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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſebenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet
Nummer 200
Montag, den 21. Juli 1930.
193. Jahrgang
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ein neues Kapikel deutſcher Geſchichke!
M. St. Mainz. 20. Juli.
(Eigener Bericht.)
Vom „jubelnden” Mainz zu reden, iſt berechtigt, reicht aber
nicht aus. Was am heutigen Sonnen=Sonntag des Deutſchen
Reiches Präſidenten, der ehrfurchtgebietenden Geſtalt unſeres
Hin=
denburg zujubelte in einer Herzlichkeit, die kaum zu überbieten
iſt, das war wohl nur zum kleinen Teil Mainz, das war beinahe
ganz Heſſen. Unaufhörlich rollten lange Züge und Extrazüge an
und ergoſſen ihre Menſchenmaſſen in Mainz Straßen und Plätze.
ſo daß es nur unter den allergrößten Schwierigkeiten möglich
twar, Ordnung und Verkehr aufrecht zu erhalten. Daß es
über=
haupt möglich war, iſt dem muſterhaften Verhalten der Beſucher
ides Jubelfeſtes zu danken, die trotz überſtrömenden
Begeiſterungs=
temperaments ſich willig den Anordnungen der muſtergültig und
Taktvoll tätigen Schupo fügte.
Das Bild in den Straßen des „goldenen Mainz” — heute iſt
es tatſächlich „golden” in dem wundervollen, alles Düſtere
be=
kkämpfenden Sonnenſchein — iſt heute noch fröhlicher,
farbenrei=
cher, bewegter, jubelnder, da die Sonne die Farben des
Fahnen=
uneers heller, ſtrahlender aufleuchten läßt. Vom frühen Morgen
ſchon Bewegung, unaufhörliches Auf= und Abgewoge in den Stra=
Ben. Ueberall her klingt Muſik, klingt frohes Kinderjauchzen und
Dröhnt der Schritt Marſchierender. Unzählige Vereine mit
Fah=
men und Standarten und klingendem Spiel marſchieren an ihre
Spalierplätze zur Rundfahrt des Reichspräſidenten.
Zehntau=
ſende von Schulkindern, vor allem Mädchen in hellen Kleidchen
mit Fahnen und Flaggen, ziehen mit ihren Lehrern auf, nicht nur
in den Hauptſtraßen von Mainz, ſondern noch der Vororte, die
von der Rundfahrt paſſiert werden. Und überall gleich reich an
Fahnen und Girlanden iſt der Schmuck der Straßen und Häuſer.
Ein ſtrahlendes Bild des Jubels und der Freude. Aber
auch wohl der Liebe zu dem greiſen Führer des deutſchen
Vol=
kes in größten und ſchwerſten Tagen, zu Hindenburgs markiger
Geſtält, deſſen Pflichtbewußtſein, deſſen Aufopferung für das
deutſche Volk ein Erinnern an den eiſernen Reiches=Schmied
wach=
ruft, deſſen Reichserbe er verwaltet.
Die Chriſtuskirche hatte am Sonntag ihren großen Tag:
Feſt=
gottesdienſt in Anweſenheit des Reichspräſidenten. Die Kirche, ein
Renaiſſancebau des Mainzer Stadtbaumeiſters Kreyſſig aus den
Jahren 1897/1903, mit einer 87 Meter hohen, kupferbedeckten
Kup=
pel, war von Gläubigen überfüllt. Zuſammen mit dem Prälaten
der Landeskirche D. Dr. Diehl, dem Vizepräſidenten der
Kirchen=
regierung Dr. Dahlem, empfing der Senior der Mainzer
Geiſt=
lichkeit, Pfarrer Vogt, den Reichspräſidenten von Hindenburg
um 9 Uhr am Hauptportal und führte ihn zu ſeinem Ehrenplatz
im Altarraum, wo zur Linken die Spitzen der Behörden, darunter
auch Reichsaußenminiſter Dr. Curtius, zur Rechten die
kirch=
lichen Führer des Landes und die Mainzer Kirchenvorſtände
ſaßen. Hinter dem Altar war eine Schar Schweſtern des
Eliſa=
bethenſtiftes und des Roten Kreuzes ſichtbar. Bei Eintritt des
Reichspräſidenten erhob ſich die ganze Gemeinde von ihren Sitzen.
Der Kirchenchor und das Mainzer Berufsorcheſter, unter
Füh=
rung des Kapellmeiſters Schacker, brachten die Bachſche Kantate
„Gott, der Herr, iſt Sonn” und Schild‟. Die von Pfarrer Vogt
gehaltene Liturgie verlief in Kyrie, Gloria, Credo (
Sünden=
bekenntnis, Gnadenſpruch, Glaubenslied. Tagesgebet und Lektion
aus dem 80. Pſalm) mit den Wechſelgeſängen der Gemeinde. Nach
dem Hauptlied „Eine feſte Burg” hielt der Superintendent der
Provinz, Oberkirchenrat Zentgraf, die Predigt über Evang.
Jo=
hannis 8, 36: „So euch nun der Sohn Gottes frei macht, ſo ſeid ihr
recht frei”. Aus der Stimmung der Predigt heraus ſang die
Ge=
meinde den ſogenannten Choral von Leuthen „Nun danket alle
Gott‟. Ein kurzes Altargebet des Superintendenten, das
Vater=
unſer und der Segen bildeten den Schluß. Während die Gemeinde
ſtehend auf ihren Plätzen blieb, wurde der Herr Reichspräſident
von Pfarrer Vogt und dem Oberbürgermeiſter Dr. Külb zum
Ausgang geleitet. Bei ſeinem Austritt aus der Kirche wurde der
Reichspräſident von einer unüberſehbaren Menge begeiſtert
be=
grüßt, die alsbald das Deutſchlandlied anſtimmte. Nachdem er
etwa 5 Minuten lang die ſtürmiſchen Ovationen der
Bevölke=
rung entgegengenommen hatte, trat er die große Rundfahrt durch
Mainz an.
Auch der Feſtgottesdienſt im Dom war überfüllt.
Die Rundfabzt durch die Skadt
und ihre Vororte, durch das Spalier der ungezählten Tauſende,
durch das ſchillernde Farbenwunder der Fahnen, Flaggen und
Tähnchen glich einer einzigen, geſchloſſenen, dankenden, freudig
ge=
botenen Huldigung. Unzählige Muſikkapellen im Spalier ſpielten
(Märſche und Lieder, wenn die Autokolonne in Sicht kam. Ju=
belnde Hochs und Tücherſchwenken grüßten den Reichspräſidenten,
der immer wieder dankend ſich verneigte und dem, wie geſtern
beim Ständchen, die Augen feucht wurden.
Beſonders freudig war, wie ſchon geſagt, das Bild der
hell=
gekleideten Jugend. Im übrigen aber beteiligte ſich faſt alles am
Spalier, war Mainz an Vereinen aufzuweiſen hat: Turner ſtell=
Das Rheinland=Befreiungsdenkmal,
ten mehrfach Gruppen und Pyramiden, Sportler aller Art waren
im Sportdreß angetreten, Reitergruppen ſtanden zu Pferde,
Feuerwehr und Militärvereine mit Fahnen in
Paradeaufſtel=
lung und viel Reichsbanner. — Eine in der ſchlichten Art ihrer
Darbietung beſonders eindrucksvolle Dank=Huldigung bot der
Stahlhelm. Zunächſt in einer Abordnung gegen Schluß der
Rundfahrt anmarſchierend, ſpäter, auch aus preußiſchen Gebieten,
in Stärke von faſt 2000 Mann Spalier am Schloſſe bildend, boten
die Stahlhelmer in muſterhafter Ordnung ſtummen Dank=Gruß!—
Der Heſſiſche Sängerbund hatte vor dem Theater
Aufſtellung genommen und fand beim Vortrag mehrerer Chöre
ein beifallsfrohes Publikum. Der Bundespräſident, Miniſterialrat
Dr. Siegert, benutzte die Stimmung und gab der
Begeiſte=
rung Ausdruck durch eine kleine Anſprache, die in dem zur
Mah=
nung erhobenen Zitat gipfelte „und jeder echte deutſche
Mann ſoll Freund und Bruder heißen!‟ Das mit ins
Le=
ben hinübergenommen, ernſt und wahr getätigt, muß dazu
führen, daß wir alle brüderlich denken und
brüder=
lich handeln lernen
Wimpelgeſchmückte Flieger begleiteten hoch droben die
Triumphfahrt.
des Rheines,
im Saarland!
Auf dem Schillerplatz wurde Halt gemacht zu dem feierlichen
Akt der
Enkhüllung des Befreiungsdenkmals.
Auch dieſer Platz war von Tauſenden umſäumt. Unter
Muſik=
klängen fiel die Hülle, während der Reichspräſident ſich in ſeinem
Wagen erhob, wiederum von Jubel umbrauſt, der ſich langſam
erſt legte, als
Miniſter Leuſchner
zum Denkmal trat und das Wort nahm. Er führte aus, daß zur
Erinnerung an die Befreiung der Rheinlande hier ein Zeichen
er=
richtet werden ſolle, das durch die Jahrhunderte hin von dieſem
Ereignis kündet, und nachdem von dem Reichspräſidenten das
Zeichen zur Enthüllung gegeben war, fuhr der Miniſter etwa
fol=
gendermaßen fort:
Das Denkmal ſoll erinnern an all das, was geweſen iſt. Es
ſolle aber auch davon künden, daß das, was war, 1930 zu
Ende ging und nun zu Ende iſt. Und wie die Geſtalt
des Denkmals aus dumpfem Traum zum Licht zu erwachen
ſcheine, ſo ſolle es auch ein Zeichen der Hoffnung ſein, daß die
Be=
freiung des Rheinlandes, dieſer ſichtbare große Schritt zum
wirk=
lichen Frieden, auch der Anfang einer neuen Epoche werde, in der
das Reich endlich die ganze Freiheit erhält und die Nationen
Europas Seite an Seite zu einer idealen Zukunft aufſteigen. Nach
Worten des Dankes an den Schöpfer des Werkes, den Bildhauer
Elkan, den er beglückwünſchte, daß es ihm gelungen ſei, den
Ge=
fühlen, die alle in dieſer großen Stunde bewegen, einen ſo
erha=
benen Ausdruck zu verleihen, ſchloß der Miniſter:
Es dünkt mich ein beſonders glückliches Zeichen, daß dieſes
Symbol des Friedens und der Freiheit auf Mainzer Boden zu
ſtehen kommt. Die von Kriegsläuften ſo oft ſchonſchwergeprüfteStadt
war auch diesmal die am erbittertſten umkämpfte Baſtion. Sie
hat am längſten und vielleicht auch am härteſten gelitten. Spätere
Generationen werden vielleicht ſagen, daß hier die
Ent=
ſcheidung um den Rhein gefallen iſt, und damit
um Europa.
Mit dieſen Worten übergab er das Denkmal zu treuer Obhut
in die Hände des
Oberbürgermeiſters Dr. Külb.
der es mit dieſen Worten übernahm:
„Freudigen Herzens übernimmt die Stadt das von Bruno
Elkan geſchaffene Befreiungsdenkmal und verſpricht, es ſtets treu
behüten und in Ehren halten zu wollen. Aufrichtig und herzlich
dankt ſie allen, die die Vollendung des Werkes ermöglicht haben,
vor allem der Heſſiſchen Staatsregierung, die zum Gelingen in
hervorragender Weiſe beigetragen hat. Unſeren ganz beſonderen
Dank Herrn Miniſter Leuſchner für ſeine Initiative und
rüh=
rige Förderung.
Freiheit errangen wir: Führ' du den Tag heran,
ewiger Friede,
Wo ſich ein friedliches Volk wieder der Heimat
erfreut!“
Benno Elkan, der Schöpfer des eigenartigen Denkmals,
ſagte gelegentlich von ſeinem Werk: „Der Einzelne kann ſich
unter dieſem Denkmal mancherlei vorſtellen, eines aber muß
und wird Jeder erkennen, was dieſe aus dem Schlafe erwachende
Geſtalt uns ſagen will: Es iſt eine Mahnung an die ganze
Menſchheit, die traumhafte Dumpfheit der letzten traurigen
Geſchehniſſe endlich abzuſtreifen und mitzuarbeiten an dem
einen neuen aufbauenden Lebenswerk. Dieſe Gedanken trage ich
ſchon ein paar Jahre mit mir herum."
Sicher, daß Benno Elkan dieſen Gedanken, der eine
ſinn=
bildliche Fortſetzung des gedanklichen Inhalts ſeines
Frankfur=
ter Gefallenendenkmals iſt, lange mit ſich herumträgt. Sicher
auch, daß viele, ſehr viele die ſymboliſche Auswirkung ſeines
Befreiungsdenkmals nicht verſtehen werden; daß dieſe
ſymbo=
liſche Ausdeutung umſtritten ſein wird. Weniger umſtritten
wird ſein das Urteil über die künſtleriſche Geſtaltung dieſer
Erwachen verkörpernden monumentalen Frauenfigur.
In ſeinem Gefallenendenkmal noch klarer, eindeutiger redend
es zeigt klar und ſachlich tiefe Trauer, eine Trauer, deren
Tiefe nie erſchöpft werden kann; eine Klage, die nie
verſtum=
men kann, um die Toten des Weltkrieges, verkörpert durch die
Geſtalt der gebeugten Mutter — iſt dieſes Mainzer
Befreiungs=
denkmal ein ganz anderes. Iſt in der Symbolik, in deren
Deu=
tung nicht ſo klar. Die Figur heißt „Die Erwachende‟. Das
ganze Denkmal iſt nicht etwa ein Ausdruck geſprengter Feſſelu,
nicht etwa ein Schrei nach Vergeltung für über ein Jahrzehnt
geduldete Schmach, die ihresgleichen in der Weltgeſchichte kaum
kennt; es iſt und ſoll nur ſein ein im Stein vereſvigtes
Er=
wachen aus dem dumpfen Druck, der durch die Beſatzung faſt
einundeinhalb Jahrzehnte nicht nur auf dem Rheinlande, auf
dem ganzen deutſchen Volke, vielleicht auf allen Völkern
laſtete.
Die Befreiung des Rheins, ſoweit er deutſch iſt, von
frem=
den Truppen, der endgültige Verzicht unſeres weſtlichen
Nach=
barn auf die deutſchen Ufer des Rheins, wirkt in Wahrheit wie
ein Erwachen aus feſſelnder Verwirrung im Leben, nicht nur
des deutſchen Volkes, der Völker, die am Weltkrieg beteiligt
waren.
So geſehen, iſt das Mainzer Denkmal ein granitenes
enblick, da die Trikolore nicht mehr über
Zeu
S von
Seite 2
Nummer 200
Deutſchland wehte, da keine franzöſiſchen Kanonen an
deut=
ſchen Rheines Ufern ſtanden, kein Bajonett, kein Fahnentuch
Frankreichs mehr von des Rheines Fluten genetzt wurde. So
kann es ſein ein Denkmal des Erwachens aller ziviliſierten
Völker zu beſſerem, lichteren Tag. Mit dem Erwachen zu neuem
Morgen, aber auch ein Denkmal verheißender Hoffnung auf
andere, beſſere Zeit. Wie jeder Morgen, jedes Aufgehen der
Sonne, die Grenzen des Einzelnen mit neuer Hoffnung, mit
neuem Lebensmut und neuer Lebenskraft erfüllt und ſtählt, ſo
kann es ſein ein ſymboliſiertes Hoffen für das deutſche Volk,
deſſen ſchwere Prüfung, wenn auch noch nicht beendet, ſo doch
um ein gut Stück ſeinem Ende näher gebracht wurde durch
den Tag der Befreiung der Rheinlande.
Muſik und das Deutſchlandlied beendeten die Feier. Der
Reichspräſident ließ ſich Benno Elkan vorſtellen und ließ dann
durch eine junge Dame einen Strauß gelber Roſen am Denkmal
niederlegen. —
Die Rundfahrt endete vor der Stadthalle, wo
der große Feſtakt
unmittelbar nachdem der Reichspräſident ſeinen Platz auf einem
alten Ehrenſeſſel vor dem Podium eingenommen, begann. Die
Stadthalle war mit Einſchluß der Galerien dicht beſetzt. Sie bot
ein prachtvolles feſtliches Bild. Ringsum an den Wänden
ſtan=
den die Fahnenabordnungen mit vielen hundert Fahnen. Der
Platz vor dem Podium, ſeitlich der Ehrengäſte wurde flankiert
von Studentenkorporationen in Wichs mit Fahnen und
Stan=
darten. In Rieſenausmaßen leuchtete von oben herab der
Reichs=
adler auf gelbem Tuch gleich einem ſchirmenden Baldachin. —
Das Städtiſche Orcheſter ſpielte zur Einleitung des Feſtaktes
unter Leitung von Muſikdirektor Breiſach die Leonoren=
Ouvertüre. Dann ſtiegen die Reden, die durchweg ein
Er=
innern waren und ein Dank an den, dem ein hartes
Ge=
ſchick die Krönung ſeines Lebenswerkes zu erleben verſagte, dem
die Befreiung der Länder am deutſchen Rhein zu danken, an
GuſtavStreſemann! Die aber auch beſtimmt waren, weit
über dieſen Saal hinaus zu klingen, Widerhall zu ſuchen
bei den Völkern der ziviliſierten Welt. Und die endlich ein
Mahnen waren ernſt und eindringlich zur Einigkeit, zur
Brüderlichkeit, gerichtet an alle Volksgenoſſen. — Als
erſter ſprach
Herr Reichspräſident! Meine Damen
und Herren! In dieſer denkwürdigen
Feierſtunde entbiete ich im Namen der
Heſſiſchen Staatsregierung und des
ganzen Heſſenlandes dem
verehrungs=
würdigen Herrn
Reichspräſiden=
ten von Hindenburg herzlichen
Gruß und Willkomm. Ich danke ihm,
daß er uns die hohe Ehre ſeines
Be=
ſuches gegeben hat. Der Jubel und die
Begeiſterung der Bevölkerung, Herr
Reichspräſident, die Ihnen geſtern und
heute entgegenbrauſten, haben gezeigt,
wie Ihnen auch hier alle Herzen in
Verehrung und Dankbarkeit zugewandt
ſind, als dem Oberhaupt der Deutſchen
Republik, dem Führer des deutſchen
Volkes!
Ich begrüße als Vertreter der Reichsregierung den Herrn
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius. Wir wiſſen die Ehre zu
ſchätzen, ihn hier zu ſehen, und danken ihm für ſein Erſcheinen,
das ich als ein erneutes Zeichen der verſtändnisvollen
Teil=
nahme der Reichsregierung an den Geſchicken unſeres Landes
und ſeines bisher beſetzten Gebietes deuten darf. Ich begrüße
den Herrn Miniſterpräſidenten von Bayern Dr. Held, den
Herrn Badiſchen Saatspräſidenten Dr. Schmitt und als
Ver=
treter der Preußiſchen Saatsregierung den Herrn Innenminiſter
Dr. Waentig; ferner den Herrn bayeriſchen Innenminiſter
Dr. Stützel. Ich begrüße insbeſondere auch die Herren
Ver=
treter des Landes Oldenburg, Herrn Staatsminiſter Dr.
Dri=
ver. Herrn Geſandten Ahlhorn und Herrn
Regierungs=
präſidenten Doerr, die gekommen ſind, mit der Bevölkerung des
Landesteils Birkenfeld die Kundgebung in Mainz auch als die
ihrige zu begehen. Ich danke den Vertretern der genannten
Länder, daß ſie durch ihr Kommen die Bereitwilligkeit
be=
kunden, die beſondere Schickſalsgemeinſchaft der
ſchweren Beſatzungsjahre auch für die Zukunft
auf=
recht zu erhalten. Ich begrüße als Vertreter des
Reichs=
rats den Herrn Bayeriſchen Geſandten und bevollmächtigten
Miniſter Dr. von Preger und den Herrn Geſandten und
bevollmächtigten Miniſter, Wirklichen Geh. Rat Dr. Boden.
Ich begrüße den langjährigen Vorſitzenden des
Reichstagsaus=
ſchuſſes für die beſetzten Gebiete, Herrn Staatspräſidenten
Ulrich. Ihm ſei auch an dieſer Stelle der Dank des
Heſſen=
landes dargebracht, daß er ſein erfolgreicher Führer war in
ſchwerer Beſatzungszeit. Ich begrüße das Präſidium und die
Herren Mitglieder des Heſſiſchen Landtags, mit den
Gefühlen des Dankes für ihre ſtändige Bereitwillgkeit, der Not
des heſſiſchen Befatzungsgebiets Rechnung zu tragen. Ich
be=
grüße die Vertreter der Reichs= und Landesbehörden,
ſowie der Beamtenſchaft und die Vertreter der
Reichs=
bahn. Ich begrüße die Vertreter des
Wirtſchaftsaus=
ſchuſſes und des Gewerkſchaftsausſchuſſes für das beſetzte
Gebiet, die Vertreter der Mainzer Gewerkſchaften, die in ſchwerer
Zeit in beiſpielgebender Geſchloſſenheit ihren Mann ſtanden;
ferner die Vertreter der Landwirtſchaft, des
Hand=
werks, des Handels, der Induſtrie, der Hochſchulen
und der Preſſe. Ich begrüße mit bewegtem Herzen alle die
deutſchen Männer und Frauen, die die Beſatzungszeit mit all
ihren Nöten und Leiden am unmittelbarſten erfuhren und am
tapferſten ertrugen.
Ihnen allen, meine hochverehrten Anweſenden, gilt mein
Gruß und mein Dank für Ihr Erſcheinen; allen, die hier im
Saale anweſend ſind oder zu Tauſenden und Abertauſenden
dieſe Halle in weitem Umkreiſe umſäumen.
Wir finden uns zuſammen in dem Gefühl, das uns die
vergangenen ſchweren Jahre hindurch verbunden hat; in dem
Bewußtſein, alle Glieder der großen deutſchen Nation zu ſein
ein Volk, untrennbar für alle Zukunft. (Bravo!) In ſolchem
Gedenken wird dieſe Weiheſtunde erinnerungsreich und wertvol
ſein und bleiben für lange Zeit. Sie ſollte auch dazu beitragen,
daß in den innenpolitſchen Meinungskämpfen ſich Formen
bil=
den, die die Achtung vor der Ueberzeugung des Anderen nie
berletzen und die dadurch das Anſehen des deutſchen Volke=
und ſeine Weltgeltung ſichern und feſtigen.
Die Kundgebungen, die in der Nacht vom 30. Juni au
1. Juli ſtattfanden, haben der Befreiung der beſetzten Gebiet
von dem Druck der fremden Beſatzung in vielgeſtaltigen
Forme=
gedacht. Verſchiedenartig waren die Gedankengänge, die
Rück=
blicke und Ausblicke, die den Anſprachen zu Grunde lagen. Ich
möchte unſerer Feier heute dieſe Deutung geben:
Das Volk am Rhein, als Träger älteſter Kul
tur, innerlich gefeſtigt in ſeinem Deutſchtum, und
aus dieſem Gefühl heraus ſtark und
aufgeſchloſſe=
gegenüber den Kulturgütern anderer Völker
dieſes Land wurde nach einem unglückſeligen Krieg
mit den Truppen fremder Mächte überzogen, von den
eine den Rhein als ſeine Grenze erſtrebte. Dies Streben hatte
das ſchwere Ringen zur Folge, das wir viele Jahre erlebt haben
Die rheiniſche Bevölkerung, ihrer Art nach geeigner
friedlich auszugleichen und Brücken der Verſtändigun
zu ſchlagen, ſah ſich vor die Notwendigkeit geſtellt, ihr deut
ſches Volkstum zu verteidigen. Mit gewaltiger Kraft
die nur aus einem aufs tiefſte gefeſtigten nationalen Gefül
Montag, den 21. Juli 1930
entſpringt, tat das Volk ſeine vaterländiſche Pflicht in der
Ab=
wehr, im Leiden und Dulden. An dieſer Kraft zerſchlugen ſich
alle Auſtrengungen des übermächtigten Gegners,nicht nur in dem
Sinne, daß er die Auflockerung des Deutſchen Reiches nicht
er=
reichte, ſondern vor allem auch, daß er die deutſche Seele des
rheiniſchen Volkes erkennen mußte. (Stürmiſches Bravo.) So
wurden die Bedingungen für die deutſche
Außenpoli=
tik geſchaffen. Jetzt erſt war die Möglichkeit gegeben, einer
Ausgleichs= und Befriedungspolitik praktiſch
näher=
zutreten, die ſchon vorher deutſche Staatsmänner als richtig
er=
kannt hatten und zu fördern beſtrebt waren. Es gelang, auf dem
Wege der Vernunft vorwärts zu kommen, und ſo reiften die
Früchte, deren ſichtbarſte und beſte, die beſchleunigte
Geſamt=
räumung des beſetzten deutſchen Gebiets, wir heute feiern
können.
Es kann nicht zweifelhaft ſein, daß die Kraft der deutſchen
Seele, die ſich in der Haltung des rheiniſchen Volkes offenbarte,
die Vorausſetzung war für die weitblickende erfolgreiche Politik,
die Männer wie der erſte Reichspräſident Friedrich Ebert
und Außenminiſter Streſemann beharrlich durchführten, um
hier nur zwei zu nennen, vor deren Gräbern wir uns in
Ehr=
furcht und Dankbarkeit neigen. (Anhaltendes Bravo und
Hände=
klatſchen.)
Das deutſche Volk am Rhein kann nun wieder, und mehr
wie je, zu dem zurückkehren, was ſeiner Natur und Art gemäß iſt:
In der ſtolzen Sicherheit ſeines tief wurzelnden
Volkstums Brücken ſchlagen zu helfen zu
ande=
ren Völkern. Möge es dem deutſchen Volke mit der Kraft
und mit dem Verſtändnis für Menſchheitsfragen,
das einer großen Nation innewohnt, gelingen, auf dem fri
ed=
lichen Wege des Ausgleichs der Intereſſen der
Völker zur vollen Freiheit zu gelangen mit dem Ziele einer
dauernden Befriedung der Welt. (Bravo!)
Es iſt falſch, das Land am Rhein etwa als Grenzmark in
dem Sinne zu bezeichnen, daß ſie durch fremde Einflüſſe gefährdet
ſei und deshalb einer beſonderen pfleglichen Behandlung
be=
dürfe. Das rheiniſche Volk iſt deutſch und wird es immer
blei=
ben. Wenn es beſonderer Pflege bedarf, und es bedarf ſolcher, ſo
darum, weil es nicht angeht, die Laſten und Schädigungen der
Beſatzungsjahre den Schultern eines verhältnismäßig kleinen
Volksteils allein aufzubürden, ſondern weil die Geſamtheit des
deutſchen Volkes ſie tragen helfen muß. (Lebhaftes Bravo.)
Das heſſiſche Beſatzungsegiebt und beſonders dieſe alte Stadt
Mainz ſtanden in einem Brennpunkt des großen
Rin=
gens um den Rhein. Mein Dank gilt allen denen, die unter
Leiden und Opfern mithalfen, die Heimat gegen fremde
Macht=
haber und ihre Helfershelfer zu verteidigen. Wärmſter Dank aber
auch dem Reiche, deſſen Lenker dieſen Tag der Befreiung nunmehr
herbeigeführt und damit die Vorbedingungen zu glücklichem
Auf=
ſtieg geſchaffen haben. Verehrungsvoller Dank vor allem dem
Haupte der deutſchen Republik, dem Herrn Reichspräſidenten, in
deſſen Perſon ich in beſonderem Maße den Willen des deutſchen
Volkes zur Einigkeit, zu Aufſtieg und Freiheit verkörpert ſehe.
Ich fordere Sie auf, mit mir einzuſtimmen in den Ruf;
Herr Reichspräſident von Hindenburg — hoch!
Auch die
Rede des Oberbürgermeiſters Dr. Külb
war Dank und Erinnern. Die Gegenwart unſeres allverehrten
Herrn Reichspräſidenten inmitten ſtaatsleitender Männer des
Reiches und der Länder beweiſt, ſagte er, daß die Befreiung der
Stadt Mainz ein weltgeſchichtliches Ereignis von
tiefer einſchneidender Bedeutung iſt. In der Tat: erſt in dem
Augenblick, als die Franzoſen den Brückenkopf Mainz geräumt
hatten, konnte die uneingeſchränkte Wiedervereinigung des
Rheinlandes mit dem Deutſchen Reich als verbrieft und beſiegelt
angeſehen werden. Denn, wer Mainz in Händen hat, der iſt
rheinauf, rheinab Herr des deutſcheſten aller Ströme; dem iſt
auch das Tor weit geöffnet nach Oſt und Weſt. Aus dieſer Gunſt
der ſtrategiſchen Lage und aus der Einſtellung gewiſſer
führen=
der Staatsmänner Frankreichs, die auch heute noch den
aufrich=
tigen Friedenswillen der jungen deutſchen Republik anzuzweifeln
wagen, erklärt es ſich, daß der ſchmale Silberſtreif,
der ſich ſchon früher, am politiſchen Himmel zeigte, nur gar
langſam breiter wurde, und daß erſt jetzt, nach langer
Lei=
denszeit, auch der Reſt des beſetzten rheiniſchen Landes ſich im
Glanz der Freiheit ſonnen kann.
Von ganzem Herzen dankt gleich dem Lande Heſſen die Stadt
Mainz all den führenden deutſchen Staatsmännern, die in den
Schlußkämpfen um Deutſchlands Freiheit, allein auf das Recht
geſtützt, in zähem Ringen mit Gegnern nach außen und im
In=
nern die Räumung der dritten Zone durchgeſetzt haben. Nur
einer kann in dieſer feierlichen Stunde unſere
heißempfun=
denen Dankesworte nicht mehr vernehmen, der Mann,
dem ein grauſames Geſchick verwehrt hat, den freien deutſchen
Rhein zu ſchauen, Guſtav Streſemann! Dieſes
vater=
landsbegeiſterten Staatsmannes heute beſonders zu gedenken,
iſt mir heilige Pflicht. (Bravo!) Bald wird ihm zum
Ge=
dächtnis draußen an dem Mainzer Ufer des Rheines ein
Denk=
mal erſtehen, vom dankbaren deutſchen Volk errichtet: Dem
Toten zur Ehr, den Lebenden zur Lehr, der Stadt zur Zier!
Zwölf Jahre lang hat unſere engere Heimat für das ganze
deutſche Vaterland gelitten und noch iſt die Erinnerung an die
Jahre des Rhein=Ruhrkampfes wach, in denen über 5000
treu=
deutſche Mainzer Männer und Frauen ausgewieſen oder zu
Freiheitsſtrafen verurteilt waren. Aber es waren trotz aller
Beſchwerden herzerhebende Zeiten deutſcher
Einigkeit; denn niemals machte ſich das Gezänk der
Parteien weniger breit, nie war die Front der engeren Heimat
geſchloſſener, als in jenen Zeiten größter Not, da
es galt, das Rh einland dem deutſchen Vaterland
zu retten. (Bravol) Keinen Augenblick wehte über
dem Mainzer Rathaus die Flagge der
Sepa=
ratiſten; Tag und Nacht war es behütet und geſchützt von
entſchloſſenen vaterlandstreuen Männern aus allen Schichten der
Mainzer Bevölkerung, unter der zielbewußten energiſchen
Füh=
rung meines lieben Kollegen, des Herrn Bürgermeiſters
Dr. Ehrhard. (Lebh. Bravo!) Vaterland und Vaterſtadt
ſtehen bei dem deutſchen Manne in unauslöſchlicher
Dankes=
ſchuld! —
Das Volk am Rhein war deutſch iſt deutſch
und will in alle Ewigkeit deutſch bleiben.
Denn unſer gewaltiger Strom iſt ſeit vielen Jahrhunderten
Deutſchlands Strom und nicht Deutſchlands Grenze. Kein
Grenz=
land iſt’s, das wir bewohnen, nein, ein uralter Teil des
Rei=
ches, das ohne die Rheinlande nicht mehr Deutſchland wäre.
(Bravo!)
Nun ſei Friede auf Erden! Für alle Kulturſtaaten des
Erd=
balls, ſo auch für uns, gilt es ſich redlich zu bemühen, die
Menſch=
heit auf eine höhere Stufe der Entwicklung emporzuheben, auf
der der Krieg nicht mehr letzter Ausweg iſt, ſondern alle Völker
der Welt der Güter und Gaben eines dauernden Friedens
teil=
haftig werden.
Daß auf’s Geklirr der Waffen
ein langer, goldner Tag
für der Freiheit fröhliches Schaffen
den Völkern glänzen mag;
daß thronend in aller Mitte
du walten magſt in Ruh
des Rechts, des Lichts, der Sitte
freieiniges Deutſchland du.
Der ausgezeichnet von den vereinigten Mainzer Sänge
vorgetragene, ſtimmlich glänzend beſetzte und mit Verve ve
Kapellmeiſter Naumann dirigierte Männerchor „Deutſ
der Rhein” von Hanſen unterbrach die Redefolge, die dan
fortgeſetzt wurde durch die Anſprache des
Reichsaußenminiſters Dr. Curkius.
Nach kurzer Einleitung, in der der
Reichsaußenminiſter des Reichskanzlers
Dr. Brüning Grüße übermittelte und
ſein Fernbleiben mit den „jüngſten
politiſchen Ereigniſſen in Berlin”, das
des Reichskanzlers a. D. Hermann
Müller aber mit bedauerlicher
plötz=
licher Erkrankung entſchuldigte, führte
er etwa aus:
Der Herr Reichskanzler Dr. Brüning
hat mich beauftragt, für ihn und ſeinen
Amtsvorgänger der rheiniſchen
Bevöl=
kerung zu ſagen, was die
Reichsregie=
rung an dieſem Tage bewegt.
Die Freiheit des Rheines, welche die
Stimmen der Glocken mit eherenem
Laut uns am 30. Juni kündeten und
die ein neues Kapitel der deutſchen
Ge=
ſchichte einleiten ſoll, wurde nicht leicht errungen. Nur etwas,
um das mit der ganzen Kraft des Willens, der Seele und des
Her=
zens gekämpft wird, iſt ein Gut, das wir ſchätzen und heilig
hal=
ten. Das Ringen um die deutſche Freiheit hat an alle die
höch=
ſten Anforderungen geſtellt. Das beſetzt geweſene Gebiet iſt gewiß
zu beſcheiden, um für ſich allein alles Verdienſt um die
endgül=
tige Befreiung des Rheinlandes in Anſpruch zu nehmen. Unſer
ganzes Volk hat mit ihm mitgefühlt und mitgeholfen. Aber dieſe
Hilfe in all ihren Formen konnte nur einſetzen und zu einer das
geſamte deutſche Volk durchdringenden Bewegung für die
Befrei=
ung des Rheinlandes wirkſam werden, weil ſie ihre Stütze in der
unwandelbaren Treue des beſetzten Gebietes fand. Erſt dieſe
Be=
wegung, dieſer geiſtige Kampf des deutſchen Volkes für die
Frei=
heit am Rhein, ſchuf die Möglichkeit, die Politik zu treiben,
welche in dem Namen des leider zu früh
verſtor=
benen großen Staatmannes Dr. Streſemann ihre
Verkörperung fand, in Streſemann, der ſein
Befreiungs=
werk zu unſerem größten Schmerz nicht mehr erleben durfte.
Dieſe Verſtändigungspolitik hat uns, bei allen Enttäuſchungen
und ſchmerzlichen Rückſchlägen, zu dem Ziel geführt, das wir heute
erreicht haben und an dem wir uns in einer Gemeinſchaft aller
Deutſchen die Hände reichen wollen.
Ein großer Schritt iſt vorwärts getan, ein bedeutungsvoller
Abſchnitt deutſcher Geſchichte zurückgelegt. Ich weiß, daß ich im
Sine des ganzen deutſchen Volkes ſpreche, wenn ich den
Rheinländern und allen denen, die zu dieſem Erfolg beigetragen
haben, aus vollſtem Herzen den aufrichtigſten Dank des
Vaterlandes ſage. In den Dank ſeien beſonders
einge=
ſchloſſen die Beamten, Angeſtellten und Arbeiter des Reiches, der
Länder und Gemeinden, der Reichsbahn und der Reichspoſt, die
Ausgewieſenen und die von fremden Gerichten Verurteilten, die
rheiniſche Preſſe, die rheiniſchen Abgeordneten und alle führenden
Männer und Frauen. Sie alle haben mit der Geſamtbevölkerung
durch ihr treues Ausharren und ihre entſchloſſene Abwehr den
heutigen Freudentag ermöglicht.
Freuen wir uns über dieſen mit Mitteln des Friedens
er=
fochtenen Sieg der deutſchen Sache! Nicht nur um Deutſchlands
willen und ſeiner friedlichen Zukunft! Denn wir Deutſchen wollen
den Frieden, und die rheiniſche Bevölkerung will ihn am meiſten;
ſie hat ja noch zehn Jahre nach dem Kriege unter der Fortſetzung
des Krieges durch das Mittel der Beſetzung gelitten. Sondern
freuen wir uns auch um Europas willen! Der Friede iſt in
Eu=
ropa dann am beſten geſichert, wenn es keine unterdrückten
Volks=
teile gibt. Ein geſundes lebensfähiges Europa
iſt auf die Dauer nur möglich, wenn alle ſeine
Glieder gleichberechtigt und gleichgeachtet ſind.
„(Lebh. Bravo!) Die volle Gleichberechtigung ſchuldet uns die
Welt. Die Achtung hängt von der Selbſtachtung ab.
Wir ſind um ſo mehr geachtet, je mehr alle Welt erkennt, daß das
deutſche Volk allen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit zum Trotz
den unerſchütterlichen Willen zeigt, mit allen Kräften Ordnung
in ſeinem Hauſe zu ſchaffen, die Gegenſätze und Spannungen im
Sinne einer Volksgemeinſchaft auszugleichen und im friedlichen
Wettbewerb ſeinen Wiederaufſtieg unter den europäiſchen Völkern
zu vollenden.
Das hier für Deutſchlands Wiederaufſtieg. Erreichte beſtärkt
uns in der Ueberzeugung, daß wir auf dem rechten Wege ſind:
Noch ſind unſere Brüder an der Saar von der
Be=
freiung ausgeſchloſſen. Ihnen gilt daher heute ein
beſonderer Gruß. Ihrer und ihres zähen Feſthaltens am
Deutſchtum gedenken wir in dieſer Feierſtunde. Wir wiſſen, daß
ſie in ſtolzer Selbſtgewißheit bereit ſind, auch bis zum Ablauf der
Verſailler Beſtimmungen zu warten. Wir ſelber haben die Pflicht,
uns dafür einzuſetzen, daß ihr inniger Wunſch auf Rückkehr ins
Vaterland ohne Opferung deutſcher Intereſſen bald erfüllt werde.
Die Wiedergewinnung der Freiheit, der rheiniſchen Lande
aber ſoll uns — mit dieſem Appell laſſen Sie mich ſchließen —
ein Anſporn ſein, mutig und entſchloſſen weiter zu kämp:
fen, damit Deutſchland volle Gleichberechtigung im
Kreiſe der Völker in einer glücklicheren, befriedeten
Welt zuteil werde. (Bravo!)
In dem Augenblick dann, als Hindenburg ſich erhob. um
zum Rednerpult zu ſchreiten, erhob ſich ſpontan die ganze
Feſt=
verſammlung und nahm erſt wieder Platz, als ihre brauſenden
Hochrufe verklungen und der Reichspräſident mehrfach zum
Setzen aufgefordert. Es war, als könne niemand ſitzen, wenn
dieſer Mann — ein Rocher de hronce — ſteht. Und dann. als
dem Jubel atemloſe Stille gewichen, klang ſeine ſonore,
voll=
tiefe Stimme klar und hallend durch den Feſtſaal, ward
hinaus=
getragen durch unſichtbare Wellen an das Ohr von Millionen,
verſtreut über die Welt!
Hindenburg ſpricht:
Verehrte Feſtverſammlung! Darf ich zunächſt Ihnen, Herr
Staatspräſident, und Ihnen, Herr Oberbürgermeiſter, für die
freundlichen Begrüßungsworte danken, die Sie mir perſönlich
und den mit mir erſchienenen Vertretern der Reichsregierung
ſo=
eben widmeten? Ich verbinde hiermit meinen Dank an die
Be=
wohner der Stadt Mainz und des Heſſenlandes, die mich geſtern
und heute ebenfalls in ſo freundlicher und herzlicher Weiſe
be=
willkommt haben. Ich ſehe in dieſem Willkommengruß der
Main=
zer Bevölkerung, die ſo ſchwer unter der Laſt der Beſatzung, der
Not der Einquartierung und den vielfachen Beſchränkungen ihrer
Bewegungsfreiheit gelitten hat, die Kundgebung der Freude über
ihre Wiedervereinigung mit uns und ein begeiſtertes
Treuebe=
kenntnis zum deutſchen Vaterlande, das mir zu Herzen ſpricht.
Unſer aller Denken und Fühlen, iſt heute beherrſcht von
Dankbarkeit. Das, was nach langen Jahren des Leidens heute
erreicht worden iſt, verdanken wir in erſter Linie der Bevölkerung
des Rheinlandes ſelbſt. In Feſſeln der Unfreiheit, lange Zeit
hindurch abgeſchnürt vom deutſchen Wirtſchaftsgebiet und ganz
auf ſich ſelbſt geſtellt, fremder Gewalt, wie ſtarken Verſuchungen
preisgegeben, haben Männer und Frauen dieſes Landes, haben
insbeſondere die Bürger dieſer altehrwürdigen Stadt in ihrem
Deutſchtum ausgeharrt in vorbildlicher Treue. Nur innere Stärke
und unbeugſamer Wille, konnten ſich gegen die überlegenen
Machtmittel der Gegner durchſetzen, und nur einige
Geſchloſſen=
heit aller Schichten der Bevölkerung konnte die Verſuche, durch
Lostrennung vom Mutterlande Erleichterung des eigenen
Schick=
ſals zu erlangen, abwehren. Durch ſich ſelbſt iſt ſo das
Volk am Rhein ſeines Schickſals Herr geworden.
Ihnen allen im Namen des Vaterlandes hierfür Dank und
An=
erkennung auszuſprechen, iſt mir am heutigen Tage
Herzens=
pflicht! (Bravo!)
Nummer 200
In tiefer Trauer ſenken wir gemeinſam das Haupt in
der ſchmerzvollen Erinnerung an die Opfer, die
der Abwehrkampf und die Selbſtbehauptung gefordert haben.
In brüderlichem Mitempfinden gedenken wir der Unſumme von
körperlichem und ſeeliſchem Leid, welche die Beſatzungszeit dem
Lande hier auferlegt hat, aber auch des hohen Maßes von
Heroismus, der hier in der Stille gezeigt worden iſt. In der
Geſchichte der Nachkriegszeit, die leider manche Beweiſe von
Materialismus, Eigenſucht und Zwietracht aufweiſt, wird dieſe
ſelbſtloſe Treue eines ganzen Volksteiles ein beſonderes
Ruh=
mesblatt Deutſchlands ſein.
Mit Ihnen allen bedauere auch ich, daß der Mann,
mit deſſen Namen ſich das Bemühen, unter Opfern und durch
Verſtändigung die Befreiung rheiniſchen Gebietes zu erlangen.
unlösbar verknüpft, daß Guſtav Streſemann heute
nicht mehr unter den Lebenden weilt, die ihm
hier, den Zoll ihres Dankes entgegengebracht
hätten. (Bravo!) Wir gedenken in dieſer Stunde ſeiner als
eines Mannes, der in vaterländiſcher Pflichterfüllung ſeiner
ſelbſtgeſtellten Aufgabe der Befreiung der Rheinlande
treu bis zum letzten Atemzuge gedient hat und
als Opfer dieſes Dienſtes von uns gegangen iſt.
(Lebh. Bravo!)
Wenn wir unſeren Blick von dem Heute dem Morgen
zu=
wenden, ſo geht unſere Hoffnung dahin, daß der Tag der
Be=
freiung von fremder Beſatzung ein Fortſchritt auf dem Wege
zum wahren Frieden und zur vollen Freiheit ſein möge. Nach
der Beſeitigung all der Hemmniſſe und Reibungen, die mit
frem=
der Beſatzung unabweisbar verbunden ſind, wird — ſo hoffen
wir — der Gedanke der Selbſtbeſtimmung und der
Gleichberech=
tigung an Geltung gewinnen und damit der Geiſt der
Verſtän=
digung und des gerechten Ausgleichs die Beziehungen zwiſchen
benachbarten Völkern ſtärker beherrſchen als bisher. Heute fehlt
uns noch manches zu dieſer vollen Gleichberechtigung; noch
immer unterliegt das nun geräumte Gebiet Vorſchriften, die
ſeine Selbſtbeſtimmung und Deutſchlands Hoheitsrechte
ein=
ſchränken. Noch immer ſtebt das deutſche Land an
der Saar losgelöſt vom Mutrerlande unier einer
ihm weſensfremden Verwaltung. Wir wollen hoffen, daß unſere
deutſchen Brüder und Schweſtern an der Saar, denen wir auch
in dieſer Stunde die Verſicherung unſeres Dankes für ihre
treue Haltung, und das Gelöbnis herzlichſten (edenkens
ab=
legen, bald wieder mit uns vereinigt ſein werden, und daß
das Land am Rhein und an der Saar bald wieder
in vollem Maße frei und gleichberechtigt zu uns
gehört. Wenn das erreicht wird, iſt dem Frieden Europas
und der Verſöhnung der Nachbarvölker der beſte Dienſt geleiſtet
worden. (Bravo!)
Meine Damen und Herren! In den vergangenen Jahren
der Not hat hier am Rhein in allen Ständen und Parteien
ein gemeinſchaftlicher Wille geherrſcht. Nur dieſes
Bewußt=
ſein, eine Gemeinſchaft zu ſein und zu leben in
unlös=
barer Verbundenheit mit den deutſchen Volksgenoſſen jenſeits
des Rheins, hat es vermocht, alle Anſchläge auf deutſchem Boden
zuſchanden zu machen. Möge in der Zukunft allen Deutſchen
dieſer Geiſt der Einigkeit gegeben ſein! Möge ſich zur Freiheit
am Rhein im ganzen deutſchen Vaterlande endlich auch die
Einigkeit geſellen! Dann, aber auch nur dann, werden wir die
Kraft haben, die uns trotz allem, was noch auf dem deutſchen
Volke laſtet, vorwärts und aufwärts bringt. In dieſer
Hoff=
nung laſſen Sie uns gemeinſam unſere Liebe und Treue zum
Lande unſerer Väter bekennen, indem wir rufen:
Deutſchland, unſer geliebtes Vaterland,
es lebe boch!
Dem Deutſchlandlied, deſſen erſte Strophe die Feſtverſamm=
Tung ſang, folgten ſtürmiſche Bravo= und Hochrufe für
Hinden=
burg, der dankend den Herren Naumann und Breiſach die Hand
drückte und dann ben Saal verließ, draußen wiederum von den
Hochrufen der Tauſende auf dem ganzen Wege zum Schloſſe
um=
jubelt. — Beim
Montag, den 21. Juli 1930
Seite 3
an dem etwa 210 Herren teilnahmen, wurde nur eine Tiſchrede
gehalten, und zwar von Oberbürgermeiſter Külb:
Der heſſiſche Staatspräſident und der Oberbürgermeiſter von
Mainz, der Stadt Gutenbergs und Frauenlobs, haben die große
Ehre, inmitten hoher und höchſter Ehrengäſte unſeren
allverehr=
ten Herrn Reichspräſidenten im alten Kurfürſtlichen Schloſſe
ehrerbietigſt willkommen zu heißen. In dem ehrwürdigen Bau,
der uns beherbergt, reſidierte einſt der Mainzer Erzbiſchof als
Kanzler des heiligen römiſchen Reiches deutſcher Nation. Zeiten
höchſten Glanzes, aber auch Kummer und Niedergang hat die
mehr als zweitauſend Jahre alte Stadt geſehen. In ihrer
viel=
bewegten Geſchichte werden der 19. und 20. Juli 1930 für immer
als Tage der Freude ob der endlichen Befreiung des Rheinlandes
gelten.
Den Herrn Reichspräſidenten bitte ich, den tiefgefühlten Dank
des Landes und unſerer Stadt für ſeine Gegenwart geneigteſt
annehmen zu wollen. Die gleichzeitige Anweſenheit der
Reichs=
regierung und der Regierungen der Länder, die am Rhein unſer
Schickſal geteilt haben, verleihen der heſſiſchen Feier in Mainz
ein beſonderes Gepräge. Bei aller Beſcheidenheit dürfen wir
hierin eine Anerkennung dafür erblicken, daß das jetzt befreite
heſſiſche Gebiet, vor allem die Stadt Mainz als Sitz des
fran=
zöſiſchen Hauptquartiers, im weiteſten Ausmaß die drückende Laſt
der Beſetzung ertragen hat.
Den Dank für die erwieſene Auszeichnung bitte ich unſere
Heſſen nach alter Sitte mit dem Ruf zu bekräftigen:
Unſer hochzuverehrender Herr Reichspräſident, die deutſche
Reichsregierung und die Regierungen Preußens, Bayerns,
Ba=
dens und Oldenburgs leben hoch!
Das Befreiungs=Feſtſpiel in Wiesbaden.
Wandert man von Wiesbaden das ſchattige Adamstal nach
dem Altenſtein aufwärts, ſo liegt „Unter den Eichen” ein weiter,
ſchöner Platz, auf dem ſeit Jahrzehnten Volksfeſte gefeiert werden.
Der Wiesbadener Architekt Kurt Hoppe hat den Platz
ausge=
ſtaltet, mit Holzbänken umgeben und — amerikaniſierend — das
„Theater der Zehntauſend” genannt.
In der ſchönen, waldumſtandenen Umgebung ſpielt ſich das
Feſtſpiel ab, das Reichskunſtwart Dr. Redslob unter dem Titel
„Deutſchlands Strom” zur Feier der Rheinlandbefreiung
gedichtet hat.
Eine rein äſthetiſche Angelegenheit!
2500 Schulkinder und ein Herold wirken mit. Der Herold
ſpricht milde, feierliche Worte. Die vier deutſchen Flüſſe Elbe
und Weſer, Oder und Weichſel, dargeſtellt von langen Zügen der
Kinder in wallenden grünen und gelben Gewändern, gleiten in
die Bahn und beklagen die Gebundenheit des Rheins. Schnitter
und Winzer, Bergleute und Schiffer eilen herbei und löſen die
Ketten des gefeſſelten Stromes. Der Rhein, ein langer, ſich
ver=
breiternder Zug dunkelblauer Gewänder, ſtrömt eindrucksvoll —
ein ſchönes Bild! — in die Mitte der Bahn. Das Deutſchlandlied
kündet ſeine Befreiung.
Das Ganze eine farbige Impreſſion, deren ſchönſter Schmuck
die Strahlen der Sonne ſind, die die Erſtaufführung beſchien! Fern
von aller Tragik deutſchen Leides, fern von aller Stärke deutſchen
Weſens! Kurz. eine weiche, äſthetiſche Sache.
Die Wiesbodener haben ſich viel Müh= um die Einſtudierung
Tgeben. Die Geſamtleitung hatten Dr. Redslob und Hofrat
Rauch, die Spielleitung Dr. Schröder und Hans Holturrf.
Unterbrochen wurde das Feſtmahl plötzlich durch den Ruf
Der Reichspräſident begab ſich auf den Balkon und konnte hier
den Gruß des Luftſchiffes, das längere Zeit über dem
feſtge=
ſchmückten Mainz kreuzte, entgegennehmen.
Die Flaggenparade des Stahlhelms.
Eine beſondere Ehrung bereitete der Stahlhelm,
Landesver=
band Weſtmark, ſeinem Ehrenvorſitzenden Reichspräſidenten von
Hindenburg. Nach dem Feſtakt fuhr der Reichspräſident zunächſt
zum ehemaligen großherzöglichen Schloß, um ſich etwas
auszu=
ruhen. Mittlerweile hatten die Fahnendeputationen des
Stahl=
helms auf dem Wege vom ehemaligen großherzöglichen zum
kur=
fürſtlichen Schloß auf der Großen Bleiche und Rheinallee
Parade=
aufſtellung genommen. Die Stahlhelmer hatten ob ihrer ſtrammen
Haltung die ungeteilte Sympathie der Mainzer Bevölkerung. Es
waren etwa 4000 Mann mit 324 Fahnen der Gaue Rheinland,
Weſtfalen, Heſſen=Naſſau und Pfalz vertreten. In langſamer Fahrt
fuhr der Reichspräſident durch das Spalier, die Flaggen ſenkten
ſich zum Gruß, und der Beifall und die Hochrufe ſchwollen wieder
u Orkanen an. Der Reichspräſident, ſichtlich bewegt über die ihm
angetane Ehrung, begab ſich dann nach kurzem Aufenthalt ins
urfürſtliche Schloß zum Frühſtück.
Eine beſondere Auszeichnung widerfuhr dem Vorſtand des
Mainzer Automobilklubs (acht Herren) beim Hindenburgbeſuch.
Die Herren wurden von Staatsſekretär Meißner empfangen und
dem Herrn Reichspräſidenten vorgeſtellt. Sie bedankten ſich für
die freundliche Uebernahme des Protektorats bei der
Huldigungs=
fahrt und überreichten ihm einen wunderſchönen Blumenſtrauß
mit einigen Flaſchen Sekt und Spitzenweinen des Rheins. Der
Reichspräſident unterhielt ſich etwa 10 Minuten lang mit den
Herren und zeigte beſonderes Intereſſe für die Rheinſchiffahrt
und die Sprengungen am Binger Loch.
Nach dem Einbruch der Dunkelheit glühten die Lichter auf.
Abertauſende von Flackerlichtchen waren an den Fenſtern. Die
Monumentalbauten erſtrahlten in Scheinwerferlicht, wunderbar
der Dom, herrlich die Faſſaden der Schlöſſer am Rhein, von rotem
Licht übergoſſen. Halb Mainz war an den Rheinufern
verſam=
melt, um das Bild des im nächtlichen Feuerwerk wie eine
Märchenſtadt erſtrahlenden Mainz zu ſehen. Wahre pyrotechniſche
Glanzſtücke wurden geboten. Man ſah ein Feuerwerk in einer
Reichhaltigkeit, Abwechſlung und Pracht, wie man es ſeit
Jahr=
zehnten nicht mehr in Mainz erlebte. Auf zwei im Strom
ver=
ankerten Schiffen wurde das Höhen= und Figurenfeuerwerk
abge=
brannt. An Figuren ſah man einen ſich bewegenden Zeppelin
mit drehenden Propellern, den Reichsadler, das
Hermannsdenk=
mal. Den Abſchluß des etwa 1½ Stunden währenden Feuerwerks
bildete der rieſige Waſſerfall von der Straßenbrücke, die ganz in
magiſches weißes Licht getaucht war und von der tatſächlich
gleißende Waſſermaſſen in den Rhein zu fallen ſchienen. Keiner,
der dieſen herrlichen Abend miterlebte, wird ihn je vergeſſen
können.
Das Reichsbanner, das geſtern beim Empfang des
Reichspräſidenten am Rheinufer Spalier gebildet hatte,
veran=
ſtaltete heute vormittag auf dem Halle=Platz eine eindrucksvolle
Befreiungskundgebung, der u. a. auch der heſſiſche Staatspräſident
Adelung, der heſſiſche Arbeitsminiſter Korell, der frühere
Reichsinnenminiſter Severing und der Vizepräſident des
Bayeriſchen Landtags, Auer, beiwohnten.
Hindenburg in Wiesbaden.
Die Weltkurſtadt am Rhein bot am Sonntag ein Bild, wie
wohl ſeit faſt 20 Jahren nicht mehr. Die einſtigen Wiesbadener
Maifeſttage mit ihrem Prunk und ihrer Pracht wurden in der
Erinnerung lebendig, galt es doch einen hohen Gaſt zu
empfan=
gen: Reichsträſidenten von Hindenburg. Auf den in Fahnen= und
Blumenſchmuck prangenden Straßen war faſt kein Durchkommen.
In vielen Gliedern ſtanden die Maſſen, um ihren Hindenburg
zu begrüßen. Trotzdem der Reichspräſident nur kurze Zeit hier
weilte, jübelte ihm bei ſeinem Eintreffen eine Begeiſterung
ent=
gegen, die an Herzlichkeit wohl kaum zu übertreffen ſein dürfte.
Bei ſeinem Eintreffen auf preußiſchem Gebiet in Biebrich wurde
er von dem Oberpräſidenten der Provinz Heſſen=Naſſau, Haas,
und im Kurhaus durch Regierungspräſident Erler und
Oberbürgermeiſter Krücke begrüßt. Es fand ein kurzer
muſika=
liſcher Feſtakt ſtatt, dann nahm der Reichspräſident den Tee ein.
Hierbei überreichte ihm Oberbürgermeiſter Krücke den von der
Stadt Wiesbaden geſtifteten Kriſtall=Ehrenbecher. Der
Reichspräſi=
dent trug ſich dann in das Goldene Buch der Stadt Wiesbaden
ein und begrüßte die alten Veteranen durch Handſchlag. Auf dem
Feſtplatz „Unter den Eichen” wo das Weiheſpiel des
Reichskunſt=
warts Dr. Redslob, „Deutſchlands Strom”, für alle
Be=
teiligten erfolgreich Aufführungen erlebte, bereitete die
Wies=
badener Jugend dem Reichspräſidenten eine begeiſterte Ovation.
Sichtlich gerührt nahm der Reichspräſident die Huldigungen
entgegen. Das von den Tauſenden begeiſtert geſungene
Deutſch=
landlied war ein unverbrüchlicher Treueſchwur für Volk und
Vaterland.
Von Wiesbaden aus begab ſich Reichspräſident von
Hinden=
burg in Begleitung des Reichskommiſſars Langwerth von
Sim=
mern auf deſſen Beſitztum nach Eltville, wo er die Nacht
ver=
bringen wird.
Der Reichspräſidenk an Frau Dr. Skreſemann.
Reichspräſident von Hindenburg hat an Frau Dr.
Streſe=
mann folgendes Telegramm gerichtet:
„Bei der erhebenden Befreiungsfeier in der Stadthalle zu
Mainz haben wir in Trauer und Dankbarkeit Ihres verſtorbenen
Herrn Gemahls gedacht, dem es nicht beſchieden war, den Dank
der Bevölkerung für ſeine bis zum Tode pflichttreue und
auf=
opfernde Arbeit zu erleben. Ich bitte Sie, bei dieſem Anlaß den
Ausdruck meines Gedenkens und ergebenſte Grüße
entgegenzu=
nehmen. gez. v. Hindenburg.”
Reichs=Landbund hinker Hindenburg und Schiele.
CNB. Berlin, 20. Juli. (Eig. Meldung.)
Die vom Reichslandbund herausgegebene „Grüne.
Wochen=
ſchau” veröffentlicht unter der Ueberſchrift „Die Front der Tat”
Ausführungen, in denen es u. a. heißt: Ueber die Unzulänglichkeit
der umſtrittenen Steuergeſetze hat der Reichslandbund die
Oeffent=
lichkeit keinen Augenblick im Zweifel gelaſſen. Er hat ſich nicht
nur mit einer Kritik begnügt, ſondern auch andere Möglichkeiten
aufgewieſen, die geeignet waren, der Reichsregierung die
notwen=
dige Atempauſe für die Durchführung einer durchgreifenden
Fi=
nanzreform im Herbſt und die Vollendung der agrariſchen
Hilfs=
maßnahmen zu verſchaffen. Andererſeits gab es für den
Reichs=
landbund keinen Zweifel, daß dem Kabinett Brüning—Schiele
die Möglichkeit geſichert werden mußte, insbeſondere das
Hilfswerk für die Landwirtſchaft durchzuführen
und ſeine Auswirkungen ſicherzuſtellen, auch dann, wenn das
Ka=
binett aus eigener Verantwortung eine andere Zwiſchenlöſung zur
Sanierung der Finanzen wählte als die vom Reichslandbund
vor=
geſchlagene; denn entſcheidend für den Reichslandbund konnte nur
das Endziel ſein, die Sanierung von Staat und Wirtſchaft
durch=
zuführen und zu ſichern. Die Nationalſozialiſten und ihre
deutſchnationalen Geſinnungsverwandten haben ſich dieſen
Erwä=
gungen verſchloſſen. Damit iſt eine Klärung vollzogen, die not,
wendigerweiſe kommen mußte. Was jetzt bei den
Neuwah=
len ſcheidet, iſt der Konflikt zwiſchen den Männern
der Tat und denjenigen Gruppen, denen
lebens=
ſerne Ideologien und Parteiintereſſen
wich=
tiger ſind als das große Rettungswerk. Hier
gibt es für das deutſche Landvolk kein Zaudern
und kein Schwanken. Das im Reichslandbund
zuſammen=
geſchloſſene Landvolk ſtellt ſich entſchloſſen hinter
Hinden=
burg und die Männer, die, wie Schiele, zum Programm
aus=
ſchließlich die Tat haben. So wird im Wahlkampf die Front der
Aktiviſten gegen die Haufen der Negativiſten auf der äußerſten
Rechten wie auf der Linken ſtehen. — Auch der Stahlhelm
läßt bereits durchblicken, daß er der von Graf Weſtarp
projektier=
ten Deutſchen Konſervativen Partei ſympathiſch gegenüberſteht.
* Berlin, 20. Juli. (Priv.=Tel.)
Im Reichstag wurde vor einiger Zeit angeregt, auch die
Ab=
geordneten zum Notopfer heranzuziehen. Ueber dieſe Anregung
hat man ſich auch eifrig unterhalten, allerdings nicht im
Reichs=
tagsplenum, dafür aber im Aelteſtenausſchuß und einigen
Aus=
ſchüſſen und Unterausſchüſſen. Aus einer dieſer
Sonderkommiſ=
ſionen iſt aber der Antrag auf Erhebung eines Notopfers bei den
Reichstagsabgeordneten nicht wieder zurückgekehrt. Dafür iſt der
Reichstag inzwiſchen aufgelöſt worden. Die Herren Abgeordneten
bleiben alſo notopferfrei. Das iſt aber nicht nur der eine Vorteil,
den die Nichterledigung des Abgeordnetennotopfers ihnen gebracht
hat. Sie werden außerdem auf Grund der
Geſchäftsordnungsbe=
ſtimmungen und der Diätengeſetze noch eine ganze Weile im
Ge=
nuß ihrer bisherigen Bezüge bleiben, obwohl ſie nicht mehr
Ab=
geordnete ſind. Nach den geltenden Beſtimmungen werden die
Diäten, die ſich auf monatlich 750 RM. belaufen, jeweils am
Monatsanfang bezahlt. In der Regel ſind ſie aber etwas
ge=
ringer, weil die Abgeordneten nicht immer an den Sitzungen
teil=
nehmen, ſo daß ihre Bezüge ſich um ſo viele Tagegelder
verrin=
gern, wie ſie den Sitzungen des Reichstages unentſchuldigt
fern=
geblieben ſind. Für den Monat Juli ſind ſie ſchon abgefunden.
Sie werden auch am 1. Auguſt wieder ihre Diäten erhalten, und
ſogar noch einmal am 1. September, weil die einſchlägigen Geſetze
beſtimmen, daß die Zuwendungen bis zum Tage vor der Neuwahl
zu bezahlen ſind. Da der Reichstag ſpäteſtens am 14. Oktober
zu=
ſammentreten wird, erleiden die wiedergewählten Abgeordneten
nur einen Ausfall für die Zeit vom 14. September bis 14.
Ok=
tober. Die Mitglieder des Reichstages genießen noch eine andere
Vergünſtigung, um die ſie viel beneidet werden. Das iſt die
Freifahrtkarte. Sie verlor früher zuſammen mit der Auflöſung
des Reichstages ihre Gültigkeit. Später entſchloß ſich aber einer
der verfloſſenen Reichstage, das Recht der Freifahrt auf der
Reichsbahn bis zum 7. Tage nach der erfolgten Neuwahl
auszu=
dehnen. Infolgedeſſen werden die Mitglieder des aufgelöſten
Reichstages in der Lage ſein, ihren Wahlkampf zum Teil auf
Staatskoſten führen zu können, weil es ihnen möglich iſt,
unent=
geltlich von einem Ort zum anderen zu reiſen.
Die Taifun=Kakaſtrophe in Japan.
Auch Korea teilweiſe verwüſtet.
Nach genaueren Berichten aus Tokio hat die ganze Inſel
Kjuſchiu unter dem Taifun ſchwer gelitten. Der
Geſamtſcha=
en erreicht ſchätzungsweiſe eine Höhe von 50 Millionen
RM. Bis jetzt ſind 70 Tote über 700 Verletzte und über 100
Vermißte feſtgeſtellt. 4000 Häuſer wurden zerſtört und mehr
als 13000 beſchädigt. 100 Schiffe ſind geſunken. Eine Meldung
aus Korea berichtet, daß der Taifun auch die Südoſtküſte Koreas
heimgeſucht hat und mit etwas verminderter Heftigkeit über die
Halbinſel hinwegging. Genauere Berichte fehlen von dort, weil
die Verbindungen unterbrochen ſind. Jedoch iſt bekannt, daß drei
Provinzen ſtark gelitten haben und viele Schiffe geſunken ſind.
Die muſikaliſche Begleitung komponierte Kapellmeiſter W.
Wem=
heuer Wagner und Beethoven nach. Den Herold ſprach
Ro=
bert Kleinert vom Wiesbadener Staatstheater ſicher und
klangvoll. Wünſchen wir den weiteren Aufführungen ebenſoviel
Sonne, aber mehr Zuſchauer, als die Erſtaufführung hatte! Z.
Berliner Uraufführung: „Nur am Rhein . . ."
Die dreizehn Matadoren, die für den Sprech= und Tonfilm
der Lothar Stark G. m. b. H. „Nur am Rhein” betitelt,
verant=
wortlich zeichnen, verſtehen ausgezeichnet, die Konjunktur
wahr=
zunehmen. Man wünſchte ihnen, ſie verſtünden ebenſo gut,
an=
ſtändige Filme herzuſtellen. Nun: Dreizehn war eben ſchon
immer eine Unglückszahl, und der tönende Rheinland=Film iſt
dementſprechend recht unglücklich ausgefallen. — Vergleicht man
deutſche Durchſchnittsfilme mit ausländiſchen, kommt man zu
einem eigenartigen Ergebnis. Die Ausländer verſtehen häufig,
aus nichts etwas zu machen, und bei uns wird, aus dem Guten
etwas, aus einem vernünftigen Kern oft nichts. So auch hier
bei dieſem verunglückten Streifen. Die Handlung ſpielt im
be=
ſetzten Rheinland, und der Grundgedanke, die Liebe zweier
Men=
ſchenkinder, vermag über alles Trennende hinweg eine Brücke zu
ſchlagen, wäre geeignet, ein ſozuſagen „völkerverſöhnendes” Werk
entſtehen zu laſſen. Vielleicht ſogar für Propagandazwecke im
Auslande! Die Herſteller laſſen es nicht dazu kommen, und
unter=
nehmen auch nicht den lohnenden Verſuch, ein echtes=rechtes
rheiniſches Lebensbild zu drehen. Sie verfälſchen vielmehr das
Leben, werden ſentimental und bisweilen unerträglich kitſchig.
Kitſchiges Beiwerk dominiert in dem Werk; auf eine großlinige
Handlung hatte es der Spieleiter nicht abgeſehen. Die
Darſtel=
lung iſt zum Teil indiskutabel, im allgemeinen beſtenfalls guter
Durchſchnitt. Jgo Sym ein viel zu gut deutſchſprechender engliſcher
Offizier. Wogegen die anderen faſt vollzählig ſchlechte Tonfilm=
ſprecher Gänzlich unmöglich Daiſy dOra als rheiniſches
Mäd=
chen. Julius Falkenſtein, ſonſt grotesker Epiſodiſt, verſucht
ſich ohne Erfolg als ernſtzunehmender Charakterdarſteller. Alles
in allem: Unverſtändlich und unverzeihlich, daß die
Tonfilm=
induſtrie mit einem ſolchen Machwerk die Rheinlandbefreiung
feiert. Auch dem Komponiſten, Fred Raymond, dem Schöpfer des
Schlagers „Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren”, iſt
dies=
mal nichts eingefallen. Wo doch gerade dieſen Tonfilm gute,
ſchmiſſige Muſik hätte vielleicht retten können. So bleibt alles
unrettbar verloren. — Bei der Premiere gab es noch nicht einmal
den üblichen Achtungserfolg. Es wäre zu erhoffen, daß endlich
eine Dekonjunktur ſolcher Konjunkturfilme einſetzt.
André v. Kün.
Bon Deutſchlands Hohen Schulen.
Köln: Die philoſophiſche Fakultät hat Herrn Franz Philipps
in Köln, „der, geleitet von idealem Streben, während mehr als 40
Jahren in unermüdlicher Hingabe eine an Schönheit und
Voll=
ſtändigkeit unübertreffliche Sammlung palärktiſcher
Schmetter=
linge und ihre Abarten zuſammenſtellte und ſie der Univerſität
zu weiterer Erhaltung und wiſſenſchaftlichen Auswertung
über=
wies, in Anerkennung dieſer Förderung der Forſchung zum Doktor
der Philoſophie honoris eausa ernannt. — Am 25. Juni verſchied
in Bad Wildungen der ord. Honorarprofeſſor für Bürgerliches
Recht und Handelsrecht, Bank= und Börſenrecht, für das
kaufmän=
niſche und Handelslehrerſtudium an der Univerſität Köln,
Rechts=
anwalt am Oberlandesgericht, Juſtizrat Dr. jur. h. c. Eduard
Gammersbach im Alter von 72 Jahren.
Leipzig: Der Handelshochſchule iſt durch Verordnung des
ſächſiſchen Wirtſchaftsminiſteriums das Promotionsrecht verliehen
worden, nachdem bereits, vorher die Handelshochſchulen Berlin,
Nürnberg und Mannheim dieſes Recht durch die zuſtandigen
Stellen erhalten hatten.
Seite 4
Montag, den 21. Juli 1930
Nummer 200
Aus der Landeshaupkſtadl.
Darmſtadt, den 21 Jull.
Landesbibliothek.
Neue Erwerbungen (Auswahl)
vom 21. Juli an auf 14 Tage zur Anſicht im Leſeſaal aufgeſtellt:
Dichtungen der Angelſachſen. Stabreimend überſ. von C.M.W.
Grein, Bd. 1 u. 2., Heidelberg 1930; Elbogen, Paul: Liebſte
Mut=
ter. Briefe berühmter Deutſcher an ihre Mutter. Berlin 1929;
France, Anatole: Das Leben der Heiligen Johanna. München=
Feldafing 1930; Gauß, Carl Friedrich: Werke Bd. 11. Abt. 2. Abh.
1—3. Berlin 1924—29. Werke Bd. 12. Berlin 1929; Gieſe, Friedrich:
Deutſches Staatsrecht. Allgemeines, Reichs= und Landes=Staatsrecht.
Berlin und Wien 1930; Haenſel, Paul: Die Wirtſchaftspolitik
Sow=
jetrußlands. Tübingen 1930: Handbuch der Rationaliſierung.
Be=
arbeitet v. Fritz Reuter. 2. Aufl. Berlin und Wien 1930;
Kallen=
bach=Greller, Lotte: Geiſtige und tonale Grundlagen der
moder=
nen Muſik im Spiegel der Gegenwart und Vergangenheit. Leipzig 1930;
Monumemta Germaniae Paedagogica, Bd. 59: Richter,
Julius: Geſchichte der ſächſiſchen Volksſchule. Berlin 1930;
Neu=
drucke deutſcher Literaturwerke d. 16. und 17. Jahrh. Nr. 268—281.
Halle 1929—1930; Nicolſon, Harold: Die Verſchwörung der
Diplo=
maten. Frankfurt a. M. 1930; Niebergall, Friedrich: Die
mo=
derne Predigt. Tübingen 1929; Poſeck, M. v.: Die deutſche
Kaval=
lerie 1914 in Belgien und Frankreich. Berlin 1930; Rabenhorſt, L.:
Kryptogamen=Flora. Bd. 8: Keißler, Karl v.: Die Flechtenparaſiten.
Leipzig 1930; Naumer, Kurt v.: Die Zerſtörung der Pfalz von 1689.
München 1930; Reformation geſtern und heute. Hrsg. Thomas
Breit. München 1930; Roſenthal, Alfred: Wettbewerbsgeſetz nebſt
den materiellen Vorſchriften des Warenzeichengeſetzes. Berlin 1930;
Stern, Carl: Geſetz über Mieterſchutz und Mieteinigungsämter. 10.
Aufl. Berlin 1930; Studien, hiſtoriſche und Skizzen zu Natur= und
Heilwiſſenſchaft. Feſtgabe f. Gg. Sticker. Berlin 1930; Weinmann,
Artur: Gerichtliche Formenlehre. Bd. 1—3. Berlin 1929;
Whym=
pers, Edward: Berg= und Gletſcherfahrten. 5. Aufl. Braunſchweig 1930.
Außerdem die neueſten gebundenen Zeitſchriftenbände.
Vom 4. Auguſt an verleihbar. Vormerkungen werden im Leſeſaal
entgegengenommen.
Sind Gefahrenklaſſen in der
Arbeitsloſen=
verſicherung nolwendig?
Von rund 220 000 arbeitsloſen Angeſtellten werden nur 70 000
unterſtützt.
Dieſe Zahlen zeigen die ungeheure Not, die unter der
Ange=
ſtelltenſchaft herrſcht. Nahezu zwei Drittel von ihnen ſind aus
der Arbeitsloſenverſicherung oder Kriſenunterſtützung
ausge=
ſteuert oder erhalten dieſe nicht, weil es ihnen nicht gelang, neue
Anwartſchaften zu erwerben. Das Verhältnis gegenüber den
Ar=
beitern iſt viel ungünſtiger, weil von dieſen nur ungefähr 30 bis
40 v. H. nicht unterſtützt werden. Dieſe ungeheure Not kann nicht
abgeſtellt werden, obwohl nachgewieſen werden konnte, daß bei
den bisher gezahlten 3 v. H. der Beiträge zur
Arbeitsloſenverſiche=
rung die Angeſtellten über 60 Millionen mehr zahlten, als für ſie
erforderlich war. Trotzdem alſo die Angeſtellten mehr zahlen,
als für ihren Stand notwendig iſt, können ſie nicht einmal der
be=
ſonderen Notlage ihres Standes Rechnung tragen. Das allein
zeigt, daß hier unbedingt eine Aenderung eintreten muß, denn
die Ungerechtigkeiten, die ſich hieraus entwickeln, haben eine große
Verbitterung hervorgerufen. Mit Re” weiſen die Angeſtellten
auf die Leiſtungen der Angeſtelltenv herung und der
Erſatz=
kaſſen hin. Die Entwicklung hat gezeigt, daß dieſe Einrichtungen
ſich den beſonderen Verhältniſſen des Berufes in glänzender Weiſe
angepaßt haben. Es wäre durch Schaffung ſelbſtändiger
Angeſtell=
ten=Abteilungen möglich, der beſonderen Not der arbeitsloſen
An=
geſtellten Rechnung zu tragen. Zwei große Angeſtellten=
Organiſa=
tionen, darunter der Einheitsverband der Angeſtellten, der
Ge=
werkſchaftsbund der Angeſtellten (GDA.), fordern deshalb. die
Zulaſſung von Erſatzkaſſen, ſowie ſelbſtändige
Angeſtelltenabtei=
lungen im Rahmen der Reichsanſtalt. Die Forderung einer ſo
großen Gruppe von Verſicherten (von den 17 Millionen
Verſicher=
ter ſind 3,5 Millionen Angeſtellte) wird man nicht unbeachtet
laſſen können, ſie iſt aus der ſozialen Notwendigkeit ſogar
vor=
dringlich. Nur durch die Schaffung der beſonderen
Angeſtellten=
kaſſen in der Arbeitsloſenverſicherung iſt es möglich, die große
Notlage mildern zu können.
Großes Jubiläums-Reik- und Zahrturnier
mit Hengſtparade in Darmſtadk.
In Anbetracht des Jahres des Pferdes und des 600jährigen
Jubi=
läums der Landeshauptſtadt iſt nunmehr die Abhaltung des ſchon länger
geplanten großen Turniers als geſichert anzuſehen. Das Turnier findet
ſtatt am
Samstag nachmittag, den 30. Auguſt, und Sonntag, den 31. Auguſt.
Mit den Vorarbeiten iſt bereits begonnen worden. Im Rahmen des
Programms, welches zum großen Teil auch Wettbewerbe für ländliche
Fahrer und Reiter enthält, ſoll auch die Hengſtparade, die im letzten
Winter einen ſo überaus großen Erfolg hatte, in Form einer
Schau=
nummer zur Abhaltung gelangen. Gerade die erſte Hengſtparade
gele=
gentlich der Landwirtſchaftlichen Woche hat bereits gezeigt, wie groß
das allſeitige Intereſſe an Pferdezucht und =ſport iſt, und daß die
Hallen=
verhältniſſe in Darmſtadt viel zu klein ſind, um den Menſchenſtrom
annähernd zu faſſen. Es iſt ein überaus vielſeitiges und intereſſantes
Programm für die beiden Tage vorgeſehen. Die Ausſchreibungen
wer=
den in den nächſten Tagen zur Veröffentlichung gelangen und werden
wir alsdann nähere Einzelheiten berichten können.
— Orpheum. Bertrams Jubiläumswoche. Heute
Mon=
tag, den 21. Juli, findet eine abermalige Aufführung des erfolgreichen
Schwankes von Arnold und Bach „Unter Geſchäftsaufſicht” ſtatt.
Ber=
trams Glanzrolle iſt die des Sparkommiſſars Haſelhuhn. Wenn er den
tugendhaften Kleinſtädter ein Geſicht von ſelten dämlicher Geſtaltung
aufſetzt, wenn er die Wandlung vom ſchafsgutmütigen, unbedingt
zu=
verläſſigen Beamten zum fuchsteufelswilden Löwen in Menſchengeſtalt
durchführt, dann gibt es niemanden, der nicht laut lachen müßte. —
Marga Peter zeigt, als „Dame” von teufliſcher
Schlangenhaftig=
keit beſeſſen, ein ſchier unerſchöpflich Maß von Wandelbarkeit und gib
ihr beſtes, feinſtes Können. Auch die übrigen Darſteller haben ſehr
ſtarken Anteil an dem Erfolg dieſes Schwankes. Wer alſo recht von
Herzen lachen will, der kommel und benütze die heutige Ermäßigungs
anzeige! (Siehe Inſerat.)
Rheinfahrt des GDA. Am Sonntag, den 17. Auguſt,
ver=
anſtaltet der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten eine Fahrt an
den freien Rhein, von Mainz bis St. Goar. Hier findet eine
große Kundgebung ſtatt. Die Abfahrt mit dem Dampfer erfolgt
vormittags 9 Uhr von der Stadthalle in Mainz. Eine 40 Mann
ſtarke Kapelle ſpielt während der Fahrt, ebenſo wird die Kund
gebung durch Konzertſtücke umrahmt. Auf dem Schiff ſelbſt finde
Tanz ſtatt. Die Teilnehmerkarten für den Dampfer einſchließlich
Tanz koſten für Erwachſene 4.— Mk. für Jugendliche bis 20 Jahr
3.— Mk. und für Kinder bis 10 Jahre 1,50 Mk. Nähere Aus
kunft erteilt die Geſchäftsſtelle des GDA., Eliſabethenſtraße 34,
woſelbſt auch Karten zu erhalten ſind.
„Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte und Heimatkunde
Nächſte Veranſtaltung (im Rahmen des 600jährigen Stadtjub
läums) Donnerstag abend 8,30 Uhr im Eintracht
ſaal, Eliſabethenſtraße 12. Vortrag von Herrn Profeſſor Ado
Beyer über: „Die beiden Darmſtädter Kunſtausſtellungen 200
Jahre Darmſtädter Kunſt‟. Der Redner wird ſeinen Vortre
durch gute Lichtbilder erläutern. Ferner wird darauf aufmerkſa
gemacht, daß die Mitglieder von „Alt=Darmſtadt” zur Ein
weihungsfeier des Niebergallbrunnens Mittwoch vormittag 11 Uh
und abends 7.30 Uhr zur Feſtvorſtellung von Niebergalls „Da
terich” freundlichſt eingeladen ſind.
Die Unfälle des Sonntags. Am Sonntag nachmittag rannte Ecke
Bismarck= und Wendelſtadtſtraße ein Motorradfahrer (Chriſtian
Schwarz, hier) mit einem Hanomag zuſammen. Er erlitt ſchwere
Kopf=
verletzungen und Gehirnerſchütterung und wurde von hilfsbereiten
Paſſanten ins Stadtkrankenhaus getragen. — Gegen Abend ſtürzte auf
dem Feſtplatz ein junger Mann aus dem Kettenkaruſſell. Mit einer
Gehirnerſchütterung wurde er von der Städtiſchen Rettungswache ins
Stadtkrankenhaus transportiert.
U. Mieisfent ves T.e. O.P.
Der Feſtſonnkag.
Das 8. Kreisfeſt des Arbeiter=Turn= und Sportbundes
er=
reichte am geſtrigen Sonntag ſeinen Höhepunkt. Nachdem von
6 bis 8 Uhr bereits die Turnierkämpfe im Tennis auf den
Plätzen der Turngemeinde 1846 hinter dem Großen Woog zu
einem gewiſſen Abſchluß gekommen waren, formierte ſich der
Feſt=
zug der aktiven Teilnehmer am Ebertplatz und ſetzte ſich gegen
10 Uhr durch die Straßen der Stadt nach dem Feſthallengelände in
Bewegung. Dieſer Feſtzug, als
Demonſtrakion für den „freien” Spork
angekündigt, zog mit zahlreichen Spiel= und Muſikkorps,
Fahnen=
abordnungen der beteiligten Turn= und Geſangvereine, den
Wim=
peln der Jugendgruppen und den obligaten roten Fahnen, die
reichlich über den ganzen Zug verteilt waren, in einer knappen
halben Stunde an den die Straßen dicht umſtehenden Zuſchauern
vorüber. Trotz der Anweſenheit des Reichspräſidenten in Mainz
und der Sportfeſte in Roßdorf und Arheilgen herrſchte lebhaftes
Treiben in der Rheinſtraße. Von auswärts war ein großes
Kon=
tingent Zuſchauer herbeigeeilt, die den Gruppen ihrer Vereine
lebhaft zujubelten. Einen beſonders ſchönen Eindruck hinterließen
die große Gruppe der Sportlerinnen, unter ihnen viele ältere
Frauen, und die mit ihren Paddeln vorüberziehenden
Waſſer=
ſportler, meiſt ſchokoladebraun von Luft, Waſſer und Sonne.
Pünktlich um 11 Uhr traf der gut diſziplinierte Zug unter
den Klängen der Internationale und des Turnermarſches
auf dem Feſtplaß
ein, wo ſich bald reges Treiben entwickelte. Kurz nach 1 Uhr
kon=
zertierten die vereinigten Korps der Spielleute. Anſchließend
boten die Fußballabteilungen Proben ihrer Kunſt. Als die
Maſ=
ſenfreiübungen einſetzten, waren die Barrieren des
Turn=
geländes umſäumt von dichten Zuſchauerketten. Mit den Aktiven
mögen gut 10 000 Menſchen auf dem Feſtgelände geweſen ſein.
Nach den Klängen des Stadtorcheſters zeigten die Turner und
Sportler exakte rhythmiſche Uebungen, Gymnaſtik, Arm=, Rumpf=
und Schwungübungen. Die gut ausgerichteten und geſtuften
Maſſen boten ein wirkungsvolles und harmoniſches Bild, das von
den Zuſchauern mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde.
Als Sondereinlage erſchien im Programm, durch lautes
Pro=
pellergedröhn angekündigt,
„Graf Zeppelin”
plötzlich über dem Feſtplatz. Silberglänzend zog das Luftſchiff in
geringer Höhe über den Köpfen dahin, umbrauſt von dem ſpontan
ausbrechenden, ungeheuren Jubel der Tauſende.
Darmſtadt hat geſtern wieder den Zeppelin=Leuten erwieſen,
daß gerade bei uns das berühmte und verſprochene Schönwetter
herrſcht, während wenige Stunden von uns entfernt der Regen in
Strömen niederrauſcht.
Nach den Maſſenfreiübungen ſetzten die Endkämpfe in
den verſchiedenen Diſziplinen ein. Die Kämpferinnen und Kämpfer
auf der Aſchenbahn, die allerdings gerade nicht in
wettkampf=
fähigem Zuſtande war, boten zum Teil recht anerkennenswerte
Leiſtungen. Für manchen Zuſchauer wirkte es überraſchend, daß
nach fünf und mehr Fehlſtarts der Schuldigen noch immer
mit=
wirken konnten. Viele Läufer und Springer mußten erleben, daß
Kraft allein keine Erfolge zuwege bringt, daß vielmehr Technik und
wohlüberlegte Taktik unumgänglich notwendig ſind, um bei
ge=
ringſtem Kraftverbrauch höchſte Leiſtungen zu vollbringen. Neben
den bewegungsfrohen Tänzen der Jugend und den Kampfſpielen
der Jugendlichen ſtanden im Mittelpunkt des Sportintereſſes die
Endſpiele um die Handball=Feſtmeiſterſchaft. Hier konnte der
1. Bezirk einen knappen, beifällig aufgenommenen 5:4= (1:1=)
Sieg über den 2. Bezirk landen. Bei den Turnerinnen ſicherte ſich
Riederwald einen 3:2=Sieg über Frankfurt=Weſtend.
Das repräſentative Fußballtreffen zweier
Auswahlmann=
ſchaften
Heſſen/Heſſen=Naſſau — Baden
endete, wie das Spiel um die Fechtmeiſterſchaft am Vortage, nach
aufregendem Kampf unentſchieden 1:1. Wenn auch die Badenſer
in Schnelligkeit, Taktik und durch ideenreiches Stürmerſpiel
über=
legen waren, ſo hätten die Heſſen doch glatt mit einer Differenz
von 3 Toren gewinnen müſſen. Bei einigen Spielern machte ſich
aber der Kampf des Vortages doch ſtark bemerkbar. Außerdem
hatte der Sturm ein kaum glaubliches Pech, wenn er ſchon durch
die ausgezeichnete gegneriſche Deckung durchgebrochen war. Das
faire, ruhige Spiel leitete der „gewichtigſte” Pfeifenmann, der
uns je begegnete. Selbſt wenn er in den 1½ Stunden Spielzeit
10 Pfund abnahm, behielt er ſicherlich noch nahezu 2 Zentner
Le=
bendgewicht und leitete das Spiel trotzdem präzis und durchaus
korrekt. Kein Wunder, daß auch das Publikum ihm jovial Beifall
ſpendete.
Den Sonntag beſchloß in der Feſthalle das ſtimmungsvolle
und Heiterkeit atmende Tanzſpiel „An der ſchönen blauen
Donau”, das den Mitwirkenden der Fr. Tgde. Darmſtadt
Anerkennung und verdienten Beifall einbrachte.
Gegen Abend verſtärkte ſich das Leben und Treiben auf dem
Rummelplatz und in den Bierzelten, wenn auch die ſchlechte
Wirt=
ſchaftslage und die Abreiſe zahlreicher Teilnehmer den Betrieb
nicht derart anſchwellen ließen, wie wir das auf dem Feſtplatz
ſchon erlebten.
der heutlige Monkag
bringt nach dem Programm auf dem „Feſtplatz 11 Uhr
Früh=
ſchoppen, nachmittags Volksfeſt mit Konzert, Tanz und
ſportlichen Darbietungen. Um 6 Uhr ſtehen ſich die
Fußballabteilungen der Fr. Tgde. Darmſtadt und der
Fr. T. Wixhauſen gegenüber. Man darf hier mit einem
ſpannenden Spiel rechnen. Die Darmſtädter treten beinahe in
der kompletten 1. Garnitur an, und auch Wixhauſen hat ſeine
beſten Kräfte aufgeſtellt, ſo daß ſich für alle, die am Samstag
oder Sonntag keines der Kampfſpiele ſehen konnten, der Beſuch
dieſes Spieles lohnen dürfte.
Vorſchriften über das Photegraphieren in Südkirol.
In der nachbezeichneten Zone ſind topographiſche Aufnahmen und
auch photographieren zum Zwecke topographiſcher Aufnahmen
ver=
boten: Stelvio (Stilfſer=Joch), Ortler, Cevedale, Paſſo di Rabbi, M.
Luco, Macaion, Mendola (Mendelſtraße), Rocca, Paſſo di Coſtalunga
(Karerpaß), Catincccio, Paſſo di Sella, M. Boé, Tofana, M. Criſtallo
(exkluſiv), Braies, Monguelfo, Raſun di Sotto, Campo Tures, von der
Einmündung des Valle Aurina bis Picco della Croce, Vipiteno, Sterzing
(exkluſiv) Merano, Val Paſſiria, Paſſo del Ciovo, Val Venoſta, Paſſo di
Reſia. Außer den eingangs erwähnten Einſchränkungen iſt in öſtlich,
nördlich und weſtlich begrenztem Gebiet und landeinwärts am Ortler,
Stelvio, Forcella de Cavallaccio, Monte Guardia, Cima Valdaſſa, Paſſo
di Civita, Pala Bianca, M. Similaun, Altiſſima, Cima Libera, S.
Pic=
olo del Cambir, Val Ridanna, Valle Jſarco, Val di Fize, Gran
Pila=
ſtro, Valle Aurina, Lavaredo, M. Chriſtallo, das Photographieren,
Zeichnen und Krokieren verboten. Bewilligungen können vom
Kom=
mando della Diviſione di Padova für das Gebiet um M. Guelfo; und
beim Kommando della Diviſione di Bolzano für das übrige Gebiet
eingeholt werden. — Im Gebiet des Tubrepaſſes, Reſia, Rombo,
Bren=
ners, Valle Aurina und Puſtertal iſt außerdem das Mitführen eines
Photographenapparates verboten.
z. Aſtheim, 19. Juli. Autounfall. Ein Autounglück ereignete
ſich dieſer Tage auf der Chauſſee nach Bauſchheim. Ein faſt neuer
Opel=
wagen, der in Mainz angemeldet iſt, fuhr anſcheinend beim Ueberholen
eines Fuhrwerks infolge des naſſen Bodens gegen einen Baum. Der
vordere Teil des Chaſſis wurde ſtark beſchädigt, und mußte das Auto
abgeſchleppt werden. Der Inſaſſe erlitt geringe Verletzungen.
* Rheinheffiſche Obſtgroßmärkte. Bei der ungünſtigen Witterung
waren die Anfuhren auf den rheinheſſiſchen Märkten geringer als ſonſt.
Im Mittelpunkt ſtehen neben Sauerkirſchen Johannisbeeren und
Sta=
chelbeeren. Auf dem Obſtgroßmarkt des Obſt= und Gartenbauvereins
Ingelheim wurden bezahlt für Sauerkirſchen 14—18,
Johannis=
beeren 13—16, Stachelbeeren 1. Sorte 17—20, 2. S. 8—16, Pfirſiche 36
bis 65, Frühbirnen 18—24, Frühäpfel 18—25, Aprikoſen 23—65, Bohnen
12—22. — Von der Obſt= und Gemüſeverwertungs=Genoſſenſchaft
In=
gelheim und Umgebung wurden erzielt für Süßkirſchen 15,
Sauerkirſchen 13—17, Stachelbeeren 1. 11—18, 2. 7—14, Johannisbeeren
14—16, Pfirſiche 1. 35—43, 2. 25—28, Aprikofen 35—36, Pflaumen 35,
Aepfel 10—17, Birnen 14, Bohnen 15 Pfg. — Auf dem Gau=
Alges=
heimer Verſteigerungsmarkt koſteten Johannisbeeren 10—17,
Stachel=
beeren 14—18, Sauerkirſchen 11—13, Aprikoſen 20—34, Birnen 15—23,
Pfirſiche 37—39, Pflaumen 22, Aepfel 18 Pfg. — In Heidesheim
erlangten auf der Obſtauktion Johannisbeeren 13—14, Stachelbeeren 14
bis 17, Aprikoſen 17—25, Bohnen 9, Pfirſiche 20—50, Birnen 7—20 Pfg.
Alle Preiſe verſtehen ſich je Pfund.
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Tageskalender für Montag, den 21. Juli 1930.
Orpheum, 20.15 Uhr: „Unter Geſchäftsaufſicht”. —
Kon=
zerte: Schloßkeller, Hotel Schmitz, Kaffe Oper,
Herrngarten=
kaffee, Sportplatz=Reſtaurant. — Rummelbräu 20 Uhr:
Großes Konzert. — Feſthallengelände; Kreisturnfeſt.
vormittags 11 Uhr: Konzert. — Kinovorſtellungen:
Union=Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.
darf in keiner Küche fehlen. Erspart der Hausfrau Zeit
und Arbeit. Macht die Speisen leicht verdaulich. Zur
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(3-89)
Stahlhelm und Reichsbanner geraken aneinander.
Im Laufe des Sonntags kam es in Mainz verſchiedentlich
zu Zuſammenſtößen zwiſchen Reichsbannerangehörigen und
Stahl=
helmleuten. In einem Fall fuhren Reichsbannermitglieder mit
ihrem Auto in eine Gruppe Stahlhelmer. An einem anderen
Platz fiel ein Schuß, doch konnte der Täter nicht feſtgeſtellt werden.
Die Polizei verfolgte ſofort verdächtige Wagen und nahm aus
drei Reichsbannerautos einige Leute feſt.
— Schotten, 19. Juli. Wegen der Rundfunkübertragung des
Motorradrennens „Rund um Schotten” des 4. Laufes um die
Deutſche Meiſterſchaft für Motorradfahrer, am 27. Juli fand vorgeſtern
eine Beſprechung ſtatt. Die Uebertragung, die etwa 20 bis 30 Minuten
dauern wird, ſoll durch die Sender Frankfurt und Kaſſel, auberdem
durch Stuttgart, Köln und Hamburg erfolgen. Wer alſo an die
Nord=
ſee oder die Oſtſee ins Bad fährt, wird Gelegenheit haben, wenn er
Intereſſe daran hat, die einzige internationale ſportliche Veranſtaltung
Oberheſſens im Rundfunk zu hören. Die Uebertragung wird von zwei
Stellen aus erfolgen, und zwar von Start und Ziel und vom
Lud=
wigsbrunnen aus, ſo daß ein genaues Bild des Rennens gegeben
wer=
den kann. Die Beſucher des Rennens ſelbſt werden ſich natürlich die
Uebertragung anhören können, außerdem werden ſie durch zwei
Laut=
ſprecher an Start und Ziel und durch einen Lautſprecher am Steinbruch
über alle Einzelheiten genau auf dem Laufenden gehalten. Obwohl erſt
am nächſten Montag Nennungsſchluß iſt, liegen bereits 54 Anmeldungen
vor, die Zahl der Rennfahrer des vergangenen Jahres wird alſo
über=
troffen werden. Beſonders gut iſt die Klaſſe der Seitenwagenfahrer
beſetzt, hier ſtartet die doppelte Anzahl des vergangenen Jahres. Durch
die Ueberhöhung verſchiedener Kurven wird eine weſentliche
Verbeſſe=
rung der vorjährigen Rekorde möglich ſein.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 21. Juli.
7.30: Stadtpark Mainz: Frühkonzert von Mitgliedern des Mainzer
Berufsorcheſters.
12.20: Von Schlangenbad: Konzert des Kurorcheſters.
13.00: Schallplatten: Romantiker=Liebe.
15.15: Turnlehrerin Fröhlich=Imig: Der Segen des Wanderns für
Jung und Alt.
16.00: Kurhaus Bad Nauheim: Kur=Konzert.
18.05: Das alte und das neue Moskau. Geſpräch zwiſchen Alfons
Paquet, Alex. Roßmann und Paul Laven.
18.35: Rechtsanwalt Dr. Frey: Liebe und Verbrechen.
19.05: Engliſch.
19.30: Operettenmuſik von Franz von Suppé.
20.00: Der eingebildete Kranke”, Komödie von Moliére.
21.15: Abſchiedskonzert Eliſabeth Friedrich.
22.15: Franz Krey: Kaffee Dreckhaufen.
Königswuſterhauſen
Deutſche Welle. Montag, 21. Juli.
15.00: Deutſch für Ausländer.
15.45: Frieda Radel: Frauenwille zur Baugeſtaltung.
16.00: Schallplattenkonzert.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Rektor Maushake: Die ländliche Fortbildungsſchule im Dienſte
der beruflichen Ertüchtigung.
18.00: Georg. Vinamägii: Eſtniſche Volkslieder.
18.30: Dr. S. A. Lieberſon: Das Weſen der muſikaliſchen Romantik.
19.00: Lisbet Dill: Reiſe durch Lothringen.
19.25: Dr. Reiſchle: Zweckmäßige Abſatzgeſtaltung im Gartenbau.
20.00: Köln: Abendmuſik. Funkorcheſter. Fucik: Florentiner Marſch.
Lincke: Verſchmähte Liebe, Walzer. — Mendelsſohn: Ouvertüre
Heimkehr aus der Fremde‟ — Verdi: Melodien aus der Oper
„Der Troubadour” — Heykens: Ständchen. — Schlögel:
Streif=
zug durch Strauß’ſche Melodien. Potpourri.
21.00: „Kirmes.” Szenen von H. Müller=Schlöſſer.
Danach: Tanzmuſik. Kapelle Herbert Fröhlich.
Hauptſchriftlettung: Rudolt Mauve
Verantwortlſch für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feutſleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer;/4
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für, den Inſeratenteil und geſchäftiche Mittellungen: Wiils Kuble
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkrivte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Geiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 200
Montag, den 21. Juli 1930
Die ſäddeutſche Leichtathletik marſchiert!
Rund um die Rürnberger Meiſterſchaften
H.L. Sportfahrten ſind immer intereſſant, beſonders wenn die
Fahrt in anregender Geſellſchaft noch durch eine ſchöne Landſchaft
führt. Mit Schilgen=A.S.C. und Habich=Sportverein 1898
gehts nach Aſchaffenburg. Dort beginnt ſchon der „Kampf um
die Plätze”. Zum Glück für uns hat der Schaffner die beſte Hoſe
an und ſchickt uns gratis auf weichere Plätze. Hier treffen wir den
Gruppenſportwart Eimer=Mainz. — Erfahrungen werden
ausgetauſcht aus alter und neuer Zeit. Zwiſchendurch treffen wir
in Würzburg auf Eldracher, Mott, Hemmerich: große
Ereigniſſe werfen nun einmal ihre Schatten voraus... . Wenn
die Unterhaltung ausſetzt, kommt die Lektüre zu Wort. Eimer
holt ſich „Kampf um den Rhein” hervor, und Schilgen über=
Denkt im Fluge an Hand eines dicken Buches noch einmal den
Werdegang ſeines Schmerzenskindes, die Lautſprecheranlage für
Die Weltolympiade. Endlich iſt auch Nürnberg erreicht.
Das alte, düſtere Frauentor ſteht immer noch dem „Grand=
Hotel gegenüber, und dazwiſchen hängt neuerdings die
Verkehrs=
ampel: Les extremes se touchent . . . Im übrigen gewährt die
alte Burg, mit der Folterkammer und der „Eiſernen Jungfrau
gegenüber”, noch immer den reizvollen Anblick auf die rotbraunen
Dächer und Giebel der altehrwürdigen Noris, von deren
herr=
ſEichen Kirchen augenblicklich etliche in Reparatur gegeben ſind.
Auf der Fahrt zum Stadion ſtellt ſich noch als neue
Schöp=
deren Glockenſtuhl bekanntlich vor einiger Zeit in die Tiefe
ge=
ſtürzt iſt. Dann zieht uns ſchon die Stadionanlage in ihren Bann,
die — ſoweit ihre einzelnen Kampfſtätten vollendet ſind — in
ihrer Einfachheit, Zweckmäßigkeit und Großzügigkeit einen ſehr
porteilhaften Eindruck macht. Vier Trainingsplätze, vier
Lauf=
bahnen, alles wohlgepflegt, erfreuen das Herz des Leichtathleten,
und ſelbſtverſtändlich ſcheint es dann, daß ſich die
Hauptkampf=
ſEätte ebenfalls in beſter Verfaſſung präſentiert. Die wuchtige
Tribüne iſt in den Außenmaßen überwältigend. Die Laufbahn ſterung war groß, als das Megaphon mit 48,8 Sekunden die
Un=
rweiſt ſich leider nach einem Probegalopp als ſchwer; auch hier terbietung des deutſchen und des Weltrekords verkündete! Eine
ſnd die heftigen Regenfälle der letzten Tage nicht ſpurlos
vorüber=
gegangen. Der erſte Schuß fällt, die Süddeutſchen Meiſterſchaften
ſind geſtartet.
Der Samstag brachte am Vormittag den erſten Teil des Zehn=
Meter, Hoch= und Weitſprung und Kugelſtoßen lag bereits
Dornauer=Fürth mit 3362,47 Punkten klar in Führung. Am
Nach=
mittag fanden vor allem Vorläufe bzw. Vorkämpfe ſtatt. Was
dabei beſonders auffiel und gefiel, das war die Hürdentechnik
Welſchers und die plötzlichen, ſchnellen Zwiſchentritte Eldrachers,
der trotzdem — wie er ſelbſt meinte — noch nicht in beſter Form
iſt. „Aber bei den Weltmeiſterſchaften der Studenten muß ich
ſo=
weit ſein.” Wer wünſcht das nicht? — Dann kommt eine
Senſa=
tion bei der 48100=Meter=Staffel: ausgerechnet Eldracher ſchätzt
die Geſchwindigkeit ſeines Klubkameraden Unverzagt zu hoch ein
und überläuft die Wechſelmarke, ſo daß Eintracht Frankfurt
dis=
qualifiziert ausſcheiden muß! Die ſieben Entſcheidungen, die am
Samstag fielen, konnten zu keinen erſtklaſſigen Ergebniſſen
füh=
ren, denn im Verein mit der ſchweren Bahn nahm ein
unglaub=
licher Sturm den Kämpfenden den beſten Willen und die letzte
Kraft. Die zahlreichen Fahnen wurden gar arg zerzauſt. So
kam es, daß beſonders im 500=Meter=Lauf auf der Gegengeraden
und in der Nordkurve die Läufer „ſtanden” und Helber 1.
ſchließ=
lich „nur” 15:56,4 Minuten lief. Dabei erzielten Habich
(4t.) und Lindner (6.) immerhin. 16.10 bzw. 16.25
Minuten. Die 800= und 1500=Meter=Vorläufe fielen wieder
einmal aus, wobei feſtzuhalten iſt, daß einmal Schilgen nicht
darob böſe war, daß aber zum anderen allen Ernſtes eine
Süd=
deutſche Meiſterſchaft viel ſtärker beſetzt ſein müßte, zumal
dies=
mal wieder verſchiedene Meldungen nicht eingehalten wurden und
damit die ſo vielgeprieſene Rekordbeteiligung — wie ſchon ſo
ſoft — ſchließlich nicht mehr vorhanden war. Nicht vergeſſen ſei
auch, daß der Publikumserfolg am Samstag einfach nicht da war,
wie könnte er es auch bei etwa 200 Zuſchauern! Dazu kam eine
zeitliche Verſchleppung der Kämpfe durch das Kampfgericht, ſo
daß dieſer Auftakt am Samstag eigentlich kein glücklicher war.
Eine angenehme Aufregung brachte wenigſtens noch die 4X400=
Meter=Staffel, in der ſich 1880 Frankfurt und Kickers Stuttgart
einen Kampf auf Leben und Tod lieferten: „Blum (1880) lief
gegen Jauch dieKleinigkeit von 50,9 Sekunden und brachte „1880‟
in Führung, dann kämpften Schmalz (1880) und Scriba bis zur
Erſchöpfung, wobei Schmalz den Kürzeren zog, aber Frantz blieb
dann dicht hinter Heidenreich, ſo daß zwiſchen Single und
Hemme=
lich (1880) die Entſcheidung lag. Schön war dieſer Endkampf, in
dem ſchließlich der Kickermann die Oberhand behielt. Auch der
Dreikampf für Alte Herren brachte die erfreuliche Tatſache, daß
Pfeil=Sportverein 1898 Darmſtadt, im 100=Meter=Lauf durch
einen Sieg in 12.1 Sekunden in Süddeutſchland bisher ſchnellſter
Alter Herr” war. In der Geſamtplacierung wurde Pfeil
dritter.
Der Sonntag=Vormittag brachte zunächſt Dornauers
erwar=
ſeten Zehnkampfſieg — nach 110 Meter Hürden. Diskuswerfen,
Stabhoch, Speerwerfen und 1500 Metern — mit 5980 42 Punkten.
Ddie weiteren drei Entſcheidungskämpfe der Frauen führten über
100 Meter zu einem viel gefeierten Sieg der „Dolli” in 2.25
Mi=
uten, im Weitſprung zu einem Sieg von Trudel Gladitſch (5.40)
Vster) nach energiſchem Kampf mit Kellner (1860 München),
vährend im Ballweitwerfen Gelius=München 33 cm vor Tilly
Weiikekord und deutſcher Rekord bei den Frauen. — Leiſtungsſteigerung auch bei den Männern. — Der zweite Tag vom Wekter begünſtigk. — Kickers•Skukkgark
Fronk. — Die Darmſtädter Teilnehmer auf guken Plähen.
Fleiſcher=Frankfurt kam. Ueber 80 Meter Hürden kam Fräulein",
von Bredow durch Sturz um den ſicheren Sieg. Schade! Am
Bei=
leidsmurmeln konnte man feſtſtellen, daß am Vormittag
wenig=
ſtens mehrere hundert Zuſchauer da waren.
Die Hauptereigniſſe ſollte der Nachmittag bringen. Ein
Auf=
marſch führte Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor die Tribüne,
wo Ritzen=Ulm in einer Anſprache etwa 3000 Zuſchauer begrüßen
konnte, für Nürnberg keineswegs eine erhebende Zahl, ſie ſicherte
aber doch den finanziellen Erfolg. Vorweg ſei aber geſagt, daß
es diesmal Ritzen anſchließend als Anſager glänzend verſtand, vor,
während und auch nach den Kämpfen den beſten Kontakt zwiſchen
Wettkämpfern und Zuſchauern herzuſtellen. Dies gelang um ſo
beſſer, als nunmehr das Kampfgericht ſicher und ſchnell die
ſieb=
zehn Entſcheidungskämpfe abwickelte. Die Stimmung war denn
auch bald die denkbar beſte, zumal die Meiſtertitel erſt nach
wun=
derſchönen Kämpfen und durch ſehr gute Leiſtungen, ja zweimal
durch Unterbietung des Welt= bzw. deutſchen Rekords, vergeben
wurden. Intereſſant iſt allerdings die Tatſache, daß dabei die
Frauen die Rekorde aufſtellten und auch im allgemeinen relativ
beſſere Leiſtungen als die Herren erzielten.
Spannung brachte ſchon gleich der 1500=Meter=Lauf mit dem
Zweikampf Helber 1. — Schilgen=A. S. C. Darmſtadt der
erſt auf der Zielgeraden knapp zugunſten Helbers ausging. Aber
auch dieſer zweite Platz in 4,07 Minuten iſt aller Ehren wert.
Scharf bekämpften ſich die Damen über 100 Meter. Detta Lorenz
war hier um Handbreite die Glücklichere, während bei den Herren
Eldracher alle Mühe hatte, ſeine Konkurrenten zu ſchlagen. Ueber
ung die ſtiliſtiſch beachtliche Guſtav=Adolf=Gedächtniskirche vor, 400 und 800 Meter feierten die Kickers Stuttgart durch Single
(49.4 Sek.) und Paul (1,57 Min.) feine Siege, und auch im
Weit=
ſprung (703 Meter) und im Speerwerfen (58,88 Meter) holten
ſich ihrer Vertreter Scheck und Barth die Titel. Im Kugelſtoßen
Frauen kam Fleiſcher=Eintracht mit 12,12 Metern zur
Meiſter=
ſchaft, während ihr Klubkamerad Eldracher dann auch über 200
Meter gerade noch vor Metzner in 22 2 Sek. einkam. Herrlich
lie=
fen dann Kellner, Karrer, Holzer, Gelius in der 4 X 100 Meter=
Frauenſtaffel den Eintrachtdamen auf und davon und die
Begei=
feine Leiſtung der Münchener Damen. Für die Zuſchauer war auch
der 10 000=m=Lauf intereſſant, der nach heftigen Poſitionskämpfen
zunächſt das Ausſcheiden der Gebrüder Heller brachte und dann
den „ewigen Zweiten”, Kapp=München, als Sieger ſah. Habich
kampfes, den ſechs Athleten beſtritten. Nach 100 Meter, 400 und Lindner, Sportverein 1898 Darmſtadt,
be=
legten in 34 :21, 7, bzw. 34:28 Minuten den 3. und
4. Platz. Noch einmal ſchlug die Begeiſterung der Nürnberger
hohe Wogen, als ihre „Dolli” nach prächtigem Kampf mit
Lo=
renz über 200 Meter in 25,7 Sekunden einen neuen deutſchen
Re=
kord herauslief. Und dann kam noch die 4X1500=Meter=Staffel,
in der A. S. C. Darmſtadt mit Gaß, Luley, Stepp, Schilgen
von den Kickers=Stuttgart auf den zweiten Platz verwieſen wurde.
Nimmt es den Leſer Wunder, wenn er ſchließlich noch erfährt,
daß dieſe prächtigen Athleten der Kickers Stuttgart auch noch vor
1880 Frankfurt den letzten Kampf, die 48100=Meter=Staffel, ſicher
gewonnen haben! So erfolgreich war noch kein Verein auf einer
ſüddeutſchen Meiſterſchaft, die damit auch in den einzelnen
Diſzi=
plinen für 1930 vergeben war. Unſere Darmſtädter Vertreter
vom A. S. C. und Sportverein 1898 waren zwar nicht ſo
erfolg=
reich wie die „Kickers”=Mannen, dürfen aber doch mit ihren
Lei=
ſtungen zufrieden ſein. — Nicht ganz ſo angenehm und
unterhal=
tend war erklärlicherweiſe die Rückreiſe, aber ſie gehört ja ſchon
nicht mehr zu den Süddeutſchen Meiſterſchaften. Viel wichtiger
ſind deren Ergebniſſe:
Die Entſcheidungen des erſten Tages:
Diskus: 1. Rödl, ESV. München, 40,95 Meter; 2. Schauffele,
RC. Canſtatt, 40/43: 3. Heidinger, SV. Bergen, 40 Meter.
Hammerwerfen: 1. Steinberger=Regensburg, 42,65 Meter; 2. Kürz
(München 60), 40,67 Meter; 3. Stärker (SpVgg. Fürth),
37,39 Meter.
110 Meter Hürden: 1. Welſcher Eintracht Frankfurt, 15,5 Sek.;
2. Schönig, Stuttgarter Kickers, 16.1 Sek.; 3. Meiſenberger,
Poſt=SpV. München, 16,3 Sek.
5000 Meter: 1. Helber I, EPSV. Stuttgart, 15,56 Min.: 2.
Kapp, ESV. München, 15.:58,7 Min.; 3. Berthſch, VfB.
Stuttgart, 16:07 Min; 4. Habich 98 Darmſtadt, 18.10:
5. Heller II, 16:19: 6. Lindner, 16:25.
Hochſprung: 1. Böwing, München 60, 1,77 Meter; 2.
Schwarz=
fiſcher, DSV. München, 1,72 Meter; 3. Fliſter, Stuttgarter
Kickers, 1,72 Meter.
4X400 Meter: 1. Stuttgarter Kickers, 3:28,8 Min.; 2. SC. 80
Frankfurt, 3:30,4 Min. 3. Stuttgarter Kickers II, 3:33,3 M.
Diskuswerfen für Frauen: 1. Fleiſcher, Eintracht Frankfurt,
35,59 Meter: 2. Schöner, Nürnberger SC., 31,78 Meter;
3. Windsheimer Tgd. Würzburg, 30,59 Meter.
Dreikampf für alte Herren: „Klaſſe 1: Haußmann, Stuttgarter
Kickers, 1548,70 Punkte: 3. Pfeil, 98 Darmſtadt. — Kl. 2:
1. Kurz, München 60, 1823,00 P.: 2. Angſtmann=Frankfurt.
Zehnkampf (nach den erſten fünf Uebungen): 1. Dornauer, SpVg.
Fürth, 3362,47 Punkte: 2. Fabrieius. Jahn München,
3112,26 Punkte: 3. Gall=Ingolſtadt, 3073,75 Punkte.
Die Ergebniſſe des zweiten Tages:
Frauen:
100 Meter: 1 Lorenz, Eintracht Frankfurt, 12,4 Sek.; 2. Gelius,
1860 München, 124 Sek. (Handbreite zurück); 3. Keller,
1860 München, 12.5 Sek.
200 Meter: 1. Dollinger, 1. FC. Nürnberg, 25,7 Sek. (Deutſcher
Rekord); 2. Lorenz, Eintracht Frankfurt, 25.9 Sek.; 3.
Ge=
lius, 1860 München, 26,5 Sek.
800 Meter: 1. Dollinger, 1. FC. Nürnberg, 2:25.5 Min.; 2.
Ben=
der, J.G.SV. Frankfurt, 2:43.4 Min.; 3. Böhm, 1. FC.
Nürnberg, 2:49 Min.
80 Meter Hürden: 1. Schmidt, J.G.SV. Frankfurt, 13,2 Sek.;
2. Braunecker, ASV. München, 15,8 Sek.; Frl. v. Bredow
geſtürzt.
Weitſprung: 1. Gladitſch, Phönix Karlsruhe, 5,46 Meter: 2.
Kel=
ler, München 60, 5,30 Meter; 3. Brachert, Jahn München,
5,11 Meter.
Hochſprung: 1. Heid, Tv. Zirndorf, 1,47 Meter; 2. Bergmann,
Um 94, 1,47 Meter ber.; 3. Bonnetsmiller. München 60,
1,42 Meter: 4. b. Bredow, Mannheim, 1,37 Meter.
Speerwerfen: 1. Gelius, München 60, 36.15 Meter; 2.
Schil=
ling, Nürnberger SC., 33,17 Meter; 3. Schmidtbauer, Poſt=
SV. München, 32,82 Meter
Schlagball=Weitwerfen: 1. Gelius, München 60, 66,32 Meter;
2. Fleiſcher. Eintracht Frankfurt, 65,99 Meter; 3.
Benkel=
berg, Kirn a. d. Nabe, 61,21 Meter.
Fünfkampf: 1. Siebert, J.G. SV. Frankfurt, 270 P.: 2. Gladitſch,
Phönir Karlsruhe, 266 P.: 3. Kopp. PSV. München, 192.
Kugelſtoßen: 1. Fleiſcher, Eintracht Frankfurt, 12,12 Meter; 2.
Windsheimer, Tgd. Würzburg, 11,95 Meter; 3. Jungkunz,
Ulm 94, 11,55 Meter.
4X100 Meter: 1. München 1860, mit den Damen Keller, Karrer,
Holzner, Gelius, 48,8 Sek. (neuer Weltrelord); 2. Eintracht
Frankfurt, 49,1 Sek.; 3. JG.SV. Frankfurt, 51,5 Sek.
Herren:
100 Meter: 1. Eldracher, Eintracht Frankfurt, 10,9 Sek.; 2.
Metz=
ner, DS. München, 11 Sek.; 3. Stahl, RC. Pforzheim, 11
Sek. (Handbreite zurück).
200 Meter: 1. Eldracher, Eintracht Frankfurt, 22,2 Sek.; 2.
Metz=
ner, DS. München, 22,2 Sek. (Handbreite zurück); 3. Stahl,
RC. Pforzheim 22,4 Sek.
400 Meter: 1. Single, Stuttgarter Kickers, 49.4 Sek.; 2. Göricke,
1 FC. Nürnberg, 50 S.; 3. Jonas, JG. SV. Frankfurt, 51,3.
800 Meter: 1. Paul, Stuttgarter Kickers, 1:57 Min.; 2. Kaßler,
Jahn München, 1:57,2 Min.; 3. Jenuwein, München 1860,
1:58,6 Min.— 5. Schilling, Mainz 05.
1500 Meter: 1. Helber I, ESV. Stuttgart, 4:06,1 M.; 2.
Schil=
gen, A. S. C. Darmſtadt, 4:07,4 Min.; 3. Arnold,
Stutt=
garter Kickers, 4:08,4 Min.
10 000 Meter: 1. Kapp. ESV. München, 33:32,2 Min.; 2. Bertſch,
VfB. Stuttgart. 33:48,8 Min.; 3. Habich, S. V. 98
Darm=
ſtadt, 34:21,7 Min.; 4. Lindner, 98 Darmſt, 34:28 Min.
400 Meter Hürden: 1. Wagener, DSV. München, 58,2 Sek.;
2. Böhm, 1. FC. Nürnberg, 59,6 Sek.; 3. Kosbiel, Saar 05
Saarbrücken, 64 Sek.
Stabhochſprung: 1. Speck Pforzheim, 3,60 Meter: 2. Weibl,
VfB. Stutgart, 3,30 Meter; 3. Völker, SV. Schwetzingen,
3,20 Meter.
Speerwerfen: 1. Barth, Stuttgarter Kickers, 58,88 Meter: 2. Dr.
Ebner, Mainz 05, 54,58 Meter: 3. Abel I. Neckarau, 53,65 M
Weitſprung: 1. Scheck, Stuttgarter Kickers, 703 Mek.; 2. Bäumle,
Ulm 94, 6,95 Meter: 3. Kopp, Nürnberger SC., 687 Meter.
Kugelſtoßen: 1. Uebler, 1. FC. Nürnberg, 14,70 Meter: 2.
Schnei=
der, Opel Rüſſelsheim, 14,62 Meter; 3. Kulzer, DSV.
Mün=
chen, 13,53 Meter.
Zehnkampf: 1. Dornauer, SpVg. Fürth, 5980,42 P.; 2.
Fabri=
cius, Jahn München, 5562,29 Punkte; 3. Singer, Ulm 94,
5299 90 Punkte.
4X100 Meter: 1. Stuttgarter Kickers 43,1 Sek.: 2. SC. 80
Frankfurt, 43,6 Sek.; 3. DSV. München, 43,7 Sek.
4X1500 Meter: 1. Stuttgarter Kickers, 17:17,8 Min.; 2. A. S. C.
Darmſtadt, 17:25,2 Min.; 3. München 1860, 17:30 Min.
Klaſſenunkerſchied.
D. S.B.=Handballmeiſter Pol. Berlin — T. T.=Meiſter Frieſenheim
13:2 (8:1).
Die im Handballager mit Spannung erwartete Begegnung
zwiſchen dem achtfachen D.S.B.=Meiſter Polizei Berlin und dem
Turnermeiſter Tv. Frieſenheim, die auf dem Pfalzplatz in
Lud=
wigshafen vor ſich ging, endete mit einer Rieſen=Niederlage der
Turner von 13:2 Toren. Die Turner hatten gegen die Sportler
nichts zu beſtellen. Es war ein Spiel mit Klaſſenunterſchied, das
ſich dort vor 5000 Zuſchauern abſpielte. Die Berliner Poliziſten
führten ein Handballſpiel in Reinkultur vor. Ihre Deckung, ihr
Zu= und Abſpiel. ihr Schußvermögen war gleichmäßig gut und
brachten die Frieſenheimer Hintermannſchaft ganz aus dem
Kon=
zept. Bei der Pauſe ſtand der ſtark einſeitige Kampf bereits mit
8:1 zugunſten der Gäſte. Nach Wiederbeginn hielt der Torſegen
der Poliziſten weiter an, ſo daß das Endreſultat 13:2 lautete. Die
beiden Treffer für Frieſenheim ſchoſſen Regner und Schwarz. Für
Berlin waren Wolf (3). Hinze (4), Haferkorn (4) ſowie Bartel
und Nüske je einmal erfolgreich. Das Spiel ſtand unter der
aus=
gezeichneten Leitung von Wilcke (S.C. Frankfurt=Eſchersheim). Der
beſte Mann der Berliner war der Torhüter Cuchra, der mit
un=
glaublicher Sicherheit die gefährlichſten Bälle hielt,
Körnig imponierte in Stockholm durch ſeine 100=Meter=Zeit
von 10/4 Sekunden.
Bei einem Sportfeſt in Gießen gingen die Hannoveraner
Fonath und Borgmeyer zum erſtenmal nach ihrer
Dis=
qualifkation wieder an den Start. Beide zeigten ſich in ſehr
guter Form. Jonath ſiegte über 100 Meter in 10,5 Sek,
Borg=
meher über 200 Meter in 21,8 Sek.
Seite 6
Montag, den 21. Juli 1930
Nummer 200
5. Sotfel ter S1. 1g. 04 Mheilgen.
Von herrlichem Wetter begünſtigt, nahm das Sportfeſt der
Sportvereinigung einen äußerſt ſchönen Verlauf. Die Bahnen
waren in vorzüglicher Verfaſſung, die Organiſation klappte bis
bis auf Samstag, wo einige Fehler unterliefen, vorzüglich.
Wurden auch keine Beſtleiſtungen erzielt, ſo war man mit den
Zeiten, die meiſtens gegen den Wind herausgeholt wurden,
zu=
ſrieden. Bedauerlicherweiſe blieben einige Vereine, darunter
Eintracht Frankfurt, trotz Zuſage dem Start fern. Die Beſetzung
war im allgemeinen gut. Den intereſſanteſten Kampf gab es
wohl in der olympiſchen Staffel. Den Löwenanteil an Siegern
ſtellte Sportverein 98 Darmſtadt und 1880 Frankfurt.
Die Ergebniſſe:
Jugend 4. 100 Meter: 1. Emig, 1880 Frkf., 12 Sek., 2.
Hech=
ler, R.W. Darmſtadt, 12,1; 3. Stahl, Pol. Dſtadt. — 800 Meter:
1. Pulg, 98 Tſtadt, 2:16,3: 2. Treuſch, 04 Arheilgen, 2:18,2;
3. Korb, R.W. Oſtadt, 2:20, 1. — 1500 Meter: 1. Treuſch, 04
Ar=
heilgen, 5:38,9; 2. Stahl, Pol. Dſtadt, 5:46;: 3. Löwel, 98 Dſtadt,
5:46,2. — Dreikampf: 1. Cyperreck, Sp.V. Wiesbaden, 2405,1 P.;
2. Emig, 80 Frkf., 2330,3 P.; 3. Stahl, Pol. Oſtadt 2311,6 P.
Jugend B. 200 Meter: 1. v. Carben, F. Sp V. Frkf. 24,8:
2. Jung, Münſter, 27,1: 3. Oeſtreicher, Münſter, 27,3. — 100
Me=
ter: 1. Bauſch, Wiesbaden, 3:1,2: 2. v. Carben, F. S.V. Frlf.,
3:6,0: 3. Sohr, Hanau 93, 3:8,4.
Jugend A. B. C., 10X½ Nunde=Staffel: 1. Sp.=Verein 98
Darmſtadt.
Klaſſe 1, 100 Meter: 1. Weingärtner, 98 Dſtadt, 11.8: 2. Born,
05 Mainz, 11,9: 3. Eiſenhauer, 98 Dſtadt, 120. — 400 Meter:
1. Schupp, 98 Dſtadt, 53,4: 2. Werner, V.f.L. Frkf., 54,2: 3.
Gim=
pel, Merck Dſtadt, 59,8. — 800 Meter: 1. Knöckel, 1820 Frkf., 2:11;
2. Koch 04 Arheilgen, 2:13: 3. Wagenhöfer, Wiesbaden, 2:15. —
5000 Meter: 1. Geſſer, N.W. Dſtadt, 16:44,3: 2. Pol. Dſtadt,
16:52,4 3. Bernſee, 98 Dſtadt, 17:04, 4. — Kugelſtoßen: 1. Berg,
80 Frkf., 12,40 Meter: 2. Buchert, Phönix Kaiſersl, 11.57 Meter;
3. Feldmann, Vikt. Griesheim, 9,57 Meter. — Hochſprung: 1.
Buchert, Kaiſersl. 1,60 Meter; 2. Lindenlaub, 04 Arheilgen, 1,50
Meter; 3. Kuhl Roßdorf, 1.30 Meter. — Weitſprung: 1.
Guttan=
din, Haſſia Dieburg, 5,61 Meter; 2. Höhl, Vikt. Griesheim. 5,60
Meter; 3. Buchert, Kaiſerslautern, 5,25 Meter. — 48100 Meter:
1. 98 D ſtadt, 46,2: 2. J.G. Frankfurt, 469. — Olymp Staffel:
1. 80 Frkf. 3:48,8: 2. 98 Dſtadt, 3:489: 3. V. f. L. Frkf. 3.51,3.
3X1000 Meter: 1. Sp. V. 98 D ſtadt, 9:12.1: 2. V. f. L. Frkf., 9:30.
Klaſſe, Alte Herren, Dreikampf: 1. Krichel, 98 Dſtadt, 1094
P. 2. Friedmann, Vikt. Griesheim, 729,4 P.; 3. Hofmann, V.
f. R. Beerfelden, 554 P.
Klaſſe 2, 200 Meter: 1. Gunſt, 98 Dſtadt. 24,1: 2.
Weingäri=
ner, 98 Dſtadt, 24,3: 3. Lacke, J.G. Frkf. 24,8. — 1500 Meter:
1. Wernhard, V. f. L. Frkf., 4:31,9; 2. Sommer SchwCl.
Wies=
baden, 4:43; 3. Müller, J.G. Frkf., 4:56. 1. — Hochſprung: 1.
Bu=
chert, Phönix Kaiſersl., 1,55: 2. Höhl, Vikt. Griesheim, 1,55
Me=
ter; 3. Volkmann, Vikt. Griesheim, 1,50 Meter. — 48400 Meter:
1. 98 Dſtadt, 3:34: 2. V. f. L. Frkf., 54:3: 3. J.G. Frif., 3:52,1.
Klaffe 3, 400 Meter: Knöckel, 1880 Frrf. 52,1: 2. Drach,
V. f. L. Frkf., 54,3: 3. Weſterborg, 1880 Frkf. 57. — 3000 Meter:
1. Dornetz, Sp.V. Wiesbaden, 9:47r 2. Ziſcheck, 05 Mainz, 9:53;
3. Leiß, 98 Dſtadt, 10:15: 4. Hebel, 98 Dſtadt, 10:18. —
Kugel=
ſtoßen: 1. Bert, 80 Frkf. 11,771 2. Heidinger, 80 Frkf., 992: 3.
Menges, 04 Arheilgen, 9,52 Meter.
Frauen, 100 Meter: 1. Weil, J.G. Frkf. 14 Sek. 2. Braun,
J.G. Frkf., 14.4; 3. Walter, Pol. Dſtadt. 145. — Weitſprung:
1. Walter, Pol. Dſtadt, 4,33 Meter; 2. Schneider, J. G. Frkf.,
4,13 Meter; 3. Braun, J.G. Frrf. 4.10 Meter — Kugelſtoßen:
1. Jung, 94 Arh., 9,02 Meter; 2. Braun, NG. Frkf., 839 Meter;
3. Dickow, Pol. Dſtadt 792 Meter. — Dreikampf: 1. Braun,
JG. Frkf., 84 P.;, 2. Dickob, Pol. Dſtadt, 7 P.; 3. Walter, Pol.
Dſtadt, 66 P.
Dreikampf, Klaſſe 1, Herren: 1. Buchert, Kaiſersl. 1548,15 P.
2. Laske, J.G. Frkf., 1506,5 P.; 3. Höhl, Vikt. Griesheim, 1492,4.
Leichtathletik=Länderkampf Italien — Schweiz 88:69 P.
Die füddeukſchen Schwimmeiſterſchafken.
SV. Göppingen 04 erringt am zweiten Tag ſechs Herren=
Meiſter=
ſchaften. — DSV. München fünffacher Damen=Meiſter.
Glänzende Ergebniſſe.
War bereits der erſte Tag der ſüddeutſchen Schwimm=
Meiſterſchaften, die in dem idylliſch gelegenen Schwimmſtadion
von Gaggenau ausgetragen wurden, in ſportlicher Hinſicht
überaus befriedigend verlaufen, ſo wurde er von den Kämpfen
am zweiten Tag und von deſſen Ergebniſſen weit übertroffen.
Der gezeigte Sport war ganz ausgezeichnet. Beſonders
erfolg=
reich ſchnitt bei den Herren SV. Göppingen 04 ab, der allein
ſechs Meiſterſchaften nach Hauſe brachte. Sein Pendant bei den
Damen war der DSV. München, deſſen Mitglieder ſich 5
Meiſter=
ſchnften erkämpfen konnten. Sehr gut ſchnitten auch die
Main=
vereine, Moenus Offenbach und der 1. Frankfurter SC., ab. Am
Vormittag des Sonntags holte ſich Neitzel den Sieg im 400
Meter Freiſtilſchwimmen, im 200 Meter Bruſtſchwimmen blieb
erwartungsgemäß der Göppinger Schwarz vor Wunſch=
Karls=
ruhe erfolgreich. Doch fiel die Entſcheidung erſt im Endſpurt.
Bei den Springern dominierte Behringer=Nürnberg durch ſeine
gleichmäßig aute Leiſtungen. Blank=München mußte ſich mit dem
zweiten Platz begnügen. Hervorragend hielt ſich auch die Klaſſe 2.
Die hier erzielten Ergebniſſe ſind beachtenswert.
4mal 100 Meter Freiſtil: 1. VfvS. München 4:30 (
Mann=
ſchaft: Rindersbacher, Nappel, Sewing. Dex) 2. Nikar
Heidel=
berg 4:346: 3. Moenus Offenbach 4:382 Min.
200 Meter Bruſt: 1. Schwarz=Göppingen 2:56,3: 2. Wunſch=
Karlsruhe 2:56 8— 3. Englert=Ludwigshafen 3:00,8 Min.
400 Meter Freiſtil: 1. Neitzel=Göppingen 5:31: 2.
Rinders=
bacher=München 5:418; 3. Wolf=Darmſtadt 5:48,3 Min.
100 Meter Freiſtil: 1. Maus=Moenus Offenbach 1:04,4: 2.
Neitzel=Göppingen 1:06: 3. Vogt=Nikar Heidelberg 1:06,4 Min.
Kunſtſpringen: 1. Behringer=Bayern Nürnberg 172,19 P.,
Platzifſer 9: 2. Blank=München 169/44 P., Pl. 12: 3. Flichten=
München 167,30 P., Pl. 12.
Damen=Meiſterſchaften:
Lagenſtaffel über 100, 200, 100 Meter: 1. DSV. München
6:51,8 im Alleingang.
3 mal 200 Meter Bruſtſtaffel: 1. DSV. München 10:49,2; 2.
Göppingen 04 10:56,2 Min.
100 Meter Freiſtil: 1. Ziemann=DSV. München 1:22,/4; 2.
Jordan=Bayern Nürnberg 1:23 Min.
100 Meter Nücken: 1. Stuetzle=DSV. München 1:411 2.
Zie=
mann=München 1:47,8.
Klaſſe II:
Lagenſtaffel: (100, 200, 100 Meter) 1. Frankfurter SC. 5:47,8
100 Meter Freiſtil: 1 Grützner=Moenus Offenbach und
Gayer=Nürnbeyg im toten Rennen 1:08,1.
100 Meter Nücken: 1. Meier=1. Frankfurter SC. 1:22,8.
Klaſſe Ib:
100 Meter Freiſtil: 1. Diebold=Heidelberg 1:06.5 Min.
Für Vereine ohne Winterbad: 3 mal 100 Meter Freiſtil:
1. Heſſen=Worms 3:44. 100 Meter Freiſtil: Mink=Heſſen Worms
1:12,5 Min.
Die norddeutſche Repräſentativ=Waſſerballſieben mußte bei
ihrem Gaſtſpiel in Weſtdeutſchland am Sonntag in Bocholt
eine Niederlage einſtecken. Die Norddeutſchen wurden von der
Auswahlmaunſchaft Rheinland=Weſtfalen 7:1 (5:0) geſchlagen.
Der beſte weſtdeutſche Spieler war Schneider, der allein fünf
Tore auf ſein Konto brachte. Bei der Veranſtaltung in Bocholt
erlitt die bekannte Kunſtſpringerin Magrit Borgs einen
be=
dauernswerten Unfall. Sie ſtieß ſo hart auf dem Baſſingrund
auf, daß ſie verletzt in ein Krankenhaus übergeführt werden
mußte.
Berliner Inkernalionale Rennwoche.
Der in Baſel bei gutem Wetter und vor 2000 Zuſchauern
aus=
getragene Leichtathletik=Länderkampf zwiſchen Italien und der
Schweiz endete mit dem erwarteten Siege der Italiener, die nicht
einmal ihre beſte Mannſchaft geſtellt hatten. Die Leiſtungen kamen
durchweg über den Durchſchnitt nicht hinaus. Von den 17
Wett=
bewerben gewannen die Eidgenoſſen nur fünf, darunter auch die d
beiden Staffeln.
Deutſchland bei den Wellſpielen der Frauen.
25 Leichtathletinnen und eine Handball=Elf.
Die Frauen=Ausſchuß=Sitzung der DSB. beſchäftigte ſich in Berlin
Frauen, die vom 5.—7. September in Prag ſtattfinden. Es wurde be=
17. Auguſt wird in Berlin ein Handball=Auswahlſpiel ſtattfinden, das
von Viktoria Berlin und dem SC. Charlottenburg beſtritten wird.
Die endgültige Auswahl der deutſchen Expedition erfolgt nach den
deutſchen Frauenmeiſterſchaften am 3. Auguſt in Remſcheid=Lennep. Aus
jeder Konkurrenz werden die beiden Erſtplacierten nach Prag entſandt.
An den Weltſpielen nehmen bisher insgeſamt neunzehn Nationen teil.
Leichkakhlelik=Frauen=Länderkampf
Deukſchland-England.
Die deutſche Expedition für Birmingham.
Zu dem am 26. Juli in Birmingham ſtattfindenden Frauen=
Länder=
kampf Deutſchland-England, zu dem jedes Land für die 10 Wettbe= Picard vor Effulgent und Double Dutch. Erſt an vierter Stelle kam
werbe vierzehn Teilnehmerinnen ſtellen darf, gibt der Frauenausſchuß
der DSB. jetzt die Mannſchaft bekannt:
100 Meter; J. Drieling, R. Drieling (Magdeburg); 200
Meter: Lorenz (Frankfurt), Gelius (München); 800 Meter: Radke
(Breslau), Dollinger (Nürnberg); 4mal 100 Meter: J. Drieling,
N. Drieling, Lorenz. Gelius: 80 Meter Hürden: Pirch (SCC.),
Birkholz (Breslau); Hochſprung: Grieme (Bremen), J. Braumüller
(Berlin); Weitſprung: Grieme (Bremen), J. Braumüller (
Ber=
lin); Diskuswerfen: Fleiſcher (Frankfurt), Heublein GBarmen)=
Speerwerfen: E. Braumüller (Berlin), Hargus (Lübeck);
Kugel=
ſtoßen: Fleiſcher (Frankfurt), Heublein (Barmen).
Schwimm-Länderkampf Ungarn — Deutſchland 3:0.
Der Schwimm=Länderkampf Deutſchland — Ungarn im
Dres=
dener Georg=Arnhold=Bad endete erwartungsgemäß mit einem
Siege der Magyaren. Die Ungarn waren bereits am Samstag
durch den Gewinn der 4 mal 200 Meter=Freiſtilſtaffel in Führung
gegangen. Zu ihrem zweiten Punkt kamen ſie am Sonntag bei
erfreulich ſtarkem Beſuch der Kämpfe mit einem Sieg in der 4 mal
100 Meter=Freiſtilſtaffel. Die Ungarn ſiegten in 4:073 Minuten
knapp vor Deutſchland, deſſen Mannſchaft 4:11,3 Minuten
benö=
tigte. Die beſte Einzelleiſtung bot wieder Europas ſchnellſter
Freiſtilſchwimmer, der Ungar Dr. Barany, der ſeine 100 Meter
in 59,8 Sekunden zurücklegte. Auch das Waſſerballſpiel
endete mit einem Erfolg der Ungarn, jedoch hielt ſich hier die ſtark
erſatzgeſchwächte deutſche Maunſchaft recht gut. Nachdem die
Ma=
gyaren bereits in der Pauſe eine 3:1=Führung hatten, ſchloß der
Kampf mit einem 5.3=Sieg der Gäſte, die ſomit den Länderkampf
im Geſamtergebnis mit 3:0 Punkten an ſich brachten.
Im Schwimmſtavion Tourelles bei Paris kam am
Sonntag der Waſſerball=Länderkampf zwiſchen Frankreich
und England zum Austrag. Die Franzoſen erwieſen ſich
den Rahmenwettbewerben verbeſſerte Avonne Godard im
Jean Taris durchſchwamm 200 Meter in der glänzenden Zeit
von 2:18,6.
Alba ſchlägt den „Grafen” im Großen Preis von Berlin.
Einen Tag, wie ihn der „Große Preis von Berlin” 1930 brachte,
hat die Grunewald=Rennbahn ſeit langem, vielleicht überhaupt noch nicht
von Zuſchauern die Rennbahn, ſchon kurz nach der Eröffnung waren
kauft. Ein beſſerer Abſchluß der Berliner Internationalen Renn= galler, ebenfalls auf Bugatti, der weitaus ſchnellſte Fahrer.
einen ſehr einfachen Kampfverlauf nahm, da der Star der deutſchen
Rennpferde, der Oppenheimerſche Graf Iſolani, ſtark enttäuſchte und
überhaupt keinen Einfluß auf das Rennen hatte. Dagegen begeiſterte
Alba, der ſich in einer ganz großen Form zeigte, die Zuſchauer, denn
mit der Teilnahme der deutſchen Vertretung an den Weltſpielen der er war nicht nur das beſte, ſondern auch das ſchönſte Pferd im Rennen, des Tages): 2. A. E. Broſcheck=Köln (Bugatti) 2:30 ,49,3.
Dieſes Pferd, das nacheinander das Henckel= und Union=Rennen, das
ſchloſſen, 25 Leichtathletinnen und eine Handball=Elf zu entſenden. Am Derby und jetzt den Großen Preis von Berlin gewann, reicht zweifellos
vonſtatten. Grenadier ſetzte ſich ſofort an die Spitze, hinter ihm folgten
Avanti, Alba, Nareiß, Ladro und Graf Iſolani. Das franzöſiſche
Pferd Coquerelle bildete mit ſeinem „Landsmann” Mandore den Be= (Mercedes) 2:29:33,1 (94,2 Std.=Km.).
ſchluß. Durch die harte Fahrt von Grenadier wurde das Feld raſch
auseinandergezogen. In der Geraden kam dann Abanti nach vorne, er
weg und ging allein an die Spitze, die er bis zum Ende mit ſechs Längen
Vorſprung behielt. Im Kampf um die Plätze ſtritten ſich Nareiß und
Ladro, der, von Otto Schmidt ſcharf geritten, trotz eines müden
Ein=
drucks als Zweiter einkam. Ueberlegene Sieger wurden die Franzoſen
beim Internationaken Hürdenrennen über 3500 Meter.
Hier gewann erwartungsgemäß Le Bouf aus dem ſieggewohnten Stall
ein deutſches Pferd, Hönwalts Aſſuan, ein.
Jeh Wind=Rennen: 10800 Mark. 200 Meter: 1. Halmas Flavius
(Viſek), 2. Canova, 3 Amalfi. Toto: B8. Platz: 45, B. 15.
1½—1 Lg. Ferner: Sterneck, Meiſterpolier, Herakles, Geranium,
North Ameriea, Chantillh.
Großer Preis von Berlin: 55 000 Mark, 2500 Meter: 1. S. A. v.
Oppenheims Alba (Munro), 2. Ladro, 3. Nareiß. Toto: B. Platz:
13. 16. 44. 6—1½—K. Ferner: Coquerelle, Mandore, Avanti,
Graf Iſolani, Grenadier
Internationales Hürbenrennen: 30 000 Mark. 3500 Meter: 1. Piccards
Le Bouif (Butler), 2. Effulgent, 3. Double Dutch. Toto: B.
Platz: 17, 2, 48. 6—5 Lg. Ferner: Araber, Mannestreue,
Groenen=
dael, Maximus.
Tuki=Rennen: 4100 Mark, 1200 Meter: 1. S. A. v. Oppenheims Ich will
(Zehmiſch), 2. Gafron, 3. Vichh. Toto: 41. Platz: 16, 16. 16.
½—2 Lg. Ferner: Felek, Pylades.
Orelio=Nennen: 4100 Mark. 1400 Meter: 1. Weinbergs Mach Voran
(Genz), 2. Manicure, 3. Lichtſtrahl II. Toto: 24. Platz: 15. D,
15. 3—2 Lg. Ferner: Lärche, Kurmärker, St. Hubertus,
Dren=
burg, Noderich Fenelon.
Regatta in Limburg.
Bei der Limburger Regatta gab es recht ſpannende Kämpfe,
die eine große Zuſchauermenge gefunden hatten. Die Organiſation
und die Durchführung der Rennen war ausgezeichnet. Sehr
er=
folgreich ſchnitt Germania Frankfurt ab, die in den erſten Vierer=
Rennen die erſten Plätze belegte. Mainz=Kaſtel holte ſich
den Sieg im Achter und im Vierer ohne Steuermann. Ferner
gab es noch zwei Jubiläen. Hanſult, Kölner Club für Waſſerſport,
feierte ſeinen 90. Sieg, da ſeine Mannſchaft den 2. Achter gewann,
und R.=V. Kaſſel, der im 3. Achter auf dem erſten Platz einkam,
ſeinen 25. Sieg.
Stuttgarter Ruder=Regatta.
Nach einer zweijährigen Pauſe, die durch die Neckar=Regulie= den, 5. Campbell (Mercedes=
R=
ihren Gäſten klar überlegen und ſiegten leicht mit 5:1 (2:0). In rung bedingt war, fand jetzt wieder eine Regatta in
Stutt=
gart ſtatt. In den Rennen, die bei guten Wetter= und leichten
Freiſtilſchwimmen über 100 Meter den Landesrekord auf 1:12. Windverhältniſſen eine reibungsloſe Abwicklung fanden, zeichnete
ſich neben dem Offenbacher R.=V. vor allem der Ulmer R.=C. ſetzt waren, wurden ſämtlich abgeſagt, da die Verbände ihre
Donu aus.
A2AC. Eifelrennen
auf dem Rürburgeing.
Bullus (NSU) Sieger bei den Motorrädern. — Erſter
Meiſter=
ſchaftslauf der Seitenwagen.
Unter den denkbar günſtigſten äußeren Umſtänden, bei
ſchön=
ſtem Sommerwetter und glänzendem Beſuch, veranſtaltete am
Sonntag auf der Südſchleife des Nürburgringes der ADAC.
ſein traditionelles Rundſtreckenrennen für Wagen und
Motor=
räder. Die Krafträder und die Wagen hatten auf der 7,8 Km.
langen Schleife eine Geſamtſtrecke von 234 Km. zu bewältigen.
Der Kurs der Räder mit Seitenwagen führte über 208 Km. Der
Start der Krafträder erfolgte ſchon am Vormittag in
klaſſen=
weiſen Abſtänden von je einer Minute. Zu Beginn des Rennens
lagen Zündorf und Soenius (Köln) mit ihren 1 Liter=BMW.=
Maſchinen an der Spitze. Zündorf ſchied bald aus, und auch
Soenius wurde in der 6. Runde durch einen Sturz zur
Auf=
gabe gezwungen, der Kölner erlitt dabei eine leichte
Gehirn=
erſchütterung. Das in der Halbliterklaſſe geſtartete NSU=Team
rückte bald in Front, und Engländer Bullus übernahm vor
ſei=
nem Fabrikkameraden Rüttgen=Erkelenz und Ulmen=Düſſeldorf
die Führung. Mit 2:11:40,3 fuhr Bullus die ſchnellſte Zeit des
Tages und erzielte mit einem Stundenmittel von 105,9 Km. eine
glänzende Leiſtung. Rüttgen=Erkelenz fuhr mit der
zweit=
beſten Leiſtung des Tages — 101,9 Km. Stundendurchſchnitt —
für NSl. einen überlegenen Sieg in der 1000 ccm=Klaſſe heraus.
Der Krefelder Heyer auf AJS blieb in der 350 ccm=Klaſſe in
2:30:34 erfolgreich, während in der kleinſten Klaſſe bis 250 ccm.
Elſt=M.=Gladbach ſeine Ardie in 2:35:25 zum Siege ſteuerte. Der
Meiſterſchaftslauf der Motorräder mit Seitenwagen brachte
in=
folge der ungenügenden Fahrtechnik einzelner Bewerber recht
gefährliche Momente, bei denen die übrigen Teilnehmer arg
ge=
fährdet wurden. In der 1 Liter=Klaſſe ſiegte Zaſpel=Freiberg
(Schleſien) mit einem Stundendurchſchnitt von 97,5 Km. Drax=
München war auf Norton in der 600 cem=Klaſſe mit einem
Stundenmittel von 91,9 Km. erfolgreichſter Fahrer, und in der
350 ccm.=Klaſſe ging als einziger Teilnehmer Hiller=Feuerbach
auf Montgomery=Jap — Stundenmittel 88,4 Km. — über die
Strecke.
Die Ergebniſſe:
Motorräder bis 250 ccm. (234 Km.): 1. Elſt=M.=Gladbach
Ardie) 2:35:25 (89,7 Std.=Km.), 2. H. Müller=Bieleſeld (uT)
2:35:55 (6 am Start, 2 am Ziel).
Klaſſe B bis 350 ccm. (234 Km.): 1. Heher=Krefeld (AJS)
2:30:34 (92,7 Std.=Km.); 2. Wirth jun. Köln (SN) 2:53:15,2
(4 am Start, 2 am Ziel).
Klaſſe C bis 500 ccm. (234 Km.): 1. Bullus=Neckarſulm
(NSu) 2:11:40.3 (105,9 Std.=Km., beſte Zeit des Tages);
2. Ulmen=Düfſeldorf (NSU) 2:17:36,3; 3. Jäckel=Mayen (
Sun=
beam) 2:21:58: 4. Klein=Frankfurt (Horrex) 2:24:23; 5. Wahres=
Aachen (Harley=Davidſon) 2:31.:00 (8 geſtartet, 5 am Ziel).
Klaſſe DE bis 1000 ccm. (234 Km.): 1. Rüttgen=Erkelenz
(NSu) 2:16:53 (101,9 Std.=Km.); 2. Karbſtein=Düſſeldorf (AJS)
2:35:58 (7 geſtartet, 2 am Ziel).
Erſter Meiſterſchaftslauf für Motorräder mit Seitenwagen
Klaſſe B—B: bis 350 ccm. (202,8 Km.): 1. Hiller=Feuerbach
(Montgomerh=Jap) 2:38:06 (88,4 Std.=Km.). Klaſſe P bis 600
cem.: 1. Drax=München (Norton) 2:31:56 (91,9 Std.=Km.); 2.
Mareinkonſky=Solingen (Imperia) 2:42:01; 3. Schneider=Berlin
(Rudge=Whitworth) 2:46:45; 4. Sonntag=Hohendorf. (Jap)
2:52:50 (9 am Start, 4 am Ziel). — Klafſe G bis 1000 ccm.:
1. Zaſpel=Freiberg (Schleſien), 2:23,49 (97,5, Std.=Km., beſte Zeit
der Motorräder mit Seitenwagsn)z 2. Strohn=Dortmund
/Har=
ley=Davidſon) 2:30:05.
Das Rennen der Wagen.
An das Rennen der Motorräder ſchloß ſich am Nachmittag
das der Wagen an. Ein ausgezeichnetes Rennen fuhr der
Ber=
liner v. Morgen. In der großen Rennwagenklaſſe ſteuerte
er ſeinen Bugatti in der ſchnellſten Zeit des Tages von 2:08:53
über den 234 Km. langen Kurs und erzielte dabei mit einem
erlebt. Trotz des ſehr zweifelhaften Wetters beſuchten viele Tauſende, Stundendurchſchnitt von 109,5 Km. die beſte Geſamtleiſtung des
die Programme und kur= darauf die Eintrittskarten ausver= Eifelrennens. In der Sporwagenklaſſe war Günther
Burg=
woche war einfach nicht denkbar. Das Hauptintereſſe richtete ſich ſelbſt= Mit einem Stundenmittel von 104, 2 Km. In der
unbeſchränk=
verſtändlich auf das Rennen um den „Großen Preis von Berlin”, das ten Wagenklaſſe kam der Nürnberger Spandel auf Mercedes mit
nur 94,2 Std.=Km. zu einem Erfolg.
Rennwagen, Kl. A/K über 1500 ccm.: 1. H. J. v. Morgen=
Berlin (Bugatti) 2:08:53 (109,5 Std.=Km., abfolut ſchnellſte Zeit
Klaſſe bis zu 1500 ccm.: 1. K. Volkhardt=Düſſeldorf (Bugatti)
an ſeinen großen Vorgänger Oleander heran. Der Start ging gut 2:22:571 (976 Std=Km.); 2. A. Brudes=Breslau (Bugatti)
2:28:49.
Sportwagen, Klaſſe über 3000 ccm: 1. Spandel=Nürnberg
1500 bis 3000 ccm: 1. Günther Burggaller=Charlottenburg
führte vor Alba und Ladro. Plötzlich ſchnellte Alba von dem Felde (Bugatti) 2:14:10,/4 (104,2 Std.=Km.); 2. F. Klein=Minden (
Bu=
gatti).
750 bis 1500 ccm.: 1. H. Ollendorf=München (Bugatti)
2:38:33,1 (88 Std.=Km.); 2. Dr. Riſſe=Solingen (Bugatti); 3. W.
Seibel=Diez/ Lahn (Bugatti).
Bis 750 ccm.: 1. F. A. Schmidt=Charlottenburg (BMW.)
2:31:22,2: 2. R. Kohlrauſch=Eiſenach (BMW.);, 3. Dipl.=Jng.
Weiſelt=Mainz BMW.)
Großer Preis von Europa für Automobile.
Die 14,9 Kilometer lange Rundſtrecke bei Francochamps
war in dieſem Jahre als Austragungsort für den Großen
Auto=
preis von Europa, eine reine Schnelligkeitsprüfung, auserſehen.
Der bekannte Bugatti=Fahrer Louis Chiron konnte ſeinel
Sieg aus dem Jahre 1928 in Monza auch hier über 596
Kile=
meter in 5:10 Stunden wiederholen. Auch die beiden nächſten
Plätze konnte die Mosheimer Firma durch Bouriat und Divo
belegen.
Caracciola gewinnt den Großen Preis von Irland.
Am Samstag kam vor 100 000 Zuſchauern im Phönix=Park
zu Dublin der Große Preis von Ulſter zum Austrag. Caracciola
legte auf ſeinem Mercedes=Benz=Compreſſor ein derartiges Tempo
vor, daß ihm keiner zu folgen vermochte. Schon nach drei
Minu=
ten erreichte er einen Durchſchnitt von 90 Stundenmeilen. Ihm
folgte Campbell, ebenfalls auf Mercedes=Benz, und Berkin auf
Benthley, die aber ſeinem Tempo nicht gewachſen waren. Zwei
weitere Benthleywagen mußten ſchon bald ausſcheiden.
Carae=
ciola mäßigte ſein Tempo auch nicht, als Regen niederging. In
einer Kurve geriet er ins Schleudern, ſein Wagen drehte ſich
drei=
mal um die eigene Achſe, doch konnte Caracciola die Herrſchaſt
über den Wagen wiedergewinnen und ſomit nur eine geringe
Zeit einbüßen. Mittlerweile war der Italiener Campari auf
ſei=
nem Alfa Romeo auf den zweiten Platz vorgerückt, den er auch
behaupten konnte, ohne an Caracciola heranzukommen.
Er=
gebniſſe; 1. Caracciola=Deutſchland (Mercedes=Benz=
Com=
preſſor), 3:28,24 Stunden (85,88 Stundenmeilen), 2. Campari=
Italien (Alfa Romeo) 3:36,19 Stunden, 3. Earl Howe (
Merce=
des=Benz) 3:39,53 Stunden, 4. Berkin (Benthley) 3:40,29 Stun=
Stundon. 5. Lewis
(Talbot) 3:42,32 St
1 alid
Die Befreiungsſpie, * für rd.*
Genehmigung nicht erteilten.
Nummer 200
Montag, den 21. Inli 1930
Die Europaflieger landen in Frankfurt.
die Darmftädter „9. 18” im Welkkampf mit den engliſchen „Mokken".
Eigener Bericht.
* Frankfurt ſtand geſtern im Zeichen eines großen Tages.
Frank=
furt war das Ziel der 2. Teilſtrecke des Europarundfluges. In Berlin
waren 60 Maſchinen zum Start gerollt, alſo ſind von den 101 gemeldeten
Flugzeugen von vornherein ſchon 40 Prozent dem Wettbewerb
fern=
geblieben. Teils ſind ſie nicht mehr rechtzeitig fertig geworden, teils
beim Anflug nach Berlin, wo ſie am 18. Juli um 12 Uhr eingetroffen
ſein mußten, liegen geblieben. Manche Neukonſtruktion, auf die man
in Fliegerkreiſen ſehr geſpannt war, iſt ſo leider ſchon ausgefallen, ſo
z. B. die ſchwanzloſe „Soldenhoff”, die G.M.G. mit dem Statax Motor,
die Bäumer B VI, die die ſchnellſte Maſchine des Wettbewerbes geweſen
wäre, und die Neukonſtruktion der Raab=Katzenſtein=Werke. Der
Wett=
bewerb hat jedoch dadurch an ſeiner Bedeutung nichts eingebüßt, die
bedeutendſten Leichtflugzeugwerke aller Länder haben ihre Vertreter in
der Konkurrenz.
Um 9 Uhr ſtarteten in Berlin die erſten Flugzeuge, genau zur
feſt=
geſetzten Zeit.
Erſte Zwangslandung war in Braunſchweig
nach einer Flugſtrecke von 200 Kilometern. Die Strecke nach
Braun=
ſchweig ſoll nach Ausſagen der Führer ziemlich nebelig geweſen ſein,
ſtarker Gegenwind behinderte die Geſchwindigkeit. Zwiſchen 11 und
11.30 Uhr flogen die erſten von Braunſchweig weiter nach Frankfurt:
272 Kilometer. Auf dem Frankfurter Platz begannen ſchon frühzeitig
die Vorbereitungen zum Empfang und Betriebsſtoffverſorgung für
Maſchinen und Mägen der Flieger ſowie zur Unterbringung der
Zu=
ſchauer. In der Mitte des Platzes der Stand der Sportkommiſſion, in
der Nähe der Hallen die Wagen der Betriebsſtoffirmen. Rings um
den rieſigen Platz Zaungäſte, das zahlende Publikum auf einer Tribüne,
im Garten der Reſtauration und in der Nähe der Tankſtellen, ſo daß
alle Einzelheiten recht eindringlich ſichtbar wurden.
12.44 Uhr landete, mit großer Spannung erwartet, der erſte
Teil=
nehmer: der Engländer Captain Broad auf ſeiner ſchnellen „Moth”
KWettbewerbsnummer K 3). Er hatte für die Strecke Braunſchweig—
Frankfurt 1 Stunde 50 Min. benötigt. Nach ihm, der als erſter in
=Braunſchweig geſtartet war, landeten in ſchneller Folge die weiteren
Flugzeuge,
als 5. die Darmſtädter Maſchine D 18, mit Neininger am Steuer
(Wettbewerbsnummer D 4),
Deren Flugzeit 1 Stunde 43 Min. betrug. Der Flug war auch auf der
L. Teilſtrecke ſtark von Gegen= und Seitenwinden behindert, hingegen
war die Sicht ausgezeichnet.
Die notwendigen Kontrollformalitäten vollzogen ſich in folgender
SWeiſe: Zunächſt rollten die Flugzeuge zur Kontrollkommiſſion. Es war
rntereſſant, zu ſehen, wie noch im Rollen die Begleiter ihren Maſchinen
entſtiegen, um möglichſt raſch mit ihrem Bordbuch zum Zeitnehmer zu
gelangen, da die Zeit bis zur Abſtempelung der Bordbücher zur Flug=
Seit gerechnet wird. Die Zeit bis zum nächſten Start wird nicht mit
isur Flugzeit gerechnet, die Führer haben alſo genügend Zeit, alles zu
erledigen. Die Abfertigung beim Start geſchieht in derſelben Weiſe
wie bei der Landung. Nach der Abfertigung bei der Sportkommiſſion
ging es zu den Tankſtellen. Dort wurde neben der Tankarbeit auch die
Kontrolle der an den Flugzeugen angebrachten Plomben durch die
Ber=
ſiner Sportkommiſſion vorgenommen. Nach der Ausſchreibung dürfen
zeine Einzelteile ausgewechſelt werden, ohne daß der Bewerber mit
Straf=
wunkten belegt wird. Deshalb ſind alle Teile des Flugzeuges, vom
Motor bis zum Seitenſteuer, mit Plomben und Stempeln verſehen
worden. An den Tankſtellen erfolgte auch die Gratisverſorgung der
Beſatzungen mit belegten Brötchen und Obſt. Jeder Führer erhielt
inen Wetterbericht.
Die meiſten Flugzeuge hielten ſich nicht allzu lange auf. Trotz des
arheblichen Gegenwindes.
Der Abſchluß des Davispokal=Inkerzonenfinals.
Amerika ſiegt 4:1 über Italien.
Das Interzonenfinal um den Davispokal zwiſchen Nordamerika
umd Italien fand am Sonntag auf dem Pariſer Tennisſtadion
NToland Garros vor 3000 Zuſchauern ſeinen Abſchluß. Die beiden
leetzten Einzelſpiele hatten allerdings keine beſondere Bedeutung
nehr, da ja der Endſieg der U. S.A. bereits am Samstag mit 3:0
9äunkten feſtſtand. Im erſten Einzel des Sonntags ſchlug der
Ame=
n. kaner Lott den Italiener de Stefani in drei glatten Sätzen 6:3,
6—1, 6:3. Im zweiten Spiel kam dann Italien durch ſeinen
Mei=
ſter de Morpurgo zu ſeinem Ehrenpunkt. Der Italiener fertigte
den Amerikaner Alliſon in einem harten Kampf 7:5, 6:2, 5:7, 6:4
abb. Amerika ſiegte ſomit im Geſamtergebnis 4:1 und ſpielt nun
arn kommenden Wochenende in der Herausforderungsrunde gegen
den Pokalverteidiger Frankreich.
T.= u. E.K. Darmſtadt — T.K. Frankfurt=Forſthausſtraße 14:5.
Am vergangenen Sonntag trug der Tennis= und Eisklub
Darmſtadt ein Wettſpiel in Frankfurt gegen den T.K.
Forſthaus=
ſtraße aus, das der Bezirksmeiſter überlegen mit 14:5 Punkten
gewann. Beide Mannſchaften waren erſatzgeſchwächt, die Spiele
ſtanden im allgemeinen auf keiner großen Stufe. Hervorzuheben
iſ der Kanterſieg von Claß gegen den Spitzenſpieler Frankfurts
Juinior mit 6:0, 6:0, wobei der junge Einheimiſche ein abſolut
erſtklaſſiges, faſt fehlerfreies Spiel zeigte. Durch beſtechende
Vor=
handdrives gewann Frl. Loy gegen Frl. Calveram 6:3, 3:6, 6:0,
während Frl. Fiſcher erwartungsgemäß gegen Frl. Zint glatt 1:6,
2.6 verlor. In den übrigen Spielen zeigte ſich der hieſige Klub
meiſt an Taktik und Technik überlegen, die Minuspunkte ergaben
ſich meiſt durch mangelndes Training. Für den T.= und E.=Klub
ſpielten: Claß, Sennewald, Kretzer, Werner, Beeck, Krämer,
Müller und Colin und die Damen Frl. Fiſcher, Frl. Loy und Frl.
Ringer.
Düſſeldorfer Tennis=Turnier.
Beim Internationalen Tennis=Turnier des Düſſeldorfer
Rochus=Clubs fielen am Sonntag bei gutem Wetter die erſten
Entſcheidungen. Im Damen=Einzel bezwang Frau Friedleben
in der Vorſchlußrunde Frl. Krahwinkel 6:4, 1:6, 6:2 und traf
dann in der Schlußrunde auf die Deutſche Meiſterin Frau
b. Reznicek. Frau Friedleben gewann den erſten Satz gegen die
anf Warten ſpielende Meiſterin 9:7 und zog dann zurück, ſo daß
der Sieg, alſo an Frau v. Reznicek fiel. Im Damen=Doppel
kamen dann Frl. Krahwinkel/Peitz zu einem leichten 6:2, 6:0=
Sieg über die ermüdeten Frau Reznicek/Frau Friedleben. Einen
prächtigen Finalkampf gab es im Herren=Doppel, wo das erſt
ſeit kurzem zuſammenſpielende Paar Dr. Deſſart/Nourney erſt
nach harten fünf Sätzen gegen die Japaner Abe/Sato 3:6, 6:2,
3.6, 7:5, 6:4 die Waffen ſtreckte. Der Kampf hatte genau 2½
Stunden gedauert. — Die Entſcheidungen im Herren=Einzel und
im Gemiſchten Doppel fallen erſt am Montag. In der
Vorſchluß=
runde zum Herren=Einzel, ſchlug oben der Japaner Sato den
Berliner Heidenreich 10:8, 8:10, 6:1, unten blieb der Auſtralier
bopman über Otha=Japan 7:5, 3:6, 9:7 ſiegreich. Die
Vorſchluß=
runde im Gemiſchten Doppel, brachte oben einen Erfolg von
Krahwinkel/Willard über Frl. Hammer/Dr. Deſſart mit 7:5,
5:2 und unten einen 4:6, 6:3, 6:4=Sieg von Friedleben/Abe über
Frau v. Reznicek/Hopman.
Prenn, der noch immer unter dem Hexenſchuß leidet, den
er ſich in Nordwifk zuzog, verlor beim Düſſeldorfer Turnier gegen
dem Japaner Ohta 6:0, 5:7, 4:6. Eine zweite Ueberraſchung gab
es im Herren=Doppel, wo die Franzoſen Borotra/Glaſſer von der
deuttſchen Kombination Dr. Deſſart/Nourney mit 4:6, 7:5, 7:5
ab gefertigt wurden.
Turnierſchluß auf dem Semmering.
Das internationale Tennsturnier auf dem Semmering konnte
am Sonntag zum Abſchluß gebracht werden. Einen ſehr ſchönen
E-Folg=erzielte der Deutſchböhme Roderich=Menzel, der in der
ſtarteten ſie in Richtung Reims,
dem Ziel der 3. Teilſtrecke, jedoch zogen einzelne Teilnehmer, die ſich
beſonders gründlich über die Wetterlage informiert hatten, es vor, auf
dem Frankfurter Flugplatz das Abflauen des Windes abzuwarren,
um dadurch ihre Reiſegeſchwindigkeit zu verbeſſern. Unter dieſen
be=
fand ſich auch D 18. Die Flugzeuge der Spitzengruppe werden am
Sonntag wohl ſogar noch England erreicht haben. Während des ganzen
Nachmittages vollzogen ſich Starts und Landungen in faſt
ununter=
brochener Regelmäßigkeit. Der letzte Teilnehmer ein Franzoſe
Mau=
bouiſſin, traf gegen 6 Uhr ein. Ein leichter Bruch, der erſte des Tages,
traf das ſpaniſche Flugzeug T 1. Beim Start kam die Maſchine nicht
recht aus dem Platz und ſetzte noch mehrmals auf dem Boden auf.
Dabei brach die rechte Hälfte des Fahrgeſtells und die Maſchine legte
ſich auf die Seite. Es iſt jedoch unter Umſtänden möglich den Bruch
über Nacht zu reparieren, um, wenn auch mit einigen Strafpunkten
belegt, den Rundflug fortzuſetzen.
Zur größten Freude der Wettbewerbsteilnehmer und
Zuſchauer=
maſſen erſchien gegen 3 Uhr „Graf Zeppelin” über dem Flugplatz,
nachdem man ihn ſchon längere Zeit in der Ferne in Richtung Mainz
und über dem Taunus hatte kreuzen ſehen. Begeiſtertes Tücherſchwenken
grüßte hinauf und hinunter, als das ſtolze Luftſchiff, ſeiner leichten,
geflügelten „Konkurrenz” zum Gruß, in geringer Höhe über den Platz
zog. Großes Intereſſe erweckte ſpäter das Parſeval=Naatz=
Kleinluft=
ſchiff, das den ganzen Tag wegen des Windes an ſeinem kleinen
Anker=
maſt gelegen hatte. Nachdem ſich abends der Wind gelegt hatte, führte
das Luftſchiff einige wohlgelungene Schleifen über den Flugplatz aus
und verſchwand ſchließlich langſam in Richtung Wiesbaden. Nach Schluß
des Hauptrundflugbetriebes veranſtaltete die Deutſche Lufthanſa mit
drei Verkehrsflugzeugen Paſſagierflüge, die ſeitens des Publikums
äußerſt lebhafte Beteiligung fanden.
Ein Ueberblick über die gelandeten Maſchinen ergibt folgendes Bild:
Die weitaus größte Zahl der Bewerber erſchien der Ausſchreibung
ent=
ſprechend mit vollkommen geſchloſſenen Kabinenmaſchinen. Allen
Flug=
zeugen ſieht man es an, daß ſie mit größter Sorgfalt und nach
ge=
neueſtem Studium der Ausſchreibung vorbereitet ſind. Vorausſchauend
kann man ſagen, daß die
größten Chancen auch diesmal den deutſchen Flugzeugen
der kleinen Klaſſe (bis 320 Kilogramm Leergewicht), beſonders den
BPill und Klemm, die beide mit einer zahlreichen Mannſchaft erſchienen,
gehören. In der großen Klaſſe dürfte ſich der Wettbewerb zuſpitzen auf
einen Kampf zwiſchen den engliſchen „Motten” und der Darmſtädter
D 18, jedoch können in dieſer Klaſſe die vielen noch unerprobten Typen
W. V.
eventuell Ueberraſchungen bringen.
Braunſchweig ſtand am Sonntag im Zeichen des
Internatio=
nalen Europarundfluges. Die 218 Kilometer lange Strecke von
Ber=
lin, die beſonders ungünſtig war, da ein heftiger Gegenwind in Stärke
5 bis 6 zu überwinden war, wurde von K 5 in der Zeit von 1:20
Stun=
den durchflogen. Fünf Minuten nach dem erſten Flugzeug traf das
zweite, engliſche Flugzeug K 3 ein; den dritten Platz belegte
10,26 Uhr als erſtes deutſches Flugzeug D 4. Das deutſche Flugzeug
D 9 (Eichele) mußte bereits bei Gardelegen wegen Motorſchadens
eine Notlandung vornehmen, da der Motor (Argus) ſich heiß gelaufen
hatte. Weiter wurde die Maſchine des deutſchen Fliegers von
Oertzen. D 2, bei der Landung in Braunſchweig beſchädigt. Dertzen
will den Flug fortſetzen.
Die Teilnehmer an dem Europarundflug ſind im Lauf des
Nachmit=
tags und in den frühen Abendſtunden in Reims eingetroffen. Die
meiſten der von Frankfurt aus unterwegs befindlichen 51 Teilnehmer,
nämlich 31 Flieger, ſind noch am Sonntag nach Calais
weiter=
geflogen. Auf dem dortigen Flugplatz St. Ingelevert trafen als
erſte die drei englifchen Flieger Brad, Thorn und
Butler ein.
Vorſchlußrunde des Herren=Einzels den Amerikaner Bell 4:6
6:2 11:9 und dann im Finale auch den holländiſchen
Spitzen=
ſpieler Timmer 6:1 6:3 6:2 abfertigte. Zu einem dreifachen
Er=
folg kam die Kalifornierin Miß Ryan. Sie gewann das
End=
ſpiel im Damen=Einzel gegen Frau Schomburgk=Leipzig 6:2 6:0,
behielt im Gemiſchten Doppel zuſammen mit Hughes über Frau
Neppach=Bell 6:2 6:4 Oberhand und ſiegte zuſammen mit Frau
Neppach (Berlin) auch im Damen=Doppel über Frau Eliſſen=
Schomburgk 6:2 6:1. Das Herren=Doppel brachte im Finale
einen ſehr harten Kampf, aus dem ſchließlich Bell=Artens mit
3:6 6:3 5:7 6:4 6:4 als Sieger über Menzel=Rohrer
hervor=
gingen.
Von der „Tour de France‟.
Erfreulicherweiſe haben alle ſechs Fahrer der deutſchen
Mannſchaft auch die ſchwere 15. Etappe der franzöſiſchen
Rad=
rundfahrt von Nizza nach Grenoble (333 Km.) überſtanden. Mit
einigem Rückſtand kamen nach Schön, Thierbach, Nebe und
Sie=
gel auch noch Manthey in 14:43,58 Std. als 34. und Rudolf
Wolke in 15:0,10 Std. als 44. an. — Das Länderklaſſement zeigte
nach dieſer Etappe folgendes Bild: 1. Frankreich 338:59,36 Std.,
2. Belgien 340:26,39 Std., 3. Spanien 343:50,/48 Std., 4.
Deutſch=
land 344:04,45 Std., 5. Italien 346:22,15 Std. Nach einem
Ruhe=
tag am Sonntag in Grenoble geht es am Montag auf die 329 Km.
lange zweite Alpenetappe nach Evian am Genfer See.
Das Sportprogramm der Amateur=Fahrer.
Auf der Nanener Rekordſtrecke wurden zwei
Mann=
ſchaftsfahren über 100 Kilometer abgewickelt. Die Berliner
Gau=
meiſterſchaft (BDR.) gewann bei einer Beteiligung von vierzig
Vereinen Arminius in 2:38:51,4 verdient vor Grünweiß=Berlin.
Die DRU.=Mannſchaft ſtritt dann um den Richard Siebert=
Wanderpreis über 100 Kilometer. RC. Opel=Berlin holte
hier den zweiten Verluſt bald wieder auf und ſchlug die
Mann=
ſchaft von Alberto Diamand in 2:44:09,8 ſehr ſicher. — Rund
um die Landeskrone (115 Kilometer) wurde ein großer
Erfolg für die Ebersbacher B.=Fahrer, die die erſten drei Plätze
belegten. Sieger blieb in 3:19,30 M. Anders vor ſeinem
Bru=
der Willy. — Die Meiſterſchaft des Sächſiſchen
Radfah=
rerbundes im Vierermannſchaftsfahren über 108 Kilometer
ſah den RC. Opel=Leipzig in 3:02:39,4 als Sieger vor dem RC.
Neuſtadt=Leipzig und dem Titelverteidiger Albatros=Dresden.
Erich Möller feierte auf der Pariſer Winterbahn im „
Som=
merpreis” einen ſchönen Erfolg.
Der Radſport brachte im Reich als weſentlichſtes Ereignis
den „Großen Befreiungspreis der Rheinlande” auf der
Frank=
furter Stadionbahn. Das Rennen wurde zu einem großen
Erfolg, denn es kamen nicht weniger als 12000 Zuſchauer. Im
Geſamtergebnis des 100 Kilometer=Dauerrennens ſiegte Walter
Sawall vor Chriſtmann, Snoek, Schäfer und dem von
Motor=
defekten verfolgten Paul Krewer.
Sportbegeiſterung in U. S.A.
Einen Begriff von amerikaniſcher Sportbegiſterung konnte man
be=
kommen, als Bobby Jones, der ungekrönte „König” aller
Golf=
ſpieler, nach ſeinem Siege in der USA.=Meiſterſchaft nach Atlanta
zurückkehrte. Bei der Ankunft des Champions begannen die Sirenen
der Fabriken zu heulen, die Glocken der Kirchen läuteten und das
Ge=
hupe von hunderten von Automobilen kündete den Beginn der
Ehren=
parade an. Der Bürgermeiſter von Atlanta überreichte Bobby Jones
den goldenen Schlüſſel der Stadt.
Amicitia Mannheim dreimal erfolgreich.
Auch am Sonntag konnte Amicitia Mannheim bei
der ſchweizeriſchen Ruder=Regatta, die auf dem Zürcher See
ausgetragen wurde, wiederum bei den von ihr beſtrittenen
Konkurrenzen ſich erfolgreich durchſetzen. Mannheim gewann
ſo=
wohl den Vierer mit, wie auch den Vierer ohne Steuermann,
ſowie den Senioren=Achter ganz überlegen.
Seite 7
Waſſerball.
Wafſerfreunde Hannover — Jungdeutſchland.
Wie wir bereits vor einigen Tagen gemeldet haben, wird am
Frei=
tag, 25. Juli, im Großen Woog die berühmte Waſſerballmannſchaft von
„Waſſerfreunde” Hannover gegen den ſüddeutſchen Meiſter, den
Darm=
ſtädter Schwimmklub „Jungdeutſchland” ein Spiel austragen. Nachdem
in den letzten Jahren ſchon mehrfach europäiſche Spitzenmannſchaften,
wir erinnern nur an den 3. Bezirk Budapeſt, M.A. C. Budapeſt u. a.,
im Großen Woog Waſſerballſpiele in höchſter Vollendung gezeigt haben,
wird wieder Gelegenheit ſein, eine erſtklaſſige deutſche Mannſchaft im
Kampf gegen unſeren einheimiſchen Vertreter zu ſehen. Denn mit den
Waſſerfreunden aus Hannover kommt eine Mannſchaft nach Darmſtadt,
die deutſchen Waſſerballſport ausgezeichnet verkörpert. Zehn Jahre
lang ſind die Hannoveraner mit an der Spitze der deutſchen
Waſſer=
ballmannſchaften, viermal errangen ſie den Titel des deutſchen Meiſters.
Obwohl die Mannſchaft 1927 zum letzten Male Meiſter werden konnte,
hielt ſie ſich immer wieder mit an der Spitze und wurde von ihrem
großen Widerſacher, dem Schwimmſportklub „Hellas” Magdeburg erſt
im jeweiligen Endſpiel der letzten beiden Jahre knapp bezwungen. Wir
kommen auf das Spiel zurück.
Deutſcher Kanukag 1930.
Der Deutſche Kanu=Verband veröffentlicht ſoeben das
Pro=
gramm zu ſeinem diesjährigen Kanutag am Edderſee an
den ſich erſtmalig eine Verbands=Wanderfahrt anſchließt. In
An=
betracht der überaus ſtarken Zunahme des Kanuſports dürfte in
dieſem Jahre mit einer rieſigen Beteiligung zu rechnen ſein, zumal
in Weſtdeutſchland allein der Deutſche Kanu=Verband über eine
nach Tauſenden zählende Anhängerſchar verfügt. Der Kanu=Tag
beginnt am 3. Auguſt mit der feierlichen Einweihung des
Edderſeelagers. Hier iſt in aller Stille durch emſige Arbeit
Kaſſeler Kanuſportler auf einem verbandseigenem Gelände ein
größeres Heim errichtet worden, das zunächſt 40 Booten und 30
Perſonen Unterkunft bietet. Eine gemeinſame Bootsfahrt um den
Edderſee zum Schloß Waldeck eine Lampionfahrt und eine Kanu=
Regatta ſchließen ſich den folgenden Tagen, der Feier an. Am
6 Auguſt beginnt die Verbands=Wanderfahrt nach
Kaſſel, verbunden mit einer Beſichtigung des altertümlichen
Fritz=
lar und Wilhelmshöhe. Am 12. Auguſt gehts von Hann.
Münden die Oberweſer aufwärts nach Hameln. Am 15. Auguſt
wird ein Abſtecher nach Bad Pyrmont unternommen und am 16.
treffen dann die Boote in Vlotho ein. An der Porta Weſtfalica
findet die Verbandsfahrt mit einer großen Kundgebung am 17.
Auguſt ihren Abſchluß.
Die Langſtreckenläufe zur Deutſchen Faltbootmeiſterſchaft
werden erſt am 27. Juli auf der Jſar bei München ausgetragen.
Tgm. Beſſungen 1865 e. V. — Tgeſ. Darmſtadt 1875 5:4.
Tgm. Beſſungen 1865 e. V. — Tv. Groß=Zimmern 2:7.
Zu einem Freundſchaftsſpiel empfing am vergangenen
Sams=
tag abend auf der Rennbahn Beſſungens erſte Elf die gleiche der
Tgeſ. 1875. Das Endreſultat iſt für die Gäſte ſehr ſchmeichelhaft,
war doch Beſſungen durchweg tonangebend. Bereits nach 20
Mi=
nuten Spieldauer ſtand die Partie 5:0 für den Platzbeſitzer. Das
wird den 1875ern denn doch zuviel, und unter Aufbietung aller
Kräfte können ſie zwei Tore aufholen. Mit 5:2 geht es in die
Pauſe. Nach derſelben ſchont ſich die Beſſunger Elf ſichtlich für das
Spiel am Sonntag, Tgeſ. kommt dadurch zu zwei Treffern, damit
das Endreſultat herſtellend. Zwar rafft ſich die Beſſunger Elf
noch einmal energiſch zuſammen, kann jedoch gegen die verſtärkte
Gäſteverteidigung nichts mehr ausrichten. Die beſſere Mannſchaft
hat verdient gewonnen. Von Anfang bis zum Ende wurde das
Spiel hart durchgeführt, überſchritt jedoch nie die Grenzen des
Erlaubten.
Am Sonntag folgte Beſſungens 1. Elf einer Einladung des
Odenwaldgau=Meiſters Tv. Groß=Zimmern 1863 e. V., um
anläß=
lich der dortigen Platzeinweihung ein Freundſchafts=Werbeſpiel
auszutragen. Mit zwei Mann Erſatz antretend, mußte ſie ſich
7:2 geſchlagen bekennen. Das Reſultät iſt dem Spielverlauf nach,
der vollkommen ausgeglichen war, zu hoch ausgefallen. Der
Platz=
verein ſpielte zudem unter Einſatz aller Kraft. Außerdem gab der
Schiedsrichter für Groß=Zimmern drei klare Abſeitstore. Ein
End=
reſultat mit zwei Toren Unterſchied für den Platzverein wäre dem
Spielverlauf entſprechend geweſen.
Im Fußball, herrſchte am Sonntag innerhalb des D.F.B.=
Gebietes abſolute Ruhe, und auch im Auslande waren die
Er=
eigniſſe dünn geſät.
Das Weltmeiſterſchaftsturnier in Montevideo brachte von
Argentinien eine neue Enttäuſchung. Der Olympia=
Fina=
liſt von 1928 mußte ſich gegen die Mexikaner ſtrecken, um
6:3 ſiegreich bleiben zu können. Chile ſchaltete Frankreich
durch einen 1:0=Erfolg aus.
Bei den Spielen um den Mitropa= Pokal wurde Vienna
Wien, die vor 14 Tagen beim Genfer Fußballturnier noch eine
der beſten und populärſten Mannſchaften war, von ihrem eigenen
Publikum ausgepfiffen, weil ſie gegen Sparta Prag erneut 2:3
unterlag und damit aus dem Pokalwettbewerb ausgeſchaltet
wurde.
Polizeiſporkverein Frankfurk a. M. in Erbach i. ddw.
Der Turnverein 1860 in Erbach, der ſich in letzter Zeit durch
be=
achtliche Spiele mit ſtarken Gegnern einen Namen machte, hat ſich zu
einem Werbeſpiel keinen Geringeren, als den diesjährigen Kreismeiſter,
den Polizeiſportverein Frankfurt a. M., verpflichtet. Die Spielſtärke der
Polizei iſt ja durch ihre Spiele um die Deutſche Meiſterſchaft genügend
bekannt, und darf man den Polizeiſportverein heute mit zu den
ſpiel=
ſtärkſten Vereinen, zu den Spitzenvereinen im Handball zählen. Das
Spiel findet anläßlich der am 27. Juli auf der Erbacher Rennbahn
ſtattfindenden Vollblutrennen auf dem Spielplatz im Sport= und
Er=
holungspark ſtatt. Spielbeginn vormittags 10,30 Uhr.
Segelflugſpork.
Nachdem die B=Piloten des Sturmvogel Darmſtadt vier
Wochen vergeblich auf den ſogenanten „C=Wind” gewartet hatten,
traf endlich am Dienstag von der Wetterdienſtſtelle der R. R. G.
die erſehnte Nachricht ein. Kaum eine Stunde ſpäter verließ eine
fünf Mann ſtarke Gruppe unter Führung von Pol.=Hauptmann
Jans Darmſtadt, um unter Leitung des bewährten Fluglehrers
Karl Heinz Gaulé nach der Waſſerkuppe zu eilen.
Am Mittwoch früh um 9 Uhr wurde die „Heſſen” zum
Start=
platz gebracht und von Hauptmann Jans der erſte Verſuch auf
die C=Prüfung unternommen. Nach ſchneidigem Start auf dem
Weltenſeglerhang nahm der Pilot Kurs am Peltznerhang entlang,
wo er Höhe gewinnen konnte. Trotz der kurzen Pendelſtrecke und
der bald eintretenden Windflaute konnte er ſich 4,45 Min. über
Starthöhe halten. Auch die drei nächſten Verſuche brachten
in=
folge Windflauten nicht den gewünſchten Erfolg. Inzwiſchen war
es Mittag geworden, und Wind und Mannſchaft machten
Ruho=
pauſe. Gegen 2.30 Uhr nachmittags hatte der Wind auf 6 bis
9 Sekundenmeter aufgefriſcht und blieb beſtändig. Hauptmang=
Jans ſtartete ſofort. Er hatte bald mit ſtarken Böen und
Luft=
wirbeln zu kämpfen. Es gelang ihm jedoch mit einem Fluge von
13 Minuten 15 Sekunden die C=Prüfung, die einen Fünf=
Minu=
ten=Flug erfordert, zu erfüllen. Die hochleiſtungsfähige „Heſſen”
iſt auf der Waſſerkuppe belaſſen, um bei günſtigen
Wettermel=
dungen ſofort weitere C=Prüfungen in Angriff nehmen zu können.
Außerdem iſt dieſelbe Maſchine zur Teilnahme am 11.
Segelflug=
wettbewerb auf der Waſſerkuppe im Auguſt gemeldet.
In der Vorrunde um die Deutſche Meiſterſchaft im
Mann=
ſchaftsringen wurde Maxvorſtadt=Nürnberg vom ASC.
Pirma=
ſens geſchlagen.
Weltmeiſter Paillard brachte erneut die franzöſiſche
Steher=
meiſterſchaft vor Laquehaye an ſich.
Nummer 200
Montag, den 21. Juli 1930
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Heute letzier Tag!
Heute und folgende Tage!
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des Städt. Krankenhauſes für ihre
liebevolle Pflege u. Herrn Pfarrer
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am Grabe.
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
Emmi Rupp.
Darmſtadt, den 20. Juli 1930.
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Darmstadt Landgraf-Philipp-Anlage 62 Telephon 3486
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der Rheinpfalz.