Einzelnummer 15 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 192
Sonntag, den 13. Juli 1930.
193. Jahrgang
27mm brelie Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspig
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breit 2 Reichsmark Anzeigen von auswärte 40 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reichspfg. 92 mm breite
Rellame=
zeile 3.00 Reichsmart. Alle Preiſe in Reichsmart
(4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höberer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streilk uſw., erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konfurs oder gerichtliſcher Beſtreibung fällt jeder
Rabat weg. Banſtonto Deutſche Bani und Darme
ſädter und Naionalbank.
Derwntung und Amiathent m Dermt.
Kein Inkereſſe der Regierung an einer zweiken Leſung der Deckungsvorſchläge im Skenerausſchuß.
Ergebnisloſe Einigungsverſuche zwiſchen Parkeien und Reichsfinanzminiſter.
Verkagung der Beſprechungen auf Sonnkag.
Ernſte Sikugkion.
Die Ausſichken für eine parlamenkariſche Erledigung
der Steuergeſehe gleich Aull. —
Stener=
nolverordnungen in Sicht.
* Berlin, 12. Juli. (Priv.=Tel.)
Die innenpolitiſche Lage hat ſich am Samstag noch weiter
zu=
geſpitzt. Im Steuerausſchuß ſind die Deckungsvorſchläge
noch weiter verſchlechtert worden. Das hat ſchließlich
den Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich veranlaßt, in energiſchem
Ton den Ausſchußmitgliedern zu erklären, daß die
Reichs=
regierung an einer zweiten Leſung im
Aus=
ſchuß kein Intereſſe habe. Dieſe Mitteilung war dann
wieder der Ausgangspunkt für allerlei Kombinationen und
Ge=
rüchte. Im Vordergrund ſtand ſelbſtverſtändlich wieder der § 48.
Man hatte nun gehofft, am Samstag abend in einer
Unter=
redung zwiſchen dem Finanzminiſter und den
Finanzſachverſtändigen der Fraktionen, zu der
auch noch einige Parteiführer hinzugezogen wurden, eine Klarheit
herbeizuführen. Das iſt nicht gelungen. Die Gegenſätze ſind
unausgeglichen geblieben. Am Sonntag vormittag um
10 Uhr will man nun erneut zuſammentreten. Der
Reichsfinanz=
miniſter Dr. Dietrich war mit einem nochmaligen Verſuch,
eine Einigung herbeizuführen, nicht einverſtanden.
Er wollte eigentlich ſchon am Samstag mittag nach den
Abſtim=
mungen im Steuerausſchuß den Kanzler veranlaſſen, reinen Tiſch
zu machen, wobei allerdings noch offen blieb, ob er mit den
Deckungsvorlagen nunmehr ins Plenum gehen oder den
außer=
parlamentariſchen Weg beſchreiten würde, alſo von dem Artikel 48
Gebrauch machen wollte. Miniſter Dietrich hat ſich recht
wider=
willig einer Vertagung der Beſprechung auf
Sonn=
tag gebeugt. Es iſt aber anzunehmen, daß nun am Sonntag
nachmittag, ſpäteſtens am Sonntag abend, die Situation
endgül=
tig nach der einen oder anderen Seite hin geklärt iſt. Daß jetzt
kaum noch eine andere Möglichkeit
gegeben iſt, als mit Gewalt vorzugehen, iſt ſo ziemlich die
einheitliche Anſicht im Reichstag am Samstag abend geweſen. Die
Sozialdemokraten haben durch ihr Verhalten bei der Abſtimmung
im Steuerausſchuß gezeigt, daß ſie entweder alles oder gar nichts
wollen. Sie haben damit den Kanzler davon überzeugt, daß mit
den Sozialdemokraten eine Mehrheit nicht
her=
beizuführen iſt. Das Gleiche gilt auch für die
Deutſchnationalen, die bei den Abſtimmungen eine
hem=
nungsloſe Oppoſitionspolitik trieben und dem Kanzler auch die
Möglichkeit verſchütteten, ſich von rechts her Unterſtützung zu
holen. Man vermutet nun, daß die Regierung am Montag oder
ſpäteſtens am Dienstag, wenn die Beſprechungen vom Sonntag
ergebnislos bleiben, die Steuernotverordnungen
er=
läßt. Der Reichstag wird aber dann noch nicht ſofort in die
Som=
nerferien geſchickt, weil er ja ſchließlich noch eine ganze Reihe von
Aufgaben zu löſen hat und weil der Kanzler ihn nicht ſo ſchnell
aus der Verantwortung entlaſſen will. Da gilt es vornehmlich,
den Etat zu verabſchieden, dann die Oſthilfe und
einige andere Geſetze. Nach der Veröffentlichung der
Notverord=
nungen muß aber auch damit gerechnet werden, daß nun ſofort
von der einen oder anderen Seite ein Mißtrauensantrag
gegen den Kanzler eingebracht wird, und da wird ſich dann
herauszuſtellen haben, ob der Reichstag den Mut aufbringt,
die=
ſem Mißtrauensantrag zuzuſtimmen und die Regierung zu ſtürzen.
Da im Reichstag nichts unmöglich iſt, muß mit einer derartigen
Entwicklung gerechnet werden. Umgekehrt wird man angeſichts
der herrſchenden großen Verwirrung und Unklarheit
aber auch mit einer entgegengeſetzten Entwicklung zu rechnen
haben. Das gute Ende iſt aber jetzt überhaupt nicht mehr zu
er=
kennen. Es muß ſchon ein Wunder geſchehen, wenn im letzten
Augenblick tatſächlich noch ein Einvernehmen herbeigeführt wird,
as dann ſich aber wohl nur noch auf die Deckungsvorlagen, im
günſtigſten Falle auf die Kopfſteuer bezieht.
Die Niederlage der Regierung im Skeuerausſchuß.
Berlin, 12. Juli.
Der Steuerausſchuß des Reichstages nahm am Samstag,
jachdem geſtern ein ſozialdemokratiſcher Antrag, den
Zuſchlag zur Einkommenſteuer für die höheren
Einkommen auf 10 v. H. zu bemeſſen, abgelehnt
wurde, heute die Abſtimmung über die Vorlage vor, wonach dieſer
ſuſchlag 5 v. H. betragen ſoll. Die entſprechenden
Beſtim=
nungen der Vorlage wurden vom Ausſchuß mit einer
Mehrheit, die aus Sozialdemokraten,
Deutſch=
lationalen und Kommuniſten beſteht, abgelehnt
und ſind damit gefallen. Zur Beratung kam dann die
Ledigen=
teuer. Nach längerer Ausſprache wurde auch die Ledigenſteuer
nit der gleichen Mehrheit wie der Einkommenſteuerzuſchlag vom
Ausſchuß abgelehnt. Gegen die Ledigenſteuer ſtimmten die
Deutſchnationalen, die Sozialdemokraten und Kommuniſten. In
der Ausſprache hatte Reichsfinanzminiſter Dietrich einem
volks=
konſervativen Antrage zugeſtimmt, wonach von der Ledigenſteuer
auch Perſonen befreit ſein ſollen, d‟ Eltern gegenüber unter=
Haltungspflichtig ſind. Im übrigen hatte der Reichsfinanzmini=
ſter ſich gegen die Beſteuerung der Aufſichtsratstantiemen gewandt,
die höchſtens acht Millionen einbringen werden. Der Vorſchlag
einer ſolchen Steuer ſei nicht ſachlich, ſondern höchſtens
dema=
gogiſch zu begründen.
Der Ausſchuß befaßte ſich zum Schluß mit der
Tabakſteuer=
novelle. Die Beſtimmungen über die Verkürzung der
Zahlungs=
friſten und über die Ermäßigung des Steuerſatzes für
Zigaretten=
hülſen wurde genehmigt, dagegen die Beſtimmungen über die
Verlängerung der Kontingentierung abelehnt. Der Ausſchuß
nahm dann noch die Abſtimmung über die zurückgeſtellten
An=
träge zur Reichshilfe vor. Mit den Stimmen der
Deutſchnatio=
nalen, Sozialdemokraten und Kommuniſten wurde bei
Stimm=
enthaltung der Demokraten ein ſozialdemokratiſcher Antrag
ange=
nommen, wonach der Reichshilfe von den Behördenangeftellten
nur diejenigen unterliegen, die eine beamtenähnlich=geſicherte
Stellung haben. Für den ſo geänderten Paragraphen 2 des
Reichshilfegeſetzes, der den Perſonenkreis, den die Reichshilfe
umfaßt, feſtlegt, ſtimmten nur die Demokraten. Infolgedeſſen
wurde Paragraph 2 der Reichshilfe abgelehnt. Damit iſt auch
der am Freitag vom Ausſchuß angenommene Aenderungsantrag
über die Einbeziehung der Privatangeſtellten wieder abgelehnt.
Nach dieſer Abſtimmung erklärte der Finanzminiſter, daß die
Reichsregierung an einer zweiten Löſung der Vorlage kein
In=
tereſſe habe. Damit war die Ausſchußberatung abgeſchloſſen.
In parlamentariſchen Kreiſen wird die Erklärung des
Reichs=
finanzminiſters am Schluß der Verhandlungen des
Steueraus=
ſchuſſes, daß die Reichsregierung an einer zweiten Leſung der
Vorlage kein Intereſſe habe, dahin ausgelegt, daß die Regierung
die parlamentariſche Durchbringung der Deckungsvorlagen
nun=
mehr als geſcheitert betrachtet.
Ein Ausweg aus den parlamenkariſchen
Schwierigkeilen?
Dem Vernehmen nach iſt es gelungen, einen Ausweg aus
den parlamentariſchen Schwierigkeiten zu finden.
Die Regierungsparteien haben ſich bereit erklärt, am
Dienstag bei der Beratung der Deckungsvorlage
im Plenum Initiativanträge einzubringen,
durch die das Programm der Regierung
wieder=
hergeſtellt wird. Grundſätzlich beſteht auch Einigkeit
dar=
über, daß die Sanierung der Gemeindefinanzen gleichzeitig mit
der Deckungsvorlage erledigt werden ſoll, wobei die ſogenannte
Bürgerſteuer im Vordergrund ſteht. Differenzen darüber beſtehen
immer noch zwiſchen den Demokraten und der Deutſchen Volkspartei,
ſowie über die techniſche Durchführung einer Bürgerſteuer, vor
allem über die Frage, wie die Einziehung einer ſolchen Abgabe
am beſten erfolgen kann. Die Verhandlungen am Dienstag
die=
nen in erſter Linie dem Zweck, dieſe ſteuertechniſchen Fragen zu
klären, wobei auch Fachleute aus den Finanzverwaltungen der
Länder als Sachverſtändige gehört werden ſollen. Selbſt wenn
ſich die Parteien darüber einigen ſollten, ſo iſt damit aber noch
nicht geſagt, daß das Deckungsprogramm der Regierung im
Reichstage eine Mehrheit findet. Die hinter der Regierung
ſte=
henden Parteien haben bekanntlich im Reichstag keine
aus=
reichende Mehrheit. Die Regierung will infolgedeſſen zunächſt
einmal abwarten, wie die Beratung im Plenum laufen wird. Sie
dürfte jedoch ſpäteſtens nach der 2. Leſung ſich darüber
entſchei=
den müſſen, ob ſie die Deckungsvorlagen auf parlamentariſchem
Wege durchbringt oder auf Grund des Artikels 48 im Wege der
Notverordnung in Kraft ſetzt. Die Anwendung des
Notverord=
nungsrechts iſt nämlich nur ſolange möglich, als die Vorlagen
der Regierung im Reuhstag nicht endgültig abgelehnt worden
ſind. Die Regierung müßte alſo unter Umſtänden vor der 3.
Leſung das Notverordnungsrecht in Anwendung bringen. Die
Anwendung des Artikels 48 wird nach wie vor für möglich
ge=
halten. In dieſem Falle dürften dann die Sozialdemokraten die
Aufhebung der Finanzverordnungen beantragen. Bei Annahme
eines ſolchen ſozialdemokratiſchen Antrages wäre aber die
Ver=
kündung der Geſetze durch den Reichspräſidenten und die
Auf=
löſung des Reichstages die unausbleibliche Folge. Es iſt daher
zu erwarten, daß die nächſte Woche außerordentlich heftige
par=
teipolitiſche Kämpfe mit ſich bringen wird.
Wie wir hören, hält die Regierung an den von ihr
einge=
brachten Deckungsvorlagen feſt, ſie wird ſich jedoch nicht
Ergän=
zungsanträgen, auf die ſich die hinter der Regierung ſtehenden
Parteien einigen, verſchließen. Das gilt auch für die
Bürger=
abgabe, ſofern ſich die Regierungsparteien darauf einigen ſollten.
Die demoktaken verzichken anf die Schankverzehr=
Berlin, 12. Juli.
Die demokratiſche Reichstagsfraktion hat, wie wir erfahren,
angeſichts der jüngſten Entwicklung des Deckungsprogramms die
Abſicht aufgegeben, die Einführung einer Schankverzehrſteuer zu
beantragen. Dieſes Steuerprojekt war, wie aus Kreiſen der
demokratiſchen Fraktion erklärt wird, nur gedacht als eine
not=
wendige Ergänzung der Bürgerabgabe, wenn mit der
Deckungs=
vorlage die Sanierung der Gemeindefinanzen gleichzeitig in
An=
griff genommen werden ſollte. Da dieſe Abſicht aber bei der
Resierung nicht beſteht. beſtehe kein Grund, an dem Antrag der
Schankverzehrſteuer feſtzuhalten.
Beamkenſchaft,
Gerechkigkeit und Vakerland.
Von
Max Freiherr von Biegeleben,
vorm. heſſiſcher Reichsratbevollm. und Geſandter i. R.
Die Reichshilfe der Beamten hat das Problem der
Rechts=
ſtellung der Beamten von neuem aufgerollt. Die öffentliche
Dis=
kuſſion darüber läßt vielfach die grundſätzliche Würdigung der
tiefgreifenden rechtlichen und ethiſchen Momente, die einerſeits
vom Staat gegenüber den Beamten, aber andererſeits auch von
den Beamten gegenüber dem Staat anerkannt werden ſollten,
ver=
miſſen. — Viele glauben, daß utilitariſche, oportuniſtiſche
Be=
trachtungsweiſe in Kreiſen der Politiker einen über das
berech=
tigte Maß hinausgehenden Einſluß gewonnen hat. — Vom
Grundſätzlichen ausgehend, ſoll eine objektive Betrachtung
verſucht werden; denn, wird heute von allen Einſichtigen Klage
über rückſichtsloſe und einſeitige Vertretung der materiellen
In=
tereſſen der einzelnen Berufskreiſe erhoben, ſo darf der Beamte
ſich dieſes Fehlers am wenigſten ſchuldig machen.
Im erſten Vierteljahr 1929 bereits war Anlaß zu
Erörterun=
gen über die Beamtenrechte gegeben. Im Reich fehlten die
Mit=
tel zur wünſchenswerten Beſſerſtellung der Kleinrentner, in
Bayern für die Erfüllung mancher Wünſche mittlerer und
unterer Beamten. Im Reich wollte man die Ruhegehalte über
1000 Mark monatlich kürzen, in Bayern die Gehälter der höheren
Beamten zugunſten der Bezüge der mittleren und unteren
Be=
amten herabſetzen. In Bayern beſchloß der Landtag die
Ein=
holung eines Rechtsgutachtens des Oberſten Landesgerichts
dar=
über, ob eine Kürzung der den Beamten nach dem neuen
Be=
ſoldungsgeſetz vom 10. April 1928 zuſtehenden Dienſtbezüge, mit
dem die wohlerworbenen Rechte der Beamten
ſchützenden Artikel 129 Abſ. 1 der NVerf. verträglich, bzw. ob
ſie nur durch ein verfaſſungsänderndes oder durch ein einfaches
Geſetz möglich ſei. Dabei durfte aber nicht überſehen werden,
daß es weniger auf die formalrechtliche Zuläſſigkeit als darauf
ankam, ob ein ſolches Geſetz, ſei es ein einfaches, ſei es ein
ver=
faſſungsänderndes, den Grundſätzen des Rechts und der
Gerech=
tigkeit eniſprechen würde. Dieſe Frage mußte verneint werden.
Denn das Rechtsverhältnis zwiſchen Staat und Beamten iſt ein
vertragsähnliches, es beruht auf einem gegenſeitigen
Treuver=
hältnis. Der Beamte, der ſein ganzes Leben dem Staate widmet,
ſeine Unabhängigkeit preisgibt und auf die vielfachen
Erwerbs=
möglichkeiten des Privatlebens verzichtet, muß die Gewähr dafür
haben, daß ihm die verdienten Gehalts= und
Ruhegehalts=
anſprüche, ſubjektive Rechte des Einzelnen, nicht
gekürzt werden. Geſchieht es dennoch, ſo wäre es eine Täuſchung
des Vertrauens, mit dem der Beamte in den Staatsdienſt
ein=
getreten iſt und auf das er ſeine ganze wirtſchaftliche und ſoziale
Exiſtenz während und nach ſeiner Dienſtzeit eingeſtellt hat. Eine
Wegnahme ſolcher ſubjektiver Rechte käme einer Enteignung
gleich: illkür träte an die Stelle des gefeſtigten Rechtszuſtandes.
Ungerecht wäre es, den Beamten die ihnen kraft Geſetzes
gewähr=
ten Bezüge zu entreißen, um den Ertrag dieſer Maßnahme
an=
deren Berufsgruppen zukommen zu laſſen. Was Sache aller
Steuernflichtigen iſt, wäre dadurch einer einzigen Kategorie von
verhältnismäßig wenigen Staatsbürgern aufgebürdet. Nur
wennesdaraufankäme, den Staat ausäußerſter
Not und Gefahr zu retten, dürfte er von einer
geſetzlichen Möglichkeit zur Schmälerung der
wohlerworbeaen Rechte ſeiner Beamten
Ge=
brauch machen, jedoch mit der Folge, daß gleiche
Opfer auch allen anderen Volksgenoſſen
zuge=
mutetwürden. — Daß Erwägungen einer weiſen
Beamten=
politik, welche die Erhaltung des Berufsbeamtentums und eines
tüchtigen Nachwuchſes erfordern, zum gleichen Ergebnis führen,
ſie hier nur angedeutet.
Nach dieſen Grundſätzen muß auch das heute im
Vorder=
grund ſtehende Problem der Reichshilfe der Beamten beurteilt
werden. Daß wirklich eine äußerſte Notlaoge des Reiches gegeben
iſt, kann ernſtlich richt beſtritten werden. Wie es dazu gekommen
iſt, welche Rolle dabei insbeſondere die Auswirkungen einer ganz
ungewöhnlichen Weltkriſe ſpielen, hat Reichskanzler Dr. Brüning
am 28. Juni vor dem Reichsrat überzeugend dargetan. Eine
rückſchauende Kritik, inwieweit bei der früheren Reichsregierung
finanzielle Fehlwirtſchaft, Mangel an Vorausſicht und nicht
zu=
letzt Mangel an Mut, das Problem der Arbeitsloſenverſicherung
ſachlich anzupacken, eine Schuld begründen, erſcheint zwecklos.
Der Notſtand iſt vorhanden, und ebenſo beſteht die gleichfalls von
Dr. Brüning mit aller Entſchiedenheit dargelegte
Notwendig=
keit, dieſem Notſtand abzuhelfen. Nach den Ausführungen des
Reichsfinanzminiſters Dietrich vom gleichen Tag ſind es die
Rück=
gänge an Steuern und Zöllen, ſowie die Koſten der zunehmenden
Arbeitsloſigkeit, die einen gewaltigen Fehlbetrag verurſacht haben.
Er beziffert ſich bis 1. April 1931 errechnet, nach Abzug der
Bei=
tragserhöhung der Arbeitsloſenverſicherung mit 269 Millionen,
noch auf 458 Millionen. 135 Millionen dieſes Fehlbetrages ſollen
durch die Reichshilfe der Perſonen des öffentlichen Dienſtes
auf=
gebracht werden, ſofern ſie ein Einkommen von mehr als 2000
Mark haben. Dazu gehören auch die Angeſtellten, wobei aber
Einkommen von mehr als 3600 Mark mit Rückſicht auf die
Arbeits=
loſenverſicherungspflicht der Mehrzahl freibleiben. Die
Reichs=
hilfe beträgt 2½ Prozent des Bruttogehalts und wird für die
Zeit vom 1. 8. 1930 bis 31. 3. 1931 durch Abzug vom Gehalt
erhoben. Dieſer Sonderbelaſtung der Beamten ſteht neben der
hier nicht zu erörternden Ledigenſteuer ein mit einem Ertrag von 58
Millionen eingeſchätzter allgemeiner 5prozentiger Zuſchlag
zur Einkommens ſteuer für den Reſt des Rechnungsjahres 1930
bei allen Einkommen über 8000 Mark gegenüber. Die
Körper=
ſchaftsſteuerpflichtigen ſind nicht herangezogen. Der
Unter=
ſchied in der Freigrenze, ſowie in der Art der Berechnung der
Reichshilfe und des Zuſchlags — der erſteren unmittelbar vom
Gehalt, des letzteren nur von der aus dem Einkommen
errech=
neten Steuer — ergibt, um wieviel größer die Sonderbelaſtung
Seite 2
Sonntag, den 13. Juli 1930
Nummer 192
der Beamten iſt als die Belaſtung der ſonſtigen
Einkommen=
ſteuerpflichtigen.
Die Sonderbelaſtung der Beamten kommt rechtlich einer
ge=
friſteten Gehaltskürzung im Wege der direkten Beſteuerung gleich.
Wie verhält ſich hierzu die Rechtsgarantie des Art. 19 der
Reichs=
verfaſſung? Mit Abſicht hat man die im Vergleich zu einer
ſirekten, im Widerſpruch mit der Reichsverfaſſung ſtehenden
Ge=
haltskürzung mildere Form gewählt, aber materiell iſt das
Ergeb=
nis das gleiche. Würde allgemein die Kürzung der
Gehalts=
bezüge der Beamten durch eine Sonderſteuer vorgenommen, ſo
würde eine ſolche Maßnahme zum mindeſten dem Geiſte des
Art. 129,1 Reichsverf. widerſprechen. Ob angeſichts der
Geſamt=
regelung in concreto das Gleiche auch für eine einmalige und
nicht allzu große Kürzung gilt, mag dahingeſtellt bleiben.
Ab=
geſehen von dieſer formaljuriſtiſchen, aber doch grundſätzlich ſehr
bedeutſamen Frage, iſt nun zu prüfen, ob die oben für einen
Ein=
griff in die wohlerworbenen Rechte der Beamten formulierte
Vorausſetzung, daß nämlich gleiche Opfer auch allen anderen
Volksgenoſſen zugemutet würden, zutrifft. Die Sonderbelaſtung
der Beamten wird in erſter Linie damit begründet, daß dieſe im
Unterſchied von den der Arbeitsloſenverſicherungspflicht
unter=
liegenden Perſonen, deren Beitragslaſt nunmehr um ½ Prozent
erhöht wird, ein geſichertes Einkommen, eine geſicherte Eriſtenz
hätten, weshalb ihnen gleichfalls ein Opfer zuzumuten ſei. Ein
im erſten Augenblick beſtechendes Argument, das aber doch im
Grundgedanken und in ſeinen Konſequenzen ſich als anfechtbar
erweiſt. Leicht könnte man damit eine dauernde Sonderbelaſtung
der Beamten gegenüber der Arbeiterſchaft begründen. Das Weſen
des Beamtentums, das ſich nun einmal grundſätzlich von dem
anderer Berufsſtände unterſcheidet, würde angetaſtet. Die
Ein=
kommenſteuer wäre keine gleichmäßige für alle Volksgenoſſen,
ſondern es würden Berufsklaſſen gebildet mit unterſchiedlicher
Behandlung der einzelnen Klaſſen. In der Beamtenſchaft macht
ſich vielfach die Sorge geltend, als ob in der Reichsregierung da
und dort die Sympathie und das Verſtändnis für die
Arbeiter=
ſchaft größer ſei als für das Beamtentum. Auch glauben weite
Kreiſe des Volkes, daß die Kriſe in der Arbeitsloſenverſicherung
nicht nur durch die allgemeine Wirtſchaftskriſe, ſondern auch
durch den zum Teil fehlerhaften Aufbau der an ſich ſozial
not=
wendigen Arbeitsloſenverſicherung und ihre mißbräuchliche
An=
wendung verurſacht iſt. Man fürchtet vielfach, daß Regierung
und Parlament nicht den politſchen Mut zur wirklichen
durchgrei=
fenden Reform aufbringen könnten. Es ſei dem wie es wolle —
die Tatſache einer für die Geſamtheit des Volkes gefährlichen
außerordentlichen Kriſe der Arbeitsloſenverſicherung ſteht außer
Frage. Die Arbeiterſchaft ſelbſt trägt durch die
Beitragserhö=
hung zu den Laſten bei. In der Vorausſetzung, daß es ſich in
der Tat nur um eine einmalige, in einem außergewöhnlichen
Not=
ſtand begründete Aktion handelt, — wie es die Reichsregierung
in der Vollſitzung des Reichsrates vom 3. d. M. erklärt hat, —
ſollte die Beamtenſchaft ihre Zuſtimmung nicht verſagen, im
Ver=
trauen auf die beſtimmte Zuſage der Reichsregierung, eine
Preisſenkung energiſch anſtreben zu wollen. Freilich kann
ſie verlangen, daß auch die anderen Volksgenoſſen in
entſprechen=
der Weiſe ſich an dem nationalen Opfer beteiligen wie zuvor
dargetan.
Die neuen Vorſchläge der Reichsregierung bringen in
die=
ſer Beziehung eine der Gerechtigkeit näherkommende Verbeſſerung
gegenüber den früheren Vorſchlägen, inſofern ſie den oben
er=
wähnten Zuſchlag zur Einkommenſteuer vorſehen. Dieſer
Aus=
gleich kann aber grundſätzlich nicht als ausreichend anerkannt
werden, da die Reichshilfe eine viel höhere Belaſtung darſtellt als
der Zuſchlag zur Einkommenſteuer. Als Grund für die
unter=
ſchiedliche Behandlung wird angeführt, die notleidende Wirtſchaft
dürfe nicht mehr belaſtet werden als dies ſchon durch die Erhöhung
des Arbeitsloſenverſicherungsbeitrags — ½ Prozent für den
Arbeitgeber — geſchieht. Man ſagt, eine weitere Belaſtung der
Wirtſchaft fördere auch die Kapitalflucht. Dieſes letztere
Argument wird von der Beamtenſchaft beſonders ſchmerzlich
emp=
funden; ſie kann ſich des Gefühls nicht erwehren, daß man an
ſie als an ein leicht greifbares, wehrloſes Objekt herantritt.
An=
dere aber, die weniger ſtaatstreu geſinnt mit teilweiſe
zweifel=
haften Methoden dem Staat ihre finanzielle Kraft entziehen,
frei=
läßt, weil man nicht den Weg zur erfolgreichen Bekämpfung
ſolchen Beginnens gefunden hat. Dieſes Argument muß alſo
abgelehnt werden, wohl aber iſt zuzugeben, daß die in großem
Umfang notleidende Wirtſchaft im allgemeinen ſtaatlichen
In=
tereſſe gegenwärtig Schonung erheiſcht. Das gilt auch von der
mittleren Induſtrie, dem mittleren Handelsſtand, und auch zum
großen Teil von den freien Berufen.
Der Vorſchlag der Regierung, nur die Einkommen über
8000 Mark und auch dieſe nur mit einem mäßigen Zuſchlag
zur Steuer zu bedenken, erſcheint danach verſtändlich, aber er
be=
darf einer Korrektur nach zweifacher Richtung. Ein
mal ſollte die doppelte Heranziehung der Beamten — zur
Reichshilfe und zur Zuſchlagsſteuer — durch Verzicht auf die
letztere vermieden werden. Zum zweiten iſt nicht erſichtlich, warum
Vom Tage.
Im Mittelpunkt der vſtpreußiſchen Zehn=Jahr=Abſtimmungsfeier
ſtand am Samstag die Kundgebung der Zehntauſende in der Ordensſtadt
Marienburg.
Im Auswärtigen Amt iſt am Samstag der
Auslieferungs=
vertrag zwiſchen Deutſchland und den Vereinigten
Staaten von Amerika unterzeichnet worden. Dieſer
Ver=
trag iſt der erſte Auslieferungsvertrag, den Deutſchland nach
Inkraft=
treten des deutſchen Auslieferungsgeſetzes vom 23. Dezember 1929 mit
einem fremden Staat abgeſchloſſen hat.
Die Verhandlungen vor dem Staatsgerichtshof
über die von Thüringen beantragte einſtweilige Verfügung in
Sachen der geſperrten Polizeizuſchüſſe durch das Reich werden,
wie verlautet, am 17. Juli in Leipzig in mündlicher Verhandlung
ſtattfinden.
Der Reichstagsabgeordnete Ernſt Lemmer iſt vom
Vorſitz des Reichsbundes der Jungdemokraten
zu=
rückgetreten.
Oberbürgermeiſter Böß iſt als Mitglied des
Vor=
läufigen Reichswirtſchaftsrats ausgeſchieden. An
ſeine Stelle tritt der Königsberger Oberbürgermeiſter Dr. Lohmeyer.
Am heutigen Sonntag, dem Tage der Beiſetzung der Opfer des
Grubenunglücks in Neurode in Schleſien, ſetzen die Reichsbehörden in
Preußen die Flaggen auf Halbmaſt.
Der tſchechoſlowakiſche Arbeitsminiſter hat an
die deutſche Regierung zu Händen des Herrn
Reichsarbeits=
miniſters Dr. Stegerwald ein Telegramm geſchickt, in dem er
aus Anlaß der entſetzlichen Kataſtrophe in Neurode
ſeiner und zugleich der tſchechoſlowakiſchen Regierung aufrichtigen
Teil=
nahme Ausdruck gibt.
Die iriſche Regierung hat beim
Generalſekreta=
riat des Völkerbundes die Ratifikationsurkunde
zum Protokoll über die Zuſtimmung zur Fakultativklauſel
des Statuts des Ständigen Internationalen
Ge=
richtshofes überreicht. Dadurch erhöht ſich die Zahl der
Staa=
ten, die die obligatoriſche Rechtſprechung des Völkerbundes anerkennen,
auf 28.
Das Schickſal des Londoner Flottenabkommens
iſt in Japan noch immer in der Schwebe.
Nach Meldungen aus Waſhington beabſichtigt Poſtminiſter Brown,
den Kongreß zu erſuchen, zur Deckung des Fehlbetrages bei der
ameri=
kaniſchen Poſt in Höhe von 50 Millionen Dollar die Briefgebühr im
In=
land von 2 auf 2½ Cents zu erhöhen.
Präſident Hoover hat es abermals abgelehnt, die geheimen
Doku=
mente über die Londoner Flottenkonferenz dem amerikaniſchen Senat zur
Kenntnisnahme zu unterbreiten. Wie Präſident Hoover betonte, ſei eine
Veröffentlichung der Schriftſtücke mit dem öffentlichen Intereſſe nicht
vereinbar.
Perſonen mit einem beſonders hohen perſönlichen
Einkommen beſſer behandelt werden als die Beamten. In den
früheren Vorſchlägen der Regierung waren ſolche Perſonen
wenigſtens zum Teil mit erfaßt. Nehme man als Grenze
Ein=
kommen von vielleicht 20= oder 30000 Mark, ſo wäre für dieſe
ent=
weder ein höherer Zuſchlag als 5 Prozent der Steuer feſtzuſetzen,
oder ſie wären mit dem Satz der Reichshilfe (2½ Prozent) in
ihrem Einkommen zu beſteuern. Weder eine Schädigung der
not=
leidenden Wirkſchaft, noch eine Unbilligkeit wäre darin zu
er=
blicken, Perſonen, die über ein ſo hohes Einkommen verfügen,
erfreuen ſich im allgemeinen einer geſicherten Exiſtenz, ſie waren
zumeiſt in der Lage, durch Kapftalanſammlung oder Verſicherung
für ihre Zukunft zu ſorgen. Sie, die ſonſt zuweilen mitleidig
auf die Beamten und ihre beſcheidene Lebenshaltung
herab=
blicken, werden gewiß in der gegenwärtigen Zeit, ohne ihre
Zufluchtins Auslandzunehmen hinter den
Be=
amten an Opferſinn nicht zurückſtehen wollen.
Erſt im Falle der Verbeſſerung der Vorſchläge der Regierung
in den beiden angedeuteten Richtungen iſt dem Grundſatz der
Gerechtigkeit Genüge geleiſtet und auf dieſe Weiſe der
Be=
amtenſchaft die volle Zuſtimmung erleichtert. Lehnen
Reichs=
regierung und Parlament ſolche Verbeſſerungen ab, was dann?
Der Zweck der vorſtehenden Erörterungen war, den Ernſt
und die Tragweite des Problems für jetzt und die Zukunft
offen klarzulegen und Verbeſſerungen anzuregen. Wären letztere
nicht ohne Gefährdung der geſamten Sanierungsaktion
erreich=
bar, ſo ſollte die Beamtenſchaft in vaterländiſcher Geſinnung
auf weiteren Widerſtand verzichten. Denn es handelt ſich jetzt
darum, den Staat aus Not und Gefahr zu retten und eine
Re=
gierung zu ſtützen, die, auch wenn ſie nicht das Vollkommenſte zu
leiſten vermöchte, doch von ernſtem Willen zum Guten beſeelt
iſt und von dem Gedanken der Volksgemeinſchaft getragen, feſt
und zielbewußt die heißerſehnte Führung auf dem Weg zum
Aufbau übernommen hat. Für uns gilt das Motto: Das
Vaterland über dem Stand.
Bieltichs Rubttäntesoei.
Vorbereikung der großen geſehgeberiſchen Akkion.
BB. Berlin, 12. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich hat, um auch keine
Minute zu verlieren, nach unſerer Information bereits
An=
ordnung gegeben, die Arbeiten zu den
bevor=
ſtehenden Geſetzentwürfen zu der von ihm
ange=
kündigten großen Herbſtreform unverzüglich
aufzunehmen. Es ſteht zu erwarten, daß unmittelbar nach
Beginn der Parlamentsferien die diesbezüglichen
Reſſortverhand=
lungen zuſtande kommen. Federführend iſt dabei das
Reichsfinanz=
miniſterium, doch wird es ſeine Arbeit gemeinſam mit dem
Reichs=
innenminiſterium durchführen, da es ſich bei der ganzen Frage ja
auch um Verwaltungsangelegenheiten handelt. Außerdem ſollen
die Länder und Kommunen herangezogen werden, weshalb bereits
jetzt eine gemeinſame Beſprechung geplant iſt, die dann
ſtattfin=
den ſoll, wenn der Finanzminiſter einigermaßen den Stand dieſer
geſetzgeberiſchen Arbeiten überblicken kann. Nach Lage der Dinge
wird ſich das Kabinett im September mit den
Ge=
ſetzesvorlagen beſchäftigen. Ein früherer Termin iſt
ſchon aus techniſchen Gründen nicht möglich, und andererſeits wird
auch eine Reihe von Mitgliedern der Reichsregierung im Auguſt
in Urlaub gehen. Der Reichsrat ſoll ſich, wenn irgend möglich,
anfangs Oktober mit dieſen Reformgeſetzen befaſſen, die
wahr=
ſcheinlich in eine Reihe von Untergeſetzen zerfallen werden und
ihrerſeits wiederum von einem Rahmengeſetz zuſammengefaßt
werden ſollen. In hieſigen politiſchen Kreiſen erwartet man
jedenfalls, daß ſich der Reichstag unmittelbar nach ſeinem
Wieder=
zuſammentritt, der für Ende Oktober, ſpäteſtens anfangs
Novem=
ber, zu erwarten iſt, dieſer großen geſetzgeberiſchen Aktion, die mit
zur größten der Nachkriegszeit zählen wird, widmen kann. Wenn
nun in gewiſſen Kreiſen im Zuſammenhang damit der Plan
auf=
getaucht iſt, daß im Hinblick auf die
Preisabbau=
aktion ein Sperrgeſetz erlaſſen werden müßte, wonach
den Ländern und Kommunen eine Erhöhung der
Laſten unterſagt werden ſoll, ſo wird demgegenüber
in den zuſtändigen Kreiſen der Standpunkt vertreten, daß man
im Intereſſe der Sanierung der Länder= und Kommunalfinanzen
zurzeit zu dieſem Mittel nicht greifen kann, daß aber die
bevor=
ſtehende Reform zu einer weſentlichen Entlaſtung führen wird,
ſo daß damit auch eine beträchtliche Herabminderung des
Lebens=
haltungsindex erfolgen kann.
Aus dem Reichstag.
Berlin, 12. Juli.
Bei Eröffnung der Samstagsſitzung des Reichstags teilte
Präſident Loebe mit, daß vom Präſidenten des Danziger
Volks=
tags ein Beileidstelegramm zu der Grubenk" ſtrophe in
Haus=
dorf eingegangen ſei.
Eine Vorlage auf Angleichung einiger Vorſchriften der
Zivil=
prozeßordnung über das ſchiedsrichterliche Verfahren an das
Gen=
fer Abkommen wird dem Rechtsausſchuß überwieſen.
In der dann folgenden dritten Beratung des Geſetzes über
die Fälligkeit der Aufwertungshypotheken wird das Wort nicht
mehr verlangt.
Präſident Loebe ſtellt die Abſtimmungen wegen der
ſchlech=
ten Beſetzung des Saales zurück.
Es folgt die zweite Beratung der Vorlage, durch die der
Ver=
mahlungszwang für Inlandsweizen zur dauernden Einrichtung
gemacht wird. Abg. Frau Wurm (Soz.) beantragt die
ſofor=
tige Aufhebung des Vermahlungszwangs, der zu einer
Verteue=
rung des Brotes führe. Abg. Hoernle (Komm.) verlangt
gleichfalls die Abſchaffung des Verwahlungszwanges.
Reichsernährungsminiſter Schiele erklärt, er werde vor
Feſtſetzung der Vermahlungsquote den Volkswirtſchaftlichen
Aus=
ſchuß hören.
Abg. Peine (Soz.) beantragt, in das Geſetz eine
Beſtim=
mung über die Kontrolle des Brotgewichtes einzufügen, wie ſie
im Brotgeſetz abgelehnt worden iſt.
Der Antrag Peine wird abgelehnt.
Das Geſetz wird gegen die Sozialdemokraten und
Kommu=
niſten in dritter Beratung angenommen.
Es folgt die dritte Beratung des Geſetzes über den
endgül=
tigen Reichswirtſchaftsrat.
Abg. Everling (Dnt.) erklärt, die Deutſchnationalen
würden die Vorlage ablehnen, da ſie keine Reform des
Wirt=
ſchaftsparlaments bringe, ſondern das bisherige Syſtem verewige.
Die Abſtimmungen über das Geſetz werden um 14 Uhr auf
Montag vertagt.
Auf der Tagesordnung der Montagsſitzung, die um 15 Uhr
be=
ginnt, ſteht weiter die zweite Beratung der Oſthilfe und des
Weingeſetzes ſowie die Abſtimmung über das
Aufwertungshypo=
thekengeſetz.
Die Schutzbedurftigten des Mtäunes.
Von Oskar A. H. Schmitz.
In Wien wurde vor einigen Jahren ein „Bund für
Männer=
rechte” gegründet, in London gibt es einen Klub von Gentlemen
die ſich von Frauen, beſonders durch Scheidungsprozeſſe,
aus=
gebeutet fühlen. Wie kommt es, daß man ſich beim Hören
ſolcher Nachrichten des Lächelns nicht erwehren kann, und daß
dieſes Lächeln auch dann nicht verſchwindet, wenn man erfährt,
daß das, was jener Wiener Verein erſtrebt, ganz vernünftig
iſt, und daß die Ausbeutung des engliſchen, noch mehr des
ameri=
kaniſchen Mannes, durch eine einſeitig die Frau begünſtigende
Rechtſprechung, tatſächlich dieſen zum ſchutzloſen Opfer von
Er=
preſſungen macht. Der Grund unſeres Lächelns iſt der, daß die
Geſte eines ſich über Unterdrückung dunch die Frau
beſchweren=
den Mannes wider die Natur der Dinge iſt. Der Mann, als
der Träger des Geiſtes, des Logosprinzips, hat die Aufgabe, dem
aus dem Schoß der Frau ſich immer wieder erneuernden Leben
Maß und Ordnung zu ſetzen. Herrſcht nun im Leben
Maßloſig=
keit und Unordnung, ſo tragen die Männer daran eine
Kollektiv=
ſchuld, und wenn dabei der einzelne unter die Räder kommt,
ſo iſt er zwar beklagenswert, aber man erwartet vom
Manne, daß er ſeine Beziehung zur Frau in jedem Fall allein
zu ordnen verſteht. Kann er dies nicht, ſo erſcheint er ſeiner
Aufgabe, den Logos im Leben zu verwirklichen, nicht gewachſen.
Der Weg zu dem verlorenen Sinn des Lebens muß
jedeu=
falls ein anderer ſein, als der der Gründung von Vereinen. Nur
durch Beſinnung findet man Sinn, und das iſt allein auf
in=
ditiduellen Wege möglich. Da ſich das individuell Verſtandene
von ſelbſt zum Ausdruck geſtaltet, und zwar in einer ſozuſagen
automatiſch einſetzenden Magie, iſt auch in der hier zu
behandeln=
den Frage, wie überall, die erſte Stufe über den Widerſinn
hin=
aus ein neues Verſtehen. Die neue Form des Verhältniſſes
zwiſchen Mann und Weib, wie ſie einer pſychologiſch
differenzier=
ten Menſchheit entſprechen wird, kann natürlich niemand
vor=
ausſehen, aber wenn ſie Leben fördern ſoll, muß ſie dem Sinn des
Lebens entſprechen. In dieſen aber iſt uns Einſicht möglich.
Durch nichts kann jemand beſſer ſeine eigenen Fehler
er=
nnen, als durch die gegen ihn gerichteten Angriffe, auch wenn
teilweiſe oder ganz ungerechtfertigt ſind, aber durch ſie
er=
hrt man wenigſtens, wie man gewirkt hat. Wenn dieſe
Wir=
ſig unſerer Abſicht nicht entſpricht, ja deren Auswirkung ver=
eitelt, ſo mag unſere Abſicht noch ſo gut geweſen ſein, es beſteht
jedenfalls ein Mißverſtändnis zwiſchen Sinn und Ausdruck.
Das Mißverſtändnis liegt natürlich ſehr oft auf ſeiten unſerer
nicht immer gutartigen und intelligenten Gegner, aber ganz ohne
eigene Schuld ſind wir wohl niemals. Laſſen ſich nun die Angriffe
kämpfender Frauen auf den Mann vielleicht auf eine Formel
bringen? Ja, und dieſe Formel lautet: „Du bildeſt dir ein, der
Herr der Schöpfung zu ſein, aber du biſt es nicht. Iſt ſchon der
Menſch Herr der Schöpfung, dann Mann und Frau zuſammen.”
Die allgemeine Anklage läßt vermuten, daß zahlreiche Männer die
Haltung des Herrn der Schöpfung der Frau gegenüber
angenom=
men haben müſſen. Das können zwar unmöglich Männer tun, in
denen der Geiſt lebendig iſt, denn Geiſt meint Sinn, und darum
kann vom Geiſt her die (leichwertigkeit des weiblichen Pols nicht
auf widerſinnige Weiſe mißverſtanden werden. Ebenſowenig
werden ſich Bauern und Handwerker, die täglich erleben, wie
ſchlecht es ohne die Bäuerin und die Meiſterin ginge, für die
Herren der Schöpfung halten. Der Irrtum iſt nur möglich
ge=
weſen in den intellektualiſierten Schichten des Bürgertums mit
ihrem Hochmut gegenüber der Natur. Heute iſt indeſſen der
Selbſtbetrug des Herrn der Schöpfung behoben, nicht zwar durch
Wiederbewußtmachung natürlicher Lebensgeſetze durch den Geiſt,
ſondern durch Einbeziehung auch der Frau in jene naturfremde
Intellektualiſierung. Dadurch aber ſind wir noch tiefer in die
Naturentfremdung hineingeraten. Eine 2iebelien der Frauen
gegen die männliche Intellektualiſierung im Bürgertum wäre
erfriſchend geweſen und hätte nur die Gefahr der Uebertreibung
in ſich getragen. Eine Rebellion der Frau aber mit dem
An=
ſpruch, ſich ebenfalls der Natur entfremden zu dürfen, iſt ſinnlos
in ſich ſelbſt. Nur das eine Gute hat ſie, daß ſie, wie geſagt, mit
dem „Ideal des Herrn der Schöpfung aufräumt, denn gerade das
intellektuelle Gebiet erweiſt ſich heutzutage als der Frau
zugäng=
lich. Damit aber iſt erſt recht verwiſcht, um was es ſich handelt
nämlich um den Gegenſatz zwiſchen produktivem Geiſt, der der
Frau nicht aus erſter Hand gegeben iſt, und dem produktiven
Eros der Frau. Vor dieſem hatte allerdings der intellektuelle
bürgerliche Durchſchnittsmann des 19. Jahrhunderts die
Ehr=
furcht verloren, und hier liegt die Berechtigung und
Notwendig=
keit der weiblichen Revolution, vor der er jetzt ſo hilflos
er=
ſcheint. Sind auch die Mittel, deren ſich dieſe Revolution
be=
dient, verfehlt, nämlich ebenfalls intellektuell, ſo iſt doch, wie bei
allem, was Frauen Starkes zu tun vermögen, die dahinterſtehende
Triebkraft der wenn auch oft verwilderte Eros, der endlich wieder
verſtanden werden und einen neuen Stellenwert erhalten will,
wie er ihm ſeit der Antike nicht mehr zuteil geworden iſt. Auch
hinter der einzelnen Emanzipierten, die Frauentum, Natur und
den Eros verleugnet, ſteht doch der Eros, was man ſchon an den
heftigen Emotionen erkennt, mit denen die intellektuellen
Ar=
gumente vorgebracht werden oder die unter ihnen dumpf rumoren.
Vor dieſer Tatſache ſteht, wie geſagt, der lebensentfremdete
moderne Mann, hilflos da, ohne aber zu ſehen, um was es ſich
eigentlich handelt. Naid wie er iſt, glaubt er wirklich, es gehe
um den Beweis, daß die Frau auch intellektuell ſein kann, und
ein im Grend harmloſer Geſell, der er auch meiſtens war,
er=
kennt er freundlich an, daß das wahr iſt. Damit hat er aber der
Frau gerade das in die Hand geſpielt, was ihr naturgemäß gewiß
nicht zukommt, nämlich Maß und Ordnung des Lebens zu
be=
ſtimmen. Das Weſen der Frau iſt ganz auf das Perſönliche
ge=
ſtellt; wo ſie liebt, iſt das ihr höchſter Ruhm. Wo ſie aber herrſcht,
kann dies auch kaum anders als perſönlich ſein; hier aber meint
das Perſönliche den eigenen Vorteil, nicht den Ausdruck von
Geiſt und Ethos, der überall ausnahmslos dem Patriarchat zu
Grund liegt. So iſt aus dem Verhältnis der Geſchlechter heute
ein Machtkampf geworden, anſtatt daß der naturgegebene
Gegen=
ſatz durch den Eros überbrückt wird. Wahrlich, der Mann hat
ſchwer zu büßen für ſeine dem Eros und dem verſtehenden Geiſt
gleichermaßen widerſprechenden Herrn=der=Schöpfang=Allüren aus
der Zeit, als er ſich für den alleinigen Handhaber der Logik und
der lateiniſchen Grammatik hielt.
Was iſt da nun zu tun? Grundurſache des Uebels iſt, daß
der Mann den Geiſt zugunſten des rein funktionellen Intellektes
verraten hat, und daß ihm auf dieſes niedrige Niveau die Frau
ſchnell nachgerückt iſt, denn auch ſie hat dazu ein höheres Niveau
verleugnen müſſen, nämlich den Eros. Wenn der Mann vom
Geiſt abfällt, verliert er aber der Frau gegenüber zweierlei:
zu=
nächſt das geiſtige Verſtehen ihrer Erosnatur, die rein begrifflich,
d. h. intellektuell nicht zu faſſen iſt und in der unter dem bloß
analytiſchen Blick übrig bleibenden Sexualität ſo wenig gefu /
den wird, wie die Seele unter dem Meſſer des Anatomen. Mit
dem Geiſt aber verliert der Mann zugleich die Kraft, durch die er
allein dem Eros der Frau gewachſen iſt. Jetzt verſtehen wir,
inwiefern der Mann, als der Träger des Geiſtes, der im Fleiſche
wohnt, im Fleiſche ſelbſt ſo ſchutzbedürftig iſt. Er braucht die
Frau, wie ſie ihn, zunächſt zum Schutz gegen das eigene Prinzip,
das, wenn einſeing gepflegt, bei beiden Geſchlechtern zerſtöreriſch
wirkt. Nicht nur der Eros ift, wenn ſich ſelbſt überlaſſen,
furcht=
bar, wie ſchon die Griechen wußten; zerſtörend iſt auch der Geiſt,
ſvenn verlaſſen von der Wärme des Lebens; und darum braucht,
wie wir nachher ſehen werden, der Mann die Frau ſogar noch
notwendiger, als ſie ihn.
Nummer 192
Sountag, den 13. Juli 1930
Seite 3
Paneuropa.
Neue Antworken an Btiand.
Seit der außerordentlich intereſſanten und viel erörterten
Aeußerung Italiens auf das Briand=Memorandum vom 17.
Mai haben verſchiedene, namentlich öſtliche Mächte ſich zu dieſem
Memorandum geäußert, ſo Lettland, Eſtland und namentlich
Polen. In der lettiſchen Antwort, die ebenſo wie alle
an=
deren die Anregung eines europäiſchen Zuſammenſchluſſes
be=
grüßt, wird betont, daß kein Staat von der Mitwirkung
aus=
geſchloſſen werden dürfte, es wird ferner auf die Notwendigkeit
hingewieſen, alles zu vermeiden, was die Autorität des
Völker=
bundes und ſeiner Organe ſchwächen könnte, und es wird
des=
halb davor gewarnt, die geplante Union mit einem ähnlichen
Organismus auszuſtatten, wie ihn der Völkerbund beſitzt.
Polen ſtimmt den Gedankengängen des Memorandums
bei, von denen feſtgehalten werden muß, daß ſie das Ergebnis
einer von Briand vorgenommenen Sammlung
verſchieden=
artiger Gedanken und Anregungen darſtellen. Es iſt in der
pol=
niſchen Andwort hervorgehoben, daß zunächſt den europäiſchen
Staaten die politiſche Sicherheit garantiert werden müßte,
be=
vor man an die Regelung anderer allgemein intereſſierender
Probleme, wie der Wirtſchaftsfragen, herantrete. Es wird
wei=
ter empfohlen, „die für jede erfolgreiche und nützliche
Zuſam=
menarbeit notwendige Atmoſphäre gegenſeitigen Vertrauens”
dadurch zu ſchaffen, daß man die europäiſche Union nach den
Grundſätzen des Genfer Protokolls organiſiert. Polen iſt alſo
päpftlicher als der Papſt, geht über die erſten Anregungen
Briands weit hinaus, von denen dieſer ſelbſt, wenn nicht alle
Anzeichen täuſchen, ſchon etwas abgerückt iſt, und glaubt, der
Sache dadurch einen Dienſt zu erweiſen, daß es die dringenden
Notmaßnahmen für eine wirtſchaftliche Sanierung Europas
durch ſeine Vereinheitlichung mit den ſchwierigſten politiſchen
Problemen im Sinne ſeiner eigenen nationalen Ziele vorbelaſtet.
Ueber die Sicherheitsgarantie iſt ſchon ſoviel geſprochen
worden, daß es ſich erübrigt, in dieſem Zuſammenhang noch
einmal die völlige Verfehltheit einer Einführung dieſes
Begrif=
fes in das Verhandlungsprogramm der künftigen Europa=
Or=
ganiſation darzutun. Wenn man ſich auf dieſes Gebiet begäbe,
ſo würde man vermutlich über Jahr und Tag noch
zuſammen=
ſitzen, um Einigungsformeln zu ſuchen; und man würde ſie
ebenſowenig finden, wie man ſie bisher dank der hartnäckigen
Einführung dieſes nach unſerer Empfindung höchſtens noch für
die entwaffneten Mächte beſtehenden Problems in die
Ab=
rüſtungsfrage in dieſem immerhin politiſchen Zuſammenhang
zu finden vermochte.
In der Zwiſchenzeit würden ſich die wirtſchaftlichen und
finanziellen Nöte Europas menſchlichem Ermeſſen nach weiter
verſchärfen und die Ausgeglichenheit der Weltwirtſchaft, der
friedliche Wettbewerb der Kontinente untereinander, auf dem
die Weltwirtſchaft beruht, würde vollends zerſtört. Man jagt
mit dieſer undefinierbaren „Sicherheit” ebenſo einem
unfaß=
baren und deshalb beliebig ausdehnungs= und
auslegungsſähi=
gen Begriffe nach, wie mit dem Bemühen um die Definition
des Angreifers, an deren Unmöglichkeit zum großen Teil das
Genfer Protokoll von 1924 geſcheitert iſt. Trotzdem empfiehlt
die polniſche Regierung ſeine Wiederaufnahme und ſchiebt
da=
mit, wenn ſie das wahrſcheinlich auch nicht unmittelbar bezweckt,
einen weiteren Riegel vor die Löſung der großen und
dringen=
den Aufgabe, Europa eine zweckvollere, ſinngemäßere und für
die Intenſivierung ſeiner ſämtlichem Nationalwirtſchaften
not=
wendige Neuordnung zu geben. Die vorläufigen Andworten
ſind freilich noch keine endgültigen Feſtlegungen, ſondern es
wird ſich erſt aus der Erörterung der Geſamtheit der eingehenden
Antworten von 27 europäiſchen Mächten ergeben, in welchen
Bahnen die wichtige und weittragende Anregung weiterverfolgt
wird, die zunächſt in einer ſkizzenhaften Form vorgelegt wurde.
Daß es ſich aber in allererſter Linie um eine wirtſchaftliche
Not=
maßnahme handelt, deren Rahmen nicht die Einbeziehung aller
ſonſtigen europäiſchen Schwierigkeiten und
Reibungsmöglich=
keiten verträgt, wenn man überhaupt zu raſch wirkenden
Reſul=
taten kommen will, darüber kann wohl kein Zweifel beſtehen.
Die iſchechoflowakiſche Ankwork.
Prag, 12. Juli.
Die tſchechoſlowakiſche Antwort auf das Briandſche
Memo=
randum wird vorausſichtlich am 14. d. M. dem franzöſiſchen
Ge=
ſandten in Prag übermittelt werden, der ſich in den nächſten
Tagen auf Urlaub begibt. Die Antwort wird ſich für den
fran=
zöſiſchen Vorſchlag einſetzen, dabei aber betonen, daß die
Entwick=
lung Europas vorſichtig und ſtufenweiſe vor ſich gehen müſſe.
Weiter ſoll die Note betonen, daß die europäiſche Föderation
ge=
mäß dem Weſen und dem Geiſte des VTerbundes, insbeſondere
gemäß Artikel 21 des Völkerbundspaktes alle Staaten Europas
umfaſſen müſſe.
Geheimnisvoller Flugbläkkerabwurf über Mailand. — Aufwiegelung
zur Auflehnung gegen den Sascismus. — Ergebnisloſe
Verfolgung des Flugzengs.
Ein franzöſiſches Flugzeug im St. Golthard=Gebiet
EP. Mailand, 12. Juli.
Wie erſt jetzt bekannt wird, ſind aus einem Mailand
über=
fliegenden Flugzeug antifasciſtiſche Flugblätter
abgewor=
fen worden, die von den Paſſanten in der Meinung aufgehoben
wurden, daß es ſich um Reklamezettel handle. In den
Flug=
blättern wurde im Namen der Freiheit und Gerechtigkeit zur
Auflehnung gegen den Fascismus
aufgefor=
dert und die Einſtellung des Tabargenuſſes
anempfohlen, um die Monopoleinnahmen des
fasciſtiſchen Staates zu vermindern. Die ſofort
aufgenommene Verfolgung des geheimnisvollen Flugzeuges
mußte ergebnislos abgebrochen werden.
Große Beachtung findet die Nachricht, daß am Freitag, kurz
nach 6 Uhr abends, im Gebiet des befeſtigten St. Gotthard,
oberhalb des Hoſpizes, ein franzöſiſches Privatflugzeug, das aus
Italien kam, abgeſtürzt iſt. Der Inſaſſe des Flugzeuges hatte
offenbar infolge des herrſchenden Nebels die Orientierung
ver=
loren und war an eine Felswand geprallt. Er konnte ſich durch
vorheriges Abſpringen retten, erlitt jedoch ſchwere Verletzungen.
Der Name des Fliegers, der ein in Paris lebender Italiener
aus dem Piemont iſt, wird verſchieden angegeben, und zwar
entweder mit Giovanni Goſſignoſi oder mit Pacelli. Auf jeden
Fall hatte der Flieger einige auf verſchiedene Namen lautende
Päſſe bei ſich. Er wurde in das Krankenhaus von Andermatt
verbracht. Die Ueberreſte des Flugzeuges wurden von den
Militärbehörden beſchlagnahmt.
Es liegt natürlich nahe, daß dieſes Flugzeug mit dem
ge=
heimnisvollen Flugzeug in Verbindung gebracht wird, das am
Freitag nachmittag über der Stadt Mailand antifasciſtiſche
Flugblätter abgeworfen hat. Bis jetzt ſteht allerdings lediglich
Die engliſche Antwort auf Briands Memorandum über die
„Vereinigten Staaten von Europa” wird nach einer Mitteilung
des diplomatiſchen Korreſpondenten des „Daily Telegraph” im
Laufe der nächſten Woche nach Paris übermittelt werden. Die
Antwort der engliſchen Regierung werde im Gegenſatz zu den
bis=
herigen Erwartungen in einem freundſchaftlicheren und
ſympathi=
ſcheren Ton gehalten ſein, als urſprünglich angenommen wurde,
obwohl ſich die engliſche Regierung in keiner
Weiſe binden werde.
Die Aenderung der urſpünglichen Haltung der engliſchen
Re=
gierung, die ſich bei ihrer Antwort lediglich auf eine formelle
Anerkennung der Pläne Briands beſchränken wollte, iſt — wie
auch aus franzöſiſcher Quelle beſtätigt wird — auf das diskrete
Erſuchen der franzöſiſchen Regierung zurückzuführen, die engliſche
Auffaſſung eingehend darzulegen, da eine mehr oder weniger nur
formelle Antwort von den übrigen Ländern leicht als eine offene
Zurückweiſung angeſehen werden könnte.
Die öſterreichiſche Ankwork.
Der öſterreichiſche Geſandte in Paris hat am Samstag
eben=
falls die Antwort der öſterreichiſchen Regierung auf Briands
Paneuropa=Denkſchrift überreicht. Die öſterreichiſche Antwort
be=
ſchäftigt ſich ausführlich mit dem Vorſchlage Briands und erklärt
zum Schluß, die öſterreichiſche Regierung, ſei
be=
reit, nach beſten Kräften und im Geiſte der Verſöhnung und
der europäiſchen Solidarität an dem großen Werk der
Organiſierung Europas, zu welchem Briand die Völker
und Regierungen Europas aufgerufen, mitzuarbeiten.
Solche aufrichtige und loyale Mitarbeit glaube die Regierung ſo=
feſt, daß der Flieger angibt, er ſei von Le Bourget nach
Bellin=
zona geflogen und habe über den Simplon zurückkehren wollen.
Beim Rückflug habe er ſich im dichten Nebel verirrt, zumal ein
ſtarker Nordweſtwind wehte.
Die Behörden ſind natürlich eifrig bemüht, dem wahren Sache
verhalt auf die Spur zu kommen, ſo daß damit zu rechnen iſt, daß
der geheimnisvolle Flugblätterabwurf über
Mailand ſeine Aufklärung finden wird.
Die Unkerſuchung des Flugzeugabſturzes
am St. Gotthard
hat ergeben, daß es ſich tatſächlich hierbei um das Flugzeug
han=
delt, das über Mailand antifasciſtiſche Flugbläter abwarf. Nach
einer amtlichen Mitteilung lautet der Name des abgeſtürzten
ita=
lieniſchen Fliegers Giovanni Baſſaneſi; das Flugzeug war
Eigen=
tum der Direktion der „Avion Revue” in Paris.
Baſſaneſi traf am Dienstag abend, aus Paris kommend, mit
einem Begleiter, der ſich Brabant nannte und Redakteur der
„Avion Revue” ſein will, in Genf ein und wollte am nächſten
Morgen nach Bellinzona weiterfliegen. Am Mittwoch erfolgte
denn auch um 9,30 Uhr der Start nach Bellinzona, wo die beiden
jedoch erſt um 2.15 Uhr ankamen. Da die Flugſtrecke Genf-
Bellin=
zona nur etwa 2½ Stunden beträgt, müſſen die Flieger in der
Zwiſchenzeit ſich in einer anderen Gegend aufgehalten haben. Von
Bellinzona aus wollte Baſſaneſi mit ſeinem Begleiter nach St.
Gallen weiterfliegen. Ueber die weiteren Vorgänge berichtet die
„Neue Züricher Zeitung” aus Bellinzona: „Am Freitag
vormit=
tag landete in Lodrino bei der Station Oſogna (etwa 13
Kilo=
meter nördlich von Bellinzona) ein franzöſiſches Flugzeug, dem
ein franzöſiſcher Pilot entſtieg. Kurz darauf erſchien an der
Landeſtelle ein Laſtwagen mit Flugſchriften, die in das Flugzeug
verladen wurden, das nun in ſüdlicher Richtung verſchwand. Am
Nachmittag erſchien das Flugzeug neuerdings und landete
wiederum in Lodrino. Der franzöſiſche Pilot verließ nun die
Ma=
ſchine und ſetzte ſeine Reiſe mit der Bahn fort, während der
ita=
lieniſche Pilot mit dem Flugzeug in Richtung nach dem Gotthard
abflog, wo er abſtürzte.”
Der Zuſtand des Piloten Baſſaneſi, der mit einem Beinbruch
und inneren Verletzungen im Krankenhaus zu Andermatt liegt,
iſt nicht lebensgefährlich.
wohl den unendlichen Opfern ſchuldig zu ſein, die eine kaum
ver=
narbte Vergangenheit von den europäiſchen Völkern gefordert
habe, wie auch den künftigen Generationen, die von der
Gegen=
wart erwarten dürften, daß man ihnen eine leichtere und reinere
Zukunft bereite.
Aus der rumäniſchen Ankwork auf das Briand=
BP. Paris, 12. Juli.
Die geſtern im Quai d’Orſay eingegangene Antwort der
ru=
mäniſchen Regierung auf das Memorandum Briands iſt ſpät
abends veröffentlicht worden. Die Note iſt verhältnismäßig
kurz und erklärt, daß die rumäniſche Regierung mit
den in dem franzöſiſchen Memorandum entwickelten Richtlinien
einverſtanden und gewillt ſei, an der Verwirklichung
einer europäiſchen Union mitzuarbeiten. Die
ge=
plante Organiſation müſſe ſich jedoch im Rahmen des
Völkerbundes halten, da ſie nur dann auf einer genau
um=
riſſenen Grundlage, nämlich auf der Ausführung der Verträge
und auf der territorialen Unverletzlichkeit, der Unabhängigkeit.
Souveränität und Gleichheit der Staaten ruhe. Der in Briands
Memorandum enthaltene Grundſatz, daß die Wirtſchaftsprobleme
den politiſchen Problemen untergeordnet werden müßten, wird
nicht beſtritten, doch wird dazu erklärt, eine bloße
poli=
tiſche Verſtändigung genüge, um eine enge
Zu=
ſammenarbeit auf wirtſchaftlichem Gebiet, zu
organiſieren. Zum Schluſſe gibt die rumäniſche Regierung
ihrer Ueberzeugung Ausdruck, daß die allmähliche Verwirklichung
des Planes zu einer harmoniſchen Zuſammenarbeit der Völker,
zur Brüderlichkeit und zum Glücke der Zivilbevölkerung führen
verde.
Läßt ſich der Mann aus dumpfem Drang, ohne zu verſtehen,
was er ſucht und was ihm widerfährt, des Geiſtes müde oder
nie von ihm berührt, von dem Eros der Frau überfluten, ſo
ge=
rät er vom Regen in die Traufe oder beſſer geſagt, aus der Dürre
in die Ueberſchwemmung. Die, welche ihm Schutz gewähren ſoll
gegen ſeinen ihn leicht aushöhlenden Geiſt, verſchlingt ihn. Jetzt
bleibt ihm kaum etwas anderes übrig, als die Pſychoanalyſe,
ſo=
fern ſie imſtande iſt, ihm den Sinn ſeiner Lage nicht einſeitig
ſexuell zu deuten. Während die Frau den Geiſt des Mannes
in früheren Zeiten wie die natürlichſte Tatſache der Welt
an=
genommen hat, wie etwas, was ſie ſelbſt nicht beſitzt, was ihr aber
ihren Stellenwert durch Erkenntnis wibt, wird die Frau dem
intellektuellen, vor dem Leben unwiſſenden Herrn der Schöpfung
gegenüber ſtutzig. Sie, die im Grund nur Sein überzeugt und
die darum auch nur durch Leben verköwerter, nicht abſtrakter
Geiſt lenken kann, erkennt zunächſt inſtinktiv, daß in dem
moder=
nien, das Leben rationaliſierenden Mann kein lebendiger Geiſt
inehr iſt. Aber noch mehr: ſie kommt dahinter, daß ſie das auch
kann, nämlich das Leben rationabiſieren. Sie greift zur
latei=
niſchen Grammatik und zur Logarithmentafel, und nach kurzer
Zeit ſteht ſie neben dem Mann als bedrohliche Konkurrentin.
Nur vergißt ſie eines: ſie hat ſich dadurch nicht zum echten
männ=
lichen Geiſt empor=, ſondern von ihrer weiblichen Erosart
hinabentwickelt, und nebeneinander ſtehen nun zwei abſtrakte
Weſen, die ein paar wirre Triebregungen noch daran erinnern,
daß ſie von einem vielleicht erotiſch verbundenen Menſchenpaar
abſtammen, während ſie ſelbſt wenig Luſt bezeigen, ihre eigene
Spezies weiter fortzupflanzen. So iſt heute die Lage, und dieſe
hermaphroditiſchen Bubis und Girls, bisweilen ſchon in
Silber=
haar welkend, ſind in ſolcher Lebenswdrigkeit natürlich nicht
glücklich. Der Katzenjammer iſt bereits hereingebrochen. Im
öffentlichen wie im privaten Leben mißglückt heute ſo ziemlich
alles, weil es immer mehr an Männern und an Frauen fehlt, die
lebendig teilhaben an den Urkräften Geiſt und Eros. Alle ſind
darin einig, daß es ſo nicht weiter geht. Die einen wollen
zu=
rück zum einſt bewährten Alten, die andern wollen alles nur als
notwendige Uebergangserſcheinung anſehen, über die man ſchon
hinwegkommen werde, beſonders wenn die Wirtſchaft ſich wieder
beſſert und die Börſenkurſe ſteigen; wieder andere künden ver=
— zweifelt den Untergang an, nicht wenige aber beſinnen ſich
be=
refts und ſuchen den verloren gegangenen Sinn wieder, damit
aus ihm neue Lebensgeſtaltung komme. Ihnen wollen wir uns
anſchließen.
Wir haben zugegeben, daß der Mann der urſprünglich
Schul=
dige iſt, alſo müſſen wir bei ſeiner Schuld den Hebel anſetzen.
A erien Lutdei ud Erſinder waren mich dunhas geiſt=
berührte Menſchen. Erſt die Anwendung der Erfindungen im
Dienſt des ausſchließlichen Nützlichkeitsprinzips, das ſich im Krieg in
ſein Gegenteil überſchlug, iſt es, was uns Europäer geiſtig ſo
her=
untergebracht hat, und daran war die Frau — das muß anerkannt
werden — nicht beteiligt. Naiv glaubte ſie, daß es ſich weiter um den
männlichen Geiſt handelte, wenn der Mann ſtudierte, in die
Werk=
ſtätte oder die Kanzlei ging. Sie ahnte nicht, was da inzwiſchen für
Teufelswerk getan wurde. Sie merkte nur, daß der Mann
gleich=
zeitig immer aufgeblaſener und minderwertiger wurde, und das,
meinte ſie mit Recht, könne ſie auch ſein. Als Folge davon iſt es
dem auf der ganzen Linie blamierten Mann ſchließlich nicht
ſchwer gefallen, wieder beſcheiden, zu werden, ja ſchutzbedürftig
in der Ecke zu ſtehen.
Die natürliche Hilfsbedürftgkeit des Mannes beruht zunächſt
darauf, daß er das biologiſch ſchwächere Geſchlecht darſtellt. In
der Natur iſt die Notwendigkeit des Männchens tatſächlich nur
eine momentane, ſeine Aufgabe iſt leicht und kurz. Bei den
See=
igeln iſt das Männchen ganz überflüſſig. Salzwaſſer tut
den=
ſelben Dienſt. Von matriarchalen Gemeinweſen wird erzählt,
daß ſie gleich den Bienen die überflüſſigen Männer von Zeit zu
Zeit ausgerottet haben. Auch unter den Menſchen der
geſchicht=
lichen Zeit iſt die Frau, wenngleich zarter, ſo doch zäher und
langlebiger und im Fall von Erkrankungen widerſtandsfähiger
als der Mann. Jeder weiß, mit welcher Ausdauer Frauen ihre
Geſchäfte führen. Rechtsanwälte und Feuilletonredakteure
kön=
nen davon erzählen. Mag das, was ſie tun, gut oder ſchlecht,
ſinnvoll oder ſinnlos ſein, ihre Zähigkeit iſt immer imponierend,
ihre Spannkraft iſt durchſchnittlich größer als die des Mannes.
Es iſt bekannt, was weibliche Studentinnen fertig bringen, wicht
an wiſſenſchaftlich wertvollerer Leiſtung, wohl aber an
Selbſt=
kaſteiung. Sie brauchen nicht die Anregung durch Speiſe und
Trank, die Unterbrechung durch Erholung, die der männliche
Student ſo reichlich nötig hat. Sie vertun kein Geld. Erftaunlich
iſt vor allem die Anpaſſungsfähigkeit einer Frau, ſobald ihr
per=
ſönliches Intereſſe im Spiel iſt. Immer hilft der Frau die
mäch=
tige Natur ſelber, der Mann aber ſteht für ſich allein.
Was nun aber der Frau von ſich aus zunächſt fehlt, worauf
noch nie eine Frau ohne männliche Leitung gekommen iſt, ſei es
durch Vater, Lehrer, Freund oder Gatten, das iſt das Verſtehen
deſſen, was ſie tut, was ihr Tun im Zuſammenhang eines
Gan=
zen oder der Welt bedeutet. Darauf aufmerkſam gemacht, kann
ſie es zwar völlig begreifen, aber von ſich aus ſieht ſie nicht die
Notwendigkeit dazu. Auch das iſt leicht zu verſtehen. Die Natur
wirkt nach ihr innewohnenden Geſetzen, die ihr ſelber nicht
be=
wußt ſind, und inſofern die Fran Natur iſt, geht es ihr ebenſo. Als
Natunweſen handelt daher dee Fran immer richäg. Ins Ge=
dränge kommt ſie erſt, wenn ſie ſich an der geiſtigen Welt des
Mannes ſtößt. Kein Wunder, daß ſie dazu von ſich aus wenig
Luſt verſpürt. Nun aber braucht ſie ihrer Natur nach den Mann
wie er iſt. Aus ſich heraus hätte ſie nie dem Geiſt Ausdruck gegeben,
nie etwas verſtanden und nie über ihre nächſten Bedürfniſſe
hinaus geſchaffen, wie alle matriarchalen Gemeinweſen, auch das
heutige Amerika, beweiſen. Lebt aber die Frau, die immer
wie=
der als reines Naturweſen aus dem Mutterleib kommt, in einer
Welt, wo der Mann geiſtberührt iſt, ſo kann ſie ſich um des
Mannes willen, dem Geiſt nicht entziehen. Man kann daher
Frauen die Notwendigkeit des Geiſtes, der tatſächlich den
Men=
ſchen zunächſt nicht glücklicher macht, ſondern durch Erweckung aus
Traumdämmerung verwirrt, nicht anders erklären, als durch die
Tatſache, daß die Welt, in der ſie leben und gelten wollen, nun
einmal geiſtige Entwicklung verlangt. An Tatſachen aber paßt
ſich die Frau an, daher auch an die Tatſache des Geiſtes, wo er
ſich immer verkörpert. Im Augenblick indeſſen, wo die Frau
ſich in Berührung mit dem Geiſt begibt, iſt es mit ihrer
einſei=
tigen biologiſchen Ueberlegenheit aus. Hier ſtößt ſie auf eine
fremde Ueberlegenheit, die ihr ſchließlich imponieren muß, ſei es,
daß ſie auf eigene Fauſt verſucht, ſie ſich anzueignen, ſei es, daß
ſie ſich dem Mann hingibt und ſo ſeinen Geiſt empfängt. Das
iſt im Gegenſatz zur Natur die Kulturſituation zwiſchen Mann
und Frau, aus der ſich jede Frau von Zeit zu Zeit in die
unbe=
irrte Naturſituation zurückſehnt, weshalb auch Frauen ſo leicht
gewonnen werden für alle Weltanſchauungen, die zurück wollen
zur Natur.
Der Eros des Mannes iſt zwar ſtark im Verlangen, aber eben
dies beweiſt ſeine erotiſche Not, ſeine Armut, die revia, von der
Plato ſo offen geſprochen hat. Der Natur, dem Leben, der Frau
gegenüber kommt er, als der beſonders Ergänzungsbedürftige,
niemals ganz aus der Beziehung des Sohnes zur Mutter heraus,
gewiß oft eines böſen, gewalttätigen, undankbaren Sohnes, aber
alles das ſind Reſſentimentgefühle, die nur die Schwäche
bewei=
ſen, aus der ſie geboren ſind. Sein ganzes Leben ringt daher
der Mann um eine erträgliche Gleichung zwiſchen ſeinem eigenen
Weſen und dem Leben. Bei ihm iſt alles Kampf um Anpaſſung
und zugleich um Selbſtbehauptung. Das gibt es für die geſunde
Frau nicht. Sie braucht nicht Anpaſſung an das Leben zu ſuchen,
da ſie ihm eingepaßt iſt, wie Pflanze und Tier. Erſt der Geiſt
trägt in die Welt der Frau Probleme. Der Mann aber iſt von
Natur ebenſo problematiſch, wie die Frau problemlos in das
Leben eingepaßt iſt. In ſeiner Problematik als Logosträger
ſucht er Schutz bei der Frau.
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Seite 4
Nummer 192
Sonntag, den 13. Juli 1930
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Nummer 192
Sonntag, den 13. Juli 1930
Seite,5
Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 13 Juli.
Großſeuer auf dem ehemaligen Hofguk Meierei.
Geſtern früh (12. Juli), 7 Uhr 45 Minuten, lief auf der
Städtiſchen Berufsfeuerwache die Meldung ein: „Feuer! Meierei
— Erbacher Straße‟. Der Löſchzug, unter Leitung von
Ober=
brandmeiſter Ehrhardt, rückte ſofort nach der Brandſtelle ab.
Schon im Weichbild der Stadt konnte man den Umfang eines
reichlich großen Brandes an den dicken Rauchſchwaden erkennen.
Bei Ankunft der Feuerwache fand dieſe eine mit ungefähr 400
Zentnern Heu und Getreide gefüllte Scheuer in hellen Flammen
vor, die eine ungewöhnlich ſtarke Hitze entwickelten. Mit zwei
B=Rohren wurde das Feuer, unter Zuhilfenahme der
Motor=
ſpritze, von der Weſt= und Oſtſeite aus angegriffen. Nach
an=
ſtrengender eineinhalbſtündiger Tätigkeit war es der Feuerwehr
gelungen, das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken, ſo daß jede
Gefahr für die Nebengebäude beſeitigt war. Die Ringleitung
(Frein., Feuerwehr) übernahm nach erfolgter Alarmierung die
weitere reſtloſe Ablöſchung der noch vorhandenen Brandneſter
und ſtellte die Brandwache, wie ſie auch die Raumarbeiten
voll=
zieht. Außer dem Heuvorrat fielen dem Feuer landwirtſchaftliche
Geräte, wie Dreſchmaſchine, Getreidepreſſe, und mehrere Wagen
zun Opfer.
— Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die
Kirchenregie=
rung wurde dem Pfarrer Georg von der Au zu Dolgesheim
die evangeliſche Pfarrſtelle zu Guntersblum. Dekanat
Oppen=
heim übertragen und Pfarrer Reinhard Deiß zu Gimbsheim
von der Uebernahme der evangeliſchen Pfarrſtelle zu Dorheim,
Dekanat Friedberg, entbunden.
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Die vor einigen Tagen
eröffnete Ausſtellung des der „Darmſtädter Gruppe”
an=
gehörenden Malers Adolf Bode begegnet ſtarkem Intereſſe. Am
17. Juli eröffnet die Bücherſtube gleichzeitig eine Ausſtellung
von Original=Bronzen und =Radierungen der Bildhauerin
Renée Sintenis, deren ausgezeichnete Tierplaſtiken bekannt
ſind. Der Eintritt zu beiden Ausſtellungen iſt frei. Bode wird
bis zum 20., Renée Sintenis bis zum 30. Juli gezeigt.
— Volkshochſchule. Die für heute Sonntag den 13. Juli,
an=
geſagte botaniſche Führung des Herrn Lehrers
Kallen=
bach muß wegen der ungünſtigen Witterung ausfallen.
Muſikverein Darmſtadt. Von den verſchiedenſten Seiten,
von Mitgliedern und Nichtmitgliedern, iſt als dringender Wunſch
die Wiederholung der neuen „Großen Meſſe” von
Wilhelm Peterſen angeregt worden, deren Uraufführung der
Muſikverein als ſeinen Beitrag zum Jubiläumsjahr der Stadt
Darmſtadt im Juni d. Is. in glänzender Weiſe herausgebracht hat.
Vereinsleitung und Chormitglieder wollen dieſen Wünſchen gerne
entſprechen, da ſich der Muſikverein, geſtützt auf ſeine Mitglieder,
berufen fühlt, den erſten Eindruck des prachtvollen Werkes zu
ver=
tiefen und zu feſtigen. Es iſt daher nunmehr beſchloſſen, die Meſſe
als 1. Vereinskonzert des nächſten Konzertjahres (Anfang
November d. Js.) zu wiederholen, und zwar mit den gleichen
Soliſten, die in ſo ausgezeichneter Weiſe zum Erfolg der
Urauf=
führung beigetragen haben (Horn=Stoll. Kuhn=Liebel. Grahl.
Herr=
mann). Die Vereinsleitung hofft, durch dieſe Wiederholung den
Mitgliedern eine beſondere Freude zu machen und ihnen die
er=
wünſchte Gelegenheit zu geben, die Schönheiten des Werks
noch=
mals zu genießen. Gleichzeitig aber beſteht der dringende Wunſch,
nachdem ſchon das abgelaufene Konzertjahr, einen erfreulichen
Mitgliederzuwachs gebracht hat, in den Kreiſen aller
Muſiklieben=
den neue Freunde und weitere inaktive Mitglieder für
den Muſikverein zu finden, die durch ihre Vereinsbeiträge (ie nach
Platz 15—30 Mk.) die Mittel für die außerordentlich koſtſpielig
ge=
wordenen Chorkonzerte ſichern helfen und dafür den freien
Beſuch der 4 großen Vereinskonzerte und der
Kauptproben genießen. Außer dem genannten Konzert wird
ein hier noch unbekannter Händel (Jephta), ein Werk voll
drama=
tiſcher Wucht, ferner die in dieſem Jahr neu einſtudierte
Mat=
thäus=Paſſion von Bach, ſowie ein bedeutendes Konzert des
be=
rühmten Salzburger Domchors geboten werden. — Vor allem wird
auch um den Beitritt neuer aktiver, geſangsfreudiger
Mitglie=
der gebeten, Damen und insbeſondere Herren, die dem Chor das
für ſolche Werke Nötige an Stärke und Glanz gewährleiſten helfen
und die bei der Einſtudierung — wie es gerade die Peterſen=Meſſe
gezeigt hat — ſelbſt die größte Freude und eine außerordentliche
Förderung des muſikaliſchen Intereſſes und Könnens erfahren. —
Anmeldungen für Inaktive und Aktive erbeten bei der
Platzord=
nerin, Frau Ella Arnold, Aeußere Ringſtraße 118, Tel. 3316.
— Orpheum. Unwiderruflich zum letzten Male
findet heute Sonntag, abends 8 Uhr, die letzte Aufführung des
dreiaktigen, erfolgreichen Schwankes „Weekend im
Para=
dies” ſtatt. Die Schöpfer dieſes luſtigen Werkes, Arnold und
Bach, verſtehen wirklich ihr Handwerk und haben alle heiterſten
komiſchen Verwicklungen, die ſich am „Wochenende im Hotel zum
Paradies” ereignen, zu einem Luſtſpiel verarbeitet, das mit
ſei=
ner Komik und beißenden Fronie niemanden kränkt, aber
jeden krank macht vor Lachen. Luſtigkeit und Laune; wie noch
nie zuvor, wurde in einem Stück ſo viel und ſo laut und ſo
über=
zeugend gelacht und gejubelt, ſo daß der Zuſchauer während des
Spiels ſeinem Herzen durch ſtürmiſchen Beifall Luft machen muß.
— Niemand, der ſich eine Freude gönnen will, darf ſich um die
Freude bringen, dieſes Stück geſehen zu haben. — Während der
Pauſen finden durch die Firma Guſtav Geil, Elektro=Inſtallation,
Holzſtraße 5. gediegene Muſikübertragungen ſtatt. —
Unbe=
dingt müſſen Sie die heutige Ermäßigungsanzeige benützen,
welche nur noch heute Gültigkeit hat. (Siehe Anzeige.)
Neuerung im Poſtreiſeſcheckverkehr. Vom 10. Juli an
wer=
den Beträge auf Poſtreiſeſchecke von den Bahnhofswechſelſtuben
ausgezahlt, die von der Deutſchen Verkehrs=Kredit=Bank A.G. in
einer Reihe größerer Orte und in einigen Grenzorten unterhalten
werden.
— Erleichterung im deutſch=belgiſchen Grenzverkehr für
Kraft=
fahrzeuge. Der Heſſiſche Automobil=Club E. V. (A.v.D.) ſchreibt
uns: Wir geben bekannt, daß auch die in Belgien
verkehrspoli=
zeilich zugelaſſenen Kraftfahrzeuge aller Art, die zum
vorüber=
gehenden Aufenthalt nach Deutſchland eintreten, mit Wirkung vom
1. Juli 1930 ab unter der Vorausſetzung von der Entrichtung der
Kraftfahrzeugſteuer befreit ſind, daß ein Aufenthalt 14
aufeinan=
derfolgende Tage nicht überſchreitet. Die gleiche Vergünſtigung
genießen deutſche Kraftfahrzeuge aller Art in Belgien.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt zu
rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
den 13. Juli folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit: Dr. med.
Gallus, Bismarckſtraße 23, Telephon 3148: Dr. med. Stern II.,
Ernſt=Ludwigſtraße 19. Telephon 2587; Dr. med. Schmidt,
Heinrichſtraße 38, Telephon 3882.
— Evangeliſch=kirchlicher Frauenverein der „Petrusgemeinde.
Nochmals ſei hingewieſen auf den Spaziergang des
Frauenver=
eins am nächſten Donnerstag zur Ludwigshöhe. Abmarſch erfolgt
um 3 Uhr am Anfang der Kaſtanienallee. Teilnehmer= und
Kaffee=
karten liegen bei Herrn Hausverwalter Kropp, Gemeindehaus,
Eichwieſenſtraße 8, bereit. Es empfiehlt ſich dringend, möglichſt
bald ſich Karten zu löſen.
Das Abenteuer eines jungen Engländers.
(Aus den Berhandlungen des 14. Landkags.)
* Der „Code Napoléon”, der als Folge der Einverleibung
Rheinheſſens in Frankreich auch in dieſem Gebiet zur Einführung
gekommen war, gewährte dem Gläubiger, einem hartnäckigen
Schuldner gegenüber, der ſeinen Verpflichtungen durchaus nicht
nachkam, ſchließlich als Zwangsmittel die körperliche Haft. Der
Gläubiger konnte, nämlich den Schuldner ins Schuldgefängnis
ſetzen laſſen und ihn dort ſolange feſthalten, bis er oder ſeine
Familie den „Creditor” befriedigt hatte. Immerhin kam dieſes
Zwangsmittel ſchon in den vierziger Jahren des vorigen
Jahr=
hunderts nur ſelten in Vollzug; auch war die Haft im allgemeinen
nur von kurzer Dauer. Das konnte ein Regierungsvertreter in
den Verhandlungen der 2. Kammer im Herbſt 1851 feſtſtellen. Nur
in einem Fall hat während der Jahre 1840 bis 1850 ſich das
obengenannte Zwangsmittel ſchwer gegenüber einem leichtſinnigen
Ausländer ausgewirkt. Und dieſe Affäre die ein rheinheſſiſcher
Ab=
geordneter, ein Mainzer Advokat (Anwalt), in der oben angezogenen
Sitzung der 2. Kammer zur Sprache brachte, iſt immerhin ſo
eigen=
ärtig, daß es ſich verlohnt zu hören, was der Mainzer Anwalt
von dieſem „traurigen Fall der Schuldhaft”, der ihm beruflich zur
Kenntnis kam, zu erzählen weiß.
Es war in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts, als
ein junger Engländer nach Mainz kam. Sohn eines ſehr reichen
Herrn in Southampton, bezog er in einem vornehmen Gaſthof
Wohnung und lebte da herrlich und in Freuden, ſo daß ſeine
Hotelrechnung ſich bald auf etwa tauſend Gulden belief. In ſeinem
Leichtſinn kam der junge Engliſhman gar auf den merkwürdigen
Gedanken, das Hotel, in dem er wohnte, wit dem geſamten
Mobi=
liar zu kaufen. Und der Beſitzer des Gaſthofs ging um ſo lieber
auf das Anerbieten des Fremden ein, als er ſich im
Vermögens=
verfall befand. Als nun aber der Engländer an ſeinen Vater
ſchrieb und ihn bat, die Kaufſumme zu bezahlen, wies dieſer dem
Sohne die kalte Schulter, und dem leichtſinnigen jungen
Men=
ſchen blieb nichts anderes übrig, als den Kauf wieder rückgängig
zu machen, natürlich nur unter ſchweren Opfern. Neben der
Hotelrechnung von 1000 Gulden ſchuldete er dem Gaſthofsbeſitzer
noch „9000 Gulden Differenz aus dem aufgelöſten Kaufact”. An=
geſichts der Zahlungsunfähigkeit ſeines Schuldners unterließ der
Hotelier jetzt nicht, gegen ſeinen Gaſt „als Ausländer Körperhaft
zu erwirken und auch ſogleich vollziehen zu laſſen‟. Denn er war
überzeugt, daß der Vater dann ſehr bald ſeinen Sohn auslöſen
würde. Kurz darauf mußte aber der Hotelier ſelbſt ſich für
ban=
krott erklären, und er übertrug ſein ganzes Vermögen, den
Gaſt=
hof mit der Mobiliarſchaft ſowie die Forderung gegen den
ver=
hafteten Engländer ſeinen zahlreichen Gläubigern.
So ſaß denn der unglückliche junge Mann im Gefängnis. Er
genoß allerdings den Vorzug der freien Wohnung, und für alles
andere, inſonderheit für die Beköſtigung, hatten die Herren
Gläu=
biger aufzukommen. Aber das Geſetz ſah für den Unterhalt eines
ſolchen Schuldgefangenen nur die ungeheuere Summe von 18
Kreuzern pro Tag (etwa 50 Pfennige in unſerem Gelde), vor.
Und daß der an Luxus gewöhnte Sohn Britanniens unter dieſen
Umſtänden im Gefängnis kein Schlemmerleben führen konnte, iſt
begreiflich. Vergebens ſchrieb er wiederholt an ſeinen Vater
ver=
gebens bot der Anwalt der Gläubiger — es war der rheinheſſiſche
Abgeordnete, dem wir die Kenntnis der Affäre verdanken — im
Namen ſeiner Klienten dem Vater einen Vergleich an. Der
ſtarr=
köpfige Alte erklärte, „er würde lieber ſeinen Sohn lebenslänglich
im Gefängnis laſſen, als einen einzigen Sou für ihn bezahlen”
So ſaß denn der arme Kerl drei Jahre im Gefängnis. Immerhin
bekam ihm da der Aufenthalt nicht ſchlecht. Denn er nahm
wäh=
rend dieſer Zeit an Leibesfülle ſo zu, „daß die Gläubiger
fürch=
teten, es würde ihn jeden Augenblick ein Schlag treffen und mit
ihm das koſtbare Pfand ihrer Hoffnungen verloren gehen”.
Da erbarmte ſich endlich ein gütiges Geſchick des Gefangenen.
Eine reiche Verwandte von ihm ſtarb und hinterließ ihm eine
jährliche Rente und ſo ward er in den Stand geſetzt, ſeine
Gläu=
biger zu befriedigen und damit ſeiner Haft ledig zu werden. Er
verließ nun Mainz. Ob er freilich in ſpäteren Jahren jemals
wieder ſeine Schritte nach der Stadt gelenkt hat, wo man ihm.
allerdings unter wenig angenehmen Begleitumſtänden, drei Jahre
lang Koſt und Logis umſonſt gewährt hatte, das ſteht noch dahin.
Das 8. Kreisfeft des Arbeiter=Turn=
und Sporkbundes beginnk!
Am Sonntag, dem 13. Juli, beginnt das Kreisfeſt des
Arbei=
ter=Turn= und Sportbundes in Darmſtadt. Seit 25 Jahren hat
Darmſtadt wieder einmal das Feſt des 9. Kreiſes in ſeinen
Mauern, und all die Wandlungen, die zwiſchen dieſer Zeit liegen,
bedeuten ein Stück Geſchichte der Arbeiterſporthewegung neben
dem geſamten Kreisgebiet, insbeſondere für den Freiſtaat Heſſen,
wobei die Provinz Starkenburg eine hervorragende Rolle geſpielt
hat. Der 1. Bezirk, der mit dem 7. Bezirk die Provinz
Starken=
burg umfaßt, iſt der beſtorganiſierte Bezirk des 9. Kreiſes, und
in keinem anderen Teil iſt es bis jetzt gelungen, Maſſenaufmärſche
des Arbeiterſports in dieſem Ausmaße zuwege zu bringen, wie ſie
der 1. Bezirk jederzeit fertig bringt. Es iſt deshalb auch ein
glücklicher Zufall, daß das 35jährige Jubiläumsfeſt des 9. Kreiſes
im Herzen des 1. Bezirks ſtattfindet und zu gleicher Zeit für den
Feſtort eine B5jährige Wiederkehr als Beherbergerin eines
Kreis=
feſtes bedeutet. Nicht genug damit, hat auch die Stadt Darmſtadt
ein wichtiges Intereſſe an dieſem Feſt, denn es ſoll ja eines der
größten Ereigniſſe in der 600=Jahrfeier der Stadt
Darmſtadt werden. Wie ein Magnet zieht das kommende
Kreisfeſt große Maſſen Sportler und Sportlerinnen, Turner und
Turnerinnen an, was bei den herrſchenden wirtſchaftlichen
Ver=
hältniſſen ſicherlich ein ganz überraſchendes Ereignis bedeutet.
Schon die Meldung von 5000 Jugendlichen an dem
Kreiskinderfeſt am 13. Juli war verblüffend. Trotzdem nun die
Bedingungen für die Teilnahme an den ſportlichen Wettkämpfen
von der techniſchen Leitung ſo gefaßt wurden, daß es nur
Fort=
geſchrittenen möglich iſt, an den Wettkämpfen teilzunehmen, waren
die Meldungen ſo enorm, daß über 1000 Wettkampfturner
und =turnerinnen zur Abfertigung kommen müſſen. Das
gleiche Bild iſt bei den Leichtathleten, die ſich vor die
ge=
waltige Aufgabe geſtellt ſehen, annähernd 1500.
Wett=
kämpfer ſtarten zu laſſen. Es iſt dies die dreifache Zahl wie
bei dem vorhergehenden Kreisfeſt 1927. Nicht beſſer ergeht es den
Schwimmern, die nur durch eine ununterbrochene Kette von
Ausſcheidungskämpfen in der vorgeſchriebenen Zeit fertig werden
können. Auch hier ſind es mehrere hundert Schwimmer und
Schwimmerinnen. Die Tennisſpieler müſſen ſchon in den
früheſten Morgenſtunden der Feſttage mit ihren Spielen
begin=
nen, um überhaupt Ausſicht zu haben, rechtzeitig zu den
End=
kämpfen zu kommen. Die Fuß= und Handballſpieler
mußten einen Teil ihrer Spiele ſtreichen, da trotz 4 Spielfeldern
die gemeldeten Spiele nicht abgewickelt werden können. Neben
dieſen regulären Kampfarten ſollen aber nun noch eine große
An=
zahl Vereins= und Bezirksdarbietungen gezeigt werden.
Die Fußballkämpfe der Bezirksmannſchaften um den
Kreisfeſtmeiſtertitel erhalten am Sonntag, dem 13.
Juli, mit dem Kampf 1—4 Bezirk in Walldorf ihr letztes
Zwiſchenſpiel. Der Sieger dieſes Kampfes ſteht dann am
Sams=
tag, dem 19. Juli, gegen den 2. Bezirk im Kampf um die
Kreis=
feſtmeiſterſchaft. Bei dieſer Gelegenheit ſei gleichzeitig bemerkt,
daß als Höhepunkt des Fußballprogramms am Sonntag, dem
20. Juli.
Heſſen—Heſſen=Naſſau-Baden
kämpft. Neu iſt daß auch der Montag (21. Juli) eine
beſon=
dere Note erhält. Dieſer Tag ſoll ein Volksfeſttag ſein mit
ſportlichen Darbietungen und zum Schluß durch ein großes
Feuerwerk gekrönt werden.
SHELL
AufOOEI
audszuwählen nach dem SHELL-FüHRER •
Pür die Schmierung von Kraßllahrzeugen 8
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
Erwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte,
Kriegshinterblie=
bene, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am Dienstag, den
15. Juli d. J., vormittags von 8—12 Uhr durch die Stadtkaſſe.
200 Jahre Darmſtädter Kunſt. Makhildenhöhe.
Die Abteilung I „Darmſtädter Kunſt 1830—1898” iſt nunmehr
völlig umgehängt worden. Sie war dadurch, daß die Werke
des=
ſelben Malers aus äußeren Gründen an verſchiedenen Plätzen
hingen, allzu unüberſichtlich.
Jetzt wurden bis auf wenige Ausnahmen die ſämtlichen Werke
eines Malers auf einer Wand, oft ſogar in einem Kabinett für
ſich geſammelt, ſodaß ſie, nebeneinander betrachtet, die geſchloſſene
Wirkung ein= und derſelben Künſtlerhand geben. Die
Leihgaben=
beſitzer haben für ſich und ein Familienangehöriges jederzeit freien
vH.
Eintritt.
— Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg=Amerika=Linie
(einſchließlich Deutſch=Auſtral= und Kosmos=Linie). Abgeſchloſſen
am 9. Juli 1930. Ohne Vexbindlichkeit. Aenderungen
vorbehal=
ten. Nach New York: D. New York ab Hamburg 17. 7.. ab
Cuxhaven 18. 7. M.S. Milwaukee ab Hamburg 22. 7., ab
Cux=
haven 23. 7. D. Deutſchland ab Hamburg 24. 7., ab Cuxhaven
25. 7. D. Cleveland ab Hamburg 29. 7., ab Cuxhaven 30. 7. D.
Hamburg ab Hamburg 31. 7., ab Cuxhayen 1. 8. D. Albert Ballin
ab Hamburg 7. 8., ab Cuxhaven 8 8. D. Reliance ab Hamburg
11. 8. ab Cuxhaven 12. 8. Nach Boſton, Philadelphia=
Baltimore, Norfolk ab. Hamburg:
Weſtfalen 23. 7.
D. Emden 6. 8. D. Ilmar 16. 8. Nach der Weſtküſte
Nord=
amexika ab Hamburg: 9. Tacoma 23, 7. D. Donau 2. 8. M.S.
San Francisco 13. 8. D. Eſte 23. 8. M.S. Oakland 3. 8. Nach
Kanada= ab Hamburg: D. Kent County 18. 7. D. Cleveland
30. 7. D. Elmshorn 8. 8. D. Kent County 29. 8. Nach
Weſt=
indien, Weſtküſte Zentral=Amerika ab Hamburg:
D. Kyphſſia 19. 7. D. Grunewald 26. 7. M.S. Preſidente Gomez
2 8. M.S. Orinoco 9 8. D. Artemiſia 16. 8. D. Rugia 23, 8. M.S.
Claus Horn 30. 8. Nach den Weſtindiſchen Inſeln ab
Hamburg: D. Amaſſia 15 7. M S. Henny Horn 29. 7. D. Feodoſia
12. 8. M.S. Waldtraut Horn 26. 8. Nach Cuba ab Hamburg:
D. Albingia 9. 8. D. Eupatoria 13. 9. Nach Mexiko ab
Ham=
burg: D. Nord=Friesland 19. 7. M.S Palatia 31. 7. D.
Weſter=
wald 12. 8. M.S. Rio Bravo 23 8. Nach der Oſtküſte
Süd=
amerika ab Hamburg: D. General Artigas 17. 7. D. Baden
24 7. D. Steigerwald 26 7. D. General San Martin 7 8. D.
Iſer=
lohn 9. 8. Nach der Weſtküſte Südamerika ab Hamburg:
D. Nitokris 16. 7. D. Carl Legien 23. 7. D. Sachſen 26. 7. Nach
Niederländiſch=Indien: D. Stentor ab Hamburg 16. 7.
D. Gera ab Rotterdam 22. 7. M.S. Halle ab Hamburg 30. 7. Ein
Dampfer ab Hamburg 13. 8. Nach Auſtralien ab Hamburg:
D. Alſter 16. 7. Ein Dampfer 26. 7. D. Leuna 6. 8. D. Neckar 16. 8.
Nach Südafrika ab Hamburg: D. Altona 19. 7. D. Naumburg
23. 8. Nach Oſtaſien ab Hamburg: M.S. Münſterland 16. 7.
D. Mecklenburg 19 7. D. Jſar 23. 7. D. Saale 26. 7. M.S.
Kulmer=
land 30. 7. D. Oliva 2. 8. Hamburg=Rhein=Linie
D. Karlsruhe ab Hamburg ca. 16. 7. D. Mannheim ab Hamburg
ca. 19. 7. D. Köln ab Hamburg ca. 23. 7 Hamburg=London=
Linie: Wöchentlich drei Abfahrten. Mitgeteilt durch die hieſige
Vertretung. Bankgeſchäft Friedrich Zaun, Luiſenplatz 1. Telephon
Nr. 1308/09.
Lokale Veranſtalkungen.
Die blerunter erſcheinenden Rotizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachten.
in keinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Kril.
— Reichsbund der Zivildienſtberechtigten.
Monatsverſammlung am Montag, den 14. Juli 1930.
Berichter=
ſtattung über den Bundestag.
— Im Hotel Prinz Heinrich findet heute Sonntag
abend Gartenkonzert mit Tanz ſtatt. Bei ungünſtiger Witterung
in den Lokalitäten.
Im Wiener Kronenbräukeller findet heute
an=
läßlich des 5. Heſiſchen Kleingärtnertages großes Gartenkonzert
mit Volksfeſt ſtatt.
Tageskalender für Sonntag, den 13. Juli 1930.
Heſſiſches Landestheater: Geſchloſſen. — Orpheum,
20 Uhr: „Weekend im Paradies”. — Konzerte: Schloßkeller,
Hotel Schmitz, Kaffee Oper, Herrngartenkaffee, Sportplatz=
Reſtaurant. Reichshof, Oberwaldhaus. Bockshaut. Kaffee Jöſt,
Hotel zur Poſt. Kaffee Aſtoria, Hotel Prinz Heinrich, Zum
Dat=
terich, Waldſchlößchen, Reſt. Bismarckeck. — Ludwigshöhe,
16 Uhr: Konzert. — Schuls Felſenkeller, 20 Uhr:
Gar=
tenkonzert. — Wiener Kronenbräukeller, 20 Uhr:
Großes Volksfeſt — Orangeriegarten, 16 und 20 Uhr:
Sommerfeſt der Turngemeinde Beſſungen u. Orthſcher
Männer=
chor. — Rummelbräu, 16 Uhr: Großes Sommerfeſt des
Schmetterlingsklub 05. — Perkeo; Konzert und Tanz.
Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helia=Lichtſpiele,
Palaſt=Lichtſpiele.
(IDr. 1097
8 Ratschläge für die Behönheitspflege auf der Reige
Zur natürlichen Bräunung der Haut fette man vor und nach
er Besonnung die Haut, insbesondere Gesicht und Hände, mit Creme Leodor
ündlich ein; man erzielt dann ohne schmerzhafte Kötung eine gesunde,
nnengebräunte Hautfärbung. — Creme Leodor, Tube 60 Pf. und 1 Mark.
eodor-Edel-Seife 50 Pf. In allen Chlorodont-Verkaufsstellen zu haben.
2. Zur Erlangung schöner weißer Zähne putze man früh
und abends die Zähne mit der herrlich erfrischenden Zahnpaste Chlorodont
die auch an den Seitenflächen mit Hilfe der Chlorodont-Zahnbürste einen
elfenbeinartigen Glanz erzeugt. — Chlorodont-Zahnpaste, Tube 60 Pf. und 1 Mk,
Chlorodont-Zahnbürste 1 Mark, Chlorodont-Mundwasser 1 Mark.
Seite 6
Sonntag, den 13. Juli 1930
Nummer 192
Der Gedanke der ſteuerlichen Belaſtung eines Standes der
Bevölkerung, wie ſie jetzt geplant iſt, ruft unwillkürlich die
Er=
innerung wach an die Tatſache, daß derartige Sonderſteuern dem
ſpäteren Mittelalter nicht fremd waren. Namentlich Rudolf von
Habsburg hat mit Vorliebe dieſe Art der Beſteuerung gewählt,
um ſeine ſtets leeren Kaſſen zu füllen. Aber gerade dieſe hohen
finanziellen Leiſtungen, mit denen er immer und immer wieder
einen und denſelben Stand belaſtete, haben ſchließlich eine
Gegen=
wirkung ausgelöſt, die nicht wie heute in Proteſten und in
Ver=
ſammlungen in die Erſcheinung trat, ſondern ſich in blutigen
Auf=
ſtänden Luft machte. So wird es wohl willkommen ſein, von
die=
ſer Finanzpolitik Rudolfs und ihren Folgen etwas eingehender
unterichtet zu werden.
Rudolf war keineswegs ein armer Graf, wie mancher
Ge=
bildete heute wohl noch wähnt. Er beſaß ausgedehnte
Eigen=
güter, er übte Grafſchaftsrechte aus in einer Reihe deutſcher Gaue,
er verfügte über größere Einkünfte als der Erzbiſchof von Mainz.
Zwar konnte er nicht wie die Stauferkaiſer auf die ausgedehnten
Komplexe des ſtaufiſchen Hausgutes und Königsgutes ſich ſtützen
— die waren während des Interregnums dem Reiche entfremdet
worden — aber immerhin erfloſſen ihm reichliche Mittel aus den
deutſchen Reichsſtädten, die bereits um die Mitte des 13.
Jahr=
hunderts als Mittelpunkt des allgemach um ſich greifenden
Geld=
weſens im Haushalt des Reiches und der Nation eine wichtige
Rolle ſpielten. Denn wie die letzten Staufer, ſo zögerte auch
Ru=
dolf nicht, die Reichsſtädte regelmäßig Jahr für Jahr zu
beträcht=
lichen finanziellen Leiſtungen heranzuziehen.
Aber dieſe recht anſehnlichen Jahresſteuern genügten, dem
Könige nicht; er befand ſich trotz dieſer Leiſtungen gar oft in
Geldnot, und ſo ſchreckte er denn auch vor dem Entſchluß nicht
zurück, den Bürgerſtand, den er bisher ſchon ſo kräftig geſchröpft
hatte, neben den regelmäßigen Jahresſteuern auch noch
außer=
ordentlichen und dabei ungewöhnlich hohen finanziellen
Lei=
ſtungen zu unterwerfen. Es war im Jahre 1284, als Rudolf von
den Reichsſtädten den ſogenannten dreißigſten Pfennig, d. h. eine
Vermögensſteuer von 3½½ Prozent anforderte. Aber angeſichts
dieſer drohenden Auflage von ſolch exorbitanter Höhe griff
inner=
halb der betroffenen Städte tumultuariſche Gärung um ſich.
Im Mai 1285 brach gar im Elſaß und in der Wetterau der offene
Aufſtand los. Da vertrieb die Stadt Hagenau den königlichen
Landvogt, da zogen die Kolmarer Bürger aus und brannten eine
Reihe habsburgiſcher Dörfer nieder, und genau zu derſelben Zeit
verband ſich Frankfurt mit Friedberg und Wetzlar gegen
jeder=
mann, auch gegen Kaiſer und Reich. Rudolf zauderte nun nicht,
die Empörer mit der Schärfe des Schwertes zu treffen. Im Juni
legte er ſich mit Heeresmacht vor Kolmar. Da rief ihn die Kunde
von ſeltſamen Vorgängen nach Wetzlar, galt es doch dort, einen
weit gefährlicheren Feind zu bekämpfen, den falſchen Kaiſer
Friedrich.
Indem eben Rudolf dieſe neuen, unerhörten Anforderungen
an die Reichsſtädte ſtellte, gewannen namlich die Erinnerungen
an die glückhaften Zeiten reichsſtädtiſcher Freiheit und
Selbſtan=
digkeit, die ſich an den Namen Kaiſer Friedrichs II knüpften,
ge=
wiſſermaßen geſpenſtiſches Leben. Und es fanden bei der
furcht=
baren Erregung, die angeſichts der kaiſerlichen Finanzpolitik die
ſtädtiſchen Maſſen ergriffen hatte, eine Reihe Abenteurer, die
ſich für den längſt verſtorbenen Kaiſer Friedrich II. ausgaben, in
der ſtädtiſchen Bevölkerung bereitwilligen Glauben
und Anhang.
Der gefährlichſte von dieſen Betrügern war unſtreitig der
Schwärmer, der kurz vor ſeinem Ende auf der Folter ſeinen
wah=
ren Namen geſtand. Dietrich Holzſchuh. Woher er ſtammte, iſt
ungewiß. Zuerſt tauchte er in Köln auf. Aber von den
ſtädti=
ſchen Behörden ward er übel empfangen, ins Gefängnis geworfen
und ſchließlich mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt.
Holzſchuh wandte ſich daraufhin rheinabwärts, fand in Neuß gute
Aufnahme, und hier richtete er ſich ſogar mit den Geldmitteln,
welche die Neußer Bürger ihm darboten, einen richtigen Hofſtaat
ein. Von allen Seiten ſtrömten jetzt Fremde herbei, Adelige,
Bürger und Bauern, und wurden von dem angeblichen Kaiſer
herrlich und freigebig bewirtet. Auf die Kunde von dem
Auf=
ſtand in den Reichsſtädten verließ aber der Betrüger Neuß und
begab ſich nach Wetzlar, wo er namentlich unter den niederen
Volksmaſſen Anhänger und Freunde fand. Dieſe bedenklichen
Geſchehniſſe beſtimmten dann Rudolf im Jahre 1285, perſönlich
mit Heeresmacht vor Wetzlar zu erſcheinen. Und nun ſank den
Wetzlarer Bürgern der Mut; ſie wagten keinen Widerſtand,
ge=
lobten die Zahlung des dreißigſten Pfennigs und lieferten den
Mann, der ſich für den Kaiſer Friedrich ausgab, dem Könige aus.
Als Ketzer und Zauberer erlitt hierauf der Unſelige in einem
Talgrund bei Wetzlar den Tod durchs Feuer.
Mit dem Untergang des falſchen Friedrichs brach die
aufſtän=
diſche Bewegung in den Reichsſtädten zuſammen; ſie haben jetzt
allem Anſchein nach ohne Widerſtand die ihnen auferlegte
Ver=
mögensſteuer geleiſtet. Einmal noch haben während der
Regie=
rung Rudolfs die Reichsſtädte, eine ſolche außerordentliche
Auf=
lage gezahlt. Aber dieſe immerhin recht erheblichen Summen
erlangte der König von den Städten nicht durch die Gewalt der
Waffen, ſondern auf dem Wege friedlicher Verſtändigung.
Von Waldvogel.
Jedesmal, wenn im Frühling der erſte Kuckucksruf erſchallt,
zaubert mir ſein Ruf ein Stück ſonniger Jugeadzcit vor Augen,
denn Geheimnisvolles wurde uns da vom Kuckuck erzählt.
So ſoll derjenige, der beim erſten Ruf Geldſtücke in ſeiner
Taſche klingen läßt, im Laufe des Jahres nie in Geldverlegenheit
kommen. Schade, daß dies nur ein Märchen iſt, denn ſonſt
könn=
ten ſich unſere Finanzminiſter leicht aus ihrer ſteten Not befreien!
Die ebenſo verbreitete Meinung, daß die Anzahl der erſtmalig im
Frühjahr gehörten Kuckucksrufe die uns noch beſchiedenen
Lebens=
jahre angeben, gehört natürlich ebenſo in das Reich der Fabel
wie die, daß der Kuckuck ſich im Herbſt in einen Sperber
ver=
wandle. — Der Kuckuck, kommt im April zu uns und verläßt
uns ſchon wieder Ende Juli ſpäteſtens im Auguſt. Und doch
habe ich ſchon wiederholt im September Kuckucke beobachtet,
aller=
dings nur Jungvögel. Und dies iſt ja auch begreiflich. Wir
wiſſen, daß der Kuckuck kein eigenes Neſt baut, wie die anderen
Vögel, ſondern daß er ſeine Eier in fremde Neſter legt, und zwar
legt das Weibchen jeweils ein Ei in das fremde Neſt und
ent=
fernt dafür 1 bis 2 fremde Eier. Faſt alle kleinen Singvögel
müſſen gelegentlich junge Kuckucke ausbrüten und aufziehen; ſelbſt
der kleine Zaunkönig mit ſeinem abgeſchloſſenen Neſt und nur
kleinem Einſchlüpfloch entgeht ihm nicht, und dies macht es
wahr=
ſcheinlich, daß das Kuckucksweibchen das Ei auch außerhalb legt
und mit dem Schnabel in das Neſt trägt. Merkwürdig iſt die
Färbung des Kuckuckseies ſehr verſchieden, und es gleicht ſehr oft
denen des fremden Geleges, nur iſt es größer. Es ſcheint, als ob
das Kuckucksweibchen immer die Neſter der Vogelart aufſucht, der
auch ſeine Pflegeltern angehörten. Gleich in den erſten Tagen
verſucht der junge Kuckuck, die Stiefgeſchwiſter über den Neſtrand
zu werfen, ſo daß er bei der reichlichen Fütterung raſch
heran=
wächſt. Kommt nun ein Kuckuck in eine ſpäte Brut, ſo ſind meiſt
die alten Kuckucke bereits weggezogen, bis der Jungvogel
ſelb=
ſtändig geworden iſt, und dann muß dieſer ſeine Reiſe nach dem
ſonnigen Süden allein und viel ſpäter als die alten Vögel
antreten. — Ein Bekannter von mir der ein guter Kenner und
Beobachter unſerer Vogelwelt iſt, fand dieſes Frühjahr ein
Kuckucksei im Neſt des Waldlaubſängers, das anfangs 4 Eier
die=
ſes kleinen Erdbrüters enthielt, von denen aber das
Kuckucks=
weibchen zwei entfernte. Leider verließ der Laubvogel ſein
Ge=
lege, ſo daß der Finder des Neſtes dieſes ſamt Inhalt mit nach
Hauſe nahm. Auch hier iſt wieder eine große Aehnlichkeit in der
Färbung der Eier vorhanden, nur in der Größe ſind ſie natürlich
verſchieden.
Der gewöhnliche Ruf des Kuckucks bewegt ſich meiſt in der
kleinen Terz, etwa f—d, auch e—cis iſt öfter zu hören als f—d.
Allerdings hört man auch manchmal abnorm rufende Kuckucke,
die f—c auch a—c und anders rufen.
Daß der Kuckuck in der Erregung überſtürzt einige Male
kuckkuckkuk und gugugu ruft, iſt ja wohl bekannt, ebenſo, daß er
bei Verfolgung von Weibchen oder Nebenbuhlern noch im Fluge
kuckuckt und im Niederſetzen ein tiefes, heiſeres Hachachach
an=
hängt. Auch hörte ich ſchon Schnarchlaute, leiſe Guchuch und
auch laute Gauch oder Goch von ihm. Das Weibchen entzieht ſich
der Beobachtung noch mehr als das Männchen, und ſein
kichern=
der Ruf iſt nur ſelten zu hören. Er lautet wie kwickwickwickwick
oder kükükükü und erfolgt in 6—10 Tönen. Es iſt ein klangſchöner
Ruf, der weithin dringt. Erſt anfangs Juni dieſes Jahres
er=
freute ich mich daran, als ich auf einem Hochſitz ſaß, um den roten
Bock zu erwarten, und zu meiner Unterhaltung und Freude
ver=
trieben mir einige Kuckucke durch ihre lebhaften Rufe und durch
ihr eiferſüchtiges Benehmen die Zeit.
Dabei ließ ein Weibchen ganz nahe bei mir ſeinen Ruf
er=
ſchallen, wobei 2 Männchen ſich ſehr erregt ankuckuckten und ihr
zorniges Hachachach hören ließen.
Durch Vertilgen namentlich der haarigen Raupen und
an=
derer Inſekten gehört der Kuckuck zu den ſehr nützlichen Vögeln.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltien keinerlei 2
antwortung; für ſſe bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umſa
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können n
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Zum Kampf gegen die Beläſtigung durch Motorräder.
Dieſer Kampf kann gar nicht ſcharf genug geführt werden,
denn die Beläſtigung hat ein unerträgliches Maß
ange=
nommen. Die Straßen einer Stadt ſind für den notwendigen
Verkehr da, aber die Motorradfahrer benutzen die Straßen, um
ſich auszutoben, ihre Motoren zu probieren und Rennfahrten zu
veranſtalten. In mehreren Stadtvierteln iſt beobachtet worden,
daß Motorradfahrer ſtundenlang um die Häuſerblocks herumraſen,
und das geſchieht mit Vorliebe des nachts. In der Nacht vom
4. zum 5. d. M. iſt ein regelrechtes Motorradwettrennen
in den Straßen von Darmſtadt beobachtet worden,
mit Start, Ziel und dem üblichen Hallogeſchrei für den „Sieger”
Abhilfe kann aber nur durch verſchärfte
Vorſchrif=
ten für den Motorradverkehr geſchaffen werden, und außerdem
iſt es notwendig, die Polizei bei der Feſtſtellung der Ruheſtörer
zu unterſtützen. Der Motorradverkehr muß unbedingt auf die
Hauptſtraßen beſchränkt und in der Zeit von 10 Uhr
abends bis 7 Uhr morgens überhaupt verboten
werden, wie das auch in anderen Städten bereits der Fall iſt.
Der Kampf gegen den Lärm und allerlei anderen Unfug
würde viel erfolgreicher geführt werden, wenn man ſich nicht
darauf beſchränken wollte, zu klagen, ſondern ein jeder den Mut
aufbrächte, auch ſelbſt etwas dagegen zu tun. Man präge ſich die
Nummern der Motoradfahrer ein und vermerke genau die Zeit
und das wiederholte Vorkommen einer Nummer an einer
beſtimm=
ten Stelle. Uebermäßig raſende Fahrzeuge bringe man zum
Hal=
ten und notiere ſie. Dieſe Angaben gebe man bei dem nächſten
Polizeirevier zu Protokoll.
Wenn in dieſer Weiſe gegen jede Ruheſtörung durch Hunde,
Motoren, Betrunkene, Klaviere, Lautſprecher uſw. vorgegangen
wird, ſo dürfte der Erfolg nicht ausbleiben.
Peregrinus.
Mäuſeturm.
Warum keine Operetten=Spielzeit?
Dazu wird uns geſchrieben: Wie man hört, ſoll diesmal die
Operettenſaiſon ausfallen. Dies erſcheint aus mehreren Gründen
gänz=
lich unangebracht und bedauerlich. Zunächſt iſt es ſchon ein
Wider=
ſpruch, daß man dieſe ſchöne Uebung ausgerechnet zur Zeit des
Stadt=
jubiläums nach mehrjährigem Brauche unterbricht. So mancher Fremde
hätte dieſe angenehme Abendunterhaltung, die doch faſt keine Großſtadt
fehlen läßt, begrüßt. Aber vor allem die Einheimiſchen, von denen
doch bei den jetzigen Zeiten ſoviele auf die Sommerreiſe verzichter
müſſen, vermiſſen es ſehr, ſich nicht hiermit einen kleinen Erſatz —
fen zu können. Mag die Pflege der Operette in größerem Ausmaße
ſich mir den Aufgaben unſerer Landesbühne nicht vereinbaren — dieſe
leichte Muſe hat doch ihr großes Publikum. Wenn die Vorſtellungen der
beiden letzten Sommer nicht immer befriedigend beſucht waren, ſo
la=
dies bekanntlich nicht an mangelndem Intereſſe, ſondern an ander
Gründen, z. B. war das Enſemble nicht mit ſolchen Kräften beſetzt (wi
man ſagt, aus falſcher Sparſamkeit) wie ſie das von ſeinem Landes
theater verwöhnte Darmſtädter Publikum verlangt. Daß das Bedürfni
für die Operette beſteht, dafür zeugten die vollen Häuſer oft bei zwe
Vorſtellungen hintereinander zur Zeit, als Kräfte wie Schüßler, di
Matthäus, Geiger und die Gruſel auftraten. — Alſo; noch wäre e
Zeit, Künſtler und Künſtlerinnen gäbe es genug, insbeſondere heue
wo große Theater zur derkürzten Spielzeit übergehen mußten. — Nichk
nur unſere geſchätzte Intendanz, auch die ſtädtiſchen Inſtanzen ſollter
Einer für viele.
ſich hierzu äußern
Bingen am Rhein endlich frei.” Unter den
mannig-
faltigen Feiern, die im Rheinland nach Abzug der
Beſatzung ſtattfinden, nimmt der Eaujugendtag am
19./10. Auguſt des Bundes der Kaufmannsjugend
im DHV. eine Sonderſtellung ein, handelt es ſich
doch um eine Tagung,Xdie von” vielen Hunderten
Sungkaufleuten aus dem unbeſetzten Gebiet beſucht
werden wird.
Auf der Reiſe,
auf der Wanderung, in der Sommerfriſche wollen Sie Ihr
Körper kräftigen. Die Sommermonate ſollen Ihnen eine
Reſe=
an Kraft für das ganze Jahr geben. Sie wollen ſich ausruhen u
geſund und munter wieder in die Heimat und an die Ar
zurückkehren. Dazu hilft Ihnen die konzentrierte Kraftnahru
Ovomaltine, die Sie jederzeit bei ſich führen und leicht zuberei
können. Bitte, verſuchen Sie!
(I
In Avotheken und Drogerien vorrätig: 250 gr. Doſe RM. 2.
500 gr. RM. 5.—. Gratisprobe und Druckſachen durch:
Dr. A. Wander, G. m. b. H., Oſthofen=Rheinheſſen.
J. Griesheim, 12. Juli. Die Sommerferien an den hieſigen
Schulen beginnen am Montag, den 14. Juli. Dieſelben dauern drei
Wochen. — Die Vorbereitungen zur Landung des Luftſchiffes „Graf
Zeppelin” auf dem Griesheimer Sand am 3. Auguſt ſind bereits in
vollem Gange. Das Landungsgelände für das Luftſchiff befindet ſich
zwiſchen dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager und den abgeriſſenen
Flughallen. Der Landungsplatz wird in einem Umfang von 800 um
abgeſperrt, und werden bereits die Pfähle eingehauen, welche durch
einen dreifachen Draht miteinander verbunden werden. Auch wird das
geſamte Buſchwerk und die Bäume, welche ſich auf dem Uebungsplatz
befinden, abgehauen. Die Zufahrtswege zu dem Landungsplatz werden
in den nächſten Tagen bekanntgegeben. Im Lager iſt geſtern mit der
Desinfektion der Baracken begonnen worden. Die Offiziers= und
Unter=
offiziers=Wohnbaracken werden bereits für die im Lager
unterzubrin=
genden Studenten anläßlich der Weltmeiſterſchaften der Studenten in
Darmſtadt, vom 1. bis 10. Auguſt, hergerichtet. Daß die
Hauptlager=
ſtraße dem öffentlichen Verkehr noch nicht freigegeben iſt, liegt daran,
daß im Lager noch Werte ſitzen, welche in der nächſten Zeit daſelbſt
noch benötigt werden, und die polizeiliche Bewachung nicht in der
Stärke vorhanden iſt, als dieſe ſein müßte. Das Betreten des Lagers
iſt nur mit einer Ausweiskarte, welche von der Reichsvermögensſtelle
ausgeſtellt wird, geſtattet. Selbſt wenn die Hauptlagerſtraße dem
öffentlichen Verkehr freigegeben iſt, darf das Lager nur der betreten,
der im Beſitze einer Ausweiskarte iſt.
Aa. Eberſtadt, 12. Juli. Studentenexkurſion nach dem
Ried. Am Samstag unternahmen trotz des unfreundlichen Wetters
ungefähr 60 Studenten und Studentinnen des Geographiſchen Inſtituts
der Univerſität Gießen unter Führung des Inſtitutsaſſiſtenten Dr.
Lau=
tenſach eine ſehr lehrreiche Exkurſion vom Ried zur Bergſtraße. Von
Goddelau aus marſchierten die Teilnehmer nach Erfelden und ſetzten
dort über den Altrhein nach dem „Kühkopf” über, wo Fauna und Flora
ſtark intereſſierten. Von Stockſtadt aus ging es dann weiter (das alte
Neckarbett teilweiſe entlang) über Crumſtadt nach Pfungſtadt. Von dort
aus ging die Wanderung durch die Klingsackertanne und ihre Dünen
nach dem Main=Neckar=Bahnhof Eberſtadt. Von Eberſtadt aus wurde
mit der Bahn nach Zwingenberg gefahren, von wo aus die Exkurſion
weiter in den hinteren Odenwald gehen und im Mümlingtal enden foll.
Cp. Pfungſtadt, 12. Juli. Die Reinigung der Modau.
Innerhalb der Gemarkung Pfungſtadt iſt die Reinigung des Bachbettes
der Modau durch rund 100 Arbeitsloſe (Ausgeſteuerte) vorgenommen
worden. Nunmehr wird auch der Rotgraben gereinigt, und zwar
eben=
falls durch ausgeſteuerte Erwerbsloſe. — Notſtandsarbeiten.
Die Gemeindeverwaltung hat beim Kreisamt einen Betrag von 150 500
RM. zur Verwendung von Notſtandsarbeiten beantragt. In erſter Linie
ſollen größere Straßenarbeiten durchgeführt werden. Unter anderem iſt
vorgeſehen, daß die Klingsackerſtraße vom Friedhof aus bis an die
Brücke über die Sandbach und den Malcherweg von der
Hintergraben=
brücke bis zur Blockſtation 34 der Reichsbahn zu chauſſieren, ſowie im
Anſchluß daran den Seeheimer Weg bis zur Blockſtation 35 zu
befeſti=
gen. Auch die Jahnſtraße und die Ringſtraße von der Klingsackerſtraße
is zur Waldſtraße ſollen neu hergeſtellt werden. Auch einige andere
Straßen ſollen auf den Fußſteigen und in den Goſſen Verbeſſerungen
erhalten. Welche Arbeiten aber beſtimmt zur Ausführung kommen,
hängt ganz von der ſchließlich zur Verfügung geſtellten Summe ab.
G. Ober=Ramſtadt, 12. Juni. Klein= und
Sozialrentner=
fürſorge. Die Bezüige der Klein= und Sozialrentner für Monat Juli
kommen am Dienstag, den 15. Juli, nur vormittags von 8—12 Uhr
bei der Gemeindekaſſe zur Auszahlung. — Kirchenſteuer 1930.
Das hieſige evangeliſche Pfarramt hat in Kirchenſteuer=Angelegenheiten
Sprechtage u. a. auf Montag, den 14., und Dienstag, den 15. Juli,
jeweils von 2—7 Uhr nachmittags, feſtgeſetzt. Bei Reklamationen iſt der
vorjährige Steuerbeſcheid mit vorzulegen. Nach dieſen Tagen werden
nur noch Reklamationen wegen Arbeitsloſigkeit, und zwar jeweils
Frei=
tags von 5—7 Uhr, entgegengenommen. Es wird gebeten, dieſe
Sprech=
tage einzuhalten. — Sommernachtfeſt im Schwimmbad.
Mit Rückſicht auf den eingetretenen Witterungsumſchlag mußte das für
Samstag, den 12. Juli, geplante Sommernachtfeſt verlegt werden. Der
Zeitpunkt der Veranſtaltung wird noch bekannt gegeben.
T. Fränkiſch=Crumbach, 12. Juli. Hier hat man bereits ſchon
ſtel=
lenweiſe mit der Aberntung von Getreide begonnen. Die Halme ſind
hoch aufgeſchoſſen und ſtehen dicht beiſammen, ſo daß wohl von einer
guten Strohernte die Rede ſein kann. Dagegen ſind die Körner
ge=
ringer entwickelt, daher wird der diesjährige Ertrag derſelben weniger
ergiebig ausfallen, da die langanhaltende Trockenheit ſehr zum
Nach=
teil für die Entwicklung der Körner geweſen iſt. Auch hat das
Un=
wetter manche Saaten zu Boden gedrückt.
Ay. König i. Odw. (Stahlbad), 12. Juli. Der Voranſchlag der
Ge=
meinde König für das Rechnungsjahr 1930 wird nach Beratung
ge=
nehmigt. Er ſchließt in Einnahme und Ausgabe mit je 154 380,55 RM.
An Gemeindeſteuern iſt der Betrag von 48 000 RM. aufzubringen. Der
Firma Karl Weber aus Frankfurt a. M. werden die Arbeiten zur
Be=
feitigung des Hausſchwammes in den Räumen der Gemeindekaſſe
über=
tragen. Maurer= Zimmer= und Schreinerarbeiten werden an S.
Waſ=
ſum 2., Adam Weichel und Adam Berle 1. vergeben. Sofern der
Mau=
rermeiſter Adam Schwinn einen der Gemeinde geeignet erſcheinenden
Raum erſtellt, wird demſelben das in der Kimbacherſtraße belegene
alte Spritzenhaus zum Abbruch überlaſſen. Die Büchner Erben haben
ihr am Bahnhof gelegenes Gelände der Gemeinde König zum Kauf
angeboten. Da die Forderungen jedoch noch ſtark auseinandergehen,
wird dem Herrn Bürgermeiſter ſeitens des Gemeinderats entſprechende
Vollmacht erteilt, mit den Verkäufern zur Erzielung eines tragbaren
Geſtehungspreiſes in Verhandlungen einzutreten. Von einer
Ein=
ladung der Freiw. Feuerwehr von König zum 50jährigen Jubiläum
wird Kenntnis genommen und Teilnahme zugeſagt. Dem Geſuch des
Vereins „Jung=Flieger” der Heſſenflieger, Verein für Luftfahrt, wird
auf Nachſuchen die Genehmigung zur Abhaltung von
Segelflugver=
anſtaltungen für Sonntag, den 13. Juli, erteilt.
r. Babenhauſen, 12. Juli. Verunglückt iſt während des
Sän=
gerfeſtes der Landwirt Hch. Krefſel dahier. Auf dem Heimweg von
dem Feſtplatz wurde er ſo unglücklich von dem Kotflügel eines Autos
erfaßt, daß er umgeworfen wurde und Verletzungen davontrug. Dieſe
ſind glücklicherweiſe nur äußerlich und nicht ſchwerer Natur, ſo daß der
Verunglückte in einigen Tagen wiederhergeſtellt ſein wird. — Die
Ge=
treideernte hat allenthalben hier und in der Umgebung begonnen.
Sie iſt in dieſem Jahre, hervorgerufen durch die ſengenden Gluten der
Juniſonne, die das Getreide ſehr zeitig reifen ließ, 10—14 Tage früher
wie gewöhnlich. Nach Anſicht der Landwirte ſteht die Halmfrucht gut,
doch ſoll der Körnerertrag gering ſein, da des Korn zu ſchnell gereift iſt.
Auf gar vielen Feldern ſtehen die Garben ſchon gebündelt auf den
Stoppeln. — Die Ernteferien der beiden Schulen hier haben mit
Rückſicht auf die Getreideernte ſchon begonnen. Die Sommerferien der
Volksſchule dauern 14 Tage; die der Höheren Bürgerſchule beginnen
dieſen Samstag und dauern vier Wochen. — Der Veteranen= und
Militärverein Babenhauſen=Harreshauſen beteiligt ſich
kommen=
den Sonntag em Bezirksfeſte in Kleeſtadt. — Die Freiwillige
Sanitätskolonne vom Roten Kreuz beſucht dieſen Samstag und
Sonntag den diesjährigen Kolonnentag in Gonſenheim.
C. Viernheim, 10. Juli. Amerikanerbeſuch. Zu einem
großen Ereignis geſtaltete ſich der ſchon lange angekündigte Beſuch
der deutſchamerikaniſchen Sänger am letzten Samstag. Pünktlich
um 12.43 Uhr trafen die Gäſte, unter denen ſich auch ein
Viern=
heimer befand, am O.E.G.=Bahnhof ein, freudig erwartet von
einer vielhundertköpfigen Menge. Nach einem von ſämtlichen
hieſigen Geſangvereinen vorgetragenen Maſſenchor, begrüßte Herr
Rektor Mayr die Gäſte aufs herzlichſte, dann gings mit 6
Fahnen=
devutationen unter den Klängen der Feuerwehrkapelle durch die
beflaggten Straßen zum Rathaus, wo Herr Bürgermeiſter
Lam=
berth einen herzlichen Willkomm entbot und insbeſondere dafür
dankte, daß auch Viernheim auf der Deutſchlandfahrt beſucht wurde.
Nach dem Vortrag mehrerer Volkslieder und Muſikſtücke wurden
die Gäſte in ihre Quartiere geleitet. Gegen abend fand dann zu
Ehren der Amerikaner im Schillerſchulhof eine von Herrn Rektor
Mayr eigens arrangierte Heimatliederſtunde ſtatt, bei der die
hieſigen ſechs Geſangvereine und ein 400 Köpfe ſtarker
Mädchen=
chor der Berufsſchule mitwirkte. Die Veranſtaltung verlief
glän=
zend Um auch die Gäſte einmal ein echtes Viernheimer Waldfeſt
erleben zu laſſen. fand am Sonntag morgen am Ochſenbrunnen
unter den alten Eichen ein Picknick ſtatt, bei dem wiederum
ſämt=
liche Geſangvereine mitwirkten und die Feuerwehrkapelle
konzer=
tierte. Am Nachmittag reiſten die Gäſte nach Stuttgart weiter. —
Am kommenden Samstag trifft der zweite Teil der amerikaniſchen
Reiſegeſellſchaft mit ca. 150 Perſonen, unter denen ſich 20
Zeitungs=
revorter befinden, hier ein, denen der gleiche Empfang bereitet
wird.
Gernsheim, 12. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
11. Juli 0,83 Meter, am 12. Juli 0,79 Meter.
Bei verdorbenem Magen. Darmgärungen, üblem
Mund=
geſchmack, Stienkopfſchmerz, Fieber Stuhlverſtopfung, Erbrechen
oder Durchfall wirkt ſchon ein Glas natürliches „Franz=Joſef”=
Bitterwaſſer ſicher, ſchnell und angenehm
(TV. 10123
Nummer 192
Sonntag, den 13. Juli 1930
Seite 7
Die Not im Neuroder Kohlenrevier.
Zu der ſchweren Bergwerkskakaſtrophe
im Neuroder Kohlenrevier.
Unſer C.S.=Redaktionsmitglied, das kürzlich auf einer
nieder=
ſchleſiſchen Studienreiſe auch die Kohlenreviere im Kreis Neurode,
auch die Wenzeslausgrube auf deren Kurt=Schacht der
verhängnis=
volle Kohlenſäureausbruch ſtattfand, beſuchte, berichtet uns über
die Lage des dortigen Bergbaus das Folgende: Der
Bergbau des Kreiſes Neurode weiſt mehr als ein Drittel von dem
geſamten Kohlenvorrat im niederſchleſiſchen Becken auf. Die
An=
fänge des Kohlenbergbaus bei Neurode reichen bis in das 15.
Jahrhundert zurück. Nach dem 7jährigen Kriege gewann er dank
der tatkräftigen Förderung durch Friedrich den Großen an
Be=
deutung. Die höchſte Förderung wurde in den Jahren von 1900
zu Abbaubetrieben bis zu 220 Meter Länge übergegangen. Die
Einführung dieſer neuen Abbauart bürgt allein ſchon in ſich eine
gewaltige Betriebskonzentration. Zentral=Bandanlagen, beſtehend
aus Schrägbändern, Querſchlagbändern und Grundſtreckenbändern
von mehreren 100 Metern Länge, dienen dazu, die koſtſpieligen
alten Zwiſchenförderungen in Aufbrüchen und Bremsbergen zu
erſetzen. Die Wenzeslausgrube iſt als erſte in
Deutſchland dazu übergegangen, der unter Tag
arbeitenden Belegſchaft vor ihre Arbeitsorte hell
bren=
nendes elektriſches Licht zu bringen. Elektriſche
Fahrdraht=
lokomotiven neben Dieſellokomotiven und elektriſchen
Akku=
mulatorenlokomotiven dienen dazu, in alten Zeiten übliche
Schlepper= und Pferdeförderung zu erſetzen.
Aus Vorſtehendem geht hervor, daß der Bergbau im
nieder=
ſcheſiſchen Gebiet im Kreis Neurode in keiner Weiſe
zurück=
geblieben iſt. Im Gegenteil, man kann wohl annehmen, daß in
manchen techniſchen Einzelheiten der Ruhrbezirk, die Hochburg des
techniſchen Bergbaus, überflügelt wurde. Das geht aus dem
den meiſten Fällen mit einer Anzahl Kinder) einen ganzen Monat
auskommen. Es reicht nicht aus, um die allernotwendigſten
Lebensbedürfniſſe zu befriedigen. Wenn man berückſichtigt, daß
ſich gerade unter der Bergarbeiterſchaft durchweg ſtarke Familien
befinden, kann man ſich einen Begriff machen von dem
ungeheu=
ren Elend, welches in dieſen Kreiſen herrſcht. Die Kinder ſind
faſt reſtlos unterernährt und beſitzen nicht die notwendigſte
Winterkleidung, um ſich gegen die Unbill des Winters zu ſchützen.
Die Ernährung iſt ſo ſchlecht und knapp, daß man von einem Leben
nach menſchlichen Begriffen kaum ſprechen kann. Hinzu kommt,
daß die Wohnſtätten dieſer armen Einwohner zumeiſt ſo
mangel=
haft und unvollſtändig ſind, daß auch hieraus ſchwere
geſundheit=
liche Schäden entſtehen. Häufig wohnen 9—10 Perſonen in einer
einzigen kleinen Stube. Neben anderen Maßnahmen, die auf
ſteuerlichen und ſonſtigen Gebieten liegen, kann den Neuroder
Gruben und damit der Bevölkerung nur geholfen werden durch
die Wiedergewährung von Ausnahmetarifen auf der Reichsbahn,
wie ſie vor dem Kriege beſtanden. Bleibt dieſe Hilfe aus, ſo wird
ein uraltes Bergbaugebiet zugrunde gehen, in
dem eine außerordentlich fleißige, bodenſtändige Bevölkerung eine
Beſchäftigung gefunden hat. Man kann es ſich ausdenken, wie
ungeheuer erſchwert die ſchon beſtehende Notlage durch das
neuer=
liche gräßliche Unglück wird.
Die Angehörigen der eingefahrenen Bergleute warten am Zecheneingang auf die Nachricht:
Gerettet oder . . . ?
Eine Gruppe der Rettungsmannſchaften, die trotz heldenmütiger Aufopferung 151 ihrer Kameraden
nicht mehr lebend zu bergen vermochten.
bis 1913 erreicht. Seit der Stabiliſierung der Währung geht der
Abſatz und damit die Förderung der Gruben ſtändig zurück. Dies
findet ſeine Erklärung in der unglücklichen geographiſchen und
politiſchen Lage des Kreiſes Neurode. Nach Oſten iſt der Kreis
durch den 1000 Meter hohen Kamm des Eulengebirges abgeſchnürt.
Einige Kilometer weſtlich und ſüdlich der Gruben verläuft die
Grenze mit der Tſchechoſlowakei. Nördlich legt ſich das
Walden=
burger Kohlenrevier vor. „Die oberſchleſiſche Kohle, die infolge
der dortigen günſtigen Ablagerungsverhältniſſe zu billigen
Prei=
ſen auf den Markt gebracht werden kann, dringt bis in die nächſte
Nähe des Neuroder Gebietes vor und wird ſogar in Neurode in
nicht geringem Umfange verbraucht. Waſſerſtraßen fehlen
voll=
kommen. Das natürliche Abſatzgebiet Oeſterreich und die heutige
Tſchechoſlowakei ging nach Kriegsende faſt verloren. Zu den
Abſatzſchwierigkeiten kommen die natürlichen Schwierigkeiten.
In=
folge vulkaniſcher Erdbewegungen, die ſich in verhältnismäßig
jungen Perioden der Erdgeſchichte ereignet haben, ſind die
Lager=
ſtätten ſtark geſtört. Zu der Gefahr der Schlagwetter, wie ſie auch
in anderen Steinkohlenbezirken bekannt iſt, kommt die noch
größere Gefahr der Kohlenſäure, die jetzt wieder das
kataſtrophale Unglück hervorgerufen hat. Die Kohlenſäure iſt in
der Kohle gebunden und tritt zeitweiſe in furchtbaren Ausbrüchen,
wie ſie jetzt wieder auf dem Kurt=Schacht vorgekommen ſind, die
beträchtliche Zerſtörungen verurſachen und die Grubenbaue mit
unatembarem Gas erfüllen, auf. Das Neuroder Revier iſt das
einzige Steinkohlenrevier Deutſchlands, das unter dieſer Gefahr,
die beſonders koſtſpielige
Sicherheitsmaßnah=
men erfordert und daher den Betrieb erheblich verteuert, leidet.
Dieſe Kohlenſäureentwickelung hat ſich beſonders in neuerer Zeit
auf den Gruben der Neuroder Kohlen= und Tonwerke und der
konſolidierten Wenzeslausgrube, zu der der Kurt=Schacht gehört,
unangenehm bemerkbar gemacht. Im Laufe der Zeit iſt es
ge=
lungen, durch beſondere bergpolizeiliche Sicherheitsmaßnahmen die
Gefahren für die Belegſchaft bei Kohlenſäureausbrüchen
herab=
zudrücken. Aber alle menſchliche Vorausſicht iſt machtlos gegen
die Tücken der Natur, wie der neuerliche kataſtrophale
Unglücks=
fall beweiſt. Die von den Bergbaubehörden angeordneten
Schutz=
maßnahmen koſten die Gruben jährlich Hunderttauſende von Mark.
die ſelbſtverſtändlich die Gewinnungskoſten ſehr erheblich
beein=
fluſſen. Was die techniſchen Einrichtungen der im Neuroder
Ge=
biet gelegenen Gruben anbelangt, ſo iſt zu bemerken, daß die
bergmänniſchen Erkenntniſſe des letzten Jahrzehnts wohl reſtlos
zur Anwendung gekommen ſind. Statt kleiner. Abbaubetriebe
von 20—25 Metern ſchwebender Länge iſt man ſeit Jahren ſchon
Beſuch von Fachleuten aus faſt allen Bergbauländern der Welt
hervor, die die techniſchen Einrichtungen auf der Wenzeslausgrube
ſtudieren. Wenn trotz dieſes Hochſtandes der Technik die
Ge=
winnungskoſten gegenüber anderen Bergbaubezirken als
außer=
ordentlich hoch zu bezeichnen ſind, ſo liegt dies in der Hauptſache
in der Ungunſt der Lagerſtätte. Die niederſchleſiſchen Flöze ſind
im allgemeinen ſehr unrein, d. h. ſie ſind mit ſehr vielen
Berge=
mitteln und Lettenſtreifen durchſetzt. Dieſer Zuſtand bedingte,
daß über Tage große Aufbereitungsanlagen geſchaffen werden
mußten, um die unreinen Beſtandteile von der Kohle zu trennen.
Sind aber die gewaltigen tauben Geſteinsmaſſen erſt einmal aus
der Rohförderung entfernt, dann bleibt als verkaufsfähiges
Pro=
dukt eine Kohle zurück, die mit jeder anderen Kohle durchaus den
Wettbewerb aushalten kann. Bei einer Förderung von etwa
800 000 Tonnen Kohle pro Jahr auf der Wenzeslausgrube können
nur etwa 530 000 Tonnen Reinkohle abſatzfähig gemacht werden.
Die Rentabilität des Neuroder Bergbaus wird weiter neben den
hohen Produktionskoſten in Frage geſtellt durch die Höhe der
Transportkoſten bis zu den Verbraucherſtellen. Von der in naher
Luftlinienentfernung liegenden aufnahmefähigen Textilinduſtrie
des Kreiſes Reichenbach iſt der Bergbau des Kreiſes Neurode
durch den über 1000 Meter hohen Kamm des Eulengebirges
ge=
trennt. Trotz vieler Bemühungen, auch in neuer Zeit, war die
Verlegung einer Bahnlinie quer durch das Eulengebirge hindurch
nicht zu erreichen. Da die Bahnfrachten außerordentlich hoch ſind
und die Beförderung auf der Oderſtraße nur in ganz geringen
Mengen in Frage kommt, muß die Kohle, um überhaupt abgeſetzt
werden zu können, zu Schleuderpreiſen verkauft werden. Die
Gruben arbeiten daher ſeit Kriegsende zum Teil mit erheblichen
Verluſten. Dieſe Tatſache zwingt zu der Stillegung der frachtlich
am ungünſtigſten Johann=Baptiſt=Grube, wodurch 1000 Arbeiter
brotlos werden. Auf der Wenzeslausgrube ſind in den letzten
Wochen 7—800 Mann entlaſſen worden, weil auch hier die
Abſatz=
verhältniſſe kataſtrophal und die Gewinnungskoſten untragbar
ge=
worden ſind. Dieſer Niedergang der Wirtſchaft hat weite
Volks=
kreiſe des dortigen Gebiets getroffen und einen furchtbaren
Not=
ſtand nicht nur in der Arbeiterſchaft, ſondern auch im Handel.
Ge=
werbe und in der Landwirtſchaft mit ſich gebracht. Die Löhne
der Bergarbeiterſchaft ſind die denkbar ſchlechteſten. Sie ſind 10
bis 20 Prozent niedriger als im Waldenburger Gebiet, da wegen
der hohen Produktionskoſten höhere Löhne nicht gezahlt werden
können. Der Durchſchnittsbruttomonatsverdienſt eines
Bergarbei=
ters beträgt 117 RM., nach den Abzügen verbleiben in Netto
98,60 RM. Mit dieſem Einkommen muß alſo eine Familie (in
Die Aufbahrung der Opfer in Hausdorf.
Neurode, 12. Juli.
Bis geſtern waren acht weitere Tote von der zweiten Sohle
des Kurtſchachtes geborgen, ſo daß ſich jetzt noch 49 Tote im
Schacht befinden. Man will verſuchen, auf der dritten Sohle
vorzuſtoßen, wo bisher ein Weiterkommen unmöglich war. Wann
die Bergungsarbeiten beendet ſein werden, iſt noch nicht
abzu=
ſehen. Die bisher gebongenen Toten werden heute beigeſetzt
werden. Die Toten ſind größtenteils in graue Särge gebettet
und mit Blumen überſchüttet. Die Totenwacht wird von einer
Kolonne Bergleuten unter Führung von vier Steigern in der
Bergmannsuniform gehalten. Am Kopfende des Sanges ſteht
ein von brennenden Lichtern umgebener Altar, der mit Blumen
geſchmückt iſt. Bei dem am Sonntag vormittag ſtattfindenden
Requiem werden 150 Sänger des Deutſchen Sängerbundes und
des Arbeiterſängerbundes ſingen.
Auf der Wenzeslaus=Grube werden nur die notwendigſten
Arbeiten verrichtet. Die Feiernden werden von der Verwaltung
entſchädigt.
Das Beileid für die Angehörige der Opfer der Hausdorfer
Kataſtrophe iſt allgemein. Die Trauer veranlaßt die Bewohner
der ganzen Umgegend, ſchon ſeit den frühen Morgenſtunden nach
Mölke zu pilgern, wo in dem großen Zechenſaal und in einem
Nebenraum die Särge von 99 Toten nebeneinanderſtehen Zu
tauſenden ſind die Angehörigen und Freunde der Verunglückten
herbeigeeilt, um von ihren Lieben Abſchied zu nehmen. Zahlreiche
Sanitäter und Schweſtern ſind liebevoll um die Angehörigen der
Hinterbliebenen bemüht. Der Zutritt zu den Werken wird
wäh=
rend des ganzen Tages geſtattet ſein, jedoch iſt es nur möglich,
die Leidtragenden in kleinen Gruppen in den Saal hineinzulaſſen.
In der kommenden Nacht werden die Särge nach Hausdorf
über=
führt werden, wo dann eine öffentliche Trauerfeier ſtattfinden
wird.
In Verfolg der weiteren Bergungsarbeiten konnte heute früh
noch ein weiteres Opfer der Kataſtrophe geborgen werden, ſo
daß jetzt insgeſamt noch 48 Bergleute verſchüttet ſind.
Wis dersprechen Nicht Hag
Sondenn galassieren dafiin
daß wir ausschließlich echte Orienttabake,
ins-
besondere hochwertige, mazedonische Sorten
verarbeiten. Damit ist die einfachste Erklärung
für den reinen, mild-würzigen Geschmack
Cie-
ser vorzüglichen 5-Pfennig-Zigarette gegeben.
IV 490
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Sonntag, den 13. Juli 1930
Nummer 192
A
O
Emma Fiſcher
Philipp Deußer
Verlobie
Tann Rhön Weiterſtadt
im Juli 1930.
Slatt Karten.
Philipp Ost
Auguste Ost
geb. Langjahr
Vermählte
Darmstadt, Inselstr. 211.
Todes=Anzeige.
Heute vormittag entſchlief ſanft mein
Vater, unſer Bruder, Schwiegervater
und Großvater
Herr Ludwig Gräf
im 70. Lebensjahre.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Familie Ludwig Gräf, Kaupſtr. 32
Wilh. Gräf.
Math. Gräf
Darmſtadt, den 11. Juli 1930. (11039
Die Beerdigang findet Montag, den 14. Juli,
nach=
mittags 3 Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.
Für die anläßlich unserer
Verlobung erwiesenen
Auf-
merksamkeiten danken wir
herzlichst
Oretel Born
Karl Zimmer
Für die vielen anläßlich unſerer
Vermählung erwieſenen
Auf=
merkſamkeiten und Geſchenke
danken herzlichſt
Engelbert Baumann
und Frau, geb. Daudiſiel.
Allen, welche uns anläßlich unſerer
Silbernen Hochzeit durch Glückwünſche,
Blumen und Geſchenke erfreut haben,
ſprechen wir hierdurch unſeren
herz=
lichſten Dank aus.
Adam Kern und Frau
Wienerſtraße 77.
Todes=Anzeige.
Meine liebe Frau, unſere trenſorgende Mutter.
Großmutter, Schwiegermutter und Tante
Frau Sophie Kloß
iſt heute früh von ihrem ſchweren, mit großer
Ge=
duld getragenem Leiden durch einen ſanften Tod
erlöſt worden.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Karl Kloß I., Schuldiener i. R.
und Kinder.
Roßdorf, den 12.
Neue Schule,
Juli 1930.
Die Beerdigung findet Montag nachmittag 3½ Uhr
ſtatt.
Kreles
in der Offentlichkelr
Jawohl, verehrte Leſerinnen!In aller Oeffentlichkeit !Man
jann es nicht oft genug wiederholen, daß Geſundheit und
gewinnendes Aeußere von einer ſorgfältigen Pflege
der edlen weiblichen Organe abhängen. Bedenken Sie
jedoch: Nur eine Methode, die der Hygiene und den
äſthetiſchen Empfinden der Dame in gleichem Maße
Nech=
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weiteres auf die Reform=Damenbinde „Camelia”
fallen. Die Binde der gepflegten Dame! Gerade jetzt
in der heißen Jahreszeit werden Sie es empfinden,
welche Annehmlichkeit „Camelia” für Sie bedeutet.
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laſſen einfach keine Beſchwerden aufkommen. Außerdem
ermöglichen die abgerundeten Ecken der „Camelia”
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duftigſten Kleidung. Welche Dame trägt noch Stoffbinden?
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(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Heute entſchlief ſanft nach langem, ſchweren
mit großer Geduld ertragenen Leiden mein
heißgeliebter Mann, unſer treuer, gütiger
Bruder, Schwager und Onkel
Herr
Tauwig keumann
Oberſteuerſekretär.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Käte Neumann, geb. Theiß.
Darmſiadt, den 12. Juli 1930.
Seitersweg 8.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 15. Julſ,
vor=
mittags 11 Uhr, auf dem alten Friedhof ſtatt.
Todes=Anzeige.
(Statt Karten.)
Hiermit die traurige Mitteilung, daß mein
lieber, guter Mann, unſer treubeſorgter Vater,
Großvater, Schwiegervater, Schwiegerſohn,
Onkel und Schwager
Herr MNarnin Sogel
Lehrer an der ſtädt. Akademie für Tonkunſt
am 10. ds. Mts. infolge eines Schlaganfalls
in Lindau a. B. ſanft verſchieden iſt. (11088
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Frau Alwine Vogel, geb. Schrauth
Familie Richard Vogel, Worms
Familie Erwin Vogel, Darmſiadt.
Die Beerdigung ſindet am Montag, nachm. ½3 Uhr”
auf dem alten Friedhof in Darmſtadt ſtatt.
Von Kondolenzbeſuchen bitten wir Abſiand zu nehmen.
Todes=Anzeige.
Gott der Allmächtige hat heute durch einen ſchweren
Unglücksfall meinen einzigen Sohn, unſeren guten
Bruder, Enkel, Schwager und Onkel
Karl Hofmann
im blühenden Alter von 28 Jahren plötzlich von uns
genommen.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Frau S. Hofmann Wwe.
Darmſtadt (Grafenſtr, 4), Mainz, den 10. Juli 1930.
Die Beerdigung findet in aller Stille ſtatt.
Dr. Poſſius.
Augenarzk.
zurück!
(11035)
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Diese Goldpfandbriefe geben wir bis auf weiteres
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ab. Aenderung des Abgabekurses bleibt vorbehalten.
Die Ausgabe der Goldpfandbriefe erfolgt mit
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scheinen per 1. Jult 1931 und Folgenden. Bei Käufen
bis 31. Dezember 1930 werden 72/0 Stückzinsen frei
von Kapitalertragsteuer vergütet.
Die Stücke der Goldpfandbriefe lauten auf Goldmark
(1 Goldmark — 1/2790 kg Feingold) und sind eingeteilt
in Abschnitte zu GM 5000, 2000, 1000, 500 und 100. Die
Lieferung der Goldpfandbriefe erfolgt nach Erscheinen.
Die Einführung der 7%/ Goldpfandbriefe Reihe 16
an der Frankfurter Börse sowie ihre Zulassung zum
Lombardverkehr bei der Reichsbank in Klasse A wird
baldigst beantragt werden. Für die Börseneinführung ist
vorläufig der obengenannte Kurs in Aussicht genommen.
Frankfurter Hypothekenbank.
Frankfurt am Main, im Juli 1930.
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Sonntag, den 13. Juli 1930
Nummer 192
Gebek vor Buddha für den „Anbekannken deutſchen Soldaken”
Der japaniſch=buddhiſtiſche Prieſter Gido Iſhida
bei der Andacht vor der Buddhaſtatue anläßlich der Gedächtnisfeier für den „Unbekannten deutſchen
Soldaten”, die von der Zen=Sekte im Garten des Buddhiſtiſchen Hauſes zu Berlin=Frohnau
abgehalten wurde.
Die neue Reichskanzlei,
die in glücklicher Weiſe die bisherige architektoniſche Geſtaltung der Wilhelmſtraße mit dem neuen
Stil der Sachlichkeit verbindet. Die Pläne des neuen Reichskanzleigebäudes, an das ſich rechts der
Wohnſitz des Reichskanzlers anſchließt, ſtammen von Profeſſor Jobſt Siedler (Porträt links oben),
Reich und Ausland.
„Graf Zeppelin” glatt gelandet.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” iſt nach 69ſtündiger Fahrt am
Frei=
tag glatt gelandet. Die Strecke Spitzbergen—
Friedrichshafen hat das Luftſchiff in 29
Stun=
den zurückgelegt. Die geſamte Flugſtrecke
be=
trägt 7800 Kilometer. Um 23.10 Uhr war das
Luftſchiff in der Halle geborgen.
Eröffnung des Badener Heimattages 1930.
Karlsruhe. Der Badener Heimattag
1930 wurde vorgeſtern abend in dem nahezu
vollbeſetzten großen Feſthallenſaal mit einer
ein=
drucksvollen Kundgebung für Heimat und
Volks=
tum eröffnet. Anweſend waren führende
Per=
ſönlichkeiten des öffentlichen Lebens und eine
ſtattliche Anzahl von Gäſten aus dem Auslande
ſowie im Reiche anſäſſige Landsleute. Umrahmt
von Vorträgen des Landestheaterorcheſters
wur=
den verſchiedene Anſprachen gehalten; u. a.
er=
griff Staatspräſident Dr. Schmitt das Wort. Er
gedachte zunächſt, während ſich die Anweſenden
von den Plätzen erhoben, des ſchweren
Gruben=
unglücks in Niederſchleſien und ſprach innigſte
Teilnahme aus. Sodann begrüßte er namens der
badiſchen Regierung den Badiſchen Heimatstag
in Karlsruhe. Univerſitätsprofeſſor Dr. Fiſcher=
Berlin, Ehrenvorſitzender des Badener
Heimat=
tages, hielt einen Vortrag über Heimat und
Volk. Mit ſtürmiſchem Beifall wurde das
Treue=
bekenntnis eines prominenten Vertreters der
Badener in Siebenbürgen erwidert. Schließlich
begrüßte Oberbürgermeiſter Finter die Gäſte
aus aller Welt namens der badiſchen
Haupt=
ſtadt. Seine Rede klang aus in den allgemeinen
Geſang des Deutſchlandliedes.
Abnorme Witterung im Schwarzwald.
Freiburg. Der gewaltige
Temperatur=
ſturz der letzten Tage hat nach den hohen
Tem=
peraturen der vorhergehenden Wochen, die ſelbſt
dem Hochſchwarzwald bis zu 30 Grad Celſius
brachten, zu einer für den Monat Juli ganz
abnormen Witterung geführt. Es fällt Regen
bei einer Temperatur von 10 Grad in der
Ebene, doch bedeutet dies für die
Schwarzwald=
flüſſe keinerlei Gefahr, da der Waſſerſtand an
und für ſich ſehr niedrig war. Auf dem
Feld=
berg zeigte das Thermometer vorgeſtern abend
und geſtern morgen 1,1 Grad über Null, in der
Nacht plus 0,3 Grad.
Gasexploſion.
Eſſen. Auf der Kokerei der Zeche
Zoll=
verein, Schacht IIII, trat geſtern gegen 6.45 Uhr
eine Gasexploſion ein, durch welche vier
Per=
ſonen verletzt wurden. Eine Perſon iſt den
er=
littenen Brandwunden bereits erlegen, während
ſich die übrigen drei Verletzten außer
Lebens=
gefahr befinden. Die Urſachen des Ausbruchs
des Gaſes und ſeiner Entzündung ſind noch nicht
aufgeklärt. Die Unterſuchung durch die
Staats=
anwaltſchaft und Bergbehörde iſt bereits im
Gange.
General von Bernhardi †.
General Friedrich von Bernhardi,
der durch ſeine militär=politiſchen Schriften vor
em Xrtege die ausländiſche Preſſe alarmierte,
im Alter von 81 Jahren geſtorben. Im
Welt=
jeg übernahm Bernhardi mehrere höhere
Kom=
mandos in Frankreich und Rußland;
Schiffahrk in Nok.
Havelſtrecke mit hunderten ſtillgelegter Kähne.
3000 Frachtkähne, ſogenannte „Zillen”, davon der größte Teil auf den öſtlichen Waſſerſtraßen,
mußten teils wegen zu niedrigen Waſſerſtandes und zum Teil auch wegen der verringerten
Wirt=
ſchaftsumſätze ihre Fahrt einſtellen. Ein neuer Prüfſtein für den ſchwer geprüften deutſchen Oſten!
Gioder Barenhausdtand i Barig.
Das Warenhaus „Nouvelles Galeries” völlig niedergebrannk. — Weit über
30 Millionen Franken Schaden. — Mehrere Feuerwehrleuke leicht verlekl.
Paris, 12. Juli.
In dem Warenhaus Nouvelles Galeries, auf
dem Boulevard Bonne Nouvelle, brach um
Mit=
ternacht ein Brand aus, der ſchnell um ſich griff.
In kurzer Zeit ſtand das Rieſengebäude in
Flammen und konnte trotz der Bemühungen der
eiligſt herbeigerufenen geſamten Pariſer
Feuer=
wehr nicht gerettet werden. Dieſe mußte ſich
dar=
auf beſchränken, die Nachbargebäude zu ſchützen.
Das Warenhaus iſt vollſtändig niedergebrannt.
Bei den Löſcharbeiten wurden mehrere
Feuer=
wehrleute leicht verletzt. Ueber die Brandurſache
iſt, ebenſo wie über die Höhe des entſtandenen
Schadens noch nichts bekannt.
Bei dem gemeldeten Warenhausbrand
han=
delt es ſich um die Nouvelles Galeries, bei den
Pariſern unter dem Namen à la menagere
be=
kannt, auf dem Boulevard Bonne Nouvelle, mit
der Rückfront auf die bekannte Geſchäftsſtraße
Rue de Léchiquier, in dem Stadtviertel gelegen,
in dem die meiſten Engrosgeſchäfte etabliert
ſind. Ueber die Höhe des Schadens und die
Brandurſache kann noch nichts geſagt werden,
doch ſchätzt der „Excelſior” den Schaden auf
mehrere 30 Millionen Franken. Die Kundſchaft
des Warenhauſes ſetzt ſich vor allem aus dem
kleineren Mittelſtand zuſammen. Die
Nacht=
wächter, die innerhalb des Gebäudes Dienſt
taten, konnten nur mit Mühe gerettet werden.
Einen Augenblick lang waren auch die
Nachbar=
gebäude und ſogar das in der Nähe gelegene
Verlagshaus des „Petit Pariſien” bedroht.
Einige neben dem Brandherd liegende Häuſer
mußten geräumt werden. Um 2 Uhr morgens
explodierten in den Kellerräumen aufgeſpeicherte
Benzinbehälter, was jedoch keine weiteren Fol=
gen hatte. Miniſterpräſident Tardieu hat ſich in
den erſten Morgenſtunden an die Brandſtätte
begeben.
Brand eines franzöſiſchen Schloſſes.
Paris. Das Schloß Iſſan, in der Nähe von
Bordeaux, iſt geſtern durch einen Brand, der in
den Weinkellereien des Schloſſes entſtanden war,
zum größten Teil eingeäſchert worden. Der
Sach=
chaden beläuft ſich auf ſieben Millionen Francs.
Verheerende Waldbrände in Südfrankreich.
Paris. Ein Waldbrand vernichtete
vor=
geſtern im Departement Var, zwiſchen dem
Flecken Bourlouris und der Küſte, etwa
drei=
hundert Hektar Waldbeſtand. Zahlreiche an der
Küſte gelegene Villen wurden eingeäſchert. Zur
Bekämpfung des Brandes wurden Truppen aus
St. Raphael herangezogen, denen es jedoch erſt
nach ſiebenſtündigen Anſtrengüngen gelang, eine
weitere Ausdehnung des Feuers, das durch den
heftigen Wind angefacht wurde, zu verhindern.
Auch aus der Umgebung von Nizza werden
mehrere Waldbrände gemeldet, die zwar einen
geringeren Umfang hatten, aber bedeutende
Schäden anrichteten.
Brand in einer ungariſchen Glühlampenfabrik.
Budapeſt. In der Juſtſchen
Glühlampen=
fabrik in Ujpeſt iſt in den Abendſtunden ein
Brand entſtanden, der größeren Umfang
ange=
nommen hat. Die Ujpeſter Feuerwehr hat von
der Budapeſter Feuerwehr Verſtärkung
ange=
fordert. Nach den erſten Berichten ſind mehrere
Perſonen verletzt worden.
Leichte Unfälle deutſcher Segelflieger
in England.
London. Bei Segelflugvorführungen vor
einer etwa 5000köpfigen Menge in Scarborough
erlitten die beiden deutſchen Segelflieger
Mager=
ſuppe und Kronfeld leichte Unfälle. Magerſuppe,
der von einem etwa 75 Meter über dem
Mee=
resſpiegel gelegenen Hügel ſtartete, verfing ſich
mit ſeinem Apparat in einem Zaun und ſtürzte
ins Meer. Er konnte jedoch von einem
Motor=
boot gerettet werden. Kronfelds Flugzeug
ſtürzte ſofort nach dem Start ab. Während der
Apparat ſchwer beſchädigt wurde, kam
Kron=
feld mit leichten Verletzungen davon.
Schweres Unwetter in Italien.
Rom. In der Umgegend von Potenza
for=
derte das Unwetter, das in Süd= und
Mittel=
italien in der Nacht auf Samstag niederging,
vier Menſchenleben. Ein Vater hatte ſich mit
ſeinen drei Söhnen, vor dem Gewitter Schutz
ſuchend, in eine Gebirgsgrotte geflüchtet, deren
Eingang durch das Unwetter verſchüttet wurde,
ſo daß die Unglücklichen den Tod fanden.
Neue Opfer der Hitzewelle in Amerika.
Chicago. Die Zahl der infolge der
außergewöhnlichen Hitze ums Leben gekommenen
Perſonen hat ſich auf vierzig erhöht.
65 Toke
bei einem Straßenbahn-Anglück.
Wie aus Buenos Aires berichtet wird,
kamen dort bei einem Straßenbahn=Unglück 65
Menſchen ums Leben. Das Unglück iſt
anſchei=
nend auf das Verſagen der Wagenbremſen
zurückzuführen. Auf abſchüſſiger Strecke geriet
der Wagen in immer ſchnellere Fahrt und ſtürzte
ſchließlich in den Fluß.
Ueber das Straßenbahn=Unglück in Buenos
Aires werden noch folgende Einzelheiten
be=
richtet: Der Straßenbahnwagen, der bis auf den
letzten Platz mit Arbeitern beſetzt war, die ſich
auf dem Wege zu ihrer Arbeitsſtätte befanden,
ſtürzte in voller Fahrt von einer offenen
Zug=
brücke in den Chuelo=Fluß hinab. Der
Straßen=
bahnführer ſah im letzten Augenblick noch, daß
die Zugbrücke hochgezogen war, jedoch verſagten
die Bremſen. Sämtliche Fahrgäſte wurden mit
dem Wagen in das Waſſer geriſſen. Faſt alle
ertranken, nur 3 Paſſagiere vermochten ſich zu
retten. Unter den 65 Toten ſind 8 Frauen.
Ein Ruderboot mit drei Inſaſſen vermißt,
Kappeln a. d. Schlei. Ein der Kieler
Rudervereinigung gehöriges, mit fünf
Prima=
nern beſetztes Ruderboot wurde am Freitag
nachmittag weſtlich vom Feuerſchiff Flensburg,
das auf Kalkgrund ſtationiert iſt, bei dem
böi=
gen Nordweſtwind voll Waſſer geſchlagen und
abgetrieben. Zwei der jungen Leute konnten
ſich durch Schwimmen retten. Der eine iſt nach
dreieinhalbſtündigem Kampf mit den Wellen
auf der Dirk läußerſte Spitze von Beveroe)
ge=
landet, der zweite wurde von Magsholmer
Fi=
ſchern aufgefunden und an Land gebracht. Die
drei übrigen Inſaſſen werden noch vermißt. Die
Suche nach ihnen, an der ſich auch in der Nähe
befindliche Torpedoboote beteiligten, war bis
Freitag, 22 Uhr, erfolglos und wurde um dieſe
Zeit abgebrochen. — Die Suche nach den
ver=
mißten drei Wiener Primanern wurde geſtern
wieder aufgenommen. Ein Motorboot, das auf
See hinausgefahren war, fand das Ruderboot
völlig zerſchellt auf. Ueber den Verbleib der
drei jungen Leute iſt noch nichts bekannt.
Der Führer des Unglücksflugzeugs
2. 864 zur Berichkerſtattung in Berlin.
Kapitän Kuhring (links),
der Führer des bei Bornholm verunglückten
Flugzeugs D. 864, iſt in Begleitung des
eben=
falls geretteten Bordmonteurs Friedrich in
Berlin zur Berichterſtattung über das Unglück
eingetroffen.
Nummer 192
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Sonntag, den 13. Juli 1930
Nummer 192
Sport, Spiel und Turnen.
Die füddeukſchen Schwimmeiſterſchaften.
Ausgezeichnetes Melde=Ergebnis.
Die ſüddeutſchen Schwimm=Meiſterſchaften, die am 19. und 20. Juli
in Gaggenau vom dortigen Schwimmverein ausgetragen werden,
haben ein ganz ausgezeichnetes Meldeergebnis aufzuweiſen.
Ins=
geſamt ſind 160 Meldungen von 31 Vereinen aus München,
Nürn=
berg, Ulm, Göppingen, Stuttgart, Innsbruck, Pforzheim, Karlsruhe,
Mannheim, Heidelberg, Freiburg, Darmſtadt, Mainz, Worms,
Wiesbaden, Offenbach, Frankfurt und anderen Städten des
Verbands=
gebietes eingegangen. Damit haben die einzelnen Wettkämpfe eine
Beſetzung erhalten, die einen intereſſanten Sport verſpricht. Die
Da=
men ſind bei den diesjährigen Meiſterſchaften ſchwächer vertreten. In
der Hauptſache ſind die Damen=Rennen von Münchener
Schwimme=
rinnen beſetzt. Bei den Herren dagegen iſt mit Ausnahme des
deut=
ſchen Meiſters Balk=Nürnberg, deſſen Verletzung anſcheinend noch nicht
ausgeheilt iſt, alles am Start, das einen Anſpruch auf einen
Meiſter=
titel erheben könnte. Zahlenmäßig ſind vor allem ſehr ſtark die
Ren=
nen der zweiten Klaſſe beſetzt. Es zeigt ſich dabei immer wieder, daß
die Vereine in den Meiſterſchaften eine günſtige Gelegenheit ſehen,
ihren Nachwuchs weiter auszubilden.
Wer wird Meiſter?
Die einzelnen Meiſterſchafts=Konkurrenzen ergeben ungefähr
fol=
gendes Bild: Im Freiſtil iſt die Lage ziemlich überſichtlich. Ueber
100 Meter ſind insgeſamt 17 Teilnehmer genannt. Die Entſcheidung
dürfte zwiſchen Maus=Offenbach, Dex=München und Neitzel=Göppingen
liegen. Im Kampf um die Plätze ſind Rederer=Ulm die Münchener
Sewing und Hag, Vogt=Heidelberg ſowie Kümmerle=Heidelberg
gleich=
wertige Gegner. In der 200 Meter=Strecke ſollte Neitzel=Göppingen
ſeine zehn Konkurrenten glatt ſchlagen können. Ihm am nächſten
kommen Schwarz und Wolf=Darmſtadt, ferner Rederer=Ulm,
Sewing und Rinderſpacher=München. Ueber 400 Meter iſt Neitzel
eben=
falls unbeſtrittener Favorit. Hier werden wahrſcheinlich Rinderſpacher
und Wolf, um die Plätze kämpfen. Im Bruſtſchwimmen ſollte über
200 Meter der Göppinger Schwarz die Meiſterſchaft erfolgreich
ver=
teidigen. Unter ſeinen zehn Konkurrenten wird ſein Klubkamerad Rueß
und der Karlsruher Wunſch ihm wohl den ſtärkſten Widerſtand bieten.
Der Kampf im Rückenſchwimmen über 100 Meter bringt wiederum das
Duell zwiſchen Dr. Frank=Heidelberg und Schulz=Nürnberg. Der
Aus=
gang dieſer Begegnung iſt vollkommen offen. Erfreulich ſtark iſt das
Kunſtſpringen beſetzt. Nicht weniger als neun Springer haben dazu
gemeldet darunter mit Riedl und Blank=München, Boſſo=Mannheim
und „Scheck=Stuttgart die beſte ſüddeutſche Klaſſe. Eine Vorausſage
iſt in dieſem Wettbewerb unmöglich, da in dieſer Saiſon noch keine
Konkurrenzen größerer Art über das Können der an der Meiſterſchaft
beteiligten Springer Aufſchluß gegeben haben.
Die Meiſterſchaften der Damen ſind ſchwächer beſetzt. Das
Bruſt=
ſchwimmen ſollte Frl. Gammel=München gegen Frl. Schellhaas=
Darmſtadt gewinnen, wenn nicht die Innsbruckerin Frl. Braun
eine Ueberraſchung bringt. Die Meiſterſchaft im Freiſtil dürfte
wie=
derum an die Titelverteidigerin Frl. Ziemann=München fallen, die
auch das Rückenſchwimmen auf dem erſten Platz beenden ſollte. Im
Kunſtſpringen iſt Frl. Jordan=Nürnberg der Sieg zuzuſprechen, da ſie
ihre einzige Konkurrentin, Frl. Mehling=München, an Können
unbe=
dingt übertrifft.
Die Staffel=Wettkämpfe.
Bei den Herren ſind die Staffeln mit der Ausnahme im Freiſtil
nur von Göpbingen und Neptun=Karlsruhe beſetzt. Hier vermißt man
den V. f. S. München, Heidelberg und auch Frankfurt in der
Lagen=
ſtaffel. Göppingen ſollte dieſe durch den beſſeren Schlußmann Neitzel
gewinnen können. Die Bruſt=Staffel iſt Göppingen natürlich nicht
zu nehmen. Ein Bild des Aufſchwungs zeigt die Beſetzung der
Frei=
ſtilſtaffel über 48100 Meter mit insgeſamt acht Mannſchaften. Die
größten Gewinnchaneen ſind dem V. f. S. München in der Beſetzung
Der, Sewing Rinderſpacher und Rappel zuzuſprechen. Die anderen
Teilnehmer ſind durchweg etwas ſchwächer. Dadurch iſt der Kampf
um die Plätze zwiſchen Moenus Offenbach, München 99. Göpbingen.
Jung=Deutſchland Darmſtadt noch nicht entſchieden. Doch
iſt jede dieſer Mannſchaften in der Lage. München zu ſchlagen, wenn
auch nur ein Mann der Münchener verſagt. Die Städteſtaffel, über
108100 Meter ſieht nur München und Karlsruhe am Start. Hier
fehlte zu einer ſtärkeren Beſetzung das Geld. Auch die Staffeln der
Damen ſind kaum beſetzt. Ueber 38100 Meter Freiſtil hat nur
Mün=
chen und über 38100 Meter Bruſt nur München und Göppingen
ge=
meldet. In beiden Diſziplinen iſt ein Sieg der Münchenerinnen
ge=
geben.
Tennis.
Tennisturnier in Nordwifk.
Am 4. Tag der holländiſchen Meiſterſchaften gab es wieder
durch=
weg Favoritenſiege. Prenn konnte den Holländer Crobs mit 6:0,
6:4, 6:1 abfertigen, auch Tilden kam wieder mit 6:0, 6:0, 6:0 ohne
Satz=
verluſt über van der Feen eine Runde weiter. Timmer=Holland konnte
einen beachtlichen 6:2. 6:2. 6:1=Sieg über Nielſen=Dänemark
davon=
tragen. Im HerrenDoppel ſind Tilden / Prenn und Timmer!
Diemer=Kool bereits im Finale. Tilden Prenn ſchlugen Menzel
ſKop=
man 6:2, 6:0, 6:0 und Timmer/Diemer=Kool blieben mit 6:0, 2:6. 6:0,
4:6, 6:0 über ban Olſtſban der Hehde ſiegreich. Im Damen=Einzel
ſiegten Frau Stöckel=Dänemark und Frl. Canters=Holland über
leich=
tere Gegnerinnen weiter.
Endſpiel ber Europa=Zone des Davis=Cups.
Italien — Japan 1:1.
Am Freitag kamen in dem Endſpiel um die Europa=Zone des
Davis=Cups zwiſchen Italien und Japan die erſten Einzelſpiele zum
Austrag, die jedem Land einen Punkt einbrachten. — Ergebnis:
De Stefani (Jt.) — Ohta (J.) 6:3, 6:4, 4:6, 6:4. Harada (J.) — De
Morpurgo (It.) 6:4, 6:3, 7:5.
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Wei, Saſhie fif eien Käcd dir ie ſäteugce
ceit=
kämpfe dar, denn wenn im vorigen Jahr in Mannheim auch
un=
gefähr die gleiche Zahl erreicht wurde, befanden ſich darunter eine
große Anzahl von Meldungen „Alter Herren”, die diesmal faſt
ganz fehlen. Außerdem ſind die Nennungen aus Nürnberg ſelbſt
und der näheren Umgebung bei weitem nicht ſo groß wie im
vorigen Jahre aus Mannheim und Umgebung. In der
Melde=
liſte ſind reſtlos alle Vertreter von Namen und
Klang aus Süddeutſchland enthalten, ſo daß die
dies=
jährige Veranſtaltung den Namen „Süddeutſche Meiſterſchaften”
mit vollem Recht verdient. Auf Einzelheiten werden wir noch
zurückommen.
Die Boxſportbehörde Deutſchlands hat in ihrer letzten Sitzung
beſchloſſen, Max Schmeling anläßlich der am 12. Juni
er=
rungenen Weltmeiſterſchaft im Schwergewicht eine künſtleriſche
Ehrengabe zu überreichen.
Der Berliner Franz Boja konnte
ſeinen zweiten
Kampf in Amerika erfolgreich geſtalten.
lug in Waterbury
den Amerikaner Dodge in der vierten Rund
k. o.
Inkernakionaler Rundflug 1930.
Zweck und Organiſation.
Im vorigen Jahre wurde vom franzöſiſchen Aeroclub ein
wert=
voller Wanderpreis für die Austragung eines internationalen
Wett=
bewerbs mit leichten mehrſitzigen Touriſtik=Flugzeugen geſtiftet. Dieſer
Wanderpreis, um den ſechs europäiſche Nationen ſtritten, wurde auf
einem Flugzeug der Baheriſchen Motorwerke durch den Fluglehrer der
Deutſchen Verkehrsfliegerſchule, Fritz Morzik, gewonnen.
Ausſchrei=
bungsgemäß fällt die Organiſation des nächſten Rundfluges der
Sport=
behörde desjenigen Landes zu, dem der jeweilige Sieger angehört.
So=
mit wurde dem Aeroelub von Deutſchland, der am Mittwoch in einer
Preſſebeſprechung über die Vorbereitungen zu dem Wettbewerb
berich=
tete, die große Aufgabe übertragen, den diesjährigen „
Internatio=
nalen Rundflug 1930” zu organiſieren.
Zweck des Rundfluges.
Der Gedanke, der dem Wettbewerb zugrunde liegt, beſteht in der
Schaffung eines allgemein gebräuchlichen und billigen
Touriſtikflug=
zeuges, das aber gleichzeitig den modernen Anforderungen an
Ge=
ſchwindigkeit, Zuverläſſigkeit, Bequemlichkeit und Wirtſchaftlichkeit
ent=
ſpricht. Die Forderung nach Billigkeit glaubte man dadurch am beſten
zu erfüllen, daß man die Gewichte der Flugzeuge — und damit auch
den Anſchaffungspreis — nach oben hin begrenzte. Das höchſte Gewicht
beträgt nun 400 Kg. Dieſe Gewichtszahl iſt ſogar noch einmal
unter=
teilt worden, und ſomit werden zum Rundflug Flugzeuge bis zu 400
Kg. und bis zu 280 Kg. erſcheinen. Selbſtverſtändlich werden dieſe
bei=
den Klaſſen auch bei der Geſchwindigkeitsbewertung unterſchiedlich
be=
handelt. Der Wettbewerb zerfällt in den eigentlichen Rundflug und
den techniſchen Nachwettbewerb. Der Rundflug beginnt und endet in
Berlin=Tempelhof und führt über eine Strecke von 7560 Km. Auf dieſer
Strecke ſind die verſchiedenſten Schwierigkeiten geologiſcher wie
meteoro=
logiſcher Art zu überwinden. Anzuführen iſt hier insbeſondere der
Kanal, der zweimal — nach England und zurück — zu überfliegen iſt,
die Pyrenäen, der Golf von Lyon, die Schweizer Berge und auch das
Rieſengebirge. Für die Piloten und deren Begleiter wird insbeſondere
der ſpaniſche Streckenteil ſchwierig und mühevoll ſein. Der Flug führt
über folgende Staaten: Deutſchland, Frankreich, England, Spanien,
Schweiz, Tſchechoſlowakei, Oeſterreich, Polen, Danzig. Auf dieſer
ins=
ſamt 7560 Km. langen Strecke ſind insgeſamt 27 Zwangslandungsplätze
anzufliegen. Nach der Ausſchreibung muß jeder Teilnehmer täglich
wenigſtens eine Etappe fliegen und die Nächte auf den
Zwangslande=
plätzen zubringen, wenn er nicht ausſcheiden oder Strafpunkte erhalten
will. Aber es ſteht dem Teilnehmer völlig frei, ob er die Strecke in
acht oder zwölf Tagen durchfliegt. Der Wettbewerb ſoll kein Rennen
ſein, ſondern eine Zuverläſſigkeitsprüfung für Touriſtikflugzeuge. Für
die Bewertung der Geſchwindigkeit rechnet nur die tatſächliche
Flug=
zeit, nicht aber die Zeit des Aufenthaltes auf den Zwangslandeplätzen.
Hinzu kommt, daß nicht allein die Geſchwindigkeit für die
Endbewer=
tung maßgebend iſt, ſondern daß hierfür auch die techniſchen
Nachprü=
fungen eine erhebliche Nolle ſpielen.
Der techniſche Wettbewerb.
Der techniſche Wettbewerb findet in Staaken ſtatt und erſtreckt ſich
auf die Zeit vom 1. bis 7. Auguſt. Im einzelnen wird ſich dieſe
Prü=
fung auf folgende Eigenſchaften beziehen: Brennſtoffverbrauch, Start=
und Landeeigenſchaften, Auf= und Abmontage der Flugzeuge,
Einrich=
tungen wie Feuerſchutz, Doppelſteuerung, Bequemlichkeit für Führer
und Begleiter, Fallſchirme uſw. Erſt nach Erledigung dieſer
Prüfun=
gen wird die Wertungskommiſſion zuſammentreten und die erreichte
Punktzahl eines jeden einzelnen Bewerbers zuſammenſtellen.
Die Aufnahme des Dienſtes für die Sportleitung des internationalen
Rundfluges iſt auf den 16. Juli, morgens feſtgeſetzt. Von dieſem
Zeit=
punkt an können die einzelnen Bewerber in Staaken zur Abnahme
ein=
treffen. Alle Flugzeuge müſſen bis 18. Juli, 12 Uhr mittags,
einge=
troffen ſein. Wer ſpäter eintrifft, wird in keinem Falle mehr
zuge=
laſſen. Am 19. Juli, nachmittags, werden alle Flugzeuge auf dem
Luftwvege nach Tempelhofer Feld=Berlin überführt werden, von wo
am 20. Juli, neun Uhr früh, der eigentliche Flug beginnt. Am 27.
Juli, 16 Uhr wird die Beurkundungsſtelle für die Rückkehr der
Teil=
nehmer am Nundflug in Tempelhof wieder eröffnet. Am 31. Juli,
16 Uhr, iſt der Schluß der Beurkundung des Streckenfluges. Später
eintreffende Flugzeuge ſcheiden aus. Am 1. Auguſt beginnt der
tech=
niſche Wettbewerb in Staaken, er endet am 7. Auguſt.
Der Reichsverkehrsminiſter hat als Preis für den
beſt=
bewerteſten deutſchen Flugzeugführer im „Internationalen Rundflug
1930” einen Ehrenpreis in Geſtalt eines bewährten deutſchen
Sportflug=
zeuges geſtiſtet. Weitere Preiſe wurden dem Aeroelub von Deutſchland
von den verſchiedenſten Körperſchaften in Ausſicht geſtellt.
Pferdeſporl.
Rennen zu Straußberg.
1. Proſpero=Hürdenrennen: 2200 Mark, 2800 Meter: 1 Sternfeldts
Spala (Schwikofki), 2. Mont Dore, 3. Lefels. Toto: 152. Platz: 46, 18.
3—2½ Lg. Ferner: Cheri, Colibri, Vipida.
2. Jungfern=Hürdenrennen: Für Dreijährige, 2200 Mark, 2400 Meter:
1 Schömburgs Doralide (Müſchen), 2. Vinius, 3. Pflichttreue. Toto: 36.
Platz; 15, 17, 21. 1—1½ Lg. Ferner: Hanau, Innocenzia, Marburg,
Duleiſſima.
3. Verkaufs=Flachrennen: 2200 Mark, 1800 Meter: 1. Tzſchechelns
Flugholde (Murphy), 2. Balaton, 3. Burggraf. Toto: 76. Platz: 21, 12, 39.
½—1 Lg. Ferner: Irrlicht, Lucrezia, Helge, Moſt, Rheinſonne,
Variante.
4. Quaſt=Jagdrennen: Für Dreijährige, 2200 Mark, 3000 Meter:
1 Kleefelds Sachſe (Schuller), 2. Colonel, 3. Ried. Toto: 20. Platz: 12,
12. 3—W. Ferner: Herea.
5. von Goßler=Jagbrennen: 2200 Mark, 3800 Meter: 1. Weſterkamps
Hohenfels (Hauſer), 2. Funker, 3. Undine Toto: 18. Platz 12, 13, 20.
3½—1 Lg. Ferner: Laxenburg, Radames, Eiche Legende.
6. Altmühle=Flachrennen: 2200 Mark, 1250 Meter: 1. Schumanns
Don Joſe (Grabſch), 2. Morganat, 3. Sturluſon, 4. Altenſtadt. Toto:
81. Platz: 17. 12, 17. 15. 3—½ Lg. Ferner: Carabach,
Perlauda=
balis, Teja Märchenland, Nordfriesland, Diomedes, Saharet,
Meta=
morphoſe, Mark.
7. Straußberger Wochenend=Preis: Ausgleich 3. 2200 Mark, 1800
Meter: 1. Welps Empfehlung (Pretzner), 2. Odaig, 3. Trianon. Toto: 37.
Platz: 24, 21. K—3 Lg. Ferner: La Piave, Borgia, Säimplars.
Der Auswahlkampf der Repräſentativmannſchaften des bayeriſchen
und ſüdweſtdeutſchen Amateurboxverbandes im Richard=Wagner=Saal
in München endete am Freitag abend vor ausverkauftem Hauſe mit
einem 16:0=Sieg der Bayern. Die Bayern waren den Mainleuten
über=
legen und in guter Form. Dennoch lieferten ſich die Gegner guten
Sport.
Meinhold, einer der bekannteſten deutſchen Schrittmacher,
will demnächſt die Leitung der Bremer Radrennbahn übernehmen.
Abendſporkſeſt auf dem Hochſchul= Skadion.
Am kommenden Mittwoch, den 16. Juli, 18 Uhr, wird die
Sport=
platzanlage der Techniſchen Hochſchule, die für die kommenden
Welt=
meiſterſchaften der Studenten groß ausgebaut wurde, zuſammen mit
der neuen Lautſprecher= und Meldeanlage ihre Feuerprobe zu beſtehen
haben. An dieſem Abend finden die Internen Leichtathletik=
Meiſter=
ſchaften der Techniſchen Hochſchule ſtatt, verbunden mit
Einladungs=
kämpfen, zu denen die großen Darmſtädter Turn= und Sportvereine
ihre Zuſage gegeben haben, und einem Stabhoch=Schauſpringen des
ehe=
maligen deutſchen Meiſters Reeg, Neu=Iſenburg. Zum Schluß ſpielt
die bekannte Darmſtädter Handball=Hochſchulmannſchaft gegen eine gute
Frankfurter Elf. Das ganze Programm wird binnen 2½4 Stunden
ab=
gewickelt und läßt ſpannende Kämpfe erwarten. Wir kommen noch
hh.
darauf zurück.
Handball.
Tgf. 1875 Darmſtadt — Tgſ. Offenbach Jugend.
Heute nachmittag 3 Uhr findet obiges Freundſchaftstreffen auf
dem Sportplatz an der Kranichſteiner Straße ſtatt.
*
Am 20. Juli wird in Ludwigshafen a. Rb. ein Handballtreffen
zwiſchen den beiden Meiſtermannſchaften der D.T., dem T.V.
Frieſen=
heim und der D.S.B., dem Polizeiſportverein Berlin, ſtattfinden.
Kraffſpork.
Athl. S. V. 1895 — Pol. S.B.
Am Samstag, den 19. Juli, tritt die Ringerabteilung des Polizei=
Sportvereins Darmſtadt gegen den Athletik=Sportverein 95 Darmſtadt
zu einem Freundſchaftsſpiel in der Turnhalle, Kapellſtraße Nr. 5, an.
Da der Polizei=Sportverein über ſehr gute Kräfte verfügt,
anderer=
ſeits die Ringerabteilung des Athletik=Sportvereins zum erſten Male
wieder die Matte betritt, muß die Mannſchaft alles daran ſetzen, um
ehrenvoll abzuſchneiden. Mannſchaftsaufſtellung folgt.
Geſchäſitiches.
Wer ſich mit Hühneraugen plagt
und deſſen Füße mit Schwielen, Hornhaut, eingewachſenen und
verdick=
ten Nägeln behaftet ſind, der ſollte es nicht verſäumen, ſich im
Reform=
haus „Eos Thalyſia” Eliſabethen=, Ecke Luiſenſtraße, die neue Yoma=
Methode praktiſch vorführen zu laſſen. Yomaſieren iſt eine
Wohl=
tat für die Füße. Verblüffend einfach iſt die Methode. Yomaſieren
heißt; alle läſtigen Fußübel, wie Hühneraugen, Hornhaut uſw. ohne
Mefſer ſchmerzfrei, gefahrlos beſeitigen. Die Behandlung
findet in ſeparaten Räumen ſtatt. Zurzeit iſt eine geprüfte Schweſter
von der Supinatorſchule Frankfurt a. M. anweſend. Näheres in der
heutigen Anzeige.
Hundiunk Programne.
Frankfurt a. M.
Deutſche Welle. Sonntag, 13. Juli.
6.30: Funk=Gymnaſtik.
(.00: Hamburger Hafen=Konzert. — Glocken vom Großen Michel.
8.00: Praktiſche Winke für den Landwirt.
8.15: Wochenrückblick auf die Marktlage.
8.20 Reg.=Rat z. D.: Dr. Butz: Schweinezucht und
Schweine=
maſt mit Hilfe wirtſchaftseigener Futtermittel.
8.50: Morgenfeier. Glocken der Potsdamer Garniſonkirche.
Anſchl.: Glocken des Berliner Doms.
10.05: Wetter.
U7: Urſula Scherz: Wir verreiſen nicht in den Ferien.
11.30: Bach=Saal: Orgelkonzert. Guilmant: Sonate Nr. 5, Cmoll.
— Widor: Aus der Symphonie H=moll.
12.0): Dresden: Mittagskonzert.
14.00: Jugendſtunde: Märchen. Sprecher: Johanna Meyer.
14.30: Walzer.
Anſchl.: Soliſten=Konzert.
13.30: „Dichter der Potsdamer Straße‟.
16.00: Unterhaltungsmuſik.
16.30: Einlage: Vom S.C.C.=Platz: Brandenburgiſche Leichtathletik.
Meiſterſchaften.
18.30: Dr. A. Schirokauer und K. Graef: Plätze an der Sonne:
Indien und Siam.
19.00: Arnim T. Wegener: Der See der Verfluchung.
19.30: Clara Viebig zum 70. Geburtstag.
20.00: Dr. h. c. Freymark: Die Oſthilfe deutſche Pflicht.
20.30; Konzert der Schleſiſchen Philharmonie.
Danach: Tanz=Muſik.
Königswuſterhauſen.
Sonntag, 13. Juli.
7.15: Hamburg: Hafenkonzert. — Glocken vom Großen Michel.
8:9: Kaſſel: Morgenfeier der Evangeliſchen Landeskirche.
10.00: Im Altersheim. Mikrophonreportage.
10.30: Hauptlehrer Lindenberger: Hinweg mit dem Gegenſatz: Schule
und Leben.
11.00: Stunde des Chorgeſangs.
12.0: Zitherkonzert.
12.40: Stuttgart: Solitude=Rennen 1930 A.D.A.C.).
13.00: Landwirtſchaftskammer Wiesbaden: Neuzeitliche Beſtrebungen
im Frühkartoffelabſatz. — Die Verwendung des Schwefels in
der Kellerwirtſchaft.
13.10: Blas=Konzert.
14.00: Jugendſtunde: Wie Waſſermüllers Lieſel Prinzeßchen wurde.
18.00: 600= Jahrfeier der Stadt Simmern.
15.30: Dr. Buſemann: Was geht in der Welt vor und was geht
es mich an?
16.00: Wiesbaden: Konzert des Kurorcheſters.
17.40: Dr. Hartmann: Die Idee des faſeiſtiſchen Staates.
18.30: Berühmte Reden.
19.30: Stuttgart: Kabarett auf Schallplatten.
A.00: Kurſaal. Cannſtatt: Konzert.
22.00: Stuttgart: Komponiſten über Komponiſten.
23.00: Stuttgart: Tanzmuſik auf Schallplatten.
Welterbericht.
Der unſer Wetter beherrſchende tiefe Druck hat ſich noch weiter
rückwärts, nach Weſten hin ansgebreitet und iſt in verſchiedene
Teil=
gebiete zerfallen. So liegt ein Kern heute morgen über Holland und
der Nordſee. Da an ſeiner Süd= und ſpäter an ſeiner Rückſeite bei
weſtlichen bis nordweſtlichen Winden dauernd ozeaniſche Luft nach dem
Feſtland gelangt, ſo bleibt das Wetter noch ziemlich unbeſtändig. Auch
behalten die Temperatunen verhältnismäßig niedrige Werte und
ver=
einzelt treten noch Regenſchauer auf.
Ausſichten für Sonntag, den 13. Juli: Wechſelnde Bewölkung mit
vor=
übergehender Aufheiterung, verhältnismäßig kühl, noch vereinzelte
Regenſchauer.
Ausſichten für Montag, den 14. Juli: Noch kein beſtändiges Wetter.
A H 5
Veranworſlich für Poltiſl und Wirtſchaßt: Rudolf Maupe: für Feulſeton, Reich und
Rusland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſei für Sport= Kar! Bähmann:
ſär den Handel: Dr. C. H. Queiſch: für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Dſe Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Reite:
fär den Inſeratenteil und geſchäftiche Mittelungen: Wllls Kuble
Druck und Derlag: C. C. Wittich — ſcmſtich in Darmſtad!
Für unvertangte Manuſtidte wird Garanfie der Rückſendung nicht Abernomment
Die heutige Nummer hat 22 Geiten
Tt Aaddrtglatlsbtz
Zur Haustrinkkur bei Nierenleiden,
Harnsäure, Eiweiß, Zucker
1929: 25 400 Badegäste.
WT5578
KKu
Badeschritten durch die Niederlage in Darmstadt:
Heilquellenzentrale und Drogenhandlung
Friedrich Schaefer
Ludwigsplatz 7, Teleton 45 u. 46
und durch die Kurverwaltung Bad Wildungen.
Nammer 192
Sonntag, den 13. Juli
Der Geldmarkk in der vergangenen Boche.
An der leichten Grundverfaſſung des Geldmarktes hat ſich in der
vergangenen Woche nichts geändert; die Termingeldſätze erfuhren eher
eine weitere Ermäßigung. Am Tagesgeldmarkt trat jedoch im Verlaufe
wieder ziemlich ſtarke Nachfrage hervor, die auf die fälligen
Einkom=
menſteuerzahlungen zurückzuführen iſt. Am Privatdiskontmarkt wurde
endlich eine Ermäßigung des Satzes um ½ Prozent auf 38 Prozent
vorgenommen, ohne daß ſich die Nachfrage vermindert hätte. Die
Reichsbank ſtellte neue Schatzanweiſungen zum Verkauf, die mit 5½
Prozent verzinslich ſind und für die ſich Intereſſe des Auslandes
be=
merkbar gemacht haben ſoll. Wie jetzt bekanntgegeben worden iſt, ſind
von den Schatzanweiſungen der Poſt bisher insgeſamt 113 Mill. RM.
abgeſetzt worden. Die Poſt beabſichtigt die Ausgabe weiterer
Anwei=
ſungen. — Der letzte Reichsbankausweis brachte die erwartete ſtarke
Entlaſtung nach dem Halbjahrsultimo. Die Erwartungen, die man
hinſichtlich einer neuen Diskontſenkung daran knüpfte, dürftren ſich
je=
doch nicht ſofort erfüllen, da die Reichsbank infolge des hohen Kurſes
des franzöſiſchen Franken, der ſich nahe am Goldausfuhrpunkt befindet,
Deviſen ausgab. Dieſe Deviſenabflüſſe ſind in keiner Weiſe bedenklich,
ſondern kommen der Reichsbank wahrſcheinlich ſehr gelegen, um ihre
hohen Deviſenbeſtände etwas zu reduzieren. — Die Bemühungen, die
großen Spannungen, zwiſchen Geld= und Kapitalmarkt zu verringern,
werden fortgeſetzt. Der Uebergang zum ſprozentigen Pfandbrieftyp
iſt nun faſt allgemein vollzogen worden.
In der Woche vom 7. bis 12. Juli 1930 nahmen die Geldſätze am
Frankfurter Platz folgende Entwicklung:
Tagesgeld 3—2½—3½—4 Prozent.
Monatsgeld 1. Adreſſen 4½—4 Prozent.
Monatsgeld 2. Adreſſen 5½—434 Prozent.
Warenwechſel 334—38/s Prozent.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 9. Juli 1930. Die auf
den Stichtag des 9. Juli berechnete Großhandelsindexziffer des
Stati=
ſtiſchen Reichsamtes hat ſich mit 194,8 gegenüber der Vorwoche (124,0) um
0,6 v. H. erhöht. Von den Hauptgruppen iſt die Indexziffer für
Agrar=
ſtoffe um 2,7 v. H. auf 113,1 (Vorwoche 110,1) geſtiegen, während die
Indexziffer für induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren um 0,5 v. H. auf
120,6 (120,6) zurückgegangen iſt. Die Indexziffer für induſtrielle
Fertig=
waren war mit 150,9 unverändert.
Stand der Reben im Deutſchen Reich Anfang Juli. Für die
Wein=
berge iſt die heiße Juniwitterung im allgemeinen günſtig geweſen. Faſt
überall hat die Traubenblüte einen raſchen und ungeſtörten Verlauf
genommen. Der Fruchtanſatz iſt durchweg befriedigend, doch läßt der
Behang in den älteren Weinbergen mitunter zu wünſchen übrig. Im
Nahe=, Moſel=, Saar= und Ruwergebiet iſt durch Hagelſchlag in einigen
Lagen Schaden angerichtet worden. Für die wichtigſten Gebiete des
deutſchen Weinbaues lautet die Begutachtung des Rebſtandes unter
Zugrundelegung der Zahlennoten 1 — ſehr gut, 2 — gut, 3 — mittel,
4 — gering wie folgt: Preuß. Rheingaugebiet 1,9 (im Vormonat 2,0),
übriges Preuß. Rheingebiet 2,3 (2,3), Nahegebiet 1,9 (2,1), Moſel=, Saar=
und Ruwergebiet 2,3 (2,5), Ahrgebiet 2,0 (2,1), Badiſche Weinbaugebiete
2,4 (2,4), Rheinheen 20 (2,3), Rheinpfalz 2,1 (2,3), Unterfranken 2,0
(1.9), Neckarkreis 2,1 (2,3).
Die deutſche Roheiſengewinnung im Juni. Die deutſchen
Hoch=
ofenwerke (ohne Saargebiet) ſtellten im Juni 1930 767 395 Tonnen
Roh=
eiſen her gegenüber 859 657 Tonnen im Vormonat. Die durchſchnittliche
arbeitstägliche Gewinnung des Juni (30 Arbeitstage) iſt mit 25 580
Ton=
nen um 2151 Tonnen oder um 7,8 Prozent niedriger als die des Mai
(31 Arbeitstage). Sie entſpricht 55,7 Prozent der durchſchnittlichen
arbeitstäglichen Gewinnung des Jahres 1913 im Deutſchen Reich
da=
maligen Umfangs. Von 175 (im Mai 175) vorhandenen Hochöfen waren
79 (86) in Betrieb und 30 (22) gedämpft.
Internationaler Giroverkehr der Reichsbank. Die Reichsbank
hat mit der Banca d’Italia, Rom, ein Abkommen getroffen, durch
das der Auslandsgiroverkehr auf Italien ausgedehnt wird. Die
Girokunden der Reichsbank können infolgedeſſen durch Einreichung
von Auslandsgiroſchecks Ueberweiſungen oder Zahlungen an jede
Perſon oder Firma in Italien ausführen laſſen. Der Verkehr
wird am 15. Juli d. J. aufgenommen werden.
Keine Tagung des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie.
Der Reichsverband der deutſchen Induſtrie und die Vereinigung
der deutſchen Arbeitgeberverbände teilen mit, daß die
Meldun=
gen über eine gemeinſame Mitgliederverſammlung von beiden
Spitzenverbänden am 28. und 29. Auguſt in Bad Homburg nicht
den Tatſachen entſprechen. Der Reichsverband der deutſchen
In=
duſtrie hält gemäß ſeiner Uebung nur alle zwei Jahre eine
außer=
ordentliche Mitgliederverſammlung ab. Er wird in dieſem Jahre
überhaupt nicht zuſammentreten. Die diesjährige
Mitgliederver=
ſammlung der Vereinigung der deutſchen Arbeitgeberverbände iſt
Mitte Dezember.
Rationaliſierung der Stickſtoffinduſtrie. Die Internationale
Stickſtoffkonferenz in Oſtende iſt nach zweitägigen Beratungen zu
Ende geangen. Aus dem ausgegebenen Communique geht hervor,
daß die Konferenzteilnehmer die Notwendigkeit einer
Zuſammen=
arbeit anerkannt haben. Man hat ein ſtändiges Komitee gebildet,
das Mittel und Wege zur Rationaliſierung der Stickſtoffinduſtrie
ſuchen ſoll, und zwar auf der Grundlage, daß der Verbrauch eines
jeden Landes der einheimiſchen Induſtrie reſerviert bleiben müſſe.
Dieſe Theſe hatte in der letzten Sitzung der franzöſiſche Delegierte
aufgeſtellt, und ſie wurde angenommen. Vorher hatten auf
An=
trag des polniſchen Delegierten die Vertreter der deutſchen und
der norwegiſchen Stickſtoffinduſtrie eingehende Angaben über ihre
Produktion gemacht. Die deutſchen, engliſchen und norwegiſchen
Vertreter beantragten, daß die anderen Länder ihre Produktion
ebenfalls um 50 Prozent herabſetzen ſollten, wie ſie es ſelbſt für
ſich in Vorſchlag gebracht haben.
Gelſenkirchener Bergwerks=A.=G., Eſſen. In dem Geſchäftsbericht
der Gelſenkirchener Bergwerks=A.=G., Eſſen, die, wie bereits gemeldet,
leine Dividende von wieder 8 Prozent vorſchlägt, wird u. a. ausgeführt,
daß in der Bilanz per 31. März 1930 inſonderheit zwei Geſchäfte,
nämlich die Fuſion mit der Adler A.=G. für Bergbau, Eſſen und mit ein Auſwertungsſatz von 2—22 Prozent erreicht wird, möglicherweiſe
der Eſſener Steinkohlenbergwerke A.=G., Eſſen, ihren Ausdruck
ge=
funden haben. Die Fuſion mit der Adler A.=G. brachte zwar eine
Er=
höhung der Beteiligungsziffer im Syndikat, jedoch keinen Zuwachs an
Kc der Saranft uch SEndun der ScEe Sd nis
der betrieblichen Seite hin begchtlich verſchoben: Die Gelſenkirchener
Bergwerks=A.=G. iſt nunmehr durch ihre eigene Förderung, Erzeugung
und Syndikatsbeteiligung wieder in eine der erſten Stellen der
Berg=
bau treibenden Unternehmungen des Ruhrbergbaues eingerückt. Die
Förderung und Herſtellung betrug an Kohle 584, an Koks 0,67, an
Briketts 0,54, an Nebenerzeugniſſen 004 Mill. To, an abgegebenem
Gas 53,52 Mill. Kubikmeter. Die Geſamtbelegſchaft der Zechen
ein=
ſchließlich Beamte betrug am 31. März 1930 18 375 Mann. Im
Syn=
dikat verfügt die Geſellſchaft über rund 8,16 Mill. To.
Verkaufsbetei=
ligung und 0.46 Mill. To. Verbrauchsbeteiligung.
In der Bilanz ſtehen zu Buche (alles in Mill. RM.):
Werks=
anlagen und Grundſtücke 85,45 (25,05), Beſtände 5. 48 (2 16).
Beteilignn=
gen und Wertpapiere 370,78 (355,85), Schuldner 92,73 (109,47), darunter
Vanken einſchließlich Dividendenguthaben bei Vereinigte Stahlwerke
A.=G. 37,51 (33,41), andererſeits langfriſtige Verpflichtungen 76.98
(Hypotheken und andere langfriſtige Verpflichtungen 20,38), noch nicht
abrechnungsfähige Verpflichtungen 8,67 (8,77), Abſchreibungen 7,84
(5,74), ſonſtige Verpflichtungen 29,42 (19,63) darunter Gläubiger 26.93
(18,59). Bilanzſumme 554,57 (485,73). — Die Gewinn= und
Verluſt=
rechnung weiſt Ueberſchüſſe mit 21,82 (21,08) aus. Abgeſchrieben
wur=
den 2,10 (1,49), ſo daß einſchließlich des Gewinnvortrages von 6,38 (6,25)
ein verfügbarer Reingewinn von 26,11 (25,84) Mill. RM. verbleibt.
In der Erhöhung des Kontos Werksanlagen und Grundſtücke kommen
die beiden oben genannten Fuſionen zum Ausdruck unter Berückſich=
Rigung einer auf die Anlagen der Eſſener Steinkohlenbergwerke
vor=
genommenen Abſchreibung von 503 Mill. RM. Das Konto
lang=
friſtige Verpflichtungen hat ſich durch Uebernahme der von der Adler
=G. für Bergbau langfriſtig geſchuldeten Anleihe ſowie durch die
Derpflichtungen aus dem Erwerb der Aktienmehrheit der Eſſener
Stein=
ſohlenbergwerke erhöht.
Induſteie im Juni.
Das Angebot von Rohſtoffen überwog die Nachfrage
bei weitem, eine Tendenz, die ſich auf die Preisgeſtaltung
aus=
wirkte. Die Beſchäftigungsziffern verminderten ſich im
Zuſam=
menhang mit notwendigen Betriebseinſchränkungen in der
Möbel=
induſtrie, bei den Faßholzſägereien und in der
Holzwerkzeug=
induſtrie, während bei den übrigen Branchen das Beſtreben
über=
wog, die Belegſchaften weiteſtgehend zu halten.
Hung. die jecho edenlic ngtätſge GSeſtältung des Bäumalles
und der Geſamtwirtſchaftslage, vor allem die mangelnde Kaufkraft
der Konſumenten verſchärft wird.
Aehnlich liegen die Verhältniſſe in der
Sperrholzindu=
ſtrie, die zudem im zunehmenden Wettbewerb mit dem Ausland
ſteht. Auch die Holzhausbauinduſtrie klagt über ſtarken
Auftragsmangel. Die Gruppe Holzhausbauinduſtrie
im Wirtſchaftsverband der Deutſchen
Holzindu=
ſtrie, Berlin S. W. 1. Streſemannſtraße 101, hat
eine ſehr intereſſante Aufklärungsbroſchüre („Warum
Holzhäu=
ſer?”) herausgebracht, die eine gewiſſe verſtärkte Nachfrage in
letzter Zeit ausgelöſt hat.
Einen Rückgang, beſonders gegenüber dem Vorjahr, weiſt auch
der Abſatz an Zeichengeräten und Holzwerkzeugen auf, während
der Abſatz an Holzriemenſcheiben nicht befriedigt. In allen übrigen
Branchen hat ſich die Lage nicht weſentlich geändert.
Der Auslandsabſatz leidet faſt in der geſamten
holzver=
arbeitenden Induſtrie unvermindert unter den hohen
Geſtehungs=
koſten und dem ſcharfen Wettbewerb, nicht zuletzt unter den
Schutz=
zollmaßnahmen des Auslandes. Der Export iſt daher in manchen
Zweigen zurückgegangen und nur unter größten Opfern aufrecht zu
erhalten.
In der Möbelinduſtrie hat der Fortfall des Exportausnahme=
günſtigen Sätze des Stüguttarifs II wegefallen ſind,
export=
hemmend.
Die Preiſe ſind bei ſcharfem Wettbewerb faſt allgemein
ſtark herabgedrückt.
Die Zahlungsverhältniſſe ſind, von einigen
Bran=
chen abgeſehen, nur wenig befriedigend, insbeſondere, ſucht der
Möbelhandel verlängerte Ziele in Anſpruch zu nehmen. Die
Zahlungseinſtellungen haben beim Möbelhandel und bei den
Ab=
zahlungsgeſchäften in den letzten Monaten, einen erſchreckenden
Umfang angenommen, wodurch die Engros=Möbelinduſtrie ſtarke
Verluſte erliten hat. Angeſichts dieſer Lage hat die am 26. Juni
1930 in Bad Oeynhauſen ſtattgefundene und aus allen Teilen des
Reiches ſtark beſuchte Tagung der Vereinigung der
En=
gros=Möbelfabrikanten Deutſchlands E. V.
ein=
ſtimmig beſchloſſen,
daß in Zukunft Verkäufe nach dem Vorbild vieler anderer
Induſtrien auch in der Engros=Möbelinduſtrie nur noch
unter Eigentumsvorbehalt getätigt werden
dür=
fen. Eine entſprechende Klauſel ſoll in die Lieferungs= und
Zahlungsbedingungen der Fabrikanten aufgenommen
werden.
Auf dem Geldmarkt hat die mehrmalige Herabſetzung des
Reichsbankdiskonts noch nicht zu einer nennenswerten Entlaſtung
geführt. Beſonders ſchwer ſind vereinzelt, geſuchte Hypotheken=
Kredite zu erhalten.
Die Wagengeſtellung der Reichsbahn war
zufrieden=
ſtellend, dagegen wird immer wieder über Schäden durch
unſach=
gemäße Behandlung beim Bahntransport Klage geführt. Auch
die mit der Neuordnung der Stückguttarife
verbun=
denen Aenderungen beunruhigen die Branche. Geradezu
unren=
tabel erſcheint die Höhe der Frachtſätze im Kurzſtreckenverkehr.
Vom ſüddeukſchen Eiſenmarkk.
Die vergangene Woche brachte am ſüddeutſchen Eiſenmarkt eine
leichte Belebung. Der Entſchluß des Stahlwerksverbandes, die
er=
mäßigten Preiſe für alle Lieferungen ab 12. Juni in Anwendung zu
bringen, gab insbeſondere den kleinen Händlern Veranlaſſung, aus
ihrer Zurückhaltung herauszugehen. Es kamen in größerem Maße
Spezifikationen in Form= und Stabeiſen an den Markt. Auch die
Ver=
braucher haben etwas größeren Bedarf, der aber bei weitem nicht an
das Angebot heranreicht. In Blechen war das Geſchäft ſehr ruhig.
Das gleiche iſt von Bandeiſen zu berichten. Die Umſätze in
Monier=
eiſen ließen infolge des ruhenden Baugeſchäftes ſehr zu wünſchen übrig.
Die Beſchäftigung der Werke iſt nach wie vor ſchlecht
In langen Verhandlungen hat ſich nunmehr der Süddeutſche
Eiſen=
großhandel im Süddeutſchen Eiſengroßhändlerverband
zuſammengefun=
den. Die Richtlinien liegen im Prinzip feſt, doch werden über die
künf=
tige Preisgeſtaltung unbedingt noch die Verhandlungen mit den
Ver=
brauchern ſtattfinden.
20—22 Prozent preußiſche Sparkaffen=Aufwertung. Die preußiſchen
Sparkaſſen hatten bis zum 1. Dezember 1929 an den zuſtändigen
Regie=
rungspräſidenten ihre Aufwertungsbilanz einzureichen. Dieſe Bilanzen
waren dann von den Reviſionsverbänden der Sparkaſſen= und Giro=
Organiſationen zu prüfen. Die Sparkaten= und Giroverbände haben
dann die Geſamtbilanzen für ihren preußiſchen Geſchäftsbezirk
zuſammen=
zuſtellen. Bis ſpäteſtens 15. Juni d. J. ſollten ſie an den Deutſchen
Sparkaſſen= und Giroverband eingereicht werden, der es übernommen
hat, die Geſamtbilanz für Preußen aufzuſtellen. Laut „9. 3.” iſt aber
bis jetzt noch nicht ganz ein Drittel der geprüften Bilanzen, beim
Spar=
kaſſenverband vorgelegt. Es wäre aber angebracht, daß die
Prüfungs=
arbeit möglichſt beſchleunigt wird, damit endlich ein Ueberblick über die
Sparkaſſenaufwertung in Preußen möglich und die Aufwertung
end=
gültig geregelt werden kann. — Nach den bereits vorliegenden Bilanzen
rechnet man damit, daß im Durchſchnitt der preußiſchen Sparkaſſen etwa
noch etwas mehr. Da Ausſichten beſtehen, daß der Satz der
Hypotheken=
aufwertung für ganz Preußen nahezu erreicht wird, glaubt man, daß
die Sparer mit der generellen Aufwertung zufrieden ſein könnten und
daß dieſe Art der Aufwertung auch der Gerechtigkeit entſprechen würde.
Amerikaniſche Kabelnachrichken
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 12. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 86.50, Sept. 89½ Dez. 95½ Mais:
Juli 72.25, Sept. 75.75. Dez. 68,25; Hafer: Juli 34½, Sept. 36,
Dez. 39.25; Roggen: Juli 47, Sept. 50.,75, Dez. 56.25.
Schmalz: Juli 9,42½, Sept. 9,47½, Okt. 9,50, Dez. 9,00.
Speck, loko 13,75.
Schweine: leichte 9,50—9,75; ſchwere 8,75—9,25;
Schweine=
zufuhren: Chicago 10 000, im Weſten 43 000.
Baumwolle: Juli 13,70, Oktober 12,90.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 12. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 10,15; Talg, extra, loſe 5.25.
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 98,50, Hartwinter
92.50; Mais 89; Mehl 5,10—5,25; Getreidefracht: nach England
1,6—2,3 Schilling, nach dem Kontinent 7—9 Cents.
Kakao. Die Kakaobörſe war heute geſchloſſen.
Diehmärkke.
Frankfurter Pferdemarkt. Der nächſte Pferdemarkt findet
Montag, den 14. Juli, ſtatt. Von den von der Landwirtſchaft in
letzter Zeit beſonders bevorzugten mittelſchweren Ermeländer
Arbeitspferden ſind einige Transporte aus Oſtpreußen angemeldet
worden. In einer im Verhältnis zur Geſamtzufuhr geringen
Zahl werden auch belgiſche Pferde ſchwerſten Schlages zum Verkauf
ſtehen, aber in der Mehrzahl werden leichtere Laufpferde
auf=
getrieben werden. Schlachtpferde dürften wie beim letzten Markt
geſucht ſein.
Die Lage der deuſchen Maſchinenindnftrie
im Juni 1939.
Leichte Beſſerung des Auftragseingangs. — Weiterer
Beſchäftigungs=
rückgang.
Vom Verein Deutſcher Maſchinenbau=Anſtalten, dem
Spitzenver=
band der deutſchen Maſchineninduſtrie, wird uns geſchrieben:
Die im Mai feſtgeſtellte Beſſerung der Anfragetätigkeit ſetzte ſich
im Juni nicht fort, das Jutereſſe der In= und Auslandskundſchaft war
vielmehr geringer als im Vormonat. Dagegen wies der
Auftragsein=
gang aus dem In= und Ausland eine geringe Belebung auf. Der am.
Verhältnis der tatſächlich geleiſteten Arbeiterſtunden zur Sollzahl
ge=
meſſene Beſchäftigungsgrad ging weiter zurück und lag etwas unter
60 Prozent. Auch die wöchentliche Arbeitszeit nahm weiter ab.
Das Geſchäft in Werkzeugmaſchinen blieb unbefriedigend, ebenſo
war bei den Textilmaſchinen keine Beſſerung feſtzuſtellen, vielmehr
rechnet man noch mit weiteren Betriebseinſchränkungen. Ueberwiegend
ungünſtig lauteten auch die Berichte über Ventilatoren, Maſchinen für
die Papierverarbeitung und das graphiſche Gewerbe und über
Nah=
rungs= und Genußmittel=Maſchinen. Die Landmaſchinenfabriken
mel=
deten eine leichte Belebung, klagten aber über lange Zahlungsfriſten.
Flaues Inlandsgeſchäft, aber ein verhältnismäßig befriedigendes
Aus=
landsgeſchäft war bei den Kraftmaſchinen, Hüitten=, Stahl= und
Walz=
werks=Anlagen, mechaniſchen Fördermitteln, Zerkleinerungs= und
Auf=
bereitungs=Maſchinen und Apparaten feſtzuſtellen. Umgekehrt war die
Entwicklung im Waggen= und im Pumpenbau.
Das 2. Vierteljahr 1230 brachte nach einem ſcharfen Rückgang im
April in den beiden folgenden Monaten eine leichte Beſſerung, die aber
weder das Inlands=, noch das Auslandsgeſchäft ausſchlaggebend beleben
konnte. Wie ſchwer die gegenwärtige Kriſe gerade auf der
Maſchinen=
induſtrie laſtet, geht daraus hervor, daß der Auftragseingang des
zwei=
ten Vierteljahrs noch unter demfenigen des erſten Vierteljahrs lag und
um rund 30 Prozent unter der entſprechenden Vorjahreszeit. Der
Be=
ſchäftigungsgrad iſt ſtändig zurückgegangen. Er ſank von rund 61,5
Prozent im erſten Vierteljahr 1930 auf rund 60 Prozent im
Durch=
ſchnitt des 2. Vierteljahres und hat damit den tiefſten Stand ſeit
Jah=
ren erreicht. Während täglich in der Preſſe und im Parlament die
ſchwere wirtſchaftliche Lage Gegenſtand umfangreicher Debatten iſt und
allgemeine Einigkeit darüber beſteht, daß etwas Durchgreifendes
ge=
ſchehen muß, um die auf der Wirtfchaft ruhenden Laſten zu
erleich=
tern, wartet die Induſtrie immer noch vergeblich darauf, daß man von
Worten endlich zu Taten übergeht.
— Mainzer Produktenbericht. Großhandelseinſtandspreiſe ver
100 Kilo loko Mainz am Freitag, dem 11. Juli 1930: Roggen
16,75—17, Hafer 16,75—17,25, Wintergerſte 17,50, Malzkeime 10
bis 11 ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null, 44,40, Roggenmehl, 60proz.
26, Weizenkleie, fein 8.75—9, dto, grob 9,50—10. Roggenkleie
9.10, Plata=Mais 24, Biertreber 10,50—11. Erdnußkuchen 14,50
bis 15, Kokoskuchen 16—21. Palmkuchen 10,75—11,25, weiße
Boh=
nen 37. Tendenz: Futtermittel feſter.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Marktlage: Das Geſchäft
am hieſigen Markt war in dieſer Woche ziemlich ruhig, da infolge
der hohen Arbeitsloſenziffern der Konſum immer weniger
An=
ſchaffungen vornahm. Das Angebot war immer noch reichlich,
doch gaben die Preiſe nur vereinzelt etwas nach. Etwas mehr
verlangt wurden deutſche Qualitätseier, die auch ihre Preiſe voll
behaupten konnten. Es notierten in Pf. per Stück: Italiener
8.30—8,90, Bulgaren 7—7,50. Jugoſlaven 7—7.50. Rumänen 7
bis 7.25, Ruſſen nicht am Markt. Polen 6—6 75 Chineſen nicht
am Markt, Holländer 8—10,75, Dänen 8.50—10,75. Belgier 8,80
bis 9,50, Franzoſen nicht am Markt, Schleſier 8,50—9, Bäyern
7.50—8,25, Norddeutſche 8,50—9. Auslandsejer unverzollt ab
Grenzſtation. Inlandseier ab Station.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Marktlage: ſtetig.
Preiſe für Auslandsbutter weiter leicht geſtiegen, deutſche Butter
unverändert. Anslandsbutter (holl. oder dän.) 1 Faß (50 Kg.)
1,76, ½ Faß 1,78 in Halbpfundſtücken 1,80, deutſche Molkereibutter
1,65 Mark das Pfund im Großhandelsverkehr.
Berliner Produktenbericht vom 12. Juli. Entſprechend dem
Be=
ſchluß des Vorſtandes der Berliner Produktenbörſe wird bis auf
wei=
teres an den Samstagen nur je ein Terminkurs feſtgeſetzt, im übrigen
die Börſe ſelbſt nur über eine Dreiviertelſtunde ausgedehnt. Dieſe
Regelung veranlaßte heute nur einen ſehr ſchwachen Beſuch und auch
das Geſchäft entwickelte ſich nur wenig. Die Wetterlage hat Abkühlung
und vielfach Regen gebracht, es iſt zurzeit aber natürlich noch nicht
zu überſehen, inwieweit die Feuchtigkeit für die Felder und den
be=
reits erfolgten Schnitt vorteilhaft bzw. ſchädlich iſt. Inlandsweizen
wird an Hand der bisher vorliegenden Berichte günſtig beurteilt, und
darauf war es in der Hauptſache wohl zurückzuführen, daß ſich die
Notierung für Juli nicht behaupten konnte. Allerdings bleibt auch
der Einfluß des ſehr matten Auslandes zu erwähnen. Herbſtſichten
waren widerſtandsfähiger, die Preiſe gingen aber auch hier etwas
zu=
rück. Im ganzen war der Markt ruhig. Roggen lag feſter. Die geſtern
begonnenen Deckungen fanden heute eine Fortſetzung und boten ſo dem
Markt eine Stütze. Die Lieferungsſichten haben ſich bis 2 Mark
be=
feſtigen können. Hafer hat ſich behauptet, Gerſte ruhig bei mäßigem
Angebot. Für Mehl zeigt ſich vereinzelt manche Frage nach ſpäterer
Lieferung, hauptſächlich für 6oprozentiges Roggenmehl.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen (Ausgeſteuerten) hat
nach den Ermittelungen der Städte mit mehr als 25 000
Einwoh=
nern im Juni 1930 um 6,3 Prozent zugenommen und betrug Ende
Juni 373 000. Seit Jahresbeginn beträgt die Zunahme 55 Prozent.
Der Berliner Büroverkehr lag geſtern völlig umſatzlos. Es
waren ſelbſt keine Taxkurſe zu hören. Die matte Tendenz von
New York dürfte eher eine ſchwächere Stimmung hervorrufen.
Wie der Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund mitteilt,
haben die letzten Wochen in der Lage der Eiſen= und
Stahlwaren=
induſtrie keine Wendung zum Beſſeren gebracht, ſo daß die Werke
größtenteils zu weiteren Entlaſſungen und verkürzter Arbeitszeit
ſchreiten mußten.
Die Rheiniſche A.G. für Braunkohlenbergbau und
Briketts=
fabrikation in Köln ſchlägt die Verteilung von wieder 10 Prozent
Dividende auf das erhöbte Aktienkapital von 81 Millionen RM.
vor. Die Zuſammenlegung der Grubenbetriebe ſchreitet fort. Im
neuen Jahre bewegt ſich der Brikettabſatz nur etwa in Höhe von
70 bis 90 Prozent der Leiſtungsfähigkeit.
Wie auf Anfrage mitgeteilt wird, iſt die Nachricht, daß
Ver=
handlungen wegen Ueberleitung der S. Hirſch Gerſte A G.,
Frank=
furt a. M. auf die Getreide=Induſtrie und Kommiſſions A. G.
Berlin, geführt würden, nicht zutreffend. Vor einigen Monaten
habe man lediglich wegen des gemeinſamen Betriebs eines
Saaten=
geſchäfts verhandelt.
Das Reichsentſchädigungsamt hat nunmehr die
Schlußentſchä=
digung der Georges Geiling u. Cie., Bacharach, auf einen
erheb=
lichen Betrag feſtgeſetzt. Wegen der weiter geltend gemachten
An=
ſprüche ſchweben noch Verhandlungen. Die Bilanzſitzung findet
im Laufe dieſes Monats ſtatt.
Die Dividende der Belgiſchen Nationalbank wird, wie
ver=
lautet, wieder 62,50 Franken betragen; ein offizieller Beſchluß
liegt jedoch noch nicht vor.
Das in Paris tagende Stahlkartell hat beſchloſſen die
Ab=
kommen für Blech, Stabeiſen und Bandeiſen bis Ende dieſes
Jah=
res zu verlängern, doch werden nur die Kontingente und die
Ver=
tragsſtrafen für Quotenüberſchreitungen beibehalten, während
keine Grundpreiſe mehr feſtgeſetzt werden. Die Preiſe ſind alſo
freigegeben worden. Die Beratungen über ein internationales
Verkaufskontor für Halbprodukte und Träger werden fortgeſetzt.
Eine koſtbare Ladung, 6900 Kilogramm Gald, traf am 11.
Juli auf dem Luftwege in Paris ein. Das Gold, das für die
Bank von Frankreich beſtimmt iſt, wurde von zwei Banken in
Amſterdam verfrachtet, ſoll jedoch von einem Kölner Bankhaus
herrühren. Demnach ſcheint es ſich zu beſtätigen, daß Frankreich,
das bisher ſeinen Edelmetallbedarf in England deckte, nunmehr
auch aus Deutſchland Gold bezieht.
Nummer 192
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Nummer 192
Sonntag, den 13. Juli 1930
Seite 15
39)
Daß Parlaukang
dur Naart.
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſini.
Nachdruck verboten.
Ein hohes Fenſter war zum Teil von einem ſchwarzen
Vor=
hang verhüllt. Jetzt leuchtete aber wenigſtens der Mond draußen
und ließ einen ſchmalen Lichtſtreifen in das Gemach fallen.
Da=
durch gab es ein ſchwaches Dämmerlicht.
Wo war der nächtliche Beſucher hingekommen? Der Doktor
ſtrengte ſeine Blicke auf äußerſte an. Und dann entdeckte er
etwas, das ihm abermals Rätſel aufgab.
Nur ſchwach beſchienen, kaum erkennbar, lag vor einer Tür,
die geſchloſſen war und zu den Gemächern Evas führte, eine
Geſtalt zuſammengekauert am Boden.
Jetzt regte ſich der Mann. Deutlich hörte der Doktor ein
Stöhnen. Halb ſich aufrichtend, taſtete der Unbekannte nach der
geſchloſſenen Tür.
Ein Name, verzweifelt, ſehnſuchtsvoll kam über ſeine Lippen.
Der Name der Baroneſſe!
Da wußte der Doktor, wen er vor ſich hatte! Aber klüger
wurde er deshalb noch nicht. Alle Nerven in ihm vibrierten,
er ſtarrte wie gebannt auf die geſchloſſene Tür, auf den
ſtöhnen=
den Mann auf dem Boden.
Da veränderte ſich die Situation plötzlich abermals. Hörte
die Baroneſſe in ihren Zimmern den klagenden, verzweifelten
Ruf? Schlief ſie vielleicht gar nicht?
Der Doktor ſah, wie der Mann auf dem Boden ſich
zurück=
warf und wie abwehrend die Arme ausſtreckte.
Da ging auch bereits die Tür auf, und auf der Schwelle
ſtand in weißem Spitzennachtkleide — die Baroneſſe.
Deutlich erkannte ſie der Doktor in dem matten Licht, das
ſie ſtreifte. Was würde ſie jetzt tun? Trotz ſeiner berühmten
Ruhe hörte der Doktor ſein Herz deutlich gegen die Rippen
ſchlagen.
Eva von Wallersbrunn ſtarrte auf den Mann auf dem Boden.
Dann fuhr ſie zurück, ihre Hände faßten nach dem Herzen, und
ein halberſtickter Schrei flog über die Lippen.
Dieſer Aufſchrei wurde durch das Stöhnen beantwortet, mit
dem ſich der Mann vor ihr aufrichtete und rückwärts taumelte.
Der Doktor hatte das Gegenteil erwartet. Er war
ordent=
lich verblüfft.
„Egon . . .!” erklang es in einem ſehnſuchtsvollen, wilden
Schrei aus dem Munde der Baroneſſe. Sie hatte in dem Manne
auf dem Boden ebenſo ihren Verlobten erkannt, wie dies bereits
von ſeiten des Doktors geſchehen war. Der Graf lebte alſo!
Bevor ſich Borngräber indeſſen klar werden konnte, was er
in dieſer höchſt ſonderbaren Situation beginnen konnte, war der
Graf nach rückwärts davongeſtürzt, beide Arme abwehrend gegen
die Baroneſſe ausgeſtreckt, die ihm folgen wollte.
Noch einmal ſtieg der Ruf Evas auf, verzweifelt, von
dumpfer Angſt erfüllt.
„Egon . . , um aller Heiligen willen . . . bleibe . bleibe!"
Der junge Graf hatte nur ein heiſeres Auflachen; bevor ihn
der Doktor feſthalten konnte, war er aus dem Gemach getaumelt
und rannte die Treppe draußen hinunter
Eine Sekunde überlegte der Detektiv, ob er ihm folgen ſollte,
dann nahm jedoch das Gebaren der Baroneſſe ſeine
Aufmerk=
ſamkeit in Anſpruch.
Eva ſtürzte dem Verlobten nach. Offenbar wollte ſie ihn
zurückhalten, alles an ihr flog vor wildeſter Ervegung, ein
Keu=
chen dräng aus ihrem Munde.
Da fiel die ſchwere Flügeltüre mit dumpfem Schlag zu. Im
gleichen Moment ſank Eva von Wallersbrunn kraftlos zuſammen
und blieb ohnmächtig an der Schwelle liegen. Ihre durch die
furchtbaren Gemütserſchürterungen der letzten Tage geſchwächte
Natur vermochte dieſem neuerlichen Anfall nicht ſtandzuhalten.
Schon ſtand der Doktor bei ihr und beugte ſich über die
regungsloſe Geſtalt. Ein Herzſchlag am Ende?
Nein! Er konnte ſich raſch überzeugen, daß es nur eige
Ohnmacht war, die binnen kurzem von ſelbſt ſich heben mußte.
Eva war im Grunde eine geſunde Natur.
Da nahm der Doktor ihre ſchlanke, weiche Geſtalt ſorglich
auf ſeine Arme und trug ſie auf ein Ruhebett in der Nähe der
zweiten Tür. Dort mochte die Baroneſſe ſpäter von ſelbſt
er=
wachen. Wie ſie auf das Ruhebett gekommen, blieb dann
einer=
lei. Sie konnte annehmen, daß ſie, von einer plötzlichen Schwäche
erfaßt, darauf niedergeſunken. oder von dem inzwiſchen
ver=
ſchwundenen Grafen auf dieſen Platz gebracht worden war.
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Der Doktor hielt ſich nicht weiter auf. Er folgte, ſo eilig
dies anging, dem wieder geflüchteten Grafen Egon. Ueber die
alte Terraſſe, den dunklen Platz unten, nach dem Park . . ., aber
Graf Egon blieb verſchwunden.
All ſein Suchen, ſeine Erfahrung in ſolchen Dingen nützten
dem Doktor wenig. Der Graf hatte ihn überliſtet.
Aber wahrſcheinlich ahnte er gar nicht einmal, daß er
beob=
achtet wurde! Wenn der Doktor nur eine Erklärung für das
ſonderbare Verhalten Graf Egons der Baroneſſe gegenüber
ge=
habt hätte! Man ſucht doch die Geliebte nicht voller Sehnſucht
in dunkler Nacht auf und ſtürzt dann, ſo bald ſie erſcheint, wie
ein Wahnſinniger davon!
Und ein neue Kombination ſtieg dem Doktor auf: Am Ende
hatte der Graf den Verſtand verloren! Es war ein Irrſinniger,
den er in dieſer Nachtſzene beobachtete!
Da aber auch ein Wahnſinniger zum Leben Eſſen und
Trim=
ken gebraucht, mußte ſich doch endlich herausſtellen, wo ſich Graf
Egon eigentlich aufhielt.
Der Doktor beſchloß, für heute ſeine Verfolgung einzuſtellen.
Er entfernte die Alarmvorrichtung an Mühlhauſers Tür — der
Alte hatte ſeine Wohnung nicht verlaſſen — und ſuchte
unbe=
merkt das Dienerzimmer Chriſtians auf. Morgen war auch noch
ein Tag.
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Am nächſten Morgen war der Doktor ſehr geſpannt, wie ſich
Eva ihm gegenüber verhielt. Eigentlich müßte ſie ihn ſofort zu
ſich rufen und ihm das Erlebnis der Nacht mitteilen.
Aber der Doktor wartete vergeblich. Auf ſeine vorſichtigen
Erkundigungen erfuhr er, daß die Baroneſſe erkrankt ſei und ihre
Zimimer nicht verlaſſe. Doch wolle ſie keinen Arzt um ſich haben.
Der Tag und auch der nächſte verging. Dann ſah der Doktor
Eva wieder, als ſie, noch immer ſehr bleich, ſich in den Park
be=
gab, der in der Herbſtſonne lag und ſein Blättergold wie ein
Teppich über Wege und Raſen ausbreitete.
Sie ſchritt ganz dicht an dem Doktor vorüber, ſah ihn an —
aber ſie gab ihm kein Zeichen, ihr zu folgen. Es lag etwas
Ge=
quältes in ihrem Blick.
Da wußte der Doktor, daß ſie ihre Zuſage; wenn auch unter
ſchwerem Kampfe, nicht mehr hielt — ſie behielt das Geheimnis
der Nacht für ſich, ſie vertraute dem Detektiv nicht mehr.
Der aber ſagte ſich, daß dies nur einen beſonderen Grund
haben konnte, und weit entfernt, die Baroneſſe etwa zur Rede
zu ſtellen, nahm er ſich einfach vor, die Augen noch ſchärfer offen
zu halten.
Auch während des übrigen Tages rief ihn Eva nicht. Sie
hatte ſich wieder in ihre Zimmer zurückgezogen. Mühlhauſer
zeigte ſich ebenfalls wenig, der Mann ſchien wirklich krank zu
ſein. Ob er mit dem unſichtbaren Grafen in heimlicher
Ver=
bindung ſtand oder nicht, konnte der Doktor jetzt nicht
feſt=
ſtellen.
Gegen Abend ſtand der Detektiv im Geſpräch mit einem
Stall=
burſchen unter der Tür des Wirtſchaftsgebäudes, als eine
auf=
fällige Geſtalt den Schloßhof betrat.
Es war ein älterer Menſch, in faſt zerfetzte Schaffelle gekleidet.
Auch die Füße ſteckten in Fellen, und auf dem Kopf, um den
dünne graue Haarſträhnen flatterten, ſaß eine dazu paſſende, ganz
ſchäbige Pelzmütze. Der Mann ging gebückt, hatte eine ſchiefe
Schulter und Triefaugen. Er ſtützte ſich auf einen derben
Knoten=
ſtock beim Vorwärtsſchreiten und ſchob dabei mit ſonderbarer
Bewegung das eine Ohr nach der Seite, als könne er damit
beſſer hören.
Wer iſt das?” fragte der Doktor unwillkürlich.
Der Stallburſche lachte. „Hannes, der Waldhüter. Lebt da
drüben ingendwo im dichten Wald. Hinter dem Dorfe, in einer
elenden Behauſung, wie die Dörfler erzählen. Lebt von Pilzen
und Haſen, die er ſich mit Schlingen fängt. Was will denn der
Halbverrückte bei uns?"
Der Doktor betrachtete ſich den Waldhüter mit Intereſſe.
Der Mann kam jedenfalls nicht ohne triftigen Grund. „Fragen
wir den Hannes”, meinte er.
„Der Alte iſt leider faſt völlig taub”, verſetzte der
Stall=
burſche. „Ein Förſter ſoll ihm mal einen Schrotſchuß hinter die
Ohren gebrannt haben. Wird ein bißchen ſchwer halten.”
Sie gingen aber trotzdem zu dem Menſchen, der
ſtehen=
geblieben war und ſich ſcheu umſah.
„Was willſt du hier, Hannes?” ſchrie ihm der Stallburſche in
das hingehaltene Ohr.
Hannes konnte den Sinn der Worte einigermaßen aus der
Lippenbewegung ableſen. Darin hatte er eine gewiſſe
Fertig=
keit erreicht.
„Brief .. . abgeben .. ." wiſperte er und holte einen
ſchmierigen Zettel unter ſeiner Felljacke hervor.
Als der Burſche nach dem Papier faſſen wollte, zog Hannes
die Hand raſch zurück und machte böſe Augen.
„Nur der gnädigen Baroneſſe Eva . . . ganz allein . . .
auf=
paſſen, daß es niemand ſieht!” flüſterte er.
„Das haſt du ja ganz geſchickt gemacht, alter Eſel”, höhnte
der junge Burſche. „Na ... gib ſchon her. Wir bringen den
Zettel der Baroneſſe."
Aber Hannes beſtand darauf, er wollte die Botſchaft
per=
ſönlich ausrichten. Der Doktor hatte ſchon ſeinen Entſchluß
gefaßt. Er deutete dem Menſchen an, wo er die Baroneſſe finde,
und Hannes nickte. Mit dem Zettel, der in plumper Weiſe
ver=
ſchloſſen war, wie der Doktor leicht erkannte, ſchob er ſich ins
Schloß.
Der Detektiv gab dem Stallburſchen gegenüber der Sache
abſichtlich eine unſchuldige Deutung, meinte, daß wahrſcheinlich
eine Bettelei dahinterſtecke, weil man doch den barmherzigen
Sinn der Baroneſſe im Dorfe kenne, und löſte ſich dann
unauf=
fällig von dem jüngeren Burſchen.
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 192
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[ ← ][ ][ → ] Blumenſträuße liegen auf ihrem grauenhaften Grab. Amerikaner
haben eine wuchtige Halle über dieſen Coten erbaut, die heute in
derſelben Stollung verweſen, in der ſie damals, voller Mut oder
Angſt, den fenidlichen Angriff erwarteten, als ein Granatenhagel
ihr Cotengräber wurde. Dieſelben Amerikaner, die jetzt
rudel=
weiſe vor dieſem traurigen Memorial des Weltkrieges ſtehen
und eifrig ſich gegenſeitig photographieren, einen eben gekauften,
erroſteten und durchlöcherten deutſchen Stahlhelm in der Hand.
Ueber den Navin de la mort fährt das Auto zurück — nach
Verdun. Als das franzöſiſche Ehepaar ausſteigt, ſchüttelt es mir
herzlich und nochmals um Verzeihung bittend, die Hand.
Es iſt noch Seit, bis mein Sug nach Nancy zurückfährt.
Lang=
ſam wandere ich durch die Straßen. In einer kleinen Braſſerie
trinke ich „un bock blonde‟ Die kleine, unbeſchreiblich dreckige
Kellnerin iſt intereſſiert. Als ich ihre Frage, ob ich die
Schlacht=
felder geſehen habe, bejahe, nickt ſie in kindlichem — und doch ſo
rnüchternden Stolz. „Uest beau, 1ä-haut, eh . . .?
O ja. Oest beau, auf den Höhen von Verdun. Wieviel
tau=
ſend junge Menſchen mußten ihr Leben laſſen, damit eine kleine
franzöſiſche Kellnerin heute ſtolz und mit ſichtlicher Sufriedenheit
behaupten kann — daß es „ſchön” da oben iſt?
Orgendwie mit meinen eigenen Gefühlen im Swieſpalt ſuche
ich den Weg nach dem Bahnhof zurück. Und finde ihn micht. Als
ich den nächſten Paſſanten frega, ſchüttelt er den Kopf. Er
ver=
ſteht mich nicht.
„Polaki” murmelt er.
„Aber deutſch verſtehen Sie?” frage ich.
„O — deutſch. Ja.” Er ſtrahlt. Und mit unwiedergeblichem
Wortſchwall erklärt er mir freudig den Weg, als ich ſchon längſt
weitergehe, ruft er mir noch „Auf Wiederſehen!” zu.
Strahlend hell liegt die Sonne über den Höhen Verduns, als
mein Sug nach Sommercy und Nancy raſſelnd und ſchüttelnd
abfährt.
Oest beau, lä-haut.
Das Kampfgeſchrei um
wet or dry.
Von Dr. Karl Berger.
Mit Seichnungen nach amerikaniſchen Karikaturen.
Wet or dry, naß oder trocken, der Streit über dieſe
Gegen=
lätze nimmt in den Vereinigten Staaten immer groteskere
Formen an. War der Kampf für oder gegen Prohibition, das
Alkoholverbot, bislang einem ſchwelenden Seuer vergleichbar, ſo
iſt er zu Beginn dieſes Jahres durch eine Aufſehen erregende
Aeußerung des Senators Borah von Idaho zu einem Brand
an=
gefacht worden. Wir haben das Geſetz. Aber haben wir auch
die Beamten, die willens ſind, es durchzuſetzen?” fragte er. Und
Der Schmied aus Ingolſtadt.
Von Friedrich Frekſa.
Als ich in den Hotellift ſtieg, war mirs, als hätte ich eine
Wolke zwiſchen den Beinen und ritte auf ihr hinab. In der
Halle erlabte ich mich an Eiern im Glas mit engliſcher Soße.
Berger, der Portier, kam und brachte mir meine Briefe. Er iſt
ein lieber, alter Mann, der niemals der Letzte in ſeinem Hauſe
werden wird. Schon vor dem Kriege beſaß er zwei aus den
Crinkgeldern erwachſene Häuſer. Ihr Beſitz war ſinnlos, da
eine beiden Söhne in den Schlachten der Weltzerſtörung fielen.
der eine in Slandern, der andere in Mazedonien. Jetzt, nach dem
Verluſte ſeiner zweiten, etwas herben Frau und nach dem
In=
krafttreten des Hypothekenregelungsgeſetzes, begann er wieder
etwas aufzublühen. Wie immer kam ich mit ihm ins Plaudern.
Diesmal fragte er mich: „Sagen Sie, Herr Doktor”.
Doktor iſt man in Berlin ſo unfehlbar wie in Wien Baron —
„kommen Sie auf Ihrer Nückreiſe nach Ingolſtadt?”
„Haben Sie dort einen Gläubiger?” fragte ich dawider.
Berger ſchüttelte den Kopf. Wo werde ich, Herr Doktor!
Aber ſehen Sie, ich habe da noch eine maragdene
Krawatten=
nadel mit ein paar Perlen und Diamanten, ganz ſchönes Stück,
immerhin auf 1500 Mark geſchätzt. Die gehört einem Gaſt, der
ſie hier verpfändet und vergeſſen hat. Alles in Ehren, ſeine
Nechnung iſt glatt! Aber vielleicht wäre der Mam froh, wenn
er ſeine Smaragdnadel zurück hätte.”
„Neſpekt!” ſagte ich, „Herr Berger, was kann das für ein
Mann ſein, der ohne weiteres eine Krawattennadel für 1500
Mark Minimumwert vergißt?”
„Gott, Sie haben ihn doch gekannt! Es war Herr Waſtian
Horlacher, der ſich immer, wenn er etwas getrunken hatte, den
Schmied nannte. Wiſſen Sie nicht, den unterſetzten Herrn mit
dem ſtarken roten Nacken und dem fröhlichen Geſicht, der hier
bei uns in der Inflation ſo toll gelebt hat?"
„Ja, ja, Herr Doktor, es war ein ſehr eigentümlicher Mann,
dieſer Herr Horlacher!, Anderhalb Jahre hat er es hier
durch=
gehalten. Er hatte die Luxusappartements, die fünf Simmer im
orſten Stock, und war als Nennſtallbeſitzer und Sportsmann
be=
kannt. Es haben ſich genau ſchlechte Leute an ihn gehängt und
lich an ihm gemäſtet. Neden wir nicht de rüber, Sie kennen das!”
er gab ſelbſt die Antwort mit der Schrecken erregenden
Behaup=
tung: „Es wird niemals durchgeſetzt werden mit dem
gegen=
wärtigen Beamtenſtab von oben bis unten.” Man war von
Senator William E. Borah, dem Schreckenskinde der
Nepubli=
kaniſchen Partei, an mancherlei Ueberraſchungen gewöhnt, aber
dieſer Angriff auf die Prohibition=enforcement-Abteilung der
jetzigen Regierung war um ſo erſtaunlicher, als Herr Borah
während der letzten Wahlfehde an der Spitze der Bewegung
ge=
ſtanden hatte, die Hoovers Bewerbung um die
Präſidentenſtell=
gegen den Mäßigkeitsmann Al Smith durch die Loſung „
PPro=
hibition” erfolgreich unterſtützte. Ein Sturm raſt durch den
imerikaniſchen Blätterwald: die „Crocken”=PPreſſe ſchäumt über
Vog ores Proulelrion
Mach Dr? Pkottetrion
vor Entrüſtung und ruft ihr „Wehe” auf das Haupt des „
Ver=
räters”; im Lager der „Naſſen” aber wie in dem der „damps”,
der Mäßigen, herrſcht eitel Schadenfreude. Auch die Witzblätter
laſſen ſich den Stoff nicht entgehen! Borah an der Klagemauer
des „Prohibitionsbankerotts” dieſes Bild verſpottet das
Ver=
gebliche ſeines Beginnens, die Bilder Vor der Prohibition
und nach der Prohibition” das Vergebliche des Geſetzes. Die
Sehde griff über auf die Politiker beider Häuſer und rief auch
die führenden Männer der angegriffenen Behörden in die Arena.
Der Vorſitzende des Prohibitionsausſchuſſes, J. M. Doran,
wies den Angriff Borahs als ungerecht, unbillig und als
gefahr=
voll für die Staatsautorität und Beamtenmoral zurück, der
Generalſtaatsanwalt Mitchell verſicherte aus vieljähriger
Er=
fahrung, niemals habe die betreffende Behörde mehr Eifer in
der Durchführung des Geſetzes entfaltet, als gerade jetzt, und
Senator Wesley L. Jones ließ unter Surückweiſung aller „
nör=
gelnden Kritik”, die nur die Catkraft der
Be=
rufenen ſchwäche, den Ruf erſchallen: „Steht
zum Präſidenten!‟ Denn Hoover, ſo verſicherte
dieſer Verteidiger des mit in den Kampf
ge=
zogenen Staatsoberhauptes, Hoover ſei nach
wie vor für ſtrenge Prohibition und unbedingte
Durchſetzung des freilich ſchwierigen Problems.
Senator Borah jedoch blieb feſt! Er erklärte
öffentlich: Der Nuf, zum Präſidenten zu ſtehen,
habe mit der Frage nichts zu tun; er nehme
ſelbſtverſtändlich an, daß Hoover ſauberen und
wirkſamen Dienſt wolle; aber das gegenwärtige
„permit system”, Erlaubnisſuſtem, ſei ein
Skandal, da es das Beſtehen von offenen
Knei=
pen (saloons) allüberall in den Staaten
ermö=
liche. „Ich nehme nicht an, daß Sie jeden
boot-
legger (Alkoholſchmuggler) erwiſchen können.
Aber dieſe trotzende, kartnäckige Mißachtung
des Geſetzes, die Cag für Cag und Monat für
Monat offen einherprahlt, ohne auf Widerſtand zu ſtoßen, dieſer
Suſtand ſchreit nach Erörterung. Das iſt meines Erachtens die
beſte Art, dem Präſidenten zu helfen, und insbeſondere, die
Ge=
ſetzesdurchführung zu unterſtützen.” Außerdem ſchrieb Borah
einen Brief an den Präſidenten, worin er ſich erbot, ſeine
An=
klagen durch Beweismaterial zu erhärten, aber auch beſtimmte
Maßregeln zur Ausrottung des „nationalen Skandals” vorſchlug.
Was der Präſident erwiderte, iſt nicht bekannt geworden.
Doch die Sache kam in Fluß: Die Behörden entwickelten auf
einmal größeren Eifer als je, angeſtachelt auch durch
Preſſebe=
merkungen, die an der vollſtändigen Durchführbarkeit eines
ſol=
chen Geſetzes ſtärkſte Sweifel äußerten. Die New Yorker
Eve=
ning Poſt meinte, man könne der Polizei ebenſo gut zumuten, ein
Geſetz durchzuführen, das alle Leute zwinge, um 10 Uhr abends
zu Bett zu gehen; ein anderes Blatt, Ohio State Journal,
er=
klärte, das Prohibitionsgeſetz müſſe heute und immer an dem
Widerwillen einer großen Minderheit (oder vielleicht Mehrheit?)
ſcheitern. Die Oppoſition wurde nicht geringer, die Stellung der
Crockenlegungsbehörden nicht beſſer, als man die Durchführung
im Februar vom Schatzamt auf das Juſtizdepartement übertrug:
in Stelle des Sinanzminiſters Mellon wurde Generalſtaatsanwalt
„dry czar”. Nun drängte die öffentliche Meinung erſt recht nach
Klärung der Sache: wie ſteht heute das amerikaniſche Volk zu
dem Alkoholverbot, für deſſen Aufrechterhaltung noch bei den
letzten Wahlen in beide Häuſer eine weit überlegene Mehrheit
geſandt worden war? Ein New Yorker Wochenblatt, The
literarg Digest, entſchloß ſich, eine Probeabſtimmung zu
veran=
ſtalten. Anfang März gingen 20 Millionen Stimmzettel hinaus;
drei Fragen wurden zur Entſcheidung geſtellt: 1. Sind Sie für
Fortſetzung und ſtrickte Durchführung des geſetzlichen
Alkohol=
verbots? 2. Sind Sie für deſſen Milderung? 3. Sind Sie für
deſſen Aufhebung? Vom 15. März ab wurde in jedem
Wochen=
heft Bericht über die Eingänge erſtattet. Im 8. Bericht der
Nr. 2090 für den 10. Mai d. J. wird das vorläufige Ergebnis
feſtgeſtellt; aus ſämtlichen Staaten ſind im ganzen 4 150 017
Stimmen eingegangen; davon ſind 1 248 589 für ſtrenge
Durch=
führung des Geſetzes, 1 231 849 für Milderung, 1 669 579 für
Aufhebung. Sählt man alſo die beiden letzteren zuſammen als
Gruppen, die mit dem Alkoholverbot unzufrieden ſind, ſo haben
leichte Weine und Bier glänzende Ausſichten, wieder geſetzlich
erlaubte Handelsartikel zu werden.
Su gleicher Seit veranſtaltete The literarg Digest einn
Son-
derabſtimmung unter Bankleuten, Geiſtlichen, Erziehern,
Advo=
katen, Aerzten und Digeſt=Beziehern mit folgendem Ergebnis:
84 824 Durchführ.
35 210 Milderung
15 096 Aufhebung
34 518 Geiſtliche: 46 659 26 865 5 864 15 912 Erzieher: 157 085 95 422 22 705 38 956 Advokaten: 62 730 18 101 9 743 54 886 Aerzte: 65 759 19956 13 568 32 235 Digeſt=Bez. 570656 224 921 110 465 255 270
Das Auffallendſte iſt dabei, daß gerade der Stand, der das
Alkoholverbot auf ſeine geſundheitlichen Folgen hin zu prüfen
hat, beinahe eine aſolute Mehrheit über die Durchführungs= und
Milderungsfreunde aufgebracht hat. Schade, daß man nicht auch
den Stand der Schmuggler und der anderen geſchäftlich
inter=
eſſierten Geſetzesübertreter befragen konnte: ſo lange ſie an der
Prohibition verdienen, mächtig verdienen, werden gerade ſie für
Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Suſtandes ſein. Der „
boot=
legger iſt und bleibt „the strong man”, der ſtarke Mann!
Mtff
Dann fuhr er fort: „Und als er mir meine letzten Auslagen
zahlte, ſagte er: „Mit meinen letzten 100 Dollar fange ich wieder
in meiner Vaterſtadt Ingolſtadt eine Schmiede an!” Und ein
paar Wochen darauf ſchrieb er mir eine gemütliche Karte: „Das
Bier iſt hier beſſer als euer Sekt dort drunten in Berlin, und
für mich iſt’s beſſer, jetzt einen Schmied zu machen als a Wurz’n.”
„Und die Nadel?” fragte ich.
„Die hatte er an unſern Kaſſierer verpfändet. Der ſtarb an
einer Blinddarmoperation, und ſo hat keiner daran gedacht bis
jetzt, wo ſie eine große Inventur gemacht haben.”
Es iſt ſeltſam beſchaffen mit dem Geiſte des Menſchen. Was
uns in einer beſonderen Stimmung geſagt wird, und ſei es auch
nur in der eines gemeinen Katers, das bleibt haften, während
manches andere, was wir mit Klugheit und Scharfſinn aufnehmen,
verweht wird wie Blätter im Winde.
Als auf meiner Rückfahrt nach München abends etwa gegen
ſechs Uhr Ingolſtadt ausgerufen wurde, fiel mir meine Pflicht
gegen den Schmied Waſtian Horlacher em. Und darum und weil
ich ein paar alte Feldzugskameraden in der ehemaligen Seſtungs=
und Univerſitätsſtadt beſaß, ſtieg ich aus und fragte mich zu dem
ſeltſamen Manne des Hammers durch, um ihm die Smaragdnadel
und Grüße vom Hotelportier Berger zu überbringen.
Der Wackere ſaß im Schurzfell auf der Bank vor feiner
Schmiede, in der die Eſſe noch glühte. Er betrachtete mich
miß=
trauiſch; da ich ihm weder ein Noß zum Beſchlagen noch ein
Eiſenwerk zum Inſtandſetzen brachte. Aber als ich die Nadel zog
und Grüße von Berger etwas zaghaft; geſtehe ich, ſtammelte, da
lachte er und ſagte: „Auf des kloa Spielding hätt i faſt
ver=
geſſen!”
Und dann ließ er durch ſeinen Lehrbuben ein paar Maß Bier,
Brezeln, Würſcht und Käſe holen. Wir ſetzten uns zuſammen,
und er erzählte:
„Schauen’s, Herr Doktor, grad mitten in der Inflation hat’s
a Schreiben geſetzt aus dem Amerika und ’s hat gebießen, meiner
Mutter Bruder wär abgefahren in die Seligkeit und hätt mir
fünfzigtauſend Dollar ins Ceſtament hineing’ſchrieben. Noa,
fünfzigtauſend Dollars, des hat an’s Maul aufg’riſſen. Und hab
i denkt, da eghſt her, Waſtian, und machſt a’n Herrenmenſchen.
Und da bin i auf Minka kimma, und da hab 1’s g’ſpannt von
meine Spezi, daß der recht: Sauſtall in Dreußiſch=Berlin wär,
und da hab im mir denkt: Auf geht’s nach Preußiſch=Berlin!
Und wiſſen’s, da hab i an Spezi derwiſcht, Baron Hirſchberg hat
der gehießen, und der hat mir a möblierte Geliebten verſchafft.
Wiſſen’s, die möblierten ſan damals rar gweſen, zwegen der
Wohnungsnot. A Cänzerin, Weſinſka hat’s gehießen. Nur
Boaner hat’s ghabt!. Nein zur Hühnerſuppin is gut gwen, ſonſt
zu nixen. Aber die boanern Geliebten ſan damals Crumpf giwen.
Dös war hart für mi, aber zum Glück hat’s a Jungfer aus dem
Spreewald dabei ghabt, von denen Menſcherln, wo gern die
Ammenleut mach’n. Ein Braten war’s, ſag i Ihnen, a ſaftiger.
Ind die Schlankerln, die andern, die ham ſchön tan mit meiner
boanern Geliebten, und i hab mi derweilen ſatt g’freſſen an dem
ſaftigen Braten draußen in der Kuchel. Aber i hab’s Maul
ghalten, ſonſt wär’n mir die andern Schlankerl noch auf den
G’ſchmack kemma. Und trunken hams mit der Boanern die
ſüßen, ſchweren Schnäps”. Alleweil habl i mi a Maß Bier neben
mein Klubſeſſel g’ſtellt und zug wart’, bis die andern a Nauſch
ghabt ham. Die reinſten Affenkaſchperln ham’s g’macht, und i,
i hab mei Freud ghabt an dem. A Gaudi is g’wen! Oktoberjeſt
und Dult in Minka zſam ſan nix dageg’n!“
Ich fragte den weiſen Schmied: „Hören Sie, Herr Waſtian,
hat es Ihnen nicht leid getan, daß dieſe Geſchäftemacher Ihnen
ſo viel abgezwackt haben?"
Noch lauter lachte er: „Ach!” ſagte er, „dös was die alles
gmacht ham, ſag i Ihnen, dös war ſchee! Alles ham mir
zſammkauft. Wir ham Kohlen auf dem Nordpol kauft und Cee
in Südamerika, und wir ham hunderrttauſend Connen billige Oar
kauft aus Auſtralien, wo’s die Schnabeltier legen. Und neie
Er=
findungen ham mer g’macht, daß’s nur ſo a Freid g’wen iſt. Und
überall, wo i hinkemma bin, ſan mir die Leit hinten neinkrolgen.
O,i ſag Ihnen, i bin fei a großer Mam gwen!”
„Aber, als Sie nun hörten, es wäre alles nicht wahr?”
„Freinderl, Freinderl, dös hab i mir glei denkt! Wo ſoll’n
denn die Schnabeltier hunderttauſend Connen Oar herkriegen!
Aber da ſan Leit dabei gwen, ſag i Ihnen, die ſelbſt an
Prä=
ſidenten gemacht ham. Und i hab mit der Sigarrin in der Fotz’n
an Scheck ausgeſchrieb’n im Klubleſſel, wie an Milliardör aus
dem Amerika! I frei mi heit no, wenn i dran denk, was i für
a Knallprotz g’wen bin! I ſag Ihnen, es war ſcho gut, daß dos
bald an End g’nomma hat, denn wiſſen’s, mein lieber Hrre, auch
der Kapitalüſt will glernt ſein. Und i möcht ums Vrrecken nit
zum andern Mal an ung’lernten Kapitalüſten machen! I kann
Das Celephon raſt.
Wer mag das ſchon wieder ſein? Der Hauswirt, der ſeine
Miete haben will? Der Schneider, der ſeit Monaten an die
Nechnung erinnert? Nun, ich werde mal hören, was los iſt.
„Hier iſt die Mars=Film, Aufnahmeleiter Piepenbrink. Sie
waren doch neulich bei uns zum Probeſingen am Mikrophon,
nicht wahr?”
Meine Stimme verſagt faſt. Sollte das wirklich ein
Enga=
gement ſein?
„Alſo bitte, kommen Sie heute nachmittag zur Koſtümprobe
ſins Atelier. Morgen ſingen Sie im Ruſſenchor mit. Vielleicht
werden es ein paar Cage. Auf Wiederſehen!”
Alſo endlich iſt es geſchafft. Nach ewigen Mühen habe ich
ein Engagement. Nachmittags iſt Koſtümbrobe. Dasſelbe wie im
ſtummen Silm. Stoßen, Schreien, Verſuche, die ſauberſten Sachen
herauszuholen. Aber morgen — morgen kann ich endlich den
Mund aufmachen! Das erſte Mal im Confilmatelier. — —
Es iſt ſo weit. Wir ſtehen alle in bunter Reihe, unſere
far=
beprächtigen Litewkas, über den hungrigen Skeletten.
Probe.
4.8
Wir ſingen. Die ſchalldichten Kabinen für die Kameras wer=
Iden herumgerückt, um die richtigen Einſtellungen zu bekommen.
Eine furchtbare Hitze herrſcht in ihnen. Sie ſind wie gepanzert
gegn die Geräuſche mit dicken Lagen Watte und Silz und
dop=
peltem Holz. Vorne iſt ein kleines Loch, mit drei Lagen beſten
Kriſtallglas ausgefüllt: das Auge des Objektivs, das da
hinaus=
ſchaut. Seitlich geht eine lange Metallſchlange ab: die
gepan=
zerte und geerdete Kabelleitung zu den Sunchronmotoren. Die
Aufnahmeapparatur — es handelt ſich in dieſem Fall um eine
Plattenaufnahme — muß ja laufen wie die Kameras, die nur
von Motoren getrieben werden. Die Nomantik des
Hand=
kurbelns iſt verſchwunden, auch hier herrſcht die extkte Maſchine.
Gepanzert und geerdet ſind die Stromleitungen, damit keine
Ströme die überaus empfindlichen Mikrophonleitungen ſtören.
Schon der Funke an einem Schalter kann in der Platte einen
deutlich hörbaren Nuck veranlaſſen: daher wird alles, wie beim
Nadioapparat, zum Schutz geerdet.
Die Mikrophone ſelbſt hängen, den Objektiven durch
Mi=
mikri” verborgen, in der Dekoration. Ich zähle: Dort, hinter
Von Hans Wilhelm.
der Vaſe, eins. Da, im Lampenſchirm, noch eins. Hinter der
Portiere noch eins. Der Aſchenbecher in unſerer Nähe
ent=
puppt ſich auch als Mikrophon. Das ſind ſchon vier. Es ſollen
aber, wie ich hörte, fünf ſein. Das kommt mir ganz wie ein
Vexierbild aus der Nätſelecke vor. Wo iſt das Mikrophon?
Endlich habe ich es: es liegt am Boden, hinter einer großen
Ständerlampe. Die Kabel gehen alle davon ab, dünne Schlangen,
die ſorgfältig verſteckt werden müſſen.
Endlich iſt es ſo weit. Rotes Licht flammt auf: Nuhe! Die
Cür wird geſchloſſen. Alles iſt mäuschenſtill. Der Regiſſeur
drückt auf einen Knopf? „Kann losgehen! Hörprobe!” Blaues
Licht flammt neben der roten Birne auf: der Plattenmotor läuft,
der Griffel zeichnet in die Wachsmaſſe die feinen Nillen ein, die
die Cöne bedeuten.
Der Dirigent beginnt. Wir ſingen. Einer iſt dabei, der ſingt
immer falſch. Man kann ihm aber gar nichts ſagen — alles wird
verewigt.
„Aufnahme ſtop!”. Abwinken des Dirigenten, Abklingeln des
Regiſſeurs. Eine Minute ſpäter bringt man die Platte, eine
etwa drei Sentimeter dicke Platte aus einem beſonderen Wachs.
Man legt ſie auf ein Grammophon, und wir hören unſeren Chor,
hören auch ganz deutlich, daß der eine falſch geſungen hat.
„Wenn Sie ſchon falſch ſingen, dann ſingen Sie lieber gar
nicht! Wir werden Sie dabehalten, aber ſperren Sie gefälligſt
nur Ihren Mund auf und geben Sie keinen Con von ſich, ſonſt
fliegen Sie raus!”
Ich bitte um die Erlaubnis, mir die berühmte Conmiſchkabine
anſehn zu dürfen. Ausnahmsweiſe iſt es geſtattet.
Es ſind zwei kleine Simmer direkt neben dem Aatelier,
ge=
trennt durch eine feſte, ſchalldichte Mauer. Auch hier wieder die
Kriſtallglasſcheiben, um ſehen zu können, was im Atelier vorgeht.
Im kleineren Simmer ſtehen Maſchinen, große, ſchwere
Dy=
namos, die einen hochfrequenten Wechſelſtrom erzeugen. Dieſer
dient zur Speiſung der kleinen Kameramotoren und des
Platten=
motors. Nur mit dieſem beſonderen Strom laufen die ſpeziellen
Motoren, die ſo abgeſtimmt ſind, daß ſie alle entweder
gleich=
mäßig laufen oder aber gar nicht. Die Genauigkeit geht ſoweit,
daß ſie ſogar zuſammen anlaufen und zuſammen aufhören zu
laufen. Sie ſind wie der Fachmann ſagt, vollſunchron.
In anderen, größeren Näumen ſind vertrautere Dinge, die
wir von der Nadiobewegung her kennen, nur iſt alles viel größer.
Große Verſtärker mit 6, 7. 8 Nöhren, viele große
Dreh=
knöpfte, ein Lautſprecher und in der Ecke der
Plattenaufnahme-
apparat. Der Herr, der hier zuſtändig iſt, erklärt mir alles ſehr
nett und in ſehr ſachlicher Sorm.
Die Drehknöpfe ſind dazu da, um die Lautſtärke der einzelnen
Mikrophone entweder zu erhöhen oder zu dämpfen —
gewöhn=
liche Widerſtände, wie wir ſie vom Nundfunk her kennen.
Sonſt ſieht der Apparat aus wie ein gewöhnliches
Grammo-
phon, nur daß ſich hier die Platte von rechts nach links bewegt
und die Membran ſtehen bleibt. Sonderbar iſt noch, daß dieſe
Platten nicht von außen nach innen laufen, wie die gewöhnlichen
Platten, ſondern von innen nach außen. Der Sweck iſt der, daß
man auf dieſe Weiſe durch das ſchnellere Ablaufen der inneren,
kürzeren Nillen am Anfang eine beſſere Conführung erhält und
der gleichmäßige Ablauf beſſer gelingt. Ferner iſt merkwürdig,
daß dieſe Platten nur 35 Umdrehungen machen, im Gegenſatz
zu den gewöhnlichen Platten, die bekanntlich mit 78
Umdrehun=
gen laufen. Außerdem ſind die Platten rieſig groß, ſie haben
vierzig Sentimeter im Durchmeſſer. Durch das langſame Laufen
und die Größe dieſer Platten iſt es möglich, dieſe etwa 20
Mi=
nuten lang laufen zu laſſen. Man braucht ſie dann bei der
Vor=
führung nicht ſo ſchnell auszuwechſeln.
Während ich mir das alles erklären laſſe, wird eine
wunder=
ſchöne blanke Metallſcheibe hereingebracht. Es iſt eine
abge-
goſſene Silbermatize. Ich erfahre, daß von den Wachsplatten
Abzüge aus Silber in einem Silberbad hergeſtellt werden, die
Obwohl er falſch ſingt, kann man ihm nichts ſagen — es wird
alles verewigt.
dann zum Preſſen der richtigen, ſchwarzen Schallplatten
ver=
wendet werden.
Inzwiſchen iſt im Atelier alles nochmals vorbereitet worden.
Wieder flammen die Scheinwerfer auf: lautlos. Es ſind
große Glühbirnen von 2000 bis 5000 Kerzen Helligkeit, die gar
kein Geräuſch verurſachen.
Die Kamerakabinen ſind an Ort und Stelle.
Langſam hört man die Motoren bei den geöffneten Cüren
ſurren. Jetzt wieder das rote Licht: „Achtung!‟ Die
Kamera=
leute gehen in die Kabinen, ſchließen die Cüren. Kein Laut
er=
tönt im Atelier. Klinzelzeichen des Negiſſeurs. Blaues Licht,
Aufnahme.
Wir ſingen. Der Mann neben mir macht den Mund auf
und zu — ohne einen Con hervorzubringen. Es iſt der, der falſch
geſungen hat.
Jetzt die zweite Strophe. Endlich ſind wir fertig.
Kingelzeichen — Aufnahme beendet.
Der Conminer kommt aus ſeiner Kabine. Es hat alles
ge=
klappt, die Platte iſt tadellos.
Es geht weiter, Einſtellung auf Einſtellung, Geräuſch auf
Geräuſch — bis der Cag zu Ende iſt.
Intereſſant, aber ſehr anſtrengend.
Sum Schluß bekommen wir das Honorar; es ſind 10 Mark
mehr als im ſtummen Film, 25 Mark im ganzen.
Und in wenigen Wochen können wir dann den fertigen
Con=
film ſehen, und vielleicht hört dann der eine oder andere ſeine
Stimme aus der Menge der Confilmkomparſen heraus.
Der Mann allerdings, der nur im Rhythmus den Mund auf
und zu gemacht hat, kann ſich rühmen, im Confilm noch nie —
ein Wort geſagt zu haben.
Aber das hat vielleicht nichts zu bedeuten.
Dasſelbe, wie im ſtummen Film. — Stoßen, Schreien, Verſuch,
ſich die ſauberſten Sachen herauszuholen.
K
K
Ve
Ihnen überhaupt ſag’n, von unſerer ganzen Seit ſag’n, dös ganze
Unglück kommt daher, daß die Ung’lernten die Fotz’n ſo weit
auf=
reißen. Und wie gut is gwen, da i Schmied glernt hab und
wieder an Schmied machen kann! Und i hab a Freid, wenn i auf
des Eiſen trommel” und des ſich recht guat reckt. Und des Eiſen
tut, was i mag! Und a Schmied bin i und Kräft’n hab i, und dös
kann mir koaner nemma.
Gut is gwen, daß i die fünfzigtauſend Dollars dahing’jagt
hab, den dös kann i Ihnen ſag’n, was die reichen Leit angeht, ſo
denkt ſich glei oaner, er könnt ſo a reichen Moa daherſpiel’n,
aber dös hab i gſpannt, nur a Narr kann an ung’lernten
Kapi=
talüſten mach’n!”
Auto=Suggeſtion.
Von Nudolf Engelmann.
Was ich da zu erzählen habe, iſt eine nicht alltägliche
Be=
gebenheit. —
Wie jedermann weiß, gibt es derart willensſtarke Menſchen,
denen es durch feſten Vorſatz gelingt, ſich ſchmerzhafte Anfälle,
wie Sahn- Leib= Kopf= und andere Schmerzen einfach „
weg=
zudenken”.
Den Vorgnag dieſes „Wegdenkens” nennt man Auto=
Sug=
geſtion.
So lernte ich im Felde einen Kameraden kennen, welcher dieſe
wunderbare Gabe beſaß, „ſich etwas vorzumachen” und ich
möchte faſt glauben, daß dieſes „Sich=etwas=vormachen”, in das
Gebiet der Auto=Suggeſtion einzureihen wäre.
Saß ich einſt bei bitterſter Kälte in meinem Erdloche am
Karageorgjevicaberge, hart an dem Semendrianer Wetterwinkel
gelegen und wärmte am offenen Herdfeuer nebſt meinen
halb=
erfrorenen Knochen die zu einem Eisklumpen zuſammengeballten
Neſte des Mittagsmahles: Etwas Hammelfleiſch und dicke
Bohnen. —
Mein Burſche, ein biedrer Slowak, der den heiligen
Wen=
zeslaus zum Namenspatron hatte, blies mit vollen Backen in die
Glut des Holzfeuers, welches wir zwiſchen einigen Siegelſteinen
a. fachten und Mühe hatten, es in ſtändigem Flackern zu
er=
halten. —
Wenzels Süge zeigten nicht nur den Widerſchein des Herd=
feuers, ſie waren in Erwartung des kommenden Genuſſes von
einem verklärenden Glanze verſchönt, ſein Magen fühlte bereits
die Wohligkeit, welche die warme Atzung ihm bringen würde.
Ich weiß nicht, wie es kam, Catſache aber bleibt, daß das
Hammelfleiſch und die Bohnen, die ſchönen dicken Bohnen, recht
beträchtlichen Brandgeſchmack auf der Sunge zurückließen, ſo
daß ich mich nach dem erſten Biſſen von ihnen ab= und dem
lieben Wenzel zuwandte, um ihm das Kompliment zu machen, er
wäre ein vortrefflicher Koch und dürfte für ſeine Mühe die
Pro=
dukte ſeiner Kochkunſt ſelber genießen.
Während ich mich an einem Stück ſalzbeſtreuten
Kommis=
brotes ſchadlos hielt, kam Wenzel meiner liebenswürdigen
Ein=
ladung mit Eifer und großer Liebe nach, und ſein Schmatzen und
ufriedenes Schnurrbartwiſchen ließen erkennen, daß er das
ver=
brannte Gericht mit ebenſolch großem Appetit verzehrte, wie ein
Seinſchmecker ſein Dutzend Schnecken, wie ſolche in Friedenszeit
im „Noten Hauſe” ſo wundervoll zubereitet wurden.
Aus meinem Staunen kam ich nicht heraus, Wenzel=Lukullus
futterte nicht nur dieſe Doppelration bis auf den Grund der
tiefen Schüſſel aus, er wickelte aus ſeinem ſchmutzigen
Caſchen=
tuch ein Kommisbrot, ſchnitt ein derbes Ende davon herunter
und wiſchte mit verklärten Augen jedes der Schüſſelwand
an=
haftende Speiſereſtchen aus.
Von perverſen Geſchmäckern hatte ich ſchon früher ſo
man=
ches gehört, aber, daß verbranntes Hammelfleiſch und verbrannte
Bohnen zu ſolch einer Verklärtheit führen könnten, das war mir
denn doch neu!
Alſo, ich nahm mir die Freiheit und fragte ihn, wie das
„Nachteſſen” geſchmeckt habe?
Meine Ohren wollten die Antwort nicht faſſen, die mir
prompt zuteil ward!
„Pane Obrlaftnant! O, warr ſich ſerr gutt, hatt geſchmeckt
wie Gansbratten mit geröſtetes Haut!”
Ich glaubte erſt, er wolle mich bei guter Laune erhalten und
mache mir etwas Luſtiges vor; aber, da hätte ich meinen Wenzel
ſchlecht gekannt!
Er war eine ſtets ernſt und korrekt bleibende Natur und war
immer ernſt zu nehmen. Ich beſprach die Sache etwas
eingehen-
der mit ihm und kam zu der Ueberzeugung, daß ſein Gaumen
heute tatſächlich auf „Gansbratten mit geroſtetes Haut”
einge-
ſtellt war!
Ich fing an, den treuen Ekkehard aus dem Slowakenlande
zu beneiden!
Und mein Neid fand kein Ende: Heute aß er verbranntes
Hammelfleiſch mit Bohnen und gab ihm den Geſchmack köſtlichen
Gänſebratens, ein andermal erbarmte er ſich ſauergewordenen
Ochſenbratens und aß im Geiſte „Kalbsfrikaſſee”, aber ſolch ein
Kälbsfrikaſſee, wie man es in Friedenszeiten, mit Sahne und
Sitrone angemacht, auf. „Wiener Manier” zubereitet, allüberall
innerhalb der ſchwarz=gelben Grenzpfähle ſo vorzüglich erhielt!
Ein drittes Mal ſchmatzte er an ranzig gewordenen
Brühkar=
toffeln herum und behauptete, ſie ſchmeckten wie junger
Blumen-
kohl mit echtem Butteraufguß und Semmelbröſchen. Kurzum, er,
der Feinſchmecker, er hatte immer die auserleſenſten
Friedens=
zeit=Biſſen, während ich mich des öfteren mit einem Stück
holz=
harten Kommisbrotes begnügen mußte.
Immer mehr beneidete ich den Menſchen um ſeinen Gäumen
und erzählte ſchließlich, um vielleicht hinter die wiſſenſchaftliche
Seite dieſes Muſteriums zu kommen, unſerem Negimentsarzte
die ſeltſame Hiſtorie von der Geſchmacksbeſchaffenheit meines
Hausverwalters.
Der „Bader”, ein echtes Weaner Kind, Spaßvogel erſter
Klaſſe, war ſofort dazu bereit, Wenzels Fähigkeit, ſich aus
Speiſeruinen Magenpaläſte zu bauen, auf die
ſo=
genannte „Wiſſenſchaftliche Probe” zu ſtellen. —
Er ſchlug vor, ein tüchtiges Endchen Speck mit etwas
Pe=
troleum zu betupfen — wir hatten damals noch reinklares
Erd=
öl in Hülle und Fülle —, es Wenzeln anzubieten und abzuwarten,
ob er zum böſen Spiele auch böſe Miene machen würde?! —
Ich fand den Scherz zu weitgehend, wollte nicht einwilligen,
aber der „Wiſſenſchaft” zuliebe gab ich ſchließlich nach.
Und Wenzel kaute mit vollen Backen, zog den weißen, zarten
Speck durch die geſunden gelben Sähne, ſchmatzte
wie King Bell, als er die geröſtete Lende ſeiner abgedankten
Lieblingsfrau zerpflückte!
Als er ſein Mahl beendet hatte und vom Doktor gefragt
wurde, wie es denn geſchmeckt hätte, ſchlug er die Hacken
zu=
ſammen, ſtellte ſich ſtramm hin und ſagte:
„Danke ghorrſammſt, Pane Regimentsarzt! Warr ſich ſerr
guttt — wie Ellſarrdinnel
Von da an war es erwieſene Catſache: Wenzel war der
be=
andſturmbataillons!
neidensm
Stevenſon, Cembinok und der
Sauberer.
Von Hermann Rufer.
Auf ſeinen mancherlei Kreuzfahrten in. der Südſee kam der
engliſche Nomanſchriftſteller Nobert Louis Stevenſon auch an
die Inſel Apemama. Es war der 1. September 1889, ein
glühen-
der Cropentag. Der Dichter reiſte mit ſeinem Sohn und ſeiner
Frau. Seine Lungenkrankheit war ſchon ſehr weit
fortgeſchrit-
ten, die warme Meerluft tat ihm wohl. In Amerika und
Eng=
land las man zu Hunderttauſenden ſeine Bücher. Es fehlte ihm
nicht an Geld, ſeine Fahrten fortzuſetzen.
Der „Aequator” lag in dem einzigen Hafen der Inſel vor
Anker. Eine geſtikulierende Menge ſtand am Ufer, dem
Schau=
ſpiel der Landung beizuwohnen. Aber Stevenſon beabſichtigte
mehr als eine bloße Landung. Sein Geſundheitszuſtand erforderte
es, daß er einmal wieder längere Seit das Schiff verließ und an
Land wohnte. Nun hatte er an den Negenten von Apemama
einen Boten geſandt und den des Engliſchen kundigen
gefürch=
teten Cyrannen fragen laſſen, ob er geſtatte, daß ein berühmter
Schriftſteller, der ſehr reich ſei und im Auftrage Ihrer Majeſtät
der engliſchen Königin reiſe, an Land gehen und ſich dort für
einige Monate ein beſcheidenes Wohnhaus bauen könne.
Der Negent, Cembinok mit Namen, kam in eigner Perſon
mit Gefolge an Bord des „Aequators”. Der Kapitän ließ ihm
Geſchenke überreichen. Aber Cembinok verhielt ſich ſehr kühl
und mißtrauiſch. Spiegel, Uhren, Regenſchirme, Muſikapparate,
blaue Brillen, ja eine Nähmaſchine beſaß er ſchon. Ihn
inter=
elſierten dieſe Dinge längſt nicht mehr. Nur das koſtbare
Coilettenbeſteck von Frau Stevenſon erregte heftig ſeine
Beſitz=
luſt. Schweren Herzens mußte man ſich davon trennen, wollte
man bei Cembinok Sympathien erwecken.
Südſee=Jauderer
Mite h
Franz Palatz in Hamburg.
(Urdruck.)
d
Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: Ke3 Let e2 5d4 14 B13 (0):
Schwarz: Ket Uh1 Sa1 bi Bet 5): 94.
Partie Nr. 72.
Geſpielt im Fernturnier des Deurio en gachhundes — Gruppe 40 —
vom 26. November 1929 bis 20. März 1930.
Abgelehntes Damengambit.
11. et 545
Schwarz”
C6Xd5
Weiß:
Den Vorzug verdiente das Wieder=
Flander (Darmſtadt) Dunker (Methler)
nchmen mit dem e=Bauen.
df—45.
1. 42—d4
ef—8
2. 69—e4
3. 8b1—3
4. 5g1—13
5. 161- 5
6. %e5
7. 7a1—=1
8. Dd1—83
9. Lg5—h4
10. Uh.4xe7
Kaum war Cembinok in ſeinem Palaſt angekommen, als er
Befehl erteilte, den Fremden als Gegengabe eine koſtbar
ge=
ſchnitzte Holztruhe zu überbringen, zugleich mit der Meldung, daß
ſie in ſeinem Reiche willkommen ſeien und auf die Mithilfe
ſeiner Baumeiſter bei der Errichtung eines Bungalows rechnen
könnten.
Cembinok ſuchte ſelbſt einen geigneten Bauplatz aus. Er
ſtand im europäiſchen Cropenhelm rauchend als Aufſeher bei den
Arbeiten, und als alles beendet war, erklärte er den Platz und
deſſen nähere Umgebung für Cabu, ſo daß den Bewohnern jede
Angſt um ihre Sicherheit genommen war.
Cembinok pflegte lebhaften Verkehr mit den berühmten
Fremden. Er wollte von ihnen vornehme Manieren lernen und
hatte ſich ausbedungen, daß er öfter mit ihnen eſſen dürfte.
All=
mählich ſchlang ſich ein aufrichtiges Band der Freundſchaft
zwiſchen dem Regenten und den Fremden.
Stevenſon durchforſchte die Inſel auf ausgedehnten
Pferde=
ritten. Daneben ſchrieb er zuſammen mit ſeinem Sohne an dem
Noman „Die Schiffbrüchigen”. Sgine üppige Phantaſie fand
reiche Nahrung an den herrlichen Cropenlandſchaften und an den
Erzählungen Cembinoks. Die Notizen in ſeinen Tagebüchern
häuften ſich.
Cembinok war ein unermüdlicher Frager nach europäiſcher
Weisheit. Er unterrichtete ſich über Architektur, Cechnik,
Wiſſenſchaft und Kunſt. Als ihm Stevenſon eines Cages gegen
eine Magenverſtimmung Bikarbonat gegeben und damit einen
unerwarteten Erfolg gehabt hatte, wurde Cembinok für die
europäiſche Arzneikunde intereſſiert. Er wollte ſeinem Volk
helfen im Kampf gegen die zahlreichen Cropenkrankheiten, die
oft ganze Jamilien wehrlos dahinrafften. Cembinok dichtete
auch, er beſang die Liebe, die Bäume und das Meer.
Schachnachrichten: Vom 12.—17. Juli findet in Hamburg
der 7. Kongreß des Weltſchachbundes ſtatt. Unter andrem wird ein
Ländermannſchaftsturnier veranſtaltet, das von 20 Ländern beſchickt
wird. Die Vertreter für Deutſchland ſind: C. Ahues (Berlin), F.
Sämiſch (Berlin), C. Carls (Bremen), H. Wagner (Hamburg), und als
Erſatzmann K. Richter (Berlin).
Gl
Kätſel
Gl
Drei deutſche Städte.
b d d d eeee ggiii IIl nn
p vrs3tt z z.
Obige 29 Buchſtaben ſchreibe man in die 29 Felder, ſo daß die drei
waagrechten und ſenkrechten Reihen gleichlautend drei deutſche Städte,
darunter zwei in Sachſen nennen.
Carl Deubel.
3.
1.
12. If:—d3
Sdf—b6
13. 0—0
f.e8—47
Sa8—f6
14. 973—5
Na8—e82
Tf4—5
8b8—7
Es folgt nun eine hübſche Bendung,
629
die den exponierten Stand des Sh5
aus=
nutzt.
ef—e6
15. Ld3—h7+ Kg8—h8
h7—n8
18. I.h7—g8!
Sh5—*8
8is-hs
17. Lg617 und Schwarz gab auf.
Da88e7
(Aus den „Deutſchen Schachblättern”.)
Silbenrätſel.
Aus den Silben: a, al, bad, bam, buſ, car. che, di, diff, do,
e e, e, fah, fan, gat, heit, i, i, il, in, ja, ka, kord, ku, lei, lett,
liſ, lo, mä, na. nal, ne, no, o, ot, phi, pi. poſ. re re. ren, rie, riſ,
ro, ſe, ſe, ſel, ſke, tah, te, teſ, u. vi, wie, ſind 21 Wörter zu bilden,
deren Anfangs= und Endbuchſtaben, beide von oben nach unten
geleſen, einen Spruch ergeben (ch — ein Buchſtabe).
Die Wörter bedeuten: 1 kleines Raubtier, 2 Prophet,
3 Staatsgut, 4 Teil des Auges, 5 griechiſcher Verräter, 6 Erfinder
eines Thermometers. 7 Höchſtleiſtung. 8 Sinfonie von Beethoven,
9 Staat im Weſten der Vereinigten Staaten, 10 Göttin der Jagd.
11 franzöſiſche Feſtung an der Moſel, 12 Knochengerüſt, 13 Fluß
im Harz, 14 geköpertes Gewebe, 15 tropiſches Rieſengras, 16
rhei=
niſche Sagengeſtalt, 17 Truppengattung. 18 engliſche Stadt (
Stein=
kohlen), 19 Bühnen=Schiebewand, 20 literariſche Kunſtform,
21 rechter Mündungsarm der Weichſel.
An ſeinem Hofe lebte ein berühmter Medizinmann, ein
Sau=
berer der alten Schule, der auch auf Erfolge hinweiſen konnte.
Cembinok wollte eines Cages Stevenſon die Künſte ſeines
ein=
heimiſchen Medizinmannes ſehen laſſen. Es ergab ſich, daß
Stevenſon gerade erkältet war, und der Sauberer erbot ſich, ihn
zu heilen. Stevenſon mußte ſich zwiſchen zwei geheimnisvolle
Körbe auf einen Steintiſch ſetzen. Der Sauberer murmelte ſeine
Sprüche, dann ſtrich er ihm mit einem Kokosnußpalmzweig
lang=
ſam mehrere Male über den Kopf, dazu ſeine Sprüche murmelnd.
Die Wirkung war ungeheuerlich. Stevenſons Gehirn fing
an, ſich zu drehen, ſein Kopf brummte. Und ein
unwiderſteh=
liches Schlafbedürfnis ergriff ihn. Seine Augen ſchloſſen ſich
wie unter einer äußeren Gewalt. Vergeblich widerſetzte er ſich.
Er konnte gerade noch mit letzter Anſtrengung ſein Bett
er=
reichen, auf das er in tiefer Lethargie fiel, um traumlos viele
Stunden durchzuſchlafen. Als er wieder erwachte, war die
Er=
kältung in der Cat vollkommen von ihm gewichen.
Stevenſons Neugierde war nun erwacht. Er drang in den
Negenten, er möge den Sauberer veranlaſſen, ihm die zwei
ge=
heimnisvollen Körbe zu ſchenken. Der Hauberer geriet in
Schweiß vor Angſt, ſein Geheimnis preisgeben zu müſſen. Er
fürchtete die Nache der böſen Geiſter, wenn er aus der Schule
plauderte. Stevenſon bot ihm die phantaſtiſche Summe von fünf
Pfund Sterling, wenn er ihm die Körbe ſchenkte. Cembinok
be=
ruhigte den Sauberer und garnatierte ihm ſeine Seelenruhe. Da
endlich war er überredet.
Vor Aufregung zotternd öffnete Stevenſon die Körbe. Seine
Enttäuſchung iſt nicht wiederzugeben. In jedem der Körbe lag
nichts weiter als eine Muſchel.
Cembinok erzählte Stevenſon aus der Geſchichte ſeines
Ge=
ſchlechtes. Stevnſon erhielt dadurch viel Stoff für ſeine
Südſee=
geſchichten. Früher als beabſichtigt mußte aber die Weiterreiſe
angetreten werden. Ende Oktober ſchon rüſtete Stevenſon zum
Aufbruch. Su Ehren des gaſtfreundlichen Negenten Tembinok
ließ er ein kleines Seuerwerk abbrennen.
Sein Schiff richtete den Kiel nach Samoa, der letzten Station
vor ſeinem ſchnellen Code.
ſchun
ſaubb
krickt,
du
vier
halt
Kreuzworträtſel.
Die Wörter bedeuten von oben nach unten: 1 Ausſchank,
2 Tiſchler=Handwerkszeug, 3 dünnes Teilchen eines Gewebes,
4 Teil des Baumes, 6 japaniſches Nationalſpiel. 8
Lebensgemein=
ſchaft, 9 Wild, 11 Balkanſtaat, 12 deutſcher Dichter. 14 Fiſch,
16 Verzierung an Plaſtiken, 18 Nahrungsmittel 24 Auerochs.
Von links nach rechts: 5 Wappenvogel 6 Leuchtſtoff. 7 Teil
des Weinſtocks, 9 Ueberzug des Eiſens bei Feuchtigkeit. 10
Feld=
maß (Abkrzg ), 13 Abſcheu 15 Teil der Kirche 17 berühmter
zeit=
genöſiſcher Dirigent, 19 Republik in Südamerika. 20 rumäniſche
Münze, 21 rechter Nebenfluß der Drina, 22 Vorfahre, 23 Anſturm
auf Kaſſen, 25 Lyriker des 18. Jahrhunderts.
ſoweit a
friedrich
den Ern
lich die
weislick
Bargrt
ſobiel
nehme
Bedriel
A.
Auflöſung der Rätſel aus Nummer 27.
Zum Nachdenken.
Die kleinen Zahlen deuten, je nachdem ob ſie vor oder hinter den
großen Zahlen ſtehen, an, wieviele Buchſtaben von den Namen der
gro=
ßen Zahlen vorne oder hinten wegzulaſſen ſind; es ergibt ſich: „
Fröh=
liche Ferien!”
Eine Frage.
Weil er unten nicht durch kann.
1 2 3 4 5 Wache, 6 7 8 9 10 Trunk. 11 12 13 Lid.
Wann ich Geld brauche.
1—2 Seine, 2—3 Eimer, 3—4 Rurik, 4—5 Komik, 5—1 Krems.
„immer!”“
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. — Verantwortl., für die Redaktion: Dr. H Nette. Darmſtadt, Fernſpr. 1, 2384—3392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. gerboten.
[ ← ][ ][ → ] Jetzt mecht ich bloß aans wiſſe: hawwe mer die Hundsdäg
ſchun hinner uns, odder noch vor uns. Odder war die
Back=
ſtubb voll Hitz, die wo mer in de letzte Woche verbaßt hawwe
krickt, bloß ſo en klaane Vorſchuß uff die Hundsdagsſeelichkeid?!
— No in dem Fall wärrn mer uns noch uff allerhand gefaßt
mache kenne, un ich will bloß hoffe un winſche, daß es
Waſſer=
werk aus ſeine Waſſernot haus is, un alle diesbeziechliche Winſch
in Bezugnahme uff de Waſſerverbrauch geracht wärrn kann.
Ganz ſo aſch därf mer iwwrichens wääche dem Waſſermangel
mit unſere Stadtverwaldung in dem Fall net ins Gericht geh,
dann ſie konnt wärklich net wiſſe, daß die Hundsdäg diß Johr
vier Woche frieher eiſetze. Sie hott ſich in ihre Gudglaiwichkeid
halt uff de Kellenner verloſſe. No un wann ſich e
Stadtverwal=
dung noch net emol uff de Kallenner verloſſe kann, — ja,
um’s Himmels Wille, uff wen ſoll ſe ſich dann do verloſſe . . . .
Was nu mein Klaagadde bedrifft, nemlich die
Schnittlauch=
bladaaſch vor meim Kichefenſter, ſo hott die jo zum Glick die Hitz
un die Waſſerkalamidät, Dank meiner ſparſamen Spritzmedhod,
ſoweit gut iwwerſtanne; was mich in ſo färn einichermaße
be=
friedricht, als ich hinnenooch erfahrn hab, daß mer die Stadt for
den Ernteausfall gornet ſchadeerſatzflichdich mache kann.
Nem=
lich die Stadt hott in ihre Waſſerliwerungsbedingunge ſich
wohl=
weislich de Buggel ſauwer gehalte, indem’s gleich im erſte
Bavagraf ausdricklich haaßt: Es derft bei Dag un Nacht jeder
ſoviel Waſſer zabbe als do weer; im annern Fall hette die
Ab=
nehmer kaan Aſpruch uff Endſchädigung, nemlich bedräffs de
Bedriebsſteerunge, odder infolge „heecherer Gewalt”
No un wann ſo e unverhergeſähe Hitz kaa „heecher Gewalt”
is, dann mecht ich doch wärklich emol ſähe, wie aa ausſieht, die
wo ag is. Nadierlich, däß hett dene Schlaubärfer ſo gebaßt,
wann ſe die Stadt aach noch ſchadeerfatzflichdich hette mache
kenne for ihrn verlorn gegangene Dorſcht, odder weil ſe den mit
Bier hette leſche miſſe. Ich glaab, die Brieder mit ihre ewich
druckene Läwwer, die hette die Stadt e ſchee Rächnung
uffge=
macht. Un ich kenn ſo e paar, die hawwe ihrn Dorſcht aſch weit
hinne ſitze . . . . .
No, was mer verſteht, kann mer verzeihe. — Un deß Schlimme
dabei is jo bloß, daß mer bei ſo=ere unſittliche un genzlich
un=
hygeueniſche Hitz immer de Angſt ausgeſetzt is, mer mißt am
End gar druckene Schweiß ſchwitze, weil’ mer innwennich ganz
ausgedruckend is daß mer kaan Drobbe mehr hergäwwe kann.
Ich hab mich däßhalb uff de kalte Kaffee verlegt; un ſo e halb
Ahmerche vun däre „braune Brieh” hab ich am Dag iwwer ſchun
verkonſumiert. Freilich, awends hatt ich noochher ſo en
lebbe=
riche Mage, daß ich halt aach emol äbbes Konſtandes gebraucht
hab —
No, un in däre Beziehung kann mer de Stadt doch wärklich
kaan Vorworf mache, for ſtädtiſche Schankſtätte hott ſe in weiſer
Vorausſicht ſchun bei Zeide geſorgt, wo mer im Ernſtfall ſein
Dorſcht löſche kann, wann’s am Waſſer fehlt.
Awwer bei ſo=ere unbottmeßiche Bärjerſchaft is däß jo alles
kaan Dank; ganz im Gäjedaal, 18 wärd ſogar noch driwwer
gemault. Un dobei waaß doch jeder Eiſichdiche, daß „die
Waſ=
ſerverknabbung jeweil nur für einiche Tage im Jahr
ein=
tritt”, während dohärngäje de Dorſcht ſich iwwer’s ganze Jahr
erſtrecke dhut —
Am meiſte hott die Hitz bekanntlich unſere Stadträt zu
ſchaffe gemacht, die ſin am vorvoriche Dunnersdag dermaße
ge=
ſchwitzt, daß ſie ſich um aa Hoor beioh in ihr ſemtliche
Beſtand=
daale uffgelöſt hette, wie die Budder in de Sunn; dann
vermudlich weer gach bei ihne weider nix iwwerich gebliwwe, wie
e bische Waſſer mit e paar armſeeliche Fettaage druff".
Awwer es war nix mit de Uffleeſerei. Die junge Stichling
in unſerm ſtadträdliche Aquarium mußte ſich nemlich vun dene
alde Setzkarbfe belehrn loſſe; daß en Stadtrat alles kann, bloß
ſich net ſällwer uffleeſe. Jetz ſin nadierlich die junge Stichling
ſo geſcheid, wie vorher aach; s frogt ſich bloß, ob ſe wiſſe, wie
geſcheid ſe vorher gewäſe ſin".
Wie geſagt, de Stadtrat kann ſich, vun ſich aus, net
ſäll=
wer uffleeſe, ſundern er kann nor de Beweis ſeiner
un=
fähigkeid erbringe, indem er ſich alſo de Flichte, bleeslich
for des Wohl der Bärjerſchaft zu ſorje, endzieht; beiſpielsweis,
indem er nix dhut, als Fenſterredde halte un iwwerrickſe Adräg
ſtelle, un dhut uff die Art die Zeit verbemmbele, zum Schade
vun=eme geordende Gemaandewäſe, un uff Koſte vun de
bedau=
ernswärde Bärjerſchaft. Alſo, wann de Stadtrat uff die Art un
Weis de Beweis ſeiner Unfähigkeid erbringt, dann kann er vum
Miniſter des Innerlichen uffgeleeſt wärrn; awwer bloß vun
dem —
Ich will nadierlich net behaubte, daß uſer neier Stadtrat
den Beweis ſeiner Unfähigkeit bereits erbracht hott;
noch kann ich behaubte, daß er de Beweis ſeiner Fähichkeid
erbracht hott; ich mecht nor ſage vun unſerm Miniſter des
Inner=
lichen: denn er iſt freundlich un ſeine Giede währed ewichlich ..."
Mag dem awwer ſei, wie’m will, unſer uffleeſungsbefliſſene
Stadträt hawwe nu blaggadaſchleglicherweis die Flucht in die
Effendlichkeid ergriffe, un hawwe „es beeſe Gewiſſe” an die
Wand gemolt; dann wo ſollte ſe’s aach annerſter hinmole. Ja,
wann ſe e Zeidung hedde! — Un däß is unbedingt en Mangel,
dem umgehend abgeholfe muß wärrn. Es geheert jeder
Stadt=
ratsfrackzion e eiche Blatt, odder noch beſſer: jedem aanzelne
Stadtrat e Wochenſchrift, wo er ſei Gehärnſchmalz autsdräde
kann. Däß Bladd mißt ſelbſtredend uff ſtädtiſche Koſte gedruckt
wärrn, damit mer’s koſtenlos an die wißbegieriche
Bärjer=
ſchaft abſetze kann. Hei, do hette mer awwer was zu leſe! —
Dann die Berichte, die wo mer im allgemeine iwwer die
wäld=
bewegende Redde, die wo uffm Rodhaus verzabbt wärrn, zu
läſe kriefe, die ſin doch gor zu ſpärlich. Net wohr, do hellt
mit=
unner ſo e wiefer Fenſterredner en Spiech, un zu dem, was er
zu ſage hott, brauch er e halb bis e ganz Stund. Un am annern
Dag, wann er in die Zeidung guckt, is däß ganze
weisheits=
driefende Geſchwätz mit aam aanziche Satz abgedha. Do is
nadierlich der im Vordaal, der wo vor, un nooch jeder
Stadt=
ratsſitzung kroddebraad in ſeim eichene Blatt ſage kann, was
er gärn ſage dhet. wann er ſage därft, was er ſage mecht — —
Alſo is mei Forderung: jedem Stadtrat ſei eiche
Zeidung, damit er ausfiehrlich zu Wort kimmt, was jo uffim
Rodhaus kaum noch meeglich is, for lauder Gebabbel.
Un weil ich nu’ grad emol am fordern bin, mecht ich noch
ferner de Vorſchlag mache, daß mer während de Hundsdäg net
bloß im Radskeller for Erfriſchunge ſorgt, ſundern daß mer for
alle Fäll bei de Sitzunge aach gleich e paar Eisbeidel beraad
hellt, for den Fall eines Falles. Ich hab mer ſage loſſe, ſo en
Eisbeidel dhet im geeichente Momend wahre Wunner wirke. . .
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchribbdumm. — Jwwrichens hott jo aach de
Pedruß e Eiſähe gehatt, un hott mei Bitt um Räje guädichlich
erheert, ausgangs de Woch. Sälbſt die Duſche am Wog laafe
widder, bloß, es is jetzt niemand do, der ſe benutzt —
Awwer aach for de Heiſchrecke=Inwaſion hatt der
kalde Räje ſei Gudes. Un die Ooſebießer hawwe grad genuch
Schade a gericht; net bloß in de Grieſemer Gemarkung, ſundern
aach in de Kebb vun e paar ſchreibwiediche Schornaliſte, hier, hochnäſiſch uffm Abſatz erum — —. Mag ſe, die Haubtſach is,
ſowie aach in Frankforter Blätter. No däß waaß mer jo, die
Frankforter Zeidunge bringe jo aus lauder Nechſtelieb gärn mehr wert, wie all dene ihr diefſinnich Lidderadurkulldurgeſchwätz
alles, was vun Darmſtadt un ſeine Umgäwung hanneld, es muß
nadierlich bloß was Schlächtes ſei. — Die Nechſtelieb ſpiert
mer ſogar als am Fraukforter Sender, dann wann do emol e
paar Kinſtler vun unſerm Theater mitwirke, do haaßt’s nie (wie
bei de annern!): Herr Sowieſo, odder Fräulein Dickundfn
„vom Darmſtädter Landesthegter”; un ſälbſt wann de
Hans Närking, (wo e geborener Darmſtädter is!) un die Lene
Owwermeyer ihr „Luſtich Gebabbel” verzabbe, do muß ſich’s
ſogar de Robert Schneider gefalle loſſe, als „Frankforter” zu
gälte
Daß näwebei. — Alſo aach die Heiſchreckeblog ham=mer
iw=
werſtanne, eh ſe noch mehr Schade arichte konnte. Daß es
ſo=
weit kumme is, liggt nadierlich bloß dadra, weil die Grieſemer
in ihrm Gemaanerat kaa „Heiſchrecke=Kummiſſion” hawwe, die
wo ſich’s Johr iwwer mit dem Iwwel befaßt. Mir hawwe jo
zwar in unſerm Stadtrat aach kaa, awwer dofor ham=mer
unſer „Maikäwwerkummiſſion”, 8 weer zu erwäge,
ob mer net aach ſchleunichſt e „Heiſchrecke=Kummiſſion” bilde dhut.
— Aaner vun unſere Zeidungsſchreiwer hott ſogar gemaant, die
Schuld vun dem Iwwerhandnemme vun de Heiſchrecke kemmt
doher, weil kaa preißiſche Kommißſtiwwel mehr uffm Grieſemer
Exert erum maſchiern dhete, die wo mit gleichem Schritt un
Dritt die Brut vernichte dhete. — No, ich glaab, däß is dene
Heiſchrecke ganz egal, ob ſe vun=eme preißiſche, odder
vun=
eme rebublickaniſche Kommißſtiwwel verdräde wärrn. un
weil mer halt kaa Reichs wehr hierher kumme loſſe därfe, wie
weer’s mitm Reichs banner,
Iwwrichens, ſo Heiſchrecke, die hawwe en verdammt
ver=
wehnte Geſchmack, ausgerechent uff die Kadoffel= un Riewefelder
ſetze ſe ſich. Als wann ſe ſich net aach emol uff’s Finanzamt
ſtärtze kennte mit ihre Fräßſucht und kennte do die iwwerfliſſiſche
Akte un Steierzeddel ufffräſſe, mit dene ſich die arme Biamte dort
bloge miſſe; do weer gleich Luft...."
Jedenfalls hoff ich, daß mer ſich am Landesmuſeum die
Hei=
ſchreckeblog net endgeh leßt, un dhut aa vun dene Rieſe=
Mam=
mud=Heiſchrecke, vun dene die Zeidungsſchreiwer gefahmt hawwe,
for ſpedere Zeite konnſerwiern un ausſtobbe; do weer Darmſtadt
widder um e Sähenswärdigkeid reicher. Dann wie hott däß
Darmſtädter Orſchinal, de „Heihibber”, in unſere Jugend als
geſunge:
Heiſchrecke hie, Heiſchrecke her,
So kaa Heiſchrecke gibt’s net mehr . . ."
Awwer zum Lache gibt’s äwe aach verflucht wenich.
Heech=
ſtens drauß im Orfeum, wo ſe den ganz hervorggend
ausge=
zeichente Schwank vun Arnold un Bach bringe „Wiekend im
Paradies” — un wo mer net bloß während de Ufffiehrung
aus vollem Hals lache kann, ſundern aach noch am annern Dag,
ohne daß wer ſich noochdräglich wääche ſeine Lachluſt zu ſcheeme
brauch. — Ich hatt die luſtich Aigeläächenheit ſchun den Winder
unſerm große Herr Indendand empfohle, däß hettime paar
iw=
wervolle Haiſer un e ſchee Stang Gold ei gebracht. Awwer no,
an unſerm Theater ſpiele ſe kag Zeitbilder „zum lache”, ſundern
nor Zeitbilder „zum greine”; dofor is es halt e „
Kulldur=
theater”—
„Du liewer Himmel: Dichte, ſpitzfinniche Broblme ausdifftele,
un dorch drei=vier Akte langweilich bequatſche, däß kenne viel in
unſerm deitſche Vaderland. Awwer Witz mache, un en ſauwere
Schwank zuſammenbaue, dodezu ſin nor ganz wenich, ſozuſage
„begnadede” Menſche berufe. Awwer nadierlich: mit ſo=ere
kreiz=
vergniechte Sach, wie des „Wieckend im Paradies” a is, un wo
ſich des Volkes wahrer Himmel uffdhut, do waaß aach unſer
zimfdiche Lidderadur=Kridick nix azufange; doch dreht ſe ſich
daß mer, 8 Volk, widder mol richdich lache därfe. Däß is
Fürs Niebergalldenkmal vom Tierſchutzverein 250,— RM.
Der zeitgemäße Haushalt.
Fliegenleim ſelbſt herzuſtellen. Dazu miſche
man 20 Gewichtsteile Vogelleim mit 5 Gewichtsteilen Honig und
5 Gewichtsteilen Melaſſeſirup. Mit dieſer Miſchung beſtreiche
man beiderſeitig ca. 3 Zentimeter breite Streifen von
Pergament=
papier, die man nach Wunſch in den einzelnen, von Fliegen
beſon=
ders ſtark heimgeſuchten Räumen aufhängt. Beſonders in der
Speiſekammer und Küche ſind derartige Fangſtreifen am Platze.
Fliegenvernichtungstinktur. In einer Flaſche
miſche man 12 Gramm Eſſigäther, 100 Gramm Kölniſches Waſſer
und 125 Gramm Inſektenpulvertinktur mit 25 Gramm Eukalyptol.
Alle Zutaten ſind in der Apotheke erhältlich. Dieſe Flüſſigkeit
be=
wahre man gut verkorkt auf, um ſie abends vor dem
Schlafen=
gehen in den von Fliegen heimgeſuchten Räumen mittels
Zer=
ſtäubers zu verteilen, nachdem man zuvor 1 Gewichtsteil mit 10
Gewichtsteilen Waſſer verdünnt hat.
Fliegenpulver von vorzüglicher Wirkung.
Man miſche 4 Gramm Natron Bicarbonicum mit 12 Gramm
ſein=
gepulverten Galläpfeln, 6 Gramm feingepulvertem Eiſenvitriol,
2 Gramm Kienruß, 150 Gramm klarem Zucker, 50 Gramm
Weizen=
mehl und 50 Gramm Arſenikſäure. Die ausgeſtellten Teller
ver=
teile man in den einzelnen Räumen. Die davon naſchenden Flie=
K, I..
gen werden in Maſſen getötet.
Fiſchreſteanheißen Sommertagen am gleichen
Tage aufbrauchen. Wenn von der Mittagsmahlzeit Fiſch
in mehr oder weniger großer Menge übrig blieb, ſo ſollte er noch
in warmem Zuſtande von den Gräten gelöſt und von der Haut
be=
freit werden, um ihn dann entweder mit Eſſig, Oel, Salz, Pfeffer
und etwas Mayonnaiſe, ſowie Kapern als Fiſchſalat
zuzuberei=
ten, oder aber mit aufgelöſter Gelatine zu Fiſchſülze, wie
auch am Abend mit Rührei anbraten. Auch feingewiegt, mit Ei,
Salz, Pfeffer und Zwiebel abgeſchmeckt, ergeben Fiſchreſte noch
kleine Fiſchklößchen, die, goldbraun gebraten, mit einer
Zwiebel=
oder Kapernſoße mit Kopf= oder Gurkenſalat eine ſchmackhafte
Mahlzeit ergeben.
Nützt die Heidelbeerſaiſon gut aus! Neben den
Sauerkirſchen ſind auch die blauſchwarzen Heidelbeeren, in
Süd=
deutſchland und Oeſterreich auch Schwarz= oder Heubeeren und in
Norddeutſchland Pick= und Blaubeern genannt, auf dem Markte
rſchienen, die von den meiſten Hausfrauen nur zum Einmachen
verbraucht werden, obgleich ſie ſich auch noch in anderer Weiſe in
der Küche verwenden laſſen. So ergeben ſie, friſch mit Milch
übergoſſen, mit Zucker überſtreut und eingebrocktem Zwieback eine
erfriſchende Kaltſchale, wie auch ein bekömmliches Abendbrot
für Kinder, die ſie wegen ihres beſonders hohen Eiſengehaltes ſo
oft wie möglich vorgeſetzt erhalten ſollten. Eine andere, ebenfalls
erfriſchende Kaltſchale bereitet man von dem gewonnenen Saft
der gekochten Heidelbeeren, den man mit wenig Kartoffelmehl
dünnſämig gebunden, mit Zucker oder heißaufgelöſtem Süßſtoff,
1 Eßlöffel Kochwein oder 1 Likörgläschen Rum und etwas friſcher
Butter abgeſchmeckt. Recht kalt geſtellt, kann man die Kaltſchale
entweder mit Schneeklößchen, Kekſen, in Butter geröſteten
Semmel=
bröckchen oder eingekochtem Zwieback ſervieren.
Als Nachtiſch findet Heidelbeergrütze, mit Hafergrütze
oder =flocken ausgequollen, wie die Kaltſchale gewürzt, mit Sahne,
Vanille= oder Mandelſoße immer begeiſterte Liebhaber. Und
Heidelbeer=Eierkuchen, in die Beeren eingebacken
wur=
den, ergeben, mit Zucker beſtreut, an heißen Sommertagen ein
ebenſo ſätigendes, wie leicht verdauliches Mittageſſen. Von dem
wie oben gewürzten Säft, mit 7 Blatt Gelatine auf ½ Liter
ver=
rührt, kann man ein köſtliches Gelee als Nachtiſch bereiten, und
ein Heidelbeer=Kuchen von Hefeteig, ſowie eine
Heidel=
beertorte von Mürbteig mit einem Eierguß gehört wohl zu
jenen Gaumengenüſſen, die von jung und alt im gleichen Maße
A. I.
geſchätzt werden.
Kompotte, deren Ueberſchuß an Säure „
ge=
dämpft” werden muß. Sowohl der Rhabarber, wie die
Stachelbeeren haben einen großen Gehalt an Oxalſäure, der durch
doppeltkohlenſaures Natron etwas gelöſcht werden muß, wenn
man nicht zuviel Zucker zum Süßen verwenden will. Und zwar
genügt erbſengroß davon auf zirka 1 Pfund Kompott, das man
unter die Maſſe rührt. Sobald das Natron aufſchäumt, kann
man das Kompott ſüßen. An Zucker kann man auch ferner noch
ſparen, wenn man zum Würzen halb Zucker, halb Süßſtofflöſung
benutzt.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: „Johannisbeerkaltſchale, Kalbswickelbraten mit
Kohlrabigemüſe, geſchm. Sauerkirſchen.
Montag: Heidelbeer=Eierkuchen.
Dienstag; Grüne Erbſen mit Karotten und geb. Kalbshirn.
Mittwoch: Gurkengemüſe mit Bratkartoffeln und Rührei,
Donnerstag: Pfifferlinggemüſe im Kartoffelrand.
Freitag: Fiſch=Pichelſteiner mit Salat.
Samstag: Hefeklöße mit Obſt.
II
Humor
a
Neue Vorſchläge für den Herrn Reichsfinanzminiſter.
Es gibt noch mehr Steuermöglichkeiten zwiſchen Himmel und Erde,
zheit uns träumen läßt.
Friſuren
gehören ſeltſamerweiſe auch zu
jenen Kapiteln im Buch der Mode,
die man — ganz zu Unrecht —
mitunter zu „überblättern” geneigt
iſt, da man findet, daß immer jene
Friſur, die man eben trägt, auch
die richtigſte ſei.
Das iſt aber tatſächlich ganz
und gar nicht der Fall. Denn man
ahnt garnicht, wie ſehr die
Haar=
tracht die Wirkung der Erſcheinung
und natürlich auch die modiſche
Aufmachung einer Frau zu
beein=
fluſſen vermag.
Begann denn nicht die
Eman=
zipation der modernen Frau zum
Teile mit ihrer Haartracht? Auch
darf man nicht vergeſſen, daß jede
Kulturepoche ſich auch in der
Fri=
ſur ausdrückt und die Mentalität
einer Zeit ſchon durch die
Haar=
tracht ganz genau rekonſtruierbar
zu ſein pflegt.
In unſerer Zeit allerdings liegt
in dieſer Richtung ein gewiſſer
Widerſpruch, denn wiewohl „
Sach=
lichkeit”, und „Primitvität” die
Schlagworte des Tages und auch
der Mode ſind, entfernt man ſich
bei der Haartracht von dieſen
Grundſätzen ganz auffällig und
verſucht, Friſuren in Mode zu
bringen, die mitunter ſogar
ziem=
lich kompliziert ſind.
Immerhin aber bleibt die
Tat=
ſache noch troſtreich, daß —
wäh=
rend vor ganz kurzer Zeit noch
der Gedanke an eine
wiederkeh=
rende Mode des langen Haares
ſehr nahe lag, und die Frauen
ſo=
mit ernſtlich Gefahr liefen, ſich der
ſchönen Selbſtverſtändlichkeit des
kurzen Haarſchnitts zu begeben —
man ſich doch nun endgültig für
kurzes Haar entſchieden zu haben
ſcheint, vermutlich, weil man am
Ende doch einſehen mußte, daß
Sprotlichkeit mit langem Haar
ſchier unvereinbare Begriffe ſeien
und daß auch die arbeitende Frau,
die nur für die notwendigſten
Fragen der Kosmetik und Mode
Zeit zur Verfügung hat, der Mode
des langen Haares unter allen
Umſtänden aus dem Wege gehen müſſe, da damit unfehlbar eine
Kette von Schwierigkeiten, und vor allen Dingen ein
bedeuten=
des Opfer an Zeit verbunden wäre
Darum befaßt man ſich heute ausſchließlich mit der Frage,
wie die kurzen Haare am vorteilhafteſten zur Geltung zu
brin=
gen ſeien, und ſchafft in dieſem Beſtreben das, was ja eigentlich
das Richtigſte iſt: die individuelle Friſur.
Als grundlegend kann die Tatſache angeſehen werden, daß
eine blonde Frau immer weichere Friſuren wählen kann als die
Brünette, die mit einem etwas ſtrengeren Haarſchnitt immer
ungleich günſtiger ausſieht.
Allerdings iſt damit keineswegs gemeint, daß etwa der
„Eton=Schmitt” (ſeinerzeit bekanntlich ein Hauptfaktor der „
Gar=
gonneMode”) wieder i ſeine alten Rechte eingeſetzt ſei, denn
der ganz glatte Kopf mit dem flach zurückgeſtrichenen Haar
ge=
hört einer vergangenen Mode=Aera an, ſo natürlich er ſich auch
der Mentalität der modernen Frau anpaſſen würde.
Man liebt jetzt aber ausſchließlich eine weiche, anmutige
Haartracht, die allerdings mit den Erforderniſſen des Tages
weniger harmonieren mag als mit dem Stile der neuen Mode,
den ſie aber ganz ausgezeichnet trifft.
Denn all die ſeltſamen „
Unwahr=
ſcheinlichkeiten” der neuen Mode
mit ihren allerdings mitunter recht
reizvollen Uebertreibungen findet
.:.::.. auch in der Haartracht wieder
und beſonders die abendlichen
Friſuren ſind in ihrem
Phantaſie=
reichtum ſicherlich beachtenswert.
Da gibt es eigenartige „
Locken=
köpfe” (natürlich in der Wirkung
niemals überladen, ſondern immer
noch einfach und — wenn man ſo
ſagen darf — „von einem Schick,
der modiſche Emanzipation
ver=
rät”), ſehr elegante Wellen=
For=
men, ja ſogar Knoten=Friſuren,
die nun neuerlich im Modenbilde
erſcheinen und für jene beſtimmt
ſind, die das ganz kurze Haar nicht
wünſchen, aber auch noch nicht zur
langen Haartracht zurückgekehrt
ſind, ſondern halblanges Haar
tra=
gen, das den Vorteil hat,
gelegent=
lich für Abendfriſuren vorzügliche
Möglichkeiten zu bieten.
Der tiefe Knoten im Nacken
(Mittelbild rechts) iſt beſonders
für dunkelhaarige große ſchlanke
Frauen wunderbar, in Verbindung
mit dem ſog. „Madonnen=Scheitel”
außerodentlich maleriſch.
Blondinen hingegen werden
ſich unbedingt lieber für eine
Lok=
kenfriſur entſcheiden, die auch aus
kurzem Haar gedreht werden kann
und immer ungemein originell iſt.
Man nennt dieſe Haartracht
„Hollywood=Kopf”, weil dieſe
Fri=
ſuren vom amerikaniſchen „
Film=
girl=Typ” geſchaffen und während
der letzten Jahre unentwegt in
Mode gehalten wurden (Mitte
links).
Für die Tagesmode aber ſetzt
ſich in der Hauptſache die
ſchlicht=
zurückgeſtrichene Friſur mit breiten
Waſſerwellen durch, die immer
elegant und unaufdringlich ift und
jede Frau vornehm kleidet (links
oben).
Mit der neuen Mode, die
be=
kanntlich vielfach auf ältere
Vor=
bilder zurückgreift, ſcheint nun auch
die „Stirnlocke” wiederzukommen,
die ſich mit Scheitel und breiten
Wellen ganz vorzüglich vereinigen
läßt und für Hellhaarige das Richtige iſt (Skizze rechts).
Manchmal wird die Idee der Stirnlocke ſogar ſo weit
aus=
gebaut, daß eine Haartracht entſteht, die abſolut an die ehemals
gebräuchlich geweſenen „Friſetten” gemahnt und ſehr
jugend=
lich und flott iſt Bei halblangem Haar pflegt man dieſe
Friſetten mit Nackenlöckchen zu kombinieren und ſchafft auf
dieſe Weiſe eine ſehr kleidſame, etwas ſtiliſierte Haartracht
(links unten).
Ein durchwegs breit=gewellter Kopf mit im Nacken
ein=
gedrehtem Haar zählt mit zu den beliebteſten Friſuren der
Willy Ungar.
Saiſon (untere Reihe rechts).
Strand=Sandalen
ſind im Augenblick ſehr aktuell, denn es gilt als unmodern und
— was noch ſchlimmer iſt: als abſolut unſchick, barfuß an dem
Strande zu erſcheinen.
Viele zwar meinen, daß ein Badegummiſchuh mit Abſa
(der bekanntlich nicht anders ausſieht als ein Straßenſchuh, abe
inſofern ſehr praktiſch iſt, als er ſofort abtrocknet) bedeuten
vorteilhafter ſei als die Sandale; doch hat auch dieſe For
viele Anhängerinnen, und beſonders die zahlreichen Sonner
Anbeterinnen, die raſch gebräunt ſem wollen und darum de
Sonne ſoviel Zutritt als möglich geben, entſcheiden ſich imm
wieder für die Sandale.
Die Formen ſind ſehr verſchieden: beliebt iſt vor allen Di
gen die einfache, aus Riemen verfertigte „Petrus=Sandal
(rechts), doch wird auch die kunſtgewerblich=wirkende, mit bunt
Leder=Applikationen verſehene „Opanken=Type” ſehr geſchätz
Der Anhänger im Knopfloche
iſt eine ſehr amüſante und derart kapriziöſe Angelegenheit, daß
man begreifen wird, warum ſich dieſe „Mascotte” ſo raſch
popu=
lär zu machen verſtand.
Schon in allerkürzeſter Zeit entſtanden hier unzählige
Vari=
anten in allen erdenklichen Ausführungen: in Gold, Elfenbein,
Silber, Email, Porzellan . . . . ein Ideenreichtum ohne Ende.
Und die Anhänger ſelbſt haben die aparteſten Motive: kleine
Fröſchchen (eine beliebte Feriengabe als Talisman für
Schön=
wetter), der Bonzo (ein Zeichen „treuer Anhänglichkeit” im
wahr=
ſten Sinne des Wortes); originell auch ein Negerkindchen mit
ſchwarzem Ebenholzkopf; „Micky”, unſer aller luſtiger
Film=
freund nicht zu vergeſſen; eigenartig ein Buddha aus Elfenbein
oder einem Halbedelſtein geſchnitzt — beſonders für jene geeignet,
die oſtaſiatiſches Kunſtgewerbe zu ſchätzen wiſſen .. . . W. U.
Das „Sachet”
iſt ein Requiſit, das zwar früher einmal ſehr verbreitet war,
in=
zwiſchen aber faſt in Vergeſſenheit geriet; doch muß man ſagen,
daß man ſich ſeiner gerne wieder erinnert, weil es für die Neiſe
ſchier unentbehrlich iſt, da es ja in den feſt (oft allzu feſt!)
ge=
packten Koffer jenes gewiſſe Syſtem, jene Ordnung bringt, die
gerade für die Urlaubsfahrt ſehr wichtig erſcheint, da man ja oft
nur kurze Station macht und dann raſch finden will, was man
gerade ſucht.
Man wird die einzelnen Sachets natürlich alle aus dem
gleichen Material arbeiten, und zwar vornehmlich aus farben=
frohen Geweben, am liebſten aus einem ſchick=gemuſterten
Im=
prims, das im Gepäck imner flott ausſieht.
Das „Sachet” für Tachentücher iſt ſeit jeher üblich (rechts
oben), das für Handſchuhe fraglos ſehr praktiſch — beſonders,
wenn es ein wenig mit Steifleinen unterlegt iſt, um den
Hand=
ſchuh glatt zu erhalten; größere Sachets bringt man auch für
Wäſche (Skizze links unten), in letzter Zeit ſogar ſolche für
Strümpfe. Ein kleines Säckchen aus dem gleichen Material iſt
für die allernötigſten Toilettenbehelfe, Nähzeug, Knöpfe uſw.,
ſehr empfehlenswert (links oben).
W. u.
Das „Fregoli=Enſemble‟
eine eigenartige Anregung der großen Modeſalons, hat in Mode=
und Neuheits=befliſſenen Kreiſen begeiſterten Widerhall
gefun=
den, und faſt ſcheint es, als ob dieſe Idee nicht eine von vielen
bleiben ſollte, die — ebenſo raſch wie ſie entſtanden ſind —
wie=
der verſchwinden, da ſie ſo außerordentlich gut gefällt, daß
man ſich von dieſer Neuheit ſogar in allerkürzeſter Zeit eine
ge=
wiſſe Popularität verſpricht.
Man hat das „Fregoli=Enſemble” derart aufzufaſſen, daß
ein helles, ſommerliches Kleid mit einem Handgriff in ein
elegan=
tes Promenadekoſtüm zu verwandeln iſt, indem man nichts
an=
deres tut, als einen gewickelten oder auf Gummi=Zug montierten
Rock und ein dazu paſſendes Jäckchen umzunehmen.
Dabei iſt einerſeits die Kombination unnötig, die im
Som=
mer immer unangenehm und als überflüſſig empfunden wird,
andererſeits kann auch die Bluſe entfallen, da das helle Grund=
W. u.
kleid beides in ſich vereinigt.