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Nummer 201
Dienstag, den 22. Juli 1930.
193. Jahrgang
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ſtädter und Nationalbank.
Neue Notverordnung in Sicht.
Vorbereitende Beſprechungen über die neue Nokverordnung. — Einſchalkung des Reichsſparkommiſſars?
Enkſcheidende Kabineitsſikung am Freitag oder Samstag.
Keine Ausſichk auf eine Regierungsbildung in Sachſen
Arkikel 35.
Wahrung der Rechte der Volksverkrekung.
* Berlin, 21. Juli. (Priv.=Tel.)
Zwiſchen dem Reichskanzler und dem Reichsfinanzminiſter
finden täglich Beſprechungen über den Inhalt der
neuen Notverordnung ſtatt. Gleichzeitig arbeiten die
ein=
zelnen Reſſorts ſehr eifrig daran, feſtzuſtellen, welche
Aus=
gaben im laufenden Jahr unbedingt notwendig
ſind und mit in die Notverordnung hineingenommen werden
müſ=
ſen. Auch der Reichsſparkommiſſar Saemiſch ſoll ſehr
wahrſcheinlich in die Schlußbeſprechungen mit
ein=
geſchaltet werden. Es wird behauptet, daß man ihn mit
be=
ſonderen Vollmachten ausrüſten will, um weitgehende
Erſparniſſe im Reich, Ländern und Gemeinden zu erzielen. An
amtlichen Stellen iſt von dieſer Abſicht noch nichts bekannt.
Sae=
miſch gehört aber dem Kabinett als beratendes Mitglied an und
iſt ſeit langem über alle geplanten Sparmaßnahmen genau im
Bilde. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß er in der nächſten
Ka=
binettsſitzung, die ſich um die neue Notverordnung drehen
wird, ganz beſondere Aufgaben zugewieſen erhält. Da die
Mit=
glieder des Kabinetts, ſoweit ſie an den Befreiungsfeiern im
Rheinlande teilgenommen haben, erſt wieder am Freitag in
Ber=
lin ſind, wird vor Freitag oder Samstag mit einer
ent=
ſcheidenden Kabinettsſitzung nicht zu rechnen ſein.
In dieſem Zuſammenhang taucht in der Oeffentlichkeit die
Behauptung auf, daß der ſtändige Reichstagsausſchuß
izur Wahrung der Rechte der Volksvertretung
ge=
genüber der Regierung auch das Recht haben ſoll, die
Verord=
nungen auf Grund des Artikels 48 wieder aufzuheben, wenn er
ſidas für nötig hält. Dieſer Ausſchuß führt ſeine
Exiſtenzberech=
rtigung auf den Artikel 35 der Reichsverfaſſung zurück. Dieſer
Ar=
ttikel beſtimmt, daß der Reichstag zur Wahrung der Rechte der
Volksvertretung gegenüber der Reichsregierung für die Zeit
maußerhalb der Tagung und nach Beendigung der Wahlperiode oder
Auflöſung des Reichstages einen ſtändigen Ausſchuß beſtellt. Es
ibt noch einen zweiten ſtändigen Ausſchuß, das iſt der Auswärtige
Ausſchuß. Beide Ausſchüſſebeſtehen alſotrotz
Reichs=
ſtagsauflöſung weiter. Der Artikel 35 kann aber nicht ſo
musgelegt werden, als ob der Ausſchuß auch die Rechte des
Reichs=
ſtages wahrnehmen, alſo ſich die Befugniſſe zulegen kann,
Verord=
mungen, die auf Grund des Artikels 48 erlaſſen ſind, aufzuheben.
Er kann höchſtens Maßnahmen der Reichsregierung auf Grund
des Artikels 48 abwehren, wenn ſie in die Rechte der
Volksver=
tretung eingreifen. Außerdem ſteht in dem Artikel 35, daß er
gegenüber der Reichsregierung die Rechte des Parlaments zu
wahren hat, nicht aber gegenüber dem Reichspräſidenten, der unter
die neue Notverordnung ſeine Unterſchrift ſetzen wird. Es iſt alſo
vollkommen falſch, dem ſtändigen Ausſchuß die gleichen Befugniſſe
zuzuſchieben, die der Reichstag ſelbſt hat.
Weſtarps Parkeigründung.
* Berlin, 21. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Verhandlungen über die Sammlung der Rechten haben
am Samstag und heute ihren Fortgang genommen, und zwar
in durchaus poſitivem, erfreulichem Sinne. Es iſt damit zu
rech=
nen, daß ſie Mitte der Woche zum Abſchluß kommen. Die
Be=
hauptungen über angebliche Beſchlüſſe des Grafen Weſtarp ſind
völlig aus der Luft gegriffen. Graf Weſtarp würde bereit ſein,
die Führung einer Sammelbewegung zu übernehmen, wenn die
Gewähr geboten wird, daß der Gedanke der Sammlung nicht
durch Sondergruppen wieder geſtört wird. Es beſteht alle
Hoff=
nung, daß dieſes Ziel erreicht wird. — Der Aufmarſch der
Per=
ſönlichkeiten, die ſich hinter die neue Sache ſtellen wollen, aus
der alten Deutſchnationalen Partei nimmt ſeinen Fortgang.
Eine Anzahl bisheriger Fraktionsmitglieder iſt noch nicht
aus=
geſchieden, weil ſie die Auseinanderſetzungen in ihren heimiſchen
Landesverbänden abwarten und beeinfluſſen wollen. Andere,
darunter General von Lettow=Vorbeck, haben ſich dem Grafen
Weſtarp bereits vorbehaltlos zur Verfügung geſtellt. Nach
un=
ſeren Informationen iſt damit zu rechnen, daß Graf Weſtarp
ſeine konſervative Reichspartei auf die Beine ſtellt, zu der
Tre=
viranus mit ſeinem Anhang ſtoßen wird. Die Chriſtlich=
So=
zialen wollen aber ſelbſtändig bleiben, ebenſo auch die
Chriſtlich=
nationalen Bauern, an die ſich die aus der Deutſchnationalen
Volkspartei ausgeſchiedenen Agrarier anzuſchließen gedenken.
Alle drei Gruppen werden aber vorausſichtlich eine
Liſtenver=
bindung eingehen und auf dieſe Weiſe geſchloſſen in den
Wahl=
kampf eintreten. Am Dienstag tritt das Präſidium des
Reichs=
landbundes zuſammen. In dieſer Sitzung wird ſich der
Reichs=
landbund darüber klar werden, in welcher Weiſe er die
Chriſt=
lich=nationalen Bauern und deren Bundesgenoſſen unterſtützen
will.
Das Arbeiksbeſchaffungsprogramm der Reichsbahn.
* Berlin, 21. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Verhandlungen über den Inhalt des
Arbeitsbeſchaf=
fungsprogramms der Reichsbahn ſind noch nicht abgeſchloſſen.
Die Reichsbahn will beſondere Aufträge in Höhe bis zu 350
Millionen Mark vergeben. Sie denkt daran, im nächſten Jahre
3100 Kilometer Oberbau zu erneuern und ſchon möglichſt früh
dazu die Aufträge zu vergeben. Schließlich ſollen rund 10 000
Tonnen Eiſenbahn=Oberbauſtoffe mehr als bisher in Aufrag
gegeben werden. Für die Anſchaffung von Lokomotiven,
Per=
ſonen= und Güterwagen ſollen 80—100 Millionen Mark flüſſig
pemacht werden.
Dresden, 21. Juli.
Der Vertreter der Wirtſchaftspartei, der frühere
Finanz=
miniſter Dr. Weber, hat an ſämtliche bügerliche Fraktionen ein
Schreiben gerichtet, in dem er ihnen folgenden Vorſchlag für die
Zuſammenſetzung des künftigen ſächſiſchen Kabinetts
unterbrei=
tet: 1. Miniſterpräſident und Finanzminiſterium:
Wirtſchafts=
partei, 2. Stellvertreter des Miniſterpräſidenten,
Juſtizmini=
ſterium und Volksbildungsminiſterium: Deutſche Volkspartei,
3. Innenminiſterium: Deutſchnationale Volkspartei, 4.
Wirt=
ſchaftsminiſterium, Arbeits= und Wohlfahrtsminiſterium:
Natio=
nalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiterpartei. Soweit zwei Miniſterien
einer Partei zufallen, ſollen Perſonalunion in Kraft treten.
Die Miniſter haben zu erklären, daß ſie mit einer Senkung ihrer
Bezüge einverſtanden ſind. Als grundſätzliche Linien der
Ge=
ſamtpolitik haben zu gelten: 1. Stärkung der Einheit des
Deut=
ſchen Reiches; 2. Gewährleiſtung der ſtaatlichen Ordnung im
Lande; 3. Balancierung des Staatshaushaltsplanes ohne
Steuer=
erhöhung und 4. Beſetzung der Beamtenſtellen nach Vorbildung
und Tüchtigkeit. Dr. Weber bittet die Fraktionen dringend, alle
blicklich einen anderen Weg zur Bildung einer nationalen
Re=
gierung auf parlamentariſcher Grundlage für ausgeſchloſſen
halte.
Die Verhandlungen über die Bildung einer marxiſtenfreien
Regierung in Sachſen auf Grundlage der Vorſchläge des
Wirt=
ſchaftsparteilers Dr. Weber wurden am Montag nachmittag
er=
gebnislos abgebrochen, da außer den Nationalſozialiſten auch die
Demokraten und die Volksnationalen Dr. Webers Vorſchlige
gblehnten.
Die Folgen der Reichskagsauflöſung für die
Land=
wirkſchaft.
Infolge der Auflöſung des Reichstags konnten leider einige
für die Landwirtſchaft hochbedeutſame Fragen nicht mehr
recht=
zeitig erledigt werden. Es handelt ſich in erſter Linie um: die
Ge=
ſetze über die Oſthilfe, das Geſetz zur Verbeſſerung der
land=
das Geſetz über den Verwendungszwang von Gexſte
und Hopfen und das Geſetz über den
Fettverwendungs=
zwang. Dagegen ſind unmittelbar vor der Auflöſung noch
zwangsgeſetz, das Weingeſetz, das Milchgeſetz und
das Zuſatzabkommen zum finniſchen Handelsvertrag.
Akkenkak in Bukarefl.
ſchwer verletzl.
EP. Bukareſt, 21. Juli.
Vajda Wojwod, Miniſter Konſtantin Angelescu, wurde heute
gegen 1 Uhr mittags ein Revolverattentat verübt. Ein
Student feuerte drei Schüſſe auf den Miniſter ab, der
ſchwer verletzt wurde. Sein Zuſtand wird als ernſt
gelescus im Gebäude des Innenminiſteriums.
Zu dem Anſchlag auf Angelescu erfahren wir noch
folgende Einzelheiten: Um 11 Uhr meldeten ſich ſechs Studenten
im Miniſterium des Innern beim Staatsſekretär Konſtantin
An=
gelescu, den Vertreter des beurlaubten Innenminiſters Vajda
Wojwod. Sie warteten geduldig im Vorzimmer des Miniſters
bis gegen 13 Uhr. Kurz nachdem ſie im Zimmer des
Staatsſekre=
tärs waren, hörte man acht Revolverſchüſſe. Beamte eilten dahin
und fanden den Staatsſekretär auf dem Boden liegend und blutend
vor, während ein Student namens Beza, Mitarbeiter des Blattes
„Epoca”, einen noch rauchenden Revolver in der Hand hielt. Der
Attentäter verſuchte zu flüchten, doch verlegten ihm die Beamten
auf dem Korridor den Weg und verhafteten ihn zuſammen mit
den übrigen Studenten. Bei der erſten Durchſuchung fand man bei
ihm einen zweiten Revolver, und er gab ohne weiteres zu, daß er
einen ihm evtl. verſagenden Revolver ſofort durch einen anderen
wirkſam erſetzen wollte. Er teilte auch mit, daß die Abſicht beſtehe,
alle Mitglieder der rumäniſchen Regierung zu ermorden.
In=
zwiſchen wurde feſtgeſtellt, daß Angelescu an Kopf, Schulter und
am Arm von je einer Kugel verletzt worden iſt. Er wurde ins
Krankenhaus gebracht, wo die drei Kugeln entfernt wurden. Sein
Zuſtand iſt ſehr bedenklich. Maniu und der Innenminiſter ſind
ſofort nach Bukareſt gekommen. Der Attentäter hat an der Spitze
der rumäniſchen Vertretung des Vereins Macedoniſcher
Studen=
ten geſtanden und den Anſchlag aus poliſcher Rache begangen.
Angelescu iſt Präſident der Nationalen Bauernpartei des
Depar=
tements Caliacra in der ſüdlichen Dobrudſcha. Die Urheber des
Anſchlages ſehen in ihm den Urheber des neuen Geſetzes zur
Re=
gelung der Eigentumsfrage in dieſer Provinz. Wie von
maß=
geblicher Seite betont wird, verletzt dieſes Geſetz jedoch in keiner
Weiſe die Intereſſen der in der Dobrudſcha angeſiedelten
maze=
doniſchen Kolniſten, obwohl es andererſeits auch den Rechten der
bulgariſchen und türkiſchen Minderheiten gerecht wird.
* Um König Fuad.
Von unſerem Berichterſtatter.
C. Kairo, Mitte Juli 1930.
Die innerpolitiſche Kriſe in Aegypten ſpitzt ſich immer mehr
zu. Es wird allmählich deutlich, daß eine Verſtändigung
zwiſchendem König und der Wafd=Partei unmöglich
iſt und daß der Krieg zwiſchen dieſen beiden größten
Machtfak=
toren der Innenpolitik Aegyptens bisher immer wieder nur durch
Waffenſtillſtände überbrückt, niemals aber gänzlich beigelegt
wurde. König Fuad wird ja nicht erſt ſeit geſtern von den
Engländern nachgeſagt, daß er Diktaturgelüſte habe und
daß er und ſeine „Paſchaclique”, zu der auch der letzte
Miniſter=
präſident Sidky Paſcha gehört, nur auf die Gelegenheit
warteten, um die Verfaſſung zu beſeitigen und
die perſönliche Diktatur des Königs zu
errich=
ten. Dieſe Behauptung iſt jedoch zweifellos nur zum Teil
rich=
tig, inſofern, als der König tatſächlich ein perſönliches
Regiment wünſcht, weil er der Anſicht iſt, daß die Wafd=
Partei Aegypten ins Unglück reißen und die Wirtſchaft
Aegyp=
tens ruinieren wird. Ein Urteil übrigens, das vielleicht gar nicht
ſo falſch iſt.
Wenn es daher in den letzten Wochen allmählich den
An=
ſchein gewonnen hat, als ob die Wafd=Partei entſchloſſen ſei,
endgültig mit dem König zu brechen und ihm Krieg bis aufs
Meſſer anzuſagen, d. h. alſo doch wohl, bei paſſender
Gele=
genheit die ägyptiſche Republik zu
prokla=
mieren, ſo kommt dies nicht ganz unerwartet. Seit langem
iſt ja in der Wafd=Partei eine Strömung vorhanden, die alles
berechtigt erſcheinenden Wünſche zurückzuſtellen, da er augen= Heil in der Ausrufung Aegyptens zur Republik
und in der Befreiung vom „türkiſchen” Königsgeſchlecht ſieht.
Dieſe „arabiſche” Richtung innerhalb der Wafd hat jedoch bisher
nur wenig Anhänger gehabt. Bei allem Nationalismus der
Wafd=Führer ſagt man ſich doch, daß die Engländer eine
Ver=
treibung des Königs niemals zulaſſen würden, weil der König
die letzte Stütze der Engländer im Lande ſei. Ein
Verſuch, den König zu vertreiben, ſo argumentierte man daher,
würde am Ende nur dazu führen, daß die Engländer das
Par=
lament beſeitigen und den König in ſeine Rechte wiedereinſetzen
würden. Die Wafd=Partei betrieb daher bisher auch ſtets dem
König gegenüber eine vorſichtige Politik: ſie beſchränkte ſich
dar=
auf, ein: möglichſt weitgehende Einſchränkung der
Voll=
machten des Königs zu fordern und ſo weit als möglich
jauch durchzuſetzen, weil ſie hoffte, daß es auf dieſe Weiſe gelingen
würde, Schritt für Schritt den König aus ſeiner Stellung zu
verdrängen.
Die Entwicklung hat es jedoch mit ſich gebracht, daß ſowohl
die eine wie die andere Richtung faſt zu gleicher Zeit lernten,
wirtſchaftlichen Marktverhältniſſe (Handelsklaſſengeſetz), die Dinge unter neuem Geſichtspunkt zu ſehen. Denn
über=
raſchenderweiſe iſt zwiſchen den Engländern und dem
König von Aegypten eine außerordentliche
Ver=
ſchlechterung der Beziehungen eingetreten. Sie
einige für die Landwirtſchaft wichtige Geſetze angenommen wor= iſt darauf zurückzuführen, daß der König bei den letzten
Ver=
den. Es ſind dies: das Brotgeſetz, das Vermahlungs= tragsverhandlungen in London perſönlich intervenierte, als die
Stellung der Armee zur Debatte ſtand. Der König war
es, der die Räumung Aegyptens vom britiſchen Militär
herbei=
zuführen wünſchte und auch die Uebergabe des Sudan
ver=
langte. Während die Wafd=Führer in dieſer Frage
viel=
leicht nachgegeben hätten, weil dieſe beiden Punkte der
engliſch=
ägyptiſchen Verhandlungen ſchließlich hätten anders geregelt
wer=
den können, war es alſo der König, der die hundertprozentige
Der ſtellverkrekende rumäniſche Innenminiſter Befreiung vom britiſchen Joch und die ebenſo hundertprozentige
Wiederberſtellung von ganz Aegypten verlangte. Wobei die
Mo=
tive, die den König leiteten, dahingeſtellt bleiben mögen. Der
König hätte ja immerhin durch eine derartige Regelung nicht nur
der Wafd=Partei den Ruhm abgejagt, Aegypten wirklich befreit
Gegen den Stellvertreter des Innenminiſters zu haben, ſondern würde dann auch in der Innenpolitik freie
Hand erhalten haben, um die Wafd=Partei endgültig zu
ver=
nichten. Wie dem auch ſei, der Erfolg des Eingreifens des
Königs war jedenfalls, daß die Beziehungen zwiſchen den
Eng=
ländern und dem Königshauſe (die nie beſonders gut waren,
weil der König ausgeſprochen engländerfeindlich iſt) ſich nach
bezeichnet. Der Anſchlag erfolgte in dem Arbeitszimmer An= dem Abbruch der letzten Verhandlungen zwiſchen England und
Aegyrten ganz außerordentlich verſchlechterten.
Und zwar ſo ſehr, daß die Nationaliſten zu der Annahme Anlaß
zu haben glaubten, die Engländer würden nicht mehr, wie
bis=
her, ſich einer Entthronung des Königs und der Umwandlung
Argörtens in eine Republik widerſetzen.
So hatte die vorſichtige Richtung innerhalb der Wafd=Partei
Unrecht bekommen. Jetzt aber geſchah ſogar etwas, was niemand
erwartet hatte. Als der Konflikt zwiſchen dem König und dem
Parlament ausbrach (es handelte ſich bekanntlich darum, daß
Nahas Paſcha ein Geſetz einzuführen verſuchte, wonach jede
Re=
gierung ohne Parlament verfaſſungswidrig ſei, während der
König die Einführung eines Paragraphen verlangte, der dieſe
Behauptung als Hochverrat beſtraft hätte) — und die erſten
Un=
ruhen in Alexandrien aufkeimten, ließ die britiſche
Re=
gierung, die ſich ſonſt entſchloſſen und mit
Ener=
gie gegen Unruhen gewandt hatte, dem König
mitteilen, daß ſie in dem Konflikt zwiſchen dem
König und dem Parlament ſich „neutral”
verhal=
ten würde und auf keinen Fall etwa gewillt ſei,
den König gegen ſeine rebelliſchen Untertanen
zu ſchützen! Das war ſelbſtverſtändlich kaum anders denn
als Kriegserklärung an den König zu verſtehen. Und wenn in
der Folgezeit es zu den blutigen Unruhen in Alexandrien, Kairo,
Manſurieh uſw. gekommen iſt, ſo hat hieran ſelbſtverſtändlich
nur diefe engliſche Erklärung die Schuld. Wenn
die Engländer öffentlich erklären, daß ſie den König gegen die
revolutionäre Agitation der Wafd=Partei nicht mehr ſchützen
wollen, ſo heißt das eben, daß ſie mehr oder minder offen für
die Nepublik in Aegypten ſind
Allerdings wird man berückſichtigen müſſen, daß die Dinge
doch noch nicht ſo weit ſind, daß nun einfach von heute auf
mor=
gen die Verfaſſung beſeitigt und Aegypten aus einem Könſ
reich zu einer Republik werden kann. Es iſt nicht zu vergeſſe‟
daß der König einen großen, wenn nicht den
größ=
ten Teil der Offiziere der Armee und der Gen=
Seite 2
Dienstag, den 22. Juli 1930
darmerie hinter ſich hat, und daß dieſe
entſchloſ=
ſen ſind, den König zu verteidigen. Es iſt vielleicht
falſch, wenn man hier von dem Begriff der „Königstreue”, den
die orientaliſchen Völker nicht kennen, ſpricht. Aber das
Königs=
haus und ſeine Miniſter ſind durch viele Blutsbande mit dem
Offizierkorps und der Armee verknüpft. Die meiſten Offiziere
der Armee ſind noch heute türkiſcher oder zirkaſſiſcher
Abſtam=
mung, ſind alſo mit dem König und ſeinem Hauſe mehr oder
minder blutsverwandt. Dazu kommt, daß Armee und
Wafd ſich noch nie beſondersverſtanden haben. Es
iſt noch immer die ägyptiſche Armee geweſen, die auf die
An=
hänger der Wafd geſchoſſen hat, und es waren immer die
An=
hänger der Wafd, die daraufhin gerichtlich gegen die Armee
vorgingen, ſoweit ihnen das möglich war. Gewiß gibt es auch
unter den Offizieren eine Clique, die unbedingt als
An=
hänger der Wafd=Armee bezeichnet werden kann. Aber es iſt
bisher nichts davon bekanntgeworden, daß dieſe
Clique ſtark genug geworden iſt, um ihren
Ein=
fluß zummaßgeblichen zu machen.
Das läßt es alſo wahrſcheinlich ſein, daß in dem
innerpoli=
tiſchen Kampf dem König eine Waffe an der Seite ſteht, dem
die Wafd=Partei nichts entgegenſetzen kann. Laſſen die
Eng=
länder in Aegypten den Dingen alſo freien Lauf, ſo kann es
unter dieſen Umſtänden nur einen blutigen
Bürger=
krieg geben, bei dem es durchaus ungewiß iſt, wer von
den beiden Parteien ſiegen wird, da man ja
ſchließ=
lich mit Reſolutionen Bajonette nicht niederkämpft und mit
Ba=
jonetten nicht dauernd und immer gegen den ausgeſprochenen
Willen der Mehrheit der Bevölkerung regieren kann. Man hat
daher den Eindruck, da5 die „Republik Aegypten” noch nicht
ſo=
bald gebildet ſein wird und daß die ganze Aktion engliſcherſeits
nur deswegen angezettelt worden iſt, um den Aegyptern vor
Augen zu führen, daß ohne die ausgleichende Hand der
Eng=
länder das Land in ein unabſehbares Unglück ſtürzt. Ja, man
nimmt auch an, daß trotz der gegenteiligen Verſicherung die
Engländer doch noch eingreifen werden, ſowäe es
ernſt wird, um dann, nachdem beide Parteien ſich bis zum
äußerſten geſchwächt haben, als Tertius gaudens den
Aegyptern dem Frieden zu engliſchen Preiſen
diktieren zu können, gleichgültig, ob Aegypten
dann Königreich oder Republik iſt.
Neue Unruhen in Aegypken.
Die Wafd=Parkei
forderk Einberufung des Parlamenks.
Kairo, 21. Juli.
Die Wafd=Partei hat am Sonntag abend unter dem Vorſitz
Nahas Paſcha in Kairo eine Sitzung abgehalten. Zum Schluß
der Verhandlungen wurde ein Abgeſandter zum König entſandt,
um im Namen von Zweidritteln des Parlaments das dringende
Erſuchen zu unterbreiten, eine außerordentliche Sitzung des
Parlaments einzuberufen. Die Wafd=Partei verſuchte auf dieſe
Weiſe die Verantwortung für die etwaigen Unruhen bei dem
Ver=
ſuch, trotz des Verbots der Regierung eine Parlamentsſitzung
abzuhalten, auf König Fuad abzuwälzen. Nach der Verfaſſung
iſt der König verpflichtet, bei Empfang eines von Zweidritteln
des Parlaments underzeichneten Erſuchens eine Sonderſitzung
des Parlaments einzuberufen. Eine etwaige Tagung der
Kam=
mer auf Grund des Schrittes der Wafd=Partei würde nur den
Zweck haben, ein Mißtrauensvotum gegen das Kabinett
einzu=
bringen, das dann zum Rücktritt gezwungen wäre. Es ſcheint
daher, daß die Tage der ägyptiſchen Regierung gezählt ſind, wenn
ſich König Fuad und Miniſterpräſident Sidky Paſcha nicht im
letzten Augenblick zu einer Außerachtlaſſung der Verfaſſung
ent=
ſchließen.
Schwere Skraßenkämpfe in Kairo.
Am Montag vormittag hatten ſich inſolge des Beſchluſſes
der Wafd=Partei, ſich den Eintritt in das aufgelöſte Parlament
zu erzwingen, große Menſchenmengen in der Gegend des
Par=
lamentsgebäudes angeſammelt. Nach und nach bildeten ſich
größere Demonſtrationszüge, die meiſtenteils aus Jugendlichen
beſtanden. Die Demonſtranten zogen die Hauptſtraße herunter,
warfen eine große Anzahl von Fenſterſcheiben und Laternen
ein und hielten Straßenbahnen an. In den Hauptſtraßen iſt
kaum eine einzige Fenſterſcheibe ganz geblieben. Die Polizei
nahm eine große Anzahl von Verhaftungen vor. Gegen Mittag
nahmen die Uebergriffe der Demonſtranten ernſtere Formen
an. In verſchiedenen Straßen kam es zu regelrechten Kämpfen
mit der Polizei, wobei dieſe reichlich von den Feuerwaffen
Ge=
brauch machten. Eine große Anzahl von Demonſtranten wurde
getötet.
Zu den heutigen Unruhen in Kairo werden nunmehr nähere
Einzelheiten bekannt. Bei den verſchiedenen Zuſammenſtößen
Vom Tage.
Der Reichsminiſter des Innern hat beſtimmt, daß die Stimmliſten
und Stimmkarteien für die Reichstagswahl vom 24. bis 31. Auguſt 1930
auszulegen ſind.
Der bisherige deutſchnationale Reichstagsabgeordnete von Lettow=
Vorbeck hat in einem Schreiben an den Vorſitzenden Dr. Hugenberg
ſeinen Austritt aus der D.N.V.P. erklärt und in einem Schreiben an
den Grafen Weſtarp ſich dieſem reſtlos zur Verfügung geſtellt.
Zu der am Samstag mittag in Mainz ſtattgefundenen
Befreiungs=
feier in Anweſenheit des Reichspräſidenten von Hindenburg hatten ſich
ſchätzungsweiſe eine Viertelmillion Menſchen aus allen Teilen des beſetzt
geweſenen Heſſens eingefunden. Auch in Wiesbaden, wohin ſich der
Neichspräſident von Mainz aus begab, wurde ihm ein äußerſt herzlicher
Empfang zuteil.
Die Befreiungsfeier des Rheinlandes wird in der Pariſer Preſſe
lebhaft beſprochen. Während ſich die chauviniſtiſchen Blätter bemühen,
den Feiern einen nationaliſtiſchen und imperialiſtiſchen Charakter
ab=
zugewinnen, ſpricht die gemäßigte Preſſe lediglich von der Einheit des
deutſchen Volkes, das ſich ohne Unterſchied der Parteien um ſeinen
Präſidenten ſchare.
Die griechiſche Regierung ſpricht in ihrer Antwort auf
das Briandſche Memorandum die Anſicht aus, daß das
vor=
liegende Projekt eine ſehr nützliche
Diskuſſionsgrund=
lage für die Europakonferenz im September dieſes Jahres
bilde.
Zu der bevorſtehenden Round=Table=Konferenz in
London teilte der Indienminiſter Wedgwood Benn im Unterhaus
mit, daß die Konferenz unmittelbar nach der Beendigung der
eng=
liſchen Weltreichs=Konferenz etwa am 20. Oktober eröffnet
werde.
Wie aus einer Mitteilung des franzöſiſchen Kolonialminiſteriums
hervorgeht, iſt die Lage in Franzöſiſch=Indochina
keines=
falls ruhig. Das franzöſiſche Kriegsminiſterium hat ſich deshalb
ver=
anlaßt geſehen, ein Bataillon Fremdenlegionäre von Oran nach
Indo=
china zu verlegen.
zwiſchen Polizei und Wafd=Anhängern ſind mehrere Perſonen
getötet worden. Ihre genaue Zahl ſteht bisher noch nicht feſt.
Verletzt wurden 87 Perſonen; 27 von ihnen wurden in
Be=
denklichem Zuſtand in die Krankenhäuſer eingeliefert.
Insge=
ſamt wurden 323 Verhaftungen vorgenommen.
Angriffe auf das Europäer=Bierkel in Pork Said.
In Port Said verſuchte eine große Menſchenmenge in das
vom Militär abgeſperrte Europäer=Viertel einzudringen, wobei
es zu heftigen Straßenkämpfen kam. Auf Seiten der Angreifer
wurden 20 Perſonen verletzt, davon ſechs ſchwer. Auf Seiten der in direktem Gegenfatz befindet. Die franzöſiſche Außenpolitik
Polizei waren 16 Verwundete zu beklagen. — Kairo gleicht einem
wahren Heereslager. In alle Hauptſtraßen patrouillieren
Poli=
zei= und Militär=Abteilungen, während ägyptiſches Militär in
Stahlhelm und in voller Feldausrüſtung vor dem Parlament
ſtationiert iſt. Selbſt Panzerwagen wurden herangezogen. Die
Mehrzahl der europäiſchen Geſchäfte iſt geſchloſſen.
Angeſichts der Ereigniſſe in Aegypten wurde heute
Außen=
zu Verhandlungen auf der Grundlage des engliſch=ägypviſchen
Vertragsentwurfes mit der ägyptiſchen Regierung bereit ſei.
gierung die gleiche wie früher ſei. Die Regierung müſſe aber
angeſichts der Vorgänge in Aegypten ſich von dem Gang der
Dinge leiten laſſen.
Keine Landkagswahlen in Bayern.
In Bayern ſehen die verantwortlichen politiſchen Kreiſe die
durch die Reichstagsauflöſung geſchaffene Loge als beſonders
ernſt an, da ſie auch für den deutſchen Süden und Bayern direkte und gen hatte eine gewiſſe Entſpanung zur Folge.
Frank=
aufziehen und hält die Unruhe für bedrohlich, die eine
radikali=
ſierte Wahlbewegung über das ganze Reich und auch über mächteabkommen nicht in Gefahr, umgeſtoßen zu werden.
Bayern ausbreiten werde. Neuwahlen in Bayern zugleich mit
den Reichstagswahlen kämen daher nicht in Frage.
Volksrechtparkei und Aufhebungsankrag.
Wir hatten in unſerer Nummer 118 vom 19. Juli d. J. auf
Seite 2, Spalte 3 mitgeteilt, daß auch die beiden Mitglieder der ſchen hält man in Paris nach wie vor für ein Abſurdum.
Volksrechtpartei dem ſozialdemokratiſchen Aufhebungsantrag, der
Volksrechtpartei werden wir dahin unterrichtet, daß dieſe
Mittei=
zwar, wie ſie mitteilt, eine auf die Beamten beſchränkte
Reichs=
hilfe abgelehnt, ſtimmte aber mit den Regierungsparteien gegen auch für das Schickſal Paneuropas entſcheidend wichtig wird
be=
die Aufhebung der Notverordnung, da ſie die Verantwortung für deutet aber eine Schonungspauſe von ſechs Monaten zwiſchen
gegenteiliges Handeln nicht übernehmen zu können glaubte.
Nummrrze
*
Frankreich vor Europa.
Briands „unüberlegter Schritt”.
Von unſerem B=Korreſpondenten.
Paris, 21. Juli.
Die wichtigſten Mächte Europas haben in mehr oder weniger
langen, aber überraſchend präzis und offen verfaßten Noten zu
dem franzöſiſchen Plan einer europäiſchen Organiſation
Stel=
lung genommen. Wenn der Quai d: Orſay von dem Wunſch
beſeelt war, die Meinung Europas zu hören, ſo hat er ſeinen
Zweck voll erreicht. Die Lektüre der Antwortnoten gibt ein ſelten
klares Bild über die politiſche Situgtion, eine ähnliche offene
Ausſprache fand wohl ſeit dem Kriege nicht ſtatt. In Paris
iſt man ſehr wenig entzückt von dem Sturm der
Auseinander=
ſetzung, den Briand mit ſeinem — in nationaliſtiſchen Kreiſen
ſpricht man es rückſichtslos aus — unüberlegten Schritt
heraus=
provoziert hat. Wenn man im Glashaus ſitzt, ſoll man eben
Europa nicht organiſieren!
Die am meiſten erwartete Antwort, diejenige Deutſchlands,
fiel — das wird von mehreren Seiten anerkannt —
verhältnis=
mäßig günſtig aus. Jedenfalls iſt ſie in einem ſehr mäßigen
und entgegenkommenden Ton gehalten. An Kritiken, beſonders
von rechts, fehlt es ſelbſtverſtändlich nicht. Aber in Wirklichkeit
hat man aufgeatmet, denn bis zur Uebergabe der Note hat man
ſtets italieniſche Einflüſſe in Berlin befürchtet. In dieſer
Be=
ziehung iſt man nun beruhigt, denn die Antwort Deutſchlands
liegt ganz in der Linie der bisherigen deutſchen Außenpolitik.
Freilich bedeutet das nicht, daß man mit der Antwort
Deutſch=
lands zufrieden wäre. Die Note der Wilhelmſtraße gibt der
inhaltloſen Anregung Briands einen beſtimmten Sinn, ſie ſchließt
die Betonung der Sicherheitsfrage in franzöſiſchem Sinne aus.
Die Prämiſſen, die ſie aufſtellt, haben zum Teil in Paris einen
unangenehmen Klang. Trotzdem gibt man im Paris zu, daß die
deutſche Antwort eine Grundlage für die
wei=
tere Zuſammenarbeit bietet. Ueber die italieniſche
Ant=
wort verlautet das Gegenteil.
Die Antwort Englands iſt vernichtend, trotzdem ſie eine
an=
dere Art von Kritik an dem Briandſchen Memorandum übt, als
die anderen Antwortnoten. Denn trotz einiger billigenden Worte
betont der Foreign Office, daß die Organiſierung Europas in
den Rahmen des Völkerbundes gehört; die Initiative Briands
iſt dadurch, wenn auch auf eine höfliche Weiſe, für überflüſſig
erklärt. Es iſt nicht ſchwer, aus der engliſchen Antwort die
Meinung jener Völkerbundskreiſe herauszuhören, mit denen, wie
es ſchon ſeit langem kein Geheimnis iſt, die Politik Briands ſich
findet beim Völkerbundsſekretariat ſehr wenig Anklang;
demge=
mäß hat auch ihr Einfluß in Genf in den letzten Monaten
ab=
genommen.
In dieſem Licht betrachtet erhält der Umſtand, daß die
mei=
ſten Staaten in ihren Antworten den Völkerbund Briand
gegen=
über in Schutz nehmen, eine beſondere Bedeutung. Kritik an den
Methoden, Kritik an den Zielen ſelbſt, Hervorhebung deſſen, was im
Memorandum Briands fehlt, Reſerven gegen das, was darin
enthalten iſt, letzten Endes wird das franzöſiſche Memorandum
vollkommen zerpflückt. Wenn man die Antworten in ihrer
Ge=
miniſter Henderſon darüber befragt, ob die Regierung noch immer ſamtheit betrachtet, ſo iſt das Bild viel düſterer, als es ſich aus
den deutſchen, engliſchen und italieniſchen Antworten im
einzel=
nen ergibt. Selbſt von Seiten, von denen man es wirklich nicht
Henderſon atwortete, daß die Haltung der engliſchen Re= erwartet hat, wurden dem Quai d’Orſay unangenehme
Wahr=
heiten geſagt.
Briand erfährt in Paris ſcharfe Kritik, es erheben ſich
ſo=
gar Stimmen, die ſeinen Rücktritt wünſchen. Allerdigs in der
höflichen Form, daß man ihn als Nachfolger des Präſidenten
Doumerque vorſchlägt.
Die Beziehungen zu Italien ſind augenblicklich beſſer
gewor=
den. Die proviſoriſche Einſtellung der
Seerüſtun=
indivekte Gefahren heraufbeſchwören. Mit dieſer Sorge ſieht man na= reich und Italien haben alſo ſechs Monate Zeit zum
Verhan=
mentlich Gefahren in wirtſchaftlicher und politiſcher Hinſicht her= deln. und in London hat man ſechs Monate Ruhe, denn
ſo=
lange bis Italien und Frankreich verhandeln, ſteht das Drei=
Aber die Tatſache, daß Frankreich und Italien ſich darüber
einigen konnten, daß ſie während einer Verhandlungszeit von
ſechs Monaten keine neue Kriegsſchiffe zu bauen beginnen,
be=
deutet nur eine Atempauſe, weiter nichts. Franzöſiſcherſeits
be=
tont man, daß man auf das feſtgeſetzte Programm keineswegs
verzichtet; die Parität der franzöſiſchen Flotte mit der italieni=
Die großen Fragen zwiſchen Frankreich und Italien bleiben
zur Reichstagsauflöſung führte, zugeſtimmt hätten. Von der alſo beſtehen. Man ſieht nicht, wie ſie gelöſt werden können,
falls eben die italieniſche Außenpolitik nicht wie ſchon ſo oft
lung nicht den Tatſachen entſpricht. Die Volksrechtpartei hatte ihren Kurs ändert. Für die Septembertagung in Genf, welche
Paris und Rom ein Aktivum.
* Niederländiſche Bildniſſe des 17.
Jahr=
hunderts im Heſſiſchen Landesmuſeum.
Es iſt nicht unter allen Umſtänden nötig, zur Weltausſtellung
nach Antwerpen zu fahren, um flämiſche Kunſt zu ſehen. Wenn
man einen Gang durch die Galerie unſerer Vaterſtadt
unter=
nimmt, ſo iſt die Fülle und Qualität niederländiſcher Malerei
des 17. Jahrhunderts bedeutend und groß genug, einen lebendigen
Eindruck zu vermitteln. Deswegen darf an dieſer Stelle verſucht
werden, dieſe Dinge dem Leſer nahezubringen, vielleicht nur, um
den Wunſch zu erwecken, dieſe Werke lieben — und kennen zu
lernen. Denn ſieht man einmal von der Muſeumspſychoſe ab,
die viele Beſucher befällt und ſich darin äußert, eine Sammlung
nur einmal, aber dann gründlich bis zum letzten Bild zu
be=
ſuchen (um auch ja „alles” zu ſehen), ſo iſt die Wiſſenſchaftsſcheu
und die Sorge, ja geradezu Angſt, nur durch Kenntnis der
hiſto=
riſchen Vorausſetzungen zu einem Verſtändnis und letztlich zu
einem Genuß zu kommen, ſo weit verbreitet, daß ſie ſich einem
lebhaften Muſeumsbeſuch hemmend entgegenſtellen. Hinzu kommt
der ſehr wichtige Grund, daß die Themenſtellung ſich von Grund
auf geändert hat. Man hat in der Kunſtſchreibung über das Wie
der Darſtellung oft genug das Was, das Dargeſtellte, den Stoff
und Themenkreis leicht ganz vergeſſen. Und es iſt keine Frage,
daß zu allen Zeiten, die Bildern im Verhältnis einer innerlich
gewachſenen Gemeinſchaft gegenüberſtanden, gerade das
Inhalt=
liche in erſter Linie genoſſen wurde. Die Arbeit des (Kunſt=)
Hiſtorikers iſt das Bewußtmachen geſchichtlicher Lebensvorgänge.
Er darf ſich nicht den Dingen hingeben (wie der Künſtler), will
er nicht zum Schaden der vollen Sichtbarkeit aller Geſchehniſſe die
allein bevorzugen, die in ſein beſonderes (individuelles)
Geſichts=
feld treten. Man kommt leicht dazu, denn es iſt ſicher, daß manche
geſchichtlichen Vorgänge in Vergeſſenheit geraten, während andere
doppelt nahe geſehen werden, weil ein Kontakt zwiſchen dem Heute
und dem Damals entſtanden iſt. Aber — wenn man den Hiſtoriker
„das Gedächtnis der Welt” genannt hat, ſo iſt es doch zugleich
klar, daß vieles von dem, was geſtern noch unbekannt war, heute
wieder in den Vollbeſitz unſeres Bewußtſeins tritt. Und es iſt die
ſchöne Aufgabe, immer wieder an das zu erinnern, was jeweils
dem Weltbild des Gegenwärtigen zu entſchlüpfen droht. (Damit
iſt nicht einer „Objektivität” das Wort geredet, die es nicht gibt.
Ebenſo wie der Künſtler zu allen Zeiten der lebendige Vertreter
ſeiner Zeit und ſeiner Generation war, wie er aus ſeiner Zeit=
Hiſtoriker wahrhaft fruchtbar nur als Menſch ſeiner Zeit
Stel=
lung nehmen.) Freilich, dieſe Möglichkeit, Vergangenes in
plaſti=
ſcher Deutlichkeit zu rekonſtruieren, trägt die Gefahr in ſich, ver= d
gangene Geſchichte beſſer begreifen, als eigene gegenwärtige
Ge=
ſchichte „machen” zu können. Aber es gehört zur Geſchichte des Dyckſchen Bild) zum beſonderen Ausdruck gelangt. Betrachtet man
abendländiſchen Geiſtes, ſich einen Weltenraum zu erobern, und
wie ſein ungeheurer Expanſionsdrang einen Columbus über das und Form zuſammengehen. Paßt nicht zu jener ausdrucksſtarken
Meer ſchickte, die Welt an ſich heranzuholen, unterwirft er in gei= Verhaltenheit der Holländer die kühle Farbgebung, das zarte
allein Ausdruck einer ſpäten Zeit wie der unſrigen iſt. Man
er=
laube mir dieſe kurze Betrachtung, denn mir ſchien wichtig, daran
zu erinnern, weil hinter aller Betrachtung des Geweſenen und
Grundkräfte einer Zeit) eben zwei Fragen ſtehen: die Struktur
des Menſchen und ſein Verhalten zur Umwelt. Es iſt eben das,
was als Frage der Selbſterhaltung uns heute wieder beſonders
beſchäftigt: wie ſetzen wir uns mit der veränderten Welt
aus=
einander? Erhalten wir uns eine lebhafte Anteilnahme an allem
an uns vorüberziehenden „Leben” überhaupt — gewordenem und
kommendem —, dann macht das Bewußtſein des „Hiſtoriſchen” die
tragenden Kräfte der Gegenwart lebendig.
II.
Dann iſt der Menſch immer noch der ſtärkſte Intereſſenträger
des Menſchen. Darum auch gerade werden die Bildniſſe immer
zu uns ſprechen, wenn allgemein=menſchliches aus dem Antlitz, in
der Haltung zum Ausdruck kommt. Man trete vor das
außer=
ordentlich qualitätvolle Bild des Anton van Dyck (Kat. Nr. 190).
Mit welch ſicherer Ruhe, Gelaſſenheit tritt uns dieſe Dame
ent=
gegen, mit einer Selbſtverſtändlichkeit, die der Verkehr in der
großen Welt mit ſich bringt, ein klein wenig auch repräſentativ,
feſtlich heiter und nach außen gewendet — und ihrer eigenen
Hal=
tung bewußt. Und nun gehe man einen Saal weiter vor die Wand,
die drei Porträts holländiſcher Maler ſchmückt, zu dem Bild der
alten Dame von Jacob Backer (Kat. Nr. 254), vor allem zu dem
der jungen Frau von Govert Flinck (Kat. Nr. 256). Wie viel
ſtiller, in ſich gekehrter ſieht dieſe Frau auf uns herab. Fühlen wir
nicht eine dünne, iſolierende Luft zwiſchen ihr und uns? Tritt
ſie nicht in ihren Rahmen zurück ohne Konnex mit uns zu ſuchen,
als geſammelte, ſtille, kriſtallklare Wirklichkeit, gewiß ohne
pein=
liche Paſſivität, aber auch ohne den Drang, ſich zu geben, aus ſich
heraus zu wirken. Unproblematiſch iſt dieſer Menſch. Es wird
hier eine ſelbſtverſtändliche, ſelbſtloſe Menſchlichkeit in einer Art
dargeſtellt, die zu einer gewiſſen Typik wird: Prägnanz der Form
bei ausdruckstiefem Gehalt. Unreflektierend! das iſt das
Wich=
tige. Hatte man nicht bei dem Dyckſchen Bilde ſchon den Eindruck
gebundenheit doch erſt ſeine wahre Kraft empfing, ebenſo kann der eines Wiſſens um die Dinge, das hellhörig macht, verfeinert, und
das ſich jener klaren Wirklichkeitsſchau entzieht, wie es den
Hol=
ländern eigen? Ganz gewiß iſt gerade dieſe Verfeinerung bis an
die Grenze, dieſe Verbindung von Müdigkeit und Nobleſſe bei dem
jungen Mann des Peeter Franchoys (Kat. Nr. 194, neben dem
die Bilder ſo, iſt es dann nicht geradezu erſtaunlich, wie Inhalt
ſtiger Schau alle Geſchichte einer grandioſen Geſamtvorſtellung, die Grau, das blaſſe Weiß, die klare Pinſelführung? Bei dem Flamen
van Dyck: die Wärme der Farbgebung, ein leichtes Oſzillieren an
den Spitzen, im Haar, ein Sichtbarwerden des Striches. Und gar
bei Franchoys ſpiegelt die dunkle,,branſtige Farbgebung des
Gewordenen (und Kunſt iſt das verdichtetſte Sichtbarwerden der / Himmels das Verworrene dieſer überfeinerten Seele wieder. Noch
ein kleines Bildchen ſei erwähnt: das Porträt eines Offiziers
von dem genialen Flamen Adriaen Brouwer (Kat. Nr. 195, in
einem der kleinen Kabinette). Auf welche Seite des Lebens
ge=
hört er? Auf die der hinreißenden Lebensbejahung. Das kleine
Format droht zu zerſpringen, vor der ungeheuren Kraft, die von
dieſem expanſiven Temperament ausgeht.
Dr. Guſtav Barthel.
Was wiſſen Sie von Darmſtadk?
Von Wilhelm Michel.
Der nachſtehende Aufſatz iſt von dem Verfaſſer
für eine Reihe auswärtiger Blätter geſchrieben
und wird uns zur Verfügung geſtellt. Da hier
ein gelungener Verſuch gemächt wurde, das
Pro=
blem eines Jubiläumsartikels einmal auf andere
Weiſe zu löſen, dürfte der Aufſatz auch in
Darm=
ſtadt Intereſſe finden.
D. Red.
Am 23. Juli 1930 ſind es 600 Jahre her, ſeit Ludwig der
Bayer dem Dörfchen Darmſtadt das Stadtprivileg verlieh.
Exiſtiert hat es natürlich ſchon lange vorher. Als
Franken=
ſof, als römiſcher Etappenort; denn der Limes lief in der Nähe
vorbei. Erſt vor kurzem hat man wenige Schritte von meiner
Lohnung einen alten Franken aus der Erde gegraben. Er hatte
ſeine Knochen noch hübſch beieinander, er lag gerade und
ordent=
ich da, neben dem zierlichen Kopf ein verroſtetes Klümpchen
Speerſpitze; ſo hat er ein Jahrtauſend ausgehalten, knapp einen
Meter tief unter dem Boden.
Was weiß man heute in den deutſchen Oeffentlichkeit von
Darmſtadt?
Nammer 201
Dienstag, den 22. Juli 1930
Seite 3
Das Weingeſet
Von
Neichswirtſchaftsminiſter a. D. Dr. Joh. Becker, M. d. R.
In mehrtägigen gründlichen Verhandlungen hat der
Unter=
ausſchuß des handelspolitiſchen Ausſchuſſes den Entwurf des
neuen Weingeſetzes durchberaten. Seine Beſchlüſſe ſind nunmehr
auch vom handelspolitiſchen Ausſchuß des Reichstages im
weſent=
lichen beſtätigt worden, und das Plenum des Reichstages hat
den Entwurf in der Faſſung der Ausſchußvorſchläge verabſchiedet.
In Nachſtehendem ſoll kurz wiedergegeben werden, was das neue
Geſetz bringt. Vorausgeſchickt ſei, daß es ſich in Vielem an das
alte, im allgemeinen bewährte Weingeſetz von 1909 anſchließt,
aber auch einige grundfätzliche Neuerungen bringt.
1. Seit langem wünſcht der deutſche Weinbau, daß der
Ver=
ſchnitt von ausländiſchem und inländiſchem
Wein völlig derboten wird. Gerade dieſe Verſchnitte,
die noch dazu, wenn der deutſche Wein der Menge nach nur
um ein kleines überwog, mit hochtönenden inländiſchen
Na=
men in den Verkehr gebracht werden durften, haben dem
Abſatz von deutſchem Wein im Inlande große Konkurrenz
gewacht, zumal ſie bei den billigen Zollſätzen, die wir leider
zurzeit für die Einfuhr ausländiſcher Weine haben, ſehr
billig verkauft werden konnten. Es ſteht zu hoffen, daß
dieſes Verſchnittverbot dem deutſchen Weinbau in ſeiner
dermaligen verzweifelten Lage wenigſtens etwas Hilfe
brin=
gen wird. Dem Wunſche des deutſchen Rotweinbaues
fol=
gend, ſieht das Geſetz von dem allgemeinen Verſchnittverbot
nur eine Ausnahme vor: Deutſchem Rotwein, der
vierfach zu hellfarbig und zu dünn iſt, ſoll
ausländi=
ſcher Rotwein zugeſetzt werden dürfen, dies aber
nur bis zu ¼ der Geſamtmenge.
2. Dem Schutze des deutſchen Weinbaues, aber ebenſoſehr
auch dem Abſatz deutſcher Liköre uſw. ſoll die Vorſchrift
dienen, daß Deſſertweine nur mit
Deſſertwei=
nen derſchnitten —rden dürfen. Gerade dieſe Weine
haben wegen ihres billigen Preiſes und ihrer Süße, ſowie
ihres hohen Alkoholgehaltes wegen, der dazu noch durch
künſtlichen Zuſatz von unverſteuertem Alkohol in den
Frei=
häfen erhöht wurde, ſehr ſtarken Abſatz gefunden. Nicht
nur der deutſche Weinbau, ſondern auch der Weinhandel
im Binnenlande und die Likörfabrikation haben die
erwähn=
ten Einſchränkungen der Herſtellung ſolcher Weine verlangt
und werden die neuen Beſtimmungen ſicherlich begrüßen.
3. Dem Wunſche einzelner Weinbaugebiete, aber auch des
Weinhandels folgend, ſoll die Zuckerungsgrenze
räumlich etwas erweitert und die
Zuckerungs=
möglichkeit jeweils bis zum 31. Januar des auf die
Trau=
benleſe folgenden Jahres erſtreckt werden. Das ſoll
natur=
gemäß nicht ſchrankenloſer Vermehrung des Weines Tür
und Tor öffnen, ſondern die Möglichkeit bieten; beſonders
geringe Jahrgänge ſo zu behandeln, daß die Erzeugniſſe
ſolcher Jahrgänge dem Geſchmack des Publikums —
beſon=
ders in Norddeutſchland — beſſer zuſagen. Die Zuckerung
darf deshalb auch wie bisher nur erfolgen, um einem
natürlichen Mangel an Zucker oder Alkohol
oder einem natürlichen Uebermaß an Säure
in ſoweit abzuhelfen, als es der
Beſchaffen=
heit des aus Trauben gleicher Art und
Her=
kunft in guten Jahrgängen ohne Zuſatz
ge=
wonnenen Erzeugniſſes entſpricht. Der
Zu=
ſatz darf in keinem Fall mehr als ¼ der geſamten
Flüſſigkeit betragen.
4. Sonſtige fremde Stoffe dürfen dem Wein
nicht zugeſetzt werden. Insbeſondere iſt das
ſoge=
nannte Aufſpriten, wie bereits bemerkt, völlig
ver=
boten. Um indes auch das Aufſpriten ſolcher Weine für
die Einfuhr ins Inland möglichſt zu verhindern, wird die
Regierung gleichzeitig darum erſucht, die nötigen
Maß=
nahmen gegen die Einfuhr ſolcher aufgeſpriteten Weine aus
den Durchfuhrländern (Holland uſw.) zu treffen.
5. Die Vorſchriften für die Kennzeichnung von
Natur=
weinen, wie ſie ſeither ſchon beſtanden haben, ſind im
weſentlichen aufrecht erhalten. Dabei haben ſich die
Aus=
ſchüſſe ſehr eingehend mit der Frage beſchäftigt, wie die mit
dem ſogenannten Entkeimungsfilter behandelten
Weine etwa zu kennzeichnen ſeien. Dieſer Filter, der in
der Kellerwirtſchaft in ſteigendem Maße Eingang gefunden
hat, dient ſowohl dazu, den Wein von ſeinen
natür=
lichen Unreinlichkeiten zu befreien, wie auch,
wenn er noch während der Gärung des Weines augewandt
wird, dazu, ihm einen Teil ſeiner natürlichen
Süße zu erhalten und ihn damit ſchmackhafter zu
machen. Fremde Zuſätze erhält der Wein alſo bei dieſer
Behandlung nicht, deshalb ſoll er auch als Naturwein uſw.
behandelt werden; nur ſoweit die Entkeimung vor
vollendeter Gärung erfolgt oder entkeimter
Traubenmoſt zugeſetzt iſt, muß er eine auf dieſe
Behandlung deutlich hinweiſende Bezeichnung tragen, wenn
er als Naturwein verkauft werden ſoll.
6. Sehr umſtritten war und iſt die Frage der Bezeichnung
nach Weinbergslagen. Die Beſchlüſſe des Ausſchuſſes
haben hier unter lebhaftem Widerſpruch der Regierung die
ſeitherige Regelung aufrechterhalten, die es erleichtert, unter
dem Namen von Gemarkungen oder Weinbergslagen, die
benachbart und nahegelegen ſind, auch Weine aus anderen
Gemarkungen in den Verkehr zu bringen, wenn die
Weine gleichartig und gleichwertig ſind. Der
größte Teil des Weinbaues und der geſamte Weinhandel
hatten ſich für die Aufrechterhaltung dieſes Zuſtandes
aus=
geſprochen.
7. Nicht die gleiche Einigkeit zwiſchen dieſen
Intereſſenten=
gruppen beſtand und beſteht bezüglich der Bezeichnung
von Verſchnitten aus Erzeugniſſen von
ver=
ſchiedener Herkunft. Hier bringt das neue Geſetz eine
Verſchärfung der ſeitherigen Vorſchrift, indem in Zukunft
ſolche Verſchnitte nur dann nach einem der Anteile
allein benannt werden darf, wenn er mindeſtens
*½ der Geſamtmenge beträgt (ſeither mehr als 50 Prozent).
8. Einem Wunſche aller Beteiligten entſprechend bringt der
Entwurf das Verbot der Herſtellungvon
Haus=
trunk aus Rückſtänden der Weinbereitung
(z. B. Weinhefe) oder aus getrockneten Weinbeeren.
Gerade die Herſtellung von Haustrunk aus dieſen
Stof=
fen hat ſeither Weinfälſchungen ſehr erleichtert, und
es wird gewiß allſeitig begrüßt werden, wenn auf
dieſe Weiſe den Weinfälſchern das Handwerk wenigſtens
erſchwert wird.
9. Einem lange gehegten Wunſche von Weinbau und
Wein=
handel folgend, dürfen Tafeltrauben nicht mehr
zur Herſtellung von Moſt oder Wein verwandt
werden. Ihre Einfuhr erfolgte von vornherein ſchon
viel=
fach gar nicht in der Abſicht, ſie zu Tafeltrauben zu
ver=
wenden. Die Angabe des Verwendungszweckes ſollte
viel=
mehr nur den billigen Zollſatz ſichern. In Zukunft dürfen
ſie nur noch für Branntwein= und Eſſigherſtellung
Ver=
wendung finden
10. Endlich hat der Ausſchuß im Intereſſe der Hebung des
Weinabſatzes der Reichsregierung noch die Möglichkeit
ge=
geben, Erleichterung in der Buchführung
ein=
treten zu laſſen.
11. Schließlich bringt das neue Geſetz eine Einſchränkung des
Verkehrs mit den bekannten Hybridenweinen, die zunächſt
mit anderem Wein nicht verſchnitten und nur unter
aus=
drücklicher Deklaration verkauft werden dürfen. Später
iſt es überhaupt verboten, ſie in Verkehr zu bringen. Leider
hat der Ausſchuß mit Mehrheit beſchloſſen, letztere Vorſchrift
erſt am 1. April 1940 in Kraft treten zu laſſen; der
Reichs=
tag hat erfreilicher Weiſe den Vorſchlag der Regierung
angenommen, dis Verbot am 1. April 1935 in Kraft zu
ſetzen. Der deutſche Weinbau kann nicht früh genug von
der Gefahr der Reblausverſeuchung, die von dem
Hybriden=
anbau droht, befreit werden.
Die neuen Vorſchriften ſollen noch vor dem Herbſt 1930 in
Kraft treten. Sie bringen zweifellos eine Beſſerung des
ſeit=
herigen Zuſtandes. Kommt eine ſcharfe und gleichmäßige
Kon=
trolle der Ausführung des Geſetzes im ganzen Reich hinzu, um
die die Regierung gleichzeitig erſucht werden ſoll, ſo werden ſie
für Weinbau und Weinhandel, wie für den Weinverbrauch einen
erheblichen Fortſchritt bedeuten.
Hindenburgs Rheinlandreiſe.
Der Reichspräſidenk in Bingen.
Jubelnde Begeiſterung in allen Orken.
Bingen, 21. Juli.
Der Reichspräſident verbrachte die Nacht auf dem Beſitztum
des Reichskommiſſars Langwerth v. Simmern und fuhr am
Mon=
tag vormittag im Auto nach Bingen, Kreuznach und dem
Huns=
rück. In allen Ortſchaften, die er durchfuhr, begrüßten ihn
ju=
belnde Menſchen. Kurz nach 10 Uhr traf Hindenburg in Bingen
ein, wo er von einer begeiſterten Menge empfangen wurde. In
ſeinem Gefolge befanden ſich Oberſtleutnant von Hindenburg,
Staatsſekretär Dr. Meißner und der Reichskommiſſar für die
be=
ſetzten Gebiete, Freiherr Langwerth von Simmern. An der
Hin=
denburgbrücke entbot der Kreisdirektor des Kreiſes Bingen,
Frei=
herr von Gemmingen=Hornberg, dem Reichspräſidenten den erſten
Willkommensgruß Bingens.
Der Reichspräſident dankte herzlich für die Begrüßung.
An=
ſchließend ging die Fahrt nach Bingen weiter. In den
Rhein=
anlagen bereitete die Spalier bildende Menge, die teilweiſe aus
weiter Ferne gekommen war, dem Reichspräſidenten einen
jubeln=
den Empfang.
An der Feſthtlle entbot der Bürgermeiſter von Bingen, Dr.
Stieglitz, dem Reichspräſidenten den Gruß der Stadt und dankte
ihm dafür, daß es ſeinem Wirken gelungen ſei, den deutſchen Rhein
wieder frei zu machen, und dafür, daß er auch der Stadt Bingen
einen Beſuch abſtattet. Er erinnerte an das Treugelöbnis zum
deutſchen Vaterland und brachte ein begeiſtert aufgenommenes
Hoch auf den Reichspräſidenten aus.
Der Reichspräſident dankte für die herzliche Begrüßung. Er
wies dann auf die Mühſal und die Leiden hin, die die Stadt
Bingen und ihre Bürger während der Zeit der Beſetzung zu
er=
dulden hatten und fügte hinzu, der Dank für die Befreiung
ge=
bühre nicht ihm, ſondern den Männern, die die Außenpolitik in
den vergangenen Jahren geführt hätten.
Ueber Kreuzuach durch den Hunsrück.
Hierauf überreichte der Oberbürgermeiſter Hindenburg einen
Pokal edlen Weines. Der Reichspräſident begrüßte dann die
Alt=
veteranen. Er erinnerte daran, daß er bereits während des
Feld=
zuges 1870 als Oberleutnant in Bingen geweilt habe. Die
Auto=
kolonne mit dem Reichspräſidenten fuhr dann langſam durch die
von Menſchen umſäumten und feſtlich geſchmückten Straßen bis zur
Druſus=Brücke der preußiſch=heſſiſchen Grenze. Dort wurde der
Reichspräſident von dem Landrat Müſer als Vertreter der
preu=
ßiſchen Behörden in Empfang genommen und durch die Orte
Münſter, Sarmsheim, Daubenheim nach Bad Kreuznach geleitet,
überall von der Bevölkerung ſtürmiſch begrüßt. In Kreuznach
wurde der Reichspräſident im Kurpark vom Stadtoberhaupt emp=
fangen. Der Reichspräſident ſchritt dann die Front der
Altvete=
ranen ab, die aus dem ganzen Kreiſe Kreuznach erſchienen waren.
Ein Mädchen überreichte Hindenburg einen Strauß Kornblumen.
Gleichzeitig begrüßte Hindenburg das Kind einer Arbeiterfrau,
deſſen Pate er iſt. Der Oberbürgermeiſter kredenzte dem
Reichs=
präſidenten aus einem hiſtoriſchen Pokal Wein, aus dem im Jahre
1870 Kaiſer Wilhelm und Bismarck getrunken hatten.
Hinden=
burg ging dann zum Kurhaus, wo ein Frühſtück ſtattfand. Hieran
ſchloß ſich ein Spaziergang durch den Kurpark.
Nach längerem Aufenhalt ging die Fahrt weiter durch das Tal
des Gräfenbach zur Gräfenbachſchen Villa, wo die Gattin des
Reichspräſidenten während des Krieges gewohnt hatte, als ſich
das Hauptquartier in Kreuznach befand. Die Fahrt ging dann
weiter durch den Hunsrück bis Stromberg, wo der Reichspräfident
vom Bürgermeiſter Mickel empfangen wurden.
Von Stromberg nach Elkville.
Von Stromberg aus, wo Hindenburg als Ehrenbürger
be=
grüßt wurde, ging dann die Rückfahrt durch den Hunsrück über
Wald=Algesheim, Weiler nach Bingerbrück. Ueberall läuteten die
Glocken. Böllerſchüſſe ertönten und ſtets brach die Menge von
neuem in Huldigungsrufe aus, wo ſie den Reichspräſidenten
er=
blickte. In Bingerbrück hatten die Kriegervereine Aufſtellung
ge=
nommen, an denen der Wagen Hindenburgs vorbeifuhr. Ueber
die Nahebrücke ging die Fahrt durch Bingen. Bei Kempten fuhr
der Reichspräſident mit ſeinem Gefolge über die
Hindenburg=
brücke nach Rüdesheim, Geiſenheim und wieder zurück nach
Elt=
ville. Im Laufe des Nachmittags wird der Reichspräſident in
Eltville die Altveteranen begrüßen. Für 17 Uhr iſt ein Empfang
der Krieger= und Militärvereine vorgeſehen. Nach dem
Abend=
eſſen in der Villa des Reichskommiſſars Langwerth v. Simmern
bringen die Geſangvereine dem Reichspräſidenten ein Ständchen,
an das ſich ein großes Feuerwerk anſchließt.
Die Pariſer Preſſe zur Rheinlandfahrk Hindenburgs.
EP. Paris, 21. Juli.
Die Pariſer Blätter bringen eingehende Schilderungen der
Befreiungsfeier in Mainz, ohne redaktionell zu den ausführlich
wiedergegebenen Reden der offiziellen Perſönlichkeiten und
beſon=
ders des Reichspräſidenten Stellung zu nehmen.
Die „Volonté” beklagt es, daß die nationaliſtiſche Preſſe
die Rede des Außenminiſters Curtius in Speyer totſchweige, in
der er von einer Annäherung und Befriedung in Gerechtigkeit
ge=
ſprochen habe. Gleichzeitig veröffentlicht das Blatt einen
Ar=
tikel ſeines Berliner Korreſpondenten, worin erklärt wird, man
könne die republikaniſche Geſinnung Hindenburgs, nicht
anzwei=
feln. Er habe für das republikaniſche Regime mehr getan als
alle für die Weimarer Verfaſſung eintretenden Parteien.
Als ich klein und ein Mainzer Schuljunge war, ergötzten ſich
die Mainzer an der Legende, in Darmſtadt könne man zu jeder
Zeit im Hemd über die Straße gehen. Woraus man erſtlich
ſieht, daß damals die moderne Damenkleidung noch nicht erfunden
war, und zweitens, daß ſich auch eine höchſt ſchätzbare Wahrheit
häßlich formulieren läßt. Denn die Ruhe, die dieſe Legende
meint, die genießen wir in Darmſtadt wirklich. Nicht um den
ſchönſten Trambahn= und Autolärm würde ich meinen
Darm=
ſtädter Nachtſchlaf hergeben, den hohe Bäume durchrauſchen und
klare Gartenluft und in den manchmal der Ruf eines Käuzchens
ſchrillt, der die Nacht noch dunkler, ſtiller und nächtlicher macht.
Der Gebildete weiß natürlich noch einiges mehr von
Darm=
ſtadt.
Er weiß von der Künſtlerkolonie, die der letzte Großherzey
Ernſt=Ludwig aus der Erde ſtampfte und die, mindeſtens als erſte
fürſtliche Geſte zu Gunſten der gewerblichen Neuform, hiſtoriſche
Bedeutung hat.
Er weiß von Georg Büchner, von ſeinem „Heſſiſchen
Land=
boten”, von ſeinem „Danton” und „Wozzek” — großartige
Genie=
funken aus einer Gegend, in der außer ihm nur noch Heinrich
von Kleiſt lebte und Grabbe chaotiſch herumdunkelte.
Er weiß ferner von der Schule der Weisheit und der
ſeigneurialen Philoſophie des Grafen Keyſerling, er weiß von
Kaſimir Edſchmid und ſicherlich auch von Alexander Kochs
„Deutſcher Kunſt und Dekoration”, die Darmſtadts Namen
all=
monatlich bis nach China und Japan trägt.
Von da ab wirds unſicher.
Wiſſen Sie zum Beiſpiel, geehrter deutſcher Mitbürger, daß
Darmſtadt eine der ſchönſten klaſſiziſtiſchen Städte iſt — wobei
Klaſſizismus noch etwas Edles, Menſchliches, Gütiges bedeutet,
weisheitsvolle Türen und Fenſter, wohlerzogene Geſimſe,
lächelnde Loggien, kluge Säulen und philoſophiſche Giebel?
Ganze Straßenzüge mit Wohnhäuſern, Kirchen, Staatsgebäuden
ſind in dieſem Geiſt, dem Geiſte Georg Mollers, der von 1795
bis 1820 hier die große Stadterweiterung durchgeführt hat. Vor
ſeinem Logengebäude, mit Portikus und Sphinxen, denkt nur der
Banauſe nicht an Mozart und ſeine „Zauberflöte‟. Sein
Land=
tagsgebäude, in dem ſich heute noch der heſſiſche
Parlamentaris=
mus vollzieht, hat einen der entzückendſten Sitzungsſäle, die es
gibt.
Wiſſen Sie ferner, daß eben dieſer Geora Moller es war,
der in einem Dachraum des Gaſthofs „Zum Trauben” die
ver=
loren geglaubten Pläne zum Kölner Dom auffand, auf Grund
deren das große Werk fertiggeſtellt werden konnte? Wiſſen Sie,
daß eine Reihe der ſchönſten Jugendgedichte Goethes ſich auf
Tarmſtädter Perſonen und Landſchaften beziehen? Daß ſein
„Felsweihegeſang an Pſyche” den altbeliebten Herrgottsberg
meint? Und daß „Pſyche” die nachmals ſehr konkrete Frau
Superintendentin Herder war? Wiſſen Sie, daß der Erlkönig
in Goethes Ballade ein gebürtiger Darmſtädter Nebelſtreif war
— und der Mond in Matthias Claudius: Gedicht „Der Mond
iſt aufgegangen” kein anderer als der heute noch hier
funktio=
nierende Darmſtädter Mond, der dem ſinnigen Dichter auf dem
Schnampelweg ins Geſicht ſchien?
Wiſſen Sie, daß die Darmſtädter große Kritiker ſind und
daß ſie daher den größten ſchöpferiſchen Kritiker in unſerer Literatur
entſandt haben: den Darmſtädter Kriegsrat Johann Heinrich
Merck, den Jugendfreund Goethes, das Urbild des Mephiſto, der
ſich 1791 nach einem höchſt pittoresken Leben aus der Welt
weg=
ſchoß? Wiſſen Sie, daß Merck der erſte war, der Albrecht Dürer
wieder für die Schätzung der Deutſchen zurückgewann? Und
wiſſen Sie ferner überhaupt, daß Sie, wenn Sie etwas
durch=
dringend Geſcheites, heute noch Blendendes und Aufſtachelndes
leſen wollen, zu Darmſtädter Produkten greifen müſſen — alſo
zum Beiſpiel zu Helfrich Peter Sturzens Abhandlung „gegen
die Todesſtrafe” oder zu ſeinen Reiſeberichten vom Ende des
18. Jahrhunderts, in denen ſich die Geburt des großen deutſchen
Feuilletons vollzieht, und ſchließlich zu Chriſtoph Lichtenbergs
Aphorismen?
Nun ja, von denen haben Sie gehört. Aber die deutſche
Oeffentlichkeit weiß heute noch nicht, trotz des verſchwenderiſchen.
Lobes, das Nietzſche über Lichtenberg ausgegoſſen hat, daß dieſer
in die erſte Reihe der großen europäiſchen Aphoriſten gehört und
ſeinen berühmten franzöſiſchen Kollegen (Bauvenargues,
La=
rochefoucauld. Chamfort) nichts nachgibt. Der Mann war ein
Genie im Sehen, Bemerken, Formulieren. Er hat ſich ſchon vor
150 Jahren Geheimniſſe ins eigene Ohr geflüſtert, von denen
heute erſt die Pſychoanalytiker offen zu reden wagen.
Wiſſen Sie ferner, daß wir hier die Holbeinſche Madonna
haben — beheimatet in einem goldigen Muſeum, in dem Sie
die dreitauſend Bleiſoldaten bewundern können, mit denen
Land=
graf Ludwig IX. ſeine Schlachten ſchlug, einen fürſtlichen Küraß,
burch den eine weltgeſchichtliche Bleikugel flog, ein Himmelbett,
in dem Napoleon beinahe einmal geſchlafen hätte, und
Spiel=
uhren aus dem Schloß, die heute noch die Lieblingsmelodien
unſerer Urgroßmütter zirpen?
Wiſſen Sie, daß Darmſtadt in unſerer Literatur die einzige
Lokal= und Dialekt=Komödie geſtiftet hat, die gemeindeutſche
Bedeutung beſitzt, den genialen „Datterich” des alten Ernſt Elias
Niebergall? Mann und Werk kriegen jetzt gerade ihr Denkmal
den urgemütlichen Niebergall=Brunnen von Well Habicht.
Haben Sie davon gehört, daß unſer Landesmuſeum eine
der ſchönſten Zuſammenfaſſungen mittelrheiniſcher Tafelmalerei
des 15. Jahrhunderrs enthält? Einen herrlichen Stephan
Lochner? Gewichtige Werke von Cranach, Rembrandt, Rubens,
Feuerbach? Zwölf große Böcklins und 80 Handzeichnungen?
Wiſſen Sie, daß wir hier ein über die Maßen aufgeräumtes
potentes Theater haben, eine jener vier oder fünf „
Provinz=
bühnen” des Reiches, die durchaus nicht „Provinz” ſind? Ein
Theater, das unter Hartung, Legal, Ebert nach beträchtlichen
künſtleriſchen Anſprüchen hat arbeiten lernen und lieber vorwitzig
und naſeweis dem Neuen nachjagte, als daß es ſich auf die
Bärenhaut gelegt hätte? Wiſſen Sie, daß die Welt noch lange
auf das Cloroform und auf Liebigs Fleiſchextrakt hätte warten
müſſen, wenn ſich nicht eben der beſagte Liebig, ein echtes
Darm=
ſtädter Kind, bemüßigt geſehen hätte, beides zu erfinden?
Und wiſſen Sie, daß Darmſtadt in einer der herrlichſten
Landſchaften ſteckt, wo Berge und hohe Wälder ragen und vom
Rhein und Main die wundervolle Ebene mit dem Prunk ihrer
Veilchenfarben herandrängt? Daß es das Tor zur Bergſtraße
iſt, zu deren Beſuch um die Zeit der Baumblüte Amerikaner
übers große Waſſer kommen? Und die den früheſten Frühling
in Deutſchland hat?
Was endlich den Geiſt, die Atmoſphäre der Stadt anlangt:
Wiſſen Sie . . . aber nein, das können Sie nicht wiſſen, da Sie
nicht hier wohnen. Der Geiſt, die Atmoſphäre einer Stadt — das
iſt ein Ding, von dem man lebt, das man atmen und von dem
man ſich nähern muß, um es zu kennen. Von dieſem Geiſte
Darmſtadts alſo will ich ſagen, daß er hell, wach, weſtdeutſch,
rheinfränkiſch iſt; ſchlank und elaſtiſch; kritiſch lebendig und doch
ſehr erzogen und formvoll; ſtets in feiner Fühlung mit
Ueber=
lieferung und Humanität und zugleich in der flotteſten Weiſe
aufbruchsbereit, der Gegenwart und der Zukunft hell erſchloſſen.
Die Stadt Darmſtadt hat keinen Bauch und keine blaurote Naſe,
ſie hat keinen Vollbart, keine haſtigen Gebärden und keine gierigen
Finger. Es gibt in ihr nichts Dumpfes und Trübes — ſogar
ihr bauliches Mittelalter hat ſie richtig verdrängt. So laſtet auf
ihrer Fühlung mit der Tradition keinerlei Schwere, ſo fehlt aber
auch ihrer Zeitoffenheit und Gegenwartsfreude jede
parvenü=
hafte Eilfertigkeit, jede ſchwitzende Erfolgshaſcherei. Sie wirkt
wie ein heiterer, reifer, gut ausgewogener Menſch von kräftigem
Leben und ſreiem Denken.
Kla= und deutlich ſehe ich ſie mit dieſem ihrem Charakter in
der hellen, geiſtigen Luft zwiſchen Rhein, Main und Odenwald
ſtehen, eine vornehme, humane Figur im Ring jener weſtlichen
Städte, in denen die beſte deutſche Menſchenform eine Stütze
und eine ewige Zukunft hat.
Sette 4
Dienstag, den 22. Juli 1930
Nummer 201
Todes=Anzeige.
Sonntag nachmittag entſchlief ſanft nach
langem, ſchweren, mit großer Geduld ertragenen
Leiden meine geliebte Frau, unſere treuſorgende
Mutter, Schwiegermutter, Schweſter und Tante
Frau Martha Coenen
geb. Hannemann
im 56. Lebensjahre.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen
Martin Coenen
und Kinder.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 23. Juli,
vormittags /,12 Uhr, auf dem Friedhofe an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt. Es wird höflichſt
gebeten von Beileidsbeſuchen abſehen zu wollen.
Todes=Anzeige.
Nach Gottes unerforſchtem Ratſchluß entſchlief am
Sonntag, den 20 Juli 1930, abends 10 Uhr, plötzlich
und unerwartet meine innigſt geliebte Frau, meine
herzensgute treuſorgende Mutter
Frau Margarete Jené
geb. Kolb
im Alter von 51 Jahren.
In tiefer Trauer:
Theodor Jené
Annemarie Jené.
Darmſtadt, den 21. Juli 1930.
Viktoriaſtraße 92, 2. Stock.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 23. Juli,
nach=
mittags 3 Uhr, vor dem Portale des Waldfriedhofs
aus ſtatt.
(11387
Nach kurzer Krankheit verſchied am
15. Juli unſer lieber, unvergeßlicher
Bruder
Herr
Anhein kienderg
Dipl.=Gartenbauinſpektor
in Raſiatt.
In tiefer Trauer:
Carl Rettberg
Elly Süß, geb. Rettberg
Lina Schüler, geb. Rettberg.
Darmſiadt, Bremen, Buchſchlag,
den 21. Juli 1930.
Todes=Anzeige.
Heute entſchlief nach langem, ſchwerem mit
un=
endlicher Geduld ertragenem Leiden unſere
innigſt=
geliebte, treubeſorgte Mutter, Großmutter, Schweſter,
Tante, Kuſine und Freundin
Frau Eliſe Roß
Bitwe des verſtorbenen Großh. Förſters Georg Albert Roß
in ihrem 66. Lebensjahre.
In tiefer Trauer
Die Kinder.
Darmſtadt, den 20. Juli 1920.
Landskronſtraße 93
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 23. Juli,
nachmittags um 3 Uhr, von der Kapelle des alten
Friedhofs, Niederramſtädterſtraße aus ſtatt. (B11406
Todes=Anzeige.
Sonntag nacht verſchied im 73. Lebensjahre nach
lan gem, ſchweren mit Geduld ertrage em Leiden
unſer lieber Vater, Großvater, Schwiegervater,
Schwager und Onkel
Herr Hermann Marx.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Roßdorf bei Darmſtadt, Frankfurt a. M., Bad
Homburg v. d. H., Wanfried, Gudensberg.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 23. Juli, um
12 Uhr vom Trauerhauſe in Noßdorf, Darmſtädter=
11389
ſtraße 23 ſtatt.
Rachtaf.
Am 16. ds. Mts. verſchied
unerwartet infolge eines
Schlaganfalls im Alter
von 52 Jahren unſer erſter
Sprecher, unſer lieber
Turnbruder
Orabientar Kart Beurr.
Ausgeſtattet mit ſeltener Pflichttreue und
Verant=
wortungsgefühl war der liebe Verſtorbene während
ſeiner 2‟/, jährigen Amtsführung unermüdlich und
in ſelbſtloſeſter Weiſe jederzeit für unſere Belange
tätig. Stets hilfsbereit und entgegenkommend, war
er uns allen ein zielbewußter guter Führer, Freund
und treuer Berater, dem wir Vieles verdanken. Ob
ſeines aufrichtigen Charakters, ſeiner Herzensgüte
und Leutſeligkeit erfreute ſich der Heimgegangene
allgemeiner Wertſchätzung. Er war ein vortreffliches
Vorbild für unſere Jugend. Sein Hinſcheiden
be=
deutet für uns einen unerſetzlichen Verluſt. Sein
Name wird in der Geſchichte der Turngemeinde
unauslöſchlich fortbeſtehen.
Unſerem allzufrüh von uns geſchiedenen
vorzüg=
lichen Führer werden wir für alle Zeit ein ehrendes
Andenken bewahren.
Darmſtadt, den 21. Juli 1930.
(11429
Der Vorſtand
der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Statt beſonderer Anzeige.
Am Samstag, den 19. Juli, um 10 Uhr abends, iſt mein innig
geliebter Mann, mein guter Vater, unſer lieber Schwager
Eduard Seibert
Eiſenbahningenieur i. R.
nach kurzer Krankheit im Alter von 70 Jahren entſchlafen.
In tiefer Trauer:
Magdalene Seibert geb. Laiſe
Dr.—Ing. Otto Seibert.
Darmſtadt, den 21. Juli 1930.
Mathildenſtr. 1.
Die Einäſcherung findet am Dienstag, den 22. Juli, um 3 Uhr
nachmittags, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme,
die zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden,
ſo=
wie für die troſtreichen Worte am Grabe unſeres
allzufrüh EEntſchlafenen
Ludwig Baumann
Schriftſetzer
ſagen wir Allen herzlichen Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Thekla Baumann, geb. Mah
und Söhne.
(11388
Dankſagung.
Herzlichen Dank für die vielen Beweiſe
auf=
richtiger Teilnahme und für die zahlreichen
Kranz= und Blumenſpenden bei dem plötzlichen
Heimgang unſeres lieben Entſchlafenen. Ganz
beſonders danken wir Herrn Pfarrer Erkmann
für die tröſtenden Worte am Grabe, dem
Ge=
meindevorſtand, dem Krieger= u. Militär=Verein,
dem Turnverein und dem Bauernbund für die
Kranzniederlegung.
Todes=Anzeige.
Hierdurch die ſchmerzliche
Mit=
teilung, daß es Gott dem
All=
mächtigen gefallen hat, heute
Sonntag vormittag um ½8 Uhr
nach langem mit Geduld
er=
tragenem Leiden unſeren guten
Sohn, Bruder, Schwager und
Onkel
Adam Harniſchfeger
im Alter von 25 Jahren in ein
beſſeres Jenſeits abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Ludwig Harniſchfeger
Familie Johannes Dieter
Familie Adam Müller.
Waſchenbach, Schneppenhauſen,
den 20, Juli 1930.
Die Beerdigung findet Dienstag,
nachmittags 3 Uhr, ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger
Teilnahme bei dem Heimgange
meiner lieben Frau, unſerer guten
Mutter ſagen wir auf dieſem Wege
herzlichſten Dank. Beſonders danken
wir Herrn Pfarrer Vogel, für die
tröſtenden Worte am Grabe, den
lieben Schweſtern im
Stadtkranken=
haus und allen Aerzten für treue
Pflege und Behandlung aufrichtigen
Dank.
Im Namen aller Angehörigen:
Oankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme bei dem Hinſcheiden unſeres
lieben Vaters
Otto Kunz
ſagen wir unſeren herzlichſten Dank.
Beſonders danken wir Herrn Pfarrer
Buttron. Sickenhofen für ſeine
troſt=
reichen Worte am Grabe und dem
Geſangverein Liederkranz, Hergers=
(11414
hauſen.
Die trauernden
Hinterbliebenen.
Hergershauſen, den 21. Juli 1930.
Peier Aßmus.
Wixhauſen, den 18. Juli 1930.
(11359
Sophie Lanmann und Kinder.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlſcher
Teil=
nahme, ſowie für die zahlreichen
Kranz=
ſpenden bei dem Hinſcheiden unſerer
lieben Entſchlafenen
Frau Katharina Aßmus
geb. Reuling
ſagen wir auf dieſem Wege herzlichen
Dank. Beſonders danken wir Herrn
Pfarrer Köhler für die troſtreichen Worte
am Grabe, Herrn Dr. Buchold II., den
Schweſtern des Marien=Hoſpitals,
ſo=
wie der Kampfgenoſſenſchaft 1893 für
die Kranzniederlegung.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Auguſt Aßmus
Dachdeckermeiſſer
Liebfrauenſtraße 66.
Darmſtadt, den 21. Juli 1930. (11390
Stat Korten.
Für die uns erwieſenen
Aufmerkſam=
keiten anläßlich unſerer ſilbernen Hochzeit
danken wir Allen recht herzlich
J. Oeſtreich und Frau.
Verreise
7. Juli bis 10. Aug.
Dr. B. Günther
Homöopath. Arzt.
(11416b)
Von der Reiſe
Zzurug!
Dentiſt
Walter Becker
Inſelſtraße 23.
Darmſtadt, den 21. Juli 1930.
Toderſtr 7.
werden in einigen Stunden ſchwarz gefärbt werden.
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Kranichſteinerſtr. 28
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und Tafel=Zwieback
Herbſt=Geſellenprüfungen 1930
Darmſtadt.
Anmeldungen für die Prüflinge
aller Innungen und Vereinigungen
des Handwerks, die im Herbſt ausgelernt
haben, von Mittwoch, den 23. bis
Samstag, den 26. Juli 1930, bei
Herrn Weißbindermeiſter Georg Kraus,
Luiſenſtr. 40, im Hofe links, nur in
der Zeit von 12—6 Uhr nachm. Hierſelbſt
wird ſchon am Freitag, den 9. Auguſt,
von 12—18 Uhr, und am Samstag nur
vormittags von 8—13 Uhr Auskunft
er=
teilt und die Anmelde= und Lehrzeugnis=
Formulare ausgegeben.
Die Schloſſer und verwandte Berufe
melden ſich bei ihrer Innung, woſelbſt
auch jede Auskunft erteilt wird und die
erforderlichen Formulare erhältlich ſind.
Die Prüfungsgebühr beträgt 7 Mk.
und iſt mit der Anmeldung ſofort zu
ent=
richten. Ferner iſt noch mitzubringen
der Lehrvertrag und ein ſelbſtgeſchriebener
Lebenslauf (Aktenformat). Spätere
An=
meldungeu können nur unter Zuſchlag
Trauergarderoben der entſtehenden Unkoſten berückſichtigt
(11431
Der Geſellenprüfungsausſchuß des
Ortsgewerbevereins und der
Hand=
werker=Vereinigung Darmſtadt.
Georg Kraus, Vorſitzender.
Reichstagswahl 1930.
Der Reichstag iſt aufgelöſt.
Neu=
wahlen ſind für den 14. September 1930
in Ausſicht genommen. Im Hinblick
hierauf fordere ich alle männlichen und
weiblichen Perſonen, die im. Lauſe dieſes
Jahres das 20. Lebensjahr vollenden
und Reichsangehörige ſind, auf, ſich im
Stadthaus. Zimmer Nr. 17, zur
Wähler=
kartenſammlung anzumelden. Die gleiche
Aufforderung ergeht an diejenigen, die
bei den letzten Wahlen wegen
unter=
laſſener Meldung uſw. in den Liſten
(st11420
fehlten.
Der Oberbürgermeiſter.
Echließung derſtädtiſchen Büros
und Kaſſen.
Aus Anlaß der 600 Jahrfeier der
Stadt Darmſtadt bleiben am Mittwoch,
den 23. Juli 1930 nachmittags die
Kindernähr-, Sänlkafs= Zſtädtiſchen Büros und Kaſſen geſchloſſen.
Außerdem ruht die Arbeit in den
ſtädti=
ſchen Betrieben.
Darmſtadt, den 21. Juli 1930. (st11421
Der oberbürgermeiſter.
Syſtem Keſſko. Herſteller:
Wilhelm Mitze
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Darmſtadt Hügelſtr. 19.
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(I. Mgd. 114021
Nummer 201
Dienstag, den 22. Juli 1930
Seite B
armſtadt, den 22 Jull
wie
Rahmenveranſtaltungen.
Der Not unſerer Zeit entſprechend hatten ſtaatliche Behörden
tuch die ſtudentiſchen Organiſationen den beſtimmten Wunſch,
lauten 1
damit auch das Gewicht gänzlich auf die ſportliche Seite der
Veranſtaltung gelegt wurde, ſo ſollen ein Begrüßungsabend
und ein Gartenfeſt ausländiſche und deutſche Studenten und
die ſonſtigen Gäſte vereinigen. Ferner wird am Samstag, den
2. Auguſt, ein Fackelzug der Darmſtädter Studentenſchaft
ſtatt=
finden, den ſicherlich auch die Darmſtädter Bevölkerung freudig
begrüßen wird. Ein großes Feſtkonzert im
Landes=
theater wird den Gäſten einen Eindruck von deutſcher Muſik
vermitteln und ſicherlich auch aus den Kreiſen der Bürgerſchaft
ſtarken Beſuch finden, zumal das Orcheſter des Heſſiſchen
Landes=
theaters unter Leitung von Dr. Böhm und Prof. Fleſch (Violine)
als Soliſt gewonnen wurde.
Der Vorverkauf der für die Oeffentlichkeit zur Verfügung
ſtehenden Plätze wird in dieſen Tagen beginnen (Vorbeſtellungen
werden einſtweilen in Zimmer 4 der Studentenſchaft
entgegen=
genommen).
Den Auftakt der feierlichen Veranſtaltungen bildet die
aka=
demiſche Begrüßungsfeier am Vormittag des 1. Auguſt, während
am 10. Auguſt abends in der ſtädtiſchen Feſthalle mit der
feier=
lichen Siegerverkündigung die Weltmeiſterſchaften der Studenten
ihr Ende finden werden. Dieſe Siegerfeier, iſt auf vielſeitigen
Wunſch öffentlich. Ein beſonders niedriger Eintrittspreis ſoll
jedem Gelegenheit geben, der Schlußfeier beizuwohnen.
Dem Grafen v. Keyſerling hat der Oberbürgermeiſter
folgen=
den Glückwunſch geſandt: Hochgeehrter Herr Graf! Zu Ihrem 50.
Geburtstag geſtatte ich mir, Ihnen die herzlichſten Glückwünſche
der Stadtverwaltung auszuſprechen. Die Stadt darf ſtolz darauf
ſein, in Ihnen einen Bürger zu beſitzen, deſſen Name in der
ganzen internationalen Kultur= und Geiſteswelt ein ſo hohes
An=
ſehen genießt und der als Führer und geiſtiges Haupt der von
ihm hier begründeten Schule der Weisheit alljährlich eine Ausleſe
geiſtig bedeutender Menſchen um ſich verſammelt. Ich ſpreche die
Hoffnung aus, daß es Ihnen, hochverehrter Herr Graf, beſchieden
ſein möge, noch viele Jahre in voller Geſundheit und Friſche und
mit unverminderter Intenſität und Produktivität den Zielen zu
dienen, die Sie ſich geſetzt haben. Mit ausgezeichneter Hochachtung
bin ich Ihr ergebenſter gez. Mueller, Oberbürgermeiſter.
Reichstagswahl. Die heutige Nummer unſeres Blattes
enthält eine Bekanntmachung des Oberbürgermeiſters über die
demnächſtige Reichstagswahl. Es liegt im Intereſſe aller
männ=
lichen und weiblichen Perſonen, die im Laufe dieſes Jahres das
20. Lebensjahr vollenden und Reichsangehörige ſind, ſowie aller
derjenigen, die bei den letzten Wahlen wegen unterlaſſener
Mel=
dung oder aus einem ſonſtigen Grunde in den Liſten fehlten, ſich
dadurch ihr Wahlrecht zu ſichern, daß ſie ſich ungeſäumt im
Stadt=
haus, Zimmer 17, zur Wählerkartenſammlung anmelden.
Schließung der ſtädtiſchen Büros und Kaſſen. Aus Anlaß
der 600=Jahrfeier der Stadt Darmſtadt bleiben am Mittwoch,
dem 23. Juli 1930, nachmittags, die ſtädtiſchen Büros und Kaſſen
geſchloſſen, außerdem ruht die Arbeit in den ſtädtiſchen Betrieben.
— 80. Geburtstag. Frau Roſine Neuzeit, Rheinſtraße 28,
begeht am 23. d. M. in geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit ihren
80. Geburtstag.
— Volkshochſchule. Unſere Mitglieder erhalten zu der aus
Anlaß der Einweihung des Niebergalldenkmals am „Mittwoch,
dem 23. Juli 1930, im Kleinen Haus des Landestheaters
ſtattfin=
denden Feſtvorſtellung „Datterich” ermäßigte Karten in
unſerer Geſchäftsſtelle, Mathildenplatz 17.
Abſchluß des 8. Kreisfeſtes des A.T. S.B. Als Abſchluß des
Feſtes fand geſtern abend auf dem Feſtplatz ein großes Feuerwerk
ſtatt, das trotz ungünſtiger Witterungsverhältniſſe von einigen
tauſend Perſonen beſucht wurde. Das reich ausgeſtattete
Feuer=
werk endigte mit dem ſtrahlenden Wappenſchild des A. T. S.B.
Herbſt=Geſellenprüfungen. Die Anmeldung findet von
Mitt=
woch, den 23. bis Samstag, den 26. Juli, nur in der Zeit von
12 bis 18 Uhr, bei Herrn Weißbindermeiſter Georg Kraus,
Luiſenſtraße 40, im Hofe, links, ſtatt. Anmeldeformulare können
ſchon am Freitag, den 9. Auguſt, von 12 bis 18 Uhr, und
Sams=
tag, den 10. Auguſt, von vormittags 8 bis 13 Uhr, dortſelbſt
ab=
geholt werden. Wir bitten die Lehrmeiſter und Eltern, die
Lehr=
linge zu veranlaſſen, ſich in dieſer Zeit und in den angegebenen
Stunden anzumelden, da zu ſpät eingehende Anmeldungen nicht
mehr berückſichtigt werden können. (Näheres ſiehe in der Anzeige.)
* Beſuch aus Indien ſprach geſtern in unſerer Redaktion vor.
Es handelt ſich um einen jungen Studenten von der Punjat
Geo=
graphical Aſſociation, Herrn D. P Ray, der ſich auf einer
Aus=
bildungs= und Studienreiſe befindet, die er mit dem Fahrrad
unternimmt und die ihn um die ganze Erde führen ſoll. Der
unternehmungsluſtige Inder iſt am 1. Januar 1929 von Lahore
aufgebrochen und hat bisher — was er durch viele Dokumente,
Zeitungsausſchnitte, Autogramme berühmter Leute beweiſt —
In=
dien, Belutſchiſtan, Perſien, Meſopotamien, Syrien, Paläſtina,
Aegypten, Griechenland, den Balkan, Italien, Schweiz, Frankreich
und Belgien durchkreuzt. Daß Herr Ray acht orientaliſche
Spra=
chen beherrſcht, wollen wir ihm gerne glauben, denn die
Leichtig=
keit, mit der er bei ſeinen intereſſanten Erzählungen das
Fran=
zöſiſche mit dem Engliſchen oder Italieniſchen vertauſcht, zeigte,
daß auch ſein europäiſcher Sprachſchatz nicht gering iſt.
Wanderklub „Falke” 1916, Darmſtadt. Die nächſte
Wan=
derung des „Falken” führt am kommenden Sonntag in den Speſſart.
Nachdem in Aſchaffenburg der Zug verlaſſen iſt, wird zunächſt
mit dem Omnibus bis Straß Beſſenbach gefahren, von wo
als=
dann der Fußmarſch beginnt, welcher durch waldreiche Gegend
über Waldmichelbach nach Weibersbrunn führt. Die hier
vor=
geſehene Raſt ſoll für den Weitermarſh ſtärken, welcher zunächſt
nach Rothenbuch und dann weiter nach dem Endziel Heigenbrücken
führen wird, von wo die Rückfahrt erfolgen ſoll. Wegen
Omnibus=
beſtellung iſt rechtzeitige Anmeldung bei den Führern erforderlich.
(Näheres ſiehe Anzeige.)
— Ausſtellung der Preiſe zum Erbacher Rennen. In den
Schaufenſtern der Firma Juwelier Ludwig Schmidt,
Wilhel=
minenſtraße, ſind zurzeit die Preiſe für die Erbacher Rennen
aus=
geſtellt. Die Ausſtellung dürfte ebenſo ſtarkes Intereſſe erregen
wie die Rennen ſelbſt, bekanntlich die erſten Pferderennen mit
Totaliſatorbetrieb in Heſſen.
Briefkaffen.
Jeder Anfrage iſt die letzie Bezugéquſttung beizufügen. Anonyme Anftagen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
F. Z. Wenden Sie ſich an einen Juwelier.
A. Z. Iſt die Reparatur durch ordnungsmäßigen Gebrauch
not=
wendig geworden, ſo hat Vermieter die Koſten zu tragen. Der
In=
ſtandſetzungszuſchlag ſtellt nur einen Beitrag des Mieters zu den
Repa=
raturkoſten dar. Etwas anderes wäre es, wenn die Reparatur durch
ſchuldvolles Verhalten des Mieters notwendig geworden wäre. Eine
ſolche Neparatur geht ganz zu Laſten des Mieters.
* Der Heſſen=Darmſtädter Volksfeſtverein in New York, der
ſich wiederum auf einer Beſuchsreiſe in der deutſchen Heimat
be=
findet, traf geſtern in Darmſtadt ein. Die Stadtverwaltung
ver=
anſtaltete ihren Gäſten einen ſchönen Empfangsabend im feſtlich
geſchmückten Orangeriehaus. Etwa 65 Deutſch=Amerikaner waren
der Einladung gefolgt, wenn auch in der Mehrzahl mit einer
durch den vorangegangenen Beſuch von Nierſtein und der
Pfung=
ſtädter Brauerei entſchuldigten einſtündigen Verſpätung.
Gegen 9 Uhr ging man zu Tiſch und ließ ſich zu den Klängen
des Stadtorcheſters das einfache, aber ausgezeichnete Mahl
ſchmecken. Den Willkommensgruß der Stadt entbot „den lieben
Landsleuten aus New York” Herr Oberbürgermeiſter Mueller.
Er gab der Freude darüber Ausdruck, daß Darmſtadt gerade in
ſeinem Jubiläumsjahre wieder ſo liebe Gäſte begrüßen könne, die
der Stadt und ihrer Bürgerſchaft mehr ſind als Gäſte, die
liebe Freunde geworden ſind, ſeit vor 17 Jahren Darmſtadt,
im Jahre 1913, zum erſten Male New Yorker Landsleute
begrü=
ßen konnte. Und die Freundſchaft war ſo ſtark und feſt, daß ſie
die ſchwere Belaſtungsprobe des Krieges überſtand. Mit Dank
erinnern wir uns gerne der herzlichen Hilfstätigkeit in der
ſchwerſten Notzeit unſeres Volkes. Diesmal kommen die New
Yorker Gäſte gerade recht zu einem bedeutenden hiſtoriſchen
Er=
eignis, der Befreiung des Rheins, die geſtern
eindrucks=
voll im Beiſein des Herrn Reichspräſidenten gefeiert wurde.
Wenn auch noch immer Notzeit iſt für das deutſche Volk, ſo geht
es doch vorwärts und aufwärts! (Bravo!) Sein Hoch galt den
lieben Deutſch=Amerikaner Freunden.
Namens der Amerikaner=Gäſte dankte in kurzer Anſprache
Herr W. Strauß, der Führer der Geſellſchaftsreiſe, ſchlicht und
herzlich. Er grüßte beſonders den Herrn Oberbürgermeiſter
Mueller, Bürgermeiſter Delp und Frau von Ewald Exz. Erzählte
von dem glänzend verlaufenen Beſuch in Nierſtein und
Pfung=
ſtadt und ſtellte feſt, daß es in Darmſtadt immer am ſchönſten iſt,
was er, nachdem er 5 bis 6 Reiſegeſellſchaften geführt, ſicher
ehr=
lich konſtatieren könne, und ſtellte feſt, daß Darmſtadt ſeine
Frem=
denbeſuchswerbung noch viel intenſiver betreiben müſſe, denn es
habe viel mehr zu zeigen, als manche andere Stadt, die mehr in
Propaganda tue. (!) Mit herzlichem Dank für den ſchönen
Emp=
fang ſchloß der Redner.
Künſtleriſchen Gruß von gutem Niveau bot das Solo=
Quartett des Landestheaters mit mehrfachen, ausgezeichnet
vorgetragenen Geſängen. Im übrigen beſtritt dieſen Teil des
Abends das Stadtorcheſter.
Herr Julius Harres widmete den Gäſten einen poetiſchen
Willkommgruß eigener Dichtung, den er ſelbſt in waſchechtem
Hei=
nerdialekt vortrug und der ſtürmiſch bejübelt wurde.
Im übrigen verlief der Abend, auch in ſeinem offiziellen Teil,
in anregender Unterhaltung, in Erinnerungsaustauſch harmoniſch
und animiert.
Dorfkalender 1931.
Herausgegeben vom Verband der heſſ. landwirtſchaftl.
Genoſſen=
ſchaften in Darmſtadt. 42. 144 S. 0,75 RM.
— Der fünfte Jahrgang des Dorfkalenders erreicht ſeine
Vorgänger an Umfang, übertrifft ſie aber an Reichtum und
Viel=
ſeitigkeit des Inhalts. Mit gewohnter Pünktlichkeit hat er ſich
auch in dieſem Jahre eingeſtellt. Man kann ihm prophezeien, daß
er, zugleich als tüchtiger Wegbereiter des genoſſenſchaftlichen
Ge=
dankens, wiederum 20 000 Menſchen in Dorf und Stadt erfreuen
wird.
An die 30 unterhaltende und belehrende Beiträge mit
ebenſo=
viel Abbildungenwetteifern mit dem ſchönen Druck auf gutem
weißem Papier um die Gunſt des Leſers, der für nur 75 Pf. einen
prächtigen Kalender bekommt. Diesmal ſchmückt ſich der Kalender
mit fünf Reproduktionen nach Gemälden von Heinrich Zernin=
Darmſtadt (geb. 23. November 1868), deſſen Schaffen. Walter
Schweter einige Begleitworte widmet. Unter den Beiträgen
verdienen beſondere Erwähnung: Das heſſiſche Bauernhaus von
Friedrich Maurer: Die Elfenbeinſchnitzerei im Odenwald von
Georg Fröhlich;Bäuerliche Friedhofskunſt im Kreiſe
Büdin=
gen von Bernhard Lade; Allerlei Liebes und Leides vom
deut=
ſchen Bauer von Karl Bader. Mit unterhaltenden Beiträgen
ſind u. a. Robert Schneider (Kopp hoch! Die Weihnachtsgans),
Alfred Bock (Der Backſtein), Ernſt Eimer (Die
Bürgermeiſter=
wahl) vertreten.
Erfreulicherweiſe will der Kalendermann auch bilden; ſo
zählt er 15 Unarten auf, von denen wenigſtens 3 hier
wieder=
gegeben ſeien: 1. Feuchte nicht den Finger an, um Geld zu zählen
oder Blätter umzuſchlagen; am Papier können Krankheitserreger
haften und in deine Mundhöhle gelangen. 3. Der Verkäufer blaſe
nicht ſeine Tüten mit dem Munde auf; er faſſe nicht das
Ein=
wickelpapier mit angefeuchteten Fingern an: Keime aus ſeinem
Munde und ſeinen Fingern können übertragen werden. 12. Huſte
und nieſe keinen anderen an. Benutze ein Taſchentuch, das dir
auch dienlich ſei, wenn du auszuſpucken haſt: der Fußboden iſt kein
Spucknapf.
Zahlreiche Tabellen und Ueberſichten und ein
zwei=
farbig gedrucktes Kalendarium mit Arbeitskalender
Wettervorherſagen nach dem 100jährigen Kalender und
Raum für Notizen ſind in bewährter Brauchbarkeit beibehalten.
Den Druck beſorgte wiederum die L. C. Wittich’ſche
Hofbuchdrucke=
rei in Darmſtadt.
AUSStellUn9 Mathildenhöhe und Kunsthalle
200 Jahre Darmstädter Kunst
Täglich 10 — 18 Uhr.
(10525a
Winke für Frankreichreiſende. Das Franzöſiſche
Verkehrs=
büro in Köln ſchreibt uns: Wer vorhat, eine Reiſe nach
Frank=
reich zu unternehmen, der tut gut daran, ſich vorher über die
Ver=
günſtigungen zu unterrichten, die die franzöſiſchen Bahnen in
vie=
len Fallen gewähren. Einige Beiſpiele mogen hier verzeichnet
ſein: Wenn man eine Rückfahrkarte löſt, ſo verſchafft man
ſich damit eine Fahrpreisermäßigung von 20 bis 25 v. H. Die
Geltungsdauer richtet ſich nach der Kilometerzahl.
Fahrſchein=
hefte, mit denen man die Fahrt beliebig unterbrechen kann,
gelten 60 Tage. Wer mit Familie und Hausangeſtellten reiſt,
kann ſich bei einer Mindeſtzahl von 3 Perſonen große Vorteile
verſchaffen Nur die erſte Perſon zahlt den vollen Tarif, die
zweite erhält ſchon 25 v. H. Ermäßigung, die dritte 50 v. H. und
die vierte und jede weitere 75 v. H. Wenn eine Reiſe von mehr
als 400 Kilometern in Frage kommt, dann werden über dieſe
Sätze hinaus noch weitere erhebliche Ermäßigungen gewährt. Für
Fahrkarten nach verſchiedenen franzöſiſchen Bädern werden
Fahrpreisermäßigungen von 20 bis 30 v. H. zugebilligt. Für
Schulen und Schülergruppen ſowie für Einzelſchüler, die
ſich an Ferienkurſen beteiligen, ſind Beförderungsſcheine zum
hal=
ben Fahrpreis eingeführt. Die gleiche Ermäßigung haben
Fahr=
karten zu beſtimmten großen Veranſtaltungen, wie
Meſſen, Ausſtellungen uſw. Schließlich lohnt es für den, der eine
Reiſe von mehrals1500 Kilometern in Frankreich
unter=
nimmt, ſich einen Ausweis zu verſchaffen, der einen beſtimmten
Betrag koſtet, mit dem er aber das Recht behält, auf allen
Eiſen=
bahnſtationen Frankreichs Fahrkarten zum halben Preis zu
löſen. Kinder bis zu 3 Jahren werden frei, ſolche von 3 bis 7
Jah=
ren zum halben Preis befördert.
— Der nächſte billige Sonderzug des Reiſebüros deutſcher
Zeitungen fährt vom 9. bis 14. Auguſt mitten in das Herz der
Schweizer Alpen, nach Interlaken und zur Jungfrau. Der
Ge=
ſamtfahrpreis beträgt nur 65 Mark hin und zurück einſchließlich
aller Dampferfahrten auf dem Brienzer= und Thunerſee und einer
ganztägigen Rundfahrt mit der Alpenbahn bis an die
Gletſcher=
felder bei der Kleinen Scheidegg. Karten für den D=Zug mit
Speiſewagen müſſen bei der ſtarken Nachfrage ſofort gelöſt
wer=
den im Verkehrsverein Darmſtadt. Ernſt=Ludwigsplatz 5.
Deutſchland führt jährlich neun Zehntel, ſeines Bedarfs an
Wolle aus dem Ausland ein, während es ein Zehntel ſelbſt
er=
zeugt. Trotz dieſen Verhältniſſen befindet ſich die deutſche
Schaf=
zucht in einer ernſten Abſatzkriſe, die nur dadurch etwas gemildert
wird, daß verſchiedene Auslandsſtaaten auf den deutſchen
Woll=
auktionen auch heute noch einen Teil der als beſonders
ſtrapa=
zierfähig bekannten deutſchen Wollen in erſter Linie für die
Herſtellung von Militärtuchen aufkauft. Der Abſatz der deutſchen
Wollen war vor dem Kriege dadurch gewährleiſtet, daß vom Reich
und den Ländern für die Anfertigung von Militärtuchen, ſowie
von Beamtentuchen für Reichsbahn= Poſt=, Zoll= und
Polizei=
beamte den Fabrikanten die Verwendung von mindeſtens 25 %
deutſcher Wolle von AB=Feinheit vorgeſchrieben wurde. Heute
werden für dieſe Tuche ausländiſche Wollen verarbeitet, da
eine Wolle von AA=Feinheit verlangt wird. Eine rühmliche
Aus=
nahme hiervon macht nur Württemberg, das für die
Beklei=
dung ſeiner Schutzpolizei und des Landjägerkorps,
deren ſchmucke Uniform= und Manteltuche bekannt ſind, die
Ver=
wendung von 40—70 % Württemberger Wolle vorſchreibt. In
Baden und Bayern ſind für die Bekleidung der Schutzpolizei
und des Landiägerkorps vor kurzem gleiche Beſtimmungen
getrof=
fen worden. Für dieſe Beamten genügt erfreulicherweiſe alſo auch
heute noch die alterprobte deutſche Tuchqualität. Sollte es nicht
möglich ſein, auch für Reichswehr und Reichsbeamte im verarmten
Deutſchland ein vielleicht etwas weniger feines, dafür aber billie
geres und ſtrapazierfähigeres Tuch unter Verwendung von deute
ſcher Wolle zu beſchaffen, wie dies im reichen Vorkriegsdeutſchland
der Fall war?
In der Wiederholung des luſtigen, ausgelaſſenen Schwankes
„Unter Geſchäftsaufſicht” am Sonntag abend wurde
Gu=
ſtav Bertram wiederum ungewöhnlich gefeiert. In der Tat iſt
ſeine ſchauſpieleriſche Leiſtung als Komiker kaum je in gleicher
Vielſeitigkeit und Wirkſamkeit größer geweſen als in dieſem
Schwank, der ein reines Lachfeuerwerk im Publikum entzündet.
Selten auch wurde ein ſo harmlos luſtiger Schwank geſchrieben,
der, ohne irgendwie Anſtößiges zu ſtreifen, von ſo unglaublicher
Wirkung auf die Lachmuskeln iſt. Man muß Guſtav Bertram
ge=
rade in dieſer Rolle geſehen haben. Der Merſeburger Buchhalter
Haſelhuhn, den das Geſchick nach Berlin verſchlägt und hier in den
Mittelpunkt einer ausgelaſſenen Lebewelt ſtellt, kann keine
komi=
ſchere, wirkſamere Verkörperung finden, als ſie hier gegeben wird.
Guſtav Bertram übertrifft ſich ſelbſt! Dabei vermeidet er taktvoll,
ſich irgendwie aufdringlich in den Vordergrund zu ſtellen. Seine
tolle Laune reißt vielmehr alle Mitſpieler zu gleicher
Ausgelaſſen=
heit hin. So wird dieſer Schwank flott und temperamentvoll
heruntergeſpielt. Viel Text geht in den Lachſalven verloren, aber
das beeinträchtigt die Wirkung nicht, die in dem flotten
Zuſam=
menſpiel, beſonders geführt von Marga Peters,
Tempera=
ment, immer wieder pointiert wird. Soviel wir wiſſen, finden
nur noch ein bis zwei Wiederholungen ſtatt. Niemand, der lachen
will, ſollte ſich „Unter Geſchäftsaufſicht” entgehen laſſen.
Sechſter Verhandlungstag.
Aw. Der Montag, der ſechſte Verhandlungstag der Berufung
der Angeklagten im Wormſer Unruhenprozeß, war ausſchließlich
der Zeugenvernehmung gewidmet. Es wurden zunächſt fünf
Zeu=
gen verhört, die als Kommuniſten an dem Demonſtrationszug am
10. Januar und an der Verſammlung auf dem Markt am 13.
Ja=
nuar teilnahmen. Sie alle haben nichts von einer beſonderen
Er=
regung der Menge bemerkt und nach ihren Ausſagen auch nicht
am Widerſtand gegen die Polizei teilgenommen. Von einem Ruf
Oskar Müllers: Nieder mit der Polizei! hat keiner etwas gehört
auch nicht von der Aufforderung des Hauptmanns Jennewein,
den Marktplatz zu räumen. Auch, daß ein Teil der Menge gegen
die Polizei aggreſſiv vorgegangen ſei, will keiner von dieſen
Zeu=
gen bemerkt haben. Die Vorfälle hatten ſich ſo ſchnell abgeſpielt,
daß man nicht einmal Zeit gehabt hätte, fortzulaufen, daher die
verſchiedenen Ausſagen über die Einzelvorgänge Ueber die
Ver=
eidigung dieſer fünf Zeugen wird Gerichtsbeſchluß gefaßt. Zwei
davon werden vereidigt, den übrigen drei wird der Eid nicht
ah=
genommen, da ſie verdächtig, ſind, an dem Widerſtand gegen die
Polizei teilgenommen zu haben. Das Gericht beſchließt auch über
die Tatſache, ob der Angeklagte Haas austreten darf oder nicht,
denn der Vorſitzende, der die Erlaubnis geben könnte, betrachtet
das Verlangen des Angeklagten als vorſätzliche Störung der
Ver=
handlung. Es wird ihm Notſtand zugebilligt, jedoch werden die
Angeklagten nochmals eindringlich ermahnt, ſich in dieſer
Be=
ziehung zurückzuhalten, um den Verlauf der Verhandlung nicht
zu beeinträchtigen.
Der Kriminalbeamte Fingerle der Wormſer „Polizei ſagt
aus, daß die Beteiligung an dem Demonſtrationszug am 10.
Ja=
nuar ſtärker war als üblich. Vorn war der Zug ruhiger als
hin=
ten und in der Mitte. Er hat das einzige Manuſkript des
De=
monſtrationsverbotes, das Polizeidirektor Klapproth erließ, dem
Angeklagten und damaligen Verſammlungsleiter,
Stadtverordne=
ten Haas, gezeigt und es ſpäter in den Aktenſchrank gelegt, zu
dem nur er und ſein Vorgeſetzter, Oberinſpektor Kreihe, Schlüſſel
hatten. Er weiß nicht, daß das Schriftſtück ſpäter abgeſchrieben
wurde. Als er hörte daß Haas auf das Demonſtrationsverbot
hinwies und ſtatt deſſen eine öffentliche Verſammlung auf dem
Markt ankündigte, machte er den Polizeidirektor Klapproth, dem
er begegnete, auf das anſcheinende Mißverſtändnis aufmerkſam.
Zum Schluß ſtellt die Verteidigung ihre Beweisanträge. Es
ſind darin eine Reihe von Zeugen genannt, die die
Unglaubwür=
digkeit des Polizeidirektors Klapproth bekunden ſollen. Ferner
eine Anzahl Zeugen, die über die Vorgänge auf dem Marktplatz
während und nach der Verſammlung am 13. Januar ausſagen,
ie Unglaubwürdigkeit des Hauptmanns Jennewein und die
Bru=
talität der Wormſer Polizei im allgemeinen bezeugen ſollen.
Dann ſollen noch etliche Zeugen geladen werden zur Aufklärung
über die einzelnen Anklagefälle.
Da der Staatsanwalt ſich ſeine Stellungnahme vorbehält, ſetzt
das Gericht ſeinen Beſchluß über die Beweisanträge vorläufig aus
und vertagt die Verhandlung auf Dienstag vormittag 9 Uhr.
Lokale Veranſtaliungen.
Die Merunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchlleßlich als Hinwelſe auf Anzeigen zu betrachten
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Hausfrauenbund. Am Freitag, den 25. Juli: Aus
flug zur Ludwigshöhe; Bericht über Danzig. Treffpunkt 3½ U.
am Böllenfalltor. Anmeldungen bis Donnerstag in der Geſchäft
ſtelle.
—Saalbau=Garten. Mittwoch, 23. Juli 1930, an
läßlich der 600=Jahrfeier der Stadt Darmſtadt, großes Jubi
läumskonzert. Illumination, bengaliſche Beleuchtung, ver
ſtärktes Orcheſter. Leitung: Kapellmeiſter Schlupp. Eintr=
25 Pf. (Siehe morgiges Inſerat.)
— Wiener Kronenbräukeller. Heute Dienstag,
Uhr. „Heinerabend am großen Woog”. Orcheſter ehemaliger Mil
tärmuſiker unter Leitung von Matthias Weber. Wo ſich Heine
blut mit kölniſch miſcht, ſprudelts. Gerade dieſer Abend biete
den Beſuchern Freude und Erholung. (Siehe Anzeige.)
Tageskalender für Dienstag, den 22. Juli 1930.
Konzerte: Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz,
Herrn=
gartenkaffee, Sportplatz=Reſtaurant. — Wiener
Kronen=
bräukeller, 20 Uhr: Heinerabend am Großen Woog.
Kinovorſtellungen; Union=Theater, Helia=Lichtſpiele,
Palaſt=Lichtſpiele.
Seite,6
Dienstag, den 22. Juki 1930
Nunmer 22/H
Aus Heſſen.
Kümmerliches Wachskum der Rüben
wird oft durch ſtarkes Auftreten der Rübennematode verurſacht.
Näheres über ihre Lebensweiſe und Bekämpfung enthält das
Flugblatt Nr. 11. Die Haferriſpen werden in dieſer „Jahreszeit
von Larven der Fritfliege beſchädigt. Ausführliches darüber
fin=
det man im Flugblatt Nr 9. In Bienenſtöcken achte man auf die
Faulbrut (Flugblatt Nr. 47) und Noſemaſeuche (Flugblatt Nr. 85).
Genaue Vorſchriften über die Zubereitung von Spritzbrühen gegen
Pilzkrankheiten im Obſt= und Gartenbau findet man im
Flug=
blatt Nr. 74. Rötliche Verfärbung der Rebblätter kann durch den
Roten Brenner (Flugblatt Nr. 87) verurſacht ſein.
Bekämpfungs=
arbeiten gegen Weinbauſchädlinge und =krankheiten ſind im
Flug=
blatt Nr. 88: „Spritz= und Stäubekalender” in zeitlicher
Reihen=
folge kurz geſchildert. Näheres über die Lebensweiſe und
Be=
kämpfung des Apfelblattſaugers bringt, das Flugblatt Nr. 90.
Das Merkblatt Nr. 4 enthält ein Verzeichnis der amtlichen
Pflan=
zenſchutzſtellen, die Auskunft über Pflanzenkrankheiten und =
ſchäd=
linge erteilen. Im Merkblatt Nr. 5 iſt der Koloradokäfer farbig
dargeſtellt und ſeine Lebensweiſe beſchrieben. Die vom Deutſchen
Pflanzenſchutzdienſt erprobten Präparate ſind in den Merkblättern
Nr. 7: Mittel für Saatgutbeizung und Nr. 8: Mittel gegen
Pflanzenkrankheiten, Schädlinge und Unkräuter, zuſammengeſtellt.
Preis der Flug= und Merkblätter, je Nummer 5 Rpf. portofrei.
Bezug durch die Heſſ. Hauptſtelle für Pflanzenſchutz in Gießen,
Poſtſcheckonto Frankfurt a. M. Nr. 37 259.
Achkung! Kornkäfer!
Zur Durchführung von laufenden Unterſuchungen über den
als argen Getreide= und Speicherſchädling bekannten Kornkäfer
(Schwarzer Kornwurm, Kornkrebs) Calandra granaria, benötigt
das Laboratorium für Vorrats= und Speicherſchädlinge der
Bio=
logiſchen Reichsanſtalt, größere Mengen von Kornkäfern, um
deren Einſendung gebeten wird.
Anſchrift: Biologiſche Reichsanſtalt für Land= und
Forſtwirt=
ſchaft, Berlin=Dahlem, Königin=Luiſe=Straße 19.
Cp. Pfungſtadt 21. Juli. Hohes Alter. Zimmermann Michael
Wambold in der Sackgaſſe kann zu Beginn der Woche ſeinen 80.
Ge=
burtätag begehen.
4a. Wolfskehlen, 21. Juli. Beigeordnetenwahl. Bei der
am Sonntag vorgenommenen Beigeordnetenwahl betrug die
Wahlbetei=
ligung ungefähr 86 Prozent. Als Kandidaten ſtanden ſich als Vertreter
des Bürgertums der ſeitherige Beigeordnete Johann Dreeſen und als
Vertreter der Arbeiterſchaft Gemeinderat Otto Müller gegenüber. Von
735 abgegebenen Stimmen, von denen 11 ungültig waren, vereinigte der
ſeitheirige Beigeordnete Dreeſen 445 Stimmen auf ſeine Perſon,
wäh=
rend der Gegenkandidat Müller 279 Stimmen erhielt. Damit iſt
Bei=
geordneter Dreeſen mit großer Mehrheit wiedergewählt.
4k. Nieder=Ramſtadt, 21. Juli. Turnverein. Am kommenden
Sonntag veranſtaltet der Turnverein aus Anlaß ſeines 45jährigen
Be=
ſtehens in den Wirtſchaftsräumen des Gaſthauſes „Zur Poſt” (Breidert)
ein Jubiläumsfeſt. Von einer großen Feſtlichkeit wurde in Anbetracht
der wirtſchaftlichen Notlage Abſtand genommen. Das Feſtprogramm
umfaßt turneriſche und ſportliche Aufführungen, Spiele, Geſänge und
anderes mehr. Der Jubelverein darf der Teilnahme der ganzen
Ein=
wohnerſchaft verſichert ſein.
Bk. Groß=Zimmern, 21. Juli. Sportplatzeinweihung
des Turnvereins 1863 Groß=Zimmern. Bei überraſchend
günſtiger Witterung veranſtaltete der Turnverein 1863 ſeine Platzweihe.
Ein eindrucksvoller Werbeumzug durch die Ortsſtraßen unter
Voran=
tritt der eigenen Muſikkapelle gab dem Auftakt ein würdiges Gepräge.
Nicht unweſentlich trugen die Mannſchaften, die ſich zu Werbeſpielen
befreit erklärt hatten, bei, und zwar je die 1. Mannſchaft von
Beſſun=
gen, Gundernhauſen, Heppenheim und Pfungſtadt. In kurzen, aber
ein=
drucksvollen Worten verſtand es der 1. Vorſitzende des Vereins, Herr
Bahninſpektor Göbel, bei ſeiner Begrüßungsanſprache auf die
Urge=
ſchichte des Platzes und nicht zuletzt auch auf die ſportliche Entwickelung
der Deutſchen Turnerſchaft hinzuweiſen. Nicht unerwähnt, was ganz
beſonders hervorgehoben werden mußte, war die Anerkennung den
alten Turnern des Vereins gegenüber, die er der Vereinsjugend als
Muſter ganz beſonders empfahl. Die anſchließenden Werbeſpiele
brach=
ten folgende Ergebniſſe: 1. Gundernhauſen — 2. Groß=Zimmern 6:3=
1. Pfungſtadt — 1. Heppenheim 7:2: 1. Groß=Zimmern — 1. Turngeſ.
Beſſungen 7:2. Als Glanzpunkt des Tages dürfte letzteres Spiel
be=
trachtet werden. Mit zähem Eifer kämpften beide Mannſchaften um
den Sieg und trennten ſich nach Schlußpfiff des ſehr guten Unbarteiſchen
mit obigem Reſultat. Zahlreiche Zuſchauer wußten durch großes
Bei=
fallklatſchen die Leiſtungen der einzelnen Spieler beiderſeits zu
wür=
digen.
* Ueberau, 21. Juli. Infolge des langanhaltenden Regenwetters
haben ſich die diesjährigen Erntearbeiten beträchtlich hinausgezogen.
Doch ſcheint ſich die Regenperiode durch ſonniges Wetter zum Vorteil
der bereits ſehr mißgeſtimmten Landwirte zu ändern. Allerdings dürfte
der Regen doch ſchon manchen Schaden durch Auswachſen der Frucht
verurſacht haben. So erwünſcht zwar die Feuchtigkeit für die
Hack=
früchte und die Futterkräuter geweſen, um ſo mehr ſehnt ſich der
Land=
wirt nunmehr nach einem günſtigen Erntewetter, um den Ernteſegen,
der dieſes Jahr weniger günſtig auszufallen ſcheint, unter Dach und
Fach zu bringen.
N. Nieder=Kainsbach, 21 Juli. Bei der geſtrigen
Bürger=
meiſterwahl wurde der ſeitherige Bürgermeiſter, Herr Leonhard
Giegerich 2., mit 199 Stimmen wiedergewählt, während ſein
Gegenkandidat, Herr Leonhard Ripper, Landwirt, 134 Stimmen
erhielt.
Br. Seckmauern, 21. Juli. Das Lieferauto der Fa. Keller aus
Miltenberg, das eine Ladung Eis hatte, kam an der heſſebatzer. Grenze
von der Straße ab in den Bach. Der Fahrer ſowie der Beifahrer fielen
in das Waſſer, während ſich der Wagen in den Bachgraben legte. Mit
Hilfe der Einwohnerſchaft gelang es, das Auto unbeſchädigt wieder auf
die Straße zu befördern.
P. Rüffelsheim, 21. Juli, Großfeuer in einem
Rüſſels=
heimer Sägewerk. Heute früh kurz nach 4 Uhr meldete die
ſtädtiſche Alarmſirene Großfeuer. In dem unmittelbar an die
Bahn=
linie grenzenden Sägewerk und Lagerplatz der Holzfirma Bärſch u.
Jung war, von dem Sägewerk ausgehend, ein Brand ausgebrochen, der
ſich ſchnell auf die großen Holzvorräte der Umgebung verbreitete. Die
ſtändige Feuerwache der Obelwerke erſchien mit ihren Motorſpritzen
ſchon nach wenigen Minuten auf der Brandſtätte. Später erſchienen
mit ihrem geſamten Löſchmaterial die Freiwilligen Feuerwehren der
Stadt Rüſſelsheim und der Opelwerke ſowie die Pflichtfeuerwehr. Mit
10 Schlauchlinien griffen die Wehren den ausgedehnten Brandherd, aus
dem mächtige Flammen emporloderten, an. Die Löſcharbeiten wurden
durch mehrere Exploſionen von Rohöl, das ſich in den Maſchinenräumen
befand, behindert. Durch das Flammenmeer war auf längere Zeit der
Eiſenbahnverkehr behindert, und die Züge erlitten Verſpätungen. Durch
die Hitze der Flammen, welche bis zum Bahnkörper loderten, gerieten
die Telegraphenmaſten der Bahnlinie in Brand. Die Leitungsdrähte
ſchmolzen und die oberirdiſche Telegraphenfernleitung der Reichsbahn,
u. a. die Linie Trier-Berlin, wurde unterbrochen. Nach mehr als
einſtündiger Arbeit gelang es den Feuerwehren, den Rieſenbrand zu
lokaliſieren und Holzvorräte von hohem Werte zu retten. Durch die
Flammen vernichtet wurden das Sägewerk mit ſämtlichen Maſchinen,
das Maſchinenhaus mit den Rohölmotoren ſowie erhebliche Vorräte
von Nutzholz aller Art. Der Brandſchaden wird vorläufig auf etwa
300 000 Mark geſchätzt. Er iſt durch Verſicherung gedeckt. Ueber die
Urſache des Brandes iſt nichts bekannt geworden. Ein Feuerwehrmann
erlitt Brandwunden am rechten Arm und mußte durch die auf dem
Brandplatze erſchienene Sanitätskolonne der Opelwerke in erſte
Heil=
behandlung genommen werden.
Landesfeuerwehrtag in Dieburg.
x. Dieburg, 21. Juli. Der 26. Landesfeuerwehrtag im
Volks=
ſtaate Heſſen wurde in den Tagen des 19.— 21. Juli in der
Kreis=
ſtadt Dieburg zugleich mit dem 60jährigen Jubiläum der hieſigen
Freiwilligen Feuerwehr begangen. Aus allen Teilen des Landes
erſchienen die Delegierten oder auch die Wehren der Orte. Zur
Unterbringung der zahlreichen Gäſte hatte der rührige Verkehrs=
und Verſchönerungsverein von Dieburg die beſten Vorbereitungen
getroffen, ſodaß alle zufrieden geſtellt werden konnten. Die Stadt
hatte wieder ihr Feſtgewand angelegt wie vor drei Wochen beim
Odenwaldklubfeſt. Am Samstag morgen wurde die in der Nähe
des Schloßgartens untergebrachte Ausſtellung von
Feuerlöſch=
geräten eröffnet. Die Dieburger Feuerwehr nahm geſchloſſen
daran teil vom hieſigen Kreisamt, der Dezernent. Herr
Regie=
rungsrat Walter, ferner die Delegierten und der Landesausſchuß
der Freiwilligen Feuerwehren. Zur Eröffnung fand Herr
Bür=
germeiſter Wick treffende Worte, worauf der erſte Kommandant
Didne eint Gaeleui e rers eche Se
Meyer=Hagen, J. G. Lieb Söhne Blaubeuren, Friedr Krupp,
Germania=Werft, Kiel, Hanomag=Hannover, Zieglerwerke,
Gien=
gen. Gothania=Werke, Karl Metz=Karlsruhe. Wintrich u. Co.,
Bensheim. Siemens u. Halske, Berlin dieſe mit einer zentralen
Feuermeldeſtelle. Die Ausſtellung, die hier nur ganz kurz geſtreift
werden kann, enthält überaus viel wertvolles, ſehenswertes
Ma=
terial, das eine längere Beſichtigung verdiente. Am Samstag
nachmittag hielt im Mainzer Hof der Landesfeuerwehrtag ſeine
Sitzung, nachdem am Vormittag eine ſolche gemeinſam mit den
Vorſitzenden der Kreisverbände vorausgegangen war, in der die
endgültige Beſchlußfaſſung über das Grundgeſetz erfolgte. Die
Tagesordnung der Nachmittagsſitzung war ſtreng ſachlich. Einige
Kreisämter und die Heſſiſche Regierung, waren dabei vertreten.
Als Tagungsort, für den Landesfeuerwehrtag 1933 wurde
Schotten beſtimmt. Der Samstagabend vereinigte die hieſige
Freiwillige Feuerwehr mit ihren Gäſten zu einem
Begrüßungs=
kommers in der Feſthalle im Schloßgarten, wohin ein Fackelzug
die Teilnehmer führte. Die neuhergerichtete Halle war von der
Firma Schlegel Darmſtadt, originell dekoriert; bis auf den
letz=
ten Platz war ſie beſetzt. Die Vereine und die Bevölkerung der
Stadt nahmen an dem Feſtabend teil. Umrahmt war er von den
Vorträgen, der durch Darmſtädter Muſiker verſtärkten Kapelle
Wohlfahrt, deren Klänge die mächtige Halle füllten. Weſentlich
ſchwieriger hatten es die Redner, die mit der ſchlechten Akuſtik des
Raumes und der herrſchenden Unruhe einen ſchweren Kampf
füh=
ren mußten. Der Kommandant der Dieburger Freiw. Feuerwehr,
Herr Sambach begrüßte die vielen Gäſte und die Vertreter der
Behörden. Für die Stadt Dieburg ſprach deren Bürgermeiſter,
Herr Wick, die herzliche Freude aus, den Landesfeuerwehrtag in
Dieburg zu haben: der Verkehrs= und Verſchönerungsverein ließ
durch ſeinen Vorſitzenden, Herrn Notar Lüft, die Feſtgäſte
begrü=
ßen, Herr Regierungsrat Walter ſprach im Auftrag des Miniſters
des Innern, als Vertreter des Roten Kreuzes, der
Brandverſiche=
rungskammer und der Kreisverwaltung: Herr, Bauinſpektor
Knaup, der Vorſitzende des Landesverbandes der Freiwilligen
Feuerwehren, dankte der Stadt für den Empfang, Herr Nuß=
Offenbach vertrat die Provinzialverwaltung Starkenburg und den
Kreisverband Offenbach bei dem Feſt. Dem feſtgebenden Verein
wurde von allen Rednern herzliche Glückwünſche zu ſeinem 60
jäh=
rigen Jubiläum zuteil. Die Dieburger Geſangvereine,
Männer=
geſangverein, Sängerluſt und Freie Sängervereinigung trugen
durch den Vortrag ihrer Chöre viel zur Verſchönerung des Abends
bei. Die Turngemeinde Dieburg zeigte ihre Muſterriege in
aus=
gezeichneten Hantelübungen, der Turnverein 1863 brachte eine
farbige Note ins Programm mit ſeinem elektr. Keulenſchwingen:
auch der Sportklub Haſſia 1913 fehlte nicht.
Die Nacht war nur kurz, da die Heulſirene ſchon um 5 Uhr
weckte. Nun trafen aus allen Teilen, des Landes immer und
immer wieder Wehren ein, ſodaß vielleicht 6000 Gäſte am
Sonn=
tag in die Stadt kamen. Am Morgen erfolgte auf dem Marktplatz
bei ſchönſtem Wetter durch Herrn Regierungsrat Walter, der ſelbſt
geſtern das ſilberne Kreuz des Verbandes erhalten hatte die
Verleihung der ſtaatlichen Ehrenzeichen für 25= und 40jährige
Mitgliedſchaft an die Feuerwehren des Kreiſes Dieburg. Daran
ſchloß ſich eine Uebung der Dieburger, Freiwilligen Feuerwehr
unter dem Kommando des Herrn Sambach, der dann ein
Brand=
angriff folgte, der bei künſtlicher Rauchentwicklung, unter
Teil=
nahme der Sanitätskolonne, ein lebhaft bewegtes Bild, einer
Brandkataſtrophe bot. Nach der Mittagspauſe ſtellte ſich der
Feſt=
zug auf, der, belebt durch eine große Anzahl Muſikkapellen, von
der Beoölkerung freudig begrüßt, durch die feſtlich geſchmückten
Straßen hinaus zum Schloßgarten führte, wo ſich alle Teilnehmer
auf dem ausgedehnten Feſtplatz zuſammenfanden. Hier gab Herr
Kreisfeuerwehrinſpektor Rödler noch Auszeichnungen an
Feuer=
wehrleute bekannt. Dann folgte, gemütliches Zuſammenſein bei
einem Trunk, bei Tanz oder den Beluſtigungen des Volksfeſtes,
die beſonders reichhaltig aufgefahren waren, oder man beſichtigte
die Ausſtellung der Feuerlöſchgeräte, deren Spritzen unermüdlch
rieſige Waſſermengen ſchleuderten. Mit den Nachmittags= und
Abendzügen oder Laſtautos verließen, die Teilnehmer aus dem
näheren und weiteren Lande, die ſichtlich befriedigt ſchienen, die
Feſtſtadt. Dieburg und ſeine wackere Freiwillige Feuerwehr konnte
dank dem günſtigen Wetter auf ein wohlgelungenes Feſt
zurück=
ſchauen und ſich am Abend noch einen frohen Ball in der Feſthalle
gönnen. Der Montag brachte morgens Konzert mit Frühſchoppen
auf dem Feſtplatz, am Nachmittag die Fortſetzung des Volksfeſtes.
Vom (ulbacher Maxkt.
b. Erbach, 21. Juli.
Trotz der Wirtſchaftsnot der Gegenwart und dem Wandel der
Anſchauungen über Vergnügen und Kurzweil hat ſich auch in dieſem
Jahre gezeigt, daß der Eulbacher Markt ein Volksfeſt iſt, das, von der
ganzen Odenwälder Bevölkerung getragen, unbedingt Beſtand haben
wird, eine Tatſache, die das Feſt über das Nibeau eines Jahrmarktes
oder einer ſonſtigen Schaumeſſe weit hinaushebt. Schon am Samstag
hatten die fahrplanmäßigen und Sonderzüge große Menſchenmengen
aus den umliegenden größeren Städten gebracht. Am Sonntag war
beſonders der Kraftverkehr ein überwältigender. Omnibuſſe aus
allen Gegenden Heſſens, Autos und Motorräder in einer Zahl, wie
man ſie nur im Jahre 1924 anläßlich des großen Feſtzuges zu
verzeich=
nen hatte, gaben dem Beſucher ſchon kund, daß in Erbach „was los iſt”
Im ſtädtiſchen Sport= und Erholungspark hat Erbach tatſächlich einen
Feſtplatz, der in ſeiner derzeitigen Form weit und breit ſeinesgleichen
ſucht. Eine Zeltſtadt von großem Ausmaß empfängt den Beſucher.
Frohbewegtes Treiben, Stimmung, allen Gegenwartsnöten zum Trotz.
Der Odenwälder läßt ſich ſein Volksfeſt nicht nehmen, getreu dem
Wahl=
ſpruch des Gründers des Eulbacher Marktes, des hochſeligen Grafen
Franz zu Erbach, der den Markt in ſchwerſter Zeit, in der unſer
Vater=
land gleich heute ſchwer darniederlag, ſchuf, um ſeinen Untertanen
eine Freude zu bereiten‟. Groß iſt auch in dieſem Jahre die Zahl der
Verkaufsbuden. Hier wird es bei verſchiedenen Geſchäften
Enttäuſchun=
gen ob der erzielten Erfolge geben — Zeiterſcheinung! Auch die
Fahr=
geſchäfte ſind etwas reichlich — oder ſagen wir lieber einſeitig vertreten.
Bombenerfolg erzielt offenſichtlich die große Selbſtfahrbahn Haaſe=
Han=
nover, die den Betrieb kaum bewältigen kann. Bald hat das Publikum
heraus, in welcher Schaubude was geboten wird und wo Krampf iſt.
Groß iſt die Freude der Kleinen ob der fröhlichen Kaſper Hildebrands,
die von deſſen Sohn ebenſo geſchickt dirigiert werden, wie früher von
dem Vater, der ja allen Erbachern eine bekannte Geſtalt geworden. Man
kann ſich den Wieſenmarkt ohne ſeine Schnurren nicht mehr gut denken.
Das Ganze ſich aneinanderreihend, gibt ein Bild und eine Abwechſlung.
die den Beſucher immer wieder zum Rundgang anreizt. Mit dem
Um=
ſatz nicht zufrieden werden die Inhaber der Bierzelte ſein. Das kühle
Wetter hat ihnen ins Geſchäft gepfuſcht. In der Stadt haben
ſämt=
liche Geſchäfte gut zu tun — wenn die Umſätze auch hier an die der
Vorjahre nicht heranreichen werden, ſo wird man doch zufrieden ſein
müſſen. Eine Kritik, die wir bereits im vorigen Jahre gaben, hat auch
in dieſem Jahre Berechtigung. Der Aufforderung der
Stadtverwal=
tung, „Fahnen heraus” und „Erbacher ſchmückt eure Häuſer” war man
kaum gefolgt. Hier wird ſich eben die Stadt in der Folge dazu
beque=
men müſſen, zur Aufforderung das nötige Grün aus ihren Waldungen
zu liefern, was ohne Opfer möglich ſein wird. Der Charakter des
Feſtes als Volksfeſt wäre in einer umfangreichen Schmückung beſſer
gezelgt. Abſchließend muß man jedoch feſtſtellen, daß ſich der diesjährige
Eulbacher Markt würdig an die Reihe ſeiner Vorfahren anreiht.
Ver=
anſtalter und Publikum können zufrieden ſein!. Der heutige Montag
iſt den landwirtſchaftlichen Schaufahren und Rennen vorbehalten.
Wie uns noch mitgeteilt wird, haben die öffentlichen Rennen der
Oberſten Nennleitung nicht gehoffte Meldungen gebracht. Sämtliche
Läufe ſind überbeſetzt. Die Bedeutung, die man den Rennen in Berlin
ſchon heute beimißt, kommt in der Tatſache zum Ausdruck, daß der
Leiter für Halbblutrennen der oberſten Rennbehörde, Graf von
Schmei=
tow, am P. Juli d. J. in Erbach anweſend ſein wird.
15. Odenwälder Reikerfeſt in Erbach i. Odw.
Die Rennen der Landwirtſchaft, als deren Veranſtalter das
Eul=
bacher Marktkomitee verantwortlich zeichnet, haben auch in dieſem Jahre
ſowohl in bezug auf ihre Werbekraft für den Beſuch des Eulbacher
Marktes als auch auf den gebotenen Pferdeſport die in ſie geſetzten
Er=
wartungen voll und ganz erfüllt. Prächtiges Sommerwetter gab dem
größten Peſſimiſten, der die Rennen vor einigen Tagen ſchon am Wetter
geſcheitert ſah, Unrecht. Die Tribünen waren bis auf den letzten Platz
beſetzt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Stehplätze waren gleich
viel Menſchen. Ueber 6000 Perſonen ſah man als Zuſchauer der
groß=
zügig aufgezogenen Veranſtaltung. Prächtiges Pferdematerial brachten
unſere Odenwälder Landwirte, ſowohl im Schaufahren als auch beim
Reiten. Verwachſen ſind die Bauernſöhne mit ihren treuen Gehilfen.
Im Schaufahren fand bei den Einſpännern das Geſpann Seiner
Er=
laucht des Grafen Konrad, das außer Konkurreaz ſich beteiligte,
allge=
meine Bewunderung. Das gleiche gilt bei den Zweiſpännern für das
Gefährt Seiner Erlaucht des Erbgrafen Alexander zu Erbach. Die
Nennung dieſer Namen, ſoll jedoch die Leiſtungen unſerer
Landwirt=
ſchaft unter keinen Umſtänden beeinträchtigen. Flott gingen in den
Trab= und Galoppreiten die einzelnen Geläufe über die im beſten
Zu=
ſtand ſich befindliche, einzige Pferdebahn Heſſens. In den einzelnen
Konkurrenzen waren Warm= und Kaltblüter jeweils getrennt. Den
Höhepunkt der Rennen bildete das Galoppreiten für heſſiſchen
Wagen=
ſchlag der Warmblüter, in dem die Tjährige Rapp=Stute „Irma” des
Landwirts Georg Helm=Airlenbach, von Hans Helm geſteuert, in
über=
legener Form als Siegerin hervorging. Bei dieſem Rennen ereignete
ſich ein Sturz, der jedoch, wie wir erfahren, für Reiter und Pferd ohne
ernſtliche Folgen blieb. Prächtige Figuren ſah man auch bei den
Jagd=
ſpringen der Kalt= und Warmblüter, die auf dem Hauptkampffeld
ſtatt=
fanden. Viel Anklang fand auch das hier erſtmals gezeigte
Gewand=
heitsreiten (Schirmrennen). Das Eulbacher Marktkomitee, das die
um=
fangreiche Veranſtaltung in gewohnter Weiſe muſterhaft organiſiert
hatte, darf man auch in dieſem Jahr zu ſeinem ſichtlichen Erfolge
be=
glückwünſchen. Die ländwirtſchaftlichen Rennen dieſes Jahres haben
denjenigen der kommenden Jahre ihren Beſtand geſichert. Anſchließend
geben, wir die Reſultate bekannt:
1. Geſpannprüfung. 2) Einſpänner: 1. Preis (außer
Kon=
kurrenz); S. E. Graf Konrad zu Erbach=Erbach; 1. Preis: Georg
Kredel. Elsbach i, D.: 2. Preis und Sonderpreis: Georg Weber,
Bran=
dau; 2. Preis: Philipp Hotz, Gammelsbach: 4. Preis: Leonh. Heiſt,
Langen=Brombach i. D.: 5. Preis: Gg. Löw Wtw., Langen=
Brom=
bach i. O. b) Zweiſpänner: k. Preis (außer Konkurrenz); S. E.
Erbgraf Alexander zu Erbach=Erbach: 1. Preis: Georg Kredel, Elsbach;
2. Preis: Georg Friedrich Kumpf, Erbach i. O.; 3. und Sonderpreis:
K. Meiſinger, Kirch=Brombach; 4. Preis: Leonh. Heiſt, Langen=
Brom=
bach.
2. Trabreiten für heſſiſchen Arbeitsſchlag (Kaltblüter): 1. Preis:
Phil. Hotz, Gammelsbach i. O.: 2 Preis: Geora Trautmann, Hetzbach
i D.: 3. Preis: Gg. Brunner, Stockheim; 4. Preis: Aug. Wilhelm,
Beerfelden i. H.
3. Trabreiten für heffiſchen Wagenſchlag (Warmblüter): 1. Preis:
Adam Bär 2., Langen=Brombach i. O.; 2. Preis: Gg. Friedrich Kumpf.
Erbach i. O.; 3. Preis: Philipp Hotz, Gammelsbach: 4. Preis: Georg
Kredel, Elsbach i. D.: 5. Preis: Adam Bär 2. Langen=Brombach i O.;
6. Preis: Gg. Löw Wtw., Langen=Brombach i. O.; 7. Preis: Adam
Altendorf. Rimbach i. O.
4. Gewandheitsreiten. a) Schirmrennen: 1. Preis: Otto
Hotz, Gammelsbach; 2. Preis: Gg. Trautmann Hetzbach i. O.; 3. Preis:
Gg. Kredel, Langen=Brombach; 4. Preis: Auguſt Wilhelm,
Beerfel=
den i. O.
5. Galoppreiten für hefſiſchen Wagenſchlag (Warmblüter). a Erſter
Lauf: 1. Preis: Gg. Helm, Airlenbach; 2. Preis: Adam Altendorf,
Rimbach; 3. Preis: Wilh. Siefert 3., Airlenbach; 4. Preis: Adam
Stei=
ger. Langen=Brombach i. D. b) Zweiter Lauf: 1. Preis: Georg
Kredel, Elsbach: 2. Preis: Hch. Eidenmüller, Lengfeld; 3. Preis: Hch.
Trumpfheller, Würzberg: 4. Preis: Gg. Friedr. Kumpf, Erbach.
6. Jagdſpringen, a)für Kaltblüter: 1. Preis: Johann Adam
Siefert 2., Airlenbach; 2. Preis: Wilhelm Kredel, Langen=Brombach;
3. Preis: Georg Meiſinger, Langen=Brombach; 4. Preis: Adam Pfeiffer,
Langen=Bromhach. h) für Warmblüter: 1. Preis: Hch.
Eiden=
müller, Legfeld: 2. Preis: Karl Müller, Lengfeld: 3. Preis: Wilhelm
Siefert 3., Airlenbach; 4 Preis: Valentin Rothermel, Unter=Moſſau.
7. Geſpannprüfung für heſſiſchen Arbeitsſchlag (Kaltblüter), und
zwar, Zweiſpänner. Zu fahren, im Oekonomie= oder Arbeitswagen:
1. Preis: Johann Adam Siefert 2., Airlenbach; 2. Preis: Gg. Kredel,
Elsbach.
— Hirſchhorn, 21. Juli. Wafſerſtand des Neckars am
20. Juli 1,38 Meter, am 21. Juli 1.13 Meter.
— Gernsheim, 21. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
20. Juli 1,60 Meter, am 21. Juli 1,91 Meter.
4a. Bad=Wimpfen, 21. Juli. Wechſel im
Bahnhofsvor=
ſteheramt. Der Vorſteher des hieſigen Bahnhofes,
Oberbahnhofs=
vorſteher Rudolf Waſſenmüller, tritt mit Wirkung vom 1. Auguſt in
den Ruheſtand. Oberbahnhofsvorſteher Waſſenmüller kann auf eine 40 Dienſtzeit zurückblicken. Der Reichspräſident, der
Generaldirek=
tor der Reichsbahn und der Reichsbahn=Direktionspräſident Karlsruhe
übermittelten ihm bei ſeinem bevorſtehenden Scheiden aus dem Dienſte
Anerkennungs= und Dankſchreiben. Wie zuverläſſig verlautet, wurde
als Waſſenmüllers Nachfolger Oberbahnhofsvorſteher Jung von
Eutin=
gen nach Wimpfen verſetzt.
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Nummer 201
Dienstag, den 22. Juli 1930
Seite 7
Geſchichten aus aller Welt.
Kopenhagener Porzellan.
(s) Warſchau. Eine gewiß niedliche Geſchichte, die zudem noch
den Vorzug hat, nicht erfunden zu ſein, paſſierte dieſer Tage auf einem
Warſchauer Gericht. Einen reichen polniſchen Kaufmann trifft in einem
vornehmen Reſtaurant auf der Marszalkowſka das Mißgeſchick, eine
Taſſe durch eine unbedachte Bewegung auf den Fußboden zu werfen und
zu zerbrechen. Er iſt natürlich bereit, dem Wirt den Schaden zu erſetzen
und läßt dieſen rufen. Erſtaunt horcht er aber auf, als dieſer — über
1000 Zloty (500 Mark) dafür verlangt. Ja, ſagt er, dieſe Taſſe ſtamme
aus einem Service aus Kopenhagener Porzellan, das dieſen Wert beſitze.
Es ſei aber völlig wertlos, wenn auch nur eine Taſſe fehle. Deshalb . .
Der Kaufmann proteſtiert. Da der Wirt auf ſeiner Forderung beſteht,
geht er zum Kadi. Und dort entwickelt ſich zwiſchen dem Richter und
dem geſchäftstüchtigen Wirt folgendes Zwiegeſpräch: „Sie behaupten
alſo, das ganze Service repräſentiere dieſen großen Wert, während die
Einzelteile wertlos ſeien.” — „Jawohl, Herr Richter.” — „Gut, in
die=
ſem Falle hat der Kaufmann X. nichts zu bezahlen — denn die von ihm
zerbrochene Taſſe iſt wertlos.” — — — Der Wirt ſoll ein ſehr langes
und keineswegs geiſtreiches Geſicht gemacht und ſich darauf mit der
freiwilligen Zahlung einer Entſchädigung von 10 Zloty durch den
Kauf=
mann einverſtanden erklärt haben.
Dienſtboken in Ungarn.
(r) Budapeſt. Wenn in unruhigen Zeiten und in unruhigen
Ländern für die Menſchen Sperrſtunden eingeführt wurden, ſo konnte
man das verſtehen, weil man Ordnung halten wollte auf der Straße.
Aber die Beſtimmung, die die ungariſche Regierung gutgeheißen und
erlaſſen hat, wirkt doch reichlich ungewöhnlich. Der Präfekt der
magyari=
ſchen Polizei hat verfügt, daß alle Perſonen, die den Beruf eines
Haus=
angeſtellten oder einer Hausangeſtellten ausüben, abends nach 9 Uhr
weder auf der Straße noch in Vergnügungslokalen angetroffen werden
dürften. Es ſei denn, ſie verfügten über eine ſchriftliche Erlaubnis ihrer
Arbeitgeber . . . Bekanntlich ſind Verbote immer dazu da, daß ſie
übertreten werden. In Ungarn iſt es nicht anders. Und wenn man
etwas verbietet, dann muß man auch eine Strafe feſtſetzen. Sie lautet
auf 100 Pengö oder 5 Tage Gefängnis
Welches Dienſtmädchen mag ſich die Ungnade ihrer Herrſchaft in
ſolchem Maße zugezogen haben, daß die Klage der gnädigen Frau bis
zum Miniſterium gelangte? Man hat alſo ein neues
Dienſtboten=
problem in Ungarn — freilich ein haarſträubendes . .
Der „Dramaliker vom Tage‟
Paris. Im Zeitalter der raſenden Reporter gewöhnen ſich
ſogar die Dramatiker ein raſendes Tempo an, und ein Pariſer
Stück=
fabrikant namens Marcel Rouff kann den zweifelhaften Ruhm für ſich in
Anſpruch nehmen, mit einer bislang kaum dageweſenen Geſchwindigkeit
ausgerechnet die — Tagesereigniſſe zu dramatiſieren. So wurde acht
Tage nach der denkwürdigen Entführung des ruſſiſchen Generals
Kut=
jepow im Theatre de POeuvre ſein Werk über dieſes aufſehenerregende
Ereignis bereits aufgeführt. Mit dieſer „Leiſtung” ſtellte Rouff
zweifel=
los einen Weltrekord auf. Pariſer Zeitungsmeldungen zufolge gelangt
nun wenige Tage nach der bisher nur geplanten Abſchießung der
Welt=
raumrakete auch das „Weltraum=Drama” dieſes „Dramatikers vom Tage‟
zur Uraufführung".
Alles ſchon dageweſen ...!
Im Kampf gegen die Trunkſucht iſt die Pariſer Polizei bekanntlich
auf ein ſehr praktiſches Hilfsmittel verfallen: jeder Betrunkene wird
aufgegriffen und in dieſem „Zuſtand” gefilmt — hat er ſeinen Nauſch
ausgeſchlafen, darf er ſich dieſen Film anſehen, und einem on dit
zu=
folge ſoll die Wirkung des Geſchauten nachhaltiger ſein als eine
ſyſte=
matiſche Alkoholentziehungskur.
Wer ſich etwa einbildet, die Pariſer Polizei habe mit dieſem Trick
etwas Neues unter der Sonne geſchaffen, irrt ſich ganz gewaltig.
Im alten Sparta wurde den heranwachſenden jungen Männern
genau die gleiche „Aufklärung” zuteil, nur mit dem einzigſten Unter=
ſchied, daß die Väter die Dienſtboten betrunken machten und ſie als
lebende Objekte in Ermangelung eines Kinos den Söhnen als
ab=
ſchreckendes Beiſpiel vorführten . . .
Ben Akiba hat alſo wiederum einmal Recht behalten . . .
Aligriechiſche Anekdoken,
die man ſich noch heuke in Akhen erzählt.
T. Athen. Der große Philoſoph Plato bezeichnete einſt ſeinen
Schülern gegenüber den Menſchen als ein zweibeiniges, ungefiedertes
Lebeweſen”. Als dies Wort dem Diogenes zu Ohren gekommen, ſtieg
er aus ſeiner Tonne, fing ſich einen Hahn, rupfte ihn ſplitterfaſernackt
und gab dieſen Vogel in der „Stoa des Plato”, in der Gelehrtenſchule
ſeines Konkurrenten, ab: „Idou ho anthropos tou Platonos” ſprach er:
„Seht, das iſt der platoniſche Menſch!”
Einſt ging Diogenes „frühſtückenderweiſe” auf dem Markt ſpazieren.
„Warum ißt du öffentlich auf dem Markt?” fragte ihn ein Freund.
„Weil ich auf dem Markt Hunger bekommen habe.” (D. h. der
Menſch ſoll ſich nicht um Konvention kümmern, nicht Sklave
ver=
alteter Anſichten ſein.)
Diogenes, vor ſeiner Tonne ſitzend, umgeben von einer Schar
Athener Tagediebe, erging ſich in Lobpreiſungen der Spartaner.
„Wenn dir die Spartaner ſo gut gefallen, warum gehſt du denn
nicht nach Sparta,” fragte ihn ein mißvergnügter Athener.
„Geht etwa ein Arzt zu den Geſunden?”
Die Lokomokiven ſollen melodiſch pfeifen!
(a) New York. Wie in deutſchen Landen, ſo iſt auch in Amerika
Sitte, daß die Zuglokomotiven, wenn ſie über Land fahren, mit ſchrillem
Pfiff ankündigen, wenn ſie über eine Straßenkreuzung jagen oder wenn
ſie beſtimmte Signale paſſieren. Dieſes trommelfellerſchütternde Pfeifen
iſt nun in den U. S.A. noch viel ſchlimmer, als in Europa, denn hier
gibt es kaum Eiſenbahnſchranken oder andere Straßenſicherungen. So
fahren denn viele Züge mit einem langanhaltenden Gekreiſch durch das
Land, und ihr ſchrilles Pfeifen zerreißt die dunkle Nacht.
Da es in Amerika mindeſtens genau ſo viel nervöſe Menſchen gibt
wie in Europa, war die unausbleibliche Folge dieſes Getöſes, daß
Hun=
derte von ihnen nachts kein Auge ſchließen konnten. Erſt weckte ſie der
Schrei der Zugpfeife aus dem erſten Schlummer, und dann pochte ihr
Herz gar zu nervös in Erwartung des nächſten ſtörenden Geräuſches.
Die Maſſenſchlafloſigkeit ging ſoweit, daß die Betroffenen einen Bund
gegen die Zugpfeifen bildeten. Das ſahen ſie freilich ein: über Nacht
konnte dieſe ſchrille Zeichenſprache nicht abgeſchafft werden. Aber
melo=
diſch ſollte wenigſtens der Klang der Störung ſein. Darin gipfelte
ſchließlich ihre ganze Fovderung. Sie können einen ſchönen Erfolg für
ſich buchen. Die Southern Railway hat an ihren Lokomotiven
Signal=
zeichen eingeführt, die über die geſamte Tonleiter verfügen. Von A
bis C ſind alle Töne vertreten. Die Lokomotivführer ſind mithin in der
Lage, wirklich melodiſche Töne durch das Land zu jagen. Einige dieſer
neueſten Muſikanten ſind ſogar ſchon zu einer ſolchen Meiſterſchaft
fort=
geſchritten, daß ſie die neueſten Schlager ertönen laſſen, wenn ſie durch
die dunkle Nacht jagen. Ob ſich die bisher ſchlafloſen Proteſtler nun
durch die Lieder der Lokomotiven in den Schlummer wiegen laſſen, aus
dem ſie vorher aufgeſchreckt wurden. Es muß jetzt luſtig ſein, an der
Southern Railway zu wohnen".
Lakoniſch.
Sparta liegt bekanntlich in der Provinz Lakonien, und die jungen
Spartaner wurden dazu erzogen, ſich einer möglichſt knappen Rede= und
Ausdrucksweiſe zu bedienen, das heißt „lakoniſch” zu ſprechen.
Einſt kam nach Sparta ein Tierſtimmenimitator — das gab es
damals auch ſchon — und wollte ſich auf dem Markt produzieren. Ein
junger Spartaner teilt einem Freund das ſenſationelle Ereignis mit,
er müſſe unbedingt kommen, da der Wundermann unter anderem auch
täuſchend ähnlich die Stimme der Nachtigall nachahmen könne.
Worauf der andere Spartaner ablehnend erklärt: „Original ſchon
gehört”.
Geſchäfliches.
Eine Ueberraſchung für die geſamte automobiliſtiſche Welt
bedeutet das Erſcheinen des neuen noch größeren und noch
be=
quemeren Hanomag=Automobils mit 20 PS=Motor (Hubraum
1100 Kubikzentimeter). Dieſer Wagen, der ein fabelhaftes
Be=
ſchleunigungsvermögen hat und mit dem Geſchwindigkeiten weit
über 75 Kilometer erzielt werden können, wird in ſeiner Leiſtung
von keinem Klaſſengenoſſen erreicht. Dieſer neue ſtärkere
Hano=
mag iſt zurzeit ausgeſtellt bei der hieſigen General=Vertretung:
Müller u. Ober, Automobile, Darmſtadt, Rheinſtraße 39.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 22. Juli.
(.30: Stadtpark Mainz: Frühkonzert.
11.45: Koblenz. Deutſches Eck: Empfang des Reichspräſidenten.
12.10: Reiſewetterbericht.
12.30: Koblenz, Stadthalle: Befreiungsakt der preußiſchen
Staass=
regierung.
13.20: Schallplatten: Buntes Programm.
15.00: Hausfrauen=Nachmittag: Hausfrauentagung in Danzig.
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert.
18.05: Bruno Rudolph: Der Betriebsrätegedanke.
18.35: Mannheim: Prof. Maenner: Von deutſchem Leben in
Te=
mesvar.
19.05: Freiburg: Anton Fendrich lieſt drei Geſchichten.
19.30: Stuttgart: Ferienreiſe für die Daheimgebliebenen.
20.45: Stuttgart: Serenaden=Abend des Ridfunkorcheſters.
22.15: Koblenz. Deutſches Eck: Ehren=Rundfahrt des
Reichspräſt=
denten auf dem Rhein.
Königswuſterhauſen
Deutſche Welle. Dienstag, 22. Juli.
11.45: Uebertragung der Befreiungsfeier in Koblenz. Begrüßung
am Deutſchen Eck. Empfang des Reichspräſidenten.
12.30: Befreiungsakt der preußiſchen Staatsregierung in der
Stadt=
halle,
15.00: Tanzturnen für Kinder.
16.00: Rektor Winter: Lebende Tiere in Schule und Unterricht.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Prof. Deegener: Biologiſche Ferienſpaziergänge am
Oſt=
ſeeſtrande.
18.00: Pfarrer Dr. Muuß: Landſenkung und Landgewinnung an der
Nordſeeküſte.
18.30: Prof. Dr. Platz: Kulturkunde, Schule und Wirklichkeit.
19.00: Dir. Frey: Die Bedeutung der Paradentoſe für die
öffent=
liche Geſundheitspflege.
19.25: Prof. Dr. Tillich: Was iſt religiöſer Sozialismus?
20.00: Leipzig: Militärkonzert. Bergkapelle Borna”
21.00: Oskar Wilde. Ein Geſpräch von der Kunſt und dem Leben.
21.40: Chanſons. Ausf.: Irma Godau, Flügel: Erna Klein.
22.15: Vom Deutſchen Eck, Koblenz: Reportage von der
Ehren=
rundfahrt des Herrn Reichspräſidenten auf dem Rhein.
Weiterbericht.
Ausſichten für Dienstag, den 22. Juli: Meiſt wolkiges Wetter,
zeitweiſe Niederſchläge, zunächſt noch etwas wärmer.
Ausſichten für Mittwoch, den 23. Juli: Unbeſtändiges und wieder
kühleres Wetter mit Regenſchauern.
Hauptſchriftlenung. Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudelf Mauve: für Feuiſſeten, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwari” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Netts:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuble=
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht äbernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten
Uhr-
macher
Ur
Elisabethenstr. 31.
(11427)
Woog, 21. Juli 1930
Waſſerhöhe 3.86 m
Luftwärme 20" C
Waſſerwärme vor.
mittags 7 Uhr 182 0
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haltes. ¼4 Tage a.
nicht ausgeſchloſſen.
Offert. unt. D 104
a. d. Geſchäftsſt. (
Saubere, ehrl. Frau
mit guten Empfehl.
nimmt noch Waſch=
und Putzſtellen an.
Angeb. unter D. 73
an die Geſchäftsſt.
Jg. Frau geht Waſch.
„.Putzen, auch Büro.
Darmſtr. 21, Hth. p.*
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K.ROTA
Tapeziermeister
Magdalenenstr. 11 Tel. 1084
Helfer
des Todes
Die widerlichen Insekten nisten
und brüten auf Unrat- und
Dung-
haufen und übertragen
gefähr-
liche Krankheitserreger aller Art
auf die Nahrungsmittel. Töte die
Fliegen, sonst töten sie Dich!
Zerstäube Flit!
Flit tötet Fliegen, Mücken,
Schna-
ken, Motten, Flöhe, Bettwanzen,
Küchenschaben, Ameisen samt
Brut. Flit-Zerstäubung ist
un-
schädlich für den Menschen und
Fleckt nicht.
Verwechseln Sie Flit nicht mit
an-
deren Insektenvertilgungsmitteln.
Nur echt in der gelben Packung
mit schwarzem Band.
(II. Bln, 7658
K E A
tötet-schneller
Fremde Schneiderin
ſucht Kundſchaft, p
ag 3 ℳ. Angeb. u.
D. 64 a. d. Gſchſt.
Behe aus flicken
Tag 2 ℳ. Angeb. u.
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50 Oiter
Neue und
gebranchte Korbflaſchen empfieht
Ludwigshöh=
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billigſt Drdg. Secker Nachſ. ſtr.4, 6B.10242
Seite 8
Dieusteg. den 22. Juli 1930
Nummer 201
Zur Hyeimansfäher des Keichsprandenien vof Hindendatg.
Das Herrenhaus auf dem Gut des Freiherrn
Blick auf das Rheinſtädtchen Eltville,
Langwerth v. Simmern in Eltville.
Zwei Wohnhäuſer und zehn Scheunen
eingeäſcherk.
Reich und Ausland.
Blutige Auseinanderſetzung in einer Wirtſchaft.
Eſſen. Am Sonntag abend kam es in einer
Gaſtwirtſchaft im Stadtteil Segeroth zu einer
Auseinanderſetzung zwiſchen dem Wirt und
meh=
reren Gäſten. Angeblich ſoll der Wirt von einem
Gaſr mit einem Meſſer bedroht worden ſein,
worauf dieſer zum Revolver griff und drei
Schüſſe abfeuerte. Drei Perſonen wurden von
den Kugeln getroffen und brachen zuſammen.
Eine Perſon erhielt einen Kopfſchuß, eine andere
einen Armſchuß, und die dritte einen Beinſchuß.
Die Verletzten wurden ſofort dem Krankenhaus
zugeführt und operiert. Der Mann, der den
Kopfſchuß erhielt, dürfte kaum mit dem Leben
davonkommen. Die polizeilichen Ermittlungen
wurden ſofort aufgenommen.
Mord.
Oberhauſen. In der Nacht zum Sonntag
wurde der Bergmann Schneider in ſeiner
Wol=
nung in Oberhauſen=Alſtaden mit fünf
Schußver=
letzungen ermordet aufgefunden. Auf den
drin=
genden Verdacht hin, daß der Mord auf
An=
ſtiftung der Ehefrau des Erſchoſſenen durch ihren
Bruder Peter Hardt begangen worden iſt, wurde
Frau Schneider feſtgenommen. Später wurde
auch ihr Bruder in Duisburg verhaftet. Er legte
ein Geſtändnis ab.
Das Urteil der Berufungsinſtanz im
Tſcher=
wonzenfälſcherprozeß.
Berlin. Montag mittag wurde von der
Berufungsſtrafkammer beim Landgericht I das
Urteil im Tſcherwonzenfälſcherprozeß gefällt. Der
Angeklagte Karumidze erhielt wegen
fortgeſetz=
ter gemeinſchaftlicher, teils vollendeter und teils
verſuchter Münz= und Urkundenfälſchung zwei
Jahre zehn Monate Gefängnis,
Sadathieraſch=
willi wegen der gleichen Vergehen zwei Jahre
Gefängnis. Die Angeklagten Bell und Schmidt
wurden wegen gemeinſchaftlichen Betruges zu
300 bzw. 1500 Mark Geldſtrafe verurteilt. Die
von der Staatsanwaltſchaft gegen die
Angeklag=
ten Dr. Weber und Böhle eingelegte Berufung
wurde auf Koſten der Staatskaſſe verworfen
und das Verfahren gegen ſie auf Grund des
Amneſtiegeſetzes eingeſtellt. Im übrigen erfolgte
gegen die Angeklagten Sadathieraſchwilli, Bell
und Schmidt Freiſprechung.
Mordanklage gegen Peter Martin Lampel
und Genoſſen.
Berlin. Wie eine hieſige Korreſpondenz
zu berichten weiß, hat nach dem Scheitern des
Amneſtieantrages nunmehr das preußiſche
Juſtiz=
miniſterium den Oberſtaatsanwalt in Neiße
be=
auftragt, gegen den Schriftſteller Peter Martin
Lampel und ſeine ehemaligen
Freikorpskame=
raden Schwenninger und von Bollwitz Anklage
wegen der Erſchießung eines der Spionage für
Polen verdächtigen Angehörigen des Freikorps
Oberland zu erheben, und zwar ſoll die Anklage
auf Mord lauten. Die Verhandlung dürfte das
Schwurgericht. Neiße kaum vor Oktober
be=
ſchäftigen.
Göttingen. Am Sonntag wurde
Hardeg=
ſen von einem ſchweren Brand heimgeſucht. Aus
unbekannter Urſache brach in einer Scheune
Feuer aus, das ſich mit raſender Schnelligkeit
ausbreitete und in kurzer Zeit zwei Wohnhäuſer
und zehn Scheunen bzw. Ställe in Schutt und
Aſche legte. Sämtliche Feuerwehren der
Um=
gebung, ſowie auch die Motorſpritze aus
Nord=
hauſen waren an der Brandſtelle tätig, und ihren
vereinten Anſtrengungen gelang es ſchließlich,
die weitere Ausdehnung des Brandes zu
ver=
hindern. Der Schaden dürfte, da zum Teil auch
ſchon neue Ernte eingebracht war, ganz
erheb=
lich ſein.
Nächtlicher Ueberfall auf ein Paddlerzelt.
Hamburg. Eine Hamburger Familie
un=
ternahm mit einem Bekannten eine
Paddelboot=
fahrt elbaufwärts. Am Abend wurde in der
Nähe von Lauenburg am Elbufer ein Zelt
auf=
geſchlagen, in dem man übernachten wollte.
Ge=
gen 2 Uhr nachts wurden die Zeltinſaſſen jedoch
durch Rufe „Hier Hamburger Kriminalpolizei”
aus dem Schlaf geweckt. Als die beiden Männer
aus dem Zelt gekrochen waren, ſahen ſie ſich zwei
Unbekannten gegenüber, von denen einer ſofort
aus einer Piſtole einen Schuß abgab. Einer der
Hamburger wurde ſo ſchwer verletzt, daß er in
das Lauenburger Krankenhaus geſchafft werden
mußte. Die Täter flüchteten und ſind im Schutz
der Dunkelheit entkommen.
Die Geliebte ermordet und aufgehängt.
Osnabrück. In der Gemeinde Strang
wurde am Montagmorgen die 27jährige
Dienſt=
magd Walmeier an der Hofpforte ihres
Dienſt=
herrn erhängt aufgefunden. Die Unterſuchungen
ergaben, daß es ſich um einen Mord handelt. Als
Täter wurde der 17jährige Tiſchlergeſelle Schulte
feſtgeſtellt, mit dem die Walmeier ſeit einigen
Monaten verkehrte. Am Sonntag hat das Paar
einen Spaziergang in einen nahen Wald
unter=
nommen. Dort muß Schulte die Walmeier
er=
mordet haben, worauf er den Leichnam zum Hof
zurückſchleppte und an der Pforte aufhängte, um
einen Selbſtmord vorzutäuſchen. Der jugendliche
Täter konnte verhaftet werden.
Maſſenerkrankungen bei einer Hochzeitsfeier.
Buxtehude. 15 Teilnehmer an einem am
Sonntag in Buxtehude abgehaltenen
Hochzeits=
eſſens ſind nach der Mahlzeit ziemlich ernſthaft
unter Vergiftungserſcheinungen erkrankt. U. a.
trat Fieber bis zu 40 Grad ein. Als ernſt wird
der Zuſtand eines Achtzigjährigen bezeichnet. Die
beſchlagnahmten Speiſereſte werden gegenwärtig
unterſucht. Trichinoſe ſcheint nicht vorzuliegen,
da Schweinefleiſch nicht gereicht wurde.
Sieben weitere Todesopfer des Hausdorfer
Bergwerksunglücks geborgen.
Neurode. Wie das zuſtändige
Bergrevier=
amt Waldenburg mitteilt, ſind neuerdings
wei=
tere ſieben Leichen geborgen worden. Demnach
ſind noch 17 Tote in der Grube verſchüttet. Die
Bergungsarbeiten ſind in den letzten Tagen, auch
am Sonntag, ununterbrochen fortgeſetzt worden
und ſchreiten rüſtig weiter.
Engliſches Taxi=Flugzeug
abgeffürzt.
Hechs Toke.
London, 21. Juli.
In der Nähe von Graveſend ſtürzte am
Mon=
tag nachmittag aus bisher noch ungeklärter
Ur=
ſache ein engliſches Taxi=Flugzeug ab. Der
Füh=
rer Henderſon ſowie die fünf weiteren Inſaſſen
wurden getötet. Das Flugzeug, eine Junkers=
Maſchine, gehört der engliſchen Valcot=Air=Line,
die es zum Taxiverkehr mit Frankreich
verwen=
dſet. Der Apparat war Montag vormittag von
Bern nach England abgeflogen und befand ſich
auf dem Wege nach London, als ſich das Unglück
ereignete. Vermutlich wird auch die ſchlechte
Sicht zur Kataſtrophe beigetragen haben.
Auſtralienflieger Hook gerettet?
Rangoon. Der vermißte engliſche Flieger
Hook, der nach einer Notlandung, im
burme=
ſiſchen Dſchungel von ſeinem Gefährten Mathews
in ſchwer erkranktem Zuſtand hatte zurückgelaſſen
werden müſſen, iſt unbeſtätigten Berichten nach
lebend von den ausgeſandten Hilfsexpeditionen
aufgefunden worden. Hook ſoll von
Eingebore=
nen in ein burmeſiſches Dorf gebracht und von
ihnen gepflegt worden ſein. — Die beiden
Flie=
ger hatten bekanntlich einen England—
Auſtra=
lienflug angetreten, mußten aber wegen Bruchs
einer Benzinleitung im Dſchungel notlanden.
Mathews konnte nach einem anſtrengenden
Marſch die Stadt Prome erreichen. Dort
orga=
niſierte er eine Hilfsexpedition für ſeinen
er=
krankten Gefährten.
Europa=Rundflug 1930.
Letzte Informationen der Flieger inmitten der rieſigen Staakener Luftſchiffhalle,
in der die teilnehmenden Fleugzeuge bis zum Start untergebracht ſind.
Unfreiwilliger Aufenkhalk in Calais.
Weiterflug nach Briſtol.
Berlin. Wie die Sportleitung des
Inter=
nationalen Europarundfluges mitteilt, ſind die
Maſchinen, die bis Montag nachmittag faſt alle
Calais erreicht haben, durch widrige
Wetterver=
hältniſſe feſtgehalten. Die beiden
Sportkom=
miſſare, die im Auftrage der Internationalen
Sportleitung unbeſchränkte Vollmacht haben, bei
ungünſtigen Wetterverhältniſſen die
Ueberflie=
gung des Kanals zu unterſagen, haben von
dieſem Recht Gebrauch gemacht, da die
Wolken=
höhe ſo niedrig und die Sicht ſo ungünſtig iſt,
daß es nicht ratſam erſcheint, die leichten
Sport=
flugzeuge über die 35 Kilometer lange Seeſtrecke
zu ſchicken. In dem Marineflughafen St.
Ingle=
dert bei Calais hat ſich ein kleiner Zwiſchenfall
ereignet. Der Klemm=Flieger Dinort rollte mit
ſeiner Maſchine in den Junkers=Junior von
Grothes. Die Junkers=Maſchine wurde leicht
be=
ſchädigt, doch glaubt man, daß die Reparatur
nicht allzulange Zeit in Anſpruch nehmen wird.
Der vor Braunſchweig notgelandete Flieger
Aichele, der Sonntag abend kurz vor
Beurkun=
dungsſchluß Braunſchweig noch erreicht hatte,
ſtartete Montag früh 8,45 Uhr und erreichte um
11,19 Uhr Frankfurt a. M., wo er 11,49 Uhr in
Richtung Reims weiterflog. Er wird, wie die
anderen Maſchinen, wahrſcheinlich ebenfalls ſchon
den Anſchluß an das Gros in Calais erreicht
haben. Auch die in Frankfurt übernachteten
Flie=
ger ſind ſämtlich Montag früh geſtartet, außer
dem Spanier Navarro, der mit der
Fahrgeſtell=
ausbeſſerung noch nicht ganz fertig war.
Von den acht Europa=Fliegern, die von
Sonn=
tag auf Montag auf dem Flughafen Rebſtock
bleiben mußten, ſind am Montag früh weitere
ſechs Flugzeuge zur Reiſe nach Reims
aufgeſtie=
gen. Zwei Bewerber, nämlich ein Franzoſe und
ein Spanier, ſind noch in Frankfurt. Der
Fran=
zoſe wird ſeine Magnetſtörung wohl bald beheben
können, während der Spanier, der, wie bekannt,
beim Starten Bruch machte, vorausſichtlich noch
einige Tage in Frankfurt bleiben muß und daher
aus dem Wettbewerb ausſcheidet.
Ankunft in Briſtol.
Von Calais kommend landete in Briſtol als
erſter der Engländer Butler, dem ſofort ſeine
Landsleute Thorn, Carberry und Miß Spooner
folgten. Danach landere der Franzoſe Pleſſis. Die
Zwei prominente engliſche Teilnehmerinnen:
Miß Spooner und Lady Bailey (England).
Flieger hatten zum Teil noch über dem
Aermel=
kanal ſehr ſchlechtes Wetter. Als erſter ſtartete
Butler, der bald danach auf dem Londoner
Flug=
platz Heſton landete.
Die erſten Landungen in London.
Nachdem am Montag morgen die
Spitzen=
gruppe der Europaflieger von Calais nach
Briſtol geſtartet war, ſind nach kurzem
Aufent=
halt in Briſtol folgende Maſchinen zum
Weiter=
lug nach London geſtartet und bereits dort
ge=
landet: K. 1. K. 8, K. 7. K. 3 ſowie F. 2, unter
dieſen befinden ſich die Flieger Kapitän Broad,
Carberry, Miß Spooner und der deutſche
Flie=
ger Polte. Das Flugzeug K. 1 des Engländers
Thorn iſt nach kurzem Aufenhalt wieder zur
weiteren Teilſtrecke nach Calais—St.=Ingelvert
geſtartet. Der deutſche Pilot Krüger erlitt auf
dem Flugplatz in Briſtol einen leichten Unfall,
der ihn bis morgen früh dort zurückhalten
drüfte. Die Landung ſeines Apparates ging
nicht glatt vonſtatten, ſo daß das Fahrgeſtell
be=
ſchädigt wurde, wobei der Pilot jedoch
unver=
letzt blieb. Um ſechs Uhr waren ſieben deutſche,
vier franzöſiſche, zwei polniſche, zwei ſpaniſche
und ein ſchweizeriſches Flugzeug eingetroffen.
Bienenſtich verurſacht Autounglück.
Guben. Auf der Fahrt von Berlin nach
Schleſien erlitt der Direktor der Krappitzer
Pa=
pierfabrik, Roſe, einen ſchweren Autounfall.
Eine Biene ſtach den Direktor, der am Steuer
ſaß, in den Hals. Der Direktor, verlor die
Herr=
ſchaft über den Wagen, der gegen einen Baum
raſte. Roſe und eine mitreiſende Dame erlitten
ſchwere Kopfverletzungen.
Schweres Autounglück bei Wien.
Wien. Am Sonntag hat ſich in Traiskirchen
bei Wien ein ſchweres Autounglück ereignet. Ein
Kraftwagen wurde von der elektriſchen Bahn
Wien-Baden erfaßt und vollkommen
zertrüm=
mert. Die Inſaſſen, der bekannte Vizepräſident
des öſterreichiſchen Eislaufverbandes, Ingenieur
Engelmann, und ſeine Frau wurden ſchwer
ver=
letzt. Frau Engelmann iſt kurze Zeit nach dem
Unfall den erlittenen Verletzungen erlegen.
Zuſammenſtoß eines Frachtdampfers mit einem
Eisberg.
London. Der engliſche Frachtdampfer „
Dal=
ryan” iſt einer Lloyd=Meldung zufolge bei
neb=
ligem Wetter auf etwa 51 Grad 53 Minuten
nördlicher Breite und 55 Grad 59 Minuten
weſt=
licher Länge mit einem Eisberg
zuſammenge=
ſtoßen. Der Bug des Dampfers bohrte ſich tief
in den Eisberg hinein, und zwei Laderäume
füll=
ten ſich mit Waſſer. Erſt nach angeſtrengten
Be=
mühungen gelang es unter Mitwirkung des zu
Hilfe geeilten engliſchen Dampfers „Athenia”,
den „Dalryan” wieder flott zu machen. Die
„Athenia” wird ſich ſo lange in der Nähe des
verunglückten Dampfers aufhalten, bis die
Schä=
den notdürftig ausgebeſſert und keine direkte
Ge=
fahr für das Schiff mehr beſteht. — der „
Dal=
ryan” ein 4600 Tonnen=Dampfer, war von dem
engliſchen Hafen Swanſea nach Montreal
unter=
wegs.
Ein Zirkuszug entgleiſt.
New York. Bei Monoton in der kanadiſchen
Provinz Neubraunſchweig iſt ein Zug entgleiſt,
der Einrichtung und Menagerie eines Zirkus
beförderte. Fünf Perſonen wurden getötet.
Die Hitzewelle in Amerika.
New York. Die Hitzewelle, die zurzeit die
Atlantikküſte und den mittleren Weſten der
Ver=
einigten Staaten heimſucht, hat am Sonntag
be=
ſonders hohe Temperaturen gezeitigt. In der
Stadt New York wurden 36 Grad und in
Rich=
mond (Virginia) ſogar 42 Grad Celſius im
Schatten gemeſſen.
Kältewelle in Argentinien.
Buenos Aires. Wie „La Prenſa” meldet,
wird Argentinien zurzeit von einer
ungewöhn=
lichen Kältewelle heimgeſucht. In Buenos Aires
herrſcht wieder 6 Grad Kälte, in Comodore
Ri=
vadavia, dem bekannten Petroleumhafen in
Süd=
argentinien, fiel das Queckſilber ſogar auf
minus 21 Grad. Durch ſtarke Schneefälle wurden
vielfach die Eiſenbahnverbindungen unterbrochen.
Die erſten winterſportlichen Veranſtaltungen in
Los Angeles in den Kordillieren erfreuten ſich
lebhaften Zuſpruchs.
Nummer 201
Dienstag, den 22. Juli 1930
Seite 9
4 Taaad aad Tannn
Die deutſchen Siegesausſichten.
In den Internationalen Meiſterſchaften der Studenten, die
in den Tagen vom 1. bis 10. Auguſt in Darmſtadt durchgeführt
werden, vereinigen ſich die beſten akademiſchen Sportler von
ins=
geſamt 31 Nationen. Dieſe Wettkämpfe um olympiſche
Sieges=
ehren erfordern von Deutſchland die Bereitſtellung einer möglichſt
ſtarken Streitmacht, um in dieſer einzigartigen Konkurrenz, die
dazu noch das international größte Ereignis in dieſem Jahre iſt,
würdig beſtehen zu können. Denn die Meldeergebniſſe beſtätigen,
daß in Darmſtadt die Beſten der akademiſchen Jugend am Start
erſcheinen werden, daß jeder Sieg und jeder Platz erbittert
um=
kämpft werden wird.
Auf der Aſchenbahn.
Die vorläufige Nenungsliſte der deutſchen Mannſchaft für die
leichtathletiſchen Wettbewerbe, die ihre endgültige
Zuſammenſtel=
lung erſt nach dem Abſchluß der deutſchen Hochſchulmeiſterſchaften
in den Tagen vom 1. bis 3. Auguſt findet, weiſt international
er=
probte Spitzenkönner auf. So mancher der hier gemeldeten
Leicht=
athleten hat bereits die deutſchen Farben in zahlreichen Kämpfen
im In= und Ausland erfolgreich vertreten. In der 100= und 200=
Meter Laufkonkurrenz tritt die deutſche Studentenſchaft mit den
beſten Sprintern an, über die unſere Leichtathletik überhaupt
ver=
fügt. Körnig und Eldracher ſind beide gut für Zeiten von 10,5
und 21,6 Sekunden für die beiden Strecken. Zu ihnen geſellen ſich,
noch Leute wie Schuhmacher und Eſchenbach. Im 400=Meter=Lauf
kann Deutſchlands ſtärkſter Vertreter, der Hallenſer Storz, mit
Zeiten unter 50 Sekunden als ſcharfer Favorit gelten, und auch
Danz, ſowie Göricke, Lefebre und Tſchirn ſind gute Waffen gegen
die ausländiſche Streitmacht. Auch auf der international immer
ſo heiß umkämpften Mittelſtrecke über 800 Meter ſtößt das
Aus=
land auf einen ſtarken deutſchen Widerſtand. Denn hier ſtehen
Leute wie Schwertfeger, Müller, Tarnogrocki, Lefebre und Danz
zur Verfügung. In der 1500=Meter=Konkurrenz erſcheinen für
Deutſchland Krauſe, Helpapp, Sujatta, Schilgen, Güthing und
Körbs am Start, alſo immerhin ein guter Durchſchnitt, der an die
Vier=Minuten=Grenze herankommt. Die lange Strecke über 5000
Meter muß der Darmſtädter Schilgen ſchon gut durchſtehen, um
mit den hier ganz beſonders ſtarken Finnen und Japanern
er=
folgreich konkurrieren zu können. In den Hürdenſtrecken über 110
Meter und 400 Meter liegt die deutſche Vertretung in Händen
won Steinhardt, Dinkler, Wegner, Allwardt, Knigge, Ahnemüller
nd Holzkämper, zu denen man Vertrauen haben darf.
Hervor=
ragend ſind die Staffeln beſetzt. Die 4X100=Meter=Staffel wird
won der Mannſchaft Aſſeyer, Eſchenbach, Körnig und Eldracher be=
Stritten, die unbedingt als Deutſchlands ſtärkſte Waffe anzuſehen
äſt und gegen die das Ausland nur bei günſtigem Stabwechſel
auf=
kommen dürfte. Die 4X400=Meter=Staffel wird von Danz, Göricke,
Vefebre und Storz gelaufen und wird in dieſer Beſetzung ſicherlich
eine hervorragende Zeit ergeben. Das wird auch bei der
Olympi=
ſchen Staffel zu erwarten ſein, in der Eldracher, Körnig, Storz
uund Danz für Deutſchland ſtarten. Bei den Sprung=
Wettbewer=
ben verfügt Deutſchland über Leute mit internationalen
Lei=
ſtungen. Als unſere Beſten können hier gelten Betz, Ladewig,
Stechemeſſer, Meier, Gerke, Möller, Schlüter, ferner Storz,
Kör=
nig und Mahnſſen. Im Speerwerfen wird der neue deutſche
Rekordmann Weimann ſich gegen das ausländiſche Aufgebot
ehrenvoll behaupten können, auch Schnackerts und Eberle werden
äicherlich ein Wort mitreden.
Im Diskuswerfen erreicht Sievert die 44=Meter=Grenze,
zu=
ammen mit Deutſchlands beſter Allroundſportsmann „Kutti”
Weiß, ſowie mit Stechemeſſer und Eberle wird er im Fünf=
Eampf eine in dieſer Konkurrenz kaum zu ſchlagende deutſche
Vertretung bilden.
Abgeſehen von den hier genannten Wettkämpfern verfügt
die deutſche Studentenſchaft, noch über eine erhebliche Anzahl
qualifizierter Erſatzleute, die dem Durchſchnitt der ausländiſchen
Mannſchaften kaum nachſtehen dürften, ſo daß Deutſchlands
Leichtathleten in Darmſtadt wohlgerüſtet, den zu erwartenden
ſcharfen Kämpfen mit Ruhe entgegenſehen können, man wird von
den deutſchen Leichtathleten hören.
Im Kampf um den Ball.
Eine beſondere. Delikateſſe verſprechen die Wettkämpfe im
Fußball zu werden. Als unbedingte Favoriten gelten die
Ita=
liener, die mit einer ſorgfältig ausgewählten und außerordent=
lich ſpielſtarken Mannſchaft antreten. Es befindet ſich ſo mancher
Internationaler darunter, deſſen Fußballkunſt man erſt kürzlich
beim Länderſpiel Deutſchland—Italien im Frankfurter Stadion
bewundern konnte. Aber auch das Können der deutſchen
Mann=
ſchaft iſt nicht zu verachten. Sie verfügt über Spieler von
größ=
ter techniſcher Reife und hervorragendem Können. Ein
Spezial=
training, vorausſichtlich vom Bundestrainer Nerz ſelbſt geleitet,
wird ſie völlig „fit” machen. Zu beachten ſind ſelbſtverſtändlich
auch die Magyaren, deren Elf noch nicht feſtſteht, die aber bei
dem allgemein gut entwickelten fußballeriſchen Können jedem
Teilnehmer einen wirkungsvollen Widerſtand entgegenſetzen wird.
Die Entſcheidung dürfte, ſoweit überhaupt eine Vorausſage
mög=
ich iſt, zwiſchen Italien, Ungarn und Deutſchland liegen. Doch
wie überall ſind auch hier Ueberraſchungen nicht gerade
ausge=
ſchloſſen.
Auch im Rugby kann man die deutſche Fünfzehn, die ſich aus
bekannten Spielern der Techniſchen Hochſchulen von Hannover
und Darmſtadt, ferner der Univerſität Heidelberg zuſammenſetzt,
noch mehr als im Fußball, als berechtigter Anwärter auf die
Weltmeiſterſchaft gelten. Doch ſind in dieſer Sportart vor allem
die Franzoſen nicht zu unterſchätzen. Dabei muß aber
berückſich=
tiegt werden, daß die franzöſiſche Rugby=Fünfzehn bei weitem
nicht über die Spielſtärke der Nationalmannſchaft des
franzö=
ſiſchen Rugby=Verbandes verfügt, die bebanntlich Deutſchland
in den meiſten Länderkämpfen ſchlug.
Bei den Schwimmern und Ruderern.
Deutſchland ſtößt im Schwimmen auf ein außerordentlich
ſtarkes Aufgebot des Auslandes, an deſſen Spitze in der
Haupt=
ſache die Ungarn, die Franzoſen und Italiener ſtehen. Die
deutſche Mannſchaft iſt hier noch nicht endgültig benannt und
wird erſt kurz vor den Meiſterſchaften ſelbſt aufgeſtellt werden.
Immerhin ſind insbeſondere im Waſſerball ſehr ſcharfe Kämpfe,
wie auch in den Freiſtilſtrecken bei den ausgezeichneten Bahn=
und Waſſerverhältniſſen des akademiſchen Schwimmſtadions in
Darmſtadt hervorragende Zeiten zu erwarten, an denen auch
unſere Vertreter beteiligt ſein werden.
Einen intereſſanten Sport verſprechen auch die Rennen der
Ruderer. Die deutſchen Ruderer haben ſich hier in erſter
Linie mit ihren italieniſchen und engliſchen Kommilitonen
aus=
einander zu ſetzen. Irgendwelche Vorausſagen laſſen ſich
ſchwer=
lich machen, da auch die Stärke der nordiſchen Ruderer, die im
Zweier ohne Steuer und im Schiff ſtarten, in Betracht gezogen
werden muß, und dieſe iſt zu wenig bekannt.
In den weiteren Wettbewerben.
Völlig unklar iſt die Situation im Fechten. Es wird ſich
dabei zeigen, wie weit und wie viel die deutſchen Studenten noch
von ihren ausländiſchen Kommilitonen lernen können. Sehr
eifrig betrieben die Italiener ihre Vorbereitungen. Sie wurden
under der Leitung des früheren Darmſtädter Fechtlehrers
Cava=
liere Angelini nach Como zuſammenberufen und unterliegen dort
einem eifrigen Schlußtraining. Die größten Hoffnungen liegen
für Deutſchland natürlich bei den Geſchwiſtern Mayer aus
Offen=
bach. Eugen Mayer ſteht im Degenfechten an der Spitze der
deutſchen Mannſchaft, zumal er deutſcher Studenten=Meiſter iſt.
Aber auch Fechter wie Hoffmeiſter, Kolbinger, Schuſter und
Rode werden im Säbel= und Florettfechten manchem
ausländi=
ſchen Gegner ein Paroli bieten können. Die Weltmeiſterin
Helene Mayer wird ſehr wahrſcheinlich kaum auf gleichwertige
Gegnerinnen ſtoßen, und zuſammen mit Frl. von Wachter im
Damen=Florettfechten neue Siegeslorbeeren ernten.
Zu den Spielen um die internationale Meiſterſchaften der
Studenten im Tennis tritt Deutſchland ebenfalls mit einem
ſtarken Aufgebot an. So ſollte Daniel Prenn das Zeug in ſich
haben, ſich den Titel eines akademiſchen Tennis=Weltmeiſters zu
ſichern, vorausgeſetzt, daß er ſich geſundheitlich wieder auf voller
Höhe befindet. Ferner ſind Kuhlmann und der deutſche
Hoch=
ſchulmeiſter von Gramm, die ſich bei den internationalen
Turnie=
ren bereits ſo manchen Erfolg ſich erkämpfen konnten, Mitglieder
der deutſchen Expedition, von denen man beſondere Leiſtungen
erwarten darf. Dazu kommen in Uthmöller und Tübben weitere
Spieler, die im deutſchen Hochſchul=Tennis einen Namen von
ſehr gutem Klang haben. Die endgültige Zuſammenſtellung der
deutſchen Mannſchaft wird wohl Prenn und Kuhlmann lauten,
die neben den Einzelſpielen auch das Doppel beſtreiten werden.
Bei den Damen haben die Deutſchen Frl. Erika Mayer und Frl.
Koyer gemeldet.
Jung=Deutſchland — Waſſerfreunde
Hannover
am Freitag, 25. Juli, 19,30 Uhr.
Die bekannte Waſſerballmannſchaft von „Waſſerfreunde‟
Han=
der, die am kommenden Freitag im Großen Woog gegen die
annſchaft „Jung=Deutſchlands” ein Freundſchaftsſpiel austrägt,
ndet ſich auf einer Reiſe nach Südfrankreich. Verſchiedene
ale ſchon führten die Hanoveraner größere Reiſen ins Ausland
ſch, die immer mit glänzenden Erfolgen für den deutſchen
aſſerballſport endeten.
Der deutſche Waſſerballſport iſt im Vergleich zu anderen
Län=
n verhältnismäßig jung. Während in England, Ungarn,
Bel=
n. Frankreich und anderen Staaten Europas ſchon vor dem
ege der Waſſerballſport in großer Blüte ſtand, ſetzte ein
rich=
es Betreiben dieſer ſchönen Sportart in Deutſchland erſt nach
Kriege ein. Die führenden Vereine waren 1919 bis 1921
ere Nachbarvereine aus Frankfurt und Heidelberg. Mit dem
hre 1921 wanderte aber das Schwergewicht des deutſchen
ſerballſports nach Norddeutſchland, und zwar nach Hannover,
den deutſchen Meiſterſchaften in Leipzig im Jahre 1921
be=
nnen die Waſſerfreunde aus Hannover ihren Siegeszug und
rden in ununterbrochener Reihenfolge dreimal Deutſcher Mei=
Im Jahre 1924 tauchte dann der neue Stern des deutſchen
ſſerballs zum erſten Male auf in dem S. S. C. „Hellas”
Magde=
g. Dreimal hintereinander vollbrachten dann die Hellenen
elbe Leiſtung, wie zuvor die Hannoveraner. Aber „
Waſſer=
unde” blieb weiterhin der große Widerſacher der Magdeburger.
Jahre 1927 gelang es den Hannoveranern, ihren Meiſtertitel
der zurückzuerobern, denn in einem ſcharfen Kampf
blie=
ſie mit 5:4 knapper Sieger. In den beiden letzten Jahren
nden ſich wiederum die großen Repräſentanten des deutſchen
ſſerballſports im Endkampf gegenüber, und beide Male wurden
Waſſerfreunde knapp geſchlagen. Im vorigen Jahre ſiegten
Hellenen nur 4:2, obwohl die Hannoveraner kurz vorher durch
stritt drei ihrer beſten Spieler verloren hatten. Und dieſes
hr wird wiederum eine Neuauflage dieſer großen Kämpfe
kom=
n denn neulich in Braunſchweig gelang den Magdeburgern nur
äußerſt knapper 3:2=Sieg. Dem Darmſtädter Publikum wird
der am Freitag Gelegenheit gegeben, eine der beiden deutſchen
itzenmannſchaften im Kampfe gegen „Jung=Deutſchland”, zu
en, was kein Freund des Waſſerballſports verſäumen ſollte.
Letzte Reſultate der Fußhall=Meiſterſchaft in Montevideo:
raguay—Belgien 1:0: Braſilien-Bolivien 4:0.
Fr. T. Darmſtadt — Fr. T. Wirhauſen 5:0 (3:0).
Am Schlußtag des 8. Kreisfeſtes des Arbeiter=Turn= und
Sportbundes
lieferten ſich geſtern abend auf dem Polizeiſoprtplatz die
Fuß=
baller der Fr. Turngemeinde Darmſtadt und der Freien Turner
Wixhauſen ein faires und ſchnelles Treffen, das allerdings durch
den niedergehenden Regen leicht beeinträchtigt wurde. Das
Tor=
ergebnis entſpricht dem Spielverlauf, wobei allerdings ins
Ge=
wicht fällt, daß der linke Läufer Wixhauſens in der Mitte der
erſten Halbzeit wegen einer Knieverletzung für das weitere Spiel
ausfiel. Der Darmſtädter Sturm, insbeſondere die linke Seite,
gefiel durch präziſes, flaches Zuſpiel, durch beſſere Ballbehandlung
und ſeine Schnelligkeit. Er hatte bei der meiſt ſchwachen Abwehr der
gegneriſchen Deckung keinen allzu ſchweren Stand. Von den beiden
Mitteläufern war der hieſige etwas beſſer. Der Gäſtetorhüter
hielt durch ſchöne Paraden mehrere ſcharfe Bälle. Das erſte Tor
der Darmſtädter reſultiert aus einer ſcharfen Rechtsflanke. Der
Ball rollte unter dem Torwart in die Maſchen. Vorübergehend
kam Wixhauſen auf, aber durch Deckungsfehler kann Darmſtadt
noch zu zwei weiteren Toren kommen. Nach Halbzeit erzielt
Darmſtadts Rechtsaußen durch Alleingang das vierte Tor. Einen
weiteren ſcharfen Schuß macht die Latte unſchädlich und den
Nach=
ſchuß kann die verſtärkte Deckung ins Aus drücken. Wixhauſen
hatte wiederholt Gelegenheit, wenigſtens den Ehrentreffer zu
er=
reichen, aber der Sturm verlor ſelbſt vor dem alleinſtehenden
Tor=
hüter die Ueberſicht und jagte die Bälle vorbei oder verlor ſie an
die Verteidigung. Darmſtadts Mittelſtürmer kann dann noch
ein=
mal mit dem Ball durchgehen und an dem herausgelaufenen
Tor=
wart vorbei ſanft einſchießen. Wixhauſen kommt bei
Durchbrü=
chen vor das Darmſtädter Tor, wo die Verteidigung jedoch alles
klärt. Der Schiedsrichter hatte leicht zu amtieren, 90 Prozent
ſei=
ner Abpfiffe galten Abſeitsſtellungen, wobei beſonders Darmſtadt
auf das Stellungsſpiel des Gegners hereinfiel.
Die weiteren Veranſtaltungen auf dem Feſtplatz waren in
ihrem Beſuch durch die Ungunſt der Witterung leider
beein=
trächtigt.
Kraftſpork.
Athl. Sp. V. 1895—Pol. Sp. V. 9:12.
Nach langer Pauſe hatte der Athletik=Sportverein 95 wieder
gezeigt, daß ſich die jungen Kämpfer der Ehre des alten Vereins
erinnern müſſen. Die ſiegesgewohnten Ringer der Schutzpolizei
hatten ein großes Glück, um dieſen Kampf an ſich zu reißen.
Trotz=
dem Kampfrichter Fiſcher=Arheilgen ſehr fair iſt, überſah er
manches.
10. Gauſchwimmen
des Malnengeineotuts der 9.2.
Der Main=Rhein=Gau der D.T. führte am Sonntag im
Ge=
meindebad Roßdorf ſein 10. Gauſchwimmen durch. Die
Veranſtal=
tung war beeinflußt einmal durch viele andere Feſtlichkeiten, das
anderemal durch die friſche Waſſertemperatur. Sie nahm jedoch
einen befriedigenden Verlauf und hatte am Nachmittag guten
Be=
ſuch aufzuweiſen.
Die Ergebniſſe haben folgendes Bild:
a) Turner.
Mehrkampf. Unterſtufe: 1. Kaiſer, Karl, Tv. Ober=Ramſtadt 50½
P. 2. Hartmann, Fritz, Tv. Bensheim 45 P. 3. Geiß, Georg,
Tv. Ober=Ramſtadt 38½ P. — Mittelſtufe: 1. Spröhr, Franz,
Tgde. 1846 Darmſtadt 66 P. 2. Riehl, Chriſtoph, Tv.
Pfung=
ſtadt 48 P.
Springen. Unterſtufe: 1. Kramer, Heinrich, Tv. Pfungſtadt 27 P.
2. Böttiger, Heinrich, Tv. Pfungſtadt 24½ P. 3. Hartmann,
Fritz, Tv. Bensheim 24. P. — Mittelſtufe: 1. Feckler, Arthur,
Tv. Rüſſelsheim 40 P. 2. Spröhr, Franz, Tgde. 1846
Darm=
ſtadt 37 P. 3. Bauer, Georg, Tv. Rüſſelsheim 33½ P.
100 Meter Bruſt. Unterſtufe: 1. Götz, Hans, Tv. Gr.=Gerau 1.33,2
Min. 2. Peter, Heinrich, Tgſ. 1875 1.38,1 Min. 3. Bäuerle,
Alfred. Tv. Ob.=Ramſtadt 1.43 Min. — Mittelſtufe: 1.Schmunck,
Otto Tgde. 1846 Darmſtadt 1.39,2 Min. — Gaumeiſter: Späth,
Willi, Tgde. Beſſungen 1.28,5 Min.
100 Meter Seite. Unterſtufe: 1. Langjahr, Otto, Tgſ. 1875
Darm=
ſtadt 1.25,2 Min. 2. Reis Heinrich, Tgde. 1846 Darmſtadt
1.33 Min. — Gaumeiſter: Ihrig, Karl, Tgde. 1846 Darmſtadt
1.23,4 Min.
100 Meter Rücken. Unterſtufe: 1. Fink. Hans, Tgde. 1846
Darm=
ſtadt 1.31 Min. 2. Frenzel Walter, Atv. Ghibelinia 1.35,8 Min.
3. Körner, Hans, Tgde. Beſſungen 1.43,3 Min. — Mittelſtufe:
1. Langjahr, Otto, Tgſ. 1875 Darmſtadt 1.24,4 Min. — 2. Habich,
Hrch., Tgde. 1846 Darmſtadt 1.33,1 Min. — Gaumeiſter:
Lang=
jahr, Otto, Tgſ. 1875 Darmſtadt 1.24,4 Min.
100 Meter Hüh. Unterſtufe: 1. Schmidt. Adolf, Tgde. 1846
Darm=
ſtadt 1.18,2 Min. 2. Lautenſchläger, Tgſ. 1875 1.25 Min. 3.
Fink. Hans, Tgde. 1846 Darmſtadt 1.25,1 Min. — Mittelſtufe:
1. Kern, Hans, Tv. Groß=Gerau 1.17,2 Min. 2. Frenzel,
Wal=
ter, Atv. Ghibelinia 1.18,2 Min. 3. Braun, Hugo, Tgde. 1846
Darmſtadt 1.23,9 Min. — Gaumeiſter: Weiß, Fritz, Tgſ. 1875
Darmſtadt 1.15,3 Min.
3 mal 100 Meter Bruſtſtaffel: 1. Tgde. 1846 Darmſtadt in 5.06,1
Min. 2. Tv. Ober=Ramſtadt in 5.12,1 Min.
4 mal 100 Meter Lagenſtaffel. Unterſtufe: 1. Tgſ. 1875 Darmſtadt
in 5.57 Min. — Mittelſtufe: 1. Tgde. 1846 Darmſt. in 5.43 Min.
b) Aeltere Turner.
Springen: 1. Fink. Philipp, Tv. Groß=Gerau.
100 Meter Bruſt. Ueber 35 Jahre: 1. Wenzel, Chriſtoph Tgde.
Neu=Iſenburg. — Ueber 45 Jahre: 1. Kochendörfer, Philipp,
Tgſ. 1875 Darmſtadt.
O) Turnerinnen.
Springen. Unterſtufe: 1. Horſt, Elſe, Tv. Goddelau 21½ P.
Mittelſtufe: 1. Größmann, Minna, Tv. Pfungſtadt 16 P. 2.
Baldauf, Sophie, Tv. Pfungſtadt 15 P.
100 Meter Bruſt. Unterſtufe: 1. Baldauf, Sophie, Tv. Pfungſtadt
1.56,6 Min. 2. Schönach, Charlotte Tv. Birkenau. 3. Weber,
Hedi, Ober=Ramſtadt. — Mittelſtufe: 1. Gerhardt, Eliſabeth,
Tgde 1846 1.45,4 Min. 2. Horſt, Elſe, Tv. Goddelau 1.53,8 Min.
100 Meter Rücken. Unterſtufe: 1. Götz, Marie, Tgde. 1846 Darm=,
ſtadt. 2. Baldauf, Sophie, Tv. Pfungſtadt. — Gaumeiſterin:
Kaſten, Käte, Tgde. 1846 Darmſtadt 1.43 Min.
100 Meter Hüh. Unterſtufe: 1. Sauer, Guſtel, Tgſ. 1875. —
Mit=
telſtufe: 1. Kaſten, Käte, Tgde. 1846.
4 mal 50 Meter Lagenſchwimmen. Unterſtufe: 1. Gerhardt,
Eliſa=
beth, Tgde. 1846 in 3.48 Min. 2. Sauer, Gretel, Tgſ. 1875
Darmſtadt in 4.32 Min.
d) Turner.
4 mal 50 Meter Lagenſchwimmen. Unterſtufe: 1 Langjahr, Otto,
Tgſ. 1875 in 3.21,3 Min. 2. Schmidt, Adolf, Tgde. 1846 in
3.22,5 Min. — Gauoffen: Habich, Heinrich 3.33.,3 Min.
400 Meter Beliebig. Gauoffen: 1. Weiß, Fritz, Tgſ. 1875 in 6.50,2
Min. 2. Braun, Hugo, Tgde. 1846 in 6.55,4 Min. 3. Kern,
Hans, Tv. Groß=Gerau in 6.55,6 Min.
Die Wettkämpfe wurden angenehm unterbrochen mit einem
Gruppenſpringen ſowie Figurenlegen. Den Abſchluß des
Schwim=
mens bildeten 2 Waſſerballſpiele. Tgde. 1846 2. gegen Schwimm=
Klub Bad=Homburg 4:3 und ein Spiel zweier Gau=
Auswahlmann=
ſchaften.
Hindenburg=Skaffel der Turner.
Der große Tag, an welchem die Turnerſchaft des 9. Kreiſes
(Mittelrhein) dem Herrn Reichspräſidenten die Grüße und Wünſche
zur Rheinlandbefreiung übermitteln konnten, iſt vorüber. Treueſte
Pflichterfüllung aller, die ſich in den Dienſt der Durchführung des
Staffellaufes am Sonntag ſtellten, führten zum Erfolg und wieder
einmal riß der volksgemeinſchaftliche Gedanke der D.T. in der
Ver=
körperung einer großen allumfaſſenden turneriſchen Schau
Tau=
ſende in ſeinen Bann. In Wiesbaden endigten zur
Hindenburg=
ehrung die fünf aus dem Kreisgebiet kommenden Läufe, die
pünk=
lich wie im Plan vorgeſehen, eintrafen. In Worms,
Aſchaffen=
burg, Marburg, Koblenz und Trier fanden kurze Feiern ſtatt,
denen eine begeiſterte Menſchenmenge beiwohnte, und ſodann
wurden die Läufer auf den Weg geſchickt. Auch unterwegs nahmen
verſchiedene Städte die Gelegenheit wahr (ſo unter anderem
Frankfurt a. M. im hiſtoriſch bekannten Römer), mit einer kurzen
Feier den Läufer Grüße ihrer Gemeinde mit auf den Weg zu
geben. Als der Reichspräſident das Kurhaus in Wiesbaden
ver=
ließ, übermittelte der Kreisvertreter Pfeiffer=Wetzlar die Grüße,
und alsbald trafen die Läufer mit den Urkunden ein, die ſie dem
Herrn Reichspräſidenten überreichten. Nur kurze Augenblicke
währte die Ueberreichung der Urkunden, aber der Eindruck dieſes
bedeutſamen Ereigniſſes wird in allen Mitwirkenden nachklingen
und wird die Turner weiterhin anfeuern, wie immer im Jahnſchen
Gedanken für die Verwirklichung der deutſchen Volkgemeinſchaft
zu arbeiten.
Handball.
Turngeſellſchaft 1875 — Reichsbahn 1:10 (1:5).
Obige Mannſchaften ſtanden ſich vergangenen Sonntag
gele=
gentlich der Schiedsrichterprüfung auf dem Platze der Tgſ. 1875
gegenüber. Reichsbahn legte großen Eifer an den Tag und konnte
durch ſeine Kombinationen, ein Halbzeitergebnis von 5:1 Toren
herſtellen. Nach der Pauſe ſpielte Reichsbahn verhalten und ſchoß
doch noch fünf Tore. Reichsbahn fand ſich diesmal ſehr gut
zu=
ſammen und verdient ein Geſamtlob.
Vorher ſpielten Tv. Arheilgen Jgd. — Reichsbahn Jgd. 5:1.
Ujpeſt Budapeſt weilte zum Rückſviel um den Mitropa=Cup
in Mailand und konnte ſich für ſeine Niederlage in Budapeſt durch
Ambroſiana=Mailand revanchieren. Die Mailänder mußten ſich in
ihrer Heimatſtadt mit 4:2 ſchlagen laſſen, nachdem die Budapeſter
ſchon bis zur Pauſe mit 2:1 geführt hatten.
Otto Peltzer gewann in Luckenwalde ein 300=Meter=Laufen
in 37,2 Sekunden.
Die 16. Etappe der Tour de France von Grenoble nach Evian
gewann aus einer 30köpfigen Spitzengruppe heraus der Franzoſe
Leducg. In der Spitzengruppe befanden ſich auch die Deutſchen
Schön, Manthey und Thierbach.
Aus New York kommt die Nachricht, daß der Tennisſpieler
Tilden nun doch in der amerikaniſchen Mannſchaft anläßlich des
Finales um den Davispokal ſpielen wird. Dadurch erhöhen ſich
die Ausſichten Amerikas, den Pokal zurückzugewinnen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Vom Holzmarkt ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die Umſätze am
Baumarkt ſind weiter ſehr ſchleppend, es zeigt ſich hier keine Spur
einer Beſſerung. An die kommunalen und ſtaatlichen Bauten wird nur
ganz vereinzelt herangegangen. Hobeldielen wurden kaum geſucht. Den
Verbrauchern wird vielfach die Hobelware zu denſelben Preiſen wie
dem Platzholzhandel angeboten. Der Platzholzhandel wird dadurch am
Hobelmarkt faſt ausgeſchaltet. Auch am Laubholzmarkt iſt der
Ge=
ſchäftsgang ſehr unbefriedigend. Der Abſatz in Eiche iſt ſehr ſchlecht.
Es liegt das auch daran, daß keine Luxusmöbel gebraucht werden. Eiche
iſt auch außerdem als Möbelholz ſchon über ein Jahr ſtark aus der
Mode. Dementſprechend iſt auch der Geſchäftsgang im
Eichenfurnier=
handel ſtockend. Birke geht ſo gut wie gar nicht. Rotbuche iſt ſehr
ge=
drückt, da weder die Karoſſeriefabrikation noch die
Pianomechanikfabri=
kation zu tun hat. Letztere Induſtrie iſt völlig zerrüttet. Die letzten
Inſolvenzen in Berlin haben einen nicht ſo bald wieder gutzumachenden
Schlag verſetzt. Ein Zeichen der ſchwierigen Lage, in der ſich das
Holz=
gewerbe augenblicklich befindet, iſt auch der Zuſammenbruch der
altan=
geſehenen Firma Oberſchleſiſche Holzinduſtrie Akt.=Geſ. in Beuthen.
Dieſes Unternehmen, das wohl als das bedeutendſte der Holzwirtſchaft
in Schleſien anzuſprechen war, hatte beſonders gute Beziehungen zum
Waldbeſitz in Polen. Die großen Verpflichtungen, die aus dieſen
Ge=
ſchäften herrührten, brachten Schwierigkeiten, die nicht überbrückt
wer=
den konnten, da die beteiligten Banken zu höheren Krediten nicht
be=
reit waren.
Weiterer Produktionsrückgang in der Saareiſeninduſtrie. Nach den
ſtatiſtiſchen Erhebungen der Fachgruppe der eiſenſchaffenden Induſtrie
im Saargebiet erzeugten die Saareiſenhütten im Juni mit 26 Hochöfen
(25 im Vormonat) 157 537 Tonnen Roheiſen gegen 175 708 Tonnen im
Mai. Noch ſtärker ging die Rohſtahlerzeugung zurück, die im Juli nur
noch 147 809 Tonnen gegen 179 074 Tonnen i. V. betrug. Ausgewalzt
wurden davon 107 606 Tonnen Fertigerzeugniſſe und 7145 Tonnen
Halbzeug.
Vorbeſprechungen zur Neubildung des internationalen Zinkkartells.
Eine Vorkonferenz, die ſich mit der Neubildung des internationalen
Zinkkartells befaßte und an der die Produzenten aus Frankreich.
Bel=
gien, Deutſchland und Polniſch=Oberſchleſien teilnahmen, iſt in Oſtende
zuſammengetreten. In erſter Linie wurde über die
Verſtändigungs=
möglichkeiten mit den kanadiſchen und mexikaniſchen Produzenten, die
bekanntlich einen Teil ihrer Erzeugung nach Europa ausführen, beraten.
Die Engländer, Kanadier und Mexikaner werden vorausſichtlich auf der
Hauptkonferenz, die morgen vormittag ſtattfindet, vertreten ſein. Man
rechnet damit, daß zum Ausgleich der Intereſſen mehrere Sitzungen
er=
forderlich ſind, deren Dauer noch nicht abzuſehen iſt.
Frankfurter Maſchinenbau=A.=G. vorm. Pokorny u. Wittekind,
Frankfurt a. M. Der in der Bilanzſitzung der Geſellſchaft vorgelegte
Abſchluß weiſt nach den üblichen Abſchreibungen einen Jahresgewinn
von etwa 100 000 Reichsmark aus. Unter Würdigung der allgemeinen
Verhältniſſe und insbeſondere der Ungewißheit der künftigen Geſtaltung
der Wirtſchaftslage ſoll eine Sonderabſchreibung in Höhe von über
500 000 RM. auf die Inventur vorgenommen werden, wodurch der
erzielte Jahresgewinn aufgezehrt wird und ein Verluſt entſteht. Dieſer
Verluſt ſoll aus dem geſetzlichen Reſerveverluſt gedeckt werden, welcher
dadurch eine Ermäßigung auf die Hälfte erfährt. — Die derzeitige
Ge=
ſchäftslage der Geſellſchaft entſpricht der allgemeinen Lage; der fi
an=
zielle Status iſt nach wie vor flüſſig. Die Generalverſammlung findet
am 26. Auguſt in Frankfurt a. M. ſtatt.
Zur Sanierung der Elite Diamantwerke A.=G. Sigmar. Der
Ge=
neralverſammlung am 21. Auguſt (Sanierung der
Kapitalzuſammen=
legung 10:1 und Wiedererhöhung von 0,6 auf 1,2 Mill. RM.) wird
neben Einſetzung einer Reviſionskommiſſion auch, wie der Fwd. noch
erfährt, Beſchlußfaſſung über Regreßklage gegen den alten Vorſtand
und Aufſichtsrat, letztere vor allem Vertreter der Adam Opel A.=G.,
unterbreitet. Aus dem Vorſtand ausgeſchieden iſt übrigens Herr
Ge=
neraldirektor Sohre.
Produkkenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 21. Juli. Erhöhte Forderungen
von Nordamerika und Argentinien ſowie ungünſtige Berichte über den
Ernteausfall in Mittel= und Norddeutſchland veranlaßten eine
weſent=
liche Erhöhung der Preiſe für Weizen, Roggen und Hafer. Die Börſe
verkehrte in feſter Tendenz. Im Vormittagsverkehr hörte man folgende
Kurſe in RM. per 100 Kilo waggonfrei Mannheim: Weizen inländ.
alter 30, neuer 28, ausländ. 31,50—34, Roggen inländ. 18—18,50, Hafer
17,50—18,50, Futtergerſte 17,50—19, ſüdd. Weizenmehl Spezial Null
Juli=Auguſt 44,25, September=Oktober 42,50, ſüdd. Weizenauszugsmehl
Juli=Auguſt 48,25,September=Oktober 46,50, ſüdd. Weizenbrotmehl Juli=
Auguſt 30,25, September=Oktober 28,50, ſüdd. Roggenmehl 70—60proz.
Ausmahlung 28,50—30, feine Weizenkleie 8,50, Biertreber mit Sack
10,50—11,50, Leinſaat 35, Raps 28.
Frankfurter Produktenbericht vom 21. Juli. Die weiteren
Preis=
ſteigerungen an den überſeeiſchen Märkten verfehlten ihren Eindruck
nicht, und im Zuſammenhang mit der für die Ernte ungünſtigen Witterung
war die Stimmung zu Beginn der neuen Woche feſt. Die
Umſatztätig=
keit hielt ſich allerdings in ſehr engen Grenzen. Stark gefragt war
Roggen und Hafer, die bis zu 15 Mark per Tonne höher lagen.
Weizen=
mehle wurden um 0,25 Mark pro Doppelzentner erhöht, ohne daß eine
Geſchäftsbelebung eingetreten wäre. Roggenmehl im Einklang mit
Roggenbewegung 1 Mark feſter. Kleie vernachläſſigt und leicht gedrückt.
Es notierte Weizen 305, Roggen 185, Hafer inländ. 180, Weizenmehl
ſüdd. 43,75—44,50, niederrhein. 43,50—44,25, Roggenmehl 27—28,
Weizenkleie 8,50—8,75, Roggenkleie 8,75, Erbſen 26—35, Linſen 38—80,
Heu ſüdd. 5,00—5,50, Weizen= und Roggenſtroh 4,00, Treber 10,75 bis
11,50.
Berliner Produktenbericht vom 21. Juli. Die weiteren
Preisſteige=
rungen an den überſeeiſchen Terminbörſen blieben am heutigen
Pro=
duktenmarkt völlig ohne Eindruck, da die Wetterlage in Deutſchland
allgemein eine Beſſerung erfahren hat. Man erwartet von den
Nieder=
ſchlägen der vorigem Woche lediglich eine Verzögerung der
Getreide=
ernte. Inlandsweizen alter Ernte wird vereinzelt zu 2 Mark höheren
Preiſen als am Wochenſchluß umgeſetzt, auch am Lieferungsmarkt ſetzte
die Juliſicht auf Deckungen 3 Mark feſter ein. Die ſpäteren Sichten
waren nur unweſentlich verändert, und höhere Forderungen für
In=
landsweizen neuer Ernte waren nicht durchzuholen. Die Umſatztätigkeit
hielt ſich in engen Grenzen. Roggen zur prompten Verladung ſtand
etwas reichlicher zur Verfügung und war nur bei Preiskonzeſſionen von
1—2 Mark unterzubringen. Der Lieferungsmarkt wies trotz weiterer
Interventionen Preisrückgänge um 1½ Mark auf. Weizen= und
Rog=
genmehle bei unveränderten Preiſen in kleinem Bedarfsgeſchäft. Hafer
iſt zu hohen Forderungen ausreichend offeriert, die Konſumnachfrage
hat beträchtlich nachgelaſſen. Gute Kaufluſt beſteht weiter für neue
Wintergerſte, die ziemlich knapp und zu erhöhten Preiſen angeboten iſt.
Roggen 172—177 Futtergerſte 170—175, Hafer märk. 179—187,
Weizen=
mehl 32,25—40, Roggenmehl 23,5—26,25, Weizenkleie 10,50—11,
Roggen=
kleie 10,5—11, Viktoriaerbſen 26—30, kl. Speiſeerbſen 24—27,5,
Futter=
erbſen 19—20, Peluſchken 22—25, Ackerbohnen 17—18,5, Wicken 21—23,5,
Lupinen blau 2—22, do. gelb 26—28, Rapskuchen 10,6—11,6, Leinkuchen
16—16,5, Trockenſchnitzel 8,7—9,5, Sojaſchrot 14,2—15,2, kart. Flocken
16,8—17.
Viebmärkke.
Mannheimer Großviehmarkt vom 21. Juli. Dem heutigen Grof
viehmarkte waren zugefahren: 214 Ochſen, 213 Bullen, 259 Kühe, 43
Färſen, 561 Kälber, 43 Schafe, 3162 Schweine, 2 Ziegen. Bezahlt wur
den für Ochſen 41—61, Bullen 44—53, Kühe 18—48, Färſen 43—6
Kälber 52—78, Schafe 45—47, Schweine 64—71, Ziegen 11—23.
Mark=
verlauf: Mit Großvieh mittelmäßig, Ueberſtand. Mit Kälbern mitte
geräumt, und mit Schweinen mittel, geräumt.
Frankfurter Großviehmarkt vom 21. Juli. Dem heutigen Groß
viehmarkt waren zugeführt: 1454 Rinder, ſeit dem letzten Markt 9
409 Ochſen, 134 Bullen, 534 Kühe, 374 Färſen, 880 Kälber, 88 Schafe
5440 Schweine. Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht: Ochſe
al) 58—61, a2) 54—57, b1) 50—53, Bullen a) 53—57, b) 48—52,
Küh=
a) 46—49, b) 42—45, c) 36—41, d) 30—35, Färſen a) 59—62, b) 54—;
c)50—53, Kälber b) 72—76, c) 66—71, d) 50—65, Schafe nicht notiert
Schweine b) 65—67, c) 67—70, d) 68—70, e) 65—67. Marktverlau
Rinder ruhig, Ueberſtand, Schweine ſchleppend, Ueberſtand, Kälber un
Schafe ruhig, ausverkauft. — Fleiſchgroßhandelspreiſe
Ochſenfleiſch 1 98—105, dito 2 85—95, Bullenfleiſch 90—94, Kuh
Fleiſch 2 75—78, dito 3 60—75, Kalbfleiſch 2 105—115, Schweinefleiſch
88—92, Gefrierfleiſch: Vorderviertel 58, Hinterviertel 65. Geſchäftsgan
„uhig. Eingebracht waren aus hieſiger Schlachtung: 304 Viertel
Ri=
der, 28 ganze Kälber, 247 halbe Schweine und 9 Schafe, von auswärt
268 Viertel Rinder, 10 ganze Kälber, 10 halbe Schweine. Vom Aus
land 60 Viertel Rinder aus Dänemark.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 21. Juli.
In Nachwirkung der Reichstagsauflöſung machte ſich jetzt doch im
Zuſammenhang mit der Ungewißheit über die Weitergeſtaltung der
innerpolitiſchen Lage eine ſtärkere Unſicherheit bemerkbar. Das Geſchäft
bewegte ſich bei großer Zurückhaltung der Spekulation in kleinſtem
Rahmen. Verſchiedentlich kam Material an den Markt, ſo daß ſich
in=
folge mangelnder Anregungen und der anhaltenden Orderloſigkeit
Ab=
ſchwächungen bis zu 2 Prozent gegenüber den Freitagsabendkurſen
er=
gaben. Die matte New Yorker Börſe vom Samstag trug ebenfalls noch
zur Verſtimmung bei. Etwas mehr im Angebot lagen Elektrowerte,
von denen Schuckert 3 Prozent, Siemens 2½ Prozent und Licht und
Kraft 2 Prozent nachgeben mußten. A. E.G. waren nur geringfügig
ab=
geſchwächt; Lechiverke gut behauptet. Stärker unter Druck ſtanden noch
von Warenhausaktien Karſtadt mit minus 2½ Prozent. Von
Chemie=
werten lagen J. G. Farben ebenfalls bei kleinſtem Geſchäft 13
Pro=
zent niedriger. Auch am Montanmarkt kamen Erſtnotierungen kaum
zuſtande, doch waren Gelſenkirchen bei einiger Nachfrage etwas
ge=
beſſert und Rheinſtahl gut gehalten. Am Automarkt lagen Daimler
unverändert. Etwas Intereſſe beſtand noch für Aku, die geringfügig
über dem Niveau des Freitagskurſes eröffneten. Von Lokalaktien waren
Metallgeſellſchaft 1 Prozent niedriger. Banken wenig verändert. Am
Anleihemarkt lagen Neubeſitzanleihe etwas ſchwächer, während
Alt=
beſitz behauptet waren. Bei kleinſter Umſatztätigkeit trat im Verlaufe
eher eine Beruhigung ein, und es ergaben ſich Kursbeſſerungen um
Bruchteile eines Prozentes, doch war eine gewiſſe Unſicherheit nicht zu
verkennen. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 3 Prozent ſehr leicht.
Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen Dollar 4,1865 gegen Pfunde
20,37½/s. London=Kabel 4,8657, —Paris 123,62½, —Mailand 92,88,
—Madrid 42,10, —Schweiz 25,031/s, —Holland 12,0880.
An der Abendbörſe herrſche bei großer Zurückhaltung der
Speku=
lation wieder faſt vollkommene Geſchäftsſtille. Auf dem etwas erholten
Mittagsſchlußniveau blieben die bis zur Abfaſſung des Berichtes in
geringem Umfange zuſtande gekommenen Notierungen im allgemeinen
knapp behauptet.
Berlin, 21. Juli.
Zum zweitenmal in dieſem Jahre hat ſich der Ausfall der
Sams=
tagbörſen günſtig ausgewirkt. Außenſtehende Finanzkreiſe konnten
am Freitag, da die Reichstagsauflöſung erſt nach ein Uhr bekannt
ge=
worden war, kaum Effektenverkäufe vorgenommen haben, und heute,
nach drei Tagen, ſah man der politiſchen Weiterentwicklung beruhigter
entgegen. Vormittags verhielt ſich die Spekulation abwartend, eine
aus=
geſprochene Tendenz war nicht feſtzuſtellen, immerhin herrſchte eine
ziemliche Unſicherheit. Zur Eröffnung kam es, trotz der nur mäßigen
Abgaben, überwiegend zu Kursverluſten bis zu 2 Prozent. Im
Ver=
laufe bröckelten die Kurſe bei anhaltender Geſchäftsſtille zunächſt weiter
leicht ab, ſpäter wurde es uneinheitlich, es ergaben ſich Abweichungen
bis zu 1 Prozent nach beiden Seiten. Die Spekulation erklärte die
Zurückhaltung aller beteiligten Kreiſe mit dem ungewiſſen Ausgang
des Wahlkampfes und mit der Befürchtung von Zwiſchenfällen.
An=
leihen bröckelten leicht ab. Von Ausländern zogen Mazedonier auf die
Aeußerungen des griechiſchen Außenminiſters, daß Griechenland ſeine
Vorkriegsſchulden in Gold zurückzahlen wolle, etwas Intereſſe auf ſich.
Pfandbriefe lagen ruhig und eher ſchwächer. Deviſen weiter angeboten.
Am Geldmarkt erleichterte ſich der Satz für Tagesgeld auf 3—5
Pro=
zent, vereinzelt ſchon auf 234 Prozent, die übrigen Sätze blieben
un=
verändert.
Die Berliner Metall=Termine vom 21. Juli ſtellten ſich für
Kupfer: Juli 94 (97), Auguſt 94 (96), September 94 (94,50),
Oktober, November 93,75 (94,25), Dezember, Januar, Februar,
März. April, Mei, Juni 93,75 (94). Tendenz: kaum behauptet.
Für Blei; Juli 35,75 (36,25), Auguſt 35,50 (36), September
35,50 (35,50), Oktober November, Dezember, Januar, Februar,
März, April, Mai, 35,50 (35,75) Juni 35,50 (36). Tendenz: ruhig.
Für Zink: Juli 32,25 (33,25), Auguſt 32 (32,50), September
32,50 (33,50), Oktober 33 (33,75) November 33,25 (34,25)
Dezem=
ber 33,75 (34,50) Januar 34 (35) Februar 34,50 (35), März 34,75
(35,50), April 35 (35,75), Mai Juni 35,25 (36) Tendenz leicht
abgeſchwächt. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Klam=
mern Brief.
Die Metallnotierungen in Berlin (für je 100 Kg.) am 21. Juli
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg. Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt. Elektrolyt=
kupfernotiz) 107,50 RM. — Die Notierungen der Kommiſſion des
Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab
Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Bezahlung)
ſtell=
ten ſich für Original Hüttenaluminium, 98 bis 99 Prozent, in
Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM., desgleichen in
Walz=
oder Drahtbarren 99 Prozent, 194 RM., Reinnickel 98 bis 99
Prozent 350 RM., Antimon Regulus 48—50 RM, Feinſilber
(1 Kg. fein) 47—49 RM.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 21. Juli;
Getreide: Weizen, Juli 87½, September 90¾, Dezember 96%,
März 101½; Mais, Juli 81, September 79½, Dezember 75½,
März 77½; Hafer, Juli 34½, September 36½, Dezember 40½,
März 42½; Roggen, Juli 52, September 55%, Dezember 61,50,
März 65¾4.
Schmalz: Juli 9,65, Sept. 9,65, Dez. 9,70, März 9,30.
Speck loco 13,50.
Chicago Baumwolle: Juli 13,87, Okt. 13,14.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 21. Juli:
Schmalz: Pr. Weſtern 10,40: Talg, extra loſe 5¾8.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 99½, Hartwinter
95¾; Mais 93, Mehl 5,00—5,25; Getreidefracht nach England
1,6—2,3 sh, nach dem Kontinent 7—9 C.
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze 32 Loco 8½; Juli 8.20,
Sep=
tember 8.32, Oktober 8.38, Dezember 8.29, Januar 1931 8.35, März
8.54, Mai 8.71.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der Badiſchen Kommunalen Landesbank (Girozentrale,
Oeffent=
liche Bank und Pfandbriefanſtalt) in Mannheim iſt durch Entſchließung
des Miniſteriums des Innern im Einvernehmen mit den Miniſterien
der Finanzen und Juſtiz die Genehmigung zur Ausgabe von zu 7
Pro=
zent verzinslichen Goldhypothekenpfandbriefen (3. Reihe) im Nennwert
von 5 000 000 RM. ſowie zur Ausgabe der zugehörigen Zins= und
Er=
neuerungsſcheine erteilt worden.
Unter dem Vorſitz des Rechtsanwalts Dr. Oelenheinz iſt mit dem
Sitz in Mannheim der „Deutſche Wirtſchaftsverein” gegründet
worden, der ſich den Schutz der deutſchen Arbeit zur Aufgabe geſtellt
hat. Mit vielen anderen ſieht dieſer Verein den Hauptgrund unſerer
Wirtſchaftsnot in der Ueberſchwemmung des deutſchen Marktes mit
aus=
ländiſchen Erzeugniſſen, die unſeren Arbeitern das Bror und unſerem
Volk die nötigen Zahlungsmittel raubt.
Im Zuſammenhang mit der Verſchmelzung der ehemaligen
Süd=
deutſchen Diskonto=Geſellſchaft A.=G. mit der Deutſchen Bank und
Dis=
konto=Geſellſchaft wird das Bankhaus E. Ladenburg auf Grund
beſtehen=
der Verträge ſein laufendes Geſchäft auf die Deutſche Bank und
Dis=
konto=Geſellſchaft, Filiale Frankfurt a. M., übertragen.
Am Samstag iſt die Ueberweiſung der erſten amerikaniſchen
Ent=
ſchädigungszahlung an den Norddeutſchen Lloyd erfolgt. In beteiligten
Kreiſen rechnet man damit, daß man am Dienstag über den Betrag
von 75 Millionen RM. verfügen kann. Von der genannten Summe
erhält bekanntlich der Norddeutſche Lloyd 30 Millionen und die Hapag
45 Millionen RM.
Die Ausfuhr der Saar nach dem Reiche weiſt für die ſaarländiſche
Eiſeninduſtrie im Monat Mai nach den jetzt veröffentlichten ſtatiſtiſchen
Angaben einen weiteren Rückgang von rund 9 Prozent auf. Sie
be=
trug im Mai 527 117 Dz. gegen 577 852 Dz. im April (— 50 735).
In Ergänzung der Meldung über die Gründung eines belgiſchen
Glastruſts wird aus Brüſſel gedrahtet, daß der Zuſammenſchluß
ſämt=
licher belgiſcher Glasunternehmen in Charleroi beſchloſſen wurde. Der
vorgelegte Vertrag wurde von allen Beteiligten unterzeichnet.
Wie jetzt bekannt wird, iſt die öſterreichiſche Wiederaufbauanleihe
in London nur zu 63 Prozent gezeichnet worden. Bekanntlich haben
die an der Zeichnung beteiligten Banken die Liſten bereits nach
zwei=
ſtündiger Auflegung wieder geſchloſſen.
In den nächſten Tagen ſollen nach einer Prager Korreſpondenz
Beratungen zwiſchen der tſchechiſchen Zündholzinduſtrie und der
Kreu=
ger u. Toll A.B. in Stockholm aufgenommen werden, deren Zweck die
Regelung großer Inveſtitionsanleihen für die Zündholzinduſtrie ſein
ſoll. Kreuger beabſichtigte, in der Tſchechoſlowakei einen Stützpunkt für
das Mitteleuropa= und Balkangeſchäft zu errichten.
Deviſenmarkt
Berliner Kursbericht
vom 21. Juli 1930
Drutfce Sunt und Aisromto Gefenſche
vom 21. Juli 1930
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Ban1 u
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Kapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenn.
J. P. Bemberg
Bergmann Eleftr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
deutſche Erdöl
152.25
1S5.50
129.50
130.—
95.375
128.75
95.50
146.50
69.—
105.25
176.—
5S.—
155.—
141.50
A d
Salzdetfurth Kali 55.75 Helſingfors 100 finn. M1 10.527 0.547 Schweiz 100 Franken 1.30 31.46 359.— Wien
100 Schilling 59.10 59.22 Spanien 100 Peſetas 48.15 48.25 Leonh. Tietz 139.—
Prag 100 Tſch.Kr. 12.404 12.424 Danzig
100 Gulden 8:.33 81.49 Verein. Glanzſtoff 134.— Budapeſt 100 Pengo 73.33 73.47 Japan Yen 2.06 2.072 Verein. Stahlwerke 82.75 Sofia 100 Leva 3.03. 3.04 Rio de Janeire 1 Milreis 0.454 0.456 Weſteregeln, Alkali 208.75
Holland 100 Gulden 168.36 168.7C Jugoflawien 100 Dinar 7.425 .439 Igsb.=Nrnb. Maſch. Lslo
100 Kronen 112.05 112.27 Portugal 100 Escudos 18.33 8.87 Baſalt Linz 34.— Kopenhagen 100 Kronen 112.08 112.30 then
1-7 1100 Drachm. 5.45. 5.445 Berl. Karlsr. Ind. 64.50 Stockholm 100 Kronen 112.47 112.6S IIſtambu 1türf. * — Hirſch Kupfer 129.— London. 1 L.Stg. 20.35 20.391 Kairo 1äghpt. * 20.87 20.91 Hohenlohe=Werte Buenos=Aires Pap. Peſol 1.522 1. 526/. Nanada 1 canad. Doll. d. 186 4. 184 Lindes Eismaſch. 162.— New York 1 Dollar 4. 1825 4.1905 Uruguat Goldpeſo 2. 586 2.594 Herm. Poege 17.— Belgien 100 Beiga 58.455 58.575 Jsland
100 eſtl. Kr. 92.01 92.19 VogelTelegr. Draht 76.— Italien 100 Lire 21.915 21.955 allinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 111.43 111.65 Wanderer=Werle 38.—
Paris 100 Francs 16.455/ 16. 495ſ.
Riga 100 Lats 80.60 80.76
Frankfurter Kursbericht vom 21. Juli 1930.
7 8Dtſch. Neichsanl.)
„
62 Baden. ....
8% Bahern .....
..
8% Keſſen v. 28
v. 2
490 Preuß.
Staats=
anl. . . . . . . . . ..
8% Sachſen ....
6% Sachſen ...."
9 Thüringen ..
Dtſche. Anl.
Auslo=
uungsſch. +‟/-
Ab=
löſungsanl. . . . .
Dtſche. Anl. Ablö.
ſungsſch. (Neub.
101.5
85.6
92.5
97.5
96
100
83.25
89.75
E0.1
8.1
Diſche. Schusge
bietsanleihe ..
8½ Baden=Baden
(9 Berlin .. . ."
8% Darmſtadt v. 26
8
v. 28
v Frankfurt a.M.
8% Mainz......"
8% Mannheim ..
8% Nürnber
8% beiſ. Landesbk.
Goldpfbr. .. . ..
8½ Goldoblig.
4½% Heſſ. Lds.-
Hhp.=Bk.=Liquid.
Pſbr. . . . . . . . . .
% Preuß. Lds.,
pfbr.=Anſt. Gold=
Pfbr. . . . . . . . ..
„ „ Goldobl.
8% Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
8½Kaſſeler Land. Goldpfbr.
96
100.25
95.75
WN5
97.5
98
99.5
8% Naſſ.Landesbk.
Goldpfbr.
4½% „. Eb
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
+Ausl. Ser. I
+Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
6 Berl. Hyp.=B1
½%0 „Liqu.=Pfbr
8% Frkf. Hyp.=Bk..
4½% „ Lig. Pfbr.
„ Pfbr.=Bk.
„Lig. Pfrb.
80 Mein. Hyp.=Bl.
— Lig. Pfbr.
2 Pfälz. Gyp.=B
½% „ Lig. Pfbr
18% Preuß.
Boden=
cred.=Ban: ....
4 ½%-Lig. Pfbr.
8% Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bant.
4½% „ Lig. Pfbr
3‟ Rhein. Hyp.B
4½% Lig.Pfbr..
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit.. . . ."
% Südd. Bod.=
Cred.=Bant ..."
4½½% „Lig. Pfb
8% Wurtt. Hyp.=B.
% Daimler=Benz
Dt. Linol. Werke
% Klöckner=Wer!e
7% Mainkrw. v. 26.
2a Mitteld.
Stahl=
werke ..."
Salzmann u. Co.
% Ver. Stahlwerke
18% Boigt& Häffner
87.5
59.5
75
15.5
99.25
88
101.75
88
103
90.45
103
89.35
101
90.5
103
90.5
102
102
89
100.5
zoo
881/-
100.5
7
100
93.5
98
90.4
92
91.25
91
87.5
J. G. Farben Bonds/100‟
5% Bosn. L.E.B.
L. Inveſt.
4½% Sſt.
Schatz=
anw. ........"
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
420 Türk. Admin.
4% „ 1. Bagdad
4½ „ Zollanl.
4½% Ungarn 191:
4½2
1914
4%0
Goldr.
Si.
1910/
Aktien
Alg. Kunſtziide Unie
AEG. Stamm. . . .
Andreae Noris Zahr
Baſt Nürnberg
Bemberg J. P. ..
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Brüning & Sohn".
Buderus Eiſen.. ..
Cement Seidelbere
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſ
Chem. Werke Albert
Chade . ........"
Contin. Gummiw
Linoleum
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr. ..
Eiſenh. Berlin.
Erdöl
Gold= u. Silb.=Anſtalt
Linoleumwerk
Dyckerhoff u.
Wid=
mann".
Eichbaum=Werger.
Elektr. Licht u. Kraft
„ Liefer-Gef.
9.5
16.25
7.65
24.9
103.5
145=
105
184
108.25
104:.
80.5
46
156
203
108
59
142.5
196.75
89.25
168.5
141
Eſchw. Bergwerk.
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſty
Feinmech. (Jetter
Felt. & Guilleaum
Frift. Gas ......
Sof..
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Beſ. elektr.
Unter=
nehmungen .. . .
Goldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frift.
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen ..
Holzmann, Phil.
Holzver1.=Intuſtri
Flie Bergb. Stamn
Genüſſ
Junghans Stam
Kali Chemie.
Aſchersleben
Salzdetfurth
Aeſteregeln
Kammgarnſpinn
Karſtadt, R. . . . .
Klein, Schanzlin ..
klöcknerwerke .
Lahmener & Co.
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metal=
Lutz Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br. . . .
13.5
40
156.1
74
110
56
27
143.75
57.25
32
169
125
116
78
129
25
85
90
Mk 5
118.5
36.5
130
01
355
207
102
94.5
54.25
12.5
81.5
170.25
Mannesm. Röhre
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf..
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Nicolay, Hofbr.
Nürnberger Brauh.
Oberbedarf.
Otavi Minen ....
Phönix Bergbau.
Reiniger, Gebb. . .
Rh. Braunkohlen .1217.5
„ Elektr. Stamm.
„ Stahlwerfe. . ..
Riebeck Montan. .
Roeder Gb. Darmſt. 1103
Rütgerswerle
Sachtleben A. G.
Salzw. Heilbronn..
Schöfferhof=Bind..
Schramm. Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elettr. /164.25
Schwarz=Storchen./131
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halsk=
Strohſtoff. Ver. ..
Südd. Immobilier
Bucker=A. G.
Svenska Tändſtids
Tellus Bergbau ...
Thür. Liefer.=Geſ.
Tucher=Brauerei..!
Unterfranken
Beithwerke ..
Ver. f. Chem. Ind.
„ Laurahütte ...
Stahlwerke ..
Ultramarin
„ Zellſt. Berlin
Vogtländ. Maſchin
Voigt & Haeffner
112
87
50
68
118.5
41.75
84
113
100
156
208
245
75
118.25
209
164
45
100
93
137
18
46
83
.25
53
153
Bayß & Frentag.
Wegelin Nußfabri
Zellſtoff Aſchaffbg.
„ Memel .... ..."
„ Waldhof......
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank....
Br. f. Brauinduſtr.
Barmer Banlverein
Berl. Kandelsgeſ.
Hypothekbk.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Dt. Bank und Dise
Deutſche Effetten=
und Wechſelban!
Dresdener Ban .
Frantf. Bant..
Hyp.=Ban!
„ Pfdbr.=Bk. . . . .
Gotha. Grundtr. B
Mein. Hyp. Ban.
Oſt. Creditanſtal=
Pfälz. Hyp. Ban)
Reichsban:.
Rhein. Hyp.=Ban
Südd. Bod.=Cr. B
Wiener Bankverein
Württb. Notenkank
A.-G. . Vertehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftn
7% Dt. Reichsbahr
Vorzge.
Hapag..."
Nordd. Lloyd.
Schantung=Eiſenb
Südd. Ciſenb.=Ge
Allianz. u. Sturtg.
Verſicherung ..
„VereinVerſ. ...
Frkft. Allg. Verſ. G.
Rückverſich.
Frankona Rück= u.
Mitv. . . . . . . .
Mannh. Verſich.
732.25
101
109.5
105
.40
109.25
150
19.5
228
137
195.5
129),
108.5
12
00
154
154
120
149
27.8
142
6
152.75
141.5
143.5
84
146
95.25
94.5
95
83
107
205
198
118
[ ← ][ ][ → ] Nummer 201
Daß Derlaukann
der Maart.
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſini.
a
Nachdruck verboten.
Frau Walter hörte ihn nicht heimkommen. Erſt am frühen
Morgen beim Kaffee ſah ſie ihn und fuhr ganz entſetzt zurück.
So hatte ſich der Doktor verändert. Fahl und grau ſah ſein
Geſicht aus, aber er gab nur kurze, ſchroffe Antworten. Frau
Walter möge ſich nicht um ihn kümmern, er finde ſich ſchon
wie=
der zurecht.
Sie zog ſich verletzt zurück.
Der Doktor rief telephoniſch im Krankenhauſe an. Nelly
Rothe lag noch immer in Bewußtloſtgkeit. Man konnte abſolut
nichts Beſtimmtes ſagen.
Dann fuhr der Doktor nach dem Polizeipräſidium und
er=
ſtattete dort Bericht. Er blieb dabei, in der kommenden Nacht
wollte er die unterlaſſene Fahrt nach Arensbeng machen. Der
Verhaftbefehl gegen den Grafen Egon ſteckte noch immer in ſeiner
Taſche.
Auf dem Rückwege ſprach er perſönlich im Krankenhauſe
vor. Der Profeſſor gab ihm eine kleine Hoffnung, wenngleich
Nellu auch jetzt noch nicht das Bewußtſein erlangt hatte.
Wahr=
ſcheinlich war eine Operation nötig. Der wuchtige Schlag hatte
den Schädelknochen zertrümmert, ein Knochenſplitter mußte
ent=
fernt werden.
Schweigend ging der Doktor. Es handelte ſich bei dieſer
Operation um Leben oder Tod. Das wußte er.
Am Nachmittage wurde er vom Krankenhauſe angerufen.
Die Operation war geſchehen. Der Profeſſor war mit dem
Reſul=
tat ſehr zufrieden, wie er perſönlich Doktor Borngräber verſicherte.
Aber das Bewußtſein fehlte auch jetzt noch, der Doktor tue beſſer,
die nächſten Tage abzuwarten, ehe er der Patientin einen Beſuch
machte. Inzwiſchen trat dann vielleicht doch eine Wendung zum
Beſſeren ein.
Finſter ging der Doktor umher. Er verſuchte, ſeie
Ge=
danken auf andere Dinge zu richten. Nur ſchwer gelang es ihm.
Tetzt wußte man auch längſt im Schloß Arensberg, daß er
ver=
ſhwunden war. Da ihn die Baroneſſe erkannt hatte, wäre es
1egentlich ſelbſtverſtändlich geweſen, daß ſie ihn telephoniſch
an=
ref. Aber nichts dergleichen erfolgte.
Als es Abend wurde, verließ der Doktor ſein Haus. Er
verſchmähte es heute, eine Verkleid
anzulegen. Die Nacht
Dienstag, den 22. Juli 1930
deckte ihn genügend, und bei der bevorſtehenden Arbeit hatte er
nicht mehr nötig, ſich zu maskieren.
Das Polizeiauto ſtand wieder bereit, auch die nötgen Leute
waren erſchienen. Heute brauchte man nicht weiter zu warten,
man kam ohnehin in tiefſter Nacht in der Umgebung von
Arens=
berg an.
Eine ſieberhafte Unruhe hatte jetzt den Doktor erfaßt. Es
war ihm beinahe, als ſollte ihm eine neue unangenehme
Ueber=
raſchung zuteil werden. Seit Nelly vor ihm zuſammenbrach,
war er unſicher in ſeinen Kombinationen geworden.
In ſauſender Fahrt ging es durch die Nacht. Wieder lag
der Nebel auf den Wegen und Feldern. Kaum daß die
Later=
nen des Wagens eine kurze Strecke des Bodens erhellten. Es
wurde ganz wenig geſprochen, nur gerade ſoviel, als zur exakten
Durchführung des Unternehmens nötig war.
Man näherte ſich dem Dorf Arensberg, und der Chauffeur
mußte langſamer fahren. Der Doktor hatte ſich neben den Mann
am Steuer geſetzt und gab die weitere Richtung an. Es ging
nach dem nahen Wald, unter dichten Bäumen entlang, dann über
einen ziemlich ſchlechten Seitenweg, der oft die Räder in Moraſt
einſinken ließ. Langſam, beſchwerlich kletterte der Wagen eine
Waldanhöhe empor.
Endlich mußte man haltmachen. Die Herren ſtiegen aus.
„Stellen Sie den Motor ab”, ſagte der Doktor zu dem
Chauf=
feur. Das geſchah. Leiſe wurden einige Worte gewechſelt.
Dann entfernten ſich die vier Herren — der Doktor, zwei
Krimi=
naliſten und der Heilgehilfe. Der Chauffeur blieb zurück. Er
hatte auch noch die Laternen des Autos verlöſcht.
Unter der Führung des Doktors ging es durch die kleine
Waldſchlucht, dann eine Wand empor und wieder ein Stück
durch den Wald, der hier ganz verwildert erſchien. Licht durfte
man nicht machen, obwohl der Doktor annahm, daß ihn von
der Hütte des tauben Hannes aus niemand bemerken konnte.
Er betrat nun den kleinen Vorplatz zu der Hütte. Heute
glomm kein Licht hinter dem halb zerbrochenen Fenſter. Das
Innere ſchien dunkel.
„Was iſt das?” fragte ſich unwillkürlich der Doktor. Er
beſann ſich nicht weiter, ſondern ließ ſeine elektriſche
Taſchen=
laterne aufflammen. Man erkannte den Hütteneingang.
„Bleiben Sie hier ſtehen”, ſagte Dr. Borngräber. „Ich
werde erſt allein hineingehen und mit dem Grafen reden. Ich
rufe Sie dann, wenn es nötig iſt.”
Er ſchritt auf die Tür zu und ſtemmte die Schulter dagegen.
Sie gab ſofort nach. Auch im Innern dieſe Dunkelheit. Aber
das weiße Licht der Laterne zerriß ſchnell die Nacht.
Aus der Ecke kam ein knurrender, unwilliger Laut. Der
taube Hannes erhob ſich, ſtarrte geblendet in das grelle Licht der
Laterne.
„Heda — was gibt? Wer iſt denn —2” ſchrie er auf.
„Ich bin’s, Alter. Schweig ſtill”, ſagte der Doktor kurz. Er
wendete ſich dem Lager zu, auf dem Graf Egon liegen mußte —
und prallte erſtaunt zurück. Der Platz war leer. Die Zornesröte
ſtieg in ihm auf. Er dachte an einen Verrat von ſeiten Hannes.
„Alter Schwindler”, vief er den erſchrockenen Menſchen an,
ſeinen zerfetzten Kittel faſſend, den er auch während des
Schla=
fes nicht ablegte. „Reine Ausflüchte! Wo iſt der Verwundete
hingekommen?"
Hannes ſtarrte den Doktor blöde an. „Fort — geſtern
nacht —” ächzte er. „Mit der Baroneſſe vom Schloß. Hab’
ge=
meint, der Herr weiß es —
Der Doktor gab den Alten frei. Aber er behielt ihn feſt im
Auge. „Jetzt heraus mit der vollen Wahrheit!” drohte er und
hatte Mühe, ſeine grenzenloſe Enttäuſchung zu unterdrücken.
„Wie ging das vor ſich? Wer hat der Baroneſſe verraten, daß
ich es geweſen bin, der die Nacht zuvor hier war in deiner
Maske?"
Der Alte machte eine Bewegung, als wollte er ſchwören.
„Weiß nicht, Herr, ich war es nöcht, ich nicht! So wahr ich ein
guter Chriſt bin und ſelig ſterben möchte!”
Der Doktor trat zurück. Sein Verdacht war gefallen. Ein
Gedanke durchblitzte ihn. Er ſchalt ſich einen Eſel, einen
kurz=
ſichtigen Patron! Das Geſpräch am Telephon, bevor er nach
der Stadt fuhr, das verdächtige Geräuſch im Garten . .. das
offene Fenſter! Er hatte ſelber ſeinen ganzen Plan
ausgeplau=
dert. Ohrfeigen hätte er ſich am liebſten gegeben. Aber es war
leider nichts mehr zu ändern.
In kurzer Weiſe ließ er ſich berichten, um welche Zeit die
Baroneſſe gekommen ſei, ob ſie jemand mitgebracht habe und wie
es ihr denn möglich geworden, den Schwerverwundeten
fortzu=
bringen.
Eva war ganz allein gekommen, hatte den Patienten neu
verbunden, ſprach dann haſtig mit ihm und ſagte Hannes, daß
er fort müſſe, es drohe ihm Gefahr. Sie hatte einen warmen
Mantel mitgebracht, half dem Grafen beim Ankleiden und
unter=
ſtützte ihn beim Gehen. Der Verwundete war bei vollem
Be=
wußtſein und hielt ſich ſogar mit einiger Mühe auf den Füßen.
Jedenfalls war die Kopfwunde nicht tödlich, die Lebensgefahr
offenbar vorüber. So waren ſie beide gegangen, in die Nacht
hinaus, wohin, das wiſſe Hannes nicht. Die Baroneſſe habe ihm
ein reiches Geldgeſchenk gegeben und geſagt, er möge jedem, der
nach ihrem Verlobten fragen ſollte, erwidern, ſie hole ihn ſich
zurück, ſein Leben wäre das ihre und ſein Tod auch ihr Tod.
Der Doktor prägte ſich dieſe Worte ein. Er nickte. Nach
allem, was er von Eva kannte und dem ſeltſamen Geheimmis,
das ſie mit dem Graſen jetzt verband, konnte er ſie verſtehen.
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Kurſus dauert4 Wochen bei täglich 4 Unterrichtsſtunden
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Beſonders den Damenſchneiderinnen iſt um der heutigen
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mit Vortrag ſtatt. Wir laden die Kollegen u. Kolleginnen
zu recht zahlreichem Erſcheinen ein.
Anfragen u. Anmeldung bez. des Kurſus nimmt entgegen
Herr Joſ. Roßkopf, Maßſchneiderei, Darmſtadt=
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