Darmstädter Tagblatt 1930


29. Juli 1930

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Kinzelnummer 10 Pfennige

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Nummer 208
Dienstag, den 29. Juli 1930.
193. Jahrgang

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ſtädter
und Nationalbonk.

Erklärungen der Gründer.

Berlin, 28. Juli.
Im Haus der Deutſchen Preſſe wurde am Montag mittag
die Neugründung der Deutſchen Staatspartei bekanntgegeben.
Die Gründer legten bei dieſer Gelegenheit vor Vertretern der
Preſſe ihre Ziele dar. Aus dieſen Mitteilungen geht hervor, daß
die Verhandlungen erſt am Donnerstag begonnen und bereits
am Samstag zum Abſchluß gekommen ſind.
Der Großmeiſter des Jungdeutſchen Ordens, Mahraun,
erklärte, daß die Gründung die ganz natürliche Folgeerſcheinung
der Entwicklung der letzten Jahre ſei. Es handele ſich um eine
Sammelbewegung gegen den negativen Aktivismus des Radika=
lismus
der Flügel. Als die Vorbedingungen einer ſolchen
Sammlung bezeichnete Mahraun 1. die Syntheſe zwiſchen
Schwarz=Weiß=Rot=und Schwarz=Rot=Gold, die
vom Volk lange erſehnt werde, 2. müſſe die Jugend einbe=
zogen
ſein und 3. ſei die Neugründung ebenſo ſcharf
gegen ſozialiſtiſche Experimente wie gegen eine
unſoziale Rechtseinſtellung abgegrenzt. Im Gegen=
ſatz
zu der Intereſſen= und Geldpolitik trete durch die Neugrün=
dung
der Staatsgedanke wieder in den Vordergrund. Die Grün=
der
betrachteten den Kreis aber noch keineswegs als abgeſchloſſen,
ſondern würden es begrüßen, wenn die Gruppen, die ähnliche
Ziele verfolgen, noch zur Staatspartei ſtoßen würden.
Der Führer der Demokratiſchen Partei, Reichsminiſter a. D.
Koch=Weſer,
erklärte, er habe immer den Standpunkt vertreten, daß eine
Sammlungsbewegung nicht über die Parteiorganiſationen und
nicht ohne die Jugend verwirklicht werden könne. Die Erfah=
rung
habe gezeigt, daß die Entwicklung ſchon im Anfang zer=
ſchlagen
worden ſei, wenn die alten Parteien ſie in die Hand nah=
men
. Deshalb habe man jetzt den Sprung gewagt, die
Entwicklung ohne die Parteien in die Hand zu nehmen. Es han=
dele
ſich bei der Deutſchen Staatspartei nicht um eine Fuſion,
ſondern um eine Neugründung, alſo auch nicht, wie von
anderer Seite behauptet werde, um eine Umtaufe der Demo=
kratiſchen
Partei
Die Zuſammenſetzung der Wahlvorſchläge werde beweiſen,
daß die Jugend der Staatspartei in der Front
ſteht. Die Teilnehmer an den dreitägigen Verhandlungen, die
zur Neugründung führten, hätten zwar manchmal den Eindruck
gehabt, daß ſie eine verſchiedene Sprache ſprechen, aber auch
immer die Ueberzeugung, daß ſie dasſelbe Ziel wollen. Koch=
Weſer betonte weiter, daß die Gründung nicht ein Ende,
ſondern ein Anfang ſei. Unſere Tore, ſagte er, ſtehen
weit auf für alle, die mitarbeiten wollen. Die Zeiten ſind zu
ernſt, um engherzig zu ſein. Wir werden jeden aufneh=
men
und jeden nach ſeiner Bedeutung an der
Führung beteiligen. Aber auf Verhandlungen
von Partei zu Partei laſſen wir uns nicht ein.
Koch=Weſer fügte noch hinzu, daß der Name des Bankiers
Melchior nicht unter dem Aufruf ſtehe. Herr Melchior
habe ihn aber autoriſiert, ſeine Sympathie mit der Partei zum
Ausdruck zu bringen. Ebenſo ſei der Aufruf Kommerzienrats
Neven du Mont, dem Verleger der Kölniſchen Zeitung, nicht
vorgelegt worden, obgleich die Kölniſche Zeitung den von der
Staatspartei verfolgten Tendenzen, immer ſympathiſch gegen=
übergeſtanden
habe. Koch=Weſer ſchloß mit der Hoffnung, daß
es durch dieſe Gründung gelingen werde, die ſchweren Gefahren
zu beſeitigen, die der kommende Wahlkampf ſür das deutſche Volk
bringe. Zum Schluß betonte
der Vorſitzende des Februarklubs, Winſchuh,
die Staatspartei ſei der erſte Anſatz zu einer Evolu=
tion
des Parteiweſens, das in ſeiner jetzigen Form von
ſeinen Freunden als überholt und überaltert angeſehen werde.
In dem Raum zwiſchen der Sozialdemokratie und dem Zentrum
auf der einen und der reaktionären Rechten auf der anderen
Seite ſei nur Raum für zwei Parteien, nämlich
für eine wirklich konſervative Partei und für
die Partei, die die Ziele vertritt, denen die Deutſche Staats=
partei
dienen will. Die nationalen und volkswirtſchaftlich be=
rechtigten
Notwendigkeiten könnten mit Erfolg nicht durch die
eigene Partei erfüllt werden, weil ſie Intereſſenverſchränkungen
ſeien. Die Staatspartei wolle aber auch von den wirtſchaftlichen
Notwendigkeiten die Brücke ſchlagen zu den ſozialen Erforder=
niſſen
. Winſchuh gab zum Schluß der Erwartung Ausdruck,
daß noch zahlreiche Kräfte auch aus dem volksparteilichen Lager
zur Deutſchen Staatspartei kommen würden. Die Anzeichen da=
für
ſeien bereits vorhanden. Verhandlungen mit offi=
ziellen
Führern der Deutſchen Volkspartei ſeien ge=
ſcheitert
, weil dieſe Führer den Standpunkt vertraten, daß
Neugruppierungen erſt nach den Wahlen in Frage kommen.
Das Programm der Deukſchen Staalsparkei.
Berlin, 28. Juli.
Die neugegründete Deutſche Staatspartei ſtellt ſich der Oeffent=
lichkeit
mit einem Aufruf vor, in dem ſie ihr Programm der All=
gemeinheit
unterbreitet. In dieſem Aufruf, der insgeſamt 51 Un=
terſchriften
trägt, wird eingangs aufgeführt, welche Gründe be=
ſtimmend
geweſen ſind, die neue Partei ins Leben zu rufen. Unter
Hinweis auf die Gefahr der parteipolitiſchen Zer=
ſplitterung
heißt es dann: Die Einigung muß weiter grei=
fen
als die bisherigen Verſuche zur Sammlung der Mitte. Un=
abhängig
von veralteten politiſchen Formeln und ſinnlos gewor=
dene
Schranken, hinwegüber den verhetzenden Kampf
zwiſchen Schwarz=Weiß=Rot und Schwarz=Rot=

Gold muß eine Gemeinſchaft aller derer geſchaffen werden, die
aus dieſer unfruchtbaren Enge hinaus den Schacher der Intereſſen=
gruppen
verdrängen und die deutſchen Menſchen als Staatsvolk
einigen ſollen.
Weiter heißt es in dem Aufruf: Die Deutſche Staatspartei
ſteht auf dem Boden der Reichsverfaſſung und ehrt
die ſtaatlichen Symbole. Im Geiſte der Selbſtverantwortung und
Selbſtverwaltung der Nation, der politiſchen Gleichheit und ſo=
zialen
Gerechtigkeit für alle Staatsbürger will die Deutſche
Staatspartei die politiſchen Kräfte zum volksſtaatlichen
Ausbau der Republik ſammeln: eine neue breitere Front,
in der die junge Generation gleichberechtigt neben reforment=
ſchloſſenen
Perſönlichkeiten der älteren Generation kämpft.
Die Deutſche Staatspartei wird ihre nächſte Aufgabe im
Reichstag in der Unterſtützung der Männer ſehen, die der immer
näher kommenden Finanzkriſe entſchloſſene und wirkſame Maß=
nahmen
entgegenſetzen. Eingedenk der Tatſache, daß die Erhal=
tung
des großen deutſchen Volkes von einer geſunden, in der
Weltkonkurrenz ſich kräftig behauptenden Volkswirtſchaft ab=
hängt
, wird die Deutſche Staatspartei ſich für die
Entfaltung der Wirtſchaft auf privatwirtſchaft=
ſchaftlicher
Grundlage ebenſo tatkräftig einſetzen wie für
den ſozialen Schutzder Bevölkerung gegen Ueber=
griffe
der großen Wirtſchaftsmächte, insbeſondere
gegen Auswüchſe des Kartellweſens.
Die berufsſtändiſchen Organiſationen aller Stände ſind zu
verantwortlicher Mitarbeit an Wirtſchaft und Staat heranzu=
ziehen
. Die Agrarpolitik muß die ſchwere Kriſis der Landwirt=
ſchaft
tatkräftig überwinden helfen.
Die Stärkung des deutſchen Bauerntums be=
deutet
die Erhaltung deutſcher Lebenskraft. Eine großzügige
Siedlungspolitik muß die volle Ausnutzung des deutſchen Raumes
im Kampf gegen die Wirtſchaftsnot und die nationale Bedrohung
deutſchen Bodens und Volkstumes bringen. Die wirtſchaftliche
Stützung des Oſtens iſt eine nationale Notwendigkeit erſten Ran=
ges
. Die Finanzreform muß durch planmäßige Herabſetzung und
Begrenzung der Ausgaben die Wirtſchaftskraft des deutſchen
Volkes wiederherſtellen, das Steuerſyſtem eine gerechte Vertei=
lung
, der Laſten und eine Hebung des Verantwortungsbewußt=
ſeins
der öffentlichen Körperſchaften bewirken. Die Innenpolitik
muß dem Ausbau der Republik zum Volksſtaat und einer politiſch
und wirtſchaftlich immer dringlicheren Reichsreform dienen.
Der Aufruf ſchließt: Wir rufen die junge Gene=
ration
, wir rufen die Staatsbürger, die des
parteipolitiſchen Haders überdrüſſig ſind, in
eine neue und junge Front.
Unter den Unterzeichnern des Aufrufes finden ſich neben bis=
herigen
Demokraten und Jungdeutſchen auch Politiker, die früher
in anderem politiſchen Lager geſtanden haben, ſo die chriſtlichen
Gewerkſchaftler Baltruſch, Glimm und Adolf ſowie Handelskam=
merpräſident
Schütte=Minden.
Keine Bekeiligung der Deutſchen Volksparkei
an der Staaksparkei.
Berlin, 28. Juli.
Die Nationalliberale Korreſpondenz, der parteiamtliche Preſſe=
dienſt
der Deutſchen Volkspartei, teilt mit: Alle Meldungen über
eine Beteiligung der Deutſchen Volkspartei, von Teilen und nam=
haften
Perſönlichkeiten der Deutſchen Volkspartei an der zur
Staatspartei umgetauften Demokratiſchen Par=
tei
ſind unrichtig. Die Deutſche Volkspartei hält an ihren weiter=
gehenden
umfaſſenden Sammlungsbeſtrebungen feſt. Es iſt un=
wahr
, daß die Reichsgemeinſchaft junger Volksparteiler an der
Gründung der ſogenannten Staatspartei beteiligt ſei, ebenſowenig
trifft das für den Reichstagsabgeordneten v. Rheinbaben oder
einen anderen Volksparteiler zu. Alle dieſe Meldungen ſind falſch.
Der Skandpunkk der Deutſchen Volksparkei
zur Gründung der Deutſchen Staaksparkei.
Berlin, 28. Juli.
Wie die Telegraphen=Union aus maßgebenden volkspartei=
lichen
Kreiſen erfährt, wird dort die überraſchende Gründung einer
Deutſchen Staatspartei als eine Störungder Beſtrebun=
gen
angeſehen, die durch den am Mittwoch voriger
Woche an die Parteien gerichteten Sammelauf=
ruf
der Deutſchen Volkspartei eingeleitet wor=
den
ſeien. Die Parteien, an die dieſer Ruf gerichtet war,
hätten zugeſagt, der Einladung der D.V.P. zu einer Beſprechung
am Mittwoch dieſer Woche zu folgen. Die D.V.P. hält nach wie
vor an dieſer Beſprechung feſt und iſt der Anſicht, daß auch trotz
des Zwiſchenfalls der überraſchenden Gründung der Staats=
partei
einer Zuſammenfaſſung keine unüberwindlichen Schwierig=
keiten
entgegenſtehen. Meldungen, wonach inzwiſchen Verhand=
lungen
zwiſchen Dr. Scholz auf der einen und Treviranus und
Schiele auf der anderen Seite begonnen hätten, treffen nur inſo=
fern
zu, als die Vertreter der neugründeten Konſervativen Volks=
partei
gleichfalls ihre Teilnahme an der Beſprechung am kommen=
den
Mittwoch zugeſagt haben. Zur Vorgeſchichte der Gründung
der Staatspartei verlautet von volksparteilicher Seite, daß am
Samstag nachmittag in einer unverbindlichen Beſprechung, an der
u. a. auch Profeſſor Kahl ſowie Vertreter der Wirtſchaftpartei teil=
nahmen
, mehr theoretiſch von volksparteilicher Seite bedeutet wor=
den
ſei, daß die Gründung einer neuen Partei ſo kurz vor den
Wahlen kaum in Frage komme. Am Samstag abend ſeien
dann plötzlich die Führer der Deutſchen Volks=
partei
vor die vollendete Tatſache der neuen
Gründung geſtellt worden.

Oſtſeeprobleme der Gegenwark.
Von
Korvettenkapitän Lietzmann.
I.
Mannigfach wechſelnde Machtſtrömungen gaben dem Raume
um unſere Oſtſee ſeit Jahrhunderten ein beſonderes Gepräge.
Heißumſtritten nicht nur von ſeinen rivaliſierenden Anliegerſtaa=
ten
, bildete dieſer Meeresteil einen immerwährenden Unruheherd,
der auf die Politik unſeres Kontinents einen maßgeblichen Ein=
fluß
ausübte. In ſteter Folge wechſelten kometengleich ſeine Be=
herrſcher
. Und erſt zu Beginn dieſes Jahrhunderts ſchien auf
Grund internationaler Verträge ein gewiſſes Gleichgewicht für
die Dauer erreicht zu ſein.
Da kam der Weltkrieg und brachte mit ſeinem Ausgang die
beſtehende Ordnung aufs neue zum Einſturz. Hingebreitet liegt
die Oſtſee zwiſchen zehn europäiſchen Staaten, von denen ſechs
nach dem Kriege neu erſtanden ſind. Sechs Länder, unter ſich
und von den übrigen großenteils in ſcharfer Rivalität geſchieden!
Zugleich aber treffen ſich alles überſchattend gerade auch hier die
unüberbrückbaren Gegenſätze weſtlicher und öſtlicher Kultur, die
unverſöhnlichen Machtintereſſen der weſteuropäiſchen Siegerſtaa=
ten
und der auf die Dauer nicht auszuhaltenden Sowjetunion!
Mehr als je gleicht heute die Oſtſee einem politiſchen Kraftfelde,
deſſen Hochſpannung den unnatürlich aufgeſpeicherten Konflikts=
ſtoff
jederzeit blitzartig zur Entzündung bringen kann. So iſt,
wie der däniſche Journaliſt von Jeſſen in der Revue Politique
et Parlamentaire zum Ausdruck bringt, das Merkmal der der=
zeitigen
politiſchen Lage in der Oſtſee ihre Unſicherheit.
Die Beurteilung der Geſamtprobleme muß zwangsläufig eine
kurze Betrachtung der Machtverhältniſſe an den Zugängen
der Oſtſee vorausgehen. Die Bedeutung dieſer Waſſerſtraßen,
deren jeweiliger Beſitz ſeit Jahrhunderten die Geſchicke des bal=
tiſchen
Seeraumes entſcheidend beeinflußt hat, trat beſonders
ſinnfällig bereits in den napoleoniſchen Kriegen in Erſcheinung.
Seine beherrſchende Lage am Sund und an den beiden
Belten gab Dänemark den Schlüſſel zur Oſtſee in die Hand.
In gleichem Maße aber, in dem ſich das Schwergewicht des da=
maligen
Weltkrieges nach Oſten verſchob, mußte der Beſitz gerade
dieſes Meeres an Bedeutung gewinnen. So konnte, da Dänemark
nicht freiwillig nachgab, der Konflikt mit dem ſeekriegführenden
England nicht ausbleiben. Das weitere iſt bekannt. Durch rück=
ſichtsloſes
Vorgehen, dem nach zweimaliger Beſchießung Kopen=
hagens
angeſichts des alten Hamletſchloſſes auch die geſamte
däniſche Flotte zum Opfer fiel, ſicherten ſich die Engländer die
Durchfahrtwege, damit aber auch die uneingeſchränkte Herrſchaft
über die Oſtſee. Sie erreichten dadurch zugleich die Neutralität
und ſpäter die Bundesgenoſſenſchaft Rußlands und legten ſomit
einen Grundſtock zum Sturze des franzöſiſchen Kaiſerreiches. Eine
erfolgreiche Verteidigung der Oſtſeezugänge durch die Dänen aber
hätte demgegenüber dem Lauf der Geſchichte zweifellos eine
andere Wendung gegeben.
In der Folgezeit übte dann Dänemark nominell wieder die
alleinige Kontrolle über ſeine Gewäſſer aus. Internationale Ab=
machungen
, die im Kopenhagener Traktat von 1857 ihren Ab=
ſchluß
fanden, ſicherten den ſeefahrenden Völkern gegen eine
einmalige Zahlung von insgeſamt 100 Millionen Goldfranken
für alle Zeiten friedliche und abgabenfreie Durchfahrt durch die
fortab offen gehaltenen Waſſerſtraßen. Auch Kriegsſchiffe wur=
den
hiervon betroffen. Sie hatten jedoch im Falle kriegeriſcher
Verwicklungen mit anderen Staaten keinen Anſpruch auf Lotſen=
hilfe
.
So blieb es bis 1914, bis Dänemark bei Ausbruch des
Krieges der deutſchen Forderung nachgebend, ſeine
Gewäſſer mit Minen verſperrte und ihre Benutzung durch Kriegs=
ſchiffe
aller Nationen unterſagte. Mit dieſer von uns ſelbſt
herbeigeführten Maßnahme ſchufen wir uns fraglos ſchwerwie=
gende
Nachteile. Denn wir begaben uns der Möglichkeit, die
Benutzbarkeit der Oſtſeezugänge als unter Umſtänden kriegsent=
ſcheidenden
Faktor in unſere eigenen operativen Erwägungen
einzugliedern. Wir verzichteten darauf, aus dem Kattegat heraus
in großzügig ſtrategiſcher Kriegführung dem engliſchen Gegner
jederzeit wirkſam in die Flanke fallen zu können. Immerhin
beſaß Deutſchland auch weiterhin im Kaiſer=Wilhelm=
Kanal einen ſehr weſentlichen Schlüſſel zur Oſtſee. Wir hatten
zudem die Macht, die däniſchen, gegen einen engliſchen Einbruch
gerichteten Sperren mit unſeren Schiffs= und Küſtenbatterien
wirkſam zu erhalten. Wir hatten des Weiteren mit dieſen Sperren
einen unüberwindlichen Keil zwiſchen unſere weſtlichen und öſt=
lichen
Gegner geſchoben. Wir ſchrieben der beträchtlich über=
legenen
ruſſiſchen Flotte mit geringen Streitkräften das Geſetz
vor. Wir beherrſchten ſomit die Oſtſee und ſicherten uns dadurch
über Skandinavien die überſeeiſche Zufuhr, die u. a. auch lebens=
wichtige
Erztransporte umfaßte.
Die Dinge haben ſich ſeitdem gewandelt. Unter dem Zeichen
von Verſailles iſt der baltiſche Länderraum in einen Zu=
ſtand
der Unſicherheit zurückgeſunken, deſſen weitere Entwicklung
heute von niemand überſehen werden kann.
Unter dem Diktat der Siegerſtaaten ſanken unſere Kieler Be=
feſtigungen
, die bis dahin die Südausgänge der Belte beherrſcht
hatten. Der Verluſt Nordſchleswigs und der Inſel Alſen mit
unſerem Marineſtützpunkt Sonderburg machte den Kleinen
Belt zu einem rein däniſchen Gewäſſer. Doch auch der von
Dänemark und Schweden gemeinſam flankierte Sund befindet ſich
gegenwärtig in einer bedeutſamen Wandlung. Dieſe öſtlichſte
Durchfahrt, die ſeither infolge ihrer geringen Waſſertiefe für große
Schiffe nicht paſſierbar war, erfährt innerhalb des däniſchen
Hoheitsgebietes in den Drogden eine umfangreiche Vertie=
fung
, die in abſehbarer Zeit ihre Befahrung durch alle Handels=
ſchiffe
, mithin auch durch ſtarke Seeſtreitkräfte ermöglichen ſoll.
Die operative Benutzbarkeit der Oſtſeezugänge wird ſomit
räumlich wie zeitlich eine weſentliche Erweiterung erlangen,
für die weſtlichen Seemächte und ihre Vaſallen. Denn heute wie
ehedem, bevor die deutſche Flotte auf den Plan trat, iſt es die
engliſche Sceherrſchaft, die ihre Schatten auch über die Oſtſee
breitet. Die däniſche Kontrolle über die Zufahrtsſtraßen kann
nater dieſen Umſtänden nur als Phraſe bewertet werden. Es
kann deher
nehmen, wenn der däniſche Miniſter

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Dienstag, den 29. Juli 1930

Nümmer

Seite 2

Stauning ſich in Genf zu völliger Abrüſtung bekannte, da man
ſich heute von niemand mehr bedroht fühle. Denn ohne eine
andere, der britiſchen gewachſene Streitmacht mußte Däne=
marks
Flotte zur Bedeutungsloſigkeit herabſinken. Da eine Stär=
kung
nach modernen Grundſätzen von dieſem kleinen Lande nicht
gerechtfertigt werden kann, wird es ſich künftig nur noch mit einer
geringen Zahl von Bewachungsfahrzeugen Polizeiſchiffen
zu begnügen haben.
Für England andererſeits bedeutet die in dieſem Ausmaße
nicht beabſichtigte Schwächung ſeines däniſchen Vaſallen den
Fortfall eines nicht unweſentlichen Faktors in ſeinen bisherigen
Berechnungen. Und ſchon ſieht man ſich angeſichts dieſer Sach=
lage
in der engliſchen Fachpreſſe zu der Feſtſtellung veranlaßt,
daß es künftig die Aufgabe der deutſchen Flotte ſei, die Ruf=
ſen
in der Oſtſee im Schach zu halten. Eine Zumutung immerhin,
zu deren Erfüllung um Englands willen ſich das deutſche Volk ſo
ohne weiteres ſchwerlich berufen fühlen wird. Wie wenig
Großbritannien im übrigen geſonnen iſt, auf ſeine wiedererlangte
Vormachtſtellung zu verzichten, zeigen die alljährlichen Demon=
ſtrationen
ſeiner Seeſtreitkräfte in der Oſtſee. Auch gegen=
wärtig
weilt wiederum eine engliſche Minenſuchflottille in ihren
öſtlichen Gewäſſern. Ein Luftgeſchwader wird im Auguſt oder
September folgen. Ob wie im Vorjahre auch ein Kreuzer= oder
gar Ubootsbeſuch zu erwarten iſt, ſteht dahin. Dieſe bisher nur
gerüchtweiſe bekannt gewordene Abſicht iſt bisher von amtlicher
Seite nicht beſtätigt worden. Der Zweck ſolcher Uebungsfahr=
ten
liegt auf der Hand. Die in der ſowjetruſſiſchen Preſſe zum
Ausdruck kommende öffentliche Meinung läßt hierüber vollends
keinen Zweifel.
Dort, im äußerſten Winkel des Finniſchen Meerbuſens, hat
ſich inzwiſchen ebenfalls ein bemerkenswerter Wandel vollzogen.
Nach langen Jahren ſcheinbaren Stillſtands ſteht man heute vor
der überraſchenden Notwendigkeit, wiederum mit einer ruſſi=
ſchen
Oſtſeeflotte rechnen zu müſſen. In folgerichtiger
Arbeit haben die Ruſſen einen großen Teil der von der Zaren=
flotte
übernommenen Streitkräfte wieder hergerichtet. Weitere
Einheiten kamen als Neubauten hinzu. Mit drei Großkampf=
ſchiffen
und einer größeren Anzahl von Kreuzern, Zerſtörern und
Ubooten bildet dieſe Flotte, wenigſtens materiell, ſchon heute
einen Machtfaktor, der im Kräfteſpiel der Oſtſeepolitik nicht außer
Acht gelaſſen werden darf. Ihre militäriſche Schlagkraft ſteht
zurzeit dahin. Schon aber ſehen wir wie zu alter Zeit ruſſiſche
Flottenkräfte auf der hohen See. Dem planmäßigen Anlaufen
däniſcher und ſkandiaviſcher Gewäſſer folgte im vergangenen
Sommer i Swinemünde und Pillau der erſtmalige Beſuch auch
deutſcher Häfen. Unter Nichtachtung hergebrachter Gebräuche
durchbrachen zu Beginn dieſes Jahres ruſſiſche Teilkräfte ein
Großkampfſchiff und ein moderner Kreuzer auf dem Wege ins
Schwarze Meer die Dardanellen, ohne daß die ſonſt ſo ziel=
ſicher
ſcheinenden weſteuropäiſchen Seemächte ſie daran hätten
hrudern können. Ueber ihren etwaigen Verbleib im Schwarzen
Meer iſt nichts bekannt. Er wurde vielmehr bisher von ruſſiſcher
Seite dementiert.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die imperialiſtiſchen
Ziele Rußla ds, wenn auch unter verändertem Regime, unent=
wegt
die gleichen geblieben ſind. Das gewaltige Reich, an der bal=
tiſchen
Küſt: heute auf einen armſeligen 150 Kilometer langen
und während eines Dritteljahres von feſtem Eiſe umſchloſſenen
Streifen zurückgedrängt, erſtrebt mit ſtetig wachſenden Mitteln
nach wie vor die Vorherrſchaft in der Oftſee. So trifft es wie
im Fernen Often auch hier auf die unverſöhnliche Gegnerſchaft
Englands.

Ausſchreikungen polniſcher Makroſen in Danzig.
Danzig, B8. Juli.
Am Sonntagſpätabend erſchienen ſechs Matroſen des polniſchen
Torpedobootes Mazur in einem Danziger Tanzlokal. Durch ihr
Verhalten und durch unanſtändige Redensarten beläſtigten ſie die
Gäſte. Als der Geſchäftsführer ſich den Unfug verbat, gab ihm ein
Matroſe einen Schlag mit der Fauſt ins Geſicht und verſetzte ihm
dann einen Dolchſtich. Als andere Perſonen ihm zu Hilfe eilten,
kamen auch die übrigen Matroſen hinzu, und es entſpann ſich eine
wüſte Schlägerei, wobei von den Matroſen Meſſer benutzt wurden.
Als das Ueberfallkommando herbeigerufen wurde, ergriffen die
Matroſen die Flucht. Drei von ihnen konnten jedoch von den
Schupobeamten eingeholt werden und wurden mit dem Gummi=
knüppel
überwältigt und ins Polizeigefängnis eingeliefert. Ein
weiterer Matroſe wurde ſpäter verhaftet. Bei der Schlägerei wur=
den
insgeſamt fünf Danziger verletzt. Im Steffenspark, durch den
die Matroſen flohen, fand man zwei Meſſer, einen Revolver mit
drei Patronen ſowie eine Matroſenmütze.

Vom Tage.

In einer Sitzung der Leitung des Wahlkreiſes Oſtſachſen der Deutſch=
nationalen
Volkspartei teilte der bisherige Vorſitzende der Ortsaruppe
Dresden, Stadtverordneter Dr. Berthold, den einſtimmigen Beſchluß
des Vorſtandes der Dresdener Ortsgruppe mit, aus
der Deutſchnationalen Volkspartei auszutreten.
Das Zentralkomitee der Kommuniſtiſchen Partei
beſchloß die Einführung der allgemeinen Schul=
pflicht
, und zwar von Beginn des Rechnungsjahres 1930/31 ab für
Kinder von 8, 9 und 10 Jahren, und ab 1931/32 für Kinder von 11
Jahren. Außerdem ſoll im Rechnungsjahre 1930/31 eine ein= bis zwei=
jährige
Schulpflicht für Kinder von 1115 Jahren eingeführt werden,
die die Nationalſchule nicht abſolviert haben.

Die Steigerung des Brotpreiſes in Frankreich
von zwei Franken je Kilogramm auf 2,35 Franken innerhalb von drei
Wochen hat in weiten Kreiſen Frankreichs große Be=
unruhigung
hervorgerufen und den radikalen Abgeordneten Meher
bereits veranlaßt, eine Interpellation darüber für den Beginn der näch=
ſten
Kammerſeſſion anzukündigen.
Die Textilarbeiter in Lille haben am Montag den
Generalſtreik ausgerufen. In einer Entſchließung erklären
ſich die Arbeiter mit der Durchführung der Sozialverſicherung einver=
ſtanden
und begründen die geforderte Lohnerhöhung mit der dauern=
den
Steigerung des Lebensunterhaltes.
Die Fälle, daß Italiener auf der Flucht vor fasei=
ſtiſchen
Häſchern die franzöſiſche Grenze insgeheim überſchreiten,
mehren ſich ſeit einiger Zeit. Sie gehören an der ſüdöſtlichen Grenze
Frankreichs zu den Alltäglichkeiten. An der Küſte von Korſika haben
in der vergangenen Nacht nicht weniger als neun italieniſche Flücht=
linge
, welche aus politiſchen Motiven ihre Heimat verlaſſen mußten,
Schutz geſucht.
Die Polizei von Kairo hat im Sitz des Wald=Klubs, wo die Ab=
geordneten
der Wafd=Partei eine illegale Parlamentsſitzung abgehalten
und der Regierung Sidky Paſcha das Mißtrauen ausgeſprochen haben.
nach vorheriger Umzingelung eine Hausſuchung abgehalten. Es wurde
jeboch keinerlei belaſtendes Material vorgefunden. Verhaftungen ſind
aus dieſem Grunde nicht erfolgt.


* Pariſer Nervoſikäk.
Beunruhigung über die deutſchen Wahlen.
den Anßenminiſterwechſel in Rußland und die
Unrnhen in Aegypken.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 28. Juli.
Die Vorbereitungen zu den deutſchen Wahlen beſchäftigen nach
wie vor die franzöſiſche Oeffentlichkeit. Man iſt ſo unorientiert
wie je, aber in politiſchen Kreiſen ſcheint die Auffaſſung Platz
zu gewinnen, daß die deutſche Außenpolitik infolge der Wahlen
keine prinzipielle Aenderung erfahren und auf den von Streſe=
mann
gelegten Bahnen ſich weiterentwickeln wird. Der Name
Streſemann wird überhaupt viel erwähnt.
Der Außenminiſterwechſel in Rußland, der definitive Rück=
tritt
Tſchitſcherins ſoll nach franzöſiſcher Auffaſſung keine reale
Bedeutung haben, war doch Tſchitſcherin in der letzten Zeit nur
noch dem Scheine nach Außenminiſter, denn ſeine Geſundheit er=
laubte
ihm nicht, an der Politik aktiv teilzunehmen. Man er=
wartet
alſo keine Aenderung in der Haltung des Sowjets, aber
die Gelegenheit wird von der Preſſe benutzt, um Moskau wieder
zu attackieren. Das franzöſiſch=ruſſiſche Verhältnis iſt nämlich
ſchlechter als je, und Frankreich ſteht wirklich an der Spitze der
Mächte, die der kommuniſtiſchen Außenpolitik entgegenarbeiten.
Die Anſtrengungen der Kommuniſten in den Randſtaaten, am
meiſten in Finnland, laſſen alſo die franzöſiſche Außenpolitik gar
nicht gleichgültig, umſoweniger, da in Finnland auch bedeutende
franzöſiſche Kapitalien inveſtiert ſind.
Hierher gehört auch die ſcharfe Oppoſition in Paris gegen die
Ratifizierung des franzöſiſchen Vertrages mit China vom 16. Mai
dieſes Jahres. Dieſer Vertrag ſicherte China große Vorteile in
Indochina. Die ruſſiſchen Sympathien der Nankinger Regierung
haben aber die Auffaſſung der Pariſer Kreiſe über dieſen Ver=
trag
geändert.
Ueberhaupt beunruhigt man ſich wieder wegen der kommu=
niſtiſchen
Gefahr in den Kolonien. Die Unruhen in Aegypten er=
füllen
die franzöſiſche Außenpolitik mit ſchlimmen Vorahnungen,
denn noch immer haben die Ereigniſſe in Aegypten ihre regel=
mäßige
Auswirkung im geſamten nahen Orient gehabt. Die Po=
litik
der Labourregierung in London wird der ſchärfſten Kritik
unterzogen. Wenn Macdonald noch lange am Ruder bleibt, wird
er den geſamten Orient in Brand ſetzen hört man oft ſagen.
Aber Macdonald ſcheint noch lange am Ruder zu bleiben. Viele
erblicken übrigens nicht mehr in der Schwäche Macdonalds den
Grund aller Uebel, ſpeziell in Aegypten ſoll die Haltung Englands
ſchon vor Macdonald durchaus verfehlt geweſen ſein..."

In der Berliner Preſſe.
Berlin, 28. Juh.

Die Gründung der Deutſchen Staatspartei findet in der Berliner
Preſſe ein überaus lebhaftes Echo. Geradezu begeiſtert von der Grün=
dung
zeigt die Vofſ. Ztg. die in einer Streſemanns Erbe über=
ſchriebenen
Beſprechung die Behauptung aufſtellt, wenn Guſtav
Streſemann nicht vorzeitig dahingerafft worden wäre, dann hätte auch
ſein Name unter dem Aufruf der Deutſchen Staatspartei geſtanden.
Die Deutſche Staatspartei dachte er ſich als die große republikaniſche
Mitte, die zwiſchen rechts und links den Ausgleich ſchaffen ſollte. Das
Blatt weiſt darauf hin, daß dieſes Ideal durch die Deutſche Staats=
partei
, wie ſie ſich heute repräſentiert, noch nicht erreicht iſt; es betont
aber, daß, wenn die Deutſche Staatspartei das wird und bleibt, was
ſie verſpricht, aus dem Beginnen einmal auch die Vollendung werden
kann.
Auch von der D. A. Z. wird die Neugründung freundlich aufge=
nommen
. Handelte es ſich nur um eine Galvaniſierung der Demokrati=
ſchen
Partei unter anderem Namen, ſchreibt das Blatt, ſo würde das
Ergebnis ein baldiges völliges Fiasko ſein. Der Gründungsaufruf
ſpricht nicht dafür. Wir ſehen in ihm vielmehr mancherlei Anhalts=
punkte
, die in eine andere Richtung deuten, nach der liberalen Partei
hin, die ein erwünſchtes Gegengewicht gegen den auf der rechten Seite
vollzogenen konſervativen Zuſammenſchluß bieten kann.
Skeptiſcher äußert ſich das B. T., das feſtſtellt, daß die neue Par=
tei
bisher weder eine breite noch eine ſichere Grundlage hat. Für die
Demokratiſche Partei wird ſich ihr Parteiausſchuß am Mittwoch zu ent=
ſcheiden
haben, ob er den Wechſel des Namens und die in mancher
Hinſicht veränderte Grundeinſtellung gutheißen will, ohne zunächſt da=
für
als Gegenwert eine breite Front der ſtaatstreuen und fortſchritt=
lich
geſinnten Mitte zu erhalten. Im beſten Falle, heißt es weiter muß
man das neue Gebilde als unfertig betrachten. Das iſt an ſich kein
Fehler. Es ſei aber zu wünſchen geweſen, daß der Entſtehungsprozeß
wenigſtens ohne erkennbare Reibungen mit den benachbarten Gruppen
geblieben wäre.
Die ſtärkere Betonung ſozialer Geſinnung erkennt das B. T.
rückhaltlos an. Es warnt aber davor, die neue Partei zu einer Leib=
garde
für die Regierung Brüning werden zu laſſen, weder für ihr
Finanzprogramm noch für ihre politiſchen Methoden.
Die Germanfa ſchreibt u. a.: Man kann ſich kaum des Eindrucks
erwehren, daß zwiſchen dem Sammlungsbrief des volksparteilichen Füh=
rers
Scholz und der Gründung der Staatspartei ein gewiſſer urſäch=
licher
Zuſammenhang beſteht. Der unklare Schritt des Herrn Scholz
hat alſo eine ſehr klare Antwort erhalten. Die Zentrumspartei wird
durch die Unruhe udn die Neugeſtaltung, die nun auch auf die Mitte
übergreift, nicht berührt. Wenn die neue Deutſche Staatspartei, ſo
ſchließt die Germania, im Bereiche der liberalen Mitte wirklich zu
einer Sammlung und zu einer Stärkung der Staatspolitik führen
könnte, dann wäre ſie auch von unſerem Standpunkte aus durchaus zu
begrüßen.
Ueber die Ausſichten der neuen Partei ſchreibt die Tägl. Rund=
ſchau
, daß man über den Ausgang des Wahlkampfes natürlich nichts
Sicheres ſagen könne, zumal man nicht wiſſe, was dabei aus dem alten
volksparteilichen Kern wird, der in jedem Fall ſtark in Mitleidenſchaft
gezogen ſein dürfte, wenn er allein für ſich an die Wähler appelliert.
Der Außenminiſter Dr. Curitus ſympathiſiert, ſo betont das Blatt,
mit der Staatspartei und dürfte wahrſcheinlich ihm nabeſtehende Poli=
tiker
aus den Streſemannreihen mit hinüberziehen.
In der Berliner Börſenzeitung begegnet die Neugründung er=
heblicher
Kritik. Vom Standpunkt der Bekämpfung des roten Blockes
könnte, erklärt die Zeitung, die Neugründung als nicht unerfreulich
bezeichnet werden. Bei näherer Betrachtung drängten ſich aber Beden=
ken
und Einſchränkungen auf. Zunächſt ſei es fraglich, ob der ohne
Zweifel ſehr ſtarke linke Flügel der Demokraten den neuen Kurs mit=
macht
. Das Blatt weiſt darauf hin, daß die beiden Führer des linken
Flügels. Erkelenz und Haas, nicht wieder kandidieren wollen, ferner
auf die Erklärung der neuen Staatspartei, daß es jedem Mitglied der
Partei freiſtände, ſich im Reichsbanner Schwarzrotgold zu betätigen.
Hier ſcheint nach Anſicht des Blattes die Plattform erhalten werden zu
ſollen, die die Deutſche Staatspartei nach den Wahlen zwecks Verbin=
dung
mit der Sozialdemokratie vielleicht betreten möchte.
Eine weſentlich ſchärfere Kritik, die ſich bis zu einer ironiſchen Ab=
lehnung
ſteigert, erfährt die neue Partei in den ſtark rechtsgerichteten
Zeitungen. Die Deutſche Tageszeitung nennt die Neugründung den
Rettungsanker für die Demokratiſche Partei, die ſich nicht mehr anders
zu helfen gewußt habe.
Die Kreuzzeitung ſchreibt: Herr Mahraun hat ſeinen Jungdeut=
ſchen
Orden nicht nur in unmittelbare Nähe, ſondern Seite an Seite
des Reichsbanners geführt. Welche Wendung durch Mahrauns Fügung!
Ob allerdings die Jugend mit Herrn Koch=Weſer und den verſchwom=
menen
Zielen des Herrn Mahraun, die nunmehr offenſichtlich in ein
ſchwarzrotgoldenes Tuch eingewickelt ſind, marſchieren wird, bezweifeln
wir um ſo mehr, als ſie ſicher nicht ihre Aufgabe darin erblickt, in an=
derer
Form zu erhalten, was zum Sterben reif iſt.
Der Lokal=Anzeiger und die Deutſche Zeitung ſind einig in der
Ablehnung der neuen Partei.

* Bayreuther Feſtſpiele.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
Auftakt.
Da wären wir nun wieder mittendrin in dem einen ganzen
Monat dauernden Ereignis, das Tag für Tag Hunderte von
Menſchen in die alte Markgrafenſtadt führt, die ſich ſeit Wochen
ſchon auf das große Kunſterlebnis gefreut und immer und immer
wieder von ihm im Bekanntenkreis geſprochen haben, die ſeit
emem halben Jahre ſchon im Beſitze ihrer Eintrittskarten ſind
und ſich beinahe ebenſolange ſchon eine Wohnung geſichert haben.
Das ſind ſo etwa die Gedanken und Gefühle, mit denen man
ſelbſt beim ſcheußlichſten Regenwetter in Bayreuth aus der Bahn
ſteigt oder wenigſtens ſteigen möchte, wenn nicht auch hier ſchon
die weſentliche Unwahrheit alles deſſen, was Theater heißt und
noch viel mehr als auf der Bühne Theater im Leben
iſt, eine gute Tracht Skepſis den Erwartungen beigemengt hat.
Und dann kommen ſie, die dennoch unausbleiblichen Ent=
täuſchungen
des Idealiſten, die das verletzte Gemüt feiner regi=
ſtriert
als das Gehirn die unzähligen Neuigkeiten, die einem
alten Bayreuther von den vielen allenthalben auftauchenden Be=
kannten
auf dem Wege zum Feſtſpielhügel erzählt werden.
Die Enttäuſchungen? Ja, da iſt zunächſt die Garten=
anlage
des Grünen Hügels ſelbſt. Ein heiliger Hain ſollte das
ſein, durch den alle, reich und arm, hinaufzupilgern haben, um
das mit weitem, ſehnſuchterfülltem Herzen in Empfang zu neh=
men
, was ihnen Richard Wagner für ihr ganzes Leben dort oben
zu ſchenken hat. Ganz anders, als ingendwo ſonſt auf der Welt.
Statt deſſen hat da jetzt ein Gartenbauarchitekt einen elegan=
ten
Volksgarten mit großen Raſenplätzen, Steintreppen und
einem Springbrunnenteich angelegt. Und das Publikum, das
ſich in dieſem Jahre angeſammelt hat, fühlt ſich wohl dort, in der
Maſſenanſammlung von ſeinesgleichen aus Berlin, Paris, Ma=
drid
, Rom, Amerika und nicht zu vergeſſen aus dem Oſten.
Zum Teil Wagner=Enthuſiaſten von der wenig angenehmen, ober=
flächlich
=verbohrten Sorte (Siegfried Wagner nennt ihren weib=
lichen
Teil die Wagner=Tunten) und dann Leute, die von
nichts eine Ahnung haben. Amerikanerinnen, die im erſten Auf=
zug
Parſifal frogen: Uo iſt der Triſtan oder die ſich auf die
Schenkel klopfen möchten vor Vergnügen, wenn Fafner um des
verfluchten Ringes willen den von Carl Braun hier ſo liebens=
wert
menſchlich dargeſtellten Faſolt erſchlägt. (Bitte, das habe
ich ſelbſt erlebt!) Was noch? Einzelne Männer mit Charakter=
Bäuchen, alle aber mit fabelhaften Scheckbüchern. Vor allem aber
geſchminkte Weiber, die zu jedem Kleide den paſſenden Lippen=
ſtift
in der Taſche tragen.

Da traf mich ſein Blick. Richard Wagner, haſt Du das
ſo gewollt? Wo bleibt Dein deutſches Volk, für das Du dieſe
Stätte höchſter Kunſt geſchaffen haſt? Sind wir, Menſchen der
Tat, Menſchen des Wortes in der Oeffentlichkeit ſchuld daran,

Die Schlußſzene der diesjährigen Tannhäuſer=Aufführung, die von Arturo Toscanini (Porträt im Aber der Leſer will doch
Kreis) dirigiert wird und deren ſzeniſche Entwürfe von Siegfried Wagner ſtammen.

daß die Verkehrsbüros der Welt einen internationalen Geld=
pöbel
zuſammenrufen mußten: Beſucht das ſchöne Deutſchland‟
und ſeine Senſation Bayreuth! Haben wir dafür im Welt=
kriege
gekämpft, uns jetzt die ſchönſten Plätze deutſcher Geiſtigkeit
beinahe verekeln zu laſſen? Wollen wir alles meiden, was unſer
einſt war? Wollen wir uns i unſer Inneres zurückziehen,

nach Thule auswandern? Nein. Wir ſind wohl wieder ein=
mal
ſchuld daran, daß es ſo gekommen iſt, aber es darf nicht ſo
bleiben. Leidenſchaftlich rufen wir unſerem Volke zu: Du mußt
dein eigenes Selbſt bewahren, Du mußt zur Weiheſtätte wan=
dern
und darfſt in den kommen=
den
Jahren die Geldausgabe
nicht ſcheuen, die nichts bedeutet
vor der Größe des reinen Er=
lebniſſes
. Dann kannſt und
ſollft Du die Hüter zwingen,
Dir den Gral zu enthüllen, Dir
allein!
Wie ruft uns doch Meiſter
Eckart zu? Du ſollſt haben ein
hocherhobenes Gemüte, nicht ein
niederhangendes; mehr noch; ein
brennendes ſollſt Du haben, und
daß es in einer großen ſchwei=
genden
Stille ſtehe.
Das waren meine Gedanken
beim Weitergehen, und die
Herrlichkeit der Parſifal=
Muſik und der ſtrahlende Glanz
Walhalls im Rheingold
löſchte das aus, was draußen
an Diſſonanz und Mißfarbe
vor Ohr und Auge gekommen
war.
Ueber das Werk ſelbſt und
ſeine bisherige Pflege berichte
ich noch im Zuſammenhang, mit
Abſich zum Teil ſpäter als in
früheren Jahren, weil hier in
Bayreuth die Aufführungen
ganz anders als auf den ſtän=
digen
Bühnen oft gegen den
Schluß zu noch eine merkbare
Verinnerlichung erfahren.
einige Neuigkeiten wiſſen. So
zum Beiſpiel, daß das Feſt=

ſpielhaus für alle Aufführungen ſchon ſeit Monaten ausverkauft
iſt. Die manchmal beängſtigend ſcheinende Fremdenflut iſt vom
Wohnungsamt aber gut verteilt und untergebracht worden, mi
behördlichen Höchſtpreiſen, die nicht zu niedrig bemeſſen ſind.
Eine ganz beſondere Frende kann der Autofreund überall
haben, vor allem naürlich auf dem Feſtſpielhügel. Zu Hundes=

[ ][  ][ ]

Nummer 208

Seike 3

Dienstag, den 29. Juli 1930

Die Vermikklungsverſuche in Indien.
Ghandis Bedingungen.

EP. London, 28. Juli.
Die Vermittlungsverſuche in Indien haben bisher ein greif=
bares
Reſultat nicht gezeitigt. Vorläufig hüllt man ſich noch voll=
ſtändig
in Stillſchweigen über die Unterredungen, die die Frie=
densvermittler
Tey Sapru und Jayakar mit Gandhi und den
beiden Nehrus gehabt haben. Letztere, die geſtern 4½ Stunden
andauerten, ſollen heute fortgeſetzt werden.

Ueber die Beſprechungen mit Gandhi verlautet trotz der Ge=
heimhaltung
, daß Gandhi nur dann zu einer Reviſion
ſeiner bisherigen Haltung bereit ſei, falls der
Vizekönig ihm die Zuſicherung gebe, daß ſeine
Forderungen von der indiſchen Regierung er=
füllt
werden. Dieſe Forderungen, die Gandhi vor einiger
Zeit bereits bekannt gegeben hat, enthalten u. a. die Abgabe einer
Erklärung der indiſchen Regierung, daß die bevorſtehende Indien=
Konferenz die Aufgabe haben ſoll, eine Verfaſſung für Indien
auszuarbeiten, die den Indern Unabhängigkeit gewährleiſtet.
Weiter verlangt Ghandi die Abſchaffung der Salzſteuer, den Boy=
kott
ausländiſcher Tuche und die Verhinderung des Alkoholver=
kaufs
. Außerdem ſolle die indiſche Regierung eine allgemeine
Amneſtie erlaſſen. Unter dieſen Bedingungen hatte ſich damals
Gandhi bekanntlich bereit erklärt, an der kommenden Round Table=
Konferenz teilzunehmen. Allem Anſchein nach hat ſich in ſeiner
Haltung bisher nur wenig geändert, und eine Wiederherſtellung
des inneren Friedens in Indien dürfte vorausſichtlich erſt dann
möglich ſein, wenn die indiſche Regierung den erſten Schritt unter=
nimmt
und den Forderungen der Kongreß=Partei entgegenkommt.

Thronanſprüche Abbas Hilmis in Aegypken?
EP. London, 28. Juli.
In der politiſchen Lage in Aegypten ſcheint eine ſenſationelle
Wendung bevorzuſtehen. Nach dem diplomatiſchen Korreſponden=
ten
des Daily Telegraph verſuche der im Dezember 1914 abge=
ſetzte
Khedive Abbas Hilmi mit allen Mitteln, den ägyptiſchen
Thron für ſich zu erobern. Anſcheinend wolle er, der durch ſeine
Feindſchaft gegen England hervorgetreten iſt, die gegenwärtige
Kriſe für ſeine Zwecke ausnutzen und unterſtütze daher die Be=
ſtrebungen
der Wafd=Partei, König Fuad zur Abdankung zu
zwingen. Auch in London befänden ſich bereits Abgeſandte des
früheren Khediven, um dort den Boden für ihn vorzubereiten. An=
geblich
ſollen mehrere prominente Mitglieder der Arbeiter=Partei
Abbas Hilmi zugeſichert haben, ſeine Anſprüche in Erwägung zu
ziehen.
Inzwiſchen geht die Regierung gegen die Wafd=Anhänger
weiter energiſch vor. Den in Kairo erſcheinenden Zeitungen iſt
verboten worden, den Aufruf Nahas Paſchas zur Verweigerung
der Steuerzahlung zu veröffentlichen. Alle Wafdblätter und Flug=
ſchriften
, in denen dieſer Aufruf erſcheinen ſollte, würden von der
Polizei ſofort beſchlagnahmt werden.

Aegypkiſche und indiſche Fragen im engliſchen
Unkerhaus.
EP. London, 28. Juli.

Die kritiſche Lage in Aegypten und Indien wurde am Montag
im Unterhaus zum Gegenſtand mehrerer Anfragen an die Regie=
rung
gemacht. Der konſervative Abgeordnete Oberſt Gretton
fragte in Abweſenheit des Außenminiſters Henderſon den Unter=
ſtaatsſekretär
im Foreign Office, Dalton, warum die Regierung
gleichzeitig dem Miniſterpräſidenten Sidky Paſcha und dem Führer
der Wafd=Partei, Nahas Paſcha, durch den engliſchen Oberkom=
miſſar
mitteilen ließ, daß beide für den Schutz der Ausländer ver=
antwortlich
gemacht würden. Wie Dalton bekanntgab, habe die
engliſche Regierung im Bewußtſein ihrer Verantwortung für den
Schutz der Fremden in Aegypten Nahas Paſcha in unmißverſtänd=
licher
Weiſe davon in Kenntnis ſetzen wollen, daß auch er für die
Sicherheit der Ausländer mit verantwortlich gemacht werden
müſſe.
Unter Bezugnahme auf die letzte Entwicklung in Indien ſuchte
das konſervative Unterhausmitglied Macdonald vom Indien=
miniſter
Benn in Erfahrung zu bringen, ob er bereits über das
Ergebnis der Unterredungen zwiſchen Gandhi, Tei Sepru und
Jajakar offizielle Informationen beſäße. Benn bedauerte, in die=
ſer
Frage im gegenwärtigen Augenblick keine Erklärung abgeben
zu können, wie er auch augenblicklich nicht in der Lage ſei, eine offi=
zielle
Ankündigung über die Zuſammenſetzung der engliſchen Dele=
gation
zur bevorſtehenden Indien=Konferenz abzugeben. Der In=

dienminiſter ſtellte jedoch eine Mitteilung über dieſen Gegenſtand
vor Ende der Sitzungsperiode, alſo gegen Schluß dieſer Woche, in
Ausſicht.
Aufdeckung einer Tſcheka=Zenkrale in den
Vereinigken Staaken?
EP. New York, 28. Juli.
Die Unterſuchung gegen die Propaganda der Kommuniſten
in den Vereinigten Staaten hat am Sonntag zu einem über=
raſchenden
Ergebnis geführt. Danach ſollen die beiden hervor=
ragenden
Vertreter der offiziellen ruſſiſchen Handelsvertretung
Amtorg, Jakob Kreitz und Abraham Schafran, in der ver=
gangenen
Nacht verhaftet worden ſein. In der Wohnung Schaf=
rans
habe man 640 nach Amerika ausgeſchmuggelte Schweizer
Uhren gefunden. Kreitz habe ſich im Beſitz eines ſojetruſſiſchen
Geheimpaſſes befunden, aus dem hervorgehe, daß er einer der
erſten Agenten der ruſſiſchen Regierung ſei. Ferner habe man bei
ihm ein Notizbuch mit den Namen von 25 weiteren Geheim=
agenten
in den Vereinigten Staaten, in China und in Japan ge=
funden
. Die Behörden glaubten, einem der bedeutendſten Ge=
heimagenten
Rußlands auf die Spur gekommen zu ſein. Auch
wolle die Polizei die Zentrale der Tſcheka in den Vereinigten
Staaten entdeckt haben. Zwei Freunde der Verhafteten, die übri=
gens
gegen eine Kaution von 15 000 Dollar vorläufig auf freien
Fuß geſetzt worden ſeien, würden zur Zeit geſucht. Eine Be=
ſtätigung
dieſer Blättermeldung bleibt abzuwarten.

Die Täligkeit des Reichswahlleiters.
* Berlin, 28. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Reichsminiſter des Innern hat vor einigen Tagen an die
Länderregierungen ein Rundſchreiben geſchickt, das ſich mit den
Vorbereitungen für die Reichstagswahlen befaßt.
Dieſes Rundſchreiben enthält eine genaue Arbeitsteilung für die
vom Reichswahlleiter aufgeſtellte Wahl. Daraus geht hervor, daß
zur Vorbereitung der Wahl am 14. September eine unerhörte
Fülle von Arbeit zu leiſten iſt. Der Reichswahlleiter muß mit
allen Wahlbezirken in engſter Fühlung bleiben. Er hat dafür zu
ſorgen, daß überall die geſetzlichen Beſtimmungen beachtet werden.
Das iſt natürlich keineswegs leicht, wenn man bedenkt, daß für die
Durchführung der Wahl nicht weniger als 9 geſetzliche Vor=
ſchriften
in Frage kommen, und zwar das Reichswahgeſetz, dazu
eine ganze Reihe von Aenderungen dieſes Geſetzes, ſchließlich noch
die Reichsſtimmordnung mit ihren Aenderungen. Die einzelnen
Wahlleiter müſſen ſich alſo durch einen ganzen Wald von Be=
ſtimmungen
hindurcharbeiten und jede Beſtimmung genau ken=
nen
. Sie haben ſich natürlich nicht nur darauf zu beſchränken, die
Vorausſetzungen für einen geordneten Wahlverlauf zu ſchaffen,
ſondern müſſen ſich vor allen Dingen mit den Parteien ausein=
anderſetzen
, die Wahlliſten aufſtellen wollen.
Die erſten 17 Plätze ſind ſchon beſetzt, weil nach altem Brauch
die Parteien zuerſt berückſichtigt werden, die ſchon im Reichstag
vertreten ſind. Erſt dann kommen die übrigen politiſchen Grup=
pen
, die den Ehrgeiz haben, ebenfalls in den Reichstag einzu=
ziehen
. Hier gilt es genau zu prüfen, ob die eingereichten Vor=
ſchläge
auch die geſetzlich vorgeſchriebene Zahl von Unterſchriften
tragen oder ob die Parteien, die Kandidaten aufſtellen wollen,
einen genügenden Anhang hinter ſich haben, ſo daß auf die vor=
geſchriebene
Unterſchriftszahl verzichtet werden kann. Da wir
nun aber in einer Periode der Arbeitsbeſchaffung ſtehen, ſollen
auch die Wahlvorbereitungen ſo gehandhabt werden, daß alle ſich
ergebenden Arbeiten möglichſt gleichzeitig verteilt werden. Hier
handelt es ſich in erſter Linie um die Vergebung von Druckauf=
trägen
. Da es in der Vergangenheit wiederholt vorgekommen iſt,
daß die Wahllokale über eine ausreichende Anzahl von Stimm=
zetteln
nicht verfügten, muß der Reichswahlleiter auch nach dieſer
Richtung hin ſorgen.
Ihm erwachſen alſo Aufgaben mannigfacher Art. Da er je=
doch
über einen eingearbeiteten Mitarbeiterſtab verfügt, wird
ſich die techniſche Vorbereitung der Wahl glatt vollziehen, ſo daß
am 14. September der Wahlapparat in Bewegung treten kann.
Die Aufgaben des Reichswahlleiters ſind damit aber noch keines=
wegs
erſchöpft. Er muß nun wieder dafür ſorgen, daß die ein=
zelnen
Stimmlokale unverzüglich die Ergebniſſe den Zentralſtellen
mitteilen, damit ſie ſchnellſtens nach Berlin weitergeleitet werden.
Sobald das vorläufige Ergebnis vorliegt, kann auf etwa 95 Pro=
zent
der Helfer verzichtet werden. Es bleibt dann nur noch übrig,
das endgültige Ergebnis herauszurechnen. Danach muß der Reichs=
wahlleiter
feſtſtellen, welche Kandidaten gewählt ſind und welche
Stimmen in Verluſt geraten ſind. Schließlich muß er ſich noch mit
den auch diesmal zu erwartenden recht zahlreichen Beſchwerden
auseinanderſetzen, ſo daß alſo ſeine Arbeit erſt beendet wird,
wenn der Reichstag ſchon mehrere Monate hindurch aktions=
fähig
iſt.

Das heſſiſche 15-Millionen=Programm.
Nolſtandsarbeiten für Wohlfahrtserwerbsloſe.
Amtlich wird mitgeteilt:
Trotz ausführlicher Publikation der Verhandlungen und Be=
ſchlüſſe
des Heſſiſchen Landtags über die Maßnahmen zur He=
bung
der Wirtſchaft, Verminderung der Arbeits=
loſigkeit
und Senkung der Wohlfahrtsausgaben
in Heſſen beſtehen über die Abſichten und Ziele dieſer Maß=
nahmen
, ſelbſt bei behördlichen Stellen, falſche Auffaſſungen. Es
erſcheint daher zweckmäßig, die Oeffentlichkeit darüber im ein=
zelnen
aufzuklären, was beabſichtigt und inzwiſchen in der Sache
ſchon geſchehen iſt.
Durch Landtagsbeſchluß vom 25. Juni wurde die Regierung
ermächtigt, für zuſätzliche und volkswirtſchaftlich wertvolle Not=
ſtandsarbeiten
den Städten, Gemeinden und Gemeindeverbänden,
bei denen vorwiegend, möglichſt ausſchließlich, Wohlfahrtserwerbs=
loſe
in großer Zahl beſchäftigt werden können, für den Geſamt=
kapitalbetrag
von etwa 8000000 RM. eine Zins=
verbilligung
von im Durchſchnitt 5 Prozent zu gewähren.
In dem Beſchluß des Landtags war vorgeſehen, daß Reichsmaß=
nahmen
ähnlicher Art, die man damals mit etwa 7 000 000 RM.
glaubte anſetzen zu können, auf das heſſiſche 15= Mil=
lionen
=Programm angerechnet werden.
Dieſe Maßnahme hat mit der ſogenannten wertſchaffenden
Arbeitsloſenfürſorge nichts zu tun. Hier ſollen ausſchließ=
lich
Wohlfahrtserwerbsloſe beſchäftigt werden, während
dort Arbeitsloſenunterſtützte der Reichsanſtalt für Arbeits=
loſenverſicherung
in Arbeit kommen.
Man ging davon aus, daß die Kommunen als Träger dieſer
Arbeiten ſich das Kapital bei den Banken ſelbſt beſchaffen und
dies etwa zu 8 Prozent erhalten können, ſo daß bei einer durch=
ſchnittliche
Verbilligung von 5 Prozent auf die Dauer
von längſtens 20 Jahren der Träger nur 3 Prozent Zinſen
ſelbſt aufzubringen hat. Für den in Ausnahmefällen über 8 Pro=
zent
hinausgehenden Zinsaufwand übernimmt das Land nur die
Hälfte.
Es bleibt den Kommunen unbenommen, die gewährte Zins=
verbilligung
für einen größeren Kapitalbetrag zu verwerten, als
ſie vorgeſehen iſt. Es iſt ſogar vorgeſchrieben, daß ein beſtimmter
größerer Voranſchlagsbetrag in Beziehung geſetzt wird zu dem
verbilligten Kapitalbetrag, ſo daß ſich die Zinsverbilligung ver=
mindert
, wenn nicht die Arbeit in einem vorher beſtimmten Um=
fang
ausgeführt wird. Darin liegt eine gewiſſe Streckung der zur
Zinsverbilligung verfügbaren Mittel, die notwendig war, weil
Arbeiten im vierfachen Betrag angemeldet wurden, als tatſächlich
auf 3 Prozent hätten verbilligt werden können. Damit konnten
eine Reihe von Gemeinden aus Notgebieten berückſichtigt werden,
die ſonſt hätten ausfallen müſſen. Der Geſamtbetrag der ange=
meldeten
Notſtandsarbeiten beläuft ſich auf über 30 Millionen
RM. Da die Zinsverbilligung nur für 8 Millionen zur Ver=
fügung
ſtand, hat die Miniſterialkommiſſion, unter dem Vorſitz
von Staatsrat Karcher, in unmittelbaren Verhandlungen an
Ort und Stelle mit den Provinzen, Kreiſen und Städten die für
die beabſichtigten Zwecke geeignetſten Maßnahmen und die Ver=
billigungsbeträge
ermittelt. Die ſchwierigen Vertei=
lungsarbeiten
wurden dadurch ſanz weſentlich unterſtützt,
daß die Provinzialdirektoren der Provinzen Starkenburg
und Oberheſſen in dankenswerter Weiſe ordentliche und zu=
ſätzliche
Arbeiten in großem Umfang in den beſonderen Notſtands=
bezirken
vorwiegend von ausgeſteuerten Erwerbsloſen ausführen
laſſen.
Bei den Reichsmaßnahmen ähnlicher Art in Heſſen beſteht bis
jetzt nur beim zuſätzlichen Wohnungsbau Klarheit. Es entfällt
hierfür auf Heſſen ein verbilligter Betrag von 1 750 000 RM.
Ueber die Höhe der Mittel für den zuſätzlichen Straßenbau und
für Maßnahmen der Reichspoſt und der Reichsbahn iſt noch nichts
bekannt, und es iſt auch noch nicht erſichtlich, ob ſie zur Entlaſtung
der Wohlfahrtskoſten der Gemeinden überhaupt beitragen kön=
nen
. Da man die Summe dieſer Reichsmaßnahmen auf etwa 8 bis
9 Millionen angenommen hat, konnten vorläufig Notſtandsar=
beiten
nur im Geſamtbetrag von etwa 6 Millionen RM. Ver=
billigungsbetrag
zur ſofortigen Ausführung vorgeſehen werden.
Ueber die Zinsverbilligung von den reſtlichen 2 Millionen RM.
wird verfügt werden, ſobald ſich die Höhe des Betrages der
Reichsmaßnahmen überſehen läßt.
Die Arbeiten im Miniſterium ſind bereits ſoweit gediehen,
daß die Beſcheide noch dieſe Woche und anfangs nächſter
Woche an die Träger der Notſtandsarbeiten herauskommen.
Zum Teil ſind Arbeiten bereits in Gang geſetzt.
Es kann hiernach erwartet werden, daß die ausführenden
Kommunen die bewilligten Maßnahmen mit aller Beſchleunigung
durchführen und dabei nur Wohlfahrtserwerbsloſe beſchäftigen.

ten ſtehen da die prachtvollſten Wagen aus allen Ländern. Die
kleinen Hanomags, die in früheren Jahren tapfer zwiſchen den
großen Maſchinen den Berg hinauf kletterten, ſind ganz ver=
ſchwunden
, aber auch ſonſt ſind die deutſchen Wagen augen=
ſcheinlich
nicht unerheblich in der Minderzahl. Ein Zeichen für
die Beſucherſchaft. Einen hervorragenden Eindruck macht der
Wagenpark der Kronprinzeſſin von Italien, während ſich die
außen gelb=ſchwarze, innen rote Mercedes=Poſtkutſche der Fürſtin
Thurn und Taxis nicht übermäßig geſchmackvoll ausnimmt. Prinz
Auguſt Wilhelm von Preußen macht keinen Pomp, er ſteht und
ſitzt mitten zwiſchen den anderen Feſtgäſten.
Leider geht es Siegfried Wagner gefundheitlich noch
gar nicht gut. Wochenlang hat er vierzehn, ja ſechzehn Stunden
am Tage auf der Bühne geſtanden und geprobt, und zu der
übermäßig vielen Arbeit iſt wohl auch allzuviel Aerger getreten.
Alle, die es mit Bayreuth gut meinen, wünſchen ſehnlichſt
ſeine baldige Wiederherſtellung.
Neben dieſer Sorge um den dringend nötigen Oberleiter des
Ganzen herrſcht unter der Künſtlerſchaft der Feſtſpiele aber auch
viel Freude über drei Muſiker, die alle gleichermaßen begeiſtern,
über Muck, Toscanini und Rüdel, über dieſe Muſiber, die große
Menſchen ſind, denen das innerſte Weſen der Tonkunſt in ihrer
Reinheit und Erhabenheit über alles geht. Auch hierüber wird
ſpäter noch viel zu ſagen ſein.
Gelegentlich der vorigen Feſtſpiele ſchrieb ein Kritiker aus
einem mir entfallenen Anlaſſe: Bayreuth ſteht in der Zeit
Möchte es recht bald mit Zuſchauern von anderer Art, aber mit
Muſikern wie den drei obengenannten, wieder über der Zeit
Dr. Werner Kulz.
ſtehen.

* Der Schuß im Tonfilmakelier.
Berliner Uraufführung.
Der ſoeben erſchienene gleichnamige Senſationsroman von
urt Siodmak wurde von Rudolf Katſcher und Egon Eis für die
inende Leinwand umgearbeitet. Der einzige, auch recht zweifel=
ifte
, Vorzug des Werkes beſteht darin, dem großen Publikum
nen nicht unintereſſanten Einblick hinter die Kuliſſen der Ton=
Iminduſtrie zu gewähren. Das vertonfilmte Tonfilmatelier muß
ch jeder Kionfreund mal geſehen haben: Dieſer Umſtand dürfte
en Film retten vor dem anſonſten wohlverdienten Untergang!
ie Feſtſtellung, daß in dieſem Senſationsfilm keine richtiggehende
pannung aufkommt, erübrigt jede weitere Kritik. Der Produk=
msleiter
Alfred Zeisler beſchränkte ſich auf eine recht oberfläch=
he
Milieuſchilderung, und die Darſtellung (an der Spitze mit
er wieder einmal vollkommen verſagenden bzw. nichtsſagenden
erda Maurus) läßt (bis auf eine einzige kleine Szene, in der
e Kriminalbeamten den Mörder entlarven) ebenfalls kalt. Sollte
r Streifen trotz alledem ſeinen Weg machen, verdankt er’sledig=
ch
dem angeführten Umſtand. Der junge Tonfilm ſcheint recht
üh in eine Sackgaſſe geraten zu ſein. Es mangelt an geeigneten
A. v. K.
Nanuſkripten und wirklich guten Sprechern!

Der frühere Inkendank am Frankfurker Theaker
Emil Claar .

Emil Claar,
der ehemalige verdienſtvolle Intendant der vereinigten Frankfur=
ter
Theater, einer der bedeutendſten Bühnenleiter ſeiner Wir=
kungszeit
, ſtarb im 88 Lebensjahr in Frankfurt a. M. Claar war
auch als Lyriker und Dramatiker erfolgreich tätig.

Von Deulſchlands Hohen Schulen.
Neue Ehrendoktoren der Univerſität Heidelberg. Die ſtaats=
ſſenſchaftliche
Fakultät der Univerſität Heidelberg hat den Ge=
undten
Hans Freytag in Berlin für ſein Wirken als Leiter der
ulturabteilung des Auswärtigen Amtes, ſowie den Landes=
mmiſſar
Geheimrat Hebting in Mannheim, den vielerfahrenen
nner des badiſchenVerwaltungsrechts und Freund derUlniverſität
idelberg, zu Ehrendoktoren der Staatswiſſenſchaften ernannt.
Kiel: Durch Erlaß des Preußiſchen Miniſters für Wiſſenſchaft,
unſt und Volksbildung iſt der ordentliche Profeſſor für Geo=
raphie
Dr. phil. Oskar Schmieder zum Direktor des
uſeums für Völkerkunde ernannt worden
Breslau: In der Philoſophiſchen Fakultät iſt der Privatdozent für
hiloſophie, Domvikar Dr. Günther Schulemann, zum nichtbeamte=
a
. o. Profeſſor ernannt worden.

Geheimrak Fürbringer F.
In Berlin iſt der Senior der Berliner Kliniker, einer der
vielſeitigſten und originellſten Köpfe, Geheimrat Prof. Dr. Paul
Fürbringer, im 82. Lebensjahre geſtorben. Geboren am 7. März
1849 in Delitzſch, beſuchte er das Gymnaſium in Leobſchütz und
Gleiwitz und ſtudierte in Berlin und Jena. Nach zweijähriger
Aſſiſtentenzeit am pathologiſch=anatomiſchen Inſtitut in Jena
wandte er ſich der Inneren Medizin zu und habilitierte ſich 1876
als Dozent für Arzneimittellehre und mediziniſche Chemie in
Heidelberg. Im Jahre 1879 wurde er nach Jena berufen als
Profeſſor für Haut= und Kinderkrankheiten. Dort wurde er auch
Amtsthyſikus und hielt zugleich Vorleſungen über gerichtliche
Medizin und Hygiene. Später wurde er Direktor der Inneren
Abteilung des Krankenhauſes Friedrichshain in Berlin. Allen
Fragen der öffentlichen Geſundheitspflege hat er wärmſtes In=
tereſſe
entgegengebracht. Er entfaltete eine lebhafte Tätigkeit
auf dem Gebiet der Unfallsfürſorge und war Fachbeirat der Ver=
ſorgung
der Kriegsbeſchädigten. Der Verſtorbene vereinigte in
ſich das Fachwiſſen von fünf verſchiedenen Sondergebieten der
Medizin und hat in über 100 Abhandlungen ſeine Erfahrungen
und Kenntniſſe niedergelegt. Noch als 80jähriger machte er ſtun=
denlange
Fußmärſche und war ein eifriger Schwimmer. Eine
ſeiner letzten Veröffentlichungen war eine kleine gemeinverſtänd=
liche
Schrift Wie verlängere ich mein Leben? Eine Schrift,
die nicht nur wegen der darin enthaltenen hygieniſchen Grund=
ſätze
, ſondern auch wegen des geſunden, lebensfrohen Geiſtes,
der aus ihr ſpricht, unſeren nervöſen und oft müden Zeitgenoſſen
warm zu empfehlen iſt. Fürbringer war bis ins hohe Alter
unermüdbar und unerſchöpflich; ein glückliches Temperament und
eine eiſerne Konſtitution ließen ihn ſeine geiſtigen und körper=
lichen
Kräfte bis in Greiſenalter erhalten. Er ſchien die ewige
Jugend gepachtet zu haben und war ein Meiſter in der Kunſt
des Alterns.
Dr. G. K.

Der Weg zum Führerſchein. Ein Hilfsbuch im Plauderton für
den Unterricht in der Autofahrſchule. Von Dipl.=Ing. Rolf
Schur, kraftfahrzeugtechniſcher Sachverſtändiger des Auto=
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zu lernen, bis zur Erfüllung, alſo der Aushändigung des
Führerſcheins, gewieſen, und zwar mit allem, was der Fahrſchüler
an behördlichen Vorſchriften wiſſen und an techniſchen Einzelheiten
lernen muß.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Dienstag, den 29. Juli 1930

Nummer 208

O
OM

Die glückliche Geburt eines
kräftigen Stammhalters zeigen
hocherfreut an
Walter Schaefer u. Frau
Fann), geb. Hahl.
New-Vork, den 26. Juli 1930.
214 East 123 rd Street U. S. A.

Statt Karten.

Oer Delrller
l 11MdOerner
geb. Weber
geben ihre VERMAHLUNG bekannt.
Groß-Zimmern, Angelstr. 78.
22. Juli 1930.
(1168

Todes=Anzeige.
Dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen
lieben Mann, unſeren guten Vater, Bruder,
Onkel und Schwager
Herrn
Loienz Beuut
in die Ewigkeit abzurufen.
In tiefer Trauer:
Julie Beudt, geb. Kreiter
Aenne Beudt
Elſe Beudt
Dr. Ernſt L. Beudt
Klara Beudt.
Darmſtadt, den 28. Juli 1930.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 30. Juli,
nachmittags 2 Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute vormittag 11 Uhr entſchlief janft nach
ſchwerem Leiden mein innigſigeliebter Gatte,
unſer treuſorgender Schwiegerſohn, Schwager,
Onkel, Neffe und Vetter
Zei Srunto Tesfel
Hotelier
im 55. Lebensjahr.
In tiefem Schmerz:
Frau Elly Betzſel, geb. Röder.
Beerfelden, Fränk. Crumbach, Nieder=
Flörsheim und Höchſt a. Main,
(TV. 11665
den 28. Juli 1930.
Die Beerdigung ſindet Mittwoch=Nachmittag 2 Uhr in
Beerfelden ſtatt.

Dankſagung.

Für die uns erwieſene Teilnahme bei dem Ableben
unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Margarethe Blacha Bwe.
danken wir herzlich. Beſonders danken wir den
Herren Aerzten und den Schweſtern des Eliſabethen=
ſtifts
für die liebevolle Pflege, ſowie Herrn Pfarrer
Bergér für die tröſtenden Worte am Grabe.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Gießen, den 28. Juli 1930.

und Liebhaber
Wo kauft der Kunſikenner ſeine Bilder u.
Einrahmungen. Nur in der Kunſthandlung (10367a
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Heute morgen 4 Uhr iſt unſere liebe, gute Schwägerin, Tante,
Großtante und Verwandte
Frau Geheimrat Loebell
geb. Fabricius
nach langem Leiden ſanft verſchieden.
Für die Trauernden:
Frau Emilie Fabricius

geb. Trenca.
Darmſtadt den 27. Juli 1930.
Heinrichſtraße 126.
Die Beerdigung findet Dienstag nachmittag 3 Uhr von der Kapelle
des alten Friedhofs an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt,

(11687

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrich.
tiger Teilnahme und die vielen
Kranz= und Blumenſpenden
beim Hinſcheiden meiner lieben
Frau, meiner guten Mutter
ſagen wir auf dieſem Wege
herzlichen Dank. Beſonders
danken wir Herrn Pfarrer Bergér
für ſeine troſtreichen Worte am
Grabe und den Gemeinde
ſchweſtern der Martinsgemeinde
für ihre liebevolle Pfiege.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Martin Weber.
Darmſtadt, den 28. Juli 1930.A

Dankſagung.
Für die uns anläßlich des Hin=
ſcheidens
unſeres lieben Mannes
Vaters, Großvaters und Onkels
Georg Walter
erwieſene Anteilnahme ſagen
wir hiermit unſeren allerherz=
lichſten
Dank.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Helene Walter.
Darmſiadt, den 29. Juli 1930.

Trauergarderoben
werden in einigen Stunden ſchwarz gefärb
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des Nürnberger und fränk. Hausbeſitzes, des Gaſt=
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Gewerbes wie überhaupt des geſamten Mittelſtandes.
Die wöchentlich erſcheinenden Beilagen Nürnberger
Hausbeſitzer=Zeitung, Fränk. Gaſtwirte=Zeitung
und Süddeutſche Mittelſtands=Zeitung erfreuen
ſich an Hand ihrer wertvollen redaktionellen Beiträge
größter Beachtung, ſtets ſteigender Beliebtheit und
ſtempeln die Nürnberger Bürger=Zeitung zur
größten deutſchen Mittelſtandszeitung im Sinne
der Wirtſchaftspartei.
Das geſteigerte Intereſſe überträgt ſich naturgemäß
auch auf den Anzeigenteil, ſo daß Anzeigen von auf=
fallend
guten Erfolgen begleitet ſind.
(246a
Verlangen Sie unverbindlich Probenummern u. Preis=
angebot
, wir ſtehen Ihnen hiermit gerne zu Dienſten.

[ ][  ][ ]

Nummer 208

Dienstag, den 29. Juli 1930

Seite 5

Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſadt, den 29 Juli.
Poſtbeförderung mit dem Luftſchiff Graf Zeppelin
Wir machen wiederholt darauf aufmerkſam, daß Briefe und
Poſtkarten, die am 3. Auguſt mit dem Luftſchiff Graf Zeppelin.
aus Darmſtadt befördert werden ſollen, außer durch die Brief=
kaſten
und an den Poſtſchaltern in Darmſtadt auch in der Weiſe
aufgeliefert werden können, daß ſie in einem beſonderen Umſchlag
dem Poſtamt Darmſtadt unter der Aufſchrift:
Sendungen für das Luftſchiff Graf Zeppelin
Poſtamt Darmſtadt.
überſandt werden. Die Einlieferung unter Umſchlag iſt nament=
lich
für auswärts wohnende Abſender zweckmäßig.
Es empfiehlt ſich, die Zeppelin=Luftpoſt ſo früh als möglich
einzuliefern; ſie muß ſpäteſtens bis zum 3. Auguſt mittags, beim
Poſtamt Darmſtadt vorliegen. Sobald das Luftſchiff auf dem
Griesheimer Sand verankert iſt, beſteht keine Gewähr dafür, daß
die dann noch durch die Briefkaſten in Darmſtadt eingelieferten
Sendungen mit dem Luftſchiff abgefördert werden. Mit der
Einlieferung kann ſchon jetzt begonnen werden.
Die Geſamtgebühr für eine Poſtkarte beträgt 1 RM. und für
einen Brief 2 RM. Die Umſchläge, in denen die Luftpoſtſendun=
gen
dem Poſtamt Darmſtadt überſandt werden, ſind mit der Ge=
bühr
wie für Sendungen des gewöhnlichen innerdeutſchen Ver=
kehrs
frei zu machen.
Ernannt wurde am 10 Juli 1930, der Kanzliſt bei dem
Amtsgericht Offenbach a. M. Heinrich Zahn zum Kanzliſten bei
dem Amtsgericht Seligenſtadt mit Wirkung vom 1. Auguſt 1930.
* Die geſetzliche Miete wird in der Stadt Darmſtadt auf
124 v. H. der Friedensmiete feſtgeſetzt. Die Verordnung tritt mit
Wirkung vom 1. April 1930 in Kraft.
Eliſabeth Gerland, Tochter des weltberühmten Geophyſikers
und Ethnologen der verlorenen Kaiſer=Wilhelms=Univerſität
Straßburg. Georg Gerland, iſt in Darmſtadt, ihrer neuen Heimat
ſeit ihrer gewaltſamen Ausweiſung aus Elſaß=Lothringen, von
einem plötzlichen Tode ereilt worden. Es waren nicht nur ihre
Landsleute aus dem herrlichen Lande zwiſchen Schwarzwald und
Vogeſen, denen ſie hier nahe gekommen bzw. treu geblieben iſt;
die liebenswürdige, kluge und geiſtreiche Perſönlichkeit hat im
Stillen auch in der allgemeinen ſozialen Fürſorge unſerer Stadt
hilfsbereit und erfolgreich mitgearbeitet. Im engeren Kreiſe nicht
nur der Elſaß=Lothringer ſondern auch z. B. des Hausfrauenbun=
des
, iſt ihre, werktätige Nächſtenliebe, wohlbekannt wenn ihr
Wirken der offiziellen Welt unbekannt blieb, ſo entſprach dies
ihrem Weſen und beſonderen Wunſche. Heute aber da viele trau=
ernd
an ihrer Bahre ſtehen, ſei ihrer in Dankbarkeit gedacht.
Weltmeiſterſchaften der Studenten! Ausgabe von
Schülerkarten. Der Tageskartenverkauf für die Schüler und
Schülerinnen, ſämtlicher hieſiger höherer Schulen, Volks=, Fort=
bildungs
= und Fachſchulen beginnt am Donnerstag, den 31.
Juli 1930. Während der Ferien findet der Kartenverkauf vor=
mittags
von 11 bis 12 Uhr bei den Hausmeiſtern der betreffenden
Schulen ſtatt. Nach Wiederbeginn des Unterrichts am Montag,
den 4. Auguſt 1930, werden Karten von den Hausmeiſtern wäh=
rend
der Schulzeit abgegeben. Es wird ausdrücklich darauf hin=
gewieſen
, daß der Verkauf von Schülerkarten nur durch die Haus=
meiſter
der betreffenden Schulen erfolgt. Ein Schülerkartenver=
kauf
durch die Kaſſen des Hochſchulſportplatzes findet nicht ſtatt.
Als Schülerkarten werden nur abgegeben Stehplätze für die Zeit
vom 1 bis 10. Auguſt 1930 für Leichtathletik und Spiele. Der
Preis beträgt ſtatt 1. Mk. bzw. 1,50 Mk. nur 0,50 Mk. Näheres
über Zeitpunkt und Art der verſchiedenen Spiele durch die Haus=
meiſter
bzw. Aushang in der Schule und die Preſſenachrichten.
80. Geburtstag. Frau Emma Hammel Ww. Schloß=
gartenſtraße
5, feiert heute Dienstag ihren achtzigſten Geburtstag.
* Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber ein Konzert der
Kurkapelle in Königſtein i. T. ſchreibt ein dortiges Blatt u. a.:
Die beſondere Note des Abends waren die Geſangseinlagen des
Violinkünſtlers Melchior. Die Vorträge des Herrn Melchior,
der ſich auch der Geſangskunſt widmen will, überraſchten ſeine
zahlreich anweſenden Freunde und Gönner angenehm. Herr Mel=
chior
hat eine ſympathiſche, modulationsfähige Stimme mit ſchö=
nem
Ausdruck und Sicherheit in allen Lagen.
Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Renée Sintenis=
und Adolf Bode=Ausſtellung. Für beide Ausſtellungen
zeigt ſich ein erfreulich reges Intereſſe. Die Sintenis= Pla=
ſtik
Gebirgsziege in Bronze wurde käuflich erworben. Ab Mon=
tag
, den 4. Auguſt, zeigt die Bücherſtube Oelbilder und Zeichnun=
gen
des ebenfalls der Darmſtädter Gruppe angehörenden Malers
Gottfried Richter=Offenbach. Die Carl Hofer=
Ausſtellung wird am Sonntag, den 17. Auguſt, eröffnet.
Handelskammerbeitrag. Auf die heutige Bekanntmachung
der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt hinſicht=
lich
der Offenlegung der Hebregiſter für die Kammerbeiträge
wird hiermit ausdrücklich hingewieſen.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. Die beiden Haupt=
gewinne
von je 100 000 Reichsmark der 4. Klaſſe 35. (261.) Lotterie
fielen in der am 14 und 15. Juli ſtattgefundenen Ziehung auf
Nr. 85 768 in den beiden Abteilungen 1 und II. Die Haupt=
und Schlußziehung, in der über 52 Millionen Reichsmark
zur Ausſpielung kommen, beginnt am 8. Auguſt. Außer den bei=
den
Prämien von je 500 000 Reichsmark kommen zur Verloſung
die großen Hauptreffer, von 2 mal 500 000 RM. 2 mal 300 000
Reichsmark, 2 mal 200 000 RM., 2 mal 100 000 RM., ſowie viele
andere hohe Gewinne. Im günſtigſten Falle können auf ein
ganzes Los 1 Million RM., auf ein Doppellos 2 Millionen RM.
gewonnen werden. Die Erneuerung der Loſe zu dieſer Haupt=
klaſſe
hat planmäßig ſpäteſtens bis zum 1. Auguſt,
18 Uhr, bei Verluſt des Anrechts in der zuſtändigen Lotterie=
Einnahme zu geſchehen. Die Beachtung dieſer Friſt wird beſon=
ders
in der jetzigen Reiſezeit dringend empfohlen, da über die
nicht rechtzeitig erneuerten Loſe anderweit verfügt werden muß.
In einzelnen Lotterie=Einnahmen, ſind, noch Kaufloſe zu haben.
Reiſen an die Weſtfront. Das Mitteleuropäiſche Reiſebüro
G. m. b. H. (Mer) führt auch im Auguſt und September d. J noch
Reiſen zu den Kriegsgräbern und Schlachtfeldern aus. Desgleichen
werden Fahrten zu den Schlachtfeldern bei Verdun, Arras und
Ypern veranſtaltet. Die Preiſe zwiſchen 68 und 78 RM. in der
3. Klaſſe ſchließen, außer Führerkoſten Bahnfahrt von Köln bis
zum Beſtimmungsort und zurück, Unterkunft Verpflegung, Steu=
ern
und Trinkgelder ein. Daneben können Einzel=Pauſchalreiſen
zu jeder Zeit von jedem beliebigen Punkte Deutſchlands angetre=
ten
werden. Der Reiſende erhält in dieſem Falle vor Antritt der
Fahrt Fahrtſcheine und Gutſcheine für Unterkunft und Verpfle=
gung
unterwegs ſowie für, die Autofahrten zu den Friedhöfen,
ſodaß auch ſolche Reiſen ohne jede Schwierigkeiten durchgeführt
werden können. Nähere Auskunft, unverbindliche Ausarbeitung
von Reiſen mit Preisangabe ſowie Proſpekte durch Verkehrsbüro:
Ernſt=Ludwigsplatz 5. Verkehrsbüro Rheinſtraße 24.
Stenographie und Maſchinenſchreiben. Heute und am Frei=
tag
, den 1. Auguſt, abends beginnt die Stenographen=Vereinigung
Gabelsberger Handwerkerſchule, Ecke Karls= und Nieder= Ram=
ſtädterſtraße
, in den vorgenannten Unterrichtsräumen mit neuen
Kurſen in Reichskurzſchrift unter Leitung ſtaatlich geprüfter Leh=
rer
der Stenographie. Die Maſchinenſchreibſchule Karlſtr 23,
Erdgeſchoß iſt täglich geöffnet und kann die Belegung der Stun=
den
nach Wunſch erfolgen Der Unterricht erfolgt nach der
Zehnfinger=Blindſchreib=Methode unter fachkundiger Leitung. Das
Unterrichtsgeld für beide Kurſe iſt niedrig gehalten und kann in
Raten beglichen werden. (Siehe heutige Anzeige.)
Gegen Kopfschuppen u. Hadrausfall
verwenden Sie nicht dieses oder
jenes, sondern verlangen Sie ein

Uaugeiener Beulſcher Schagmacherlag m Barmſtäer

Mittel das wissenschaftlich erprobt
ist und seit 50 Jahren unvergleich-
liche
Erfolge zu verzeichnen hat:

(TV. 8119

Dr. Bralle’s Birkenwasser
Orlginalflasche RM. 2.40 Doppelflasche RM. 4.20

t. Am geſtrigen Montag ſchloſſen mit einer nur durch die
Mittagspauſe unterbrochenen
Generalverſammlung
des Reichsverbandes des Deutſchen Schuhmacherhandwerks e. V.,
Sitz Hannover, die ſich reger Teilnahme erfreute, die geſchäftlichen
Verhandlungen des 5. Allgemeinen Deutſchen Schuhmachertages
ab. Im Anſchluß an die Generalverſammlung fand in der Feſthalle
Prämiierung und Preisverkeilung
ſtatt Für das Preisrichterkollegium ſprach Herr Lüdwitz= Leip=
zig
begrüßende und einleitende Worte, dann gab Herr Rieſen=
beck
=Hannover, nachdem er zuvor die bei der Preisverteilung
und Prämiierung gehandhabte Methode erläutert hatte die
Namen der Preisträger bekannt. Nachſtehend die Ergebniſſe:
Induſtrie. Goldene Medaille: Rafflenbeul, Schwelm ( Schuh=
maſchinen
) Heute Schwelm (Schuhmaſchinen) Yankee=Poliſh
(Schuhpflegemittel). Theiler & Seeberger, Düſſeldorf. Gummi=
werke
. Vertus=Gummigeſellſchaft m. b. H. Bremen. Frobana
A.G. Barmen. Maſchinenfabrik Karl Merkelbach Frankfurt
a. M. Ehresmann & Co. Karlsruhe (Schuhmaſchinen). Sin=
ger
=Nähmaſchinen=A.G., Berlin. Nugget=Co. Köln ( Schuh=
pflegemittel
). Schuhmaſchinenfabrik Fulda G m. b. H., Fulda.
K. Siegel, Zuffenhauſen=Stuttgart (Maſchinenfabrik). Richard
Heß Magſtadt (Schuhmacherwerkzeuge). Hartmann. Arfeld
(Schuhleiſten) Cetwa=A.G. Altenburg i. Thür. (Farben).
Hooco=A G. Düſſeldorf (Schuhpflegemittel). Münch. Brotte=
rode
(Werkzeuge). Metzger & Sohn Pinneberg (Sohlleder
und Revaratur). Jac. Pfeiffer, Eberſtadt. Jac. Küchel, Butz=
bach
. Mechler & Co., Mannheim. Chem. Fabrik Eiſendrath
(Immalin), Mettmann (Rhld.). Hermann Dürr, Vaihingen
a. F. Karl Jüngſt Siegen (Sohlleder). Gütersloher Leder=
werke
(Revaraturleder). Karl Becker II. Gießen (Lederpache).
Vinhage Borghorſt i. W. Silberne Medaille: Herol, Frank=
furt
a. M. Hey, Offenbach a. M. Breidert, Darmſtadt. Brei=
dert
Groß=Umſtadt. Rehkemper, Haſpe i W. (Klebepreſſen).
Kilian, Köln (Streckaparat). Jooſt. Mainz ( Ferſenfutter=
einkleber
). Alfons Koch, Sümmern (Ago=Rieſterpreſſe).
Maßgeſchäfte. Goldene Medaille: Jäger, Freiburg i Br.
Handwerker Zentralgenoſſenſchaft Darmſtadt. Philipp Weber,
Darmſtadt. Chr. Rohe, Darmſtadt.
Maßſchuhmacher. Goldene Medaille: Schratt. Oberſtdorf
(Allgäu), u. Heſſ. Staatsmedaille. Geeſe, Remſcheid=Haſten, u.
Heſſ. Staatsmedaille. Rothe Darmſtadt. u. Plakette der Stadt
Darmſtadt. Gureczki, Wiesbaden, u. Ehrenpreis der Hand=
werkskammer
Darmſtadt. Emde, Hannoyer, u. Ehrenpreis der
Gütersloher Lederwerke. Kunis Wwe., Wittgendorf, u. Ehren=
preis
, der Fa. Alfons Koch, Sümmern. Fritz Darmſtadt, u.
Ehrenpreis der Fa. Theiler & Seeberger, Düſſeldorf. Schich,
Chemnitz, u. Ehrenpreis der Fa. Theiler & Seeberger Düſſel=
dorf
. Nahrmann. Darmſtadt, u. Ehrenpreis der Fa. Theiler &
Seeberger, Düſſeldorf. Oswald. Darmſtadt, u. Ehrenpreis der
Fa. Theiler & Seeberger, Düſſeldorf. Eidenmüller, Darmſtadt.
Weber, Darmſtadt. Egly, Darmſtadt Silherne Medaille:
Stinus, Baden. Rippel, Ober=Rimbach. Späth. Darmſtadt.
Schönberger Darmſtadt. Jahns Darmſtadt. Gutjahr, Mainz.
Gellhardt Schweinfurt. Ferke Wiesbaden. Huſemann, Salz=
uflen
. Siebert Offenbach. Schürle Heilbronn. Imemann,
Wiesbaden. Wehner, Schweinfurt. Jähn. Darmſtadt. Wilke,
Woltorf b. Peine. Bronzene Medaille: Heil, Bingen.
Sauer, Ludwigshafen Liebau, Trebur, Kani. Darmſtadt.
Rebſtein. Konſtanz. Bock, Darmſtadt. Lutz, Heubach.
Berufsſchulen. Anerkennungen: Fachſchule Gießen. Berufs=
ſchule
Arnswalde. Berufsſchule Oldenburg. Berufsſchule Hil=
desheim
.
Orthopäden. Goldene Medaille: Gottlieb Kuom, Stuttgart,
u. Staatsmedaille. Louis Schick, Bad=Nauheim, u. Staats=

Aus dem Heſſiſchen Sängerbund.
Sängerehrungen.
Für 50jährige aktive Sangestätigkeit wurden vom Heſſiſchen
Sängerbund mit der goldenen Ehrennadel und vom Deutſchen
Sängerbund mit dem Ehrenbrief des Deutſchen Sängerbundes
ausgezeichnet: Hch. Spengler (Harmonie) Bensheim, Adam Spamer
(Männerchor) Schotten, Georg Geiger und Karl Köhler ( Lieder=
kranz
) Bieber. Für 40jährige aktive Sangestätigkeit wurden
vom Heſſiſchen Sängerbund mit der ſilbernen Ehrennadel ausge=
zeichnet
: Wilh. Itz (Männergeſangverein Tiefenbach, Kr. Wetzlar,
Ludw Reichel (Eintracht) Nieder=Ohmen, Karl Merz, Peter Glück
und Chr. Stock (Liederkranz) Bieber, Kr. Offenbach.

AUSSteTYUNS Mathildenhöhe und Kunsthalle
200 Jahre Darmstädter Kunst
Tiglich 10 18 Uhr.
(10525a

Der neue Führer des Heſſiſchen Sängerbundes.
Bekanntlich wird der Führer durch den Heſſiſchen Sängerbund
durch den Bundesgeſchäftsführer G. F. Roth zum diesjährigen
Bundesſängertag neu herausgegeben. Dieſe dritte Auflage wird
eine weitere Vervollſtändigung im Adreſſenmaterial der einzelnen
Vereine bringen. Die Drucklegung iſt bereits ſo weit gediehen,
daß die Korrekturbogen der Gaue in einigen Tagen den Gauvor=
ſitzenden
zugeſtellt werden können. Da die Durchſicht der Bogen
unverzüglich erfolgen muß, dürfte die Herausgabe des Führers
keine Verzögerung erleiden.
Warnung für Geſangvereine.
Für die öffentliche Aufführung von Chören und Veranſtal=
tungen
, bei denen muſikaliſche Darbietungen geboten werden
(Orcheſterwerke, Tanzmuſik uſw.) iſt der Abſchluß einer Ver=
ſicherung
mit den beiden Tonſetzerverbänden unbedingt erforder=
lich
. Soweit Vereine dem Heſſiſchen Sängerbund angehören, haben
ſie Gelegenheit, durch den Bund eine verbilligte Verſicherung ab=
zuſchließen
. Nichtverſicherung hat bedeutende finanzielle Nachteile
zur Folge. Bei der Geſchäftsſtelle des Bundes gehen fortgeſetzt
Anfragen der Tonſetzer ein, um feſtzuſtellen, ob Vereine, die Ver=
anſtaltungen
abgehalten haben, dem Bund angehören und be=
jahendenfalls
, ob ſie der durch den Bund geſchloſſenen Verſiche=
rung
angehören. Vereine, die der Verſicherung des Bundes noch
nicht angeſchloſſen ſind, oder mit den Beiträgen für die Tonſetzer
im Rückſtand ſind, laufen Gefahr, durch eine Anzeige der Ton=
ſetzerverbände
ſich hohe Strafe zuzuziehen. Es kann geſagt wer=
den
, daß die größte Anzahl der Vereine, über die angefragt wurde,
dem Bund bisher nicht angehören. Trotzdem ſeien die Bundes=
vereine
nochmals auf die Gefahr hingewieſen.
Ehrenzeichen des Heſſiſchen Sängerbundes.
Die ſeitherigen Ehrenzeichen Für Verdienſt und Ehren=
chormeiſter
, die in Feinſilber hergeſtellt waren, werden laut
Bundesbeſchluß nicht mehr hergeſtellt. Bei der Bundesgeſchäfts=
ſtelle
iſt nunmehr die letzte Reſtlieferung eingegangen. Der Ge=
ſamtbeſtand
iſt ſehr gering. Vereine, die noch Wert darauf legen,
ihrem verdienſtvollen Chormeiſter, oder Vorſtandsmitgliedern dieſes
nunmehr ſelten werdende Ehrenzeichen zu verleihen, wollen um=
gehend
entſprechenden Antrag an die Bundesgeſchäftsſtelle richten.
Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß die Ver=
leihung
in der Reihenfolge der geſtellten Anträge, ſoweit Vorrat,
erfolgt.
Die Darmſtädter Sängerſchaft und der Verfaſſungstag.
In einer Beſprechung im Staatsminiſterium mit den einzel=
nen
Vereinen und Verbänden hat auch die Darmſtädter Sänger=
ſchaft
ihre Beteiligung an der Verfaſſungsfeier zugeſagt. Die
Sängerſchaft wird bei der Feier folgende Chöre zum Vortrag
bringen: Hymne an die Kunſt von Mangold, Freiheit von
Groos und Deutſchland, dir mein Vaterland von Heinrichs. Der
Gauvorſitzende hat in einem Rundſchreiben an die einzelnen Ver=
eine
der Erwartung Ausdruck gegeben, daß die Sänger ſich in
großer Zahl an der Feier beteiligen. Alle weitere Mitteilungen
erfolgen durch Anzeigen der Darmſtädter Tageszeitungen.

medaille. Karl Börner, Diedenbergen i. Taunus, u. Plakette
der Stadt Darmſtadt. Ludwig Ruß. Darmſtadt, u. ſilbernes
Beſteck. Martin Jähne, Bautzen, u. Plakette der Stadt Darm=
ſtadt
. Karl Stadler, Frankfurt a. M., u. eine Ledermappe.
Silberne Medaille: Wilh Bültemann, Kaſſel. Karl Bernhard,
Mühlheim a M. Albrecht Sprenger Lage i. L. Beck & Bu=
ſchan
Schweinfurt. Lorenz Schön, Frankfurt a. M. Anton
Knöll Heilbronn. Hans Schick Schweinfurt. L. Kriegsmann,
Frankfurt. Jexem. Kühn, Hamburg. Guſtav Adolf. Darmſtadt.
G Albuſchat, St. Ingbert. Gruppe Heſſen Bronzene Me=
daille
: Opper, Friedberg i. Heſſen. Karl Kiefer, Friedberg i.
Heſſen. Hagedorn=Schütte, Kaſſel. Georg Volz, Darmſtadt.
Ernſt Roch, Darmſtadt. Heinrich Götz, Darmſtadt.
Einiges aus der Geſchichte der Schuhmacherzunft
im alken Darmſtadt.
(Als Nachklang zur Schuhmachertagung.)
Mitgeteilt von Philipp Weber.
Die Geſchichte berichtet uns: Ein angehender Schuhmacher=
meiſter
mußte 3 Jahre gelernt und dann noch 2 Jahre auf ſeinem
Handwerk in der Obergrafſchaft gearbeitet haben. Als Meiſter=
ſtücke
waren ihm vorgeſchrieben: ein Paar Knieſtiefel für einen
Reiter, ein Paar ausgeſchnittene Schuhe mit Ecken, ein Paar
Bauernſtiefel mit vier Paar Haften, ein Paar hohe Bundſchuhe.
Die Meiſterſtücke mußten in einem beſonderen Hauſe unter Auf=
ſicht
von zwei Schuhmachern gemacht werden.
Den Zechern in der Zunftſtube war Züchtigkeit anempfohlen
und der Mißbrauch des Namens Gottes verboten. Hatte einer
etwas vor dem Handwerk vorzutragen und ein anderer fiel ihm
in das Wort, ſo mußte dieſe Ungeſchicklichkeit mit einer Strafe
von 20 Pfennigen gebüßt werden.
Schafleder durfte nur in einzelnen Fällen, Roßleder niemals
verarbeitet werden.
Geſellen und Jungen wurden durch beſondere Ordnungen in
guter Zucht gehalten.
Unter Georg I. (15671593) war es vorgekommen, daß der
Hof ſeine neuen Schuhe und Stiefel in Frankfurt machen ließ, und
die Darmſtädter Meiſter bekamen nur Flickarbeiten. Dieſes bewog
einen Schuhmachermeiſter Dambmann, der darob beleidigt
und ſeines Wertes ſich bewußt war, folgendes Schreiben an den
Landgrafen zu richten: Eurer fürſtlichen Gnaden ſoll ich unte=
thenig
nicht verhalten, demnach Sie die Notturft an Stiefel und
Schuhen zu Frankfurt machen und abholen laſſen und mir das
Flickwerk allein zugewieſen und gegönnet wird, und ich aber
Eurer fürſtlichen Gnaden ſambt dero Angehörung ſowohl ohne
Ruhm zu ſchreiben, als der Frankfurter Schuhmacher getraue zu
beſorgen, wie ich denn dero Oberamtmann und mehrtheils Hof=
junker
ihre Notturft verfertige, daß deswegen keine Klage iſt, ſo
gelangt derohalben an Euer fürſtliche Gnaden mein unterthäni=
ges
Bitten, Sie wollen mein gnädiger Herr ſein und mir vor
Frembden ein Stuck Brod zu erwerben, die Hofarbeit gnädig ver=
gönnen
und zur Einkaufung von Leder ein Gulden oder 50 vor=
ſetzen
, und das Jahr über wieder abverdienen laſſen; als will
ich mich fleißig anhalten, daß meinetwegen kein Klag, ob Gott
will, vorfallen ſoll. Hiermit göttlich Gnaden empfohlen und ge=
wohnlicher
Erklärung hoher Zuverſicht erwartend Euer fürſtlichen
Gnaden unterthänig gehorſamer Hans Dambmann, Bürger und
Schuhmacher zu Darmſtadt.
Hierauf folgte der Beſcheid: Er ſoll Sr fürſtlichen Gnaden
ein Paar Stiefel und ein Paar Schuhe machen, und wolle Sr.
fürſtlichen Gnaden ſehen, was er vor Arbeit macht und ſich dann
erklären.
Die Probearbeit muß gut ausgefallen ſein, denn Dambmann
ließ ſich ſchon einige Monate darauf wieder einen Vorſchuß zum
Ankauf von Leder geben.

Kinderlähnnng.

Man ſchreibt uns: Die anſteckende Kinderlähmung kommt zu
allen Jahreszeiten vereinzelt oder auch einmal in kleiner Häufung
(Epidemie) vor, der Höhepunkt ihres Auftretens aber iſt die Hoch=
ſommerzeit
die Monate Juli, Auguſt, September. Von der gegen=
wärtigen
Epidemie im Elſaß hat jeder geleſen. Daß Darmkrank=
heiten
, wie Typhus und Paratyphus, in der heißen Jahreszeit geo
häuft auftreten, iſt bekannt, verwunderlich wird es manchem ſeim
von der Kinderlähmung. Verſtändlich wird das durch die wiſſens
ſchaftliche Feſtſtellung, daß wir immer und überall Bazillenträges
Krankheitsverbreiter unter uns haben können und daß dieſe
durch Huſten und Nieſen, ganz maſſenhaft aber mit dem Auswurfe
Krankheitskeime aller Art , auch die der Kinderlähmung untes
die Menſchen bringen. Wenn jetzt einer von einem Beſuche in
Elſaß oder ſonſtwo zurückkommt, ſo kann er Krankheitsträger und
=Vermittler ſein, ohne daß er ſelbſt mehr als ein bißchen Ka=
tarrh
merkt. Spuckt dieſer jetzt, wie alle anderen, auf den Geh=
ſteig
, wo Kinder ſpielen, oder, im Park ſitzend, in den Kies vor
der Parkbank, mit dem zehn Minuten ſpäter Kinder ſpielen, ſo
kann dieſer einzelne ahnungslos ein fürchterliches Unglück auch
über unſere Stadt bringen.
Begünſtigt wird die Verbreitung vieler Krankheiten, auch der
ſogenannten Erkältungen durch die Hitze, die leichte Bekleidung,
das fortwährende Abkühlen der feuchten Haut. Ich ſagte ſoge=
nannte
Erkältungen, weil wir dieſe alle als Anſteckungen mit
irgendwelchen Krankheitskeimen erkannt haben. Drei Viertel
aller Erkrankungen benutzen als Eingangspforte die Luftwege
Auch bei der Kinderlähmung kommt das ſicher vor, doch weiß
man nicht, ob auch noch andere Wege benutzt werden. Aber wie
oft hat man einen kleinen Zug bekommen, muß einmal nieſen
oder ſpürt etwas Huſtenreiz oder Druck im Halſe, beſonders beim
Schlucken. Meiſtens geht das ſcheinbar ohne Folgen vorüber, oft
hat es Folgen, die gar nicht als ſolche erkannt, vor allen Dingen
nicht als Anſteckung bewertet werden.
Die raſche Abkühlung des erhitzten Körpers begünſtigt das
Feſtſetzen aller möglichen Krankheitskeime, die wir mit der Luft
einatmen, von unſeren Fingern oder einer Freimarke ablecken,
oder mit Speiſen und Eßgeräten aufnehmen. Im Zuſtande der
Erkältung ſind alle Menſchen empfänglicher, es gibt aber auch
Menſchen, die aus einer ererbten Anlage, in der Kindheit oder
ſonſtwie gegen irgendeine Krankheit empfindlicher ſind, leichter
erkranken. Dieſe bekommen durch eine Anſteckung vielleicht eine
Lähmungskrankheit, ein hitziges oder ſchleichendes Nervenleiden,
andere bekommen nur ein bißchen Rheumatismus, oder einen
ſchweren Rheumatismus. Das alles ſind nur Abſtufungen. Bei
der unendlichen Winzigkeit der urſächlichen Bakterien gibt es na=
türlich
ungeheuer viel Arten von dieſen kleinen Krankheits=
keimen
und außerordentlich viel Abſtufungen und Erſcheinungs=
formen
von Krankheiten.
Aber es gilt für alle ganz gleichmäßig die Anſteckung
findet von Menſch zu Menſch ſtatt. Was liegt da näher, als die
Forderung, daß jeder Menſch mit zeitgemäßem Wiſſen bei jeder
Gelegenheit, wenn ſein Körper unbequem empfundene Krank=
heitskeime
ausſtößt, dieſe ſorgfältig auffängt und unſchädlich
macht. Ein zweites Taſchentuch niemals verknäukt, ſondern glatt
bleibend, wird mit geſchickten Handgriffen ſo vor Mund und Naſe
gehalten, daß alle bei Huſten und Nieſen verſprühten bazillen=
haltigen
Tröpfchen mit den Innenſeiten dieſes beſonderen
Huſtentuches aufgefangen werden. Kein Spritzer darf an die
Außenſeiten oder die Finger kommen. Das Huſtentuch wird.
abends in keimtötende Löſung eingeweicht. Auswurf wird in ein
Taſchenfläſchchen oder ins Kanalgitter entleert. So ſpielend leicht
könnte die Zahl der uns und unſere Kinder mit Anſteckung be=
drohenden
Keime faſt auf Null herabgedrückt werden. Aber weil
doch jetzt noch ſehr viele uns umſchwirren, empfehle ich jedermann,
ſich einen Papierbecher und ein kleines braunes Fläſchchen mit
Waſſerſtoffſuperoxyd einzuſtecken, wenn er auf Reiſe oder in eine
größere Menſchenanſammlung geht. Spürt er das Geringſte von
Schluckſchmerz, ſo beſorge er ſich etwas Waſſer und gurgele ſo=
fort
. Darauf kommt es an, die Anſteckungskeime beim erſten
Anmelden ſchleunigſt zu entfernen. Lutſchen irgendwelcher Paſtil=
len
kann das nicht erſetzen, iſt nachher aber zu empfehlen. Alle
Eltern uſw., alle Kinder= und Menſchenfreunde mögen dazu
helfen, daß das Vertilgen ausgeſtoßener Bazillen gute Sitte
werde. Kinder erziehe man zu größter Reinlichkeit und lehre ſie,
ſich ſofort zu melden, wenn ſit etwas von Schluckſchmerz ſpüren.
Dr. Sell.
Nachdruck erbeten!

[ ][  ][ ]

Seite 6

Dienstag, den 29. Inli 1930

Nummer 208

Die Bormfer Anohen.

Aw. Am 11. Verhandlungstag begannen nach dem Verhör
einer Zeugin die Plädoyers des Staatsanwalts und des Vertei=
digers
. Der Vorſitzende ſetzte ſich zunächſt noch über die Bericht=
erſtattung
der Arbeiterzeitung auseinander die ihm unberechtigter=
weiſe
Einſeitigkeit vorwerfe.
Nach einer kurzen Pauſe beginnt der Staatsanwalt Dr. Meuſe=
zahl
ſein Plädoyer.
Die Verteidigung ſtrebe danach, durch Komplizierung der An=
gelegenheit
die Vorgänge ihrer Gefährlichkeit zu entkleiden. Zu=
dem
verſuche ſie die Glaubwürdigkeit der Polizei in der Oeffent=
lichkeit
herabzuſetzen. Man darf die Behauptung, es ſei den Poli=
zeibeamten
generell kein Glaube zu ſchenken, nicht verallge=
meinern
. Polizeidirektor Klapproth iſt zwiſchen dem Urteil der
erſten und zweiten Inſtanz diſzipliniert worden. Klapproth hat
gelegentlich geäußert, ein Beamter dürfe einen Meineid leiſten,
um einen Kollegen zu ſchützen. Er hat aber ſpäter erklärt, er hätte
das nur im Scherz geſagt. Man hat geſagt, daß Klapproth die Un=
ruhen
provoziert habe, daß iſt jedoch der Klugheit Klapproths
nicht zuzutrauen. Hauptmann Jennewein als Meineidigen hinzu=
ſtellen
, iſt der Gipfel der Torheit. Es war mir ein Genuß, die
mehrmaligen Ausſagen des Hauptmanns Jennewein mit anzu=
hören
und die Uebereinſtimmung zwiſchen ihnen feſtzuſtellen.
Der Kernpunkt der Unruhen war die Erwerbsloſenverſamm=
lung
im Rheingold. Durch ein Verbot des Polizeidirektors Klapp=
roth
war jede Demonſtration nach der Verſammlung verboten.
Demonſtrieren heißt aber, etwas augenfällig machen, und es kann
nicht angenommen werden, daß der Sprachgebrauch in Worms ein
anderer iſt, als überall anderwärts. Die Rede Habermehls gegen
die Polizei trat für das Recht der Arbeitsloſen auf die Straße
ein. Eine ſtrafbare Handlung lag auch in den Reden Müllers,
inſofern er die Polizei heruntermachte und die Menge zum Stehen=
bleiben
aufforderte. Alle Zivilzeugen haben nur Negatives aus=
geſagt
und ſind überdies zum größten Teil verdächtig, an dem
Widerſtand gegen die Polizei teilgenommen zu haben, ſo daß auf
ihre Ausſagen nur wenig Gewicht gelegt werden kann. Man muß
ſich alſo auf die Ausſagen der Polizeibeamten verlaſſen. Bei dem
Vorgehen der Polizei kommt es nicht darauf an, ob man von dem
Demonſtrationsverbot gewußt oder es richtig aufgefaßt hat, maß=
gebend
war, daß Hauptmann Jennewein ſich ſagte, das Demon=
ſtrationsverbot
iſt ergangen, alſo habe ich die Berechtigung zu
räumen. Er hätte aber auch ſonſt räumen müſſen, denn die öffent=
liche
Sicherheit war gefährdet. In dem Augenblick, als die Menge
auf die Aufforderung Jenneweis anfing, zu johlen und zu brüllen,
befand ſie ſich ohne Zweifel im Zuſtande der Zuſammenrottung.
In dieſem Augenblick rief Oskar Müller: Nieder mit der Polizei.
Alles ſtehen bleiben! Er machte ſich dadurch zum Rädelsführer
und verſchuldete die ganzen Vorgänge mit allen ihren Folgen.
Es ſpielt gar keine Rolle, wer zuerſt vorging, es genügt, daß
die Menge überhaupt gegen die Polizei vorging. Wie ſchonend
und zurückhaltend die Polizei ſich verhielt, ſieht man daraus, daß
ſie ſich in der gefährlichſten Lage nur der Gummiknüppel und der
Säbel bediente und nicht einmal von der Schußwaffe Gebrauch
machte. Erſt als am nächſten Tage aus der Menge wiederholt
Schüſſe fielen, wurde auch von ſeiten der Polizei geſchoſſen. Der
Staatsanwalt kam dann auf die einzelnen Angeklagten zu ſprechen.
In erſter Inſtanz wurden die Milderungsgründe ausreichend be=
rückſichtigt
und meiſt nur wenig über die Mindeſtſtrafen hinaus
erkannt. Das genügt bei den Mitläufern und Pſychopathen, aber
nicht bei den Rädelsführern, und vor allen Dingen nicht bei Oskau
Müller und Haas. Denn es iſt tatſächlich ſo, daß die Führer die
Hauptſchuldigen ſind und die übrigen mehr oder weniger hinein=
verſtrickt
wurden.
Die Skrafankräge.
Hierauf ſtellte der Staatsanwalt ſeine Strafanträge. Für
Oskar Müller beantragt er wegen Vergehens gegen die §§ 110
(Aufforderung zum Ungehorſam gegen Geſetze oder rechtsgültige
Verordnungen) und 115 Abſ. 2 (Rädelsführerſchaft im Sinne des
§ 113) ſtatt 1 Jahr und 3 Monate; in erſter Inſtanz eine Geſamt=
gefängnisſtrafe
von 1 Jahr und 9 Monaten; für Haas (§ 110)
ſtatt 9 Monate erſter Inſtanz 1 Jahr Gefängnis; für Myll (§115

Abſ. 2) ſtatt 8 Monate erſter Inſtanz 9 Monate Gefängnis; für
Taraſchewſki (§ 115 Abſ. 2) ſtatt 1 Jahr erſter Inſtanz 1 Jahr und
1 Monat Gefängnis.
Für Habermehl (8 110), Gräff (s5 110 und 113, Widerſtand
gegen die Staatsgewalt) und Zimmermann (§ 115 Abſ. 1. Teil=
nahme
an einer Zuſammenrottung im Sinne des § 113) ſtellt er
das Strafmaß in das Ermeſſen des Gerichts.
Für die Angeklagten Dehoff (s 115 Abſ. 1), Schneider (§ 115
Abſ. 1), Jeck (8 115 Abſ. 1) Neubauer (8 113), Lenz (S 115 Abſ. 2),
Wilhelm Wihler (§ 115 Abſ. 1) Bayerbach (S 115 Abſ. 2) Fay
(§ 115 Abſ. 2), Leinhaas (§ 115 Abſ. 2) beantragt er dieſelben
Strafen wie in erſter Inſtanz, und die Berufung des Angeklagten
Roſſi bittet er als unzuläſſig zu verwerfen.

Das Plädoyer des Berkeidigers.
Nach längerer Mittagspauſe begann um 4 Uhr der Verteidiger
Steinſchneider ſein Plädoyer. Er führte u. a. aus: Die
hiſtoriſchen Tatſachen ſind wirklich undurchſchaubar. Wir ſind
nicht in der Lage, uns die Vergangenheit ſo zu rekonſtruieren, wie
ſie tatſächlich geweſen iſt. Wir haben da eine ganze Skala von
Fehlerquellen Einmal die Sinnes= und Erinnerungstäuſchungen
der Zeugen, dann die Mißverſtändniſſe bei den Zeugenausſagen
vor Gericht. ferner die verſchiedenartigen Auffaſſungen infolge ver=
ſchiedener
Anſchauungen, Religion, Parteizugehörigkeit uſw. Jeder
geht dabei von einem ganz eigenen Standpunkt aus. Man muß
ſich vor allem die Vorbedingungen klar machen; die Fanatiſierung
der politiſchen Einſtellung, die wirtſchaftliche Notlage, die beſon=
dere
Erregung durch die vorhergegangene Wahlperiode uſw. Er
wolle ſich nicht auf die Ausſagen der Entlaſtungszeugen berufen.
ſondern ſich hauptſächlich auf die der Belaſtungszeugen ſtützen. Bei
den Polizeiausſagen iſt das Bedenkliche, daß die Anzeige durch den
Beamten erfolgt. Wenn er ſeine Befugniſſe nicht überſchritten
hat muß eine ſtrafbare Handlung vorliegen. Wenn ſich nun ſtarke
Differenzen bei der Zeugenvernehmung ergeben, iſt der Beamte
geneigt, ſtarr und fanatiſch bei einer erſten Ausſage zu bleiben.
Der Verteidiger ſchilderte dann in chronologiſcher Reihenfolge
die Vorgänge. Die Vorbedingungen für die Auflöſung des De=
monſtrationszuges
am 10. Januar fallen bei objektiver Betrach=
tung
alle fort. Der Ruf Schultelump! den der Sachverſtändige,
Polizeidirektor Dittmar, als einzig wirklich triftigen Grund zur
Auflöſung gelten ließ, haben einzig Klapproth und Hauptmann
Jennewein gehört. Das Demonſtrationsverbot am 13. Januar
war eine zweifelhafte Anordnung, die zu Mißverſtändniſſen führen
mußte. Es iſt tatſächlich ſo, daß in Arbeiterkreiſen unter einer
Demonſtration allgemein ein Demonſtrationszug verſtanden wird.
Das Wort hat hier ſeinen urſprünglichen Charakter vollkommen
verändert und eine ganz andere Bedeutung angenommen. Auf
jeden Fall iſt dieſer Polizeibefehl ein recht merkwürdiges Produkt,
Der Satz: Die Arbeiterſchaft läßt ſich das Recht auf die Straße
nicht nehmen! iſt nicht auf das Demonſtrationsverbot hinzielend
gebraucht worden. Nur Klapproth und Jennewein haben Oskar
Müller beſtimmt. Nieder mit der Polizei! rufen hören. Das
Unſinnigſte, was Klapproth tun konnte, war, daß er Müller von
ſeinem erhöhten Standpunkt herunterriß. Das Johlen und Schreien
der Menge war eine Antwort hierauf und nicht auf die Auffor=
derung
Jenneweins, den Platz zu räumen. Das war auch der
Augenblick, in dem dieſe Revolution anfing, und ſie iſt ganz
allein auf die Verantwortung dieſes Mannes zurückzuführen.
Klapproth und Jennewein ſind die einzigen, die behaupten, es ſei
aus dieſer Menge mit Flaſchen und Steinen auf die Polizei ge=
worfen
worden. Es iſt hier etwas Unverantwortliches geſagt wor=
den
. Ein höherer Beamter dürfe ſo etwas nicht ſagen, wenn es
nicht wahr ſei, und darauf eine Anklage wegen Aufruhrs aufge=
baut
werde. Jenneweins Darſtellung entſpreche inſofern nicht den
Tatſachen, als er ſtark übertreibe, d. h., als er Worte wähle, die
die einzelnen Vorgänge viel verſchärfter darſtellten, als ſie in
Wirklichkeit geweſen ſeien. Denn, als die Darmſtädter Schupo
kam, genügte ſchon das Entſichern und Laden der Piſtolen, damit
die Menge fluchtartig den Markt verließ.
Der Verteidiger kam dann auf die einzelnen Anklagefälle zu
ſprechen. Jedoch mußte die Sitzung um 7.15 Uhr abgebrochen wer=
den
, um den einen Schöffen nicht zu zwingen, in Darmſtadt über=
nachten
zu müſſen, und der Vorſitzende vertagte die Verhandlung
auf Dienstag vormittag 9 Uhr.

Das Lächeln von Paris
Prunk=Revue=Gaſtſpiel im Orpheum.

* Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
Union=Theater.

Wie bereits erwähnt, gaſtiert ab Freitag, dem 1. Aug.
(ſowie Samstag und Sonntag 2. und 3. Auguſt) im Orpheum
nur 3 Tage die Pariſer Prunk=Revue LDe Sourire de
Paris, die derzeitig im Schumanntheater Frankfurt a. M. große
Triumphe feiert.
Die Frankfurter Preſſe brachte dem Gaſtſpiel viel Lob und
Anerkennung entgegen. Der Generalanzeiger ſchreibt
unter anderem:
Ca cest Paris! Cest ca Paris? Iſt es Paris, garantiert echtes
Paris, ſo wie es nicht im Baedecker ſteht, mit dem berühmten Haut
goüt, mit den ſchönen Frauen und dem Pomp der Folies
Bergeres oder des Casino de Paris‟?
Zweifellos: Le Sourire de Paris, das Lächeln, von Paris iſt
wirklich aus der Geburtsſtadt der Revue.
Die Darbietung iſt ſo ſcharmant, ſo hundertprozentig fran=
zöſiſch
, daß aus dem Lächeln von Paris ein Lachen von Frank=
furt
wird. Und das will viel heißen, wenn die Schwierigkeiten
der Sprache, die Unmöglichkeit des Verſtehens bei den vielen
Wortwitzen und dem typiſch franzöſiſchen Humor ſo ſpielend über=
wunden
wird.
Schwer ſelbſt für Kenner der Sprache, dem Tempo des Dia=
logs
zu folgen! Zum Glück iſt er wie bei den deutſchen Revuen
reichlich unwichtig, ſo daß die krampfhaft=drolligen Bemühun=
gen
der Akteure, mal ein deutſches Wort einzuflechten, ſehr erhei=
ternd
wirken.
Man hat auch Prominente, Stars, ſelbſtverſtändlich in
einer Revue. Eine Kanone (auch äußerlich eine dicke Berta) iſt
Mademoiſelle Baldini, eine kleine, dicke, unglaublich komiſche
und unwahrſcheinlich bewegliche Perſon. So etwa ein Pariſer
Claire Waldorff. Sehr derb, ſehr draſtiſch in jeder Gegend ihrer
ausdrucksvollen Rundlichkeit. Sie hat die größten Lacherfolge, und
ihre Szene Le Maccaroni oder die ausgezeichnete Armeleut=
Hochzeit ſind von einer umwerfenden Komik.
Und dann: die Frauen! Das iſt wirklich das was man
von einer Pariſer Revue träumt. Blendend gewachſen, graziös
in jeder Bewegung, zum größten Teil bildſchon.
Man müßte noch eine ganze Reihe Helfer erwähnen: Mon=
ſieur
Garrik, den Oberkommandierenden, Herrn Dalcourt,
den beweglichen Komiker, den Tänzer Kayton, von den Damen
Mademoiſelle Sonnys, Mitſi, die entzückende Partnerin
Danilos begnügen wir uns mit der Schlußfeſtſtellung, daß ein
faſt ausverkauftes Haus in das Lächeln von Paris laut ein=
ſtimmte
und fand, daß das genau das Paris ſei, das in Filmen
und Feuilletons ſtets ſo verlockend geſchildert wird.
Ca cest Paris ſeht es euch an!
Der Kartenverkauf hat begonnen im Verkehrs=Büro und bei
Hugo de Waal, ferner am Zeitungsſtand im Schalterraum der
Hauptpoſt. (Siehe heutige Anzeige im Inſeratenteil dieſer
Zeitung.)

Fahrraddiebſtähle. Am 18. 7. 30 aus der Torhalle Roß=
dörferſtraße
28 ein Herrenrad, Marke Brentano, Fabr.=Nr. 577 678.
ſchw. Rahmen, gelbe Felgen. Am 22. 7. 30 am Südeingang der
Hypothekenbank, Paulusplatz 1, ein Herrenrad, Marke Allright,
Fabr.=Nr. unbekannt, ſchw. Rahmen, ſchw. Felgen m. roten Strei=
fen
, Torpedofreilauf. Am 23. 7. 30 aus dem Hauseingang Lud=
wigſtr
. 8 ein Herrenfahrrad, Marke Friſch=Auf, Fabr.=Nr. 23 136,
ſchw. Rahmen, gelbe Felgen, rote Bereifung, der vordere Mantel
iſt rot überlegt, engliſcher Lenker, elektr. Beleuchtung. Am 26. 7. 30
vor dem Hauſe Schützenſtr. 3 ein Herrenfahrrad, Marke Allright,
Fabr.=Nr. unbekannt, ſchw. Rahmen m. ſchw. Schutzblechen, gelbe
Felgen, an dem Vorderrad befindet ſich eine graue und an dem
Hinterrad eine ſchw. Decke, Lichtmaſchine m. Dynamo. Am 25. .
30 aus der Gartenwirtſchaft zum Neckartor, Heidelbergerſtraße,
ein Herrenfahrrad, Marke Opel, Fabr.=Nr. unbekannt, ſchw. Rah=
men
, braune Felgen, engl Lenker. Die Pedale ſowie Rückſtrahler
ſind neu.

Das Union=Theater bringt im neuen Programm einen 100 pro=
zentigen
Sprech= und Tonfilm, in Lichttontechnik vorgeführt, der
recht gute Unterhaltungskunſt darſtellt. Das Rheinland=
mädel
heißt dieſer deutſche Tonfilm. Der Inhalt der Hand=
lung
entſpricht dem Titel. Rheinlandmädel! Was kann das ſein?
Liebe und Leben, Singen und Tanzen, ein bißchen Sentimenta=
lität
! Gretl Berndt verſteht es ausgezeichnet, dieſes Rhein=
landmädel
zu verkörpern, und Werner Fuetterer iſt ihr ein
im Spiel ſehr gediegener, vornehmer, gepflegter temperament=
voller
Partner. Das Rheinlandmädel aber heißt auch die weib=
liche
Jazband, zu der 4 Bonner Studentinnen ſich zuſammengetan
haben, um das zu Ende gegangene Geld zum Studium weiter zu
beſchaffen. Allabendlich ſpielen und ſingen ſie im Café Zum
kölſchen Jung und tagsüber wird fleißig ſtudiert. (So was
kommt allerdings nur im Film vor.) Das wird aber ausgezeichnet
geſpielt und führt eine Reihe ſehr lebendiger ausgelaſſener
Szenen aus dem Kölner Karneval vor Augen. In dem Spiel=
enſemble
ſind mit beſter ſchauſpieleriſcher Einfühlung noch tätig,
ſprachlich, geſanglich und muſikaliſch: Lucie Engliſch, Trude
Berliner, Ilſe Naſt, Ernſt Dernburg. Harry Frank
George Pleß, Ernſt Behmer, Max Wilmßen. Die Regie
Johannes Meyers ſorgt für flottes und eindrucksvolles Spiel,
und Dr. Erich Leiſtners Tonleitung bringt im Rahmen des
techniſch Möglichen immerhin ſo Gutes, daß von einem hundert=
prozentigen
Sprech= und Tonfilm geſprochen werden kann.
Als Beiprogramm läuft eine Szene aus dem Caféhaus
Kalauer, eine Zeitſatyre, die eine Reihe guter Kalauer
bringt.

Darmſtädter Turnerſchaft Kreisturnfeſt in Hanau. Die
am 31. Juli 1930 in Hanau anweſenden Turner der Darmſtädter
Turnerſchaft nehmen um 6 Uhr nachmittags bei der Uebergabe
des Kreisbanners an die Hanauer Turnerſchaft auf dem Neu=
ſtädter
Markt teil.

Ein Ausreißer erneut feſtgenommen. Auf friſcher Tat,
währenddem er in eine Bauhütte in der Heidelbergerſtraße ein=
gebrochen
war, feſtgenommen wurde am 18. 7. 30 ein aus Eber=
ſtadt
gebürtiger Maler und Weißbinder J. Sch. Er wurde dem
Polizeiamt zugeführt, woſelbſt es ihm im unbewachten Augenblick
gelang, wieder die Freiheit zu gewinnen. Auf Grund des krimi=
nalpolizeilichen
Nachrichtendienſtes gelang es am 27. 7. 30, Sch. in
Wetzlar bei Gießen erneut feſtzunehmen und nach Darmſtadt zu
überführen. Nach den polizeilichen Ermittelungen und den vor=
läufigen
protokollariſchen Vernehmungen ſteht feſt, daß der In=
haftierte
in Darmſtadt eine ganze Reihe von Gartenhaus= und
Bauhüttendiebſtählen, wie auch ſolche in Verkaufsſtänden welch
letztere ihm ziemlich reiche Beute einbrachten ausgeführt hat.
Nach unſeren Feſtſtellungen hat er auch außerhalb Darmſtadts eine
Reihe ähnlicher Straftaten begangen. Alles geſtohlene Gut hat
er im Zuge ſeines Einbrecherhandwerks ſofort zu Geld gemacht,
ſodaß die Geſchädigten lediglich das Nachſehen haben. Ein Kom=
plize
von Sch., deſſen Name bereits feſtſteht, konnte noch nicht er=
griffen
werden. Sch. wird nach Abſchluß der kriminalpolizeilichen
Unterſuchungen dem zuſtändigen Richter zwecks Erlaß eines Haft=
befehls
vorgeführt werden.

Lokale Veranſtalkungen.
Die biernnter erſcheinenden Notizen ſind ausſchliegſich al Imweiſe auf Angeigen m beirachten
ie keinem Faſſe irgendwie als Deiprechung oder Kritik.
Sportplatz=Reſtaurant Böllenfalltor. Am
Dienstag nachmittag großes Kinderfeſt. Abends Venezianiſche
Nacht. (Näheres ſ. Anzeige.)

Tageskalender für Dienstag, den 29. Juli 1930.
Konzerte: Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz, Sport=
platzreſtaurant
. Kinovorſtellungen: Union=Theater,
Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.

Aus geiſen.
Deutſche Bergwacht.
Tagung der Abteilung Odenwald.
F. Eberſtadt, 28. Juli=
Bei der Tagung, die im Gaſthaus Zur Traube ( Baumgärt=
ner
) ſtattfand, begrüßte der Vorſitzende, Herr Grupp= Heidel=
berg
, zunächſt die erſchienenen Vertreter der 13 Ortsgruppen, die
zuſammen die Abteilung Odenwald der Deutſchen Bergwacht
bilden. Er gab alsdann einen kurzen Bericht über geſchäftliche
Angelegenheiten, aus dem erwähnenswert iſt, daß Herr Haupt=
lehrer
Wolf=Heidelberg und als Schriftführer Herr Hans
Flaig=Heidelberg neu in den Hauptvorſtand gewählt worden
ſind und dieſem nunmehr angehören. Herr Flaig erſtattete ſo=
dann
den Bericht über die Dresdener Sommertagung der Deut=
ſchen
Bergwacht, an der er teilgenommen und die Abteilung
Odenwald vertreten hat. Er gab ein anſchauliches Bild über die
Verhandlungen und die Bewegung, die ſich in letzter Zeit beſon=
ders
dem Kapitel Pflanzenſchutz zugewandt habe. Hierüber
referierte anſchließend Herr Hauptlehrer Wolf, der das Thema
in recht lehrreicher Weiſe zu behandeln verſtand. Redner, der
übrigens ein vorzüglicher Kenner unſerer heimatlichen Flora iſt,
wies eingangs ſeines Vortrags auf die Tatſache hin, daß ſich die
Pflanzenwelt des Wildbodens in den letzten hundert Jahren
weſentlich verändert hat. Neue Pflanzenarten ſind gekommen,
alte Arten vergangen. Daran könne der Menſch nichts ändern.
Der Natur gegenüber ſei er machtlos. Die Gründe für die Ver=
änderungen
der Flora ließen ſich im übrigen nur ſehr ſchwer
nachweiſen. Als Beiſpiel ſührte der Redner das großblütige
Springkraut an, das vor hundert Jahren in reichem Maße die
heimatliche Flora beherrſcht habe, heute aber jedenfalls von
dem kleinblütigen Springkraut vollkommen verdrängt worden
ſei. An dieſem und anderen Beiſpielen ſei erkennbar, daß die
Natur der Schutzbewegung ſelbſt Grenzen ſetze. Der Pflanzen=
ſchutz
der Menſchen könne ſich daher auch nur darauf erſtrecken, ſich
einzelner gefährdeter Pflanzen beſonders anzunehmen. Nicht
richtig ſei die weitverbreitete Anſicht, daß ſich der Pflanzenſchutz
etwa nur auf ſeltene Pflanzen zu erſtrecken brauche. Es ſei auch
notwendig, häufiger vorkommende Pflanzen zu ſchützen. In
Baden habe man 117 geſchützte Arten. Redner hält das Pflanzen=
ſchutzplakat
, das an beſtimmten Stellen unauffällig anzubringen
ſei, für eine zweckmäßige Schutzmaßnahme. Notwendig hält Red=
ner
auch die Regiſtrierung aller Naturdenkmäler und den Ankauf
von Naturſchutzgebieten. Naturſchutz läßt ſich ſo fährt Redner
fort nicht etwa nur durch Verbote üben; der beſte Schutz iſt
aufklärendes Wirken in der Oeffentlichkeit, im Warmmachen der
Herzen für die Natur. Preſſe und Schule können dazu in hervor=
ragendem
Maße beitragen. In der Schule muß der Grundſtein
gelegt werden. Es kommt darauf an, Naturſchutzgeſinnung her=
vorzurufen
. Das Ziel iſt: die Natur muß bleiben, wie ſie iſt.
Jedem Menſchen muß offenbar werden: Natur, hier fühle ich
deine Hand. Natur, hier fühle ich deinen Hauch. Die Natur hält
Volk und Vaterland zuſammen, ſie zu ſchützen iſt deshalb Dienſt
an Volk und Vaterland. Die ſehr intereſſanten Ausführungen
wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. In der Diskuſſion
unterſtrichen die Herren Guntrum=Darmſtadt, Amtsanwalt
Stiebel=Michelſtadt, König=Goddelau und Maurer die
Ausführungen des Vortragenden und ergänzten das Referat
durch eigene Erfahrungen ſowohl nach der guten als auch nach
der ſchlechten Seite. Als Ort der nächſten Hauptverſammlung,
die am 19. Oktober 1939 ſtattfinden ſoll, wird Michelſtadt be=
ſtimmt
. Angeregt wurde die Anſchaffung weiterer Verbands=
käſten
zur Ausübung des Bergwacht=Sanitäts= und Rettungs=
dienſtes
und die Förderung der ſogenannten Sternwanderungen.

An. Arheilgen, 28. Juli Ladenſchluß. Laut Beſchluß
des Gemeinderats ſind die Ladenſchlußausnahmetage, an denen
die Läden bis abends 8 Uhr offen gehalten werden dürfen, nach=
folgend
feſtgeſetzt: Im Auguſt alle Samstage, im September alle
Samstage, mit Ausnahme des 13., im Oktober nur am 11. und
Freitag, dem 31., im November Samstags, außer am 29., im De=
zember
am 6., 13., 20., 22., 23. und 30. An allen übrigen Tagen
ſind die Geſchäfte um 7 Uhr zu ſchließen. Gemeinde=
waage
. Nach gründlicher Reparatur konnte die hieſige Ge=
meindefuhrwerkswaage
ab heute wieder in Betrieb genommen
werden Alarmübung. In nächſter Zeit wird die hieſige
Freiwillige Feuerwehr eine Alarmübung abhalten. Turn=
verein
. Zu dem in den Tagen vom 1. bis 4. Auguſt in Hanau
ſtattfindenden 34. Mittelrheiniſchen Kreisturnfeſt hat der hieſige
Turnverein von 1876 zwei Turnerinnen, drei Schwimmerinnen,
einen Volksturner, zwei Turner und fünf Schwimmer gemeldet.
Geburtstagsfeier. Die diesjährigen Vierzigjährigen
haben ihre gemeinſame Geburtstagsfeier auf Samstag, den 20.
September, im Gaſthaus Zum goldenen Löwen feſtgeſetzt.
J. Griesheim, 28. Juli. In dem weſtlichen Gelände des ehemaligen
Truppenübungsplatzes befindet ſich noch eine größere Anzahl von Blind=
gängern
, Geſchoßteilen und Munition, die von den früheren Scharf=
ſchießübungen
herrühren und gegebenen Falles eine Gefährdung der den
Platz betretenden Perſonen mit ſich bringen könnte. Um dieſe von vorn=
herein
, zu beſeitigen, hat die Reichsvermögensverwaltung in Koblenz
mit dem früheren Feuerwerksleutnant Herrn Schwab aus Koblenz einen
Vertrag abgeſchloſſen, inhaltlich deſſen Herr Schwab die reſtloſe Auf=
ſuchung
, Bergung und Sprengung dieſer Blindgänger pp. übernom=
men
hat. Das Abſuchungsverfahren beſteht darin, daß das Gelände mit=
tels
eines Kupferdrahtes, an dem eine Magnetnadel angebracht iſt, ab=
geſtreift
wird. Sobald ſich nun dieſe Magnetnadel über derienigen
Stelle befindet, unter der irgend ein Blindgänger, Geſchoßteil oder
Munition in der Erde verborgen liegt, gräbt ſich die Nadel ſelbſttätig
in den Erdboden ein, ſo daß dann durch Aufgraben an der betreffenden
Stelle die Freilegung der Geſchoſſe pp. mühelos gelingt. Als Beweis
für die Sicherheit und Genauigkeit dieſes Verfahrens iſt die Tatſache
beſtimmend, daß bei dem geſtern vormittag unternommenen erſten Ver=
ſuch
bereits über 600 Blindgänger zutage gefördert und alsbald ge=
ſprengt
worden ſind. Herr Schwab hat zur Durchführung der ihm über=
tragenen
Arbeiten 28 Wohlfahrtserwerbsloſe aus der hieſigen Gemeinde
eingeſtellt, denen durch Gewährung eines Stundenlohnes von 1.45 Mark
auf einige Tage Gelegenheit zu lohnendem Verdienſt geboten iſt. Es
beſteht die ſichere Gewähr, daß die Bergung ſämtlicher Blindgänger bis
zu der am kommenden Sonntag ſtattfindenden Zeppelinlandung erfolgt
iſt, obwohl ja das in Betracht kommende, ganz im Weſten des Schieß=
platzes
befindliche Gelände, für die Zeppelinlandung überhaupt nicht in
Betracht kommt, da der Landungsplatz im ſüdöſtlichen Teile des Platzes
gelegen iſt. Da ſich ferner im ſogenannten Auslaufgelände des Schieß=
platzes
, alſo in den an die Weſtſeite des Platzes angrenzenden Privat=
grundſtücken
, zweifellos ebenfalls eine größere Menge ſolcher Blind=
gänger
und Munition befindet, hat der Unternehmer, Herr Schwab,
ſeine wertvollen Dienſte für die Bergung und Vernichtung dieſer Blind=
gänger
auch der bieſigen Gemeinde angeboten. Die Gemeinde wird von
dieſem Angebot zweifellos ebenfalls Gebrauch machen, ſo daß Herr
Schwab ſeine Tätigkeit nach der demnächſtigen Aberntung der beſtellten
Grundſtücke hier ebenfalls alsbald aufnehmen kann.
F Eberſtadt, 28. Juli. Kirchliches. Am Sonntag feierte
die Evangeliſche Landeskirchliche Gemeinſchaft Eberſtadt ihr
Jahresfeſt. Im Hauptgottesdienſt, der am Vormittag in der
evangeliſchen Kirche ſtattfand, predigte Miſſionar Meyer ( Lie=
benzell
). Durch die Mitwirkung des Poſaunenchors und den Ge=
ſang
des eigenen Chors der Gemeinſchaft erfuhr der Gottesdienſt
eine feſtliche Ausgeſtaltung. Nachmittags fand in der evangeli=
ſchen
Kirche die Hauptfeier, abends im Gemeinſchaftsſaale eine
Miſſionsverſammlung ſtatt.
Aa. Eberſtadt, 28. Juli. Unfall. Am Montag nachmittag um
4 Uhr kam auf der Neuen Darmſtädterſtraße, zwiſchen dem Ortsaus=
gang
und dem ehemaligen Waldfrieden ein aus Darmſtadt kommender
Motorradfahrer dadurch zu Fall, daß ſich offenbar der Beiwagen vom
Motorrad löſte. Der Aufprall auf dem Straßenpflaſter war äußerſt
heftig. Die beiden Fahrer wurden dabei ſo ſchwer verletzt, daß ſie durch
die Sanitätskolonne in ein Darmſtädter Krankenhaus überführt werden
mußten. Der Beiwagen ging völlig in Trümmer, auch das Motorrad
wurde ſtark beſchädigt.
Op. Pfungſtadt, 28. Juli. Abgabe von Gras= und Rohr=
ſtücken
. Wie die Bürgermeiſterei mitteilt, ſind von den ſog. 10 Mor=
gen
an der Torfgrube noch einige Gras= und Rohrſtücke in beſonderen
Loſen zum Taxationspreis abzugeben. Die Stadtkaſſe Pfungſtadt
weiſt darauf hin, daß die Beträge für elektriſchen Strom und für
Zählermiete der Monate Juni und Juli bis zum 12. Auguſt zu ent=
richten
ſind. Die 50jährigen feiern am kommenden Samstag, 2.
Auguſt, im Rheiniſchen Hof ihre gemeinſame Geburtstagsfeier. Zu
Vochenbeginn konnte Frau Eliſcbeth Trayſer in der Happelgaſſe ihren
83. Geburtstag begehen. Die Militärverſorgungsgebühren für Anguſt
werden am Dienstag, 29. Juli, vormittags, am Poſtſchalter ausgezahlt.
führt ab, es wirkt sehr
milde, versuch es, und
ürhe Du bist im Bilde

[ ][  ][ ]

Nummer 208

Dienstag, den 29. Juli 1930

Seite 7

Tontaubenſchießen in Lichtenberg.

Am Samstag fand hier das Tontaubenſchießen um den Wanderpreis
vom Schloß Lichtenberg ſtatt. Der Beſitzer des Familienheims Schloß
Lichtenberg. Herr Bürgermeiſter Schellhaas, hat durch die Stiftung
dieſes wertvollen Preiſes den Intereſſenten des Wurftaubenſchießens
und auch ſeinen Kurgäſten eine neue Attraktion geſchaffen
Der Heſſiſche Jagdklub, der dieſe Art des Schießſports in vorbild=
licher
Weiſe fördert, hatte die techniſche Ausgeſtaltung übernommen und
Dank ſeiner rührigen Tätigkeit eine Konkurrenz zuſtande gebracht, wie
ſie ſelbſt auf den größten Wurftaubenſtänden Deutſchlands nicht zu
ſehen iſt. Wenn man bedenkt, daß die Weltbäder Bad=Nauheim, Kiſ=
ſingen
, Homburg eben nicht einmal 10 Schützen am Tag für eine der=
artige
Veranſtaltung zuſammenbekommen, daß in anderen großen Bade=
orten
die vorgeſehenen Tontaubenſchießen mangels Beteiligung aus=
fallen
, ſo iſt es hoch anzuſchlagen, wenn es einer begeiſterten Jägerſchar
gelingt, zu einer lokalen Veranſtaltung 30 Ausübende zuſammen zu
bringen.
Das Geheimnis für dieſen Erfolg liegt darin, daß der Heſſiſche
Jagdklub die Koſten für die Teilnehmer auf ein Minimum beſchränkt
und Vorſorge trifft, daß nicht nur die großen Kanonen, die von einem
Schießen zum anderen reiſen, die Ehrenpreiſe einheimſen, ſondern daß
auch weniger Geübte nach und nach zu tüchtigen Tontaubenſchützen her=
angebildet
werden.
Ideal gelegen iſt die neue Schießanlage, die Herr Bürgermeiſter
Schellhaas unter Beratung des Herrn Waffenmeiſters Hübner vom
Heſſiſchen Jagdklub errichtet hat. Man wird weithin keinen Platz fin=
den
, von dem das Auge entzückt ſo weit in die Runde über Berg und
Tal, über Wald und Flur ſchweift, wie vom Schloßhügel von Lichtenberg.
Und eine beſondere Eigentümlichkeit dieſes Schießſtandes, die ja
auch ein Gepräge giebt, das kaum ein anderer Stand hat, iſt die Auf=
ſtellung
der Maſchinen in der Weiſe, daß die Tauben vom hohen Berg
herab in ein tiefes Tal geworfen werden, ſo daß auch die berufsmäßigen
Gewinner der großen Preiſe ſich vor neue Aufgabem geſtellt ſehen
würden.

Frankfurt, Offenbach. Mainz, Weinheim und Darmſtadt vor allen
Dingen die nähere Umgebung unſerer Stadt hatten ein zahlreiches
Publikum zu den intereſſanten Wettkämpfen entſandt, ſo daß am Abend
die Räume des Hotels Zum Schloß Lichtenberg dicht gefüllt waren
mit fröhlichen Menſchen.
Matthias Weber mit ſeinen Getreuen ſorgte für ausgezeichnete
Stimmung, und fröhliche Reden und humorvolle Darbietungen der Mit=
glieder
hielten die Geſellſchaft bis nach Mitternacht zuſammen.
Das Ergebnis der einzelnen Schießkonkurrenzen war wie folgt:
Eröffnungsfchießen (10 Tauben): 1. Otto Hofmann=Mainz. 10 Tref=
fer
, ſämtlich mit dem erſten Schuß; 2. Dr. Thies=Frankfurt, 10 Treffer,
ſämtlich mit dem erſten Schuß: 3. Chriſtof Müller=Sprendlingen. 10
Treffer, dabei 9 mit dem erſten Schuß; 4. Peter Kraft=Hof Gräbenbruch,
9 (9); 5. Franz Beuer=Darmſtadt, 9 (8); 6. Oberreallehrer Haſter=
Darmſtadt. 8 (8); 7. Direktor F. Bonte=Darmſtadt, 8 (8); 8. Karl Weis=
brod
=Weinheim, 8 (7); 9. Robert Bloch=Urberach, 7 (7); 10. Direktor
Falkenhagen=Frankfurt, 7 (6).
Schießen um den Wanderpreis (20 Tauben): 1. Chr. Müller= Sprend=
lingen
, 20. Treffer, ſämtlich mit dem erſten Schuß; 2. Otto Hofmann=
Mainz, 17 (16); 3. Karl Weisbrod=Weinheim, 17 (12); 4. Direktor
Bonte=Darmſtadt. 16 (16); 5. Peter Kraft=Hof Gräbenbruch, 16 (15);
6. Franz Beuer=Darmſtadt, 15 (14); 7. Direktor Hauck=Frankfurt. 15
(12); 8. Robert Bloch=Urberach, 14 (12): 9. Dr. Thies=Frankfurt, 14
(10); 10. Karl Schmitt=Laudenbach, 13 (10) 11. Oberreallehrer Haſter=
Darmſtadt, 12 (11); 12. Herm. Kraft=Hof Waſſerbiblos, 12 (7).
Eintauben=Schießen: 1. Chr. Müller=Sprendlingen: 2. Peter Kraft=
Hof Gräbenbruch; 3. Robert Bloch=Urberach; 4. Major de la Fontaine=
Darmſtadt.
Herr Chriſt. Müller=Sprendlingen, der Verteidiger des Wander=
preiſes
als Sieger vom vorjährigem Schießen, hat mit ſeinem glänzen=
den
diesjährigen Reſultat den prächtigen Preis damit endgültig ge=
wonnen
.
Im nächſten Jahre winkt ein neuer Wanderpreis, den Herr Bürger=
meiſter
Schellhaas bereits zugeſagt hat.
Z.

* Weihe des Erfelder Ehrenmals.

Evangeliſches Jngendkreffen.

Aa. Erfelden, 28. Juli.
Die Gemeinde Erfelden weihte am geſtrigen Sonntag als eine der
letzten Gemeinden im Ried ihr dem Gedenken der gefallenen Ortsein=
wohner
gewidmetes Denkmal ein. Wenn auch Erfelden damit verhält=
nismäßig
ſpät zu einem Krieger=Ehrenmal kam, ſo muß dafür anderer=
ſeits
lobend anerkannt werden, daß das Kriegerdenkmal der Gemeinde
Erfelden unſtreitig eines der ſchönſten in der ganzen Umgebung iſt. Der
Entwurf ſtammt nämlich von dem bekannten Bildhauer Hans Dam=
mann
, der ein Werk geſchaffen hat, das ohne Zweifel weit über dem
Niveau ähnlicher Ehrenmale ſteht. Das Denkmal zeigt bereits auf den
erſten Blick, daß ein Künſtler größeren Formates am Werk war. Auf
einem einfachen weißen Sandſteinſockel, der die Form eines Opferaltars
hat, erhebt ſich die Geſtalt eines antiken Kriegers, der mit geſenktem
Schwert ſein Knie beugt. Das Denkmal ſteht in nächſter Nähe des
Kriegerdenkmals von 1870 neben der Kirche, umgeben von einer neu
geſchaffenen gärtneriſchen Anlage.
Feierliches Glockengeläute von der alten Dorfkirche Erfeldens leitete
in aller Frühe den Sonntag ein. Nachmittags fand zunächſt in der
reichgeſchmückten Kirche ein Gottesdienſt ſtatt. Außer einem örtlichen
Geſangverein wirkte zur Ausgeſtaltung des Gottesdienſtes die Kapelle
Weber=Darmſtadt mit, und zwar unter perfönlicher Leitung von Ober=
muſikmeiſter
a. D. Weber. Die Kapelle verſchönte dann auch die ſich an=
den
Gottesdienſt anſchließende Weihefeier durch paſſende Choräle. Die
Denkmalsweihe wurde eingeleitet durch Geſangsvorträge von Schülern
und eines Geſangvereins. Die Weiherede hielt Pfarrer Fiſcher=
Goddelau. Er hob dabei die Verdienſte der Gefallenen gebührend her=
vor
und wies darauf hin, daß das Denkmal, das ihnen zu Ehren jetzt
enthüllt werde, uns allen jederzeit eine ernſthafte Mahnung ſei. Unter
den Klängen des Liedes Ich hatt einen Kameraden fiel die Hülle, ein
ergreifender Augenblick für alle Anweſenden. Nach der Uebergabe des
Denkmals übernahm es Bürgermeiſter Schäfer in den Schutz der Ge=
meinde
. Auch der zu der Feier erſchienene Kreisdirektor Dr. Merck=
Groß=Gerau ergriff das Wort zu einer Anſprache. Im Anſchluß daran
erfolgten Anſprachen und Kranzniederlegungen durch die Vertreter der
Religionsgemeinſchaften und der Ortsvereine. Ein Geſangsvortrag und
das Abſingen des Deutſchlandliedes beendeten die Weihefeier.
Nach der Feier beſichtigten die Ortseinwohner und viele gerade am
Altrhein befindlichen Fremden das Denkmal. Dabei wurde noch von
mancher ſchmerzgebeugten Mutter ein Blumenſtrauß niedergelegt. Auch
das Denkmal aus dem 70er Krieg war mit Kränzen geſchmückt.

Bm. Bürſtadt, 28. Juli. Waldfeſt. Auf dem nahen Waldfeſt=
platz
, bei den Sportplätzen, veranſtaltete heute der Eiſenbahnerverein
Mannheim=Waldhof und Umgebung, zu welchem auch die hieſige Orts=
gruppe
zählt, ein Waldfeſt. Bei Konzert des hieſigen Konzertorcheſters,
ſchönen Darbietungen des hieſigen Kraft= und Artiſtenvereins, An=
ſprachen
, Verloſung, Kinderbeluſtigungen uſw. verlief der Nachmittag
in froh=gemütlicher Stimmung. Zur Verloſung kamen verſchiedene
praktiſche Gebrauchsgegenſtände, mit einem Opel=Herrenrad als Haupt=
gewinn
. Der Reinertrag der Veranſtaltung fließt dem Wohltätigkeits=
fonds
des Vereins zu.

Aa. Wolfskehlen, 28. Juli. Der Gemeinderat hat in ſeiner
letzten Sitzung die Erhebung einer Gemeindebierſteuer abgelehnt. Gegen
die von der Reichsbahn geplante Schließung der Bahnübergänge 65 und
68 wurde Einſpruch erhoben. Die Gemeindeverwaltung wurde beauf=
tragt
, an zuſtändiger Stelle dieſerhalb vorzuſprechen.

EPH Kirtorf, 21. Juli. Wehende Fahnen grüßten am Sonn=
tag
von den Häuſern zu dem vom Landesjugendamt veranſtalte=
ten
evangeliſchen Jugendtreffen. Zu dem Sonnenſchein vom Him=
mel
kam noch all der Sonnenſchein, den die Jugend in ihren Her=
zen
mitbrachte. Man verſammelte ſich zuerſt im Gotteshaus. An=
nähernd
tauſend Beſucher lauſchten drinnen und draußen der
packenden Feſtpredigt des Landesjugendpfarrers v. d. Au= Darm=
ſtadt
über das Bibelwort (Koloſſerbrief 2, 18): Laſſet auch nie=
mand
das Ziel verrücken. Brauſend klangen die herrlichen Cho=
räle
und Glaubenslieder. Gebet und Schriftworte waren um=
rahmt
von Motetten und Liedern des Kirchengeſangvereins Ober=
Gleen, des Poſaunenchors Kirtorf, des Männergeſangvereins und
der Mädchengruppe Maulbach. Unmittelbar nach dem Gottes=
dienſt
ſtellte ſich ein Feſtzug auf. An der Spitze marſchierten die
Kindergruppen, mit Kränzchen und Sträußchen geſchmückt, geführt
von den Helferinnen des Kindergottesdienſtes. Dann kamen die
Turner von Romrod und Kirtorf denen die Kirchenchöre und
Männergeſangvereine von Ober=Gleen, Kirtorf, Maulbach, Appen=
rod
und Dannenrod folgten. Dahinter waren die einzelnen
Jugendgruppen eingereiht aus den Kirchſpielen Nieder=Ohmen,
Nieder=Gemünden, Stumpertenrod, Hopfgarten, Elpenrod, Rom=
rod
, Heidelbach. Billertshauſen, Ermenrod, Ehringshauſen. Hom=
berg
, Eudorf, Zeilbach. Renzendorf, Ober= und Nieder=Ofleiden,
Ober=Gleen, Lehrbach. Wahlen, Maulbach u. a. Den Abſchluß des
1900 Perſonen umfaſſenden Zuges bildeten die Mädchenvereini=
gung
Kirtorf und die übrige Gemeinde. Pünktlich um 3 Uhr
nahmen die vom Landesjugendpfarrer v. d. Au und Pfarrer Kalb=
henn
=Maulbach geleiteten Veranſtaltungen auf der prächtig gele=
genen
Auwieſe ihren Anfang. Nach dem gemeinſam geſungenen
Lied Geh aus, mein Herz und ſuche Freud entbot Pfarrer Chriſt
als Ortsgeiſtlicher allen Feſtteilnehmern ein herzliches Willkom=
men
und übermittelte die Grüße des Herrn Prälaten D. Dr.
Diehl und des Superintendenten D. Wagner=Gießen. Grüße hatten
außerdem geſandt Schulrat Haſſinger=Darmſtadt und Schulrat
Rauſch für das Kreisſchulamt Alsfeld. Dekan Dr. Unverzagt
konnte die Grüße des Dekanats Alsfeld perſönlich überbringen.
Bald ſetzte ein munteres Treiben ein. In maleriſchen Gruppen
hatten ſich die Vielen, die keinen Platz mehr auf Bänken und Stüh=
len
finden konnten, am Waldrand gelagert. Mit Spannung und
Freude lauſchte man zunächſt einigen entzückenden Vorträgen des
von Schülern aus Ermenrod gebildeten Mundharmonika= Orche=
ſters
Auch dem Auge bot ſich bald ein herrliches Bild, als die
ſehnigen Geſtalten der Turner zu den Freiübungen antraten. In=
zwiſchen
waren die Elpenröder Puypenſpiele vorbereitet worden.
Zum Ergötzen von jung und alt hob ſich der Vorhang der kleinen
Bühne, und man durfte einen Blick tun in das Märchenreich
Kaſperles und ſeiner Getreuen. Was für feine Mahnungen und
Wahrheiten ließ mitunter Lehrer Schmoll in den luſtigen Puppen=
geſprächen
durchklingen. Große Freude löſten die gemeinſamen
Kanons aus, die Pfarrer v. d. Au und ſeine treuen Mitarbeiterin=
nen
im Landesjugendamt mit den Anweſenden zwiſchendurch ein=
übten
. Bei dieſem Singen wurden auch die Herzen der Aelteſten
wieder jung. Die Volksliederreigen der Maulbacher Jugend und
einige gemeinſame Volkstänze brachten weitere Abwechſelung in
das reichhaltige Programm und weckten unter der Jugend für die=
ſes
wertvolle alte Volksgut lebhaftes Intereſſe. Beſonders er=
wähnt
zu werden verdienen auch die ſchönen Chöre des Männer=
geſangvereins
Kirtorf (Leitung: Lehrer Erdmann) und des Kir=
chengeſangvereins
Ober=Gleen (Leitung; Lehrer Albach). Auch
die beiden Poſaunenchöre waren unermüdlich tätig. Gegen 6 Uhr
klang das Jugendtreffen in einem herzlichen Schlußwort und in
gemeinſamem Lied aus.

Stillegung der ſüdweſtdeutſchen Großmühlen.
WSN. Die ſüdweſtdeutſchen Großmühlen in Frankfurt a. M., in
Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg und Worms haben den Antrag
auf Stillegung ihrer Betriebe geſtellt. Es handelt ſich um 14 Betriebe
mit einer Arbeiterzähl von etwa 2000 Mann. Die Mühleninduſtrie
begründet die Notwendigkeit der Stillegung ihrer Betriebe damit, daß
ihr aus der alten Ernte für Auguſt kein Inlandsweizen mehr zur Ver=
fügung
ſtehe: Inlandsweizen neuer Ernte ſei noch nicht in ausreichen=
der
Menge in vermahlungsfähigem Zuſtande am Markt. Sie ſei des=
halb
gezwungen, im Auguſt nur Auslandsweizen zu vermahlen, könne
aber in der kurzen Zeit vom September bis November die Durch=
ſchnittsquote
des beizumahlenden Inlandsweizens nicht mehr auf=
holen
. Es ſei bei ſo kurzer Nachmahlungsfriſt ſo hoher Zuſatz von
Inlandsweizen nötig, daß ſich die Güte ihres Mehles erheblich ver=
ſchlechtern
müſſe und Abſatzſchwierigkeiten aufträten. Die Induſtrie=
und Handelskammer Frankfurt a. M.=Hanau erklärte dieſe Ausführun=
gen
für zutreffend. Es dürfte wohl ohne weiteres unterſtellt werden,
daß die Großmühlen die ſie ſelbſt ſchwer ſchädigende Stillegung nicht
beſchloſſen hätten, wenn die Aufrechterhaltung des Betriebes wirtſchaft=
lich
möglich wäre. Die Stillegung der Großmühlenbetriebe müſſe ſich
aber weit über den Kreis der zunächſt betroffenen Mühlen und ihrer
Belegſchaft auswirken. Eine nachhaltige Beunruhigung des Getreide=
und Mehlmarktes müſſe die Folge ſein. Die Handelskammer ſchlägt
daher nachfolgende Regelung vor, mit der ſich auch die Mühlen=
induſtrie
des Bezirks einverſtanden erklären würde: Für den Monat
Auguſt wird für die Großmühlen der Beimahlungszwang für Inlands=
weizen
inſoweit aufgehoben, als die vermahlene Menge des Auslands=
weizens
den Monatsdurchſchnitt des letzten Jahres nicht überſteigt.
Die hiernach im Auguſt nicht beigemahlene Quote iſt im Laufe des
Erntejahres nachzuholen. Soweit die Großmühlen im Auguſt d. Js.
mehr mahlen, als dem Monatsdurchſchnitt entſpricht, iſt ſofort die der
Mahlmenge entſprechende Quote Inlandsweizen beizumahlen. Dieſer
Vorſchlag wurde von den Mühlen akzeptiert, von den Vertretern der
Stadt und des Landesarbeitsamtes befürwortet und die Vertreter der
Landwirtſchaft würden ihn ihren Spitzenorganiſationen zur Annahme
empfehlen. In einer entſprechenden Eingabe an den Reichsernährungs=
miniſter
bittet die Induſtrie= und Handelskammer, dieſen Vorſchlägen
entſprechende Maßnahmen zu ergreifen, damit eine Stillegung der
Großmühlen und die damit verbundenen ſchweren wirtſchaftlichen Schä=
digungen
vermieden werden.
An. Groß=Gerau, 27. Juli. Ziegenmarkt. Am Montag,
dem 4. Auguſt, findet in Groß=Gerau der diesjährige Ziegenmarkt
ſtatt. Verfaſſungsfeier. Das Kreisamt Groß=Gerau
und die Stadt Groß=Gerau veranſtalten, wie ſchon in den ver=
gangenen
Jahren, auch dieſes Jahr wieder eine gemeinſame Ver=
faſſungsfeier
, die am Sonntag, dem 10. Auguſt, in der Turnhalle
des Turnvereins Groß=Gerau ſtattfindet. Die Feſtanſprache hat
Profeſſor Dr. Gieſe=Frankfurt a. M. übernommen. Aktive
Mitwirkung an der Feier haben weiter zugeſagt die Kapelle der
Freiwilligen Feuerwehr Groß=Gerau der Turnverein 1846 Groß=
Gerau, der Sportverein 1916 Groß=Gerau, die Freie Sport= und
Sängervereinigung Groß=Gerau, der Mandolinenklub Groß= Ge=
rau
, außerdem die Geſangvereine Einigkeit, Eintracht und Lieder=
kranz
, die in einem Maſſenchor zuſammenwirken wollen. Die
italieniſchen Belgienfahrer die von Mailand und
Como aus anläßlich der Hundertjahrfeier der Unabhängigkeit Bel=
giens
zu einer Fernfahrt nach Brüſſel ſtarteten, paſſierten Sams=
tag
nachmittag den Kreis Groß=Gerau. Die ſchnittigen Touren=
wagen
, die in kleineren und größeren Abſtänden durch die Kreis=
ſtadt
kamen, erregten ziemlich ſtarkes Intereſſe. Von hier aus
ging die Fahrt nach Mainz, wo der Heſſiſche Automobil=Club den
italieniſchen Fahrern einen feſtlichen Empfang bereitete.
Maul= und Klauenſeuche. Nach längerer Zeit iſt der
Kreis Groß=Gerau jetzt wieder frei von Maul= und Klauenſeuche.
Feldbereinigung. In der Zeit vom 12. bis einſchließlich
19. Auguſt liegen bei der Bürgermeiſterei Groß=Gerau der Koſten=
ausſchlag
und die Abſchriften der Beſchlüſſe der Feldbereinigungs=
kommiſſion
zur Einſicht der Beteiligten offen. Milzbrand=
verdacht
. Auf dem Bensheimer Hof iſt eine Kuh notgeſchlachtet
worden, die milzbrandverdächtige Erſcheinungen zeigte. Das
Kreisamt Groß=Gerau hat über den Bensheimer Hof die Sperre
verhängt.
Oberheſſen.
h. Gießen, V7. Juli. Unter ſtarker Beteiligung fand in dem ehe=
maligen
Hörſaal des Liebig=Laboratoriums die Mitglieder= Ver=
ſammlung
der Geſellſchaft Liebig=Muſeum unter
dem Vorſitz von Geheimrat Profeſſor Dr. Sommer ſtatt. Die Ver=
leihung
der Liebig=Muſeums=Medaille erfolgte an
Univerſitätsprofeſſor Dv. Schaum=Gießen, der ſich um die Liebig=
forſchung
ſehr verdient gemacht hat. Nach dem Geſchäftsbericht von
1929=1930 hat die Geſellſchaft große Ausgaben gehabt, ſo für die Ein=
richtung
des Liebig=Zimmers zu Bad=Salzhauſen und die Rekonſtruktion
des dortigen Liebig=Waſſerrades etwa 1200 Mark; ferner für Anſchaf=
fung
von Bildern und Neuerwerbungen von Briefen und anderen
Liebig=Erinnerungen. Die Kölner Liebig=Geſellſchaft hat auch im ab=
gelaufenen
Jahr das hieſige Liebig=Muſeum mit größeren Mitteln
unterſtützt. Die Geſellſchaft beſchloß, im laufenden Geſchäftsjahr natur=
wiſſenſchaftliche
Vorträge im Liebig=Muſeum in Gemeinſchaft mit der
Volkshochſchule abzuhalten. Ferner iſt im Laufe dieſes Jahres ein
Familientag der Nachkommen Juſtus von Liebigs
in Gießen geplant. Ein Brudersſohn von Juſtus von Liebig, der in
Lauenburg bei Hannover wohnt, weilte dieſer Tage zur Beſichtigung
des Muſeums in unſerer Stadt. Im Mittelpunkte der Tagung ſtand
ein Vortrag von Profeſſor Dr. Ottfried Prätorius=Darmſtadt über:
Vorfahren, Nachkommen und Sippſchaft von Juſtus von Liebig‟. Der
Redner, der die Familiengeſchichte Liebigs erforſcht hat, hat feſtgeſtellt,
daß die Familie bis in das 13. Jahrhundert zurückgreift. Heute iſt ſie
über ganz Deutſchland bis in das Ausland zerſtreut. Der Vorſitzende
der Geſellſchaft Liebig=Muſeum, Geheimrat Dr. Sommer, ſprach dem
Redner für ſeinen tiefſchürfenden und hochintereſſanten Vortrag den
Dank der Verſammlung aus.

AALAU A

Alie Kaucher, die mit fru-
heren
Greiling-Zigaretten
nicht zufrieden waren, sind
heute wieder begeisterte
Kolibri. Raucher gewor
den. AlleKolibri.Raucher.
die zwischendurch einmal
andere Marken versuchtens
kehren stets zur Kolibri=
zurück
und alle bestätigen:

8

[ ][  ][ ]

Seite 8

Nummer 208

Reich und Ausland.
Der Europa=Rundflug.
Die Nachzügler treffen in Berlin ein.
Berlin. Am Montag vormittag haben zwei
weitere Teilnehmer des Internationalen Euro=
parundfluges
ihre letzte Etappe erledigt. Auf
dem Flughafen Tempelhof ſind bis zum Mittag
der für England ſtartende Kanadier Car=
berry
, der Deutſche Polte und der Franzoſe
Arrachart eingetroffen.
Prag. Den vier deutſchen Teilnehmern am
Europarundflug wurde wegen ungünſtiger Wit=
terung
der Start nach Breslau nicht bewilligt.
In Schleſien trat gleichfalls Wetterverſchlechte=
rung
ein. Da auch auf der Strecke PragWien
eine Verſchlechterung des Wetters zu verzeichnen
iſt, hat die Sportkommiſſion nach Wien telepho=
niert
, daß mit Rückſicht auf die ungünſtige Wet=
terlage
kein Start nach Prag geſtattet wer=
den
ſoll.
Wien.: Im weiteren Verlauf des Europa=
rundfluges
ſind in Wien noch angelangt die
Flieger Stein (Deutſchland), Spengler ( Deutſch=
land
), Egloff Freiherr von Freyberg ( Deutſch=
land
) und der Spanier Haya außer Konkurrenz.
Haya hat aufgegeben. Seitens der Flugplatz=
leitung
wurde wegen ſchlechten Wetters auf der
Prager Strecke vorläufig Startverbot erlaſſen.
Hirth und Weller auf den Orkney=Inſeln.
London. Die deutſchen Flieger Hirth und
Weller, die am Sonntag vormittag um 9 Uhr
mit ihrem Klemm=Eindecker vom Flugplatz Hen=
worth
geſtartet waren, ſind um 18,55 Uhr in
Kirkwall auf den Orkney=Inſeln gelandet. In
Kirkwall wird der eigentliche Atlantikflug über
Island, Grönland und Neufundland beginnen.
Die Flieger beabſichtigen, möglichſt bald zu ſtar=
ten
. Die Entſcheidung darüber wird nach dem
Eintreffen der letzten Wetterberichte fallen.
Glücklich verlaufene Außenlandung eines
Verkehrsflugzeuges.
Berlin. Auf dem Fluge ChemnitzBerlin
wurde am Montag vormittag 11.10 Uhr das
Verkehrsflugzeug D 1922 Focke=Wulf Möve‟,
Flugzeugführer Mehrow, bei Coſſin in der Nähe
von Jüterbog zu einer Außenlandung gezwun=
gen
. Von den vier Inſaſſen zog ſich nur einer
an einer Hand leichte Schnittwunden zu. Die
übrigen blieben unverletzt. Das Flugzeug wurde
durch Brand zerſtört.
Segelboot=Unglück. Zwei Tote.
Bremen. Am Sonntag geriet in der Nähe
von Lankenau ein mit 9 Perſonen beſetztes Segel=
boot
in eine Gewitterböe und ſchlug um. Sieben
Perſonen konnten gerettet werden. Der Beſitzer
des Bootes und ein Dentiſt ertranken. Das Un=
glück
iſt wahrſcheinlich auf Ueberlaſtung des
Bootes zurückzuführen.
Ein Zuchthäusler aus dem fahrenden Zug
geſprungen und entkommen.
Berlin. Auf der Fahrt von Deſſau nach
Coswig iſt der Friſeur Winter, der in der dor=
tigen
Strafanſtalt eine mehrjährige Zuchthaus=
ſtrafe
zu verbüßen hat, ſeinem Transporteur aus
dem fahrenden Zuge entſprungen. Während der
Fahrt erhob ſich Winter plötzlich, verſetzte ſeinem
Begleiter und dem Schaffner einen Stoß, riß
die Tür auf und ſprang von dem in voller Fahrt
befindlichen Zuge ab. Von Coswig aus wurden
ſofort alle benachbarten Ortſchaften verſtändigt
und eine Abteilung der Deſſauer Schutzpolizei
herbeigerufen, die gemeinſam mit dem Trans=
porteur
ohne Ergebnis die ganze Gegend ab=
ſuchten
. Die Verfolgung wurde erſchwert durch
die Tatſache, daß Winter geſtattet worden war,
auf der Fahrt ſeine eigene Kleidung zu tragen.

Mikrobiologiſcher Kongreß
mit Prof. Calmekte.

Prof. Calmette (X) und die Kongreßteilnehmer
vor dem Paſteur=Inſtitut in Paris.
In Paris begann die Tagung des Internatio=
nalen
mikrobiologiſchen Kongreſſes. an dem die
Vertreter von 29 Nationen, für Deutſchland
Prof. Füllehorn (Hamburg) teilnehmen. Die
Frage des in Lübeck mit ſo verhängnisvollem
Erfolge angewandten Calmetteſchen Tuberkel=
ſerums
wird in Anweſenheit Prof. Calmettes
ſelbſt zur Beſprechung gelangen.

Dienstag, den 29. Juli 1930

Meift, oe Maut des Schreckens. 90s Wert oon 30 Seranden.

Vor wenigen Tagen noch war Melfi eine kleine Stadt voll ſüdlicher Idylle, gemächlich ging das
Leben zwiſchen verträumten Winkeln dahin.

Das iſt das Werk der 30 Sekunden des furchtbaren Bebens: Ruinen, Trümmer, Tod

Ein Funkbild:
Die aus den Trümmern geborgenen Kinder werden von den aufopfernd arbeitenden Truppen ab=
transportiert
. 60 000 der unglücklichen Bewohner rund um Melfi ſind obdachslos geworden. Hinter
ihnen liegt ihre Heimat in furchtbarer Zerſtörung, 3000 ihrer Angehörigen fanden den Tod.

Panik bei einem Gokkesdienſt im
Erdbebengebiel.
Rom. Aus dem Erdbebengebiet, in dem die
Verſorgung mit Lebensmitteln, die Pflege der
Verwundeten, die Bergungs= und Aufräumungs=
arbeiten
ſeit Samstag planmäßig und regel=
mäßig
vor ſich gehen, wird ein ſonderbarer Fall

von Maſſenſuggeſtion gemeldet. In Avella hat=
ten
ſich etliche hundert Menſchen in einer Kirche
zu einem Dankgottesdienſt verſammelt, als aus
unerklärlichen Gründen die Menge plötzlich den
Eindruck bekam, daß von der Decke des Haupt=
ſchiffes
Teile der Stuckverkleidung abfielen. So=
fort
brach in der Kirche eine Panik aus. Alles
ſtürzte zum Ausgang. In dem Gedränge wurden
zahlreiche Perſonen verletzt, darunter einige
ſchwer.

Es gibt noch ehrliche Diebe!
Die Hanauer Juwelen werden
zurückgeſchickt.
Hanau. Eine angenehme Ueberraſchung
wurde dem Goldwarenfabrikanten Chriſtian Pe=
ter
zu teil, dem am 15. d. M. auf der Fahrt von
Wiesbaden nach Köln ein Muſterkoffer ent=
wendet
worden war, der Brillanten im Werte
von 40 000 Mark enthielt. Die Wertgegenſtände
wurden ihm nunmehr in einem in Frankfurt
aufgegebenen Paket anonym zugeſchickt. Nach
dem Aufgeber des Paketes wird geforſcht.

Windhoſe über Jauer.
Breslau. Am Montag vormittag wurde
der ſüdliche Teil von Jauer von einer ſtarken
Windhoſe heimgeſucht. In der neuen Siedlung
wurde ein Haus nahezu vollkommen abgedeckt.
Ein Erntewagen wurde durch die Luft geſchleudert
und vollkommen zerſchmettert. Auch Sommer=
lauben
, Balken, Bretter, Holz und Baumäſte
flogen durch die Luft. Zahlreiche Bäume wurden
entwurzelt. Die Gärten haben unter dem Sturm
außerordentlich gelitten. Ein Telegraphenarbei=
ter
erlitt einen ſchweren Unterſchenkelbruch und
ſchwere Kopfverletzungen. Acht weitere Perſonen
wurden leicht verletzt.

Furchtbare Blukkak in Gleiwih
Gleiwitz. Am Montag vormittag erſchoß
in Gleiwitz der 23 Jahre alte Arbeitsloſe Max
Leſig ſeine Mutter, ſeine Braut, die er am
30. Juli heiraten wollte, und ſein uneheliches
Kind. Darauf brachte er ſich ſelbſt lebensgefähr=
liche
Verletzungen bei.
Zu der dreifachen Mordtat ſind noch folgende
Einzelheiten zu berichten: Leſig wohnte bei ſei=
nen
Eltern im Stadtteil Gleiwitz=Petersdorf.
Am Vormittag kam ſeine Braut, die 19 Jahre
alte Anna Werner aus Gleiwitz in die Woh=
nung
. Es entſtand zwiſchen den jungen Leuten
ein Streit wegen der kurz bevorſtehenden Hoch=
zeit
. Als der Bruder ſchließlich hinzukam, zog
Leſig eine Piſtole und forderte ſeinen Bruder
zum Verlaſſen der Wohnung auf. Dieſer ver=
ſuchte
vergeblich, ihm die Waffe zu entwinden
und flüchtete ſchließlich, um die Polizei zu holen.
Inzwiſchen war die Mutter des Leſig herbeige=
eilt
. Der offenbar in ſinnloſe Wut geratene Max
Leſig tötete ſie durch einen Bruſtſchuß. Dann
ſchloß er die Stubentür ab und erſchoß ſeinen
etwa zwei Jahre alten unehelichen Sohn Wolf=
gang
und ſodann ſeine Braut. Beide hatten
Kopfſchüſſe erhalten. Durch das Fenſter gab er
dann noch einige Schüſſe auf ſeinen Bruder ab,
die aber fehl gingen. Schließlich jagte er ſich
ſelbſt eine Kugel in den Kopf. Die Polizei, die
kurz darauf erſchien, öffnete gewaltſam die Zim=
mertür
. Während der Arzt bei der Mutter, der
Braut und dem Kind des Leſig nur noch den
Tod feſtſtellen konnte, gab Max Leſig noch Le=
benszeichen
von ſich. Er wurde in das Kranken=
haus
geſchafft, wo er jedoch zwei Stunden ſpäter
ſeinen Verletzungen erlag.
Hilfe für Neurode.
Breslau. Am Montag hat im Regierungs=
gebäude
zu Breslau eine Beſprechung über die
weiter zu treffenden. Maßnahmen zur Unter=
ſtützung
von Witwen und ſonſtigen unterſtützungs=
berechtigten
Angehörigen tödlich verunglückter
Bergleute im niederſchleſiſchen Steinkohlenrevier
ſtattgefunden, an der der Oberpräſident, der Re=
gierungspräſident
, der Berghauptmann, der Prä=
ſident
des Landesarbeitsamtes Schleſien und
Vertreter des Reichsarbeitsminiſteriums teil=
nahmen
. Die Verhandlungen gaben ein erſchüt=
terndes
Bild von der Notlage, in die die ohne=
dies
ſchon wirtſchaftlich beſonders bedrückte Be=
völkerung
des niederſchleſiſchen Kohlenreviers
durch das Unglück geraten iſt. Sie ergaben ge=
wiſſe
Richtlinien, die alsbald mit den näher be=
teiligten
Stellen auch mit den Vertretern der
Arbeitnehmerſchaft weiter ausgearbeitet wer=
den
, um eine Zerſplitterung zu vermeiden und
raſch zu wirkſamen Maßnahmen zu kommen.
Wenn auch bereits namhafte Summen für die
Nothilfe vom Reich, vom Staat und von privaten
Organiſationen, u. a. auch von der Regierungs=
kommiſſion
des Saargebietes, gezeichnet ſind, ſo
reichen doch dieſe Summen bei der Größe des Un=
glücks
und der allgemeinen Not bei weitem nicht
aus, das Elend zu beſeitigen. Es ergeht hiermit
nochmals der dringende Appell an alle Bevölke=
rungskreiſe
, weitere Spenden zur Verfügung zu
ſtellen. Spenden nimmt entgegen: Das Konto
der Deutſchen Nothife: Grubenunglück Neuroder
Steinkohlenbezirk bei der Zentrale der Deut=
ſchen
Bank und Diskontogeſellſchaft in Berlin
oder das Poſtſcheckkonto der Deutſchen Not=
hilfe
156 000.
Schweres Autounglück.
München. Am Sonntag abend ereignete
ſich auf der Strecke WeilheimMünchen vot
Pöcking bei Sternberg ein ſchweres Autounglück.
Ein Kraftwagen wollte einen anderen Wagen
überholen und raſte dabei gegen einen Baum.
Von den drei Inſaſſen wurde ein Herr getöteg,
eine Dame wurde ſchwer verletzt. Der Wagen=
führer
erlitt Kopfverletzungen. Das Auto wurk
vollſtändig zertrümmert. Fahrer und Begleiterig
ſtammen aus Heidelberg; bei dem Getöteten ham
delt es ſich um einen in Grünwald anſäſſigetz
Schriftſteller. Sofort nach dem Unfall erſchien
eine Gerichtskommiſſion an Ort und Stelle, die
die ganze Straße zur Aufnahme des Tatbeſtandes
abſperrte.
Großer Juwelen= und Kunſtdiebſtahl in London.
London. Bei einem großen Juwelendieb=
ſtahl
im Londoner Stadthaus von Lord Minto
wurden außerordentlich wertvolle Prezioſen ent=
wendet
. Den Dieben fiel auch ein echter Rey=
nolds
, und zwar ein Porträt der erſten Gräfin
Minto, in die Hände. Der Wert der geſtohlenen
Gegenſtände wird auf 32 000 Pfund Sterling
geſchätzt.
Amerikas älkeſter Flugpionier .

ſt in Buffalo geſtorben. Curtiß war ſe
dem Kriege Pilot und verdienter Pior
Luftfahrt. Er erwarb den zweiten fran
Führerſchein, gewann im Jahre 1909 den
Bennett=Preis und ſtellte 1910 einen Sc
keitsrekord auf.

[ ][  ][ ]

Nummer 208

Dienstag, den 29. Juli 1930

Seite 9

Von Karl Wilhelm Leverzapf.

Nur noch wenige Tage trennen uns von dem größten ſportlichen
Ereignis dieſes Jahres in Deutſchland, den 4. akademiſchen Weltmeiſter=
ſchaften
. Die Tage vom 4.7. Auguſt gehören den Schwimmern. 14
Nationen haben zu ihren Wettkämpfen Meldungen abgegeben mit
Namen, die im internationalen Schwimmſport beſten Klang haben. Es
wird hier hauptſächlich zu einem großen Wettſtreit der europäiſchen
Nationen kommen, denn von den überſeeiſchen Ländern haben nur
Auſtralien und Neuſeeland je einen Vertreter gemeldet. Wenn es auch
bedauerlich iſt, daß von den außereuropäiſchen Erdteilen beſonders die
Amerikaner und Japaner fehlen werden, ſo zeigt doch das Meldeergeb=
nis
, daß es auf der herrlichen 50 Meter=Bahn des Darmſtädter Hoch=
ſchulſtadions
zu Wettkämpfen kommen wird, die einen Vergleich mit
ſeder großen internationalen Veranſtaltung aushalten können.
Zum Austrag gelangen folgende Wettbewerbe: Herren: 100, 400,
1500 Meter Kraul. 200 Meter Bruſt. 100 Meter Rücken, Kunſtſpringen,
Turmſpringen, 4mal 100 Meter=Staffel und Waſſerball. Damen:
200 Meter Bruſt. 100 Meter Rücken. 100 Meter Kraul, Kunſtſpringen.
Eine äußerſt ſtarke Beſetzung weiſen die Wettkämpfe der Herren
auf. So werden im 100 Meter=Schwimmen 26. im 400 Meter= Schwim=
men
24 und im 1500 Meter=Schwimmen 17 Teilnehmer um die Sieges=
palme
ſtreiten. Im Bruſtſchwimmen wollen 19 und im Rückenſchwim=
men
18 Bewerber den ſtolzen Titel eines akademiſchen Weltmeiſters er=
ringen
. Je 13 Springer für Kunſt= und Turmſpringen ſind eine ſtatt=
liche
Zahl von Teilnehmern für dieſe großartige Veranſtaltung. Heiß
begehrt werden natürlich die Mannſchaftskämpfe ſein. 9 Mannſchaften
werden für die wertvolle 4mal 100 Meter=Staffel am Start erſcheinen,
und das Waſſerballturnier weiſt mit 6 Nationen von internationalem
Waſſerballruf eine ganz hervorragende Beſetzung auf.
Schlecht iſt leider die Beteiligung bei den Damen, denn zu ihren
Wettkämpfen haben nur Ungarn, Frankreich und Deutſchland Meldun=
gen
abgegeben. Bei ihnen muß daher als einzigſtes Rennen von
allen leider die 4mal 50 Meter=Staffel ausfallen.
Was verſprechen nun nach dem Abſchluß der namentlichen Meldun=
gen
die einzelnen Diſziplinen? Nur zum Teil wird man einige be=
ſtimmte
Andeutungen machen können, denn Senſationen werden auf
keinen Fall ausbleiben.
Zu herrlichen Kämpfen wird es in der Meiſterſchaft der kurzen
Strecke über 1000 Mtr. kommen. Die Ungarn erſcheinen mit ihren Meiſter=
ſchwimmern
Dr. Barany, Gebr. Wannie und Szekely, die erſt vor einigen
Tagen Deutſchland im Länderkampf zu Dresden beſiegen konnten. Dr.
Barany, der ſchnellſte Schwimmer der Welt, iſt erklärter Favorit. Die
anderen Ungarn ſind Hauptanwärter für die Plätze. Der bekannte
Engländer Sutton, die oft erprobten Tſchechen Steiner und Medricky.
die aufſtrebenden Italiener Gamby und Bacigalupo im Verein mit
Rödiger (Oeſterreich), Torget (Norwegen) und den Jugoſlawen Senja=
novic
und Matic, wollen ebenfalls ihre Nationalflagge am Siegesmaſt
hochgehen ſehen. Die Franzoſen, die Belgier und der Neuſeeländer
Hill ſind dagegen unbeſchriebene Blätter. Nach der Abſage des vor=
jährigen
deutſchen Hochſchulmeiſters Wiſchmann ſtützen ſich die Deutſchen
auf Gruß. Vogt und Watrin, die jedoch in dieſer erleſenen Geſellſchaft
einen ſehr ſchweren Stand haben werden.
Die Mittelſtrecke über 400 Meter, ebenſo wie die langen 1500
Meter, ſind ebenfalls ausgezeichnet beſetzt. Hier fehlt Deutſchland leider

der große Könner, der einem Gambi, dem zweifachen Quer=durch= Ber=
lin
=Siger, dem weiteren Italiener Bacigalupo, dem Ungarn Feher und
den Gebrüdern Wannie erfolgreichen Widerſtand entgegenſetzen könnte.
Die Oeſterreicher Unterberger und Rödiger, der Norweger Torget, der
Auſtralier Luxton, ſind ebenfalls genau wie die vielen anderen Teilneh=
mer
aus Frankreich, England, Belgien, Jugoſlawien und der Tſchecho=
ſlowakei
nicht zu verachtende Gegner und mancher Ueberraſchung fähig.
Im Bruſtſchwimmen übev 200 Meter iſt man über das Können der
einzelnen Teilnehmer nicht genau im Bilde. Die Deutſchen Beſoke und
Herber haben hier gegen den Ungarn Hild, den Engländer Hazeldene,
den Italiener Manzoni u. a., eine gute Chance.
Dr. Barany und Bitſkey (Ungarn), Rödiger (Oeſterreich) ſowie die
Deutſchen Dr. Frank. Ohlwein und Boddin ſind die Hauptanwärter
für den Endlauf im 100 Meter Rückenſchwimmen. Den Sieger voraus=
zuſagen
dürfte genau ſo ſchwer ſein, wie beſtimmte Angaben über das
Können der anderen Teilnehmer zu machen.
Noch ſchwerer wird es ſein, über die Sprungkonkurrenzen vorher
genaues zu ſagen. Die Deutſchen Hefter, Dr. Herbert, Dr. Schrammel
und Dr. Hagen werden auf alle Fälle keine ſchlechte Rolle ſpielen. Von
den Ausländern iſt der Ungar Gerö der bekannteſte.
Neun Mannſchaften in der 4mal 100 Meter=Staffel bedeuten eine
Rekordbeſetzung. Ihren Sieg von Paris 1928 werden die Ungarn mit
ihren ausgezeichneten Sprintern beſtimmt wiederholen können. Zu
ſchweren Kämpfen um die Plätze wird es zwiſchen Deutſchland und Ita=
lien
kommen, doch auch die anderen Mannſchaften von Frankreich, Eng=
land
, der Tſchechoſlowakei, Oeſterreich, Belgien und Jugoſlawien wer=
den
ſich nicht ohne tapfere Gegenwehr geſchlagen bekennen.
Sechs Nationen im Waſſerball=Turnier, ein glänzendes Vorſpiel zu
dem Europaturnier in Nürnberg. Teilnehmer ſind Ungarn, Frankreich,
England, Belgien, Italien und Deutſchland. Geſpielt wird in zwei
Gruppen mit je 3 Mannſchaften. Die größten Ausſichten werden wohl
die Ungarn haben, doch auch jede andere Mannſchaft, weniger viel=
leicht
Italien iſt zu Ueberraſchungen fähig. Mit den Internationa=
len
Cordes und Schürger, dem bekannten ſüddeutſchen Repräſentativen
Orlemann und anderen guten Waſſerballern ſollte Deutſchland keinen
Gegner zu fürchten haben.
Ueber die Damenkämpfe iſt wenig zu ſagen. Ueberlegene Siegerin=
nen
im 100 Meter Kraul= und Rückenſchwimmen wird die Franzöſin
Frl. Salgado werden, die gerade erſt in den letzten Wochen mit groß=
artigen
Rekordleiſtungen aufwarten konnte. Nicht ſchlecht iſt auch Frl.
Dr. Stieber (Ungarn). Das Bruſtſchwimmen und Kunſtſpringen müſ=
ſen
die deutſchen Damen gewinnen, obwohl ſie im Springen bedauer=
licher
Weiſe ihrer beſten Waffe, Frl. Borgs, infolge Verletzung be=
raubt
ſein werden.
Alles in allem verſprechen dieſe Schwimmwettkämpfe zu einer glän=
zenden
Teilveranſtaltung der geſamten akademiſchen Weltmeiſterſchaften
zu werden. Ein auserwähltes Kampfgericht unter der Oberleitung von
Oberſtudiendirektor Binner, dem Verbandsſchwimmwart des Deutſchen
und Vizepräſident des Internationalen Schwimmverbandes, wird für
eine reibungsloſe Abwickelung Sorge tragen, um wieder einmal das
ausgezeichnete Organiſationsvermögen der Deutſchen unter Beweis zu
ſtellen. Wünſchen wir, daß lachender blauer Sommerhimmel den Teil=
nehmern
die rechte Stimmung für die ſchweren Kämpfe gibt.

Süddeukſche Jugend=Schwimmeiſterſchaften
in Erlangen.
Vor zirka 500 Zuſchauern kamen im Rödelheimer Bad in Erlangen
die Süddeutſchen Jugendmeiſterſchaften zum Austrag. Erfreulich war,
daß faſt ſämtliche gemeldeten Teilnehmer auch am Start erſchienen und
daß auch die gezeigten Leiſtungen und Kämpfe auf guter Stufe ſtanden.
Aus den Ergebnihſen:
3X100 Meter Bruſt: 1. Göppingen 04 4:24.8. 3X50 Meter Lagen=
ſtaffel
: 1. Frankfurter SV. 1:58. 3X100 Meter Bruſt für Damen:
1. VfVS. München 4:58.4. 50 Meter Bruſt für Mädchen: 1. Franke
(07 Nürnberg) 49.8. 200 Meter Freiſtil: 1. Randerar (VfVS. Mün=
chen
) 2:46.2; 2. Zornig (Frankfurter SV.) 2:50.5 (Jahrgang 14/15).
Jahrgang 12/13: 1. Mayer (Lanz München) 2:38.3; 2. Ott ( Wies=
baden
) 2:44.7. 100 Meter Freiſtil Knaben: 1. Heberer (1. Frankfur=
ter
SV.) 1:17.3. 100 Meter Damen Rücken: 1. Zipſe (Karlsruhe)
1:35.2. 100 Meter Bruſt für Knaben: 1. Zürtz ( Jungdeutſch=
land
Darmſtadt) 1:33; 2. Ernſt (1. FC. N.) 1:33.8. 100 Meter
Damen Freiſtil: 1. Schnabel (Bayern 07 Nürnberg) 1:26.4; 2. Franke
(Bayern 07 Nürnberg) 1:28.1. Jugendbruſt 200 Meter (Jahrgang
14/15): 1. Pitſchka (Würzburg 05) 3:18.2. Jahrgang 12/13: 1. Zehrer
(Bayern 07 3:14.2. 200 Meter Damen Bruſt (Jahrgang 15/16):
1. Knoll (Regensburg) 4:06.2. Jahrgang 12/13): 1. Großmann
(Amateure Stuttgart) 3:29.9; 2. Gebauer (Jun gdeutſch=
land
Darmſtadt) 3:30.2. Damenkunſtſpringen: 1. Feiſtkorn
(Bayern 07). Herrenkunſtſpringen: 1. Feyhl (Amateure Stuttgart).
100 Meter Freiſtil, Jahrgang 14/15: 1. Randerar (VfVS. München)
1:12.2. Jahrgang 12/13: 1. Mayer (Lanz München) 1:08.2. 100
Meter Rücken: 1. Mohn (Göppingen 04) 1:24. 3X100 Meter Knaben=
Bruſt: 1. Jungdeutſchland Darmſtadt 5:03; 2. Bayern 07
5:08. 10X100 Meter Knabenfreiſtil: 1. Frankfurter SV. 13:09.7;
2. Jungdeutſchland Darmſtadt 13:49.
Kegler-Bereinigung Darmſtadt und Umgebung.
Sädtekampf BensheimDarmſtadt.
Im Bürgerverein trafen ſich am vergangenen Sonntag eine 10er
Mannſchaft des Verbandes Bensheim und eine ſolche des Verbandes
Darmſtadt, die aus der zweiten Mannſchaft gebildet worden war. Es
handelte ſich um das Vorſpiel, bei dem jede Mannſchaft 1000 Kugeln
abzuwerfen hatte. Es gelang der Darmſtädter Mannſchaft, die Ge=
ſamtholzzahl
von 5108 zu erreichen, während die Mannſchaft von Bens=
heim
ſich mit den hieſigen Bahnen, von einigen Ausnahmen abgeſehen,
nicht gut zurechtfand. Sie erreichte insgeſamt 4943 Holz. Beſter Mann
von Bensheim war Schuſter, der 558 Holz erreichte. Ihm wurde vom
Verbande Darmſtadt als Anerkennung eine Medaille überreicht. Von
der Darmſtädter Mannſchaft erreichte Wilbert das Höchſtreſultat mit
550 Holz. Der Rückkampf iſt für Ende Auguſt in Bensheim vor=
geſehen
.
Kraffſpork.
Athl.=Sportverein 1895 Darmſtadt.
Bei den am Sonntag in Werſau i. O. zum Austrag gekommenen
Gau=Jugendmeiſterſchaften des Odenwaldgaues konnten ſich nachſtehende
Mitglieder ſehr gut placieren.
Ringen: Schüler=Mittelgewicht: Ernſt Schuchmann 1. Preis. Jugend=
Mittelgewicht: Adolf Maſter 3. Preis. Maſter war in ſehr guter Form.
mußte aber leider einer ſchweren Armverletzung wegen frühzeitig aus=
ſcheiden
. Stemmen: Jugend=Federgewicht: Hans Rampe 3. Preis,
Jugend=Mittlegewicht: Adolf Maſter 3. Preis.

Phil Scokk in der zweiken Runde k.0.
Der amerikaniſche Schwergewichtler Stribbling ſchlug in
London nach zwei Runden den engliſchen Meiſter Phil Scott k. o.
Der Kampf ſtand von Anbeginn an im Zeichen des Amerikaners,
der ſeinen Gegner ſchon in der erſten Runde dreimal bis 9 zu
Boden ſchickte.
Uruguay und Argenkinien Welkmeiſterſchaftsfingliſten
UruguayJugoſlawien 6:1 (3:1).
Gab es bei den Gruppenſpielen ſo manche Enttäuſchung, vor allem
was das zahlenmäßige Abſchneiden der Endſpielteilnehmer von Amſter=
dam
, von Uruguay und Argentinien, anbelangt, ſo bewieſen dieſe beiden
Favoriten dafür im Semifinale in um ſo klarerer Weiſe ihre über=
legene
Klaſſe. Hatte am Sonntag Argentinien gegen Amerika mit 6:1
gewonnen, ſo ſtand der offizielle Weltmeiſter von Amſterdam ſeinem
ſchärfſten Rivalen nicht nach, ſondern ſchlug die Jugoſlawen mit dem
gleich hohen Ergebnis von 6:1. Auch am Sonntag hatten ſich 100 000
Zuſchauer im Stadion zu Montevideo eingefunden, die einen Kampf zu
ſehen bekamen, der vornehmlich im Zeichen ihrer Landsleute ſtand.
Bis zur Pauſe hielten ſich die Jugoſlawen nach ungemein aufopfe=
rungsvollem
Spiel noch recht gut.
In der zweiten Halbrunde mußten ſich die Europäer auch zumeiſt
auf die Verteidigung beſchränken und konnten trotz allem Eifer nicht
verhindern, daß Uruguay noch dreimal erfolgreich war.
Frankreichs neue Leichtakhlekik=-Meiſter.
Am Sonntag, dem Hauptkampftag der franzöſiſchen Leichtathletik=
Meiſterſchaften im Stadion Colombes, wurden die Leiſtungen durch
ſchlechtes Wetter ungünſtig beeinflußt. Im Hinblick auf den bevor=
ſtehenden
Länderkampf mit Deutſchland dürften die nachſtehenden Er=
gebniſſe
allgemeines Intereſſe finden: 200 Meter: 1. Auvergne 22,4;
2. Beigbeder. 400 Meter: 1. Feger 49 Sek., 2. Moulines, 3 Meter zu=
rück
. 800 Meter: 1. Jean Keller 1:56,2. 1500 Meter: 1. Ladoumegue
4:00,8; 2. Leduc 4:04,2. 3000 Meter Hindernis: 1. Cuignet 9:34; 2.
Martin=Colmar, 400 Meter Hürden: 1. Adelheim 57,6; 2. Saugeron.
4 mal 100 Meter: 1. U.A.J. 43,3 Sek.; 2. CASG.; 3. Racing C.d.F.
4 mal 400 Meter: 1. Metropolitan Paris 3:22,4; 2. Stade Frangais
Paris; 3. CASG. Paris. Weitſprung: 1. Claude Heim 7.05 Meter;
2. Paul 6,82 Meter. Hochſprung: 1. Menard 1,85 Meter; 2. Sabadier
1,85 Meter berührt. Stabhochſprung: 1. Ramadier 3,82 Meter: 2. Cre=
pien
3,45 Meter. Diskus: 1. Noel 45,98 Meter; 2. Winter 45,72 Meter.
Speerwerfen: 1. Degland 56,27 Meter; 2. Gaßner 55,61 Meter. Ham=
merwerfen
: 1. Douflos 39,65 Meter; 2. Laſſerre 37,71 Meter. Mara=
thongehen
(42,194 Km.): 1. Laiſué 3:59,40; 2 Magne 4:09,04.

Im Wafſerball=Länderkampf wurde Frankreich von Belgien mit
4:1 (2:0) Treffern geſchlagen.
Der Amerikaner Warne ſiegte in Helſingfors im Stabhochſprung
mit 4.20 Meter.
Dem Oeſterreicher Hiden, der von Arſenal als Torwart verpflichtet
worden iſt, wurde durch die engliſche Einwanderungsbehörde die Ein=
reiſe
nach England verweigert.
Beim Weltmeiſterſchaftsturnier in Montevideo gewann Uruguay
das zweite Vorfinale gegen Jugoſlawien 6:1 (3:1). Im Endſpiel tref=
fen
alſo Uruguay und Argentinien aufeinander.

Pferdeſpork.
Abſchluß des Aachener Reikkurniers.
Italieniſcher Sieg im Großen Preis von Aachen.
Nach achttägiger Dauer wurde am Sonntag das internationale
Reitturnier in Aachen beendet. Mit der Entſcheidung des Großen
Preiſes von Aachen wurde zugleich der Höhepunkt dieſer von 14 Na=
tionen
beſchickten Veranſtaltung erreicht. Nicht beſſer als durch eine
Rekordzuſchauermenge von rund 30000 Perſonen konnte das große In=
tereſſe
, das die Oeffentlichkeit an dieſem Turnier nahm, am Schlußtage
bewieſen werden. Der Große Preis, das bedeutendſte Jagdſpringen
des Turniers, führte über eine Bahn von 1400 Meter Länge, auf der
27 ſchwere, doch ſehr glücklich placierte Sprünge verteilt waren. An
Reiter und Pferde wurden alſo die denkbar größten Anforderungen
geſtellt. So kamen denn auch in den beiden erſten Abteilungen nur
zwei Bewerber fehlerlos über den Parcours, und zwar die beiden Ita=
liener
Capt. Formigli auf Montebello und Capt. Lequio auf Norgil.
Die deutſchen Hoffnungen: Baron III, Kampfgeſell und Provinz zogen
ſich je acht Fehler zu. In der letzten Abteilung ſollte dann aber auch
ein deutſcher Teilnehmer den Kurs fehlerfrei bewältigen, es war dies
S. v. Sydow auf ſeinem Bajazzo; zugleich kamen noch Oberleutn. Daet=
wiler
(Schweiz) auf Turgi und der Italiener Capt. Lombardo auf
Roccabrung ohne Fehler über die 27 Hinderniſſe. Drei Italiener, ein
Deutſcher und ein Schweizer mußten alſo um den Sieg ſtechen, und
zwar über ſechs um je zehn Zentimeter erhöhte Sprünge. Oberleutn.
Daetwiler und Capt. Lequio ſchieden nun bei 8 bzw. 4 Fehlern aus.
Die drei Uebriggebkiebenen machten nunmehr bei drei erhöhten Sprün=
gen
je vier Fehler, ſo daß nochmals über drei Sprünge geſtochen wurde.
Jetzt blieb Capt. Lombardo auf Roccabrung ohne Fehler
und gewann damit die wertvolle Konkurrenz. Auf den zweiten Platz
kam Capt. Formigli mit Montebello vor S. v. Sydow auf Bajazzo, der
das Stechen bei vier Fehlern aufgegeben hatte. In der Dreſſur=
prüfung
der Klaſſe S ſiegte diesmal der Rittmeiſter Gerhard
auf Fels vor Major Bürkner auf Caracalla und belegte auch mit Gim=
pel
den dritten Platz. Sehr ſpannend verlief das Barrierenſprin=
gen"
zu dem 67 Bewerber antraten. Nach zweimaligem Stechen über
erhöhte Sprünge blieben nur noch Filliponi=Italien auf Naſello,
Major Bettoni=Italien auf Scoiattalo und Oberſtlt. Francke=
Schweden auf Kornett übrig. Zum vierten Male mußten dieſe Reiter
antreten. Nun warf Kornett den letzten Sprung mit der Hinterhand,
während die Italiener abermals, fehlerfrei ſprangen und den 1. Preis
teilten.

Geſchäftliches.
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Marke, wird wohl ohne Bildchen, dafür aber um nur 25 Pfg.
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Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 29. Juli.
7.30: Bad Bertrich: Konzert des ſtaatl. Kurorcheſters.
15.00: Hausfrauen=Nachmittag.
15.45: Aus Steinau bei Schlüchtern: Reportage aus einer Seifen=
fabrik
.
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
18.05: Dr. Fritz Heinemann: Graf Hermann Keyſerling anläßlich
ſeines 50. Geburtstages.
18.35: Dr. Felix Schottländer: Gedanken über den baltiſchen
Charakter.
19.05: Heinz Gorrens: Das befreite Weinland. Ausſprache über
Zukunft und Sorgen des deutſchen Weinbaues.
19.30: Unterhaltungskonzert des Rundfunk=Quintetts.
20.00: Konzert des Funkorcheſters: Der unbekannte Mozart,
21.30: Otto Reuter.
22.50: Tanzmuſik. Kapelle Eduard Stecher.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag 29. Juli.
15.00: Joh. G. Sprengel: Sinngehalt und Sprachgeſtalt der Dich=
tung
.
16.30: R. P. Mettke: Lebensformen im kindlichen Spiel.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Prof. Dr. Deegener: Biologiſche Ferienſpaziergänge am Oſt=
ſeeſtrande
.
18.00: Polizeihauptwachtmeiſter Eggert: Wohnung und Polizei.
18.30: Prof. Dr. Platz: Kulturkunde, Schule und Wirklichkeit.
19.00: Prof. Dr. Friedrich: Geſundheit. Verſchiedene Wirkung der
ultravioletten Strahlen in Stadt und Land, Berg und Ebene.
19.25: Prof. Dr. Reichenbach: 30 Jahre Relativitätstheorie.)
20.00: Unterhaltungsmuſik. Kapelle Gebrüder Steiner.
21.00: Georg Mühlen=Schulte: Heitere Rezitationen.
21.30: Leipzig: Deutſche Minnelieder und Balladen.

Wekkerbericht.
In der ſich inzwiſchen weiter endwickelten Tiefdruckrinne, welche
ihre Südſeite mit über Deutſchland erſtreckt, bewegt ſich ein neues Fall=
gebiet
, das ſich heute morgen Irland und Schottland genähert hat. Die
Wetterlage wird infolgedeſſen weiter von Luftdruckſtörungen beeinflußt,
die unſerem Gebiet vorerſt feuchtwarme Südweſtluft bringen. In ihrem
Bereich herrſcht meiſt wolkiges und auch zeitweiſe regneriſches Wetter.
Ausſichten für Dienstag, den 29. Juli: Meiſt wolkig und zeitweiſe Nie=
derſchläge
. Temperaturen wenig verändert.
Ausſichten für Mittwoch, den 30. Juli: Bewölkung mit Aufheiterung.
wechſelnd vereinzelt ſchauerartige Niederſchläge; mäßig warm.

Hauptſchriftlettung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Rette:
für den Inſeratenteil und geſchäftiſche Mitteilungen: Wills Kuble.
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernemme

Die heutige Nummer hat 12 Seiten

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Vikroriaſtr. 67, pt. [ ][  ][ ]

Nummer 208

Dienstag, den 29. Juſi

DarmſtadterCaablatte

Zunahme der Konkurſe u. Bergleichsver=
jahren
in Heiten 4oas gegenader L926.
Berkeilung der Konkurſe und Bergleichsverfahren
auf die Erwerbszweige im Deutſchen Reich.
Nach der neueſten Ueberſicht des Statiſtiſchen Reichsamts über Kon=
kurſe
und Vergleichsverfahren im Deutſchen Reich während der beiden
etzten Jahre hat Heſſen im vergangenen Jahr 240 Kon=
kurſe
aufzuweiſen, unter ihrer 13 180 im ganzen Deutſchen Reich.
Gegenüber dem vorvergangenen Jahr 1928 iſt die Zahl der Konkurſe
in Heſſen erheblich geſtiegen, wie ſie auch im ganzen Reich zugenom=
men
hat. Es wurden im Jahre 1928 in Heſſen 133 Konkurſe gezählt,
im Deutſchen Reich 10 595 Konkurſe. Heſſen gehört zur ſtarken Mehr=
zahl
der deutſchen Länder, die als Ausdruck des allgemeinen Kon=
junkturrückgangs
im Jahre 1929 eine Zunahme der Konkurſe zeigen
gegen das Jahr 1928; nur die drei Länder Braunſchweig, Bremen,
Oldenburg bieten im letzten Jahr eine kleinere Zahl von Konkurſen als
im vorletzten Jahr.
Unter der Geſamtzahl von 240 Konkurſen in Heſen während
des abgelaufenen Jahres ſind 198 eröffnete Kon=
kurſe
und 42 wegen Maſſemangels abgelehnte An=
träge
auf Konkurseröffnung. Die Anzahl der wegen Maſſe=
mangels
abgelehnten Anträge auf Konkurseröffnung hat im letzten Jahr
gegenüber dem vorletzten Jahr in Heſſen zugenommen, ſie betrug 26
im Jahre 1928.
Konkurſe von Erwerbsunternehmungen waren es
während des vergangenen Jahres in Heſſen insgeſamt 189, davon 30
abgelehnte Anträge auf Konkurseröffnung. Innerhalb der letztjährigen
Konkurſe von Erwerbsunternehmungen in Heſſen haben wir 98 Kon=
kurſe
, darunter 22 abgelehnte Anträge, von nicht eingetragenen Er=
werbsunternehmungen
, dann 56 Konkurſe, davon 2 abgelehnte Anträge,
von Einzelfirmen, ferner 19 Konkurſe, darunter 1 abgelehnten Antrag
von offenen Handelsgeſellſchaften und Kommanditgeſellſchaften, weiter
15 Konkurſe, davon 5 abgelehnte Anträge, von Aktiengeſellſchaften, ein=
ſchließlich
Kommanditgeſellſchaften auf Aktien, und Geſellſchaften m. b.
H., endlich 1 Konkurs in der Gruppe der bergbaulichen Gewerkſchaften,
eingetragenen Genoſſenſchaften u. a.
Die Zahl der Vergleichsverfahren während des
Jahres 1929 in Heſſen belief ſich auf 116; ſie hat gegenüber dem
Jahr 1928 außerordentlich zugenommen, denn ſie betrug in dieſem vor=
letzten
Jahr 47. Unter der letztjährigen Geſamtzahl der Vergleichs=
verfadren
treffen wir 97 Vergleichsverfahren von Er=
werbsunternehmungen
, und zwar im Einzelnen 27 Ver=
gleichsverfahren
von nicht eingetragenen Erwerbsunternehmungen, 35
von Einzelfirmen, 20 von offenen Handelsgeſellſchaften und Kommandit=
geſellſchaften
, 14 von Aktiengeſellſchaften einſchließlich Kommanditgeſell=
ſchaften
auf Aktien und Geſellſchaften m. b. H., 1 von der Gruppe der
bergbaulichen Gewerkſchaften, eingetragenen Genoſſenſchaften u. a.
Die hauptſächlichſte Verteilung der Konkurſe und
Vergleichsverfahren von 1929 im ganzen Deutſchen
Reich auf die einzelnen Gewerbe= und Geſchäfts=
zweige
iſt folgende: Allein auf das Handelsgewerbe entfällt rund die
Hälfte aller Inſolvenzen der letzten Jahre im Deutſchen Reich, nämlich
45,7 Hundertſtel der Konkurſe und 56,7 Hundertſtel der Vergleichsvere=
fahren
, davon ſpeziell im Warenhandel auf den Einzelhandel 34,9 Hun=
dertſtel
der Konkurſe und 42,6 Hundertſtel der Vergleiche, auf den Groß=
handel
7.0 Hundertſtel der Konkurſe und 11,9 Hundertſtel der Vergleiche.
Von der Produktion ſind diejenigen Gruppen am meiſten bekeiligt,
in denen Handwerk und Kleinunternehmungen eine beſondere Rolle
ſpielen, ſo Nahrungs= und Genußmittelgewerbe 4,5 Hundertſtel der
Konkurſe und 3,2 Hundertſtel der Vergleiche; Bekleidungsgewerbe 4,3
Hundertſtel der Konkurſe und 5,9 Hundertſtel der Vergleiche; Bau=
gewerbe
4,1 Hundertſtel der Konkurſe und ebenfalls 4,1 Hundertſtel der
Vergleiche; dann Maſchinen= Apparate=, Fahrzeugbau 20 Hundertſtel
der Konkurſe und 2,4 Hundertſtel der Vergleiche, Textilinduſtrie 1.9
Hundertſtel der Konkurſe und 2,8 Hundertſtel der Vergleiche; Herſtel=
lung
von Giſen=, Stahl=, Metallwaren 1.9 Hundertſtel der Konkurſe und
2,9 Hundertſtel der Vergleiche; ferner Land= und Forſtwirtſchaft, Gärt=
nerei
, Tierzucht 2,3 Hundertſtel der Konkurſe und 1,5 Hundertſtel der
Vergleiche und ſo fort in abnehmender Reihe der anderen Erwerbs=
zwveige
.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Frankfurter Hypothekenbank, Frankfurt a. M. Nach Mitteilung
der Aufſichtsbehörde hat das Abfindungsangebot für die Kommunal=
obligationen
alter Währung nunmehr Rechtswirkſamkeit erlangt. In=
nerhalb
der geſetzlichen Friſt von ſechs Monaten war ſeitens der In=
haber
der in der Inflationszeit ausgegebenen Serien 3 und 5 über=
haupt
kein Widerſpruch erhoben worden, bei den Vorkriegs= Kommunal=
obligationen
nur von einem einzigen Beſitzer. Danach erhalten jetzt
die Gläubiger der Vorkriegs=Kommunalobligationen Serie 1 und 2
2 Prozent ihres Nennbetrags, und zwar 5 Prozent in bar und 15 Pro=
zent
in 4½prozentigen Liquidations=Goldpfandbriefen bzw. Zertifika=
ten
mit Zinslauf ab 1. Januar 1930, die Gläubiger der Inflations=
ſerien
3 und 5 25 Prozent des Goldmarkwertes in bar unter Aufrun=
dung
nach oben. Um den Empfängern der Barbeträge eine beſonders
güinſtige Anlagemöglichkeit zu ſchaffen, bietet die Bank dieſen bis auf
weiteres unter Vorausſetzung dauernder Kapitalanlage freibleibend ihre
7prozentigen Goldpfandbriefe Reihe 16 (nicht rückzahlbar vor 1. Jan.
1936) zum Vorzugskurſe von 98 Prozent gegenüber dem derzeitigen
Abgabekurs von 98½ Prozent an.
Steigende Schweinepreiſe. Auf den letzten Schweinemärkten iſt die
rückläufige Tendenz der Schweinepreiſe zum Stillſtand gekommen; die
Preiſe konnten wieder anziehen. Der Preis für Schweine der Klaſſe C
iſt auf den Viehmärkten in Berlin auf 7072 (6870) RM., in Ham=
burg
auf 6870 (6769) RM., in Braunſchweig auf 7072 (6768)
RM., in Mainz 6972 (6268) RM., und in Stettin auf 6466 (64
bis 65) RM. geſtiegen. Die Preisſteigerung wird in Fachkreiſen auf
ſaiſonmäßige Einflüſſe ſowie auf die Zunahme des Privatverbrauchs
und des Bedarfs der Fleiſchfabriken infolge der kühlen Witterung
zurückgeführt. Man glaubt jedoch nicht an eine Fortſetzung der Preis=
aufwärtsbewegung
.
Produkkenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 28. Juli. Die Auslands=
forderungen
ſind unverändert. Der Konſum iſt zurückhaltend. Die
Börſe verkehrte, in ſtetiger Haltung. Im Vorbörſenverkehr hörte
man folgende Kurſe in RM. pro 100 Kilo waggonfrei Mannheim:
Weizen inl. neuer 27,7528, ausl. 31,5034, Roggen inl. 19,
Hafer inl. 17,5018,50, Futtergerſte 18,5019, ſüdd. Weizenmehl
Spezial Null JuliAuguſt 44,25, SeptemberOktober 42,50, ſüdd.
Weizenauszugsmehl JuliAuguſt 48,25, SeptemberOktober
46,50, ſüdd. Weizenbrotmehl JuliAug. 30,25; Sept.Okt. 28,50:
Süddeutſches Roggenmehl 7060prozentige Ausmahlung 27,50
bis 30, feine Weizenkleie 88,25, Biertreber 10,2510,75, Lein=
ſaat
34, Raps 28.
Frankfurter Produkten vom 28. Juli. Die Tendenz an der Frank=
furter
Getreidebörſe war ruhig. Es notierten: Weizen Hektolitergewicht
76 Kilo, gut, geſund und trocken, neue Ernte 275.; Roggen 72 Kilo,
desgl., neue Ernte 175.: 72 Kilo alte Ernte 185,: Hafer inländ. 183
bis 185; Weizenmehl ſüddeutſches 43,7544.50; desgl. niedrrhein. 43,50
bis 44,25; Roggenmehl 2728; Weizenkleie 88,15; Roggenkleie 8,25
bis 8,50; Erbſen 2635; Linſen 3675; Heu ſüdd. neue Ernte 5,606;
Weizen= und Roggenſtroh neu 3,804,00; desgl. gebündelt neu 33,50;
Treber 10,2511,00.
Viebmärkke.
Mannheimer Großviehmarkt vom 28. Juli. Dem heutigen
Großviehmarkte waren zugefahren und wurden folgende Preiſe
genannt: 221 Ochſen 4261, 200 Bullen 4454, 241 Kühe 1949,
378 Färſen 4362, 725 Kälber 5276, 33 Schafe 4446, 3218
Schweine 5874, 42 Arbeitspferde 8001700, 80 Schlachtpferde
60180, 1 Ziege 1224. Marktverlauf: Mit Großvieh mittel,
langſam geräumt. Mit Kälbern ruhig, Ueberſtand. Mit Arbeits=
pferden
ruhig, mit Schlachtpferden mittel.
Frankfurter Großviehmarkt vom 28. Juli. Dem heutigen Groß=
viehmarkt
waren zugeführt: 1260 Rinder, ſeit dem letzten Markt 61;
362 Ochſen, 132 Bullen, 445 Kühe, 321 Färſen, 460 Kälber, 81 Schafe,
4400 Schweine. Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen
a) 1. 5861, 2. 5457, 3. 553; Bullen a) 5357, b) 452: Kühe

a) 4851, b) 4347, c) 3942, d) 3238; Färſen a) 6063, b) 5659,
c) 5055; Kälber b) 7377, c) 6772, d) 6066; Schafe nicht notiert;
Schweine b) 7173, c) 7375, d) 7375, e) 7173. Der Marktverlauf
war mit Rindern ruhig, ausverkauft; Schweine rege, zum Schluß ſtark
abflauend, ausverkauft; Kälber und Schafe ruhig, geräumt. Fleiſch=
großhandelspreiſe
. Ochſenfleiſch 1. 95105, desgl. 2. 809; Bullen=
fleiſch
9094; Kuhfleiſch 2. 7080, desgl. 3. 6070; Kalbfleiſch 1. 100
Eis 112; Schweinefleiſch 1. 9298, Gefrierfleiſch Vorderviertel 58, Hin=
terviertel
65. Geſchäftsgang langſam. Eingebracht waren aus hieſiger
Schlachtung 370 Viertel Rinder, 34 Kälber 131 halbe Schweine, ſechs
Schafe, 1 Kleinvieh; von auswärts: 226 Viertel Rinder, 6 halbe
Schweine. Von Dänemark 35 Viertel Rinder.
Frankfurker und Berliner Efſekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 18. Juli.
Zum Prämienerklärungstage, dem man mit einiger Sorge entgegen=
ſah
. kam erwartungsgemäß noch ziemlich Material heraus, ohne daß
Stützungswille gegenüberſtand. Die Haltung war allgemein weiter ab=
geſchwächt
. Man ſieht mit größerer Sorge dem Zahltag entgegen, hofft
aber, daß nunmehr auch die Angſtverkäufe des Publikums beendet ſind.
Der Angeſtelltenabbau bei Siemens verſtimmte für die Werte des
Siemenskonzerns ſtärker. Es verloren Schuckert 2.5, Siemens 5 Pro=
zent
. Von den übrigen Elektroaktien Geſfürel 0,5, Licht und Kraft 1.25
Prozent ſchwächer. Günſtigere Momente blieben faſt ohne Einfluß, ſo
wurden die erſten Poſtauf; e für die Elektroinduſtrie nur wenig be=
achtet
. Die Gründung einer neuen Staatspartei wurde von der Börſe
günſtiger beurteilt. Immerhin wirken ſich ungünſtige Maßnahmen und
weitere Zwangsglattſtellungen weiter aus. Farben verloren 1 Prozent,
die übrigen Chemiewerte 0.251 Prozent ſchwächer. Montanwerte
bröckelten einheitlich über 1 Prozent ab. Stärker gedrückt lagen Kali=
aktien
, von denen Salzdetfurth 4 Prozent nachgaben, nur Weſteregeln
1,5 Prozent höher. Von Zellſtoffwerten erreichten Aſchaffenburger Zell=
ſtoff
die Parigrenze mit 1,5 Prozent Verluſt. Waldhof gaben 2,5 Pro=
zent
nach. Von Kunſtſeideaktien bröckelten Aku um 0,75. Bemberg um
1 Prozent ab. Warenhausaktien gleichfalls nur knapp behauvtet. Be=
merkenswert
ſchwach lagen zum Ultimo Schiffahrtswerte, wo Havag und
Nordlloyd nochmals je 2.5 Prozent verloren. Großbanken etwas wider=
ſtandsfähiger
und nur leicht nachgebend. Am Markt für Einzelwerte
verloren Zement Heidelberg 0,5. Holzmann 0,5. Wayß und Freytag 1,5,
Reichsbank 1,5. Metallgeſellſchaft trotz der günſtigen Ausführung in der
G.=V. wiederum 1.,5 Prozent ſchwächer.
Am Anleihemarkt waren Deutſche Anleihen gehalten. Mexikaner
konnten auf das neue Schuldenregelungsabkommen Kursgewinne für
ſämtliche Anleihearten von etwa über 1 Prozent aufweiſen. Von ſon=
ſtigen
Auslandsrenten waren Ungar Gold bei 24 Prozent 5ſs Prozent
höher geſucht, auch Ruſſen eine Kleinigkeit gebeſſert. Am Pfandbrief=
markt
kam erneut einiges Material heraus, die Kurſe gaben leicht nach.
Im Verlaufe wurde die Börſe nach Abwicklung der Ultimoware ziem=
lich
ruhig und zu den ermäßigten Anfangskurſen behauptet. Mehrfache
Anſätze konnten ſich jedoch nicht zu einer ſtärkeren Erholung auswirken.
Tagesgeld iſt zum Ultimo etwas mehr geſucht bei 3.5 Prozent. Monats=
geld
für erſte Adreſſen nach wie vor 425 Prozent. Am Deviſenmarkt
liegt das Pfund international feſter. Man nannte RM. gegen Pfunde
20,377/g, Dollar 4,1886½, LondonNew York 4,8602.
An der Abendbörſe war die Umſatztätigkeit weiter ſehr klein;
zu Geldbeſchaffungszwecken kam weiter etwas Material an den
Markt, ſo daß die Kurſe nach Berückſichtigung des Reportgeld=
aufſchlages
gegenüber dem Berliner Schluß meiſt nur knapp be=
hauptet
blieben. Die Tendenz neigte weiter etwas zur Schwäche.
Auch im Verlaufe trat keine Belebung ein, doch wurden die An=
fangskurſe
meiſt Geld taxiert.
Berlin, 28. Juli.
Der Samstagausfall der Effektenverkehrs hat die Börſe zum dritten
Male vor einer ſtärkeren Erſchüitterung bewährt, es wäre wohl kaum zu
vermeiden geweſen, daß die Nachricht von den Siemenskündigungen
einen ungüinſtigen Einfluß auf die Tendenz genommen hätten. Heute
wurden dieſe Maßnahmen auf die Preſſekommentare etwas ruhiger be=
urteilt
, vor allem, da man glaubt, daß in dieſer Angelegenheit das letzte
Wort noch nicht geſprochen ſei. Die am Samstag auf Grund der Not=
verordnung
veröffentlichten Steuergeſetze brachten keine Ueberraſchung.
So richtete ſich im heutigen Vormittagsverkehr die Hauptſorge darauf,
ob noch Exekutionen vorgenommen werden würden, oder ob die Ultimo=
alattſtellungen
im Weſentlichen beender ſeien. Vorbörslich ſah es etwas
freundlicher aus zu den erſten Kurſen gelangten aber doch noch Waren
an die Märkte, ſo daß ſich die Kurſe meiſt um 1 bis 2 Prozent ſenkten.

Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 28. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 87,50, September 89,50, Dezember 95,
März 1931 99¾; Mais: Juli 85½, September 85, Dezember 75%,
März 1931 83; Hafer: Juli 34½, September 36½, Dezember
40%, März 1931 43; Roggen: Juli 54,50, September 56¾, De=
zember
62½, März 1931 67.
Schmalz: Juli 9,625, September 9,70, Oktober 9,725. De=
zember
9,325.
Speck, loco 13,25.
Leichte Schweine 9.109,50, ſchwere Schweine 8,158,75;
Schweinezufuhren in Chicago 38 000, im Weſten 100 000.
Chicago Baumwolle: Oktober 12,71, Dezember 12,89.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 28. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 10,35; Talg: extra loſe 5¾8.
Getreide. Weizen: Rotwinter neue Ernte 99, Hartwinter
95¾; Mais: loco New York 98: Mehl: Spring wheat clears
4,95,15; Fracht nach England (in sh und d) 1,62,3, nach dem
Kontinent (in Dollarcts.) 79.
Metallnolierungen.
Die Berliner Metall=Termine vom 28. Juli ſtellten ſich für
Kupfer: Juli 95 (98,50), Auguſt 95 (97), September, Oktober,
November 96 (96,50), Dezember, Januar 96 (96,25), Februar,
März, April, Mai, Juni 95,75 (96). Tendenz: abgeſchwächt. Für
Blei: Juli 35,50 (36,50) Auguſt 35,50 (36,25), September, Ok=
tober
, November, Dezember, Januar, Februar, März, April,
Mai, Juni 35,50 (36). Tendenz; luſtlos. Für Zink: Juli 32,75
(33,75), Auguſt 33,25 (33,50), September 33,25 (33,75), Oktober
33,75 (34) November 34 (34,50) Dezember 34,75 (34,75), Januar
34,50 (35.25), Februar 35 (35,75), März 35,50 (36), April 35,50
(36,25), Mai 35,50 (36,50), Juni 36,25 (36,50). Tendenz: ſtetig.
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die auf den 21. Auguſt einberufene außerordentliche Hauptverſamm=
lung
der Elite=Diamantwerke A. G., Siegmar i. Sa., der bekanntlich
eine Sanierung durch Zuſammenlegung des Aktienkcpitals von 6 Mill.
RM. auf 0,6 Mill. RM. und Wiedererhöhung auf 1,2 Mill. RM. vor=
geſchlagen
wird, ſoll auch über die Gleichſtellung der Aktien Lit. A und
Lit. B durch Wegfall der den Stammaktien Lit. A zuſtehenden Vor=
rechte
Beſchluß faſſen.
Der Betrieb der Deutſche Werkſtätten=A.G. in Hellerau, der vor
einiger Zeit wegen finanzieller Schwierigkeiten ſtillgelegt wurde, wo=
durch
die Geſamtbelegſchaft von 500 Arbeitern zur Entlaſſung kam, iſt
mit etwa 100 Mann wieder aufgenommen worden. Die vorliegenden
Aufträge können nunmehr ausgeführt werden.
Der nächſte Deutſche Getreidehandelstag findet am 1. und 2. Sept.
1930 wiederum in Magdeburg ſtatt. Die Vorbereitungen ſind bereits
in vollem Gange. Einzelheiten werden in Kürze bekanntgegeben.
Die Kapitalertragsſteuer wurde durch die Notverordnung nicht auf=
gehoben
. Angeblich beſteht bei der Reichsregierung die Abſicht, die
Maßnahmen zur Erleichterung und Verbilligung der Kreditverſorgung
der deutſchen Wirtſchaft wenigſtens teilweiſe durch den Ueberwachungs=
ausſchuß
des Reichstags genehmigen zu laſſen, vor allem die Ermäßi=
gung
der Kapitalverkehrsſteuer und die Aufhebung der Kapitalertrags=
ſteuer
.
Die Eiſenpreiſe wurden ab 1. Juli auch in Süddeutſchland er=
mäßigt
, und zwar hatte die Süddeutſche Eiſenzentrale Mannheim
die Preiſe für Formeiſen auf 138,30 RM. je Tonne, für Stab=
eiſen
auf 141,40 RM. je Tonne, Frachtbaſis Neunkirchen (Saar),
für die Verbraucher um je 2 RM. pro Tonne höher,feſtgeſetzt.
Die holländiſche Ausfuhr an Kunſtſeide weiſt für den verfloſſenen
Monat einen ziemlich ſtarken Rückgang auf. Sie belief ſich auf 582 To.
mit einem Wert von 1,7 Millionen Gulden gegen 887 To. im Mai und
750 To. im Juni des Vorjahres. Für das erſte Halbjahr 1930 ſtellt
ſie ſich auf 4386 To. mit einem Wert von 12,8 Mill. Gulden gegen 4164
To. mit einem Wert von 13,5 Mill. Gulden im erſten Halbjahr des
Vorjahres.

Berliner Kursbericht
vom 28. Juli 1930

Detiſenmarkt
vom 28. Juli 1930

Berl. Kandels=Geſ.
Danatbank

Deutſche Ban1!
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Kapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenn
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Ga
Deutſche Erdöl

145.
186.50
26.
26.
E8.
122.
S8.
137.875
61.
91.50
172.
49.875
192.
128.50
72.75

Elettr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergm
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klödnerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw=
Manuesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kolsw.
Orenſtein & Koppel

Me
E0.25
US.
126.
101.75
83.50
73.50
185.
80.87*
81.25
83.125
38.50
70.75
83.75
60.75

Mae
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kal
Leonh. Tietz
Verein. Elanzſto
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Jud,
Hirſch Kupfer
Hohenlohe-Werte
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

187.50
49.50
Me
193.
118.
77.25
190.
33.
60.50
123.
65.
154.75
17.
68.
35.25

Helſingfo:
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Lslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New Yort
Belgien
Italien
Paris
E

Währung
10 finn. Mk.
1 00 Schillin
100 Tich. Kr
100 Pengo
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
L=Stg.
1 Pap. Peſt
1 Dollar
00 Beiga
100 Lire
100 Francs

Geld
10.*24
59. 12
12.402
73.31
3.033
168.37
112.06
112.11
112. 46
20.355
1.515
4. 181
58.49
21.905
16.45

De
0.544
59.24
12.422
73.45
3.034
1e8.71
112.23
112.68
20.395/Kairo
1.51c
9. 189
58.61
21 24
16.49 Riga

Schweiz
Spanien
Danzia
Japan
Rio de Janeiro
112.28/Portugal
Athen
ſtambu
Kanad
Uruguan
Jsland
Callinn (Eſtl.

Währung Redd Brieſ 100 Franken 81.245 8 1.405 100 Pefetas 47.35 47.45 1100 Gulden 8:.40 81.56 1 Yen 2./66 2.0,0 1 Milre 0.446 C.448 Jugoflawien 1100 Dinar 7.422 436 100 Escudos 18.81 8.85 100 Drachm. 5.43 5.44 1 türt. * r ägypt. * 20.87 20,91 1 canad. Doll= 4. 186 g. 194 1 Goldpeſo 3.511 2.519 100 eſtl. Kr. 92.02 92.20 100 eſtl. Kr. 111.51 711.73 100 Lats 20.62 8C.78

Frankfurter Kursbericht vom 28. Juli 1930.

7% Dtſch. Reichsan!
62 Baden.
8½ Bahern

8%6 Seſſen v. 28
v. 29
2 Preuß. Staats=
anl
. . . . . . . . ....
8% Sachſen .....
6% Sachſen ... ..
2 Thüringen ..

Dtſche. Anl. Auslo=
ungsſch
. +‟/. Ab=
löſungsanl
. . .
Dtſche. Anl. Ablö=
jungsſch
. (Neub.)

Dtſche. Schutzge=
bietsanleihe
.. ..

8% Baden=Baden.
(% Berlin .. . ...
89 Darmſtadt v. 26
8
v. 28
7% Frankfurt a. M.
8% Mainz.... ...
8% Mannheim ..
6% Nürnbero

8 % Heſſ. Landesbt.
Goldpfbr. .. . ..
8%6
Goldoblig.
4 ½% Heſſ. Lds.,
Cyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr. . . .. . . . ..
% Preuß. Lds.
pfbr.=Anſt. Gold=
Pfbr. .. . . . . . ."
8%
Goldobl.

8¾Kaſſeler Land. Goldpfbr.

102 Naſſ.Landesbk.) 87.75 Goldpfbr. 80.75 Sbl.
½% 107 85.7
88.5 Dt. Komm. Sam= mel=Ablöſ.=Anl. *Ausl. Ser. 59.5 95.9 Ausl. Ser, I. 74.5 100-. Dt. Komm. Samm. 82.5 Abl. (Neubeſitz) 15.5 86 v Berl. Hyp.=Bk. 4½%Liqu.=Pfbr. 87.25 14½2 18% Frkf. Hyp.=Bk.. 101.5 14 59.85 4½% Lig. Pfbr 86 142 3% Pfbr.=Bk. 102.5 7.5 4½% Lig. Pfrb. 88.25 30 Mein. Hyp.=Bk. 1C2.1 4½% Lig. Pfbr. 8% Pfälz. Hyp.=Bk. 2: 4½% Lig. Pfbr.
8% Preuß. Boden= 89.75 cred.=Ban1 ..." 102.5 95.25 4½%Lig. Pfbr. . 90 E0. 8% Preuß. Centrl. Bodencr.=Bank 101 4½% Lig. Pfbr 91 18% Rhein. Hyp.Bk. 102 4½% Lig.Pfbr. 88.25 8% Rhein.=Weſtf. Bd.=Credit....
Südd. Bod.= zoo (red.=Bant ... 100.25
9e ½% Lig. Pfbr. 87.25 12% Württ. Hhp.=B. 99.5 Daimler=Benz 73 8! % Dt. Linol. Werke 92.75 8 Klöchner=Werle 10- Mainkrw. v. 26. 28 2o Mitteld. Stahl= werke .. . . . . . .. 86 9e.5 2 Salzmann u. Co 91 % Ver. Stahlwerke 86.75 99 8% VoigtckHäffner 97

J. G. Farben Bondst 997

86.5 5% Bosn. 2.E.B
L.Inveſt
4½% Oſt. Schatz=
anw
. .. . . . . . .."
40 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%0
49
420 Türk. Admin.
4% 1. Bagdad
4% Bollanl.
99.25 /4½% Ungarn 1913
1914
Goldr.
1910
Aktien
Alg. Kunſtziide Unie
86.9 AEG. Stamm.. . .
Andreae Noris Bahn
Baſt Nürnberg
Bemberg J. P. ..
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie.
Brüning & Sohn
86,6 Buderus Eiſen....
Cement Heidelber
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werte Albert
Chade .........."
Contin. Gummiw
Linoleum
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr.
Ciſenh. Berlin
Erdöl .......
Gold= u. Silb.-Anſtalt.
Linoleumwerk
Dhckerhoff u. Wid=
mann
..
Eichbaum=Werger
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.

23

45.5
26.
9.25
15.25
7.225
4.7
4.5
21
25.5
23.9
19.75

91
138
104
186
92.5
171
112

101
127.5
179
41
N0R.R5
1871.
27.25
98
53

.38

165

Eſchw. Bergwerk..
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſt
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaum.
Frift. Gas ..
Koſ

Geiling & Cie. ...
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. elektr. Unter=
nehmungen
.. ..
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchiner
Grün & Bilfinger.
Hatenmühle Frtft.
Hammerſen (Osn.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer. . . . .
Hochtief Eſſen ...
Solzmann, Phil.
Holzverk.=Induſtri

Flſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans Stamm
Kali Chemie..
Aſchersleben
Salzdetfurth.
Aeſteregeln
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R... . ...
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke ..
Lahmeher & Cv.
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=B. Höchſt
Mainz. Akt.=Br. . .

39

150.5
70
110
50
25
108.5
135
53.9
32
163
125
112/25
103

123.5
79.5
87.5
229.5
116

320
99
90
125

236
53.5
14.75
80
168

Mannesm.= Röhrer
Mansfeid Bergb.
Metallgeſ. Frankf..
Miag, Mühlenbau
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Micolay, Hofbr. .
Nürnberger Brauh.
Oberbedarf .. . . . .
Otavi Minen ..."
Phönix Bergbau..
Reiniger, Gebb.
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm.
Stahlwerle. . ..
Riebeck Montan. . .
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerle
Sachtleben A. G. . .)
Salzw. Heilbronn..
Schöfferhof=Bind..
Schramm. Lackfabr.
Schrifta. Stempel.
Schuckert Clektr. ..
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Strohſtoff. Ver. ...
Südd. Immobilien
Zuder=A. G..
Svensla Tändſticks
Tellus Bergbau ..."
Thür. Liefer.=Geſ.
Tucher=Brauerei ..!
Unterfranten
Beithwerte ....."
Ber. f. Chem. Ind.
Laurahütte ...
Stahlwerke ...
Ultramarin ..
Zellſt. Berlin ..
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Saeffner.

83.75
1o5
90
47.75
50
118

39
113
91
99.5
47.1
155
208
231
74
115
152.75
132
92
156
150
100
133
103
17.5
62
42
76
145
152

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87.9

106

198
194

7

[ ][  ][ ]

Nummer 208

Dienstag, den 29. Juli 1930

Seite 11

53)

Daß Perlaukanz
dnr Maant.
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſini.
Nachdruck verboten.
Wie wir ſchließlich in der Schutztruppe landeten, beide einen
fvemden, gleichgültigen Namen führend, das tut ja nicht viel zur
Sache. In jener Nachtſtunde ſprachen wir von Deutſchland, von
unſerer Heimat, zum erſtenmal. Keiner kannte den andern bis
dahin. Wir waren zu ſehr verändert. Und Graf Egon kam erſt
vor wenigen Tagen aus Kapſtadt zu uns, wollte als einfacher
Reiter wie wir andern gegen das ſchwarze, treuloſe Geſindel
kämpfen, wollte niemand wiſſen laſſen, wer er in Wahrheit ſei.
Aber jene Nachtſtunde löſte ihm doch die Zunge. Er ſprach
von ſeinem alten Schloß ich ſtutzte , und dann erkannten
wir uns und hielten uns lange wortlos bei den Händen,
Er fragte mich nicht, warum ich die Heimat verlaſſen, um mich
im afrikaniſchen Buſch zu vergraben, ich ſtellte auch an ihn keine
ſolche Frage. Wir waren hier, und das genügte.
Niemand von unſeren Vorgeſetzten kannte Graf Egons Vor=
geſchichte
. Er hatte keinen Vertrauten, ein ſchwerer Druck ſchien
auf ihm zu laſten. Ich konnte ihm mit wenigen Worten ſagen,
weshalb ich in die Fremde ging, und er glaubte mir, daß mein
Lebensbuch trotz aller Abenteuer rein blieb.
In dieſer nächtlichen Stunde teilte er mir mit, daß er durch
Vermittlung des Konſuls in Kapſtadt einen Brief erhielt, den
ihm der Notar ſeines Vaters aus Deutſchland zuſchickte. Dieſer
Mann war der einzige, der immer wußte, wo ſich Graf Egon auf=
hielt
, auch welchen angenommenen Namen er führte. Und nun
ließ ihm der Notar ſagen, daß der alte Graf Arensberg ſich nach
ſeinem Sohne ſehne, wohl in der Vorahnung eines baldigen
Todes. Graf Egon möge heimkehren. Das Konſulat habe alle
nötigen Gelder angewieſen erhalten, und ein längerer Urlaub,
dem ſich dann die Entlaſſung aus der militäriſchen Stellung

von ſelbſt anſchloß, werde in Anbetracht der Verhältniſſe leicht
zu erzielen ſein.
Seit 24 Stunden trug Graf Egon dieſes Konſulatsſchreiben
in ſeinem Waffenrock. Er hatte es niemand gezeigt, er rang noch
immer mit einem Entſchluß. Der alte Graf mußte ihm harte
Worte mit auf den Weg gegeben haben, daß ſein einziger Sohn
und Erbe ſich ſo lange bedachte, dem ſehnſüchtigen Rufe des
Vaters zu folgen.
Erſt nachher erfuhr ich, um was es ſich handelte. Ich redete
dem einſtigen Spielgenoſſen nicht zu und nicht ab, das mußte er
mit ſich ſelbſt ausmachen. Da brachte das Schickſal die Entſchei=
dung
.
Der Verwundete hatte wiederholt ſich unterbrochen und
lehnte mit halbgeſchloſſenen Augen im Stuhle. Dann reichte
ihm Eva wie eine barmherzige Samariterin ſteté das Wein=
glas
, während der Doktor keine Silbe ſprach, doch jedes Wort in
ſich aufnahm.
Endlich fuhr der falſche Graf wieder fort: Es war ein weit
vorgeſchobener Poſten, den wir beide in dieſer Nacht beſetzt hiel=
ten
, gefährlich, weil wiederholt in dieſer Gegend unſere Leute
zur Nachtzeit aus dem Buſch überfallen wurden und dem tücki=
ſchen
Feind unterlogen. Wir wußten das, der Vorgeſetzte hatte
uns noch am Abend zuvor beſonders darauf aufmerkſam gemacht.
Aber in die Erinnerungen der Heimat verſunken, vergaßen wir
alle Gefahr. Es war ja wie ein Zuſammenklingen aus der Ferne,
der afrikaniſche Buſch verſank vor uns und wurde zum bedeu=
tungsloſen
Schemen.
Das ſollte Graf Egons . . . und auch mein Verhängnis wer=
den
. Wir hörten nicht die leiſen Geräuſche um uns her, fahen
nicht die ſchwarzen Schatten, die ſich über den Kalkboden vom
Urwald her vorſchoben. Unſer Feuer war erloſchen. Wir merk=
ten
es gar nicht. ſaßen noch immer da ud nickten in dem
Dämmerlicht der afrikaniſchen Nacht.
Bis dann plötzlich etwas durch die Luft ſchwirrte Graf
Egon mit einem gurgelnden Schrei in die Höhe taumelte . . .
ich wie erſtarrt, dam begreifend, ein Gleiches tat . . . und meinen
Karabiner wie ein Raſender in die dunklen Schatten hinein=
feuerte
, die uns vom Buſch her beſchlichen hatten.

Ein Brüllen, Wutſchrei . ., dann waren ſie verſchwunden,
die Schwarzen, die unſern Poſten wieder einmal überfallen hat=
ten
, ſpurlos, faſt lautlos, wie ſie gekommen waren.
Mein Karabiner fand kein Ziel mehr. Ich fragte mich auch
nicht, ob das Geſindel ihre Verwundeten oder Toten mitſchleppt,
ich fühlte nur, ſie wagten ſich nicht an uns heran.
Am verloſchenen Lagerfeuer kauerte Graf Egon. Ein Pfeil
hatte ihm den Hals durchbohrt. Ich unterſuchte die Wunde
Sie war an ſich nicht lebensgefährlich, aber ich erſchrak doch töd=
lich
. Länger als der Graf mit der heimtückiſchen Kampfesweiſe
der Schwarzen vertraut, wußte ich, daß ſie ihre Pfeilſpitzen ver=
gifteten
. Da gab es keine Rettung. Der Tod trat unfehlbar i
etwa einer Viertelſtunde ein.
Als ich, keuchend vor Entſetzen, die Worte ſtockend hervor=
ſtoßend
, den Grafen langſam darauf vorbereiten wollte, lächelte
er, wie einer, der bereits mit dem Leben abſchloß. Er wußte,
was ich ſagen wollte. Und da nahm er meine Hand, hielt ſie
feſt . . . bis zur letzten, ſchwerſten Minute, und forderte mir eim
Verſprechen ab, das mich zuerſt zurückwarf, das ich nicht geben
wollte . . ., um das ich vang und kämpfte und das ich dann doch
gab, weil es ein Sterbender war, der es immer wieder forderte,
Wer ſich unter dem einfachen Reiter Frank Albing verbarg,
das wußte nur der alte Notar in Deutſchland, von dieſem er=
fuhr
es wohl auch der Graf Arensberg, dann ſpäter das Konſulat
in Kapſtadt.
Perſönlich aber kannte niemand den jungen Grafen. Und ich
ſelber war gleichfalls für alle in der Heimat tot.
In meinen Armen liegend, bat mich der ſterbende Graf, mit
ſeinen Ausweispapieren, dem Schreiben des Konſulats, heimzu=
reiſen
, um dort zu ſühnen, was er ſelber einſt verbrach.
Er fühlte es mit prophetiſchem Geiſte gleichſam, daß der
alte Graf inzwiſchen geſtorben war, er klammerte ſich aber auch
hartnäckig an den Gedanken feſt, daß Schloß Arensberg einen
neuen Herrn erhalten müſſe, jetzt erſt recht, wo ihn das Ende in
der afrikaniſchen Wildnis eveilte.
Ich, der Sohn des alten Leibdieners ſeines Vaters, den da=
heim
niemand mehr als ſolchen erkennen würde, nicht einmal der
eigene Vater, ſollte das Erbe Graf Egons antreten.
(Fortſetzung folgt.)

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Ehefrau, Cäcilie, geborenen Kunze
iſt erloſchen. Martha Strübing, geborene
Müller in Darmſtadt, iſt zur Prokurſtin
beſtellt. Am 23. Juli 1930 hinſichtlich
der Firma: Jonas Meyer, Darmſtadt:
Die offene Handelsgeſellſchaft, iſt infolge
Ablebens des Geſellſchafters Max Jonas
Meyer aufgelöſt. Geſchäft ſamt Firma
iſt auf den bisherigen Geſellſchafter Al=
red
Meyer. Kaufmann in Regensburg,
als Einzelkaufmann übergegangen.
Am 25. Juli 2930 hinſichtlich der Firma:
Haſſia=Büro Johann Maul, Darm=
ſtadt
: Die Firma iſt erloſchen. (11669
Darmſtadt, den 26. Juli 1930.
Amtsgericht I.

Bekanntmachung.
Auf Grund des Artikels 34 des Ge=
ſetzes
vom 25. Juni 1925, die Induſtrie=
nd
Handelskammern betreffend, liegen
die Hebregiſter der Kammerbeiträge für
das Rechnungsjahr 1930/31 von
Mittwoch, den 30. Juli bis Sams=
tag
, den 9. Auguſt 1930
in den Geſchäftsräumen der Induſtrie=
und Handelskammer Darmſtadt, Wilhel=
minenſtraße
32, für die wahlberechtigten
Firmen zur Einſicht offen. Einwendun=
gen
ſind innerhalb, dieſer Friſt von 10
Tagen ſchriftlich bei der Kammer vor=
(11673
zubringen.
Heſſiſche Induſtrie= und Handels=
kammer
Darmſtadt.

Oifcherei Serpachrang.
Bei Vielbrunn i. Odenw, wird
ſchöne Forellenſiſcherei verpachtet.
(11656
Näheres durch
Fürſtl. Löwenſteinſche Oberförſterei
Laudenbach bei Kl.=Heubach a. M.

Mittwoch, den 30. Juli, vorm.
10 Uhr, verſteigert der Unterzeichnete in
der Hofreite des Heinrich Treſer in
König i. O. auf Rechnung deſſen, den. es
angeht, öffentlich meiſtbietend gegen Bar=
zahlung
.
(11681
1 Kinoapparat (Ufa)
Birkenfeld, Gerichtsvollzieher.

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