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Nummer 226
Sonntag, den 17. Auguſt 1930.
193. Jahrgang
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Bewalt, wie Krieg. Aufeuhr, Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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auſträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerichtiſcher Beireibung fäll ſeder
Nabatt weg. Banſionto Deutſche Bank und
Darm=
ſiädter und Nationalbank.
Keine Aenderung des Verhälkniswahlrechks. — Begrenzung der Skimmkreiſe. — Erhöhung der Wahlquoke
von 60 000 auf 70 000.— Dadurch Berkleinerung des Reichskags von 490 auf 450 Abgeordneke und eine
halbe Million Erſparnis an Diäken und Freifahrken.
Keine Wahlreform mit Arkikel 48.
Der neue Reichstag ſoll enkſcheiden.
BB. Berlin, 16. Aug. (Priv.=Tel.)
Aller Vorausſicht nach wird ſich das Reichskabinett in ſeiner
Sitzung am Dienstag — die urſprünglich für den 18. vorgeſehene
Tagung mußte um einen Tag verſchoben werden — im Rahmen
der Beratungen über das Herbſtprogramm auch mit der jetzt im
Reichsinnenminiſterium im Entwurf fertiggeſtellten
Wahl=
reform beſchäftigen. Von gut unterrichteter Seite hören wir
über die Einzelheiten des Wirthſchen Programms, daß man am
Verhältniswahlrecht feſthalte, aber die
Wahl=
quote für den einzelnen Abgeordneten von bisher 60 000 auf
70 000erhöht. Dadurch wird im Zuſammenhang mit anderen
Maßnahmen nach den jetzt vorliegenden Schätzungen eine
Ver=
kleinerung des Reichstags von 490 auf 450
Ab=
geordnete erreicht werden. Damit iſt eine Erſparnis durch
Fortfall von Diäten und Ablöſungsgeldern des Reiches an die
Reichsbahn für die Freifahrkarten von mehr als einer halben
Million Reichsmark erzielt. Wieder große Schwierigkeiten
bietet der Grundgedanke der Reform, der die ſogenannte
Einer=
wahl erreichen will. Jeder Stimmzettel erhält nur einen
Be=
werber, aber zwiſchen den Wahlkreiſen iſt die Möglichkeit der
Liſtenverbindung gegeben. Auf dieſe Weiſe werden die Reſt=
Stimmen auf diejenigen Abgeordneten der betreffenden Partei
ſo verteilt, daß immer der Abgeordnete, der die nächſthöhere
Stimmenzahl erreicht hat, aber nicht gewählt wurde, die bis zur
70 000 Stimmgrenze fehlenden Stimmen zugeteilt bekommt.
Selbſtverſtändlich fällt bei dieſem Vorſchlag die Reichswahlliſte
weg, denn nunmehr wird durch die
Aufrückungsmöglich=
keit einer Partei auf verſchiedene Wahlkreiſe die
Ver=
rechnung der Reſtſtimmen auf der Reichsliſte
er=
ſetzt. Unabhängig davon iſt die Möglichkeit von
Liſtenverbin=
dungen von verſchiedenen Parteien, die in letzter Zeit immer
mehr gebräuchlich wird, ebenfalls gegeben. Längere Beratungen
waren für die Begrenzung der Stimmkreiſe
notwen=
dig. Man hat ſich an die Landkreiſe und größeren Gemeinden
gehalten und erhält auf dieſe Weiſe 158 bis 160 Stimmkreiſe.
Mit dieſer Frage wird ſich aber das Reichskabinett noch
ein=
gehend beſchäftigen müſſen, da u. a. örtliche Verhältniſſe der
Stimmkreiſe von größter politiſcher Bedeutung ſein können. Wie
wir hören, beabſichtigt die Reichsregierung nicht, die Wahlreform
mit dem Artikel 48 zu machen, ſondern will ihren Geſetzentwurf
ordnungsgemäß dem neuen Reichstag, zu Beginn der
Winter=
tagung vorlegen.
Eine Kundgebung der deutſchen Skaaksparkei.
Berlin, 16. Auguſt.
Die Preſſeſtelle der Deutſchen Staatspartei teilt mit: Der
Hauptaktionsausſchuß der Deutſchen Staatspartei, der am Freitag
unter dem Vorſitz Arthur Mahrauns tagte, hat die
Vorbereitungs=
arbeiten für den Reichstagswahlkampf nunmehr abgeſchloſſen. An
den Verhandlungen nahmen außer Herrn Miniſter Hoepker=Aſchoff
auch Reichsminiſter Dietrich=Baden und Erich Koch=Weſer
beſon=
deren Anteil. Ueber die Kandidatenliſten der Deutſchen
Staats=
partei wurde eine grundſätzliche Einigung erzielt, ſie werden nach
abſchließender Fühlungnahme mit den örtlichen Organiſationen
endgültig aufgeſtellt und veröffentlicht werden. Unter den
führen=
den Kandidaten befinden ſich Perſönlichkeiten aus allen Lagern,
aus denen Kräfte zur Deutſchen Staatspartei geſtoßen ſind, aus
der Demokratiſchen Partei, der volksnationalen und jungdeutſchen
Bewegung, den Kreiſen junger Volksparteiler und den Kreiſen
ehemaliger Deutſchnationaler. Dicht neben die bisherigen
Par=
lamentarier tritt gleichberechtigt die junge Generation. Dem
Ge=
ſicht der Deutſchen Staatspartei als einer neuen und jungen
Front, die für ſtaatspolitiſche Reformen in den Kampf geht, trägt
vie Tatſache Rechnung, daß Arthur Mahraun, der ein
Reichstags=
mandat abgelehnt hat, außerparlamentariſcher Führer der
Deut=
ſchen Staatspartei iſt. Er wird im Wahlkampf zuſammen mit den
jeweiligen Spitzenkandidaten ſprechen. Die Deutſche Staatspartei
eröffnet den Wahlfeldzug am Sonntag, den 17. Auguſt, mit einer
Kundgebung in der Düſſeldorfer Tonhalle. Mahraun ſpricht dort
neben dem Spitzenkandidaten des zuſtändigen Wahlkreisverbandes
Rheinland=Nord, Otto Bornemann, und dem Spitzenkandidaten
des benachbarten Wahlkreiſes Weſtfalen, Miniſter Hoepker=Aſchoff.
* Wie die Deutſche Staatspartei mitteilt, hat ihr
Haupt=
aktionsausſchuß am Freitag die Vorbereitungsarbeiten für den
Wahlkampf abgeſchloſſen und auch über die Kandidatenliſten eine
grundſätzliche Einigung erzielt, allerdings bedürfe es noch der
ab=
ſchließenden Fühlungnahme mit den Ortsorganiſationen. Die
Dif=
ferenzen zwiſchen den verſchiedenen Gruppen der Partei, die am
ſtärkſten in dem Kampf um die Kandidatur Georg Bernhardts
hervorgetreten ſind, ſcheinen aber noch immer nicht zum Abſchluß
gebracht zu ſein. Trotzdem will die Staatspartei offiziell den
Wahlfeldzug am Sonntag in Düſſeldorf eröffnen, und zwar ſoll
neben den Spitzenkandidaten des Rheinlands, Bornemann und
Hoepker=Aſchoff, auch Mahraun ſprechen, dem neuerdings beſtätigt
wird, daß er der außerparlamentariſche Führer der Staatspartei
iſt. Es ſcheint aber, als wenn auch im Lager der Jungdeutſchen
reſtloſe Zuſtimmung zu dem Zuſammengehen mit den Demokraten
noch nicht vorhanden iſt. Jedenfalls veröffentlicht Mahraun
einen neuen Aufruf an die Volksnationalen und
Jungdeutſchen, worin er zugibt, daß die durch die
Kandi=
datenliſte gegebene Plattform nicht allen Wünſchen entſpricht. Er
vertröſtet ſie aber damit, daß angeſichts des ſtaatszerſtörenden
Ra=
dikalismus von rechts und links dieſe Front errichtet werden
mußte. In dieſem Aufruf erweitert Mahraun den etwas
un=
ſicheren Begriff des unpolitiſchen Führers der Deutſchen
Staats=
partei dahin, daß er die Reichsführung der Staatspartei
über=
nommen habe unter der Bedingung, daß die Partei ein ſtarker
Körper mit einem ſtarken Staatsbürgerwillen werden müſſe.
Induſkrie und Reichskagswahlen.
Berlin, 16. Auguſt.
Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie richtet zu den
Wahlen ein Rundſchreiben an ſeine Mitglieder, in dem es u. a.
heißt:
„Die Entwicklung des letzten Jahres, insbeſondere der letzten
Monate, hat unwiderlegbar gezeigt, zu welchen verheerenden
Fol=
gen für Volk, Staat und Wirtſchaft eine falſche Wirtſchafts= und
Finanzpolitik führt. Ein Wandel iſt nur möglich, wenn eine
ar=
beitsfähige und reformwillige Regierung auf breiter Grundlage
geſichert iſt, die vom Vertrauen aller am Wiederaufbau
mitarbei=
tenden Schichten des deutſchen Volkes getragen wird. Es iſt die
höchſte Zeit, alle aufbauenden Kräfte zu ſammeln und in einer
Regierung zur Auswirkung zu bringen, die das Gebot der Stunde
begreift und entſchloſſen iſt, mit durchgreifenden Maßnahmen
Ord=
nung in unſere Finanz= und Wirtſchaftsführung zu bringen. Der
Reichsverband der Deutſchen Induſtrie richtet daher an ſeine
Mit=
glieder die ernſthafte Mahnung, zu dieſer Sammlung der
auf=
bauenden Kräfte mit allen Kräften und Mitteln beizutragen. Er
erwartet von ſeinen Mitgliedern, daß ſie das Wahlrecht unbedingt
als eine ſtaatsbürgerliche und wirtſchaftspolitiſche Pflicht
auf=
faſſen und es bei den kommenden Wahlen im Sinne dieſes
Auf=
eufs ausüben. Er erwartet ferner, daß ſeine Mitglieder ſich
darüber hinaus gemäß den Ausführungen, die der Vorſitzende des
Reichsverbandes, Geh. Rat Duisberg, auf der letzten
Hauptaus=
ſchußſitzung gemacht hat, auch aktiv an der Vorbereitung der
Wah=
len beteiligen. Getreu der ſtaats= und wirtſchaftspolitiſchen Linie,
die der Reichsverband ſeit ſeinem Beſtehen ſtets befolgt hat, glaubt
er, von ſeinen Mitgliedern fordern zu ſollen, daß ſie ihre
Unter=
ſtützung durch Mitarbeit und Stimmabgabe nur ſolchen Parteien
zuwenden, die auf dem Boden der Verfaſſung ſtehen, und die
un=
zweideutig für die Erhaltung und Entwicklung der
Privatwirt=
ſchaft ſowie für das Privateigentum eintreten. Im Rahmen
die=
ſer allgemeinen Grundſätze empfiehlt der Reichsverband
insbe=
ſondere die Unterſtützung derjenigen Parteien, die entſchloſſen
ſind, bei der Löſung der bevorſtehenden Aufgaben die Grundſätze
der wirtſchaftlichen Vernunft zur Geltung zu bringen, alle
kollek=
tiviſtiſchen Experimente abzulehnen und durch entſchiedene
Re=
formen die Grundlagen für eine Geſundung der deutſchen
Wirt=
ſchaft und damit auch für einen Rückgang der Arbeitsloſigkeit zu
legen.”
Der Kampf um die Firma.
Die Klage um die Deutſche Staaksparkei.
* Berlin, 16. Aug. (Priv.=Tel.)
Die Deutſche Staatspartei hatte bekanntlich unmittelbar nach
ihrer Gründung das Pech, daß ſich ein Schriftſteller Hall=Halfer
meldete, der behauptete, daß er die Deutſche Staatspartei bereits
vor Jahr und Tag gegründet und auch ins Vereinsregiſter habe
eintragen laſſen. Er hat daher eine einſtweilige Verfügung gegen
die Führer der neuen Partei beantragt, wonach dieſen verboten
werden ſoll, ihre Onganiſation Deutſche Staatspartei zu nennen.
Darüber hat am Samstag die Zivilkammer des Landgerichts 2
Berlin zu beraten gehabt. Eine kurioſe Angelegenheit, weil der
Herr ein ſehr merkwürdiger Herr iſt. Die Beklagten warfen
ihm vor, daß er zwar in der Tat ſeine Deutſche Staatspartei als
eingetragenen Verein gegründet habe und auch erſter Vorſitzender
geweſen ſei, die ganze Freude habe nur knapp einen Monat
ge=
dauert, dann ſei er „unbekannt wohin” verzogen. Seitdem
exiſtiere dieſer Verein nur im Vereinsregiſter, und der Vorſitzende
ſei unauffindbar aus „ſehr naheliegenden Gründen‟. Die
Ver=
teidiger der Beklagten entwarfen kein ſehr erfreuliches Bild von
ihm, ſie beſtritten ihm auch das Recht auf ſeinen Namen, ſie
war=
fen ihm weiter vor, daß er ſchon ſeit Monaten wegen
Heirats=
ſchwindel, Betrugs und Urkundenfälſchung verfolgt werde, daß
zahlreiche Strafanzeigen gegen ihn erſtattet worden ſeien und daß
Gläubiger von ihm um Beträge bis zu Mk. 100 000,.— geſchädigt
wären. Er ſei außerdem geſchäftsunfähig, da begründeter
Ver=
dacht der Geiſteskrankheit beſtehe. Tatſächlich wurde eine große
Anzahl von eidesſtattlichen Verſicherungen vorgeleſen, die dieſen
Angaben entſprechen. Aber auch nach der juriſtiſchen Seite wird
der Klageanſpruch angefochten. Die ganze Angelegenheit gehöre
nicht vor den Richter, weil die Staatspartei eine politiſche Partei
ſei und letzten Endes nur der Reichswahllleiter über ihre Liſte
zu beſtimmen habe. Man könne außerdem die Führer nicht
ver=
klagen, da dieſe nicht die Deutſche Staatspartei ſeien; die Partei
werde ſich erſt nach der Wahl organiſieren. Vorläufia ſei ſie nur
eine Nummer auf dem Wahlzettel. Alles in allem ein ſehr
kom=
pliziertes Durcheinander juriſtiſcher und perſönlicher Einwände.
Das Gericht beſchloß denn auch, ſich den Fall ſehr gründlich zu
überlegen und vertagte ſeine Entſcheidung auf kommenden
Samstag.
Die Woche.
Die Frage der parteipolitiſchen Neugliederung, einer
durch=
greifenden Parteireform, hat in den letzten Wochen
außerordent=
lich ſtark im Vordergrund des öffentlichen Intereſſes geſtanden.
Wir begrüßen das umſomehr, als wir ja von jeher für eine ſolche
Reform eingetreten ſind, und in ihr, wie wir dies erſt vor zwei
Tagen ausführten, ſchlechthin die Vorausſetzung für eine
befrie=
digende parlamentariſche Löſung unſerer innerpolitiſchen
Pro=
bleme erblicken. Wir geben auch vorerſt trotz aller Schwierigkeiten
die Hoffnung auf eine befriedigende Löſung nicht auf. Je
ener=
giſcher aber man für eine Parteireform eintritt, um ſo feſter muß
man aber auch auf der anderen Seite die großen innerpolitiſchen
Probleme, die jetzt ihrer Löſung harren, im Auge behalten. Eine
durchgreifende Parteireform, die Schaffung einer großen Partei
der Mitte, iſt gewiß eine unerläßliche Notwendigkeit, und wir
haben deswegen die Führerperſönlichkeiten, die es nicht
verſtan=
den haben die beſtehenden Hemmungen zu überwinden, ſcharf
kritiſiert. Das aber ändert nichts daran, daß letzten Endes keine
Partei, alſo auch keine Parteireform, Selbſtzweck, ſondern immer
nur Mittel zum Zweck ſein kann. Die großen Aufgaben
bleiben dieſelben, ob mit oder ohne Parteireform, nur eben daß
wir der Meinung ſind, daß eine durchgreifende Neugliederung
un=
ſerer Parteien die praktiſche Löſung dieſer Aufgaben
außerordent=
lich erleichtern würde. Mit anderen Worten: Selbſt wenn wir
im Augenblick jede Hoffnung auf eine Parteireform zurückſtellen
müßten, enthebt uns das nicht der ernſten Sorge um unſeres
Volkes Zukunft, enthebt uns nicht der Pflicht, im Rahmen des
Möglichen mitzuarbeiten an ihrer Geſtaltung.
Das deutſche Volk und insbeſondere das deutſche Bürgertum
ſteht mitten im harten Kampf um ſeine Exiſtenz, und niemand
kann ſich unter dieſen Umſtänden den Luxus des Verärgert=
Bei=
ſeite=Stehens leiſten. Unverantworklich würde aber auch der
han=
deln, der ſich aus bloßer Verärgerung dem Radikalismus in die
Arme wirft. „Es iſt meinem Vater ganz recht, wenn ich mir
meine Hände erfriere; warum kauft er mir keine Handſchuhe‟. Es
iſt ein alter Scherz, der dieſe Worte einem mißvergnügten Kind
in den Mund legt. Aber auch alte Scherze haben manchmal ihren
tiefen Sinn.
Ueber ein Jahrzehnt haben die Fragen der Außenpolitik
ſo ſtark im Vordergrund geſtanden, daß alles andere dahinter
zurücktreten mußte. Es iſt unſtreitig ein großes Verdienſt der
Sozialdemokratiſchen Partei, daß ſie ſich den außenpolitiſchen
Not=
wendigkeiten nicht verſagt hat, ſondern daß ſie mit Nachdruck die
Politik Streſemanns unterſtützt hat, die jetzt nach ſchweren
Opfern zum erſten großen Erfolg, der Befreiung der Rheinlande,
geführt hat. Verhängnisvoll aber für das deutſche Volk in ſeiner
Geſamtheit, insbeſondere auch für die deutſche Arbeiterſchaft, war
es, daß ſie ſich dieſe Unterſtützung mit immer neuen Konzeſſionen
auf wirtſchaftspolitiſchem und ſozialpolitiſchem Gebiet hat
ab=
kaufen laſſen. Daran, daß dies möglich war, trägt die
Deutſch=
nationale Partei und insbeſondere ihr Führer Hugenberg ſchwere
Schuld, der ſich jeder Mitarbeit auf außenpolitiſchem Gebiet
ver=
ſagte und ſo die Sozialdemokratie zum ausſchlaggebenden Faktor
unſeres politiſchen Geſchehens machte. Jetzt ſtehen wir vor dem
trüben Ergebnis. Die deutſche Wirtſchaft, der man immer wieder
neue Laſten aufgebürdet hat, iſt im Zuſammenbrechen. Gewiß,
wir finden die kriſenhaften Erſcheinungen nicht allein in
Deutſch=
land, aber die allgemeine Weltwirtſchaftskriſis, deren Ende noch
keineswegs abzuſehen iſt, trifft ſelbſtverſtändlich die geſchwächte
und aufs äußerſte belaſtete deutſche Wirtſchaft ungleich ſtärker
als die Wirtſchaft anderer Länder. Daß das Arbeitsloſenproblem auch
für das reiche England, ja ſelbſt für die eigentlichen Sieger des
Weltkriegs, die Vereinigten Staaten brennend geworden iſt, kann
für uns wahrlich kein Troſt ſein. Wir ſtehen vor der ſchier
un=
lösbaren Aufgabe, bei ſtändig ſinkender Konjunktur und äußerſter
Kapitalarmut Millionen von Arbeitsloſen nach Möglichkeit wieder
in den wirtſchaftlichen Produktionsprozeß einzureihen oder ſie zum
mindeſten vor der harten Not zu ſchützen. Wer aber ſoll die dafür
notwendigen Mittel aufbringen, nachdem die Etats von Reich,
Ländern und Gemeinden durch die verſchwenderiſche Wirtſchaft
der letzten Jahre bereits derartig überſetzt ſind, daß ſchon die
da=
für erforderlichen Mittel von unſerer geſchwächten Wirtſchaft
nicht mehr aufgebracht werden können.
Es hat nur beſchränkten Wert, jetzt hinterher Erörterungen
darüber anzuſtellen, wen die Hauptſchuld, die
Hauptverantwor=
tung an dieſer Entwicklung trifft. Nicht in die Vergangenheit,
ſondern in die Zukunft ſollte der Blick insbeſondere eines
verant=
wortungsbewußten deutſchen Bürgertums gerichtet ſein. Ueber die
unerläßlichen Forderungen dürften keine allzugroßen
Meinungs=
verſchiedenheiten herrſchen. Der alsbaldige Ausgleich des
Reichs=
haushalts iſt eine abſolute Notwendigkeit. Die dafür notwendigen
Mittel müſſen beſchafft werden, und wenn die zu bringenden
Opfer auch noch ſo ſchwer zu tragen ſind. Aber dieſer Ausgleich
des Reichshaushalts kann und darf ſelbſtverſtändlich nur der erſte
Schritt ſein, dem als zweiter eine durchgreifende Finanzreform, d. h.
in erſter Linie äußerſte Einſchränkung aller Ausgaben der
öffent=
lichen Hand, unbedingt folgen muß. Dann wird man daran gehen
müſſen und auch können, die Laſten, welche die deutſche Wirtſchaft
heute zu tragen hat, zu erleichtern und auf ein tragbares Maß
zurückzuführen. Auch vor unpopulären Maßnahmen wird eine
verantwortungsbewußte Regierung nicht zurückſchrecken dürfen.
Wir müſſen uns frei machen von jener verhängnisvollen
Ueber=
ſpannung der Sozialverſicherung, die in ihrer Auswirkung den
Verſicherten mit am härteſten trifft. Wir müſſen endlich
ein=
ſehen, daß wir die große Errungenſchaft der ſozialen Verſicherung
nur erhalten können, wenn wir dabei den wirtſchaftlichen
Mög=
lichkeiten Rechnung tragen. An dem Gedeihen der Wirtſchaft, die
ihm Arbeitsmöglichkeit gibt, hat der Arbeiter ein Lebensintereſſe.
Es iſt eine bedauerliche Tatfache, daß ſich die Sozialdemokratie
einem derartigen Programm in entſcheidender Stunde verſagt
hat, und wenn man den Auftakt zum Wahlkampf in der
ſozial=
demokratiſchen Preſſe verfolgt hat, ſo kann man wahrlich nicht den
Eindruck gewinnen, daß man ſich dort inzwiſchen gewandelt hat.
Auch wir haben an dem Programm und den Notverordnungen
des Kabinetts Brüning in Einzelheiten manches auszuſetzen
ge=
habt. Deswegen aber bleibt doch die Tatſache beſtehen, daß ſich
hier eine Regierung mit aller Energie für ein Programm einſetzt,
das im großen ganzen die Zuſtimmeng weiteßer Kreiſe des deut=
Seite 2
Sonntag, den 17. Auguſt 1930
Nummer 226
ſchen Bürgertums finden muß, und man muß daher mit Recht
von allen Parteien, die dieſe Regierung bisher geſtützt haben,
er=
warten und verlangen, daß ſie in ihrer Haltung nicht wankend
werden. Der deutſche Wähler aber muß ſich darüber klar werden,
ob er dieſes Programm für richtig hält, um auf Grund ſolcher
ſachlicher Erwägungen am 14. September ſeine Stimme ab=
M.
geben zu können.
Dikkakur im Memelgebiel.
Memel, 16. Auguſt.
Der neue Präſident des Memeler Direktoriums, Reisgys,
hat ſeine Drohung wahr gemacht, ein diktatoriſches Direktorium
ohne Genehmigung des Landtages zu errichten. Er hat am
Samstag vormittag die Verwaltungsbeamten Dugnus und den
Holzagenten Czeskleba ernannt. Dugnus, der aus der mittleren
Beamtenkarriere hervorgegangen iſt und die litauiſche Sprache
ausgezeichnet beherrſcht, war Leiter des Amtsblattes. Dugnus iſt
ferner Vorſitzender des Memeler Tautininkai=Verbandes.
Cze=
ſkleba iſt als Holzhändler und Verſicherungsagent tätig geweſen.
Beide ſind als großlitauiſche Agenten bekannt geworden.
Unter Bruch des Memelſtatuts hat ſich alſo die Litauiſche
Partei ans Ruder gebracht. Wann der Landtag zu dieſer
Tat=
ſache Stellung nehmen wird, ſteht zurzeit noch nicht feſt.
Verhängung des Kriegsrechtes über Peſchawar.
London, 16. Auguſt.
In politiſchen und diplomatiſchen Kreiſen Londons rechnet
man damit, daß das Kriegsrecht, das am Freitag durch den
Vizekönig von Indien über den Bezirk Peſchawar verhängt
wurde, nötigenfalls auf die ganze Nordweſtprovinz ausgedehnt
werden wird. Vorläufig hofft mam jedoch, daß eine ſolche
Aus=
dehnung ſich als unnötig erweiſen wird. Vor der Verhängung
des Kriegsrechtes im Bezirk Peſchawar warew die meiſten der
engliſchen Berichte über die Lage in der Nordweſtprovinz auf
einen durchaus optimiſtiſchen Ton geſtimmt. Im Gegenſatz
hier=
zu wird nun auch aus Simla berichtet, daß der Vormarſch der
Afridis auch nach Anſicht militäriſcher engliſcher Kreiſe durchaus
erfolgreich geweſen ſei. Das von dem Aufſtand betroffene
Ge=
biete erſtrecke ſuh nun von Peſchawar nach Parachinarthal und
Kohat. Wenn die Afridis und Orakzais in dieſem Gebiet
zu=
ſammengehen würden, würde eine Demonſtration der britiſchen
Militärſtreitkräfte im großen Umfang unvermeidlich ſein. Für
dieſen Zweck wird dann auch bereits amtlich die Entſendung ſehr
ſtarker zuſätzlicher Streitkräfte nach den Nordweſtprovinzen
an=
gekümdigt, während bisher ſtets behauptet wurde, daß die
be=
reits in der Nordprovinz befindlichen britiſchen
Militärabteilun=
gen genügten, um allen weiteren Entwicklungen entgegentreten
zu können. Auch die amtlichen Erblärungen ſowohl des
Vize=
königs im Anſchluß an die Verfügung des Kriegsrechtes wie der
indiſchen Regierung laſſen keinen Zweifel darüber, daß die
Ent=
wicklung an der Grenze ſehr beunruhigend iſt.
Abberufung des kürkiſchen Bokſchafters in Teheran.
Paris, 16. Auguſt.
Havas meldet aus Tehckan, die türkiſche Regierung habe
ihren Botſchafter in Teheran, Momduh Chew Ret Bei, abberufen.
Zu der aus franzöſiſcher Quelle ſtammenden Preſſemeldung,
daß der türkiſche Botſchafter in Teheran abberufen worden ſei,
was eine Verſchärfung der Beziehungen zwiſchen der Türkei und
Perſien zur Folge gehabt habe, wird von deutſcher unterrichteter
Seite mitgeteilt, daß der türkiſche Botſchafter ſchon ſeit längerer
Zeit abberufen worden ſei, und daß er Teheran nur verlaſſe, um
ſeinem Nachfolger Platz zu machen. Von einer Verſchärfung der
Beziehungen oder von einem Abbruch der Beziehungen zwiſchen
beiden Staaten könne keine Rede ſein.
Keine Rückzahlung der Polizeizuſchüſſe durch
Thüringen.
Weimar, 16. Auguſt.
Das Staatsminiſterium hat ſich geſtern mit der Frage der
Reichszuſchüſſe zu den Polizeikoſten befaßt. Nachdem der
Staats=
gerichtshof den Antrag Thüringens auf Erlaß einer einſtweiligen
Verfügung gegen das Reich zur Weiterzahlung der geſperrten
Polizeizuſchüſſe abgelehnt hatte, hat das Reich bekanntlich die
Rückzahlung der bereits gewährten Zuſchüſſe verlangt. In der
geſtrigen Thüringer Kabinettsſitzung wurde beſchloſſen, dieſer
Auf=
forderung vorläufig nicht Folge zu leiſten, ehe der
Staatsgerichts=
hof die Frage entſchieden hat, ob die Sperrung der Zuſchüſſe durch
das Reichsinnenminiſterium gegen die Grundſätze der Gewährung
von Polizeizuſchüſſen des Reiches an die Länder verſtoße.
Vom Tage.
Die italieniſchen Induſtriellen, die fünf Tage in
Berlin weilten, verließen am Samstag die Reichshauptſtadt,
nach=
dem ſie intereſſante techniſche Werke und Fabriken beſichtigt hatten. Sie
fahren jetzt nach verſchiedenen anderen deutſchen Städten, um dort
induſtrielle Einrichtungen zu beſichtigen.
Die Regierung von Mexiko ſoll ſich nach einer
Kabinetts=
ſitzung bereit erklärt haben, das kürzlich in New York
ab=
geſchloſſene Schuldenabkommen zu ratifizieren.
Der Reichsverweſer Horthy empfing den anläßlich
der 900=Jahrfeier des ungariſchen Nationalheiligen Emerich nach
Buda=
peſt entſandten päpſtlichen Legaten Kardinal Sincero
in feierlicher Audienz.
Der Vizekönig von Indien hat über Peſchawar das
Kriegs=
recht verhängt.
Die kanabiſche Regierung erließ ein
Einwanderungs=
verbot für Angehörige ſämtlicher europäiſchen Staaten außer
Eng=
land. Nur erfahrene Landwirte mit ausreichenden Geldmitteln werden
zugelaſſen. Durch dieſe Maßnahme, die nur vorübergehend in Geltung
bleibt, ſoll der Arbeitsloſigkeit abgeholfen werden.
Die argentiniſche Regierung hat die Verdoppelung der
berittenen Polizei der Hauptſtadt von 500 auf 1000 Mann angeordnet.
Die Maßnahme, die großes Aufſehen hervorruft, ſteht im
Zuſammen=
hang mit der innerpolitiſchen Gärung, die ſich faſt täglich in
Demon=
ſtrationen gegen ben Präſibenten Jrigoyen äußert.
v. Hoeſch kommt nach Berlin.
* Berlin, 16. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Der deutſche Botſchafter in Paris v. Hoeſch wird in den
näch=
ſten Tagen zu einem Beſuch in Berlin eintreffen. An amtlichen
Stellen wird verſichert, daß ein beſonderer Anlaß für ſeinen Beſuch
nicht vorliege. Es ſei nur eine alte Gewohnheit, daß der Pariſer
Botſchafter jedesmal vor der Sitzung des Völkerbundsrates nach
Berlin komme, um mit dem Außenminiſter über die in Genf zu
behandelnden Fragen zu ſprechen. Das wird im weſentlichen auch
richtig ſein. Herr v. Hoeſch iſt ja gerade in der letzten Zeit
wieder=
holt bei Briand geweſen. Er wird alſo über die Abſichten der
franzöſiſchen Regierung im Bilde ſein und dem Außenminiſter Dr.
Curtius mancherlei zu ſagen haben, vor allem über die Pläne, die
Herr Briand mit dem Weitertreiben ſeines Paneuropa=
Memo=
randums hegt.
Der Kampf um die freiwerdenden
Völkerbundsratsſike.
EP. Genf, 16. Auguſt.
Die Neuwahlen zum Völkerbundsrat, welche die September=
Vollverſammlung des Völkerbundes vorzunehmen hat, ſind
dies=
mal heftig umſtritten. Um die drei freiwerdenden Sitze Kanadas,
Kubas und Finnlands bewerben ſich ſchon jetzt ſieben Staaten,
nämlich Norwegen, Guatemala, China, Belgien, Portugal,
Grie=
chenland und Irland. Norwegen wird ſicher den finniſchen Sitz
erhalten, da nach einer Art Gewohnheitsrecht die nordiſchen
Staaten jeweils auf den freiwerdenden Sitz im Völkerbundsrat
haben. Auch die Wahl Guatemalas als einem der drei
latem=
amerikaniſchen Vertreter im Rat dürfte ſich ohne großen
Reibun=
gen vollziehen. Vollkommen offen ſind dagegen die Ausſichten für
den 3. Sitz. Dieſer Platz war ſchon im Jahre 1927 Gegenſtand
eines ſcharfen Kampfes zwiſchen England und Frankreich.
Da=
mals wurde Belgien zugunſten des engliſchen Dommions Kanada
aus dem Rat hinausgewählt; auch jetzt wird England dieſen
Sitz nur einem unbedingt englandſicheven Anwärter überlaſſen.
Aus dieſem Grunde kommt die Kandidatur Belgiens, Irlands,
Griechenlands und Chinas nur ſehr bedingt in Frage. Gegen
Portugal ſpricht die Tatſache, daß mit Spanien breits einer der
beiden iberiſchen Staaten im Rat vertreten iſt. Angeſichts dieſer
Schwierigkeiten ſpricht man neuerdings von einer achten
Kan=
didatur, nämlich derjenigen Südafrikas, das im September in Genf
zum erſten Male durch ſeinen Miniſterpräſidenten General Hertzog
vertreten ſein wird. Die Kandidatur Südafrikas hält man für
ausſichtsreicher, weil ſie ohne weiteres die Zuſtimmung
Eng=
lands, ſeiner Dominien und zahlreicher anderer Mitgliedsſtaaten
finden wird und zudem als eine neue Bekundung des
Univer=
ſalitätsgrundſatzes gelten könnte, weil durch dieſe Wahl auch
Afrika neben Europa, Aſien und Amerika einen Platz im Rate
erhalten würde.
Für den Vorſitz in der Vollverſammlung des Völkerbundes
beſteht bisher eine einzige Kandidatur, die des finniſchen
Rats=
vertreters und Außenminiſters Prokope.
Goebbels vor dem Richker.
Drei Urkeile mit insgeſamk 1300 Mark Geldſtrafe.
* Berlin, 16. Aug. (Priv.=Tel.)
Der Sprecher der Nationalſozialiſten Dr.
Goebbels muß eine wahre Flut von Gerichtsverhandlungen
über ſich ergehen laſſen. Er hatte ſoviel auf dem Kerbholz, daß die
ganze Woche mit ſeinen Prozeſſen angefüllt war. Am Freitag
wurde gegen ihn wegen Beleidigung der
Reichs=
regierung verhandelt, aber der Angeklagte hatte einfach das
Gericht als befangen abgelehnt, worauf die Verhandlung auf
Samstag vertagt wurde. Zuerſt gab das Gericht den Beſchluß
der Strafkammer des Landgerichts 3 bekannt, der die Ablehnung
des Gerichts als unzuläſſig zurückwies. Dann wurde über die
Beleidigung der Reichsregierung verhandelt, wofür der Angeklagte
zu Mk. 600 — Geldſtrafe oder im
Nichtbeitrei=
bungsfalle zu 60 Tagen Gefängnis verurteilt
wurde. Das Gericht führte aus, daß es der Auffaſſung des
Angeklagten nicht habe folgen können, daß die Aeußerungen in
ſeinem Artikel, der im „Angriff” erſchienen war, nur auf die
ſozialdemokratiſchen Mitglieder des Kabinetts gemünzt geweſen
ſeien. Nach dieſem Fall wurde die Beleidigung des
Miniſters Greſzinſki verhandelt, der ebenſo wie der
Reichskazler a. D. Dr. Müller nicht erſchienen war. Hier lautete
der Antrag des Staatsanwaltes auf 3 Monate Gefängnis. Die
Beleidigung wurde in einem Satze Dr. Goebbels über Miniſter
Greſzinſki erblickt, der ſein Amt in unlauterer Weiſe zu niederen
parteipolitiſchen Zwecken mißbraucht habe, und in verſchiedenen
Bemerkungen, die ſich auf die Herkunft Greſzinſkis bezogen.
In dieſem Falle wurde. Dr. Goebbels zu Mark 400,—
Geldſtrafe oder 20 Tagen Gefängnis verurteilt. In
der Nachmittagsſitzung des Schöffengerichts Charlottenburg
hatte ſich Dr. Goebbels heute zum vierten und letzten Male in
dieſer Woche zu verantworten. Dr. Goebbels war in dieſem Falle
angeklagt, in ſeiner Zeitſchrift „Der Angriff” zur Begehung von
ſtrafbaren Handlungen aufgefordert zu haben. In einer Polemik
gegen die Zeitſchrift „Alarm” hatte Dr. Goebbels einen Artikel
geſchrieben, der mit dem Satz ſchloß: „Iſt es wahr, daß mam
ſolchen feigen Verleumdern die Antwort auf ihre Frogen nur
mit der Reitpeitſche ins Geſicht geben kann? Die Antwort
über=
laſſen wir unſeren Leſern.‟ Die Staatsanwaltſchaft hatte in
die=
ſem Satze eine Aufforderung zu einer Körperverletzung erblickt
und Anklage erhoben. In der Verhandlung beantragte der
An=
klagevertreter eine Geldſtrafe von 300 RM. Nach faſt
zweiſtün=
diger Beratung erkannte das Gericht gemäß dem Antrage des
Staatsanwaltes und verurteilte Goebbels zu einer Geldſtrafe
von 300 RM., erſatzweiſe zu 30 Tagen Gefängnis.
Auflöſung der nakionalſozialiſtiſchen Orksgruppe
in Dolgesheim.
Amtlich wird mitgeteilt: Die Vorgänge in Dolgesbeim
(Rheinheſſen) haben den Kreisdirektor von Oppenheim veranlaßt,
auf Grund des § 2 des Reichsvereinsgeſetzes die Ortsgruppe
Dol=
gesheim der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei mit
allen ihren Einrichtungen aufzulöſen, weil aus ihrem Verhalten
hervorgeht, daß ihr Zweck den Strafgeſetzen zuwiderläuft. Die
Mitglieder der nationalſozialiſtiſchen Ortsgruppe in Dolgesheim
haben ſich in letzter Zeit ſchon wiederholt Ausſchreitungen und
ſtrafbare Handlungen gegen politiſch Andersdenkende zuſchulden
kommen laſſen. Den Anſtoß zu der Auflöſung der Ortsgruppe
gaben die Vorgänge in der Nacht vom 9. zum 10. Auguſt. Damals
wurde das Haus eines Reichsbannerführers, der inzwiſchen wegen
der dauernden Ausſchreitungen der Nationalſozialiſten nach
Worms verzogen iſt, regelrecht belagert und teilweiſe demoliert.
Die Unterſuchung hat ergeben, daß hier der Tatbeſtand des
Land=
friedensbruchs vorliegt, zu dem ſich die betreffenden Mitglieder
der Ortsgruppe Dolgesheim gemeinſam verabredet hatten. Sie
handelten auf Veranlaſſung und unter Leitung ihrer beiden
Füh=
rer. Wie wir hören, ſollen unter dieſen Umſtänden in Dolgesheim
vorläufig auch keinerlei nationalſozialiſtiſche Verſammlungen mehr
zugelaſſen werden.
Ein ſahlajalsveiaoener kauer.
Zur Erinnerung an Kaiſer Franz Joſef.
Einhundert Jahre ſind am 18. Auguſt verſtrichen ſeit der
Geburt Kaiſer Franz Joſefs. Der Lebensweg dieſes unglücklichen
Monarchen gemahnt an die tragiſchen Geſtalten der Sage! Man
iſt verſucht, auf ihn das Dichterwort anzuwenden:
„Wenn etwas iſt gewaltiger als das Schickſal,
So iſt’s der Mut, der’s unerſchüttert trägt!“
Erſt achtzehnjährig hatte er am 2. Dezember 1848 nach der
Abdankung ſeines Oheims, des Kaiſers Ferdinand, in den
Stür=
men der Revolution den Thron der Habsburger beſtiegen.
Oeſter=
reich, Italien, Böhmen und Ungarn waren in vollem Aufruhr.
Der Hof mußte von Wien fliehen, zunächſt nach Innsbruck, dann
ins feſte Olmütz. Der öſterreichiſche Kaiſerſtaat erbebte in ſeinen
Grundfeſten; in Ungarn wurde das Haus Habsburg geächtet und
auf „ewige Zeiten” aus dem Lande verbannt. Damals ſang der
öſterreichiſche Dichter Grillparzer dem 82jährigen tapferen
Feld=
marſchall Radetzky zu:
„In deinem Lager iſt Oeſterreich,
Wir andern ſind einzelne Trümmer.”
Dem greiſen Radetzky gelang es, in wuchtigen Schlägen Italien
niederzuwerfen; ſiegreich zog er als Kaiſerlicher Statthalter
wie=
der in Mailand ein. Der Feldzeugmeiſter Graf Haynau zwang im
Bunde mit den zur Hilfe herbeigerufenen Ruſſen unter dem
Türken=Sieger Paskiewitſch die aufſtändigen Ungarn nieder. Der
Banus von Kroatien, Freiherr von Jellachich, ſtellte in Wien die
Ordnung wieder her; aber noch herrſchte überall Unruhe und
Erregung, noch zitterte die Bevölkerung über die Erſchießung des
Frankfurter Parlamentariers Robert Blum in der Brigitien=Au
bei Wien am 9. November 1848. Auch Böhmen und ſeine
Haupt=
ſtadt Prag hatte der Fürſt Windiſchgraetz zur Unterwerfung
ge=
bracht.
Zwar ſah der Tag von Olmütz (29. November 1850) den
jugendlichen Kaiſer auf der Höhe ſeiner Macht: Preußen erlebte
durch die gewandte Politik des Fürſten Felix Schwarzenberg den
ſchmählichſten Tag ſeit dem Tilſiter Frieden! Aber damit war der
Höhepunkt Franz Joſefs erreicht!
Im Kriege gegen Frankreich und Sardinien erlitt er die
Nie=
derlagen von Magenta (4. Juni 1859) und Solferino (24. Juni
1859); unter dem Eindruck des furchtbaren Blutvergießens und der
beiden Niederlagen ſchloß Kaiſer Franz Joſef den Frieden von
Villafranca, durch den er die Lombardei, die Radetzkys tapferer
Degen vor zehn Jahren gerettet hatte, an Italien verlor. Sieben
Jahre ſpäter folgte die Kataſtrophe von 1866, die Oeſterreichs
Ausſcheiden aus dem deutſchen Bunde zur Folge hatte. Das Kai=
ſerheer erlag den preußiſchen Waffen bei Königgrätz, wenn auch
der Sieg Erzherzogs Albrecht bei Cuſtozza (24. Juni 1866) und
Admiral Tegetthoffs ruhmvolle Seeſchlacht bei Liſſa (20. Juli
1866) Oeſterreichs Waffenehre gegenüber Italien rettete.
Venetien ging an Italien verloren. Kein Wunder, daß Franz
Joſef dem ſardo=italieniſchen Königreich bitteren Haß bewahrte,
denn von dort aus hatte er nur Feindſchaft erfahren. Als im
Weltkriege Italien die Bundestreue brach, war der greiſe Kaiſer
nicht überraſcht. Dem hat er in ſeinem denkwürdigen Manifeſt an
ſeine Völker vom 23. Mai 1915 Ausdruck gegeben: „Der König
von Italien hat mir den Krieg erklärt! Ein Treubruch, deſſen
gleichen die Geſchichte nicht kennt, iſt von dem Königreich Italien
an ſeinen beiden Verbündeten begangen worden. Nach einem
Bündnis von mehr als dreißigjähriger Dauer, während deſſen es
ſeinen territorialen Beſitz mehren und ſich zu ungeahnter Blüte
entfalten konnte, hat uns Italien in der Stunde der Gefahr
ver=
laſſen und iſt mit fliegenden Fahnen in das Lager unſerer Gegner
übergegangen. Der neue heimtückiſche Feind im Süden iſt uns
kein neuer Gegner. Die großen Erinnerungen an Novara,
Mortara, Cuſtozza und Liſſa, die den Stolz meiner Jugend bilden,
und der Geiſt Radetzkys, Erzherzogs Albrecht und Tegetthoffs, der
in meiner Land= und Seemacht fortlebt, bürgen mir dafür, daß
wir auch gegen Süden hin die Grenzen der Monarchie erfolgreich
verteidigen werden.‟ Er hat das Ende des Weltkrieges und den
Untergang ſeiner Monarchie nicht mehr erlebt.
Und wie in der Politik, ſo erlebte er auch in der Familie
ſchwerſtes Leid! Gar ſonnig hatte ihm einſt das junge Glück
ge=
lächelt, als er die märchenhaft ſchöne Wittelsbacherin Eliſabeth
heimführte. Begeiſtert hatte es am 24. April 1854 der
jugend=
ſchönen Braut entgegengeklungen:
„Roſe aus Bayernland,
Lieblich und traut,
Nun grüßt dich ganz Oeſterreich
Als hehre Braut."
Damals hatte Franz Joſef einem Freunde geſchrieben: „Ich
bin verliebt wie ein Leutnant und glücklich wie ein Gott.” Und
dann kam der Tag der Königskrönung in Ofen am 8. Juni 1867.
Der königliche Zug entfaltete einen märchenhaften Glanz. Franz
Joſef ritt einen prächtigen Schimmel; er trug den
Krönungs=
mantel, die Krone auf dem Haupte. Aber einen noch
unvergeß=
licheren Eindruck rief Eliſabeths majeſtätiſche Schönheit hervor.
Aller Augen waren auf den von acht goldgeſchirrten Schimmeln
gezogenen vergoldeten Krönungswagen gerichtet, in dem
Eliſa=
beth in berückender Schönheit ſaß. Unmittelbar hinter der Königin
folgte eine Eskorte der jüngſten und vornehmſten ungariſchen
Magnaten in glänzenden, mit Goldſtickereien und Edelſteinen
ge=
ſchmückten Trachten. Sie ritten prächtige Pferde; die Steigbügel
waren aus Gold, die Schabracken mit Diamanten überſät. Ueber
der linken Schulter trugen ſie Tiger= oder Leopardenfelle.
Feier=
lich krönte der Erzbiſchof und Fürſt=Primas von Ungarn den
Kaiſer mit der heiligen Stephans=Krone und ſalbte Eliſabeth an
Schultern und Armen mit geweihtem Oel. Ungeheurer Jubel und
toſende Eljen=Rufe der begeiſterten Magyaren ertönten. Kaiſerin
Eliſabeth, die gefeierte Königin der Ungarn, hat ſelbſt dieſen Tag
als den ſchönſten in ihrem Leben bezeichnet. Es iſt auch der
Höhepunkt auf dem ſchweren Lebensweg Franz Joſefs geweſen.
Und nun vergegenwärtige man ſich dieſe Kette von
Schickſals=
ſchlägen in der Familie!
Sein jüngerer Bruder Ferdinand ließ ſich von Napoleon III.
verlocken, die Krone des von letzterem geplanten „lateiniſchen
Kaiſerreichs Mexiko” anzunehmen. Als das napoleoniſche
Aben=
teuer ſcheiterte, wurde „Kaiſer Max”, wie er ſich nannte, von den
Mexikanern in Queretaro erſchoſſen; ſeine Gattin Charlotte, eine
belgiſche Prinzeſſin, wurde irrſinnig. Am 13. Juni 1866 fand der
Bayern=König Ludwig II., ein Vetter der Kaiſerin Eilſabeth,
ſeinen Tod in den Wellen des Starnberger Sees. Am 4. Mai 1897
verlor die Schweſter der Kaiſerin, Herzogin Sophie von
Wittels=
bach, die einſtige Braut des unglücklichen Bayern=Königs
Lud=
wig II., ihr Leben in den Flammen des Pariſer Bazar=Brandes!
Waſſer und Feuer! Schauerlich das Geſchick des Sohnes, des
Kron=
prinzen Rudolf: am 30. Januar 1889 endete er im Jagdſchloß
Mayerling in furchtbarer Tragödie zuſammen mit der Baroneß
Maria Vetſera.
Am 10. September 1898 wurde Kaiſerin Eliſabeth in Gen
von dem Anarchiſten Luigi Luccheni ermordet. Seit dem Tode
ihres einzigen Sohnes Rudolf war die ſchon lange Jahre
nerven=
leidende Kaiſerin immer ſchwermütiger geworden. Eine nervöſe
Unruhe trieb ſie von Land zu Land auf große Reiſen; auch See=
Reiſen unternahm ſie. „Das Meer iſt mein Beichtvater”, ſagte ſie,
„das Meer iſt wie eine große Mutter, an deren Herzen man alles
vergißt.” Sie beſuchte Troja, Nord=Afrika, Tunis, Algier,
Alexan=
dria und Kairo. In Korfu gründete ſie ſich ihren Wohnſitz, das
„Achilleion”.
Zum letzten Male erſchien ſie bei feierlichem Anlaß bei
Ungarns Tauſend=Jahr=Feier im Jahre 1896: eine wahrhafte
mater dolorosa. Im Juli 1897 weilte ſie mit ihrem Gatten, ihrer
Tochter Valeria und ihren Enkeln in Iſchl, von dort ging ſie nach
Bad Nauheim, wo ſie einige Wochen die Kur gebrauchte. Von
Nauheim reiſte ſie nach Genf. Am 9. September ſaß ſie am Ufer
Beau=Rivage. Ein Rabe, der Unglücksvogel der Habsburger, flog
in ihrer nächſten Nähe auf und ſtreifte mit einem Flügel ihre
Hand. Ihre Umgebung, die den Volksglauben vom Unglücksraben
der Habsburger kannte, bat ſie, in den nächſten Tagen vorſichtig
zu ſein: am anderen Tag traf ſie der Dolch des Anarchiſten auf
der Landungsbrücke vor dem Hotel! Ein eigenartiger Zufall, der
jenen Volksglauben aufs neue nährte!
aufgebrauchk. — Das Reich im Winker vor einer
vor bedenklichen Eingriffen in die denkſche Wir
Was wird nun?
BB. Berlin, 16. Aug. (Priv.=Tel.)
Wie wir von unterrichteter Seite hören, hat die
Reichs=
anſtalt für Arbeitsloſenverſicherung ſeit kurzer Zeit die ihr in
dieſem Haushalt von ſeiten des Reiches zur Verfügung geſtellten
Zuſchüſſe bereits aufgebraucht, ſo daß ſie gezwungen iſt,
wie=
der Darlehen aufzunehmen. Da im Reichsetat nur 140
Millionen als Darlehen vorgeſehen ſind, die im November=
De=
zember abgehoben ſein werden, wird das Reich im Winter
vor eine ſehr ernſte Frage geſtellt ſein. Man rechnet
damit, daß vom Dezember ab, alſo dem Ende der Darlehensmittel,
die Reichsanſtalt bis zum Ablauf des Haushaltsjahres, weitere
300—400 Millionen Reichsmark benötigt, von denen nach den
Beſtimmungen der Notverordnungen das Reich die Hälfte zu
tra=
gen hat, die aber zur Zeit nicht vorhanden iſt. Die andere Hälfte
ſoll durch Einſparungen oder Beitragserhöhungen aufgebracht
werden. Beſonders unangenehm ſcheint ſich bemerkbar zu machen,
daß auch die Erſparnis der letzten Reform in einem
wichtigen Punkte zu hoch geſchätzt worden ſind. Die in der
Notverordnung gegebene Möglichkeit, daß die Reichsregierung im
Einvernehmen mit dem Vorſtand der Reichsanſtalt nicht nur eine
einfache Beitragserhöhung oder eine beſonders geſtaffelte
Steige=
rung der Sätze vornimmt, ſcheint praktiſch nicht durchführbar zu
ſein. Eine Staffelung der Beitragsſätze nach
Be=
zirken würde ungeheure und bedenkliche
Verſchie=
bungen im deutſchen Wirtſchaftsleben ergeben, da
gerade die ohnedies notleidenden Bezirke des Oſtens — Oſtpreußen
und Schleſien — in dieſem Falle Beitragsſätze von 10 und mehr
Prozent zu leiſten hätten, die natürlich untragbar ſind und
eine Abwanderung der Induſtrie aus den
betref=
fenden Gebieten zur Folge hätten. Ebenſo erſcheint eine
Staffelung nach Berufen außerordentlich
be=
denklich. In dieſem Falle müßte z. B. das Baugewerbe, das
die größte Belaſtung bedeutet, ebenfalls Sätze von 10 Prozent und
mehr tragen, welches ſein eigenes Riſiko übernehmen würde. Eine
ſolche Regelung würde aber praktiſch nichts anderes bedeuten als
das, daß jetzt vom Reich zur Ankurbelung des Baumarktes
ge=
gebene Gelder nachträglich von der Arbeitsloſenverſicherung
ge=
ſchluckt würden. Auch hier ergäbe ſich ein Eingriff in die
deutſche Wirtſchaftspolitik, der undurchführbar iſt,
ob=
wohl noch mancherlei Kreiſe mit dieſer Möglichkeit rechnen. Es
bleibt alſo nur der Ausweg einer 1=bis 1
½prozenti=
gen Beitragserhöhung oder eines
Leiſtungsab=
baues auf geſetzlichem Wege übrig, wenn das Reich nicht
bereit iſt, was ihm ſehr ſchwer fallen wird, die geſamte
Zuſchuß=
ſumme von 300 bis 400 Millionen Mark zu übernehmen.
Berſtärktes Anſteigen der Wohlfahrks=
Berlin, 16. Auguſt.
Am 31. Juli wurden in den Städten mit mehr als 25 000
Einwohnern, die zuſammen eine Bevölkerung von 25 Millionen
Einwohnern haben, bereits rund 404000 Wohlfahrtserwerbsloſe
laufend unterſtützt. Davon waren rund 44 000 gemeindliche
Für=
ſorgearbeiter. Gegenüber dem Stand vom Vormonat (373000
Wohlfahrtserwerbsloſe) beträgt die Zunahme weitere 8,4 v. H.,
während die Zahl ſämtlicher Hauptunterſtützungsempfänger der
Arbeitsloſenverſicherung und der Kriſenfürſorge in der gleichen
Zeit eine Steigerung um nur 3,6 v. H. erfahren hat. Dagegen
mußten die genannten Städte rund 49 000 Arbeitsloſen, die von
der Reichsanſtalt für Arbeitsloſenverſicherung unterſtützt wurden,
laufende Zuſatzunterſtützung gewähren. Das ſchnelle Wachstum
der Wohlfahrtserwerbsloſenzahlen hat dahin geführt, daß in den
Städten mit mehr als 25000 Einwohnern die
Wohlfahrts=
erwerbsloſen, die Ende Januar noch 21,4 v. H. ſämtlicher in
die=
ſen Städten unterſtützten Erwerbsloſen darſtellten, bis Ende
Juni in ſtändiger Steigerung bereits einen Anteil von 26,6 v. H.
erreicht haben."
Die Deukſchen in Danzig fordern Arbeitsſchuß.
Danzig, 16. Auguſt.
Der Bund, der deutſchen Staatsbünger der Freien Stadt
Danzig veranſtaltete geſtern im Deutſchen Volkshaus eine
Pro=
teſtverſammlung gegen das neue Arbeitsvermittlungsgeſetz, die
äußerſt ſtark beſucht war. Als erſter Redner ſprach
Volkstagsab=
geordneter Berger. Er führte u. a. aus, daß das neue
Arbeits=
vermittlungsgeſetz, das am 1. Oktober in Kraft trete, ſich in erſter
Linie gegen die deutſchen Staatsbürger richte. Das Hauptübel
der große Arbeitsloſigkeit liege darin, daß ein großer Strom
pol=
niſcher Arbeitskräfte nach Danzig gezogen ſei, die nach dem
Ge=
ſetz leider den Danziger Arbeitern gleichgeſtellt ſeien.
Redakteur Bartel=Königsberg forderte dann ein ſchärferes
Eingreifen des deutſchen Generalkonſulats. Zum Schluß wurde
eine Reſolution angenommen, in der die Reichsregierung um
Abſchluß eines Vertrages erſucht wird, der beſtimmt, daß keinem
der zurzeit hier anſäſſigen Deutſchen die Aufnahme irgendwelcher
Arbeit durch die Danziger Behörden verweigert werden darf, und
daß bei Nichtzuſtandekommen, eines ſolchen Abkommens den in
Deutſchland arbeitenden Danziger Staatsangehörigen die Arbeit
verweigert wird.
Die Geſamkverſchuldung des Reiches, der Länder
Berlin, 26. Auguſt.
Am 31. März 1930, alſo am Schluß des Rechnungsjahres
1929, betrugen die geſamten
Schuldenverpflich=
tungen des Reiches aus der Aufnahme von Anleihen,
Dar=
lehen und ſonſtigen Schulden 9629,6 Mill. RM. Seit dem 31.
Dezember 1929 weiſt demnach die Reichsſchuld einen Reinzugang
von 278,5 Mill. RM. auf und iſt ſomit erheblich geringer
ge=
weſen als im Vorvierteljahr, in dem die Erhöhung der
Ge=
ſamtſchuld 486 Mill. RM. betrug. Bei der Neuverſchuldung von
4 702,5 (am 31. 12. 29: 4 387,1) Mill. RM. ſind Auslandsſchulden
von 1066,7 auf 1063,7 zurückgegangen, die Inlandsſchulden
dagegen von 3 320,3 auf 3 638,8 Mill. RM. angewachſen. Dieſe
Zunahme entſtand insbeſondere durch die Ausgabe von
unver=
zinslichen Schatzanweiſungen (plus 263,4 Mill. RM.). Das
Reichswechſelkontingent wurde am Schluſſe des
Rechnungsjah=
res mit 400 Mill. RM. voll in Anſpruch genommen, dagegen war
der im Höchſtfall 100 Mill. RM. betragende Betriebskredit bei
der Reichsbank, der im Dezember 1929 abgedeckt worden war, am
31. März 1930 nur zur Hälfte in Anſpruch genommen.
Die Verlangſamung der Schuldenvermehrung bei den
Län=
dern (einſchl. Hanſeſtädten) hat nicht angehalten. Sie haben ſich
mit 119,1 Mill. RM. ſtärker erhöht als in irgendeinem der
vor=
ausgegangenen Vierteljahre des Rechnungsjahres. Der
Ge=
ſamtſchuldenſtand der Länder überſchreitet nunmehr
die Grenze von 2 Milliarden RM. (ohne Hanſeſtädte 2,101
Mil=
liarden RM.) gegenüber 1982,0 Mill. RM. am 31. Dezember
1929. Faſt der ganze Zugang ſtammte aus der Neubegebung von
Schatzanweiſungen und Schatzwechſeln (Länder 139,0 Mill. RM.,
Hanſa 93,5 Mill. RM. Steigerung). Die Abnahme der Schulden
aus öffentlichen Mitteln (Reichskredite für Wohnungsbau,
wert=
ſchaffende Erwerbsloſenfürſorge) hat ſich weiter fortgeſetzt (
Län=
der — 18,9 Mill.) und hängt wohl mit der teilweiſen
Rückzah=
lung der Reichskredite für den Kleinwohnungsbau, die meiſt 1926
begeben und mit dreijähriger Laufzeit ausgeſtattet waren,
zu=
ſammen.
Das ſtarke Anwachſen der Großſtadtſchulden
hat ſich im erſten Viertel 1930 nicht in gleichem Maße fortgeſetzt.
Sie erhöhten ſich nur um 153,5 Mill. RM. gegenüber 234,6 Mill.
RM. Oktober—Dezember 1929 und 241,7 Mill. Juli—September.
Die Geſamtſumme der Großſtadtſchulden beträgt am 31. März
1930 4596,6 Mill. RM. oder pro Kopf (Volkszählung 1925)
272,65 RM. Die Verlangſamung dürfte in erſter Linie eine Folge
der Ende vorigen Jahres eingeleiteten Umſchuldungsaktion ſein.
An dem Geſamtzugang waren Großſtädte mit über 500 000
Einwohnern mit 89,5 Mill., von 200001 bis 500 000 mit 53,4,
von 100 001 bis 200 000 mit 10,6 Mill. RM. beteiligt.
Im Zuſammenhang mit den neuerlichen Kämpfen in China
erfährt die dortige Lage eine Beurteilung namentlich von
ſozia=
liſtiſcher und kommuniſtiſcher Seite, die ein vollkommen falſches
Bild von den tatſächlichen Zuſammenhängen gibt. Vor allem
entſpricht es in keiner Weiſe den Tatſachen, die Macht der
chineſi=
ſchen Marſchälle ſowie die Macht der Kuomintang zu unterſchätzen.
Darüber hinaus muß man bei der gegenwärtigen Bewegung in
China zwei Punkte unterſcheiden: einmal die Bewegung in
Mittel=
china und dann den Kampf im Norden.
Was in den Mittelprovinzen vor ſich geht, das iſt
keine organiſierte Bauernbewegung. Es handelt
ſich hier um ein Bandentum, das aus zuſammengelaufenen
Land=
arbeitern und dem Ueberſchuß der anſäſſigen Familien beſteht, der
in den Bauernhöfen keine Exiſtenz finden konnte. Dieſe
vollkom=
men unorganiſierten Räuberbanden, die in keiner Weiſe
einen organiſierten Kommunismus darſtellen, konnten ihre
revolutionäre Bewegung in den Mittelprovinzen Chinas nur
des=
halb entwickeln, weil die Macht der Nanking=Regierung nicht bis
in dieſe Gegenden reichen kann, ſo daß ſich hier ein
vollkom=
men geſetzloſer und unorganiſierter Zuſtand
her=
ausbilden konnte, demgegenüber Nanking, deſſen Herrſchaft ſich
im weſentlichen auf die Provinzen Tſchekiang, Kiangſu, Anhui
und das Yangtſetal, alſo auf den wirtſchaftlich fortſchrittlichſten
Teil Chinas erſtreckt, einfach machtlos iſt. Dagegen handelt es
ſich im Norden um einen Kampf gegeneine beſtimmte
Richtung innerhalb der Kuomintang, die von den
Nordgenerälen als eine Verfälſchung des Gedankens von
Sun=
hatſen angeſehen wird. Der prägnanteſte Vertreter in dieſer
Rich=
tung iſt Präſident Dſchiang Kai=ſchek. Der Führer der Oppoſition
iſt Wang Ching=wi, der ſich zurzeit in Peking befindet, wo er mit
den Nordgenerälen Verhandlungen führt. Dieſe beiden Generäle
ſind der Muſtergouverneur Yen Shi=ſhan und der mit ihm
ver=
bündete chriſtliche General Feng Gü=hſiang, dem man an ſich
moskaufreundliche Tendenzen zuſchreibt. Wang Ching=wi
verſucht nun, mit Yen Shi=ſhan ein Aktionsprogramm
auf=
zuſtellen, das die Abſchaffungder Diktatur und die Wahl
eines Volksparlaments und einer neuen Regierung vorſieht.
Ins=
beſondere will man parlamentariſche Verhältniſſe
ſchaffen und gegenüber der Nanking=Regierung, die auf dem
Kuomintang=Kongreß von 1928 beruht, deſſen Stimmergebnis von
ihren Gegnern nicht anerkannt wird, eine Regierung ſchaffen, die
das Vertrauen des Volkes beſitzt. Es iſt alſo vollkommen
irrig, zwiſchen der revolutionären Bewegung
Mittelchinas und dem Kampfe im Norden eine
Verbindung herzuſtellen. Andererſeits handelt es ſich
hierbei in keiner Weiſe um eine Bauernbewegung.
Es iſt zwar richtig, daß die Nanking=Regierung bisher ihr
Agrar=
reformprogramm noch nicht durchführen konnte. Der bodenanſäſſige
Bauer verhält ſich aber trotz alledem vollkommen ruhig und lehnt
eine Beziehung zu der revolutionären Bewegung im Lande ab.
Wie ſich die Dinge weiterhin entwickeln werden, läßt ſich von
hier aus naturgemäß nicht überblicken, zumal die Nachrichten aus
China keine klare Beurteilung der gegenwärtigen Situation
er=
möglichen. Bei der großen Anzahl der vor Hankau liegenden
frem=
den Kriegsſchiffe iſt die kommuniſtiſche Bedrohung der Stadt nicht
mehr aktuell. Welche Fortſchritte die von Feng Gü=hſiang
ein=
geleitete Entlaſtungsoffenſive gegenüber dem Vormarſch von
Dſchiang Kai=ſchek gegen Tſinanfu macht, iſt ebenfalls aus den
vorliegenden Nachrichten nicht im einzelnen zu erkennen.
Immer=
hin wird es noch zu manchen Kämpfen kommen, ehe eine Klärung
der Lage in China eintreten kann, handelt es ſich doch um eine
Bewegung, die um die innere Organiſation Chinas
ſelber geht.
EP. Schanghai, 16. Auguſt.
Die Einnahme von Tſinanfu durch die Nanking=Truppen
er=
folgte nach einer Mitteilung von Regierungsſeite faſt ohne jeden
Kampf, da die Nordtruppen ſich eiligſt aus der Stadt entfernten.
Dieſer Erfolg gibt der Nanking=Regierung die Kontrolle über die
wichtige Eiſenbahnlinie Tſingtau—Tſinanfu zurück.
Kaiſer Wilhelm II. eilte zur Beiſetzung der von ihm
hochver=
ehrten Kaiſerin nach Wien. Er erzählt: „Niemals werde ich den
herzergreifenden Anblick vergeſſen, als der gebeugte Witwer nach
einem kalten zeremoniellen Gottesdienſt hinter dem Sarge ſeiner
einſt ſo gefeierten und vergötterten Gemahlin in die
Kapuziner=
gruft hinabſtieg. Sie war dem Kaiſer Franz Joſef ſehr viel mehr
geweſen, als die nur dem Scheine nach urteilende Welt ahnt, und
wäre gewiß, wenn ſie am Leben geblieben wäre, ihm eine treue
Stütze in den ſchweren Stürmen der ſpäteren Zeit geworden. Aber
das Schickſal wollte es anders, und indem es Leid auf Leid auf
den edlen alten Mann häufte, erſparte es ihm nichts an
perſön=
lichem Schmerz und an politiſchen Enttäuſchungen, nur die daß
es ihn den Untergang ſeines Reiches nicht mehr erleben ließ.”
Zwei Jahre vor ſeinem Tode mußte er noch erleben, wie ſein
Neffe, der Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand und ſeine
Gemahlin, die ſchöne Herzogin Sophie von Hohenberg, in
Sera=
jewo am 28. Juni 1914 den Kugeln der ſerbiſchen Meuchelmörder
zum Opfer fielen!
Ein Schickſalsſchlag nach dem anderen in der Familie,
inner=
politiſche Schwierigkeiten, verlorene Kriege haben den Lebensweg
dieſes unglücklichen Habsburgers gekennzeichnet. Es war ein an
Enttäuſchungen reiches Leben, das am Abend des 21. November
1916 zu Ende ging, als Kaiſer Franz Joſef im Schloß zu
Schön=
brunn die müden Augen für immer ſchloß!
Dr. Ludwig Roth.
im Urkeil der Darmſtädter Tagespreſſe.
Von den neuverpflichteten Mitgliedern des Heſſiſchen
Landes=
theaters ſind Anita Mitrovic (vom Leipziger Opernhaus),
Albert Lohmann (vom Stadttheater Zürich), Joachim
Satt=
ler (vom Stadttheater Barmen=Elberfeld), Johannes Schocke
(vom Düſſeldorfer Opernhaus) und Joſef Keim (vom Breslauer
Schauſpielhaus) dem Darmſtädter Publikum bereits durch
Gaſt=
ſpiele in der verfloſſenen Spielzeit bekannt geworden.
Ueber Anita Mitrovic urteilte nach ihrem Gaſtſpiel als
Martha in „Tiefland” die Darmſtädter Preſſe: „Ein auffallend
ſchönes und großes Material mit leuchtender Höhe und warmer
Tiefe” (Darmſtädter Tagblatt). Geradezu ſtrahlende Töne‟
(Heſſiſche Landeszeitung). „Eine ſchöne, gepflegte, in allen Lagen
ausgiebige und dabei blühend geſunde Stimme” (Heſſiſcher
Volksfreund). „Wie wohltuend iſt es, daß dieſe Sängerin fernab
von allem Stimmprotzentum ſteht. Sie kann es ſich leiſten,
wir=
kungsvoll piano zu ſingen, eben weil ihr auch hier genügend
Klangſubſtanz zur Verfügung ſteht” (Darmſtädter Zeitung).
Nach dem Gaſtſpiel als „Tosca”: „Die Stimme blüht und
leuch=
tet, ſie läßt hochakzentiſchen Ton ebenſo zu wie tragendes Piano,
ſie iſt kraftvoll in Höhe und Tiefe‟ (Darmſtädter Zeitung). Ihr
fülliges, elaſtiſches Organ geht ſehr friſch und ſteil in die Höhe‟
(Heſſiſcher Volksfreund). „Eine Künſtlerin, die berufen iſt, hier
das Fach Roſe Landwehrs würdig und erfolgreich zu beſtreiten”
(Heſſiſche Landeszeitung). „Die offenbar noch junge,
ausſichts=
volle Künſtlerin iſt für die Bühne geboren, hat Talent für Spiel
und Mimik, große Muſikalität, ſtarkes Temperament. Sie iſt
eine intereſſante Perſon. Sie beſitzt vor allem ein wundervolles
Material, groß, tragend, warm und vieler Farben fähig. Ihre
Eignung geht über das Charakterfach hinaus ins
Hochdrama=
tiſche‟ (Darmſtädter Tagblatt).
Ueber Albert Lohmann als Telramund im „Lohengrin”
ſchrieb die Tageskritik: „Eine einheitliche Faſſung von erſichtlicher
Reife‟ (Darmſtädter Zeitung). „Ein charaktervolker Spieler”
(Heſſiſcher Volksfreund). „Ein Bombenmaterial” (Heſſiſche
Lan=
deszeitung). „Ein echter dramatiſcher Bariton. Er beſitzt ein
mächtiges Material von großem Umfang, baßartigem Klang und
markiger Ausdruckskraft bei vorbildlicher Ausſprache. Eine reife
Leiſtung von ſtärkſter Wirkung‟ Darmſtädter Tagblatt).
Joachim Sattler fand als „Lohengrin” folgende
Beurtei=
lung: „Von Haus aus tadelloſe und geſunde ſtimmliche Mittel.
Eine ſtarke Zukunftsverſprechung” (Heſſiſche Landeszeitung).
„Eine ſympathiſche, hoffnungsvolle Leiſtung” (Darmſtädter
Tag=
blatt). „Man ſtellt gerne den erfreulichen Stimmfundus ſeſt”
(Darmſtädter Zeitung). „Sein friſches, glanzvolles und auch in
der Höhe ausgiebiges Organ drängt zur großen heldiſchen Geſte.
Er beſticht durch die Unverbrauchtheit der ſtimmlichen Mittel, ein
jugendliches Draufgängertum und müheloſe Tonentfaltung”
(Heſſiſcher Volksfreund).
Johannes Schocke wurde anläßlich ſeines Gaſtſpieles als
Rudolf in der „Bohéme” folgendermaßen beurteilt: „Die
Sen=
ſation des Abends: ein Tenor. Wenn es ſich bewahrheiten ſollte,
daß er ab nächſter Spielzeit unſerem Inſtitut als Nachfolger
Grahls verpflichtet ſei, ſo können wir die Theaterleitung und uns
dazu wohl beglückwünſchen” (Heſſiſcher Volksfreund). „Ein
gro=
zes, in allen Lagen ausgeglichenes und leicht anſprechendes, hohes
Material von weichem Klang und zündender Kraft” (
Darm=
ſtädter Tagblatt). „Ich ſtehe nicht an, zu ſagen, daß dieſes
blen=
dende Tenormaterial, das lyriſch=heldiſch iſt, mich begeiſtert hat”
(Heſſiſche Landeszeitung). „Ein Tenor, wie ihn das
Landes=
theater braucht” (Darmſtädter Zeitung).
Ueber Joſef Keim ſchrieb anläßlich ſeines Gaſtſpiels als
Quirt in „Rivalen” das Darmſtädter Taablatt: „Ein gewandter,
verſierter Schauſpieler mit ſympathiſchen Mitteln”. Heſſiſche
Lan=
deszeitung: „Ein guter Schauſpieler, nein: ſogar ein ſehr
guter, mit einer Fülle ganz ausgezeichneter Momente!‟ Darm=
ſtädter Zeitung: „Er ſteigert ſich zu einem ſolchen Grad
charak=
teriſtiſch bedeutenden Ausdrucks, daß er das Spiel überraſchend
an ſich reißt. Gewiß ein Schauſpieler, dem innerhalb unſeres
Theaters eine Tätigkeit wohl zu gönnen wäre.”
Ap. Satiren um den Eros von Adolph Wittmaack, Preis geb.
5,50 Mark. Kreis=Verlag, Hamburg. Bergſtraße 26.
Was in dieſen zehn Kurzgeſchichten erzählt wird, dreht ſich um
die pſychiſch=erotiſchen Wechſelwirkungen der Geſchlechter, um Liebes=
und Eheirrungen, die in ſatiriſchem Tone gehalten ſind, aber einer
tieferen ethiſchen Bedeutung ermangeln. Die von Schlüpfrigkeiten ſich
nicht fernhaltenden loſen Geſchichten, die lediglich eine leichte
Unter=
haltungslektüre bilden, dürften nicht nach jedermanns Geſchmack ſein,
ohne daß damit dem Verfaſſer die Anerkennung vorenthalten werden
ſoll, daß er eine in ſeiner Art geiſtreiche Schreibweiſe mit ſtark
aus=
geprägter perſönlicher Note beſitzt.
Würzburg, 1200 Jahre deutſcher Kunſt, eine Kunſt= und
Kultur=
geſchichte von Profeſſor Dr. Knapp: 118 Seiten, 32
Abbildun=
gen, in Leinen gebunden, Preis 3,50 Mk. Verlag der
Univer=
ſitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
Man muß Hiſtoriker ſein und Kunſtgeſchichte treiben”, ſagt
der Verfaſſer, um die künſtleriſche Entwicklung an einem Platze
verfolgen zu können‟. Entſprechend dieſer auf die Sache tiefer
eingehenden Forderung und auf Grund eines ſtarken perſönlichen
Verhältniſſes zur Kunſt entſtand hier eine Arbeit, die in knapper
Form zeigt, daß ein wiſſenſchaftlich fundiertes Buch ſehr gut
all=
gemeinverſtändlich und elegant geſchrieben ſein kann. Ein der
Spezialwiſſenſchaft oft verloren gehendes Gefühl für
Qualitäts=
ware hebt hier das hiſtoriſch und künſtleriſch Bedeutſame
wirkungs=
voll heraus. Dem Autor war es darum zu tun, tieferes Verſtehen
für das künſtleriſche Schaffen zu vermitteln und in das
Subjek=
tive, das Weſen der einzelnen Stile und Schöpferperſönlichkeiten
einzuführen. Dieſes Ziel erhöht den Wert des Buches, ſein
In=
halt verliert dadurch den lokalen Charakter und gewinnt
allge=
meingültige Bedeutung. Der als zweiter Teil beigefügte „
Rund=
gang ſoll Wegweiſer ſein bei einem kurzen, wohldurchdachten
Spaziergange zu den hauptſächlichſten Schönheiten der
Kilians=
ſtadt.
Hugh Walpole: Jeremy. Roman einer Kindheit. Stuttgart
1930. J. Engelhorns Nachf. Broſch. Billig=Buch 3,50 RM.,
Lei=
nen auf holzfreiem Papier 7,50 RM., Halbleder 10,50 RM.
Wer noch einmal acht Jahre ſein und alles Glück und Leid
dieſes Alters neu erleben will, wer Kinder tiefer verſtehen lernen
will, wer ſich an der Sonne eines aus gütigem Herzen ſtrahlenden
Humors wärmen will, vor allem: wer eines vollen Kunſtgenuſſes
teilhaftig werden will, — der leſe den entzückenden
Kindheits=
roman, deſſen Held der kleine Jeremy iſt! Selten ſind Menſchen
und Dinge, vor allem Kinder und Tiere, ſo ſcharf und doch ſtets
liebevoll geſehen und ſo lebendig und lebensecht, ſo unſentimental
und ungekünſtelt dargeſtellt worden, wie in dieſem Roman. Der
kleine Jeremy iſt eine Geſtalt aus Fleiſch und Blut, die man ins
Herz ſchließt und nicht wieder vergißt.
Seite 4
Sonntag, den 17. Augnſt 1930
Nummer 226
A Paul Koch
u. Frau Gretel, geb. Blodt
geben die glückliche Geburt eines
geſunden Töchterchens bekannt.
Darmſtadt, den 16. Auguſt 1930
z. Zt. Klinik Dr. Wolff u. Dr. Hoffmann.
(12552)
Die Verlobung ihrer Tochter Annemarie
mit Herrn Friedrich Karl Girardet
beehren sich anzuzeigen
Landverichtsrat Dr. Franz Bittel
und Frau Elisabeih, geh. Prim.
Darmstadt, im August 1930.
Meine Verlobung mit Fräulein
Anne-
marie Bittel, Tochter des Herrn
Land-
gerichtsrats Dr. Franz Bittel und seiner
Frau Gemahlin Elisabeth, geb. Prinz,
zeige ich hiermit an.
Friedrich Karl Girardet.
Essen, im August 1930.
z. Zt. Zurow bei Neukloster (Meckl.)
O4
O
Anna Oöfz
Georg Egner
grüßen als Verlobte.
Eschollbrücken
Ober-Beerbach
August 1930.
Statt beſonderer Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine liebe
Frau, unſere gute Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Drau Shriftinn Kriäfer
geb. Emrich, verw. Müller
heute Nachmittag 7/,2 Uhr nach ſchwerem Leiden,
verſehen mit den hl. Sterbeſakramenten, zu ſich in
die Ewigkeit aufzunehmen.
Im Namen der trauernden Angehörigen:
Adam Krickſer, Zimmermeiſter.
Für die uns anläßlich unſerer
Vermählung überfandten
Glück=
wünſche, Blumen und Geſchenke
ſagen wir unſeren herzlichſten
Dank.
Ludwig Kohlmann u. Fran
Beate, geb. Lohfink.
Anläßlich unſeres Wegzuges von Groß=
Bieberau nach Nürnberg (Hochſtraße 33)
ſagen wir allen lieben Freunden und
Bekannten
herzlichſt „Lebewohl”
H. Sulzbacher & Frau.
Die
gemütliche
Ecke
Darmſtadt, den 15. Augnſt 1930.
Bleichſtr. 37.
(12504
Die Beerdigung findet am Montag, den 18. Auguſi,
nachmittags 3 Uhr, von der Kapelle des Friedhofs
an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
Das Seelenamt am Montag, den 18. Augnſt,
vor=
mittags 6½ Uhr, in der St. Fideliskirche.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abſehen zu wollen.
Todes=Anzeige.
(Statt Karten.)
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, heute
nach langem, ſchwerem, mit großer Geduld
ertragenem Leiden meine liebe, herzensgute
Frau, Schweſter, Schwägerin und Tante
Aund Mutie Schufer
geb. Dittmann
im Alter von 57 Jahren zu ſich in die
Ewig=
keit abzurufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Schäfer.
Eberſtadt, Ober=Ramſtadt, den 15. Aug. 1930.
Die Beerdigung ſindet am Montag, den 18. Auguſi,
nachmittags ½4 Uhr, vom Trauerhauſe, Seeheimerſtr. 22
aus ſtatt."
(12505
Statt Karten.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
meine liebe Frau, unſere ſiets treuſorgende
liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau eineſtine Siein
nach längerem, mit großer Geduld ertragenem
Leiden am 16. Auguſt im Alter von 74 Jahren
zu ſich zu rufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Stein, Schuhmachermſtr.
Familie Ludwig Stein
Karl Stein
Karl Hofmann
Darmſtadt, Wilhelmſtr. 31, Eberſtadt, Gießen,
pfungftadt, Frankfurt a. M., 16. Auguſt 1930.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 19. Auguſt,
nach=
mittags 2½ Uhr auf dem alten Friedhof, NiederRam=
(12530
ſtädterſtraße ſtatt.
Dankſagung.
Für die uns von allen Seiten erwieſene herzliche Teilnahme,
fowie für die vielen Blumen= und Kranzſpenden bei dem
Heim=
gang unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Margarete Weinmann
geb. Weicker
ſagen wir unſeren innigſten Dank. Insbeſondere danken wir
noch Herrn Pfarrer Irle von der evangeliſchen Petrusgemeinde
für ſeine troſtreiche Grabrede.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Weinmann, Verwaltungsinſpektor
Darmſtadt, am 15. Auguſi 1930.
sollte in keinem Heime fehlen, zumal der
Anschaffungspreis nicht alleu boch ist.
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bis Anfang 40er J.
zw. Wiederverheir.
in Briefw. zu tret
Off. u. L. 61 a. d.
Geſch. erb. (TV1248:
Statt Karten.
Geſtern früh entſchlief plötzlich und unerwartet infolge
eines Schlaganfalles meine liebe Frau, unſere
treu=
beſorgte Mutter, Schweſter, Großmutter und Tanie
Frau Magdalene Lohr
geb. Ott
im Alter von 68 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Lohr.
Darmſtadt, Nieder=Ramſtädterſtraße 20.
Hanau a. M., Meerbolz (Kr. Gelnhauſen).
Die Einäſcherung findet am Montag nachmittag um
2 Uhr auf dem Waldfriedhofe ſtatt.
Heirat!
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din. Anf. 40er J.
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Darmſtadt 80, Beckerſtr. 26. (TI. 12427
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme ſowie für die zahlreichen
Blumenſpenden beim Hinſcheiden
unſerer lieben Mutter
Frau
Katharina Holdenreuter Bw.
geb. Trautmann
ſagen wir allenFreunden u. Bekannten,
ganz beſonders Herrn Dr. Berger und
Herrn Pfarrer Heß für die troſtreichen
Worte am Grabe herzlichen Dank.
In tiefer Trauer:
Die Kinder.
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Rummer 226
Sonntag, den 17. Auguſt 1930
Seite 5
Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 17. Auguſt.
*. Beutſcel Aasanosiehterlag.
Bundeskag des Bundes Deutſcher
Zimmermeiſter e. B.
Der 22. Bundestag des Bundes Deutſcher Zimmermeiſter e. V.,
der im Rahmen der 600=Jahr=Feier der Stadt Darmſtadt vom 16.
bis 19. Auguſt abgehalten wird, begann bereits geſtern nachmittag
im Sitzungszimmer der Heſſiſchen Handwerkskammer, Darmſtadt,
mit der Sitzung des Bundesvorſtandes und des Bundesausſchuſſes,
in der die Beſprechung der Tagesordnung für die Hauptſitzung,
die Prüfung der eingegangenen Anträge der Unterverbände
vor=
genommen und die Richtlinien der Bundespolitik gegeben wurden.
Abends fand im großen Saale des Städtiſchen Saalbaus ein
außerordentlich herzlicher
Begrüßungsabend
ſtatt, zu dem zahlreiche Tagungsteilnehmer mit ihren Damen
er=
ſchienen waren. Der Saal war mit friſchem Grün geſchmückt, auf
der Bühne befanden ſich das goldene Wahrzeichen des
Zimmer=
meiſterhandwerks, an den Seiten die Embleme der befreundeten
Handwerkszweige. Den muſikaliſchen Teil der ſehr
abwechſlungs=
reichen und ſorgfältigen Vortragsfolge beſtritt das ſtädtiſche
Or=
cheſter unter perſönlicher Leitung ſeines Dirigenten,
Kapell=
meiſters W. Schlupp. Nach einem flotten Eingangsmarſch nahm
der 1. Vorſitzende des Verbandes Heſſiſcher Zimmermeiſter,
Land=
tagsabgeordneter und Stadtrat Haury., Gelegenheit, die Gäſte,
unter denen ſich ſehr zahlreiche Ehrengäſte und Altveteranen der
Zimmermeiſter befanden, im Namen der heſſiſchen Zimmermeiſter
herzlich willkommen zu heißen. Zwar trete heute in Zeiten der
wirtſchaftlichen Not ſelbſtverſtändlich die Frage auf, ob die
Be=
rechtigung beſtehe, Feſte zu feiern. Aber man müſſe dieſe Frage
bejahen, denn nicht mit Peſſimismus, ſondern mit einem
ge=
ſunden Optimismus könne man alle Schwierigkeiten überwinden.
Es ſei alles aufgeboten, den Gäſten den Aufenthalt in Darmſtadt
ſo angenehm wie möglich zu geſtalten, möge der heutige Abend
der den ernſten Beratungen vorangehe, einen ſchönen Verlauf
nehmen. In ein dreifaches „Holz, Holz, Holz her” — dem alten
Zimmermannsruf — wurde begeiſtert eingeſtimmt.
Für die herzliche Begrüßung dankte in überaus warmen
Wor=
ten der 1. ſtellv. Bundesvorſitzende Zimmermeiſter Ambs=
Frei=
burg i. B., der namentlich die freundliche Aufnahme in Darmſtadt
hervorhob und anerkannte. Die Vortragsfolge wickelte ſich Schlag
auf Schlag ab. Das bekannte und gern gehörte Darmſtädter
Solo=
quartett (die Herren F. Lang, F. Kling und Gebrüder Sulzmann)
boten einige ſehr gute Vorträge. Herr Eduard Göbel erfreute
mit humoriſtiſchen Rezitationen, Fräulein Korſchan vom
Heſſi=
ſchen Landestheater tanzte ſehr temperamentvoll Walzer und
Czardas, und Damen der Turngemeinde 1846 Darmſtadt
ent=
zückten durch exakte turneriſche Vorführungen, insbeſondere einen
ſehr originellen Irrlichttanz. Herr Harres entbot in
Darm=
ſtädter Mundart an die deutſchen Zimmermeiſter einen echten, von
Herzen kommenden Willkommgruß. Alle Darbietungen wurden
mit warmem Beifall aufgenommen. Gemeinſam geſungene Lieder
erhöhten noch die Stimmung dieſes ſchönen Begrüßungsabends,
der einen ſehr harmoniſhen Verlauf nahm.
Heute vormittag findet die Feſtverſammlung im Städtiſchen
Saalbau ſtatt, bei der einige wertvolle Fachreferate gehalten
werden.
Epangeliſche Volksfeier
in der Darmſtädter Feſthalle am Sonntag, den 24. Auguſt,
nachmittags 3 Uhr.
EPH Das Jahr 1930 ſteht im evangeliſchen Deutſchland unter
dem Zeichen der Erinnerung an das Augsburgiſche Bekenntnis.
In eindrucksvollen Feiern hat der Weltproteſtantismus vor
eini=
gen Wochen in Anweſenheit der bedeutendſten evangeliſchen
Kir=
chenleiter in Augsburg feſtlich und feierlich die Confeſſio
Augu=
ſtana begangen. Auch das Darmſtädter Tagblatt hat in Bild und
Wort darüber berichtet und aus der Feder von
Univerſitätspro=
feſſor D. Bornkamm=Gießen eine eingehende Würdigung des
Augs=
burger, Bekenntniſſes gebracht. Die evangeliſchen Gemeinden
Darmſtadts haben in feierlichen Gottesdienſten mit Glockengeläute
und Fahnenſchmuck den Erinnerungstag begangen. In Vortrag,
Predigt und Chriſtenlehre iſt die Bedeutung dieſes erſten
evan=
geliſchen Bekenntniſſes für den Aufbau der evangeliſchen Kirche
und dem Ausbau der Gedankenwelt des Proteſtantismus den
Ge=
meinden nahegebracht worden.
Nun drängt es die Evangeliſchen Darmſtadts, noch einmal in
einer großen öffentlichenVolksfeier über den Rahmen
der Einzelgemeinde hinaus in gemeinſamer Kundgebung ſich auf
den Boden des evangeliſchen Bekenntniſſes zu ſtellen. Die Feier
ſteht unter dem Leitwort: „Bekenntnis”. Von Plakaten und
An=
ſchlagtafeln wird dieſes Wort in der kommenden Woche uns
ent=
gegengehalten werden und alle evangeliſchen Einwohner unſerer
Stadt einladen und auffordern, ſich an der Feier zu beteiligen —
Bekenntnis bedeutet ia nach evangeliſcher Auffaſſung nicht die
An=
erkenntnis gewiſſer Glaubensſätze. Und namentlich die Auguſtana
iſt weit davon entfernt, ſolche aufzuſtellen. Es geht darum, das
Evangelium als die nicht nur das Gebiet des religiöſen, ſondern
des geſamten kulturellen Lebens durchdringende und heiligende
Gotteskraft anzuerkennen. In Sittlichkeit und Recht, in Ehe und
Staat, in Wirtſchaft und Volkstum iſt dieſe Kraft des
Evangeli=
ums gewiſſenweckend und ewigkeitsweiſend notwendig. Es gilt, in
einer Zeit der Gärung und Erſchütterung Klärung und Wahrhaf=
der Geſchichte Augsbugs lebhafte Anziehungskraft auslben. Es
wurde ſchon mitgeteilt, daß ſie nach künſtleriſchen Entwürfen und
unter Anwendung aller Hilfsmittel der Bühnenkunſt erſtellt
wer=
den. Der Eintritt iſt mit Abſicht möglichſt niedrig gehalten. Er
beträgt 30 Pfg. Nur eine kleine Zahl von reſervierten Plätzen von
50 Pfg. und 1 Mk. iſt vorgeſehen.
Evang. Jugendſonntag in Heſſen. Mit großer Freude
erwar=
tet man allerorts dieſen Tag, der in dieſem Jahre am 31. Auguſt
gefeiert wird. In der Petrusgemeinde zu Darmſtadt
be=
kommt er jedoch ſeinen beſonderen Klang, da mit ihm die Feier
des 25jährigen Beſtehens der Jugendvereinigung verknüpft wird.
Ueber die geplanten Veranſtaltungen unterrichten die Handzettel,
die zur Verteilung gelangen. An dieſer Stelle ſei ſchon heute
hin=
gewieſen auf die Aufführung des heldiſchen Spieles „Beowulf”
von Otto Bruder am Montag, den 1. September abends 8½ Uhr
im Gemeindehaus. Eichwieſenſtraße 8. Die für Sonntag, den 31.
Auguſt, vorgeſehene Aufführung iſt in erſter Linie für die
Jugend=
gemeinde gedacht, doch ſtehen auch Erwachſenen, die Montags
ver=
hindert ſind, für dieſen Abend einige Plätze zur Verfügung.
Numerierte Eintrittskarten ſind erhältlich bei den Mitgliedern
der Jugendbünde, Herrn Kirchendiener Kropp, Einchwieſenſtr. 8,
in der Papierhandlung K. F. Bender, Beſſungerſtraße 47, und in
der Buchhandlung Johs. Waitz, Eliſabethenſtraße 16.
Warnung. Es kommt ab und zu vor, daß einzelne
Frei=
marken auf den mit der Poſt beförderten Briefſendungen nur
ge=
ringfügige oder ſchwache Entwertungszeichen, oftmals nur Striche
oder ſchwärzliche Flecken tragen, weil ſie beim Abſtempeln in der
Eile nicht voll getroffen worden ſind. Selbſtverſtändlich iſt es
verboten und auch ſtraffällig, ſolche unvollſtändig entwertete
Frei=
marken, nachdem ſie von den Umſchlägen abgelöſt worden ſind,
nochmals zur Freimachung anderer Poſtſendungen zu benutzen.
Trotzdem geſchieht dies in der falſchen Vorausſetzung, der Betrug
würde nicht bemerkt. In den meiſten Fällen werden dieſe
Ge=
bührenhinterziehungen aber bei den Poſtanſtalten, die angewieſen
ſind, hierauf beſonders zu achten, entdeckt; gegen die Abſender
wird dann von der oberen Poſtbehörde die dafür in dem
Poſt=
geſetz vorgeſehene Geldſtrafe verhängt. Allem Anſchein nach
wer=
den derartige ſchwach entwertete Freimarken auch vielfach in
be=
trügeriſcher Abſicht als Erſatz für Kleingeld in Verkehr geſetzt.
Darum tut jedermann, der ſich Unannehmlichkeiten erſparen will,
gut, Freimarken, die er nicht ſelbſt am Poſtſchalter gekauft hat,
vor ihrer Verwendung genau zu beſichtigen. Bei verdächtigen
Wahrnehmungen, insbeſondere auch beim Fehlen des Klebſtoffes
auf der Rückſeite, empfiehlt ſich eine Anfrage über ihre Gültigkeit
am Poſtſchalter.
Feſtabend der Darmſtädter Lehrerſchaft. — Die Veranſtallungen des Samstags. — Abſchluß der Tagung.
II.
Nach der arbeitsreichen Sitzung des Freitagnachmittag begaben ſich
die Teilnehmer des 4. Deutſchen Auslandslehrertages zum
Städtiſchen Saalbau. Dort fand der auch zur ſtehenden Einrichtung
ge=
wordene Feſtabend der Darmſtädter Lehrerſchaft zu
Ehren der Gäſte ſtatt. Auch die Teilnehmer der pädagogiſchen Woche
für Ausländer wohnten dem Feſtabend bei. Der Saal war, wie
all=
jährlich, dicht gefüllt mit Darmſtädter Lehrern aller Art, als um 8.30
Uhr Lehrer Seitz, der Leiter des Abends, die Veranſtaltung nach
einem klangſchön geſpielten Trio von Beethoven (Herren
Nieber=
aall, Schildge und Dr. Kaffenberger) eröffnete mit dem
Hinweis darauf, daß der Zweck des Abends ſei, neben der Arbeit auch
die Stunden froher Geſelligkeit zu ihrem Rechte kommen zu laſſen.
Zu den ausländiſchen Gäſten geſellten ſich heute abend die deutſchen
Auslandslehrer. Ihnen allen die Schulen zu öffnen, ſei der Darmſtädter
Lehrerſchaft nicht eine Laſt, ſondern eine Luſt. Das Intereſſe ſo vieler
Gäſte an der Arbeit der Darmſtädter Lehrerſchaft ehre dieſe ſehr und
bedeute ein Erlebnis. Als Gabe ſolle man nun Proben deutſcher Kunſt
ent=
gegennehmen. Und nun wickelte ſich ein reichhaltiges Programm der
ver=
ſchiedenartigſten Darbietungen ab; alle waren gut und trugen den Künſtlern
den dankbaren Beifall der Zuhörer ein: Betty Aßmuth ſang mehrere
Lieder mit geſchulter Stimme, darunter Wolfs „Verborgenheit”, das
ausgezeichnete Doppelquartett des Mozartvereins trug
unter Karl Dietrichs Begleitung ernſte Lieder (Schubert „Der
Herr iſt mein Hirte”) und reizende Volkslieder, teils ungariſche, teils
deutſche vor. Rauſchender Beifall dankte den trefflichen Sängern und
ihrem Führer, Rektor Wick. Das ſtattliche Schülerorcheſter der
Liebigsoberrealſchule (Muſikoberlehrer Lambert) ſpielte
mit beſtem Gelingen präzis und ſchneidig einige Militärmärſche und
einen Walzer. Direktor Dr. Gaſter dankte während der
Darbietun=
gen den Heſſen und Darmſtädtern, vor allem Staatsrat Block, für die
Gaſtfreundſchaft; er ſei zu ihnen gekommen wegen ihrer ſchönen blauen
Augen, aus denen die deutſche Seele als beſter Spiegel des
Deutſch=
tums blicke. Das Hoch des Redners galt Heſſen=Darmſtadt. Auch
mancherlei Tänze erfreuten das Auge: Schülerinnen der
Mädchenberufs=
ſchule machten ihrer Lehrerin Fräulein Kinsberger mit ihren
Reigen (Frühlingstanz) und Tänzen nach Volksliedern alle Ehre. Einen
Höhebunkt aber bildete das Auftreten einer „Geſandtſchaft aus der
Schwalm und Alsfeld”, die Staatsrat Block den Gruß ſeiner Heimat
überbrachte und in der hübſchen Tracht tanzte. Staatsrat Block dankte
ſichtlich ergriffen von dieſer ſchlichten, aber äußerſt ſtimmungsvollen
Ehrung, den Schwälmer Paaren (Viktorigſchule) und ihrem
Wortführer (Studienrat Wamſer). Frl. Veith hatte die Tänze
eingeübt. Und dann kam Eugen Köſer, unſer Darmſtädter Poet,
mit ſeinen luſtigen Schelmenliedern und =verſen! Seine neuen
Ge=
dichte „Willkommen in Darmſtadt” und „Der Junglehrer” ernteten
ebenſo rauſchenden Beifall wie die bekannten „Der Auslandslehrer”,
„Schulreform” und Der Sommer am Woog‟. Bei den letzten Liedern
erreichte die frohe Feſtſtimmung ihren Höhevunkt. — Den Flügel hatte
die Firma Arnold u. Sohn in dankenswerter Weiſe zur
Ver=
fügung geſtellt.
Der zweite Tag
brachte am Vormittag zunächſt die Möglichkeit, dem Unterricht an den
verſchiedenſten Darmſtädter Schulen beizuwohnen. Von 10 Uhr ab fand
eine Führung durch die Buchausſtellung in der
Liebigs=
oberrealſchule ſtatt. Unter Benutzung der reichen Beſtände der
Seminar= und Lehrerbücherei hatte Studienrat Dr. Türk. unterſtützt
von zahlreichen Mitarbeitern, eine nahezu umfaſſende Schau der
ge=
ſamten methodiſchen Literatur aller Unterrichtsfächer
zuſammenge=
bracht. Alle führenden Schulbücherverlage beteiligten ſich in
dankens=
werter Weiſe, viele Kollegen hatten Bücher aus ihrem Privatbeſitz
bei=
geſtenert. Beſonderes Intereſſe erweckten die zahlreichen Radioapparate
der Firma Boßler u. Co., Darmſtadt, und die biologiſchen
Anſchau=
ungstafeln von Fromann und Morian.
Gleichzeitig mit der Führung durch die Buchausſtellung erläuterte
Schulrat Niemann moderne Sprechplatten. — Am Nachmittag war
die 2. Vollſitzung. Zunächſt ſprach Lehrer Dittmar= Valvareiſo über
das deutſche Schulweſen in Chile. Nach einer kurzen
Schil=
derung des äußeren Aufbaues des deutſchen Schulweſens in dieſem
langgeſtreckten. Lande verbreitete ſich der Redner ausführlich über die
inneren Einrichtungen der einzelnen Schulen. Es handelt ſich dabei um
Schulen, wie ſie echter und deutſcher nicht gedacht werden können,
ab=
geſehen davon, daß Geſchichte und Geographie von einem Chilenen
unterrichtet werden. Die Grundſchule hat dort 6 Schuljahre, die
deut=
ſchen Schulen ſind beſſer wie die chileniſchen und haben daher begrün=
dete Ausſicht, auch in Zukunft beſtehen zu bleiben. Intereſſante
Streif=
lichter fielen auf die Gründung des deutſchen Lehrervereins in Chile
und ſeine Arbeit, auf die Einigkeit, mit der dort gearbeitet wird. —
Hauptlehrer Lapper=München hielt darauf ein ſehr lehrreiches
Referat über „Singendes Lernen”, Redner hielt an der
Aka=
demie in München einen Kurs über ſeine Methode, raſch deutſch zu
ler=
nen, mit dem Erfolg, daß die danach unterrichteten Ausländer in drei
Monaten fließend deutſch ſprachen. Natürlich iſt das Sprechen noch
fehlerhaft und enthält Konſtruktionen der Mutterſprache des Schülers.
es iſt aber erſtaunlich, wie raſch dieſe Methode zum Ziele führt.
Täg=
lich wird ein Lied geſungen und eine deutſche Tagebuchſeite auswendig
gelernt. Dieſe Methode läßt ſich mit Vorteil auf den Unterricht an
deutſchen Kindern anwenden und dadurch wird eine weſentliche
Ver=
kürzung der zeitlichen Dauer des Schreib= und Leſeunterrichts erreicht.
Redner iſt der Anſicht, daß der ſyſtemathiſche Sprach= und
Grammatik=
unterricht ſpäter, das im erſten Schuljahre Erreichte wieder verdirbt.
Es handelt ſich offenbar bei Lappers Methodik um grundlegend Neues,
deſſen Verallgemeinerung allerdings infolge der Schwierigkeiten der
Uebertragbarkeit einer Lehrmethode auf andere Lehrperſonen zunächſt
Schwierigkeiten begegnen dürfte. — Nach dieſen beiden Vorträgen erfolgte
die Annahme einer Neihe von Entſchließungen, die von der
Ver=
treterſitzung des Vormittags vorbereitet worden waven: Der
Reichs=
regierung wurde Dank ausgeſprochen, für das Eintreten für die
Be=
lange der Auslandslehrer, ebenſo dem Philologenverband für die
Errich=
tung der Rudolf=Block=Stiftung für Auslandslehrer, und
den Länderregierungen für die Förderung der Schulgruppen des V. D.A.,
durch die Verſtändnis für das Auslandsdeutſchtum in der Jugend
ge=
weckt werde. Der Vorſtand wurde beauftragt, als
Beratungsgegen=
ſtände des Auslandslehrertages 1931 vorzubereiten: Austauſch von
Leh=
reren und Schülern des Reiches mit ſolchen der auslandsdeutſchen
Schulen, Recht der Eltern von Schülern der Auslandsſchulen, dem
Unterricht beizuwohnen, die neue Prüfungsordnung, Berufsberatung an
den deutſchen Auslandsſchulen, die juriſtiſche Stellung des deutſchen
Auslandslehrers. In Zukunft werden die Beratungsgegenſtände des
Auslandslehrertages im Jahre vorher feſtgelegt, und in den
Landes=
verbänden vorberaten. Das Ergebnis dieſer Beratungen ſoll vorher
einem Sammelreferenten zugeleitet werden. Der Anſchluß der
Landes=
verbände an die betreffenden internationalen Verbände ſoll ins Auge
gefaßt werden. Die Propagandafilme der Reichsbahn und ähnliches
ſoll den Auslandsſchulen zugeleitet werden. Der V.D.A. Hamburg iſt
bereit, für frachtfreie Beförderung von Lehrmitteln nach Ueberſee zu
ſorgen. Der engere Vorſtand wird die rechtliche Auskunftserteilung an
Auslandslehrer übernehmen. Eine ſtatiſtiſche Kartei, die in
Zuſammen=
arbeit mit dem Auslandsinſtitut aufzuſtellen ſein wird, ſoll Unterlagen
an Material über die Auslandsſchulen zuſammenſtellen. Jede
Auslands=
lehrertagung ſoll in Zukunft kurze Berichte der Landesverbände
brin=
gen! — Die ſich anſchließende Vorſtandswahl ergab die Wahl
von 9 Akademikern und 6 ſeminariſtiſchen Lehrern, von denen 7 in
Deutſchland und 8 im Ausland tätig ſind. Der engere Vorſtand hat
ſeine Spitze wiederum in Staatsrat Block=Darmſtadt: 2. Vorſitzender
iſt Studienrat Nabe=Wiesbaden; Schriftführer Lehrer Weber=
Ber=
lin und Schatzmeiſter Direktor Dr. Gaſter=Berlin. — Als Ort der
nächſtjährigen Tagung wird wiederum Darmſtadt feſtgeſetzt. In
ſeiner Schlußanſprache gab Direktor Dr. Gaſter ſeiner Freude
Aus=
druck über den glänzenden Verlauf der diesjährigen Tagung, über die
Unterſtützung durch die Regierungen und die Zuſammenarbeit mit ihnen
ſowie über das Wachſen und Blühen des Verbandes. Nachdem Direktor
Hoch=Sao Paulo noch den Dank der Verſammlung an Staatsrat
Vlock und Direktor Dr. Gaſter ausgeſprochen hatte — die
Ver=
ſammlung erhob ſich zu Ehren der Genannten von ihren Sitzen —
konnte Staatsrat Block die eindrucksvolle Tagung ſchließen.
Am Abend vereinigten ſich alle Teilnehmer mit den Vertretern von
Staat und Stadt und der Darmſtädter Lehrerſchaft im Orangeriegarten
zu einem gemütlichen Zuſammenſein. In zwangloſer
Unter=
haltung verbrachte man einige Stunden; die gerade in Darmſtadt
an=
weſende Volkskunſtgruppe aus Kärnten erfreute neben
an=
deren Darbietungen aus der Teilnehmerſchaft die Anweſenden durch ihre
Vorträge. —
Ein gemeinſamer Ausflug nach Stuttgart, verbunden mit
einem Beſuch des deutſchen Auslandsinſtituts, wird heute die
Tagung wirkungsvoll abſchließen. Sie wird der Arbeit der deutſchen
Auslandsſchule neuen Antrieb geben und Darmſtadts Namen erneut
hinaustragen in alle Welt. Dem 5. deutſchen Auslandslehrertag 1931,
der nur in der Form einer Arbeitstagung ſtattfinden ſoll, rufen wir
ſchon heute ein herzliches Willkommen in Darmſtadt zu.
Dr. Götz.
Sommer-Tagung des Landesverbandes Heſſen=
Darmſtadk im Reichsverband des deutſchen
Garkenbaues e. V. in Darmſtadk.
Am 31. Auguſt und 1. September hält der Landesverband
Heſſen=Darmſtadt im Reichsverband des deutſchen Gartenbaues in
Darmſtadt in den Räumen der „Vereinigten Geſellſchaft”,
Neckar=
ſtraße 39, ſeine diesjährige Sommertagung ab. Im Mittelpunkt
ſteht die öffentliche Hauptverſammlung am Sonntag, dem 31.
Auguſt, nachmittags 2.30 Uhr. Es werden zwei zeitgemäße
Refe=
rate erſtattet, und zwar wird ſprechen Herr Landwirtſchaftsrat
Max Löbner=Bonn, über „Neuere Forſchungsergebniſſe auf dem
Gebiete des Blumen= und Pflanzenbaues”, und Herr Syndikus
Siegmund=Berlin über „Die Wirtſchaftskriſe und der deutſche
Gartenbau”.
Aus allen Bezirken Heſſens werden die Mitglieder und
Freunde des Landesverbandes in großer Zahl erwartet. Am
1. September finden Beſichtigungsfahrten in die gartenbaulich
wichtigen Betriebe der Umgebung ſtatt.
Die Stadt Darmſtadt wurde auf Einladung der hieſigen
Be=
zirksgruppe als Tagungsort gewählt, nachdem beſchloſſen war,
anläßlich der 600=Jahrfeier der Stadt Darmſtadt eine Blumen=
und Pflanzenausſtellung zu veranſtalten. Dieſe Ausſtellung
fin=
det ebenfalls in den Räumen der Vereinigten Geſellſchaft in der
Rheinſtraße ſtatt, und zwar vom 30. Auguſt bis 1.
Septem=
ber 1930. Nach den vorliegenden Anmeldungen iſt mit einer
rei=
chen Beſchickung und ſomit bedeutendem Umfang zu rechnen. Im
Garten werden Topfpflanzen und Ziergewächſe ausgeſtellt,
wäh=
rend Schnittblumen, wie Roſen, Dahlien, Stauden u. a., ſowie
Binderei in ſämtlichen Nebenräumen zur Schau gebracht werden.
Dieſe Veranſtaltungen des Heſſiſchen Gärtnerei=Verbandes
dienen ſomit in wirkungsvoller Weiſe der Feier des 600jährigen
Beſtehens der Stadt Darmſtadt.
Haushilfe. Die Abteilung „Haushilfe” des Alice=Frauen=
vereins findet ſtändig ſteigende Inanſpruchnahme. Es iſt dies ein
Beweis dafür, welch dringender Forderung aus allen Teilen der
Bevölkerung dieſe Einrichtung entſpricht. — Haushilfe bedeutet
Sorge für Haushalt und Kinder einer niederkommenden oder
er=
krankten Frau. Der Haushalt der Wöchnerin, der Haushalt der
zu Hauſe krank lirgenden Frau, der Haushalt einer
alleinſtehen=
den erkrankten Perſon, der Haushalt der im Wöchnerinnenaſyl
oder Erholungsheim befindlichen Frau, der Haushalt einer
kürz=
lich verſtorbenen Frau, ſofern nicht Verwandte die Hausfrau
er=
ſetzen, bedarf der Haushilfe. — Der Alice=Frauenverein entſendet
vertrauenswürdige Frauen zur Haushilfe; dieſe ſind ſorgfältig
ausgewählt und werden ſtändig überwacht. Sie ſind einer
Haus=
hilfenordnung unterſtellt. — Die Koſten der Haushilfe können von
der Familie ſelbſt ganz oder teilweiſe getragen werden; außerdem
kommt als Koſtenträger das Wohlfahrtsamt oder die Krankenkaſſe
in Frage. — Das Ziel der Haushilfe iſt vor allem die Erhaltung
von Frauenkraft und Volksgeſundheit, Verhütung von
frühzeiti=
gem Siechtum und Schutz der Kinder vor Verwahrloſung. — Wie
verſchafft man ſich Haushilfe? Man wendet ſich ſchriftlich,
münd=
lich oder telephoniſch an die Geſchäftsſtelle des Alice=Frauenvereins,
Dieburgerſtraße 21, Telephon 2101. Sprechſtunden 10—12 Uhr
vormittags.
Stationskaſſe Darmſtadt. Verwitwete, Ruhegehalts=,
Warte=
geldempfänger und Hinterbliebene von Beamten (Witwen) haben
nach der Reichsnotverordnung die Ledigenſteuer ab 1. 9. 30 zu
zahlen, wenn ſie nicht bis ſpäteſtens 20. 8. 30 durch Vorlage
amt=
licher Urkunden (Geburtsurkunden) nachweiſen, daß aus der Ehe
Kinder hervorgegangen ſind.
Der Gabelsberger Stenographenverein, Ballonſchule, beginnt
am Montag, 18. Auguſt, mit neuen Anfangskurſen für
Steno=
graphie. Es wird auf die beutige Anzeige verwieſen.
Ausſtellung „Alk=Kelſterbacher Porzellan”
im Schloßmuſeum.
Die zum erſten Male und dabei gleich in großer
Vollſtändig=
keit gezeigten Erzeugniſſe der einzigen heſſen=darmſtädtiſchen
Por=
zellan=Manufaktur in Kelſterbach findet mehr und mehr das
In=
tereſſe der Oeffentlichkeit. Trotzdem die feinen Kunſtwerke nicht
das geringſte von „ſportlichem Geiſte” verraten — wenn man ihn
nicht bei dem „Knaben mit dem Stoßſchlitten” ſchon vorgeahnt
ſehen will — brachten gerade die ſportbegeiſterten letzten Wochen
dankbare Gäſte, deren Zahl bereits in die Tauſende geht, ein
Zei=
chen dafür, daß auch der moderne Menſch in dieſer zerbrechlichen
Geſellſchaft manche Anregung erfährt. Den Kenner der in
lan=
gem Umgang das Porzellan und ſeine Sprache verſtehen lernte,
kann dies ſcheinbar paradoxe Phänomen kaum wundernehmen
— iſt das Porzellan doch ſtets vor allem anderen ein getreuer
Spiegel ſeiner Zeit geweſen, und wenn die Wahrheit auch bitter
ſchmecken mag, ſo hat ſie doch je und je ihre Verehrer gefunden.
Da aber der Umgang mit Porzellan nicht gerade einfach zu
erler=
nen iſt, hat ſich die Direktion des Schloßmuſeums entſchloſſen, in
der nächſten Zeit einführende Vorträge in der Ausſtellung halten
zu laſſen. Ueber dieſe Vorträge werden noch nähere Mitteilungen
bekannt gegeben.
Deutſche Bau= und Siedlungsgemeinſchaft e. G. m. b. H.
Darm=
ſtadt (Ortsgruppe Darmſtadt). Im gutbeſuchten
Fürſten=
ſaal fand die Monatsverſammlung der Ortsgruppe Darmſtadt
der D.B.S. ſtatt. Nach kurzer Begrüßung durch den Obmann,
Herrn Poſtrat Wittich welcher beſonders den als Gaſt
an=
weſenden Landesgeſchäftsführer von Baden, Herrn Korn=
Mannheim, herzlich willkommen hieß, wurde die Tagesordnung
bekanntgegeben. Neben Bekanntgabe neueingetretener Bauſparer,
welche erfreulicherweiſe jeden Monat ſtetig zu verzeichnen ſind,
bildete das Hauptthema des Abends ein ſorgfältig
ausgearbei=
teter Vortrag des Mitgliedes H. Dietrich über: „Was muß
das Mitglied wiſſen, wenn es zum Bauen kommt?‟ Der
Vor=
trag brachte den Mitgliedern Aufklärung über: Die Beſchaffung
des Bauplatzes, Ortsbauſtatut und die feſtgeſetzte Bauweiſe.
Redner warnte vor übereiltem Grundſtückskauf, insbeſondere,
wenn es ſich um noch nicht baureifes, unbereinigtes Gelände
han=
delt. Im weiteren Verlauf behandelt er empfehlenswerte
Zah=
lungsvereinbarungen, ſowie die aus einem Grundſtückskauf ſich
ergebenden ſteuerlichen Verpflichtungen für Verkäufer und
Er=
werber, Uebergang des Grundſtücks in das Eigentum des
Erwer=
bers nach Eintrag in das Grundbuch nebſt den entſtehenden
Er=
werbsunkoſten. Redner empfiehlt, den Abſchluß einer
Kaufhand=
lung der Einfachheit halber bei einem Notar vorzunehmen. Auch
über den Baubeginn ſelbſt folgen nunmehr ausführliche
Erläu=
terungen, wie: Bauplan, Einreichung der erforderlichen Pläne
beim Hochbauamt, Baupolizei, ſowie Finanzierungsnachweis bei
Inanſpruchnahme von Zuſchüſſen aus öffentlichen Mitteln. Zum
Schluſſe ſeiner Ausführungen gab Herr Dietrich, noch
Aus=
kunft über die Vorbedingungen der Darlehensempfänger auf
Grund der Darlehnsbedingungen der D.B. S., wobei er beſonders
betonte, mit welch großer Sicherheit die Spargelder der
Mitglie=
der inveſtiert ſeien. Nach Erfüllung dieſer Formalitäten könne
das Mitglied mit Ruhe und Freude zum Beginn ſeines
Eigen=
heims ſchreiten. Reicher Beifall lohnte den Vortragenden für
ſeine Ausführungen. Der Obmann dankte recht herzlich und
ver=
wies auf die Baukommiſſion der Ortsgruppe, deren Aufgabe es
ſei, den Bauherren in all dieſen Fragen zu beraten und zu
unter=
ſtützen. Ferner machte er noch bekannt, daß dieſen Monat noch
eine weitere Darlehens=Vergebung erfolgen ſoll, was naturgemäß
mit großer Freude aufgenommen wurde. Nachdem Herr Korn=
Mannheim noch einiges über die Erfolge der DB.S. in Baden
und Württemberg geſprochen hatte, ſchloß der Ohmann die gut
verlaufene Verſammlung.
Seite 6
Sonntag, den 17. Anguſt 1930
D
Starker Abſahrickgang in der Brau Induſkie.
Von der Brauereivereinigung Darmſtadt und Umgebung wird
uns geſchrieben:
Seit der letzten Bierſteuererhöhung am 1. Mai 1930 hat ſich
bei den der Brauerei=Vereinigung Darmſtadt angeſchloſſenen
Brauereien ein Abſatzrückgang in bisher unbekanntem Ausmaß
eingeſtellt. Er bewegt ſich in den Monaten Mai bis Juli
ein=
ſchließlich durchweg zwiſchen 30 und 40 Prozent gegenüber den
vorjährigen Abſatzahlen. Sehr zu denken gibt hierbei der
Um=
ſtand, daß ſelbſt im Monat Juni 1930 mit ſeiner, für den
Bier=
konſum ſo ſelten günſtigen Witterung (und trotzdem das
Pfingſt=
feſt in dieſem Jahre in dieſen Monat fiel) eine Abſatzminderung
von ca. 30 Prozent, verglichen mit dem ungefähr gleichgünſtige
Witterung aufweiſenden Monat Juli 1929, zu verzeichnen iſt. Die
Folgen ſolchen Rückgangs machen ſich bei den Brauereien bereits
in ſtarken Betriebseinſchränkungen bemerkbar.
Die bereits beſtehende bedrohliche Lage der Brauereien wird
durch die neue Notverordnung vom 27. 7. 30 weiter verſchärft.
Den Gemeinden wird darin das Recht eingeräumt, die neben der
Reichsbierſteuer laufende gemeindliche Bierbeſteuerung noch
wei=
ter — im allgemeinen um das Doppelte — zu erhöhen. Es gehört
keine große prophetiſche Gabe dazu, die Folgen ſolcher ſteuerlicher
Geſetzesmacherei zu erkennen. Sollte dieſe weitere Steuererhöhung
eintreten, ſo wird weiterer Abſatzrückgang mit all ſeinen
ſchlim=
men Folgen damit verbunden ſein. Die erwarteten
Steuermehr=
einnahmen werden ſicher ausbleiben, aber die vermehrte
Arbeits=
loſigkeit aus den Kreiſen der Brauinduſtrie wird den Gemeinden
erhebliche neue Laſten bringen. Ganz abgeſehen davon, daß die
Lahmlegung der Kaufkraft der Brauereien durch dieſen Steuer=
Ruin ihre Folgen zeitigen wird bei der Landwirtſchaft, der
Brauerei=Maſchineninduſtrie und dem von den Brauereien ſtets
ſtark beſchäftigten geſamten Handwerk. Die über jedes
vernünf=
tige Maß hinausgetriebene Beſteuerung des Bieres mußte von
dem Tage ab ruinös wirken, wo die Kaufkraft des
konſumieren=
den Publikums infolge des wirtſchaftlichen Niedergangs rapid
ahnahm. Der deutſche Brauerbund, hat auf Grund genaueſter
Statiſtiken, die dieſe Entwicklung klar vorausſehen ließen; ſeine
Bedenken in ungezählten Eingaben und Vorſtellungen bei den
maßgeblichen Stellen geltend gemacht, aber leider umſonſt. Die
Folgen ſind nun auch für die Brauinduſtrie eingetreten.
die Gaſthausangeſtellten gegen die Einführung
einer Gemeindegetränkeſtener.
Zwiſchenrunde um die Süddeutſche Waſſerball=
Meiſterſchaft.
Heute vormittag ½12 Uhr findet im ſtädtiſchen Hallenbad
(infolge des unbeſtändigen Wetters nicht im Woog) obiges
Zwiſchenrundenſpiel ſtatt. Ein Beſuch dürfte ſich ſehr empfehlen,
da mit einem ſpannenden Kampf zu rechnen ſein wird und der
Eintrittspreis ſehr niedrig gehalten iſt. (Es wird auf den
Sport=
teil verwieſen.)
* Skeuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 15. bis 31. Auguſt 1930.
Aufbewahren!
Ausſchneiden!
15. Auguſt: Wegen der an dieſem Tage fälligen Steuertermine
(Kirchen= und Kultusſteuer, Hundeſteuer, Vermögensſteuer
— ohne Landwirtſchaft —, Aufbringungsumlage) vergl.
den Steuerkalender im „Darmſt. Tagbl” vom 3. Aug. 1930
20. Auguſt: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 1. bis 15. Auguſt 1930 erfolgten Lohnzahlungen im
Markenverfahren und im Ueberweiſungsverfahren: im
letz=
teren jedoch nur dann, wenn die in der erſten Hälfte des
Kalendermonats einbehaltenen Lohnſteuerbeträge für
ſämtliche in einem Betrieb beſchäftigten Arbeitnehmer den
Betrag von 200 RM. überſtiegen haben. (Keine
Schon=
friſt.)
25. Auguſt: Dritte Vorauszahlung (ſtaatliches Ziel) laut
Steuerbeſcheid über ſtaatliche Grundſteuer,
Sondergebäude=
ſteuer und Gewerbeſteuer für das Rechnungsjahr 1930/31.
(Schonfriſt bis zum 5. September 1930.)
Beiträge zur Handwerkskammer.
Die Anforderungszettel werden zurzeit herausgeſchrieben,
endgültige Mitteilung über die Fälligkeit im „nächſten
Steuer=
kalender am 1. September 1930.
Städtiſche Steuern und Gebühren.
Die Steuerbeſcheide für die endgültigen Umlagen für 1929,
ſowie die Steuerbeſcheide und die Gebührenbeſcheide über die
vor=
läufigen Steuern und Gebühren für 1930 ſind zugeſtellt.,
Pflich=
tige, die keinen Beſcheid erhalten haben, müſſen ſich umgehend an
die Stadtkaſſe wenden. (Vergl. die Bekanntmachung des
Ober=
bürgermeiſters vom 8. Auguſt in Nr. 219 des „Darmſt. Tagbl.”
H. W. Wohmann.
vom 9. Auguſt 1930.)
Der dem Geſamtverband der chriſtlichen Gewerkſchaften
Deutſch=
lands angeſchloſſene Bund der Hotel=, Reſtaurant= und Café=
Ange=
ſtellten äußert ſich zu der durch die Notverordnung gegebenen
Möglichkeit der Einführung einer Gemeindegetränkeſteuer in
fol=
gender Entſchließung der Hauptverwaltung:
„Die Hauptverwaltung des Bundes der Hotel=, Reſtaurant=
und Café=Angeſtellten erblickt in der durch die Notverordnung vom
26. Juli 1930 angeordneten Einführungsmöglichkeit einer
Ge=
meindegetränkeſteuer eine erneute und ungerechtfertigte
Sonder=
belaſtung des Gaſtwirtsgewerbes, die durch den damit
eintreten=
den Konſumrückgang eine weitere Erſchwerung der
Arbeitsmög=
lichkeiten für die gaſtwirtſchaftlichen Arbeitnehmer und ſomit auch
eine neue Belaſtung des Arbeitsmarktes zur Folge haben kann.
Dieſe neue Sonderbeſteuerung eines Gewerbes iſt unſozial und
ſchädigt nicht nur das Gaſtwirtsgewerbe unmittelbar, ſondern
be=
laſtet auch ungerechterweiſe alle wirtſchaftlichen Schwachen, die
aus perſönlichen, wirtſchaftlichen oder beruflichen Gründen auf
den Verzehr in den Gaſtſtätten angewieſen ſind; während
begü=
terte Kreiſe, die ſich den Luxus großer Wohnungen erlauben und
dort ihre geſellſchaftlichen Veranſtaltungen treffen können, alſo
weniger auf den Aufenthalt in den Gaſtſtätten angewieſen ſind,
völlig unbeſteuert bleiben. Auch iſt ſicher zu erwarten, daß dieſe
Steuer den Fremdenverkehr, deſſen hohe wirtſchaftliche Bedeutung
außer Frage ſteht und an deſſen Erträgniſſen viele Gewerbezweige
beteiligt ſind ungünſtig beeinflußt. Der Bund der Hotel=
Reſtau=
rant= und Café=Angeſtellten erwartet von den Gemeinden, daß
anſtatt der Einführung der Gemeindegetränkeſteuer
notwendigen=
falls eine Deckung der Ausgaben nach ausgleichenden
Geſichts=
punkten, und nicht durch eine erneute Sonderbelaſtung des
Gaſt=
wirtsgewerbes erfolgt. Im übrigen erwartet der Bund, daß dieſe
Verordnung, die eine derart ruinöſe und einſeitige Beſteuerung
des Gaſtwirtsgewerbes ermöglicht, bald wieder aufgehoben wird.
Die Ortsgruppen des Bundes werden aufgefordert, gegenüber den
Gemeindeverwaltungen dafür einzutreten, daß die unſoziale
Gemeindegetränkeſteuer für die Dauer des Beſtehens der
Verord=
nung auf ein Mindeſtmaß beſchränkt bleibt oder überhaupt nicht
in Kraft tritt.”
Die evangeliſchen Kirchenchöre der Stadt werden hierdurch
gebeten, am Dienstag, abends 8 Uhr, in der Stadtkirche zur
ge=
meinſamen Probe zu erſcheinen. Es handelt ſich um die Probe
für die Auguſtana=Feier, in der Feſthalle am 24 Auguſt. Der
Dirigent des Chores der Johannisgemeinde. Herr Kammermuſiker
Adam, wird den Geſamtchor dirigieren. Chorheft 5 iſt
mitzu=
bringen. Vollzähliges Erſcheinen unbedingt notwendig.
hat, ſoll ſeine Arbeit jetzt wieder aufgenommen werden. Der zurück. (S. Anz.)
Vorſtand iſt durch die Generalverſammlung am 14. d. Mts. neu
konſtituiert und als Vorſitzender der Amtsvorſtand des Forſtamts
Darmſtadt, Herr Oberforſtmeiſter Prof. Dr. Baader, gewonnen.
Gewiß wird dieſes Wiederaufleben des alten, verdienſtvollen
Vereins aufrichtig von allen begrüßt, werden die die Heimat
und unſere ſchöne Umgebung lieb haben. Dankbar werden ſich
viele erinnern oder erfahren, was die Stadt Darmſtadt und ihre
Bevölkerung dem alten Verein, insbeſondere ſeinem
unvergeſſe=
nen langjährigen Führer, Herrn Geh. Staatsrat Wilbrand. zu
verdanken hat. Viele werden nicht wiſſen, daß in früheren
Jah=
ren ein großer Teil der Anlagen und ſchattenſpendenden
Baum=
reihen innerhalb der Stadt von dem Verſchönerungsverein
an=
gelegt wurde, ſo z. B. in der Wilhelminenſtraße der Annaſtraße,
auf dem Luiſenplatz, am alten Bahnhof, in der Heidelberger= und
Heinrichſtraße, am Infanterie=Exerzierplatz, an der kath Kirche
u. a. m. In dem Maße, wie die Stadtverwaltung dieſe Anlagen
als heute ſelbſtverſtändliche kommunalpolitiſche Aufgabe
über=
nahm, richtete ſich die Tätigkeit des Verſchönerungsvereins mehr
auf die Umgebung der Stadt, insbeſondere den Wald. Was hier
in jahrelanger beſcheidener und ſich nie vordrängender Arbeit auf
ſtändiges ſtilles Beobachten und Anregen Wilbrands geleiſtet
worden iſt, davon können die entzückenden Fußwege in unſeren
Wäldern, die zahlreichen bequemen Ruhebänke und Schutztempel,
die Anlagen auf der Kraftsruhe, der Kühruhe (Wilbrandshöhe),
dem Prinzenberge und vieles andere allen denen Kunde geben, die
ſie heute, ſei es unbewußt und ohne Kenntnis ihrer Entſtehung,
oder noch beſſer in dankbarer Erinnerung an ihren Schöpfer zu
ihrer Freude und Erholung genießen. Alle aber, werden ſich
freuen, wenn dieſe Arbeiten nunmehr durch den
Verſchönerungs=
verein fortgeſetzt werden ſollen. Alle aber werden gewiß auch
gerne und dankbar dafür eine Hilfe leiſten durch den geringen
Mitgliederbeitrag zum wiederauflebenden Verſchönerungsverein.
Es gilt, zunächſt wieder den alten Mitgliederbeſtand neu zu
feſti=
gen und neue Mitglieder zu gewinnen. In Kürze wird der
Vor=
ſtand allen alten Mitgliedern ein Rundſchreiben zugehen laſſen
mit der Bitte, den Jahresbeitrag für 1930 möglichſt bald auf
Bank= oder Poſtſcheckkonto des Verſchönerungsvereins einzuzahlen,
wenn er nicht bei ihnen erhoben werden ſoll. Dann aber müſſen
neue Freunde und Mitglieder gewonnen werden. Es wird heute
ſchon dringend um Werbung neuer Mitglieder und um
Neuan=
meldungen erſucht, die jederzeit bei dem obengenannten
Vor=
ſitzenden des Vereins (Forſtamt Darmſtadt, Holzhofallee 10,
Tel 2897), oder bei dem Schriftführer, Herrn Oberrechnungsrat
Hill (Tel. 2295, Heſſ. Landesbank), oder auch bei dem
Verkehrs=
büro am Ernſt=Ludwigsplatz erfolgen können, bei dem gleichzeitig
auch die Beitragszahlung für 1930 erledigt werden kann.
Die nächſte billige Sonderfahrt durch die Wunderwelt der
Alven und nach Venedig geht, wie der Verkehrsverein Darmſtadt
mitteilt, am 3. Sept. hier ab. Es wird auf die heutige Anzeige
ver=
wieſen.
Aerztlicher Sonntagsdienſt: Iſt wegen plötzlicher
Erkran=
kung ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der
Haus=
arzt zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am
Sontag, den 17. Auguſt 1930 folgende Aerzte zu deſſen Vertretung
bereit: Dr. med. Nahn, Saalbauſtr. 76, Tel. 763; Dr. med.
Stern II., Ernſt=Ludwigſtr. 19, Tel. 2587; Dr. med.
Wiß=
mann, Stiftsſtr. 7, Tel. 1978.
— Kärtnerabend. Schon oft hatten wir in den Mauern Darmſtadts
Gelegenheit, uns an den Vorführungen auslandsdeutſcher Spielſcharen
zu erfreuen. Dieſes Vergnügen gewährte allen V.D.A.=Freunden am
Freitag abend in der vollbeſetzten Turnhalle der Eleonorenſchule eine
Kärntnervolkskunſtgruppe, die auf Einladung des Heſſiſchen
Landesver=
bandes für das Deutſchtum im Ausland dieſen Monat unſer
Heſſen=
land bereiſt. In einer kleinen Begrüßungsanſprache heißt Fräulein
Speckhart alle Anweſenden, insbeſondere aber unſere Schweſtern und
Brüder aus Klagenfurth, herzlich willkommen und wünſchte den
Be=
ſuchern vergnügte und frohe Stunden. Nun nimmt unter der Leitung
des Herrn Lehrer Bruno Czeitſchner die Vortragsfolge ihren Anfang.
Der erſtaunlich gut geſchulte Chor bringt in prächtigen Klangfarben die
Kärtnerlieder: „Ja grüeß ank Got!”. „Es woer amal a Abend ſpat”
und viele andere ſchöne Volksweiſen zu Gehör. Unter anderem
ent=
wickelt der Gruppenleiter in einer Anſprache die Geſchichte des
Kärnt=
nerlandes; er erzählt von den Freiheitskämpfen und bringt das
Ge=
löbnis aus: „Wir Kärtner geben nicht zu, daß auch nur ein Fußbreit
unſeres Heimatbodens von Deutſchland, abgeriſſen wird”; dieſe Worte
löſten ſpontanen Beifall aus. Insbeſondere der Erwähnung würdig
ſind die verſchiedenen Landler, Tänze, in denen ſich echtes
Volksempfin=
den und Volkskraft erhalten hat. Wunderbare Stellungen und
Be=
wegungen zeigten der Figuven= und Treffnerlandler, die auch in
herr=
licher Weiſe Werben und Liebe, Verſchmähung und Eiferſucht zum
Ausdruck brachten. Der allgemeinen Begeiſterung, die dieſe in
pracht=
vollen Trachten gekleideten Mädels und Burſchen und ihre
Darbie=
tungen hervorriefen, erwächſt eine Rede des Herrn Oberſtudiendirektors
Kiſſinger, in der er „als Herr des Hauſes” Fräulein Speckhardt und
Herrn Dr. Scheuring für ihre aufopfernde Mühe, die ſie zur
Geſtal=
tung dieſes Abends aufwandten, von Herzen in aller Anweſenden
Namen dankte. Auch dem V.D.A.=Orcheſter des Realgymnaſiums, das
die Vorführungen in einen Rahmen packender Marſchklänge gebracht
hatte, ſpricht der Redner ſeinen Dank aus. Weiterhin richtet Herr
Oberſtudiendirektor Kifſinger einige Worte liebevoller Fürſorge und
lobender Anerkennung an unſere Kärtner Freunde und gibt dieſen die
Verſicherung, daß ihnen überall, wo ſie hinkämen, die Tore offen
ſtünden. Mit einem dreifachen Hoch auf unſer deutſches Volk und dem
„Deutſchlandlied” endet der erlebnisreiche Abend.
— Orpheum. Zwei Volksvorſtellungen „Mein
Vetter Guſtav”. Heute Sonntag, 17., und morgen Montag,
18. Auguſt, abends 8.15 Uhr, geht der geſtern mit viel Beifall
auf=
genommene Schwank. Mein Vetter Guſtav” bei volkstümlichen
Preiſen in Szene. — Dem Publikum iſt nur heute Sonntag und
morgen Montag Gelegenheit gegeben, dieſen tollen Schwank nach
amerikaniſchem Stil anzuſehen. — Guſtav Bertram ſpielt in
die=
ſem Stück drei Rollen, die ihm beſonders Gelegenheit an Draſtik
und Verwandlungsmöglichkeiten geben. Die geſtrige Aufführung
Vom Verſchönerungsverein Darmſtadt wird uns geſchrieben; hat ſich den vorangegangenen würdig angereiht. Die Beſetzung
Nachdem die Tätigkeit des nunmehr 67 Jahre alten Verſchöne= war, wie immer, glänzend. Guſtav Bertram und Marga Peter
rungsvereins, veranlaßt durch äußere Umſtände, jahrelang geruht ernteten reichen Beifall. Wir kommen auf die Aufführung noch
Schuarzkopf-Schaumpon
jetzt auch „Küssig‟:
Schwarzkopf Hussig
mit laarglans
Füt Béonde. Kamille Fün Dunkle: 966
Hasche 509 für mehrmaligen Gebrauch
(rV.11907)
Lokale Veranſtalkungen.
r erſcheinenden Notizen ſind ausfchllreülich als Hinweife anf Amsigen mbeha
im krinem Falle irgendwis ale Beſprichung oder Kridkt.
— Kriegerverein. Heute vormittag 11.30 Uhr auf dem alten
Darmſtädter Friedhof Gravelotte=Gedächtnisfeier der vereinigten
Krie=
gervereine, wozu die Kameraden des Vereins recht zahlreich erſcheinen
wollen. Treffpunkt am Tierbrunnen Nieder=Ramſtädter Straße.
— „Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte
und Heimatkunde. Nächſte Veranſtaltung: Donnerstag abend
8.30 Uhr im Eintrachtſaal, Eliſabethenſtraße 12.
Fragenbeantwortungs=
abend über allerlei Alt=Darmſtädtiſches”. (Geſchloſſener Kreis, nur
Mitglieder und eingeführte Gäſte.)
Konzert mit Tanz findet im Hotel Prinz Heinrich
heute Sonntag abend ſtatt.
Aus den Parkeien.
— Die Kandidaten des Landbundes. Vom Heſſ.
Landbund und der Vereinigten freien rheinheſſiſchen Bauernſchaft
ſind für die kommende Reichstagswahl in Heſſen folgende
Kan=
didaten aufgeſtellt worden: 1. Landwirt Wilhelm Dorſch 2.,
Wöl=
fersheim (Oberheſſen). 2. Landwirt Konrad Karl Glaſer,
Nord=
heim. 3. Gutsbeſitzer Ernſt Moſſel, Marienborn, 4. Landwirt
Wilhelm Fenchel, Ober=Hörgern. 5. Landwirt Adam Friedrich,
Ober=Moſſau. 6. Landwirt und Winzer, Philipp Joſef Jäger,
Ockenheim. 7. Landwirt Robert Schmidt, Steinheim 8.
Land=
wirt Heinrich Funk, Harreshauſen. 9. Landwirt Dr. Otto Möbus,
Siefersheim.
Tageskalender für Sonntag, den 17. Auguſt 1930.
Orpheum 20.15 Uhr: „Mein Vetter Guſtav” — Konzerte:
Schloßkeller, Kaffee Oper. Hotel Schmitz, Bockshaut
Reſtau=
rant Bender, Reichshof, Sportplatzreſtaurant, Zum Datterich,
Kaffee Jöſt, Hotel zur Poſt, Spaniſche Bodega, Haferkaſten.
Kaffee Aſtoria, Bürgerhof, Weinſtuben zum Kaplan, Hotel
Prinz Heinrich. — Herrngartenkaffee:
Nachmittags=
konzert. — Rummelbräu, 16 und 20 Uhr; Konzert.
Ludwigshöhe 16 Uhr: Konzert. —
Kinovorſtel=
lungen: Union=Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.
Aus Heſſen.
35 Jahre Evangeliſcher Mädchenverein Pfungftadt.
Cp. Pfungſtadt, 16. Aug. Der Evangeliſche Mädchenverein
Pfung=
ſtadt kann in dieſen Tagen, wie bereits kurz berichtet, auf ein 35jähriges
Beſtehen zurückblicken. Er wurde im Jahre 1895, zu einer Zeit, in der
Jugendarbeit noch wenig Verſtändnis fand, gegründet. Er entſtand aus
Zuſammenkünften, die die Schweſter Auguſte Haybach mit der
weib=
lichen Jugend Pfungſtadts hatte, in denen ſie dieſer Belehrung und
Er=
bauung zuteil werden ließ. Zehn Jahre lang leitete Schweſter Hahbach
den ſo entſtandenen Jungfrauenverein. Von 1905 bis 1909 teilten ſich
Pfarrer Römheld und ſeine Frau in die Leitung des Vereins. Dann
übernahm Frau Emilie Hüttenberger die Arbeit, die ſie faſt 15 Jahre
lang in Treue und Hingabe leiſtete, 1923 übernahm Pfarver Knab aus
Guſtavsburg die Vereinsleitung. Bei ſeiner Rückkehr nach Guſtavsburg
1924 gab er ſie an Pfarrverwalter Rau ab, während jetzt Pfarrer Strack
dem Mädchenverein vorſteht. Aus der Geſchichte des Vereins iſt weiter
hervorzuheben, daß er ſeit ſeinem Beſtehen ungefähr 4000.
Zuſammen=
künfte hatte. 1916 trat er dem Verband der Evangeliſch=weiblichen
Jugend Heſſens und dem Reichsverband bei. Stets war der Verein
bemüht, ſich in den Dienſt der evangeliſchen Gemeinde zu ſtellen, wann
es galt, dieſe zu unterſtützen. Das Jubiläum wird am Sonntag, den
17. Auguſt, gefeiert, und zwar verbunden mit dem
Kreisverbands=
feſt des Kreiſes Darmſtadt der Evangeliſch=weiblichen Jugend
in Heſſen. Am Sonntagvormittag findet ein Feſtgottesdienſt ſtatt.
Nach=
mittags ſoll ein kleiner Feſtzug ſtattfinden und im Anſchluß daran eine
Waldfeier mit Muſik, Theater, Neigenaufführungen uſw. Es wird
zahlreiche Beteiligung auch von auswärts erwartet.
Cp. Pfungſtadt, 16. Aug. Der Gemeinderat ſetzte bei
voll=
zähliger Beteiligung dieſer Tage die Beratung des
Gemeindevorm=
ſchlages für das Rechnungsjahr 1930 beim Kapitel Schulen fort. Auch
hierbei kam es auf Grund mehrerer Anträge zu einer ſehr
ausgedehn=
ten Diskuſſion, die nicht immer nur auf den Voranſchlag Bezug hatte,
ſondern die Erziehungsfragen vielfach nach dem Parteiſtandpunkt
kriti=
ſterte. Unter anderem wurde der Antrag, den eingeſetzten Betrag für
Frühſtück an arme Kinder während der Wintermonate von 1200 RM.
auf das Doppelte zu erhöhen, mit 10 gegen 8 Stimmen angenommen.
Dagegen wurde der Antrag, den eingeſetzten Betrag für Schulfeiern von
200 RM. auf 100 RM. zu ermäßigen, mit 10 gegen 8 Stimmen
abge=
lehnt. Der Antrag, den Betrag für Kanalgebühren Kaminfegerlohn.
Kiesbeſchaffung, Bauunterhaltungen uſw., um 200 RM. auf 1000 RM.
zu ermäßigen, wurde mit 12 gegen 6 Stimmen angenommen. Ein
An=
trag, für Schulausflüge 2000 RM. einzuſtellen, wurde mit allen gegen
2 Stimmen abgelehnt. Ein Antrag auf Einführung der Lehr= und
Lernmittelfreiheit fand mit allen gegen zwei Stimmen Ablehnung.
Dann ging man zum Kapitel 33 (Gemeindefriedhöfe) über, wobei die
Anträge auf Kommunaliſierung des Beerdigungsweſens, Wegfall der
familiengräber, Schaffung eines Urnenhaines uſw., bis zu dem in
Aus=
ſicht genommenen Umbau der Friedhofshalle wieder zurückgezogen
wur=
den. Hierauf wurden die im Voranſchlag vorgeſehenen Beträge
ein=
ſtimmig genehmigt. Sodann wurden die Kapitel 34 und 35, Straßen
und Kanäle, durchberaten. Die Weiterberatung evfolgt zu Beginn der
kommenden Woche.
Aa. Eberſtadt, 16. Aug. Beginn des
Konfirmanden=
unterrichts. Der Konfirmandenunterricht hat begonnen. Wie
üb=
lich, findet aus dieſem Anlaß auch dieſes Jahr ein beſonderer
Einfüh=
rungsgottesdienſt ſtatt. Dieſer feierliche Gottesdienſt wird am
Sonn=
tag nachmittag (2 Uhr) abgehalten. — Schachwettkampf. Am
Sonntag vormittag findet in der „Traube” ein Schachwettkampf (
Nück=
ſpiel) zwiſchen dem hieſigen Schachklub und dem Klub der Schachfreunde
Frankfurt ſtatt. — Einweihung des neuen Tennisplatzes.
Der Tennisklub Ebevſtadt weihte am Samstag nachmittag ſeinen
Ten=
nisplatz in der „Villenkolonie” in einfacher Weiſe ein.
J. Griesheim, 16. Aug. Gemeinderatsbericht. Die letzte
Gemeinderatsſitzung ſtand in der Hauptſache unter dem Zeichen des
Gemeindevoranſchlages für das Rechnungsjahr 1930. Vor Beginn der
Tagesordnung wurde ein vorgelegter Antrag, das Verhalten der
Darm=
ſtädter Schutzpolizei betreffend, nach lebhafter Debatte angenommen.
Hierauf wurde in die Tagesordnung eingetreten. Der Voranſchlag
wurde rubrikweiſe durchberaten, wobei die von der Finanzkommiſſion
gemachten Vorſchläge Annahme fanden. Die Verabſchiedung des
Vor=
anſchlages ſoll in der nächſten Gemeinderatsſitzung erfolgen. — Dem
Antrag des Kommuniſten Liederbach auf Anbringung von Ortstafeln
zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen an der
Bürger=
meiſterei und am Rathaus wurde zugeſtimmt. — Von ſeiten des
Kreis=
amtes Darmſtadt war der Erlaß einer neuen Polizeiverordnung über
das Betreten des Truppenübungsplatzes in Vorſchlag gebracht, die mit
einigen Abänderungsvorſchlägen die Billigung des Gemeinderates fand.
— Am Montag, 18. Auguſt d. J.. abends 8 Uhr, findet auf dem
Nat=
haus eine Gemeinderatsſitzung mit folgender Tagesordnung ſtaſtt:
1. Einführung des neugewählten Beigeordneten: 2. Genehmigung des
Gemeindevoranſchlages für 1930; 3. Verkauf eines Geländeſtreifens an
Wilhelm Baumgärtner; 4. Geſuch der Hausmeiſter König und Leber
um Regelung ihrer Urlaubsverhältniſſe; 5. Mitteilungen; 6. Steuer=
und Stundungsgeſuche; 7. Wohlfahrts= und Armenſachen.
G. Ober=Ramſtadt, 16. Aug. Geſellenprüfung. Der
Orts=
gewerbeverein Ober=Ramſtadt weiſt darauf hin, daß für die im
Sep=
tember d. J. ſtattfindende geſetzliche Geſellenprüfung Anmeldungen
unter Vorlage des Lehrvertrages und eines ſelbſtgeſchriebenen
Lebens=
laufes bis ſpäteſtens B3. Auguſt d. J. an den Vorſitzenden des
Prü=
fungs=Ausſchuſſes, Dachdeckermeiſter Peter Müller, Kirchſtr. 22, hier,
ein=
zureichen ſind und bei der Anmeldung die Prüfungsgebühr mit 7 Aik.
zu entrichten iſt.
Cl. Olfen, 16. Aug. Schweres Brandunglück. Geſtern
nacht, kurz vor 12 Uhr, ertönte in unſerem Dörfchen plötzlich
Feuer=
alarm. Bis der Brand ſchließlich bemerkt wurde, ſtanden ſchon die
Scheuer und drei Wagenſchuppen des Landwirts Jakob Siefert in
hel=
len Flammen. Alles verbrannte, ſämtliches Inventar und die
Ernte=
vorräte, ſo daß die ſo fleißigen Leute nun vor einem Nichls ſtehen. Die
Feuerwehr, war raſch zur Stelle. Das Wohnhaus wurde gerettet,
ebenſo das Vieh. Die Urſache iſt noch nicht geklärt. Der Schaden iſt
ſehr beträchtlich, da nur zum Teil durch Verſicherung gedeckt.
W. Heppenheim a. b. B., 16. Aug. Preisgekrönte Schüler.
Bei einem Schülerzeichenwettbewerb zur Erlangung von Diplomen für
gute Aufſätze über Eindrücke Jugendlicher bei der Heſſiſchen
Wander=
ausſtellung für Geſundheitspflege und ſoziale Fürſorge konnten auch
Schüler aus unſerem Heimatgebiet preisgekrönt werden. In der
Ab=
teilung für höhere Schrlen errang Heinz Müller von der
Oberreal=
ſchule Heppenheim den 3. Preis. In der Abteilung für Volksſchule
er=
hielten H. Hofmann=Viernheim einen zweiten und H. Kolb=Hornbach
einen dritten Preis. — Landwirtſchaftliche Schule. De=
Verein der ehemaligen Schüler der landwirtſchaftlichen Schule
Heppen=
heim veranſtaltet zuſammen mit dem landwirtſchaftlichen Bezirksverein
für den Kreis Heppenheim am kommenden Sonntag (24. Auguſt) eiuen
Lehrausflug auf das Gut Rineck bei Mosbach in Baden. Das Gut
zeichnet ſich beſonders durch ſeine Weidewirtſchaft und durch ſeinen
Obſtbau aus. Außerdem iſt dort ferner eine Schweinezuchtſtation der
badiſchen Landwirtſchaftskammer. Wer ſich an dem Ausflug beteiligt,
muß ſich ſpäteſtens bis zum 20. Auguſt beim Landwirtſchaftsamt
Hev=
venheim gemeldet haben. Die Fahrkoſten belaufen ſich auf etwa 6 RM.
— Witterungsſchaden. Das anhaltende Regenwetter hat den
Ernteergebniſſen empfindlich geſchadet. Man kommt auch mit den
land=
wirtſchaftlichen Arbeiten nur ſehr langſam varwärts. Das Getreide iſt
in der Ebene mehr und in den Odenwaldorten weniger geborgen und
hat an ſeiner Güte ſtark gelitten. Bei den Frühkartoffeln iſt bereits
ſtarke Fäulnis feſtzuſtellen. Die Obſtreife ſchreitet nur langſam
vor=
wärts. Die Ernte des Frühobſtes war nur gering, da durch den
an=
haltenden Regen Aprikoſen, Pfirſiche, Pflaumen uſw. platzten und
ſaul=
ten. Das ſtürmiſche Wetter der letzten Tage brachte von dem geringen
Behang der Aepfel= und Birnbäume viel zu Fall. Die Ausſichten ſind
hier auch ſehr ſchlecht. Auch die Hoffnungen, die man zu Beginn des
Sommers für ein gutes Weinjahr hatte, ſind geſchwunden. Nicht nur,
daß das Regenwetter die Rebkrankheiten begünſtigt, beeinflußt es auch
ſehr ungünſtig die Reife der Trauben.
— Hirſchhorn, 16. Aug. Waſſerſtand des Neckars am
15. Auguſt: 0,86 Meter; am 16. Auguſt: 1.16 Meter. (Morg. 5.30 Uhr.)
— Büdingen, 16. Aug. Ein Zirkuszelt vom
Sturm=
wind zerſtört. Bei dem letzten Sturm riß ein Windſtoß das große
Zelt, das der Zirkus Holzmüller hier für ein zweitägiges Gaſtſpiel
auf=
richten wollte, zuſammen. Zum Glück konnten ſich alle
Zirkusangeſtell=
ten, die dabei beſchäftigt waren, in Sicherheit bringen, ſo daß niemand
verletzt wurde. Die Decke wurde ſchwer beſchädigt und muß erſt
reba=
riert werden.
— Gießen, 16. Aug. Die hefſiſche Garniſon rückt ins
Manöver. Die heſſiſche Garniſon, das in Gießen ſtehende erſte
Bataillon des 15. Infanterie=Regiments, wird am Montag abend nach
dem Truppenübungsplatz Döberitz zu den diesjährigen Truppenübungen
= abrücken. In der Zeit vom 13. bis 19. September nimmt das
Batail=
lon an den großen Manövern im Maingebiet und Thüringer Wald teil
= und wird am 2. September wieder in die heſſiſche Garniſon Gießen
zurückkehren.
Nummer 226
Sonntag, den 17. Auguſt 1930
Seite 7
Zur Aufklärung des Publikums!
Vom R.V. Deutſcher Lichtſpieltheaterbeſitzer wird uns
ge=
ſchrieben:
Seit einigen Tagen wird ein vom Deutſchen Muſikerverband
und der Internationalen Artiſtenloge gemeinſam unterzeichnetes
Flugblatt verbreitet, in dem das Publikum zum Boykott der
Ton=
film=Kinos aufgefordert wird. Schon im April dieſes Jahres hat
der erſtgenannte Verband durch Verbreitung einer Flugſchrift das
Publikum im gleichen Sinne zu beeinfluſſen verſucht.
Seit der Höhenentwicklung des Tonfilms hat ſich nicht nur
die deutſche Fach= und Tagespreſſe, ſondern die geſamte
Welt=
preſſe vielfach in den Dienſt des Tonfilms geſtellt. Es iſt
gelun=
gen, die Tonfilmdarbietungen aus dem früheren Verſuchsſtadium
herauszubringen und Vorführungen zu bieten, die den
berechtig=
ten künſtleriſchen Anſprüchen des Publikums Genüge leiſten.
Darüber hinaus wird unermüdlich am weiteren Ausbau von
Auf=
nahme= und Wiedergabe=Apparaturen gearbeitet, und die
Erfah=
rungen, die man mit den neueſten Tonfilmen gemacht hat,
be=
weiſen die erzielten künſtleriſchen und techniſchen Fortſchritte.
Es mag den Tatſachen entſprechen und iſt auch an ſich eine
bedauerliche Begleiterſcheinung, daß durch die Erfindung des
Ton=
filmes zahlreiche Muſiker brotlos geworden ſind. Dies iſt jedoch
eine Beobachtung, die man bei allen großen Erfindungen ſtändig
machen kann! Hieraus aber Gründe zur abwegigen
Beeinfluſ=
ſung des Publikums herzuleiten, dürfte nicht angebracht und auch
wirkungslos ſein, da es bisher niemals auf der Welt gelungen
iſt, ſich der techniſchen Weiterentwicklung mit derartigen
Argu=
menten erfolgreich in den Weg zu ſtellen!
Sämtliche heute beſtehenden Tonfilm=Apparaturen beruhen in
mehr oder minder ſtarkem Maße auf den gleichen
Wiedergabe=
möglichkeiten, wie ſie die Radioentwicklung mit ſich gebracht hat.
So kann von der heutigen Tonfilm=Wiedergabe mindeſtens
be=
hauptet werden, daß ſie allen Radiodarbietungen künſtleriſch
gleichwertig iſt.
Wenn der Standpunkt der beiden Verbände wirklich nur auf
kulturellen und künſtleriſchen Momenten aufgebaut iſt, ſo hätte
man erwarten müſſen, daß vor allen Dingen der Deutſche
Muſiker=
verband in ſeiner Flugſchrift auch gegen alle Radiodarbietungen
Sturm gelaufen wäre. Statt deſſen begrüßte der Deutſche
Muſi=
kerverband die Entwicklung des Radios, ſchon allein aus dem
Grunde, weil dieſelbe zahlreichen Muſikern neue
Erwerbsmöglich=
keiten gebracht hat.
Beſonders intereſſant dürfte für das Publikum auch die
Feſt=
ſtellung ſein, daß, während der Deutſche Muſikerverband verſucht,
gegen den Tonfilm zu hetzen, er nach der anderen Seite hin ſich
gleichzeitig an die Spitzenorganiſation der Deutſchen Filminduſtrie
gewandt hat und zur Behebung der Arbeitsloſigkeit in ſeinen
Reihen bat, durch einen Beſchluß ſtärkere Arbeitsmöglichkeiten für
ſeine Mitglieder bei der Filmherſtellung zu ſchaffen. — Obwohl
dem Deutſchen Muſikerverband bekannt iſt, daß die deutſche
Film=
fabrikation heute faſt hundertprozentig auf Tonfilme umgeſtellt iſt
und ſeine Mitglieder demnach nur zur Herſtellung von
Ton=
filmen Verwendung finden können, wurde dieſer Wunſch
ge=
äußert, dem die Spitzenorganiſation loyalerweiſe vorbehaltlos
entſprach.
Aus Obigem kann man mit aller Deutlichkeit feſtſtellen, wie
wenig es dem Deutſchen Muſikerverbande bei ſeiner Hetze gegen
den Tonfilm auf die Wahrung der nach ſeiner Anſicht verletzten
künſtleriſchen und kulturellen Werte ankommt, und wie ſehr es
ihm letzten Endes nur um die vermehrte Beſchäftigung ſeiner
Mitglieder zu tun iſt. — Dabei hat der Deutſche Muſikerverband
was beſonders hervorgehoben zu werden verdient — bei ſeiner
Aktion noch nicht einmal ſeine Mitglieder geſchloſſen hinter ſich.
Schon ſind zahlreiche Stimmen organiſierter Muſiker laut
gewor=
den, die ein derartiges unqualifizierbares Vorgehen ihrer
Orga=
niſation ſchärfſtens verurteilen.
Der Aufklärung des Publikums aber diene weiterhin, daß
außer bei der Tonfilmherſtellung heute wieder zahlreiche Muſiker
in den deutſchen Lichtſpieltheatern bei, der Tonfilmabſtimmung
erneut Verwendung und damit ihr Brot gefunden haben.
Die Zahl der durch die Tonfilmentwicklung entlaſſenen
Mu=
ſiker iſt — was ebenfalls betont werden muß — verſchwindend
klein gegenüber der Zahl derienigen, die durch den Bau der
not=
wendigen Apparaturen= und Anlagen ſowie bei der
Tonfilmher=
ſtellung und =wiedergabe neue lohnende Arbeitsgelegenheiten
ge=
funden haben und dadurch mit ihren Familien der öffentlichen
Wohlfahrtspflege nicht zur Laſt fallen.
Deutſche Kriegsgräberfürſorge.
Ein Schmerzenswort und ein Schmerzenskind für viele, viele
deutſche Familien — ohne Unterſchied des Standes, der Konfeſſion
und der politiſchen Einſtellung —, die einen teuren Toten in
fremder Erde ruhen haben. Viel iſt in den Tageszeitungen und
ſonſtigen Blättern ſchon darüber geſchrieben worden. Und es iſt
nicht zu viel geſagt, denn immer wieder müſſen die Herzen warm
und die Hände offen gemacht werden, um endlich das zu erreichen,
was wir den teuren Toten, die für des Vaterlandes Ehre und
Größe und Fortbeſtand gekämpft und gelitten haben und geſtorben
ſind, ſchulden: nämlich, ihre letzte Ruheſtätte würdig herzurichten
und zu erhalten. Und was daran in Feindesland noch fehlt, das
wiſſen vielleicht viele unſerer Volksgenoſſen nicht recht. Darum
iſt es immer wieder nötig, darauf hinzuweiſen und zu Opfern
aufzufordern, denn das große Werk verlangt auch große Opfer an
Arbeit und Geld.
Um nun auch ſein Scherflein dazu beizutragen, hat der
Ver=
band Heſſiſcher Regimentsvereine ſeine Auguſt=
Erinnerungsfeier unter dieſe große und pietätvolle
Auf=
gabe geſtellt und will bei dem am 23. Auguſt ſtattfindenden
Kon=
zert im Saalbaugarten den Reinertrag reſtlos der „Deutſchen
Kriegsgraberfürſorge” überweiſen. Es iſt deshalb Ehrenpflicht
nicht nur aller Angehörigen der im Weltkriege Gefallenen oder
Geſtorbenen, ſondern der geſamten Einwohnerſchaft, durch Beſuch
dieſes Abends ihr Scherflein beizutragen, zumal das
Eintritts=
geld nur 50 Pf. im Vorverkauf beträgt, ſo daß nur ein
Maſſen=
beſuch einen finanziellen Erfolg gewährleiſten kann.
Wir laden deshalb herzlich zu dieſem vaterländiſchen Abend
ein, der außer dem guten Zweck jedem Beſucher noch einen hohen
muſikaliſchen Genuß bieten wird, da ſich die Ortsgruppe des
Reichsbundes ehemaliger Militärmuſiker in uneigennützigſter
Weiſe für dieſen Abend zur Verfügung geſtellt hat und in
bekann=
ter künſtleriſcher Ausführung das Abendprogramm beſtreiten
vird. Man wolle ſich beizeiten mit Karten verſehen, die in den
auf den Plakaten verzeichneten Vorverkaufsſtellen zu haben ſind.
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Seite 8
Sonntag, den 17. Anguf 1930
Nummer 226
Ooolt Spler und Tat nen.
Rot=Weiß — S.V. Ludwigsburg.
Heute vormittag 11,30 Uhr im Hallenſchwimmbad ſtehen ſich
die Tabellenzweiten von Württemberg=Baden und Main=Heſſen
gegenüber. Auf die Bedeutung dieſes Spiels iſt bereits
hinge=
wieſen worden, iſt doch Rot=Weiß nach Ausſcheiden Jung=
Deutſch=
lands als einziger Vertreter Darmſtadt und des Bezirks noch im
Rennen. Ludwigsburgs ſtark verjüngte Mannſchaft beſitzt eine
beachtliche Spielſtärke und darf nicht unterſchätzt werden.
Ge=
lingt den Rot=Weißen ein Sieg über die Schwaben, dann treffen
ſie in der Vorſchlußrunde auf den mehrmaligen ſüddeutſchen
Meiſter Bayern 07 in Nürnberg. Es iſt ein flinkes Spiel zweier
gleichſtarker Mannſchaften zu erwarten. Der Eintrittspreis
er=
möglicht jedem den Beſuch.
Handbalkampf Zentſchland-Schweiz.
Die deutſche Elf.
Gelegentlich des Leichtathletik=Länderkampfes Deutſchland—Schweiz
wird am 31. Auguſt in Freiburg (Br.) auch ein Handballſpiel
zwiſchen den beiden Ländern ausgetragen. Es iſt dies das erſte Mal,
daß die Eidgenoſſen mit einer Handball=Nationalmannſchaft an
die Oeffentlichkeit treten. Die Deutſche Sportbehörde hat ihre
Mann=
ſchaft bereits nominiert. Es ſollen ſpielen:
Irion
(FSV. Frankfurt)
Denzer Einwächter
(Sp. Vg. Fürth) (Mainz 00)
Gebhardt
Delp
Otto
(P. S. V. Darmſtadt) (Sp.Vg. Fürth) (S.V. 98 Darmſtadr)
Bohl Huber Freund Werner Feik
(. S. V. Darmſtadt) (alle S.V. 98 Darmſtadt).
Für Frion dürfte vorausſichtlich auch Bender (V.f.R. Schwanheim) im
Tor ſpielen. Im übrigen handelt es ſich, wie die Aufſtellung zeigt,
um eine rein ſüddeutſche Mannſchaft, die indeſſen ſtark genug ſein
dürfte, um die noch wenig ſpielſtarke Schweiz zu ſchlagen.
Sp.V. Darmſtadt 98 — Tv. Frieſenheim
von der Turnerkreisleitung nicht genehmigt.
Die ſchon ſeit 3 Wochen feſt abgeſchloſſene Begegnung des
deutſchen Turnermeiſters und des ſüddeutſchen Handballmeiſters
kann leider nicht ſtattfinden, da die Kreisleitung der Turnerſchaft
das Spiel nicht genehmigte. Welche Gründe für die
Nichtgenehmi=
gung vorhanden ſind, war noch nicht zu erfahren, da die Abſage
erſt heute eintraf. Hoffentlich wird dieſe Verfügung nicht für
ſpäter aufrecht erhalten, da ſie ſonſt ſchwer mit den Berliner
Spitzenabmachungen in Einklang zu bringen wäre.
Handball=Pokalturnier der Sportabtla. Merck=Darmſtadt.
Wir verweiſen nochmals auf das heute morgen halb 10 Uhr
be=
hinnende Handballpokalturnier auf dem Mercks=Sportplatz an der
Maul=
beer=Allee. Es treten ſich am heutigen Morgen die vier Teilnehmer
gegenüber, und zwar: Polizeiſportverein Darmſtadt, Sportvereinigung
Arheilgen, Eintracht Darmſtadt und S. K.M.D. Um 3 Uhr nachmittags
beginnt das Spiel der beiden Unterlegenen des Vormittags um den
3. und 4. Platz, hiernach treten ſich die beiden Sieger aus den
Vor=
mittagsſpielen um den Pokal und den 2. Platz gegenüber. Das
Hand=
ball=Pokalturnier iſt als „offizielle” Platzeinweihung gedacht; ihm ſind
geſtern abend leichtathletiſche Vereinswettkämpfe vorausgegangen, deren
Ergebniſſe ebenfalls morgem abend bekannt gegeben werden.
Handball in der 2.T.
Tgm. 1846 1. — T. V. Heppenheim 1.
Vor den nun beginnenden Pflichtſpielen findet heute
nach=
mittag 3,30 Uhr auf dem Platze am Oſtbahnhof das letzte
Freund=
ſchaftsſpiel der 1846er ſtatt. Als Gegner iſt der T.V. Heppenheim
verpflichtet, der erſt ſeit dieſem Jahre in der Meiſterklaſſe ſpielt,
aber eine ſehr flinke, ſpielſtarke Mannſchaft darſtellt. Da ſich auch
Darmſtadt in Hochform befindet, dürfte ſich ein ſchönes Spiel
ent=
wickeln, deſſen Beſuch beſtens empohlen werden kann. — Vorher,
um 1 Uhr, ſpielt die Jugend und um 2.15 Uhr die 2. Mannſchaft
gegen die gleichen Mannſchaften Heppenheims.
Main=Rhein-Gau — Deulſche Turnerſchaft.
Schwimm=Werbeveranſtaltung in Arheilgen.
Der Turnverein Arheilgen hat einzelne größere
Veranſtal=
tungen, die beſonders Werbezwecken dienen ſollen, in ihren
Ar=
beitsplan für die nächſte Zeit aufgenommen. Nachdem am
ver=
floſſenen Sonntag der Tv. mit einigen Waſſerballſpielen
auf=
warten konnte, die einen ſehr guten Beſuch ſeitens des
ſport=
freundlichen Publikums von Arheilgen zu verzeichnen hatte,
ſoll der heutige Tag eine Vereinsveranſtaltung für das
Schwim=
men werden. Sehr intereſſant wird dieſer Werbetag geſtaltet
durch die Mitwirkung einiger auswärtiger Vereine wie: Rot=
Weiß Darmſtadt, Tgde. Sprendlingen, Tv. Pfungſtadt, Tv. Groß=
Gerau ſowie der Reichsbahn Darmſtadt und Frankfurt. Springen,
Staffeln und Waſſerballſpiele umfaßt das reichhaltige
Sport=
programm und dürfte nicht nur für Arheilgen, ſondern auch für
die nähere Umgebung ſeine Anziehungskraft ausüben. Die
Ver=
anſtaltung beginnt nachm. 2,30 Uhr und findet ſtatt auf dem
Gelände (Gemeindeſchwimmbad) am Arheilger Mühlchen.
Fußball.
Sportveranſtaltungen des A.F.C. Union 1930 auf der Rennbahn
3 Uhr nachmittags.
Liga — Liga Konkordia Gernsheim; 2. Mannſchaft — 2. Vikt.
Griesheim, vormittags 11 Uhr, dort; 1. Schüler=Mannſchaft —
1. Schüler von Germania Pfungſtadt, hier, vormittags 11 Uhr
(Rennbahn); 1. Jugend — 1. Jugend Groß=Umſtadt auf der
Rennbahn, 5 Uhr nachm.
Leichkakhlekik.
Rot=Weiß V.f.R.
Am heutigen Sonntag beteiligt ſich die Leichtathletik=
Abtei=
lung obigen Vereins an den in Münſter bei Dieburg anläßlich
der Laufbahneinweihung ſtattfindenden Wettkämpfen.
Darmftädter Sporkkalender.
Sonntag, den 17. Anguſt.
Waſſerball.
Waſſerball=Meiſterſchaft: Rot=Weiß Darmſt. — S.V.
Ludwigsburg.
Fußball.
Rennbahn: 1. F.C. Union 1913 — Concordia
Gerns=
heim.
Dornheimerweg: Reichsbahn Darmſtadt — Eintracht
Darmſtadt.
Stadion: Sp.V. 98 Darmſt. — Viktoria Aſchaffenburg.
Handball.
Maulbeerallee: Vorſpiele des Handballpokalturniers
der Sportabteilung Merck=Darmſtadt.
Maulbeerallee: Zwiſchenſpiel.
Maulbeerallee: Pokal=Endſpiel.
Dornheimerweg: Reichsbahn Darmſtadt 1. —
Turner=
ſchaft Griesheim 1.
4I.
Waſſerkuppe, 15. Auguſt.
Nachdem Kronfeld und Hurttig von ihren Streckenflügen
geſtern abend zurückgekehrt ſind, ließen ſich endgültig die von den
beiden Piloten zurückgelegten Flugſtrecken feſtlegen. Kronfeld hat
eine Strecke von 150,3 Kilometer überflogen und damit einen
neuen Weltrekord geſchaffen. Die auf dem Fluge erreichte
Höhe beträgt 640 Meter. Kronfeld hat mit dieſem Fluge ſeinen
bisherigen Rekord um etwa 1 Kilometer überboten. Der Verlauf
des Fluges war, wie Kronfeld erzählte, überaus ſchwierig. Es iſt
ihm gelungen, die Front zu erreichen und in ihrem Aufwind Höhe
zu gewinnen. Mit dieſer Front zog Kronfeld zum Thüringer
Wald, wo er etwas an Höhe verlor, da er ſich in der Zugrichtung
der Front geirrt hatte und, anſtatt an ihrer Vorderſeite zu
blei=
ben, in die Rückſeite der Front geraten war. Erſt dann erkannte
er, daß ſeine bisherige Taktik die falſche war, und er verſuchte
nun, nachdem er die Front von vorne nach hinten entlang gezogen
war, wieder ihre Vorderſeite zu erreichen, was ihm durch
teil=
weiſes Ausnützen von Hangaufwinden möglich wurde. Während
des Fluges unter der Front hatte Kronfeld ſehr mit den ſtarken
Böen zu tun und mußte einen Teil des Fluges in ſo heftigem
Regen durchführen, wie ihn Kronfeld nach ſeiner Erzählung
wäh=
rend ſeiner ganzen Fliegerlaufbahn noch nicht erlebt hat. So
ge=
langte er bis zum Frankenwald, als die Front abbog und er, um
eine größere Flugſtrecke zu erzielen, eine andere Richtung
ein=
ſchlagen mußte, die ihn numehr nach Hof führte. Heftige
Regen=
ſchauer, einbrechende Dunkelheit und tiefhängende Wolken, die die
Bergkuppen teilweiſe einhüllten, veranlaßten Kronfeld, den Flug
abzubrechen und zu landen. Nachdem nunmehr der nach Rehau
entſandte Sportleiter die genaue Landeſtelle vermeſſen hatte,
konnte, wie bereits oben mitgeteilt, die Flugſtrecke mit 150,3
Kilo=
meter feſtgelegt werden. Wenn es ſich auch bei dieſem Flug um
eine Verbeſſerung des bisher ebenfalls von Kronfeld gehaltenen
Streckenrekords handelt, ſo iſt der Hauptwert dieſes Fluges doch
nicht darauf zu legen, daß es ein neuer Rekord iſt, ſondern weit
größere Bedeutung verdient die Tatſache, daß Kronfeld manche
wertvolle Erfahrung von dieſem Fluge mitgebracht hat und ſo der
wiſſenſchaftlichen Erkenntnis des Wolkenfluges neue Unterlagen
gegeben hat. Der Flug zeigt wieder, in welcher Weiſe gerade beim
Segelflug Wiſſenſchaft und Sport ſich gegenſeitig ergänzen. Der
„Meteorologe” Kronfeld ſah die anrückende Front, die dem
„Segelflieger” Aufwand verſprach, und nach dem durchgeführten
Fluge konnte der „Segelflieger” Kronfeld dem „Meteorologen
Kronfeld die aus der Praxis gewonnenen Erfahrungen ver=
mitteln.
Der Streckenflug Hurttigs war ähnlich verlaufen wie der
vor=
jährige Wolkenflug Kronfelds: Plötzlicher ſteiler Anſtieg, kurz
darauf rapides Fallen, wieder raſcher Anſtieg, das Flugzeug hält
ſich nunmehr faſt eine Stunde in dieſer Höhe, kurzes ſteiles
Weg=
ſacken, und dann langer, gleichmäßiger Gleitflug. Hurttig hatte
auf dieſem Flug erſtmalig einen Streckenflug vor einer Front
durchgeführt und berichtet darüber, daß dieſer Flug wegen der
Gleichmäßigkeit der vor der Front aufſteigenden Luftſtrömung dem
Hangſegelflug weſentlich vorzuziehen ſei. Allerdings hat auch
Hurttig manche unangenehme Erfahrung gemacht, die im
weſent=
lichen darin beſtanden, daß er nach einem Vorſtoß vor die Front
erheblich in die Regenwolken hineingezogen wurde, ſobald er ſich
der nachrückenden Front wieder zukehrte. Hurttig hatte auch
ver=
ſäumt auf ſeinem Fluge einen Kompaß mitzunehmen und hat es
natürlich als überaus unangenehm empfunden, in der Wolke
jeg=
liches Gefühl für die Lage der Maſchine zu verlieren. Er hat auf
ſeinem Fluge eine Strecke von 51,5 Kilom. zurückgelegt und damit
eine ſehr ſchöne Leiſtung vollbracht.
Auch heute herrſcht wieder recht trübſeliges Wetter. Sturm
und vereinzelte heftige Regenſchauer behaupten nach wie vor ihre
Machtſtellung. Lediglich Oberleutnant Hemmer führte einen Flug
aus, um den Tagespreis für eine Entfernung von 4 Kilometer
mit Rückkehr zur Startſtelle zu gewinnen, konnte aber nur 3,8
Kilo=
meter erreichen.
Ak.
Bei den Volksturnmeiſterſchaften der D.T. gab es ſchon am
Sams=
tag in den Kämpfen der Frauen einige neue D. T.=Höchſtleiſtungen, und
zwar von Frl. Heuvelmann=Köln im Weitſprung mit 5,69 Meter und
von Frl. Stockhorſt=Duisburg im Schleuderballwerfen mit 76,65 Meter.
Wetterbericht.
Ausſichten für Sonntag, den 17. Auguſt: Anfänglich noch wechfelnd
wol=
kig mit einzelnen Schauern, dann aufheiternd, aber kühl.
Ausſichten für Montag, den 18. Auguſt: Teils wolkig, teils aufheiternd.
Meiſt trocken, tagsüber etwas wärmer.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Derantwortſich für Poiltk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Henilleten, Drich md
Ausland md Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmanni
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schtußdienſt: Andreas Bauer; für
„Dr Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bilb und Wert: Dr. Herbert Reitt
für, den Inſeratenteil und geſchäftliche Miittetlungen: Willo Kuble
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſchmtlich in Darmſtadt
Tr mperlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht üdern
Die heutige Nummer hat 20 Seiten
Geſchäftliches.
Neue Nenn=Siege auf Onnlov=Reifen.
Im Rennen auf dem Klauſenpaß, jener Paß=Straße, die nahem
unmögliche Anforderungen an Maſchine und Fahrer ſtellt, haben
Dun=
lop=Reifen wieder ihre Leiſtungsfähigkeit unter Beweis geſtellt. Kurven.
dauernd variierende Steigungen, dann eine Grade, wieder Kurven.
immer wieder muß die Fahrt verlangſamt werden, um dann in
kür=
zeſter Zeit wieder ein Maximum an Schnelligkeit zu erreichen. Und
trotzdem bedeuten die neuen Renn=Ergebniſſe keinen Stillſtand
gegen=
über den früheren, im Gegenteil, neue Rekorde wurden aufgeſtellt.
Beginn der Leipziger Herbſtmeſſe am 31. Anguſt 1930.
Alles Nähere über die Vorverkaufsſtellen für Meßabzeichen und
Meßadreßbücher ſowie über ſonſtige Auskunftsſtellen in
Meſſeange=
legenheiten erſehen Sie aus dem heutigen Inſerat des Leipziger
Meß=
amtes.
35. Preußiſch=Süddeukſche Klaſſenlokkerie.
6. Tag der 5. Klafſe. In der Vormittags=Ziehung
vom 15. Auguſt fielen: 2 Gewinne zu je 10000 RM. auf Nr.
182 775; 2 Gewinne zu je 5000 RM. auf Nr. 396 542; 4 Gewinne
zu je 3000 RM. auf Nr. 336280, 356 289; 12 Gewinne zu je 2000
RM. auf Nr. 12988, 17884, 197 502, 22334, 271 141, 340 479; 52
Gewinne zu je 1000 RM. auf Nr. 17077, 35 466, 37016, 44 221,
57887, 74 797, 79 701, 9280, 95 401, 111607, 111608, 112058,
122634, 19B8 193, 193861, 200 946, 29 07, 235 779, 243 699, 257 513,
279 373, 284 436, 294 958, W7958, 325 928, 365 045; ferner durden
gezogen: 74 Gewinne zu je 500 RM. und 218 Gewinne zu je 300 RM. —
In der Nachmittags=Ziehung fielen 2 Gewinne zu je 5000
RM. auf Nr. 336 129; 6 Gewinne zu je 3000 RM. auf Nr. 19 823,
136 077, 354 753; 12 Gewinne zu je 2000 RM. auf Nr. 86 113, 88600,
103 148. 104 865, 168 423. 28 304: 42 Gewinne zu je 1000 RM. auf Nr.
28 431, 35 097, 58 840, 77 666, 8122, 118 432, 127 930, 145 246, 170 276.
184307, 186 749, 192556, V5 766, 213816, 222 767, 249 781, 251 925,
254 817, 303 381, 348809, 378 575; ferner wurden gezogen: 82 Gewinne
zu je 500 RM. und 194 Gewinne zu je 300 RM. — Im
Gewinn=
rad verblieben: 2 Prämien zu je 500 000 RM., 2 Gewinne zu je
500 000 RM., 2 Gewinne zu je 300 000 RM., 2 Gewinne zu je 200 000
RM., 2 Gewinne zu je 100 000 RM., 2 Gewinne zu ie 75 000 RM.,
4 Gewinne zu je 50 000 RM., 8 Gewinne zu je 25 0000 RM. 74 Gewinne
zu je 10000 RM 132 Gewinne zu je 5000 RM., 384 Gewinne zu je
3000 RM., 622 Gewinne zu je 200 RM., 1662 Gewinne zu je 1000
RM., 3596 Gewinne zu je 500 RM., 9514 Gewinne zu je 300 RM. —
(Ohne Gewähr.)
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Aundfunk=Programm Frankfurt a. M. (390).
Zwiſchenſender: Kaſſel (246).
Gleichbleibendes Werktags=Programm. 6 u. 6.30: Wetter, Zeit,
Gymnaſtik. O 12: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsm., Waſſerſt. O 12.20:
Schallplattenkonzert. O 12.55: Nauener Zeit. 13: Schallplatten.
O 14.50, 15.50: Zeit, Wirtſchaftsm. 16.10: Ind Handelsk. (Di.
u. Fr.). O 17.45: Wetter, Wirtſchaftsm., währ. d. Nachm.=Konzerts=
Vereinsnachrichten. O 18.05, 19.15 oder 19.30: Wirtſchaftsmeld.
Sonntag, 17. Auguſt.
7.00: Hamburger Hafenkonzert.
8.15: Kloſter Frauenberg=Fulda: Katholiſche Morgenſeier.
10.00: Laienmuſik. Ausf.: Oberdeutſcher Singkreis.
11.00: Balladen der Liebe.
12.00: Offenbach: Promenadenkonzert. Konzert=Orcheſter Offenbach.
13.00: Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
13.10: Berlin: Konzert der Kapelle Ilja Livſchakoff.
14.00: Stuttgart: Jugendſtunde. Funkheinzelmann.
15.00: Landwirtſchaftslehrer Frommeld: Wie können wir den
Obſt=
abſatz ſteigern?
15.25: Frankfurter Auguſt=Rennen.
15.40: R:g.=Rat Freiherr Löw von und zu Steinfurth: Was
muß der Landwirt von der Berufsgenoſſenſchaft wiſſen?
130 Sſchet. D Wiltderhaie Dier Riſce eichnde u
die Kriſe der deutſchen Bildung.
18.30: Dr. Paquet: Wandlungen des Reiſens und Beſchreibens.
19.30: Zither= und Mandolinenkonzert. Ausf.: Verein zur Pflege
des Saitenſpiels: Schuſters Zitherquartett, Offenbach a. M.;
Martin Hofler (Zither).
20.00: Mr. Mont’s Geheimnis. Hörſpiel, worin auch die Kritik
zu Worte kommt, von Yveliſe.
21.00: Von Oſtende: Großes Konzert.
22.50: Tanzmuſik. Kapelle The Shocking Boys.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle (1635).
Deutſche Welle. Gleichbleibendes Werktags=Programm. 5.50:
Wetter für den Landwirt. 6.30: Morgengymnaſtik. O 6.55:
Wetter für den Landwirt. o Ca. 7: Konzert. O 10.30, 13.30:
Neueſte Nachrichten. o 12.25: Wetter für den Landwirt. (So.
12.50:. O 12 bzw. 12.30: Schallplatten (außer So.). o 12.55:
Nauener Zeit. O 14: Berlin: Schallplatten. O 15.30: Wetter, Börſe.
O 19.55: Wetter für den Landwirt.
Deutſche Welle. Sonntag, 17. Auguſt.
7.00: Hamburger Hafenkonzert.
8.00: Mitteilungen und praktiſche Winke für den Landwirt.
8.15: Wochenrückblick auf die Marktlage.
8.25: Saatzuchtdirektor Dr. Laube: Durch welche Maßnahmen
laſſen ſich die Erzeugungskoſten des Witerroggens herabdrücken?
8.50: Morgenfeier. Stundenglockenſpiel der Potsdamer
Garniſon=
kirche.
Anſchl.: Glockengeläut des Berliner Doms.
11.00: Bach=Kantate: „Herr, gehe nicht ins Gericht”
11.30: Elternſtunde: Fritz Pirner: Kind und Bilderbuch.
12.00: Mittagskonzert. Kapelle Ilja Livſchakoff.
14.00: Jugendſtunde: Zum 100. Geburtstag von Volkmann=Leander.
14.30: Willi Schaeffers und Paul Nicolaus: Was gibt’s denn
Neues?
15.00: Reportage vom Stralauer Fiſchzug.
15.40: Potsdamer Garniſonkirche: Orgelkonzert. Prof. Q. Becher.
16.05: Hilaire Belloc. Ueberſetzt von S. von Radecki.
16.30: Mandolinenorcheſter=Konzert. — Als Einlage: Vom S. C.C=
Sportplatz: Städtekampf Tokio—Berlin.
18.00: Friedrich Eiſenlohr lieſt eigene Novellen.
18.20: Unterhaltungsmuſik. Kapelle Leo Bermann.
18.30: Dr. Zimmermann: Berühmte Liebespaare aus der
Ge=
ſchichte der Oper.
19.00: Prof. Schüßler: Kaſſer Franz Joſef, ein Jahrhundert
öſter=
reichiſcher Geſchichte.
19.30: Schulrat Fuchs, Dr. Michaelis: Im ländlichen
Volkshoch=
ſchulheim.
D.00: Frankfurt: „Mr. Mont’s Geheimnis”. Ein Hörſpiel, worm
auch die Kritik zu Worte kommt, von Yveliſe.
21.00: Aus dem Kurſaal in Oſtende: Symphonie=Konzert.
Danach: Tanzmuſik. Kapelle Gerhard Hoffmann.
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Conntag, den 17. Auguſt
Der deutſche Außenhandel im Juli.
Erſcheinung; der Rückgang der Ausfuhr bei dieſen Getreidearten dürfte
damit zuſammenhängen, daß für Hafer und Roggen die Erteilung von
Ansſahrnderwav oon 44,s mmt. mart. Einfuhrſcheinen vor kurzem aufgehoben iſt.
Die Ausfuhr, gegenüber dem Vormonat um 40 Mill. RM. geſtiegen,
Heträgt im Juli 950 Mill. RM., wovon 55 Mill. RM. (im Vormonat
52 Mill. Reichsmark) auf die Reparations=Sachlieferungen entfallen.
Die Einfuhr erreicht im Juli nur 909 Mill. RM. (Juni 814), obwohl
in den Einfuhrnachweis für dieſen Monat das Ergebnis der
Zollabrech=
nungen aus dem Lagerverkehr für das 1. Halbjahr 1930 in Höhe von
126 Mill. RM. einbezogen iſt. Mithin ſchließt die Außenhandelsbilanz
für Juli wiederum mit einem bemerkenswerten Ausfuhrüberſchuß ab.
Für den Jahresteil Januar/Juli 1930 iſt der tatſächliche
Ausfuhrüber=
ſchuß, der ſich ergibt, wenn die in Wirklichkeit noch auf die
Vorjahrs=
einfuhr entfallenden Anſchreibungen aus den diesjährigen Januar= und
Februarabrechnungen im Lagerverkehr (223 + 101 — 324 Mill.
Reichs=
mark) in Abzug gebracht werden, auf rund 850 Mill. Reichsmark
an=
zuſetzen.
Die Zunahme der Ausfuhr beruht auf einer Steigerung
des Abſatzes an Fertigwaren (+ 36,7 Mill. RM.) und auch an
Roh=
ſtoffen und halbfertigen Waren (+ 11,8 Mill. Reichsmark). Die
Aus=
fuhr von Lebensmitteln und Getränken hat dagegen abgenommen
(— 8,1 Mill. RM.). Dieſe Bewegung entſpricht bei allen drei
Waren=
gruppen der ſaiſonmäßig zu erwartenden Tendenz; allerdings weicht bei
der Nohſtoff= und Lebensmittelausfuhr der Umfang der Zu= bzw.
Ab=
nahme von dem ſaiſonüblichen Ausmaß ab.
Die Zunahme der Fertigwarenausfuhr zeigt ſich
ins=
beſondere bei den Textilfertigwaren, deren Ausfuhr um 13.,3 Mill. RM.
geſtiegen iſt. Namentlich die Gewebe aus Wolle und anderen Tierhaaren
(+ 6,2 Mill. RM.) aber auch die Baumwollgewebe (++ 2,8 Mill. RM.)
und Gewebe aus Seide und Kunſtſeide (+ 2,8 Mill. RM.) verzeichnen
eine Mehrausfuhr gegenüber dem Vormonat. Geſtiegem iſt ferner die
Ausfuhr von Waſſerfahrzeugen (+ 6,8 Mill. RM.), chemiſchen und
phar=
mazeutiſchen Erzeugniſſen einſchließlich der Farben (+ 4,3 Mill. RM.),
nichtelektriſchen Maſchinen (+ 2,4 Mill. RM.) und elektrotechniſchen
Erzeugniſſen (+ 2,.1 Mill. RM.). Die Ausfuhr von Eiſenwaren ſowie
Kleidung und Wäſche weiſt gegenüber dem Vormonat einen leichten
Rückgang auf.
Unter den Rohſtoffen und halbfertigen Waren hat
namentlich die Ausfuhr von Kaliſalzen (+ 4,6 Mill. RM.), chemiſchen
Rohſtoffen und Halbzeugen (+ 3,3 Mill. RM.), Koks und Steinkohlen
eine Zunahme erfahren. Rückläufig iſt dagegen die Ausfuhr von
ſchwefelſaurem Ammoniak (— 5,6 Mill. RM.).
Die Abnahme der Lebensmittelausfuhr tritt beſonders
bei Hafer (— 6,0 Mill. RM.) und Roggen (— 2,6 Mill. RM.) in die
Von den wichtigſten Reparations=Sachlieferungen im
Juli entfallen auf die Gruppe Rohſtoffe: Steinkohlen mit 7.5 Mill.
RM.; auf die Gruppe Fertigwaren: Keſſel. Maſchinen und
Maſchinen=
teile mit 11.7. Waſſerfahrzeuge mit 8,5. Eiſenwaren mit 8.0.
Eiſenbahn=
wagem mit 5,0, chemiſche Erzeugniſſe einſchließlich der Farben mit 3,7
und elektriſche Maſchinen ſowie ſonſtige elektrotechniſche Erzeugniſſe mit
1,6 Mill. RM.
Der um 95,5 Mill. RM. höhere Ausweis der Einfuhr
zeigt Mehrbeträge von 58 Mill. RM. bei der Gruppe Lebensmittel und
Getränke und von 38 Mill. RM. bei der Gruppe Rohſtoffe und
halb=
fertige Waren.
Innerhalb der Gruppe Lebensmittel und Getränke
verzeichnet der Einfuhrnachweis eine bemerkenswerte Steigerung bei
Kaffe, Butter, Gerſte, Weizen, Mais und Kakao. Zum größten Teil
bruht jedoch die Zunahme bei dieſen Erzeugniſſen auf den Einflüſſen
der halbjährlichen Zollabrechnung. Eine tatſächliche Zunahme in
be=
deutendem Umfange hat nur bei der Einfuhr von Butter ſtattgefunden,
die unter Abzug des Betrages aus den Zollabrechnungen ein Mehr von
13,6 Mill. RM. darſtellt. Die Einfuhr von Gerſte erweiſt ſich nach
Abzug des Zollabrechnungsbetrages im Gegenteil als rückläufig, während
ſich die Zunahme bei den ſonſt genannten Erzeugniſſen in engeren
Grenzen hält. Zurückgegangen iſt unter den Lebensmitteln die Einfuhr
von Eiſen, Südfrüchten und Küchengewächſen.
Auch bei der Einfuhr von Rohſtoffen und halbfertigen
Waren wirken ſich die Zollabrechnungen z. T. ſtark aus. So entfällt
bei der Zunahme der Einfuhr von Mineralölen (+ 39,5 Mill. RM.) ein
Betrag von 33 Mill. Reichsmark, bei der Zunahme der Einfuhr von
Bau= und Nutzholz (+ 16,6 Mill. RM.) ein Betrag von 12 Mill. RM.
auf den Abrechnungsverkehr für das erſte Halbjahr. Einen
bemerkens=
werten Rückgang zeigt die Einfuhr von Tierfett und Tran (— 13,6 Mill.
RM.), von Textilrohſtoffen (— 9,1 Mill. RM.) und Kupfer (— 7.,7
Mill. RM.). Unter den Textilrohſtoffen hat namentlich die Einfuhr von
Wolle und anderen Tierhaaren (— 7,5 Mill. RM.) abgenommen; vom
Rückgang nicht betroffen iſt die Einfuhr von Baumwolle, die um faſt
2 Mill. RM. geſtiegen iſt.
Die Fertigwareneinfuhr zeigt ſich insgeſamt kaum
ver=
ändert (— 0,5 Mill. RM.). Geſtiegen iſt die Einfuhr von Leder (+ 4,2
Mill. RM.), Wollgeweben und Kautſchukwaren; abgenommen hat die
Einfuhr von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrrädern (— 2.9 Mill. RM.)
und von ſeidenen Geweben.
Der Enkwurf eines Geſekes über Akkiengeſellſchaften
und Kommandik-Geſellſchaften auf Akkien.
Das Reichsjuſtizminiſterium legt jetzt den Entwurf eines
Ge=
ſetzes über Aktiengeſellſchaften und Kommanditgeſellſchaften auf
Aktien vor. Der Entwurf ſtellt nicht eine Novelle zum geltenden
Aktienrecht, ſondern ein völlig neues Aktiengeſetz dar, das unter
Streichung der augenblicklichen Vorſchriften des
Handelsgeſetz=
buches das ganze Aktienrecht poſitiviſiert, und zwar unter dem
Geſichtspunkt leichterer Verſtändlichkeit.
Verhältnismäßig wenig geändert ſind die
Gründungsvorſchrif=
ten. Beſeitigt wurde die ſogenannte Sukzeſſivgründung.
Geblie=
ben iſt dagegen die Vorſchrift über die 25prozentige
Bareinzah=
lung. Das bisherige Anmeldungsverfahren ſoll in ein
Vorprü=
fungs= und in ein Anmeldungsverfahren zerlegt werden. Ferner
ſind Vorkehrungen gegen die ſogenannte verſchleierte
Nachgrün=
dung getroffen und das Recht der Zweigniederlaſſungen
weit=
gehend den neuzeitlichen Bedürfniſſen angepaßt worden.
Der Entwurf hält an dem Grundſatz der Zweiteilung der
Verwaltung in Vorſtand und Aufſichtsrat feſt, doch wird der
Auf=
gabenkreis des Aufſichtsrats eingeſchränkt und Pflichtprüfungen
und Pflichtreviſionen eingeführt.
Minderheiten wird die Möglichkeit gegeben, Mitglieder in
den Aufſichtsrat zu delegieren. Weiterhin wird beſtimmt, daß der
Vorſtand alle Vierteljahre dem Aufſichtsrat Bericht zu erſtatten
hat, wobei jedem Mitglied des Aufſichtsrates das Recht auf
Aus=
kunfterteilung zuſteht.
Das Zentralproblem des Aktienrechts iſt die Frage der
Aus=
übung der Aktionärrechte in der Generalverſammlung. Das
Vor=
zugsſtimmrecht wird in der Mehrzahl der wichtigen Fälle
aus=
geſchaltet: es bleibt beſtehen bei der Wahl zum Ausſichtsrat und
bei gewiſſen organiſatoriſchen Beſchlüſſen. Vorgeſehen iſt ferner,
daß Stimmrechtaktien nur als vinkulierte Namensaktien
ausgege=
ben werden dürfen. Die Frage der Rechtsbeſtändigkeit der
Be=
ſchlüſſe der G.V. iſt in weitem Maße ſichergeſtellt.
Die neuen Vorſchriften über die Auskunftserteilung in der
G.V. ſtellen das Recht des Einzelaktionärs auf Erteilung einer
Auskunft in der G.V. außer Zweifel. Unzuläſſige Ablehnung
einer Frage, die ſich auf die Angelegenheiten der Geſellſchaft
er=
ſtreckt, die mit den Gegenſtänden der Verhandlung in
Zuſammen=
hang ſteht. gibt das Recht zur Anfechtung.
Die Offenlegungspflicht kommt ferner in den Vorſchriften
über den Jahresabſchluß zum Ausdruck. Ein Verbot der ſtillen
Reſerven iſt nicht vorgeſehen, doch dürfen dieſe nicht mehr durch
Einführung fiktiver Kreditoren geſchaffen werden.
Die Bewertungsvorſchriften ſchließen ſich im weſentlichen dem
bisherigen Recht an. Neu iſt die Begriffsbeſtimmung der
Ab=
ſetzung, die unter Anpaſſung an die Steuergeſetzgebung geſchaffen
wurde.
Bei der vorgeſehenen Pflichtprüfung handelt es ſich nicht um
eine formale, ſondern eine materielle Prüfung. Die Auswahl der
Bilanzprüfer iſt der G.V. übertragen. Als Bilanzprüfer ſollen
nur fachlich erfahrene und ausreichend vorgebildete Perſonen
be=
ſtimmt werden.
Der Entwurf trägt ferner dem Gedanken Rechnung neue
Formen der Finanzierung und der Kapitalbeſchaffung für das
Recht der Aktiengeſellſchaften einzuführen. Das Verbot der
Aus=
gabe von Unterpari=Aktien wird aufrecht erhalten. Von der
Ein=
führung der nennwertloſen Aktien (Quotenaktien) wird
abge=
ſehen. Die Vorratsaktie wird abgeſchafft. Die Einziehung von
Vorratsaktien durch ein beſonderes Einziehungsgeſetz iſt
vorge=
ſehen. Die ſogenannten gebundenen Aktien werden ſo behandelt,
daß, ſolange die Bindung beſteht, eine Stimmrechtsausübung
ver=
boten iſt. Als neue Kapitalbeſchaffungsformel, ſteht an erſter
Stelle die Zulaſſung des „genehmigten Kapitals”. Nach dem
Ent=
wurf durch die Verwaltung bis zu einem beſtimmten Höchſtbetrage
zur Ausnutzung geeigneter Finanzierungsmöglichkeiten neue
Aktien ohne Befragung der G. V. ausgeben. Neu eingeführt wird
ferner die „bedingte Kapitalerhöhung”, eine Kapitalerhöhung nur
für beſtimmte Zwecke. Neben genehmigtes Kapital und bedingte
Kapitalerhöhung tritt als neue Finanzierungseinrichtung die
Vorzugsaktie ohne Stimmrecht odermit beſchränktem Stimmrecht.
Die Verſchmelzung von Geſellſchaften wird derart geregelt, daß
aus zwei Geſellſchaften eine neue dritte ohne die Form einer
Neu=
gründung gebildet werden kann. Neu geordnet iſt ſchließlich das
ganze Gebiet der Umwandlung von Kapitalgeſellſchaften.
Die Leipziger Herbſtmeſſe 1930.
Die am 31. Auguſt beginnende Leipziger Herbſtmeſſe wird, wie aus
den bisherigen Meldungen erſichtlich iſt, ſowohl zahlenmäßig wie
in=
haltlich hervorragend beſchickt werden. Abgeſehen von einem Teil der
großen Maſchinen der Techniſchen Meſſe und der Baumeſſe die ſeit
Jahren nur auf den Frühjahrsmeſſen ausgeſtellt werden, bieten die
Muſtermeſſe, die Baumeſſe und die im Herbſt in Leipzig vertretenen
Zweige der Techniſchen Meſſe das gleiche umfaſſende Angebot in
ſämt=
lichen Induſtriezweigen wie in den Vorjahren. Auffallend iſt dabei
beſonders, daß die Zahl der vermieteten Quadratmeter
Ausſtellungs=
fläche zugenommen hat, da zahlreiche prominente Firmen ihre
Aus=
ſtellung vergrößert haben. Dem Streben der Ausſtellerſchaft die
Meſſeſpeſen in anbetracht der augenblicklichen ſchwierigen
Wirtſchafts=
lage nach Möglichkeit zu vermindern, ſoll nach einem mit Mehrheit
gefaßten Beſchluß des Verwaltungsrates des Leipziger Meßamts
da=
durch Rechnung getragen werden, daß die Herbſtmeſſe diesmal am
Donnerstag, den 4. September, offiziell geſchloſſen wird.
Ausſkände und Ausſperrungen in der deutſchen
Wirtſchaft.
Die wirtſchaftlichen Arbeitskämpfe hatten im ganzen von einer ſehr
hohen Ziffer in den erſten Jahren nach dem Kriege bis zum Jahre
1926 ſtark abgenommen. Das Jahr 1927 hatte jedoch bereits wieder
einen Anſtieg der Zahl der verlorenen Arbeitstage gebracht, und im
(Hill. verlorene Arbeitstage) Au= Aaee
Jahre 1928 war dieſe Zahl weiter ſehr ſtark angeſtiegen, bedingt
ins=
beſondere durch die große Ausſperrung in der weſtdeutſchen
Eiſenindu=
ſtrie. Im Jahre 1929 ſind die wirtſchaftlichen Arbeitskämpfe dann
er=
freulich gering geweſen, und das erſte Viertel des laufenden Jahres
zeigt eine ſo geringe Ziffer ſowohl bei den Ausſtänden wie bei den
Ausſperrungen, wie ſie ſeit vielen Jahren nicht dageweſen iſt.
Im vorigen Jahre ſind der deutſchen Volkswirtſchaft durch
Arbeits=
ſtreitigkeiten immerhin noch rd. 4,4 Mill. Arbeitstage durch
Arbeits=
kämpfe verloren gegangen.
Der Geldmarkt in der vergangenen Woche.
Mediobedarf.
Nachdem in der Vorwoche die Entſpannung am Geldmarkt raſcher
eingetreten war, als man erwartet hatte, und bei ſtarken
Deviſenzuflüſ=
ſen Tagesgeld wieder den tiefen Stand des vergangenen Monats
er=
reicht hatte, hielt dieſe Flüſſigkeit in der abgelaufenen Woche zunächſt
an. Angeblich werden vielfach Leihgeldofferten des Auslandes
abge=
lehnt, zumal auch die Ernteanſprüche bis jetzt noch nicht in ſtarkem
Maße in Erſcheinung getreten ſind. Erſt zum Wochenſchluß nahm die
Nachfrage nach Tagesgeld wieder ſtärker zu, was auf den Medio und
verſchiedene Steuertermine zurückzuführen ſein dürfte. Am Markt für
Monatsgeld waren die Bewegungen gering. Der Privatdiskontſatz,
der in der Vorwoche um 1, Prozent auf 3,25 Prozent ermäßigt
wor=
den war, wurde trotz weiter minimalem Angebot und anhaltender
Nachfrage unverändert belaſſen. Die Nachfrage wurde mit neuen
ein=
jährigen Reichsſchatzanweiſungen zu 5,25 Prozent befriedigt. In der
letzten Zeit ſollen von der Reichsbank zuſammen etwa 80 Mill. RM.
einjährige Schatzanweiſungen verkauft worden ſein; die neue Serie
dürfte einen etwas geringeren Umfang haben. — Die Zeichnungsliſten
für die aufgelegten 75 Millionen RM. Schatzanweiſungen der
Reichs=
bahn ſind geſchloſſen worden mit dem Ergebnis, das als ſehr günſtig
bezeichnet werden muß: Insgeſamt wurden 110 Mill. RM. gezeichnet,
ſodaß eine Rationierung der gezeichneten Beträge erfolgen muß.
In der Woche vom 11.—16. Auguſt nehmen die Geldſätze an dem
Frankfurter Platz folgende Entwicklung: Tagesgeld 2,5—3—4 Prozent;
Monatsgeld 1. Adreſſen 4½½ Prozent; Monatsgeld 2. Adreſſen 5,25
Prozent; Warenwechſel 3,75—37/——3,75 Prozent.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 16. Aug.:
Getreide. Weizen: September 898, Dezember 9434, März
1931 99½, Mai 1023; Mais: September 97½, Dezember 93,
März 1931 95, Mai 97½; Hafer: September 39½, Dezember 43½,
März 1931 45½, Mai 47½; Roggen: September 59½, Dezember
64½, März 1931 68½, Mai 72.
Schmalz: September 10,80, Oktober 10,85, Dezember 10,70,
Januar 1931 10,65.
Speck: loco 14,00.
Schweinezufuhren in Chicago 7000, im Weſten 28 000.
Chicago Baumwolle: Oktober 11,51, Dezember 11,66.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 16. Aug.:
Schamlz: Prima Weſtern 11,65; Talg, extra loſe 5½.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 100½, Hartwinter,
neue Ernte 97½; Mais, loco New York 110½; Mehl: ſpring
wheat clears nominell; Fracht nach England 1,6—2,3 sh, nach
dem Kontinent 7—9 C.
Kakao: Geſchloſſen.
Vom Holzmarkt
ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die Geſchäftslage hat ſich auch in
letzter Zeit wiederum verſchlechtert. Der Abſatz an die Möbel
fabriken ſtockt vollkommen. Dort, wo noch Verkäufe getätigt
wer=
den könnten, ſind die Lieferanten zurückhaltend, weil eine
allge=
meine Vertrauenskriſis die Hergabe von Krediten
außerordent=
lich einſchränkt. Am Bauholzmarkt iſt nichts zu tun. Man wartet
auf die Erfüllung der von Regierungsſeiten veröffentlichten
Ver=
heißungen. Ob die Hoffnungen ſich in abſehbarer Zeit
verwirk=
lichen werden, bleibt abzuwarten. Das Holzgeſchäft iſt vollkommen
bewegungslos. Nicht einmal die günſtigſten Angebote werden
be=
rückſichtigt. Dazu haben die Nachrichten von den Inſolvenzen, die
in letzter Zeit eingetreten ſind, außerordentlich beunruhigend
ge=
wirkt, vor allem der Zuſammenbruch der Berliner Holzfirme
Hennigſon u. Neuberg, die man als ſtark und zuverläſſig geſchätzt.
Es hat ſich herausgeſtellt, daß grobe Unregelmäßigkeiten
vorge=
kommen ſind, und daß dieſe Firma nie die Moral beſeſſen hat, die
man bei ihr vorausſetzte. In zahlreichen Fällen ſind die
Gegen=
werte der Prolongationswechſel, die von der Kundſchaft zur
Ein=
löſung hergegeben werden, anderweitig verwendet und nicht an
den empfangsberechtigten Akzeptanten abgeführt worden. Zu
be=
denken iſt ſchließlich, daß durch dieſe Inſolvenz größere
Lager=
beſtände, ſobald die Verhältniſſe geklärt ſind, auf den Markt
kom=
men werden und dort kaum Aufnahme finden dürften. Im
allge=
meinen kaufen die Platzholzhändler nur in ganz beſchränktem
Um=
fange das ein, was ſie zur Ergänzung ihrer Lagerbeſtände
gebrau=
chen. Es ſind im Schnittholzhandel ſeit kurzem Preisrückgänge von
4—5 v. H. beobachtet worden. Infolge der Beſchäftigungsloſigkeit
der Bauinduſtrie fehlt es den Sägewerken an
Verkaufsmöglich=
keiten für ihre Bauware. Dieſe Tatſache wird den in den nächſten
Monaten beginnenden Rohholzeinkauf in den Staats= und
Privat=
forſten ganz weſentlich beeinfluſſen und zweifellos eine ſtarke
Aus=
wirkung verurſachen. Aſtreine Seitenbretter wurden in mäßigen
Mengen an die Küchenmöbelfabrikation in Weſtdeutſchland und
im Rheinland abgeſetzt. Die Preiſe ſind, ſehr gedrückt. Man
zahlte 75 bis 80 Mark im Großhandel frei Waggon Bentſchen.
Wiriſchafliche Rundſchan.
Die Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 13. Auguſt. Die auf
den Stichtag des 13. Auguſt berechnete Großhandelsindexziffer des
Statiſtiſchen Reichsamtes iſt mit 125,0 gegenüber der Vorwoche (125,2)
leicht zurückgegangen. Von den Hauptgruppen hat die Indexziffer für
Agrarſtoffe um 0,6 v. H. auf 116,7 angezogen. Die Indexziffer für
indu=
ſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren iſt um 0,9 v. H. auf 181,1 geſunken;
gleichzeitig hat diejenige für induſtrielle Fertigwaren weiter auf 149,5
nachgegeben.
Leichter Rückgang der Großhandelspreiſe. Die auf den Stichtag
des 13. Auguſt berechnete Großhandelsrichtzahl des Statiſtiſchen
Reichs=
amtes iſt mit 125,0 gegenüber der Vorwoche (125,2) leicht
zurückge=
gangen.
Rechtzeitige Eindeckung des Winterbedarfs an Brennſtoffen. Der
Reichskohlenkommiſſar weiſt auf eine rechtzeitige Eindeckung des
Win=
terbedarfes an Brennſtoffen hin. Dieſe Mahnung ergibt ſich aus der
Betrachtung der in dieſem Jahre bisher außerordentlich niedrigen
Brennſtoffbezüge für Hausbrandzwecke. Im erſten Halbjahr 1930 (Jan.
bis Juli einſchließlich) ſind in Deutſchland für Hausbrandzwecke
ab=
geſetzt worden: Steinkohlen 5 372000 To. gegen 8252000 To. in dem
gleichen Zeitraum des Vorjahres; „Koks 2 712 000 To. gegen 4 302000
To. Braunkohlenbriketts 9 313 000 To. gegen 13 441 000 To.
Auffal=
lend iſt beſonders auch der Rückgang der Bezüge in
Braunkohlenbri=
ketts für Groß=Berlin.
Broduktenberichte.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Marktlage: Am hieſigen Markt
wurde die Stimmung zum Wochenſchluß wieder etwas freundlicher. Die
Preiſe konnten im Zuſammenhang mit dem Produktionsrückgang
allge=
mein etwas anziehen. Der Abſatz war jedoch weiterhin ſchwach, doch
rechnet man in Händlerkreiſen in der nächſten Zeit mit einem beſſeren
Geſchäft. Es notierten in Pfg. pro Stück: Bulgaren 8—8,25;
Jugo=
ſlaven 8—8,25; Rumänen 8—8,25; Holländer 9,5—12; Dänen 10—12;
Belgier 9,75—10; Schleſier 8,5—9; Bahern 8,5—9; Norddeutſche 9—11;
Italiener, Ruſſen, Polen, Chineſen, Franzoſen nicht am Markt. —
Auslandseier unverzollt ab Grenzſtation, Inlandseier ab Station.
Frankfurter Buttergroßhandelspreife. Marktlage: Das Geſchäft
am Buttermarkt war zwar weiter ſehr gering, doch konnte ſich die
Ten=
denz wieder etwas befeſtigen. Es notierte: Auslandsbutter (holländ.
oder dän.) 1 Faß (50 Kilo) 1,62; einhalb Faß 1,64; in Halbpfundſtücken
1,65; deutſche Molkereibutter 1,54 Mark das Pfund im
Großhandels=
verkehr.
Diehmärkte.
* Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. b. B. am 16. Auguſt
waren 451 Tiere zugeführt. Verkauft wurden 354 Stück, und zwar
Milchſchweine das Stück von 19—29 Mark, Läufer das Stück von 32
bis 60 Mark, Einleger das Stück 72 Mark. Marktverlauf gur.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
In den geſtrigen Aufſichtsratsſitzungen der Oſtwerke A.G.,
Berlin, und der Schultheiß=Patzenhofer Brauerei A.G., Berlin,
wurde beſchloſſen, den auf den 15. Sept. einzuberufenden a.o.
GVV. die Fuſion beider Geſellſchaften vorzuſchlagen.
Die Spareinlagen bei den rheiniſchen Sparkaſſen erfuhren im
Juli eine Zunahme von 5,9 Mill. RM. und betragen nunmehr
1560,7 Mill. RM. Die Giroeinlagen ſtiegen von 288,8 auf 292,1
Mill. RM., ſodaß die Geſamteinlagen am Monatsende 1852,8
Mill. RM. betragen. Die Durchſchnittshöhe der Sparkonten
be=
trägt 745,21 RM.
Wie uns mitgeteilt wird, iſt in den letzten Tagen der
Fuſions=
vertrag zwiſchen der Frankfurter Rückverſicherungsgeſellſchaft und
der zum Nordſternkonzern gehörenden
Rückverſicherungsvereini=
gung A.G., Berlin, abgeſchloſſen worden. Die a.o. G.V., die
die=
ſen Vertrag genehmigen ſoll, findet am 17. September ſtatt.
Am Rohhäutemarkt konnte ſich in dieſer Woche eine feſte
Hal=
tung durchſetzen. Wenn auf den letzten Verſteigerungen, die
ziemlich gut beſucht waren, die Gebote immer noch recht vorſichtig
abgegeben wurden, ſo zeigte ſich doch, daß die Verwertungen nicht
mehr gewillt ſind, zu niedrigen Preiſen zu verkaufen. In Kalb=
und Schaffellen war das Geſchäft uneinheitlich.
Nach den Berechnungen der Metallgeſellſchaft A.G
Frank=
furt a. M., ſtellte ſich die Blei=Hüttenproduktion der Welt im
Juni 1930 auf 135 935 Tonnen gegen 141 586 Tonnen im Mai d. J.
und 144 925 im Monatsdurchſchnitt 1929.
Das Oberlandesgericht hat die Beſchwerde Sauerbreys gegen
den Beſchluß des Landesgerichts, durch den die Haftfortdauer
an=
geordnet wurde, verworfen. Sauerbrey bleibt demnach weiter in
Unterſuchungshaft. Im übrigen geht die Frankfurter
Vorunter=
ſuchung ihrem Ende zu.
Die Lederwerke Rothe A.G. Kreuznach, erzielte 1929 einen
verminderten Rohgewinn von 271 000 (372 000) RM.,
anderer=
ſeits beanſpruchten Unkoſten 306 000 (316 000) RM. und
Abſchrei=
bungen 19 000 (21 000) RM., ſo daß ſich ein Verluſt von 58 900
RM. ergibt, der vorgetragen werden ſoll. (J. V. 34 800 RM.
Gewinn einſchließlich Vortrag.) Die Stammaktien bleiben
wieder dividendenlos, auch die Vorzugsaktien erhalten diesmal
keine Dividende (i. V. 6½ Prozent).
In Baſel wurde die Internationale Geſellſchaft der
Stickſtoff=
induſtrie AG. gegründet mit einem Stammkapital von 6 Mill.
Schw. Fr., das zunächſt mit 20 Prozent eingezahlt iſt.
Der Verwaltungsrat der Rhätiſchen Bank ſchlägt den
Aktio=
nären vor, das geſamte Geſchäft der Bank mit ihren
Nieder=
laſſungen in Davos, Chur, St. Moritz und Aroſa auf die
Schwei=
zeriſche Kreditanſtalt zu übertragen.
Infolge der Kriſe in der Textilinduſtrie ſah ſich die Viscoſe=
Geſellſchaft Rheinfelden (Schweiz) genötigt ihren 500
Arbeiterin=
nen zu kündigen und den Betrieb zu ſchließen. Von dieſer
Maß=
nahme werden auch zahlreiche deutſche Arbeiterinnen betroffen.
Man hofft, daß die Stillegung nur vorübergehender Natur ſein
wird.
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verlegt habe.
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wahren zu wollen.
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Nummer 226
Sonntag, den 17. Angnſt 1930
Seite 11
Unglückliches Neapel: Nach Erdbeben nun Wirbelſturm.
Blick über den Hafen von Neapel.
Neapel, erſt vor kurzem durch das Erdbeben ſchwer betroffen, iſt jetzt von einem furchtbaren
Wir=
belſturm heimgeſucht worden. Häuſer und Mauern ſtürzten ein und begruben zahlreiche Menſchen
unter ſich, zu gleicher Zeit ſetzte ein Regen die Straßen metertief unter Waſſer. Faſt 100 Verletzte
und vier Tote wurden bisher gemeldet.
Aufräumungsarbeiten im Keſſelbachtal bei Reichenhall, wo ganze Berge von Geröll
angeſchwemmt wurden.
Durch ein gewaltiges Unwetter in der Gegend von Reichenhall ſchwollen die Bergbäche zu
brauſen=
den Strömen an, die alles mitriſſen, was ihnen in den Weg kam. Häuſer wurden von den
Ge=
ſteinsmaſſen verſchüttet, Holzlager mitgeſchwemmt, Bäume entwurzelt. Der Schaden iſt ſehr groß.
Reich und Ausland.
Ein Motorrad in Flammen.
Vier Perſonen verletzt.
Frankfurt a. M. Am Freitag nachmittag
geriet Ecke Wittelsbacher= und Habsburger=Allee
ein Motorrad durch Ueberſchlagen in Brand.
Das Feuer wurde durch die alarmierte
Feuer=
wehr gelöſcht. Das Kraftrad mit Beiwagen war
mit vier Perſonen und einem Hund beſetzt. Die
Inſaſſen trugen alle mehr oder weniger ſchwere
Brandwunden davon. Die Feuerwehr legte den
Verletzten Notverbände an; zwei der Verletzten
mußten in das Krankenhaus gebracht werden.
Die ſpinale Kinderlähmung in Baden.
Lörrach. Die ſpinale Kinderlähmung im
Kreiſe Lörrach nimmt weitere Ausdehnung an.
Bisher ſind 6 Fälle gemeldet, von denen bereits
drei tödlich verliefen. Am Mittwoch verſtarb als
drittes Opfer ein 20jähriger junger Mann in
Haltingen. Die Epidemie ſcheint noch in
verſchie=
denen anderen Gemeinden aufzutreten. Seitens
der Geſundheitsbehörden wird vor jedem
un=
nötigen Beſuch in dieſes Gebiet gewarnt.
Eiſenbahnunfall.
Keine Verletzten.
Nürnberg. Von dem fahrplanmäßigen
Zug D 68 Rotterdam-Nürnberg entgleiſte in
der Nacht zum Samstag im Fürther
Hauptbahn=
hof der Schlußwagen des Zuges mit ſeinem
letz=
ten Drehgeſtell. Der Zugverkehr wurde durch
Umleiten aufrecht gehalten. Perſonen kamen
nicht zu Schaden. Die Urſache der Entgleiſung iſt
in einem Bremsfehler zu ſuchen.
Drei Touriſten in den Alpen erfroren.
München. Der Münchener Bergwacht wird
von der Rettungsſtelle Kufſtein mitgeteilt, daß
am Freitag nachmittag die Touriſten Heinz
Klump aus Berlin, Franz Kienz aus Karlsruhe
und Dr. Paul Fiſchl, Mitglied der Wiener
Leh=
rerſektion, am Kopftoerlgrat als erfroren
ge=
meldet wurden. Eine Bergungsexpedition der
Rettungsſtelle Kufſtein iſt bereits abgegangen.
Das berühnte „Nürnberger
Gänſe=
männchen” 400 Jahre all.
Der Gänſemännchen=Brunnen in Nürnberg,
eine der ſchönſten Arbeiten der mittelalterlichen
deutſchen Schmiedekunſt, feiert in dieſem Jahre
ſeinen 400. Geburtstag.
Englands große Flugmanöver.
Oben: Parade der Flugſtaffeln. — Unten: Bug eines neuen Rieſenbombenflugzengs.
Im Ausſchnitt: Das Bombenflugzeug wird zum Nachtflug ausgerüſtet.
Englands Flugmanöver werden diesmal in ganz großem Stil abgehalten. Vier Tage
ununter=
brochen dauern die Luftkämpfe der zwei „feindlichen” Geſchwader, an denen auch mittels Radio
ferngeſteuerte Flugzeuge ohne Beſatzung teilnehmen.
Der Sturm tobt weiter.
Bremen. Nachdem der Sturm, der in der
Nacht zum Freitag über ganz Norddeutſchland
und der Nordſeeküſte tobte, am Tage etwas
nach=
gelaſſen hatte, ſetzte er in der Nacht zum
Sams=
tag mit umſo größerer Heftigkeit wieder ein.
Er erreichte zeitweilig eine Stärke bis zu 25
Skm. Dachziegeln liegen auf den Straßen
um=
her. Viel Schaden hat der Sturm in
landwirt=
ſchaftlichen Betrieben angerichtet, wo das Vieh
auf den Weiden ſtellenweiſe bis zu den Knien
im Waſſer ſteht. Das Waſſer iſt bereits
verſchie=
dentlich im Keller und Küchen eingedrungen, ſo
daß die Feuerwehr in Tätigkeit treten mußte.
Der Waſſerſpiegel der Weſer ſtieg etwa um 1½
Meter über normal. Wenn Sturm und
Nieder=
ſchläge weiter anhalten, dürften bei der nächſten
Flut die Weſer und ihre Nebenflüſſe an
verſchie=
denen Stellen über die Ufer treten.
Sicherheits=
maßnahmen ſind bereits getroffen.
Hochwaſſer in Cuxhaven.
Cuxhaven. Der ſtarke Nordweſt=Sturm
brachte auch Cuxhaven ziemlich ſtarkes
Hoch=
waſſer. Die Flut hat am Freitag um 16.30 Uhr
das Deichgelände in eine große Waſſerwüſte
ver=
wandelt, daß nur die Köpfe der Ruhebänke
her=
vorragten. Die Inhaber der Verkaufsſtände der
Eis= und Milchſalons mußten ihr Geſchäft dem
Element überlaſſen. Tiſche und Stühle und
ſon=
ſtige Geräte mußten auf die Deichkrone geſchafft
werden. — Das Hochwaſſer hat auch in der Stadt
viele tiefgelegene Straßen und Gärten unter
Waſſer geſetzt. Von Donnerstag morgen bis
Freitag morgen 10 Uhr ſind 80 Millimeter
Nie=
derſchlag feſtgeſtellt worden. Die Feuerwehr
mußte auch geſtern noch den ganzen Tag über
fortgeſetzt in Aktion treten, um zahlreiche unter
Waſſer geſetzte Keller und Küchen leerzupumpen.
Nachrichten über Schiffsunfälle liegen bisher
nicht vor.
„R. 100” in Cardington gelandet.
London. Das britiſche Luftſchiff „R. 100"
iſt geſtern gegen 11 Uhr über dem Flugplatz in
Cardington eingetroffen und hat um 11.30 Uhr
die Ankertaue abgeworfen. Das Luftſchiff war
am Donnerstag früh um 2,28 Uhr in Montreal
geſtartet. Es hat ſomit die rund 5400 Kilometer
lange Strecke in 57 Stunden zurückgelegt. „Graf
Zeppelin” benötigte Anfang Juni auf dem
Süd=
amerikaflug zur Rückfahrt von Lakehurſt nach
Sevilla — 6390 Kilometer — genau 62 Stunden
51 Minuten. — Der letzte Teil des Fluges des
„R. 100” verlief bei ſchönem Wetter gut. In
Cardington waren im Laufe des Vormittags der
Luftfahrtminiſter und andere Vertreter des
Luft=
fahrtminiſteriums eingetroffen. Auf dem
Flug=
platz ſelbſt hatten ſich verhältnismäßig wenig
Zuſchauer eingefunden.
40 Perſonen nach dem Genuß von Speiſeeis
erkrankt.
Warſchau. In einem Ausflugsort bei
Wilna ſind 40 Perſonen nach dem Genuß von
Speiſeeis, das in einem Gaſthaus verabreicht
wurde, erkrankt. Bei etwa 20 Perſonen ſind die
Vergiftungserſcheinungen lebensgefährlich
Geheimnisvolle Mordtaten in New York.
New York. In New York wurden drei
ge=
heimnisvolle Mordtaten verübt. Im Harlem=
Viertel wurden am Freitag nachmittag zwei
Bauunternehmer in ihren Büroräumen
ermor=
det aufgefunden. Kurze Zeit darauf ereignete
ſich in der Nachbarſchaft ein dritter Mord.
Schiffskakaſtrophe im Skillen
9zean.
Ein Paſſagierdampfer im Hinken.
London, 16. Auguſt.
Nach einem in Auckland (Neuſeeland)
auf=
gefangenen Funkſpruch hat der von Wellington
nach San Franzisko unterwegs befindliche
Paſ=
ſagierdampfer „Tahiti” einen Schraubenbruch
erlitten. Der Dampfer „Tahiti” der mitten im
Stillen Ozean, 750 Kilometer ſüdweſtlich von
den Cooks=Inſeln entfernt, durch den Verluſt
der Steuerbordſchraube große Waſſermaſſen in
den Maſchinenraum erhielt und ſich nun in
ſin=
kendem Zuſtand befindet, hat 165 Paſſagiere
und 150 Mann Beſatzung an Bord. Nach den
letzten Nachrichten vermochte ſich das Schiff
bisher noch über Waſſer zu halten, da alle
ver=
fügbaren Männer, auch viele Paſſagiere, an
den Pumpen ſtehen. Wann der Untergang
er=
folgen wird, iſt nur eine Frage von Stunden.
Das Leck iſt viel zu groß, um auch nur
notdürf=
tig verſtopft werden zu können. Die Paſſagiere
befinden ſich zum größten Teil an Deck und
warten, jeder mit einem Rettungsgürtel
ver=
ſehen, ihr Verbringen in die Rettungsboote ab,
die bereitgehalten werden. Seit einiger Zeit
verſagt der drahtloſe Dienſt des Schiffes,
wahr=
ſcheinlich, weil die Dynamomaſchinen unter
Waſſer ſtehen. — Zwei engliſche Schiffe, die
„Tofua” und die „Ventura”, eilen zur
Unter=
ſtützung herbei. Sie dürften jedoch nicht vor
Montag an der Unglücksſtelle ſein. Ein
norwe=
giſches Schiff, deſſen Name bisher nicht
feſtzu=
ſtellen war, ſoll jedoch nur 180 Meilen von der
„Tahiti” entfernt ſein. Man hofft, daß es
die=
ſem Schiff gelingen wird, rechtzeitig genug
ein=
zutreffen, um die Schiffbrüchigen zu bergen. An
Bord des ſinkenden Schiffes befindet ſich auch
Sir Hugh Allan, der bekannte Dirigent und
In=
haber des Lehrſtuhles für Muſik an der
Univer=
ſität Oxford.
Die erſten Teilnehmer des
Inkernakionalen Paddelbook=Rennens
London-Paris in Boulogne.
Die Teilnehmer in Kiellinie bei der Fahrt
über den Aermelkanal.
In ſtürmiſchem Wetter mußten die Teilnehmer
des Internationalen Paddelboot=Rennens
Lon=
don-Paris die Fahrt über den Aermelkanal
zurücklegen. Bei der Einfahrt in Boulogne
konnten ſie infolge des heftigen Seegangs und
ſtarken Gegenwindes nicht anlegen und mußten
auf offenem Waſſer ihre Boote in einem
Fiſch=
kutter verſtauen und dort übernachten.
Seite 12
Sonnkag, den 17. Auguſt 1930
Nummer 226
Boste Beiten au sehr Niedrigen Breisen!
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 33
Ausflug nach England.
Von Carl Otto Windecker.
Von hundert Deutſchen, nach dem Reiſeziel ihrer
Sehn=
ſucht befragt, nennen achtzig Italien, neunzehn Frankreich —
und einer vielleicht England. Ganz offenſichtlich: der
Deutſche hat keine Beziehungen zu ſeinem Vetter über dem
Kanal, Valuta und Nomantik reizen ihn mehr. Das iſt
ſchade. Sehr ſchade, — man hat in Deutſchland kaum eine
Vorſtellung von England. Erſt wenn man es kennen gelernt
hat, weiß man, daß man auch nach England etwas wie
Sehn=
ſucht empfinden kann. Crotz ſeines Nebels, trotz ſeiner —
relativen — Herbheit. Daß es außerdem ein Land iſt, von
dem man lernen kann, nur nebenbei.
Die Monate Auguſt und September ſind die günſtigſten
für einen Ausflug nach der Inſel. Nicht nur die See iſt zu
dieſer Jahreszeit meiſt glatt, ſondern auch, wenn man Glück
hat, trifft man London im Sonnenſchein. Für die Stadt des
ewigen Nebels ein wenig unwirklich, aber nicht unangenehm.
— Schon auf dem „boat” von Vliſſingen aus — man
be=
quemt ſich zweckmäßig zu dem geringen Suſchlag und löſt
auf Erſte Klaſſe nach, die Sweite Klaſſe iſt wenig
komfor=
tabel — bekommt man eine Vorahnung von England, wenn
man — lang auf einen Deckſtuhl hingeſtreckt — vom
Ste=
ward echt engliſchen „teacake‟, Ceekuchen, vorgeſtellt erhält.
Auch der Kanal präſentiert ſich in einer gelinden
Unendlich=
keit, — eintönig und doch erregend rauſcht das Bugwaſſer,
hin und wieder taucht ein großer Ozeanſteamer auf und
ver=
ſchwindet wieder am Horizont. Das Waſſer des
Aermel=
kanals — unvergeßlich ſeine märchenhaft glasgrüne
Farbe — ſingt einen in Schlaf. Hat man aber, — zur
Auf=
friſchung der Sprachenkenntniſſe — eine Bordbekanntſchaft
gemacht, ſo ſpare man ſich, ſich prompt und aufwärtsraſſelnd,
die Abſätze zuſammenſchlagend, vorzuſtellen. Sonſt kann es
paſſieren, daß der Engländer liebenswürdig lächelnd und
völlig teilnahmslos fragt: „Oh. — is it so?‟
Catſächlich, niemanden intereſſiert es in England, wie
man heißt, — mit Ausnahme des Immigration=Officer, der
dafür gleich zwei Dutzend Fragen an den Fremdling hat, die
er überaus liebenswürdig, wenn es ſein muß, ſogar in
deutſcher Sprache, unter dem Schutz eines grimmig
aus=
ſehenden Policeman hervorbringt. Hat dann noch der
Sollbeamte ſeinen Kreideſchnörkel auf den Koffer gezeichnet,
darf man endlich Englands Boden betreten.
Sweite und dritte Klaſſe der engliſchen Eiſenbahn
unter=
ſcheidet ſich bekanntlich nur durch eben ihre Siffern. Die
Eiſenbahnen erſcheinen uns Deutſchen außerordentlich klein,
die Waggons dünnwandig und zerbrechlich. Man fühlt ſich
irgendwie ausgeliefert, wenn ſie in ihrer hohen
Geſchwin=
digkeit durch die reizvolle engliſche Landſchaft, mit den
vie=
len kleinen Häuſern und ſäuberlich abgeſteckten Naſen und
Feldern jagen. An die Catſache, daß ſie links fahren, muß
man ſich erſt gewöhnen. Ebenſo an die komiſchen, kleinen,
kaum behauenen Celegraphenſtangen, die, ſchief wie die
Natur die Bäume wachſen ließ, vor deutſchem
Ordnungs=
ſinn nicht ſtandhalten.
London. Ein Begriff, von Nebel, Whitechapel,
Sher=
lok Holmes und Edgar Wallace durchſetzt, und beſtimmt
ganz anders. Eine Stadt jedenfalls, zu der man nur ſehr
ſchwer romantiſche Beziehungen finden wird. Schon im
Hotel fühlt man ſich mehr wie irgendwo auf dem Kontinent
als Einzelweſen. Engliſche Neſerve ſchafft auch bei
liebens-
würdiger Unterhaltung einen Dauerabſtand von mindeſtens
6 Metern, der dem Gefrierpunkt erheblich nahe iſt. Einem
Gentleman gegenüber fällt jede Vertraulichkeit ſchwer. Da
aber auch die Chauffeure dieſer vorſintflutlichen,
überlebens=
großen, typiſchen Londoner Caxis, wie die Kellner des
Ho=
tels perfekte Gentlemen ſind, ſo bleibt auch dem geſelligſten
Kontinentler nichts anderes übrig, als ſich darauf zu
beſin=
nen, daß er ein Individium iſt. Und vielleicht iſt gerade das
nicht das Geringſte, zu dem uns England erziehen kann.
Stark und lebendig bleibt jedenfalls der Eindruck, daß man
nach Verlaſſen des „boat” ein völlig brennendes, in ſeiner
ganzen Art anderes Land betreten hat.
Ein Baedecker iſt nützſich. Eine Nundfahrt im einer
fremden Stadt, mit fünfzig fremden Menſchen zuſammen, iſt
— für mich wenigſtens — eine Swangsjacke. Ich verzichtete
auf beides und beſuchte einen echten, überaus typiſchen
City=
man, an den ich eine Empfehlung beſaß. Er ſchloß ſofort
ſeinen shop und ſtelzte mit mir, ewig lang, dürr, und
grauen-
haft eilig, durch die Straßen Londons. Daß ich nur die
Hälfte ſeiner ausführlichen Beſchreibungen verſtand, ftörte
ihn kaum. Immerhin zeigte er mir die richtige Art, London
zu erleben. Nebenbei: ich habe es in fremden Städten
immer wichtiger gefunden, ſie zu einem Erlebnis werden zu
laſſen, als mich, nach Baedecker und Neiſeführer mit Details
vollzuſtopfen, die den erlebenswerten Geſamteindruck
zer=
ſtückeln und verwiſchen. Mein Cityman hantelte ſich auf die
obere Plattform eines der Nieſenomnibuſſe und pflanzte
mich neben ſich. So ſah ich London gewiſſermaßen von oben,
das irrſinnige Gewühl der Straßen, die ſchaukelnden „bus”,
das Getriebe auf den Crottoirs. Heller, ſtrahlender
Son=
nenſchein lag auf rauchgeſchwärzten Gebäuden. St. Pauls
Kathedrale tauchte auf, die Nelſonſäule, Crafalgar=Square,
das Monument des Unbekannten Soldaten, vor dem auch
der Eiligſte den Hut abnimmt, auch wenn er zehnmal am
Cag den weißen Stein paſſieren ſoll. Vor dem Bukingham=
Palace ſtehen immer noch, auf unbeweglichen kleinen
Pfer=
den die Horſe=Guards mit unwahrſechinlich hohen
Pelz=
mützen. Ein Streiflicht auf dieſes moderne, haſtig
geſchäf=
tige England, das democh Seit findet, nralte Craditionen
zu pflegen, die den Fremden erſtaunen.
So rollte dieſer Film: London ab und wurde gerade ſo
zu einem wirklichen, tiefhaftenden Erlebnis. An der
Weſt=
minſter=Abtey kletterten wir von unſerem ſchaukelnden
Fahrzeug herab. Policemen ſtehen an allen Eingängen der
imponierenden Kirche, an der Pforte zu einer ſtarren,
fremdartigen Ehrfurcht, der man ſich nicht zu entziehen
vermag.
Cower und Cowerbridge, Chemſeufer, — dann ſagte mir
mein Cityman ruhig und ſachlich, mit der gleichen
reſervier=
ten Freundlichkeit wie bisher, Lebewohl, um in ſeinen shop
zurückzukehren.
Der einzementierte Cank vor dem Brityſh Muſemm, die
koloſſalen Gebäude der einzelnen Dominions, die Caxameter,
die in den Bahnhöfen bis auf die Bahnſteige fahren, das
Fehlen jeglicher Caféhäuſer, die Streichhölzer=, Zigaretten=
und Caſchentücherautomaten in Bahnhöfen und Neſtaurants
— tauſenderlei Dinge, den Eindruck unbedingter
Fremd=
artigkeit vertiefend, — imponierend, trotz allerlei
Kindlich=
keiten. Der Soldat in voller Ausrüſtung, der den
Kinder=
wagen ſchiebt, — der Caxameterchauffeur mit Strohhut
oder Sulinder, — der Bettler, der ungeſtört rieſige
Fresko=
gemälde auf die glatten Steine des Crottoirs malt, ohne daß
ein „bobby”, ein Poliziſt, ihn ſtören würde, Heydepark,
Chemſe, die Bank of England, ein Nieſengebäude, ſchwarz,
verrußt, ohne ein Fenſter nach außen — — tauſenderlei
Dinge — London. Ungern nimmt man Abſchied.
Um noch typiſcheres England zu erleben, wenn man das
Glück hat, einer Einladung in ein engliſches Landhaus zu
folgen. Durch die reizvolle, leicht gewellte Landſchaft raſt
der ſchwere Omnibus der Weſtern Railway Compagnie,
ein „Charabank”, über wundervolle, gepflegte Autoſtraßen
— Straßen, die ſogar die Cradition des engliſchen Sonntags
durchbrachen und die Prieſter in den Kirchen zu donnernden
Neden gegen die Sünde des Motors veranlaſſen — nach
Shakeſpeare=land, nach Stratford, der Geburtsſtadt des
großen Engländers, durch die blauen, fernen Lickeg-Hills
Mittelenglands, — es iſt intereſſant, einmal den Cee in
einem ſolchen feudalen engliſchen Landhaus zu nehmen. Man
iſt von beſtrickender Liebenswürdigkeit und Gaftfreundſchaft.
Die Dame des Hauſes erſcheint — im Hut. Alles wird
an=
geboten, — nur Sigaretten und Cabak nicht. Jeder Gaſt
zieht ſeine eigene Shagpfeife hervor, ſeine eigenen
Sigaret=
ten. Man ſpielt Golf oder Cennis auf Naſenplätzen. Man
reitet über die blauen, ſanften Hügel und bewundert die
Weitſicht bis Birmingham mit ſeinen rauſchenden
Fabrik=
ſchloten.
Oxford und Cambridge, die kleinen Seebäder, Dovers
phantaſtiſch ſchönen Kreidefelſen bei der Rückfahrt — von
den tauſend Schönheiten des Inſelreiches kann man kaum
die weſentlichſten aufzählen, Erlebniſſe, die vielleicht einen
Schlüſſel zu der immer wieder überraſchenden Catſache
ab=
geben können, wie es möglich war, daß dieſes
verhältnis-
mäßig kleine Inſelvolk es fertig brachte, drei Viertel der
Welt zu koloniſieren. Aber ſieht man, wie auch der
be=
kannteſte Großinduſtrielle ſich nicht ſcheut, ſeinem letzten
Arbeiter die Hand zu ſchütteln, wenn er ihn zufällig auf dem
gleichen Sportplatz antrifft, dann begreift man, daß
Men=
ſchen, die perſönliche Freiheit bei einem ausgeprägten,
über=
zeugenden Gemeinſchaftsgefühl ſchätzen, dieſes England
immer lieben werden.
Sicherlich iſt es ſchön, nach Italien oder Spanien zu
fahren und von romantiſchen Plätzen der Erde wundervoll
bunte Poſtkarten zju verſchicken. Nichts iſt dagegen
einzu=
wenden. Wer aber, außer dem Erlebnis einer ſchönen Neiſe
durch reizvolle Landſchaften und Städte gerne auch noch
etwas lernen möchte, der überlege ſich einmal einen Ausflug
— nach England.
HnnnnnnnnnnnnnanvannnnnnannnanagnnnnnnnnnngnHannnnnngnnnnannnnnnnnnannnnngnnanan
InnnganAEag
Dämonen, Sterne und Wetter.
Schon der Urmenſch hatte wohl unermeßliche Eindrücke von
den Wettervorgängen.
Der Blitz, das Himmelsfeuer, das ihm in die Seele fiel
und das Dunkel ſeiner Höhle erleuchtete, der brauſende
Ge=
witterſturm, der Donner, der ihn erſchreckte, der rauſchende
Regen, der die Früchte reifen ließ, Sonne und Wärme im
Som-
mer, Schnee und Eis und eine erſtarrte Erde im Winter, all
dieſe Naturerſcheinungen, dieſes ewig wechſelvolle Spiel der
Elemente konnte er ſich nicht anders erklären, als daß er die
Naturkräfte zu Dämonen machte, die entweder untereinander
oder mit den Menſchen im Kampfe lagen. —
Im Altertum ſtellen die Anſichten über die
Wetter=
entſtehung ein Gemiſch von religiöſen und abergläubiſchen
Vor=
ſtellungen dar.
Bei den Griechen war Seus der Herrſcher über alle
Natur=
kräfte, der Herr des geſamten Weltalls. Das Seichen ſeiner
Macht, die Außerung ſeines Willens iſt der Blitz, der begleitet
iſt von hallendem Donner, wem Seus ſein Szepter ſchüttelt.
Seus iſt es auch, der die durſtenden Felder erquickt.
Der Wettergott der Nömer war Jupiter. Auch er iſt
Herr=
ſcher über Donner und Blitz, er läßt regnen und bringt den
Menſchen das Licht.
Nach dem Glauben der Germanen wird das Wetter von
dem Obergott Chor (Donar) geſchaffen. Sein Werkzeug iſt der
Donnerhammer. Wird er von ihm geſchleudert, ſo trifft er
ſchreckenverbreitend unfehlbar ſein Siel und kehrt von ſelbſt in
die Hand des Gottes zurück. Daneben bevölkern die
Ger=
manen die Natur mit allerlei guten und böſen Geiſtern, die
einen ſegensreichen oder unheilvollen Einfluß auf das Wetter
ausüben. Ein ſolcher Geiſt iſt z. B. das Urbild des „wilden
Jägers”, der im Sturmesbrauſen über die Wälder dahinjagt.
Auch die Jahreszeiten werden durch gottähnliche Weſen
dar=
geſtellt. So verkörpert der lichte, ſonnenhelle Baldur (der
Siegfried des Nidelungenliedes) den Frühling, der mit dem
Win=
ter, dem finſteren, blinden Hödur (Hagen) im Kampfe liegt. Es
gibt ferner beſonders geartete Menſchen, die mit den Dämonen
im Bunde das Wetter und den Hagel machen.
In dieſen abergläubiſchen Vorſtellungen iſt die Grundlage
für den unſeligen Hexenwahn des Mittelalters zu ſehen. Aus
den heidniſchen Dämonen wurde der Ceufel, mit dem die Hexen
und Wettermacher im Bunde ſtanden.
Kein Hagelwetter oder ſonſtiges Unwetter ereignete ſich, das
nicht nach Anſicht der Menſchen durch irgendeine Hexe oder
hölliſchen Sauber verurſacht worden wäre.
Neben dieſem Aberglauben, der die Witterung dem
Schal=
ten von Göttern oder Menſchen zuſchrieb, beſtand ſchon im
Altertum eine Nichtung, die die Geſtirne zu Wettermachern
er=
hob. Eigenartigerweiſe wurde dabei die Sonne gegenüber den
anderen Geſtirnen vernachläſſigt.
Sunächſt wurde die Stellung der Sternbilder als Urſache
des Wetters angeſehen. Im gewiſſen Sinne mit Recht, da ja
die wechſelvolle Stellung der Sternbilder, verurſacht durch die
Fraulein Java.
Von Elſe Nabe.
„Man ſagt uns Frauen nach, daß wir einen Beſitz erſt
ſchätzen, wenn er in der Vergangenheit liegt und wenn er uns
von einem anderen ſtreitig gemacht wird.”
Es war ſehr merkwürdig, daß Petra dieſe Worte ſprach,
denn ſie hatte ſich noch niemals zu „uns Frauen” gerechnet
Wenn ſie auch, abgeſehen von ihren großen Füßen, nicht
mas=
kulin wirkte, ſo entwickelte ſie doch in allen ihren Handlungen
eine durchaus männliche Energie, die ſich darauf konzentrierte,
anders zu ſein als andere Menſchen, insbeſondere die ſchwachen
Frauen. Niemand konnte ſo wegwerfend gleichgültig wie ſie
ſagen: „Mein Gott, ſie iſt eben eine Frau”, wenn es ſich um
irgendeine reizende weibliche Corheit handelte.
Sie ſelbſt ſchien vollkommen frei von menſchlichen
Schwä=
chen zu ſein, die ſie auch in ihrer Umgebung nicht duldete. So
war es ihr zum Beiſpiel ausgezeichnet gelungen, ihren Vater
von allen Fehlern zu kurieren, die ein einſamer Witwer auf
einem holſteiniſchen Herrenhof ſich eben im Laufe der Jahre
angewöhnt. Er war nach dem einen Winter, den ſie
ſeinet=
wegen zu Hauſe verbracht hatte, ein vorbildlicher alter Herr
ge=
worden, der ſeinem Weinkeller nicht mehr Intereſſe
entgegen=
brachte, als ihm guttat.
Dieſen Winter hatte Petra in Italien verbringen wollen,
aber eines Cages war ſie bei einer halbvergeſſenen Schulfreundin
eingetroffen, und nun ſaß ſie zu einer Seit, da man ſchon wieder
nach dem Süden fuhr, im geheizten Zimmer am Ceetiſch,
wäh=
rend draußen einige friſche Schneeflocken fielen.
Die Freundin blickte zuweilen verſtohlen zu ihr hinüber; ſie
hatte immer geglaubt, daß Petra bald den Mann finden und in
die richtige Paßform bringen würde, der ihr für die Ehe mit
einer Kfellerup geignet ſchien. Petra war reich, ſah immer
ge=
pflegt, zuweilen ſogar wirklich hübſch aus und hatte auf ihren
vielen einſamen Reiſen Gelegenheit genug, Männer kennen zu
lernen. Aber nun ſaß ſie hier, nahm viele Geſpräche auf, die
ſie wieder fallen ließ, hatte unruhige Augen und ſprach ſogar
von „uns Frauen”,
Wollteſt du mir nicht von deiner Begegnung mit dieſem
„Fräulein Java” erzählen?” fragte die Freundin, um einem
philoſophiſchen Geſpräch zu entgehen.
Erdbewegung, ein Seichen für den Wechſel der Jahreszeiten
war. Man beging aber den Fehler, die Sterne als Urſache
an=
zuſehen, und zwar nicht nur der Jahreszeiten, ſondern auch der
täglichen Wettererſcheinungen.
Eine Unmöglichkeit nach unſerem heutigen Wiſſen. Später
machte man den Mond mit ſeinen wechſelnden Phaſen und die
laneten in ihren verſchiedenen Stellungen zur Sonne und
Erd=
für das Wetter verantwortlich. Es bildete ſich eine beſondere
Kunſt heraus, die man als Aſtrometeorologie bezeichnen kann,
ein Sweig der Aſtrologie, der Sterndeutekunſt, die im Altertum
und Mittelalter, ja, bis in die Neuzeit hinein in höchſtem Anſehen
ſtand.
Hauptaufgabe der Aſtrometeorologie war die
Wetter=
vorausſage, und zwar für eine möglichſt lange Seit. Sie ſuchte
dieſe Aufgabe zu erfüllen durch die Beobachtung der Stellung der
jeben ſchon im Altertum bekannten Wandelſterne: Saturn,
Jupi=
ter, Mars, Sonne, Venus, Merkur, Mond. Sie ſollten der Reihe
nach während eines ganzen Jahres das Wetter beſtimmen, und
zwar durch ihre Eigenſchaften, die ihnen ſchon bei den
Babylo=
niern zugeteilt wurden. Auch den verſchiedenen Mondphaſen
wurde ein ausſchlaggebender Einfluß auf die Witterung
zuge=
ſprochen.
Der Glaube an den Einfluß des Mondes auf die Witterung
iſt es, der von allem Wetteraberglauben ſich am längſten
erhal=
ten hat. Dieſer Einfluß iſt nach unſerer heutigen
wiſſenſchaft=
lichen Erkenntnis gleich Null. — Sind denn nun aber die
herr=
lichen Vollmondnächte, von zauberiſchem, märchenhaftem Glanz
erfüllt, von Dichtern beſungen, kein Beweis dafür, daß der
Vollmond die Wolken verteilt, alſo Schönwetter macht? Der
Fehler dieſer Überlegung beſteht darin, daß nicht berückſichtigt
iſt, wie „oft” bei Vollmond klares, ſchönes Wetter iſt. Es geht
uns allen ſo, die ſchönen Vollmondnächte merkt man, ſie prägen
„Ja, es gehörte mit zum Chema” erwiderte Petra ohne
jede Nüge über den unberechtigten Borwurf mangelnder Logik.
Sie hatte ſich im letzten Jahr doch ſehr verandert.
„Es war an einem warmen Oktoberabend in Venedig. Alle
Nationen ſpäzierten in der Mitte der Piazza, die unleidlichen
Cauben waren ſchlafen gegangen, ſo daß ſich Gott ſei Dank keine
Anſichtskartenmotive boten, und im Innern der Cafés ſpielte
eine Jazzkapelle. Ich lauſchte der Muſik und dem
Sprachen=
gewirr ringsum, in dem angenehmen Gefühl, allein zu ſein. De
alſo kam dieſes Weſen auf mich zu, das mir gleich ſehr
unſym=
pathiſch war und mich doch merkwürdig ſchickſalhaft intereſſierte.
Sie war höchſtens neunzehn oder zwanzig Jahre alt, ſehr ſchma
und mit geradezu lächerlich kleinen Füßen, die mir zuerſt
auf=
fielen, weil ſie ſo kokett ſchwebend daherkam. Ihr braunes
Ge=
ſicht wirkte exotiſch und doch auch wieder europäiſch, ich urteilte
ſofort: ein Miſchling.
Da ſie kaum ein Wort italieniſch. und nur ganz wenig
franzöſiſch ſprach, während der Kellner wiederum ihr Engliſch
nicht verſtand, mußte ich ihr bei der einfachen Beſtellung eines
caffé nero mit kleinen Kuchen behilflich ſein. Dadurch kamen
wir ins Geſpräch. Sie erzählte, daß ſie aus Java komme und
mit Cooks Hilfe ſchon durch Frankreich und Deutſchland gereiſt
ſei. Sie wollte ihn Neapel mit ihrem Vater zuſammentreffen.
Sie war nach Pariſer Eleganz gekleidet, und wenn ſie auch
nicht gleich einer Joſephine Baker glich, ſo wirkte die teure
europäiſche Kleidung doch recht bizarr auf dieſem fremden
brau=
nen Geſchöpf.
Als ich ihrer Plauderei überdrüſſig war, rückte ich meinen
Stuhl dicht hinter eine Säule, um wieder von der Umwelt iſoliert
zu ſein. Aber die Kleine irritierte mich; ich bemerkte, daß ſie
dauernd jemand in der Mitte des Piazza mit ihren großen
feuch=
ten Augen verfolgte. Ja, ihre Blicke ſaugten den Gegenſtand
ihres Intereſſes mit einer Unbekümmertheit feſt, wie es eben
nur ein Menſch fertig bringt, der die europäiſche Kultur
ledig=
lich im äußeren Firnis anzunehmen vermochte.
Schließlich drehte ich mich um und ſtellte feſt, daß ſie Henry
und Lilian beobachtete, die hier Arm in Arm ſpazieren gingen.
Ich habe dir ſicher früher ſchon von dieſem Geſchwiſterpaar
er=
zählt, das ich in der engliſchen Penſionszeit kennen lernte.
Di=
beiden fuhren in jedem Winter auf einige Seit zu ihrer Mutter
nach Agypten, die ihres Bruſtleidens wegen nicht mehr nach
England zurückkehren konnte. Lilian hatte mir geſchrieben,
ſich der Erinnerung ein. Die ebenſo zahlreichen Nächte, im
denen er von Wolken bedeckt iſt, fallen einem nicht auf.
Ebenſo fehlerhaft iſt die Anſicht, daß der Mond im
Früh=
jahr den Saaten ſchade. Nicht der Mond ſchadet der Saat.
ſondern die klaren Nächte tun dies, in denen man den Mond
ſieht. Sie begünſtigen die Wärmeausſtrahlung, daraus folgen die
ſchädlichen Nachtfröſte.
Auf dem alten Glauben von der feuchten Natur des
Mon=
des beruht die irrige Anſicht, daß der zunehmende Mond Regen
bringe. Auch der Hof, den der Mond mitunter zeigt und der
ſchlechtes Wetter ankündigt, wurde auf die Mondfeuchtigkeit
zurückgeführt. Dabei handelt es ſich hier um Eiswolken (Höhe
8—10000 Meter), die ſcheinbare Sonne und Mond mit einem
Schleier umgeben und allerdings häufig ſchlechtes Wetter
an=
künden.
Häufig glaubt, man auch, daß die Anziehungskraft des
Mondes einen Einfluß auf das Wetter hätte, da ſie doch
zweifelsohne Ebbe und Flut erzeugt. Auch dieſe Anſicht iſt
irrig. —
Die Erfindung der Buchdruckerkunſt ermöglichte es, die
Wetterprophezeiungen der Aſtrologen, der „gelehrten Doktores”,
der großen Maſſe zukommen zu laſſen.
Der Aſtrologe Lichtenberger gab 1505 das „
Wetterbiech=
lein” heraus, und 1508 folgten die Bauernpraktikeln. Die
Bücher wurden im Laufe der nächſten Jahrhunderte in faſt alle
Sprachen Europas überſetzt und unzählige Male neu aufgelegt.
Dieſe Catſache allein zeigt ſchon, mit welchem Eifer, mit welcher
naiven Glaubensfreudigkeit ſie geleſen wurden. Das gute
Ge=
ſchäft, das mit derartigen Büchern zu machen war, veranlaßte
zahlreiche Aſtrologen und ähnliche Hellſeher, ſelbſtändige
Prak=
tiken oder Prognoſtiken (Wettervorausſagen) herauszugeben.
Der Hauptinhalt war ſtets die Vorausſage in Kalenderform für
ein ganzes Jahr, und zwar nicht für ein beſtimmtes, ſondern für
jedes Jahr. Die Grundlage für die Vorausſagen waren
aſtrolo=
giſche Berechnungen und Behauptungen. Ferner waren die
Jahreszeiten berückſichtigt. Auch einige durch Erfahrung
be=
kannte Catſachen und Bauernregeln wurden aufgenommen. Eine
Hauptrolle ſpielte auch die Behauptung, daß aus der Witterung
beſtimmter Cage eines Jahres auf die Witterung des folgenden
Jahres zu ſchließen ſei. So heißt es z. B.:
„Vom Chriſttag an muß man aufpaſſen auf die zwölf
folgenden Cage. Und wie es wittert an jedem dieſer Cage, ſo
wird es auch wittern in dem Monat, der dieſem Cag
zu=
gehört.”
Alle dieſe Kalender wurden aber übertroffen durch den
be=
rühmten hundertjährigen Kalender, der ein Volksbuch wurde
wie die Bibel. Er erſchien in Kulmbach im Jahre 1704 und
war verfaßt von Dr. Mauritius Knauer. Nun waren die
Wünſche, eine Wettervorherſage „auf lange Seit” zu haben,
reſtlos erfüllt. Auch der „Hundertjährige” erlebte unzählige
Auflagen bis zur Gegenwart. Es ſoll auch heute noch Bauern
geben, die daran glauben und ſich danach richten. Man kann
ſie nur bedauern. Welch vermeſſenes, unglaublich naives
Unter=
fangen dieſer hundertjährige Kalender bedeutet, erhellt wohl
allein ſchon aus der einen Catſache, daß es ſelbſt heute noch nicht
möglich iſt, das Wetter auch nur für einen einzigen Cag mit
voll=
kommener Beſtimmtheit vorauszuſagen. Crotzdem uns doch alle
Mittel moderner Forſchung und wiſſenſchaftlicher Erkenntnis zur
Verfügung ſtehen. Allerhöchſtens iſt eine Wettervorausſage bis
zu einer Woche möglich (aber ſehr unbeſtimmt!), wenn ein
Witte=
rungszuſtand ſchon längere Seit andauert. — Ein weiterer
daß ſie ſich diesmal darauf einrichte, bei der Mutter zu bleiben,
denn ſie habe die gleiche Krankheit.
Dieſer ungeſunde Sug in der Familie hinderte mich ſchon
da-
mals daran, Henry ernſthafter, als für einen Canzſtundenflirt
nötig war, zu lieben. Und nun waren einige Jahre vergangen,
in denen wir noch vernünftiger wurden, ſo daß unſer mehr
zu=
fälliges Nendezvous, das Lilian arrangierte, ohne Bedeutung
genannt werden konnte. Henry hatte ſich wenig verändert, nur
in den Schultern war er etwas breiter geworden, und ſeine
vollen, aſchblonden Haare wirkten noch heller als ſonſt, weil
ſein Geſicht von der Sonne gebräunt war. Bei der Begrüßung
hatte ich zwar noch einmal an, die Küſſe von damals denken
müſſen, aber ich kämpfte dagegen an, und an jenem Abend war
ich alſo allein ausgegangen, in dem angenehmen Gefühl, ohne
jede innere und äußere Bindung zu ſein.
Als ich ſie nun, gewiſſermaßen mit den Blicken der
ver=
zückten Exotin, hier promenieren ſah, fand ich, daß ſie in ihrer
Sweiſamkeit ſehr hübſch wirkten, beſonders, wenn man wußte,
daß ſie Geſchwiſter waren.
Henru ging ein wenig gebeugt, um ihrem Geſicht, ihrem
hingegebenen Lächeln und ihren Worten näher zu ſein. Sie
aber erinnerte mich an eine jener ſphäriſchen Himmelsbräute, die
man zuweilen in Legendenbüchern dargeſtellt ſieht: als habe ſie
dem Leben bereits entſagt und freue ſich an ſeinem letzten Glanz.
Ich verbarg mich wieder hinter meiner Säule, denn ich
wollte ſie nicht ſtören, weil ſie ſich dann wahrſcheinlich ſofort in
die kühlen Engländer verwandelt hätten, die ich kannte.
Außer=
dem wäre es mir unangenehm geweſen, ſie an dieſem Ciſch in
ſo naher Berührung zu der Exotin zu wiſſen, die ſich mit dieſen
unverhüllten Gefühlen für ſie intereſſierte.
Das Geſchöpf hatte natürlich auch meine Blickrichtung
er=
kannt und ſagte nun:
„Man trifft ſo oft immer wieder in anderen Städten die
gleichen Menſchen. Dieſem jungen Ehepaar bin ich ſchon in
München und Verona begegnet.”
„Oh, ich liebe ſehr die blonden Menſchen”, rief ſie nach
kur=
zem Schweigen verzückt aus. Und dann begann ſie die Reize der
Beiden auf eine ſehr originelle Weiſe zu rühmen,; ſo daß ich
die uns alltäglichen blonden Menſchen in einem ganz neuen
Lichte ſah.
Ich konnte der Verſuchung nicht widerſtehen, Henry
weiter=
hin von unſerem Verſteck aus zu beobachten, und plötzlich ſpürte
grundlegender Irrtum des hundertjährigen Kalenders (wie
übri=
gens auch der anderen Kalender uſw.) iſt, daß er die örtliche
Lage überhaupt nicht berückſichtigt.
Manch abergläubiſche Vorſtellungen enthalten auch die
ſo=
genannten Bauern= oder Volkswetterregeln. Drei Gruppen
ſind zu unterſcheiden unter den ſehr zahlreichen Negeln, die der
Volksmund meiſt in Versform geprägt hat.
Sunächſt ſolche Negeln, die lediglich allgemein bekannte
Be=
obachtungen und Erfahrungen wiedergeben. S. B.:
„Herrengunſt, Aprilenwetter, Frauenlieb und
Noſen=
blätter, Würfel= und auch Kartenſpiel / Wenden ſich, wer’s
glauben will.”
Die zweite Gruppe enthält die Negeln, die das Wetter
vorausſagen wollen. Man kann hier wieder unterſcheiden
zwi=
ſchen Vorausſagen für die nächſten Stunden oder den nächſten
Cag, und Vorausſagen für längere Seit.
Die Vorausſagen für kürzere Dauer enthalten mitunter
manches Nichtige. So z. B.:
„Wenn ſich die Kälte im Winter lindet, Alsbald man
Schnees empfindet, es ſeien denn dunkle Wolken dabei, ſo ſag,
daß es ein Negen ſei.”
Die Wettervorausſagen für längere Dauer gehen zum Ceil
von der auch heute noch verbreiteten irrtümlichen Auffaſſung
aus, daß zwei aufeinanderfolgende Jahreszeiten ſich zum
Durch=
ſchnitt ausgleichen. H. B.:
Grüne Weihnachten, weiße Oſtern” (warmer Winter,
kal=
ter Vorfrühling).
So unmittelbar folgt der Wetterausgleich nicht, es gibt
wohl einen Ausgleich, er erſtreckt ſich aber über eine lange Reihe
von Jahren. — Ganz ſinnlos ſind die Vorausſagen, die von
einem beſtimmten Cag auf eine längere Seit oder gar auf das
ganze Jahr ſchließen. H. B.:
„Scheint die Sonn am St. Urbanstag (Anfang Mai), ſo
wird der Wein gut, als ich dir ſag.”
Die dritte Gruppe von Bauernregeln iſt lediglich ſcherzhaft.
G. B.:
„Cönt im Juli Kuckucksgeſchrei, iſt das halbe Jahr vorbei.”
Suſammenfaſſend iſt zu ſagen, daß die Bauernwetterregeln
heute einen praktiſchen Wert nicht mehr haben, da ſie auch,
ſo=
weit ſie Nichtiges bringen, hierin von unſeren neuen
Erkennt=
niſſen überholt ſind. —
Su allen Seiten haben die Menſchen auch verſucht, auf die
Wettergeſtaltung ſelbſt einzuwirken. Hierher gehört zunächſt das
Wetterſchießen. Urſprünglich ſchoß man mit Pfeilen nach den
Wolken, um die Dämonen zu vertreiben. In ſpäteren
Jahrhun=
derten kam das Hagelſchießen auf. Mit Böllergeſchützen
wur=
den blinde Schüſſe abgegeben. Man nahm an, daß die dadurch
hervorgerufene Erſchütterung der Luft der Bildung von
Hagel=
wolken entgegenwirke. Der Erfolg blieb aus.
Die entgegengeſetzte, auch ſchon Jahrhunderte alte Anſicht
war, daß der Negen gerade durch ſtarke Pulverexploſionen
künſtlich herbeigeführt werden könne. Der beſte Gegenbeweis
war die Wirkung der Crommelfeuer des Weltkrieges, die trotz
ihrer ſtarken Lufterſchütterung, ihrer Exploſionen und
Nauch=
entwicklung das Wetter in keiner Weiſe beeinfluſſen.
Der neuerdings aufgetauchte holländiſche Negenmacher will
dadurch Negen erzeugen, daß er pulveriſiertes Eis durch
Flug=
zeuge ausſchütten läßt. Hierdurch ſoll Abkühlung, ſpäter
Ver=
flüſſigung des Waſſerdampfes erreicht werden. Soll dieſe
Methode irgendwie Ausſicht auf praktiſchen Erfolg haben, ſo
muß ſie vor allem dafür ſorgen, daß genügende Mengen von
Niederſchlägen erzeugt werden.
Einem alten Aberglauben liegt auch noch das Wetterläuten
zugrunde. Den Glocken wird nachgeſagt, daß ſie die Blitze
brä=
chen. Kam ein Unwetter, ſo läuteten die Glocken der geſamten
Umgegend. Mancher Küſter mußte dieſen Aberglauben mit dem
Leben bezahlen, da gerade der Blitz ſich häufig Kirchtürme und
Glocken ausſuchte. Die Gewitter werden jedenfalls durch das
Läuten nicht beeinflußt.
Im ganzen ſind die menſchlichen Einwirkungsmöglichkeiten
auf das Wetter heute noch denkbar gering. Das ſchließt
natür=
ich nicht aus, daß in nicht allzuferner Sukunft neue
Möglich=
keiten geſchaffen werden, denn die junge meteorologiſche
Wiſſen=
ſchaft iſt in lebendigſter Entwicklung begriffen. Eine
Entwick=
lung, die noch lange nicht abgeſchloſſen iſt. Jedenfalls iſt der
Bann des Aberglaubens, der zwei Jahrtauſende faſt gedauert,
endgültig gebrochen. Und eines ſteht heute bereits als
unum=
ſtößliche wiſſenſchaftliche Wahrheit feſt. Unſere Wettervorgänge
werden nahezu reſtlos von der Sonne hervorgerufen. Alles Ge=
HIf
ſchehen, alles Blühen, alles Gedeihen iſt nur möglich, weil
un=
aufhörlich ihre Energien uns zuſtrömen. Sie läßt den blauen
Himmel uns leuchten, ſie läßt die Winde brauſen, ſie läßt die
Wogen branden. Sie läßt das Menſchenherz ſchlagen, denn ſie
gibt uns die Wärme, ſie gibt uns das Leben. Unaufhörlich?
Ohne Ende? Auch der ſtrahlenden Sonne Ende wird einſt
kom=
men. Und der blaue Himmel wird nicht mehr leuchten, er wird
untergehen in Nacht und Cod.
Und der Menſch? Vielleicht hat er im Laufe der
Jahr=
millionen neue Energien, neue Mittel gefunden, zu leben,
körper-
lich zu leben, auch wenn eiſige Kälte ihn umfangen hält.
Viel=
leicht auch wird wahr, was der Glaube aller menſchlichen
Neli=
gionen uns verheißt, der Körper wird ſterben, der Geiſt wird
bleiben wie ſein Schöpfer. — Und ſo würde ſich dann die Kette
ſchließen vom Dämonen des Urmenſchen zum Geiſte des
Men=
ſchen ſelbſt, der die Materie beſiegt hat und aufgegangen iſt
im All.
Ludwig Ehrhardt.
Kampf gegen die „Unterwelt”!
(Wie Amerika ſich vor dem modernen Verbrechertum ſchützt.)
Von Fred Steiner.
Als vor etwa zwei Jahren in einer großen Bankfiliale im
Weſten Berlins ein großer Einbruch verübt worden war, der
hinſichtlich der Ausführung und Beute als ziemlich einzigartig
vorkommend bezeichnet werden muß, ſchrieb die deutſche Preſſe
von „amerikaniſchen Verbrechermethoden” — Vergleiche mit
ähnlichen Vorkommniſſen in New York und Chicago wurden
aufgeſtellt. Wie wenig aber gerade dieſes Verbrechen, dieſer
Einbruch in eine Berliner Bank, mit den tatſächlichen
krimi=
nellen Verhältniſſen im heutigen Amerika zu tun hat, ſollen
nachſtehende Ausführungen beweiſen: Dieſe Berliner
Verbre=
cher (man konnte ihrer übrigens bis heute nicht habhaft
wer=
den) ſchaufelten von einem Keller des Nebengebäudes der Bank
einen dreißig Meter langen Gang zum „Panzergewölbe‟,
ſchweißten mit Sauerſtoffgebläſe die „gepanzerte Cür” auf,
raub=
ten die Safes aus und verſchwanden auf Nimmerwiederſehen.
Die amerikaniſchen „Kollegen” mögen ſich bei der Seitungsnach=
richt dieſes Einbruchs reichlich amüſiert haben — vielleicht ſind
ſie aber auch ſehr traurig geweſen und dachten daran, wie ſehr
man ihnen im „Heimatland” jetzt das Handwerk erſchwert hat. —
Wohl leſen wir auch ab und zu von kühnen Überfällen, die
amerikaniſche Banditen auf Bankhäuſer, Lohngelderbüros uſw.
wagen. Aber immer ſeltener regiſtriert die amerikaniſche Preſſe
ſolche Fälle, denn der hochentwickelten Cechnik der Creſor= und
Geldſchrankfabrikanten haben dieſe Unternehmungen eine Grenze
geſetzt. Sunächſt gibt es in Amerika kaum eine größere oder
kleinere Bank, die nicht durch ein raffiniertes Knopf= und
Signalſyſtem ihr Haus geſchützt hat. Vor Jahren gehörten
Überfähle dieſer Art zu den Cagesereigniſſen amerikaniſcher
Großſtädtel Vor einem Bankhaus fahren zwei vornehme
Prwat=
wagen vor — — einige elegant gekleidete Herren betreten raſch
den Kaſſenraum — Nevolver blitzen auf — bedrohen das
Perſo=
nal — fordern den Kaſſier mit „Hände hoch”, zur Herausgabe
des Geldes auf. In wenigen Sekunden ſind die gebündelten
Dollarſcheine im Beſitz der Banditen — die Angeſtellten leiſten
keinen Widerſtand, da ſie bei der geringſten Bewegung nieder=
geſchoſſen werden. Derſelbe Kaſſier, der folgſam die Hände
er=
hoben hat und beim Wegſchaffen des Geldes keine Miene
ver=
zog, drückte mit ſeinem Suß auf einen kaum ſichtbaren Knopf:
die Cüren des Bankhauſes haben ſich geſchloſſen, auf die
flüch=
tenden Banditen ergießt ſich plötzlich em feiner Sandregen; der
Gebrauch der Schußwaffe iſt ihnen unmöglich; ein zweites
Signalzeichen hat die nächſte Polizeiwache alarmiert und in
wenigen Minuten ſind die verwegenen Verbrecher von den
Con=
ſtablern überwältigt und abgeführt. Neben dieſem ziemlich
ver=
breiteten Sicherungsſchutz gibt es noch das „Fallgitter” und den
„Gasſpeier”. So iſt es unmöglich, daß, wie früher, ein Mann
an den offenen Schalter tritt, ſich eine Banknote wechſeln läßt,
um ſich gleichzeitig mit kühnem Griff einige Bündel
Cauſend=
döllarſcheine anzueignen und damit zu flüchten; denn der
Bank=
beamte zählt mit einer Hand die Noten auf, während die andere
Hand auf einem Knopf unter dem Schalterbrett ruht, um im
ge=
gebenen Moment den unſichtbaren Gasſpeier” in Cätigkeit zu
ſetzen, ſo den Näuber zu betäuben oder durch ein Fallgitter zum
Stürzen zu bringen. —
Ebenſo wie man dem Angriff von „innen” vorgebeugt hat,
ſo auch allen Einbruchsverſuchen von „außen”. Alle großen
Banken ſchützen ſich zunächſt vor der Beobachtung ihrer
Innen=
räume durch Fenſter aus kugelſicherem Glanzglas. Ein
even=
tueller Verſuch, von irgendeinem naheliegenden Gebäude
ver=
mittels eines unterirdiſchen Ganges in die Creſorräume einer
amerikaniſchen Großbank zu gelangen, ſcheiterte daran, daß
dieſe amerikaniſchen Creſorräume faſt alle unter dem
Grund=
waſſerſpiegel liegen. Aber ſelbſt wenn es den geſchulten
ameri=
kaniſchen Einbrechern gelingen ſollte, mit Hilfe der modernen
Ciefbautechnik die Grundwaſſerſchicht zu überwinden, ſo
erwar=
ten ſie noch weitere ſchwere Hinderniſſe. Dieſe unterirdiſchen
Bankgewölbe ſind außer von drei Meter dicken Mauern noch
mit einer Horchgalerie umgeben, die jedes
Ausſchachtungs=
geräuſch ſofort ſignaliſiert. Wenn man nun den günſtigſten Fall
annimmt, die Einbrecher haben bereits die Cüre des
Panzer=
gewölbes erreicht, wie jene „Berliner Maulwürfe”, ſo beginnt
für ſie die ſchwerſte Arbeit, denn die Sauerſtoffgebläſe der „
Ber=
liner Kollegen” erweiſen ſich vor amerikaniſchen Panzerwänden
als nutzloſes Spielzeug. Amerikas Banditen, wiſſenſthaftlich
geſchult, chemiſch und techniſch auf der Höhe, arbeiten mit einem
furchtbaren Mittel: Oxyazetulen und der ſchrecklichen
Exploſions=
maſſe C. N.C. Jenem gefährlichen Sprengſtoff, von dem, einige
ich, daß mein Herz ſtärker bewegt war und das Blut mir in den
Kopf ſchoß wie damals in der törichten Seit.
Niemand wird behaupten können, daß ich verpflichtet war,
dieſem Fräulein Java zu verraten, in welchem wahren
Verhält=
nis die Beiden zueinander ſtanden. Ich verſchwieg es ihr mit
vollem Bewußtſein. Dabei verſpürte ich zum erſten Male in
mei=
nem Leben das unangenehm brennende Gefühl der Eiferſucht,
das ſich zur paniſchen Angſt ſteigerte, als Henru und Lilian ſich
unſerem Café näherten und nach einem leeren Ciſch Ausſchau
hielten. Schließlich hatten ſie mich entdeckt. Sum Glück
ver=
ſchwand die Javanin lautlos, noch ehe die Beiden an unſerem
Ciſch angelangt waren.
Henry konnte ihr Geſicht und die großen feuchten Augen,
die ihre Bewunderung ſo rückſichtslos enthüllten, nur für eine
Sekunde geſehen haben, aber ſie genügte, um ihn ſoweit, für
ſeine Anbeterin zu intereſſieren, daß er ihr nachſah.
Wir ſprachen nicht von ihr, es lag ja auch keine
Veranlaſ=
ſung vor, und doch hätte die Begegnung zwiſchen Henry und
dieſem Fräulein Java einen harmloſeren Anſtrich, gewonnen,
wenn er irgendeine Bemerkung über ſie gemacht hatte. Ich
glaubte aus ſeinem Schweigen herauszufühlen, daß ſie, der
voll=
kommene Gegenſatz zu mir, ſeinem Geſchmack entſprach, und ſah
darin meine Ablehnung in dem Augenblick beſtätigt, der ihn mir
zum erſten Male wirklich nahe gebracht hatte.
Ich vermochte an dieſem Abend nicht allein zu ſein und hielt
Henru und Lilian nach dem Diner ſolange im Speiſeſaal des
Hotels feſt, bis ihnen vor Müdigkeit faſt die Augen zufielen,
während ich von Stunde zu Stunde aufgeregter wurde und mich
immer heftiger der Vergangenheit erinnern mußte. Keine
An=
ſpielung vermochte Henrus unhöflich müdes Geſicht zu beleben,
und als ſich in dieſer Nacht bis zum Morgengrauen die Waſſer des
Canal grande gegen unſere Hauswand ſchlagen hörte, vermochte
nur der Gedanke meine ohnmächtige Wut zu betäuben, daß auch
ſchon in München und Verona aufgefallen. Ich ſah, daß ſeine
ſchwiſter fuhren am nächſten Morgen über Genua nach Luxor,
während der Miſchling nach Cooks Neiſeplan zwei Cage ſpäter
in Nom eintreffen ſollte.
Am nächſten Morgen aber, beim Frühſtück, geſchah das
Fürchterliche: Henry fragte mich, ob mir die Dame, die geſtern
von meinem Ciſch aufgeſtanden war, bekannt ſei. Sie wäre ihm
ſchon in München und Veroca aufgefallen. Ich ſah, daß ſeine
Augen unſicher wurden, und als es mir nicht gelingen konnte,
ſeinen Blick einzufangen, zog ein roter Streifen über ſeine Stirn.
Es war das unverkennbare Seichen ſeiner Verlegenheit und
ſei=
nes inneren Aufruhrs, das ich noch von früher an ihm kannte.
Und ohne Überlegung, nur aus einem Gefühl heraus, antwortete
ich, daß ſie bereits mit dem erſten Sug weggereiſt ſei. Er
ſchwieg, bemühte ſich aber offenſichtlich nicht mehr, ſeine Gefühle
vor mir zu verbergen, denn als die Koffer heruntergetragen
wur=
den, ſagte er plötzlich mit einem trotzigen Blick auf mich, ſie
könnten auch ebenſogut über Neapel reiſen, und er erkundigte
ſich nach dem Suge, der eine halbe Stunde ſpäter fuhr. Lilian
machte ihn jedoch darauf aufmerkſam, daß die Mutter ſie bereits
mit dem aviſierten Dampfer erwarte, und er fügte ſich, wie
immer, den Frauen in ſeiner Familie. Ich begleitete ſie zum
Bahnhof und überzeugte mich davon, daß ſie den richtigen Sug
genommen hatten.
Da ich plötzlich allein in Venedig nichts mehr anzufangen
wußte, fuhr ich nach Slorenz weiter. Meine Unraſt ließ mich
jedoch an keinem Ort lange verweilen. Drei Cage ſpäter war
ich bereits in Nom. Die Einſamkeit, die mir bisher der
koſt=
barſte Beſitz war, begann mich zu quälen, und eines Mittags.
als ich in Nom auf der Piazza di Venezia ſaß und mich den
ſchmerzlich=ſchönen Erinnerungen an die erſten Cage in Venedig
hingab, hatte dieſe Marter ihren Höhepunkt erreicht.
Wie weit es mit mir gekommen war, kannſt du daran
er=
meſſen, daß die plötzliche Entdeckung dieſes Fräuleins Java mich
mit einer unbegreiflichen Wiederſehnsfreude erfüllte. Sie ſtand,
den Reiſeführer in. der Hand, ſo klein und verloren vor dem
pompöſen Vittorio=Emanuele=Denkmal und gab ſich anſcheinend
Mühe, dieſem weißen Marmorkoloß Bewunderung
entgegenzu=
bringen. Es war ein mitleiderregendes Bild, ich ging ſchließlich
auf ſie zu und bat ſie an meinen Ciſch.
Du glaubſt nicht, mit welcher offenſichtlichen Freude ſie mich
wiedererkannte, mich, die ihr doch ſo wenig angenehme Gefühle
entgegengebracht hatte. Ich begriff an fenem Cage, als ſie von
hundert Nichtigkeiten und in allen erdenklichen Variationen
auch von dem „reizenden blonden Ehepaar” planderte, daß große
und geiſtreiche Männer ſich zuweilen in dieſe offenherzigen
Zwitſcherweſen verlieben. Ihr Geplauder iſt betäubend,
erfri=
ſchend und anregend wie das Plätſchern eines Springbrunnens
an ſchwülen, enervierenden Cagen.
Obgleich ich mir ſagte, daß ſie Henru und Lilian niemals
wiederſehen würde, vermied ich es wieder, ſie über ihren Irrtum
aufuzklären. Sie fuhr im echten Cook=Hetztempo am nächſten
Cage bereits weiter, während ich mich erſt nach ein bis zwei
Wochen auf den Weg nach Neapel begeben wollte. Schließlich
war es ja gleichgültig, wo ich blieb, und es hätte auch keinen
Sweck gehabt, Henry nach Luxor zu folgen, da jetzt alles
ver=
gebens war.
Gegen meinen Willen, über den ich von nun an keine Macht
mehr beſaß, traf ich zwei Cage ſpäter in Neapel ein, wo ich
übrigens — ich muß ſchon ſagen: verwunderlicherweiſe — die
Exotin nicht mehr traf, obgleich ich alle Orte aufſuchte, an
denen man die Fremden wiederzuſehen pflegte.
Ich ging in dem neuen Gefühl einer immer größeren
Ver=
einſamung umher, und ſchließlich dachte ich, daß ein Leben
ver=
tan ſei, in dem man viele Freunde und einen großen
Bekannten=
kreis, nicht aber den einen Menſchen gewann, der alle anderen
entbehrlich werden läßt, der jede Lebenslage durch das ſichernde
Gefühl der Sweiſamkeit erhöht. Und wenn ich am Hafen ſtand
und den Wellen zuſah, die ſo unermüdlich an den Kaimauern
hochſpritzten und herunterfielen, verglich ich mein künftiges
Leben mit dem kindiſchen Spiel dieſes gewaltigen ernſten Meeres:
ſo würde ich jeden Cag beginnen und ergebnislos beenden und
doch nicht aufhören, weiterzuleben und mich nach dem
Unerreich=
baren zu ſehnen.”
Petra ſtand auf und blickte, den Kopf an die kühlen
Schei=
ben gelehnt, in den verſchneiten Park hinaus.
„Und dieſes Fräulein Java hat du niemals wiedergeſehen?”
Nein, vielleicht war ſie gerade von Neapel abgereiſt, als
ich beſchloſſen hatte, ihr Henrys Namen und Adreſſe zu geben
und ihr zu geſtehen, daß Lilian ſeine Schweſter ſei. Was
bedeu=
tete für ſie, die ſo weitgereiſt war, die kleine Spritztour nach
Agypten?”
Ich glaube, daß ſie die geeignete Frau für Henry wäre. Da
ich es nicht ſein darf, könnte es mir nun gleichgültig ſein, wen
er nimmt. Doch weil ich ihn nun liebe, ganz uneigennützig liebe,
möchte ich ihn glücklich wiſſen. Aber wenn ich an ſie denke, an
dieſes Fräulein Java, das ich in Nom, als es mir meine
Ein=
ſamkeit verkürzte, faſt lieben mußte, und das ich dennoch
gren=
zenlos haſſe, dann wünſche ich, daß die Beiden ihr Leben lang
aneinander vorbeireiſen und ebenſo ſehnſuchtskrank und raſtlos
werden wie ich.”
Sliegrbomben gefüllt, genügen, um eine Großſtadt dem
Erd=
boden gleichzumachen. Aber auch gegen dieſe furchtbare Waffe
hat die „Panzerſchneideinduſtrie” Stahlplatten geſchaffen, die
erfolgreich Widerſtand leiſten. So beſitzt beiſpielsweiſe die
Fede=
ral=Neſervo=Bank zu Cleveland Panzertüren, die je 2000
Sentner ſchwer ſind. Eine ausgeklügelte Präziſionstechnik
er=
möglicht es, daß eine ſolche Cür von einem einzigen Mann
be=
dient werden kann. Dennoch iſt auch dieſer Sicherungsſchutz als
ungenügend gegenüber der amerikaniſchen Einbruchstechnik
er=
kannt worden, ſo daß als „letzte Neuheit” Gewölbetüren
herge=
ſtellt werden, die man überhaupt nicht mehr öffnet, ſondern durch
einen in der Mitte befindlichen drehbaren Sylinder
durch=
ſchreitet, der ſich aber nur zu einer beſtimmten Seit ſchließt und
öfnet. Den wahren Charakter einer Feſtung hat die Federal=
Neſerve=Bank in New York, die den größten Goldſchatz der
Welt aufbewahrt. In kleinen Kammern, in Safes, fein
läuber=
lich auf Negale aufgeſtapelt, liegen die Goldbarren wie die
Brot=
laibe im Bäckerladen. Das Federal=Neſerve=Building iſt nicht
beſonders hoch, aber es geht 22 Stück tief unter die Erde.
Ob=
wohl es in einem äußerſt belebten Stadtteil liegt, iſt es rings von
Waſſer umgeben; damit es nicht in die Luft geſprengt werden
kann, hat man es mit einem zwiſchen Doppelmauern eingebetteten
Kanal umſchloſſen. Auf dem Dache der Staatsbanke ſind
Go=
ſchütze angebracht, die nach Norden, Süden, Oſten und Weſten
auf die im Umkreis liegenden Querſtraßen gerichtet werden
können. Ein Militärdetachement begleitet jeden Geldtransport
in die Bank . .. ſo pompös, großartig und raffiniert zugleich
ſchützt Amerika leinen Goldſchatz vor zudringlichen Händen. Mit
dieſen letzten techniſchen Errungenſchaften ſind die
Erfolgsmög=
lichkeiten der amerikaniſchen „Safe=Breakers” auf ein Minimum
reduziert. Um aber dennoch ſeine Exiſtenz aufrecht zu erhalten,
verlegt er ſich auf den Uberfall der Geldautos, die zum
Crans=
port der Lohn= und Bankgelder dienen. Allerdings ſind auch
dieſe Wagen fahrende „Panzerburgen” ähnlich den Canks im
Kriege mit Panzerplatten geſchützt, mit Maſchinengewehren
ausgerüſtet, bedient von einer mehrköpfigen Beſatzung. So
er=
gibt ſich für den amerikaniſchen Banditen die Notwendigkeit,
ſich in ſeinem „Exiſtenzkampf” mit Bomben und Handgranaten
auszurüſten, um ſich ſeinen „Lebensunterhalt” zu erobern.
Vielleicht erhellt ſich aus dieſen Ausführungen für den
deut=
ſchen Leſer, daß jene gefürchteten und kühnen Einbrecher, wie
ſie bei uns manchmal aufzutreten pflegen, gromantiſche Kinder
mit Spielzeugen” ſind, gegenüber jenen Männern aus der
ameri=
kaniſchen „Unterwelt”, gegen die Polizei und Cechnik nunmehr
einen erfolgreichen Kampf aufgenommen haben.
Nellu begeht eine Sünde.
Von Otto Freg.
Nelly iſt im ganzen erſt durch fünfzehn Lenze gegangen.
Durch die beiden erſten wurde ſie zwar getragen, und viele weiße
Blüten ſchneiten auf ihr Wickelkiſſen. Durch die zehn folgenden
aber hüpfte ſie rund und drollig, wie ein erſtmals freigelaſſenes
weißes Kälbchen. Und durch die drei letzten — ja, wie kam das
denn nur mit dieſen drei letzten Lenzen?
Nellus Geſicht trägt noch den Schmuck jenes zarten und
duftigen Beſchlages, der an gelbe Crauben oder an den
Flügel=
ſtaub friſch entſchlüpfter Schmetterlinge erinnert. Uberhaupt ſieht
alles an ihr nach ſo einem blinkenden Schmetterling aus,
beſon=
ders die Augen, die immer ſo etwas Buntes und Flattriges
haben.
Erſt durch fünfzehn Lenze gegangen — und ſchon eine
Sünderin?
Und welch eine Sünderin!
Morgens ſitzt ſie im Cram mir gegenüber: ſchwarzlederne
Mappe, grüne Schülermütze, und den Kopf wie einen holden
ova=
len Mond über ein offenes Buch geſenkt. Swiſchen Kopf und
Buch glänzt eine Helle auf, und man weiß nicht recht, woher
die=
ſes Leuchten kommt und welchen Weg es geht: aus dem Buch
ins Geſicht oder aus dem Geſicht ins Buch?
Aber gerade dieſes Buch iſt das große und unverzeihliche
Argernis des Abteils.
Der Kondukteur, dem Nelly ohne Acht und Aufblick ihr
Abonnement hinhält, nimmt ſich hübſch Seit, um einen raſchen,
ſozuſagen diebiſchen Blick in das aufgeſchlagene Buch zu tun,
und wie er ſein Geſicht wieder nach der anderen Seite wendet,
iſt es lelbſt wie ein kniſterndes weißes Buchtlatt, darauf
ge=
ſchrieben ſteht: „Ei — ſo etwas!”
Nelly hat davon nichts gemerkt. Sie beugt ſich ruhig ud
ſchön über ihr Buch und lündigt unangefochten weiter.
Su ihrer Linken, ſitzt ein langaufgeſchoſſener Gymnaſiaſt.
Wenn er den Atem durch die Naſe einzieht, beben ein paar
Flaumhärchen über ſeiner Oberlippe dieſem Luftzug zitternd nach.
Der Jüngling krümmt ſich ein wenig rechts hinüber, und leine
Blicke ſchießen ſchräg aus den Augenwinkeln auf Nellus Buch
nieder, ſpringen aber auch gleich wieder ab, und ſein flaumiger,
noch unfertiger Mund ſpitzt lich zu einem böſen Wort, das er
dann doch nicht ausſpricht: „Nicht mehr zu retten!”.
Nelly beobachtet es nicht. Sie hält ſich tapfer an ihre
Sünde und bleibt weiter über ihr Buch gebeugt, ruhig und ſchön.
Su ihrer Nechten ſitzt ein junger Mann, barhäuptig, in
Schnürſchuhen und Windjacke. Sein Geſicht mit der matten,
lederfarbigen Haut ſtrahlt jene Kraft und Geſundheit aus, die
man ſich auf Bergwanderungen und ſtäubenden Skifahrten holt.
Wie der junge Mann Nellus Buch mit einem flüchtigen Blicke
nur antupft, zuckt er auch ſchon zuſammen, muſtert das
Mäd=
chen dann vom Kopf bis zu den Füßen mit weit aufgeriſenen
Augen und kenurrt ingrimmig in ſich hinein: „Schandel”.
Und ſo tun, ſie alle Morgen für Morgen. Das große
Argernis ſpringt von einem zum andern über, es verbreitet ſich
wie ein ſtichiger Geruch im ganzen Abteil und grinſt bald aus
allen Augen und Geſichtern. Aber Nelly achtet auch jetzt noch nicht
darauf, ſie beugt ſich nach wie vor ruhig und ſchön über ihr
auf=
geſchlagenes Buch und ſündigt tapfer weiter.
Aber eines Morgens geſchah etwas Seltſames.
Eine gut gekleidete ältere Dame ſtrich beim Ausſteigen
hart an Nelu vorbei, ſo hart, daß ſie das Mädchen ſcharf
ſtreifte. Dabei fegte eine wehende Falte ihres Mantels über
die Knie des Mädchens, und das Buch flatterte aus Nellus
Schoß zu Boden — kenapp vor meine Füße.
Ich hob es hurtig auf: glücklich, endlich auch einmal einen
raſchen Blick in dieſes lündige Buch werfen zu dürfen. Und
ich tat es. Und ſtaunte. Staunte über den Gymnaſiaſten, über
den Sportsmann, über den Schaffner und über die ganze Welt.
Eigentlich auch über Nelly ...
Denn was ich da in meinen Händen hielt, war ein ſchmuckes,
dünnes Bändchen — Gedichte.
Spaziergang.
miit einer jungen Dame.
Von Hans Joachim Coll.
Es ſei im vorhinein geſagt, daß über dieſen Spaziergang
mit einer jungen Dame nicht ohne Bedenken berichtet werden
kann. — Aus dieſem Einleitenden den Schluß zu ziehen, daß
irgend etwas nicht ganz Einwandfreies ſich begeben hätte, irgend
etwas Cadelnswertes, iſt falſch und zeugt von Verderbihekk.
Vielmehr iſt es ſo, daß dieſer Spaziergang nichts Beſonderes
brachte, gar nichts, was nicht jedem geſchehen könnte, der mit
einer jungen Dame ſpazieren geht. Und das nun iſt es, was uns
bedenklich macht, denn ſchließlich erwartet man etwas, iſt eine
junge Dame im Spiel. Aber was — was nur geſchah denn
ſchon? — Sie ſchlenderten die Strandmauer entlang, eine junge
Dame, ein junger Mann, und ſprachen Belangloſes, wie man es
tut, wenn man ſich eben erſt am Strande kennen gelernt hat. Wo
ſie wohnten, wie ſchön die Ferien ſind und alles das. Sie gingen
durch das Wäldchen, deſſen Bäume einen heroiſchen Kampf
gegen die Stürme der See kämpfen, und hier nun geſchah es, daß
beide ſich nach einleitenden Bemerkungen über das Wetter
ein=
ander namentlich bekannt machten. (Es iſt wahr, dieſe Art der
Vorſtellung iſt nicht ganz korrekt, aber was wollen Sie — es
lebt ſich leicht am Strande.) Sie ſtanden am Ceich, fütterten die
Karpfen, und der junge Mann ſagte einem beſonders gefräßigen
nach, daß er einige Ahnlichſteit mit jener ältlichen Dame hätte,
die ſich jüngſt über ſein ſpätes Nachhauſekommen beſchwerte.
Die junge Dame lachte und lachte noch, als ſie, an den
Noſen=
gärten vorbei, zurückgingen. Ihr Lachen kelingt, als hüpften
Perlen eine gläſerne Creppe herunter, dachte der junge Mann,
ſo verliebt war er. Und vielleicht war es dieſes Lachen, das ihm
den Mut gab, die junge Dame beim Auf=Wiederſehen=Sagen zu
küſſen, und vielleicht war es der Duft der Noſen, da ſie ſich ohne
Widerſtreben und ohne Widerrede küſſen ließ. (Es iſt wahr,
der Kuß kam etwas früh, aber was wollen Sie — es liebt lich
leicht am Strande.)
Spaziergang mit einer jungen Dame, ein kleiner Kuß, ein
bißchen Verliebtſein — hatten wir nicht recht, als wir ſagten,
daß nichts geſchah, was nicht jedem geſchehen könnte, der mit
einer jungen Dame ſpazieren geht?
Schach
Ucht
3chach
Nammer 376.
Fr. Lazard in Paris.
(1,2. Preis, Magyar Sakkvilag, 1927.)
d t g
G
b
Fe
Arüſſelung: weißf. To5 vuu us5 rs Sbs e 505 7:
Schwarz: Kd5 Tb3 13 Ld2 Sd8 Ba5 b4 46 e5e6 f4 g4 g7 (s); 34
Aufgabe 538.
D. C. Bndde.
(Nordiſk Skaktidende, 1880.)
Weiß: K41 Db4 Las 8d7 Bd3 o6 g2 7)
Schwasz: Ket B44 15 (sſ.
Matt in zwei Zügen.
Löſungen der Aufgaben 526—53o.
528. 6. Flander, Urbruck. (Kb6 Tg4 Ses 14 Bb2 45 g6; Ke4 Te2 L77
Sg1 Bb3 e3 k3 g5 h6: 2t.) 1. Seß—bt Kibt, d4, Td2, L/:/a5, o8, g6,
Bh5, 8h3, Tg2, 8o3, Nib3 2. 5a3, :45. o6, g6, h5. h3, g2, 2c. Freigabe
von 2 Fluchtfeldern für den ſchwarzen König. Das weiße Springerrad iſt mit wenigen
Mitteln gelungen
527. S. Herland. 2. Preis, Maghar Sakkvilag, 1913. (Kd7 De3 La4 8d4
Bb2b5 o6 f4h7; Kd5 Td1 h1 Le1 g4 Sat a7 Ba3 es 43 12 15: 34.)
1. Bb2—b41 broht 2. Deßt: 1.1.: Ket 2. Do4. 1.17 B43 3, päs. Die
ſeine Aufgabe enthält 2 weiße Springerräder!
528. H. Hultberg. 2. Ehrenpreis i. d. Dreizüger=Abteilung der „Schwalbe‟ 1929—III.
Ka1 Ta3 Lf1 f3 8b6 h8: Ke4 Pa5 g5 Ib1 46 St8 g8 Ba4 eb o5 13 14
15: 34.) 1. Sh8—f7! Le7 2. Le4 8k6 3. Sigöck: 1. ... Tg6 2. Tes Seß.
3. S:d64. Das Thema lgutet: Weiß greift gleichzeitig zwei ſchwarze Steine an;
Schw, läßt einen von beiden den anderen decken. V.ſchafft eine neue Drohung, die
Schw. nicht parieren kann, ohne zugleich die frühere Verteidigung aufzugeben.. Daß
auch Ub1 zur Verteidigung herangezogen werden kann, iſt ein Nachteil der Aufgabe.
529. W. B. Riee. 1. Pr., Good Comp., 1918. (Kh.3 Da8 Te6 h5 Lh7 Sb5 13
Beß; Kd5 De5 Le1 Bb4 e2: 24F.) 1. Sf3—d4: Die Aufgabe iſt durch große
Handlungsfreiheit der ſchw. D gekennzeichnet.
530 F. Palatz. Urdruck. Ko3 Le1 2 Sd4f4 Bf3; Ke1 Ih1 Sa1 bi Be4;
3F.) 1. I.et—b21 8b1—d2 2. Ib3—e3 Sa 1—b3 3. 5d 4—e2hk. Ein einfacher
Zugwechſel.
Löſerliſte: Franz Buchtz in Mainz (alle, auch 521—525); Johanna
Göckel (521, 5B, 525, 526, 528 n. 529): Georg Peter in Hainchen (522,
5s3, 5B, 526 u. 529); Rolf Schmidthoff (596, 598—530); Joh. Lang in
König (598, 58.
Ki
Rät=
Ein Kreuzworthaus.
Waagrecht: 1 kleinaſiatiſche Göttin, 3 ſoviel wie Gürtel, 5
deut=
ſches Land, 7 Fiſch, 8 norwegiſcher Dichter, 10 Geradflügler Mehrzahl),
13 Geliebte des Zeus, 14 italieniſche Muſiknote, 15 Fürwort, 16
Männer=
name.
Senkrecht: 1 Brei, 2 Stadt in Lothringen, 3 Farbe. 4 Schweizer
Freiheitskämpfer, 5 Fiſch, 6 Gegenteil von ſtets, 7 Stadt in Schleswig=
Holſtein, 9 heißt Kind in einer fremden Sprache, 11 Hohlmaß, 12 Fluß
in Frankreich.
Carl Denbel.
Silbenrätſel.
Aus den Silben: a a. ab, augs, bo, burg, de, de, de, de, de,
der, dol, dung, e, ei, eiſ, ex, fin, gau, gen, gen, glo, har, he, ho,
hut, i, im, ir, jew, kreiſ, lauf, le, li, men, mi. mi, mi, mo, mund,
ne, ni, nie, o, pan, ra, rai, rin, ro, ſen, ſte, tal, ti, ti to, trot, tur,
um, wen, wun ſind 22 Wörter zu bilden, deren Anfangs= und
Endbuchſtaben, beide von oben nach unten geleſen, einen Spruch
ergeden.
Die Wörter bedeuten: 1 Geſtalt aus Shakeſpeares „Hamlet”,
2 Stadt in Bayern, 3 Bürgerſteig, 4 Blütenſtand. 5 Schweizer Ge=
treidemaß, 6 Winterſport, 7 Parallel zum Aequator gedachte Linie,
8 Geſtalt aus Schillers. Don Carlos” 9 Heiligenerzählung,
10 ruſſiſcher Dichter. 11 Widerruf, 12 Art Spott. 13 Wiener
Bühnendichter des 18. Jahrhunderts, 14 Verletzung. 15 Sportgerät,
16 Muſikinſtrument, 17 Stadt an der Oder, 18 Sturmhaube der
Ritterrüſtung. 19 Schlagwort für Unechtes, 20 Entſchädigung,
21 Prophet, 22 Material für Brennkerzen.
Der Kontrollgang.
Ein Kontrolleur hat die Straßen zu revidieren. Er fährt von
a aus und kehrt dahin zurück, darf aber keine Straße zweimal
paſſieren. Nur durch einige Orte kommt er zweimal. Welchen
Weg muß er nehmen?
FüllMätſel.
3a, 1b. 2 d, 5e, 1f. 2 i, 2k. 3 I, 6n, 1o, 3r. It, 1u.
Vorſtehende 30 Buchſtahen ſchreibe man in die 30 leeren Quadrate, ſo
daß die waagrechten Reihen Wörter von folgender Bedeutung
ent=
halten: 1. Tugend, 2. Stadt in der Schweiz 3. Einſiedler, 4. niedrig
denkende Menſchen, 5. wird oft geballt, 6. Männername.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 32.
1. London 2. April, 3 Halle, 4. Wundarzt, 5. Februar, 6.
Meſ=
ſias, 7. Violiniſt, 8. Hannover, 9. Erblindung, 10. Almira,
11. Zachau. 12. Juriſt, 13. Heidel, 14. Hofkapellmeiſter. — „Die
Waſſermuſir”.
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittichſche Hofbuchdruckerei, Rbeinſtr. 23. — Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H. Nette, Darmſtadt, Fernſpr. 1, 2389—3392. — Alle Rechte vorbebalten. Nachdr. verboten.
[ ← ][ ][ → ] Sooche, jetzt weern mer widder unner uns Parresdochder.
die äxodiſch Sportſtudende aus aller Härrn Lender, die wo
ſeither unſer Städtche bevölkert hawwe ſin fort. Als Erſatz
ſin jo momendan widder e Baddie iwwerſee’ſche Päddagoge
akumme — „Päddagoge” ſo haaße uff äxodiſch die Schulmaaſter,
ich will däß gleich ſage, damit’s kaa Begriffsverwäxlung gibt; in
inſere verworrene Zeitverhältniſſe is däß alles meeglich. Dann
weer net waaß, was „Päddagog” bedeid, dem kennt’s am End
geh, wie ſällem Borjemaaſter im hinnere Odenwald, anno acht=
Linvärrzig. Nemlich der Schulmaaſter in dem Oertche hott
do=
nals geſprächsweis als geſagt: „mir Päddagoge”, un ſo — no
ſin als eines Dags die Verfichung erauskumme is, ſemtliche
Demagoge weer’n als ſtaatsfeindlich zu verhaffte, do hott mei
BBorjemaaſter aach däß unſchuldiche Schulmaaſterche verhaffte
Coſſe, un alles Bidde un Lammediern vun dem, daß er doch e
Päddagog weer, un kaa Demagog, hott nix gebadd; de
Herr Borjemaaſter hott a fach geſagt: „Gog is Gog, un
do=
mit baſta!".
No, was nu ſo die äxodiſche Päddagoge abedrifft, die wo
iner die Ehr hawwe jetzt unner uns weile zu ſähe, die ſtäche jo
im allgemeine Verkehr net ſo aſch in die Aage, wie die äxodiſche
Sportſtudente, däß liggt vermudlich an de Verpackung. Ich wißt
memlich net, an was es ſunſt lieje ſollt, daß unſer Darmſtädter
Mädercher, während däre Olymbiade uff aamol ſo e
Sports=
begeiſterung an de Dag gelegt hawwe Beſunners die
Idall=
janos mit ihre Strohſchiffcher hatte=ſen a gedha; ſie hawwe awwer
aach mit de annere Vorlieb genumme, wann die
Strohſchiff=
cher grad belegt worn. —
Un wie ſpielend leicht ſe ſich gäjeſeidich verſtendicht hawwe
mitnanner. Ich bin beiſpielsmeßich im Vabeigeh emol in ſo en
fidele Drubb enei gerade, wie ſe grad aus=em Bender kumme
ſin; zu Fimft hatte ſe ſo=en klaane Idalljano am Wiggel, un do
heer ich grad, wie die ahl vun dene Böbbcher zu=em ſeeckt: „No,
wo mache mer dann jetzt hie?"
Ja, es gibt in gewiſſe Siddewatzione doch noch e Sproch,
außer Eßberando, mit däre mer ſich, in=eme gewiſſe Alter leicht
verſtendlich mache kann, un die wo in de ganze runde Wäld
vun alle Völkerſtemm ſpielend verſtanne wärd. Däß is die
Sprache der „Lübeee”, die is ſozuſoge indernatzional".
Awwer aach ſunſt kann mer uns Darmſtädter beziechlich
un=
ſerer Umgangsforme, während dem großſtädtiſche Wäldverkehr
uff de Rheinſtroß, kaa Vorwärf mache. Beſunners die
Um=
gangsforme um’s Mullement erum hawwe großordich
funk=
zioniert, däß wärd ſälbſt de Herr Owwerwachtmaaſter
Gärſte=
meier zugäwwe miſſe, wo bekanntlich unſer ſchennſter,
ſchnei=
dichſter un ſtrammſter Verkehrsregeler is, den wo mer momendan
uffzuweiſe hawwe, ach, er hott ſoe Ehnlichkeid mit meim Schorſch,
däß wor aach ſo e Forſcher
Wie geſagt, was unſer Umgangsforme um’s Mullewend
erum albedräffe dhut, ſo worn die ſeither, was mer leicht
feſt=
ſtelle, un mit ſeine eichene Hiehneraage ſähe konnt, wann mer
ſo en Umgang um’s Mullemend erum rißgiert hott, mit allerhand
Gefahren for Leib un Läwe harmoniſch verbunne. Awwer
ſeidem ſe die Fußgengerfuhrte a gelegt hawwe, wo ’s Fußvolk
ſauwer uff de Strich gange is, un ſich kaa Seideſpring mehr
er=
laabt hott, hott die Sach emol wenichſtens e Muſter vun=ere Form
krickt. Alſo warum geht’s dann jetzt
Allerdings, ſie hawwe der Sparſamkeid hallwer die
Fuß=
gengerfuhrte bloß mit weißer Eelfabb uff’s Plaſter gemolt, un
die is dorch den Rieſewältſtadtverkehr in de letzte värrzeh. Däg
vun dene Plaſterdibbler widder ſo gud wie ewäck geſchlurcht.
28 beſte wärd ſei, eh’ daß mer die Umgangsforme widder
ver=
lärne un laafe widder blan= un ziellos wie e Rodde Korah um’s
Mullemend erum, mer geht her un de Himmlers Lui dhut uff
jeder Seid zwaa Reihe weiße Plaſterſtaa eneipläſtern, die halte
dann ewich un noch lenger.
Jetz, däß muß ich hinnenooch zugäwwe, an dene Wettkembf
ſälbſt hab ich mich net bedeilicht, dann erſtensmal verſteh ich nix
devo, un zweidensmal wollt ich mit meine ziemlich ausgedehnte
Hinnerfrond niemand die Guck verſpärrn.
Awwer wie’s ſo is, drittens kimmt’s ganz annerſt, fimfdens
als mer mecht. Un wer is dodra ſchuld? — Nadierlich widder
die Stroßebahn! Die is jo bekanntlich an allem ſchuld. Nemlich
ich hab mich do ſchun ganz ſaumeßich gefuxt, wie ich gemärkt hab,
daß mer bei der Stroßebahn, während däve Studendeolimbiade,
gornet for voll genumme is worrn, wann mer zufellich emol wo
annerſt enaus fahrn wollt, als bloß immer uff’s Stadion. Mer
hott aam quaſie a geguckt, als weer mer e Wunnerdier, weil
mer ärchend wohie in die Stadt gefahrn is, wäje mir nooch’m
Watzevärdel, wo gornix los war, weil beinoh ſemtliche Wage
uff’s Stadion ei geſchworn worn; un zweidens hott mer des
Ge=
fiehl gehatt, der Konndukdeer dhet aam ſo herablaſſend agucke,
weil mer iwwerall hiefahrn dhet, nor net uff’s Stadion.
Däß is mer dann doch zu dumm worrn, un ſo bin ich am
Sunndag ganz großardich am Verkehrshaische in en Wage „zum
Stadion” ei geſtieje. Däß haaßt, ich bin net ei geſtieje, ſundern
ſozuſage in den Wage eneigeſchwemmt, eneibugſiert un
eneidrang=
ſaliert worrn; ich hab net gewißt, wie, un ich hab mir ungefehr
vorſtelle kenne, wie’s de Sadälle zu Mut ſei muß, die wo in e
Bix zuſammenanner eneigepräßt ſin. No, däß wor ſo e Voriewung
gewäſe for den „Uffmaſch der Natzione”, den wo ich mer hab a gucke
wolle, dann wie ich am Stadion ausgeſtieje bin, do hab ich deerſt
emol e halb Stund nooch Luft ſchnabbe miſſe, bis ich halbwähks
widder zu mer kumme bin.
Awwer ich bin eneikumme; ich hab mich afach eneidrage loſſe
vun dem Haufe Menſche, un ich glaab, mei Fieß hawwe net
a'aanzichmol de Erdboddem beriehrt, ich hab bloß zu ſchnaufe
gehatt, daß mer die Luft net ausgange is. Ja, for=e Johrers
dreißich, do hätt mir däß nix ausgemacht, do war ich dränniert for
uff ſo e Olimbiade. Awwer heit — do verdregt mer die Drickerei
net mehr ſo; mer is halt net mehr däß..
Dofor bin ich dann aach reichlich entſchädicht worrn, wie der
„Uffmaſch der Natzionen” ſich vollfiehrt hott; s war faſt ſo
groß=
ordich, wie in=ere Rewieh; un im Kino kennt’s aach net
ſchen=
ner ſei.
Am Awend, die Breisverdaalung in de Feſthall hab ich mer
dann widder geſchenkt; ich war a fach net mehr leiſtungsfehich; un
ich hett, wie geſagt, mindeſtens drei Leit de Blatz ewäck genumme.
Un däß wollt ich net. Awwer ich hab mer ſoge loſſe, es weer
großordich gewäſe, un die Leit vun=ere Stickerers ſexdauſend
Awäſende weern ſo begeiſtert gewäſe, daß mer ſe am Schluß im
Genſemarſch die Dier enaus geloſſe hett, weil mer die Befirchdung
hatt, s hett ſich der aane odder der annere aus lauder
Begeiſte=
rung am End en Stuhl mitgenumme, damit er drauß uffm Exert
des Feierwerk beſſer hett ſähe kenne. . . ..
Alſo, wie geſagt, bei de Breisverdaalung in de Feſthall war
ich net. Ich kann drum aach net ſage, ob bei däre Studende=
Olimbiade alde Rekorde gebroche, un neie uffgeſtellt ſin
worrn. An ſich is mir verſeenlich däß aach ganz Worſcht, wann
mer’s beiſpielsmeßich aach e Reedſel is, wie däß noch ausgeht mit
däre Schnelllaaferei. Dann wie ich ſo geheert hab, brauche ſe
immer wenicher Minude un Sekunde for ſo e Streck zu laafe,
un do muß es doch wohl eines Dags ſoweit kumme, daß Null vun
Null uffgeht un daß ſe in dem Moment, wo ſe am Stadd ablaafe
aach ſchun am Ziel ſin. — — — Un wann ſe die Schnellaaferei
noch weider iwwerdreiwe, do kann’s ſogar baſſiern, daß ſe
ehn=
der am Ziel alkumme als ſe am Stadd abſchwirrn, däß is doch
logiſch, bei dem Rekordfimmel.
Awwer dodriwwer mach ich mer kaa Kobbweh, wie geſagr,
dann de Rekord is net es wichdichſte, ſundern däß, daß die Völker
zuſamme gefiehrt wärrn, um in edlem Wettſtreit ihr Kräfte zu
mäſſe; un daß ſe ſich in Ridderlichkeit gägeſeidich achte un boch=
ſchätze. — Un daß däß meechlich is, hott die Studende=Olimbiade
bewieſe. Un warum? — Weil kaa Bolledicker ihr Hend debei im
Spiel hadde, dann die dhun jo bekanntlich mit ihre ewiche.
Red=
derei noch die ganz Wäldordnung verſaue.
Un daß aach die Herrn Bolledicker an dem
hundsmiſſerabe=
lichte Wädder ſchuld ſin, mit dem mir uns gäjewärdich erumploge
miſſe, däß ſteht emol for mich bickelfeſt. Es gibt jo nix uff de
Wäld, was die net dorchenanner bringe kennte, ’s aanzich Gude,
was mer, im Gäjeſatz zu dene ihre Bolledick, dem dißjehriche
Sum=
merwädder noochſage kann, is däß, daß es ſchee dauerhaft is, un
hott feſte Grundſätz, dann mer kann ruhich behaubte:
Geſtern hott’s geräjend.
Un heit räjends aach,
Un morje wärds räjene,
Un iwwermorje aach!
Dulljöh, di höh, dulljöh, di höh,
Dulljöh die rullalla,
s is ne mehr ſchee!
No, awwer däß mag ſei, wie’s will, mer därf nor de Mut net
ſinke un ſein Räjeſchärm net ſteh loſſe, dann hellt mer’s zur Nod
ſchun aus. Un im iwwriche hab ich mer, grad dem Wädder zum
Boſſe, ernſtlich vorgenumme, ich will emol e bißche die Gäjend
wexele un e Raas mache, in e anner Land, nehmlich in’s
Thie=
ringiſche, bloß indräſſehalwer, ob’s do aach räjend. Dann
bekannt=
lich hawwe ſe im Thieringiſche e natzional=faſchiſtiſch Reſchierung,
mit dem große Herr Frick an de Tete. Un bekanntlich wolle die
faſchiſtiſche Natzionalſpezialiſte defor ſorje, daß es annerſt wärd.
Gud, domit bin ich ei verſtanne; un do ſolle ſe mol mitm Wädder
afange, dann wärd mer jo ſähe, was ſe los hawwe. Is es awwer
im Thieringiſche aach ſo, dann kenne ſe mer mitſamſt ihre Fricke
un Hittler geſtohle bleiwe. — Punkdumm, ſtrei Sand drum
erum!
Bienche Bimbernell.
Poſtſchkribbdumm: Iwwrichens, for lauder Wäld=
Olymbiade vergißt mer die Hauptſach. Nemlich mir hadde jo
am Mondag aach Verfaſſungsdag. Awwer wann mer
ehrlich ſei will, unſer dißjehriger Verfaſſungsdag hott jo ſälbſt
im Schadde vun däre Olymbiade geſtanne; un diddo däßgleichen
vum Zäbbelienbeſuch. Wobei mer widderum feſtſtelle kann, daß
„Sport un Tächnick” net bloß die Völkergäjeſätz, ſundern aach
die Baddeigäjeſätz iwwerbricke kann. Dann am Mondag, beim
Zäbbelienbeſuch, do hott mer widdermol deidlich geſähe, daß
es doch noch e aanich Volk vun Brieder in Deitſchland gibt;
nemlich wann ſe daalnemme kenne, an dem Erfolg un de
Arweit=
vun unſere deitſche Tächniker un Inſchennieer, u kenne ſich,
wie beim Zäbbelien, an die Bruſt ſchlage, un mit Stolz vun ſich
ſage: „Ja was, mir Deitſche, uns kann kaaner!“ — — Awwer
freilich, kaum is de Zäbbelien außer Sicht, dann gibt’s widder kaa
„Deitſche” mehr, ſundern bloß „Baddeie”, die wo ſich gäjeſeidich
däß Wördche „Deitſch” ſtreidich mache — — mer megt grad greine
iwwer ſo=en Unverſtand
Iwwrichens, dißmol hawwe ſe mit ihrem „Schorſch=Büchner=
Preis” doch emol es Richdiche gedroffe. Sie hawwe ſich zwaa
Heſſe erausgefingert, die wo aus em „Volk” ſtamme, un aus em
„Volk” eraus ſchaffe un wirke: de Johannes Lippmann
in Lichtebärg, ſeines Zeichens „Moler”; un de Nikolaus
Schwartzkopf in Darmſtadt, ſeines Zeichens „Dichter‟. Es
ſin zwaa vun den Stillen des Landes, un meines Wiſſen „
bolli=
diſch” net belaſt — —. Ihr ganz Sträwe, un ihr ganz Kunſt zielt
dohie, die Menſche enanner neher zubringe, un Gäjeſätz
iwwer=
bricke zu helfe. Un däß is heidichendags mehr wert, als Haß
un Zwiedracht auszuſtreie Däßhalb: mein härzlichſte
Glick=
wunſch, dene zwag brächdiche Menſche un Kinſtler! —
Un weil ich grad dro bin, am graddeliern, mecht ich noch
eme liewe Menſchekind gedenke. Nemlich am 1. September ſin’s
fimfunzwanzich Johr, daß unſer Käthe Gothe uff unſere
Landestherjaderbrädder, die wo bekanntlich die Wäld bedeide,
wirke dhut. Fimfunzwanzig Johr! — Mer hellt’s net for meglich,
dann „unſer Kättche” is heit noch herrlich wie am erſte Dag, wer
mag ſe ſähe, wie, un wo mer ſe will. Ihr ewich freehlich Härz
hott ſe jung gehalte! — Ja, un hott net aach ſie mit ihre Kunſt
die Gäjeſätz vum Spärrſitz un de Gallerie iwwerbricke helfe; war
net alles aaner Maanung, wann ſie „ihr Brogramm”
end=
wiggelt hott! — Alſo hol mich de Deiwel, wann „unſer Kättche‟
uff=eme Wahlzeddel ſtind, die Baddei dhet ich gleich wehle. Awwer
leider, unſer Kättche geheert zu de „Baddei der Humoriſte”, un
die kann mer im Reichsag net brauche, indem dort nor de
un=
freiwilliche Humor zugeloſſe is, un kulldieviert wärd. Un
der kimmt uns erheblich deierer, wie der freiwilliche
Humor! —
Unſerm Kättche awwer mecht ich heit ſchun zu ihrm
Juwi=
läum graddeliern, dann wie ich in Obichem ſchun bemärkt hab,
geh ich e paar Dag außer Landes, damit ſich die Leit emol vun
meiner Gäjewadd erhole kenne. In dieſem Sinn: Uff
Widder=
heern, un alles Gude allerſeiz!
Unſichtbares Stopfen feinfädiger Gewebe.
Wohl jede einigermaßen geſchickte Hausfrau verſteht etwas vom
kunſtgerechten Flicken, Ausbeſſern und Stopfen von Wäſche und
Garderobe. Sobald aber Riſſe in feinfädigen Geweben, wie
Seide, ſeidenähnlichen, feinen Tuch= und Wollſtoffen entſtehen,
dann iſt ſie meiſt ratlos und kennt nur noch einen Ausweg: den
Gang zur Kunſtſtopferei. Wo aber die Hausfrau derartige
un=
vorhergeſehene Ausgaben erſparen will, da ſollte ſie wie folgt
verfahren: Das Stopfen der defekten Stelle mit dem
ausgezo=
genen gleichen Gewebefanden iſt bei Seide z. B. nicht angängig,
dafür hat ſie aber im Menſchenhaar geeignetes Material. Dieſes,
für helle Stoffe blond verwendet, wird in möglichſter Länge
in eine feine Nadel gefädelt und dann die Rißſtellen gut
an=
einandergefügt, damit in engen Touren durchzogen. Auch feine
Wollſtoffe, Tuche und gemuſterte Herrenſtoffe laſſen ſich mit
L.
Haar völlig unſichtbar ſtopfen.
Leichtes Rupfen des Geflügels. Will wan das
Herumfliegen von Federn beim Rupfen verhüten und die Küche
völlig ſauber davon halten, dann tauche man einige gebrauchte
Wiſchtücher i Waſſer, winde ſie nur halb aus und breite ſie
unter das Geflügel. Die Federn bleiben darauf hängen und
H.
können dann leicht herausgewaſchen werden.
Himbeerſaft=Gewinnung auf verſchiedene
Art. Gut verleſene Himbeeren erhitze man mit Waſſer bedeckt,
um ſie donn in den Saftbeutel gefüllt, ablaufen zu laſſen.
Den geſammelten Saft vermiſche man dann mit Zucker, und
zwar rechnet man auf je 1 Liter ½ Pfund Zucker, koche beides
nochmals ½ Stunde, wobei man den Schaum abſchöpft. Dann
in ſaubere Flaſchen gefüllt, verkorke man dieſe mit gebrühten
Korken und verlacke die Flaſchen. 10 Pfund Himbeeren ergeben
zirka 3 Liter Saft. Den Fruchtrückſtand kann man nun
ent=
weder nochmals mit Zucker, von dem man pro Pund Maſſe
1 Pfund Zucker rechnet, Marmelade kochen, oder rote Grütze
davon bereiten.
Himbeerſaft auf kaltem Wege bereitet. Bei
dieſer Art verwendet man auf 3 Pfund Himbeeren 1 Liter
ab=
gekochtes, wieder erkaltetes Waſſer, ſowie 40 Gr. Weinſtein=
ſäure, wobei man die Beeren mit ſauberer Holz= oder
Porzellan=
keule zerdrückt. Zugedeckt laſſe man die Maſſe 24 Stunden
ſtehen, um ſie auf ein Seihtuch zum Ablaufen zu geben. Den
gewonnenen Saft vermiſche man dann mit Zucker, und zwar 625
Gr. pro Liter Flüſſigkeit. Damit 2—3 Tage ſtehen gelaſſen, iſt
dann der Himbeerſaft abfüllreif. Der durch ein Mulltuch auf
Flaſchen abgefüllte Saft iſt von köſtlichem Aroma. Die
ver=
korkten und verlackten, ſowie etikettierten Flaſchen müſſen
kühl=
ſtehend aufbewahrt werden.
V.
Eierſtich für klare Fleiſchbrühſuppen zu
be=
reiten. In einem mit Butter ausgeriebenen kleien
Stil=
pfännchen oder kleinem Emoilletopf verquirle man 2 Eier mit
½ Taſſe Milch (auch aufgelöſter Büchſenmilch) ſowie 1
Meſſer=
ſpitze Salz, ebenſoviel Zucker, einem Stäubchen geriebener
Mus=
katnuß und wer es liebt, mit 1 Meſſerſpitze feingewiegter
Peterſilie. Stelle das Töpfchen in ein heißes Waſſerbad (das
man kochend erhält) und nach 10 Minuten iſt die Eimaſſe ſo feſt
geworden, daß man ſie aus dem Gefäß losſtechen und mittels
kleinen Blechförmchen oder dem Buntweſſer in die Suppe
ab=
ſtechen kann.
„Letzten Komfort ſommerlichen Lebens” behandelt ein
in=
tereſſanter, umfangreicher Artikel in der ſoeben erſchienenen
neu=
eſten Nummer der „Eleganden Welt”. Reizende und dabei äußerſt
praktiſche, formſchöne Gartenmöbel, die uns das moderne
Kunſt=
handwerk für Veranda, Garten und Gartenzimmer beſchert, und
deren beſonderer Vorzug darin beſteht, daß ſie ſo leicht und
mühe=
los transportabel ſind, werden in beiſpielgebenden Arrangements
im Bilde vorgeführt. Mit den letzten Neuheiten der Mode und
den großen internationalen Bädertanzturnieren beſchäftigt ſich
der übrige Teil des wie immer reich und vielſeitig ausgeſtatteten
Heftes.
Speiſen=Zettel.
Sonntag: Fleiſchbrühſuppe mit Eierſtich, Hammelbraten
mit grünen Bohnen, Himbeerſpeiſe. — Montag: Brotpudding
mit geſchmorten Pflaumen. — Dienstag: Quarkknödel mit
Sauerkirſchen. — Mittwoch: Möhren mit Kartoffeln und
Peterſilie, Würſtchen. — Donnerstag: Gulaſch mit
Semmel=
klößchen. — Freitag: Kartoffelſalat mit gebackenem Seelachs,
Gurken=Tomatenſalat. — Samstag; Gefüllte Tomaten im
Reisrand.
Humor
I
Kinder von heute.
Bequemer Beruf. „Wie geht’s Ihrem Neffen, Herr Schmidt?‟
„Der iſt Erfinder!“ — „Wieſo denn?” — „Der erfindet ſoviel Gründe
mich anzupumpen, daß er davon leben kann.”
(Nebelſpalter.)
Verlockend. Bootsverleiher: „Ich möchte den Herrn aber bitten,
im voraus zu bezahlen — das Boot iſt etwas leck!”
(Berlingske Tidende.)
Vorzenſur. „Iſt nicht eben die Poſt angekommen?” — „Jawohl,
gnädige Frau!” — „Warum dauert es denn ſo lange, bis die Köchin
ſie hereinbringt?” — „Es ſcheint eine Karte zu ſein. 1* (Beacon.)
Im Konzert. „Mein Herr, es hat bereits vor einer Viertelſtunde
begonnen. Gehen Sie bitte ganz leiſe hinein!“ — „Schläft ſchon alles?”
(Herold.)
„Kennſt du den Unterſchied zwiſchen Kapital und Arbeit?” — „Na?”
— „Ich habe dir doch 100 Mark geliehen, das iſt Kapital — das Geld
nun wieder zurückzubekommen, das iſt Arbeit!" (Buen Humor.)
Peinliche Ueberraſchung. Was führt Sie zu mir, mein Herr?
Bitte nehmen Sie ſich einen Stuhl!” — „Gewiß! Und alle anderen
dazu — ich bin nämlich der Gerichtsvollzieher!”
(PeleMale)
Leinen
heißt eines der neueſten Schlagworte der Mode,
und wer die Vornehmheit der abſichtlich=primitiven
Note dieſes Materiales erfaßt hat, wird die
Be=
geiſterung der großen Modeſalons für dieſes
Ge=
webe ſicherlich teilen.
Beſonders in der Zeit einer farbenfrohen,
Iinienreichen Mode wie die gegenwärtige es ja ganz
fraglos iſt, erſcheint die ruhige Note des
Leinen=
materiales ſicherlich ſehr am Platze, denn ſie leiter
die Mode in eine ganz neue Richtung und ſchafft
intereſſante Möglichkeiten, die ſich weder die
führen=
den Salons noch auch die mode=befliſſenen Frauen
entgehen laſſen werden.
Gerade in der Einfachheit des Leinens liegt
be=
kanntlich ſeine kultivierte Eleganz und in der
Schmuckloſigkeit und abſichtlichen Beſcheidenheit iſt
ſeine charakteriſtiſch=äparte Art zu ſuchen.
Man bringt Leinen in allen Webarten umd
Strukturen: es gibt dünne Qualitäten und
ge=
noppte, ſtark=knotige Weben, dann wieder ſtumpfes
Leinen neben ſeidig=glänzenden Arten, kurzum: es
herrſcht an Abwechſlung wahrlich kein Mangel .."
Auch mit den Farben iſt man keineswegs an
beſtimmte Modevorſchriften gebunden, ſondern folgt
durchaus der eigenen Eingebung, ſo daß die
Lei=
nenkleidung für manche Damen ſicherlich eine
Neu=
heit bedeuten wird, die ſie ſchon lange erwarteten
und die dazu angetan iſt, der Garderobe neue
Ak=
zente und der Mode neuen Impuls zu geben.
Sehr beliebt iſt Leinen in ſeiner Naturfarbe,
das heißt alſo in jener Jute=Schattierung, die imn ihrer Unaufdringlichkeit
beſonders vornehm wirkt; natürlich kommt dieſer Ton nur für Brünette
in Frage, da Blondinen unter allen Umſtänden entweder weiß oder
eine helle Paſtellſchattierung wählen müſſen.
Zarte Paſtellfarben ſind heuer bekanntlich überhaupt große Mode,
was wohl daher kommen mag, daß ſie jenen Uebergang ſchaffen, der
ſozu=
ſagen zwiſchen der blumigen, ſpieleriſchen Hochſommermode und der
mo=
dernen Sachlichkeit des Leinens die Brücke ſchlägt, um ſo mehr, als ja das
Leinen auch durch eine zarte Schattierung ſeine Härte unbedingt verliert
und dann bedeutend graziöſer und anmutiger wirkt. Man liebt hellblau
und blaßroſa, auch ein feines heliotrop, beſonders aber die vielen Gelb=
Töne (Schwefel, Ocker und ſogar das ſtärkere Safrangelb); es folgen die
reizenden Lachsfarben, die bis zu einem ſatten „erevette” abgeſtuft zu
werden pflegen; aber auch ganz grelle Schattierungen werden nicht ganz
vernachläſſigt: beſonders brandrot iſt eine jener Farben, die gegenwärtig im Vordengrunde des Intereſſes ſteht.
in Leinen immer ausgezeichnet zur Geltung kommen; ebenſo
ge=
hört grün heuer zu den Modetönen der Saiſon, wird alſo auch wert, als ſie nicht nur beſtimmte Teile der Garderobe erfaßt,
in Leinen gerne gewählt. Unter den verſchiedenen Blau=Schat= ſondern eigentlich auf allen Gebieten erfolgreich iſt, ſo daß man
terungen wird zwar der Marinefarbe der Vorzug gegeben, doch ein Leienkleid, theoretiſch geſprochen, ebenſo für Strapazzwecke
erſcheint vielfach auch ein feines Hellblau immer wieder, wie auch wie au auch für nachmittägliche Gelegenheiten verwenden könnte.
ein zartes Blau=grün, das etwa als „Türkis” anzuſprechen wäre. Der Unterſchied liegt eben nicht im Materiale, ſondern in der
den jeweiligen Verwendungszweck deutlicher ausprägen wird.
letzten Endes entſcheidend iſt.
kann, iſt ſicherlich für die neue diſches Feld ſich hier eröffnet.
Mode charakteriſtiſch und es unter=
Die neue Leinenmode iſt inſofern eigenartig und beachtens=
Machart, da ja die Linie für / Zweifel, daß dieſe Tendenz ſich in Hinkunft noch
Wir wollen verſuchen, einige der vielen
Die Tatſache, daß man ein= Möglichkeiten der Verarbeitung des Leinens
und dasſelbe Material für die ver= an Hand einiger Skizzen zu illuſtrieren, die
ſchiedenſten Zwecke heranziehen gleichzeitig beweiſen mögen, welch’ weites mo=
Für Strapazzwecke wird man ſich ſicherlich
liegt wohl nicht dem geringften für ein Leinenkleid immer gerne
entſchei=
den, denn es iſt leicht und luftig, hat in ſeiner
„Sachlichkeit” einen ganz unvergleichlichen Schick
und wirkt überdies auch noch durch ſeine Farbe.
Die Form eines ſolchen Garderobeſtückes
iſt ganz einfach, um ſo mehr, als meiſtenteils
ſogar Rückſicht darauf genommen wird, das
betreffende Kleid der leichten Reinigung wegen
ganz öffnen zu können. Dies iſt denn auch
bei unſerem erſten Bilde der Fall. Der Rock
iſt hier nämlich mit einer ſchmalen Gürtelpaſſe
abgeſchloſſen, übergeſchlagen und in der Mitte
geknöpft, ſo daß er ſich bei der Wäſche
außer=
ordentlich leicht behandeln läßt. Die Bluſe iſt
glatt und nur am Ausſchnitte und an den
Aermeln mit andersfarbigem Leinen
ausge=
ſchlagen, über deſſen Waſchechtheit man ſich aber
vorerſt im klaren ſein muß.
Die breitrandigen, ganz ugeputzten Hüte
ſind — wenn man ein ſolches Leinenkleid für
den Strand zu verwenden gedenkt —
un=
bedingt das Richtige und ſehen
außerordent=
lich flott aus.
Zu den reizendſten Stücken der Garderobe
zählen die verſchiedenen Leinen=Koſtüme,
die ſich in Naturfarbe, in einem Paſtellton, aber
auch in dem traditionellen Marineblau
vortreff=
lich präſentieren.
Ein ſehr gutes Modell zeigen wir in
un=
ſerem Mittelbilde; es handelt ſich hier um
einen in ſeiner Vorderbahn leicht glockigen
Rock und um eine Jacke mit tiefen Revers,
bluſigem Effekt und Bindverſchluß in der Mitte.
Aber ſelbſt für elegante
Promenade=
zweche läßt ſich Leinen vorzüglich verwerten, da
zu jedem paſtellfarbenen Rohleinenkleide ein
entſprechender Cape=Paletot außerordentlich
ebegant iſt. Beſonders nette Wirkungen ſind
hier aus der Zweifarbigkeit zu holen,
indem wan etwa das Cape in abgetönter Schattierung in
zackiger Blendenform abkantet (letztes Bild).
Man ſieht alſo, daß die Leinenmode auf allen Gebieten
ſieg=
reich iſt und wird verſtehen, daß ſie den ungeteilteh Beifall der
eleganten Frau findet.
Willy Ungar.
Die Kleidung unſerer Kinder beim ſommerlichen Spiel.
Wenn wir unſere Kinder einmal recht ſtrafen wollen, dann
brauchen wir ſie nur im Zimmer feſtzuhalten, ihnen das „
Hin=
untengehen” wie ſie ihre Freiheit alles umfaſſend ſelbſt nennen,
zu verbieten. Im Freien bieten ſich ihnen ja täglich tauſend
Möglichkeiten zum Spiel, zur Zerſtreuung, zum Schreien, Toben
und Umhertollen. Ihr Körper verlangt geradezu gebieteriſch
nach ausgiebiger Bewegung, nachdem ſie ſtundenlang im
Schul=
zimmer ftill ſitzen mußten.
Dieſes Spiel, dieſer Aufenthalt im Freien, ſollte ihnen aber
nicht durch eine Kleidung erſchwert werden, die ihnen mit der
Mahnung zu größter Schonung, angezogen oder zugewieſen wird.
Sie ſollte ſo beſchaffen ſein, daß ſie ſich ohne Schädigung
der=
ſelben, ſowohl auf dem Sandhaufen vergnügen, wie auf der
Wieſe tummeln oder im Graſe wälzen können, wenn ihnen der
Sinn danach ſteht. Drellhoſen und Lindener Waſchſamtröckchen
und=bluſen, ſind bei leichter Unterkleidung immer am beſten dazu
geeignet, können auch einmal über Gebühr ſtrapaziert werden,
Stiefkinder der Mo
ſind merkwürdigerweiſe und ganz zu Unrecht jene
Kleider, die man nicht für die Straße, für den
Nach=
mittog oder für den Abend verwertet, jene Sachen
nämlich, die man nur im Hauſe trägt (und die
nicht gerade Pyjamas oder Schlafröcke ſind, denen
man immerhin einige Aufmerkſamkeit ſchenkt).
Für das „Haushaltungskleid” und alle ihm
ähnli=
chen Garderobeſtücke aber hat man im allgemeinen nur
ſehr wenig übrig; dies geht ſo weit, daß ſich nachgerade
die Sitte (oder beſſer geſagt: die Unſitte) eingebürgert
hat, für dieſe Zweche irgendein altes, abgetragenes
und ſchon unverwendbar=gewordenes Kleidungsſtück
heranzuziehen.
Wenn man ſich über die einzelnen
einſchlä=
gigen Garderobeſtück orientieren will, iſt es
ſicherlich am beſten, unſere Skizzen zu verfolgen,
die jedem Bedarfe Nechnung tragen und die
Wirtſchaftskleidung in all” ihren Möglichkeiten
illuſtrieren.
Im Mittelpunkte des Intereſſes ſteht
na=
türlich das Kleid, das man in der Küche
ver=
wendet; hier iſt es vielleicht ſogar ein Fehler,
ein ganz einfarbiges Material zu wählen, da es
zweifellos allzu empfindlich wäre und ſchon nach
kurzer Benützung Flecken davontragen würde.
Deshalb iſt hier ſogar ein ziemlich ſtark=
orna=
mentiertes Material zu empfehlen, bei dem aber
auf tadelloſe Waſchbarkeit geſehen werden
muß.
Die Form eines ſolchen Kleides iſt ſehr
einfach: glatter Oberteil, ſchmaler Gürtel,
glok=
kige Rockpartie, um die Bewegungsfreiheit nicht
zu behindern. Kurze Aermel ſind natürlich
außerordentlich praktiſch und werden gerne mit
einem lichten, waſchbaren Streifen abgekantet.
Aus dem gleichen hellen Materiale iſt auch
der auswechſelbare Bubenkragen gearbeitet, der einem
ſolchen Kleide die appetitliche Wirkung ſichert (Skizze
links). Das gewickelte, weiße Kopftuch iſt für die
Küche eine sonditio sine gua non und wird von der
modernen Hausfrau auch als Selbſtverſtändlichkeit
empfunden und als ſolche — auch wenn die Dame des Hauſes
nicht ſelbſt in der Wirtſchaft tätig iſt — vom Küchenperſonale
unbedingt gefordert.
ueber das Küchenkleid muß man eine
Wirtſchafts=
ſchürze nehmen; ſie iſt entweder aus einfarbigem
Waſch=
materigle oder aus tadellos=waſchbarem Billrothbatiſt oder letzten
Endes auch aus dünnem Wachstuche verfertigt, das für dieſe
Bwecke geradezu ideal iſt. In jedem Falle hält man ſich an die
herkömmliche Latz=Form, die erprobt und beliebt iſt.
Dieſem Küchenkleide ähnlich iſt dis Aufmachung, die man
für die Gartenarbeit braucht und ſomit alſo auch für das
Wochen=
endhaus benötigt. Viele Damen geben hier dem overallartigen
Arbeitspyjama den Vorzug, der aus blauem Leinen hergeſtellt
iſt und wie ein „Schloſſevanzug” ausſieht; dieſe Garten=Dreß
vereinigt nämlich Zweckdienlichkeit mit modern=ſchicker Note und
iſt darum allenthalben gerne geſehen.
Wenn es ſich aber nicht um ſchwere Gartenarbeit,
ſondern nur um die üblichen kleinen Handgriffe
han=
delt, wird das Gartenkleid vorgezogen; man liebt
hier die bunten Kretonne, die an ſich ſchon ſo
wirkungs=
voll ſind, daß ſie keine komplizierte Form erheiſchen,
ſo daß man in dem bunten Materiale im allgemeinen
die gleiche Faſſon arbeiten kann, wie wir ſie für das
Küchenkleid empfohlen haben, um ſo mehr, als die
Wirkung in dem blumigen Gewebe ohnedies eine
grundverſchiedene ſein wird.
Die Gartenſchürrze aber iſt ganz anders im Schnitt
als jene Stücke, die man für die Küche braucht, da hier
die große „Arbeitstaſche” wichſtig erſcheint, die die
vordene Mitte einnimmt und für kleine Gartengeräte
(Schere uſw.) ſowie für Schnittblumen, Baſt u. dgl.
beſtimmt iſt.
Der breitrandige, an den Kanten gefranſte
Gartenhut iſt im hellen Sonmenſchei ſehr
prak=
tiſch und hat den Vorteil, gelegentlich auch für
den Strand verwertet werden zu können (
Mit=
telbild unten).
Für die übliche Tätigkeit im Hauſe, die
gerne von der Hausfrau ſelbſt beſorgt wird,
alſo ewa für die kleinen Räume=Arbeiten, wird
gerne an eines der praktiſchen
Strickmo=
delle gedacht, die immer Freude machen, weil
ſie allen Anforderungen gerecht werden, niemals
zerknüllt oder unordentlich ausſehen und in
ihrer Neutralfarbe abſolut für dieſen Zweck das
Richtige ſind. Am praktiſchſten ſind die neuen,
ganz einfachen Strickſachen mit geraden
Falten=
effekten, die in der Muſterung und Art den
Tweeds nachempfunden und ſehr leicht und fein
in der Strickart, alſo für den Hausgebrauch
vorzüglich verwendbar, gelegentlich aber auch für
den vormittäglichen Einkauf und Spaziergang
brauchbar ſind (rechtes Bild).
Der Arbeitsmantel aus Leinen iſt für die
moderne Hausfrau ein wichtiges
Garderoben=
requiſit geworden.
Am ſorgfültigſten muß die Aufmachung für das
Kinderzimmer gewählt werden, denn hier obwalten
die Geſetze der Hygiene. Auch in dieſem Falle iſt ein
Strickkleid ſehr am Platze, da es ſich mit jedem
Waſchmittel leicht und gut reinigen läßt. Seine Form iſt
na=
türlich reſtlos einfach. Am liebſten entſcheidet man ſich für ein
Kleid, das in ſeiner Art dem in unſerer oberſten Skizze
feſtgehal=
tenen Modell ähnelt. Auch im Kinderzimmer ſoll man ſich daran
gewöhnen, die Haarbinde zu tragen und jene, denen ſie zur
Selbſt=
verſtändlichkeit geworden iſt, werden ſie ſicherlich nicht mehr miſſen
vollen.
Willy Ungar.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 226
Seite 19
Un6 dur Maend siß.
Ein kleiner Roman von Hans Mitteweider.
Cophyright by Martin Feuchtwanger, Halle (Saale).
10)
Nachdruck verboten.
Abſeits im Schatten ſtand Dorothee und wartete lange.
Endlich aber rief ſie ſeinen Namen.
Er ſchaute ſie an.
„Du haſt ſehr leichtſinnig gehandelt”, ſprach ſie, „und
ent=
ſchuldigte nicht deine große Liebe zu Roſemarie dein Tun, ſo
würde ich ſie dir nicht geben. Gott ſelber hat dir beigeſtanden,
daß du nicht zum Mörder wurdeſt, und wir wollen nie wieder
ein Wort über dieſe Vorgänge ſprechen.”
„Aber das Geld, Dorothee!"
„Willſt du hingehen und nachſehen, ob er es bei ſich hatte?
Du würdeſt vergebens ſuchen, ſage ich dir. Er hat es längſt für
ſich verbraucht; er hat nie daran gedacht, es für dich arbeiten zu
laſſen, und erbarmungslos hätte er zugeſehen, wie du wegen
Untreue entlaſſen worden wäreſt”, ſagte Dorothee hart.
„Das ahnte ich!” ſchrie er auf.
„Du hätteſt ihm vorher nicht trauen dürfen. Du durfteſt
auch das Geld nicht nehmen, Hans.”
„Aber du haſt ihm doch ſelber getraut!“
„Ich? Vielleicht eine kurze Zeit” bekannte ſie, „aber dann
wußte ich, daß ich ihn nicht liebte, nie lieben würde.”
Und ſie beſann ſich, wie Robert Henning ihr in den Weg
getreten war, wie er ihr die Binde von den Augen geriſſen hatte.
In demſelben Moment aber kroch es ihr eiskalt durch die
Adern.
Robert! wollte ſie ſchreien.
Dann jedoch atmete ſie erleichtert auf.
Nein, Robert Henning hatte nicht der Mörder Walter
Her=
bergs ſein können, denn er ſaß in einer Irrenanſtalt, wo er zeit
ſeines Lebens bleiben ſollte, eim Unglücklicher — und vielleicht
ein zweites Opfer des Toten?
Dorothee hatte es damals gedacht, als ſie die Nachricht von
dem Srurz Hennings erhielt! Walter Herberg hatte am Steuer
geſtanden, und als Seemannskind wußte ſie, das es wohl
mög=
lich war, ein Schiff zum Schwoien zu bringen, daß aus den
Maſten ſtürzen mußte, wer ſich nicht feſthielt.
Wenn Walter Herberg das gedan hätte?
Weil er ihr damals nachgeſchlichen war und gehört hatte,
daß Robert ihn verriet?
Konnte es denn anders ſein?
Aber trotzdem war Robert nicht der Mörder Herbergs. Er
konnte es nicht ſein.
Und während ſie das noch dachte, innerlich froh, ertönden
draußen abermals eilende Schritte, und wieder machten ſie vor
dem Häuschen halt; aber diesmal wurde die Tür nicht
aufge=
riſſen, jemand klopfte nur, leiſe ſogar, an, und dann fragte eine
Stimme:
„Sind Sie noch auf?”
Da erbebte Dorothee bis ing innerſte Herz.
„Longo!” rief es in ihr.
Sie hatte die Stimme ſofort erkannt.
Und laut rief ſie:
„Komm herein, Longo!”
Er kam herein, ebenfalls die Kleidung vom Nebel durchmäßt;
aber ſeine Augen leuchteten auf, als ſein Blick auf Dorothee fiel.
Jäh ſchoß eine Blutwelle in deren Wangen. Sie wollte die
Lider ſenken vor ſeinem Blick, aber ſie konnte es nicht, und ihr
war, als dränge ihr Leuchten wärmend in ihr Herz, das ftürmiſch
ſchlug wie kaum je zuvor.
Sonntag, den 17. Augnſt 1930
Er aber ſchien nur ſie zu ſehen; er trat zu ihr und bot ihr die
Hand, die ſie ohne Zögern ergriff, um freilich ſogleich wieder zu
erröten, als ſie deren Druck ſpürte.
Da aber gab er ſie frei. Er nickte ihr nur noch zu, wie man
einem alten, guten Gefährten zunickt, der einen ohne viele Worte
verſteht. Dann wandte er ſich Roſemarie zu, gab auch ihr die
Hand, gleichzeitig die Hans Dennhardts ergreifend; und
wäh=
rend er die beiden ſo feſthielt, ſagte er ernſt:
„Ich wußte, daß ich dich hier finden würde, Hans. Du
hät=
teſt dir all deine Angſt erſparen können, hätteſt du noch zu hören
vermocht. Ich rief dich
„Sie riefen mich, Kaptiän?” ſtieß der junge Mann erregt
her=
vor. „Wo ſoll das geweſen ſein?”
„Dort, wo Sie ſo furchtbar erſchraken, Hans”, erwiderte
Loeben, ihn ebenfalls mit dem Sie anredend, das Hans gebraucht
hatte.
„Dort —2” ſtammelte Dennhardt.
„Sie waren dort?” fragte auch Roſemarie.
Er aber lächelte ſie an und erwiderte frank und frei:
„Ja, ich war dort!“
„So wiſſen Sie, daß mein Hans kein Mörder iſt?” jauchzte
Roſemarie.
„Ich weiß es und kann es beſchwören.”
„Und was — was hatten Sie — gerade dort zu tun?” fragte
Hans.
Da ſchaute Longo von Loeben ihm tief in die Augen, die noch
verſtört waren von dem ausgeſtandenen Schrecken, und ſagte
ernſt:
„Ich könnte, dieſe Frage zurückgeben, Hans Dennhardt,
könnte wiſſen wollen, warum Sie ſich mit Walter Herberg an
jener einſamen Stelle verabredeten. Würden Sie mir die
Wahr=
heit ſagen?"
Da ſenkte der junge Mann den Kopf; aber ſchon ſtand
Doro=
thee neben ihm und legte ihm die linke Hand auf die Schulter.
„Hans!” rief ſie mahnend.
Doch Longo von Loeben wehrte ihr.
„Laſſen Sie ihn! Er ſoll ſich nicht ſelbſt erniedrigen vor mir,
der ich ihm doch fremd bin — noch —‟
Er ſchaute bei dieſem letzten Worte wieder auf Dorothee, und
wieder überflutete tiefe Röte deren Geſicht, aber wieder hielt ſie
ſeinen Blick aus.
Er nickte ihr abermals zu. Dann ſagte er:
„Ja, Hans, noch bin ich Ihnen fremd — ich will ſagen fremd
geworden, wie es mir mit ſo vielen hier ergeht. Aber einſt
kann=
ten Sie mich, nicht wahr? Da waren Sie freilich noch ein
Klippſchüler.”
„Ich habe Sie damals bewundert, Herr von Loeben.”
„Soſo! Sehr ſchmeichelhaft, Dennhardt, aber nicht reden
wol=
len wir davon, ſondern davon, daß Sie noch nicht gelernt haben,
den Freund vom Feind zu unterſcheiden. Deshalb will ich Ihnen
etwas ſagen, und ihr beide, Roſemarie und Dorothy, ihr ſollt es
hören, denn deswegen bin ich mit hier.
„Aber zunächſt muß ich das Wichtigſte erledigen. Hier, Hans,
ſtecken Sie das wieder zu ſich.”
Er hielt dem jungen Manne etwas entgegen, und die
Schweſtern ſahen, daß es eins jener Seemannsmeſſer war, die
in einer Scheide getragen werden.
Entſetzt zuckten ſie zuſammen.
„Hans!” ſchrie Roſemarie auf.
Doch Longo von Loeben hob leicht die Hand.
„Nicht erſchrecken, Kind!” bat er. „Es war eine dunkle Stunde
für Hans, als er dorthin ging. Er war vielleicht auch fährg,
Böſes zu tun — er hätte das Meſſer hier gebraucht.”
„Wären Sie ihm nicht nachgegangen und hätten ihn davon
abgehalten!” rief Dorothee.
Da ſchaute er zum dritten Male in ihre Augen, ohne zu
ſprechen, und ſie ſtammelte errötend:
„Du, Longo! Verzeih”—
Und zum dritten Male nickte er lächelnd.
„Ja, ich war hinter ihm. Jetzt will ich auch ſagen weshalb.
Hans Dennhardt, Konſul Bruggmann wußte, daß Sie ihm das
Geld unterſchlagen hatten. Er wußte auch, wem Sie es gaben..."
„Oh, mein Gott!” ſtöhnte der junge Mann auf und brach in
einem der Stühle zuſammen, das Geſicht mit beiden Händen
ver=
hüllend.
„Er wußte es”, fuhr Longo ruhig fort, Roſemarie, die zu
ihrem Verlobten eilen wollte, durch einen Wink zurückhaltend.
„Ja, er wußte es und übertrug Ihnen doch ſeine Vertretung in
Stockholm. Er verlor kein Wort darüber, als ſie von ihm ein
Darlehen erbaten. Er war froh, daß Sie auf dieſe Weiſe die
Schuld tilgen konnten. Er glaubt, daß dieſe eine Erfahrung für
Ihr ganzes Leben reichen wird. Und er ſagte es mir.. ."
„Ihnen?” ſtöhnte Hans Dennhardt auf.
„Ja, mir, und er durfte es, denn ich hatte ihn etwas gefragt;
das betraf jenen gleichen Mann, der Ihnen die Ehre rauben
wollte. Auch mir hatte er etwas zu rauben geſucht” — ſeine
Blicke trafen Dorothee —; „ich wußte, daß Sie ſich mit ihm treffen
wollten. Ich wollte Zeuge Ihrer Unterredung ſein. Ich war
Ihnen etwas vorausgeeilt; der dichte Nebel war günſtig. Ich
ſtand ſchon da, ehe Sie kamen — und noch vor Ihnen kam ein
anderer —”
„Robert Henning!” murmelte Dorothee tonlos.
„Er war es”, beſtätigte Longo von Loeben. „Ich wußte, daß
er aus der Irrenanſtalt entſprungen war.”
„Woher wußteſt du es?” fragte Dorothee, ihn ſcharf
an=
blickend.
„Man hat es mir mitgeteilt”, erwiderte Longo ausweichend.
„Dir? Warum gerade dir?”
Da zuckte er mit den Achſeln; ſchwieg aber.
Doch ſie trat vor ihn hin. Ihre Augen leuchteten auf,
wäh=
rend ſie mit leicht bebender Stimme ſprach:
„Weil du der einzige warſt, der ſich ſeiner annahm!? Weil
du die Pflege in der Anſtalt für ihn bezahlteſt!?”
„Ja”, gab er ohne weiteres zu.
„Und nun ſprich”, bat ſie.
„Es iſt nicht mehr viel. Ich ſtand da und wartete. Dicht
vor mir war Herbeng. Da kam es plötzlich angekrochen; Zweige
knickten. Ich wußte, daß es nicht Hans Dennhardt ſein konnte,
weil er den Weg heraufkommen mußte, wo kein Buſchwerk ſtand.
Doch Herberg ſchöpfte keinen Verdacht. Ich hörte ihn leiſe und
höhniſch lachen, und dann — dann ſchrie er jäh auf und fiel . . ."
Als ich meine elektriſche Lampe hervorzog, um zu ſehen, was
ge=
ſchehen war, kam Hans. Er ſtolperte, fiel, entdeckte den Körper
auf dem Boden, griff in das Blut — und floh . ."
„Es war fürchterlich!” hauchte Hans Dennhardt.
Dorothee aber ſchaute unverwandt in das Geſicht Longos.
Dieſer ſprach weiter:
„Ich erkannte Hans an der Stimme, ich ließ ihn laufen. Ich
wußte, wo ich ihn finden würde. Ich knipſte die Lampe an, ſah
das Meſſer liegen — noch in der Scheide — und ſteckte es ein.
Das andere ließ ich in der Wunde in der Bruſt des Toten; dann
ging ich, den Mörder zu ſuchen.”
„Und fandeſt ihn auf einer Bank in den Anlagen7” vollendete
Dorothee, einem inneren Zwange gehorchend.
Longo nickte.
„Und dort?” fragte ſie.
„Und dort erfuhr ich aus ſeinem Munde, warum er entflohen
und zum Mörder geworden war”, erwiderte der Kapitän
lang=
ſam.
„Und?” fragte ſie weiter.
„Und ich ging zu dir, um dich zu holen. Er verlangt nach
dir."
(Schluß folgt.)
Hancder Sastr Hrs, Hirar Hi en iet
bd4
Aes rel Tafels
Entweder:
Man nimmt das Paket aufrecht in die linke
Hand mit der Vorderſeite dem Körper
zu=
gekehrt, greift mit den Fingern der rechten
Hand oben über die Verſchlußklappe (deren
Kante durch das Papier zu fühlen iſi)u. reißt
ſie hoch (wie aus der Abbildung erſichtſich).
Oder:
Man legt das Paket mit der Vorderſeite
nach unten auf einen Tiſch und ritzt mit dem
Küchenmeſſer oder dergleichen die obere
Verſchlußklappe ein. Das Paket läßt ſich
dann leicht mit der Hand öffnen.
Auf je 3 Eime
Waſſer kommt
1 Paket Perſil
Die
Waſch=
lauge wird
kalt bereitet
DieWäſchewird
nur einmal
kurze Zeit gekocht
Seite 20
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MI 3 Schauspiele und 3 Opern 10 mal ℳ 1.15 im Jahr
P Fremdengemeinde (Vorstellungen nur Sonntags)
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3 Schauspiele und 3 Opern 8 mal ℳ 0.75 im Jahr
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