gleichen Monat des Vorjahres. Die
ge=
ſamte bis Ende Juli d. J. erreichte Steigerung des Abſatzes beträgt
beinahe 400 000 Tonnen oder rund 30 Prozent des Abſatzes von 1929.
Die Erzeugung an Thomasrohſchlacke iſt ſehr gering.
Infolge der ſchlechten wirtſchaftlichen Lage und weiterer
Verſchlech=
terung des Auftragseinganges iſt das Eiſenhüttenwerk Thale A.=G. nicht
mehr in der Lage, die volle Belegſchaft, wenn auch verkürzt, in allen
Abteilungen zu beſchäftigen. Es iſt deshalb vorſorglich
Stillegungs=
anzeige beim Negierungspräſidenten gemacht worden, mit der Bitte,
dem Unternehmen die Genehmigung für Entlaſſung von etwa 1700
An=
geſtellten und Arbeitern in den verſchiedenen Betrieben zu geben.
Die Süddeutſche Mühlenvereinigung hat den Preis für
Weizen=
mehl Spezial Null um 25 Prozent auf 43,50 RM. per Auguſt und 42.75
RM. per September=Oktober ermäßigt.
Die in Heidelberg abgehaltene Montagsſitzung der Süddeutſchen
Eiſenzentrale Mannheim beſchloß, die Zonenpreiſe bis 15 Tonnem
vor=
erſt aufrecht zu erhalten, dagegen aber Preiſe für Ladungen über 15
Tonnen freizugeben.
Die Richard Schwickert A.=G., Freiburg i. Br., ſchließt im erſten
Jahr ihres Beſtehens als A.=G. mit einem Verluſt von 12 791 RM. Die
Bilanz zeigt u. a. Warenbeſtände 146 549 RM., Debitoren 199 191 RM.
gegenüber Hypotheken 125 000 RM., Kreditoren 46 426 RM.
Zwiſchen der portugieſiſchen Regierung und der Mannheimer Firma
Grün u. Bilfinger iſt ein Vertrag für den Ausbau des Hafens von
Lobito (Angola) unterzeichnet worden. Es handelt ſich dabei um ein
Objekt von 4 100 000 Mark.
Das Zuſtandekommen des belgiſchen Glaskartells, das vor einigen
Wochen an dem Widerſtande der Firma Lamber geſcheitert war, iſt nach
Meldungen der Brüſſeler Blätter nunmehr geſichert. Die erwähnte
Firma hat ſich jetzt zum Eintritt in das Kartell bereit erklärt. Man
rechnet damit, daß nach der Bildung des belgiſchen Kartells
Verhand=
lungen über eine internationale Verſtändigung eingeleitet werden.
Das engliſche Arbeitsminiſterium gibt bekannt, daß in
Großbritan=
nien am 11. Auguſt 2 050 737 Arbeitsloſe gezählt wurden. Dies bedeutet
eine Zunahme um 39 270 gegenüber dem 28. Juli und um 882 669
gegen=
über der gleichen Zeit des Vorjahres.
Berliner Kursbericht
vom 19. Auguſt 1930
Deviſenmarkt
vom 19. Auguſt 1930
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Bant u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban:
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr. 1165.50
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
179.50 Elektr. Lieferung
J. G. Farben Aff
151.75 Polyphonwerke
Rütgerswerke 179.—
51.875 Helſingfor= Währung
100 finn. Mk. Geld
10.525 Rie
10.54! Schweiz Währung
100 Frankenl Geld
1.345 Brief
81.505 122.75 Gelſ. Bergw. 108.50 Salzdetfurth Kal 309.— Wien 100 Schillin 59.095 59.215 Spanien 100 Peſetas 44.56 44.64 Geſ. f.elektr. Untern. 137.— Leonh. Tietz 131.— Prag
00 Tſch. Kr 12.413 12.42. Danzig 100 Gulden 81.43 81.59 123.25 Harpener Bergbau 99.— Verein. Glanzſto 118.— Budape
00 Pengo 73.35 73.49 Japan 1 Yen 2.066 2.070 92.— Hoeſch Eiſen 84.50 Verein. Stahlwerke 78.— Sofia 100 Leva 3.027 3.0491 Rio de Janetro/1 Milreis 0.415 0.417 Phil. Holzmann 80.375 Weſteregeln Alkal= 196.— Holland 100 Gulden 168.48 68.8: Jugoſlawien 100 Dinar 7.428/ 7.443 92.50 Kali Aſchersleben 192.75 Agsb.=Nrnb. Maſch. 33.75 Oslo 100 Kronen 112.16 112.34 Portugal 100 Escudos 18.81 18.85 137.— Klöcknerwerke 78.— Baſalt Linz Kopenhagen 100 Kronen 112.16 12.3 Athen 1100 Drachm 5.435 5.445 54.75 Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr. 84.—
Maſch.=Bau=Untn. 38.75 81.75 Berl. Karlsr. Ind. H8.— Stockholm 100 Kronen 112.39 12.6 Iſtambu 1 türt. 88.50 Hirſch Kupfer 121.— London E=Stg. 20.37 20.41 Kairo 1ägypt. 2 20.88 20.92 Hohenlohe= Werke / 58.2: Ruenos =Aires 1 Pap. Peſol 1.511 5151 Kanada canad 43.875 Lindes Eis naſch. 150.75 New A= r! 1 Doll zr 4.1825/4 18051 Urugua 1 Golt 144.— Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw 66.— Herm. Poege 13.50 Belgien
00 Belga 58.44 18.56 Island 100 eſtl. Kr. 92o8 92.34 130.25 84.75 VogelTelegr. Draht G8.— Italien 100 Lire 21.905/21.945 Tallinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 111.50 111.78 Rxf6 Orenſtein & Koppel 59.— Wanderer=Werke 35.125 Paris 00 Franes 16.445/ 16.485 Riga 100 Lats 80.68 80.34
loharbant, Kommanengefenſcha
Frankfurter Kursbericht vom 19. Auguſt 1930
7% DtſchReichsanl
88 Baden.
8% Baher......
8½ Heſſen v. 2‟
v. 29
5% Preuß. Staat.
8% Sachſen ...."
% Sachſen....."
7% Thüringen .
Diſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. +:/=
Ab=
löſungsanl. . .
Diſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe .. .
8% Baden=Baden.
6% Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 2/
8%
v. 28
70 Dresden
8% Frankfurt a. M.
Schätze. . . v. 29
70 Frankfurt v. 26
v. 26
32 Mainz....
3% Mannheim v. 26
v. 27
6%
8% München ..
8% Nürnbera" .
8% Wiesbaden
6% Hefſ. Landesbk.
Goldpfbr.. . . .
Goldpfbr.
80
Goldoblig
4½% Heſſ. Lds.
Hyp.=Bk.=Liauid
4‟/.% „Kom.-Obl.
8% Preuß. Lds..=Anſt. G. Pf.
„„Goldoblig
Mrt
87.75
80.25
101
85.25
911/.
93
95.9
100.5
82.25
84.5
3½ Landeskomm.
Bk. Girozentr. für
Ra
7.8
2.65
94
80
91.25
91.25
R.4
Heſſen .Goldobl.
3¾Kaſſeler Land. Goldpfbr.
82 Naſſ. Landesbk.
6‟
4½%
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser. I
Ausl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
99
88
78.25
97
100.3!
96
96
83.75
102
98
8% Berl. Hyp.=Bk.
4½% „Liqu.=Pfbr.
% Frkf. Hyp.=Bk.
4½% „ Lig.Pfbr.
Pfbr.=Bk.
„ Lig. Pfrb.
Mein. Hyp.=Bk.
Lig. Pfbr.
Pfälz. Hyp.=Bk.
% „ Lig. Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
cred.=Bank .
4½% „Lig. Pfbr.
Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank.
4½% „ Lig. Pfbr
o Rhein. Hyp. B=
„ Lig. Pfbr.
Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit.....
Südd. Bod.
Cred.=Bank ..
Lia. Pfbr.
32o Württ. Hyp.=B
%. Daimler=Benz
98.5
99.5
84.5
100.5
85.5
86‟.
58.75
74
15.5
Rre
97.25
86
102
96.25
85.
102
95.5
88‟=
101.25
97.25
87.5
101
90-.
102
8e-,
107
85
102
96
26.8
100
99.75
96.25
86‟
99.5
n0
We He
8% Klöchner=Werke
7% Mainkrw. v. 26.
7% Mitteld. Stahl.
8½ Salzmannu. Co.
7% Ver. Stahlwerke
8% VoigtcHäffnerl
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L.E.B.
59 „ L.Inveſt.
4½% Oſt. Schätze
40 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%o
4%
4%0 Türk. Admin.
4% „ 1. Bagdad
Zollanl.
4½% Ungar 1913
1914
4½%
4½
Goldr.
49
1910
Aktien
Alg. Kunſtziide Unie
A. E. G........."
Andrege Noris Zahr
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg J. P..
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie
Buderus Eiſen.. . .
Cement Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werfe Albert
Chade ..........
Contin. Gummiw.
„ Linoleum
Daimler=Benz AG.
Dt. Atl Telegr.
Erdöl
Gold=u. Silbe:
ſcheide=Anſtalt .
92
88.25
87.25
96
9e.75
41
16
7.4
25
19.5
84.5
137.25
104
90.5
105
104
180.75
143
O2
731
Dt. Linoleumwerke
„ Eiſenhandel. . .
Dyckerhoffu. Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk. . .
Eßlingen Maſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frkft. Gas.
Hof.
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frrft..
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.. ...
Hochtief Eſſen ..
Holzmann. Phil.
Flie Bergb. Stamn
Genüſſel
Junghans
Kali Chemie
Aſchersleben ./191
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R..
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke"
137.5
Lahmeher & Co. ..
Laurahütte . ..
Lech, Augsburg .
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt.
54
208
107
151.5
69
105
50
29
54
31
162
125
119
75
81
221
119=
26
129.5
85
95.5
124
J.5
218
49
14.25
Mainkr.=W. Höchſt
Mainzer Akt.=Br.. .
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb. .
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Oberbedarf
Phönix Berabau ..
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen
„Elektr. Stamm.
„ Metallwaren ..
„ Stahlwerke. . . .
Riebeck Montan. . .
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerke
Sachtleben A. G. ..
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. . .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau.
Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard".
Tucher=Brauerei
Nnterfranken
Beithwerke
Ver. f. Chem. Ind.
„ Stahlwerke
Strohſtoffabr.
Ultramarin ..
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner.
Ref
104.25
86
45.75
50
61.5
117.5
76.5
127-,
92
86
98.5
51.75
153
210
229
7a
113
150
132
139
41
145.75
88.5
M
Wegelin, Rußfabrik
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff=Verein.
„ Waldhof.. . . ..
Memel ..
V
197.5
62
130
92
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank ...
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein!
Bayer. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ..
Hypothelbk
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk..
Dt. Bank und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdener Bant."
Frankf. Bank..
„ Hhp.=Ban1
„ Pfdbr.=Bk.. ...
Mein. Hyp. Bank ..
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp. Bonk..
Reichsbank=Ant. . . !
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. B)
Wiener Bankverein
Württh. Notenban?
106
141.5
1.-G Ver ehtsiv
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag. .... . . ....
Nordd. Lloyd. . .
ibd Eiſenb-Gef.!
69.75
133.5
10.
60
77
157.5
137
38
511.
an Srung.
Verſicrung ...
„ Verein. Verſ.
FrankonaRück=u. M
Mannh. Verſich. .
188
190
115
Otavi Minen".
Schantung Handelsl
liſcher
am
auf
ſener,
Sein
dem fe
ſie au
wöhnt
her
Nummer 229
Mittwoch, den 20. Auguſt 1930
Seite 11
Dar sermiste
Milliensr.
Roman von Hearnden Balfour.
Nachdruck verboten.
Copyright by Georg Müller Verlag A.=G., München.
Der bleiche, matte Oktober=Sonnenſchein flackerte über die
erſte Seite der „Times” hin. Ein Mann ſtand am Fenſter eines
Londoner Büros und ſtudierte ein Inſerat:
„Geſucht ein Privatſekretär. Bekanntſchaft mit der
eng=
liſchen Ariſtokratie Bedingung. Dienſtpflichten rein nominell.
Gehalt 2 100 monatlich. Meldung 102, Buſh Houſe, Kingsway
am Dienstag, 3. Okt., punkt 10.30.‟
„Klingt ganz vernünftig,” entſchied er und ſtarrte nachdenklich
auf das Gewimmel des Strand hinab. Er war ein
hochgewach=
ſener, breitſchultriger junger Mann, der ſich langſam bewegte.
Sein Geſicht war von der Sonne gebräunt, und ſeine Augen mit
dem feſten Blick und den dichtbewimperten Lidern verrieten, daß
ſie an weite Entfernungen und den ſtrahlenden Sonnenſchein
ge=
wöhnt waren. Er drehte ſich um, als ein rieſenhafter Neger
hereinkam.
„Hallo, Jonas! Was iſt die Uhr?‟
„Dreiviertel elf, Maſer Bill.”
„Hm — ſchon? Wie lange ich wohl noch warte? Wieviele ſind
da, Jonas?”
„Hunderte,” ſagte der Neger.
„Oh. lieber Gott!‟ Ein reumütiges Lächeln glitt über das
Geſicht des jungen Menſchen, und der Neger grinſte mitleidig,
wobei etwa ein Morgen blendend weißer Zähne zum Vorſchein
kam.
„Sieben kamen ſchon vor halb,” berichtete er. „Der erſte
klin=
gelte gleich nach zehn.”
„Von denen nützt uns keiner,” erklärte der junge Menſch
energiſch. „Für uns kommt der erſte Verſpätete in Betracht.
Führ’ den in das kleine Nebenzimmer hinein.”
„Ja, Sir. All dieſe waren pünktlich.”
„Die armen Teufel werden gewiß Spektakel machen, wenn ſie
hinausgeſetzt werden. Wie ſollen wir’s ihnen nur erklären?”
„Erklären tut nicht nötig,” beſchwichtige der Neger. „Das
werd’ ich ſchon machen, Maſer Bill.”
„Das glaube ich!” ſagte ſein Brotherr mitleidig. „Gib jedem
von ihnen einen Zwanzigdollarſchein für ihre Mühe. Sag mal,
klingelte es da nicht?‟
Der Rieſe neigte lauſchend den Kopf zur Seite, nickte zuſtim=
mend und zog ſich zurück, indem er die Tür hinter ſich ſchloß. Einen
Augenblick ſtarrte ſein Herr nachdenklich vor ſich hin. Dann eilte
er mit dem ſchlingernden Gang eines Mannes, der den größten
Teil ſeines Lebens im Sattel verbracht hat, auf eine kleine Luke in
der Wand zu und öffnet ſie behutſam. Eine volle Minute lang
ſtand er dort und betrachtete den Mann, der ſich ganz allein im
Nebenzimmer befand. Dann nickte er befriedigt, ſchob die Luke
wieder zu und kehrte zu ſeinem Schreibtiſchſeſſel zurück. Gleich
darauf ſteckte der rieſenhafte Neger den Kopf zur Tür herein.
„Haben Sie=hn geſehen, Maſer Bill?”
„Ja. Er gefällt mir ſoweit ganz gut. Laß ihn nur herein,
Jonas, und dann ſchaff die andern beiſeite.”
„Herr Crawley, Sir” meldete Jonas eine Minute ſpäter.
„Freu' mich, Sie kennenzulernen, Herr Crawley”, ſagte der
Amerikaner, indem er aufſtand nud die Hand ausſtreckte. „Wollen
Sie nicht Platz nehmen?”
Jim Crawley — einer der Großen Stellenloſen — ſchüttelte
ſeine Hand und ſetzte ſich. Die Wahrnehmung, daß ſein künftiger
Brotherr jünger war, als er ſelbſt, überraſchte ihn.
„Mach dich dünne, Jonas”, ſagte der Amerikaner, und der
Neger, der Crawley beifällig gemuſtert hatte, verſchwand lautlos.
Sobald die Tür ſich hinter ihm geſchloſſen hatte, blickte der
Ameri=
kaner ſein Gegenüber mit ernſter Miene an und begann: „Na,
Herr Craley, Sie ſind wohl wegen meines Inſerats gekommen.
Ich möchte wohl wiſſen, was Sie davon dachten.”
Jim Crawley grinſte.
„Nicht viel, fürchte ich. Es war ein bißchen geheimnisvoll.”
„Da haben Sie recht. Nun, ich muß wohl damit anfangen,
Ihnen zu erzählen, wer ich bin und was ich brauche.
Mein Name iſt Boyd — William P. Boyd — und bis vor
ſechs Monaten war ich Beſitzer einer Ranch in Texas. Dann fand
mon Petroleum auf meinem Land, und ich verkaufte es. Nun
hab’ ich zum erſtenmal in meinem Leben Geld zum Vergeuden,
und da hab’ ich’s auf die oberen Zehntauſend abgeſehen. Meine
Familie ſtamt urſprünglich aus England, und ich hatte ſchon
immer Luft, mir die engliſche Geſellſchaft, in der ſie hochgekommen
war, mal anzuſehen. Da ich aber ein ziemlich ungeſchliffener
Kerl bin, fand ich, daß ich jemand brauchte, der mich ſozuſagen
zuritte und mich rumführte. Na, für ſon Amt eignet ſich
natür=
lich nicht jeder. Ich vertraue nun im allgemeinen feſt auf mein
eigenes Urteil . . . Da draußen bei uns lernt man’s, einen
Men=
ſchen auf den erſten Blick abzuſchätzen; denn wenn man dabei
einen Irrtum begeht, kann es leicht der letzte werden . . . Aber
hier in England war ich meiner Sache nicht ſo ſicher, und
des=
halb kaufte ich mir dies.‟ Er hielt ein kleines Buch mit der
Aufſchrift „The Britiſher at Home” in die Höhe. „n mächtig
intereſſantes Buch”, fuhr er mit ernſter Miene fort. „Ich fand
es in einem New Yorker Warenhaus, und bis jetzt ſtimmt es mit
meinem Urteil über Euch überein. Soll ich Ihnen die Stelle, die
ich meine, mal vorleſen?”
Mitel”, ſagte Fm Erawlen, der nur mihſan eine
unange=
brachte Lachluſt bekämpfte.
„Es iſt das Kapitel über den engliſchen Gentleman”, erklärte
der Mann aus Texas, eifrig blätternd. Sehen Sie, hier ſteht es:
„Ein Engländer, der im Beſitz eines Titels oder eines
Land=
gutes iſt, gilt als Gentleman. Er ſagt Ha ah jah ſtatt Erfreut,
Sie zu ſehen. Klopfen Sie ihm nicht gleich, wenn Sie ihn kennen
lernen, auf den Rücken. Das verſteht er nicht. Er glaubt an
das Göttliche Recht der Könige, ans Feudalſyſtem und an die
unbedingte Ueberlegenheit aller engliſchen Dinge. Er hält es
für unſchicklich, irgendwelche Begeiſterung für Dinge, auf die es
wirklich ankommt, an den Tag zu legen. Sein Lieblingsſport iſt
Fuchshetze, die er zu Pferd mit einer Maſſe von Hunden betreibt,
und ſeine Lieblings=Literotur iſt eine Zeitſchrift namens
„Punch”, die er komiſch findet, obwohl er niemals lächelt,
wäh=
rend er lieſt. Einem Amerikaner kommt ſie ungefähr ebenſo
er=
heiternd vor, wie eine Baptiſten=Verſammlung in einem kalten
Schulzimmer. Er hält es für geſund, ſich kühl zu erhalten, und
würde ſich nicht beeilen, wenn ſein Haus auch in Flammen ſtände.
Vielleicht liegt es daran, daß er bei jeder Verarbredung zu ſpät
kommt.”
„Es ſteht noch viel mehr drin”, ſagte der Amerikaner, indem
er ſich mit einem verlegenen Grinſen unterbrach, „aber das reicht
wohl hin. Ich hatte dies Bureau für heute gemietet und Jonas
hatte Ordre, den erſten, der zu ſpät käme, in das Uleine
Neben=
zimmer hineinzuführen. Dort in der Wand iſt ein Guckloch, und
ich betrachtete Sie, während Sie in jener Zeitſchrift laſen. Ihr
Geſicht war ſo ernſt wie eine Kentucky=Eule, das kann ich Ihnen
verſichern.”
Jim Crawley blinzelte. „Wollen Sie damit ſagen, daß Sie
mich wählten, weil ich zwanzig Minuten zu ſpät kam und
trüb=
ſelig ausſah?‟
„Freilich!”
Jims Selbſtbeherrſchung verſagte plötzlich, und er lachte
hilf=
los. Der Amerikaner grinſte beifällig.
„Ich bin wirklich froh, daß Sie lächeln können” bemerkte
er. „Wollen Sie mir nicht erklären, wo der Spaß ſteckt? Ich
verſtehe ihn nicht recht.”
„Ja, wiſſen Sie”, ſtammelte Jim mit halberſtickter Stimme,
„es lag alles an meiner Wirtin. Sie gab mir heute morgen ein
faules Ei zum Frühſtück.”
„Ein faules Ei?” wiederholte der Amerikaner verwirrt.
„Ein ſchlechtes. Ich war nicht mutig genug, mich zu beklagen
— bin ihr zuviel Geld ſchuldig . . . Darum entfloh ich, und in
dem ſchmutzigen kleinen Lokal, wo ich frühſtückte, fiel mir Ihr
Inſerat in die Augen. Irgendein Plutokrat hatte die geſtrige
„Times' auf meinem Tiſch liegen laſſen. Ich las es erſt, als ich
mit dem Frühſtück fertig war. Hätte ich’s vorher geleſen, ſo
würde ich mich ganz gewiß pünktlich eingefunden haben.”
(Fortſetzung folgt.)
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Mimik und Sprechtechnik:
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Rhythmische Gymnastik:
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Ballettschule:
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Unsere Bürsten und Besen sind mit dem gesetzlich geschützten
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Wir bitten dringend um gefl. Beachtung unserer Bitte. (12612
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