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Franfurt a. M. 1304.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „ODie Gegenwart=, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quelſenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 210
Donnerstag, den 31. Juli 1930.
193. Jahrgang
27 mm brelte Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspig
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Gewalt, wie Krieg. Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
jede Verpſliſchtung auf Erfüllung der
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auſträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtiſcher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banſtonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Natſonalbank.
Die Sammlungsaktion der Polkspartei.
Aufgehen der Demokraken in der Staaksparkei. — Keine gemeinſame Fronk der Mikte. —
Berſtändigungs=
verſuche zur Ausarbeikung eines gemeinſamen Wahlaufrufes und zur Bildugg einer
frakkionellen Gemeinſchaft im neuen Reichstag.
Das Ergebnis der
Mikkwochs=
verhandlungen.
Kompromiß in der Schwebe.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Tagung des Ausſchuſſes der Demokratiſchen Partei hat
das erwartete Ergebnis gezeitigt: Mit allen gegen vier
Stim=
men wurde dem Beſchluß der Gründung der neuen Staatspartei
zugeſtimmt und die Parteiorganiſation für den Wahlkampf zur
Verfügung geſtellt. Die letzte Entſcheidung über
das Schickſal der Demokratiſchen Partei liegt
allerdings beim Parteitag, der vielleicht erſt nach den
Wah=
len zuſammenberufen wird. Immerhin ſcheint doch der
Wider=
ſtand gegen die Neuorientierung im Parteiausſchuß ſtärker
ge=
weſen zu ſein, als in den Zahlen zum Ausdruck kommt. Die
Stimmung war recht geteilt, und der ſchroffe Angriff Dr.
Hellpachs gegen den „gefährlichen” Parteiführer Koch=
Weſer und die Forderung, daß die neue Partei nicht mit der
verfehlten Führung der alten Demokratiſchen Partei belaſtet
werden dürfe, iſt recht bezeichnend. Aber ſelbſt wenn auch nach
dem Abſchwenken des früheren erſten und jetzigen zweiten
Parteivorſitzenden Erkelenz zur Sozialdemokratie ein kleines
Häuflein des linken Flügels nicht mitmachen und auch
künftig=
hin an der Firma der Demokratiſchen Partei feſthalten ſollte,
als politiſcher Machtfaktor hat die Demokratiſche Partei zu
be=
ſtehen aufgehört, und ſie iſt bereits jetzt in der Staatspartei
auf=
gegangen.
Eine neue Fronk
iſt alſo auf der Linken damit entſtanden, während auf
der Rechten das taktiſche Zuſammengehen
zwi=
ſchen Landvolk und Volkskonſervativen das
gleiche bedeutet. Wenn man vom Zentrum und der
Bayeri=
ſchen Volkspartei, die als Weltanſchauungsparteien einmal aus
allen Kombinationen von vornherein ausgeſchaltet blieben,
ab=
ſieht, dann ſind lediglich Volkspartei und
Wirt=
ſchaftspartei noch als ſelbſtändige Gruppen
in der Mitte übrig. Trotzdem iſt es verſtändlich, daß die
Volkspartei nicht darauf verzichtete, ihre Aktion zur
Bildung der großen Staatsbürgerpartei zu
Ende zu führen. Sie hatte ſich damit einverſtanden erklärt, daß
an der angeſetzten Beſprechung auch Herr Mahraun vom
Jung=
deutſchen Orden teilnahm, der dann aber nicht erſchien. Herr
Scholz hat noch einmal mit allem Nachdruck auf den Ernſt der
Stunde hingewieſen, daß es ſich darum handele,
gegen die ſtaalszerſtörenden Kräfte auf der
Außerſten Rechken und Linken
zuſammenzuhalten, um einen arbeitsfähigen Reichstag
über=
haupt zuſtande kommen zu laſſen, der aber nur zu erwarten ſei,
wenn es gelingt, eine ſtarke Anziehungskraft auf die Partei der
Nichtwähler auszuüben. Dieſe ſeien am leichteſten zu
mobili=
ſieren durch die Bildung einer großen Partei. Deshalb die
For=
derung: Ueberbrückung aller Gegenſätze, um
über=
flüſſige Kräftevergeudung zu vermeiden und für
dasHinden=
burgprogramm eine tragfähige Mehrheit zu
ſchaffen.
Er hat damit wenig Gegenliebe gefunden. Die beiden
Flügel=
gruppen wieſen darauf hin, daß für ſie im Wahlkampf ein
ſol=
cher Zuſammenſchluß eine ſtarke Belaſtung ſei und zu einem
Ab=
fluten der mißtrauiſchen Wähler nach rechts und links führen
könne. Trotzdem hielten alle drei Parteien daran feſt, daß ſie
getrennt marſchieren wollten und ſich infolgedeſſen einer Fuſion
verſagen müßten.
Darauf machte Herr Scholz den weiteren Vorſchlag,
wenigſtens
als Block im Wahlkampf
aufzutreten und ſich gleichzeitig für den kommenden Reichstag
zu binden. Dieſem Zweck ſoll die Ausarbeitung eines
Wahlaufrufes dienen, der nicht nur eine Einigung in
allen materiellen Fragen enthält, ſondern auch programmatiſch
die Bildung einer fraktionellen Gemeinſchaft im neuen Reichstag
vorſieht, die dann als geſchloſſenes Ganze auftreten würde, alſo
nicht etwa eine interfraktionelle Arbeitsgemeinſchaft, wie wir ſie
bereits wiederholt ohne große Wirkung gehabt haben, ſondern
eine einheitliche Fraktion. Dieſer Gedanke iſt ſchließlich auf
gtundſätzliche Geneigtheit geſtoßen. Am ſchärfſten waren hier
die Bedenken bei der Staatspartei, gelinder bei der
Wirtſchafts=
partei, am geringſten bei den Volkskonſervativen.
So kann alſo der Verſuch gemacht werden. Am Donnerstag
will ein Unterausſchuß aus je einem Vertreter der Gruppen
zu=
ſammentreten, um einen Entwurf auszuarbeiten, der dann einem
größeren Gremium zur Genehmigung vorgelegt werden ſoll.
Ueber die Ausſichten dieſes Kompromiſſes läßt ſich noch ſchwer
etwas ſagen, weil nicht zu überſehen iſt, wieweit bei den
ein=
zelnen Parteien der ernſte Wille vorhanden iſt, zu einer wirklichen
Verſtändigung zu kommen und ob nicht wieder Beſtrebungen am
Werke ſein werden, die Schuld für das Scheitern der ganzen
Verhandlungen dem andern zuzuſchreiben. Von dem auten
Willen bei allen Gruppen aber hängt die weitere Entwicklung
ab, die ja noch keineswegs zum Schluß gekommen iſt. Wenn
die Verhandlungen ſcheitern ſollten, dann wäre damit wohl der
letzte Verſuch einer allgemeinen Verſtändigung
über ein Hindenburg=Programm zuſammengebrochen.
Dr. Scholz hat mit Recht darauf hingewieſen, daß die Abmachung
eines Burgfriedens allein wertlos iſt, wenn nicht die beſtimmte
Bindung zu gemeinſamer Arbeit im künftigen Reichstag
ver=
ankert iſt. Damit iſt aber nicht geſagt, daß dann nicht doch der
Weg einer anderen Kombination offen wäre, die zu einer
Ver=
einfachung des Bildes im Wahlkampf führen könnte.
Die Reichsgemeinſchaft junger Bolksparkeiler
zur Gründung der Dentſchen Staaksparkei.
Düſſeldorf, 30. Juli.
Die Reichsgemeinſchaft junger Volksparteiler hatte am
Mittwoch zu einer Beſprechung eingeladen, in der der Vorſitzende
der Reichsgemeinſchaft, Frank Glatzel=Düſſeldorf,
Ausführun=
gen über die Stellung der jungen Volksparteiler zur Gründung
der Staatspartei machte. Die Reichsgemeinſchaft habe ſofort
nach Auflöſung des Reichstages die Frage des
Zuſammenſchluſ=
ſes der nationalen Mitte erneut aufgegriffen. Am Samstag
voriger Woche habe in Berlin eine Beſprechung von Vertretern
der jungen Gruppe ſtattgefunden, auf der der bekannte
Vor=
ſchlag des Abgeordneten Scholz erörtert wurde, und in der die
Demokraten die Frage des Zuſammenſchluſſes der Volkspartei,
der Demokraten, der Wirtſchaftspartei und der Volksnationalen
aufwarfen, falls die Aktion Scholz ſcheitern ſollte. In dieſer
Sitzung habe der Abgeordnete Koch=Weſer, der ſeine
Verein=
barungen mit der Staatspartei ſchon getroffen hatte, dieſe
Tat=
ſache nicht erwähnt. In einer weiteren Sitzung am
Samstas=
abend, an der u. a. Koch=Weſer, Bornemann, Winſchuh und der
Vorſitzende der Reichsgemeinſchaft junger Volksparteiler
teil=
nahmen, deren Gegenſtand an und für ſich nicht die Frage der
Staatspartei geweſen ſei, habe dann Koch=Weſer erklärt, daß die
Gründung der Staatspartei erfolgt ſei. An die
Reichsgemein=
ſchaft wurde die Aufforderung gerichtet, ſich der Staatspartei
an=
zuſchließen. Wenn auch für die Reichsgemeinſchaft dadurch, daß
die Volksnationalen ſich für die Staatspartei erklärt hatten, und
der linke Flügel der Demokraten nicht einbegriffen war, dieſe
Aktion nicht unſympatiſch war, ſei das Angebot in dieſer Form
jedoch abgelehnt worden. Auch der Aufruf der Staatspartei ſei
inſofern irreführend geweſen, als er den Eindruck zu erwecken
verſucht habe, es ſeien Teile der Volkspartei abgeſplittert.
Tat=
ſächlich ſei kein führendes Mitglied der Reichsgemeinſchaft
jun=
ger Volksparteiler bei den Verhandlungen über die Gründung
der Staatspartei zugegen geweſen. Das Ziel der
Reichsgemein=
ſchaft zur Sammlung der nationalen Mitte gehe jetzt dahin, etwas
Brauchbares unter Ausſchaltung von Parteiintereſſen zu
ſchaf=
fen. Endgültige Beſchlüſſe würden der Reichstagung der jungen
Volksparteiler am kommenden Sonntag in Kaſſel vorbehalten
ſein, die ſich mit der Beteiligung am Wahlkampf und der
Stel=
lungnahme zur Deutſchen Staatspartei beſchäftigen wird.
Differenzen im Reichslandbund.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
Am Mittwoch haben noch einmal Verhandlungen über die
Reichsliſte der Landvolkpartei ſtattgefunden, die gemeinſam mit
der Volkskonſervativen Partei aufgeſtellt werden ſoll. Die
Wahl=
liſten ſelbſt werden erſt anfangs Auguſt zuſammengeſtellt, ſobald
die Provinzliſten des Landvolkes fertiggeſtellt ſind und ſobald
die Volkskonſervativen ihre Kandidaten in den Städten ermittelt
haben. Nach der vorläufigen Verabredung ſollen jedoch nur die
Reſtſtimmen auf der Reichsliſte verwertet werden. Sie iſt nicht
als Rückſicherung gedacht, wie man zuerſt annahm. Daher wird
auch Miniſter Schiele in einer Reihe von Wahlkreiſen die Liſten
anführen, wenn auch anzunehmen iſt, daß er in ſeinem
Magde=
burger Wahlkreis erneut gewählt werden wird. Schwierigkeiten
beſtehen innerhalb des Landbundes zurzeit nur noch in Pommern,
wo ſich der Landbundführer v. Rohr als Hugenberg=Treuer
be=
tätigt und jetzt von der Seite des Reichslandarbeiterbundes durch
den Abg. Wolff=Stettin Zuzug erhielt. Auch Wolff will aus dem
Reichslandbund austreten, wie das bereits der pommerſche
Land=
bund angedroht hat.
Der frühere Reichsfinanzminiſter von Schlieben,
Staatsſekre=
tär a. D. Hagedorn, der frühere bayeriſche Staatsminiſter von
Brenning und der Vizepräſident des Reichsverbandes der
In=
duſtrie, Abraham Frowein=Elberfeld, haben ihre Mitgliedſchaft bei
der Konſervativen Volkspartei angemeldet.
Beſchlüſſe des Reichsrals.
Der Reichsrat ſtimmte am Mittwoch einer Verordnung über
die Keunzeichnung von Miſchbrot zu, ferner der Neuwahl von
elf Mitgliedern des Verwaltungsrates der Deutſchen Rentenbank=
Kreditanſtalt. Weiter gab er ſeine Zuſtimmung zu einer
Ver=
ordnung über die Regelung der Abrechnung auf Grund der
Entſcheidungen des deutſch=amerikaniſchen gemiſchten
Ausſchuſ=
ſes. Nach Mitteilung des Berichterſtatters handelt es ſich
hier=
bei um die Schulden privater Deutſcher an Amerika.
Deuſtch=
land ſei verpflichtet, anſtelle dieſer Schuldner von 1930 bis 1981
jährlich 40 Millionen an die Vereinigten Staaten zu zahlen.
Das Reich ſei aber ermächtigt, Beiträge von den
Privatſchuld=
nern einzuziehen, die auf 15 v. H. der einzelnen Schuld mit
einem Zinszuſchlag von 7,5 v. H. feſtgeſetzt ſeien. Zur
Ver=
meidung von Unbilligkeiten und Härten kann der Beitrag auf
Antrag ganz oder teilweiſe erlaſſen werden. Andererſeits kann
er erhöht werden, wenn der Schuldner ſonſt einen unbilligen
Vor=
teil, beſonders infolge der Freigabe ſeines Vermögens hätte.
Oſtſeeprobleme der Gegenwark.
Von
Korvettenbapitän Lietzmann.
(Schluß.)
Die Bedeutung der Oſtſeezugänge iſt für Rußland mehrfach
deutlich zu Tage getreten. Die Freiheit dieſer Meerengen
ermög=
lichte im Japaniſchen Kriege den Austritt des Baltiſchen
Ge=
ſchwaders in den Ozean. Ihre auf deutſchen Druck hin im
Welt=
kriege erfolgte Sperrung aber riegelte es von ſeinen Verbündeten
ab und beſiegelte ſomit das endgültige Schickſal des Zarenreiches.
Um ähnliches für die Zukunft zu verhindern, nicht zuletzt
aber auch zur Erringung ihrer erſehnten Vormachtſtellung ſtellte
die Sowjetunion bereits auf den Konferenzen von Riga 1923
und Rom 1924 die Forderung, die Oſtſee als mare clausum
zu erklären, d. h. Kriegsſchiffen, die nicht den Anliegerſtaaten
gehören, ſchlechthin den Zutritt zu unterſagen. Rußland drang
mit ſeiner Forderung aus naheliegenden Gründen nicht durch,
rrotzdem es ſich erboten hatte, in ſolchem Falle ſeine Flotte ſtatt
der angeblich benötigten 400 000 auf 290 000 Tonnen
herabzu=
ſetzen. So bleibt der ruſſiſchen Flotte im Bedarfsfalle nur die
gewaltſame Schließung der Oſtſeezugänge gegen überlegene
fremde Eindringlinge übrige. Wie weit ſie dazu im Stande iſt,
bleibe hier unerörtert. Es ſei jedoch feſtgeſtellt, daß eine ſolche
Maßuahme durch die Vertiefung der Drogden und die dadurch
gegebene Erweiterung der Gefahrenzone ſtark erſchwert wird. Die
Abneigung Rußlands gegen dies inzwiſchen trotz ſeines
Ein=
ſpruchs begonnene Projekt iſt daher erklärlich. Schon 1925
ſchrieb die „Iſweſtija‟: Dieſe Arbeiten ſind unternommen
wor=
den, um England den Eintritt in die Oſtſee zu erleichtern . . .
Die Vertiefung der Drogden ſchafft eine Lage, die die Schließung
der Oſtſce unmöglich macht. Die Sowjetunion muß alle Schlüſſe
aus der Tatſache ziehen, daß England mit der aktiven
Unter=
ſtützung Dänemarks in dieſes Meer eintritt.”
Ueber den letzten, tieferen Kern der ruſſiſchen Oſtſeepolitik
kann kein Zweifel beſtehen. Die Sowjets wollen ſich zur
ge=
gebenen Zeit eine Lage ſichern, die es ihnen geſtattet, ohne fremde
Einmiſchung der Löfung ihres durch „die Neuordnung Europas”
geſchaffenen unmittelbaren baltiſchen Problems näherzutreten.
Der Löfung der Nandſtaatenfrage im ruſſiſchen Sinne.
So kennzeichnet Unſicherheit auch hier die Lage, die im Laufe der
Zeit ſo oder ſo einer gewaltſamen Entſpannung entgegendrängt.
Als breite Verteidigungsfront, die der europäiſche Weſten
dem andrängenden Bolſchewismus entgegengeworfen hat,
tren=
nen Finnland, Eſtland, Lettland und Litauen heute
die Sowjetunion bis auf den genannten kurzen Küſtenſtrich vom
Meere ab. Drohend ſteht Rußland dieſen wertvollen Beſtandteilen
ſeines früheren eigenen Hoheitsgebietes gegenüber, zumal ihm mit
ihnen zugleich die vorwiegend eisfreien Häfen Riga, Windau und
Libau entriſſen wurden. Es mag unter dieſen Umſtänden
ſelt=
ſamen erſcheinen, daß alle Einigungsbeſtrebungen dieſer in ihren
politiſchen Intereſſen wie auch kulturell ſo eng verbundenen
Län=
der bisher geſcheitert ſind. Die Urſache liegt indeſſen in erſter
Linie in der Verſchiedenheit ihrer wirtſchaftlichen Intereſſen. So
ſehen ſich dieſe ſchwachen Staaten jeder für ſich handelspolitiſch
und induſtriell vielfach zu einer Verſtändigung mit der
Sowjet=
union als ihrem alten Abſatzgebiet gedrängt, eine Lage, die dieſe
ſtets überaus geſchickt auszunutzen verſtand. Ein weiterer
Hin=
derungsgrund liegt in der unvermeidlichen Einbeziehung
Po=
lens, ohne deſſen Führerſchaft eine nachhaltige Feſtigung der
eigenen Lage kaum möglich wäre. Der litauiſche Gegenſatz in
der Wilnafrage einerſeits, auf der anderen Seite aber die
be=
kannte Bündnispolitik Polens und ſeine feindſelige Einſtellung
gegenüber Deutſchland könnten kriegeriſche Verwicklungen
herauf=
beſchwören, die von den Randſtaaten keinesfalls gewünſcht
werden.
Die Seeſtreitkräfte dieſer Länder fallen einzeln wenig ins
Gewicht, könnten jedoch zuſammengenommen ein wirkſames
Kampfmittel gegen ihre mutmaßlichen Gegner darſtellen, zumal
ſie über Uboote verfügen (was bekanntlich dem Deutſchen Reiche
unterſagt iſt!). In dieſer Erkenntnis werden zum erſten Male in
den kommenden Wochen gemeinſame eſtniſch=lettländiſche
Flotten=
manöver ſtattfinden.
In der Geſamtheit aber friſten die Randſtaaten
untereinan=
der zerſplittert ein dürftiges Daſein. In gleichem Maße wächſt in
der Erinnerung an die einſeitige unmittelbare Nachbarſchaft des
Zarenreiches auch die Beſorgnis in Schweden. Der Beſuch
König Guſtavs in Riga und Reval redet hierfür die gleiche
be=
redte Sprache wie die Aeußerung des ſchwediſchen Generals de
Champs: „Solange die baltiſchen Staaten als Schutzwall
be=
ſtehen, braucht Schweden weniger für ſeine Rüſtungen
aufzu=
wenden.”
Den bisherigen Darlegungen lag die drohende Rivalität der
beiden Gegenpole England und Rußland zu Grunde. Für us
in abſehbarer Zukunft weit greifbarer aber bildet das
auf=
ſtrebende Polen das Haupthindernis für eine friedliche, auf
Natur und Recht gegründete Regelung des Oſtſeeproblems.
Die Bemühungen der Entente, zum Schutz dieſes
Verbün=
deten für den Fall einer Sperrung der übrigen Oſtſeezugänge die
Zone des Kaiſer=Wilhelm=Kanals in einen autonomen
Kanal=
ſtaat umzuwandeln, ſcheiterten zwar an dem Widerſtand der
Vereinigten Staaten, die für ihre eigenen Pläne in Panama und
Nicaraqua einen unerwünſchten Vorgang vermeiden wollten. So
blieb der Kanal deutſch. Die Förderung des neuen „Seeſtaates”,
Polen aber wurde mit allen Mitteln weiter hetrieben. Auf dem
famoſen Korridor fußend ſchuf ſich dieſer mit nicht zu leugnender
Zähigkeit und unter Zuhilfenahme franzöſiſchen Kapitals und
däniſcher Konſtrukteure in Gdingen eine Baſis, die heute als
eine ernſte Gefahr nicht nur für das benachbarte Danzig
betrach=
tet werden muß.
Dieſer in amerikaniſchem Tempo aus einem kleinen
Fiſcher=
dorf entſtandene Hafen zählt heute 25 000 Einwohner, eine Zahl,
die weiterhin ſtändig im Wachſen begriffen iſt. So richtet ſich
ein Regierungsaufruf vornehmlich an die in Amerika lebenden
Polen, in die Heimat zurückzukehren und ſich in Gdingen
nieder=
zulaſſen, das nach vorſichtiger Schätzung in kürzeſter Zeit weitere
50 000 Familien zu je 4 Perſonen aufnehmen könne.
Die künſtliche Hochzucht Gdingens wird ſtark erleichtert durch
die gegenwärtig ſchwache polniſche Valuta, ſowie eine Tarif=
Eeite 2
Donnerstag, den 31. Juli 1930
Nummer 310
Der Abbau in der Mekallinduftkrie.
Einſpruch aus dem Verwalkungsrat der Reichspoft.
Berlin, 30. Juf.
Die Lage i der Metallinduſtrie verſchärft ſich von Tag zu
Tag weiter. Nach Blättermeldungen ſind bei der Karl Flohr
A. G., bei der AEG. Iſolatorenfabrik und bei der AEG.
Lokomotiv=
fabrik, ſowie in der Automobilfabrik Chrysler
Bekanntmachun=
gen erfolgt, daß etwa zehn Prozent der Angeſtellten entlaſſen
werden ſollen, falls ſich die Angeſtellten nicht durch Unterſchrift
mit der Einführung von Kurzarbeit einverſtanden erklären. Auch
bei Borſig hat geſtern eine große Betriebsverſammlung
ſtatt=
gefunden, bei der von der Perſonalleitung Kündigungen in
Ausſicht geſtellt worden ſind, und zwar würden hier ungefähr
100 Angeſtellte betroffen werden. Falls die angedrohten
Kün=
digungen in den bisher genannten Betrieben durchgeführt
wer=
den, iſt damit zu rechnen, daß etwa insgeſamt 3000 Angeſtellte
ſtellungslos werden. Bei Bergmann iſt inzwiſchen Kurzarbeit
eingeführt worden, was aber von den Angeſtelltenorganiſationen
als Tarifbruch angeſehen wird. Man beabſichtigt deshalb, gegen
den Verband Berliner Metallinduſtrieller als
Vertragskontra=
henten, der für die Innehaltung des Vertrages durch die
Mit=
glieder verantwortlich ſei, gerichtliche Schritte im Wege einer
Feſtſtellungsklage zu unternehmen.
*
Im Zuſammenhang mit dem angekündigten Perſonalabbau
bei Siemens hat das Mitglied des
Verwaltungs=
rats der Deutſchen Reichspoſt
Reichstagsabge=
ordneter Schuldt an den Reichspoſtminiſter ein
Schreiben gerichtet, in dem er unter Hinweis auf ſeine
Ausfüh=
rungen im Verwaltungsrat der Reichspoſt erklärt habe: „Ich
habe nicht nur erſucht, auf eine Preisſenkung
hinzuwirken, ſondern auch darauf Bedacht zu
nehmen, daß dieſe Induſtrien, ſoweit ſie von der
Poſt Aufträge erhalten, die allgemeine Lage des Arbeitsmarktes
und die Rückwirkung auf die innerpolitiſche Lage berückſichtigen
und isbeſondere von Arbeiterentlaſſungen Abſtand
nehmen. Das Vorgehen der Firma Siemens ſteht dieſen
For=
derungen kraß gegenüber und man iſt geneigt, zu fragen, ob ſie
der Reichsregierung, insbeſondere im Hinblick auf die
be=
vorſtehenden Wahlen, abſichtlich Schwierigkeiten
zu bereiten verſucht. Jedenfalls wäre ich Ihnen, Herr Miniſter,
dankbar für eine Einwirkung auf die Firma Siemens, daß ſie
unter Bezugnahme auf die von Ihnen in dankenswerter Weiſe
in Angriff genommene Mitarbeit zur Behebumg der
Wirtſchafts=
ſchwierigkeiten veranlaßt wird, von ihren Maßnahmen
abzu=
ſehen.
Eine Erklärung des Berbandes Berliner
Mekallinduſtrieller.
Der Verband Berliner Metallinduſtrieller erklärt auf
An=
frage, daß die von den einzelnen Firmen angekündigten
Entlaſ=
ſungen keineswegs einen Tarifbruch darſtellten. Die
Kündigun=
gen ſeien auch nicht auf eine Anregung des Verbandes
zurückzu=
führen, ſondern entſprängen der eigenen Initiative der Betriebe
ſelbſt. Die betreffenden Firmen der Berliner Metallinduſtrie
hätten lange Zeit mit den Kündigungen zurückgehalten, da man
gehofft habe, ſie durch eine Vereinbarung über die Einführung
von Kurzarbeit vermeiden zu können. Da dieſe Vereinbarung
nicht zuſtande gekommen ſei, müßten die Firmen jetzt die
Eut=
laſſungen vornehmen, die durch den wirtſchaftlichen Zwang und
den Auftragsrückgang geboten ſeien.
Einigung bei Nordweſk?
Bei den heutigen Verhandlungen in Eſſen
über Lohn und Arbeitszeit in der Nordweſtgruppe wurde eine
Einigung erzielt, wonach die Kündigung des Lohn= und
Arbeits=
zeitabkommens vom 21. Dezember 1928 nicht ausgeſprochen
wird. Es treten bei der in Kraft verbleibenden
Arbeitszeit=
ordnung verſchiedene Aenderungen einzelner
Vertragsparagra=
phen ein, jedoch iſt dieſe Regelung noch nicht entſchieden.
Kriegsgefahr in Kurdiſtan.
Nach Meldungen, die aus Konſtantinopel hier vorliegen, hat
die türkiſche Regierung umfangreiche Vorbereitungen
militäri=
ſcher Art an den Grenzen gegen Perſien und den Irakſtaat
ge=
troffen. Es ſollen nicht weniger als zwei Armeekorps, d. h.
40 bis 50 000 Mann mit 100 Flugzeugen aufgeboten ſein.
Gleich=
zeitig wird verſichert, daß der Zweck dieſer
Truppenkonzentra=
tionen lediglich in der Verhinderung künftiger Einfälle kurdiſcher
Banden auf türkiſches Gebiet beſtehe. An die perſiſche Regierung
hat die Türkei nochmals eine in energiſchem Ton gehaltene Note
gerichtet, in der gegen die Kurden=Einfälle Klage erhoben und
mit Repreſſalien gedroht wird.
politik, die Ermäßigungen bis zu 60 Prozent vorſieht, abgeſehen
von zahlreichen ſtaatlichen Unterſtützungen und
Vorzugsverträ=
gen mit Firmen in Rumänien, Bulgarien und der
Tſchecho=
ſlowakei. Sonderabmachungen ſichern die Kohlenbelieferung auf
Jahrzehnte hmaus.
Im kommenden Jahre wird Gdingen bei über 13000 Meter
Kaifläche eine Umſchlagfähigkeit von 16 Millionen Tonnen
be=
ſitzen und damit die Leiſtungsfähigkeit Danzigs um das Doppelte
übertreffen! Die Gründung neuer, unmittelbarer Dampferlinien
nach Amerika und dem Baltikum ſichert dieſem Hafen unter
Aus=
ſchaltung Danzigs, Stettins und anderer deutſcher Handelsplätze
eine weitere Zunahme ſeines Umſatzes. Hinzu kommt die
Schaf=
fung einer zweigleiſigen Bahnlinie, die Gdingen unmittelbar mit
den oſtoberſchleſiſchen Kohlenbezirken und darüber hinaus mit
dem Balkan verbindet, der zwiſchen Giurgiu und Ruſtſchuk das
ſeltſame Schauſpiel eines polniſchen Donaufährbetriebs erlebt.
Eine weitere Bedeutung erhielt Gdingen als
Kriegs=
hafen. Seine bisher nur ſchwachen Seeſtreitkräfte haben ſoeben
durch zwei moderne Zerſtörer und 3 Uboote (1400 To.) —
ſämt=
lich in Frankreich erbaut — einen wertvollen Zuwachs erhalten.
Das weitere Programm ſieht zunächſt 3 Kreuzer, 36 Zerſtörer
und 32 Uboote vor. Darüber hinaus aber fordert nahezu die
geſamte polniſche Preſſe den beſchleunigten Bau von fünf
Pan=
zerkreuzern! Denn entſprechend der landmilitäriſchen
Be=
deutung Polens in Oſteuropa will man auch die
Leiſtungsfähig=
keit ſeiner Flotte auf die erforderliche breite Baſis ſtellen, mithin
ihr die Seeherrſchaft in der Oſtſee ſichern! Dank der rührigen,
unter General Zaruſki entfalteten Tätigkeit des Flottenkomitees,
das nach Art unſeres alten Flottenvereins ſtändig zunehmend
heute 560 Ortsgruppen umfaßt, ſcheint das ganze polniſche Volk
von der Notwendigkeit des Baues einer Flotte durchdrungen
zu ſein! Beiträge und opferwillige Spenden werden das ihre
tun. Daß darüber hinaus zur Verwirklichung der
gemein=
ſamen Pläne gewiſſe Verbündete ihre hilfreiche Hand nicht
verſchließen werden, unierliegt kaum einem Zweifel.
Der modern ausgebaute Danziger Hafen könnte mühelos
den geſamten polniſchen Handel bewältigen. So ſind es nicht
handels=, ſondern rein machtpolitiſche Gründe, aus denen heraus
ſich Polen in rein deutſchen Gebieten feſtſetzt, ſelbſt auf die
Ge=
fahr hin, ſich auf Jahre hinaus gleichſam ſelbſt Konkurrenz zu
machen. „Für Polen iſt der Korridor wertlos, wenn es nicht
Oſtpreußen dazu erhält”, ſo erklärte Dmowſki ſeinerzeit in Paris.
Und wir? —
Die Richtigkeit des von uns beabſichtigten und unter
unſäg=
lichen Schwierigkeiten im eigenen Lager begonnenen Weges zur
Erneuerung unſeres veralteten Flottenmaterials braucht unter
den dargelegten Umſtänden nicht erneut bewieſen zu werden.
Auch die Verwendungsart unſerer künftigen, an Zahl zwar
geringen, an Beſchaffenheit aber hochwertigen Seeſtreitkräfte iſt
in der Preſſe genugſam erörtert worden. Die geſicherte
über=
ſeeiſche Zufuhr hat zumal nach dem Verluſt eines beträchtlichen
Teils unſerer eigenen Erzgebiete nichts an Bedeutung verloren.
Enger wirtſchaftspolitiſcher Anſchluß an die Oſtſeeſtaaten iſt
daraus folgende Notwendigkeit. Militärpolitiſch betrachtet,
be=
deutet dies, daß auch wir an einer Neutraliſierung des baltiſchen
Meeres weitgehendes Intereſſe haben. Hierzu aber genügt nicht
der rein platoniſche Wunſch. Die Lage erfordert vielmehr — eine
auf reale Verhältniſſe gegründete Wehrhaftigkeit, wie ſie bei uns
von erfahrenen und berufenen Fachleuten immer wieder als
not=
wendig in den Vordergrund geſtellt wird.
Das Merkmal der derzeitigen politiſchen Lage in der Oſtſee
iſt ihre Unſicherheit. Seien wir deſſen eingedenk, daß ſtets die
an und in dieſem Meere heranreifenden Entſcheidungen ein
Stück deutſches Schickſal bedeuten werden! —
Das indiſche Problem.
Eine Konferenz des Rationalkongreſſes in Bombay.
EP. London, 30. Juli.
Der Arbeitsausſchuß des indiſchen Nationalkongreſſes tritt
heute unter dem Vorſitz des Präſidenten des Kongreſſes, Patel,
in Bombay zu einer dreitägigen Konferenz zuſammen. Die
Tagung, die urſprünglich in Allahabad ſtattfinden ſollte, iſt nach
Bombay verlegt worden, da der Arbeitsausſchuß des Kongreſſes
von der Regierung der Vereinigten Provinzen als ungeſetzlich
erklärt worden iſt. In der Präſidentſchaft Bombay beſteht
da=
gegen kein Verbot. Die Tagesordnung der Konferenz wird
ſtreng geheim gehalten, wie auch die Sitzungen geheim
ſtattfin=
den. Es verlautet jedoch, daß der Ausſchuß ſich mit der
Aus=
arbeitung von Plänen für eine Verſchärfung der
Boykott=
bewegung gegen die indiſche Regierung befaſſen wird.
Vom Tage.
Ein polniſches Militärflugzeug überflog, von Mewe
kommend, die Ortſchaften Kanitzken, Weichſelburg, Klein=Nebrau,
Stan=
gendorf und Ruſſenau im Kreiſe Marienwerder. Das Flugzeug ſchlug
dann die Nichtung nach Graudenz ein. Die polniſchen Hoheitszeichen
ſind zweifelsfrei feſtgeſtellt worden.
Abgeordneter Dr. Breitſcheid weiſt in einer
Stellung=
nahme zu den Reden der Zentrumsführer deren Angriffe
gegen die S. P. D. zurück.
Nach Mitteilung des „Jungdeutſchen” haben ihren Beitritt zur
Deutſchen Staatspartei u. a. erklärt der preußiſche
Handels=
miniſter Dr. Schreiber und der Chefredakteur der „Täglichen
Rundſchau” Dr. Schultze=Pfälzer.
Der bevorſtehenden Konferenz zwiſchen den
jugoſla=
wiſchen und rumäniſchen Wirtſchaftsminiſtern in
Sinaja wird von der rumäniſchen Preſſe eine große Bedeutung
bei=
gemeſſen.
Der Rat der Internationalen Handelskammer hat
beſchloſſen, den nächſten Kongreß der Kammer vom 4. bis 9.
Mai 1931 in Waſhington abzuhalten.
Die türkiſche Regierung hat beſchloſſen, eine energiſch
gehaltene Note an die verſiſche Regierung zu ſenden, in welcher
gegen die Ueberfälle von Kurden, aus verſiſchem Gebiet
Ein=
ſpruch erhoben und die perſiſche Regierung warnend darauf hingewieſen
wird, daß die türkiſche Regierung ſich genötigt ſehen könnte, Schritte
zu tun, um ihre rechtmäßigen Intereſſen zu ſchützen.
Die kanadiſche Regierung iſt infolge der Niederlage, die
ſie bei den Wahlen erlitten hat, zurückgetreten.
Die amerikaniſche Regierung hat an die
Nanking=
regierung eine ſcharfe Note gerichtet, in der Schutz des Lebens
und Eigentums amerikaniſcher Bürger in den von Kommuniſten
heim=
geſuchten Gebieten verlangt wird.
In der Hanptſtadt der Provinz Hunan,
Tſchang=
tſcha, die nach einer Meuterei der dortigen Garniſon von etwa
10 000 Mann von den Kommuniſten eingenommen wurde, herrſcht
blutiger Terror. Alle Regierungsgebäude ſind von den
Kom=
muniſten niedergebrannt, die Konſulate der ausländiſchen Mächte
durch=
ſucht und zahlreiche andere Gebäude zerſtört oder geplündert worden.
Zahlreiche prominente chineſiſche Bürger in Tſchangtſcha ſollen von den
Kommuniſten hingerichtet worden ſein.
Die Auswirkungen der franzöſiſchen
Sozialverſicherung.
80 000 Skreikende in Nordfrankreich. —
Preis=
ſteigerung der Induſtrie bis zu 40 Prozenk.
Paris, 30. Juli.
Nach einer Erklärung des Arbeitsminiſters haben ſich in
Nord=
frankreich der Streikbewegung wegen der Belaſtung durch die
Sozialverſicherung im ganzen 80 000 Arbeiter angeſchloſſen.
Wäh=
rend die Lohnabzüge für die Sozialverſicherung auf der einen
Seite in Nordfrankreich zu einer Streikbewegung geführt haben,
ſieht ſich auf der anderen Seite der Handelsminiſter gezwungen,
an die Vorſitzenden der großen Arbeitgeberverbände ein
Rund=
ſchreiben zu richten, um gegen die ungerechfertigte Heraufſetzung
der Preiſe unter Berufung auf die Sozialverſicherungsbeiträge
Einſpruch zu erheben. Der Handelsminiſter erklärt in dieſem
Rundſchreiben, daß gewiſſe Induſtriekreiſe den
Sozialverſicherungs=
beitrag, der 5 Prozent der Umſatziffer beträgt, zum Anlaß zu
einer Preisſteigerung bis zu 40 Prozent nähmen. Dieſe
Preis=
erhöhungen ſeien ſämtlich ungerechtfertigt und liefen auch den
Weiſungen der meiſten Handelskammern zuwider. Sie könnten
nur zu einer künſtlichen allgemeinen Steigerung der
Lebenshal=
tungskoſten führen. Die Regierung könne nicht zulaſſen, daß ein
Geſetz, das den arbeitenden Klaſſen eine Sicherheitsgarantie
geben ſolle, indirekt durch Manöver wieder vereitelt werde, die zu
einer allgemeinen Erhöhung der Lebenshaltungskoſten und zu
einer Schädigung der allgemeinen Intereſſen der Nation führen
würde. Das Rundſchreiben weiſt darauf hin, daß verabredete
Manöver zur Preisſteigerung ſtrafrechtlich verfolgt werden
können.
Eine Gandhi=Rehru=Konferenz hinter Gefängnis=
Wie aus Simla berichtet wird, beſteht alle Wahrſcheinlichkeit
dafür, daß der Vizekönig von Indien den zurzeit im Gefängnis
von Allahabad befindlichen Kongreß=Führern Motilal und
Ja=
waharlal Nehru geſtatten wird, Gandhi im Yeroda=Gefängnis
von Pung zu beſuchen. Den drei Kongreßführern ſoll dadurch
Gelegenheit gegeben werden, in perſönlicher Ausſprache die
Mög=
lichkeit für eine friedliche Beilegung des politiſchen Konflikts in
Indien zu prüfen. — Wie in politiſchen Kreiſen in Simla
ver=
lautet, dürfte noch eine Reihe anderer prominenter Kongreßführer
zu dieſer Konferenz im Gefängnis von Puna eingeladen werden.
hoffnungsloſer umgeben. Der Grund iſt der, daß wahrer
Lebens=
ſinn nie aus dem Zwang, ſondern nur aus der individuellen
Freiheit gewonnen werden kann. Dieſe beſaß meine Generation
noch wie eine innere Selbſtverſtändlichkeit. Im Lauf des letzten
Jahrzehnts des vorigen Jahrhunderts aber war ſie verloren
gegangen. Alle Lebensbetätigungen waren mehr oder weniger
zu Tretmühlen geworden. Wenn auch erſt im Krieg und in der
Revolution der Kollektivismus zum Ideal erhoben wurde,
tat=
ſächlich beſtand er ſchon lange und verdüſterte das Leben,
be=
ſonders für die, welche noch an ſeiner Pforte ſtanden. Nun
kann ja der Kollektivismus ſehr verſchiedenen Zwecken dienen.
Der Kollektivismus der Armee von 1914 und der Kollektivismus
der Sozialiſten und Bolſchewiſten ſind ſehr verſchieden gerichtet,
aber in einem ſind ſie gleich, in der Ausſtreichung des
indivi=
duellen, einmaligen Wertes jedes Menſchen, von wo aus das
Leben allein Sinn bekommt. Die bürgerliche Jugend vor dem
Krieg wehrte ſich gegen den Kollektivismus der eigenen Klaſſe,
des kapitaliſtiſchen Betriebs und ſeiner mehr und mehr das
ganze Leben beeinfluſſenden Wertungen. Sie glaubte die
Er=
löſung zu finden in einem andern, ſelbſt geſchaffenen
Kollek=
tivismus. So entſtand die Jugendbewegung. Viele gingen auch
offen zu dem ſozialiſtiſchen Kollektivismus über, und ſchließlich
ſchlang der Krieg alle dieſe Einzelkollektivismen in ſeinem
all=
umfaſſenden Kollektivismus ein. Als er zu Ende war, fielen
nun dieſe Kollektivismen wieder auseinander, und es bildeten
ſich neue, deren ſichtbarſte die vielen Parteien und Gruppen ſind,
die ſich zu unſerem Unheil gegenſeitig auffreſſen möchten. Dieſe
Sinnloſigkeit muß ſich bis zum völligen Chaos ſteigern, ſolange
nicht erkannt wird, daß das Heil nicht in der Abwechſlung
kol=
lektiver Programme liegen kann, ſondern nur in der
indipi=
duellen Beſinnung der Einz lnen auf das Menſchliche. Nur auf
dieſe Weiſe können wieder Führer und Unterführer entſtehen,
die nicht Sprachrohre, ſondern Geſtalter von Kollektivitäten ſind.
Kein Menſch kann außerhalb der Kollektivität leben. Alle
Verſuche in dieſer Richtung ſind ſteriler Anarchismus, aber es
iſt etwas anders, ob die Kollektivität für den Einzelnen das
ge=
gebene Ausdrucksmittel ſeiner Fähigkeiten iſt und dadurch ſelber
von den Beſten ihrer Mitglieder Geſtalt empfängt, oder ob der
Einzelne an den Kollektivgeiſt abdankt, ſich nur als
Kollektiv=
weſen emrfindet. Dann entſteht jenes in Rußland erſtrebte
gleiche Nivequ in der Richtung nach unten, denn wenn das
Ideal der in dem Kollektiv aufgehende Menſch iſt, dann paſſen
ſich auch die Beſten an das Niveau der Geringſten an. Wo
aber das Kollektive Ausdrucksmittel der Beſſeren iſt, da allein
findet eine Entwicklung nach oben ſtatt; jeder ſucht ſich an ein
höheres Niveau anzupaſſen und das allein iſt menſchlich, geun
Das Kriegserlebnis und die Jugend.
Von Oscar A. H. Schmitz.
Man kann es kaum glauben, daß die, welche 1914 als
Jüng=
linge in den Krieg gezogen ſind, ſoweit ſie überleben, heute ſchon
zwiſchen 30 und 40 ſind. Selten wird einer Generation ein ſo
übermächtiges Jugenderlebnis zu teil, aber niemand verhehlt es
ſich mehr, daß es nicht in dem Maß formend auf die werdenden
Männer gewirkt hat, als man hoffen zu dürfen glaubte. Woran
mag das liegen? An echtem Heldentum hat es doch gewiß nicht
gefehlt, wenn man auch heute das Wort Held nicht mehr auf
jeden anwenden wird, der wohl oder übel dem
Einziehungs=
befehl Folge leiſtete. Ich glaube einiges zur Erklärung
bei=
tragen zu können, ſeit ich die Aufzeichnungen von Heinz
Land=
mann, einem früher im Sports=, heute im Wirtſchaftsleben die neue Jugend ſtand vor dem Leerlauf einer mechaniſierten
ſtehenden zirka 40jährigen (Europ. Revue, Märzheft 1930)
ge=
leſen habe. Jeder wird autobiographiſche Mitteilungen mit
ſeinen eigenen Erlebniſſen vergleichen. Darum möchte ich hier
ſagen, daß ich 1894 das Abiturientenexamen gemacht habe mit den
Erfahrungen eines großſtädtiſchen und in den letzten anderthalb
Jahren eines kleinſtädtiſchen Gymnaſiums hinter mir. Wenn
ich mich in die Lebensſtimmung jener Zeit zurückverſetze, muß
mir das Grundſätzliche bei Landmann auffallen. Er ſpricht von
einer Problematik, als einer Selbſtverſtändlichkeit, die für meine
und wohl auch die auf die meine zunächſt folgenden Generationen
nicht vorhanden war. Sein Kriegserlebnis, das eben in jene
Jahre fiel, „beſtand darin, daß mit einem Mal alles einen Sinn
hatte. Bis dahin hatte ich wir vergeblich Mühe gegeben, in
meinem Leben einen Sinn zu finden, und da das nicht ging,
weil ich keine leidenſchaftliche Neigung zu einer beſtmmten Sache
hatte, meinem Leben einen Sinn zu geben von der Vernunft
her Deshalb war da eine dauernde Spannung, ein
dauern=
der Krampf, eine dauernde Unzufriedenheit. Nichts paßte zu dem
andern, alles war gegenſätzlich, und ich ſelbſt war mir ein
Aergernis”.
Wenn in meiner Generation einer eine ſolche Not bekannt
hätte, würden wir uns mit verſtändnisloſem Achſelzucken
ab=
gewendet haben. Ein ſolcher war ſogar unter meinen Co=
abi=
turienten, er iſt dann als Student an Morphinismus zu Grund
gegangen. Waren wir etwa zu oberflächlich, um eine derartige
Problematik zu ſehen? Für uns lagen die Dinge ſo: Durch
12 lange Schuljahre gebunden, brachte uns jedes Jahr der Pforte
des Lebens einen Schritt näher, die ſich nun mit dem Examen
vor uns öffnete. Viele beſaßen eine Leidenſchaft für eine be=
ſtimmte Sache, der ſie ſich nun ganz widmen würden, aber auch
da, wo ſich das eigene Weſen noch nicht ſo weit differenziert hatte
— zu dieſen Unentſchiedenen gehörte ich — gab es doch etwas,
reich und mannigfaltig genug, um einen jungen Menſchen völlig
zu erfüllen: das Leben ſelbſt hatte für uns noch einen Sinn,
denn es verſprach uns alles, was es zu bieten vermag: zunächſt
die Erlebniſſe und Erfahrungen der ſuchenden Jugend, ſpäter
die Stellung, von der aus wir unſere Gaben und Kräfte eines
Tages entfalten würden und ſchließlich die Begründung einer
Familie, ähnlich der, in welcher wir groß geworden waren.
Darum konnten wir noch „lebensrichtig” eingeſtellt ſein und
brauchten keinen Sinn zu ſuchen. Dieſes Problem ſtellt ſich erſt,
wenn das Leben ſeinen Sinn verloren hat. Die Jugendbewegung
vor dem Krieg beweiſt nun, daß dies der Fall war für die,
welche etwa ſeit 1900 in die Welt hinaustraten. Für uns ſchien
die Staatslaufbahn noch etwas, des Schweißes der Edlen wert,
Büroratie. Für viele von uns war das aufſtrebende
Wirtſchafts=
leben noch mit der Gloriole des jungen Reichs verbunden, die
neue Jugend konnte ſich nicht länger der ſozialen Kritik enthalten.
Die freien Berufe bedeuteten für uns noch perſönliche
Unab=
hängigkeit und Freiheit, den jüngeren Augen konnte nicht
ver=
ſchloſſen bleiben, daß auch ſie mehr und mehr zur Tretmühlen
wurden. Nirgends mehr herrſchte die Idee, überall der bare
Nutzen. Das Einzige, was noch lockte, waren die
Künſtler=
berufe, und ſo ſahen wir und ſehen noch heute einen ungeſunden
Zudrang zu ihnen, nicht auf Grund einer überdurchſchnittlichen
Begabung, ſondern mehr aus dem Proteſt gegen den Zwang,
ſich durch den Moloch irgend eines Betriebs menſchlich
verſchlin=
gen zu laſſen. Wenn alſo die Jugend von 1914 nicht mehr
„lebensrichtig” eingeſtellt war, ſo darum, weil das Leben, das
ſie ſah, ſelber nicht mehr „richtig”, d. h. lebendig und
lebens=
wert war.
So erklärt ſich, daß Landmann ſagt: „Ich war 1914 erlöſt
und befreit, weil ich mir endlich keinen Lebensſinn mehr
zu konſtruieren, keine Lebensaufgabe, kein Lebensziel mehr der
Vernunft abzuquälen brauchte, weil ich nicht mehr nach der
Rechtfertigung deſſen, was ich tat, und wie ich es tat, zu fragen
brauchte, ſondern weil Aufgabe, Ziel und Sinn einfach da waren
und alles, was zu tun war und, was ich tat, ſelbſtverſtändlich
war und keiner Rechtfertigung mehr bedurfte. Das war mein
Kriegserlebnis. Schlimm, ſehr ſchlimm nur, daß ein Krieg
kom=
men mußte, damit dem Bürgerſohn das Leben lebenswert
wurde‟ Damit legt Landmann ſelbſt den Finger an die Wunde,
denn, nachdem der Krieg zu Ende war mit ſeiner
Notwendig=
keit, mußte die alte Sinnloſigkeit die Zurückkommenden nur noch
Nummer 210
Donnerstag, den 31. Juliz1930
Seite 8
Die politiſche Neugruppierung.
Das Schickſal der Demokrakiſchen Parkei.
Der Parkeiausſchuß beſchließt das Aufgehen
der Parkei in der Staaksparkei.
Berlin, 30. Juli.
Der Parteiausſchuß der Deutſchen Demokratiſchen Partei
hielt am Mittwoch im Reichstag in Anweſenheit von etwa 200
Mitgliedern eine Tagung ab, die über die Neugründung der
Deutſchen Staatspartei beraten ſollte.
Der Parteiführer Koch=Weſer referierte über den
Her=
gang bei der Neugründung und führte aus: Die Staatspartei
wolle ſtaatspolitiſch handeln, aber keine Intereſſenvertretung
darſtellen. Sie wolle unabhängig bleiben von Gewerkſchaſten
und Kapitaliſten. Auf Verhandlungen von Partei zu Partei
laſſe er ſich nicht ein, ſie führten nur zu gegenſeitiger
Entfrem=
dung. Die Partei wolle keinen Block gegen die
Sozialdemo=
kratie bilden. Sie ſtehe dieſer ganz objektiv gegenüber und werde
gegebenenfalls auch mit ihr zuſammengehen. Andererſeits ſei
die Partei gegen jede Vermiſchung der rechtsradikalen Gruppen.
Der Apparat der Demokratiſchen Partei ſolle auf die neue
Par=
tei übertragen werden. Das Vorgehen des Vorſitzenden der
Deutſchen Volkspartei, Dr. Scholz, beweiſe, daß man auf dem
althergebrachten Wege zu gar keinem Ergebnis komme. In der
Ausfprache
wurde bedauert, daß nicht verſucht worden ſei,
durch Hinzuziehung von Mitgliedern des linken
Flügels der Deutſchen Volkspartei eine neue
Par=
teiorganiſation zu bilden. Man ſei nun aber vor
vollendete Tatſachen geſtellt, und müſſe die neue
Partei unterſtützen. Bemängelt wurde weiter die vor der
Grün=
dung der neuen Partei betriebene Heimlichkeit. Vollkommene
Klarheit wurde verlangt, welche Perſönlichkeiten die neue Sache
führen ſollen. Von einem Diskuſſionsredner wurde erklärt, daß
Miniſter Dietrich an die Spitze der neuen Bewegung gehöre. Es
wurde weiter anerkannt, daß das Wahlprogramm der
Staats=
partei durchaus demokratiſche Grundſätze enthalte. Es gelte jetzt
die Erhaltung der deutſchen Republik. Von anderer Seite wurde
darauf hingewieſen, daß das Wahlprogramm der neuen
Staats=
partei keinen neuen Geiſt enthalte, ſondern nur die alten
For=
derungen aufzähle.
Meſich erörterte die Möglichkeiten, die Deutſche
Volks=
partei in die Neuorientierung der Mitte miteinzubeziehen. Er
forderte Ergänzungen zu dem Aufruf beſonders in
volkswirt=
ſchaftspolitiſcher Hinſicht. Der Redner empfahl ſchließlich, die
neue Gründung zu unterſtützen.
Prof. Hellpach=Heidelberg trat dafür ein, daß den
liberal geſinnten Wählern der Deutſchen Volkspartei die Türen
zur Deutſchem Staatspartei geöffnet würden, wenn dann auch
noch eine Erneuerung in der Führerſchicht vorgenommem ſei,
würden er und ſeine Freunde gern in der Deutſchen
Staats=
partei mitarbeiten.
Der preußiſche Finanzminiſter Dr. Höpker=
Aſchoff äußerte den Wunſch, auf breiteſter Grundlage eine
Einigung herbeizuführen. Er erörterte in dieſem
Zuſammen=
hang die Einladung des Führers der Deutſchen Volkspartei und
fragte: Was wollte Herr Scholz? Wenm er nur einen
Burg=
frieden oder eine Dämpfung des Wahlkampfes wollte, dann hätte
er ſich an alle Parteien wenden müſſen, auch an die
Sozialdemo=
kraten und an das Zentrum. Wollte er einen Wahlblock für
Brüning, dann durfte er an der Partei des Kanzlers nicht
vor=
beigehen. Wollte er eine neue Partei, dann war ſein Vorgehen
falſch. Es kommt darauf an, die radikalen
Ele=
mente niederzuwerfen. Aber es beſteht keine
Möglichkeit, mit den Konſervativen
zuſammen=
zugehen. Wenn die Einladung des Herrn Scholz wirklich
eine neue Partei im Auge gehabt hat, dann ging ſie über den
Rahmen deſſen, was möglich iſt, weit hinaus. Der Erfolg
der Deutſchen Staatspartei hängt davon ab, ob
es gelingt, die politiſch Heimatloſen zu
begei=
ſtern, er hängt weiter davon ab, ob es gelingen
wird, an die Herzen der jungen
Menſchenheran=
zukommen.
Quidde äußerte Bedenken gegen die neue Gründung.
Guſtav Stolper erklärte: Die Vertreter der
kapitaliſti=
ſchen Wirtſchaftsauffaſſung haben jetzt zu beweiſen, daß der
Kapitalismus ſich in ſozialer Geſinnung und in ſozialer
Reform=
arbeit nicht vom Sozialismus übertreffen läßt. Die neue Partei
zeige den Sieg der demokratiſchen Gedanken.
Schließlich faßte der Parteiausſchuß der Deutſchen
Demo=
kratiſhen Partei nach Abſchluß der Ausſprache über die
grund=
ſätzlichen Fragen folgende
Enkſchließung:
„Der Parteiausſchuß der Deutſchen Demokratiſchen Partei
ſtimmt der Gründung der Deutſchen Staatspartei zu und ſtellt
die Parteiorganiſation für den Wahlkampf zur Verfügung. Der
Parteiausſchuß wünſcht und erwartet, daß die Deutſche
Staats=
partei mit größtem Ernſt bemüht ſein wird, alle
geſinnungsver=
wandten Kräfte zu vereinigen und zu einheitlicher politiſcher
Arbeit zuſammenzufaſſen.”
Der zweite Satz dieſer Entſchließung fand Annahme gegen
nur eine Stimme.
Mahrauns Gründe für das Aufgehen der
Volks=
nalionalen Reichsvereinigung in der Staaksparkei.
Der Hochmeiſter des Jungdeutſchen Ordens, Arthur Mahraun,
hat an ſeine „jungdeutſchen und volknationalen” Freunde einen
längeren Aufruf erlaſſen, deſſen bemerkenswerteſte Stellen lauten:
„Nach eingehenden Beratungen des Jungdeutſchen Hochkapitels
und des Reichsvorſtandes der Volksnationalen Reichsvereinigung
haben wir den ſchweren Entſchluß gefaßt, unſere Anhänger im
kommenden Reichstagswahlkampf für eine junge Deutſche
Staats=
partei aufzurufen. Die jungdeutſchen und volksnationalen Führer
haben ſich zu dieſem ernſten Schritt entſchloſſen und vorhandene
Bedenken zurückgeſtellt, weil ſie in der gegenwärtigen politiſchen
Verwirrung die Verantwortung nicht tragen können, durch ein
alleiniges Vorgehen der Volksnationalen Reichsvereinigung die
von weiteſten Volkskreiſen geforderte
Sammlungsbewe=
gung auf breiter Grundlage zunichte zu machen. Die
unaufhörliche Zerſplitterung der bürgerlichen
Parteien kann ſo nicht weitergehen. Jener große Teit
des Staatsbürgertums, der zwiſchen der
Sozial=
demokratie und dem Radikalismus der Rechten ſteht,
fühlt ſich von den alten Parteien verlaſſen und
for=
dert mit unwiderſtehlicher Gewalt eine grundlegende politiſche
Neugruppierung.
Die Vorbedingungen der vom Volke geforderten Sammlungen
ſind durch die gegenwärtige Entwicklung gegeben:
In der jungen Deutſchen Staatspartei müſſen ſich deutſche
Menſchen aus dem ſchwarz=weiß=roten wie aus dem
ſchwarz=rot=goldenen Heerlager die Hände zum
ge=
meinſamen Kampf für Reich und Volk, für Einheit und Freiheit
geben.
Jede Sammlungsbewegung, die ſich auf eines dieſer beiden
Heerlager beſchränkt, wird keinen Erfolg erzielen können. Die
junge Deutſche Staatspartei muß der jungen Generation
die Gleichberechtigung in jeder Beziehung einräumen.
Die junge Deutſche Staatspartei muß uns die Gewähr bieten,
daß die ſkrupelloſe Selbſtſucht von Klaſſen=, Intereſſenten= und
Finanzgruppen einem hohen ſtaatspolitiſchen
Verantwortungs=
gefühl Platz macht. Wir wollen das Staatsvolk ſein, aber
nicht Intereſſentenhaufen.
Das Gebot der Klugheit und Gerechtigkeit erfordert die
Kampfgemeinſchaft mit einer Anzahl von
Alt=
parlamentariern und politiſch führenden
Per=
ſönlichkeiten der alten Parteien. Darum haben
wir uns entſchloſſen, gemeinſam mit ihnen zur Bildung der
Deutſchen Staatspartei aufzurufen.
An uns wird es in erſter Linie liegen, die Front nach
rechts zu erweitern. Die einmütige Geſchloſſenheit der
jungdeutſchen und volksnationalen Bewegung, die Behauptung
ihrer Schlüſſelſtellung innerhalb der jungen Deutſchen
Staats=
partei, bietet weiten Volkskreiſen die Gewähr für die
Ausſchal=
tung der internationalen pazifiſtiſchen Schwärmer, die dem
Deutſchen Reiche unermeßlichen Schaden zugefügt haben.
Freunde und Anhänger, ſeid euch bewußt, daß uns die
gegenwärtige Entwicklung die heilige Pflicht auferlegt, die
Welt=
anſchauung, an der wir ſeit einem Jahrzehnt gearbeitet haben,
das Geiſtesgut unſerer Idee vom Volksſtaat und von der
Volks=
gemeinſchaft mit machtpolitiſchem Willen in die Zukunft
hinaus=
zutragen. Hier iſt uns die Möglichkeit gegeben, dieſe Pflicht zu
erfüllen.”
Die neue Konſtellakion in China.
Die Nordbewegung im ſchärfſten Gegenſah zu Nanking
Aus China kommen in den letzten Tagen, nachdem zuvor
das Bild des Konfliktes zwiſchen Nord und Süd
außerordent=
lich verworren ſchien, eine Reihe präziſerer Nachrichten, die
aller=
dings zum Teil je nach ihrer Quelle ſtarker Reviſion bedürfen.
Insbeſondere ſind dabei neuerdings die Beziehungen zu Moskau
wieder hervorgetreten und in eimer Erklärung, die Wang
Tſching=
wei vor den internationalen Journaliſten im Peking abgegeben
hat, hat ſich dieſer geiſtige Führer recht ſcharf gegen Moskau
ge=
äußert. Zum Verſtändnis der Vorgänge iſt es vielleicht
zweck=
mäßig, ſich darüber klar zu werden, daß das, was für China als
Revolution erſcheint, für die Verhältniſſe moderner, weſtlicher
Staaten höchſtens als ein Kampf um ſoziale Maßnahmen gelten
kann.
Dieſer Kampf wird gegenwärtig in Geſtalt eines bewaffneten
Angriffs unbotmäßiger Generäle gegen eine rechtmäßige
Regie=
rung geführt. Die Grundlage dafür gibt die Unzufriedenheit ab,
die in weiten Kreiſen des chineſiſchen Volkes, beſonders der
Ar=
beiterbevölkerung über die Politik der Nanking=Regierung
be=
ſteht und in der materiellen Not der Land= und Induſtriearbeiter
wurzelt. Die Exponenten des Widerſtandes gegen Nanking ſind
auf politiſchem Gebiet der vorerwähnte jugendliche Führer der
ſogenannten „Rekonſtruktioniſten” Wang Tſching=wei, auf
mili=
täriſchem Yen Hſi=ſchan und Feng Yu=hſiang. Wang Tſching=wei
iſt der Nachfolger Sunyatſens und war bis zur Uebernahme der
Präſidentſchaft der Nankingregierung durch Tſchiang Kai=ſchek
Vorſitzender des Kuomintang. Seine politiſche Richtlinie iſt
die=
jenige Sunyatſens, als deren typiſches Charakteriſtikum das
Streben nach Mitarbeit aller, auch der am weiteſten links
ſtehen=
den Kreiſe an dem Staatsaufbau, mithin auch die Mitarbeit der
Kommuniſten gelten darf, deren geiſtige Kräfte für die
Inter=
eſſen der Nation nutzbar gemacht werden ſollen. Das ſoll
frei=
lich unter der ſtrikten Bedingung einer völligen Zurückſtellung
eigener Parteiziele geſchehen.
Die jüngſte Erklärung Wangs gegenüber Moskau iſt in
die=
ſer Hinſicht von Intereſſe, da ſie zwar den ruſſiſchen
Kommunis=
mus und die Einmiſchung der Sowjetunion in China ablehnt,
aber die Wiederaufnahme von Beziehungen zu Moskau für
not=
wendig erochtet. In dieſem Punkte ſteht alſo die Nordbewegung
im ſchärfſten Gegenſatz zu Nanking. Der Hauptprogrammpunkt,
der noch nicht konſtituierten, aber in der Bildung begriffenen
Gegenregierung iſt die Einberufung einer Nationalverſammlung
zur Feſtlegung von Richtlinien über die Politik unter Beteiligung
des geſamten Volkes anſtelle des auf eine beſchränkte Partei
ge=
ſtützten Kreiſes, der in Nanking die Geſchicke des Reiches
feſtzu=
legen beſtrebt iſt.
Die weiteren Erklärungen Wang Tſching=weis betreffen im
weſentlichen Anleihefragen, ferner die Verträge mit fremden
Staaten und die Beſitzverhältniſſe bei der Binnenſchiffahrt
Chinas. Von dieſen Fragen werden deutſche Intereſſen nicht
berührt. Der deutſch=chineſiſche Vertrag von 1928 iſt zwar von
der Reichsregierung mit der Nanking=Regierung abgeſchloſſen,
aber er kann auch vor jeder anderen chineſiſchen Regierung
be=
ſtehen, da es der erſte mit einer fremden Macht abgeſchloſſene
Vertrag Chinas war, der auf den Grundlogen der vollen
Gleich=
berechtigung und Entſchlußfreiheit beider Teil vollzogen
wor=
den iſt.
Die deutſch=chineſiſchen Beziehungen haben ſich demnach auch,
in Anſehung der allgemeinen ungünſtigen Wirtſchaftslage und
der beſonderen Nöte des chineſiſchen Volkes, recht erfreulich
ent=
wickelt und die betonte Politik der Nichteinmiſchung in innere
Angelegenheiten des chineſiſchen Volkes wird zweifellos auch
wei=
terhin ihre Früchte tragen. Das enthebt uns nicht der
Ver=
pflichtung, die hiſtoriſchen und außerordentlich folgenſchweren
Vorgänge, die ſich ſeit Jahr und Tag im fernen Oſten abſpielen,
aufmerkſam zu verfolgen und uns dabei um ein objektives Urteil
gegenüber der intereſſierten Meinungsmache zu bemühen, die
von verſchiedenen Seiten im Hinblick auf eigene politiſche Ziele
anderer Mächte häufig betrieben wird.
Sühne für die Mißhandlung Jſolde Reiters.
EP. Belgrad, 30. Juli.
Einer amtlichen Mitteilung zufolge hat Miniſterpräſident
General Zivkowitſch als Innenminiſter Strafmaßnahmen
gegen eine Anzahl von Polizeibeamten auf
Grund der Vorkommniſſe von Nagy Becſkerek
angeordnet, wo vor einigen Wochen die deutſche
Jour=
naliſtin Jſolde Reiter, die ſich in
Unterſuchungs=
haft befand, ſchwer mißhandelt worden war, um
be=
laſtendes Material von ihr gegen den früheren deutſchen
Abge=
ordneten Neubert zu erhalten. Durch die eingeleitete Unterſuchung
iſt nunmehr feſtgeſtellt worden, daß tatſächlich Mißhandlungen
vorgekommen ſind. Die betreffenden Beamten ſind aus dem
Staatsdienſt entlaſſen worden.
der Menſch iſt das Tier, das über ſich hinaus will. Darauf
beruht ſeine wahre, leidensvolle Problematik, aber auch ſein
Ruhm.
Landmanns Hauptgewinn im Krieg war, daß ſein Ich
zeit=
weilig „ganz von ihm abfiel”, daß es für ihn keine perſönlichen
Ziele mehr gab. „Seitdem weiß ich, daß das Ich äußerlich
ab=
ſterben und dabei innerlich ſich um ſo ſtärker entfalten kann”
Hier iſt deutlich der UInurſchied gezeigt zwiſchen Egoismus und
Judividualismus, die ſo oft verwechſelt werden. Wenn das
Leben ſeinen tieferen Sinn verliert, dann bleibt nichts übrig,
als die Befriedigung eigenſüchtiger Ziele. Aus dieſem Zwieſpalt
hat tatſächlich das Kriegserlebnis viele junge Menſchen befreit.
der Egoiſt iſt ja auch nichts anders, als kollektiv. Was er will,
iſt genau das, was all= andern wollen: Lebensgenuß, Geld,
äußere Ehren. Das Individuelle in uns aber iſt das genaue
Gegenteil des Egoismus, in dem wir allen gleich ſind. Das
Individuelle iſt das Einmalige, es iſt der göttliche Gedanke in uns,
den zu verwirklichen unſere höchſte Pflicht iſt. Gewiß iſt das
Indivi=
duelle, beſonders in der Jugend, oft eng mit dem Egoiſtiſchen
ver=
knüpft. Man ſoll nicht ſo ſtreng unterſuchen, wie weit es mit einem
wirklich um individuelle Entfaltung ſeines Beſten geht, wie weit er
perſönlich eitel und ehrgeizig iſt, denn oft dient in den Jahren des
Strebens das perſönliche Motiv dazu, uns an die rechte Stelle
zu bringen. Die größten Männer waren nicht frei von
ver=
ſönlichem Ehrgeiz, ja von Eitelkeit, allerdings iſt zu beobachten,
daß dieſe ichhaften Schlacken mehr und mehr von einem
Men=
ſchen abfallen, je mehr er zur individuellen Bewußtheit ſeiner
ſelbſt gelangt. Auf jeden Fall verlangt die Entwicklung zum
individuellen Menſchen dieſelben Opfer, die der Krieg von den
gar zu perſönlich Eingeſtellten verlangt hat: den Abfall des
kleinen Ichs zu Gunſten von etwas dieſem Ich Jenſeitigen. Iſt
nun dieſes Jenſeitige ein kollektiver Wert, der ſich als
Notwendig=
keit geltend macht, ſo wird der bisher ſinnlos und eigenſüchtig
Lebende nur vorübergehend in einen außer ihm liegenden Sinn
einbezogen und alles ſcheint gut. Hört aber dieſe Notwendigkeit
zu wirken auf, dann tritt die alte Sinnloſigkeit wieder ein. Das
erſcheint mir als der Grund, warum das mächtige
Kriegserlebnis die Menſchen ſowenig zu ihrem
Vorteil verändert hat. Dieſe Wandlung könnte erſt
eintreten, wenn die Menſchen wieder fähig würden, das Opfer
ihrer Eigenſucht nicht einem Kollektiv, ſondern ihrem eigenen
in=
dividuellen Selbſt zu bringen. Dieſe, allen religiöſen Zeiten
ſelbſtverſtändliche Forderung iſt heute ganz in Vergeſſenheit
geraten, und darum ſuchen auch die Beſten das Heil immer
wieder draußen, in irgend welchen Inſtitutionen oder
Grün=
dungen von neuen Kollektiven. Da aber keines die unabweis=
liche Notwendigkeit des Krieges beſitzt, können ſie nicht einmal
vorübergehend Sinn in das Leben bringen. Dieſen haben wir
um die Jahrhundertwende verloren, als in den Schulen die
in=
dividuell=menſchliche (humaniſtiſche) Bildung allzu einſeitig von
der kollektiv=ſachlichen (realen) Bildung verdrängt wurde und die
humaniſtiſche Bildung da, wo ſie äußerlich noch weiterbeſtand,
gar nicht mehr individuell=menſchlich war, ſondern nur zum
Zweck von Befähigungsnachweiſen und Berechtigungen diente.
Damit ſei nichts gegen die Realbildung geſagt, nur bedarf ſie,
um Menſchen zu bilden und nicht bloß Könner, eine: weſentlichen
Ergänzung vom Geiſtigen und Seeliſchen her.
Landmann hat des ferneren erkannt, daß es keine freien
Zuſtände und Einrichtungen gibt, ſondern nur freie Menſchen.
Freilich beſchränkt ſich ſeine durch den Krieg erworbene
Frei=
heit zunächſt nur auf die freie Hinnahme der Kollektivpflicht.
Damit dieſe Freiheit aber innerer Erwerb bleibe, muß ſie vom
individuellen Menſchen her vollzogen werden, der nicht im
Kol=
lektiv aufgeht, ſondern es formen hilft.
Das Suchen ſo vieler nach einem von einem Kollektiv
vor=
geſchriebenen Sinn, wie ihn der Krieg brachte und wieder nahm,
iſt es, was heute faſt alle Menſchen treibt, ſich an Gruppen
an=
zuſchließen. Die einzige aber, die da ähnliches leiſtet, wie der
Krieg, iſt der Kommunismus, der ebenfalls dem Menſchen ſeine
perſönlichen, damit aber auch ſeine individuellen Probleme
ab=
nimmt zu Gunſten eines ihm von außen aufgezwungenen
Sinnes. Das erklärt ſeine Anziehungskraft auf ſo viele, die
nicht verantwortungslos genug ſind, um ſinnlos in eigenſüchtigen
Trieben zu leben, aber individuell nicht frei genug, um die
Ver=
antwortung für den Sinn ihres Lebens ſelbſt zu übernehmen.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— In der letzten Kammerſitzung der Gießener
Studentenſchaft vom 18. Juli 1930 wurden folgende Anträge
angenommen: 1. betr. Unterſtützung der Opfer der
Bergwerkskata=
ſtrophe: Die Kammer der Gießener Studentenſchaft wolle beſchließen,
den Betrag von 50 RM. zur Unterſtützung der Hinterbliebenen der
Opfer der Bergwerksakataſtrophe Hausdorf zu überweiſen (einſtimmig
angenommen). 2. betr. Lehrſtuhl für Raſſeforſchung. Die
Studenten=
ſchaft (nicht D. St., wie fälſchlich in der „Heſſ. U. 3.”) an der Univerſität
Gießen hält die Errichtung von Lehrſtühlen für Raſſeforſchung (
Sozial=
anthropologie) für eine Notwendigkeit (angenommen gegen 3 Stimmen,
mit 3 Enthaltungen).
Selma Lagerlöf erhält das Kreuz der
Ehren=
legion. Der ſchwediſchen Dichterin Selma Lagerlöf hat die
franzöſiſche Regierung das Kreuz der Ehrenlegion durch den
franzöſiſchen Geſandten in Stockholm überreichen laſſen.
* Profeſſor v. Eiſelsberg zum 70. Geburkskag.
3 1. Iuli 1930.
Am 31. Juli d. J. wird den Direktor der Chirurgiſchen
Und=
verſitätsklinik in Wien und Ehrenvorſitzende der Deutſchen
Ge=
ſellſchaft für Chirurgie, Prof. v. Eiſelsberg, ſeinen 70.
Geburts=
tag feiern. Prof. Dr. v. Eiſelsberg iſt wohl einer der erfolgreichſten
Schüler des großen Lehrmeiſters der modernen Chirurgie,
Bill=
roth. Er war 9 Jahre Aſſiſtent an der berühmten Billrothſchen
Klinik und hat in dieſer Zeit an dem Ausbau der Bauchchirurgie
mitgewirkt. Auf beſondere Empfehlung ſeines Meiſters wurde
der damals 33jährige auf den Lehrſtuhl der Chirurgie nach
Utrecht und 3 Jahre ſpäter von der preußiſchen Regierung in
gleicher Eigenſchaft nach Königsberg berufen. Im Oktober 1901
kehrte er in ſeine engere Heimat zurück, um ein Ordmariat der
Chirurgie in Wien zu übernehmen. Hier hat er 37 Jahre lang
als vielſeitiger Chirurg und hervorragender Lehrer gewirkt. Vier
ſeiner Schüler haben die Stellung von Ordentlichen Profeſſoren
der Chirurgie an deutſchen und ausländiſchen Univerſitäten
er=
langt und eine ſehr große Zahl von leitenden Chirurgen an
gro=
ßen Krankenhäuſern ſind aus ſeiner Schule hervorgegangen.
Seine wiſſenſchaftlichen Arbeiten beziehen ſich auf faſt alle
Ge=
biete ſeines Lehrfaches. Schon als junger Aſſiſtent trat er durrch
ſeine grundlegenden Arbeiten über Schilddrüſe und Kropf
her=
vor. Beſondere Verdienſte hat er ſich um den Ausbau der Hirn=
und Rückenmarkchirurgie erworben. Aus der großen Zahl
ſei=
ner wiſſenſchaftlichen Arbeiten ſollen hier nur noch ſeine Arbeiten
über Kriegschirurgie angeführt werden, die ſich an das beſondere
Arbeitsgebiet ſeines großen Lehrers Theodor Billroth anſchloſſen
und es weiter ausbauten. In einem Aufſatz zu Ehren des
Sieb=
zigjährigen in der Deutſchen Mediziniſchen Wochenſchrift weiſt
Prof. v. Haberer, Düſſeldorf, in warmen Worten auf die große
Bedeutung v. Eiſelsberg als Förderer und Lehrer der Chirurgie
hin und hebt auch die hohen menſchlichen Eigenſchaften des
Jubilars hervor. Er ſagt: „Nicht nur ſeiner Abſtammung nach,
ſondern ſeinem Weſen nach iſt Eiſelsberg in allen Lebenslagen
Edelmann im wahrſten Sinne des Wortes geblieben und hat es
verſtanden, bei aller Wahrung der nötigen Diſtanz, mit echt
öſter=
reichiſcher Liebenswürdigkeit ſtets Herr der Sachlage zu bleiben.
Sein Familienleben, getragen durch eine treuſorgende Gattin und
Mutter, durch eine Schar gediegener, in jeder Lage den
Lebens=
ernſt erfaſſender Kinder, iſt ſo glücklich und vorbildlich, daß es
ſſcher biel dazu beitrug, v. Eiſelsberg wahrhaft jung zu erhalten.”
Dr. G. K.
Seite 4
Donnerstag, den 31. Juli 1930
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Donerstag, den 31. Juli 1930
Seſte 5
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 31 Juli.
Auftakt zu den Weltmeiſterſchaften.
Den Bund Deuiſcher Jugendvereine zum Gruß!
In dieſen erſten Auguſttagen wird unſere Stadt eine
aus=
geſprochene Stadt der Jugend ſein. Mit den Studenten aus allen
Kulturſtaaten der Erde, die zur Austragung der
Weltmeiſter=
ſchaften auf dem Gebiete der Leichtathletik hierher gekommen ſind,
trifft der Bund Deutſcher Jugendvereine in Darmſtadt ein, um
ſeine 15. Bundestagung in Heſſens Hauptſtadt abzuhalten.
Tau=
ſende von Mitgliedern des Bundes werden erwartet, um unter
der Führung ihres Leiters, Herrn Profeſſors D. Dr. Wilhelm
Stählin in Göttingen, in freier Ausſprache die Fragen zu
erör=
tern, die ſich ihnen in der Bundesarbeit aufdrängen. Gottesdienſt,
Spiel und Sport werden die Verhandlungen umrahmen, deren
Inhalt die Erziehung der Jugend zur Selbſtändigkeit im Handeln
und im Urteil, zur aufrechten Frömmigkeit und Weltoffenheit
und zum Deutſchtum bildet. Ich begrüße die Mitglieder des
Bundes im Namen unſerer Stadt mit dem herzlichen Wunſch, daß
ihnen ſchöne und frohe Tage hier beſchert ſein möchten und gute
Erfolge in ihrer Arbeit.
Darmſtadt, am 1. Auguſt 1930.
Der Oberbürgermeiſter
Mueller.
Das Bundesfeſt des Bundes deutſcher Jugendvereine
das am 1. bis 3. Auguſt in Darmſtadt ſtattfindet, ſteht unter
der Loſung „Freier Gehorſam”. Jugend, die einſt in der
Jugend=
bewegung Gemeinſchaft erlebte, ſteht heute nach dem Abebben
dieſer Welle in der Gefahr, ſich in willkürliche Einzelheit zu
ver=
lieren. Neue Führung tut not. Die alten Fehler mechaniſchen
Gehorſamdrills, nur äußere Diſziplin, müſſen vermieden werden.
Freier Gehorſam der jungen Gefolgſchaft, dem Führer
gegen=
über, der älteren Mannſchaft den Lebenskreiſen gegenüber, neue
Einordnung ohne Aufgabe des lebendigen Wachſeins iſt das
Ge=
bot der Stunde, ſoll unſer Volk nicht ſeine innere Gemeinſchaft
verlieren. Ueber dieſe Fragen wird der bekannte Jugendführer
und Bundesleiter, Prof. D. Dr. Wilhelm Stählin aus Münſter
i W. am Samstag abend um 8 Uhr in der Feſthalle ſprechen.
Alle Jugendfreunde und alle Jugend ſind herzlich willkommen.
Eintrittskarten von 50 Pf. ſind beim Eingang in der Feſthalle
erhältlich.
Heute abend um 9 Uhr wird die Begrüßungsfeier im
Glocken=
hof ſtattfinden. Staat, Stadt, Kirche und Bund werden kurze
Grußworte ſagen, weither gekommene Landesverbände einige
Lieder ſingen. Gegen 10 Uhr iſt Schluß mit Wächterlied.
Maſſen= und Einzelbleiben empfangen die müden Gäſte Leider
ſind uns über 100 Einzelbleiben wegen des Zeppelinbeſuches
wie=
der abgeſagt worden. So muß manches zartere Mädchen und
man=
cher Aeltere im Stroh ſchlafen.
Der Freitag früh beginnt um 8 Uhr mit einer kurzen
Morgenfeier hinter der Feſthalle im Freien. Abends findet das
Spiel. Der Reformator” in der Feſthalle ſtatt. Das iſt nicht
ein Stück, das in einer beſtimmten geſchichtlichen Zeit ſpielt und
einen beſtimmten Reformator meint. Der Dichter Bruder hat es
ſehr gut verſtanden, überzeitlich den Seelenkampf zu ſchildern.
durch den ein frommer Menſch ſich ganz durchringt zu Gott hin in
freiem Gehorſam und allem Anſchein zum Trotz immer wieder es
wagt mit der unſichtbaren Wirklichkeit. Es gehen ſtark befreiende
Kräfte von dem Spiel aus. Der Eintritt iſt für
Nichtbundesmit=
glieder ganz billig, auf 50 Pfg. feſtgeſetzt. Die Quartiergeber
haben freien Eintritt.
Am Samstag früh finden auf dem Schupoſportplatz, den
anliegenden Sportplätzen und im Wald die Leibesübungen
des Bundes von 7—10 Uhr ſtatt: Morgenfeier, Köryerſchule,
Dreikampf Wettſpiele, Staffeln und Neckſpiele. Die: Eigenart
dieſer Leibesübungen beſteht darin, daß die Körperſchule weniger
Schauſtellung eingeübter Turner, als körperliche Durcharbeitung
aller Feſtteilnehmer iſt. Die Wettkämpfe bewerten nicht
Spitzen=
leiſtungen Einzelner, ſondern die Geſamtleiſtung der
Landesver=
bände. Nach einem beſonderen Verfahren werden die Ergebniſſe
im Dreikampf, in Wettſpielen und in Staffeln zuſammengerechnet.
Dadurch entſteht ein Bild von der wirklichen Sportarbeit der
ein=
zelnen Landſchaften und iſt dem Rekordbetrieb und dem
Einzel=
ehrgeiz geſteuert. Außerdem werden große Gruppen von
Feſtteil=
nehmern, die nicht bei den Wettkämpfen mitmachen, durch
Neck=
ſpiele, Waldlauf und dergleichen in „den Gelegenheitsſport”
ein=
geführt oder weitergebildet.
Auf Grund des S 15 des Reichswahlgeſetzes iſt
Miniſterial=
rat Bornemann in Darmſtadt (Dienſtanſchrift:
Staatsmini=
ſterium. Neckarſtraße 7) zum Kreiswahlleiter des
Wahl=
kreiſes Nr. 33. Heſſen=Darmſtadt und Legationsrat
Dr. Heinemann zum Stellvertreter für die am Sonntag, dem
14. September 1930, ſtattfindende Reichstagswahl in Heſſen
er=
nannt. — Wegen friſt= und ordnungsgemäßer Einreichung
der Kreiswahlvorſchläge, Verbindungs= und
Anſchluß=
erklärungen wird auf die 88 15, 16 und 19 des Reichswahlgeſetzes
verwieſen.
— Maſchinenſchreiben und Stenographie. Bei der
Steno=
graphen=Vereinigung „Gabelsberger”, Handwerkerſchule,
Ecke Karls= und Nieder=Ramſtädterſtraße, beginnen am Freitag,
den 1. Auguſt, abends, neue Kurſe in Reichskurzſchrift
unter Leitung ſtaatl. geprüfter Kurzſchriftlehrer. Gründliche
Aus=
bildung wird bei niedrigem Honorar zugeſichert. — Gleichzeitig
macht der obige Verein darauf aufmerkſam, daß in der
Maſchi=
nenſchreibſchule, Karlsſtraße 23. Erdgeſchoß,
neue Kurſe nach dem bekannten Zehnfinger=Blindſchreib=Syſtem
auf neuen Schreibmaſchinen täglich unter fachkundiger Leitung,
ebenfalls gegen niedrige Gebühr, begonnen werden können. —
(Siehe auch heutige Anzeige.)
D Erhöhung der Beiträge zur Arbeitsloſenverſicherung. Laut
amtlicher Bekanntmachung tritt die Beitragserhöhung am Freitag,
den 1. Auguſt 1930, in Kraft und gilt bis auf weiteres. (Näheres
ſiehe Bekanntmachung.)
— Heimatlicher Orientierungsſinn einer Brieftaube. Der
Beſitzer eines 2jährigen Tierchens iſt. H. Leißler,
Polizeiwacht=
meiſter in Traiſa; die Taube wurde in Budapeſt am Samstag,
den 26. Juli, früh 4.45 Uhr, aufgelaſſen und traf am Sonntag,
den 27. Juli, früh 11 Uhr, in Traiſa ein. Die über 800
Kilo=
meter Luftlinie iſt eine beſondere Leiſtung, da auf der ganzen
Strecke ſchlechtes Wetter herrſchte.
Einmarſch der Nakionen. — Der olympiſche Schwur. — Die erſten Begegnungen im Tennis
Zußball und Fechten.
Obwohl die eigentlichen Wettkämpfe der Weltmeiſterſchaften der
Studenten in Darmſtadt bereits am Freitag vormitag um 9 Uhr mit
den Tennisſpielen auf den Plätzen des Tennis= und Eisklubs Darmſtadt
am Böllenfalltor beginnen, findet die feierliche Eröffnung erſt am
Sams=
tagnachmittag ſtatt. Freilich ſind auch zu dieſem Zeitpunkt noch nicht
alle Nationen mit ſämtlichen Teilnehmern zur Stelle, da ſich ja die
Wettkämpfe in den einzelnen Konkurrenzen und Diſziplinen auf
ver=
ſchiedene Tage verteilen, doch am Einmarſch der Nationen nehmen
immerhin die meiſten von den nunmehr insgeſamt 33 Nationen teil. Die
Aufſtellung der wohl über 1000 Wettkämpfer erfolgt auf dem Stadion
des Sportvereins 98 Darmſtadt. Unter Vorantritt der Fahnenträger
marſchiert dann dieſe ſtattliche Schar durch das große Einzugstor des
Hochſchulſtadions vom Süden ein mit anſchließender Gruppierung auf
dem Hauttkampffeld des Hochſchulſtadions. Danach werden die Vierten
Internationalen Meiſterſchaften der Studenten 1930 in Darmſtadt mit
der Rede des Vertreters des Reiches und einem Böllerſchuß eröffnet
und gleichzeitig ſtarten über 2600 Brieftauben mit der Nachricht in
alle Hernen Länder, daß die Weltmeiſterſchaften in Darmſtadt eröffnet
ſind. Anſchließend werden als Vertreter der deutſchen Studenten Herr
Dipl.=Ing Werner Hinſch. Leiter des Lurn= und Sportamtes der
deut=
ſchen Studenten, und der Vertreter der „Conféderation Internationale
des Etudiants” zu der großen Sportgemeinde ſprechen
Dann erfolgt der feierlichſte Augenblick, wo unter Fahnenſenken für
die geſamten Wettkämpfer der Darmſtädter Hochſchüler Schilgen
folgen=
den Schwur ſchwören wird:
„Wir ſchwören, daß wir uns bei den Weltmeiſterſchaften der
Studenten als ehrenhafte Mitbewerber zeigen und die für die
Kämpfe geltenden Beſtimmungen achten wollen. Unſere Teilnahme
ſoll in ritterlichem Geiſt zur Ehre unſeres Vaterlandes und zum
Nuhme des Sports erfolgen!=
Dieſe feierliche Handlung beſchließt das Lied „Wir treten zum Beten.”
Um 5.30 Uhr nachmittags beginnt das Handballſpiel, das
grundſätz=
lich als das Sbiel der deutſchen Studenten anzuſprechen iſt, zwiſchen
der Mannſchaft der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt und einer
kom=
binierten deutſchen Auswahlſtudenten=Mannſchaft, um den
Kommili=
tonen des Auslandes die Schönheiten dieſes Spieles zu offenbaren. Die
Hochſchulmannſchaft wird zu dieſem Kampf in folgender Aufſtellung
antreten:
Frion; Rottenburger, Heldmamn; Becker, Leber, Wehr; Meier,
Werner, Leonhard, Feigk. Freund.
Es iſt zu erwarten, daß an der feierlichen Eröffnung der
Welt=
meiſterſchaften eine gewaltige Zuſchauermenge teilnimmt, da, ganz
ab=
geſehen von dem feierlichen Ernſt des Augenblicks, in dem die
Wett=
kämpfer von 33 Nationen der Welt verſprechen, in ritterlichem Lampfe
ihr Beſtes zu geben, ein großartiges Bild für Auge und Gemüt ſich
im weiten Nund des Darmſtädter Hochſchultadions bieten wird.
Um=
weht von den Fahnen von 33 Nationen zieht eine ſtattliche Schar von
Kämpfern über das friſche Naſengrün, umrahmt von der prächtigen
Geſamtanlage des Stadions. Dieſen unvergeßlichen Anblick wird ſich
wohl niemand, der irgendwie die Zeit erübrigen kann, entgehen laſſen
wollen. Da die feierliche Eröffnung erſt um 4 Uhr nachmittags am
Samstag, den 2. Auguſt, wo ſowieſo die Arbeitswoche allenthalben
be=
endet iſt, ſtattfindet, dürfte jedem die Gelegenheit zum Beſuch gegeben
ſein, zumal die Preiſe für die Tageskarten mit 2 Mark für den
Sitz=
blatz und 1 Mark für den Stehblatz wirklich niedrig gehalten ſind.
Am Freitag vormitag beginnen, wie ſchon erwähnt, die
Aus=
ſcheidungsſpiele um die Tennisweltmeiſterſchaft im Single und Dopvel
um 9 Uhr auf den Plätzen am Böllenfalltor, während nachmittags in
der Otto=Berndt=Halle um 3 Uhr die Fechter zu ihren erſten
Wett=
kämpfen antreten. Am Freitagnachmittag um 5.30 Uhr findet das erſte
Fußballſviel zwiſchen der luxemburgiſchen Mannſchaft und der deutſchen
Fußball=Repräſentative ſtatt. Die deutſche Mannſchaft wird zu dieſem
Kampfe in der bereits angekündigten Aufſtellung antreten. Die
Luxem=
burger ſtellen eine ſehr ſpielſtarke Elf, in der hervorragende Mitglieder
der Nationalmannſchaft des Luremburgiſchen Fußball=Verbandes
mit=
wirken. Es wird für die deutſche Mannſchaft, die in dieſem Kampfe
ihre Feuerprobe beſtehen muß, nicht leicht ſein, ſich gegen die
Luxem=
burger durchzuſetzen. Es iſt daher eine außerordentlich ſpannende
Be=
gegnung zu erſparten, über deren Ausgang man nichts Beſtimmtes
ſagen kann. Gleichzeitig findet am Freitag, vormittags 12 Uhr, eine
akademiſche Feier in der Otto=Berndt=Halle ſtatt.
Tagung der C.3.C.
Die 6. Kommiſſion (Sport) der „Fedération Internationale des
Etudiants” trat am Dienstag nachmittag unter dem Vorſitz von Herrn
Beteille=Frankreich in Darmſtadt zu ihrer erſten Sitzung zuſammen.
Herr Dipl=Jng. Werner Hinſch. Leiter des Turn= und Sportamts der
deutſchen Studenten, gab einen Ueberblick über die Vorbereitungen zu
den Weltmeiſterſchaften der Studenten in Darmſtadt und Herr Divlom=
Turn= und Sportlehrer Söllinger gab in einem Referat die Ueberſicht
über die zahlreichen organiſatoriſchen und ſportlichen Fragen, die in
dieſen Tagen die C. J.G. zu beraten hat.
Das Hauptquartier der C.J.E. iſt das Hotel „Zur Traube” in
Darmſtadt, in dem auch während der Weltmeiſterſchaften die
entſcheiden=
den Tagungen abgehalten werden.
Die 33. Nakion.
Am Mittwoch vormittag lief noch eine allerdings etwas verſpätete
Nachmeldung zu den Weltmeiſterſchaften der Studenten in Darmſtadt
von Haiti ein. Theard, der berühmte 100=Meter=Sprinter, in ſchweren
internationalen Kämpfen vielfach erprobt, ſtartet in den Kurzſtrecken
für ſein weſtindiſches Heimatland.
Die Weikfahrt der Welkmeiſterſchafts-Ballons.
Von den über 160 Ballons, die am Mittwoch vor 8 Tagen
von dem Darmſtädter Hochſchulſtadion aus geſtartet wurden, iſt
eine weitere Nachricht aus Weitramsdorf b. Coburg i. Th.
ein=
getroffen. In der dortigen Waldgemarkung wurden beim
Beeren=
pflücken 5 Ballons gefunden, an denen gleichzeitig eine
Stehplatz=
karte für die Darmſtädter Weltmeiſterſchaften befeſtigt war. Der
glückliche Finder teilt uns dies hocherfreut mit und er will ſich die
Darmſtädter Wettkämpfe, die in ſeinen Urlaub fallen, anſehen.
Karkenverkauf für die Welkmeiſterſchaffen.
Von der Geſchäftsſtelle der Weltmeiſterſchaften der Studenten
wird mitgeteilt, daß der Kartenverkauf bei der Firma Sporthaus
Adelmann, Darmſtadt, Rheinſtraße, und der Buchhandlung
Skur=
nik, Poſtgebäude, nur bis 31. Juli, nachmittags 5 Uhr ſtattfindet.
Studentenkarten werden nur in der Otto=Berndt=Halle,
Zimmer Nr. 1. Amt für Leibesübungen, abgegeben. An den
Kaſſen des Stadions ſind während der Weltmeiſterſchaften
keiner=
lei Studentenkarten zu haben.
Der Wohnungsausſchuß der internationalen
Studentenmeiſter=
ſchaften teilt mit, daß Anfragen über Zuweiſung, von Mietern
zwecklos ſind, da die Verteilung erſt mit Eintreffen der
Teilneh=
mer erfolgen kann.
Verſammlung des Vogelſchuhvereins für den
Pofchaf heſſl.
Am Samstag, den 2. Auguſt Ifd. Is ruft der
Vogelſchutz=
verein für den Volksſtaat Heſſen ſeine Mitglieder zur
diesjäh=
rigen Hauptverſammlung nach Worms a. Rh. Der Tagungsort
iſt mit einer Stadt am endlich wieder freien Rhein beſonders
glücklich gewählt. Nun kann auch wieder in Rheinheſſen für die
gute Sache des Vogelſchutzes ungehemmt geworben und gearbeitet
werden. Mancher, dem die fremde Beſatzung ein Dorn im Auge
war, wird um ſo freudiger nach dem freien Worms kommen.
Das reichhaltige Programm der Tagung, die im Reſtaurant
„Zwölf Apoſtel” vormittags 10 Uhr beginnt, bringt am
Vormit=
tag zunächſt die Vereinsangelegenheiten. Hierbei wird ſich jedes
Mitglied wie jeder Freund der Vogelſchutzbewegung überzeugen
können von der großen Arbeit, die der Vogelſchutzverein
alljähr=
lich leiſtet. Schon allein der Mitgliederſtand, der auf über das
Dreifache ſeines Friedensſtandes angewachſen iſt und mit 3614
Einzelmitglieder, 159 Behörden und Gemeinden und 30 Vereinen
an der Spitze aller Vereine ſeiner Art ſteht, gibt beredtes Zeugnis
davon.
Am Nachmittag um 2 Uhr findet eine öffentliche
Verſamm=
lung mit freiem Eintritt ſtatt, bei der u. a. ein Naturfilm über
Vogelſchutz mit entſprechendem Vortrage den Teilnehmern an der
Verſammlung vorgeführt wird. Gerade hierfür wird das
Inter=
eſſe ſehr ſtark ſein (denn nur ſelten bekommt man einen guten
Naturfilm zu ſehen). Jeder Natur= und Vogelfreund bekommt ſo
Neues und Intereſſantes aus dem Leben unſerer gefiederten
Sänger und Inſektenvertilger zu hören und zu ſehen, und ſchon
dieſerhalb dürfte ſich der Beſuch der Verſammlung lohnen.
Möge dem Vogelſchutzverein für den Volksſtagt Heſſen dieſer
Tag einen vollen Erfolg und eine weitere Anzahl von
Mitglie=
dern bringen, ſowie ihm ein Anſporn ſein zu weiterer
uneigen=
nütziger Arbeit zum Wohle unſerer Vogelwelt, deren
wirtſchaft=
liche Bedeutung von allen Seiten unſerer Land= und
Forſtwirt=
ſchaft und der weinbautreibenden Bevölkerung anerkannt wird.
Geſtohlen in Darmſtadt. In der Nacht vom 25 zum 26.
Juli Nieder=Ramſtädterſtraße 82 ein Herrenfahrrad, Marke
un=
bekannt, ſchwarzer Rahmen, gekennzeichnet mit den Buchſtaben
K. W. — Am 28. Juli aus dem Hofe des Arbeitsgerichts,
Ma=
thildenplatz ein Herrenfahrrad Marke Karona (Halbrenner),
ſchwarzer Rahmen, Steuerkopf iſt blau mit Stern, gelbe Felgen,
rote Bereifung, ohne Schutzbleche Torpedofreilauf — Am 29.
Juli aus dem Hofe des Hauſes Müllerſtraße 7 ein Herrenfahrrad
Marke Panther, Fabriknummer 476 999. ſchwarzer Rahmen, gelbe
Felgen, engliſcher Lenker, elektriſche Beleuchtung (Boſchlampe).
Soeben erſchienen:
Dorfkalender 1931
Herausgegeben vom
Verband der heſſiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften
in Darmſtadt.
Inhalt des 5. Jahrgangs:
Ausführliches Kalendarium (24 Seiten) zweifarbig, mit
Arbeits=
kalender für Haus und Feld und Bettervorherſage nach dem 100 Kalender / Zum Geleit (Berg=Darmſtadt) Ehrentafel
Das heſiſche Bauernhaus (Maurer=Darmſtadt! Atbäuerliche
Ge=
noſſenſchaften im Rodgau (Imgram=Darmſtadt) Rheinheſſiſcher
Weinbau (Fuhr=Oppenheim)! Mit dem Fuhrwerk 1870 nach
Frank=
reich (Mathes=Darmſtadt) Gedichte von Schirp=Köln und Robert
Schneider=Darmſtadt Elfenbeinſchnitzerei im Odenwald (Frölich=
Erbach) / Bäuerliche Friedhofskunſt im Kreiſe Büdingen (Laße=
Schlitz) / Allerlei Liebes und Leides vom deutſchen Bauer (Bader=
Darmſtadt) / Das Deutſche Friſchei (Strub=Darmſtadt) / Heinrich
Zemin Schweter=Darmſtadtl. Abrecht Thaer „
EſſelbomDarm=
ſtabt) / Das landwirtſchaftliche Unterrichtsweſen in Heſſen (Schad=
Friedberg) / Allerlei über die Geſchichte der Kartoffel (Weber=
Darmſtadt) Die Tuberkuloſe und ihre Bekämpfung durch den
Landwirt (Beier=Darmſtadt) / Die Bürgermeiſterwahl (Eimer=
Darmſtadt) Der Backſtein (Bock=Gießen! Ein Raubtier im Hauſe
(Borm). ! Der Menſch im Sprichwort (Cremer) Drei Sterne voller
Rätſel (Borm) / Der Kopf als Laſträger. Nur eine Mücke (Sachs)
Der Bismarckbrief (Otto) / Heſſiſche Schwänke (Bock=Gießen)
Kreuzwort= und Silbenrätſel / Trächtigkeits= und Brütekalender
Währungsparitäten für Deutſchland Umlaufzeit, Entfernung und
Größe der Planeten Portotarif. Tafel beweglicher Feſte
Bahn=
wechſel / Erſte Hilfe bei Unglücksfällen / Nährwerte einiger
Futter=
mittel / Keimfähigkeit der wichtigſten landwirtſchaftlichen Samen
Lebend= und Schlachtgewicht der Schlachttiere Saatbedarf und
Ernteertrag / Meſſen und Märkte in Heſſen / Wie berechne ich
meine Zinſen
144 Seiten in 4” in farbigem Umſchlag
nur 75 R.=Pfennig
Zu haben bei den Agenturen und in der Geſchäfteſielle des
11765b
Darmſtädter Tagblatts
Privilegierte Schützengeſellſchaft Darmſtadt. Bei dem
Schnellfeuerſchießen des 19. Deutſchen Bundesſchießens in Köln
errang Herr Auguſt Gunſchmann auf Feld (300 Meter) den 10.
Preis, beſtehend in einem goldenen Becher, Preismünze und
Diplom.
„Oberstes Gesetz der Schömheitspflege ist
Gründliche Reimigung der Poren
mit Wasser und peiner Seife
zu Hühner, Inhaberin dei
ele-
nen Sehinbeit-Salont in Dreucken.
40pt.
dieser Ansicht ist auch Frau Eleonore
Hübner, Schönheitsspezialistin in Dresden.
„Wenn man die reichen Erfahrungen von
18900 angesehenen Schönheits-
Spezia-
listen zu Rate zieht, bleibt als Grundprinzip
jeder Schönheitspflege Reinigung der Hauf
mit Wasser und Palmolive-Seife. Reine
PHanzenöle dienen der Hautpfiege seit
den Tagen der Kleopatra. Palmolive.
Seife enthält jene natürlichen Palm- und
Olivenöle, die auch die zarteste Haut
niemals reizen und dem Teint seine
Jugendfrische
Sei
erhalten."
Fnr Gie
barspe)l, Sesunſe 4
Seite 6
Donnerstag, den 31. Juli 1930
Nummer 210
Der Verkehr bei der Zeppelinlandung.
Zu der am Sonntag, den 3. Auguſt, auf dem Griesheimer
Sand bei Darmſtadt ſtattfindenden Landung des Luftſchiffes
„Graf Zeppelin” iſt mit einer ſehr großen Beſucherzahl zu
rech=
nen. Um nun Verkehrsſtauungen und Zuſammenballungen
größerer Menſchenmaſſen und die damit verbundenen Gefahren
zu vermeiden, iſt genaue Beachtung der Verkehrsanordnungen für
jeden Beſucher der Zeppelinlandung unbedingte Pflicht. Das
Kreisamt Darmſtadt hat für dieſe Landung eine
Polizeiverord=
nung erlaſſen, um eine möglichſt reibungsloſe Abwicklung des
Verkehrs zu bewirken. Wenn jeder Beſucher ſich willig den
An=
ordnungen der Polizei fügt, ſo werden keinerlei Stockungen
ein=
treten und ein jeder kann in aller Ruhe das Luftſchiff
bewun=
dern.
Nach der erwähnten Verordnung iſt der Zutritt zu dem
Landeplatz nur auf den beſonders gekennzeichneten
Zugangs=
wegen geſtattet. Für die Zuleitung des Nachverkehrs ſind die
aufgeſtellten Verkehrsſchilder ſowie die Anordnungen der
Ver=
kehrspoſten maßgebend. Das Betreten des durch einen Zaun
ab=
gegrenzten eigentlichen Landefeldes iſt im Intereſſe der Beſucher
verboten. Ueber das Sperrgebiet, das nur mit Eintrittskarte
be=
treten werden darf, gibt ein Orientierungsplan genaueſte
Aus=
kunft, der den „Zeppelin=Erinnerungsheften”
bei=
gefügt iſt. Das Heft koſtet nur 25 Pfg. und iſt im Vorverkauf
bereits zu haben. Wie bekannt berechtigen eine Anzahl dieſer
Hefte zur Empfangnahme von Freiflugſcheinen, mit dem
Zeppelin bzw. mit den Flugzeugen der Deutſchen Lufthanſa,
Der Zugang für die Fahrgäſte der Straßenbahn,.
Om=
nibuſſe und Kraftdroſchken aus Richtung Darmſtadt zum
Gries=
heimer Sand führt auf dem Fußſteig der öſtlichen Querſtraße (bei
Kaffee Kunz) von der Griesheimer Straße zum Oſtrand des
Lagers. Für Fahrgäſte aus Richtung Griesheim befindet ſich
die Halteſtelle am Sportplatz Griesheim, von wo aus der
Zugang auf einem Fußweg zum Weſteingang des Lagers führt.
Während der Zeit der Abſperrung (Aufenthalt des Zeppelins)
wird der Durchgangsverkehs der Straßenbahn
Darmſtadt—Griesheim aufgehoben und es findet Pendelverkehr
ſtatt. Für Fußgänger ſind die beſonders durch grüne
Pfeile kenntlich gemachten Zugangswege zu benutzen. Geſperrt
aber ſind für Fußgänger die Salzlackſchneiſe und der von
Gries=
heim zum Wirtſchaftsviertel führende Beſſunger Weg.
Rad=
fahrer dürfen die Räder nicht mit auf den Platz nehmen,
ſon=
dern können die Räder in der Radwache aufbewahren laſſen.
Ueber die freigegebenen Radfahrwege gibt das „Zeppelin=
Erin=
nerungsheft” genaueſte Auskunft
Kraftwagen, die von Oſten kommen, biegen von der
Chauſſee Darmſtadt —Griesheim in die Straße nach Büttelborn ein
und fahren auf dem weſtlichen Schenkel des Straßendreiecks
wie=
der zurück. Von dort biegen die privaten Kraftfahrzeuge nach
Süden in die öſtliche Querſtraße ein. (Omnibuſſe und Droſchken
Sonderbeſtimmung!) Die von Weſten anfahrenden
Kraftfahr=
zeuge biegen in die weſtliche Querſtraße ein. Fahrzeuge, die noch
während des Zuſtroms wieder zurückfahren müſſen, haben die
mittlere Querſtraße (Notweg) zu benutzen.
Wer das in Kunſtdruck hergeſtellte „Zeppelin=
Erinnerungs=
heft” benutzt, wird durch den Orientierungsplan genau über
Zu=
gangsſtraßen aller Art, Parkplätze, Kaſſen uſw. orientiert ſein.
Nakurſchuh in Heſſen.
Die Naturſchutzausſtellung, die im Jahre 1928 in Darmſtadt
ſtatt=
fand, hat klar gezeigt, daß in Heſſen umfaſſende Maßnahmen zum
Schutze der heimiſchen Natur dringend notwendig ſind. Einmal ſind
einzigartige wertvolle Naturdenkmäler durch wirtſchaftliche
Einrich=
tungen bedroht (u. a. das einzigartige Salzmoor bei Münzenberg),
ferner richtet der Handel mit Wildpflanzen (Orchideen, Pirola
umbel=
lata uſw.) große, kaum mehr gut zu machende Verheerungen an.
Die heſſiſche Forſtbehörde, der in Heſſen der Naturſchutz unterſtellt iſt,
hat im Anſchluß an die Ausſtellung und an eine damit verbundene
Ausſprache ſämtlicher für Naturſchutz intereſſierter Kreiſe ſofort ein
Naturſchutzgeſetz ausgearbeitet, das aber bis jetzt im Landtag noch nicht
zur Vorlage gelangte. Da die Verwüſtungen der heimiſchen Natur
immer weiter gehen, ohne daß ſie durch geſetzliche Handhaben verhindert
werden können, haben die biologiſche und erdkundliche Fachſchaft des
heſſiſchen Philologenvereins im April dieſes Jahres eine gemeinſame
Entſchließung gefaßt, in der ſie die Regierung bitten, das in
Vorbe=
reitung befindliche Naturſchutzgeſetz dem Landtage baldigſt vorzulegen.
Ferner hat Landtagsabgeordneter Maurer (Lauterbach) am 25. Juni
eine kleine Anfrage an die Regierung gerichtet, in der er bat, die
Vor=
arbeiten für ein Heſſiſches Naturſchutzgeſetz zu beſchleunigen, und in
der er gleichzeitig beim Finanzminiſter anfragte, bis wann mit der
Vorlage des Geſetzes zu rechnen ſei. Die Regierung erwiederte
dar=
auf, daß der Entwurf des Geſetzes demnächſt dem Landtage zugehen
werde. Es iſt alſo damit zu rechnen, daß Heſſen hoffentlich noch in
dieſem Jahre zu dem dringend notwenigen Naturſchutzgeſetze kommt.
— „Le Sourire de Parls‟ Die Pariſer Revue im Orpheum.
Morgen Freitag, 1. Auguſt, abends 8.15 Uhr, beginnt das
mit großem Intereſſe erwartete Groß=Gaſtſpiel der franzöſiſchen
Revue „Das Lächeln von Paris” in 25 Ausſtattungs=
Tableaux von Jackes Charles, dem Autor der großen Pariſer
Revuen vom „Caſino de Paris” und vom „Moulin rouge”. Rund
40 Damen und Herren, darunter die prominenten Pariſer
Revue=
darſteller unter Führung von Mr. Garrick, präſentieren, das
„Lächeln von Paris”, das im Frankfurter Schumanntheater ſtärkſte
Anziehungskraft ausübt. Wenn immer wieder Beifall durch das
Haus rauſcht, dann kommt dies auf das Konto einiger
geſchmack=
voll und farbenfreudig koſtümierter Szenen und der Melodik der
franzöſiſchen Sprache. Das luſtige deutſche Kauderwelſch und
Poſſenſituationen reizen die Lachmuskeln. Schön gewachſene
Frauen mit Büſten, wie von einem Bildhauer modelliert
ent=
zücken das Auge. Manchmal glitzert alles in einem Meer
aus Licht, Flitter und roſiger Haut. Dann liegt
wirklich das „Lächeln von Paris” im Bilde. Das
beſte an dieſer Revue ſind die Solodarſteller. Den ſtärkſten Erfolg
holt ſich die kleine, temperamentvolle Mademoiſelle Baldini.
Sie ſpricht ſingt, tanzt in immer anſprechender Weiſe. Ihre
Komik zaubert das große Lachen ins Theater. Joſé Garrik trägt
ſeine Lieder ausdrucksvoll mit weicher, ſympathiſcher Stimme vor.
Auch Mademoiſelle Sonnys angenehmes Organ und flottes
Spiel wecken immer wieder Applaus. Gern hört man von ihr die
bekannten Songs von Irving „Berlin” oder die „Chiquita”. Max
Dalcourt, M. Vurray, Mlle. Fiori verdienen ein
Ge=
ſamtlob. Danilo und Mitſi, ein graziöſes Tänzerpaar, M.
Kayton, der ſich auch als Akrobat zeigt, die Red=Mills=
Girls und das Ballett Viennois offenbaren tänzeriſches
Können. Das bunt bewegte Spiel wird muſikaliſch illuſtriert von
einem Melodienkranz aus den Schlagern, die in der ganzen Welt
aufklingen von „Ramona” bis zu der „Frau, die uns niemals
vergißt‟. Der Kartenverkauf iſt im Verkehrsbüro, Ernſt=
Ludwigs=
platz, am Zeitungsſtand im Schalterraum der Hauptpoſt und bei
H. de Waal Rheinſtraße 14. Man beſorge heute noch die Karten
und ſichere ſich gute Plätze. (Siehe Anzeige!)
Beſchränkung der Kriegsbeſchädigtenfürſorge. Die
Krieger=
kameradſchaft Haſſia — Verband der Kriegsbeſchädigten und
Krie=
gerhinterbliebenen — Darmſtadt, Ahaſtraße 5, bittet uns,
nach=
ſtehendes bekannt zu geben: Die Verordnung des
Reichspräſiden=
ten zur Behebung finanzieller, wirtſchaftlicher und ſozialer
Not=
ſtände vom 26. 7. 1930 erfaßt auch die Reichsverſorgung. Die
Ver=
ordnung begnügt ſich vorbehaltlich einer ſpäteren geſetzlichen
Rege=
lung, aber mit dem Inkraftſetzen der Hauptyunkte der beiden vom
Reichstag nicht mehr verabſchiedeten Novellen, nämlich mit der
Schaffung einer Sperrfriſt für Verſorgungsanträge und
Maßnah=
men zur Entlaſtung des Reichsverſorgungsgerichts. Künftig
müſſen, wie uns der Verband der Kriegsbeſchädigten und
Krieger=
hinterbliebenen des Deutſchen Reichskriegerbundes „Kyffhäuſer”
mitteilt, Beſchädigte, welche vor dem 1. 8. 1920, alſo bereits vor
10 Jahren, aus dem Militärdienſt ausgeſchieden ſind, wegen ihrer
Verſorgungsanſprüche infolge Friſtverſäumnis mit ihren
Anträ=
gen abgelehnt werden. Anträge, die bei den Verſorgungsämtern
vor dem Inkraftreten der Verordnung eingegangen ſind, wären
nach den bisherigen Vorſchriften zu behandeln. Im
Zuſammen=
hang mit dieſer Sperrfriſt finden, für Beſchädigte, die vor dem
1. 8 1920 aus dem Militärdienſt ausgeſchieden ſind.
Renten=
erhöhungen wegen Verſchlimmerung der
Dienſtbeſchädigungslei=
den nur dann ſtatt, wenn für dieſe am 31. 7. 1930 Rente bezogen
wurde. Für die Folgen von Leiden, die mit den berenteten
Ver=
ſorgungsleiden in urſächlichem Zuſammenhang ſtehen. beſteht
künftig kein Rechtsanſpruch auf Rentenerhöhung. Das Gleiche gilt
für Kriegsbeſchädigte ohne Rente. Die Befriedigung derartiger
Anſprüche iſt in das Ermeſſen der Verſorgungsbehörden geſtellt.
Zur Entlaſtung des Reichsverſorgungsgerichts iſt eine weitere
Be=
ſchränkung der Rekursfähigkeit von Entſcheidungen der
Verſor=
gungsgerichte vorgeſehen, wobei die Verordnung auf die
ſchweben=
den Rekurſe bereits Anwendung findet.
Dus Anen der Berafangsinſtans iin Borinſer Anragen Profen.
Heilwirkend!
Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7. Tel. 45
Lokale Veranſtallungen.
— Der Verein der Freundinnen junger
Mäd=
chen veranſtaltet jeden Donnerstag abend, von 8.15—10 Uhr
gemütliche Zuſammenkunft für ortsfremde junge Mädchen. Näh=
und Handarbeiten können mitgebracht werden. Jedes
allein=
ſtehende Mädchen iſt freundlichſt eingeladen. Freundinnenheim,
Sandſtraße 24.
— „Die fidelen Salzburger” konzertieren täglich ab
Auguſt in dem ſchönſt gelegenen Garten des Hotel Schmitz,
Rheinſtraße 50 (bei ungünſtiger Witterung in den Lokalitäten)
und wird der Beſuch beſtens empfohlen.
Aus den Parkeien.
Der demokratiſche Abg. Reiber hat an den Landtag den
Antrag geſtellt, zu beſchließen, den Landtagsbeſchluß über den
Wegfall der Kinderzuſchläge für Kinder im Alter von über
16 Jahren wieder aufzuheben, nachdem durch die Notverordnung
der Reichsregierung eine Reichshilfe zu Laſten der Beamtenſchaft
angeordnet iſt und ſonſt eine Doppelbelaſtung der heſſiſchen
Beam=
ten eintreten würde.
Aw. Die Darmſtädter Große Strafkammer verkündete am
Mittwoch vormittag das Urteil gegen die 17 Angeklagten, die die
Unruhen in Worms am 10. bis 14. Januar dieſes Jahres
veran=
laßt oder mitgemacht haben ſollen.
Die Berufung des Staatsanwalts wurde zurückgewieſen.
Der Angeklagte Oskar Müller wird wegen Verbrechens
gegen 8 115 Abſatz 2 zu neun Monaten Gefängnis, abzüglich einer
Woche Unterſuchungshaft verurteilt (ein Jahr drei Monate in
erſter Inſtanz). Der Angekalgte Dehoff wird wegen
Ver=
brechens gegen 8 115 Abſatz 1 zu ſechs Monaten Gefängnis,
ab=
züglich drei Monaten Unterſuchungshaft verurteilt (ſieben
Mo=
nate in erſter Inſtanz), Der Angeklagte Neubauer wird wegen
Verbrechens gegen 8 113 zu einer Geldſtrafe von 50 Mark, im
Nichteinbringungsfall fünf Tagen Gefängnis verurteilt (drei
Wochen Gefängnis in erſter Inſtanz). Der Angeklagte
Tara=
ſchewſki wird wegen Verbrechens gegen 8 115 Abſatz 2 zu ſechs
Monaten Gefängnis verurteilt (ein Jahr in erſter Inſtanz), die
durch die erlittene Unterſuchungshaft als verbüßt gelten, der
Haftbefehl wird aufgehoben. Die Berufung des Angeklagten
Roſſi wird als unzuläſſig verworfen, die Berufung des
Ange=
klagten Jeck wird ebenfalls verworfen, und es bleibt bei dem
Urteil erſter Inſtanz, bei ſechs Monaten Gefängnis, abzüglich drei
Wochen Unterſuchungshaft. Die Angeklagten Haas (neun
Mo=
nate Gefängnis), Schneider (ſechs Monate Gefängnis),
Zim=
mermann, Lenz (ſieben Monate), Wilhelm Wihler (neun
Monate) Bayerbach (ſieben Monate) Fay (ſieben Monate),
Leinhaas (ſechs Monate) und Myll (ſechs Monate) werden
freigeſprochen und bei den übrigen bleibt das Urteil erſter
In=
ſtanz beſtehen.
Der Vorſitzende kam dann zur
Urteilsbegründung.
Jeder Zeuge wurde vom Gericht als mehr oder minder
glaub=
würdige Perſönlichkeit bewertet, ob Uniform oder Zivil iſt
gleich=
gültig. Wenn ein Demonſtrationszug erlaubt iſt, muß man ihn
auch hinnehmen, wie er iſt. Man weiß, daß erheblicher Lärm
da=
bei entſteht, man muß das aber vorausſehen und kann nachher
nicht ſagen: ich dulde das nicht. Solange der Lärm in einem
ge=
wiſſen Rhythmus in Erſcheinung tritt, wird man nicht ſagen
können, daß der Zug bedrohlich wäre. Die einzig ſtrafbare
Hand=
lung iſt der Ausruf „Schultelump”. Aber das Gericht kam zu der
Auffaſſung, daß er nicht gefallen iſt, und daß der Befehl
Klapp=
roths zur Auflöſung des Demonſtrationszuges am 10. Januar zu
Unrecht ergangen iſt. Damit ſoll nicht geſagt werden, daß die
Polizei als ſolche unrecht handelte, auch nicht der ausführende
Beamte (Hauptmann Jennewein). Und wenn die Polizei einmal
vorgeht, muß das eben hart werden. Damit ſollen nicht einzelne
Beamte entſchuldigt werden, die etwa ihre Pflicht übertreten
haben.
Die folgenden Tage nach der Auflöſung des
Demonſtrations=
zuges verliefen dann ruhig. Bei ſorgfältiger Ueberlegung hätte
Klapproth mit weiteren Verſammlungen und Demonſtrationen
Schwimm-Meiſterſchaften der 2. T. in Darmſtadt.
Der Finanzausſchuß zu den Schwimmeiſterſchaften der D.T.
hat nach eingehenden Beratungen, ſowie nach der jetzt erfolgten
Bekanntgabe der Wettkampffolge die Eintrittspreiſe feſtgeſetzt
und, um den Nachfragen nach Karten gerecht zu werden, ſollen
die Preiſe der Plätze hier mitgeteilt werden. Betont muß
wer=
den, daß die Entſcheidungskämpfe auf beide Tage der
Veranſtal=
tung verteilt ſind und nicht wie früher üblich, nur am letzten Tage
ſtattfinden. Wer beide Tage, Samstag und Sonntag, den 23.
und 24. Auguſt, die Schwimmeiſterſchaften beſucht, löſt ſich
jeden=
falls vorzugsweiſe eine Dauerkarte, und zwar Stuhlplatz
4.00 Mk; Terraſſe (Sitzplatz) 3,00 Mk.; Stehplatz 1,50 Mk. Für
Samstag oder Sonntag gelangen Tageskarten zur
Ausgabe. Die Preiſe ſind folgende: Samstag, den 23. Auguſt:
Stuhlplatz 1,20 Mk.; Terraſſe (Sitzplatz) 0,80 Mk.: Stehplatz 0,50
Mark. Sonntag, den 24. Auguſt: Stuhlplatz 3,50 Mk.; Terraſſe
(Sitzplatz 2,00 Mk. Stehplatz 1.20 Mk. Für ſolche die am Sonntag
nur Teilwettkämpfe beſuchen können, ſind Einzelkarten erhältlich,
und zwar: Sonntag vormittag Stuhlplatz 1,20 Mk.; Terraſſe
(Sitzplatz) 0,80 Mk.: Stehplatz 0.50 Mk. Sonntag nachmittag
Stuhlplatz 2,00 Mk.; Terraſſe (Sitzplatz) 1,50 Mk.: Stehplatz 0,80
Mark. Sonntag abend (Allgemeines Volksfeſt am Woog)
Stuhlplatz 2,00 Mk.: Terraſſe (Sitzplatz) 1,50 Mk.; Stehplatz 0,50
Mark. Empfangsabend Samstag, den 23. Auguſt, in der
Turn=
halle der Turngemeinde Woogsplatz. Eintritt 0,50 Mk. Die
An=
gabe der Vorverkaufsſtellen erfolgt in den nächſten Tagen an
die=
ſer Stelle. Sie werden durch Aushangſchilder beſonders
gekenn=
zeichnet.
— 25 Jahre Café Ernſt Ludwig. In dem geſtrigen Bericht iſt
die Firma Trietſch u. Heppenheim zu berichtigen in Tritſch
u. Heppenheimer.
Feſtnahmen. Feſtgenommen wurde ein hieſiger Schreiner
wegen Verdachts des Diebſtahls eines Dynamos von einem
Fahrrad. — Ferner ein Arbeiter aus Legerdorf in Schleswig=
Holſtein. Er wurde von ſeiner Heimatsbehörde wegen einer noch
zu verbüßenden Nachhaft ſteckbrieflich geſucht.
Fahrraddiebſtähle. Zeugen geſucht Unter Bezugnahme
auf unſeren Polizeibericht vom 25. Juli „Ein weiterer
Fahrrad=
marder dingfeſt gemacht”, teilen wir mit, daß nach unſeren
Feſt=
ſtellungen an dem Verkaufshäuschen Ecke Pallaswieſen= und
Blumenthalſtraße Fahrräder käuflich erworben worden ſind.
Per=
ſonen, die an dem betreffenden Verkaufshäuschen Räder käuflich
erworben haben, erſuchen wir, alsbald dies der Kriminalpolizei
Darmſtadt, Hügelſtraße 31/33 auf Zimmer Nr. 3 mitzuteilen. Im
Unterlaſſungsfalle könnten ſich die Käufer unter Umſtänden
ſtraf=
bar machen.
Tageskalender für Donnerstag, den 31. Juli 1930.
Konzerte: Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz,
Sport=
platz=Reſtaurant. — Herrngartenkaffee Nachmittags=
Konzert. — Oberwaldhaus: Nachmitttgs=Konzert.
Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helia=Lichtſpiele,
Palaſt=Lichtſpiele.
rechnen müſſen. Es wäre beſſer geweſen, den Polizeibefehl zu
er=
laſſen und den Führern auszuhändigen. So aber wurde es erſt
verſucht, als es reichlich ſpät war. Ein rechtsgültiger
Polizei=
befehl muß in den Händen des zu Benachrichtigenden bleiben.
Dieſer Polizeibefehl war ſo verworren gehalten und wurde
außer=
dem gleich wieder zurückgezogen, daß es wahrſcheinlich erſcheint,
daß die betreffenden Herren (Müller, Haas und Habermehl)
kei=
nen rechten Begriff davon bekamen. Es iſt mir noch nie
vorge=
kommen, daß eine öffentliche Behörde ein Schriftſtück ſo unklar
angefertigt hat wie dieſes. Trotzdem man bei einigem
Verant=
wortungsgefühl von dieſen drei Herren verlangen konnte, daß
ſie ſich noch einmal genauer erkundigten, wäre es ein Unrecht, ſie
in dieſem Falle unter Anklage ſtellen zu wollen. Immerhin war
dieſe Unterlaſſung eine grobe Fahrläſſigkeit, und inſofern trifft
ſie ein großer Teil der Schuld.
Ich komme nun zum Fall Müller. Wir ſind gerade hier in
ſehr ſubtiler Weiſe auf die einzelnen Zeugen eingegangen, denn
es ſteht Eid gegen Eid. Das Gericht mußte aber zu der
Ueber=
zeugung kommen, daß Müller die ihm zu Laſt gelegten Worte
ge=
rufen hat, und dieſe Worte haben mit dazu beigetragen, die
Menge, die ſich ſchon im Zuſtand der Zuſammenrottung befand,
zu unterſtützen. Hier iſt Müller verantwortlich und trägt als
Rädelsführer mindeſtens dieſelbe Schuld wie Klapproth. Als
ſtrafmildernd gelten das Verhalten Klapproths, die Erregung der
Menge, die er gegen das, was er Polizeiterror nannte, ſchützen
zu müſſen glaubte, und daß die Dinge ſich zweifellos überſtürzten,
ſo daß er etwas tat, was er bei ruhiger Ueberlegung
wahrſchein=
lich nicht getan hätte.
Unglücklicherweiſe befanden ſich in der Menge eine ganze
An=
zahl Pſychopathen, die nicht nur geringe Hemmungen haben,
ſon=
dern die ſich auch in ſtändiger Nervenſpannung befinden, die ſich
bei ſolchen Gelegenheiten natürlich ſofort entlädt, und es kann
nicht als erwieſen angenommen werden, daß dieſe Leute das
Be=
wußtſein hatten, ſich in einer Zuſammenrottung zu befinden. So
Bayerbach, Fay, Lenz, Schneider, Zimmermann
und Wilhelm Wihler. Myll iſt zwar an ſich geiſtig geſund,
jedoch ſicher kein Mann von Geiſt. Bei Dehoff mußte das
Ge=
richt Zuſammenrottung bejahen. Er hat ſie förmlich geſucht, und
befand ſich immer grade im Brennpunkt der Geſchehniſſe. Auch bei
Jeck mußte Teilnahme an einer Zuſammenrottung angenommen
werden. Neubauer ſtörte zweifellos durch ſein vorwitziges
Benehmen das Vorgehen der Polizei. Es war bei ihm auf
Widerſtand gegen die Staatsgewalt zu erkennen. Die Sache
Leinhaas iſt recht unaufgeklärt und er ſowohl wie Gräff
und Haas mußten mangels Beweiſes freigeſprochen werden.
Taraſchewſkis Glaubwürdigkeit iſt die eines dummen
Jun=
gen und auch da, wo er ſtraffällig wurde, iſt ſein Benehmen nicht
anders, als das eines kindiſchen Bengels, wie der Verteidiger
ſelbſt ſagte. Er mußte unter Zubilligung mildernder Umſtände
nach 8 115 Abſatz 2 beſtraft werden.
Im übrigen bleibt das Urteil erſter Inſtanz unverändert.
Wegen Sittlichkeitsverbrechens feſtgenommen wurde der
Hausburſche eines hieſigen Hotels. Mit einem Mädchen von 4 und
einem anderen von 7 Jahren hatte er unzüchtige Handlungen
vor=
genommen. Nach den abgeſchloſſenen Ermittlungen bei der
Krimi=
nalpolizei wurde er dem zuſtändigen Richter vorgeführt und
unter Haftbefehl geſtellt. — Am 29. Juli wurde ein hieſiger
Fuhr=
mann in der Nähe des Aliceſtiftes an der Nieder=
Ramſtädter=
ſtraße feſtgenommen, weil er ſich mit einem 17jährigen Pflegling
dieſer Anſtalt vergangen haben ſollte. Die Unterſuchung in dieſem
Falle iſt noch nicht abgeſchloſſen.
Geſchäftliches.
50 Jahre Kaiſers Kaffeegeſchäft.
Ein Jubiläums=Preisausſchreiben, bei dem jeder gewinnt.
Preiſe im Geſamtwerte von 300 000 Mark!
Die Firma Kaiſers Kaffeegeſchäft veranſtaltet anläßlich ihres
50jährigen Jubiläums ein Preisausſchreiben, für deſſen Löſung
Geld, Waren und Anerkennungspreiſe im Geſamtwerte von
300 000 Mark zur Verfügung geſtellt ſind.
Die Anhaltspunkte zur Löſung, die Bedingungen zur
Teil=
nahme und die nötigen Unterlagen ſind in jeder Kaiſers Filiale
koſtenlos zu haben. Der letzte Einſendungstermin iſt der erſte
November 1930.
Mehr Freude ins Leben.
Jeder einzelne ſollte verſuchen, auf ſeine Art mehr Freude
ins Leben zu bringen. Es iſt oft mit ſo kleinen Mitteln möglich.
Ein guter Rat ſchon geffügt dazu. — Freude würde ſo mancher
Hausfrau bereitet, wenn ſie auf unſeren Rat hin bei ihrer
Waſch=
arbeit Schwanfabrikate verwenden würde: Dr. Thompſons
Sei=
fenpulver, das vorzügliche, hochprozent=ſeifenhaltige Waſchmittel,
Seifir zum Bleichen oder das ſelbſttätige Waſchmittel Ozonil. So
ſchnell und leicht erhält man dadurch ſchneeweiße Wäſche. Iſt das
keine Freude für unſere Hausfrauen?
Lotterieglück! Garantiert nächſten Mittwoch, 6. Auguſt, findet
die Ziehung der Luftfahrt=Geldlotterie ſtatt. 14 000 Mark
kom=
men zur Ausſpielung, dabei Höchſt= und Hauptgewinne mit 6000
und 5000 Mark. Die letzten Loſe zu 1 Mark ſind noch in den durch
Plakate kenntlichen Verkaufsſtellen zu haben. Generalvertrieb
für Heſſen A. Dinkelmann, Worms Poſtſcheckkonto Frankfurt
a. M. 15 194. Von beſonderem Intereſſe dürfte für die Loskäufer
noch ſein, daß außer den planmäßigen Geldgewinnen noch fünf
Freiflüge ausgeſpielt werden.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 31. Jun.
7.15: Bad Neuenahr: Konzert des Kurorcheſters.
15.00: Stuttgart: Kinderſtunde. Wir ſingen dem Sommer zu Ehren.
Ausf.: Tante Gretle, der Kinderchor des Sängerkranzes Tübingen.
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
17.55: Wanderratſchläge des Taunuselubs.
18.05: Cochem an der Moſel: Die neue Weinbau=Spritzanlage.
Reportage.
18.35: Stuttgart: Dr. G. H. Graber: Ueber Traumdeutung.
19.05: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.30: Schallplattenrückblick.
20.30: Zeitbericht: Das Arbeitsloſenproblem vor dem engliſchen
Unterhaus.
21.10: Don Juan. Muſikaliſches Hörſpiel nach E. Th. A. Hoffmann.
22.50: Lillt Flohr ſingt Chanſons.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 31. Juli.
1,35: Mitteilungen des Verbandes der Preuß. Landgemeinden.
15.00: Deutſch für Ausländer.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Gabriele Krüger: Die Einrichtungen der ländlichen
Mädchen=
fortbildungsſchule.
18.00: Dr. Adolf Jannaſch: Schöpferiſche Freundſchaften großer
Männer: van Gogh und Gaugin.
13.30: Dr. Nikolaus Feinberg: Ruſſiſche Muſik im Spiegel
ruſ=
ſiſcher Kultur (mit Schallplatten).
100: Dr. Drechsler: Wochenend auf den Bermudainſeln.
19.25: Dipl.=Ing. Viktor: Maſchinentechniſche Betrachtungen zur
Herbſtcampagne.
20.00: Emil Belzner lieſt eigene Dichtungen.
20.30: Unterhaltungsmuſik. Kapelle Emil Rooßz.
21.10: Gerhart Broſig: Eine Stunde Italien.
Danach: Tanzmuſik. Kapelle. Daios Béla.
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Druck und Verlag: C. C. Wit tich — ſämtlich in Darmſtad!
Für unverlangtr Manuſtrivte wird Garaniie der Rükendung nicht !.
Die heutige Nummer bat 16 Seitex.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 210
Donnerstag, den 31. Juli 1930
Seite 7
Aus Heſſen.
Anbau von Winkergerſte.
„Wie uns die Ackerbau= und Grünlandabteilung der
Landwirt=
ſchaftskammer für Heſſen mitteilt, wird der Anbau von Wintergerſte
in Heſſen noch viel zu wenig beachtet. Die Wintergerſte iſt
betriebs=
wirtſchaftlich für die Arbeitsverteilung durch ihre frühere Ausſaat
Ende Auguſt bis Anfang September, ihre frühere Ernte 8—10 Tage
vor der Roggenernte, durch ihre ſicheren und verhältnismäßig hohen
Erträge für die Futtergewinnung im eigenen Betrieb von großer
Be=
deutung. Auch als Vorfrucht und zur Unterdrückung von Unkraut
wirkt ſie ſehr günſtig. Auf Grund der Ergebniſſe der langjährigen
Sortenverſuche der Landwirtſchaftskammer kommt zum Anbau in erſter
Linie die „Friedrichswerther Berg”, eine mittelſpäte
Wintergerſten=
ſorte, in Frage. Unter den mittefrühen Wintergerſtenſorten ſei die
„Engelens Mittefrühe” und unter den früheren Wintergerſtenſorten die
„Eckendorfer Mamuth” genannt. Anerkanntes Saatgut von „
Fried=
richswerther Berg Wintergerſte” iſt in den Saatbauſtellen der
Land=
wirtſchaftskammer vorhanden. Landwirte, die über den Anbau der
Wintergerſte nähere Auskunft haben wollen, wenden ſich
zweckmäßiger=
weiſe an die obengenannte Abteilung."
J. Griesheim, 29. Juli. Die Wahl= und
Abſtimmungsproto=
kolle über die am verfloſſenen Sonntag ſtattgefundene
Beigeord=
netenwahl mit den zugehörigen Schriftſtücken liegen vom 30. Juli
bis einſchließlich 1. Auguſt d. J. auf der Bürgermeiſterei zur
Ein=
ſicht der Stimmberechtigten offen. Während der
Offenlegungs=
friſt können die Stimmenberechtigten bei Meidung des
Aus=
ſchluſſes Einwendungen gegen die Wahl oder den Gewählten bei
dem Bürgermeiſter ſchriftlich zu Protokoll erheben — Am
Don=
nerstag, den 31. Juli d. J., bleibt die Gemeindekaſſe wegen
Mo=
natsabſchluß geſchloſſen. — Am Mittwoch. 30. Juli d. J., nachm.
3 Uhr, findet auf dem Rathaus eine Säuglingsberatungsſtunde
ſtatt. — Auf der Neuen Darmſtädterſtraße zog ein auswärtiger
junger Mann in betrunkenem Zuſtande einen Revolver aus der
Taſche und feuerte einen Schuß in das Hinterrad ſeines
Fahr=
rades. Bei ſeiner polizeilichen Feſtnahme warf er den Revolver
unter die gerade vorbeifahrende elektriſche Straßenbahn. Der
junge Held wurde über Nacht auf dem Rathaus untergebracht
und am nächſten Vormittag wieder entlaſſen. Die Waffe wurde
beſchlagnahmt und Polizeianzeige erſtattet. — Bekanntlich hat der
Gemeinderat beſchloſſen, die Krankenverſicherungsbeiträge der
Ausgeſteuerten und Wohlfahrts=Erwerbsloſen auf deren Antrag
auf die Gemeinde zu übernehmen. Um dieſen Beſchluß auch
tat=
ſächlich Wirkſamkeit zu verleihen, iſt es allerdings erforderlich,
daß von den Intereſſenten die freiwillige Fortſetzung der
Kran=
kenverſicherung auch nicht verſäumt wird, da nach dem
Ausſchei=
den der Betreffenden aus der Krankenverſicherung der Gemeinde
keine Möglichkeit geboten iſt, die Ausgeſteuerten wieder in die
Verſicherung hineinzubringen. Anträge auf Uebernahme der
Ver=
ſicherungsbeiträge ſind bei der Bürgermeiſterei (Zimmer 5) zu
erſtatten.
— Eberſtadt, 29. Juli. Sport= und Werbekegeln. Der
der Keglervereinigung Darmſtadt angehörende Klub „Kranz” in
Eber=
ſtadt hat am vergangenen Samstag auf den beiden
bundesvorſchrifts=
mäßigen Bahnen in dem Bergſträßer Hof ein Sport= und Werbekegeln
begonnen. Es wird damit der Zweck verfolgt, weitere Kreiſe in
Eber=
ſtadt für das Kegeln und den Verbandsgedanken zu erwärmen. Das
Programm umfaßt Klubwettkämpfe ſowie Kurzſtreckenkämpfe. Als
Kegeltage ſind außer dem 26. und 27. Juli vorgeſehen: 2. und 3.
Auguſt ſowie 10. und 11. Auguſt. Die Beteiligung war bisher gut.
An Ergebniſſen ſind erzielt worden: Klubwettkämpfe (150 Kugeln):
1. Konkordia Darmſtadt 1. Mannſch. 697 Holz. 2. Konkordia Darmſtadt
2. Mannſch. 624 Holz: Kurzſtreckenkämpfe (10 Kugeln, Höchſtleiſtung):
Meier=Konkordia Darmſtadt 62 Holz. Schild=Konkordia Darmſtadt 61.
Kern=Konkordia Darmſtadt 56 Belz=Konkordia Darmſtadt 55.
Kurz=
ſtreckenkampf (3 Kugeln): 1. Reſcher=Alle Neun Eberſtadt, 22 Holz, 2.
Dächert=Alle Neun Eberſtadt 21. Schrothmeier=Darmſtadt 2 Holz.
F Eberſtadt, 30. Juli. Kundgebung der
Ausgeſteuer=
ten. In einer von dem Gewerkſchaftskartell einberufenen
Arbeitsloſen=
verſammlung, die im Gaſthaus „Zur Harmonie” ſtattfand, wurde über
Mittel und Wege geſprochen, um die Not der Arbeitsloſen,
hauptſäch=
lich der Ausgeſteuerten, nach Möglichkeit zu lindern. Der
Verſamm=
lungsleiter, Herr Fritz Dächert, betonte, daß es in Eberſtadt in bezug
auf die Gewährung von Unterſtützungen troſtlos ausſehe. In keiner
Nachbargemeinde würden, ſo führte Redner aus ſo geringe
Unter=
ſtützungsſätze ausgezahlt, wie in Eberſtadt. Eine ungeheuere
Ver=
elendung der betroffenen Kreiſe ſei die Folge. Pflicht der
Gemeinde=
verwaltung und Gemeindevertretung ſei es, für Abhilfe zu ſorgen.
Das Ergebnis der Verſammlung war eine Reſolution an den
Ge=
meinderat, in der folgende Anträge geſtellt wurden: 1. Es werden
Mittel zur Verfügung geſtellt, die es ermöglichen, für die
ausgeſteuer=
ten Arbeitsloſen Unterſtützungsſätze auszuzahlen, wie ſie vom
Bezirks=
fürſorgeverband feſtgeſetzt ſind. 2. An alle diejenigen, die in einer
be=
ſchlagnahmefreien, Wohnung wohnen, demzufolge die ſtaatliche
Miet=
unterſtützung nicht erhalten, wird zu ihrer Miete ein gemeindlicher
Zuſchuß gewährt. 3. Bei Anrechnung etwaiger Nebeneinnahmen wird
nicht kleinlich verfahren. 4. Die Bedürftigkeit fällt nicht dadurch fort,
weil der Antragſteller Hauseigentümer iſt. 5. Tritt aus irgendeinem
Grunde doch eine Kürzung der Richtſätze ein, ſo iſt der davon
Be=
troffene ſchriftlich zu verſtändigen. 6. Der Wohlfahrtsausſchuß tritt
mindeſtens allwöchentlich zuſammen, um eine raſche Erledigung der
eingehenden Anträge zu ermöglichen. — Gemeinderatsſitzung.
Am Donnerstag, den 31. Juli, findet im Rathausſaale eine öffentliche
Gemeinderatsſitzung ſtatt. In dieſer Sitzung ſtehen die oben
erwähn=
ten Anträge des Gewerkſchaftskartells zur Beratung.
Starke Verſchlechterung der (rnteausſichten.
Die Preisberichtſtelle beim Deutſchen Landwirtſchaftsrat hat am
15. Juli 1930 mit Hilfe der Landwirtſchaftskammern bei ihren
Bericht=
erſtattern eine weitere Erhebung über den Stand der Saaten
durchge=
führt. Das Ergebnis der Erhebung läßt für ſämtliche Ackerfrüchte eine
beträchtliche Verſchlechterung des Saatenſtandes gegenüber der Erhebung
vom 15. Juni 1930 erkennen. Bei der Beurteilung dieſes Ergebniſſes
iſt weiter zu berückſichtigen, daß bereits die Erhebung vom 15. Juni
eine Verſchlechterung des Saatenſtandes gegenüber der Erhebung vom
15. Mai brachte. Außerdem darf nicht überſehen werden, daß in der
Zeit nach dem 15. Juli in nahezu allen Teilen des Reiches ſehr ſtarke
Niederſchläge zu verzeichnen waren, die ſowohl Quantität wie Qualität
der Ernte weiter beeinträchtigt und ihre Einbringung nicht unerheblich
verzögert haben dürften. Fernerhin bot der Saatenſtand am 15. Juli
1930 in vielen Fällen, beſonders im Oſten, bereits ein erheblich
ſchlech=
teres Bild als zur gleichen Zeit des Vorjahres.
Die Ergebniſſe der Erhebung für Winterweizen ſchwanken
zwiſchen 69,4 und 99,9 Prozent, wenn 100 Prozent einen im allgemeinen
günſtigen Saatenſtand bedeuten. Die Prozentziffern liegen in
ſämt=
lichen Ländern und Provinzen, mit Ausnahme Thüringens und
Olden=
burgs, am 15. Juli 1930 ungünſtiger als am 15. Juni. Die
Verſchlech=
terung des Saatenſtandes iſt beſonders ſtark in Niederſchleſien und in
der Rheinprovinz mit 17 Prozent und in der Provinz Sachſen mit
10,8 Prozent.
Beim Winterroggen wurde am 15. Juli 1930 gegenüber dem
15. Juni in ſämtlichen Provinzen und Ländern eine Verſchlechterung
des Saatenſtandes beobachtet. Am ſtärkſten war dieſe in Baden mit
17,2 Prozent, in Niederſchleſien mit 13,6 Prozent, in der Provinz
Sachſen mit 12 Prozent, in Brandenburg mit 11,5 Prozent, in der
Rheinprovinz mit 10.2 Prozent und in Pommern mit 9,5 Prozent.
Man wird demnach nicht damit rechnen können, daß die diesjährige
Noggenernte die vorherige erreicht, zumal gerade die Druſchergebniſſe
in dieſem Jahr enttäuſchen ſollen, dieſe aber der Erhebung am 15. Juli
noch nicht zu Grunde gelegen haben.
Beim Hafer wurde der Saatenſtand am 15. Juli 1930 von den
Berichterſtattern in den einzelnen Landesteilen mit 52,5 Prozent in
Niederſchleſien, bis 90,7 Prozent in Oldenburg beurteilt. Die
Aus=
ſichten für die Haferernte haben ſich demnach im ganzen Reich erneut
gegenüber der Erhebung vom 15. Juni 1930 weſentlich verſchlechtert
Die Haferernte verſpricht durchweg erheblich geringer zu werden als
im Vorjahr. Der Minderertrag gegenüber dem Vorjahr würde, nach
den Erhebungen vom 15. Juli zu urteilen, betragen in Brandenburg
32,7 Prozent, in Pommern 21,9 Prozent, in der Grenzmark 32,8
Pro=
zent, in Niederſchleſien 34 Prozent, in Oberſchleſien 32,5 Prozent, in
Bahern 11,9 Prozent.
Auch bei der Sommergerſte wurde am 15. Juli 1930 in
ſämtlichen Landesteilen, ein erheblich ungünſtigerer Saatenſtand
beob=
achtet als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Es iſt dies eine Folge der
Verſchlechterung der Ernteausſichten in den letzten Wochen, die auch
in einem Vergleich der Erhebungen am 15. Juni 1930 und 15. Juli
1930 zum Ausdruck kommt. Der Unterſchied zwiſchen den
Julierhebun=
gen dieſes Jahres und des Vorjahres beträgt in Oſtpreußen 7,8
Pro=
zent, in Brandenburg 23,1 Prozent, in Pommern 18,2 Prozent, in
der Grenzmark 20,1 Prozent, in Niederſchleſien 18,3 Prozent, in
Ober=
ſchleſien 18,5 Prozent, in der Provinz Sachſen 73 Prozent, in
Han=
nover 10,5 Prozent, in Bayern 8,5 Prozent, im Freiſtaat Sachſen 11.9
Prozent.
Der Saatenſtand für Kartoffeln wurde am 15. Juli 1930
durch=
weg ungünſtiger beurteilt als am 15. Juni 1930 und am 15. Juli 1929.
Ein Vergleich der Julierhebungen zeigt in Brandenburg in dieſem
Jahr einen um 15.2 Prozent ſchlechteren Stand, in Pommern um 12.3
Prozent, in der Grenzmark um 17 Prozent, in Niederſchleſien um
32,9 Prozent.
Cp. Pfungſtadt, 30. Juli. Verlegung der Kirchweihe?
Da die diesjährige Pfungſtädter Kirchweihe auf den 14. September,
Termin der Reichstagswahl, fällt, ſind Beſtrebungen im Gange, die
Kirchweihe zu verlegen. Die Gaſtwirtevereinigung Pfungſtadt hat
be=
reits zu dieſer Fräge Stellung genommen und der
Gemeindeverwal=
tung empfoblen, die Hauptkirchweihe am 7. Sedtember und die
Nach=
kirchweihe am 21. September abzuhalten. Die endgültige Entſcheidung
über eine Verlegung der Kirchweihe liegt beim Gemeinderat, der aber
noch keinen Beſchluß herbeigeführt hat. — Das Einhauen der Namen
orſtorbener Krieger aus dem 70er Krieg in das Denkmal an der Kirche
iſt bis auf weiteres zurückgeſtellt worden. — Der Gemeinderat hat von
dem Abſchluß einer Waldbrandverſicherung mit einer
Verſicherungs=
geſellſchaft, wie er vom Forſtamt Eberſtadt vorgeſchlagen war, Abſtand
genommen. — Die Unfall= und Invalidenrenten uſw. für den Monat
Auguſt werden am Freitag, den 1. Auguſt, am Poſtſchalter ausgezahlt.
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Cp. Pfungſtadt, 30. Juli. Voranſchlagsberatung. Der
Gemeinderat begann in ſeiner letzten Sitzung die Beratung des
Ge=
meindevoranſchlags, für das Rechnungsjahr 1930. Er ſieht eine
Be=
triebseinnahme von insgeſamt 415 374,59 RM. vor, der eine
Geſamt=
ausgabe von 648 807.30 RM. gegenüber ſteht Darnach beziffert ſich der
Fehlbetrag auf 233 432,71 RM. gegen 143 547,66 RM. im
Vor=
jahre. Der Fehlbetrag muß auf Einwohner und Ausmärker
ausge=
ſchlagen werden. Der Finanzausſchuß hat ſich bereits in acht Sitzungen
mit dem Etat befaßt. Bürgermeiſter Schwinn leitete die Ausſprache
mit allgemeinen Bemerkungen ein, worauf man in die Einzelberatung
einging, jedoch, wie zu erwarten war, nicht zu einem Ende kam, ſo daß
noch im Laufe der Woche eine weitere Sitzung ſtattfinden wird. Vorher
wurden, die einzelnen Steuerſätze für die endgültige Gemeindeſteuer
des Rechnungsjahres 1929 feſtgeſetzt. Für jedes Hundert des
Steuer=
wertes wurden die vorläufigen Sätze wie folgt erhöht: bei Gebäuden
und Bauplätzen von 25 auf 27 Pfg., für land= und forſtwirtſchaftlichen
Grundbeſitz von 50 auf 56 Pfg. beim Gewerbeertrag von 150 auf 190
Pfg., beim Gewerbekapital von 35 auf 40 Pfg. beim ſtaatlichen
Son=
dergebäudeſteuerſoll bis 7000 RM. 41,75 Steuerſatz, für über 7000 RM.
36,43 Steuerſatz. — Ferner ſtand in der letzten Gemeinderatsſitzung der
von der Forſtverwaltung aufgeſtellte Waldwirtſchaftsplan
1931 zur Beratung, der einen Hozhieb von 5470 Feſtmetern Brenn=
und Nutzholz vorſieht, wobei die infolge des Raubenfraßes ſchon
auf=
gearbeiteten 682 Feſtmeter nicht in Anrechnung gebracht ſind. Ein
end=
gültiger Beſchluß wurde nicht herbeigeführt.
4k. Nieder=Ramſtadt, 28. Juli. Sterbekaſfee. V. Am letzten
Samstag abend fand dahier die ordentliche Hauptverſammlung der
Sterbekaſſe ſtatt. Aus dem Geſchäftsbericht iſt zu entnehmen, daß ſich
die Mitgliederzahl in normalen Grenzen bewegt. Gegenüber dem
Vor=
jahre iſt eine Zunahme von 16 zu verzeichnen. Verſichert ſind zurzeit
537 Haushaltungsvorſtände, 404 Ehefrauen, 549 Kinder über 14 Jahre
und ſonſtige Angehörige. An beitragsfreien Verſicherten werden
ge=
führt 446. Der Rechenſchaftsbericht ergab für das Jahr 1929 ein
er=
freuliches Bild. Die Zahl der Todesfälle war gegenüber den
Vorjah=
ren bedeutend geringer, was ſich in den geringeren Ausgabepoſitionen
ausdrückt. Sie betrug an Grwachſenen nur 11. an Kindern 2 Perſonen,
eine Zahl, die im erſten Halbjahr 1930 bereits überſchritten iſt. Das
günſtige Ergebnis brachte einen Vermögenszuwachs von 467,60 Mark.
womit ſich das Geſamtvermögen der Kaſſe nunmehr auf nahezu 3000
Mark ſtellt. Damit iſt die Sterbekaſſe in der Lage, allen Anſprüchen
jederzeit gerecht werden zu können, auch einmal in Zeiten mit größerer
Sterblichkeitsziffer, ohne gleich die Beiträge erhöhen zu müſſen. Der
vom Vorſtand ausgearbeitete Voranſchlag wurde genehmigt. Die
Neu=
wahl des Vorſtandes ergab die einſtimmige Wiederwahl des ſeitherigen
Vorſtandes. Unter Punkt Verſchiedenes wurde noch die Sarglieferung
erörtert, zu der nunmehr auch die hieſigen Schreinermeiſter
herange=
zogen werden ſollen. Ferner wurde der Vorſtand ermächtigt, nochmals
eine Bekanntmachung zur Meldung für den Leichenfrauendienſt und für
vier Mann als ſtändige Träger zu erlaſſen. — Turnverein. Der
Verein konnte am geſtrigen Tage ſein 45jähriges Stiftungsfeſt feiern.
Das Feſt wurde in Anbetracht der ſchlechten Zeiten im engſten Rahmen
gehalten. Trotzdem hatte der Verein gut vorbereitet. Das
Feſtpro=
gramm war ſehr reichhaltig und bot Abwechſelung in jeder Hinſicht.
Sämtliche Abteilungen beteiligten ſich daran, ſogar die
Maſſenfreiübun=
gen, übrigens ſehr gut gelungen, fehlten nicht. Die beiden
Geſangver=
eine „Harmonie” und Eintracht=Freundſchaft” verſchönten die Feier
durch Geſangsvorträge. Der Vorſitzende des feſtgebenden Vereins, Herr
Lehrer Körner, betonte in ſeiner markigen Anſprache die Bedeutung
einer 45jährigen Vereinstätigkeit, dem Kämpfen für ein beſtimmtes
Ideal. Er gedachte der einſtigen und jetzigen Führer des Vereins, die
opferwillig alles daranſetzen, um unſere Jugend an Körper und Geiſt
zu ſtählen. Auch dem befreiten Rheinland widmete er einige Worte des
Dankes für die bewieſene Treue und Ergebenheit zum Vaterland. Wenn
das Feſtprogramm einen ſo ſchönen Verlauf nahm, ſo iſt dies in erſter
Linie den Leitern der einzelnen Abteilungen zu verdanken, die wirklich
keine Mühe ſcheuten, um das Beſte zu bieten. Die Veranſtaltung hätte
einen beſſeren Beſuch verdient. Es iſt kein Zeichen von beſonderer
Ein=
mütigkeit in der Bevölkerung, wenn derartige Veranſtaltungen immer
nur von einem gewiſſen Teil der Einwohnerſchaft beſucht werden und
dürfte auch auf die Auswärtigen keinen guten Eindruck machen, wenn
Vereinsfeſtlichkeiten aus dem eigenen Ort ſo ſchlecht beſucht werden.
— Ober=Ramſtadt, 30. Juli. Jubiläum. Das Doppelquartett
„Konkordia”, wlches unter der Leitung des Herrn Muſikoberlehrers
H. Samper=Darmſtadt ſteht, kann in dieſem Jahre auf eine 25jährige
Beſtehenszeit zurückblicken. Die Jubiläumsfeier ſoll, dem Ernſt der
Zeit entſprechend, in einfacher, würdiger Weiſe ſtattfinden. Sie wird
im Rahmen eines Jubiläums=Liedertages am Sonntag, den 24. Auguſt
d. J., nachmittags im Gaſthaus „Zum Schützenhof” abgehalten, dem
ſich abends ein Tanz anſchließt. Die Gründungsfeier findet abends
zuvor in oben erwähntem Lokale ſtatt. Auf die hierzu erfolgten
Ein=
ladungen haben bereits eine große Anzahl auswärtige und hieſige
Vereine ihre Teilnahme zugeſagt. Die „Konkordia” hat auf dem
Ge=
biete des Männergeſanges vorbildliche Arbeit geleiſtet und bei vielen
Gelegenheiten große Erfolge errungen.
— Heppenheim, 30. Juli. Am kommenden Sonntag, den 3. Auguſt.
und am Montag, den 4. Auguſt, findet das diesjährige Kirchweihfeſt
ſtatt, beſonders unſer bekanntes Parkhotel „Halber Mond” dürfte das
Ziel vieler Fremden werden. Die letzten Jahre war der Zuſtrom ein
ganz gewaltiger, und reichten trotz des neuen Saales manchmal die
Plätze nicht aus. Dies Jahr iſt Sorge getragen, daß kein Platzmangd
eintritt, indem bei günſtiger Witterung der Garten mitbenutzt wird.
Die Kapelle ſtellt auch dies Jahr wieder unſer bekannter Obermuſis
meiſter M. Weber unter ſeiner perſönlichen Leitung. Für auswärtige
Gäſte iſt Sorge getragen, daß dieſelben bei billigſter Berechnung abendc
ſpät mit dem Auto heimfahren können. Man beachte auch den
In=
ſeratenteil der heutigen Nummer.
— Gernsheim, 30. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
29. Juli: 2.44 Meter; am 30. Juli: 2,31 Meter.
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Seite 8
Donuerstag; den 31. Juli 1930
Nummer 210
Die glückliche Geburt einer
gesunden Tochter zeigen
in dankbarer Freude an
Gerichtsassessor
Karl Doerr und Frau
Elsa, geb. Brunner.
Darmstadt, den 30. Juli 1930
Hohler Weg 22, 2. Zt. Wochnerinnenheim (Alice-Hospital).
Die glückliche Geburt eines
kräftigen Töchterchens zeigen in
dankbarer Freude an
Fabrikant Joſef Kiehl
und Frau Rig, geb. Noll.
Darmſtadt, den 30. Juli 1930
z. Zt. Marienhoſpital
Martinspfad 22.
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Diplom-Ingenieur
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meſſerloſe Behandlg
ſpez. f. Nagelbehdlg.
Ref. erſter Häuſer.
Aug. Dreſcher
Spez. f. Fußpflege.
Bismarckſtr. 56, p.
Telephon 1882 (3803a
Sprechſt. v. 2—7 Nm.
Stärkewäſche wird
noch angenommen.
Darmſtraße 21, I.
Die Eheleute Wilhelm Lichtenauer,
Nieder=Ramſtädterſtraße 31, begehen am
2. Auguſt das Feſit der
Silbernen Hochzeit.
Todes-Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
ge=
fallen, unſeren lieben Bruder,
Schwager und Onkel
Herrn
Ludwig Benz I.
heute früh nach ſchwerem, mit großer
Geduld getragenem Leiden im
vollendeten 67. Lebensjahr, zu ſich
zu rufen.
(11794
Die trauernd. Hinterbliebenen
Arheilgen, den 30. Juli 1930.
Die Beerdigung ſindet Freitag, den
1. Auguſt 1930, nachmittags 4 Uhr,
von der Leichenhalle aus ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme und die
reichen Blumenſpenden beim Hinſcheiden unſerer lieben
Mutter
Frau Eliſe Roß
Witwe des verſtorbenen Großherzogl. Förſters Georg Albert Roß
ſagen wir Allen auf dieſem Wege herzlichſten Dank.
Beſonderen Dank erſtatten wir Herrn Pfarrer Weiß
für die troſtreichen Worte. Andererſeits reicht
menſch=
licher Dank nicht hin, um auch nur annähernd das gut
zu machen, was Herr Generalarzt a. D. Dr. Eichel zur
Erhaltung des Lebens der Schwergeprüften jahrelang,
alle Zeit mit ſelbſtloſer Hingabe getan hat.
Darmſtadt, den 30. Juli 1930.
Landskronſtraße 93,
In tiefer Trauer:
Die Kinder.
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31. Juli 1930
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Am 27. ds. Mis., abends 6 Uhr, iſt
unſer lieber Bruder, Schwager und
Onkel
Suuoig Kriäfet
Maler= und Weißbindermeiſter
von ſeinem langen, ſchweren Teiden im
72. Lebensjahre durch einen ſanften Tod
erlöſt worden.
Die Beerdigung hat in der Stille
ſiatt=
gefunden.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Heinrich Krickſer
Obervermeſſungsſekretär i. R."
Darmſiadt, den 30. Juli 1930.
Schloßgartenſtr. 15.
Statt Karten.
Heute entſchlief unerwartet mein lieber Mann,
Schwager und Onkel
Serr Tnyelnl Schheiser
Rentner
nach kurzer Krankheit im 77. Lebensjahr.
In tiefer Trauer:
Marie Schneider, geb. Weber.
Darmſiadt, den 30. Juli 1930. 1759
Kiesſtraße 92.
Die Einäſcherung findet Freitag, den 1. Auguſf,
nach=
mittags 2½ Uhr, in der Trauerhalle des Waldfriedhofes
ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme während
des langen Krankenlagers und beim Hinſcheiden
unſeres lieben Entſchlafenen
Georg Michael Treiber
ſagen wir hiermit unſeren herzlichſten Dank.
Ins=
beſondere danken wir Herrn Pfarrer Lautenſchläger
für die troſtreichen Worte bei der Beſtattung und
den Herren Diakonen des hieſigen Diakonenheims
für die liebevolle Pflege.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Johannes Treiber, Eiſenb.=Ing.
Darmſtadt, den 29. Juli 1930.
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Nummer 210
Seite 9
Johann Salvakor von Oeſterreich).
Nach neuen Dokumenten und Quellen.
Von Nichard Wilh. Polifka=Wien.
In dieſen Wochen jährt es ſich zum vierzigſten Male, ſeitdem
ſich in den Gewäſſern von Kap Horn die Schickſalstragödie des
vielleicht genialſten Habsburger Prinzen ſeiner Zeit vollendet hat.
Am 12. Juli 1890 verließ das Schiff Johann Orths, des
früheren Erzherzogs Johann Salvator von Oeſterreich, der
eiſerne Dreimaſter „Santa Margherita” bei ſtürmiſcher See und
hohem Wellengang den argentiniſchen Hafen Enſenada von La
Plata, um auf dem Wege über die Südſpitze Amerikas nach
Val=
paraiſo zu ſteuern. Aber die „Santa Margherita” hat dieſes Ziel
nicht erreicht. Seit dem Tage, da ſie La Plata verließ, fehlt von
ihr und ihren Leuten jede Nachricht, und man hat angenommen,
daß das Schiff etwa eine Woche nach ſeiner Ausfahrt in einem
Orkan von außerordentlicher Stärke untergegangen iſt, der damals
in der Höhe von Kap Tres Puntas längs der patagoniſchen
Küſte — in ungefähr 43 Grad ſüdlicher Breite und 65 Grad
weſtlicher Länge — herrſchte. Unter den Opfern dieſer
Kata=
ſtrophe müſſen ſich Johann Orth und Milly Stubel, die kleine
Tänzerin des Wiener Hofopernballetts befunden haben, die der
frühere Erzherzog; nach einer vierzehnjährigen
Lebensgemein=
ſchaft wenige Monate vorher in London zum Traualtar geführt
hatte. Das kaiſerl. Oberſthofmarſchallamt in Wien hat viele Jahre
ſpäter, als alle Nachforſchungen um das Schickſal der „Santa
Margherita” und ihrer Beſatzung ergebnislos geblieben waren,
den 21. Juli 1890 als den Todestag Johann Orths feſtgelegt.
Das Datum ergab ſich aus den metereolsgiſchen Beobachtungen
jener Zeit, die dieſe Berechnung mit größter Wahrſcheinlichkeit
zulieſien .. .."
Der Lebensroman dieſes ſeltenen Menſchen und ſeine
romantiſche Liebesgeſchichte mit Milly Stubel ſind oft erzählt
worden. Legenden haben ſich hier mit der Wirklichkeit ſo enge
verwoben, daß es oft ſchwer fällt, beide von einander zu trennen,
und es war zuletzt vor allem der plötzliche Abbruch ſeiner
glän=
zenden militäriſchen Karriere und ſein Verzicht auf Rang und
Würden geweſen, die zahlloſe Deutungen und Mißdeutungen
er=
fuhren. Man hai dann die Flucht des Prinzen in das
bürger=
liche Leben in eine Verbindung mit der Tragödie von
Mäyerling zu bringen verſucht, und da ſein Bruch mit dem
Kaiſerhaus zeitlich ungefähr mit dem Selbſtmord des
Kronprin=
zen Rüdolf zuſammenfiel, ſo galt das allein ſchon als ſchwerſtes
Jüdizium. Das Geheimnis einer angeblichen ungariſchen
Ver=
ſchwörung, an der der einzige Sohn und Thronerbe Franz
Joſephs ebenſo Anteil gehabt haben ſoll wie der Erzherzog
Johann Salvator, wird nun freilich niemals ganz enthüllt
wer=
den können. Der Kaiſer hat ſeinerzeit alle Dokumente zum
Tode Rudolfs ſeinem Miniſterpräſidenten Grafen Taaffe zur
Auſbewahrung übergeben, damit ſie nicht durch irgendein
unvor=
hergeſehenes Ereignis zur Kenntnis der Oeffentlichkeit kommen,
und die Hinterlegung eines verſiegelten Aktenbündels im Wiener
Geheimen Haus=, Hof= und Staatsarchiv war eine Täuſchung
geweſen. Als man das Paket nach dem Umſturz öffnete,
ent=
hielt es nur unbeſchriebenes Papier. Die wirklichen Kronprinz=
Dokumente jedoch ſind vor drei Jahren beim Brande des
Schloſ=
ſes Elliſchau der gräflichen Familie Taaffe vernichtet worden.
Aber es iſt jedenfalls richtig, daß die beiden Vettern einander in
engſter Freundſchaft verbunden waren, daß ſie in der Erneuerung
O=ſterreichs die gleichen politiſchen Ziele vor Augen hatten und
daß ſchließlich auch die Gemeinſamkeit ihres menſchlichen
Erleb=
niſſes viel Berührungspunkte ergab. Rudolf hatte in der
Baro=
neſſe Mary Vetſera, Johann in der kleinen Milly Stubel die Seele
gefünden, die das eigene Ich ergänzte und ausfüllte. Der
un=
eizartete Tod des treuen Freundes mag dann wohl mit zu dem
entſcheidenden Entſchluß beigetragen haben, vom Kaiſer den
Ver=
zicht auf Rang und Stand zu erbitten. Ausſchlaggebend war er
ebenſo wenig wie das Liebesverhältnis zu Milly, deſſen
Fort=
ſetzung ihm der Monarch wiederholt aber immer vergeblich
unter=
ſägt hatte.
Das wirkliche Geheimnis der Schickſalstragödie Johann Orths
liegt in ſeinen Konſpirationen um den bulgariſchen Fürſtenthron.
Der Erzherzog, der ſich am Wiener Hofe zur Untätigkeit verurteilt
ſah und der ſich vergebens gegen den Zwang ſeiner Stellung
zur Wehre ſetzte, geizte nach einer großen politiſchen Tat. Er
wollte aus Eigenem ein Werk ſchaffen, mit dem ſein Name für
alle Zeiten verknüpft ſein ſollte, und ſein unbändiger Ehrgeiz
wies ihn auf Wege, die ſich dann ins Uferloſe verirren mußten.
Aber er drängte ihn ſchließlich auch in eine Doppelrolle, von der
er ſich nicht mehr frei machen konnte. Sein Plan war, ſich um den
builgariſchen Fürſtenthron zu bewerben, der nach der Abdankung
Alexanders von Battenberg im Sommer 1886 verwaiſt war.
Offiziell trat er mit dem Gedanken freilich nicht hervor, denn er
wußte ja, daß ſich Franz Joſeph einer ſolchen Kandidatur aus
Donnerstag, den 31. Juli 1930
Der Untergang der „Santa Margherita”
außenpolitiſchen Gründen unbedingt widerſetzen würde. Aber es
Da5 Geheimnis um Johann Orkh (Erzherzog iſt heute bewieſen, daß er ſich durch Mittelsmänner bei der
bul=
gariſchen Nationalpartei in Vorſchlag bringen ließ, daß
Stam=
bulow, der damals an der Spitze des Regentſchaftsrates ſtand,
ihm dann die bulgariſche Krone auch anbot und daß Johann —
wenngleich mit allen möglichen Vorbehalten — zugeſagt hatte.
Ein öſterreichiſcher Major namens Laaba war der
Vertrauens=
mann des Erzherzogs geweſen, der in Sofia mit Stambulow
und anderen bulgariſchen Politikern verhandelte, und wie ernſt
es Johann mit ſeinen Abſichten geweſen ſein muß, geht nicht
zuletzt daraus hervor, daß er und Milly eifrig bulgariſch lernten,
ja daß auf ſeinen Wunſch Milly zuhauſe immer die bulgariſche
Nationaltracht trug. Und ſicher iſt auch, daß der Prinz daran
gedacht hat, Milly in Bulgarien ehelichen zu können, nachdem
Kaiſer Franz Joſeph ſeine Zuſtimmung zu einer Heirat mit dem
ehemaligen Ballettmädchen, mit aller Entſchiedenheit abgelehnt
hatte.
Aber Erzherzog Johann ging nicht in gerader Richtung auf
ſein Ziel los, er wählte einen Umweg und verſtrickte ſich ſo immer
mehr in ein gefährliches Intriquenſpiel. Zur gleichen Zeit, da
er in Bulgarien für ſeine eigene Kandidatur werben ließ,
inter=
venierte er perſönlich für den Prinzen Ferdinand von Cobuvg,
der dann von dem „roßen Sobranie in Trnovo im Juli 1887 auch
zum Fürſten von Bulgarien gewählt wurde. Das lag ganz in
den Abſichten des Erzherzogs, der den Coburger immer nur als
Schrittmacher und Platzhalter betrachtete. Er hatte von ihm die
Zuſage erbalten gehabt, der Prinz wüirde ihn bald nach ſeiner
Thronbeſteigung zu ſich berufen und ihm die Reorganiſation der
bulgariſchen Armee übertragen, und erſt dann wollte er die
Maske fallen laſſen. Sein Plan baute ſich auf verſchiedene
Ver=
ſprechungen auf, die einflußreiche bulgariſche Politiker ſeinen
Vertrauensleuten gegeben hatten. Er konnte nach dieſen
Ab=
machungen damit rechnen, es würde in Bulgarien bald nach dem
Erſcheinen des Coburgers eine Revolution ausbrechen, und er
wollte ſich dann als Generalismus an die Spitze der Armee
ſtel=
len und die Bewegung unterdrücken, um ſich zuletzt ſelbſt zum
Landesfürſten proklamieren zu laſſen. Die Ereigniſſe entwickelten
ſich nun freilich ganz anders, als es das kühne Konzept des
Erz=
herzogs vorſah. Zunächſt hielt Prinz Ferdinand ſeine Zuſage,
ihn mit nach Bulgarien zu nehmen, nicht ein, weil er vielleicht
inſtinktiv die wirklichen Abſichten Johanns durchſchaute, aber auch
die enthuſiaſtiſche Aufnahme, die der neu gewählte Fürſt in
Bul=
garien fand, machte dem Erzherzog einen Strich durch die
Rech=
nung. Dazu kam noch, daß ihm ſeine Einmengung in die
aus=
wärtige Politik ſehr übel vermerkt wurde. Engliſche Blätter
hat=
ten übrigens damals ſofort den Erzherzog als denjenigen
be=
zeichnet, der in Wahrheit nach der Krone Bulgariens ſchiele, und
ſie behaupteten rundweg, daß er die Kandidatur des Coburgers
ausſchließlich im eigenen Intereſſe eingeleitet hätte. Als nun der
Kaiſer davon erfuhr, verfügte er die ſofortige Enthebung ſeines
Neffen von dem Poſten eines Diviſionärs. Politiſche Umtriebe
eines Mitgliedes ſeiner Familie duldete er nicht und er lehnte
es auch ab, irgendeinen Rechtfertigungsverſuch des Erzherzogs
entgegenzunehmen. Johann Salvator hatte keinen Zutritt mehr
zum Hof.
In der verzweifelten Lage, in die der Erzherzog geraten war,
faßte er jetzi den wahnwitzigen Entſchluß, in Bulgarien eine
Ver=
ſchwörung gegen den Fürſten anzuzetteln, um ſo noch eine letzte
Chance für den bulgariſchen Thron zu erhalten. Der Coburger
hatte den ſchon erwähnten Major Laaba zu ſeinem
Perſonal=
adjutanten gemacht und nach Sofia mitgenommen, und ihn ſuchte
der Erzherzog jetzt für ſein Abenteuer zu gewinnen. Er ſandte
einen Vertrauensmann zu ihm, der wohl immer eine gewiſſe
Doppelrolle ſpielte, aber Fürſt Ferdinand erfuhr, wie er ſelbſt
ſpäter erzählte, durch einen Zufall von der geheimen
Anweſen=
heit dieſes Kurriers in ſeinem Palais, und Laaba hat dann
vielleicht annehmen müſſen, daß der ganze Plan vorzeitig
ver=
raten werden könnte. So beichtete er dem Fürſten alles in der
Hoffnung, damit ſich ſelbſt zu retten. Aber Ferdinand war jetzt
mißtrauiſch geworden. Er verzichtete auf die weiteren Dienſte
Laabas, der ebenſo wie der Kurier noch am gleichen Tage
Bul=
garien verlaſſen mußte. Laaba iſt bald darauf geſtorben, und
in einem Brief, mit dem der Erzherzog — damals ſchon der
bürgerliche Johann Orth — dem Sohne kondolierte (der Brief
iſt ſeit kurzem in der Handſchriftenſammlung der Wiener
Natio=
nalbibliothek), finden ſich ein paar Sätze, die der Eingeweihte
nur als volles Schuldbekenntnis werten kann. „Ihr Herr Vater”
ſchreibt er dem jungen Laaba, „hat in den Jahren 1886 bis 1889
zahlreiche Briefe und Depeſchen — auch chiffrierte — von meiner
Seite erhalten, deren Inhalt äußerſt heikler Natur iſt. Falls
dieſe Korreſpondenz ſich noch in den Akten des Verewigten
be=
fände, würden Sie air eine große Freundſchaft erweiſen, wenn
Sie dieſelben an mich ſenden und mich ermächtigen wollten,
ein=
zelne davon zu vernichten ..."
Der bulgariſche Königstraum war ausgeträumt, aber
trotz=
dem verſuchte der Erzherzog ſpäter noch einmal, dem Coburger
ſeine Dienſte anzutragen. Am 2. März 1890, als er bereits alle
Bande mit dem Kaiſerhaus gelöſt hatte und ein Heimatloſer
ge=
worden war, erſchien er in Sofia und bat den Fürſten, ihn als
einfachen Leutnant in der bulgariſchen Armee dienen zu laſſen.
Es war die Tat (ines Verzweifelten geweſen, der einen
Broter=
werb ſuchte, aber der Bittgang hatte keinen Erfolg. Es muß ein
Augenblick von erſchütternder Tragik geweſen ſein, als ſich die
einſtigen Freunde und ſpäteren Rivalen um den bulgariſchen
Thron ſo gegenüberſtanden. Der öſterreichiſche Geſandte in
Sofia, v. Burian hat über dieſe Begegnung dem Miniſter des
Aeußern Grafen Kalnoky nach Wien berichtet: „. . . Er (Johann)
ſchilderte ſeine Lage als eine durchaus verzweifelte, ſogte, daß er
gar keine Ambitionen habe, für zehn Jahre auf jedes
Avance=
ment verzichten wolle. Als es nichts half, nahm er zu den
Trä=
nen ſeine Zuflucht, warf ſich dem Fürſten zu Füßen und bat ihn,
ſeine Knie umfaſſend, um Erhörung. Seine Hoheit blieb
un=
beugſam, ſetzte die Gründe ſeines Verhaltens oder wenigſtens
einen Teil derſelben auseinander und forderte Herrn Johann
Orth auf, Bulgarien am nächſten Tage unbedingt zu verlaſſen
und bis dahin hier mit niemand in Berührung zu treten, was
derſelbe ſchließlich auf Ehrenwort verſprach”,
Am 8. Oktober 1889 hatte der Erzherzog von Franz Joſeph
den Austritt aus dem habsburgiſchen Kaiſerhaus erbeten. „Zu
jung, um für immer zu ruhen, zu ſtolz, um als bezahlter
Nichts=
tuer zu leben, mußte meine Lage peinlich, ja unerträglich
wer=
den” ſchreibt er an den Monarchen, und der Brief ſchließt mit
dem Satz: „Da ich dieſen Schritt ſelbſt teuer genug — mit
mei=
ner ganzen ſozialen Exiſtenz — mit allem, was Hoffnung und
Zukunft heißt — bezahle, werden Eure Majeſtät zu verzeihen
wiſſen.‟ Er war im Irrtum, der Kaiſer hat nicht verziehen.
Schon vier Tage ſpäter iſt ſein Anſuchen erfüllt, aber Johann
Orth, wie er ſich nach ſeinem Stammſchloß jetzt nennt, wird des
Landes verwieſen und ſeiner öſterreichiſchen Staatsbürgerſchaft
verluſtig erklärt. Der Befehl des Kaiſers, die ſchweizeriſche
Staatsbürgerſchaft zu erwerben, trifft ihn hart. Er nimmt ihm
die Möglichkeit, ſein Kapitänspatent zu verwerten und ſich die
Exiſtenz zu ſchaffen, mit der er gerechnet hatte. Alle Bitten beim
Kaiſer bleiben vergeblich. Da ſetzt er ſich einfach darüber hinweg
und beſchließt, das Schiff doch unter der Flagge ſeiner früheren
Heimat fahren zu laſſen, wenn es auch den Machthabern in Wien
nicht paßt. In London kauft er den Dreimaſter „Santa
Marghe=
rita”, mit dem er zuerſt Stückgüter nach den La Plata=Staaten
verfrachten will. Er macht aber noch etwas in London: Er löſt
das Verſprechen ein, das er vierzehn Jahre vorher dem kleinen
Wiener Ballettmädel gegeben hat und läßt ſich in einer ſtillen
Kirche an der Peripherie der Stadt mit Milly Stubel trauen.
Dann fährt er — am 26. März — von Chatham ab, nachdem ein
am gleichen Tag verfaßtes Teſtament ſeine Lebensgefährtin zur
Erbin des ganzen Vermögens einſetzt. „Heute nehme ich alſo
Abſchied von Europa”, ſchreibt er an einen Wiener Freund. „Im
Schlepptau eines ſchon langſeits heizenden Remorquers wird
mein Schiff — es iſt ein ſtattliches Schiff — ſtill und ſtumm, von
niemandem gegrüßt, von niemandem begleitet, die gelbe Themſe
hinabgleiten und in wenigen Stunden bei ſchlechtem, trübem und
regneriſchem Wetter unter Segel ſetzen — einen Menſchen an
Bord, der alle einſtigen Hoffnungen ins Meer verſenkt.”
Seine Frau hatte er bei dieſer erſten Fahrt nicht
mitge=
nommen. Es war vereinbart worden, daß ſie ſpäter nachfolgen
ſoll, und im Juli treffen ſich beide in Buenos Aires. Sein Plan,
um das Kap Horn nach Chile zu fahren, begegnet dem ſchärfſten
Widerſpruch der Beſatzung. Man macht ihn auf die Gefahren
einer ſolchen Reiſe aufmerkſam, und rät dringend ab. Aber
Jo=
hann Ort läßt ſich von ſeinem einmal gefaßten Entſchluß nicht
wegbringen. Er hat immer den Menſchen getrotzt und will jetzt
auch dem Element trotzen. Eine neue Mannſchaft wird
gechar=
tert, und am 12. Juli leitet der Lotſe die „Santa Maraherita”
aus dem Hafen Enſenada ins offene Meer. Diesmal hat
Jo=
hann den Bitten Millys nicht widerſtehen können und ſie mit an
Bord genommen. Es war wie ein Ahnen geweſen. Ein Tod,
der ſo tragiſch war wie dieſes Leben, vereinte beide, und das
Weltmeer wurde ihnen zum gemeinfamen Grab.
Was immer in dieſen vierzig Jahren an Meldungen
auf=
tauchte, der frühere Erzherzog ſei am Leben und hätte irgendwo
in Südamerika eine neue Heimat gefunden, erwies ſich
nochträg=
lich als unwahr. Es kann auch nicht der leiſeſte Zweifel darüber
beſtehen: „Die „Santa Margherita” ruht am Meeresgrund. Die
Juli=Stürme in den Gewäſſern um das Kap Horn haben ſie in
die Tiefe gezogen und alle, die ſich auf ihr befanden".
Die britiſche Störung zieht nach Dänemark ſowie Südſkandinavien
ab und füllt ſich dabei langſam auf. An ihrer Rückſeite dringt jetzt
Kaltluft ſüdwärts, welche uns Abkühlung, aber auch zunächſt etwas
wechſelhaftes Wetter mit ganz vereinzelten leichten Schauern bringen
wird. Durch den damit verbundenen Barometeranſtieg ſteigt gleichzeitig
auf dem Feſtland der Luftdruck an, der zur langſamen weiteren
Beſſe=
rung führt. Bereits im Laufe des morgigen Tages mimmt die
Wetter=
lage einen freundlicheren Charakter an und geht langſam zur
Schön=
wetterlage über, wobei ſpäter auch Erwärmung eintritt.
Ausſichten für Donnerstag, den 31. Juli: Anfänglich weihſelnd wolkig,
nur vereinzelt noch leichte Schauer, dann mehr aufheiterndes
Wet=
ter, kühl, nordweſtliche Winde.
Ausſichten für Freitag, den 1. Auauſt: Vielfach aufheiterndes und
trok=
kenes Wetter, tagsüber etwas wärmer.
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Donnerstag, den 31. Juli 1930
Nummer 210
Reich und Ausland.
Ranbüberfall anf einen
Wohlfahris=
pfleger in Frankfurk a. M.
Frankfurt a. M. Am Dienstagabend
wurde der Wohlfahrtspfleger Sureck in der
Hafenſtraße 19 überfallen und durch einen Schuß
in die Herzgegend lebensgefährlich verletzt. Er
hatte am Dienstag eine große Summe
Wohl=
fahrtsgelder abgeholt, die er an die
Armen=
pfleger ſeines Bezirks auszahlen ſollte. Es
han=
delt ſich um eine Summe von 8000—10 000 Mark.
Dieſes Geld wurde geraubt. Von den Tätern
fehlt bisher jede Spur. — Zu dem bereits
ge=
meldeten Raubüberfall auf den
Wohlfahrtspfle=
ger teilt die Preſſeſtelle des Polizeipräſidiums
mit: Der 57 Jahre alte Bezirksvorſteher Sureck
wurde am 29. Juli gegen 17 Uhr in ſeiner
Woh=
nung, Hafenſtraße 19, von unbekanntem Täter,
der ſich Paul Kamler nannte, überfallen und
durch einen Revolverſchuß in die linke Bruſtſeite
verletzt. Der Täter erbeutete etwa 5500 Mark
Silbergeld, beſtehend aus Ein= und
Zweimark=
ſtücken, und 10= und 20=Markſcheinen. Der
flüch=
tige Täter wird wie folgt beſchrieben: 28—32
Jahre alt, 1,75 Meter groß, kräftig, längliches,
knochiges Geſicht, dunkles, geſcheiteltes Haar,
kleine Schnurrbartfliege, hohe, zurückliegende
Stirn. Der Täter trug einen abgetragenen,
dunkelbraunen Anzug, ſteifen Stehumlegekragen,
dunkle, lange Krawatte über ein Drahtgeſtell
gezogen, wie es von Straßenhändlern verkauft
wird. Sachdienliche Angaben erbittet die
Krimi=
nalpolizei.
Sprengſtoffanſchlag in einer Fabrik. — Der
Täter umgekommen.
Solingen. In der Fabrik der Firma
Klopp in Wald, die ſeit einiger Zeit von einem
Teil der Belegſchaft beſtreikt wird, wurde in der
Nacht zum Mittwoch von einem bisher
unbe=
kannten Mann ein Sprengſtoffanſchlag verübt.
Der Unbekannte hatte durch einen Draht ein
Paket Sprengſtoff, das er an der Fabrikmauer
niedergelegt hatte, mit einer
Hochſpannungs=
leitung verbunden. Durch eine Unvorſichtigkeit
muß die Sprengladung zu früh explodiert ſein,
ſo daß der Täter buchſtäblich in Stücke geriſſen
wurde. Gebäudeſchaden iſt nicht entſtanden.
Neben dem Toten fand man noch einen ſcharf
geladenen Revolver und eine Anzahl Patronen.
Bei der Firma Klopp ſind bereits mehrere
Zu=
ſammenſtöße zwiſchen Streikenden,
Arbeitswil=
ligen und Polizei vorgekommen.
Wieder ein Todesopfer in Lübeck.
Lübeck. Die Calmette=Fütterung hat
aber=
mals ein Opfer gefordert, nachdem in den letzten
Tagen in der Sterblichkeits= und
Krankheits=
ziffer bei den mit dem Antituberkuloſepräparat
gefütterten Säuglingen ein Stillſtand
eingetre=
ten war. In der letzten Nacht iſt abermals ein
Säugling geſtorben, wodurch ſich die Zahl der
Todesfälle auf 63 erhöht. Erkrankt ſind noch 37
Säuglinge, gebeſſert 73, geſund bzw. in
ärzt=
licher Beobachtung befindlich 58.
Die Kinderlähmungen im Elſaß.
Straßburg. Neun neue Fälle von ſpinaler
Kinderlähmung ſind Dienstag feſtgeſtellt
wor=
den, davon vier in Straßburg ſelbſt. Vereinzelt
iſt auch ein Uebergreifen auf Erwachſene zu
ver=
zeichnen. So iſt in Straßburg ein Soldat an
dieſer Krankheit geſtorben. Von den 561
Ge=
meinden des Departements Unterelſaß ſind 70
von der Krankheit betroffen. Im ganzen zählt
man 237 Fälle. Im Departement Oberelſaß ſind
nur 50 Fälle feſtgeſtellt worden, von denen einer
tödlich verlaufen iſt.
Spinale Kinderlähmung im Hanauer Land.
Kehl. Die aus dem Elſaß eingeſchleppte
ſpinale Kinderlähmung hat zu mehrfachen
Er=
krankungen im Hanauer Land geführt.
Beſon=
ders im Bezirk Lichtenau iſt eine Reihe von
Er=
krankungen aufgetreten, weshalb die jetzt zu
Ende gegangenen Ferien, der Landſchulen in
einigen Orten des Bezirks bis auf weiteres
ver=
längert wurden. In Greffern iſt ein
Krankheits=
fall tödlich verlaufen.
Eiſenbahnunglück in Rumänien.
Bukareſt. Ein ſchwerer Zuſammenſtoß
er=
eignete ſich auf der Eiſenbahnlinie Bukareſt—
Conſtanza am Ausgang der Station Medgidia.
Zwei Petroleumzüge, von denen einer mit
vol=
len Ziſternen fuhr, ſtießen mit voller
Geſchwin=
digkeit zuſammen. Beide Lokomotiven und 20
Wagen wurden vollkommen zertrümmert. Die
Eiſenbahnlinie iſt ſtark beſchädigt. Unter den
Trümmern der Waggons wurden die Leichen von
vier Eiſenbahnern hervorgezogen. Ein Heizer iſt
lebensgefährlich verletzt. Die ſofort eingeleitete
Unterſuchung hat ergeben, daß an dem
Zuſam=
menſtoß der Verkehrsbeamte der Station
Med=
gidia Schuld trägt, da er den einen Zug
ein=
fahren ließ, obwohl ſich der erſte Zug noch auf
demſelben Gleis befand. Der Schaden beträgt
über 10 Millionen Lei.
Die Schönheitsköniginnen reiſen ab.
Paris. Die 20 europäiſchen
Schönheitsköni=
ginnen, die ſich zur Zeit in den franzöſiſchen
Badeorten des Atlantiſchen Ozeans aufhalten
und in La Baule angekommen ſind, werden ſich
dieſer Tage in Le Havre nach Bräſilien
einſchif=
fen, wo die Weltſchönheitskönigin gewählt
wer=
den wird.
Eine wahre Schlacht auf dem Tanzboden.
Madrid. Zu einer blutigen Schlägerei, in
deren Verlauf fünf Bauern getötet und 20 ſchwer
verletzt wurden, kam es zwiſchen jungen Burſchen
in dem Dorfe Caſtanedo in der Provinz Lugo,
wo ein Ortsfeſt gefeiert wurde. Während des
Tanzes gerieten einige Heißſporne in Streit, der
ſich in Balgereien fortſetzte. Der Kreis der
Streitenden wurde immer größer. Auch die alten
Bauern ergriffen Partei, und nach kurzer Zeit
war der Tanzboden der Schauplatz einer wüſten
Meſſerſtecherei geworden. Die Streitenden
trenn=
ten ſich erſt, als keiner der Kampfhähne mehr
auf den Beinen ſtand. Neben einer Anzahl
Leichtverletzten lagen fünf Tote und 20
Schwer=
verletzte in ihrem Blut.
Das 19. Deutſche Bundesſchießen in Köln.
Aus dem großen Feſtzug der Schützen durch die Straßen Kölns.
Ein berittenes Trompeterkorps in Schützentracht läßt fröhliche Jagdweiſen erſchallen.
1
Dieſes gemütliche Hofbräuhaus ſteht nicht in Bayern, ſondern in New York Alles iſt garantiert echt
bayeriſch, — bis auf die Getränke, die hier den durſtenden Angehörigen des Prohibitionslandes
aus=
geſchenkt werden. Milch und Limonade ſind das Hofgebräu des New Yorker Hofbräuhauſes.
Der Europa=Rundflug.
Weitere Landungen in Berlin.
Berlin. In Tempelhof ſind am Mittwoch
noch folgende Europaflieger gelandet: Siebel
auf D. 6 um 10,52 Uhr, ferner die Polen
Gedg=
wod auf O. 1 und Wieckowſki auf P. 4. Um
11,25 landete der Europarundflieger v.
Wal=
dau auf C. 6, dem um 11,20 Uhr Freiherr
v. Freiberg auf C. 3 folgte. — Dr. King auf
F. 1 iſt bei Freienwalde notgelandet. Bei der
Notlandung wurden der Rumpf, die Fläche und
die Räder des Flugzeuges gebrochen.
Am frühen Nachmittag ſind eingetroffen die
Deutſchen Spengler auf D. 5 und Benz auf
E. 1. Aus Warſchau wird gemeldet, daß der
Führer O. 6 erkrankt iſt. Ueber die Fortſetzung
des Fluges iſt noch nicht entſchieden.
Hirth und Weller auf Island gelandet.
Berlin. Wie aus Reykjawik berichtet wird,
ſind die deutſchen Flieger Hirth und Weller, die
ſich mit einem Leichtflugzeug auf einem
Etappen=
flug nach Amerika befinden, am Dienstag in
Kaldadarnes an der Südküſte von Island glatt
gelandet.
„R. 100” im Sturm.
London. Nach hier eingetroffenen
Funk=
ſprüchen von Bord des Luftſchiffes „R. 100”
ge=
riet das Luftſchiff beim Verlaſſen der iriſchen
Küſte in einen Sturm, der es weit vom Kurſe
abtrieb. Später hat ſich jedoch das Wetter
ge=
beſſert. Die letzten Wetterberichte beſagen, daß
das Luftſchiff bis zur Küſte von Neufundland
günſtige Wetterbedingungen finden werde. Ueber
Neufundland iſt dann Nebel zu erwarten.
„R. 100” hat die Hälfte des Weges zurückgelegt.
Das Luftſchiff „R. 100” hatte am Mittwoch
nachmittag mehr als die Hälfte des Weges
zu=
rückgelegt. Das Luftſchiff gab ſeinen letzten
Standort um 13 Uhr Londoner Zeit mit 54 Grad
40 Min nördlicher Breite und 39 Grad 20 Min.
weſtlicher Länge an. Die
Durchſchnittsgeſchwin=
digkeit betrug zu dieſer Zeit 110
Stundenkilo=
meter. Der Flug iſt bisher völlig befriedigend
verlaufen. Auf dem Atlantiſchen Ozean tauſchte
das Luftſchiff mit zwei engliſchen Ozeandampfern,
der „Auſonia” und der „Caledonia” Grüße aus.
Mit der Landung in Montreal wird für
Freitag gerechnet.
Aus dem italieniſchen Erdbebengebiel.
Neapel, 30. Juli.
In der vergangenen Nacht hatte ſich in Neapel
das Gerücht verbreitet, daß ein neues Erdbeben
bevorſtehe. Frauen und Kinder ſtrömten in
Maſ=
ſen auf die Straßen und Plätze. Man ſchritt zur
Verhaftung zahlreicher Perſonen, die das Gerücht
in Umlauf gebracht hatten. Die Polizei
ver=
haftete auch einen Eiſenbahnarbeiter, der zur
Buße aufrief und durch ſeine Reden die Panik
noch vergrößerte. Um die Bevölkerung zu
be=
ruhigen, patroullierten Polizeiautos durch die
Stadt.
Die Beſchädigungen an hiſtoriſchen Gebäuden
des Erdbebengebietes wurden von Prof. Galli,
der an der Spitze des Denkmalſchutzes für die
Landſchaft Lukanien ſteht, einer Prüfung
unter=
zogen. Bei ſeinem Beſuch in Melfi ſtellte Galli
feſt, daß außer der Kathedrale auch das
Schwa=
benkaſtell Beſchädigungen erlitten hat, die aber
geringfügigerer Natur ſeien. Die
Wiederher=
ſtellungsarbeiten ſeien jedoch bei beiden
Gebäu=
den bald vorzunehmen. Schwere Beſchädigungen
hat die Kathedrale von Rapolla erlitten,
wäh=
rend die Kirche Santa Lucia weniger Schaden
erlitten hat."
Den Bewohnern des Erdbebengebiets hat der
Verkehrsminiſter freie Bahnfahrt gewährt, um
damit zu einer Entlaſtung der verwüſteten
Ort=
ſchaften beizutragen.
Die Ueberſchwemmungen in Indien.
Karatſchi. Als Folge der
Ueberſchwem=
mungen in der Provinz Unter=Sind mußte das
Gefängnis in Schikarpur geräumt und 600
Sträf=
linge nach Haidarabad gebracht werden. In
vie=
len Teilen der Stadt ſteht das Waſſer über vier
Meter hoch. Etwa 5000 Arbeiter ſind Tag und
Nacht mit der Ausbeſſerung von Dammſchäden
und Kanalbrüchen beſchäftigt. Zahlreiches Vieh
iſt verloren, die Ernte wurde an vielen Orten
vernichtet. Der Schaden wird auf annähernd eine
Million Pfund geſchätzt.
Eine Rauſchgiftſchmugglerbande verhaftet.
New York. 23 Rauſchgifthändler, Männer
und Frauen, die einer großen internationalen
Dachorganiſation angehören, ſind am Dienstag
verhaftet worden. Sie führten jährlich für viele
Millionen Dollar Rauſchgifte nach den
Vereinig=
ten Staaten ein. Die Verhaſtung erfolgte,
nach=
dem man auf dem Dampfer New York 750 Kg.
Rauſchgift entdeckt hatte.
Wilhelm Tell,
der berühmteſte der Schützen, mit Klein=Walther, F
der den durchſchoſſenen Apfel trägt.
Paſſanken haben ſich flach auf die Erde
zu legen.
Prag, 30. Juli.
Bei den großen Flieger=Manövern zwiſchen
Pardubitz und Olmütz wird ſpeziell Olmütz alle
Einzelheiten der Abwehr von Fliegerangriffen
kennen lernen. Zur Organiſierung dieſer Abwehr
durch die Zivilbevölkerung hat im Rathaus eine
große Verſammlung ſtattgefunden, bei der
feſt=
geſetzt wurde, daß bei Beginn des
Fliegeran=
griffs, der durch Sireneſignale angezeigt wird,
der geſamte Verkehr auf den Straßen ſtillgelegt
werden ſoll. Die Bevölkerung muß die nächſten
„Unterſtände”, wie Haustore, Kellerräume uſw.
aufſuchen und wo dieſe nicht vorhanden ſind,
haben ſich die Paſſanten flach auf die Erde zu
legen. Die Angriffe am Tage werden nur von
kurzer Dauer ſein, dagegen in der Nacht bis zu
einer Stunde und länger dauern. Bei den
An=
griffen müſſen ſofort alle Straßenlaternen
ge=
löſcht und die Lichter in den Wohnungen
ausge=
macht werden, ſofern die Fenſter nicht durch
Roll=
läden geſchloſſen werden können. Das Verlaſſen
der Häuſer iſt bis zum Schluß des Angriffes, was
wiederum durch Sirenenſignale bekannt gegeben
wird, verboten. Von ſeiten der Polizei wurde
bei der Beratung der Befürchtung Ausdruck
ge=
geben, daß lichtſcheue Elemente die Manöver
dazu benutzen könnten, um ihrerſeits erfolgreiche
Angriffe auf die Sicherheit des Eigentums der
Bürger zu unternehmen, doch hatten dieſe
Ein=
wände keinen Erfolg.
17 Perſonen beim Kentern eines Baggers
ertrunken.
NewYork. Auf dem Erie=See in der
Nähr=
von Dunkirk kenterte ein mit Kalkſteinen
bela=
denes Baggerſchiff. 17 Mann der Beſatzung
er=
tranken. Sechs konnten gerettet werden.
Einſt Königin, jehl Betklerin.
Exkönigin Natalie von Serbien
in glücklicheren Tagen.
Im Quartier Latin in Paris wurde eine Greiſin,
die ſich in mitleiderregendem Zuſtand befand,
von der Polizei aufgegriffen und als die frühere
Königin Natalie von Serbien identifiziert.
Na=
talie, die bereits mit 23 Jahren Königin von
Serbien war, lebte nach der Abdankung ihres
Gatten König Milans I. in Paris, nach deſſen
Tode geriet ſie immer mehr in Vergeſſenheit und
Armut, ſo daß die 71jährige Greiſin ihren
not=
dürftigſten Unterhalt in Pariſer Straßen
er=
betteln mußte.
Nummer 210
Donnerstag, den 31. Juli 1930
Seite 11
Die Nonlelbtel bchaften del Biadohen Taod
O
Die Leichtathletik bei der Studenten=Olhmpiade.
Wenn wir die Meldeliſten der Nationalverbände
durch=
blättern, begegnen wir Namen von hervorragendem internationalem
Klang.
Unſere deutſche Studentenmannſchaft ſteht vor einer ſchweren
Auf=
gabe. Ausſichten auf Sieg beſtehen für unſere Vertretung in den
Kurz=
ſtrecken, im 800 Meter=Lauf, in den Staffeln, im Speerwerfen und im
Weitſprung. Mit Körnig und Eldracher im 100 Meter= und 200 Meter=
und Danz im 800 Meter=Lauf iſt Deutſchland auf das Beſte vertreten.
Das gleiche gilt für die 4mal 100 Meter=Staffel und die Olymbiſche
Staffel. Eine Mannſchaft, die auf Körnig, Eldracher. Schuhmacher,
Metzner, Eſchenbach, Aſſeher und einige gleichgute Athleten
zurück=
greifen kann, dürfte unter normalen Umſtänden nicht zu ſchlagen ſein.
Läuft die Olympiſche Staffel mit Danz, Storz, Körnig, Eldracher, dann
iſt ihr kaum der Sieg ſtreitig zu machen. Im Speerwerfen haben wir
in unſerem deutſchen Rekordmann Weimann einen ausſichtsreichen
Kämpfer im Rennen. Ebenſo dürfte Meyer im Weitſprung
Sieges=
hoffnungen haben. Bei einer derart ausgeglichenen qualitativen
Be=
ſetzung wie ſie die W. d. St. aufweiſen, werden außer dem rein
phyſi=
ſchen Können vor allen Dingen die beſſeren Nerven von
ausſchlag=
gebender Bedeutung ſein. Wir wünſchen, daß unſere deutſche
Mann=
ſchaft bei allem Ernſt, der den Einzelnen beſeelt, die Luſt und Freude
nicht vergißt. Die Wettkämpfer brauchen Ablenkung und aute
Stim=
mung, wenn ſie leiſtungsfähig an den Start gehen ſollen.
In Paris 1928 ſiegte die deutſche Studentenmannſchaft,
nach=
dem ſie ſich erſtmalig an dieſen Internationalen Meiſterſchaften
be=
teiligte, in der Geſamtwertung, nach der jedem erſten Sieger 6 Punkte.,
jedem zweiten 5 Punkte, jedem dritten 4 Punkte uſw. angerechnet
wer=
den. Dieſes Mal in Darmſtadt dürfte bei dem weitaus beſſeren
Melde=
ergebnis eine Wiederholung nur ſchwer gelingen. Sehen wir uns
ein=
mal die Beſetzung der einzelnen Kämpfe näher an:
Im 100 Meter=Lauf liegen 40 Meldungen vor. Darunter
befinden ſich Rinkel und Glegg (England). Saviati (Italien), Yoſhioka
(Japan). Raggambi (Ungarn), Ooſthuizen (Südafrika), ſowie Körnig
und Eldracher (Deutſchland). Alle Genannten laufen Zeiten zwiſchen
10,4 und 10,8 Jekunden.
Am 200 Meter=Lauf beteiligen ſich 40 Läufer, unter denen
ſich zu den im 100 Meter=Lauf Genannten noch dAgoſtino, Piva (
Ita=
lien) und Ohſhima (Japan), ſowie Paitz und Paku geſellen. Hier liegen
die Zeiten zwiſchen 216 und 22,6 Sekunden.
34 Meldungen hat der 400 Meter=Lauf gefunden. Folgende
Namen ragen beſonders hervor; de Negri, Gigcomelli. Vianelo (
Ita=
lien), Bartl (Tſchechei), Galtier (Frankreich), O’Sullivan (Irland),
Nakadima. Niſhi (Japan), Haug (Norwegen). Parkas (Ungarn), Storz
(Deutſchland). Alle Läufer ſind in der Lage, uter 50 Sekunden zu
laufen.
Die 800 Meter=Strecke iſt mit 34 Läufern ſehr ſtark beſetzt.
Tugnoli, Cerati (Italien), Johannſen (Norwegen), Galtier. Ledue
(Frankreich) Gutterridge und Maſon (England), Yhioſhiba (Japan),
Danz, Kaßler, Lefebre. Die Zeiten ſchwanken hier zwiſchen 154 und
1,58 Minuten.
28 Läufer ſtarten über 1500 Meter. Unter ihnen ſind außer
Petkiewiez Johannſen Norwegen), Tugnoli, Swamba, Cerati
Ita=
lien), Szerb (Ungarn), Krauſe (Deutſchland), Ledue (Frankreich),
Knibbs (England).
Ueber 5000 Meter liegen 18 Meldungen vor darunter: Petkiewicz
(Polen), Stubbs und Twemlow (England). Punkko (Finnland),
Mala=
china (Italien), Dahlſtröm (Schweden), Schilgen (Deutſchland). Szerb
(Ungarn). Petkiewiez, der Beſieger Nurmis, führt dieſe
Langſtreckler=
garde mit ſeiner beſten Zeit 15,02 Minuten. Ihm iſt Stubbs dicht auf
den Ferſen.
Eine gute Beſetzung weiſen die 110 Meter Hürden auf. 30
Läufer, darunter Harper, Thring (England). Fudita Jvanaga. Oda
(Javan), Lindal (Schweden!. Marchand (Frankreich), Baros (Ungarn),
de Negri Italien), Steinhardt (Deutſchland). Dunbar (Amerika).
Die beſten Ausſichten über 400 Meter Hürden bringen de
Negri, Cumar, Italien), Jpanaga (Japan), Taylor (England), Lindal
(Schweden), Ruhter (Deutſchland) mit.
30 auserleſene Kräfte beteiligen ſich am Hochſprung. Die
be=
kannteſten ſind: Kimura, Oda (Japan), Reinikka (Finnland), Palmieri,
Ciconi (Italien). O'Callagahn (Irland), Havorſen (Norwegen), Bödoſſi
(Ungarn), Böwing, Betz (Deutſchland). Hier ſchwanken die Leiſtungen
zwiſchen 195 und 180 Meter.
Von den 32 gemeldeten Weitſpringern ſind folgende über
7 Meter geſprungen: Tolamo (Finnland) Oda, Abſhima. Nakadiima
(Japan). Balogh, Paitz (Ungarn), Tommaſi (Italien), Cooper (
Auſtra=
lien). Watten (Norwegen), Meier (Deutſchland).
Am Stabhochſpringen beteiligen ſich 20 Wettkämpfer
Aus=
ſichtsreiche Bewerber ſind: Niſhida. Oda (Japan). Koreis (Tſcheichei),
Dunbar (Amerika), Zſuffka (Ungarn). Ueber 4 Meter ſpringen Niſhida,
Koreis und Dunbar.
Fabelhaft iſt das Speerwerfen mit 27 Teilnehmern beſetzt:
Reinikka, Viiri, Sukſi (Finnland), Sumy, Oſhi, Itoh (Japan),
Pal=
mieri (Italien), Koberſtein (Tſcheichei), Wemann, Schnackertz (
Deutſch=
land) werfen alle über 60 Meter.
Im Kugelſtoßen kämpfen 25 Studenten um den Sieg. Die
bedeutendſten ſind: Daranyi (Ungarn). Dimee (Lettland) Levi und
Schönfeld (Amerika), Feldmann (Eſtland), Sievert. Weiß (Deutſchland),
Norbi (Schweden). Bacſalmaci (Ungarn), Viri und Valamo (
Finn=
land). Bei allen Gemeldeten liegt die Stoßweite zwiſchen 14 und 15.20
Meter.
Eine ſehr feine Beſetzung weiſt auch das Diskuswerfen mit
30 Wettkämpfern auf. Hervorgehoben verdienen zu werden: Feldmann
(Eſtland), Voucek (Italien) Darany, Regös Baeſalmaci 1 und 2 (
Un=
garn), Viri (Finnland), Levi. Schönfeld (Amerika), Siebert (
Deutſch=
land). Sämtliche Gemeldeten können über 43 Meter werfen.
Der Fünfkampf wird von 2. Wettkämpfern heſtritten.
Be=
kannte Athleten wie Tolamo (Finnland), Cumihoſhi, Itoh (Javan),
Dimee (Lettland) Undheim (Norwegenl. Hedberg (Schweden).
Kober=
ſtein, Dr. Chmelik (Tſchechei), Baeſalmaci, Baloah. Arany (Ungarn),
Tabai (Italien), Sievert, Weiß, Stechemeſſer (Deutſchland), Flouret
(Frankreich) ſind am Start.
Hochintereſſante Kämpfe wird es in den Staffeln geben! Elf
Nationen beteiligen ſich an der 4mal 100 Meter= 13 Nationen an der
4mal 400 Meter= und an der Olympiſchen Staffel. Der Pavierform
nach ließe ſich hier mancher Sieger feſtſtellen, wenn nicht das „
Staffel=
holz” oder das Ueberſchreiten der „Wechſelmarken” zur äußerſten
Vor=
ſicht mahnen würden.
Die Beſetzung der Studentinnenwettbewerbe iſt
ver=
hältnismäßig ſchwach ausgefallen. Es lohnt ſich deshalb nicht, an dieſer
Stelle auf ſie näher einzugehen.
Es iſt durchaus im Bereich der Möglichkeit, daß hier nicht
aufge=
führte Kämpfer ihre Nation zum Siege führen. In dem Bewußtſein,
für die Nation alles zu geben, wächſt oft der Athlet über ſeine ſonſtige
Leiſtungsfähigkeit weit hinaus.
Das ſportliche Niveau der diesjährigen Weltmeiſterſchaften der
Studenten wird gegenüber Rom und Paris einen weſentlichen
Fort=
ſchritt bringen. Aber nicht nur die ſportliche Leiſtungsfähigkeit der
Nationen ſoll hier das Ausſchlaggebende ſein, ſondern auch die
Mög=
lichkeit, im internationalen Kampf durch Ritterlichkeit und Freundſchaft
die Banden der in C.J.C. zuſammengeſchloſſenen Verbände enger zu
Ernſt Söllinger.
knüpfen.
Deutſche Hochſchul= Regakka.
Unter recht ungünſtigen Verhältniſſen wurde am Mittwoch
auf der üblichen Frankfurter Regattaſtrecke die Deutſche
Hoch=
ſchulregatta, die gleichzeitig als Ausſcheidung für die Studenten=
Weltmeiſterſchaftsregatta galt, ausgetragen. Starker Gegenwind,
hoher Wellengang und ſpäter auch Regen beeinträchtigten die
Durchführung ſehr. Hinzu kam, daß ſich auch die Flußſchiffahrt
ſtörend bemerkbar machte, da die Rennſtrecke nicht geſperrt werden
konnte. Die Ergebniſſe der einzelnen Rennen waren:
Ausſcheidungsrennen.
Zweier ohne Steuermann: kampflos für Heidelberger R.8
Vierer ohne Steuermann: 1. Univerſität Frankfurt 8,25 Min.
2. Techniſche Hochſchule Dresden 8.41 Min, Frankfurt lag
be=
reits klar in Führung, als Dresden 50 Meter vor dem Ziel
abſtoppen mußte, weil ein Dampfer in ſeine Fahrrinne
ge=
kommen war.
Die Führer der franzöſiſchen Abordnung.
Von links nach rechts: Mſrs. Dr. Chappert, Vorſitzender der
franzöſiſchen Studentenunion. — Avé, Leiter der Delegation und
Mitglied des franzöſ. Olympiſchen Komitees. — Philippon,
Sportkommiſſar der C.J.E.
Die Führer der italieniſchen Delegation.
Von links nach rechts: Dr. Mario Borghi, Führer der zentralen
Univerſitätsgruppe für Bologna. — Dr. Mario Saini,
Haupt=
führer der zentralen Univerſitätsgruppe der Fasciſtenpartei. —
Civo Veratti, Weltmeiſter im Fechten.
(Photos: Weißgerber=Darmſtadt.)
Die Meldungen zur Weltmeiſterſchaft.
Für die Weltmeiſterſchaftsregatta der Studenten hat
Deutſch=
land die folgenden Meldungen abgegeben: Einer Weimar (
Düſſel=
dorf) oder v. Düſterloh (Magdeburg); Doppelzweier: v.
Düſter=
loh Butzh (Alt Werder Magdeburg); Riemenzweier: Wild Friſch
(Heidelberger R.K.); Vierer ohne Steuermann; Univerſität
Frankfurt: Vierer mit Steuermann: AR.C. Berlin oder
Univer=
ſität Münſter: Achter: AR.C. Rhenus Bonn.
Techniſche Hochſchule Darmſtadt gegen
Italien (kombinierk).
Fußball: heuke 16 Uhr im 98er Stadion.
Heute, Donnerstag. 16 Uhr. findet auf dem Stadion des
Sport=
vereins 1898 am Böllenfalltor ein intereſſantes Fußballſviel ſtatt: es
iſt dem Studentenamt für Leibesübungen gelungen, die italieniſche
Nationalmannſchaft zu einem Spiel gegen die erſte Fußballmannſchaft
der Techniſchen Hochſchule zu verpflichten. Die Italiener treten zwar
nicht mit ihrer vollſtändigen Nationalelf an, ſondern mit 8
Rebräſen=
tativen, die durch drei Darmſtädter Spieler zu einer Mannſchaft
er=
gänzt werden. Der Beſuch des Spieles wird ſich daher lohnen; um
ſchon einen Vorgeſchmack von dem zu erhalten, was kommenden
Sonn=
tag bei dem Spiel Deutſchland—Italien in Fülle geboten werden wird.
Der Eintritt iſt frei!.
Die Hochſchulmannſchaft ſpielt in folgender Aufſtellung:
Frion
Chriſt
Schwarz
Behling
Fürſt
Müller
Seeliger Wirl Botzong
Dickel
Würtz
Vierer mit Steuermann: 1. A.R.C. Berlin 9.19 Min. 2.
Univer=
ſität Frankfurt 10.30,2 Min. — Univerſität Münſter und
Uni=
verſität Breslau mußten bei 1500 Meter aufgeben, weil bei
dem hohen Wellengang und dem Regen die Boote voll Waſſer
gelaufen waren. Auch das Frankfurter Boot lief Gefahr, zu
verſacken. Es war alſo ein irreguläres Rennen.
Einer: 1. Wolfgang Weimar (Düſſeldorfer R.V. 80) 9.48,4 Min.
2. Karlheinz Friſch (Heidelberger R.K.) 10.30,2 Min.
Achter: 1. A.RC. Rhenus Bonn 7.24 Min., 2. AR.C. Berlin
7.28,8 Min. 3. Univ. Breslau 7.34,2 Min. 4. Univ. Frankfurt
7.48,4 Min.
Bei der weſtdeutſchen Zuverläſſigkeitsfahrt,
die von Freitag bis Sonntag der vergangenen Woche über 1550
Kilometer auf zum Teil, zweitklaſſigen Straßen der Eifel, der
Moſelberge und durch den Hunsrück ohne Fahrerwechſel
ausgetra=
gen wurde, blieben die Darmſtädter Konkurrenten, Frau
Anne=
marie Gaſtel auf D. K.W.=Sport und Herr Fritz Hedderich
auf B.M.W., in der Klaſſe bis 750 Kubikzentimeter
ſtrafpunkt=
freie Sieger.
Frl. Heublein=Elberfeld iſt die wirkliche Inhaberin, des am
Samstag in London aufgeſtellten Weltrekords, im Kugelſtoßen
von 13,26 Meter. Das igliſche Kampfgericht hatte ihre
Start=
nummer mit der von Frl. Flinſcher=Frauzfurt a. M. verwechſelt.
Skiläufer auf dem Großen Woog.
Ein neuer Waſſerſpork.
Wie angekündigt, zeigten geſtern abend 5 Uhr im Großen
Woog die beiden Vorkämpfer für Waſſerſki, Prof. Mitter=
Wien, Präſident des öſterreichiſchen Sportlehrerverbandes und des
öſterreichiſchen Waſſerſkiklubs, und der Sportwart des Wiener
Waſſerſkiklubs H. F. Hirſch, vor einem zahlreichen Publikum
Proben ihrer Kunſt. Da die beiden Herren pünktlich begannen,
kam ein Teil der Zuſchauer, die mit der üblichen viertelſtündigen
Wartezeit gerechnet hatten, um den Anſchauungsunterricht. Für
die zahlreichen Waſſerſportler war es recht ſpannend, was die
bei=
den Wiener Gäſte zeigten. Mit ihren Skis — faltbootähnlich,
2.80 Meter lang, mit der üblichen Skibindung und „Gummi=
Strümpfen” — zeigten ſie die Technik des Waſſerſkilaufes, die nicht
beſonders ſchwierig iſt. Am Boden der Skis befinden ſich mehrere
nach rückwärts aufklappende Floſſen, die auf ſtehendem Waſſer
zur Fortbewegung dienen, während ſie im ſtrömenden Waſſer
ge=
wiſſermaßen als Unter=Waſſer=Segel zuſätzliche Kraft vermitteln.
Die Vorführungen des Laufens mit und ohne Paddel, das
Auf=
ſtehen nach ſeit= und rückwärtigen Stürzen. Drehſchwünge unter
Waſſer waren recht eindrucksvoll. Sie machten glaubhaft, daß die
Waſſerſkis eine ſportliche Bereicherung der Waſſerſpiele
dar=
ſtellen. Wir können uns eine Bereicherung des Programms von
Waſſerſportfeſten durch die verſchiedenen
Anwendungsmöglich=
keiten des Waſſerſkis (Polo, Waſſerball uſw.) ſehr wohl vorſtellen.
Für die Beliebtheit dieſes neuen Sportgerätes iſt es bezeichnend,
daß allein der Wiener Waſſerſkiklub mehr als 80 Mitglieder
um=
faßt, die bereits die Donau bis zu ihrer Mündung „abgelaufen”
haben. In Paris, London und Hamburg fanden die Waſſerläufer
lebhaften Beifall. Sie gehen heute den Rhein hinunter bis zum
Niederwalddenkmal, wo ſie als Gruß der öſterreichiſchen
Waſſer=
ſportler an das befreite Rheinland einen Kranz niederlegen
wer=
den. Die Waſſerſkis werden zurzeit nur von der Hy Ski=Neptun=
Geſ. in Wien hergeſtellt und koſten etwa 160 RM. Die ganze
Fahrten=Ausrüſtung geht in einen normalen Wanderruckſack und
wiegt nur 14 Kg. Eine Berliner Firma verhandelt zurzeit über
die ſerienweiſe verbilligte Herſtellung für Deutſchland, wo ſich
namentlich Reichswehr und Waſſerpolizei ſtark für das Gerät
in=
tereſſieren. In Hamburg halten Prof Mitter und Sportwart
Hirſch ab 10. Auguſt einen Ausbildungskurſus für die Polizei und
den Deutſchen Kanuverband. Es iſt anzunehmen, daß ſich
allmäh=
lich die Zahl der ſportlichen Waſſerläufer auf den deutſchen
Ge=
wäſſern vervielfachen wird, was Prof. Mitter und ſeinen
be=
geiſterten Anhängern zu danken ſein wird, wenn wir uns auch
erinnern, daß bereits vor dem Kriege „Waſſerläufer” und „
Waſſer=
treter” von ſich reden machten.
Handball im Odenwaldgau der 9.T.
Ergebniſſe vom Sonntag, den 77. Juli 1930:
Erbach 1. — Polizei Frankfurt 1. 3:9 (1:5): Steinbuch 1. —
König 1. 3:8 (1:6); Steinbuch 2. — König 3. 3:8 (2:6): Habitzheim 1.
Zell 1. 0:3 (:1), Zweite Mannſchaften 2:3 (0:2); Langſtadt 1. —
Altheim 1. 2:1 (1:0), Zweite Mannſchaften 4:1 (2:0); Richen 1. —
Heubach 1. 4:1. Zweite Mannſchaften 6:1; Klein=Zimmern 1. —
Gun=
dernhauſen 1. 2:6. Zweite Mannſchaften 0:1: Mümling=Grumbach 1.—
Steinbach 1. 7:5 (4:1): Spachbrücken 1. — Lengfeld 2. 6:3 (2:2): Klein=
Umſtadt komb. — Michelſtadt 2. 2:0 (1:0): Nieder=glingen Jad. —
Schlierbach 1. 3:3 (2:0); Groß=Zimmern Jad. — Reinheim Jugend
3:0 (1:0).
Anläßlich des Eulbacher Marktes hatte ſich bekanntlich Erbach den
Kreismeiſter, Polizei Frankfurt verbflichtet. Ueber das flotte Sbiel
haben wir bereits berichtet. König blieb mit beiden Mannſchaften in
Steinbuch ſicherer Sieger. In Habitzheim iſt Zell beſſer und ſiegt
ver=
dient. Langſtadt iſt in beiden Spielen zeitweiſe ſehr überlegen. Einige
Durchbrüche Altheims ſind gefährlich, werden aber von den guten
Tor=
wächtern Langſtadts unſchädlich gemacht. Die Ehrentore der
Gäſtemann=
ſchaften waven verdient. Richen hatte Heubach zu Gaſt. Beide
Mann=
ſchaften lieferten ein ausgeglichenes Spiel, das der beſſere und
durch=
ſchlagskräftigere Sturm entſchied. Die 2. Heubachs iſt körperlich
ſchwächer. Auch dieſes Spiel war ausgeglichen, und nur die ſchwache
Hintermannſchaft der Gäſte verſchuldete die hohe Niederlage. Klein=
Zimmern ſpielte gegen Gundernhauſen in der erſten Halbzeit überlegen,
konnte aber nicht zu Erfolgen kommen. Die zweite Hälfte war
ausge=
glichen. Im Spiel der 2, waren die Gäſte überlegen. Die harte
Spiel=
weiſe Klein=Zimmerns verhinderte aber weitere Erfolge. Mümling=
Grumbach lieferte gegen Steinbach einen überaus harten Kampf und
ging mit Beginn in Führung. Durch unnötige Härte war es während
der erſten Hälfte überlegen. Nach der Pauſe war Steinbach beſſer und
konnte ein ehrenvolles 7:5 erzielen. Spachbrücken ſiegte nach
ausge=
glichenem Spiel der erſten Halbzeit durch beſſere Leiſtungen nach der
Pauſe. Michelſtadts 2. ſpielte in Klein=Umſtadt das ſchönere Spiel.
Klein=Umſtadt komb, war aber wuchtiger und ſchußſicherer und blieb
Sieger. Nieder=Klingens Jugend ging mit dem Anwurf in Führung.
Schlierbach fand ſich bis zur Halbzeit nicht zuſammen. Nach der Pauſe
fiel Nieder=Klingen ab und wurde hart. Schlierbach dagegen beſſer und
war dauernd überlegen. Groß=Zimmerns Jad, ſpielte zum erſten Male
und blieb nach wuchtigem Spiel durch die beſſere Läuferreihe mit 3:0
Sieger.
Tade. Darmſtadt 1846 — A. T. p. Alemannia.
Für Donnerstag. 19 Uhr, hat ſich die 1. Elf der 46er die
ATV. Alemannia als Gegner ausgeſucht. Die augenblicklich gute Form
der Leute vom Woogsplatz und die ſtämmige Gäſte=Elf garantieren für
ein hochwertiges Spiel. Die Turnelf will auch in dieſem Spiel ihren
glänzenden Siegeszug der letzten Zeit durch einen neuen in ſchönem
Stil errungenen Erfolg fortſetzen. Wird es den Studenten gelingen.
Einhalt zu bieten?.
Tennis.
Cambridge Univerſity — Mannheim 3:2.
Klopfer=Kleinlogel ſchlagen Dower=Magrane.
Bei dem Klubkampf zwiſchen Mannheim und der Cambridge
Uni=
verſity gab es im Herren=Doppel eine Ueberraſchung, als es Klopfer=
Kleinlogel gelang, die Engländer Dower=Magrane durch vorzügliches
Spiel von Klopfer mit 6:3, 6:4 zu ſchlagen. Im zweiten Doppel
muß=
ten ſich Dr. Buß=Ofan und Malfroy=Ritchie ir. beim Stand von 11:9,
3:6 für Mannheim, wegen einbrechender Dunkelheit trennen. In einem
Exhibitionstreffen gelang es den Engländern DowerMagrane, das
ita=
lieniſche Doppelpaar De Stefani=Del Bono mit 8:6, 6:4 zu ſchlagen.
Der Klubkampf zwiſchen Mannheim und Cambridge endete alſo 3:9 für
die Engländer. Kleinlogel ſiegte im Einzel gegen Magrane 6:4, 6:1.
während die übrigen Einzel an die Engländer fielen.
Auſtraliens Daviseupſpieler in Frankfurt.
Froitzheim ſchlägt Crawford.
Auf ihrer Reiſe nach Berlin, wo ſie am Wochenende mit
Deutſch=
land und Japan einen Dreiländerkampf austragen, machten
Auſtra=
liens Daviseupſpieler in Frankfurt Station. Mit Ausnahme einer
Begegnung brachten die Gäſte aus Ueberſee alle Kämpfe an ſich. Den
einzigen Punkt für die Main=Heſſiſche Mannſchaft rettete Altmeiſter
Froitzheim, der einen glänzenden 6:3 3:6 7:5=Sieg über den
auſtrali=
ſchen Meiſter Crawford erzielte. Auch im Doppel bot Froitzheim mit
Oscar Kreutzer eine recht gute Leiſtung. Die beiden Tennisveteranen
wurden erſt nach tapferer Gegenwehr von Crawford Moon 7:5 3:6 6:3
geſchlagen. — Weitere Ergebniſſe: Sato (Japan)—Hehydenreich Berlin)
6:4 8:10 8:6: Moon Auſtralien)—Osear Kreutzer Wiesbaden) 3:6 6:4
60; Willard Auſtralien)Erwen (Frankfurt) 6i3 8:1: Willard/Sato—
Erwen/Hetdenreich.
Bei den Pferderennen zu Krefeld, am Mittwoch wurden im
Samt= und Seide=Preis (Ehrenpreis und 5000 Mark) über 2000
Leter Sieger 1. Geſt. Mydlinhovens Hohenſyburg (Bug);
2. Nobelmann; 3. Meiſterpolier. Ferner Avitus, Cſampas, Porto
Flip, Audi. Toto: 36, Platz: 14, 18. 1—3 Lg.
Nummer 210
Donnerstag, den 31. Juſi
Beſchlüſſe des Zink=Karkells.
Anſteilung der Welkprodukkion.
Das Zink=Kartell hat folgenden Beſchluß gefaßt: „70 Prozent der
WeltFroduktion bleiben für europäiſche ud 30 Prozent den übrigen
Ländern reſerviert. Die Preiſe werden je nach der Marktlage feſtgeſetzt
werden, jedoch ſo, daß für Außenſeiter eine Konkurrenz unmöglich
ge=
macht wird. Es wird ein Geldfonds geſchaffen werden, mit deſſen Hilfe
die einzelnen Mitglieder des Kartells, die ſich evtl. zu Preisnachläſſen
entſcheiden müſſen, entſchädigt werden ſollen. Das neue Abkommen gilt
für zwei Jahre.
Die Akkiengeſellſchafken im Juni 1930.
Im Juni 1930 wurden laut „Wirtſchaft und Statiſtik” 21
Aktien=
geſellſchaften mit einem Nominalkapital von insgeſamt 10 Mill. RM.
gegründet; 4 Mill. RM. wurden durch Sacheinlagen aufgebracht. Acht
Millionen Reichsmark entfallen auf drei Millionen=Geſellſchaften. Im
Berichtsmonat wurden 43 Kapitalerhöhungen um insgeſamt 33,7 Mill.
RM. vorgenommen; auf Sacheinlagen und Fuſionen entfielen hiervon
15,1 Mill. RM. Hauptbeteiligt iſt die Preußiſche Pfandbrief=Bank, die
ihr Kapital um 11 Mill. RM. zur Aufnahme der Preußiſchen Zentral=
Bodenkredit=A. G. erhöhte. Im Juni wurden 15 Kapitalherabſetzungen
um insgeſamt 23,3 Mill. RM. vorgenommen; hiervon waren vier mit
Kapitalerhöhungen um insgeſamt 1,9 Mill. RM. verhu Auf die
Deutſche Schiffs= und Maſchinenbau A.G. in Bremen entfallen
anläß=
lich der Sanierung durch Einziehung der von der Geſellſchaft
angekauf=
ten Aktien 11 Mill. RM. Aufgelöſt wurden im Monat Juni insgeſamt
47 Geſellſchaften mit einem Nominalkapital von 39,6 Mill. RM.; davon
elf Geſellſchaften mit einem Kapital von 9,7 Mill. RM. durch
Kon=
kurseröffnung. Aufgelöſt wurde u. a. die Preußiſche Central=
Boden=
kredit=A. G. (18,2 Mill. RM.). Der Kapitalbedarf der
Aktiengeſellſchaf=
ten im erſten Halbjahr 1930 betrug 314 Mill. RM.; er überſteigt damit
den Kapitalbedarf des zweiten Halbjahres 1929 (268 Mill. RM.), bleibt
aber hinter dem des erſten Halbjahres 1929 (694 Mill. RM.) ganz
er=
heblich zurück.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Gutachtliche Stellungnahme des Reichswirtſchaftsrates zur Frage der
Verhütung unwirtſchaftlicher Preisbindungen. Der
Reichswirtſchafts=
miniſter hat den Reichswirtſchaftsrat unter Hinweis auf Artikel 5 der
Notverordnung, der die Ermächtigung der Reichsregierung enthält,
Maßnahmen zur Verhütung unwirtſchaftlicher Preisbindungen zu
tref=
fen, erſucht, alsbald in eine Erörterung der für die Anwendung der
Verordnung maßgebenden Geſichtspunkte einzutreten. Beſonders ſoll
ſich der Reichswirtſchaftsrat zu der Frage äußern, ob bei der
gegen=
wärtigen Wirtſchaftslage die volkswirtſchaftlichen Nachteile von
Preis=
bindungen deren Vorteile für die Geſamtwirtſchaft derart überwiegen,
daß es notwendig erſcheint, bis zur Ueberwindung der kriſenhaften
Zu=
ſtände auf Preisbindungen jeder Art zu verzichten oder anſtelle der
Preisbindungen nur unverbindliche Richtpreiſe zuzulaſſen, weiter zu der
Frage, ob es ſich gegebenenfalls empfiehlt, die Preisbindungen auf
ſol=
chen Gebieten aufzuheben, auf denen preisgebundene Unternehmungen
unter dem Druck der allgemeinen Wirtſchaftslage oder ihre: beſonderen
Betriebsverhältniſſe die feſtgeſetzten Preiſe unter Umgehung der
Bin=
dungen nicht einhalten oder in einzelnen Fällen die Bindungen auf
un=
ungemeſſen hohe Preiſe und Preisſpannen aufzuheben. Schließlich ſoll
der Reichswirtſchaftsrat ſich darüber äußern, ob es ſich empfiehlt, ſoweit
eine allgemeine Aufhebung von Preisbindungen nicht notwendig oder
nicht möglich iſt, die Preisbindung von Angehörigen der nächſten
Wirt=
ſchaftsſtufe aufzubeben.
* Ausländiſche Boykottbewegung gegen Deutſchland. In
Holland und Dänemark iſt ſeit einiger Zeit eine gegen Deutſchland
gerichtete Boykottbewegung feſtzuſtellen. Namentlich die
hollän=
diſchen Molkereivereinigungen haben an ihre Mitglieder ein
Rundſchreiben erlaſſen, in dem ſie die Behauptung aufſtellen, daß
durch die geplante Erhöhung des deutſchen Butterzolles auf
fünf=
zig Mark die auch Holland zugute kommende Meiſtbegünſtigung
umgangen wird. Infolgedeſſen werden alle Mitglieder
aufgefor=
dert, in Deutſchland keinerlei Waren mehr zu beſtellen. Auf das
Vorgehen der Molkereivereinigungen iſt es auch zurückzuführen,
daß eine große deutſche Firma, die ſich um Aufträge fürdie
Trocken=
legung der Zuider=See beworben hat, nach anfänglich guten
Ver=
handlungen plötzlich übergangen wurde. Die Aufträge gingen nach
England. Die Erregung der Holländer iſt völlig unberechtigt. Sie
rührt daher, daß der deutſche Butterzoll, der im finniſchen
Han=
delsvertrag auf ſieben Jahre gebunden iſt, auf fünfzig Mark
er=
höht werden ſoll. Die Verhandlungen darüber haben ſich aber ſehr
ſchwierig geſtaltet, infolgedeſſen haben ſich die
Privatorganiſatio=
nen eingeſchaltet, um einen Ausweg zu finden und uns vor allem
in der Richtung entgegenzukommen, daß auf die ſiebenjährige
Bin=
dung verzichtet wird. Die Verhandlungen mit den finniſchen
Or=
ganiſationen haben ſich in letzter Zeit aber ſo ungünſtig geſtaltet,
daß vorläufig mit einer Erhöhung des Butterzolls auf fünfzig
Mark nicht zu rechnen iſt.
Hanſa=Lloyd=Werke.. Im Januar 1930 wurde bekanntlich
Zu=
ſammenlegung des A.=K. von 10:1 auf 540 000 und Wiedererhöhung
auf 3 Mill. RM. beſchloſſen. Die vorgelegte Bilanz per Ende 1929
zeigt bereits dieſe Kapitalhöhe. Es ergab ſich ein Sanierungsbuchgewinn
von 5,88 Mill., davon wurden verwendet 3,25 Mill. zur Deckung des
Betriebsverluſtes und zu Abſchreibungen auf Vorräte und Forderungen,
1,01 zu Abſchreibungen auf Anlagen und 1,62 zur Deckung der
Ge=
ſchäftsunkoſten für 1929. Laut Bericht war das Jahr der zweiten
Sa=
nierung ſehr ungünſtig. Es herrſchte eine ſtarke Abſatzkriſe und
Preis=
rückgang, ſo daß Mangel an flüſſigen Mitteln eintrat.
Produktions=
programm und Herſtellungsmethoden mußten geändert werden. Die
Bewertung der Vorräte und Einrichtung wurde den tatſächlichen
Ver=
hältniſſen angepaßt. Ueber die im November durchgeführte Fuſion mit
der Hanſa=Automobilwerke A.=G. Varel wird nichts berichtet,
Melallnotierungen.
Die Berliner Metall=Termine vom 30. Juli ſtellten ſich für
Kupfer: Juli 94 (98) Auguſt 95,25 (95,50), September 95
(95,50), Oktober 94,75 (95,50) November, Dezember, Januar,
Fe=
bruar, März, April, Mai 95 (95,50), Juni 95,25 (95,25). Tendenz:
abgeſchwächt. Für Blei: Juli 35 (37). Auguſt 35 (36)
Sep=
tember 35 (35,75), Oktober November, Dezember 35,25 (35,75),
Januar, Februar, März, April 35,25 (35,50), Mai, Juni 35,50
(35,75). Tendenz: luſtlos. Für Zink: Juli 31 (33), Auguſt
32 (32.25), September 32 (33), Oktober 32,50 (33,50), November
33 (34), Dezember 33 (34,25), Januar 33 (34), Februar 34 (34,50),
März 34,25 (35), April 34,25 (35,50), Mai 35 (35,75), Juni 35,25
(35,75). Tendenz: ſchwächer. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld,
die in Klammern Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichken
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 30. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 83½, September 85½, Dezember 90¾,
März 1931 95½; Mais: Juli 85½, September 84½, Dezember 79,
März 1931 81½; Hafer: Juli 32½, September 35, Dezember 38½4,
März 1931 40½; Roggen: Juli 50½, September 52½, Dezember
58½, März 1931 63½.
Schmalz: Juli 9,80, September 9,825. Oktober 9,85.
De=
zember 9,40.
Leichte Schweine 9,55—9,85, ſchwere Schweine 8,50—9,00;
Schweinezufuhren in Chicago 12 000, im Weſten 67 000.
Chicago Baumwolle: Oktober 12,50, Dezember 12,66.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 30. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 10,55; Talg: extra loſe 5½.
Getreide. Weizen: Rotwinter neue Ernte 96½, Hartwinter
93½; Mais: loco New York 97½; Mehl: Spring wheat clears
4.90—5.15; Fracht nach England (in sh und d) 1,6—2,3, nach dem
Kontinent (in Dollarcts.) 7—9.
Kakao; Tendenz ſtetig, Umſätze 58, loco 8½; Auguſt 8.03,
Oktober 8.23, Dezember 8.13, Januar 1931 8.21, März 8.38,
Mai 8.55.
Frankfurter und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 30. Julf.
Auch heute war die Umſatztätigkeit infolge der Orderloſigkeit
weiter=
hin ſehr gering. Auch die Kuliſſe ſchritt nur in beſchränktem Umfang
zu Deckungen, da die ſchwache geſtrige New Yorker Börſe und die
un=
günſtige Situation der Metallinduſtrie zur Zurückhaltung mahnten.
Die Grundſtimmung der Börſe war aber nicht unfreundlich. Das
Ar=
beitsbeſchaffungsprogramm der Reichsbahn fand Anklang. Gegenüber
der geſtrigen Abendbörſe waren die Kurſe zumeiſt gut behauptet,
teil=
weiſe ergaben ſich leichte Kurserholungen; ſchon kleinſte Nachfrage
führte dazu. Etwas mehr in den Vordergrund traten am Kalimarkt
Aſchersleben und Salzdetfurth, die bis zu 1,5 Prozent, und
Weſter=
egeln, ſogar 3,75 Prozent, höher eröffneten. Am Chemiemarkt waren
J.G. Farben behauptet, während Deutſche Erdöl 1,5 Prozent feſter
lagen. Auch am Elektromarkt war die Umſatztätigkeit nicht groß. Etwas
höher waren A.E.G. und Siemens. Geſ. für El. gaben 1 Prozent
nach. Schuckert und Licht u. Kraft gehalten. Am Montanmarkt war
die Kursgeſtaltung nicht ganz einheitlich. Buderus traten mit plus
1,5 Prozent etwas hervor. Banken eröffneten unverändert. Von
Kunſtſeideaktien beſtand für Bemberg mit plus 2 Prozent etwas mehr
Intereſſe, dagegen lagen aber A.K.U. etwas gedrückt. Deutſche
Lino=
leum zogen um 3,5 Prezent an. Am Rentenmarkt waren Schutzgebiete
angeboten und etwas ſchwächer; von Ausländern waren Türken leicht
gebeſſert. Im Verlaufe blieb das Geſchäft klein. Auf vereinzelte
Ab=
gaben und unter dem Druck der Orderloſigkeit gaben die Kurſe um
Bruchteile eines Prozentes gegen Anfang nach. Gegen Schluß der
Börſe machte ſich jedoch wieder einiges Deckungsbedürfnis geltend und
die Kurſe konnten ſich wieder auf Anfangsniveau erholen. Am
Geld=
markt war Tagesgeld im Zuſammenhang mit dem Monatsende mit
4 Prozent angeſpannter. Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen
Dollar 4.1844, gegen Pfunde 2,37¾, London-Kabel 4.8696, —Paris
123.75, —Mailand 92.94, —Madrid 43.35, —Schweiz 25.05½, —
Hol=
land 12.094/g.
Bei ſtillem Geſchäft zeigte die Abendbörſe behauptete Kurſe.
Der bisher glatte Verlauf des Ultimos trägt weſentlich zur
Beruhi=
gung bei. Im Verlauf blieben die Kurſe widerſtandsfähig und
be=
hauptet.
Berlin, 30. Juli.
Wie ſchon am Vortage herrſchte auch zu Beginn der heutigen Börſe
ſeitens der Spekulation ſtärkere Zurückhaltung und der
Geſchäfts=
umfang war äußerſt klein. Die Tendenz wurde nach dem freundlichen
Verlauf der geſtrigen Abendbörſe wieder unſicher. Den ſchwachen
Aus=
landsmeldungen, der verſchärften Lage in der Metallinduſtrie, der
Un=
ſicherheit hinſichtlich des Ausganges des Wahlkampfes und eventuellen
Befürchtungen für den Zahltag ſtand das günſtig kommentierte
Arbeits=
beſchaffungsprogramm der Reichsbahn gegenüber. So war die
Kurs=
entwicklung zwar keine ganz einheitliche, die erſten Notierungen lagen
aber im allgemeinen doch gut behauptet, da nur unbedeutend. Ware
herauskam. Der Geldmarkt zeigte zum Ultimo weiter angeſbannte
Tendenz. Tagesgeld ſtellte ſich auf 4 bis 6 Prozent.
Broduktenberichke.
Frankfurter Produktenbericht vom 30. Juli. Die heutige
Getreide=
börſe verlief in ruhiger Haltung. Die Preiſe waren zumeiſt gut
be=
hauptet. Nur Mehle und Kleie gaben bis zu einer halben Mark nach.
Es notierten Weizen neuer Ernte 275—276,50, Roggen neuer Ernte
175, alter Ernte 185, Hafer inländ. 182,50—185, Weizenmehl ſüdd. 43,50
bis 44,25, do. niedrrhein. 43,25—44,00, Roggenmehl 2650—27,50,
Weizen=
kleie 8,00, Roggenkleie 8,25—8,50.
Berliner Produktenbericht vom 30. Juli. Auf Grund der erneut
ſchwachen Auslandsmeldungen blieben die Käufer im Vormittagsverkehr
zurückhaltend. Da jedoch andererſeits auch das Inlandsangebot,
nament=
lich von Weizen zur ſofortigen Lieferung, ſich verringert hat und bei
Börſenbeginn wieder regneriſches Wetter eintrat, war die
Grundſtim=
mung nur für Weizen zur ſpäteren Lieferung ſchwächer. Am
Liefe=
ungsmarkt zeigte ſich in den Juliſichten einige Deckungsnachfrage, ſo daß
die Eröffnungspreiſe 1,5 Mark über den geſtrigen Schlußpreiſen lagen.
Weizen auf ſpätere Lieferung verlor 1 bis 1,5 Mark, Roggen lag ſtetig.
wobei allerdings wieder Interventionen zu beobachten waren. Das
Promptgeſchäft geſtaltete ſich bei wenig veränderten Preiſen infolge des
mäßigen Angebotes ziemlich ſchleppend. Am Mehlmarkte iſt keine
Be=
lebung zu verzeichnen. Hafer ſcheint namentlich in feinen Qualitäten
etwas beſſer gefragt. Winter= und Sommergerſte ausreichend offeriert,
auf Untergebote für feine Sorten erfolgen jedoch nur vereinzelt Zuſagen.
Vom Holzmarkt
ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die Kriſis iſt noch nicht beendet.
Ob ſie, ſoweit der Holzmarkt — Sägewerksinduſtrie,
Platzholz=
handel und verarbeitendes Holzgewerbe — in Frage kommt, den
Höhepunkt erreicht hat, iſt nicht ſicher. Die andauernden
Meldun=
gen von Zuſammenbrüchen beunruhigen weitere Kreiſe.
Neuer=
dings iſt die Inſolvenz der Oberſchleſiſchen Holzinduſtrie
Aktien=
geſellſchaft der Zahlungseinſtellung des Grünfeld=Holzkonzernes
gefolgt, deſſen Gründer in der Holzwirtſchaft eine führende
Stel=
lung gehabt hat. Dieſen Unternehmungen haben die Beziehungen
zum polniſchen Produktionsgebiet ein Ende bereitet. Es hat ſich
allmählich herausgeſtellt, daß die großen Waldgeſchäfte in Polen
im allgemeinen während der Nachkriegszeit ſich ſehr ungünſtig
ab=
wickelten und ſtatt der erwartenden Gewinne große Verluſte
er=
gaben. Nicht ſelten mußten zwecks Durchführung trotz beſtehenden
feſten Kaufverträgen nachträglich erhebliche Preiszulagen von den
deutſchen Käufern zugebilligt werden. — Im Freiſtaat Sachſen
geht das Geſchäft ſchlecht. Die Preiſe für öſtliche Stammkiefer
leiden unter den direkten Angeboten der Sägewerke. Die Läger
ſind allerdings klein. Einige Einkäufe ruſſiſcher Stammkiefer mit
70 v. H. I. Klaſſe zu 107—108 Mark, Parität Schneidemühl=Kreuz
wurden bekannt. Groß waren die Umſätze nicht. Die
Möbelindu=
ſtrie iſt nirgends gut beſchäftigt. Nach Zopfkiefer liegt wenig
Nachfrage vor. Auch hierfür ſind die Preiſe etwas weichend.
Bau=
holzzopf wird reichlich, Waſſerholzzopf dagegen weniger
angebo=
ten. Im Klaviergewerbe herrſchen nach wie vor kataſtrophale
Zuſtände. Es ſind keine Umſätze zu erzielen, und es iſt auch keine
Nachfrage zu erwarten. Die Klavierproduktion geht dauernd zurück.
Es iſt auch in der ſonſtigen Muſikinſtrumenteninduſtrie kaum etwas
zu tun. — Der Bauholzmarkt iſt vollkommen verworren. Koniſch
beſäumte Schalbretter wurden im Großhandel bereits zu 39 Mark
frei Waggon Berlin umgeſetzt. Der Preis für dieſes Sortiment
iſt nicht mehr weit von der Friedensbewertung entfernt.
Kleine Wiriſchaftsnachrichken.
Bei der zur Finanzierung der großen Aufträge zur Ankurbelung
der Wirtſchaft von der Reichsbahn geplanten Beanſpruchung des
Geld=
marktes im Ausmaß von 350 Mill. RM. ſoll es ſich zunächſt um die
Unterbringung von vorläufig 150 Mill. RM. Schatzanweiſungen
han=
deln, von denen ein Konſortium unter Führung der Reichsbank 100
Millionen übernimmt. Die Laufzeit der Schatzanweiſungen, die mit
6 Prozent verzinslich ſind, ſoll fünf Jahre betragen. Der
Uebernahme=
kurs iſt noch nicht feſtgeſetzt, er dürfte zwiſchen 95—95,5 Prozent liegen.
Der Preis für Weizenmehl Spezial Null Juli—Auguſt wurde von
der Süddeutſchen Mühlenvereinigung auf 44 (44,25) RM. ermäßigt.
Hintere Lieferungen blieben unverändert.
Im Verfolg der bekannten Stillegungsanträge der ſüdweſtdeutſchen
Großmühlen hat die Pfälziſche Mühlenwerke A. G., Ludwigshafen am
Rhein, nunmehr ihren Betrieb vollſtändig eingeſtellt und die zuletzt
noch beſchäftigten zirka 140 Arbeitskräfte entlaſſen. Auch bei den
an=
deren Mannheimer und Ludwigshafener Mühlenbetrieben werden die
Arbeiterentlaſſungen demnächſt erfolgen.
Die Süddeutſche Zinkblechhändler=Vereinigung hat mit Wirkung
ab heute ihre Preiſe um 3 Prozent ermäßigt, nachdem ſie am 23. Juli
um 1,5 Prozent erhöht worden waren.
Wie wir hören, haben die großen Benzin=Importgeſellſchaften ſich
entſchloſſen, den Preis für Benzin und ihre anderen Betriebsſtoffe,
der durch den Spiritusübernahmezwang ab 1. Auguſt eine neue
Be=
laſtung um ſchätzungsweiſe etwa 1,5 Pfg. je Liter erfährt, vorläufig
nicht zu erhöhen. Auf Abnahme von unverzolltem Benzin wird dem
Empfänger als Abgeltung des Spiritusübernahmezwanges eine
Ver=
gütung gewährt werden.
Die Hauptverſammlung der Bayeriſche Zelluloidwarenfabrik, vorm.
Albert Wacker A. G., genehmigte den Verluſtabſchluß (308 718 RM.).
Man habe die größten Anſtrengungen gemacht, um eine Beſſerung des
Geſchäftsganges zu erzielen.: Selbſt in England,dem bisherigen
Hauptabnehmer, ließe ſich kein großes Geſchäft machen.
Die tſchechiſche Automobilinduſtrie befürchtet, daß, ſobald zwiſchen
Deutſchland und Polen eine Verſtändigung erzielt wird, der tſchechiſche
Automarkt ſeines Schutzes durch die jetzt beſtehende Kontingentierung
der Kraftfahrzeugeinfuhr verloren gehen. Die Induſtrie iſt daher
beſtrebt, einen Erſatz in Geſtalt höherer Zölle zu finden, die bereits in
den nächſten Wochen in Kraft treten ſollen. Betroffen wird von dieſer
Neuregelung vor allem die Einfuhr aus den Vereinigten Staaten.
Berliner Kursbericht
vom 30. Juli 1930
Deviſenmarkt
vom 30. Juli 1930
Berl. Handels=Gei.
Danatbank
Deutſche Bank u
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Dampfidk.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Jahr. Motorenn.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Eas
Deutſche Erdöl
Nere
185.—
126.75
125.50
89.75
125.—
90.—
138.75
63.75
95.—
171.—
49.—
143.*0
131.—
73.625
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Berow.
Geſ.f.elettr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klödnerwerke
Köln=Neuefſ. Ban
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kolsw.
Orenſtein & Koppe
Nfe
151.75
108.75
137.25
100.125
S6.25
77.-
183.—
8:.50
83.50
K5.25
40.50
71.*0
85.50
60.25
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetſurth Kaln
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe.Werte
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Veee
56.—
323.—
133.50
118.25
78.75
194.—
70.125
34.—
61.—
122.50
155.—
Helſingio:
Wien
Prag
Budapei
Sofig.
Solland
Lslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New Yort
Belgien
Italien
Paris
Währung
00 finn. Mk
100 Schillingl
100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
00 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
S=Sto.
1 Pap. Peſt
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Francs
Geld/Brie
10.52 10.54 Schweiz
59.025/ 59.21
12.395 12.415/Danzig
73.31 72.45 Japan
112.06/ 112.28/Portugal
112.11/ 112.33lAlthen
12.46/ 112.E8/Iſtambu
20.357 20.397/Kairo
1.502/ 1.506/Kanad
.1805 4. 18851Uruguan
58.505 58.62:
16.445/ 16.485/Riga
Spanien
3.032/ 3.C38/Rio de Janeiro
168.35 168.69/Jugoflawien 1100 Dinar
Jsland
21.205 21.945/Tallinn „Eſtl.
Unalbänt, Kommänongefeaſch!
Frankfurter Kursbericht vom 30. Juli 1930.
7% Dtſch. Reichsanl.
6% Haden.
Bayern
.
2% Keſſen v. 28
v. 2‟
% Preuß.
Staats=
anl. . . . . . . . . . . .
8‟ Sachſen ...."
6% Sachſen ...."
2 Thüringen ..
Dtſche. Anl.
Auslo=
ungsſch. X:/.
Ab=
löſungsanl. . . . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Ttſche.
Schutzge=
bietsanleihe .. . .
3½ Baden=Baden
6% Berlin ......"
89 Darmſtadt v. 26
8d
v. 28
7% Frankfurt a.M.
8% Mainz......"
8½ Mannheim ...
82 Mürnbere
8 % Heſf. Landesbl.
Goldpfbr. . . . . .
8% „ Goldoblig.
4½% Heſſ. Lds.,
Syp.=Bk.=Liquid.
Pfbr. . . . . . . . ..
8½ Preuß. Lds..=Anſt. Gold=
Pfbr. . . . . . . . . ."
8
„ Goldobl.
8½ Darmſt Komm.
Landcsbf. Goldobl./ T8.5
8¾Kaſſeler Land. Goldpfbr.
Sbl.
4½%0 101.5 85.7
89 Dt. Komm. Sam= mel=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser. 95.9 *FAusl. Ser. II 100. Dt. Komm. Samm. E2.5 Abl. (Neubeſitz) 85.5 %o Berl. Hyp.=Bk.
4
„Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp.=Bk. 59.9 14½% „ Lig. Pfbr
8%
Pfbr.=Bk. 775 4½% „Lig. Pfrb.
8% Mein. Hhp.=Bk.
4½%— Lig. Pfbr..
3% Pfälz. Hyp.=Bk. 2.65 4½% „ Lia. Pfbr.
18% Preuß. Boden=
cred.=Ban1 .... 25.25 4½% -Lig. Pfbr. . 80.5 1 8% Preuß. Centrl.- Bodencr.=Bank. — /4½% „ Lia. Pfbr. s0 6 Rhein. Hyp.Bk. 90 4½% „ Lig. Pfbr.. 85 % Rhein.=Weſtf. Bd.=Credit .. . . .
8% Südd. Bod.=
Cred.=Bank ...." 2% „ Lig. Pfbr. 100.25
26 18% Wurtt. Ehp..B
Daimler=Benz K5‟, % Dt. Linol. Werte
% Klöchner=Werle 10= % Mainkrw. v. 26 28 2 Mitteld. Stahl=
werke .. . . . . ... 8% Salzmann u. Co
7% Ver. Stahlwerke 99 8% BoigtckHäffner
86.5
R
74.5
15.5
99.25
101.5
86.5
102.5
88
101.75
87
101
89.
102.5
89.5
101
86.25
162
87.9
100
en
99.5
73
92.75
85.5
86
21
86
96.5
J. G. Farben Bonds/ 98‟,
5% Bosn. L.E.B.
2
L.Inveſt.
4½% Sſt.
Schatz=
anw. ... . . . . ..
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
145.0o
49
420 Türk. Admin.
4% „ 1. Bagdadl
4% „ Bollanl.
4½0 Ungarn 1913
4½2
1914
4
Goldr.
42
1910
F Itien
Alg. Kunſtziide Unie
AEG. Stamm..
AndreaeNoris Bahn
Baſt Nürberg ...
Bemberg J. P. ...
Bergm. Fl.=Werke.
BrownBoverick Cie.
Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen...."
Cement Keidelbergl
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werle Albert
Chade ........."
Contin. Gummin
Linoleum
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr. ..
Ciſenh. Berlin
Erdöl .......
Gold= u. Silb.-Anſtalt.
Linoleumwerk
Dnckerhoff u.
Wid=
mann .
Eickbaum=Werger.
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.
R w
9.2
15.25
7.2
23‟.
94
140.5
104
186.5
95
112
102
179.5
42
307.5
298
146.5
57
74.5
139
165
136.75
130
Eſchw. Bergwerk..
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guillequm.
Friſt. Gas ..
Cof
Geiling & Cie. ...
Gelſenk. Bergwer
Geſ. elektr.
Unter=
nehmungen .. ..
Goldſchmidt Th. . .
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frift..
Hammerſen (Lsn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer... . .
Hochtief Eſſen ..."
Holzmann, Phil.
Holzverk.=Induſtrie
Flie Bergb. Stamml
„ Genüſſe
Junghans Stamm
Kali Chemie. .. ...
Aſchersleben
Salzdetfurth
Aeſteregeln
Kammgarnſpinn. .
Karſtadt, R. .. .
Klein, Schanzlin.
Klöcknerwerſe.
Lahmeyer &Co.
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt 81.25
Mainz. Akt.=Br. . . . 165
39
151.5
70
110
50
25
108.5
161
125
121.25
79.5
88
115.25
126
185.5
324
192
92.5
128
154
94
236
53.5
14.5
Mannesm.=Röhren!
Mansfeld Bergb. .
Metallgeſ. Frankf..
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſei
Micolay, Hofbr.
Nürnberger Brauh.
Oberbedarf ....."
Otavi Minen ....
Phönix Bergbau..
Reiniger, Gebb. ..
Rh. Braunkohlen
„ Elektr. Stamm.
„ Stahlwerke. . ..
Riebeck Montan. . .
Roeder Gb. Darmſt
Rütgerswerle
Sachtleben A. G. ..
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Cleftr. . .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halsfe
Strohſtoff. Ber. . . .
Südd. Immobilien
„ Zuder=A. G.
Svensta Tändſtidks
Tellus Bergbau ...
Thür. Liefer.=Geſ.
Tucher=Brauerei..
unterfranlen . ...
Beithwerte .. . .."
Ver. f. Cbem. Ind
„ Laurahütte".
Stahlwerke".
„ Ultramarin .. .
Zellſt. Berlin ..
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Kaeffner.
84.75
50
64
AR.
125.5
R.5
100
50
153
208
239
74
115
155.5
132
196
148
44.5
150.25
100
134
103
17
61.5
41
78
145
154
Wayß & Frehtag.
Wegelin Rußfabrik
Zellſtoff Aſchaffbg.
Memel ..
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Allg. Dt. Creditanſt.
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Bk. f. Brauinduſtr.
Barmer Bankverein!
Berl. Handelsgeſ.
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Darmſt. u. Nt.=Bk.
Dt. Bank und Dise
Deutſche Effekten=
und Wechſelbant
Dresdener Ban..
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Hhp.=Ban1
„ Pfdbr.=Bk..
Gotha. Grundfr. B.
Mein. Hyp. Ban1..
Oſt. Creditanſta1
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Reichsbant.
Rhein. Hhp.=Ban1.
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenkank
—
A.-G. . Vertehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
70 Dt. Reichsbahn
Vorzge.
Hapag.
Nordd. Lloyd.
Schantung=Eiſenb
Südd Ciſenb.=Gei./
Allianz- u. Emttg.
Verſicherung .. ."
Verein Verſ. ...
Frkft. Allg. Verſ. G.
„ Rückverſich.
Frankona, Rück= u.
Mitv. . . . . .
Munnh. Berſich. .."
Käns
107.75
uans
125.5
115
223
131.5
185
126.5
106
126.25
100
155
120
144.75
277.8
138.5
151
142
71
90
109
K
193
Nummer 210
Donnerstag, den 31. Juſi 1930
Seite 13
Bekanntmachung.
Anläßlich der akademiſchen
Welt=
meiſterſchaften gibt die Darmſtädter
Stu=
dentenſchaft am Samstag, den 2. Auguſt
im Herrngartencafé den Teilnehmern
einen Feſtabend. Das Herrngartencafé
iſt an dieſem Abend für dieſe Zwecke
belegt. Der an dem gleichen Abend zu
Ehren der fremden Teilnehmer an der
Olympiade ſtattfindende Fackelzug der
Studentenſchaft wird durch den
Herrn=
garten geſührt. Der Garten wird ab
20.30 Uhr für den öffentlichen Verkehr
geſperrt und muß vom Publikum zu
dieſer Zeit geräumt werden. Der
Zu=
tritt zum Herrngarten, für die mit
Ein=
ladungskarten zum Feſtabend verſehenen
Perſonen erfolgt durch das Tor zwiſchen
Landestheater und Muſeum.
Darmſtadt, den 30. Juli 1930. (st11775
Städtiſches Hochbauamt.
Bekanntmachung
betr, die Erhöhung der Beiträge
zur Arbeitsloſenverſicherung.
Nach Art. 2 des vierten Abſchnitts der
Verordnung vom 26. Juli 1930 (RGBL. 1,
S. 321) beträgt der Beitrag zur
Arbeits=
loſenverſicherung für das Reichsgebiet
ein=
heitlich 4/, v. H. des maßgebenden
Ar=
beitsentgelts.
Die Beitragserhöhung tritt am
Frei=
tag, den 1. Auguſi 1930, in Kraft und gilt
bis auf Weiteres.
Der Beitrag zur
Arbeitsloſenver=
ſicherung richtet ſich nach dem Grundlohn
(Lohnſtufen, Mitgliederklaſſen, wirklicher
Arbeitsverdienſt), der nach der Satzung
der Krankenkaſſe für die Beiträge zut
Krankenverſicherung maßgebend iſt. Für
die nicht mehr
krankenverſicherungspflich=
tigen Angeſtellten, die nach § 69 Nr. 2
und 3 AVAG.
arbeitsloſenverſicherungs=
pflichtig ſind, ſowie für freiwillig
Ver=
ſicherte (8 86 AVAG.) beträgt der Beitrag
monatlich RM. 13,50.
Für unentgeldlich beſchäftigte
Lehr=
linge, und für Lehrlinge, deren
Arbeits=
entgeld geringer als RM. 6.— in der
Woche und RM. 25.— im Monat iſt.
beträgt der
Arbeitsloſenverſicherungsbei=
trag mindeſtens 4:), v. H. dieſer Beträge,
Die Verſicherungsfreiheit der Lehrlinge
im Rahmen des 8 74 AVAG. bleibt
un=
berührt.
Weitere Auskunft geben die
Einzug=
ſtellen (Krankenkaſſen).
Darmſtadt, den 30. Juli 1930,
Der Vorſitzende des Arbeitsamts
Darmſtadt
J. V. Roß. (11790
Am Freitag, den 1. Auguſt 1930,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale, hier,
Hü=
gelſtraße 27, verſchiedene
Gegen=
ſtände öffentlich zwangsweiſe gegen
(11792
Barzahlung.
Darmſtadt, den 31. Juli 1930.
Scharmann
Stellvertr. des Ger.=Vollz. Portner.
Am Freitag, den 1. Auguſt 1930,
vormittags 10 Uhr, ſollen in meinem
Verſteigerungslokale Luiſenſtraße 32/34
folgende Pfänder zwangsweiſe gegen
Barzahlung verſteigert werden, insbe=
(11788
ſondere:
1 Büfett, 1 Kredenz, 1 Bordwagen,
1 Schreibtiſch, 1 Vertiko, 1 Herrenrad
(Walda), 1 Theke mit Aufſatz, ein
Schweißapparat, 1 Mutterſchwein, ein
Silberſchrank, 1 Part. Damenunterröcke
und Bluſen, Möbel aller Art u. a. m.
Darmſtadt, den 30. Juli 1930.
L. Brunner
Stellv. Ger.=Vollz, in Darmſtadt.
Am Freitag, den 1. Aug. 1930,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokal
Ludwigs=
platz 8 zwangsweiſe meiſtbietend gegen
(11770
Barzahlung:
1 Elektro=Motor, 1 Elfenbeinfächer,
5 Rauchgarnituren, 3 Obſtſchalen, fünf
Elfenbeinroſenanhänger, 1Radio=
Appa=
rat (4 Röhren), 1 Fleiſchhackmaſchine
mit Motor, 1 Eisſchrank, 1
Schnell=
waage, 200 Büchſen Konſerven, einen
Diplomatſchreibtiſch, 1
Schrankgram=
mophon, 1 Büfett, 1 Flurgarderobe,
1 Spiegelſchrank. 1 Oelgemälde, eine
Ladentheke, 1 Fahrrad, eine
Papier=
ſchneidemaſchine, 1
Gewindeſchneid=
kluppe, 2 Glasſchränke, 1 elektr. Lüſter,
4 Klublampen, 1 Meſſingſtänderlampe
und and. elektr. Lampen u. and. mehr.
Darmſtadt, den 30. Juli 1930.
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rem Präſidialbüro, Arbeitsteil A 2,
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mer 74a, gegen gebührenfreie Einſendung
von 1.00 RM. bezogen werden. Die auf
dem vorgeſchriebenen Vordruck
einzureichen=
den Angebote ſind bis zu obengenanntem
Termin verſiegelt und mit der Aufſchrift:
Angebot auf Altpapier” verſehen, an das
Präſidialbüro, der Reichsbahndirektion
Mainz gebührenfrei einzuſenden. Ende der
Zuſchlagsfriſt 16. September 1930
vormit=
tags 11 Uhr. Die Uebernahme des
Alt=
papiers muß bis ſpäteſtens 31. Oktober
1930 erfolgt ſein" .
(11749
Mainz, den 22. Juli 1930.
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Rückfahrt erfolgt nach Beendigung halb=
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Donnerstag, den 31. Juli 1930
Nummer 210
OM
OM
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Heute und folgende Tage!
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Der beliebte Sportsmann
Richard Talmadge
der beste Akrobat des Films in
seinem neuesten
Sensations-Abentener.
Achtung-
Doppelgänger
Beginn 3½ Uhr
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nach dem gleichnamigen Lied des bekannten
rheinischen Liederdichters und Komponisten:
Willy Ostermann.
In den Hauptrollen:
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Lucle Englisch Trude Berllner
Ein Ton- und Bildwerk, umwoben vom Zauber
deutscher Poesie, der Romantik des
Studenten-
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Karneral. Sie sehen den Rhein und hören
seine altbekanten und dennoch ewig neuen
Lieder, alle Herzen zu größter Begeisterung
hinreißend.
Sowle das könende Beiprogramm.
Jugendliche haben Zutritt.
(V.11789
Beginn 3½ Uhr.
Richard Talmadge, der
todesver-
achtende Sensationsdarsteller gibt
in seinem neuesten Film wieder
einen Beweis seines groß. Könnens
Außerdem:
Der große Unterweltfilm
jener Welt der upheimlichsten
Rätsel u. hemmungslosen Gestalten
Der Schrei aus
dem Tunnel
Ein meisterhaft auf Spannung
ge-
arbeiteter Film, der tiefschürfend
in das Leben der Weltstädte und
ihrer verworrenenZusammenhänge
greift. — Ein Film, welcher in
seinem Naturalismus den
Schöpfungen der großen russischen
Regisseure gleichkommt.
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Nummer 210
Donnerstag, den 31. Juli 1930
Seite 15
Das Parlankann
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Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſini.
55)
Nachdruck verboten.
Ich ſtürzte zu meinem Vater, ich erpreßte von ihm das
Ge=
ſtändnis all ſeiner Diebereien, er wollte mir zu Füßen ſinken,
aber ich fühlte nichts anderes als Grauen vor dieſem Manne,
der nun auch mein Leben vernichtet hatte.
Ich verlor die Beſinnung, glaubte bereits die Polizei im
Schloß, ich ſah alles verraten, die Diebſtähle, aber auch mein,
ſelbſt Eva gegenüber ſo ſtreng behütetes Geheimnis, und in
momentaner Geiſtesverwirrung rannte ich in die Nacht, irrte wie
ſinnlos umher und wurde doch von ungeſtillter Sehnſucht
zurück=
getrieben, von dem heißen Verlangen, Eva noch einmal zu ſehen.”
Der Detektiv nickte. „Auch dieſen Ihren Nachtbeſuch habe
ich beobachtet”, ſagte er. „Weshalb aber dann der
Selbſtmord=
verſuch?"
„Weshalb?‟ Der Verwundete ſah den Doktor mit einem
lan=
gen Blick an, dann ließ er den Kopf ſinken.
„Ich hatte keine Hoffnung mehr, ich ſah mich unmittelbar
vor der Entdeckung, vor dem gähnenden Abgrund . . . und da
verließ mich der Reſt von Beſinnung. Als dann Eva zu mir
kam, meine Beichte hörte und doch nicht voller Abſcheu
zurück=
wich, vor mir, der ich nichts anderes war als der Sohn eines
Dieners — ein Betrüger —, als ſie mir verzieh, da war es, als
weiche ſelbſt der Todesengel, der bis dahin ſeine Flügel über
mich breitete. Mir war ein neues Leben geſchenkt worden. Und
glauben Sie mir, Herr, bei allem, was mir heilig war, bei der
reinen Liebe zu Eva . ., ich dachte nicht daran, meinen Betrug
länger als unbedingt nötig weiterzuführen. Auf Evas Bitten
war ich einverſtanden, ſo lange noch das falſche Spiel
aufrecht=
zuerhalten, bis meine Kräfte ſich einigermaßen hoben. Nur ſo
lange wollte ich verborgen bleiben — und als wir dann mit
Ent=
ſetzen entdeckten, daß Sie das Geheimnis der Waldhütte beſaßen,
daß Sie mich abholen wollten — in die Polizeiſtelle —, ja, da
war es wieder Eva, die mich auf den Knien beſchwor, ihr zu
folgen, hierher in die geheimen Schloßräume, von wo aus ich
dieſe Nacht weiterflüchten ſollte in ein kleines, ganz entlegenes
Tal, das mir zunächſt die Geneſung verſprach. Dann aber —
und ich ſchwöre es Ihnen — wollten wir offen dem Gericht
gegenübertreten und ſagen: Da ſind wir, zwei Schuldige, die
ver=
eint ſühnen wollen. Verurteilt uns!”
Der Sohn des Leibdieners neigte ſein todblaſſes Geſicht Eva
zu, und ſie legte ihm die kleine, fiebernde Hand auf die Stirn.
„In Tod und Leben dein”, ſagte ſie leiſe, aber feſt. Sie
rich=
tete ſich langſam empor und ſah voll den Detektiv an.
„Nun wiſſen Sie alles, Herr Doktor” ſprach ſie. Wenn die
Welt erfährt, daß ich, die Baroneſſe von Wallersbrunn, rein und
ſchuldlos bis vor kurzem, mein Schickſal mit demjenigen eines
Unglücklichen vereinte, den ſchwere Schuld zu Boden drückt und
der Sohn eines einfachen Dieners, ja eines Diebes iſt — dann
wird man die Köpfe ſchütteln und auch über mich den Stab
brechen. Ich fühle mich aber in unſerer Liebe ſo ſtark, auch das
Urteil der Menſchen, mag es noch ſo hart ausfallen, zu tragen,
denn meine Liebe könnte auch noch Aengeres über ſich ergehen
laſſen.”
Doktor Borngräber war tief bewegt, aber er wußte auch,
daß er dovon nichts merken laſſen durfte.
„Eine Froge”, ſagte er langſam, „wer hat Ihnen eigentlich
verpaten, daß ich mit einem Verhaftbefehl und einem Auto nach
der Waldhütte kommen wollte?"
Eva übernahm die Antwort. „Sie ſelbſt, Herr Doktor”
er=
widerte ſie. „Mühlhäuſer war es, der Ihr Telephongeſpräch im
Verwalterhäuschen belauſchte.”
„Alſo doch”, nickte der Doktor. Er ſtand auf und fuhr ſich
mit der Hand über die Stirn. Dann hob er leicht die Schultern
und meinte: „Ich weiß, daß Sie mir in allem die Wahrheit
ſag=
ten. Aber wie immer ich als Menſch über Ihr Vergehen denke,
ich bin meiner Behörde gegenüber verpflichtet, der Gerechtigkeit
ihren Lauf zu laſſen. Sie werden das verſtehen.”
„Tun Sie, was Ihres Amtes iſt”, ſagte ruhig der falſche
Graf. „Nun der Mann tot iſt, der mir neue Schwierigkeiten
ge=
macht hätte, der Mann, den ich Vater nennen mußte — nun auch
alles andere von meiner Seele abfiel, iſt es ganz licht in mir
ge=
worden. Eva bleibt mir, und das iſt neues Leben — einerlei,
unter welchen Verhältniſſen.”
„Ich werde mit Ihnen noch dieſe Nacht nach der Stadt
fah=
ren”, verſetzte nachdenklich der Dokor. „Die Baroneſſe mag Sie
ruhig dabei begleiten. Ich glaube, Ihnen ſogar das Verſprechen
geben zu können, daß Ihr Fall von ſeiten des Gerichtes möglichſt
milde beurteilt wird. Ich ſelbſt verwende mich dafür.”
„Haben Sie jetzt ſchon heißen Dank”, flüſterte Eva. „Ich
habe gleichfalls ſchwer gelitten bei dem Gedanken, Sie in der
letzten Zeit betrügen zu müſſen
„Nichts davon jetzt”, wehrte der Doktor ab. „Ich glaube
nicht, daß Sie jemals nach Schloß Arensberg zurückkehren, es
ſei denn zur Beſtattung Ihres Vaters.”
Wortlos ließ der Verwundete den Kopf ſinken.
„Man wird Ihnen nach kurzem Verhör, das ich durch meine
eigenen Angaben vereinfachen kann, geſtatten, in einem
haupt=
ſtädtiſchen Sanatorium den Heilungsprozeß abzuwarten”, fuhr
der Doktor fort. „Was dann folgt — wie Ihre Schuld vor den
Richtern beſteht —, das weiß ich freilich nicht. Sie können nur
hoffen, ein menſchliches Erbarmen zu finden.”
Es wurde ſtill, ſtill bis auf das leiſe Schluchzen Evas. Der
Doktor wollte das Gemach verlaſſen, um unten ein Signal zu
geben, das ſein eigenes Auto nach dem Schloſſe rief. Da hielt
er noch einmal an und ſagte: „Graf Egon von Arensberg —
wo liegt er begraben?"
„Auf dem Friedhof der Station Olambo — und unter dem
Namen, den ich ſelbſt in der Schutztruppe trug”, antwortete der
Verwundete.
„Wie nannten Sie ſich dort?”
„Robert Hauſer.”
„Und niemand hatte eine Ahnung von der Vertauſchung? Es
gab doch Kameraden, die Sie und den Grafen kannten?”
„Als ich meinen toten Kameraden von dem fernen Poſten
zurückſchaffen konnte — es vergingen zwei Tage —, da ſtand die
Station unter heftigen Angriffen der Schwarzen. Mit dem
Gra=
fen Egon zugleich legten wir an demſelben Abend noch vier
andere Deutſche, Opfer des Kampfes, in die Erde. Man fragte
mich nicht viel, und als ich weitere zwei Tage ſpäter nach
Kap=
ſtadt aufbrach, in der Taſche alle Papiere Graf Egons, da
be=
ſtand nirgends Verdacht. In Kapſtadt ſelbſt ging die Sache noch
einfacher, denn dort kannte man mich ſo wenig wie den Grafen
Egon von Arensbeng.”
Der Doktor nickte. Er fühlte, daß ihm dieſer Mann nichts
mehr verheimlichte. Das letzte Glied in der Kette all dieſer
Geheimniſſe war eingefügt, es gab nichts mehr zu löſen.
Eine ſilberne Uhr in der Ecke ließ ihre feine Stimme
verneh=
men. Zwei Uhr morgens.
„Glauben Sie, ſich kräftig genug zu füchlen, um mit mir im
Auto die Fahrt nach der Hwuptſtadt zu machen?” ſagte der
Dok=
tor, den Verwundeten anſehend.
„Ja, da Eva an meiner Seite bleibt”, lantete die Antwort.
Doktor Borngräber nickte abermals. „Ich nehme an, Sie
haben Ihre geſamte Dienerſchaft bis auf den Chauffeur, der mit
einem Auto im Hofe wartet, ſchlafen geſchickt”, meinte er.
„Ich werde mir erlauben, Ihnen meinen eigenen Wagen zur
Verfügung zu ſtellen. Einer meiner Leute bleibt als Wache bei
dem Toten hier zurück.”
„Ich ... verſtehe” murmelte der Verwundete.
Doktor Borngräber verließ den Raum. Er ſchritt durch die
dunklen Korridore, die nur den ſchwachen Hall ſeines Fußes
zu=
rückwarfen, bis in den Schloßhof und ſah ſich um.
„Hallo!” rief er dann halblaut.
Aus der Dunkelheit, die noch immer im Freien herrſchte,
tauchte ein Mann auf.
„Wer ruft?” fragte der Chauffeur, derſelbe, der Eva nach
der Stadt gefahren hatte. Er war der jungen Baroneſſe ſehr
ergeben, kannte aber deren Geheimnis nur zur Hälfte. Er hatte
ſich jedoch ſofort bereit erklärt, Eva und den jungen Grafen im
Auto heimlich nach einem entfernten Tal zu bringen, wo eine
Schweſter von ihm ein Landhäuschen beſaß.
Nun ſtarrte er betroffen den fremden Herrn an. Der
Dok=
tor ließ dem Manne aber nicht lange Zeit zur Verwunderung.
„Ihre beſchloſſene Fahrt unterbleibt”, ſagte er feſt. „Oeffnen
Sie das Schloßtor und bringen Sie Ihren Wagen in die Garage
zurück. Im übrigen tun Sie gut, über alles, was Sie in dieſer
Nacht ſahen oder hörten, zu ſchweigen.”
„Herr . . .?” fuhr der Chauffeur auf.
Aber der Doktor ſogte kalt: „Befolgen Sie nicht auf das
ge=
naueſte meine Anordnungen, machen Sie ſich nur
Unannehmlich=
keiten. Sie haben es in mir mit einem Vertreter der
Polizei=
behörde zu tun.”
Das wirkte. Der Chauffeur ſtammelte eine Entſchuldigung,
trat zurück, und bald darauf knarrten die großen Flügel des
Schloßtores, das jede Nacht verſperrt wurde. Doktor
Born=
gräber wartete noch, bis ſich auch die Tür des an die Stallungen
angebauten Garagenraumes hinter dem Auto ſchloß, dann ſchritt
er bis vor das Tor, und wenige Sekunden ſpäter ſtieg eine kleine
Rakete ziſchend in ſteilem Bogen in die Nachtluft, oben in
tau=
ſend Feuerfunken zerplatzend. — Das verabredete Signal für das
Polizeiauto.
Das Gittertor am Parkeingang bot kein weiteres Hindermis,
unter einem kräftigen Stoß mußte das alte Schloß aufſpringen.
Zehn Minuten ſpäter fauchte die Maſchine heran. Die
Lich=
ter waren angebrannt, weiße Streifen tanzten über den Boden.
Es war ja nicht mehr nötig, ſich verborgen zu halten. Der
Dok=
tor hatte ſeine Aufgabe gelöſt, die Rakete ſagte es.
Dicht an der Schloßvampe hielt das Polizeiauto. Raſch
ver=
ſtändigte ſich der Doktor mit ſeinen Leuten. Sie ſtiegen aus und
warteten.
Mit einem der Kriminaliſten begab ſich Doktor Borngräber
ins Schloß. Er wies dem Manne den Weg nach der großen
Halle.
„In aller Frühe wird eine Gerichtskommiſſion hier
erſchei=
nen”, ſogte er. „Bis dahin bleiben Sie allein. Und ſorgen Sie
dafür, daß bis zum Eintreffen der Kommiſſion niemand von der
Dienerſchaft das Schloß verläßt.”
Der Mann verſprach, ſein möglichſtes zu tun, und Doktor
Borngräber begab ſich nach den Gemächern der Baroneſſe.
Er fand das junge Paar dicht aneinandergelehnt, aber ruhig
und vollkommen mit dem herben Geſchick verſöhnt, das ihnen
be=
vorſtand.
„Mein Wagen wartet”, ſprach der Doktor, nachdem er ganz
ruhig vor die beiden hingetreten war.
Die Baroneſſe machte eine Bewegung. Sie neigte den Mund
der Schläfe des Verwundeten zu und küßte den Geliebten ſanft.
„Mut . . .", flüſterte ſie leiſe.
Er hob den Blick und ſah ſie an, lächelte und antwortete ihr
mit den Augen.
„Mut”, ſagte in dieſem Moment, unwillkürlich von
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gender Bewegung erfaßt, auch der Doktor. Ein Blick Evas dankte
ihm.
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