Hnzelmmmmer 10 Pfennige
9
*
Ftt
Ter 4
AA
A
Bezugspreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Anzeigenpreis:
Bei wöchentlich Tmaligem Erſchelnen vom 1. Auguſt
bis 31. Auguſf 2.18 Reichsmart und 22 Pfennig.
Abtragegebühr, abgeholt 2.25 Reichsmark, durch die
Agenturen 2.40 Reichsmark frei Haus. Poffbezugspreis
im Auguſf ohne Beſtellgeld monatlich 2.75 Reichsmark.
Veranwortlichteit für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht Übernommen. Nicht=
Sſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezſeher nicht zur Kärzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf ebne Verbindlichkeit für uns. Poſtſcheckonto
Franifurt a. M. 4301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit + verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 224
Freitag, den 15. Auguſt 1930.
193. Jahrgang
2I mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg
Finanz=Anzeigen 40 Reſchspfg. Rellamezelle (92 mm
breit/2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reſchspfg. 92 mm breite
Reliame=
zelle 3.00 Reichsmark. Alle Preiſe in Reiſchemart
(4 Dollar — 420 Mark). — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzeigen
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſädier und Nationalbank.
Neue emgagsberfcce in Sargericm.
Bemühungen des Miniſters Treviranus um eine Annäherung zwiſchen den bürgerlichen Parkeien.
Wirkſchaftsparkei und Konſervakive über eine gemeinſame Wahlkundgebung bereits einig?
Derkliche Verſtändigung zwiſchen Staaksparkei und Volksparkei.
Bürgerliche Einigung?
Das alle Experimenk in neuer Auflage.
* Berlin, 14. Aug. (Priv.=Tel.)
Die Bemühungen des Miniſters Treviranus
um eine Annäherung zwiſchen den bürgerlichen
Mittelparteien bilden nachgerade eine ſtändige Rubrik in
den Zeitungen. Sie ſind auch am Donnerstag wieder in
Angriff genommen worden, bis ſich dann herausſtellte, daß der
Führer der Deutſchen Volkspartei Dr. Scholz inzwiſchen nach
Düſſeldorf abgereiſt war. Neue Verhandlungen ſollen
jetzt am Freitag tatſächlich ſtattfinden. Ob allerdings die
Fäden über eine ganz loſe Verbindung hinaus, nachdem der
Wahlbampf bereits in vollem Gange iſt, wieder angeknüpft
wer=
den können, erſcheint noch zweifelhaft. Immerhin iſt der
Ver=
ſuch begrüßenswert, wenn auch möglichſt unter Ausſchluß der
Oeffentlichkeit und ohne große vorherige Ankündigung, weil ſonſt
zu leicht der Eindruck einer einſeitigen Reklame hängen bleiben
könnte. Allerdings ſoll Herr Treviranusmit der
Wirt=
ſchaftspartei über eine gemeinſame
Kund=
gebung ſchon halb und halb einig geworden ſein, die
nicht nur das politiſche Programm, ſondern auch einen
Burg=
frieden und wenigſtens Andeutungen über eine
Zu=
ſammenarbeit im kommenden Reichstag umfaßt.
Das wäre alſo ungefähr dasſelbe, was ſchon einmal die
Volkspartei vorgeſchlagen hatte, was aber damals an dem
Wider=
ſtnd des Landvolkes und der Wirtſchaftspartei geſcheitert war.
Dr. Scholz hat infolgedeſſen auch den Konſervativen Treviranus
und Graf Weſtarp, als ſie ihn grundſätzlich um ſeine
Zuſtim=
mung zu einer ſolchen Beſprechung baten, erklärt, er verſpräche
ſich nichts Gutes davon, aber er ſtände ſelbſtverſtändlich zur
Ver=
fügung. Wird das Experiment wirklich ernſthaft noch einmal
unternommen, dann wird man logiſcherweiſe wohl noch einmal
von vorne anfangen, und dann wäre es eigentlich
ſelbſtver=
ſtändlich, daß die Deutſche Volkspartei von ſich
aus die Hinzuziehung derDeutſchenStaatspartei
anregte, ſchon um den Eindruck zu vermeiden, als wenn ſie
ſich nur einſeitig nach rechts binden wollte. Die Hinzuziehung
der Deutſchen Staatspartei iſt um ſo naheliegender, als man
in=
zwiſchen in Süddeutſchland (Baden und Württemberg) eine
örtliche Verſtändigung zwiſchen der
Staats=
partei und Volkspartei über die Feſtlegung
gemein=
ſamer Wahlliſten erzielt hat. Die Reichsparteileitung hat ihre
Zuſtimmung dazu, wie hier verlautet, nicht gerne gegeben, aber
die Verhältniſſe waren ſtärker als ſie. Sie hat eben die
Füh=
rung aus der Hand verloren, und es kann ihr ſchon geſchehen,
daß auch an anderen Orten, etwa in Oſtpreußen oder in
Heſ=
ſen, lokale Bindungen eingegangen werden, die zu der Politik
des Parteiführers Dr. Scholz in einem gewiſſen Widerſpruch
ſtehen.
Beſondere Sorge macht dabei den Zahlentheoretikern die
Verrechnung der Reſtſtimmen, alſo die Frage, auf
welche Wahlliſte die in den Wahlkreiſen übvig gebliebenen
Stim=
men übergehen ſollen. Das kann für eine Partei, weil auf die
Reichsliſte ſchon auf die letztem 30 000 Stimmen ein Mandat
ent=
fällt, unter Umſtänden ein ganzes Mandat bedeuten. Deshalb
hat auch die Zentrale der Deutſchen Volkspartei dringend darum
gebeten, daß bei ſolchen Abmachungen keinerlei gegenſeitge
Ver=
rechnungen ſtattfinden. Sie hat den Vorſchlag gemacht, daß die
Reſtſtimmen auf die Partei übergehen, deren Kandidat an
zwei=
ter Stelle auf der Reichsliſte ſteht, weil ſonſt durch die
Verrech=
nung innerhalb der Wahlkreisverbände eine Partei einen
unge=
rechtfertigten Vorteil haben würde.
Dr. Scholz über das Zukunfksprogramm der Deukſchen
Volksparkei. — Skärkſte Heranziehung der Jugend.
* Düſſeldorf, 14. Aug. (Priv.=Tel.).
Die Deutſche Volkspartei, Wahlkreis 22, Düſſeldorf=Oſt,
hielt am Donnerstag abend in der ſtädtiſchen Tonhalle zu
Düſſel=
dorf eine Wahlkreisvertretertagung ab, auf der der Parteiführer
Dr. Scholz über „Deutſche Volkspartei und ſtaatspolitiſche
Sammlung” ſprach. An die Spitze ſeiner Ausführungen ſtellte er
die Frage, worum es in dieſem Wahlkampf gehe. In den letzten
zwei Jahren ſei die Sozialdemokratie im Reich am Ruder
ge=
weſen und habe alle bedeutungsvollen Stellen in der
Reichs=
regierung in ihren Händen gehabt. Desgleichen ſei die
Sozial=
demokratie in Preußen führend in der Regierung. Die Erfolge
der ſozaldemokratiſchen Reglerung ſeien vollkommene Zerrüttung
unſerer Finanzen, finanzielle Mißwirtſchaft, ungeheuere
Arbeitsloſigkeit und keinerlei großzügige Reformen geweſen, die
allein dieſem Elend hätten ſteuern können. Es habe ſich immer
mehr gezeigt, daß die Sozialdemokratie unfähig zu
verantwor=
tungsvoller Arbeit ſei. Darüber hinaus habe ſie bewußt oder
un=
bewußt die Grundlagen derjenigen Verfaſſung zerſtört, die ſie
ſelbſt geſchaffen habe, die Weimarer Verfaſſung. Sie habe
unbe=
grenzt Ausgabenbewilligung und unverantwortliche
Ausgaben=
wirtſchaft und daraus folgende dauernde Laſten und
Steuer=
erhöhungen betrieben mit der Folge, daß die geſamte
Privatwirt=
ſchaft oder wenigſtens große Teile von ihr zerſtört wurden. Auf
die Dauer tötete das die Grundlagen der liberalen Anſchquung
der Deutſchen Volkspartei, nämlich die ſelbſtändige,
ſelbſtverant=
wortliche und arbeitsbewußte Perſönlichkeit in Staat und
Wiri=
ſchaft. Dieſer Entwicklung habe ma im Frühjahr dieſes Jahres
Einhalt geboten. Die Deutſche Volkspartei ſei dieſen Weg
ge=
gangen, weil ſie dieſes Ziel ſeit langem gefordert habe.
Es handle ſich um Rettung von Volk und Staat und
das Zuſammenkommen der ſtaatsbürgerlich empfindenden
Parteien.
Das ſei das Ziel dieſes Wahlkampfes. Die ſtaatspolitiſchen Kräfte
im deutſchen Volke müßten geſtärkt werden, damit Hindenburg eine
Mehrheit bekomme, mit der er regieren könne. Die Deutſche
Volks=
partei habe ſchon im Anſchluß an ihren Parteitag in Mannheim
Fühlung mit den in Frage kommenden Parteien genommen, auch
mit dem Zentrum zur
Bildung einer neuen Partei.
Sie habe eine ſtaatsbürgerliche Partei vorgeſchlagen. Dieſe
Be=
ſtrebungen ſeien aber bei der Demokratiſchen Partei auf Ablehnung
geſtoßen. Daraufhin ſei man beſtrebt geweſen, wenigſtens eine
fraktionelle Arbeitsgemeinſchaft herbeizuführen. Auch dieſe ſei
ge=
ſcheitert an den kleinen Elementen. Nach der Reichstagsauflöſung
habe die Deutſche Volkspartei ihre Bemühungen ſofort wieder
auf=
genommen. Dr. Scholz befaßte ſich ſodann mit den
Verhandlungen mit der Staatspartei.
Hoepker=Aſchoff habe betont, daß die Einſtellung der künftigen
Ge=
ſamtpartei diejenige ſein müſſe, daß die Sozialdemokratie in
völ=
liger Gleichberechtigung als ſtaatserhaltende Partei angeſehen
werden müſſe wie die von der anderen Seite. Das habe die
Deutſche Volkspartei nicht mitmachen können. Trotz aller
Schwie=
rigkeiten dürfe aber die ſtaatsbürgerliche Sammlung nicht fallen
gelaſſen werden, ſondern nach der Wahl müſſe ſie mit großer
In=
tenſität weiter betrieben werden. Die Deutſche Volkspartei ſei
bereit, mit allen Parteien, ob ſie rechts oder links von ihr ſtänden,
die ſtaatsbürgerlich empfänden und mit der Deutſchen Volkspartei
die Hindenburglinie verteidigen
wollten, zuſammenzugehen, auch ohne Rückſicht auf Parteigrenzen
und ohne Rückſicht auf irgendwelche Perſönlichkeiten, auch auf die
ſeinige. Das Ziel der Sammlung bleibe beſtehen, auch wenn die
Deutſche Volkspartei jetzt allein in den Wahlkampf eintrete. Die
Deutſche Volkspartei gehe in den Wahlkampf auch mit dem
Ge=
löbnis, die Leiſtungen zu erweitern durch ein
Reformprogramm nicht nur auf finanziellem, ſondern auch
auf ſtaatlichem Boden.
Die Partei werde ſich im Wahlkampf ſtärker einſetzen auf
außen=
politiſchem Gebiet
für Reviſion der Verſailler Verträge, Bereinigung unſerer
Oſtgrenzen und für den Anſchluß Deutſchöſterreichs.
Eine großzügige Reichsreform mit dem Ziel des Einheitsſtaates
müſſe die Volkspartei zu verwirklichen trachten. Auch vom Staat
müſſe verlangt werden, daß er ſich genau wie die Wirtſchaft
ratio=
nell verwalte. Eine Finanzreform müſſe erſtrebt werden mit dem
Ziel, daß alle diejenigen, die die Ausgaben beſchlöſſen,
verantwortlich für die Deckung dieſer Ausgaben einzuſtehen
hätten.
Das ſei die erſte Forderung einer verantwortungsbewußten
Staatsführung. Sicherung der ſozialen Errungenſchaften durch
Anpaſſung der ſozialen Geſetzgebung an die Leiſtungsfähigkeit der
Wirtſchaft ſei erforderlich. Ferner müßten wir uns beſinnen auf
unſere bodenſtändige deutſche Kultur und zur Abwehr ſchreiten
gegenüber dem immer weiter um ſich greifenden Bolſchewismus in
Kunſt und Literatur. So müſſe das Zukunftsprogramm der
Deut=
ſchen Volkspartei ausſehen. Seine Verwirklichung müſſe durch
ſtärkſte Heranziehung der Jugend durchgeführt werden. Denn
die Zukunft liege bei der Jugend.
Es ſei nun höchſte Zeit, daß das deutſche Bürgertum ſich
zu=
ſammenſchlöſſe. Denn nicht durch die völlige Zerſplitterung der
Parteien ſei das Ziel zu erreichen, ſondern durch eine
Zuſammenfaſſung des ſtaatsbürgerlich eingeſtellten
Bür=
gertums zur Rettung von Volk und Staat im Gefolge von
Hindenburg.
Feldgeſchrei und Loſung ſei für den Wahlkampf: Treue
gegen=
über unſerem Reichspräſidenten von Hindenburg, Treue
gegen=
über dem Vaterland und Verantwortung für ſein Schickſal. Zum
Schluſſe betonte Dr. Scholz, daß er der Aeußerung eines
Füh=
rers der Sozialdemokratie: „Ich kenne kein Vaterland, das
Deutſchland heißt”, ſeine Anſchauung gegenüberſtelle, die dahin
ſautet: „Ich kenne und liebe nur ein Vaterland und das heißt:
Deutſchland.”
An die mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen
des Parteiführers Dr. Scholz ſchloß ſich eine lebhafte Ausſprache.
Kempkes verzichket auf ſeine Wiederwahl.
* Berlin, 14. Aug. (Priv.=Tel.)
Der bisherige Reichstagsabgeordnete der Deutſchen Volks=
Partei, der bis zur letzten Reichsatgswahl im Wahlkreis
Düſſel=
dorf=Oſt gewählt worden war und zuletzt dem Reichstag auf
Grund der Reichsliſte der Deutſchen Volkspartei angehörte, hat
auf ſeine Wiederaufſtellung verzichtet. Zur Begründung wird
angegeben, daß er mit der Leitung der politiſchen Geſchäfte der
Partei und der Verwaltung der Geſchäftsſtelle zu ſtark belaſtet
ſei, um außerdem noch eine parlamentariſche Tätigkeit ausüben
zu können.
Die geſcheikerke Einigung.
Daß unſere politiſchen Parteien in ihrer derzeitigen
Grup=
pierung in keiner Weiſe mehr den Verhältniſſen der Gegenwart
entſprechen, iſt eine ſo allgemein anerkannte Tatſache, daß man
darauf kaum noch näher einzugehen braucht. Die geiſtige
Grund=
lage unſerer zurzeit beſtehenden Parteien bildet auch heute noch
die Einſtellung zu Problemen einer vergangenen Zeit. Daran
ändern auch alle Verſuche einer „Aktualiſierung” der
Parteipro=
gramme nichts. Die Folge iſt, daß in allen Parteien, vielleicht
mit zwei Ausnahmen (Zentrum und Kommuniſtiſche Partei),
Menſchen politiſch zuſammengeſchloſſen ſind, die vielleicht vor 50
Jahren ſehr gut zueinander gepaßt hätten, die aber über die
Fragen, welche die Gegenwart bewegen, vielfach grundſätzlich
durchaus verſchiedener Meinung ſind. Durch dieſen
Zuſammen=
ſchluß durchaus heterogener Elemente wird die Stoßkraft unſerer
Parteien in einem Grade lahmgelegt, daß eine wirklich aktive
Politik ſo gut wie unmöglich gemacht wird. Hier und nicht
allein in den gewaltigen Schwierigkeiten der Zeit liegt der letzte
Grund für das hoffnungsloſe Verſagen unſeres Parlaments
in allen entſcheidenden Fragen.
Eine Reform — darüber mußte man ſich von vornherein
klar ſein, und wir haben dieſe Theſe ſeit Jahren vertreten —
konnte alſo nicht in einem einfachen Zuſammenſchluß unſerer
ſchon vorhandenen Parteien beſtehen, konnte nicht als einfaches
parlamentariſches Rechenexempel durchgeführt werden. Es gilt
vielmehr die großen Probleme der Gegenwart und Zukunft
herauszuſchälen und zur Grundlage einer völligen
Neugruppie=
rung der politiſchen Parteien zu machen. Daß das der einzig
richtige Weg ſein würde, iſt auch von führenden Perſönlichkeiten
mehr wie einmal anerkannt worden. Daß man ſich aber in
ent=
ſcheidender Stunde, nicht zu dem En ſchluß aufraffen konnte,
dieſer Erkenntnis nun auch praktiſch Rechnung zu tragen, iſt ein
Verhängnis für das deutſche Volk und wird ſich auch bei den
kommenden Wahlen für die Parteien ſelbſt verhängnisvoll
aus=
wirken.
Die Ueberzeugung von der Notwendigkeit einer
grundſätz=
lichen Reform unſeres Parteiweſens beſteht in weiten Kreiſen
nicht erſt ſeit geſtern. Niemand war von ihr mehr durchdrungen
wie der verſtorbene Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann. Er
wäre auch der Mann geweſen, der kraft ſeines gewaltigen
per=
ſönlichen Anſehens alle Widerſtände hätte brechen können. Es
iſt ein tragiſches Geſchick, das ihn ſchon lange vor ſeinem Tode
ſchwere Krankheit zu äußerſter Zurückhaltung zwang. Der
Ge=
danke der Parteireform aber iſt nicht mit ihm geſtorben. Der
Gedanke einer Parteireform, insbeſondere einer Konzentration
der bürgerlichen Mitte, machte immer weitere Fortſchrikte.
Namentlich in der Deutſchen Volkspartei waren insbeſondere
unter Führung des heſſiſchen Abgeordneten Dingeldey ſtarke
trei=
bende Kräfte am Werke. Die politiſche Entwicklung, der enge
Zuſammenſchluß der in Frage kommenden bürgerlichen Kreiſe
im Kabinett Brüning ſchien mit dazu beizutragen, das große
Ziel zu fördern. Bevor jedoch die Widerſtände, die insbeſondere
in der Parteiführung lagen, überwunden werden konnten, kam
die Reichstagsauflöſung und damit die Ausſicht auf einen neuen
Wahlkampf unter ſchwierigſten Umſtänden. Sollte man jetzt unter
dem Druck der Not die große Aufgabe zu erfüllen verſuchen?
Auch wer, wie wir, davon überzeugt iſt, daß eine entſchloſſene
Tat in dieſem Augenblick geradezu befreiend gewirkt haben und
daß der Erfolg ganz gewiß nicht ausgeblieben ſein würde, darf
nicht verkennen, daß die Schwierigkeiten und das Riſiko
außer=
ordentlich groß geweſen wären. Jetzt rächte es ſich bitter, daß
der Führer der Deutſchen Volkspartei, der Nachfolger Dr.
Streſe=
manns, die Zeichen der Zeit offenbar nicht verſtanden hatte und
in langen Monaten des Zögerns nicht über platoniſche
Verſiche=
rungen hinausgekommen war, daß auch er von der
Notwendig=
beit einer Konzentration im bürgerlichen Lager überzeugt ſei.
Daß Herr Dr. Scholz ſich jetzt nach der Reichstagsauflöſung zu
entſchloſſener Tat aufraffen werde, war allerdings um ſo weniger
zu erwarten, als er ganz offenbar der Auffaſſung war, daß die
notwendige Parteireform zunächſt in einer Zuſammenlegung der
Mittelparteien beſtehen müſſe. Daß der Gedanke einer ſolchen
Zuſammenlegung zu Beginn eines Wahlkampfes, bei dem alle
in Frage kommenden Parteien um ihre Exiſtenz kämpfen müſſen,
von vornherein einigermaßen ausſichtslos erſcheinen mußte, liegt
auf der Hand. Während Herr Dr. Scholz nun mit den
verſchie=
denen Parteien zögernd verhandelte, gründete der Führer der
Demokratiſchen Partei, Koch=Weſer, die Staatspartei, d. h. er
einigte ſich mit Herrn Mahraun vom Jungdeutſchen Orden, gab
der Demokratiſchen Partei einen neuen Namen, lehnte jede
Ver=
handlung insbeſondere mit der Deutſchen Volkspartei ab und
er=
klärte, daß alle Anhänger des Gedankens einer bürgerlichen
Eini=
gung ſeiner Partei beitreten ſollten. Daß man durch dieſen
Huſarenſtreich des Herrn Koch=Weſer im Sinne einer wirklichen
Parteireform keinen Schritt weitergekommen war, iſt ohne
weite=
res verſtändlich. Im Gegenteil wurde die Lage dadurch nur
noch ſchwieriger als ſie ſchon ohnehin war. Man ſcheint das auch
in führenden demokratiſchen Kreiſen alsbald eingeſehen zu haben.
Herr Koch=Weſer trat vom Vorſitz zurück, an ſeine Stelle trat der
preußiſche Finanzminiſter Höpker=Aſchoff, und zwiſchen ihm und
Dr. Scholz kam es dann zu jenen bekannten Verhandlungen,
die alle Hoffnungen auf eine Reform im Augenblick begruben.
Der Vorſchlag Höpker=Aſchoffs beſtand in der Hauptſache darin,
daß auch Dr. Scholz ebenſo wie Koch=Weſer von der Führung
zurücktreten, und daß ſich Staatspartei wie Deutſche Volkspartei
zunächſt unter der Führung etwa des Reichstagsabgeordneten
Kahl zuſammenſchließen ſollten. War dieſer Vorſchlag wirklich
annehmbar? Weite Kreiſe des deutſchen Büngertums ſind
durch=
aus anderer Meinung wie Herr Dr. Scholz und ſtehen ebenſo
wie wir der fadenſcheinigen Begründung dieſer Ablehnung
durchaus verſtändnislos gegenüber.
Ein ſolcher Zuſammenſchluß hätte ſicherlich noch nicht die
endgültige Parteireform in oben ausgeführtem Sinne bedeutet.
Aber er wäre immerhin ein Anfang geweſen, ein erſter Schritt,
dem weitere bald hätten folgen können. Gewiß darf man die
ſachlichen Schwierigkeiten nicht zu gerina veranſchlagen, die in
der Abneigung gewiſſer hinter Höpker=Aſchoff ſtehender Kreiſe
beſtanden gegen eine Feſtlegung auf die Politik der
gegenwär=
tigen Regierungskoalition und der von ihr geſtützten Regierung
Brüning. Aber dieſe Schn erigkeiten waren nicht umüberwind=
Freitag, den 15. Auguſt 1930
Seite 2
lich. Kein vernünftiger Menſch denkt doch daran, eine neu zu
ſchaffende große Partei der bürgerlichen Mitte etwa zu einer
Neuauflage des alten Reichsverbandes zur Bekämpfung der
Sozialdemokratie auszugeſtalten. Herr Scholz hatte ja noch im
Frühling dieſes Jahres in Mannheim über ſeine grundſätzliche
Einſtellung zur Sozialdemokratiſchen Partei unmißverſtändliche
Aeußerungen getan. Es iſt unter dieſen Umſtänden wahrlich
kaum anzunehmen, daß Herr Höpker=Aſchoff ernſtlich den
Ver=
ſuch hätte unternehmen wollen, die zurzeit in der Deutſchen
Volkspartei politiſch organiſierten Kreiſe von dem ja auch von
den Demokraten bisher mitgeſteuerten politiſchen Kurs
abzu=
drängen. Es iſt auch nicht erſichtlich, warum ein ſolcher
Zu=
ſammenſchluß den Verzicht auf weiteren Zuzug bedeutet hätte aus
Kreiſen, die heute in Parteien organiſiert ſind, die rechts von
der Deutſchen Volkspartei ſtehen. Es iſt ja gerade das
Charak=
teriſtiſche der gegenwärtigen Situation, daß die geiſtigen
Tren=
nungslinien, welche durch die einzelnen Parteien laufen, viel
ſchärfer ausgeprägt ſind als die, welche dieſe Parteien
gegen=
einander abgrenzen. Bei einer vernünftigen Politik werden
außerordentlich weite Kreiſe des deutſchen Bürgertums mitgehen,
ganz gleich, wo ſie bisher geſtanden haben.
Es war auch zum mindeſten ſehr verfehlt, wenn Herr Dr.
Scholz von Herrn Höpker=Aſchoff verlangte, daß die neugegründete
Staatspartei in der Deutſchen Volkspartei aufgehen ſolle. Auch
wenn dieſe vielleicht die „ſtärkeren Bataillone” ſtellt. Eine
wirk=
liche Parteireform wird neue Parteien ſchaffen. Auch die
Deutſche Volkspartei wird kaum geſchloſſen in ihrer heutigen
Geſtalt in einer ſolchen neuen größeren Partei aufgehen können.
Die Verſuche, eine Parteireform im großen durchzuführen,
ſind für den Augenblick geſcheitert. Was übrig blieb, iſt ein
großer Scherbenhaufen. Aber überall dämmert doch die
Er=
benntnis auf, daß trotz dieſes Mißerfolges die Lage heute eine
andere iſt als vorher, und daß man die Verhandlungen der
letzten Wochen nicht einfach aus dem Gedächtnis wegwiſchen
kann. Was im großen mißlungen iſt, wird in einzelnen
Wahl=
kreiſen von neuem verſucht. Mit erfreulichem Erfolg bisher in
Baden und Württemberg. Was dort möglich war, ſollte auch
bei uns in Heſſen möglich ſein. Trotzdem unſtreitig die
Verhält=
niſſe hier weit ſchwieriger ſind wie dort. Noch iſt es dazu nicht
zu ſpät. Man ſoll uns auch nicht entgegenhalten, daß es bei über
2 Millionen Arbeitslofen und unſeren gewaltigen finanziellen
Schwierigkeiten wichtigere Probleme gäbe als die Parteireform.
Die Parteireform ſoll ja gerade die Vorausſetzung ſchaffen für
eine parlamentariſche Löſung eben dieſer großen Probleme. M.
Zer Matferrat oon Hamobaiten.
Berzweiſelter Kampf der Regierung Tardien
gegen das fkändige Wachſen der franzöſiſchen
Budgetausgaben.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 14. Auguſt.
Dem franzöſiſchen Miniſterrat in Rambouillet ſoll eine ſehr
große politiſche Bedeutung zukommen. In Regierungskreiſen
zeigt man ſich recht zurückhaltend, wenigſtens was das Expoſé
Briands über die franzöſiſche Außenpolitik betrifft.
Die Campagne gegen Briand dauert fort, wie dies auch aus
dem Echo auf die Reden von Treviranus erkenntlich iſt. Louis
Marin tritt als politiſcher Gegner Briands immer
offener hervor. In einem ſeiner letzten Artikel fordert er ganz
offen den Rücktritt des Außenminiſters. In den ihm
naheſtehen=
den Blättern wird immer wieder behauptet, daß nur der
Rück=
tritt Briands die Zuſammenarbeit zwiſchen rechts und links
ermöglichen würde. Die Poſition Louis Marins iſt eigenartig.
Seine Gruppe unterſtützt vorläufig noch, wenn auch ohne
Be=
geiſterung, die Regierung Tardieus; dieſe republikamiſche Gruppe
bildet den äußerſten rechten Flügel der Regierungsmehrheit.
Louis Marin iſt aber Rechtsrepublikaner, ohne klevikal zu ſein,
und das erlaubt ihm eine gewiſſe Annäherung zu den Radikalen.
Der Miniſterrat in Rambouillet war vielleicht für das weitere
Schickſal der Regierung beſtimmend. Das offizielle
Communi=
qué widerſpiegelt treu den verzweifelten Kampf der
Regierung gegen das ſtetige Wachſen der
Bud=
getausgaben. Die Staatseinnahmen können nicht weiter
erhöht werden, ohne ernſte Gefahr für die Privatwirtſchaft. Die
Kammer erpreßt aber immer wieder neue Ausgaben. Die
Re=
gierungskreiſe ſehen nicht ohne Unruhe in die Zukunft. Die
neue Budgetdebatte macht ihnen ſehr ernſte Sorgen. Am
lieb=
ſten würde man eine Reform der Bewilligung von neuen
Aus=
gaben durch die Kammer herbeiführen, aber die Kammer läßt
ihre Rechte nicht leicht beſchneiden.
Tardieu wird neuerdings ſehr ſtark ſein Etatismus
vorge=
worfen. Es iſt wahr, daß der Staat unter Tardieu in jedem
Augenblick in die Privatwirtſchaft eingreift, um die von der
Wirtſchaftskriſe beſonders bedrohten Induſtriezweige zu retten.
Ausſchau und Mahnung.
Von Dr. Werner Kulz.
Durch die ſchwere Trauer, die ſich über Bayreuth geſenkt
hat, mußte die kritiſche Berichterſtattung über die Feſtſpiele ſelbſt
eine unfreiwillige Unterbrechung erleiden. Sie folgt nun unter
erweitertem Geſichtswinkel.
Der tote Siegfried Wagner iſt ehrlich und tief
be=
trauert, ſeine Perſönlichkeit und ſeine Arbeit ſind gerechter als zu
Lebzeiten gewürdigt worden. Das Leben, das ewig pulſierende,
hat uns in Bayreuth wieder.
Auf dem Feſtſpielhügel aber weht die Hausfahne
Wahn=
frieds noch auf Halbmaſt, als wolle ſie die ernſten und
verantwor=
tungsbewußten Freunde noch ganz beſonders an ihre Pflicht
mahnen, die ſie nimmer ruhen laſſen darf. — Wie war uns doch
dort zumute, als der Leiter jenes großen deutſchen Kulturgutes
noch ſchwer krank in der Klinik lag und man ſein Ableben ſchon
befürchten mußte, als die Gattin und Vertraute, die zielbewußte
Helferin in allen Dingen Tag und Nacht an ſeinem Bette weilte
und die Spiele, die ſo gar nichts Spieleriſches an ſich haben, die
ſo tiefer deutſcher Seelenernſt in höchſter Kunſtform ſind,
ver=
waiſt erſchienen? Sorge lag auf den Geſichtern aller Bayreuther,
und wenn ſich zwei ſolche Menſchen, Wagner=Verehrer im beſten
Sinne, begegneten, dann tauchte gleich die Frage auf: Was ſoll.
nun werden? Die Antwort ſcheint leicht — und ſie iſt es auch,
ebenſo leicht wie die politiſche, die kulturelle und wirtſchaftliche
der Lebensrettung des deutſchen Volkstums aus allen Wirrniſſen
der Gegenwart. Dieſe Antwort kann aber nicht ein einzelner
geben. Sie muß — herausgefordert allerdings wohl und immer
heißer, immer leidenſchaftlicher herausgefordert — vom ganzen
Volke gegeben werden, ſie muß bei Leib und Leben beſchworen
werden von allen, die den Funken göttlichen Lichtes auch für ſich
empfangen haben. Und die Antwort muß lauten:
Selbſt=
hingabe an das, was größer iſt als das eigene Ich!
Und als die Todeskunde uns erreichte und überall auf den
Straßen und am Feſtſpielhauſe kleine Gruppen trauernder und
beſorgter Menſchen ſich bildeten, da war überall trotzig und feſt
ein Gelöbnis zur Bayreuther Kunſt zu hören: „Nun aber erſt
recht!“
Nicht der Rieſen plump=unentſchloſſene Kraft, nicht die düſtere
Verſchlagenheit der Nibelungen — offener Wille, freie Befahung
Der frühere Landeshauptmann der Provinz Oſtpreußen, Graf
von Brünneck, hat ſein Mandat als
deutſchnatio=
nales Mitglied des Provinziallandtages
nieder=
gelegt und in einem Schreiben ſeinen Austritt aus der
Deutſch=
nationalen Volkspartei erklärt.
Der Bruder des verſtorbenen deutſchnationalen Führers Dr. Karl
Helfferich in Neuſtadt a. d. H., Auguſt Helfferich, iſt aus der
Deutſchnationalen Volkspartei ausgetreten und
zur Deutſchen Staatspartei übergetreten. Auguſt Helfferich
wurde in den Aktionsausſchuß der Deutſchen Staatspartei in Neuſtadt
a. d. H. gewählt.
Die Spitzenkandidatur der Konſervativen
Volks=
partei im Wahlkreis Magdeburg=Anhalt hat der General
von Lettow=Vorbeck übernommen. An zweiter Stelle
kandi=
diert der bisherige Reichstagsabgeordnete Dr. Joſef Reichert=Berlin.
Die litauiſche Regierung iſt von Polen zur Teilnahme an der in
Warſchau ſtattfindenden Agrarkonferenz der Oſtſtaaten
eingeladen worden. Sie hat aber durch ihren Geſandten in Riga
Polen mitteilen laſſen, daß ſie keine Möglichkeit zur Teilnahme an
dieſer Konferenz ſieht.
Die türkiſche Regierung hat eine neue Note nach Teheran
ge=
richtet, in der ſie der perſiſchen Regierung eine enge
Zuſammen=
arbeit gegen die Kurden vorſchlägt. Angora ſoll bereit ſein, als
Kompenſation für das von den türkiſchen Truppen beſetzte perſiſche
Gebiet einen entſprechenden türkiſchen Landſtreifen abzutreten.
Die Lage in Peſchawar iſt trotz dem Rückzug eines
Tei=
les der Afridis noch nicht endgültig als geſichert
anzu=
ſehen. Vor allem gilt die Einwohnerſchaft dieſer Stadt als
un=
zuverläſſig.
Im Gefängnis von Paona hat eine zweite Ausſprache zwiſchen
den beiden Nehrus und Gandhi ſtattgefunden. Außerdem nahmen
an den Beſprechungen auch die beiden gemäßigten Hinduführer
Sapru und Jayakar teil, ſowie Frau Naidu, die nach der
Verhaf=
tung Gandhis die Bewegung des paſſiven Widerſtandes geleitet
hat. Ueber den Verlauf der Verhandlungen, denen weitere
Be=
ſprechungen in den nächſten Tagen folgen ſollen, wird vorläufig
Stillſchweigen bewahrt.
Das iſt aber untrennbar von der von Tardieu propagierten
Politik der Proſperität, er hat auch mehrmals offen für den
Etatismus Stellung genommem.
Die Campagne gegen den Etatismus geht von
Südfrank=
reich aus, ebenſo wie der imer ſtärker werdende Kampf für die
aizität. Es wird keine leichte Aufgabe für die Regierung ſein,
nach dem Zuſammentritt der Kammer ihre Poſivon zu
ver=
teidigen ...
EP. Paris, 14. Auguſt.
Die Textilinduſtriellen im nordfranzöſiſchen Streikgebiet haben
zum zweiten Male die Aufforderung der Arbeitnehmer, ſich mit
ihnen an den Verhandlungstiſch zu ſetzen, abgelehnt. Das
Streik=
komitee hat daraufhin an den Arbeitsminiſter Laval telegraphiert
und ihn gebeten, zwiſchen den Arbeitgebern und den
Arbeitneh=
mern zu vermitteln, um ſo ſchnell wie möglich eine Löſung in dem
Konflikt zu finden. Die Enttäuſchung über die Haltung der
In=
duſtriellen, die die Forderungen der Arbeiter auf Lohnerhöhung
für untragbar erklären und im übrigen geltend machen, die Löhne
ſeien für 65 Prozent der Arbeiter elfmal höher als vor dem
Kriege, iſt ſehr groß.
In Lille iſt es zu Kundgebungen gekommen, weil zehn
wäh=
rend der letzten Unruhen im Streikgebiet verhaftete Arbeiter vom
Gericht zu zwei bis vier Wochen Gefängnis verurteilt worden ſind.
Zwei Frauen und ein Mann wurden verhaftet.
EP. Angora, 14. Auguſt.
Die Kriegsberichte aus dem türkiſch=perſiſchen
Operationsge=
biet beſagen, daß die türkiſchen Truppen die Oſtſeite des
Ararat=
gebirges beſetzt haben, um eine Bande kurdiſcher Aufſtändiſcher, die
ſich in dieſes Gebiet geflüchtet, einzuſchließen.
In offiziellen türkiſchen Kreiſen befleißigt man ſich,
hervorzu=
heben, daß die türkiſchen Truppen ohne Zwiſchenfall die perſiſche
Grenze überſchritten haben, daß die Gerüchte über eine Spannung
zwiſchen den beiden Ländern völlig aus der Luft gegriffen ſeien
und daß zwiſchen beiden Nationen die Beziehungen ſehr freundlich
ſeien. Die türkiſchen Bewegungen auf perſiſchem Gebiet hätten
lediglich den Zweck, die kurdiſche Aufſtandsbewegung zu
unter=
drücken.
Die perſiſche Regierung hat Maßnahmen getroffen, um die
Be=
völkerung der Grenzgebiete, in die die Türken einmarſchiert ſind,
nach dem Hinterland zu bringen.
eines zurunftsträchtigen Schickſals, das iſt helle deutſche Art,
deren hehrſtes Sinnbild in Geiſt und Kunſt uns Richard Wagner
in Bayreuth ſchuf.
„Leuchtende Liebe, lachender Tod!‟ Der Inhalt eines
Da=
ſeins, das im Augenblick des eigenen Unterganges und des
Zu=
ſammenbriches einer überreifen Welt aus himmelſtürmender
Weſenskraft heraus ſchon eine Neugeburt erlebt.
Leuchtende Liebe, lachender Tod! — Mit ganz jungem Antlitz
und mit weit offenen, glanzvollen Augen, als ſehe er mitten in
den Himmel hinein, iſt Siegfried Wagner geſtorben. Er war
anders als der Siegfried der Heldenſage, anders als der
Sieg=
fried, den ſein Vater uns im Drama geſtaltet hat, anders als
dies Urbild eines umbekümmerten nordiſchen Recken; Siegfried
Wagner war kein fübelnder Stürmer, wohl aber ein
unermüd=
licher Kämpfer für deutſche Kunſt und Geſittung, ein treuer
Be=
wahrer der arteigenen Lebensſymbole, die ſein Vater unſerem
Volke in neuer Faſſung wiederſchenkte, nicht nur toter
Muſeums=
werte; er war ein Schöpfer aus begnadetem warmem Herzen
ſowohl in ſeinen eigenen Muſikdramen, als in der tieferfüllten
und erfühlten Nachgeſtaltung bei Einübung der unermeßlichen
Werke, die den Namen Wagner unter die Sterne verſetzt haben.
Ueber eine muſikaliſche Trauerfeier für Siegfried
Wagner, zu der ſich die Mitwirkenden der Feſtſpiele, ihre
Ange=
hörigen und eingeladene Gäſte im Feſtſpielhauſe
zuſammen=
fanden, ſei zuerſt berichtet. Sie wurde zur ſchönſten und echteſten
Gedenkſtunde für den hingeſchiedenen Bayreuther Erben.
Zugleich zeigte ſie in eigenartigem Zuſammentreffen die drei
diesjährigen Bayreuther Kapellmeiſter: Dr. Muck, Toscanini und
Elmendorff, Vergleiche herausfordernd, unmittelbar
hintereinan=
der am Dirigentenpult.
Das Rieſenhaus war vollbeſetzt. Minutenlange Stille
herrſchte, bis der Vorhang ſich teilte und den Blick auf das auf
der Bühne vor dem blauerleuchteten Rundhorizont und einem
reichen Schmuck grüner Blattpflanzen aufgeſtellte Orcheſter
frei=
gab.
Das Programm der eindringlichen, zu Herzen gehenden und
doch intimen Feier umfaßte ſymboliſch das jugendliche Werden,
das ſtrebende und gläubige Schaffen und das Sterben des
ab=
geſchiedenen Kämpfers, den zu ehren wir gekommen waren.
Arturo Toscanini dirigierte das Siegfried=Jdyll, jene
wundervolle zur Geburt Siegfried Wagners von ſeinem Vater
geſchaffene Tondichtung, die ſo viel friſche naive Kraft und Un=
Nummer 224
Areisavonn Wort khrotie.
Das Gunkachken des Reichswirkſchaftsrakes zur Frage
der Berhükung unwirkſchaftlicher Preisbindungen.
Berlin, 14. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Das Gutachten des Reichswirtſchaftsrates über die
Möglich=
keiten eines Preisabbaues liegt jetzt im Wortlaut vor. Es iſt mit
ſeinen 19 Seiten verhältnismäßig kurz und hat auch den Vorzug
der Aktualität: Im Gegenſatz zu dem großen Enqueteausſchuß, der
vier Jahre am Werk war und ſchließlich nur Material liefern
konnte, weil ſeine Ergebniſſe ſchon längſt überholt waren, hat der
Reichswirtſchaftsrat bereits anerkennenswert raſche Arbeit
ge=
leiſtet, mit der man allerdings nicht viel anfangen kann. Das
Reichswirtſchaftsminiſterium hatte ihm drei beſtimmte Fragen
vorgelegt: ob Preisbindungen vorteilhaft oder nachteilig bei der
gegenwärtigen Wirtſchaftslage ſind, ob eine teilweiſe Aufhebung
der Bindungen möglich ſei, vor allem bei den ſogenannten
Mar=
kenartikeln. Der tiefere Sinn dieſer Fragen war offenbar der,
dem Reichswirtſchaftsrat die Initiative zuzuſchieben und ihn zu
veranlaſſen, der Regierung ganz beſtimmte Vorſchläge zu machen.
Dieſer Gefahr iſt aber der Reichswirtſchaftsrat ausgewichen. Von
ſeinem Standpunkt aus mit gutem Recht, da er nur ein Gutachten
zu erſtatten hat. Er hat ſich alſo mit einer nationalökonomiſchen
Unterſuchung begnügt, die zu dem Ergebnis kommt, daß eine
Zer=
ſchlagung der Kartelle nicht wünſchenswert iſt, und daß überhaupt
etwas organiſch Gewordenes nicht durch Gewalt, ſondern höchſtens
mit allergrößter Vorſicht allmählich umgeſtaltet werden kann.
Lediglich bei den Markenartikeln für Lebens= und Genußmitteln
hält ein großer Teil des Ausſchuſſes eine Aufhebung der
Preis=
bildung für möglich, wünſcht aber, in jedem Falle vorher gehört
zu werden. Das würde praktiſch eine ſo ſtarke Hinauszögerung
be=
deuten, daß der große Preisabbau in der Luft hängen bliebe. Der
Reichsregierung wird alſo jetzt kaum etwas anderes übrig bleiben,
als durch das Reichswirtſchaftsminiſterium ſofort mit allen
Kar=
tellen ſich in Verbindung zu ſetzen und ſie zu einer Senkung der
Preiſe durch ſanften Druck zu zwingen, nötigenfalls allerdings auch
mit Gewalt einzugreifen, wobei freilich die Wirkung gerade auf
dem Gebiete des Lebensmittelmarktes, wo die Verhältniſſe wegen
der leichten Verderblichkeit der Waren beſonders ſchwierig liegen,
nicht allzuviel erhoffen läßt.
Dr. Goebbels wegen Beleidigung des
Reichs=
präfidenken freigeſprochen.
* Berlin, 14. Aug. (Priv.=Tel.)
Der Führer der Berliner
Nationalſoziali=
ſten, Dr. Goebbels, ſtand am Donnerstag wieder einmal
vor den Berliner Gerichten. Er war in der erſten Inſtanz
wegen Beleidigung des Reichspräſidenten zu
800 Mark Geldſtrafe verurteilt worden und hatte dagegen
Be=
rufung eingelegt. Dem Gericht war ein ſehr vornehmes
Schrei=
ben des Reichspräſidenten zugegangen, worin er dem
Gericht mitteilte, daßer auf eine Beſtrafung
des Angeklagten keinen Wert mehr lege, nachdem=
Dr. Goebbels erklärt hatte, daß ſeine Aeußerungen über den
Reichspräſidenten nicht beleidigend gemeint geweſen ſeien.
Der Vorſitzende machte darauf den Vorſchlag, daß Dr.
Goeb=
bels ſeine Berufung zurückziehen ſolle, was dieſer aber ablehnte.
Das Ergebnis der Verhandlungen war ſchließlich, daß der
An=
geklagte vom Gericht freigeſprochen wurde mit der
Begründung, daß zwar eine Beleidigung vorliege, daß dem
An=
geklagten aber der Schutz des § 193, alſo die Wahrnehmung
be=
rechtigter Intereſſen zur Seite ſtänden. Auch eine Verurteilung
wegen übler Nachrede könne nicht in Frage kommen, weil dazu
ausreichende konkrete Beſchimpfungen nicht vorlägen.
* Dieſes Urteil verblüfft einigermaßen. Zur Anklage ſtand
auch noch aus der Zeit des Kampfes um den Volksentſcheid ein
Artikel, der die Ueberſchrift trägt: „Lebt Hindenburg
noch?” und dazu eine entſprechende Karikatur, alſo doch
immerhin eine ſchwere Kränkung des
Reichspräſi=
denten mit dem Vorwurf, daß „er ſich durch ſeine jüdiſchen und
marxiſtiſchen Ratgeber beeinfluſſen laſſe‟. Wenn der Angeklagte
nachträglich erklärt, er habe das gar nicht ſo bös gemeint, dann
wird die Tatſache der Beleidigung dadurch nicht aus
der Welt geſchafft. Wir haben jedenfalls dafür zu ſongen,
daß wenigſtens der verfaſſungsmäßige Repräſentant des Staates
aus dem immer ſchärfer werdenden Kampf der Parteien
ausge=
ſchaltet bleibt. Daher müßte jeder Angriff nach dieſer Richtung
ſorgfältig abgebogen werden. Deshalb müßte aber auch jedes
deutſche Gericht in der Beurteilung eines ſolchen Angriffs
dop=
pelt empfindlich ſein. Sonſt kommen wir ſchließlich dahin, daß
auch der Reichspräſident gegen Beleidigung vogelfrei wird.
berührtheit ausſtrömt und doch ſo viele thematiſche Beziehungen
zu den ſchweren menſchlichen Lebenskämpfen im „Ring des
Nibelungen” hat. Der italieniſche Maeſtro nahm das Werk
wun=
derbar ausdrucksvoll, mit ſtarker Tempo=Unterſcheidung und
dynamiſcher Schattierung, im ganzen und beſonders gegen den
Schluß hin als eine Art Trauerſymphonie geſtaltet, dabei aber
ganz anders, als ich es von Siegfried Wagner her als wohl
be=
rufenſtem Interpreten ſelbſt in der Erinnerung habe, der viel
mehr das urſprünglich Friſche, Kindliche und aſch das Klaſſiſche
betonte.
Kammerſänger Carl Braun, einer der eingebürgertſten
Darſteller der Feſtſpiele, hielt eine ſehr zu Herzen gehende
An=
ſprache, die in dem Verſprechen der „Mannen” des nun toten
Meiſters gipfelte, Treue um Treue dem Menſchen und dem Werke
zu halten.
Unter Leitung Karl Elmendorffs kamen als Beiſpiele
des Schaffens des Verſtorbenen zwei Orcheſterſpiele zu
über=
zeugendem Vortrag: Das Vorſpiel zum 1927 in Karlsruhe zur
Uraufführung gebrachten Drama „Der Friedensengel”, und ein
Zwiſchenſpiel aus dem „Heidenkönig” „Der Glaube” betitelt. Es
war mir ſehr intereſſant, bei dem letztgenannten Werke, das ich
zum erſten Male hörte, feſtzuſtellen, wie ſtark homophon und
ſtimmungsmäßig überaus wirkungsvoll Siegfried Wagner doch
ſchreiben konnte, wie ſehr vieles mehr an Humperdinck als an
ſeinen Vater gemahnt, und wie ſchön und originell, ja wie
ge=
fühlsmäßig eindeutig doch ſeine lyriſche Thematik oft iſt.
Die Krönung dieſer eindringlichſten Feier wurde Siegfrieds
Trauermuſik aus der Götterdämmerung, vor allem deshalb, weil
Dr. Karl Muck, dieſer größte Woger=Dirigent, ſie leitete. Es
war bewundernswert und erſchütternd, wie Muck hier das Letzte,
in der Steigerung kaum für möglich gehaltene aus ſeinen Muſikern
herausholte, und ſeinen Zuhörern, die ſich ehrfurchtsvoll von ihren
Plätzen erhoben hatten, etwas ins Herz gab, deſſen Wirkung
wohl ihr Leben lang nachhalten wird.
*
So tragen wir alle, die wir dabei waren, ein Gelübde im
Herzen, dem deutſchen Werke, das Richard Wogner „im
Ver=
trauen auf den deutſchen Geiſt” ſchuf und das ihm ſo viele Not
bereitete, deſſen treue Hut ſeinem Sohn das Leben koſtete, und
das uns doch ſo unendlich viel mehr iſt, als nur Theater, als
„nur” glutvoll=abſtrakte Kunſt, dieſem wunderſamen, herrlichen
Werke nicht nur das Bayreuther Bühnendaſein zu ſichern,
ſon=
dern ihm nun endlich die Ausſtrahlung in die Seelen aller
Volksgenoſſen zu öffnen, die ihm zukommt.
Nummer 224
Dus Tafnſch Haneniſche Mirrſchafts
Aoroiimen.
Kein Handelsverkrag, ſondern nur ein
Warenlieſerungsabkommen.
Mit dem vor einigen Tagen erfolgten Abſchluß des
ruſſiſch=
italieniſchen Wirtſchaftsabkommens ſind Verhandlungen zu Ende
gekommen, die ſeit faſt zwei Jahren zwiſchen dieſen beiden Staaten
gepflogen wurden und die im weſentlichen der ruſſiſchen
Tendenz entſprechen, die beſtehenden proviſoriſchen
Abmachungen in endgültige Verträge
überzu=
leiten. Dabei ſcheint es ſich bei dem jetzt abgeſchloſſenen
ruſſiſch=
italieniſchen Abkommen nicht um einen Handelsvertrag
im eigentlichen Sinne zu handeln, ſondern um ein
Warenlieferungsabkommen, in dem gewiſſe
Bedingun=
gen feſtgelegt worden ſind. Der Abſchluß des Abkommens iſt an
ſich außerordentlich überraſchend gekommen, zumal man noch vor
einiger Zeit hörte, daß gewiſſe Schwierigkeiten vor allem in der
Kreditfrage beſtehen würden, deren Bereinigung zunächſt nicht
möglich ſchien.
Was nun den Vertrag an ſich betrifft, ſo iſt vereinbart worden,
daß Sowjetrußland in Italien für einen Betrag von etwa
100 Millionen Lire Waren kauft, wobei ſich die
Sowjetorganiſa=
tionen unmittelbar an die italieniſchen Lieferanten wenden
kön=
nen. Soweit bekannt geworden iſt, handelt es ſich bei dieſen Waren
in erſter Linie um Perſonen= und Laſtkraftwagen, Flugzeuge,
Fa=
brikeinrichtungen, Schiffe, Südfrüchte und dergleichen. Bisher
wurden die italieniſch=ruſſiſchen Geſchäfte von der Cies, einer
ita=
lieniſchen Außenhandelsgeſellſchaft, vermittelt, die in der Form
ihrer Einſchaltung eine gewiſſe monopolartige Stellung inne hatte.
Demgegenüber iſt nunmehr vereinbart worden, daß Rußland jetzt
unmittelbar mit den italieniſchen Firmen Lieferungsverträge
ab=
ſchließen kann, wodurch die Sowjetorganiſationen mit den
Produ=
zenten in engere Geſchäftsbeziehungen treten können.
Es muß natürlich abgewartet werden, inwieweit die Rußland
jetzt gewährten Bedingungen eine Förderung der italieniſchen
Aus=
fuhr nach der Sowietunion ermöglichen können. Immerhin ſtellt
ſich der Wert der Waren, die zu kaufen Rußland ſich verpflichtet
hat, höher als die italieniſche Ausfuhr in den letzten Jahren, ſo
daß Italien auf dieſe Weiſe fraglos einen gewiſſen Ausgleich
ſeiner ſtark paſſiven Bilanz des Handelsverkehrs mit Rußland
er=
reichen wird. Dafür hat Italien aber ſeine bereits beſtehenden
Geſetzesbeſtimmungen über die ſtaatliche Garantierung von
Export=
geſchäften modifizieren und an das Rußland=Geſchäft anpaſſen
müſſen. Nach dem Geſetz vom 2. Juni 1927 iſt eine jährliche
Kredit=
verſicherungsſumme bis zu 200 Millionen Lire zugelaſſen mit der
Maßgabe, daß die Kreditverſicherungsſumme für eine Nation 100
Millionen Lire nicht überſteigen darf, wobei die Höchſtquote der
ſtaatlichen Garantie auf 65 Prozent feſtgeſetzt worden iſt. Bei dem
Rußland=Geſchäft übernimmt die italieniſche Regierung ebenfalls
die Kreditverſicherung. Die Abwicklung der Kredite ſoll nach den
jetzt getroffenen Vereinbarungen durch die Einlöſung von Akzepten
erfolgen.
Auch bei dieſem Vertrage handelt es ſich um eine Baſis
für die weitere Wirtſchaftsentwicklung zwiſchen
Italien und Rußland. Inſofern kann man auch dieſem
Ab=
kommen ſympathiſch gegenüberſtehen. In der Preſſe der beiden
Staaten iſt der Abſchluß mit großer Genugtuung aufgenommen
worden, zumal damit nach den außerordentlich langen
Verhand=
lungen endlich ein Abkommen zuſtandekommen konnte, das auf
jeden Fall den wirtſchaftilchen Intereſſen beider Staaten
Rech=
nung trägt.
Neubeſehung des Memeldirekkoriums.
Memel, 14. Auguſt.
Der litauiſche Gouverneur hat den bisherigen
Landesdirek=
tor Reiſgys zum Präſidenten des Direktoriums
des Memelgebietes ernannt.
Zur Ernennung des bisherigen Landesdirektors Reiſgys
zum Präſidenten des Direktoriums des Memelgebietes hört man
aus den dem memelländiſchen Landtag naheſtehenden politiſchen
Kreiſen folgendes: Ob die ſeit dem 22. Mai d. J. andauernde
Regierungskriſe damit gelöſt iſt, erſcheint recht zweifelhaft, denn
der Landtag hat ſeit dem Augenblick, wo der Präfident Kadgiehn
das Mißtrauensvotum erhielt, durch ſeine Handlungen bezeugt,
daß er ſich mit Reiſgys ſolidariſch erklärt. Er nahm ſeit dem
genanuten Vernehmungstag auch nicht an den Sitzungen des
Landtoges teil; Reiſgys gehört zu dem noch der Großlitauiſchen
Richtung an. Der Landtag glaubte ſeinerſeits, ihn als
Landes=
direktor in Kauf nehmen zu müſſen, weil er hofft, daß die
übri=
gen Direktoren die Willensmeinung des Landtages in der
Re=
gierung zum Ausdruck bringen können. Von den Kandidaten,
die von der Landtagsmehrheit zum Gouverneur ernannt werden,
iſt leider niemand zum Präſidenten ernannt worden, obwohl es
Freitag, den 15. Auguſt 1930
der Konvention des parlamentariſch=demokratiſchen Regimes im
Memelgebiet entſpreche. Der Landtag wird morgen zu dem
Antrag Stellung nehmen.
Oſthilfebehörden.
Der Aufgabenkreis der Oſtſtelle. — Die lette
Enkſcheidung beim Reichskanzler.
Berlin, 14. Auguſt.
Die Verhandlungen über die Ausführung der Oſthilfe
wer=
den nach der Voſſ. Zeitung zu der Einrichtung einer beſonderen
Oſtſtelle bei der Reichskanzlei geführt. Der genaue
Aufgaben=
kreis der Oſtſtelle iſt die Ausführung der
landwirtſchaft=
lichen Hilfsaktionen auf den Gebieten der Umſchuldung, der
Be=
ſitzſicherung, der Zinsverbilligung und der mit der Beſitzſicherung
zuſammenhängenden Anliegerſiedlung. Die Oſtſtelle iſt auch
vor=
geſetzte Behörde der Landſtellen. Alle agrarpolitiſchen Fragen
werden alſo nicht von irgendwelchen Inteveſſentenorganiſationen,
Selbſtverwaltungskörpern, Bankintereſſen, beeinflußt werden
kön=
nen, ſondern erhalten ihre Formen lediglich in dieſer Oſtſtelle.
Sollten Meinungsverſchiedenheiten auftauchen, ſo iſt vorgeſehen,
daß die letzte Entſcheidung vom Reichskanzler im
Benehmen mit dem preußiſchen Miniſterpräſidenten getroffen
wird. Es ſteht zu erwarten, daß die Erlaſſe des Reichspräſidenten
über die Organiſation der Oſtſtelle endgültig zuſammen mit den
mit der preußiſchen Regierung vereinbarten
Ausführungsver=
ordnungen noch heute oder morgen verkündet werden. Die
Land=
ſtellenleiter ſind bereits nach Berlin berufen worden, um die
erſten grundlegenden Beratungen abzuſchließen.
Aufruf Schieles an das Landvolk.
Berlin, 14. Auguſt.
Reichsernährungsminiſter Dr. h. c. Schiele erläßt unter der
Ueberſchrift „Schließt die Reihen!” einen Aufruf an
das Landvolk, in dem es heißt:
„Wer, wie ich, der Ueberzeugung iſt, daß wir nur durch
per=
ſönliche, verantwortungsbewußte Mitarbeit im Staat unſere
wirt=
ſchaftlichen, ſozialen, ſtaats= und nationalpolitiſchen Ziele
errei=
chen können, der dürfte ſich dem Rufe des Reichspräſidenten nicht
verſagen. Die Uebernahme des Reichsernährungsminiſteriums
war daher für mich angeſichts der verzweifelten Lage der
Land=
wirtſchaft und des Oſtens ein Gebot der Pflicht, zumal die
weit=
gehende ſachliche Zuſtimmung des Kabinetts zu den von mir
ge=
planten dringendſten Agrar= und Oſthilfemaßnahmen vorlag und
die Bereitſtellung aller verfaſſungsmäßigen Mittel zu ihrer
politi=
ſchen Durchſetzung geſichert war. Solange und ſo weit dieſe
Vor=
ausſetzungen gegeben ſind, habe ich im Dienſte der Landwirtſchaft
und des Oſtens, auf dieſem Poſten auszuharren.”
Politiſch heimatlos, iſt nunmehr das Landvolk
ge=
zwungen., ſich eine neue Plattform für ſeinen
politiſchen Kampf um das eigene Geſchick und das des
Vaterlandes zu ſchaffen.
Angeſichts dieſer Lage iſt die Sammlung der politiſch
ob=
dachlos Gewordenen und der Verzweiflung überlieferten Kräfte
im Landvolk nur noch unter berufsſtändiſcher
Parole möglich. Das Landvolk iſt die Kerntruppe
kon=
ſervativer, bodenſtändiger und
ſtaatserhalten=
der Volkskräfte überhaupt. Stellt ſich das Landvolk ſtraff
organiſiert mitten hinein in die Front der Sammlung der großen
Rechten, ſo erfüllt es damit ſeine naturgegebene Berufung zu
ſtaatspolitiſcher Führung.
Deshalb der Appell an meine Berufsgenoſſen: Sammelt
euch um das grüne Banner der deutſchen Landvolkbewegung —
der deutſche Bauer marſchiert im Kampfe um
ſeine Scholle um den ihm gebührenden Einfluß im Staat
und um die Freiheit ſeines Vaterlandes.
Ein Vorſchlag des Reichsarbeitsminiſters
im Berliner Metallkonflikk.
Berlin, 14. Auguſt.
In der Frage des Angeſtelltenabbaues in der Berliner
Metall=
induſtrie haben am 14. Auguſt auf Einladung des
Reichsarbeits=
miniſters Verhandlungen zwiſchen den Vertragsparteien
ſtattge=
funden. Der Schwierigkeiten wegen, die einer allgemeinen
Rege=
lung entgegenſtehen, wurde vom Verhandlungsleiter vorgeſchlagen,
über die Frage der Rücknahme der ausgeſprochenen Kündigungen
und — damit im Zuſammenhang — der Einführung der
Kurz=
arbeit und über die übrigen Streitfragen in den vornehmlich in
Betracht kommenden Betrieben zwiſchen den Vertragsparteien
unter Hinzuziehung der geſetzlichen Angeſtelltenvertretungen
noch=
mals zu verhandeln. Die Parteien werden in Kürze zu dieſen
Vorſchlägen Stellung nehmen.
Seite 3
Um den deutſch=finniſchen
Handels=
velttag.
Reichsernährungsminiſter Dr. Schiele droht
mit dem Rückkrikk.
* Berlin, 14. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Das Reichskabinett hat am Donnerstag vormittag mehrere
Stunden über die Kündigung des deutſch=finniſchen
Handelsvertrages beraten, ohne zu einem Ergebnis
ge=
kommen zu ſein. Der Reichsernährungsminiſter, Dr.
Schiele, hat nachdrücklichſt darauf hingewieſen, daß bei den
be=
ſtehenden Butterzöllen die Aufrechterhaltung der einheimiſchen
Milchwirtſchaft unmöglich ſei und hat keinen Zweifel
darüber gelaſſen, daßer die Folgerungendaraus
ziehen müſſe, wenn das Kabinett ihn in dieſem
Kampfe im Stich laſſe. Eine Entſcheidung iſt trotzdem nicht
gefallen. Das Reichswirtſchaftsminiſterium und das
Reichsarbeits=
miniſterium widerſetzten ſich der Kündigung wegen der Folgen, da
dadurch Differenzen in unſeren Handelsbeziehungen zu anderen
Ländern — beſonders zu Holland — entſtehen könnten. Es wurde
ſchließlich der Ausweg gewählt, daß der wirtſchaftliche
Ausſchuß des Kabinetts, der ſich aus dem
Finanzminiſte=
rium, dem Wirtſchaftsminiſterium, dem Arbeitsminiſterium, dem
Ernährungsminiſterium und dem Außenminiſterium zuſammenſetzt,
am Donnerstag nachmittag noch einmal beraten und eine
Mög=
lichkeit ſuchen ſoll ohne Kündigung des
Vertra=
ges doch den Forderungen des Ernährungsminiſters
gerecht zuwerden. Man könnte daran denken, daß den
Finn=
ländern der Vorſchlag einer gegenſeitigen Kündigung gegen
be=
ſtimmte Zuſagen gemacht werde, um das Odium einer einſeitigen
Kündigung von uns zu nehmen, oder daß noch einmal die
Be=
mühungen einſetzen, mit Hilfe eines Sonderabkommens doch noch
eine Aenderung der Butterpreiſe zu erreichen. Der Ausſchuß ſoll
ſeine Beratungen ſchleunigſt beenden und am Freitag nachmittag
bereits dem Kabinett Bericht erſtatten.
Der deutſche Landwirkſchaftstak zu den
Finnen=Berhandlungen.
Der Ständige Ausſchuß des Deutſchen Landwirtſchaftsrats hat
zur Frage der deutſch=finniſchen Handelsvertragsverhandlungen
folgende Entſchließung gefaßt: Der Ständige Ausſchuß des
Deut=
ſchen Landwirtſchaftsrats hat der Reichsregierung bereits unter
dem 17. Dezember 1929 eine Entſchließung überreicht, in der er
ſich gegen die Ratifikation des Zuſatzabkommens vom 25
Novem=
ber 1929 zum deutſch=finniſchen Handelsvertrage ausſprach.
Nach=
dem nunmehr der gemeinſam von der Grünen Front und dem
Reichsverband der deutſchen Induſtrie unternommene Verſuch, den
finniſchen Exporteuren den für die Ausfuhr nach Deutſchland in
Frage kommenden Anteil ihrer Käſeerzeugung zu günſtigen
Be=
dingungen abzunehmen, erfolglos geblieben iſt, nachdem weiterhin
in den letzten Monaten die internationalen Buttermärkte einen
ſo kataſtrophalen Zuſammenbruch erfahren haben, daß ſämtliche
Milchüberſchußländer der Erde ſich auf die Erzeugung von Käſe
umzuſtellen im Begriffe ſind, iſt es unvermeidbar geworden, das
geſamte Gebiet des handelspolitiſchen Schutzes der deutſchen
Milch=
wirtſchaft neu zu regeln. Da die beſchloſſene Erhöhung der
deut=
ſchen Butterzölle durch den deutſch=finniſchen Handelsvertrag vom
26. Juni 1926 verhindert wird, da ferner in dem Zuſatzabkommen
vom 25. November 1929 die Erhöhung des Vertragsſatzes für
Butter davon abhängig gemacht werden ſoll, daß die Zollſätze für
Käſe für den Zeitraum von 5 Jahren auf einen völlig
unbefrie=
digenden Satz und die Zölle für Butter ſich in unbefriedigender
und vor allem gefährlicher Weiſe für 7 Jahre feſtgelegt wurden,
ſpricht der Ständige Ausſchuß die Erwartung aus, daß die
Reichsregierung den deutſch=finniſchen
Han=
delsvertrag vom 26. Juni 1926 alsbald kündigt
und bei den neuen Verhandlungen den Lebensnotwendigkeiten
der deutſchen Milchwirtſchaft ſowohl hinſichtlich der Butter, wie
hinſichtlich des Käſes Rechnung trägt.”
Die chriſtlich=nakionalen Bauern fordern Kündigung
des Finnenverkrages.
Berlin, 14. Auguſt.
Der Vorſtand der Chriſtlich=Nationalen Bauern= und
Land=
volkpartei hat ſich in ſeiner heutigen Sitzung neben anderem auch
mit der Lage befaßt, die durch das Scheitern der deutſch=finniſchen
privaten Verhandlungen geſchaffen iſt. Da der heutige Zuſtand
der zollpolitiſchen Regelung für Butter= und Molkereiprodukte im
Intereſſe der bäuerlichen Betriebe nicht mehr länger ertragen
wer=
den könne, ſordert der Vorſtand der Chriſtlich=Nationalen Bauern=
und Landvolkpartei nunmehr die ſofortige Kündigung des
deutſch=
finniſchen Handelsvertrages.
Die Sammlung Schioß hoyontz.
Neuerlicher Beweis privaten Sammeleifers zur Wahrung
deutſchen Kunſtbeſitzes.
In Frankfurt vollzieht ſich in wenigen Wochen das traurige
Schickſal, daß uralte deutſche, durch Geſchichte und Künſtler der
Nation verbundene Kunſtſchätze in alle Welt wandern, in Berlin
wird im September der erleſene Beſitz des Wiener Kunſtſammlers
Dr. Albert Figdor das gleiche Los erleiden. Und wieviele ſind
ſchon vorangegangen, die Sammlungen Huldſchinſki, Nemes,
Seligmann und wie ſie alle heißen, ohne die zahlloſen kleinen,
darum oft nicht weniger wertvollen. Immer mehr Kunſtwerke
tauchen in der Oeffentlichkeit auf, die aus altangeſtammtem
Fa=
milienbeſitz kommen und die man vielfach noch nicht oder nur
ſelten ſehen konnte, deren Verkauf man aber nie für möglich
ge=
halten hätte. Es iſt gewiß gut, daß die Bilder dadurch der
Oeffentlichkeit zugänglich werden. Auch wäre der Wechſel der
Beſitzer an ſich noch keine aufvegende Angelegenheit. Aber wir
ſtehen ſeit dem Krieg einer völlig und von Giund auf
veränder=
ten Situation gegenüber. Als der Generaldirektor der Berliner
Muſeen, Wilhelm von Bode, vor einigen Jahren die Augen
ſchloß, ging mit ihm eine ganze Epoche zu Grabe, die ſeinen
Stempel trug: Er hatte den privaten Sammlern den Weg
ge=
wieſen, ja ſie eigentlich erſt zum verantwortungsvollen Sammler
rzogen, hatte Rat und Unterſtützung gegeben und damit veranlaßt,
daß viele wertvolle Stücke, die der Staat und die öffentliche Hand
nicht erwerben konnte, wenigſtens auf dieſem Wege dem
natio=
nalen Kunſtbeſitz und damit dem Volksvermögen erhalten blieben.
Er weckte und förderte Liebe zu den Dingen, Inſtinkt und
Qualitätsgefühl. Daß er vielfach Sammelgebiete pflegte, die
inſerem heutigen Empfinden vielleicht weniger liegen, iſt eine
Sache der Generation. Sie haben trotzdem ihren Wert. Jetzt
aber, nach dem Krieg, wurde Kunſterwerb (in ſehr vielen Fällen)
gleich Kapitalerwerb. Das Verhältnis zum einzelnen Stück wurde
locker, ſehr beſtach nur der berühmte Name (der dann manchmal
keiner war) die Bilder wuchſen nicht zu einer organiſch
gewachſe=
nen einheitlichen Sammlung zuſammen, die von der
Perſönlich=
keit des Käufers zeugte, ſondern wechſelten ihren Beſitzer
vor=
ſchnell und wanderten. Ein ungeheures Vermögen kam ins
Rollen. Frühere Sammler, heute verarmt, waren gezwungen
zu verkaufen. Neue Sammelſtätten waren in der Minderzahl,
der Staat war machtlos, kurzum es ergab ſich das Bild, das der
Kunſthandel heute darſtellt: Er könnte ohne Amerika nicht
exiſtieren.
Darum iſt ein Ereignis wie die derzeitige Ausſtellung in der
Neuen Pinakothek (die für dieſen großen Zweck beſonders geräumt
wurde) in München von größter Bedeutung. Dort werden zurzeit
insgeſamt 428 Bilder gezeigt, die Werke der Plaſtik, des
Kunſt=
gewerbes, der Teppichkunſt nicht eingerechnet. Sie ſind alle von
einem Sammler, dem Baron Thyſſen=Bornemiſza in der kurzen
Zeit von 6 Jahven zuſammengebracht worden. Er hat vieles aus
dem alten abwandernden deutſchen Kunſtbeſitz feſtgehalten. Es
gibt zwei Möglichkeiten des privaten Sammelns. Entweder es gilt
der Maßſtab der höchſten Qualität, der erleſenſten Blüte der
Kunſt; ungeachtet jedes Programms leitet allein der künſtleriſche
Inſtinkt. Das war die erſte Sammlung Nemes=München. Oder
man gibt gleichſam ein knſthiſtoriſches Kompendium, d. h. man
wählt charakteriſtiſche und gute Stücke aus allen Zeiten, damit
dieſe dann klar und in ſich abgerundet im Kleinen die
Geſamt=
vorſtellung der Entwicklung geben. Baron Thyſſen wählte dieſen
Weg. So zeigt er, alles in hervorragender Qualität, Italiener
aller Zeiten, Holländer und Vlamen des 17. Jahrhunderts,
deutſche Kunſt von 1400—1600, Spanier, Engländer, franzöſiſche
Impreſſioniſten.
Und was das Bedeutſamſte iſt: Die Sammlung wird dauernd
der Oeffentlichkeit, allen Kunſtfreunden zugänglich ſein. Sie
geht nach einer gewiſſen Zeit als Ganzes in den Beſitz einer
rheiniſchen Großſtadt über. Bilder, die ſonſt unzweifelhaft nach
Amerika gegangen wären, werden nunmehr in deutſchem Beſitz
bleiben und durch die Uebertragung in ein öffentliches Muſeum
vor einem weiteren Beſitzwechſel bewahrt werden. Glückliche
Stadt, die ſolcher Güter Hüter ſein darf!
Dr. Guſtav Barthel.
Ap. Paul Wertheimer, Reſpektloſe Geſchichten. Mit 7
Illu=
ſtrationen von Oskar Laſſen. (Amalthea=Verlag Zürich, Leipzig,
Wien. Preis geh. 4 Mk.) Sieben Geſchichten, in denen uns der
geiſtreiche Literatur= und Kulturkenner in das Zeitalter des
trojaniſchen Krieges, das Spanien der Inquiſition, das
Mittel=
alter der Kreuzzüge, die Zeit Friedrichs des Großen, die Wiener
Biedermeierzeit, das neuzeitliche Weimar und das heutige Italien
führt und in denen er eine reiche Phantaſie und Humor mit einer
glänzenden Erzählungsgabe vereinigt. Teils hält er ſich an
ge=
ſchichtliche Tatſachen, wie in der Erzählung von der Heimkehr
Helenas und in dem Zerwürfnis zwiſchen Friedrich dem Großen
und Voltaire, teils ſind es Phantaſien, wie die in Wien und dem
himmliſchen Reiche des Petrus ſpielende Geſchichte von dem
ſtei=
nernen Pankratius, der von ſeinem Sockel herabſteigt und ſich unter
die luſtige Wiener Geſellſchaft miſcht, von dem Ritter Konrad von
Türlin, der das Kreuz nimmt und die Tugend ſeiner Frau
wäh=
rend ſeiner Abweſenheit durch einen Hüftengürtel ſchützen will,
der beſtgelungenen aller Geſchichten, dem angeblichen
Nachkom=
men Goethes, deſſen Urgroßmutter ſich dem Dichterheros hingab,
einer köſtlichen Satire auf die Goethemeierei uſw uſw. Man lieſt
dieſe originellen, kulturell reizvollen und geiſtreich pointierten
Ge=
ſchichten mit vielem Behagen.
Am Nelſonſtrom. Ein Roman aus Kanada von Emil
Droon=
berg. (Verlag Heſſe u. Becker, Leipzig.)
Ap. Der Verfaſſer, ein genauer Kenner der Neuen Welt, ihrer
Natur, Menſchen und Tiere aus eigener Anſchauung, ſchildert in
die=
ſem neueſten Roman ſeine abenteuerlichen und gefahrvollen Erlebniſſe
auf einer in höherem Auftrage unternommenen „diplomatiſchen
Miſ=
ſion‟. Er führt ſeine Aufgabe mit außergewöhnlichem Geſchick trotz
größter Schwierigkeiten bis zum glücklichen Ende durch. Mit knapper
Nor entrinnt er dem Tode, wird gerettet und wird nach beſtandenen
Abenteuern und Fährlichkeiten durch eine ſchöne „Hinterwaldsbraut”
belohnt, die ihn auf ſeiner nächſten Reiſe begleiten wird. Der Verfaſſer
iſt ein ſcharfer Beobachter und anſchaulicher Erzähler. Volkskundlich
ſehr intereſſant iſt ſeine mit dramatiſcher Wucht geſtaltete Schilderung
des berühmten Sonnentanzes der Indianer, der mit ſchauerlicher
Prozedur und Martern verbunden zu ſein pflegt. Nicht minder
inter=
eſſant ſind die mehr als eigenartigen Methoden, mit denen Konfervative
und Liberale gegeneinander arbeiten, wovon der Verfaſſer eine kleine
Koſtprobe gibt. Doornberg iſt mit Gerſtäcker und Karl May verglichen
worden, übertrifft ſie aber in literariſcher Hinſicht. Wir lernen aus
dieſem Roman das Zukunftsland Kanada, wie es wirklich iſt, näher
kennen. Der Leſer, der aus ſeiner Jugendzeit her den berühmten
Roman Coopers: „Der Letzte der Mohikaner” kennt, wird in dieſem
Buche zweierlei finden, was ihn beſonders feſſelt: der Reiz der
Neu=
heit und der Reiz einer richtigen Urwaldliebe.
— Muſik und Tanz. Vom Kulttanz zum Jazz. Von Rudolf
Son=
ner. 140 Seiten mit zahlreichen Notenbeiſpielen. In
Samm=
lung Wiſſenſchaft und Bildung. Geb. 1,80 RM. Verlag von
Quelle u. Meyer in Leipzig.
Von jeher haben Freude und Leid des Menſchengeſchlechts in
Muſik und Tanz ihren lebendigſten Ausdruck gefunden. Die
glei=
chen Grundgedanken der einzelnen Tänze finden wir zu allen
Zei=
ten und in allen Erdteilen nachgewieſen und ſehen ſie noch bis
in unſere Zeit fortwirken. Ebenſo ſehen wir überall bei höherer
Kulturentwicklung den Kulttanz ins Unkenntliche verdrängt und
durch den Geſellſchaftstanz abgelöſt. Nur die Tanzmuſik bewahrt
ihren urſpünglichen Charakter und baut ſich auch heute noch auf
dem faſzinierenden, bezaubernden Rhythmus auf. Durch die
Jahr=
hunderte ſteigert ſich aus höfiſcher oder bürgerlicher Gemeſſenheit
der Tanz in immer beſchleunigteres Tempo bis zum Einbruch des
Exotismus, um auch im Jazz noch kultiſche Urelemente zum
Aus=
druck des neuen Rhythmus umzugeſtalten. Dieſe Zuſammenhänge
werden hier zum erſten Male aufgezeigt und durch intereſſante
Notenbeiſpiele belegt.
Seite 4
Nummer 224
Freitag, den 15. Auguſt 1930
HEH
Die glückliche Geburt eines Stammhalters
zeigen an
Herbert Pietſch und Frau
Gertrud, geb. Pannicke.
Darmſtadt, den 13. Auguſt 1930
z. Zt. Klinik Dr. Roſenthal
Eſchollbrückerſtr. 4½
Ihre Vermählung beehren ſich anzuzeigen:
Wilſi Meger
Annchen Meger, geb. Benz
Kranſchſieinerſtr. 8.
Kirchliche Trauung: Samstag, den 16. Auguſt 1930,
nach=
mittags 3½ Uhr, in der Martinskirche.
Statt Karten.
Am Montag, den 11. Auguſt, abends 9 Uhr,
wurde mein lieber Mann, unſer lieber Vater,
Schwiegervater, Großvater, Schwager und
Onkel
Vermeſſungsrat i. R.
Sutuo Diemenz
im faſt vollendeten 27. Lebensjahr durch den
Tod von ſeinem langen ſchweren Teiden
erlöſi.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Eliſe Hiemenz, geb. Rohn.
Schimpfen Sie
Iientt abel aus
Sonlechte welter
kaufen Sie sich lieber einen
von den guten und billigen
Regenmänteln, die es bei
StegmüllerzuHunderten gibt
Gummi-Mäntel
zu M. 32.—, 24.—, 18.—, 12.—, U
Trenchcoats
zu M. 38.—, 32.—, 24.—
40
Lodenmäntel
zu M. 32.—, 24.—, 19.—, 10
Darmſtadt, den 14. Auguſt 1930.
Kahlertſtraße 21½
(12416
Auf Wunſch des Verſtorbenen hat die Beiſetzung in
der Stille ſiattgefunden.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
Am 12. ds. Mis. iſt meine liebe Frau, unſere
gute, treuſorgende Mutter, Schwiegermutter,
Schwägerin und Tante
Margüteie Splzner
geb. Zipfei
nach längerem Teiden ſanft entſchlafen.
Die Beiſetzung hat in aller Stille
ſtattge=
funden.
Für die vielen Beweiſe inniger Teilnahme
danken wir zugleich herzlichſt.
Heinrich Spitzner
u. Kinder: Ludwig, Eleonore, Oito
Familie Spitzner=Weinzierl.
Darmſtadt, Viktoriaplatz 6, den 15. Aug. 1930.
Weidenthal (Rheinpfalz).
(12419
Aasierklingen hilliger!
Gillette-Klingen . statt 40 ₰ nur
Asra-Gold-Klingen . Stück nur
Mond- und Rotbart-Klingen . . .
Mond-Gold-Klingen .
Sonnal-Luxus-Klingen.
Rotbart-Sonderklasse
Rotbart-Luxuosa-Klingen
Die neue Probak-Klinge.
Mulkuto-Kliagen . . .
Abzieh-Apparate für Klingen
30 ₰, 10 St. 2.70
103, 10 St. 0.95
15 9, 10 St. 1.35
25 9, 10 St. 2.30
30 ₰, 10 St. 2.50
35 9, 10 St. 3.25
50 3, 10 St. 4.50
40 9, 10 St. 3.75
2.50, 3.00, 3.50
von 1.90 an
Parfümerie Müller
Rheinstraße 6
(11834a
O
O
Imprägn. Stoffmäntel n
zu M. 68.—, 55.—, 48.—, 42.—, Ua
Oelhäute
„.... zu M. 36.—, 25.—, Au
Vergessen Sie nicht unsere
reinwoll. Kammgarn-Anzüge
„REKORDN
zu 48.—, 58.—, 68.— Mk.
DAs MauF FUR GuUTF UND
BlIUEF FRRTlOkIEivung
schlossceasrN de u.
DiRErT MiPTERM SSR1OSS
u
K
Prossen
auch in den hartnäckigſten Fällen, werden
in einigen Tagen unter Garantie durch
das echte unſchädliche
Teintverſchönerungs=
mittel „Venus” Stärke B beſeitigt. Keine
Schälkur. Pr. K 2.75.
Gegen Pickel, Miteſſer. Stärke A
Parfümerie Th. Frank, Eliſabethenſtr. 9
Drogen=Liebig, Luiſenſtr. 4 (II.BIn.378
Friedrich Schaefer, Ludwigsplatz 7.
Darfümerie Fr. Zimann. Eliſabethenſtr 2
garant, sicher wirkend,
Lenpin Ureme tausendtach bewährt bei
Piechte-Facken
Krätze, Ausschlag,
Hämorrhol-
den, Beinschäden, Wundsein
usw. Zu haben: Engel-Apotheke Dr. E.
Merck — Central-Drogerie Apoth. A.,
Logel, Elisabethenstr. 30 — Drogerie Chr.
Schwinn, Rheinstr. 8 — Merkur-Drogerie
A. Zachmann, Bleichstr. 47. (VV.11966
3949 arob Wäscherei Jahn- Hanina" str. 4 936a Annahmestellen
in allen Stadtteilen
Marjanne Rohlbeger
Heidelbergerstrasse 6 12210b
Wissenschaftliche Graphologin
Chgrakterausarbeitung,
Beratung, Berechnung.
Diskretion. Ganz mässige Taze.
Suche mit
wander=
froh., naturlieb, ſehr
geb. Herrn paſſ. Alt.
bekannt zu werden.
Inſerentin iſt
Vier=
zigerin, mit gutem
Ausſehen, geſunde
Frohnatur,
berufs=
tätig, mit ſpät. Penſ.
Gemütliches Heim
in eigenem Hauſe.
Beigegenſ. Neig evtl.
ſpät. Heirat. Ang.
u. M. P. 14
hauptpoſt=
lagernd Darmſtadt. (*
Spezialiſt für
Entwickeln, d0019a
Vergrößern, Zubehör
Fotohaus Perabo
Schuchardſtr. 14, Tel. 1545
Woog, 12. Aug. 1930
Waſſerhöhe 3,86 m
Luftwärme 15‟ C
Waſſerwärme vor,
mittags 7 Uhr 1920
Woogs=polizei•Wache
Vert
Dr. Roſenkhal
Facharzt für
Chi=
rurgie und
Frauen=
krankheiten,
Eſchollbrückerſtr. 4½.
(12439)
W. Rechel
Hals=, Naſen= und
Ohrenarzt
verreiſt!
Ich beginne
meine Tätigkeit
Montag,
den 18. August.
Prof.
Zander
Elisabethenstift.
(1V. 12412)
Krankenfahrſtuhl
gebraucht, zu kauf.
geſucht Ang. m. Pr.
an Michael Scherer,
Arheilgen,
Woog=
ſtraße 23. (12428
Warenſchrk.,
Laden=
theke, Regal, Schrb=
Maſchine,Ladenkaſſe
u. Stühle z. kf. geſ.
Karlſtr. 39,
Schreib=
warengeſchäft.
Taſchen=Photo
zu kauf geſ. Angeb.
mit Preis unt, L. 17
an d. Geſchſt.
Federrolle
neu oder gebraucht,
zu kauf. geſ. Ang. m.
Preis u.
Größenan=
gabe unter I. 8 an
die Geſchſt. erb.
Haare
ausgekämmte u.
ab=
geſchnittene, kauft
laufend G. Kanzler,
Friſeur Schulſtr. 12.
298a)
Teppich
zu kaufen geſucht.
Größe etwa 2X3m.
Angeb u. L. 16 an
die Geſchſt. (12438
Die Dame,
die geſtern
vormit=
tag zwiſchen 10 und
11 Uhr die 10
Ge=
hinde Wolle bei Herz
Hachenburger gekauft
hat, hat irrtümlicher
Weiſe einen
Damen=
ſchirm verwechſelt.
Die Dame iſt erkannt
und wird gebeten,
denſelben bei der Fa.
Hachenburger
inner=
halb 24 Stunden
ab=
zugeben. 12447
Verloren a. Mittw.
braun. m. weiß.
Streif. verſ. Dam.=
Schirm oh. Griff v.
Omnib.=Halteſtelle
Schloß bis mittlere
E.=Ludwigſtr. Geg.
Belohnung abzugeb.
Soderſtr. 109, I. (*
Verloren eine
Kra=
wattennad. m.
ein=
facher größ Perle,
entw. a. Weg von
Gaſtſtätte Döring ü.
Mathildenhöhe nach
Meßpl. od. i. Hotel
Traube o. im Reſt.
Bender, ev. i. d. El.
am 9. Aug. Abz. g.
Bel. b. Frau Irene
Wolf.Wilhelmſtr. 4*
Prima Hypothek
v. 600 ℳ, auf ein.
Baugrundſtück ruh.,
abzugeb. Angeb. u.
K. 124 a. d. Geſch.*
500 Mark.
v. ſtrebſ.
Geſchäfts=
mann geg. gute
Si=
cherheit v. Selbſtg.
vorübergeh. zu
lei=
hen geſucht. Angeb.
u. K. 112 Geſch. (*
6000.— Mark
von Selbſtdarleiher
zu gut. Zinſen
ge=
ſucht. Offerten unt.
K. 123 a. d. Geſch.*
Weißlack. Waſchtiſch
und 1türig. Schrank
geſucht
Preisangeb unter
L. 5 a. d. Geſch. (*
Aſtrologe
ſucht Teilhaber (in).
Off. u. K. 120 Gſch.*
Klavier= u.
Violin=
unterricht erteilt
Georg Göbel,
Eliſabethenſtr. 35,
2. Stock r. (*df.
Geb. Franzöſin ert.
frz. Unt. 4—5 einz.
Std. monatl. 5 ℳ.
Ang. u. J. 52 Gſch.
(*ff)
Nee
ness bei plöhlichem Autelen
von Kopischmerz, Migräne,
Neuralgien oder rheumatischem
Lahnschmerz solottige
Linde-
rung verschalt. Dieses Mittel
ohne Gewöhnungsgejahr,
un-
schädlich für Herz und Mogen,
erhallen Sie in dei Apothekel
und auch der Arzt empliehlll
Ihnen das Cifrovenille. Also)
wenn Sie das Haus verlassen.
immer daran denken:
Citrovanille mitnehmen.
Pulver- oder Oblaten-Packung
RM 1.15. — Bitte schten Siet
auf den Namen und verlengen
Sie ausdrücklich
V1./46
Rücksichtslos herabsgesekzt!
Hellfarbige
Spangenschuhe u. Pumps
echt Kalbleder echt L. XV. rund und
spitz
einfarbig und kombiniert
nur
ULLO 1r TAR=
Warum teure Baderelsen? Sle können das
zu Hause bequemer und billiger haben!
Im Römerbad
erhalten Sie: Kohlensaure-, Sol-,
Sauer-
stoff., Fango-, Moor-, Licht-, Dampf-,
bäder usw. Wannenbäder.
Neu: Schaumbäder. (11464a
Aufmerksame Bedienung durch staatl.
gepr. Masseure. Darmstadt, Zimmerstr.7
Rest- und Einzelpaare bis zu B0e reduziert
Elisabethenstr. 34
Eisaleihenstr- 34
12436
[ ← ][ ][ → ]Nummer 224
Freitag, den z5. Anguſt 4930
SeiteB
Aus der Landeshaupkftadl.
Darmſtadt, den 15. Auguſi.
Eine evangeliſche Volksfeier
plant der Evangeliſche Bund Darmſtadt für Sonntag, den 24.
Auguſt, nachm. 3 Uhr in der Feſthalle. Sie ſoll der Erinnerung
an das Augsburgiſche Bekenntnis gelten. Unter Anteilnahme der
ganzen proteſtantiſchen Welt hat vor einigen Wochen in
Augs=
burg die Erinnerungsfeier an die Uebergabe der Confessio
Augustana ſtattgefunden. Fünf von Darmſtädter Künſtlerhänden
entworfene Bilder geben die hiſtoriſchen Ereigniſſe jeder Zeit
wie=
der. Sie bilden die Unterlage für die lebenden Bilder, die
in der Feſthalle dargeſtellt werden ſollen. Unter der bewährten
Leitung des Oberrechnungsrates Enders wird eifrigſt an der
Aus=
führung gearbeitet. Sie ſtellen dar: 1. Luthers Verhör vor
Ka=
jetan, 2. Uebergabe der „Augsburger Konfeſſion” 3. Der
Schmal=
kaldiſche Bund, 4. Das Augsburger Interim, 5. Das evangel.
Be=
kenntnis des ganzen Volkes. Die eigentliche Feſtrede wird der
hervorragende Führer des Rheiniſchen Proteſtantismus, D.
Kre=
mers aus Bonn, der Vorſitzende des Rheiniſchen Hauptverein des
Evangel. Bundes, halten.
EPH.
Sporkausſtellung im Landesmuſeum bis 17. Auguſt
verlängerk.
Die aus Anlaß der ſtudentiſchen Weltmeiſterſchaften vom
Muſeum für Leibesübungen, Berlin, veranſtaltete
Sportaus=
ſtellung
„Die geiſtige Idee im Sport”
im Darmſtädter Landesmuſeum hat einen ganz außergewöhnlichen
Zuſpruch der Darmſtädter Bevölkerung zu verzeichnen. Aus dieſem
Grunde iſt die Ausſtellung, die am Freitag, den 15. d. M. offiziell
ihre Tore ſchließen wollte, bis zum Sonntag, den 17. Auguſt
ein=
ſchließlich verlängert worden. Der Eintritt iſt nach wie vor
un=
entgeltlich. Die Beſichtigungszeiten von 10—1 Uhr.
Vermeſſungsrat Hiemenz †. Der Vermeſſungsrat i. R.
Hiemenz iſt am 11. Auguſt nach längerer Erkrankung kurz vor
Vollendung ſeines 77. Lebensjahres hier geſtorben. Der
Ent=
ſchlafene hat ſich in einer 27jähr. Tätigkeit in leitender Stellung
beim Landesvermeſſungsamt, ſowie als Vorſitzender des
Fach=
vereins der höheren Vermeſſungsbeamten in Heſſen um die
Neu=
ordnung des heſſiſchen Vermeſſungsweſens große Verdienſte
er=
worben. Vor ſeiner Berufung an das Landesvermeſſungsamt hat
er als beachtliche Fachleiſtung die Stadtvermeſſung von Worms
ausgeführt. Seit 1921 lebte er hier im wohlverdienten
Ruhe=
ſtand.
— Freunde der Darmſtädter Realanſtalten. Am kommenden
Sonntag, dem 17. Auguſt, wird uns Herr Oberinſpektor Klein
durch die Blumenpracht der Stadtgärtnerei führen. Gerade in
dieſen Tagen prangt die Stadtgärtnerei in herrlichem
Blüten=
ſchmuck. Die Führung beginnt um 10 Uhr und dauert etwa eine
Stunde. Wir bitten unſere Mitglieder und ihre Angehörigen, ſich
recht zahlreich einzufinden.
— Die Spielzeit 1930/31 des Heſſiſchen Landestheaters wird am
September mit der Erſtaufführung der Oper „Simone
Boccanegra” von Verdi eröffnet. Unter Bezugnahme auf die
Kundgebung des Herrn Staatspräſidenten Dr. Adelung und des
Herrn Oberbürgermeiſters Mueller macht die Generaldirektion des
Landestheaters beſonders darauf aufmerkſam, daß die künſtleriſche
Leiſtungshöhe in der neuen Spielzeit aufrechterhalten bleibt und
daß Einſchränkungen im Spielplan und in der Zuſammenſetzung
des künſtleriſchen Perſonals nicht vorgeſehen ſind. Den Mietern
kommen beträchtliche Sondervorteile zuſtatten, die den
regelmäßigen Theaterbeſuch für alle Bevölkerungsſchichten
ermög=
lichen. Bereits für eine bequeme monatliche Ratenzahlung von
4,20 Mk. findet die Zuteilung einer Hauptmiete von 28
Vorſtellun=
gen im Großen Haus (Schauſpiel, Oper und Operette), davon
2 Vorſtellungen nach freier Wahl, ſtatt. Rechtzeitige
An=
meldung bei der Mietabteilung des Heſſiſchen Landestheaters
(Sprechſtunden werktäglich von 9—13.30 Uhr) ſichert jedem Mieter
eine vorteilhafte Platzwahl!
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Die Sintenis=
Ausſtellung, die bei dem Darmſtädter kunſtverſtändigen
Publikum ſtarken Anklang fand, wird heute abend geſchloſſen.
Bis zum 21. Auguſt zeigt der Offenbacher Maler Gottfried
Richter Oelbilder, die einen Ueberblick über ſein neueſtes
Schaffen geben. In Vorbereitung iſt eine Karl Hofer=
Aus=
ſtellung, die am Sonntag, den 24. d. M., von Cuſtos Dr. Karl
Freund mit einem Vortrag eröffnet wird.
— Mittelrheiniſche Geſellſchaft zur Pflege alter und neuer
Kunſt E. V. Reichspräſident von Hindenburg hat in
einem längeren Schreiben der Mittelrheiniſchen
Geſell=
ſchaft zur Pflege alter und neuer Kunſt E. V. ſeinen
Dank ausgeſprochen, deren Vorſitzender, Regierungsbaumeiſter
a. D. Eichner=Wiesbaden, als beſter Kenner des
Mittelrhein=
gebietes, den Herrn Reichspräſidenten auf ſeiner Rheinfahrt
be=
gleitete und dieſem ſowie den Miniſtern und anderen Herren des
Gefolges Mitteilungen über die Geſchichte der einzelnen
Ortſchaf=
ten ſowie ihrer Bau= und Kunſtdenkmäler machte. Beſonders
be=
dankte ſich der Herr Reichspräſident, für die ihm während der
Rheinfahrt überreichten Rheiniſchen Kunſtbücher” welche von
der Mittelrheiniſchen Geſellſchaft zur Pflege alter und neuer
Kunſt” herausgegeben werden.
— Kärutner Volkskunſtabend. Auf den heute abend 8 Uhr
im Saale der Eleonorenſchule Darmſtadt, Lagerhausſtraße,
ſtatt=
findenden Volkskunſtabend ſei nochmals beſonders aufmerkſam
gemacht. Die durchaus künſtleriſchen und volkstümlichen
Darbie=
tungen der öſterreichiſchen Lehrer und Lehrerinnen haben in allen
deutſchen Gauen größte Begeiſterung hervorgerufen. Aus vielen
großen und kleineren Städten des Reichs liegen rühmende
Kriti=
ken vor, die z. B. die vollendete Art, in der der alpenländiſche
Humor zu Worte kommt, die glockenhellen Kärntner Lieder, die
Jodler und Landler, die herrlichen Chöre und Sololieder
rüh=
mend hervorheben. So verſpricht der Abend rein künſtleriſch
einen hohen Genuß. Daneben wird der großdeutſche Gedanke an
Kraft gewinnen, wenn er nicht nur als Idee, ſondern wie hier in
dieſen jungen öſtererichiſchen Brüdern und Schweſtern leibhaftig
vor uns ſteht. Eintrittskarten, ſind in der Eleonorenſchule zu
Darmſtadt zu haben.
— Hausfrauenbund. Die Kleiderſtelle Woogsplatz iſt vom
16. Auguſt bis 3. September geſchloſſen.
—Infolge Erhöhung der Perſonentarife zum 1. September
1930 verlieren faſt alle auf den Fahrkarten aufgedruckten Preiſe
ihre Gültigkeit. Die Karten werden aufgebraucht; der gültige
Fahrpreis kann jedoch aus den Kilometerangaben der Fahrkarten
in Verbindung mit den Aushangpreistafeln berechnet werden.
Fahrkarten mit den neuen ab 1. September 1930 gültigen Preiſen
ſind daran kenntlich, daß ſie entweder die Kennzeichen der
Schal=
terdruckmaſchinen (Lokomotive oder Reichsadler) oder einen Stern
neben der Preisangabe tragen.
Taſtende Hände.
Die Schule der Blinden, ihre Schrift und Ausbildung, Erwerbs= und Ernährungsverhälkniſſe.
Von Jobannes Horn, Darmſtadt.
Wer einmal eine Blindenanſtalt beſucht hat, wird die empfangenen
Eindrücke in ſeinem ganzen Leben nicht mehr vergeſſen. Die meiſten
Menſchen haben wohl keine Ahnung von dem Leben und von den
Ge=
fühlen der Blinden. Die Zahl der Nichtſehenden im
Deut=
ſchen Reich beträgt über 40 000, hiervon ſind 3300 Kriegsblinde. Das
ſind traurige Zahlen. In der Anſtalt handelt es ſich meiſt nur um
jugendliche Blinde. Sie beſuchen acht Jahre die Schule und
kommen dann weitere vier Jahre zur beruflichen Ausbildung.
Der Blindenanſtalt obliegt eine ſchwere Aufgabe. Bei den neu
Ein=
tretenden handelt es ſich vielfach um geiſtig zurückgebliebene Kinder.
Die Eltern haben das blinde Kind mit beſonderer Liebe gepflegt, aber
für ſeine geiſtige Entwicklung wenig tun können. Da iſt es denn die
Aufgabe der Schule, den Kindern das praktiſche Leben zu vermitteln,
und zwar durch Entwicklung des Taſtſinns. Es iſt nicht ſo,
wie vielfach geglaubt wird, daß die Natur beim Blinden durch feineres
Gefühl einen Ausgleich ſchaffen wolle, dies muß vielmehr durch
me=
thodiſche Erziehung erreicht werden. Nebenher gehen
beſon=
dere Geruchs=, Geſchmacks= und namentlich Gehörübungen.
Man bemüht ſich alſo für den fehlenden Sinn einen Erſatz zu ſchaffen.
Viel Geduld iſt dazu nötig, denn oft fehlt jede Vorſtellung von der Welt
und dieſe muß nun durch Taſterlebniſſe zu erreichen geſucht
wer=
den, durch Schulung der Hand. Man fängt zunächſt mit
Fröbelarbei=
ten an und geht dann über zum Modellieren und Zeichnen
geometriſcher Figuren durch Wachsfäden. Man zeigt den Kindern
aus=
geſtopfte und hachgebildete Tiere und ſucht nun einen Begriff von der
Welt zu geben durch plaſtiſche Landkarten und Globen. Aber es iſt
hier das Wichtigſte noch nicht erwähnt, das Kernſtück jedes Unterrichts:
leſen und ſchreiben. Kann das ein Blinder? So wird mancher
fragen und noch mehr wird er ſtaunen, wenn er erfährt, wie die
Blin=
den leſen und ſchreiben. Seit etwa 50 Jahren hat man es zu einem
großen Fortſchritt gebracht. Vorher hat der Blinde nur ſehr mühevoll
leſen können. Man hatte eine Blindenſchrift, die aus großen
erhabenen Buchſtaben der Lateinſchrift beſtand. Die Bücher hatten einen
unheimlichen Umfang, die Bibel umfaßte etwa 100 Bände
und bedeckte eine ganze Wand. Das wurde anders, als der Franzoſe
Braille ſeine Schrift erfand. Es hat zwar auch noch über 30 Jahre
gedauert, bis man ſie in Deutſchland einführte. Nun aber iſt die
Schrift über die ganze Welt verbreitet. Was für eine glänzende Idee
iſt die Braille=Schrift! Jeder Blinde ſpricht mit Begeiſterung von ihr.
Man denke ſich die 6 Punkte eines Spielwürfels, gewiſſermaßen als
aufrechtſtehendes Rechteck. Aus dieſen 6 Punkten hat Braille ſeine
Schrift gebildet, d. h. er wählte unter ihnen aus. Es iſt ſehr
intereſ=
ſant, zu beobachten, wie Braille ans Werk ging. Er benutzte von ſechs
Punkten des Würfels zunächſt die vier oberen und bildete zehn kleine
Zeichen. (Die Punkte ſind immer von oben nach unten zu zählen: 1. 2.
3 — 4, 5. 6.)
d
g
„.
1
Nun fügte er Punkt 3 hinzu und es entſtanden:
P 4
Dann zu dieſem Zeichen Punkt 6:
Nun kommt Braille wieder auf den Anfang des Alphabets
zurück und benutzte abermals Punkt 6 zur Darſtellung von:
au
ei
ch
sch
Wenn ſich nun auch die Bildung der übrigen Zeichen nicht in dieſer
Weiſe weiter verfolgen läßt, ſo iſt es doch erſtaunlich, daß ſich aus dieſen
ſechs Punkten 63 verſchiedene Kombinationen ergeben,
deren jede von dem Blinden durch ſeinen Taſtſinn ſofort erkannt wird.
Allerdings kann ihn die geringſte Verſchiebung eines Punktes irritieren.
Auch eine ſehr leiſtungsfähige Kurzſchrift iſt aus der Brailleſchrift
ge=
bildet worden. Sie arbeitet wie die Stenographie mit Sigel, Wort=
und Silbenkürzungen und Tiefſtellung der kleinen Zeichen. Auch eine
Notenſchrift iſt aus dieſem Syſtem geſchaffen worden, bei der ſich
der Blinde allerdings durch abwechſelndes Spielen und Taſten das
Muſikſtück einprägen muß. Am ſtäröſten ins Gewicht fällt bei der
Brailleſchrift die Tatſache (namentlich gegenüber der alten großen
Buch=
ſtabenſchrift), daß der Blinde dieſe Schrift auch ſelbſt
ſchrei=
ben kann. Er benutzt dazu eine Metalltafel, die ähnlich wie ein
Bogen Schreibpapier zuſammengeklappt iſt. Auf der Rückſeite dieſer
Tafel ſind lange Reihen angeordnet, lauter Rechtecke, die immer ſechs
Punkte vertieft enthalten. Die Vorderſeite der Tafel enthält kleine
Fenſterchen, die genau auf die vertieften Felder der Rückſeite vaſſen und
die in den Ecken und in der Mitte halbrund ausgebuchtet ſind. Der
Blinde legt ein Blatt ſtarkes Papier zwiſchen die Tafel und ſchreibt nun
auf ſeine Weiſe, indem er mit einem ahlartigen Stift
er=
habene Punkte in das Papier prägt. Da er aber auch von links nach
rechts leſen muß, ſo muß er von rechts nach links, alſo
Spiegel=
ſchrift, ſchreiben. Denn der Blinde hat die Schrift von der Rückſeite
aus beſtochen und dann beim Umdrehen des Blattes richtig vor ſich.
Es gibt aber auch Maſchinen für die Schrift, die nur 6 Taſten haben.
Wenn dieſe 6 Taſten auf einmal gedrückt werden, ergeben ſie das Bild
der Würfelpunkte. Der Schreiber konſtruiert daher beim Schreiben ſeine
Buchſtaben ſelbſt, indem er immer die Punkte niederdrückt, die für ſein
Zeichen gebraucht werden. Es ſind auch Stenographiermaſchinen auf
dem Markt erſchienen. An Schnelligkeit ſind bis 150 Silben in der
Minute erreicht worden, was die Verwendung Blinder als
Büroſteno=
graphen geſtattet. Auch Druckmaſchinen, in letzter Zeit ſogar
eine 16ſeitige Rotationsmaſchine ſind erfunden. Die Punktſchrift kann
der Blinde aber im Verkehr mit Sehenden nicht verwenden. Er er=
— Schülerzeichenwettbewerb. Zu den Entwürfen vom „
Schü=
lerzeichenwettbewerb zur Erlangung eines Diplom=Entwurfes” im
Gewerbemuſeum, Darmſtadt, Neckarſtraße 3, ſind jetzt mitausgeſtellt
der Ehrenpreis des Herrn Staatspräſidenten Dr. Adelung, des
Herrn Miniſters des Innern Leuſchner und des Herrn Präſidenten
Dr. Neumann. Wir weiſen nochmals darauf hin, daß die
Aus=
ſtellung werktags von 11—1 Uhr und Sonntags von 10—1 Uhr
ge=
öffnet iſt. Der Eintritt iſt frei.
lernt daher auch die Schreibſchrift der Sehenden, durch Abtaſten
er=
habener Buchſtaben und Schreiben mittels der ſogenannten
Wagner=
oder ähnlicher Tafeln mit beſonderen Vorrichtungen zum Einhalten der
Linien. Ferner hat in neuerer Zeit die gewöhnliche Schreibmaſchine
bei den Blinden Eingang gefunden, auf der durch das ſogenannte Zeln=
Finger=Syſtem gute Reſultate erzielt wurden.
II.
Wenn ich mich im erſten Artikel mit der Schrift der Blinden
ein=
gehend befaßt habe, will ich heute zeigen, wie die Blinden ſich
weiter=
bilden, um in den Produktionsprozeß eingereiht werden zu können.
Die Blinden verfügen über eine ganze Anzahl Zeitſchriften
populärer und wiſſenſchaftlicher Art, ſogar über eine politiſche
Wochen=
ſchrift in ihrer Punktſchrift; ferner über mehrere große
Bibliothe=
ken (in Leipzig, Hamburg, Breslau, Nürnberg, Marburg). Dieſe
Bibliotheken bilden einen wichtigen Faktor im Blindenbildungsweſen.
Sie bieten nicht nur Unterhaltung und Anregung, ſondern auch den
geiſtig Voranſtrebenden, die ſich einem höheren Berufe widmen wollen,
die nötigen Bücher. Für blinde Studierende iſt die
Mar=
burger Bibliothek, mit der auch eine beſondere Studienanſtalt
verbun=
den iſt, beſtimmt. Theologen, Juriſten, Nationalökonomen und
Kauf=
leute finden hier ihre Ausbildung. Die Uebertragung der Bücher für
Bibliotheken erfolgt durch Blinde. Ferner iſt eine große Anzahl der
Bücher in Punktſchrift gedruckt; das Ausleihen geſchieht koſtenlos. Zu
den vorerwähnten höheren Berufen ſind vielleicht auch Muſiklehrer,
Organiſten und Klavierſtimmer zu zählen, die in einzelnen Anſtalten
ausgebildet werden. Dem höheren Berufe können ſich allerdings nur
wenige Blinde widmen. Die meiſten Schüler der Anſtalt werden
prak=
tiſchen Berufen zugeführt. Nach achtjährigem Beſuch der Schule
kom=
men die Knaben in die Lehre als Korb= und Bürſtenmacher.
Die Mädchen, von denen manche auch die Bürſtenmacherei erlernen,
werden in Hauswirtſchaft und Handarbeit unterrichtet. Nebenher läuft
ein dreijähriger Beſuch der Fortbildungsſchule. Wohl gibt
es noch eine ganze Anzahl von Blindenberufen, aber die meiſten
kom=
men praktiſch nicht in Frage für die große Maſſe der Blinden. Zu
erwähnen wäre vielleicht noch die Stuhl=, Rahmen= und Mattenflechterei
und die Beſchäftigung Blinder in der Induſtrie, wobei das
Kleinbau=
werk der Firma Siemens=Schuckert in Berlin muſtergültig
vorange=
gangen iſt. Viel iſt ſchon zur Verminderung des Blindheitsleids getan
worden. Viel, ſehr viel iſt noch zu tun. Die Koſten der
Anſtalts=
erziehung werden von der Fürſorge getragen. Ebenſo die Koſten
der Umſchulung für die Späterblindeten, ſoweit nicht das Alter
für eine berufliche Umgeſtaltung hinderlich iſt, denn für die Mehrzahl
der Späterblindeten iſt die Blindheit eine derartig ſtarke Behinderung,
daß ſie keinen neuen Beruf erlernen können. Ueberhaupt leidet ein
ſehr großer Teil der Blinden unter mangelhaften Erwerbs= und
Er=
nährungsverhältniſſen, und die Wohlfahrtsämter gewähren ihnen
viel=
fach die gehobene (Kleinrentner=) Fürſorge. Auch der breiten
Oeffent=
lichkeit iſt die Hilfsbedürftigkeit der Blinden bewußt geworden.
Ueber=
all achtet man auf ſie, wenn ſie mit ihrer gelben Armbinde mit
den drei ſchwarzen Punkten, von ihren treuen Hunden
geführt, ſich in den ſtarken Verkehr wagen. Sehr bekannt iſt auch das
eingetragene Schutzzeichen für ihre Erzeugniſſe: zwei Hände, die ſich dem
Licht entgegenſtrecken. Dieſes Zeichen verpflichtet die Blinden zur
Lie=
ferung guter und preiswerter Waren und ſoll den Schwindel bekämpfen
helfen, der ſich des Gebrechens der Blinden bedient, um meiſt
minder=
wertige Fabrikware als Blindenware zu Mitleidspreiſen zu verkaufen.
Wie nun dieſes Schutzzeichen ſchon einen Verſuch der Selbſthilfe der
Blinden darſtellt, ſo verſuchen ſie auch durch Zuſammenſchluß zu
Be=
ſchäftigungsvereinen und Genoſſenſchaften, den Abſatz ihrer Erzeugniſſe,
namentlich der Bürſten= und Korbmacherei, zu fördern und zu
organi=
ſieren, um dadurch dem die Anſtalt verlaſſenden Blinden die Sorge um
den Abſatz ſeiner Produktion abzunehmen. Ferner hat auch jede Stadt
ihren Blindenverein, der außer tätiger Beihilfe ſeine
Mitglie=
der auch geiſtig zu fördern ſucht. Dieſe Vereine ſind wieder in dem
Reichsdeutſchen Blindenverband zuſammengefchloſſen,
Frauen Deutſchlands.
Wiederholt ſind im Laufe der Zeit aus den Kreiſen der Blinden
wegen einer Reichshilfe Anregungen ergangen. Vor einigen
Jah=
ren hat der Blindenwohlfahrtskongreß (eine Organiſation der
Blinden=
anſtalten) eine derartige Entſchließung angenommen, und ſeitens des
Reichsdeutſchen Blindenverbandes iſt im vorigen Jahre ein
Geſetzes=
vorſchlag über eine Blindenrente an den Reichstag gelangt, dort
aber aus falſcher Auffaſſung heraus abgelehnt worden. Der
Grund=
gedanke war, den Blinden eine beſcheidene Zuſatzrente zu ſichern. Die
deutſchen Blinden ſtanden mit ihrem Wunſche nicht allein, denn in
Frankreich, England Belgien und Dänemark beſtehen
bereits ähnliche Geſetze. Erſchütternd klingt ein „Mahnruf an das
Bewußtſein der Brüderlichkeit, der Menſchlichkeit, in Volk, Regierung
und Preſſe”, den der Reichsdeutſche Blindenverband ergehen ließ. Und
deſſen Anfangsſätze hierher geſetzt ſeien: „Unſer Auge trinkt nicht vom
goldenen Ueberfluß der Welt; für immer ſind wir ausgeſchloſſen von
den tiefen und reinen Beglückungen des Naturgenuſſes und des frohen
Spiels der Formen und Farben. Aber nicht darin liegt die eigentliche
Spitze unſeres Leids; die Schwere unſeres Geſchicks äußert ſich vielmehr
in der Zerſtörung der Wirtſchaftskraft, in Beeinträchtigungen und in
Hemmungen der Erwerbsfähigkeit, wie ſie das Blindſein mit ſich
bringt. Im Wettbewerb mit dem ſtets vorhandenen rieſenhaften
Ueber=
angebot von geſunden Arbeitskräften iſt es auch für den beruflich
aus=
gebildeten Blinden natürlich ungeheuer ſchwer, einen Arbeitsplatz oder
Arbeitsaufträge mit auskömmlichem Verdienſt zu finden. Ein großer
Teil von uns aber, vor allem die erſt in höherem Alter Erblindeten,
kommen infolge ihrer allgemeinen Kränklichkeit und Hinfälligkeit oder
wegen mangelnder Anpaſſungsfähigkeit für die Ausübung eines Berufs
überhaupt nicht in Frage. Deshalb vermag auch die beſte
Arbeitsfür=
ſorge ohne Hinzutritt einer unmittelbaren Unterſtützung die große
Maſſe der Blinden nicht vor der Not zu ſchützen. Gbenſo wenig iſt die
freie Wohlfahrtspflege hierzu imſtande. Die Leiſtungen der
öffent=
lichen Fürſorge ſind für die mittelloſen Blinden mit ihren durch das
Gebrechen geſteigerten notwendigen Lebensbedürfniſſen durchaus
unzu=
reichend. Deshalb bleibt für eine wirtſchaftliche Daſeinsſicherung der
deutſchen Friedensblinden nur die Staatshilfe übrig. Die deutſche
Rechtsordnung, vor allem die neue Reichsverfaſſung, gibt uns ein
An=
recht darauf, vom Staate die Gewährleiſtung für ein menſchenwürdiges
Daſein zu verlangen. In dieſem Sinne fordern wir:
Möge eine beſſere Zukunft dafür ſorgen, daß die düſteren Schatten,
die oft auf der Seele der Blinden ruhen, einem milden Lichte weichen,
damit ihre ungünſtigen Lebensverhältniſſe gebeſſert werden und ihnen
das Leben lebenswert erſcheint.
Autohilfe. Die hieſige Landesgeſchäftsſtelle für Heſſen und
Nordbaden des Verbandes der Automobilbeſitzer Deutſchlands
(V.D.A. D.) Reichsverband teilt uns unter Bezugnahme auf die
Bekanntmachung des heſſ. Automobil=Klubs mit, daß ſie ebenfalls
mit der A.H.A. Autohilfe G.m.b.H. bereits in Verbindung ſteht
und nach Ausbau des Streckennetzes Frankfurt—Ulm ihren
Mit=
gliedern entſprechende Mitteilung zukommen laſſen bzw.
Beitritts=
erklärungen entgegennehmen wird.
„ und bis zum 10. Jahre
dürfen Sie als besorgte Mutter
für die zarte, empfindliche Haut
Ihres Kindes nur die milde, reine
NIVEA
KINDERSEIFE
verwenden. Nivea-Kinderseife
wird nach ärztlicher Vorschrift
hergestellt; mit ihrem
seiden-
weichen Schaum dringt -sie.
schonend in die Hautporen ein
und macht sie frei für eine
ge-
zunde und kräftige Hautatmung.
Preis 70 Pfg.
wte
Sonneng
bräunte, gesunde Haut
erhalten Sie, wenn Sie Ihren Körper vor Lutt- und Sonnenbädern mit
MAPTOALIA
einreiben, — auch bei bedecktem Himmel, denn auch
Wind und Luft bräunen den Körper. Aber krocken
muss Ihr Körper sein bei direkter Sonnenbestrahlung.
Und gut mit Nivea-Creme vorher einreibenl Das
ver-
mindert die Gefahr des schmerzhaften Sonnenbrandes.
Dank des nur ihr eigenen Gehaltes an Eucerit dringt
) Nivea-Creme leicht in die Haut ein, und erst die
— eingedrungene Creme kann ihre wohltuende
4— Wirkung voll zur Geltung bringen. / Also
WWMea-Creme auch bei bedecktem Himmei!
s RM
Seite 6
Freitag, den 15. Auguſt 1930
Nummer 224
Darmſtadt im „Jahr des Pferdes”
Im Rahmen der Darmſtädter Veranſtaltungen, die durch das
600jährige Stadtjubiläum der heſſiſchen Landeshauptſtadt
veran=
laßt werden, dürfte das Jubiläums=Reit= und
Fahr=
turnier am 30. und 31. Auguſt vom beſonderer Bedeutung ſein.
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die Veranſtalter entſprechend der
Tradition der alten Reiterſtadt Darmſtadt und entſprechend der
Bedeutung des „Jahrs des Pferdes” alles aufgeboten haben, um
das Jubiläumsturnier zu einem Ereignis weit über Heſſens
Grenzen hinaus zu geſtalten. Das große Intereſſe der Reiterwelt
an dieſer Veranſtaltung erhellt ſchon daraus, daß alle
bedeuten=
den Turnierſtälle Südweſt= und Süddeutſchlands ihre Nennungen
bereits abgegeben haben; ſo werden insbeſondere die
Turnier=
ſtälle aus Frankfurt, Mainz, Mannheim, Offenbach und
natür=
lich die aktive Reiterſchaft Darmſtadts vertreten ſein. Die
heſ=
ſiſche Schutzpolizei, die bekanntlich über ausgeſucht gutes
Pferde=
material verfügt, wird insbeſondere durch eine Schaunummer die
Anteilnahme des Publikums finden. Sicher aber auch iſt nach
den Erfahrungen der letztwinterlichen Veranſtaltungen mit einem
großen Intereſſe an der Hengſtparade des Landesgeſtüts zu
rech=
nen, wofür Herr Landſtallmeiſter Hertel bereits die notwendigen
Vorkehrungen getroffen hat. Zwei Amazonen=Jagdſpringen
ſo=
wie der „Große Preis von Darmſtadt” berechtigen zu beſonderen
Erwartungen.
Der Nennungsſchluß hat ein ausgezeichnetes Ergebnis
ge=
bracht, ſo daß guter Sport gewährleiſtet ſein wird. Es ſei darauf
hingewieſen, daß das Darmſtädter Jubiläums=Reit= und
Fahr=
turnier eine gemiſchte Veranſtaltung iſt, die ſtädtiſche und
länd=
liche Reiter mit ihren beſten Mannſchaften herausſtellen wird.
Man kann bereits jetzt mit einem ſtarken Publikumsandrang
rech=
nen, ſo daß allen Freunden des edlen Reitſports empfohlen
wer=
den kann, ſich die beiden letzten Tage des Auguſt freizuhalten.
Berkehrsbedienung durch die Heag.
Man ſchreibt uns: In der letzten Zeit ſind in verſchiedenen
Blättern Veröffentlichungen erſchienen, die ſich mit der
Verkehrs=
bedienung ſeitens der Heag befaſſen. Abgeſehen von einigen
ver=
ſtändlichen Anregungen (z. B. bezüglich Durchführung des 7½=
Mi=
nuten=Verkehrs zum Böllenfalltor) ſind die meiſten
Bemängelun=
gen entſchieden zurückzuweiſen, da ſie entweder den Tatſachen
widerſprechen oder Uebertreibungen ſind, die eine den wirklichen
Verhältniſſen nicht gerecht werdende Stimmungsmache darſtellen.
Es wird Beſchwerde geführt über planmäßig mangelhafte oder
häufig nicht abgewartete Anſchlüſſe am Schloß. Dem iſt
entgegen=
zuhalten, daß bekanntlich mit Einführung des 7½=Minuten=
Ver=
kehrs im Hinblick auf die dichte Wagenfolge grundſätzlich
An=
ſchlüſſe nicht vorgeſehen ſind. Dies hat den Zweck, durch Fortfall
des Anſchluß=Anſpruchs eine ſchnellere Verkehrsabwickelung zu
er=
möglichen, die ja gerade von der Oeffentlichkeit immer wieder
ge=
fordert wurde. Trotzdem iſt beſtimmt, daß ein Wagen angeſichts
eines gerade ankommenden Wagens einer anderen Linie deſſen
Umſteigefahrgäſte übernehmen ſoll. (Der Begriff „ankommender
Wagen” darf natürlich auch nicht zu weit gefaßt werden.) Wenn
in Einzelfällen nicht gewartet wird, liegt Unaufmerkſamkeit des
Perſonals vor, die verwaltungsſeitig ſicherlich nicht gebilligt wird.
Vor allen Dingen muß aber von den Fahrgäſten verlangt
wer=
den, das Umſteigen mit der nötigen Schnelligkeit vorzunehmen,
denn die große Läſſigkeit gerade der Darmſtädter Fahrgäſte beim
Ein= und Ausſteigen iſt ja oft der Grund für vorkommende
Ver=
ſpätungen. Gerade dieſelben Leute aber ſind es vielfach, die ſich
über Verſpätungen beklagen. Die (übertriebenen) Klagen über
Verſpätungen fallen alſo gerade auf das einerſeits anſpruchsvolle,
andererſeits verkehrsfeindliche Verhalten derſelben Leute zurück.
Die Fahrgäſte eben ſind es ſelbſt, die ſehr dazu beitragen können,
daß die Fahrzeiten eingehalten werden. Es iſt durchaus abwegig,
wenn über zu kurze Fahrzeiten (beſonders auf den Linien 6/7)
Beſchwerde geführt wird, zumal früher von gleicher Seite immer
wieder eine Beſchleunigung der Wagen verlangt wurde! Die
jetzige Bemeſſung der Fahrzeiten hält jeder fachmänniſchen
Beur=
teilung ſtand und entſpricht neuzeitlichen Anſchauungen über
flüſ=
ſige Verkehrsabwicklung. Auch das gute Fahrperſonal erkennt
dies an (wobei unter gutem Fahrperſonal nicht immer das älteſte
zu verſtehen iſt). Wer guten Willens iſt und die Möglichkeiten
ſchnellen Fahrens richtig auszunutzen verſteht, hat es nicht nötig,
an ſchwierigen Stellen lebensgefährlich zu jagen! Immer wieder
aber muß verlangt werden, daß die Fahrgäſte mit zur ſchnellen
Verkehrsabwickelung beitragen und dem Fahrperſonal dadurch den
Dienſt erleichtern. Hierzu gehört auch, daß das Fahrgeld abgezählt
bereit gehalten wird, was ſich bei dem einmännig beſetzten
Omni=
bus beſonders vorteilhaft auswirkt. Das viel bemängelte „
In=
kaſſo=Tempo” zwiſchen Hauptbahnhof und Neckarſtraße wäre dann
auch oft zu vermeiden. Ganz vermeidlich iſt es jedoch nicht, wenn
man nicht mit zwei Schaffnern arbeiten wollte, wogegen jedoch
auch gewiſſe Bedenken beſtehen (nicht etwa nur wegen der
er=
höhten Perſonalkoſten). Das „Inkaſſo=Tempo” iſt übrigens
durch=
aus keine typiſche Darmſtädter Erſcheinung, ſondern findet ſich
überall da, wo auf kurze Strecken große Menſchenmaſſen befördert
werden müſſen (z. B. in Frankfurt a. M. laut Vorſchrift vom
Hauptbahnhof bis zur Neuen Mainzer Straße).
Zum Schluß noch einige Worte zu der Forderung nach einer
vermehrten Vorhaltung von Bereitsſchaftstrieb= und
Anhänge=
wagen. Innerhalb der Darmſtädter Bevölkerung ſcheint
allmäh=
lich die Anſicht aufgekommen zu ſein, daß ein Straßenbahnwagen
ſchon dann als beſetzt anzuſehen ſei, wenn nur die Sitzplätze beſetzt
ſind. Und wenn dann gar einige Leute im Wageninnern ſtehen
müſſen, gilt der Wagen als überfüllt, ſo daß die Aufſichtsbeamten
gleich weitere Wagen aus den Aermeln ſchütteln müßten.
Wirk=
lich überfüllte Wagen, d. h. ſolche, in denen kein Fahrgaſt mehr
unterzubringen iſt, gehören in Darmſtadt zu den Seltenheiten, und
Zurückbleiben von Fahrgäſten infolge Ueberfüllung kommt erſt
recht kaum vor. Es wäre wirtſchaftlicher Unſinn und ein
Ver=
kehrsluxus ſondergleichen, wenn man einem gut beſetzten Wagen
gleich einen Anhänge= oder zweiten Motorwagen mitgeben würde,
nur weil er beſetzt iſt. Abgeſehen von ſtundenlangem Bereithalten
von nicht ausgenutztem, aber zu entlohnendem Perſonal wäre die
Folge, daß dann beide Wagen eben nur halb beſetzt ſind. Wie ſoll
dann aber der nötige Ausgleich geſchaffen werden gegenüber den
vielen ſchwach beſetzten oder faſt leeren Wagen? Nein, das
Platz=
angebot (Sitz= und Stehplätze) iſt in Darmſtadt ausreichend oder
gar reichlich. Bei beſonderen Anläſſen iſt in der Regel zu
beobach=
ten, daß eher ein oder mehrere Wagen zu viel als zu wenig
be=
reitgehalten werden. Und wenn ein nicht vorauszuſehender
plötz=
licher Andrang nicht gleich bewältigt wird, ſo kann hieraus weder
der Straßenbahndirektion noch den übrigen keineswegs übermäßig
zahlreichen Aufſichtsbeamten ein Vorwurf gemacht werden.
H. Maey.
— „Alt=Darmſtadt.” Verein fürOrtsgeſchichte un
Heimatkunde. Die angeſetzte Führung durch die Ausſtellu
(Kunſthalle am Rheintor) kann wegen Verhinderung de
Führers, Herrn Profeſſor, Adolf Beyer, erſt Samstag
den 23. Auguſt, ſtattfinden.
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht i=
Erwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte, Kriegerhinterbl
bene, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am Freitag, der
15. Auguſt d. J., vormittags von 8—12 Uhr, durch die Stadtkaſſ
— Wandern. Wir machen unſere Mitglieder nochmals a
die am Sonntag, den 17. Auguſt, ſtattfindende Rheinwanderun
aufmerkſam. Die Abfahrt erfolgt um 5.15 Uhr ab Hauptbahnh
mit Sonntagskarte Rüdesheim. Wir wandern von hier nach de
Niederwald=Denkmal und zurück, an der Droſſel vorbei nach Aſ
mannshauſen. Nun folgt eine Rheinfahrt bis St. Goarshauſ
von wo wir mit der Bahn über Bingen nach Darmſtadt zurü
fahren. Wenn auch die Fahrtkoſten von etwa 6 Mk. etwas ho
ſind, ſo bitten wir doch um eine zahlreiche Beteiligung.”
— Orpheum. Am Samstag, 16. Auguſt, abends 8.15 Uhr,
m=
dem Schwank „Mein Vetter Guſtav” ſetzt Guſtav Bertra
ſein Gaſtſpiel im Orpheum fort. — Die Steigerung des Erfolg
dürfte hiermit ſeinen Höhepunkt erreichen; denn ſolche Situati
nen an Draſtik und Verwandlungsmöglichkeiten waren noch
keinem Schwank gegeben. — Wer über Bertram=Marga Pet
und Enſemble wieder herzlich lachen will, verſäume nicht, ſich di
ſen tollen Schwank anzuſehen. Es ſind wieder volkstümliche Prei
angeſetzt von 80 Pfg. bis 2 Mark, Karten erhältlich in d
bekannten Verkaufsſtellen Verkehrs=Büro, Hugo de Waal, Rhei
ſtraße 14.
* Unfall. Am geſtrigen Nachmittag ſtießen Ecke Wiener= un
Heinrichſtraße zwei Autos zuſammen. Der eine Wagen fiel dah.
auf die Seite. Perſonen wurden nicht beſchädigt. Die
Rettung=
wache beſeitigte alsbald das Hindernis.
Wer haf den Zeppelin=Freiflug
gewonnen?
00927 iſt die Glücksnummer!
Am Donnerstag abend wurde auf dem Polizeiamt Darmſtadt
durch das Los feſtgeſtellt, auf welche Nummer der Zeppelin=
Erinnerungshefte, die anläßlich der Darmſtädter Zeppelinlandung
vertrieben wurden, der Freiflug mit dem Luftſchiff „Graf
Zeppe=
lin” entfällt. Der Inhaber des Erinnerungsheftes mit der
Num=
mer 00927 mag ſich umgehend bei der Heſſiſchen Flugbetriebs=A. G.,
Darmſtadt, Flughafen, Fernſprecher 1003. melden. Da das
Luft=
ſchiff am kommenden Sonntag, 17. Auguſt. in Kaſſel landen wird,
iſt günſtige Anreiſemöglichkeit gegeben. Wenn der glückliche
Ge=
winner auf die Luftreiſe ab Kaſſel reflektiert, ſo iſt ſeine
Mel=
dung bis ſpäteſtens Samstag mittag 12 Uhr erforderlich.
Bekannt=
lich kann er auch ſtatt der Zeppelinreiſe einen Freiflug mit der
Lufthanſa Darmſtadt—Wien—Darmſtadt wählen. Die weiter zur
Verteilung kommenden Freiflüge mit den Flugzeugen
der Deutſchen Lufthanſa werden in den nächſten
Tagen bekannt gegeben.
50 RPf. für jede ärztliche Verordnung!
Die umfangreiche Notverordnung der Reichsregierung vom
26. Juli hat auch eine Aenderung der Beſtimmungen der
Kranken=
verſicherung gebracht. Trotz aller Warnungen der Apotheker und
Aerzte u. a. ſchreibt die Verordnung vor, daß fortan
jedes Mitglied einer Orts=, Land.= Innungs=,
Betriebs= oder Erſatzkrankenkaſſe bei der Entnahme
von Arznei= und Heilmitteln aus der Avotheke oder einer anderen
Stelle 0.50 RM. für jedes ärztliche
Verordnungs=
blatt zu zahlen hat. Ob nur eins oder mehrere Arzneimittel
auf einem Rezeptblatt verordnet ſind, iſt gleichgültig. Es iſt ſtets,
von noch feſtzuſetzenden Ausnahmen abgeſehen, ½ RM. an die
ab=
gebende Stelle zu entrichten.
Beträgt der Wert der verordneten Arznei weniger als
0.50 RM., ſo hat der Verſicherte nur dieſen Betrag zu zahlen. Die
Apotheken, die dieſe für die Mehrzahl der Verſicherten
insbeſon=
dere bei längerer Krankheit nur ſchwer aufzubringende Gebühr
einziehen, ſind hierzu durch das Geſetz gezwungen, da die
Kranken=
kaſſe ihnen für jedes Verordnungsblatt 0,50 RM. von der
Rech=
nung kürzt.
Die Apotheken haben gemeinſam mit anderen Kreiſen, die
Reichsregierung, insbeſondere das Reichsarbeitsminiſterium
da=
von zu überzeugen verſucht, daß eine Arzneikoſtenbeteiligung in
dieſer Höhe eine große Härte für die Kranken, die hohe Beiträge
für die Krankenverſicherung zahlen, bedeutet. Man hat trotzdem
die Gebühr eingeführt, weil man glaubte, auf dieſe Weiſe durch
weitere Belaſtung der Verſicherten in der Krankenverſicherung
ſpa=
ren zu müſſen.
* Ans dem Gerichtsſagl.
Aw. Am Donnerstag wurde vor der Kleinen Strafkammer die
Berufung einer 25jährigen Händlerin verhandelt, die vom
Amts=
gericht wegen Körververletzung zu einer Geldſtrafe von 35 Mark
oder einer Woche Gefängnis verurteilt worden war. Sie lebtz ſeit
dem Tod ihres Vaters, der in der Schloßgaſſe eine Wirtſchaft
be=
trieb, mit ihrer Stiefmutter in größter Feindſchaft. Streitobjekt
ſcheint die gemeinſame Erbſchaft zu ſein, jedoch werden andere
Gründe in den Vordergrund, geſchoben, die Tochter, ſoll zu
ver=
ſchwenderiſch leben und die Stiefmutter ſoll mit einem anderen
verheirateten Mann in allzu nahen Beziehungen, ſtehen, der die
Tochter natürlich aus dem Hauſe drängen will. Kurz vor
Weih=
nachten nun kam die Tochter, die gegenüber der Wirtſchaft einen
kleinen Laden hat, in die Wirtſchaft, um ſich etwas in der Küche
zu holen, wo ſie eben dieſen Mann vorfand und ihn, wohl nicht
allzu freundlich, fraate, was er hier zu ſuchen habe. Es entſtand
eine regelrechte Prügelei, bei der das Mädchen anſcheinend recht
übel zugerichtet wurde. Als der Mann von einem Dritten
feſt=
gehalten wurde, benutzte ſie die Gelegenheit und hieb ihm in ihrer
Todesanaſt mit einem Kartoffelſtößer auf den Kopf und lief dann
davon. Der Mann lief ihr nach bis in den Laden, wo er ſie noch
eingehend beſchimpfte. Sie hatten nun beide gegen das Urteil des
Auitsgerichts Berufung eingelegt, die der Mann jedoch noch heute
zurückzog. Aus den Zeugenausſagen war kein klares Bild zu
ge=
winnen. insbeſondere nicht, wer eigentlich den Streit angefangen
hat, und ob. das Mädchen tatſächlich in Notwehr gehandelt hat,
wie ſie angibt. Das Gericht nahm jedoch Notwehr an und ſprach
das Mädchen frei.
Dann ſtand ein Kaufmann wegen Betrugs in Tateinheit mit
Untreue vor der Kleinen Strafkammer. Er hatte von einem
ande=
ren Kaufmann, durch deſſen Vermittlung er für eine andere Firma
einen Auftrag erhalten hatte, einen Scheck ausgehändigt
bekom=
men, mit dem Vorbehalt, ihm ſofort die ausgemachte Proviſion in
Höhe von 425 Mark zugehen zu laſſen. Er tat dies jedoch nicht,
entſchuldigte ſich vielmehr auf eine Mahnung hin damit, daß der
Scheck ihm von der Bank noch nicht gutgeſchrieben worden ſei. In
erſter Inſtanz verſuchte er, ſich andauernd herauszureden, was ihm
als ſtraferſchwerend angerechnet wurde, und das Gericht erkannte
auf ſechs Wochen Gefängnis. Er legte dagegen Berufung ein mit
dem Ziel auf Freiſpruch, gibt jedoch in der Berufungsverhandlung
am Donnerstag zu, daß er einen Fehler gemacht habe und bittet
um Strafmilderung, da er nicht vorſätzlich und in großer Not
ge=
handelt habe. Das Gericht bebt das Urteil erſter Inſtanz auf und
verurteilt ihn zu einer Geldſtrafe von 420 Mark, an Stelle einer
an ſich verwirkten Gefängnisſtrafe von drei Wochen.
— Promenaden=Konzert. Am Freitag, den 15. Auguſt, von 5
bis 6 Uhr. ſpielt das Stadt=Orcheſter unter Leitung ſeines
Kapell=
meiſters W. Schlupp auf der Inſel (Nieberaall=Brunnen) nach
folgendem Programm: 1. In Treue feſt, Marſch von Teike.
Ouvertüre zur Operette „Banditenſtreiche” von Suppé. 3. La
Barcarole, Walzer aus „Hoffmanns Erzählungen” von Fetras.
4. Aufzug der Stadtwache von Jeſſel. 5. Fantaſie aus der Oper
„Die weiße Dame” von Boieldieu. 6. Zeppelin=Marſch von S. May.
— Ein Brand in der Waldſtraße 18 entſtand, anſcheinend
durch einen ſchadhaften elektriſchen Ofen hervorgerufen, geſtern
abend gegen 21 Uhr in einem Lehrzimmer für Kinder der
Adven=
tiſtengemeinde. Die ſofort alarmierte Feuerwehr konnte den
Brand auf das Zimmer beſchränken und das Feuer, das ſich bereits
auf den Dachſtuhl und die Nebenräume auszudehnen drohte,
ab=
löſchen. Das Lehrzimmer (Möbel uſw.) iſt vollſtändig
aus=
gebrannt.
Briefkaſten.
Jeder Anſnoge iſt die ſetzte Bezugsaulttung beizufügen. Anonpme !
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsvertindlichtett.
S. Den Zugang zum Hauſe hat der Hausbeſitzer, die Zugänge z
den Wohnungen im Hauſe haben die Mieter nach der Verkehrsſitte
beleuchten.
K. in H. Wenden Sie ſich mit einer Dienſtaufſichtsbeſchwerde
das Heſſiſche Innenminiſterium, da es allein zu einer Auslegung ſein
Verfügung befugt erſcheint.
A. W. Wenden Sie ſich an einen Arzt.
Gottesdienſt der iſrgelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 15. Aug.: Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 15 Min.
Samstag, den 16. Aug.: Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 M=
— Sabbatausgang 8 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt an den Wo hentagen.
Morgens 6 Uhr 30 Min. — Abends 7 Uhr 00 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der Iſraelitiſchen Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 16. Aug.: Vorabend 7 Uhr 10 Min. — Morgens
Uhr. — Nachm. 5 Uhr. — Sabbatausgang 8 Uhr 30 Min.
Wochentags: Morgens 6 Uhr — Min. — Abends 6 Uhr 45 Min.
Donnerstag, den 21. Aug.: Jaum Kippur Koton Minchoh:
1 Uhr.
Tageskalender für Freitag, den 15. Auguſt 1930.
Konzerte: Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz, Zum
Da=
terich, Sportplatzreſtaurant. — Kinovorſtellungen
Union=Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.
Ans Heflen.
Zuchkviehmarkt in Pfungſtadk.
Der Pfungſtädter Zuchtviehmarkt, verbunden mit Prämiierung
der aufgetriebenen Bullen, Kühe, Rinder, Schweine und Ziegen,
findet am 23. Auguſt 1930 ſtatt. Wie in den Vorjahren, iſt mit
dem Zuchtviehmarkt eine Verloſung verbunden, zu der die
leben=
den Gewinne auf dem Markt angekauft werden. Die Qualität der
Tiere hieſiger und auswärtiger Züchter iſt erſtklaſſig, daher die
beſte Gelegenheit gegeben zum Ankauf von gutem Zuchtmaterial.
Die Pfungſtädter Zuchtvereine ſind mit ihrem hervorragenden
Zuchtmaterial weit über die Grenzen Deutſchlands bekannt,
haupt=
ſächlich in der Ziegenzucht. Der große Verſand, der jährlich
ge=
tätigt wird, iſt der beſte Beweis für die vorzügliche Qualität, die
von führenden Sachverſtändigen wiederholt anerkannt wurde.
Mit dem Zuchtviehmarkt iſt eine Gewerbeſchau verbunden, die
von Freitag bis Montag (während des Marktes) geöffnet iſt.
Man rechnet auch in dieſem Jahre mit einer großen
Be=
ſchickung, weshalb ein Beſuch zu empfehlen iſt.
Cp. Pfungſtadt, 14. Aug. Weiterberatung des
Ge=
meindevoranſchlages. Der Gemeinderat ſetzte in einer neuen
Sitzung, zu der er vollzählig erſchienen war, die Beratung des
Ge=
meindevoranſchlages für das Rechnungsjahr 1930 fort. Obwohl die
Sitzung bis zur mitternächtigen Stunde andauerte, konnten die
Beratun=
gen nicht zu Ende geführt werden. In der Hauptſache wurden die
Rubriken 22 bis 27 (Allgemeine Verwaltung, Oeffentliche Sicherheit.
Oeffentliche Geſundheits= und Wohlfahrtspflege, Feuerlöſchweſen.
Armenweſen uſw.) durchberaten. Zu den einzelnen Kapiteln lag eine
ganze Reihe von Anträgen der verſchiedenen Parteien vor. Aus der
Fülle der Anträge ſei unter anderem hervorgehoben, daß der Antrag
auf Einſtellung eines Betrages von 400 RM. für den
Bildungsaus=
ſchuß der organiſierten Arbeiter mit 10 gegen 8 Stimmen und der
Antrag auf Zuweiſung von ebenfalls 400 RM. für den
Volksbildungs=
verein mit 11 gegen 7 Stimmen angenommen wurde. Ein kurz zuvor
einſtimmig gefaßter Beſchluß auf Streichung eines Beitrages von 100
RM. für die Landwirtſchaftliche Winterſchule wurde ſpäter mit 13 gegen
5 Stimmen wieder aufgehoben und mit 11 gegen 7 Stimmen beſchloſſen,
der Landwirtſchaftlichen Winterſchule 100 RM. zu überweiſen. Ein
Antrag auf Herabſetzung des eingeſetzten Betrages für
Kanalbenutzungs=
gebühren, Kaminfegerlohn uſw. von 1200 RM. auf 1000 RM. wurde
mit allen gegen 8 Stimmen abgelehnt. Ferner wurde der Antrag auf
Streichung von zwei Schutzmannsſtellen mit Stimmengleichheit
abge=
lehnt. Bei dem Kapitel Oeffentliche Geſundheits= und Wohlfahrtspflege
wurde der eingeſetzte Betrag von 400 RM. zur Anſchaffung von
Brennſtoffen auf 250 RM. einſtimmig herabgeſetzt. Der eingeſtellte
Betrag von 1500 RM. für Solbade= und Erholungskuren wurde mit
allen gegen 8 Stimmen auf 2000 RM. erhöht. Der Antrag, die ſeither
gewährten Beträge und Unterſtützungen an die Arbeitervereine nicht zu
ſtreichen, wurde mit allen gegen 2 Stimmen abgelehnt. Bei der Rubrik
Feuerlöſchweſen wurde der Antrag auf Streichung von 300 RM. mit
allen gegen 6 Stimmen angenommen. Bei dem Kapitel Armenpflege
wurde der Antrag, die Verwaltung zu beauftragen, bei der
Kreis=
fürſorge dahin zu wirken, das die Richtſätze allgemein um 30 Prozent
erhöht werden, mit allen gegen 7 Stimmen angenommen. Der Antrag.
die Mietunterſtützungen in Zukunft in voller Höhe des
Sonderſteuer=
anteils an Erwerbsloſe, Ausgeſteuerte, Sozial= und Kleinrentner zu
gewähren, wurde abgelehnt. — Eine weitere Sitzung des Gemeinderates
findet noch im Laufe der Woche ſtatt.
* Griesheim, 14. Aug. Wie uns mitgeteilt wird, hielten die
Natio=
nalſozialiſten geſtern hier einen Werbe=Abend ab. Da vorher bekannt
geworden war, daß durch eine Gegendemonſtration dieſe Verſammlung
verhindert werden ſollte und Zuſammenſtöße zu befürchten waren,
wurde die Darmſtädter Bereitſchaftspolizei benachrichtigt, in deren
An=
weſenheit die Verſammlung dann ruhig verlaufen konnte. Beim
Ver=
laſſen des Verſammlungslokals wurden die Nationalſozialiſten von den
Demonſtranten überfallen. Durch das Eingreifen der 2.
Bereitſchafts=
polizei konnten ernſte Zuſammenſtöße verhindert werden. Die
Natio=
nalſozialiſten wurden angewieſen, unter Umgehung der Ortsſtraßen,
außerhalb des Ortes ihre Laſtautos zu beſteigen. Die Polizeibeamten
waren gezwungen, mehrmals vom Gummiknüppel Gebrauch zu machen.
* Wixhauſen, 14. Aug. Auch in dieſem Jahre unternahmen die
Er=
ziehungsheime Aumühle und Wichernheim bei Wixhauſen nach Abſchluß
der Ernte in einem großen Laſtauto einem größeren Tagesausflug. Im
vorigen Jahre führte uns das Auto über Mainz, Bingen mit dem
Nie=
derwaldenkmal, Rüdesheim, Aßmannshauſen. Ehrenbreitſtein nach
Kob=
lenz und zurück. Dieſes Jahr durchfuhren wir den Odenwald über
Darmſtadt, Reinheim. Lengfeld, Höchſt. Bad=König, Michelſtadt, wo
wir das ehrwürdige, ſehenswerte Kirchlein beſuchten. In Stockheim
machten wir die Mittagspauſe und ſtärkten uns. Bald ging es weiter,
über Erbach, Beerfelden nach Eberbach. Hier ſchienen wir die größte
Steigung zu erreichen; denn unſer Auto, mit etwa 45 Inſaſſen, hatte
reichlich zu tun, doch löſte es glänzend ſeine Aufgabe. Unvergeßliche
Bilder rollten ſich, gleichſam filmartig, vor uns ab: Herrliche Laub=
und Nadelwälder, Alpenwieſen, von Silberbächen durchzogen, mit
Kühen, Kälbern und Gänſen. — Dörflein, größere und kleinere, mit
ihren Kirchen, ſchauten wir. Und nun änderte ſich das Bild. Der Neckar
war in unſerer Nähe, und wir ſahen den Silberſchaum des Waſſers
ſchon durch Bäume und Sträucher hindurchleuchten. Bald näherten
wir uns ſeinem rechten Ufer. Paddel= Falt=, Ruder=, größere und
kleinere Motorboote belebten mit ihren Inſaſſen das Waſſer; fröhliche
Menſchenkinder auch dort! Neubauten von Wehr= und ſonſtigen
In=
duſtrieanlagen, kleinere und größere gut beſetzte Vergnügungsboote
er=
blickten wir. Aber weiter ging es über Hirſchhorn, Neckarſteinach,
Zie=
gelhauſen nach unſerem Ziel: „Alt=Heidelberg‟. Es war für unſeren
Autoführer nicht leicht, ſich durch die Maſſen von Motorrädern und
Autos hindurch zu ſchlängeln; denn es war der 11. Auguſt, an dem
Tage die letzte Schloßbeleuchtung ſtattfand. Bald fanden wir den Platz,
den uns ein Autoordner in Heidelberg anwies. Voller Erwarten
ver=
ließen wir unſeren Wagen und eilten dem Schloſſe zu, Hunderten von
Menſchen folgend, alle dem einen Ziele zu. Der kürzeſte Weg war der
ſchnellſte, aber auch der ſteilſte, der hinaufführte, und bald ſtand unſere
Jugend vor dem Schloſſe. Ueberwältigend war für den, der den Anblick
zum erſten Male genoß, der Eindruck von der Schönheit des alten
Denk=
mals. Einen ſehr ſchönen Weitblick hatten wir vor dem vorderen
Schloß=
platze über das Neckartal. Aber wir konnten doch das Schloß nicht
der=
laſſen, ohne das große Faß geſehen zu haben; es wurde uns durch ein
freundliches Entgegenkommen ermöglicht. Auch der berühmte
Fuchs=
ſchwanz ſtrafte den Neugierigen. Nachdem wir auf dem Abſtieg noch
einen Augenblick an der Zahnradbahn geweilt, gings nach der Stadt.
um unſer Auto zu beſteigen und den Rückweg anzutreten. Schnell ging
es der Bergſtraße zu. Kurz vor Bensheim wurde noch einmal
gehal=
ten und an einem Wieſenrande ein Imbiß eingenommen. Frohe Lieder
ſingend, wie vorher, und lebhaft winkend ging es über Darmſtadt nach
unſerem Heim, wo uns noch ein Nachteſſen erwartete. Es war auch
dieſes Jahr ein Tag, den wir ſo leicht nicht vergeſſen, und dankbar
daran gedenken werden. Ermöglicht wurde uns dieſe Freude wieder
nur durch das freundliche Entgegenkommen der Zweigniederlaſſung des
Wirtſchaftsbundes in Frankfurt a. M., deren Direktion uns das Auto,
wie im Vorjahre, in liebenswerter Weiſe zur Verfügung ſtellte, wofür
wir auch an dieſer Stelle herzlichen Dank ſagen.
G. Ober=Ramſtadt, 14. Aug. Beſichtigung und
außer=
ordentliche Uebung der Feuerwehr. Am Samstag, den
16. d. M., abends halb 8 Uhr, findet auf dem Uebungsplatz beim neuen
Rathaus eine Beſichtigung und außerordentliche Uebung der Feuerwehr
im Beiſein eines Vertreters des Kreisamtes und des
Kreisfeuerwehr=
inſpktors ſtatt, zu welcher die Mannſchaften der Freiwilligen und
Pflicht=
feuerwehr reſtlos und pünktlich zu erſcheinen haben. — Die
Turngeſell=
ſchaft e. V. Ober=Ramſtadt feiert am 16. und 17. Auguſt d. J. das
fünfjährige Beſtehen ihrer Handball=Abteilung auf ihrem Sportplatz,
unterhalb der Eismühle. Aus dieſem Anlaß finden einige
Handball=
werbeſpiele ſtatt. Es gelang der Spielleitung, die beſtbekannte
Mann=
ſchaft der Turngemeinde „Eintracht”, Frankfurt a. M. für dieſen
Sonn=
tag zu verpflichten. Am Sonntag abend iſt dann eine Sportwerbe=
Ver=
anſtaltung im „Schützenhof” geplant.
Cp. Dieburg, 14. Aug. Verlegung des
Schlofſer=
meiſter=Verbandstages. Der diesjährige 12. Heſſ.
Schloſſer=
meiſter=Verbandstag, der urſprünglich am 24. Auguſt in Dieburg
ſtatt=
finden ſollte, iſt beſonderer Umſtände halber auf Sonntag, den 21.
Sep=
tember, verlegt worden.
* Semd, 14. Aug. Die Beſtätigung des Herrn Adam Georg 10.,
Weißbindermſtr., zum Beigeordneten unſerer Gemeinde durch das
Kreis=
amt Dieburg iſt nunmehr erfolgt. Herr Georg wurde bei der am
13. April erfolgten Stichwahl mit großer Stimmenmehrheit gewählt.
Der Einſpruch gegen die Wahl wurde zurückgenommen. — Das Stecken
des M ienbaumes, ein alter Ortsbrauch, erfolgt am kommenden
Samstt.
— Hirſchhorn, 14. Aug. Waſſerſtand des Neckars, am
13. Auguſt: 0.80 Meter; am 14. Auguſt: 0,75 Meter.
— Gern. eim, 14. Aug. Waſſerſtand des Rheins am
13. Anguft: 1.-5 Meter; am 14. Auguſt: 1.61 Meter.
Nummer 224
Freitag, den 15. Auguſt 1930
Seite 7
Aus der Landfrauenbewegung in Heſſen.
Die Landfrauenbewegung als Berufsorganiſation kann ſchon
auf ein 3 Jahrzehnte langes Beſtehen zurückblicken. Wenn die
Arbeitsgebiete ſich räumlich zuerſt in Oſt= und Norddeutſchland
ausbreiten konnten, ſo lag das an der Struktur der dortigen
Landwirtſchaft, die ſolchen Zuſammenſchlüſſen von jeher mehr
Verſtändnis entgegenbrachte. Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe
liegen auch dort in den großen Erzeugergebieten äußerſt günſtig
für gemeinſamen Bezug und Abſatz, für Verkaufsſtellen, Schaffung
von Markenwaren und dergleichen. Dieſen Fragen hat die
Be=
wegung der landwirtſchaftlichen Hausfrauenvereine von jeher
ſtärkſtes Intereſſe entgegengebracht. In ſteigendem Maße wurde
deshalb auch die Landfrauenarbeit von allen einſichtigen Stellen
anerkannt und gefördert.
Es iſt gar nicht ſo leicht, eine ſolche Sache neu in Gebieten,
die der Bewegung bislang fremd gegenüberſtanden, aufzunehmen.
Iſt doch in der breiten Maſſe der Bevölkerung eine Organiſation
der Frauen bisher nur bekannt geweſen auf religiöſem Gebiet, in
der Wohltätigkeit, im höchſten Falle in der Parteipolitik. Und nun
kommt da plötzlich etwas Neues, mit neuen Zielen und Aufgaben.
Da ſteht man gewiß mit Mißtrauen zuerſt beiſeite und ſchaut zu,
wie die Sache läuft, um dann ſpäter auch noch den Anſchluß, die
Gemeinſchaft, zu finden. Je kleiner die wirtſchaftlichen
Verhält=
niſſe ſind und je mehr die Landfrau auch in dem Erzeugungsprozeß
in der eigenen Wirtſchaft ſteht, deſto ſchwieriger iſt die Arbeit,
denn die einzelne Frau ſieht das Ziel deſto klarer, je mehr ſie ſich
in die Idee verſenken und einleben kann. Es iſt der Fluch unſerer
Zeit, daß die Landfrau beinahe von allem, von Freude und
Ge=
ſelligkeit, von eigenem geiſtigen Erleben, vom Glück des
Mutter=
ſeins und der Beglückung, die die Erziehung und das Werden und
Reifen der Jugend gibt, ausgeſchloſſen iſt und nur härteſte
Ar=
beitsfron leiſten muß, um ſich und die Ihren im Lebenskampf mit
durchſchlagen zu helfen. Hier will die Berufsorganiſation
ein=
greifen, ſie will die Frauen beraten, ihnen techniſche Hilfsmittel
zugänglich machen. Durch belehrende Vorträge ſollen die Frauen
und Landmädchen lernen, mit den ihnen zu Gebot ſtehenden
Mit=
teln möglichſt viel und gut zu wirtſchaften. Es gibt noch Zweige
der Landwirtſchaft, di4 bei richtiger Einſtellung lohnen, wenn man
die Betriebskoſten auf ein Mindeſtmaß einſchränkt, die Erzeugung
mehrt und zugleich für guten Abſatz der Erzeugniſſe ſorgt: man
denke dabei nur an die ländliche Geflügelhaltung, wo gerade die
Landfrauen=Organiſation Hervorragendes geleiſtet hat. Auch in
der gemeinſamen Obſtverwertung wurden ſchon ſchöne Erfolge
er=
zielt, und gerade in den Hausfrauenvereinen hat die
Süßmoſt=
herſtellung ihre beſte Verbreitung und Förderung gefunden. Die
landwirtſchaftlichen Hausfrauenvereine verfolgen jedoch nicht nur
wirtſchaftliche, ſondern auch ideelle Ziele. Als ſolche ſind vor allem
die Pflege und Wiedererweckung eines geſunden geiſtigen und
ge=
ſelligen Lebens in den Dörfern zu nennen, zurückgreifend auf die
alte dörfliche Kultur und Gemeinſchaft. Die Erhaltung
bäuer=
licher Eigenart, die Belebung alter Sitten und Bräuche, der Stolz
auf die Heimat, die Freude am ererbten Beſitz, am geliebten
Be=
rufsſtand. Das alles ſind Ziele, die wert ſind, mit Beharrlichkeit
erkämpft zu werden. In ſchwerſter Zeit ringt ſich die
Landfrauen=
organiſation im Volksſtaat Heſſen durch und ohne die Mithilfe der
Berufsvertretung der Landwirtſchaft, der Heſſiſchen
Landwirt=
ſchaftskammer, wäre der Kampf noch härter das Ziel noch ferner.
Aus kleinſten Anfängen hat ſich im Odenwald, über 30 Dörfer
zer=
ſtreut, der erſte ſelbſtändige Hausfrauenverein vor 1½ Jahren
prachtvoll entwickelt und durchgeſetzt, gefördert und unterſtützt
von einſichtigen Menſchen, die es gut mit dem Landvolk meinten.
Als zweiter Stützpunkt der Bewegung darf das Ried angeſprochen
werden, wo auch ſchon einige Vereine entſtanden ſind. In dieſem
Frühjahr konnte auch in Oberheſſen ein Kreis von Vereinen
ge=
gründet werden und von dieſen Stützpunkten breitet ſich die
Be=
wegung dann weiter aus. Im Herbſt wird in größerem Maße
mit der Weiterorganiſation fortgefahren werden. Die
Landfrauen=
bewegung iſt konfeſſionell und parteipolitiſch neutral, ſie arbeitet
jedoch in chriſtlichem und vaterländiſchem Sinn, iſt als
Berufs=
organiſation bei allen deutſchen Landwirtſchaftskammern
aner=
kannt. Mit jeder Vereinigung und Perſon, die guten Willens iſt
und für das Gemeinwohl ſorgt, arbeiten die Vereine gern
zuſam=
men. So iſt vor allem die Gemeinſchaft mit den
landwirtſchaft=
lichen Vereinen, Land= und Junglandbünden, Genoſſenſchaften.
Be=
hörden uſw. gegeben. Angeſchloſſen iſt jedoch die
landwirtſchaft=
liche oder wie wir ſie in Heſſen nennen, die ländliche
Hausfrauen=
organiſation nur der Landwirtſchaftskammer Darmſtadt als der
zuſtändigen Berufsvertretung. Mögen ſich über den kleineren
Kreis noch viele Tauſende von Landfrauen und reiferen
Land=
mädchen finden, die geſonnen ſind, ihr Geſchick ſelbſt mit in die
Hand zu nehmen, und wertvolle Aufbauarbeit leiſten,
Mitarbeite=
rinnen eines großen Werkes zu ſein, das heißt: Deutſche
Zu=
kunft”.
Die Obſtmärkke in Auerbach und Seeheim als
zweck=
dienliche Einrichkungen zur Förderung des
heimiſchen Obſtbaues.
Von der Verwaltung der Obſtmärkte in Auerbach und Seeheim
er=
ging an uns nachſtehende Zuſchrift:
In Nr. 222 des „Darmſtädter Tagblatts” iſt unter der Ueberſchrift
Verſteigerung nach holländiſchem Muſter auf dem Obſtgroßmarkt zu
Zwingenberg a. d. B.” ein Artikel veröffentlicht. Darin wird den
Obſt=
erzeugern aus Auerbach und Seeheim empfohlen, ſich dem „
fortſchritt=
lichen Bruder” in Zwingenberg anzuſchließen, um die Preishöhe der
Erzeugniſſe noch mehr zu ſteigern, als es ſeit der Inbetriebnahme der
dortigen Verſteigerungseinrichtung zu verzeichnen iſt.
Wir haben volles Verſtändnis dafür, daß die Marktleitung in
Zwingenberg ihren Mitgliedern in den Zahlenangaben Rechenſchaft
über die Rentabilität der Verſteigerungseinrichtung zu geben ſich
be=
müht. Aber damit iſt bei weitem noch nicht der Beweis erbracht, daß
dieſe Einrichtung für den Erzeuger als die allein nutzbringende daſteht.
In den Preisnotierungen ſind Spitzenpreiſe genannt, die auf den beiden
Märkten in Auerbach und Seeheim in Einzelgebinden mit Erzeugniſſen
von außergewöhnlich guter Qualität noch übertroffen wurden. Die
Preisſpanne, die ſeither in den Marktberichten des Zwingenberger
Marktes zu leſen war, war die gleiche wie ſie auf den beiden Märkten
in Auerbach und Seeheim mit individuellem Verkauf auch erzielt
wurde. Daß die Händler der dortigen Verſteigerungseinrichtung zuliebe
höhere Preiſe anlegen ſollten, dürfte man in Frage ſtellen. In der
Preisbildung beim individuellen Verkauf, wie er auf den beiden
Märk=
ten Auerbach und Seeheim gehandhabt wird, liegt unſeres Erachtens
ein Vorteil, der bei dem Verſteigerungsſyſtem ausgeſchaltet iſt. Trifft
nämlich der Erzeuger ſelbſt die Preisabmachung, ſo hat er die
Möglich=
keit, ſeine Erzeugniſſe von geringerer Qualität im Zuſammenhang mit
dem erſten Sortiment beſſer an den Mann zu bringen, als es bei
gerin=
gen und geringſten Qualitäten bei der Verſteigerung möglich iſt.
Da=
durch macht ſich der Zeitaufwand für den Erzeuger größtenteils
be=
zahlt. Auch bleibt bei der Marktdurchführung in Auerbach und
See=
heim der Koſtenaufwand geringer als bei einem Markt mit
Verſteige=
rungseinrichtung, weil an Perſonalausgaben nur die des Wiegemeiſters
und des Geſchäftsführers der Genoſſenſchaft auftreten. Auch die
ſach=
lichen Ausgaben bleiben auf ein geringeres Maß beſchränkt. Je teuerer
ſich die Marktdurchführung ſtellt, um ſo mehr müſſen die Erzeuger zu
der Unkoſtendeckung herangezogen werden, denn der Aufkäufer trägt
hierzu nicht bei. In dem Artikel wird nun angeführt, daß der
Un=
koſtenſatz in Zwingenberg ſich bei 1 Pfund Aepfel von einem Preis von
20 Pfennig auf 1 bis 2 Pfennig beläuft; demgegenüber betragen die
Unkoſten für den Erzeuger in der gleichen Preislage in Auerbach wie
Seeheim, als Mitglied, höchſtens einen halben Pfennig und für das
Nichtmitglied dreiviertel Pfennig.
Was den geſchäftlichen Umfang der beiden Märkte Auerbach und
Seeheim gegenüber Zwingenberg anbelangt, ſo möchten wir anführen,
daß die Geſamteinnahmen an Wiegegebühren in der gleichen Zeitſpanne
bei beiden Märkten 3443,35 RM. betrug, gegenüber dem Betrag von
1984,96 RM. in Zwingenberg, wie es der Artikel nachweiſt. In
An=
betracht der niedrigeren Wiegegeldſätze in Auerbach und Seeheim ergibt
ſich, daß die Anfuhrmengen auf dieſen beiden Märkten bedeutend höher
waren als in der „Zentrale” in Zwingenberg. Es kann die erfreuliche
Tatſache feſtgehalten werden, daß die beiden Märkte in Auerbach und
Seeheim, die als rein örtliche genoſſenſchaftliche Unternehmungen ins
Leben gerufen wurden, einen ſtarken Zuſpruch aus den
Nachbargemein=
den zu verzeichnen haben. So kann für Auerbach berichtet werden, daß
Zufuhren aus Fehlheim. Schwanheim, Bensheim. Schönberg, ja ſogar
aus Kleinhauſen, erfolgen: Seeheim hat Zuſpruch aus Bickenbach,
Jugenheim, Stettbach und Ober=Beerbach. Die erfreuliche Entwicklung
der beiden Märkte, die ja jünger ſind als der in Bwingenberg, läßt
alſo den Schluß zu, daß dieſe Unternehmungen mit „nüchternem
Ge=
ſchäftsſinn” geführt werden, der hauptſächlich darauf abzielt, als
ge=
meinnützige Unternehmungen den Mitgliedern große Vorteile bei
mög=
lichſt geringen Unkoſten zu verſchaffen. Den Vorwurf, daß in Auerbach
und Seeheim eine „kurzſichtige Kirchturmspolitik” getrieben wird, weiſen
wir zurick. Es iſt den Vorſtänden der Genoſſenſchaften lediglich darum
zu tun, durch die örtlichen Märkte die hochwertigen Erzeugniſſe des
Veeren= und Steinobſtbaues ohne jede Transportbeeinträchtigung zum
Verkauf zu bringen. Die Entwicklung der beiden Märkte hat gezeigt,
daß ſie lebensfähig ſind und als notwendige Verkaufseinrichtungen zur
Förderung des heimiſchen Obſtbaues zu erhalten und den
Anforderun=
gen entſprechend auszubauen ſind.
Bh. Aus dem Rodgau, 12. Aug. Von der Ernte. Nachdem die
Roggenernte mit vieler Mühe endlich eingebracht worden iſt, hat nun in
allen Gemeinden das Dreſchen begonnen. Ueberall hört man das
Ge=
brumme der Dreſchmaſchinen, und auf den Dorfſtraßen ſieht man die
hochbeladenen Erntewagen ſtehen, die zur Dreſchmaſchine gefahren
wer=
den ſollen. In manchen Gemeinden ſind drei Dreſchmaſchinen im Gange.
ein Beweis dafür, daß auch im Rodgau die Getreideernte eine
bedeu=
tende Rolle ſpielt. Doch iſt es in der Hauptſache nur der Roggen, der
in dieſer ſandigen Gegend angebaut wird. Die Roggenernte, auf die
man im Frühjahr große, Hoffnungen geſetzt hatte, iſt für die meiſten
Landwirte des Rodgaues eine große Enttäuſchung geworden. Das
Körnerergebnis iſt recht gering und bleibt hinter den Erträgniſſen der
Vorjahre weit zurück. Viele Landwirte haben noch beſonderes Pech
gehabt, indem ſich ihre Frucht zum größten Teil gelagert hatte, was
auf den Körnerertrag von ſehr nachteiligen Folgen war. So iſt es zu
erkläuen, daß viele Landwirte des Rodgaues nur die Hälfte des
Noggen=
ertrages der Vorjahre ernten konnten. Die Folgen ſind für unſere
Landwirte nicht abzuſehen. Die Roggenernte bildet trotz der ganz
un=
zeitgemäßen Preiſe des Roggens eine Haupteinnahmequelle der
Rodgau=
bauern. Zu der ohnehin großen Notlage der Bauern kommt jetzt noch
dieſes magere Ernte=Ergebnis. Dieſes iſt geeignet, die Lage der Bauern
noch ſchwieriger zu geſtalten. — Auch die Frühkartoffelernte, die
eben=
falls im Rodgau eine bedeutſame Rolle ſpielt, und die bei einigermaßen
gutem Ertrag für die ſchlechte Roggenernte entſchädigen konnte, fällt
ſchlecht aus. Infolge der großen Trockenheit des Vorſommers konnten
ſich die Knollen nicht entwickeln. Dagegen haben die Spätkartoffeln und
die Futtergewächſe, beginſtigt durch die reichlichen Regengüſſe der
letz=
ten Wochen, gute Fortſchritte gemacht und verſprechen eine gute Ernte.
— Die letzten Tage brachten unſerer Gegend wolkenbruchartige
Regen=
fälle, die mancherlei Schaden anrichteten. In der flachen Gegend
kön=
nen die großen Waſſermaſſen nicht ſchnell genug ablaufen, ſo daß ſich
das Waſſer ſtaute und an vielen Stellen Wieſen, Aecker, Gärten. Höfe
und Straßen überſchwemmte.
* Ein Schulidyll aus dem Odenwald.
Schon früher einmal hatte ich Gelegenheit genommen, auf das
Schulvorbild in dem Odenwaldörtchen Hornbach, unweit Birkenau,
hin=
zuweiſen. Es war dies zu der Zeit, als die Hornbacher Spielſchar
unter Leitung des Kinder= und Menſchenfreundes. Herrn Schulvorſtand
Becker, des weitblickenden Pädagogen, im heſſiſchen und badiſchen
Odenwalde jene beliebten Gaſtvorſtellungen gab, bei denen die
Horn=
bacher Liliputs mit ihren geſanglichen und darſtelleriſchen Leiſtungen
durch die reizende Originakität der Vortragsweiſe — verbunden mit
echter Kindlichkeit — allenthalben einen Sturm von Beifall ernteten.
Im Echo tönte es ihnen von allen Seiten entgegen: „Wiederkommen!“
— und man kam wieder, und der Fonds für die gemeinſame Sommer=
Ferienreiſe erhielt immer neue und ganz anſehnliche Nahrung, da
ſämt=
liche Vorſtellungen „ausverkauft” waren. Nun ſind in dieſen Tagen
die 38 Kinder — 34 Hornbacher und 4 Weinheimer — von der
vier=
wöchigen Erholungsreiſe in die Schweiz mit ihrem allverehrten Lehrer
Becker heimgekehrt — geſtärkt an Körper und Geiſt — reich an
Ein=
drücken der ſeltenſten und erhabenſten Art — im wahrſten Sinne des
Wortes: glückliche Menſchenkinder, die all das Schöne und Hohe, was
ſie auf ihren Bergwanderungen erſchauen durften, auf Lebenszeit in
das Schatzkäſtlein ihrer Erinnerungen aufbewahrt haben. Eine neue
Welt erſchloß ſich den Kindern, als ſie mit dem Dampfer, über den
Thuner und Brienzer See fuhren, dann von Interlaken nach
Lauter=
brunnen im Kanton Bern wanderten und ſpäter die Hochgebirgstour
auf der Großen Scheidegg mit ihren acht Wegſtunden vom Grindelwald
bis Meiringen unternahmen und weiterhin auf der Grimſel den Kamm
der Zentralalven zu erreichen, ſowie die Alvenhäſſe des Furka und
Gotthard zu überſchreiten. Es waren Marſchleiſtungen, die vielleicht
großen Leuten manche Schwierigkeiten bereitet hätten, aber die ſogar
vom Kleinſten der Hornbacher Spielſchar — einem Sechsjährigen —
geradezu ſpielend überwunden wurden. Auf der romantiſch gelegenen
Rotſchou”, der ſchönſten Schweizer Jugendherberge, und auch überall
in Stadt und Land, wohin man kam, lernte man echt Schweizer
Gaſt=
freundſchaft in geradezu herzerhebender Weiſe kennen. Ueber den
Gott=
hard ging es nach Airolo, zurück durch den Gotthardtunnel nach
Gö=
ſchenen im Reußtal. In Altdorf empfing die Hornbacher Jugend
un=
vergeßliche Eindrüicke bei den Volksfeſtſpielen zur Erinnerung an
Wil=
helm Tell. Welche Fülle von Natureindrücken und welches
landſchaft=
liche Panorama auf der Tour nach Fluelen am Vierwaldſtädter Soe!
Und ſo ließe ſich Bild an Bild reihen — ich erinnere nur an die
Tells=
platte, an den Rütli. an Brunnen, an Luzern, Zürich, Schaffhauſen —
um darzutun, daß dieſe Wochen für die Hornbacher Spielſchar eine
ſeeliſche und körperliche Erquickung der alleridealſten Art war. Bei
der endlichen Heimkehr ſpielten ſich geradezu rührende Szenen ab, als
die Eltern auf einem mit Virkengrün geſchmückten Laſtwagen den
ge=
liebten Ankömmlingen bis Weinheim entgegenfuhren. Da blieb kein
Auge beim Wiederſehen tränenleer — weder bei den Großen, noch bei
der überglücklichen, ſonngebräunten Jugendſchar. Im Heimatdörfchen
prangten Girlanden mit einem „Herzlich willkommen!”. — Nun iſt die
Hornbacher Schuliugend wieder im alten Gleiſe und geht arbeits= und
lernfreudig neuen Aufgaben entgegen, die den kindlichen Horizont geiſtig
erweitern. Es liegt etwas Sonniges in der Art, wie die Hornbacher
Jugend geiſtig vorwärts ſtrebt und wie dort Licht und Wärme in das
Kindesgemüt verſenkt wird — ein Vorbild, deutſcher Volkserziehung.
M. Kadiſch.
Bei übermäßiger Schweißabſonderung an Händen, Füßen und im
den Achſelhöhlen, ſowie Geruchsbeläſtigung, beſonders bewährt Leoform-
Creme. Tube 1 Mark. In allen einſchlägigen Geſchäften erhältlich.
Dr. 1097
Forderungen ehemgliger Kriegsgefangener.
Der aus Anlaß der Rheinlandbefreiung vom 1. bis 4. Auguſt
in Wiesbaden=Biebrich abgehaltene Bundes= und
Kameradſchafts=
tag der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener war von
mehreren Tauſend Teilnehmern beſucht. Aus dem geſamten
Ver=
lauf der zahlreichen Beſprechungen und ſonſtigen Veranſtaltungen
ergab ſich, daß die Reichsvereinigung, die durch die gemeinſam
er=
tragenen Leiden zu einer feſten Front zuſammengeſchweißt iſt, nicht
nur die Anerkennung ihrer rechtlichen Anſprüche durch Regierung
und Parlamente erſtrebt, ſondern auch die Ueberbrückung der
politiſchen Gegenſätze innerhalb des geſamten Volkes. Dieſer ernſte
Wille, Bahnbrecher der deutſchen Einheit zu ſein, kam
insbeſon=
dere auch in den verſchiedenen Vorträgen des Ehrenvorſitzenden
deutlich zum Ausdruck. An das deutſche Volk und die Parteien
wurde eine Kundgebung erlaſſen, in der die am Rhein zu ernſter
Gedenkfeier verſammelten ehemaligen
Kriegsgefange=
nen fordern, daß der Wahlkampf in einer Form
geführt wird, die die tiefen Riſſe in unſerem
Volk nicht weiter vertieft. Das deutſche Volk müſſe
lernen, auch dem politiſchen Gegner mit Achtung und Anſtand zu
begegnen, wie die Kriegsgefangenen es hinter dem Stacheldraht
gelernt haben. Bei allen Reden dürfe man nicht vergeſſen, daß
das Ausland geſpannt dem Walkampf zuhöre. Darum müſſe jede
Partei im Wahlkampf vor allem die Urſache der deutſchen Not
betonen, und das ſei der Verſailler Vertrag. Nie aber werde
Deutſchland frei von Tribut und politiſcher Einſchränkung werden,
wenn es nicht ſein ganzes öffentliches, wirtſchaftliches und
per=
ſönliches Leben auf neuen Grundlagen aufbaue. Bei den
Bera=
tungen über die Organiſationsfragen nahm die Bundestagung
Kenntnis von einem Schreiben des
Reichsfinanzmini=
ſters vom 23. Juli, mit dem er jedes Entgegenkommen gegenüber
den ſeit 10 Jahren von den ehemaligen Kriegsgefangenen
verfoch=
tenen Anſprüchen ablehnt. Die Antwort des
Reichsfinanz=
miniſters ſtütze ſich darauf, daß eine geſetzliche Verpflichtung des
Reichs gegenüber den ehemaligen Kriegsgefangenen nicht beſtände
und andererſeits Mittel für eine Entſchädigung aus
Billigkeits=
gründen nicht verfügbar gemacht werden könnten. Demgegenüber
wurde in der Verſammlung darauf hingewieſen, daß das Reich,
das noch im vergangenen Jahr an einem beſſeren internationalen
Kriegsgefangenenrecht mitgearbeitet habe ſich der
morali=
ſchen Pflicht nicht entziehen könne, für die Folgen
eines unzulänglichen Kriegsgefangenenrechts in dem beſcheidenen
Maße, in dem hieraus Anſprüche von den ehemaligen
Kriegs=
gefangenen geltend gemacht würden, einzutreten. Dieſe Pflicht
obliege dem Reich um ſo mehr, als die Reichsvereinigung die
Ueberzeugung habe gewinnen müſſen, daß das Reich ſeine Pflicht,
die Anſprüche der heimgekehrten Kriegsgefangenen gegenüber den
ehemaligen Feindſtaaten energiſch zu vertreten, insbeſondere
in der Frage der engliſchen Sanitätsgebührniſſe, nicht erfüllt
habe. Bei allem Verſtändnis für die Notwendigkeit, mit den
Mit=
teln des Reichs zu ſparen, erſcheine es den Kriegsgefangenen als
des Reichs unwürdig und ſachlich wenig erfolgverſprechend damit
zu beginnen, die geringfügigen Anſprüche der meiſt den ärmſten
Schichten der Bevölkerung angehörigen Kriegsgefangenen
abzu=
lehnen, nachdem die Anſprüche der Beſitzenden, ſoweit ſie auf
Grund der Friedensverträge Schaden gelitten haben, in
großzügi=
ger Weiſe geregelt worden ſeien. Die allezeit ſtaatsbejahende
Einſtellung der ehemaligen Kriegsgefangenen würde hiermit
ſchlecht gelohnt.
Sonder-Angebote
in Schuhen u. Strümpfen
vom 15. bis 25. August
Zum Beispiel:
Schwarze Spangenschuhe gB5
gute solide Ausführung . . . von 2r an
Lack-Spangenschuhe E85
elegante gefällige Modelle - von 2 an
Herren-Halbschuhe in Lack 9.85 —45
in braun 7.85 . . . . in schwarz
Liwera-Strümpfe, gute
Bemberg-Oualität, extra billig 1.9O
Verkaufsstelle
Conrad Tack & Cie., G. m. b. H.
Darmstadt
Ludwigstraße 17
Fernsprecher 2137
Zweifarbiger
Trotteurschuh
Auswahl, Gualität und Preise
der in unseren Schaufenstern ausgestellten Sonder-
Angebote sprechen für sich. Sie sollten nicht
ver-
säumen, im Interesse Ihrer Wirtschaftskasse dieses
Kaufereignis ersten Ranges wahrzunehmen.
Seite 8
Freitag, den 15. Auguſt 1930
Nummer 224
Die Seeamtsverhandlung über die
Flugbootkakaſtrophe von „9. 864‟
Stettin. Am Mittwoch fand vor dem
Stettiner Seeamt die Verhandlung über die
Ka=
taſtrophe des Dornier=Walflugbootes der
Deut=
ſchen Lufthanſa D. 864 ſtatt. Bekanntlich waren
bei dem Unglück am 7. Juli vier Fluggäſte und
ein Mann der Beſatzung ertrunken, während die
anderen zwei Mann der Beſatzung und ein
Flug=
gaſt bei Bornholm vom Segler „Maja” gerettet
wurden. Das Seeamt beſchäftigte ſich mit der
Klarſtellung des Unglücks und vernahm nach der
Verleſung verſchiedener Protokolle die Zeugen.
Von Bedeutung waren die Ausſagen des
ge=
retteten Fluggaſtes Erikſon, die in ſeiner
Hei=
mat protokolliert worden ſind. Er behauptet bei
der Schilderung der Notlandung, daß der
See=
gang ziemlich ſtark war, und daß das Waſſer bis
in die Kabinen hineinſpritzte, während
Flug=
kapitän Kuhring erklärt hat, daß die See
ver=
bältnismäßig ruhig geweſen ſei. Das führte zur
Unterſuchung der Frage, warum Kuhring die
Fluggäſte nicht nach der Notlandung an den
Segler „Maja” oder den die Unfallſtelle
kreuzen=
den Dampfer „Theodor” übergeben habe. Die
Sachverſtändigen hielten es für richtig, daß
Kuh=
ring ſich von der „Maja” ins Schlepptau hat
nehmen laſſen, ſtatt ſich auf eigene Seetüchtigkeit
vertrauend, treiben zu laſſen. Sie betonten aber,
daß ſie anſtelle des Flugkapitäns die Fluggäſte
unbedingt an ein ſeetüchtiges Fahrzeug
über=
geben hätten. Zu der Frage, warum die
Flug=
gäſte nicht den Dampfer „Theodor” übergeben
worden ſeien, erklärte Kuhring, daß er keinen
Anlaß zu Befürchtungen gehabt habe. Er habe
nicht vorausſehen können, daß das Abſchleppen
mit der „Maja, zu der Kataſtrophe hätte führen
können. Das Flugboot ſei erſt nach
zweiſtündi=
gem Schleppen durch eine plötzliche Böe gekentert.
Kurz vorher habe er den Fluggäſten
Schwimm=
weſten gegeben. Nach dem Unglück ſollen die
ſchwimmenden Fluggäſte abgetrieben worden
ſein, obwohl die „Maja alles getan habe, um
ſie aufzunehmen.
Das Seeamtsurteil.
Nach zehnſtündiger Verhandlung und
Bera=
tung verkündet der Vorſitzende des Seeamts
fol=
gendes Urteil: „Der Unfall, der das
Verkehrs=
flugzeug D. 864 der Deutſchen Lufthanſa am
7. Juli 1930 bei Bornholm betroffen hat, iſt in
erſter Linie darauf zurückzuführen, daß das
Flugboot infolge eines Materialfehlers und
Propellerbruchs zur Landung auf See
gezwun=
gen war. Das Kentern des Flugzeugs nach
län=
derem Schwimmen iſt durch Unterſchneiden der
Steuerbordfläche im Seegang herbeigeführt
wor=
den. Der Leitung des Flugbootes trifft kein
Ver=
ſchulden. Die eingeleiteten Rettungsmaßnahmen
waren zweckentſprechend. Die Hilfeleiſtung des
Seglers „Maja” iſt beſonders anzuerkennen.
Eine Belohnung der Beſatzung des Motorſeglers
durch das Reich wird für angemeſſen erachtet.
Die Ausrüſtung des Flugzeugs hinſichtlich der
Rettung war nicht ausreichend.”
In der
Begründung
erklärte der Vorſitzende u. a., daß ſich das
See=
amt zu Beginn mit der Frage beſchäftigt habe,
ob ſeine Zuſtändigkeit gegeben ſei. Maßgebend
hierfür ſei § 4 der Seemannsordnung, der
be=
ſtimmt, daß das Seeamt bei Kauffahrteiſchiffen
zuſtändig iſt. Wie aus den entſprechenden
Reichs=
tagsverhandlungen hervorgehe, wird ein
Unter=
ſchied gemacht nur zwiſchen Kriegsſchiffen und
Handelsſchiffen. Auf Grund der Ausſagen der
Beſatzung des Flugbootes ſei man zu der
Ueber=
zeugung gekommen, daß der Unfall auf
Propeller=
wellenbruch zurückzuführen iſt. Mit Sicherheit
ſei der Bruch nicht feſtzuſtellen geweſen. Was
die Rettungseinrichtungen betreffe, ſo ſeien zwar
Rettungsweſten genügend vorhanden geweſen.
Dagegen habe die Art der Rettungsweſten ſich
nicht ausreichend bewährt.
Schweres Eiſenbahnunglück in Rumänien.
Neun Tote, ſieben Schwerverletzte.
Bukareſt. Ein folgenſchweres
Eiſenbahn=
unglück ereignete ſich am Donnerstag vormittag
auf der Station Seceleanu der Eiſenbahnſtrecke
Conſtanza—Bukareſt. Infolge fehlerhafter
Wei=
chenſtellung wurden die beiden in Seceleanu ſich
kreuzenden Schnellzüge auf dasſelbe Gleis
ge=
leitet und prallten aufeinander. Nach bisher
vor=
liegenden Meldungen hat der Zuſammenſtoß
neun Tote und ſieben Schwerverletzte gefordert.
Eine Lokomotive und ein Wagen wurden
be=
ſchädigt. Hilfszüge mit Arbeitern für die
Frei=
machung der Strecke ſind von hier ausgefahren.
Exploſion in einem Bergwerk in Britiſch=
Kolumbia.
Princeton (Britiſch=Kolumbia). Im
Coal=
mont=Bergwerk ereignete ſich in ſpäter
Nacht=
ſtunde eine ſchwere Exploſion. Von den im
Coalmont=Bergwerk bei Princeton infolge einer
Exploſion verunglückten Bergleuten ſind bisher
drei Leichen geborgen worden. Eingeſchloſſen
ſind noch 40 Bergleute, an deren Rettung
fieber=
haft gearbeitet wird.
Unwetterkataſtrophe von Poggio Reale,
Neapel. Bei der Unwetterkataſtrophe in
Poggio Reale ſind nach den bisherigen
Feſtſtel=
lungen vier Perſonen getötet und 70 verletzt
worden. Die meiſten Opfer ſind beim Einſturz
einer drei Meter hohen und 40 Meter langen
Fabrikmauer zu beklagen geweſen. Die
Feuer=
wehr iſt noch mit Aufräumungsarbeiten
beſchäf=
tigt. Man fürchtet, daß ſich unter den
Trüm=
mern noch weitere Menſchen befinden.
Schiffszuſammenſtoß. — Ueber 70 Perſonen
vermißt.
London. Nach einem hier eingelaufenen
Telegramm ereignete ſich in der Nähe von
Tſingtau ein verhängnisvoller
Schiffszuſammen=
toß. Die beiden chineſiſchen Küſtendampfer
„Tugan” und „Lienſing” kollidierten. Die „
Tu=
gun” wurde ſo ſtark beſchädigt, daß ſie ſank.
70 Paſſagiere und 7 Mann der Beſatzung
wer=
den vermißt. Nähere Einzelheiten fehlen noch,
eiter
bflug 9
I den
Reich und Ausland.
Das Fahrkenprogramm des
„Graf Zeppelin”.
Friedrichshafen. Das Fahrtenprogramm
des „Graf Zeppelin” für die nächſte Zeit iſt
nunmehr fertiggeſtellt worden. Das Programm
ſieht u. a. vor: Am 17. Auguſt Landungsfahrt
nach Kaſſel, am 23. Auguſt Nachtfahrt nach
Ber=
lin, Tagesfahrt über die Oſtmark nach
Königs=
berg, Rückfahrt über die Oſtſee mit Landung in
Berlin (Nachtfahrt), Tagesfahrt Berlin—
Fried=
richshafen, je nach Wetterlage über Deutſch=
Böhmen oder Mitteldeutſchland. Am 31. Auguſt
Landungsfahrt nach Bielefeld. Am 7.
Septem=
ber Landungsfahrt nach Breslau. Vom 9. bis
11. September Landungsfahrt nach Moskau und
zurück. Am 17. September Charterfahrt des
Bayeriſchen Automobilklubs. Am 20. September
Landungsfahrt nach Wien. Am 21. September
Landungsfahrt nach Leipzig. Am 24. September
Charterfahrt des Württembergiſchen Autoklubs.
Am 28. September Landungsfahrt nach
Reichen=
bach i. V. Am 5. Oktober Landungsfahrt nach
Görlitz. Vom 7. bis 12. Oktober Balkanfahrt.
Am 12. Oktober Landungsfahrt nach Breslau.
Am 19. Oktober Landungsfahrt nach Mannheim.
Der größte internationale Jugend=Weltkongreß.
In den mächtigen Ausſtellungshallen zu
Ber=
lin fand die 8. Weltbundtagung des
Jugend=
bundes für entſchiedenes Chriſtentum ſtatt. Es
waren Maſſenverſammlungen von zirka 12000
bis 15 000 Teilnehmern. Am erſten Abend ſchon
waren die Rieſenhallen gefüllt. Am Abend des
7. Auguſt marſchierten in bunter Reihenfolge
33 Vertreter verſchiedener Nationen (von
Ame=
rika allein über 700; von England 300 uſw.),
z. T. in Nationaltracht auf. Jede Gruppe trug
ihre Nationalflagge. Alle Erdteile waren
ver=
treten. Das Sammelthema war: „Der Ruf
Chriſti an die Jugend unſerer Zeit.” — Dieſe
Tagung wurde auch von der Berliner Preſſe in
dankbarer Weiſe ſehr beachtet. Die
verſchieden=
ſten Zeitungen brachten eigene Photoaufnahmen.
Welche Bedeutung (auch im Sinne praktiſcher
Völkerverſöhnung) dieſe Tagung hatte, erhellt
die Tatſache, daß der amerikaniſche Botſchafter in
Berlin perſönlich die Verſammlung einmal
grüßte und Herr Reichspräſident von
Hinden=
burg die drei Hauptführer, Herrn
Weltbundprä=
ſident Dr. Poling, Amerika, Herrn Präſident
Kelly, England, und Herrn Dir. Pfar.
Schür=
mann, Deutſchland, in Audienz empfing. Auch
ſandte Herr Reichspräſident v. Hindenburg dem
Weltbundpräſidenten des Jugendbundes für E.C.
ſein Bild mit eigenhändiger Unterſchrift. Dieſe
Tagung war für alle Teilnehmer ein Erlebnis!
Verhängnisvoller Schnß.
Frankfurt a. M. Am Mittwoch abend
10,45 Uhr wurde der 1911 geborene Schreiner
Otto Schmidt, Stiftſtraße 16 wohnhaft, mit drei
anderen jungen Burſchen von dem Kaufmann
Helmuth Herrmann, Eyſeneck=Straße 20
wohn=
haft, im Garten ſeines Vaters beim
Obſtdieb=
ſtahl betroffen. Herrmann führte die Burſchen
zum Toreingang des Hauſes und wollte die
Po=
lizei benachrichtigen, als er von den Burſchen
bedroht wurde. Herrmann zog ſeinen Revolver,
worauf Schmidt ihm auf die Hand ſchlug, ſo daß
ſich ein Schuß löſte, der den Schmidt in die
Herz=
gegend traf. Schmidt lief noch eine kurze Strecke
davon und brach dann tot zuſammen.
Der Frankfurter Dauerfahrer Schäfer
verunglückt.
Frankfurt a. M. Bei den Radrennen in
Breslau=Grüneiche erlitt der bekannte
Frank=
furter Dauerfahrer Schäfer einen ſchweren Sturz.
Schäfer und der Dauerfahrer Bauer hatten bei
den Dauerrennen, die von faſt 5000 Perſonen
be=
ſucht waren, die erſte Rolle geſpielt. Im letzten
Lauf des Rennens gab es plötzlich einen
Maſſen=
ſturz. Der in Front liegende Schäfer kam
in=
folge Reifenſchadens zu Fall, und über ihn
hin=
weg ſtürzte Bauer und ſein Schrittmacher
Meichs=
ner. Während ſich Meichsner bald wieder
er=
holen konnte, boten die beiden Dauerfahrer einen
ſchrecklichen Anblick. Sie mußten von der Bahn
getragen werden. Der anweſende Arzt ſtellte
Blutergüſſe und zahlreiche ſchwere
Hautabſchür=
fungen feſt.
Deukſchlands jüngſter Lekekkiv.
3000 Mark Belohnung für einen Schület.
Der Gladbecker Schüler Friedrich Buerbaum
erhielt von der Verteilungsſtelle in Düſſeldorf
3000 Mark zugeſprochen, weil er durch ſeine
Be=
obachtungen zur Aufklärung des ſchweren
Bank=
raubes in Gladbeck durch die Brüder Heidger
verholfen hatte. Die Brüder Heidger
unter=
nahmen ſeinerzeit häufige „Probefahrten” in
der Nähe der Reichsbank. Dabei merkte ſich der
Schüler Nummer und Inſaſſen des verdächtigen
Autos. Als der Raubüberfall erfolgt war,
konn=
ten ſeine Angaben tatſächlich zur Ermittlung des
Räuberneſtes in Eſſen dienen,
Der Welkrekord
inker überboken.
Das Rekordflugzeug beim Tanken in der Luft.
In den Kreiſen: Foreſt O’Brine (links) und Dale Jackſon (rechts).
Der Weltrekord im Dauerflug gebrochen.
St. Louis. Die beiden Flieger Jackſon und
Obrine, die bekanntlich ankündigten, mit ihrem
Flugzeug „Greater St. Louis” 1000 Stunden in
der Luft zu bleiben, haben am Mittwoch abend
9 Uhr 52 Min. den Weltdauerrekord der
Ge=
brüder Hunter mit 554 Stunden 41 Min. 30 Sek.
geſchlagen. Die Flieger befinden ſich alſo 23 Tage
3 Stunden und 41 Minuten in der Luft und
haben die Abſicht, 40 Tage zu fliegen. Nach
die=
ſem Rekord fliegen ihnen natürlich auch die
Dollars in reichlichem Maße zu. Eine
Petro=
leumfirma hat den Fliegern für jede weitere
Stunde ſeit Ueberbietung des ſeitherigen
Re=
kords 100 Dollar angeboten, was ſie natürlich
angenommen haben. Wenn Jackſon und Obrine
einigermaßen Glück haben, werden ſie wohl mit
der gleichen Schnelligkeit, mit der ſie fliegen,
Millionäre werden. Phantaſtiſche Zahlen bietet
ein ſolcher Rekord: Ungefähr 44 Millionen
Um=
drehungen hat der Propeller des
Rekordflug=
zeuges ſeit Beginn des Fluges gemacht und
34 000 Meilen hat der Apparat bisher
zurückge=
legt. 22 700 Liter Benzin und rund 1000 Liter
Oel hat der Apparat verbraucht. Die beiden
Flieger haben mitgeteilt, daß ſie ſich der beſten
Geſundheit erfreuen.
Eine Straßenbahn wollke Ankergrundbahn ſpielen.
Drei Kinder vom Blitz erſchlagen.
Holzwickede bei Unna (Weſtfalen). Vier
Kinder, die beim Brombeerenſuchen von einem
Unwetter überraſcht wurden, flüchteten in einen
Steinbruch und ſtellten ſich dort unter einen
Baum. Der Blitz ſchlug in den Baum und traf
die vier Kinder. Drei waren ſofort tot, das
vierte wurde ſchwer verletzt.
Verhaftung eines Eſſener Rechtsanwalts
wegen Unterſchlagung.
Eſſen. Wie die „R.=W. 3.” meldet, iſt der
Eſſener Rechtsanwalt und Notar Dr. Antrop auf
Veranlaſſung der Staatsanwaltſchaft verhaftet
worden. Es werden ihm Unterſchlagungen und
betrügeriſche Manipulationen zur Laſt gelegt,
die anderthalb Millionen Mark betragen ſollen.
Ueber Antrop gingen ſchon ſeit einiger Zeit
Ge=
rüchte um, die im Zuſammenhang mit der
Zah=
lungseinſtellung der Mirma Brune akute Form
annahmen.
Ein ſächſiſcher Induſtrieller verunglückt.
Leipzig. In der Pleiße wurde die Leiche
des Generaldirektors Krotoſchin gefunden.
Ge=
neraldirektor Krotoſchin, ein 71jähriger Mann,
war ein eifriger Kajakfahrer. Er hat am
Diens=
tag abend eine Fahrt unternommen und wurde
ſeitdem vermißt. Er iſt zweifellos das Opfer
eines Unfalls geworden.
„R. 100” zur Heimreiſe geſtartet.
Montreal. Das engliſche Luftſchiff „R.
100” iſt in der Nacht von Mittwoch auf
Don=
nerstag um 3 Uhr 25 Min. zu ſeiner Heimreiſe
nach England aufgeſtiegen.
Zugentgleiſung auf der Iſergebirgsbahn.
Bad Flinsberg. Nach
Blättermeldun=
gen entgleiſte am Dienstag nachmittag kurz vor
dem Bahnhofsgebäude in Ullersdorf im
Iſer=
gebirge der von Bad Flinsberg kommende
Bä=
derzug. Anſcheinend hatte die Maſchine eine
Weiche aufgeſchnitten, ſo daß ſie neben dem
Ge=
leiſe weiterlief, während die Perſonenwagen
noch auf dem Gleiſe blieben. Da der
Lokomotiv=
führer den Zug durch Gegendampf zum Halten
bringen konnte, ſtürzten die Wagen nicht um.
Von den Fahrgäſten kam mit Ausnahme eines
Reiſenden, dem ein Koffer auf den Kopf fiel,
niemand zu Schaden. Der Materialſchaden iſt
jedoch erheblich. Vor allem iſt der ganze
Gleis=
unterbau zerſtört worden, ebenſo das Fahrgeſtell
der erſten beiden Wagen. Die Reiſenden wurden
von Ullersdorf aus mit Poſtomnibuſſen
weiter=
befördert. Die Aufräumungsarbeiten wurden
ſofort aufgenommen. Bereits um 1 Uhr nachts
war es gelungen, die Maſchine wieder auf die
Schienen zu ſetzen. Am Mittwoch früh um 9 Uhr
war das Geleiſe ſoweit in Ordnung, daß der
Verkehr wieder aufgenommen werden konnte.
Juwelenraub am hellichten Tag.
Paris. Am hellichten Tag hat am
Mitt=
woch nachmittag ein Unbekannter in einem
Ju=
weliergeſchäft in der Nähe der Großen Oper aus
dem Schaufenſter ein Paar Diamant=Ohrringe
im Werte von etwa 75 000 Mark geſtohlen. Der
Dieb hatte ſich Schmuckſachen vorlegen laſſen, die
der Verkäufer aus dem Schaufenſter holte, und
beging dabei in einem unbewachten Augenblick
den Diebſtahl.
Die Straßenbahn im Untergrundbahnſchacht.
Dieſe Straßenbahn brach in Long Island City (U. S.A.) in die Ausſchachtung für die
Untergrund=
bahn ein, als ſie in ſchneller Fahrt eine Kurve nahm. Zum Glück wurde niemand ernſtlich verletzt.
Nummer 224
Freitag, den 15. Auguſt 1930
Seite 9
Deutſche Sportflieger in Island.
Rit 40 P5 über den nördlichen Aklankik. — Verſagende Rauchbomben. — Keine Landungsſignale, aber heiße
Auellen. — Tips für Grönland. — Warum kein Weiterflug nach Chicago?
Von Kurt Siemers, Reykjapik.
In der Junkermaſchine, die nun als Verkehrsflugzeug oben
m hohen Norden den isländiſchen Namen „Sulan” trägt, war
h 700 Km. über Fjorde und Lavaberge am wolkenumwallten
bletſcherhaupt des Snaefell vorüber bis Jſafjord getrudelt,
nonchmal ſo hoch, daß die Wolken in weißen Geiſterkarawanen
mter uns hinjagten, manchmal nicht mehr als ein Meter über
ſein Waſſer, ſo daß die Möwen uns ſchimpfend umkreiſten, und
ſie Flügelſpitzen des „Sulan” faſt die Fjordwände ſtreiften.
Wenn die beiden Deutſchen heute in Kirtwall ſtarteten, ſo
bnnte es wohl geraten, daß ſie uns mit ihrem 40 PS=Maſchinchen
rreichten. Die Telegramme von Kirkwall hatten ſchon geſtern
lbflug gemeldet, und wir konnten etwas in Songe ſein, ob ſie
vohl den von den deutſchen Mitarbeitern der Flugfjelag Islands
ungegebenen Landeplatz richtig anſteuern würden.
Als Flugkapitän Neumann — übrigens ein Hamburger —
ſie Maſchine mit ſeiner gewohnten Ruhe im Hafen von Reykjavik
ufs Waſſer geſetzt hatte, hieß es von allen Seiten: Die deutſchen
(merikaflioger Hirth=Weller werden im Südland erwartet.
Raus aus der Kiſte! — 50 Kilometer Auto ſind bei
islän=
iſchen Geländeverhältniſſen nicht in einer Stunde zu bewältigen.
draußen ſuchen einige Leute den Horizont ab. Endlich gegen
30 Uhr abends ein Pünktchen hinter der eiſengrauen See. Eine
Nöwe?. Nein, eine Möwe fliegt anders. Die deutſchen
Amerika=
flieger. Sie kommen aus der Gegend der Gryla, der heißen
Auellen, von Reykjanes herüber.
Das Maſchinchen fliegt ſehr niedrig. Leuchtkugel, Raketen.
ie auf dem Rollfeld eines Flughafens ſetzt die Maſchine auf
und ſteht nach 60 Metern. Keiner der fatalen Erdhügel auf
ſslands Wieſen hat hier die Landung geſtört.
Zwei Leute ſteigen etwas ſteifbeinig und verfroren aus der
eiſte: Hirth, der Flieger, Weller, der Begleiter, mit
Baskenmütz=
mn und Intelligenzbrille. Beide pomadig das Gelände muſternd,
ſie Menſchen, die auf ſie zukommen. Divektor Walter von der
„Fländiſchen Fluggeſellſchaft, ſelbſt alter deutſcher Militärflieger,
dar in echter Fliegerkameradſchaft alles getan, was er hier mit
leſchränkten Mitteln tun konnte. Außer ihm noch ein paar Deutſche,
ine isländiſche Familie, die mit der ganzen Gaſtlichkeit ihres
andes alles, was hier herumſteht, ohne weitere Umſtände zum
endeſſen in ihr nahes Häuschen lädt.
Ein brechend voller Tiſch, ſogar in Island ſeltenes Gemüſe
ind Skyr, die Nationalſpeiſe. Die beiden werden endlich munter
ind packen aus: Abflug von Berlin under hochnotpeinlicher
Be=
ragung durch die Flughafenpolizei. Auskunft: wir wollen eine
lederjacke aus Köln holen, die wir in Kaſſel vergeſſen hatten.
Dann über den Harz, wo dicke Luft iſt, an Holzminden vorbei,
ſie Schlote des Wuppertals bleiben in der Ferne, der Kölner
2om bleibt in den Rheinnebeln ſtecken, in Belgien vegengraue
andſchaft, Frankreich, der Kanal, Croyden, ſchottiſche
Gaſtlich=
eit, ſchottiſcher Whisky und ſchottiſche Witze. In England
herz=
che Aufnahme und größtes Entgegenkommen, während die
Grön=
urd=Beſtryrelſe im Kopenhagen alle möglichen Schwierigkeiten
nrichte.
Von Kirkwall aus mußte Island in dem ſchmalen Winkel
on nur 23 Grad angeſteuert werden. 12 Stunden war die kleine
1753 mit ihren 110 Stundenkilometem unterwegs. Von
wei=
m wurden die Färöer geſichtet. Schließlich glaubte man in
Nebel und Wolken zu kommen; wo ſich die beiden auf eine
„Waſchküche” an Undurchſichtigkeit gefaßt machten, ſchälte ſich aber
Island aus dem Dunſt. Was die beiden Luftkolumbuſſe mit
einem heftigen Seufzer der Erleichterung begrüßten. Die
mit=
geführten Rauchbomben hatten völlig verſagt, dank der
hane=
büchenen Schluderei der liefernden Firma. So flog man 10
Meter über der See, ohne die Windrichtung und Stärke
einwand=
frei feſtſtellen zu können. Aber Wolfram Hirth als alter
Segel=
flieger wußte Rat; er ſcheuchte ein paar Möwen aus dem Waſſer
auf und ſtellte aus ihrem Flug die Windverhältniſſe feſt.
So trudelten ſie langſam über das Land, fanden die
Glet=
ſcher aus der Nähe reichlich ſchmutzig und ſuchten nach dem
Lan=
dungsplatz. Da, in der Ferne Rauchſignale. Weiße
Dampf=
ſtreifen? Ja Kuchen, heiße Quellen, die unſere beiden
Kanu=
fahrer des Aethers täuſchen. Wenn die Gryla noch gerade um
die Zeit ihre Rauchſäule geſpuckt hätte, wären ſie vielleicht noch
mehr düpiert worden.
Aber unten geht ein Menſch: Kaldadernes! — brüllen wir
aus 10 Meter herunter, der Mann verſteht und weiſt die
Rich=
tung, jenſeits der Oelfuſau. Auf den ungedüngten Wieſen zu
landen, das wäre gleichbedeutend mit Bruch, das haben die
bei=
den aus 10 Metern inzwiſchen aus geſehen. Aber da leuchtet ein
weißes Kreuz, Raketen puffen, Menſchen winken, — Landung
auf der Edda=Inſel. Bald iſt auch der deutſche Generalkonſul,
Geſandſchaftsrat Schillinger, mir dem isländiſchen
Althingspräſi=
denten zur Stelle. Die beiden Herren, auf einer Autotour
be=
griffen, haben die Maſchine geſichtet und ſind querfeldein zur
Hilfeleiſtung hinterhergefahren. Isländer und Deutſche
emp=
fangen die beiden „Lufttouriſten” mit gleicher Herzlichkeit und
Bewunderung. Mit einer ſchweren Maſchine über den Atlantik
zu zwitſchern, das iſt kein allzugroßes Kunſtſtück. Dieſe beiden
haben aus eigenen deſcheidenen Mitteln den Flug vorbereitet und
gezeigt, was eine kleine deutſche Sportmaſchine zu leiſten
im=
ſtande iſt. Natürlich gehört ebenſo ein nicht nur ſportlich
in=
tereſſierter, ſondern auch ein erfahrener und navigatoriſch
voll=
kommen ſicherer Mann am Steuer dazu. Hirth iſt ein Flieger
ohne Nerven, alles andere als ein tollkühner Wagehals. Er
berechnet alle Möglichkeiten und läßt die Hände davon, wen er
unbekannte Größen in ſeine Kalkulationen einſetzen ſoll. Daß er
bei einem Motorradunfall vor einigen Jahren ein Bein
ver=
loren hat, daß behindert ihn nicht weiter.
Während wir am nächſten Tage durch die Stadt bummeln,
zum Althingsgebäude, zum Ingolfsdenkmal, zum Einar Jonſſon=
Muſeum, beſchäftigt ihn die Frage: Wie ſind die
Landeverhält=
niſſe für Grönland? Im übrigen möchte er wieder einmal
aus=
ſchlafen. Im Hotel wird er aus der Ruhe hochgeklingelt. Ein
ſchwäbiſcher Landsmann aus Stuttgart ruft an und ſtellt ſich
telephoniſch vor. „Es mag ſei, daß wir uns in Cannſtatt als
Buwe gehaun haben”, ſchwäbelt er ins Telephon hinein und
knobelt aus, daß man die Wollſachen, die man hier für
Grön=
land kaufen will, des beſſeren Wärmens wegen mit
Zeitungs=
papier ausſtopfen könnte.
Tips für Grönland? Mir fällt ein, daß draußen in der
neuen Sendeſtation ein Telefunkenmann ſitzt, der 2 Jahre in
Grönland gearbeitet hat. Das iſt der Mann für Hirth aber
die Auskunft iſt ungünſtig. Mit einem Landflugzeug in
Juliane=
haab kaum etwas zu machen. Kurzer Kriegsrat: der Weiterflug
nach Grönland und Chicago wird abgeblaſen. Hirth iſt nicht für
Hazardſpiele. Die fliegeriſche Leiſtung ſteht feſt: mit einer kleinen
ofſenen Sportmaſchine von Berlin nach Island zu fliegen, das
macht nicht jeder nach. Für die künftige Durchführung eines
ſolchen Fluges brauchte man ein Amphibium, mit Rädern und
Kufen.
Unten ſitzen wir in der Hotelhalle und knobeln die
Möglich=
keiten aus, während nebenan die Island=Amerikaner mit vielen
Reden und alkoholfreien Toaſten feiern. Betont geſchminkte und
ausgeſchnittene Girls luchſen im Vorbeigehen herüber. Muſik
weht gedämpft vorüber . . . Hirth wird an Bord des
Amerika=
dampfers für die heute weggefeierten Island=Amerikaner ſeine
Maſchine verfrachten und dort ſeine Segelfliegerei zeigen.
Der kleine Weller, berliniſierter Münchener, Volontär in
Maffeys Lokomotivenfabrik, Monteur bei Udet, Sportiournaliſt,
rechnet und kalkuliert, ſchmiedet neue Pläne und ſieht ſich in der
neuen Umgebung um, in die er aus den Wolken herabgefallen iſt.
Draußen ſehe ich zum erſten Male ſeit 2 Monaten wieder
Laternen brennen, denn die Abende under dem Polarkreis werden
dunkler ..
35. Preußiſch-Süddeutſche Klaſienlokkerie.
4. Tag, 5. Klaſſe. In der VormittagsZiehung fielen:
2 Gewinne zu je 10 000 Mark auf Nr. 176 686; 6 Gewinne zu je
3000 Mark auf Nr. 68 634 162 255 315 728: 22 Gewinne zu je 2000
Mark auf Nr. 40 532 48 364 66 899 71 584 104 041 241 989 280 305
291 370 298 920 312 806 397 431: 32 Gewinne zu je 1000 Mark auf
Nr. 1213 71 334 111569 112811 113 622 116 904 191943 232 019
250 859 254 562 276 717 296 358 345 529 349 030 373 042 376 628:
ferner 64 Gewinne zu je 500 Mark und 234 Gewinne zu je 300
Mark. — In der Nachmittags=Ziehung fielen: 4 Gewinne
zu je 10 000 Mark auf Nr. 70 220 343 739; 2 Gewinne zu je 5000
Mark auf Nr. 179 268: 12 Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr.
14274 65 349 221 681 312870 329 054 333 850; 50 Gewinne zu je
1000 Mark auf Nr. 2326 7344 57 399 59 923 70 042 82115 96 338
128 888 135 907 146 473 161 136 171 199 200 376 289 404 293 879
298 947 305 399 309 671 320 355 334 526 336 992 356 938 372 186
376 852 376976; ferner 78 Gewinne zu je 500 Mark und 174
Ge=
winne zu je 300 Mark. — Im Gewinnrade verblieben:
2 Prämien zu je 500 000 Mark. 2 Gewinne zu je 500 000 Mark,
2 Gewinne zu je 300 000 Mark. 2 Gewinne zu je 200 000 Mark,
2 Gewinne zu je 100 000 Mark, 2 Gewinne zu je 75 000 Mark,
4 Gewinne zu je 50 000 Mark. 10 Gewinne zu je 25 000 Mark,
78 Gewinne zu je 10 000 Mark, 148 Gewinne zu je 5000 Mark,
402 Gewinne zu je 3000 Mark, 678 Gewinne zu je 2000 Mark.
1838 Gewinne zu je 1000 Mark, 3308 Gewinne zu je 500 Mark
und 10 366 Gewinne zu je 300 Mark.
Geſchäftliches.
Die Spöhrerſche Höhere Handelsſchule in Calw beginnt ihr
Winter=
ſemeſter für die Handelsabteilung und die 9klaſſige Realſchule am 14.
Oktober. Die Schule veranſtaltet vom 1. bis zum 7. September einen
Ferienkurſus zur zeitgemäßen Weiterbildung des praktiſch tätigen
Kaufmanns. Die Vorträge geben den Kaufleuten und ihren Angeſtellten
die ſelten gebotene Gelegenheit, mit der neuzeitlichen Betriebsführung,
der neueſten Steuergeſetzgebung und Nechtſprechung vertraut zu werden.
Der Septemberkurſus findet in der Aula der Schule ſtatt. Folgende
Vortragsreihen ſind vorgeſehen: Die moderne Betriebsführung, die
neu=
zeitliche Selbſtkoſtenrechnung. Einführung in die
Durchſchreibebuchhal=
tung, wichtige Steuerfragen, kaufmänniſche und Steuerbilanzen, die
neuzeitliche Reklame des Kaufmanns, volks= und weltwirtſchaftliche
Wandlungen. Die Kurſusteilnehmer können für die Septemberwoche
im Schüler= oder Töchterheim der Schule untergebracht werden.
Urteil über Leupin=Creme.
Herr Dipl.=Ing. P., Bremen, ſchreibt:
in Erfurt kaufte
ich mir Ihre Leunin=Creme die innerhalb 4 Tagen eine an
Wun=
der grenzende Heilung bewirkte. Heute, nach 7tägiger Anwendung,
ſind die ſtark näſſenden und teilweiſe dick verkruſteten Wunden
verſchwunden. Ich bin überzeugt, daß der Heilerfolg durchgreifend
und beſtändig ſein wird.
und billigere Kilometer, das bietet Ihnen DAPOLIN.:
Hohe Qualität und — was heute den Ausschlag gibt —
größte Wirtschaftlichkeit verbürgt
(TV.10393
Führend in Qualität. Führend im Absatz. Führend im Kundendienst.
DEUTSCH-AMERIKANISCHE PETROLEUM-GESELLSCHAFT
Seite 10
Freſtag, den 15. Zuguft 1930
Dammer 22
Heute letzter Tag!
Das prachtvolle Werk von
Long Fellow, das als Buch
u. Theaterstück begeisternde
Wirkung ausübte.
Boieles der ii0
Mangckau
Begie: Edwin Carewe.
Die Geschichte einer großen
Liebe.
Eine Hymne an die Liebe,
Schönheit und Trene der Frau.
Daxu
das bunte und
aktuelle Beiprogramm
Heute Freitag
die große Tonfilm-Premiere!
Ein neuer Tauber-Tonfilm!
Eine entzückende, gesanglich auf höchster Stufe
stehende Tonfilm-Operette voller Schmiß u. Charme.
Ein Film mit allen erdenklichen netten Zutaten,
wie ihn das Publikum sehen und hören will.
Heutz letzter Tag!
Beginn 3½ Uhr.
Das lockende Ziel
Der Aufstieg eines gottbegnadeten Sängers.
Ein 100 ,iger Gesangs- und Sprechfilm, der die
höchsten Ip- und Auslands-Leistungen überflägelt.
Regie: Max Reichmann.
Lieder: Fritz Rotter.
Musik: Panl Dessau.
Personen der Handlung: (F.12418
Rlchard Tauber, Sophie Pagay, Oscar Sima,
Lncie Englisch, Maria Elmer, Karl Elzer.
Anfangszeiten: 3.30, 5.45, 8.15 Uhr.
Die Romantik der russischen
Steppe, mit ihren Kosaken und
wilden Reitern.
John Gilbert
Koualen
Regie: George HilI.
Nach einer Norelle von
Leo Tolstoj.
In den Hauptrollen:
Lukaschka . . . . John Gilbert
Marianke .. . Renée Adorée
Fürst Olemin . . . Mils Asther
Daxn
das bunte —nd
aktuelle Beiprogrsmm
Begi 3½ Uhr.
Anf
Ahauas
Telephon 4 (ss4a) Seeheim, Bergstrade
Jed. Dienstag Eesellschafteabend
Rennen
Frankfurt a. M.=Niederrad
Sonntag, den 17. Augnſt, nachm. 3 Uhr
7. Rennen u. A.;
Berloſungsrennen
Jeder Beſucher erhält ein Freilos. Gewinn
das ſiegende Pferd oder 1000 ℳ netto in bar.
(1V.6362
Eintrittspreiſe von 1.,5 an.
Gk. 3 Zimmer
(beſchlagn.=frei) m.
Küche, Bad u. Zub.
zum 1. Okt. zu vm.
Anz. Samstag 10-12
Bismarckſtr. 57, I. *
Forſtmeiſterpl. 5, kI.
leere Stube 3ℳ pr
(*fs
Woche.
O
Gr. Lagerräume
Büros und
Keller=
räume, Autohalle
u. Einfahrt z. vm.*
Eliſabethenſtr. 52,I.
Luftkurort Kortelshütte
bei Hirſchhorn am Neckar (11697b
Gaſthaus zum Lamm
Autoverbindung nach Hirſchhorn u.
Beer=
felden Neue Fremdenz mit fließ.Waſſer u
herrl Fernſicht. Gute Verpfleg.
Penſions=
preis 4.20 . — Telephon Rothenburg ?
Besitzer : Gg. Wilh, Emmerich.
Oppenheim a. Rh. H.-Kl. 2.30
Sonntagskar te
Bester Aufenthalt
Hotel Casine t. Touristen,
Auto=
in Mitte der Stadt mobilisten u.
Ver-
eine. Große Säle / Moderne Musikanlage
Fremdenzimmer /Autounterkunft /
Restau-
rant / Weinstube / Café. Telefon 291
10734a
Maria Krieger.
Luftkurort
Ereienseen
Von Wald umgeben, 400 m ü. M. Schöne
Zimmer mit fließendem Waſſer. — Bei
4 Mahlzeiten, ſehr gute Verpflegung, 6
Perſon 4 Mark. (12404b
Karl Kratz, Metzgermelster
Frelenseen, Kr. Schotten (Vogelsberg)
Thermalbad Wildbad i. Schwld.
Kurgartenhotel
Besitzer Gg. Diefenbach (früh.Auerbach)
Pensionsprels 6.50—9 Mk.
im April bis Juni und im September
nach Uebereinkunft. (V 5310
Bitte den Pensionsprospekt z. verlangen.
Die für heute nachm. 4 Uhr in der
Darmſtr. 27 angeſetzte Verſteigerung
findet nicht ſtatt.
(12446
Darmſtadt, den 15. Ang. 1930.
Scharmann
Stellvertr. des Ger.=Vollz. Portner.
Ardie
faſt neu, billig zu
verkaufen.
Kahlert=
ſtraße 12.
Riein=Autd
bis 5 PS, in gutem
Zuſtande zu kaufen
geſucht.
Bauer, Rheinſtr. 22,
HANOHAd
Dabriolet
3/16 Ps, Vierzhlind.
wie neu, weir unter
(12445b
Preis.
MÜLLER & OBER
Rheinſtraße 39,
Kirchſtr. 21, III. r.,
gut möbl. Zim. z. v.
(*mto)
Vornehm möblierte
Zimmer
ſof. beziehb. (10379a
Hügelſtr. 15, Laden.
Wienerſtr. 52, 2möb.
Z.m.el. L. z. vm. (*mf
Taunusſtr. 39, Michel,
gt. möbl. Schlafzim.
r. 2 Bett., el. L. u.
Küche, all. ſepar., zu
Sdfs
vermieten.
Kaſinoſtr. 7, II.,
möbl. Zim. (25 Mk.)
zu vermieten. *d
Aliceſtraße 8, I.
möb. Zim. m. Penſ.
(12344b)
Reſtaurant Bender
Freitag und Samsiag
Schlachtfeſt
Samstag und Sonniag
Konzert
ausgeführt von Künfklern des StadtOrcheſters
„ZUM DATTERICHS
Täglich KONZERT
Hiesstr. 27 (schmale Klesstraße) Sonntags ikl, 4-7 L. Ei2 Ur
Gut bürgerlicher Mittagstisch von 80 J an. (12074a
8
Kara
Mrttn
Bremen
NORDDEUTSCHER LLO)D BREMEN
Erbacherſtr. 5,
frdl. möb. 3
Hts.I.
z. v.
Müllerſtr. 35. Stb.
St., gut möbl.
Zimmer z. vm.
Landwehrſtr. 43, I., Ik
gut möbl. Zim. m.
I. L. z. vm. 25 ℳ.*
Grafenſtr. 4, pt.
(Mittelb.) möb. 3.
mit ſep. Eing. an
ruh. Herrn z. vm.*
Neckarſtr. 4,
Garten=
haus r., II., 2 frdl.
möbl. Z. mit el. L.
ſofort zu vermiet.
Aelt. Herr k. möbl.
Zim. m. vollſt.
Ver=
oflegung erhalten.
Angeb. unter L. 10
an die Geſchäftsſt.*
Friedrichſtr. 15. pt.,
möbl. hübſch. Zimm.
zu vermieten:
Spöhrersche
Calw würt.
Höhere Handelsschule
Schwarzwald
Privatschule mit Schdler- und Töchterheim, Handelsklassen, Austerkontor
Realschnle: Sexta bis Abltur, Ausländerklassen, bietet alle Vorzüge eines mustergültig
geleiteten Internatz. Semesterbeginn: 14. Okt. Septemberkurs: 1. bis 7. September,
Warenabgabe nur nn Mitglieden
Für unſere werten Mitglieder:
Stück Mk. 0.09
neue holl. Vollheringe .
Stück Mr. 0.08
neue große Salzgurken
10 Pfd. Mk. 0.55
neue Kartoffel
neue Zwiebel
Pfd. Mk. 0.10
Pfd. Mk. 0.18
neues Sauerkraut.
täglich friſche Tomaten — Bananen — Eier
ff. Dörrfleiſch, mager (Delikateßbanchſpeck) . . Pfd. Mk. 1.60
Ltr. Mk. O.22
Ia Speiſe=Eſſig
Ia Weineſſig
Ltr. Mk. 0,48
Mk. 2.25 und M2. 1.00
Citrovin=Eſſig.
Einmachgewürz in Btl., Lorbeerlaub, Nelken, Senfkörner,
Konſervengläſer, Geleegläſer, Bindehafen, Einmachtöpfe
ff. 192der Weißwein in 5 Ltr. Korbflaſchen p. Ltr. 85 Pfg. v. Fl.
aus den Bigarren, Zigaretten= und Tabakfabriken der
Sroßein=
kaufsgeſellſchaft deutſcher Konſumvereine Hamburg.
die hocharomatiſchen, milden Ziggretten
Phantis ud Reptun 4 Pfg., Kiſil St. 5 Pfg., Gaſtalde St. 6 Pfg.
fſ. EEK Zigarren, Zigarillos, Tabake, Krüll= n. Feinſchnitte
in reicher Auswahl.
Karkftr. 42, Tel. 4481
ans unſeren sleiſchabgabeftetten Karkſtr. 115, Tel 4843
Eſchollbrückerſtr. 25, Tel. 93
ff. Ochſenfleiſch mit nur 100 gr Knochenbeilage . Pfd. Mk. 1.18
ff. Schweinefleiſch z. Brat., 100 g Knochenbeilage Pfd. Mk. 1.25
ff. Kalbfleiſch
.. . . . . Pfd. Mk. 1.30 md 1.20
la Friſchwurſt, Dauerwurſt, Schinken, Doſenwürſtchen
Ans unſerer modernen Großbäckerei:
ff. Milchbrötchen, Waſſerbrötchen, Zwieback, Obſthuchen,
Natronkuchen, Streußelkuchen, Roggenbrot, Miſchhrot,
Schrotbrot, Weißbrot.
5, Räckvergätung auf alle Baren und auf die volle Ginkanfsfumme.
Dieſes Jahr gelangen an unſere Mitglieder Mk. 180 547.—
Rück=
vergütung zur Auszahlung.
Die Mitgliedſchaft kann von jedermann koſtenlos erworben werden.
Auskunft erteilt das Verkaufsperſonal. (12443
Nichtmitglieder machen ſich und ihre Anſtifter durch Einkauf in mſeren Verteilugsſtellen noch
§ 152 des Genoſſencchaftsgeſegzes ſtrafdar. — Soweit wir Nichtmitglieder beim Einkaufin
unſeren Verteilungsſellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Poliyei jur Hrgeige bringen.
Rheinſtraße 75
gut möbl. Zim. mit
v. ohne Penſ. zu v.
(12343b)
Luiſenſtr. 6, III. m.
.el. —, ſof. z. v.*
Einf. Schlafſt. z
Ludwigſtr. 18, III.
Schuchardſtr. 11, I.
gut mob. Zim. z. v.*
Landwehrſtr. 19¾4,p.
ſch. möbl. Zim., ſep.
Eing., elekt. L.,
un=
geniert, ſof. z. vm.*
Eliſabethenſtr. 28
(Gaydoul)
gut möbl. Zimmer,
el. Licht, 2 Bett.. a.
1. Sept z. verm.
Wanderer=
Kardan
faſt neu, billig zu
verkaufen
Kahlertſtraße 12
Wohn.-Tauſch.
4=Zimmer=Wohng.
und Werkſtätte
zu verm., ev. gegen
kleinere Wohng zu
tauſchen — Näh.
Beſſungerſtr. 90.
(B.12433)
Eliſabethenſtr. 28
(Gaydoul)
einf. Zimmer ſofort
zu vermieten. (*
Saalbauſtr. 78, p.
möb. Zim. ſof. z. v.
Wendelſtadtſtr. 36, II
möbl. Zim. preisw.
zu vermieten
3Zimmerwohn.
ſchöne Manſ., billige
Miete, unt. Heinrich
ſtraße geg. 4—5Zim.=
Wohng. zu tauſchen
eſ. Ang. unt. L 6 an
die Geſchäftsſt.
Ohlyſtraße 71, pt.
3 große, ſchön möbl.
Zimmer m. Balkon
einzeln oder
zuſam=
men zu verm. Elek.
Licht, Klavier. Evt.
Küchenbenutzung.
Rheinſtr. 28, Mtb. I
(lk.) möb. Zim. m.
el. Licht zu verm.
Liebfrauenſtr. 37, I.r.
großes Zim. mobl.
od. leer zu verm (*
Schön möb.
Wohn=
u. Schlafz. an 2 H.,
ev. auch an Ehep.
ohne Kinder, ſofort
zu vermiet. Näh. (*
Schloßgartenſtr. 9½.
Sonndagsnachmiddags. Bedrachdunge in Heſſe=Darmſtädter Mundart
von Bienche Bimbernell. Mit luftigen Zeichnungen von Hartmuth Pfeil.
Herausgegeben von Robert Schneider.
1.—5. Tanſenz. 96 Seiten in 8. Pappband: RM. Z.—,
Die Frankfurter Zeitung rühmt Nobert Schneiders
Geradezu ſouveräne Handhabung
der Mundart, die ja auch in Frankfurt
und darüber hinaus verſtanden wird.
L. C. Wiitich Verlag / Darmſiadt.
12146a
I
Hügelftr. 6
i. Zentr.) gut möb.
Zim. el. L. Tel.=
Ben. z. vm. Beſicht.
10—3 u. ab 7 U.
2 möbl. ſchone
Hiinier
in gutem Hauſe,
völlig ſeparat, elekt.
Licht. Dampfheizg.
und eig. W.=C., per
ſofort zu vermieten
Rheinſtr. 46, pt.
(12420)
r18, II. r.
frdl.mb. 3.*
Wendelſtadtſtr. 26,II
gut möbl. Zim. mit
el. Licht u.
Schreib=
tiſch z. verm (*fs
möb
deſe
3.
Penſ.
Tannnsſtr. 45, I, m.
3. m. el. L. z. v.
Kiesſtraße 71. I.
gut möbl. Zim. m.
elek. Licht z. vm. C
Liebigſtr. 8, II., gut
möbl. Zim. zu vm.*
Mählſtr. 37 gr, ſep.
Zim. m. 2 Bett., el
Licht, m. Küchenben.
zu vermieten.
2 Morgen gutes
Hiefehfeid
zu pachten geſucht
Angeb. under
an die Geſchäftsä.
Geichaftesauo n Henttauf
mit 2 freien Läden
Friedenswert 125 000 Mark
Mieteingang 9500
bei einer Anzahlung von ca. 25000 Mark
zu verkaufen. Angebote unter L. 14 an
die Geſchäftsſtelle. 12437
4—5-Zim.-Haus
mit Garten in gut.
Lage Darmſtadts o.
Vorort bis Winter
bezugsfrei, zu kauf.
geſ. Ang. m. Zahl.=
Bed. u. K.113 Gſch.*
2 od. 36t. Haus
mit beziehb. Wohng.
zu kaufen geſucht.
Genaue
Beſchrei=
bung und äußerſter
Verkaufspreis iſt
an=
zugeben unter L. 21
an die Geſchäftsftelle
dieſes Blattes.
Kl. Lagerranm
od. trockener Keller
(für Lebensmittel
geeign.) z. 1. Sept.
geſucht. Ang. m. Pr.
u. L. 2 Geſchſt.
oder früher geſucht.
Ang. wit Preis u.
Z. 3a L Geſd.
2 Zimmer
od. 1 gr. leer. Zim
mit Küche (auch
Manſarde) f 1. 9
Geſucht ab 17. d. M.
auf 5 Tage 2 m
Zim. mit 4 Bett!e
Preisangeb. unter
K. 117 a d. Geſch.
(Dauer=
Ak.-5ng. mieter
fucht f. 1. 9. 30 2Zmm.
Wohn= und
Schlaf=
zimmer). Angeb. mit
Preis n. Lage unter
L. 20 Geſchäftsſt.
Jg. Ehep, I. p. 1. 10.
2 möbl. 3. m. Kü.=
Benutz. Ang. m. Pr.
u. K. 119 Gſch. (*fg
Frdl. möbl. Zimm.
(30—35 ℳ). mögl.
ſev. (Nähe Theater
bvorzugt) ab 20. d.
Mts. v. jg.
Schau=
ſpieler geſucht. Ang.
unt. L. 12 Gſchſt. (*
Mittag= und
Abendtiſch
von 50 bis 25 Pig
vegetariiche und)
Fleiſchküche. (23½
Reform=Reſtaurant
Alexanderſtr 4 I.
Nummer 224
Freitag, den 15. Augnſt 1930
Seite II
Spotn, Spier und" Tar nen.
Hanooatl.
11. Rhön=Segelflug=Wekkbewerb 1930.
Die deutſchen Handball=Länderſpiele.
Bei dem Handball=Länderkampf zwiſchen Deutſchland
und Oeſterreich, der für den 14. September nach Darmſtadt
angeſetzt worden iſt, hat ſich jetzt eine Terminänderung als
not=
wendig erwieſen, und zwar wird dieſes Ländertreffen acht Tage
ſpäter, alſo am 2 1. September, jetzt definitiv in Darmſtadt
ausgetragen werden.
In dem Handball=Länderſpiel, das Deutſchland am
31. Auguſt in Freiburg gegen die Schweiz liefert, wird ſich die
deutſche Mannſchaft in der Hauptſache aus den Spielern von
Sportverein 98 Darmſtadt und Polizeiſportverein Darmſtadt
zu=
ſammenſetzen.
Sp. V. 98 Darmſtadt — T. V. Frieſenheim.
Die Handball=Abteilung des Sportvereins Darmſtadt 1898
eröff=
ner die neue Spielzeit am Samstag nachmittag mit einem Spiel in
Lud=
wigshafen gegen den dortigen Turnverein Frieſenheim. Bekanntlich
ſtellt die Frieſenheimer Elf ſtärkſte Turnerklaſſe dar, was ohne weiteres
daraus hervorgeht, daß dieſe Mannſchaft in den beiden letzten Jahren
ſtets die Würde eines Deutſchen Turnerhandballmeiſters errungen hat.
Der Turnermeiſter wird wohl bei dem bevorſtehenden Spiel mit aller
Macht beſtrebt ſein, gegen die Mannſchaft des Süddeutſchen Meiſters
aus dem anderen Lager zum Sieg zu kommen. Wir hoffen aber, daß
ſich die Darmſtädter Elf in dem erſten Spiel der neuen Saiſon gut
zu=
ſammenfindet und gegen den ſpielſtarken Gegner ein gutes Reſultat
erzielt.
Am kommenden Sonntag tritt dann die Ligaerſatzmannſchaft mit
einem Spiel gegen die Reſerveelf der Sportvereinigung Arheilgen auf
den Plan. Die Jugendhandballabteilung eröffnet ebenfalls die neue
Saiſon, und zwar mit drei Spielen der 1., 2. und 3. Jugendmannſchaft.
Polizeiſporkverein Darmſtadt.
Der erſte Sonntag nach der Sperre ſieht alle
Handballmannſchaf=
ten des Polizeiſportvereins auf dem Plan. Die Ligamannſchaft
ge=
nügt einer alten Spielverpflichtung gegen „Phönix” Kaiſerslautern in
Kaiſerslautern. Die Ligaerſatzmannſchaft beteiligt ſich an dem
Hand=
ballpokalturnier der Merk=Handballabteilung. Die beiden
Jugend=
mannſchaften meſſen gegen Fußballſportverein Frankfurt in Frankfurt
ihre Kräfte. Die erſte Schülermannſchaft ſpielt hier gegen eine
Schülermannſchaft des Sportvereins Weiterſtadt. Spielbeginn 11 Uhr.
Die Damen begeben ſich zu den Sportfreunden nach Mainz.
Handball=Pokalturnier der Sportabteilung Merck Darmſtadt.
Als Auftakt zur kommenden Spielſaiſon veranſtaltet die S. K.M.D.
am kommenden Sonntag ein Handball=Pokalturnier, zu dem bereits
feſte Zuſagen vom Polizeiſportverein Darmſtadt, der
Sportvereini=
gung Arheilgen und Eintracht Darmſtadt vorliegen. Den
Handball=
kämpfen gehen am Samstaa, nachm. 5 Uhr, auf dem Merck=Sportplatz
an der Maulbeer=Allee leichtathletiſche Vereinswettkämpfe voraus. Am
Sonntag vorm. ab halb 10 Uhr finden dann die zwei Vorſpiele zwiſchen
den bis jetzt feſtſtehenden vier Handballmannſchaften ſtatt.
Nachmit=
tags 3 Uhr kämpfen die beiden unterlegenen Mannſchaften um den
3. und 4. Platz; hierauf beginnt das Endſviel der beiden
Vormittags=
ſieger um den zur Verfügung ſtehenden Pokal bzw. um den zweiten
Platz. Außer dem Pokal, der nach dreimaligem, ununterbrochenem
Sieg endgültig in den Beſitz des betreffenden Gewinners übergeht,
gelangen an die übrigen Teilnehmer Erinnerungsplaketten zur
Ver=
teilung. Die Preisverteilung, auch für die leichtathletiſchen Kämpfe.
erfolgt am Sonntag anſchließend an dieſe ſportliche Veranſtaltung.
Taſ. Ober=Ramſtadt 1900.
Ein erſtklaſſiges Handballſpiel gelangt kommenden Sonntag auf
dem Platze der Turngeſellſchaft zum Austrag, denn die erſte
Mann=
ſchaft der Tgde. Eintracht Frankfurt ſpielt gegen die erſte Mannſchaft
des obengenannten Vereins. Die Spielſtärke von Frankfurt iſt zur
Genüge bekannt. Spielbeginn halb 4 Uhr.
Handball im Odenwaldgau der 9.T.
Am Samstag fand in Erbach eine gut beſuchte Verſammlung der
Schiedsrichter, Schiedsrichter=Anwärter und Vereinsſpielwarte ſtatt,
ver=
bunden mit Lehrgang und Prüfungsſpielen. Gauſpielwart Horn
be=
grüßte und leitete die Tagung. 58 Turner=Handballmannſchaften
be=
ſtehen im Gau, außerdem noch zwei Jugendmannſchaften. An den
Pflichtſpielen nehmen 53 Mannſchaften teil. Erbach und Groß=Umſtadt
ſpielen in der Kreisklaſſe, die übrigen Mannſchaften ſind in 4 Klaſſen
eingeteilt. Die Meiſterklaſſe weiſt 6 Vereine auf, die A=Klaſſe 12; ſie
iſt in Nord= und Süd=Gruppe zerlegt. Der B=Klaſſe gehören 15
Ver=
einsmannſchaften an, ſie ſpielen in 3 Gruppen. Die C=Klaſſe umfaßt
18 Vereine in 3 Gruppen. Die Pflichtſpiele beginnen am 24. Auguſt.
Der endgilltige Spielplan wird den Vereinen zwiſchen erſtem und
zwei=
tem Pflichtſpieltag zugeſtellt. Die Gauleitung wünſcht und hofft, daß
die Punktkämpfe ohne jene Leidenſchaften verlaufen, die den Zuſchauern
oft den Spielgedanken als etwas Verfehltes erſcheinen laſſen.
Nach den Schiri=Prüfungsſpielen traten zum Werbeſpiel an die erſte
Mannſchaft des Tv. Erbach gegen eine Gau=Auswahlmannſchaft. Es
wurde ein offenes, von gutem, ſportlichem Geiſte getragenes Spiel
durchgeführt, das ſeinen Zweck voll erfüllte. Auf beiden Seiten gab es
prachtvolle Leiſtungen zu ſehen. Bei der Auswahlmannſchaft war der
Tormann ein ganz ausgezeichneter Hüter. Auch der Sturm war auf
ſeinem Poſten. Die Läuferreihe ließ in der erſten Halbzeit dem Sturm
zu wenig Unterſtützung angedeihen. Die Verteidigung arbeitete
zu=
friedenſtellend. Bei Erbachs 1. lag der ſchwache Punkt bei der
Verteidi=
gung. Sturm und Läuferreihe zeigten gutes Zuſammenſpiel und flinken
Lauf. Das erſte Tor ſchoß die Auswahlmannſchaft. Erbach ſtellt vier
Minuten ſpäter den Ausgleich her. Nun erhöht die Auswahlmannſchaft
auf 3:1. Erbach findet ſich 10 Minuten lang prachtvoll zuſammen und
zieht wieder gleich. Erneuter energiſcher Angriff der Gau=Elf. Mit
4:3 wird gewechſelt. Bei vollſtändig verteiltem Feldſpiel erzwingt in
der zweiten Hälfte jede Seite noch ein Tor. In der Erregung wurden
gegen Schluß gut herausgearbeitete Torgelegenheiten beiderſeits
ver=
ſchoſſen.
Waſſerkuppe, den 13. Auguſt 1930.
Auf ſeinem geſtrigen Fluge gelang es Kronfeld durch
Aus=
nutzung der Aufwindenergien einer durchziehenden Front, einen
Flug von 40,6 Kilometern auszuführen. Seine Landung erfolgte
bei Fambach in der Nähe von Waſungen.
Wie geſtern bereits berichtet wurde, war Starck auf „
Darm=
ſtadt” zu einem Dauerflug geſtartet. Später haben ſich ihm noch
Bedau und van Huſen angeſchloſſen. Nach einer Flugdauer von
5 Stunden 19 Minuten landete Starck vor der Fliegerſchule,
un=
weit ſeiner Startſtelle. Kurz vorher hatte Bedau ſeinen Flug
abgebrochen und eine Flugdauer von 3 Stunden 17 Minuten
er=
zielt. van Huſen konnte ſich auf dem Doppelſitzer Poppenhauſen
ebenfalls faſt 3 Stunden halten. Bei einbrechender Dunkelheit
— nach 8 Uhr — beendeten die Flugzeuge ihren Dauerflug, der
wohl auch noch fortgeſetzt worden wäre, wenn nicht von der
Sportleitung durch Abſchießen einer roten Leuchtkugel
Startver=
bot erteilt worden wäre.
Den für den geſtrigen Tag ausgeſchriebenen Tagespreis für
die Piloten des Uebungswettbewerbes konnten Starck und Bedau
an ſich bringen, während Kronfeld, der auf ſeinem Streckenflug
eine Höhe von 385 Metern erreicht hatte, den Höhenpreis und die
Streckenprämie an ſich bringen konnte. Hurttig=Kaſſel und Mayer=
Aachen, die ebenfalls Streckenflüge durchgeführt hatten, erhielten
hierfür Anerkennungsprämien.
Der 13. Auguſt brachte verhältnismäßig ſchönes Wetter.
In=
folge der andauerden Abkühlung der letzten Tage und des ſtark
wehenden Windes iſt es jedoch hier oben etwas kalt, was ſich
hauptſächlich nachts, wenn der kalte Weſtwind durch die Luken
pfeift, unangenehm bemerkbar macht. Der heftige Wind, der
heute vormittag herrſchte und wenig Aufwind gab, konnte kaum
zu einem Segelflug ausgenutzt werden. Einige Maſchinen, die
einen Start verſucht hatten, mußten nach kurzem Fluge wieder
landen. Erſt Nachmittag konnte der Flugbetrieb wieder
einiger=
maßen aufgenommen werden, als mehrere Fronten kurz
hinter=
einander das Waſſerkuppenmaſſiv ſtreiften. Von den verſchiedenen
ſtartenden Maſchinen gelang es lediglich Kronfeld, den Anſchluß
an die Front zu erreichen und mit ihr über Land zu ziehen. Bis
jetzt iſt noch keine Nachricht über ſeine Landungsſtelle eingegangen.
Mayer=Aachen, der ſich um den Tagespreis der größten
Entfer=
nung mit Rückkehr zur Starſtelle beworben hat, mußte nach einem
Fluge von 6 Kilometern Entfernung auf dem Simmelsberg
ſüd=
lich der Waſſerkuppe landen.
Herr Staatspräſident Dr. Adelung iſt heute nachmittag in
Be=
gleitung ſeines Sohnes im Fliegerlager eingetroffen. Nach
mehr=
ſtündigem Aufenthalt kehrten die Herren nach Darmſtadt zurück.
Ak.
1. FC. Union 1913 — Concordia Gernsheim.
Als letzten Privatſpielgegner vor den am 24. d. M. beginnenden
Verbandsſpielen, hat Union am kommenden Sonntag obigen Gegner.
zum fälligen Rückſpiel auf der Rennbahn.
Das Vorſpiel dort konnten die Beſſunger nach ſpannendem Spiel
4:2 für ſich entſcheiden. Gernsheim, das mit Recht auf Grund ſeiner
gezeigten Leiſtungen ſich den Aufſtieg in die Kreisliga erwarb, beſitzt
eine äußerſt flinke und ſehr gute Elf, deren gute Hintermannſchaft
manch ſicheren Erfolg der eifrig ſpielenden Unioniſten vereitelte. Es
bleibt abzuwarten, wie die auf ihrem kleinen Platze ſehr gefährlichen
Gernsheimer ſich auf der Rennbahn zurechtfinden werden. Feſt ſteht.
daß ein außerordentlich ſchnelles und ſchönes Spiel zu erwarten iſt, das
jedem Fußballanhänger Freude machen wird. Union tritt im
Gegen=
ſatz zum letzten Sonntag mit ſeiner kompletten Verbandsſpielelf an.
Spielanfang iſt auf 3 Uhr feſtgeſetzt. — Die Berichtigung der
Spieler=
päſſe findet am Freitag abend ſtatt.
Abſchluß des Damen-Tennis=Länderkampfes
Deutſchland-England 6:6.
Der erſte deutſch=engliſche Damen=Tennis=Länderkampf in Berlin
endete nach wechſelnder Führung am Donnerstag vormittag mit 6:6
Punkten unentſchieden, nachdem das Ergebnis am Mittwoch bereits
5:5 gelautet hatte. Am Donnerstag gewann noch jede Partei einen
Punkt, wodurch ſich das Endergebnis auf 6:6 ſtellte. Im Doppel trafen
die Engländerinnen Haylock/Mudford auf die weſtdeutſche Paarung
Roſt/Peitz, die ſich faſt widerſtandslos glatt mit 6:1 6:0 ſchlagen ließen.
Sollte eine deutſche Niederlage vermieden werden, ſo mußte Cilly
Auſſem unbedingt das letzte noch ausſtehende Spiel gegen Miß Watſon
gewinnen. Die deutſche Meiſterin war ſich ihrer verantwortungsvollen
Aufgabe voll bewußt und griff energiſch die im erſten Satze bereits
mit 4:1 führende Engländerin an, die nervös viel verſchlug und den
Sieg mit 6:4 6:3 der deutſchen Vertreterin überlaſſen mußte.
Internationales Blau=Weiß=Turnier.
Im Anſchluß an den Damen=Tennis=Länderkampf zwiſchen
Deutſch=
land und England begann am Donnerstag in Berlin das internationale
Tennisturnier von Blau=Weiß. Der Veranſtalter war vom Wetterpech
verfolgt. Nachdem erſt einmal ein ſtarker Regen die Eröffnung des
Turniers verzögert hatte, mußten dann auch noch, als man kaum zu
ſpielen begonnen hatte, die Kämpfe vorzeitig abgebrochen werden, da
wiederum ein ausdauernder Regen einſetzte. Von den bisher
ausge=
tragenen Spielen intereſſieren vor allem die leichten Siege von Frl.
Weihe=Freiburg über Frau Köhne=Berlin mit 6:1 6:2 und von der
Polin Jedrzefowska über Frl. Sperling mit 6:2 6:1. — Im einzigen
Herren=Einzelſpiel des Tages zeigte ſich der Auſtralier Hopman dem
Berliner Falbe turmhoch überlegen und ſiegte mit 6:0 6:3.
Tenniskampf Oeſterreich-Deutſchböhmen.
Der Oeſterreichiſche Tennisverband und der Deutſche Lawn=Tennis=
Verband der Tſchechoſlowakei tragen zur Zeit in Pörtſchach einen
Tenniskampf aus, der nach den beiden erſten Tagen mit 2:2
untent=
ſchieden ſteht. Die Erfolge für die Deutſchböhmen erzielte Frau Deutſch
mit einem 6:3 6:3=Sieg gegen die Wienerin Fräulein Herbſt und der
Brünner Rohrer, der den Wiener Meiſter Artens mit 6:3 6:2 ſicher
abfertigte.
Am kommenden Samstag, den 16. Auguſt, nachmittags 4 Uhx.
findet auf dem „Rot=Weiß=Platz” an der Rheinallee wieder eine
leicht=
athletiſche Prüfung für das Sportabzeichen ſtatt. Meldungen unter
Vorlage der beglaubigten Urkundenhefte auf dem Sportplatz.
Zwiſchenrunde um die Süddeutſche Waſſerball=
Am kommenden Sonntag, 11.30 Uhr vormittags, tritt Rot=Weiß=
VfR. als Zweiter des Bezirks Main=Heſſen, dem Zweiten des
Be=
zirks Württemberg=Baden im Woog gegenüber. Der SV.
Ludwigs=
burg, der in den Jahren nach dem Krieg in der Liga Württembergs
eine gute Rolle ſpielte, hat ſich in dieſem Jahre die Berechtigung zur
Teilnahme an den ſüddeutſchen Endſpielen erkämpft. Im Gegenſatz zu
Rot=Weiß hatte Ludwigsburg in den Verbandsſpielen gegen
Göppin=
gen. Eßlingen, Schwaben=Stuttgart, reichlich Gelegenheit, ſein Können
unter Beweis zu ſtellen. Rot=Weiß, das bisher kaum Spielgelegenheit
hatte, aber eifrig trainiert, muß daher ſein ganzes Können aufbieten.
um durch einen Sieg in die Vorſchlußrunde gegen Bayern 07
Nürn=
berg, den mehrmaligen ſüddeutſchen Meiſter, zu gelangen.
Verfaſſungskämpfe im Kegeln.
Eingetretener Hinderniſſe wegen konnten die Kämpfe, wie
vor=
geſehen, am 10. und 11. Auguſt nicht ausgetragen werden. Dies
ge=
ſchieht nunmehr in der Zeit vom 16. bis 24. Auguſt im Bürgerverein.
Bis ſpäteſtens 24. Auguſt müſſen die Kämpfe beendet ſein. Die
Mel=
dungen ſind zahlreich eingegangen, beteiligen ſich doch 80 Männer und
10 Frauen. Erſtere haben 100 Kugeln, letztere 50 Kugeln in die
vol=
len abzuwerfen.
An dieſe ſportliche Veranſtaltung ſchließt ſich das Kegeln um den
Hans=Borne=Wanderpokal an. Hierzu liegt ein Bilderſpiel zugrunde,
bei dem beſtimmte Kegeln abzuwerfen ſind, was eine gewiſſe
Geſihick=
lichkeit erfordert, um die geſtellten Bedingungen zu erfüllen. Das
Kegeln findet auf der Krichbaumbahn ſtatt und beginnt Ende Auguſt.
Jeder Klub kann ſich mit einer 7er Mannſchaft beteiligen, die bis zum
20. Auguſt beim Sportwart zu melden iſt.
Im Tennis=Länderkampf Japan-Polen in Warſchau führten die
Japaner am zweiten Tage mit 3:0 Punkten.
Die Deutſche Meiſterſchaft im 50 Kilometer=Gehen wird am 5. Okt.
in Duisburg=Ruhrort ausgetragen.
Frankfurt a. M.
Freitag, 15. Auguſt.
8.00: Bad Ems: Konzert des Kurorcheſters.
15.00: Elternſtunde: Erziehung und Bildung.
15.25: Oberſchulrat Dr. Deiters: Die Aufbauſchulen mit beſonderer
Berückſichtigung derienigen in Heſſen=Naſſau.
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters.
17.50: Poſtinſpektor Kaiſer: Poſtausweiskarten und ſonſtige
Aus=
weismittel.
18.05: Buch und Film.
18.35: Stuttgart: Prof. Beutel: Der Aufbau unſeres Sternſyſtems.
19.05: Stuttgart: Patentanwalt Schwaebſch: Der Lizenzvertrag —
ein wichtiges Kapitel aus der Verwertung von Erfindungen.
19.30: Stuttgart: Johann=Strauß=Konzert.
20.00: Stuttgart: Schwäbiſcher Abend.
22.30: Stuttgart: „Ein Tag in Weimar”, nacherlebt von Alice
Fliegel.
23.30: Stuttgart: Tanzmuſik (Schallplatten).
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Freitag, 15. Auguſt.
9.00: Berliner Kinderlied und Kinderſpiel. Ein Wandertag.
15.00: Jungmädchenſtunde: Wie ich in meinen Beruf kam?
16.00: Ober=Stud.=Dir. Prof. Dr. Hildebrandt: Freiheit und
Frech=
heit (vom Standpunkt der Schule).
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Ilſe Weiß: Aus dem Leben der Gräfin von Reventlow.
18.00: Dr. H. E. Prieſter: Die internationale
Konzentrationsbewe=
gung im Reedereigewerbe.
18.30: Staatsförſter Michel: Menſchen im Beruf: Der Förſter.
18.55: Dr. Langheinrich=Anthos: Der moderne engliſche Roman
und ſeine Gegenwartsbedeutung.
19.25: Wiſſenſchaftlicher Vortrag für Aerzte.
20.00: Wovon man ſpricht.
20.30: Tanzabend. Kapelle Dajos Béla.
Danach: Abendunterhaltung. Berliner Konzertverein 1930.
Sehr raſch hat ſich das neue Islandtief unter ſtarkem Luftdrukfall
ſüdlich ausgebreitet und bereits heute morgen die ſchon geſtern
ange=
deutete Wetterverſchlechterung eingeleitet. Sein Kern liegt mit
Baro=
meterſtänden von unter 740 Millimeter nördlich der britiſchen Inſeln.
An ſeiner Rückſeite wehen bei dem engen Verlauf der Iſobaren ziemlich
lebhafte weſtliche bis nordweſtliche Winde, die weiterhin kühle und
feuchte ozeaniſche Luftmaſſen nach dem Feſtland bringen. Das
unfreund=
liche und zum Teil regneriſche Wetter hält dabei noch an, wenn auch
bei raſch wechſelnder Bewölkung vorübergehend Aufheiterung eintreten
kann.
Ausſichten für Freitag, den 15. Auguſt: Unbeſtändiges, wechſelnd
bewölk=
tes Wetter, zeitweiſe Niederſchläge, mäßig warm.
Ausſichten für Samstag, den 16. Auguſt: Teils wolkig, teils beiter,
ver=
einzelte Regenſchauer.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polliſk und Wirtſchaft: Rudelf Maupe; für Feuilleton, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuble=
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten
Flit tötet alle lästigen Insekten.
Nur echt in der gelben Packung
mit dem schwarzen Band.
(II BIn.7658)
1 Anzahl Bilder,50X60X70. 4 1 Mk.,
darunter g. hübſche
Rahmen (auch ſehr
gut für Glaſer)
Herdweg 95. Gths. Der praktiſche Ratgeber
im Obſt= und Gartenbau Lack. Schlafzimmer,
Bürotiſch, kleines
Bücher= o. Vereins=
ſchränkch., 10 Stühle
z. vk. Bleichſtr. 11. Relteſſte
Sartenbau=Zeitſchrift Deutſchlagds Ein Vierreihen=
Marmorwaſchtiſch
f. Kalt= u. Warm=
waſſerleit, preiswt.
zu verkaufen.
Eleonorenheim,
Heinheimerſtraße 21 Mit Beilage Geflügel= u. Kleinvſeh=
Wirtſchaft
Unentbehrlich für Gartenbeſitzer S gut erh. Wohn=
zimmer, ſchwarz pol.
Holz. m. gelb. Pl.=
Bezug, Sofa, 6 St.,
2. Seſſel, gr. Tiſch,
Nähtiſch, Vertiko,
gr. Spiegel, Etag.,
zu verk. Steinſtr.37
(Erdg.) Ebd. Zarm.
Lüſter f. Gas u. El.
(12434b) Probenummern und bergeſchals von
Gartenbau=Lſteratur vom Berlag
Trowitzſch X Sohn, Frankfurt=Oder. Schreib-
m aschine
wie neu, für 50 Mk.
abzugeb. Anzuſehen
v. 12—2 Uhr. Rückert,
Rundeturmſtr. 14. —
((243a 2rädr. Handwagen
ſ. g. erh. wß. md.
z. verk. Lauteſchlä=
Kinderwag. bill.abz.
Aliceſtr. 39, III. (*
gerſtr. 3, II. lks. (*
Mein Mann geht nie zum Sammtischz ich setze ihm
abends den guten Adlerkäse vor da ist ikm
wohl zu Hause!
Schöne Vitrine 135
ℳ. Mahag, Tiſch
(oval) 32 ℳ, 2eich.
Bauernſtühle à 7ℳ
w. Platzm. zu vk.
Viktoriaſtr. 28, II
Der Handel von Berſicherungsakkien an der Börſe.
Die Zulaſſungsſtelle an der Börſe zu Frankfurt a. M. hat
be=
ſchloſſen: Die Aktien der deutſchen Verſicherungsgeſellſchaften
gel=
ten als zum Börſenhandel zugelaſſen unter der Vorausſetzung, daß
die Geſellſchaften ihre etwaigen Befugniſſe zur Verſagung der
Genehmigung der Uebertragung, ſoweit Aktien auf Grund von
Börſenabſchlüſſen geliefert ſind, nur in dem Umfang auszuüben,
wie es mit den Bedürfniſſen des Börſenhandels vereinbar iſt.
Hierunter iſt zu verſtehen:
1. Bei vollgezahlten Aktien kann die Genehmigung zur
Ueber=
tragung der Aktien auf den Erwerber nicht verſagt werden.
2. Bei nicht vollgezahlten Aktien kann die Genehmigung zur
Uebertragung nur aus dem Grunde der mangelnden oder
unzu=
länglichen Sicherheit des Erwerbers für ſpäter zu leiſtende
Zah=
lungen verſagt werden. Wird die Genehmigung aus dieſem Grunde
verſagt, ſo findet eine Nachprüfung, ob der Grund ſtichhaltig iſt,
durch die Zulaſſungsſtelle nicht ſtatt. Die Geltendmachung dieſes
Grundes iſt jedoch ausgeſchloſſen, wenn der Erwerber für alle
ausſtehenden Zahlungen bei der Frankfurter Bank oder bei einer
von der Geſellſchaft ermächtigten Stelle, als welche die Geſellſchaft
auch ihre eigene Kaſſe beſtimmen kann. Sicherheit in bar leiſtet.
Die Geſellſchaft iſt verpflichtet, die Sicherheit für den Hinterleger
freizugeben, ſobald eine weitere Uebertragung derjenigen Aktien
genehmigt wird, derentwegen die Sicherheitsleiſtung erfolgt iſt.
Der Hinterleger hat die Sicherheit für die Geſellſchaft freizugeben,
ſobald und ſoweit die Geſellſchaft eine Nachzahlung abruft.
3. Beſtehen bei der Geſellſchaft rechtliche Bedenken gegen die
Verfügungsbefugnis der Veräußerers oder gegen die formelle
Gültigkeit von Indoſſamenten, ſo bleibt es ihr unbenommen, dieſe
Bedenken bei der Erledigung des Antrages auf Umſchreibung der
Aktien (§ 222 HGB.) geltend zu machen.
4. Etwaige ſatzungsmäßige Beſchränkungen der Zahl von
Stim=
men, die in der Generalverſammlung von ein und derſelben Perſon
geführt werden dürfen, werden von dieſem Beſchluß nicht berührt.
Die Bedingungen für die Geſchäfte an der Frankfurter
Wert=
papierbörſe nach denen der Käufer einer nicht voll gezahlten
Ver=
ſicherungsaktie dem Verkäufer bis zur Umſchreibung der Aktie auf
ſeinen Namen Sicherheit leiſten muß, werden zur Vermeidung
einer doppelten Sicherheitsleiſtung wie folgt ergänzt: Leiſtet der
Käufer der Verſicherungsgeſellſchaft für die ausſtehende
Einzah=
lung Sicherheit, um die nach der Geſellſchaftsſatzung etwa
erfor=
derliche Genehmigung für den Erwerb der Aktien zu erlangen,
ſo wird er von der Verpflichtung zur Sicherheitsleiſtung gegenüber
dem Verkäufer frei. Hat er bereits dem Verkäufer Sicherheit
ge=
leiſtet, ſo iſt dieſer verpflichtet, einzuwilligen, daß die Sicherheit
— gegebenenfalls unter Umwandlung in bar — nunmehr zugunſten
der Geſellſchaft hinterlegt wird.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Arbeitsgemeinſchaft der Heſſiſchen Kreditgenoſſenſchaften
veröffentlicht ſoeben die Ergebniſſe der Zweimonatsbilanzen vom
30. Juni 1930. Der zu Ende April ds. Js. feſtgeſtellte Rückgang der
Bilanzziffern wurde wieder ausgeglichen, ſodaß die Bilanzſumme
der 28 berichtenden Genoſſenſchaften am 30. Juni 1930 wieder
rund 74 Mill. RM. betrug. Die Spareinlagen zeigen
gegen=
über dem Stand am 30. April eine Zunahme um über 800 000
RM., die kurzfriſtigen Guthaben um etwa 750 000 RM.
Es wird ſich dabei in der Hauptſache um Beträge handeln, für die
infolge der wirtſchaftlichen Depreſſion keine produktive
Verwen=
dungsmöglichkeit (bei gleichzeitig gewährleiſteter Sicherheit)
be=
ſteht: ferner dürften zu Reiſezwecken angeſammelte Gelder in
Be=
tracht kommen. Die Buch= und Wechſelkredite ſind in
ihrer Geſamtheit (einſchl. Giroverbindlichkeiten) um über 800 000
RM. zurückgegangen, ſodaß der Geſamtſtatus eine Entlaſtung
er=
fahren hat; mancher Kreditnehmer wandelt durch
Hypothekenauf=
nahme ſeine kurzfriſtigen Schulden in langfriſtige um. Das
Eigenkapital iſt mit 12,3 Mill. unverändert geblieben. Die
Spareinlagen betrugen rund 40½ Mill., ſonſtige
Kunden=
gelder 16,3 Mill. RM. Die Bankverpflichtungen verminderten ſich
um ca. 34 Mill. RM. Die Liquidität betrug 57,7 Prozent der
täglich fälligen Verbindlichkeiten. An Krediten waren unter
Ein=
beziehung der gewährten Diskontkredite der heſſiſchen
Wirt=
ſchaft Ende Juni 1930 rund 69½ Millionen
Reichsmark zur Verfügung geſtellt.
Endgültige Stillegung des Kaliwerkes Vienenburg. Die
Generaldirektion der Preußag hat der Kaliprüfungsſtelle die
un=
widerrufliche Erklärung abgegeben, daß ſie die Wiederherſtellung
der von dem bekannten Waſſereinbruch betroffenen
Bergwerks=
anlagen Vienenburg II und Rörigtſchacht für unmöglich hält und
dieſe Anlagen bis 31. November 1953 ſtillegt. Mit der
Ueberfüh=
rung der Materialien und benötigten Maſchinen an andere Werke
der Preußag iſt begonnen worden. Die Friſtbeſtimmung bis 1953
erklärt ſich aus den Beſtimmungen des Kaligeſetzes.
Broduktenberichte.
Berliner Produktenbericht vom 14. Auguſt. An den Grundlagen
des Produktenmarktes hat ſich gegen geſtern kaum etwas geändert. Die
ſchwächeren Meldungen von Ueberſee blieben hier ohne Eindruck. Das
Inlandsangebot von Weizen und Roggen iſt weiterhin ausreichend.
Weizen findet bei den Mühlen und zur Umladung nach dem Rhein zu
geſtrigen Preiſen Unterkunft. Die Qualitäten ſind jedoch ſchwer
unter=
ſchiedlich. In Roggen zur prompten Verladung erfolgten erneut
kräf=
tige Stützungskäufe zu unveränderten Preiſen. Am Lieferungsmarkt
hielten ſich die Preisverſchiebungen für Brotgetreide im Rahmen von
einer Drittel=Mark. Weizen= und Roggenmehle haben bei
unveränder=
ten Mühlenofferten Geſchäft für den laufenden Bedarf. Hafer liegt
ruhig. Infolge der zumeiſt unbefriedigenden Qualitäten von Neuhafer
greift der Konſum verſchiedentlich wieder auf alte Ware zurück.
Viebmärkke.
* Darmſtädter Viehmarkt vom 14. Aug. Aufgetrieben waren heut
8 Ochſen, 140 Kälber, 3 Schafe, 1 Kuh. Die Preiſe ſtellten ſich fü
Kälber: a) 68—74, b) 61—67, c) 54—60 Pfg. pro Pfund. Marktver
lauf: geräumt.
Rindermarkt in Gießen. Der Gießener Rindermarkt war m
1436 Stück Großvieh und 233 Kälbern beſchickt. Das Handels
geſchäft war bei guten Preiſen lebhaft. Man bezahlte für Küh=
1. Qualität 600—750 Mk., 2. Qual. 450—600 Mk., 3. Qual. 250 bi
380 Mk., Schlachtkühe 150—500 Mk., ½—3jährige Rinder 120 b
250 Mk., ½= bis 2jährige Rinder 200—400 Mk., tragende Rinde
380—650 Mk., Kälber 50—70 Pfg. je Pfund Lebendgewicht.
Fü=
beſſere Tiere wurde über dieſe Notiz bezahlt.
Frankfurter Viehmarkt vom 14. Auguſt. Auftrieb: 80 Rinder
861 Kälber, 267 Schafe, 773 Schweine. Marktverlauf: Kälber u=
Schafe ruhig, ausverkauft. Schweine ruhig, Ueberſtand. Preiſe: Kä
ber: b) 76—80, c) 70—75, d) 65—69; Schafe: a) 49—52, b) 42—48.
Fleiſchgroßhandelspreiſe. Ochſenfleiſch 1. 95—100, do. 2. 85—95; Bu.
lenfleiſch 90—94; Kuhfleiſch 1. 80—85, 2. 70—75, 3. 50—60; Kalbfleiſe
2. 100—115; Hammelfleiſch 100—105; Schweinefleiſch 1. 90—98.
Gefrierfleiſch Vorderviertel 58, Hinterviertel 65. Geſchäftsgang ruhi
Auftrieb aus hieſiger Schlachtung 482 Rinderviertel, 62 Kälber, 334 halb
Schweine, 29 Schafe, 2 Stück Kleinvieh; von auswärts: 279 Rinde
viertel, 47 Kälber, 159 halbe Schweine, 2 Schafe, 4 Stück Kleinvie
Vom Ausland: 60 Rinderviertel aus Dänemark.
Metallnotierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin (für je 100 Kg.) am 14.
Au=
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg, Breme
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt. Elektrolr
kupfernotiz) 105,25 RM. — Die Notierungen der Kommiſſion d
Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen ſich
Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Bezahlung) ſtel
ten ſich für Original Hüttenaluminium. 98 bis 99 Prozent,
Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM., desgleichen in Wal
oder Drahtbarren 99 Prozent, 194 RM., Reinnickel, 98 bis
Prozent, 350 RM., Antimon Regulus 51—53 RM., Feinſilb=
(1 Kg. fein) 47,75—49,75 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 14. Auguſt ſtellten ſich f.
Kupfer; Auguſt 94, September 94,75 (95) Oktober 94.50 (9:
November 94,25 (94,75), Dezember 94,50 (94,75), Januar. Febru=
94,25 (94,75), März 94,25 (94,50), April 93,25 (94). Mai. Ju
93,50 (93,75) Juli 94 (94,25). Tendenz: ſchwächer. Für Ble
Anguſt 36 (37), September 35,50 (36,50), Oktober 35,75 (36,5
November, Dezember, Januar 35,75 (36,25), Februar, März, April,
Mai, Juni, Juli 35,75 (36). Tendenz: ſtetig. Für Zink: Auguſt
31,25 (32), September 31 (32), Oktober 32 (32,50), November
32,25 (32,50), Dezember 32,50 (33), Januar (33,25), Februar 33
34), März 33,50 (34,50), April 33,50 (34,50), Mai, Juni 33,75
(34,50), Juli 33,50 (34). Tendenz: ſchwächer. — Die erſten Zahlen
bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Frankfurker und Berliner Efſektenbörſe.
Frankfurt a. M., 14. Auguſt.
Die freundliche Stimmung, die ſchon geſtern zu erkennen war, machte,
angeregt durch den feſten Schluß der geſtrigen New Yorker Börſe,
wei=
tere Fortſchritte. Obwohl günſtigere Nachrichten aus der Wirtſchaft
nicht vorgelegen haben, zeigte die Kuliſſe erneut Deckungsneigung.
Zu=
dem machte ſich verſchiedentlich Materialknappheit bemerkbar, ſo daß die
Kurſe teilweiſe ſprunghaft in die Höhe gingen. In den Spitzenwerten
war die Nachfrage aus dieſem Grunde recht lebhaft. Aufträge ſollen
ebenfalls vereinzelt vorgelegen haben. Gegenüber der geſtrigen
Abend=
börſe ergaben ſich überwiegend Kursbeſſerungen bis zu 1,5 Prozent.
Am Elektromarkt traten Siemens, Felten und Lahmeyer bei lebhaftem
Intereſſe in den Vordergrund; die Gewinne gingen in dieſen Werten
bis zu 3 Prozent. Im übrigen betrugen die Beſſerungen an dieſem
Markt bis zu 1 Prozent. Lebhaftere Nachfrage machte ſich noch für
Zellſtoffwerte bemerkbar. Kaliwerte feſter. Am Chemiemarkt traten
Metallgeſellſchaft mit plus 1,5 Prozent mehr in Erſcheinung, während
J. G. Farben mit plus 1,5 Prozent nur leicht erhöht waren. An dem
Montanmarkt waren Rheinſtahl mit plus 1,5 Prozent geſuchter. Für
Schiffahrtswerte erhielt ſich das ſchon geſtern zu erkennende Intereſſe;
Material war kaum vorhanden, doch waren die Gewinne bei Havag
und Nordd. Lloyd mit je plus 1 Prozent etwas beſcheidener. Banken
nur wenig verändert, dagegen machte ſich für Bauunternehmungen
Nachfrage geltend. Am Rentenmarkt traten Schutzgebiete etwas
her=
vor, während Altbeſitzanleihe knapp behauptet waren. Von
Auslän=
dern waren Türken gut gehalten, dagegen lagen Mexikaner etwas
niedriger. Im Verlaufe wurde das Geſchäft ſtiller, doch zogen die
Kurſe gegen Anfang erneut um bis zu 2 Prozent an. Für
Spezial=
aktien beſtand weiterhin Nachfrage, Material war aber auch ſpäterhin
kaum vorhanden. Gegen Schluß der Börſe nahm die Kuliſſe vereinzelt
Realiſationen vor, doch gingen die Abſchläge ſelten über 1 Prozent
hin=
aus. Die Grundſtimmung war freundlich. Am Geldmarkt war
Tages=
geld mit 3 Prozent unverändert. Am Deviſenmarkt nannte man Mark
gegen Dollar 4.1865, gegen Pfunde 20.39/, London-Kabel 4,8715,
—Paris 123,87, —Mailand 92.99, —Madrid 49.90 ca., —Schweiz 25,04½
und —Holland 12.08¾
An der Abendbörſe konnte ſich nennenswertes Geſchäft nicht
entwickeln, da neue Kauforders nicht mehr eingetroffen waren, doch
blieb die Grundſtimmung freundlich. Die Kurſe waren meiſt behauptet.
Zellſtoff Waldhof konnten 1,25 Prozent anziehen. J.G. Farben waren
kaum verändert, während Dresdener Bank und Schuckert leicht
nach=
gaben. An den Rentenmärkten war die Umſatztätigkeit ebenfalls
ge=
ring. Neubeſitzanleihe 778, Barmer Bark 115,25, Commerzbank 128,25,
Dresdener Bank 124, Gelſenkirchen 104,75, Harpener 97, Aſchersleben
187. Weſteregeln 194,50, Mannesmann 83,75, Rhein. Braunkohlen 205,
Stahlverein 76,50, Aku 87,25, A.E.G. 136,50, Chade 298,50,
Scheide=
anſtalt 135, Licht u. Kraft 132,50, J. G. Farben 149,50—150 Felten
97,50, Geffürel 134, Holzmann 77,75, Metallgeſellſchaft 104,50, Schuckert
147,75—148,25, Zellſtoff Waldhof 127, Hapag 90.
Berlin, 14. Auguſt.
Im heutigen Vormittagsverkehr war bei ſehr kleinen Umſätzen noch
keine beſtimmte Tendenz zu erkennen. Nennenswerter Einfluß konnte
von den wenigen vorliegenden Momenten nicht ausgehen; der
Ueber=
zeichnungserfolg der Reichsbahn=Emiſſion wurde allerdings mit
Be=
friedigung aufgenommen, auch fand die im Verlauf feſtere geſtrige New=
Yorker Börſe Beachtung. Zu den ereſten Kurfen beſtand ſeitens der
Provinz kleine Kaufneigung. Da die Großbanken wieder zu
Inter=
ventionen bereit ſchienen, war die Stimmung trotz nicht ganz
einheit=
licher Kursgeſtaltung überwiegend freundlicher; die Mehrzahl der
Werte konnte Kursbeſſerungen von 1—1,5 Prozent aufweiſen. Obwohl
das Rheinland, für den Montanmarkt Kaufintereſſe bekundete, hielten
ſich auch hier die Gewinne in dieſem Rahmen. Nach einem
vorüber=
gehenden leichten Abbröckeln der Kurſe ſetzte ſich, vom Farbenmarkte
ausgehend, allgemein eine Befeſtigung und Geſchäftsbelebung durch.
Wenn ſich auch die Höchſtkurſe ſpäter nicht immer voll behaupten
konn=
ten, blieb die Tendenz doch durchaus freundlich. Anleihen knapp
ge=
halten.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 14. Aug.:
Getreide. Weizen: September 89½, Dezember 95½, März
1931 100, Mai 103; Mais: September 96. Dezember 91½, März
1931 933, Mai 95½; Hafer: September 3934, Dezember 43, März
1931 45½, Mai 47: Roggen: September 59, Dezember 64¾, März
1931 67. Mai 71.
Schmalz: Dezember 10,55, Januar 1931 10,55.
Speck: loco 14,00.
Schweine: Leichte Schweine 10,00—10,35, ſchwere Schweine
9,50—9,90; Schweinezufuhren in Chicago 1700, im Weſten 6300.
Chicago Baumwolle: Oktober 11,92, Dezember 12,09.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 14. Aug.:
Schmalz: Prima Weſtern 11,55; Talg: extra loſe 5½.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 100¾, Hartwinter
97½: Mais: loco New York 109; Mehl: Spring wheat clears
nominiert; Fracht nach England (in sh und d) 1,6—2,3, nach dem
Kontinent (in Dollarcts.) 7—9.
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze 86, loco 7½8; Auguſt 7.66,
Sep=
tember 7.71, Oktober 7.81, Dezember 7.88, Januar 1931 7.98,
März 8.16, Mai 8.33, Juli 8.50.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die Beihilfe von Reich und Staat für den vereinigten Erzbergbau
an Lahn. Dill und Sieg für das Haushaltsjahr 1930 iſt aus
Erſpar=
nisgründen von 1,50 auf 1.14 Millionen RM., alſo um faſt ein
Vier=
tel, herabgeſetzt worden. Für die bereits abgelaufenen 4 Monate
April bis Juni ſollen wie bisher je verſandte Tonne 50 Pfg.
ge=
währt werden.
Die Süddeutſche Zinkblechhändler=Vereinigung hat ihre Preiſe
mit Wirkung ab heute erneut um 1½ Prozent ermäßigt, nachdem
ſie am 5. ds. Mts. bereits um 1½ Proz. ermäßigt worden waren.
Die Luxſche Induſtrie A.=G. in Li.u., Frankfurt a. M., teilt
mit, daß ſie nunmehr eine zweite Liquidationsrate in Höhe von 15
Prozent zur Ausſchüttung bringt. Die erſte Rate, die bereits vor
einigen Wochen zur Auszahlung gelangte, betrug 40 Prozent, ſo daß
bisher 55 Prozent des Aktienkapitals von 1 Mill. RM. an die
Aktio=
näre ausgeſchüttet wurden.
Die Fabrik für Horn= und Klauenverwertung in Einſingen bei
Ulm hat ihre Zahlungen eingeſtellt. Die Verbindlichkeiten belaufen
ſich auf mehrere Millionen Mark. Man rechnet mit einer Quote von
30—40 Prozent. Verhandlungen mit einer holländiſchen
Gläubiger=
gruppe zwecks Uebernahme des Betriebes, der bis jetzt noch aufrecht
erhalten wurde, ſind im Gange.
Die G.=V. der J. A. Maffei A.=G., München, in der zwei
Aktio=
näre das geſamte Aktienkapital von 2 Mill. RM. vertraten, beſchloß.
den Verluſt von 3,67 Mill. RM. (einſchl. 1,63 Mill. RM.
Verluſtvor=
trag aus 1928) vorzutragen. Neu in den Aufſichtsrat gewählt
wur=
den Richard Kahn und Ing. Kurt Hiehle, beide vom Richard=Kahn=
Konzern in Berlin. Die Zuwahlen erfolgten auf Erſuchen der
inter=
eſſierten Banken. Nach dem Geſchäftsbericht war es nicht möglich, ein
weiteres Sinken des Umſatzes im Lokomotivbau zu verhindern.
Die Amalgamated Metal Corp. beabſichtigt, ihr Kapital um eine
Million auf 5,6 Mill. Lſtrl. zu erhöhen, um das mit dem belgiſchen
und deutſchen Metallkonzern (Metallgeſellſchaft) getroffene
Aktienaus=
tauſch=Abkommen auszuführen.
Wie aus Madrid verlautet, ſoll die ſpaniſche Regierung
beab=
ſichtigen, das Petroleumonopol in Spanien abzuſchaffen. Dieſe
Ab=
ſicht wird damit begründet, daß die Standard Oil Co. in dieſem Fall
der ſpaniſchen Regierung eine zinsloſe Anleihe von einer Milliarde
Goldpeſeta angeboten habe, deren Rückzahlung durch einen Zoll auf
Textilſtoffe und Oele ermöglicht werden ſoll.
In den erſten 6 Monaten des Jahres 1930 betrug die Einfuhr
nach Spanien 1249 Mill. Peſetas, die Ausfuhr 1137 Mill. Peſetas.
Der ſpaniſche Außenhandel war alſo während dieſes Zeitraumes mit
113 Mill. Peſetas paſſiv, während der Einfuhrüberſchuß im
entſpre=
chenden Zeitraum des Jahres 1929 374 Mill. Peſetas betrug. Die
Beſſerung gegenüber dem erſten Halbjahre 1929 iſt zum größten Teile
auf die Steigerung der Ausfuhr um 142 Mill. Peſetas zurückzuführen.
Berliner Kursbericht
vom 14. Auguſt 1930
Deviſenmarkt
vom 14. Auguſt 1930
Berl. Handels=Geſ
Danatbank
Deutſche Bank u. /123.—
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Ga
Deutſche Erdöl
Na
180.—
124.50
89.75
123.—
90.25
136.125
55.50
89.50
165.—
42.75
144.50
130.25
71.375
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppe
124.25
150.375
104.625
134.—
96.25
83.—
7.n5
187.—
7.50
81.—
83.75
39.75
66.—
84.25
59.—
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtof”
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Id.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
181.—
49.—
306.75
130.—
Me
193.50
69.25
31.50
57.75
56.—
148.—
14.50
67.75
35.50
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Währung
00 finn.M
00 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
100 Gulden
00 Kronen
00 Kronen
100 Kronen
1 2.Stg.
Pap. Pe
Dollar
00 Belga
100 Lire
00 Francs
59.12
12.306
73.34
3.03‟
168.54
112.10
12.17
112.42
20.373
1.530
4.182
58.465
21.91
16.44
GeldſBrie
0.526/ 10.546
59.24
12.426)
73.48
3.038
68.89
112.32
12.3c
112.64
20.4131
1.534
4.190
58.585!
21.95
16.485
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien ſ.
Portugal
Athen
Iſtambul
Kairo
Kanaba
Uruguay
Island
Tallinn (Eſtl.
Riga
Währung
100 Franken
10 Peſetas
00 Gulden
1 Yen
Milreis
00 Dinar
100 Escudos
100 Drachm
1 türk. 2
ägypt. 2
1 canad. Doll.
1 Goldpeſo
00 eſtl. Kr.
100 eſtl. Kr.
100 Lats
Geld
81.345
81.44
2.067
0.425
7.428
18.80
5.43
—
20.887
4. 186
3.467
92.05
111.55
80.66
Krief
81.505
45.00 45.10
81.60
2.071
0.427
7.442
19.34
5.44
—
20.912
4.194
3.473
2.23
11.77
80.32
Unarbänt, Kommanditgefrafcen
Frankfurter Kursbericht vom 14. Auguſt 1930.
DtſchReichsan!
Baden......"
Bayern ......"
...
Heſſen v. 22
v. 29
Preuß. Staat
Sachſen.
Sachſen ....
Thüringen ..
101.75
87.75
80.75
101
85.25
91
94.4
95.9
100.5
82.75
84.75
Diſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. X‟/.
Ab=
löſungsanl. . . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
—
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe ..
—
3% Baden=Baden.
6% Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 26
80
v. 28
7% Dresden.
8% Frankfurt a. M.
Schätze. . . v. 2‟
7% Frankfurt v. 26
6
„ v. 26
8% Mainz...
8% Mannheim v. 26
v. 2
6%
8% München.
8% Nürnbero
8% Wiesbaden
Heſ). Landesbf.
Goldpfbr.. .. ..
Goldpfb=
8% Goldoblig.
4½% Heſſ. Lds.=
Hhp.=Bk.-Liauid
4:/.)9 „Kom.=Obl.
8% Preuß. Lds.
pfbr.=Anſt. G. Pf
8% Goldoblig.
59.9
7.95
94.5
80.5
91:/.
91
85.75
99
88
78.75
94I
77.5
96.75
100.25
96
96.5
84.75
78
102
98
Landeskomm.-
Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl
8%Kaſſeler Land. Goldpfbr..
20
8% Naſſ. Landesbk.
6%
4½½ „
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser.
FAusl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
—
8% Berl. Hyp.=Bk.
4½% „Liqu.=Pfbr
18% Frkf. Hyp.=Bk.
%
4½% „ Lig. Pfbr
„ Pfbr.=B1
z
4½% „Lig. Pfrb.
8½ Mein. Hyp.=Bk
4½% „Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.=Bk.
4½% „ Lia. Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
cred.=Bank ..."
4½% Lig. Pfbr.
8½ Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bank
4½% „ Lig. Pfbr.
8% Rhein. Hyp.Bk.
4½% „ Lig. Pfbr
8% Rhein.=Weſtſ.
Bd.=Credit .....
8% Südd. Bod.
Cred.=Bank ..."
4½0 Lig. Bfbr.
18% Württ. Hyp.=B.
98.5
99
A6
85.75
86. 75
58.9
A.
15.5
99.25
97.25
85.75
102
96
86
102
95.75
87.75
101.5
97.25
87.55
101
90
102
89
10=
85.
102
26
27.3
100
99.75
96.25
99.25
5% Daimler=Benzl 70
Dt. Linol. Werke/100.5
Klöckner=Werke
Mainkrw. v. 26.
7% Mitteld. Stahl.
8% Salsmann u. Co.
7% Ver. Stahlwerke
8% VoigtcHäffner
—
F. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E.B.
5%
L. Inveſt.
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%0
4%
4%0 Türk. Admin.
4% „ 1. Bagdadl
4% „ Zollanl.
4½% Ungarn 1913
4½% „ 1914
4%
Goldr.
1910
4%
Artien
Alg. Kunſtziide Anu
A. E. G........."
Andrege Noris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
„ Zellſtoff
Bemberg J. P...
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen..."
Cement Heidelbere
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werfe Albert
Chade .........."
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz AG.
Di. Atl. Telegr. .
Erdöl
Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt".
91-.
94
87.1
86
96
98‟=
21
40.5
—
9.5
nI.
24.8
19.5
90.5
136
104
92
106
101.
122
18.
144
186.5
27
93.5
135.5
Dt. Linoleumwerkel
„ Eiſenhandel. .
Dyckerhoff u. Widm.
Eichbaum=Werger
Glektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk..
Eßlingen Maſchiner
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
F. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frkft. Gas ......."
Hof....."
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchiner
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frrft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfbr.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . . . .
Hochtief Eſſen ..
Holzmann, Pbil.
Flſe Bergb. Stamm
„ Genüſſel
Junghans.
Kali Chemie..
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. . . . .
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke ...
Lahmeher & Co. .
Laurahütte .. .. .
Lech, Augsburg .
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Vfe
215
108
149.85
70
110
50
28.n5
53.5
31.5
160
125
103
118
74.75
78
219.5
116
24.*
126
85
213
51.5
14
Mite . ce
Mainzer Akt.=Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf..
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Oberbedarf ......
Phönix Berabau ..
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen".
„ Elektr. Stamm:
„ Metallwaren ..
„ Stahlwerke. . . .
Riebeck Montan. .
Roeder Gb. Darmſt
Rütgerswerke
Sachtleben A. G.
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfabr.
Schriftg. Stempel
Schuckert Elektr. .
Schwarz=Storchen
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Spenska Tändſtick=
Tellus Bergbau ..
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonharb
Tucher=Brauerei ..
Unterfranken
Beithwerke
Ver. f. Chem. Ind.
„ Stahlwerke ..
Strohſtoffabr.
Ultramarin ...
Bogtländ. Maſchin.
Beigt & Haeffner.
80
83.5
52.5
104
88
46
50
62
117.5
1.0
126
91.75
86.5
—
98.5
48.25
148
304
210
225.5
74
115
133
188
40.5
145.25
294
99
88
130
103
58
n5.n5
155
137
Mi*e
Wegelin Rußfabrik
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff=Verein .."
„ Waldhof... .."
Memel . . . ..
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank ..."
Bk. f. Brauinduſtr
BarmerBankverein
Bayer. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
Hypothekbk.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Dt. Bank und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſe
Dresdener Bank.
Frankf. Bank. . . . .
„ Hyp.=Bank..
„ Pfdbr.=Bk. .. ..
Mein. Hyp. Bank.
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp. Bank..
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bob.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenbank
A.-G Vertehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftn
7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag...........
Nordd. Llond. . . .
Südd. Eiſenb.=Geſ
Alltanz. . Srurtg
VerſichSung .."
„ „ Verein. Ver
FrankonoRück u. M
Mannh. Verſich. .
Otavi Minen.
Knn
„R
62
126.5
92
1os
141
125
114.7
129
139.25
214
128.75
180
123
104
123
100
157
155
150
27.3
137
240
152
136.5
101,
140
138
89.25
89.25
105
Ar
190
Nummer 224
Freitag, den 15. Augnſt 1930
dur Malag
Seite 13
8)
Ein kleiner Roman von Hans Mitteweider.
Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle (Saale).
Nachdruck verboten.
„Gern will ich Ihnen helfen, Dennhardt”, ſprach der alte
Herr. „Sie haben ja noch die Summe in Verwahrung, die wir
aus dem Verkauf des Hulks löſten. Nehmen Sie ſie und geben
Sie ſie Fräulein Dorothee Forſter. Sie wird die Einkäufe
be=
ſorgen — und ja, vergeſſen Sie nicht, daß Fräulein Forſter von
dem Ertrag ihrer Arbeit leben muß! Fordern Sie nicht, daß ſie
Ihnen die Ausſtattung umſonſt anfertigt! Bezahlen Sie ſie,
wie es ſich gehört! Ich werde ſie nicht fragen, ob Sie es getan
haben. Es wird nicht nötig ſein nicht wahr? Fräulein Dorothee
iſt ein ſo vornehm denhendes Menſchenkind, daß ſie der Schweſter
auch dieſes Opfer ſchweigend bringen würde. Alſo nicht wahr,
Dennhardt?”
Und der junge Mann verſprach alles; er dankte dem gütigen,
alten Herrn. Aber als er draußen ſtand im kleinen Vorraum,
da wankte er und mußte ſich an eine Wand ſtützen.
Was hatte er getan!
Das Geld, das der Konſul ihm leihen wollte, hatte ja ſchon
ein anderer — geſtern abend hatte er es unterſchlagen, um es
Walter Herberg zu geben, daß dieſer es arbeiten laſſe, wie er
verſprochen hatte.
Und nun —
Vielleicht hat er es noch! durchzuckte es den Unglücklichen,
und nachdem er in das Kontor getreten war, bat er den
Pro=
kuriſten, noch einen eiligen Weg beſorgen zu dürfen, was ihm
ohne weiteres gewährt wurde.
Hans Dennhardt ſtürmte fort, nach der Hafengaſſe, wo die
Herbergs wohnten, erfuhr aber vom Vater Walters, daß dieſer
am Hafen ſei, wo auf ihre Rechnung ein Schiff mit neuer
Take=
lung verſehen würde, und Hans Dennhardt eilte hinaus.
Schon von weitem ſah er Walter auf Deck des Schiffs ſtehen,
einer Schonerbrigg, und an den ſchlanken Maſten arbeiteten die
Leute, hoch oben, baß ſie ganz klein ausfſahen.
Walter Herberg aber ſtand am Steuer, gegen das er ſich
lehnte, und als Hans Dennhardt zu ihm trat, grüßte er
nach=
läſſig und fragte ſpöttiſch:
„Was haſt du denn? Du ſiehſt ja aus, als hätten die Hühner
dir das Bror aus der Hand geriſſen?”
„Ach, Walter, ich habe keine Zeit. Ich bin nur ſchnell
her=
gelaufen, um dich zu bitten, daß du mir das Geld wiedergibſt —
ich ſoll nach Stockholm, ſoll heiraten, ehe ich abreiſe, und ich habe
das Geld von Bruggmann als Darlehen erhalten.”
„Um ſo beſſer! Glück muß ein junger Menſch haben!“
„Nein, Walter, ſo iſt es nicht! Ich brauche das Geld.
Roſe=
marie iſt doch arm und kann ſich keine Ausſtattung kaufen, und
da hat Dorothee mich auf den Gedanken gebracht —
Er erzählte alles, und dann rief er:
„Du gibſt mir das Geld wieder, ja? Nun brauche ich doch
nicht darauf zu warten, bis du es haſt arbeiten laſſen — nun —‟
„Und ich?” fragte Walter Herberg, ohne den anderen jedoch
anzuſehen. Er ſpähte in die Takelage empor und bewegte leicht
das Steuerrad. „Meinſt du, ich möchte nicht auch heiraten?
Wenn das Geld nicht mehr für dich arbeiten ſoll, dann doch für
mich.”
„Aber ich muß es doch haben! Dorothee wartet darauf, ſie
will einkaufen.”
„Dann mag ſie einſtweilen borgen! Erſinne eine Ausrede,
wie du ſie nötig gehabt hätteſt, hätte der Konſul das Geld von
dir verlangt!“
„Walter! Ich bin ja ſo froh, daß du es noch haſt! Du wirſt
es mir wiedergeben — ich —
„Tut mir leid, Hans! Ich habe es nicht mehr! Du haſt
mir nur vier Wochen Friſt geſetzt, und da mußte ich jeden Tag
ausnutzen. Ich — kurz und gut — es arbeitet ſchon — hier —
auf dieſem Schiffe. Sieh zu, wie du dir helfen kannſt. In vier
Wochen gebe ich dir den Betrag zurück! Nicht einen Tag eher!”
„Walter!”
Doch dieſer lachte nur ſpöttiſch und drehte wieder an dem
Steuer, und da im Hafen eine ziemlich ſtarke Flutſtrömung
herrſchte, ſo kam es, daß das Schiff der Steuerung ganz plötzlich
nachgab und einen kurzen Bogen beſchrieb, durch die Ankerketten
aber ebenſo kurz zurückgeriſſen wurde.
Zu gleicher Zeit ertönte aus der Höhe des Maſtes ein
gellen=
der Schrei. Ein menſchlicher Körper kam zwiſchen den Rahen
hindurch und ſchlug im nächſten Augenblick hart auf die
Decks=
planken.
Schreckensſtarr ſtand Hans Dennhardt da.
Er ſah nicht, wie es höhniſch um den Mund Walter Herbergs
zuckte. Er rannte zu dem Verunglückten hin und beugte ſich
über ihn.
„Robert!” ſchrie er auf. „Um Gottes willen, Robert! Lebſt
du noch?"
Da kamen ſchon die anderen Arbeiter aus den Maſten herab
und ſcharten ſich um den leblos Daliegenden.
Walter Herberg aber ſagte achſelzuckend:
„Warum hat er ſich nicht feſtgehalten? Das Schiff ſchwoite
vor Anker — niemand kann dafür.”
„Er hat das Genick gebrochen!” murrte einer.
„Ach wo, ſo ſchlimm wird es nicht ſein, er regt ſich ja ſchon
wieder!” bemerkte ein anderer.
Und ein dritter rannte über die Laufplanke an Land, wo er
zufällig den Hafenarzt erblickt hatte, mit dem er bald wiederkam.
Hans Dennhardt kniete noch neben Robert Henning, als der
Arzt dieſen unterſuchte.
„Wahrſcheinlich heftige Gehirnerſchütterung! Gebrochen iſt
nichts. Der Mann hat einen harten Schädel. Schafft ihn ins
Krankenhaus!”
Die Männer hoben den Bewußtloſen auf und trugen ihn
behutſam fort. Hans Dennhardt war wieder allem mit Walter
Herberg; aber nachdem er einen Blick in deſſen Geſicht geworfen
hatte, wußte er, daß er ihn nicht mehr zu bitten brauchte.
„In vier Wochen!” ſagte er. „Ich werde mir Rat ſchaffen,
daß Dorothee nichts merkt! Aber du, vergiß nicht, wenn ich
komme und das Geld von dir verlange!”
„Bah! Willſt du mir drohen, wo ich dich in der Hand habe?”
ſagte Walter Herberg kühl, und da erkannte Hans Dennhardt,
daß er einem Schuft in die Hände gefallen war. Er ballte die
Hände und rief halblaut:
„Wir rechnen ab miteinander! Wir rechnen beſtimmt ab!”
Und an dieſe Worte ſollte er eines Tages erinnert werden.
Jetzt aber lief er zu dem Kaufmann Simon und bat dieſen,
Doro=
thee Forſter alles zu borgen, was ſie in den nächſten Tagen
ſei=
nem Geſchäft entnehmen würde.
„Ich perſönlich hafte dafür”, ſagte er, und Herr Simon war
es zufrieden, verſprach auch, nicht zu verraten, daß Hans
Denn=
hardt kein Geld bei ihm hinterlegt hatte.
So kam es, daß Dorothee am nächſten Tage die Ausſtattung
Roſemaries anſtandslos erhielt, und da ſie jede Bezahlung für
ihre Arbeit entſchieden ablehnte, ſo brauchte Hans Dennhardt
auch dafür kein Geld mfzubringen.
Es ſchien, als ſollte der Fehltritt, den er begangen hatte,
un=
entdeckt bleiben.
Aber er atmete auf, als er von Dorothee erfuhr, daß dieſe
nicht daran dachte, die Frau Walter Herbergs zu werden. Sie
ſchien den Elenden eher durchſchwt zu haben, als dies ihm
mög=
lich geweſen war.
Und etwas anderes kam ihm zuſtatten, wie denn das Schickſal
manchmal gar merkwürdig mit den Menſchen ſpielt: ſeine Reiſe
nach Stockholm erlitt einen Aufſchub von gerade vier Wochen,
und ſo hoffte er, noch ehe er die Stadt verließ, ſeine Schuld bei
Simon bezahlen zu können.
Inr übrigen hatte Dorothee, als er ihr von dem Unglück
Hennings erzählt hatte, ihn ganz ſonderbar angeſehen. Aber ſie
hatte nur eine Frage an ihn gerichtet, und die lautete:
„Walter Herberg ſtand am Steuer, als das Unglück geſchah?‟
Später hatte ſie den Aermſten beſuchen wollen, indeſſen
er=
fahren, daß er nach einer Anſtalt für Geiſteskranke gebracht
wor=
den ſei. Er hatte durch den Sturz den Verſtand verloren.
„Und es war ganz ſeltſam, daß er immer von Ihnen
phan=
taſierte, Fräulein Forſter”, ſagte die Oberſchweſter, die Dorothee
dieſe Auskunft gab. „Wüßte ich nicht, daß es ein lächerlicher
Ge=
danke wäre, ſo hätte ich angenommen, Robert Henning
liebte Sie.”
Und da hatte Dorothee, ohne zu erröten, erwidert:
„Das tat er, Schweſter Oberin! Wir ſind Freunde ſeit
den Tagen unſerer Kindheit, und Robert hat immer ſehr an mir
gehangen."
„Das erklärt freilich alles”, entgegnete die Dame.
Dorothee aber hatte die Stirn finſter gefurcht, als ſie nach
Hauſe ging, und in ihr war immer eine Frage geweſen, die ſie
nicht zu beantworten wagte.
(Fortſetzung folgt.)
DdeTO!
A
ToobbeTA
OOTätdte
12366b.
15 Rabatt
auf
Kinderwagen.
Allergrößte Auswahl
nur bei B. Orio,
Karlsſtraße 14/16.
(11470a)
V
Lehrmädchen
u. Lehrling f. gutes
Friſeurgeſchäft
ge=
ſucht. Off. u. L. 4
a. d. Geſchſt. (1242
Tücht. Mädchen
für alle Hausarbeit
m. gut. Zeugn zum
1. Sept. geſucht
Frankfurterſtr. 17, 1
Geſundes, fleißiges
Mädchen, 16 bis 17
Jahre, tagsüber
ſo=
fort geſucht. (*
Grüll,
Frankfur=
terſtraße 69.
kateadans kiitia
Feinkost-
Streichkäse schachteln „
5 Schachteln ..90
10 Schachteln 1.75
. 40). Fett 14 Pfd. —25
Edamer
1. Pfd. 40
Emmenthaler
Sün dan Oeltkugen
Ffd. ,32
S& F-Magnet-Mehl..
„...., Pfd. —,30
Auszugs-Mehl feines
Spara-Margarine ...... /. Pfd.-Würfel 2.40
Zwetschen und Pfirsiche
V 12430
täglich frisch zum billigsten Tagespreis
Iar Täße
Enle TPLZ!
Und die ldee, die ich habe, ist:
ſch kaufe DDEE. DEE, IDEE, den
leicht bekömmlichen Kaffee von
DI
J.J. D-arboven, Hamburg 15
Das große. 200 grkostet RM. 1.50
erhältlich bei:
Anton Faßbender, Ludwigstraße 6
Ludwig Ad. Fertig. Karlstraße 47
Bernhard Held, Karlstraße 24
O. & E. Matzell, Schulstraße 4
M. H. Prassel, Schulstraße 10
Reformhaus „Arista‟ Ernst Ludwigstraße 3
Engel-Drogerie, Heinr. Schaub, Karlstraße 28
Schellhaas, Feinkosthaus, Karlstraße 50
Ludwig Starck, Holzstraße 26
Theodor Stemmer, Elisabethenstraße 14.
Wir ſuchen für unſere
jüngere erendtypiſen
die in allen Büroarbeiten, auch
Buch=
halterei bewandert iſt, und die wir ſehr
empfehlen können, zum 1. September
oder 1. Oktober Stellung. (12214b
Südweſtdeutſche Molkereizentrale e. G.m. b. H.
Tel 417 und 2659
Darmſtadt, Mühlſtr. 48
(I. Hbg. 12432
Werſrrcſ
Jg. zuverl fleißig.
Bäcker
geſucht. Zuſchr. unt.
K. 125 a. d. Geſch.*
Tücht.
Wäſche=
verkreter
geſucht.
Vorzu=
tellen Freitag vor=
mitt. v. 10—12 Uhr
bei Scharmann, im
„Palais=Garten”
Saalbauſtr. 37.
Vertreter geſ.
für konkurrenzloſe
Zeitſchrift mit feſt.
Gehalt u. Proviſion.
Schriftl. Angeb. u.
L. 13 a. d. Gſchſt. (
Sehr leiſtungsfähige
Holzgroßhandlung
mit eigenen Produktionen im Schwarzwald
und Bayern ſucht für Darmſtadt u.
Um=
gebung bei Konſumenten gut eingeführten
Vertreter.
Angeb. unt, K 114 an die Geſchäftsſt (*
Leiſtungsfäh. Dampfwäſcherei
ſucht am hieſigen Platze tüchtigen
Geheralvertreier
Perſonen, die ſchon einen ähnlichen
Poſten inne hatten und die event
eine Kaution ſtellen können, werder
bevorzugt. Schriftl. Angebote mit
Lebenslauf unter K 115 an die
Ge=
ſchäftsſtelle ds, Bl. erb. (12421b
I
MAANLICH
Wollen Sie mit
Ihrem Auto eine
Reiſe unternhmen?
Dann iſt es beſſer,
wenn Sie jemand
nitnehmen, d. große
Erfahrung beſitzt.
Student, derlange bei
Autofabriken
gear=
beitet und einen ähnl.
Poſten bereits
be=
kleidet hat (u. and.
Reiſen ins Ausland),
ſucht währ. d. Ferien
eine Chauffeurſtelle
Alle Führerſch. vorh
Angeb. unt. I. 19 an
die Geſchäftsſt.
WEißtich
Mädchen
aus gut. Fam., 19 J.,
2Jahre Frauenſchule
tüichtig im Haushalt,
ſucht Stellung als
Stütze in gut. Hauſe
mit Fam.=Anſchl.
An=
geb u. L. 18 an die
Geſchäftsſtelle.
Tücht. Friſeuſe
in 1. Häuſern tätig,
nit beſt. Zeugniſſ
wünſcht ſich zu ver
ändern. Gehaltsoff.
u. K. 121 Geſchſt.
Neufärben
unanſehnlich
gewor=
dener
(*msm
Ledermöbel,
Lederjacken
und Mäntel.
Carl Herber,
Luiſenſtraße 36
Fernſprecher 1916.
Wegen Aufgabe d.
Haushaltes, weiße
Küche, in tadelloſ.
Zuſtand, bill.
abzu=
geb. Näh.
Guten=
vergſtr. 15, pt. (*ds
Hadreund
Kopfhauk
bedürfen in der warmen
Jahres-
zeit besonderer Pflege cit
Dr. Röhms patentiertem
OLOyN
SHAMPOON
Die darin enthaltenen Enzyme entfernen
die sonst schwer lösſichen Schmutz- und
Fetteile — die Poren werden frei, das Haar
gesund und unvergleichlich schön.
u 30 Pfg. ROHM & HAAS A.-G., Darmstadt.
Seite 14
Freitag, den 15. Augnſt 1930
Nummer 224
bei uns immer besonders preiswerk.
Herren-Netziacken
.. 0.78,
unsere guten, haltbaren Onalitäten .
Herren-Unteriacken
mit halbem und langem Arm, makoartiges Gewebe . . 1.20,
Herren-Unterhosen
strapazierfähige makoartige Oualitäten, gute Paßform . . 1.40,
Herren-Einsatzhemden
prima Oualit. mit aparten, waschechten Einsätzen . 2.50,
Herren-Einsatzhemden
mit modernen Popeline-Einsätzen und Manschetten,
be-
sonders preiswert
45=
8S.
DS!
A75
950
OrTOler uOT
Diese Abteilung bringt stets das Neueste!
WeiKe Oberhemden
guter Rumpfstoff, mit modernen Einsätzen und Manschetten
Weiße Oberhemden
in aparten Jacquard-Dessins, durchgemustert . . . . 6.90, 5.25,
S p oFt-Hemden
mit festem Kragen und passender Krawatte . . . . 6.90, 4.75,
Popeline-Hemden
farbig durchgestreift, in wundervollen Dessins . . . . 7.90, 5.90,
Herren-Nachthemden
Geisha-Form und mit Kragen, mit waschechten Besätzen, 4.50, 3.50,
Schlaf-Anzü ge
in aparten Musterungen und eleganter Ausführung, 12.90, 10.75.
9
A
295
2
A95
9
Aa0
4
9
A
A
WMies
Bilder u. Einrahmungen Md. Kinderwag.
mit weiß. Pelzdecke
hervorragend gut und billig
f. 35 ℳ zu verkauf.
im größten Spezialgeschätt
Taunusſtr. 45, I. (*
Franz Langheinz, Darmstadt
Karlstr. 25, Ecke Hölgesstraße. (346a
*
4SPfg.
1 D080 Bohnerbeizes
Farben-Krauth, Eschollhr. Str. 3.—
Stenertabellen
gültig ab 1. 9. 30,
neu erſchienen. (*
Barkhausſtr. 25, III.r
Sehr gut erhalten.
Gehrock=Anzug
für ſchlanke Figur
zu verkaufen. Näh.
Geſchäftsſtelle. (*
Wanderer-Linnsine
Wanderer-Viersitzer
6/30 PS.
2 Fiat-Limusinen 420
gut überholt, tadellos laufend,
sehr preiswert abzugeben.
MüllerdOber
Adler-Vertretung, Rheinstraße 39
Aſf00.
Weißb.=u. Lack.=Arb.
all. Art bekom Sie
g. u. bill. gem., Küch.
v. 25 ℳ an.
Trep=
penhäuſ. ganz mod.,
Möb. wied. w. neu.
Ang. u. L. 1 Gſch.
(12296a)
Kurz geſchnittenes
Abfallholz
Ztr. 1.50, b. 10 Ztr.
ℳ 1.40 ab Lager.
Georg Heim,
Arheilgerſtraße 53,
Tel. 2062. (12138a
Geflägel
ist billiger als Fleisch.
Empfehle:
Junge Hahnen Stück von M. 1.20 an
Junge Tauben . . . . . . 0.60—0.80
feinſte Maſtenten und Gänſe,
Maſthühner . . . .p. Pfd. M. 1.40
Poularden und Kapaunen,
ein Poſten Suppenhühner,
friſch geſchlachtet, p. Pfd. nur 0.95
L. Schröder
Kiesſtraße 15 (*) Telephon 1969
Wid lrud bafde Ber Uhs!
Radikaler Preissturz!
üben 1000 Paane gute Schuhe
sind neu eingetroffen, diese wollen wir wieder billig schnell umsetzen.
Damen-Halb- und Spangenschuhe
gute Paßform, niedrige Absätze"
Hochelegante Damen-Spangenschuhe
in ganz neuen Modellen u. Farben, auch kombinierte Rahmen-Schuhe
jedes Par nur 10.30
darunter auch mit Gelenkstätze
Herren-Malbschuhe, Rahmen-Arbeit (Klammer-System)
schöne moderne Formen, echt weiß gedoppelt . . . . . Jedes Paar nur O.30
Kräftige Knaben-Sportstiefel Größe 27/35
Jedes Paar nur O..3
Mädchen-Spangen- und Schnürschuhe
in braun und in Lack".
Kinder-Spangen- und Schnürschuhe
Größe 20/26
. nur 3,50, 2.50, an9 —
Sehr schöne kräftige Herren-Sport-Stiefel 4
mit wasserdichtem Futter
. . . Jedes Paar mr 10.30
Kommen Sie bitte zu uns, es ist wirklich nur Ihr Vorteil!
4.50
...550, A.30
SolAIIAAS
nur Ernst-Ludwigstraße 19
Telephon Nr 4737
Darmstadt
nur Ernst-Ludwigstraße 19
Telephon Nr. 4737
(12441)
Bem Waſchen
vel Schaum!
dies wußte schon Ihre
Groß-
mutter, denn Schaum löst den
Schmutz, hüllt ihn ein und spült
ihn weg. Also: Schaumreiche
NAUMANN’S SEIFE nehmen!
Dieses 250-Gramm-Stück kostet nur 35 Pfg.
Dhabef.
werden, fachgemäß
bei billigſt.
Berech=
nung von mir ſelbſt
ausgeführt,
Georg Möſer,
Dachdecker.
Fuhrmannſtraße 10.
Pikierte
Erdbeerpflanzen!
„Königin Luiſe”, ſ.
früh u. gr. Frucht,
beſond. ſüß. „
Rot=
käpple” Frucht rieſ., ſüß,
gewürz=
reich, 100 St. 4 ℳ.
K. Henkelmann,
Heinheimerſtr. 81.*
Gummimänkel
12.— 15.—, 18.—ℳ
Windjacken
ſehr billig.
Waldſtraße 49, pt.
Einmachtöpfe.
1. =Gläſer bill. z. vk.
Möller,
Ballonplatz 3. I
Standuhren
Wand= und Küchenuhren
kaufen Sie vorteilhaft direkt
im Schwarzwald. Das
Auf=
ſtellen jeder Uhr und
mehr=
jährige Garantie wird
über=
nommen. Sehr günſtige
Teil=
zahlungsbedingungen
Schreiben Sie mir bitte
ſo=
fort, Sie erhalten umgehend
meinen reichhaltigen Katalog
Schwarzwald=Hausuhren=
Vertrieb Bürk, Schwenningen
St. 12365
a. N.
Erdbeerpflanzen
lief. in folg. Sort.:
Oberſchleſien,
Rot=
käppchen v.
Schwa=
benland. Madame
Moutot, Sieger u.
ſchwarze Ananas.
Preis: 50 St. 2 ℳ.
100 St. 3 ℳ, 1000
St. 20 ℳ p. Nachn.
Erdbeerkulturen
Schmidt, Ober=
Mo=
dau, P. Ernſthofen.
(12417b)
Immer
am billigſten!
Fahrraddecken
Schläuche
Pedale
Ketten
Lenker
2.25
0.90
1.65
1.65
3.50
2.95
Sättel
0.40
Glocken.
Erſatzteile
iegler Art ſtaunend
billig. — Nur bei
B. Orio,
Karlsſtraße 14/16.
(11471a)
Gute
Eßbirnen
Pfund 10—15 Pfg.
Frankfurterſtr. 105,
Martinsmühle.
Reineelauden,
Zwetſchen Pfd. 15 D
Wacker,
Rhönring Nr. 35. (
Zement
Kalk
außer Syndikat,
liefert ab Lager und
frei Bauſtelle
in jeder Menge
J. Ganß
Holz, Kohlen
Landwehrſtr. 21/23.
Teleph. 2250. (7638a
Benutzen
Werbeverkaut
für
MMatMats-
Waren.
Es ist
Ihr
Vorteil!
Küchenmagazin
Hielschmann
Ludwigstr. 10.
112424)
die geue liole
das Blatt der Frau von heute,
erscheint monatlich für M. 1.—
Vornehme Kleidung nach den neuesten
Mo-
dellen der Weltmode • Gepflegte
Häuslich-
keit in Beispielen der besten heutigen
Architek-
ten und Kunstgewerbler • Reise-Ratschläge
mit ekakten Angaben über Route, Preis,
Zeit-
einteilung e Unterhaltendes:
Kurzgeschich-
ten anerkannter deutscherAutoren. Kein Magazin-
Niveau!e1 Schnittmuster-Gutschein in jed. Heft
Oberall
erhältlichl
Verlag Otto Bever• Leipzig