Ginzelnummer 10 Pfennige
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 221
Dienstag, den 12. Auguſt 1930.
193. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg
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breit)/2 Reichsmark. Anzelgen von auswärte 40 Reichspfg.
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ſt Doller — 420 Markhl.— Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw. erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konhurs oder gerichtliſcher Beltreibung fäll jeder
Rabatt weg. Banklonto Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Die Perfaſſungsfeier der Reichsregierung.
Im Zeichen der Rheinlandräumung. — Harke Abwehr aller Dikkakurgelüſte. — Freiheil dem poliliſchen
Menſchen und der Jugend! — Niemand ausgeſchloſſen vom Ausbau des Reiches.
Der Beſtakt im Reichskag.
Berlin, 11. Auguſt.
Das Wetter hatte ſich am Montag ſoweit aufgeklärt, daß der
Platz der Republik ſchon in den frühen Morgenſtunden im
Son=
nenſchein lag. Lange bevor im Reichstag die Feier ihren Anfang
nahm, ſtrömten bereits viele Tauſende zum Plätz der Republik,
ſo daß ihn gegen Mittag eine unüberſehbare Menſchenmenge
füllte. Die Zugangsſtraßen waren dicht beſetzt, wo die Polizei
den Verkehr muſterhaft regelte. Auch vor dem Palais des
Reichs=
präſidenten hatte ſich eine dichtgedrängte Menſchenmenge
einge=
funden, um bei der Abfahrt des Reichspräſidenten ihm ihre
Ova=
tion darzubringen. Die Hauptſtraßen waren beſonders ſtark
be=
flaggt. Neben allen öffentlichen Gebäuden hatten auch alle
Bot=
ſchaften und Geſandtſchaften ſowie viele Privathäuſer
Flaggen=
ſchmuck angelegt. Vom Brandenburger Tor wehten ſechs rieſige
Fahnen in den Farben des Reiches und Preußens. Auf dem Platz
vor dem Reichstag wehten im hellen Glanz die Fahnen des
Reiches. Die große Rampe rechts und links von der Freitreppe
war mit Tannengrün, Lorbeerbäumen und Blumen geſchmückt.
Der Sitzungsſaal des Reichstages iſt würdig geſchmückt. Punkt
12 Uhr erſchien
Reichspräſidenk von Hindenburg
in der großen Mittelloge an der Nordſeite des Saales. Die
Feſt=
verſammlung erhob ſich beim Erſcheinen des Reichsprändenten.
Das Reichskabinett, die preußiſche Regierung ſind
vollzählig vertreten. Auch zahlreiche Vertreter der übrigen
Län=
der und ausländiſcher Staaten nehmen an der Feier teil. Im
Parkett haben die geladenen Gäſte, Abgeordnete,=Vertreter der,
Behörden, hervorragende Perſönlichkeiten aus Wiſſenſchaft, Kunſt,
Technik, Wirtſchaft und Finanz Platz genommen.
Die eigentliche Feier wurde eingeleitet durch den Staats=
und Domchor unter Leitung von Profeſſor Hugo Rüdel mit dem
Vortrag des von Georg Schumann vertonten Chors: „Flamme
empor! Steige mit loderndem Scheine auf den Gebirgen am
Rheine glühend empor!“
Hierauf ergriff
Reichsminiſter des Innern Dr. Wirkh
das Wort zu ſeiner Feſtrede. Er ging davon aus, daß das deutſche
Volk als modernes Kulturvolk beſonders nach dem
aufwühlen=
den Erlebnis des Weltkrieges eine andere Staatsverfaſſung als
die demokratiſche nicht ertragen könne. Der Trieb des Deutſchen,
die eigenen Perſönlichkeitsrechte und =werte zur Geltung zu
brin=
gen, ſei ſo tief eingewunzelt, daß man den mannigfachen
An=
regungen, nach dem Vorbild gewiſſer auswärtiger Staaten auch
bei uns das Diktaturſyſtem einzurichten, nur mit harter
Abwehr und Gegenwehr begegnen könne. Aber, ſo
fuhr Dr. Wirth fort, das politiſche Leben, der politiſche
Geltungs=
wille hat die Einheitlichkeit und Geſchloſſenheit des Volkswillens
zur unbedingten Vorausſetzung. Alle Freiheit in der Politik muß
zweckmäßig organiſiert ſein, wenn die Politik ſelbſt fruchtbar
bleiben ſoll. In den demokratiſchen Republiken wird die politiſche
Führung durch die Parteien geſtellt. Wenn ſie aber ihre Aufgabe
erfüllen, ſollen, ſo müſſen ſie ihrer Natur nach dafür geeignet ſein,
ſie müſſen innerlich auf Demokratie angelegt, regierungsfähig und
regierungswillig ſein. Dr. Wirth führte die wachſende Gärung
und Zerſetzung des deutſchen Parteiweſens, die er als beginnende
Umſtellung auf die neuen Notwendigkeiten betrachtet, auf die
hiſtoriſchen Urſachen zurück, die in den politiſchen Verhältniſſen
der Vorkriegszeit begründet ſind. Während damals die Parteien
beſtimmte Kulturkreiſe vertraten, die mit ihren feſtgefügten
Idealen und Grundſätzen die oberſte Inſtanz für das politiſche
Urteil und die Willensbildung des Volkes abgaben, handelt
es ſich
heute um die Tragung der unmittelbaren Verantwortung
für den Staat,
ſo daß es bei den Entſcheidungen, die die Parteien zu treffen
haben, nicht nur auf die Moralität des Motivs, die
parteipoli=
tiſche Richtſchnur ankommt, ſondern auch auf die Moralität der
Wirkung, des Erfolges. Dieſe doppelte Verantwortung, die das
Eigentümliche der Politik bildet, erweiſt die Relativität aller
rationalen Klügeleien, alles Schematiſierens und Dogmatiſierens
in der Politik. Der Zwang zum Staatspolitiſchen, zum
demokra=
tiſchen Denken erfaßt die Fraktionen des Reichstages, aber noch
lange nicht alle Wähler Wir haben die Demokratie, wir
haben die verfaſſungsrechtliche Gleichberechtigung aller, wir ſind,
innenpolitiſch geſehen, vielleicht das freieſte Volk der Erde, wir
haben den freien Staatsbürger, aber
eines iſt bei uns noch nicht frei geworden, der politiſche
Menſch.
Er kann ſich als ſolcher in dem alten, unelaſtiſchen
Mechanis=
mus unſerer politiſchen Willensbildung noch nicht frei entfalten.
Er beſitzt keinerlei Chancen=Gleichheit mit den Perſonen, die von
den Intereſſenorganiſationen, von den großen
Berufsvereinigun=
gen in den Vordergrund geſchoben werden.
Dr. Wirth ſchloß: „Die politiſchen Verhältniſſe ſind noch nicht
dazu angetan, aller Sorgen ledig zu ſein. Die
Wirtſchafts=
not iſt ungeheuer, die Staatsführung ſchwierig und auf
ſchnelle Entſcheidung angewieſen. Was der Weltkrieg und ein
kurzſichtiger Friedensvertrag an wirtſchaftlichem
Unheil angerichtet haben und noch immer anrichten, das wird
dieſer Generation mit tiefen Furchen in die Stirn gegraben ſein.
Dankbar gedenken wir der Treue und Opferbereitſchaft der
rheiniſchen Bevölkerung in jahrelangem Ringen.
Ihrem ſtandhaften Aushalten und ihrem ſtolzen Willen zur
nationalen Einheit und Freiheit iſt der glückliche Ausgang dieſes
gigantiſchen Ringens in erſter Linie zu verdanken. Wir trauern
um alle diejenigen, die in den Jahren der Bedrückung
frem=
der Willkür zum Opfer gefallen ſind, wir gedenken
der Staatsmänner, die für die Befreiung der beſetzten Gebiete ihre
beſte Kraft eingeſetzt, gekämpft und gelitten haben — Erzberger,
Rathenau, Ebert, Streſemann. Wir gedenken in dieſer Stunde
all unſerer Brüder an der Saar, für die nach dem
vorläufi=
gen Stocken der Saarverhandlungen noch ſchwere Zeiten
bevor=
ſtehen, ehe ſie wiederum mit dem Deutſchen Reiche, vereint ſind.
Wir danken der deutſchen Bevölkerung an der Saar für das
tapfere Ausharren und ſenden ihr ganz beſonders herzliche Grüße.
In unſerer Freude über die Befreiung der rheiniſchen Lande
über=
ſehen wir aber nicht, daß Räumung nicht reſtloſe Freiheit
be=
deutet. Das Land am Rhein iſt auch fernerhin noch
ein Land minderen Rechts. Die deutſche Souveränität
iſt erſt zum Teil wiederhergeſtellt. Wahre Freiheit gewinnen wir
erſt dann, wenn der Weg vom minderen Recht zum gleichen Recht
zu Ende gegangen iſt.
Wir wollen dankbar ſein, indem wir weiter hoffen und weiter
arbeiten. Dieſe Arbeit gilt jetzt ganz beſonders der
inneren Ausgeſtaltung unſeres deutſchen Staatsgebäudes.
Aber alle ſollen mitarbeiten, alle ſollen auch mitarbeiten können
und darum der deutſchen Jugend und den politiſchen Köpfen
in ihr endlich freier Raum! Im Anſchluß hieran ergriff
Reichskanzler Dr. Brüning
das Wort zu folgender Anſprache:
Herr Reichspräſident! Meine Damen und Herren! Als
wir vor wenigen Wochen am Rhein den Tag der Befreiung von
ſremder Befatzung begehen konnten, haben wir rückſchauend mit
dankbarer Anerkennung der tapferen und erfolgreichen Haltung
der rheiniſchen Bevölkerung gedacht, die in den Zeiten größter
Not mit unerſchütterlichem Glauben an die deutſche Zukuft einig
ſund geſchloſſen für unſer deutſches Vaterland Opfer und
Ent=
behrungen auf ſich nahm. Hier wurde der in der
Reichsverfaſ=
ſung tief wurzelnde Gedanke — durch deutſche Einheit zur
deut=
ſchen Freiheit — in vollem Sinne wahrgemacht. Sollte nicht dieſe
Tat uns gerade in dieſen Tagen mahnen, einig und geſchloſſen
zuſammenzuſtehen? Eine der ſchwerſten Wirtſchaftskriſen, deren
Umfang und deren Auswirkungen wir noch nicht überſehen
können, durchzieht die ganze Welt. Zugleich beginnen die
Wo=
gen des Wahlkampfes um einen neuen Reichstag mit allen
unerfreulichen Begleiterſcheinungen des Mißtrauens und der
Zwietracht durch unſer Land zu gehen. Die Stunde fordert
Ein=
ſicht und Vertrauen in die Zukunft. Treten wir geſchloſſen und
einig zuſammen! Niemand ſei von der Mitarbeit ausgeſchloſſen.
Sie, Herr Reichspräſident, und Sie, meine Damen und
Herren, bitte ich, mit mir einzuſtimmen in den Ruf: Das in der
Republik geeinte Deutſche Volk, es lebe hoch! Das Lied der
Deutſchen bildete den Abſchluß der Feier.
Nach der Feier
begab ſich Reichspräſident von Hindenburg in Begleitung von
Reichswehrminiſter von Groener und Oberſtleutnant von
Hin=
denburg, der übrigen Mitglieder des Kabinettes und zahlreicher
Parlamentarier durch die mit Wappen und Flaggen der Länder
geſchmückte Kuppelhalle des Reichstages über die große
Frei=
treppe zum Platz der Republik. Von den vielen Tauſend
Zu=
ſchauern mit ſtürmiſchen Hochrufen begrüßt, unter den Klängen
des Präſentiermarſches und des Deutſchlandliedes ſchritt der
Reichspräſident die Front der Ehrenkompagnie ab. Dann
be=
ſtieg der Reichspräſident ſeinen Kraftwagen und fuhr unter
er=
neuten Hochrufen, Tücher= und Hüteſchwenken des Publikums
langſam die Front entlang nach dem Reichspräſidentenpalais.
Außerordentlicher Parkeitag der 2. 5.P. Heſſens.
Reichstagsabg. Dingeldey wieder Spitzenkandidat.
Frankfurt a. M., 10. Auguſt.
Die Deutſche Volkspartei Heſſens hielt am Sonntag im
Hand=
werkerhaus einen aus allen Teilen Heſſens gut beſuchten
außer=
ordentlichen Parteitag ab, um zu der gegenwärtigen politiſchen
Lage und zu den kommenden Reichstagswahlen Stellung zu
nehmen. Reichstagsabgeordneter R.A. Dingeldey=Darmſtadt
be=
richtete über die Vorgänge bei der Auflöſung des Reichstages und die
politiſche Situation vor den Neuwahlen. Zur Behebung der
gegenwärtigen Kriſe, die er im einzelnen eingehend ſchildert und
der er die Schuld für die Nadikaliſierung der deutſchen Jugend
zuſchiebt, erachtet der Redner durchgreifende Reformen für nötig:
Reichsreform und in Verbindung damit Reform des
Finanzweſens, ferner Reform der
Steuergeſetz=
gebung, der Sozialverſicherungsgeſetzgebung,
der öffentlichen Verwaltung, des
Parlamen=
tarismus und ebenfalls der deutſchen
Wirtſchaftspoli=
tik. Das Ziel der D. V. P. im kommenden Wahlkampf ſei die
Sammlung des Bürgertums und Bildung einer Hindenburg=
Front zur Rettung des deutſchen Volkes. — Nachdem der Redner
ſich noch mit der Stellung zur Staatspartei und zur
Sozial=
demokratie beſchäftigt hatte, ſprach Generalſekretär Welkow über
die Organiſation des Wahlkampfes, wobei er taktiſche Anregungen
gab und techniſche Fragen erörterte.
Auf der Wahlvorſchlagsliſte der Partei für Heſſen ſteht
Reichstagsabgeordneter R.A. Dingeldey=Darmſtadt wieder an der
Spitze. Ihm folgen Landwirt Wolf, Albig (Rheinheſſen),
Bür=
germeiſter Dr. Niepoth=Schlitz, Frau Kloos=Darmſtadt,
Schmiede=
meiſter Nothnagel=Griesheim, Freiherr von Heyl=Worms, Lehrer
Joſt, Gärtuereibeſitzer Becker=Reichenbah (Bergſtraße) und
Land=
lagsabgeordneter Dr. Keller.
Die Tſchechoflowakei ſpielk Krieg.
Manöver in großem Skil nach franzöſiſchem Vorbild.
Von unſerem =Mitarbeiter.
Prag, 8. Auguſt.
Die Tſchechoſlowakei, die im allgemeinen kein Hehl daraus
macht, daß ſie der Ausgeſtaltung ihrer militäriſchen Streitkräfte
ein beſonderes Augenmerk zuwendet, ließ es ſich im heurigen
Jahre nicht mit der Durchführung der gewohnten
Herbſtmanö=
ver auf freiem Gelände allein genügen; diesmal wurden auch
Städte in den Aktionsbereich der manövrierenden Streitkräfte
einbezogen, Siedlungen, die der tſchechoſlowakiſchen Luftflotte
zum Ziel von Bomben= und Gasangriffen zu dienen hatten.
Wie dieſe Fliegerangriffe ausſehen, geht aus dem Beiſpiel der
Stadt Olmütz hervor, die als erſte empfunden hat, wie nett es
iſt, in den Mittelpunkt kriegeriſcher Spiele gerückt zu werden.
Vorerſt hatte ſich die Olmützer Gemeindeverkretung zu einer
Sonderſitzung einzufinden, in welcher ein vom Prager
National=
verteidigungsminiſterium entſandter Offizier Weiſungen über
das Verhalten der Bevölkerung bei Fliegerangriffen erteilte.
Nach den Weiſungen wurden ſchließlich an die Olmützer folgende
„Verhaltungsmaßregeln” während des Fliegerangriffes
aus=
gegeben:
„Entſprechend dem von einem Offizier des
Heeresminiſte=
riums erſtatteten Berichte über die Organiſation für die
Flieger=
abwehr wurde feſtgeſetzt, daß bei Beginn des Fliegerangriffes,
der durch Sirenenſignale angezeigt wird, der geſamte Verkehr
auf den Straßen ſtillgelegt werde. Die Bevölkerung muß die
nächſten Unterſtände, wie z. B. Haustore, Kellerräumlichkeiten
uſw. aufſuchen. Wo dieſe nicht vorhanden ſind, haben ſich die
Paſſanten flach auf den Erdboden zu werfen. Die Angriffe
am Tage werden kurz ſein, dagegen werden die Angriffe, die in
den Nachtſtunden erfolgen, bis zu einer Stunde und mehr
dauern. Nach den Vorſchriften müſſen ſofort alle
Straßen=
laternen und die geſamte öffentliche Beleuchtung in den
Woh=
nungen eingeſtellt werden, ſofern nicht die Wohnungen durch
Rolläden gegen die Straße zu abgeſchloſſen werden können. Das
Verlaſſen des Hauſes iſt bis zum Schluſſe des Angriffes, der
wiederum durch Sirenen kundgemacht wird, zu unterlaſſen.”
An den Manövern beteiligten ſich etwa hundert Flugzeuge,
die nach umfaſſenden Vorbereitungen einen Angriff auf die
Stadt Olmütz unternahmen, die wiederum im Schutze von
Ab=
wehrbatterien ſtand. Nach den „Heeresberichten”, die einen
brei=
ten Raum in der tſchechoflowakiſchen Preſſe einnahmen, haben
die Uebungen, die „im Hinblick auf die Rechtsunſicherheit”
vor=
genommen werden, den Beweis erbracht, daß die
Zuſammen=
arbeit aller Bevölkerungsſchichten einer Stadt bei einem
Flieger=
angriff die durch Bombenabwürfe drohenden Gefahren
weſent=
lich herabmildern könne, daß es mit weitreichenden
Abwehr=
geſchützen unter Zuhilfenahme von Scheinwerfern möglich ſei,
feindliche Flieger bis zu einer beträchtlichen Höhe in
Sperr=
feuer zu nehmen und daß die der tſchechoflowakiſchen Armee zur
Verfügung ſtehenden Horch= und Meßvorrichtungen durchaus
geeignet ſeien, Angriffen feindlicher Flieger entſprechend zu
be=
gegnen. Nicht feſtgeſtellt allerdings haben die Manöverberichte,
daß es gegen Phosgen= und andere gefährliche Giftgaſe kein
Verſtecken gibt, daß die Beſtreuung einer Stadt mit
Giftbom=
ben das Schickſal ihrer Einwohner beſiegelt . . .
So hat alſo der tſchechoſlowakiſche Staatsbürger eine volle
Woche hindurch zum Frühſtück die eingehenden Schilderungen
über die Leiſtungen der tſchechiſchen Armee, des tſchechiſchen
Flugzeuggeſchwaders genießen können; daß dieſe Schilderungen
ſich nicht ſehr von den ehemaligen Kriegsberichten unterſchieden,
liegt in der Natur der Sache, und es wäre gewiß nichts dagegen
einzuwenden, wenn nicht die Frage entſtünde, warum
ausgerech=
net die kleine Tſchechoflowakei Manöver in ſo großem Stile zu
einem Zeitpunkt abhält, da die Regierung in tödlicher
Ver=
legenheit den immer dringender erhobenen Forderungen des
Arbeitsloſenheeres gegenüberſteht, warum Hunderttauſende für
Kriegsübungen hinausgeworfen worden ſind, die trotz aller
Ver=
ſchleierungsverſuche Offenſiv=Charakter haben. Die
„Rechtsunſicherheit”, ſo behauptet man halbamtlich in Prag,
laſſe es geraten erſcheinen, die militäriſchen Streitkräfte in
Uebun=
gen größeren Stiles zu erproben. Es ſei hier nicht erörtert,
gegen wen ſich eine tſchechiſche Offenſive richten könnte, aber
notwendig zu ſagen iſt, daß die Nachbarſtaaten der
Tſechoſlo=
wakei als Angreifer heute nicht in Betracht kommen:
Deutſch=
land und Ungarn ſind entwaffnet, und das kleine Oeſterreich
kommt in ſeiner gegenwärtigen Lage für einen „Krieg” gegen
den tſchechiſchen Nachbarn nicht in Frage. Wenn daher die
Manöver „im Raume” Pardubitz—Olmütz als Defenſiv=
Uebun=
gen hingeſtellt werden, ſo ändert dies durchaus nichts daran,
daß ſie in Wirklichkeit ſtark offenſiven Charakters ſind.
Mit den Summen, die in der erſten Auguſtwoche zwiſchen
Pardubitz und Olmütz im Rahmen der Manöver verpulvert
wor=
den ſind, hätten zahlreiche dringende Notſtandsarbeiten in
An=
griff genommen und Tauſende hungernder Menſchen Arbeit und
Brot erhalten können. Schon aus dieſem Grunde iſt es
erklär=
lich, daß bei allem Patriotismus breite tſchechiſche
Bevölkerungs=
ſchichten den Kriegsſpielen keinen beſonderen Geſchmack
abzuge=
winnen vermochten und die „Heeresberichte” der Zeitungen mit
ſehr gemiſchten Gefühlen zur Kenntnis genommen haben. Von
einer Abrüſtung, deren Notwendigkeit im Intereſſe der
Be=
friedung der Welt” gelegen iſt, kann in der Tſchechoflowakei keine
Rede ſein. Sie tut das Gegenteil, ſie rüſtet auf. Wenn ein
Staatsweſen, das unmittelbar an zwei Freundſtaaten (Polen
und Rumänien) angrenzt und deſſen übrige Grenznachbarn ſo
gut wie entwaffnet ſind, die Notwendigkeit des Ausbaues ſeines
krigeriſchen Apparates ſo deutlich dartut wie die
Tſchechoflowa=
kei, dann beweiſt dies ziemlich klar, daß alle Abrüſtungs= und
Friedenskonferenzen einen praktiſchen Erfolg bisher nicht
ver=
zeichnen können.
Weltmeisterſchaften der Studenten 1930
Schlußbericht auf Seite 5, 6,7
Seite 2
Nummer 22*
Darmſiadt, den 12. Auguſi.
Berſaffängsfeier i Barmkaut.
t. Mit Rückſicht auf den Zeppelinbeſuch in Darmſtadt, der
auch anläßlich des Verfaſſungstages zweimal landete, konnten
dieſes Jahr die offiziellen Veranſtaltungen des Verfaſſungstages
nur in Form einer Feier abgehalten werden, die am Montag
vormittag im Großen Saal des Städtiſchen Saalbaues
ſtatt=
fand und zu der die Bevölkerung der Stadt bei freiem Eintritt
eingeladen war. Der Andrang zu der Feier war ſehr ſtark,
hun=
derte füllten noch die Umgänge und den Vorſaal. Den einzigen
Schmuck des Saalbaues bildeten neben dem Grün auf der Bühne
zwei große Fahnen in den Reichsfarben, die zu beiden Seiten
der Bühne herabhingen. Auf der Bühne hatte das
Stadt=
orcheſter Platz genommen, das unter ſeinem Führer,
Kapell=
meiſter W. Schlupp, die Feierlichkeit mit der prächtig geſpielten
Freiſchütz=Ouvertüre eröffnete. Dann ſang der Volkschor
Darmſtadt den Chor „Wachet auf” aus den Meiſterſingern
tonſchön und machtvoll.
Herr Miniſter Korell würdigte zu Eingang ſeiner
Feſt=
anſprache, von der Betonung des Heimatgefühls ausgehend, die
diesjährigen Verleihung des Büchnerpreiſes, über die wir
an anderer Stelle berichten und führte dann etwa folgende
Haupt=
gedanken aus:
„Unſer Geburtstagskind, die Reichsverfaſſung, iſt auch heute
noch nicht allgemein geliebt, bis zur Verhöhnung ſteigert ſich die
verſchiedenartige Abneigung. Die einen wollen den die
Ver=
faſſung beherrſchenden Grundſatz der Demokratie zerbrechen und
die Diktatur an ihre Stelle ſetzen, anderen erſcheine die
Rück=
kehr zur Monarchie notwendig und wieder andere belaſten die
Weimarer Verfaſſung mit dem Konto der Zerſtörung des
Ver=
mögens und der wirtſchaftlichen Not. Man kann zur Liebe zur
Verfaſſung überhaupt nicht, und wenigſtens zur Achtung vor ihr
nur in beſcheidenem Maße zwingen. Doch kann am
Verfaſſungs=
tage ruhig ausgeſprochen werden, daß das Maß deſſen, was an
Androhung und Ausübung von Gewalt, an Schmähung und
ſpitzfindiger, vorſichtiger Beckmeſſerei geleiſtet wird, den
Anhän=
gern der Verfaſſung die Pflicht auferlegt, ſie zu ſchützen. Es
läßt ſich geſchichtlich ohne Mühe zeigen, daß demokratiſche, ja
ſo=
gar republikaniſche Ideen, wie das Symbol Schwarz=Rot=Gold
und die große Zeit der Befreiungskriege mit der Verfaſſung von
Weimar geiſtig verbunden ſind. Aus dem Weltkrieg heraus
be=
trachtend müſſen wir feſtſtellen, daß es noch niemals einen Krieg
gegeben hat, der in ſeinem Abſchluß nicht eine Verminderung
oder eine Vermehrung der Volksrechte brachte. Die deutſchen
Millionen, die in der Heimat und im Felde im Weltkrieg ſtritten,
hatten ein Erlebnis, das niemals mehr ausgelöſcht werden konnte,
und das nach dem Kriege eine Verkörperung im ſtaatlichen und
geſellſchaftlichen Leben auch ohne den Zuſammenbruch erzwungen
hätte. Wer dieſen Zuſammenhamg zwiſchen dem deutſchen
Volks=
ſchickſal und der Weimarer Verfaſſung überſieht, tut der
Ge=
ſchichte Gewalt und unſerem Volke Unrecht. Man hätte
viel=
leicht die Verfaſſung vollkommener in ruhigeren Zeiten bauen
können, aber 1918 und 1919 ging es nicht um das Können,
ſon=
dern um das Wollen und Müſſen. Daß bei dieſer Titanenarbeit
zwei Männer die Vorausſetzungen für das Werk ſchufen,
näm=
lich Ebert durch die Einberufung der Nationalverſammlung
und Hindenburg durch die pflichttreue Ueberführung des
Heeres in die Heimat, iſt national= und weltgeſchichtliches
Ver=
dienſt. Unter der Weimarer Verfaſſung ſind wir in die Zeiten
der Inflation, des Rhein= und Ruhrkampfes und des
Separatis=
mus hineingegangen. Wir haben uns durchgerettet und ſollten
heute noch danken mit Herzen, Mund und Händen. Die Männer,
die uns damals führten, waren Kapitäne im Seeſturm, waren die
Wegbereiter einer Politik, die in Streſemann und in der
Rheinlandbefreiung, in dem Eintritt in den Völkerbund und in
der allmählichen Wiedererringung internationaler Geltung
Fort=
ſetzung und anſehnlichen Erfolg fand. Wie konnte dieſes Wunder
geſchehen? Die verſchiedenſten Schichten, vor allem die breiten
Maſſen erwieſen in der Abwehr des Separatismus, daß ſie wie
1914 Deutſchland über alles in der Welt ſtellten. Nie können wir
den Beitrag der ſittlichen und religiöſen Mächte zum
Wieder=
aufſtieg des deutſchen Volkes überſchätzen, aber ſtaatlichen Halt
und politiſche Führung, nationale und internationale
Ziel=
ſetzung fand das deutſche Volk an der Verfaſſung, die uns die
Einheit des Reiches gerettet hat. Sie war die Grundlage, auf
der die Politik, Rathenaus, Erzbergers, Wirths, Müllers und
Streſemanns die Rheinlands von der Beſatzung befreit hat,
Dienstag, den 12. Auguſt 1930
Mit innerer Freude grüßen wir heute das freie deutſche Volk
am Rhein, und wünſchen ihm in aller Not, die zu lindern des
Reiches und des Landes Pflicht iſt, ein gutes Stück der
Erkennt=
nis, daß es unter dem Zeichen von Weimar und ſeines
Sym=
boles Schwarz=Rot=Gold befreit worden iſt. Wir ſtehen vor
großen politiſchen Kämpfen. In welcher Partei immer unſere
Stellung iſt: Wer das deutſche Volk voran führen will, wird die
Grundlagen der bisherigen Rekonvaleſzenz nicht verlaſſen dürfen.
Wir bekennen uns an dieſem Feſttage zu der republikaniſchen
Demokratie, wir wollen feſthalten an dem Grundſatz der
Wei=
marer Verfaſſung, daß es unſere Pflicht iſt, die Arbeit und den
ehrlichen Erwerb zu ſichern und ein familienwürdiges Wohnen
zu ſchaffen. Wir wollen das deutſche Reich umbauen, im Sinne
eines wohlgegliederten, auf berechtigte geſchichtliche Formen
Rück=
ſicht nehmenden Einheitsſtaates und wir wollen den
öſterreichi=
ſchen Brüdern den Eingang in das Reich offen halten. Wir
ge=
loben, die erhabenen Ideen der Weimarer Verfaſſung für
Bil=
dung, Schule, Sittlichkeit und religiöſes Weſen nicht außer Acht
zu laſſen, ſondern in der intellektuellen und ſittlich religiöſen
Bildung des Volkes und im Freimachen des Aufſtiegs der
Be=
gabten aller Stände nach allen unſeren Kräften zielbewußt
fort=
zuſchreiten. Wenn wir nach allen unſeren Kräften unſere
Schul=
digkeit tun, können wir guten Gewiſſes den Geburtstag der
Weimarer Verfaſſung feiern.
Schſver mein Volk, iſt deine Bürde, die dich faſt zu Boden rafft,
Dennoch wahre deine Würde und vertraue deiner Kraft!
Nach des Haſſes Wintertagen darf die neue Liebe wehn —
Deutſchland, Deutſchland nicht verzagen! Deutſches Reich wird
(neu erblühn!“
Die Feſtanſprache ſchloß mit einem Hoch auf das deutſche
Volk, ſeinen Staat und die deutſche Republik, dem die erſte
Stro=
phe des Deutſchlandliedes, gemeinſam geſungen, folgte. Der
Chor, „Die Flamme lodert” vom Volkschor Darmſtadt
vorge=
tragen, und die vom Stadtorcheſter geſpielte „Egmont”=Ouvertüre
gaben der Verfaſſungsfeier 1930 einen feierlichen Ausklang.
Im Eleinen Haus des Landestheaters
Heute, Dienstag, den 12. August, abends 20.30 Uhr
Zum ersten Male, in den Original-Dekorationen u. „Kostümen
Will Carlands Hawaian-Revue
Die braunen Vögel, der Südsee
Hilde Brown
Revue-Star der Bleak-Theatrical-Art (New-Tork)
Takey Vandeyke das Wunder des Step-Tanzes
Will Garland
Will Robens
der phänomenale Negertenor Internationaler Negerkomiker
Dorothy Venton Arthur Dibbin Rose Garland
und die Hawai-Tanzgirls. (12319
Die Schlager-Revue von New-Tork u. London
nur drei Tage in Darmstadt
Keine Verlängerung möglich. Volkstüml. Preise (1—4 Mark)
— Gaftſpiel der Hawaian=Revue „Die braunen Vögel der Südſee‟
in Darmſtadt. Im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
beginnt heute. Dienstag, das dreitägige Senſationsgaſtſpiel der
ameri=
kaniſchen Schlagerrevue „Die braunen Vögel der Südſee‟.
Die Darmſtädter Aufführung iſt durch die Mitwirkung der
prominen=
ten Künſtler des erfolgreichen Originalenſembles vom Roxy=Theater in
New York ausgezeichnet. Die Namen des vielſeitigen Revueſtars Hilde
Brown, des Steptanz=Wunders Jakey Pandeyke, des
phäno=
menalen Negertenors Will Garland, des exzentriſchen Negerkomikers
Will Robens und der anderen hervorragenden Künſtler dürften in
Darmſtadt raſch einen guten Klang gewonnen haben. Auch die
unver=
gleichlichen Hawaian=Tanzgirls werden ſich bald allgemeiner
Beliebtheit erfreuen. Eine Verlängerung des Gaſtſpiels, das bei
volks=
tümlichen Preiſen ſtattfindet, iſt ausgeſchloſſen. (Man beachte
das Inſerat in unſerer heutigen Ausgabe.)
Gegen Kopfschuppen u. Haarausfal
verwenden Sie nicht dieses oder
jenes, sondern veriangen Sie ein
Mittel das wissenschaftlich erprobt
ist und seit 50 Jahren
unvergleich-
liche Erfolge zu verzeichnen hat: (IV 8119
Dr. Dralle’s Birkenwasser
Originalflasche RM. 2.40 Doppelflasche RM. 4.20
2
Die Träger des Büchner=Preiſes 1930.
Johannes Lippmann — der Maler, Nikolaus Schwarzkopf — der
Dichter.
Wie alljährlich, wurde am geſtrigen Verfaſſungstag
bekannt=
gegeben, an wen das heſſiſche Volk durch ſeine berufene
Ver=
tretung den Georg Büchner=Preis verleiht. Die Wahl fiel
dies=
wal auf den Odenwald= und Heimatmaler Johannes
Lipp=
mann und den Dichter Nikolaus Schwarzkopf, deſſen
letzte Werke erſt vor kurzem an dieſer Stelle beſprochen wurden.
Die Verleihungsurkunden haben folgenden Wortlaut:
Dem Maler Johannes Lippmann, dem treuen und
meiſterlichen Schilderer Odenwälder Menſchen und
Land=
ſchaften, verleiht das heſſiſche Volk den Georg=Büchner=
Preis 1930.
Darmſtadt, am Tage der deutſchen Reichsverfaſſung.
Der Heſſiſche Miniſter für Kultus und Bildungsweſen.
Das heſſiſche Volk verleiht dem Dichter Nikolaus
Schwarz=
kopf den Georg=Büchner=Preis 1930 in dankbarer
Würdi=
gung ſeines kernhaften, um heimatliche Landſchaft in
Ge=
ſchichte und Gegenwart verdienten Schaffens.
Darmſtadt, am Tage der deutſchen Reichsverfaſſung.
Der Heſſiſche Miniſter für Kultus und Bildungsweſen.
Wahrlich, nicht beſſer konnte die Verleihung des Büchner=
Preiſes an Meiſter Johannes Lippmann begründet werden, als
mit „dem treuen und meiſterlichen Schilderer Odenwälder
Men=
ſchen und Landſchaften”.
Wer wäre das beſſer als Johannes Lippmann! —
Als im Juni vor zwei Jahren der Kunſtverein den 70=
Jäh=
rigen durch eine Sonderausſtellung in der Kunſthalle am
Rhein=
tor ehrte, ward dieſe zum künſtleriſchen Ereignis. Wir
erinner=
ten damals an Ausſprüche zweier Großen, die wir gerne hier
wiederholen:
Schon 1917 ſchrieb Geheimrat Henri Thode: „Was mir
für die Begabung beſonders charakteriſtiſch erſcheint, iſt die
Sicherheit und Geſchloſſenheit, mit der er ſeine Geſtalten und
Kompoſitionen geſtaltet. Die Milderung und Auflöfung des
hierin gegebenen Strengen durch weitgehende Weichheit ſeiner
Licht= und Farbenerſcheinungen ſcheint ſein Ausdruck einer das
Milde ſuchenden und findenden Natur zu ſein.”
Und Profeſſor Hülſen, der bekanntlich lange Jahre an der
Darmſtädter Hochſchule Kunſtgeſchichte las, ſchreibt 1914: „Vor
allem wirkt es geradezu befreiend, daß man endlich einmal
wie=
der ſolch tief empfundener, echt deutſcher Malerei begegnet, die
den eben bei uns ſo ſehr überſchätzten Modegötzen ... keinen
Tribut zollt. Lippmann iſt ein Künſtler, der vor keiner
Schwie=
rigkeit zurückſcheut, der die ſubtilſte Naturſtimmung auf die
Leinwand bringen kann. Immer tritt er ſelbſt beſcheiden hinter
dem Stück Natur und Leben zurück, das er mit wahrer Andacht
vor den Beſchauer ſtellt.”
Ja, Beſcheidenheit, die jedem wahren Künſtler ziemt und
eigen iſt, iſt wohl die hervorſtechendſte der menſchlichen
Eigen=
ſchaften Johannes Lippmanns und wir glauben zu wiſſen, daß
Profeſſor Johannes Lippmann.
es ihm recht iſt, wenn wir heute unſeren aufrichtigſten
Glück=
wünſchen nichts hinzufügen, als den: „möge unſer Lippmann
uns noch lange in fruchtbarer Schaffenskraft erhalten bleiben”
Dieſen Wunſch teilt mit uns das heſſiſche Volk, das er liebt
und dem er ſeine Kunſt, ſein ganzes Können widmet.
Nikolaus Schwarzkopf iſt Schriftſteller. Wir haben ihn
daher gebeten, uns ſelbſt einige Worte über ſein Leben zu
ſchrei=
ben: „Geboren am 27. März 1884 zu Urberach bei Darmſtadt,
Vater Pflaſterer, Mutter Näherin, fünf Geſchwifter. Ich konnte
Lehrer werden. Da meine Eltern wunder meinten, was ſie aus
mir gemacht hatten, meinte ich wunder was ich ſei, und nahms
nicht leicht. Einundzwanzig Jahre lang Schule gehalten, links
Kriegsverſorgung und Nokverordnung.
Die Kriegerkameradſchaft „Haſſia” — Verband der
Kriegs=
beſchädigten und Kriegerhinterbliebenen — Darmſtadt, Ahaſtr. 5,
bittet uns, nachſtehendes bekanntzugeben:
Zur Notverordnung des Reichspräſidenten, ſoweit dieſe die
Verſorgung der Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen
betrifft, hat der Reichsarbeitsminiſter nunmehr
Durch=
führungsbeſtimmungen erlaſſen. Ueber deren Inhalt
teilt der Verband der Kriegsbeſchädigten und
Kriegerhinterblie=
benen des Deutſchen Reichskriegerbundes „Kyffhäuſer” folgendes
mit:
Die Verſorgungsämter ſollen alle Anträge auf Verſorgung,
die nach Ablauf der Friſt eingehen, daraufhin prüfen, ob eine
Be=
rückſichtigung im Härtewege geboten iſt. Dies ſei in der Regel
anzunehmen, wenn durch eine auf Dienſtbeſchädigung beruhende
Geſundheitsſtörung, insbeſondere infolge von Kriegsverwundung,
die Erwerbsfähigkeit um mindeſtens 50 v. H. gemindert iſt und
ein Bedürfnis vorliegt. Auch Heilbehandlung kann gewährt
werden.
Rentenerhöhungsanträge bei denen die in der
Notverord=
nung neu eingeführte Ausſchlußfriſt verſäumt iſt, ſollen gleichfalls
ſachlich geprüft werden und können, wenn ſie zweifelsfrei
berech=
tigt ſind, unter Ausſchaltung des Rechtsanſpruchs berückſichtigt
werden.
Die bisher beſtehende Möglichkeit, Verſorgung wegen eines
im zeitlichen (nicht urſächlichen) Zuſammenhang mit dem
Kriegsdienſt ſtehenden Leidens zu gewähren, iſt bedauerlicherweiſe
beſeitigt worden.
— Hiſtoriſcher Verein. Der nächſte Ausflug ſoll am Sonntag,
den 24. Auguſt. in den hinteren Odenwald führen, mit dem Ziel
Hiſchhorn. Die ſchönen Kraftwagen der „Harko” ſind, vielen
Mitgliedern durch die Fahrt nach Schwetzingen in angenehmer
Erinnerung. Die Fahrt geht auf dem Hinwege durch den
Oden=
wald nach Lindenfels, dann eine Strecke, die den meiſten
Darm=
ſtädtern trotz ihrer Schönheit wenig bekannt iſt. Beſucht werden
außer Hirſchhorn die Harfenburg und Schönau. In Hirſchhorn
werden vor allem die Ausgrabungen gezeigt werden, die Baurat
Krauß unter Unterſtützung auch des Hiſtoriſchen Vereins auf der
dortigen Burg vornimmt und die bereits bemerkenswerte
Ergeb=
niſſe gezeitigt haben. Die Fahrt wird 4.50 RM koſten.
Anmel=
dung auf dem Staatsarchiv erforderlich, ſpäteſtens bis zum
21. d. M., mittags 12 Uhr. Doch wird um baldige Einzeichnung
gebeten, damit der oder die nötigen Kraftwagen geſichert werden
können.
— Bei dem Wettſchreiben des Deutſchen Stenographen=Bundes
in Berlin, über das hier mehrfach berichtet wurde, hatte der
hie=
ſige Gabelsberger Stenographenverein, von 1861 (Ballonſchule)
einen ſehr ſchönen Erfolg zu verzeichnen. Insgeſamt beteiligten
ſich 18 Mitglieder des Vereins an dem Wettſchreiben, das von
über 2000 Vereinen mit 3000 Wettſchreibern beſchickt war. Bei der
Preisverteilung wurden dem Verein in den Abteilungen 120—200
Silben zuerkannt 13 erſte Preiſe, 3 zweite und 1 dritter Preis.
Ein ſehr erfreuliches Ergebnis, das, wie von offizieller Seite
ver=
ſichert wurde, im Verhältnis, eines der beſten Vereinsergebniſſe
darſtellt und um ſo höher zu bewerten iſt, als es unter den
beſon=
ders ſchwierigen Verhältniſſen und Bedingungen eines
Bundes=
wettſchreibens, das nur alle 5 Jahre ſtattfindet, errungen wurde.
Der Verein darf deshalb auf ſeinen Erfolg ſehr ſtolz ſein. Die
Namen der Preisträger des Vereins waren: L. Achenbach, W.
Bär, E. Bauer, H. Boßler, R. Ganß, H. Fiſcher. A. Göriſch,
N. Götz, H. Griesheimer, A., Hartmann, A. Heß, R. Keller, A.
Knapp, L. Langlitz, E. Reichert, H. Stein und M. Vetter.
* 20jähriges Stiftungsfeſt der Schützengeſellſchaft „Weidmannsheil”
Darmſtadt. Anläßlich ihres 20jährigen Stiftungsfeſtes fand die
Enthüllung des Denkmals für die gefallenen Schützenbrüder der
Schüt=
zengeſellſchaft „Weidmannsheil” am Samstag abend auf den
Schieß=
ſtänden am Karlshof ſtatt, das am Sonntag in ſportlicher Hinſicht in
einem Werbeſchießen ſeine Fortſetzung fand. (Siehe
Sport=
bericht.) Nach einem unter gütiger Mitwirkung des Geſangvereins
„Fröhlichkeit” geſungenem, ſehr zu Herzen gehenden Liede, das dem
vornehmen, feierlichen Akte voll entſprach, folgte die Weiherede des
1. Vorſitzenden Herrn Adam Netz. Dieſer dankte unter anderem mit
warmen Worten beſonders den Frauen der Schützengeſellſchaft
Weid=
mannsheil für ihre aufopfernde Tätigkeit betreffs Finanzierung des
Gedenkſteins. Derſelbe wurde von Herrn Arnold, Kranichſteinerſtraße,
geliefert. Bei der Enthüllung erhoben ſich die Anweſenden zu Ehren
der Gefallenen von ihren Plätzen. Das Denkmal ſelbſt, das durch die
Vereinsfahne und reichen Blumenſchmuck geſchmückt war, wurde durch
die Lampionbeleuchtung, im Dämmerlicht, noch ganz beſonders
hervor=
gehoben. Nach einigen Minuten ſtillen Gedenkens wurde der Gedenkſtein
dem Gauleiter Herrn Ad. Peter in deſſen Obhut übergeben. Er führte aus,
daß der Denkſtein dem Schießſtand ein ganz anderes Gepräge verleiht.
Es iſt ein Werk geſchaffen worden, das ſchon lange vielen am Herzen
lag. Nach einigen Geſangs= und Muſikvorträgen trennte man ſich in
vorgerückter Stunde mit dem Bewußtſein, eine ſchöne Feier erlebt zu
haben. Das Wetter hatte in letzter Minute ſich gebeſſert und ſo dem
Feſte mit einen ſchönen Verlauf geſichert.
— Der jüdiſche Frauenbund trifft ſich heute Dienstag, 8.15 Uhr, in
der Starkenburgloge. Bei gemütlichem Zuſammenſein ſoll die
Winter=
arbeit beſprochen werden.
— Nachtdienſt der Apotheken. Nachtdienſt haben Einhorn=
Apotheke und Apotheke am Juſtizpalaſt.
und rechts des Rheins, zwei Jahre Bensheim (
Taubſtummen=
anſtalt), dreizehn Jahre Mainz, drei Jahre Neckarſteinach, drei
Jahre Ockenheim im Kreis Bingen. Dazwiſchen ein Jahr
Uni=
verſität in Zürich als Hörer. Kaiſer und Papſt beſucht, Moskau
und Paris, den höchſten Punkt Deutſchlands und das tiefſte
Bergwerk im Ruhrgebiet. Seit 1924 nicht mehr in der Schule.
Beruf ſeitdem: das Gewiſſen der Gegenwart belauſchen, was
verdammt ſchwer iſt””
Nikolaus Schwarzkopf.
Schwarzkopf iſt mit ſchönem Erfolg als Schriftſteller
und Dichter tätig. Seine erſte Erzählung „Greta Kunkel”
geſtaltete ergreifend das Schickſal eines jungen Mädchens, in dem
ſich das Blut der zarten Mutter und des kräftigen Vaters, des
Förſters von Habichtstal, miſchen. Auf die fromme und
form=
ſchöne Legende der „Maria von Rheine” folgten die feinen
Erzählungen von „Rieſele” und von dem „Walzerdörfchen”. Mit
dem „Schwarzen Nikolaus” tat Schwarzkopf den Griff
zu dem großen Roman, der ein voller Erfolg wurde. Die an
Gottfried Kellers Heiterkeit erinnernde Lebensfreude und die
natürliche Geſtaltungskraft gewannen dem Buch viele Freunde.
Für Mathias Grünewald, den Maler, ward Schwarzkopf ein
verſtändnisvoller Interpret.
Nummer 221
Dienstag, den 12. Auguſt 1930
Seite 3
Zeppelinbegeiſterung in Darmſtadt.
Zweimalige Landung des „Graf Zeppelin”. — Die Rundfahrk Darmſtadk-Darmſtadk über ausverkauft.
Kapikän Blemmings Führerjubiläum. — Der künftige Welklufthafen Griesheim wieder glänzend bewährk.
Der „Graf Zeppelin” hat vor acht Tagen den
Darm=
ſtädtern eine große Enttäuſchung bereitet. Er hat das ſchon am
letzten Montag und hat das geſtern doppelt und dreifach
gut=
gemacht. Eigentlich war das glückhafte Schiff den ganzen Tag in
Darmſtadt zu Beſuch. Wohl ein dutzend= und mehr Male tauchte
in größerer oder geringerer Entfernung ſein Silberleib aus dem
Grau der Wolken oder aus Sonnenſchein am Horizont auf. Sicher
ein halbes Dutzend Male zog es ſtolze, gigantiſche Schleifen über
Darmſtadt und Griesheim, immer wieder flammende Begeiſterung
auslöſend. Zwiſchendurch wurde nur mal ein „kleiner
Ab=
ſtecher” gemacht nach Mainz und Wiesbaden, nach Worms und
Köln, nach Dortmund uſw. Und das alles zwiſchen zwei
Landungen in Darmſtadt! —
Auch für die ungezählten Tauſende, die vielleicht niemals in
den unbeſchreiblichen Genuß eines Zeppelinfluges kommen, war
der geſtrige Tag, da das gigantiſche Luftſchiff ſeinen glänzenden
Silberleib zweimal auf den „Griesheimer” herabſenkte und ſich
beinahe eine Stunde lang willig feſſeln ließ, ein Erlebnis, deſſen
letzte Auswirkung ſich ſchlechterdings nicht beſchreiben läßt. Trotz
der letztlichen Enttäuſchung war die Begeiſterung groß. Immer
wieder brauſten und jubelten Hochrufe zum Luftſchiff empor, wenn
es ſeine ſilberſtrahlende Spitze ſenkte, um ſchnurgerade — trotz des
ſtarken Windes — auf das Landungskreuz zuzuſteuern, oder wenn
nach dem Kommando „Hoch” der ſtolze Beherrſcher der Lüfte und
des Meeres ſich langſam und majeſtätiſch mit brummender
Mo=
toren= und Propellermuſik emporhob, um wieder in ſein eigenes
Element, in Wolken und Winden zu entſchweben. — Man kann
immer nur wiederholen: Ein Erlebnis! —
Wieviel Tauſende es waren, die geſtern den „Graf Zeppelin”,
grüßten und bejubelten, iſt ſchwer zu ſagen. Auf dem Rieſenplatz
verteilen ſich die Tauſende zur unmöglichen Ueberſicht. Vom
frühen Morgen ſchon glich die Chauſſee nach Griesheim der
Heer=
ſtraße einer Völkerwanderung. Reichsbahn, Poſt und Heag hatten
wieder Sonderfahrgelegenheiten eingelegt, die durchweg überfüllt
waren. Dazu die Autos, Fahrräder und Fußgänger! — Das
Wet=
ter hielt ſich prächtig im Verhältnis zu dem der letzten Wochen.
Kurz nach 7 Uhr wurden Rufe laut. Man hatte das Luftſchiff
am Horizont aus den Wolken tauchen ſehen. Vom Rhein her kam
es (im Rheintal iſt die Wetterlage noch am günſtigſten), flog
dann in weitem Bogen nach Oſten, um nach mehrmaliger Schleife
über Darmſtadt und weiterer Umgegend wieder gegen den Wind
(der genau ſo blies wie am vorigen Montag) dem „Griesheimer”
zuzuſteuern. Aus der Nordoſtecke flog es dem Landekreuz zu, warf
ſeine Haltetroſſen ab und wurde um ½8 Uhr ſicher und in Ruhe
von der nun ſchon „geſchulten” Schupo erfaßt und an den bereit
gelegten „Spinnen” (Tauſtrahlenbündel) gefeſſelt, während kräftige
Feuerwehrleute die Gondel ſtützten. Ganz leicht wiegte ſich der Rieſe
im Winde, während die Paſſagiere wechſelten.
Kurzen herzlichen Gruß konnten wir mit Kapitän
Leh=
mann und Kapitän Flemming austauſchen. Die beiden
be=
währten Führer tragen heute die Verantwortung und den
ſchweren Dienſt allein. Kapitän v. Schiller iſt nach Stockholm,
um den dortigen Beſuch vorzubereiten.
Der „Hapag”=Vertreter ſtrahlt! 34 Plätze verkauft. Eine
Anzahl weitere Fahrluſtiger mußte noch zurückgewieſen werden.
Die Paſſagiergondel alſo vollbeſetzt. Ausverkauft! — Das
iſt ein ſchönes Zeichen für Darmſtadt. Außer drei oder vier
Gäſten vom Heſſen=Darmſtädter Volksfeſtverein New York ſind
ſämtliche Paſſagiere Darmſtädter!
Herzlicher Abſchied, Tücherſchwenken, Hochrufe, kurze
Kom=
mandoworte und ſtolz, ein unvergeßlicher Anblick, erhebt ſich der
Rieſe wieder empor. Während des Aufſchwebens werden ſchnell
die Haltetroſſen eingezogen und nach Südweſten, auf Worms zu,
entſchwebt das glückhafte Schiff, um bald darauf wieder aus
Rich=
tung Oppenheim=Nierſtein aufzutauchen und in Richtung Mainz=
Wiesbaden zu entſchwinden. In der Ferne iſt der Silberleib in
glitzernde Sonne getaucht, die ihre Strahlen uns leider immer
noch vorenthielt.
Auf dem Platz blieb leider bis zum Nachmittag der erwartete
ſtarke Zuſtrom aus. Für die Unternehmer, die am letzten
Sonn=
tag ſchweren Schaden erlitten, brachte das Geſchäft keinen
Aus=
gleich, wenn auch am Nachmittag der erhoffte Maſſenbeſuch
wenig=
ſtens zum Teil einſetzte. — In einigen Zelten war Konzert,
außerdem ließ der große Siemens=Lautſprecherregen ſein
Schall=
plattenkonzert hören.
Am frühen Nachmittag ſchon, etwa gegen 2 Uhr, tauchte
„Graf Zeppelin” wieder auf. In ganz weitem Bogen umfliegt
er Darmſtadt und den Griesheimer, entſchwindet nochmals auf
kurze Zeit, um gegen 3,15 Uhr wiederum zur Landung zu
ſchrei=
ten. Sicher und glatt, diesmal ſogar ohne den gewohnten Waſſer=
ſtrahl geht die Landung vor ſich und um ½4 Uhr iſt der Rieſe
wiederum feſtgelegt. Alle Fahrtteilnehmer ſind begeiſtert!
Vor dem Paſſagierwechſel eine Zwiſchenveranſtaltung.
Ka=
pitän Flemming, der das Jubiläum
ſeiner hundertſten Zeppelinfahrt
feiert, darf einen Rieſenkranz mit einer aus goldgelben Blumen
eingeflochtenen „100” durch das Fenſter der Führergondel in
Empfang nehmen. Er hängt das Angebinde ſichtlich überraſcht
und erfreut, im Führerſtand auf, während Kapellmeiſter
Schlupp mit dem Stadtorcheſter unter der Gondel die
National=
hymne ſpielt, die die Beſatzung ſalutiert. Dann nimmt der
Dienſt — die Sorge um das Schiff — die Aufmerkſamkeit der
Kapitäne wieder in Anſpruch.
Diesmal vollzieht ſich der Paſſagierwechſel bei ſchmetternden
Muſikklängen. Das Luftſchiff bleibt länger gelandet und wenn
auch des böigen Wetters wegen der Verſuch, es um den ganzen
Platz zu ziehen, aufgegeben werden muß — eine ganz tief
ge=
flogene Rundfahrt entſchädigt dafür, ſo iſt es doch lange und gut
zu ſehen, und als „Graf Zeppelin” wieder zum Aufſtieg rüſtet,
bricht ſtahlende Sonne durch die Wolken! So haben die
Tauſende doch noch den unbeſchreiblichen und unvergeßlichen
An=
blick des Luftrieſen, den Silberleib in ſtrahlendes Sonnengold
getaucht. —
Brauſender Jubel ſchwebt mit dem Schiff empor und
jubeln=
der Dank grüßt noch einmal bei der letzten Schleife nach oben,
dann entſchwindet das Schiff zum Rhein. —
Langſam leert ſich der Platz, die Verkehrsorganiſation
be=
währt ſich glänzend, ebenſo wie der Abſperr= und Ordnungsdienſt
der Schupo, die wiederum dem Kommando des Herrn Major
M. St.
Fendel=Sartorius unterſtand.
Im Zeppelin
von Buriftadt ois Buratfiadr.
„Und der Regen, der regnet jeglichen Tag, — für deine
Sommerfriſche wünſchen wir dir mehr Sommer als Friſche!”
— ſchrieben wenig tröſtlich die Freunde aus dem Schwarzwald.
Sollte man do wirklich drei Wochen Schwarzwald wagen? Wie
wäre ein Tauſch? Statt 21 Tagen Schwarzwald: acht Stunden
Zeppelin=Fahrt und 20 Toge 16 Stunden Darmſtadt mit
Strand=
bad am Woog und am Schwimmbadplatz, Zwetſchenkuchen=
Saiſon auf dem Heiligen Kreuz, Pariſer und Neger=Revuen am
Darm? Gedacht, getan: ſchon wurde der Platz fernmändlich
bei Zaun belegt.
7 Uhr 45 Abfahrt der Zeppelin=Fahrgäſte am „Trauben”
mit Autobus zum Griesheimer Sand. Dort Segen der
Ret=
tungswache: ein geplatzter Seidenſtrumpf wird mit Heftpflaſter
verbunden; ſonſt hätte die ſcharmanteſte Fahrtgenoſſin
zurück=
bleiben müſſen!
8 Uhr 30 erſcheint der Zeppelin und landet glatt. Die
Fahrgäſte aus Dortmund ſteigen aus, 35 Fahrgäſte aus
Darm=
ſtadt ſteigen ein. Das Luftſchiff iſt nohezu ausverkauft. Doch
man hat bequem Platz; man verteilt ſich im Salon mit ſeinen
leichten Seſſeln und in den anſchließenden acht Kabinen.
Die Fahrt geht über Darmſtadt — die Stille des ſeither
ſo belebten Stadions, die reizvolle Architektur des Beſſunger
Herrngartens fallen aus der Vogelſchau auf — die Bergſtraße
entlang nach Heidelberg. Noch liegen Auerbacher Schloß,
Wachenburg und Windeck im Morgendunſt. Doch als wir über
dem Heidelberger Schloß ſtehen, bricht die Frühſonne
durch und läßt die romantiſche Landſchaft in entzückender
Mor=
genfriſche aufleuchten. Ein reizvolles Spiel zwiſchen der
morgendlichen Sonne und leichten weißen Wolken paßt zu der
Anmut des Neckartales.
In einem Bogen geht die Fahrt über Mannheim nach
Lud=
wigshafen. Herrſchte ſeither überall Arbeitsſtille, ſo überraſchte
über der Brücke in Ludwigshafen ein belebter Markt. Denn
Ludwigshafen gehört zur Pfalz, und Bayern hat ſich bis jetzt
die puritaniſche Verfaſſungsſtrenge Heſſens und Badens noch
nicht angeeignet.
Der Rhein zwiſchen Ludwigshafen und Mainz iſt wenig
befahren; im Altrhein zeigen ſich die erſten Poddler. Ueber
Wiesbaden biegt das Luftſchiff nach dem Rheingau=Gebirge,
Lausparkasse der Gemeinschaft der Freunde Wistenrot
W in Ludwigsburg Gemeinnützige Ges. m. b. H.
Die führende Bausparkasse, älteste und erfolgreichste in Deutschland
94927
und Gsterreich — Verlangen Sie Prospekt 501
dem Weſterwald und dem Bergiſchen Land ab. Der Himmel
überzieht ſich. Bisweilen fahren wir ohne Sicht nur in Wolken.
Die rechte Zeit zum Mittageſſen! Klapptiſche werden
aufge=
ſchlagen, und ein gutbürgerliches Mahl — Suppe,
Schweine=
braten und Kirſchenmichel — wird ſerviert; für 1000 Meter
Höhe aus elektriſcher Küche eine hübſche Leiſtung!
Bei Köln erreichen wir wieder den Rhein, und mit dem
Erſcheinen des Kölner Domes bricht die Sonne durch und
ver=
treibt alle Wolken. Folgt die herrliche Fahrt rhein=aufwärts!
Wie oft ſchon iſt man den Rhein mit Schiff und Bahn entlang
gefahren, iſt auf den Burgen herumgeklettert, hat auf der
Ter=
raſſe des Drachenfels zu Nacht geſpeiſt in Bacharach auf der
Stahleck, einſt der belagertſten Pfalzgrafenburg, heute der
ſchön=
ſten Jugendherberge, den Abendliedern der Wandervögel
zuge=
hört, hat in Aßmannshauſen auf Schrupps phantaſtiſch
beleuch=
teter Tanzplatte am Rhein getanzt, — wie vertraut ſind alle
dieſe Orte, und doch: wie neu iſt der Ueberblick, den der
Luft=
flug gibt, wie offenbart er ſeither nur vermutete
Zuſammen=
hänge, wie erſchließt er neue Schönheiten!
Die Zeit erlaubt es, daß wir noch den Umweg über
Frank=
furt nehmen, deſſen Stadtbild, von oben betrachtet, jetzt von
dem Neubau der J. G. Farben beherrſcht wird; kennzeichnend
für die Enwwicklung der Stadt und der Zeit!
Umſichtig geführt von den Kapitänen Lehmann und
Flemming landet dos Luftſchiff nach drei Uhr im „Luftſchiff=
Hafen Darmſtadt=Griesheim”, wie es flugtechniſch heißt. Eine
ſchöne Fahrt mit ſtarken Eindrücken liegt hinter uns!
K.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” iſt am Montag abend kurz
nach 19 Uhr von Darmſtadt kommend über Friedrichshafen
ein=
getroffen und landete glatt um 19,19 Uhr bei ziemlich ſtarkem
Weſtwinde. Die Fahrt nahm bei prächtigem Wetter einen
groß=
artigen Verlauf.
Reichsverband bild. Künſtler Deutſchlands, Gau Heſſen.
An=
läßlich der von der Stadt Koblenz veranſtalteten
Kunſtaus=
ſtellung: „Landſchaften aus dem befreiten
Rhein=
lande”, die z. Zt. im Rathaus zu Koblenz anläßlich der
Befrei=
ungsfeier zu ſehen iſt und an der eine Reihe unſerer Mitglieder
beteiligt ſind, teilt der Oberbürgermeiſter von Koblenz mit, daß
am Mittwoch, den 13. Auguſt, nachmittags 18 Uhr bis 18.30 Uhr
eine Mikrophonführung des Südweſtdeutſchen Rundfunks
Frank=
furt a. M. durch die genannte Ausſtellung ſtattfindet.
— Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875. — Wanderabteilung. An
den deutſchen Rhein führt die Auguſtwanderung der T.=Geſ. 1875,
und laden wir alle Freunde der Wander=Abteilung zu dieſer
herr=
lichen Wanderfahrt an den deutſchen Strom freundlichſt ein. Die
Abfahrt iſt um 5.15 Uhr ab Hauptbahnhof mit Sonntagskarte
nach Rüdesheim; von hier wandern wir nach dem Niederwald=
Denkmal, und zurück, an der Droſſel vorbei, nach Aßmannshauſen,
um dann mit dem Schiff bis St. Goarshauſen zu fahren. Von
hier, dem Endpunkt der Rheinwanderung, fahren wir mit der
Bahn über Bingen nach Darmſtadt zurück. Der Geſamtfahrpreis
beläuft ſich auf etwa 6 RM. Für Jugendliche unter 20 Jahren
liegt eine Liſte im Vereinshaus auf, zwecks Fahrpreisermäßigung
(zirka 4 RM.), letzter Einzeichnungstag Donnerstag.
— Damenheim. Am 1. Oktober d. J. wird im Hauſe der
ver=
ſtorbenen Baronin v. Heyl, Weyprechtſtraße, ein feines
Damen=
heim, verbunden mit einem Frauenklub, eröffnet werden. Das
Heim iſt für berufstätige und für alleinſtehende Damen gebildeter
Stände beſtimmt. Zur Verfügung ſtehen etwa 20 Zimmer, die
möbliert oder unmöbliert einzeln oder paarweiſe abgegeben
wer=
den. Die Preiſe ſollen verhältnismäßig niedrig gehalten werden.
Anmeldungen und Nachfragen ſind in Abweſenheit von Fräulein
Tilla de Weerth an Frau M. Kurts, Nikolaiweg 6, oder an die
Geſchäftsſtelle des Hausfrauenbundes, Rheinſtraße 7. Ruf 4114,
zu richten.
— Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 9. Auguſt (pro PT bzw.
Stück in Pfg.): Gemüſe: Kohlrabi 6—8, Karotten 8—10, Gelbe
Rüben 8—10, Rote Rüben 12—15, Spinat 40—50, Rotkraut 15—20,
Weißkraut 8—10, Wirſing 12—15, Stangenbohnen 30—40, Buſchbohnen
15—20 Wachsbohnen 30—45, Erbſen 50, Zwiebeln 19—15, Knoblauch,
80, Rhabarber 12—15, Tomaten 15—30, Endivienſalat 12—15, Kopfſalat
12—20, Salatgurken 8—40, Einmachgurken 1—4, Blumenkohl 40—100,
Rettich 10—12, Meerrettich 40—70; Frühkartoffeln 6—7, Spätkartoffeln
5—7; — Obſt: Pfirſiche 45—55, Brombeeren 35—45, Heidelbeeren 50
Preißelbeeren 45—50, Mirabellen 30—35, Reineklauden 20—25,
Tafel=
äpfel 2—35, Wirtſchaftsäpfel 15—25, Falläpfel 8—12. Tafelbirnen 25
bis 35, Wirtſchaftsbirnen 15—20, Zwetſchen 20—25, Trauben 60,
Ba=
nanen 60, Zitronen 4—10; — Eßwaren: Süßrahmbutter 200—210,
Landbutter 180—190, Weichkäſe 30—35, Handkäſe 5—10, Eier, friſche
13—14; — Wild und Geflügel: Hühner 120—140, Tauben 60
bis 90; — Fleiſch=und Wurſtwaren: Rindfleiſch friſch 90—100,
Kalbfleiſch 120, Hammelfleiſch 100, Schweinefleiſch 130—150, Dörrfleiſch
180, Wurſt 80—160, Wurſtfett 60, Schmalz. ausgelaſſen 120.
Verkehrsunfälle. Ecke Rheinſtraße und Hindenburgſtraße
wurde ein hieſiger Radfahrer von einem Perſonenkraftwagen
an=
gefahren. Es entſtand, nur Sachſchaden. — In der Rheinſtraße
wurde ein Motorradfahrer aus Kreuznach, als er in die
Land=
graf=Philipp=Anlage einbiegen wollte, von einem rheinheſſiſchen
Perſonenauto, das zu weit links fuhr, angefahren. Die Braut des
Motorradfahrers, die aus Simmern ſtammt, wurde ſechs Meter
über den Fahrer hinweg auf die Straße geſchleudert. Sie kam mit
erheblichen Verletzungen ins Krankenhaus.
Das loſe Meſſer. Von der Kirchweihe heimkehrend, geriet ein
hieſiger Invalide, der mit ſeiner Frau von Radfahrern
angefah=
ren wurde, mit dieſen in Streit, in deſſen Verlauf dem Invaliden
ein Stich in den Rücken verſetzt wurde. Der Verletzte, kam ins
Krankenhaus, der Täter wurde feſtgenommen, nach Feſtſtellung
der Perſonalien aber wieder in Freiheit geſetzt.
15
TaZ
A
R
UHASAASLLALAAAA
KäA
Manche 5 Pfennig-
Zigaretten zeigen
Sprunghaftsteigen-
de Anfangserfolge
und werden 5
Mo-
nate später nicht
mehr gefragt. Das
sind Strohfeuer.
(IV.490
zeigt dagegen
seit der Einführung eine beharrlich
gleichmässige Steigerung. Das sind
gediegene Umsätze, die nur erzielt
werden können, wenn eine Zigarette
sich Stammkundschaft gewinnt,wenn
Sie sich nicht durch Reklame,
san=
dern durch Qualität weiterempfiehlt.
Seite 4
Dienstag, den 12. Auguſt 1930
Nummer 221
Die kirchliche Weihe des neuen Krankenhauſes
Undelhenntiſt onc Nuint B. 9r. Biehl.
Am Sonntag nachmittag wurde im Beiſein des Herrn
Prä=
laten D. Dr. Diehl die kirchliche Weihe des neuen chirurgiſchen
Krankenhauſes Eliſabethenſtift vorgenommen. Es mögen 2500
bis 3000 Perſonen geweſen ſein, die ſich vor dem Hauptportal
des Krankenhauſes verſammelt hatten, um dieſer ſchlichten, aber
eindrucksvollen Weihefeier beizuwohnen. Blumen und friſches
Grün zierten das neue Haus, die Fahnen der evangeliſchen
Lan=
deskirche grüßten weithin ſichtbar, über dem Hauptportal war
die Diakoniſſenfahne, eine weiße Taube mit dem Oelzweig auf
blauem Grunde, angebracht. Andachtsvolles Schweigen herrſchte
unter der Menge. —
Der Poſaunenchor Darmſtadt leitete mit dem
Kirchenlied „Es ſei Lob und Ehr dem höchſten Gut”, das
allge=
mein mitgeſungen wurde, die Feier ein. Pfarrer Hickel legte
ſeiner Anſprache das Gleichnis vom barmherzigen Samariter
(Lucas 10, 30—37) zu Grunde. An dieſem Tage des Herrn, an
dem das neue Krankenhaus geweiht werde, müſſe man ſich die
Frage ſtellen: Was will das Haus den Menſchen ſein? Es will,
daß allen, die krank ſind an Leib und Seele, geholfen werde;
es iſt ein Diakoniſſenhaus, in dem die Diakoniſſenſchweſtern zu
ihrem ſchweren Dienſt gebildet werden. Dieſes neue
Kranken=
haus hat deshalb nicht nur für unſere Stadt Bedeutung, ſondern
für das ganze heſſiſche Land. Denn hier werden die
Pflege=
rinnen gerüſtet zum Dienſt an den Kranken, denen ſie helfen
vvollen an Leib und Seele. Das hohe Kreuz über dem
Sonnen=
dache des Hauſes grüßt nicht allein als Schmuckſtück, ſondern es
verkündet, daß hier eine Stätte iſt, in der Dienſt der Kirche
ge=
leiſtet wird. Es bedeutet zugleich das Bekenntnis zur Kirche
Gottes — ein freies Bekenntnis in unſerer Zeit zum Evangelium.
Im Innern grüßt das Bild unſeres Herrn Jeſus. Jeſus wird
tröſten und er wird helfen. Tiefer Dank ſei den Menſchen, die
geholfen, die an dem Haus gearbeitet haben. Vor allem aber
ſei Dank unſerem Gott, der das große Werk gelingen ließ. Wir
Menſchen verzagten auf halbem Weg. Es gab nichts als
Schwie=
rigkeiten, und der Menſch wäre verzagt, wenn nicht Gott
ge=
holfen hätte, ein Hindernis nach dem anderen aus dem Wege zu
räumen. So ſteht das Haus fertig vor uns, in dem die
Men=
ſchen Hilfe und Rettung finden ſollen. Das Haus will Herberge
ſein des großen hochherzigen Samariters, für den die Aerzte,
die hier wirken, und alle Menſchen Werkzeuge ſind. In dieſer
Herberge des barmherzigen Samariters ſollen die Menſchen
Pflege finden; hier wird Jeſus alle Tage zu finden ſein, ſo lange
das Haus ſteht. Der Herr möge alle Tage helfen — Amen.
Nach einem gemeinſamen Kirchengeſang ergriff
der Prälat der heſſiſchen evangeliſchen Landeskirche D. Dr. Diehl
das Wort zur eigentlichen Weiherede. Er legte ſeiner
An=
ſprache die Worte: „Hier iſt heilig Land” (2. Moſ. 3. Vers 5)
und „Ich habe Gott von Angeſicht geſehen und meine Seele iſt
geneſen” (1. Mof. 32, Vers 30) zu Grunde. Der Ort, an dem
wir heute verſammelt ſind, iſt heilig: Das Kraukenhaus iſt
ein=
gegliedert in eine Welt, die man heilig nennen kann. Denn hier,
wie kaum an einem Ort, iſt das Beſinnen, wozu wir auf Erden
ſind. Heilig Land iſt dies, wo gearbeitet wird an der Menſchen
Leib und Seele, wo Gott ſo klar in das Wirken der irdiſchen
Welt eingreift, und wo Menſchen ſo dankbaren und frendigen
Herzens mitarbeiten an dem großen Werk, das ſo dringend
not=
wendig iſt. Dieſes Haus, in dem das Bekenntnis zur Kirche
ab=
gelegt wird und von Tag zu Tag erneuert wird, iſt heilig Land.
Und die Gründer des Diakoniſſenhauſes konnten in Wahrheit
ſagen: „Ich habe Gott von Angeſicht geſehen und meine Seele
iſt geneſen‟. Darum iſt der Boden, auf dem das neue Haus
ſteht, heilig. Land. Der Wunſch der Landeskirche kann nur ſein,
daß in das neue Haus der Geiſt, der ſtets im Eliſabetheuſtift
herrſchte, auch einzieht und immer ſo bleiben möge. Mögen hier
Menſchen freudig wirken, die Gott naheſtehen, und möge der
herzliche Ruf ſtets erſchallen: „Ich darf dem Herrn dienen!“
Nach einem gemeinſamen Kirchengeſang wurde in tiefer
An=
dacht das „Vater unſer” gebetet. Die jungen Schweſtern ſangen
darauf ein Kirchenlied, an das ſich
die ſeierliche Schlüfſelübergabe
anſchloß. Architekt Eug. Seibert dankte dem Vorſtand des
Eliſabethenſtiftes für das Vertrauen, das ihm durch
Uebertra=
gung des Projektes und der Ausführung des Baues erwieſen
wurde und dankte aufrichtigen Herzens allen ſeinen Mitarbeitern.
Er übergab den Schlüſſel des Hauſes an Exzellenz von Wuſſow
mit dem Wunſche, das neue Krankenhaus möge den leidenden
Menſchen zum Segen werden.
Staatsminiſter a. D. Exz. von Wuſſow nahm von dem
Haus Beſitz und ſprach dem Architekten und allen, die an der
Vollendung des Baues geholfen hatten, ſeine Anerkennung und
Dank aus. Möge das Werk ſeinen Meiſter loben und möge
Chriſtus, der unſer aller Meiſter iſt, das Werk ſegnen. In dieſem
Sinne übergab er den Schlüſſel dem Hausvorſtand Pfarrer
Hickel, der ihn in Empfang nahm und im Namen Chriſti das
neue Haus öffnete. Das machtvoll geſungene Lied „Nun danket
alle Gott” beſchloß die eindrucksvolle Feier, an die ſich eine
all=
gemeine Beſichtigung anſchloß.
Ganz allgemein wurde die Zwechmäßigkeit und Schönheit
des neuen Krankenhauſes anerkannt, das mit allen
Errungen=
ſchaften der Hygiene und Technik ausgeſtattet iſt. Bewunderung
erregte das im Treppenhauſe angebrachte Chriſtusbild, das von
einer Tochter des Malers W. Steinhauſen angefertigt wurde.
Nach der Beſichtigung folgten Hunderte der Einladung des
Hausvorſtandes zu einer Taſſe Kaffee im Garten des
Eliſa=
bethenſtifts. Pfarrer Hickel richtete an die Teilnehmer
herz=
liche Worte der Begrüßung und gab bekannt, daß bis Samstag
wohl 86 500 Mark aus freiwilligen Gaben eingegangen ſeien. Die
Geſamtkoſten des Baues belaufen ſich auf 800000
Mark.
Segens= und Glückwünſche
ſprachen im Namen der heſſiſchen Landeskirche deren
Vizepräſi=
dent D. Dr. Dahlem aus, der zugleich den Ertrag einer
Kol=
lekte der Kirche in Höhe von 10000 Mark überreichte. Dekan
Zimmermann ſprach namens der Dekanate der
evangeli=
ſchen Stadtgemeinden. Der Vorſitzende des Landesvereins für
innere Miſſion Röhricht übermittelte die Glüchwünſche des
Zentralausſchuſſes für innere Miſſion Berlin und des
Landes=
vereins für innere Miſſion Heſſen, der Vorſtand des
evangeli=
ſchen Diakoniſſenhauſes Mannheim, Pfarrer Scheel,
beglück=
wünſchte das Eliſabethenſtift für die Diakoniſſenhäuſer der
Nach=
barſtädte, Oberkirchenrat Horre für die evangeliſchen
Diakonie=
vereine und Schreinermeiſter Schulz im Auftrage der
evange=
liſchen Stadtmiſſion.
In ſeinem Schlußwort bezeichnete Prof. Dr. Zander das
Ziel der Arbeit der Aerzte im neuen Krankenhauſe als „
Aerzt=
liche Heimatmiſſion”, denn die Tätigkeit der Aerzte faſſe er auf
als eine Miſſionsarbeit im eigentlichen Sinne, um das
Evange=
lium in die Herzen der Menſchen hineinzutragen.
Mögen die reichen Glück= und Segenswünſche und alle
Hoff=
nungen in Erfüllung gehen, möge der Erfolg in dem neuen
Krankenhaus nicht ausbleiben und das Werk der Menſchen ge=
*
ſegnet ſein, das walte Gott.
* Burgſeſt der Starkenburger in Lindenfels.
Trotz zweifelhaften Wetters waren ſehr viele der Einladung des
Starkenburger Automobil=Clubs (Sitz Darmſtadt) zum
Burgfeſt nach Lindenfels gefolgt. Klubkameraden und Sportfreunde
aus Darmſtadt. Weinheim, Frankfurt a. M. uſw. Dazu viele, ſehr
viele Lindenfelſer und Kurgäſte. In endloſer Reihe fuhren die Autos
vor dem Hotel=Reſtauvant Vogel an, um von hier auf verſchiedene
Parkplätze verteilt zu werden. Dann gings nach herzlicher Begrüßung
hinauf zu der alten 800jährigen Burgruine, von allem in den Burghof,
der nicht wieder zu erkennen war. Ein Tanzboden war um die große
alte Linde aufgeſchlagen, und ringsum ſtanden Buden und Zelte, in
denen alles feilgeboten wurde, was zu einem rechten Volksfeſt
ge=
hört. Zu einem „Volksfeſt” beſter Art wurde das Burgfeſt nämlich.
In dieſem Sinne reſtlos das erfüllend, was Herr Oberſt Schroeder
in ſeiner Begrüßungsanſprache allen Erſchienenen wünſchte.
Dieſe Anſprache, die einzige, die im Laufe des Abends (bzw. der
Nacht) gehalten wurde, war mehr als Begrüßung, war noch mehr als
Dankanſprache, gerichtet an die Klub= und Sportfreunde und an die
Gäſte, gerichtet an alle, die das Feſt in emſiger langer Arbeit
vorbe=
reitet hatten. War eine in der Kürze vorbildliche geſchichtliche
Vor=
leſung über die Geſchichte der Burg Lindenfels, die in acht
Jahrhunder=
ten ihres Beſtehens manch’ illuſtren Gaſt, auch manch’ Kriegserlebnis
ſah; nie aber ſo illuſtre Gäſte wie heute, und nie ſo Geknatter wie das
der ungezählten Motoren. Im übrigen aber war die Rede ein
herz=
licher Wunſch an alle, die ſchönen Stunden des Abends animiert
und in frohem Lebensgenuß zu verleben.
Was denn auch geſchah! An Schießbuden wurde „Fortuna” die
Hand geboten. (Es gehörte Glück dazu, 12 zu treffen!) Um die Linde
wurde getanzt. Wurden auch von Lindenfelſern in Tracht ſchöne und
originelle Volkstänze vorgeführt, die mehrfach wiederholt werden
muß=
ten, ſo ſehr gefiel dieſe echte Volkskunſt. Unten im Burgverließ war
ein ſtimmungsvolles Theater aufgebaut, auf dem der ſehr nette
Ein=
akter „Ueberrumpelt”, ein Mundartluſtſpiel, ausgezeichnet aufgeführt
wurde. Auf dem Tanzpodium brachte die Jugend des Starkenburger
A. C. ein luſtiges Hans=Sachs=Spiel (bearbeitet von H. Piel) zur
Auf=
führung, während überall ſonſt ein luſtiges Zechen und Fröhlichſein
anhub; auch im tiefen Keller des ehemaligen Burgverließes, in dem
eine ſtimmungsvolle Weinklauſe errichtet war. Oben auf dem
Burg=
fried konnte man in dunkler Sternennacht einen „Blick ins Jenſeits”
tun, der unbedingt „Ueberraſchung” brachte. An anderer Stelle, in
einem großen Gewölbe der Burgruine, war ein farbenfrohes Kaffee,
das ebenfalls ſtark frequentiert war. Die Ruine ſelbſt war in ihren
Zinnen angeſtrahlt, und der Geſangverein „Harmonie” brachte
mehr=
fach im Laufe des Abends Männerchöre zum Vortrag.
Als das Feſt ſich ſeinem Ende neigte, ſammelten ſich die Feſtgäſte
mit Lampions, um unter Vorantritt der Kapelle a=ſchloſſen in
leuchten=
dem Zuge zum Städtchen zurückzumarſchieren und von hier aus die
Burgbeleuchtung und das Feuerwerk zu ſehen, das wirkungsvoll in die
Nacht knatterte.
Eine Nachfeier vereinte noch für Stunden die „Starkenburger” im
Hotel „Odenwald” (Vogel), bis es wieder — ſpät oder früh — nach
Darmſtadt ging.
Freiwillig in den Tod. Ein 20jähriger Handlungsgehilfe vo
hier, der ſeit Samstag vermißt wurde, hat ſich bei Frankfurt vor
Zuge überfahren laſſen. Der Tod trat ſofort ein.
Aus den Barkeien.
— Deutſche Volkspartei Frauengruppe. Morgen
Mittwoch, den 13. Auguſt, findet wieder nachmittags 4 Uhr auf dem
Heiligen Kreuz unſer geſelliges Zuſammenſein ſtatt. Es wird über den
Verlauf des Frankfurter Parteitages berichtet und außerdem die
Be=
ſucher durch muſikaliſche Darbietungen erfreut. Um zahlreiches und
pünktliches Erſcheinen wird herzlichſt gebeten.
Tageskalender für Dienstag, den 12. Auguſt 1930.
Konzerte: Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz, Zum
Datterich, Sportplatzreſtaurant. — Kinovorſtellungen:
Union=Theater, Helia=Lichtſpiele. Palaſt=Lichtſpiele.
Vermißt. Seit 4. Auguſt wird ein aus Plauen im Vogtland
gebürtiges, zuletzt hier wohnhaftes 30jähriges Servierfräulein
vermißt. Das Mädchen iſt etwa 1,60—1,65 Meter groß, hat ſchlanke
Geſtalt, ovale Geſichtsform, blaſſe Geſichtsfarbe, blondes Haar,
hohe Stirn, hellgraue Augen, dunkelblonde Augenbraunen, etwas
Adlernaſe, im Oberkiefer hat es 4 künſtliche Zähne. Das
Mäd=
chen war bekleidet mit beigem Strohhut, leicht kariertem
Som=
mermantel, grün=bräunlichem Waſchkleid, weiß geſtreift, ohne
Aermel, mit weißem Ledergürtel, trug beige Strümpfe, braune
Halbſchuhe, gelbe Handſchuhe, blauſchwarze Lederhandtaſche mit
Reißverſchluß, hatte blauen Schirm (leicht hell geſtreift) und trug
an den Händen, einen Ring mit Edelſteinſplitter, einen
Ver=
lobungsring und einen Brillantring. Es beſteht die Vermutung,
daß ſie ſich ein Leid antun will. Sachdienliche Mitteilungen
wer=
den an die Kriminalpolizei Darmſtadt erbeten.
Av. König i. O. (Stahlbad), 9. Aug. Ausdem
Gemein=
derat. Die Gemeinde kauft von Hch. Hein Eheleute zu Worms
a. Rh. deren Grundſtück, Flur IK. Nr. 406 (Bahnhof), zum Preiſe
von 2500 RM für Anlagen und Bauzwecke. Die endgültigen
Steuerſätze für Gemeindeſteuer des Rechnungsjahres 1929 werden
wie folgt feſtgeſetzt: 1. Grundſteuer von Gebäuden und Bauplätzen
aus 100 RM. Steuerwert 29 Pfg., von land= und
forſtwirtſchaft=
lich genutztem Grundbeſitz 58 Pfg. 2. Gewerbeſteuer a) vom
An=
lage= und Betriebskapital aus 100 RM. 50 Pfg. b) vom
Gewerbe=
ertrag aus 100 RM. 190 RM. 3. Sonderſteuer bis 7000 RM.
Steuerwert von 100 RM. 34,35 Pfg., über 7000 RM. Steuerwert
von 100 RM. 37,85 Pfg. Insgeſamt kommen für das abgelaufene
Rechnungsjahr 40 624 RM. Gemeindeſteuern zur Erhebung. Die
Markanleihe bei der Bezirksſparkaſſe Höchſt wird mit 12½
Pro=
zent aufgewertet. Anläßlich des Verfaſſungstages am 11. Auguſt
veranſtaltet die Gemeinde eine Feier auf dem Berggarten, wozu
die Vereine zur Mitwirkung aufgefordert werden ſollen. Die
Koſten für Geſtellung einer Muſikkapelle werden auf die
Gemein=
dekaſſe übernommen. Es wird die Anſchaffung einer Ehrenchronik
über den Weltkrieg 1914/18 beſchloſſen, deren 1. Teil allgemein
gehalten ſein wird, während der 2. Teil den Kriegsteilnehmern,
Gefallenen uſw. der hieſigen Gemeinde gewidmet ſein wird. Der
Herr Bürgermeiſter gibt bekannt, daß dem Gemeindebedinſteten
Herrn Leonhard Keßler für 25jährige treue Dienſte in der
Ge=
meinde ſeitens der Landwirtſchaftskammer Darmſtadt als
beſon=
dere Anerkennung eine Ehrenurkunde nebſt bronzener Medaille
zuerkannt wurden. — Der hieſige evangeliſche Poſaunenchor
veranſtaltete am Sonntag, den 10. Auguſt, ein Konzert auf dem
Berggarten. — Die hieſige Vereinsbank erſtellt entſprechend
den Erforderniſſen der Neuzeit in der Bahnhofſtraße unter
Lei=
tung von Herrn Baumeiſter Heinrich Koch, hier, ein neues
Bank=
gebäude, bei dem modernſte Grundſätze und Erfahrungen
berück=
ſichtigt werden. — Odenwaldklub. An Stelle ſeines
verſtor=
benen verdienten 1. Vorſitzenden, Herrn Rektor Aug. Schäfer,
wählte die Generalverſammlung der hieſigen Ortsgruppe Herrn
Lehrer Deltau zum Führer. Die bereits gemeldete Aug.=Schäfer=
Gedächtniswanderung der Ortsgruppen des Mümlingtales findet
am 7. September in Geſtalt einer Sternwanderung nach hier
ſtatt, woran ſich ab 2 Uhr nachmittags eine Gedächtnisfeier im
Saale des Hotels Bücher anſchließt.
T Unter=Oſtern. 11. Aug. Hier ereignete ſich ein ſchwerer
Unfall mit tödlicher Folge. Eine Frau wurde beim
Fort=
fahren der Dreſchmaſchine von ihren ſcheugewordenen Kühen, die
ſie vorgeſpannt hatte, zu Boden geworfen und von den Rädern
der ſchweren Maſchine überfahren. Die Unglückliche wa— ſofort tot.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Da in Preußen der Verfaſſungstag nicht geſetzlicher Feiertag
iſt, fanden Börſen daſelbſt ſowohl in Berlin als auch in
Frank=
furt a. M. ſtatt.
Frankfurt a. M., 12. Auguſt.
Zum Wochenbeginn war die Stimmung an der Börſe im
Vor=
mittagsverkehr eher freundlicher. Es fehlte vor allem an
An=
regungen und Aufträgen, und es kam wieder zu Beginn des
offiziellen Marktes eine ſtärkere Zurückhaltung zum Durchbruch,
ſo daß die Tendenz eher zur Schwäche neigte. Vereinzelt gab die
Spekulation Material an den Markt und bei der herrſchenden
Unluſt traten gegenüber den Schlußkurſen vom Freitag zumeiſt
kleine Abſchläge ein. Die Aeußerungen des
Aufſichtsratsvorſitzen=
den der J. G. Farbeninduſtrie, Geheimrats Duisbergs, über die
Unterbewertung der Farbenaktie und der günſtigen Rendite
blie=
ben faſt ohne Einfluß auf dieſes Papier, das wenig verändert
er=
öffnete. Die übrigen Werte dieſes Marktes lagen behauptet.
Etwas ſtärker unter Kursdruck ſtanden am Elektromarkt Siemens
mit minus 2½ Prozent und Schuckert mit minus 134 Prozent.
Auch A.E.G. verloren 2 Prozent, während Gesfürel ihren letzten
Kursſtand behaupten konnten. Kunſtſeidepapiere leicht gedrückt.
Der Montanmarkt hatte ebenfalls nur geringſte Umſatztätigkeit
zu verzeichnen. Gelſenkirchen eröffneten 1½ Prozent niedriger.
Am Kalimarkt kam die wieder etwas verſchlechterte Situation noch
ſtärker zum Ausdruck und Aſchersleben und Weſteregeln verloren
je 4 Prozent. Schiffahrtswerte uneinheitlich. Am Bankenmarkt
zogen Commerzbank 1 Prozent an, während die übrigen
Bank=
werte bis zu 1 Prozent niedriger lagen. Zellſtoffaktien waren bis
zu 1 Prozent abgeſchwächt. Auch Bauunternehmungen nachgebend.
Von Lokalaktien beſtand für Metallgeſellſchaft einiges Intereſſe
bei einem Gewinn von 1 Prozent. Renten hatten ebenfalls kaum
Geſchäft, waren aber zumeiſt gut behauptet. Von Auslandsrenten
beſtand nach Mexikaner größere Nachfrage.
Nachdem die Kurſe weiter etwas nachgaben, konnte ſich im
Verlaufe das Kursniveau auf vereinzelte Rüdeckungen wieder
etwas beſſern, ſo daß die Kurſe gegen Anfang kaum verändert
waren. Nordd. Lloyd lagen etwas höher. Gegen Schluß ergaben
ſich jedoch teilweiſe wieder kleine Rückgänge, die jedoch nur ſelten
über 1 Prozent hinausgingen. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit
2½ Prozent ſehr leicht. Am Deviſenmarkt nannte man Mark
gegen Dollaru 4,185234, gegen Pfunde 20,39, London — Kabel
4,87½, — Paris 123,82, — Mailand 93.00, — Madrid ſchwach
44,00. — Schweiz 25,04, — Holland 12,08½.
Nach der erneuten Abſchwächung an der Mittagsbörſe zeigte
die Abendbörſe einen uneinheitlichen Verlauf. Man verwies auf
die ſchwachen Auslandsbörſen und die allgemeine wirtſchaftliche
und politiſche Lage. Vereinzelt kam noch Material heraus, und
drückte auf das Kursniveau. Farben unter Schwankungen
be=
hauptet, Kaliwerte nach den ſtarken Abſchwächungen an der
Mit=
tagsbörſe weiter 1—2 Prozent niedriger. Am Elektromarkt
blie=
ben die Werte 1 Prozent gedrückt. Schiffahrtsaktien und
Kunſt=
ſeidenwerte behauptet. Von Bankaktien Danat leicht erholt.
Waldhofaktien auf Berliner Schluß gehalten. Im Verlauf der
Börſe blieb das Geſchäft ruhig, die Kurſe knapp gehalten. Am
Rentenmarkt Deutſche Renten nachgebend, Mexikaner feſt. An
der Nachbörſe nannte man Farben 142,87.
Von Kurſen ſind zu nennen: Deutſche 123. Danat 177,
Reichs=
bank 236½, Buderus 54,50, Gelſenkirchen 101,50, Harpener 93,
Aſchersleben 173, Salzdetfurth 292, Mannesmann 80,75,
Stahl=
verein 75 Hapag 84,75. Aeg 133.50, Siemens 180 Schuckert 141,25,
Aku 87, Bemberg 87, Zell Aſchaffenburg 90, Waldhof 113.
Von Dienstag, den 12. Auguſt ab ſind 40 000 000 RM. 7
pro=
zentige Goldmark=Pfandbriefe Reihe X XI der Preußiſchen
Lan=
despfandbriefanſtalt, Körperſchaft des öffentlichen Rechts, Berlin,
mit Zinsterminen 1. April und 1. Oktober. Geſamtkündigung bis
zum 1. Oktober 1935 ausgeſchloſſen, zum Handel und zur
Notie=
rung an der Frankfurter Börſe zugelaſſen.
Berlin, 1. Auguſt.
Für die heutige Börſe lagen eine Reihe günſtiger und
un=
günſtiger Momente vor; während auf der Minus=Seite der ſtark
zurückgegangene Ruhrkohlenabſatz im Juli und die erneute
Zu=
nahme der Haldenbeſtände, die Erhöhung der Arbeitsloſenziffer
auf über 234 Millionen, geringere Warenumſätze und ein unter
Schwankungen ſchwaches New York zu erwähnen ſind, wirkten die
ſtarke Entlaſtung der Reichsbank in der erſten Auguſtwoche, die
geplante Fuſion Schultheiß=Oſtwerke die in Paris beſchloſſene
Gründung des Internationalen Stickſtoff=Syndikates und die
Aus=
führungen Geheimrat Duisbergs in der „Kölniſchen Zeitung”, in
denen er die gegenwärtige Höhe des Farbenkurſes vom
Stand=
punkt des anlageſuchenden Publikums im Vergleich zum
Kurs=
niveau im ganzen als unterwertet bezeichnet hat, etwas anregend.
Vorbörslich kam auf die Meldung eines Mittagsblattes nach der
neue Kündigungen bei Siemens nicht mehr erfolgen würden und
bereits ausgeſprochene Entlaſſungen zurückgenommen werden
ſollen, hinzu, um die Stimmung etwas freundlicher erſcheinen zu
laſſen. Zu den erſten Kurſen ſtand aber einigem
herauskommen=
den Material nur ſehr geringe Aufnahmeneigung gegenüber, ſo
daß die Kursentwicklung keine einheitliche wurde und es ſogar
verſchiedentlich zu Abſchlägungen bis zu 2 Prozent kam. Auf den
gemeldeten ſtarken Rückgang der Kaliausfuhr eröffneten
Salz=
detfurthaktien 3½ Prozent niedriger. Andererſeits konnten eine
Reihe von Papieren 1 bis 11 Prozent gewinnen,
Maximilians=
hütte beſſerten ſich unter Berückſichtigung des
Dividendenabſchla=
ges um faſt 3 Prozent und Chemiſche Heyden waren 2½4 Prozent
höher. Als aber nach den erſten Kurſen verbreitet wurde, daß der
Siemensverwaltung von einer Rücknahme der Kündigungen nichts
bekannt ſei, und daß die vorher erwähnte Meldung als nicht den
Tatſachen entſprechend bezeichnet werden, müſſe, kam auf allen
Märkten ſtärker Material heraus und die Hauptſpekulationswerte
erlitten z. T. recht erhebliche Einbußen. Es traten Kursverluſte
bis zu 6 Prozent ein. Anleihen lagen behauptet. Von
Auslän=
dern waren Mexikaner plus=plus und bis zu 2 Prozent höher,
Pfandbriefe ruhig und nicht einheitlich. Am Deviſenmarkt gaben
New York und Madrid etwas nach, dagegen konnte Buenos
wei=
ter leicht anziehen. Geld leicht, Tagesgeld 2 bis 4 Prozent, die
übrigen Sätze unverändert.
Brodukkenberichte.
Berliner Produktenbericht vom 11. Auguſt. Nach ruhigem
Vormittagsverkehr war, die Tendenz des Produktenmarktes zu
Beginn der neuen Woche als ſchwächer zu bezeichnen. Im Anſchluß
an die Samstagmeldungen von Ueberſee und unter dem Eindruck
der anſcheinend gebeſſerten Wetterlage in den U.S.A. zeigte ſich
im handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäft einige
Realiſationsnei=
gung, ſo daß Weizen mit 1½ Mark, Roggen bis 3 Mark niedriger
einſetzten. Das Inlandsangebot von Brotgetreide war
ausrei=
chend, wenn auch nicht dringlich, unveränderten Forderungen
ſtan=
den meiſt um 1 bis 2 Mark ermäßigte Gebote gegenüber. Die
Weizenqualitäten zeigen unterſchiedliche Qualität. Bei Roggen
war die Zurückhaltung der Käufer auf die weſentlich ermäßigten
Waſſerfrachten zurückzuführen Weizen= und Roggenmehle haben
bei unveränderten Mühlenofferten kleines Bedarfsgeſchäft. Hafer
in guten Qualitäten alter Ernte knapp angeboten und im Preiſe
gut behauptet. Für Neuhafer lauten die Gebote dagegen
ange=
ſichts der unbefriedigenden Qualitäten niedriger. Gerſte in wenig
veränderter Marktlage.
Frankfurter Produktenbericht vom 11. Auguſt. Bei allgemein
ruhiger Tendenz und zumeiſt ſehr kleinem Geſchäft konnten ſich
Weizen neuer Ernte und Hafer alter Ernte bis zu 6 Mark
be=
feſtigen, während die übrigen Produkte gut behauptet waren.
Weizen 272,50—276. Roggen 170. Hafer alter Ernte 190—192,50,
neue Ernte 175, Weizenmehl ſüdd. 43,50—44,25, do. niederrhein.
43,25—44,00, Roggenmehl 26,75—27,75, Weizenkleie 7,75—7.90.
Roggenkleie 7,90—8,00. Erbſen 28—40, Linſen 36—70, Heu 5,50
bis 6.00, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepreßt 3.20 gebündelt
2,80, Treber 10.25—11,00. Kartoffeln ruhig. Geldfleiſchige
Früh=
kartoffeln 3,25 Mark per Zentner.
Weikerbericht.
Die Islandſtörung hat ſich weſentlich vertieft und durch ihr
ſüd=
liches Ausbreiten den hohen Druck noch mehr verdrängt. Die
aufglei=
tende feuchte Warmluft an der Vorderſeite des Tiefs hat in der
ver=
gangenen Nacht in faſt ganz Deutſchland zu mehr oder weniger ſtarken
Niederſchlägen geführt. Es iſt ſomit wieder eine Weſtwetterlage
ein=
geleitet, die für die nächſten Tage einen unbeſtändigen Charakter
be=
halten wird. Die dauernd zufließende Ozeanluft bringt uns weiterhin
Bewölkung und zeitweiſe auch Regenfälle.
Ausſichten für Mittwoch, den 13. Augnſt: Teils wolkig, teils heiter,
etwas kühler, vereinzelte Regenſchauer.
Nummer 221
Dienstag, den 12. Auguſt 1930
Seite 5
GotrlagTage
DARMSTADT 1-1O.AUG. 103O
LOCHSCHULSPORTBLATZ
Die deutſchen Leichtathleten an erſter Stelle.
Körnig und Eldracher ſiegen über 200 Meker. — Müller und Danz erringen die 800 Meker. — Simpſon=England 400=Meker=
Hürdenmeiſter. — Frankreich ſicherk ſich die 4mal 4o0-Meker=Skaffel. — Schilgen=Darmſtadk drikker Sieger über 5oo0 Meker.
Vorüber
ſind die 4 Internationalen Spiele der C.J.E., die am
Sonntag noch einmal einen Rekordbeſuch auf dem
Hochſchul=
ſtadion zu verzeichnen hatten.
Beinahe zwei Wochen lang ſtand Darmſtadt ganz im Zeichen
dieſer großen olympiſchen Kämpfe, die beſucht waren von den
Jungakademikern aus aller Herren Länder. Darmſtadt hatte ſich
voll auf dieſes große Treffen eingeſtellt, und ſeine Bevölkerung
war mit ganzem Herzen bei den Vorgängen, die ſich auf dem
grünen Raſen, den Tennisplätzen, im Waſſer und auf der
Aſchen=
bahn abſpielten. Kaum ein Tag, in dem das Stadion trotz der
nicht gerade ſchönen Witterung dieſes Sommers einen
ausge=
zeichneten Beſuch aufzuweiſen hatte. An den Großkampftogen
ſäumten mehr Menſchen die Kampfbahn ein, als Plätze zur
Ver=
fügung ſtanden.
War es richtig, daß man die olympiſchen Spiele in
Darmſtadt zur Durchführung brachte?
Wenn wir das Leben und Treiben der letzten Woche
be=
trachten, wenn wir uns den ſchlechten Beſuch der Kämpfe in
Frankfurt a. M. vor Augen halten, wenn wir erkennen, wie
Darmſtadt im Banne dieſes Welttreffens ſtand, dann glauben
wir, daß es berechtigt war, in einer zwar nicht übergroßen, aber
lebendigen Stadt mit aufgewecktem Büngerſinn die Weltſpiele
abzuhalten.
Dieſe Meinung wird beſtätigt durch die Worte
un=
ſerer Gäſte, die ſtets betonten, daß im Gegenſatz zu den
Veranſtaltungen in Warſchau, Rom und Paris in dieſem Jahr
die Spiele einer ganzen Stadt ihren Stempel aufzudrücken
vermochten.
Daß die ſportliche Organiſation nie beſſer war, als
in Darmſtadt, dieſes Lob haben die veranwortlichen Stellen in
Darmſtadt aus dem Munde der Mannſchaftsführer wiederholt
hören dürfen. Wir freuen uns mit dieſes Lobes, gerade weil
mit geringen Mitteln ſparſam gewirtſchaftet werden mußte.
Harmonie und Kameradſchaftlichkeit
waren es, die zwei Wochen lang das Neben= und Miteinander
der Kämpfer in Darmſtadt auszeichneten. Unleugbar hegten
einige Menſchen in der Tiefe ihres Herzens die Beſorgnis,
politiſche Spannungen möchten Schatten auf dieſe großartige
Zuſammenkunft werfen. Unter den 33 vertretenen Nationen
herrſcht gewißlich noch nicht hundertprozentige Freundſchaft.
Immer wieder hervorbrecheno, ſind noch zerſtörende Kräfte am
Werk, die nationglegoiſtiſchen Zwecken dienen; die auch die guten
Sportbeziehungen zwiſchen den Völkern aufs Spiel zu ſetzen
be=
reit ſind. Wenn in Darmſtadt kaum ein Mißton laut wurde,
ſo wollen wir das heute um ſo freudiger begrüßen als ein
glückliches Omen für die Zukunft.
Der Kampf bis zum letzten
für die Nation und für die eigene ſportliche Ehre, brachte
Leiſtungen zuſtande, die viele für unglaublich hielten. Eiſerner
Willen erzwang im Rennen Bruſt an Bruſt noch den Sieg.
Wir ſahen Kämpfe, in denen die Arbeit vieler Jahre endlich
höchſten Lohn fand in der Erringung der Welmeiſterſchaft;
ſahen die Freude, wenn es gelang, den von allen für beſſer
ge=
haltenen Gegner in erbittertem Kampf zurückzulaſſen; ſahen auch
bitteres Erkennen, daß die eigene Kraft noch nicht oder nicht
mehr ausreichte, den Söhnen anderer Länder olympiſche Ehren
zu entreißen. Nur einer kann Sieger werden, aber auch auf ihn
wartet einſt die Stunde, wo der Lorbeer in andere Hände
über=
geht. Bleiben wird das kraftſpendende Wiſſen der vollen
Pflichterfüllung und der Vorteil eines ſportgeſtählten Körpers.
Jeßl ſcheiden die Kämpfer von Darmſtadt.
In dieſer Stunde fühlen wir, wie nahe uns mancher aus
Heimat und Ferne gekommen iſt. Entſprungen aus der
Sym=
pathie für den unwiderſtehlichen Konkurrenten, entſprungen der
Hinneigung zu dem tapferen Menſchen, zu ſeiner ſportlichen
Geſinnung, die größer war, als die Kraft ſeines Leibes.
Rauſchender Beifall und Lorbeer wurde den Kämpfern
zu=
teil. Viele werden bei den nächſten olympiſchen Spielen der
C. J.E. nicht mehr mitſtarten können, weil die Arbeit des Lebens
ſie gefangen nahm. Mögen ſie aber weiter dienen der
unver=
gänglichen Idee des Sportes, dahin wirken, daß ſeine Geſetze
mehr und mehr im Leben der Völker untereinander wirkſam
Karl Böhmann.
werden.
Glanzvoller Abfchluß der Olympiade.
Der Sonntaa war für die 4. Weltmeiſterſchaften der
UB. ein glanzvoller Höhepunkt. Bereits am frühen Nachmittag
ſetzte eine wahre Völkerwanderung nach dem Stadion ein. Eine
Stunde vor Beginn waren die Ränge dicht gefüllt und immer
weitere Tauſende ſtrömten herbei. Die Elektriſchen überfüllt, in
langen Kolonnen rücken Autos und Omnibuſſe heran, entleeren
ihre Menſchenfrachten, um raſch neue Maſſen herbeizubefördern.
Zur feſtgeſetzten Stunde umdrängen mehr als 15 000 Menſchen
Müller-D., Sieger über 800 m, Neuterswgerd-Schweden,
Galtier-Frankr., Schwerdtfeger-D.
Phot.: Weißgärber, Darmstadt.
Die 4 X 400 m Staffel: Lefeber, Solmssen, Kazorke, Voeller.
Phot.: Weißgärber, Darmstadt.
den grünen Raſen, warten noch ein Viertelſtündchen auf den
feier=
lichen Einmarſch der Nationen, die ſich zur Schlußfeier
verſam=
meln ſollen. Die Stadtkapelle verkürzt die Zeit durch flotte
Weiſen.
Da verkünden Fanfarenſtöße um 4.20 Uhr, daß die
Abord=
nungen der 33 Nationen einrücken. Wiederum das gleiche
farben=
frohe Bild, wie am vergangenen Samstag, als die
Wettkämpfer=
innen und Wettkämpfer im ſchmucken Sportdreß hinter den Farben
ihrer Nationen durch das Marathontor hereinziehen.
Die Freunde Deutſchlands in ſchwerer Notzeit werden, mit
unbeſchreiblichem Jubel empfangen.
Den Zug eröffnet die grüne Fahne des Propheten für
Aegypten. Auſtralien, Belgien, Bulgarien, Dänemark folgen.
Englands Gruppe in dunkelblauem Jackett und weißer Hoſe
empfängt ſtarker Beifall. Dieſer ſteigert ſich noch als die
Nord=
ſtaaten — Eſtland Finnland, Schweden — auf dem Plan
er=
ſcheinen. Haben ſie doch bereits bisher ſchöne Erfolge zu
ver=
zeichnen gehabt. Frankreichs Delegation in Grau=Weiß, diesmal
noch ſtärker als in der vergangenen Woche, begrüßt ſtarker
Bei=
fall. Holland iſt nur durch ſeine Fahne vertreten. Irlands
Grün=Weiß=Gelb ſindet freundliche Aufnahme. Als die Italiener
erſcheinen, pflanzt ſich der Beifall über das ganze Rund, ſteigert
ſich bei den nun folgenden 11 Japanern und den 10 Kämpfern
aus dem Bruderland Oeſterreich. Ihr Rot=Weiß=Rot löſt
über=
all ſtürmiſches Bravo aus, das auch den 9 Schweizern
entgegen=
ſchlägt. Spaniens ſtarke Mannſchaft findet wieder begeiſterte
Aufnahme. Dann aber treten die Vertreter des gaſtgebenden
Deutſchlands aus dem Dunkeln vor. Unbeſchreiblich iſt der toſende
Jubel, der den Farben Schwarz=Rot=Gold entgegenbrauſt. Sind
doch die Leiſtungen, die unſere Studentinnen und Studenten in
allen Sportzweigen für ihr Land erkämpft haben, unglaublich
ſchöner und ſicherer errungen worden, als es die größten
Opti=
miſten zu hoffen wagten. Voran die ſchmucke Gruppe der Fechter,
dann die ſtämmige Rugbymannſchaft, gefolgt von den 15
Stu=
dentinnen, die ob ihrer prächtigen Leiſtungen überall, wo ſie
vor=
über ziehen, ſtürmiſchen Applaus erzielen, — am Schluß die große
Gruppe der Leichtathleten, bei denen allerdings einige Sprinter,
die anſchließend ſtarten müſſen, nicht dabei ſind. Als ſie über
die Bahn ziehen, brauſt ihnen eine nicht endenwollende Welle des
Beifalls, geboren aus ungeheurer Begeiſterung und ehrlicher
An=
erkennung ihrer Leiſtungen, entgegen.
Dann füllen die Kolonnen das weite Grün des Stadions:
Deutſchland neben England, Frankreich, Italien, Japan.
Laut=
loſe Stille herrſcht plötzlich. Auf die Zielrichter=Tribüne ſpringt
Eldracher (Deutſchland), der mit vor Erregung zitternder
Stimme dem Dank der Akitven an die Organiſatoren der
Darm=
ſtädter Olympiade Ausdruck gibt. Sein Dank gilt vor allem der
Stadt Darmſtadt und Hochſchulſportlehrer Ernſt
Söllin=
ger, auf deſſen Initiative hin die 4. Weltſpiele der Studenten
nach Darmſtadt kamen und der hier eine muſtergültige Anlage zur
Verfügung geſtellt habe. Dank zollt er vor allen Dingen auch
dem Darmſtädter Publikum, das große Begeiſterung für
die Kämpfer zeigte und ihre Erfolge unparteiiſch anerkannt habe.
„Wir werden die Stadt Darmſtadt in ewiger Erinnerung
behalten!”
In ſein auf die Stadt Darmſtadt ausgebrachtes dreifaches Hipp=
Hipp=Hurrah ſtimmten die Kämpfer begeiſtert ein.
Dutöt (Frankreich)
erklärt, daß die Olympiade durchgeführt wurde in dem Geiſte
voll=
endeter Freiheit und Brüderlichkeit. Der Dank der C. J.E. gelte
den Organiſatoren der diesjährigen Meiſterſchaften, die
reibungs=
los und ſchnell durchgeführt werden konnten. Dankbar ſei man
vor allem den deutſchen Kameraden, die ihren Sportgeiſt bei jeder
Gelegenheit bewieſen hätten. Das deutſche Publikum habe ſich
muſtergültig und fair erwieſen in der Aufnahme der jeweiligen
Sieger. Die Teilnehmer der 4. Weltmeiſterſchaften reiſten ab in
dem beglückenden Gefühl und Bewußtſein, an der Idee des
inter=
nationalen Sports erfolgreich mitgewirkt zu haben. (Lebhafter
Beifall.)
Die Fahnen ſenken ſich, die Muſik intoniert „Ich bete an die
Macht der Liebe‟. Feierlich erſchallt der Choral. Aus dem
trü=
ben Himmel bricht die Sonne und hüllt das Stadion, die Kämpfer
aus aller Welt in magiſches Licht.
Auch beim Ausmarſch finden die Athleten wieder lebhaften
Beifall, und als ſich die deutſche Gruppe als letzte mit wehender
Fahne in Bewegung ſetzt, will das Händeklatſchen kein Ende
nehmen. Kurz darauf begannen ſchon
die lehten Enkſcheidungen.
Weihevoller Ausklang.
Noch einmal lebt heute an dieſem Sonntag all das auf, was
dieſe olympiſchen Spiele bisher charakteriſierte: Bei den
Wett=
kämpfern höchſte Konzentration im fairen, ritterlichen Kampf um
den ehrenden Meiſtertitel, bei den Zuſchauern freudige
Begeiſte=
rung über die prächtigen Leiſtungen, bei allen feierliche Andacht,
wenn an den drei Maſten die Siegesfahnen hochgehen. Gerade
die ſieben Entſcheidungskämpfe dieſes letzten Tages verſprechen
allererſte Leiſtungen.
Ueberraſchend gut iſt bereits am Vormittag der Beſuch der
beiden Vorentſcheidungen im Speerwerfen und Stabhochſprung.
Die Werfer und Springer beginnen faſt gleichzeitig, und da die
Springer erſt allmählich ihre Leiſtungen ſteigern können, die
Wer=
fer aber ſchon gleich ihr Beſtes geben müſſen, um unter den
Sechſen in der Entſcheidung zu ſein, findet das Speerwerfen
zunächſt erhöhtes Intereſſe. Entfernungstafeln machen überdies
die Ueberſicht leicht. Die erſte Werfergruppe iſt leiſtungsmäßig
ſchwächer beſetzt als die zweite. In ihr ragt gleich mit dem erſten
Wurf der Japaner Itoh hervor. Sein Fähnchen ſitzt knapp üher
62 Meter, und trotz Verbeſſerungen ihrer Vorwürfe kommen
Koberſtein=Tſchechoſlowakei und Dobrowolſki=Polen nur auf 58
bzw. 55 Meter. In der zweiten Gruppe ſind drei Finnen, der
Ja=
paner Sumyoſha, die Deutſchen Schnackertz und Weimann und
zwei Ungarn. Schon mit dem erſten Verſuch kommt Reinikkal
Seite 6
Nummer 221
Finnland über die 60=Meter=Grenze, auch Schnackertz, allerdings
tritt letzterer unnötig über. Ganz prachtvoll iſt auch Sukſis (
Finn=
land) erſter Wurf, nur um weniges hinter dem deutſchen Rekord.
Der dritte Finne, Vaalamo, ſteht ihm nur um 3 Meter nach, und
auch Takacs=Ungarn wirft über 60 Meter, während der
Deutſch=
meiſter Weimann erſt mit dem dritten Vurf in die Spitzengruppe
aufrückt. Und da nur 6 Werfer in die Entſcheidung kommen,
wer=
den am Nachmittag um den Sieg kämpfen: Sukſi=Finnland 66,405
Meter, Vaalamo=Finnnland 63,24 Meter, Reinikka=Finnland 62,79
Meter, Itoh=Japan 62,02 Meter, Weimann=Deutſchland 61,57
Meter, Sumiyoſha=Japan 61,30 Meter. Schnappertz iſt mit 59,91
Meter ausgeſchieden.
Im Stabhochſprung iſt inzwiſchen mehr und mehr
ge=
ſiebt worden. Während die Japaner ihre drei Leute, Mochizuki,
Niſhida, Oda, zur Stelle haben, iſt der mit favoriſierte Tſcheche
Koreis nicht am Start. Bei der Höhe 3,60 Meter iſt ſchließlich
eine Spitzengruppe von ſieben Springern ermittelt, die am
Nach=
mittag um die Entſcheidung kämpft: die 3 Japaner, Spieler und
Stechemeſſer=Deutſchland, Höller=Oeſterreich und Kiray=Ungarn.
Nach dem Aufmarſch beginnen drei Entſcheidungskämpfe
zu=
gleich: der Stabhochſprung, die 400=Meter=Hürden und das
Speer=
werfen.
Am Start zu den 400=Meter=Hürden ſind alle ſechs
Teilnehmer verſammelt. Die Ausloſung der Bahnen hat ergeben
(von innen nach außen):
a) Brown=England; b) Simpſon=England; c) Cornelius=
Deutſchland; d) Lincoln=U. S. A.; e) Wegener=Deutſchland; k) de
Negri=Italien.
Die Engländer haben alſo Glück, und da Lincoln vierte
Bahn gezogen hat, iſt ſcheinbar der Kampf ein offener.
Corne=
lius macht einen Fehlſtart. Dann geht es los. Erſt ausgangs
der letzten Kurve liegen Simpſon, Lincoln und de Negri vor den
anderem Läufern, und nach ſchönem Kampf ſiegt denn unter
toſen=
dem Beifall Simpſon in 542 Sek. vor Lincoln (55,2) und de
Negri, der ſich auf der Außenbahn ſehr gut hält (55,4). Die
Zeiten ſind ganz fabelhaft und der Beifall iſt nicht minder groß.
Noch immer ſpringen in der Nordkurve die Stabhochſpringer
um Sieg und Titel, während mittlerweile ſchon die ſechs
200=Meter=Läufer
mer, die natürlich ſtark favoriſiert ſind, Körnig und Eldracher,
haben 4. bzw. 3. Bahn, während Nakadjima, als der Glücklichere,
Innenbahn und Yoſhioka 2. Bahn zieht. Glaſer=Oeſterreich
ſtar=
tet hinter Engel=Tſchechoſlowakei, der die Außenbahn
ge=
zogen hat.
Tiefe Ruhe herrſcht wieder beim Start. Heftig wird durch
die Kurve durchgekämpft, denn wieder iſt Nakadjima eminent
ſchnell. Noch liegt er dicht bei Körnig und vor Eldracher, und
nur 20 Meter ſind noch zu laufen. Körnig iſt ſicher, und unter Meter; 5. Stechemeſſer=Deutſchland 3,60 Meter; 6.
Köhler=
toſendem Beifall der 10 000 kämpft Eldracher vor dem Ziel den Oeſterreich, 3,60 Meter; 7. Spieler=Deutſchland, 3,60 Meter.
flinken Japaner nieder. Die Zeit von Körnig — 21,5 Sek. —
iſt prima und ein Zeichen für die Schnelligkeit der Stadionbahn.
Eldracher benötigt 21,9 Sek., Nakaſhima 22 Sek., beides ebenfalls
ſehr feine Zeiten. Und mächtiger denn je brauſt das
Deutſch=
land=Lied über die dichtbeſetzte Arena.
Und als dann die 800 Meter=Entſcheidungen aufgerufen
werden, ſind die Stabhochſpringer weiter bei der Arbeit. Nach
dem Ablauf führt Maſon=England vor Schwerdtfeger
Deutſch=
land und Tugnoli=Italien; dann geht Pugl, der öſterreichiſche
Pugl führt noch. Galtier=Frankreich geht vor, gefolgt von
Ma=
ſon, Fredy Müller, und auf der Zielgeraden beweiſt „Fredy”
ſeine Meiſterſchaft, geht unwiderſtehlich an Galtier vorbei und
ſiegt mit gutem Vorſprung. Ungeheuerlich iſt die begeiſternde
Anfeuerung, und die Freude ob dieſes herrlichen Sieges iſt
ge=
waltig, iſt doch die Zeit — 1,58, Minuten — ebenfalls recht
gut. Danz kam wieder einmal durch ſein Spurtvermögen vor
und konnte noch zur größten Befriedigung den 3. Platz im
Kampf mit Reuterswaerd=Schweden erkämpfen (1,58 vo Min.).
Galtier iſt in 1,582o Minuten eingekommen. Zum zweiten Male
an dieſem Tage geht die deutſche Flagge am Siegesmaſt hoch,
und wieder ſtimmt die Menge begeiſtert die deutſche
National=
hymne an.
Es braucht wohl nicht beſonders betont zu werden, daß auch
das Speerwerfen der ſechs Beſten mit erhöhtem Intereſſe
verfolgt wird, zumal die Feinheiten des Stabhochſpringens für
den größeren Teil der Zuſchauer aus der Entfernung nicht zu
er=
kennen ſind. Die Finnen warten diesmal nicht mit ihren
erſt=
klaſſigen Würfen auf. Dafür enttäuſcht heute nachmittag um ſo
angenehmer Weimann=Deutſchland, der gleich — nicht weit hinter
der deutſchen Rekordmarke — die Spitze nimmt. Mit dem letzten
Wurf kommt aber noch einmal Reinikka zu gutem Wurf, ſo daß er,
Weimann und Sumiyoſhi=Japan die Einzigen ſind, die ihre
Vor=
kampfleiſtungen verbeſſern. Die 5000 Meter ſind gerade geſtartet,
als das Speerwerfen beendet iſt.
Und als ſchließlich gemeſſen wird, ſtellt ſich als neuer
Welt=
meiſter der Studenten im Speerwerfen erwartungsgemäß vor;
1. Sukſi=Finnland
66,40,5 Meter,
2. Reinikker=Finnland 65,11. Meter,
3. Weimann=Deutſchland 64,28 Meter,
4. Vaalamo=Finnland 63,24 Meter,
5. Sumiyohſi=Japan 63,12 Meter,
6. Itoh=Japan
62,02 Meter.
Dieſe Leiſtungen ſind natürlich mehr denn andere über alles
erhaben.
Vielen ſchien der Abſchluß dieſer Meiſterſchaften mit dem
5000=Meter=Lauf
(auch das Kampfgericht ſcheint das zu erkennen und legt den
Lauf vor die 4 2400=Meter=Staffel) ein nicht glücklicher. —
Kaum ſind die Läufer geſtartet, als ſich auch ſchon eine lebhafte
Teilnahme in anfeuernden Zurufen bemerkbar macht. „Ra—Ra=
Ra—Ger—ma—ni—a” ertönt es während des ganzen Laufs der
zwölf Konkurrenten. Der Schlachtruf gilt dem blonden Schilgen,
der nach etlichen Runden ſchon mit Puuko=Finnland und
Dahl=
ſtröm=Schweden in Führung liegt. Noch zwei Runden ſind zu
laufen. Noch immer ziehen die drei ihre Bahn, gefolgt von
Cerati=Italien. Noch eine Runde — der Schuß kündigt ſie an —
da geht Schilgen in der Kurve vor, drückt auf Tempo, aber die
beiden Nordländer folgen ihm wie ein Schatten. Auf der
Gegen=
geraden greift Dahlſtröm mit prachtvoll langen Schritten an,
auch Puuko geht an Schilgen vorbei, der aber anhängt. Und
während Dahlſtröm ungefährdet dem Ziele zuſtrebt, lieferten ſich
der Deutſche und der Finne noch einen erbitterten Kampf, aus
dem ſchließlich der kräftigere Puuko als zweiter Sieger
hervor=
geht. Die Zeiten der drei Erſten ſind: 15,24200 — 15,270 —
15,27o Minuten, alſo erklaſſige. Für Schilgen freut uns
beſonders, daß er in dieſem ſchönen Lauf die beſte Zeit ſeines
Lebens gelaufen iſt. Cerati=Italien iſt als Vierter, der
Eng=
länder Stubb und Benſon ſind als Fünfter bzw. Sechſter
ein=
gekommen.
Mit beſonderer Spannung wird der Start der
4 X 400 m Staffel
erwartet, beſteht doch für uns Deutſche noch die berechtigte
Hoff=
nung, daß Solmſen, Kazorke, Noeller und Lefeber hier für
Deutſchland auch dieſe 3. Staffel gewinnen können. Frankreich
allerdings iſt ebenfalls ſtark vertreten. Leute wie Galtier, Crotoff
findet man nicht alle Tage. Doch ſchon ſind die Startleute
abge=
laſſen und ſchon iſt der Kampf in vollem Gange. Solmſen
über=
gibt an Lefeber als Vierter, dieſer ſchafft ſich an die zweite Stelle
vor, fällt aber kurz vor dem Wechſel zurück hinter Italien.
Ka=
zorke greift dann in der erſten Kurve zu früh an, geht in
Füh=
rung, verliert aber wieder an die Franzoſen und Italiener ſeine
Poſition. Und da zum Schluß Jackſon für Frankreich läuft, kann
Noeller in ganz großartigem Endkampf nur noch den Schlußmann
der Italiener niederringen und Deutſchland noch einen wertvollen
2. Platz ſichern. Die Zeiten ſind ſehr gut: 3.19,6 Min. für Frank=
Dienstag, den 12. Auguſt 1930
reich, für Deutſchland 3.22,4 Min, für Italien 3 22,5 Min.
Eng=
lands Mannſchaft kam auf den 4. Platz.
Das Stabhochſpringen iſt ſeiner Eigenſchaft nach
immer der Wettbewerb, deſſen Austragung viel Zeit in Anſpruch
nimmt. Als die 4X400=Meter=Staffel gelaufen wird, ſpringen
die beiden Japaner Niſhida und Oda immer noch, ſo daß das
Stabhochſpringen zur letzten Konkurrenz der Akademiſchen
Welt=
meiſterſchaften wird. Ganz wundervoll iſt dabei die Sprungkraft
und Technik der durchweg vorzüglich gebauten Japaner, die nach
langen, zahlreichen Verſuchen ſchließlich die Beſten ſind. Niſhida
ſpringt allein die 4 Meter und läßt nach glücklichem Gelingen
die Latte auf 4,10 Meter Höhe legen. Gerade haben die
Start=
leute der 4X400=Meter=Staffel einen Fehlſtart hinter ſich, als
auch ſchon Niſhida unter großem Beifall auch dieſe Sprunghöhe
bewältigt. Beim Nachmeſſen ſtellt ſich heraus, daß die
Sprung=
höhe 4,14 Meter war. Damit iſt auch dieſe letzte Meiſterſchaft
vergeben an Niſhida vor ſeinem Kameraden Mochizuki der 3,80
Meter ſprang, und Kiray=Ungarn 3,70 Meter.
Als kurz vor 7 Uhr durch den Lautſprecher bekannt gegeben
wird, daß Deutſchland mit denkbar größtem Vorſprung die erſte
Stelle im Geſamtklaſſement der Leichtathletik vor Japan
ein=
nimmt, brach ein ungeheuerer Beifallsſturm los. Eine
Begeiſte=
rung, wie wir ſie ſelten erlebten, machte ſich in ſtürmiſchem
Bravo=
rufen und Händeklatſchen Luft und endete in dem gemeinſamen
Geſang des Deutſchlandliedes, das dem letzten Tage der vierten
Weltmeiſterſchaften auf deutſchem Boden einen erhebenden,
feier=
lichen Abſchluß gab. Nur langſam ſetzte der Abmarſch der
Fünf=
zehntauſend nach der Feſthalle ein, wo die feierliche
Siegerver=
kündung ſtattfand.
400 Meter Hürden. Sieger: 1. Simpſon=England in 54,2
Sek.; 2. Lincoln=U. S.A. in 55,2 Fek.; 3. de Negri=Italien in 55,4
Sek.; 4. Wegener=Deutſchland, 5. Cornelius=Deutſchland.
200 Meter Entſcheidung. Sieger: 1. Körnig=D. in 21,5
Sek.; 2. Eldracher=D in 21,9 Sek.; 3. Nakadjima=Japan in
22,0 Sek.; 4. Engel=Tſchechei, 5. Glaſer=Oeſterreich, 6. Yoſhioka=
Japan.
800 Meter Entſcheidung. Sieger: 1. Fredy Müller=D.
in 1 Min. 58,2 Sek; 2. Galtier=Frankreich in 1 Min. 58,3 Sek.;
die Bahnen ausgeloſt haben. Unſere beiden deutſchen Teilneh= 3. Danz=D. in 1 Min, 58,7 Sek.; 4. Reuterswaerd=Schweden,
5. Tugnoli=Italien, 6. Schwerdtfeger=Deutſchland.
5000 Meter: 1. Dahlſtröm 15.24,3 Min. 2. Puuko=Finnland
15.27,5 Min. 3. Schilgen=Deutſchland 15.27,7 Min. 4. Cerati=Jt.
5. Stubb=Engl. 6. Benſon=Engl.
4X400 Meter: 1. Frankreich 3:19,6; 2. Deutſchland 3:22,4;
Italien 3:22,5: 4.England.
Stabhochſpringen: 1. Niſhida=Japan 4:11,4: 2. Nakizuki
3,80 Meter; 3. Kiray=Ungarn, 3,70 Meter; 4. Ohta=Japan, 3,60
Speerwurf. Vorkampf. 1. Sukſi=Finnland 66,40,5 Meter,
2. Vaalamo=Finnland 63,24 Meter, 3. Reinikka=Finnland 62,79
Meter, 4. Itoh=Japan 62,02 Meter, 5. Weimann=Deutſchland
61,57 Meter, 6. Sumiyoſhi=Japan 61,30 Meter.
Speerwerfen. 1. Sukſi=Finnland 66,405 Meter: 2. Reinikka=
Finnland 66,11 Meter; 3. Weimann=D. 64,28 Meter; 4.
Vaa=
lamo=Finnland 63,24 Meter; 5. Sumiyoſhi=Japan, 63,12 Meter;
6. „Itoh=Japan, 62,02 Meter.
Fünfkampf: Weltmeiſter Tolamo=Finnland 3986,690
Meiſter, vor. „Müller — Janz” ertönt es in der letzten Runde. Punkte; 2. Dimſa=Lettland 3762.,377,5 P.; 3. Ladewig=
Deutſch=
land 3724.277,5 P.; 4. Bascalmaſi=Ungarn 3526.160 P.; 5.
Hed=
berg=Schweden 3517.701 P.; 6. Balcer=Polen 3466.240 P.; 7.
Dink=
ler=Deutſchland 3431.,640 P.; 8. Yoſhizawa=Japan 3399.690 P.;
9. Koberſtein=Tſchechei, 3395.100 P.; 10. Undheim=Norwegen
3279,515 P: 11. Frey=Schweiz 3269.125 P: 12. Sterzl=
Oeſter=
reich 3086. 127,5 P.; 13. Bell=England 2740,415 P.; 14. Aggerbeck=
Dänemark 2699.390 P.
Deutſchland Erſter im Geſamiklaſſemenk
Am Sonntag abend ſtellt ſich das Ergebnis im
Geſamt=
klaſſement wie folgt:
Tſchechoſlowakei Ungarn 53 * U. S. A. Belgien 3 Lettland Eſtland
Deukſch=franzöſiſcher Abend in Bensheim.
Die franzöſiſche Delegation hatte die deutſche Mannſchaft
mit den Vertretern der C.J.E. und den verſchiedenen
Mitglie=
dern der Ausſchüſſe der Weltmeiſterſchaften der Studenten am
Samstagabend in das Hauptquartier der franzöſiſchen
Delega=
tign „Deutſches Haus” in Bensheim zu einem deutſch=
franzöſi=
ſchen Abend eingeladen. Die deutſchen Vertreter hatten ſich in
einer recht ſtattlichen Anzahl eingefunden, ſo daß eine ſtark
be=
ſetzte Tafelrunde den großen Saal des „Deutſchen Hauſes” in
Bensheim zierte. Beſondere Freude herrſchte unter den
Gaſt=
gebern, daß der heſſiſche Staatspräſident Dr. Adelung der
Ein=
ladung gefolgt war. Herr Coulon, der Vertreter der
fran=
zöſiſchen Regierung, der der Tafelrunde präſidierte, brachte zu
Beginn des Abends ein Hoch auf den Reichspräſidenten v.
Hin=
denburg aus, an das anſchließend die deutſchen Gäſte das
Deutſchlandlied ſangen. Herr Miniſterialdirektor Dr.
Mall=
witz=Berlin, der Vertreter der Reichsregierung und der
preu=
ßiſchen Staatsregierung, brachte danach ein Hoch auf den
Prä=
ſidenten der franzöſiſchen Republik, Doumergue, aus, was die
Franzoſen mit der franzöſiſchen Nationalhymne beſchloſſen. Dr.
Chapperd, der Leiter des franzöſiſchen Studenten=
National=
verbandes, las dann eine Anzahl eingelaufener Telegramme und
Schreiben vor, unter anderem auch das des Oberbürgermeiſters
Mueller von Darmſtadt, der bedauerte, an dem Abend infolge
anderweitiger Inanſpruchnahme nicht teilnehmen zu können.
Dr. Chapperd ſprach in längerer Beggrüßungsrede, die er ſpäter
ins Deutſche überſetzte, den herzlichſten Dank der franzöſiſchen
Delegation aus für die außerordentlich herzliche Aufnahme, die
die Franzoſen allerorts, ſowohl in Bensheim wie in Darmſtadt,
gefunden habe. Profeſſor Dr. Heidebroek, der Vorſitzende
des Arbeitsausſchuſſes der Weltmeiſterſchaften der Studenten,
dankte im Namen des Arbeitsausſchuſſes für die Einladung
und betonte in ſeiner Franzöſiſch gehaltenen Anſprache, daß es
bei den Weltmeiſterſchaften nicht in erſter Linie auf den Sieger
oder den Beſiegten ankomme, ſondern auf den Geiſt, in dem ſich
beide gegenübertreten im Wettkampf, ſowie im perſönlichen
Um=
gang. Am Schluß ſeiner Rede trank er auf den Erfolg der
fran=
zöſiſchen Mannſchaft. Als Vertreter des Turn= und Sportamtes
der deutſchen Studenten ſprach Dipl.=Ing. Werner Hinſch
und drückte in ſeiner Anſprache den Wunſch aus, daß die
fran=
zöſiſchen Kommilitonen, wenn ſie wieder in ihr ſchönes Land
zurückgekehrt ſeien, ſich gerne der Tage an der Bergſtraße
er=
innern mögen. Der Vertreter der deutſchen Studentenſchaft,
Herr Schulz, dankte für die liebenswürdige Einladung und
wünſchte, daß die Tage in Darmſtadt für die franzöſiſchen
Stu=
denten mit zu den ſchönſten gehören mögen, deren ſie ſich
er=
innern mögen. Als Vertreter der Darmſtädter Studentenſchaft
ſprach Herr Becker den Dank der Techniſchen Hochſchule
Darm=
ſtadt aus. Weiterhin ſprachen Dr. Mallwitz, der
Bürger=
meiſter von Bensheim, und zum Schluß der heſſiſche
Staats=
präſident Dr. Adelung, der von der jungen Generation
er=
wartet, daß ſie alle Mauern des Mißtrauens niederreißen mögen,
die heute noch die Völker trennen. In einer groß angelegten
Rede feierte dann Herr Coulon den Sinn der
Weltmeiſter=
ſchaften der Studenten als ein Mittel der Völkerverſöhnung
und höchſter perſönlicher Wertſchätzung. — Nach dem Souper
blieben die deutſchen und franzöſiſchen Kommilitonen noch einige
Zeit in geſellſchaftlicher Unterhaltung beiſammen in regem
Aus=
tauſch der Eindrücke gemeinſamer Erlebniſſe in den Tagen der
Weltmeiſterſchaften der Studenten.
Die Ikaliener,
zweifellos neben den Spaniern die „Beliebteſten” bei den kleinen
und einigen größeren Mädchen. Brachten ſie doch all das im
heutigen notleidenden Deutſchland bei den Studenten
verſchwun=
dene Burſchikoſe, Uebermütigſein und Lebensluſtige am reinſten
zum Ausdruck. Dr. Mario Saini, Hauptführer der zentralen
Univerſitätsgruppe der Fasciſtenpartei, ſtets inmitten einer
Gruppe „Strohſchiffchen‟. Er iſt zum Lachen geboren, ſein Geſicht
verträgt keinen anderen Zug, es weckt dann Erinnerungen an
ſpätrömiſche Köpfe, deren Launen von den Beteiligten als recht
ſchmerzlich empfunden wurden. Saini hat ſeine Leute im Zug,
jede Gruppe folgt ihrem „Aelteſten”, ebenſo auch dem „jungen
Gemüſe‟. Dr. Mario Borghi, Hornbrille über
ſchöngeſchnitte=
nem Gelehrtengeſicht, verliert keine Bewegungen, iſt immer
be=
wußt in ſeiner Ruhe, aufnahmebereit, geſpannt. Lebhaft, wenn
porausberechnete Entſcheidungen ſich zu ändern drohen.
Die große Gruppe der italieniſchen Fechter
brachte neben den Ungarn und Franzoſen erſt Leben in die
Fecht=
halle. Ging ein Gefecht ſchief aus, glaubten ſie ſich im Gegenſatz
zum Fechtgericht im Vorteil, dann flogen Fechthaube und Waffe
manchmal zornig auf den Boden. Ruhiges Feſthalten an der
ge=
troffenen Entſcheidung bringt ſie in Verzweiflung, gemiſcht mit
ſtarker Theatralik und Schläue. Deutlicher noch ſichtbar beim
Fußball. Eben „ſchwerverletzt”, im nächſten Moment Start auf
das feindliche Tor. Als Deutſchland unter nicht gerade korrekten
Umſtänden das Fußballſpiel 2:1 verliert, bringt der Leiter der
Delegation in raſchem Erfaſſen der Situation ein Hoch auf die
Unterlegenen aus.
Tugnoli verliert im 800 Meter=Lauf bei der 400 Meter=
Marke ſeinen linken Rennſchuh. Unbekümmert läuft er weiter auf
der ſchweren Bahn von gemahlenem Backſtein und Ton, muß das
raſcher werdende Tempo mithalten, um Italien den zweiten Platz
zu ſichern, den er vorher erkämpft hatte. Wundgelaufen tragen
ihn ſeine Freunde nach dieſer heroiſchen Anſtrengung zum
Ver=
binden.
Gambi, Sieger in hundert Wettſchwimmen, Meiſter über
1500 Meter Freiſtil, löſt in ſelten guter Hochform alle
Erwartun=
gen Italiens glänzend ein.
Die Franzoſen.
In ihrem grau=weißen Dreß, der Baskenmütze, vornehm
zu=
rückhaltend, in bewußtem und gewolltem Abſtand von ihrem
blau=
blau=weißen Nachbarn auftretend. Etwas enttäuſcht über die
Leiſtungen der eigenen Delegation. Doch ſtets bereit, den letzten
Kämpfer mit der Trikolore auf der Bruſt ſtürmiſch anzufeuern.
Mſr. Avs, der Leiter der franzöſiſchen Abordnung und
Mit=
glied des Olympiſchen Komitees, immer der gleich liebenswürdige
und bewegliche Pariſer, nie ohne Zigarette, ohne Bleiſtift und
Notizzettel. Er kennt die Namen aller Gegner und ihre
Leiſtun=
gen, vergleicht und hofft, daß ſeine Jungens es doch machen. Wie
freut er ſich, wenn Bilder der Franzoſen im „Journal de
Darm=
ſtadt”, das ja auch in Paris 100 feſte Bezieher hat und dort
wäh=
rend der Olympiade die doppelte Zahl an den Kiosken abſetzte,
erſcheinen. „Tres bien!” ſchmunzelt er und erſucht den
Photogra=
phen um eine Kollektion „a Bensheim pour choiſir”. Sein Kollege
Mſr. Dr. Chappert, der Vorſitzende der franzöſiſchen
Studen=
tenunion, iſt melancholiſch, hat ſich mehr verſprochen. Es gefällt
ihm in Darmſtadt. „Er kann den Blick nicht von ihm wenden”.
als „Graf Zeppelin” über dem Stadion erſcheint und vor dem
Gewitter kreuzt. Chapperts Blick, ſonſt über alles ſchweifend,
wurde da ſtumpf, geblendet. Er ſpricht recht gut deutſch, verrät
aber nicht, was er in dieſem Augenblick ſich wünſchte. — Mſr.
Philippon, Sportkommiſſar der C. J.E., ſtets lächelnd zu einem
Sprung bereit. Er wächſt auf, wenn die Trikolore am Siegesmaſt
ſteigt oder ein Franzoſe im Rennen liegt. Dann regt ſich der
Gallier. Philippon liebt Rugby und andere männliche Freuden.
Dafür iſt er auch Sportkommiſſar. — Mſr. Borocco, Betreuer
der franzöſiſchen Schwimmer. Sein zerklüftetes Geſicht, borſtige
Augenbrauen, faltige Stirne, heiterten ſich in Darmſtadt nur
ſel=
ten auf. Er hoffte auf gutes Abſchneiden beſonders im
Waſſer=
polo. Als er Jungdeutſchland im Woog trainieren ſieht und
ver=
ſteht, es ſei die Hochſchulmannſchaft, werden ſeine Züge noch kälter.
Sein Sohn macht ihm jedoch Freude, denn er ſchwamm für
Frank=
reich die beſte Zeit. Sonſt reichte es nur für „Plätze‟. Seine
Damen Salgado und Blondeau, die erſtere Meiſterin über
100 Meter Rücken und 100 Meter Freiſtil, die zweite jedesmal
„Zweite”, erfüllten alle Hoffnungen. Blondeau, die jugendliche,
unheimlich grazile Nordfranzöſin, die geſchmeidige Mlle.
Sal=
gedo, waren kaum wirkſam auf die Photoplatte zu bannen. Doch
es glückt uns durch Liſt und Tücke!
Die Engländer.
Im Sportdreß überraſcht ihre bleiche Haut. Faſt alle
groß=
knochig, ſchmal, nur knappe Muskeln. Ihre Begeiſterung bei
Helphs Sieg minutenlang aufflackernd. Ihr Lachen eine
trocken=
gelegte Fröhlichkeit. Beim Waſſerball auftauende Lebendigkeit.
Ihrer Sporttaktik wohnt City=Geiſt inne. Sie ſtellten keine
Fech=
ter und Waſſerſpringer. Errangen im Tennis einen 3. Platz.
Die Japaner,
mit ihren für Europa nicht leicht zu unterſcheidenden Geſichtern,
rechtfertigten ihren Ruf. Dr. Morita ſpricht ſehr gut deutſch,
kenntlich an ſeiner hageren Größe. Fudjita, Jvanaga, Yoſhioka,
verbiſſene Kämpfer für die weiße Fahne mit der aufgehenden
roten Sonne. Als ſie zum erſten Male am Siegesmaſt ſteigt,
be=
wegen ſich Prof. Jamamotos Züge, Freude gleitet ſichtbar über
ſein dunkles Geſicht, glänzend hängen ſeine Augen an dem roten
Punkt im weißen Feld. Der kleine Mann wird vermutlich noch
öfter Siege ſeiner Jungens miterleben. Ihr Können iſt ſchon
ganz groß, ihre Technik manchmal fremd anmutend, doch
zweck=
durchdacht.
Die Tſchechen,
die meiſten älter ausſehend, mit „ohne Scheitel”, Knenicky, Bartl,
Chmelik, Hron, Koreis, Vanoucek, als gute Sportler bekannt.
Aber ihre Siegeshoffnungen ſinken bei jedem Wettbewerb. Die
Sudetendeutſchen durften nicht nach Darmſtadt kommen. Den
Voll=Tſchechen iſt bisher kein Sieg beſchert. Keiner bemitleidet ſie.
Die Spanier,
junge friſch=frohe Burſchen. Einige intereſſante Züge, die in
Goyas Bildern wiederkehren. Cugnero, ihr Oberhaupt, ein Rieſe,
Turm der Schlacht. Ihre Rugbyſpieler mit Elan ins Zeug
gehend, taktiſch nicht immer richtig ſtehend. Aber alle nett und
ſauber, ſympathiſch begrüßt aus Kriegszeiten her.
Nummer 221.
Dienstag, den 12. Auguſt 1930
Seite 7
Die Deutſchen.
Leider ohne „Uniform”. Deutſchland iſt arm. Die
Wett=
kämpfer faſt durchweg Läufer=Geſtalten. Einige unvermeidliche
„Mit=Läufer”, die nur und immer auf „Plätzen” wo „etwas los”
iſt, zu finden ſind. Prachtvolle Kämpfernaturen in der Mehrzahl.
Ueberraſchend der Sieg im Tennisdoppel gegen die beſſeren
Ita=
liener. Senſationell der Waſſerballſieg. Beim Bier eigentlich nur
die Mit=Läufer. Aber die haben es „verdient”, Sportgeiſt ſetzt
ſich erfreulich durch. Unermüdlich die Damen, nur ſchwach
ver=
treten, aber ſtark in der Leiſtung. Vorbei die „ſchlanke Linie‟
und Etonſcheitel. Dafür geſunde Mitte.
Körnig, Berliner, und doch bald Liebling der Jugend, Turm
der Schlacht, Zugnummer. „Helenchen” Mayer, Liebling der
Azzuris. Eine länderverbindende Sport=Ehe ſcheint hier
zuſam=
mengefochten zu werden. Fräulein Dr. Borgs, die Meiſterin im
Kunſtſpringen, in der „Traube” zu einem „kleinen Vortrag”
ge=
preßt, revanchiert ſich, ſpringt dem überraſchten ſtärkeren.
Ge=
ſchlecht auf eine empfindliche Stelle: „Ich muß ſagen, die Leitung
der Sprungkonkurrenzen hat gar nicht geklappt, ich hoffe, die
Herren lernen aus der Veranſtaltung.” — Fräulein Ziegenfuß zu
photographieren und als Fräulein Schraube zu veröffentlichen
wird mir nicht mehr paſſieren. Aber auch die beiden Waſſerratten
ſind recht nett. Die „blonde Inge” prächtig in Form, Miſchung
Wandervogel und Dame. — „Paſtor” Krauſe, eine ſichere
Hoff=
nung. Weltſtarter Miller=München ſtark in ſeiner Ruhe wie in
Amſterdam, muß er ſeinen Gürtel um die ſchlanke Taille heute
etwas weiter ſchnallen.
Der Wettergott war durch das Beiſammenſein ſoviel
junger Kraft und Schönheit offenſichtlich verärgert. Sein
Aprilwetter, das als Sommerwetter zu bezeichnen
Formalbeleidi=
gung wäre, glich den Kapricen einer vielleicht ſchönen, doch
unge=
zogenen Maid. Wie hier, ſo dort, ließ man ſich das Konzept
nicht ganz verderben. Aber wärmende und begeiſternde Sonne
fehlte.
Die großen Verdienſte
um die Vorbereitung und Durchführung der Olympiade, die ſich
insbeſondere Herr Prof. Dr. Heydebroek, Dipl.=Sportlehrer
Ernſt Söllinger, Geſchäftsführer Hanns Fiſcher und Frl.
Junk, ſowie die Herren der verſchiedenen Ausſchüſſe, die
Schieds=
richter und Kampfrichter in den einzelnen Konkurrenzen erworben
haben, ſind bereits bei den offiziellen Veranſtaltungen von den
ausländiſchen Gäſten und den Leitern der C. J.E. gewürdigt
wor=
den. Auch wir müſſen beſtätigen, daß die ſportliche
Abwick=
lung durchaus befriedigte und lobenswert ſchnell vor ſich ging,
trotzdem der Wettergott oft genug eine Programmänderung
erzwang.
Die Bedienung der Preſſe
— es waren über 70 Zeitungen des In= und Auslandes perſönlich
vertreten — mit Ergebniſſen und Vormeldungen entſprach am
Anfang nicht ganz den geſetzten Erwartungen. In der
auswär=
tigen Preſſe iſt das auch zum Ausdruck gekommen. Wir wollen
durchaus anerkennen, daß es dem Leiter des Preſſeapparates,
Herrn Dr. Geiß, nicht an gutem Willen und Sachkenntnis
man=
gelte. Aber viele Wünſche — namentlich der lokalen Preſſe —
blieben unerfüllt. Uns wurden erbetene Mitteilungen nicht
zu=
gänglich gemacht, die am anderen Morgen in dem angeblich „
offi=
ziellen” Programm enthalten waren. Nur auf Umwegen über
Teilnehmer gelang es uns, nicht ſelbſt errechenbare Aufſtellungen
uſw. zu erhalten. Von zuſtändiger Seite wurde uns verſichert,
daß eine Abmachung, die einer Seite ein Monopol für gewiſſe
Mitteilungen einräume, nicht abgeſchloſſen ſei. Es iſt daher die
Anſicht geäußert worden, daß Leute, bei denen die Unterlagen
durchliefen, verſucht haben, ein Geſchäft in die eigene
Taſche zu machen, auch wenn dies unter einem anderen Namen
geſchah. Wir können die Unrichtigkeit dieſer Meinung noch
nicht beſtätigen, denn auch wir haben einige Beobachtungen
machen dürfen, die nur zwei Löſungen zulaſſen. Wir hoffen, daß
in dieſer Frage noch volle Klarheit geſchaffen wird. Die
Mit=
arbeiter des Preſſeamtes waren prompte und zuverläſſige
Mit=
arbeiter — P. Kaiſer für Fechten, Dr. Buſſard für
Schwim=
men, Dr. Heß für Fuß= und Handball, Dr. Bartling für
Rugby —
Durchaus lobenswert
war die Hilfsbereitſchaft des geſamten
Sanitätsappara=
tes und der ärztlichen Aufſicht, ſowie der
Ordungs=
dienſt der Schutzpolizei. Nach einigen Tagen beherrſchte
auch das Stadtorcheſter die richtigen Tempi der
verſchiede=
nen Nationalhyenen (hier ſollen Sänger und Muſikbegleitung
gemeinſom am Schluß anlangen) und fand dann ungeteilten
Beifall aller Anweſenden.
Nicht vergeſſen ſei der unermüdliche „Vater des Stadions”
Kemmer, der die ihm anvertraute Anlage prachtvoll in
Ord=
nung hält und öfter als „Mädchen für alles” einſpringen mußte.
Die Reichspoſt hatte in zuvorkommender Weiſe allen
Wünſchen der ausländiſchen Journaliſten und Teilnehmer
Rech=
nung getragen. Die vielen Telephonate nach dem Ausland
konnten — wovon wir uns überzeugten — ſchnell und klar
ver=
ſtändlich durchgegeben werden. Unſere ausländiſchen Kollegen
waren daher des Lobes voll, daß bei dieſer Olympiade
keiner=
lei Wünſche in der poſtaliſchen Abfertigung unerfüllt blieben.
Die Heag wurde dem an einzelnen Tagen beängſtigend
großen Zuſtrom durch den Einſatz von Sonderwagen und
Kraft=
wagen gerecht. Wir wiſſen nicht, wieviel Tauſend Perſonen
mehr befördert wurden, aber wir glauben, daß die nächſtjährige
Dividende unſeren Stadtſäckel erfreulich ſtärken wird. =6=
Rugby: Deutſchland-Frankreich 0:40 10:14).
Das am Montag in Heidelberg vor einer zahlreichen
Zu=
ſchauermenge ausgetragene Rugbyſpiel zwiſchen den Mannſchaften
von Deutſchland und Frankreich brachte den Deutſchen eine ſchwere
Niederlage. Wie bereits bei dem Spiel gegen Spanien in
Frank=
furt, bewieſen die Franzoſen erneut ihre ſpieleriſche und taktiſche
Ueberlegenheit. Trotzdem die deutſche Fünfzehn durchaus nicht
ſchlecht war, gelang es ihr nicht, zu Erfolgen zu kommen. Die
Franzoſen führten bereits bei Halbzeit mit 14:0 und konnten das
Ergebnis in der zweiten Halbzeit innerhalb kurzer Zeit auf 40:0
ſtellen.
Deutſche Hochſchalmannſchaft - Jung=Deukſchland
5:1 11:0).
Vor rund 500 Zuſchauern lieferte am Sonntag vormittag der
ſtudentiſche Weltmeiſter im Waſſerball, die deutſche
Hochſchulmann=
ſchaft, im Großen Woog gegen den Darmſtädter Schwimmklub
Jung=Deutſchland ein ausgezeichnetes Spiel. Im Gegenſatz zu der
Darmſtädter Mannſchaft, die nur ſehr mäßige Leiſtungen zeigte,
waren die Studenten wiederum ſehr gut in Form und ſiegten
ver=
dient mit 5:1 Toren, nachdem der Kampf bis Halbzeit mit 1:0
noch ausgeglichen war. Bei Jung=Deutſchland merkte man ſtark
das Fehlen von Orlemann, des geiſtigen Führers der Mannſchaft,
der auf der Gegenſeite kämpfte.
Eine 8X50=Meter=Kraulſtaffel endete nach ſpannendem Kampfe
in 4,12 Minuten in totem Rennen.
Im Schwimm=Länderkampf der Junioren gewann in
Buda=
beſt Ungarn mit 58:53 Punkten gegen Oeſterreich.
Hollands Waſſerballmeiſterſchaft fiel zum 20. Male mit
einem 4:2 Siege gegen Delphin Amſterdam an Het Y Amſterdam.
Hirſchfeld ging erſtmalig nach ſeiner Verletzung in Elbing
an Start und gewann das Kugelſtoßen mit 14,69 Meter und das
Diskuswerfen mit 39,40 Meter,
Ehrung der Oiympiade=Sieger.
Den Ehrenpreis des Reichspräſidenken gewinnen die deutſchen Leichkakhleken.
Seitatt ider seithänte.
Wieder iſt die große Feſthalle auf dem Exerzierplatz
über=
füllt, wieder ſind die Teilnehmer an den 4. Weltſpielen der
Studenten im Mittelblock der Halle verſammelt, die Seitenreihen
bis zum letzten Platz beſetzt von Sportbegeiſterten Darmſtadts,
Viele mußten wegen Ueberfüllung umkehren; viele aber hielten
aus, bis der feierliche Akt der Siegerehrung vorüber war.
Auf der mit den Fahnen der teilnehmenden Nationen
ge=
ſchmückten Bühne ſind die wertvollen Ehrenpreiſe für die
Sie=
ger aufgereiht. Nach halbſtündiger Verſpätung, bedingt durch
die längere Dauer der letzten Wettkämpfe im Stadion, eröffnen
Fanfarenſtöße den letzten Akt der Olympiade in Darmſtadt. Der
Aktionsausſchuß der C.J.E. nimmt auf der Bühne Platz, begrüßt
mit lebhaftem Applaus.
Werner Hintſch,
der Vorſitzende des Turn= und Sportamtes der Studentenſchaft,
gibt im Namen der deutſchen Studenten der großen Freude
Aus=
druck, daß die Durchführung der 4. Weltſpiele Deutſchland
über=
tragen wurde. Er hoffe, daß ſein damals gegebenes Verſprechen,
die Spiele nach beſtem Können und ganzer Kraft durchzuführen,
von allen Teilnehmern als gehalten anerkannt werde. Die
aus=
ländiſchen Teilnehmer hätten ſicherlich in dem Verhalten der
Darmſtädter Bevölkerung, die mitgelebt und mitgewirkt habe,
erkannt, was deutſcher Art entſpreche, deutſchem Denken und
Fühlen. Daß Darmſtadts Bevölkerung den Ausländern dieſen
ſchönen Eindruck vermittelt habe, dafür gebühre ihr Dank. Der
Redner gedachte dann derer, die durch den Einſatz ihrer ganzen
Kraft an der reibungsloſen und glatten Abwicklung der
Olym=
piade hervorragend beteiligt waren: Prof. Heydebroek,
Hanns Fiſcher, Dr. Geiß, Oberbürgermeiſter Mueller,
Staatspräſident Adelung, den Vorſitzenden des Amtes für
Leibesübung an der Techniſchen Hochſchule, Becker, die vielen,
die als Dolmetſcher und im Verkehrsausſchuß ſich den
ausländi=
ſchen Kommilitonen zur Verfügung geſtellt hatten, uſw. Im
Namen der deutſchen Studenten ſage er ihnen und den vielen
Ungenannten herzlichen Dank. Der Redner begrüßte ſodann
zum letzten Male die ausländiſchen Akademiker, daß ſie ſich in
Darmſtadt ſehr wohl gefühlt hätten, ſei oft zum Ausdruck
ge=
kommen. Die Engländer hätten ihre aus der Heimat
mitge=
brachte Fahne als Zeichen ihrer Anerkennung den deutſchen
Ver=
anſtaltern überreicht. (Auch die Japaner haben, wie wir hören,
das gleiche getan,) Lebhafter Beifall dankte den Engländern
für dieſe ſchöne Geſte. Die diesjährige Olympiade ſei
zweifel=
los für die ſtudentiſche Bewegung und den Hochſchulſport ein
be=
deutſamer Schritt vorwärts geweſen. Wenn ſich die Leitung
des deutſchen Studentenſportamtes lange überlegt hätte, bis ſie
die Spiele nach Darmſtadt beſtimmte, ſo müſſe er heute die
Verſicherung abgeben, daß man
keinen beſſeren Ort hätte finden können.
In ſein Hoch auf die Stadt Darmſtadt ſtimmten die Aktiven
be=
geiſtert ein.
Douglas G. A. Lowe=England
gibt — zuerſt deutſch, dann franzöſiſch und engliſch — dem tiefen
Dank der C.J.E. Ausdruck, der ſich erſtrecke auf die ausländiſchen
Kämpfer, die von weither gekommen, auf den heſſiſchen
Staats=
präſidenten das Land Heſſen, die Stadt Darmſtadt und „eine
Unmenge Leute”, die im einzelnen zu nennen, ihm unmöglich
ſei. „Ich glaube, daß auch gerade wir Ausländer dieſe ſo
ſchönen Tage in Darmſtadt nie vergeſſen werden. Wir freuen
uns der Freundſchaften, die wir hier geknüpft haben und nicht
vergeſſen werden. Wir werden uns in der C.J.E. bemühen, jeden
Rückfall zu vermeiden.” Mr. Lowe dankte dann im Namen aller
ausländiſchen Teilnehmer der Verwaltung der Darmſtädter
Tech=
niſchen Hochſchule, der Deutſchen Studentenſchaft, Werner
Hintſch vom Sportamt der deutſchen Studenten, Hochſchul=
Sportlehrer Söllinger für die ſorgfältige Art und Weiſe der
Durchführung der Wettkämpfe, dem überaus fleißigen
Geſchäfts=
führer Hanns Fiſcher, den Herren Becker, Geiß und vielen
anderen, den Schieds= und Kampfrichtern, im Tennis Herrn Dr.
Simon, im Fechten Herrn Direktor Steffan, im Schwimmen
Herrn Binner=Breslau, im Rudern Herrn Direktor
Lis=
monn=Frankfurt a. M., im Fußball Herrn Wortelmann,
im Rugby Herrn Bartling, und den übrigen Freunden von
der DSB. „Ich gratuliere allen Siegern, auch denjenigen, die
nicht geſiegt, aber mit aller Kraft für ihr Vaterland gekämpft
haben. Für unſere Spiele in der C.J.E. kommt es nicht darauf
an, wer Sieger und wer Unterlegener iſt, bedeutſam für
uns iſt der Sinn, in dem man ſpielt. Daher ſollen
unſere Spiele niemals ihren hohen fairen Charakter verlieren.”
„Wir haben viele wertvolle Freundſchaften geknüpft und ich
möchte da erinnern an einige Zeilen in dem ſchönen Lied von
Schiller „An die Freude‟: „Alle Menſchen werden Brüder, wo
dein ſanfter Flügel weilt. Seid umſchlungen, Millionen,
die=
ſen Kuß der ganzen Welt!” In dieſem Sinne wollen wir in der
C. J. E. weiterarbeiten!” Stürmiſches Händeklatſchen fanden dieſe
Worte des ſympathiſchen engliſchen Sportsmannes.
Prof. Heydebroek,
der ſich um die Vorbereitung und Durchführung der
Meiſter=
ſchaften ein Hauptverdienſt erwarb hatte die letzte und ſchönſte
Arbeit des hieſigen Arbeitsausſchuſſes übernommen, die
Verteilung der Ehrenpreiſe an die Sieger.
Um die Vexanſtaltung nicht zu lange auszudehnen, rief er
nur die erſten Sieger auf und überreichte ihnen goldene
Me=
daille und Diplom. Zum letztenmal gingen die Wogen der
Be=
geiſterung hoch, als die Kämpfer nun auf der Bühne erſchienen.
Brauſend ſchwoll der Jubel an, als die Körnig, Jackſon, Fredy
Müller, Helphs, Dahlſtröm, Fudjita, Simpſon, Reinikka, Oda,
Niſhida, Surſi, Vaglamo, Daranyi, Tolamo, Braumüller,
Fried=
heim, Baer, Salgado, Borgs, Weigmann, Ohlwein, Szekely,
Hefter, Ziegler, Cordes, Raſtelli, Agoſtoni, Hehs, Weimar uſw.
auf der Bühne erſchienen. Der Sonderpreis der Heſſiſchen
Regierung wurde dem Fünfkampfmeiſter Tolamo überreicht, die
ſiegreiche deutſche 4mal 100 Meter=Staffel errang den Dr.
Wil=
helm von Opel=Ehrenpreis, Frankreichs 4mal 400 Meter=Staffel
fiel der Ehrenpreis der DSB. zu. Die italieniſchen Fechter
überraſchte der Ehrenpreis der Darmſtädter Studentenſchaft,
während die italieniſchen Fußballer den wertvollen Pokal des
Deutſchen Fußballbundes erhielten. Der von dem
Ehrenprotek=
tor der Spiele, Reichspräſident v. Hindenburg, geſtiftete
bronzene Adler=Preis für die beſte Geſamtleiſtung in der
Leicht=
athletik aber blieb in Deutſchland. Unter nicht endenwollendem
Händeklotſchen und Bravorufen überreichte Prof. Heydebrock
den aufſteigenden Adler dem deutſchen Mannſchaftsführer, der,
weil verletzt, ſelbſt nicht mitſtarten konnte. Drei begeiſtert
auf=
genomene Hochs auf alle Sieger bewieſen dieſen die reſtloſe
Anerkennung für ihre prächtigen Leiſtungen und die warme
Sympathie für ihr ſportliches Verhalten während der ganzen
Kämpfe.
Miniſterialrat Mallwitz=Berlin erklärte darauf die
4. Weltſpiele der Studenten für geſchloſſen. Angeſichts der
be=
reits vorgerückten Zeit wolle er auf eine große akademiſche
Schlußanſprache verzichten, dankte nochmals den erſchienenen
Nationen für die im Kampf bewieſene Ritterlichkeit und
Fair=
neß. Zu Ehren des Protektors der 4. Olympiade ſang darauf
die Verſammlung das Lied der Deutſchen, das ſo oft über die
Kampfbahn erſchallt war und jetzt den feierlichem Schlußakkord
der zehntägigen Sinfonie von Jugend, Kraft, Schönheit, Kampf
und Sieg bildete, nachhallend, wenn die ausländiſchen Gäſte
ſchon lange in ihrer fernen Heimat weilen.
Nach der Veranſtaltung wurde hinter der Feſthalle ein
präch=
tiges Feuerwerk als Auftakt zum Verfaſſungstag abgebrannt.
11. Rhön=Segelflug=Welkbewerb.
ak. Waſſerkuppe, 9. Auguſt.
Am heutigen Tage hat der 11. Rhön=Segelflug=Wettbewerb
ſeinen Anfang genommen. Um 8 Uhr wurde durch ein
Sirenen=
zeichen der Start freigegeben. Die niedrighängenden Wolken und
der Nebel ermöglichten allerdings den Start erſt um 10 Uhr. Den
erſten Wettbewerbsflug führte Bedau vom Flugverein Berlin auf
dem Flugzeug „Luftikus” aus, indem er 10 Minuten in der Luft
blieb. Weitere Flüge wurden von Oberleutnant Hemmer mit
1 Stunde 9 Minuten, von Bruck von der Akaflieg Stuttgart mit
17 Minuten und nochmals von Bedau mit 40 Minuten Dauer
ausgeführt. Für den Uebungswettbewerb, dem dieſe Piloten
an=
gehören, iſt für heute als Sonderpreiſe eine Summe von 125 Mark
ausgeſchrieben, die in zwei Preiſe zerfällt und den beiden
Flug=
zeugen zuerkannt wird, welche als erſte mindeſtens 15 Minuten
in der Luft bleiben. Nach der Reihenfolge der durchgeführten
Flüge erhält den erſten Preis Oberleutnant Hemmer, während der
zweite Preis Bedau zugeſprochen wird.
Im Leiſtungswettbewerb flogen Kegel, Maier=Aachen und
Kronfeld, der nunmehr auch mit ſeiner „Wien” im Lager
ein=
getroffen iſt. Die längſte Flugdauer erzielte Maier mit 1 Stunde
15 Minuten, Kronfeld flog 55 Minuten, während Kegel 33
Minu=
ten in der Luft blieb. Auch für dieſe Gruppe war ein
Sonder=
preis von 150 Mark ausgeſetzt, der ebenfalls den beiden
Flug=
zeugen zuerkannt wird, welche als erſte mindeſtens 30 Minuten
ſegeln. Den erſten Preis von 100 Mark erhält Kegel, und den
zweiten Preis in Höhe von 50 Mark Maier von der
Flugwiſſen=
ſchaftlichen Vereinigung Aachen.
Am Tage vor dem Wettbewerb iſt leider ſchon ein kleiner
Bruch erfolgt, als die Mannheimer Gruppe ihren „Profeſſor”
ein=
fliegen wollte. Nach kurzem Flug bei ziemlich „bockigem” Wind
ſollte am Weſthang die Landung erfolgen, bei der die Maſchine
auf den Kopf ging und beſchädigt wurde. Hoffentlich iſt es der
Gruppe möglich, während des Wettbewerbs die Reparatur
durch=
zuführen, damit das Flugzeug weiterhin am Wettbewerb
teil=
nehmen kann.
Außer der bereits beſtehenden Ausſchreibung ſind noch zwei
Preisausſchreibungen bekannt gegeben worden, und zwar der
„Hindenburg=Preis zur Förderung des Segelfluges”, der die beſte
ſegelfliegeriſche Geſamtleiſtung in ſportlicher und wiſſenſchaftlicher
Hinſicht während des Wettbewerbes bewertet, und der „Prinz=
Heinrich=Rhön=Wanderpreis der Lüfte”, der bereits im vorigen
Jahre ausgeſchrieben und von Kronfeld gewonnen, worden war.
Der Preis fällt demienigen Flugzeug zu, welches während des
Wettbewerbes die größte Höhe erreicht.
Waſſerkuppe, 10. Auguſt.
Während des erſten Wettbewerbtages war es gegen Abend
noch möglich, eine Reihe von Flügen durchzuführen, die noch ſehr
beachtliche Ergebniſſe zeitigten. Ruch von der Akaflieg Stuttgart
führte zwei Flüge von je über eine Stunde Dauer aus, und
außer=
dem trat noch das Flugzeug „Darmſtadt” der Akaflieg Darmſtadt
unter Starck erſtmalig in Erſcheinung. Starck ſtartete in der
Abſicht, ſeine C=Prüfung abzulegen. Getreu ſeinem Vorbild,
unſe=
rem unvergeßlichen Johannes Nehring, der die „Darmſtadt” in
manchem Wettbewerb zum Erfolg geführt hat, begnügte er ſich
nicht mit der für die Ablegung der C=Prüfung vorgeſchriebenen
Zeit von 5 Minuten, ſondern führte einen ſehr ſchönen Flug von
58 Minuten Dauer aus und legte ſo in vollendeter Form ſeine
Prüfung ab. Außer Starck konnte noch Peters vor der
Flugwiſſen=
ſchaftlichen Vereinigung Aachen mit einem Flug von 5½ Minuten
ſeine C=Prüfung durchführen. Es ſoll noch erwähnt werden, daß
es Hemmer, Bedau und Ruch gelang, ſich mit ihren Stundenflügen
eine Wertung im Geſamtflugdauerpreis zu erringen, der nur Flüge
von mindeſtens 1 Stunde Dauer bewertet. Insgeſamt brachte der
erſte Wettbewerbstag 18 Flüge, von denen 15 von den Piloten
des Uebungswettbewerbes durchgeführt wurden. Von den
gemel=
deten 42 Flugzeugen ſind inzwiſchen 28 im Lager eingetroffen, die
auch ſchon von der Techniſchen Kommiſſion auf Grund der guten
Bauausführung unbeſchränkt zugelaſſen werden konnten. Man
kann bei den erſchienenen Flugzeugen feſtſtellen, daß ſich die
Er=
bauer die Erfahrungen der letzten Jahre in hohem Maße zunutzen
gemacht haben.
Der zweite Tag des Rhön=Wettbewerbes begann wiederum
mit überaus ungünſtigem Wetter. Regen und Nebel herrſchten
bis kurz vor Mittag, ſo daß erſt dann der Start freigegeben
wer=
den konnte. Für den Sonntag ſind als Sonderpreiſe
ausgeſchrie=
ben: 150 Mark für den Uebungswettbewerb für die längſte
Flug=
dauer auf einem Fluge, mindeſtens 2 Stunden, und für den
Lei=
ſtungswettbewerb dieſelbe Summe für einen Flug von mindeſtens
25 Kilometern. Nachdem der Nebel ſich verzogen hatte und
Start=
möglichkeit beſtand, ſetzte ein ſehr reger Flugbetrieb ein, ſo daß
zeitweiſe 7 Maſchinen zu gleicher Zeit in der Luft waren.
Beſon=
ders hervorgehoben zu werden verdient der Flug von Starck
auf der „Darmſtadt” der 2½ Stunden ſegelte und auf dieſem
Fluge verſuchte, den Schleifenflugpreis an ſich zu bringen, der
einen Flug von 5 Kilometern mit Rückkehr zur Startſtelle zur
Vorausſetzung hat. Starck flog in Richtung Ebersburg davon und
konnte eine maximale Entfernung von 7,5 Kilometern erreichen.
Leider gelang ihm die Rückkehr nicht mehr, denn, obwohl er noch
bis zur Waſſerkuppe vorſtoßen konnte, hatte er ſchon ſo viel an
Höhe eingebüßt, daß eine Landung im Tal unvermeidlich blieb.
Immerhin bewies auch dieſer Flug wiederum das große Können
des jungen Darmſtädter Fliegers und daß dieſer in jeder
Bezie=
hung geeignet iſt, die ruhmgekrönte „Darmſtadt” zu neuen
Erfol=
gen zu führen. Auch Neininger, der in dieſem Jahre im
Leiſtungswettbewerb fliegt, unternahm auf dem Flugzeug „
Star=
kenburg” der Akaflieg Darmſtadt einen Probeflug und landete
nach einer Flugzeit von einer Viertelſtunde, zufrieden mit den
Flugeigenſchaften dieſes Flugzeugs. Die geforderte Flugleiſtung
von 2 Stunden führte noch dazu, daß weitere große Flüge
durch=
geführt werden konnten, unter denen Ruch mit faſt 3 Stunden
und Bedau mit 23 Stunden hervorzuheben ſind. Kronfeld,
der auf ſeiner „Wien” eine Viertelſtunde geflogen war, hat eine
vorüberziehende Front benutzt und mit dieſer über Land geflogen.
Während der Niederſchrift dieſer Zeilen iſt lediglich die
Mittei=
lung aus Vacha eingetroffen, daß er den Ort überflogen hat und
nach mehrmaligem Kreiſen weitergeflogen iſt. Ueber die Landung
liegen noch keine Berichte vor. Doch ſteht bis jetzt feſt, daß er den
Tagespreis mit dieſem Flug erringen konnte, da die Luftlinie bis
Vacha ſchon 45 Kilometer beträgt Kurz nach dem Kronfeld aus
dem Blickfeld verſchwunden war, hüllte abermals dichter Nebel die
Waſſerkuppe ein und bereitete dem Flugbetrieb ein Ende. — Der
Sonntag hatte natürlich eine große Zuſchauermenge auf die
Waſ=
ſerkuppe gelockt, die, obwohl das Wetter ſehr zu wünſchen übrig
ließ, durch die hervorragenden Leiſtungen unſerer Segelflieger voll
auf ihre Koſten gekommen ſind.
Seite 8
Dienstag, den 12. Auguſt 1930
Nummer 221
Süddeutſchland.
Geſellſchaftsſpiele: Samstag: FSV. Mainz 05 — 1. FC.
Nürnberg 3:2. SV. Waldhof — Phönix Mannheim 3:1. Sport=
Karlsruher FV. 0:0. SSV. Ulm — ASV. Nürnberg 3:5. SV.
Wiesbaden — FV. 04 Würzburg 2:2. Wormatia Worms — SV.
FSV. Frankfurt Pokalelf — FC. Hermannia 3:1. Eintracht dem Wechſel gibt Gernsheim den Ton an und kann auch bald
Frankfurt Pokalelf — BSC. Oberrad 5:1. Rot=Weiß Frankfurt
tag: FSV. Frankfurt — FK. Teplitz 1:8. FSV. Frankf.
Pokal=
elf — Blau=Weiß Bürgel 3:1. Alemannia Worms — Olympia
Worms 3:1. Germania Brötzingen — Rot=Weiß Frankfurt 4:1.
Kickers Würzburg — Union Niederrad 3:4 FC. Idar 07 —
1. FC. Hanau 93 1:2. Saar 05 Saarbrück. — FK Pirmaſens 4:1.
VfL. Neckarau 2:6.
Süddeutſche Vereine auf Reiſen: Hertha BSC. Berlin —
Sp.Vg. Fürth 3:1. FV. Bonn — Kickers Offenbach 2:6. Sp.Vg. Halblinke unhaltbar das Leder in die Maſchen ſetzt. Darmſtadt
Köln=Sülz — 1. FC. Nürnberg 2:1. FC. Schalke 04 — Eintracht
Frankfurt 5:0. Guts Muts Dresden — Schwaben Augsburg 2:3. und kann in der 16. Minute durch den Mittelſtürmer mühelos
Eintracht Braunſchweig — Sp.Vg. Fürth 0:4.
4. Länderſpiel der Arbeiterſportler in Stuttgart: Deutſchland
— England 4:4.
Berlin.
Berliner SV. 92 — Beuthen 09 6:1. Norden=Nordweſt —
OBV. Phönix Lübeck 4:1.
Weſtdeutſchland.
Mühlheimer SV. 0:3. VfB. Ruhrort — Schalke 96 4:4. Turu
Düſſeldorf — Alemannia Aachen 3:0.
Mitteldeutſchland.
Sportfr. Leipzig — Sparta Prag 2:4. Olympia/Germania
Leipzig — Boruſſia Halle 4:3. Chemnitzer BC. — Holſtein Kiel
2:2. Boruſſia Halle — Wacker Leipzig 3:2. SC. Apolda — VfR.
Fürth 5:4.
Norddeutſchland.
Hamburger SV. — Beuthen 09 (Sa.) 2:4. Werder/Sportfr.
Bremen — Tennisboruſſia Berlin 1:2.
Südoſtdeutſchland.
VfB./FV. 06 Breslau — Slavia Prag 1:15. SC. 08 Breslau
— Preußen Zaborcze 3:0. Sp.Vg. Beuthen — Garbarnia
Kra=
kau 1:5. In Forſt: Niederlauſitz — Mittelſchleſien 1:2.
Das „Verſöhnungsſpiel”.
Hertha B. S.C. — Sp.Vg. Fürth 3:1.
Eine ganz andere Vorſtellung als vor acht Tagen gegen
„Holſtein” gab der deutſche Meiſter Hertha B.S.C. am Samstag
auf ſeinem von 20 000 Zuſchauern umſäumten Platze gegen die
der Sieg fiel aber an Hertha mit 3:1 (2:1). Dies lag daran, daß geben, wurden die Paarungen für den erſten Spieltag bereits
der Fürther Sturm die vielen ausgezeichneten Vorlagen, die er
von der Läuferreihe erhielt, ſelten auszunutzen verſtand. Obwohl
die Berliner in Staar und Lieb nur ungenügenden Erſatz für
Leuſchner und Lehmann zur Stelle hatten, konnten ſie den Kampf Polizei Darmſtadt; Rotweiß Darmſtadt-V.f. R.
vorerſt ganz in die Hälfte der Kleeblättler verlegen. Nur durch
einen Fehler von Geelhar kamen die Fürther in der 8. Minute
durch Frank zum Führungstreffer, der auch der einzige bleiben
ſollte. Schon nach zwei Minuten fiel durch Hahn der Ausgleich.
Allmählich machten ſich die Gäſte von der Umklammerung frei und
führten ein ſchönes Feldſpiel vor, das Toremachen überließen ſie
aber Hertha B.S.C. In der 39. Minute berührte Hagen den Ball
am Boden mit der Hand, der unzureichende Schiedsrichter Jung
erkannte auf Elfmeter für Hertha, den Ruch ſicher
ver=
wandelte. Bis 20 Minuten vor Schluß lagen die Fürther weiter
im Angriff, ihre Bemühungen waren aber umſonſt. Bei einem
Durchbruch von Ruch kam der dritte Treffer für Hertha zuſtande.
bemerkbar; er war ſeinen Mitſpielern um eine ganze Klaſſe
überlegen.
Schwere Niederlage des ſüddeutſchen Meiſters.
Schalke 04 — Eintracht Frankfurt 5:0 (2:0).
Daß die Ruhepauſe das Intereſſe an großen Spielen ſtark
ge=
fördert hat, bewies das Eröffnungstreffen im Glückauf=Stadion
zu Schalke, wo ſich am Sonntag über 14 000 Zuſchauer
eingefun=
den hatten, um den Kampf zwiſchen dem weſtdeutſchen Meiſter
Schalke 04 und dem ſüddeutſchen Eintracht Frankfurt
mitzuer=
leben. Man hatte von den Frankfurtern Meiſterleiſtungen
er=
wartet und wurde enttäuſcht. Denn Eintracht erſchien mit einem
Sturm, dem es an jeglicher Durchſchlagskraft mangelte. Ehmer
war ſchwerfällig. Als man die Schwäche dieſer Mannſchaft immer
deutlicher zutage treten ſah, begann dann eine ſtändige Umſtellerei,
die noch mehr zur Niederlage beitrug. Zwei der fünf Tore fallen
Pauſe konnten die Schalker durch einen Bombenſchuß des
Rechts=
außen Tibulſki und durch einen Alleingang von Rothardt mit 2:0
in Führung liegen. Eintracht hatte in dieſem Spielabſchnitt
lediglich einen Bombenſchuß von Goldammer und ergebnislos
verlaufene Ecke zu regiſtrieren. Nach der Pauſe war es der
Schalkeſpieler Kellner, der in der dritten Minute einen Ball
unter die Latte ſetzte. Jedoch wurde dieſer Erfolg vom
Schieds=
richter nicht gegeben. Dafür endete eine feine Kombination des
Schalker Sturms durch Tibulſki mit einem dritten Tor. Dann
wurde Mantel verletzt, ſo daß die Süddeutſchen bis zum Schluß
das Spiel nur mit zehn Mann beſtritten. Schalke kam leicht zu
weiteren Treffern.
Mainz 05 — 1. FC. Nürnberg 3:2 (0:1).
Vor 6000 Zuſchauern und unter der guten Leitung von
Ewald=Worms trafen ſich am Samstag ſpät abends in Mainz
der FSV. Mainz 05 und der 1. FC. Nürnberg zu einem
Freund=
ſchaftsſpiel. Die Nürnberger traten ohne Stuhlfauth, Kugler
und Kalb an und erſetzten außerdem in der zweiten Hälfte
den Rechtsaußen Reimann durch Lindner. Die Erſatzleute, wenn
ſie auch nicht ſchlecht ſpielten, drückten dennoch das Niveau des
Spieles der Klubmannſchaft herab, ſo daß die Mainzer dank
ihres ſchnellen und begeiſterten Stürmerſpiels nach der Pauſe
einen verdienten Sieg herausholten.
Vor der Halbzeit konnte das Spiel weniger befriedigen;
leichte Ueberlegenheit der Gäſte ſicherte ihnen die Führung in
der 15. Minute durch den Linksaußen Weiß. Nach der Pauſe
waren die Mainzer wie ausgewechſelt; ihre raſanten Vorſtöße
brachten die gegneriſche Hintermannſchaft, in der Munkert (
Er=
ſatz Kugler) ſchwach war, in Verwirrung. In der 5. Minute
lenkte Engel eine Ecke zum Ausgleich ein; ein Kernſchuß des
Mittelläufers Decker aus zirka 20 Meter ſorgte in der 32. Minute
für die Mainzer Führung (Köhl durch eingetretene Dämmerung
benachteiligt), und kurz darauf erhöhte Mainz durch
Verwand=
lung eines Foul=Elfmeter (Kaſft) auf 3:1. Kurz vor Schluß
ver=
beſſerte Weiß durch Strafſtoß auf 3:2.
Nürnberg — techniſch beſſer als der Gegner — ſpielte
un=
einheitlich. Munkert machte Fehler. Weikmann erſetzte Kalb
nicht, und im Sturm ſah man von Schmitt und Hornauer ſehr
wenig. Die beſten Leute beim Klub waren Popp, Wieder und
Weiß.
1. 5. C. Anion 1913 Darmſtadk.
Mit einem Samstagabend=Spiel begann Union die neue
Spielſaiſon, und ſchlug eine kombinierte Mannſchaft von V. F.L.
Neu=Iſenburg dort 1:0. Am Verfaſſungstag weilte die
Liga=Mannſchaft in Gernsheim a. Rh. Gernsheim, dieſes
freunde Stuttgart — Kickers Stuttgart 2:2. Bayern München — Jahr Kreiliga=Neuling, bot den Beſſungern eine ebenbürtige
Partie und gab ſich erſt mit dem Schlußpfiff 4:2 geſchlagen. —
Union ſpielte vor der Pauſe, den Wind im Rücken, leicht über=
99 Düſſeldorf 2:1 FV. Sprendlingen — 1. FC. Langen 2:0. legen und konnte während dieſer Zeit 3 Tore vorlegen. Nach
1 Tor aufholen. Arnold, im Union=Tor, zeigte ſich ſeiner Auf=
Pokalelf — VfL. Sachſenhauſen 3:1. DSV. München — Ulmer gabe bald gewachſen und vereitelte manch ſichere Chance der
FV. 94 8:2. Sp.Vg. Landshut — 1860=München 2:2. Sonn= Gernsheimer. Für beide Parteien fiel noch je 1 Treffer, ſo das
Endreſultat herſtellend. Als letztes Privatſpiel findet am
kom=
menden Sonntag das Rückſpiel auf der Rennbahr ſtatt.
Nieder=Namſtadt—Freie Turngemeinde Darmſtadt 1:9 (1:2).
Zum erſten Spiel der Vorrunde mußte Darmſtadts Elf nach
Boruſſia Neunkirchen — VfB. Dillingen 3:1. SC. Freiburg — Nieder=Namſtadt. Die Einheimiſchen komplett, Darmſtadt mit
Erſatz für Halbrechts. Vom Anſtoß weg zieht Darmſtadt ſofort
in zügiger Kombination vor des Gegners Heiligtum, wo der
führt 1:0. Nieder=Ramſtadt entwickelt nun ein flottes Tempo
einſchieben. Obwohl nun Darmſtadt das Tempo forciert, gelingt
nur noch ein Tor bis Halbzeit. Nach dem Seitenwechſel
über=
raſcht Darmſtadt; beſonders der Mittelläufer wirft in
unermüd=
licher Arbeit ſeinen Sturm immer wieder nach vorn. Nur
ver=
einzelt gelingt es Nieder=Ramſtadt, ſich aus der Umklammerung
frei zu machen. In rationellem Zuſpiel rollt Angriff auf
An=
griff vor des Gegners Tor, wo bis zum Schlußpfiff Nieder=
Ramſtadts Hüter noch ſiebenmal das Leder aus den Maſchen
holen mußte. Bei Nieder=Ramſtadt gefielen Mittelläufer, Ver=
VfR. Köln — Rhenania Köln 4:2. Preußen Krefeld — teidigung und Tormann, der durch Fang und
Stellungsvermö=
gen ſeine Mannſchaft vor einer höheren Niederlage bewahrt hat.
Darmſtadts Mannſchaft ein Geſamtlob. Schiedsrichter korrekt.
— Die zweiten Mannſchaften trennten ſich 1:9 für Darmſtadt. —
Darmſtadts 1. Jugend—Erzhauſen 1. Jugend 6:1.
Süddeutſchland.
Rot=Weiß Frankfurt — Rödelheimer Turngemeinde 3:1. Rot=
Weiß Frankfurt — Eintracht Frankfurt 6:3. VfR. Schwanheim
— Poſt Frankfurt 7:4. SV. Wiesbaden — FSV. Frankfurt 6:4.
In einer Sitzung in Frankfurt a. M. beſprach der
Bezirks=
ſpielwart des Bezirks Main=Heſſen mit den Vertretern der 16
Bezirksliga=Vereine die bevorſtehenden Verbandsſpiele, die wie
beim Fußball ebenfalls am 24. Auguſt beginnen. Spielfrei
belaſſen wurden folgende Termine: 14. September (
Hand=
ball=Länderkampf Deutſchland-Oeſterreich in
Darmſt a d t): 19. Oktober (Auswahlſpiel für die
ſüddeut=
ſche Pokalmannſchaft) und 2. Nodember (Pokalvorrunde Bran=
Mannen der Spielvereinigung Fürth zum beſten. Die Süddeut= denburg gegen Süddeutſchland). Um den Vereinen bereits vor
ſchen hatten in 60 von den 90 Minuten zwar mehr vom Kampfe, Veröffentlichung der Termine die Möglichkeit zur Dispoſition zu
in der Sitzung bekanntgegeben. Sie lauten:
Gruppe A.: Eintracht Frankfurt—FSV. Frankfurt: T. S. V.
Langen—S.V. 98 Darmſtadt; Rotweiß Frankfurt—
Schwanheim.
Gruppe B.: Wormatia Worms—Poſt Wiesbaden; FSV.
Mainz 05—Polizei Worms; Hakoah Wiesbaden—Sportverein
Wiesbaden; „Alemannia Worms-Polizei Wiesbaden.
Deukſchland -Oeſlerreich in Darmſtadk.
Berliner Städtemannſchaft als National=Elf.
Entgegen den umlaufenden Gerüchten, daß das für den
14. September vorgeſehene Handball=Länderſpiel Deutſchland
— Oſterreich in Breslau ausgetragen werde, hat ſich der
Spiel=
ausſchuß der D. S.B. jetzt doch für die ſüddeutſche Handballhochburg
Bei Führt machte ſich neben Hagen noch Leinberger angenehm Darmſtadt entſchieden. Mit der Wahrnehmung der deutſchen
Intereſſen wurde die Berliner Städtemannſchaft
be=
auftragt. Die Mannſchaft ſpielt in folgender Aufſtellung:
Chuchra; Gerloff, Krohn; Köbke, Schönwieſe, Adebahr; Bartel,
Kaundynia, Wolff, Hinze, Zabel. — Mit Ausnahme des
Mittel=
läufers Schönwieſe (Spandauer HC.), des Halbrechten Kaundynia
(Siemens) und des Linksaußen Zabel (DHC.) werden alle
übri=
gen Spieler der Mannſchaft von dem achtfachen deutſchen Meiſter,
dem Polizeiſportverein Berlin, geſtellt.
Um den Handballpokal der D.S.B.
Für die am 2. November ſtattfindende Vorrunde um den
Handballpokal der D. S.B. wurden bereits jetzt die Paarungen
feſt=
gelegt. Süddeutſchland fährt dabei am ſchlechteſten, da es bereits
in der erſten Runde auf die deutſche Hochburg Brandenburg trifft.
Im einzelnen lauten die Paarungen: Brandenburg gegen
Süd=
auch auf das Konto des Eintracht=Torhüters Schmidt. Bis zur deutſchland, Weſtdeutſchland gegen Norddeutſchland,
Mittel=
deutſchland gegen Südoſtdeutſchland. Spielfrei: Baltenverband.
Fr. Tgde. Darmſtadt (Bezirksmeiſter)—Langen (Kreismeiſter)
6:5 (4:2).
Was man heute von dem Kreismeiſter ſah, bedeutet eine große
Enttäuſchung. An beſonderen Leiſtungen ſah man ſehr wenig doch
dürfte das zum Teil auf den eingeſtellten Erſatz zurückzuführen
ſein. Auch die Darmſtädter waren, nicht in ihrer gewohnten
Form. Der eingeſtellte Erſatz war nicht ſchlecht. Einige Leute
waren ſehr gut aufgelegt und gaben dem Spiel auch den
Aus=
ſchlag. Zu bemängeln iſt die ſchlechte Bedienung des
Rechts=
außen. Der Linke war überlaſtet. Die Hintermannſchaft war
etwas langſam im Ballabgeben. Der Schiri hätte von Anfang
an beſſer durchgreifen müſſen, dann hätte das Spiel eine ſchönere
Note bekommen. Die Jugend beider Mannſchaften ſpielte vorher.
Die Darmſtädter konnten überzeugend mit 13:4 gewinnen.
Sportabt. Merck—Tgeſ. Dreieichenhain 6:2 (2:2).
Nach ſechswöchiger Ruhepauſe traten die
Handballmannſchaf=
ten der Sportabteilung Merck wieder an die Oeffentlichkeit.
Während die zweite Mannſchaft in Braunshardt eine 9:1=Schlappe
hinnehmen mußte, gelang es der erſten Mannſchaft, ſich für die
im Vorſpiel erlittene 2:4=Niederlage zu revanchieren. Während
ſich in der erſten Halbzeit die Mannſchaften im Feldſpiel durchaus
ebenbürtig waren, gab in der zweiten Hälfte das gute
Zuſammen=
arbeiten der Merckſtürmer den Ausſchlag. Das Spiel hatte in
Schanz=Pol. S. V. Darmſtadt einen energiſchen Leiter.
Im Fußball=Länderſpiel ſchlug in Rio de Janeiro
Frank=
reich Braſilien mit 3:2 Treffern.
Die Berliner Automobil=Ausſtellung findet nicht im
Novem=
ber, ſondern erſt im Februar 1931 ſtatt.
Einen Speerwurf von 71,57 Meter erzielte der berühmte
finniſche Werfer Mattin Järvinen, der kürzlich in Stockholm
einen neuen Weltrekord mit 72,38 Metern aufſtellte.
Japans Leichtathleten haben mit Rückſicht auf die
Städte=
kämpfe Berlin—Tokio und Budapeſt-Tokio ihre Zuſagen für
Starts in Süddeutſchland zurückgezogen.
Italieniſcher Straßenmeiſter wurde Guerra mit ſeinem Sieg
von 3:20:02 Stunden über eine 103 Km. lange Strecke.
Das Bundes=Straßenrennen über 328 Km. Bonn—Trier—
Bonn, gewann Neckar=Weſtig vor dem Kölner Weck in 11:30:00
Stunden.
Verfaſſungswekkkämpfe in Darmſtadk.
100=Kilometer=Zeitfahren.
Gruppe 1: 1. Becker, Hch., RSC. 1919, 2:41.30. 2. Gleim,
Kurt, Einzelfahrer, 2:41.35. 3. Pfirſching, Karl, Vel. C. 1899,
2:51.48. 4. Jäger, Walter, RSC. 1919. 5. Fleiſchhacker, L., RSC.
1919. 6. Stöhr, K., RSC. 1919. 7. Puder, Franz, RSC. 1919,
8. Burkhardt, Alfr., Einzelfahrer. 9. Vonbühren, Aug., RSC. 1919.
10. Gerhardt, Hans, Einzelfahrer. 11. Schneider, Friedr.,
Einzel=
fahrer. 12. Feldmann, Hch., RV. Groß=Gerau. 13. Trietſch, Karl,
Vel. C. 1899. 14. Keil, Fritz, RSC. 1919 15. Bindwald, Hch.,
Ein=
zelfahrer. — Gruppe 2: 1. Keil, Karl. RSC. 1919, 3:20.50. 2.
Kar=
rer, Alfr., Einzelfahrer, 3:48.19. 8 Fahrer konnten die
Mindeſt=
zeit nicht mehr erreichen.
Der Schießſportklub „Windmühle‟
nahm an den geſtrigen Verfaſſungs=Wettkämpfen teil. Die aus
acht Mann beſtehende Mannſchaft hatte je 15 Schuß in den drei
Anſchlagsarten zu ſchießen und erzielte 1222 Ringe (12er
Scheibe).
Verfaſſungswettkämpfe in Frankfurt.
Im Frankfürter Stadion wurden am Sonntag vormittag die
Verfaſſungswettkämpfe des Deutſchen Reichsausſchuſſes für
Lei=
besübungen ausgetragen. Dur Durchführung kamen Wettbewerbe
im Schwimmen, in der Leicht= und Schwerathletik, im Handball
und Radfahren. Trotzdem für die Veranſtaltung kein Eintritt
er=
hoben wurde, blieben die Zuſchauer fern, und nur die
Schwer=
athleten hatten ihr eigenes, allerdings auch zahlenmäßig geringes
Publikum. Im Handball ſtanden ſich zwei Damenmannſchaften
der Frankfurter D.T.= und D.S.B.=Vereine gegenüber. Die
Sport=
lerinnen blieben dabei mit 2:0 (0:0) Sieger.
Anläßlich der Meiſterſchaftsregatta in Berlin=Grünau hielt
der Verbandsausſchuß des Deutſchen Ruder=Verbandes in
Ber=
lin ſeine 119. Sitzung ab. Beſchloſſen wurde, den diesjährigen
Bundestag des D. R. V. am 26. Oktober in
Karls=
ruhe abzuhalten. Bezüglich der Deutſchen Kampfſpiele
wurde hervorgehoben, daß bei der Eigenheit des Ruderſportes
die Beteiligung an dieſen Spielen den Vereinen große
Schwie=
rigkeiten bereite. Der Verbandsausſchuß beſchloß aber trotzdem,
auch weiterhin an den Kampfſpielen teilzunehmen, jedoch an den
Deutſchen Reichsausſchuß für Leibesübungen heranzutreten und
ihm eine zeitliche und örtliche Verbindung der Deutſchen
Kampf=
ſpiel= mit der Meiſterſchaftsregatta des Verbandes nahezulegen.
Ueber die Vorbereitungen zu den Olympiſchen Spielen
1932 in Los Angeles wurde beſchloſſen, dieſelben damit
zu beginnen, daß zunächſt einmal feſtgeſtellt werden ſoll, welche
Vereine vorausſichtlich in der Lage ſind, Mannſchaften zu den
Olympiſchen Spielen zu ſtellen. Amicitia Mannheim hat
bereits mitgeteilt, daß ſie ihren mehrfachen Meiſterachter für Los
Angeles bereit hält. — Die Frage der Sportlehrer und
Trainer wird nach einem mit dem Verband Deutſcher
Sport=
lehrer abgeſchloſſenen Vertrag geregelt. Schließlich werden die
auf dem letzten Rudertag beſchloſſenen Regatta=Reformen
auf ihre Bewährung bei den diesjährigen Regatten geprüft. Die
ſich ergebenden Aenderungen werden durch den
Verbandsaus=
ſchuß in Form von Anträgen dem nächſten Rudertag
unter=
breitet
Galopprennen in Köln.
Im Rheiniſchen Zuchtrennen, eine der
bedeu=
tendſten Zweijährigen=Prüfungen des Kölner Jahresprogramms,
feierte die Graditzerin Sichel einen ſicheren Sieg über den
weſtdeutſchen Vertreter Hegemeiſter, obwohl ſie in der Geraden
zur Seite weggewichen war. Eine Ueberraſchung gab es im
Preis vom Rhein, in dem Walzertraum eine knappe
Nie=
derlage durch Hohenſyburg einſtecken mußte.
Preis vom Rhein. Ehrenpreis und 5000 Mark, 1600 Meter:
1. Mydlinghovens Hohenſyburg (Buge), 2. Walzertraum, 3.
Avi=
tus. Toto 99, Platz 17, 12, 33. Hals—1½ Lg. Ferner:
Meiſter=
polier, Orion, Jungmannen, Audi, Lautenſpiel.
Rheiniſches Zuchtrennen. Für Zweijährige. Ehrenpreis
und 20 000 Mark, 1000 Meter: 1. Graditz Sichel (Huguenin),
2. Hegemeiſter, 3. Lamdo. Toto 51, Platz 21, 28, 51. 1—1½ L.
Ferner: Oſterfreude, Grandel, Pepita, Waſſerquelle, Venuſta.
Skarabge=Nennen. 3000 Mark, 1400 Meter. 1. Abteilung:
1. Schunks Schutzherr (de Vlugt), 2. Freimaurer, 3. Miami.
Toto 31, Platz 13, 15, 14. ½— Lg. Ferner: Schneiſe, Nix,
Sepp, Forbach, Mythe. — 2. Abteilung: 1. Berſes Lauſitzer
(Zimmermann), 2. Teufelsjunge, 3. Sturmbock. Tot. 30, Platz
15, 36, 15. Kopf—1½ Lg. Ferner: Sturmnire, Saalburg,
Ei=
land, Tante, Lehmann, Raugräfin, Frageſpiel, Fanfare.
Czardas=Rennen. 3000 Mark, 2400 Meter: 1. Eckartsbergs
Black Bridge (O. Schmidt), 2. Bahard, 3. Diavolo, 4. Orchilla.
Toto 55, Platz 17, 25, 27, 21. Hals—¾ Lg. Ferner: Nemrod,
Aſtrolog, Eiſenbraut, Norge, Sonnenſchein 3, Irene, Kipnis,
Heiduck, Sergey.
Pferderennen zu Hannover.
Auguſt=Jagdrennen. 1000 Mark, 3200 Meter: 1.
Wenden=
burgs Manfredia (Hauſer), 2. Arber, 3. Pelzmaus. Toto 16,
Platz 11, 12. 3½—10 Lg. Ferner: Podarges, Erbprinz.
Grabenſee=Erinnerungs=Rennen. Ehrenpreis und 4000 Mk.,
1800 Meter: 1. Teskes Granit (Andre), 2. Adebar, 3. Brutus.
Toto 17. 3—4 Lg.
Großes Nationales Jagdrennen; Ehrenpreis und 9500 M.:
5000 Meter: 1. Hinterpommerſcher Stall Ilſe 13. (Müſchen),
2. Monte Godello, 3. Chriſty Minſtrel. Toto 60, Platz 15, 13,
3 Lg. Ferner: Genius, Liberius, Eulalia.
Torero=Ausgleich; Ehrenpreis und 2700 Mk., 1600 Meter:
1. Ramhorſts Immertreu (Narr), 2. Senator, 3. Patriarch.
Toto 54, Platz 28, 20. 1½—2 Lg. Ferner: Goldwächter,
Rand=
gloſſe.
Preis von Waldfried. 2700 Mk., 2000 Meter: 1.
Mydling=
hovens Meiſterſtück (Wenzel), 2. Eiſenhagel, 3. Smaragd. Toto
43, Platz 13, 15, 15. 34—¾ Lg. Ferner: Teddy, Loblied, Faretra,
Comptendorf, Fatinitza.
Vielleicht diesmal. Verloſungsrennen: 3700 Mk., 1400 Meter:
1. Böhms Preußenſtolz (Printen), 2. Goldwert, 3. Blocksberg.
Toto 24, Platz 12, 12, 14. 2—1½ Lg. Ferner: Walhall,
Wiſ=
ſenſchaft, Adelbert, Schnellbahn, Frideborg.
Rennen zu Halle a. S.
Preis von Thüringen. Für Zweijährige. 3500 Mk., 1200
Meter: 1. Mydlinghovens Briſſago (Schmidt), 2. Dominikaner,
3. Prolongobarde. Toto 38, Platz 10, 10, 10. 1—). Lg. Ferner:
Felek, Baron, Peres, Pegu, Berenice.
Preis von Potsdam. Jagdrennen. Für Dreijährige;
Ehren=
preis und 1600 Mk., 3000 Meter: 1. Borchs Sonja (Schwikowſki),
2. Schmeichlerin, 3. Paſcha. Toto 24, Platz 12, 12. 2½—7 Lg.
Ferner: Charleſton, Wegwart.
Rennen in Grunewald am Montag.
Prolog=Rennen. 3500 Mark. 2400 Meter. 1. Halmas Pale
(Narr), 2. Ledon, 3. Lanfranchi. Toto: 72. Platz: 22, 24, 33.
2—1 Lg. Ferner: Cſampas, St. Robert, Palmieri, Malateſta,
Waiſenknabe 2, Matador, Storm Cloud.
Kineſem=Rennen. Ehrenpreis und 8200 Mark, 3200 Meter.
1. S. A. v. Oppenheims Avanti (Munro), 2. Lateran, 3.
Silber=
ſtreif. Toto: 15. 1½—2 Lg.
Tulipan=Rennen. 3500 Mark, 1800 Meter. 1. S. A. v.
Oppenheims Wiener Blut (Zehmiſch), 2. Osmunda, 3. Celerina.
Toto: 27. Platz 13, 15, 19. 4—Kopf. Ferner: Amönenwarte,
Reichsmark, Grauwacke, Strona, Mangrove, Galleria, Reale,
Nummer 221
Dienstag, den 12. Auguſt 1930
Seite!9
Steinhauff=Berlin und Frl. Nuntzel=Berlin erfolgreich.
In Wiesbaden wurde am Sonntag die Deutſche Strom=
Meiſterſchaft für Damen und Herren ausgetragen, die über eine
7500 Meter lange Strecke führte. Der Start befand ſich 200 Meter
unterhalb der Mainzer Straßenbrücke, das Ziel an der
Hafen=
ſpitze von Schierſtein. Die Organiſation lag in den Händen des
SV. Wiesbaden 1911, der ſich redliche Mühe gegeben hatte, aber
in der Praxis vollkommen verſagte. Die Schuld daran trifft
vor allem die Begleitboote, die die Schwimmer teilweiſe ſehr
ſchlecht führten und manche von dieſen in totes Waſſer abtrieben.
Andere wieder ſchwammen über das Ziel hinaus, da dieſes zu
klein war. Unter dieſen Verhältniſſen ſind die erzielten Zeiten
ohne Bedeutung und geben keinen klaren Maßſtab für einen
Vergleich der einzelnen Leiſtungsklaſſen. Bei den Herren
ver=
lor der Kämpf bald an Intereſſe, da der Titelverteidiger
Hand=
ſchuhmacher bei 3500 Meter aufgab, ſo daß der Berliner
Stein=
hauff ohne Konkurrenz mit 300 Meter Vorſtrung das Rennen
nach Hauſe ſchwamm. Als Zweiter folgte ihm der Neuwieder
Wirtz, dem, vor allen anderen Schwimmern, Frl. Runtzler=Berlin
folgte, die damit den Titel der Damen errang.
Die Ergebniſſe:
Meiſterſchaft der Herren: über 7500 Meter: 1. Steinhauff=Frieſen
Berlin 54:30; 2 Wirtz=Neuwied 56:18; 3. Wunderlich=
Schöne=
berg 56:50; 4. Heibel=Neuwied 57:35; 6. Pelz=Breslau 53:15.
Mciſterſchaft der Damen: über 7500 Meter: 1. Frl. Runtzler=
Frieſen Berlin 56:32: 2. Frl. Ziemann=DSV. München 57:50;
3. Wenzel=Cannſtatt 58:58; 1. Koch=Bochum 1:00:32; 5.
Brei=
mann=Düſſeldorf 1:00:55 Std.
Süddeutſchlandfahrt der Rot=Weiß=Jugend.
Montags in Pforzheim 6:7. Gleich am erſten Tag fabelhafte
Aufnahme durch den I. Bad. Schwimmklub. Im kraſſen Gegenſatz
dazu der Schiedsrichter (vom gaſtgebenden Verein!) und das
Be=
nehmen der Rot=Weiß=Jugend, die beim Stand von 7:6 für
Pforz=
heim das Waſſer verließ. Wo blieb da der ſportliche Anſtand?
Ergebniſſe der Rahmenkämpfe: 3mal 4 Bahnen Kraul (23,4
Meter): 1. Rot=Weiß 3,17,4; 2. Pforzheim 3.23 Min 3mal 4
Bah=
nen Bruſt: 1. Pforzheim 4 17: 2. Rot=Weiß 4.40 Min. 10mal 2
Bahnen Kraul: 1. Pforzheim 5,04,5: 2. Rot=Weiß 5,15,4 Min.
Dienstags in Göppingen 4:3. Der weit über Süddeutſchlands
Grenzen hinaus bekannten Göppinger Jugend lieferten die Rot=
Weißen einen techniſch und taktiſch hervorragenden Kampf, den ſie
knapp, aber verdient gewinnen konnten. Neitzel, der deutſche
1500=Meter=Meiſter, leitete ſicher. Die Rahmenwettbewerbe
gin=
gen erwartungsgemäß verloren,
Mittwochs in Eßlingen 1:1. Von den ſcharfen Kämpfen in
Göppingen noch ermüdet, hatte Rot=Weiß große Mühe, nach
luſt=
loſem Spiel den ſpielſtarken Eßlingern ein Unentſchieden
abzu=
zwingen. Bei den Schwimmwettkämpfen teilte man ſich in die
Siege.
Donnerstags in Ulm 8:0 Trotz der drei vorausgegangenen
Starts nahm ſich die Rot=Weiß=Jugend noch einmal zuſammen
und landete einen hohen Sieg. Erfreulicherweiſe konnten auch
die zwei Kraulſtaffeln gewonnen werden, ſodaß der Start im
Roß=
mannbad einen wohlgelungenen Abſchluß bildete, 3mal 200 Meter
Kraul: 1. Rot=Weiß 8,49,6; 2. Ulm 9.15,7 Min. 3mal 100 Meter
Lagenſtaffel: 1. Ulm 4.23,8; 2. Rot=Weiß 4,24,4. 10mal 50 Meter
Kraul: 1. Rot=Weiß 6,02,5: 2. Ulm 6,14,5 Min.
Cilly Außem ſiegt im Damen= und Bouſſus im Herren=Einzel.
ſchaften wurden am Sonntag in Hamburg programmäßig
ab=
geſchloſſen. Hatten die Spiele während der ganzen Woche ſtark
unter der Unbill des launiſchen Wetters zu leiden, ſo gab es bei
den Schlußkämpfen endlich Sonnenſchein. Bereits am Vormittag
wanderten Tauſende zum Tennisſtadion an der
Rothenbaum=
chauſſee, ſo daß man bei den Nachmittagskämpfen über 7000
Zu=
ſchauer zählen konnte. Für Deutſchland brachten dieſe
Meiſter=
ſchaftskämpfe wieder einmal mehr die Erkenntnis, daß unſere
Doppelſpieler in ihrer augenblicklichen Zuſammenſtellung gegen
die Meiſterklaſſe des Auslands nicht beſtehen können, daß bei den
Herren uns heute Moldenhauer mehr denn je fehlt, und daß für
ihn noch kein Nachfolger gefunden iſt. Erfreulicherweiſe retteten
wenigſtens die Damen im Einzelſpiel die Ehre der deutſchen
Far=
ben. Denn unzweifelhaft iſt es für den deutſchen Tennisſport ein
großer Erfolg, daß das Finale von zwei deutſchen Spielerinnen
beſtritten wurde, von Cilly Außem und von Hilde Krahwinkel.
Die neuen Meiſter ſind: bei den Damen: im Einzel Frl. Außem,
im Doppel das engliſche Paar Godfree/Watſon und bei den Herren
im Einzel der Franzoſe Bouſſus und im Doppel die Auſtralier
Crawford/Moon, ſowie im Gemiſchten Doppel Godfree/Gregory.
Die entſcheidenden Kämpfe.
Den Beginn machten die noch am weiteſten zurückliegenden
Spiele im Gemiſchten Doppel, bei dem die deutſchen
Teil=
nehmer bereits ausgeſchieden waren. Hier konnten ſich zwar Frl.
Payot/Dr. Buß mit 5:7, 7:5, 7:1 durchſetzen, ſcheiterten aber mit
2:6, 0:6 an Godfree/Dr. Gregory. Auf der anderen Seite mußten
Frau Friedleben/Abe mit 6:4, 5:7, 6:2 dem Paare Haylock/Leſter
weichen, die damit das Endſpiel beſtritten. Mit 6:4, 7:5 blieb die
engliſche Kombination Godfree/Dr. Gregory Sieger. Auch die
Auſtralier ſicherten ſich einen Meiſtertitel, und zwar im Herren=
Doppel. Grawford/Moon hatten ſich zuſammen mit den
Ja=
panern Harada/Abe für das Endſpiel qualifiziert. Ihr ſicheres,
nur manchmal allzu ſorgloſes Spiel endete mit 6:3, 2:6, 6:4, 6:3
zu ihren Gunſten. Bei den Damen war das Doppelſpiel eine
rein engliſche Angelegenheit. Godfree/Watſon gaben
Haylock/Mud=
ford nach intereſſantem Spiel mit 6:3, 7:5 das Nachſehen. Was
bei den Engländerinnen beſonders gefiel, das war ihr ganz
vor=
zügliches Zuſammenſpiel. Dann kam der Höhepunkt der
Veran=
ſtaltung, die Endkämpfe im Einzel der Herren und der Damen.
Bei den Herren hatte der Titelverteidiger Bouſſus in dem
Ja=
paner Ohta einen erbitterten Gegner, der zu einer ganz großen
Form auflief. Der Franzoſe mußte alle Regiſter ſeines Könnens
ziehen, um nach fünf Sätzen mit 1:6, 8:6, 2:6, 6:4, 6:4 die
Meiſter=
ſchaft wieder nach Hauſe bringen zu können. Es war ein
gran=
dioſer Kampf, den die beiden Spieler ſich lieferten und gegen den
die Entſcheidung bei den Damen faſt eine harmloſe Sache war.
Cilly Außem errang mit 6:4, 6:4 gegen Hilde Krahwinkel durch
ihr ſicheres Grundlinienſpiel und dank ihrer größeren Routine
ziemlich ſicher zum zweiten Mal den Titel einer deutſchen
Meiſterin.
Das Troſtturnier gewann bei den Herren der
Ham=
burger Frenz gegen von Cramm 5:7, 6:2, 6:3 und bei den Damen
Miß Mudford über Frl. Horn mit 6:4, 6:1.
Dreiländerkampf der Tennislehrer.
Zwiſchenrunde der Waſſerball=Meiſterſchaft.
Weißenſee 96 — Magdeburg 96 3:2 (1:1).
Weißenſee 96 und Magdeburg 96 ſtanden ſich im letzten Spiel
der zweiten Runde um die deutſche Waſſerballmeiſterſchäft in
Magdeburg gegenüber. Die Berliner ſiegten 3:2 (1:1) und
tref=
fen am 17. Auguſt in der Vorſchlußrunde auf den Titelverteidiger
Hellas Magdeburg.
Kraftſpork.
Athl.=Vgg. 1896 Oberſtein — Darmſtadt 1910 14:6.
Der Start der Einheimiſchen am vergangenem Samstag in
der „Perle des Nahetales” war ein ſehr unglücklicher. Mit
obigem Reſultat mußten ſie den glücklichen Oberſteinern die
Siegpunkte überlaſſen. Nach einer fünfſtündigen Autofahrt
tra=
fen die Gäſte müde und abgeſpannt am Kampfplatz ein und
muß=
ten ihren ausgeruhten Gegnern gegenübertreten. Dennoch wird
die Leiſtung der Oberſteiner Kampfſtaffel dadurch nicht
geſchmä=
lert. Unter der bewährten Leitung ihres Trainers Fritz Bräun,
mehrfacher deutſcher und Europa=Meiſter, hat ſie ſich zu einem
ſtarken Gegner entwickelt, der bei dem bevorſtehenden
Verbands=
kämpfen in der Oberliga ein ernſtes Wort mitreden wird. Als
Kampfleiter fungierte ein Herr aus Kirn, der aber den
Anforde=
rungen eines hochſtehenden Kampfes nicht ganz gewachſen ſchien.
Die Kämpfe: Bantam: Alfred Loch=O. — Borowſki=D.
Sie=
ger B. durch Eindrücken der Brücke. — Federgew.: Klein=O. —
Gg. Schnauber=D. Nach Ablauf der 20. Minute wird Klein
Punktſieger. — Leichtgew.: Wild=O. — Siegriſt=D. Sieger W.
durch Eindrücken der Brücke. — Weltergewicht: Hirſch=O. —
Heß=D. Hier fiel ſchon nach einer Minute die Entſcheidung. Der
Darmſtädter fiel einer Ueberrumpelung zum Opfer. —
Mittel=
gewicht: W. Loch=O. — Zapf=D. Bis zur 8. Min. lieferte der
Darmſtädter eine offene Partie. Eine ſchmerzhafte
Armper=
ſtauchung, die er ſich bei einem unglücklichen Fall zuzog, nutzt L.
aus und wird durch Eindrücken der Brücke Sieger. —
Halb=
ſchwergewicht: Heringer=O. — Keitel=D. In dieſem
ſpannend=
ſten Gang übertraf Keitel alle Erwartungen. Nach Ablauf der
erſten 10 Minuten geht es im Stand weiter. Sofort zieht K.
eine prachtvolle Schleuder, und der Oberſteiner verläßt als
Be=
ſiegter die Matte. — Fritz Bräun=O. — Veith=D. Obwohl Veith
von vornherein der internationalen Ringkunſt eines Bräun
gegenüber auf verlorenem Poſten ſtand, übertraf er alle
Er=
wartungen. Mit Löwenmut, den man lange an ihm vermißte,
machte er ſeinem berühmten Gegner den Sieg nicht leicht. In
der 9. Minute, nach harteſter Gegenwehr, mußte er in der
Brückenlage die Waffen ſtrecken. Brauſender Jubel des
zahl=
reich anweſenden Publikums überſchüttete beide Ringer.
Nach Schluß der wohlgelungenen Veranſtaltung fanden ſich
bei Konzert und Tanz in dem impoſanten eigenen Vereinsheim
Gaſtgeber und Gäſte bis lange nach Mitternacht zuſammen. Die
Gaſtfreundſchaft der Oberſteiner Athleten ließ die Darmſtädter
ihre Niederlage bald vergeſſen.
Arb. Athletik=S.V. 91 Darmſtadt.
Einer Einladung folgend fuhren die 1. und 2. Mannſchaft
des Arb. Athl.=Sportveveins 1891 Darmſtadt nach Pfungſtadt
und trugen daſelbſt Freundſchaftskämpfe aus. Pfungſtadt ſtellte
zwei techniſch gut durchtrainierte Mannſchaften und ſetzte alles
daran, den Sieg zu erringen. Zuerſt traten die 2. Mannſchaften
an, und mußte ſich die 2. Garnitur der Darmſtädter mit 8:6
ge=
ſchlagen geben. Bei den 1. Mannſchaften gelang es Darmſtadt,
nach techmiſch ſchönen Kämpfen, den Sieg mit 10:4 Punkten für
ſich zu erzwingen. Die Veranſtaltung konnte als überzeugende
Werbung für die Schwerathletik gelten.
Deutſche Meiſterſchaft im Gewichtheben.
Um die Deutſche Meiſterſchaft im Gewichtheben ſtanden ſich
in der Zwiſchenrunde der Sportverein Sandow und der S.C.
Ju=
gendkraft Plauen gegenüber. Durch ihren Sieg ſicherten ſich die
Sandower die Teilnahme am Endkampf um die Deutſche
Meiſter=
ſchaft. Die einzelnen Leiſtungen waren: einarmig Reißen:
San=
dow 860, Plauen 800; einarmig Stoßen: Sandow 1055, Plauen
780; beidarmig Stoßen: Sandow 1440, Plauen 1390;
Geſamt=
wertung Sandow 3355, Plauen 2970.
Deutſchland ſchlägt England 5:0.
Am Sonntag fand in Bad Ems im Rahmen des
Drei=
länderkampfes der Tennislehrer die Begegnung zwiſchen
Deutſch=
land und England ſtatt. Wie in den beiden letzten Jahren,
mußten auch diesmal die engliſchen Vertreter ſich dem
über=
legenen Können der deutſchen Tennislehrer beugen und eine
einwandfreie 5:0 Niederlage einſtecken. Mit dieſem Sieg führt
jetzt Deutſchland mit 10 Punkten vor England mit 4 und Holland
mit einem Punkt. Die Ergebniſſe waren: A. C. Becker—
Pearce 6:2, 6:2, 6:1: Roman Najuch—Maskell 6:2, 3:6, 6:2, 6:0;
Nüßlein—Jeffery 6:3, 6:0, 6:3; H. Bartels—Dear 6:1, 6:4;
Najuch/Becker—Jeffery/Dear 6:1, 3:6, 6:3, 2:6, 6:2.
T. u. E.=Kl. Darmſtadt Jun.—Grün=Weiß Wiesbaden Jun. 11:4.
Die Darmſtädter beſtritten dieſes Spiel mit der Mannſchaft
Müller, Colin, Vollrath, Langenbach, Brücher, Ollendorf, Eſch,
Kutter, Benjamin und Frl. v. Weber, Frl. Seriba, Frl. Beuer.
Außer den beiden Spitzenſpielen, bei denen ſich Wiesbaden
überlegen zeigte, gingen mit einer Ausnahme alle Spiele, zum
größten Teil ſogar überlegen, an die Einheimiſchen. Dies iſt um
ſo bemerkenswerter, als die Darmſtädter wieder einige neue
Leute in ihren Reihen hatten, die zum erſten Male den Klub
vertraten, ſich aber überraſchend gut ſchlugen.
19. Meiſkerſchafts-Regakka.
Amicitia Mannheim dreifacher Meiſter.
Der Mannheimer Ruderverein Amicitia brachte zum zweiten
Male das Kunſtſtück fertig, drei deutſche Meiſterſchaften auf ſein
Konto zu bringen. Sie konnte die beiden Vierer und den Achter
wieder gewinnen. Ein fabelhafter Erfolg, der ſobald
ſeines=
gleichen nicht finden wird. Ueberhaupt war die diesjährige
deut=
ſche Meiſterſchaftsregatta eine Neuauflage des Vorjahrs, denn
außer dem Riemenzweier, deſſen Verteidiger Möller=Möſchter
nicht gemeldet hatten, endeten alle Rennen mit den Siegen der
vorjährigen Meiſter. So gewannen neben den Mannheimern
der Berliner Gerhard Boetzelen wiederum ſeinen Einer, die
Magdeburger v. Düſterloh=Buhts wiederum ihren Doppelzweier.
Das beſte Regattawetter hatte die Tribünen am Langen
See in Grünau gefüllt. Ein leichter Gegenwind machte ſich nicht
allzu ſtörend bemerkbar, ſo daß alle Rennen einwandfrei
ver=
liefen.
In den beiden Vierern war der Verlauf denkbar einfach.
Jedesmal ging Amicitia bald nach dem Start in Front, um
mit Leichtigkeit zu gewinnen. Stets mußte ſich der Berliner
Ruderklub, mit eineinhalb Längen dahinter mit dem zweiten
Platz begnügen. Im „Vierer ohne” verſchenkte Hellas Berlin
durch ſchlechtes Steuern den dritten Platz an die Berliner
Ale=
mannen. Im „Vierer mit” konnte Frieſen Berlin im Endſpurt
der Frankfurter Germania den dritten Platz entreißen. — Im
Meiſterſchaftsachter ging zunächſt der Berliner Ruderklub in
Front, konnte jedoch nicht verhindern, daß Amicitia Mannheim
nach 600 Metern an die Spitze ging. Bei 1000 Metern ging
Hel=
las Berlin durch Mehrſchlag auf den zweiten Platz. Mainz=Kaſtel
kam gegen Schluß vor den immer mehr nachlaſſenden B. R. C.
auf den dritten Platz und im Endſpurt 200 Meter vor dem Ziel
mit einer halben Länge hinter die ſiegende Amicitia auf den
zweiten Platz. Unter dem toſenden Beifall der Zuſchauer ging
Amicitia als Sieger durchs Ziel. Im Einer verteidigte Gerh.
Boetzelen ſeinen Titel mit großer Sicherheit. Er hatte den beſten
Start, führte durchweg mit einer klaren Länge vor dem
aus=
gezeichneten Dohme=Guben, der im Endſpurt den Frankfurter
Paul auf den dritten Platz verwies. Oeſterreichs Meiſter Loſert=
Linz konnte das Tempo nicht halten und wurde mit anderthalb
Längen hinter Paul Letzter. Ebenſo ſicher ſiegten die
Magde=
burger v. Düſterloh=Buhts im Doppelzweier. Durchweg führend
blieben die Meiſter mit einer Länge vor Gebrüder Arenz=
Godes=
berg in Front. Acht Längen dahinter kam der Friedrichshagener
RV. 1892 ein. Im Riemenzweier traten die Berliner Erbſchat=
Einſel (Viktoria) das Erbe von Müller=Möſchter an. Sie hatten
dabei inſofern Glück, als die Hamburger Dürr=Kollwitz, welche
über dreiviertel des Weges geführt hatten, ſpäter durch
ſchlech=
tes Steuern um ihre Ausſichten kamen und im Endſpurt um
dreiviertel Längen geſchlagen wurden.
Neuer Streckenrekord bei den Seitenwagen.
Der Auftakt zum diesjährigen Klauſenrennen in der Schweiz
Die diesjährigen internationalen deutſchen Tennis=Meiſter= war kein günſtiger, denn der erſte Tag ging bei ſtändigem
Re=
gen vor ſich. Die 21,5 Kilometer lange Rennſtrecke zum
Klauſen=
paß mit ihrer Geſamtſteigung von rund 1280 Meter befand ſich
in gutem Zuſtande. Die Kurven waren ausgebaut und teilweiſe
mit Kleinpflaſter verſehen worden. Auf dem oberen Teil der
Strecke, vom Sauboden ab, lag zu Beginn des Rennens eine
dünne Schneedecke, ſo daß der neue Kategorien=Rekord den
Lang=Cannſtatt auf Standard bei den Seitenwagen mit
19:34,4 und einem Stundenmittel von 65,9 Kilometer
heraus=
fuhr, beſonders hoch zu bewerten iſt. In den übrigen Klaſſen
blieben die Leiſtungen weit hinter den beſtehenden Rekorden
zurück. Die beſte Zeit des Tages erzielte der Schweizer Oilter
mit 18:072 in der Klaſſe der Solo=Motorräder bis 350 ccm.
Bei den Tourenwagen fuhr Keller=Zürich auf Alfa Remeo mit
21:06,8 und einem Stundenmittel von 61.150 Kilometer die beſte
Zeit heraus.
Der zweite Tag.
Im Gegenſatz zum Samstag wickelte ſich das Klauſenrennen
auf der 21,5 Kilometer langen Rennſtrecke am Sontag bei
ſchön=
ſtem Wetter ab. Der Andrang des Publikums war ungeheuerlich.
Schon in den früheſten Mongenſtunden ſetzte der Zuſtrom zur
Rennſtrecke ein. Am ſtärkſten war die große Kurve von
Zu=
ſchauern beſetzt.
Der Franzoſe L. Chiron war der Held des Tages, er
fuhr nicht nur die beſte Zeit des Tages überhaupt, ſondern
ver=
beſſerte auch ſeinen eigenen Rekord von 16:42,4 (77,2
Stunden=
mittel) ganz erheblich auf 16:24,6 (78,6 Stdm.). Am nächſten
kam ihm der Deutſche Hans von Stuck auf Auſtro Daimler,
der nur um vier Sekunden zurückblieb. Außerdem gab es noch
zahlreiche weitere deutſchen Siege. Carraciola auf
Mer=
cedes=Benz ſiegte in 17:04,6 in der Sportwagenklaſſe und
ver=
beſſerte damit auch ſeine eigenen Rekord, dabei die beſte Zeit der
Sportwagen fahrend. Weitere deutſche Erfolge erzielten die
Ber=
liner Simon auf DKW. und Burgaller auf Bugatti, die
ebenfalls Klaſſen=Rekorde aufſtellten.
Bei den Motorrädern ſchoß der Engländer Bullus
(NSU.) mit 16:41 in der 500er=Klaſſe den Vogel ab. In der
Klaſſe bis 750 ccm überragte Rüttchen=Erkelenz auf NSu.
Die Ergebniſſe:
Motorräder:
bis 500 ccm: 1. Bullus (NSu.) 16:41 (77,3 Stdm.), 2. Stuber=
Schweiz (Contor) 17:39,4; 3. Dom=Ludwigsburg (Standard)
17:47,2: 4. Ulmen=Düſſeldorf (NSU.) 17:56,4; 5. Pätzold=Köln
(Sarolca) 18:11,4;
bis 750 ccm: 1. Rüttchen=Erkelenz (NSU.) 17:52: 2. Weyres=
Aachen (HarleyDavidſon) 19:14,2;
bis 1000 ccm: 1. Coreſolo=Bern (Harley=Davidſon) 17:24,8;
2. Debaiſieux=Paris (Monet=Goyon) 18:01,4.
Sportwagen:
bis 750 ccm: 1. Simon=Berlin (DKW.) 22:24,6 (Rekord);
2. Schmidt=Berlin (BMW.) 24:12,9;
bis 1100 ccm: 1. Marret=Paris (Salmſon) 19:31,8 (Rekord);
2. Lepicard=Paris (Donner) 20:02,2;
bis 1500 ccm: 1. Keßler=Zürich (Alfa Romeo) 0:57,8;
bis 2000 ccm: 1. Nuvolari=Mailand (Alfa Romeo) 17:39,6
(Rekord);
bis 3000 ccm: 1. Burgaller (Bugatti) 17:53,8 (Rekord: 2. Dr.
Fuchs=Nürnberg (Bugatti) 18:43,/4:
bis 5000 ocm: 1. Freuler=Zürich (Steyr) 19:22,2:
über 5000 ccm: 1. Carraciola (Mercedes=Benz) 17:04,6 (75,5)
Rekord); 2. Spandel=Nürnberg (Mercedes=Benz) 18:34,2.
Rennwagen:
bis 500 ccm: 1. Oeſterreicher=Dresden (DKW.) 23:43,6 (Rekord);
bis 750 qcm: 1. Markiewicz=Ziras (Roſembert) 25:31;
bis 1500 ccm: 1. Lehmann=München (NSU.) 20:22: 2. Witwer=
Zürich (Bugatti) 21:14,6; 3. Hohlheimer=Nürnberg (NSu.)
22:47,/4;
bis 2000 ccm: 1. Stuber=Leon (Bugatti) 16:43;
bis 3000 ccm: 1. Bouriat=Paris (Bugatti) 17:16,2: 2. von Mongen=
Berlin (Bugatti) 17:25,4: 3. Hartmann=Budapeſt (Bugatti)
17:46,4; 4. Bernſtein=München (Bugatti) 20:10,6;
bis 5000 ccm: 1. Chiron=Paris (Bugatti) 16:24,6 (78,6) (neuer
Klauſenrekord); 2. H. v. Stuck=München (Auſtro. Daimler)
16:28;
über 5000 ccm: 1. Roſenſtein=Stuttgart (Mercedes=Benz) 18:14,8.
Swinemünder Auto=Turnier.
Als erſter Wettbewerb des vom A. D.A. C. in Swinemünde
ver=
anſtalteten Auto=Turniers wurde am Samstag nachmittag die
Zielfahrt abgeſchloſſen. Trotz des ſchlechten Wetters wurden
recht gute Leiſtungen geboten. So ſiegte bei den Wagen der in
Biarritz geſtartete Berliner Herrmann auf einem kleinen
BMW.=Wagen mit einer Leiſtung von 1620 Kilometer Luftlinie
vor Deckwitz=Münſter auf Röhr (Mailand mit 1006 Kilometer),
Lindenau=Königsberg auf Menerva (Apukalns in Lettland 900
Kilometer), Derbuel=Gera auf Renault (Oberſtdorf mit 776
Kilo=
meter) und Kaißer=Salach auf Horch (Ulm mit 680 Kilometer).
Die Zielfahrt der Motorräder beendete der Berliner von Krohn
auf Zündapp, ebenfalls in Biarritz geſtartet, mit 1620 Kilometer
als Sieger vor Frl. Hoffmann=Reichenberg auf BSA. von
Nieſport in Belgien mit 820 Kilometer.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 12. Auguſt.
7.30: Bad Wildungen: Konzert.
12.20: Bad Schwalbach: Konzert des Kurorcheſters.
15.00: Hausfrauen=Nachmittag des Frankfurter Hausfrauenvereins,
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
17.30: „Weſtfront 1918”. Filmreportage.
18.05: Walter Beſt lieſt aus eigenen Werken.
18.35: Stuttgart: Dr. Richard Wagner: Danzig.
19.05: Stuttgart: Dr. Loewenberg: Fahrt durch die Provence.
19.30: Heiteres aus eigenen Werken, von Hans Müller=Schlöſſer.
20.00: Klavierkonzert Franz Osborn.
20.45: München: „Der weibſcheue Hof”. Oberbayeriſches
Volks=
ſtück in drei Akten von Albert Martens.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 12. Auguſt.
10.00: Erich Becker: Erlebniſſe auf chineſiſchen Dſchunken.
12.00: Franzöſiſch für Schüler.
15.00: Tanzturnen für Kinder.
16.00: Prof. Dr. Michel: Werkidee in der Schule.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Priv.=Dozent Dr. Rode: Geologie auf Reiſe und Wanderung.
18.00: Stud.=Rat Dr. Schwering: Große Parlamentarier.
18.30: Franzöſiſch für Anfänger.
19.00: Dr. Engel: Bedeutung der Beinſchäden und ihre Verhütung.
19.25: Dr. Everling: Zuſammenarbeit der deutſchen Geiſtesarbeiter.
20.00: Bläſerkammerorcheſter. Berliner Funkorcheſter.
20.45: München: „Der weibſcheue Hof”, Volksſtück in drei Akten
von Albert Martens.
22.20: Dr. Joſ. Räuſcher: Politiſche Zeitungsſchau.
—
Haupiſchriftellung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feulſleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willo Kuhls
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämtliſch in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Dienstag, den 12. Auguſt 1930
Nummer 221
Statt Karten
Ihren Lebensbund ſchließen heute
Gerhard van den Bruck
Dörte van den Bruck=Paech
Darmſiadt, Jagdſchloß Kranichſiein
(12325
12. Auguſi 1930
Weiterstadt.
Karl Behre und seine Ehefrau
Elisa-
beth, geb. Heß, feiern am 13 Aug.
das Fest der
12267
Siülbernen Hochreil.
Glückauf zur Goldenen!
Todes=Anzeige.
Heute Montag vormittag 7½½. Uhr verſchied
nach langem ſchweren Leiden meine liebe
Frau, unſere gute Mutter, Großmutter,
(12324
Schweſter und Tante
geb. Müller
im 73. Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Philipp Landzettel, Rechnungsrat
Dr. Ludw. Landzettel, Oberregierungsrat
Erich Landzettel, Stadtarchitekt
Darmſtadt, Speſſartring 7, u. Witten, den
11. Auguſt 1930.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 13. Auguſt, nachm.
3 Uhr, auf dem alten Friedhof ſtatt.
Vereinigung
früherer
Leibgardiſten
Darmſtadt.
Aaitt4
Nachruf.
Am 6. Auguſt 1930 verſchieden
unſere langjährigen und treuen
Mitglieder Kamerad (12326
Auguſt Winkler
Kanzleirat i. R.
und Kamerad
Hermann Rollenhagen
Gerichtsvollzieher i. R.
Die Beiſetzungen der verſtorbenen
Kameraden fanden auf beſ.
Wunſch in aller Stille ſtatt.
Ehre ihrem Andenken!
Der Vorſtand.
Todes=Anzeige.
Nach Gottes unerforſ hlichem
Ratſchluß entſchlief am Samstag
nacht nach langem, ſchweren, mit
großer Geduld ertragenem Leiden
meineinnigſtgeliebte Frau,unſere
herzensgute Tochter,
Schwieger=
tochter, Schweſter, Schwägerin
und Tante
Kalge Lnner
geb. Jäger
im Alter von 32 Jahren.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Winter.
Arheilgen, den 11. Auguſt 1930.
Darmſtädterſtr. 104.
Die Beerdigung findet am
Mitt=
woch, nachm. 4 Uhr, ſtatt. (12327
Todes=Anzeige.
Infolge Schlaganfall verſchied
plötzlich unſer Onkel
Kuul Sraſter
im Alter von 75 Jahren.
Die trauernden
Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Ballonplatz 10.
Beerdigung Dienstag, 12. Auguſt,
3½ Uhr, Waldfriedhof. (12323
Dr. Noellner
wird während
ſei=
nes Urlaubs gütigſt
vertret. v. d. Herren
Dr. Bönning,
Dr. Degen,
Dr. Draudt,
Dr. Otto Gros.
Dr. Hof. (12137b
S. R. Dr. Nebelthau.
Ischias — Gichkſt
Rheumakismus
heilt
unter Garantie
Ch. Schießlinger
Heilpraxis,
Nieder=Ramſtädter
Straße 34. (*gid
Zurück
Dr. Blecber
Heidelbergerstraße 7.
(1V. 12032
Trauergarderoben
werden in einigen Stunden ſchwarz gefärbt
ReinooIA
Kranichſteinerſtr. 28
Eliſabethenſtr. 4
(Huthaus Titze)
Telephon 736
Telephon 736
307a
Marktpaſſage
Bitte genau auf Firma und Straße zu achten
Todes=
Anzeige.
Heute entſchlief unerwartet, jedoch
wohlvorbereitet, meine liebe Frau,
unſere gute Schweſter, Schwägerin
und Tante
12322
Frau Marie Bodenröder
geb. Kefſler
im Alter von 67 Jahren.
Darmſtadt, den 10. Auguſt 1930.
Bleichſtr. 23,
Die Beerdigung findet Mittwoch,
den 13. Auguſt, nachm. 1½ Uhr,
auf dem alten Friedhof ſtatt.
Die Preiſe
unſ. neuen u. geſp.
Munos
ſind bedeutend
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war — und dabei bin ich gar nicht mehr
jung —, der zuerſt auf ihn Eindruck
machte und den er über alles ſchätzt.
Und dennoch hatte ich bis wenige
Wochen, bevor ich ihn kennen lernte,
einen fahlen Teint, Miteſſer, erweiterte
Poren und ſogar ſchon Falten. Ich
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ſuchte alles, um meine Haut klar und
glatt zu bekommen.
Da las ich eines Tages in der
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Dienstag, den 12. Auguſt 1930
Seite 7D
dar Nenk
5)
Ein kleiner Roman von Hans Mitteweider.
Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle (Saale).
Nachdruck verboten.
Das Haus Bruggmanns war ſchon voll Leben, als ſie es
betrat; aber auch dort grüßte jeder das ſchöne, ſtolze Mädchen,
und an wem ſie vorbeiſchritt, deſſen Geſicht ſah freundlich aus,
mochte es vorher noch ſo finſter geweſen ſein. Als ſie die breite,
eichene Treppe hinaufſtieg und oben die Glastür öffnete, die in
das lange, düſtere Kontor führte, da dachte mancher der Schreiber
die an den Tiſchen hockten, es ſei gerade, als käme ganz
uner=
wartet und wider alle Geſetze der Natur doch einmal die Sonne
zu ihnen.
Der alte Prokuriſt Peters verließ ſeinen käfigartigen
Ver=
ſchlag und begrüßte ſie, ſich die mageren Hände reibend. Aber
als ſie ſagte, daß ſie Herrn Bruggmann ſprechen möchte, da hob
er die Schultern hoch und bedauerte.
„Wenn Sie ein wenig warten wollen — der Herr Konſul
hat eben einen Beſucher bei fich.”
Und ehe Dorothee erklären konnte, daß ſie Zeit habe, fuhr der
alte Herr fort, indem er ſein Geſicht mit geheimnisvoller Miene
ihrem Ohr näherte:
„Wenn Sie raten können, wer bei dem Herrn Konſul iſt!“
Erſtaunt ſchaute Dorothee ihn an.
Peters aber erlaubte ſich, ihre linke Hand zu faſſen und ſie
mit ſich in den kleinen Vorraum zu ziehen, in dem die Beſucher
Bruggmanns warten mußten, und nachdem er ihr dort einen der
hochlehnigen, ſteifen Stühle angewieſen hatte, flüſterte er ebenſo
geheimnisvoll wie vorher:
„Gleich werden Sie es hören, Fräulein Dorothee! Und Sie
werden ſich ganz gewiß ſehr freuen! Wir wir uns gefreut
haben!“
Dann lächelte er verheißungsvoll, legte einen Zeigefinger auf
ſeinen von Falten umgebenen Mund und huſchte lautlos hinaus.
Dorothee aber ſaß da, lauſchte der Stimme, die eben in dem
Privatkontor erſcholl — tief und ſchwingend und voll; ſie fand
alsbald einen Vergleich — wie die koſtbare Bronzeglocke, die
achterdecks auf der „Clariſſa” aufgehängt geweſen war.
Genau ſo hatte dieſe Glocke getönt, wenn ſie angeſchlagen
wurde, und Dorothee kannte dieſe Stimme und kannte ſie doch
wieder nicht; ſie ſann und ſann vergebens, wem ſie gehören
könnte, und fand es nicht heraus. Sie merkte nur, daß ſie
wohlig dieſem Klang lauſchte, und daß ſie ſich ganz unwillkürlich
den Mann vorſtellen mußte, der ſo zu ſprechen vermochte.
Groß und ſtark mußte er ſein, breit in den Schultern und
ſchmal in den Hüften, und ſein Geſicht mußte eine weiße Stirn
beſitzen, die unter hochſtehendem Haar breiter erſchien als ſie war,
und unter den ſchön gezogenen Brauen mußte ein Paar Augen
hervorſchauen, kühn und frei wie die des Seeadlers, blau wie
das Meer, wenn der Sonnenſchein ſich darin ſpiegelt — und der
Mund mußte ſtolz geſchwungen ſein, von einem Bärtchen
über=
ſchattet, das die ſchlanke Hand manchmal leiſe ſtrich — und weiße
Zähme blitzten zwiſchen den roten Lippen hervor, wenn er ſprach
und wenn er lächelte.
So zauberte Dorothee ſich den Mann vor, der dort drin
ſprach, nur durch die Eichentür von ihr getrennt, und ſie fragte
ſich nicht mehr, wer er ſein könnte — ſie lauſchte nur, wie ſie
dem Klang eines Cellos gelauſcht haben würde.
Sie vergaß Zeit und Stunde und wußte nicht, wie lange ſie
geſeſſen hatte, als die Tür endlich geöffnet wurde und zwei
Männer erſchienen: der weißhaarige, würdige Konſul und
Se=
nator Ehrenfried Bruggmann und — der andere — der mit der
herrlichen Stimme, die wie die Bronzeglocke auf der „Clariſſa”
klang
Dorothee hatte ſich erhoben. Sie ſtand da, die Hände ſchlaff
herabhängend, die veilchenblauen Augen weit geöffnet wie in
ſeligem Staunen.
Und ſo ſtand der ſchlanke, ſtolze, breitſchultrige Mann, deſſen
breite, weiße Stirn überwallt wurde von dichtem, ſchwarzem
Haar, unter deſſen Brauen ein Augenpaar klar und kühn und
furchtlos ſchaute wie das eines Seeadlers, und deſſen roter
Mund mit dem flaumigen Bärtchen nun die ſchimmernden Zähne
freigab, in einem anmutigen Lächeln freudigſter Ueberraſchung.
Dann aber ſtreckten die beiden gleichzeitig die Hände vor
daß dieſe ſich in warmem Druck fanden.
„Dorothy!” rief er.
„Longo!” kam es über ihre Lippen.
Aber dann ſchoß eine Blutwelle in die bleichen Wangen
Dorothee Forſters, und ihre Hände zuckten in den ſeinen, als
wollten ſie ſich befreien.
Doch er ließ ſie nicht los. Immer noch ſchauten ſeine
leuch=
tenden Augen freudevoll auf die holde Geſtalt, und leiſe ſagte er:
„Das nenne ich den liebſten Willkomm, der mir daheim
hätte werden können! Ich werde dir’s nie vergeſſen, Dorothy,
daß du, gerade du, mir heute entgegengetreten biſt!“
„Ich wollte zu dem Herrn Konſul”, erwiderte Dorothee, als
könnte er denken, ſie ſei ſeinetwillen hier; und er lachte hell auf.
Er hatte ihren Gedankengang erraten.
In ihr aber war die Freude darüber am größten, daß er ſie
Dorothy nannte! Das tat jetzt nur noch Roſewarie; aber früher
hatte auch ihr Vater es getan — ihr lieber, lieber Vater, an den
er ſie erinnerte; denn ſo mußte Raimund Forſter ausgeſehen
haben, als er ebenſo jung geweſen war wie jetzt dieſer Longo
von Loeben.
Er ſagte:
„Ich nehme es trotzdem als Verheißung, Dorothy, daß ich
dir zuerſt begegnete!”
„Herr von Loeben!” ſtammelte ſie.
„Herr? Und vielleicht gar noch Sie? Dorothy, nicht! Bin
ich nicht mehr der Freund, als der ich von dir ging?”
„Es iſt ſo lange her”, erwiderte ſie leiſe.
„Lange? Ach, ſeit ich dich wiedergeſehen habe, iſt es mir, als
ſei ich geſtern erſt von hier ausgeſegelt! Aber du haſt recht,
Doro=
thy! Faſt zehn Jahre war ich fern, und aus dem kleinen
Mäd=
chen von damals iſt eine junge Dame geworden. Ich hätte wohl
eine andere Anrede gebrauchen müſſen ..
„Nein, nein!” wehrte ſie haſtig, tief erſchrocken, ab. Nennen
Sie mich nur weiter ſo.”
Sein Geſicht verfinſterte ſich etwas, wurde indes gleich wieder
hell.
„Wenn du mich Longo nennſt und du, Dorothy!”
Und als ſie abermals ihren Namen von ſeinen Lippen hörte,
konnte ſie nicht anders; ſie mußte nicken.
„Jetzt will ich nicht länger ſtören”, ſagte er. „Ich darf doch
zu euch kommen? Zu dir und der kleinen Roſemarie?‟
Wieder nickte ſie.
Da drückte er ihr nochmals die Hände, die er nicht freigegeben
hatte, ſchaute ihr nochmals in die Augen, die ſie zu ihm erheben
mußte; und nochmals lächelte er.
Dann ging er, ohne zu vergeſſen, an den Konſul einen Gruß
aufzutragen.
Der Konſul lud Dorothee ein, in das Zimmer zu treten, das
ganz erfüllt war vom Duft edler Importen und alten Klaretts.”
Sie ſetzte ſich in den Polſterſtuhl, der noch die Wärme eines
anderen Körpers hatte, und dann — dann wußte ſie für dem
Augenblick nicht mehr, weshalb ſie hierhergekommen war!
Erſt als der Konſul ſie fragend anſchaute, kam ihr die
Er=
innerung. Sie ſagte:
„Ich hätte eine Frage an Sie, Herr Konſul!”
„Und die wäre?”
Da brachte ſie ihr Anliegen vor und atmete auf, als der alte.
Herr ihr erwiderte, daß Hans Dennhardt ſicher einſt ein braver
Kaufmann werden würde, daß er ihm ſchon jetzt volles Vertrauen
ſchenke und ihn auserſehen habe, die Vertretung in Stockholm.
allein zu führen.
„Ich kann mir denken, weswegen Sie ſich nach ihm
erkun=
digen, Fräulein Forſter”, ſchloß der Konſul. „Ich weiß, daß er
ſich mit Ihrer Schweſter Roſemarie verlobt hat. Ich ſelber habe
ihm geraten, ſich noch vor ſeiner Abreiſe trauen zu laſſen. Es iſt
ja nur angebracht, wenn er nicht allein in dem fremden Lande
ſteht. Die Menſchen dort drüben ſind gute Menſchen, Fräulein
Forſter. Ihre Schweſter wird ſich wohlfühlen unter ihnen. Ich
hoffe, die beiden werden ein glückliches Paar abgeben!“
(Fortſetzung folgt.)
„Ich litt an einem ſehr häßlichen
Geſichtsausſchlag
den ich ſchon viele Jahre hatte. Verſchiedene Mittel,
die ich anwandte, verfehlten ihren Zweck. Seitdem ich
mich aber morgens und abends mit „Zucker’s P=
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dizi al=Seife” waſche, iſt mein unreiner Teint weg.
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Frau Hilde P . . . . . in Berlin sohreidt am 23. Fe
bruar 1930 wie folgt:
„Tch litt im Jahre 1925 stark an
Gelenkrheuma-
tismus und kam dann auf den Gedanken, Neo-
Kruschen-Salz zu versuchen, wodurch ich baid
Linde-
rung fand. Nun bin ich so daran gewöhnt, daß ich
es nicht mehr missen möchte. Dann litt ich auoh an
Schlaflosigkeit, Bodbrennen und hartem Stuhlgang.
Beitdem ich NeoKruschen-Salz nehme, fühle lch
mich sehr wohl, kann gut schlafen und werde es
überall weiter empfehlen, Fast alle meine
Ver-
wandten nehmen Neo-Kruschen-Salz ....
gez. Uaterschritt.”
Frau Gb. 8. v. A. . . . HallelS. vobreibt am
5. Februar 1930 wie folgt:
„Seit einem Jahre nehme ich mit gutem Erfolg
Neo-Kruschen-Salz. Seit längeren Jahren litt ich an
körperlichen Beschwerden, heftigen Kopfechmerzen,
Augenschmerzen und nervösen Erscheinungen. Man
muß sich an Neo-Kruschen-Balz erst etwas gewöhnen,
aber bald wird es einem unentbehrlich, da man sioh
befreit fühlt von den Beschwerden und dadurch froh
und unternehmungslustig wird. Auch habe joh
lang-
sam abgenommen, was ich sehr begrüßt habe. Im
Norember babe ich ausgesetzt, bin ader im Januar
bereits wieder Abnehmerin von Neo-Kruschen-Salz.
Bei meinen Bekannten und Freunden habe ich Neo-
Kruschen-Salz überall bestens empfohlen . . .
gez. Unterschriſt."
(Beide Originalschreiben liegen vor und können
ein-
geseben werden.)
In gleicher Weise urteilen Millionen Mensohen rund
um den Erdball und alle Kruschen-Freunde stimmen in
dem einen Punkte völlig überein: Neo-Krusohen-Salz
tut dem menschlichen Körper gut, entschlackt den
Ver-
dauungs-Apparat und macht die Därmo frei zu regulärer
vormaler Arbeit. Hierin Hegt die Vorbedinyung zum
guten Funktionieren der Organe- Deshalt begfnnen
auch Sie noch heute mit
NEO
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Sie werden bald zu der gleichen Ansicht und
Veber-
zeugung gelangen, die in den oben wiedergegebenen
Anerkennungsschreben zum Ausdruck gebracht ist. Ein
Originalglas Nec-Kruschen-Balz kostet in Apotheken
und Drogerien Mark 3.— und reicht für 100 Tage. Aber
büten Sie sich vor angepriesenen, oft minderwertigen
Nachahmungen. Achten Sie auf den Namen „Neo-
Kruschen-Sals” in der gelblschwarzen Mnheltspaokung,
die in allen Ländern der Erde bekannt und eingeführt
ist. Millionen nehmen täglich Kruschen, weshalb nicht
auch Sie?
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Seite 12
Dienstag, den 12. Auguſt 1930
Nummer 221
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Heute und folgende Tage
Ab heute Dienstag!
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der kürzlich in Berlin mit kolosalem
Erfolg startete.
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Nach dem bekannten Bühnenwerk
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Unter der meisterhaften Regie von
G. W. Pabst ist ein prächtiges
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worden.
Im Tonbeiprogramm:
Ein neues, köstliches Micky-Abentener
Micky
der fidele Bauer
Die Romantik der russischen Steppe,
mit ihren Kosaken und wilden Reitern.
John Gilbert
Die
Kosaken
Regie: George Hill.
Nach einer Novelle von Leo Tolstoi.
In den Hauptrollen:
John Gilbert
Lukaschka
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Marianke .
Fürst Olenin . . . Mils Asther
Dazu
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das bunte und
aktuelle Beiprogramm.
Beginn 3½ Uhr.
Beginn 3.30, 5.45, 8.15 Uhr.
Beginn 3½ Uhr
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Zarlſtr. 12, Stb. Lr.
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Robert Schneider hat die vortrefflichſten Sonntagsnachmittagsbetrachtungen
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Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 2, Blatt 550,
Fl. II, Nr. 1297, 466 qm, Schätzung 28 000 RM.
Eigentümer: a) Sophie Döll, geb. Hohe, Witwe erſter
Ehe des Schloſſers Martin Hoffmann, Ehefrau zweiter Ehe
des Schuhmachers Karl Döll; b) Marie Hoffmann,
ledig; c) Wilhelm Hoffmann; d) Georg Hoffmann;
e) Martin Hoffmann. — Geſamtgut der beendigten
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rungenſchaftsgemeinſchaft vor der Auseinanderſetzung und
Geſamtgut der Erbengemeinſchaft.
Darmſtadt, den 14. April 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.
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Termin: 19. Auguſt 1930, nachmittags ½4 Uhr, im
Sitzungsſaale Zimmer 219 des Neuen Gerichtsgebäudes
in Darmſtadt.
Brundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 5, Bl. 1790;
Flur 21, Nr. 164, Grabgarten in der Saubach, 420 qm,
Schätzung 1680 RM.,
Flur 21, Nr. 165, Wieſe daſelbſt, 680 qm, Schätzung
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Flur 21, Nr. 166, Wieſe daſelbſt, 361 qm, Schätzung
1083 RM.,
Flur 21. Nr. 167, Wieſe daſelbſt, 362 qm, Schätzung
1086 RM.
Eigentümer: Major a. D. Moritz Freiherr von Gall,
Darmſtadt, Frankenſteinſtraße 48.
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Darmſtadt, den 12. Mai 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.