Darmstädter Tagblatt 1930


20. Juli 1930

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 199
Sonntag, den 20. Juli 1930.
193. Jahrgang

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ſtädter
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indenbalg iin Rhemtand.
Hindenburgs Triumphzug durchs befreike rbeiuiſche Gebiel. Anendlicher Jubel brauſt über das ganze Land.
Unker dem Geläuke der Kirchenglocken und dem Jubel der Bevölkerung hälk Hindenburg ſeinen
Einzug in die pfälziſchen und rheiniſchen Skädke.

Auf der Reiſe in die Pfalz.
Jubel überall. Speyer zum Empfang gerüſtel.
Reichspräſident v. Hindenburg hat am Freitag abend die
Reiſe ins befreite Gebiet angetreten. Das befreite Rhein=
land
ſteht ganz im Zeichendes Beſuches des Reichs=
präſidenten
. Ueberall wehen die Reichs= und die Landes=
farben
. Selbſt die Orte, die der Reichspräſident nur auf der
Durchreiſe berührt, prangen in buntem Flaggenſchmuck. Auf
der Fahrt in die befreite Pfalz traf der Reichspräſident am Sams=
tag
vormittag in Bruchſal ein. Der badiſche Staatspräſident
Dr. Schmitt beſtieg den Sonderzug und begrüßte den Reichs=
präſidenten
. Auf dem Bahnſteig hatten ſich die Militärvereine mit
Fahnenabordnungen aufgeſtellt, die gemeinſam mit Tauſenden von
Schulkindern dem Reichspräſidenten zujubelten. Unter dem Jubel
einer großen Menſchenmenge fuhr dann der Zug nach Speyer
weiter. Bei ſeinem Eintreffen in Germersheim wurde der
Reichspräſident namens der Bürgerſchaft von Bürgermeiſter
Schmidt mit einer Anpprache begrüßt. Der Zug fuhr dann nach
Speyer weiter. Einen beſonders reich geſchmückten Anblick bieten
Sie Straßen von Speyer. Vor dem Bahnhof haben, ſich ſchon
mmehrere Stunden vor der Ankunft des Zuges viele Menſchen ein=
gefunden
, die aus der Umgebung herbeigeeilt ſind. Abordnungen
der Vereine mit ihren Fahnen nehmen Aufſtellung. Die ganze
alte Stadt, die ſo oft Zeuge großen geſchichtlichen Geſchehens war,
cheint ein neues Geſicht bekommen zu haben. In den Straßen
wehen die Flaggen. Jugend marſchiert mit Geſang, mit Trom=
neln
und Pfeifen zu den angewieſenen Plätzen. Alles iſt auf den
Beinen, und die allgemeine Feſtesfreude kann auch nicht durch das
wenig ſchöne Wetter beeinträchtigt werden.
Ueberaus herzlicher Empfang in Speyer.
Bei ſeiner Ankunft in Speyer empfingen Miniſterpräſident
Dr. Held, Innenminiſter Dr. Stützel und Oberbürgermeiſter Lei=
ling
den mit ſtürmiſchen Hochrufen begrüßten Reichspräſidenten.
Nach der Begrüßung fuhr der Reichspräſident unter dem Geläute
der Kirchenglocken zum Rathaus. Auf der ganzen Fahrt durch die
von der Bevölkerung dicht umſäumten Straßen ſetzten, ſich die
jubelnden Hochrufe fort. Um 9.50 Uhr hielt der Wagen des Reichs=
präſidenten
vor der Proteſtationskirche. Hier trat Landeskirchen=
präſident
Dr. Keßler an den Wagen heran und begrüßte den
Reichspräſidenten.
Sodann ging die Fahrt durch das hiſtoriſche Altvörtel, die
Maximilianſtraße entlang zum Dom. An den Türen des Domes
ſtand die katholiſche Geiſtlichkeit zum Empfang des Reichspräſiden=
ten
an ihrer Spitze Biſchof D. Ludwig Sebaſtian, der den Reichs=
präſidenten
mit kurzen Worten begrüßte.
Der Reichspräſident dankte für die Begrüßung und gab der
Hoffnung Ausdruck, daß, wenn man einig zuſammenarbeite, es in
Zukunft wieder vorwärts gehe. Bei einem Rundgang durch den
Dom gab Archivdirektor Pfeiffer eine kurze Schilderung der Ge=
ſchichte
des Domes. Nach Verlaſſen des Domes begrüßte der
Reichspräſident die vor dem Dom aufgeſtellten Pfälzer Veteranen
und begab ſich darauf zu dem vorgeſehenen Feſtakt im Rathaus.
Der Feſtakt im Stadkhaus.
Den Mittelpunkt der Befreiungsfeier bildete der Feſtakt im
alten Sitzungsſaale des Stadthauſes, an dem etwa 60 führende
Perſönlichkeiten des öffentlichen Lebens teilnahmen. Der Saal
war ſtimmungsvoll mit Lorbeergrün geſchmückt. Als erſter entbot
der bayeriſche Miniſterpräfidenk Dr. Held
dem Reichspräſidenten namens der bayeriſchen Staatsregierung
und der Rheinpfalz den Willkommensgruß. Es ſei traditionell
geworden, daß der Kampf um den Nhein immer in der Pfalz
ſeinen Schwerpunkt habe. Die Pfalz ſei ſo auch ein Angelpunkt
der deutſchen Auslandspolitik. Daß die Pfalz ſich auch im Laufe
der jüngſten Geſchichte als ein abſolut ſicherer Hort des Deutſch=
tums
und als ein treuer Grenzwächter des Rheins erprobt habe,
ſei heute der Stolz aller. Was zerſtört, was in ſeiner Entwick=
lung
gehemmt ſei, müſſe jetzt wieder neu geſchaffen oder zu neuem
Leben erweckt werden. Die Pfalz ſei für die Zukunft erſt recht
auf die kraftvolle Unterſtützung auch des Reiches angewieſen.
Solle ſie als Grenzwache des Deutſchtums, wie auch in der Zu=
kunft
ihre deutſchen Aufgaben erfüllen, dann müſſe ſie dauernd
ſeine weitgehende wirtſchaftliche und kulturelle Förderung durch
das Reich erfahren.
Reichsaußenminiſter Dr. Curkius
überbrachte ſodann die Grüße und den Dank der Reichsregierung.
Mit beſonderem Stolz könne die Pfalz auf die vergangenen Jahre
zurückſehen. Nur weil ſich die Reichsregierung auf dem geſchloſ=
ſenen
Willen der Bevölkerung der Pfalz und des Rheins habe
ſverlaſſen können, ſei es ihr möglich geweſen, auch in Zeiten,
wo Deutſchland faſt am Abgrund zu ſtehen ſchien, dieſe Lande
feſt und untrennbar in der alten Verbindung mit dem Reich und
Bayern zu erhalten. Dr. Curtius gedachte ſeines Vorgängers in
der Leitung der deutſchen Außenpolitik. Der Name Guſtab
Suteſemann gehöre der Geſchichte an; er ſei ſicher, daß die Ge=

ſchichte ein ruhmvolles Blatt dem Manne widmen werde der
mit weitem Blick und bis zur letzten Erſchöpfung ſeiner Kräfte
für ſeine Ziele gekämpft habe.

Begrüßung Hindenburgs durch Oberbürgermeiſter Dr. Külb
in Mainz.
Die Beſetzung war für Deutſchland, ſo führte der Miniſter.
weiter aus, eine unerträgliche Laſt, ſie war aber auch, ſelbſt vom
Standrunkt der internationalen Verträge, ein Widerſinn, längſt
überholt durch die Entwicklung der Politik. Es kann uns nur
ehren, feſtzuſtellen und anzuerkennen, daß das uns auf der
Haager Konferenz gegebene Wort gehalten worden iſt. Gewiß,
außerordentlich ſchwer ſind die Opfer, die wir haben bringen müſ=
ſen
. Aber die Tatſache, daß das Ziel erreicht wurde, daß ſich in
den Beſatzungsmächten doch die politiſche Vernunft durchſetzte
und daß ſo die gefährlichſte Schranke zwiſchen uns und unſeren
Nachbarn beſeitigt werden konnte, ſoll uns in dem Glauben be=
ſtärken
, daß wir auf dem Wege der Verſtändigung und fort=
ſchreitenden
Befriedung nach den Grundſätzen der Gerechtigkeit
weiterkommen und den inneren und äußeren Wiederaufbau un=
ſeres
Vaterlandes erleichtern.
Noch ſind wir nicht am Ende dieſes Weges. Das zeigt uns
ſchon der Blick auf die Saarpfalz und die ganze Saar. Gerade
heute muß es uns mit Schmerz erfüllen, daß ihre Wieder=
vereinigung
mit dem Vaterlande noch nicht gelungen iſt. Uner=
ſchütterlich
ſteht die Bevölkerung an der Saar zu ihrem Deutſch=
tum
und zum Reich, ſo daß wir mit voller Ruhe dem Jahre 1935
entgegenſehen können. Ich gebe aber die Hoffnng nicht auf, daß
es auch in dieſer Frage gelingen wird, die Löſung ſchon früher
zu finden.
Im Anſchluß an Dr. Curtius ſprach Staatspräſident Dr.
Schmitt, fowie Oberkürgermeiſter Leiling. Zum Schluß ſprach
Reichspräſident v. Hindenburg
Bei ſeinen Worten erhob ſich die ganze Verſammlung. Er dankte
für die Worte des Willkommens und für das treue Bekenntnis
zu Heimat und Vaterland, das die Bevölkerung ihm entboten
habe. Aufrecht und ſtolz, ſo führte Reichspräſident von Hinden=
burg
weiter aus, dürfen alle Deutſchen am Rhein nach den langen
dunklen Jahren fremder Beſatzung die Tage der Freiheit grüßen.
Mit Würde und Feſtigkeit, mit nie verſagender Treue und nie
warkeudem Mut hat die Bevölkerung der Pfalz in allen Gefahren
ihr Deutſchtum behauptet. Das Heimatgefühl der Verbunden=
heit
mit dem Boden der Väter, die Liebe zum Vaterlande haben
Sie beſähigt, fremder Gewalt und Verlockung zu widerſtehen
und ve räteriſche Anſchläge auf deutſches Land in aufrechtem
Mannesmut und Freiheitswillen zunichte zu machen. In tiefer
Trauer ſenken wir das Haupt in Erinnerung an alle, die Leben
und Geſundheit gaben für Heimat und Freiheit. Ihnen allen,
die ein Beiſpiel mannhaften Deutſchtums für alle Zeiten gaben,
gebührt Deutſchlands unauslöſchlicher Dank!. Ihr Vorbild ſoll
uns mahnen, das hohe Gut des Vaterlandes über alle perſön=
lichſten
Jutereſſen und Anſchauungen zu ſtellen und alles Tren=
nende
zu überbrücken durch die Treue zu Heimat und deutſchem
Volke. Dieſem Ziele zu dienen geloben wir, indem wir rufen:
Deutſchland, unſer geliebtes Vaterland, es lebe hoch!
Ungeheuere Begeiſterung umbrandet den
Aiter des deiſcien Daliſs.
Nachdem die Feier ihr Ende gefunden hatte, trat der Reichs=
präſident
auf den Balkon des Stadthauſes hinaus, vor dem ſich

eine ſchier endloſe Menge drängte. Alle Fenſter und die Dächer
der Umgebung waren mit begeiſterten Menſchen beſetzt. Die
Menge brach in nicht endenwollende Jubelrufe aus. Atemloſe
Stille ſetzte aber ein, als der Reichspräſident folgende Worte
ſprach:
Meinem Dank für die Treue der Pfalz habe ich in der Feſt=
ſitzung
im Rathaus ſoeben Ausdruck gegeben. Sie alle bitte ich
ſtets eingedenk zu ſein dieſes Beiſpiels vaterländiſcher Bürger=
pflicht
, und über allen Streit des Tages das Vaterland zu ſtellen.
Dann wird es mit uns vorwärts und aufwärts gehen. Mit dieſem
Wunſche rufen wir:
Unſer geliebtes Vaterland, unſer Deutſchland lebe hoch!
Noch lange, nachdem das Hoch und das Deutſchlandlied ver=
klungen
waren, umgab eine rieſige Menſchenmenge das Stadt=
haus
. Sie wollte es ſich nicht nehmen laſſen, den Reichspräſiden=
ten
, der im Stadthaus einen Imbiß nahm, nochmals zu ſehen.
Beim Frühſtück im Stadthaus brachte Miniſterpräſident Dr. Held
den Trinkſpruch auf den Reichspräſidenten und das deutſche
Vaterland aus. Reichspräſident von Hindenburg dankte mit den
Worten: Ich habe mich immer bemüht, meine
Pflicht zu tun, ſo bin ich erzogen und ſo bleibe
ich. Um 13,30 Uhr wurde die Geduld der draußen vor dem
Stadthaus harrenden Menge belohnt. Der Reichspräſident und
ſeine Begleitung verließen um dieſe Zeit das Stadthaus und
nahmen in den bereitſtehenden offenen Wagen Platz. Dann be=
gann
bei herrlichem Wetter
die Fahrt durch das Pfälzer Land.
Das Auto des Reichspräſidenten und die Kraftwagen ſeiner
Begleitung trafen um 2.20 Uhr von Speyer kommend in Neu=
ſtadt
a. d. H. ein, wo auf dem Strohmarkt ein 10 Minuten wäh=
render
Aufenthalt gemacht wurde. Die nach Tauſenden zählende
Menſchenmenge bereitet dem Reichspräſidenten ſowohl bei der
Ankunft, als auch bei der Abfahrt begeiſterte Ovationen. Mit
einer kleinen Verſpätung traf der Reichspräſident um 2.45 Uhr in
Deidesheim ein, das ihn mit Böllerſchüſſen und Glockengeläut
feſtlich empfing. Nachdem es etwa bis kurz vor der Ankunft ſtark
geregnet hatte, konnte der Einzug in die Stadt, die überaus
reichen Feſtſchmuck angelegt hatte, bei herrlichſtem Sonnenſchein
erfolgen. Im offenen Wagen fuhr der Reichspräſident nebſt
ſeiner Begleitung vor dem Rathauſe vor. Auf dem Marktplatz
waren der ganze Stadtrat und mehrere prominente Einwohner
Deidenheims verſammelt. Erſter Bürgermeiſter Dr. Siben ver=
band
mit ſeiner Anſprache auf das Reichsoberhaupt die Bitte, der
Reichspräſident möge als Erinnerungsgabe an das deutſche Edel=
weingebiet
ein kleines Angebinde edlen Flaſchenweines entgegen=
nehmen
. Der Reichspräſident erwiderte mit herzlichen Dankes=
worten
und betonte, daß er Deidesheim mit ſeinem Wein ſchon
lange kenne. Beſonderer Freude gab er Ausdruck über den feſt=
lichen
Schmuck der Stadt und die begeiſterte Beteiligung der Be=
völkerung
. Zu einem Altveteranen, der 1871 in Verſailles der
Kaiſerproklamation beiwohnte, und der ihm vorgeſtellt wurde,
ſagte der Reichspräſident u. a.: So ſehen wir uns alſo zum
zweiten Male‟. Nach zehn Minuten Aufenthalt verließ Hinden=
burg
freundlich grüßend und für den herzlichen Empfang dankend,
unter den begeiſterten Hochrufen der Bevölkerung, Böllerſchüſſen
und Glockengeläute das Städtchen, um ſamt ſeiner Begleitung
nach Bad Dürkheim zu fahren.
Das äußere Bild feſtlichen Gepräges war hier das gleiche wie
in Deidesheim, und die Bevölkerung bereitete dem greiſen
Reichsoberhaupt gleichermaßen begeiſterte Ovationen. Im Kur=
garten
begrüßte erſter Bürgermeiſter Dr. Dahlem den Reichsprä=
ſidenten
von Hindenburg mit einer kurzen Anſprache. Das Töch=
terchen
des Bürgermeiſters überreichte dem Reichspräſidenten
einen Blumenſtrauß, den der Reichspräſident mit herzlichen
Dankesworten entgegennahm. Nach etwa zehn Minuten Aufent=
halt
erfolgte die Weiterfahrt nach Ludwigshafen.
Der Reichspräſident in Ludwigshafen.
Ludwigshafen, 19. Juli.
Von Bad Dürkheim ging die Fahrt des Reichspräſidenten wei=
ter
nach Ludwigshafen. In Mardorf und Oggersheim ſtauten ſich
dichte Menſchenmengen in den feſtlich geſchmückten Durchgangs=
ſtraßen
. Alle jubelten dem Reichspräſidenten zu, drängten ſich
an die Wagen heran und verhinderten ſo die pünktliche Einfahrt
in Ludwigshafen. Dort war ſchon gegen Mittag ein reger Ver=
kehr
, der um die dritte Stunde in den Hauptſtraßen beängſtigende
Formen annahm. Reicher Flaggenſchmuck auch hier. Die polizei=
lichen
Maßnahmen zur Abſperrung waren gut organiſiert. Die
neue Landespolizei wurde zum erſten Male eingeſetzt. Auf dem
Ludwigsplatz hatten ſich die Spitzen der ſtaatlichen und ſtädtiſchen
Behörden, die Krieger= und ſonſtigen Vereine verſammelt. Zahl=
reiche
Offiziere des alten Feldheeres waren zu ſehen. Gegen 3.15
Uhr bemächtigte ſich der Menge eine ungeheure Spannung.
Bei jedem erſcheinenden Wagen fing man an zu rufen. Drei
Flugzeuge kreuzten über dem Platz und ließen den Wartenden mit
ihren Kunſtſtücken die Zeit nicht allzu lang werden. Es wurde
3,45 Uhr. Plötzlich erſchienen als Vorhut zwei Motorräder mit
Beiwagen der Gendarmerie, ein ſicheres Zeichen, daß der Reichs=
präſident
jetzt kam. Die Glocken läuteten, und von Ferne hörte
man den Jubel und die Hurrarufe der Wartenden. Plötzlich bog

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Sonntag, den 20. Juli 1930

Nummer 199

das Auto um die Ecke, und der Reichspräſident wurde mit un=
geheurem
Jubel empfangen. Die Menge durchbrach
die Abſperrung und drängte ſich dicht an die
Automobile. Die Polizei war machtlos.
Namens der Stadtverwaltung und der Bevölkerung hieß
Bürgermeiſter Kleefoot den Reichspräſidenten herzlich willkom=
men
. Er verwies auf die induſtrielle Bedeutung Ludwigshafens
und die durch Kriegs= und Nachkriegszeit dem Wirtſchaftsleben
geſchlagenen ſchweren Wunden. Den Männern, die Ludwigshafens
Leidenszeit abkürzten, ſei Dank und Anerkennung zu zollen, be=
ſonders
aber auch dem Reichspräſidenten, der dem deutſchen Volke
ſtets ein zielbewußter Führer geweſen ſei. Der Bürgermeiſter
gab der Hoffnung Ausdruck, daß Reichspräſident von Hindenburg

der ſchwer bedrängten Stadt Ludwigshafen in ihrer Not ein
ſteter Helfer, Förderer und Freund ſein werde. In das Hoch des
Redners ſtimmte die vieltauſendköpfige Menge begeiſtert ein.
Der Reichspräſident dankte kurz, und drei kleine Mädchen
überreichten ihm einen Blumenſtrauß und ein Präſent der Stadt
Ludwigshafen. Bedauerlicherweiſe ſetzte gerade, als der Reichs=
präſident
auf den Platz fuhr, ein ſtarker Regen ein, der aber die
Wartenden nicht davon abhielt ihr Oberhaupt zu begrüßen. Nach
der Begrüßung fuhren die Automobile durch die Ludwigs= und
Kaiſer=Wilhelm=Straße zum Rhein, wo der Reichspräſident mit
Gefolge den Dampfer Hindenburg beſtieg. Zahlreiche größere
und kleinere Schiffe begleiteten den Dampfer des Reichspräſiden=
ten
bis Worms.

Hindenburg in Heſſen.

An der heſſiſchen Landesgrenze, richtiger am erſten heſſiſchen
Hafen, wurde der Reichspräſident von der Heſſiſchen Staatsregie=
rung
empfangen, die dem Salondampfer Hindenburg, bis
Worms entgegengefahren war.
Der Empfang in Worms war kurz, aber herzlich. Die
Begeiſterung der Tauſende, die das Schiff des Reichspräſidenten
Stunden um Stunden erwarteten, wurde hier allerdings durch
ſtändige Regenſchauer ſtark gedämpft. Der Rhein war bei Worms
faſt völlig frei von Fahrzeugen. Drüben am jenſeitigen Ufer lag
eine kleiner flaggengeſchmückter ſchwarzer Schlepper, der wohl zu
einem Vergnügungsdampfer ausſtaffiert war, und ein ſehr reizend
geſchmücktes Ruderboot, deſſen Wimpel in allen Farben vor der
grauen Wolkenwand zitterten. Herrn v. Heyls Dampfer Goethe‟
und kurz darauf der ſchneeweiße, flaggengeſchmückte Freiherr vom
Stein fahren vorüber und nehmen weiter unten Paſſagiere auf,
die die Hindenburg nach Mainz geleiten ſollen. Sie machen
drüben feſt und warten.
Hier an der Landeſtelle ſie iſt recht primitiv, aber ſehr
hübſch mit rieſigen grün=weißen Pilonen, unzähligen Fahnen,
Flaggen und Girlanden geſchmückt ſtehen in langer Reihe am
Ufer Krieger= und Soldatenvereine mit Fahnen. Ein Muſikkorps
ſpielt hin und wieder prickelnde Märſche. Neben dem Korps ſteht
eine Gruppe junger friſcher Reichswehrſoldaten in ſchmucker Extra=
uniform
Urlauber, die den Generalfeldmarſchall ſehen wollen
und denen man den bevorzugten Platz liebenswürdig einräumt.
Gegen 4 Uhr treffen in langer Autokolonne die Heſſiſche
Staatsregierung und Behördenvertreter aus der Pfalz und Baden
ein: Staatspräſident Adelung, die Miniſter Kirnberger,
Leuſchner, Korell, Landtagspräſident Delp, der heſſiſche
Geſandte Dr. Nuß und viele andere. Der Wormſer Oberbürger=
meiſter
Dr. Rahn begrüßt die Herren, dann rettet ſich Staats=
präſident
Adelung vor dem Regenſchauer in das Café des
Ruderklubs. (Die große Anzahl der Preſſevertreter aus dem
Reich tut ähnliches.)
Geſchmückt mit Girlanden und Fahnen und Wimpel in allen
Farben ſind auch die dicht beſetzte Badeanſtalt in der Nähe der
Anlegeſtelle und die Fronten der Reſtaurants am Rheinufer, die
ebenfalls von vielen Hunderten beſetzt ſind. Es iſt ziemlich ſcharf
abgeſperrt, die Darmſtädter Schupo unter Hauptmann Jenne=
wein
ſorgt ſchneidig aber loyal für Ordnung, die übrigens nie=
mand
zu ſtören ſucht.
Endlich, mit faſt halbſtündiger Verſpätung, hallen dumpfe
Böllerſchüſſe in den Regenſchauer und künden das Nahen des Hin=
denburg
. Bald darauf taucht der ſtolze Dampfer mit der Flagge
des Reichspräſidenten Reichsadler im gelben Feld am Heck
unter der ſchönen Wormſer Straßenbrücke auf und nähert ſich
ſchnell dem Anlegeſteg. Bald iſt der Reichspräſident von den
Wartenden auf dem Oberdeck des Dampfers erſpäht, und jauchzende
Hurras und Hochs grüßen ihn, der ernſt=freundlich durch Schwen=
ken
ſeiner blauen Mütze dankt. Bald iſt feſtgemacht und die
Herren der Staatsregierung begeben ſich auf den Dampfer. Oben
auf dem Oberdeck empfängt der Reichspräſident ſeine Gäſte, dankt
kurz und herzlich dem Staatspräſidenten Adelung für ſeine
Begrüßung, hält geduldig den Photographen ſtand. Die Muſik
ſpielt das Deutſchlandlied, und während die Menge noch ſingt,
löſen ſich die Haltetaue, und der Hindenburg ſetzt ſich wieder
rauſchend, wellenſchlagend in Bewegung. Hochrufe unterbrechen
den Geſang und grüßen den Reichspräſidenten, der immer wieder
zurückwinkt. Schnell entſchwindet der Hindenburg den Blicken.
Uns Preſſeleuten iſt freundlich geſtattet worden, die Wagen
der Regierung zur Fahrt nach Mainz zu benutzen. In allen Orten
am Rheinufer harrt eine dichte Menſchenmenge, den Reichspräſi=
denten
zu ſehen, zu grüßen. Beſonders in Oppenheim, Nier=
ſtein
, Laubenheim uſw. ſind die Rheinufer weithin dicht
mit Menſchenſpalieren beſtanden. Wo irgend ein Boot, Schiff
vor Anker liegt, wehen bunte Wimpel.

*
am 21. Juli.
Von O8car A. H. Schmitz.
Der allgemeine Glaube geht dahin, geniale Menſchen unter=
ſchieden
ſich von den durchſchnittlichen einfach durch ihre ſtärkere
Begabung. Damit iſt indeſſen nicht das Weſentliche getroffen.
Was einen Menſchen bedeutend (im wörtlichen Sinn, in dem
Goethe das Wort gebrauchte) macht, iſt die unentrinnbare Not=
wendigkeit
, mit der ſich ſein Weſen Ausdruck erzwingt gegen alle
Hemmniſſe der Umgebung und beſonders gegen den Zwang, den
ſich mancher ſchöpferiſche Menſch zunächſt ſelbſt auferlegt, ſo lange
er ſich noch nicht ganz zu ſeiner Weſensnotwendigkeit bekannt
hat und darum, wenn auch meiſt unbewußt, noch ſeiner Um=
gebung
nicht ganz Unrecht gibt, wenn ſie ſeine ungeſtüme, ihr
unbeherrſcht erſcheinende Art anzweifelt. In jedem ſchöpferiſchen
Menſchen ſteckt ein Ungeheuer, vor dem er ſich zunächſt ſelbſt
fürchtet, fürchten muß, und zwar darum, weil er als empiriſcher
Menſch nicht anders iſt, als andere Menſchen, vor allem zur Be=
wältigung
dieſes Ungeheuers und zu ſeiner Erziehung zu wirk=
ſamem
Ausdruck kein ſtärkeres Nervenſyſtem erhalten hat, als
der Durchſchnittsmenſch beſitzt zum Zweck der Anpaſſung an die
Umwelt. In dieſer immer tragiſchen Tatſache, daß mit einem
nicht mehr als durchſchnittlichen Apparat Ueberarbeit geleiſtet
werden muß, liegt der wahre Unterſchied zwiſchen dem bedeuten=
den
und dem Durchſchnittsmenſchen, nicht in der Begabung. Viel=
ſeitige
Begabung ohne ſchöpferiſchen Drang erleichtert ja das
Leben, Schöpfertum aber erſchwert es, und ihm kann ſogar eine
allzu vielſeitige Begabung zum Verhängnis werden.
Dieſe Sätze bilden eine Verallgemeinerung deſſen, was auf
das Phänomen Keyſerling insbeſondere zutrifft. Nur indem wir
ihn als Phänomen betrachten, können wir heute ſchon verſuchen,
ihm gerecht zu werden unter dem Wuſt widerſpruchsvoller Mei=
nungen
, die begreiflicher Weiſe über ihn in Schwange gehen.
In den letzten Jahren vor dem Krieg beſaß Graf Keyſerling
in geiſtigen Kreiſen das, was man einen guten Namen nennt.
Er hatte einige philoſophiſche Bücher geſchrieben, die ſich durch
innere Selbſtändigkeit von aller Schulphiloſophie abhoben. Kein
Profeſſor der Philoſophie, vielmehr ein Philoſoph ſprach da,
der nicht aus Beruf, ſondern aus Bedürfnis Philoſophie trieb,
ein im Lande der Dichter und Denker nicht gerade alltäglicher
Fall. Er gehörte nicht dazu, blieb abſeits und gerade darum
hatte ſein Name einen guten Klang bei denen, welchen Geiſt
etwas immer wieder Heutiges, Fortzeugendes iſt. Dazu kam
ein dem Fachmenſchen ebenſo verhaßter, wie dem geiſtig Leben=

Jubelnde Begeiſterung in Mainz.
Freude und Begeiſterung erreichen ihren Höhepunkt. So viel
Menſchen, wie hier das Rheinufer in tiefen Kolonnen weithin beſetzt
halten, gibt es gar nicht. Die Straßenfluchten ſind ein einziges
wogendes Meer von Fahnen und Flaggen. Girlanden ziehen ſich
vielfach an den Hausfaſſaden entlang oder überſpannen Straßen.
Abzeichen, Fähnchen mit dem Hindenburgbild und vieles andere
findet reißend Abſatz. Kaum iſt es uns möglich nur dank der
Hilfe der Schupo , mit unſerer Autokolonne die Abſperrung zu
durchbrechen, die Tauſende ſtehen wie eine Mauer. Endlich aber
gelingt es, bis zum Anlegeplatz der Köln=Düſſeldorfer Dampfer
vorzudringen. Hier ſteht eine Hundertſchaft Schupo und eine halbe
Hundertſchaft zu Pferde, auch hier muſterhaft und vorbildlich
Ordnungsdienſt vorſtehend. Gerade nimmt Miniſterialrat Dr.
Siegert die Meldung entgegen.
Wundervoll iſt der Blick hier auf den Rhein. Zu beiden Sei=
ten
liegen Dampfer und Boote in dichtem Spalier. Tauſend bunte
Wimpel und Flaggen wehen in der Abendſonne, die die Regen=
wolken
vertrieb und den Blick weit auf den Rheinſtrom frei macht.
Oben kreiſen unaufhörlich Flieger, ebenfalls wimpel=
geſchmückt
, über der Stadt und der Stelle, da Reichspräſident von
Hindenburg ſeinen Fuß auf befreites Mainzer Rheinufer ſetzen
wird. Als ſie das Schiff ſichten, das des Reichspräſidenten Namen
trägt, fliegen ſie ihm entgegen, um ihm die letzte Strecke das
Ehrengeleit zu geben.
*
Noch nie, ſagt ein Mainzer Kollege, auch nicht am Tage der
Befreiung, waren die Straßen der Stadt ſo herrlich geſchmückt wie
heute, da der erſte Beſuch des Reichspräſidenten in der altehrwür=
digen
Moguntia erwartet wird. Die Häuſer ſind faſt verſchwun=
den
unter dem reichen Tannengrün, das in nimmer endenden Gir=
landen
von Fenſter zu Fenſter zieht. Zahlreiche Schaufenſter
zeigen das Bild Hindenburgs inmitten feſtlichen Blumenſchmucks.
Die Schiffe auf der Mainzer Reede haben große Flaggenſkala an=
gelegt
, und eine erwartungsfrohe Menge durchzieht ſchon in den
Mittagsſtunden die Straßen. Der Landungsſteg, an dem das
Schiff des Reichspräſidenten anlegen wird, iſt mit Fahnen und
Girlanden feſtlich ausgeſtattet. Alle Vorbereitungen zeigen, daß
Mainz bei ſeinem hohen Gaſt, dem es in tiefer Dankbarkeit er=
geben
iſt, Ehre einlegen will.
Die nahenden Flieger und bald auch Böllerſchüſſe künden die
Ankunft des Reichspräſidentenſchiffes gegen ½8 Uhr. Noch bei
Sonnenſchein macht das Schiff feſt, und die Zehntauſende laſſen
ihren Hoch= und Willkommgruß dem Reichspräſidenten entgegen=
brauſen
. Unter den zur Begrüßung Erſchienenen ſehen wir um
Oberbürgermeiſter Dr. Külb verſammelt die Herren Biſchof Dr.
Hugo, Generalvikar Mayer, Prälat D. Dr. Diehl, Super=
intendent
Zentgraf, Reichsbahnpräſ ent Lochte, Bürger=
meiſter
Ehrhardt, Handelskammerpräſident Scholz und viele
andere behördliche Vertreter.
Den erſten Gruß aber ſpendet dem Reichspräſidenten in
Geſtalt eines Roſenſtraußes das kleine, vierjährige Söhnchen des
Oberſtleutnants Raith, ein Patenkind Hindenburgs. Mit
Mühe nur kann die Abſperrpolizei durch Hunderte von Photo=
graphen
den Weg frei machen zum Auto. Vorher hält Oberbür=
germeiſter
Dr. Külb eine kurze Begrüßungsanſprache:
Hochzuverehrender Herr Reichspräſident!
Zum erſten Mal ſeit dem Ende des Krieges genießt die
Stadt Mainz die Auszeichnung, den höchſten Hüter der deutſchen
Republik ehrerbietigſt in ihren jüngſt befreiten Mauern begrüßen
zu dürfen. Tief ſind die Gefühle der Verehrung und Dankbarkeit,
die wir unſerem Herrn Reichspräſidenten entgegenbringen und
die wir bekräftigen durch den Ruf: Unſer hochzuverehrender
digen erfreulicher Klaug des dilettante im guten Sinne der
italieniſchen Renaiſſance, des wahren Liebhabers, der eine Sache
du Giuf Aeyfernings So. Geburlslag betreibt, obwohl er es nicht nötig hätte, ſondern eben aus
Liebe. Wer Keyſerling damals kannte, erzählt, er ſei ein etwas
ſchüchterner, meiſt zurückhaltender, wenn auch leicht reizbarer
Jüngling geweſen, jedenfalls noch nichts von dem beſtürzenden
Phänomen, als welches er an ſeinem 50. Geburtstag unter uns
ſteht.
Wer er iſt, erfuhr Keyſerling erſt auf ſeiner Weltreiſe. So=
lange
das nur aus einem Buch ſprach, ließ man es ſich in
Deutſchland gefallen, und ſo wurde das Reiſetagebuch eines

Philoſophen zu einem der größten Bucherfolge nach dem Krieg.
Mit der Gründung einer Schule der Weisheit aber kam die
große Herausforderung. Schule der Weisheit? fragte man,
kann man denn Weisheit in der Schule lernen? Genau ge=
nommen
natürlich nicht, aber dennoch hat es in allen reifen und
beſonders durch Ueberreife gefährdeten Zeiten immer Lehrer der
Weisheit gegeben, die Schüler hatten, nicht nur im Orient, ſon=
dern
auch in Griechenland und Rom, ſowie in neuerer Zeit, ſo=
lange
Philoſophie noch mehr als eine Fakultät, nämlich Welt=
weisheit
war.
Mit Keyſerlings 50jährigem Geburtstag fällt nun der 10jährige
Geburtstag dieſes eigentümlichen Gebildes zuſammen, das Ende

Herr Reichspräſident Generalfeldmarſchall von
Hindenburg lebe hoch!
Weit und laut über freien Rheinſtroms Wellen brauſt dieſes
Hoch, hallt wider am jenſeitigen Ufer und pflanzt ſich fort, unauf=
hörlich
durch die Straßen, die nunmehr das Auto in langſamer
Fahrt paſſiert.
Die Boote und Dampfer auf dem Rhein in ihrer ſtolzen und
bunten Flaggengala ordneten, ſich zum Paradeaufzug, den kurz
darauf der Reichspräſident von der Terraſſe des Großherzoglichen
Schloſſes, in dem er Wohnung nahm, noch ſehen kann.
In der Begleitung des Reichspräſidenten befinden ſich u. a.
noch der bayriſche Miniſterpräſident, der oldenburgiſche Regie=
rungspräſident
in Birkenfeld, der Präſident der Reichsvermögens=
verwaltung
Collatz, der Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete
Freiherr Langwerth von Simmern und Miniſterialdirektor Graf
Adelmann uſw.

Auf der

Rundfahrt durch Mainz

wurde der Reichspräſident von der Bevölkerung begeiſtert be=
grüßt
. Am Deutſchhausplatz und im Hofe des ehemaligen Groß=
herzöglichen
Schloſſes hatten die Haſſia=Verbände Aufſtellung ge=
nommen
. Nach Ankunft des Autos ſchritt der Reichspräſident die
Front der im Hofe aufgeſtellten Altveteranen, etwa 100150
Mann, ab, denen er jedem einzelnen die Hand drückte und ver=
ſchiedene
ins Geſpräch zog. Beim Einritt ins Schloß ging an
Srelle der heſſiſchen Fahne die Reichspräſidentenſtandarde hoch.
Nechdem der Reichspräſident ſich etwas erfriſcht hatte, folgte er
der Einladung zu dem von der Heſſiſchen Regierung gegebenen
Abendeſſen, wobei Staatspräſident Adelung und Oberbürger=
meiſter
Dr. Külb Trinkſprüche ausbrachten.
Nach 22 Uhr rückten die Vereinigten Sänger und Muſiker
Groß=Mainz unter Beteiligung der Abordnungen der Vereine,
Innungen, Korporationen, begleitet von zahlreichen Fackel=
trägern
, an, um dem verehrten Reichspräſidenten ein Ständchen
zu bringen. Großer Jubel herrſcht, als der Reichspräſident auf
dem mit Teppichen und Blumen geſchmückten Balkon erſcheint.
Er ſteht zwiſchen Oberbürgermeiſter Dr. Külb und dem früheren
heſſiſchen Staatspräſidenten Ulrich. Unter Leitung von Kapell=
meiſter
Naumann leiten die Maizer Muſiker das Ständchen
mit dem Hohenfriedberger Marſch ein, worauf die Sänger die
Lieder von Kalliwoda: Sah ein Knab ein Röslein ſtehen und
Das Wandern iſt des Müllers Luſt tonſchön zum Vortrag
brachten. Den Abſchluß des Ständchens bildete der ſchneidige
117er Regimentsmarſch.
Herr Eberhard von der Mainzer Sängerſchar brachte ein
Hoch auf den Reichspräſidenten aus, in das Tauſende begeiſtert
eiuſtimmten. Anſchließend erſcholl machtvoll das Deutſchlandlied.
Reichspräſident von Hindenburg ſagte ſchlicht Herzlichen Dank.
Nach dem Abmarſch der Abordnungen drängte die nach Tauſen=
den
zählende Menge immer wieder vor, und die Hochrufe nahmen
kein Ende. Die Begeiſterung erreichte ihren Höhepunkt, als der
Reichspräſident nochmals erſchien und ſprach: Vielen herzlichen
Dank für die herrliche Stunde, die ich niemals vergeſſen werde‟
Noch lange ſchallen die Hochrufe auf den Reichspräſidenten durch
die Nacht. Niemand, der dieſe Stunde miterlebt hat, wird ſie
je vergeſſen können.
Abſchied von Profeſſor Dr. Dr. Kahl.
* Berlin, 19. Juli. (Priv.=Tel.)
So manche der Reichstagsabgeordneten haben am Freitag die
Stätte ihres Wirkens mit ſchmerzlichen Gefühlen verlaſſen. Viele
von ihnen, die jetzt in die Heimat zurückkehren, werden den Wallot=
bau
nicht mehr ſehen, auch wenn ſie ſich noch ſo eifrig um die
Gunſt der Wähler bemühen ſollten. Begreiflich iſt dieſe Bitternis,
haben doch viele ſich oft bemüht, ehrlich und ohne Intereſſenrück=
ſichten
für das Geſamtwohl zu wirken. Auch der volksparteiliche
Abg. Prof. Dr. Kahl, einer der beſten deutſchen Ju=
riſten
, die jemals dem Reichstag angehört haben,
verließ tief bekümmert die Stätte eines jahrelangen Wirkens. Er
hat die Abſicht, wie er ſeinen politiſchen Freunden zu erkennen
gegeben hat, ſich vom parlamentariſchen Getriebe
für immer zurückzuziehen, nachdem ihm ſein Le=
benswerk
die Strafrechtsreform durch die=
ſen
Reichstag zerſchlagen worden ſei. Kahl war es,
der ſeit unzähligen Jahren immer und immer wieder unermüdlich
an der Reform unſeres Strafrechtes gearbeitet hat, unter deſſen
Vorſitz der Strafausſchuß der verſchiedenen Reichstage wertvolle
Reformen durchgeführt hat. Von Reichstag zu Reichstag wurden
die Früchte der jahrelangen Arbeit ſtets durch Ueberleitungsgeſetze
gerettet. Als Prof. Kahl vor einigen Wochen ange=
ſichts
der ſchon damals drohenden Auflöſung wieder vorſorglich
für ein Ueberleitungsgeſetz eintrat, verſagte
ſich ihm der Reichstag, und ſo muß jetzt der neue
Reichstag, wenner an die Reformdes Strafrechtes
herangehen will, wieder von vorne anfangen.
November ſeine Jubiläumstagung feiern wird. Sieben Jahre
lang haben viele der bedeutendſten Männer unſeres Geiſtes=
lebens
bei den Darmſtädter Tagungen geſprochen. Seit drei
Jahren indeſſen iſt es möglich, dieſe Tagungen aus dem Beſtand
der Mitglieder und Freunde zu beſtreiten, denn hier iſt ein neuer
Geiſt entſtanden, deſſen Keimzelle in Deutſchland liegt, während
ſeine Wirkung ſich allerdings ganz unverhälinismäßig ſtärker im
Ausland fühlbar macht. Um Weisheit in dem alten, heute
verblaßten Sinne, der immer etwas von Lebensflucht und Eigen=
brötelei
mit beinhaltet, handelt es ſich allerdings nicht, weder um
die Weisheit der Bramahnen, noch um den Gleichmut der
Stoiker. Dieſem ſind wir wohl alle ſoll ich ſagen: leider oder Gott
ſei dank fern. Die Weisheit des Darmſtädter Geiſtes liegt
wicht in einem ſtabilen Gleichgewicht der Perſönlichkeit, ſondern
in einer beſonderen Einſtellung zu den Dingen, die wie alles
echte, zwar uralt, aber in der wirklichen Anwendung ſehr neu iſt.
Man könnte an das alte Wort erinnern: Der Buchſtabe tötet,
der Geiſt macht lebendig‟. Daß das vichtig iſt, weiß jeder, und
dennoch haftet alle Welt an den Buchſtaben. In Darmſtadt wird
nun die geiſtige Interpretation des Alphabets des Geſchehens
betrieben. Der Sinn ſchafft den Tatbeſtand iſt vielleicht der
Fundamentalſatz aller Keyſerlingſchen ſchriftlichen und münd=
lichen
Aeußerungen. Darum meint dieſelbe Erſcheinung, etwa
das Heiligenideal oder irgendeine Tugend 1930 etwas anderes
als im 12. Jahrhundert, und Menſchenfreſſerei auf den Südſee=
inſeln
etwas anderes als in Hannover. Vielleicht klingt das
allzu ſelbſtverſtändlich, aber praktiſch will es gelernt ſein, den
Sinn in den Tatbeſtänden zu leſen und ſo ihnen tatſächlich
überlegen zu werden und ſie zu meiſtern.
Erfolgreiche Menſchen gibt es heute viele, aber Keyſerling
gehört zu den wenigen, die wirken, ja Weltwirkung haben, ſo
ſehr man dies auch totzuſchweigen ſucht. Zwei Beiſpiele: Im
Spektrum Europas hat er den europäiſchen Nationen ſo un=
angenehme
Dinge geſagt, wie ſie wohl noch nie gehört worden
ſind. Entrüſtung und Abwehr war die Folge, aber die Wirkung
iſt ungeheuer. Kein denkender Europäer kann es heute mehr
vermeiden, ſich mit dem Bild auseinanderzuſetzen, das Keyſerling
von ſeiner Nation gezeichnet hat, und das Ergebnis iſt überall
dasſelbe: niemand behauptet, daß Keyſerling in allem Recht hat.
Er deckt immer nur einzelne Seiten auf und übertreibt ſie ſtark,
aber es ſind immer gerade die Seiten, die aufzudecken am aller=
notwendigſten
, wenn auch für die Betroffenen am Unangenehm=
ſten
iſt. In der Schweiz war die anfängliche Abwehr beſonders
ärgerlich, dann aber ſetzten ſich ein paar Schweizer von Rang
zuſammen, um zu veraten, ob nicht Keyſerling bis zu einem ge=
wiſſen
Grade recht habe. C. G. Jung gab ſogar in der Neuen
Schweizer Rundſchau offen zu, jeder Schweizer könne Keyſer=
lings
Beiſpiele aus eigenem Erleben vermehren, freilich ſehe

[ ][  ][ ]

Nummer 199

Sonntag, den 20. Juli 1930

Seite 3

Nach der Auflöſung des Reichstages.
Wahlvorbereilungen der Parkeien. Warnung vor Splitkerparkeien. Preußiſches Waffenverbok zur
Ankerdrückung des polikiſchen Rewdykums.

ag!
nent
dtes

Die erften Wahlaufrufe.
Nach der Volksparkei die demokraken.
Berlin, 19. Juli.
Nach dem bereits geſtern von uns veröffentlichten Aufruf
der D. V. P. tritt nun auch die demokratiſche Reichstagsfraktion
mit einem Aufruf hervor, in dem es u. a. heißt: Dem Reichs=
finanzminiſter
Dietrich fehlte in ſeinem unerſchrockenen Ringen
um die Geſundung von Finanzen und Wirtſchaft die parlamen=
tariſche
Mehrheit. Der Reichstag ließ ihn im Stich. Daß eine
Not vorhanden iſt, die nach dem Verſagen des Parlaments dieſe
läußerte Normaßnahme vechtfertigt, iſt unverkennbar. Die ſchwer
bedrohten Finanzen des Reiches, der Länder und Gemeinden,
die Millionen von Arbeitsloſen, der Zuſammenbruch wertvoller
Exiſtenzen, die Verzweiflung wichtigſter Berufsſtände ſprechen
eine deutliche Sprache. Die Regierung handelt im Geiſte demo=
kratiſcher
Verantwortlichkeit, wenn ſie jetzt gegen die verſagenden
Fraktionen an das Volk appelliert. Sie wahrt die Verfaſſung
und die Rechte des Volkes. Ein Parlament, das nicht fähig iſt,
die Sorge für geſunde Finanzen über Parteiintereſſen zu ſtellen,
luntergräbt nicht nur die Grundlage der eigenen Exiſtenz, ſondern
gefährdet Staat und Volk, Kultur und Wirtſchaft. Darüber zu
richten, iſt das deutſche Volk jetzt berufen. Es muß beweiſen,
daß es kein Intereſſentenvolk, ſondern ein Staatsvolk iſt. Es
muß den arbeitsfähigen Reichstag ſchaffen! Der Vorſtand der
Deutſchen
Zenkrumsparkei
und die Zentrumsfraktion des Reichstages richten an die Wähler
und Wählerinnen der Deutſchen Zentrumspartei einen Aufruf,
in dem es u. a. heißt: Der Kampf um das Zuſtandekommen einer
handlungsfähigen Mehrheit im deutſchen Reichstag iſt zu Ende.
In einer Zeit ſchwerer wirtſchaftlicher Kriſen und gefahrdrohen=
der
Unſicherheit hat der Reichstag verſagt. Er verfiel der Auf=
öſung
. Weder die Deutſchnationalen in ihrer Geſamtheit, noch
die Sozialdemokratie vermochten die Enge der Parteiintereſſen zu
ſprengen und Möglichkeiten zu einer parlamentariſchen Mehr=
heitsbildung
zu eröffnen. Beide verbanden mit ihren Angeboten
ſurd Bedingungen Unmögliches. Sie haben mit den extremen
Parteien die Auflöſung bewirkt und Neuwahlen notwendig ge=
macht
. Volkswohl ſteht über Parlamentsform! Die Verord=
lnangen
der Regierung ſind Verordnungen der Notlage. Sie
yeben Land und Volk die notwendige Sicherung. Das deutſche
Volk wird dieſe Handlung verſtehen. Das deutſche Volk in Stadt und
ernd wird die Parteien verſtehen, die in notvoller Zeit ihre
Prlicht getan und nicht vor bitterer Verantwortung zurückge=
prchen
ſind. Mit der Auflöſung des Reichstages iſt der Kampf
in den neuen entbrannt. Dieſer neue Reichstag muß ein an=
Uhrxer ſein. Wähler und Wählerinnen! Die kommenden Wochen
p rden über den neuen Reichstag entſcheiden. Das deutſche Volk
n all' ſeinen Schichten wird den Beweis zu erbringen haben,
ſih es den Willen und die Kraft hat, eine Zuſammenſetzung des
UIn ichstages zu erzwingen, die den Aufgaben der Zeit und den
Zarbedingungen einer geſunden Volks=Fortentwicklung beſſer zu
ienen vermag. Nicht um Parlamentsrecht, ſondern um Parla=
mntspflicht
, nicht um Volksrecht gegen Diktatur, ſondern um
Volkswohl gegen rückſichtsloſe Parteiherrſchaft
ſeht der Kampf. Das deutſche Volk will Ruhe und Sicherheit,
Idnung und Aufbau, Tatkraft und Pflichterfüllung.
Gegen die Kräfkezerſplitkerung.
* Berlin, 19. Juli. (Priv.=Tel.)
Je öfters bei uns gewählt wird, deſto größer wird auch die
Zahl der Parteien, die ſich um die Gunſt der Wählerſchaft be=
verben
. Bei den letzten Gemeindewahlen in Preußen taten ſich
anz unmögliche politiſche Gruppen auf, darunter eine Partei
er Parteiloſen und eine Partei der Nichtwähler. Dieſe Kreiſe
laben dafür geſorgt, daß viele Hunderttauſend Stimmen ver=
oren
gingen. Aber abgeſehen davon bot ja ſchon der letzte
Reichstag, namentlich auf der Rechten, das Bild einer ſtarken
Zerſplitterung. Kehren alle dieſe Parteien im Wahlkampf wie=
ter
, dann wird es dem Wähler ſchon unendlich ſchwer werden,

Feyſerling nicht die verborgenere poſitive Seite der Schweiz, und
un folgt eine meiſterhafte Darſtellung dieſer Werte, die eben
hne die Herausforderung durch das Spektrum Europas nie
jattgefunden hätte. Solche Selbſtbeſinnung iſt die Wirkung, die
teyſerling will und tatſächlich auch erreicht und begrüßt. Das
weite Beiſpiel iſt dies: während ſeiner Vortragsreiſe in Nord=
merika
gingen bei uns allerlei Gerüchte um, wie ſehr er durch
line Art die Amerikaner herausgefordert habe. Die Frucht die=
r
Herausforderung aber war die Aufforderung eines der erſten
merikaniſchen Verleger an Keyſerling, ſeine Ideen über Ame=
ika
in einem Buch für Amerika niederzulegen. Mehr kann ſich
vohl niemand von einer Vortragsreiſe erwarten. Das Buch iſt
ngliſch erſchienen und wird im Herbſt von der deutſchen Ver=
ugsgeſellſchaft
unter dem Titel Der Aufgang einer neuen Welt
rſcheinen.

Der Miniſter für Kultus und Bildungsweſen Dr. e. h.
(delung hat an Grafen Keyſerling folgendes Schreiben ge=
ſchtet
: Anläßlich Ihres 50. Geburtstages gedenke ich mit den
beſten Wünſchen Ihres in geiſtiger Führerſchaft fruchtbaren
gez.: Dr. Adelung.
ſchaffens.
Frovinzen der Weltwirtſchaft und Weltpolitik: Rußland von Prof. Dr.
Hans von Eckardt. Mit 4 farbigen und 12 ſchwarzen Karten.
233 Abb. 568 Seiten. Gr. 82. In Ganzleinen 30. RM. Verlag
Bibliographiſches Inſtitut A.=G., Leipzig.
Eine ſechsbändige Folge Provinzen der Weltwirtſchaft und Welt=
plitik
will uns die Kenntnis der grundlegenden Wirtſchaftsverhält=
iſſe
der Erde vermitteln. Die Gliederung folgt den Lehren der Geo=
plitik
, die in den letzten Jahren ja nahezu Gemeingut geworden iſt.
Der Band Rußland wird beſonderes Intereſſe in Deutſchland
tregen, da dieſes Land ſeit dem Krieg wie ein Rätſel zwiſchen Europa
nd Aſien lagert und die widerſprechendſten Urteile über die herrſchen=
in
Zuſtände verbreitet ſind. Der Perfaſſer, der in Rußland geboren
nd aufgewachſen iſt, zeigt uns, daß auch die letzte Entwicklung aus
dr Geſchichte zu verſtehen iſt. Wir haben uns allzu ſehr daran ge=
höhnt
, das Vorkriegs=Rußland nach den Aeußerungen ſeiner Intelligenz
beurteilen, die aber nur eine dünne Schicht bildet. Die Wechſel=
hirkung
von Idee und Leben, geiſtig geklärtem Wunſchbild und Volk,
ſand in Rußland zum mindeſten bis zum Beginn des 20. Jahr=
ſinderts
unter einem ganz anderen Geſetze wie bei uns und ver=
ſitete
uns zu falſchen Vorſtellungen. Wenn wir die vergangenen
ſhrhunderte ruſſiſcher Geſchichte betrachten, dann finden wir viele
larallelen zu dem, was wir heute von Rußland hören, und ſehen, wie
ſh die Ereigniſſe von 1917 mit Notwendigkeit ſeit langem vorbereiteten
nd auch wiederholen; das Außenhandelsmonopol und der Staats=
ſzialismus
von heute haben ihre Vorgänger ſchon im 16. Jahrhundert
Dder Staatswirtſchaft Jwans IV., der Bürgerkrieg von 191821 und
de ſpätere agrariſche Kollektivwirtſchaft finden ihr Ebenbild in den Auf=
ſinden
Stenka Raſins und der Ukraine im 17. Jahrhundert. Faſt ver=

ſich zu entſcheiden, wenn der vor ihm liegende Stimmzettel am
Tage der Wahl nur die Parteien des alten Reichstages wieder
aufführt. Sache des Bürgertums wird es mun ſein, aufs neue
der Kräftezerſplitterung Einhalt zu tun, und dafür zu ſorgen,
daß dieſe Splitterparteien nicht aufkommen. Graf Weſtarp will
die Neugründungen, die ſich durch die Auflöſung der deutſch=
nationalen
Volkspartei ergeben, zu einer großen Partei zuſam=
menſchweißen
. Wie weit ihm das gelingt, bleibt abzuwarten.
Als Konkurrenzunternehmen taucht ſchon jetzt die Volksnationale
Reichsvereinigung des Jungdeutſchen Ordens auf, die in Sachſen
2 Mandate zu erringen verſtand, und die jetzt auch in den neuen
Reichstag einziehen will.
Arkikel 48 auch in Preußen.
Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit wird das
preußiſche Staatsminiſterium in Uebereinſtimmung mit dem
Ständigen Ausſchuß des Landtages eine Notverordnung über den
Gebrauch von Hieb= und Stichwaffen erlaſſen. Durch die Verord=
nung
wird der Gebrauch und die Führung von Hieb= und Stich=
waffen
ſtark eingeſchränkt. Hieb= und Stichwaffen dürfen nur
diejenigen tragen, deren Beruf ſie dazu zwingt. Die Waffen dür=
fen
auch nur auf den Arbeitswegen getragen werden. Schuß=,
Hieb= und Stichwaffen bei dem Beſuch politiſcher Verſammlungen
zu tragen, iſt ſtrengſtens unterſagt. Die Hintergehung der Ver=
ordnung
wird mit Gefängnisſtrafe von mindeſtens drei Monaten
geahndet. Eine amtliche Mitteilung über die Verordnung wird
noch erſcheinen.
* Die Sozialdemokratie regt ſich nach wie vor darüber auf,
daß die Reichsregierung beim Erlaß ihrer Notverordnungen auf
den Artikel 48 zurückgegriffen hat. Sie behauptet, daß dieſer Ar=
tikel
nur zur Anwendung gelangen darf, wenn die öffentliche
Sicherheit und Ordnung erheblich geſtört und gefährdet wird.
Dabei denkt ſie, oder tut wenigſtens ſo, an Unruhen, während doch
tatſächlich ſchon die Ordnung geſtört wird, wenn die Arbeitsloſen=
verſicherung
nicht in der Lage iſt, an die Erwerbsloſen Unter=
ſtützung
zu zahlen. Durch die neuen Steuern ſoll aber nicht zuletzt
die Verſicherungsanſtalt auf dem Umwege über Reichszuſchüſſe
finanziell wieder zu Kräften kommen. Daß der Artikel 48 unter
dieſen Umſtänden ebenfalls angewendet werden kann, will die
Sozialdemokratie nicht wahr haben. Sie läßt ſich aber auch nur
ſehr ungern daran erinnern, daß die ſozialdemokratiſche Regie=
rung
Otto Braun in Preußen gerade erſt in letzter Zeit wieder
mit Hilfe des preußiſchen Artikels 48, der in der preußiſchen Ver=
faſſung
allerdings als Artikel 55 in die Erſcheinung tritt, Steuer=
notverordnungen
erlaſſen hat. Der Artikel 55 der preußiſchen Ver=
faſſung
beſtimmt, daß das Staatsminiſterium in Uebereinſtimmung
mit dem ſtändiſchen Ausſchuß des preußiſchen Landtages Notver=
ordnungen
mit geſetzlicher Kraft erlaſſen kann, wenn die Aufrecht=
erhaltung
der öffentlichen Sicherheit oder die Beſeitigung eines
ungewöhnlichen Notſtandes es dringend erfordert. Die Notver=
ordnungen
können allerdings nur erlaſſen werden, wenn der
Landtag nicht verſammelt iſt. In Preußen hat man aber wieder=
holt
den Landtag nach Hauſe geſchickt, wenn ſich für Steuergeſetze
Mehrheiten nicht ergaben, und hat dann in Abweſenheit des Par=
laments
die Steuernotverordnungen herausgegeben. An dieſes
Verfahren, das ſich im weſentlichen mit dem Vorgehen des Ka=
binetts
Brüning deckt, hat ja auch in der letzten Reichstagsſitzung
der Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich erinnert. Er hat damit auf
die Sozialdemokraten keinen Eindruck gemacht. Sie haben weiter
über den Artikel 48 gezetert. Keine 24 Stunden nach der Auf=
löſung
des Reichstages hört man aber nun, daß die preußiſche Re=
gierung
für den Wahlkampf eine Notverordnung vorbe=
reitet
, die das Tragen von Hieb= und Stichwaffen
verbietet und unter Strafe ſtellt. Gegen die Ver=
ordnung
, die ſich gegen das politiſche Rowdytum wendet, iſt an ſich
nichts einzuwenden. Aber immerhin verdient die Tatſache Er=
wähnung
, daß dieſe Notverordnung mit Hilfe des preußiſchen
Diktaturartikels in Kraft geſetzt werden ſoll. Unterzeichnet wird
die Notverordnung durch den ſozialdemokratiſchen preußiſchen Mi=
niſterpräſidenten
Otto Braun und durch den preußiſchen ſozial=
demokratiſchen
Innenminiſter Waentig. Da es aber in dieſem
Falle Sozialdemokraten ſind, die mit Ausnahmegeſetzen operieren,
verſteht es ſich von ſelbſt, daß die ſozialdemokratiſche Preſſe auf
die Argumente verzichtet, die ſie nach wie vor gegen die An=
wendung
des Artikels 48 der Reichsverfaſſung durch die bürger=
liche
Regierung Brüning ins Feld führt.

geſſen wird heuta, beſonders in Süddeutſchland, der große Einfluß der
Deutſchritter auf Rußland durch ſeine litauiſchen Beſitzungen und die
hanſectiſchen Handelskontore in Nowgorod im 13. Jahrhundert. Es iſt
uns kaum gegenwärtig, daß die Europäiſierung durch Peter den Großen
nur durch die Gefolgſchaftstreue ſeiner deutſchen Untertatnen möglich
war und ſich auch nach ſeinem Tode halten konnte, der Urgrund, warum
das Deutſchtum in Rußland gerade in den letzten Jahrzehnten vor
dem Kriege dem erwachenden ruſſiſchen Volke beſonders verhaßt war.
Ausführlich werden die Urſprünge der bolſchewiſtiſchen Revolution
am Ende des vorigen Jahrhundert, die Terroriſten, behandelt. Am
eigenartigſten berührt uns dabei die religiöſe Grundlage dieſer Bewe=
gung
. Die ſeelenzermürbende Problematik des Lebens und Sterbens
der ruſſiſchen Terroriſten lag in der freiwilligen Uebernahme eines als
ſchlecht, ſündhaft und unerlaubt erkannten Handels. Die dem Ruſſen
wahrhaft lebendigen Werte: die ſeiner Beziehung zu Gott, dem Guten
und dem Schlechten, wurden Motive politiſcher Kämpfe, um das Volk
von der tatſächlichen Leibeigenſchaft zu befreien. Der endgültige Sieg
des Bolſchewismus 1917 beruhte auf der Zielbewußtheit ſeiner Führung.
der die anderen Parteien keine geſchloſſene Front entgegenſtellen konn=
ten
. Im Gegenſatz zu früher läßt das neue Syſtem in ſeiner Ver=
faſſung
den Nationalitäten der (die USSR. umſchließen deren nahezu
200) weitgehenden Selbſtverwaltung, ohne die einheitliche Leitung durch
die Moskauer Zentrale zu gefährden. Dadurch allein iſt es möglich,
die unendlichen Reichtümer und Möglichkeiten dieſes Landes zu er=
ſchließen
und der Weltwirtſchaft zugänglich zu machen. Die Gemein=
ſamkeit
wird durch die überaus ſtrenge Parteidiſziplin doch immer
wieder gewährleiſtet. Die Schlußkapitel beſchäftigen ſich mit dem Men=
ſchen
im kollektiven Zuſammenleben und dem Proletkult, aus dem der
Verfaſſer Anſätze neuer geiſtiger Kultur zu erkennen glaubt. Unend=
liche
Arbeit, viele vergebliche Verſuche wird es noch koſten, bis das er=
reicht
iſt, was ſich die Revolution zum Ziel geſetzt hat, aber überall ſei
der Fortſchritt zu erkennen, der Wille zum Aufbau zu verſpüren, der
ja dann auch zum Anſchluß an die Weltkultur und Weltwirtſchaft füh=
ren
müſſe. Gerade daran ſind aber wir Deutſche als Nachbarn inter=
eſſiert
, verbunden dem Ruſſiſchen Reich durch zahlreiche Landsleute,
die im Laufe der Jahrhunderte dort eine Heimat gefunden haben.
Im ganzen möchte ich ſagen, daß dieſes Buch eine der wertvoll=
ſten
und erfreulichſten Erſcheinungen dieſes Jahres iſt. Dr. W.
Smarra. Roman von Ludwig Wolff Verlag Ullſtein, Berlin.
Preis: Broſch. 3,50 UM., Leinen 5. RM.
Heimatlos, entwurzelt, von Krieg und Revolution aus ihrer Bahn
geworfen, von heißer Liebe zu ihrem Vaterland erfüllt, irren die Emi=
graten
durch die Welt. Ein ſolches Emigrantenſchickſal hat Ludwig
Wolff in ſeinem neuen Roman Smarra geſchildert, der ſoeben im
Verlag Ullſtein, Berlin, erſchienen iſt. Hart an der Grenze von
Italien lebt, in der Nähe von Nizza Soranzo, der vor dem Faſchismus
fliehen mutzte. Er lebt dort mit ſeiner Frau Cornelia und ſeinem Kinde
Vittorio. Aber, die Ehe iſt zerrüttet, ſie war den Schickfalsſchlägen
der Heimatloſigkeit nicht gewachſen. Haß ſteigt auf zwiſchen den Gat=
ten
, und ein Kampf entbrennt um den Beſitz des Sohnes. In die Leiden=
ſchaftlichkeit
dieſes Streites wird der Reporter eines Berliner Zeitungs=
verlages
verſtrickt. Er muß die Frau lieben und den Mann achten, er
muß wählen zwiſchen der Geliebten und dem Verrat an Seranzo. Eine
tolle Jagd führt ihn von Grenoble über Baſel nach Berlin, nach Nizza
und wiederum nach Berlin, wo ſich ſchließlich ſein Schickſal erfüllt.

* Mik 8 48 zur Auflöſung.
Von
Profeſſor Dr. Max J. Wolff.
Im Anfang war die Tat. Unter dieſem Geſichtspunkt wird
maa es auerkennen, daß die Regierung Brüning den unfrucht=
baren
Debatten im Reichstag und den noch unfruchtbareren Kom=
promißverſuchen
der Parteien ein Ende bereitet und zu dem Not=
ſtandsraragraphen
als letztes Mittel gegriffen hat. Sie hätte
ſich dieſe Maßnahme durch einige, nicht allzu große Zugeſtänd=
niſſe
an die Sozialdemokraten erſparen können. Die Herren
Hermann Müller und Dr. Breitſcheid ſind ja dem Kanzler mehr
als auf halbem Wege entgegengekommen, um zwiſchen ihrer Par=
tei
und denen der Regierung eine Verſtändigung zuſtande zu
bringen. Das Kabinett hat den dafür geforderten Preis nicht
zahlen wollen. Auch dafür wird man ihm die Anerkennung nicht
verſagen.
Es ſoll auch nicht unterſucht werden, ob trotz des verſammel=
ten
Reichstages die verfaſſungsmäßigen Vorausſetzungen für die
Anwendung des § 48 gegeben waren. Es genügt, daß in dieſer
Beziehung kein Widerſpruch laut geworden iſt. Die Menſchen fin=
den
ſich, wie Schiller ſagt, viel leichter mit einem verhaßten
Muß als mit einer unbequemen Wahl ab. Darum iſt es auch
eitel Spiegelfechterei, wenn die Sozialdemokraten mit einer Zu=
rücknahme
der im Verordnungswege eingeführten Steuern dro=
hen
. Sie wiſſen, daß ſie damit etwas praktiſch Unmögliches ver=
langen
. Sie haben ſür dieſen Antrag zwar eine Mehrheit ge=
wonnen
, aber ſie wiſſen auch, daß die einmal ausgeſchriebenen
Steuern, ſelbſt mit Auflöſung des Reichstages, beſtehen bleiben
ſverden. Möglich wäre es, daß die Schankſteuer, die ja einſt=
weilen
nicht eingeführt werden ſoll, ſondern den Kommunen nur
zur Einführung empfohlen wird, wirklich aufgehoben wird. Die
Negierung ſelbſt ſcheint auf ſie keinen großen Wert zu legen und
hat deshalb dieſe Steuer vorſichtiger Weiſe von den anderen
abgetrennt, ſo daß ſie beſeitigt werden kann, ohne daß die ge=
ſamte
Vorlage dasſelbe Schickſal erfährt.
Das deutſche Volk wird alſo zu den bisherigen Milliarden
mit ſofortiger Wirkung einige hundert Millionen neue Steuern
aufzubringen haben. Wenn damit die Finanzmiſere beendet
wäre, ſo ließe ſich nichts dagegen ſagen, und man hätte von je=
dem
Reichstagsabgeordneten, wenigſtens von jedem Abgeord=
neten
bürgerlicher Richtung, fordern müſſen, daß er die Re=
gierung
in dieſem Kampf gegen die chroniſche Finanznot vor=
behaltlos
unterſtützte. Leider bringen uns die neuen Steuern
nicht ſo weit. Nach der eigenen Erklärung der Regierung ſind
ſie nur Lückenbüßer, nur beſtimmt, ein Loch zuzuſtopfen und das
Defizit nicht endgültig, ſondern nur vorübergehend zu beſeitigen.
Daraus ergeben ſich die Bedenken gegen die Anwendung des
§ 48. Wenn man einmal zu einer Notverordnung griff, wenn
man den Reichstag auflöſte, und ſich diktatoriſch über den ganzen
parlamentariſchen Betrieb hinwegſetzte, ſo mußten Ziel und Mit=
tel
auch in richtigem Verhältnis ſtehen. Das Kabinett Brüning
hätte wit dem beſten Recht den außerverfaſſungsmäßigen Weg
betreten, wenn es dem deutſchen Volke ſtatt eines Flickwerkes
eine wirkliche Finanzreform geboten hätte.
Leider konnte es eine ſolche nur verſprechen, und ob es dieſes
Verſprechen im Herbſt wird einlöſen können, das wiſſen noch
nicht einmal die Götter, geſchweige denn die Miniſter, die jetzt
nach einer gewiß anſtrengenden Seſſion in die wohlverdienten
Ferien ziehen. Es iſt auch nicht richtig, daß die jetzt eingeführten
Steuern eine Vorbereitung der kommenden Finanzreform ſind.
Sie ſtehen mit ihr in keinem organiſchen Zuſammenhang, im
Gegenteil, ſie ſind eher geeignet, das in Ausſicht geſtellte größere
Werk dadurch zu erſchweren, daß ſie ein willkürlich zuſammen=
gerafftes
Bündel von Steuern neu einführen oder erhöhen, die
nun nicht mehr der dringend notwendigen Reform nutzbar ge=
macht
werden können.
Wir wiſſen ja alle, vom Reichskanzler bis zum letzten Ge=
werkſchaftsſekretär
, daß die Finanznot des Reiches, der Länder
und der Gemeinden von der Einnahmenſeite überhaupt nicht
mehr ſaniert werden kann. Im Reichsfinanzminiſterium gibt es
viele Schubfächer mit weiteren Steuerplänen, die von findigen
Geheimräten ausgedacht ſind, aber man muß ſich darüber klar
ſein, daß jede neue Abgabe auf Koſten der Beſtehenden geht und
entweder eine von ihnen in ihrem Ertrage mindert, oder völlig
zum Verſiegen bringt. Was für einen Zweck hat es, die Ein=
kommenſteuer
wieder um 5 Prozent zu erhöhen, wenn man weiß,
daß dadurch nicht nur 5, ſondern 10 Prozent, vielleicht ſogar noch
mehr, der im Inland befindlichen Vermögen ins Ausland ver=
drängt
werden? Niemand wird der Kapital= und Steuerflucht
das Wort reden, aber es gibt auch, mag er auch vom Geſetz nicht
anerkannt ſein, einen Notſtand des Steuerzahlers, der ihm die
Umgehung der Steuergeſetze zur Selbſterhaltungspflicht macht.
In Deutſchland ſind wir ſoweit. Eine Steuermoral exiſtiert
nicht mehr, weil der Abgabepflichtige die Forderungen, die an
ihn geſtellt werden, nicht mehr als berechtigt anerkennt, weil er

Tinny Fierz. Komödie der Alltäglichkeit. (Verlag von Walther
Gericke, Wiesbaden und Leipzig.)
Ap. Ein Buch, das in die Seltſamkeiten des Tages und des
Lebens hineinhorcht. Ein Erſtlingswerk einer im Rheinland
lebenden, Schweizer Schriftſtellerin, die das erſte Kind ihrer Muſe
der Oeffentlichkeit übergibt, für Tageszeitungen geſchrieben, wie ſie
ſagt, einiges für ſie ganz allein, ein paar Bruchſtücke aus Romanen,
die nicht wurden. Man fürchtet Unverſtändnis bei den Haufen
amüſiert Gröhlender, man unernimmt einen Ritt in die Wol=
ken
, um in die Wirklichkeit zurückgeſchleudert zu werden. Die
Verfaſſerin beſitzt eine erſtaunliche Schärfe des Sehens in die
Welt der Armſeligkeiten und Sinnloſigkeiten des Alltags. Sie
ſucht die Untergründe des Alltags auf und geſtaltet ſie mit pſycho=
logiſcher
Feinfühligkeit eher zu Tragödien als Komödien. Sie
braucht ſich ihres erſten Buches nicht zu ſchämen, wenn auch bei
dem Verſuch, zu geſtalten, Banales und Unbedeutendes unterläuft.
Man leſe von den 38 Erzählungen die beſten: Boheme‟. Nacht
der Wünſche, Fifi, Anton und Marie‟ Der ſeltſame Gaſt,
um die Begabung der Verfaſſerin und ſprachliche Beherrſchung zu
erkennen, von der man ſich gewiß noch vieles verſprechen dürſte.

v. Naſo, Eckart. Menſchen unter Glas. Roman. (Verlag Scherl.
Berlin.) Geheftet 3,50 Mk., Ganzleinen 5,50 Mk.

Ein Buch, das den ewigen Konflikt zwiſchen alt und jung be=
handelt
und zeigt, daß die junge Generation wohl kraftvoller, aber
nicht glücklicher iſt ſie verſteht es eben nur, mehr. aus dem
Leben zu machen. Der Held des Romans, der Prinz, ſtirbt, weil er
ſein Leben gelebt. die Menſchen unter Glas, die ſich in ihrer
Korrektheit keinem Luftzug ausſetzen, die ihre Dekadence lieben
und pflegen, müſſen weiterleben.

Albert Leo Schlageter. Am 26. Mai 1923 fiel unter den
Kugeln der Franzoſen Oberleutnant d. R. Albert Leo Schlageter
wegen ſeiner Beteiligung am Widerſtand gegen den franzöſiſchen
Ruhreinbruch. Viel Falſches iſt über Schlageters Taten, den
Prozeß und die Erſchießung geſchrieben worden. Im Düſſeldorfer
Neue Brücke=Verlag erſchien nun Albert Leo Schlageter. Ver=
urteilung
und Erſchießung, dargeſtellt von den Augenzeugen
Rechtsanwalt Dr. Sengſtock, Gefängnispfarrer Faßbender und Ge=
fängniskaplan
Roggendorf, die in ſachlicher Weiſe darlegen, daß
Schlageters Handeln diktiert war allein von der Liebe zu Heimat,
Volk und Vaterland. Aus Anlaß der Räumung des beſetzten Ge=
bietes
ſei an dieſe höchſt aktuelle Schrift erinnert.

Sechs Monate Gefängnis. Erinnerungen aus der Franzoſenzeit
von Oberbürgermeiſter Holler=Offenburg. Verlag H. Zuſchneid,
Offenburg i. B. Preis 2,20 Mk.
Der Offenburger Oberbürgermeiſter Holler ſchildert hier ſeine
Erlebniſſe aus dem Jahre 1923/24, den Einmarſch der Franzoſen
in Offenburg, ſeine Verhaftung und Aburteilung vor dem Kriegs=
gericht
. Als ſcharfer Beobachter weiß er die Vertreter der grande
nation wie die Mitgefangenen packend zu zeichnen und die trau=
rigen
Geſchehniſſe lebendig zu geſtalten. In ſeinen Schilderungen
fehlt nie der überlegene Humor der über Bitternis Herr wird.
Das Buch iſt gerade jetzt im Augenblick der Rheinlandräumung
ein intereſſantes Dorument.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Sonntag, den 20. Juli 1930

Nummer 199

ſieht, daß das Geld, das ihm von ſeinem ſauer erarbeiteten Ver=
dienſt
oder von ſeinem mehr und mehr zuſammenſchrumpfenden
Vermögen abgenommen wird, in ſinn= und planloſer Weiſe ſeit
Jahren vergeudet wird. Mit dieſem Syſtem muß gebrochen
werden. Eine Sanierung der Finanzen iſt nur von der Seite
der Ausgaben möglich. Für ein verarmtes Volk gibt es nur
einen Weg, um wieder zu Wohlſtand zu kommen: arbeiten und
ſparen. Die Gewerkſchaften und die ihnen naheſtehenden Finanz=
miniſter
wußten es freilich beſſer. Sie haben verhindert, daß
mehr gearbeitet und weniger ausgegeben wurde. Die Folgen
ſehen wir jetzt. Die Finanzmiſere hat uns die Sozialdemokratie
eingebrockt, ſei es, daß ſie ſelbſt die Ausgaben machte oder ſie
als Konzeſſion von den anderen Parteien erpreßte.
Die Einſicht, daß die Arbeiterſchaft ſich nicht auf Grund der
politiſchen Machtverhältniſſe im Gegenſatz zu der allgemeinen
Verarmung und auf Koſten der übrigen Bevölkerung eine beſſere
Lebenshaltung erzwingen kann, iſt allmählich auch den Gewerk=
ſchaften
aufgegangen, aber ſie ſind noch nicht bereit, die Folgen
aus dieſer Einſicht zu ziehen. Und dieſe Bereitſchaft iſt die Vor=
ausſetzung
für eine Finanzreform, die dieſen Namen überhaupt
verdient. Sie kann ohne die Sozialdemokratie gemacht werden,
aber nicht gegen die Sozialdemokraten. Die Opfer, die ſie von
allen Volkskreiſen verlangt, ſind ſo groß, daß ſie nur gefordert
werden können, wenn alle Kreiſe von ihrer Notwendigkeit über=
zeugt
ſind. Wenn das erreicht iſt, wäre der richtige Moment für
die Ausſchaltung eines widerſtrebenden Parlaments gekommen
und für die Anwendung des § 48. So muß man leider beſorgen,
daß das Kabinett Brüning ſein ſchwerſtes Geſchütz zu früh ab=
gefeuert
und ſein letztes Mittel für eine Steuervorlage veraus=
gabt
hat, die ihm ſelbſt im beſten Fall nicht mehr als einen
Tageserfolg bringen konnte und das deutſche Volk vor einer
weiteren Schröpfung in abſehbarer Zeit nicht bewahrt.
Daß die dringend notwendige Finanzreform weder mit die=
ſem
Reichstag noch mit einem neu gewählten gemacht werden
kann, iſt heute ſchon die allgemeine Ueberzeugung. Um ſo mehr
mußte man ſich hüten, den außerparlamentariſchen Weg zu vor=
zeitig
zu betreten. Das Volk iſt nicht der Verfaſſung wegen, ſon=
dern
die Verfaſſung des Volkes wegen da, immerhin, wenn das
Staatsgrundgeſetz ausgeſchaltet wurde, ſo mußte auch ganze
Arbeit verrichtet werden. Man kann nicht dauernd mit dem
Notſtandsparagraphen regieren. Wenigſtens gehören dazu Män=
ner
von ſtärkerem Wollen als die, die heute an der Spitze des
Reiches ſtehen. Zum Schluß ſind der Kanzler und ſeine Mini=
ſter
zur Anwendung des § 48 und zur Auflöſung des Reichtages
nur durch ihre eigene unklare Haltung gedrängt worden. Sie
wollten ſich wicht auf die Bedingungen der Sozialdemokraten
einlaſſen, aber ſie wollten auch nichr den Anſchluß nach rechts,
der zu einem endgültigen Bruch mit den Linksparteien geführt
hätte. Man benutzte den § 48, um auf einer mittleren Linie
weiter zur wurſteln. Dieſer Plan iſt mißlungen. Das Kabinett
hat zur Auflöſung des Parlaments ſchreiten müſſen. Was
die neuen Wahlen bringen, läßt ſich nicht überſehen, aber es
gehört wohl nicht viel Prophetengabe dazu, um vorauszu=
ſagen
, daß trotz der ihr nicht genehmen Steuern die Sozial=
demokratie
im Herbſt wieder in der Regierng ſitzen wird. Dann
brauchen wir uns um eine weitere Finanzreform keine Sorge
zu machen. Eine neue Aera Hilferdings kann losgehen, bis der
letzte Pfennig aus der Wirtſchaft herausgeholt iſt.
Rückkritt des bayeriſchen Landwirkſchaftsminiſters.
Der bayeriſche Landwirtſchaftsminiſter Dr. Fehr, der ſich am
Tage, an welchem die Fraktion des Bayeriſchen Bauern= und
Mittelſtandsbundes ihren Austritt aus der bayeriſchen Regie=
rungskoalition
erklärte, als Reichstagsabgeordneter in Berlin be=
fand
, iſt heute wieder in München eingetroffen. Nach Rückkehr
des Miniſterpräſidenten aus der Pfalz wird Miniſter Dr. Fehr
ſeinen Rücktritt erklären.

Bom Tage.
Der Reichspräſident hat die Verordnung, durch die die beiden
Notverordnungen wieder außer Kraft geſetzt wurden, mit einem
Schreiben an den Reichskanzler überſandt.
Von den 25 deutſchnationalen Abgeordneten, die mit dem Abg.
Graf Weſtarp für die Regierung ſtimmten, haben 18 gleichzeitig
ihren Austritt aus der deutſchnationalen Fraktion vollzogen. Abg.
Graf Weſtarp iſt auch aus der Deutſchnationalen Volkspartei aus=
getreten
.
Hugenberg hat den deutſchnationalen Partei=
vorſtand
zu Donnerstag, den 24. Juli, und die Par=
teivertretung
zum Freitag, den 25. Juli einberufen.
Der Reichsparteivorſtand des Zentrums iſt für
Dienstag, den 29. Juli, nach Berlin einberufen.
Er wird den offiziellen Wahlaufruf der Zentrumspartei erlaſſen.
Reichskanzler Dr. Brüning, der urſprünglich den
Reichspräſidenten auf ſeiner Reiſe nach Mainz begleiten wollte,
iſt angeſichts der politiſchen Lage in Berlin geblieben.
Die Landtagsfraktion der Nationalſozia=
liſten
in Baden hat beim Staatsgerichtshof in
Leipzig wegen des Verbotes der Werbetätigkeit für Beamte
in der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei gegen
die badiſche Regierung Feſtſtellungsklage er=
hoben
.
Der kürzlich aus Oeſterreich ausgewieſene
Stabschef der Heimwehren. Major Pabſt wird, wie
der Bayeriſche Kurier aus Innsbruck meldet, demnächſt Italien
verlaſſen. Pabſt, der ſich zurzeit in Venedig aufhält, will ſich
nach München begeben, um dort dauernden Wohnſitz zu
nehmen.
Am Samstag früh überflog ein polniſches
Militärflugzeug in 300 Meter Höhe, wie einwandfrei feſt=
geſtellt
worden iſt, die Stadt Marienwerder. Das Flug=
zeug
verſchwand in Richtung Kurzebrack nach Polen. Der Aus=
gangspunkt
konnte nicht ermittelt werden.
Nach einer Meldung des Hufvudſtadsblad iſt der Bür=
germeiſter
von Tammerfors Hakkila von Unbe=
kannten
entführt worden. Hakkila iſt Sozialdemokrat und
war Vizepräſident des letzten finnlandiſchen Reichstages.
Ruſſiſche Muſelmanen haben an den Papſt eine Botſchaft ge=
richtet
, in der ſie die Aufmerkſamkeit der Welt darauf lenken, daß
in Rußland die Muſelmanen denſelben Reli=
gionsverfolgungen
ausgeſetzt ſeien wie die chriſt=
liche
Kirche.
Das engliſche Unterhaus hat am Freitag einen An=
trag
auf die Erhöhung des Arbeitsloſenverſicherungsfonds um
10 Millionen Pfund (200 Millionen Mark) auf 60 Millio=
nen
Pfund (1200 Millionen Mark) angenommen.
Die engliſche Regierung will, wie hier verlautet, den An=
kauf
Grönlands von Dänemark in Erwägung ziehen, um
dort eine Flugzeugbaſis für eine nördliche Flugverbindung nach Kanada
zu errichten.
Die portugieſiſche Regierung hat offiziell bekannt gegeben, daß ſie
einer Verſchwörung gegen das gegenwärtige Re=
gime
in Portugal auf die Spur gekommen iſt. Es ſind
bereits alle notwendigen Schritte ergriffen worden, um die Verſchwörer
in der Armee und im Bürgertum zu verhaften.
Wie aus Nanking gemeldet wird, hat die chineſiſche Regie=
rung
gegen die Lieferung von italieniſchen Bom=
benflugzeugen
an General Jen Proteſt eingelegt. Die
Nankingregierung iſt der Anſicht, daß eine Waffenlieferung von ſeiten
Italiens vollkommen ungeſetzlich ſei und zur Verlängerung des Bürger=
krieges
beitragen würde.
Der japaniſche Feldmarſchall Yaſukata Oku, der
letzte überlebende Heerführer aus dem ruſſiſch=japaniſchen Krieg von
1904/05, iſt im Alter von 84 Jahren geſtorben.

Dus Bohnangssäuprogramm ses keichs
Förderung des Kleinwohnungsbaues. 30 000
neue Wohnungen.
Berlin, 19. Juli.
Das Reichsarbeitsminiſterium hat jetzt Grundſätze für die
Durchführung des zuſätzlichen Wohnungsbauprogramms des
Reiches den Länderregierungen zugeleitet. Dieſes Wohnungsbau=
programm
des Reichs iſt ein Teilausſchnitt aus den Maßnahmen
der Reichsregierung zur Belebung der Wirtſchaft und zur Be=
kämpfung
der Arbeitsloſigkeit. Es verfolgt den Zweck, durch För=
derung
des Kleinwohnungsbaues ſowohl der ganz erheblichen Ar=
beitsloſigkeit
bei den Bauarbeitern und in der Bauſtoffinduſtrie
abzuhelfen, wie auch an Orten mit einem wirtſchaftlich gerecht=
fertigten
Wohnungsbedarf Wohnungen mit Mieten herzuſtellen,
die von den minderbemittelten Schichten getragen werden können.
Zur Durchführung des zuſätzlichen Wohnungsbauprogramms ſtellt
das Reich einen Betrag von 100 Millionen Reichsmark zur Ver=
fügung
, der auf die Länder nach Abzug eines Ausgleichsſtocks von
15 Millionen Reichsmark nach Maßgabe des Wohnungsbedarfs
und der Arbeitsloſigkeit verteilt wird. Aus dieſem Betrage wer=
den
Reichsdarlehen gegeben, die zunächſt mit 1 Prozent verzins=
lich
ſind. Die Geſamtzinsbelaſtung muß ſo ſein, daß angemeſſene,
für die minderbemittelten Schichten tragbare Mieten gewährleiſtet
ſind. Die Mieten für Wohnungen von 32 bis 45 Quadratmeter
dürfen nicht mehr als 20 bis 40 Mark, die bis zu 60 Quadratmeter
nicht mehr als 40 bis 50 Mark monatlich betragen. Es iſt ferner
Vorausſetzung für die Reichsdarlehen, daß durch die Bauvorhaben
der Arbeitsmarkt erheblich entlaſtet wird, und zwar insbeſondere
in denjenigen Gebieten, in denen unter den Bauarbeitern eine
beſonders ſtarke Arbeitsloſigkeit beſteht. Das Reichsarbeits=
miniſterium
wird zuſammen mit den Ländern die Einhaltung der
für das Wohnungsbauprogramm aufgeſtellten Grundſätze genau=
eſtens
überprüfen. Es wird erwartet, daß durch die Maßnahmen
des Reiches zuſätzlich rund 30 000 Wohnungen erſtellt werden
können.
Die Reichsgemeinſchaft junger Volksparkeiler
zur polikiſchen Lage.
Die hieſige Ortsgruppe der R.j.V. hat ſich nach der Auflöſung
des Reichstages in einer Sitzung mit der politiſchen Lage befaßt
und ihre Auffaſſung in einer Entſchließung niedergelegt, in der
es u. a. heißt: Die R.j.V. ſieht ihre Aufgabe darin, das Bürger=
tum
an die Gefahr des Radikalismus zu mahnen und fordert die
bürgerlichen Parteien und Gruppen auf, gemeinſam den Kampf
zu führen. Die Politik des verſtorbenen Miniſters Dr. Streſe=
mann
gegenüber dem Ausland, die ſchließlich mit Hilfe der Be=
harrlichkeit
und Zähigkeit zum Ziel führte, muß auch beſtimmend
ſein für das, was im Vaterland ſelbſt geſchieht. Wir können es
uns nicht leiſten, noch Monate kurzſichtigen Verzweiflungsexperi=
menten
zu opfern. Eine Regierung, die einmal eine wirkliche
Reform des Reiches, der Verwaltung und der Finanzen herbei=
führen
will, braucht einen ſtarken Rückhalt dieſen müſſen ihr
die bürgerlichen Parteien geben, ſie können es aber nur, wenn
ſie einig ſind."

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[ ][  ][ ]

Nummer 199

Sonntag, den 20. Juli 1930

Seite 5

Darmſtadt, den 20 Jull.
200 Jahre Darmſtädter Kunſt Makhildenhöhe.
Die Ausſtellung iſt durch Aufnahme des berühmten, in
Frankfurter Privatbeſitz befindlichen Bildes von Wilhelm Alt=
heim
Vor dem Stall bereichert worden. Eine dadurch notwen=
dig
gewordene Neuordnung der Bilder dient dem Ganzen zu gro=
ßem
Vorteil.
Die drei erſten Verkäufe aus der dritten Abteilung ſtehen
vor dem Abſchluß. Ueber zwei Verkäufe aus der Abteilung I
ſchweben Verhandlungen. Der Beſuch hat zugenommen. Man
hort nur Stimmen größter Anerkennung.
v. H.

Feſtvorſtellung Dakkerich
Zu der aus Anlaß der Einweihung des Niebergalldenkmals
auf der Inſel am Mittwoch, den 23. Juli 1930, abends
7.30 Uhr, im Kleinen Haus des Landestheaters ſtattfindenden
Feſtvorſtellung des Datterich beginnt der Vorverkauf am Mon=
tag
, den 21. Juli 1930, an der Theaterkaſſe (111 Uhr). Eintritts=
preiſe
13 Mk. In Anbetracht des zu erwartenden ſtarken Be=
ſuches
iſt die rechtzeitige Beſchaffung der Eintrittskarten beſon=
ders
zu empfehlen.

Anläßlich der Internationalen Studentiſchen Weltmeiſter=
ſchaften
Darmſtadt 1930 werden aus verkehrspolitiſchen Gründen
vom 1. bis 10. Auguſt 1930 in der Zeit von 1418 Uhr folgende
Straßen geſperrt:
1. die Nieder=Ramſtädterſtraße; für den Durchgangs=
verkehr
von Darmſtadt nach Nieder=Ramſtadt und umgekehrt
(Umleitung durch den Herdweg, Martin=, Wittmann=, Klap=
pacher
= und Goetheſtraße).
2. Die Nieder=Ramſtädterſtraße: von der Ohly= bis
zur Jahnſtraße für alle Fahrzeuge,
3. der Lichtwieſenweg; von der Nieder=Ramſtädterſtraße
bis zum Schnampelweg für alle Fahrzeuge.
4. der Nachtweideweg; von der Nieder=Ramſtädterſtraße bis
zum Lichtwieſenweg für alle Fahrzeuge,
5. der Atzwinkelweg; von der Nieder=Ramſtädterſtraße bis
zum Böllenfalltorweg für alle Fahrzeuge.
6. der Erlenweg.: von der Heinrichs= bis zur Nieder= Ram=
ſtädterſtraße
,
7. der Weg an der Nord= und Oſtſeite des alten
Friedhofs: für Kraftwagen,
8. die Jahnſtraße zwiſchen GeiſenſeeNieder=Ramſtädterſtr.:
für Fahrzeuge aller Art.
Etwa eine Stunde nach Schluß der Veranſtaltungen werden
die vorſtehenden Maßnahmen aufgehoben.

Maßnahmen aus Anlaß der Rheinuferbeleuchkung
mit Feuerwerk in Mainz.
Sonntag, den 2. Juli, verkehren aus obigem Anlaß folgende
Perſonenzüge ſpäter:
P 528 nach Worms ſpäter 10 Minuten, mithin Mainz Hbf. ab 23.21,
Mainz Süd ab 23.25 Uhr. In Bodenheim wartet der Anſchluß=
zug
nach Alzey.
P 1458 nach Alzey über Armsheim ſpäter 20 Minuten, mithin Mainz
Hbf. ab 23.32 Uhr.
P 660 nach Darmſtadt ſpäter 20 Minuten, mithin Mainz Hbf. ab 23.14,
Mainz Süd ab 23.18 Uhr.

* Sieuer= und Wirtſchaftskalender
für die Zeit vom 16. bis 31. Juli 1930.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
20. (21..) Juli: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 1. bis 15. Juli 1930 erfolgten Lohnzahlungen
im Markenverfahren und im Ueberweiſungsver=
fahren
; im letzteren jedoch nur dann, wenn die
in der erſten Hälfte des Kalendermonats einbe=
haltenen
Lohnſteuerbeträge für ſämtliche in einem
Betriebe beſchäftigten Arbeitnehmer den Betrag
von 200 RM. überſtiegen haben. (Keine Schonfriſt.)
25. Juli: 2. (gemeindliches Ziel) der Gemeinde=, Kreis=
und Provinzialumlagen für das Rechnungs=
jahr
1930/31. Schonfriſt bis 5. Auguſt 1930. Die
Steuerbeſcheide werden in dieſen Tagen zugeſtellt.
25. Juli: Zahlung der Müllabfuhr= Straßenreni=
gungs
= und Kanalbenutzungsgebühr, in
der Stadt Darmſtadt laut Gebührenbeſcheid, 2. Ziel für
1930/31. Die Gebührenbeſcheide werden in dieſen Tagen
zugeſtellt.
25. Juli: Zahlung der Filialſteuer in Darmſtadt, 2. Ziel
für 1930/31 laut Steuerbeſcheid. Die Steuerbeſcheide
werden in dieſen Tagen zugeſtellt.
Städtiſche Steuer 1930/31, 1. Ziel.
Das 1. Ziel iſt, nachdem die Beſcheide jetzt zugeſtellt werden,
zuſammen mit dem 2. Ziel (ſiehe vorſtehend) zu zahlen.
Städtiſche Steuern für 1929/30.
Wegen der Steuerbeſcheide über die endgültigen Umlagen für
das Rechnungsjahr 1929/30 wird auf die Bekanntmachung des
Oberbürgermeiſters vom 17. Juli in Nr. 198 des Darmſtädter
Tagblatt vom 19. Juli 1930 verwieſen.
Beiträge zur Handwerkskammer.
Endgültige Mitteilungen können noch nicht gemacht werden.
H. W. Wohmann.
Im Schloßmuſeum ſind für den heutigen Sonntag die Ein=
trittspreiſe
ermäßigt. Die Führung durch das Muſeum mit Be=
ſichtigung
der Jubiläums=Ausſtellung Alt Kelſterbacher Por=
zellan
koſtet für Erwachſene 1 Mark, für Kinder 50 Pfg. Eine
Führung durch das Muſeum oder Beſichtigung der Porzellan= Aus=
ſtellung
koſtet für Erwachſene 50 Pfg., für Kinder 20 Pfg. Das
Muſeum iſt vormittags von 10 bis 1 Uhr und nachmittags von
3 bis 6 Uhr geöffnet. Führungen ſind um 10 Uhr, um 11 und
11,30 Uhr vormittags, ſowie um 3 und 3.30 Uhr nachmittags. An
den Wochentagen ſind um 11 und 11.30 Uhr vormittags und 3 und
3,30 Uhr nachmittags Führungen, während die Ausſtellung Kel=
ſterbacher
Porzellan vormittags von 10 bis 1 Uhr und nachmittags
von 3 bis 6 Uhr geöffnet iſt. Die Madonna von Hans Holbein
d. Jg. kann ſtets geſondert von den Führungen beſichtigt werden.
Orpheum. 25jähriges Bühnenjubiläum Guſtav
Bertrams. Heute Sonntag, den 20. Juli, gelangt als Höhe=
punkt
der Jubiläumswoche der dreiaktige Schwank Unter Ge=
ſchäftsaufſicht
zur Aufführung. Dieſes Stück ſtammt eben=
falls
aus der Feder von Arnold und Bach den Verfaſſern
des Weekend im Paradies Ohne Frage ſind die
Schwänke dieſer beiden Autoren die beſten und luſtigſten und zu=
gleich
erfolgreichſten der letzten Jahre. Worin beſteht das Ge=
heimnis
des Erfolges dieſer Luſtſpiele? Weil die Handlung voll
und ganz der heutigen pleiten Zeit entnommen iſt. Wir ſehen G.
Bertram dieſes Mal als Sparkommiſſar Haſelhuhn, und er iſt
ganz unglaublich komiſch, wie er als Spießbürger nach der Haupt=
ſtadt
kommt und dort in den Verdacht gerät, der Liebhaber einer
vielumworbenen Revue=Schönheit zu ſein. Obendrein bürgen
die Dichter des Wochenendes nicht nur für die Quantität der
Witze und Schnurren, ſondern auch für eine ganz hervorragende
Qualität ihrer luſtigen Einfälle. Bei den mäßig gehalienen
Preiſen wird wiederum mit einem guten Beſuch zu rechnen ſein.
Deswegen iſt es ratſam, den Verkauf zu benutzen (an der Kaſſe
des Orpheums vorm. 111 Uhr und nachm. ab 3 Uhr, Tel. 389).
Siehe heutige Ermäßigungsanzeige.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkran=
kung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt
zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
den 20. Juli 1930, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit:
Dr. med. Sachs, Hügelſtr. 41 Telephon 726: Dr. med. Vidal,
Stiftsſtr. 25. Telephon 1110; Frl. Dr. med. Vaubel, Heinrich=
ſtraße
100, Telephon 1645:

8 Kreisfeſt des A. T. O.B.

6 Der 9. Kreis des Arbeiter=Turn= und Sport=
bundes
, der Heſſen und Heſſen=Naſſau umfaßt, und über 40000 Mit=
glieder
zählt, blickt heute auf ein 35jähriges Beſtehen zurück. Im Rah=
men
des 600jähigen Stadtjubiläums der Stadt Darmſtadt wickelt der
Kreis ſein achtes Feſt, das zweite in Darmſtadt, ab. Die Hauptſtraßen
der Stadt und das Gelände der Feſthalle tragen Fahnenſchmuck. Be=
günſtigt
vom Wetter, fanden die Kämpfe der Sportlerinnen und Sport=
ler
auf der Aſchenbahn, auf dem grünen Raſen, im Waſſer und auf dem
Tennisgrund ſchon am Samstag lebhaften Zuſpruch und reichen Beifall
des zahlreichen Publikums.
Bereits am frühen Samstagmorgen füllten ſich die Kampfplätze, und
die Ausſcheidungen der nahezu 9000 Teilnehmer begannen.
Die Handballer trugen auf zwei Plätzen Ausſcheidungs= und Freund=
ſchaftsſpiele
aus. Die Endſpiele um die Feſtmeiſterſchaft der
Frauen und Männer folgen am Sonntag um 17 Uhr. Die Turner
und Leichtathleten wickelten bereits die Einzel= und Mehrkämpfe ab.
Beim Geräteurnen der Turner und Turnerinnen fanden die Leiſtungen
wiederholt begeiſterten Beifall. Die Maſſenfreiübungen der geſamten
Wettkämpfer beginnen am Sonntag, 15 Uhr. Im Tennis und im
Schwimmen iſt man ebenfalls bereits bis zu den Endkämpfen gekommen.
Feſtmeiſterſchaft im Fußball.
1. Bezirk2. Bezirk 1:1 (0:1) n. Verl.
Das Hauptintereſſe der Zuſchauer widmete ſich dem Kampf der
Auswahlmannſchaften des erſten und zweiten Bezirks um die Feſtmeiſter=
ſchaften
im Fußball. Trotz Verlängerung blieb das Spiel unentſchieden
und wird bei anderer Gelegenheit zur Entſcheidung gebracht werden.
Beide Auswahlmannſchaften waren ſich im Feld= und Stellungs=
ſpiel
ziemlich ebenbürtig. Die Deckung des zweiten Bezirks ſchien etwas
ſicherer und ſchlagfeſter. Auch der 2er=Sturm hatte ein leichtes Ueber=
gewicht
in der Herausarbeitung von Torgelegenheiten. Durch großes
Pech und taktiſches Abſeitsſpiel der gegneriſchen Deckung war es ihm
jedoch nicht möglich, in der regulären Spielzeit das Ergebnis für ſich
zu geſtalten. Der 2er=Torwart gehört zur Sonderklaſſe und erledigte
ſchwerſte und gefährlichſte Bälle mit erſtaunlicher Eleganz. Auch ſein
Gegenüber mußte, insbeſondere in der zweiten Hälfte und in der Ver=
längerung
, ſein Können wiederholt unter Beweis ſtellen. Daß beiderſeits
nur einmal der Ball den Weg ins Tor fand, ſtellt den Deckungsreihen
ein gutes Zeugnis aus. Das Tor der erſten Halbzeit fiel aus präziſer
Kombination des Innenſturms, während das Ausgleichstor des erſten
Bezirk aus dem unhaltbaren Nachſchuß einer abgewehrten Ecke reſultiert.
Ecken 6:7. Der Schiedsrichter, der ſehr korrekt und entſchieden ſeine
Pfeife gebrauchte, hatte bei dem durchweg fairen und ſelten ruhigem
Spiel leichtes Amt.
Nach dieſem Spiele fand in der Feſthalle
der Begrüßungsabend
ſtatt. Unter Profeſſor Dr. Noacks Leitung eröffnete der Volks=
chor
die Feier mit einem Feſtlied, während das Stadtorcheſter
die Ouvertüre zu Dichter und Bauer klangſchön zum Vortrag brachte.
Den Reigen der Feſtanſprachen eröffnete der Vorſitzende des Haupt=
ausſchuſſes
Bauer=Frankfurt a. M., der die zahlreich Erſchienenen
und die Ehrengäſte herzlich willkommen hieß und ebenſo wie nachher
der Bundesvorſitzende Koppiſch=Leipzig die kulturellen Ziele des
Arbeiter=Turn= und Sportbundes im Rahmen der geſamten Bewegung
herausarbeitete.

von der Zentralſtelle für Volksbildung und Jugendpflege
übermittelte die herzlichſten Grüße des Staatspräſidenten und Kultus=
miniſters
Dr. Adelung für das gute Gelingen der Veranſtaltung. Er
erklärte dann u. a.:
Meine Zuſammenarbeit mit den Arbeiterturnern und Sportlern
geht nunmehr der Vollendung des zwölften Jahres entgegen, und ich
darf wohl ſagen, in dieſen zwölf Jahren habe ich mit Freuden feſtſtellen
können, daß die Arbeiterturn= und Sportbewegung alle fortſchrittlichen
Anregungen, die uns die Zeit nach dem Kriege ja reichlich gab, im
beſten Sinne in ſich verarbeitet und zu reſpektabler Höhe entwickelt hat.
Wir wollen nicht vergeſſen, daß die Nachkriegszeit mit ihrem über die
Maßen gewaltigen, man kann wohl ſagen, extremen Anſchwellen der
Sportbewegung gerade für die echte Sportſache und noch mehr für den
echten Sportgeiſt ſehr viele Gefahren mit ſich brachte, Gefahren, die be=
ſonders
in einer übermäßigen Ueberſchätzung der Einzel=
leiſtungen
beſtanden, und denen in Deutſchland viele Vereine, ja
ganze Verbände zeitweilig ſehr ſtark verfallen waren oder noch ver=
fallen
ſind. Gerade in dieſer Beziehung iſt es der Arbeiter=Turn= und
Sportbewegung hoch anzurechnen, daß ſie dieſe Gefahr der Ueberſchätzung
der Einzelleiſtung rechtzeitig erkannt, und daß ſie dieſe Gefahr in ihren
Reihen mit beſtem Erfolg bekämpft hat zugunſten einer Pflege der
Leibesübungen, die ſich die Erfaſſung und Durchbildung
aller zum Ziele geſetzt hat. Die Breitenarbeit in Turnen und
Sport das darf man wohl ruhig ſagen iſt von jeher das Pro=
gramm
der freien Arbeiter=Turn= und Sportbewegung geweſen. Die
Tätigkeit gerade des modernen Arbeiters zieht ſich vielfach im Gleich=
maß
der Stunden und Tage und Wochen hin; ihre vielfach entnervende
Eintönigkeit braucht beſonders weil ſie ſich vorläufig vielleicht nicht
umgehen läßt eine Gegenwirkung, die um ſo ſtärker ſein und die um
ſo wohltuender und erfriſchender wirken wird, als ſie ungebunden iſt
und ſich in einem freien Spiel und Meſſen der Kräfte auswirkt, wie
uns beides, Turnen und Sport, zu geben in der Lage ſind. Es iſt des=

halb ein völlig falſcher Standpunkt, wenn man ſo ſagen hört: Was
brauche ich Turnen und Sport, ich habe in meiner Werkſtatt oder in
der Fabrik genug Leibesübung. Wenn man ſo will, hat auch der
Bauer genug Leibesübung, und dennoch, ſehen Sie ſich die alten Bauern
an, wie ſie durch dieſe ihre ſogenannte Leibesübung vielfach krumm ge=
zogen
ſind. Es iſt nun einmal ſo, ſeien wir Hand= oder Kopfarbeiter,
daß ein geſunder und kräftiger, leiſtungsfähiger Körper unſer beſtes
Vermögen iſt. Wer jung iſt, und wem ein geſunder, kräftiger Körper
ſozuſagen als Mitgift des Lebens zugefallen iſt, der mag ſich darum
noch nicht viel Gedanken machen, aber wer im Reichtum der Geſundheit
und Kraft ſitzt, der, gerade der ſollte vorſorgen, daß er auch in ſpäteren
Jahren, wenn er als Mann und Vater vor größere Aufgaben und vor
Verantwortung geſtellt iſt, auf die Rücklagen zurückgreifen kann, die er
ſich in ſeinen guten Jahren durch vernünftige Pflege der Leibesübun=
gen
geſchaffen hat. Man hat lange genug den Körper unterſchätzt und
ihn gewiſſermaßen in der Arbeit mißbraucht, ohne an eine Wiederauf=
friſchung
der durch die Berufsarbeit verbrauchten Kräfte zu denken;
man hat dem Arbeiter lange genug die freie Zeit vorenthalten, die er
zur Wiederauffriſchung dieſer ſeiner Kräfte nötig gehabt hätte; es hat
ſich darin manches gebeſſert, vieles wird noch zu verbeſſern ſein, aber
eines dürfen wir, dürfen Sie heute ſchon für ſich in Anſpruch nehmen:
die Arbeiterſchaft hat den Kampf um ihr Recht auf den Körper tat=
kräftig
in die Hand genommen, ſie fordert ihr Recht wie jeder andere
auf Sonne und Luft und geſundheitsfördernde Betätigung in ihrer
freien Zeit, und deſſen freue ich mich, ſo oft mich meine Betätigungen
und mein Amt mit ihr und ihren Turn= und Sportbeſtrebungen zu=
ſammenführt
. Ich weiß, daß der Geiſt des Einen für alle und alle
für einen gerade in der Arbeiterſchaft und ihren turneriſchen und
ſportlichen Organiſationen erfreulich lebendig iſt. Daß dieſer Geiſt Ihr
geſamtes Tun auch weiterhin leiten möge, das wünſche ich von ganzem
Herzen. Und wenn Sie nun im Begriffe ſind, Ihr diesjähriges Kreis=
turnfeſt
zu eröffnen, ſo ſeien Sie verſichert, daß meine beſten Wünſche
Ihre Arbeit und Ihr Feſt begleiten.
Oberbürgermeiſter Mueller
nahm hierauf das Wort und erklärte:
Im Namen, der heſſiſchen Landeshauptſtadt heiße ich die
Hunderte und Tauſende von Männern und Frauen herzlich will=
kommen
, die hierher gekommen ſind, um in machtvoller Kund=
gebung
Zeugnis abzulegen von dem hohen Stande der Arbeiter=
Turn= und Sportbewegung. Ganz Darmſtadt horcht auf bei der
rhythmiſchen Muſik des Schrittes der Bataillone, die in muſter=
hafter
Ordnung und Diſziplin, umweht von flatternden Fahnen,
unter den freudigen Zurufen der Menge durch die Straßen ziehen.
Mit großem Intereſſe hat es aus den Preſſeberichten von der
Geſchichte der jungen und ſchon ſo mächtig erſtarkten Bewegung
Kenntnis genommen. Als ich davon las, daß die zur Grundung
der Organiſation einberufene Verſammlung im Jahre 1895 in
dem preußiſchen Frankfurt polizeilich aufgelöſt wurde, kurz darauf
aber in dem heſſiſchen Offenbach ungeſtört zum Erfolg führte,
wurde ich lebhaft an eine Aeußerung erinnert, die ein älterer
badiſcher Staatsdienſtkollege um die Jahrhundertwende einmal
mir gegenüber tat. Wiſſen Sie", ſagte er, wir Süddeutſchen
können deshalb ſo liberal ſein, weil unſer großer Bruder Preu=
ßen
ſo konſervativ iſt. Ob der Liberalismus der ſüddeutſchen
Regierungen wirklich von dieſen Geſichtspunkten ausgegangen iſt,
mag dahingeſtellt bleiben. Ich möchte glauben, daß er ein Aus=
fluß
unſeres ſchon von Natur liberaler gerichteten Volkscharak=
ters
geweſen iſt. Das aber weiß ich, daß die Stimmung und die
Richtung der kommunalen Politik, auch in den preußi=
ſchen
Städten, dank der ſtark ausgeprägten Selbſtverwaltung
von jeher einen ſtarken demokratiſchen Grundzug gehabt hat. Und
ich erinnere mich aus meiner nun auch mehr als 20jährigen kom=
munalen
Tätigkeit nicht, daß unſere Verwaltung irgend einmal
in einen ernſthaften Konflikt mit der erſtarkenden Arbeiterbewe=
gung
geraten wäre. Heute iſt dieſe Bewegung für jedermann
eine Selbſtverſtändlichkeit. Und das Schöne an ihr iſt, daß ſie ſich
nicht auf die materielle Hebung des Arbeiterſtandes beſchränkt,
ſondern mit gleicher Tatkraft die Pflege der idealen Kräfte in
die Hand genommen hat, die Pflege des Geiſtes und des Körpers.
Das Arbeiterbildungsweſen hat heute ſchon eine hohe Stufe
erreicht und ſtrebt mit mächtigen Schritten weiter aufwarts.
Und nicht weniger gilt das von der Sportbewegung. Ihre ge=
ſundheitliche
Bedeutung als Ausgleich gegenüber der kräftever=
zehrenden
Tagesarbeit wird in gleicher Weiſe erkannt und ge=
würdigt
, wie ihr äſthetiſcher Wert. Es iſt eine Freude, die ſtäm=
migen
und geſchmeidigen Körper der Jungen und auch der Aelte=
ren
zu ſehen, und die blitzenden, lebenbejahenden Augen, in denen
ſich das frohe Bewußtſein der Kraft und des tätigen Willens
widerſpiegelt und ausprägt.
Möge dieſes ſchöne Darmſtädter Sportfeſt eine bedeutungs=
volle
Etappe ſein zum weiteren glücklichen Aufſtieg, und möge es
ſich zum dauernden Segen der Arbeiter=Turn= und Sportbewe=
gung
auswirken.
Das iſt mein herzlicher Wunſch an dieſem feſtlichen Abend!
Dann erdröhnte die Feſthalle unter den Klängen eines 50 Mann
ſtarken Trommler= und Pfeiferkorps. In buntem Reigen folgten nun
mit lebhaftem Beifall aufgenommen Jugendtänze des 7. Bezirks,
Turnen am Pferd (Männerbezirksſchule 1, Bezirk), Freiübungen der
Darmſtädter Frauenbezirksſchule, Reckturnen, Uebungen am Sprung=
tiſch
(Männerbezirksſchule 1. Bezirk), ein Turnen der Frauen= Kreis=
riege
am Barren, luſtiges Kaſtenſpringen der Offenbacher Turnjugend
und akrobatiſches Turnen der F. T. Offenbach.
Während der Begrüßungsfeier hatte ſich draußen auf dem Feſt=
gelände
lebhaftes Treiben der Feſtgäſte entwickelt.

Geſellenprüfungen Herbſt 1930. Die Anmeldung findet noch
in kommender Woche ſtatt. Näheres in der Anzeige am Dienstag,
den 22. Juli 1930.
Reichsbahn und Befreiungsfeier. Die Reichsbahn hat aus
Anlaß der Befreiungsfeier in Mainz am 19. und 20. Juli d. J.
Vorbereitungen getroffen, die eine glatte Abwicklung des zu er=
wartenden
ſtarken Verkehrs ſicher ſtellen. Außer Vor= und Nach=
zügen
, die je nach Bedarf abgelaſſen werden, ſind noch Sonderzüge
vorgeſehen, die durch mehrfarbige Aushänge auf den Bahnhöfen
bekannt gemacht werden. Es iſt dringend erwünſcht, daß die Be=
ſucher
der Befreiungsfeier Rückfahrkarten nach Mainz löſen.
Städtiſche Steuern. In dieſen Tagen gehen den Steuer=
pflichtigen
die Steuerbeſcheide über die endgültige Sonder=
gebäudeſteuer
der Stadt Darmſtadt des Kreiſes Darmſtadt und
der Provinz Starkenburg für das Rechnungsjahr 1929 zu. Mit
der Feſtſetzung der endgültigen Steuern, unter Zugrundelegung
der für das Rechnungsjahr 1929 genehmigten Steuerwerte, wird
eine Abrechnung mit den einzelnen Steuerpflichtigen unter Ver=
gleichung
ihrer vorläufigen und ihrer endgültigen Steuerſchuldig=
keit
bezweckt. (Siehe Anzeige in der geſtrigen Nummer.)

BÜCHERSTUBB ALFRED BODENHEIMER
Ausstellungen heute von 111 Uhr geöffnet (11363
Adolf Bode: (Darmstädter Gruppe) Olbilder
Renée Sintenis: Plastiken und Radierungen

Lokale Beranſtalkungen.
Am Mittwoch, den 23. Juli, findet im Fürſtenſaal,
Grafenſtraße 18, eine Verſammlung bezüglich eines Zuſchneide=
kurſus
im Auguſt ſtatt. Den Kurſus leitet die altangeſehene Zu=
ſchneide
=Lehranſtalt des Erſten Frankfurter Zuſchneider=Vereins
e. V., Frankfurt am Main, Zeil 63. Wir verweiſen unſere Leſer=
ſchaft
auf das Inſerat in der heutigen Nummer.
Orangeriehaus heute Sonntag, abends 8 Uhr, Konzert,
bei ungünſtiger Witterung im großen Saal. Eintritt frei. (Siehe
Inſerat.)
Im Hotel Prinz Heinrich findet heute Sonntag
abend Konzert mit Tanz ſtatt.
Im Wiener Kronenbräukeller konzertiert heute
abend Herr Obermuſikmeiſter Matthias Weber mit ſeinen ehe=
maligen
Militär=Muſikern bei freiem Eintritt. (Siehe Anzeige.)
Im Datterich, Kiesſtraße 27, finden heute wiederum
große Konzerte, ausgeführt von der beliebten großen Datterich=
Kapelle, ſtatt. Die Konzerte finden bei jeder Witterung bei
freiem Eintritt ſtatt.

* Die Wormſer Unrnhen. 5. Verhandlungskag.
Aw. Die Berufung der im Wormſer Unruhen=Prozeß verur=
teilten
dreizehn Angeklagten vor der Großen Strafkammer zieht
ſich zu einer Länge hin, die die Dauer des Prozeſſes in erſter In=
ſtanz
erheblich übertrifft. Die Zahl der Zeugen einſchließlich der
von der Verteidigung namhaft gemachten und vom Gericht zu=
gelaſſenen
, beläuft ſich ſchon auf über 70 deren Verhör noch ge=
raume
Zeit in Anſpruch nehmen wird. Es ſind aber die nächſten
Tage eigens für die Zeugenvernehmung vorgeſehen.
Am Samstag, dem fünften Verhandlungstag, kamen fünf
Zeugen zur Vernehmung, über deren Vereidigung der Vertreter
der Staatsanwaltſchaft und der Verteidiger eine lebhafte Aus=
einanderſetzung
führten. Der Staatsanwalt ſprach gegen die Ver=
eidigung
, der Verteidiger dafür. Die Zeugen" gaben ſich als
Kommuniſten zu erkennen und ſind teils am 10. Januar bei dem
Demonſtrationszug geweſen, teils am 13. Januar auf dem Markt=
platz
. Sie wollen von einer Erregung der Menge nichts gemerkt
haben. Die Polizei ſei ſofort auf dem Marktplatz ausgeſchwärmt,
und Oskar Müller habe die Menge lediglich zum Stehenbleiben
aufgefordert, damit ſie ſeinen Ausführungen zuhören konnten.
Von Rufen Müllers: Nieder mit der Polizei! will keiner
etwas gehört haben. Das Gericht beſchließt nach ziemlich langer
Beratung, die Zeugen Orth, Höffgen, Scherf und Uhl zu
vereidigen. Der Zeuge Bierbrauer wird nicht vereidigt, da
er verdächtig iſt, an dem Widerſtand der Menge gegen die Poli=
zei
teilgenommen zu haben.
Die Vernehmung eines Sekretärs der Wormſer Polizei führte
zu Auseinanderſetzungen über die Herſtellung der Polizeiakten.
Die Angeklagten Haas und Habermehl ſchildern, wie das Demon=
ſtrationsverbot
des Polizeidirektors Klapproth auf der Schreib=
maſchine
ohne Durchſchlag hergeſtellt wurde, ſodaß, wenn das Ver=
bot
ordnungsgemäß zugeſtellt worden wäre, jeder Beleg in den
Akten über das Verbot gefehlt hätte. Der Verteidiger erklärt es
für merkwürdig, daß der Beamte Fingerle das Manuſkript des
Demonſtrationsverbotes drei Wochen nach der Abfaſſung aus
ſeiner Brieftaſche ziehen konnte.
Dann vertagt der Vorſitzende die Verhandlung auf Montag,
vormittag 9 Uhr.

Tageskalender für Sonntag, den 20. Juli 1930.
Orpheum 20 Uhr: Unter Geſchäftsaufſicht. Konzerte:
Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz, Sportplatz=Reſtaurant,
Herrngartenkaffee, Hotel zur Poſt, Bockshaut, Reichshof, Kaffee
Jöſt. Oberwaldhaus, Hotel Prinz Heinrich, Zum Datterich,
Waldſchlößchen. Rummelbräu 16 und 20 Uhr: Konzert.
Wiener Kronenbräukeller, 20 Uhr: Volkstüm=
liches
Konzert. Ludwigshöhe 16 Uhr: Konzert.
Orangeriehaus, 20 Uhr: Konzert. Feſthallen=
gelände
; Kreisturnfeſt. Kinovorſtellungen:
Union=Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele,

[ ][  ][ ]

Seite 6

Sonntag, den 20. Juli 1930

Nummer 199

Aus Heſſen.

J. Griesheim, 19. Juli. Zu der am Sonntag, 27. Juli d. J., ſtatt=
findenden
Beigeordnetenwahl iſt der hieſige Ort wieder in drei Abſtim=
mungsbezirke
eingeteilt. Der Abſtimmungsbezirk 1 umfaßt die Buch=
ſtaben
A bis G mit dem Abſtimmungslokal im Rathaus, der Abſtim=
mungsbezirk
2 die Buchſtaben H bis M mit dem Abſtimmungsbezirk im
zweiten Schulhaus, der Abſtimmungsbezirk 3 die Buchſtaben N bis Z
mit dem Abſtimmungsbezirk im vierten Schulhaus. Gewählt wird von
8 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags. Wähler, die durch körperliche
Gebrechen behindert ſind, ihre Stimmzettel eigenhändig auszufüllen
oder in den Umſchlag zu legen und dieſen abzugeben, dürfen ſich dabei
der Hilfe einer von ihnen ſelbſt beſtimmten Vertrauensperſon bedienen.
Die hieſige Turnerſchaft beteiligt ſich am Sonntag an dem vom
Mittelrheinkreis der Deutſchen Turnerſchaft aus Anlaß der Rheinland=
befreiung
veranſtalteten Staffellauf, der für den Main=Rhein=Gau von
Heppenheim a. d. B. über PfungſtadtGriesheim nach Oppenheim führt,
um dort in eine der fünf großen Staffeln einzumünden. Etwa um
19,30 Uhr werden die Läufer durch unſeren Ort kommen.
Cp. Pfungſtadt, 19. Juli. Zuchtviehmarkt und Ge=
werbe
=Ausſtellung. Der diesjährige Pfungſtädter Zuchtvieh=
markt
findet am Samstag, den 23. Auguſt, ſtat. Der Ortsgewerbe=
verein
(Handwerkervereinigung) hat beſchloſſen, auch in dieſem Jahre
anläßlich des Markttages eine Gewerbeſchau abzuhalten, deren Offen=
haltung
ſich auf die Zeit vom 22. bis 25. Auguſt erſtrecken ſoll. Die
Gewerbeſchau ſoll wie im vergangenen Jahre in den ſehr geeigneten
Räumen der Gandenbergerſchen Fabrik in der Mainſtraße (in nächſter
Nähe des Viehmarktgeländes) untergebracht werden. Zur Beſchickung
der Ausſtellung ſind ſämtliche Mitglieder des Ortsgewerbevereins und
der Handwerkervereinigung zugelaſſen. Anmeldungen haben bis zum
1. Auguſt zu erfolgen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 18. Juli. Gemeinderatsbericht.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt der Bürgermeiſter Kenntnis
von der am 17. d. M. ſtattgefundenen landespolizeilichen Abnahme der
beabſichtigten Strecke für die elektriſche Straßenbahn. Die Tatſache,
daß hierorts der Bierpreis zum Teil genau ſo hoch iſt wie in Gemein=
den
, wo die Bierſteuer bereits eingeführt iſt, und in anbetracht deſſen,
daß die ſozialen Laſten der Gemeinde immer höher werden, wurde die
Einführung der Gemeindebierſteuer angeregt. Grundſätzlich iſt der
Gemeinderat für die Einführung. Die Finanzkommiſſion wird beauf=
tragt
, eine diesbezügliche Ortsſatzung auszuarbeiten. Das Miniſte=
rium
des Innern macht die Genehmigung der Bauvorhaben des Georg
Schuchmann auf Gelände außerhalb des Ortsbauplans davon abhängig,
daß das in Frage kommende Baugebiet in den Ortsbauplan mit ein=
bezogen
wird. Dieſes Anſinnen lehnt der Gemeinderat ab. Einem
Geſuch des Paul Schiller um Gewährung eines weiteren verbilligten
Baudarlehens zum Ausbau ſeines Dachgeſchoſſes für Wohnungszwecke
wird ſtattgegeben unter der Vorausſetzung, daß der benötigte Betrag
aus den Sondermitteln des Staates gewährt werden kann. Ueber
die Waſſerleitungserweiterungsanlage erſtattet der Bürgermeiſter ein=
gehenden
Bericht. Die Anlage iſt bis auf das Pumpwerk fertiggeſtellt.
Es iſt damit zu rechnen, daß die Verſorgung aus dem neuen Werk in
den erſten Wochen erfolgen kann. Das Schreiben der Bürgermeiſterei
Traiſa über die Waſſerpreisfeſtſetzung für das aus dem Traiſaer Werk
entnommene Waſſer wird zur Kenntnis genommen. Die Offerten
über das Verlegen von Fußboden in den Sälen 6 und 8 des Schul=
hauſes
wurden geöffnet. Der Zuſchlag wird den Schreinermeiſtern
Bayer und Heppenheimer erteilt. Lehrer Ott ſucht darum nach, ihn
von der Errichtung einer Einfriedigungsmauer an ſeinem Bauplatz in
der Stiftsſtraße zu befreien und ihm anſtatt deſſen zu genehmigen,
eine Drahteinfriedigung zu erſtellen. Dem Geſuch wird ſtattgegeben
unter der Bedingung, daß dieſe Einfriedigung auf eine 50 Zentimeter
hohe Betonmauer zu ſtehen kommt. Die Anſchaffung eines Kupfer=
keſſels
für die Gemeindewohnungen im Hauſe Fahrſtraße 5 wird be=
ſchloſſen
. Hinſichtlich der Verfaſſungsfeier wird die Verwaltung er=
mächtigt
, die Vorbereitungen im Einvernehmen mit den Vereinsvor=
ſtänden
zu treffen. Den Schluß der Sitzung bildeten Wohlfahrts=
angelegenheiten
.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 18. Juli. Heute nachmittag zwiſchen 1 und
2 Uhr wurden die Einwohner durch Feueralarm mobil gemacht. Im
Dachgeſchoß des Hauſes Ober=Ramſtädter Straße 9, Beſitzer E. Böttcher,
brach auf bis jetzt noch unerklärliche Weiſe Feuer aus, das gar bald
die Flammen über das Dach hinausjagte. Die Feuerwehr war raſch
zur Stelle und bekämpfte das Feuer mit aller Energie. Es gelang, den
Brand bereits nach kurzer Zeit auf ſeinen Herd zu beſchränken und ſo
das Haus vor größerem Brandſchaden zu bewahren. Außer dem An=
brennen
des Dachgebälks und einigem Waſſerſchaden ſind weitere Nach=
teile
nicht entſtanden.
G. Ober=Ramſtadt, 19. Juli. Goldene Hochzeit. Zwei Ehe=
paare
konnten hier in dieſem Monat das ſeltene Feſt der Goldenen
Hochzeit begehen, und zwar am 10. Juli die Eheleute Juſtus Karl
Walter, Steinrehweg, und am 18. Juli die Eheleute Jakob Kehr 2.,
Ammerbachſtraße 17. Beide Jubelpaare erfreuen ſich noch guter Ge=
ſundheit
und geiſtiger Friſche.
G. Ober=Ramſtadt, 19. Juli. Rheinfahrt. Im Rahmen ihres
diesjährigen Wanderplanes unternimmt die Ortsgruppe Ober=Ramſtadt
des Odenwaldklubs am 10. Auguſt d. J. eine größere Rheinfahrt nach
Koblenz. Um genügend Zeit zu gewinnen, beginnt die Schiffahrt um
7.15 Uhr in Aßmannshauſen. Die Ankunft in Koblenz iſt gegen 10.15
Uhr. Dort iſt ein über 7ſtündiger Aufenthalt vorgeſehen, der den Teil=
nehmern
eine eingehende Beſichtigung von Koblenz und ſeiner Umgebung
ermöglicht. Die Rückfahrt von Koblenz mit der Bahn ſoll 18,21 Uhr
und die Ankunft 21,/44 Uhr erfolgen. Zu zahlreicher Beteiligung lädt
die Ortsgruppe ihre Mitglieder und Freunde jetzt ſchon ein.
T. Wembach=Hahn, 19. Juli. Zum Gemeinderechner für die Ge=
meinde
Wembach=Hahn wurde kürzlich der Landwirt Georg Bert 7 ver=
pflichtet
. Ebenſo wurde als Feldgeſchworener der vorgenannten Ge=
meinde
Landwirt Philipp Karl Lautelme verpflichtet.
T. Schaafheim, 19. Juli. Die hieſige Sängervereinigung erwarb ſich
anläßlich ihrer Beteiligung an dem am letzten Sonntag in Langgöns bei
Gießen ſtattgefundenen Geſangswettſtreit verſchiedene Preiſe. Sie erhielt
bei ſtarker Konkurrenz in der erſten Landklaſſe den zweiten Klaſſenpreis,
den Klaſſenehrenpreis, den höchſten Ehrenpreis und den Dirigentenpreis.
Dieſe Auszeichnungen beweiſen, daß der Verein und ſein bewährter
Dirigent, Herr H. Oppermann=Klein=Auheim, inbezug auf die Pflege
des deutſchen Sanges eine beachtenswerte Stelle einnehmen.
I. Dreieichenhain, 19. Juli. Kommunale Angelegen=
heiten
. Der diesjährige Obſterntetermin wird auf den 29. September
feſtgeſetzt. In der Angelegenheit der Mehrforderung der Firma
J. Großelfinger u. Co. beſchließt der Gemeinderat, die Angelegenheit
dem Kulturbauamt Darmſtadt zurückzugeben, um ſeine Meinung und
Stellungnahme der Gemeinde gegenüber zu äußern. Die Beſichtigung
des Gruppenwaſſerwerks durch den Gemeinderat wird auf den 27. Juli
feſtgeſetzt. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von der Einladung des
Turnvereins Dreieichenhain zu ſeinem 50jährigen Jubiläum und be=
ſchließt
, ſich an dem Feſt zu beteiligen. Für die Reinigung des Bahn=
grabens
genehmigt der Gemeinderat einen einmaligen Betrag von
100 RM., zahlbar bis zum Monat Oktober. Die Verpachtung der
Gemeinde=Feldgüter wird der Landwirtſchaftskommiſſion zur Prüfung
überwieſen. Das Geſuch des Adolf Wilhelm Wenzel um Genehmi=
gung
des Kanalanſchluſſes wird unter der Bedingung genehmigt, daß,
ehe der Kanal zugeworfen wird, dieſes auf der Bürgermeiſterei gemeldet
werden muß, damit dieſer eingeſehen werden kann. Die zu berechnende
Anſchlußgebühr von ſeiten der Gemeinde wird noch feſtgeſetzt.
M. Groß=Bieberau, 19. Juli. Landwirtſchaftliches. Ueber
8 Tage ſchon iſt der Roggen= und Gerſtenſchnitt zum größten Teil be=
endet
. Auf den Feldern ſtehen die Fruchthaufen und können durch das
anhaltende Regenwetter nicht eingebracht werden. Es iſt dies eine bange
Wartezeit für die landwirtſchaftliche Bevölkerung, die ja ſo ſehr ab=
hängig
iſt von dem Segen des Himmels. Durch die raſche Reife ſind
die Körner zudem klein geblieben. Die noch ſtehenden Getreidefelder
ſehen infolge der ſchweren Regengüſſe aus, als ſeien ſie gewalzt. Die
Maſchinen müſſen deshalb zum Schneiden ausfallen und ſelbſt ein ſchönes
Erntewetter kann nicht ergiebig ausgenützt werden.
Ax. Neuſtadt mit Burg Breuberg, 19. Juli. Der Turnverein 1913
(D. T.) lud am 17. Juli ſeine Mitglieder zu einer kleinen Abſchieds=
feier
zu Ehren der Familie Poſtmeiſter Peter in das Gaſthaus Zur
Krone ein, die gut beſucht war. Nach herzlicher Begrüßung des erſten
Sprechers, des Berichterſtatters, wurde die Feier mit Turners Feſt=
geſang
eingeleitet. Den muſikaliſchen Teil hatte in liebenswürdiger
Weiſe Turnbruder Wilhelm Knöll übernommen. Dazwiſchen richtete der
erſte Vorſitzende herzliche Worte des Dankes für treue Mitarbeit an die
ſcheidende Familie und wünſchte ihr für ihren ferneren Lebensabend alles
Gute im neuen Wirkungsorte Reinheim. Gleichzeitig gedachte er der
großen vaterländiſchen Aufgabe der D.T., insbeſondere der am 20. Juli
ſtattfindenden Hindenburgſtaffel anläßlich der großen Befreiungsfeier in
Wiesbaden. Nachdem noch manche frohen Turner= und Volkslieder ge=
fungen
, noch manche frohe Weiſen zum Tänzchen erklungen waren,
dankte Herr Poſtmeiſter Peter mit treffenden Worten für die kleine
Veranſtaltung mit dem Gelöbnis, auch in Zukunft die guten Beziehun=
gen
zu Neuſtadt aufrecht erhalten zu wollen. In ſpäter Abendſtunde
trennte man ſich in dem Bewußtſein, einen ſchönen Abend verlebt zu
haben.

Zur Erinnerung
an die Befreiung des deutſchen Rheins.

Die Befreiungstaſſe der Berliner Staatlichen Porzellanmanufaktur,
die zur Feier der Befreiung der Pfalz und der Rheinlande
herausgebracht wurde.

Ay. König i Odw. (Stahlbad), 19. Juli. Aus dem Gemeinde=
rat
. Der Kurkommiſſion werden für Kurzwecke weitere 700 Mark
überwieſen. Die Scheune bei der Lehrerwohnung in der Frankfurter
Straße erhält auf der Weſt= und Oſtſeite einen neuen Verputz. Der
Jungfliegergruppe des Heſſenflieger Vereins für Luftfahrt e. V. ( Orts=
gruppe
König) wird auf Antrag die Genehmigung erteilt, die Gemar=
kung
König zu befliegen, ebenſo wird die Abhaltung einer Motorflug=
veranſtaltung
genehmigt. Eventuell entſtehende Flurſchäden übernimmt
die Gemeinde König. Die entſtandenen Feldgeſchworenenkoſten bei der
Vermeſſung des Beamtenwohnhauſes werden auf die Gemeindekaſſe
übernommen. Gemäß Artikel 186 und 187 der Landgemeindeordnung
wird der Erlaß einer Ortsſatzung über die Erhebung einer Kanalgebühr
beſchloſſen, wobei unter Aufhebung früherer derartiger Beſchlüſſe die
Gebühr bis auf weiteres wie folgt berechnet wird: a) bei Hofreiten je
15 Pfg. von 100 Mark Brandverſicherungswert ſowie 75 Prozent der
jährlichen Abgabe an Waſſergeld; b) bei unbebauten Grundſtücken, die
an das Kanalnetz angeſchloſſen ſind, werden die Sätze nach beſonderer
Vereinbarung feſtgeſetzt. Die Ortsſatzung liegt ab Montag, den 21. Juli,
bis einſchließlich Samstag, den 26. Juli, zu jedermanns Einſicht auf
dem Rathaus offen, wobei mündlich zu Protokoll oder ſchriftliche Ein=
ſprüche
erhoben werden können.
Cd. Michelſtadt, 19. Juli. Gemeinderatsſitzung. Die
geſtrige Gemeinderatsſitzung wurde von Bürgermeiſter Neff um 6 Uhr
eröffnet. Punkt 1 betraf die Ortsſatzung über die Erhebung einer Ge=
meindebierſteuer
. Grundſätzlich iſt der Gemeinderat mit Ausnahme des
Kommuniſten für die Erhebung dieſer Steuer. Bei der Beratung über
den Waldwirtſchaftsplan für 1930 wurde derſelbe, wie vorgeſchlagen,
einſtimmig genehmigt. Der Holzhieb beträgt dann alſo wie in den Vor=
jahren
3000 Feſtmeter. Der nächſte Punkt: Voranſchlag für das Rech=
nungsjahr
1930, ergab eine längere Debatte. Die einzelnen Poſitionen
wurden durch den Bürgermeiſter verleſen. Bei der Verleſung des Kapi=
tels
Straßenreinigung wurde durch Gemeinderat Rein für die bürger=
liche
Fraktion der Antrag geſtellt, die hierfür eingeſetzte Summe als
Vergütung für die zurzeit durch Flechſenhaar ausgeführte Straßen=
einigung
im Betrage von 2080 RM. zu ſtreichen und dieſe Arbeit durch
ausgeſteuerte Erwerbsloſe vornehmen zu laſſen. Von ſeiten des Bür=
germeiſters
und der Linken wurde der Einwand gemacht, daß dieſes
dann noch teurer kommen würde. Nach langem Hin und Her machte
Gemeinderat Marquardt den Vermittlungsvorſchlag, die Summe auf
1500 RM. herabzuſetzen. Dieſer Antrag wurde dann mit 9 gegen 8
Stimmen angenommen. Eine längere Auseinanderſetzung gab es dann
auch noch einmal bei Kapitel 22, Allgemeine Verwaltung, über die dort
vorzunehmenden Sparmaßnahmen. Bei dem Punkt: Faſelhaltung,
machte der Bürgermeiſter die Mitteilung, daß die Stadtverwaltung nach
dem Beiſpiel anderer Gemeinden, demnächſt an die Wieſenbeſitzer heran=
treten
werde, zwecks Verpachtung der Winterſchafweide im Ganzen durch
die Stadt. Die dadurch erzielte Einnahme könne dann zur Herab=
ſetzung
des Deckgeldes verwendet werden und käme alſo wieder den
Landwirten zugute. Der Geſamtvoranſchlag ſchloß mit einer Geſamt=
einnahme
von 225 980,15 RM. und einer Ausgabe von 405 388,66 RM.
ab, ſo daß alſo noch ein Betrag von zirka 179 000 RM. durch Steuern
und Umlagen aufgebracht werden muß. Nach den in einer der letzten
Gemeinderatsſitzungen beſchloſſenen Ausſchlagsſätzen, für die Erhebung
der Gemeindeſteuern 1929 würde ſich eine Einnahme von 145 357,77 er=
geben
, ſo daß noch ein Fehlbetrag von zirka 30000 verbleiben würde.
Auch der Erweiterungsbau der Stadtſchule wurde unter die Lupe ge=
nommen
und erklärte Gemeinderat Rein am Schluſſe ſeiner Rede im
Namen der bürgerlichen Fraktion, daß dieſe dem Voranſchlag, wie er
vorgelegt wurde, die Zuſtimmung verſagen würde und beantragte Ver=
tagung
dieſes Punktes zur nochmaligen Beratung in einer nichtöffent=
lichen
Sitzung. An der ſich hieran anſchließenden ſehr lebhaften Aus=
einanderſetzung
beteiligten ſich Bürgermeiſter Neff und die Gemeinde=
räte
Marquardt, Schaab, Eckſtein, Heinz, Kopp, Mohr, Weber. Schöll.
Gemeinderat Marquardt gab dann im Namen der bürgerlichen Fraktion
die Erklärung ab, daß ſie dem Voranſchlag mit Ausnahme der Kapitel
22 (Allgemeine Verwaltung), 42 (Ruhegehälter und Penſionen), 61 ( Ge=
meindeumlagen
), zuſtimmen würden. Hierauf erfolgte die Abſtimmung
über Genehmigung oder Ablehnung des Geſamtvoranſchlages, die fol=
gendes
Ergebnis hatte. Der Geſamtvoranſchlag wurde mit 9 gegen 8
Stimmen angenommen. Dagegen ſtimmten die 6 bürgerlichen Gemeinde=
räte
, der kommuniſtiſche Vertreter und Beigeordneter Nord. Unter
Verſchiedenes lag ein Antrag der Kommuniſtiſchen Partei vor, den Er=
werbsloſen
gegen Vorzeigen ihres Ausweiſes an allen Tagen freien Ein=
tritt
ins Stadion zu gewähren, was vom Gemeinderat genehmigt wurde.
Ein weiterer Antrag, daß auch die Gemeinderatsmitglieder beim Beſuch
des Stadions Eintrittsgeld zu entrichten haben, verfiel der Ablehnung.
Verſchiedene kleinere Angelegenheiten wurden noch erledigt.
Cd. Michelſtadt, 19. Juli. Rückſichtsloſer Autofahrer.
Am Donnerstag nachmittag wurde in der Frankfurterſtraße vor der
Autowerkſtätte Auguſt Meher ein Motorradfahrer, der dort tankte, von
einem daherkommenden Auto angefahren und gegen die Wand des
Hauſes geſchleudert. Der Verletzte mußte per Auto zum Arzt trans=
portiert
werden, während der Autofahrer ſich eiligſt aus dem Staube
machte. Glücklicherweiſe gelang es in der Braunſtraße, die Nummer
dieſes Autos feſtzuſtellen, es ſtammt aus Frankfurt, ſo daß auch der
Führer leicht ermittelt werden kann. Poſtaliſches. Die ſeitlich
der Landſtraße Michelſtadt-Zell gelegene Gemeinde Aſſelbrunn iſt nun
auch an das Fernſprechnetz angeſchloſſen. Die öffentliche Fernſprech=
ſtelle
befindet ſich im Hauſe des Beigeordneten Geiſt und iſt unter Num=
mer
544. Amt Michelſtadt, zu erreichen.
b. Erbach i. O., 19. Juli. Tag der Landwirtſchaft. Wie
immer, ſo werden auch in dieſem Jahre die landwirtſchaftlichen reitſport=
lichen
Veranſtaltungen für den Tag der Landwirtſchaft am Montag,
den 21. Juli, ſehr gut beſchickt. Es werden am Nachmittag die ver=
ſchiedenſten
Arten des Reitſportes gezeigt werden. Da ſich dieſer Tag
ſtets größerer Beliebtheit in der Bevölkerung des ganzen hinteren Oden=
walds
erfreut, iſt mit Beſtimmtheit anzunehmen, daß ſich die Freunde
des ländlichen Reitſportes wieder vollzählig einfinden.
d. Rimbach 18. Juli. Augsburger Konfeſſion. Anläß=
lich
der letzten Zuſammenkunft des hieſigen evangeliſchen Frauenvereins
berichtete der Ortsgeiſtliche ausführlich über die große Tagung, die vor
kurzem zur Erinnerung an die Uebergabe der Konfeſſion im Jahre 1530
in Augsburg ſtattfand. Herr Pfarrer Anthes nahm als Vertreter des
evangeliſchen Preſſe=Verbandes von Heſſen an der bedeutungsvollen
Tagung teil. Er entwarf in großen Zügen ein Bild der Feſttage, aus=
gehend
von der groß angelegten Abendfeier vor Sankt Ulrich, bei der
1000 Bläſer des baheriſchen Poſaunenchorverbandes mitwirkten, erzählte
er von dem gewaltigen evangeliſchen Volkstag am Sonntag, als deſſen
Höhepunkt der große hiſtoriſche Feſtzug mit anſchließender evangeliſcher
Kundgebung der nach Zehntauſenden zählenden Maſſe angeſehen wor=
den
darf. Allerlei kleinere Erlebniſſe und Beobachtungen des Erzäh=
lers
, unter anderem eine Schilderung von Luthers Totenmaske und ſei=
nen
Händen, die im Rahmen der Reformationsausſtellung in den fürſt=
lichen
Zimmern des Rathauſes ausgeſtellt waren, gaben dem Abend ein
beſonderes Gepräge. Hohes Alter. Geſtern feierte der Makler
Georg Bickel 2., hier, in körperlicher und geiſtiger Rüſtigkeit ſeinen
92. Geburtstag. Herr Bickel iſt der älteſte Einwohner unſerer Gemeinde.

Die neue Jugendherberge in Reichenbach.
=O= Eine Jugendherberge beſteht in Reichenbach ſchon ſeit drei Jah=
ren
. Sie beſtand aus einem einzelnen Raum in der Beutelſchule, in
welchem 10 Betten aufgeſtellt waren. Aber Reichenbach mit ſeiner herr=
lichen
Umgebung, insbeſondere der Felsberg mit ſeinen Felſenmeeren
und den Werkſtätten der römiſchen Steinmetzen, die vor nahezu 200
Jahren ihre Kunſt hier betätigten, übten eine ſolche Anziehungskraft
auf die Odenwaldwanderer aus, daß ſich die alte Jugendherberge ſchon
im erſten Jahre als zu klein erwies. Der Vorſitzende, Herr Bürger=
weiſter
Mink, und der Geſchäftsführer, Herr Lehrer Schlörb, waren
deshalb unermüdlich in ihrem Plane, eine neue und größere Jugend=
herberge
zu ſchaffen. Größtes Entgegenkommen fanden beide bei der
Gemeindeverwaltung, die ſich zum Bau einer Jugendherberge alsbald
entſchloß. An der Stelle einer der Gemeinde gehörigen Scheuer, in der
ſeither die Feuerlöſchgeräte aufbewahrt waren, wurde im Frühjahr
die Jugendherberge errichtet. Das Gebäude iſt Eigentum der Gemeinde.
Das Baukapital wird aus den Einnahmen (Uebernachten pro Perſon
30 Pfg.) verzinſt und getilgt. Und nun die Jugendherberge ſelbſt:
Wenn wir unſere Schritte vom Marktplatz gegen den Felsberg zu len=
ken
, ſo erblicken wir gleich rechts einen Neubau, der mit ſeinem hellen
Verputz und den blumengeſchmückten Fenſtern auf den Beſchauer einen
überaus freundlichen Eindruck macht. Die weithin leuchtende Inſchrift
an der Giebelwand ſagt uns, daß wir die neue Jugendherberge vor uns
haben. Wir betreten den ſauberen Hof und ſehen nun, daß das Unter=
geſchoß
in vorbildlicher Weiſe für die Unterbringung der Feuerlöſch=
geräte
ausgebaut iſt. Eine überdachte Außentreppe führt uns in die
eigentliche Jugendherberge. Wir gelangen zunächſt in den ſogenannten
Aufenthaltsraum, der durch ſeine lichten Farben das Auge des Beſuchers
erfreut. Hier iſt alles aufs zweckmäßigſte eingerichtet. Zwei Münzgas=
meſſer
verſehen die beiden zweiflammigen Gasherde, eine Stiftung der
Alkoda=Herdfabrik Darmſtadt, mit Brennſtoff. Die ausreichend vor=
handenen
Kochgeräte und Geſchirre können in einem modernen Spülſtein
mit fließendem Waſſer gereinigt werden. Vom Aufenthaltsraum aus
betreten wir die beiden Schlafräume. Der eine iſt in grün, der andere
in gelb gehalten. Die weißen Betten ſind mit Zugfedermatratzen ver=
ſehen
und in jedem Schlafraum iſt Waſchgelegenheit mit fließendem Waſ=
ſer
. Alle Räume ſind mit bunten Vorhängen und einer zweckmäßigen
Deckenbeleuchtung verſehen. Vom Aufenthaltsraum führt eine Treppe in
den Oberſtock des Hauſes, der als großer Schlafraum eingerichtet iſt.
Alles in allem bietet die neue Jugendherberge Raum und bequeme
Schlafgelegenheit für 60 Wanderer. Wir verabſchieden uns von unſe=
rem
Führer, dem neuen Herbergsvater, Herrn Kichbaum, der wegen ſei=
ner
Ordnungsliebe und Freundlichkeit bei allen zünftigen Wanderern
ſchon weithin bekannt und geehrt iſt. Wie uns der Geſchäftsführer,
Herr Schlörb, mitteilt, eignet ſich die Jugendherberge nicht nur als
Standquartier für Ausflüge in den Odenwald und die Berg=
ſtraße
, ſondern auch als Schul=Landheim dürfte ſie bald in Be=
nutzung
kommen, um ſo mehr, als Reichenbach der Jugend alles bieten
kann: Reine Gebirgsluft, herrliche Wälder und Badegelegenheit in dem
idhlliſch inmitten grüner Wieſen gelegenen Schwimmbad. Die neue
Jugendherberge dürfte unter den heſſiſchen Jugendherbergen mit an
erſter Stelle ſtehen. Sie bildet ein Schmuckſtück der Gemeinde und wird
mit dazu beitragen, daß der Name des aufſtrebenden Luftkurortes wer=
bend
hinausgetragen wird in alle deutſchen Gaue! Die offizielle Ein=
weihung
mußte wegen anderer Veranſtaltungen bis zum September
verſchoben werden.
Bg. Unter=Moſſau, 19. Juli. Vergaſerbrand. Beim Starten
am Elternhaus entſtand dem Adam Ihrig auf ungeklärte Weiſe ein
Vergaſerbrand. Im Nu ſtand ſein funkelnagelneues Triumphmotorrad
in Flammen. Nur dem beherzten Zugreifen einiger mutiger Männer
iſt es zu danken, daß der Brand erſtickt werden konnte.
Bn. Hirſchhorn, 19. Juli. Ein Bein abgedrückt. In einem
Fabrikbetrieb im benachbarten Eberbach a. Neckar wurde dem verheira=
teten
Arbeiter, Herrn Ferdinand Dewald aus Eberbach, durch einen
elektriſchen Karren ein Bein abgedrückt. Der Bedauernswerte wurde in
die Orthopädiſche Klinik nach Schlierbach bei Heidelberg verbracht.
Ein Motorraddiebſtahl. Dem Arbeiter Reiſig aus dem be=
nachbarten
Eiterbach wurde in der Nacht zum Donnerstag das auf
ſeinem Hofe ſtehende Motorrad entwendet, das nachher ungefähr einein=
halb
Kilometer entfernt auf der Straße gegen Siedelsbrunn aufgefun=
den
wurde. Der Anſauger war zerbrochen, und der Dieb konnte nicht
weiterfahren. Außerdem mußte er am Tatort ein vermutlich geſtohle=
nes
Damenfahrrad zurücklaſſen.
x. Alsbach a. d. B., 19. Juli. Anläßlich der internationalen Hochſchul=
meiſterſchaften
werden in Darmſtadt ca. 68000 in= und ausländiſc
Studenten auf den Plan treten, und es iſt Darmſtadt nicht möglich,
alle Studenten und Gäſte dortſelbſt für die Zeit vom 1.10. Auguſt
unterzubringen. Es wurde deshalb an die Bewohner der an der Bahn
gelegenen Ortſchaften die Bitte gerichtet, Quartiere auf den Bürger=
meiſtereien
anzumelden. Hier ſind bis jetzt 60 Quartiere bereitgeſtellt, ſo
daß alſo 60 Perſonen untergebracht werden können. Die nach bier kom=
menden
Studenten ſind ſicher ſehr gut aufgehoben, denn unſer Luftkur=
ort
mit ſeinen ſoliden Gaſtſtätten genießt weit und breit einen ſehr
guten Ruf, und man hofft, daß auch die wahrſcheinlich ausländiſchen
Studenten denſelben weit über die Grenzen tragen werden.
Cc. Seeheim, 19. Juli. Gemeinderatsbericht. 1. Die An=
ſtreicherarbeiten
am Waſſerwerk werden dem Weißbindermeiſter Kamm=
ler
, als dem Wenigſtfordernden, übertragen. 2. Die Ausgeſteuerten ſol=
len
in der niedrigſten Klaſſe gegen Krankheit verſichert werden. 3. Der
Antrag des Gemeinderechners auf Beurlaubung aus geſundheitlichen
Gründen und um Ernennung eines Stellvertreters, wird bis zur Ein=
reichung
eines amtsärztlichen Zeugniſſes zurückgeſtellt. 4. Einem Woh=
nungsgeſuche
gegenüber beharrt der Gemeinderat auf ſeinem früheren
Beſchluſſe, es abzulehnen. 5. Bezüglich der Abfindung des Müllers Sch.
bzgl. des Waſſerverzichts an der Pfaffenbornquelle nimmt der Gemeinde=
rat
Kenntnis von dem Gutachten der Müllerinnung. 6. Der Antrag des
Schwimmbadbeſitzers Rekowſky, im Stettbacher Tal Straßenbeleuchtung
anzubringen, wird abgelehnt. 7. Man beſchließt den Beitritt zur Ver=
einigung
zur Bekämpfung der Schnakenplage (Sitz Mannheim). 8. Dem
Geſuche der Anlieger der Margaretenſtraße um Verbreiterung dieſer
Straße kann nicht entſprochen werden. 9. Die Uebernahme der Be=
ſoldung
des neuen Glöckners vom 1. April d. J. ab wird mit 8 gegen
6 Stimmen angenommen. 10. Die Gemeinde übernimmt in einem Falle
die Bürgſchaft für ein verbilligtes Baudarlehen bei der Bezirksſparkaſſe
Zwingenberg. In einem anderen Falle räumt die Gemeinde der Heſſ.
Landesbank in Darmſtadt das Vorkaufsrecht ein. Einem Ortsbürger
wird die Hilfsbedürftigkeit zuerkannt. Endlich werden einige Rechnun=
gen
genehmigt.
W. Heppenheim a. b. B., 19. Juli. Autounfall. Am Reb=
muttergarten
, zwiſchen Heppenheim und Bensheim, fuhr ein in Rich=
tung
Heidelberg fahrendes Auto gegen einen Baum. Die Inſaſſen wur=
den
aus dem Wagen geſchleudert und erlitten ſchwere Verletzungen.
Bautätigkeit im Kreiſe Heppenheim. Im Kreiſe Hep=
penheim
war im Jahre 1929 die Bautätigkeit trotz der ſchwierigen
wirtſchaftlichen Lage verhältnismäßig rege. Der durchſchnittliche Rein=
zugang
übertraf ſogar den Durchſchnitt der letzten vier Jahre. In den
Jahren 1924 bis 1928 kam im Durchſchnitt im Kreiſe Heppenheim ein
Reinzugang von 5,5 Wohnungen auf tauſend Einwohner, im Jahre 1929
beträgt die Vergleichszahl 6.9. In der Stadt Heppenheim wurden im
Jahre 1929 46 Neubauten errichtet. Dabei handelt es ſich durchſchnitt=
lich
um Kleinhäuſer mit 12 Wohngeſchoſſen und höchſtens vier Woh=
nungen
. Dadurch war ein Reinzugang von 106 Wohnungen zu ver=
zeichnen
. Durch Umbauten wurden zwei Wohnungen gewonnen.
x. Von der Bergſtraße, 19. Jult. Der in letzter Zeit andauernde
Regen läßt den Landwirt in ſeinen Erntearbeiten nur ſehr lang=
ſam
vorankommen. Viel Getreide ſteht geſchnitten auf mächtigen Hau=
fen
und muß vom Bauern geradezu nach vielem Wenden heimgeſtohlen
werden. Durch die Frühreife ſind die Körner, hauptſächlich bei der
Gerſte, nich beſonders guter Qualität, ſehr ſpitz und leicht, ſo daß nur
ſehr wenig als Braugerſte Abſatz finden dürfte Auch das Korn läßt
ſehr zu wünſchen übrig und driſcht nicht beſonders gut. Hält das
regneriſche Wetter noch längere Zeit an, ſo wird bald das Getreide auf
dem Haufen und auf dem Halm wachſen, ſodaß man von einer Mißernte
ſprechen müßte. Dagegen kam der Regen den Hackfrüchten ſehr zu
ſtatten. Die Frühkartoffeln ſtehen alle ſehr gut und liefern ſehr dicke
Knollen, und auch die Spätkartoffeln ſchreiten in ihrer Entwicklung gut
fort. Der Preis für Frühkartoffeln iſt denn auch in letzter Zeit ganz
rapide geſunken und beträgt jetzt im Zentner 4,50 bis 5,00 Mk. Den
Hauptertrag, für den Landwirt werden aber wohl dieſes Jahr die
Zuckerrübenäcker liefern. Die Rüben ſtehen prächtig in den Reihen und
nehmen täglich an Dicke zu. Hoffen wir, daß es dem Landwirt doch
noch gelingt, die Ernte gut unter Dach und Fach zu bringen und er den
wohlverdienten Lohn für ſeine mühſeligen Arbeiten einheimſen kann.
Von Tag zu Tag nehmen die Zwangsverſteigerungen
immer mehr zu. Meiſt ſind die Betroffenen mit Steuern und ſonſtigen
Zahlungen an den Fiskus ſchon längere Zeit im Rückſtand und können
infolge der ſchlechten wirtſchaftlichen Lage ihren Verpflichtungen nicht
mehr nachkommen. Selten geht ein ſolches aufgeſtecktes Anweſen zum
regulären Preis ab, und viele können wegen Schandgeboten nicht
geſchlagen werden.

[ ][  ][ ]

Rummer 199
Bm. Hofheim (Nied), 18. Juli. Die Spar= und Darlehens=
kaſſe
e. G. m. b. H. hielt ihre ordentliche Hauptverſammlung ab.
Der ſtellvertretende Präſident, Herr Hch. Schader, eröffnete mit der üb=
lichen
Begrüßung die Verſammlung, worauf man den verſtorbenen lang=
jährigen
Rechner, Herrn Kaſpar Müller, in der gewohnten Weiſe ehrte.
Herr Direktor Eberts erſtattete den Geſchäftsbericht des verfloſſenen
Jahres. Der Jahresbericht wurde ohne Einwand genehmigt. Herr
Rechner Spazier erſtattete den Kaſſenbericht, der von den Verbands=
reviſoren
eingehend erläutert wurde. Weiter berichtete Herr Fendt über
die vom Vorſtand bei der Landesbank unternommenen Schritte zwecks
DAblöſung verſchiedener Mitglieder. Die Genehmigung der Bilanz, ſowie
die Entlaſtung des Vorſtandes und Aufſichtsrates erfolgte ohne Ein=
ſpruch
. Der Reingewinn der Kaſſe beträgt 1355,61 Mark. Vorſtand
und Aufſichtsrat wurden einſtimmig wiedergewählt. Für das ausge=
ſchiedene
Aufſichtsratsmitglied Ph. Strack wurde Herr Stofflet ge=
wählt
. Nach Schluß der Verſammlung wurde durch Herrn Fendt mit
einer herzlichen Anſprache dem greiſen Kaſſendirektor Eberts ein vom
Verband gewidmetes Ehrendiplom für ſeine aufopfernde langjährige
Tätigkeit zum Beſten der Kaſſe, überreicht.
z. Bürſtadt (Ried), 19. Juli. Im Rhein ertrunken iſt vor=
geſtern
abend gegen 7 Uhr der 22 Jahre alte Johann Pabſt von hier
Der junge Mann, beſchäftigt bei Zellſtoff=Fabrik Mannheim=Waldhof,
war mit einigen Arbeitskollegen, worunter ſich auch ſein Vater befand,
mit dem Verladen von Holz beſchäftigt. Beim Auffiſchen von ins Waſſer
gefallenen Stücken ſcheint er das Uebergewicht bekommen zu haben und
ſin den Rhein gefallen zu ſein, wobei er den Tod fand. Erſt ſpäter ent=
deckte
man den leeren Kahn ſowie den Hut des Verunglückten. Gegen
11 Uhr konnte dann erſt die Leiche geländet werden, wobei auch eine
Kopfwunde feſtgeſtellt wurde.
Ca. Lorſch, 18. Juli. Beerdigung. Unter ſehr zahlreicher Be=
teiligung
wurde geſtern in Darmſtadt auf dem Waldfriedhofe die am
Sonntag in Reichelsheim verſtorbene Ehefrau des Gendarmerie= Haupt=
wachtmeiſters
Georg Illert dahier zur letzten Ruhe beſtattet. Feld=
diebſtähle
. Kaum ſind die erſten Feldfrüchte gereift, und ſchon hört
man allenthalben von Felddiebſtählen. Beſonders ſind es Bohnen, Gur=
ſien
und ſogar ſchon Kartoffeln, die willige Abnehmer finden. Große
Not mag ja manchen dazu verleiten, aber Geſetz und Moral fordert ihre
Beſtrafung. Die Feldpolizei iſt ſtreng angewieſen, Feldfrevler zur An=
ſeige
zu bringen.
A-t. Goddelau, 19. Juli. Autounfall. Ein Auto, das auf
er Rückfahrt vom Induſtriegebiet nach Stuttgart war, kam vorgeſtern
on Wolfskehlen her und fuhr mit koloſſaler Geſchwindigkeit einem Laſt=
uto
mit Anhänger entgegen, nachdem es zuvor gerade ein Perſonen=
ſuto
überholt hatte. Der Führer des Wagens, Helfrich, der ſeine Frau
aund ſeinen Schwager bei ſich hatte, bremſte im letzten Augenblick ſo ſtark,
laß ſich der Opelwagen zweimal überſchlug. Der Schwager trug, wie
dr. Barth von hier feſtſtellte, ſchwere Kopf= und Fußverletzungen davon,
bährend die beiden anderen glücklicher davon kamen. Sämtliche drei
Verletzten wurden alsbald mit dem Auto ins Darmſtädter Krankenhaus
erbracht. Getreideernte. Infolge der gewaltigen Hitze war
mn diefem Sommer die Gerſte ſo früh reif, daß ſie ſchon in den erſten
Fulitagen geſchnitten wurde. Wer Arbeitskräfte genug zur Verfügung
ſatte, konnte ſie noch vor der einſetzenden Regenperiode binden und
ſeimbringen. Schlimmer ſind die kleinen Bauern und Arbeiterfamilien
aran, deren Frucht ſtets ſolange auf dem Acker ſitzen bleibt, bis ſie an
ſer Dreſchmaſchine gedroſchen werden kann. Die Gerſte iſt in den Haufen
ereits ausgewachſen. Für die Kartoffeln und Rüben iſt wohl der
urchweichende Regen nach langer Trockenheit ſehr nötig und gut.
antounfall. An der ſchon oftmals erwähnten gefährlichen Rat=
ſausecke
wurde geſtern ein Schulkind von dem vorüberfahrenden Om=
il
us Goddelau-Crumſtadt mit dem Kotflügel gefaßt und beiſeite ge=
ſcheudert
, ohne ernſte Verletzungen davonzutragen. Turnver=
in
. In dieſem Jahre hatte der hieſige Turnverein bei den ſtattge=
ſin
denen Feſten ſchon recht ſchöne Erfolge. Sowohl beim Kindertreffen,
die beim Frauenturnen und Gaufeſt durften viele Teilnehmer erſte
Breiſe erringen. Beſonders zu erwähnen iſt Turnerin Elſe Horſt, die
ſein Gaufrauenturnen in Sprendlingen den erſten Preis, und beim
bauzſtromſchwimmen am letzten Sonntag in Gernsheim beim 2500=
Niter=Schwimmen wiederum den erſten Preis errang. Auch im Vor=
ſihre
hatte ſie erſte Siege errungen und war mit der Hindenburg=
aSette
ausgezeichnet worden. Wir wünſchen der jungen Sportlerin
etere Erfolge.

Sonntag, den 20. Juli 1930

Seite 7

Pogelleben im Felde.

Unſere immer mehr fortſchreitende Kultur führt auch im Felde
einen unerbittlichen Kleinkrieg gegen die dort lebenden Vögel. So
werden durch die tiefer gehenden Erntemaſchinen auch noch die Neſter
zerſtört, die früher der Senſe eben noch entgangen ſind. Der Lärm
der Motore erſchreckt die Vögel, ſie werden aufgeſcheucht und verlaſſen
oft während der Brut die Neſter. Selbſt die ſonſt ſo ſegensreichen
Feldbereinigungen werden unſeren gefiederten Sängern im Felde viel=
fach
zum Verderben, denn durch ſie werden die für unſere Vogelwelt
ſo wichtigen Feldgehölze und =geſtrüppe beſeitigt, Wegkrümmungen, in
deren toten Winkeln ſich häufig Niſtgelegenheiten befanden, werden aus=
geglichen
, um Gelände zu gewinnen, desgleichen werden ins Feld vor=
ſpringende
Waldſtreifen, welche die Vögel gerne bewohnen, rückſichtslos
entfernt. Solche Fälle ließen ſich wohl noch viele anführen. Gerade
dem Landwirt ſind aber unſere Singvögel im Felde neben ihrem die
Allgemeinheit erfreuenden Geſang auch tüchtige Bundesgenoſſen im
harten Kampf, den er gegen das läſtige Unkraut zu führen hat. Be=
ſonders
im Spätſommer und im Frühherbſte ziehen die in ihrem wirt=
ſchaftlichen
Wert meiſt ſtark unterſchätzten körnerfreſſenden Singvögel
über die abgeernteten Felder und leſen Unkrautſamen zu ungezählten
Millionen auf.
Als einer der wichtigſten hier in Frage kommenden Vögel iſt der
Stieglitz, auch Diſtelfink genannt, zu erwähnen. Er iſt ein
reizendes buntes Kerlchen mit rotem Käppchen und gelben Flügelbin=
den
. Anſprechend wie der Vogel ſelbſt iſt auch ſein fröhlicher Geſang.
Sein Lied erklingt hell und angenehm und bringt einige hübſche Triller
in zerſtückelten Akkorden und dazwiſchen ein liebliches Gezwitſcher aus
den auf die mannigfaltigſte Weiſe abgeänderten und miteinander ver=
wobenen
Locktönen. Im Fluge iſt der Stieglitz ſehr gewandt und durch
die Flügelzeichnung leicht erkenntlich. Auf die Erde geht er nur un=
gern
, denn er iſt ein ſchlechter Läufer. Dagegen klettert er in Diſtel=
hecken
oder im Geſtrüpp an Feldrändern ſehr gewandt umher. Hier
fühlt er ſich am wohlſten. Seine Nahrung beſteht aus Unkrautſamen
(Kletten und Diſteln), Samen der Nachtkerze und Köpfen des Löwen=
zahns
.
Bekannt durch ſeine Zutraulichkeit iſt der Zeiſig, ein kleines,
ſehr munteres und bewegliches Vögelchen, das ſich auch aus nächſter
Nähe beobachten läßt. Im Felde hält er ſich beſonders zur Suche der
Nahrung auf, die hauptſächlich aus Unkrautſamen beſteht. Der an=
ſpruchsloſe
Zeiſiggeſang iſt eine Zuſammenſetzung von allen möglichen
Locktönen, allerdings ſtark beeinträchtigt in ſeiner netten Wirkung durch
einen gequetſchten, langgezogenen typiſchen Schlußlaut. Das Neſt des
Zeiſigs iſt mit unübertrefflicher Meiſterſchaft kunſtvoll gebaut und in
Nadelholzbäumen ſehr geſchickt verſteckt. Da es ſo ſchwer zu finden iſt,
entſtand der Volksglaube, er habe in ſeinem Neſt einen beſonderen
Kunſtſtein verſteckt, der es unſichtbar mache.

Jedermann bekannt, finden wir auch im Felde den Buchfink,
der auch in der vorgerückten Jahreszeit fröhlich ſeine klangvolle und
taktfeſte Srrophe ſchmettert, deren Endſilbe man mit verſchiedenen Wor=
ten
deutet. Finkenliebhaber unterſcheiden darnach verſchiedene Finken=
ſchläge
. Das Buchfinkmännchen trägt ein ſehr farbenfreudiges Gewand,
wvährend das Weibchen zeitlebens dasſelbe verſtaubte Hauskleid behält.
Die alten Männchen überwintern hier bei uns, während die Weibchen
und die Jungen gen Süden ziehen. In neuerer Zeit bleiben auch zahl=
reiche
Weibchen über Winter der Heimat treu, was beſonders in dem
ſtrengen Winter 1928/29 viele mit dem Leben bezahlen mußten.
Mit dem Buchfink wetteifert der Hänfling im Reiche der Kör=
nerfreſſer
um die Sängerkrone. Sein angenehmer und wechſelvoller
Geſang iſt gekennzeichnet durch eine laut ſchmetternde, faſt krähende
Strophe. Sein kunſtvolles Neſtchen baut er mit Vorliebe in Weiß=
dornhecken
an Feldrainen, Bahndämmen und Waldrändern.
Von etwas plumper Geſtalt mit wenig zierlichen Bewegungen iſt
der Goldammer. Trotzdem iſt er ein hübſcher Vogel mit ſchöner
gelber Färbung am Kopf und am Unterleib des Männchens. Das
Weibchen iſt in der Hauptſache braun. Heiter und ſorglos lebt er in
der Sommerszeit und iſt ein unermüdlicher Sänger. Iſt ſein Lied auch
ſchlicht, ſo erſetzt er doch die fehlende Kunſt durch großen Eifer. Bis
ſpät in die Dämmerung hinein hört man ſein lieb anmutendes Lied=
lein
, das der Volksmund neben anderen Auslegungen auch mit: Wie,
wie, wie hab ich dich lieb überſetzt. Das Neſt des Goldammer iſt wenig
kunſtvoll, aber ſehr feſt und oft am Boden oder im Geſtrüpp ſelbſt in
1 Meter Höhe.
Charaktertier für die bebaute Flur iſt die rüſtige Feldlerche.
Sie iſt der Vogel des fleißigen Landmannes, den ſie frühmorgens noch
im Nebel mit ſüßen Trillern zu harter Arbeit begrüßt, und dem ſie
auch tagsüber mit ſchmetternden Wirbeln die Zeit kürzt.
Zum Geſang erhebt ſich das Männchen in die Luft und beginnt
ſteigend ſein Lied. Nach beendetem Geſang läßt es ſich ſteil herab=
fallen
mit angezogenen Flügeln und fängt ſich erſt wieder kurz über
der Erde auf, um mit ausgebreiteten Flügeln dahinzugleiten.
Die Lerche brütet ſtets auf de Boden d haut ein wenig kunſt=
volles
Neſt, meiſt in eine Mulde, das aber ſehr gut verſteckt iſt. Von
allen Vögeln iſt ſie einer der beſten Läufer. Bei jedem Schritt nickt ſie
mit dem Kopfe. Ihre Nahrung, die aus allerlei Inſekten beſteht, nimmt
ſie meiſt im Laufen zu ſich.
Im erſten Frühjahr wählt ſie auch zarte Spitzen junger Pflanzen
und im Spätherbſte allerlei Sämereien wie Mohn, Hafer und Hirſe
zur Nahrung.
(Vogelſchutzverein für den Volksſtaat Heſſen.)

g. Gernsheim a. Rh., 18. Juli. Gründung einer Theater=
gemeinde
. Das heſſiſche Künſtlertheater hat im vergangenen Jahre
durch drei Vorſtellungen im Saalbau Haas dahier den Beweis für ſeine
Leiſtungsfähigkeit erbracht und wirkliche Kunſt in ernſter und heiterer
Form geboten. Kunſt nicht nur für wenige Auserwählte, ſondern fürs
Volk. In Frankfurt und Darmſtadt gab es im Wettbewerb mit den
dortigen Bühnen erfolgreiche Gaſtſpiele, in faſt 100 Orten in Heſſen,
Preußen und Baden erzielte es guten Beſuch und freudigen Beifall.
Auch in Gernsheim muß das Intereſſe und der Beſuch wachſen, damit
die Vorſtellungen zu einer ſtändigen Einrichtung werden können. Den
Darbietungen der hieſigen Vereine geſchieht durch die vier für den kom=
menden
Winter geplanten Vorſtellungen kein Eintrag, ſie mögen im
Gegenteil ein Anſporn für die einheimiſchen Schauſpieler ſein. Der
Theatergedanke in Gernsheim muß durch den Beitritt zur Theater=
gemeinde
, deren Gründung beabſichtigt iſt unterſtützt werden. Im
Spielplan ſind vorgeſehen: Shakeſpeare: Was ihr wollt (Luſtſpiel);
Sheriff: Die andere Seite‟ (Drama); Rößler: Die fünf Frankfurter,
Wallace: Der Mann, der ſeinen Namen änderte (Kriminaliſtiſches
Schauſpiel). Die Mitglieder haben zu den obengenannten Stücken freien
Zutritt gegen einen vierteljjährlichen Beitrag von 2 RM. für den erſten
Platz, 150 RM. für den zweiten Platz, und 1 RM. für den dritten

Platz. Der beſtehende Theaterausſchuß ſetzt ſich zuſammen aus den
Herren Studiendirektor Scholl, Bürgermeiſter, Hoffmann, Kaufmann
Martin Lockowitz, Kaufmann Philipp Medieus, Rektor Schmitt, Schloſ=
ſer
Georg Borger, Schreiner Adam Tuch, Juſtizoberwachtmeiſter Eugen
Schlett, Rektor Baum=Groß=Rohrheim und Lehrer Menger=Biebesheim.
Die Ferien der hieſigen Realſchule beginnen am 19. Juli und dauern
vier Wochen.

Gernsheim, 19. Juli. Waſſerſtand
18. Juli: 1,48 Meter; am 19. Juli: 1.44 Meter.

des Rheins am

a. Offenbach, 18. Juli. Verlegte Sommerferien. Die
Ferien der hieſigen Schulen beginnen am Samstag, 19. Juli, und
fallen damit zum erſtenmal ſo recht in die Zeit der Hundstage, die
am 24. Juli anfangen und gemeiniglich als die heißeſte Zeit des
Jahres für den Unterricht am wenigſten geeignet ſind. Mit dieſer
Regelung, die auch im benachbarten Frankfurt getroffen iſt, wird
auch vielen Eltern Rechnung getragen, die in irgend einer Be=
ziehung
zur Univerſität ſtehen, die noch etwas ſpäter ſchließt. Da
hier auf landwirtſchaftliche Arbeiten keine Rückſicht zu nehmen iſt,
iſt es nur zu begrüßen, wenn als ſchulfreie Zeit die heißeſten Tage
des Sommers beſtimmt werden.

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IV5844

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Seite 8

Sonntag, den 20. Juli 1930

Nummer 99

Bocſcalfpor Nauf amerKantſchen Maftel.
Die Techniſche Hochſchule Darmſtadk und ihr Stadion. Der Schauplaß der Skudenken=Welkmeiſterſchaften.

Die beverſtehenden Studenten=Weltmeiſterſchaften lenken die Blicke
auf die heſſiſche Landeshauptſtadt. Der Fernſtehende fragt ſich dabei
vielleicht nicht mit Unrecht, warum gerade das verhältnismäßig kleine
Darmſtadt zum Schauplatz einer ſolchen Groß=Veranſtaltung erwählt
wurde. Um dieſe Frage beantworten zu können, iſt es notwendig, zu
wiſſen, was Darmſtadt und insbeſondere ſeine Techniſche Hochſchule be=
reits
für den Sport getan haben und heute noch leiſten.
Im Jahre 1922 trieben in Darmſtadt vielleicht rund fünfzig Studen=
ten
regelmäßig Sport und auch dieſe wenigen mit mehr oder minder
feſter Bindung an die Sportvereine. Heute betätigen ſich von den 2700
eingeſchriebenen Studenten der Darmſtädter Hochſchule rund 2000 frei=
willig
auf allen Sportgebieten, aber, und das iſt ausſchlaggebend, unter
Leitung des Turn= und Sportamtes und auf hochſchuleigenen Platz=
anlagen
jeder Art im Rahmen des Geſamtlehrplanes. Damit iſt kurz
die Entwicklungsgeſchichte des Darmſtädter Hochſchulſports umgrenzt,
eine Entwicklung, die in Deutſchland wohl ohne Vergleich daſteht und
an amerikaniſche Verhältniſſe erinnert, aber auch Zeugnis iſt für das
Verſtändnis des geſamten Lehrkörpers für lebenswichtige Notwendig=
keiten
.
Die Kampfſtätte der Weltmeiſterſchaften.
Das Stadion der Hochſchule muß heute als Grundlage des geſam=
ten
Sportbetriebes angeſehen werden. Es ſtellt einen Abſchlußpunkt in
der Entwicklung des Darmſtädter Hochſchulſports dar. Seine Anlagen
ſind die Kampfſtätten der Akademiker=Weltſpiele. Auf einem Gelände
von zirka 82 000 Quadratmeter ſind bisher 36 000 Quadratmeter als
Nutz= und Spielfläche ausgebaut. Die Ränge um die Hauptkampf=
bahn
mit einem Spielfelde von 100 : 65 Meter faſſen ungefähr
10000 Zuſchauer. Das Schwimmbecken mit einer Größe von
50: 15 Meter, das allen ſportlichen Anſprüchen genügt, verfügt über
einen Sprungturm mit 3, 5 und 7 Meter Brettern. Hier ſind etwa
1600 Zuſchauerplätze vorhanden. Außer dieſen beiden Kampfplätzen ſind
drei Uebungsfelder für Fauſtball, ein Uebungsfeld für Fuß=
ball
und ſechs Tennis=Hartplätze vorhanden. Die zur Anlage gehörigen
Umkleideräume mit 360 Schränken, Duſchräume, Geräteräume, Ver=
waltungs
= und Wohnungsbauten ergänzen das Ganze auf das Voll=
kommenſte
. Im Anſchluß an die Stadion=Anlagen befinden ſich außer=
dem
in unmittelbarer Nähe vereinseigene Uebungsplätze, Laufbahnen,
ein Fußballplatz und 20 Tennisplätze, die zu Groß=Veranſtaltungen her=
angezogen
werden können. Damit iſt aber die Reihe der zum Hoch=
ſchulſport
Darmſtadts gehörigen Inſtitute noch nicht erſchöpft, denn

mitten in der Hochſchule ſelbſt liegt eine Turn= und Gymnaſtik=
halle
von 37:17,5 mit allen entſprechenden Einrichtungen. Ferner
beſitzt die Hochſchule im Allgäu bei Obersdorf im Waldemar
Peterſen=Haus eine ganz moderne Skihütte, ebenſo ſteht
der Plan für ein eigenes Bootshaus am Rhein vor ſeiner Ver=
wirklichung
, da das entſprechende Gelände bereits gepachtet iſt.
Der Sport an der Hochſchule.
Nach dem beſtehenden Lehrplan für Leibesübungen nehmen täglich
600 Studenten am Sportbetrieb teil. Die Koſten ſind ganz mini=
mal
, denn der Semeſterbeitrag beträgt ſechs Mark, wovon 2 Mark für
Bautilgung und 1,50 Mark für Wettkampfreiſen und Propaganda ver=
wandt
werden müſſen. Der Lehrkörper beſteht aus dem verdienten
gkademiſchen Turn= und Sportlehrer Söllinger als Leiter, nach
deſſen Plänen der ganze Aufbau des Darmſtädter Hochſchulſportes und
auch des Stadions erfolgt iſt, zwei Aſſiſtenten, einem Fechtmeiſter und
einem ehrenamtlichen Reitlehrer. Außerdem iſt ein ſtundenweiſe be=
zahlter
Schwimmlehrer und Trainer verpflichtet. Alles unterſteht dem
Turn= und Sportamt der Hochſchule Darmſtadt. Selbſtverſtändlich iſt
auch eine ärztliche Beratungsſtelle der Beſtandteil dieſes Betriebes.
Der Sportbetrieb ſelbſt trennt zwiſchen Unterricht und ſport=
lichem
Training. Der Unterricht dient der Erfaſſung der Anfänger
und der Maſſe, und der Trainingsbetrieb läuft nebenher. Trotz be=
ſchränkter
Mittel wird aber auch der ſportliche Erfolg angeſtrebt. So
ſtellt die Hochſchule Darmſtadt die deutſchen Hoch=
ſchul
=Meiſtermannſchaften im Handball und Waſ=
ſerball
und beſitzt außerdem im Fußball und in allen anderen Sport=
arten
ausgezeichnete Vertreter. Der Erfolg Darmſtadts in ſeinem Auf=
ſtieg
im Hochſchulſport iſt um ſo höher zu bewerten, als im Gegenſatz
zu den Anſtalten in Preußen, wo die Teilnahme am Sportbetrieb der
Hochſchule Pflicht iſt, dieſe großen Zahlen freiwillige Teilneh=
mer
ſind. Es wäre jedoch zu wünſchen, daß man ſich in Heſſen dem
preußiſchen Beiſpiel anſchlöſſe. Im Hochſchul=Zeugnis gibt es deshalb
auch nur einen Vermerk über die erfolgte Teilnahme an den Leibes=
übungen
. Zuſammengefaßt aber ſtellt dieſer Sportbetrieb der Darm=
ſtädter
Hochſchule eine Leiſtung zielbewußter Arbeit dar,
die alle Anerkennung verdient. Die Wahl Darmſtadts zur Stätte der
Weltmeiſterſchaften der Studenten iſt alſo eigentlich ein faſt ſelbſtver=
ſtändlicher
Lohn der in Darmſtadt für den Hochſchulſport geleiſteten
Pionierarbeit.

Waſſerball.
Jung=Deukſchland Waſſerfreunde Hannover
am Freitag, 25. Juli, 19,30 Uhr, Großer Woog.
Seit Anfang Juli vorigen Jahres wird man am kommenden
Freitag im Großen Woog wieder einmal Gelegenheit haben, eine
Waſſerballmannſchaft von kontinentalem Ruf im Kampfe mit dem
Darmſtädter Schwimmklub Jung=Deutſchland zu ſehen Waſſer=
freunde
Hannover iſt der Gegner unſeres einheimiſchen Ver=
treters
, eine Mannſchaft die ein großes Stück deutſcher Waſſerball=
geſchichte
verkörpert. Die Hannoveraner Mannſchaft ſtand ſeit
dem Jahre 1921 mehreremal im Endſpiel um die deutſche Waſſer=
ballmeiſterſchaft
und konnte viermal (1921, 1922, 1923 und 1927)
den Titel eines deutſchen Meiſters erobern. In den beiden letzten
Jahren konnte erſt das gute Können der Magdeburger Hellenen
über die Waſſerfreunde im Endſpiel einen knappen Triumph er=
ringen
. Nicht nur in Deutſchland ſtehen die Hannoveraner mit
den Magdeburgern an der Spitze im Waſſerball, ſondern in ganz
Europa gehören ſie mit zu den beſten Vereinsmannſchaften. Auf
zahlreichen Fahrten nach Frankreich, Spanien, Belgien, Holland
und anderen Ländern konnten die Hannoveraner den deutſchen
Waſſerballſport glänzend vertreten und haben dadurch Erfahrun=
gen
über den ausländiſchen Waſſerballſport geſammelt, die für
den deutſchen Sieg auf der Amſterdamer Olympiade 1928 von
großer Bedeutung waren. In Amſterdam waren es auch dann die
Hannoveraner Gunſt und Karl Bähre, die mit fünf Hellenen aus
Magdeburg, den größten deutſchen Triumph der ganzen olym=
piſchen
Spiele feiern konnten. Von dieſen beiden ſpielt allerdings
heute nur noch Gunſt in der Mannſchaft mit. Durch einen Kon=
flikt
in der Mannſchaft ſind nämlich im letzten Jahre kurz vor
dem Meiſterſchaftsſpiel gegen Magdeburg die drei Gebrüder
Bähre und Atmer ausgetreten und in das Lager der Turner
übergegangen. Hatte man damals gedacht, durch dieſe große
Schwächung wäre die Hannoveraner Mannſchaft erledigt, ſo ſah
man ſich angenehm enttäuſcht. Durch ihren großen Sportgeiſt ge=
lang
es der Mannſchaft, auch ohne dieſe Leute im Endſpiel gegen
Hellas Magdeburg im Berliner Lunapark mit 4:2 ehrenvoll zu
unterliegen. Daß die Mannſchaft auch ſonſt nichts an ihrem Kön=
nen
eingebüßt hat bewieſen ihre letzten Spiele gegen große
Gegner, und vor allen Dingen ihre knappe 3:2=Niederlage gegen
den Meiſter Hellas vor einigen Wochen in Braunſchweig. Aus all
dieſem wird man erſehen können, daß am kommenden Freitag im
Großen Woog ein Kampf bevorſteht, wie man ihn lange nicht
mehr in Darmſtadt geſehen hat.
Vor dieſem Spiel wird in einem Gauſpiel der A=Klaſſe die
1. Mannſchaft von Offenbach 96 der 2. Mannſchaft Jung= Deutſch=
land
gegenüberſtehen, und außerdem werden die Waſſerballmann=
ſchaften
von Hannover und Jung=Deutſchland noch eine 6 mal 50
Meter Kraulſtaffel austragen.

Fußball=Weltmeiſterſchaft in Montevidea.
Uruguay-Peru 1:0 (0:0).
Am Freitag ſtanden ſich in Montevideo zum erſten Male
griff der Sieger von Amſterdam ein Uruguay und Peru gegen=
über
. Ebenſo wie Frankreich gegen Argentinien das überraſchend
knappe Reſultat von 0:1 (0:0) herausgeholt hatte, ſo konnte Uru=
guay
nur knapp mit demſelben Reſultat die Nationalmannſchaft
von Peru ſchlagen.
Mit 5:1 Toren wurde am Samstag in Stockholm Eſtland im
Fußball=Länderkampf von Schweden geſchlagen.

Hochſchulmeiſterſchaften im Fechken.
Zu den Schlußkämpfen um die Hochſchulmeiſterſchaft hatte ſich in
dieſem Jahre eine über Erwarten große Zahl von Zuſchauern eingefun=
den
, wie man ſie bei dieſer Veranſtaltung vorher noch nicht geſehen
hatte. Offenbar waren es die bevorſtehenden internationalen Meiſter=
ſchaften
, die etwa 20 Darmſtädter veranlaßten, ſich zu dieſer Vorſchau
in der Otto=Berndt=Halle zu verſammeln. Die Turngemeinde Darmſtadt
hatte in dankenswerter Weiſe eine größere Anzahl Kampfrichter zur
Verfügung geſtellt, ſo daß es möglich war, die Gefechte auf zwei Bahnen
abzuwickeln. Die Leitung lag in den Händen von Herrn Fechtmeiſter
Kaiſer und Herrn Diplom=Fechtlehrer Kötting, die ſich beide um die
Förderung des Fechtſports an der Hochſchule große Verdienſte erworben
haben. An den Kämpfen beteiligten ſich zehn Fechter und boten zum
Teil ſehr ſchöne Leiſtungen. Erſter wurde Maletzke, deſſen ſaubere
Fechtweiſe ihm den verdienten Sieg einbrachte; er gab kein einziges
Gefecht ab. Zweiter wurde Bieker, der nur gegen Maletzke eine
Niederlage hinnehmen mußte. Herr Balkanyi, deſſen temperament=
volle
Fechtweiſe ebenfalls den Beifall des Publikums fand, wurde Drit=
ter
. Da die Zeit bereits zu ſehr vorgeſchritten war die Uhr ging
bereits auf 10.30 Uhr wurden die Gefechte im leichten Säbel auf
nächſten Dienstag, abends 8 Uhr, verſchoben; dieſe verſprechen,
ebenfalls ſehr bemerkenswert zu werden.
Tennis.
Das Düſſeldorfer Tennis=Turnier.
Beim Internationalen Tennisturnier des Düſſeldorfer Ro=
chusklubs
ſtörte auch am Freitag der Regen den Spielbetrieb
empfindlich Bei den Herren ſchlug der Japaner Abe Dr. Deſſart=
Hamburg 6:8, 6:3, 6:4, der vorher den Franzoſen Allain Ger=
bault
6:4, 6:3 beſiegte. Heidenreich=Berlin ſchlug den Auſtralier
Willard 3:6 6:1, 6:3. Jaenecke=Berlin ſchaltete den Rheinländer
Nourney 6:3. 4:6, 6:1 aus, Sato=Japan bezwang den jungen Ber=
liner
Hartz 6:4, 6:4 und Hopman=Auſtralien fertigte Lorenz= Ber=
lin
6:4, 4:6, 8:6 ab. Bei den Damen erreichte als Erſte Frau
von Reznicek=Berlin nach ſchwerem Weg über Frl. Hammer= Wies=
baden
mit 6:4, 2:6, 6:1 die Vorſchlußrunde. Frau Friedleben=
Frankfurt beſiegte Frl. Löwenthal=Berlin ſicher 6:2, 6:2.
Prenn wurde im Düſſeldorfer Tennisturnier von dem Japaner
Ohta mit 6:0 5:7 4:6 geſchlagen.
Tennis=Turnier auf dem Semmering.
Das internationale Tennisturnier auf dem Semmering hat
zwar eine äußerſt zahlreiche Beteiligung aufzuweiſen, jedoch ſetzt
ſich das ausländiſche Aufgebot durchweg aus weniger bekannten
Spielern zuſammen. Es gab daher an den erſten Tagen
nur unbedeutende Vorgeplänkel. Am Donnerstag intereſſierte
der Doppelerfolg des Deutſchböhmen Roderich Menzel, der hinter=
einander
die Wiener Haberl 8:6, 7:5 und Barbarowski 6:3, 6:4
abfertigte. Bei den Damen ſteht die Kalifornierin Miß Ryan
nach der Abſage von Cilly Außem auf einſamer Höhe.
Ihre einzige ſchwerere Gegnerin iſt die Deutſche Frau Neppach.
Miß Ryan fertigte hintereinander Frl. Helmer=Wien 75. 6:1
und Frau Elliſſen=Wien 6:0, 6:3 ab. Frau Neppach beſiegte
Frau Herbſt=Wien 6:1, 6:3.

Eilly Aufſem wird an den amerikaniſchen Tennis=Meiſterſchaften
in Foreſt Hill im Gemiſchten Doppel mit Tilden und im Damen=Doppel
mit Elizabeth Ryan zuſammen teilnehmen.
Im Interzonen=Finale des Davis=Cups, das in Paris ausgetragen
wird, konnte Amerika gegen Italien mit 3:0 Punkten in Führung
gehen.

Gefchäftliches.

Für ihre Sommer=Seereiſen gibt die White=Star=Linie
intereſſante neue Proſpekte heraus, denen entnommen werden
kann, wie groß das Intereſſe an ſolchen Reiſen iſt. Dieſe Reiſen
haben vor allem den Vorzug, daß ſie mit großen Ozeandampfern
ausgeführt werden, die den Teilnehmern ein Höchſtmaß von Kom=
fort
ſichern, und trotzdem ſind die Preiſe in durchaus mäßigen
Grenzen gehalten. (Siehe Anzeige.)

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibendes Werktags=Programm. 6 u. 6.30: Wetter, Zeit,
Gymnaſtik. O Ca. 8: Kurkonzert aus deutſchen Bädern. O 12:
Zeit, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen, Waſſerſtand. O 12.30: Schall=
plattenkonzert
. 6 12.55: Nauener Zeit. 13: Schallplatten. O 14.50:
15.50: Zeit, Wirtſchaftsmeld. o 16.10: Ind., Handelsk. (Di u.
Fr.). o 17.45: Wetter, Wirtſchaftsm., während des Nachm.=Konzerts;
Vereinsnachrichten. 18.05, 19.15 oder 19.30: Wirtſchaftsmeld.
Sonntag. 20. Juli.
7.00: Hamburg: Glocken vom Großen Michel. Hafen=Konzert.
9.00: Aus der Chriſtuskirche Mainz: Feſtgottesdienſt anläßlich
der Anweſenheit des Reichspräſidenten von Hindenburg.
10.30: Laienmuſik. Volkslieder in neuen Bearbeitungen.

Reichspräſident von Hindenburg.
13.00: Landwirtſchaftskammer Wiesbaden: Behandlung landwirt=
ſchaftlicher
Maſchinen. Die Verwendung des Schwefels in der
Kellerwirtſchaft. Neuzeitliche Bewäſſerung im Gartenbau.
13.10: Mittagsſtändchen. Schallplatten.
14.00: Jugendſtunde. Der Schatz im Silberſee. Erzählung aus
dem wilden Weſten von K. May.
15.00: Stunde des Landes. Wilh. Schönhaber: Der Bauer als
Heimatmenſch. Wie erziele ich viele Wintereier? Geſpräch
zwiſchen Inſpektor Küthe und einem Landwirt.
16.00: Stadion Frankfurt a. M.: Auftakt zum großen Steherrennen.
16.10: Stuttgart: Konzert des Funkorcheſters.
17.00: Wiesbaden: Ankunft und Begrüßung des Reichspräſidenten.
17.15: Konzert des Funkorcheſters: Feſtliche Quvertüren.
18.00: Vom Feſtplatz Wiesbaden: Beſuch des Reichspräſidenten und
Reportage über das Befreiungsſpiel Deutſchlands Strom.
18.20: Dr. Paul Zaunert: Die deutſche Volkskunſt und die Kriſe
der deutſchen Bildung.
19.30: Frühling (Mai). Ein Sketſch von Ernö Szép.
20.15: Konzert des Funkorcheſters. Heiteres Intermezo: Die
Hugenotten. Erklärung der Oper nach dem Opernführer von Leo
Slezak. Geleſen von Hans Rosbaud.
B.00: Tanzmuſik der Kapelle Eduard Stecher.
Königswuſterhauſen
Deutſche Welle. Gleichbleibendes Werktags=Programm. 5.50=
Wetter für den Landwirt. 6.30: Morgengymnaſtik. o 6.55:
Wetter für den Landwirt. o Ca. 7: Konzert. 10.30 und 13.30:
Neueſte Nachrichten. o 12.25: Wetter für den Landwirt. (So.
12.50). O 12 bzw. 12.30: Schallplatten (außer So.). o 12.55:
Nauener Zeit. o 14: Berlin: Schallplatten. o 15.30: Wetter,
Börſe. o 19.55: Wetter für den Landwirt.
Deutſche Welle. Sonntag, 20. Juli.
7.00: Hamburger Hafen=Konzert. Glocken vom Großen Michel.
8.00: Viertelſtunde für den Landwirt.
8.25: Dipl.=Landwirt Hans Seher: Weizenbau auf mittlerem und
leichtem Boden.
8.50: Morgenfeier. Glocken der Potsdamer Garniſonkirche.
Anſchl.: Glocken des Berliner Doms.
10.00: Aus dem Reichstag: Gedenkfeier für die Kriegsgefallenen=
10.45: Elternſtunde. Prof. Dr. phil. Reichenbach: Erziehungslügen.
11.15: Stadthalle Mainz: Feſtakt anl. der Anweſenheit des Reichs=
präſidenten
.
13.00: Leipzig: Mittagskonzert. Leipziger Sinfonieorcheſter.
15.00: Jugendſtunde: Märchen.
15.30: Andre Maurois.
16.00: Bunte Stunde.
16.40: Reportage von der Rennbahn Grunewald vom Großen
Preis von Berlin.
17:05: Blasorcheſter=Konzert. Amphion Harmonie=Orcheſter.
18.30: Dr. Arno Schirokauer, Karl Graef: Der Nil.
19.00: Dr. Heinitz: Indianiſche Phantaſie.
19.30: Margarete Jokl: Die öſterreichiſche Frau.
20.00: München: Roſen aus Florida. Operette von Leo Fall.
Danach: Tanzmuſik. Weintraub Syncopators.

Wetkerbericht.

Endlich iſt die ſeit letzten Mittwoch über den Britiſchen Inſeln und
der Nordſee feſtgelegene Störung zum Abzug gekommen. Heute mor=
gen
lag ihr Kern, der ſich wieder etwas vertieft hat, über dem nordöſt=
lichen
Deutſchland und der Oſtſee. Der Vorüberzug hatte ſtellenweiſe
erhebliche Niederſchläge zur Folge. So fielen während der vergangenen
Nacht in Berlin nahezu 50 Millimeter, in Swinemünde 33 Millimeter,
in Dresden 31 Millimeter Regen. Die Wetterlage gelangt jetzt in den
Bereich der Rückſeite der Störung, d. h., kühle Luft fließt unſerem
Gebiet zu, welche Barometeranſtieg verurſacht. Sie läßt zwar das Wet=
ter
zunächſt noch wechſelhaft erſcheinen und führt zu leichteren und
mehr vereinzelten Schauern. Aber trotzdem wird die Wolkendecke zeit=
weiſe
durchbrochen, ſo daß Aufheiterung eintritt. Der weiter zuneh=
mende
Luftdruck ſtellt mit Beginn der nächſten Woche ruhigeres und
beſſeres Wetter in Ausſicht.
Ausſichten für Sonntag, den 20. Juli: Wechſelnd wolkig mit Aufheite=
rung
, mäßig warm, nur vereinzelt geringe Schauer.
Ausſichten für Montag, den 21. Juli: Teils wolkig, teils aufheiternd,
meiſt trocken, etwas wärmer.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Veranwwortlich für Polltlk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feutlleton, Reich md
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl BFdmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andrea Bauer;
Die Gegenwart Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nettes
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittelungen: Willv Kubls
Druck und Verlag: C. C. Wittich ſcmtlich in Darmſtſadt.
Für uverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht Abernommen

Die heutige Nummer hat 20 Geiten

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[ ][  ][ ]

Nummer 199

Sonntag, den 20. Juli 1930

Seite 9

Unsere Gisela hat ein kräftiges Brüderchen
bekommen.
Dies zeigen in dankbarer Freude an
Fritz Schad und Frau
Frida, geb. Sann.

Darmstadt, den 18. Juli 1930
z. Zt. Klinik Dr. Rosenthal, Eschollbrückerstr. 4½

Gretel Metzler
Martin Buſch

Verlobte

Egelsback

Frankfurt a. M.
Oberrad
Juli 1930.

Statt Karten.

Mariechen Späth
Wilhelm Geppert
grüßen als VERLOBTE
im Juli 1930
Frankfurt a. M.- Darmstadt
Fechenheim
Kl. Ochsengasse 2
Baumertstraße 54

Else Paschke
Willi Belle
grüßen als Verlobte.

Darmstadt
Landgraf-Philipp-Anlage 14
1930.

Heilbronn
Kreuzenstr. 48

Statt Karten.
Heute Vormittag entſchlief ſanft nach längerem
Teiden unſre liebe, treuſorgende Mutter und
Schwiegermutter, unſre herzensgute Groß=
mutter
, Schwägerin und Tante
Frau
Katyareinn Krahte Twr.
geb. Beyenbach
im 69. Lebensjahr.
In tiefer Trauer:
Dr. med. Fritz Keutzer, Bunzlau

Erna

Zimmei
Otto Zimmer,

geb. Keutzer
Forſirat

und 2 Enkel.

Darmſtadt, den 19. Juli 1930. (11382
Zeughausftr. 3.
Die Beerdigung findet in aller Stille in
Gießen ſtatt.

Todes=Anzeige.
Geſtern abend entſchlief ſanft nach langem, ſchwerem
Leiden meine innigſtgeliebte Frau, unſere treu=
beſorgte
Mutter, Schweſter, Schwägerin u. Tante
Emma Schummeyer
geb. Breitmeher
im 50. Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Schulmetzer
und Kinder.
Darmſtadt, den 19. Juli 1930.
Kahlertſtraße 1½
Die Beerdigung findet Montag, den 21. Juli, nach=
mittags
3 Uhr, von dem Portale des Waldfried=
hofs
aus ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme,
ſowie für alle Kranz= und Blumenſpenden bei
dem Hinſcheiden unſerer lieben, unvergeßlichen
Entſchlafenen ſagen wir Allen innigſten Dank
Die trauernden Hinterbliebenen:
Karl Kloß I., Schuldiener i. R.
und Kinder.

Nachruf.
Am 16. Juli iſt unerwartet infolge eines Schlaganfalls
Herr Studienrat Rari Jecker
aus dieſem Leben abgerufen worden.
Der Verſtorbene ſiand ſeit 1905 im Schuldienſt; er war tätig in
Laubach, Alzey und am Ludwig=Georgs=Gymnaſium in Darmſtadt.
Während des Weltkriegs war er ſeit Auguſt 1914 bis Januar 1919
beim Heere, das Eiſerne Kreuz, die Heiſiſche Tapferkeitsmedaille und
das Verwundetenabzeichen ſchmückten ſeine Bruſi. Seit 1921 unter=
richtete
er an uuſrer Schule. Er war uns allen ein lieber und treuer,
zuverläſſiger, arbettsfroher und ſiets hilfsbereiter Amtsgenoſſe, er war
ein kenntnisreicher und geſchickter Lehrer, ſeinen Schülern war er ein
treuer Freund und Berater.
Wir alle werden ihn ſchmerzlich vermiſſen und wollen ihm ein treues
Andenken bewahren.
Darmſtadt, den 20. Juli 1930.
Im Namen des Lehrkörpers des Realgymnaſiums:
11854)
Ritſert, Oberſchulrat.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme und die
reichen Blumenſpenden beim Hinſcheiden meines
lieben Mannes, unſeres herzensguten Vaters
Herrn Martin Vogel
ſagen wir Allen auf dieſem Wege herzlichſten Dank.
Beſonderen Dank erſtatten wir Herrn Pfarrer Vogel
für die troſtreichen Worte, Herrn Studienrat Born=
gäſſer
, der Direktion und dem Lehrerkollegium der
Städt. Akademie für Tonkunſt und dem Darmſtädter
Männergeſangverein.
Im Namen der teſtrauernden Hinterbliebenen:
Alwine Vogel, geb. Schrauth
Familie Richard Vogel, Worms
Familie Erwin Vogel, Darmſiadt.
Darmſtadt, Soderſtr. 6.
(11368

Heute vormittag 8½ Uhr entſchlief ſanſt nach
langem, ſchweren, mit großer Geduld ertragenem
Leiden mein innigſtgeliebter Mann, unſer guter, treu=
ſorgender
Vater, Sohn, Schwiegerſohn, Bruder,
Schwager und Onkel
Herr Rechnungsdirektor
F. Nazarenus
im Alter von 41 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Anna Nazarenus
und Kinder.
Darmſtadt, den 19. Juli 1930.
Die Beerdigung findet Montag, den 21. Juli, nach=
mittags
1½ Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme und für
die zahlreichen Blumen= und Kranzſpenden bei dem
Heimgang unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Marie Jäger
geb. Arnold
ſagen wir auf dieſem Wege Allen herzlichen Dank.
Ganz beſonders, danken wir Herrn Pfarrer Bergér für
die troſtreichen Worte am Grabe.
Im Namen der Hieſtrauernden Hinterbliebenen:
Chriſtoph Jäger und Kinder.

Das Seebad wird aber Deinen Hühneraugen wenig
nützen Diokerchen. Da hilft nur Lebewohl-Fussbad
und Lebewohl-Hühneraugenpfaster‟k.
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Drog. Ph. SeckerNfl., Ludwigshöhstr. 1; Schwanen-Drog. 0. Walter.
(11,Dr. 2893
Gardisten-Straße 17.

Dankſagung.
Herzlichen Dank für die vielen Beweiſe auf=
richtiger
Teilnahme und für die zahlreichen
Kranz= und Blumenſpenden bei dem plötzlichen
Heimgang unſeres lieben Entſchlafenen. Ganz
beſonders danken wir Herrn Pfarrer Erkmann
für die tröſtenden Worte am Grabe, dem Ge=
meindevorſiand
, dem Krieger= u. Militär=Verein
und dem Bauernbund für die Kranzniederlegung.
Wixhauſen, den 18. Juli 1930. (11359
Sophie Taumann und Kinder.

Woog, 19. Jul: 1930.
Waſſerhöhe 3,90 m
Luftwärme 18 C.
Waſſerwärme vor=
mittags
7 Uhr 182 C.
Woogs=Polizei=Wache

Dr. GrOde, RoßdörFerstr. 20
wird während seiner Abwesenheit von
folgenden Herren vertreten:
Dr. Berger, Wilhelminenstr. 5
Dr. Bönning, Erbacherstr. 8
Dr. Buchhold, Alicestr. 19½,
Dr. Gallus, Bismarckstr. 23
Dr. Hofmann, Lauteschlägerstr. 16
San.-Rat Dr. Langsdorf, Hügelstr. 11
11365

Für die uns anläßlich unſererVermählung /
erwieſenen Aufmerkſamkeiten, ſowie
zahlreichen Blumenſpenden danken
herzlichſit
Philipp Oſt und Frau
Guſtel, geb. Tangjahr

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Seite 10

Nummer 199

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[ ][  ][ ]

Nummer 199

Von einer Deichſel erdrückt.

Miltenberg. Auf tragiſche Weiſe ram
der 63 Jahre alte Bauer Michael Schmidt in
Breitendiel ums Leben. Beim Einfahren einer
Holzfuhre in die Scheune ging der Landwirt
rückwärts voraus und ſtieß dabei an einen Holz=
zaun
. Der Wagen lief weiter. Der Bedauerns=
werte
wurde von der Deichſel ſo unglücklich an
die Wand gedrückt, daß Schmidt den dadurch er=
littenen
ſchweren Verletzungen bald darauf erlag.

Schweres Unglück im Zirkus Saraſani.
Freiburg. Ein ſchweres Unglück ereignete
ſich am Freitag nach Schluß der Vorſtellung im
Zirkus Saraſani. Eine Treppe brach infolge
Ueberlaſtung zuſammen. Ungefähr 20 Perſonen
aus dem Publikum ſtürzten aus einer Höhe von
fünf Metern in die Tiefe. Zehn Perſonen, davon
9 Frauen, erlitten Arm= und Beinbrüche und
mußten ins Krankenhaus gebracht werden.

Ein Toter und ein Schwerverletzter
bei einem Autounglück.
Bad Kreuznach. In der Nähe von Med=
dersheim
ereignete ſich ein ſchweres Autounglück.
Ein aus Sobernheim ſtammender Kaufmann be=
fand
ſich um die Mitternachtszeit mit ſieben Per=
ſonen
auf der Heimfahrt mit dem Auto. Plötz=
lich
kam der Wagen ins Rutſchen und fuhr gegen
einen Baum. Ein 41 Jahre alter Polizeiwacht=
meiſter
war auf der Stelle tot, während ſeine
Frau mit lebensgefährlichen Verletzungen ins
Krankenhaus eingeliefert wurde. Ein Ehepaar
nebſt Kind, ſowie ein weiterer Mitfahrer wur=
den
aus dem Wagen geſchleudert, kamen jedoch
mit leichten Verletzungen davon.

Erneute Freiſprechung von Hugo Stinnes.
Berlin. In der Berufungsinſtanz wurde
ſam Samstag Hugo Stinnes von der Anklage des
lwerſuchten Betruges wegen Mangels an Be=
weiſen
wiederum freigeſprochen. Eine gleiche
Entſcheidung erging hinſichtlich der Angeklagten
Nothmann und Leo Hirſch. Bei dem Angeklagten
von Waldow und bei dem Oeſterreicher Bela
Groß, die in erſter Inſtanz zu je vier Monaten
Gefängnis verurteilt worden waren, wurde auf
eine Geldſtrafe von 5000 RM. erkannt. Die
Unterſuchungshaft ſoll bei von Waldow mit
2500 RM. bei Groß mit 1500 RM. angerechnet
wwerden.
Diphtherie in Lübeck.
Lübeck. Eine ſchwere Epidemie iſt an Kin=
ſoern
wieder in Lübeck ausgebrochen, und zwar
ſtn der Kinderrepublik einer ſozialiſtiſchen Ein=
richtung
für Arbeiterkinder. Es ſind eine An=
rahl
von Diphtherieerkrankungen aufgetreten. Ein
Kind iſt bereits geſtorben, zwei weitere ſind
ernſtlich erkrankt. Obwohl die Krankheit ſofort
erkannt und Vorbeugungsmaßnahmen ergriffen
wurden, beſteht die Möglichkeit, daß bei der
eichten Anſteckung mit Diphtherie noch mehr
Kinder erkranken werden. Allerdings hoffen die
Alerzte in Lübeck, daß die Krankheit normal
verläuft.
Diſziplinarverfahren gegen die Lübecker Aerzte.
Lübeck. In der Sitzung der Lübecker Bür=
gerſchaft
wurde eine Erklärung des Senats ver=
leſen
, in der uns mitgeteilt wird, daß die ver=
antwortlichen
Aerzte, Dr. Deyke und Dr. Klotz,
ſowie der Leiter des Geſundheitsamtes, Dr. Alt=
ſtaedt
, des Dienſtes enthoben wurden. Nach Be=
endigung
der gerichtlichen Unterſuchung ſoll ein
Diſziplinarverfahren mit dem Ziel der Dienſt=
entlaſſung
gegen die ſchuldigen Aerzte eingeleitet
werden.

Weitere fünf Tote in Hausdorf geborgen.
Neurode. Nach Mitteilung des Berg=
revieramtes
in Waldenburg ſind auf der Wen=
zeslausgrube
in Hausdorf bis Samstag mittag
weitere fünf Tote geborgen worden, ſo daß
gegenwärtig noch 28 Leichen nicht geborgen ſind.
Zwei Leichen ſind in der Grundſtrecke bereits ge=
ſichtet
und dürften im Laufe der nächſten Stun=
den
geborgen werden. Die Aufräumungsarbeiten
am Streb ſind gegenwärtig 37 Meter weiter
vorwärts geſchritten.

Der Schauplaß des 19. deutſchen
Bundesſchießens.

ochturm im Kölner Ausſtellungsgebäude,
ſen Fuß anläßlich des 19. deutſchen Bun=
ßens
die feierliche Bannerübergabe durch
berbürgermeiſter von München an den
ürgermeiſter von Köln ſtattfindet. Zehn=
de
deutſcher und ausländiſcher Schützen
n in der Zeit vom 20. Juli bis 5. Auguſt
ilten Schützenwehrſpruch üb’ Aug und
Hand fürs Vaterland huldigen.

Sonntag, den 20. Juli 1930

Seite 11.

Auu i Eſtand and Beikiand Lappenätſch.

Von den ägypkiſchen Unruhen.

Die eſtniſchen und lettiſchen Bauern haben nach finniſchem Vorbild in großen Verſammlungen den
Marſch auf ihre Hauptſtädte Reval und Riga beſchloſſen, um dort ihre Forderungen durchzuſetzen,
die ſich in den beiden baltiſchen Ländern allerdings weniger gegen den Kommunismus als gegen
den Parlamentarismus richten. Unſer Bild zeigt oben links das lettiſche Paxlament in
Riga, daneben Zemgals, Lettlands Präſident; unten links Otto Strandmann, Eſtlands
Staatsälteſter (etwa gleich Staatspräſident), daneben das eſtniſche Parlament in Reval.

Schußbereite Eingeborenenpolizei,
die bei den Unruhen in Alexandria eingeſetzt wurde, bei denen es 14 Tote und zahlreiche Verletzte gab.

New York dit

Das iſt New York
einen phantaſtiſchen Zahlen. New York, in dem faſt 7 Millionen Menſchen ſich auf die paar
hratkilometer um die Hudſon=Mündung zuſammenballen. Von Minute zu Minute, von Stunde
unde addieren ſich die Zahlen dieſes gigantiſchen Völkertohuwabohus, addieren ſich zur leben=
digen
Illuſtration eines Rieſen=Einmaleins.

Vom Hamburger Schachwettkampf.
mburg. In der 6. Runde war das Er=
Finnland Deutſchland 1:3. Am Frei=
rden
die 7. und 2. Runde geſpielt, die aber
ht beendet ſind. In der 7. Runde gingen
ge vier Spiele Deutſchlands gegen Polen
ieden aus. In der 8. Runde war das
is Litauen Deutſchland ½:2½ bei
hängepartie.

Zunahme der Kinderlähmungsſeuche im Elſaß.
Paris. Die Kinderlähmungsſeuche im El=
ſaß
hat in den letzten Tagen ſechs neue Opfer
gefordert. In Straßburg und Umgebung ſind
bisher allein 36 Krankheitsfälle feſtgeſtellt wor=
den
. Insgeſamt wurden bisher 150 Kinder in
die Krankenhäuſer eingeliefert. Im Departe=
ment
Niederrhein ſind ſämtliche Schulen ge=
ſchloſſen
worden.

Schwere Unwelker über Berlin.
Berlin. Seit den Vormittagsſtunden des
Freitags gehen über Berlin faſt ununterbrochen
außergewöhnlich ſtarke Regenfälle nieder. Aus
allen Teilen der Stadt werden Waſſerrohrbrüche,
Ueberſchwemmungen und ſonſtige Waſſerſchäden
gemeldet. Die Notausläſſe der Kanaliſation
mußten geöffnet werden, trotzdem war an vielen
Stellen ein ausreichender Abfluß der Waſſer=
mengen
nicht zu erreichen. Die Feuerwehr wurde
zahlloſe Male zum Auspumpen vollgelaufener
Keller und ähnlicher Schäden herbeigerufen. Die
Regenfälle halten zurzeit noch an. Das Un=
wetter
iſt eines der ſchwerſten ſeit vielen Jahr=
zehnten
. Der Landregen wuchs, von ſtarkem
Sturm begleitet, im Laufe der Abendſtunden zu
einem wahren Wolkenbruch an, der mit unver=
minderter
Wucht die ganze Nacht über anhielt.
Bis zum frühen Morgen war die Feuerwehr be=
reits
rund 100mal alarmiert worden, um Waſſer=
ſchäden
zu beſeitigen. Die Niederſchlagshöhe in
der Reichshauptſtadt betrug bis Samstag früh
8 Uhr 56 Millimeter, d. h. die drittgrößte Nie=
derſchlagsmenge
, die an einem Tage ſeit dem
Jahre 1848 hier gefallen iſt. Der bisher in Ber=
lin
gemeſſene ſtärkſte Niederſchlag an einem
Tage betrug 76 Millimeter, er fiel am 31. Juli
1860. In Berlin=Dahlem wurden bis Samstag
früh 7 Uhr ſogax 61 Millimeter Niederſchlag ge=
meſſen
. Das Unwetter hat auch ein Menſchen=
leben
gefordert. Der Hauswart eines Hauſes in
Wilmersdorf begab ſich in der Nacht in den
Keller, um nach dem Rechten zu ſehen. Als er
den Kellerraum, in dem ſich große Waſſermengen
angeſammelt hatten, betrat, erhielt er bei dem
Verſuch, das elektriſche Licht einzuſchalten, einen
elektriſchen Schlag, ſtürzte bewußtlos zu Boden
und ertrank. Durch das in den Keller einge=
drungene
Waſſer hatte die Leitung Erdſchluß be=
kommen
.
Schwere Sturmſchäden in Wien.
Wien. Ueber ganz Oeſterreich ging am Frei=
tag
abend ein ſchwerer Sturm hinweg, begleitet
von merklicher Abkühlung und ſtarkem Regen.
In Wien hat das Unwetter erheblichen Schaden
angerichtet. Die Feuerwehr mußte innerhalb
kurzer Zeit 44mal eingreifen, um Sturmſchäden
zu beheben.

Ein Bergdirektor ſtürzt ſich in den glühenden
Schmelzofen.
Meuſelwitz. Der Direktor der Meuſel=
witzer
Gußwerke, Oskar Wötzold, ſtürzte ſich in
einen mit glühendem Eiſen gefüllten Schmelz=
ofen
, wodurch er augenblicklich den Tod fand.
Der aus dem Leben Geſchiedene erlitt bereits
vor einigen Jahren einen Schlaganfall, von dem
er ſich nie ganz erholte. Vor einigen Tagen er=
litt
er wieder einen Nervenzuſammenbruch, der
ihn in den Tod getrieben haben dürfte. Finan=
zielle
Schwierigkeiten ſollen für die Meuſelwitzer
Gußwerke nicht beſtehen, wenn auch die allge=
meine
Wirtſchaftslage auch auf dieſem Unter=
nehmen
laſtet.
Durch hereinbrechende Steinmaſſen verſchüttet.
Reifland im Erzgebirge. Am Freitag
abend ereignete ſich im Steinbruch der Saiden=
bach
=Talſperre ein ſchwerer Unglücksfall. Durch
hereinbrechende Steinmaſſen wurden fünf Ar=
beiter
verſchüttet, von denen einer ſofort tot
war, während die übrigen zum Teil ſchwer ver=
letzt
wurden.
Drei Tote und zwei Verletzte durch eine
Handgranate.
Brüſſel. Im Militärlager bei Beverlo
explodierte eine Handgranate am Samstag vor=
mittag
ſo unglücklich, daß ein Hauptmann, ein
Leutnant und ein Soldat getötet und zwei wei=
tere
Soldaten ſchwer verwundet wurden. Die
Handgranate explodierte in den Händen eines
Soldaten, gleich nach dem er ſie abgezogen hatte.
Es ſteht noch nicht feſt, ob der Soldat die Hand=
granate
zu ſpät geworfen hatte oder ob ſie
fehlerhaft geweſen war. Die Militärbehörden
haben eine genaue Unterſuchung eingeleitet.
Kurz vorher hatte ſich ein ähnliches Unglück mit
einer Handgranate abgeſpielt, wobei ein Leut=
nant
und ein Soldat leichte Verletzungen er=
litten
.
Fünf Perſonen durch Kohlenoxydgas vergiftet.
Paris. Ein furchtbares Drama ſpielte ſich
in Auxorro ab, wo ein Familienvater ſich und
ſeine vier Kinder durch Kohlenoxydgas ver=
giftete
. Während die Frau zur Teilnahme an
der Hochzeit ihres Brudes nach Paris gefahren
war, verſchloß der Mann die Wohnung, ver=
ſtopfte
alle Türen und Fenſter und zündete im
Schlafzimmer ein Holzfeuer an. Als der Mann
am Freitag früh nicht auf ſeiner Arbeitsſtelle er=
ſchien
, öffnete man die Tür mit Gewalt und
fand die fünfköpfige Familie im Schlafzimmer
tot auf. Man nimmt an, daß ſchlechte Wirt=
ſchaftsverhältniſſe
den Mann dazu getrieben
haben, mit ſeinen Kindern den Tod zu ſuchen.
Ein Rieſenprozeß gegen die britiſche Krone.
880 Millionen Mark Schadenerſatz=
forderungen
Kriegsgeſchädigter.
London. Am Montag beginnt vor dem
außerordentlichen Londoner Appellationsgericht
ein Prozeß der Vereinigung der Zivilkriegsge=
ſchädigten
=Organiſationen gegen die britiſche
Krone. Es handelt ſich dabei um Forderungen
von 66 000 Geſchädigten in einer Geſamthöhe
von rund 880 Millionen Mark. Die Kriegsge=
ſchädigten
behaupten, daß die britiſche Regierung
auf Grund des Artikels 252 des Verſailler Ver=
trages
von Deutſchland große Summen erhalte,
bisher aber an die Geſchädigten nur etwa 8 Mil=
lionen
Mark ausgezahlt habe. Die Krone ſtützt
ſich demgegenüber auf das königliche Vorrecht,
die Geſchädigten in Uebereinſtimmung mit der
Armut der Nation abzufinden. Zunächſt werden
26 Schadenerſatzforderungen behandelt werden.

Hunderte von Todesopfern des Taifuns
auf Korea.
Tokio. Nur ſpärlich laufen Nachrichten aus
nGebieten ein, die von dem furchtbaren Taifun
ingeſucht worden ſind. Die Zahl der Toten
ſehr groß. Allein aus einem Dorf in Süd=
rea
werden 300 Todesopfer gemeldet. Der
chſchaden läßt ſich noch nicht überſehen.

[ ][  ][ ]

* Franzöſiſcher Wirkſchaftsbrief.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
die Wirtſchaftskreiſe Frankreichs. Für die franzöſiſche Induſtrie, die
viel über den Export=Rückgang klagt, ſpielt das Zollproblem ungefähr
verhältniſſe haben ſich aber etwas gebeſſert und geben zu weniger Be= aber keinen Anlaß zur Beſorgnis bieten kann, da die Deckung des
unruhigung Anlaß. Die Zollpolitik der meiſten Staaten entwickelt ſich Zentralnoteninſtituts durch Geld und Deviſen um mehrere hun=
dagegen
ganz ausgeſprochen zu einem mehr oder weniger ſcharfen
Protektionismus, hauptſächlich infolge der neuen Zolltarife der Außerdem iſt die Rückzahlung von kurzfriſtigen Auslandskrediten,
freihandelsbewegung in England, die ſich zwar gegen Amerika richten grüßen, denn ſie reduziert die Flüſſigkeit des Geldmarktes auf ein
ſoll, die aber auch die franzöſiſche Induſtrie ſchwer treffen würde.
ruhigung. Man hält vielfach den niedrigen Diskontſatz für ſchädlich, diskontes; durch einen ſolchen Schritt würden die Rückflüſſe nach
Nachteil ſoll die Flut von Obligationen aller Art ſein, die zuletzt ſchon Verknappung am Geldmarkte wahrſcheinlich nicht zu vermeiden
nur mit den größten Schwierigkeiten und mit offizieller Hilfe aufgenom=
men
werden konnten. Die Lage dev Effektenbörſe iſt ebenſo ungünſtig Erntefinanzierung, die in dieſem Jahre früher als bisher üblich
Die Lage des Kohlenmarktes iſt wenig günſtig. Der Monatsgeld war die Nachfrage zeitweiſe etwas lebhafter. Am
zurückgeht, zur Aufhäufung von Vorräten führen muß. Im Mai belief Satzes von 338 Prozent kam jedoch nicht in Frage, da anderer=
Koksproduktion für die Schwerinduſtrie war ebenfalls ein wenig höher geld 3½ 4 4½ 4 Prozent. Monatsgeld 1. Adreſſen 4½
Auch in den Kreiſen der Schwerinduſtrie klagt man über einen erheb= Warenwechſel 38 39 38 Prozent.
lichen Rückgang der Aufträge und erwartet nur von der Durchführung
der nationalen Ausrüſtung eine Beſſerung.
Die Kupferpreiſe lagen ſchwach. Sie ſind ſeit dem März des
Vorjahres um 50 Prozent zurückgegangen. Die Schwankungen der
Kupferpreiſe verurſachen der europäiſchen Induſtrie viel Schaden. Man
plant daher die Bildung einer europäiſchen Schutzorganiſation der Käu=
fer
. Zuerſt mit Beteiligung der drei wichtigſten Verbraucher: Deutſch= wenn auch einige Weißzuckerfabriken, die zuvor überwiegende Nachfrage
land, England und Frankreich. Beim Kartell verurſachte dieſes Ge= nicht hatten befriedigen können, recht ſchlanken Abſatz fanden. Die
das Kupfer in manchen Induſtrien durch andere Metalle erſetzt wird.
ſtellt. Am 15. Juli wird in Oſtende eine Konferenz ſtattfinden, an der hervortrat. Die deutſchen Terminmärkte unterſtanden dem abſchwä=
auf
dieſem Gebiete teilmehmen werden. Ob eine Einigung erzielt, Schleſien, ſowie der von Amerika ausgehenden Abflauung, ſo daß die
wird, iſt nach Meinung der hieſigen Wirtſchaftskreiſe fraglich. Die Kurſe etwa 30 Pfg. gegen die Vorwoche einbüßen mußten. Die inter=
Urſache der Gegenſätze zwiſchen den Zinkproduzenten beſteht darin, daß
die Herſtellungskoſten der verſchiedenen Minen ſehr verſchieden ſind. York, wo ein ſtarkes Angebot Kubas einen neuen Rekordtiefſtand ſchuf,
dere Verluſte erleidet.
der Bleipreiſe kann aber vorläufig nicht gerechnet werden. Der Zinn= land noch nicht weitergekommen zu ſein.
markt lag ſchwach. Das Zinnkartell zeigte eine große Aktivität in
der Ausarbeitung von Plänen. So wurde zum Beiſpiel beſchloſſen,
daß ſämtliche Minen ihren Betrieb auf zwei bis drei Monate einſtellen.
Wenn das durchgeführt wird, würde während der zweiten Hälfte des
Jahres 1930 20 000 Tonnen weniger produziert. Das Zinnkartell kann
aber ſeine Beſchlüſſe nicht durchſetzen. Sie werden wohl theoretiſch an=
aben
zurzeit ſehr groß. Sie ſollen in der ganzen Welt beinahe 90 000 Steigerung iſt durch hauptſächlich ſaiſonmäßige Preiserhöhungen für
nen, und erreichten damit eine Rekordziffer.
wicklung durch. In Chile wird mit der Beteiligung des Staates eine 119,1 (120,0) zurückgegangen. Die Inderziffer für induſtrielle Fertig=
zentrale
Organiſation der Produzenten gebildet, um der internationalen
Konkurrenz beſſer entgegen zu arbeiten. Andererſeits aber organiſiert
ſich auch die europäiſche Nitrateninduſtrie und ihre Organiſierung iſt
blick auf eine Vermeidung europäiſcher Ueberproduktion bedeutend. Die Monatsgeld und Warenwechſel waren gegen geſtern unverändert. Von
franzöſiſche Nitrateninduſtrie entwickelt ſich langſam, viel langſamer als
portiert. Die Urſache davon iſt die Erkenntnis, die hier allgemein ſt,
daß de franzöſiſche chemiſche Induſtrie wenig ertragreich iſt und be=
ſonders
in der letztem Zeit wenig Erfolge hatte.
Der Phosphatenexport aus Nordafrika macht ſehr große
Andererſeits klagt man über die niedrigen Phosphatpreiſe, die aber bald golten werden.
eine Hauſſe erfahren ſollen.
Die Beratungen der Konferenz dauern weiter fort, und es werden im= 1929 einſchl. Vortrag einen Reingewinn von 86 000 RM. In dem Ge=
mer
neue Projekte gemacht, um die Kautſchukinduſtrie zu retten. Ein
großer Teil der engliſchen Produzenten möchte ſogar den Stevenſonplan
mit gewiſſen Modifikationen wieder herſtellen. In Franzöſiſch=Indochina
wurde ein Komitee gebildet, um die Produktionseinſchränkungen ſyſtema=
tiſch
durchzuführen. Daß die Lage des Kautſchukmarktes ſo ungünſtig
iſt, iſt durch die beſonders ſchlechte Konjunktur in der amerikaniſchen
Automobilinduſtrie bedingt, da dadurch der Abſatz an Pneumatik in der
erſten Hälfte von 1930 allein um 40 Prozent zurückging. Das Pro=
Plantagen beſitzen, ausgedehnt wird.
Produkkenberichte.
Mainzer Produktenbericht. Großhandelseinſtandspreiſe per 100 Kilo
loeo Mainz= am Freitag, den 18. Juli 1930: Hafer 17175: Maſchinenparks von 900 000 RM. ſei als befriedigend zu bezeichnen.
Malzkeime 1011; Südd. Weizenmehl Spez. Null 44,40; Roggenmehl
60proz. 2828,5; Weizenkleie fein 8,70; Weizenkleie grob 9,510; Rog=
genkleie
995; Biertreber 105115; Erdnußkuchen 14515,5; Kokos= dürfe hoffen, daß bei ruhiger Abwicklung ein Preis erzielt werde, der
kuchen 15,7520,5; Palmkuchen 10,7511,25; Kleeheu loſe 5.90; geb.
Bohnen 37. Tendenz: Abwartend.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Marktlage: Bei unverändert
ruhigem Geſchäft und etwas kleinerem Angebot namentlich in Aus=
landsware
blieben die Preiſe gegen die Vorwoche unverändert.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Marktlage: ruhig. Preiſe
leicht rückgängig. Es koſtete das Pfund Auslandsbutter (holl. oder
dän.) 1 Faß (50 Kg.) 1,74, einhalb Faß 1,75, in Halbpfundſtücken 1,78,
deutſche Molkereibutter 1,64 Mark im Großhandelsverkehr.
Vom Rohhäutemarkt. Am Rohhäutemarkt hielt die ſehr ruhige
Nachfrage auf den letzten Verſteigerungen weiterhin an. Die Preiſe be=
wegten
ſich wie auf den Vorauktionen weiter rückläufig. Weitere Preis=
rückgänge
ſind aber weder für Handel und Induſtrie von Nutzen, viel=
mehr
wären ſtabile Preiſe zu begrüßen. Auf der württembergiſchen
Zentralhäuteauktion galten leichte Ochſenhäute 80, ſchwere 6668, leichte
Rindshäute 80,50, ſchwere 73, leichte Kuhhäute 5861, ſchwere 54 bis
57, leichte Kalbfelle wurden freihändig, ſchwere zu 90 Pfg. verkauft.
Berliner Produktenbericht vom 19. Inli. Wenn ſich auch das Ge=
ſchäft
infolge der beſchränkten Börſenzeit nicht recht entfalten konnte,
erzielte der Produktenmarkt wieder feſtere Stimmung. Die ſeit geſtern
erfolgten ſchweren Niederſchläge haben die Landwirtſchaft erneut zur
Vorſicht bei der Herausgabe veranlaßt. Außerdem erfolgten im handels=
rechtlichen
Lieferungsgeſchäft beachtliche Deckungen. Weizen ſetzte 1 bis
3 Mark feſter ein. Noggen, der geſtern beſonders ſchwach veranlagt war,
konnte ſeinen Preisſtand in den ſpäteren Sichten um 34 RM. beſ=
ſern
. Auch für Hafer auf ſpätere Lieferung ergaben ſich nach der geſt= März 4334, Roggen, Juli 56, September 59½, Dezember 65,
rigen Verflauung größere Preisſteigerungen. Die feſteren Auslands=
meldungen
boten gleichfalls eine Anregung. Im Effektivgeſchäft waren
die Umſätze in Brotgetreide allerdings nur mäßig. Am Mehlmarkte er=
folgten
bei erhöhten Offerten Anſchaffungen. Hafer kommt nach den
geſtrigen Preisrückgängen etwas mehr zum Angebot. Die Forderungen
waren allerdings nicht unbeträchtlich erhöht und wurden zum Teil be=
willigt
. Wintergerſte liegt weiter feſt.

Der Geldmarkk in der vergangenen Woche.
Die Geldmarktlage war in der vergangenen Woche gekenn=
zeichnet
einmal durch die anhaltende Nachfrage nach Tagesgeld
Paris, im Juli 1930, aus Anlaß des Medio und der Steuerzahlungstermine und dann
durch die fortſchreitenden Rückzahlungen von in Deutſchland an=
Das Problem der Zolltarife beſchäftigt jetzt am meiſten gelegten kurzfriſtigen Auslandsgeldern. Es kam infolgedeſſen zu
ſtarken Deviſenabflüſſen bei der Reichsbank, deren Ausmaß, wie
dieſelbe Rolle, wie vor einiger Zeit das Steuerproblem. Die Steuer= es aus dem letzten Reichsbankausweis erſichtlich iſt, überraſchte,
dert Millionen über der der gleichen Zeit der Vorjahre liegt.
Vereinigten Staaten. Am meiſten beklagt man ſich hier über die Anti= ſolange ſie ſich nicht in überſtürztem Tempo vollzieht, nur zu be=
normaleres
Maß. Allerdings beſtehen nach dieſen Vorgängen
Auch die Finanz= und Geldpolitik verurſacht hier Beun= keine Ausſichten mehr auf eine neue Herabſetzung des Reichsbank=
da
er die Bildung von neuen Kapitalien nicht begünſtigt. Ein anderer dem Auslande derart beſchleunigt werden, daß eine unerwünſchte
wäre, zumal in nächſter Zeit mit größerem Geldbedarf für die
wie früher. Es gelang zwar, die Baiſſe zum Stillſtand zu bringen, vorzunehmen iſt, gerechnet werden muß. Die Anſpannung am
aber die Börſe leidet jetzt an einer faſt vollkommenen Geſchäftsloſigkeit. Tagesgeldmarkt ließ erſt zum Wochenſchluß fühlbarer nach. Nach
Rückgang der induſtriellen Aktivität macht ſich immer mehr bemerkbar. Privatdiskontmarkt blieb das Geſchäft gering, ſpäter änderte ſich
Die Produktion zeigt eine gewiſſe Stabilität, welche, da der Verbrauch die Situation und die Nachfrage ging zurück. Eine Erhöhung des
ſich die franzöſiſche Kohlenproduktion auf 4 621 000 Tonnen gegenüber ſeits das Angebot gering blieb. Die Geldſätze nahmen in der
4560 000 im April. Für Juni liegen noch keine Statiſtiken vor. Die Woche vom 14. bis 19. Juli 1930 folgende Entwicklung: Tages=
im
Mai als im April. (426 000 Tonnen gegenüber 419 000 Tonnen.) / 4½4 Prozent. Monatsgeld 2. Adreſſen 434 5½ 5 Prozent.
Wochenbericht vom Zuckermarkk.
Am Verbrauchszuckermarkt hat ſich verfloſſene Woche
in der ſehr ruhigen Geſamtſtimmung nichts geändert. So brachte auch
die neue Verkaufsfreigabe nicht die erwünſchte Belebung im Handel,
rücht naturgemäß große Beſtürzung. In London weilt zurzeit eine Abforderungen auf frühere Abſchlüſſe ſind meiſt befriedigend, teilweiſe
amerikaniſche Delegation, die angeblich Verhandlungen mit den Käufer= ſogar flott. Am Rohzuckermarkt blieb es auch weiter noch recht ſtill.
gruppen führt. Was die Zukunft des Kupfermarktes betrifft, gehen die Ausfuhrſcheine fanden nicht mehr die volle Bewertung der Vorwoche.
Meinungen ſelbſt in Amerika ſehr auseinander, da man behauptet, daß Weißzucker, Lieferung nicht vor dem 1. Auguſt, wurde in größeren
Mengen gehandelt und bleibt angeboten. Melaſſe: Die Witterung
Die Zinkpreife erfuhren eine weitere Baiſſe. Man glaubt hier, blieb nicht ohne Einfluß auf die Stimmung der Käufer, die als ſehr
daß die Baiſſe nicht weiter gehen wird, da ſie ſchon einen Nekord dar= ruhig zu bezeichnen iſt, während Angebot nur mäßig und nicht drängend
auch die Amerikaner die gefährlichſten Konkurrenten Frankreichs chenden Einfluß von Regenmeldungen aus Polen, Tſchechoſlowakei und
nationalen Märkte lagen ebenfalls ſchwach unter dem Druck von New
Bei demſelben Preiſe arbeitet die eine mit Gewinn, während die an= der einen neuen Verluſt bis zu teilweiſe 10 Punkten vom Höchſtſtande
der Woche bedeutet. Kuba drängt angeſichts des reichlich um 770 000
Der Bleimarkt zeigte eine gewiſſe Feſtigkeit. Auf eine Hauſſe / To. größeren diesjährigen Lagers zum Verkauf, ſcheint aber mit Ruß=
Wirtſchafkliche Rundſchau.
Großhandelsindexziffer. Die auf den Stichtag des 16. Juli berech=
nete
Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen Reichsamtes hat ſich mit
genommen, aber in der Praxis nicht reſpektiert. Die Zinnvorräte ſind 125,5 gegenüber der Vorwoche (124,8) um 0,6 Prozent erhöht. Dieſe
Tonnen ausmachen, im Juni allein vermehrten ſie ſich um 2,3B Ton= landwirtſchaftliche Erzeugniſſe bedingt. Die Inderziffer für Agrar=
ſtoffe
hat auf 116,2 (113,1) oder um 2,7 Prozent angezogen. Die Index=
Der Nitratenmarkt macht zurzeit eine bemerkenswerte Ent= ziffer für induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren iſt um 07 Prozent auf
waren hat auf 150,7 (150,9) nachgegeben.
Geld= und Deviſenſätze. Bekanntlich waren am geſtrigen Samstag
die deutſchen Börſen geſchloſſen. Handel von Bank zu Bank findet nicht
nicht nur vom Standpunkte der Konkurrenz aus, ſondern auch im Hin= ſtatt. Tagesgeld lag etwas leichter und erforderte etwa 35 Prozent,
Deviſen hörte man: KabelMark mit 4,18,75; London-Kabel 4,86,48
die Nitrateninduſtrie anderer Länder. Viele Nitratenſorten werden im= 52, PfundeMark mit 20,374/g½4 und LondonSpanien mit 42.
Inſolvenz einer Offenbacher Buchdruckerei. Die Buchdruckerei Gebr.
Thiel A.=G., Offenbach a. M., die ſeit Oktober 1929 die Form einer
A.=G. annahm, ſtellte ihre Zahlungen ein und erſtrebt bei 113 000 RM.
Paſſiven von ihren freien Gläubigern einen Vergleich in der Form, daß
Fortſchritte. Man ſchätzt ihn etwa 40 Prozent höher als im Vorjahre. 50 NM. Forderungen voll, ſolche über. 50 RM. mit 30 Prozent abge=
Schade u. Füllgrabe A.=G., Frankfurt a. M. Dieſe Lebensmittel=
Auf dem Kautſchurmarkte gibt es noch immer keine Klärung, großhandlung erzielte in dem Zwiſchengeſchäftsjahr Januar bis März
ſchäftsjahr April 1929 bis März wird nach 112000 (98 000) RM. Ab=
ſchreibungen
ein Reingewinn von 135 000 (127 000) RM. ausgewieſen,
der ſich einſchl. Vortrag auf 198 000 (180 000) RM. erhöht, woraus 10
Prozent Dividende verteilt werden. Die Bilanz zeigt bei 1 Mill. RM.
A.=K. und unverändert 325 000 RM. Reſerven Verbindlichkeiten 1,62
(1,44) Mill. RM. andererſeits Debitoren und ſonſtige flüſſige Mittel
1.42 (1,05) Mill. RM. und Warenvorräte 133 (1.,41) Mill. RM.
Maſchinenbaugeſellſchaft Karlsruhe. Beim geſtrigen Vergleichs=
blem
der Ueberproduktion, ſoll nur dann lösbar ſein, wenn termin der Geſellſchaft wurde vom Gläubigerausſchuß ein Vergleichs=
der
Einſchränkungsplan auch auf die Eingeborenen, die ſchon zahlreiche vorſchlag zur Annahme empfohlen, der die volle Befriedigung der For=
derungen
bis 300 RM., im übrigen Ausſchüttung einer vorläufigen
Quote von 5 Prozent an die vom Verfahren betroffenen Gläubiger vor=
ſieht
. Die Vertrausperſon, R.A. Dr. Homburger, wies darauf hin,
daß ſich durch die Unmöglichkeit, das Werk zu erhalten, eine völlig ver=
änderte
Situation ergeben habe. Der Erlös aus dem Verkauf des
er ſtehe aber dem Bankenkonſortium als Grundſchuldnerin zu. Als
Vermögensmaſſe ſei jetzt noch der Grundbeſitz vorhanden, und man
annähernd dem Statuswert von 1 Mill. RM. nahekommt. Der Status
6,40; Wieſenheu loſe 6.10; geb. 6403 Drahtpreßſtroh 4,403 Weiße vom Januar habe Veränderungen dadurch erfahren, daß auf der Paſſiu=
ſeite
kapitaliſierte Penſionsanſprüche von über 400 000 RM. eingeſetzt
werden mußten, die allerdings beſtritten ſind, und außerdem gleichfalls
nicht anerkannte Schadenserſatzanſprüche aus Lieferungen von 150 000
RM. angemeldet wurden. Bei den Aktiven werden Außenſtände von
100 000 RM., die zum Teil an die Bank abgetreten waren, von den
Schuldnern beſtritten. Unter der Vorausſetzung, daß der Vergleich zu
ſtande kommt, will die Bank einen Vorſchuß der Maſſe zur Verfügung
ſtellen, aus dem die Gläubiger befriedigt werden können. Dem Ab=
kommen
ſeien langwierige Verhandlungen vorausgegangen. Die Ent=
ſcheidung
wird in acht Tagen verkündet.
Die franzöſiſche Außenhandelsbilanz. Die franzöſiſche Außenhandels=
bilanz
im erſten Halbjahr 1930 weiſt bei 26,85 (i. V. 30,6) Milliarden
Franken Einfuhr und 22,66 (24,72) Milliarden Franken Ausfuhr einen
Einfuhrüberſchuß von 4,19 (5,89) Milliarden Franken auf. Im erſten
Halbjahr des Jahres 1913 hatte das Defizit der Handelsbilanz 4,3 Mil=
liarden
Papierfranken betragen.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 19. Juli:
Getreide: Weizen, Juli 90½, September 93½, Dezember 99½,
März 104; Mais, Juli 83, September 81½. Dezember 75½,
März 79½; Hafer, Juli 35½, September 38½, Dezember 41½,
März 6934.
Schmalz: Juli 9,70, Sept. 9,77½, Okt. 9,80, Dez. 9,35.
Speck loco 13,50.
Leichte Schweine 9,8010,00, ſchwere Schweine 8,609.10;
Schweinezufuhren Chicago 6000, im Weſten 36 000.
Chicago Baumwolle: Oktober 13,39.

Mekallnotierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin (für je 100 Kg.) am 19. Juli
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinignng. f. d. Dt. Elektrolyt=
kupfernotiz
) 107,50 RM.=

Es notierten nach Meldungen aus New York am 19. Jul
Schmalz: Pr. Weſtern 10,45; Talg, extra loſe 5½.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 102, Hartwinter 97½
Mais 943; Mehl 5.105,25; Getreidefracht nach England 1,6 bi
2,3 sh. nach dem Kontinent 79 C.
Kakao: Geſchloſſen.

Zie Lage um Hoismuert.
Skilles Geſchäft und ſchechke Ausſichken.
Lw. Wenn man am europäiſchen Markt von ſom=
merlicher
Stille des Geſchäfts ſpricht, ſo klingt die Hoffnung
auf Belebung durch. Am Holzmarkt iſt es ſtiller als ſommerlich
ſtill, und die Ausſichten auf Beſſerung der Lage ſind trübe. Die
Nachfrage nach inländiſchem Holz iſt ſchwach. Auch in über=
ſeeiſchen
Hölzern gerät das Angebot zuſehends in ein Miß=
verhältnis
zur Nachfrage. Die Preiſe bröckeln bei den meiſten
Sorten ab. Von amerikaniſchen Nutzhölzern blieb
Whitewood begehrt. Auch gutes Pockholz war unſchwer
unterzubringen. Die meiſten anderen amerikaniſchen Holzſorten
hatten aber ein ſehr ſtilles Geſchäft. Die mittelamerika=
niſchen
Mahagoniſorten z. B. fanden wenig Beach=
tung
. Amerikaniſches Nußbaumholz wurde mehr an=
geboten
als verlangt. Für Hickory lag wenig Intereſſe vor,
ebenſo für amerikaniſche Eſche. Auch amerikaniſche
Eichen wurden kaum begehrt Cocobolo Coeus und
Balſa hatte einen unverändert ruhigen Markt Jakaranda=
war
reichlich zu haben. Bezeichnend für den ſchlechten Ge=
ſchäftsgang
war vor allem die mangelnde Kaufluſt für das ſonſt
ſo viel begehrte Okumé. Das Intereſſe für dieſe Holzart ließ
nach, weil die Sperrholz= und Zigarrenkiſtenfabriken ſich Zurück=
haltung
im Einkauf auferlegten. Von den übrigen afrikaniſchen
Holzſorten blieb Abachi einigermaßen begehrt. Auch gute
Poſten weſtafrikaniſchen Ebenholzes fanden Käufer.
Der Abſatz an Nutzhölzern aus Aſien ließ im allge=
meinen
zu wünſchen übrig. Das ſonſt viel umworbene Teak=
holz
wurde wenig gekauft, weil die deutſchen Werften zu geringe
Auftragsb ſtände haben. Makaſſar=Ebenholz mußte im
Preiſe nachgeben. Auch für japaniſche Eichen beſtand
nicht viel Intereſſe.
Die Abfatzlage am deutſchen Markt wird beherrſcht
durch die ungewöhnlich ſchlechten Ausſichten des Baumark=
tes
. Nach den vom Inſtitut für Konjunkturforſchung kürzlich
veröffentlichten Zahlen blieben die erteilten Bauerlebniſſe für
Wohnungen in den erſten 4 Monaten dieſes Jahres um 36 Pro=
zent
hinter dem Vorjahr zurück. Nicht nur i den Großſtädten,
ſondern auch in den Kleinſtädten und auf dem flachen Lande
iſt eine ſtarke Einſchränkung der Wohnungsbautätigkeit feſtzu=
ſtellen
. Die Arbeitsloſigkeit im Baugewerbe war Mitte Juni
d. J. viermal ſo groß wie zur gleichen Zeit in den Vorjahren.
Aber was das Schlimmſte iſt: Auch für die kommenden
Monate muß mit einer erheblich geringeren
Vautätigkeit als in den vorangegangenen Jahren gerech=
net
werden. Die Mittel, die der Reichstag jetzt zur Förderung
des Wohnungs= und Straßenbaus bereitſtellen will, werden in
dieſen: Jahre keine durchgreifende Erleichterung mehr bringen
körnen. Ueberdies wird der Umfang der öffentlichen Arbeiten
im Hoch= und Tiefbau durch das Sparprogramm der Kommunen
außerordentlich beeinträchtigt. Ebenſowenig wie von der
Vaumarktſeite her hat der Holzmarkt eine Anregung durch den
Bedarfder holzverarbeitenden Induſtrien zu er=
warten
. Deren Aufnahmefähigkeit wird eher ſchlechter als beſſer.
Namentlich in der Möbelinduſtrie, aber auch in der Sperrholz=
induſtrie
, der Faß und der Kiſteninduſtrie ſieht es z. Zt. wenig
hoffnungsvoll aus. Daß bei dieſer Lage auch der Holzhandel
nicht beſonders forſch im Holzeinkauf vongeht, iſt verſtändlich.
Thüringen: (Erlöſe der Staatsforſtverwaltung im Juni 1930):
Fichten= und Tannenſtämme: 1a 16,691826 RM.,
1b 20,3522,99 RM., 2a 23,0526,20 RM., 2b 26,7129,97 RM.,
3a 28,5722,99 RM., 3h 30,5437,85 RM., 4a 29,8136,97 RM.,
4b 30,1136,62 RM., 5 37,40 RM. Fichten= und Tannen=
abſchnitte
: 1a 15,3017,16 RM. 1b 19,1220,52 RM., 2a
22,3023,33 RM., 2b 25,8927,90 RM., 3a1 28,1832,15 RM.,
3b 31,4436,07 RM., 4a 31,5535,84 RM., 4b 31,8138, RM.,
5 31,5036,42 RM., 6 30,7037,92 RM. Kiefern= und
Lärchenſtämme: 1a 11,8117,11 RM., 1b 14,1219,19 RM.,
2a 17,2323,/44 RM., 2b 21,1328,69 RM., 3a 23,9131,94 RM.,
3b 29,7536,68 RM., 4a. 4040,90. RM., 5 43,52 RM. Kiefern=
und Lärchenabſchnitte: 1a 12.99 RM., 1b 16,83 RM.,
2a 20,93 RM., 2b 24,88 RM., 3a 28,24 RM., 3b 32,67 RM.,
4a. 37,77 RM.
Heſſen (Durchſchnittserlöſe der Staatsforſtverwaltung im
Juni 1930): Fichtenlangholz N: 1a 17,26 RM., 1b 20,17
RM., 2a 23,50 RM., 2b 26 RM. Kiefernlangholz N:
2a 18,25 RM. 2 22,05 RM. Fichtenderbſtangen: 29
18,25 RM., 2b 22,05 RM. Fichtenpapierholz ohne
Rinde: 1. Klaſſe 15,41 RM., 2. Klaſſe 12,25 RM., 3. Klaſſe
8,25 RM. je Rm.
Bayern: Fichten= und Weißtannenlangholz
(Heilbr. Sort. 3. Klaſſe): Oberbayern Gebirge 2121,50 RM.,
Vorland 2022,50 RM. Schwaben Vorland 19,5026,50 RM.,
Niederbayern Ebene 23,50 RM., Oberpfalz 24,50 RM., Unter=
franken
28 RM. Föhrenlangholz b (Heilbr. Sort,
3. Klaſſe): Südbayern 22,50 RM., Mittelbayern 23,50, RM.,
Rheinpfalz 24,5027,50 RM. Papierholz (2. Klaſſe, ohne
Rinde): Mittelbayern 12,50 RM.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Bilanzſitzung der Frankfurter Maſchinen=Bau=AG. vorm.
Pokorny und Wittekind findet nunmehr Anfang nächſter Woche
ſtatt. Es iſt kaum mit einer Dividende zu rechnen, da erhöhte
Abſchreibungen vorgenommen werden. Die Dividende wurde
1927 mit 6 Prozent, 1928 mit 4 Prozent feſtgeſetzt und wird für
1929 ganz ausfallen.
Die Vereinigten Stahlwerke verzeichnen in den erſten 9 Mo=
naten
des laufenden Geſchäftsjahres. (Oktober bis Juni 1930)
einen Geſamtumſatz mit Fremden von 975,38 Mill. RM. gegen
1035,78 Mill RM. in der entſprechenden Zeit des Vorjahres.
Hiervon entfallen auf Inlandsabnehmer 606 61 (651,79) und auf
Auslandsabnehmer 368,77 (383,98) Mill. RM. Die ſpezifizierten
Auftragsbeſtände der Hüttenwerke und Verfeinerungsbetriebe an
Eiſen= und Stahlerzeugniſſen am 20. Juni machen etwa 51,9 Proz.
des entſprechenden Auftragsbeſtandes im Monatsdurchſchnitt
1928129 aus. Die Produktion ſtellte ſich an Kohle auf 19,96
(19,83), an Koks auf 7,.25 (6 92) an Roheiſen auf 4,28 (4,33) und
an Rohſtahl auf 4 46 (4,72) Millionen Tonnen.
Nachdem die Haltung am amerikaniſchen Kupfermarkt ſich in
den letzten Tagen weiter, abgeſchwächt hat, nahm das Kupferkar=
tell
eine neue Herabſetzung ſeiner Notierungen für den euro=
päiſchen
Konſum von 11.80 Cents per engl. 1b (entſprechend einer
Parität von 109,55 RM. per 100 Kg.) auf 11,55 Cents ( entſpre=
chend
106,85 RM.) vor.
Der Zuwachs an Spareinlagen an den weſtfäliſchen Spar=
kaſſen
im Monat Juni betrug 4,0 Mill. RM. gegenüber 5,9 Mill.
RM. im Juni 1929 Der Spareinlagebeſtand beläuft ſich auf 902,8
Mill. RM. Die Schecks und Kontokorrent=Einlagen nahmen um
4.9 Mill. RM. ab und belaufen ſich jetzt auf 112,0 Mill RM. Der
Geſamtbeſtand bei den weſtfäliſchen Sparkaſſen beträgt mithin
1013,8 Mill. RM. An Sparbüchern wurden ca. 14 000 Stück aus=
gefertigt
.
Das Reichsaufſichtsamt für Privatverſicherung hat den Tei=
lungsplan
für die Aufwertung der Verſicherungen der Arminia,
Deutſchen Lebensverſicherungsbank, der Bayeriſchen Lebens= und
Unfallverſicherungsbank. der Freia, Bremen=Hannoverſche Lebens=
verſicherungsbank
, der Providentia, Frankfurter Verſicherungs=
Geſellſchaft und der Wilhelma in Magdeburg. Allgemeine Ver=
ſicherungs
=AG. genehmigt.

[ ][  ][ ]

agesſpiegel in Bild ind Wort

2o. Zuli 1930

Illuſtrierte Wochenbeilage

Nummer 29

guuangns
mangann
IaHHznBau

N

Noltielitb Weenn

Vor vielen Jahren haben die Engländer, dieſes prak=
tiſche
Volk, eine glänzende Erfindung gemacht : Sie
haben diktiert, die allwöchentliche Ruhepauſe, jene Ein=
richtung
, die ſo alt wie die Bibel iſt, ſoll von nun an ſchon
am Samstag beginnen. Sechs Cage, nein pardon, fünfund=
einhalben
, ſollſt du arbeiten, aber am ſiebenten, nein, am
ſechſten ſchon ſollſt du alles verlaſſen, den heimiſchen Herd,
die häuslichen Penaten, auch die liebe Verwandtſchaft, ſo=
weit
ſich das nur irgend machen läßt, und ſollſt hinaus=
fahren
wandern, ſchwimmen, ſegeln. Heraus aus der
Cretmühle des Alltags! Am
Wochenend laſſe alles, was mit
den Sorgen des Alltags zuſam=
menhängt
, zurück! Swanzig Stun=
den
ſollſt du mal kein Arbeitstier
ſein! Sollſt die Freiheit der Nuhe=
pauſe
als Menſch da genießen,
wo der Menſch am freieſten und
unbeſchwerteſten iſt: in der freien
Naturl
Weil wir Deutſche für wirklich
praktiſche Erfindungen ſtets Ver=
ſtändnis
haben, ſo hat ſich der aus- 2
gezeichnete Brauch des Wochen=
end
=Feierns bei uns ſchnell einge- *2"
bürgert und iſt zu einer ſo ſchö-
nen
und heilſamen Einrichtung ge=
worden
, daß wir ſie heute kaum
noch aus unſerem Leben weg= UII,
denken können.
Auch der bravſte und fleißigſte
Büroangeſtellte rückt, wenn der
Samstag gekommen iſt und die
her, ſtarrt alle fünf Minuten auf die Uhr und wünſcht ſich:
wenn’s doch heute um dreie ſchon fünfe wär!
liegt weit hinter einem, man iſt draußen, an der See, im wurde:
Grünen, kann baden, ſpringen, laufen, turnen, ſich braun=
brennen
laſſen und ſich mit einem Wort; am Buſen der
Natur ausruhen, dann ſind alle Sorgen, wenigſtens für Ach du, ich möcht mal in die Luftſchaukel!
dieſe kurze Seit, entſchwunden; die erwachſendſten Leute
vergeſſen all ihre Würde, werden harmlos und heiter wie wer will noch mall
die Schulkinder und ſind glücklich dabei.
einem Kochtopf im Sande, kommt ſich vor wie ein In= Natur zum Halſe heraus! Aber Guſtav!
dianer und bewacht den laut ſchmorenden, nur bereits
etwas angebrannt riechenden Inhalt des Gefäßes. Heut
gibt’s Setzeier! brüllen die anderen vergnügt. Was aber Göre.
hätte er wohl geſagt, wenn ihm zu Hauſe die teure Gattin

zugemutet hätte, ſich an den Herd zu ſtellen! Durchbohrt
hätte er ſie mit ſeinen Blicken, der geſtrenge Herr. Aber
hier fallen die Schranken der Würde. Hier herrſcht die
Demokratie der Natur. Hank gibts hier nicht.
Überhaupt iſt es eine Luſt, die Geſpräche, wenn man ſie
ſo nennen will, anzuhören. Alſo alles, was ſo in Feld und
Wald und Wieſ ertönt: Nein, klar und ſimig. Confilm
iſt gar nichts dagegen. Luſtſpieldichter oder Manuſkript=
ſchreiber
der großen Filmfirmen, denen doch bekanntlich nie
etwas einfällt, und wenn ſchon einmal etwas, dam nichts

ſchon die Fahrkarten? Nein? Na, dann iſt ja alles in Ord=
nung
, dann laufen wir eben, der Sug fährt nämlich gerade
ab!
Aber Scherz bei Seite: Wie das Drunter und Drüber
bei ſo einem Ausflug auch geweſen ſein mag, ob Elli ſich
beinahe ein Bein gebrochen hätte, und Kulicker natürlich
wieder einmal im ungeeignetſten Augenblick auf der Bild=
fläche
erſchienen ſind, wo man ſie hier doch am wenigſten
vermutet hätte; ob es auf dem Nachhauſeweg Gießkannen
geregnet hat, daß Arthurs neuer Sportanzug vollkommen
hin iſt; ob man ſich gezankt und
wieder verſöhnt und wieder ge-
zankt
hat Esſei, wie es
wolle, es war doch ſchönt
Denn wie es auch war, Jeder,
der draußen war, bringt etwas
Erholung mit zurück in den Staub
der Großſtadt, in den Crott der
Woche! Nun kamn es wieder los=
gehen
, die Arbeit. Man ſchuftet
gern bis zm nächſten Wochen=
end
!!
Wem man ſo die Einzelheiten
der Wochenendfahrten betont
gegeneinander ſtellt dann iſt
das Bild freilich oft unerfreulich.
Der Großſtadmenſch kann nicht
aus ſeiner Haut ſchlüpfen, er
nimmt auch ſeine Nervoſität, ſei=
nen
Arger und ſeine anerzogene
Haſt mit zu Mutter Grün.
Wir haben m Deutſchland
wohl auch nicht die lang=
bei
dem alles, aber auch wirklich alles dieſem einen Sweck
Am ſchönſten aber iſt das alles, wenn es nicht geordnet dient: dem geplagten Arbeitsmenſchen Erholung zu ver=
Mangelhaften Verkehr, viel zu hohe Preiſe für Selte,
Können Sie den Kleinen nicht auf den Schoß nehmen? Boote oder gar Wochenendhäuſer, viel zu viele behördliche
Wie komme ich denn dazu, der iſt ja gar nicht meiner! Verbote. überhaupt die Behörden! Ihnen iſt das
Wochenend noch ein unbekannter Begriff. Sie überbieten
Der Hauptgewinn iſt noch drin! Wer hat noch nicht, ſich darin, das Baden in Seen und Flüſſen, das Lagern
in Wäldern und auf Wieſen ſtrengſtens und bei Strafe zu
Verflucht! Gibt’s hier draußen gar keine Zeitung? verbieten, ſie verpachten lieber einen ganzen See für ein
von Erholungſuchenden Gelegenheit bieten würden, ſich hier
wirklich zu erholen

nnnnr
Aanan

Sonne ſo richtig prall und verheißungsvoll zum Fenſter Luſtiges, könnten Jahre hindurch von dem hier gebotenen jährige Praxis des Engländers, der die beiden letzten
hereinſchaut, unruhig auf dem hohen Kontorſeſſel hin und Stoff leben. Sie hätten nichts weiter zu tun, als das über= Cage der Woche wirklich ganz auf ſein Weekend einſtellt,
reichliche Material zu ſichten und zu ordnen.
Wenn es dann ſo weit iſt, man hat’s geſchafft, die Stadt iſt; wenn man es ſo hören kam, wie es eben geſprochen ſchaffen. Bei uns gibt es noch allzu viele Hinderniſſe.
Herr Prokuriſt perſönlich ſitzt in hockender Stellung vor Wenn’s doch bloß ſchon Montag wäre! Mir hängt die paar Mark an einen Anglerverein, als daß ſie Cauſenden
Mutti, ich hab Halsſchmerzen, und die Lonni hat geſagt,
wenn ich ins Waſſer . . . Klatſch’ das haſte devon, dumme
Haben Sie ſchon gehört? Die Lilly hat ſich mit ihrem
Wochenend=Kameraden verlobt.
Plötzlich en gellender Schrei. Eeegonl Egonl mm
Gottes willen! Haſte etwa vergeſſen, die Wohmungstür ab=
zuſchließen
??? Na, ich hab’s mir ja gedacht. Du biſt doch
der größte Crottel, den es überhaupt gibt. Mein ſchönes
Silberl und die Möbell Ach Gott, ach Gott, alles wird weg
ſein. Na, ſchrei doch nicht gleich ſo!! Wir ſind doch ver=
ſichert
!
Iſt ja nicht wahr, gegen Leben haſt du mich verſichert,
aber doch nicht gegen Einbruch, das haben wir doch da=
mals
extra nicht gemacht, weil wir gedacht haben, bei ms
bricht keiner ein!
Ach, und nun iſt es doch paſſiert! Schrecklich! Schreck=
lich
! Meine ſchöne Mitgift!
Aber ſo beruhige dich doch, es iſt ja noch gar nicht raus,
ob etwas geklaut iſt. Man muß ja nicht immer gleich das
Schlimmſte denken!
Einmal geht auch der ſchöne Sonntag zu Ende. Bei der
Heimfahrt ſind natürlich alle Süge überfüllt. Wie die He=
ringe
eng aneinandergepreßt ſteht man. Max tritt Fräu=
lein
Rüſam auf die Schuhe. Aber erlauben Sie mal, mein
Herr, wie können Sie es wagen, meiner Braut mit Ihren
Elefantenbeinen auf die neuen Cennisſchuhe zu trampeln?
Gibt es Krach? Nein, man iſt ſchnell wieder gemütlich.
Uberhaupt: über alles die Gemütlichkeit! Habt Ihr
Unnnnnnnnnannnnnnnnnnnannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnzt
Aangagan

Ung
Wuncher dido
Auchack

Aannn

[ ][  ][ ]

Om Reiche

der phantaſtiſchen Landſchaftskontraſte

Mit dem Bergenexpreß über die norwegiſchen Hochgebirge nach Oslo

Berge und Fjorde Norwegens werden von Jahr zu Jahr
in immer größerem Maßſtabe Brennpunkte des internationalen
Couriſtenverkehrs.
Es gibt wohl wenige Gebirge, die eine ähnliche Fülle von
landſchaftlich ſchönen und impoſanten Gegenden aufzuweiſen
haben, wo ſich Komfort und Gaſtlichkeit bis in die beſcheidenſten

Dörfer erſtreckt. In entſprechend günſtiger Weiſe ſind die Eiſen=
bahnerbindungen
Norwegens entwickelt. Durch begueme An=
ſchlüſſe
von allen größeren Städten gelangt man raſch nach den
Hauptreiſezielen.
Eine Kulturtat von ganz beſonderer Bedeutug hat Nor=
wegen
mit dem Bau ſeiner Hochgebirgsbahnen vollbracht. Sind
doch die norwegiſchen Hochgebirge im Sommer wie im Winter
das große Sukunftsſanatorium für die internationale Welt.
In Norwegen Eiſenbahnen anzulegen, iſt mit außerordent=
lichen
Schwierigkeiten verbunden. Hohe Berge ſind zu durch=
bohren
, Brücken über tiefe Kluften zu ſpannen, Abhänge auszu=
bauen
, koſtſpielige Schutzbauten gegen Schnee= und Steinlawinen
anzulegen. Man muß es der Leitung der norwegiſchen Staats=
bahnen
hoch anrechnen, daß ſie dieſe wunderbaren Hochbegirgs=
bahnen
geſchaffen hat, techniſche Meiſterwerke, die Gegenden
erſchließen, die früher nur den geübten Hochtouriſten zugänglich
wanen. Aber micht nur dies. Mit ofſenen Augen, daß mur das

Von Fritz Löwe.
Beſte gerade gut genug iſt, ſorgt die norwegiſche Negiernng da-
für
, daß trotz der enormen Koſten das Land mit einem aus=
gedehnten
Netz von Eiſenbahnen überzogen wird, die ſich in
bezug auf Material und Bequemlichkeit mit den beſten Europas
meſſen können. Durchgehende Schnellzüge mit Schlaf- und
Ausſichtswagen verbinden jetzt Weſt= mit Oſt-, Süd= mit Nord=
Norwegen. Vom konvinentalen Auslande kann man nun leicht
und bequem in Durchgangswagen in dieHochgebirge Norwegens
gelangen.
In Europa gibt es keine Eiſenbahn, die eine ſo lange Hoch=
gebirgslivie
aufzuweiſen hat, wie die Bergensbahn, die über eis=
und ſchneeſtarrende Gebirgsketten die Verbindung zwiſchen Oslo
und Bergen vermittelt. Nur vier der Alpenbahnen ſteigen höher
hinauf; ſie liegen aber auch 14 Geographiſche Breitengrade wei=
ter
ſüdlich.
Die einzig ſchöne Bergensbahn, die der an der Weſtküſte
Norwegens herrlich gelegenen alten Stadt Bergen ihren Namen
verdankt, iſt unter den Berg= und Alpenbahnen eine der inter=
eſſanteſten
. Es können munmehr die Couriſten, ohne daß es
einer längeren Reiſe auf offener See bedarf, in eigenartiger,
hochmtereſſanter Eiſenbahnfahrt das Land der wunderbaren

Berge und Sjorde ſchnell und bequem erreichen. Die Bergen=
Bahn bietet auf der 492 Kilometer langen Strecke von Oslo
bis Bergen eine Fülle wunderbarer Landſchaftsbilder, die kaum
übertroffen werden können. Während derSug durch Cäler
Wälder und Gebirge, an Seen und Fjorden entlang eilt, ziehen
an dem Auge der Reiſenden in bunter Abwechſlung die lieblich=
ſten
wie märchenhaft wildeſten Bilder vorüber. Dieſe früher un=
bewohnten
und nur ſchwierig zugänglichen Gebirgsgegenden, die
die Bergensbahn durchfährt, ſind mit einem Schlage ein Eldo=
rado
der Couriſten geworden. Bei den Stavonen Gjeilo,
Haugaſtöl, Finſe, Murdal und Opſet hat die norwegiſche Staats=
bahn
prächtige Hotels gebaut, die die beſten Ausgangspunkte
für Sußwanderungen und Shitouren in die grandioſe Hoch=
gebirgswelt
der Umgegend bilden.
Durch die großen Fenſter der bequemen Ausſichtswagen
kann man in Muße die Landſchaft betrachten, die in ihrer ab=
wechſelungsreichen
und abenteuerlichen Schönheit ihresgleichen
auf anderen europäiſchen Bahnen ſucht. Nach den welt=
berühmten
Fjorden Weſt=Norwegens hat die Bergensbahn den
Couriſten einen raſchen und behaglichen Neiſeweg geöffnet. Von
den einzelnen Stationen führen ausgezeichnete Chauſſeen an den

Dann kommt ihre Mutter, ſie gibt der kleinen Künſtlerin und ſagt mutig: Ich fühle mich aber ganz wohl. Ich kann die
drei Mark und ſagt ſtolz lächelnd: Hier haſt du dein heutiges Volle gut noch weiter ſpielen.
Der Verzicht
Da ſagt Gerdas Mutter: Wenn Sie es wünſchen, kann
Honorar. Was willſt du die denn dafür kaufen, wem man fra=

Von Elſe Nabe.
Die Kindervorſtellung iſt zu Ende. Die kleinen Zuſchauer
werden von Müttern und Kinderfräuleins is Foyer gebracht
und in ihre warmen Hüllen geſteckt. Die Wangen glühen, die
kindliche Erregung zeigt ſich je nach Artung in lautem Neden,
Fragen, Ausrufen oder abſonderlichem Schweigen. Die Ge=
ſtalten
des großen Märchenballetts, von Kindern dargeſtellt,
haben ſich in ihr Innenleben geſenkt und werden nun mit ihrer
(Phantaſie wachſen oder verkümmern.
Hinter der Szene wird die kleine Hauptdarſtellerin, die
zehnjährige Solotänzerin Mara, die eigentlich Margarete heißt,
von ihrer Mutter in die Garderobe geführt. Der Cheaterdiener
hat ihr einen rieſigen Ceddybären und zwei Blumenſträuße auf
der Bühne überreicht. Sie hält, von den anderen Kindern leb=
haft
umringt, den Ceddy graziös im Arm. Er unterſcheidet ſich
durchaus nicht von den Ceddus, die faſt jedes dieſer Kider zu
Hauſe beſitzt, aber ſie müſſen ihn doch einmal m Arm halten
und Mara ein wenig beneiden. Mara verſteht es ausgezeichnet,
ſich beneiden zu laſſen.
Sie wirft ſich gelangweilt auf einen Stuhl, ſtreift die
Ballettſchuhe ab und hält ihrer Mutter das zarte, kindlich ge=
rundete
Geſich zum Abſchminken hin.
Darf ich auch einmal deinen Ceddybären anſehen? fragt
beſcheiden die kleine Gerda, die einen Engel mit ſilbernem Stern
i Haar darzuſtellen hat, während Mara als der auserſehene
erſte Engel, mit Extratänzen und großen pantomimiſchen Sze=
non
, einen ſtrahlend goldenen Stern tragen darf.
Bitte, ſagt Mara großmütig. Du kannſt auch an den
Bluen rischen.
Das iſtaber nett, ſagt Gerda, mit einem Knix vor Ma=
ras
Mutter, die ihr die Blumen reicht.
Und ſie zeigt begeiſtert ihre Hochachtung vor Ceddybär und
Blumen, bis das Kinderfräulein ſie zu größerer Eile beim Um=
ziehen
mahnt.

gen darf?
Mara und ihre Mutter wechſeln einen raſchen Blick. Sie
bedürfen keiner Worte, um auszudrücken, wie lächerlich ſie die=
ſes
Protzen finden.
Gerda ſagt ſelig: So einen Ceddy.
Du haſt doch zwei noch ſchönere, meint die Mutter.
Aber nicht ſo einen.
Ja, dann werde ich dir noch etwas Geld dazugeben
müſſen.
Mara räuſpert ſich.
Ach, ich muß ja auch dein Geld abholen, ſagt ihre Mut=
ter
etwas zu laut, ſo daß es noch andere hören können.
In dieſem Augenblick kommt die Ballettmeiſterin herein.
Sie wird von ihren Schülerinnen laut begrüßt. Die größeren
hängen ſich in ihren Arm und meinen altklug: Das war heute
wieder ein großer Erfolg!
Die Ballettmeiſterin hat für jeden ein freundliches Wort.
Sie ſcherzt mit den Allerkleinſten, beglückwünſcht ſtrahlend
Mütter und befreit ſich zärtlich läckelnd von den ſchwatzenden
Backfiſchen.
Sie begrüßt Maras Mutter und ſagt: Da Sie noch nicht
an der Kaſſe waren, haben ich Ihnen das Honorar mitgebracht.
Es iſt die größte Summe, die wir heute ausgezahlt haben! Sie
will ihr das Geld reichen.
Geben Sie es, bitte, Mara ſelber, entgnegnet die
Mutter, ſie hat es doch verdient.
Mara nimmt den Schein mit ſpitzen Fingern in Empfang
und ſteckt ihn achtlos in ihr Cäſchchen.
Sie ſieht recht blaß und überangeſtrengt aus meint die
Ballettmeiſterin. Wir ſollten ſie in der nächſten Vorſtellung
etwas ſchonen. Man könnte die beiden Vollen austauſchen.
Was meinſt du, Gerda, möchteſt du Maras Volle übernehmen?
Maras Mutter preßt die Lippen feſt zuſammen, als müſſe
ſie nun ſchweigen, damit ihre Cochter die Volle nicht verliere.
Mara ſuchrt die Situation zu retten. Sie fühlt, daß die Hand
ihrer Mutter, während ſie ihr das Kleid ſchließt, leiſe zittert,

Gerda die Volle übernehmen.
Ja, aber wemn Mara ſie behalten will, wendet Gerda
ſchüchtern ein.
Maras Mutter hat eingeſehen, daß doch alles verloren iſt.
Sie ſagt, ohne aufzublicken: Sie haben recht. Mara muß ſich
etwas ſchonen. Ich habe ein anderes Angebot bereits ableh=
nen
müſſen, weil es zu viel für ſie wird.
Ja, dann wollen wir es ſo machen, entſcheidet die Ballett=
meiſterin
. Du mußt Gerda nun den goldenen Stern geben.
Aber du haſt ja Seit, meint Gerda, als ſie ſieht, daß
Mara unwillkürlich danach greift.
Nein, nimm ihn nur gleich. Mara reißt den Reifen, au
dem er befeſtigt iſt, ſo heftig ab, daß einige Haare daran hängen
bleiben. Ich bin jetzt ſehr müde, ſagt ſie zu ihrer Mutter.
Wir ſind auch fertig. Sie ziehen ihre Mäntel an und
verabſchieden ſich.
Auf der Straße bemerkt Mara nach langem Schweigen:
Ich glaube, das Ganze hat Gerdas Mutter eingefädelt.
Natürlich, ſagt ihre Mutter erbittert. Meinſt du, ich
habe es nicht längſt bemerkt?
Gerda wird es aber nicht ſchaffen. Sie iſt viel zu unge=
ſchickt
. Nach zwei Vorſtellungen habe ich die Nolle wieder
zurück. Maras Geſicht iſt erſchlafft, ſie ſcheint nur noch be=
müht
, ihrer Mutter über die ſchlechte Laune hinwegzuhelfen.
Ja, aber dann bekommt ſie eher eine andere als du. Sie iſt
viel zu neidiſch, weil du ſo gute Kritiken bekommen haſt. In
einer Kritik war ſie überhaupt nicht genannt, während über dich
ſechs Seilen gedruckt waren.
Sie iſt die Balletmeiſterin.
Aber Gerda wird keine Kritiken mehr bekommen, dem
jetzt erſcheint niemand mehr von der Preſſe.
Das wird ihre Mutter am meiſten ärgern. Dieſe Protzen,
haben ſie es nötig, auch noch das größere Honorar zu be=
kommen
?
Mara ſchweigt, die Stimme der Mutter erſcheint ihr ſcharf
und häßlich, wenn ſie verärgert iſt; die Vorübergehenden
ſehen auf.

[ ][  ][ ]

Hardanger= und den Sogne-Fjord, von wo aus vorzügliche
Schiffe die Verbindung mit Bergen und Nord=Norwegen auf=
recht
erhalten.
Wo noch vor vierzig Jahren nur ein Frithjof Nanſen und
andere kühne Männer ſich hinaufwagten, um Skitouren durch die
wilde Gebirgseinöde zu unternehmen, brauſt heute der Bergen=
expreß
mit ſeinen luxuriöſen Salon=, Schlaf= und Speiſewagen.
Mit Necht wird der erſte Ceil der Bahn, die von Bergen
nach Voß führende ſogenannte Voſſe=Bahn, mit den Bahnen
an der Niviera verglichen. In der Cat erinnert ſie vielfach an
die Schönheiten der italieniſchen Mittelmeerbahn. Der Sug
brauſt an den im nordiſchen Stil erbauten Villen der Bergenſer
reichen Handelsherren vorbei. In einem dieſer Häuschen wohnte
viele Jahre Edvard Grieg. Seine Aſche ruht in der meer=
umrandeten
Klippe in der Nähe ſeines Heims. Laubumſchlun=
gene
Seen wechſeln mit moosüberwachſener Selſenwildnis. Von
Cunnel zu Cunnel eilt der Sug. Immer neue, hinreißend ſchöne
Blicke öffnen ſich. Von blitzendem Sonnenſchein übergoſſen,
ruhen die ſtillen Fjorde. Hinter Voſſewangen überſchreitet die
Bahn den Fluß und ſteigt in vielen Cumels aufwärts. Die
Landſchaft nimmt einen anderen Charakter an. Aus dem weiten
Voßtal tritt der Sug in wilde, einſame Wälder. Nur verein=
zelt
ſtehen zwiſchen den ſteilen Selſenklippen Gehöfte. Donnernd
brauſen ſchäumende Fälle in die tiefen Schluchten. An ſteilen Fels=
wänden
windet ſich der Sug dahin. Immer mehr lichtet ſich der
Wald. Die Welt des Hochgebirges mit ſeinen zerriſſenen

Sipſeln und eisglitzernden Hochplateaus empfängt ums. Bei der
Station Opſet begimnt der 5300 Meter lange Gravehals=
Cunel. Beim Austritt aus demſelben öffnet ſich bei der Sta=
tion
Murdal die einzig ſchöne Ausſicht in das Flamsdal. Steil
ſtürzen die Felswände 600 Meter tief ab. Gleich blitzenden
Silberbändern rauſchen die Fälle in die Schlucht. Das enge Cal
durchſchäumt der Sluß. In dem kurzen Swiſchenrqume wiſchen
zwei Cunnels liegt die Station Hallimgskeid. Seit alten Zeiten

haben hier die Bauern des Hardanger Cales ihre Sennhütten.
Swiſchen den zahlreichen Cunnels blinkt imer wieder das
ſchneebedeckte Hochgebirge auf. In der Ciefe ruhen ſonnen=
übergoſſene
, vom Nauſchen der Gebirgsbäche erfüllte Cäler. Wie
ſchwarze Schleier ſenken ſich von den eisſtarrenden Bergen
dräuende Wolken herab. Im wilden Canze jagt ſich der Sturm
heulend um die ſchroffen Selſenzinnen, bis ſie in der Sonne zer=
flattern
.
Immer klarer teuchtet das mächtige Maſſiv des Hardanger=
Jökuls herab, bis der 1917 Meter hohe, wolkenumfloſſene
Bergerieſe mit blitzenden Kuppen vor uns aufſteigt. Der Sug
eilt weiter zur Station Sinſe, der höchſten der Bahn, 1922
Meter über dem Meere. Hier liegt die berühmteſte Gebirgs=
ſtation
der norwegiſchen Staatsbahn, ein entzückender Holzbau,
im Sommer wie im Winter zum geſundheitsbringenden Auf=
enthalt
in den Eis= und Schneeregionen des Hochgebirges ein=
ladend
. Oſtlich von Sinſe bewahrt die Landſchaft noch eine
Seitlang den gleichen Charakter bis zur Station Haugaſtöl.
Nunmehr läuft die Bahn abwärts und die Umgebung verliert
viel von ihrer Wildheit. Ein blitzernder See ſchließt ſich an den
anderen. Der Sug durchfährt das romantiſche Hallingdal. Zu
grünen tiefen Gewäſſern erweitert, ſich der uns in munteren
Sprüngen begleitete Hallingfluß. Am ſchäumenden Strome win=
det
ſich der Sug berab. Bei Broma ſtürzt ſich unſer treuer Be=
gleiter
in wilden Stromſchnellen in die Ciefe. Im Calgrund
fährt der Sug durch dichten, duftenden Wald. Noch folgt
Cunnel auf Cunnel. Bei der Station Gulsvik erreichen wir den
herrlichen Kröderen=See. Uber ihm erhebt ſich der von Eis=
kriſtallen
funkelnde Noreffeld.. Mit einem Schlage ändert ſich
auf der Oſtſeite des Landſchaftsbild.
Im Schatten ſtiller Waldlandſchaften fahren wir dahin.
Hönef osi, die emzige Stadt auf der langen Veiſe, iſt erreicht.
Noch einmal grüßen uns abſchließend die ſchneebedeckten
Berge des Valders und Hallingdal, während ſich die Bahn vom
Nandsfjord zu dem fruchtbaren weiten Plateau hinaufarbeitet.
Von Hadeland ſinkt ſie durch Wälder hinab nach Noa und
Crua. Hier breitet Nordmarken ſeine unendlichen Waldſtrecken
bis zu den Oslo umgebenden Höhen. Auf dem letzten Stück
Weg fährt der Sug am idulliſch gelegenen Maridals=See vor=
bei
und beſchreibt gerade oberhalb Oslo einen Bogen. In der
Ciefe ruht im lachenden Abendſonnenſchein das Akertal. Die
Wolken heben ſich. Im roſigen Scheine liegen die Berge. Die
Some rüſtet ſich zur Neige. Erfriſchende Luft dringt durch die

weitgeöffneten Fenſter. Der Abend naht. Vingsum erſtrahlen
die Lichter von Hunderten von Gehöften, von den Bergen grü=
ßen
erleuchtete einſame Holzhäuschen. Wie ein Kinderſpielzeug
jagt unſer Sug in der Ciefe dahin und wirft ſeine Feuer in das
dunkle Cal. Wie Glühwürmchen huſchen auf den Bergſtraßen
die Autos dahin.
In bläulich ſchimmernde Höhenzüge gebettet liegt Kriſtia=
nia
, oder, wie es jetzt heißt, Oslo, am blitzenden Sjord. Hell
leuchtet von den ſteilen Felſen über dem Hafen die alte Feſtung
Akerhus. Aus dem grauen Häuſermeer ragt das weiße
Königsſchloß. Der letzte Cunnel bei Etterſtad wird paſſiert, und
kurz darauf hält der Sug in der hellerleuchteten Halle des neuen
Sentralbahnhofes von Kriſtiania=Oslo.
Schwer wird die Entſcheidung fallen, in welcher Jahreszeit
die Jahrt mit der Bergensbahn eigentlich am ſchönſten iſt.
Schön iſt ſie immer. Aber jede Jahreszeit hat ihre beſonderen
Reize. Lieblich iſt ſie im Lenz, wenn die Frühlingsſtürme ſich
ausgebrauſt haben, der Blütenſchnee auf den Bäumen und der
Winterſchnee auf den Bergen liegt.
Von berauſchender Schönheit iſt die Fahrt, im Sommer,
wenn die Natur ihr prächtigſtes Kleid angelegt hat und die
Bergwieſen mit buntfarbigen Blumen beſtickt ſind.
Wenn mit all ſeiem Sauber aus Sommerträumen der
Herbſt erwacht, ſchlingt er um die von der Bergensbahn durch=
brauſten
Gegenden einen Gürtel, voller Farbenpracht. Jeder
einzelne Baum ſteht dann auf einem Imaragdenen Ceppich.
Über die Bahn ſtrecken ſich granatfarbene Aſte, von allen Swei=
gen
tropft es wie flüſſiges Gold. Die Wipfel der Bäume leuch=
ten
i allen Farben, vom zarteſten Grün bis zum tiefſatten Not.
Selten klar liegen die Berge. Ihre Färbung iſt einzig ſchön,
und die Fernſicht iſt wohl im Herbſt von allen Jahreszeiten
die beſte.
Von ergreifender Majeſtät iſt das norwegiſche Hochgebirge,
wenn es ſein weißſchimmerndes Winterkleid übergeworfen hat.
Wenn in den Bergen die Waldwege tief verſchneit liegen, aus
blitzenden Schneehängen gleich geſpenſterhaften Berggeiſtern die
ſchwarzen Felſen lugen, wenn die Cannen mit Schneeſchleiern
verhüllt und alle Aſte und Sweige mit funkelnden Edelſteinen
bedeckt ſind, wenn die Berge ein einzig ſchimmerndes Winter=
märchen
ſind, erwachen die Hochgebirgsplätze zu neuem Leben.
Dann regiert dort der Srhneeſchuh!

Su Hauſe beginnt Mara ſofort, ſich zu entkleiden. Sie
egt ſich ohne Abendeſſen in Bett. Das Simmer iſt kalt und
nicht aufgeräumt. Die Mutter verſucht, das Feuer i Ofen zu
entfachen, gibt es aber nach kurzer Seit auf. Sie ſtößt ſich m
ihrer nervöſen Ungeduld an Stühlen und Kanten und beginnt
grundlos über Mara zu ſchelten. Dam bereitet ſie in der Küche
geräuſchvoll das. Abendbrot.
Sie bringt etwas Brot und heißen Ceee und geht wieder
hinaus. Mara zwingt ſich zum Eſſen, denn ſie will nicht blaß
und überangeſtrengt ausſehen, ſie will Gerda überlegen bleiben.
Der heiße Cee belebt ſie.
Es fällt ihr ein, daß ſie ihren erſten Canz wit einer ganz
neuen Bewegung, die ſie kürzlich an einer ruſſiſchen Cänzerin
ſah, bereichern kann. Sie erhebt ſich und ſpringt mit nackten
füßen über den kalten Sußboden auf den verſtaubten Ceppich.
Das Nachthemd fällt tief über ihre Füße herab, ſo daß ſie es
raffen muß, um die Schritte beobachten zu können. Dann aber
ergißt ſie ihre Studie, ſie hebt die Arwe m einer unendlich
raurigen Gebärde, neigt den Kopf zur Seite und ſinkt in die
Znie.
Die Schritte ihrer Mutter im Korridor wecken ſie auf. Sie
wirft ſich ins Bett und hebt lauſchend den Kopf. Die Mutter
nimmt den Mantel von der Garderobe und klirrt mit den
Schlüſſeln. Mara weiß, daß ſie nun ins Café gehen wird, weil
ſie es in der engen, kalten Wohnung mit ihren Sorgen nicht
ushalten kann.
Jetzt wird ſie hereinkommen und leiſe an wein Cäſchchen
gehen, um das Geld herauszunehmen. Sch habe mir noch niemals
twas von meinem Honorar kaufen können, denkt Mara.
ränen ſteigen ihr in die Augen.
Die Cür wird geöffnet. Mara ſtellt ſich ſchlafend. Sie
hört das vorſichtige Caſten an ihren Sachen, das Ausknipſen
des Lichtes, das Schließen der Korridortür.
Als es ganz ſtill geworden iſt, wirft ſie den Kopf m die
Arme, vergräbt ſich in die Kiſſen und ſchluchzt laut und hem=
ungslos
, denn ſie weiß, daß ſie nun nicht mehr gehört werden
cann.

Hauch über der Kindheit
Von Hans Natonek.

Die erſte Brille.
Ich erinnere mich noch wie heute, als Winternitz zum erſten
Male mit einer Brille auf der Naſe die fünfte Volksſchulklaſſe
betrat. Es ging ein Gebrüll los, daß die alte Wandtafel klap=
perte
. Wir alle trampelten und ſchrien: Brille, Brille, ein
Profax! Was ſoviel bedeutet wie Profeſſor. Es war eine
unvergleichlich größere Senſation, als ein neuer Anzug, ja ſelbſt
als die erſten langen Hoſen, deren Cräger gleichfalls hochgenom=
men
wurden.

Und nun die Seit hat die wehmütige Eigenſchaft, zu ver=
gehen
iſt mein Junge ſo weit, wie damals der Winternitz, der
Mathematikprofeſſor geworden iſt, wovor das Schickſal meinen
Sohn gnädig bewahren möge. (Swiſchenrufe meiner Srau:
Warum nicht, Mathematikprofeſſor iſt auch ganz gut.)

Als er ſich mir zum erſten Male mit der Brille präſentierte,
lächelte er ungewiß, und die Augen hatten die gewohnte Blick=
ſicherheit
verloren. Da haben ſie nun in das kleine Geſicht eine
große Brille hineingeſetzt, ſie balanciert verlegen auf dem Näs=
chen
, und ihr Cräger iſt teils ſtolz und teils befangen, alſo in
einem Konflikt. Alles Erſtmalige iſt ein Ereignis, und jedes
Ereigwis ſtört das Gleichgewicht. Vielleicht iſt der Betroffene
weniger betroffen als ich, der Betrachter, dem die Brille zu
einem Symbol wird. Dieſes Glas vor den Kinderaugen kommt
mir vor wie eine Verfälſchung der Natur. Mit der Brille
fängt’s an, es iſt der erſte Hauch der Erwachſenheit, Fortſetzung
folgt: die erſten langen Hoſen, das erſte kleine Mädchen, nun iſt
keinHalten mehr. Nur eine Brille, und mir iſt wie Abſchied
vom Geſicht eines Kindes.
Habt ihr ſchon einmal beobachtet, wie ein Kind ſeine Brille
aus dem Futteral holt, den vergoldeten Bügel über die Ohren
ſchlägt, die ſich leicht krümmen, und ſich über ſein Buch beugt?
Es iſt die getragene Handlung eines Erwachſenen; ſie hat etwas
Altbärtiges, der Kontraſt von Kindlichem und Unkindlichem
etwas Nührendes. Gleich wird er, denkt man, Leitartikel leſen,

über die Wahlen debattieren, Börſenzettel und Bilanzen ſtudie-
ren
und eie intereſſenvermantſchte, unfreie Kreatur ſein, wie
wir alle. Mich ſchmerzt dieſe Brille, die er ſelbſt gar nicht mehr
ſpürt. Das iſt die Anpaſſung an die Umformung durch das
Leben, und es iſt ein Glück, daß die meiſten Menſchen dieſen
Prozeß gar nicht wahrnehmen.
Mit bewaffnetem Auge, ſagen die Erwachſenen, die es
gern mit Kampf und ſeinen Attributen zu tun haben. Siehſt du,
Junge, mun haſt du ein bewaffnetes Auge‟ Sucke ſcharf.
Manche Kinder, denen man die erſte Brille aufſetzt, ſehen
aus wie Buchhalter, andere wie Kanzleiräte, andere wie Rechts-
anwälte
, andere wie Bankdirektoren, andere wie Börſianer und
wieder andere wie Profeſſoren. Alles nur en miniature, in
humoriſtiſcher Verkleinerung, wie wem Liliputaner Normal=
große
marikeren. Das künftige erwachſene Geſicht kommt
heraus, wie feſter Umriß aus zartem Morgennebel.

Die Wella.
Es muß doch etwas mehr geweſen ſein, als ein kleiner
Schreck und ein naſſer Umfall, als die vierjährige Ilſe, von einer
kräftigen Welle umgelegt, unter den Meeresſpiegel geriet und
ziemlich verſtört aus dem Waſſer geholt wurde. Sie war ſehr
blaß und konnte nicht reden, und alles, was ſie von ſich gab, war
ſalziges Seewaſſer.
Was haſt du damals empfunden, wie war es denn, fragte
man ſie ſpäter, als du ſo dalagſt und das Waſſer über dich
hinwegging?"
Es war ganz dunkel, erzählte Ilſe, wie unter der Stepp=
decke
, wenn man ſich verſteckt, und die Welle ſagte: Crink
mich, trink mich, damit du ſterbſt.
Sterbſt.
Was iſt Sterben für eine Vierjährige? Die Dunkelheit,
die Welle, keine Luft, die Angſt. Und eine Stimme, die flü=
ſtert
. Es war eine Crübung, ein Hauch über einem Spiegel.
Es war die Sekunde einer Erkenntnis, der Schauer zum erſten
Male. Es ging vorüber; es ging vorüber.

[ ][  ][ ]

Der Lehrer hebt den Singer.
Das Klaſſenzimmer als Parlament.
Eine Stunde in der Aufbauſchule.
Von. E. H. Lehrburger.
Alſo, die Jungens haben nichts dagegen einzuwenden, daß
Sie eine Schulſtunde mitmachen, ſagte der Lehrer zu mir, nach=
dem
er ſich von den Schülern die Genehmigung hatte erteilen
laſſen. Vorausſetzung aber iſt, daß Sie bis zum Ende dableiben
und die Arbeit der Schüler nicht durch vorzeitiges Aufbrechen
ſtören wollen! Sie kommen in die Unterſekunda der Aufbau=
ſchule
, die den ſonſt neunklaſſigen Lehrgang in nur ſechs Jahren
bewältigt. Wir haben jetzt Geſchichte: Chema: Die Hanſa!
Das war Pech. Hanſa. . . öde Wüſte hiſtoriſcher Lange=
weile
ſo kennt man ſie aus der Pennälerzeit. Was werden
die Sechzehnjährigen von heute in einem der modernſten Gym-
naſien
Deutſchlands, dem Kaiſer=Friedrich=Nealgumnaſium in
Berlin=Neukölln, daraus machen?
Schon das Schulzimmer iſt eine Ueberraſchung: die Bänke
ſtehen halbkreisförmig, in der Mitte unter den Jungens ſitzt
der Lehrer. Man unterhält ſich halblaut wie bei einer Cafel=
runde
, bis einer der Jungens Nuhe gebietet, ein Protokoll über

den Verlauf der letzten Stunde vorlieſt und erklärt: Es ſoll
ſich eine Debatte entſpinnen über dei Frage: War die Hanſa
demokratiſch? War ſie republikaniſch? Sofort beginnt ein
Referent, deſſen Spezialgebiet dieſes Chema zu ſein ſcheint, einen
Bericht, der das Urteil keines Hiſtorikers hätte zu ſcheuen
brauchen. Aber es gibt leidenſchaftliche Swiſchenrufe, der
Wortführer eine Art Reichstagspräſident im kleinen, erteilt
einem Gegenreferenten das Wort, die Debatte geht erregt hin
und her und auf einmal hebt einer, den man mittlerweiſe ganz
vergeſſen hat, den Finger: der Lehrer ſelbſt! Auch ihm wird nun
offiziell das Wort erteilt, und er nimmt Stellung zu dem Chema,
das aus der mittelalterlich=langweiligen Hanſa plötzlich eine
Streitfrage aktuellſten und modernſten Formats gemacht hat und
intereſſante Parallelen zur Wirtſchaftspolitik der Gegenwart
erkennen läßt. Aber der Herr Lehrer ein Profeſſor! hat
aufgeſtellt, Neferenten für einzelne Sonderthema beſtimmt, das
Denſum in einzelne Arbeitsgebiete aufgeteilt und dieſe an kleine
Gruppen von Schülern überwieſen. Der Lehrer iſt freundſchaft=
kein
leichtes Leben; man mächt ihn auf unterlaufene Irrtümer

Aufgabe 531.
Nummer 372.
W. A. Shinkmann in Philadelphia.
(1. Preis, Good Companions, 1924.)

b
*
e d

Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: Kd7 Dg2 Lc2 Sc6 d4 Bb4 (6);
Schwarz: Ke3 Uh2 Se7 h8 Be4 (5); 3-.
Aufgabe 532.
A. A. Elkhan.
(Turnier des Britiſh Cheß Magazine 1906.)
Weiß: Kb2 Dc1 Lf5 18 Sb6 h6 Bc2e2 g3 (9);
Schwarz: Ke5 Sh5 Bd4 (3).
Matt in zwei Zügen.
Löſungen der Aufgaben 521 525.
521. F. Palatz. Urdruck. (Ke7 Td7 Lf2 13 Se6; Ke5 Dc3 Ta5 c1 Lg6 Bb4
as f4 15 g74BSSDTNNSTD
1. .. . D63a1 (Plachutta=Befreiung) 2. Lc5 (Turm=Plachutta) Te1 Xc5 (a5

ſchonungslos aufmerkſam, er nimmt es lächelnd zur Kenntnis.
Einer der Jungens hat irgendwo ein Originaldokument entdeckt
und erhärtet ſeine Anſicht damit.
Schlioßlich einigt man ſich: die Hanſa war eine Ariſto=
Demokratie. Und das Kunſtſtück, den Lernenden zur aktiven
Mitarbeit heranzuziehen, iſt fertiggebracht.
Selbſtverwaltung der Schüler wurde hier in ganz großem
Stile durchgeführt. Die Einteilung des Arbeitsprogramms wird
Anfaug des Jahres in gemeinſamer Beſprechung mit den Lehrern
licher Berater, Kamerad: verträgt er ſich nicht mit ſeiner Klaſſe,
ſo bekommt er eine andere. Kommt ein Schüler nicht mit, ſo
forſchen ſeine Kameraden erſt nach den oft familiären
Gründen, nehmen ihn ins Gebet oder bringen ihn, wenn das
nichts hilft, in einer Parallelklaſſe unter. Im Notfall er tritt
ſelten ein muß der Schüler die Anſtalt verlaſſen. Die Sen=
ſuren
, die übrigens ausführliches Gutachten enthalten, ſogar
die Beſprechung über Verſetzung oder Sitzenbleiben werden
von den Schülern in gemeinſamer Konferenz mit den Lehrern
erledigt. Strafen wie Nachſitzen oder Verweis gibt es nicht.."
Ob dieſe neue Art Pädagogik, wie ſie Direktor Dr. Fritz
Karſen in ſeiner Schule mit Mut und Idealismus betreibt, Er=
folg
hat? Swei kleine Beobachtungen während dieſer Schul=
ſtunde
können vielleicht darauf Antwort geben: Keiner der
Jungens hat gelangweilt auf die Uhr geſehen. Keiner hat ſich
nach traditioneller Pennälerart gemeldet: Herr Profeſſor, kann
ich mal hinaus . . .?" um die Seit zu kürzen.
In fünf oder zehn Jahren, wenn Berlin wieder Geld hat,
wird das Reform=Nealgymnaſium einen kleinen Ceil des rieſigen
Schulſtadtkomplexes bilden, der draußen am Dammweg erbaut
werden ſoll vorläufig beſteht dort nur eine vom Architekten
Caut konſtruierte Probeklaſſe, ein ideales Schulzimmer mit
Helligkeit, Bequemlichkeit und rationellſter Naumausnützung.
Am liebſten möchte man noch einmal Bücher und Hefte unter den
Arm nehmen und wieder in die Schule gehen ... Die neue Ge=
neration
hat es beſſer als wir!
Ein Satz einer der Jungens ſagte ihn in der Debatte
bleibt in Erinnerung an dieſe Schulſtunde im Gedächtnis: Wir
haben doch alle Intereſſe daran, in jedem Fach unſer beſtes zu
leiſten wer das nicht will, kann ſich ja in eine Ecke ſetzen und
ein Buch leſen.
Römiſche Anekdote
Von Ofſip Kalenter.
Herr C. Funktionär der . . . ſchen Geſandtſchaft, war neu
in Nom.
Eines Cages hört er den Attaché P. ſagen:
Jede Frau, die man in Nom abends nach neun allein auf
der Straße trifft, iſt eine Kokotte.
Herr C. merkte ſich das ſtill.
An einem ſeiner erſten freien Abende ſchlenderte er durch
den Corlo Umberto I. Es war neun vorüber. Leichter Wind
wehte von den Sabiner Bergen. Vor den erleuchteten Cafés
wurde geſchwatzt und gelacht.
Schöne und würdige Nömerinnen gingen vorbei, ſehr ele=
gant
, ſehr ſtolz, ſehr ſchlank, auf hohen Beinen.
Herr C. betrachtete ſie, prüfte, erwog.
Er entſchied ſich für eine hohe, dunkle, ganz in Schwarz
gekleidete, holte ſie an der Ecke der Via SS. Apoſtoli ein,
ſprach ſie an und ſtieß kaum auf Widerſtand.
Man unterhielt ſich auf Franzöſiſch, nicht ohne Geiſt, nicht
ohne Anſpielungen. Herr C. fand die Unbekannte, wenn ſie fri=
vol
war, entzückend.
Indeſſen hatte ſie eine raſchere Gangart angeſchlagen.
Vielleicht nehmen wir einen Wagen? fragte C.
Nein, es iſt nicht weit wurde geantwortet.
Man wanderte durch Gaſſen und Gäßchen dunkelſter Obſer=
vanz
, was aber in Nom, wo noch das halbe Mittelalter ſteht,
nicht viel heißen will. Das matte, grünliche Licht der Laternen
fiel auf romantiſche Saſſaden mit windſchiefen Senſterläden und
ſchönen, kunſtvollen Portalen.

Vor einem der älteſten und anſehnſichſten Palazzi machte
der Unbekannte halt.
Ein vornehmes Haus! dachte C. bei ſich.
Ein Cürklopfer hallt durch den Slur. Schritte ſchlurfen
herbei. Eine alte Frau öffnet, grüßt.
Die Stiegen hinan: C. folgt der Unbekannten.
Ein Gang, eine Cür: C. ſteht in einem altertümlichen,
etwas unbehaglichen Salon.
Er wendet ſich, die Unbekannte zu umarmen. Im ſelben
Augenblick geht eine Cür auf. Ein Mann tritt ein.
Und die Unbekannte fliegt dem Eintretenden an den Hals.
Es war ſchrecklich, mein Geliebter, mein Einziger! Nie
wieder gehe ich abends allein nach Hauſe. Von jedem dritten
Mann bin ich angeflegelt, beleidigt, entehrt worden. Ich
möchte in die Erde ſinken vor Scham, wenn ich daran denke. Und
alles, weil ich mich bei deiner Mutter verſpätet und mich von
ihr beſtimmen ließ, keinen Wagen zu nehmen . . . Dies (ſie deu=
tete
auf C., der genug Italienſch verſtand, um ihren Worten
folgen zu können) iſt der Kavalier, der mich vor weiteren An=
pöbelungen
bewahrte, indem er mir ſeinen Schutz anbot und mich
begleitete. Danke ihm für ſeine Nitterlichkeit!
C. erſtarrte in einer tiefen Verbeugung.

Der Herr des Hauſe, kreideweiß vor Eiferſucht (oder er
hätte kein echter Italiener ſein dürfen), ging auf C. zu, reichte
ihm die Hand und ſagte tonlos, doch mit vollendeter Höffichkeit:
Werden wir die Ehre haben, Sie heute abend als unſeren
Gaſt zu ſehen? ..
Es gab gefüllte Artiſchocken, Ente in Olwen, einet ſchwe=
ren
, ſonnetrunkenen Veſuvio und zum Nachtiſch jc niſche
Miſpeln. Die alte Frau, die geöffnet hatte, bediente. Man
ſchweigend. C. hatte noch nie mit weniger Appetit gegeſſen.
Die Artiſchocken blieben ihm zwiſchen den Hähnen ſtecken, die
Oliven würgten ihn im Hals, der Veſuvio trocknete ihm die
Kehle aus, und eine Miſpel verſchluckte er verſehentlich mit den
Kernen. Der Hausherr rührte kaum einen Biſſen an, und nur
Madame mit gutem Appetit. Bei alledem ſchien dem un=
glücklichen
C., ſie lachte, ſtumm und herausfordernd, ohne eine
Miene ihres ruhigen Geſichtes zu verziehen, nur mit den Augen.
Hatte er ſie nicht entzückend gefunden, wenn ſie frivol war? . . .
Schlange! dachte er jetzt und kam ſich nicht eben geiſt=
reich
vor.
Herr C. hat im folgenden nie wieder eine Nömerin anges
ſprochen. Auch nicht vor neun.

Xc5) 3. Td5+ (Sc6+) T:d5 (T:c6) 4. 8c6 (Td5). Eine gefällige Aufgabe.
Auf g7 mußte noch ein ſchwarzer Bauer wegen der Nebenlöſung 1. Lh4 hinzugefügt
werden.
522. H. Fränkel. Die Schwalbe, 1930. (Kd1 Df1 Lc3 g6 S8d4 Bg3; Ke3 8a3
Bd2 e5 13 g4 g7: 2X.) 1. Lc3b4! Ein feines Zugwechſelſtück: vier unverän=
derte
Matte und ein neues Matt.
523. R. Gevers. Die Schwalbe, 1929. (Kh3 Td3 16 Le5 f7 Bo4 h1 Be3 g4;
Ke4 Th6 Lg1 8b5 f1 Bc6 12 g5 g6h4; 24.) 1. Td6: 8:d61 1. Te67 8d41
1. Le8 Se31 1. Tff3: Sbe1 1. Lh27 Sg31 1. T:f27 Lh 21 Die vielen Verführungen
wollen bewältigt ſein! Löſung: 1. Le5f41! Eine tückiſche Zugwechſelaufgabe, die
ein neues Matt und zwei Mattänderungen enthält.
524. A. C. White. Pittsburgh Gaz. Times, 1918. (Kc7 Db4 Ta4 45 818 b3
Bg2 h2; Kh5 Lg5 Se5 Be6 e7 15 h4 h6; 3F. Die Stellung zeigt 3 indirelt
gefeſſelte ſchwarze Steine: Drittelfeſſelung. 1. Dd1d41 Zugzwang für Schwarz:
8g4 2. D:g4+ k:g Selbſtverbau; 1. . . . . 8d3 2. D:b4+, a. p. Bernichtung I.:
h4Verbau; 1. . . . . Lf4 2. D:14; 1. . . . . Lf6 2. Dd1+: 1. . . . . 14 2. T:e5.
525. W. A. Shinkmann. Lasker’s Cheß Mag. 1906. (Kd3 Dg5 Td1 d7 8a3
d8 Bb2 b4 d6 f2f3; Kd4 Te8 e8; 2F.) 1. Dg5151 Zugzwang. Die Türme
werden auf jedem Feld, das ſie beim Abſteigen von der 8. Reihe betreten, mit Matt
geſchlagen!

Auflöſung der Rätſel aus Nummer 28.
Drei deutſche Städte.
1. Dresden; 2. Stolp; 3. Leipzig.
Silbenrätſel.
1 Wieſel, 2 Obadia, 3 Domäne, 4 Iris, 5 Ephialtes, 6 Fahren
heit 7 Rekord, 8 Eroika. 9 Utah. 10 Diana, 11 Epinal. 12 Skelet=
13 Ilſe, 14 Cheviot, 15 Bambus, 16 Lorelei, 17 Infanterie, 18 Car
diff, 19 Kuliſſe, 20 Epos, 21 Nogat. Der Spruch lautet: Wo
Freude ſich blicken läßt, da haltet ſie feſt.
Kreuzworträtſel.

Kreuzworträtſel.

Die Wörter bedeuten von links nach rechts: 1 Liebesgott,
4 Gezeit des Meeres, 7 Riechſtoff 8 Tragödie von Goethe 10 Prä=
poſition
, 11 Raubtier, 13 Papſtname, 15 Gleichwort für unge=
braucht
, 16 Präpoſition, 17 Fluß in Italien, 19 Graupe aus
Palmenmark 20 Bedienter, 21 Raubtier, 23 Schwimmvogel,
26 Fiſch, 27 Stadt in Preußen (Regierungsbezirk Kaſſel) 29 Göt=
tin
der Morgenröte, 30 klöſterliches Stift, 32 Rumpf einer ver=
ſtümmelten
Statue, 33 latein, Friedensgöttin, 35 diplomatiſches
Schreiben, 36 Weinernte.
Von oben nach unten 1 bayer, Fluß, 2 Gleichwort für Platz,
Stelle, 3 Ackergrenze 4 Schlingpflanze, 5 Trinkraum, 6 Speiſe=
würze
, 7 Feſthalle, 9 Wetthäuschen (Abkrzg.), 12 deutſcher Dichter
des 18. Jahrhunderts 14 Verwandter, 16 rechter Nebenfluß der
Seine, 18 ſchwediſche Münze, 19 Gewäſſer, 21 Teil des Schlüſſels,
22 Bruder von Moſes, 24 Faß, 25 Schornſtein, 27 Flöte, 28 Hand=
werkszeug
, 30 Teil des Baumes, 31 Angehöriger eines nordiſchen
Volkes, 34 Tonſtufe.
Farben.

.i?.

..2g.
D
An Stelle der Punkte ſind Buchſtaben zu ſetzen, ſo daß 13
Farben entſtehen. Die auf die ſtarken Punkte fallenden Buch=
ſtaben
nennen eine bekannte Operettengeſtalt. Carl Deubel.

Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. Verantwortl. für die Redaktion; Dr. H. Nette.

Darmſtadt, Fernſpr. 1, 23892392. Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.

[ ][  ][ ]

udbblakobmſatohasssSkbralafskäiat

Sooche, nu weer’s ſo weit!
Hochl 1!
Däß hott Arweid gekoſt ....
Noja, ſo ſexhunnerd Johr
däß is kaa Eſſig!
Die wolle erum geklebbert ſei . . .
No alſo gottlobundank
ſie ſin erum!
Un was mer hinner ſich hott
hott mer hinner ſich
ab un en Walzer ..."
Un jetzt kenne rier emol en Moment verſchnaufe
un kenne erum gucke:
s is e ſchee Stick Wähls
No alſo, es hott mer emol aaner geſagt,
un e ganz geſcheider Mann
näwebei bemärkt
alſo der ſeecht:
Wer in de Gajenwadd
for die Zukumft wirke wil,
muß die Vergangenheit kenne!
Däß hott ſei Richdichkeid,
wanns aach e bische verzwäjelt erauskimmt.
Alſo:
Wer in de Gäjenwadd
for die Zukumſt
muß die Vergangenheit . ..."
un ſo.
Odder:
Wer die Vergangenheit net kennt,
waaß in Zukumft net,
wie’s in de Gäjenwadd ausſieht.
Jedenfalls:
Die Gäjenwadd
ſteht uff de Schuldern
vun de Vergangenheit,
domit ſe in die Zukumft blinzle kann
kabierts
Alſo demgemeß ſtehn wir dieſer Däg
uff de Schulder
vun=ere ſexhunnerdjehriche Vergangenheit!
No do kann mer ſchun ſchee weit gucke,
un wann mer nichdich guckt,
muß mer ſage:
Allerhand Hochachdung!
Dann was war’s dann,
unſer Darmſtadt,
vor ſexhunnerd Johr?
Offe geſtanne un grad erausgeſagt:
E Kuhdorf!
Ei Beſſunge hott jo domols mehr gegolte
wie mir
Ei mir hatte jo domols kaum e Kärch,
un wann aaner mol es Bedirfnis hatt,
mußt er zu de Beſſunger ihrm Herrgott bäde geh
Do ſin die Beſſunger heit noch ſtolz druff.
däß ſchmiern ſe uns heit noch uffs Brod,
die Labbingshaiſer
Noja, 18 worn jo iwwerhaubt mieſe Zeide,
domols
for ſexhunnerd Johr.
Un wie die Leit mit ſich aanich ſin worrn,
is mer heit noch e Reedſel.
Kaa Plaſter kaa Waſſerleidung
kaa Gas kaa Elektriſch kaa Müllabfuhr
kaa Neehmaſchien kag Radio kaa Audo
kaa Gawwele zum eſſe.
ja noch net emol e Hemd uffm Leib.
un ſie worn doch zufridde,
wie mer ſo heert un lieſt,
dann warum
weil mer iwwer däß, was men net hott,
ſich aach net zu ärchern brauch
No wie mer dann anno 1330
s Stadtrecht krickt hawwe.
am 23. Juli,
do is es aach net vum aane uff de annern Dag
annerſt worrn
Gut Ding will Weil hawwe
ſeechts Sprichwort.

orzüglicher Kitt für Holzſtoffgefäße. Fuß=
en
, Rührſchüſſeln, Tabletts uſw. kann man wieder tadellos
wenn man friſchen Quark mit ungelöſchtem Kalk zu einem
verrührt und damit die Schäden ſorgfältig ausſtreicht. Man
die Gegenſtände vor dem Gebrauch mehrere Tage unbenutzt

Wem awwer hammer’s zu verdanke,
daß mer heit Städter ſin?
De Katzeellebogener
däß worn geſcheide Leit domols,
un nooch dene ihrm Recht hott mer zu meiner Zeit
3 war es Kotzeellebogener Eherecht lnoch geheirat,
un hott gelaut:
Wer de lengſt läbt, krickt de große Woog!
Alſo die Katzeellebogener,
wann die net gewäſe weern,
do dhede mer valleicht heit noch uffm Brickelche ſitze
un dhede die Baa in die Bach henke.
un die Beſſunger dhete uns iwwer die Axel agucke
Speder ſin mer an Heſſe gefalle,
dann aa vun de Katzeellebogener ihre Mädcher
hott domols eniwwer geheinat.
däß war ſo ausgangs vum 15. Johrhunnerd
No, un ſo warn mer uff aamol Heſſe
däß war aach net iwwel
dann wie die agefange hawwe
un hawwe hier reſchiertt,
do hawwe ſe for Darmſtadt gedha,
was in, ihrer Macht lag
Jedenfalls:
mir hawwen viel zu verdanke!
Große Zeide hott Darmſtadt net erläbt
im allgemeine
s war aach net nehdich,
mer muß net vun allem hawwe
un muß net bei allem vornedro ſei,
däß daucht nix.
Drotzdem hott die Bärjerſchaft ihrn Mann geſtellt
in ſcheene wie in ſchwere Däg,
zum Beiſpiel im Peſtjohr
1629,
Do warn’s die beſte Bärjer vun Darmſtadt,
wo ſich in Nod un Dod for ihr Mitmenſche verobferiert
die Radsbriederſchaft
lhawwe.
ſpeeder is die Sach dann verfalle,
nor Schuſter un Schneider
ſin ehrenhalwer s Konduckt gange,
weil die am meiſte Zeid hadde
mer hott ſe Guldegreiner gehaaße,
dann ſie hadde e Ziddron odder=e Zwiwwel im Sack
un hawwe am Grab gegreint,
wanns bezahlt worrn is.
Aach bedeidende Leit hott’s hier gäwwe
(außer em Dattrich
dann vun däre Sord is aach heit noch kaan Mangel,
bloß ſie ſin net mehr vun hier ... .)
alſo: bedeidende Leit hott’s hier gäwwe
un bedeidende Leit hawwe ſich hier wohlgefiehlt.
Offe geſtanne, was weer dann aus em Goethe worrn
ohne die groß Landgräfin,
ohne de Kriegsrat Merk un de Herder un die
Hier hott de Goethe doch erſt de richdiche Schliff krickt
un in Frankfort hott er bloß in die Winnel gemacht
freilich, däß wolle die Frankforter net Wort hawwe.
awwer 8 is ſo
Jawoll.
No un was weer die Welt heit,
wann ihr Darmſtadt net en Liebig geſchenkt hett,
wo kemt ſe dann hie
ohne Fleiſchexdrackt,
haha uffgeſchmiſſe wer ſe
Un guckt eich emol um
in de annern vier odder fimf Wälddaale,
do ſind=er Darmſtädter an de erſte Stelle
ja ganer is ſogar Diräckter
vun de Berliener ihrm Zolochiſche Gadde,
un däß will ſchun was haaße . ..
Freilich in Darmſtadt bringt’s e Darmſtädter zu nig
odder ſälde zu was
de Brofeed gilt nir in ſeim Vaderland ...."
beſunners wann’s Darmſtadt haaßt
dann do haaßts gleich:
ach derl (odder die!)
wo ſtammt dann der her
ſodder die!)
Schmeißt mer awwer beiſpielsmeßich heit en Blick
ſin de Stadtrat
wer nennt die Velker, zehlt die Name.
no un ſo gehts uns dann aach
Däß haaßt,
ich will net ſage, daß frieher alles aa Mehl gewäſe weer,
ganz un gor net,
do hot aach net alles geglenzt,
was Gold wor.
Däß liggt ſcheints an de Luft,
in de Rodhaiſer.
Jedenfalls, die Bärjerſchaft
un die Nadsherrn.
worn ſich frieher aach als uffſäſſich.
Oft genug.
Awwer in dem Fall is de Ferſcht dezwiſche gefahrn
un hottn haamgeleicht
awwer heit is lagner mehr do,
kaan Haamleichter
ſie ſin baddeibollidiſch ſo aſch mitnanner
vermimmbelt un vermammbelt.
doro leihts ...
Annerſeits muß ich ſoge,
s warn Kerl,
die Radsherrn,
frieher,
Herrgott, was die im ſich einei mammſche konnte
an Eſſe un Wei un ſo

Speiſe=Zettel.
Sonntag: Kirſchſuppe. Hammelbraten mit grünen Boh=
nen
. Stachelbeergrütze. Montag: Tomaten mit Erbſenfüllung
und Bratkartoffeln. Dienstag: Junges Kahlrabigemüſe mit
Bratwurſt. Mittwoch: Pfifferlinge mit Peterſilie im Reis=
rand
. Donnerstag: Hefenklöſe mit geſchmorten Heidel=
beeren
. Freitag: Tomatenkaltſchale. Seelachs gebacken.
Gurken=Bohnenſalat. Samstag: Kohlrabi mit Erbſen und
Karotten und gebr. Leber.

mer is ſprachlos, wann mer’s lieſt
do ſin unſer heit reine Wagſebiebcher,
no ſie krieje’s jo aach net gegunntl. .
Awwer frieher!
Ach du liewer Strohſack,
do war alle Schlag was los,
wo uff Stadtkoſte ſchnabuliert un pockuliert is worrn..
un wann en Radsherr net debei ſei konnt,
hawwe ſem de Wei ſogar haamgeſchickt
un damals worn die Zeide aach net beſſer wie heit
Ja un wann aaner e ſchief Bemärkung gemacht hott
gäje die Rodsherrn
odder die Borjemaaſter,
do hot mer’n in Strof genumme
un er mußt ſounſoviel Maß Wei bezahle
(jeſſes, wann däß heit noch ſo weer,
ich glaab, ich brecht däß Geld net uff
for all den Wei,
wo ich do bezahle mißt) ...."
Annererſeits ſin die belohnt worm,
die wo e Loblied uff die Stadt gedicht hawwe
odder uff de hohe Rath
odder uff die Borjemaaſter
die Dichter hawwe damals e paar Gulde krickt
aus de Stadtlaß
(Däß dreeſt mich widder,
dann ich hab ſe jo aach ſchun gelobt,
un uff die Art hett ſich unſer Rächnung
im Ernſtfall widder ausgegliche . . . .)
Korz un gut
odder meintswäje:
lang un ſchlecht:
8 Verhältnis zwiſche Bärjerſchaft un Radsherrn
war vermudlich immer e bische geſpannt
dorch alle Johrhunnerde dorch,
un vermudlich hott mer in kaaner Gäjenwadd
aus de Vergangenheit
for die Zukumft was gelärmt . . ..
Un ſo ſin alſo ſer Johrhunnerd erum gange
ſeidem mer Städter ſin ...."
Awwer nirdeſtowenicherdrotz,
es kann ſich ſähe loſſe.
unſer Städtche
e ſparſam, ſtrebſam un fleißig Bärjerſchaft
hotts hochgebrocht
ganz abgeſähe vun unſere Induſtrie,
die hott Wäldruf!
Un wann mer gach net am Waſſen lieje
dofor is uns ſchun manches zu Waſſer worrn,
däß gleicht ſich widder aus
wie ſich ſo vieles ausgleicht
im Läwe
Un däßhalb:
wann mer am Mittwoch des Dags gedenke,
an dem mer Städter ſin worrn,
dann woll, mer en Blick wärfe.
uff die Vergangenheit
un wolle Kraft. Mut un Hoffnung ſchebbe
for die Zukumſt
un gelowe unſern Mann zu ſteh
in de Gäjenwadd!
Beſunners awwer wolle mer hoffe un winſche,
daß unſer Radsherrn zunemme
an Kraft, Weisheit un Stärke,
ſie hawwe’s neehdiſch
aſch
un de Himmel ſoll ſe erleichte,
damit ſe de Wähk finne in die Zukumft
un damit ſe rauskumme.
aus ihre ewiche Indräſſebolledick
un ſo
mir wolle jo gärn ſchaffe.
wanns ihne nor gut geht ...."
awwer wie geſugt:
Hoch iwwer de Baddei
ſteht des Wohl
vun unſere Vadderſtadt!
un daß ſe däß eiſähe
Gott gebs!
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm:
Ja, un jetzt noch aans:
alſo am Middwoch .
am Juwiläumsdag!
wärd’s eigeweiht.
unſer Niebergall=Denkmal!
um elf Uhr!
wer kimmt is eigelade
for Gedrenk is geſongt! ...
Awwer Ihr!
Altſtädter!
Inſelbewohner!
Dönnchesborn=Woogs=Hinkels=Kablenei=Bach=un
ſchmickt Eier Fenſter e bische
Holzgäſſer! !
e Fehnche odder=e Bettvorlag odder=e Kobbeziche
mer ſoll ſähe ..
ldhut 8!
daß mir wiſſe, was ſich geheert
mir Altſtädter! ...
Un dann:
am Middwoch awend
im Klaane Haus:
Große Gala=Feſt=Juwiläumsvorſtellung:
Datterich!
un daß wir keiner kommt u is nicht dal . . ..

Zum Schluß noch emol: Fimfhunnerd Mack vun privader
Seit; und fimf Mack vun unſerm Rösche. Hiermit ſchließ ich die
Sammlung un ſag allerſeits noch emol: härzlichen Dank!

Tomaten mit Pfifferlingen. Die wie oben be=
ſchrieben
ausgehöhlten Tomaten fülle man mſit in Butter 10
Minuten gedämpften Pfifferlingen, die man mit Salz und etwas
feingewiegter Peterſilie und einem Stäubchen Pfeffer abſchmeckte.
Tomaten mit Rühreifülle. Dazu bereite man ein
recht lockeres, mit oder ohne Speck oder mit Butter gebratenes
Rührei und fülle es in die ausgehöhlten Tomaten, zu denen
Bratkartoffeln oder Semmelſcheibchen gut paſſen.

[ ][  ][ ]

ſoll immer derart beſchaffen ſein, daß ſie ſehr
leicht gereinigt werden kann, ohne einer über=
trieben
=ſorgfältigen Behandlung zu bedürfen,
da es ja oft vorkommt, daß man während der
Urlaubszeit genötigt iſt, ein oder das andere
Stück in fremde Hände zu geben, die mit der
Wäſche ſicherlich nicht ſo behutſam umgehen,
wie man es daheim gewohnt iſt.
Aus dieſem Grunde wird man ſich für den
Sommer gerne zu weißer Wäſche bekennen, da
die paſtellfarbenen Materialien immer ſehr
empfindlich ſind und bei unrichtiger Behand=
lung
außerordentlich leiden. Abgeſehen davon
gilt weiße Wäſche heuer auch wieder als be=
ſonders
elegant, während die verſchiedenen
paſtellfarbenen Modelle viel weniger beachtet
werden, und die geblumten Stücke, die man vor
einigen Saiſons immer wieder zu ſehen ge=
wohnt
war, vollends in den Hintergrund ge=
treten
ſind.
Es iſt eine längſt bekannte Tatſache, daß man
die Wäſchemode immer mit der jeweiligen Linie
des Tages in einen gewiſſen Einklang bringt,
ſo zwar, daß beiſpielsweiſe zu einem Prinzeß=
kleide
nur ein ganz eng=anliegendes Wäſche=
ſtück
gewünſcht wird, während man anderer=
ſeits
zu einem weiten, glockigen Modell gerne
auch reich=geſchnittene Wäſche wählt.
Die Art und der Stil der neuen Mode wäre
natürlich abſolut dazu angetan, zur Schaffung
beſonders phantaſievoll ausgeführter Wäſche
zu beſtimmen, und die führenden Wäſcheſalons
ſahen ſich daher veranlaßt, bei dem Entwurf
ihrer Modelle ſehr zurückhaltend zu ſein, um
nicht etwa zu viel des Guten zu tun und über=
ladene
Stücke zu bringen.
Trotzdem finden ſich doch ſehr viele Wäſche=
ſtücke
, die ſtark garniert, und zwar ſowohl mit
Spitze als auch mit Stickereien aller Art ver=
ſehen
ſind; mitunter kommt es ſogar vor, daß
man dieſe beiden Aufputzmöglichkeiten ver=
einigt
und daraus ſehr vorteilhafte Effekte holt,
die ſelbſtverſtändlich hauptſächlich für die
Abendmode Verwendung finden.
Demgegenüber aber kann man immer wieder
feſtſtellen, daß jene Stücke, die für Strapaz=
zwecke
(alſo für den Tag) beſtimmt ſind, abſolut
einfach erſcheinen und ſo wenig garniert als nur möglich ſind.
Ihre Form iſt anſpruchslos und ungeſucht und nimmt durchaus
auf den praktiſchen Verwendungszweck Bedacht.
Intereſſant iſt die Löſung der Frage des Nachthemdes, die
jetzt wieder ſehr aktuell zu werden ſcheint, da die elegante Frau
das Pyjama nur mehr für Haus Garten und Strand zu ver=
wenden
gedenkt, den Schlafanzug aber gegen das Nachthemd aus=
zutauſchen
wünſcht, eine modiſche Wendung, die zweifellos auf

Feminiſierung des allgemeinen Mode=Stils zurückzuführen iſt.
Natürlich verſieht man ein Nachthemd gerne mit ſchöner
Stickerei und denkt hier in erſter Linie an die verſchiedenen
Fadenzugsarbeiten (Ajours), die bekanntlich immer vornehm
und elegant ſind und auch inſofern praktiſch erſcheinen, als ſie
bei der Reinigung niemals Schaden nehmen, während Spitzen=
beſätze
trotz behutſamſter Behandlung bald beſchädigt werden.
Wir bringen eines der ſchönen langen und glockigen Nacht=

hemden als letzte Skizze. Man ſieht hier, daß
die hochgerückte Taille durch einen ſchmalen,
ſeitlich gebundenen Gürtel gekennzeichnet wird.
ſeitlich gebundenen Gürtel gekennzeichnet wird
und daß die Ajours auf eine ſpitz zulaufende
Sattelpartie verteilt werden, die ein wenig über
die Schultern fällt, ſo daß die Oberarme ge=
deckt
ſind und ein Aermel nicht mehr nötig iſt.
Auch für die Trotteur= und ſportliche Wäſche
pflegt man der verläßlichen Dauerhaftigkeit
wegen Ajour=Effekte heranzuziehen, gibt dieſen
Stücken aber grundſätzlich einen ganz ſchlichten,
anſpruchsloſen Schnitt, um ſie für ihren Ver=
wendungszweck
reſtlos geeignet erſcheinen zu
laſſen.
Als ſehr brauchbares Modell iſt die zweite
Skizze zu betrachten; es handelt ſich hier näm=
lich
um eine gut geſchnittene Hemdhoſe,
die als Abſchluß parallel zu den Kanten
Ajours bringt, die immer wieder ſehr gefallen.
Die Rock=Kombination für den Abend
aber pflegt immer reich garniert zu ſein, weil
ſie ja unter den dünnen hochſommerlichen Mo=
dellen
vielfach ſichtbar wird und ſomit nicht
ganz einfach ſein darf.
Am liebſten ſieht man heuer die aus Spitze,
Stickerei und Ajours kombinierten Mo=
delle
.
Als Beiſpiel bringen wir in unſerer erſten
Figur eine ſehr ſchöne, mit Spitze abgeſchloſſene
Kombination, die vorne eine breite Ajourbahn
zeigt, die durch ein appliziertes Blütenzweig=
Motiv unterbrochen wird. Es kommen hier
natürlich nur ganz ſchmale Träger in Frage,
die am beſten wirken, wenn ſie aus fleiſchfar=
bener
Gaze oder Tüll verfertigt ſind, da ſie
dann von der Haut kaum abſtechen.
Sehr großer Beliebtheit erfreuen ſich die ver=
ſchiedenen
Figuren=Former die bei
ſchlanken Frauen Korſett und Büſtenhalter er=
läßlich
machen oder, beſſer geſagt: eine Vereini=
gung
dieſer beiden Faktoren darſtellen, da der
Spitzenbeſatz den Büſtenhalter vertritt und die
enge Mittelpartie als Hüft= und Strumpfhalter
zu dienen hat. In dieſer Art kann man ſo=
wohl
Hoſen= als auch Rock=Kombinationen
arbeiten. (Bild 4.)
Wichtig iſt für die Vollſtändigkeit der Wäſcheausſtattung auch
ein kleiner Morgenpaletot der raſch umzunehmen und
in Verbindung mit dem Nachthemde gelegentlich ſogar als
Morgenkleid zu verwenden ſein muß.
Ein ſolches Stück iſt aus Kreton, bunter Seide oder einem
anderen modernen Imprimé verfertigt, ganz glatt gearbeitet und
in den meiſten Fällen mit einem angeſchnittenen Schal garnien
(Mittelbild).
Willy Ungar.

Wie friſiert man halblanges Haar?

. . eine Frage, die ſich viele Damen oft und oft vorlegen,
weil ſie ja einerſeits die lange Haartracht nicht wünſchen, anderer=
ſeits
aber (da das Haar nun einmal wieder ein wenig nach=
wachſen
durfte) auch nicht wieder zum kurzen Haarſchnitt zurück=
kehren
wollen.

Eigentlich äſt jeder Schwierigkeit hier unſchwer aus dem Weg
zu gehen, weil ja gerade die halblange Friſur ſehr abwechſlungs
reiche Möglichkeiten bietet, indem man die Haare für den Ta=
derart
noch innen einrollt, daß die Friſur nicht anders wie ein
welliger Pagen=Kopf wirkt, während für den Abend durch di
Nackenlöckchen ganz entzückende Wirkungen zu ſchaffen ſind, di
ſich überdies dem Stil der neuen Mode vortrefflich anzupaſſer
vermögen (Skizzen).
W. U.

Cenns=Hüte
ſind die allerletzte amerikawiſche Sport=Neuheit und werden an
Stelle der bisher üblich geweſenen breiten Stirnbänder (die be=
kanntlich
Suzanne Lenglen kreierte) oder anſtatt der ebenfalls

raſch populär gewordenen Tennis=Augenſchirme aus Zelluloid,
die faſt ſchon zur Tagesordnung gehörten, getragen werden.
Der neue Tennishut iſt aus naturfarbenem Exotenſtroh ver=
fertigt
und hat faſt ausnahmslos den halbbreiten Rand, um
während des Hochſommers beim Spiele vor den allzu grellen
Sonnenſtrahlen zu ſchützen. Er bringt in der Vorderbahn des
Hutrandes eine eingearbeitete farbige Zelluloid=Partie, die voll=

kommen durchſichtig iſt und ſomit beim Spiele (trotz des verhält=
nismäßig
breiten Hutrandes) ungehinderten Ausblick gewährt,
alſo das Angenehme mit dem Nützlichen in ausgezeichneter Art
vereinigt.
W. U.
Kleiderrechen
gehören zu den Dingen, die man in der Sommerfriſche oft pein=
lich
vermißt, weil faſt immer der Fall eintritt, daß man mehr
Garderobeſtücke als Kleiderhaken hat.
Es iſt darum gut, ſich nicht dem Zufalle zu überantworten,
ſondern unter allen Umſtänden einige Kleiderrechen im Gepäck
mitzuführen.
Sie dürfen natürlich mächt zu viel Raum einnehmen, um den
Koffer nicht zu ſehr zu belaſten, was ſicherlich ein Fehler wäre.
Iw letzter Zeit wurde inſoferne ein ganz ausgezeichnter
Ausweg gefunden, als man vielerlei zuſammenklappbare
Reiſe=Kleiderhaken zu ſehen bekommt, die in einem eigenen
Futterale unterzubringen und außerordentlich praktiſch ſind.

Originelle Lampen
zählen immer zu jenen Stücken der Einröchtung, die dem Raume
die moderne Note geben, und da die Lichtquelle ja der Punkt iſt,
der den Blick zu allererſt auf ſich lenkt, wird man gut daran tun,
dieſe Tatſache zu berückſichtigen und der Lampe geſteigerte Auf=

merkſamkeit zu ſchenken. Natrlich iſt auch hier Sachliche=
keit
das bedeutendſte Gebot, und jede Lampe, die in irgendeinel
Art überladen oder gewollt iſt, wäre ganz entſchieden im Stile
verfehlt.
Wirklich ſchön ſind nur jene Stücke, die zweckdienlich ſind und
gleichzeitig in ihrer Selbſtverſtändlichkeit ſympathiſch ausſehen
gelegentlich eventuell auch noch durch ein im beſten Sinme kunſte
gewerbliches Kolorit auffallen.
Zu den neueſten Typen zählt die Kugel=Lampe im Form
eines durchſcheinenden Glas=Ballons auf farbenreichem Keraml=
Poſtament, das die Form eines kleinen Tiſchchens hat (Bild 1)i
nicht minder originell erſcheint ein beſonders tiefer Schirm aus
Pergament, deſſen einzelne Teile mit Oeſen gerandet ſind, durc
die zarte Lederſchnüre gezogen werden, um den Schirm zufame
menzuhalten. Der kurze Lampenfuß iſt hier aus Edelholz ge
W. D.
dacht (Skizze 2).

[ ][  ][ ]

46)

Nummer 199
Daß Parlankann
dar Maurt.
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſini.
Nachdruck verboten.
Der Doktor legte das Auge an den Türſpalt. Er konnte den
Innenraum überſehen. Die Stube war leer. Auf dem Tiſch
lagen verſchiedene kleinere Schmuckſtücke wirr durcheinander, da=
neben
ein Leinwandſack. Wo war Baruch ſelbſt?
Ein ſchwaches Geräuſch verriet ihn. Der Doktor drückte
langſam die Tür auf und ſchlüpfte in die Stube. Jetzt ſah er,
woher das Licht kam. Einer der Wandſchränke ſtand offen.
Dahinter zeigte ſich eine ſchmale, türartige Oeffnung, die in einen
verborgenen Raum führte, in eine Art Gewölbe, das ſich an die
Stube anſchloß. Wahrſcheinlich diente es früher unſchuldigen
Zwecken, doch hatte der alte Hehler es für gut befunden, einen
der ſchweren Schränke vor den Eingang zu ſtellen, um das Ge=
wölbe
zu verdecken. Dann brach er die Rückwand des Kaſtens
aus, ſtellte eine Art geheime Tür aus dieſer Wand her, und das
verborgene Gewölbe bot nun, beſonders wenn der Schrank mit
alten Gewändern angefüllt war, ein vorzügliches Verſteck.
In dieſem Raume arbeitete Baruch. Er hatte die Kaſtentür
und den geheimen Eingang ins Gewölbe offen gelaſſen. Daß er
beobachtet wurde, ahnte er nicht. Eine Blendlaterne ſtand neben
ihm am Boden. Er beugte ſich über eine geöffnete Truhe und
holte allerlei alten Schmuck hervor. Es war eine richtige Schatz=
kammer
, die Moſes Aron hier eingerichtet hatte und in deren
Beſtänden jetzt Baruchs Hände wühlten. Mit dem Erlös dieſer
Ketten und Ringe, durchweg antiken Urſprungs, konnte der
ſchlaue Burſche ſich ein recht gemütliches Leben machen.
Der Doktor überlegte blitzſchnell. Den Menſchen von rück=
wärts
überfallen, zu Boden werfen, feſſeln, dann die Polizei
benachrichtigen am Ende konnte er doch noch nach Arensberg
fahren. Das Polizeiauto wartete ſicherlich noch immer.
Da hob der lahme Baruch den Kopf. Er drehte ſich halb
1un, und der Doktor hatte Mühe, ſich durch blitzſchnelles Zurück=
bregen
zu verbergen.
Baruch ſchien zu lauſchen. Es lag für ihn etwas in der
Quft, das ihn ſtutzig machte. Er ſtand auf, wie der Doktor deut=
lch
an dem Geräuſch erkannte.
Mehrere Minuten vergingen in abſoluter Stille. Dann ſchien
Faruch den Deckel der Truhe zuzuwerfen. Er kam jetzt wohl
zrück.
Der Doktor mußte ſehen, ſich zu verbergen. Lautlos glitt
er hinter einen zwiſchen Schrank und Eckpfeiler an der Wand
hängenden altruſſiſchen, reich mit Pelz und Goldverſchnürung
verſehenen Bojarenrock. Er roch furchtbar noch Mottenpulver,
und der Doktor hatte jetzt nur die eine Songe, daß er nicht
nieſen mußte. Im übrigen deckte der weite Rock ſeine Geſtalt
zemlich vollkommen.
Baruch trat wirklich in die Stube. Man hörte ſein rauhes
Atmen. Der Doktor konnte aber nicht ſehen, was er tum wollte,
durrfte ſich nicht im geringſten rühren, denn vermutlich hatte
1der Burſche die Laterne bei ſich.
Wieder vergingen Minuten höchſter Spannung. Der Dok=
ter
konnte ſich auf Barauch werfen, ihn nunmehr überwältigen,
aser er wartete. Wußte ſelbſt nicht, weshalb, fühlte nur eine
1Art Lähmung, verbunden mit Neugierde, was der lahme Baruch
leinva noch weiter beginnen wollte.
Entdeckt hatte er den Detektiv hinter dem Bojarenrock nicht,
dem er verließ nun mit ſeinem ſchleppenden, ſchweren Gang

Sonntag, den 20. Juli 1930

Seite 19

die Stube. Aber er ging nicht in das Gewölbe zurück, ſondern
wach den verlaſſenen Reſtaurationsräumen.
Deutlich klappte die Tür hinter ihm zu. Der Doktor kam
zum Vorſchein. Was wollte Baruch dort drüben? Gerade jetzt,
wo er irgendeinen Verdacht geſchöpft haben mußte? Nachſehen?
Etwas Vergeſſenes ſich holen? Sich an einer verſtaubten Flaſche
Wein ſtärken?
Der Doktor fand keine Antwort darauf. Er wollte jetzt ein
Ende machen. Beim Wiedereintritt in die Stube gedachte ihn
der Detektiv mit einem ſicheren Griff zu faſſen und zu über=
wältigen
.
Die Stube war noch hell. Baruch hatte ſeine Laterne nicht
einmal mitgenommen. Der Doktor rückte ſich einen Stuhl in
die Nähe der Tür zu den Wirtſchaftsräumen. Gemächlich ließ
er ſich darauf nieder. Den Blick auf dieſe Tür gerichtet, wollte
er Baruch erwarten, gemächlich auf dem Stuhle ſitzend Er
liebte derartige Ueberraſchungen, ſie machten ihm ſtets beſon=
deren
Spaß. Was für große Augen der ſchlaue Burſche machen
würde, wenn ihn beim Wiedereintritt der Detektiv der ver=
knöcherte
Doktor kalt lächelnd grüßte. Derartige Ueber=
raſchungen
vertrugen auch die rabiateſten Verbrecher ſelten. Sie
knickten meiſt zuſammen und konnten ſchnell gefeſſelt werden.
Der Doktor wartete alſo. Schade, daß er ſich keine Zigarette
anbrennen konnte. Er befand ſich jetzt in der beſten Laune.
Kinderwagen aller Art, nur im Spezialgeschätt 8
1. Donges & Wiest, Elisabethenstraße 25
Der Burſche blieb verdammt lange. Betrank ſich am Ende
gar. Schließlich mußte man nach ihm ſehen.
In dem Augenblick, da ſich der Doktor erheben wollte, um
den neuen Vorſatz auszuführen, ertönte hinter ihm ein heiſerer
Schrei.
Blitzſchnell fuhr er herum und ſtand dem lahmen Ba=
ruch
gegenüber. Auf einem dem Doktor nicht bekannten Wege
mußte er von rückwärts leiſe die Stube wieder betreten haben.
Und nun bog ſich die plumpe, rohe Geſtalt wie zum Sprung
zuſammen. Die Augen des Menſchen flackerten in tieriſcher
Wut, in der gewaltigen Fauſt hielt er eine kurze Eiſenſtange,
die er von ingendwo an ſich raffte.
Hund . . . ! ziſchte er heiſer.
Er hatte den Doktor als den Profeſſor aus der Weinſtube
erkannt, er wußte nun, wie er daran war. Bevor der Schlag
mit der Eiſenſtange fiel, mußte ihn der Doktor unterlaufen.
Der plumpe Rieſe holte aus . . . es ſchien ihm Schaum auf
die Lippen zu treten . .. da glitt ei Schatten lautlos zwiſchen
ihn und den Doktor. Der Rieſe prallte zurück . . . ſah mit blut=
mnterlaufenen
Augen in das Geſicht Nellys, die ſich zwiſchen
ihn und den Detektiv warf . . . und ein Wutkrampf packte ihn.
Das Frauenzimmer . .. haha . ! keuchte er.
Der Doktor wollte zuſpringen Nelly ſchützen . . . er kam
zu ſpät. Der Streich, der eigentlich ihm galt, wurde durch eine
blitzſchnelle Bewegung Nellys von dem Mädchen aufgefangen
und traf den Kopf der Unglücklichen. Ohne einen Laut von ſich
zu geben, brach Nelly zuſammen.
Wie gelähmt ſtarrte der Doktor auf die Zuſammenbrechende.
Baruch hätte den Augenblick ausnützen und auch den Doktor un=
ſchädlich
machen können. Aber ſtatt deſſen warf er die Eiſenſtange
weg und rannte wie beſeſſen davon. War es der brechende
Blick Nellys, der ihn in die Flucht jagte, oder der Schrecken,
kurz vor der Vollendung ſeines Raubzuges entdeckt zu werden,
genug, er ſtürmte im Dunkel durch den Gang.
Der Doktor ſah ihn flüchten und ſchüttelte die momentane
Starrheit gewaltſam von ſich ab. Vor ihm lag regungslos Nelly.
Ein wilder Schmerz ſtieg in ihm empor. Sie mußte ihm nach=

gekommen ſein, trotz ſeines Befehles, aus Angſt um ſein eigenes
Leben wahrſcheinlich. Nun war ſie für ihn gefallen.
Er beugte ſich über die Regungsloſe, faßte ihren Kopf .. ſank er zurück. Da riß er ſich empor.
Er ſagte kein Wort. Nur ſeine Zähne ſchlugen vor Wut
geneinander. So ſtürmte er in den Gang hinaus, die Treppe
hinab, die Stufen in den dunkeln Hof empor . . . und mußte
ſich plötzlich, von ſeiner Schwäche übermannt, die er noch nie=
mals
kannte, gegen einen Pfeiler lehnen. Baruch war inzwi=
ſchen
entkommen, im Nebel verſchwunden. Der Doktor fuhr
ſich über die Stirn. Es ſtand kalter Schweiß auf ihr.
Nelly .." ſtöhnte er.
Er dachte jetzt nur noch an ſie, nicht mehr an Baruch. Den
fing er wohl ſpäter . . ., wenn es ſich überhaupt noch lohnte,
auf den Verbrecherfang auszugehen.
Er fuhr empor, taumelte durch die beiden Höfe, gab drau=
ßen
in der nebelerfüllten Straße das Polizeiſignal. Schon
rannte ein Poſten herbei.
Ein Auto ... im Hof des Polizeigebäudes ſteht eines zur
Abfahrt bereit . . ., der Heilgehilfe ſoll mitkommen . . ."
Der Poliziſt rannte davon. Doktor Borngräber wartete,
mußte hier warten, er konnte ja doch gar nichts anderes be=
ginnen
. Dann kam das Auto dahergeraſt, hielt, und die Verſtän=
digung
war raſch hergeſtellt. Mit der Fahrt nach Arensberg
wurde es nun nichts. Es galt, das Opfer des lahmen Baruch
ſo ſchnell wie möglich nach der nächſten Verbandſtelle, von da
nach einem Krankenhaus zu ſchaffen.
Unter Führung des Doktors drangen die Leute in das alte
Haus des Moſes Aron ein. Mit fahlem Geſicht, ſchwer atmend,
die Lippen übereinandergepreßt, ſtand der Doktor neben dem Heil=
gehilfen
, der die Wunde Nellys unterſuchte und einen Not=
verband
anlegte. Ihr Blut färbte den Zimmerboden. Wie
ein roter Schleier legte es ſich über das Denken des Doktors.
Er wußte plötzlich, was ihm dieſes Mädchen in der kurzen Zeit
ihrer Zuſammenarbeit geworden war. Und nun war es auch
ſchon zu Ende, bevor ſie ſich ausgeſprochen.
Was hoffen Sie? fragte dumpf der Doktor.
Nicht viel, aber Genaues kann man doch erſt ſpäter feſt=
ſtellen
, lautete die Antwort. Totgeſchlagen iſt ſie nicht. Sie
lebt.
Der Doktor holte tief Atem. Dann half er ſelber, Nelly
nach dem Auto zu ſchaffen.
Einer der Poliziſten verſperrte die verlaſſenen Räume, in
denen der verborgene Schmuck, von dem Baruch kaum etwas mit
ſich genommmen, noch herumlag. Morgen konnte eine Gerichts=
kommiſſion
den neuerlichen Tatbeſtand aufnehmen.
Für heute dachte der Doktor nur an Nelly, an dieſes Leben,
das im Entfliehen war.
XV.
Nelly Rothe befand ſich in einem Krankenhauſe. Noch in
der Nacht hatte ſie der Doktor dorthin überführt. Zum Be=
wußtſein
war ſie noch nicht gekommen, und der Leitey des Kran=
kenhauſes
, der ſich ihrer ſofort in eifrigſter Weiſe annahm, zuckte
bedenklich die Schulter.
Der Doktor konnte nicht bleiben. Er preßte nur in eimer
an ihm ſonſt fremden Erregung beim Gehen die Hand des
Arztes und ſagte haſtig: Retten Sie mir dieſes Mädchen, Herr
Profeſſor!
Der Arzt ſah ihn ſtumm an. Er hatte begriffen und neigte
ſchweigend den Kopf. Der Doktor wußte jetzt, wenn Nelly gerettet
werden konnte durch ärztliche Kunſt, geſchah es auch.
So ging er wieder. Für den Reſt der Nacht war nichts
mehr zu beginnen, aber mongen. Er brauchte jetzt Arbeit, Auf=
regungen
, um die raſend auf ihn einſtürmenden Gedanken zu
betäuben.
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[ ][  ]

Seite 20

Sonntag, den 20. Juli 1930

Nummer 199

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Teleph. 591 (11352
Heute nachmittag 4 Uhr
Großes Konzert
ausgeführt vom Stadtorcheſter
Leitung: Konzertmeiſter Reitz.
Eintritt frei.

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Wir geben unsere
Fahrrad-Reparaturwerkstätte
auf. Unser langjähriger Monteur Herr Ludwig Geißler
wird dieselbe übernehmen und im Hause Elisabethen-
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Wir bitten das uns so viele Jahre geschenkte
Vertrauen aut den oben genannten zu übertragen.
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benützen die ſogen. ſtille Zeit zur, weiteren Fortbildung
ihrer Fachkenntniſſe, damit ſie durch ihre Fähigkeiten die
Möglichkeit beſitzen, ihre wiriſchattliche Lage zu beteſtigen
oder zu verbeſſern, ſei es durch Selbſtändigmachen
oder durch Bekleidung einer Stelle als Directrice oder
Zuſchneider. Die Ausbildung erhalten ſie am beſien und
am gründlichſten auf der ſeit Jahrzehnten bekannten
Zuschneide-Schule
des Erſten Frankfurter Zuſchneider=Vereins e. P.,
Frankfurt a. M., Zeil 63.
Auf vielſeitigen Wunſch veranſtalten wir in Darmſiadt
ab 11. Auguſt d. J. einen Zuſchneidekurſus zum bedeutend
ermäßigten Preiſe mit dem gleichen Lehrplan wie er ſich
an unſeren Schulen beſtens bewährt. Wir lehren das
Einheitsſyſtem des Verbandes der Zuſchneider, Zu=
ſchneiderinnen
und Directricen, dem auch die Schulen
Berlin, Hamburg und München angeſchloſſen ſind. Der
Kurſus dauert 4 Wochen bei täglich 4 Unterrichtsſtunden
nach Wahl des Teilnehmers in Tages= oder Abenkurſen.
Beſonders den Damenſchneiderinnen iſt um der heutigen
Mode gerecht zu werden, Gelegenheit geboten, ſich in der
Kunſt des modernen Zuſchnittes pefelt auszubilden.
Am Mittwoch den 23. Juli. abends 8 Uhr findet im
Fürſtenſaal, Darmſtadt, Grafenſtr. 18 eine Verſammlung
zur Beſprechung und Anmeldung ſtatt. Wir laden die
Kollegen u. Kolleginnen zu recht zahlreich. Erſcheinen ein.
Anfragen u. Anmeldung bez. des Kurſus nimmt entgegen
Herrn Jof. Roßkopf, Maßſchneiderei, Darmſtadt.
Nieder=Ramſtädterſtraße 34.