Einzelnummer 10 Pfennige
Weltmeisterschaften der Studenten 1930
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Franffurt a. M. 1304.
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 217
Donnerstag, den T. Auguſt 1930.
193. Jahrgang
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gufträge und Teſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlſcher Beſtreibung fäll ſeder
Rabatt weg. Banſkonto Deuiſche Bank und Darm=
Kädter und Natſonalban”.
Forkſehung der Beratungen mit den Parkeien der bürgerlichen Mikke. — Hoepker=Aſchoff gegen eine
Verkoppelung der Staatsparkei mit weſensfremden Elemenken. — Widerſtände
von Rechts gegen ein fraklionelles Zuſammengehen.
Perſonenwechſel.
Hoepker=Aſchoff verhandelt ſtakt Koch mit Scholz.
* Berlin, 6. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Der Donnerstag ſoll kalendermäßig für die Fortführung des
Wahlkampfes von entſcheidender Bedeutung ſein. Er bringt
zu=
nächſt die Fortſetzung der Beratungen zwiſchen der
Volkspartei, der Wirtſchaftspartei, dem
Land=
volk und den Volkskonſervativen über einen
ge=
meinſamen Wahlaufruf. Eine Vereinbarung über den
materiellen Inhalt des Wahlaufrufs iſt ja in weſentlichen
Punk=
ten ſchon in der vergangenen Woche erfolgt. Inzwiſchen iſt unter
der Hand die Beſprechung über die Einzelheiten weitergegangen,
und man rechnet damit, daß in der Donnerstagsſitzung eine
Ver=
ſtändigung auch über den Wortlaut ſich ermöglichen laſſen werde.
Die weſentlichen Schwierigkeiten beſtehen nur darin, wie ſtark
eine Verpflichtung in dem Wahlaufruf für ein
parlamentariſches Zuſammengehen der
einzel=
nen Fraktionen auch im neuen Reichstag zum Ausdruck
ge=
bracht wird. Hier ſcheinen ſich auch nach der ganzen Haltung der
Volkskonſervativen in ihren Preſſeäußerungen die
Wider=
ſtände von rechts her erhebkich verſtärkt zu haben, ſo
daß vielleicht nur eine etwas verwaſchene Formulierung
heraus=
kommt, die keinerlei wirkliche Bindungen enthält.
Für denſelben Donnerstag war auch die Unterredung
zwiſchen Koch=Weſer und dem Führer der
Deut=
ſchen Volkspartei Scholz in „Ausſicht genommen. Sie
wird vielleicht ſtattfinden, allerdings mit einem Perſonenwechſel.
Der Verſuch der „Nationaliberalen Korreſpondenz”, dieſe
Beſpre=
chung zu bagatellieren und zu einer Privatunterhaltung zu
machen, hat begreiflicherweiſe Herrn Koch=Weſer leicht
ver=
ärgert. Er hat deshalb an Herrn Dr. Scholz einen Brief
geſchrieben, daß es eigentlich keinen Sinn für ihn hätte, zu
einer ſolchen Unterhaltung „von Menſch zu Menſch” ſeinen
Er=
holungsurlaub zu unterbrechen, und daß er deshalb Herrn
Hoep=
ker=Aſchoff bitten werde, an ſeiner Stelle zu erſcheinen. Herr
Hoepker=Aſchoff, der in den letzten Tagen in Tirol war,
iſt erſt am Mittwoch abend wieder in Berlin eingetroffen. Er
hat in einem Artikel in der „Kölniſchen Zeitung” zu erkennen
ge=
geben, daß er an die Möglichkeit einer
Verſtändi=
gung zwiſchen der Staatspartei und der Deutſchen Volkspartei
doch noch glaube. Er wird alſo gewiß bereit ſein, in die Breſche
zu ſpringen, und auch Herr Scholz hat ſich in dieſem Sinne mit
dem Perſonenaustauſch einverſtanden erklärt; die Unterredung
wird alſo vermutlich zuſtande kommen. Ueber den Ausgang iſt
aber kaum etwas Poſitives vorauszuſagen, da die
Wahlvorberei=
tungen nicht mehr geſtoppt werden können und ſich deshalb
prak=
tiſch die Möglichkeiten einer Verſtändigung zwiſchen den beiden
Parteien von Tag zu Tag vermindern werden.
Ein Appell Hoepker=Aſchoffs an die Verankworklichen
Die „Kölniſche Zeitung” veröffentlicht, wie bereits
ange=
deutet, einen Appell des preußiſchen Finanzminiſters Dr. Höpker=
Aſchoff, in dem es u. a. heißt: „Es gilt, die ſtaatsbürgerliche
Mitte aus der Demokratiſchen Partei, der Deutſchen Volkspartei,
der Wirtſchaftspartei und der Volksnationalen Bewegung zu
bilden. Es iſt ein Trugſchluß, auch die anderen Elemente der
neuen Rechten in die neue Staatspartei eingliedern zu wollen. Wie
ſollen wir auf die Dauer mit Weſtarp und Schiele gemeinſame
Kulturpolitik, Wirtſchaftspolitik und Außenpolitik machen können?
Dieneue Staatspartei, unſere Hoffnung, kann nur dann
groß und mächtig ſein, kann nur dann die Sehnſucht von
Millionen von Staatsbürgern erfüllen, wenn ihr die
entſchloſſene Richtung politiſchen Handelns nicht durch eine
Ver=
koppelung mit weſensfremden Elementen
ver=
dorben wird. Dieſe Erkenntnis muß ſich durchſetzen, wenn unſere
weiteren Bemühungen einen Erfolg haben ſollen. Die Stunde
iſt ſo ernſt, daß unſere Bemühungen nicht an Perſonen
ſchei=
tern dürfen; ich ſpreche ganz offen: Koch=Weſer war davon
durch=
drungen, daß die neue Staatspartei aus den oben bezeichneten
Elementen der ſtaatsbürgerlichen Mitte gebildet werden könnte.
Er hat, weil er glaubte, handeln zu müſſen, ſchnell gehandelt und
zunächſt einmal die Elemente der Demokratiſchen Partei und
er volksnationalen Bewegung im weſentlichen zuſammengeführt.
lun ſind die anderen, die auch nach unſerer Ueberzeugung für
ne Neubildung in Frage kommen, verſtimmt. Ich appelliere
in die Verantwortlichen, dieſe Verſtimmung
zu=
ückzuſtellen. Koch=Weſer hat ſich bereit erklärt,
zurück=
iſtehen und anderen Männern und Frauen die Führung zu
berlaſſen, wenn nur das große Werk gefördert werden kann.
ſch appelliere an die Verantwortlichen, jetzt keine Taktik
ſu treiben und ihren Verſtand nicht daran zu verſchwenden,
lie anderen ins Unrecht zu ſetzen, um etwa eine beſſere Poſition
m Wahlkampfe zu haben. Die ernſten Wähler wollen von Taktik
nichts wiſſen; ſie wollen die Staatspartei, der ſie mit gutem
Ge=
wiſſen ihre Stimme geben können. Sie wollen — nachdem ſie
in der Politik heimatlos geworden ſind — wieder
eine Stätte politiſchen Wirkens haben. Noch iſt es
nicht zu ſpät. Noch können geſchickte Verhandlungen zum vollen
Erfolg führen. Ich hoffe, daß die Männer und Frauen gerade
auch der Deutſchen Volkspartei bei den Demokraten und in der
volksnationalen Bewegung Männer und Frauen finden, mit
dinen ſie vertrauensvoll die weiteren Verhandlungen führen
können. Laßt die Stunde nicht ungenutzt
vorüber=
gehen. Es iſt eine geſchichtliche Stunde. Die
Entwick=
lung, die innerhalb der Parteien ſich jetzt vollziehen
will, bedeutet für die Entwicklung des
Parlamen=
tarismus in Deutſchland alles. Von dem Ergebnis
dieſer Entwicklung wird es abhängen, ob in Deutſchland von
dem Parlament verantwortungsvolle, ſtaatsbejahende Politik
ge=
trieben werden kann.”
Gegen ſozialiſtiſche Wirkſchafts= und Skeuerpolikik.
München, 8. Auguſt.
Die Chriſtlichen Gewerkſchaften Münchens hielten am
Diens=
tagabend eine große Vertrauensmänner=Verſammlung ab, in
deren Mittelpunkt eine Rede des Reichsarbeitsminiſters Dr.
Stegerwald ſtand. Der Miniſter führte u. a. aus: Wirtſchafts=,
Steuer= und Sozialpolitik könnten nicht geſondert, ſondern
müß=
ten als eine Einheit behandelt werden. Wir durchleben eine
Weltwirtſchaftskriſe von ungeheurem Ausmaß. Man glaubte,
die Weltwirtſchaftslage ſtabiliſieren zu können. Wenn
Deutſch=
land ſich nicht baldigſt auf die internationale Preislage umſtelle,
dann werde die Maſſenarbeitsloſigkeit zu einer Dauererſcheinung
werden. In derſelben Stunde, in der ſich die prioatkapitaliſtiſche
Ordnung in einer ſchweren Kriſe befinde, könne innerhalb dieſer
Ordnung nicht ſozialiſtiſche Steuer= und Wirtſchaftspolitik
ge=
macht werden. Keine Zeit ſei ungeeigneter für wirtſchaftliche
Experimente als die Gegenwart. Mit einer Diktatur könnten
dieſe Dinge nicht in Ordnung gebracht werden. Das
Bür=
gertum müfſe ſich klar ſein, daß es für die
deutſche Arbeiterſchaft ein politiſches und
wirtſchaftliches Zurück auf 1914 nicht mehr gebe.
Nur über das Tempo des Aufftiegs könne man ſtreiten, nicht aber
über den Aufſtieg an ſich. Schließlich müſſe die
Arbeiterſchaft ſich bewußt werden, daß ſie nur
mit dem deutſchen Volk im ganzen aufſteigen
oder in eine große Elendsperiode
hineinge=
führt werden könne. Der Wahlkampf gehe darum, die
Staatsfinanzen auf eine dauernd geſicherte Grundlage zu ſtellen,
ein Steuerſyſtem zur Einführung zu bringen, bei dem die
Kör=
perſchaften, die die Steuern beſchließen, auch für die
Aufbrin=
gung der Mittel ſorgen. Sparſame Wirtſchaft ſei notwendig
auf der ganzen Linie mit der Maßgabe, daß an der
Volksgeſund=
heit, der Volkskraft und der Volksmoral nicht Raubbau
getrie=
ben werde. Die Quelle der Sozialpolitik ſei eine geſunde
Wirt=
ſchaft. Daher müſſe nachdrücklichſt an der Kräftigung der
Wirt=
ſchaft gearbeitet werden.
Um die Senkung der Baukoſten.
Berlin, 6. Auguſt.
Das Reichsarbeitsminiſterium hatte für heute führende
Per=
ſönlichkeiten der privaten und der gemeinwirtſchaftlichen
Bau=
wirtſchaft eingeladen, zu einer Beſprechung der Frage, wie bei
der Durchführung des zuſätzlichen Wohnungsbauprogramms des
Reiches Verteuerungen vermieden werden könnten und inwieweit
die Bauwirtſchaft bereit ſei, der Reichsregierung in dieſer
Rich=
tung entgegenzukommen. Bei der Beſprechung ergab ſich die
allſeitige Bereitwilligkeit, an der geſtellten Aufgabe
mitzuwir=
ken und allgemein den Unternehmergewinn zunächſt für das
zu=
ſätzliche Bauprogramm möglichſt niedrig zu ſetzen. Eine Reihe
von Vorſchlägen, wie eine Verbilligung zu erreichen ſei, wurde
vorgetragen. Eine Hauptmöglichkeit ſah man allgemein in den
Vorſchriften des Reiches, die eine Vereinfachung der
Wohnun=
gen im Auge haben. Als beſonders wichtig wurde von
verſchie=
denen Seiten bezeichnet, eine Vereinfachung der baupolizeilichen
Beſtimmungen und der behördlichen Koſten zu erreichen. Die
Beſprechungen, namentlich über die vorgebrachten Vorſchläge,
werden im engeren Kreiſe fortgeſetzt.
Die Reichskagung des Arbeitsausſchuſſes Deutſcher
Verbände abgeſagt.
Mit Rückſicht auf die Reichstags=Neuwahlen am 14. September
und die hierdurch zu erwartende Inanſpruchnahme, weiter im
Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände zuſammengeſchloſſenen
Bevöl=
kerungsgruppen iſt die für den 15.—17. September d. J. auf dem
Weißen Hirſch bei Dresden geplante Reichstagung des
Arbeitsaus=
ſchuſſes Deutſcher Verbände abgeſagt worden. Wie von der
Lei=
tung des Arbeitsausſchuſſes Deutſcher Verbände mitgeteilt wird,
ſoll die Reichstagung zu einem ſpäteren geeigneten Zeitpunkt
ſtatt=
finden, über den noch Näheres bekanntgegeben wird. Bei dem
leb=
haften Intereſſe, das gerade der diesjährigen Reichstagung des
Arbeitsausſchuſſes Deutſcher Verbände von allen Seiten wegen
ihrer grundſätzlichen Bedeutung für die Weiterführung des
Kampfes um die Reviſion des Verſailler Diktates entgegengebracht
wurde, iſt die Abſicht, die Reichstagung nicht ausfallen zu laſſen,
ſondern ſie auf einen ſpäteren Zeitpunkt zu verlegen, ſehr zu
be=
grüßen.
Polens deutſcher Komplex.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
A. Warſchau, Anfang Auguſt 1930.
In der polniſchen Innenpolitik herrſcht allem Anſcheine nach
Saure=Gurkenzeit. Die Frage der Seimauflöſung, die der
gegen=
wärtige Miniſterpräſident, Oberſt Slawek, bei ſeinem
Regierungs=
antritt vorausſagte, und die damals geraume Zeit hindurch das
politiſche Tagesgeſpräch bildete, iſt im Augenblick eine
Ange=
legenheit von ſekundärer Bedeutung. Sie wird heute ſowohl
in der Preſſe als auch in politiſchen Kreiſen nur nebenbei
er=
wähnt; ſie iſt lediglich eine private Angelegenheit der einzelnen
Abgeordneten, namentlich um den Erſten eines jeden Monats
herum, ſobald die Frage der Diätenauszahlung, die bekanntlich
in Polen im voraus erfolgt, aktuell wird. Ein ähnliches
Schick=
ſal ſcheint auch dem Krakauer Kongreß widerfahren zu
ſein. Er mutet heute, aus einer entfernteren Perſpektive geſehen,
beinahe wie ein mächtiger Schlag ins Waſſer an: Erntearbeit hat
die Bauern die Politik vergeſſen laſſen, die Arbeiter ſind in ihre
Werkſtätten zurücgekehrt und die maßgebendſten Führer und
Veranſtalter des Kongreſſes haben ſich in alle Windrichtungen
zerſtreut — zu internationalen Kongreſſen, in die Kurorte und
Sommerfriſche. Die Wogen im riefengroßen Waſſerglas des
innerpolitiſchen Kampfes, die durch die reichlichen Zungenſchläge
des Krakauer Kongreſſes erzeugt wurden, haben ſich geglättet
und es iſt wieder Stille eingetreten. Kurze Zeit ſchien es, als
ob der überraſchende Rücktritt Pilſudſkis von
der Leitung des Kriegsminiſteriums — angeblich
für die Zeit ſeines Urlaubs — im Zuſammenhang mit dem
be=
vorſtehenden Leg ionärkongreß die ſchwebenden
Fra=
gen der Innenpolitik wiederum in den Mittelpunkt des
allge=
meinen Intereſſes gerückt hätte. Doch auch dieſe Unterbrechung
erwies ſich als ein kurzer Windſtoß mit Regenſchauer, wie dies
im Hochſommer des öfteren vorzukommen pflegt; es folgte ein
mehr oder weniger belangloſes Geplänkel zwiſchen der
enthül=
lungseifrigen Oppoſitionspreſſe nud den berichtigenden und
ent=
gegnenden Regierungsblättern. Sehr bald flauten jedoch dieſe
aufgeſcheuchten innerpolitiſchen Leidenſchaften ab, der kühle Wind
einer verregneten Julinacht wehte über die Stoppelfelder und
beruhigte die in den letzten heißen Wochen erregten Gemüter.
Nicht einmal die Zerſetzungserſcheinungen unter
den Legionären, der Hauptſtütze Pilſudſkis, vermögen die
Ferienſtimmung ernſtlich zu trüben.
Nur für eine Frage gibt es in Polen keine Gurkenzeit und
keine Ferienſtimmung, nur eine Frage beſitzt in Polen eine nie
erlöſchende Dynamik, die trotz bedrohlich wachſender
Wirtſchafts=
kriſe in erhöhtem Maße das Intereſſe der Allgemeinheit zu
be=
anſpruchen ſcheint. Dies iſt die Froge der polniſchen
Außen=
politik, inſonderheit des außenpolitiſchen
Verhält=
niſſes Polens zu ſeiner nächſten Nachbarſchaft
in Oſt und Weſt. Im Mittelpunkt dieſes nie
verſiegen=
den Sorgenquells der polniſchen Politiker zünftiger und
dilet=
taniſcher Provenienz ſteht die deutſche Frage: die
Plebiszit=
feier in Oſt= und Weſtpreußen, die Rheinlandräumung und die
ſich daran anſchließenden Feſtlichkeiten im Reiche und namentlich
das „fortdauernde Reviſionsgemurmel” in der deutſchen Preſſe
— und zum größten Aerger der Polen nicht nur in der
deut=
ſchen Preſſe allein — hat hier ein ungemein erregtes Echo
ge=
funden, hat die Spalten der Blätter aller Schattierungen
voll=
gefüllt, das politiſche Tagesgeſpräch in ſeinen Bann gezogen; mit
einem Wort: alle Anzeichen ſprechen dafür, daß die Frage nach
der „Fortentwicklung und Geſtaltung der geſpannten
nachbar=
lichen Beziehungen zu Deutſchland” in den Vordergrund des
po=
litiſchen und öffentlichen Intereſſes gerückt iſt, und daß ſie infolge
ihrer Schwere geeignet iſt, ſich auch künftighin an der Spitze aller
Probleme des jungen polniſchen Staates zu behaupten.
Welches ſind nun die Linien das Ziel und die Grundlage
der außenpolitiſchen Einſtellung Polens in bezug auf dieſes
Ge=
ſamtproblem? Die polniſche Außenpolitik, um es gleich
vorweg=
zunehmen beruht — vielleicht iſt es ein Verhängnis oder
eigen=
artiges Schickſal — im Grundprinzip auf einem
Dogma und hängt an einem Komplex:
Ver=
ſailles. Viele Umſtände: hiſtoriſche Zuſammenhänge und
Mentalität des Volkes haben es bewirkt, daß das triviale
hiſto=
riſche Geſetz nachbarlicher Feindſchaft, namentlich in bezug auf
Deutſchland — ob begründet oder nicht — eine beſonders ſcharfe,
ja in vieler Hinſicht draſtiſche Prägung erhalten hat. Unter dem
ſchiefen Winkel einer ſpezifiſch gefühlsmäßigen Einſtellung, die
mit, man kann wohl ſogen, geringſten Ausnahmen dem ganzen
Volke eigen iſt, erſcheint Deutſchland, mit beſonderer Steigerung
Preußen, nicht nur als Inbegriff aller nachbarlichen
Feind=
ſeligkeit, ſondern überhaupt als Erb= und Hauptfeind des
pol=
niſchen Volkes — in der Vergangenheit, in der Gegenwart und
in Zukunft. Deutſchland — Preußen hat nicht nur wie es
täg=
lich in tauſendfacher Variation von der Preſſe, Publiziſtik, Poeſie,
von Profeſſoren, Prieſtern. Politikern dem Volke eingeprägt wird,
Polen ſeit jeher ſtändig „bedroht, beraubt, bedrängt”, es hat
in „maßgeblichſter” Weiſe zum Verluſt ſeiner ſtaatlichen Freiheit
„beigetragen‟. Es hat ferner mit allen Mitteln die Erlangung
ſeiner Selbſtändigkeit zu „verhindern” geſucht und iſt gegenwärtig
mit größter Intenſität bemüht, Polen den Lebensraum zu „
be=
ſchneiden”, und ihm ſchließlich wieder die Selbſtändigkeit zu
„rauben‟. Dieſe Einſtellung geht ſo weit, daß die Theſe,
„die Wurzeln des deutſchen Nationalismus
ſtecken in der polenfeindlichen Stimmung des
deutſchen Volkes” nicht nur durch die Preſſe und andere
Weltmeisterſchaften der Studenten 1930
Ausführlicher Bericht und
Tages-
programm auf Seite 9, 10,II
Seite 2
Donnerstag, den 7. Auguſt 1930
Nummer 217
Organe aller Schattierungen vertreten und verbreitet, ſondern
von den Zuhörern und Leſern auch geglaubt wird.
Nach dem Maiumſturz im Jahre 1926 hatte es vielfach den
Anſchein, als ob einige führende Köpfe des Pilſudſkilagers
ernſt=
lich gewillt geweſen wären, in bezug auf Deutſchland eine — wie
man heute allgemein zu ſagen pflegt — „Verſtändigungspolitik”
einzuleiten und mit dem Reich irgendwie ins Reine zu kommen,
um für die angeblich vorhandenen, gepflegten und ſcheinbar
fort=
geſetzt geplanten Abſichten einer Machterweiterung im Oſten eine
für dieſe Ziele unvermeidliche politiſch=ſtrategiſche Rückendeckung
im Weſten zumindeſtens vorübergehend geſichert zu haben. Dieſe
„Umſtellung” ſollte vor allen Dingen in einer beſſeren
Behand=
lung der deutſchen Minderheit in Polen zum Ausdruck kommen.
Auf dieſer fiktiven Grundlage kam es auch zu
den beiden letzten deutſch=polniſchen Verträgen.
Abgeſehen von ganz wenigen Perſönlichkeiten und vielleicht auch
kleineren unmaßgeblichen Gruppen, iſt die ſcheinbar „liberalere‟
und „verſtändigere” Einſtellung der Pilſudſkiregierung der
deut=
ſchen Frage gegenüber ſehr bald dem zunehmenden Einfluß
einer anderen Auffaſſung, die vornehmlich von dem
chauvini=
ſtiſchen, nationaldemokratiſchen Loger vertreten und verfochten
wird gewichen —nd unterlegen. Es iſt heute nicht mehr
zweifelhaft, daß das über die Nationaldemokraten ſiegende
Pil=
ſudſkilager in vieler Hinſicht die Ideologie und Einſtellung des
Beſiegten übernommen hat. So in der Frage der
Minderheiten=
politik und insbeſondere in der Einſtellung Deutſchland
gegen=
über. Selbſt in der Regierung ſitzen entſchiedene Vertreter
der=
ſelben. Mit einem Wort, die nationaldemokratiſche, feindſelige
Einſtellung Deutſchland gegenüber iſt mit geringen Ausnahmen
Allgemeingut geworden. Dieſe Einſtellung findet in folgender
Theſe eines der maßgebendſten Führer der Nationaldemokraten
Ausdruck: „Wir können Pommerellen und den Beſitz des heutigen
ſchleſiſchen Teils nur dann behalten, wenn wir dem deutſchen
Drang nach Oſten unſere eigene national=ſtaatliche Expanſion
nach dem Weſten und Norden, gegen die Oder und die Oſtſee
entgegenſtellen und wenn die Macht dieſer unſerer Expanſion die
Macht des deutſchen Dranges übertreffen wird” (Stanislaus
Grabſki in dem kürzlich erſchienenen Buche „Der nationale Staat”.)
Das iſt der Schlüſſel zum Verſtändnis der leidenſchaftlichen
Kampagne der geſamten polniſchen Preſſe, die vornehmlich
ge=
gen das deutſche Oſtprogramm und den deutſchen
Panzerkreuzerbau mit wachſender Schärfe betrieben
wird. „Panzerkreuzer B iſt ein Symbol des neuen Kurſes, der
letzhin in Deutſchland zu Worte kam und ausſchließlich gegen
Polen gerichtet iſt.” Oder „der Zweck des Panzerkreuzerbaues?
Für Polen iſt die deutſche Kriegsflotte zu ſtark und für den
Weſten zu ſchwach, ergo werden Panzerkreuzer gebaut, um für
eine Bündnispolitik gegen Frankreich und Polen zugleich
be=
gehrenswert zu ſein‟. Die deutſche Oſthilfe wird von der
ge=
ſamten polniſchen Oeffentlichkeit ausſchließlich unter politiſchen
und ſtrategiſchen Geſichtspunkten betrachtet. Man iſt allgemein
der Meinung, „daß ſich gerade jetzt eine Schwenkung der deutſchen
Politik vom Weſten nach Oſten vollzieht, wobei in Deutſchland
immer offener von der Notwendigkeit einer Reviſion der
deutſch=
polniſchen Grenze geſprochen wird‟. Daraus folgt: „Deutſchland
arbeitet an der Kräftigung des deutſchen Elements im öſtlichen
Grenzſtreifen, an der Befeſtigung der Grenze, an dem Ausbau
von Land= und Waſſerſtraßen ſowie Eiſenbahnen zu ſtrategiſchen
Zwecken. Und das wird unter dem Schein einer wirtſchaftlichen
Hilfe für die Oſtbevölkerung durchgeführt” Nicht ſelten
ver=
ſteigt man ſich hierbei zur Behauptung: „Die polniſchen Gebiete
und überhaupt die deutſchen Oſtprovinzen (!) ſollen germaniſiert
werden”.
Immer nachdrücklicher wird von der Oeffentlichkeit die
be=
ſchleunigte Durchführung des dem deutſchen Oſtprogramm
ent=
gegengeſtellten polniſchen Weſtprogramms gefordert;
„Erſtens Bau von Befeſtigungslinien zur Verteidigung der
Weſt=
grenze, zweitens Anlegung eines organiſchen Syſtems von Land=
und Waſſerſtraßen ſowie Eiſenbahnlinien, das ſtrategiſchen
Zwek=
ken angepaßt werden muß. Drittens verſtärkte Koloniſation im
Grenzſtreifen — zu dem ganz Pommerellen gehört — um dort
eine national ſichere Bevölkerung (lies polniſche) zu haben.
Viertens wirtſchaftliche Hilfsaktion für die Weſtprovinzen, damit
man dort eine Bevölkerung, die mit ihrem Los zufrieden iſt und
im Wohlſtand lebt, beſitzt” In dieſem Aufgabenkomplex nimmt
Oſtpreußen einen beſonderen Raum ein. „Wenn Oſtpreußen
nicht einen anderen Weg beſchreitet und wenn es ſich nicht
ent=
ſchließt, eine wirtſchaftliche Anlehnung an ſein natürliches
Hin=
terland, an Polen, zu finden, dann ſteht es außer jedem Zweifel,
daß ihm das Berliner Oſtprogramm keinerlei reale Hilfe
brin=
gen und es wirtſchaftlich nicht geſunden wird.”
Daß Oſtpreußen im feſtgefügten und zielbewußten
Geſamt=
plan der polniſchen Oſtpolitik eine beſtimmte Rolle zugedacht
wurde, geht aus folgender Aeußerung eines Regierungsblattes
hervor: „Königsberg beſitzt alle Anlagen dazu,
um einſt in gleicher Weiſe wie Danzig und
Gdin=
gen an dem polniſch=ruſſiſchen und polniſch=
Vom Tage.
Der zweite Verſuch der oldenburgiſchen
Miniſterpräſiben=
tenwahl iſt ebenfalls geſcheitert. Ein Antrag des Landesblocks, die
Wahl bis zum 15. Oktober zu vertagen, wurde mit großer Mehrheit
angenommen.
Der Heſſiſche Landbund hat für den Wahlkreis Heſſen=
Darmſtadt den ſeitherigen Abgeordneten Wilhelm Dorſch in
Wölfersheim (Kreis Friedberg) als Spitzenkandidaten
auf=
geſtellt.
Der Arbeitskommiſſar der Sowjetunion
Ugla=
now iſt von der Zentralexekutive ſeines Poſtens enthoben
worden. Zu ſeinem Nachfolger wurde Anton Michaelowitſch Zichon
ernannt.
Die Zahl der Arbeitsloſen in England hat die zweite
Million überſchritten.
Der italieniſche Flieger Baſſaneſi, der vor einigen
Wochen auf der Rückkehr von Mailand, wo er antifasciſtiſche Schriften
abgeworfen hatte, am St. Gotthard abgeſtürzt war und ſich im
Kran=
kenhaus von Andermatt in Behandlung befand, iſt in das
Gefäng=
nis von Lugano übergeführt worden.
Der engliſche Geſandte in Peking, Sir Miles=Lampſon,
hat bei der Nanking=Regierung dringende
Vorſtel=
lungen wegen der Gefangenhaltung und grauſamen Behandlung
der beiden engliſchen Miſſionarinnen durch chineſiſche Banditen
er=
hoben.
Die Wiebereinnahme von Tſchangtſcha durch die
Re=
gierungstruppen, die wiederholt während der letzten Tage
dementiert worden war, wird nunmehr offiziell beſtätigt. Ein
amerikaniſches und ein engliſches Kanonenboot haben den Schutz des
Fremdenviertels übernommen. In den Vororten von Tſchangtſcha
dauern die Kämpfe an.
ukrainiſchen ſowie polniſch=rumäniſchen
Tran=
ſit beteiligt zu ſein. Die leeren Roggenſteicher, die
bankerotte Kaufmannſchaft, die verfallenen Fabriken, die ruinierte
Landwirtſchaft, die ungeheure Arbeitsloſenzahl warten auf die
Aenderung des bislang verderblichen Kurſes Oſtpreußens
gegen=
über Polen.” In Fortführung dieſes Gedankens erklärt ein
anderes Regierungsblatt: „Die georgraphiſche und politiſche Lage
Polens bewirkt es in unwiderlegbarer Weiſe, daß Polen eine
be=
ſondere Intereſſenſphäre im Baltikum beſitzt — mit dem
gegebe=
nen Endziel eines großen feſten Blocks unter
polni=
ſcher Führung”.
In den letzten zehn Jahren iſt in Polen kaum über ein
anderes Thema ſo viel geſchrieben worden, wie über Oſtpreußen
und den Korridor. Kein Wunder, daß infolge des ſtarr hierauf
gerichteten Blickes nicht ſelten Trugbilder eines eigenen
Gedan=
kens als Wirklichkeit angeſehen werden. So ſchreibt ein General:
„Oſtpreußen iſt augenblicklich das Hauptdepot der techniſchen
Kriegsbereitſchaft Deutſchlands, es iſt die Baſis der
Angriffs=
aktion gegen Polen von Norden nach Süden herab‟. Der
prak=
tiſche Enderfolg davon iſt eine Einſtellung, die ſelbſt unter den
jüngſten Offizieren und namentlich in den zahlreichen polniſchen
Wehrverbänden immer feſtere Formen annimmt: Oſtpreußen
muß polniſches Land werden! „Die beſte
Verteidi=
gung iſt der Hieb”, erſcheint daher neuerdings hierzulande als
Loſung in bezug auf die Korridorfrage, die in vielfacher
Hin=
ſicht mit dem Problem Oſtpreußen eng verknüpft wird. Darum
heißt es auch: „Das ganze Syſtem der polniſchen Außenpolitik
muß der Tatſache des offen eingeleiteten Angriffs Deutſchlands
auf unſere Grenzen angepaßt werden‟. Dieſer Gedanke wird
von der äußerſten Rechten bis zur Linken getragen und
ver=
treten. Regierungspreſſe allen voran. Die letzten Drohungen
des maßgebendſten Regierungsblattes „Gazeta Polſka”, mit
„einer der ſtärkſten Armeen in Europa” rundet das Bild
har=
moniſch ab.
Fragen wie Seim und Senat ſowie das Verhältnis der
Re=
gierung zu dieſen Körperſchaften, Verfaſſungsänderung, fallende
Roggenpreiſe, Proteſte der Oppoſitionsparteien, Rüchgang der
Staatseinnahmen, fortſchreitende Demoraliſierung, wachſende
Unzufriedenheit im Lande, verſchärfter Parteikampf, die
Zer=
ſplitterung des Regierungslagers — ſind heute für Polen letzten
Endes doch Fragen von untergeordneter Bedeutung. Allerdings
ſind ſie in der Rechnung des um die Erhaltung, Feſtigung und
Erweiterung ſeiner Macht im Staate kämpfenden Vilſudſkilagers
kaum zu überſehende Begleitumſtände, die zwar außenpolitiſche
Entſcheidungen, Kombinationen und Abſichten beeinfluſſen,
hem=
men oder gar beſchleunigen mögen, denen aber allgemein nicht
der Einfluß und die Bedeutung beigemeſſen wird, wie
beiſpiels=
weiſe der hier mit wachſender Nervöſität und Hartnäckigkeit
ge=
ſtellten Frage: Was geſchieht nun nach der
Rhein=
landräumung? Eine Frageſtellung, die hierzulande
ge=
wöhnlich dann ein beſonderes Gewicht erhält, wenn von
ver=
ſchiedener Seite an gewiſſe Verſailler Grenzbeſtände mit dem
Erſuchen herangetreten wird, ſie einer Prüfung auf ihren
Ewig=
keitsgehalt zu unterziehen.
7.
Von Oscar A. H. Schmitz.
Freuds Grundfeſtſtellung iſt ſicher richtig, daß unſere
Ge=
fühle für höhere Werte, welche die Kultur ausmachen, von
un=
ſeren Eltern geweckt werden, und in zweiter Linie durch deren
Stellvertreter in der Erziehung. Jeder wird zugeben, daß die
Art, wie ſolche Wertübertragung geſchieht, für unſer Leben
ent=
ſcheidend iſt . . . Alles hängt davon ab, ob das gelebte Sein
der Eltern beiſpielgebend iſt und ihre Erziehungsgrundſätze
da=
von abgeleitet ſind, oder ob dieſe rein abſtrakte Regeln
her=
ſtellen, während die Eltern in Wahrheit ganz anders leben.
Ferner können die von den Eltern noch wirklich gelebten Werte
in dieſer Form für das Kind einer andern Zeit nicht ſchwer
oder nur teilweiſe annehmbar ſein. Im ungünſtigen Fall
entſtehen dann die ſogenannten Elternkomplexe. Tatſächlich
bringt jedes Kind den angeborenen Drang mit, in den Eltern
höchſt wertvolle, autoritäre Weſen zu ſehen. Es kann darum
nicht ohne ſchwere innere Schädigung geſchehen, wenn dieſer
Ver=
ehrungsinſtinkt früh enttäuſcht wird, während umgekehrt, wr
dieſer Trieb ſich auch ſpäter jegliche Kritik verſagt, Menſchen
leicht ihr ganzes Leben lang an dem verehrten Bild eine
Vaters oder einer Mutter haften bleiben und ſich durch deren
orts= und zeitbedingte Denk= und Fühlweiſe jede individuelle
Weiterentwicklung über die ſohn= oder tochterhafte Einſtellung
hinaus abſchneiden. Beides führt unter dem Druck der Anfor
derungen des Lebens ſchließlich zu Neuroſen. Es gibt den in
ewiger Empörung gegen jede Autorität befindlichen negativen
und den in infantiler Unſelbſtändigkeit verharrenden poſitiver
Elternkomplex, und obendrein können ſich beide im ſelben
In=
dividuum miſchen und gegenſeitig überkompenſieren.
Dieſes uralte Problem zuerſt pſychologiſch erfaßt und ſeinen
Ort auf der unbewußten Seite der Pſyche entdeckt zu haben
bleibt das unbeſtreitbare Verdienſt Freuds, aber hat er es auch
gelöſt? Freud iſt ein Kind der Naturwiſſenſchaft des 19.
Jahr=
hunderts, die nur als tatſächlich anerkannte, was den Sinnen
zu=
gänglich oder in ſeiner kaufalen Geſetzlichkeit dem Intellekt, faß
bar iſt. Alles, was ſich ſonſt in der Pſyche vorfindet, wie z. B
den Glauben des Menſchen an Werte, von den notwendiger
kleinen Tugenden des Alltags an bis zu der religiöſen Ehr
furcht vor Uebermenſchlichem wurde als nicht vorhanden oder
wenn als vorhanden, nur als pathologiſcher Komplex anerkannt
So wird ein Freudianer nicht leicht den religiöſen Widerſta
eines Menſchen gegen einſeitig rationale Aufklärung oder d.
„Hemmung” eines Mannes oder einer Frau gegenüber
ein=
ſexuellen Begierde poſitiv werten. (Um Mißverſtändniſſe zu ve
Goethe=Preis für Siegmund Freud.
Profeſſor Siegmund Freud,
der Begründer der Pſychoanalyſe, erhielt in dieſem Jahre nach
Stefan George und dem Philoſophen Dr. Schweitzer den Goethe=
Preis.
meiden, ſei hier gleich zugegeben, daß beides tatſächlich negativ
ſein, d. h. aus neurotiſcher Lebensangſt herkommen kann, aber
ebenſo häufig der Ausdruck eines unbewußten echten religiöſen
Triebes oder ererbte Inſtinktſicherheit iſt, die vorläufig keinen
beſſeren Ausdruck finden, als den primitiven eines ſich ſelbſt nicht
ganz verſtehenden Widerſtandes.) Dem Verfaſſer ſind mehrmals
ehemalige Analyſandinnen von Freudianern begegnet, die nach
der Analyſe in einen viel ſchlimmeren Zuſtand gerieten, weil es
ihnen einfach nicht möglich war, dem guten Rat zu folgen, ſich
einem freien Ausleben ihrer Triebe zu überlaſſen. Man konnte
ihnen nur helfen, indem man ihren Widerſtand gegen dieſe
Zu=
mutung als berechtigt aufwies, ihnen jedoch zeigte, daß auch in
eine individuelle Liebesbeziehung, wie ſie die Frau noch
unbe=
dingter erſehnt, als der Mann, der Trieb rückhaltlos mit eingehen
muß aber dabei eine weſentlich andere Geſtalt annimmt, als jene
halbbewußte eines richtungslos hin und her flackernden Be
gehrens. Weil ſie von dem Trieb nur in dieſer Form wiſſen
Sozialdemokrakiſcher Vorſtoß
gegen oie Aoterrorokung=
Der Ueberwachungsausſchuß des Reichstages
erklärt ſich für unzuſtändig.
* Berlin, 6. Aug. (Priv.=Tel.)
Um der Regierung Schwierigkeiten zu machen, waren die
Sozialdemokraten auf den an ſich genialen Einfall gekommen,
den Ueberwachungsausſchuß des Reichstages mobil zu machen,
der zur Wahrung der Rechte des Reichstages gegenüber der
Re=
gierung auch nach der Auflöſung beſtehen bleibt. Die
Sozial=
demokraten hatten eine große Aktion geplant. Sie wollten einen
Beſchluß durchſetzen, wodurch der Ausſchuß die Notverordnung
des Reichspräſidenten entweder aufhebt oder für
verfaſſungs=
widrig erklärt. Sie glaubten alſo, dieſen Ausſchuß als
Par=
lamentserſatz einſchalten zu können. Sie hielten auch
da=
ran feſt, obwohl die Regierung ihnen die verfaſſungsrechtliche
Unmöglichkeit ihrer Theſe nachwies, da ja der Ausſchuß nur der
Regierung gegenüber gewiſſe Vollmachten hat, nicht aber dem
Reichspräſidenten gegenüber. Die ganze Rechnung baſierte
dar=
auf, daß die Deutſchnationalen, mit deren Stimmen vor der
Auflöſung eine Mehrheit gegen die Regierung
zuſammengekom=
men iſt, auch jetzt wieder ſchärfſte Oppoſition machen würden.
Sozialdemokraten und Kommuniſten verfügen über zuſammen
12 Stimmen von insgeſamt 28 des Ausſchuſſes, ein Zuzug von
2 bis 3 Stimmen aus dem deutſchnationalen Lager würde alſo
genügt haben, um der Oppoſition eine Mehrheit zu ſichern.
Wenn das ganze auch nur ein Wahlſchachzug geblieben wäre, ſo
hatte es doch für die Regierung einen unangenehmen
Bei=
geſchmack. Die Deutſchnationalen haben doch einen Strich durch
dieſe ſozialdemokratiſche Rechnung gemacht. Sie haben den
bürgerlichen Parteien darin zugeſtimmt, daß der Ausſchuß zur
Behandlung der Anfrage unzuſtändig ſei, haben alſo mit den
Regierungsparteien geſtimmt, ſo daß der ſozialdemokratiſche
Vorſtoß mit 16:12 Stimmen zuſammenbrach. Die
Deutſchnatio=
nalen veröffentlichen dazu eine Erklärung, worin ſie an ihrer
Stellungnahme zu dem materiellen Inhalt der Notverordnung
feſthälten und ſich auf die verfaſſungsrechtliche Seite
zurück=
ziehen, weshalb ſie einen derartigen Auswuchs des
Parlamen=
tarismus nur zugunſten der Wahlpropaganda der Linken
ab=
lehnen.
Neue Schwierigkeiken bei der Oſthilſe.
* Berlin, 6. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die Erwartungen, daß die Verhandlungen über die
Durch=
führung der Oſthilfe am Mittwoch zum Abſchluß kommen würden,
haben ſich nicht erfüllt. Im letzten Augenblick haben ſich neue
Schwierigkeiten ergeben, zum Teil ſachlicher, zum Teil politiſcher
Art. Das Programm war ſo aufgeſtellt, daß zunächſt die
Referen=
ten des Reiches und Preußens noch einmal alles einſchließlich der
Perſonalfragen durchſprechen wollten und daß dann als Krönung
des Ganzen eine Chefbeſprechung unter Vorſitz des Kanzlers den
formellen Abſchluß brachte. Soweit iſt es aber nicht gekommen.
Offiziös wird als Grund dafür angegeben, daß für die
Ausfüh=
rungsbeſtimmungen, die erſt Mitte des Monats kommen werden,
noch beſondere Richtlinien vereinbart werden ſollen, da noch
ein=
zelne Meinungsverſchiedenheiten beſtehen. Aber der wahre Grund
liegt doch tiefer. Jedenfalls verlautet in politiſchen Kreiſen, daß
ausſchlaggebend für die Verzögerung die ſtarke
Verſtimmung des Reichspräſidenten ſei. Das ganze
Gebiet der Oſthilfe ſollte in 5 Unterbezirke gegliedert werden, für
deren Leitung beſtimmte Kandidaten auserſehen waren, denen
Preußen zuſtimmen ſollte, wenn der Einfluß der Preußenkaſſe
entſprechend geſichert blieb. Durch eine Indiskretion ſind die
Namen dieſer Beamten vorzeitig in die Preſſe gedrungen. Der
Reichspräſident hat ſich dagegen gewehrt und verlangt, daß ſein
Ernennungsrecht in dieſer Weiſe nicht diskreditiert werde, weil es
dann praktiſch darauf hinauslaufen würde, daß er immer nur
ſeine Unterſchrift unter längſt bekannte Dinge ſetze. Er hat
des=
halb verlangt, daß neue Vorſchläge gemacht würden, worauf
ſich die Notwendigkeit einer Vertagung zunächſt auf Donnerstag
ergab.
und weil ihnen die moderne Umwelt vielleicht nur dieſe Form
zeigt, ſind ſolche Frauen gehemmt. Gelingt es nun, ihren Trieb
durch Angliederung an ihr bewußtes Ich via Gefühl zu erziehen,
dann fällt die Hemmung fort, und ſie werden liebesfähig.
Dieſe Art der Therapie, die heute in erſter Linie E. G. Jung
vertritt, ſetzt nun voraus, daß wir die Werte zum mindeſten als
pſychologiſche Begebenheiten annehmen. Was ſie außerdem an
ſich ſind, gehört in die Metaphyſik, genau wie die Frage nach
dem Ding an ſich, das hinter der empiriſchen Erſcheinungswelt
der Naturwiſſenſchaft anzunehmen, aber nie konkret zu finden iſt.
Hier intereſſiert uns im Augenblick nur die Tatſache, daß
Meta=
phyſik und Religion pſychvlogiſche Nötigungen des
Menſchen an allen Orten ſeit den Urzeiten ſind, ſo wie die
Er=
ſcheinungswelt ſich uns zwingend als phyſiologiſche
Ge=
gebenheit darſtellt. Werden pſychiſche Gegebenheiten,
Geſetz=
mäßigkeiten wie z. B. die Logik, die Ethik, das metaphyſiſche
Be=
dürfnis verdrängt, ſo entſtehen eben ſo ſchwere Neuroſen,
wie wenn die Triebe verdrängt werden. Andernfalls müßten
die Patienten von der Neuroſe frei werden, wenn ſie ſich
ein=
fach ihren Trieben ohne Rückſicht auf Logik oder Ethik ihres
Tuns überlaſſen. Das Gegenteil iſt der Fall. Der Verfaſſer
weiß von zwei Freundinnen, von denen die eine neurotiſch war,
weil ſie keinen Mann hatte, die andere, weil ſie mehrere zugleich
hatte. Die eine war zu anſtändig, die andere war es zu wenig,
d. h. ſie war es unbewußt auch. Das ließ ſie jenen
undifferen=
zierten, dem weiblichen Gefühl widerſprechenden Zuſtand nicht
aushalten und machte ſie krank.
Es liegt nun nahe, in Freuds Leugnung oder wenigſtens
Vernachläſſigung der Werte, wenn auch nur als bloßer
pſycholo=
giſcher Gegebenheiten, einen negativen Vaterkomplex zu
ver=
muten. Die Eltern, und beſonders der Vater, ſind für jedes
Kind, wie geſagt, die erſten Wertträger. Abwehreinſtellungen
gegen die Eltern, die jeder Menſch von einigem Eigengehalt
wird durchmachen müſſen, beruhen normalerweiſe darauf, daß die
jüngere Generation immer nach neuer Wertgeſtaltung ſtrebt.
Dieſer Haltung liegt in jetziger Zeit bisweilen ein Ethos
zu=
grunde, das tiefer iſt, als das der älteren Generationen, ja deren
ethiſche Flachheit iſt oft die Urſache des jugendlichen
Wider=
ſtandes. In Freuds Jugend lagen die Dinge anders. Damals
waren religiöſe und ethiſche Doktrinen der Aelteren im
Libera=
lismus lax oder in reaktionärer Auffaſſung ſtarr geworden. Was
die Jugend in den ſiebziger Jahren ſuchte, war nicht, wie heute,
ein neues Ethos und tiefere Religioſität, ſondern Freiheit von
Religion, Ethos und jeglicher überperſönlichen Bindung
über=
haupt. Das führte viele zur grundſätzlichen Leugnung aller,
nicht aus dem Trieb ableitbaren Werte. Am folgerichtigſten war
hier der Marxismus, der ſich ja eindeutig auf die materialiſtiſche
Wiſſenſchaft berief. Der an ſich normale Gegenſatz zwiſchen jun=
Nummer 217
Der frühere franzöſiſche Miniſterpräſident Poincaré hat ſich
jetzt veranlaßt geſehen, in der Wochenſchrift „Illuſtration”, in
einem Artikel das Echo des Briandſchen Memorandums einer
Kritik zu unterziehen, und dabei, wie nicht anders zu erwarten
war, erneut ſeine eigenen politiſchen Abſichten abzuwandeln.
Da=
bei verfällt Poincaré aber in denſelben Fehler, der ſeiner
Poli=
tik ſchon immer anhaftet und der durch ſeine konſtruktiven
Ten=
denzen jeden Blick für das evolutive Moment trübt. Ohne auch
nur mit einem Wort auf die wirtſchaftlichen Notwendigkeiten
einer neuen Organiſation Europas zu ſprechen zu kommen, greift
Poincaré ſofort die politiſchen Geſichtspunkte des Briandſchen
Me=
morandums auf, um an der Hand einer vollkommen theoretiſchen,
juriſtiſchen Beweisführung für die Unantaſtbarkeit des Status
quo zu plädieren. Poincaré, der während ſeiner
Miniſterpräſi=
dentſchaft anerkennenswerte Anſätze von Verſtändnis für die
real=
politiſchen Begebenheiten zeigte, ſcheint jetzt als Privatmann
wiederum alle organiſchen Zuſammenhänge vergeſſen zu haben,
um ſich dafür in dem Konſtruktivismus einer Jurisdiktion, die
von der Verſailler Mentalität nur ſchwerlich loskommen kann, zu
verirren.
Man muß ſich in dieſem Zuſammenhange aber noch einmal
an die Tatſache erinnern, daß die Erkenntnis von der
Gemein=
ſamkeit der europäiſchen Intereſſen die Staaten Europas
ſeiner=
zeit auf Anregung von Ariſtide Briand zur Aufrollung des
gro=
ßen Problems einer Organiſation Europas führte. Der
franzö=
ſiſche Außenminiſter Briand hat allerdings in ſeinem
Memoran=
dum in der an und für ſich richtigen Erkenntnis, daß die Notlage
Europas ihre Urſachen in hohem Maße in der gegenwärtigen
po=
litiſchen Geſtaltung unſeres Kontinents hat, den wirtſchaftlichen
und politiſchen Geſichtspunkten dieſes Problems eine Bewertung
zuteil werden laſſen, die Povincaré in gewiſſer Hinſicht die
Be=
rechtigung zu einer Bevormundung der politiſchen Seite einer
etwaigen Europa=Organiſation gibt, die aber im Intereſſe einer
evolutiven Entwicklung eine ganz andere, organiſche,
wechſelſei=
tige Abſtimmung verlangt. Deutſcherſeits iſt deshalb in der
Ant=
wort auf das Briand=Memorandum ausdrücklich betont worden,
daß, was ſich in dieſem Zuſammenhange für die ganze Welt von
ſelbſt verſteht, alle Verſuche einer Beſſerung der politiſchen Lage
in Europa davon abhängen werden, daß die Grundſätze der vollen
Gleichberechtigung, der gleichen Sicherheiten für alle und des
friedlichen Ausgleichs der natürlichen Lebensnotwendigkeiten der
Völker zur Anwendung kommen. Das neue Europa kann, und das
müßte der Politiker Poincaré im Grunde genommen auch
zu=
geben, doch nur auf einem Fundament aufgehaut werden, das der
lebendigen Entwicklung auch tatſächlich ſtandhalten kann.
Wenn Poincaré in ſeinen Ausführungen nun zu einer
peſſi=
miſtiſchen Auffaſſung hinſichtlich der Organiſierung Europas
kommt, ſo hat er inſofern fraglos Recht, als ein Europa unter
den Auſpizien einer Poincaréſchen Politik niemals zu einer
ge=
ſunden Organiſation kommen kann. Anders liegen aber die
Dinge, wenn man von der wirtſchaftlichen Seite her an die
Löſung des Problems geht. Denn dann wird die
Inangriff=
nahme dieſer Aufgabe ausſichtsvoller, weil die europäiſche
Wirt=
ſchaft an ſich in viel eindringlicherer Weiſe zu einem
Zuſammen=
gehen zwingt, und damit auf der anderen Seite auch die
Voraus=
ſetzlngen einer ſolchen Gemeinſchaftsorganiſation ſchafft.
Kurz=
um, die Poincaréſchen Beweisführung, die an der Stabiliſierung
der friedensvertraglichen Verhältniſſe feſthält, und die ſich leider
nicht zu dem Vertrauen emporringen kann, das Vorausſetzung
jeder europäiſchen Zuſamenarbeit ſein muß, legt erneut Zeugnis
davon ab, wie gering das Verſtändnis iſt, das Poincaré der
ge=
genwärtigen Politik und damit der europäiſchen Zukunft
ent=
gegenbringt. Man darf deshalb nur hoffen, daß der frühere
franzöſiſche Miniſterpräſident Poincaré trotz der Beharrlichkeit
ſeiner Anſichten in der Entwicklung ſelbſt die Unhaltbarkeit ſeiner
Theſe begründet ſehen kann, zumal das Echo des Briandſchen
Memorandums doch zumindeſt die einmütige Ueberzeugung
allent=
halben feſtſtellte, daß, ganz gleich, welche Wege man endgültig
einſchlägt, die Geſamtkonſtellation zu einer Opganiſierung der
gemeinſamen europäiſchen Intereſſen zwingt.
Die Skellungnahme der Schweiz zur Briandſchen
Europa=Union.
EP. Bern, 6. Auguſt.
Der Bundesrat hat am 4. Auguſt auf die Denkſchrift der
franzöſiſchen Regierung über die Gründung einer europäiſchen
Union u. a. wie folgt geantwortet:
Donnerstag, den 7. Auguſt 1930
„Die ſchweizeriſche Regierung hat mit dem größten Intereſſe
von der Denkſchrift der franzöſiſchen Regierung über die
Schaf=
fung einer europäiſchen Union Kenntnis genommen. Sie muß
jedoch neuerdings erklären, daß ſie keine Verpflichtung
über=
nehmen könnte, die geeignet wäre, die Neutralitätsordnung, die
ſeit Jahrhunderten die Grundlage der politiſchen Verfaſſung der
Eidgenoſſenſchaft bildet, irgendwie zu beeinträchtigen. Die
ſchweizeriſche Regierung hat ſchon Gelegenheit gehabt, zu
er=
klären, daß man nach ihrer Auffaſſung an den Plan einer
euro=
päiſchen Union mit Ausſicht auf Erfolg wohl nur dann
heran=
treten kann, wenn dieſe Union die große Mehrzahl der
euro=
päiſchen Staaten umfaßt. Man hat in zahlreichen Kreiſen
be=
merkt, daß der Plan einer europäiſchen Union für den
Völker=
bund eine gewiſſe Gefahr in ſich bergen könnte. Die
ſchwei=
zeriſche Regierung glaubt, daß ſie der Zukunft allzuſehr
vor=
greifen würde, wen ſie alle in dieſer Hinſicht geäußerten
Befürch=
tungen teilen wollte. Eine europäiſche Union würde aufhören
erſtrebenswert zu ſein, wenn ſie dazu führen ſollte, die Wirkungs=
und Entwicklungsmöglichkeiten des Völberbundes zu beſchränken.
Die von ihm begonnenen Arbeiten ſoll der Völkerbund auch
fort=
führen. Die ſchweizeriſche Regierung glaubt, daß das, was die
Länder Europas wollen, ſich auf dem Gebiete der Sicherheit zu
verwirklichen vermöchte, wenn noch größere Erfolge im Rahmen
der beſtehenden Organiſationen erreicht werden könnten. Das
Problem der Sicherheit iſt ein Weltproblem und es kann
end=
gültig nicht gelöſt werden ohne Mitwirkung der anderen
Kon=
tinente. Die Schweiz hat bei ſo mancher Gelegenheit ihr
leb=
haftes Intereſſe bekundet für alles, was mit der internationalen
Zuſammenarbeit auf wirtſchaftlichem Gebiete zuſammenhängt und
iſt jedenfalls bereit, getreu ihrer bisherigen Haltung ſich an den
Beſtrebungen zu beteiligen, die darauf abzielen, die
wirtſchaft=
liche Lage Europas zu verbeſſern. Die ſchweizeriſche Regierung
behält ſich aber vor, dieſe Erörterungspunkte in der Konferenz
des näheren zu entwickeln, deren Zufammentritt in Genf im
Laufe der kommenden Völkerbundsverſammlung von der
fran=
zöſiſchen Regierung vorgeſchlagen wird.”
Ein Zwiſchenfall in Deutſch=Oftafrika.
* Berlin, 6. Aug. (Priv.=Tel.)
Die Londoner „Daily Mail”, die nicht gerade als erſtklaſſige
Zeugin gelten kann, bringt einen aufgeregten Bericht über, einen
Zwiſchenfall, der ſich in Oſtafrika=Tanger bei der Anweſenheit
des Kreuzers „Karlsruhe” begeben habe. Danach ſoll der deutſche
Konſul bei einem Eſſen der deutſchen Kolonie an die
Kriegs=
taten der Deutſchen auf Oſtafrika, vor allem auch an die
verun=
glückte Landung der Engländer in Tanger erinnert haben, woran
ſich ein Vorbeimarſch der Matroſen der „Karlsruhe” vor dem
deutſchen Konſul anſchloß. Die Engländer ſeien davon ſo
pein=
lich berührt geweſen, daß ſie von dem deutſchen Konſul
Ent=
ſchuldigung verlangt und wenige Tage darauf eine
Gegendemon=
ſtration des Kreuzers „Entrepriſe” veranſtaltet hätten. An
Ber=
liner amtlicher Stelle weiß man von dieſem Vorfall vorläufig
nichts. Der deutſche Konſul hat bisher überhaupt keine
Mel=
dung eingeſandt; er iſt jetzt aber telegraphiſch zur
Berichterſtat=
tung aufgefordert worden. Auch von dem Kommandanten des
Kreuzers „Karlsruhe” wird eine eingehende Darſtellung der
Zuſammenhänge erwartet. Soweit wir wiſſen, hat der Kreuzer
„Karlsruhe” von der Mandatskommiſſion die Genehmigung zum
Beſuch und zur Veranſtaltung des Zapfenſtreiches in Tanger
er=
halten. Daß dabei ein Eſſen der deutſchen Kolonie mit den
deut=
ſchen Offizieren geweſen ſein mag, iſt eine Selbſtverſtändlichkeit.
Die ganze Geſchichte iſt vermutlich nur ſenſationell aufgebauſcht,
weil die Engländer in dem Punkte Oſtafrika außerordentlich
empfindlich ſind. Sie haben ſeit längerer Zeit alle
Vorbereitun=
gen getroffen, um bei irgendeiner paſſenden Gelegenheit das
ehe=
malige Deutſch=Oſtafrika ihrem Kolonialbeſitz einzuverleiben,
ſind aber bisher von deutſcher Seite gewarnt worden, weil das
außerordentlich ſcharfen Proteſt auslöſen müßte. Wir möchten
deshalb auch annehmen, daß die engliſche Regierung klug genug
ſein wird, um keinen diplomatiſchen Zwiſchenfall aus der
Ange=
legenheit zu machen.
Seite 3
neuer tſchecifcher Borftoß
gegen das Egerland.
Der iſchechiſche Schuhkönig als Inkereſſenk für eines
der größken Induſtrieunkernehmungen Egers.
E Eger, 5. Auguſt.
Die „Premier”=Fahrrad=, Motorrad= und Kinderwagenfabrik
in Eger, eine der größten Induſtrieniederlaſſungen des
Eger=
landes, ſteht augenblicklich im Mittelpunkt des öffentlichen
In=
tereſſes deswegen, weil bisher noch nicht beſtätigte Gerüchte
da=
von wiſſen wollen, daß Bata, der tſchechoſlowakiſche Schuhkönig,
ſich bemüht, das Werk an ſich zu bringen, und in großem
Maß=
ſtabe die Produktion von Fahr= und Motorrädern, ſowie die
Er=
zeugung von billigen Kleinautomobilen in Eger aufzunehmen.
Schon vor einiger Zeit wollte die Firma wiſſen, daß die Pilſner
Skodawerke an den Premier=Werken in Eger ein ſtarkes Intereſſe
bekunden, und es iſt nur erklärlich, wenn in dieſem
Zuſammen=
hange nationalpolitiſche Bedenken zum Ausdrucke gebracht
wur=
den. Nunmehr ſteht feſt, daß die Mehrheit der Aktien der
„Premierwerke” in tſchechiſchen Beſitz übergegangen iſt: in der
letzten Sitzung der Egerer Stadtvertretung wurde von einem
Mit=
gliede des Gemeinderates der Befürchtung Ausdruck gegeben,
daß mit Rückſicht auf die vor kurzer Zeit erfolgte Fuſionierung
der Anglobank, in deren Beſitz ſich ein großer Teil der Aktien
der Egerer Premierwerke befindet, mit der Proger Landesbank
und der „Uvernibanka” die erſten Schritte zur Tſchechiſierung der
Egerer Induſtrie getan ſeien und daß es notwendig ſei, dieſer
Entwicklung beſonderes Augenmerk zuzuwenden. Die Leitung der
Premier=Werke ſelbſt hat die auch in einem Teil der Preſſe
auf=
getauchten Nachrichten von Verhandlungen mit dem Schuhkönig
Bata bisher eindeutig nicht dementiert; ſie hat ſich damit begnügt,
im Betriebe ſelbſt einen Anſchlag anzubringen, in welchem die
Angeſtelltenſchaft aufgefordert wird, „Gerüchten, die den
Tat=
ſachen nicht entſprechen” keinen Glauben beizumeſſen und die vor
kurzem durchgeführte Entlaſſung von etwa zweihundert Mann
als im Intereſſe der notwendig gewordenen Rationaliſierung des
Betriebes gelegen anzuſehen.
Unter Rückſichtnahme auf die ſtarke nationalpolitiſche Seite
dieſer Angelegenheit erſcheint es denn doch geboten, daß von Seiten
der Premier=Werke in bindender Weiſe Erklärungen abgegeben
werden, die geeignet ſind, die Befürchtungen zu zerſtreuen, von
denen die geſamte Oeffentlichkeit des deutſchen Egerlandes
er=
faßt erſcheint. Aus verſchiedenen Andeutungen der tſchechiſchen
Preſſe geht hervor, daß Bata, der „Herr von Zlin” ſeit Monaten
ſich mit dem Projekt der Erzeugung von Motorfahrzeugen trägt,
und daß er auf dieſem Gebiete mit den gleichen Methoden zu
arbeiten gewillt iſt, wie im Schuhfach; eine Uebernahme der
Premier=Unternehmung in Eger durch den tſchechiſchen
Schuh=
könig würde zweifellos die Ueberſiedlung einer großen Anzahl
tſchechiſcher Arbeiter nach Eger mit ſich bringen und damit der
weiteren Tſchechiſierung dieſer ehemals reichsfreien Stadt an den
Toren Bayerns und Sachſens die Wege ebnen. Es iſt ſehr
be=
greiflich, daß nicht nur die Egerer Bewohnerſchaft allein ein
In=
tereſſe daran hat, zu erfahren, ob tatſächlich dahinzielende
Ver=
handlungen im Gange ſind oder nicht!
Weikeres Anwachſen der Skreikbewegung
in Nordfrankreich.
EP. Paris, 6. Auguſt.
Der Ausſtand in der Textilinduſtrie im Bezirk Roubaix=
Tourcoing dehnt ſich täglich weiter aus. Seit geſtern iſt in dieſen
beiden Städten die Zahl der Streikenden von 49 000 auf 70 000
geſtiegen. Darunder befinden ſich zahlreiche belgiſche Arbeiter, die
infolge der vorgeſtrigen ſchweren Zwiſchenfälle an der
franzöſiſch=
belgiſchen Grenze ein Ueberſchreiten der Grenze nicht mehr für
ratſam halten und ſomit unfreiwillig der Arbeit fernbleiben.
In Halluin hat ſich die Lage dadurch verſchärft, daß heute
die Arbeiter ſämtlicher Induſtriezweige ſtreiken. Gendarmerie
durchzieht die Straßen und an den Straßenkreuzungen ſind Poſten
aufgeſtellt; jedoch iſt es ſeit geſtern nirgends zu ernſthaften
Zwiſchenfällen gekommen. Weitere zwölf Ausländer, die ſich als
Unruheſtifter verdächtig gemacht haben, ſind über die Grenze
abgeſchoben worden.
Während alſo in der Textilinduſtrie von einer Entſpannung
noch nicht geſprochen werden kann, macht ſich in der
Metall=
induſtrie des Bezirks Lille eine fühlbare Erleichterung
bemerk=
bar. Die Verhandlungen zwiſchen Arbeitgebern und
Arbeit=
nehmern ſcheinen ſich ſehr günſtig zu entwickeln, und man hofft,
daß dieſe Verhandlungen zu einer endgültigen Einigung führen
werden.
ger und älterer Generation wurde daher in den ſiebziger Jahren
(alſo ſchon für viele gegen 1860 Geborenen) nicht zu einem
Kampf um neue Werte, ſondern um einen Kampf gegen Werte
und ihre Vertreter überhaupt. Daß dies nun bei Freud in ganz
beſonderer Ausprägung der Fall war, weiſt Charles E. Maylan
in einem eben bei E. Reinhardt, München, erſchienenen Buch
„Freuds tragiſcher Komplex” nach. Gegen das Buch iſt
mancher=
lei einzuwenden. Seine Ausdrucksweiſe iſt noch ganz und gar
die ſcholaſtiſche der Freudſchule. Ferner verrät der Verfaſſer
zwar die ſchöne Hoffnung, vielleicht dem verbittert alternden
Freud durch eine Analyſe ſeines eigenen Vaterkomplexes
wenig=
ſtens zu einem ſeligen Ende verhelfen zu können, aber der
aller=
dings noch junge Streiter für die Wahrheit iſt noch nicht zu der
reifen Menſchlichkeit durchgedrungen, die ihn zu ſolcher „
Bekeh=
rung” befähigen könnte. Er packt den alten Mann mit einer ſo
rückſichtsloſen, von Grauſamkeit nicht freien Siegergebärde an,
daß jener mit dem beſten Willen die Heilsbotſchaft nicht aus dem
Schnabel des jungen Aars annehmen könnte. Sieht man aber
von dieſen bedauerlichen Umſtänden ab, dann muß man zugeben,
daß der Verſuch des Verfaſſers, Freud mit der Freudſchen
Me=
thode zu analyſieren, vollkommen gelungen iſt. Hier iſt ein
nega=
tiver Vaterkomplex aufgezeigt, der in dem ganzen Leben nichts
ſieht, als einen dauernden widerwilligen Verzicht auf
Verwirk=
lichung geheimer Triebwünſche. Von der Richtigkeit dieſer
Dia=
gnoſe kann ſich auch der überzeugen, der es nicht vermag, dem
Verfaſſer in alle die ſchlüpfrigen Winkel und Keller der
Freud=
ſchen Triebwelt nachzukriechen. Durch ſeine negativiſtiſche,
wert=
feindliche Einſtellung wurde Freud verhindert, zu werden, wozu
ſein pſychologiſches Talent ausgereicht hätte, nämlich der
wirk=
liche Reiniger unſerer muffigen Kulturatmoſphäre, wenn nämlich
ein zu den Werten ja ſagender Menſch in ihm dasſelbe Niveau
eingehalten hätte, wie der kritiſche Forſcher.
Nichts wäre nun falſcher, als Freud perſönlich das Gefühl
für Werte abzuſprechen. Er beſitzt es vielmehr in hohem Maße
Das ganze uralte jüdiſche Ethos ſteckt in ihm, aber eben dies hat
er verdrängt. Als er in Rom vor dem Moſes des Michelangelo
ſteht, da wird ihm angſt und bange, wie nur den Erzvätern
wurde, wenn ſie die Hand Jahves auf ſich laſten fühlten, und da
dämmerte es ihm, daß er ſich verblendet unter das „Geſindel”
ge=
miſcht hat, „das keine Ueberzeugung feſthalten, das nicht warten
und nicht vertrauen will und jubelt, wenn es die Illuſion des
Götzenbildes wiederbekommen hat." Zu dieſem Geſindel will
Freud nicht gehören, und er gehört gewiß nicht zu ihm, aber
warum kann er dem Urbild ſeines eigenen Raſſeethos nicht ins
Auge ſehen? Weil er abgefallen iſt und ſich zwar nicht dem
goldenen Kalb, wie das Geſindel, übergeben hat, ſondern einem
anderen vornehmeren Götzen, nämlich der modernen Wiſſenſchaft.
Freuds Fall zeigt deutlich, daß die revolutionäre, oppoſitionelle
Geſinnung, wenn auch in gewiſſen Zeiten als Uebergang not=
wendig, um neuen Tafeln Platz zu machen, genau wie jede
Proteſteinſtellung zum neurotiſchen Komplex werden kann. Dann
entſtehen jene Pſeudowerte, die nicht organiſch in der Kultur
wurzeln, und, bei aller berechtigten Kritik am alten, rein
deſtruk=
tiv bleiben. Oppoſition kann, wie geſagt, ein unvermeidliches
Mittel des Handelns ſein, als grundſätzliche im reifen Alter nicht
aufgegebene Einſtellung aber macht ſie allzu ichhaft, d. h. dem
gemeinſamen Leben gegenüber negativ, unproduktiv, zerſtöreriſch.
Daraus erklärt ſich vor allem Freuds völlige Hilfloſigkeit vor
dem Tod, denn, wenn etwas, verlangt die Verſöhnung mit
die=
ſem großen Nein ein noch größeres Ja als Grundhaltung.
* Feſtkonzerk.
Von der Leitung der ſtudentiſchen Meiſterkämpfe war als
beſondere Ueberraſchung den Teilnehmern ein Konzert im
Landestheater zugedacht, das deutſche Muſik in hervorragender
Darbietung verſprach. Der Gedanke war gewiß gut und die
Aus=
führung nicht minder. Die Ueberraſchung aber dürfte im
vor=
liegenden Falle auf ſeiten der Leitung geweſen ſein. Von den
250 Zuhörern im Großen Haus waren ungefähr 10 Studenten;
doch iſt es durchaus nicht ausgeſchloſſen, daß auch dieſe Summe
übertrieben iſt. Es iſt nicht unſere Aufgabe, die Gründe für
dieſes Verſagen feſtzuſtellen, aber wir glauben doch unſer
auf=
richtiges Bedauern ausſprechen zu müſſen, daß das ſchöne
Kon=
zert von ſeiten derer, denen es zugedacht war, ſo boykottiert
wurde.
Um ſo freudiger wollen wir es aber anerkennen, daß trotz
dieſer verſtimmtenden Leere im Hauſe glänzend und mit voller
Hingabe muſiziert wurde. C=Dur begann und beſchloß den
Abend. Das Meiſterſingervorſpiel wurde von
Generalmuſik=
direktor Böhm in glänzender Steigerung gebracht und die
Wie=
dergabe dieſes immer wieder hinreißenden Tonſtückes brachte
dem Dirigenten und Orcheſter verdient rauſchenden Beifall. Ein
Meiſtergeiger, Profeſſor Fleſch, war dann Mozarts A=Dur=
Konzert ein idealer Interpret. Die Wiedergabe, namentlich des
zweiten und dritten Satzes, war ſchlechthin vollendet. Von
Dr. Böhm in gewohnt feiner Weiſe begleitet, erſpielte Profeſſor
Fleſch ſich und dem Werk den herzlichſten Beifall der
begeiſter=
ten Zuhörer. Die C=Moll=Sinfonie von Brahms beſchloß in
ein=
drucksvoller Weiſe den ſchönen Abend, und das Publikum zeigte
ſich ſo dankbar für das Gebotene wie auf dem Höhepunkte der
O.
Saiſon.
Berliner Zilmpremieren.
avk. Die neueſte Tonfilmoperette, die ſoeben in Berlin aus
der Taufe gehoben wurde, heißt „Ein Tanga füx Dich:
Dem an ſich handfeſten Drehbuch von Walter Reiſch fehlt ein
Schuß Sekt. Demgegenüber entpuppten ſich der Komponiſt Robert
Stolz und der Regiſſeur Géza v. Bolväry (Schöpfer des Tonfilms
„Zwei Herzen im ³=Takt”) auch diesmal als große Könner; die
muſikaliſchen, techniſchen und ſzeniſchen Einfälle ſind, ob neu oder
alterprobt, recht gut und verhelfen dem Werk zum
durchſchlagen=
den Erfolg, der auch von überaus ſympathiſchen Darſtellern ſtark
gefördert wird. Bolväry verſteht, ein Enſemble vorwiegend guter
Sprecher zuſammenzuſtellen; diesbezüglich könnte ſo mancher
Tonfilmregiſſeur von ihm lernen! Die koſtümliche Ausſtattung
be=
ſorgte Profeſſor Ludwig Kainer, die wirkungsvollen Tänze hat
Heinz Lingen einſtudiert. Dieſe Tonfilmoperette wird (gleich
ihren Vorgängern) ein großes Geſchäft, denn gerade auf dem
Ge=
biete der Operette (im ſchroffen Gegenſatz zum Drama!) iſt der
bisherige Entwicklungsgang der tönenden Leinwand, ein
glück=
licher zu nennen.
Von deutſchlands Hohen Schulen.
Frankfurt a. M. Dem Lektor der Vortragskunſt Friedrich
Karl Roedemeyer iſt die Leitung des anfänglich für Mainz
vorgeſehenen Heſſiſchen Seminars für Sprecherziehung, nunmehr
für Darmſtadt, mit der Amtsbezeichnung Profeſſor übertragen
worden. Roedemeyer wird die Frankfurter Lehrtätigkeit
bei=
behalten.
Freiburg i. Br.: Amtlich wird die Ernennung des o.
Profeſ=
ſors Dr. Hans Eppinger zum ordentlichen Profeſſor der
inne=
ren Medizin an der Univerſität in Köln als Nachfolger des
emerit. Geh. Medizinalrats Friedrich Moritz beſtätigt.
Köln: Das Winterſemeſter 1930/31 beginnt am 15. Oktober.
Vorleſungsbeginn: Montag, den 3. November. Das
Vorleſungs=
verzeichnis kann vom Univerſitäts=Sekretariat gegen Einſendung
von 50 Pf. und 15 Pf. Porto bezogen werden.
Aachen: Rektor und Senat der Techniſchen Hochſchule haben
durch einſtimmigen Beſchluß auf Antrag der Fakultät für
Stoff=
wirtſchaft dem Profeſſor Dr. phil. Ernſt Jänecke in Heidelberg,
der ſich durch unermüdliches Erforſchen und geniales
Syſtemati=
ſieren der in geſättigter Salzlöſung herrſchenden Gleichgewichte
um die Anwendung der Phaſenlehre auf die Prozeſſe der
chemi=
ſchen Großinduſtrie hervorragende Verdienſte erworben hat, die
Würde eines Dr.=Ing. Ehrenhalber verliehen.
Berlin: Für das Fach des Neuen Teſtaments habilitierte ſich
in der Theologiſchen Fakultät Lic. Dr. Johannes Schneider,
Aſſiſtent bei Geheimrat Deißmann am Neuteſtamentlichen
Semi=
nar. — Zum Rektor der Handelshochſchule für das Studienjahr
1930/31 iſt der ordentliche Profeſſor der Betriebswirtſchaftslehre
Dr. Friedrich Leitner gewählt worden.
München: Profeſſor Dr. Walter Vogt hat den Ruf auf den
Lehrſtuhl der Anatomie an der Univerſitat Zürich als Nachfolger
des verſt. Prof. Walter Felix angenommen und bereits ſeine
Ernennung zum Ordinarius und Direktor des Anatomiſchen
In=
ſtituts in Zürich erhalten. Vogt iſt geborener Kieler.
Seite=X
Donnerstag, den 7. Auguſt 1930
Nummer 217
Statt Karten.
Dr. Hans Erich Schönig.
Dr. Orete Schönig-Bauer
Vermählte
Darmstadt
Wilhelminenstr. 33
6. August 1930
Walter Kauf
Marie Kauf
geb. Hochstätter
Vermählte
August 1930.
Für die anläßlich unſerer Vermählung
uns ſo vielfach erwieſenen
Aufmerkſam=
feiten ſagen herzlichen Dank
Studienaſſeſſor Bücking u. Frau
Erna, geb. Schaaf.
(12117
Für die anläßlich unſrer goldenen
Hoch=
zeit dargebrachten Aufmerkſamkeiten
jagen wir hierdurch innigſten Dank.
Ludwig Rühl und Frau
Darmſtadt, Tannenſtr. 30.
8=Jähriger,
mittel=
groß (hier fremd),
wünſcht Mädch.
ken=
nen zu lern. zw. ſp.
Heirak!
Zuſchr. unter H. 103
an die Geſchäftsſt.
Jung. Mann. 20 J..
ernſt. Char., wünſcht
d. Bekanntſch. eines
netten Mädels, 18
bis 20 J., ev. ſpät.
beirat Zuſchriften
mit Bild erbeten u.
H. 110 an die
Ge=
ſchäftsſt. Diskretion
Ehrenſache.
Todes=Anzeige.
Mei lieber Mann, unſer guter Vater und Schwiegervater
Wilhelm Fritzel
Lehrer i. R.
wurde uns im 69. Lebensjahr zu Füſſen a. Lech infolge eines
Schlag=
anfalls durch den Tod entriſſen.
Margarete Frikzel, geb. Würtenberger
Toni Veith, geb. Fritzel
Rudolf Veith, Studienrat.
Gießen und Darmſtadt, Wittmannſtr. 9, den 2. Auguſt 1930. (*
Die Beerdigung findet am Samstag Vormittag 11 Uhr auf dem
Friedhof an der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Todes-Anzeige.
Heute entſchlief plötzlich und
un=
erwartet unſere liebe Tochter,
Schwiegertochter. Schweſter,
Schwägerin und Tante
Einfadets Biueladans
Witwe
geb. Scherer
Mitglied vom Volkswohl=Bund
im 41. Lebensjahr.
Die trauernden
Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Beſſungerſtr. 6.
Die Beerdigung findet Freitag,
den 8. Auguſt, nachmittags 3 Uhr,
von der Kapelle des
Waldfried=
hofs aus ſtatt. (12118
Trauergarderoben
werden in einigen Stunden ſchwarz gefärbt
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Nummer 217
Darmſtadt, den 2. Auguſi.
Die Sammlung Heyl verläßt Darmſtadt.
Die große Mehrzahl unſerer Mitbürger weiß von der
Samm=
lung alter und neuer Kunſt, welche der verſtorbene Freiherr
Maxi=
milian von Heyl beſeſſen hat, und welche bisher der Heylshof
in der ſtillen Weyprechtſtraße beherbergte, nur durch die
groß=
herzige Stiſtung der 13 Böcklinbilder und der 75
Böck=
linzeichnungen, die in 3 Galerieſälen des
Landes=
muſeums aufgehängt ſind. Die Zahl derjenigen, welche die
übrigen Kunſtwerke, darunter die vielen „Antiken” an Ort und
Stelle ſehen und bewundern konnten, iſt verhältnismäßig klein.
Dieſe koſtbare Sammlung nun — die größte und bedeutendſte
Privatſammlung in unſeren Mauern — ſoll im Oktober dieſes
Jahres bei Hugo Helbing in München verſteigert werden
und ſomit in alle Winde zerſtreut. Darmſtadt wird um einen
guten Teil ſeines Kunſtbeſitzes ärmer. Dem Entgegenkommen der
Auktionsfirma Hugo Helbing iſt es zu danken, daß
vor ihrer Auflöſung die ſchöne Sammlung und bevor ſie uns
ganz verläßt, mit ihren koſtbarſten Teilen in der alten Heimat
öffentlichausgeſtellt wird und ſo von jedem Darmſtädter
ſtudiert werden kann. Zu dieſem Zweck ſchließt in kurzem die
Galerie des Landesmuſeums einige ihrer Oberlichtſäle,
damit ſie ausgeräumt werden können und die Sammlung Heyl
zu einem Aufenthalt von wenigen Wochen aufnehmen können.
Die Kunſtſammlungen des Landesmuſeums haben von Heyl
und ſeiner Gattin im Lauf der Jahrzehnte manche wertvolle
Zu=
wendungen auch außer der Böcklin=Kollektion empfangen; ſie
er=
füllen, indem ſie den Abſchied von Heyls Kunſtſchätzen
ermög=
lichen, eine Dankesſchuld an dem vornehmen und gebefrohen
Paar, mit welchem eine Menſchenart dahingegangen iſt, deren
Kultur und Kunſtenthuſiasmus uns bereits fremd zu werden
droht. Wir härteren und aktiveren. gegenwärtigeren und der
Wirklichkeit, faſt in einem mythiſchen Sinne, näheren, wir kälteren
Menſchen von heute verehren im Heylſchen Schlag und ſeiner
ſtilvoll genießenden Wirkſamkeit eine Generation, von der uns
neue und ſchwere Aufgaben zwar trennen, welcher wir aber in
bedenklichen Augenblicken nicht umhin können, mit einem leiſen
Schauer der Wehmut nachzutrauern.
Fr.
Dank des Bundes Deufſcher Jugendvereine.
EPH. Der Bundesrat des Bundes Deutſcher Jugendvereine,
der in der Klauſenmühle zu einer Freizeit und Beratung
zuſam=
mengetreten iſt, grüßt die Bevölkerung von Darmſtadt in warmem
Dank für all das herzliche Entgegenkommen und die tätige
Mit=
hilfe bei dem Gelingen der Bundestagung. Dieſer Dank gilt vor
allem den Quartiergebern für ihre Gaſtfreundſchaft und allen
Be=
hörden, die dazu beigetragen haben, daß trotz der mannigfachſten
anderen Veranſtaltungen in Darmſtadt dieſe Jugendtagung zur
vollen Auswirkung kommen konnte und all die Tauſende junger
Menſchen aus allen Teilen Deutſchlands von der Tagung in
Darmſtadt bereichert in ihre Heimat zurückkehren konnten.
Mietanmeldungen für die Spielzeit 1930/31 des Heſſiſchen
Landestheaters. Die Mietabteilung des Heſſiſchen
Landes=
theaters nimmt nach Ablauf der Friſt zur Wiederbeſtellung der
vorjährigen Mietplätze Neuanmeldungen für die
Spiel=
zeit 1930/31 entgegen. Die Zuteilung der Plätze erfolgt nach der
Reihenfolge der Anmeldungen. Wer ſich baldigſt an die
Miet=
abteilung des Landestheaters (Sprechſtunden werktäglich von 9
bis 13.30 Uhr) wendet, ſichert ſich den Vorteil einer günſtigen
Platzwahl. Eine Erhöhung der Mietpreiſe für die neue
Spiel=
zeit findet nicht ſtatt damit trotz der erſchwerten Wirtſchaftslage
allen Bevölkerungskreiſen die Möglichkeit geboten bleibt, an den
Veranſtaltungen des Landestheaters unter Ausnutzung der
mannigfachen Vorteile des Mietſyſtems (ſtändiger Platz;
Tauſch=
recht, Wahlvorſtellungen, bequeme Ratenzahlung) Anteil zu
nehmen.
— Drei Volksvorſtellungen im Orpheum. Am kommenden
Samstag, Sonntag und Montag, den 9 10. und 11. Auguſt,
abends 8,15 Uhr, finden drei letzte Aufführungen (
Volksvorſtel=
lungen) „Der müde Theodor” von Max Neal und Max
Ferner ſtatt. Dieſer Lachſchlager iſt von ganz beſonderer Qualität
und erzeugt Lachſtürme in Permanenz. Guſtav Bertram iſt von
einer unüberbietbaren Komik. Wer ihn noch nicht in dieſer Rolle
geſehen hat, ſollte nicht verſäumen, ihn in dieſer Rolle anzuſehen.
Karten: Verkehrsbüro, de Waal, Rheinſtraße 14. Volkspreiſe:
1. und 2. Parkett und 1. Balkon 2 RM. Seitenparkett. 2. Balkon
und Sperrſitz 1,50 RM., Saal 1 RM., Eſtrade 0,80 RM.
— Darmſtädter Künſtler. Der in Darmſtadt bekannte Geiger
Erwin Wollner, ein Schüler Thibauds, der eine
amerika=
niſche Tournee zurückgelegt und in New York, Paris und Berlin
mit ſenſationellem Erfolg geſpielt hat, wird im Laufe der
kom=
menden Saiſon mit Kapellmeiſter Karl Hauf zuſammen einen
Violinabend geben. Näheres wird noch bekannt gegeben.
— Der Verein der Freundinnen junger Mädchen, will allen
alleinſtehenden und ortsfremden, in Erwerb oder Ausbildung
ſtehenden jungen Mädchen durch die Donnerstags=Heimabende
frohes, gemütliches Zuſammenſein und gegenſeitige Ausſprache
ermöglichen. Anweiſung im Zuſchneiden und im Nähen findet
alle 14 Tage durch eine techniſche Lehrerin ſtatt. Nähmaſchine
ſteht zur Verfügung. Bücherausgabe, Singen, Leſen, Beſprechen
von praktiſchen Fragen aus dem Leben der jungen Mädchen unter
Leitung des Vorſtandes. Am Donnerstag, dem 7. Auguſt, werden
Lichtbilder gezeigt, Beginn; vünktlich 8,15 Uhr im
Freundinnen=
heim, Sandſtraße 24. Jedes ortsfremde oder alleinſtehende junge
Mädchen iſt ohne vorherige Anmeldung bei unſeren
Veranſtaltun=
gen herzlich willkommen!
— Ein ſchwerer Verkehrsunfall ereignete ſich geſtern
nach=
mittag gegen 1 Uhr Ecke Landgraf=Georg= und Mühlſtraße. Ein
Pribatauto aus Frankfurt a. M., das von einem Frankfurter
Studenten geſteuert wurde, fuhr in voller Fahr auf den
Kraft=
wagen des Herrn Dr. Riemenſchneider auf. Der Anprall war ſo
heftig, daß der Gaskandelaber an der Straßenecke glatt umgelegt
wurde und der Wagen des Arztes an die Eckwand gedrückt und
vollſtändig demoliert wurde. Dr. Riemenſchneider erlitt eine
rechtſeitige Bruſtquetſchung und wurde ſofort in das Städtiſche
Krankenhaus verbracht. Lebeusgefahr ſoll nicht beſtehen. Der
Frankfurter Fahrer wurde nur unerheblich verletzt, auch ſein
Auto wurde verhältnismäßig leicht beſchädigt. Die Polizei und
Sachverſtändigen erſchienen ſofort an der Unfallſtelle, um die
Schuldfrage zu klären. Eine große Menſchenmenge hatte ſich
angeſammelt. Wie uns berichtet wurde, ſoll der Frankfurter
Fahrer in ſehr ſcharfem Tempo gefahren ſein.
Die Zeppelin=Landung am 11. Auguſt.
Wie die Heſſiſche Flugbetriebs=A.G. mitteilt, wird das
Luftſchiff „Graf Zeppelin” am Verfaſſungstag, dem 11.
Auguſt, zweimal auf dem Griesheimer landen, und
zwar erfolgt die erſte Landung morgens etwa 7.30 Uhr, die
zweite zwiſchen 15 und 16 Uhr.
Hierzu ſchreibt man uns noch:
Als Entſchädigung für den am 3. Auguſt ausgefallenen
Beſuch in Darmſtadt wird das Luftſchiff „Graf Zeppelin”, am
Verfaſſungstag, 11. Auguſt, zweimal auf dem „Griesheimer Sand”
bei Darmſtadt landen. Und zwar erfolgt die erſte Landung
mor=
gens um 7.30 Uhr auf dem Rückflug von Dortmund, während die
zweite Landung zwiſchen 15 und 16 Uhr vor ſich gehen wird.
Die bereits gelöſten Eintrittskarten haben, ſoweit ſie nicht
bei der am Montag, 4. Auguſt, erfolgten Landung benutzt
wur=
den, für die Morgenlandung und Nachmittagslandung am 11.
Auguſt Gültigkeit. Ebenſo wird einige Tage nach dem 11. Auguſt
die Feſtſtellung derjenigen Zeppelin=Erinnerungshefte erfolgen.
auf deren Nummern die Freiflüge mit dem Luftſchiff „Graf
Zeppelin” oder mit Verkehrsflugzeugen der Deutſchen Lufthanſa
entfallen.
Der am Montag, 4. Auguſt, ausgeführte Heſſenflug des „Graf
Zeppelin” hat in allen berührten Orten Begeiſterung ausgelöſt.
Vielfach größer aber war die Begeiſterung auf dem Griesheimer
Sand”, als das ſtolze Schiff trotz ſtarken Windes ſeine glatte
Landung vollzog. Mit majeſtätiſcher Ruhe ging das Schiff zu
Boden, begrüßt vom toſenden Jubel der Menſchenmenge. Der
Eindruck, den das Luftſchiff aus der Nähe erweckt, iſt
überwälti=
gend und längſt nicht zu vergleichen mit dem, den das Schiff aus
der Höhe auslöſt. Die rieſigen Ausmaße des „Graf Zeppelin”
kommen erſt voll zur Geltung, wenn man das Luftſchiff nahe vor
ſich am Boden ſieht und die exakten Start= und Landemanöver
be=
obachten kann, wie es bei der Darmſtädter Landung der Fall
war. Es iſt daher kein Wunder, wenn jeder Zuſchauer einer
Zeppelinlandung von einem unvergeßlichen Erlebnis berichtet.
Der Vorverkauf der Karten und der Zeppelin=
Erinnerungs=
hefte geht bei den bekannten Vorverkaufsſtellen weiter.
Große Fechkakademie am Freitag abend
in der Feſthalle.
Der Vorverkauf für die Große Fechtakademie am
Frei=
tag abend in der Feſthalle unter der Teilnahme der Meiſter der
Studentenolympiade beginnt heute vormittag um 12 Uhr im
Sporthaus Adelmann, Rheinſtraße, und Skurnik. Grafenſtraße.
Sitzplätze nur an der Abendkaſſe.
30 Jahre chriſtlicher Bekleidungsatbeikerverband.
Der Verband chriſtlicher Arbeitnehmer des
Bekleidungsgewer=
bes, Sitz Köln, begeht in dieſen Tagen ſein 30jähriges Beſtehen.
Am 1. Auguſt 1900 wurde der Verband unter dem damaligen
Titel Verband chriſtl. Schneider, Schneiderinnen und verwandter
Berufe Deutſchlands in München gegründet. In Verfolg der
ſtruk=
tuellen Entwicklung wurde Ende 1906 die Zentrale des Verbandes
nach Köln verlegt. Von nur wenigen 100 Mitgliedern bei der
Gründung hat ſich der Verband auf die heutige beachtliche. Höhe
emporgearbeitet. In mühevoller Arbeit und ſtändigem Kampfe
ſowohl gegen unſoziale Arbeitgeber und ihre Organiſationen als
auch gegneriſche Verbände hat er in den 30 Jahren die Intereſſen
ſeiner Mitglieder beſtens zu wahren geſucht. Auf dem lohn= und
tarifpolitiſchen Gebiet hat er ſich von Anfang an beſonders
inten=
ſiv betätigt. Durch dieſe ſeine Arbeit mit war es möglich, daß im
Bekleidungsgewerbe ſchon frühzeitig der Tarifgedanke bei
Arbeit=
gebern und Arbeitnehmern beſondere Beachtung und Pflege fand.
Heute ſind die Lohn= und Arbeitsverhältniſſe der Mitglieder faſt
vollſtändig tariflich geregelt. An den maßgebenden Reichstarifen
und den meiſten Bezirkstarifen im Bekleidungsgewerbe iſt der
Verband als Kontrahent beteiligt.
Getreu den Prinzipien der geſamten. chriſtlichen Bewegung
hat der Verband in den 30 Jahren im Rahmen der
Geſamtbewe=
gung die chriſtlich=ſozialen Grundſätze unentwegt vertreten. Von
dieſen Grundſätzen war ſeine ganze Arbeit, insbeſondere auch die
Schulung der Mitglieder, getragen. Für das deutſche Volk iſt eine
ſolche Einſtellung, vor allem auch in der jetzigen Zeit, von
Bedeu=
tung, wo Not und Sorge einerſeits und gewiſſenloſe Phraſe und
Radikalismus andererſeits gerade die Arbeiterſchaft zu verwirren
drohen. Der Verband chriſtlicher Arbeitnehmer des
Bekleidungs=
gewerbes iſt in ſeiner Ganzheit, d. h. in ſeiner Leitung und in
ſei=
ner Organiſation, beſtrebt, dieſe Grundſätze trotz allen
Anfechtun=
gen auch jetzt noch für die Zukunft zu erhalten. Als beachtlicher
Faktor innerhalb der deutſchen Arbeiterſchaft iſt er die berufene
Intereſſenvertung aller chriſtlich geſinnten Arbeitnehmer, im
Be=
kleidungsgewerbe.
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— Darmſtädter Sängerſchaft. Auf die in der heutigen Nummer
enthaltene Anzeige wird beſonders hingewieſen. Die für heute abend
angeſetzte Maſſenchorprobe in der Rundeturmſchule fällt
aus, da die am Verfaſſungstage geplanten Maſſenchöre wegen der
Zeppelin=Landung nicht geſungen werden können.
— Zuſchneide=Kurſus. Am Dienstag, dem 12. Auguſt,
vor=
mittags 8,30 Uhr, beginnt im Fürſtenſaal, Darmſtadt,
Grafen=
ſtraße 18, im Rahmen der Schneider=Zwangsinnung des
Land=
kreiſes Darmſtadt ein Vollzuſchneidekurſus für die
Herren=
ſchneider und Damenſchneiderinen. Die Leitung des Kurſus
ob=
liegt der Zuſchneide=Lehranſtalt des Erſten Frankfurter
Zuſchnei=
der=Vereins e. V., Frankfurt a. M., Zeil 63.
Straßenſperre. Wegen Vornahme von
Straßenbauarbei=
ten wird die Hoffmannſtraße zwiſchen Herdweg und. Ohlyſtraße
vom 6. bis 10. Auguſt 1930 für Fahrzeuge aller Art geſperrt.
Vermißt. Seit 31. Juli wird die 41jährige Eugenie Kredel
geb. Revermann von hier vermißt. Sie hat zuletzt in König i. Odw. in
einem Gaſthaus gewohnt und das Haus unter Umſtänden verlaſſen, die
darauf ſchließen laſſon, daß die Frau ſich ein Leid antun will.
Leichter Verkehrsunfall. In der Bismarckſtraße vor dem
Ge=
werkſchaftshaus fuhr der Perſonenkraftwagen IA 63 261 auf
den hinteren Teil des Perſonenkraftwagens VS 314 auf. Es iſt nur
leichter Sachſchaden entſtanden; Perſonen wurden nicht verletzt.
—Feſtnahme. Ein 21jähriger Hilfsarbeiter aus Berlin
wurde hier feſtgenommen, weil er ein noch gut erhaltenes Fahrrad mit
ganz neuer elektriſcher Beleuchtung, das er in einem Vororte von
Mainz am 4. Auguſt geſtohlen hatte, hier in Darmſtadt abſetzte.
Wäh=
rend er das Fahrrad gegen eine gut erhaltene Mancheſterhoſe
ein=
tauſchte, gab er die elektriſche Beleuchtung gegen eine Ziehharmonika
ab, die er aber ſofort wieder in der Herberge zur Heimat für 70 Pfg.
verkaufte. Der Geſchädigte aus dem Vorort von Mainz iſt noch nicht
ermittelt. Bei dem Fahrrad handelt es ſich um ein Rennmodell mit
hellblauer Emaillierung und roter Bereifung. Das Fahrrad iſt bei der
Kriminalpolizei ſichergeſtellt.
Die Landesverſammlung des Hefſ. Hauplvereins
des Evangeliſchen Bundes.
EPH. Der Heſſiſche Evangeliſche Bund hält ſeine 43.
Landes=
verſammlung vom 30. Auguſt bis 1. September in Schlitz (
Ober=
heſſen) ab. Zu der Tagung wird wahrſcheinlich der neue
Präſi=
dent des Evangeliſchen Bundes, Miniſterialdirektor Dr. Conze,
erſcheinen. Sie ſteht unter dem Thema: „Der Evangeliſche Bund,
ein Bekenner zu evangeliſchem Glauben, proteſtantiſcher Tat und
evangeliſcher Gemeinde‟. Dazu werden die Redner D.
Fahren=
horſt=Berlin, Dr. Simon=Offenbach und Pfarrer Berger=
Darm=
ſtadt ſprechen.
Ausflugſonderzug nach Magen und Niedermendig
zur Abkei und See Maria Laach
am Sonnkag, den 10. Anguſt 1930.
Der Sonderzug der Reichsbahndirektion Mainz nach Mayen,
dem Herzen der vulkaniſchen Eifel, und nach Niedermendig—
Maria Laach findet viele Freunde, ſo daß es dringend geboten
erſcheint, die Fahrkarten bei Zeiten zu löſen.
Die Fahrt führt rheinabwärts über Koblenz zunächſt nach
Mayen und nachmittags nach Niedermendig (Maria Laach). Nach
der Beſichtigung von Mayen und Einnahme des Mittageſſens
beſteht Gelegenheit, in Geſellſchaftswagen der Reichspoſt direkt
nach Mayen durch das Nettetal über Eltringen-Bell—
Ober=
mendig nach Maria Laach zu fahren. Der weſentlich ermäßigte
Fahrpreis für dieſe durch intereſſantes Gebiet führende
Auto=
fahrt beträgt 1 RM. Der in Mayen=Oſt um 13,25 Uhr abgehende
Sonderzug trifft um 13,36 Uhr in Niedermendig ein, ſo daß auch
die Reiſeteilnehmer des Sonderzugs bequem Maria Laach
errei=
chen, um an der liturgiſchen Veſper in der Abteikirche dem
gro=
ßen Denkmal romaniſcher Baukunſt, teilnehmen zu können, die
im Intereſſe der Sonderzugsteilnehmer ausnahmsweiſe an
die=
ſem Sonntag erſt um 15 Uhr beginnt.
Alles weitere ergibt ſich aus den Handblättern, die während
der Fahrt ausgehändigt werden. Wer Naturfreund iſt, wer
maje=
ſtätiſche Natur und Innenkultur erleben will, der ſoll mit in die
Eifel und nach Maria Laach fahren, wo er nachhaltige Eindrücke
mit nach Hauſe nehmen wird.
Mit der Reichsbahn nach der Reichshauptſtadt Berlin
und nach Polsdam.
Die Reichsbahndirektion Mainz beabſichtigt, gemeinſam mit
der Reichsbahndirektion Frankfurt a. M. in der Zeit von
Frei=
tag, den 15. Auguſt, bis einſchließlich Dienstag, den 19. Auguſt
ds. Js., eine 5tägige Sonderfahrt nach Berlin und
Potsdam zu veranſtalten. Die zu ſo hoher Bedeutung für das
ganze Reich emporgeſtiegene Hauptſtadt, ihre ſtolzen
Erinnerun=
gen als Reſidenz und ihre neuere große Entwicklung kennen zu
lernen oder neu zu ſehen, wird für viele Wunſch und
Notwendig=
keit ſein. Die Reichsbahn will hierdurch der Allgemeinheit
Ge=
legenheit geben, auf bequeme, ſchnelle und billige Weiſe einen
ſol=
chen Beſuch auszuführen. Es wird für dieſe Fahrt, die in
Zuſam=
menarbeit mit den Berliner und Potsdamer Verkehrsſtellen
er=
folgt, ein beſonderes Programm ausgegeben, das u. a. die
Be=
ſichtigung des Schloßmuſeums im ehemaligen Kaiſerlichen Schloß
am Luſtgarten, einen Beſuch des Reichstagsgebäudes, große
Rundfahrten durch Berlin in Geſellſchaftsautos und eine
Son=
derfahrt nach Station Wildpark bei Potsdam mit Beſichtigung
der Schlöſſer Sansſouci und neues Palais in Potsdam vorſieht.
Auch der Lufthafen, die Garniſonkirche und das Stadtſchloß in
Potsdam ſollen beſucht werden. Außerdem bietet ſich
Gelegen=
heit, eine Dampferfahrt auf dem Wannſee, dem landſchaftlich
ſchönſten der großen Seeen der Berliner Umgebung, auszuführen.
Auch dieſe Sonderfahrt erfolgt, wie bereits die früheren, unter
ſorgſamer Führung die den Teilnehmern alle
Unbequemlichkei=
ten erſpart. Die Geſamtkoſten der Hin= und Rückfahrt mit der
Reichsbahn werden ſich auf 27 bis 32 RM., je nach der
Zugangs=
ſtation, ſtellen. Als Halteſtationen des Sonderzuges, der bis
Frankfurt a. M. in zwei Teilen gefahren wird, kommen
Wies=
baden=Hbf., Mainz=Hbf., Mainz=Süd, Rüſſelsheim. Darmſtadt=
Hbf., Langen (Heſſen), Buchſchlag=Sprendlingen, Frankfurt a. M.=
Hbf., ſowie Friedberg (Heſſen), Bad=Nauheim und. Gießen in
Frage. Die am Freitag, dem 15. Auguſt 1930, in Wiesbaden=
Hbf. und Darmſtadt=Hbf. abfahrenden Teilzüge werden in
Frank=
furt a. M., Haupt=Perſonenbahnhof, zu einem Sonderzug
ver=
einigt. Die Unterkunft in Berlin iſt im Benehmen mit dem
Fremdenverkehrsamt der Stadt Berlin geregelt. Ein
ausführ=
liches Programm wird während der Fahrt koſtenlos verteilt. Die
Rückfahrt am Dienstag, dem 19. Auguſt, die noch einen
Verpfle=
gungsaufenthalt in Kaſſel vorſieht, wird ſo zeitig angetreten, daß
alle Anſchlüſſe auf den Uebergangsſtationen in die Heimat
er=
reicht werden. Näheres iſt aus den auf den Bahnhöfen uſw.
an=
geſchlagenen Aushängen zu erſehen. Auch geben die
Fahrkarten=
ausgaben und Mitteleuropäiſchen Reiſebüros nähere Auskunft.
Um die weiteren Vorkehrungen treffen zu können, iſt es nötig, die
Sonderzugkarten alsbald zu löſen und, ſoweit erwünſcht,
Beſtel=
lungen auf Zimmer an den Fahrkartenſchaltern abzugeben, die
im Beſitze von entſprechenden Vordrucken ſind.
Wahlpropaganda durch Bekleben von Firmenſchildern,
Schaufenſtern uſw. Im Hinblick auf die bevorſtehenden
Reichs=
tagswahlen wird wiederholt darauf hingewieſen, daß nach
Ar=
tikel 48 des Heſſiſchen Geſetzes, die Preſſe betreffend, vom 1. Aug.
1862, und § 73 Abſ. 2 der Heſſiſchen Ausführungsverordnung zur
Gewerbeordnung Druckſchriften ohne Unterſchied, ob dies
gewerbsmäßig geſchieht oder nicht, nur an ſolchen Stellen
öffentlich angeſchlagen oder angeheftet werden
dürfen, für die das Polizeiamt ausdrücklich ſeine
Genehmigung erteilt hat. Zuwiderhandlungen werden
beſtraft. Auch wird darauf aufmerkſam gemacht, daß das
Anhef=
ten oder Anſchlagen von Druckſchriften an verbotenen Stellen eine
Sachbeſchädigung im Sinne des § 303 des Strafgeſetzbuches
darſtellt und Zuwiderhandelnde daher auch aus dieſem Grunde
beſtraft werden können. Die Polizeiorgane ſind angewieſen, im
Falle von Zuwiderhandlungen unnachſichtlich Strafanzeige zu
erſtatten.
Aus den Parkeien.
— Ortsgruppe Darmſtadt der Deutſchen
Volks=
partei. Die Mitglieder der Ortsgruppe, Jugendgruppe und
Arbeitergruppe ſowie die Ortsgruppe der R.j.V. werden nochmals
auf die heute abend 8,15 Uhr im „Fürſtenſaal” (Chriſt)
ſtattfin=
dende außerordentliche Mitgliederverſammlung
höf=
lichſt aufmerkſam gemacht. Reichstagsabgeordneter Dingeldey
referiert über die politiſche Lage, Generalſekretär Welkow ſpricht
über Organiſation des Wahlkampfes. Es wird um zahlreiches
und pünktliches Erſcheinen gebeten.
Tageskalender für Donnerstag, den 7. Auguſt 1930.
Heſſ. Landestheater, Kleines Haus 20 Uhr:
Feſtvorſtel=
lung Datterich” — Konzerte; Schloßkeller, Kaffee Oper,
Hotel Schmitz, Rheingauer Weinſtube Sportplatz=Reſtaurant,
Zum Datterich. — Herrngartenkaffee:
Nachmittags=
konzert. — Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helia=
Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.
MAKEDON ZIGARETTEN
FABRIK G. M. B. H., M A INZ -
KONZERNFREI
Die btosse HANNESEAEEIE
[ ← ][ ][ → ]Seite 6
Donnerstag, den 7. Auguſt 1930
Nummer 217
Mit „Graf Beppelin” durch Dämmer und Nacht.
Das war eine Fahrt im Zeppelin wider Willen! Eine
Ent=
führung faſt! Und wurde zu einem Erleben von unvergeßlichem
Eindruck. 7½ Stunden von Tag über Dämmern des Abends in
die dunkle Nacht, die die Erde zum Himmel umgeſtaltete, da die
Lichter der großen Städte Sternen gleich aus dem Dunkel
glitzerten! —
Die Abfahrt: Vom Gewitterregen bis auf die Haut
durchnäßt, harrten wir unentwegt der Landung in Darmſtadt, die
„Graf Zeppelin” in drei, vier verſchiedenen Verſuchen immer
wie=
der verſchob. In denen er immer wieder zum Rhein abbog und
ſeinen Silberſchimmer über Oppenheim, Nierſtein, Worms, auch
wohl Frankenthal, leuchten ließ. Bis die Meldung eintraf, daß
er das Gewitter abwarten und beſtimmt dann
landen werde. Und mit uns hielten Tauſende in dem Regen
aus, um den Giganten endlich aus nächſter Nähe ſehen zu können.
Es wurde belohnt! Doppelt belohnt für uns, die wir zu den
glücklichen Inhabern grüner Karten zählten und die der Beruf bis
in die allernächſte Nähe des Luftſchiffes vorließ.
Wunderbar das Manöver der Landung! Faſzinierend auch
für den, der es öfter ſchon ſah. Der wußte, daß der Rieſe faſt
minutiös auf das ihm bezeichnete Landekreuz zuſteuern und hier
ſeine Haltetroſſen abwerfen werde. Ein Anblick den niemand
ver=
gißt, als die Spitze ſich tief neigte und auf die Gruppen der
Halte=
mannſchaften zuſteuerte, bis es, Motore abgeſtellt, in majeſtätiſcher
Ruhe ſchwebte und dann langſam niedergezogen wurde. —
Unver=
geßlich auch der Anblick etwa eine halbe Stunde vorher, als es in
der Südecke des Platzes plötzlich ſtillſtand in etwa 400 Meter Höhe
und ſich einfach — lautlos — vom Wind ſeitlich tragen ließ.
Dann die Ueberraſchung: Die Steigleiter war angelegt
und Staatspräſident Adelung, Miniſter Kirnberger und
Leuſchner Präſident Delp, Oberbürgermeiſter Mueller,
Redakteur Eckert, die Darmſtädter Paſſagiere, hatten mit
einigen anderen das Luftſchiff verlaſſen — Zug um Zug mit
einem einſteigenden Paſſagier — als Kapitän von Schiller zur
Eile treibt, weil ſtarke Böen den ſchnellen Wiederauftieg
ratſam erſcheinen laſſen. Schnell ſteige ich, ebenſo freundlicher
wie dringlicher Einladung Folge leiſtend, ein, in der
Vorausſicht, nach gegebener Zuſage das Luftſchiff kurz beſichtigen
zu dürfen, ſehe in dem gemeinſamen Salon den
Darm=
ſtädter Hapag=Vertreter, Herrn Preuß, mit ſeinem Frankfurter
Kollegen emſig bei der Arbeit, ſehe mit Schrecken, wie die Leiter
eingezogen wird, da ſchweben wir auch ſchon, getragen von
jubelnden und neidiſchen (begreiflicher Weiſe!) Zurufen der
Zurück=
bleibenden, in den immer noch Gewitterwolken ſchwangeren
Him=
mel empor! —
Wir fliegen! — Wahr und wahrhaftig!
Und die Sonne ſcheint! Draußen und im Herzen! Nach dem
Schreck der erſten Ueberraſchung und nach ſchneller Anordnung des
dringendſten durch das kleine Fenſter kommt alsbald die ſchöne,
ſtolze, reine Freude: Wir fliegen! Fliegen in dem ſchönſten
und ſtolzeſten Luftſchiff der Welt, das Deutſchland gehört.
Und laſſen uns die ſchöne und ſtolze Freude auch nicht ſchmälern,
als eine knappe Stunde ſpäter Kapitän Lehmann, den ich
natürlich interviewe, dieſes Schiff, Deutſchlands Stolz, „einen
alten Kahn” nennt, der viel zu langſam iſt und der alsbald
durch ein viel ſchnelleres, viel größeres und viel ſchöneres Schiff
erſetzt werden muß! —
Wir umkreiſen (alle Luftſchiffreiſenden ſagen „wir”, als ob
ſie dazu gehörten und irgend einen Einfluß hätten) noch in zwei
weiten Schleifen den Griesheimer Sand, um dann in flotter Fahrt,
ſicher geführt, dem Rhein entgegenzuſteuern, nicht, ohne vorher
beim Aufſtieg die allzu nahe Herandrängenden mit Waſſerballaſt
liebevoll erfriſcht zu haben. (Auch zwei Kiſten Selters mußten
noch herabgeworfen werden, um den Auftrieb zu erleichtern.) So
erfahren wir auch, daß wir Ballaſt ſind, Erſatz für Waſſer,
deſſen Einnahme zu lange Zeit beanſprucht hätte. — Vor
Worms ſahen wir den Rhein in ſeinem ſchimmernden Lauf noch
aus geringer Höhe. Sehen den ſtolzen Dom und die beiden
ſchönen Brücken, dann entſchwindet die Lutherſtadt ſchon und (die
vielen kleinen Orte und Städtchen können bei der Geſchwindigkeit
kaum auf der Karte ausgemacht werden) wir fliegen Mannheim,
Ludwigshafen zu.
Jetzt wird auch Gelegenheit — die erſte Aufregung iſt
abge=
ebbt —, ſich mit den Fahrtgenoſſen bekannt zu machen. Es
be=
grüßen einander Miniſter Korell, Oberregierungsrat Dr.
Krebs und Gattin, Profeſſor Dr. Georgii, ſowie die beiden
Herren Harthund Dr. Hohndorf, die Wetterdienſt in
Darm=
ſtadt machten und auch im Luftſchiff halfen, Verwaltungsdirektor
Bohländer und Sohn, Flugleiter Schwarz, meine Frau
und ich, der Referent für Luftfahrt im Württembergiſchen
Ver=
kehrsminiſterium Reg.=Rat Bieſer, Mſr. Pierre Béteille,
Commiſſaire Général des Sport der Confédération Internationale
des Etudiants. Dazu eine liebenswürdige, nette Leipzigerin, die
ſchon ſeit halb acht Uhr früh im Luftſchiff ſitzt, und einige
weitere Paſſagiere. Wir werden ſchnell bekannt. Alle
paar Minuten ruft ein begeiſterter Ausruf an ein anderes
Fenſter. Und iſt doch immer gleich ſchön, gleich überwältigend.
Wird nur noch übertroffen durch „Sonderveranſtaltungen‟. Wie
etwa in der Gegend von Schifferſtadt, wo plötzlich unter
uns ein Doppeldecker auftaucht. Es iſt die Wettermaſchine
des Meteorologiſchen Inſtituts von Prof. Dr. Georgii, die in
Karlsruhe überholt und mit neuem Motor verſehen wurde und
auf der Abnahmefahrt ſich befindet. Sie grüßt den großen Bruder
und ihren Chef mit ein paar Ehrenrunden. Pilot Riedelführt
die Maſchine. —
Speyer mit ſeinem Dom und der wundervollen
Proteſta=
tionskirche mit dem Moſaikdach taucht auf und wird genau
mit=
tens überflogen. Dann Germersheim und Karlsruhe. Weiter
hinten taucht Baden=Baden aus landſchaftlicher Schönheit bei
ein=
brechender Dunkelheit, dann wird eine Pauſe im Beſchauen
dik=
tiert. Es gibt ſtärkenden Abendimbiß, und dann fliegen wir in
mondlos dunkler Nacht.
Das Wetter iſt beſſer und ſchlechter geworden. Es regnet nicht
mehr. aber es weht ein Wind, der ſich oftmals zum Sturm
aus=
wächſt und gegen den der „Graf Zeppelin” ſchwer ſtampfend und
ſchlingernd ankämpft. Aber dieſes „ſchwere” kommt den
Paſſa=
gieren kaum zum Bewußtſein. Selbſt das ſtärkſte Schwanken iſt
gar nichts, iſt ſanft, gemeſſen an der Fahrt im D=Zug (in dem es
faſt unmöglich iſt, zu ſchreiben) oder im Auto — Beim
Anſichts=
kartenſchreiben kommt das am beſten zum Bewußtſein.
Das Abendeſſen und die Stunde danach gibt auch Gelegenheit
zu bedeutſamen Interviews.
Ich ſpreche zunächſt Kapitän Lehmann.
Zuerſt die Frage nach der Lande=Geeignetheit des
Gries=
heimer Sandes, unſeres zukünftigen Weltluftſchiff=Hafens.
Sie wird lebhaft bejaht. Ein Platz, auf dem man
ſpazierenfahrenkann!. Landen noch und noch! Und die
Haltemannſchaft, völlig ungeſchult, hat ihre Sache
aus=
gezeichnet gemacht. Längerer Aufenthalt war nicht möglich
wegen der Bodenböen und des Gewitters. Dieſe auch verboten
das beabſichtigte „Herumreichen” des Luftſchiffes an die
Zu=
ſchauermenge ſwas übrigens nachts bei der Landung in
Fried=
richshafen ſehr gut gemacht wurde).
Dann die Frage nach dem „Graf Zeppelin” und ſeine
zurünftige Verwendung im Welt=Luftverkehr:
„Der alte Kahn iſt mir viel zu langſam”, ſagt Kapitän Lehmann.
Wenn der nächſte fertig iſt, der wird einhalbmal ſo groß und
dementſprechend viel ſchneller. Jedenfalls werden wir dann die
Fahrtg chwindigkeit der Flugzeuge zum Mindeſten erreichen.
Wie iſt es mit dem DoX?. Wird der Zeppelin in der Frage
der Wirtſchaftlichkeit die Konkurrenz mit den Rieſenflugbooten
beſtehen?
Unbedingt! „Do. K” kommt als ſelbſtändiges Inſtrument
für den Weltverkehr oder überhaupt den Transozeanverkehr
kaum in Frage. Das erklärt ja Dr. Dornier ſelbſt. Das
eigent=
liche Fahrzeug für den ſchnellen und ſicheren Weltverkehr iſt das
Lenkluſtſchiff. Aber den Zubringerdienſt werden die großen
Flugboote in ausgezeichneter Weiſe verſehen. Auch auf weite
Strecken, beſonders überall dahin oder von daher, wo wir nicht
landen können aus irgendwelchen Gründen. Luftſchiff und
Flugzeug werden ſich alſo in beſter Weiſe
er=
gänzen. Ein Weltverkehr mit den Rieſenluftbooten allein
wäre unwirtſchaftlich. —
ichf berkachars, 6oltägenös mil gigennunciger Pnterscheifkt. Aes Fahrgnstest guk dam Konirail. Appchntit,
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Der erſte für „Luftſchiffhafen‟ Darmſtadt=Griesheim ausgeſtellte Fahrſchein.
und die engliſchen Luftſchiffe? — Gutl Aber
viel zu langſam. Auch hier wird Aufgabe der Zukunft ſein,
größere Schnelligkeit zu erreichen. Mit 60—80 Kilometer die
Stunde kann kein Weltverkehr unterhalten werden. Mit der
Größe der Luftſchiffe wächſt ihre Leiſtungsfähigkeit und
Schnel=
ligkeit; damit aber auch ihre Wirtſchaftlichkeit. Trotz aller
Er=
folge ſtehen wir noch mitten im Stadium der Entwicklung.
So=
wohl im Konſtruktur=Techniſchen, wie in der Frage des
geeig=
netſten Betriebsſtoffes und den der Wirtſchaftlichkeit. —
Märchenhafte Schönheitswunder.
Inzwiſchen iſt es völlig dunkel geworden, und Kapitän
Leh=
mann ruft Dienſtpflicht wieder ins Allerheiligſte, den
Führer=
ſtand, richtiger die „Kommandobrücke”, die hier allerdings eine
bequeme, nach allen Seiten Ausſicht bietende Kabine iſt,
die ich aber erſt ſpäter betreten darf. Vorher wirken noch
Fahrt=
eindrücke von unerhörter Schönheit.
Wohl werden wir bei aufkommendem Sturm gehörig
ge=
ſchüttelt, ſchwanken in den jähen Böen, aber dem Luftſchiff tun
ſie nichts, es zieht unbeirrt ſeine Bahn, ſicher und gehorſam in
der Hand des Führers und der Steuerleute. Das Brummen der
Motoren und Propeller hört man bekanntlich in der Gondel nur
als ein ganz leiſes Summen, das bald überhaupt nicht mehr
wahrgenommen wird. Nur wenn man Kopf oder Arm zum
Fenſter herausſtreckt, vermittelt der Luftzug eine Ahnung von
der Geſchwindigkeit, mit der wir den Luftraum durchfahren.
Und der Blick aus dem Fenſter läßt Bilder von einer
märchen=
haften Schönheit ſehen, als das langgeſtreckte, tief gegliederte
Straßburg und Kehl aus dem Dunkel der Nacht mit
tau=
ſend und abertauſend Lichtern auftaucht. Man ſieht nur in dem
unendlichen Dunkel des hier oben viel viel weiter gedehnten
Horizonts das ewig glitzernde ſprühende Funkeln des Lichtmeers.
Teils in geraden Linien und ſtreng geometriſchen Figuren, teils
in bizarrem Durcheinander flimmern. Als ob die Erde zum
ſternbeſäten Himmel ward.
Noch größer, noch dichter und impoſanter iſt der Blick auf
Baſel in ſeinem Lichterglanz. Aus beider Gefunkel ſtrahlen
nur aufdringlich und gigantiſch rieſige weiße und rotleuchtende
Scheinwerferkegel, Leuchtzeichen der Flugplätze uſw. Auch wo
Schmelzwerke oder dal. ſind, wird der Anblick von oben in der
ſtockdunklen Nacht von faſzinierender Geſpenſtigkeit. Kurz: dieſe
Lichtmeere im Nachtdunkel ſind von unbeſchreiblicher,
unwirk=
licher, märchenhafter Schönheit.
Ein Gang durchs Schiff
Kapitän v. Schiller, dienſtfrei abgelöſt, betritt den Raum,
um ſich mit den Paſſagieren bekannt zu machen. Gegenſeitige
Vorſtellung ergibt gemeinſame Bekannte, und bald führt er uns
liebenswürdigſt durch das ganze Luftſchiff. Wir ſehen die
be=
quemen, wohnlichen Kabinen, Einzel= oder Doppel=, die zu ſehr
komfortablen Schlafſtätten umgewandelt werden können, die
Waſch= und Toilettenräume, die überall Kalt= und Warm=
Waſſer=
leitung haben, die für Tage= und Wochenreiſen allen
Bedürfniſ=
ſen Rechnung tragen. Wir dürfen einen Blick werfen in das
Innere des Luftſchiffes, dem langen Gewirr von
Aluminium=
geſtänge, das doch ein ſo wunderbarer Beweis iſt von der
Schön=
heit des Zweckmäßigen in der Technik. Wir dürfen den
be=
rühmten Laufgang betreten, der entlang der Längsachſe des
gan=
zen Schiffsrumpfes führt, ſehen die etwas luftigen Stege, die zu
den Motorengondeln führen und dürfen auch in die Offiziers=
und Mannſchaftskabinen einen Blick werfen. Wir ſehen die
ge=
ſteppten Ballonetts, die das Gas bergen, mittelſt welchem das
Luftſchiff ſeinen erſten Auftrieb erhält, und ſehen den „Kropf”,
das iſt die kleine aber wichtige Kabine, die ſich unter dem
Schiffs=
körper — wirklich wie ein Kropf — befindet, die
Elektrizi=
tätszentrale, von der das ganze Schiff mit Licht= und
Kraftſtrom verſehen wird.
Endlich dürfen wir auch einen Blick in das
Aller=
heiligſte werfen, die Vordergondel mit dem.
Führerſtand. Hier herrſcht größte Ruhe und geſpannteſte.
Aufmerkſamkeit. Nur leiſe Kommandos ſind zu hören, kurz,
knapp und beſtimmt, die, kaum geſprochen, die Bewegung des
Schiffes ſchon ſichtbar beeinfluſſen. Vorn an den größſten
Fen=
ſtern der Kapitän vom Dienſt, zu beiden Seiten die Steuerleute.
— Hier ſind — wir verſtehen das — Paſſagiere höchſt
unwill=
kommene Gäſte, und nur wenigen gelingt es, während der Fahrt
bis hier vorzudringen.
Zu beiden Seiten, nach rückwärts anſchließend, liegen die
Kabinen des Navigations= und des Kartenoffiziers.
In beiden herrſcht Dunkelheit. Durch eigens konſtruierte
Lampen werden nur kleine Teile der Landkarte oder der
Inſtru=
mente beleuchtet. In Fahrten bei Dunkelheit iſt das unerläßliche
Maßnahme, weil das Auge ſich an die Dunkelheit draußen
ge=
wöhnt und verſagen würde, wenn der Innenraum beleuchtet
wäre.
Hinter dieſen Kabinen wiederum
liegen, ebenfalls ſtreng abgeſchloſſen,
die der meteorologiſchen Station und
der Funkſtation. Den Funker dürfen
wir nicht ſtören, er nimmt gerade
Wettermeldungen auf, außerdem hat
dieſe Kabine für den Laien etwas
ge=
radezu Unheimliches. Man hat
ſtän=
dig das Gefühl, mit Starkſtrom oder
ſonſt Verbotenem in Berührung zu
kommen. In der Wetterſtation iſt
be=
reits Profeſſor Georgii mit ſeinen
beiden Aſſiſtenten angeſtellt, um die
Wetterkarten nach Funkmeldungen zu
zeichnen. — Alſo überall in dieſem
Teil der großen Gondel, dem Teil, der
das Gehirn des ganzen Luftſchiffes iſt.
herrſcht ernſte, intenſive Arbeit, unter
geſpannteſter Aufmerkſamkeit. Dem
i
Genießen der Schönheit, die auch die
weitere Nachtfahrt immer wieder
ent=
ſchleiert, können die hier Tätigen ſich
F
nicht hingeben. Das iſt den
Paſſa=
gieren vorbehalten.
Von Kapitän von Schiller
möchte ich noch eine Unmenge wiſſen.
ee
In liebenswürdigſter Weiſe gibt er
auf meine Fragen Antwort, und ich
erfahre noch Folgendes: Die Fahrten
des Luftſchiffes ſind heute immer noch
3
eine koſtſpielige Sache. Ohne ſtaatliche
Subvention iſt ein geregelter Verkehr,
namentlich über den Ozean, nicht
mög=
lich. Trotz aller Sparſamkeit und trotz
aller Beſtrebungen der Technik, die
Meitenadid
immer wieder Neuerungen ſchafft, iſt
es erſt ſeit Jahresfriſt gelungen, die
Betriebskoſten, das ſind die
Selbſt=
koſten, von 1500 Mk. auf 1000
Mk. pro Stunde
herabzu=
zudrücken! D. h. alſo, jede Stunde,
die der „Graf Zeppelin” unterwegs
iſt, koſtet 1000 Mark. So wird es
ver=
ſtändlich, wenn die Fahrpreiſe für
Paſſagiere ſich nicht gerade in
popu=
lärer Höhe halten. Aber, ſo ſagt
Kapitän von Schiller, der Wert der
Luftſchiffahrten ins
Aus=
land iſt ſo, daß er ſich faſt unmittelbar nach jeder Fahrt
zahlenmäßig greifbar feſtſtellen läßt. Ueber=
all haben wir feſtſtellen können, daß, ganz kurze Zeit nach einem
Beſuch unſeres Luftſchiffes, deutſche Firmen der Induſtrie und
des Handels Aufträge erhielten in ſehr fühlbar geſteigertem
Maße. Auch da, wo man bisher den deutſchen Firmen immer
noch mit Mißtrauen und minderem Wohlwollen gegenüberſtand.
Vielfach haben wir alsbald nach unſeren Auslandsflügen
Dank=
briefe bekommen und dringende Einladungen, ſobald wie
mög=
lich wieder zu kommen. Selbſt da, wo der Handels= und
Kauf=
verkehr mit Deutſchen faſt völlig darniederlag, ſetzten nach dem
Zeppelinbeſuch geſchäftliche Verbindungen fruchtbar ein. Das
war beſonders in Paläſting ſo, und noch mehr in Japan.
Ge=
rade in Japan, wo wir auf unſerer erſten Weltreiſe mit
un=
beſchreibbarer Begeiſterung empfangen wurden, fetzten alsbald
geſchäftliche und induſtrielle Aufträge an deutſche Firmen ein, die
zweifellos ausſchließlich auf unſeren Beſuch zurückzuführen
waren. Das japaniſche Volk hat überdies viel Weſensgleichheit
mit den Deutſchen. Seine alte Kultur, ſeine ritterlichen
Tugen=
den, ſein Drang nach Fortſchritt, all das teilt es mit dem
deut=
ſchen Volk, und Sympathien mit dieſem werden immer wieder
verſichert. Das hat ſich beſonders da bemerkbar gemacht, wo
bisher der franzöſiſche Einfluß in Induſtrie und Handel
vor=
herrſchend geweſen iſt. Alsbald nach dem Zeppelinbeſuch wurde
das anders. So wird es klar, daß die Zuſchüſſe des Reiches
zum Zeppelinweltverkehr unbedingt werbendes
Kapi=
tal ſind.
Man hat in gewiſſen deutſchen Kreiſen indirekt Eckener
Vor=
würfe gemacht, als er im Jahre 1924 das erſte Luftſchiff über den
Ozean fteuerte, um es drüben, auf Grund des Verſailler Vertrages,
abzuliefern. Eckener hat nicht beirren laſſen. Er wußte ganz
genau, und hat es ausgeſprochen, ſchon im Jahre 1924, daß die
Ablieferung dieſes Luftſchiffes uns drüben, nicht nur in
Ame=
rika, auch in Japan und ſonſtwo, außerordentlich hoch
angerech=
net werden würde. Daß alſo indirekt der Verluſt des
Luftſchif=
fes, den wir, wie geſagt, auf Grund des Verſailler Vertrages
zu tragen hatten, ſehr bald wieder wettgemacht werden würde.
Und Eckener hat Recht behalten. Mit dem erſten Zeppelin drüben
überm Meer trat ein fühlbarer Umſchwung in der Geſinnung0
gegenüber Deutſchland und dem deutſchen Volke ein. Das Schiff
flog 1924 noch unter deutſcher Flagge und als es über dem New
Yorker Hafen erſchien, wurden wir empfangen mit einem
unbe=
ſchreiblichen Jubel und mit einem Salut von 21 Schüſſen, mit
dem ſonſt nur Kriegsſchiffe und gekrönte Häupter anderer
Stag=
ten empfangen werden. Das war ein ganz außerordentlicher
Erfolg, der in ſeinen weiteren Auswirkungen den Verluſt des
Schiffes leicht verſchmerzen ließ.
Ueber den „Graf Zeppelin” und ſeine Zukunft befragt, ſagt
mir Kapitän von Schiller, das Schiff iſt gut, es hat ſeine
Leiſtungsfähigkeit bei jedem Wetter und bei allen Entfernungen
bewieſen.
Aber es iſt zu langſam.
Es iſt zu klein, weil es nach der Form gebaut wurde. Wir
hat=
ten nur die eine große Halle, in der das Schiff gebaut werden
konnte und mußten uns mit den Ausmaßen danach richten. Die
Verbeſſerung, die Erhöhung der Leiſtungsfähigkeit und damit
der Wirtſchaftlichkeit, iſt eine reine Geldfrage. Das nächſte
Luft=
ſchiff deſſen Bau ſchon begonnen iſt, wird den „Graf Zeppelin”
um die Hälfte an Größe übertreffen. Damit wird ſeine
Ge=
ſchwindigkeit zum mindeſten ſo geſteigert, daß es die der ſchnellt
ſten Rieſenflugzeuge erreicht.
Techniſches: Helium oder Gas?
in Schlce zuechaif ech iel echen ce e eie
ſelbſtverſtändlich Helium haben ſovielwir woll
len. Amerika hat es Eckener angeboten, aber wir prüfen noch
was günſtiger iſt. Als wir den erſten Flug nach Amerika machl
ten, mußten wir 30 000 Liter Benzin für unſere Motoren mitfüb
Nummer 217
Donnerstag, den 7. Auguſt 1930
Seite 77
ren. 20 000 wurden auf der Fahrt verbraucht. Das Luftſchiff
war alſo um dieſes eminente Gewicht leichter geworden. Da es
zur vollen Betriebsſicherheit ſtets mit der Luft auf Nullpunkt
ge=
halten werden muß, waren wir bei der Landung gezwungen,
20000 Kubikmeter Gas abzulaſſen. Das war
ein Verluſt vonrund 7000 Mk. Damals hatten wir noch
Blaugasfüllung. Heute führen wir eine andere chemiſche
Zu=
ſammenſetzung, ein Gemiſch von Gas, das das ſpezifiſche
Ge=
wicht der Luft hat. Mit dieſem Gas ſpeiſen wir unſere
Mo=
toren. — Wir brauchen alſo Benzin nur noch in geringen
Men=
gen mitzunehmen. Wir kommen ſo um 50 Prozent ſparſamer
hinüber und haben, da das Gas gleich dem Luftgewicht iſt,
kei=
nerlei Gewichtsverluſt im Schiffskörper. Ein Ablaſſen von Gas
zur Landung, und damit ein ſtarker Verluſt von vielen tauſend
Mark, fällt alſo weg.
Helium iſt ein unbrennbares Gas, das alſo die
Betriebs=
ſicherheit, namentlich die Brenn= und Exploſionsgefahr, völlig
ausſchließt. Mit Helium aber können wir unſere Motoren nicht
ſpeiſen, ſo daß die eben geſchilderten Vorteile wieder in Wegfall
kommen. Wir verſuchen unſer Motorengas ſo mitzuführen, daß
es völlig von Helium umſchloſſen iſt. Auch ſo iſt die Feuersgefahr
auf ein Minimum herabgedrückt. Die Verſuche ſind noch nicht
abgeſchloſſen.
Die Feuersgefahr beſtand übrigens in erhöhtem Maße —
relativ gemeſſen, denn ſie iſt ſehr gering —, bei der Mitführung
von Benzin, das in den Behältern während der Fahrt ſtändig
verdunſtete. Selbſtverſtändlich war, ſoweit das überhaupt
mög=
lich war, dafür Sorge getragen, daß das verdunſtende Benzin
als=
bald durch Luftſchächte abgeführt wurde, immerhin aber beſtand
Feuersgefahr.
Weiter kommt in Frage und bedarf noch der techniſch
end=
gültigen Löſung, das Mitführen von Waſſerballaſt. Wir
verſuchen Waſſerballaſt, den wir beim Aufſtieg abgeben müſſen,
während der Fahrt zu erſetzen, entweder durch Auffangen von
Regen oder durch Waſſergewinnung aus den Abgaſen der
Mo=
toren, die viel Waſſerdampf enthalten. Auch dieſes Problem iſt
noch nicht endültig gelöſt.
Ich frage weiter nach den Gefahren, die bei Gewitter
ein=
treten können, vor allem, ob das Luftſchiff Blitzſchlag zu
be=
fürchten hat und erfahre Folgendes: Eine gewiſſe Blitzgefahr
beſteht, aber ſie iſt ſehr gering. Ich habe erlebt, daß ein
Blitz=
ſchlag mehrere 5 Markſtück große Löcher in das
Aluminium=
gerippe ſchlug. Beim „Graf Zeppelin” iſt auch dieſe Gefahr auf
ein Minimum beſchränkt. Wenn wirklich ein Blitzſchlag das
Luft=
ſchiff trifft, ſo verteilt er ſich ſofort über das ganze Metallgerippe
und verliert ſo ſeine Kraft. Die Auspuffrohre der Motoren geben
auch dem Blitz den Weg nach außen in den Aether, er tut uns
nichts, er tut uns vor allem dann nichts, wenn wir bei Gewitter
unter Prallhöhe
bleiben. Unter Prallhöhe iſt der Moment, in dem bei
zunehmen=
der Höhe und Sonnenbeſtrahlung oder dünner werdender Luft
das Gas in den Ballonetts ſein Volumen ſo ändert, daß es dieſe
prall ausfüllt. Selbſtverſtändlich kann von dieſem Augenblick
an Gas durch Ballonetts entweichen und durch Blißſchlag evtl.
entzündet werden. Darum werden Gewitter entweder umflogen,
wir weichen ihnen aus, oder aber wir bleiben unter Prallhöhe.
Motordefekte können wir jederzeit und bequemſt während des
Fluges beheben. Jeder Motor kann einzeln abgeſtellt und
ab=
montiert werden. Wir können alſo auch größere Reparaturen
während der Fahrt ausführen. Wir haben währendder
Fahrt ſogar ſchon Propeller ausgewechſelt. Das
war während der Spanienfahrt. Es hat unſeren Flug kaum
irgendwie behindert.
Die Weiterentwicklung iſt alſo eine reine Geldfrage. Daß
Deutſchland allein die ſehr großen Mittel, die notwendig ſind
zum reſtloſen Ausbau, nicht allein aufbringen kann, leuchtet bei
unſerer Wirtſchaftslage ein. Daß das reiche Amerika nicht
grö=
ßere Mittel aufbringt, liegt wohl daran, daß die amerikaniſchen
Finanzgrößen ungern Millionen in ein Unternehmen ſtecken,
deſſen Rentabilität noch verhältnismäßig gering iſt.
Wir werden gerne und beſtimmt am 11. Auguſt wieder nach
Darmſtadt kommen.
„Erzählen Sie nur Ihren Leſern, ob und wie Ihnen die Fahrt
gefallen hat. Sei erweiſen nicht nur uns, ſondern jedem einen
Dienſt, der ſich zur Mitfahrt entſchließt!“
Aus Heſſen.
J. Griesheim, 6. Aug. Am Dmstag, den 7. Auguſt d. J., abends
8.30 Uhr, findet auf dem Rathaus eine Gemeinderatsſitzung mit
fol=
gender Tagesordnung ſtatt: 1. Verfaſſungsfeier 1930, 2. Beſoldung der
Gemeindebeamten und Aufſtellung des Stellenplans, 3. Klageſache der
Gemeinde gegen die Heag, 4. Haftpflichtverſicherung der Gemeinde, 5.
Geſuch des Jakob Rotenberger 5. hier um Pachtnachlaß, 6. Geſuch des
Ludwig Bernhardt aus Langen wegen Erwerb eines Gemeindehauſes.
7. Vorrangseinräumung, 8. Mitteilungen, 9. Steuer= und
Stundungs=
geſuche, 10. Wohlfahrts= und Armenſachen.
F Eberſtadt, 6. Aug. Verfaſſungsfeier. Der
Verfaſſungs=
tag fällt mit dem Kirchweihmontag zuſammen. Es iſt daher weder am
Abend des Verfaſſungstages, noch am Abend des Vortages (
Kirchweih=
ſonntag) die Möglichkeit gegeben, den Verfaſſungstag in der gleichen
Weiſe wie im Vorjahre zu feiern. Der mit den Vorbereitungen
be=
traute Ausſchuß hat ſich in ſeiner Sitzung, die am Dienstag abend im
Rathauſe ſtattfand, mit der Ausgeſtaltung der Feier beſchäftigt. Es
kam eine Einigung dahin zuſtande, die Feier am Montag
vormit=
tag zu veranſtalten. In Ausſicht genommen iſt ein feſtlicher Umzug
mit Muſik durch verſchiedene Ortsſtraßen nach dem Eleonorenſchulhofe,
wo vorausſichtlich ein Redner der Zentrumspartei ſprechen wird.
Auf=
ſtellung des Feſtzuges um 10 Uhr am Schloßplatz. Abmarſch 10.30 Uhr.
Zur Mitwirkung beim Feſtzuge und der Feier ſind außer der
Muſik=
kapelle „Edelweiß” die Muſikkapelle des Turnvereins e. V. und die
Spielmannſchaften der Freien Turnerſchaft und der Turngeſellſchaft
e V. aufgefordert worden. Von 9.30—10 Uhr wird außerdem die
Muſik=
kapelle Edelweiß” auf dem Rathaushof und von 10—10.30 Uhr auf
dem Schloßplatze konzertieren. Bei ungünſtiger Witterung findet nur
eine Feier im Schwanenſaale ſtatt, die gegebenenfalls um 10.30 Uhr
be=
ginnen wird. — Beleuchtung der Burgruine
Franken=
ſtein. Wie verlautet, ſind ſeitens der Gemeinden Eberſtadt und Nieder=
Beerbach ſowie des Verſchönerungs= und Verkehrsvereins Eberſtadt
Beſtrebungen im Gange, die Burgruine Frankenſtein aus Anlaß des
Verfaſſungstages am Vorabend (Sonntag, den 10. Auguſt) zu
beleuch=
ten und in Verbindung damit ein großes Burgfeuerwerk auf der Ruine
ſteigen zu laſſen. Näheres hierüber wird durch die Tagespreſſe noch
bekannt gegeben.
„Cp. Pfungſtadt, 6. Aug. Der Gemeinderat ſetzte zu Beginn
der Woche die Weiterberatung des Gemeindevoranſchlags für das
Rech=
nungsjahr 1930 fort. Ueber das Kapitel „Allgemeine Verwaltung”
ent=
ſpann ſich wie in der vorhergehenden Sitzung auf der Grundlage
meh=
rerer vorliegender Anträge eine ſehr rege Ausſprache. Jedoch kam man
wenigſtens ſoweit, über die Anträge abſtimmen zu können. So wurde
der Antrag der bürgerlichen Gemeinderatsfraktion, das Kreisamt zu
erſuchen, eine Nachprüfung der Beſoldung aller
Gemeinde=
beamten vorzunehmen und in allen den Fällen, in denen dieſe
der=
jenigen zum Vergleich in Betracht kommender Staatsbeamten nicht
ent=
ſpreche, Abänderungsvorſchläge zu machen, mit allen gegen acht
Stim=
men abgelehnt. Die Anträge auf Abbau ſämtlicher Gehälter und
Ver=
gütungen über 420 RM. für das Jahr ſowie auf Streichung aller
Dieſer Feſtſtellung ſtimme ich reſtlos und
be=
geiſtert zu. Wir berauſchen uns noch an den Nachtbildern,
die ſich entrollen über Lörrach, Freiburg, Säckingen,
Schaff=
hauſen, deſſen Rheinfall wir nicht ſehen, nur rauſchen hören, falls
dieſes Rauſchen nicht der inzwiſchen einſetzende Regenſchauer
vortäuſchte, dann kommt langſam der Bodenſee in Sicht und
da=
mit Friedrichshafen, das Ende unſerer Fahrt. Der ſtille, auch
wohl laut geäußerte Wunſch, daß das Wetter ſich verſchlechtern
möge, eine Landung nicht ratſam erſcheine und die Fahrt
fort=
geſetzt werden muß, hat ſich nicht erfüllt. Kapitän Lehmann
ſchreitet, trotz Sturm und Regen
zur Landung.
Das Manöver der Landung in Friedrichshafen war ein
außerordentlich eindrucksvoller Abſchluß der Fahrt. Von weitem
leuchtete in bläulich=grünem phosphoreſzierendem Licht die Halle
des „Graf Zeppelin”. Vom Landeplatz ſelbſt konnten wir nichts
entdecken. Er lag völlig im Dunkel. Nur ein kleiner
Schein=
werferkegel vom Führerſtand aus taſtete den Erdboden nach
Landezeichen ab. Nach mehrmaligem Umkreiſen des
Lande=
platzes, mit Einſchluß des halben Bodenſees, gingen wir fühlbar
tiefer und plötzlich tauchten aus dem Dunkel wie Aweiſen hin=
und herhuſchend die Geſtalten der Mannſchaften auf, die ſich
gegen den Regen mit Gummiumhängen und dergleichen geſchützt
hatten und von denen viele mit einer Taſchenlaterne verſehen
waren. Das war die ganze Beleuchtung des Flugplatzes. Kurze
Kommandorufe, Antworten, kurze Fragen von oben und
Ant=
worten von unten, die wir nicht verſtehen, dann fallen die
Halte=
kabel, werden von ſicherer Hand gepackt — die Werftmannſchaft
iſt wundervoll geſchult — und langſam aber ſicher werden wir
zur Erde heruntergezogen. Kapitän von Schiller ſpringt herab
und leivet nun mit den Werkführern die endgültige Landung,
dh. das Verbringen des Luftſchiffes in die Halle. Zwanzig
Minuten etwa werden wir über das Duntel des Platzes
ge=
zogen, dann ſtehen wir etwa in der Längsachſe der Halle. Der
Rieſe wird zu beiden Seiten von ſeiner äußerſten Rippe
her=
unter gefeſſelt an kleinen ſchweren Laufkatzen, ſo daß er ſeitlich
unmöglich ſchwanken kann und dann ziehen dieſe Laufkatzen auf
Schienen das Luftſchiff ſchnell und ſicher in die Halle. Jetzt
erſt dürfen wir die Kabine verlaſſen. Ein Erlebnis iſt zu
Ende gegangen.
Wir verabſchieden uns von den Führern des „Graf
Zep=
pelin”, nachdem dieſe noch ſchnell die notwendigen Anordnungen
gegeben. Wir bedanken uns herzlichſt. Es iſt uns, den
Wiſſen=
den, von höchſtem Intereſſe zu erfahren, in wie vorbildlicher
Kameradſchaft die Führer des Luftſchiffes zu einander ſtehen.
Wie ſie in gleicher Kameradſchaft, faſt in Verehrung von
Dr. Eckener
ſprechen, der offenbar viel verkannt wird. Verkannt, weil er eine
rein fachliche, nüchterne Natur iſt. Ein Menſch aber, der ein
geradezu hervorragender Verwalter des Erbes des Grafen
Zeppelin iſt, der mit den Zeppelinwerken lebt und ſtirbt. Eckener,
der in der ganzen Welt größte Ehrungen genoſſen, iſt ein ſachlicher
klarer Menſch geblieben, der nichts kennt als ſein Werk und den
Ausbau deſſen, was Graf Zeppelin geſchaffen und der Welt,
in erſter Linie aber dem deutſchen Volke, hinterlaſſen hat. Wenn
der Weltverkehr, der noch im Anfangsſtadium iſt, einſtmals
Wirk=
lichkeit, Gewohnheit wird, iſt das ausſchließlich der zähen Arbeit
und dem unbeirrbaren Stveben Eckeners zu verdanken.
In Friedrichshafen haben wir am Vormittag des nächſten
Tages noch die Freude,
Do X
fliegen zu ſehen. Das rieſige Flugboot macht, mit neuen
Motoren ausgerüftet, Probeflüge über dem Bodenſee, die
aus=
gezeichnet gelingen. Paſſagiere werden leider nicht
mitgenom=
men. Es macht gegen mittag in Altenrhein feſt. —
Wir ſcheiden mit einem kurzen „Auf Wiederſehen in dem
künftigen neuen Luftſchiffhafen Griesheim”.
Max Streeſe.
Wohnungsgeldzuſchüſſe über 360 RM. pro Jahr und des Wegfalls des
Wohnungsgeldzuſchuſſes für ledige Gemeindebeamten wurden mit allen
gegen zwei Stimmen abgelehnt. Bei der Frage der Vergütung des
Beigeordneten wurde über den weitgehendſten Antrag mit zehn gegen
zehn Stimmen abgeſtimmt. Unmittelbar nach dieſer Abſtimmung
er=
klärte die bürgerliche Gemeinderatsfraktion, daß ſie vorſorglich
hier=
gegen Einſpruch einlege. Der Antrag der Bürgerlichen und der
Kommu=
niſten auf Abbau je eines Gehilfen bei der Bürgermeiſterei und
Stadt=
kaſſe ergab Stimmengleichheit (10: 10) und wurde damit abgelehnt.
Ferner diskutierte man über die Beſchäftigung der beiden Bürodiener
und über die Kürzung des Betrags für Telephongebühren und Speſen.
Da ſich die Beratungen wieder bis an die Mitternachtsſtunde hinzogen,
wurde die Sitzung abgebrochen. Es muß alſo eine weitere
Gemeinde=
ratsſitzung zur Fortſetzung der Etatberatungen abgehalten werden. —
Die diesjährige Feuerwehrinſpektion durch den
Kreis=
feuerwehr=Inſpektor findet am Sonntag, den 24. Auguſt, ſtatt. Die
Inſpektion erſtreckt ſich auf die Freiwillige Feuerwehr ſowie auf die
Pflichtfeuerwehr.
Op. Pfungſtadt, 4. Aug. Geburtstagsfeier. Die
dies=
jährigen Fünfzigjährigen hielten am Samstag abend im „
Rhei=
niſchen Hof” eine gemeinſame Geburtstagsfeier ab. An ein
Feſt=
eſſen ſchloſſen ſich muſikaliſche und humoriſtiſche Darbietungen an.
Die Schulkameraden und Kameradinnen waren mit Ehegatten
zahlreich erſchienen und verlebten einige gemütliche Stunden
beieinander.
f. Roßdorf, 6. Aug. 40jähriges Jubelfeſt des
Geſang=
vereins „Konkordia‟. Nachdem der Feſtakt am verfloſſenen
Samstag abend in ſo ſchöner Weiſe verlaufen iſt, ſoll nunmehr am
nächſten Sonntag und Montag das eigentliche Jubelfeſt ſtattfinden. Die
rege Arbeit der Feſtausſchüſſe verbürgt einen glatten Verlauf der
Ver=
anſtaltung; 22 auswärtige Vereine haben bis jetzt ihr Erſcheinen
zu=
geſagt. Die Einwohnerſchaft wird beſtrebt ſein, ihnen den Aufenthalt
ſo angenehm als möglich zu geſtalten. Der feſtgebende Verein wird ſich
bemühen, daß der Feſtzug möglichſt durch alle Ortsſtraßen gelangt.
Ein prächtiger Feſtwagen wird den Gedanken „Geimat und Lied”
ver=
körpern. Ein echtes Volks= und frohes Sängerfeſt auf dem Feſtplatz
wird ſich anſchließen. Der Abend bringt den Feſtball, der auf dem
Feſtplatz ſtattfindet, und der Montag wiederum ſieht Frühſchoppen und
Volksfeſt mit allerlei Ueberraſchungen vor. Am Montag nachmittag
wird der Feſtzug nochmals in der Darmſtädter Straße aufgeſtellt und
ſich mit dem Feſtwagen durch verſchiedene Ortsſtraßen bewegen. In
einer ſtattgefundenen gemeinſamen Sitzung der hieſigen Vereine und
politiſchen Parteien wurde beſchloſſen, daß die Verfaſſungsfeier
mit dem Feſtprogramm für Montag verbunden werden ſoll. Es
wer=
den ſich alſo alle ortsanſäſſigen Vereine und Korvorationen ſowie die
Schulkinder am Feſtzuge beteiligen und anſchließend auf dem Feſtblatze
der Verfaſſungsfeier beiwohnen. Zum Schluſſe ſei noch erwähnt, daß
am Samstag abend den Nichtbeſuchern des ſtattgefundenen Feſtaktes
Gelegenheit geboten iſt, nochmals den gemiſchten Chor, beſtehend aus
110 Perſonen, ſowie den erweiterten, aus 170 Sängern beſtehenden
Männerchor, mit Orcheſterbegleitung, zu hören.
die Frnſe in Hied.
D. Biblis, 5. Auguſt.
Die derzeitige Lage der Landwirtſchaft im Ried iſt nach wie vor
alles andere als roſig und berechtigt auch fernerhin nicht zu den
ange=
nehmſten Hoffnungen. Nachdem, durch herrliches Wachswetter
begün=
ſtigt, die Feldfrüchte eine ſehr gute Ernte verſprachen, kam jenes ſchlechte
Wetter der letzten Wochen und drückte die Ausſichten auf Nentabilität
der einſetzenden Ernte auf ein Minimum herab. Der Stand des
Ge=
treides war auf dem Halm als recht annehmbar zu betrachten, jedoch
war eine allzu ſchnelle Reife in der ſeinerzeit tropiſchen Hitze für die
Körner nicht von Vorteil. Die Fruchk wurde ſpitz und damit die
Aehren leicht. Zu dieſem Uebel geſellte ſich die ſchlechte Witterung, die
das Einbringen des Getreides ſehr beeinträchtigte, ſo daß im ſüdlichen
Ried heute noch die Fruchternte in vollem Gang, während der
Land=
wirt des nördlichen Riedgebietes mit derſelben längſt fertig iſt. Das
iſt natürlich auch darauf zurückzuführen, daß der gurkenbauende
Land=
wirt unſeres Gebietes momentan zu ſehr in Anſpruch genommen iſt.
Sein Tagewerk beginnt bereits in den frühen Morgenſtunden; die
Doppelernte will geſchaffen ſein! Zu all dem geſellt ſich das Dreſchen
im Freien, wie es ſeit voriger Woche mit zwei Dreſchmaſchinen hier
begonnen hat. — — An Arbeit iſt alſo kein Mangel; „Knechte und
Mägde ſind geſucht um dieſe Zeit.
Die Bibliſer Gurkenernte, weit über die Grenzen unſeres
Heimat=
landes bekannt, begann vielverſprechend. Gewiß, man wußte aus
Er=
fahrung, daß ſich der Anfangspreis von 7—8 Mark pro Zentner (das
ſind zirka 450 Stück) nicht halten würde, zumal auch dieſes Jahr das
ſommerliche Wahrzeichen des Rieds: Millionen Gurken — Millionen
Schnaken, nicht auf ſich warten ließ. Der Preis ſank denn auch auf 4.—
bis 4,50 Mk. herunter — trotzdem, ein einigermaßen erträglicher Preis,
der die Rentabilität nie in Frage ſtellt. Durch den Zuſammenſchluß
der gurkenbauenden Landwirte in eine Berufsgenoſſenſchaft hat ſich
ein neuer Abgang der landwirtſchaftlichen Produkte ergeben, der, wie
verlautet, für den Produzent keineswegs ſchlecht iſt. Die Anſicht, die
Bibliſer Gurke habe durch den langjährigen Anbau an Qualität
ein=
gebüßt, iſt als irrig zu bezeichnen. Nach wie vor bleibt gerade das
Bibliſer Ackerland für Quantjät und Qualität der günſtigſte Boden des
Rieds. Durch das anhaltende Regenwetter ſind die Gurken natürlich
etwas zurückgegangen, zum Teil verkrüppelt und fleckig. Trotzdem ſind
ſie zur Zeit geſucht; die Folge iſt ein kleiner Aufſchwung im Preis.
Viele Landwirte haben mit den Händlern und Einlegern ſchon vor
Beginn der Gurkenernte einen ſogen. Akkord abgeſchloſſen, wonach ſie
pro Zentner einen Durchſchnittspreis von 4 Mark während der ganzen
Ernte erhalten. In dieſem Jahre iſt ein derartiger Abſchluß nicht von
Vorteil, da ſich der Preis meiſt über dieſem Durchſchnitt bewegt.
Für dieſe Saiſon iſt die Anpflanzung der Gurke in unſerem Gebiet
etwas zurückgegangen, um mehr nördlich (Groß=Rohrheim, Gernsheim
und Biebesheim) einen größeren Aufſchwung zu nehmen. Durch
ver=
ſchiedene Mißernten, durch ſchädigende Ueberernten, die ja in gewiſſem
Sinne einer Mißernte gleichkommen, war der gurkenbauende Landwirt
etwas entmutigt und legte mehr Wert auf andere Hackfrüchte,
insbe=
ſondere auf Zuckerrüben. Dieſe Selbſtregelung der Anbauungsquote
führte zu einem überraſchend guten Ergebnis: Die Ware wurde wieder
geſucht und entſprechend bezahlt. Neben den Anpflanzern haben
Ar=
beiter und Arbeiterinnen während der Saiſon eine lohnende
Verdienſt=
möglichkeit. So in erſter Linie bei der vollſtändig der Neuzeit
ent=
ſprechenden Gurken=Einlegefabrik H. Kölſch Nachf., Biblis, die zurzeit
Hunderte von Arbeiterinnen und Arbeitern von hier und der
Um=
gegend beſchäftigt. Es iſt in dieſem großen Werk ein dauerndes
Kom=
men friſchgerupfter und Gehen konſervierter Gurken, die faſt alltäglich
Millionen ausmachen. Wir ſehen alſo zur Zeit das ſüdliche Nied
in Hochkonjunktur.
m. Vom füdlichen Odenwald, 4. Aug. Gewitter. Schwere
Ge=
witter gingen über unſerer Gegend nieder. Ein Glück, daß das meiſte
Getreide geſchnitten und zu ſogenannten Haufen zuſammengeſtellt dem
niedergehenden Hagel nicht mehr auf dem Halm ſtehend preisgegeben
war. Der Regen klatſchte zuweilen wolkenbruchartig zur Erde. In
Airlenbach z. B. ſchlug der Blitz in einen Maſt der elektriſchen
Licht=
anlage, an deſſen Stelle einſt ein Baum ſtand, der auch durch
Blitz=
ſchlag vernichtet wurde, ein Zeichen dafür, daß das Einſchlagen des
Blitzes für gewiſſe Punkte beſonders ausſichtsreich iſt. Krautpflanzen
und Rüben litten durch die Hagelkörner. Der heftige Wind brachte
nicht ſelten die Garbengruppen auf den Feldern zu Fall. Manche
Landwirte waren am Einfahren der Garben und wollten ſchnell die
geladenen Wagen ins Trockene bringen, doch die Haſt bei dieſer Arbeit
legte manchen hochbeladenen Wagen um und verſchlimmerte ſo die
Lage. — Mit dem Dreſchen auf den gemeinſamen Dreſchplätzen geht es
infolge des oft einſetzenden Regens während der Erntezeit recht
lang=
ſam vorwärts. Das Ergebnis an Stroh iſt gut, doch wird vielfach über
recht geringen Körnerertrag geklagt; Körner ſind zwar genug da, ſie
ſind jedoch zu klein und dünn.
— Hirſchhorn, 6. Aug. Waſſerſtand des Neckars am
5. Auguſt 0,98 Meter, am 6. Auguſt 0,88 Meter.
— Gernsheim, 6. Aug. Waſſerſtand des Rheins am
5. Auguſt 1,99 Meter, am 6. Auguſt 1,87 Meter.
Bm. Hofheim (Ried), 5. Aug. Hoher Beſuch. So deutlich wie
heute, haben wir den „Graf Zeppelin” noch nicht geſehen. Nachdem er
um 5 Uhr in der Richtung gegen Worms flog, machte er über der Stadt
kehrt und kam in geringer Höhe mit lautem Propellerbrummen direkt
über unſeren Ort. Alles war auf den Straßen und Dächen und
be=
wunderte den Luftrieſen, der in der geringen Höhe einen
überwältigen=
den Anblick bot. Die deutlich ſichtbaren Paſſagiere winkten. —
Kirch=
weihe. Das hier verbreitete Gerücht, daß unſere Kirchweihe wegen
der Reichstagswahl verlegt werde, entbehrt jeder Wahrheit. Unſere
Kirchweihe findet am 2. Sonntag im September, dieſes Jahr am 14.
ſtatt. Eine Verlegung erſchien hinſichtlich der ſich feſtgelegten Karuſſell=
und Verkaufsbudenbeſitzer nicht ratſam. — Der hieſige Nadfahrerverein
„Viktoria Blitz” errang am Sonntag anläßlich des 5. Bundesfeſtes der
Heſſiſch=Pfälzer Radfahrervereinigung in Herrnsheim ausgetragenen
Meiſterſchaften im 6er Kunſtfahren den 2. Preis hinter dem
Bundes=
meiſter Bürſtadt. Im Korſofahren C=Klaſſe errang der Verein den
7. Preis. All Heil!
H. Bürſtadt (Ried), 6. Aug. Pfarrer Georg Wolf tot!
Geſtern morgen verkündeten die Glocken den um 9.15 Uhr erfolgten
Tod des allſeits beliebten Pfarrers Herrn Georg Wolf. Geboren am
16. Februar 1869 zu Rockenberg i. Oberh., zum Prieſter geweiht am
10. Auguſt 1698, zuerſt Pfarrer von Dietesheim leitete der Verblichene
unſere Gemeinde ſeit dem 1. Dezember 1916. Der Kirchenneubau, den
er in ſo genialer Weiſe leitete und der ſeinen Namen über die
Orts=
grenzen hinaus berühmt gemacht hat, hat in Verbindung mit der
über=
großen Seelſorgetätigkeit in einer Gemeinde von zirka 8000 Katholiken
die Lebenskraft geraubt. Am 1. Dezember 1929 wurde Herr Pfarrer
Wolf in den Ruheſtand verſetzt, konnte ſich aber der wohlverdienten
Ruhe im Diesſeits nicht lange erfreuen, dafür ſchenke ihm der Herr
die ewige Ruhe. Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 7. Auguſt,
vorm 10.30 Uhr, ſtatt, das Totenoffizium und Requiem beginnt um
9.30 Uhr.
p. Groß=Gerau, 6. Aug. Im verfloſſenen Jahre hatte die
Geſchäfts=
gebarung der „Eugenik G. m. b. H.” zu einem Strafverfahren wegen
Vertriebs eines Heilmittels „Halmi” geführt das mit Verurteiluns
zweier Angeklagten zu Geldſtrafen endete. Das Reichsgericht hat nun
die von ſeiten der Angeklagten gegen das Strafkammerurteil eingelegte
Reviſion verworfen.
m. Aus dem Lande, 4. Auguſt. Gewerbliches. Mit
Rückſicht auf die Erntezeit ſchränken die Handwerkskammer=
Nebenſtellen die Zahl ihrer Sprechtage etwas ein. Es halten
ſolche ab: die Nebenſtelle Darmſtadt an 5 Orten, die Nebenſtelle
Friedberg an 7 Orten, in Laubach und Ulrichſtein nach Bedarf,
in Friedberg Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags;
die Nebenſtelle Gießen an 2 Orten und in Gießen von Montags
bis einſchließlich Freitags von 8 bis 12 Uhr: die Nebenſtelle
Mainz in Bingen und Gau=Algesheim immer Mittwochs und in
Mainz Montags, Dienstags, Donnerstags und Samstags von
9 bis 12 Uhr; die Nebenſtelle Worms an 5 Orten und in Worms
täglich außer Mittwochs und Samstags von 9 bis 12 Uhr und
3 bis 4 Uhr.
A.
is.was zu einen fertigen Soße gehört, enthält
MIAZOT Dateflseise
Seite 8
Donnerstag, den 7. Auguſt 1930
Nummer 217
Bayreukh in Trauer.
Oben links: Aus glücklichen Tagen. Siegfried Wagner im Kreiſe ſeiner Familie. Unten links:
Villa Wahnfried in Bayreuth, der Wohnſitz Siegfried Wagners. — Oben rechts: Das Bayreuther
Feſtſpielhaus. Von hier aus konnte Siegfried Wagner allen Stürmen der Zeit zum Trotz in mehr
als 22jähriger Tätigkeit den Ruhm ſeines Vaters erhalten und vergrößern. — Unten rechts:
Jugendbildnis Siegfrieds.
Die Stadt Bayreuth bereitet Siegfried Wagner ein Ehrenbegräbnis, das am 8. Auguſt auf dem
ſtädtiſchen Friedhof ſtattfindet, auf dem auch Franz Liſzt zur letzten Ruhe beſtattet iſt.
Zearſcher Märmebandestag in Haeistäge.
Unſere Jungens zur See im Feſtzug,
der ſich anläßlich des großen Marinebundestages durch die flaggengeſchmückten Straßen Karlsruhes
bewegte.
Erſtes Originalbild der japaniſchen Taifun=Kakafkrophe.
Zerſtörte Schiffe im Hafen von Nagaſaki.
Die japaniſche Inſel Provinz Kyuſhu wurde von einem furchtbaren Taifun heimgeſucht. Ar
ſchwerſten litt der große Hafen von Nagaſaki, wo zahlreiche Schiffe in den Grund gebohrt wurder
Der Schaden wird auf 200 Millionen Mark geſchätzt.
Der Flieger Cunningham überfällig.
Reich und Ausland.
Reichskanzler Dr. Brüning an den V. d. A.
„Der Dank eines ganzen Volkes gewiß.”
Im Zuſammenhang mit den
Jubiläums=
feiern des Vereins für das Deutſchtum im
Aus=
land hat auch Reichskanzler Brüning noch ein
Glückwunſchſchreiben geſchickt, das der „
Volks=
deutſche” in ſeiner Auguſtnummer veröffentlicht.
In dieſem Schreiben heißt es:
„In einer nunmehr 50jährigen Lebenszeit
hat der Verein für das Deutſchtum im Ausland
eine ſchwere, zähe Arbeit geleiſtet, die vor allem
Arbeit am eigenen Volke im beſten Sinne war.
Aber von einem höheren Geſichtspunkt aus
be=
trachtet, war ſie auch Arbeit im Dienſte
des Friedens, inſoweit als der Friede im
Verhältnis von Volk zu Volk ein gewiſſes
ſee=
liſches Gleichgewicht und ein gegenſeitiges
Ver=
ſtändnis zur Grundlage hat. Die Bindungen
dafür ſind aber nicht gegeben, wenn die innere
Freiheit und das Gefühl der Gleichberechtigung
fehlt. . . . Die Arbeit, die der Verein für das
Deutſchtum im Ausland geleiſtet hat und
hof=
fentlich auch in der Zukunft noch leiſten wird,
iſt keine Arbeit des Angriffs,
ſon=
der der Verteidigung; ſie iſt keine
Arbeit des Kampfes ſondern der
Verſöhnung.” Weiter wird in dem
Schrei=
ben darauf hingewieſen, daß es dem Verein
geglückt ſei, zwiſchen dem Mutterlande und den
Auslanddeutſchen eine lebendige Verbindung
herzuſtellen und vielen Millionen Deutſchen im
Ausland das Gefühl der Sicherheit und
Gebor=
genheit zu geben. Andererſeits habe der V.D.A.
aber auch dazu beigetragen, daß das
Ausland=
deutſchtum immer mehr eine lebendige Brücke
zwiſchen den fremden Völkern und dem
deut=
ſchen Mutterlande werde. Das Schreiben ſchließt
mit den Dankesworten: „Ich bin deſſen ſicher,
daß dem V.D.A. für ſeine Arbeit der Dank eines
ganzen Volkes ſtets gewiß ſein wird.”
Neues zum Fall Surek.
Frankfurt a. M. Die 57jährige Witwe
Thereſe Fenner, Inhaberin einer
Fremdenpen=
ſion in der Gutleutſtraße iſt wegen Hehlerei
feſt=
genommen worden. Die Fenner iſt diejenige
Perſon, der Surek das veruntreute Geld zur
Aufbewahrung gegeben hat. Sie lieferte, wie
mitgeteilt, der Kriminalpolizei 4370 RM. ab
und behauptete, nur dieſe Summe von Surek
er=
halten zu haben. Die Kriminalpolizei
bezwei=
felte die Richtigkeit ihrer Angaben und fand
bei einer Durchſuchung ihrer Wohnung noch
370 RM. Nach dem Eingeſtändnis der Fenner
rührt dieſer Betrag auch von der ihr von Surek
übergebenen Geldſumme her. Die Fenner hat
ſehr verſpätet die 4370 RM. an die
Kriminal=
polizei abgeliefert. Sie hat es nach
Bekanntwer=
den der Tat nicht für nötig gehalten, der
Krimi=
nalpolizei ſofort Mitteilung zu machen; ſie wird.
hierfür ihre Gründe gehabt haben. Sicherlich hat
Surek angenommen, daß Frau Fenner ihn nicht
verraten würde. Offenbar hat die Fenner der
Polizei nur Mitteilung gemacht, weil ſie
be=
fürchtete, daß der Polizei bekannt werden könnte,
daß ſie ſich im Beſitz des veruntreuten Geldes
befände. Nunmehr ſind 4740 RM. herbeigeſchafft
worden. Surek hat am Tage der Tat 5200 RM.
vom Geldbriefträger erhalten, ſo daß von dieſer
Summe noch 460 RM. fehlen.
Aufklärung des Lohngeldraubes auf dem Kali=
Werk Kaiſersroda.
Kaſſel. Wie erinnerlich, wurden im Juli
aus dem Lohnbüro des Kaliwerks Kaiſersroda
in Merkers (Rhön) Lohngelder in Höhe von
6338 RM. geraubt. Der Werkspolizeibeamte
Flack, der der Tat verdächtig war, richtete bei
ſeinem damaligen Verhör ein ſchweres Blutbad
an, er erſchoß den Oberwachtmeiſter Gärtner und
verwundete zwei Direktoren des Werkes ſchwer.
Er konnte in dem allgemeinen Tumult
ent=
fliehen, wurde aber ſpäter verhaftet. Nachdem
er den Raub der Lohngelder bisher ſtets
abge=
leugnet und angab, daß er bei der Bluttat in
Notwehr gehandelt hatte, hat er jetzt vor der
Landespolizei in Kaſſel ein Geſtändnis abgelegt,
daß er mit Hilfe des Werkspoliziſten
Schu=
macher den Lohnraub ausgeführt hat. Letzterer,
der inzwiſchen verhaftet wurde, hat ebenfalls
ein Geſtändnis abgelegt. Von dem Gelde hat
man allerdings bisher noch nichts wieder
her=
beiſchaffen können.
Fleiſchvergiftungen in Osnabrück.
Osnabrück. Wie das Städtiſche
Geſund=
heitsamt und die Polizeidirektion mitteilen,
ſind im Stadtbezirk einige Fälle von
Fleiſchver=
giftungen vorgekommen. Die Vergiftungen
tra=
ten nach dem Genuß von Hackfleiſch auf, das am
Samstag nachmittag aus einer Schlächterei in
Schinkel bezogen worden war. Als
Krankheits=
urſache kommt anſcheinend ein am Donnerstag
der vorigen Woche hier eingeführtes Stück
Rindvieh in Betracht, das im Kreiſe Berſenbrück
geſchlachtet und von einem auswärtigen
Tier=
arzt mit dem Tauglichkeitsſtempel verſehen
wor=
den war. Das Tier iſt verteilt in den Verkehr
gebracht worden. Den Bemühungen der
Geſund=
heits= und Veterinärpolizei iſt es gelungen,
ſämtliche noch vorhandenen Fleiſchvorräte
ſicher=
zuſtellen. Bisher ſind 23 Erkrankungsfälle zur
amtlichen Kenntnis gelangt, die im allgemeinen
keinen ſchweren Verlauf nehmen.
Schweres Grubenunglück im Saargebiet.
Saarbrücken. Auf dem Oſtſchacht „
Cal=
meleite” bei Clarenthal der Inſpektion
Louiſen=
thal ereignete ſich geſtern früh auf Abteilung 1
eine Kohlenſtaubexploſion. In der Abteilung
waren 48 bis 50 Bergleute beſchäftigt. Im Laufe
des Vormittags wurden 19 zum Teil ſchwer
ver=
brannte Arbeiter zutage gefördert und ins
Fiſchbach=Völklinger Lazarett übergeführt. Für
die Grube beſteht keine Gefahr, da die
Wetter=
führung vollkommen in Ordnung iſt. Meldungen
über Bergung von Toten liegen nicht vor.
Schweres Brandunglück in einer Spinnerei.
Paris. Bei einem Brande in einer
Spin=
nerei in Marſeille ſind zwei Arbeiterinnen und
ein Arbeiter ums Leben gekommen.
Batavia. Der auſtraliſche Flieger
Cun=
ningham, der, wie gemeldet, in Wyndham (
Au=
ſtralien) zu einem Flug nach England geſtartet.
war und deſſen erſte Etappe Bima auf der
In=
ſel Sumbawa (Niederländiſch=Indien) ſein
ſollte, war geſtern früh an dieſem Orte noch
nicht eingetroffen.
Die Opfer des Kinobrandes in Sao Paulo.
New York. Der Brand des Kinotheaters
in Sao Paulo, der geſtern gemeldet wurde, hat
im ganzen bisher vier Todesopfer gefordert.
Sechs weitere Kinder befinden ſich in
Lebens=
gefahr. Sämtliche Opfer ſind Kinder im Alter
von zehn Jahren,
Exploſion ſchlagender Wekter
Auf der Hurgrabe dännente.
18 Beigleute verlekk.
Sarbrücken, 6. Auguſt.
Am Mittwoch vormittag ereignete ſich auf
dem Oſtſchacht der Grube „Calmette” bei
Cla=
renthal eine Exploſion ſchlagender Wetter. 18
Bergleute erlitten mehr oder minder ſchwere
Brandverletzungen. Todesopfer ſind
glücklicher=
weiſe nicht zu verzeichnen. Sofort nach
Be=
kanntwerden der Exploſion waren
Rettungs=
mannſchaften, Geiſtlichkeit und Aerzteſchaft an
der Unglücksſtelle, um den Verunglückten
beizu=
ſtehen. Die Verletzten wurden in die
Kran=
kenhäuſer nach Völklingen und Fiſchbach
über=
geführt. Zurzeit beſteht keine Gefahr mehr, da
die Wetterführung in Ordnung iſt. Die
Ret=
tungsmannſchaften haben ihre Arbeit bereits
beendet und ſind wieder zu Tage gefahren.
Der amtliche Bericht des Oberbergamtes
mel=
det, daß ſich die Entſtehungsurſache bisher noch
nicht feſtſtellen ließ. Die Exploſion ereignete
ſich in dem Augenblick, als die Frühſchicht in
Stärke von 280 Mann eingefahren war. Von
dem Unglück wurde jedoch nur die Belegſchaft
getroffen, die ſich vor dem Stoß befand. Man
bezeichnet es als einen beſonders glücklichen
Umſtand, daß der Schlagwetterentzündung keine
Kohlenſtaubexploſion folgte, da in dieſem Falle
die geſamte Belegſchaft und die geſamten
An=
lagen rettungslos verloren geweſen wären. Die
Rettungsmannſchaft, die vom „Richard=Schacht”
aus die Unglücksſtelle erreichte, konnte ſchnell
und ohne große Schwierigkeiten, ihre Arbeiten
beendigen. Die Opfer haben zum Teil
furcht=
bare Brandwunden davongetragen, jedoch
ſchwebt keiner der Verletzten in Lebensgefahr.
Wilde Jagd hinter einem Autodieb.
Ein Polizeibeamter ſchwer verletzt.
Berlin. Eine wilde Jagd hinter einem
Autodieb ſpielte ſich vorgeſtern abend von der
Grunewaldſtraße quer durch Schöneberg bis zum
Magdeburger Platz ab. Ein junger Mann hatte
in der Froben=Straße einen Wagen geſtohlen.
Paſſanten hatten ihn beobachtet und zwei
Poli=
zeibeamte auf den Dieb aufmerkſam gemacht.
Kurz entſchloſſen ſchwang ſich ein Polizeibeamter
auf das Trittbrett und verſuchte, den Wagen
anzuhalten. Es gelang aber dem Dieb, ihn vom
Wagen zu ſtürzen. Er erlitt einen
lebensgefähr=
lichen Schädelbruch. Der zweite Beamte folgte
dem Dieb in einer Droſchke. In raſender Jagd
ging es bis zum Magdeburger Platz. Hier
wurde der geſtohlene Wagen zum Stehen
ge=
bracht, und zwar dadurch, daß der Beamte in
den Reifen ſchoß. Nach kurzem Kampf konnte
der Dieb, der 25jährige wohnungsloſe Chauffeur
Kurt Frey, verhaftet werden. Nur mühſam
ge=
lang es den Polizeibeamten, den Dieb. vor der
Lynchjuſtiz der Paſſanten, die auf ihn
los=
ſchlugen, zu ſchützen. Der Autodieb wurde zum
Polizeirevier in Schöneberg gebracht.
Ein Auto raſt in eine Soldatenabteilung.
Berlin. In Moabit hat ſich geſtern mittag
ein ſchwerer Unglücksfall ereignet. Eine
Auto=
droſchke, die infolge des regennaſſen Aſphalts
ins Schleudern geraten war, fuhr in voller Fahrt
in eine etwa 30 Mann ſtarke Formation der
Reichswehrwachttruppe, die gerade durch die
Paulſtraße marſchierte. Zahlreiche
Reichswehr=
leute wurden zu Boden geriſſen. Vier von ihnen
blieben zum Teil ſchwer verletzt auf dem Pflaſter
liegen. Die Soldaten brachten die vier
Verletz=
ten zu einem in der Nähe wohnenden Arzt, wo
ihnen die erſte Hilfe zuteil wurde. Dann
wur=
den zwei, die bisher das Bewußtſein noch nicht
erlangt haben, in ſehr ernſtem Zuſtande in das
Moabiter Krankenhaus geſchafft.
Maſſenvergiftungen in der Wilnaer Garniſon.
Warſchau. Wie aus Wilna gemeldet wird,
erkrankten über 100 Soldaten des dortigen 6.
Infanterieregiments an ſchweren
Vergiftungs=
erſcheinungen. 65 Infanteriſten mußten in
ſchwer erkranktem Zuſtande ins Krankenhaus
übergeführt werden. Die Vergiftungen werden
auf den Genuß von ſchlechtem Fleiſch
zurück=
geführt.
Aus dem italieniſchen Erdbebengebiet.
Vulkaniſche Folgeerſcheinungen.
Die Wiederaufbauarbeiten.
Neapel. Bei Trevico in der Provinz
Avel=
lino hat das Erdbeben eine vulkaniſche
Folge=
erſcheinung gehabt. Es iſt ein Riß in der Erde
entſtanden, der eine Breite von zwei Metern
hat und aus dem Gaſe aufſteigen, die auf ihre
Zuſammenſetzung noch zu unterſuchen ſind. —
In der Provinz Potenza iſt in der
vergange=
nen Nacht um 1 Uhr noch ein ziemlich heftiger
Erdſtoß verſpürt worden. Viele Perſonen
ſtürz=
ten auf die Straße; Schaden wurde anſcheinend
nicht angerichtet.
Exploſion eines Benzinlagers in Bordeaux.
Bordeaux. In einem Vorort von
Bor=
deaux flog ein rieſiges Benzinlager in die Luft.
Das große Lagerhaus ſtand wenige Minuten
ſpäter in hellen Flammen. Die Feuerwehr
ver=
ſuchte, die Nachbarhäuſer zu retten. Zwei
Feuer=
wehrleute erlitten Verletzungen. 10 000 Liter
Benzin ſind verbrannt. Die Gefahr iſt immer
noch nicht beſeitigt.
Schwerer Unglücksfall bei der Regatta
von Cowes.
London. Während der Segelwettfahrten in
Cowes ereignete ſich geſtern ein ſchwerer
Un=
glücksfall. Die Yacht „Lucilla” wurde von der
Yacht „Lulworth” gerammt und ſank innerhalb
drei Minuten. Dabei ertrank der Steward der
„Lucilla”, während die übrigen ſieben Perſonen
der Bemannung an Bord der „Lulworth”
ge=
bracht werden konnten. — König Georg, der ſich
an Bord ſeiner Yacht „Britannia” befand, war
Zeuge des Unglücks.
Nummer 217
Donnerstag, den 7. Auguſt 1930
Seite 9
Deutscher Sieg im Wasserballturnier
Ungarn gewinnt die 4mal 100-Meter-Länderstaffel vor Deutschland. — 5 deutsche Siege im 200-Meter-Damen-Brustschwimmen.
Weigmann Meister über 200 Meter Brust. — Szckely-Ungarn Sieger über 100 Meter Freistil. — Frl. Salgado-Frankreich Doppel-
Meisterin. — Deutschland siegt über Frankreich im Fussball 4: 2 (1:1). — Im Mannschafts-Säbelkampf Deutschland an 2. Stelle.
Frl. Salgado (Meisterin über 100 Meter Rücken und 100 Meter Freistil), Frl. Blondeau (2. Siegerin); Frl. Sparbier, Frl. Bder, Frl. Ziegenfuß-Deutschland; Cordes vor dem Schuß.
Phot.: Weißgärber, Darmstadt.
Deutschlands Schwimmerim
Gesamtergebnis mit 104:57
Punkten vor Italien.
Am Mittwoch vormittag
wurden im Hochschulstadion die restlichen
Zwischenentschei-
dungen der Schwimmwettkämpfe erledigt. Es kamen je 2
Zwi-
schenläufe über 100 und 1500 Meter Kraul für Herren zum
Aus-
trag, In den beiden Läufen der kurzen Strecke kam es, wie
er-
wartet, zu scharfen Kämpfen, da sämtliche Teilnchmer nach
ihren Leistungen in den Vorläufen Aussicht hatten, in den
Ent-
scheidungslauf zu kommen. Nach scharfen Kämpfen
aualifisier-
ten sich für den Endlauf Medriky-Tschechoslowakei, Sutton-
England, Steiner-Tschechoslowakei, Ssekely-Ungarn, Pepe-
lta-
lien und als einziger Deutscher Gruß. Der erste Zwischenlauf
in der langen Strecke war eine einseitige Angelegenheit für den
ltaliener Gambi, dessen Landsmann Bacigalupo den 2. Platz vor
dem Ungarn Feher sicher hielt. Diese drei gelangen mit den
beiden Ersten des 2. Laufes, Unterberger=Oesterreich, Wernitz-
Deutschland, und dem Franzosen Roig in den Endlauf, der erst
am Donnerstag vormittag zum Austrag gelangen wird,
100 Meter Freistil: 1. Zwischenlauf: Steiner-
Tschechoslowakei 1:05,1 Min. 2. Szekely-Ungarn 1:05,2 Min.
13. Pepe-Italien 1:05,6. 4. Gruß-Deutschland 1:06,2 Min. —
12. Zwischenlauf: 1. Medriky-Tschechoslowakei 1:04,6 Min.
12. Sutton-England 1:05 Min, 3. Watrin-Deutschland 1:06,2
Min. 4. Vogt-Deutschland 1:06,5 Min.
1500 Meter Freistil: 1. Zwischenlauf: 1. Gambi-
Italien 22:44,8 Min. 2. Bazigalupo-Italien 23:22,3 Minuten.
3. Feher-Ungarn 23:30,5 Min. 4. Roig-Frankreich 23:37,6
Min. 5. Hellwig-Deutschland 25:23,8 Min. — 2.
Zwischen-
lauf: 1. Unterberger-Oesterreich. 2. Wernitz-Deutschland
24:26 Min. 3. Torre-Frankreich 24:26,6 Min. 4. Tegethoff-
Deutschland 25:25,2 Min.
In die Entscheidung kommen: Unterberger-Oesterreich,
Wernitz-Deutschland, Gambi und Bazigalupo-Italien, Feher-
Ungarn und Roig-Frankreich.
Den Höhepunkt der Schwimmwettkämpfe
brachte der Nachmittag mit den wichtigsten Entscheidungen.
Schon vor 3 Uhr begann der Anmarsch des Publikums nach der
herrlichen Kampfstätte, und als pünktlich um 4 Uhr die
Ent-
scheidungen der Staftelmeisterschaft über 4X100 Meter
be=
gannen, waren annähernd 3000 Zuschauer anwesend, eine
Re-
kordzahl für schwimmsportliche Veranstaltungen in Darmstadt,
B Die Erwartungen, die man an die Entscheidungskämpfe geknüptt
hatte, wurden nicht nur erfüllt, sondern durch herrliche Kämpfe
mit ausgezeichneten Leistungen noch weit überboten. Schon
durch das erste Rennen, in dem Deutschland knapp geschlagen
wurde, kam das Publikum richtig in Stimmung, und als schließ-
Das heutige Programm.
Fechten: Otto-Berndt-Halle, ab 9 Uhr: Beginn des
Einzelfechtens im Säbel.
Schwimmen: 10 Uhr: Hochschulstadion: Entscheidung
1500 Mleter Freistil, 38100 Meter Lagenstaffel für
Herren (Rücken, Brust und Freistil). — 11.50 Uhr:
Wasserball Belgien — Frankreich um den 4. Platz.
Leichtathletik: Hochschulstadion, 16 Uhr: Vorlauf
110 Meter klürden. — 16.20 Uhr: 100 Meter (Vorlauf).
16.30 Uhr: Kugelstoßen (Vorkampf). — 16.45 Uhr: 400
Meter (Vorlauf). — 17.10 Uhr: 100 Meter für
Studen-
tinnen (Vorlauf). — 17.20 Uhr: 1500 Meter (Vorlauf). —
18.10 Uhr: 100 Meter (Lwischenlauf). — 18.10 Uhr:
Kugelstoß (Entscheidung). — 18.20 Uhr: 100 Meter für
Studkentinnen; 18.45 Uhr: (Entscheidung). — 18.25 Uhr:
Olympische Staftel (Vorlaut). — 18.40 Uhr: 400
Meter (Zwischenlauf). — 18.50 Uhr: 4X100
Me-
ter (Zwischenlauf). — 19.00 Uhr: 110 Meter Hürden
(Zwischenlaut). — 19.10 Uhr: 5000 Meter (Vorlauf).
Rugby: Im Stadion zu Frankfurt, 17.30 Uhr: Frankreich
gegen Spanien.
Weigmann-Deutschland, Sieger über 200 Meter Brust.
Phot.; Weißgärber, Darmstadt.
lich das Brustschwimmen für Damen und für Herren Deutsche
als Sieger sah, war der richtige Kontakt zwischen Zuschauern
und Wettkämpfern hergestellt, der sich bei dem grandiosen
End-
kampf im Wasserball zwischen Ungarn und Deutschland als sehr
nützlich erwies.
Wie bereits erwähnt, ging die 4X100 Meter-Herrn-Kraul-
Staftel für die Deutschen leider verloren, Schon vom ersten
Mann ab kam es zu einem harten Kampfe, in dem sich bald
Ungarn und Deutschland an die Spitze setzen konnten, Kopf
an Kopf wurde das Rennen über die ganze Strecke
geschwom-
men und unter großen Anfeuerungsrufen des Publikums nahmen
die beiden letzten Leute, Szekely-Ungarn und Gruß-Deutschland,
die letste Wende gleichseitig. Durch besseren Spurt konnte der
Ungar einen knappen Handschlagsieg und so diese wertvolle
Meisterschaft erringen. Bei den Italienern, die in diesem Rennen
einen guten 3. Platz vor Deutschland belegten, erwies es sich,
daß ihren guten Mittel- und Langstreckenschwimmern die
hun=
dert-Meter-Strecke zu kurz ist.
Den ersten deutschen Sieg am Mittwoch gab es im
Brust-
schwimmen 200 Meter für Damen durch den überlegenen Sieg
von Frl. Baer. Von Anfang an hatte sich Frl. Baer an die
Spitze des Feldes gelegt und bei 100 Meter als erste in 1,42
ge-
wendet. Auf den letzten hundert Meter konnte sie ihren
Vor-
sprung noch weiter vergrößern und in der guten Zeit von 3:31,5
Minuten das Rennen siegreich beendigen. Den 2. Plats hielt
Frl. Sparbier-Deutschland sicher vor der 3. deutschen
Vertre-
terin, Frl. Ziegenfuß, die im Endkampf die Französin Blondeau
noch auf den 4. Platz verweisen konnte.
Das nächste Rennen war dieselbe Meisterschaft für Herren.
Am Start herrschte Nervosität, so daß erst nach 2 Fehlstarts
das Feld auf die Reise gehen konnte. Der Deutsche Weigmann.
der schon im Zwischenlauf sehr gut gefallen konnte, ging bald
in Führung, die er sich bis zum Schluß nicht mehr nehmen ließ.
Unter starkem Beifall des Publikums wurde er sicherer Sieger
vor dem ltaliener Manzoni, der im Endspurt den Norweger
Hag-
ness schlagen konnte. Der Deutsche Herber belegte einen guten
4. Plats.
Vor den weiteren Entscheidungsläufen stellten sich dem
Pu-
blikum die deutschen Siegerinnen und Sieger der
Sprungkon=
kurrenzen in einem
wohlgelungenen Schauspringen
vor, das vom Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen
wurde,
Hierauf folgte die mit großer Spannung erwartete
Meister-
schaft der Hlerren im Kraul=Schwimmen über 100 Meter. Nach
den ausgeglichenen Zeiten der Vor- und Zwischenkämpfe war
niemand in der Lage, in einem der sechs Endlaufteilnehmer den
sicheren Sieger vorauszusagen. Der Start klappte ausgezeichnet
und unter ohrenbetäubenden Anfeuerungsrufen des Publikums
gab es ein Koptan-Kopf-Rennen des ganzen Feldes, Bei 50
Meter lag der Ungar Ssekely leicht in Führung und konnte
durch glänzenden Endspurt einen knappen, aber sicheren Sieg
in der guten Zeit von 103,7 Minuten erringen, Mit Handschlag
hinter ihm endete der Tscheche Steiner, dem ebenfalls mit ganz
geringer Ditferenz sein Landsmann Medriky und der ltaliener
Pepe im toten Rennen folsten. Lutton-England hielt den 5. Plats,
während der Deutsche Gruß knapp hinter ihm nur Letzter
wer=
den konnte.
Seite 10
Donnerstag, den 7. Auguſt 1930
Nummer 217
Die Meisterschaft der Damen über 100 Meter Kraul war
genau wie das Rückenschwimmen am Dienstag im Kampf um
die ersten beiden Plätze eine rein französische Angelegenheit
zwischen den Damen Salgado und Blondeau, denen die
deut-
schen Teilnehmerinnen nicht gewachsen waren, Auch dieses
Rennen beendete Frl. Salgado als überlegene Siegerin und
konnte somit den 2. Meistertitel erringen.
Entscheidungen bei den Schwimmwettkämpfen.
Ergebnis: 4X100 Meter Freistilstaffel: 1. Ungarn
4:24 Min. (Csepela, Flor, Herendy I u. Szekely), 2.
Deutsch-
land 4:24,2 Min. (Vogt, Watrin, Wichmann und Gruß),
3. Italien 4:33,4 Min. (Bacigalupo, Gamibi, Aliberti und
Pepe), 4. Oesterreich 4:38,4 Min. (Eberhardt, Unterberger,
WWanner, Rödiger), 5. Tschechoslowakei 5:04,4 Minuten
(Schmuck, Lewy, Medriky und Steiner.)
Ergebnis: 200 Meter Brustschwimmen für Damen:
1. Frl. Baer-Deutschland 3:31,5 Min., 2. Frl. Sparbier-
Deutschland 3:39,4 Min. 3. Frl. Ziegenfuß-Deutschland
3:45 Min. 4. Frl. Blondeau-Frankreich 3:46,4 Min. 5. Frl.
Philipp-Ungarn 4:03,2 Min.
Ergebnis: 200 Meter Brustschwimmen für Herren:
1. Weigmann-Deutschland 3:04,2 Min. 2. Manzoni-Italien
3:05,6 Min. 3. Hagness-Norwegen 3:06,8 Min. 4. Herber-
Deutschland 3:10 Min. 5. Haas-Oesterreich 3:10,8 Minuten.
6. Aru-Italien 3:13,7 Min.
Ergebnis: 100 Meter Freistil, Herren: 1. Szekely-
Ungarn 1:03,7 Min. 2. Steiner-Tschechoslowakei 1:03,8 Min.
3. Mendriky-Tschechoslowakei 1:04 Min. 4. Pepe-Italien
1:04 Min. 5. Sutton-England 1:05,1 Min. 6. Gruß-Deutschland
1:05,8 Min.
Ergebnis: 100 Meter Freistil, Damen: 1. Salgado-
Frankreich 1:20 Min. 2. Blondeau-Frankreich 1:26,8 Min.
3. Mohr-Deutschland 1:34,5 Min. 4. Joßmann-Deutschland
1:38,5 Min. 5. Döpking-Deutschland 1:39 Min.
Den Abschluß der Schwimm-Wettkämpfe bildeten die
Entscheidungsspiele des Wasserballturniers
Im Kampfe um den 3. Platz begegneten sich zuerst die
Mann-
schaften von England und Belgien unter der Leitung des
fran-
zösischen Schiedsrichters Borocco, Schon bald nach Beginn des
Borocco (Frankreichs schnellster Schwimmer)
Phot.: Weißgärber, Darmstadt.
Spieles zeigte es sich, daß sich hier zwei ziemlich gleichwertige
Mannschaften gegenüber standen. Verschiedene
Torgelegenhei-
ten konnten auf beiden Seiten nicht ausgenutzt werden, bis es
in der 4. Minute dem guten englischen Mittelstürmer Sutton
ge-
lang, seine Mannschaft in Führung zu bringen. Bald nach der
Pause konnte der gleiche Spieler einen Durchbruch mit dem
2. Treffer für seine Mannschaft beenden. Das sehr faire Spiel
sieht in seinem weiteren Verlauf die englische Mannschaft noch
einmal erfolgreich. Mit 3:0 eroberte sich die englische
Mann-
schaft den 3. Platz.
Deutschland-Ungarn 5:0 (1:0).
Die Spannung der Zuschauer war aufs höchste gestiegen,
als sich im Entscheidungsspiel um den ersten und zweiten
Platz die Mannschaften der beiden Gruppensieger Ungarn
und Deutschland ins Wasser begaben. Dem Schiedsrichter
Schmuck-Tschechoslowakei stellten sich die beiden Gegner
in folgender Aufstellung:
Ungarn:
Repa,
Csorba,
Sarkäny,
Herendy,
Zboray,
Szekely,
Kékessy.
Börries,
Hanst,
Schürger,
Orlemann,
Cordes,
Vogel,
Deutschland: Eckstein.
Schon als die Mannschaften ins Wasser gingen, wollten
sich die deutschen und auch die zahlreichen ungarischen
Zuschauer in ihren Anfeuerungsrufen überbieten. Der
Schlachtruf der Amsterdamer Olympiade „Ra — Ra — Ka
— Germania”, der von einer Schar begeisterter deutscher
Schwimmsportanhänger schon vorher bei dem Bekanntgeben
der deutschen Siege sehr gut eingeübt war, griff bald auf die
anderen deutschen Zuschauer über, und als die deutsche
Mannschaft im Verlaufe des Spieles einen glatten Sieg über
die Ungarn erringen konnten, feuerten zum Schluß sämtliche
deutschen Zuschauer die ausgezeichnet spielende deutsche
Mannschaft an.
Gleich nach Spielbeginn zeigte es sich, daß dieser
Kampf äußerst hart verlaufen und an die Spieler große
An-
forderungen stellen würde. Die beiden Gegner spielten be-
Freiflicherweise am Anfang etwas vorsichtig, um sich erst
einmal näher kennen zu lernen. Die Kuhe dauerte jedoch
nicht lange an. Die Ungarn versuchen eine Ueberrumpelung
der deutschen Hintermannschaft, doch Cordes, und vor allen
Dingen der ausgezeichnete deutsche Torwächter Eckstein
sind sehr gut auf dem Posten und machen alle Angriffe der
Ungarn unschädlich. Auf der Gegenseite kommen die deut-
schen Stürmer öfters sehr gut durch, scheitern aber an der
guten, aber auch sehr harten Verteidigung der Magyaren. Auf
diese Weise kann sich kein flüssiges Kombinationsspiel
ent-
wickeln, da der Kampf andauernd durch Freiwürfe
unter-
brochen wird. In der 4. Minute kommt der deutsche Angriff
wiederum gut vor das ungarische Tor, Schürger kann
sich freimachen und durch scharfen Schuß in die linke untere
Ecke unter ungeheurem Beifall des Publikums
den Führungstreifer
erzielen.
Auf und ab wogt der Kampf, und da beiderseits sehr
scharf abgedeckt wird, fällt bis zur Pause kein weiterer
Tref-
fer. Wird es der deutschen Mannschaft gelingen, gegen die
Von links: Salmson, Danz, Körnig, Frl. Friedheim,
Frl. Braumüller, Reischies.
Phot.: Weißgärber, Darmstadt.
guten Ungarn ihren Vorsprung zu halten oder noch zu
ver-
größern? Das war die Frage, die in der Pause die
aufgereg-
ten Zuschauer und Spieler beschäftigt. Bald nach
Wieder-
beginn, wo Deutschland eine kleine Ueberlegenheit zeigt,
er-
hält Schürger einen Freiwurf. Wegen Widerspruchs und
Platzverlassens wird der Ungar Csorba herausgestellt und
Börries kann die Vorlage von Schürger mit einem
glän-
zenden Torschuß beenden.
Brausender Jubel quittiert das 2. Tor für Deutschland.
Vor dem deutschen Tor entstehen öfters gefährliche
Mo-
mente, doch die deutsche Hintermannschaft kann die
An-
griffe abwehren. Mit aller Gewalt wollen die Ungarn das
Ergebnis zu ihren Gunsten verbessern, das Tempo wird
immer schneller, doch vorerst gelingt keiner Partei ein
Er-
folg. Ein Fernschuß Schürgers wird von dem ungarischen
Torwächter mit großem Glück abgelenkt, ein weiterer Schuß
geht an die Latte. Auch die Ungarn haben großes Pech mit
ihren Schüssen, bei einem Gedränge vor dem deutschen Tor
wird Zboray wegen Abseits herausgestellt. Die Deutschen
nützen diese Chance sofort aus, und kurz vor Schluß des
Spieles gelang es Orlemann das Endergebnis von 3:0
für Deutschland herzustellen. Unbeschreiblicher Jubel des
Publikums erklang, als mit dem Schlußpfiff dieser großartige
Erfolg der deutschen Wasserballer über die ausgezeichnete
ungarische Mannschaft feststand. Der deutsche
Wasserball-
sport hat mit diesem Sieg einen großartigen Erfolg zu
ver-
zeichnen.
Das Spiel selbst konnte nicht ganz befriedigen. Große
Nervosität auf beiden Seiten und die überaus harte
Spiel-
weise besonders der ungarischen Mannschaft nach dem
er-
sten Erfolg der Deutschen ließen keinen schönen Kampf
auf-
kommen. Hinzu kam, daß die Spieler infolge einiger
un-
sicherer Entscheidungen des Schiedsrichters glaubten, die
Regeln nicht einhalten zu müssen. In der deutschen
Mann-
schaft lieferte Cordes wiederum eine ganz große Partie,
Aus-
gezeichnet hielt der Torwächter Eckstein, für dessen Können
ja von vornherein spricht, daß die Ungarn kein Tor erzielen
konnten. Orlemann und Schürger waren wiederum große
Stützen der Mannschaft, aber auch Vogel, Börries und Hanst
haben durch ihr tapferes Kämpfen einen Hauptverdienst an
Die Schweizer Leichtathleten.
Phot.: Weißgärber, Darmstadt.
dem glänzenden Erfolg. Die Ungarn hatten ihre besten
Leute in den vielfach erprobten Internationalen Säkany und
Csorba.
Der Schiedsrichter fand nicht immer den ungeteilten
Beifall der Zuschauer und Spieler. Bei dem ungeheuren Lärm
während des ganzen Spiels hatte er natürlich einen sehr
schweren Stand, so daß die Spieler oftmals seine
Entschei-
dungen gar nicht verstehen konnten.
Ziegler-D Sieger im Turmspringen.
Im „Großen Woog” wurden am Mittwoch vormittag die
Kämpfe im Turmspringen durchgeführt.
Ergebnis: 1. Ziegler-Deutschland 100,42 Punkte.
2. Hefter-Deutschland 96,12 Punkte, 3. Niemelainen-
Finn-
land 83,18 Punkte, 4. Kisfaludi-Ungarn 81,22 Punkte,
5. Rota-Italien 70,24 Punkte, 6. Cucurullo-Italien 66,56
Punkte.
Im Eußball-Turnter schlägt
Deutschland-Frankreich
4:2 (1:1).
Die Begegnung zwischen Deutschland und Frankreich im
Frankfurter Stadion zeigte ein klassearmes Spiel. Die
deutsche Mannschaft war durch Ersatz geschwächt, der sich
besonders in der Läuferreihe ungünstig auswirkte. Zudem
schut der während des Spiels niedergehende Regen noch sehr
glatte Bodenverhältnisse, die bei dem beiderseitig
system-
losen Spiel keine flüssige Kombination aufkommen ließen.
Die kampfkräftige Mannschaft war aber trotzdem
Deutsch-
land, während die Franzosen durch ihr gutes Kopfspiel
auf-
fielen. Der beste Mann der deutschen Mannschaft war
Houtrouw, ebenso Torwart Wenz, dagegen war die Leistung
der Läuferreihe außerordentlich schwach, besonders Böhler
vermochte kaum die Verbindung zwischen Sturm und
Ver-
teidigung aufrecht zu halten. Im Sturm zeigten die beiden
Außen mit die beste Leistung. Auch der Mittelstürmer Engel
führte recht verständig. Bei den Franzosen war der
Rechts-
außen Legentil der beste Mann. Auch die Verteidigung zeigte
sich einigermaßen ihrer Aufgabe gewachsen, In der
Läufer-
reihe leistete der rechte Läufer sehr gute Aufbau- und
Un-
terstützungsarbeit.
Nach leicht überlegenem Spiel gehen die Deutschen
durch den Halblinken Schäfer in Führung. Doch die
franzö-
sische rechte Seite reißt immer wieder ihren Sturm mit vor,
und eine präzise Flanke des Rechtsaußen verwandelt der
französische Halblinke zum Ausgleichstreffer. Nach der
Pause greift Deutschland energisch an, und der deutsche
Linksaußen erringt wiederum die Führung. Die Franzosen
raffen sich nun zu energischen Gegenangriffen auf, der
tran-
zösische rechte Flügel stößt immer wieder energisch vor, und
bei seinen zahlreichen Durchbrüchen vermag er abermals den
Ausgleich zu erzielen. In den letzten 20 Minuten wird die
deutsche Mannschaft überlegen, und Schäfer kann durch
einen rasanten Schuß ein unhaltbares drittes Tor erzielen.
Die französische Fußballelf.
Phot.: Weißgärber, Darmstadt.
Deutschland liegt dauernd in der französischen Hälfte, und
der Halbrechte Schnorr kann kurz vor Schluß aus nächster
Nähe einen flachen Ball zum vierten Treffer für
Deutsch-
land einschieben.
Schiedsrichter Klemm, Offenbach, leitete das Spiel vor
wenig mehr als tausend Zuschauern durchaus befriedigend.
Das gestrige Fußballspiel im Hochschulstadion
Italien — Luxemburg
brachte den erwarteten hohen Sieg der Italiener, die
Luxem-
burg glatt 10:0 abfertigten.
Im Fußball steht die Tabelle:
Die Mannschaftskämpfe
In Säbel.
Deutschland nach Ungarn 2. Sieger.
Glänzende Leistungen der deutschen Fechter.
Zu den Säbelkämpfen waren nach dem Ausscheiden der
Franzosen und Engländer noch fünf Nationen angetreten, und
zwar: Belgien, Ungarn, Italien, Dänemark und Deutschland. Die
Meisterschaften dieser Waffe wurde daher nur in einer Runde
ausgetragen. Hierbei haben die Ungarn den nun schon über die
ganzen Fechttage währenden Siegeszug der Italiener
unter-
brochen. Die Auslosung ergab, daß beide Mannschaften schon
am Vormittag sich gegenüberstanden. Mit dem Ausgang 9:7 für
Ungarn schien die Meisterschaft schon vergeben zu sein. Die
Ungarn hatten wirklich vorzüglich gefochten und gefielen
all-
gemein durch ihr ritterliches und sportliches Auftreten. Heß
war der beste Mann der Mannschaft. Bei den Italienern
ver-
sagte Gabrielli, und auch Volpini war nicht auf der erwarteten
Höhe. Der durchaus ruhigen und sicheren Fechtweise der
Un-
garn hatten die Italiener nur ihre ungeheure Gelenkigkeit
gegen-
überzusetzen, die aber den ungarischen Stand nicht erschütterte.
Dänemark schied nach seinen Niederlagen gegen Belgien und
Deutschland aus und überließ Ungarn und Italien die diesen
sowieso sicheren Punkte kampflos. Deutschland hatte am
Nachmittag einen sehr schweren Stand. Nach der Runde gegen
Belgien, die 13:2 überlegen gewonnen wurde, mußte es noch
gegen die stärksten Gegner, Ungarn und Italien, antreten. Ueber
3 Stunden ohne Ruhepause dauerte der heiße Kampf gegen die
ausgeruhten Mannschaften, eine Leistung, die unbedingte
Hoch-
achtung erfordert. Trotz dieser harten Inanspruchnahme endete
der Kampf gegen Ungarn mit 8:8 Einzelsiegen. Auch gegen
Italien hielten sich die Deutschen gut. Fast bis zum letzten
Ge-
fecht blieb der Ausgang offen. Mit einem „Unentschieden‟
trennten sich die Kämpfer.
Ergebnis=
1. Ungarn 3 Punkte, 17 Einzelsiege.
2. Deutschland 2 Punkte, 16 Einzelsiege.
3. Italien 1 Punkt, 17 Einzelsiege.
Belgien und Dänemark baben aufgegeben,
Nummer 217
Donnerstag, den 7. Auguſt 1930
Seite 11
Deutschland führt im
Gesamtklassement.
Nach dem heutigen Stand der Kämpfe, also vor Beginn
der Leichtathletik, rangiert nach einer vorläufigen
Aufstel-
lung Deutschland vor Italien, Frankreich und Ungarn wie
folgt:
104 Italien
37 Frankreich
29 Unga
28 Wasserball 12 10 Fechten 25 57 30 12 Tennis 10 12 Rudern 22 24
Säbel-Einzelkämpfe am Donnerstag.
Dänemark und Ungarn treten mit ihren gemeldeten
Mann-
schaften auf den Plan, Frankreich hat seine Mannschaft
zurück-
gezogen, die gemeldeten Engländer sind bis jetzt überhaupt noch
nicht auf der Kampfbahn erschienen. Nach dem Stand des
Mann-
schaftsfechtens lassen sich noch keine sicheren Schlüsse ziehen,
denn die wechselnden Erfolge ergaben keine Ueberlegenheit,
Gemeldet sind:
Norwegen (Bierke), Schweiz (Gobat), Deutschland
(Mayer, Trillhaase, Kolbinger, Maletzke), Italien (
Ga-
brielli, Rastelli, Zammichielli, Santostefano, Volpini),
Dänemark (Juul, Green, Simonsen und Sölthoff).
Große Fechtgala am Freitag.
Zu der geplanten großen Fechtgala in der Festhalle am
Freitag abend hat bereits eine starke Nachfrage nach Karten
eingesetzt. Die besten deutschen und italienischen Studenten-
Fechter haben ihre Beteiligung zugesichert. Auch die
Welt-
meisterin Helene Mayer, die infolge der mangelnden Konkurrenz
sich nicht an dem Meisterschaftsfechten beteiligen konnte, wird
mit den besten italienischen Fechtern einige Gefechte austragen.
Die Ungarn zeigen eine Säbelmannschaft (Heß und Szillassy),
der Belgier Osterrieth wird gegen einen Vertreter Dänemarks
im Degen antreten, Von den Deutschen werden Eyennis
gegen Kolbinger (Florett), Eugen Mayer gegen Rodhe
(Säbel) und Hoffmeister gegen Maletzke (Säbel)
antre-
ten. Maletzke ist Darmstädter Hochschulmeister und gehört der
Fechtabteilung der Technischen Hochschule Darmstadt, die unter
der Leitung von Fechtmeister A. Kaiser steht, an. Kolbinger ist
bayerischer Turnermeister und Eugen Mayer hat sich gerade in
der letzten Zeit zu einem ausgezeichneten Turnierfechter
ent-
wickelt. Im Degen wird noch der Schweizer Mirabeau gegen
seinen Landsmann Gobat fechten. Außerdem wird der
Fecht-
lehrer des Darmstädter Fechtklubs, Herr Angelini jun,, mit
seinen Landsleuten einige Gefechte austragen.
Ein Versehen
war am Dienstag der Leitung der Wettspiele unterlaufen, die
mitteilte, am Mittwoch gehe in Frankfurt a. M. der Rugby-
Länderkampf Deutschland-Frankreich vor sich, während es
sich um das Fußballspiel zwischen den gleichen Gegnern
handelte.
Die 2.5.B. und die Skudenken.
Die Deutſche Sportbehörde, für Leichtathletik hat mit der
ſtudentiſchen Sport=Organiſation folgende Vereinbarung
getrof=
fen: Die Studenten dürfen in Zukunft nicht mehr für akademiſche
Vereine, ſondern nur noch für ihre Univerſitäten ſtarten. Die
ſtudentiſche Organiſation erkennt ihrerſeits eine von der D. S.B.
ausgeſprochene Disqualifikation auch in ihrem Lager an.
Rol=Weiß — Equipe francaiſe de Nakakion
heute abend 7 Uhr im Woog.
Rot=Weiß iſt es gelungen, die franzöſiſche
Studentenmann=
ſchaft, die bei den Weltmeiſterſchaften der Studenten ſtartete, am
etzten Tage ihrer Anweſenheit in Darmſtadt zu einem internen
Vereinswettkampf um 7 Uhr im Großen Woog zu gewinnen.
Vereinbart wurde die Austragung einer Kraulſtaffel 4X100
Meter und eines Waſſerballſpiels; evtl. werden noch einige
Ein=
lagekämpfe geſchwommen. Die Mannſchaft ſtützt ſich insbeſondere
auf Torre und Borocco, den Sohn des Führers; beide Franzoſen
ſind gut für 1,08 Min. über 100 Meter und dürften Gewähr für
einen ſpannenden Kampf bieten.
Eine Vorausſage im Waſſerball iſt nicht gut möglich, da die
Rot=Weiß=Mannſchaft in dieſer Saiſon noch kaum in die
Oeffent=
lichkeit getreten iſt. Die franzöſiſchen Waſſerballer konnten zwar
bei den Studentenmeiſterſchaften gegen die ungariſche Extraklaſſe
keine überragende Rolle ſpielen, ihr Können entſpricht aber
ſüd=
deutſcher Ligaklaſſe.
Deutſchlands Teilnahme
un orr Mhmpiase 1a0r gefähroer.
Keine Staatsbeihilfe zu erwarken!
Die Deutſche Sportbehörde für Leichtathletik hatte die in Berlin
an=
weſenden Preſſevertreter zu einer Beſprechung eingeladen, um mit ihnen
über ſchwebende Fragen reden zu können. Ueber die Vorbereitung der
Teilnahme an den Olympiſchen Spielen 1932 in Los Angeles erfuhr man
nichts erfreuliches. Staatszuſchüſſe ſind nicht zu
erwar=
ten, infolgedeſſen muß verſucht werden, aus eigenen Kräften eine
Exve=
dition zuſammenzuſtellen. Selbſtverſtändlich wird dieſe Mannſchaft längſt
nicht mehr ſo ſtark ſein können wie die 1928 in Amſterdam. Ferner
wird man auch nicht große Vorbereitungskurſe einrichten können, man
muß dies vielmehr den einzelnen Verbänden überlaſſen. Allgemein
ſprach man mit Bedauern davon, daß es die Turnerſchaft des
Tannen=
bergtreffens nicht ermöglichen konnte, die Meiſterſchaften in Berlin zu
beſchicken. Mit beſonderem Intereſſe wurde den Ausführungen über
die Fälle Jonath, Borchemeher und Peltzer gefolgt. Was die
Hannove=
raner anbelangt, ſo erfuhr man, daß ihre Verfehlungen in der Preſſe
teilweiſe völlig entſtellt wiedergegeben wurden. So iſt beiſpielsweiſe
be=
hauptet worden, die Sprinter hätten vor ihrem Lauf verlangt, daß das
Geld für eine dritte Perſon, für einen Begleiter, erſt ausgezahlt
wer=
den müſſe. In Wirklichkeit hat ſich dies Geſpräch rein zufällig ergeben,
und außerdem wurde mit dem Eintreffen eines Begleiters ſtündlich
ge=
rechnet. Der Verweis, den Hannover 78 erhalten hatte, mußte deshalb
zurückgenommen werden, weil Hannover 78 nur mit ſeiner Leichtathletik=
Abteilung der DSB. angehört. Peltzer mußte ſuspendiert werden,
er=
fuhr man, da ſich die Internationale Leichtathletik=Behörde bereits für
den Fall zu intereſſieren ſcheint. Peltzer hat mehrere ſchriftliche
An=
fragen der DSB. und auch einen Fragebogen von Halts unbeantwortet
gelaſſen. Zur Vorſtandsſitzung am Samstag war er gleichfalls nicht
erſchienen, und zwar mit der Begründung, er hätte am Nachmittag zu
laufen! Die Angelegenheit Wittmann wurde gleichfalls beſprochen,
man gelangte aber zu keiner Klärung. Zum Schluß erbat die DSB.
wieder die Mitarbeit der deutſchen Sportpreſſe.
Turnen und Spork am Berfaſſungskag.
Zur Feier des Verfaſſungstages am 11. Auguſt 1930
fin=
den, wie im Vorjahre, verſchiedene Wettkämpfe ſtatt, zu denen
der Herr Reichspräſident Plaketten und Ehrenurkunden
ge=
ſtiftet hat. Ebenſo werden Sondervorführungen aus dem
Gebiete des Turnens und des Sportes gebracht. Die
ſport=
lichen Veranſtaltungen werden eingeleitet durch die am
Sams=
tag, dem 9. Auguſt, abends 5 Uhr, im Woog ſtattfindenden
Schwimmwettkämpfe für Männer, Frauen und Jugend. Die
leichtathletiſchen Wettkämpfe (Dreikampf für Männer, Frauen
und Jugend) finden auf dem Sportplatz des Vereins Rot=
Weiß, V. f. R. an der Rheinallee ſtatt, die Radfahrer ſtarten
unter Leitung des Radſportklubs zu einem 100=Kilometer=
Zeitfahren auf der Strecke Windmühle, Gräfenhauſen,
Mörfel=
den, Gehſpitz und zurück, und die Schützen tragen ihren
Wett=
kampf auf den Schießſtänden am Karlshof, alle am Montag,
dem 11. Auguſt, vormitags, aus
Zu ſämtlichen Veranſtaltungen iſt der Eintritt frei.
Zu den Sondervorführungen am Montag, dem 11. Auguſt
1930, 3 Uhr nachmitags, findet auf dem Sportplatz der
Heſſi=
ſchen Schutzpolizei (Exerzierplatz) eine großzügige
Werbever=
anſtaltung für die Leibesübungen ſtatt. Es nehmen daran teil:
das Arbeiter=Sportkartell, die Darmſtädter Turnerſchaft, die
Vereine des D.S.B., ſowie die dem D.R.A.f.L. angeſchloſſenen
Vereine und Verbände.
Nach dem Aufmarſch aller Teilnehmer und einem
Maſſen=
chor der Darmſtädter Sängerſchaft wird ein allgemeiner
Uebungs= und Spielbetrieb durchgeführt. Ein umfaſſendes
Bild aus dem Betrieb der Leibesübungen wird alſo den
Zu=
ſchauern vor Augen geführt.
Die Heſſiſche Schutzpolizei wird anſchließend an den
allge=
meinen Uebungsbetrieb auf ihrem Reitplatz Vorführungen
durchführen.
Die obengenannten Verbände zeigen außerdem
Sonder=
vorführungen aus ihren Spezialgebieten.
Die Oberleitung liegt in den Händen des Amtes für
Leibesübungen der Stadt Darmſtadt.
Inkernakiongle deutſche Tennis=Meiſterſchafken.
Kleinſchroth ſchlägt Crawford.
Auch der Dienstag ſtand in Homburg bei den
Tennsmeiſter=
ſchaften im Zeichen der Einzelſpiele. Die Ueberraſchung war die
Niederlage Crawfords durch den Deutſchen Kleinſchroth, der nach
5 Sätzen das Spiel zu ſeinen Gunſten entſcheiden konnte. Die
Ergebniſſe; Herren=Einzel: 1. Runde: Kuhlmann—
Blaum 6:1, 7:9, 5:7, 7:5, 6:4; Timmer—v. Cramm 6:4, 6:0, 6:0;
Kleinſchroth—Crawford 2:6, 6:4, 3:6, 6:3, 6:3; Hopmann—
Tüp=
ben 6:4, 6:4, 6:1: Abe—De Buzelet 6:8, 5:7, 6:2, 6:3, 6:2; Ohta—
Barrelet de Ricou 6:2, 6:4, 6:2; Dr. Buß-Keller 6:2, 6:4, 6:2.
2. Runde: Bouſſus—David 6:1, 6:0, 6:3; Harada—Gentien
6:0, 6:0, 6:4: Hecht-Hughes 6:2, 6:2, 6:2; Lorenz—Remmert
10:8, 6:1, 4:6, 6:3; Kinzl jr.—Moon 6:4, 6:2, 6:4. Damen=Einzel:
Runde; Frau Deutſch—Frau Ledig 1:6, 6:1, 7:5: Frau
Friedleben—Frl. Eichner 7:5, 6:1; Frl. Canters—Frl. Buß 6:1,
6:2: Frau Couquerkue—Frl. Horn 3:6, 6:3, 6:2. 2. Runde:
Fr. Schomburgk—Eiſenmengers 6:1 6:0; Frl. Hoffmann—Frau
Deutſch 6:0, 11:9. Damen=Doppel: Jesderowſka/Sandiſon—
Sprin=
ger/Kobe 6:4, 6:1; Kallmeyer/Hoffmann—Cramer/Sander
6:1, 6:4.
Am Mittwoch kam es zu folgenden Ergebniſſen: Bouſſus—
Kuhlmann 4:6, 6:1, 6:3; Timmer—Willard 6:3, 7:5, 6:2: Sato—
Menzel 6:3, 6:3: Dewort—Dr. Deſſart 3:6, 6:1, 6:8, 6:3: Damen=
Einzel: Frl. Peiſcht—Frl. Baumgarten 6:3, 7:5; Frl. Roſt—Frl.
Hofmann 6:1, 6:2; Frau Friedleben—Frl. Cucert 4:6, 13:1, 6:4;
Frl. Canters—Frl. Löwenthal 6:0, 6:4.
Kleinkaliberſchießen.
Laut Ausſchreiben des Amts für Leibesübung findet das
Kleinkaliberſchießen anläßlich der Verfaſſungsfeier, am
Sonntag, dem 10. Auguſt 1930, 14 Uhr, auf den Schießſtänden
hinter dem Karlshof ſtatt. Geſchoſſen wird in Mannſchaften zu
je 8 Mann, 15 Schuß, liegend, kniend und ſtehend und offene
Viſierung.
Meldungen ſowie Anfragen ſind zu richten an Karl Grimm,
Darmſtadt, Landwehrſtraße 29.
Schießſport=Klub „Windmühle‟ Darmſtadt
teilt mit, daß die Bundesmeiſterſchaft im Kleinkaliberſchießen bei
dem 19. Deutſchen Bundesſchießen in Köln errungen
wurde. Ferner iſt noch zu erwähnen die gute Placierung von
Schupp auf Feſt= ſowie auf Meiſterſcheibe.
Pferdeſport.
Rennen zu Hoppegarten am Mittwoch.
Quirl=Rennen. 3300 Mark. 2400 Meter: 1. Halmas Pale
(Grabſch), 2. Mantegna, 3. Patgulli. Toto: 34, Platz 17, 21. 47.
H.—1½ Lg. Ferner: Feldjäger, Finnland, Bellac, Opar, Gero,
Quos ego.
Hohenlohe=Oehringen=Rennen. 7800 Mark, 2200 Meter:
1. Weinbergs Ladro (O. Schmidt), 2. Präfect, 3. Narciß. Toto:
15, Platz 11, 18. ½—3 Lg. Ferner: Avanti, Wilfried,
Strom=
ſchnelle, Majordomus.
Geſchäftliches.
Umſicht muß im Haushalt walten, dann ſpart die
Hausfrau manchen Gang. Sie wird gerüſtet ſein auch für ſolche
Fälle, in denen es nicht nach Wunſch geht. Will z. B. die Soße
nicht reichen, oder benötigt ſie eine ſolche zu einem Gericht, welches
ſelbſt keine Soße ergibt, ſo nimmt ſie aus der Speiſekammer
Maggi’s Bratenſoßenwürfel. Die daraus nach der
Gebrauchs=
anweiſung im Handumdrehen bereitete Soße entſpricht allen
An=
forderungen; ſie ſchmeckt vollmundig und delikat. Maggi’s
Bra=
tenſoße reiht ſich den übrigen, altbewährten Maggi=Erzeugniſſen
würdig an.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 7. Auguſt.
8.00: Bad Münſter am Stein: Konzert des Kurorcheſters.
15.00: Jugendſtunde.
16.00: Bad Kreuznach: Konzert des Kurorcheſters.
17.55: 10 Minuten Wanderratſchläge des Taunus=Clubs.
18.05: Zeitfragen.
18.35: Dr. Nielen: Der Student der Gegenwart.
19.05: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.30: Stuttgart: Wiener Muſik.
20.30: Stuttgart: George Seibel, Pittsburgh (Pennſylvania): Das
Deutſchtum in Amerika.
21.00: Salzburg: Serenade (anl. der Salzburger Feſtſpiele)
22.00: Koblenz: Großes Militärkonzert. Ausf.: Ca. 300 Mitglieder
des Reichsbundes ehemaliger Militärmuſiker Deutſchlands E. V.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 7. Auguſt.
0.35: writteilungen des Verbandes der Preuß. Landgemeinden.
17.30: Ober=Stud.=Dir. Dr. Reiske: Städtekundliche
Studienfahr=
ten mit Schülern der oberen Stufe.
18.00: Dr. Haſſelblatt: Die Kulturautonomie als Ziel der
deut=
ſchen Minderheitenbewegung.
18.30: Unterhaltende Stunde. Der Brunnen rauſcht. Rektor Winter.
18.55: Spaniſch für Fortgeſchrittene.
19.25: Ober=Landw.=Rat Dr. Taſch: Die Berliner
Milchverſor=
gung unter dem neuen Milchpreisabkommen.
20.00: Sonaten von Schubert und Grieg.
20.30: Stuttgart: George Seibel, Pittsburg (Pennſylvanien): Das
Deutſchtum in Amerika.
21.00: Wien: Salzburger Feſtſpiele: Serenade. Mozart: Marſch
D=dur; Serenade Nr. 7 D=dur., Ausf.: Wiener Philharmoniker.
Danach: Tanzmuſik. Kapelle Egon Kaiſer.
Wekterbericht.
Ausſichten für Donnerstag, den 7. Auguſt: Immer noch unſicheres,
teils wolkiges, teils aufheiterndes Wetter mit Neigung zu
einzelnen Schauern.
Ausſichten für Freitag, den 8. Auguſt: Ruhigeres, jedoch noch kein
beſtändiges Wetter.
Hauptſchriftleitung Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polttik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Bohmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftlſche Mittellungen: Willy Kuble:
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadi
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
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Der Enquete=Ausſchuß legt jetzt einen umfaſſenden Abſchlußbericht
über die deutſche chemiſche Induſtrie vor. Die Unterſuchung der
Er=
zeugungs= und Abſatzbedingungen der deutſchen chemiſchen Induſtrie
iſt durch eine aus Mitgliedern des Unterausſchuſſes gebildete
Arbeits=
gruppe, beſtehend aus den Herren: Reichsminiſter a. D. Robert Schmidt
als Obmann, Dr. Fritz Baade, Prof. Georg Bernhard, Prof. Dr. Hans
Harms und Reichsminiſter a. D. Dr. Hermes vorgenommen worden.
Als ſtändiger Sachverſtändiger hat Prof. Dr. Hummel und als weiterer
Sachverſtändiger Dr. Ungewitter fungiert. Der Bericht hat die
ein=
ſtimmige Genehmigung des Unterausſchuſſes gefunden. Er ſetzt ſich
zu=
ſammen aus 4 Kapiteln der Struktur der chemiſchen Induſtrie, der
Belegſchaftsverhältniſſe, der Preiſe und Marktverhältniſſe für chemiſche
Erzeugniſſe und der Rentabilität der chemiſchen Induſtrie. In der
Weltproduktion von chemiſchen Erzeugniſſen iſt der Anteil Deutſchlands
von 24,4 Prozent im Jahre 1913 auf 16,5 Prozent im Jahre 1927
zu=
rückgegangen. Doch hat es ſeine Stellung als zweitgrößtes
Produktions=
land aufrecht erhalten können. Die deutſche Produktion wird für 1927
auf 3600 Mill. RM. geſchätzt gegen 2400 Mill. RM. im Jahre 1913,
während die Schätzung der geſamten Weltproduktion auf
22 Milliarden RM. im Jahre 1927 gegen 10 Milliarden RM.
im Jahre 1913 lautet. Wohl bei keinem Induſtriezweige ſind infolge
des Krieges ſo große Strukturwandlungen eingetreten wie in der
chemi=
ſchen Induſtrie. In den meiſten Ländern hat eine Verdoppelung oder
Vervielfachung der Chemikalienzölle in der Nachkriegszeit ſtattgefunden.
Im Rahmen der deutſchen Geſamtausfuhr haben die chemiſchen
Erzeug=
niſſe ihre Stellung aufrecht erhalten können. Abſolut genommen iſt die
Ausfuhr von 915 Mill. RM. im Jahre 1913 auf 1420 Mill. RM. 1929
geſtiegen und ihr Anteil an der deutſchen Geſamtausfuhr von 9,1
Pro=
zent auf 10,5 Prozent. Deutſchland hat auch ſeinen Anteil an der
Ge=
ſamtweltausfuhr chemiſcher Erzeugniſſe mit 28 Prozent im Jahre 1929
gegen 28,5 Prozent im Jahre 1913 ziemlich aufrecht erhalten bzw.
wie=
dergewinnen können. Es ſteht auch immer noch an erſter Stelle der
Ausfuhrländer. Zu berückſichtigen iſt aber, wie geſagt, daß die
Welt=
produktion von 10 auf 22 Milliarden geſtiegen iſt. Auf der anderen
Seite iſt die Einfuhr in der Nachkriegszeit zurückgegangen. Sie
be=
trägt nur noch 2.2 Prozent der deutſchen Geſamteinfuhr gegen 4
Pro=
zent im Jahre 1913. Der Rückgang der Einfuhr iſt im weſentlichen die
Folge der chemiſch=techniſchen Fortſchritte, in deren Verlauf natürlich
Stoffe durch ſynthetiſch gewonnene erſetzt werden konnten. So iſt allein
die Einfuhr von Stickſtofferzeugniſſen von faſt 200 Mill. RM. der
Vor=
kriegszeit auf 25,8 Mill. RM. 1929 zurückgegangen. In bezug auf die
Entwicklung des Außenhandels der deutſchen chemiſchen Induſtrie iſt
der Bericht recht peſſimiſtiſch. Der Außenhandel macht nur ein Drittel
der deutſchen chemiſchen Produktion aus, zwei Drittel müſſen im
In=
land abgeſetzt werden. Während hier in der Vorkriegszeit
Textilindu=
ſtrie und Baugewerbe die Hauptabnehmer der chemiſchen Induſtrie
waren, iſt es heute die Landwirtſchaft, wegen des Erſatzes des
Chile=
ſalpeters durch Stickſtoff. Intereſſant iſt in dieſem Zuſammenhang die
Feſtſtellung, daß die Landwirtſchaft bei Beibehaltung der Preiſe des
Jahres 1913 im Erntejahr 1928/29 20 Mill. RM. mehr hätte
auf=
wenden müſſen als ſie tatſächlich bezahlt hat. Neben Stichſtoff iſt noch
der Abſatz ſolcher chemiſcher Erzeugniſſe, die unmittelbar konſumiert
werden, in außerordentlichem Maße geſtiegen. Er ſetzt ſich zuſammen
aus pharmazeutiſchen, kosmetiſchen, phototechniſchen Erzeugniſſen und
Reinigungsmitteln. Der Kreis der Abnehmer der chemiſchen
Erzeug=
niſſe hat ſich durch Entwicklung neuer oder Ausweitung beſtehender
In=
duſtrien erheblich vergrößert und damit iſt die Möglichkeit eines
äuße=
ren Konjunkturausgleiches in ſtärkerem Maße geſchaffen als in der
Vorkriegszeit. Die Ausführungen über die Kapitalverhältniſſe geben
in bezug auf Liquidität der Induſtrie ein günſtiges Bild. Lang= und
kurzfriſtige Verſchuldung zuſammen entſpricht etwa den Kaſſebeſtänden
und Außenſtänden.
Wirtſchaftliche Rundſchan.
Der Aktienindex vom 28. Juli bis 2. Auguſt. Der vom Statiſtiſchen
Reichsamt errechnete Aktienindex (1924—26 gleich 100) ſtellt ſich für die
Woche vom 28. Juli bis 2. Auguſt 1930 auf 105,3 gegenüber 108,0 in der
Vorwoche, und zwar in der Gruppe Bergbau und Schwerinduſtrie auf
101,4 (105,4), Gruppe verarbeitende Induſtrie 94,6 (97,2) und Gruppe
Handel und Verkehr auf 127,3 (129,1). Für den Durchſchnitt des
Mo=
nats Juli 1930 iſt der Index mit 110,0 gegenüber 116,4 im Durchſchnitt
des Juni 1930 ermittelt, und zwar in der Gruppe Bergbau und
Schwer=
induſtrie 107,6 (114,5), Gruppe verarbeitende Induſtrie mit 99,1 (105,8)
und Gruppe Handel und Verkehr mit 131,0 (136,6).
Preußiſche Zentralbodenkredit= und Pfandbriefbank. Die a.o. G.V.
wählte nach der Fuſion den Aufſichtsrat entſprechend neu. Der alte
Aufſichtsrat der Pfandbriefbank trat zurück und wurde bis auf folgende
Herren wiedergewählt: Otto Aſchaffenburg (Speyer=Illiſſen), Lombois
(früher Seehandlungspräſident), Erich Goldſchmidt (Joſ. Goldſchmidt
u. Co.), Dr. Kämpfer (Bau= und Bodenbank), Ernſt Mulert (Oberreg.=
Rat), Dr. Peter Reinhold (früherer Reichsfinanzminiſter), Dr. Paul
Wallich (J. Dreyfus u. Co.), Profeſſor Warmbold (J. G. Farben). Der
Aufſichtsrat der alten Zentralbodenkreditbank wurde bis auf ſechs
wie=
dergewählt. Neben Dr. Salomonſohn und G.R. von Klitzing, welche
durch Tod ausgeſchieden waren, kehrten nicht wieder: Bankier Kritzler
(Bleichröder), Landforſtmeiſter Tiburtius und G.R. Weißermel. Für
die neuaufgenommene Gothger Grundkreditbank wurde nur. Direktor
Nathan (Dresdener Bank) zugewählt, wodurch die Geſamtzahl des neuen
Aufſichtsrats 32 Perſonen beträgt.
Produkkenberichte.
Berliner Produktenbericht vom 6. Auguſt. Auf Grund der erneut
feſten Ueberſeemeldungen lagen am handelsrechtlichen Lieferungsmarkt
zwar für Weizen einige Deckungsaufträge vor, ſo daß die erſten
Notie=
rungen 2—2,5 Mark höher lagen, im allgemeinen bleibt die
Produk=
tenbörſe jedoch ziemlich unbeeinflußt von den Vorgängen am
Welt=
markt. Im Effektivgeſchäft war das geſtrige Preisniveau kaum
be=
hauptet. Die Mühlen haben in den letzten Tagen reichlich Weizen zur
ſofortigen Lieferung gekauft und nehmen nur noch vorſichtig Material
auf, wobei jedoch ſpätere Ware bevorzugt wird. In Roggen iſt das
Angebot nicht dringlich; Gebote auf geſtriger Baſis ſind aber auch nicht
immer erhältlich. Der Roggenlieferungsmarkt eröffnete ſtetig.
Weizen=
mehl zur baldigen Lieferung iſt weiter im Preiſe gedrückt.
Herbſtge=
ſchäft entwickelt ſich bei ſtetigen Preiſen nur ſchwer. Für Roggenmehl
bleiben Käufer weiter abwartend. Am Hafer= und Gerſtenmarkt ſind
feine Qualitäten zu behaupteten Preiſen weiter gefragt, geringere
Sor=
ten werden reichtlich offeriert und bleiben ſchwer abzuſetzen.
Frankfurter Produktenbericht vom 6. Auguſt. Bei ruhiger Tendenz
gaben die Preiſe zumeiſt weiter leicht nach. Weizen neuer Ernte 270,
Noggen neuer Ernte 170, Hafer alter Ernte 185, neuer Ernte 179,
Weizenmehl ſüdd. 43,50—44,25, desgl. niederrhein. 43,25—44,
Roggen=
mehl mit 60proz. Ausmahlung 26,75—27,75, Weizenkleie 7,90—8,00,
Noggenkleie 7,90—8,00; Weizen in abfallender Qualität entſprechend
niedriger.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 6. Auguſt ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) 105 RM. — Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
ver=
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium, 98= bis
99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 190 RM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren, 99proz. 194 RM.; Reinnickel, 98=bis
99proz. 350 RM., Antimon Regulus 50—52 RM.; Feinſilber,
1 Kilogramm fein 47.25—49.25 RM., Gold 5.82, Platin 5—6½.
Die Berliner Metalltermine vom 6. Auguſt ſtellten ſich für
Kupfer; Auguſt 97 (98), Sept. 96.50 (97), Okt. 96 (97), Nov.
96 (96,75), Dez. 96 (96.50). Januar bis Juli 96.25 (96.50).
Ten=
denz; ſtill. — Für Blei: Auguſt 35.75 (36.75), Sept. bis Dez.
35.75 (36.25), Jan. bis Juli 35.50 (36). Tendenz: luſtlos. —
Zink: Aug. 31.50 (32.75), Sept. 31.50 (31.75) Okt. 31.75 (32.50).
Nov. 32.25 (33), Dez. 33 (33.50). Jan. 33 (34) Febr. 33,50 (34),
März 33.50 (34.85), April 33.50 (34.75) Mai 34.25 (35). Juni
3450 (35), Juli 34.50 (34.75). Tendenz: ſtill. — Die erſten Zahlen
bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Frankfurter und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 6. Auguſt.
Die geſtrige Abendbörſe zeigte ebenſo wie die heutige
Vormittags=
örſe eine nicht zu verkennende Widerſtandskraft. Die wirtſchaftliche
Lage hatte ſich nicht gebeſſert; es war vielmehr eine weitere
Verſchlech=
terung durch hinzukommende Meldungen eingetreten, die von
erforder=
lichen Arbeiterentlaſſungen durch den weiteren Konjunkturrückgang
ſprachen. Selbſtverſtändlich war aus dieſen Gründen der Kuliſfe eine
ſtarke Zurückhaltung auferlegt, zumal Aufträge von Publikums= oder
Auslandsſeite nicht eingetroffen waren. Dies beeinflußte die Tendenz
zunächſt nur wenig. Erſt als in erheblichem Umfange Exekutionen
vorgenommen wurden, ſchritt auch die Kuliſſe zu Blankoabgaben und
die Tendenz war ſehr ſchwach, ſo daß gegenüber der geſtrigen
Abend=
börſe Kursverluſte bis zu 7,5 Prozent eintraten. Man vermutete in
der Hauptſache Auslandsabgaben, und zwar von der Schweiz und der
Tſchechoſlowakei. Auch die ſchwache geſtrige New Yorker Börſe
trug zur Verſtimmung bei. Das herauskommende Material wurde
nur ſchwerlich aufgenommen. Am ſtärkſten wurden von dem heutigen
Kurseinbruch am Kalimarkt Salzdetfurth mit minus 7,5 Prozent
be=
troffen. Auch Weſteregeln mit minus 6,5 Prozent lagen ſtark im
An=
gebot. Auch am Elektromarkt ergaben ſich erhebliche Kursrückgänge.
Schuckert büßten 6,5 Prozent, Felten 5 Proz., Siemens 4 Proz., Geſ.
für El. und Lahmeyer je 3 Proz. und A. E.G. 2,5 Proz. ein. Nur
Lech=
werke waren gut gehalten. Ziemlich groß war das Angebot noch in
Zell=
ſtoffaktien, von denen Aſchaffenburg 7 Prozent und Waldhof 5 Prozent
verloren. Am Chemiemarkt gingen die Verluſte unter Führung von
JG. Farben bis zu 3,5 Proz. Auch die übrigen Märkte wurden von
dieſer Abwärtsbewegung ſtärker in Mitleidenſchaft gezogen. So gaben
noch Schiffahrtswerte, Montan= und Bankaktien, Deutſche Linoleum
und Süddeutſche Zucker bis zu 3,5 Prozent nach. Etwas Intereſſe
be=
ſtand dagegen für Conti Gummi, die leicht gebeſſert eröffneten. Auch
der Rentenmarkt konnte ſich der verſchlechterten Situation nicht
ent=
ziehen, doch blieben die Rückgänge ziemlich beſcheiden. Im Verlaufe
war das Angebot nicht mehr ſo dringend, doch gaben die Kurſe zumeiſt
weiter etwas nach. Salzdetfurth verloren nochmals 4 Prozent. Sonſt
bewegten ſich die Verluſte gegen Anfang im Rahmen von 1 Prozent.
Gegen Schluß der Börſe war die Tendenz auf Stützungskäufe von
Großbankſeite etwas beruhigter, doch machte ſich an der Nachbörſe
wie=
der eher Abgabeneigung bemerkbar. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit
4 Prozent weiter etwas leichter. Am Deviſenmarkt lag das Pfund feſt.
Mark gegen Dollar 4.1830, gegen Pfunde 20.38½, London-Kabel 4.8728,
—Paris 123.84½, —Mailand 93.00, —Madrid 43.80, —Schweiz 25.05½,
—Holland 12.08¾.
Abendbörſe. Die durch große Abgaben bedingte ſtarke
Ab=
ſchwächung an der Mittagsbörſe iſt immer noch nicht zum Stillſtand
gekommen, ſo daß die Kurſe meiſt weiter ſchwach lagen. Immer noch
kam neues Material auf den Markt, das bei der geringen
Aufnahme=
fähigkeit weiter auf das Kursniveau drückte. So lagen Farben zu
Be=
ginn 1 Prozent niedriger und gaben im Verlaufe nochmals 1 Prozent
nach. Auch Siemenswerte, die am Schluß der Mittagsbörſe etwas
er=
holt waren, wieder 3 Prozent abgeſchwächt. An den übrigen Märkten
lagen die Kurſe meiſt ſchwächer. Banken knapp behauptet. Auch
Kunſt=
ſeidewerte gehalten. Am Kalimarkt ſetzten ſich die ſehr ſtarken
Kurs=
rückgänge fort.
Berlin, 6. Auguſt.
Die heutige Börſe eröffnete mit Kursabſchlägen, die im allgemeinen
1—3 Prozent betrugen und bei Spezialpapieren bis zu 7 Prozent
gin=
gen. Die in der Morgenpreſſe zu findenden Momente, wie die
anhal=
tend unbefriedigende Lage des Ruhrkohlenmarktes, weitere
Betriebs=
einſchränkungen in dieſem Revier, die Breslauer Eiſen=Inſolvenz Otto
Schwartz und die Zahlungseinſtellung bei Stoewer Fahrrad waren
vor=
wiegend ungünſtiger Natur und konnten der Spekulation keinen
An=
reiz bieten. So hat ſich die Situation für Effekten eher weiter
ver=
ſchlechtert, zumal die Exekutionen der letzten Tage heute an Umfang
zugenommen hatten und man immer noch nicht feſtſtellen konnte,
wo=
her die Ware ſtammt. Da aber auch die Differenzen zu den letzten
Liquidationskurſen von Tag zu Tag größer werden, ſchien auch
Kun=
denware ſtärker herauszukommen; jedenfalls waren bei den Banken
Verkaufsaufträge aus dem In= und Ausland feſtzuſtellen. Selbſt die
nach einer Verwaltungserklärung für 1930 geſicherte unveränderte
Divi=
dende bei Deutſche Linoleum konnte nicht verhindern, daß auch dieſes
Papier um 1,25 Prozent nachgab. Ganz vereinzelt waren Beſſerungen
bis zu 1 Prozent zu beobachten. Im Verlaufe ſetzten ſich die Rückgänge
fort, die Banken intervenierten nur wenig. Salzdetfurth, das letzte
über 300 Prozent bewertete Papier der Berliner Börſe, verlor im
Verlaufe 7,75 Prozent und unterſchritt ſomit ſeit längerer Zeit
erſt=
malig wieder die 300=Grenze.
Stand der Saaken im Deukſchen Reich Anfang Auguſt.
Das anfangs trockene und heiße Juliwetter hat die Reife des
Ge=
treides ſo ſehr beſchleunigt, daß mit den Erntearbeiten ſchon frühzeitig
begonnen werden konnte. Bei der Schnellreife des Getreides ſind die
Körner allerdings nicht immer ergiebig, wodurch der Körnerertrag
beeinträchtigt wurde. Im zweiten Juli=Drittel iſt die Durchführung der
Getreideernte durch heftige und lang anhaltende Regengüſſe empfindlich
geſtört worden. Nicht ſelten iſt Auswachſen und Ausfallen der Körner
zu befürchten. Das Wachstum der Hackfrüchte iſt durch die
Nieder=
ſchläge faſt überall gefördert worden. Nur bei den Frühkartoffeln, die
in ihrer Entwicklung weiter fortgeſchritten ſind, wurde keine Beſſerung
mehr erzielt. Im allgemeinen ſind die Ausſichten für die kommende
Hackfruchternte nicht ungünſtig. Auch auf den Wieſen und Weiden, die
unter der langen Trockenheit ſehr gelitten hatten, zeigt ſich nach den
Regenfällen wieder ein reges Wachsum, ſo daß nunmehr mit einem
befriedigenden zweiten Schnitt gerechnet werden kann.
Unter Zugrundelegung der Zahlenquoten 2 gleich gut, 3 gleich
mit=
tel, 4 gleich gering, ergibt ſich im Reichsdurchſchnitt folgende
Begut=
achtung: Winterroggen 2,9 (Vormonat 2,6); Winterweizen 2,7 (2,4);
Winterſpelz 2,4 (2,3); Wintergerſte 2,7 (2,5); Sommergerſte 3,3 (3,0);
Sommerweizen 2,9 (2,7); Sommergerſte 3,0 (2,8); Hafer 3.3 (3,0);
Frühkartoffeln 3,2 (2,9); Spätkartoffeln 2,8 (2,9); Zuckerrüben 2,7
(2,8); Runkelrüben 2,7 (2,9); Klee 3,0 (2,7); Luzerne 2,5 (2,4);
Be=
wäſſerungswieſen 2,4 (2,3); andere Wieſen 3,0 (2,7).
Amerikaniſche Kahelnachrichten.
Es notieren nach Meldungen aus Chicago vom 6. Auguſt:
Getreide. Weizen: September 96½, Dezember 102¾, März 1931
108, Mai 110½; Mais: September 101, Dezember 97,5 März 1931
101½, Mai 101½; Hafer: September 43,25, Dezember 46½, März
1931 49¾, Mai 51; Roggen: September 67,5, Dezember 73,5, März
1931: 78.
Schmalz. September 10.725, Oktober 10.825, Dezember 10.65,
Januar 1931 10.825.
Schweine. Leichte Schweine 9,65—9,96, ſchwere Schweine 8,60—9,15.
Schweinezufuhren in Chicago 15 000, im Weſten 83000.
Baumwolle. Oktober 12,92. Dezember 13.09.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 6. Anguſt:
Schmalz, prima Weſtern 11.45.
Talg, extra, loſe, 5,50.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neuer Ernte 107½, Hartwinter
104½; Mais: loko New York 114,25; Mehl: Spring wheat clears 490
bis 515; Fracht nach England (in sh und d) 1,6—2,3; nach dem
Konti=
nent (in Dollarcents) 7—9.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der türiſche Eiſenbahnmaterial=Lieferungsvertrag als Schlußſtück
des Bauvertrages mit dem unter Führung der Julius Berger Tiefbau
A. G. ſtehendem Konſortium, mit der Friedrich Krupp A.G., Eſſen, und
den angeſchloſſenen Firmen iſt unterzeichnet worden. Der Vertrag
bringt der deutſchen Induſtrie Aufträge in Höhe von etwa 40 Millionen
Reichsmark.
In Bingen fand die Generalverſammlung des Rheingauer
Wein=
bauvereins ſtatt. In der Verſammlung erklärte Graf Matuſchka=
Grei=
fenklau, daß in dieſem Jahre nur mit einem halben Weinherbſt zu
rechnen ſei. In einigen Gemarkungen haben die vielen Unwetter
der=
artigen Schaden angerichtet, daß man noch mit weniger als der Hälfte
des Durchſchnittsertrages rechnen müſſe.
Die bis vor wenigen Monaten zum Intereſſenkreis der S. Hirſch=
Gerſte A. G. Frankfurt a. M. gehörende Futtermittelfirma B.
Marx=
ſohn, Frankfurt a. M., iſt auf den Intereſſenkreis von Karl Scheuer=
Berlin übergegangen und wurde in eine A. G. mit 100 000 RM. Kapital
unter der Firma B. Marxſohn, Futtermittel A.G., umgegründet.
Die Thüringer Gasgeſ.=A.G., Leipzig, hat ſich maßgebend an der
Gasanſtalt Kaiſerslautern A. G. beteiligt.
Ab 1. Auguſt iſt zwiſchen der Pforzheimer Schmuckwareninduſtrie
und dem deutſchen Schmuckwarengroßhandel ein Kartellvertrag
abge=
ſchloſſen worden. Er verpflichtet die Vertragsfabrikanten und =
groſſi=
ſten, nur an anerkannte Fachgeſchäfte des Schmuckwaren=Einzelhandels
Vertragsware zu liefern.
Die Société Genérale des Chaussures Francaises, Paris, die
zum Ehrlich Monteux=Konzern gehört, wird für das abgelaufene
Ge=
ſchäftsjahr vorausſichtlich eine Bruttodividende von 40 (i. Vorj. 35) Fr.
verteilen.
Berliner Kursbericht
vom 6. Auguſt 1930
Oeviſenmarkt
vom 6. Auguſt 1930
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
F. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
140.—
178.—
123.50
124.25
85.—
120.50
85.—
134.50
H5.—
86.75
166.—
41.—
137.—
122.—
69.50
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppe
119.—
143.25
100.50
126.50
91.—
81.75
69.25
173.—
79.—
78.50
80.75
39.75
61.—
81.625
54.—
Polyphonwerke .
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkalil
Agsb.=Rrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelZelegr. Drah=
Wanderer=Werke
170.—
46.—
297.—
129.—
116.50
75.—
183.—
69.—
31.50
57.—
120.—
60.—
149.—
14.75
64.75
35.50
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk
100 Schilline
100 Tſch. Kr
100 Pengo
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen /112.44
1 k=Stg.
1 Pap. Peſ.
1 Dollar
100 Belga 158.495
100 Lire
100 Francs
Geld
0.519
59.095
2.394
73.30
3.0321 3.038
68.43
112.05
12.10
20.362
1.516
4.179
21.395
16.44 116.48
Briefſ
10.539
69.215
12.4414
73.44
168.77
112.27
12.32
112.66
20.402
1.522
4.187
8.615)
21.935
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien
Portugal 100 Escubos
Athen
Iſtambul
Kairo
Kanada
Uruguay
Island
Riga
Währung
100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen
1 Milreis
100 Dinar
100 Drachm
1 türk. 2
1ägypt. 2
1 canad. Doll.
Goldpeſo
100 eſtl. Kr.
Tallinn (Eſtl.//400 eſtl. Kr.
1100 Lats
Beld
31.265
46.45
81.40
2.06
0.430
7.417
18.79
5.44
20.57
4.185
3.43
Ra
111.5
z0.65
Re
81.425
46.55
81.56
2.070
0.432
7.431
18.83
5.45
20.91
4.193
3.443
92.20
11.73
9o.31
Frankfurter Kursbericht vom 6. Auguſt 1930.
7% DtſchReichsanl
6
6% Baden.......
89 Bayern ....."
6%
...
8% Heſſen v. 28
v. 29
89 „
6% Preuß.
Staats=
anl. . . . . . . . . . ..
80 Sachſen ......
6% Sachſen ....."
7% Thüringen. . ..
Diſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4:/.Ab
löſungsanl. . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe .. . .
8% Baden=Baden.
6% Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 26
80 „ v.28
7% Frankfurt a. M.
8% Mainz.... . .."
8% Mannheim .. .
8% Nürnberg ...
8% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr. .. . ..
8% „„ Goldoblig,
4½% Heſſ. Lds.,
Hyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr. . . . . . . . . .
8½ Preuß. Lds..=Anſt. Gold=
Pfbr. . . . . . . . . .
8% „Goldoblig.
89 Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
8¾Kaſſeler Land.=
Eedit Goldpfbr..
102
87.75
101.25
85.5
96.2
100
82.75
84.25
59.85
7.8
2.75
R
80.75
92:/.
89.5
95
An.
96.5
84
02
98.5
v Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr. .
4½% „ „ Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser. I
Ausl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
30 Berl. Hyp.=Bk.
4½% „Liqu.=Pfbr.
18% Frkf. Hyp.=Bk..
4½% „ Lig. Pfbr.
8½ „ Pfbr.=B!
4½% „Lig. Pfrb..
30 Mein. Hyp.=Bk.
4½%0 „Lig. Pfbr..
8% Pfälz.Hyp.=Bk.
4½% „ Lia. Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
cred.=Bank . . .
4½%-Lig. Pfbr. .
3% Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bank.
4½% „ Lig. Pfbr.
18% Rhein. Hyp. Bk.
4½% „Lig. Pfbr..
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit .. . . .
8½ Südd. Bod.
Cred.=Bank
4½% „ Lig. Pfbr
8% Württ. Hyp.=Z
6‟ Daimler=Benz
8% Dt. Linol. Werke
3½ Klöchner=Werke
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100
86.5
59.25
2.
15.5
101.5
86.75
102
86.75
102
87.5
102
87.9
102
90
102
89=
102
102
87
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102.5
87
102
100.5
92.5
85:),
86.75
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85
99.5
47
147
208
115
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123
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124
100
156
155
120
27.8
137
233
151.75
10-I.
141
66.5
941I.
86
86.5
107
193
192
deren
[ ← ][ ][ → ]Nummer 217
dar Mdnt
Ein kleiner Roman von Hans Mitteweider.
Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle (Saale).
4)
Nachdruck verboten.
„Warum zweifelſt du immer noch, daß ich dich mehr
liebe als irgendein anderes Mädchen, Dorothee? Rechneſt du
mir ſo ſchwer an, daß ich ſchon andere vor dir geküßt habe?
Du mußt mir glauben, wenn ich dir ſage, daß mein Herz nichts
davon wußte. Was iſt denn auch ein Kuß? Wenn kein Mann
heiraten dürfte, weil er eine andere geküßt hat, ehe er die Rechte
fand und ſein Herz entdeckte, dann hätten Standesämter und
Pfarrer nichts mehr zu tun. Ich liebe nur dich und bitte dich,
meine Frau zu werden, und ich weiß, auch du liebſt mich. Warum
alſo willſt du mich fortweiſen? Meinſt du, daß dein Herz nicht
Tag und Nacht ſtets ſehnſüchtig nach mir rufen wird? —
Dorothee!”
Die dunklen Augen des ſchlanken jungen Mannes ſchauten
ſo bittend in die veilchenblauen des Mädchens, daß es bis unter
das wellige Schwarzhaar erglühte. Schwere Atemzüge verrieten,
wie ſehr Dorothee Forſter erregt war.
Aber ſie ſchwieg. Sie hielt die ſchlanken, weißen Hände
in=
einander verkrampft.
„Dorothee!” ſagte er noch einmal, beſchwörend.
Da ſchaute ſie ihn an.
„Und wenn du doch wieder eine andere küßteſt, Walter, ich
könnte es nicht ertragen — ſterben müßte ich — ſterben!“
Er lachte auf.
„Sehe ich aus wie ein Narr? Glaubſt du wirklich, daß ein
Mann, der dich küſſen durfte, noch nach den Küſſen einer
an=
deren verlangen wird? Oh, Dorothee, du weißt ja nicht, wie
bezaubernd du biſt, gerade, weil du ſo kühl erſcheinſt, ſo
leiden=
ſchaftslos! Aber ich weiß es beſſer! Ich weiß, daß in deiner
Bruſt ein Herz ſchlägt, das leidenſchaftlich lieben kann.”
„Und treu, Walter!” ergänzte ſie.
„Treu! Jal. Du biſt ſo rein, ſo edel, ſo gut! Ich verſtehe
faſt nicht, daß du —‟
Da verſchloß ſie ihm mit einer ihrer kleinen Hände den
Mund.
„Liebſt du mich wirklich, Walter? Ueber alles auf der Welt?
Und willſt du mir verſprechen, nie eine andere zu lieben, keine
andere mehr zu küſſen?”
„Dorothee!”
Sie ſchlang beide Arme um ſeinen Hals und küßte ihn.
„Ich bin dein!” ſagte ſie dann ſchlicht.
Sie merkte nicht einmal, wie überraſcht er war, daß er gar
nicht gleich das rechte Wort fand; und es klang merkwürdig
ge=
nug, als er rief:
„Mein!”
Das war nicht wie das Jauchzen, das beglückte Liebe dem
Manne entlockt, das war wie ein Siegesruf.
Aber dann küßte er ſie, und ſeine Küſſe waren ſo
leiden=
ſchaftlich, daß ſie abermals errötete und ſich aus ſeinen Armen
befreite.
„Nicht ſo, Walter!” bat ſie und ſtrich ſich mit der linken
Hand das krauſe Haar aus der Stirn. „Du erſchreckſt mich!”
Er ſchaute ſie ſeltſam an, lächelte und ſagte:
„Fürchteſt du dich. Dorothee? Muß echte Liebe nicht ſtürmiſch
ſein, wie es die meine iſt? Ach, Mädel, wie ich mich freue, daß
du mein ſein willſt!“
Auch ſie lächelte nun. Wie Sonnenſchein glitt es über ihr
Geſicht. Sie ſah ſo wunderbar lieblich aus, wie eine
Frühligs=
blume, die der linde Sonnenſchein küßt nach all dem Sturm und
Schnee und Regen.
Sie bot ihm die rechte Hand.
„Laß mich nun gehen, Walter! Es iſt ſchon ſpät, und
Roſemarie wird ſich wundern, wo ich ſo lange bleibe.”
„Sie wird gleich merken, was dir geſchehen iſt”, erwiderte
er, indem er ihre Hand ergriff und an ſeine Bruſt drückte,
Wieder erglühte Dorothee und ſchaute unſicher auf.
„Meinſt du, Walter?” fragte ſie. Dann jedoch ſetzte ſie
hin=
zu: „Mag ſie! Nein, ſie ſoll es ſogar gleich erfahren! Sie iſt
doch die einzige, der ich von meinem Glück erzählen kann!“
„Und wenn ich dich bitte, es ihr noch zu verſchweigen?”
fragte Walter Herberg.
„Warum, Walter?”
Er ſchien etwas verlegen; doch ohne Zögem antwortete er:
„Meinſt du nicht, daß gerade die Liebe erſt dann ſüß wird,
wenn ſie geheim gehalten werden muß?”
Und halblaut ſang er:
„Kein Feuer, keine Kohle kann brennen ſo heiß,
Als wie heimliche Liebe, von der niemand wichts weiß —
Da nickte Dorothee und ſagte leiſe:
„Ich werde ſchweigen, Walter; du haſt recht.”
Dann jedoch befreite ſie ihre Hand aus der ſeien, ſchaute
ihn noch einmal zärtlich an und ging.
Er hielt ſie nicht zurück, ſondern ſah ihr nach, wie ſie raſch
aus dem Schatten der Bäume auf das Raſenſtück draußen trat
und es überquerte, auf das der volle Mond ſein zauberiſches
Licht ſchüttete.
Er wartete, bis ſie in der Dunkelheit jenſeits wieder
unter=
tauchte. Dann jedoch hob er beide Arme, als hätte er einen
ſchweren Kampf ſiegreich beſtanden.
„Alſo doch!” murmelte er. „Wer hätte gedacht, daß es ſo
leicht ſein würde! Dieſe ſtolze, kalte Dorothee!”
Er lachte laut auf.
„Alle Wetter, wenn ſie der Roſemarie etwas erzählt hätte!
Die Kleine wäre imſtande geweſen, ihr alles zu verraten!
Hahaha, dieſe beiden! Wie Tag und Nacht ſind ſie! Nicht bloß
äußerlich! Die blonde Roſemarie und die ſchwarze Dorothee!
Wer es nicht weiß, würde die beiden nie für Schweſtern halten!
Und auch die kleine Roſemarie iſt ſüß! Ha, wie ſie meinen Kuß
erwiderte! Wie ſie mich anſah —"
Er ſtrich ſich über die Stirn, als wollte er dieſe Gedanken
ver=
ſcheuchen; dann blieb er noch eine Weile nachdenkend ſtehen.
Er ſchrak erſt auf, als ſich Schritte raſch näherten.
„Da iſt er ſchon!” murmelte er wieder. „Hans im Glück!
Wenn er ahnte! Aber er wird nicht! Ich muß ihn aus dem
Wege ſchaffen, ihn und ſeine ſüße, blonde Roſemarie. Der Zufall
könnte doch wollen. — Bah, der harmloſe Junge wird mir keine
Schwierigkeiten machen!“
Auf dem ſchmalen Fußpfad kam ein anderer Mann in aller
Haſt heran, immer wieder ſcheu um ſich blickend.
Er ſchrak ſichtlich zuſammen, als Walter Herberg aus dem
Schatten des Baumes hervortrat, hinter dem er geſtanden hatte.
„Du biſt’s, Walter!” ſtieß er, ſichtlich erleichtert, hervor. „Ich
fürchtete ſchon, du konnteſt die Geduld verloren haben!"
„Das kommt bei wir nie vor, Hans! Ich habe warten
gelernt. Aber wie ſteht’s? Iſt alles gut gegangen?"
Anſtatt einer Antwort zog der andere aus einer Taſche einen
Briefumſchlag hervor.
Haſtig griff Walter Herberg danach, aber Hans Demnhardt
zog die Hand ebenſo haſtig zurück.
„Noch nicht, Walter!” ſagte er. „Ich habe mich nach ſchwerem
Kampf mit mir ſelbſt entſchloſſen, zu tun, was du von mir
ver=
langteſt. Ich habe das Geld an mich genommen. Aber noch
kann ich es an ſeinen Platz zurücklegen, noch habe ich es in meiner
Hand, ein ehrlicher Menſch zu bleiben."
„Nachdem du geſtohlen haſt? fragte der andere ſpöttiſch.
„Oder wie nennſt du das ſonſt?”
Hans Dennhardt prallte etwas zurück, als hätte er von einer
unſichtbaren Hand einen Stoß erhalten.
„Geſtohlen!” ächzte er auf.
Doch ſchon hatte Walter Herberg ihn an beiden Oberarmen
gepackt.
„Narr! Wir beide brauchen doch die Worte nicht auf die
Goldwaage zu legen! Nenne meinetwegen das, was du tateſt,
wie du willſt — eine Anleihe — weiter iſt es ja auch nichts! Sie
ſoll uns doch bloß dazu verhelfen, daß wir beide ebenfalls zu
Federn kommen! Und daß wir die heiraten können, die wir
lieben, Junge! Du deine kleine Noſemarie, ich meine ſtolze
Dorothee —‟
„Du haſt ihr Jawort, Walter?”
„Ich hab’s, Hans! Eben gab ſie mir’s!”
Walter Herberg ſchien nicht mehr daran zu denken, daß er
von Dorothee Schweigen verlangt hatte. Er vertraute ſein Glück
einem anderen an — ſeinem künftigen Schwager freilich.
„Dann allerdings!” ſtieß dieſer hervor.
„Ich denke auch! Wir beide müſſen zuſammenhalten. Und
weißt du, Hans, wenn wir klug ſind, dann lachen wir die
an=
deren bald genug aus!. Gib her, was du da ſo ſorgſam
feſt=
hältſt! Ich wiederhole dir, es iſt keinerlei Wagnis dabei. Ich
laſſe es arbeiten — für uns! Und wenn es Früchte getragen
hat, dann teilen wir, dann legſt du die — Anleihe dorthin
zu=
rück, woher du ſie genommen haſt und wo niemand ſie vermiſſen
wird. Munter Hans! Der erſte Schritt iſt geglückt! Der zweite
wird nicht minder glücken.”
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Seite 14
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ihrer dramatischen Erfolge. Sie
spielt in unvergeßlicher Weise
eine Frau die den Tod ihres
Verlobten zu rächen sucht und
erkennen mnß, daß der Mörder,
den sie zu verderben wünscht,
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gehandelt hat.
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In den Hauptrollen: Fritz Kampers, Gustav Diessel.
Hans-Joachim Moebis, Glaus Glausen.
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schwerster Zeit.
Im Beiprogramm:
Der reizende Micky-Kurztonflm
Jedermann sein eigenes Tazzband
ese erletloen ich i fih
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Heute letzter Tag!
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von Chicago
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weis Hoot auch diesmal wieder
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FiueN 10r der Liohe
Regie: Hans Behrendt
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Vera Schmitterlöw
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