imer zur Rheinlandräumung
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193. Jahrgang
Dienstag, den 1. Juli 1930.
Nummer 180
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Seite 2
Dienstag, den 1. Juli 1930
Nummer 180
Frei iſt der Rhein!
Von Rudolf Mauve.
m deutſchen Rhein erklingen die Glocken. Jubelnd und
feier=
lich künden ſie den Tag der Freiheit. Das Banner Frankreichs,
Ddas länger als 11 Jahre über deutſchen Ländern wehte,
wurde niedergeholt und die letzten fremden Truppen ſind
ab=
gezogen. Frei, wieder frei nach faſt 12jähriger Fremdherrſchaft!
Jubel und heiße Freude erfüllt das Rheinland, ein Aufatmen
geht durch alle deutſchen Gaue. Der Alp iſt von uns genommen,
der ſo ſchwer auf uns gelaſtet. Augenblicke von
weltgeſchicht=
licher Bedeutung waren es, die wir geſtern und heute nacht
mit=
erleben durften. In tiefſter Seele haben wir es alle empfunden.
Wir wollen uns dieſes Empfinden bewahren und nicht
ver=
kümmern laſſen durch die Nöte der Zeit.
Die Räumung des bisher beſetzten Gebietes bedeutet mehr
wie eine Phaſe in dem jahrhundertelangen Ringen um die
deut=
ſchen Lande am Rhein. „Wir führen Krieg gegen die Politik
Ludwigs XII.” erwiderte einſt Bismarck, als ihn Favre fragte,
warum er den Krieg nach dem Sturze Napoleons fortgeſetzt
habe. Auch wir haben dieſen Krieg gegen die Politik
Lud=
wigs XIV. führen müſſen, wir haben ihn fortſetzen müſſen nach
dem fürchterlichſten Zuſammenbruch, den die Weltgeſchichte
viel=
leicht geſehen, und — wir haben in dieſem Kampfe geſiegt; wir
haben geſiegt weil die Bevölkerung des Rheinlandes dem Reich
unverbrüchlich die Treue hielt und dieſer Treue auch unter dem
Druck furchtbarſter Not nicht wankend wurde; wir haben geſiegt,
weil der größte deutſche Staatsmann der Nachkriegsepoche die
Zeichen der Zeit rechtzeitig und klar erkannt und durch ſeine
kluge Politik den gegebenen Notwendigkeiten Rechnung trug.
Wir danken heute dem Rheinland für ſeine ſtandhafte Treue
und wir gedenken in Dankbarkeit Guſtav Streſemanns, den ein
unerforſchliches Geſchick allzu früh dahingerafft.
Ueber ein Jahrtauſend währt der Kampf der Franzoſen um
die Rheingrenze. Er begann, als Karl der Kahle im Jahre 869
unter Bruch des Verduner Teilungsvertrages und der mit ſeinem
Bruder Ludwig ſpäter getroffenen Vereinbarungen nach dem
Tode Lothars II. in Metz einmarſchierte; er ſetzte ſich durch die
Jahrhunderte fort über Richelieu, Ludwig XIV., Napoleon bis
zu Briand und Poincaré. „Gute Köpfe in Frankreich” ſo ſchrieb
der Paneuropäer Briand am 12. Januar 1917 an den Londoner
Botſchafter Cambon, „die an den älteſten Traditionen unſerer
nationalen Politik hängen, fordern das linke Rheinufer als das
verlorene Erbe der franzöſiſchen Revolution, als nötig das zu
bilden, was Richelieu unſern gut zugeſchnittenen Duellplatz
nannte.”
Durch die Jahrhunderte hindurch hat der Drang an den
Rhein im franzöſiſchen Volk feſte Wurzeln geſchlagen. Auch der
internationale Sozialiſt Proudhon empfand ihn als etwas
durch=
aus Selbſtverſtändliches: „Er iſt im Volke feſt verwurzelt. Alle
Regierungen haben ſich ihm mehr oder weniger zur Verfügung
geſtellt. Der Kampf um die Rheingrenze war die Aufgabe Hugo
Capets, er iſt die ſeiner Nachfolger.”
Seit einem Jahrtauſend haben wir uns immer wieder
fran=
zöſiſcher Angriffe auf das deutſche Rheinland zu erwehren
ge=
habt. Faſt ſchien es, als ob alles vergeblich geweſen, in jenen
trüben Tagen des Jahres 1923, als Poincarés Ba, illone Rhein
und Ruhr beherrſchten, als das Deutſche Reich o), mächtig
dar=
niederlag, als jeder Tag das unmittelbar drohende Chaos
brin=
gen konnte.
Wie ein Wunder mutet die Wendung der Dinge an die
dann kam. Wie ein Wunder wird ſie ſpäteren Geſchlechtern
erſcheinen, die größeren Abſtand zu den Dingen haben, wie wir
ſelbſt. Wir brauchen in dieſem Zuſammenhang nicht auf die
ein=
zelnen Phaſen der Entwicklung der Dinge einzugehen, die
da=
mals im Herbſt 1923 begann, als Streſemann die Leitung der
deutſchen Außenpolitik übernahm. Zu friſch noch iſt ſie in unſer
aller Erinnerung. Geſtern ſank die Trikolore in Mainz, und
frei iſt heute wieder der deutſche Rhein.
Wir feiern ihn mit Recht, dieſen 1. Juli 1930, auch wenn die
Ketten, die das Verſailler Diktat um das deutſche Volk gelegt,
noch nicht zerbrochen. Wir feiern ihn als den Tag, der den
Exiſtenzkampf beendet, den deutſches Volkstum am Rhein ein
Jahrtauſend gegen franzöſiſche Eroberungsgelüſte führen mußte.
„Die Trikolore” ſchrieb Louis Madelin am 3. September vorigen
Jahres im Echo de Paris, „wird zurückgezogen und wir haben es
nicht einmal im Haag erreicht, mit Würde abzuziehen ..
Locarno hat uns den Hals gebrochen. Von dieſem Tage an war
die Weſtfrage gelöſt. Aber gegen uns.” Wir wollen wahrlich
die Bedeutung des Vertrages von Locarno nicht zu gering
ein=
ſchätzen. Unendlich viel bedeuten die Garantien, die er uns
be=
ſonders während der Dauer unſerer gegenwärtigen militäriſchen
Ohnmacht bietet. Der Kampf aber der Franzoſen um die
Rhein=
grenze hat während der vergangenen Jahrhunderte ſchon
man=
chen Vertrag gebrochen. Wenn wir glauben, daß der geſtrige
Abzug der Franzoſen nicht nur einen neuen Abſchnitt dieſes
jahrhundertelangen Ringens bedeutet, ſondern ſeinen Abſchluß, ſo
deswegen, weil der Kampf der Franzoſen um die Rheingrenze
für Gegenwart und Zukunft ſeinen Sinn verloren hat.
Was bedeutet der „gut zugeſchnittene Duellplatz” Richelieus
im Zeitalter der großen Weltreiche und des Flugzeugs? Wir
glau=
ben nicht an den ewigen Frieden in dieſer Welt, ſondern wir
glauben, daß der Kampf um die eigenen Lebensintereſſen den
Völ=
kern der Erde auch in Zukunft unter Umſtänden die Waffen in
die Hand drücken wird. Nicht neuen Kampf aber erfordern die
Lebensintereſſen des deutſchen und des franzöſiſchen Volkes,
Anders ſieht die Welt nach dem letzten großen Völkerringen aus,
als zu den Zeiten Ludwigs XIV., und eine Fortſetzung ſeiner
Politik würde Frankreichs Machtſtellung unter den Völkern auf
das ernſteſte gefährden.
Es iſt in den letzten Jahren viel von deutſch=franzöſiſcher
Ver=
ſtändigung geſchrieben und geſprochen worden. Das war
not=
wendig, um dem deutſchen Volk den Sinn einer Politik
verſtänd=
lich zu machen, deren Durchführung uns den heutigen Tag erleben
ließ. In ſeiner überwältigenden Mehrheit hat das deutſche Volk
dieſen Sinn verſtanden. Ueber die Einſtellung weiter Kreiſe des
franzöſiſchen Volkes zu dieſer Frage wollen wir uns keinen
Illu=
ſionen hingeben. Noch hat die Siegerpſychoſe nicht alle Gehirne
freigegeben. Anders aber iſt jetzt die Lage als bisher, und gerade
die Räumung des Rheinlandes wird manche Hemmungen
beſei=
tigen, die bisher einer Politik entgegenſtanden, die im Intereſſe
beider Nachbarvölker liegt.
Gewaltig ſind die Schwierigkeiten auf allen Gebieten, die das
deutſche Volk noch zu überwinden hat, wenn es ſich wieder
empor=
ringen will aus dem Abgrund, in den es der Zuſammenbruch des
Jahres 1918 geſtürzt. Welche Kräfte in ihm ſtecken, hat der
hel=
denhafte und unbeugſame Widerſtand gezeigt, den das deutſche
Volk am Rhein während mehr als 11jähriger Fremdherrſchaft
allen franzöſiſchen Abſichten entgegengeſetzt, die Erinnerung daran
ſoll uns ſtärken in allen Kämpfen der Zukunft.
Und ſo wollen wir ihn begehen, dieſen 1. Juli, als den wahren
Feiertag der deutſchen Nation. Durch freies deutſches Land
rau=
ſchen die grünen Wogen des Vater Rhein. Die Sonne der
Frei=
heit leuchtet über ſeinen Rebenhügeln und ſagenumwobenen
Burgen:
Des Flammenſtoßes Geleucht facht an!
Der Herr hat Großes an uns getan.
Pik der Räumung der dritten Beſatz=
Andengstone gerſchenden de
Gruns=
pfähle, die die Beſatzungszone bis in das
Weichbild der heſſiſchen Landeshauptſiadt
be=
zeichnet haben. Wir feiern den Tag der
Befrei=
ung als einen Erfolg weitſchauender deutſcher
Politik, wir würdigen ihn vor allem als den
Ab=
ſchluß eines ſchweren Kampfes, den das Volk am
Rheinum die Erhaltung ſeines deutſchen
Volks=
tums geführthat. Imweſentlichen aufdie eigene
Kraft geſtellt, trat die Bevölkerung des
Be=
ſatzungsgebietes einer Front gegenüber, deren
gewaltige Kampfmittel darauf eingeſtellt
wa=
ren, die Rheinlande dem deutſchen Mutterland
zu entfremden und möglichſi den Rhein als
Grenze zu erreichen. Daß der Kampf für die
deutſche Sache trotzdem zum guten Ende kam,
beweiſt die ungebrochene Kraft, die unſerem
Volke innewohnt. Dieſes Ergebnis iſt
wahr=
lich Grund genug, den Räumungstag feſtlich
zu begehen. Wir vergeſſen dabei nicht, daß
die Saarfragen noch ihrer Löſung harren und
daß der Vertrag von Verſailles gerade
unſe=
rem Gebiete durch die
Neutraliſierungsbe=
ſiimmungen auch in Zukunft noch manche
Belaſtungen auferlegt. Das Heſſenland dankt
der Bevölkerung des heſſiſchen
Beſatzungsge=
bietes für ihre Haltung in ſchwerer Zeit. Möge
ſich die Verbundenheit der durch die
Beſatzungs=
grenze ſo lange Jahre getrennten Landesteile
in gemeinſamer Arbeit für den Aufſtieg unſeres
Volkes weiterhin bewähren.
Gedanken zur Räumung
von Chriſtian Scholz, Präſident der Mainzer Handelskammer.
ie allgemeine Wirtſchaftslage in Deutſchland wird von Tag
) zu Tag trüber. Die Not wächſt in allen Teilen des Reiches.
aber am größten und ſchwerſten iſt ſie doch dort, wo
noch zuſätzliche Schwierigkeiten, Hemmungen und Belaſtungen
ſich auswirken. Ich denke hierbei an die durch die
Grenz=
ziehung des Diktats von Verſailles unmittelbar betroffenen
Gebiete, ich denke an die Gebiete, die bis heute — 12
Jahre nach Kriegsende! — noch von den Truppen des Gegners
beſetzt waren, ich denke auch an unſere treuen Brüder an der Saar,
für die die Freiheitsſtunde noch nicht geſchlagen hat. — Das
be=
ſetzte heſſiſche Gebiet hat durch Grenzziehung und Beſetzung aufs
ſchwerſte gelitten. Die wirtſchaftlichen Beziehungen zu Elſaß=
Loth=
ringen, die ſehr eng und vielgeſtaltig waren, wurden zerſchnitten,
der ebenſo bedeutungsvolle wirtſchaftliche Verkehr mit der Saar
unterbunden oder aufs äußerſte erſchwert. Die ſeparatiſtiſche
Be=
wegung, betrieben und gefördert von der franzöſiſchen Beſatzung,
die die deutſche Bevölkerung wehrlos und rechtlos machte, der
Ab=
wehrkampf mit allen ſeinen Erſcheinungen und Folgen mußten im
höchſten Maße verderblich auf das ohnehin durch den
Kriegsaus=
gang ſo ſehr geſchwächte Wirtſchaftsleben wirken. Die Willkür der
Beſatzung, die hierdurch gegebene Unſicherheit des öffentlichen urd
privaten Lebens erdrückten die Unternehmungsluſt.
Die Wunden, die der heſſiſchen Wirtſchaft geſchlagen wurden,
ſind nicht verheilt. Zahlreiche Unternehmungen konnten ſich von
den Nackenſchlägen, die ſie damals erhielten, nicht wieder erholen;
zahlreiche alte Firmen ſanken dahin und neue traten nicht an ihre
Stelle. Wer ging denn ins beſetzte Gebiet, wenn er nicht dazu
gezwungen war? Wer wollte ſein Unternehmen der Werkſpionige,
wer ſeine Perſon dem Riſiko der Verhaftung unter irgendwelchem
Vorwande durch die Beſatzung ausſetzen?
Es werden im bisher beſetzten Gebiet ſich nun zahlreiche
Probleme beſonderer Art nach Abzug der Franzoſen bieten. Ich
weiſe hierbei z B. auf Mainz, die alte Feſtungs= und
Garniſons=
ſtadt, hin, die neue große Aufgaben ſich durch weitgehende
Ein=
gemeindung geſtellt hat. Aber neben den an ſich bedeutungsvollen
Plänen örtlicher Natur, gilt es, in erſter Linie die Wirtſchaft
unſeres Gebietes wieder reſtlos in die deutſche Wirtſchaft
einzu=
ſchalten und eine völlig geſchloſſene Einheit wiederherzuſtellen.
Vieles, ſehr vieles wird nachzuholen ſein, was zur Zeit der
Be=
ſetzung nicht begonnen und nicht durchgeführt werden konnte. Wir
hoffen dabei auf die tatkräftige und verſtändnisvolle Mitwirkung
und Unterſtützung des Reiches. Allerdings wiſſen wir ſehr wohl,
wie arm Deutſchland iſt, wie ſchwer der Oſten ringt, welche
Schwie=
rigkeiten man von Frankreichs Seite in der Löſung der Saarfrage
bereitet. Wir wiſſen auch ſehr wohl, daß wir in erſter Linie auf
unſere eigene Kraft angewieſen ſind und daß es auch unſere Pflicht
iſt, dem Reiche in der ſchweren Zeit nach Kräften zu helfen und zu
dienen. Aber wir glauben, daß es zum Beſten der geſamten
deut=
ſchen Wirtſchaft iſt, wenn die Gebiete, die bisher in ihrer
Entfal=
tung gehemmt waren, die Mittel und Hilfe, bekommen, die ſie
inſtand ſetzen, das ohne ihre Schuld Verſäumte einzuholen. Wir
glauben, daß namentlich auf dem Gebiete des Verkehrsweſens
Vieles getan werden kann und muß, was bald gute Früchte
zei=
tigen wird.
Es iſt nicht ſo, daß nun eine goldene Zeit mit der Räumung
unſeres Landes für uns angebrochen ſei. Unſere wirtſchaftliche
Lage wird ja doch zum weitaus größten Teil beſtimmt durch die
wirtſchaftliche Lage des geſamten Deutſchlands. Und daß dieſe
ernſt, toternſt iſt, wiſſen und fühlen wir alle. Aber doch bringt
die Tatſache der Räumung, die Tatſache, daß wir nun keine
frem=
den, ungebetenen Gäſte mehr in unſerem Lande am Rhein ſehen,
uns neue Hoffnung und neuen Impuls.
Möge aus der Freude, aus dem Jubel, daß unſeres Rheines
Ufer nun von fremden Truppen geräumt ſind, in unſerem geſamten
lieben deutſchen Vaterlande der ſtahlharte Wille erſtehen, allen
widerſtrebenden Gewalten zum Trotz in gemeinſchaftlicher Arbeit
und Entſagung das Reich uns zu erhalten und neu aufzubauen.
Mögen die Lenker der Geſchichte Deutſchlands erkennen, daß es ſich
heute nicht mehr um Einzel= und Teilfragen handelt, ſondern daß
es vielmehr um das Ganze, geht, daß es die Schickſalsfrage für
Deutſchland iſt, ob ſich Mänenr finden, die den Mut und die Kraft
haben, zu handeln, ſo ohne Furcht vor Unpopularität zu führen,
wie es die Zeit, die Not, gebieteriſch und ohne Verzug verlangt.
Dies wäre die größte, die ſchönſte, die ſegensreichſte Gabe
Deutſchlands an das geräumte rheiniſche Land!
Aufruf des Reichspräſidenten und der Reichsregierung
An das deutſche Volk!
Berlin, 1. Juli. Nach langen Jahren der Drangſal und des Harrens iſt heute die Forderung aller Deutſchen erfüllt: Die
fremden Beſatzungstruppen haben das Land am Rhein verlaſſen. Treue Vaterlandsliebe, geduldige Ausdauer und gemeinſame Opfer
haben dem ſeit dem unglücklichen Ausgang des großen Krieges von fremden Truppen beſetzten Gebiet das höchſte Gut eines Volkes,
die Freiheit, wiedergewonnen. Der Leidensweg, den die rheiniſche Bevölkerung aufrechten Hauptes um Deutſchlands willen gegangen
iſt, iſt zu Ende.
Der Tag der Befreiung ſoll ein Tag der Dankbarkeit ſein. Unſer erſtes Gedenken gebührt heute denen, die im Kampf für die
Freiheit Deutſchlands geblieben ſind, die ihr Leben gaben für das Vaterland. Zu ihnen gehören auch alle, die während der harten
Jahre der Beſetzung ein Opfer ihrer Vaterlandsliebe wurden. Unvergeſſen ſollen die Leiden der Männer und Frauen bleiben, die in
der ſchweren Prüfungszeit ſeeliſch und körperlich für Deutſchland geduldet haben, und ſtets werden wir der vielen Tauſende gedenken,
die wegen ihrer Treue zum Vaterland und beſchworener Pflicht durch fremde Machtwillkür von Haus und Hof vertrieben wurden. Ihnen
allen ſchulden wir unauslöſchlichen Dank! Wir wollen ihn abſtatten durch das Verſprechen, uns aller gebrachten Opfer durch Dienſt
an Volk und Vaterland würdig zu erweiſen.
Noch harren unſere Brüder im Saargebiet der Rückkehr zum Mutterland. Wir grüßen heute deutſches Land und deutſches Volk
an der Saar aus tiefſtem Herzen und mit dem Gelöbnis, alles daran zu ſetzen, daß auch ihre Wiedervereinigung mit uns bald
Wirk=
lichkeit wird. Auch ihnen gebührt heute Deutſchlands Dank. Wir wiſſen, daß ſie ſtolz ihr Deutſchtum bewahrt haben, und daß ſie
ihre Rückkehr zum Mutterland nicht mit Bindungen erkauft wiſſen wollen, die den deutſchen Geſamtintereſſen widerſprächen.
Ueber dem politiſchen und wirtſchaftlichen Leben unſeres Volkes hängen immer noch ſchwere Wolken. Aber dennoch iſt uns der
heu=
tige Tag Anlaß freudiger Zuverſicht. Ein Volk, das, ganz auf ſich allein geſtellt, trotz härteſter Bedrängnis ſich ſelbſt behauptet hat,
ein Land, das auf den Gebieten der Wiſſenſchaft, Kunſt und Technik auch in bitterer Notzeit Leiſtungen vollbracht hat, die in der ganzen
Welt anerkannt und bewundert werden, hat ein Recht darauf, mit Selbſtvertrauen und mit Zuverſicht ſeiner Zukunft entgegenzugehen.
Durch Jahre ſchwerer Leiden, durch Uebernahme drückender Laſten haben wir dem Land am Rhein die Freiheit wiedergewonnen; für
unſeres Vaterlandes Glück und Zukunft wollen wir ſie in treuem Zuſammenſtehen erhalten.
Das Gelöbnis in dieſer feierlichen Stunde ſei Einigkeit! Einig wollen wir ſein in dem Streben, unſer geliebtes Vaterland
auf friedlichem Wege nach Jahren der Not einem beſſeren und helleren Tag entgegenzuführen. Einig wollen wir ſein in dem Schwur:
Deutſchland, Deutſchland über alles!
gez. von Hindenburg, Reichspräſident.
Die Reichsregierung: gez. Dr. Brüning, Reichskanzler; gez. Dr. Dietrich, Stellvertreter des Reichskanzlers, Reichsminiſter der
Finanzen; gez. Dr. Curtius, Reichsminiſter des Auswärtigen; gez. Dr. Wirth, Reichsminiſter des Innern; gez. Dr.
Steger=
wald, Reichsarbeitsminiſter; gez. Dr. Bredt, Reichsminiſter der Juſtiz; gez. Dr. Groener, Reichswehrminiſter; gez. Dr. Schätzel,
Reichspoſtminiſter; gez. von Guérard, Reichsverkehrsminiſter; gez. Dr. Schiele, Reichsminiſter für Ernährung u. Landwirtſchaft;
gez. Treviranus, Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete.
Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930.
Seite 3
ie 5. Armee war unter Führung des Generals von
der Marwitz in den letzten Novembertagen 1918
durch Mainz marſchiert. Die Bevölkerung der
gaſt=
lichen Rheinſtadt, der in wenigen Tagen feindliche
Beſatzung für unabſehbare Zeit bevorſtand, hatte es
ſich nicht nehmen laſſen, unſeren braven Truppen
einen warmen Empfang in der Heimat zu bereiten.
Die Stadt, auf deren Zitadelle in wenigen Tagen
die franzöſiſche Trikolore wehen ſollte, prangte noch einmal in
deutſchem Flaggenſchmuck. Muſterhaft war die Haltung der
durch=
marſchierenden Soldaten. Nichts wies darauf hin, daß eine Truppe
in die Heimat zurückkehrte, die nach mehr als vierjährigem
hel=
denhaften Ausharren an der Front und nach
un=
vergleichlichen Siegestaten durch die
Bedingun=
gen eines vernichtenden Waffenſtillſtands zum
Rückmarſch über den Rhein gezwungen war. Man
hatte die Empfindung, daß die Herrſchaft der
Soldatenräte die Diſziplin der Truppe noch nicht
durchbrochen hatte und dieſe noch in der Hand
ihrer Führer war. Der viele Stunden dauernde
Durchmarſch der Truppen erfolgte in
muſter=
hafter Ordnung. Zum letzten Male hatte ich die
Gelegenheit, einen hohen deutſchen Offizier, den
heldenhaften Führer der 5. deutſchen Armee.
Ge=
neral von der Marwitz, im altehrwürdigen
Re=
gierungsgebäude zu Mainz, dem Hauſe Ehrthal,
das den Namen des letzten Kurfürſten von
Mainz trägt, begrüßen zu dürfen. Jenſeits des
Rheins erwartete dieſen Revolution und
Auf=
löſung und das Ende der Armee, die ſeit einem
Jahrhundert die Bewunderung der Welt war,
die Deutſchlands Größe gegründet, einer Armee,
die niemals den Zuſammenbruch der Nation und
die Zerſtörung des Werkes Bismarcks erlebt
hätte, wenn die deutſche Politik während der
Kriegsjahre von zielbewußten, energiſchen
Staats=
männern geführt worden wäre. Es war eine
kurze Ausſprache, die ich mit dem verehrten
Heer=
führer hatte. Standen wir beide doch unter dem
ſchweren Druck der letzten Ereigniſſe, die über
das deutſche Volk hereingebrochen waren und
ſahen wir beide doch in kürzeſter Friſt einer
dunklen Zukunft entgegen. Als die letzten
Sol=
daten die Rheinbrücke paſſiert hatten, wurde der
Fahnenſchmuck in den Straßen und an den Toren
von Mainz in großer Eile beſeitigt, da der
Vor=
trupp der feindlichen Beſatzung in aller Kürze
erwartet werden konnte. Die Zwiſchenpauſe
zwi=
ſchen dem Abmarſch unſerer Truppen und der
Ankunft der franzöſiſchen Beſatzungstruppen
wurde von dem Mainzer Geſindel und
dem=
jenigen der Umgebung dazu benutzt, das
Korps=
bekleidungsamt und die in der Feſtung
aufbe=
wahrten Vorräte an Schanzzeug zu plündern.
Außer den ſtädtiſchen Pöbelmaſſen waren auch
Einzu
viele Bauernfuhrwerke aus der Umgegend
er=
ſchienen, um alles, was mitnehmenswert erſchien,
zuſammenzuraffen und aufzuladen.
Totenſtille lagerte über dem ſonſt ſo belebten Straßenbild
von Mainz, als die franzöſiſchen Truppen in die Stadt einrückten.
Die Fenſter vieler Gebäude waren verhängt. Es war, als ob mit
dem Einzug der feindlichen Truppen die Pforten eines
Gefäng=
niſſes ſich hinter uns geſchloſſen hätten.
Die Führer der Beſatzungstruppen wurden von dem
General=
ſtabschef des Gouvernements der Feſtung Mainz, Major Sommer,
im Gouvernementsgebäude erwartet, der ſich dort ſeiner letzten
Pflichten, der Uebergabe der Feſtung an die Franzoſen, entledigte.
Auch die Vorſtände der ſtaatlichen und ſtädtiſchen
Verwaltungs=
behörden hatten ſich dorthin begeben, um die erſten Befehle der
Franzoſen entgegenzunehmen. Eine der erſten Anordnungen der
franzöſiſchen Befehlshaber war die, daß kein Deutſcher nach 8 Uhr
abends die Straße betreten durfte. Ferner
muß=
ten von der Einwohnerſchaft des beſetzten
Ge=
biets alle Waffen, auch Säbel, Hirſchfänger und
dergleichen abgeliefert werden.
Am Tage nach dem Einzuge der Franzoſen
wurden die Spitzen der Behörden, einſchließlich
des Biſchofs von Mainz und des Regierungs=
Präſidenten von Wiesbaden in das Schloß zu
Mainz beſchieden. Das Schickſal, das uns hier
erwartete, gab uns den erſten Begriff davon,
wie die Franzoſen ihre Herrſchaftsbefugniſſe als
Beſatzungsmacht in den ihnen durch den
Waf=
fenſtillſtand anvertrauten Rheinlanden
auszu=
üben gedachten. General Fayolle, der Führer
einer der franzöſiſchen Heeresgruppen, erſchien
mit großem Stab. In ſeiner Anſprache gab er
zunächſt der Genugtuung darüber Ausdruck, daß
die Franzoſen als „Sieger des Weltkriegs” nun
am Rhein ſtänden. Er hielt den Deutſchen ihre
Verbrechen vor, den Weltkrieg entfeſſelt,
Frank=
reich verwüſtet, Kinder und Frauen getötet und
geſchändet zu haben, und erging ſich — die vom
Feindbund während des Krieges in der ganzen
Welt verbreiteten Lügen wiederholend — in den
gröbſten Schmähungen gegen die deutſche
Ar=
mee. Der Franzoſe werde als Herr in den
beſetzten Gebieten deſſen ſtets eingedenk ſein,
was er im eigenen Lande erlebt, aber ſich
be=
wußt bleiben, daß er die Herrſchaft im Rhein=
Platzkon
land als Vertreter der großen franzöſiſchen
Nation, des kultivierteſten Volkes der Welt
auszuüben habe. Während dieſer Anſprache,
die wir mit Gefühlen des Abſcheues und der Empörung
ſchweigend über uns ergehen laſſen mußten — eine Erwiderung
wäre uns nicht geſtattet worden —, ſchritt der großſprecheriſche
General, den Säbel auf dem Rücken haltend, im Empfangsſaale
auf und ab. Dabei war uns zum Bewußtſein gekommen, was das
deutſche Volk nach Niederlegung der Waffen von unſeren
Kriegs=
gegnern zu erwarten hatte. Es ſollte ſich nur zu bald beſtätigen,
daß die Franzoſen in den von ihnen beſetzten Gebieten in einer
Weiſe ſchalteten und walteten, die in nichts hinter den Methoden
zurückblieb, nach denen ein Jahrhundert früher die napoleoniſche
Armee in Deutſchland gehauſt hatte.
Nachdem die Ausführungen des Generals Fayolle uns von
einem elſäſſiſchen Dolmetſcher noch einmal in deutſcher Sprache
wiederholt worden waren, trat General Mangin, der
Befehls=
haber der Rheinarmee, vor. In ſeinem äußeren Auftreten
unter=
ſchied er ſich in vorteilhafter Weiſe von ſeinem Vorredner; er
teilte uns in ruhiger, ſachlicher Weiſe mit, daß er dazu berufen
ſei, die Herrſchaft im beſetzten deutſchen Gebiet mit dem Sitze in
Mainz auszuüben. Er bat diejenigen unter uns, die ihm ein
An=
liegen vorzutragen hätten, ſich an ihn zu wenden. Er werde dann
die Stunde des Empfangs alsbald beſtimmen. Nach getroffener
Vereinbarung fand die erſte Unterredung, die ich mit General
Mangin hatte, am darauffolgenden Tage, einem Sonntag, nach= naher Familienangehöriger verſagt. Selbſt der Briefverkehr mit
mittags 2 Uhr, im Schloſſe ſtatt.
General Mangin war in der Form ſtets ſehr höflich und zu= mieinen Kindern, die in der erſten Beſatzungszeit zu ihrer
Berufs=
vorkommend, in der Verfolgung ſeiner Ideen konſequent und
ent=
ſchloſſen, jeden Widerſtand gegen dieſe zu brechen. Er war ein
durch und durch politiſch eingeſtellter General. Seine Abſicht ſchien
die, aus den beſetzten Rheinlanden eine Art Rheinbundſtaaten zu
machen. Den Oberbürgermeiſter der Stadt Mainz, Dr.
Göttel=
mann, der in ſeiner etwas impulſiven Art des Ausdrucks ſein
Miß=
fallen erwirkt hatte — während General Mangin bei einer unſerer
gemeinſamen Audienzen von dem Sieg ſeiner Truppen über die
deutſche Armee erzählte, u. a. beſtritten, daß die Deutſchen von den
Parade ab.
Franzoſen geſchlagen worden ſeien — hat er bei ſich bietender
Ge=
legenheit k. Hd. ſeines Amtes entſetzt.
Mangin wohnte mit ſeiner kinderreichen Familie im Schloß
zu Mainz, wo auch das Hauptquartier der franzöſiſchen
Rhein=
armee aufgeſchlagen wurde.
Kurz nach Uebernahme des Kommandos der Rheinarmee
be=
ſchied General Mangin die Spitzen der deutſchen Behörden
noch=
mals zu ſich in’s Schloß, um uns unſere Pflichten gegenüber der
Beſatzungsarmee einzuprägen. Ich erwiderte bei dieſer
Gelegen=
heit, daß wir Vertreter des beſetzten Gebiets uns der Pflichten,
die uns die Beſatzung auferlege, wie auch der Pflichten gegen
unſere Heimat und deren Bevölkerung bewußt ſeien und unſer
Handeln danach bemeſſen würden.
Es war eine überaus ſchwere Leidenszeit, die mit dem Einzug
der Franzoſen in das beſetzte heſſiſche Gebiet, insbeſondere in der
Stadt Mainz, entſtand. Die Anſprüche der „Sieger des Weltkriegs”
unſerer verarmten, durch Krieg und Blokade zermürbten
Bevöl=
kerung gegenüber ſteigerten ſich in’s Maßloſe. Die Brutalität,
mit der die Wohnungen deutſcher Familien beſchlagnahmt wurden
und rückſichtslos für die zahlloſen franzöſiſchen Familien, die ſich in
Mainz niederließen, vielfach unter Zurücklaſſung der geſamten
Wohnungseinrichtung der Eigentümer geräumt werden mußten,
kannte keine Schranken. Noch bis vor kurzem bildete ja die
Woh=
nungsnot in dem beſetzten Gebiet, insbeſondere in Mainz, eines
der ſchwärzeſten Kapitel der Beſatzungsgeſchichte. In zahlreichen
Häuſern der bemittelteren Einwohner wurden ſog. Popottes
ein=
gerichtet, Kaſinos für eine größere Anzahl von Offizieren oder
Offizierſtellvertretern, die dort den ganzen Tag über aus= und
eingingen, ihre gemeinſamen Mahlzeiten herrichten ließen und
einnahmen und den Herren ſpielten. Die Bewegungsfreiheit der
einheimiſchen Bevölkerung war viele Monate lang auf’s äußerſte
eingeſchränkt. Für jeden Aufenthaltswechſel im beſetzten Gebiet
bedurfte man der Erlaubnis der Beſatzungsbehörde.
Reiſeerlaub=
nis in das unbeſetzte Deutſchland wurde in den erſten Monaten
der Beſatzungszeit überhaupt nicht erteilt, ſelbſt bei Sterbefällen
dem unbeſetzten Gebiet blieb viele Wochen lang geſperrt. Von
ausbildung im unbeſetzten Gebiet weilten, erhielt ich nur durch die
hilfsbereite Vermittlungstätigkeit von Eiſenbahnbeamten von Zeit
zu Zeit ein Lebenszeichen. Selbſtverſtändlich war auch der
un=
mittelbare Telephonverkehr mit dem unbeſetzten Gebiet
abgeſchnit=
ten. Für dringliche dienſtliche Geſpräche fand ſich jedoch die
Mög=
lichkeit, dieſes Verbot durch Benutzung einer unkontrollierten
Drahtverbindung zu umgehen.
Die Stadt Mainz wimmelte von allen möglichen
Fremdvöl=
kern der franzöſiſchen Kolonialarmee aus Afrika und Aſien.
General Mangin war einer der
Hauptorganiſa=
toren der franzöſiſchen Kolonialtruppen in
Af=
rika. Es befriedigte anſcheinend ſeinen Ehrgeiz,
die von ihm in Uniform geſteckten Negertrupps
mit der Ziviliſation Mitteleuropas bekannt zu
machen. Angriffe auf deutſche Frauen und
Mädchen kamen häufig vor. Es iſt ein
Schand=
fleck auf der Ehre der franzöſiſchen
Beſatzungs=
armee, dieſe halbwilden Horden nach
Beendi=
gung des Krieges als Beſatzungstruppen nach
Deutſchland gebracht zu haben. Die Abſicht,
da=
durch Schrecken und Furcht bei der Bevölkerung
der beſetzten Gebiete zu erregen, mußte ſchon an
dem urwüchſigen Temperament und dem
geſun=
den Sinn der Rheinländer ſcheitern. Leider hat
die deutſche Regierung es unterlaſſen, gegen die
ſchwarze Schmach in einer Weiſe und mit ſolchem
Nachdruck zu demonſtrieren, daß die Augen der
ganzen Welt auf dieſe hätte gelenkt werden
müſſen. Nur der Tatſache, daß ein Teil der
Kolonialtruppen das deutſche Klima während
des Winters nicht vertrug, iſt die allmähliche
Zurückziehung eines Teiles der ſchwarzen
Kolo=
nialtruppen zu verdanken. Die abgehärteteren
Nordafrikaner bildeten noch ein zahlreiches
Be=
ſatzungskontingent bis in die letzte Zeit.
Die eine Hälfte meiner im 1. Stock des
Regierungsgebäudes gelegenen großen
Dienſt=
wohnung wurde von den Franzoſen vom 1. Tag
ihres Einrückens an beſchlagnahmt und darin
Büros für die Delegierten der
Rheinlandkom=
miſſion — den Delegierten für das beſetzte
heſ=
ſiſche Gebiet, einen Oberſt, ſpäter General, und
einem Delegierten für den Kreis Mainz, einem
Major, ſpäteren Oberſtleunant — mit ihren
Stäben eingerichtet. Eine der weſentlichen
Auf=
gaben der örtlichen Delegierten beſtand neben
dem durch Erlaubniserteilungen für
Aufent=
haltsveränderungen und dergleichen ſich
ergeben=
den Verkehr mit der Bevölkerung in der
Kon=
trolle der Durchführung der zahlloſen
Anord=
nungen, Verordnungen und Verbote der
Inter=
alliierten Rheinlandkommiſſion, die die
poli=
imt die
tiſche, wirtſchaftliche, geiſtige und körperliche
Freiheit der Bewohner des beſetzten
Ge=
bietes einengte. Auch an anderen Orten
richteten die örtlichen Delegierten ihre Büros in den Gebäuden
der deutſchen Regierungsbehörden ein. Es lag zweifellos die
Ab=
ſicht vor, unſere Verwaltungsbehörden möglichſt nahe unter Augen
zu haben, um ihre amtliche Wirkſamkeit zu beobachten. Erſt nach
ihrem Rückzug aus dem Ruhrgebiet gaben die beiden franzöſiſchen
Delegierten ihre Büros, im Regierungsgebäude in Mainz auf.
Der Abſicht, die deutſche Verwaltung beſſer überwachen zu können,
entſprang auch eine der erſten Regierungshandlungen der
Fran=
zoſen, die in analoger Weiſe, wie dies bei den franzöſiſchen
Prä=
fekten der Fall iſt, ſämtliche Zweige der ſtaatlichen Verwaltung im
beſetzten heſſiſchen Gebiet bei der Provinzial=Direktion zu
zentrali=
ſieren ſuchte und ſie deshalb dem Provinzialdirektor unterſtellte.
Dieſem wurde zur Aufſicht über das Schulweſen, das Finanzweſen
und die Forſtverwaltung durch die
Beſatzungs=
behörde je ein höherer deutſcher Beamter des
Lokaldienſtes beigegeben. In der erſten Zeit der
Beſatzung, in der die Behörden des beſetzten
Gebiets von der Zentralverwaltung in
Darm=
ſtadt völlig abgeſchnitten waren und infolge der
Poſt= und Telephonſperre auch der geſamte
dienſtliche Verkehr mit dieſen unterbunden war,
verſuchten die Franzoſen eine Kontrolle
bezüg=
lich des Steueraufkommens bei den
Finanzäm=
tern und des Kaſſeweſens auszuüben. Bezüglich
der Forſtverwaltung zeigten ſie ſich vor allem
mit Rückſicht auf die Plünderung unſerer
rechts=
rheiniſchen Waldungen und in Anſehung der
Jagdausübung in hohem Maße intereſſiert.
Be=
ſuche höherer franzöſiſcher Offiziere in den
höheren Schulen von Mainz wurden ausgeführt,
ſind jedoch m. W. ſpäter unterblieben, nachdem
ein Gymnaſiaſt vor verſammelter Klaſſe die
Ent=
gegennahme eines ihm zugedachten Prämiums
aus den Händen eines Offiziers mit den
Wor=
ten verweigert hatte: „Sein Vater ſei vor dem
Feinde gefallen, er müſſe die Annahme eines
Geſchenkes aus den Händen eines Vertreters der
feindlichen Macht ablehnen.” Gewiß ein
ehren=
des Beiſpiel männlichen und mutvollen
Ver=
haltens.
Die Zentraliſierung der heſſiſchen Behörden
gegenüber den Beſatzungsmächten bei der
Pro=
vinzial=Direktion wurde ſpäterhin auch von der
zu ſehen.
heſſiſchen Regierung angeordnet. Unterm 11. Febr.
1920 erfolgte ſeitens des Heſſ. Staatsminiſteriums
meine Ernennung zum Landeskommiſſar für das
be=
ſetzte heſſiſche Gebiet mit der Ermächtigung, die heſſiſche
Regierung und die Behörden des beſetzten Gebietes bei der
Interallierten Rheinlandkommiſſion und dem Oberkommando
der franzöſiſchen Rheinarmee zu vertreten.
Die Franzoſen begannen bald nach ihrer Ankunft in der
3. Beſatzungszone ſich dort häuslich einzurichten. Man hatte nach
dem langen Krieg wieder das Bedürfnis nach Familienleben und
Empfinden dafür, ſeiner Familie, die eroberten Rheinlande zu
zeigen. Dazu kam die Erwägung, daß die ſchnell ſinkende Mark den
Aufenthalt für Ausländer im beſetzten Gebiet weſentlich
ver=
billigte. So war in den erſten Jahren der Beſatzung der Zuzug
von franzöſiſchen Offiziers= und Beamtenfamilien, von
franzöſi=
ſchen Geſchäftsleuten und Banken beſonders ſtark. Die Beſchaffung
der nötigen Wohnungen und Quartiere bereitete, den deutſchen
Behörden wachſende Sorge. Auch die kulturellen Bedürfniſſe und
Wünſche der Franzoſen mußten befriedigt werden. Eine ganze
An=
zahl von höheren Schulen und Volksſchulgebäuden wurden für die
Unterrichtszwecke der Franzoſen beſchlagnahmt, während die
deut=
ſchen Kinder zum Teil Jahre lang in ungeeigneten Erſatzräumen
unterrichtet werden mußten. Nicht anders erging es den Behörden,
die ihre beſten Räume an die Beſatzungsbehörde abtreten mußten.
Seite 4
Dienstag, den 1. Juli 1930.
Nummer 180
So wurde u. a. die ganze Hälfte des neuen Juſtizgebäudes in
Mainz, das neue Gymnaſium zu Mainz und viele andere
öffent=
liche Gebäude von den Franzoſen beſchlagnahmt.
Die Interalliierte Rheinlandkommiſſion hielt ſich für berufen,
alles zu reglementieren, von dem man annahm oder annehmen
konnte, daß die Sicherheit der Beſatzungsmächte des beſetzten
Ge=
biets dadurch berührt werden könne. Da dieſe Sicherheit in
weiteſtem Sinne interpretiert wurde — ſchon das Singen
vater=
ländiſcher Lieder an öffentlichen Orten wurde als
ſicherheitsgefähr=
dend angeſehen, ſo kann man ſich denken, daß die Zahl der
Regle=
ments mehr und mehr anwuchs. Die Bewegungsfreiheit der Preſſe
war auf ein Minimum eingeſchränkt. Auch der Bezug und
Ver=
trieb von Zeitungen aus dem unbeſetzten Gebiet war, zeitweiſe
unterſagt. Zeitliche Verbote einzelner Zeitungen beſtanden noch
bis in die letzten Jahre. Ueber alle dieſe Dinge die gewaltige
Eingriffe in die Intereſſenſphäre der rheiniſchen Bevölkerung mit
ſich brachten, gab es endloſe Auseinanderſetzungen mit den
Be=
ſatzungsbehörden. General Mangin, der perſönlich ein reges
In=
tereſſe an dieſen Fragen nahm und frei von bürokratiſchen
Hem=
mungen war, ordnet deshalb ein für alle Male an, daß der
Ober=
bürgermeiſter von Mainz und ich jeden Donnerstag vormittag
zum Vortrag im Schloß bei ihm erſcheinen ſollten. An dieſen
wöchentlichen Audienzen nahmen außerdem Oberregierungsrat Dr.
Strecker, der zugleich als Dolmetſcher funktionierte, die Delegierten
und eine Anzahl anderer franzöſiſcher Offiziere teil. Es iſt
zweifel=
los, daß die hiermit gegebene Möglichkeit der unmittelbaren
Aus=
ſprache mit dem Höchſtkommandierenden der franzöſiſchen
Rhein=
armee dazu diente, manche Mißverſtändniſſe zu beſeitigen, zumal,
da die Franzoſen nur allzu ſtark von Mißtrauen erfüllt waren und
hinter jeder Säumnis von deutſcher Seite eine beabſichtigte
Miß=
achtung ihrer Befehle vermuteten. Bisweilen iſt es auch gelungen,
Anſprüche der Beſatzungsbehörden an die Gemeinden und die
Be=
völkerung des Landes auf ein erträglicheres Maß zurückzuführen.
Der Gegenſatz der Lage und der Auffaſſungen zwiſchen Siegern
und Beſiegten, insbeſondere der Anſchauungen über die mit dem
Weltkrieg zuſammenhängenden Fragen, unſere eigene
Machtloſig=
keit und nicht zum mindeſten der Umſtand, daß das Geſpräch nicht
ſelten auch auf politiſche Verhältniſſe hingelenkt wurde, bedingten,
daß die Verhandlungen unſererſeits mit einem großen Maß von
Zurückhaltung und Takt geführt werden mußten.
Die Tätigkeit der Delegierten verurſachte bei allen
Verwal=
tungsbehörden ein großes Maß von Arbeit. Daneben galt es,
auf die zahlloſen Anliegen unſerer Bevölkerung — man denke
allein an die vielen Fälle der Beſchwerden über franzöſiſche
Be=
ſchlagnahmen, die zahlreichen Fälle, in denen Einwohner in ihrem
Leben, Geſundheit, Eigentum oder ihrer Freiheit durch franzöſiſche
Eingriffe geſchädigt oder bedroht waren — Rede und Antwort zu
Marſchall Foch auf dem Rhein.
Bekanntmachung
Den enthüllten Fahnen der
Besatzungs-
truppen: der verbündeten Mächte sind von
allen Personen männlichen Geschlechts
Ehren-
bezeugungen zu erweisen.
Beim Vorbeitragen der Fahnen haben
Uniform tragende Beamte zu salutieren und
Zivifisten die Konfhedeckungen abzunehmen.
Charles Ferguson
Coie, deu 7 Junterzolßtd
Jeilr- iEirel.
AEſis), Milſt.,W GrMfitpurs.
Aupist Euriuet Feta)i05 F5
Der Geßlerhut.
ſtehen und die einheimiſche Bevölkerung gegen Gewalttaten und
Uebergriffe der Franzoſen zu ſchützen. Dies mag einen Begriff
davon geben, daß der Provinzial=Direktor von Mainz und ſeine
Mitarbeiter in den erſten Beſatzungsjahren nicht auf Roſen
ge=
bettet waren. Eine Empfindung aber, die er mit allen
Einwoh=
nern des beſetzten heſſiſchen Gebiets teilte, war die Beunruhigung
über die Unſicherheit unſerer politiſchen Lage, und die tiefe ſeeliſche
Niedergedrücktheit darüber, die Franzoſen auch nach dem
Friedens=
ſchluß in unſerem Lande, wie in Feindesland ſchalten zu ſehen,
Zeuge ſein zu müſſen, wie unſere Wälder und Jagden von den
Franzoſen geplündert wurden und machtlos zuſchauen zu müſſen.
wie die Ehre deutſcher Frauen und Mädchen, wie Leben, Freiheit
und Eigentum der einheimiſchen Bevölkerung den Uebergriffen der
feindlichen Beſatzungsmacht preisgegeben war. Eine der
wider=
wärtigſten Erſcheinungen war der tägliche Anblick ganzer Scharen
von jungen Leuten aus dem beſetzten und unbeſetzten Gebiet, die
durch die franzöſiſchen Werber zur Fremdenlegion gepreßt worden
waren und die durch Soldaten in größeren und kleineren Trupps
durch die Stadt nach der Prinz Karl=Kaſerne in der Schillerſtraße
eskortiert wurden. Im Hof dieſer Kaſerne wurden ſie durch das
Gitter von der Straße abgeſchloſſen, von ihren Landsleuten wie
wilde Tiere begafft. Der Bevölkerung bemächtigte ſich in jener
Zeit gar oft das Gefühl, daß der deutſche Einwohner den
Be=
ſatzungstrupen überhaupt machtlos gegenüberſtehe. Jede
Zuwider=
handlung gegen die franzöſiſchen Verhaltungsvorſchriften,
insbeſon=
dere auch auf dem Gebiet des Verkehrsweſens, wurde von den
franzöſiſchen Militärgerichten mit ſtrengen Geld= und
Freiheits=
ſtrafen geahndet. In dem Verfahren vor dieſen Gerichten war
beſonders erſchwerend der Umſtand, daß die Verhandlung
aus=
ſchließlich in franzöſiſcher Sprache erfolgte, der Inhalt deshalb für
die deutſchen Angeſchuldigten meiſt unverſtändlich blieb. Auch die
Zuziehung deutſcher, der franzöſiſchen Sprache kundiger Anwälte
blieb vielfach verſagt. Die Urteile ſtellten ſich vom deutſchen
Standpunkte aus faſt immer als ungerecht dar und waren in ihrem
Strafmaß drakoniſch. Viele Deutſche ſchmachteten Monate lang
wegen geringfügiger Zuwiderhandlungen gegen die franzöſiſchen
Ordonnanzen in den Gefängniſſen, bis ihr Fall zur
Abur=
teilung kam.
Ganz beſonders zahlreich ſind die Fälle, in denen Deutſche,
die ſich, ohne es zu wiſſen, oder unvorſichtigerweiſe
fran=
zöſiſchen Wachtpoſten näherten, von dieſen erſchoſſen
wur=
den. Das Singen nationaler Lieder im beſetzten Gebiet war
ſtreng verboten und Zuwiderhandlungen gegen dieſes
Ver=
bot wurden nachdrücklichſt und ſtreng beſtraft. Ein
ausgedehn=
tes Spionageſyſtem unterſtützte die Franzoſen in ihrem Beſtreben,
jede Aeußerung nationaler Geſinnung niederzuhalten. Der
fran=
zöſiſche Spionagedienſt geſtaltete ſich bei dem lebhaften rheiniſchen
Temperament zu einer um ſo größeren Geißel für die Bevölkerung,
als dieſe ſelbſt im vertrauten Kreiſe der Beobachtung durch
fran=
zöſiſche Spitzel ausgeſetzt war. Die Betätigung vaterländiſcher
Geſinnung genügte, um gegebenenfalls Haft oder Ausweiſung aus
dem beſetzten Gebiet über die auf der Liſte der verdächtigen
Ein=
wohner geſetzten Perſonen herbeizuführen. Die Ausweiſung aus
dem beſetzten Gebiet, durch welche im Lauf der Jahre mehr als
100 000 Perſonen ihre Heimat verlaſſen mußten und aus ihrem
beruflichen Wirkungskreis herausgeriſſen wurden, hatte für die
Betroffenen die ſchwerſten wirtſchaftlichen Nachteile und vermehrte
die Not im unbeſetzten Deutſchland. Eine der Hauptaufgaben des
franzöſiſchen Spionagedienſtes bildete bis in die letzte Zeit die
Werkſpionage in den Induſtrieſtätten des beſetzten Gebiets.
Un=
ermeßlich ſind die wirtſchaftlichen Schädigungen, die unſerer
In=
duſtrie hierdurch zugefügt worden ſind.
Wenn es bekannt wurde, daß deutſche Frauen und Mädchen
ſich mit Franzoſen eingelaſſen hatten, ſo wurde dieſer Mangel an
anſtändiger Geſinnung von jungen Burſchen, ihres
Bekannten=
kreiſes in den erſten Beſatzungsjahren, in denen der Bubikopf noch
nicht Allgemeingut war, öfters mit „
Zopfabſchnei=
den” geahndet. Gegen ſolche Zopfabſchneider wurde
von den Franzoſen mit beſonderer Schärfe
vorge=
gangen, wobei der Spionagedienſt dieſe wieder
beſtens unterſtützte. Das Hochhalten nationaler
Ge=
ſinnung machte verdächtig, während die
Geſinnungs=
lumperei gefördert und belohnt wurde. Das Syſtem
der Kreisdelegierten, die die Interalliierte
Rhein=
landkommiſſion über alle Wahrnehmungen über die
Haltung der Bevölkerung und ſonſtige
bemerkens=
werte Vorgänge im beſetzten Gebiet zu unterrichten
hatten und deshalb vielfach die Verbindung mit
einflußreicheren Familien im beſetzten Gebiet zu
erreichen ſuchten, waren für die deutſche
Verwal=
tung eine beſonders unerwünſchte Zugabe.
Natür=
lich verleitete die Sucht, von den Delegierten
aller=
lei Vorteile, wie z. B. Reiſeerlaubnis, zu erlangen,
auch manchmal ſchwächere Seelen dazu, die dem
Feind gegenüber gebotene Diſtanz zu verlaſſen. Doch
zählen ſolche Fälle im allgemeinen zu den
Selten=
heiten. Die Haltung der Bevölkerung war vielmehr
im großen und ganzen muſterhaft. Ich erinnere mich
eines Falles, in dem durch allzu großes
Entgegen=
kommen von Vorſtandsdamen franzöſiſche Offiziere
mit ihren Familien Einladungen zu einem
Wohl=
tätigkeitsbazar in Mainz erlangt hatten. Die junge
Welt war ſpäter zum Tanz übergegangen. Einige
junge Damen hatten das richtige Empfinden, daß
ſie ſich weigerten, mit franzöſiſchen Offizieren zu
tanzen. Wohl mit infolge dieſes Vorganges ſind
weiterhin unerwünſchte Annäherungen der Franzoſen auf
ge=
ſellſchaftlichem Boden in Mainz unterblieben. Einladungen
zu den franzöſiſchen Pferderennen in
Wiesbaden und zu franzöſiſchen
Thea=
teraufführungen wurden von uns ſtets
ignoriert.
Ich habe aus Unterhaltungen mit
General Mangin den Eindruck
ge=
wonnen, daß er zwar nicht an die
Mög=
lichkeit einer unmittelbaren
Einverlei=
bung des beſetzten linksrheiniſchen
Ge=
biets in den franzöſiſchen Staat glaubte,
wohl aber die Schaffung eines
neutra=
len Rheinſtaats als Pufferſtaat
zwi=
ſchen Deutſchland und Frankreich
be=
günſtigte und zu fördern bereit war.
Zu dieſem Zweck ſuchte er bei den
Ver=
tretern der Bevölkerung u. A. die noch
aus früherer Zeit vorhandenen
Erinne=
rungen, z. B. diejenge an die ehemalige
„Mainzer Univerſität” wachzurufen und
die Wiedererrichtung der Univerſität
als ein erſtrebenswertes, ſeiner
Unter=
ſtützung würdigen Zieles hinzuſtellen.
Sogar eine Zuſammenkunft von
Rhein=
ländern, in deren Familien noch
An=
ſchen Kriege, wie Erinnerungsmedaillen
an dieſe vorhanden waren, wurde im
Auftrage Mangins veranſtaltet und von
franzöſiſchen Generälen beſucht.
Im Laufe des Monats März 1919
wurde Oberbürgermeiſter. Dr.
Göttel=
mann durch General Mangin ſeines
Amtes entſetzt, weil er ſich geweigert
hatte, dem Befehl Mangins, den
fran=
zöſiſchen Sprachunterricht in den Mainzer
Volksſchulen einzuführen, nachzukommen,
eine Maßnahme, die übrigens ſchon aus
ſchultechniſchen Gründen wegen Mangels
der hierfür zur Verfügung ſtehenden
Un=
terrichtzeit hätte ſcheitern müſſen.
Göttel=
mann, ein charaktervoller, gut deutſch
geſinnter Mann, blieb dauernd von der
Verſehung ſeines
Oberbürgermeiſter=
poſtens ausgeſchloſſen. Auch den
Nach=
folger Göttelmanns, den derzeitigen
Oberbürgermeiſter der Stadt Mainz, Dr.
Külb, der die ganze Beſatzungszeit im
aktiven Dienſte miterlebt und ſich um
ſeine Vaterſtadt ſehr verdient gemacht
hat, traf im Jahre 1923 die Ausweiſung.
Genehmigung ſtattänden
Ihm wurde jedoch nach Inkrafttreten
Art. 5. Die Kommandierenden Generäle de
des Dawes=Abkommens die Rückkehr auf
führung dieſer Verordnung
ſeinen Poſten möglich.
Mitte Mai 1919 fand ein Beſuch der
heſſiſchen Miniſter Ulrich und von Bren=
Drnd von C. Drien. Malnt
tano bei General Mangin ſtatt. Man
darf annehmen, daß auf beiden Sei=
ten der Wunſch beſtand, ſich kennen zu lernen, und daß
es der Eitelkeit Mangins ſchmeichelte, ein deutſches
Staats=
oberhaupt bei ſich zu ſehen. Bereits am Vorabend
wur=
den die beiden Miniſter im Regierungsgebäude im Auftrage
des Generals durch Oberſt Claudon begrüßt. Zu Ehren des
heſ=
ſiſchen Staatspräſidenten war eine Ehrenſchwadron im Hof des
Mainzer Schloſſes aufgeſtellt, die beim Betreten und Verlaſſen
des franzöſiſchen Hauptquartiers den heſſiſchen Vertretern die
militäriſchen Ehrenbezeugungen erwies. Der Beſuch bei Gegeral
Mangin, der im ganzen etwa 1 Stunde in Anſpruch nahm, war
ein reiner Höflichkeitsakt und blieb ohne politiſche Bedeutung.
Die Abſicht der Franzoſen, ſich nicht mit dem ſachlich und
zeitlich beſchränkten Beſatzungsrecht zu begnügen, ſondern die
Chance, die das Glück ihnen in den Schoß geworfen hatte,
aus=
giebig zur Demütigung und Schwächung Deutſchlands auszunützen,
iſt wiederholt klar zutage getreten. Sie offenbarte ſich zuerſt
bei dem Putſchverſuch Mitte 1919, ſpäter bei dem
vertrags=
widrigen Einbruch in das Ruhrgebiet und bei Organiſation und
der weitreichenden Unterſtützung der Separatiſtenbewegung.
Der Putſchverſuch, den die Franzoſen im Jahr 1919
unter=
nahmen, hätte, wenn er geglückt wäre, für unſer Land und das
Deutſche Reich verhängnisvolle Folgen haben können. An ſeinem
Mißerfolg ſind ſchließlich auch die politiſchen Beſtrebungen des
Generals Mangin geſcheitert. Am 1. Juni 1919 wurde ich
mor=
gens zwiſchen 7 und 8 Uhr auf das Büro des Generaldelegierten
Oberſten Claudon gerufen, und mir von dieſem eröffnet: Im
Laufe des Vormittags würden in der Stadt Mainz durch die
Beſatzungsbehörde Plakate angeſchlagen werden, die eine
Prokla=
mation an die Rheiniſche Bevölkerung enthielten. Er habe mich
darauf hinzuweiſen, daß es den Einwohnern bei Meidung
ſtren=
ger Beſtrafung unterſagt ſei, dieſe Anſchläge zu beſeitigen. Ueber
den Inhalt der letzteren machte mir Oberſt Claudon keine
Er=
öffnung. Es handelte ſich aber um nichts weniger, als einen
Ver=
ſuch der Franzoſen, die Rheinlande für unabhängig zu erklären,
um ſie gewaltſam von Deutſchland loszureißen. Dieſer Verſuch
war zum Scheitern verurteilt, da die Franzoſen dabei offenbar
auf eigenes Riſiko und ohne ſich des Einverſtändniſſes der anderen
Beſatzungsmächte zu verſichern, gehandelt hatten. Er ſcheiterte an
dem nationalen Sinn und dem einmütigen Widerſtand der Main=
Prornnung.
In Anbetracht,
daß der Betrieb der öffentlichen Dienſte weder ſtillgelegt, noch
gänzlich aufgehoben werden kann;
daß die Arbeitseinſtellung in Werken, Betrieben, Werften uſw. die
öffentliche Ordnung gefährden kann;
denken an Teilnehmer der Napoleoni= daß der Streik, unter den gegenwärtigen Verhältniſſen, keineswegs
als ein Mittel, um eine Meinung kundzugeben, geduldet
werden kann, weder als offener Streik noch in der verkappten
Form eines wirtſchaftlichen Konflikts;
verfügt der Oberbefehlshaber der X. Armee Folgendes:
Art 1. Jeder völlige oder teilweiſe Streik wird uuterſagt Strenge Maßnahmen werden gegen alle ergriffen
die zum Streik auffordern, zu einem ſolchen beitragen oder ihn unterſtützen. Jede Verurteilung zieh
die ſofortige Ausweiſung auf das rechte Rheinufer nach ſich.
Art. 2. Falls die Umſtände es mit ſich bringen, wird das Perſonal der öffentlichen Unternehmungen regutriert
Stellt dasſelbe die Arbeit ein, ſo wird es vor ein Kriegsgericht geſtellt.
art 3. Konſlikte und Streitigkeiten zwiſchten 22=Lcitgebern und Angeſtellten müſſen von den zuſtändigen deutſchen
Behörden deu geſetzlichen Schiedsorganen vorgelegt werden, ohne daß eine Einſtellung der Arbeit erfolgt
Der Schiedsſpruch liegt den geſetzlichen Schiedsorganen des Landes ob. Führen dieſe keineu
Auusgleich herbei, ſo wird die Regelung der Streitigkeit einem aus drei franzöſiſchen Offizieren
beſtehenden Schiedsgericht anvertraut. Dieſen Offizieren werden zwei deutſche Arbeitgeber und
zwei deutſche Arbeiter beigegeben, die mit einem ordnungsmäßigen Auftrag verſehen ſein müſſen
und eigene Berantwortung haben, zwechs Beratung und Aufklärung.
Die Entſcheidungen des Schiedsgerichts ſind ohne Berufung binnen 24 Stunden vollftrechlar.
Art 4. Kundgebungen auf der Straße werden nicht gedulder. Verſammlungen dürfen nur nach vorgängiger
imsarmee und die Adminiſtratoren werden mit der
Alus=
ſie hierzu befugt ſind
Mangin.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930.
Seite 5
zer Bevölkerung. Die Plakate ſind ausnahmslos im Lauf des
Vormittags des 1. Juni von der Bevölkerung losgeriſſen
wor=
den. Die Schulen wurden von den Lehrern geſchloſſen, die
Ar=
beiterſchaft trat in Streik. Bürgermeiſter Adelung, dem man
franzöſiſcherſeits die Schuld an der Veranſtaltung des Streiks
zuſchob, wurde aus dem beſetzten Gebiet ausgewreſen. Außerdem
wurden 7 evangeliſche Lehrer, die ihre Schulen geſchloſſen und die
Kinder entlaſſen hatten, von General Mangin k. H. ihres Amtes
enthoben, ausgewieſen und nach körperlicher Mißhandlung durch
franzöſiſche Gendarmen über die Grenze gebracht. Es mußte
auf=
fallen, daß katholiſche Lehrer, die ſich der gleichen Verfehlung
ſchuldig gemacht hatten, von der Ausweiſung verſchont blieben.
Weitere unmittelbare Folgen hatte der franzöſiſche Putſchverſuch
vom 1. Juni 1919 nicht. In Wiesbaden, vo der wegen ſeines
gewaltſamen und rigoroſen Auftretens gegen die Bevölkerung
berüchtigte General Mordacg reſidierte, drangen die Franzoſen
am gleichen Tage in das Regierungsgebäude ein, um ſich dieſes
zu bemächtigen, wurden aber unter Führung des energiſchen
pflichtbewußten Oberregierungsrats Springorum von den
Deut=
ſchen hinausgeworfen. Auch Springorum ereilte das Schickſal der
Ausweiſung. Er wurde in Anerkennung ſeines mutigen
Verhal=
tens kurze Zeit darauf Regierungs=Präſident in Kaſſel. Leider
iſt dieſer charaktervolle vortreffliche Mann vor einigen Jahren
einer tückiſchen Krankheit erlegen. Als Marſchall Foch im Jahr
1919 einen Beſuch in Mainz abſtattete, wurde von dem
franzö=
ſiſchen Generaldelegierten das Anſinnen an mich geſtellt, den
Marſchall mit einigen Worten zu begrüßen. Ich lehnte dies
ſelbſt=
verſtändlich ab.
Der mißlungene Putſchverſuch in Mainz=Wiesbaden hatte die
Aufmerkſamkeit der anderen Beſatzungsmächte, insbeſondere auch
der Amerikaner und Engländer auf die politiſchen Beſtrebungen
der Franzoſen gelenkt. General Mangin wurde im Herbſt 1919
abberufen. Der Nachfolger Mangins, General, Dégoutte,
be=
tonte beim Antritt ſeiner Tätigkeit, daß er als Soldat, nicht
als Politiker, an der Spitze der Rheinarmee ſtehe. Dégoutte
vermied es, bei unſeren Audienzen über politiſche Dinge zu reden.
Im Grund genommen war auch er, ebenſo wie Mangin, ein
Ex=
ponent der franzöſiſchen Politik, die in Paris gemacht wurde.
Degoutte wurde zum militäriſchen Leiter des Ruhreinfalls.
In den erſten Beſatzungsjahren erhielten wir in Mainz
mehr=
fach Beſuche von Berichterſtattern ausländiſcher Zeitungen,
ins=
beſondere von Engländern, die Material darüber ſammelten, was
die Franzoſen im Rheinland machten. Daß ſie von uns hierüber
gründlich aufgeklärt wurden, und daß ihnen Gelegenheit gegeben
wurde, ſich in allen Kreiſen der Bevölkerung hierüber
unmittel=
bar zu unterrichten, bedarf wohl kaum der Erwähnung.
„Ich habe bereits darauf hingewieſen, daß die Haltung der
Be=
völkerung den Franzoſen gegenüber, von einzelnen Ausnahmen
abgeſehen, durchaus würdig und korrekt war. Umſomehr iſt es
zu beklagen, daß es Deutſche gab, die ſchon kurz nach dem Einzug
der Franzoſen bei uns mit dieſen ſympathiſierten und der Los=
löſung der Rheinlande von Deutſchland Vorſchub leiſteten, indem
ſie die ſpäter ſo verhängnisvolle Separatiſtenbewegung
vorberei=
teten. Zu dieſen Männern gehörte u. A. der damals in
Wies=
baden wohnende Separatiſtenführer Dorten und ein Mainzer
Amtsrichter namens Liebing. Dieſe Männer erfreuten ſich des
offenkundigen Schutzes der Franzoſen, ihre landesverräteriſchen
Beſtrebungen durften von den deutſchen Behörden nicht verfolgt
werden. Dorten verkehrte von Wiesbaden aus häufig bei General
Mangin. Als eines Tages ſein Auto nach dem Verlaſſen des
franzöſiſchen Hauptquartiers auf der Mainzer Straßenbrücke von
einem Polizeibeamten angehalten und von den Franzoſen
er=
nittelt worden war, daß ein Regierungsrat bei der
Provinzial=
direktion den Auftrag zum Anhalten des Autos gegeben hatte,
wurde dieſer Beamte ohne weiteres aus dem beſetzten Gebiet
aus=
gewieſen. Die Art und Weiſe, wie von den Franzoſen der
Landes=
verrat im beſetzten Gebiet unter den Augen der deutſchen
Be=
hörden begünſtigt wurde, bildet eines der ſchwärzeſten Kapitel
in der Beſatzungsgeſchichte. Der wohlorganiſierte franzöſiſche
Spionagedienſt befähigte die Franzoſen der deutſchen Verwaltung
auf zahlloſen Gebieten Schwierigkeiten zu bereiten. Beim
Reichs=
kommiſſar bei der interalliierten Rheinland=Kommiſſion in
Koblenz fanden von Zeit zu Zeit Zuſammenkünfte der oberſten
Verwaltungsbeamten der beſetzten Gebiete ſtatt, um zu den
viel=
fachen Fragen, die die Not des beſetzten Rheinlandes auslöſte,
gemeinſam Stellung zu nehmen. Die Franzoſen ſchienen eine
Be=
ſprechung deſſen, was im beſetzten heſſiſchen Gebiet vorging, bei
dem Reichskommiſſar in Koblenz nicht zu wünſchen, denn ich
er=
hielt mehrfach unmittelbar vor meiner Abreiſe nach Koblenz einen
Befehl des Generals Mangin zugeſtellt, der mir die Teilnahme
an der Beſprechung beim Reichskommiſſar unterſagte.
Selbſtver=
ſtändlich wurde durch derartige Nadelſtiche unſere Verbindung
mit den Reichs= und Landesbehörden der benachbarten beſetzten
Gebiete nicht verhindert. Wir haben mit dem Reichskommiſſar
Freiherrn von Starck und ſeinem Nachfolger, Fürſten Hatzfeld —
der jetzige Reichskommiſſar Frhr. von Langwert=Simmern trat
ſein Amt erſt nach meinem Ausſcheiden aus der Verwaltung des
beſetzten Gebietes an — über alle wichtigeren Vorgänge
fort=
laufend unmittelbaren Meinungsaustauſch unterhalten. Auch mit
den oberſten Regierungsſtellen in Speyer, Wiesbaden und
Koblenz ſtanden wir fortlaufend in Fühlung. Ich erinnere mich
noch lebhaft einer Verſammlung von Verwaltungsbeamten, die in
Wiesbaden in ſpäter Abendſtunde ſtattfand, und die wegen des
mehrfach drohenden Ueberfalls durch die Funktionäre des
Gene=
rals Mordacg in beſonderer Spannung verlief. Wir waren durch
ausgeſtellte Wachpoſten zu wiederholten Malen alarmiert worden.
Von beſonderem Intereſſe waren die in Köln ſtattfindenden
Ver=
handlungen des Wirtſchafts=Ausſchuſſes für die beſetzten
Rhein=
lande, an denen außer den oberſten Verwaltungsbehörden und
dem Reichskommiſſariat auch die Vertreter der verſchiedenen
Wirt=
ſchaftskörper und die bedeutendſten Vertreter der Wirtſchaft
teil=
nahmen.
Die Stellung der Verwaltungsbehörden im beſetzten Gebiet
war eine ununterbrochene Kampfſtellung. Wir ſtanden an
gefähr=
deter Stelle im Kampf um die Erhaltung deutſchen Landes,
deut=
ſcher Art und deutſcher Kultur mit einem Feind, der die Zeit
für gekommen glaubte, um den Traum von Jahrhunderten, „den
Rheinſtrom zur Grenze Frankreichs zu machen”, ſeiner Erfüllung
entgegenzuführen. Die Erkenntnis, daß die Franzoſen die Chance,
die der Waffenſtillſtand und das Verſailler Friedensdiktat ihnen
in den Schoß geworfen hatte, dazu auszunützen beabſichtigten, die
Rheinlande vom Deutſchen Reich loszureißen, hatte die geſamte
rheiniſche Bevölkerung auf den Poſten gerufen. Je offener die
franzöſiſchen Abſichten, insbeſondere beim Einfall in das
Nuhr=
gebiet und der Organiſation und Unterſtützung der
Separatiſten=
bewegung zutage traten, um ſo feſter wurde der Widerſtand der
geſamten treudeutſchen Bevölkerung, der ſchließlich zum Scheitern
der franzöſiſchen Eroberungsabſichten führte. Die Befreiung der
3. Beſatzungszone von der feindlichen Beſatzung iſt mit
uner=
hörten Opfern Geſamtdeutſchlands im Dawesplan und im
Young=
plan erkauft worden, von denen heute noch niemand ſagen kann,
ob ſie auf die Dauer erfüllbar ſein werden. Heute, wo die
Stunde der Befreiung herangekommen iſt, darf ſich das Rheinland
ungemiſchter Freude darüber hingeben, daß die ſchwere
Beſatzungs=
zeit hinter uns liegt und der Rhein wieder frei geworden iſt. Wer
die erſte Beſatzungszeit im Rheinland miterlebt hat, dem wollte
oft der Mut ſinken, wenn er die bange Schickſalsfrage in ſich
herum=
wälzte, ob er den Tag der Befreiung von fremdem Joch noch
er=
leben würde. Und doch hat der lletzte franzöſiſche Soldat 10 Jahre
nach Friedensſchluß das Rheinland verlaſſen. Der Rhein, den
franzöſiſche Herrſchaftsgelüſte zur Grenze Deutſchlands machen
wollten, ſtrömt wieder frei durch das deutſche Land. Uralte
Stät=
ten deutſcher Kultur, wie die Städte Mainz, Worms und Bingen,
die mit deutſcher Geſchichte und deutſcher Sage auf’s Engſte
ver=
knüpft ſind, ſind wieder dauernd mit unſerer Heimat vereinigt.
Statt der Trikolore wehen wieder die heſſiſche und deutſche Flagge
auf den Türmen und öffentlichen Gebäuden am Rhein. Im Jahre
1916 beging die Provinzialvertretung der Provinz Rheinheſſen
— der Kriegszeit wegen im engen Rahmen einer Gedenkfeier
in=
nerhalb des Provinzialtags — die 100jährige Feier des Tags,
da die Provinz Rheinheſſen nach den Beſchlüſſen des Wiener
Kon=
greſſes*) mit Heſſen vereinigt wurde. Heute wollen wir auch dieſes
Tages gedenken und uns darüber freuen, daß die Gefahr der
Los=
reißung dieſes Gebiets von unſerer heſſiſchen Heimat vorüber iſt.
Wir wollen dabei die Hoffnung feſthalten, daß auch für unſere
noch nicht wieder mit uns vereinigten deutſchen Brüder die
Be=
freiungsſtunde ſchlagen wird. Der Tag hierfür wird umſo näher
rücken, je mehr das deutſche Volk ſich bewußt iſt, daß nur
Einig=
keit in großen nationalen Fragen das Anſehen und die
Macht=
ſtellung Deutſchlands nach außen hin ſo ſtark machen, daß es die
ihm geſteckten Ziele erreichen kann.
*) Heſſen mußte dafür das Herzogtum Weſtfalen mit dem
Regierungsſitz Arnsberg an Preußen abtreten.
Der Ruhrkrieg im jahre 1923
m 10. Januar 1923 teilte Poincaré der deutſchen
Re=
gierung mit, die franzöſiſche Regierung habe auf
Grund der von der Reparationskommiſſion
feſtge=
ſtellten „Nichterfüllung bei der Lieferung von Holz
und Kohle” beſchloſſen, eine aus Ingenieuren
be=
ſtehende „Kontrollkommiſſion” zur Beaufſichtigung
der Tätigkeit des Kohlenſyndikats ins Ruhrrevier
zu entſenden. „Die franzöſiſche Regierung”, ſo heißt
es weiter wörtlich in der Note, „legt Wert darauf, zu erklären,
daß ſie gegenwärtig nicht daran denkt, zu einer militäriſchen
Ope=
ration oder zu einer Beſetzung politiſcher Art zu ſchreiten.‟ Die
ins Ruhrgebiet mit den Ingenieuren entſandten Truppen, ſo
er=
klärte Poincaré, ſollten nur den Zweck haben, die „Miſſion” zu
ſchützen und die Erledigung ihres Auftrages ſicherzuſtellen. Soviel
Worte, ſoviel Heuchelei! Denn alsbald zeigte ſich, daß zum Schutze
einiger Ingenieure nicht weniger als 60 000 Soldaten, mit dem
modernſten Kriegsgerät ausgerüſtet, nach Poincarés Anſicht
not=
wendig ſeien. Unter Befehl des Oberkommandierenden der
Rheinarmee, des Generals Dégoutte, rückten 5 kriegsſtarke
fran=
zöſiſche und eine belgiſche Diviſion ins Ruhrgebiet ein. Das
Kohlenſyndikat, dem der Hauptſchlag zugedacht war, parierte
dieſen, indem es mit ſämtlichen Büros abzog und ſeinen Sitz in
das unbeſetzte Gebiet nach Hamburg verlegte. Mit Gewalt und
unter dem Druck der Bajonette wollte General Dégoutte nun die
Lieferung der Kohlenmengen erzwingen, die er unter Bruch aller
völkerrechtlicher Beſtimmungen privaten Gruben zu entnehmen
gedachte. Sein Verſuch, einen
Keil zwiſchen die Unternehmerſchaft und die Ruhrarbeiter
zu treiben, mißlang.
Die Arbeiterſchaft merkte, daß im Ruhrgebiet die Diktatur eines
Generals aufgerichtet war, der ſich ohne jede Hemmung über die
deutſchen Geſetze, ja über die Erleichterungen, die im altbeſetzten
Gebiete unterdeſſen eingetreten waren, hinwegſetzte. Ein
Ent=
rüſtungsſturm über die gegen jedes Recht verſtoßende Beſetzung,
wie über das Wüten der Soldateska ging durch Deutſchland. Auch
Frankreichs Allierten war das Vorgehen Poincares bedenklich
vorgekommen — England machte nicht mit und Italien zog ſich
alsbald zurück. Amerika aber benutzte die Gelegenheit, um ſich
aus dem ganzen ihm allmählich unangenehm gewordenen
Rhein=
handel zurückzuziehen. Seine Truppen ſchieden aus dem
Be=
ſatzungsheere aus. Aber nachdem auf der Feſte Ehrenbreitſtein
die amerikaniſche Flagge herabgeholt war, ſtieg ſofort die
fran=
zöſiſche am Flaggenmaſt empor! „Es iſt ebenſo unmöglich”, ſagte
der amerikaniſche Kommandierende Allen, „mit Bajonetten
Koh=
len zu fördern, wie mit Säbeln Bäume zu fällen.”
Er behielt mit ſeiner Prophezeiung recht! Der paſſive
Wider=
ſtand ſetzte ein. Deutſchland konnte zur Abwehr des
völkerrechts=
widrigen Einfalls ins Ruhrgebiet keine Truppen entſenden —
aber eines konnte es und tat es durch ſeine Beamten und durch
die geſamte Bevölkerung im Ruhrgebiet.
Keine Hilfe wurde geleiſtet,
die Schiffahrt lag ſtill, die Arbeit in den Fabriken und
Berg=
werken ruht; nahen ſich die Franzoſen, um eine Fabrik zu beſetzen,
ſo ertönen die Sirenen und die Geſamtbelegſchaft verläßt ſofort
ihre Arbeitsplätze. Die Eiſenbahner weigern ſich, das geſtohlene
Gut zu befördern, die Eiſenbahn wird ſtillgelegt und durch die
Regie erſetzt — den kümmerlichen Verſuch, der durch Hunderte von
Unfällen begleitet iſt, die deutſchen Eiſenbahner zu erſetzen. Der
paſſive Widerſtand dehnte ſich auf das altbeſetzte Gebiet aus — ein
Wirbel von Ereigniſſen praſſelt über das jetzt wie tot daliegende,
einſt ſo arbeit= und betriebſame Land. Degoutte antwortet mit
den ſchärfſten Maßnahmen. Die Strafandrohungen werden immer
drakoniſcher. Tauſende Deutſche, darunter viele hohe Beamten
und die Führer des Kohlenſyndikats wandern ins Gefängnis.
Hinter jedem kleinen Beamten ſteht der Marokkaner mit dem
Bajonett. Aber Dégoutte greift in ein Weſpenneſt. Als
Thyſ=
ſen mit ſeinen Gefährten vor dem
Kriegsgericht
in Mainz ſtand, kam es zu Volkskundgebungen von einer Stärke,
daß die Straßen von Mainz bald den Deutſchen gehörte. Während
eines Nachmittags waren die Deutſchen Herren der Stadt!
Die Aufbabrung der 14 exmordeten Krupparbeiter.
Hören wir, wie der Hauptverteidiger in dem großen Prozeſſe,
Prof. Dr. Grimm, in ſeinem ſoeben erſchienenen Buche „Vom
Ruhrkrieg zur Rheinlandräumung” dieſen
Tag von Mainz
ſchildert.
„Wir kamen”, ſo ſchreibt Prof. Grimm (die nachfolgende
Wie=
dergabe iſt gekürzt), „in der Nacht in Mainz an und machten im
Zentralhotel Quartier. Inzwiſchen waren die Induſtriellen in
Benrath, von bewaffneten Gendarmen bewacht, in einen nach
Mainz gehenden Zug gebracht worden. Sie wurden auf dem
Bahnhof erkannt und ſpontan von der Bevölkerung begrüßt. In
Mainz wurden ſie auf dem Güterbahnhof ausgeladen und auf
Laſtautos ins Gerichtsgefängnis gebracht.
Am nächſten Morgen, Sonntag, den 21. Januar 1923, ging
ich zeitig zum Kriegsgericht. Gegen mittag erhielt ich die
Sprech=
erlaubnis. Der franzöſiſche Gefängnischef war ein kleiner
Unter=
offizier in Kolonialuniform, ein übler Menſch, der uns jede Art
von Schwierigkeiten machte. Es bedurfte wiederholt des
Ein=
greifens der franzöſiſchen Gerichtsſchreiberei, bis ich mich dort
durchſetzte. So war auch der Geiſt, der in dieſem Gefängnis
herrſchte. In dem gleichen Gebäude befand ſich auch eine
Voll=
ſtreckungsabteilung, in der deutſche Gefängnisbeamte, entſprechend
dem Rheinlandabkommen, die rechtskräftig von den Kriegsgerichten
erkannten Strafen vollſtrecken mußten. Dort hatten unſere
Ge=
fangenen es natürlich gut. Das Rote Kreuz, in Mainz vertreten
durch Dr. von Hymmen, konnte hier für die Gefangenen ſorgen,
während es in der rein franzöſiſchen Unterſuchungsabteilung
ſtändig auf Schwierigkeiten ſtieß. — Die Bevölkerung von Mainz
nahm einen immer größeren Anteil an den Ereigniſſen. Das
Zentralhotel, in dem am Sonntagmorgen noch faſt nur
fran=
zöſiſch geſprochen wurde, war binnen vierundzwanzig Stunden von
allen Franzoſen verlaſſen. Es glich einem wahren Hauptquartier
der deutſchen Verteidigung. Immer wieder kamen neue
Abord=
nungen an, Arbeitervertreter und Induſtrielle. Hohe Beamte,
Preſſeleute. Auch der Düſſeldorfer Regierungspräſident Grützner
erſchien. Unter den Arbeitern waren alle Parteien vertreten.
Selbſt die kommuniſtiſchen Arbeiter, die in den Unruhen nach dem
Waffenſtillſtand Fritz Thyſſen verhaftet und nach Moabit gebracht
hatten, waren da, um jetzt gegen ſeine Verhaftung durch die
Franzoſen zu proteſtieren. Ein freiwilliges Büro bildete ſich.
Die Verhandlung begann unter ungeheurem Andrang.
Preſſe=
vertreter aus allen Ländern waren zahlreich erſchienen. Die Luft
war mit Elektrizität geladen. Der franzöſiſche Offizialverteidiger
Leclercg aus Nancy, der in dieſem erſten Prozeß ſozuſagen die
Verbindung zwiſchen den franzöſiſchen Behörden und der deutſchen
Verteidigung vermittelte, hatte mir am Tage vor der
Verhand=
lung geſagt, es würde wohl eine ſchwere Verurteilung geben. Er
meinte: fünf Jahre Gefängnis, und fragte, welchen Eindruck das
auf die Bevölkerung machen werde. Ich erwiderte aus der
da=
maligen Stimmung heraus, es ſeien 40 000 Franzoſen über den
Rhein gegangen. Ein ſolches Urteil könne der Funken im
Pul=
verfaß ſein, der
eine ungeheure Exploſion zur Folge haben könne.
Leclerca war ſehr betroffen und unterrichtete die franzöſiſche Seite
von der herrſchenden Stimmung. Die Franzoſen, die täglich ein
Proteſttelegramm nach dem anderen erhielten und von den
ver=
ſchiedenſten Abordnungen überfallen wurden, mochten ſich auch
ſelbſt ſchon ein Bild von der bedrohlichen Lage gemacht haben.
Im Verhandlungsſaal erſchien ein großes Aufgebot von
be=
waffneten Soldaten. Ladung und Anklagebericht wurden verleſen,
die Angeklagten zur Perſon vernommen. Dann erhob ich mich und
bat ums Wort zur Begründung der von der Verteidigung
ange=
kündigten Einrede der Unzuſtändigkeit. — Ich wies auf den
Widerſpruch hin, der zwiſchen der franzöſiſchen Note vom 10.
Ja=
nuar 1923 und dem jetzigen kriegsgerichtlichen Verfahren beſtehe.
In der Note beſtreite Poincaré, daß es ſich um eine militäriſche
Beſetzung der Ruhr handele. Wie wolle man denn da das
kriegs=
gerichtliche Verfahren rechtfertigen, das doch nur in einer
mili=
täriſchen Beſetzung ſeine Grundlage haben könnte? — Der
An=
kläger verlas eine kurze Erklärung, die höheren Ortes aufgeſetzt
ſein mochte. — Das Gericht verkündete den vorher formulierten
Beſchluß: „Die Einrede der Unzuſtändigkeit wird verworfen.”
Den Angeklagten wurde dann eröffnet, daß ſie wegen
Gehor=
ſamsverweigerung angeklagt ſeien. Die Angeklagten erhoben ſich,
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Dienstag, den 1. Juli 1930
Nummer 180
In ganz Deutſchland ſetzte das Hilfswerk für die ſchwer leidende Ruhrbevölkerung ein.
Ruhrkinder vor dem Abtransport in das unbeſetzte Gebiet.
Eine tiefe Ergriffenheit bemächtigte ſich allen Anweſenden.
Zu=
erſt ſprach Fritz Thyſſen, dann Keſten, Wüſtenhöfer, Tengelmann,
Olfe, zuletzt Spindler. Alle ſprachen einfach, würdig und ernſt:
„Wir ſind nur dem deutſchen Geſetz unterworfen.
Wir ſind entſchloſſen, unſerem Vaterlande die
Treue zu halten.‟ Dieſer tiefe ſittliche Ernſt, der aus den
Worten der Angeklagten ſprach, teilte ſich allen Zuhörern mit,
allen Deutſchen, die da Kopf an Kopf im Saale verſammelt waren
und in dieſer Stunde zu einer Schickſalsgemeinſchaft
zuſammen=
wuchſen. Man fühlte, hier vollzog ſich ein hiſtoriſcher Wendepunkt.
Es war ein gewaltiges Erleben. — Ein Volk ohne Waffen erhob
ſich gegen offenbares Unrecht.”
Prof. Grimm erzählt nun, wie ihm vom Verteidiger Leclerca
mitgeteilt wird, daß man einen Ausweg gefunden habe. Die
Verurteilung werde nicht wegen Gehorſamsverweigernug
erfol=
gen, ſondern auf Grund eines franzöſiſchen Geſetzes über
Requi=
ſitionsleiſtungen bei Manövern uſw. Die erſte Vorausſetzung für
die Anwendung dieſes Geſetzes vom Jahre 1877 wäre die
Zu=
ſtellung eines formellen militäriſchen Requiſitionsbefehls geweſen.
Der Gedanke, den Zechen ſolche Formulare für die
Repara=
tionsforderungen der franzöſiſchen Induſtrie zuzuſtellen, war ſo
grotesk, daß die örtliche Dienſtſtelle dies offenbar gar nicht in
Er=
wägung gezogen hatte. Nun wurde nachträglich die Zuſtellung
ſolcher miltäriſcher Requiſitionsbefehle angeordnet, und ſo wurde
z. B. Fritz Thyſſen wegen Nichtbefolgung eines Requiſitionsbefehls
verurteilt, der in ſeinem Büro erſt einen Tag nach ſeiner
Verhaf=
tung zugeſtellt war, während die übrigen Angeklagten überhaupt
keinen ordnungsmäßigen Requiſitionsbefehl erhalten hatten.
Inzwiſchen war die Erregung in Mainz immer größer
gewor=
den. Eine ſieghafte Stimmung, ein alles hinreißender Jubel über
das erſte „Nein” gegen rohe Gewalt ſchien ſich vor dem
Gerichts=
ſaal über die ganze Stadt zu verbreiten. Begeiſterung hatte alle
ergriffen, eine gewaltige Idee: „Wir leiſten Widerſtand!”
Tau=
ſende umlagerten das Gerichtsgebäude. Es war am Nachmittage
ſchwer, bis zum Verhandlungsſaale durchzudringen. Noch einmal
behandelten die Verteidiger die Rechtslage, die Unmöglichkeit
die=
ſer Anklage, die Ungeſetzlichkeit, deutſche Bürger zwingen zu wollen,
an Kampfmaßnahmen der fremden Mächte gegen die eigene
deutſche Regierung aktiv mitzuwirken. Das Gericht zog ſich zurück.
Die Erregung was bis zur Siedehitze geſteigert.
Es ſchien, als ob hier aller Zorn, alle Bitterkeit über
er=
littene Unbill von vier langen Beſatzungsjahren aufgeſpeichert ſei
und gewaltſam zur Entladung dränge. Auf dem Flur war es ſchon
zu einem Zwiſchenfall gekommen. Es ſchien wie ein Wunder, daß
dieſe Menge, die ſo unter ſeeliſcher Hochſpannung ſtand, dennoch
eiſerne Diſziplin beobachtete. Die franzöſiſchen Offiziere fühlten
das. Nervöſes Zucken huſchte über ihre Geſichter. Der Gerichtshof
kehrte zurück. In feierlicher Stille harrte die Menge des Urteils.
Der Vorſitzende begann. Alle Beiſitzer des Gerichts ſalutierten,
die behandſchuhte Hand am Käppi; die Wachen präſentierten:
Schauſpiel militäriſcher Macht.
Da geſchah das Unerwartete, Ergreifende.
Es erſcholl von draußen, zuerſt leiſe, dann immer deutlicher,
gewaltiger, zuletzt wie ein brauſender Orkan, aus Tauſenden von
Kehlen geſungen, das Lied: „Die Wacht am Rhein”. „Zum
Rhein, zum Rhein, zum deutſchen Rhein! Wer will des Stromes
Hüter ſein?” Von unſichtbarer Hand wurden die Fenſter geöffnet.
Der Saal ſelbſt verharrte in feierlicher Ruhe. Die Stimme des
Vorſitzenden verſank. Es verſank vor uns dieſes ganze militäriſche
Schauſpiel, und vor unſerer Seele erhob ſich das rheiniſche Volk.
Dieſes Volk von Mainz, das nun ſchon ſeit vier Jahren Leid und
Not der Beſetzung getragen hatte. Dieſes Volk, das ſo zermürbt
ſchien und von vielen, die, weit vom Schuß, die Tragödie des
beſetz=
ten Gebietes nicht verſtanden, ſo oft und ſo leicht ſchon als
unzu=
verläſſig geſcholten war.. Dieſes Volk erhob ſich und ſang. Wie
ein Gebet, wie eine gewaltige Huldigung drang der Geſang zu
uns empor, befreiend, erhebend: ein Vaterlandslied nach dem
anderen. Es ſchien, als ob eine unwiderſtehliche Naturgewalt
dieſes Volk ergriffen hatte. Da verſtanden wir die Seele des
beſetzten Gebietes, das ſich ſo oft hatte beugen müſſen, das
ſo viele Demütigungen ertragen hatte um des ganzen Deutſchland
willen, und das ſich nun erhob, wo der offenbare Rechtsbruch der
Beſatzungsmächte das erſte „Nein”, den erſten Widerſtand zu
er=
lauben ſchien.
Da verſagten die Waffen.
In dieſer Stunde empfanden wir, was das war, der paſſive
Widerſtand. Ein Kampf um das Recht! In dieſer Stunde erhielt
für uns der paſſive Widerſtand Leben und Inhalt.
Wütend berichtet hierüber General Mordacg unter der
Ueber=
ſchrift „Der Aufſtand von Mainz: Am 24. Januar 1923 brach in
Mainz ein wahrer Aufruhr aus, der die ſchlimmſten Folgen hätte
haben können. . . Faſt während des ganzen Nachmittags waren
die Deutſchen Herren der Stadt.” Jawohl, Mordacg hat/recht. An
dieſem Tage gehörte Mainz den Deutſchen. Die Beſatzung zog ſich
fluchtartig in ihre Quartier zurück. Ein gewaltiges Hochgefühl
bemächtigte ſich der Deutſchen: Endlich einmal wieder Herr zu
ſein im eigenen Lande, endlich den Geßlerhut nicht immer vor
Augen zu haben, und ſei es auch nur für einen Nachmittag.
Das Urteil lautete auf hohe Geldſtrafen. Die Verurteilten
legten ſofort Reviſion ein und wurden noch am gleichen Abend unter
dem Jubel der Bevölkerung freigelaſſen.
Die Rückfahrt der „Verurteilten” geſtaltete ſich zu einem
wah=
ren Triumphzuge. Ueberall auf den Bahnhöfen ſtanden große
Menſchenmengen, die vaterländiſche Lieder ſangen und den
Indu=
ſtriellen ihre Dankbarkeit für die mannhafte Haltung zum
Aus=
druck brachten. Und, intereſſant das zu hören: in der engliſchen
und amerikaniſchen beſetzten Zone ſtanden unter den Deutſchen
engliſche und amerikaniſche Offiziere, die den
Männernſalutierten, die eben noch von den franzöſiſchen
Bundesgenoſſen wie gemeine Verbrecher behandelt worden
waren. Eſſen aber gehörte an dieſem Tage den Deutſchen, wie
tags zuvor Mainz.
Dégoutte greift zu anderen Mitteln. Er will keine Märtyrer
mehr machen, ſondern die Führer des Volkes beſeitigen.
Die Ausweiſungen beginnen.
Tag und Nacht rollen die Möbelwagen, die der Ausgewieſenen
Habſeligkeiten enthalten, über die Landſtraßen. Die Eiſenbahner
kommen daran, die höheren Verwaltungsbeamten, Geiſtliche, Lehrer,
die Führer der politiſchen Parteien, Redakteure, die Poſtbeamten, die
ebenfalls den Betrieb eingeſtellt — die Polizei, Hunderttauſende
Menſchen, die irgendwie im öffentlichen Leben ſtanden oder ſich
bei der Beſatzung unbeliebt gemacht hatten, müſſen die Heimat
verlaſſen. Aber noch hartnäckiger wird der deutſche Widerſtand,
umſomehr als jetzt die immer zunehmende Nervoſität der
Fran=
zoſen ein Zeichen für das Gefühl der Unſicherheit iſt, das in ihnen
lebt. Immer brutaler werden die Gegenmaßnahmen Dégouttes.
Am 31. März 1923, am Samstag vor Oſtern ereignete ſich in der
Kruppſchen Fabrik in Eſſen jener entſetzliche Zwiſchenfall,
der 14 Deutſchen das Leben koſtete.
Eine franzöſiſche Abteilung von 12 Mann mit Maſchinengewehr
dringt in die Fabrik ein. Die Arbeiter verlaſſen ihren
Arbeits=
platz und ſtreben nach dem Ausgang. Ohne jede Warnung gibt der
Führer der Abteilung Befehl zum Schießen — 14 Tote bleiben auf
dem Platze und 40 Verwundete müſſen weggetragen werden.
Be=
ſtraft wurde nicht der Führer der Soldaten, der mitten im
Frie=
den einen Mord begangen, ſondern Herr von Krupp, der von
einem Kriegsgericht wegen dieſes Zwiſchenfalles zu — 15 Jahren
Gefängnis verurteilt wurde.
Im Frühjahr des Jahres 1923 war der paſſive Widerſtand auf
ſeinem Höhepunkt angelangt. Der 8. Mai brachte den Krupp=
Prozeß und am gleichen Tage ſtand Schlageter vor dem
Kriegsgericht in Düſſeldorf — er hatte ohne Erfolg eine kleine
Ueberführung in der Nähe von Düſſeldorf zu ſprengen verſucht.
Am 9. Mai wurde Schlageter zum Tode, einer ſeiner Freunde zu
lebenslänglicher Zwangsarbeit, die anderen zu langjährigen
Zucht=
hausſtrafen verurteilt. Am 26. Mai 1923, morgens 4 Uhr, wurde
Schlageter in der Golzheimer Heide bei Düſſeldorf erſchoſſen. Ein
Sturm der Entrüſtung ging durch Deutſchland.
Als der franzöſiſche Botſchafter in Berlin ſich ſpäter über die
amtlichen Beileidstelgramme zum Tode Schlageters beſchwerte,
erklärte der deutſche Außenminiſter, dieſe ſeien eine durchaus
natür=
liche und ſelbſtverſtändliche Kundgebung geweſen, nachdem ein
deutſcher Mann von fremden Kriegsgerichten auf deutſchem Boden
für eine wahrlich nicht aus ehrloſen Motiven begangene Handlung
widerrechtlich verurteilt und hingerichtet worden ſei.
Die Sabotageakte
mehrten ſich: Görges wurde in Mainz zum Tode verurteilt, ebenſo
Graf Keller, der frühere U=Bootskommandant Andler ſteht mit
einem Gefährten vor dem Kriegsgericht in Mainz, weil ſie
ver=
ſucht hatten, den Rhein=Herne=Kanal zu ſprengen — und Dutzende
junger Deutſcher büßten durch langjährige Zwangsarbeit in
Cayenne oder auf Ile de Ré, ihren Glauben, durch ihre Tat
Deutſchland helfen zu können. Noch im Jahre 1924, als der paſſive
Widerſtand längſt abgeblaſen war, ſtanden 30 junge Leute vor
dem Kriegsgericht in Mainz, weil ſie beabſichtigt hatten (die
Sache wurde vor Ausführung verraten!), den Rhein=Herne=Kanal
zu ſprengen. Auch hier ergingen zwei Todesurteile neben
30; Jahren Zwangsarbeit und Gefängnis. Außer an Schlageter
iſt aber in dieſer Zeit kein Todesurteil vollſtreckt worden.
Aber mit all dem Furchtbaren, was die rheiniſche Bevölkerung
in dieſen Monaten des Jahres 1923 durchmachte, ſollte es noch
nicht genug ſein. Die furchtbare wirtſchaftliche Not,
die fortſchreitende Inflation begünſtigte das Verbrechertum,
das in Raubzügen, vor allem aber auch im Separatismus ſein
Un=
weſen trieb. Noch einmal wurden die Deutſchen am Rhein vor
einen Abwehrkampf geſtellt. Die deutſche Front gegen den
fran=
zöſiſchen Eindringling an der Ruhr begann ſchon abzubröckeln,
aber feſt wurde die neue Front gegen die
Verräter im eigenen Lande,
die mit den Franzoſen gemeinſchaftliche Sache machten. Auch hier
ſind Heldentaten begangen worden, die das Buch der großen
Ge=
ſchichte nicht vermelden wird. Aber auch dieſe ſollen nicht ver=
geſſen und der Deutſchen mit Dank an dieſer Stelle gedacht
wer=
den, die durch ihr Hervortreten, durch perſönliche Leiden und
Be=
ſchwerden hindurch nicht nur einen politiſchen Plan (die Trennung
des Rheinlandes vom deutſchen Reiche) verhinderten, ſondern dem
Rowdytum und Verbrechertum, das ſich unter dem Namen des
Separatismus ſammelte, ein Paroli geboten. Man vergißt es zu
leicht, daß zu der Zeit, in der der Separatismus am ſtärkſten ſein
Haupt erhob und alles Geſindel, das überhaupt aufzugreifen war,
um ſich ſammelte, die deutſche Polizei unter dem Druck der
Be=
ſatzung bereits ihrer Macht beraubt war. Wie die
Separa=
tiſten von den Franzoſen unterſtützt wurden, das hat
ſich überall im beſetzten Gebiet gezeigt und wurde auch bewieſen
durch die Verfolgungen, denen die Kämpfer gegen das
Separa=
tiſtengeſindel ausgeſetzt waren.
Am blutigen Sonntag in Düſſeldorf
zeigte ſich das mit beſonderer Schärfe. Am 26. September 1923
hatte der paſſive Widerſtand ſein Ende gefunden! Am nächſten
darauffolgenden Sonntag, dem 30. September, ſollte in
Düſſel=
dorf die Rheiniſche Republik ausgerufen werden. Der frühere
heſſiſche Amtsgerichtsrat Dr. Liebing in Mainz, der ſchon im
erſten „Kabinett‟ Dr. Dortens den Poſten eines Finanzminiſters
bekleidet hatte, entfaltete eine lebhafte Propaganda für den Plan,
an dieſem Tage eine große Heerſchau ſeiner Getreuen in
Düſſel=
dorf vorzunehmen. Ueber 70 Sonderzüge ſollten die
Vaterlands=
verräter dorthin führen — die franzöſiſche Regie ſtellte die Züge.
Man hatte den Leuten, die mit den Einladungskarten der
Sepa=
ratiſten freie Fahrt in den Sonderzügen erhielten, vorgemacht, ſie
würden einen ſchönen Sonntag in der herrlichen Kunſtſtadt
Düſſel=
dorf verleben und mit offenen Armen aufgenommen werden. Aber
ſchon die Zahl der Mitläufer war nicht ſo groß als man erwartet
hatte. Die zweite große Enttäuſchung kam, in Düſſeldorf hatte
man einen „toten Sonntag” angeordnet, ſtatt freudig
entgegen=
geſtreckten Freundeshänden ſahen die betörten Demonſtranten
aus=
geſtorbene Straßen und geſchloſſene Fenſterläden. Die Schupo
mußte auf Befehl der Franzoſen in der Kaſerne bleiben. Die
blaue Polizei, an ſich zu ſchwach, um die Ordnung aufrecht
zu erhalten, wurde um 4 Uhr nachmittags vom „
Rheinland=
ſchutz” entwaffnet, angegriffen und einige auf viehiſche
Weiſeermordet. Der Befehl zum Einſetzen der Schupo blieb
aus — da nahm ein junger Offizier die Verantwortung auf ſich
und ſetzte aus eigener Initiative eine Hundertſchaft zur
Unter=
ſtützung der blauen Polizei ein. Dieſe kam kaum bis zur nächſten
Straßenecke, als ſie bereits Feuer erhielt. Es iſt von belgiſchen
Zeugen in der nachfolgenden Kriegsgerichtsverhandlung
einwand=
frei nachgewieſen worden, daß die Schupo erſt geſchoſſen hat, als
aus dem Haufen der Separatiſten bereits Schüſſe gefallen waren.
Die Separatiſten flohen
— ſie ſammelten ſich erſt wieder am Bahnhof, von wo die
Regie=
züge ſie wieder heimwärts ſchafften. Zehn Tote, darunter drei
Polizeibeamte und 74 Verwundete blieben auf dem Platz.
Die blutigen Vorgänge in Düſſeldorf hatten den Separatiſten
noch nicht die nötige Lehre gegeben — es bedurfte noch vieler
Kämpfe: der Ueberfall von Hanhofen am 10. November
und die Schlacht am Aegidienberg am 16. November 1923
ſeien nur erwähnt. In Speyer fiel der Separatiſtenführer Heinz
Orbis durch Kugeln. Das furchtbare Fanale, in dem die Wut
eines mißhandelten Volkes zum Ausdruck kam, aber ging in
Pir=
maſens auf — nach blutigen Straßenkämpfen hatte ſich der Reſt
des Geſindels in das Bezirksamtsgebäude zurückgezogen. Es
ge=
lang, dieſes in Brand zu ſtecken und den Brand ſolange zu
nähren, bis alle verbrannt waren.
Das Londoner Abkommen machte auch dem Separatiſtenſpuk ein
Ende — eine neue Etappe in der Erringung der Freiheit am
Rheine war erreicht. Das rheiniſche Volk hatte mit Gut und mit
Blut ſein Deutſchtum und ſeine Heimat verteidigt.
Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930
Seite 7
Der Degrartshegs
ünf Jahre vor der in Verſailles anberaumten Friſt
7 haben heute die letzten franzöſiſchen Truppen das
Rheinland verlaſſen: ein Erfolg der Streſemannſchen
Außenpolitik, der vielleicht draußen in der Welt
noch höher eingeſchätzt wird als in dem
augenblick=
lich unter ſchwerem finanziellen Druck ſtehenden
Deutſchland. Der heutige Tag iſt ein Tag der
dank=
baren Freude über das Erreichte. Er ſoll damit auch
ein ſolcher der Rückſchau auf die vergangenen Jahre der Beſetzung
ſein; denn nur aus einer ſolchen vergleichenden Rückſchau wird
der Maßſtab für das bisher Erreichte gewonnen.
Kein Zweifel, daß die Jahre, die hinter uns liegen, zu den
ſchwerſten Schickſalsjahren des deutſchen Reiches und Volkes
ge=
hören. Mehr als einmal erſchien der Beſtand des Staates
ge=
fährdet; mehr als einmal — nein eigentlich ununterbrochen bis
zum Jahre 1924 — wurde der Verſuch gemacht, die wertvolle
Weſt=
mark dem deutſchen Reich zu entreißen. Das teils eingeſtandene,
teils heimlich mit allen Mitteln verfolgte Ziel der franzöſiſchen
Rheinpolitik war die Loslöſung der Rheinlande — möglichſt mit
recht großen rechtsrheiniſchen Brückenköpfen — vom Mutterland.
Wer die Politik der Jahre 1919 bis 1924 mitverfolgte, wer ſie am
eigenen Leib miterlebt hat, vermag gewiſſermaßen drei Syſteme
dieſer Politik zu unterſcheiden.
(est la guerre pour vous (ein verbürgter Ausſpruch des handenen Zweifel beſeitigt, er ſchaffte Klarheit, ein großer Teil
franzöſiſchen Platzkommandanten Touſſaint in Groß=Gerau) war der Anhänger, die in gutem Glauben mitgearbeitet hatten, fiel
die Deviſe der Generalität. Eine Politik der „Vergeltung”, in
Wirklichkeit ſinnloſer Rache. Sie bedrückte die Bevölkerung und
peinigte ſie bis zum Aeußerſten — wie das an anderer Stelle
dieſer Sondernummer an einzelnen Epiſoden dargetan wird. Aber
ſie erreichte eben darum nichts: ſie erweckte in der Bevölkerung
den Mut zu ſtillem Aushalten. Gefährlicher war die Methode der
„penstration paeifigue”, jene Methode, die mit der Errichtung
franzöſiſcher Schulen und Abendkurſe (mit einer grotesken Ueber= Proklamation, die auch keinen Namen trug:
treibung der „Lehrmittelfreiheit”!) mit Franzöſiſchuntericht in den
Sparten der deutſchen Zeitungen, mit der Errichtung franzöſiſcher
Zeitungskioske, vor allem aber mit einer ſtillen unentwegten Pro=
isohe
eMerung Mes-Fst da.
PrSicund.
ARgr 2
Mrengsſens desraht.
Aunt.2.
Rn
Derun dewahret Auheund Ordauag.
Dieverilutiwe Rogiorung-
„
Die Rheinische
Republik ist da.
Mr Mindn Mm 2
grücht
Plünderer und Auhestörer werden
strengstens destraft.
Wir werden für lebensmiltel uod Arteit zigen
Die vorläufige Reviervner
„—
paganda gegen das „Boruſſentum Berlins” arbeitete. Auch dieſe
Methode führte zu keinem Ziel, es ſei denn zu jenem, daß ſich die
übelſten Elemente der Bevölkerung die materiellen Vorteile
zu=
nutze machte. Die dritte Methode war die des Separatismus.
Ausdrücklich nennen wir ſie eine Methode der franzöſiſchen
Rheinpolitik, und bekennen uns damit zur Anſicht Profeſſor Onckens,
der einmal feſtſtellt, daß es ſich beim Separatismus nicht um eine
ſpontane Abfallsbewegung gehandelt hat (aus welchen Motiven
auch immer), ſondern um eine von den franzöſiſchen
Beſatzungs=
behörden künſtlich geſchaffene, mit allen Mitteln (und welche
Mit=
tel hätte die Haute Commiſſion Interalliée nicht gehabt!)
geför=
derte, verſchleierte Annexionspolitik.
Der Bewegung des rheiniſchen Separatismus geben mithin
zwei Dinge das Gepräge, die nicht ſcharf genug betont und immer
wieder herausgeſtellt werden können: ſeine Beſchränkung auf
enge Kreiſe (auf welche, wird, weiter unten darzulegen ſein),
und ſeine enge Zuſammenarbeit mit den Delegierten der
H. C. J. T. R., der Haute Commiſſion Interalliée des Territoires
Rhénans.
Der Separatismus dieſer Färbung iſt eng mit den Namen
Dorten, Matthes und Smeets verknüpft, zu denen für
Heſſen ſpeziell noch „die minores” wie Dr. Roth=Mainz, Dr. Klein=
Bingen, Kitt=Worms, Bierſack=Alzey, Schäfgen und Pritſch=Groß=
Gerau u. a. treten. Der von dieſen Männern mit Hilfe
bewaff=
neten Mobs inſzenierte „Abfall der Rheinlande” fand im
Un=
glücksjahr 1923 ſtatt. Indeſſen gebietet es die geſchichtliche
Wahr=
heit, den Urſprüngen des Separatismus nachzugehen, die bis in
die Novemberrevolution 1918 hineinreichen.
Damals tauchten ja überall Pläne zur Neuordnung des Reiches
auf. Hugo Preuß, der Schöpfer der Reichsverfaſſung, ſelbſt hatte
derartige Gedanken in ſeinen Verfaſſungsentwurf verarbeitet. In
Hannover erſtanden die Welfen in Form der Niederſächſiſchen
Be=
wegung, auch in Heſſen gab es zeitweiſe ja Beſtrebungen, die auf
ein Großheſſen abzielten, während im Oſten, in Oeſterreich und in
Böhmen ſich deutſche Staaten bildeten, die irgendwie zum Reiche
hinwollten. Kein Wunder, daß dieſe unruhige Zeit auch im
Rhein=
land die Gedanken einer Neuordnung, aber ſelbſtverſtändlich im
Rahmen des Reiches, auftauchen ließ. Für die Anhänger
dieſes „Separatismus” gab es noch eine Reihe anderer Motive.
Schien doch damals — vor Friedensſchluß! — die Gefahr nicht
gering, daß Frankreich einfach kurzerhand die napoleoniſchen
Gren=
zen wiedererrichten werde. Und war doch auf der andern Seite in
Berlin, wie überhaupt im Reich, die Gefahr einer bolſchewiſtiſchen
Rätediktatur noch keineswegs völlig gebannt, einer
kommuniſti=
ſchen Diktatur der armen und beſitzloſen Volksſchichten des an ſich
ärmeren Oſtens, der ſich das reiche Rheinland nicht zu
unter=
werfen gedachte. Dieſe Art rheiniſche „Separäktiſten” verhandelten
auch mit der Weimarer Nationalverſammlung, erhielten aber von
daher Abſagen, die raſch den größten Teil zur Aufgabe ſeiner
Ziele veranlaßte. Die ſogenannte Kölner Gruppe war alsbald
ab=
geſprungen und hatte Dr. Dorten das Feld alleine überlaſſen.
Dorten verhandelt mit dem Oberkommandierenden der
Rhein=
armee, General Mangin, im Beiſein verſchiedener Herrn erſtmalig
am 17. Mai 1919 und ſetzt ſeine Ziele auseinander, die letzten
Endes von Mangin genehmigt wurden. Er verſprach, ſich in
Ver=
ſailles dafür einzuſetzen. Gegen eine Ausrufung einer Rheiniſchen
Republik wurden von ſeiner Seite keine Bedenken mehr erhoben.
Am 24. Mai ſollte nun die Tat folgen, und zwar in Koblenz.
Dieſer Plan ſcheiterte an dem mannhaften Widerſtande des
ameri=
kaniſchen Generals Henry T. Allen, der auf ein Erſuchen
Man=
gins, die Ausrufung in Koblenz zu geſtatten, mit einem glatten
„Nein” antwortete. Es gab hier ſpäter im oberſten Rat der
Alli=
ierten noch eine Palaſtrevolution, da der alte Tiger Clemenceau
erſt aus dem Munde des amerikaniſchen Präſidenten Wilſon von
den rheiniſchen Plänen ſeines Generals Mangin und deſſen
Schützling Dorten erfuhr.
Dr. Dorten aber, preußiſcher Staatsanwalt, Hauptmann d. L.
a. D., ließ nicht locker, er wählte nunmehr nach Rückſprache mit
ſeinem Freunde Mangin (den er von nun an allein und ohne
ſeine engeren Mitarbeiter aufſuchte) zur Ausrufung den
Himmel=
fahrtstag 1919, den 29. Mai. Als Ort war Aachen vorgeſehen.
Während die Getreuen aus allen Teilen des Rheinlandes nach
Aachen reiſten, erhielten ſie Kenntnis, daß die Reichsregierung
jede Art rheiniſcher Loslöſungsbeſtrebungen als Hochverrat
be=
trachte, der nach § 81 des Reichsſtrafgeſetzbuches mit
lebensläng=
lichem Zuchthaus oder lebenslänglicher Feſtungsſtrafe zu ahnden ſei.
Durch dieſen Erlaß der Reichsregierung wurden alle noch
vor=
ab. Aus dieſen und aus anderen Gründen — die hier zu weit
führen würden — ſcheiterte auch Aachen.
Dr. Hans Adam Dorten aber läßt noch nicht nach, was geht
ihn das alles an, er hat es ſeinem Freunde Mangin verſprochen,
er proklamiert eben allein ſeine Rheiniſche Republik am 1. Juni
1919 in Aachen, Mainz, Speyer und Wiesbaden im Namen von
Arbeits=Ausſchüſſen, die niemand kannte, mit der nachfolgenden
An das rheiniſche Volk!
Der Augenblick iſt gekommen, wo es gilt, dem Völkerfrieden
eine Brücke zu bauen.
In dieſer Stunde der höchſten Not, die auch über ſein eigenes
Geſchick die Entſcheidung bringen ſoll, verlangt das rheiniſche Volk,
ſelbſt gehört zu werden. Vor dieſem felſenfeſten Entſchluß, geboren
aus dem vor aller Welt anerkannten Recht der Selbſtbeſtimmung,
muß jeder Zwang, woher er immer komme, zurückweichen.
Das rheiniſche Volk will aufrichtig und ehrlich einen Frieden,
der die Grundlage für die Verſöhnung aller Völker bilden würde.
Deshalb ſagt es ſich aus freien Stücken los von den Grundübeln,
durch die ſo viele Kriege verurſacht wurden: dem entarteten
Feu=
dalismus und Militarismus. Damit beſeitigt es für immer die
Hinderniſſe, die ſich einem wahren Frieden entgegenſtellen.
Der Entwurf des Friedensvertrages, einerſeits bedingt durch
die auch von der Reichsregierung anerkannte Forderung der
Ge=
rechtigkeit und Billigkeit, die Frankreich und Belgien zugefügten
Verwüſtungen und Schäden wieder gutzumachen und hinreichende
Garantien gegen die Wiederholung neuer Kriege zu ſchaffen,
be=
deutet andererſeits eine furchtbare Belaſtung des deutſchen Volkes.
Zur allgemeinen und endgültigen Völkerverſöhnung von
ganzem Herzen beizutragen, iſt die vornehmſte Pflicht des
rheini=
ſchen Volkes.
Wir erklären daher folgendes:
Es wird eine ſelbſtändige Rheiniſche Republik im Verbande
des Deutſchen Reiches, als Friedensrepublik errichtet, die das
Rheinland, Alt=Naſſau, Rheinheſſen und die Rheinpfalz umfaßt.
Die Errichtung geſchieht auf folgender Grundlage:
1. Die Grenzen bleiben die alten, Birkenfeld wird einbezogen.
2. Zu Grenzänderungen bedarf es der Zuſtimmung der
betref=
fenden Volksteile, die im Wege der Volksabſtimmung feſtgeſtellt
wird.
Die vorläufige Regierung wird durch Delegierte der
unter=
zeichneten Ausſchüſſe ausgeübt. Die Erlaubnis zur unverzüglichen
Vornahme der Wahlen zur Rheiniſchen Landesverſammlung auf
der Grundlage des Wahlrechtes zur deutſchen
Nationalverſamm=
lung und deren alsbaldige Einberufung wird, ſofort nachgeſucht
werden.
Als Ort für den Sitz der Regierung und den Zuſammentritt
der Landesverſammlung gilt Koblenz.
Die vorläufige Regierung hat ihren Sitz einſtweilen in
Wies=
baden.
Die Landes= und Kommunalbehörden üben bis auf weiteres
ihre bisherige Amtstätigkeit aus.
An Stelle der preußiſchen, bayeriſchen und heſſiſchen
Zentral=
regierung tritt die vorläufige Regierung der Rheiniſchen Republik.
Es lebe die Rheiniſche Republik!
Aachen, Mainz, Speyer, Wiesbaden, den 1. Juni 1919.
Zentrum zuſammenarbeiten, wurde aber von dieſem ſofort
desavouiert, während es der ſpäter gegründeten „Chriſtlichen
Volkspartei” gelang, mit gewiſſen bayeriſchen Kreiſen in eine
Wahlunion zu treten. Aber all dieſe Parteien konnten
keinen feſten Boden faſſen, zumal im Jahre 1929 alle andern
Parteien eine Zuſamenarbeit mit ihnen ablehnten und in den
Königswinterer Beſchlüſſen ſich auf den Standpunkt ſtellten: keine
Diskuſſion der rheiniſchen Frage vor Beendigung der Beſatzung!
Auch die Unabhängigen hatten ſich dieſer Auffaſſung angeſchloſſen.
So ſchien gegen Ende des Jahres 1922 die Beſtrebung
Dor=
tens, wie auch die Konkurrenzpartei von Joſef Smeets, die
„Rheiniſch=Republikaniſche Volkspartei” (die bereits 1919 eine
Rheiniſche Republik außerhalb des Rahmens des Reiches
an=
ſtrebte) erledigt, als die Ereigniſſe des Winters 1922 die
Geſamt=
lage zugunſten der ſeparatiſtiſchen Politik veränderte.
1923.
Es wurde hinlänglich betont, daß Frankreich eine Loslöſung
der Rheinlande direkt oder indirekt anſtrebte. Es ſei gar nicht
unterſucht, inwieweit die „Verfehlungen”, deren ſich Deutſchland
Ende 1922 in der Reparationslieferung ſchuldig gemacht haben
ſollte, in direktem Zuſammenhang mit dem Beſtreben Poincarés
ſtehen, die Löſung der Rheinlandfrage um jeden Preis zu
er=
zwingen.
Wie war die Lage zu Beginn des Jahres 1923? Die
Regie=
rung Wirth hatte demiſſionieren müſſen, das Kabinett Cuno nahm
den Ruhrkampf auf, die Franzoſen ſperrten in noch viel rigoroſerer
Weiſe als 1919/20 die Grenze des beſetzten Gebietes ab,
verſchärf=
ten die Paß= und Zollkontrolle, verſchärften durch alle möglichen
Schikanen die Lage der Bewohner des beſetzten Gebietes; die
Mark ſank ins Bodenloſe, und es war noch nicht einmal möglich,
die dauernd neugedruckten Papierſcheine ins beſetzte Gebiet
her=
einzubekommen, ſo daß durch den Zeitverluſt für die Bewohner des
beſetzten Gebietes zugleich ein dauerndes Disagio entſtand, was
beſonders für die Arbeitsloſen und die Beamten ſich zu
Kata=
ſtrophen auszuwachſen drohte. Man kann von ſeinen Erlebniſſen
in dieſer Zeit ſoviel berichten, faſt jeder einzelne kann es, daß
man damit Bände einer Dokumentenſammlung füllen könnte. Zu
allem Ueberfluß war jeder Verkehr auch im beſetzten Gebiet
zu=
nächſt völlig unmöglich, da die deutſchen Eiſenbahner ſtreikten, dann
aber auch weiterhin für den anſtändigen Teil der Bevölkerung
unmöglich, weil die Bahn in Händen der Regie lag. Die
Lebens=
mittelknappheit nahm die ſchlimmſten Ausmaße der Kriegszeit
an; kurzum, in jeder Weiſe war die Lage der Bevölkerung derart,
daß ein ſeparatiſtiſcher Handſtreich erfolgreich zu werden verſprach.
Es begann im Oktober 1923 damit das letzte und
verbreche=
riſche Stadium des Separatismus, der den Mob für ſeine Zwecke
bewaffnete; zugleich auch das verbrecheriſche Stadium der
fran=
zöſiſchen Beſatzung, die den Vorgängen Gewehr bei Fuß zuſah, und
nur dann eingriff, wenn die „öffentliche Ruhe und Ordnung und
die Sicherheit der Beſatzungsarmee erheblich gefährdet wurde‟,
das heißt zu deutſch; wenn die Separatiſten allein nichts
aus=
richten konnten. Die Geſchichte dieſer Zeit iſt eine Geſchichte
fran=
zöſiſcher Doppelzüngigkeit und Verlogenheit, die man kaum zu
ver=
bergen ſich bemühte. Man ignorierte, daß die Amerikaner unter
Proteſt das Rheinland räumten, man verſuchte die Ablehnung
Englands zu ignorieren. Man war fanatiſch beſeſſen von der Idee,
jetzt endlich und endgültig die Frage der Rheingrenze zu löſen.
Man ſtand — das war durchaus richtig beobachtet — an einem
entſcheidenden Punkt: jetzt oder nie mußte es glücken, das
Rhein=
land zu befreien von der verhaßten Preußenherrſchaft und es den
Segnungen der grande nation zu erſchließen, die ihrerſeits
groß=
mütig bereit dazu war, die wirtſchaftlichen Vorteile des
Ruhr=
gebiets und Rheinlandes ſich zukommen zu laſſen.
Im Oktober flackerten überall die erſten Putſche auf; mit
Hilfe der Franzoſen gelang die Ueberrumpelung der deutſchen
Behörden, deren fähigſte Köpfe entweder ausgewieſen oder in
„Schutzhaft” genommen wurden. Mit Unterſtützung der
franzö=
ſiſchen Truppen wurde überall die grün=weiß=rote Fahne des
freien Rheinlandes (Gott allein weiß, wer dieſe
Farbenzuſammen=
ſtellung erfunden hat) gehißt, und es begann ein Regime, deſſen
Häßlichkeit und brutale Gemeinheit eigentlich nur noch von der
abſtruſen Lächerlichkeit ſeiner Verordnungen und Tagesbefehle,
ſeiner Bulletins und Erlaſſe an das geliebte rheiniſche Volk
über=
troffen wurde. Es würde zu weit führen, dieſe Zuſtände für das
geſamte Rheinland zu unterſuchen und zu ſchildern; es darf
viel=
leicht einmal darauf aufmerkſam gemacht werden, daß Adolph
Becker es in verdienſtlicher Weiſe unternommen hat, eine
wahr=
heitsgetreue, mit reichlichem Quellenmaterial (großenteils im
Fak=
ſimile) verſehene Schilderung dieſer Zuſtände zu veröffentlichen.
Dieſe Beiträge zur Geſchichte des Separatismus in Rheinheſſen
(Hinter den Kuliſſen des Separatismus in Heſſen, 3 Broſchüren
von insgeſamt etwa 400 Seiten) kann nur jedem, der dieſen
Din=
gen näherkommen will, aufs wärmſte empfohlen werden.
Der Rheiniſche Arbeitsausſchuß.
Der Vereinigte Naſſauiſch=Rheinheſſiſche Arbeitsausſchuß.
Der Pfälziſche Arbeitsausſchuß.
Es geht ums Ganze!
Das Rheinland bäumt ſich auf, der indirekte Schutz der
Fran=
dſen nutzt auch nichts, die vollzogenen Ausweiſungen deutſcher
Nänner aus dem Rheinlande und beſonders aus Mainz helfen
ur den Widerſtand verſtärken. Die von Dorten in Wiesbaden
ebildete „vorläufige Regierung” war bald der
Lächer=
ichkeit preisgegeben und aus dem Landeshaus
hinaus=
ſeworfen — kurz —, die ganze Sache war geſcheitert!
ſeſcheitert an ſich ſelbſt, an dem wunderbaren
Wider=
and der rheiniſchen Bevölkerung und hier vor allem
n der geraden Haltung der Arbeiterſchaft, die in den
Zeneralſtreik an den verſchiedenſten Stellen eingetreten
par. Die in Frage ſtehenden Parlamente der
einzel=
en Länder, die politiſchen Parteien aller Richtungen
rklärten, daß ſie mit Hochverrätern unter keinen
Um=
änden etwas zu tun hätten. Das war das Ende,
Ge=
eral Mangin mußte bald darauf ſeinen Poſten am
hein aufgeben, ſein Traum war ausgeträumt, er
außte ſeinen Freund und Schützling Dorten alleine
aſſen und konnte ihm nur noch dann und wann von
ſaris aus ſeine Unterſtützung zuteil werden laſſen.
Von da beginnt Dorten, die Verwirklichung ſeiner
Pläne im Rahmen einer Partei zu verſuchen. Es iſt
hwer zu ſagen, inwieweit er ſelbſt noch an eine Löſung
m Rahmen des Reiches dachte, oder wieweit er ſich in
inen vielfachen Unterredungen mit dem franzöſiſchen
Heneraliſſimus Mangin für eine Löſung in
franzö=
ſchem Sinn feſtgelegt hat. Jedenfalls gründete er die
Rheiniſche Volksvereinigung”, als deren Organe der
Rheiniſche Herold” und „Der Rheinländer” zu
betrach=
en ſind. Urſprünglich wollte dieſe Partei mit dem
Aus der Vielfalt der Maßnahmen und Handlungen der
ſe=
paratiſtiſchen Führer, zugleich aus den vielen Tatſachen, die die
innige Zuſammenarbeit mit den Franzoſen beweiſen, können nur
einige wenige Tatſachen hier als Muſterbeiſpiele angeführt werden.
Trotz ſtarker finanzieller Unterſtützung der Franzoſen (teils
direkt, teils durch Verpflegung der Truppen der Separatiſten,
durch Freifahrt auf den Bahnen der Regie uſw.), war doch dauernd
Geldknappheit im Lager der Separatiſten. Die Mainzer
Separa=
tiſten verfielen auf ein ſehr einfaches Mittel: Die Stadt Mainz
hatte in der Druckerei Viktor von Zabern Notgeld drucken laſſen,
Ausrufungder rheiniſchen Republik in Koblenz.
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Dienstag, den 1. Juli 1930.
Nummer 180
das dort noch lagerte. In der Nacht vom 28. auf 29. Oktober
1923 brachen bewaffnete Separatiſten in die Druckerei ein und
raubten etwa 200 Billionen Papiermark, damals im Gegenwert
26 000 Franken. Selbſtverſtändlich ließ der ſtellvertretende
Main=
zer Oberbürgermeiſter dieſes Notgeld für ungültig erklären, und
zwar durch Plakatanſchlag. Der Provinzialdirektor der Rheiniſchen
Republik befahl das Gegenteil und die Geſchäftswelt wurde zur
Annahme des Geldes gezwungen, indem man den Inhabern des
geraubten Geldes einfach Soldaten mitgab, die die Abnahme des
Geldes erzwingen ſollten. Aber nicht etwa Rheinlandſoldaten,
ſondern ganz einfach und ſchlicht Truppen der franzöſiſchen
Be=
ſatzungsarmee, die hier natürlich in ſtrikter Neutralität handelten.
Ebenſo wie es natürlich nur recht und billig war, daß das
Main=
zer Militärpolizeigericht jene deutſchen Arbeiter, die von
den Gewerkſchaften als Poſten aufgeſtellt wurden, um
einen zweiten Raub in der Zabern=Druckerei zu
verhin=
dern, zu je 25 Tagen Gefängnis verurteilten,
wohlge=
merkt, nachdem ſie bereits etwa vier Wochen in
Unter=
ſuchungshaft geſeſſen hatten. Denn es handelte ſich ja
zweifelsfrei um Veranſtaltung einer Verſammlung von
mehr als fünf Perſonen.
Aehnlich ereignete ſich jener „Ueberfall am
Wan=
dersmann” am 7. Dezember 1923, wo ein Auto der
Dresdener Bank mit Geldern der Reichsbank im Betrage
von 320 000 Billionen — damals nach der Stabiliſierung
alſo bereits wieder 320 000 Reichsmark — von ſechs
Se=
paratiſten angehalten und ausgeraubt wurde, wofür
dann die Separatiſten vom Kriegsgericht mit den
mil=
deſten Strafen, die überhaupt verhängt werden konnten,
geahndet wurde.
Etwas weniger Glück hatte der Kreiskommiſſar des
Kreiſes Groß=Gerau, Herr Zigarrenhändler z. D.
Schäf=
gen aus Mainz. Um der Geldknappheit des Kreiſes
— ſie war ja tatſächlich aus oben dargelegten Gründen
vorhanden — zu ſteuern, ließ er Notgeld drucken, und
zwar wurde die Firma Fink, Groß=Gerau, dazu
ge=
zwungen. „Bedauerlicherweiſe” war jedoch die
Druck=
maſchine dieſer Firma defekt, und es dauerte einige
Tage bis zur Herſtellung. Inzwiſchen hatten andere
Leute ebenfalls vom „Recht der freien Prägung” Ge=
E
brauch gemacht, und als das hochoffizielle Schäfgen=Not=
S
geld erſchien, ſah es ſich in unliebſamer Konkurrenz mit
illegitimen Falſifikaten. Das Schäfgengeld war
wert=
los und nur jene Arbeiter mögen ſich gefreut haben, die
unterdeſſen den Zigarrenladen Schäfgens in Mainz ausgekauft
hatten.
Die Not der Arbeiter und den Hunger ausnutzend, hatten die
Separatiſten verſchiedentlich verſucht, in den Bauerndörfern der
Umgegend von Rüſſelsheim Vieh zu „requirieren”; auch in
Bauſch=
heim kam es dabei zu Kämpfen mit der erbitterten Bauernſchaft,
die jedoch ihrerſeits ihren Widerſtand in dem Augenblick
ein=
ſtellte, als eine franzöſiſche Patrouille in Bauſchheim einritt, die
von den Bauern um Unterſtützung angegangen wurden, was der
Führer jedoch ablehnte: es hätte ja auch eine Einmiſchung in
innerdeutſche Verhältniſſe bedeutet. Er ritt alſo mit ſeinen Leuten
weg. Folge: vier Hofreiten wurden von den Separatiſtenhorden
in Brand geſteckt. Ein leuchtendes Fanal franzöſiſcher ſtrikter
Neu=
tralität.
Nicht immer ging es ſo roh vor ſich. Insbeſondere Herr
Pritſch hatte feinere Methoden, der Not des Kreiſes zu ſteuern:
Ein Teil des Frankfurter Stadtwaldes lag im beſetzten Gebiet,
im Kreiſe Groß=Gerau. Ueber ihn könne die Stadt Frankfurt ja
nicht „ungehindert verfügen” bemerkt Pritſch mit zyniſcher
Offen=
heit; man wird ihn verkaufen und den Erlös der Finanzſanierung
zuwenden.
Typiſch iſt auch die Art der Beſetzung des Groß=Gerauer
Kreisamtes, deſſen Leiter, Herr Geheimrat Dr. Wallau, in „
Schutz=
haft” genommen wurde. Auf ſeine Vorſtellungen beim
franzö=
ſiſchen Delegierten, Monſieur Haas (Aas nannte ihn der
Volks=
mund), wurde eine verſtärkte franzöſiſche Wache in das
gegen=
überliegende Café Schöll gelegt. Unter ihrem Schutz hißten die
Separatiſten die grün=weiß=rote Fahne, und als ſich darauf die
Menſchen zuſammenrotteten, trieben Marokkaner ſie mit
Kolben=
ſtößen auseinander; ein deutſcher Paſſant erlaubt ſich eine leiſe
Bemerkung über die „franzöſiſche Neutralität”, als
unglücklicher=
weiſe gerade ein Dolmetſcher vorbeigeht, der ihn von
Marok=
kanern verhaften und mit Kolbenſtößen auf die franzöſiſche
Kom=
mandantur treiben läßt. Ein Detail, gewiß. Aber es beweiſt
mehr wie hundert Unterſuchungen, wie eng Kommandantur und
rheiniſcher Kreiskommiſſar zuſammenarbeiteten.
Häßlich und lächerlich war das Benehmen der Separatiſten.
Lächerlich die heilige Ueberzeugung mit der der Oberſchleſier
Kurt Pritſch für ſein Heimatland ſchwärmt, womit er nicht etwa
Schleſien, ſondern das Rheinland meint. Und all die andern
Hel=
den der Rheiniſchen Republik: übelſter Mob, aus allen
Gegen=
den Deutſchlands zuſamengelaufen, ohne eigenes Beſitztum, begabt
nur mit glänzendem Geſchick, ſich von der Arbeit zu drücken; als
Polizeikommiſſar Groß=Geraus wurde allerdings ein Experte
er=
nannt. Kannte er doch das Leben hinter ſchwediſchen Gardinen
aus eigenſter Erfahrung recht genau.
In Bingen hatte Dr. Klein ſich als Kreisdirektor inſtalliert,
bis auch er der Lächerlichkeit anheimfiel und von dannen zog,
weil auch hier die Bevölkerung ihn und ſeine Auftraggeber
ab=
lehnte. In Alzey wirkte als „Kreiskommiſſar der Rheiniſchen
Re=
publik” Herr Bierſack der nun gar kein Glück in dieſem Kreiſe
mit ſeiner landwirtſchaftlichen Bevölkerung hatte. In Worms
war von der „Regierung der Rheiniſchen Republik” der
Seiler=
meiſter Kitt als „Kreiskommiſſar” beſtellt worden, beigegeben
waren ihm ein Herr Kottmann und ein Herr Kuhbach, auch ihre
Verordnungen, Drohungen, Befehle liefen ſich an dem Widerſtand
der Bevölkerung und der Behörden tot. Alle Lockungen, alle
Ver=
ſprechungen nutzten nichts, das Spiel war verloren! Man hatte
keine Luſt, die „glückverheißende Rheiniſche Republik” auch nur
irgendwie zu unterſtützen, beſonders nicht, wenn man ſich die
„prachtvolle rheiniſche Miliz” anſah, die ſtehlend und
vagabun=
dierend durch das gequälte rheiniſche Land unter dem Schutze der
grande nation zog, von der ſie auch noch ihre Verpflegung
er=
hielt. Die Quälereien dieſer Horden trieb den Menſchen am
Rhein das Blut in den Kopf und machte ſie ſtark, beſonnen
aus=
zuharren, trotz der Fauſt, die manchmal hier Luft und Ordnung
gern geſchaffen hätte. Wen wundert es noch, wenn hier und dort
nige Minuten ſpäter wurde der Unglückliche v
eparatiſten aufoffener Straße unter den Augen d
franzöſiſchen Soldaten ermordet.
es zur Exploſion kam, wen wundern die Schüſſe auf den
Sepa=
ratiſtenführer der Pfalz, Heinz=Orbis, wen wundern die Dinge
in Pirmaſens, wo die Separatiſten bei lebendigem Leibe
ver=
brannt wurden? Bei aller rein menſchlicher Ablehnung ſolchen
Geſchehens fällt die tiefe Schuld zurück auf die grande nation, die
es zugab und ſogar unterſtützte, gewiſſe Menſchen der Straße zu
bewaffnen und unter ihrem ſtarken Schutze zu halten! Wer weiß
wohin noch die Dinge gekommen wären, wenn nicht die Welt da
draußen aufmerkſam geworden wäre und England durch ſeinen
Münchener Konſul Clive eine Unterſuchung eingeleitet hätte,
die das Ende auch hier bedeutete?
In Koblenz hatte ſich die „Vorläufige Regierung der
Rhei=
niſchen Republik” aus Vertretern der drei Separatiſtenrichtungen
(Dorten, Smeets und Matthes) gebildet, die unter moraliſcher
und finanzieller Unterſtützung der franzöſiſchen Abteilung der
Rheinlandkommiſſion ihr Daſein friſtete. Millionen ſranzöſiſcher
Franken wurden bei dem größten Tiefſtand der Mark hier in die
Bewegung der Separatiſten geſteckt, Hunderttauſende von Franken
aber wurden auch innerhalb der Bewegung aufgebracht und
ge=
geben von Menſchen, die auch jeden Begriff für das Verwerfliche
ihres Tuns verloren hatten.
Das Ende.
In Koblenz kam es, wie es kommen mußte, die Ehe zwiſchen
den einzelnen Richtungen ging gar bald in die Brüche, die „
Vor=
läufige Regierung” löſte ſich raſch auf und damit zogen auch die
franzöſiſchen Helfershelfer ihre ſtarke ſchützende Hand von der
Sache. Joſef Smeets war lange tot, ſeine Anhänger gaben die
Partie verloren, der berüchtigte Matthes ging nach Frankreich,
um von Straßburg aus bis in die neueſte Zeit ſein Gift gegen ſein
Vaterland zu ſpritzen, das um dieſen verlorenen Sohn ſeiner
Erde nicht traurig iſt. Dr. Hans Adam Dorten verließ das Land,
um in Nizza ſich neu zu verheiraten. Er hat großmütig auf jede
politiſche Tätigkeit verzichtet und friſtet ſein Leben als „docteur
en droit, Solieitor, Boulevard Viktor Hugo Nr. 2 in Nizza”,
indem er ſeine ehemaligen Getreuen dann und wann mit allerlei
Drohbriefen und Klagen auf Herausgabe von Geld und anderen
Dingen beglückt. Ein Luxemburger Gericht hat Anfang dieſes
Jahres eine ſolche Klage als „verſtoßend gegen die guten Sitten”,
abgewieſen.
Die franzöſiſche Preſſe hat Dorten Jahre hindurch als einen
ganz großen Freund Frankreichs hingeſtellt und ihn begeiſtert
be=
ſungen! Das Land aber, das ſeine Wiege trug, das ſeiner
Kind=
heit Tage ſah, das er in größter Notzeit die Ehre hatte,
vertei=
digen zu dürfen, hat ihn für immer ausgeſtrichen aus der Liſte
ſeiner Menſchen, für dieſes Land iſt er tot, verdorben und
ge=
ſtorben! Mag er auch gezwungen und erzwungen amneſtiert ſein,
er allein iſt ſchuldig an den Vorgängen im Jahre 1919 und
mit=
ſchuldig in erſter Linie an dem verbrecheriſchen Separatismus des
Jahres 1923. Er hat nicht nur das Rheinland verraten, ſondern
auch noch die Menſchen, die ſich in beiden Phaſen des
Separatis=
mus als ſeine Mitarbeiter um ihn ſcharten und die er zum Teil
in dem Glauben ließ, daß er eine Rheiniſche Republik im
Rah=
men des Deutſchen Reiches errichten wolle, die er inner=
lich ſchon lange gleichfalls verraten hatte für einen Vaſallenſtaat
im Solde Frankreichs! Das aber iſt Geſchichte! Joſef Smeets
war ein Unglücklicher, aber er war offen, er bekannte ſich dazu,
eine Rheiniſche Republik außerhalb des Deutſchen Reiches zu
wol=
len. Er ſcheiterte an ſich ſelbſt und ſtarb, und mit ihm ſeine
Idee: Matthes, der Revolverjournaliſt und politiſche Hochſtapler
und Draufgänger war erledigt, ehe er begann, er war der Mann
der Straße, eines niemals lebensfähigen Rowdytums, der dem
Rheinlande geburts= und weſensfremd, niemals näher gekommen
wäre. Der „Rheinländer” von Geburt aber, der ehemalige
preu=
ßiſche Staatsanwalt und Hauptmann a. D. Dr. juris Hans Adam
Dorten, mußte wiſſen, was er tat — und er wußte es, und das
iſt ſein Verbrechen für alle Zeiten!
Frankreich möge ſeinen großen Freund behalten bis
an das Ende ſeiner Tage, er verdient nicht einmal einen
ehrlichen Haß, er verdient nur eine abgrundtiefe
Verachtung ſeines Geburtslandes, ſeines
Geburts=
volkes, des ganzen Deutſchland! — auch bis an das Ende
ſeiner Tage und darüber hinaus!
Der „Echo de Paris” hat in ſeiner Nummer vom
29. November 1922 geſchrieben:
„Frankreich wird leben, denn Gott ſchützt es in
der Seele ſeiner Kinder. Aus Liebe für das rheiniſche
Volk, auf dem hundert Jahre Unglück laſtet, wird
Frankreich die Partie gewinnen!“
Frankreich hat zu dieſen hundert Jahren Unglück
frevelhaft noch weitere ſchlimme Jahre hinzugefügt und
gottlob die Partie verloren, möge nun das
Rhein=
land leben und Gott esinder Seele ſeiner
Kinder ſchützen!
Nur wenige Dinge konnten im Rahmen dieſes
Auf=
ſatzes kurz geſtreift werden, ſie genügen, ein deutliches
Bild von der Art und Weiſe ſeparatiſtiſcher Herrſchaft
zu geben, denn niemals wird es möglich ſein, den
pſy=
chiſchen Druck, unter dem die treue Bevölkerung in dieſen
Monaten ſtand, ganz klar und in ſeinem vollen Umfang
in einer Schilderung des Vergangenen zu erfaſſen.
Toll trieben es die Separatiſten in jenen Monaten,
n
als ſie ſich unter dem Schutz einer ſtreng neutralen fran=
27
zöſiſchen Beſatzungsbehörde austoben durften. Vieles
mußte die Bevölkerung ertragen an roher Willkür und
zermürbender Propaganda. Und es iſt ein Wunder, daß ſie
doch immer wieder den Mut und die Kraft fand, auch in
dieſem Unglück und Jammer herzlich zu lachen; ſo über das
berühmte Plakat „Ich bin ein großes Rindvieh” von Michel
Pritſch; oder wenn man den Groß=Gerauer Separatiſt
Riemaſch zur Franzöſiſierung ſeines Namens in Rimpo . .
gratu=
lierte. Dieſer Humor, Galgenhumor, war notwendig, denn ohne
ihn wäre es auf die Dauer nicht zum Aushalten geweſen. Und
man mußte immer wieder von neuem Kraft, ſammeln, um mit
Zähigkeit den Beſtrebungen der Separatiſten entgegenzutreten,
ohne gleich zu riskieren, ausgewieſen oder eingelocht zu werden;
denn das bedeutete für den gutgeſinnten Teil der Bevölkerung
jedesmal einen ſchweren Verluſt.
Erſt im Februar 1924 zog die franzöſiſche Regierung ihre
ſchützende Hand von den Separatiſten. Nicht auf einmal und
öffent=
lich, ſondern ganz vorſichtig und langſam, immer in der ſtillen
Hoffnung, daß die Bewegung doch noch ſich durchſetzen werde. Daß
dem Separatismus kein Erfolg beſchieden war, iſt vor allem der
Standhaftigkeit der rheiniſchen Bevölkerung zu danken; es iſt aber
auch eins der wichtigſten Verdienſte der Streſemannſchen Politik,
die Separatiſten und Franzoſen auseinandergedrängt zu haben.
Denn kaum merkte man im beſetzten Gebiet, daß die
Rheinland=
nilizen nicht mehr den Schutz der Beſatzung genoſſen, ſo
verſchwan=
den auch überall die Fahnen, die Hohen Kreiskommiſſare, die
Orts=
ommandanten und die Mannſchaften ſelbſt. Nicht überall kam es
zu ſchrecklicher Lynchjuſtiz der aufgebrachten und zornigen
Bevöl=
kerung, wie in der Pfalz, aber auch in andern Orten wurde nicht
allzu viel Aufhebens mit dem Straßenmob gemacht, der jetzt —
ſeiner grün=weiß=roten Binden und hochtrabender Titel beraubt—
wieder in Schmutz und Verachtung herabſank; ja zum großen Teil
ſich nur durch ſchleunige Flucht retten konnte.
Der Separatismus war erledigt, die franzöſiſche
Annexions=
politik knock out geſchlagen. Von dieſem Schlag hat ſich das
chau=
viniſtiſche Frankreich noch nicht wieder erholt. Kläglich endete ein
Unternehmen, das der franzöſiſche Kammerabgeordnete Jules Uhry
als „erbärmlich und ſchimpflich” bezeichnete.
Es war ein Triumph der rheiniſchen Treue und des
Reichs=
gedankens, als im folgenden Jahr, 1925, die Jahrtauſendfeier der
Rheinlande den unlöslichen Zuſammenhang des Rheinlands mit
dem Deutſchen Reich aller Welt vor Augen ſtellte.
Noch fünf Jahre ging der Kampf mit Frankreich weiter, ehe
jetzt die letzte Trikolore verſchwunden iſt, ehe der letzte franzöſiſche
Soldat die Grenze weſtwärts überſchritten hat.
In aller Freude und allem berechtigten Stolz aber dürfen die
ſchweren Zeiten nicht vergeſſen werden, die das Rheinland
durch=
zumachen hatte, ehe die franzöſiſche Politik endgültig die Segel
geſtrichen hat. Die Geſchichte des Separatismus iſt noch nicht
ge=
ſchrieben. Sie wird geſchrieben werden müſſen.
Als Dank an das Rheinland!
Als Erinnerung an das Vergangene!
Als Mahnung für die Zukunft!
Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930
Seite 9
Franzöftſche Kulturpropaganda
Von Wilhelm Michel.
Das hat es im Zuſammenhang mit der Beſatzung auch
einmal gegeben: Kulturpropaganda. Ein Wort, bei dem
nicht ohne Schillern durcheinanderläuft: Propaganda für
Kultur und Propaganda durch Kultur für einen derberen,
hier natürlich politiſchen Zweck. Widmen wir dieſer
franzö=
ſiſchen Unternehmung ein Abſchiedswort. Daß die Sache
ſelbſt einen weiteren Hintergrund hat, wird ſich zeigen.
Is franzöſiſche Truppen den deutſchen Weſten
beſetz=
ten, haben einige Leute in Frankreich den
Ge=
danken gehabt, das könne, das müſſe zu weiteren
Ergebniſſen führen: der Rhein als neue Grenze ſtand
ihnen vor Augen. Das politiſche Mittel zu dieſem
Zweck war die Unterſtützung des Separatismus. Dieſe
Unterſtützung iſt von Frankreichs Regierung
abge=
leugnet worden. Es iſt ſelten im diplomatiſchen
Verkehr etwas Haßvolleres, Lügenhafteres und Anmaßenderes
geſchrieben worden, als die Noten, die dieſem
Ableugnungs=
verſuch dienten. Die einfache Wahrheit iſt die, daß die
ſepara=
tiſtiſche „Bewegung” ſich keinen Tag hätte halten können, wenn
ſie nicht franzöſiſche Stellen zum Rückhalt gehabt hätte. Jedes
Kind im beſetzten Gebiet konnte ſehen, daß die Separatiſten
öffentlich ihre Bärentöter ſpazieren tragen durften, während
ſonſt jedes Terzerol in der Hand eines Deutſchen die Sicherheit
der Beſatzungstruppen gefährdete.
Zu dem politiſchen Mittel trat das „geiſtige”, die
Kultur=
propaganda. Ich kenne nicht ihren ganzen Umfang. Ich
er=
innere mich noch an jene Deklamationen von Maurice Barres
(„Génie du Rhin” uſw.), denen Ernſt Bertram in ſeiner ähnlich
benanuten Schrift antwortete. Und ich erinnere mich jener groß
aufgezogenen Unternehmung im Biebricher Schloß, bei der
Frank=
reich ſeine Maler und Bildhauer aufbot, um den Deutſchen ſeine
Kultur zu zeigen. Der ganze herrliche Bau war mit Kunſt
ge=
füllt. Unten ein Sammelſurium von marktgängigem Kitſch, aber
oben zwei, drei Säle mit edelſter Ausleſe, etwa von Géricault
und Delacroix bis Cézanne reichend; dazu hochwertige Keramik,
eine große typographiſche Abteilung, verſpielte Möbel, ſchlimmes
Sevres=Porzellan und Gobelins. Man vergaß das Schlechte über
der wunderbaren Qualität des Guten. Aber dann vergaß man
das Gute wieder über dem ſchlechten, elenden Zweck, zu dem
es vorgeführt wurde.
Ich erinnere mich noch deutlich der unangenehmen
Gefühls=
miſchung im Eindruck. Es war ein ſchöner Sommertag, voll
aller Heiterkeit der rheiniſchen Landſchaft. Aber außer mir gab
es in dem weiten Schloſſe nur noch Aufſeher, die ſich zu Tode
langweilten. Das deutſche Publikum mied die Darbietung. Das
peinvoll Lächerliche des Bildes, der Widerſpruch zwiſchen der
pompöſen Aufmachung und der Abweſenheit jedes Publikums
war nicht zu überbieten. Man fühlte ſich angeredet von
Meiſter=
werken, man ſah ſie greifbar vor ſich, die Schönheit, die ſich
einem Odilon Redon, einem Millet, einem Daumier, einem
Daubigny enthüllt hatte — und doch war ſie nicht da, denn ſie
hing und ſtand hier nicht als Kunſt, ſondern als politiſches
Mittel. Es iſt das Häßlichſte, das man ſich denken kann, wenn
aus einer Sache wie der Kunſt, die die Sprache der Menſchheit
ſpricht und die auf Grund eines uralten Rechtes an jedes
füh=
lende Herz arglos herandringt, ein Beil, ein Säbel, eine Kette
gemacht wird im Dienſt einer trockenen politiſchen Abſicht.
Die Kunſt ſagt gewiß überall: Nation! Volk! Raſſe! Aber
ſie ſagt es nicht im Sinne der politiſchen Eroberung. Die Kunſt
eines Landes macht gewiß immer „Propaganda” für das Denken
und Fühlen ihres Landes, für ſeine beſtimmte Menſchengeſtalt,
und ſie braucht auch ihrerſeits die Einreihung in das wirkliche
nationale Daſein, um leben zu können — aber wer ſie
ver=
wenden will, um beſtimmte politiſche Tatbeſtände zu ſchaffen,
wer das, was ihr abſichtsloſe Lebensäußerung iſt, einer trockenen
Abſicht unterſtellen will — der mißbraucht ſie und tut ihr
Ge=
walt.
In Biebrich ſah die Sache ungefähr ſo aus, als rufe die
Aus=
ſtellung: Seht, ſo gut verſtehen wir zu malen — darum helft
mit daß wir den Rhein als Grenze bekommen! Dieſer Ruf,
dieſe unſchickliche Verknüpfung ſtand in dem hellen Tag unter dem
hohen Himmel, man ſah das Lächeln der Kunſt mit ſeinem
be=
zwingenden Reiz — und es ſah aus wie das Lächeln einer edlen,
hochgeborenen Frau, die man ohne ihr Wiſſen vor ein verrufenes
Haus geſtellt hat.
Man hätte ſie in Schutz nehmen mögen gegen die
unifor=
mierten und nicht uniformierten Militärs, die ſie in dieſe
er=
niedrigende Lage gebracht hatten. Man hätte ihnen ſagen mögen,
daß die einzige Aeußerung franzöſiſcher Kultur, die auf Deutſche
zu wirken imſtande geweſen wäre, ein vernünſtiger Friede war —
ſtatt dieſes Friedens von boshaften, verbitterten Kreiſen, der
ganz in Ordnung war, wenn es in Europa auf der alten Linie
der Selbſtzerſtörung weitergehen ſollte, der aber ein jammervolles
Verſagen war, wenn die Stunde neuer Ideen und Methoden
geſchlagen hatte.
Nun, von franzöſiſcher Kulturpropaganda im Dienſte einer
Zerſtückelung Deutſchlands iſt heute nicht mehr die Rede. Man
hat ſie aufgegeben. Man hat die Verſuche eingeſtellt, dem
deut=
ſchen Weſten eine entſcheidende geiſtige Fremdheit gegenüber dem
übrigen Deutſchland zu ſuggerieren. Das ſollte bald die
Fremd=
heit zwiſchen Weimar und Potsdam, bald die Fremdheit zwiſchen
Preußen und dem Süden oder zwiſchen dem lateiniſcheren Weſten
und dem germaniſcheren Oſten und Norden ſein. Eine
Fremd=
heit, die in der klüftereichen deutſchen Seele in der Tat ihre
Der Dom zu Köln.
Wirklichkeit hat — doch immer nur als Auftrag zu einem
ge=
meindeutſchen Zuſammenwachſen, wie als Antrieb zu einer
Selbſtzerſprengung. Es iſt eines der tragiſchen Mißverſtändniſſe,
die zwiſchen Deutſchland und Frankreich ſtehen, daß Frankreich
das einzige Ziel der deutſchen Geſchichte, das Streben nach einer
Verwirklichung des Deutſchtums in Leib und Seele, Staat und
Volk, nicht erkennt oder nicht anerkennt. Es beurteilt von der
Geſchloſſenheit des eigenen Weſens aus die Gegenſätze, in denen
wir leben, als grundſätzliche, unheilbare Entzweiung, während
ſie uns Aufgabe und Werkſtoff ſind und wichtigſte
Beſtimmun=
gen unſeres hiſtoriſchen Daſeins, denen wir zu allererſt Treue
halten müſſen.
Inzwiſchen geht nun auf anderer, höherer Ebene die
fran=
zöſiſche Kulturpropaganda weiter. Ich denke an ein Buch wie
die „Verteidigung des Abendlandes”k) von Henri Maſſis
*) Deutſch bei Jakob Hegner, Hellerau, 1930.
ein Buch, das ganz gewiß nicht die Stimme eines einzelnen
Men=
ſchen iſt, ſondern eine weitverbreitete franzöſiſche
Meinung in hoher, geiſtiger Formulierung.
Maſſis verteidigt Europa gegen Aſien. Aber Aſien fängt
ſchon mitten in Deutſchland an. Noch ſchlimmer: in der deutſchen
Philoſophie (von Kant bis Keyſerling) und in der ruſſiſchen
Myſtik wird das geiſtige Gift Aſiens in einer für Europäer
aſſimilierbaren, alſo doppelt gefährlichen Form verbreitet. Die
Deutſchen mit ihrem zerſtöreriſchen Individualismus, mit ihrer
Apokalyptik und Alltrunkenheit und die ewigen Rebellen gegen
das wirkliche Europäertum — und das heißt für Maſſis: gegen
Rom als Hochburg des lateiniſchen Geiſtes und des
Katho=
lizismus. Es geht in dieſem Buche ſchlechterdings gegen alles,
was deutſch iſt; ſelbſt gegen weſentliche Vertreter des deutſchen
Katholizismus wie Pater Lippert oder den Jeſuiten Friedrich
Muckermann. Alle Deutſche ſind für dieſen Autor (in dem ſich
franzöſiſches Denken wohl zuſpitzt, aber keineswegs entſtellt)
Empörer gegen Europa, Zerſtörer europäiſcher Form — mögen
ſie A. E. Curtius oder Spengler, Th. Mann oder Sternheim,
Sebaſtian Franck oder Luther, Schopenhauer oder Fichte, Novalis
oder Steiner, Nietzſche oder Rathenau heißen. Sie alle helfen
mit zu jener Auflöſung der Perſönlichkeit, in der Maſſis die
zentrale Idee Aſiens erkennt und die nur das allgemeine
namen=
loſe „Strömen” beſtehen läßt. Schiwa, der ſich hundertarmig
im Tanze ſchwingt, iſt nichts anderes als eine Verkörperung der
germaniſchen Natur= und Alltrunkenheit. Ständig bedroht der
„germaniſch=aſiatiſche Block” die Welt mit uferloſer Anarchie. Im
germaniſchen Vorgehen liegt „Aenger und bitteres Reſſentiment”
gegen ein Europa, das der germaniſchen Herrſchaft entglitt, Haß
gegen die abendländiſche Humanität und gegen die lateiniſchen
Nationen, „in denen ſich dieſe Humanität verkörpert‟. Die Gesta
Dei per Francos tauchen wieder auf, und es fehlt nicht viel, daß
ein Auftreten gegen Frankreich gleichgeſetzt wird mit einem
An=
griff auf die göttliche Weltordnung — eine Weiſe, die wir von
Léon Bloy, von Hugo Ball her ſchon kennen, und die uns auch
der deutſche Herausgeber des Maſſis’ſchen Buches, Moenius,
wieder mit lauter Stimene ins Ohr ſingt. Bei ihm wie bei Maſſis
erſcheinen die Deutſchen wieder ganz robuſter Weiſe als die
Bar=
baren, gegen die Rom ſeine geiſtigen Legionen anſetzen muß
und denen ſchließlich nichts anderes zu tun übrig bleibt, ab ſich
Rom bedingungslos zu unterwerfen; nicht nur ſeinem Geiſte,
ſondern auch ſeinen Waffen — und wenn man für Rom „
Frank=
reich” ſetzt, hat man die Meinung dieſer beiden Männer am
beſten getroffen. „Ob Caeſar oder Thomas von Aquin”, ſagt
Moenius, „Rom ſchützt und rettet, Rom bändigt und
domeſti=
ziert” Und weiter: „Der deutſche Katholizismus hat zunächſt
keine deutſche Sendung in der Welt, ſondern ſeine lateiniſche
Sendung innerhalb Deutſchlands zu erfüllen”.
Man ſteht hier vor einer franzöſiſchen Denkweiſe, die ſich
durch große Begriffsklarheit und ſtarke Unterſcheidungskraft
aus=
zeichnet, die aber auf dem höchſten Punkt ihrer Leiſtung
unver=
ſehens einer phantaſtiſchen, lebensfeindlichen Starre verfällt,
einer Enge und rationalen Trockenheit, einer blutleeren
Anti=
thetik und Schachtelei, die ſchließlich die Wirklichkeit rettungslos
verfehlen. Dieſer Franzoſe ſieht in der lateiniſch=griechiſchen
Kultur und im Katholizismus eine große menſchliche Form
ver=
wirklicht. Er faßt den Begriff dieſer Form ſehr klar und ſetzt,
ihre Verteidigung gegen den Aſiatismus vollkommen richtig an.
Aber er faßt den Begriff Europa zugleich auch ſo eng, daß ihm
zwei große Völkergruppen dieſes Erdteils, die germaniſche und
die ſlawiſche, in einer Art Kuli=Rolle erſcheinen, als
Kolonial=
völker, denen er im Grund ſeines Herzens das Recht auf eine
eigene geſchichtliche Exiſtenz abſprechen muß. Ein inquiſitoriſcher
Geiſt hebt das Haupt, der geradezu Kritik an der Schöpfung
übt. Es geht nicht nur gegen die Reformation, ſondern gegen
die „germaniſche Innerlichkeit” überhaupt, alſo gegen etwas
Geſchöpfliches, ohne das Germanentum überhaupt undenkbar iſt.
Die Aufgabe der Organiſation Europas wäre zweifellos
ein=
facher, wenn nur lateiniſche Nationen in ihm lebten. Aber
wel=
cher Chriſt darf ſich der Einſicht entziehen, daß das Streben nach
„Vereinfachungen” viel häufiger auf Flucht vor den hiſtoriſchen
Aufgaben als auf redliche Arbeit an ihrer Löſung hinausläuft
— und daß es viel häufiger im Denken der „Abtrünnigen”
vor=
kommt als im Denken derer, die wirklich einen „Herrn der
Ge=
ſchichte” über ſich anerkennen? Hat Rom dem Abendland den
großen Begriff der Form geſtiftet und ihn religiös großartig
durchgebaut — was hat das germaniſche Element nicht alles
ge=
wirkt, um dieſer Form die Verbindung mit den unteren und
oberen Lebensſtrömen zu erhalten? Wer weiß denn, ob die
euro=
päiſche Form nicht ſchon längſt den Durſttod, dieſen ſehr „
latei=
niſchen” Tod, geſtorben wäre, hätte nicht der Brunnengräber,
der Geiſt Germaniens, in ihrer Burg gewohnt, geheimnisvoll
des Neptuniſchen kundig, des belebenden, des „heilig=nüchternen
Waſſers”? Wer weiß, ob ſich die lateiniſchen Horizonte nicht
längſt zu Wänden einer ſehr menſchlichen Binnen= und
Gegen=
welt verſteinert hätten, wäre nicht immer wieder der Blick
ger=
maniſcher Augen arglos liebend in alle Weite gegangen, nur von
der Himmelstiefe befriedigt?
Maſſis weiß zu berichten, daß Rom von germaniſchen
Bar=
baren zerſtört worden ſei. Das dürfte Hiſtorie für Säuglinge
ſein. Sicher iſt aber, daß ſich aus dieſen Barbaren das ganze
nachantike Europa aufgebaut hat — nicht zuletzt dieſe moderne
Vormacht des Lateinertums, dieſes Frankreich, das durch den
Sieg eines germaniſchen Häuptlings gegen einen römiſchen
Statthalter begründet wurde und in deſſen Mönchsklöſtern bis
ins 10. Jahrhundert hinein faſt nur germaniſche Namen zu
finden waren.
Europa iſt keine feſte, abgeſchloſſene Sache; am wenigſten
heute, da die Idee Paneuropa endlich aus dem Urſchleim heraus
und auf feſteren Boden der Erörterung tritt. Es wird noch viel
über Europa zu ſprechen ſein, und in allen dieſen Geſprächen
wird der Gegenſatz Deutſchland=Frankreich ein gewichtige Rolle
ſpielen. Es wird der Augenblick kommen, in dem auch über eine
franzöſiſche Hegemonie in dieſem Paneuropa geſprochen werden
wird — und da befänden wir uns ſchon in merklicher Nähe der
Gedankengänge des Buches, von dem hier die Rede war. Es
wäre gut, wenn bis dahin klargeſtellt wäre, daß bei dieſen
Unter=
haltungen der Gegenſatz Deutſchland=Frankreich auf keinen Fall
ſo behandelt werden kann, wie es unſer franzöſiſcher Autor
ge=
tan hat. Es wird begriffen werden müſſen, daß der lateiniſche
Gedanke wohl eine Kraft von ewiger europäiſcher Wichtigkeit iſt,
nicht aber das europäiſche Prinzip. Europa iſt nicht auf einen
lateiniſchen Kirchhofsfrieden angelegt, ſondern auf eine
Ord=
nung, die über Romanen und Germanen ſteht und beider
Kräfte, Form und Leben, in ſich enthält. Die Zeit, die ſich die
Geſchichte für dieſen Austrag nimmt, die muß ſich auch unſer
Denken nehmen. Die lateiniſch=germaniſche Organiſation
Euro=
pas wurde im Mittelalter ſchon einmal geſichtet. Wer kann ſagen,
ob ſie nicht auf höherer Ebene wiederkehren wird, wenn Europa
einmal im Ernſt von anderen Erdteilen geſchichtlich angeredet
wird?
Seite 10
Dienstag, den 1. Juli 1930.
Nummer 180
Bilder aus der Beſatzungszeit
otembernebel liegen über dem Ried. Abgehärmte,
ausgehungerte Geſichter ſchauen den letzten
Feld=
grauen nach, die in der Richtung auf Darmſtadt
verſchwinden. Sie tauchen ein in eine
weißlich=
graue Dunſtſchicht, nehmen eine bizarre Größe und
Form an, bis ſie den Blicken entſchwunden ſind.
Auf den Straßen zerbeulte Stahlhelme,
militäri=
ſches Material.
Ein ſchwerer Druck auf der Stadt. Die fremden Truppen
rücken ein. Hinter verſchloſſenen Fenſtern ſtehen die Menſchen,
ſtumm und entſetzt; ſehen die Marokkaner in gelben Uniformen
und mit unglaublich langen, runden und ſpitzen Bajonetten
ein=
marſchieren, Mu itionskolonnen, Maſchinengewehre,
Feldge=
ſchütze, Panzerautos. Hohe Offiziere zu Pferde oder im Auto;
Geſchrei in fremden Sprachen, Lachen, Krakehlen und Toben.
Alles iſt unfaßbar. Wie lange wird es dauern?
Im Rathaus ſtehen die Spitzen der Behörden und
Honora=
tioren vor dem Kommandanten der Beſatzungstruppen. „Die
glorreiche Armee der grande nation” ſo ſagt er, „hat die Boches
beſiegt‟ Er ſchweigt von Hungerblockade und amerikaniſchen
Kettenbomben. „Wir abben geſigt”, radebrecht er.
Und die Beſetzung? Noch iſt Waffenſtillſtand? Noch kann
der Krieg weitergehen; drüben hinter Darmſtadt ſteht die
Drei=
millionenarmee unter Hindenburgs Leitung — ſo erzählt man
ſich. Inzwiſchen: (est la guerre pour vous!
Einige Beſtimmungen: jeder erwachſene Mann hat die
fran=
zöſiſche Fahne zu grüßen, vor franzöſiſchen Offizieren den
Bür=
gerſteig zu verlaſſen; das Weichbild der Stadt darf nicht verlaſſen
werden, Aerzte, Pfarrer, Hebammen erhalten viſierte Päſſe, die
alle zwei, drei Tage erneuert werden müſſen.
In der Kirche predigen die Pfarrer, während unten Spitzel
jedes Wort aufſchreiben, das geeignet iſt, die „Sicherheit” der
Be=
ſatzungsarmee zu gefährden. Die Stunde der Erbauung und
des Troſtes wurde zu einer Stunde diplomatiſcher Spannung,
die Predigt ein politiſches Dokument; oder der Pfarrer wandert
vor’s Kriegsgericht, vor das man die Lehrer aus dem Unterricht,
die Beamten aus ihren Büros, die Bauern vom Feld, die
Hand=
werker von ihrer Arbeit wegſchleppt.
Jede Verbindung mit dem unbeſetzten Gebiet war
unter=
bunden; was draußen vorging, blieb unbekannt. Man ging ſeines
Weges, nicht ſicher, ob man von einem kleinen Ausgang wieder
zurückkam.
Stumm und traurig gehen die Gutgeſinnten aneinander
vor=
über: mehr als fünf Menſchen bedeuten eine Zuſammenrottung
zu militäriſchen Zwecken.
In all dieſem Jammer fangen gewiſſe Mädchen an, mit den
Franzoſen zu liebeln. Nicht heimlich, ſondern öffentlich. Kann
man nichts machen? Nein, denn man würde damit die
Sicher=
heit der Beſatzungsarmee gefährden; zu dieſer Sicherheit gehören
In der brodelnden Dumpfheit und der verſteckten Nervoſität
des Winters 1922 tauchen zuerſt wieder da und dort die Gerüchte
vom Separatismus auf, die man lange ignoriert hat."
Wird dieſer Trumpf Frankreichs ſtechen? Wird er jetzt
aus=
geſpielt?
Noch nicht: denn noch einmal ſiegt die Politik der Generäle.
Der Ruhrkampf iſt ausgebrochen.
In der vorhergehenden Nacht war Zug um Zug, beſtehend
aus Dutzenden von Lokomotiven nach Oſten gefahren.
Noch iſt es möglich, Darmſtadt zu erreichen: auf Laſtautos,
hoch oben auf Kohlen oder Benzinfäſſern thronend. Bis die
Laſtautos nicht mehr gehen können, weil die Grenze vollkommen
abgeſperrt wird. Für die Kinder des Randgebietes wird der
Schulweg zu einem Patrouillengang durch Kieferndickichte und
Gräben, in dauernder Hut vor ſtreifenden Spahis und dem
Klappern der Maſchinengewehre.
Die Zeit hat für das Rheinland gearbeitet. Das Rheinland
iſt frei. Es hat dieſe Freiheit in langen Jahren ſchwerſter
Prüfungen redlich verdient.
Unglaublich war die Kraft,
die das rheiniſche Volk aufbrachte in der Ertragung der ganzen
„Ritterlichkeiten” der Grande Nation. Es iſt unmöglich all das
aufzuzählen, was die Bevölkerung erduldete unter der Herrſchaft
der Reitpeitſche, des Maſchinengewehrs und des Bajonettes.
Un=
geheuerlich war die Zahl der Vergewaltigungen deutſcher Frauen
und Mädchen, die Zahl der Luſtmorde durch Farbige — ſelbſt die
Amerikaner griffen das Wort auf von den „Beſtien am
Rhein‟. Der Blutkoller forderte zahlloſe Opfer. Da bringt der
Förſter Dammel, Witwer und Vater einiger kleiner Kinder, am
Himmelfahrtsag 1920 bei Bingen ſeine zukünftige Frau nach
dem Bahnhof. Ein Franzoſe knallt ihn meuchlings nieder, um
die Frau überfallen zu können. Am gleichen Tage kehrt in Bingen
ein 65jähriger Arbeiter aus einer Tarifſitzung nach Hauſe — ein
Unmöglich wird es, Geld vom unbeſetzten is beſetzte Gebiet
zu bringen; es wird in Hoſen, Weſten eingenäht, in Doppelſohlen
verſteckt, und doch kommt es zu ſpät . . . Der Dollar iſt wieder
geſtiegen; vor den Läden ſtehen die Kartoffel= und
Schmalzpolo=
naiſen. Immer zehn oder fünf dürfen in den Laden und erhalten
für Milliarden und Billionen ſchlechtes amerikaniſches Schmalz,
glücklich, überhaupt etwas erlangt zu haben.
Die Ueberſchreitung der Grenze wurde in Ausnahmefällen
geftattet, aber nur nach Erlangung des Viſums. Stundenlang
pilgerten die Menſchen aus der Umgebung nach der franzöſiſchen
Kommandantur, ſtanden dort wartend in Regen oder Hitze zu
Hunderten, um draußen im
unbe=
ſetzten Gebiet irgendeinen
Schwer=
kranken aufſuchen zu dürfen.
Jetzt endlich kommen wir dran,
denken ſie, denn der Poſten —
irgendein grinſender Neger — läßt
ſie herein.
Endlich hat man nach
ſtunden=
langem Warten etwas erreicht:
„Wir abben kein Formular mehr.
Morgen wiederkommen. Und wenn
ſie wiederkommen? Dann iſt das
Büro geſchloſſen, aus irgendeinem
Grund.
Auf der großen Straße von
Mainz nach Darmſtadt: Tag für
Tag und Nacht für Nacht
rum=
peln auf holprigem Pflaſter die
Möbelwagen der Ausgewieſenen
vorbei. Dumpf klingen die
Huf=
ſchläge der Pferde, ein endloſer Zug
der Vertriebenen.
Bis auch das aufhörte, die
Men=
ſchen ohne alles ausgewieſen
wur=
den, wenn ſie Glück hatten, einen
Koffer mit den notwendigſten
Hab=
ſeligkeiten zuſammenraffen durften.
auch Dirnen. Und doch wird etwas getan: junge Leute — unter
ihnen Ernſt Gläſer, der Verfaſſer des Jahpgangs 1902 — drohen
den Mädchen, die Zöpfe abzuſchneiden. Es iſt noch vor der Zeit
des Bubikopfs. Was geſchieht: all dieſe jungen Leute werden
als Schwerverbrecher gefangen und auf Feſtung geſetzt. Man hält
ſie wie gemeine Verbrecher, läßt ſie erſt nach monatelangen
Ver=
handlungen, ja beinahe nach Jahren, wieder frei.
Sommer 1919. Friedensvertrag. Die franzöſiſchen Truppen
ſtehen Parade, der Kommandant verließt die Unterzeichnung des
Vertrages. Johlend, brüllend randalierend gebärden ſich die
Truppen. Es war Frieden. Auch für das beſetzte Gebiet?
Nein. Täglich marſchieren Kolonnen durch die Straßen; in
einer Stadt von 6000 Einwohnern gibt es zeitweiſe mehr als 8000
Mann Beſatzung; auf dem Griesheimer Schießplatz donnern die
Geſchütze; auf dem Rhein ſauſen franzöſiſche Torpedoboote
herum.
Fünfzehn Jahre wird die Beſetzung dauern. Aber: die
Friſten haben noch nicht zu laufen begonnen. Wann ſie beginnen,
weiß Gott und Clemenceau. Man richtet ſich häuslich ein, bringt
Frau und Kind aus dem Innern Frankreichs nach dem Rhein,
man jagt deutſche Kinder aus den Schulen, damit franzöſiſche
Raum haben.
Stumm und ohnmächtig ſehen die Deutſchen dem allen zu.
Man gewöhnt ſich an die Beſatzung, wie der Müller ſich an das
ewige Geklapper der Mühlräder gewöhnt; drüben ſchimmern
blau die Berge des Odenwaldes; man ſieht den Hochzeitsturm,
blickt hinüber in das Gelobte Land — trotz allem bleibt es das —
und darf nicht hinein, es ſei denn auf Schleichwegen und unter
Lebensgefahr.
Langſam nur kommt der Verkehr, wit dem unbeſetzten
Deutſchland wieder in Gang; viſierte Päſſe ſind notwendig, um
hinüber zu gelangen. Und drüben beginnt unaufhaltſam, die
Mark zu fallen, in immer tolleren Sprüngen dem Bodenloſen zu.
Langſam ändern ſich die Maßnahmen der Franzoſen; durch
friedliche Bearbeitung hofft man zu erreichen, was der Gewalt
verſagt bleibt. Man hat franzöſiſche Schulen; und plötzlich —
über Nacht faſt — iſt ein Laden der Hauptſtraße in franzöſiſchem
Beſitz. In großen blauen Lettern — die grell ſich von der
rnall=
gelb geſtrichenen Faſſade abheben, ſteht da: Depeches.
Nachrich=
ten — ein franzöſiſcher Zeitungsladen. Hier gab es neben
fran=
zöſiſchen auch Zeitungen in deutſcher Sprache — gegen
Deutſch=
land. In geſchickten kleinen Doſierungen wurde verſucht, Haß
gegen Preußen und Berlin einzuimpfen.
Flugzeughallen.
Alle Welt ſtempelt, niemand hat
zu tun; die Arbeitsloſen liegen den
ganzen Tag auf der Straße herum; die Mark ſinkt noch weiter;
die Lebensmittel werden knapper: die Gereiztheit nimmt zu.
Dumpf und ängſtlich dröhnen die Kirchenglocken: Sturm.
Von Mainz her kommen die Arbeitsloſen in die Stadt gefahren,
um irgendetwas noch aufzutreiben; Bauernwagen werden
zu=
ſammengeſchoben zu Barrikaden, um die lebhafter Kampf tobt.
Die Beſatzung ſieht zu, Gewehr bei Fuß.
Es beginnt die Orgie der Separatiſtenhorden, des übelſten
Straßenmobs: zuſammengelaufen aus ganz Deutſchland, um hier
unter dem Schutz der franzöſiſchen Bajonette die Herren zu
ſpielen.
Es beginnt mit der Beſetzung des Kreisamts. Eines Tages
iſt die Flagge der Rheiniſchen Republik — grün=weiß=rot —
ge=
hißt; die Menſchenmenge murrt, das franzöſiſche Militär greift
ein — zur Wahrung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit.
Nicht alles aus dieſen Schreckenstagen kann erzählt werden;
manches wird an anderer Stelle zu finden ſein.
Unbeſchreiblich haben ſich die Herren der Rheiniſchen
Repu=
blik benommen, die Stühle zertrümmert, die Tiſchdecken
zer=
ſchnitten, die Gardinen für Zwecke benutzt, für die ſie nicht gedacht
ſind — als ſpäter die Deutſchen wieder einzogen, hatten ſie
wochenlang mit der Entfernung des — ja man kann einfach
nicht anders ſagen — Drecks zu tun, den jene angerichtet hatten.
Wehe aber dem, der ihre Plakate ſchief angeſehen hätte. Er
wäre verhaftet und ausgewieſen worden. Nicht von den
Separa=
tiſten, ſondern von den Franzoſen, die in ſtrikter Neutralität für
die Sicherheit und Ordnung des Rheinlandes ſorgten.
*
Die Mark war nur noch ein Fetzen Papier, gleichgültig, ob
eine Milliarde oder hundert draufgedruckt ſtand. In Zahlung
ge=
nommen wird von den Geſchäften nur noch irgendwelche Deviſe,
oder Franks der Regiebahn. Alles iſt in Unordnung, niemand
kann vorausſagen, wie es morgen ausſieht. Plötzlich das
Mira=
kel der Rentenmark. Das Ende des Ruhrkriegs, das Abrücken
Frankreichs von den Separatiſten.
Im Februar 1924 iſt alles erledigt; zwar bleiben die Truppen,
auch ihre Maßnahmen ſind noch ſtreng und hart. Aber der
Hauptkampf iſt zu Ende, beendet mit einem Sieg Deutſchlands.
Was folgt ſind die kleinlichen Quälereien rachſüchtiger
Offiziere, die die Niederlage nicht verſchmerzen können.
Aber es wird mit Ruhe ertragen: das folgende iſt nur eine
Frage der Zeit — wenn nicht etwas Unerwartetes dazwiſchentritt.
weißer Franzoſe erſticht ihn auf der Straße mit dem
Seiten=
gewehr. In Planig ſpielt ein 10jähriger Junge das
Deutſchland=
lied, ein Franzoſe ſtreckt ihn mit einem Revolverſchuß durch das
Fenſter zu Boden. Kaum fanden dieſe „Heldentaten” eine
Sühne, — wenn eine Verurteilung erfolgte, weil der Verbrecher
gefaßt werden konnte, dann durfte er in die Heimat zurückkehren
und dort auf Beförderung rechnen.
*
Der rheiniſche Humor,
der ſich in Rheinheſſem mit einer geſundem Kritik verbindet, hat
ſich natürlich die Beſatzung, ihren Troß und deſſen Sitten und
Unſitten aufs Korn genommen und manche Witze, Aneldoten und
Späßchen haben dem Anſehen der „Hohen” Kommiſſion und
Be=
ſatzung ſchwere Stöße verſetzt.
Die wahre „Demokratie des Weſtens”
wurde von einigen Phantaſten erhofft, als die „Sieger”
einrück=
ten. Aber was haben dieſe uns gezeigt: das Land, das ſtets die
Rolle der Hüterin wahrer Demokratie zu ſpielen ſucht, beſitzt
einen Militarismus, der turmhoch das überſteigt, was manchmal
früher an Deutſchlands Heer getadelt wurde. Stundenlange
Ab=
ſperrungen des Verkehrs, weil irgendein General, ein Miniſter
kam, lärmende Pavaden mit allem möglichen Kriegsgerät, wenn
eine Abordnung aus dem Innern erſchien.
Auf der anderen Seite: In Ketten gelegt führt man
Be=
ſatzungsſoldaten vorüber, „glorreiche Söhne des Vaterlondes”
die kurz vorher noch im Schützengraben geſtanden hatten. Die
„Freiheit, Gleichheit, Brüderbichkeit” ſieht in der Praxis dieſer
Militär=Demokratie anders aus, als mon ſich das in Deutſchland
vorgeſtellt hat.
Die deutſche Preſſe
im beſetzten Gebiet war den Beſatzungsbehörden der größte Dorn
im Fleiſch. Die ſchlimmſte Zeit war die des Ruhrkampfes, wo
alle Zeitungen des unbeſetzten Gebietes verboten waren und die
Blätter des beſetzten Geibetes zum größten Teil nicht mehr
er=
ſcheinen konnten. Foſt alle Verleger und Redakteure waren
da=
mals ausgewieſen. Ueber jeden einzelnen Journaliſten waren
Geheſimakten angelegt, die auch nach der Londoner Konferenz
weitergeführt wurden. Die Beſtellungen auf die Kommandantur
gingem bis in die letzte Zeit hinein weiter, um denen, die ſtets
für die Erhaltung des Volkstums ſich eingeſetzt, etwos am Zeuge
zu flicken. Wie atmet die Preſſe des beſetzten Gebietes auf, wenn
jetzt die Vormundſchaft der großen und kleinen Zenſoren, der
eit=
len Militärs und ihrer Freunde in mancherlei Geſtalt, ſihr Ende
findet. Manch kräftiges Wörtlein wird jetzt zu Dingen geſagt
werden, über die bisher nur im kleinen Kreiſe geſprochen werden
konnte.
Von Hunderten von Zinnen und Türmen und
Firſten geht in dieſen Tagen zum letzten Male
die Trikolore nieder. Bald wird die deutſche
Flagge auf allen Maſten über die befreiten
Lande wehen: Pfalz und Rheinland ſind ihrem
Mutterland zurückgegeben.
Nummer 180
Dienstag, den 1. Inli 1930
Seite 17
Die Tinnde der /eihen unn deuſcelt Sihenn.
Das Ende des Beſahungsregimes. — Die letzken franzöſiſchen Truppen haben Mainz verlaſſen. — Der Rhein iſt frei!
Deutſche Fahnen wehen wieder an Skelle der Trikolore. — Die Fremdherrſchaft im Rheinland hak ein Ende.
Der Tag der Befreiung.
In Mainz.
Seht, welch ein Feſt! Des Tages werden ſich
die Kinder ſpät als Greiſe noch erinnern.
Schiller, Wilhelm Tell V, 1.
Der große Tag iſt gekommen. Strahlende Sommerſonne
liegt über dem goldenen Mainz. Tauſende von Menſchen auf
den Straßen, die vom Schloß nach dem Bahnhof führen. Die
Abzugsſtraßen der Franzoſen. Vor dem Schloß ſtaut ſich ſchon
ſeit Stunden die Meuge. Noch flattert auf den Zinnen die
Trikolore. Faſt 12 Jahre war ſie das Symbol der Fremdherrſchaft.
die heute ihr Ende findet. Die Minuten verrinnen. Um 11 Uhr
kommt Leben in das franzöſiſche Bataillon, das auf dem Schloßplatz
zum letzten Male Aufſtellung genommen. Kommandorufe ertönen.
unter den Klängen des Präſentiermarſches geht General
Guillau=
mat, klein und rundlich, mit raſchen Schritten die Front ab. Die
Muſik verſtummt — in atemloſer Stille warten die Tauſende
auf den großen Augenblick. 11.12 Uhr . . . „Allons enfants de
la patrie‟. Noch einmal ſchmettern die Hörner die Marſaileiſe
auf deutſchem Boden, währenddem am Fahnenmaſt droben
lang=
ſam das Banner Frankreichs ſinkt. Brauſender Jubel der
war=
tenden Tauſende übertönt die Muſik der Fremden. Wieder
Kommandorufe. Die franzöſiſchen Truppen ſetzen ſich in ſchnellen
Marſch. Ein Augenklick von weltgeſchichtlicher Bedeutung iſt
vorüber. In feierlichem Ernſt erleben wir den Abmarſch der
Franzoſen vom Rhein.
Auch am Bahnhof lebensgefährliches Gedränge. Tauſende
hatten ſich auch hier eingefunden, um Zeuge des Augenblicks zu
ſein, in dem die letzten Franzoſen endgültig deutſchen Boden
ver=
ließen. Die Geduld wurde auf eine ziemlich harte Probe geſtellt.
Es dauerte ziemlich lange, bis das letzte Gepäck verſtaut, bis
insbeſondere ganze Eisberge im Salonwagen des Generals
Guillaumat abgeladen waren. Es iſt ja allerdings auch kein
Vergnügen, bei derartiger Hitze zu reiſen. Als ſich aber dann
kurz vor ½2 Uhr der Zug in Bewegung ſetzte, erklang das
Deutſchlandlied aus Tauſenden von Kehlen. General Guillaumat
hatte ja noch vor nicht allzulanger Zeit die kühne Behauptung
aufgeſtellt, daß die Bevölkerung von Mainz den Franzoſen
nach=
trauern werde. Der Jubel bei ſeinem Abzug wird ihn vielleicht
eines beſſeren belehrt haben.
Inzwiſchen haben ſich die Straßen von Mainz in einen
Fahnenwald verwandelt. Immer lebensgefährlicher wird das
Gedränge, als die Zeit des Einmarſches der deutſchen Schupo
herannaht. Punkt 5 Uhr geht unter ſtürmiſchem Jubel der
Maſſen auf allen öffentlichen Gebäuden von Mainz die
Reichs=
fahne hoch, während ſchon von fern der Rhythmus der alten
deutſchen Märſche, die ſeit 12 Jahren in Mainz nicht mehr
er=
klingen durften, das Herannahen der deutſchen Polizei
ankün=
digte. Der deutſche Marſchſchritt hallt wieder durch die alten
Straßen des goldenen Mainz. Strahlende Geſichter und
Tücher=
wehen überall. Aber auch manche ſtille Träne zeugt vom
Ge=
denken derer, die einſt im feldgrauen Rock unter den Klängen
derſelben Märſche durch dieſelben Straßen auszogen, um ihr
Leben für das bedrohte Vaterland einzuſetzen und die nicht
wiederkehrten. Wer von all den Tauſenden wird die Eindrücke
dieſes Tages je vergeſſen!
Um 19.30 Uhr geht im Stadttheater „Fidelio”, jene
begei=
ſternde Hymne auf die perſönliche Freiheit, über die Bühne. Im
Anſchluß an die Aufführung überreichte im Foyer des
Stadt=
theaters mit überaus herzlichen Worten Büngermeiſter Gruber=
Linz a. d. Donau eine auf die Befreiung bezugnehmende
künſt=
leriſch ausgeführte Plakette mit dem Wunſche, daß die Grenzen
zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich bald fallen möchten.
Ober=
bürgermeiſter Dr. Külb gab in bewegten Worten dem Dank der
Stadt Mainz Ausdruck.
Mit dem Einbruch der Dunkelheit erſtrahlt die Stadt im
Lichterglanz. Kirchen und öffentliche Gebäude werden
an=
geſtrahlt, hinterlaſſen einen monumentalen Eindruck. Bereits
gegen 11 Uhr beginnt der Anmarſch der Korporationen
und der Bevölkerung zu der großen
Befreiungs=
feier auf dem
Halle=
platz. Der herrliche Platz
iſt bis in den letzten
Win=
kel vollgepfropft
mitMen=
ſchen. Kein Menſch iſt zu
Hauſe, jeder will
teilhaf=
tig ſein dieſes würdigen
und ſchönſten Augenblicks
der
wiedergegebenenFrei=
heit. Vor dem Eingang
an der Stadthalle ſind
die Ehrengäſte poſtiert,
die Spitzen der Reichs=
und Länderregierungen
und der ſtädtiſchen
Ver=
waltung. Im
Hinter=
grund ſtauen ſich im
Halbkreis die Fahnen der
Mainzer Korporationen,
ein eindrucksvolles Bild.
Um das Rednerpult in
Wichs, die Abordnungen
der Univerſität Gießen,
der Techniſchen Hochſchule
Darmſtadt und der
Main=
zer Pädagogiſchen
Akade=
mie. Da ſchlägt es
worte fand der Redner für die Regierung des engeren
Heimat=
landes Heſſen und für alle führenden deutſchen Staatsmänner,
deren beharrlichem Ringen es gelungen iſt, dem Rhein die
Frei=
heit zurückzuerobern. Nicht alle von ihnen könnten die
Vollen=
dung des Werkes ſchauen; manche decke ſchon der grüne Naſen,
Mitkernacht.
Aus dem ehernen Munde
der Glocken ſämtlicher
Kirchen von Groß=Mainz
und der Umgebung tönt
die Kunde, daß das
Rheinland frei iſt
von fremder
Herr=
ſchaft. Ehrfurchtsvoll
ſtehen die Zehntauſende,
dann, wie ein Aufſchrei
aus endlich erlöſten
Keh=
ben dich”. Ein machtvolles Dankgebet, ſteigt das Lied auf zum ſonderer Freude wird Mainz den Mann begrüßen, der die
Be=
iſt. Der
Oberbürgermeiſter von Mainz Dr. Külb
ſeiner Anſprach die Freude, über die endliche Befreiung und weg bringen. In dieſem Sinne ſchloß der Redner mit den
Wor=
darüber zum Ausdruck brachte, daß der Rhein, den man ten des Deutſchlandliedes: „Einigkeit und Recht und Freiheit
lands Strom geworden iſt. Franreichs Trikolore ſank. und des blühe deutſches Vaterland!”
Reiches und der Länder Flaggen wehen wieder allein über
unſerer Stadt. Sie grüßen mit uns den Vertreter der Reichs= An dem großen Flaggenmaſt auf dem Halleplak
regierung, Reichsminiſter Dr. Wirth, einen der energiſchſten
Vor=
kämpfer für die Verſtändigungspolitik und die Vertreter unſeres
engeren Heimatlandes, an ihrer Spitze den Staatspräſidenten Dr.
Adelung. In ſeinen weiteren Ausführungen erinnerte der Ober= vom magiſchen Licht der Scheinwerfer beleuchtet, und machtvoll
bürgermeiſter an die furchtbaren Leiden der rheiniſchen Bevölke= brauſt die erſte Strophe des Liedes der Deutſchen über den
wei=
rung während des Ruhrkampfes und der ſchrecklichen Herrſchaft
in die Verbannung wandern, aber in unverbrüchlicher Einigkeit ewig bleiben. Hierauf ſpricht
beherzigten alle Parteien des Dichters Mahnworte: „Wir wollen
ſein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und
Gefahr!”. Mit herzlichen Worten gedachte Dr. Külb der noch
unter fnemder Herrſchaft ſtehenden deutſchen Brüder an der ſehnte Tag iſt gekommen. Die Lande am Rhein ſind
Niederholen der Trikolore in Mainz.
Was das deutſche Volk niemals vergeſſen wird.
Vor dem Völkerbund zu Genf kämpft Dr. Streſemann für des Deutſchen Reiches Freiheit.
aber was ſie für uns getan, ſichere ihnen eine dankbare
Anerken=
len, erſchallt das gemeinſame Lied „Großer Gott, wir lo= nung in den Herzen der Rheinländer für alle Zeiten. Mit
be=
dunklen Nachthimmel. Der Chor der vereinigten Sänger von freiung des Rheines beſiegelt hat durch Unterzeichnung des
Groß=Mainz „Deutſch der Rhein” von Hanſen beſtätigt erneut die Youngplanes, unſeren allverehrten Reichspräſidenten von
Hin=
geſchichtliche Tatſache, daß der Rhein jetzt wieder ungeteilt unſer denburg, der ſich im ſchönſten Sinn des Wortes den Ruhmestitel
„Vater des Vaterlandes” erworben hat. Aus dem Grab Eberts,
aus den Gräbern all derer, die für unſere Einheit und Freiheit
wirkten und ſtritten, ſchallen die Mahnrufe: „Seid einig!” Nur
beſteigt die Rednertribüne. Tiefen Eindruck macht es, als er in die Einigkeit könne das deutſche Land über alle Fährniſſe
hin=
zu Deutſchlands Grenze herabdrücken wollte, wieder Deutſch= ſind des Glückes Unterpfand, blüh’ im Glanze dieſes Glückes,
ſeigen deFalen der Deiſchen neleshill.
ten Platz, wächſt über die anſchließenden Straßen und den Rhein
der Separatiſten. Tauſende mußten damals ins Gefängnis oder hinweg, kündet: Deutſch iſt der Rhein und wird es
Skaakspräſidenk Dr. Adelung:
Deutſche Männer und Frauen! Der ſeit Jahren ſo heiß er=
Saar und ſprach die Hoffnung aus, daß auch ihnen bald die befreit von ſchwerem Druck fremder Beſatzung.
Stunde der Befreiung ſchlagen möge. Tiefempfundene Dankes= Tief bewegt gedenken wir in dieſer feierlichen Stunde zuerſt der
Toten, die da ſtarben, damit Deutſchland lebe. Wir neigen
uns vor ihnen in Verehrung und Dankbarkeit. Dann aber gilt
der Gruß all denen, die in den langen Jahren der Bedrückung
und der Demütigung unerſchütterlich und treu zu ihrem Volke
ſtanden und nicht zuließen, daß ſich fremde Machtbeſtrebungen am
Rhein verwirklichten. Dieſen deutſchen Frauen und Männern
danken wir es vor allem, daß wir die Freiheitsfeier begehen
können. Heute dieſen Dank aus vollem Herzen im Namen der
heſſiſchen Staatsregierung auszuſprechen, iſt mir tiefempfundenes
Bedürfnis. Mein Gruß gilt im beſonderen dem Vertreter der
Reichsregierung, Herrn Reichsminiſter Dr. Wirth, und der
Be=
wohnerſchaft der Stadt Mainz.
Spätere Geſchichtsſchreibung wird die Phaſe des
Kampfes um den Rhein voll zu würdigen vermögen, an
deren Abſchluß wir heute ſtehen.
Kaum je ſtand das Schickſal des deutſchen Stromes ſo auf
des Meſſers Schneide.
Was der Vertrag von Verſailles Frankreich verſagt hatte, den
Rhein als Grenze, das ſuchten imperialiſtiſche franzöſiſche Kräfte
während der 12jährigen Okkupationszeit mit allen Mitteln zu
er=
reichen. Vergebens: Wunderbar hat ſich die Kraft offenbart, die
einem großen Volke innewohnt, deſſen Wille geeint iſt zur
Ver=
teidigung von LebenZintereſſen des Vaterlandes:
Das Volk am Rhein in allen ſeinen Schichten kann das
un=
vergängliche Verdienſt für ſich in Anſpruch nehmen, den
deutſchen Weſten deutſch erhalten zu haben
Nur auf dieſer Grundlage konnte die weitblickende und
kon=
ſequente Politik deutſcher Staatsmänner zum Ziele führen, die
ſich an die Namen Friedrich Ebert, Rathenau, Wirth,
Streſe=
mann und Hermann Müller knüpft. Möge der Erfolg eine
bal=
dige Krönung erfahren durch den Abſchluß der
Saarver=
handlungen. Ich grüße in dieſer Stunde das deutſche
Volk an der Saar, deſſen unerſchütterlicher Anſpruch auf
die Rückkehr zum deutſchen Vaterlande ſich hoffentlich bald
ver=
wirklichen wird. Dem Herrn Oberbürgermeiſter der Stadt Mainz
danke ich für die Worte der Begrüßung, die er auch an mich
gerichtet hat. Ich habe in Mainz in engſter Gemeinſchaft mit
Ihnen Allen Not und Abwehr miterlebt, dieſe Verbundenheit mit
Mainz und ſeiner Bevölkerung wird mich nie loslaſſen, wo
immer auch das Schickſal mich hinſtellen mag.
Mainz ſtand im Brennpunkte des Kampfes und Leidens.
Der Einwohnerſchaft dieſer Stadt, waren beſonders ſchwere
ſten auferlegt. Die ſeeliſche Bedrückung durch die Anweſen=
Seite 12
Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930
heit fremder Heere in der friedlichen Heimat, mit all ihren
Be=
gleiterſcheinungen, wurde hier in beſonderem Maße verſchärft
durch rückſichtsloſe Beſchlagnahmungen von Wohn= und
Wirt=
ſchaftsraum. Ueber dieſe ſonnige Stadt, die zum Mittelpunkt
der franzöſiſchen Militärpolitik auserſehen wurde, brauſten die
Stürme der Beſetzung und des Separatismus mit ungeheurer
Wucht. Hier aber in Mainz war es auch, wo die Bevölkerung,
und vor allem auch die Arbeiterſchaft, am entſchloſſenſten und mit
dem größten Nachdruck allen Angriffen auf ihr Volkstum und
ihre Zugehörigkeit zum großen Deutſchland entgegentrat.
In Mainz fiel die eigentliche Entſcheidung. Hier lernten
die fremden Machthaber am erſten und am deutlichſten
erkennen, daß ihre Lostrennungsverſuche vergebens bleiben
mußten. Die Lande am Rhein ſind nun frei von fremdem
Kriegsvolk.
Aber wir ſtehen noch lange nicht am Ende der Schwierigkeiten,
die Krieg und Beſetzung gebracht haben. Das alte Mainz hat
in ſeiner zweitauſendjährigen Geſchichte ſo manchen Aufſtieg und
Niedergang erlebt. Immer wieder erhob ſich die Stadt zu neuer
Blüte. Es iſt nützlich, dieſe Erinnerungen wach werden zu
laſſen, denn ſie erfüllen uns mit
der Zuverſicht und der Hoffnung,
die uns heute nottut. Große
Auf=
gaben harren unſerer, harren
die=
ſer Stadt und ihrer Bewohner.
Die tiefen Wunden, die Kriegs=
und Nachkriegszeit geſchlagen,
hei=
len zu helfen, iſt die heilige
Auf=
gabe des ganzen deutſchen
Vater=
landes.
Auch das Heſſenland wird
ſich ſeiner Verpflichtungen
gegen=
über dem Beſatzungsgebiet bewußt
bleiben und mit allen Kräften am
Wiederaufau mithelfen, ſo ſehr es
ſelbſt durch die Beſatzungszeit
ge=
troffen iſt. Es wird uns gelingen,
die Nöte der Gegenwart zu
über=
winden, wenn wir uns das
wert=
vollſte Gut der Beſatzungsjahre
hüten und bewahren: die
Ge=
ſchloſſenheit unſeres
Wol=
lens, die innere
Verbun=
denheit der
Volksgenoſ=
ſenüber
Trennendeshin=
weg. Der Dank an die
Bevölke=
rung und die guten Wünſche für
ihre Zukunft ſind mit Recht die
Leitgedanken der Anſprachen, die
in dieſer Stunde gehalten werden.
Aber man darf auch die großen
politiſchen Zuſammenhänge nicht
überſehen, die den Hintergrund
bilden für die Ereigniſſe der
letz=
ten Jahre. Auch in dieſer
Bezie=
hung können wir mit Zuverſicht
in die Zukunft ſchauen. Der
Im=
perialismus in Frankreich konnte
ſeine Rheinpläne nicht
verwirk=
lichen trotz der Gunſt der
Verhält=
niſſe. Dieſe Tatſache gibt uns das
Recht zu der
Die Geſangvereine Eintracht, Einigkeit und Liederkranz Groß=Gerau
ſangen im Maſſenchor „Das iſt der Tag des Herrn”. Als erſter Redner
nahm hierauf Kreisdirektor Dr. Merck das Wort. Zu ſeinem
Be=
dauern mußte er bekanntgeben, daß der Vertreter der Heſſiſchen
Staats=
regierung, Landtagspräſident Delp, aus Geſundheitsrückſichten ſein
Er=
ſcheinen abſagen mußte. Kreisdirektor Dr. Merck gab einen Ueberblick
auf die ſchwere Leidenszeit, die auch das rechtsrheiniſche beſetzte heſſiſche
Gebiet durchzumachen hatte. — Nach ihm ſprach Bürgermeiſter Dr.
Lüddecke, der jener Männer gedachte, die in erſter Reihe ihre Pflicht
für Volk, Vaterland und Heimat getan haben. In der heutigen Stunde
gelte es, dem Vaterlande auch fernerhin dieſe Treue zu verſichern. —
Der Maſſenchor ſang darauf „Rheinlied”, worauf Kreisdirektor Dr.
Merck das Hoch auf die deutſche Republik ausbrachte. Die Menge ſang
das Deutſchlandlied, und unter Glockengeläute wurde die Reichsfahne
auf der Handwerkerſchule auf dem Marktplatz, der ehemaligen
franzöſi=
ſchen Gendarmerieſtation, gehißt. Mit dem Zapfenſtreich ging die Feier
zu Ende.
Kranzniederlegungen an den Gräbern Skreſemanns
und Eberks.
Eine Abordnung der Deutſchen Volkspartei der Pfalz,
be=
ſtehend aus dem Landtagsabgeordneten Burger, Geheimrat Knoll,
Die mitternächtliche Befreiungsſtunde auf dem Halleplatz in Mainz.
Fabrikant Spitzfaden und Direktor Klederer, hat heute am Grabe
des Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann einen Kranz mit
weiß=
blauer Schleife niedergelegt. Auch der Parteivorſtand der
Deut=
ſchen Volkspartei hat ſeinen ehemaligen Führer am heutigen Tage
durch Niederlegung eines wundervollen Kranzes am Grabe geehrt.
Die heſſiſche Staatsregierung ließ gleichfalls am Grabe des
ver=
ſtorbenen Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann anläßlich der
Be=
freiung der beſetzten Gebiete aus Dankbarkeit einen Kranz mit
den heſſiſchen Farben niederlegen. Auch der Oberbürgermeiſter
der Stadt Mainz hat am Tage der Befreiung Kränze niederlegen (
laſſen am Grabe des Reichspräſident Friedrich Ebert, des
Reichs=
außenminiſters Dr. Guſtav Streſemann, der Miniſter Erzberger
und Rathenau. Außerdem hat Dr. Külb perſönlich Kränze
nieder=
gelegt auf dem Mainzer Ehrenfriedhof ſowie an dem Grabe des
Oberbürgermeiſters Dr. Göttelmann und des Beigeordneten und
Ehrenbürgers Geheimrat Dr. Müller. Ebenſo hat der
Reichs=
miniſter des Innern den Präſidenten des Landesfinanzamtes
Karlsruhe erſucht, aus Anlaß der Befreiung der Rheinlande am
1. Juli am Grabe des Reichspräſidenten Ebert in Heidelberg
einen Kranz mit Schleifen in den Reichsfarben und entſprechender
Aufſchrift niederzulegen.
Telegramme.
An Staatspräſident Dr.
Ade=
lung ging am Montag abend
folgendes Telegramm:
„Am Tage der Befreiung
ge=
denkt die Stadt Mainz in tiefer
Dankbarkeit ihres verehrten
Herrn Staatspräſidenten und der
Mitglieder der heſſiſchen
Regie=
rung, die ihr in den zwölf langen
Jahren der Beſetzung hilfsbereit
zur Seite ſtanden, die auch in
Zeiten größter Not nicht
aufge=
hört haben, der Stadt ihr
ſchwe=
res Los zu erleichtern.”
An den Reichskanzler Dr.
Brüning wurde folgendes
Te=
legramm geſandt:
„Der Rheiniſt frei. Die
letzten franzöſiſchen Truppen haben
Mainz verlaſſen. In dieſem
Augenblick iſt es mir Pflicht und
Bedürfnis, der Reichsregierung
aufrichtigen Dank zu ſagen für die
Politik der Verſtändigung, die der
Stadt Mainz nach 12 Jahren
har=
ter Prüfung endlich die Freiheit
brachte. Ohne Freiheit keine
Völ=
kerverſöhnung, kein Völkerfriede.”
An den Reichspräſidenten von
Hindenburg hat
Oberbürger=
meiſter Külb folgendes
Tele=
gramm gerichtet:
„In der Stunde der
Befrei=
ung von fremder Herrſchaft
ſen=
det die Stadt Mainz dem
allver=
ehrten Herrn Reichspräſident ihre
ehrerbietigſten treudeutſchen
Grüße. Deutſch iſt der Rhein,
deutſche Fahnen wehen wieder am
Stelle der Trikolore, und deutſch
iſt unſer Denken und Fühlen
im=
merdar. Oberbürgermeiſter Külb.”
Hoffnung, daß der tauſendjährige Kampf um den Rhein
endlich ſeinen Abſchluß gefunden haben möge. Man muß
einſehen, daß der Rhein Deutſchlands Strom iſt und nicht
Deutſchlands Grenze ſein kann.
Diesefſtſcerieherung undas hefftſcheTont
Mit dieſer Einſicht aber wäre ein weſentliches Hindernis
beſei=
tigt, das der Annäherung der beiden großen Völker im Wege
ſtand. Der Geiſt der Verſtändigung, der europäiſche Geiſt, iſt
im Wachſen. Es verſtärkt ſich bei allen Nationen das Gefühl
einer Schickſalsgemeinſchaft.
Die Kraft der deutſchen Seele und des deutſchen Volkes iſt
ungebrochen: Das iſt, glaube ich, das eine große Ergebnis der
Beſatzungszeit. Als zweites aber möchte ich die Hoffnung
feſthalten: daß aus dem furchtbaren Ringen der letzten 16 Jahre
ein dauerhafter Friede für die Völker Europas und die ganze
Welt erblühen möge.
Eine friedliche Entwicklung in einem blühenden
Staats=
weſen und in einem glücklichen und großen deutſchen Vaterlande
möge dieſe Stadt und ihre Bevölkerung aus ſchwerer Zeit
emporführen zum Licht, auf daß das alte Wort vom „goldenen”
Mainz wieder wahr werde für alle Zeiten.
Ich bitte Sie, mit mir einzuſtimmen in den Ruf: die Stadt
Mainz hoch, hoch, hoch!
Reichsinnenminiſter Dr. Wirkh
überbrachte die Grüße und Glückwünſche der Reichsregierung
und gedachte der Männer, die in unermüdlicher Arbeit die
Frei=
heit am Rhein erſtritten: Ebert, Rathenau, Köſter. Beſonders
lebhafter Beifall erhob ſich, als er der Verdienſte Guſtav
Streſe=
manns gedachte, der ſeine letzten Lebenskräfte eingeſetzt habe,
den rheiniſchen Landen die Freiheit erringen zu helfen. Wenn
auch der Rhein frei ſei von der Beſatzung, ſo fühle ſich die
Be=
völkerung doch nicht ſo frei wie die Völker anderer Nationen.
Die Lande am Rhein ſeien minderen Rechts gegenüber den
übri=
gen deutſchen Ländern und den Siegerſtaaten. Die beſte
Siche=
rung des europäiſchen Friedens ſei die völlige Freiheit des
deut=
ſchen Volkes. Gerade angeſichts der wirtſchaftlichen Not müſſe
alles Trennende zurückgeſtellt werden um alle Kräfte dem
Vater=
land widmen zu können. Der Miniſter ſchloß mit dem Dank an
das mannhafte Verhalten des deutſchen Volkes am Rhein von
Baſel bis Emmerich.
Die Reden wurden vielfach von rauſchendem Beifall
unter=
brochen.
Die vereinigten Mainzer Sänger bringen das eindrucksvolle
Chorlied „Frühling am Rhein” zum Vortrag. Weihevoll ertönt
das Händelſche Largo, geſpielt von den Mainzer Muſikern. Die
dritte Strophe des Deutſchlandliedes ertönt und beſchließt die
machtvolle Kundgebung der Mainzer für ihr deutſches Vaterland,
mit dem ſie nach jahrlanger Pein und Drangſal endlich wieder
vereint ſind.
In magiſchem Licht erſtrahlt während der Kundgebung das
Rheinufer und die Straßenbrücke. Von der Maar= und Peters=Aue
und anderen Stellen flammen Freudenfeuer. Die Häuſer gaben in
ihrer Illumination der Freude der Bewohner feſtlichen Ausdruck.
Der deutſche Strom ſelbſt war mit zahlreichen Booten in
Lichter=
glanz befahren, die am Schluſſe der Kundgebung mit ihren
Sirenen und Schiffsglocken in den Befreiungschorus einſtimmten,
während Böllerſchüſſe in der Nacht verhallten.
Die Befreiungskundgebung in Groß=Gerau.
Ck. Groß=Gerau, 30. Juni. (Priv.=Tel.)
Für das bisher beſetzte rechtsrheiniſche heſſiſche Gebiet fand heute
nacht in Groß=Gerau eine eindrucksvolle Befreiungsfeier ſtatt, in deren
Mittelpunkt Anſprachen von Kreisdirektor Dr. Merck und
Bürger=
meiſter Dr. Lüddecke ſtanden. Die Zahl der Teilnehmer zählte nach
vielen Hunderten. Schon am Nachmittag trug die Stadt reichen Flaggen=
und Girlandenſchmuck. Die Kundgebung war nicht nur von der
ein=
beimiſchen Bevölkerung, ſondern auch ſtark aus der Umgebung beſucht.
Gruß und Glückwunſch den deutſche
Die Heſſiſche Staatsregierung entbietet am Tage
der Geſamträumung der beſetzten Gebiete Gruß und
Glück=
wunſch den deutſchen Männern und Frauen am Rhein. In
tiefer Dankbarkeit gedenken wir ihrer, die wärend langer,
ſchwerer Beſatzungszeit in unerſchütterlicher Treue zu
Volk und Staat geſtanden, die die inneren und äußeren.
Drangſale der Beſetzung mit Würde und Geduld getragen haben.
Das Ringen der vergangenen Jahre um den deutſchen
Strom
wird für alle Zeiten in der Geſchichte leben als eine
Groß=
tat des deutſchen Volkes. Auf ſich ſelbſt geſtellt, ſtark
in vorbildlicher Einigkeit, hat das deutſche Volk am
Rhein, geführt von zielbewußten, mutigen Männern, den Kampf
beſtanden; einen Kampf, bei dem es nicht allein um das
Schickſal der deutſchen Weſtgebiete, ſondern
letz=
ten Endes um die Einheit und Zukunft des
Deut=
ſchen Reiches ging. Die unbeirrbare Liebe der rheiniſchen
Bevölkerung zu Volk und Land und ihre ausdauernde
Opfer=
bereitſchaft gaben weitblickenden Staatsmännern der deutſchen
Republik die Grundlage für eine Politik, die den heutigen Tag
der Befreiung von fremder Beſetzung herbeigeführt hat. Möge
auch die
Rückkehr des Saargebiets zum Reiche
bald verwirklicht werden. Das Land Heſſen begrüßt die
Stunde der Befreiung mit beſonderer Freude und Genugtuung.
Die Beſetzung, die einem erheblichen Teil des Landes, und
dazu dem wertvollſten, auferlegt war, hatte ſich
verhängnis=
voll auf die wirtſchaftlichen und finanziellen Kräfte Heſſens aus=
Ein Gruß des Heſſiſchen Skädkekages an die
befreiten heſſiſchen Skädte.
Gießen, 30. Juni.
Im Namen des Heſſiſchen Städtetages hat der Vorſitzende
Oberbürgermeiſter Dr. Keller=Gießen am Tage der Befreiung
des beſetzten Gebietes an die befreiten heſſiſchen Städte Mainz,
Worms, Bingen, Alzey und Oppenheim folgendes Telegramm
gerichtet: „Am Tage der Befreiung grüße ich namens des
Heſſi=
ſchen Städtetages mit herzlichen Wünſchen die von fremdem
Joch befreiten Schweſterſtädte. Dank und Anerkennung für
Opfermut und Treue! Möge die wiedergewonnene Freiheit
er=
littene Schäden raſch heilen und die Städte einer glücklicheren
Zukunft entgegenführen!
Der Stadt Mainz ſind aus Anlaß der Befreiungsfeier
zahl=
reiche Glückwunſchtelegramme zugegangen, ſo u. a. von Präſident
Mu=
lert, dem Vorſitzenden des Deutſchen und des Preußiſchen
Städte=
tages, von Bürgermeiſter Dr. Keller=Gießen als dem Vorſitzenden
des Heſſiſchen Städtetages, dem Verband Oeſterreich im Verein für das
Deutſchtum im Ausland (Wien) vom Sudetendeutſchen=Heimatbund,
dem Verein der Rheinländer in Gleiwitz, dem Oberpräſidenten Fuchs=
Koblenz, der Landes=Kommunalbank=Girozentrale Darmſtadt, aus
zahlreichen deutſchen Städten und von vielen Perſönlichkeiten des
öffent=
lichen Lebens.
Männern und Frauen am Rhein.
gewirkt. Jetzt, da die Hemmniſſe der Ordonnanzen, die Laſten
der Beſchlagnahmungen und der ſchwere ſeeliſche Druck der
Un=
freiheit von unſerem Beſatzungsgebiet genommen ſind, kann der
Wiederaufbau mit friſchen und freien Kräften
in Angriff genommen werden. Trotz der ſchweren wirtſchaftlichen
Not der Gegenwart muß es gelingen, die tiefen Wunden zu
heilen, die die Beſatzungszeit geſchlagen. Wir bauen dabei auf
die ungebrochene, im Kampf um den Rhein erneut bewährte Kraft
unſeres Volkstums. Wir müſſen aber auch darauf vertrauen
können, daß ganz Deutſchland die Nöte lindern, die
Schäden beſeitigen hilft, die ein Teil des deutſchen Volkes für die
Geſamtheit auf ſich nehmen mußte.
Unſer Dank und unſer Gruß gilt allen denen, die mithalfen
im Kampfe gegen fremde Machthaber und ihre Helfershelfer:
den deutſchen Männern am Schraubſtock und Amboß, in der
Werkſtatt und am Schreibtiſch, hinter dem Pflug, in Aemtern
und Kontoren. Der Frauen zumal gedenken wir in dieſer
Stunde, denen ein beſonderes Teil ſeeliſcher Bedrückung
auf=
erlegt war. Alle werden für ihre Standhaftigkeit und Treue den
beſten. Lohn finden in dem Bewußtſein, Wegebereiter
einer ſchöneren Zukunft zu ſein. Die heſſiſche Heimat,
das große deutſche Vaterland aber mögen in friedlicher
Entwicklung wieder aufſteigen; uns und unſeren
Nachfahren möge als heiliges Vermächtnis des Ringens um den
Rhein Einigkeit und Freiheit für immer erhalten
bleiben!
Heſſiſches Geſamtminiſterium:
Dr. Adelung Kirnberger Leuſchner Korell,
Fork mit dem Saarſchuk!
Nach dem Abzug der Beſahung hal der Bahnſchuk
jede Berechkigung verloren.
* Saarbrücken, 30. Juni. (Priv.=Tel.)
Der deutſche Botſchafter von Hoeſch hat mit Herrn Briand in
dieſen Tagen eine längere Unterredung gehabt, deren Gegenſtand
recht geheimnisvoll behandelt wurde. Lediglich die franzöſiſche
Preſſe hat angedeutet, daß Saarfragen zur Debatte geſtanden
haben. Wir glauben, in der Annahme nicht fehl zu gehen, daß
der deutſche Botſchafter Herrn Briand erneut darauf aufmerkſam
machte, daß nach dem Abzug der Rheinlandarmee nunmehr auch
der Saarſchutz ſchnellſtens verſchwinden müßte. Dieſer „
inter=
nationale” Bahnſchutz aus Franzoſen und Belgiern iſt
lediglich zur Sicherung der Bahnlinien zwiſchen
dem von den Franzoſen beſetzten Rheinland und
Frankreich vom Völkerbundsrat gebildet worden.
Nachdem die Beſatzung abgerückt iſt, hat auch der
Bahnſchutz jede Berechtigung verloren. Wir geben
uns der Erwartung hin, daß es dem deutſchen Botſchafter in
Paris gelungen iſt, Herrn Briand von der Notwendigkeit zu
über=
zeugen, die Bahnſchutzwache ſchnellſtens zurückzuziehen. In ein bis
zwei Wochen werden wir ſehen, ob unſere Vorſtellungen
erfolg=
reich waren, ſonſt müßte im September die Frage vor dem
Völker=
bund beſprochen werden.
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Marguth, PaulaVolk, Hugo deſVaal
Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930
Seite 15
Kundgebung anläßlich des Abzugs der fremden Truppen aus dem Rheinland.
Seidensten.
WBiedergulmachungsgelöbnis des Reichstags.
Weſthilfe für 10 Jahre.
* Berlin, 30. Juni. (Priv.=Tel.)
Im Reichstag fand am Montag, nachdem mehrere Stunden
ang über den Etat des Reichsarbeitsminiſteriums, insbeſondere
iber die Krankenverſicherung geſprochen worden war, eine würdige
Kundgebung aus Anlaß des Abzuges der
frem=
den Truppen aus dem Rheinlande ſtatt. Es hatten
ich zahlreiche Abgeordnete eingefunden. Die in Berlin weilenden
Miniſter waren unter Führung des Kanzlers erſchienen. Die
Tri=
ünen waren gut beſucht. Reichstagspräſident Loebe
ſielt eine kurze, aber eindrucksvolle Rede, in der er an die
Lei=
den der deutſchen Bevölkerung am Rhein
wäh=
end der letzten 12 Jahre erinnerte und verſprach,
aß der Reichstag alles tun werde, um die Schäden
ieſer Beſatzungszeit zu beſeitigen.
Das Haus hörte die Ausführungen ſtehend an. Im Anſchluß
aran unterbreitete Abg. Eſſer einen von faſt ſämtlichen
Frak=
ionen des Hauſes unterzeichneten Antrag, wonach die für den
Veſten vorgeſehene und auf 10 Jahre verteilte
Wirt=
chaftsbeihilfe durch ein Geſetz ſichergeſtellt werden ſoll.
das Haus erklärte ſich damit einverſtanden, daß dieſer Antrag als
rſter Punkt auf die Tagesordnung der Dienstagsſitzung geſtellt
dird. Am Dienstag nachmittag 3 Uhr ſoll die Beratung
fort=
eſetzt werden, darunter auch die Abſtimmung über das
Amneſtie=
eſetz.
Die Kundgebung.
Die Anſprache, die Reichstagspräſident Loebe am Schluß
er Montagsſitzung an die Abgeordneten richtete, hat folgenden
Vortlaut:
„Wie die Augen des ganzen deutſchen Volkes, ſo ſind auch
nſere Gedanken am heutigen Tage auf das Rheinland gerichtet,
ber deſſen grüne Berge und alte Burgen, auf deren Türmen
nd Zinnen in dieſer Nacht zum erſten Male die Fahne der
deut=
hen Republik emporſteigt, nachdem das letzte Hoheitszeichen
remder Gewalt verſchwunden iſt. Mit dem Gefühl der Freude,
aß das Ziel erreicht iſt, an dem einſt ſo viel gezweifelt und das
eitweiſe auch ernſt gefährdet erſchien, verbindet ſich für jeden von
ns, wo auch ſeine Heimat ſei, der Dank für die Treue, die das
Folk am Rhein in trübſten Zeiten dem deutſchen Vaterland
ge=
alten hat. Wir erinnern uns heute der niederdrückenden Stunde,
Is in der Nationalverſammlung in Weimar uns die ſchwere
Feſſel auferlegt wurde, als der Tag der Erlöſung — 15 Jahre!
ſo unerreichbar, fern ſchien, daß viele ihn nicht mehr zu
er=
ben fürchteten. Und gar mancher hat ihn ja nicht mehr erlebt.
Lir erinnern uns an die Zeiten des rechtswidrigen
Ruhrein=
ruchs, als wir von hier aus den Volksgenoſſen am Rhein und
tuhr zuriefen: Bleibt feſt und treu! Wir gedenken in
Hochach=
ung und Ehrerbietung heute aller, die in dieſer Zeit der
Be=
itzung ihr Leben hingegeben haben, weil ſie mit Treue an ihrer
ſeimat hielten und Geſundheit und Gut opferten. Wir legen in
Vehmut einen Kranz auf das Grab des großen,
im=
ier wieder Zuverſicht ſchöpfenden Staatsmannes, der die
etzten Hinderniſſe beſeitigte, und dem ein grauſames Schickſal
erwehrte, den Tag der Befreiung mit zu erleben. Wir wenden
nſern Gruß und Glückwunſch an den Rhein für alle, die ſich der
diedergewonnenen Freiheit freuen. Noch ſind nicht alle
Lunden geheilt, die dieſer Krieg geriſſen hat. Ich brauche
ur an das Saarland zu erinnern — und es bleibt beſtehen
inſer aller Vorſatz, Deutſchland die Freiheit
nd Gleichberechtigung auf allen Gebieten zu
rringen. Wir ſind bereit zur Freundſchaft mit allen ſrüheren
zegnern. Wir find bereit, in die große chriſtliche Familie der
ſölker Europas einzutreten, aber in ihr kann es keine
entrechte=
en und keine minderberechtigen Söhne geben. Wir wollen es
in als ein gleichberechtiges Glied unter den Staaten unſeres
irdteils. Welche Aufgaben aber auch immer noch vor uns liegen,
ſir gehen mit Zuverſicht an ihre Löſung: Anfeuern und
be=
ügeln ſoll uns dabei der Erfolg dieſes Tages und die Freude,
ie heute am Rhein aufleuchtet, anfeuern ſoll uns das
Bewußt=
in: Die deutſche Erde am Rheiniſt wieder frei!“
Die Berliner Preſſe zur Rheinlandräumung.
Berlin, 30. Juni.
Die Berliner Blätter ſtehen ganz unter dem Eindruck der
eutigen Befreiung der Rheinlande von fremder
Beſatzungsherr=
haft. Alles andere, auch die Sorge um das Schickſal der
Reichs=
inanzen, tritt weit dahinter zurück. In redaktionellen Artikeln,
n Aufſätzen der ins Rheinland entſandten Berichterſtatter wird
ie hiſtoriſche Stunde der völligen Räumung des
deut=
chen Bodens im Weſten gewürdigt. An die langjährigen Leiden
er dortigen Bevölkerung wird erinnert, das tapfere Ausharren
eer ſchwergeprüften Landsleute, ihr treues Feſthalten am
Deutſchtum wird immer und immer wieder gerühmt, und es
vird der Freude darüber Ausdruck gegeben, daß endlich auch
ür dieſe Deutſchen die Stunde der Freiheit gekommen iſt.
Allerdings wird auch darauf hingewieſen, daß mancher
Wer=
utstropfen in dem Freudenbecher enthalten iſt. Die ſchweren
irtſchaftlichen Schäden, die die zwölfjährige Beſetzung mit ſich
bracht hat, laſten auch auf dem befreiten Gebiet. Umfaſſende
ilfsmaßnahmen, ſo heißt es im „B. T.” ſind notwendig, um
ne Sanierung der ſchwer notleidenden Wirtſchaft des beſetzten
ebietes herbeizuführen. Ein Beſſerung der wirtſchaftlichen
erhältniſſe in der Pfalz kann nur durch die Wiederherſtellung
er Saargrenze erreicht werden. Schon aus dieſem Grunde iſt
u wünſchen, daß die Saarverhandlungen recht bald zu einem
oſſtiven Ergebnis führen.
In der „Deutſchen Tageszeitung” ſchließt der
Reihstagsabgeordnete Dr. von Dryander einen Artikel „Die
kärmung im hiſtoriſchen Licht” mit den Worten: Wir freuen uns
er Räumung und einen uns mit unſeren rheiniſchen
Volksge=
ſſſin in dem Gefühl innerer Entlaſtung. Aber wir wiſſen, daß
Uchrheinlandpolitiſch geſehen, ſchwarze Wolken am Himmel ſtehen
nddaß auch dieſer Akt unſerer Geſchichte weder zu Feſten, noch
u4 Illuſionen, ſondern nur zu neuer Erfaſſung der uns geſtellten
ingheuren Aufgabe Anlaß gibt.
Die „Börſenzeitung” beſchäftigt ſich insbeſondere mit
en virtſchaftlichen Sorgen der Pfalz und ſagt: Feſtesfreude
egtin der Luft, aber es iſt eine ſehr ſtille Freude. Gerade wer
ieſe Stunden in der Pfalz verbringt, empſindet, wie tiefer Ernſt
das frohe Gefühl von Erlöſung dieſer Tage beſchattet. Die
Pfälzer vermögen ſich der eigenen Erlöſung nicht voll zu freuen,
ſolange die Saarpfalz immer noch ein Teil des
Völkerbunds=
zwangsſtaates an der Saar iſt. Die wirtſchaftliche Lage iſt ebenſo
wenig danach angetan, laute Freude zu wecken. Kaiſerslautern
Zweibrücken, Neuſtadt, Landau, Germersheim — faſt alle
pfäl=
ziſchen Städte ſtehen am Rande der Kaſſen=Kataſtrophe. Zu
dieſen Problemen gehört im hohen Maße die im Verſailler
Doku=
ment vorgeſehene dauernde Demilitariſierung. In der
Vorkriegs=
zeit hat eine Reihe pfälziſcher Städtchen von den Garniſonen
gelebt. Nun wird es kein Militär mehr geben. Das iſt eine
Lebensfrage für das ganze Gebiet. Eine Lebensfrage, die in der
allgemeinen Wirtſchaftskriſe noch viel ernſter wird.
Die „D. A. Z.” ſchreibt: Heute um Mitternacht wird kein
fremder Soldat mehr auf deutſchem Boden ſtehen. Es iſt trotz
allem ein hiſtoriſcher Einſchnitt, vor dem wir ſtehen, und wenn
ihn das ganze Deutſche Reich und Volk aus tiefſtem Herzen
feiert, ſo klingt die Genugtuung mit, auf einem unendlich
müh=
ſeligen, von Not und Tod bedrohten Wege ein kleines Stückchen
vorangekommen zu ſein. So weit die deutſche Zunge klingt, wird
man der feſtlichen Stunde treu gedenken und die Männer feiern,
die Lebenden und die von uns gegangen ſind, die um dieſes erſte
Ziel mit Aufopferung gerungen haben. Es iſt unſere Pflicht,
unter denjenigen, die zur Räumung des Rheines beigetragen
haben, auch den Führer der deutſchen Sozialdemokratie, den
ge=
weſenen Reichskanzler Müller=Franken zu nennen. Er hat
per=
ſönlich im September 1928 den entſcheidenden Anſtoß zu den
letzten Verhandlungen gegeben, und er war damals durchaus
in der Rolle des Wortführers Deutſchlands, nicht einer Partei.
Im „8Uhr=Abendblatt” wird ausgeführt: Nicht in jubelnder
Freude über das Errungene, ſondern niedergedrückt von tauſend
Sorgen und zerfreſſen von innerer Fehde begehen wir den
Tag. Und der Mann, der das Beſte für die
vor=
zeitige Befreiurg des Rheinlandes getan hat,
Guſtav Streſemann, weilt nicht mehr unter uns.
Für ihn, den heute die Huldigungen der Nation für ein
Ueber=
maß von Anfeindungen und Verleumdungen hätten entſchädigen
ſollen, gilt nun nur noch Ludwig Uhlands tröſtendes Wort:
„Wohl werd’ ich es nicht erleben,
Doch an der Sehnſucht Hand
Als Schatten noch durchſchweben
Mein freis Vaterland.”
Weliſtimmen zur Rheinlandräumung.
Im Spiegel der franzöſiſchen Preſſe.
Paris, 30. Juni.
Das Ende der Beſetzung des Rheinlandes nimmt in der
franzöſiſchen Preſſe in langen Leitartikeln und Sonderberichten
einen breiten Raum ein. Alle bedeutenden Blätter haben
Be=
richterſtatter ins Rheinland oder die Pfalz entſandt, welche in
ausführlichen Meldungen von der Stimmung im wieder
frei=
gewordenen deutſchen Gebiet berichten. In allen dieſen
Meldun=
gen, die natürlich für ein franzöſiſches Publikum beſtimmt ſind,
werden in erſter Linie die angeblichen Nachleile, insbeſondere
wirtſchaftlicher Art, hervorgehoben, welche die rheiniſche und
pfälziſche. Bevölkerung infolge des Abzuges einer großen
Be=
ſatzungsarmee haben werden. Während in den Leitartikeln der
Pariſer Rechtsblätter immer wieder von der Generoſität der
franzöſiſchen Regierung geſprochen wird, daß ſie fünf Jahre vor
dem äußerſten Termin das beſetzte Gebiet geräumt habe,
be=
grüßt die Linkspreſſe den heutigen Tag als einen großen Erfolg
ihrer Politik: „Heute iſt der Friede geheiligt worden”
über=
ſchreibt der ſozialiſtiſche „Populaire” ſeinen Artikel, und die
„Volonté” erklärt, Frankreich räume heute das Rheinland in
loyaler und klarblickender Weiſe. Als Gegenleiſtung verlange es
von Deutſchland nichts weiter, als gleichfalls loyal und
klar=
blickend zu ſein. Nur die „République” iſt aus innerpolitiſchen,
franzöſiſchen Erwägungen heraus peſſimiſtiſch und meint, die
Räumung des Rheinlandes erſcheine ihrem wahren Sinne nach
nicht als das Vorbild einer neuen Politik, obgleich jeder Tag
er=
neut deren Notwendigkeit aufdecke.
In der nationaliſtiſchen Preſſe kommt der
Wider=
ſtand gegen die Rheinlandräumung ſtark zum
Aus=
druck. „LOrdre” erklärt, nachdem es in der Ueberſchrift zum
Ausdruck gebracht hat, daß die Friedenspolitik, wie man ſie heute
betreibe, keine wahrhafte Friedenspolitik ſei: Die jetzige
Räu=
mung iſt der Schlußpunkt der Vernichtung unſeres Sieges. Heute
bleibt uns nichts weiter als die Tatſache, daß wir der Niederlage
entgangen ſind. Das iſt alles, was unſere Politiker aus dem
Genie unſeres militäriſchen Stabes, aus dem herrlichen
Herois=
mus unſerer Soldaten und den großen Opfern des Volkes
her=
ausgeholt haben. Die rohaliſtiſche „Action frangaiſe”
charakteri=
ſiert ihre Stellungnahme gegen die Rheinlandräumung mit
fol=
gender Schlagzeile: „Das Verbrechen gegen das Vaterland”.
Das Echo in England.
London, 30. Juni.
„Daily Telegraph” ſchreibt in einem Leitartikel zur
Rhein=
landräumung: Heute wird die franzöſiſche Trikolore in Mainz
eingezogen werden. Um Mitternacht wird ſich kein franzöſiſcher
Soldat mehr auf deutſchem Boden befinden. Das iſt ein großes
Ereignis, das man mit Recht als die wirkliche Beendigung und
Liquidierung des Großen Krieges bezeichnen kann, mit größerem
Recht als den Young=Plan mit ſeinen weit in die Zukunft
reichenden Komplizierungen der Reparationsſchuld. Es war Dr.
Streſemanns letzter der Oeffentlichkeit geleiſteter Dienſt, von den
Alliierten das endgültige Verſprechen einer baldigen Räumung
zu erlangen, die er nicht mehr erleben ſollte. Der 30. Juni 1930
bezeichnet das Ende eines großen, aber tragiſchen Kapitels der
Gewalt.
Zur Räumung des Rheinlandes durch die franzöſiſchen
Trup=
pen ſchreibt der „Star”, daß die Räumung des Rheinlandes das
Ende des Krieges bedeute. Es ſei dies der letzte Akt einer Epiſode
in der Weltgeſchichte, der ſo ſchnell wie möglich vergeſſen werden
ſollte. Das deutſche Schlagwort: „Laßt uns vergeſſen und unſere
Fahnen heraushängen” müſſe nach Anſicht des Blattes auch das
Schlagwort der ganzen Welt werden, die ihren Antagonismus
begraben müſſe, um in vereintem Streben die Gemeinſchaft der
Völker auf der Erde zu ſichern.
Der liberale „Mancheſter Guardian” betont, daß die
Räu=
mung erheblich zu ſpät komme. Sie hätte ſchon längſt bei
Unterzeichnung des Dawesabkommens oder nach dem Locarnopakt,
zum mindeſten aber beim Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund
erfolgen müſſen. Daß ſie trotz allen von Deutſchland gebotenen
moraliſchen und materiellen Sicherungen nicht früher durchgeführt
worden ſei, könne man nur der Abſicht zuſchreiben, ein Druckmittel
für politiſche Zwecke in der Hand zu behalten, das nichts mehr mit
militäriſchen Garantien zu tun habe. Die endlich erfolgte
Räu=
mung ſei in hervorragendem Maße dem Drängen Henderſons und
Snowdens zu danken, mehr aber als irgendeinem anderen der
Politik Streſemanns ſowie dem vom deutſchen Volke bewieſenen
Gemeinſchaftswillen.
Von
Arthur Zmarzly, Breslau.
Mit der Feſtſtellung, daß die große Arbeitsloſigkeit eine
internationale Erſcheinung darſtellt, iſt meiſtens ein gewiſſer
Fatalismus verbunden: Wenn in Nordamerika, in England, im
Rußland und in anderen Staaten viele Millionen Arbeitshände
keine Beſchäftigung haben, dann braucht man ſich in
Deutſch=
land nicht zu verwundern, daß es hier nicht anders iſt. Aus
dieſer Einſtellung wird dann, und das iſt das Bedenkliche, weiter
gefolgert: Unſere Wirtſchaftspolitik iſt entweder ſo ſchlecht oder
ſo gut wie in den anderen Staaten mit großer Arbeitsloſigkeit,
und da die Wirtſchaftspolitik der anderen Länder bei uns
mei=
ſtens gelobt und als gutes Beifpiel hingeſtellt wird, kann unſere
Wirtſchaftspolitik nicht ſo ſchlecht ſein, mindeſtens darf ſich die
Kritik an der deutſchen Wirtſchaftspolitik nicht allein an der
Größe der Arbeitsloſigkeit orientieren. Das tut ſie auch
keines=
wegs. Trotz deſſen beruhen dieſe Folgerungen auf vielen
Fehl=
ſchlüſſen, auf die hier nicht näher eingegangen werden ſoll. Die
Weltarbeitsloſigkeit ſtellt zweifellos der ſo oft zitierten
weltwirt=
ſchaftlichen Zuſammenarbeit ein ſehr ſchlechtes Zeugnis aus. Die
kataſtrophale Arbeitsloſigkeit in Deutſchland iſt an ſich auch nicht
allein auf eine falſche Wirtſchaftspolitik zurückzuführen, aber die
Hilfsloſigkeit, mit der man dieſem Problem heute gegenüberſteht,
kommt fraglos auf das Konto einer wenig zweckmäßigen
Wirt=
ſchaftspolitik.
Die hohe und ſtetige Arbeitsloſenzahl iſt ein Spiegelbild der
Ratloſigkeit in der Wirtſchaftsführung, und das nicht erſt ſeit
geſtern und heute. Der einzelne Betrieb kann zur Entlaſtung
des Arbeitsmarktes wenig leiſten. Er hat heute genug zu tun,
um ſich überhaupt zu halten, meiſtens dadurch, daß er infolge
Abſatzmangels das Lohnkonto einſchränkt. Anders dagegen die
großen Organiſationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer und
nicht zuletzt die Regierung, alſo die Faktoren der
Wirtſchafts=
führung. Ihre Aufgabe iſt es oder ſollte es ſein, das
volkswirt=
ſchaftlich Notwendige mit dem privatwirtſchaftlich Nützlichen in
Einklang zu bringen. Hieran mangelt es ſeit vielen Jahren. Die
Produktionskräfte der Wirtſchaft werden von allen Seiten
zer=
legt, durchforſcht und verſtärkt. Die Technik und
Betriebsopgani=
ſation hat die Möglichkeit geſchaffen, das Sozialprodukt
weſent=
lich zu erhöhen. Kartelle, Konzerne und Truſts ſind wie Pilze
aus der Erde geſchoſſen, und die Verbände ſind organiſatoriſch
ſehr ſtark ausgebaut. Vielleicht iſt das alles etwas überhaſtet
vor ſich gegangen, um den Anſchluß nicht zu verpaſſen und das
nachzuholen, was ſeit Kriegsbeginn verſäumt worden iſt. Von
der Produktionsſeite her ſind wir für jede nationale und auch
für jede größere Weltkonjunktur gerüſtet. Die Produktion iſt
aber nur eine Seite der Wirtſchaft. Es war zweifellos ein Fehler,
im Drange der Rationaliſierungsarbeit die andere Seite, die
genau ſo wichtig iſt, zu vernachläſſigen, nämlich den Verbrauch,
und ihn als einen Teil der Produktion anzuſehen, den man nach
Belieben beeinfluſſen kann. Der Zwang der Betriebsverbeſſerung
war dringend. Er wurde noch verſchärft durch die andauernde
Erhöhung des Nominallohns, die man durch weitere
Rationali=
ſierung auszugleichen verſuchte. Das ganze Wirtſchaftsleben in
der Nachkriegszeit ſpielte ſich auf der Linie ab: Rationaliſierung,
Lohnſteigerung, Laſtenerhöhung, verſtärktes Tempo der
Ratio=
naliſierung. Bis zu einer gewiſſen Grenze ließ ſich dieſer Zirkel
mit Hilfe der Technik und der Ausnutzung aller
Organiſations=
möglichkeiten ſchließen. Als wenig beachteter Faktor ſtand der
Verbrauch außerhalb dieſes Zirkels, der ſich jetzt nicht mehr
ſchließen läßt. Der ausgeklügelten Produktionsorganiſation ſteht
ein völlig desorganiſierter Verbrauch gegenüber. Auf dieſem
Gebiet herrſchen anarchiſche Zuſtände. Es fehlt die Abſtimmung
zwiſchen Produktion und Konſum, die Regelung des Verbrauchs
nach volkswirtſchaftlichen Erwägungen. Gewiß, es iſt
notwen=
dig, daß zwiſchen Produktion und Verbrauch ein gewiſſer
Spiel=
raum beſteht. Im Verbrauch herrſchen Imponderabilien, wie
Mode, Gewohnheit, Geſchmack uſw. Das läßt ſich nicht ſo
orga=
niſieren wie die Produktion. Aber die Kluft zwiſchen den
bei=
den Faktoren des Wirtſchaftslebens iſt heute ſo groß, daß ſie
ver=
kleinert werden kann.
Die zweckmäßige Organiſation der einen Seite muß
notwen=
digerweiſe zu einer Organiſation auf der anderen Seite führen.
Das ſoll nicht heißen, daß ein wie immer gearteter Zwang auf
den Verbraucher ausgeübt werden ſoll, wie er etwa in Rußland
beſteht. Der deutſche Verbraucher läßt ſich aber erziehen, wenn
ihm in überzeugender Weiſe nahegebracht wird, daß jeder
Ein=
zelne außerordentlich viel zur Belebung des Wirtſchaftslebens
und zur Verringerung der Arbeitsloſigkeit beitragen kann.
Deutſchland kann die Produktionskapazität faſt nur zur Hälfte
ausnutzen. Als Grund wird immer ein ſchwach aufnahmefähiger
Inlandsmarkt angegeben. Betrachtet man die Handelsſtitiſtik,
dann findet man, daß die Aufnahmefähigkeit durchaus nicht ſo
gering iſt. Wir führen jährlich Waren aus dem Auslande im
Werte von Milliarden ein. Sieht man von den Rohſtoffen und
Halbfabrikaten ab, die wir einführen müſſen, und die zum Teil
im Veredlungsverkehr wieder ausgeführt werden, dann findet
man darunter Waren, beſonders Fertigwaren, die wir in
Deutſchland mindeſtens ebenſogut erzeugen oder zu erzeugen in
der Lage ſind. Im vergangenen Jahre wurde Butter im Werte
von 457,7 Millionen Reichsmark eingeführt, Käſe für 106, Eier
für 280, Gemüſe für 142, Obſt für 211, Kunſtſeide für 97,
Kraft=
faahrzeuge für 59, Glaswaren für 34, Schuhwerk, Lederwaren
uſv. für 43, Eiſenwaren für 36, Uhren für 23 Millionen
Reichs=
mark. Wir beziehen nach einer Umrechnung täglich für 17000
Reichsmark franzöſiſche und engliſche Hüte, für 65 000 RM.
aus=
ländiſche Kleider, für 120 000 RM. fertige Möbel, für 13 000 RM.
ausländiſche Fahrräder, für 324000 RM. Parfümerien, für
11000 RM. Spielwaren, für 1.28 Millionen RM. Kaffee, für
180 000 RM. Südweine, für 16 000 RM. Bier uſw. Wir führen
jährlich für rund zwei Milliarden ein, die mit Leichtigkeit um die
Hälfte reduziert und rund ½ Millionen deutſchen Arbeitern
Be=
ſchäftigung geben könnte.
Das oft gehörte Gegenargument, daß wir ausländiſche
Waren einführen müſſen, um ſelbſt Ware im Auslande abſetzen
zu können, um die uns nicht zuwachſenden Rohſtoffe und
fehlen=
den Nahrungsmittel zu bezahlen, iſt nur bedingt richtig. Der
Bezug ausländiſcher Waren foll ja nicht geſperrt werden; der
deutſche Verbraucher ſoll ja nur in ſchwerſter Notzeit die
erfor=
derliche Selbſtdiſziplin üben und ſich bei jedem Einkauf von
volkswirtſchaftlichen Ueberlegungen leiten laſſen. Wir brauchen
außerdem noch genug ausländiſche Produkte und werden auch
bei größter Einſchränkung ein guter Kunde des Auslandes
bleiben. Ein Land mit ſtetig großer Arbeitsloſenzahl kann auf
die Dauer ſo wie ſo kein guter Abnehmer ausländiſcher Waren
bleiben; das wird man draußen ſehr ſchnell begreifen. Zum
anderen: Iſt es nicht leichter, die deutſche Ausfuhr zu heben mit
einem kräftigen Inlandsmarkt als Rückenſtütze? In der Theorie,
daß nur wirtſchaftlich geſunde Länder gegenſeitig gute Kunden
ſein können, ſteckt ein wahrer Kern. Der Verbraucher beſtimmt
aber heute den Geſundheitsgrad der deutſchen Wirtſchaft
weſent=
lich mit. Er iſt ſich dieſer Tatſache nur nicht bewußt und
han=
delt aus Unkenntnis, aus Achtloſigkeit, alter Gewohnheit,
Denk=
trägheit und auch oft trotz der Kenntnis der Zuſammenhänge
gegen ſeine perſönlichen Intereſſen. Die deutſchen Hausfrauen,
durch deren Hände der größte Teil des deutſchen
Volkseinkom=
mens geht, tragen in ihrem Einkaufskorb Hunderte von
Millio=
nen an Auslandswaren heim und verhelfen dadurch ihren
Män=
nern. Söhnen und Töchtern oder ſich ſelbſt zur Arbeitsloſigkeit.
Die Produktions= und Abſatzverhältniſſe in der deutſchen
Land=
wirtſchaft ſind gewiß noch ſehr verbeſſerungsfähig, aber der
Ver=
braucher muß ſie in ſeinem eigenen Iniereſſe in der Umſtellumg
Seite 16
unterſtützen, ſelbſt, wenn die Waren noch nicht ſo ſchön
aufge=
macht ſind und noch keine ſo einheitliche Güte aufweiſen, wie die
ſtandardiſierten Auslandsprodukte. Aber nicht die Hausfrauen
allein huldigen noch in großer Zahl dem Prinzip des
Augen=
blicks. Auch große Einkaufsorganiſationen glauben ihren Abſatz
erhöhen zu können, wenn ſie dazu beitragen, deutſche Arbeiter
beſchäftigungslos zu machen durch unnötige Bevorzugung von
Auslandserzeugniſſen.
Die Verbrauchererziehung iſt ein wichtiger Hebel zur
Ver=
ringerung der Arbeitsloſigkeit. Es muß in ganz anderem Maße
dem deutſchen Volke deutlich gemacht werden, deutſchen Waren
den Vorrang einzuräumen. Dieſer Gedanke muß vor allem den
großen Organiſationen, auch von den Frauenorganiſationen, ganz
gleich, ob ſie auf nationalen, ſozialen oder kulturellen Gebieten
ihr Arbeitsfeld ſehen, durch Wort und Schrift und in erſter Linie
durch das Vorbild in die Tat umgeſetzt werden. Gerade die
großen Frauenverbände haben die Aufgabe, mit den
Produk=
tionsverbänden eng zuſammenzuarbeiten und durch den
Aus=
tauſch von Anregungen und Wünſchen eine feſtere Verbindung
zwiſchen Produktion und Verbrauch herzuſtellen. Notwendig
er=
ſcheint es auch, daß dieſer Gedanke ſtärker als bisher von den
Behörden beachtet wird, denn merkwürdigerweiſe zeigt ſich bei
ihnen eine ausgeſprochene Vorliebe für ausländiſche Erzeugniſſe.
Niederlage Thüringens vor dem
Reichsgericht.
Das Reichsgerichk entſcheider gegen Thüringen.
Berlin, 30. Juni.
In der Meinungsverſchiedenheit zwiſchen Reich und
Thürin=
gen über die Verfaſſungsmäßigkeit des Paragraphen 3 des
thüringiſchen Ermächtigungsgeſetzes hat das Reichsgericht
zu=
gunſten des Reiches entſchieden und erkannt, daß der
Para=
graph 3 Abſatz 1 des thüringiſchen Ermächtigungsgeſetzes vom
29. März 1930 mit dem Reichsrecht nicht vereinbar iſt. Das
Reichsgericht iſt in allen Punkten dem Standpunkt des
Reichs=
miniſters des Innern beigetreten.
Das Reichsgericht begründete das Urteil wie ſolgt:
Para=
graph 3 Abſatz 1 des thüringiſchen Ermächtigungsgeſetzes vom
29. März 1930 beſtimmt, daß bis zum Ablauf des 30. September
1930 die Vorausſetzungen des Paragraphen 29/ Ziffer 1 des
Stoatsbeamtengeſetzes für alle nicht richterlichen Beamten „als
gegeben gelten”. Paragraph 29/1 Ziffer 1 lautet: „Ein nicht
rich=
terlicher Beamter kann vom Staatsminiſterium unter
Bewilli=
gung des geſetzlichen Wartegeldes in den Warteſtand verſetzt
wer=
den, wenn die von ihm verrichteten Arbeiten infolge einer
Um=
bildung der Staatsbehörden aufhören.‟ Das
Ermächtigungsge=
ſetz hält hiernach die Vorausſetzung des Paragraphen 29 an
Zif=
fer 1 auf dem Wege der Fiktion („als gegeben gilt”), ohne
Rück=
ſicht auf die tatſächlichen Verhältniſſe für gegeben.
Es iſt alſo in jedem Falle bei der Verſetzung eines Beamten
in den einſtweiligen Ruheſtand ſo anzuſehen, als ob die von ihm
verrichtete Arbeit infolge einer Umbildung einer Staatsbehörde
aufgehört habe. Die Vorausſetzung des Paragraphen 29/1
Zif=
fer 1 ſoll ſonach auch dann gegeben ſein, wenn ſie tatſächlich nicht
vorliegt. Durch dieſe Fiktion wird der Schutz, den die
Beſtim=
mungen des Paragraphen 29/ Ziffer 1 dem Beamten vor einem
willkürlichen Abbau gewähren ſollen, aufgehoben und damit in
das Recht der Beamten auf Belaſſung im Amte in einſchneidender
Weiſe eingegriffen.
Im übrigen würde auch eine geſetzliche Beſtimmung,
wo=
nach eine beſtimmte Organiſationsfrage als Umbildung im Sinne
des Paragraphen 29/1 Ziffer 1 anzuſehen ſei, nicht ohne weiteres
die Anwendung des Paragraphen 29/1 Ziffer 1 rechtfertigen. Es
iſt vielmehr erforderlich, daß die Verhinderungen tatſächlich
vor=
liegen, daß alſo eine Umbildung einer Behörde erfolgt, und aus
dieſem Grunde die von dem Beamten verrichtete Arbeit wegfällt.
(Urteil des Reichsgerichts vom 9. 4. 29 in Sachſen Jakob in
Sachen wider das Deutſche Reich. — III. 352/1928.)
Dienstag, den 1. Juli 1930
Vom Tage.
68 Mitglieder des engliſchen Unterhauſes haben an den
Pre=
mierminiſter das Erſuchen gerichtet, die Frage der
natio=
nalen Minderheiten im September vor der
Völkerbund=
verſammlung zur Sprache zu bringen, da die
Minderheiten=
verträge nicht befriedigend arbeiteten.
Unter dem Ehrenvorſitz Briands wurde in Paris der
Kon=
greß der europäiſchen Zoll=Union im Quai d’Orſay
eröffnet. Unter den 14 Ländern, die auf ihm vertreten ſind
be=
finden ſich auch Deutſchland, Oeſterreich, Ungarn, England,
Italien uſw.
Die Meldungen, wonach der Gouverneur der Bank
von Frankreich Moreau, ſeinen Rücktritt in
Er=
wägung gezogen und bereits Schritte bei den Mitgliedern des
Verwaltungsrates der Bank von Frankreich getan habe, werden
als völlig grundlos bezeichnet.
Mit der vom italieniſchen Miniſterrat beſchloſſenen Erhöhung
der italieniſchen Militärbudgets werden jetzt im Voranſchlag des
Kriegsminiſteriums die Geſamtausgaben von 2877 Millionen auf
3177 Millionen erhöht und im Marineminiſterium von 1476
Mil=
lionen auf 1576 Millionen. Das Luftfahrtminiſterium ſieht im
neuen Budget eine Geſamtausgabe von 798 Millionen vor. Die
Geſamtausgaben der Militärreſſorts erhöhen ſich von jährlich
5 Milliarden auf 5551 Millionen.
Ueber vier Provinzen von Honduras, die am
Atlantiſchen Ozean gelegen ſind, iſt der
Belagerungszu=
ſtand verhängt worden, und zwar als Schutzmaßnahme
gegen einen für den 4. Juli geplanten Generalſtreik.
Zahlreiche Kommuniſten ſind bereits verhaftet worden.
Zwiſchen der amerikaniſchen und der
natio=
nalchineſiſchen Regierung iſt ein
Schiedsgerichts=
vertrag unterzeichnet worden.
Der Machthaber in der Mandſchurei, Marſchall Tſchang
Hſüeh=
liang, hat, nach Meldungen aus japaniſcher Quelle, die Rolle
eines Vermittlers zwiſchen Nanking und der nordchineſiſchen
Koaltion übernommen. Tſchang Hſüeh=liang hat nach dieſen
Meldungen an den General Tſchiang Kai=ſchek ein Telegramm
gerichtet, in dem er die Abhaltung einer chineſiſchen
Friedenskonferenz in Mukden vorſchlägt.
Genf, 30. Juni.
Der Bericht über die Umgeſtaltung des
Völkerbundsſekre=
tariats, der jetzt nach Abſchluß der Verhandlungen allen
Regie=
rungen zugeht, ſtellt ſich als ein Mehrheits= und ein
Minder=
heitenbericht dar. Der Mehrheitsbericht (England, Frankreich,
Polen, Spanien) fordert, daß durch lebenslängliche Anſtellung der
Beamtenſchaft eine ſtändige, abgeſchloſſene Völkerbundsbürokratie
geſchaffen wird, die, losgelöſt von jeder Zuſammenarbeit mit den
einzelnen Ländern, ausſchließlich unter der Leitung des
General=
ſekretärs des Völkerbundes ſteht. Ferner ſchlägt die Mehrheit die
Ernennung von fünf neuen Untergeneralſekretären vor, ſo daß die
Zahl der Untergeneralſekretäre auf zehn ſteigen würde. Der
Mehrheitsbericht zielt darauf hin, die bisherige uneingeſchränkte
Leitung des Völkerbundsſekretariats durch England und
Frank=
reich weiter aufrecht zu erhalten, der vielfachen Kritik am
Völker=
bundsſekretariat jedoch durch Verleihung von fünf
Untergeneral=
ſekretären an einzelne Mächte zu begegnen.
Der Minderheitsbericht (Deutſchland, Italien, Japan und
einige ſüdamerikaniſche Staaten) fordert, daß die
Völkerbunds=
beamtenſchaft keine weltfremde Bürokratie darſtellen darf, ſondern
durch Wechſel in den leitenden Stellen des Völkerbundsſekretariats
auf Grund ſiebenjähriger Verträge der enge Zuſammenhang
zwi=
ſchen der Leitung des Sekretariats und den einzelnen Ländern
aufrecht erhalten wird. Die Schaffung von fünf neuen
Unter=
generalſekretären wird von der Minderheit abgelehnt, dagegen
ge=
fordert, daß die bisherigen Untergeneralſekretäre gemeinſam mit
dem Generalſekretär ein Direktorium bilden, das die politiſchen
Entſcheidungen gemeinſam verantwortlich trifft. Der
Minderheits=
bericht hebt ſodann hervor, daß die gegenwärtigen
Untergeneral=
ſekretäre des Völkerbundes in keiner Weiſe einen ihrer Stellung
entſprechenden Einfluß hätten, ſondern lediglich
Abteilungs=
direktoren mit dem Ehrentitel eines Untergeneralſekretärs
dar=
ſtellten, obgleich Deutſchland, Italien und Japan in gleicher
Weiſe wie England und Frankreich ſtändige Ratsmächte ſind. Der
Minderheitsbericht richtet ſich alſo gegen die bisherige
uneinge=
ſchränkte engliſch=franzöſiſche Leitung des Völkerbundsſekretariats
und ſieht eine Umgeſtaltung vor durch Erweiterung in der
bis=
herigen Mitarbeit der übrigen Staaten im Völkerbundsſekretariat.
Der Bericht wird nunmehr in der Vollverſammlung des
Völ=
kerbundes im September zur Verhandlung gelangen.
Nummer 186
Das Wekkrüſten an Mikkelmeer.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 30. Juni.
Die franzöſiſche Regierung hat zwei Vertrauensvoten
erhal=
ten, und zwar über die wichtigſten Probleme, über Indoching
und über die Frage der verſchwundenen fünf Milliarden.
Da=
durch wurde noch einmal bewieſen, daß eine Regierungsmehrheit
vorhanden iſt. Daran hat man aber auch nicht gezweifelt. Der
Oppoſition kommt es nur darauf an, die Volkstümlichkeit und die
moraliſche Poſition Tardieus zu untergraben. Und darin hat ſie
Glück. Die Ereigniſſe ſind unbarmherzig gegen die Regierung
Tardieu. Sie begünſtigen die Oppoſition. Das alles bleibt nicht
ohne Wirkung auf lange Sicht.
Das gilt auch für die Außenpolitik. Ja, ſie iſt neben der
ſchweren Wirtſchaftslage eine der Haupturſachen der
gegenwärti=
gen Verſtimmung in Frankreich. Man ſieht am Horizont keinen
lichten Punkt. Auch die Rede des deutſchen Außenminiſters
bil=
dete darin keine Ausnahme. Wie man auch dieſe Rede deutet,
die hier erhoffte klare Stellungnahme zu dem Memorandum
Briands — oder richtiger für das Memorandum — fehlt darin. . .
Die Hauptſorge bildet aber Italien. Jahrelang hat man die
italieniſche Frage mit einem Achſelzucken erledigt. Heute geht
das nicht mehr. „Wir glauben nur zu gerne, daß die dauernde
antifranzöſiſche Propaganda nur dazu dient, das italieniſche Volk
über die inneren Schwierigkeiten des fasciſtiſchen Regimes
hin=
wegzutäuſchen. Aber wenn dieſe Propaganda ſchließlich zu einer
ibereilten Handlung führt, dann wird uns mit dieſer Erklärung
nur wenig gedient ſein”, ſagte mir ein Politiker, dem man gewiß
keine Agreſſivität gegen Italien nachſagen kann ...
Arnaldo Muſſolini beſchuldigt im „Popolo d’Italia”
Frauk=
reich der Rüſtungen an der italieniſchen Grenze, die auch für die
Brandreden des Duce in Florenz, Milano und Livorno
verant=
wortlich ſein ſollen. Wenn dem wirklich ſo wäre, dann wäre die
Sitaution für ganz Europa ziemlich troſtlos. Es iſt wahr, daß
Frankreich ſeine Grenzen nicht ungeſchützt laſſen kann, beſonders
in Anbetracht der Haltung Italiens. Aber wenn dieſe,
wenig=
ſtens Italien gegenüber, durchaus defenſiv gemeinten
franzöſi=
ſchen Maßnahmen in Italien nur weitere Rüſtungen und eine
Erſtarkung der Kriegspropaganda herbeiführen, dann hat man
ſich bereits in einem eireulus vitiosus verfangen, aus dem kaum
ein anderer Ausweg wie ein Krieg möglich ſcheint.
Die italieniſche Politik hat am Balban ernſte Fortſchritte
gemacht. Griechenland und die Türkei haben ſich unter dem
Ein=
fluß Italiens genähert. Carol beſtieg den rumäniſchen Thron.
Und die Kleine Entente vermag Südſlawien Rom gegenüber nicht
in Schutz zu nehmen, ebenſo wenig wie ſie Rumänien ſeinerzeit
gegen Moskau nicht unterſtützen konnte. Frankreich hat heute am
Balkan nur noch einen Verbündeten, das ſonſt iſolierte
Süd=
ſlawien, und das erhöht den Wagemut Muſſolinis.
Folgenſchwere Verhafkungen in Indien.
EP. Allahabad, 30, Juni.
Die indiſche Regierung hat ſich zu einer folgenſchweren
Maß=
nahme entſchloſſen; nach Abſchluß der geheimen Sitzungen des
Ar=
beitsausſchuſſes des allindiſchen Kongreſſes wurden der Präſident
des Kongreſſes, Pandit Motilal Nehru, und der Generalſekretär
Syed Mahmud von der Polizei verhaftet. Dieſen Verhaftungen
kommt im gegenwärtigen Stadium des Verfaſſungskampfes in
Indien eine beſondere Bedeutung zu; ſie beweiſt den Willen der
Behörden, gegen die Boykottbewegung nunmehr mit aller Energie
vorzugehen.
Bei Proteſtkundgebungen für die heute erfolgte Verhaftung
des Präſidenten des allindiſchen Kongreſſes, Motilal Nehru, iſt
vom allindiſchen Kongreß ein dreitägiger Trauerſtreik erklärt
worden. Die Börſe in Bombay hat ſofort nach Bekanntwerden
der Verhaftung ihre Geſchäftstätigkeit eingeſtellt. Alle Geſchäfte,
deren Inhaber Hindus ſind, ſind gleichfalls geſchloſſen.
Wir Frauen des Rheinlandes begrüßen die Freiheitsſtunde.
Wenn die Glocken die Freiheit des Rheines
kün=
den, werden die Frauen des Rheinlandes von
ganzem Herzen in den Jubel der geſamten
Bevöl=
kerung einſtimmen.
Vergeſſen wir es nicht: die harten Schickſalsjahre
des Rheinlandes, die Beſetzung durch fremde und
koloniale Truppen bedeutete die ſchwerſte
Gefähr=
dung deutſchen Volkstums, deutſcher Jugend und
deutſcher Kultur. Hier kämpften die Frauen des
Rheinlandes in vorderſter Front! Sie waren nicht
nur Mitträgerinnen des Schickſals ihrer Männer,
ſie waren ſelbſt Trägerinnen deutſchen Schickſals.
Zum guten Teil führten ſie den Kampf für deutſche
Art, für deutſche Jugend, für deutſches Heim!
Berufere Frauen des Rheinlandes ſprechen für
ihre Schweſtern die Gefühle aus, die ſie in der
Frei=
heitsſtunde bewegen.
Frau Rudolf Herzog, die Gattin des bekannten
rhei=
niſchen Dichters:
„Wenn unſere Männer als Schwerſtes die fremde
Herren=
fauſt über den Ländern am Rhein empfanden, ſo empfanden wir
Frauen am Rhein als Schwerſtes die fremde Hervenfauſt über
unſeren Männern.
Gelobt der Tag, an dem ſie wieder aufrecht
einherſchrei=
ten, keinem untertan als ihrem Glauben an Gott, Vaterland und
Familie!”
Regierungsdirektor Dr. Freiin Philippine v.
Hert=
ling, die Vorſitzende der „Rheiniſchen Frauenliga”:
„Wir Frauen des Rheinlandes haben vom Beginn der
Be=
ſetzung an in feſtem Zuſammenſchluß gekämpft. In der
ſchwer=
ſten Zeit der Rheinlande wurde die „Rheiniſche Frauenliga” von
der Reichstagsabgeordneten Hedwig Transfeld, der
Vorſitzen=
den des Katholiſchen Deutſchen Frauenbundes, ins Leben
ge=
rufen. Sie brachte den Zuſammenſchluß der Frauenvereine in=
und außerhalb des Rheinlandes, gleich welcher konfeſſionellen
und politiſchen Einſtellung, zu dem Zweck, gleiche Richtlinien
für die Arbeit der deutſchen Frauen im Rheinlande zu ſchaffen.
So wurde verſucht, dem Rheinland in der ſchwerſten Zeit auf
zwei Wegen zu helfen: direkt durch gegenſeitige Stützung der
Vereine und Austauſch der gemachten Erfahrungen, und dann
durch wirkſame Propaganda für das Rheinland, durch auf=
klärende Arbeit über die dortigen Zuſtände im unbeſetzten
Deutſchland und im Ausland.
Heute kann man ſich kaum mehr vorſtellen, welchen Mut es
damals bedeutete, damals, 1920, in der ſchlimmſten Zeit, als
Optimismus wirklich ſchwer aufzubringen war, die Hoffnung
nicht zu verlieren und alle Kräfte zu gemeinſamem
Zuſammen=
gehen zu ſammeln. Dieſe Tatkraft iſt das Verdienſt Hedwig
Transfelds und der Rheiniſchen Frauenverbände, die damals
im Stillen wirklich Großes und Bewundernswertes
leiſte=
ten. Im Stillen — denn jede Aktivität war ja verboten. Aber
trotzdem konnte kein Verbot die Frauenverbände von ihrer Arbeit
abhalten. Ihre Führerinnen und Sekretärinnen haben ſich
ſtän=
dig Gefahren und Gefängnisſtrafen ausgeſetzt, indem ſie den
Verboten trotzten.
Während des Ruhrkampfes tagte man in einem kleinen
Zim=
mer einer Bergarbeitersfrau, in der Wohnung einer Bekannten,
oder arrangierte ſcheinbare harmloſe — Kaffeekränzchen. Trotz
der großen Verkehrsſchwierigkeiten zwiſchen beſetztem und
unbe=
ſetztem Gebiet wurden auch damals in der ſchwerſten Zeit
Kin=
deraustauſchverhandlungen mit dem Ausland angeknüpft, und
die Beförderung der Kinder hat nicht einen Tag ausgeſetzt.
Zahlreiche Frauen kenne ich, die ſich damals körperliche
Beſchwer=
den bei der harten, heimlichen Arbeit in jedem Wetter geholt
haben. In verſchiedenen Städten wurde ein regelrechter „Dienſt”
wie in der Kriegszeit eingerichtet. Die Kölner Frauenvereine
z. B. haben den Ausgewieſenen, die oft tagelang auf
unbeſchreib=
lichen Wegen und unter furchtbaren Leiden gereiſt waren, Koſt,
Kleidung und neue Hoffnung gegeben. Die Frauen haben gegen
die Separatiſten gekämpft und an ihrer Stelle für die heutige
Befreiung der Rheinland: viel getan.
Aber auch bei der Arbeit im unbeſetzten Deutſchland und im
Auslande waren wir nicht müßig; wir machten
Propogandafeld=
züge, leiſteten Aufklärungsarbeit. Getrud Bäumer z. B. reiſte zu
keiner Zuſammenkunft mit angelſächſiſchen Frauen, ohne das
Material über die rheiniſchen Verhältniſſe mitzunehmen, und
auf dem Weg über die Engländer, die ja mehr Verſtändnis für
die Ritterlichkeit Frauen und Kindern gegenüber haben, die Not
im Rheinland zu mildern.
Die Verbände aller Lebensanſchauungen, von der Arbei
er=
wohlfahrt bis zum Vaterländiſchen Frauenverein, haben ſich
da=
mals hervorgetan. Aber die großen konfeſſionellen Verbände,
wie der Deutſche Evangeliſche Frauenverein und der Katholiſche
Frauenbund, die ja am tiefſten in die Volkskreiſe kommen,
konn=
ten wohl aus dieſem Grunde am meiſten tun.
Dieſe Zeiten liegen glücklicherweiſe hinter uns. Die
Rhein=
landbefreiung iſt natürlich für uns rheiniſche Frauen eine reine
Freude, abgeſehen von der entmilitarifierten Zone und davon,
daß die Räumung keine ganze Befreiung Dautſchlands iſt.
Aber über der Freude dürfen wir nicht vergeſſen, daß wir in
unſerer Arbeit keinen Punkt zurückweichen dürfen. Die
irt=
ſchaftlichen Verhältniſſen im Rheinlande ſind heute ſehr ſchwer,
noch viel ſchwerer als im übrigen Deutſchland. Das Rheinland
iſt Grenzland geworden. Elſaß=Lothringen fehlt, Trier hat keine
Verbindung zum Saangebiet, und Aachen kein Hinterland mehr.
Die fremden Garniſonen haben dem Rheinland ſehr geſchadet.
Unter der Erſchwerung des Verkehrs mit dem unbeſetzten
Ge=
biet haben Induſtrie und Handel ſchwer gelitten, Fabriken und
Werke ſind geſchloſſen. — Das Rheinland iſt ein Kerngebiet
Deutſchlands; Reich und Staat müſſen ihm helfen, ſeine alte
Stel=
lung wieder zu gewinnen.
Den Befreiungsfeiern im Rheinland wird eine
Feierſtim=
mung des ganzen deutſchen Volkes entſprechen. Bekanntlich ſoll
ein Befreiungstag auch ein Schulfeiertag werden. Das freut
uns Frauen beſonders, denn wir begrüßen es, daß gerade der
Jugend, die ſich nicht mehr bewußt an den Einzug der
Be=
ſatzung erinnert, ihr Abzug, die Tilgung der nationalen
Schmach einer Beſetzung deutſchen Bodens, zu Bewußtſein
ge=
bracht wird.
Aber eines wollen wir auch nach den Feiern nicht mehr
ver=
geſſen, und das wäre das ſchönſte Geſchenk des unbeſetzten
Deutſchland an das beſetzte; daß wir weiter zuſammenhalten
wie in den ſchwerſten Tagen. Alle Frauenvereine haben m der
ſchweren Zeit mit den gleichen Zielen, unbeſchadet der
Verſchie=
denheit politiſcher und konfeſſioneller Weltanſchauungen,
zuſam=
men gekämpft. Noch herrſcht der Burgfriede zwiſchen allen und
ich wünſchte, daß er immer bliebe! Denn etwas müſſen wir
Frauen aus dieſer ſchweren Zeit gelernt haben: daß wi) nur
nützen können, wenn wir einig ſind!“
Frau Reichstagsabgeordnete Helene Weber,
die einen rheiniſchen Wahlkreis vertritt:
„Das Wichtigſte an der Rheinlandbefreiung iſt — eba die
Befreiung, d. h. ihre politiſche Seite: daß das Rheinland bieder.
frei wird, daß die Einheit Deutſchlands langſam wieder enſſtehen
kann. Es fehlt noch vieles daran. Man denke gerade jett nur
etwa auch an den Oſten, den „Korridor”. Aber die
Rheitland=
räumung iſt die erſte Hoffnung.
Vergeſſen wir aber vor allem nicht die kulturelle Frag/! Kein
Land kann ſich anders entwickeln als in der Freiheit. Velleicht
empfindet das die Frau noch ſtärker als der Mann, weil ſie im
Rheinland die Bedrohung des eigenen Heims, den Zwag der
Wohnungsbeſchränkung und die ſchweren Gefahren einn
Be=
ſetzung mehr gefühlt hat als der Mann. Wir dürfen guch ruhig
Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930
Seite 17
Der Mampf iin die Deumgpborſciäge..
Verhandlungen hinker den Kuliſſen. — Borentſcheidung im Reichsraf noch dieſe Woche.
Skellungnahme der Fraktionen erſt nach der Reichsralsenkſcheidung.
Forderungen nach Abſtrichen.
Zenkrumsvorſtoß gegen den Wehrekak.
* Berlin, 30. Juni. (Priv.=Tel.)
Während der Montag im Reichstag vollkommen ruhig verlief
— Verhandlungen irgendwelcher Art wurden hinter den Kuliſſen
gepflogen —, wird es am Dienstag ſchon lebhafter werden.
Die vereinigten Ausſchüſſe des Reichsrates wollen
ihre Beratungen über die Deckungsvorlagen des Kabinettes zu
Ende führen. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß ſchon am
Mitt=
woch in einer Vollſitzung die Geſetzentwürfe verabſchiedet
werden, ſpäteſtens jedoch am Donnerstag.
Am Dienstag will auch die Deutſche Volkspartei
zuſam=
mentreten und ſich über die Einzelheiten der neuen Steuergeſetze
unterhalten. Man nimmt aber nicht an, daß dieſe Sitzung
irgend=
welche Beſchlüſſe bringen wird. Vor allem deswegen nicht, weil
der Reichskanzler in der Parteiführerbeſprechung am Samstag
gebeten hatte, die Fraktionen ſollten mit ihrer Stellungnahme
ſolange warten, bis der Reichsrat ſich entſchieden habe.
Die allgemeine Diskuſſion über die Pläne der
Reichsregierung iſt aber trotzdem ſchon im Gange. Ein
großes Zentrumsorgan hat ſich bereits eingehend mit den
Ab=
ſtrichen von 100 Millionen beſchäftigt und energiſch verlangt, daß
auch der Reichswehretat ſcharf zuſammengeſtrichen und auf
Ma=
növer, Munition und Erneuerungen verzichtet werden müßte,
um zu verhindern, daß die Stimmung für eine vollſtändige
Strei=
chung des Wehretats ſich nicht weiter auswachſe. Soweit wir
un=
terrichtet ſind, hat die Regierung in der letzten Kabinettsſitzung
am Freitag den einzelnen Reſſorts aufgegeben, innerhalb des
100=Millionen=Betrages Vorſchläge über die zu machenden Abſtriche
dem Kabinett zu unterbreiten. In einem Teil der Zentrumspreſſe,
insbeſondere in der „Germania” ſelbſt, wird — wahrſcheinlich
nicht ohne Uebereinſtimmung mit der Zentrumsfraktion —
feſt=
geſtellt, daß die Reichswehr als Schutz und Abwehr erhalten,
aus=
gebaut und militäriſch tüchtig erhalten werden müſſe, ſoweit das
der Verſailler Vertrag überhaupt zulaſſe. In ſozialdemokratiſchen
Kreiſen hat man noch den Betrag für die Polengeſchädigten
an=
gegriffen. Die Poſition von 27 Millionen ſei viel zu hoch, denn
es beſtehe Grund zu der Annahme, daß man nur 14—15 Millionen
für Entſchädigungen in dieſem Haushalt benötige, da ja das
deutſch=polniſche Abkommen noch nicht ratifiziert worden ſei. Hier
werden ſich alſo unter Umſtänden noch Einſparungen erzielen
laſſen, da erſt mit dem Inkraftſetzen des Vertrages die
Entſchädi=
gungen zu laufen beginnen.
Die Frage der Abänderlichkeit der deckungsvorlagen.
Berlin, 30. Juni.
Gegenüber den in der Preſſe immer noch beſtehenden Zweifeln,
wieweit die Reichsregierung an ihren Deckungsvorſchlägen
feſt=
halten werde, erfahren wir von unterrichteter Seite, daß der
Reichskanzler nicht den geringſten Zweifel hinſichtlich des
Aus=
maßes der Deckungsvorlagen und deren Erledigung noch in dieſer
Seſſion gelaſſen habe. Bei den Deckungsvorlagen handelt es ſich
allerdings nicht um ein Dokument, das nicht verändert werden
dürfte; dies iſt jedoch nicht in dem Sinne aufzufaſſen, als ob ein
Geſetz durch ein anderes erſetzt werden könnte, etwa die Reichshilfe
durch Abſtriche bei den Ueberweiſungen an die Länder, ſondern es
kann ſich nur um Abänderungen von Einzelheiten in den
Para=
graphen handeln. Daran kann nicht der geringſte Zweifel
be=
ſtehen, auch nicht nach den Erklärungen des Reichskanzlers.
Reichsarbeitsminiſter Stegerwald
forderk Einſparungen bei der Sozialverſicherung.
Berlin, 30. Juni.
In der Montagsſitzung des Reichstags wurde die zweite
Be=
ratung des Haushaltes des Reichsarbeitsminiſteriums fortgeſetzt
in Verbindung mit der Vorlage des internationalen
Ueberein=
kommens über den Heuervertrag der Schiffsleute. Die Ausſprache
leitete auch heute wieder Reichsarbeitsminiſter Dr. Stegerwald
mit einer Rede ein, in der er erklärte: Wir brauchen eine
orga=
niſche Vereinfachung und Verbilligung der
Ver=
waltung der Sozialverſicherung. Die heutige Sozial=
verſicherung iſt etwas ganz anderes geworden als das, was vor
40 Jahren geſchaffen wurde. Die Rationaliſierung kann auch
über=
ſpannt werden. Sie findet in der Sozialverſicherung ihre Grenze
da, wo ihre Durchführung den ſozialpolitiſchen Zweck der
ein=
zelnen Verſicherungszweige gefährden würde. Ich habe ſchon
früher den Standpunkt vertreten, daß durch die Sozialverſicherung
nicht die Familienbande zerriſſen werden ſollen und nicht die
per=
ſönliche, berufsgenoſſenſchaftliche und gewerkſchaftliche
Verantwor=
tung aufgehoben werden darf. Die Sozialverſicherung iſt nicht
Selbſtzweck, ſondern ſie dient der Förderung der Volksgeſundheit
und der Sicherung gegen die mit dem Arbeitsſyſtem verbundenen
Gefahren.
Wir hoffen, in abſehbarer Zeit Vorſchläge für eine
organi=
ſatoriſche Vereinfachung, Verbilligung und größere
Vereinheit=
lichung der Sozialverſicherung dem Reichstag unterbreiten zu
kön=
nen. Die Sanierung der Arbeitsloſenverſicherung kann nicht
dauernd durch Beitragserhöhung vorgenommen werden. Schon
jetzt muß der Arbeiter 15 Prozent ſeines Lohnes für
Verſicherungs=
beiträge abgeben. Der einzig mögliche Weg iſt der, daß wir alle
Zweige der Sozialverſicherung daraufhin
über=
prüfen, wo Erſparniſſe gemacht werden können.
Aus dieſer Erwägung heraus bin ich zu der Vorlage der Reform
der Krankenverſicherung gekommen.
Ein Prozent der Ausgaben der
Krankenver=
ſicherung kann ohne Schädigung des
Verſiche=
rungszweckes eingeſpart werden. Kein Volk der Welt
gibt ſo viel für Arzt und Arznei aus als das deutſche. Das liegt
daran, daß die Hälfte des deutſchen Volkes aus eigener Taſche für
Arzt und Arznei nichts bezahlt, ſondern daß dieſe Ausgaben von
der Verſicherung getragen werden. Das iſt eine Ueberſpitzung des
Solidaritätsgedankens. Es hat mit ſozialer Reaktion nichts zu
tun, wenn man einen Teil der Arzt= und Arzneikoſten von dem
Verſicherten tragen läßt. Der Invalidenverſicherung
kann man nicht Theſaurierungspolitik vorwerfen. Wir werden
auch bei dieſer Verſicherung um eine Beitragserhöhung
nicht herumkommen. Zu einer dauernden Geſundung
werden wir erſt kommen, wenn auch auf anderen
Gebieten weſentliche Erſparniſſe gemacht werden.
Der Miniſter beſchäftigt ſich dann mit der Förderung des
Wohnungsweſens. Die Mittel aus der Hauszinsſteuer
müß=
ten mehr als bisher den kinderreichen Familien und den
Neuver=
heirateten zugute kommen. Beſonders müſſe der Bau ſolcher
Klein=
wohnungen gefördert werden, die 27 RM. 33 RM., höchſtens
40 RM. Monatsmiete koſten. Eine Gefahr für das ländliche
Sied=
lungsweſen kann nicht anerkannt werden. Wir hoffen, künftig
jedes Jahr in Verbindung mit einer Siedlungsbank 50—75
Mil=
lionen dafür verwenden zu können. Wir wollen auch den
länd=
lichen Wohnungsbau nach Kräften fördern, um den Zuzug zur
Stadt aufzuhalten und ſogar zu einer Rückſiedlung von den
Groß=
ſtädten aufs Land zu kommen. (Beifall!)
Abg. Hülſer (Chr. Nat.) ſprach dem Reichsarbeitsminiſter
das Vertrauen ſeiner Fraktion aus, deren Bedenken gegen
Einzel=
beſtimmungen der Sanierungsvorlage man im Ausſchuß
vorbrin=
gen werde.
Abg. Lütke (Soz.) erklärte die Krankenverſicherungsnovelle
für unannehmbar.
Abg. Dr. Steiniger (Dn.) begründete eine Entſchließung,
in der die Reichsregierung erſucht wird, durch geeignete
Maß=
nahmen den weiteren Zuzug Wohnungs= und Arbeitsloſer nach
den Großſtädten zu hemmen. — Redner erſuchte um baldige
Vor=
legung eines Geſetzes zur Einführung des Arbeitsdienſtjahres.
Abg. Dr. Brauns (3.) ſagte für die Krankenverſicherung
die Unterſtützung ſeiner Fraktion zu. begrüßte das
Arbeitsbeſchaf=
fungsprogramm und wünſchte vor allem eine Verbeſſerung unſerer
höchſt mangelhaften Straßen, wofür ein Teil der
Kraftfahrzeug=
ſteuer=Erträge verwendet werden könne. Hauszinsſteuermittel
ſoll=
ten nur in Fällen geſenkter Bau= und Bauſtoffpreiſe bewilligt
wer=
den. Bei der Arbeitsloſenverſicherung müßten Beiträge und
Leiſtungen in ein gewiſſes Verhältnis zueinander gebracht
wer=
den. Daß die Bamten als Ausgleich für die Sicherheit ihrer
Stel=
lung ein Notopfer leiſteten, ſei durchaus berechtigt. Die
Unter=
nehmerbeſchwerden über die Beitragserhöhungen der
Arbeitsloſen=
verſicherung, Ueberſpannung der Löhne und die Angriffe gegen
das Schlichtungsweſen wies der Redner zurück. Die Förderung
eines generellen Lohnabbaues ſei abzulehnen.
Abg. Schröter (Kom.) forderte Aufhebung des
Schlich=
tungsweſens, ſein Fraktionskollege Schumann=Leipzig begründete
einen Antrag, zur Erſtellung von Arbeiterwohnungen 850
Mil=
lionen RM. Zuſchuß an Gemeinden und Gemeindeverbände zu
geben. — Abg. Herzberg (V.R.P.) forderte baldige Vorlegung
eines Rentnerverſorgungsgeſetzes. — Abg. Gok (Dn.) wandte ſich
gegen die Ratifizierung des internationalen Uebereinkommens
über den Heuervertrag der Schiffsleute. Abg. Frau Dr.
Mül=
ler=Otfried (Dn.) forderte geſetzliche Sicherung einer
aus=
reichenden Rentnerverſorgung.
Um 6,30 Uhr wurde die Beratung abgebrochen und das Haus
hielt eine kurze, aber eindrucksvolle Gedenkfeier für die Befreiung
des Rheinlandes (ſiehe auch Seite 3) ab, bei der Präſident Loebe
in einer mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Anſprache des
Rheinlandes gedachte. Gegen 19 Uhr wurde die Sitzung auf
morgen 15 Uhr vertagt.
Beginnende Einſicht bei der Reichsbahn.
Abbau der Kohlenausfuhrkarife.
* Berlin, 30. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Reichsbahn ſoll in dem Arbeitsbeſchaffungsprogramm
der Reichsregierung eine beſondere Rolle ſpielen. Sie ſoll ebenſo
wie die Poſt, erhebliche Aufträge vergeben. Das Geld dazu fehlt,
und wir vermögen auch vorläufig nicht zu erkennen, wie unter
dieſen Umſtänden auf dieſem Wege von der Reichsbahn her die
Arbeitsloſigkeit gemildert werden ſoll. Vor allem außer acht
ge=
laſſen iſt aber bisher, daß eine Herabſetzung der
über=
ſpannten Tarife die einzig richtige Maßnahme
iſt, um den Güterverkehr zu beleben. Jetzt hat die
Reichsbahn von ſich aus einen Anfang damit gemacht. Sie hat
die Kohlenausfuhrtarife ermäßigt, zunächſt für ein
Jahr. Die Sätze für die Kohlenausfuhr nach Belgien, den
nie=
derländiſchen und den deutſchen Seehäfen ſind herabgeſetzt worden.
Dieſe Ermäßigung iſt volkswirtſchaftlich von erheblicher
Bedeu=
tung, weil es der Ruhrkohle nunmehr möglich iſt, die
ausländiſche Konkurrenz wirkſamer als bisher
bekämpfen zu können, die ſich auf dem deutſchen
Markt immer mehr feſtſetzt, aber auch große
Aus=
landsmärkte der deutſchen Kohle abgenommen
hat. Die Frachtvergünſtigung wird unzweifelhaft den
Auslands=
abſatz geben und damit auch wieder das deutſche Kohlengeſchäft
beleben, deſſen Darniederliegen im Ruhrgebiet zu recht
erheb=
lichen Arbeiterentlaſſungen und zur Einlegung von Feierſchichten
geführt hat. Die Frachtermäßigung iſt ein
Bei=
ſpiel dafür, wie ſich die Wirtſchaft ſelbſt aus
ihrer Not herauszuhelfen hat. Eine
Voraus=
ſetzung iſt allerdings der vom Kabinett Brüning
ange=
ſteuerte Abbau der Laſten und im Zuſammenhang
damit auch der Preiſe, deren Höhe jetzt durch die ſozialen
Abgaben, die Steuern und in vielfachen Fällen durch
rückſichts=
los erzwungene Lohnerhöhungen bedingt iſt.
Das Oſthilfegeſekz im Ausſchuß.
Berlin, 30. Juni.
Der Reichstagsausſchuß für Oſtfragen ſetzte die Beratung des
Oſthilfegeſetzes fort, und zwar beſchäftigte er ſich mit den
Um=
ſchuldungskrediten. Hierzu wurden verſchiedene Anträge geſtellt.
In der Nachmittagsſitzung wurden die Paragraphen des
Oſt=
hilfegeſetzes angenommen, die die Umſchuldung behandeln. Nach
einer demokratiſchen Entſchließung ſollen die Umſchuldungskredite
auf die verſchiedenen Betriebsgrößenklaſſen nach dem Anteil der
von ihnen bewirtſchafteten Fläche verteilt werden. Nach einem
ſozialdemokratiſchen Antrag werden auch die Kleinbeſitzer und
Fiſcher in die Umſchuldungsaktion einbezogen. Nach einer
deutſch=
nationalen Entſchließung ſollen auch Landwirte berückſicht
wer=
den, die infolge der Notlage der Landwirtſchaft von ihrer Scholle
verdrängt worden ſind und geeignet erſcheinen, als Leiter
land=
wirtſchaftlicher Betriebe in den Produktionsprozeß wieder
ein=
gereiht zu werden.
Angenommen wurden ferner die Paragraphen, die den
Voll=
ſtreckungsſchutz behandeln mit einer deutſchnationalen
Ent=
ſchließung, in der die Reichsregierung erſucht wird, zugunſten der
notleidenden Gebiete des Oſtens von den Möglichkeiten zur
Niederſchlagung rückſtändiger Steuern und zum allgemeinen
Er=
laß von Steuern aus Billigkeitsgründen im weiten Umfange
Ge=
brauch zu machen.
Der Ausſchuß genehmigte dann noch die Beſtimmungen
über die Errichtung der Deutſchen Ablöſungsbank mit einem
volksparteilichen Antrag, daß die Bank für Deutſche
Induſtrie=
obligationen berechtigt ſein ſoll, ſich an der Deutſchen
Ablöſungs=
bank mit einer Stammeinlage zu beteiligen und an der
Durch=
führung ihrer Aufgaben mitzuwirken. Weiterberatung Dienstag.
fagen, daß die Beſatzung mit einer ſchweren Gefährdung unſerer
Jugend verbunden war.
Die wirtſchaftliche Entwicklung des Rheinlandes war in
mancher Beziehung gehemmt. Grenzſtädte wie Aachen und Trier
ſind in ihrer Bedeutung ſehr zurückgegangen, Aachen iſt vor
allem ſehr geſchädigt durch den Wegfall von Eupen=Malmedy.
Große Werke wie die „Rote Erde” bei Aachen konnten ſelbſt bis
zum heutigen Tag noch nicht ſaniert werden.
Und ſchließlich hatten Beſetzung und Befreiung der
Rhein=
lande beſondere internationale Bedeutung. Solange ein Volk
das Gebiet des anderen beſetzt hält, fehlt jede Vertrauensbaſis
der internationalen Politik. Die von allen erſehnte
Völkerver=
ſtändigung ſetzt die Freiheit der Völker voraus. Deshalb
bedauern wir beſonders, daß das Saargebiet die
Befreiungs=
feiern der Rheinlande nicht mitfeiern kann. Das iſt ein Tropfen
Bitterkeit, der uns die Freude der Befreiung etwas vergällen
wird."
Frau Dr. D., Koblenz, ſpricht die Gefühle, die die
Müt=
er des Rheinlandes in der Befreiungsſtunde bewegen, in
fol=
genden Worten aus:
„Am 1. Juli werden die Herzen aller Deutſchen höher
ſchla=
gen in dem Gedanken, daß das Rheinland frei iſt. Für mich,
als deutſche Mutter, die 12 Jahre lang in ihrem Haus fremde
Zeſatzungsoffiziere in Quatier hatte, begann die Feierſtunde in
em Augenblick, als meine beiden Jungens ins Zimmer
ſtürm=
en und erzählten, daß eben die letzten Franzoſen abgerückt
eien. In dieſem Augenblick durchlebte ich noch einmal die
ſchwe=
en Schickſalsſtunden, die wir rheiniſchen Frauen und Mütter
urchgemacht hatten..
Zwölf Jahre lang hatten wir kein richtiges Heim mehr! Denn
ann man das noch ein „Zuhauſe” nennen, das man mit
landes=
emden Offizieren teilen muß? Faſt ſchien es, als ob ſich der
Zegriff der „Heimat” verlieren ſollte. Unſere Kinder kannten
s nicht anders, als daß Truppen einer fremden Macht in ihrem
Heimatland ſich wie zu Hauſe fühlten; die größte Gefahr für
ne deutſche Mutter aber lag darin, daß die Kinder den Anblick
ieſer Truppen als ſelbſterſtändlich empfanden, weil ſie es nicht
anders kannten.
Hier mußten wir rheiniſchen Mütter für das Deutſchtum
kämpfen, hier begann unſere Kulturarbeit. Wir wußten, daß
unſer Schickſal ſchwer war, aber wir trugen es, weil wir an den
Tag der Freiheit glaubten. Wir hatten eine ungeheure
Verant=
wortung, eine größere vielleicht, als man im unbeſetzten Gebiet
erkannte, denn wir wirkten im Stillen. Wir mußten in unſern
Kindern das Gefühl für die freie deutſche Heimat erwecken.
Da=
bei wollten wir keinen Haß ins Kinderherz pflanzen — nein,
nur die Liebe zur Heimat, nur das Gefühl, daß ſich nur ein
völlig freier Menſch vollwertig entwickeln kann.
Wir Frauen und Mütter des Rheinlandes atmen auf am
Tag der Freiheit. Wir trugen eine ſchwvere Bürde, aber wir
hoffen, daß wir unſere Aufgaben erfüllten. Unſere Kinder
lernen zum erſten Mal ein freies Land kennen, und die ſchweren
Jahre werden nicht ſpurlos an ihnen vorübergegangen ſein.
Aber wir Rheinlandfrauen haben es als unſere höchſte Pflicht
gehalten, ihnen die Liebe zu Deutſchland und der Freiheit ins
Herz zu pflanzen.”
Frau Dr. Joſephine Bleſch, Preſſereferentin im
Reichsminiſterium für die beſetzten Gebiete:
„Die Räumung der Rheinlande erfüllt das ganze deutſche
Volk mit großer Freude. Nicht nur, weil damit deutſches Land
von fremden Truppen befreit wird und ſomit das nach außen am
meiſten ſichtbare Merkmal des letzten Krieges verſchwindet,
ſon=
dern weil damit auch erſt die Möglichkeit für eine wirkliche
Ver=
ſtändigung unter den Völkern geſchaffen wird. Die Stellung,
die das Rheinland künftig in der Politik Deutſchlands und
Frank=
reichs einnehmen wird, wird der allgemeine Gradmeſſer für ihre
Beziehungen ſein.
Das Rheinland unterſteht auch nach der Räumung kraft der
einzelnen Beſtimmungen des Friedensvertrages einem
Sonder=
regime. Erſt wenn es gelungen ſein wird, dieſes Sonderregime
zum Verſchwinden zu bringen, erſt dann wird man ſagen können,
daß die Rheinlande wirklich frei ſind und daß die
Vorausſetzun=
gen für eine wahre Verſtändigung und ein befriedetes Europa
gegeben ſind.”
Liesbet Dill, die rheiniſche Dichterin, durch ihre
be=
kannten Romane beſonders eng mit dem Rheinland verbunden:
„Der Rhein iſt das ,Herz von Deutſchland. Es war lange
Jahre zuſammengeſchnürt, und man konnte den grünen Strom
nicht anſehen, ohne daß auch unſer Herz ein gepreßtes Gefühl
packte. Als nun wieder die Glocken des Aachener Münſters und
die Glocken von Koblenz ertönten in der Nacht, und man die
tauſende von jubelnden Stimmen durch’s Radio bis hierher
hörte, wußten wir; der Rhein war frei geworden!
Was das heißt, kunn nur der fühlen, der die Unfreiheit am
eigenen Leibe geſpürt, deſſen Wohnung von fremden Truppen
beſetzt war, deſſen Beiten von fremden Soldaten belegt, in
deſ=
ſen Küche ſchwarze Burſchen gehauſt, die auf den Dächern ihrer
Heimat fremde Fahnen wehen ſahen, mehr als 10 Jahre,
nach=
dem der Krieg zu Ende war.
Für uns an der Grenze beginnt der Krieg meiſt erſt. wenn
er für die anderen vorbei iſt, dann kommen die Konfliite, und
wir haben uns mit ihrer Löſung zu beſchäftigen. Was das heißt,
wiſſen wir Rheinländer und wir von der Saar. Unſer Nach=
barland, die Pfalz und der Rhein iſt frei geworden, aber die
Saar iſt immer noch beſetzt. Wir Saarländer gehören auch zum
Rheinland, obwohl wir keine „echten” Rheinländer ſind, aber wir
rechnen uns dazu.
Wann werden die Saarlandglocken endlich verkünden, daß die
Mauer zwiſchen Saargebiet und Deutſchland gefallen iſt, und
auch unſere ſchöne Heimat wieder frei?”
Frau Chriſtine Teuſch, M. d. R., die den Wahlkreis
Aachen vertritt:
„Am Tage der endlichen und endgültigen Räumung
deut=
ſchen Bodens von fremder Beſatzung bekunden wir rheiniſchen
Frauen unſern unerſchütterlichen Willen zur nationalen
Frei=
heit und zum Frieden unter den Völkern. Die vergangenen
leidvollen Jahre brachten uns in den rheiniſchen Landen bis
hinein in den engſten Familienkreis und an den häuslichen Herd
ſchmerzlichſte Erlebniſſe.
Sie müſſen und ſollen einer nunmehr abgeſchloſſenen
Ver=
gangenheit angehören. Die Zukunft unſeres lieben und
tüch=
tigen rheiniſchen Volkes muß politiſch frei und wirtſchaftlich
ge=
ſichert ſein, wenn wir Frauen der deutſchen Weſtmark mitbauen
ſollen am Friedenwerk unter den Völkern und Nationen.”
— 100 Jahre Navenſtein. Am 1. Juli 1930 begeht die altangeſehene
Geographiſche Verlagsanſtalt und Druckerei Ludwig Ravenſtein
A. G. (A. G. ſeit 1923) zu Frankfurt a. M. das Feſt ihres 100jährigen
Beſtehens. Eng iſt der Name Ravenſtein mit Turnen und Wandern,
dem Rad= und Autoſport verbunden. Der Gründer, Auguſt Ravenſtein
(1809—1881) begann mit Karten der Umgebung Frankfurts, Panoramen,
Reliefs und Wanderbüchern. Auch die im Jahre 1835 im Auftrage der
Thurn= und Taxisſchen Poſtverwaltung geſchaffene große General=Poſt=
und Reiſekarte 1: 1500 000 iſt ein Werk ſeiner Hand. Ihm verdankte
der älteſte deutſche Wanderverein, der Taunus=Klub ſein Entſtehen.
1866 ging die Firma auf den Sohn Ludwig Ravenſtein (1838—1915)
über. Das Werk dehnte ſich allmählich über ganz Mitteleuropa aus:
(Oſtalpenwerk, Mittel=Europa 1:300 000). Sein Sohn Hans
Raven=
ſtein (geb. 1866, der jugendlich=friſche Jubilar), begeiſterter Alpiniſt,
Nad= und Autofahrer, legte das Hauptgewicht auf die ſportlichen
In=
tereſſen; unzählige Wanderkarten, Alpenkarten und vor allem die Rad=
und Autokarten erſchienen. Im Krieg war wohl kaum ein Soldat ohne
Navenſtein=Karte! Zuſammen mit ſeinem Vetter und
Schwie=
gerſohn Dipl.=Ing. Ernſt Navenſtein (geb. 1891) hat Hans R. in der
Nachkriegszeit Büro= und Organiſationskarten herausgebracht. Auch
der Führerverlag (Neuauflage des Odenwaldführers 1926;
Oden=
waldkarte 1930) wurde um den offiziellen A. v. D. Autoführer
durch Deutſchland und Nachbarländer (1998; vorzüglich gedruckt
und äußerſt praktiſch) bereichert. — Zum Jubiläum iſt Ravenſteins
Frankfurter Wanderbuch (darin auch Wanderungen in den
Odenwald) und eine Denkſchrift von A. Zundel, erſchienen. Möge
der tätigen Firma eine erfolgreiche Weiterentwicklung beſchieden ſein!
Seite 18
Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930
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Die glückliche Geburt unſeres Stammhalters
ßeigen wir in dankbarer Freude an
Regierungsrat Gutermuth
und Frau Leny, geb. Everke.
Darmſtadt, den 30. Juni 1930.
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U. Frau Margret, geb. Gläss ing.
Würnberg, den 30. Juni 1930.
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geb. Meyer
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Kirchliche Trauung: Mittwoch, den 2. Juli 1930,
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mittags 3 Uhr, in der Martinskirche.
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Heute nacht um 4 Uhr entſchlief ſanft
meine liebe Frau, unſere gute Mutter,
Schwiegermutter und Schweſter
Gluu Kalharine Ophty
geb. Stappelton
im 69. Lebensjahr.
Fm Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Späth
Dieburgerſtr. 14.
Darmſtadt, den 28. Juni 1930.
Die Beerdigung hat in aller Stille
ſiatt=
gefunden.
In freiwilliger Ausübung des Flugſports verſchied
am 28. ds. Mts. plötzlich durch Unglücksfall
Herr Adam Bickel
polizeiwachtmeiſter der Bereitſchaftspolizei
im 24. Lebensjahre.
Wir bedauern aufrichtig den Heimgang dieſes
lebensfrohen Mannes, der als pflichttreuer Beamter,
liebenswürdiger Kamerad und begeiſterter
Sports=
mann in unſer aller Erinnerung fortleben wird.
Polizeiamt Darmſtadt
Abt. Bereitſchaftspolizei.
Bar. v. der Recke
Polizeimajor.
Die Beiſetzung findet am 1. Juli 1930 in Worms
ſtatt.
(10362
Am 27. Juni iſt nach ſchwerer Krankheit
Frau Anna Fuchs Wwe.
ſanft entſchlafen.
Ihrem Wunſche entſprechend fand die
Bei=
ſetzung in aller Stille ſiatt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Dr. Hans Fuchs, Zahnarzt.
Darmſtadt, den 30. Juni 1930.
Samstag abend um ½7 Uhr verſchied unerwartet unſere aus Amerika in
die Heimat zurückgekehrte liebe, gute Schweſter und Tante
Frau Anna Marie Müller
AElSZ
nur mit dem bewährten
KOEFER
im 64. Lebensjahr.
geb. Diitmann
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie M. Seiffer, Portsmouth, Ohio
Familie G. Weber, Uhrmacher, Ober=Ramſiadt
Familie E. Dittmann, Oſthofen b. Worms
Familie A. Freidank, Darmſiadt
Mary Hermann u. Emma Bender, geb. Hermann
Bluefield, Amerika.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 1. Juli 1930, nachmittags 3 Uhr, vom Portal des
(10353
alten Friedhofs an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſiatt.
Nachruf.
Am Samstag, den 28. Juni 1930 verſchied infolge eines
Flugzeugunfalles unſer treues Mitglied
Adam Bickel
Polizeiwachtmeiſter.
Wir bedauern aufrichtig den allzufrühen Heimgang unſeres
Mitgliedes und werden ſiets ſeiner in Ehren gedenken.
Polizei=Sportverein Darmſtadt e. V.
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Dr. Rahn
verreiſt
bis Ende Iuli
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Rheinſtraße 33,
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Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher und aufrichtiger
Teil=
nahme, ſowie für die zahlreichen herrlichen
Blumen=
ſpenden beim Hinſcheiden unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Margarethe Thereſe Eckmann
geb Ruhmann
ſagen wir allen Freunden und Bekannten, ſowie
allen Einwohnern unſeren herzlichſten Dank. Ganz
beſonders danken wir dem Männergeſangverein „
Ein=
tracht” für den erhebenden Grabgeſang. Herzlichen
Dank auch Allen, die unſerer teuren Entſchlafenen
die letzte Ehre erwieſen haben.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Theodor Eckmann
und Kinder.
Münſter b. Dieburg, den 30. Juni 1930. 0428
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noch mit den Füssen unter dem Tische.
Wehe, wenn dann der Partner Hühneraugen hat.
Da hilft nur „Lebewohl‟.
(*Gemeint ist natürlich das berühmte, von vielen Aerzten
emplohlene Hühneraugen-Lebewohl mit druckmilderndem
Filzring für die Zehen und Lebewohl-Ballenscheiben für die
Eußsohle, Blechdose (8 Pflaster 75 Pfg., Lebewohl-Fußbad
gegen empfindliche Füße und Fußschweiß, Schachtel (2 Bäder)
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Gardisten-Straße 17.
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Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930
Seite 19
*.
Darmſtadt, den 1 Jult.
„Diſziplinarverfahren gegen Bürgermeiſter Rikerk”?
Von Herrn Oberbürgermeiſter Mueller geht uns folgende
Zuſchrift zu:
„Unter dieſer Ueberſchrift wird in einer hieſigen Zeitung
Kenntnis gegeben von einem Antrag der Nationalſozialiſtiſchen
Stadtratsfraktion, der allerdings ein Vorgehen im Sinne der
Ueberſchrift verlangt. Wer die näheren Umſtände in der
Ent=
wickelung der Gasfernverſorgungsfrage in Darmſtadt nicht kennt,
muß den Einblick gewinnen, als ob Herr Bürgermeiſter Ritzert
hier ſich ſchwerwiegende Verfehlungen hätte zuſchulden kommen
laſſen. In dem vorliegenden Antrag werden neben ganz abſurden
Behauptungen Dinge wieder aufgegriffen, die durch eine aus
An=
laß eines Konflikts zwiſchen Herrn Bürgermeiſter Ritzert und
Herrn Direktor Nuß von mir getroffene Entſcheidung längſt
er=
ledigt ſind. Was von dem Antrag übrig bleibt, wird
ordnungs=
gemäß geprüft werden. Es kann aber ſchon jetzt geſagt werden,
daß irgendwelche belaſtende Momente hinſichtlich des Verhaltens
und der Tätigkeit des Herrn Bürgermeiſters Ritzert dabei in keiner
Weiſe feſtzuſtellen ſein werden, daß vielmehr die Stadt Darmſtadt,
wie alle anderen in der Hekoga zuſammengeſchloſſenen
Verwaltun=
gen alle Urſache haben, die von Herrn Ritzert in der
Gasfernver=
ſorgungsfrage ſeit Jahren in durchaus uneigennütziger Weiſe
geleiſtete Arbeit dankbar anzuerkennen. Es handelt ſich
offenſicht=
lich um einen Kampf, der unter Diskreditierung des Anhängers
einer beſtimmten Auffaſſung zugunſten einer Entſcheidung im
anderen Sinne geführt wird. Ich kann es nur lebhaft bedauern,
daß hier wieder einmal das perſönliche Gebiet berührt wird in
einer Angelegenheit, deren Wichtigkeit eine abſolut vorurteilsfreie
ſachliche Behandlung erfordert.
— Die „Freie Vereinigung Darmſtädter Künſtler” hat mit ihrer auf
der Mathildenhöhe eröffneten Ausſtellung einen
außer=
ordentlichen Erfolg zu verzeichnen. Dieſer zeigt ſich auch darin, daß
eine ganze Anzahl zumeiſt junger Künſtler ſich zur Mitgliedſchaft neu
gemeldet haben. Der Grundſatz dieſer größten heſſiſchen Gruppe, keine
einſeitige Richtung oder beſtimmte Tendenz zu pflegen, ſondern lediglich
nach den Geſichtspunkten ſoliden Könnens und Wollens zu urteilen und
jedem Künſtler völlige Freiheit ſeiner Anſchauung und Ausdrucksmittel
zu laſſen, findet allgemeines Verſtändnis und entſpricht auch der jetzigen
Kunſtentwicklung am beſten.
Volkshochſchule. Am Donnerstag, den 3. Juli, wird
Ober=
ſchulrat Ritſert, der ſchon mehrere Schriften zur
Darm=
ſtädter Namenforſchung veröffentlicht hat, im Rahmen der 600=
Jahrfeier der Stadt Darmſtadt in der Volkshochſchule einen
Vor=
trag über „Darmſtädter Straßennamen” halten. Der
Vortrag beginnt um 20 Uhr im Feſtſaal des Realgymnaſiums.
Karten in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, Mathildenplatz
17. und am Saaleingang.
Jubiläum. Am 1. Juli 1930 ſind es 25 Jahre, daß die Familie
Alex. Kräll, Darmſtadt, Kahlertſtraße 18, die Niederlage der
Brotfabrik Lautz und Hofmann leitet.
Treue Mieter. Am 4. Juli, ſind es 25 Jahre, daß Familie
Lokomotivführer i. R. A. Traudt im Hauſe Phil. Münkler,
Mollerſtraße 33, wohnt. — Am 1. Juli 1930 ſind es 25 Jahre, daß
der Schneidermeiſter Gg. Wilhelm in dem Hauſe
Liebfrauen=
ſtraße 101 wohnt. — Am 1. Juli ſind es 30 Jahre, daß die
Familie Amalie Stuckert im Hauſe Mauerſtraße 12
wohn=
baft iſt.
Muſikantengilde Darmſtadt. Auf die am Freitag, den 4. Juli,
abends 8 Uhr, in der Otto=Berndt=Halle ſtattfindende weltliche
Abendmuſik wird nochmals hingewieſen. Die Spielfolge bringt
Volkslieder in mehrſtimmigen Sätzen des 15. und 16.
Jahrhun=
derts, Madrigale aus der Blütezeit dieſer Kunſtgattung, Kanons
der klaſſiſchen Zeit und Werke zeitgenöſſiſcher Tonſetzer.
Beſon=
derem Intereſſe begegnet die Muſik auf alten Inſtrumenten (
Block=
flöten), die wegen ihrer Brauchbarkeit für die Hausmuſik ſich
ſtei=
gender Beliebtheit erfreuen. (Siehe Anzeige.)
Heſſiſches Landestheater.
Heſſiſches Landestheater. Volksvorſtellung „Ein
Walzertraum. Die beliebte Oskar=Straus=Operette „Ein
Walzertraum” wird Donnerstag, den 3. Juli, im Großen
Haus als Volksvorſtellung in Szene gehen. Es iſt dies
gleichzeitig die letzte Aufführung des „Walzertraums” im
Landestheater. — Mietanmeldungen für die
Spiel=
zeit 1930/31. Die Generaldirektion des Heſſiſchen
Landes=
theaters teilt mit, daß Mietanmeldungen für die Spielzeit 1930/31
bereits jetzt von der Mietabteilung entgegengenommen werden.
Diejenigen Mieter, die die Neubeſtellung ihrer Miete bis zum
Juli vornehmen, ſichern ſich damit nicht nur ihre bisherigen
Plätze für die neue Spielzeit, ſondern erhalten außerdem die
Son=
dervergünſtigung eines Gutſcheins, der für beliebige Vorſtellungen
der kommenden Spielzeit verwendbar iſt. Auch für die
Sin=
fonie=Konzerte werden Mietbeſtellungen bereits jetzt
ent=
gegengenommen; wie bisher erhalten die Inhaber einer
Theater=
miete Vorzugspreiſe. — Dankſchreiben Kalmans an das
Heſſiſche Landestheater. Der Komponiſt Emmerich
Kalman, deſſen Operettenneuheit Die Herzogin von
Chicago, ſich noch bis Schluß der Spielzeit auf dem Spielplan
des Großen Hauſes befindet, hat aus Bad Iſchl an die
General=
direktion des Landestheaters ein Schreiben gerichtet, in dem es
heißt: „Es iſt für mich eine große Ehre, in Ihrem Hauſe
auf=
gefuhrt zu ſein, eine Ehre auf die ich ſtolz bin, und ich möchte Sie
bitten, meinen innigſten Dank für Ihre Mühe und für die
pracht=
volle Aufführung gütigſt entgegenzunehmen.”
Zur Feier der Befreiung des beſetzten Gebietes
geht heute Dienstag im Großen Haus „Fidelio” von Beethoven in
Szene. Muſikaliſche Leitung: Karl Maria Zwißler. In den
Haupt=
rollen: Grahl, Harre, Varena, Biſchoff, Herrmann, Overlack, Vogt. —
Morgen Mittwoch findet eine Wohltätigkeitsvorſtellung der
Bühnen=
genoſſenſchaft im Großen Haus ſtatt. Zur Darſtellung gelangt die mit
großem Erfolg aufgenommene Kalman=Operette „Die Herzogin
von Chicago”. — Nach längerer Pauſe gelangt am Donnerstag,
den 3. Juli, im Großen Haus die Oscar Straus=Operette „Ein
Wal=
zertraum” in der Inſzenierung Arthur Maria Rabenalts und
Lo=
thar Schenck von Trapps; muſikaliſche Leitung: Fritz Bohne, zur
Dar=
ſtellung. (Preiſe 0,50—3 Mk.)
Am 28. und 29. Juni brachte das Schauſpiel=Enſemble des Heſſiſchen
Landestheaters auf Burg Altena in Weſtfalen Hauptmanns „Florian
Geyer” in der Inſzenierung Carl Eberts mit großem Erfolge zur
Darſtellung.
Das neue Reiſe- und Verkehrsbüro.
Rheinſtraße 24 (Union=Bank)
wurde geſtern nachmittag eröffnet. Mit dieſem neuen Verkehrsbüro
iſt einem lang gehegten Wunſche des Darmſtädter Publikums
entſpro=
chen. Das Publikum hat hier Geregenheit, in jeder Beziehung an
modernen Schaltern fachmänniſch über alle Verkehrs=, Vereins= und
ſonſtige Fragen Auskunft zu erhalten. Es wird das Beſtreben des
Ge=
ſchäftsführers ſein, Dienſt am Kunden zu leiſten, das heißt, durch ſchnelle
Bedienung und Auskunftserteilung allen Wünſchen und Fragen,
ins=
beſondere des reiſeluſtigen Publikums, gerecht zu werden; daneben aber
auch in der Hauptſache den inneren Verkehr in Darmſtadt zu
organiſie=
ren und durch geeignete Maßnahmen zu beleben. Das Publikum nimmt
die vielleicht einzige Unannehmlichkeit, daß das neue Reiſe= und
Ver=
kehrsbüro nicht ganz ſo zentral liegt wie das Verkehrsbüro am Schloß,
ſicher gerne in Kauf, wenn ihm andererſeits große Vorteile nach jeder
Hinſicht geboten werden, als deren größter vor allem der bequeme
Aufenthalt in dem vornehm gedeckten Raum anzuſehen iſt. Weiter
können nunmehr, was früher nicht der Fall war, Reiſefahrſcheine nach
allen Stationen ausgeſtellt werden; die oft unbequeme Reiſe nach
Frank=
furt entfällt alſo in der Zukunft.
Der Vorſitzende Herr Stemmer begrüßte geſtern nachmittag die
Vertreter der Behörden und Verbände, und betrachtete es als gutes
Omen, daß gerade am Tage der Rheinlandbefreiung das Büro eröffnet
werde. Der ſeitherige Kiosk am Schloß ſei zu klein geworden. Nach
langwierigen Verhandlungen fand man im Gebäude der Unionbank
geeignete Unterbringungsmöglichkeit für das neue Büro. Hier werden
alle Fahrkarten ausgegeben — wie oben bemerkt — auch Fahrſcheinhefte
nach allen Richtungen, Bett= und Platzkarten, und man hoffe, daß es
dem neuen Geſchäftsführer Herrn Geiſt mit Unterſtützung des
Publi=
kums gelingen werde, das Verkehrsbüro allen modernen Anforderungen
entſprechend auszubauen und zu vervollkommnen. Es beſtehe die
Ab=
ſicht, das Büro zu einer Zentrale des öffentlichen Lebens auszugeſtalten,
das Vereinsleben hier zu konzentrieren, z. B. dadurch, daß man einen
Tages=, Wochen= und Monatskalender anfertigt, auf dem die
vorgeſehe=
nen Veranſtaltungen eingezeichnet ſind, ſo daß eine Häufung von
Ver=
anſtaltungen an einem Tage vermieden wird. Der Sonderzug= und
Automobilverkehr mit Omnibuſſen uſw. ſoll zentraliſiert werden. Mit
der Förderung des Verkehrs ſoll eine Förderung der Stadt Hand in
Hand gehen. Gleichzeitig will man den Verkehr nach dem Odenwald von
hier aus leiten (der Heſſiſche Verkehrsverband hat eine Odenwald= und
Bergſtraßen=Karte herausgegeben, auf die wir noch zu ſprechen
kom=
men). Die angenehmſte Neuerung für den Augenblick iſt zweifellos die
Möglichkeit, Fahrſcheinhefte im Verkehrsbüro zu
erhal=
ten. — Das Verkehrsbüro am Schloß bleibt vorerſt noch beſtehen, doch
empfiehlt es ſich, das neue Büro, das ſchnelle und umfaſſende
Erledi=
gung aller Wünſche gewährleiſtet, in der Hauptſache in Anſpruch zu
nehmen.
Anſchließend an die Ausführungen des Herrn Vorſitzenden
ver=
breitete ſich der Geſchäftsführer Geiſt über die Auswirkungen und die
Möglichkeiten eines modernen Verkehrsbureaus.
Aus dem Gerichksſaal.
Großes Haus Kleines Haus Dienstag1. Juli 19 30—22.11Uhr. Feſtvorſtell.
zur Befreiung des beſetzten
Gebietes. Fidelio Geſchloſſen Mittwoch
2. Juli
* 13.30-22.30 Uhr. Wohltätigk.=
Vorſt d. Bühn.=Genoſſenſch.
Die Herzogin von Chieago Geſchloſſen
R Donnerstag
3. Ju i 19 30—22 Uhr. Voltsvorſtell.
Ein Walzertraum Geſchloſſen Freitag
4. Juli 19.30—2.30, I. 28
Die Herzogin von Ehieago Geſchloſſen Samstag
5. J li 19.30—22.30 (Außer Miete)
Die Herzo in von Chieggol Geſchloſſen Sonntag,
6. Juli 19.30—22 30. P 6 Gr. I— 1V
Darmſt. Volksb. Letzte Vor=
ſtellung d. Spielzeit 1929/30
Die Herzogin von Ehicago Geſchloſſen
Eine Stadtjubiläumsfeier ganz eigener Art fand in der
älteſten Kleinkinderſchule unſerer Stadt. Mauerſtraße 5, unter dem
freudigſten Jubel aller Teilnehmer in aller Stille und ohne große
vorherige Ankündigung ſtatt. Herr Bäckermeiſter Geyer,
Stifts=
ſtraße 62, hatte den Kleinen eine aus Marzipan mit Sandfüllung
hergeſtellte Rieſentorte von nahezu 40 Pfund Gewicht in
hochher=
ziger Weiſe zum Geſchenk gemacht, und zwar in einer eigenartigen
und vortrefflich gelungenen Form. Dies Prachtſtück der
Kon=
ditorkunſt ſtellte nämlich eine mächtige, in Schweinsleder
gebun=
dene und mit Goldſchnitt verſehene, prachtvoll uralt und
natur=
getreu ausſehende Stadtchronik dar, deren Lederdeckel in matt
bronzierten Schokoladebuchſtaben die Aufſchrift trug: Cronica
Darmstadtiae anno domini 1330—1930. Nachdem das von blühenden
ſeiner Eigenart und Schönheit ſich leider nicht zur Aufbewohrung
im Stadtmuſeum eignet, und überwies es zu reſtloſer Vertilgung
der erwartungsvollen, hochbeglückten Kinderſchar, denen nach
ihrem Alter und ihrer ſozialen Zugehörigkeit ſolche literariſchen
und kulinariſchen Genüſſe noch zu den Seltenheiten gehören
dürf=
ten. Eine fur die Zuſchauer und Teilnehmer wirklich allerliebſte
Feier!
Deutſcher Touring=Club, Ortsgruppe Darmſtadt. Der
Sport=
ausſchuß der hieſigen Ortsgruppe hatte beſchloſſen, das
internatio=
nale 10. Baden=Badener Automobil=Turnier in Baden=Baden zu
beſuchen, um ſich um den ausgeſchriebenen Club=Team=Preis zu
dewerben. Durch die Kürze der zur Verfügung ſtehenden Zeit war
es leider nicht möglich geweſen, ſämtliche Mitglieder von der
ge=
planten Veranſtaltung in Kenntnis zu ſetzen. Sonntag, vormittag
um 5 Uhr, verſammelten ſich 22 Fahrzeuge, um gemeinſam die
Fahrt nach Baden=Baden anzutreten. Die Fahrt ging glatt von
ſtatten. Es war ein impoſantes Bild, als die geſchloſſene Kolonne
durch Baden=Baden fuhr, um ſich am Ziel, in der
Lichtenthaler=
ſtraße zu melden. Gegen Mittag wurde den Teilnehmern die
Nachricht überbracht, daß ſie als Sieger aus der Zielfahrt um den
Club=Team=Preis hervorgegangen ſeien. Die Leiſtung betrug
2860 Luft=Kilometer. Der Vorſitzende des Clubs, Se. Durchl.
Erbprinz zu Erbach=Schönberg beglückwünſchte die
Teil=
nehmer zu dieſem Erfolg, der der immerhin noch jungen
Orts=
gruppe des Deutſchen Touring=Clubs bei dem internationalen
10. Baden=Badener Automobil=Turnier zuteil geworden iſt. Mit
einem „Glück auf” auf die nächſte Veranſtaltung wurde der
offi=
zielle Teil beendet. Den Nachmittag konnte jeder für ſich
ver=
bringen. Alle Teilnehmer kehrten befriedigt nach Hauſe zurück.
—Schulgeldmahnung. Das Schulgeld für den Monat Juni 1930
für die hieſigen höheren Schulen, ſowie für die Städtiſchen
Maſchinen=
bau=, Gewerbe=, Handels= und Haushaltungsſchulen iſt nach der heutigen
Bekanntmachung im Inſeratenteil bei Meidung der Beitreibung und
Koſtenberechnung biszum 10. Inli d. J. an die Stadtkaſſe,
Grafen=
ſtraße 28, zu zahlen.
— Die Hornbacher Spielſchar wird am Mittwoch in
Darm=
ſtadt im Städtiſchen Saalbau auftreten. Wer ſich und anderen
eine Freude machen will, verſäume nicht zu kommen. Beginn
um 20 Uhr. Karten im Vorverkauf durch die Volkshochſchule,
Mathildenplatz 17. Verkehrsbüro und Zeitſchriftenvertrieb Skurnik
(Poſt). Es empfiehlt ſich, von dieſer Gelegenheit verbilligter
Preiſe Gebrauch zu machen. (Siehe Anzeige.) Was
wer=
den uns die Hornbacher bringen? Darüber mag
am beſten Auskunft geben die Schilderung, die über ihr
letztes Auftreten in Lindenfels i. O. gegeben wurde.
Von dort ſchreibt man uns: Der Burghof in Lindenfels — das
war der rechte Rahmen für ſolche Jugend! Altes Gemäuer, mit
Waldesgrün proviſoriſch, aber geſchmackvoll in eine
Freilicht=
bühne verwandelt dunkler Nachthimmel, gegen den maleriſch
einige Lampions ſtehen, ein großer Kreis von erwartungsvollen
Gäſten, und nicht zuletzt, ſolche Jugend! Man, muß ſie geſehen
haben, wie ſie in fixer Zuſammenarbeit ihre Bühne erſtellt, den
Burghof im Nu in einen Theaterraum verwandelt haben! Man
mußte ſie hören, wie ſie klar und höchſt diſzipliniert ſchlichte deutſche
und ſchweizeriſche Volkslieder als rechte kleine Kunſtwerke
dar=
ſtellten. Das klang wie Vogelſang und Nachtigallenſchlag zwiſchen
romantiſchem Mauerwerk. Und erſt das Spiel! — Was auch die
gute Vereinsbühne, die künſtleriſch durchgebildeten Darſteller der
Laienſpiele und gar das große Theater zu leiſten vermag, hier iſt
dem Zuſchauer etwas ganz Neues zum unmittelbaren Erlebnis
ge=
worden: Eine Jugend, die in beglückender innerer und äußerer
Gelöſtheit den Stoff geſtaltet, dem einfachſten Volks= und
Kinder=
ſpiel aus tiefſtem Erlebnis heraus einen Glanz und einen
Schim=
mer verleiht, der den unmittelbaren Kontakt von Seele zu Seele
ſchafft, einerlei, ob der Zuſchauer gebildet oder ungebildet, ob
jung oder alt, ob Kind oder Greis. Wer hätte da noch an den
trüben Himmel und an den kurz vor dem Spiel niedergegangenen
Regenſchauer denken können, als einmal der Heiner, der Frieder
und der rote Diether auf den Brettern erſchienen waren! Und
als erſt der ſtramme Stationsvorſteher mit zahlreichem Perſonal
und Fahrgäſten und ſeiner modernen Verkehrseinrichtung
auf=
traten, da lebten alle Anweſenden im heiligen Kinderland. Das
bezeichnete Idyll am Dorfbrunnen und das unnachahmliche
Kälber=
brüten des kleinen Hanſel muß man ſelber geſehen haben, ſolch
beiſpielloſe Kinderkunſt läßt ſich kaum mit Worten charakteriſieren.
Aw. Zwei Arbeitsloſe, die am Montag vor dem
Bezirksſchöffen=
gericht ſtehen, ſind angeklagt, im Spätherbſt 1929 die Umgebung in
wei=
teſtem Umkreiſe durch ihre Einbrüche und Diebſtähle unſicher gemacht zu
haben. In Bensheim, Lorſch, Worms, Dieburg, Hofheim uſw. brachen
ſie ein und ließen mitgehen, was nicht niet= und nagelfeſt war. Da ſie
Wirtſchaften bei ihren Diebſtählen bevorzugten, wurden Weine und
Spirituoſen, Schokolade in Tafeln, Zigarren und Zigaretten und häufig
das Wechſelgeld ihre Beute. Aber auch Damenmäntel, Männerkleider
und Schmuckſachen fielen ihnen zum Opfer. Der erſte der Angeklagten
iſt ein unglücklicher Menſch. Er hat bereits im Jahre 1911 bei einem
Unfall eine Hand verloren. Er arbeitete dann vorübergehend auf einem
Büro, und erhielt ſchließlich 60 Mark Rente, womit er ſich und ſeine
Familie nicht ernähren kann. Er will unter dem Einfluß des zweiten
Angeklagten gehandelt haben, und kann ſich auf verſchiedene Einzelheiten
ticht mehr beſinnen. Der zweite Angeklagte hat ſich von 1923 bis 1929
gut geführt und ſich nichts zuſchulden kommen laſſen. Erſt als er im
Jahre 1929 arbeitslos wurde, fing er wieder mit den Diebſtählen an, die
er ohne Beſchönigung eingeſteht. Das Bezirksſchöffengericht verurteilte
ihn, da er wegen Diebſtahls mehrfach vorbeſtraft iſt, zu fünf Jahren
Zuchthaus, von denen vier Monate Unterſuchungshaft in Abrechnung
kommen. Der erſte Angeklagte, ebenfalls vorbeſtraft, wird wegen etwa
zwanzig Einbrüchen zu vier Jahren Zuchthaus, abzüglich fünf Monaten
Unterſuchungshaft verurteilt. Außer dieſen beiden Hauptangeklagten
ſind noch fünf teils wegen Diebſtahls, teils wegen Hehlerei angeklagt.
Einer iſt nicht erſchienen, und ein ärztliches Atteſt bezeugt ihm, daß er
nicht verhandlungsfähig iſt. Die Verhandlung gegen ihn wird
abge=
trennt. Von den übrigen vier Angeklagten wird der erſte wegen
Dieb=
ſtahls zu drei Monaten Gefängnis, die Ehefrau des zweiten
Hauptange=
klagten wegen Hehlerei zu ſieben Wochen Gefängnis, die durch die
Unterſuchungshaft, für verbüßt erachtet werden, und die beiden übrigen,
ebenfalls wegen Hehlerei, zu je 100 Mark Geldſtrafe verurteilt.
Ein 62jähriger Meſſerſchmied aus Dieburg iſt angeklagt, unzüchtige
Handlungen an Perſonen unter 16 Jahren vorgenommen zu haben. Er
hat in der Vorunterſuchung geleugnet, am Tatort geweſen zu ſein, hat
dann ein Teilgeſtändnis gemacht und gibt in der Montagsverhandlung,
die unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtattfand, die Taten zu. Das
Gericht verurteilt ihn gemäß dem Antrag des Vertreters der
Staats=
anwaltſchaft zu ſieben Monaten Gefängnis, und bringt einen Monat
Unterſuchungshaft in Abrechnung. Der Verurteilte nimmt das Urted
ſofort an.
Die Geſangsabteilung des Polizeiamts Darmſtadt und der
Darmſtädter Männergeſangverein eröffneten mit dem Deutſchen
Sängergruß „Grüß Gott mit hellem Klang” am Sonntag
vor=
mittag ein Werbeſingen des Deutſchen Sängerbundes auf dem
Aliceplatze, nachdem die Vereinigten ehem. Militärmuſiker unter
der temperamentvollen Leitung des Piſtonvirtuoſen Buslau
einen Marſch zur Eröffnung des Konzerts geſpielt hatte. Die im
weiteren Verlaufe der Veranſtaltung geſungenen Chöre der oben
genannten Vereine löſten bei dem zahlreich erſchienenen Publikum
ſtarken Beifall aus, der ſich zum Schluß bei den mit großer
Begei=
ſterung geſungenen Rheinliedern immer noch ſteigerte Ebenſo
wurden die Muſikvorträge lebhaft applaudiert, ein Dank, der
wohlverdient war, denn die gebotenen inſtrumentalen Stücke
zeigten eine glänzende Schulung. Nicht zuletzt ſei aber den
Lei=
tern des Konzerts Herrn Piſton=Virtuoſen Buslau und Herrn
Muſik=Oberlehrer Lampert für die im Intereſſe der guten Sache
des Deutſchen Liedes aufgewendete Mühe und vorzugliche
Lei=
tung gedankt.
Lokale Veranſtalkungen.
g efcheinenden Notigen iind ausſchtließllich als Sinweiſe auf Hmzeigen m Uch
9.
in leinem Falle irgendwie als Beſpreibung oder Kritk.
Der Deutſche Offizierbund, Ortsgruppe Mainz, erläßt
fol=
genden Aufruf: Kameraden der alten Armee! Das Rheinland
iſt frei. Nun iſt es Zeit daß wir uns feſt zuſammenſchließen. Der
bisher hier verbotene D.O.B. ſtellt die korporative Einheit und
vor allem die innerliche Verbindung des früheren Offizierkorps,
des Sanitäts= und Veterinär=Offizierkorps, der oberen Beamten
des Heeres, der Marine und der Schutztruppen, ſowie ihrer
An=
gehörigen und Hinterbliebenen her. Wir haben uns nicht
zer=
mürben laſſen durch äußere und innere Anfeindung. Von
Partei=
politik wollen wir nichts wiſſen, aber uns eint die im
Schützen=
graben bewährte treu nationale Geſinnung, ſie wollen wir
pfle=
gen und in ihrem Geiſte mitarbeiten an der innerdeutſchen
Er=
neuerung, auch hier in Mainz! Wer im Herzen deutſch geblieben
iſt, der ſchließe ſich uns an bei unſerer Wiederſehensfeier in dem
von der Beſatzung jetzt freien Mainz, Donnerstag, den 10. Juli,
8.30 Uhr abends, im grünen Saale des Kaſinos Große Bleiche 29.
Je ein Redner der Bundesleitung, vom Landesverband Heſſen
Darmſtadt und der Ortsgruppe. Die Damen ſind herzlichſt
ein=
geladen. — Der Landesverband bittet die Herrn der Ortsgruppen
ſowie die Damen, zahlreich an dieſer Befreiungsfeier teilzunehmen.
Anmeldung an Gutenbergſtraße 56 in Darmſtadt.
— Wiener=Kronenbräu=Keller. Anläßlich der
Befrei=
ungsfeier der beſetzten Gebiete findet heute Dienstag, 1. Juli, ein
Deut=
ſcher Abend mit Befreiungsjubel ſtatt. Das Orcheſter ehemaliger
Mili=
tärmuſiker wird unter Leitung von Matthias Weber ein beſonders
ge=
wähltes Programm zur Aufführung bringen, wobei auf die Bedeutung
des Tages entſprechende Rückſicht genommen werden ſoll. (Siehe die
heutige Anzeige.)
— Befreiungsfeier im „Datterich”. Heute abend 7.30
Uhr findet anläßlich der Befreiung eine Befreiungsfeier im Garten des
Reſtaurants „Zum Datterich” (Kiesſtraße 27) ſtatt. Das Programm ſieht
u. a. hiſtoriſche Märſche mit Keſſelpauken vor, und wird ausgeführt von
der großen und verſtärkten beliebten „Datterich”=Kapelle. (S. Anz.)
— Rheiniſcher Abend. Aus Anlaß der Rheinland=
Befreiung findet in dem ſchön gelegenen Garten des Hotel Schmitz.
Rheinſtraße 50, ein Rheiniſcher Abend, ausgeführt von der
ver=
ſtärkten, beſtbekannten Stimmungskapelle Raffkini” ſtatt, deſſen
Beſuch beſtens empfohlen werden kann. (Vgl. Anzeige.)
— Vereinigungfrüherer Leibgardiſten
Darm=
ſtadt. Mitglieder und deren Familienangehörige werden auf
den am Donnerstag, den 3. Juli 1930, ſtattfindenden
Familien=
abend mit Konzert aufmerkſam gemacht, der im Garten des
Ver=
einslokales abgehalten wird. Bei ungünſtiger Witterung im
Saal. Beginn um 8 Uhr abends. (Siehe auch Anzeige.)
— Ortsgruppe Darmſtadt ehem. Angehöriger
der 76. Reſ.=Div. Unſere Mitglieder und deren Angehörige
werden auf die Anzeige aufmerkſam gemacht und um vollzählige
Beteiligung gebeten. Beſondere Einladungen ergehen nicht mehr.
— Heute nachmittag findet im Sportplatzreſtaurant
und Café am Böllenfalltor ein großes Kinderfeſt ſtatt,
unter Mitwirkung eines bekannten Märchenerzählers. Abends
8 Uhr findet aus Anlaß der Befreiung der Rheinlande „Ein
Abend am deutſchen Rhein” unter Mitwirkung u. a. des beliebten
Rich. Hinz ſtatt. Die Kapelle Charlie Fornoff ſpielt auf. Konzert
und Tanz. (Näheres Anzeige.)
Aus den Parkeien.
— Volksnationale Reichsvereinigung,
Orts=
gruppe Darmſtadt. Am Donnerstag, den 3. Juli, findet bei
Chriſt (Grafenſtraße) um 20.15 Uhr ein Staatsbürgerabend ſtatt. Es
erfolgt Berichterſtattung über die Tagung der Kreisvorſitzenden des
Wahlkreiſes 33; außerdem ein Vortrag über „Die Arbeitsdienſtpflicht”.
In anbetracht der ausgedehnten Tagesordnnug iſt pünktliches Erſcheinen
notwendig.
Tageskalender für Dienstag, den 1. Juli 1930.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 19,30 Uhr: „Fidelio”
— Kleines Haus: Geſchloſſen. — Orpheum: Geſchloſſen. —
Konzerte: Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz,
Herrn=
gartenkaffee, Sportplatz=Reſtaurant, Bockshaut Bismarckeck. —
Wiener Kronenbräukeller, 20 Uhr: Konzert.
Zum Datterich. 20 Uhr: Gartenkonzert. —
Kinovor=
ſtellungen: Union=Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=
Licht=
ſpiele.
Seite 20
Dienstag, den 1. Juli 1930
Nummer 180
Jubelfeſt des Vereins, Soldatenkameradſchaft Eberſtadt
F. Eberſtadt, 30. Juni.
Das Jubiläum ſeines 40jährigen Beſtehens feierte der Verein „
Sol=
datenkameradſchaft” durch einen Kommers am Samstag abend,
gemein=
ſamen Kirchgang mit anſchließender Feier am Kriegerdenkmal 1870/71
und Ehrenmal für die im Weltkriege Gefallenen auf dem Friedhofe ſowie
einem Feſtakt auf dem Feſtplatz im Walde am Feſtſonntag. Ueber 20
auswärtige Brudervereine trafen an dieſem Tage um die Mittagszeit
im Feſtorte ein und wurden von dem Empfangsausſchuß, begleitet von
den Ehrenjungfrauen, mit Muſik in die Standquartiere geleitet. Das
Feſt verlief ohne irgendwelche Störungen bei ſchönem Sommerwetter
in würdiger Weiſe. Der Feſtort hatte durch grünen Schmuck und
Ehren=
pforten, die an den Ortseingängen errichtet waren, ſowie durch reichen
Flaggenſchmuck den auswärtigen Gäſten ein herzliches Willkommen
be=
reitet. Den Auftakt zu dem Feſte bildete der
Kommersabend
am Samstag, zu dem ſich neben dem feſtgebenden Verein die örtlichen
Vereine auf dem Feſtplatze im Walde eingefunden hatten.
Altbürger=
meiſter Karl Schäfer betonte daſelbſt in einer Anſprache, daß er dem
Nufe des Vereins, das Präſidium bei dem Jubelfeſte zu übernehmen,
gerne gefolgt ſei. In der Eigenſchaft als erſter Feſtpräſident begrüßte
er die Kameraden des Jubelvereins und alle Gäſte auf das herzlichſte.
Dank zollte er allen, die zu dem Gelingen des Feſtes beigetragen hatten.
Eingerahmt von den Klängen alter bekannter Militärmärſche und dem
Geſang der Geſangvereine „Frohſinn”. „Männerquartett Harmonie‟,
„Germania” und „Liederkranz” erfolgte die Ehrung einer großen
Zahl von Mitgliedern, denen durch den Vereinsvorſitzenden
Lud=
wig Oſt für 40= bzw. 25ihrige Mitgliedſchaft das Haſſia=Abzeichen mit
der Zahl „40” bzw. „25” überreicht wurde. Geehrt wurden: 1.
Grün=
der des Vereins: Ludwig Bergſträßer 1., Franz Bonn, Heinrich
Grimm 2., Ludwig Grünewald 2., Georg Haller 5., Wilhelm
Hof=
mann 1., Chriſtian Junker, Heinrich Knieß 10., Peter Meher, Georg
Pfeiffer 3., Georg Pfeiffer 4., Georg Sattler, Jakob Schambach 1.,
Hein=
rich Strößinger, Ludwig Weicker; 2. Mitglieder mit 40
jäh=
riger Mitgliedſchaft: Adam Brandt, Johannes Dächert 5.,
Adam Dieter 2., Jakob Fiſcher, Heinrich Friedrich. Peter Gerhard Gg.
Chriſtian Grimm, Johannes Grünewald, Heinrich Haller 6., Wilhelm
Kaiſer 1., Thomas Kirſchner, Ludwig Mayer, Wilhelm Müller, Georg
Schmidt, Wilhelm Schott, Georg Wiemer; 3. Mitglieder mit 25 Mitgliedſchaft: Konrad Krug, Adam Meher,
Jo=
hannes Meher, Heinrich Neuſel, Friedrich Zickler; 4. für 50jährige
Mitgliedſchaft im Haſſia=Verband: Lorenz Herpel. Im
Laufe des Abends bot der Turnverein 1876 e. V. den Feſtplatzbeſuchern
einige recht gut gelungene turneriſche Vorführungen.
Der Feſtkommers
wurde eingeleitet durch das übliche Wecken. Ihm folgte um neun Uhr
ein feierlicher Gottesdienſt in der ebang. Kirche, zu dem der Jubelverein
mit ſeiner Fahne und die Ausſchüſſe erſchienen waren.
Nach dem Gottesdienſt fand eine kurze Feier am Kriegerdenkmal
1870/71 und anſchließend eine ſolche auf dem Friedhofe am Ehrenmal
für die im Weltkrieg Gefallenen ſtatt, wobei der Vereinsvorſitzende Oſt
zum ehrenden Gedächtnis an die vielen toten Kameraden je einen
präch=
tigen Kranz niederlegte. Bei beiden Feiern ſprach Pfarrer
Weiß=
gerber ernſte Worte. Es ſei nützlich, daß der Verein den Feſttag
da=
mit begonnen hat, der toten Brüder zu gedenken. Wenn das, was ſie uns
zu ſagen haben, ſich alle Kameraden in die Seele ſchreiben, darnach han=
deln und es forterben von Geſchlecht zu Geſchlecht, dann wird der
Jubel=
tag gleichzeitig ein Tag des Segens für den Verein ſein. Umrahmt
waren die beiden Feiern durch Choräle der Feſtmuſik.
Am Nachmittag bewegte ſich ein
ſtattlicher Feſtzug
mit verſchiebenen Reitergruppen und einem Germania=Feſtwagen durch
die Ortsſtraßen, von der überall ſpalierbildenden Bevölkerung freudig
begrüßt und mit Blumenwerfen empfangen. Als die Spitze des Zuges
das alte Kriegerdenkmal erreicht hatte, tönten drei Böllerſchüſſe, der
Zug hielt einige Minuten inne, Glockengeläute hob an und die Kapellen
ſpielten einen Vers des Liedes „Vom guten Kameraden” zum
Toten=
gedenken. Ein ergreifender Akt.
Feſtakt auf dem Feſtplatze.
Nach Ankunft des Feſtzuges auf dem Feſtplatze, auf dem ſich im
ſelben Augenblick ein ſehr lebhaftes Getriebe entwickelte, entbot der erſte
Feſtpräſident, Altbürgermeiſter Karl Schäfer, von der Feſtbühne
herab allen Kameraden und Feſtgäſten, beſonders den auswärtigen
Vereinen und Kameraden von 1870/71 herzlichen Gruß und Dank. Sein
dreifaches Hoch galt dem Jubelverein. Dann ſprach namens der
Ehren=
jungfrauen Fräulein Amalie Dehmer einen von Peter Heißt
ver=
faßten, gedankenreichen Prolog in recht ausdrucksvoller Form, worauf
Generalleutnant a. D. von Oidtman an die Verſammelten
eine Anſprache richtete. Er ſprach zunächſt dem Verein „
Soldatenkame=
radſchaft” zu dem Jubiliäum ſeines 40jährigen Beſtehens herzlichen
Glück=
wunſch aus, daran erinnernd, daß es nicht hoch genug anerkannt werden
könne, wenn in einer Zeit, wo das deutſche Vaterland in ſeinen
Grund=
feſten erſchüttert worden ſei, ſo viele Mitglieder dem Verein die Treue
gehalten hätten. Drei beſonders verdienſtvolle Mitglieder der
Kamerad=
ſchaft, nämlich: Jakob Schambach, Georg Pfeiffer und Heinrich
Strößinger, verleihe er das goldene Haſſia=Abzeichen
als äußeres Zeichen des Dankes und der Anerkennung in der Hoffnung,
daß ſie auch fernerhin treu zur alten Fahne ſtehen möchten. Die Treue
und echte vaterländiſche Geſinnung ſei heute zur Wiederaufrichtung des
deutſchen Staates bitter not. Dank und Gruß ſende der Haſſia=Verband
gerade am heutigen Tage den Kameraden und Brüdern im beſetzten
Ge=
biet, die jahrelang Bedrückung zu erdulden gehabt hätten, und in
Dank=
barkeit müſſe man auch der Männer gedenken, denen es gelungen ſei,
daß das beſetzte Gebiet vollſtändig geräumt werde. Unſer Volk möge
einig zuſammenſtehen und ablaſſen von Parteiſtreit und Hader. Dann
kam der Redner auf die Ziele der Kriegervereine zu ſprechen, die nur
Kameradſchaft pflegen und dieſes ideale Gut fördern wollten aus Liebe
zu unſrem Vaterland. Am Wiederaufbau des Vaterlandes müßten alle
Deutſche, ohne Unterſchied der Partei, gerne und willig mithelfen.
„Einer für Alle, Allei für Einen.” Redner brachte ein dreifaches Hoch
auf das geliebte Vaterland aus, in das die Menge begeiſtert einſtimmte.
Anſchließend wurde das Deutſchlandlied geſungen. Fräulein Eliſabeth
Haller überreichte dann namens der Ehrenjungfrauen dem
Vereins=
vorſitzenden eine prachtvoll ausgeführte Fahnenſchleife mit einem
ſinn=
vollen Spruch, der in die Worte ausklang: „Gott, Ehre, Vaterland!”
Damit war der Feſtakt beendet. — Der übrige Tag galt der Beluſtigung,
der Feier manchen frohen Wiederſehens und kameradſchaftlichen
Gedan=
kenaustauſches untereinander. Für die Jugend war Tanzgelegenheit
vorhanden, von der bis ſpät in die Nacht hinein ausgiebiger Gebrauch
gemacht wurde. Am Abend trat der Turnverein 1876 e. V. wieder auf
den Plan und führte turneriſche Uebungen vor.
Aus heiſen.
An. Arheilgen, 30. Juni. Jubelfeier. Im Rahmen der
ver=
ſchiedenen Feſtlichreiten, die aus Anlaß des 60jährigen Jubiläums vom
Männergeſangverein Eintracht veranſtaltet wurden, fand am Samstag
abend im vollbeſetzten Saale des Gaſthauſes „Zum weißen Schwanen”
eine glänzend verlaufene akademiſche Feier ſtatt. Den Prolog ſprach
Frl. Käthe Gehbauer. Der Vorſitzende des Vereins, Herr Johann Lutz,
ergriff dann das Wort zur Begrüßung, woran ſich die Ehrung der
Jubi=
lare ſchloß. Zwölf mit mehr als 40jähriger Mitgliedſchaft, fünf mit
40jähriger und drei mit 25jähriger Zugehörigkeit zum Verein konnten
Diplome überreicht werden. Weitere Muſikvorträge und Chöre des
Ver=
eins, ſowie Anſprachen und Glückwünſche vervollſtändigten das
Pro=
gramm des Abends. Beſonders ſei noch die Anſprache von Frau Lutz
erwähnt, die im Namen der Damen des Vereins ſprach und zum Schluſſe
209 Mark als Jubiläumsgabe überreichte.
An. Arheilgen, 30. Juni. Bierſteuer. Die vom hieſigen
Ge=
meinderat beſchloſſene Erhebung einer Bierſteuer in Höhe von 2 Mark
für den Hektoliter und der Erlaß einer entſprechenden Ortsſatzung
wur=
den miniſteriell genehmigt und treten mit dem 1. Juli d. J. in Kraft.
Die genehmigte Ortsſatzung liegt gegenwärtig während der
Dienſtſtun=
den auf der Heſſ. Bürgermeiſterei zu jedermanns Einſicht offen. — Nach
zwölf Jahren Bedrängnis und Nöten iſt jetzt unſer Ort frei
von Beſatzung. Nun kann auch der letzte Ausgewieſene, Gottfried
Bütt=
ner, welchem bisher die Einreiſe verſagt war, wieder in ſeine Heimat
zurückkehren. — Die hieſige Milch=Abſatzgenoſſenſchaft hatte
die Einwohnerſchaft zur freien Beſichtigung ihrer neuzeitlichen
Einrich=
tung eingeladen, und wurde von dieſer Einladung von ſeiten der
Ver=
braucher, Händler, Landwirte und ſonſtigen Intereſſenten reichlicher
Ge=
brauch gemacht.
J. Griesheim, 30. Juni. Die hieſige Gemeinde hat mit Rückſicht auf
die ſchwere wirtſchaftliche Kriſis von einer örtlichen Befreiungsfeier am
Dienstag abgeſehen, jedoch werden, um der Bedeutung des Tages
ſicht=
baren Ausdruck zu geben, die öffentlichen Gebäude in den Reichsfarben
beflaggt werden. — Am 20. Juni d „J. wurde Herr ſtud, theol. Heinz
Schäfer von hier in den Geſamtausſchuß der Gießener Studentenſchaft
gewählt, nachdem bei den Aſtawahlen am Ende des vorigen Semeſters
Herr ſtud. rer, vol. Karl Schick von hier in den Geſamtausſchuß gewählt
worden war. Somit ſind von den 25 Mitgliedern des Aſta zwei
Gries=
heimer. Herr Heinz Schäfer bekleidet dabei noch das Amt des
Archiv=
wartes der Gießener Studentenſchaft. — Herr Gendarmeriewachtmeiſter
Heinrich Schupp, Sohn von Herrn Georg Schupp 11. hier, Alte
Darm=
ſtädterſtraße 35, wurde mit Wirkung vom 1. Juni d. J. zum Gendarmerie=
Kommiſſar ernannt und von Lindenfels i. O. nach Bensheim a. d. B.
verſetzt. — Schon verſchiedentlich iſt durch Bekanntmachungen der
Bürgermeiſterei darauf hingewieſen worden, daß das Schuttabladen nur
auf dem von der Gemeinde zur Verfügung geſtellten Gelände in der
Sandkaute ſtattfinden ſoll. Da gegen dieſe Anordnungen des öfteren
verſtoßen wird, und aus Bequemlichkeit rückſichtslos Wege und Plätze mit
Schutt beſudelt werden, iſt das Aufſichtsperſonal erneut ſtreng
ange=
wieſen worden, jeden zur Anzeige zu bringen, der gegen dieſe Anordnung
verſtößt. Dieſe ſtrenge Handhabung liegt im Intereſſe aller, denn es
werden nicht nur die Wege und Plätze verunreinigt, ſondern auch für
den Fuhrwerksverkehr ſchlecht fahrbar gemacht, ganz abgeſehen von der
außerordentlich großen Gefahr, welche durch Glasſcherben und Blechſtücke
für die Zugtiere entſteht. Dazu kommt noch, daß dieſe
Verunreinigun=
gen wieder auf Gemeindekoſten entfernt werden müſſen. Es iſt deshalb
ein dringendes Gebot, die Anordnungen zu befolgen.
Cp. Pfungſtadt, 30. Juni. Um das Eberſtädter
Kanal=
projekt. Der Pfungſtädter und der Eberſtädter Gemeinderat
beſich=
tigten dieſer Tage in den Abendſtunden gemeinſam das Waldgelände in
der Klingsackertanne des Pfungſtädter Gemeindewaldes, das für die
Abwaſſerbeſeitigung des Eberſtädter neuen Kanals in Betracht käme.
Ingenieur Gaul=Darmſtadt gab dabei Aufklärungen über die
Einzel=
heiten der geplanten Berieſelungsfelder uſw. Nunmehr wird die
Ange=
legenheit nochmals in einer Sitzung des Pfungſtädter Gemeinderates zur
Beſchlußfaſſung kommen. — Jugendtag. Der hieſige Jugendtag der
Schule findet am Dienstag, den 1. Juli, ſtatt. Die Feier wird im Hofe
der Neuen Schule abgehalten. — Ihr Jubiläum feiert die Freie
Turngemeinde. Die Freie Turngemeinde wurde am 29. April 1900
ge=
gründet. Die erſte Turnerinnenabteilung wurde im Jahre 1910 ins
Leben gerufen. 1913 wurde das Kinderturnen eingeführt und im
Früh=
jahr 1914 erfolgte der Anſchluß des Fußballklubs „Alemannia”. Im
Weltkrieg verlor der Verein 36 Mitglieder durch den Tod. Die
Fahnen=
weihe wurde im Juni 1925 zuſammen mit dem B5jährigen
Vereins=
beſtehen gefeiert. Der Verein zählt heute 360 Mitglieder, 100 Knaben
und 75 Mädchen und betreibt Turnen, Leichtathletik. Schwimmen,
Fuß=
ball und Handball. Als Gründer gehören dem Verein noch Georg
Raab, Paul Weigel, Georg Vögler, Heinrich Crößmann und Philipp
Klein=Leipzig an. — Erſchofſen aufgefunden wurde in der
Nähe der Holzbrücke im Diſtrikt Klingsackertanne des Pfungſtädter
Ge=
meindewaldes ein junger Mann. Die Nachforſchungen ergaben, daß es
ſich um einen 24 Jahre alten, in Darmſtadt geborenen Mann handelt, der
von Beruf Kraftwagenführer war. — Reinigung der Modau.
Der Modau=Reinigungsverband hielt dieſer Tage hier eine Sitzung ab.
Es wurde beſchloſſen, von Montag, 5. Juli, ab die Modau vom
Pfung=
ſtädter Wehr ab zu reinigen. Während der Reinigungsarbeiten wird die
Modau in den Hintergraben und den Sandbach abgeleitet.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 30. Juni. Deutſcher Liedertag.
Der auf Veranlaſſung des Deutſchen Sängerbundes auf den 29.
ds. Mts. angeſetzte allgemeine deutſche Liedertag wurde auch in
hieſiger Gemeinde gehalten. Um 11 Uhr vormittags verſammelten
ſich auf dem Platze vor dem alten Kriegerdenkmal die dem Heſſ.
Sängerbund angeſchloſſenen beiden Geſangvereine. Harmonie‟
und „Eintracht=Freundſchaft‟. Nach gemeinſamem Vortrag des
Sängergrußes ſang zunächſt die „Harmonie” die beiden Chöre:
„Wo gen Himmel Eichen ragen” von Heinrichs und. Am Rhein”
von Grimm. Anſchließend hielt Herr Bürgermeiſtereiſekretär
Steuernagel eine der Bedeutung des Tages entſprechende
An=
ſprache, in der er auf den immer weiteren Rückgang und Verfall
des Volksliedes hinwies und auch die Sänger auf ihre Pflicht
aufmerkſam machte, dieſer drohenden Gefahr rechtzeitig zu
be=
gegnen. Im weiteren gedachte er noch der Rheinlandbefreiung
mit Worten des Dankes an die Brüder und Schweſtern jenſeits
des Rheines für die dem Vaterland bewieſene Treue. In das
von ihm ausgebrachte Hoch auf das deutſche Lied und den freien
Rhein ſtimmten die Anweſenden begeiſtert ein. Die „Eintracht=
Freundſchaft” brachte alsdann die beiden Chöre: „Bleib deutſch,
du herrlich Land am Rhein” von Arnold und den eigens zu
dieſem Zwecke vom Heſſ. Sängerbund geſtifteten Chor: „Freiheit,
die ich meine” von Groos. Damit fand die erhebende Feier ihr
Ende. Es ſoll nicht unerwähnt bleiben, daß ſich dieſe
Veranſtal=
tungen alljährlich wiederholen und daß ſich damit jedenfalls die
Zahl der Zuhörer verſtärkt.
G. Ober=Ramſtadt, 30. Juni. Gemeinderatsſitzung. In
der letzten Gemeinderatsſitzung ſtand die Bürgſchaftsleiſtung für Röhr=
Auto nochmals zur Tagesordnung. Zunächſt wurden der endgültige
Ver=
tragsentwurf mit ſeinen Anlagen und zwei Schreiben der Heſſiſchen
Landesbank vom B. und 26. Juni im Wortlaut bekannt gegeben. Ein
von der ſozialdemokratiſchen Gemeinderatsfraktion vorgelegter
Vertrags=
entwurf über die Einſtellung hieſiger Arbeitskräfte in dem genannten
Betrieb wird ebenfalls im Wortlaut bekannt gegeben, eine
Beſchluß=
faſſung hierüber jedoch nach allgemeiner Ausſprache abgeſetzt. Mit 9
gegen 6 Stimmen wurde alsdann vom Gemeinderat dem Vertrag mit der
Heſſiſchen Landesbank zugeſtimmt und der Bürgermeiſter zum Vollzug
der Vertragsurkunde ermächtigt mit der Einſchränkung, daß hierzu erſt
geſchritten werden ſoll, nachdem die ſich aus dem Bürgermeiſter, dem
Beigeordneten als Stellvertreter und den Gemeinderäten Finger, Knorr,
Fornoff, Ackermann und Konrad Fiſcher 8. (letzterer als
ſtellver=
tretendes Mitglied) zuſammenſetzende Kommiſſion die notwendigen
Ueberprüfungen der Sicherheiten vorgenommen und mit der Firma ein
beſonderer Vertrag bezüglich der Arbeitereinſtellungen abgeſchloſſen iſt.
Bei Ausarbeitung des letzteren durch die vorgenannte Kommiſſion ſoll
weiter Gemeinderat Nadomicki zugezogen werden.
er. Werſau, 30. Juni. Im Auftrag der Landwirtſchaftskammer
Darmſtadt hielten die Ziegenzuchtvereine Reinheim, Groß=Bieberau,
Werſau, Brensbach und Reichelsheim in Brensbach eine größere
Ziegen=
ſchau mit Prämiierung ab. Als Preisrichter fungierten die Herren Dr.
Schreiber von der Landwirtſchaftskammer, Landwirtſchaftsrat Stracker
von dem Landwirtſchaftsamt Michelſtadt und Landwirtſchaftsrat Dr.
Sang von dem Landwirtſchaftsamt Reichelsheim. Zur Schau und
Prä=
miterung ſind viele und erſtklaſſige Tiere ausgeſtellt. Es ſeien hier
außer den Anerkennungen, dritten und zweiten Preiſen nur die erſten
genannt. Mit Ziegen von drei Jahren und aufwärts erhielten je einen
erſten Preis: Züchter Heß und Krämer, Reichelsheim. und Hildenbeutel=
Groß=Bieberau, mit zweijährigen Ziegen: Züchter Götz=Groß=Bieberau
und Weidmann=Reinheim. Mit einjährigen Ziegen: Züchter Frank und
Buchsmann, Werſau, und Götz=Groß=Bieberau, mit Ziegenlämmern:
Züchter Frank, Illert und Völker, Werſau. Mit Bocklämmern: Züchter
Frank=Werſau. Weiter folgten noch drei zweite Preiſe für Werſau.
Das Bocklamm des Peter Frank ging käuflich für den Betrag 75 Mark
an die Gemeinde Brensbach über. Die Ziegenzucht im Gerſprenztal iſt
auf, der Höhe.
Le. Groß=Umſtadt, 30. Juni. Befreiungsfeier. Geſtern
vormittag von 11—12 Uhr, fand auf Veranlaſſung der dem Deutſchen
Sängerbund angeſchloſſenen Vereine anläßlich der Befreiung des beſetzten
Gebietes eine erhebende Feier auf dem Marktplatz ſtatt. Nachdem
Männergeſangverein und Sängerluſt mehrere der Feier angepaßte
Maſſenchöre zum Vortrag gebracht hatten, hielt Studienrat Dr.
Neu=
mann eine der Bedeutung des Tages entſprechende längere Anſprache.
Er wies dabei hin auf die hiſtoriſche Entwicklung der deutſchen
Einheits=
beſtrebungen, ſchilderte die Leiden der beſetzten Gebiete während der 12
Jahre deutſcher Knechtſchaft und richtete zum Schluſſe den Appell an alle
Anweſenden; einig zu ſein in einer Zeit religiöſer, parteipolitiſcher
Spal=
tung und wirtſchaftlichen Niederganges. — Ein Erbacher Autobeſitzer
fuhr geſtern nacht die Strecke Dieburg—Groß=Umſtadt, als plötzlich die
Laternen verſagten, ſo daß er im Straßengraben landete. Das Auto
wurde dabei nur wenig beſchädigt. Dagegen erlitt ein von Lauterbach
gebürtiger Mitfahrer neben kleineren Verletzungen einen komplizierten
Armbruch. Zu Fuß mußte er ſich noch in der Nacht nach Groß=Umſtadt
in ärztliche Behandlung begeben.
r. Babenhauſen, 30. Juni. Die Einweihung des von der D.B. S.
an der Eiſenbahnſtraße neu erbauten Kaffee=Reſtaurants Grote war
mit einer hübſchen Feier verbunden, zu der eine große Anzahl geladener
Gäſte, darunter viele Damen, erſchienen war. Herr Architekt Fröhner=
Darmſtadt vom W.D,A., der die Bauleitung hatte, übergab nach kurzen
Begrüßungsworten die Schlüſſel dem Hausherrn Grote, der in warmen
Worten dem Architekten und dem Vorſtand der D.B.S. ſeinen Dank
ausſprach und die treue und korrekte Arbeit aller Handwerker pries.
Nach einem poetiſchen Willkommengruß von Frl. Grote und einer
An=
ſprache des Herrn Direktors Griebel=Darmſtadt vom Vorſtand der D.B.
S. konnten ſich die geladenen Gäſte bei einem Rundgang unter der
fach=
kundigen Führung des Herrn Baumeiſters Fröhner davon überzeugen,
daß das erſte in Babenhauſen neu erſtandene Kaffee=Reſtaurant
tatſäch=
lich ein Schmuckkäſtchen und ein Meiſterwerk deutſcher Handwerkerzunft,
wie es Herr Griebel treffend nannte iſt. Es kann mit ſeinen geſchmack=
und ſtilvoll eingerichteten Kaffee=Räumen, ſeinen ſchmucken
Fremden=
zimmern, einen Vergleich mit jedem ſtädtiſchen Kaffee aufnehmen, und
gereicht dem Baumeiſter und den Bauherren nur zur Ehre.
Al. Höchſt i. Odw., 30. Juni. Umgeſtaltung bei der
Reichspoſt. Anläßlich der Umgeſtaltung des Landpoſtdienſtes
werden in folgenden Orten am 1. Juli Poſtſtellen eingerichtet:
Kreis Dieburg: Dorndiel, Hering, Nieder=Klingen, Ober=Klingen,
Ober=Nauſes, Zipfen. Kreis Erbach: Annelsbach, Birkert,
Brei=
tenbrunn, Etzen=Geſäß, Forſtel Gumpersberg, Haſſenroth,
Hain=
grund. Hainſtadt, Hetſchbach, Hummetroth, Nieder=Kinzig, Ober=
Kinzig, Pfirſchbach, Rai=Breitenbach, Rimhorn, Sandbach, Wald=
Amorbach. Mit den Poſtſtellen ſind öffentliche Fernſprechſtellen
verbunden. Die Poſtſtellen haben die Eigenſchaft einer Poſtanſtalt
im Sinne des 8 1 des Reichspoſtgeſetzes vom 28. Oktober 1871
und einer Telegraphenanſtalt im Sinne der Telegraphenordnung
mit der Befugnis zur Annahme un dAusgabe von Poſtſendungen
aller Art und von Telegrammen, ſowie zur Vermittlung von
Ge=
ſprächen. Sie nehmen ferner Beſtellungen auf die durch die Poſt
zu beziehenden Zeitungen an und zahlen für ihren Zuſtellbereich
die Renten aus. Im Briefverkehr gelten die Ortsgebühren nur
innerhalb des eigenen Zuſtellbereichs der Poſtſtellen. Wenn
Poſt=
ſtellen mit anderen Poſtſtellen oder Poſtanſtalten in derſelben
Gemeinde liegen, gilt in ihrem gegenſeitigen Verkehr ebenfalls
die Ortsgebühr. In allen übrigen Fällen gilt die Ferngebühr.
Sämtliche Poſtſtellen werden dem Poſtamt Höchſt (Odenwald),
das als Leitpoſtamt gilt, unterſtellt und werden amtlich
be=
zeichnet mit dem Namen des Ortes, in dem ſie liegen, ſowie dem
Namen des Leitpoſtamtes mit dem Zuſatz „Land”, z. B. Sandbach
Höchſt (Odenwald) Land.
b. Erbach, 30. Juni. Abſatzſtockungen in der
Elfen=
beininduſtrie. Die Zollerhöhungen, die unter der derzeitigen
Regierung vorgenommen wurden, ſcheinen ſich für einzelne
In=
duſtriezweige des Odenwaldes äußerſt ungünſtig auszuwirken. Am
empfindlichſten wird ſcheinbar die Elfenbeininduſtrie betroffen,
bei der ſich ernſtliche Abſatzſtockungen bemerkbar machen. Die
Be=
ſchäftigung in der genannten Branche war beſonders in den
letz=
ten zwei Jahren eine äußerſt gute, vielen Erwerbsloſen aus
an=
deren Berufen konnte Verdienſt gegeben werden, und der
Ar=
beitsmarkt erfuhr eine fühlbare Entlaſtung. Allem Anſchein nach
ſcheint aber dieſe günſtige Entwicklung am Ende und eine Kriſe
zu befürchten zu ſein. Nordamerika hat als Hauptabſatzgebiet der
Erzeugniſſe der Elfenbein=Induſtrie offenbar als Antwort auf
die unter der Regierung Brüning beſchloſſene Erhöhung
verſchie=
dener Zölle ebenfalls Zollerhöhungen vorgenommen. Für die
Ar=
tikel der Elfenbeinbranche ſind die amerikaniſchen Einfuhrzölle
von 20 auf 80 Prozent geſtiegen. Es iſt ohne weiteres
verſtänd=
lich, daß dieſe beträchtliche Zollerhöhung ſehr ſchädigende
Wir=
kungen hat um ſo mehr als in Nordamerika der weitaus größte
Teil der Erzeugniſſe der Elfenbein=Induſtrie Abſatz fand. Die
Nachteile dieſer Zollpolitik machen ſich bereits ſowohl in einer
Annullierung amerikaniſcher Lieferungsaufträge als auch in
einem weſentlichen Rückgang dieſer Aufträge bemerkbar. Der
Elfenbein=Induſtrie droht eine Kriſe, die nach den Erfahrungen
der früheren Jahre zu urteilen, unter Umſtänden ſehr lange
an=
dauern kann. Die Abwendung dieſer Kriſe und ihre tief
ein=
ſchneidenden Folgen wird in der Hauptſache davon abhängig ſein,
ob es gelingt, die nachteiligen Wirkungen dieſer Zollerhöhungen
zu überwinden-
Markkhallen-Einweihung und 20jähriges Jubiläum
der Bergſträßer Obſt- und Gemüſezenkrale
Zwingenberg A. d. B.
Zwingenberg, 30. Juni.
Ci. Bei ſonnigem Wetter und großer Beteiligung der Bevölkerung
aus nah und fern wunde geſtern die neuerbaute Großmarkthalle
einge=
weiht. Zunächſt wurde vor der Halle in einer feierlichen Handlung durch
die Bauleitung, vertreten durch Herrn Oberbaurat Koch=Darmſtadt,
der Schlüſſel an den Direktor der Genoſſenſchaft, Herrn Mahr,
über=
geben und die Feſtgäſte zum Betreten der Halle eingeladen. Dieſe ſelbſt
war geſchmackvoll mit Blumen und friſchem Grün geſchmückt und war
bald trotz ihrer weiten Ausmaße dicht gefüllt. Herr Mahr begrüßte
hierauf insbeſondere die Vertreter der Regierung, der Verwaltung, des
Parlaments und der Berufsorganiſationen, und ſchilderte den
Werde=
gang der Genoſſenſchaft. Im Jahre 1909 wurde auf Betreiben des
Handelsgärtners Jakob Kalb der Obſtverwertungsverein gegründet im
Jahre 1911 bereits ein Umſatz von 100 000 Mark erzielt und der Wert
der Erzeugniſſe bedeutend gehoben. 1912 konnte eine eigene Halle erſtellt
werden. Mit dem verbeſſerten Abſatz entwickelte ſich auch ein
ſyſtema=
tiſcher Anbau von wertvollen Frühobſtſorten. Durch kluge, ſparſame
Führung erwarb ſich der Verein nach und nach ein Vermögen von etwa
60 000 Mark und konnte ſo, unterſtützt von der Regierung, 1929 an den
Bau einer modernen Großmarkthalle mit Verſteigerungsanlage denken.
Der Bau wurde in etwa 34 Jahren erſtellt und iſt geräumig genug, um
auf lange Zeit allen Anforderungen gewachſen zu ſein. Herr Mahr
for=
derte alle Beteiligten auf, nun dafür zu ſorgen, daß das Werk auch
ſei=
nem Zweck dienen kann. Das kaufende Publikum möge dem Landwirt
ſeinen Konkurrenzkampf mit dem Ausland erleichtern, indem es
deut=
ſches Obſt eſſe. Die Regierung möge weiterhin ihre Hand
wohl=
wollend über dem begonnenen Werk halten. Die Obſthändler ſollten
bedenken, daß wir einer gemeinſamen Sache dienen. Und dem Landwirt
rief der Redner zu: „Haſt du einen Raum, ſo pflanze einen Baum und
pflege ſein, er bringt dirs ein.”
Herr Miniſterialdirektor Dr. Rößler vom Arbeits= und
Wirt=
ſchaftsminiſterium lobte die vorzügliche Arbeit und den echten
genoſſen=
ſchaftlichen Geiſt, der in Zwingenberg wehe. Er verſprach, daß die
Re=
gierung auch in Zukunft ein wohlwollendes Auge auf dieſes Werk richten
werde und wünſchte der Genoſſenſchaft auch fernerhin, daß ihr die
rüh=
rigen Männer in Vorſtand und Aufſichtsrat erhalten bleiben mögen.
Für das Miniſterium des Innern, für die Kreisverwaltung und für den
Kreis=Gartenbauverband übermittelte Herr Kreisdirektor Dr.
Rein=
hardt Grüße und Wünſche. Herr Bürgermeiſter Gerhard begrüßte
die Gäſte im Namen der Stadt Zwingenberg. Herr Direktor Seeger
vom Landwirtſchaftsamt Darmſtadt mahnte zur Einigkeit. Herr
Bürger=
meiſter Dr. Angermeier aus Bensheim brachte die Glückwünſche der
Bergſträßer Gemeinden und des Verkehrsausſchuſſes. Seine Worte faßte
er zuſammen in einem Gelöbnis zu unſerem Vaterland, worauf die
vie=
len Hunderte. Deutſchland über alles” ſangen. Die Weiherede hielt
Herr Pfarrer Kempf. Er gedachte vor allem zweier Männer, die
uneigennützig das heutige Werk begannen und organiſierten: des Herrn
Handelsgärtners Jakob Kalb und des Herrn Oberregierungsrats Knab.
Beſonders verdient gemacht beim Bau der neuen Halle haben ſich die
Herren Mahr und Schloſſermeiſter Chriſtian Gerhard. Der Feſtredner
ließ ſeine Mahnungen ausklingen in die Worte: „Wir wollen ſein ein
einig Volk von Brüdern‟. Nachdem noch die Herren Dr. Strub für
die Genoſſenſchaften, Landesobſtbauinſpektor Pfeiffer für die
Land=
wirtſchaftskammer und Oberbaurat Koch für die Bauleitung geſprochen
hatten, ſchloß ſich ein Nundgang der Feſtgäſte durch die Räume der Halle
an. Die Gäſte wurden mit Erzeugniſſen des Zwingenberger Obſt= und
Weinbaues bewirtet und durch gute Darbietungen der Kavelle Rein und
des Arbeitergeſangvereins Frohſinn unterhalten. Am Abend ſchloß ſich
an die Feier ein Tanz in der Halle ein.
er, Brensbach, 30. Juni Anläßlich der Befreiuungsfeier des
be=
ſetzten Gebietes finden am Dienstag, den 1. Juli, durch die hieſigen
Schulen am Eberhardsbrunnen Volksſpiele und Geſangsvorträge der
ver=
ſchiedenen Klaſſen ſtatt, wozu Intereſſenten und Gönner aufmerkſam
ge=
macht werden. — Die Heuernte iſt hier beendet und als ſehr gut zu
be=
zeichnen, desgleichen hat der zweite Schnitt aller Gras= und Kleearten
einen guten wüchſigen Anſatz. Auf Grund deſſen vergrößerten
verſchie=
dene Landwirte ihren Viehbeſtand durch Ankauf von Einſtellvieh. Die
Getreideernte wird infolge der ſchweren Gewitter der letzten Wochen
im Körnerertrag nicht ſo ausſichtsvoll werden als man dachte. Die zum
größten Teil gelagerte Frucht weiſt nur kleine, dünne Aehren auf.
Die Erdbeeren, Johannisbeeren und Kirſchen liefern einen ſehr guten
Ertrag, der den der Normaljahre um die Hälfte überſteigt. Der Bebang
der Kernobſtgewächſe iſt hingegen als ſchlecht zu bezeichnen, viele
Obſt=
bäume führen Naupenneſter und Ungeziefer mit ſich. Die Kartoffel=
und Nübenfelder, ſehen außer den durch die ſchweren Unwetter
ver=
ſchlammten Anbauflächen recht erfolgreich aus.
m.Beerfelden, 30. Juni. Ein wohlgelungenes Ständchen brachte
der Männergeſangverein „Sängerkranz” ſeinem 1. Vorſitzenden, Herrn
Bürgermeiſter Löb dar anläßlich ſeiner am vorigen Sonntag erfolgten
Wiederwahl; es beſtand in mehreren ſchön vorgetragenen Chören und
den üblichen Anſprachen.
Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930
Seite 21
m. Beerfelden, 30. Juni. Dreißig Jahre im Dienſt
der „grünen Farbe” an demſelben Forſtamt. Etwas
abſeits von der breiten Oeffentlichkeit ſehen wir hier eine Feier,
die darum doch nicht ſo ſtill übergangen werden ſoll; es jährte ſich,
daß Herr Oberforſtmeiſter Kammer 30 Jahre dem hieſigen
Forſtamt angehort. Nicht nur aus allen Teilen unſeres
Heſſen=
landes, auch aus den benachbarten Gebieten hatten ſich Herren
vom Forſtfach zu dieſer bedeutſamen Tagung eingefunden.
Ge=
nannt ſeien der Chef der Heſſiſchen Forſtverwaltung, Herr
Lan=
desforſtmeiſter Heſſe=Darmſtadt, der Leiter des Forſtinſtituts der
Landesuniverſität Gießen, Herr Profeſſor Dr. Borgmann, Herr
Oberbergrat Dr. Schottler von der geologiſchen Landesanſtalt,
außerdem mehrere Herren von der Forſtabteilung im
Miniſte=
rium. — Der Montag brachte eine Beſichtigung des hieſigen
Ge=
meindewaldes, daran ſchloß ſich die Einkehr im „Schwanen” an.
Einem äußerſt intereſſanten Vortrag des Herrn Oberforſtmeiſter
Kammer über ſeine dreißigjährige Wirkſamkeit am hieſigen
Forſt=
amt und im Forſt folgten Anſprachen der Herren
Landesforſt=
meiſter Heſſe, Forſtmeiſter Profeſſor Dr. Schenk=Lindenfels,
Pro=
feſſor Dr. Borgmann. Es kam zum Ausdruck der Dank der
Forſt=
behörde für die äußerſt erfolgreiche Tätigkeit Herrn Kammers,
die Anerkennung für deſſen Tüchtigkeit und Sachkenntnis; man
ließ Gerechtigkeit und Anerkennung wiederfahren ſeinen
Eigen=
ſchaften als Menſch und ſeiner bei aller Beſtimmtheit und
Dienſt=
befliſſenheit doch menſchlich=gütigen Behandlung der
Untergebe=
nen, auch dem Weidman galt das Lob. — Am Dienstag ſchloß ſich
ein Gang durch die Airlenbacher und Falkengeſäßer Waldungen
an, die erfolgte Abkühlung erhöhte den Reiz dieſer Wanderung.
Einen Halt gab es am Falkengeſäßer Pflanzgartenhäuschen.
Während in den belehrenden Reden vorher der Hauptgegenſtand
die Flora unſerer Umgebung bildete, galt der Vortrag von Herrn
Oberbergrat Schottler der Geologie, auch dieſe Ausführungen
waren höchſt ſpannend und lehrreich. Die ſich anſchließende
län=
gere Raſt mit Mittagstiſch ſah die Herren im Gaſthaus „Zum
Bären”. Auch hier wurden wieder eine Anzahl Reden gewechſelt,
in deren Mittelpunkt Herr Oberforſtmeiſter Kammer ſtand. Dieſe
Tagung und Feier nahm in allen ihren Teilen einen ſehr ſchönen
Verlauf und wird allen Beteiligten in angenehmſter Erinnerung
bleiben.
d. Nimbach, 30. Juni. Gemeinderatsſitzung. Hier fand
eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt. Der Voranſchlag der Höheren
Bürgerſchule Rimbach für Ri. 1931/32 wurde, nachdem er von dem
Kura=
torium durchberaten war, gegen die Stimmen der Linken in Einnahme
und Ausgabe genehmigt. Das Heſſ. Hochbauamt in Bensheim hatte
für die Vergebung der notwendigen Reparaturarbeiten an dem hieſigen
Volksſchulhauſe eine Submiſſion anberaumt. In der letzten Sitzung
wurden die Arbeiten den Wenigſtnehmenden übertragen. Die
endgül=
tigen Steuerausſchlagſätze für Rf. 1929 und die vorläufigen
Steueraus=
ſchlagſätze für Rj. 1930 wurden genehmigt. Bei dem Konzeſſionsgeſuch
des G. J. G. 4. wurde die Bedürfnisfrage befürwortet. Jedem
Schul=
kinde ſoll bei der Jugendfeier, verbunden mit der
Rheinlandräumungs=
feier am 1. Juli 1930, eine Brezel ausgehändigt werden. Die Koſten
werden auf die Gemeindekaſſe übernommen. Eine nicht öffentliche
Sitzung ſchloß ſich an.
Ag. Lindenfels, 30. Juni. Kein Milchmangel mehr.
Es wird uns geſchrieben: In der Kurzeit kam es zuweilen vor,
daß Milchmangel eintrat oder auch größere Quantitäten infolge
der Hitze unbrauchbar geworden ſind. Dieſem Mangel haben die
Landwirte Knöll in Winterkaſten abgeholfen. Die
Milchgewin=
nung wird nunmehr dort aus modernen Stallungen nur noch
tief=
gekühlt in Flaſchen oder Kannen nach Lindenfels in den Handel
gebracht. Fur die Qualität dieſer Milch wird jede Garantie
über=
nommen. Die Stallungen ſowie die geſamten nach modernſten
hygieniſchen Erfahrungen und Erforderniſſen eingrichteten
Milch=
räume ſtehen unter ſtändiger amtstierärztlicher Kontrolle.
Men=
ſchenhände haben mit der gewonnenen Milch nichts mehr zu tun.
Die Milch, die durch eine Alfa=Viola=Melkmaſchine elektriſch und
hygieniſch einwandfrei gemolken wird, kommt direkt aus der
Tiefkühlanlage in den Handel. Die Milch wird bis auf den
Ge=
frierpunkt gebracht, was für die Haltbarkeit und Reinheit der
Milch von weſentlicher Bedeutung iſt. Hier in unſerem Kurort
wird die neuzeitliche Einrichtung ſehr begrüßt und dem modernen
Landwirt ſein tägliches Milchquantum reſtlos abgenommen
werden.
— Hirſchhorn, 30. Juni. Waſſerſtand des Neckars am
29. Juni: 0,93 Meter; am 30. Juni: 0,84 Meter. (Morgens 5.30 Uhr.)
Ca. Lorſch, 30. Juni. Kundgebung. Bekanntlich hatte der
Deutſche Sängerbund den Sonntag zum allgemeinen Liedertag beſtimmt
und angeordnet, daß ſich von 11—12 Uhr in allen deutſchen Gauen die
Sänger zuſammenfinden mögen, um dem deutſchen Liede zu huldigen.
Aus dieſem Anlaß gab auch geſtern morgen um die genannte Zeit der
Geſangverein „Liederkranz” auf dem Marktplatz eine kleine Kundgebung,
verbunden mit Geſang, kurzer Anſprache und Muſik. — Sport. Einen
Lokalkampf lieferten ſich vorgeſtern abend der Sportklub Olympia Lorſch
mit ſeiner Ligamannſchaft gegen die 1. Mannſchaft der D.J.K. Trotz
großer Ueberlegenheit konnte Olympia nur ein mageres 1:0 erzielen.
Der reichlich eingeſtellte Erſatz konnte ſich gegen die komplett ſpielenden
D. J. K.ler nicht recht durchſetzen.
— Gernsheim, 30. Juni. Waſſerſtand des Rheins am
29. Juni: 1,21 Meter; am 30. Juni: 1,18 Meter. (Morgens 5.30 Uhr.)
— Biebesheim a. Rh. b. Gernsheim, 30. Juni. Lebensretter.
Ein des Schwimmens unkundiger junger Mann aus Pfungſtadt geriet
an eine gefährliche Stelle des Rheinſtromes und rief um Hilfe. Herr
Heinrich Hartmann, hier, Müllerſtr. 5, ſprang kurz entſchloſſen in die
Flut und rettete den jungen Mann vom ſicheren Tode des Ertrinkens.
Ck. Groß=Gerau, 30. Juni. Das Jahn=Denkmal. Am
Sams=
tag traf der 170 Zentner ſchwere Odenwaldfindling hier ein, der zum
Jahn=Denkmal verwendet werden ſoll. Der Transport und die
Aufſtel=
lung des an 2 Meter hohen Rieſenſteines geſtaltete ſich recht ſchwierig,
verlief aber ohne Zwiſchenfall. Am Samstag abend ſtand der Stein
glücklich auf ſeinem Sockel. Eine große Menſchenmenge bewunderte
den Rieſen. Die Platzfrage iſt recht glücklich gelöſt worden, das Denkmal
wird an dieſer Stelle weſentlich zur Verſchönerung des Stadtbildes
bei=
tragen. — Die Bierſteuer. Die am 1. Juli d. J. zur Einführung
gelangende Gemeindebierſteuer in Groß=Gerau wurde bis auf weiteres
mit 2 Mark für das Hektoliter Bier feſtgeſetzt.
Rheinheſſen.
Ah. Bingen a. Rh., 30. Juni. Aufrufe gegen die
Sepa=
ratiſten. Nachts wurden an verſchiedenen Stellen der Stadt
fol=
gende Plakate aufgehängt: „Bürger von Bingen! Denkt an den
Be=
freiungstagen auch an die Separatiſten. — Nicht an harmloſe Mitläufer,
ſondern an die ſtillen Führer und Drahtzieher.”
Oberheſſen.
h. Bad=Nauheim, 30. Juni. Anläßlich des 25jährigen Beſtehens
des hieſigen Jsraelitiſchen Frauenheims fand eine ſtark
be=
ſuchte akademiſche Feier ſtatt. Provinzialrabbiner Dr. Hirſchfeld=Gießem
und der Vorſitzende der isrgelitiſchen Gemeinde hielten Anſprachen.
h. Gießen, 30. Juni. 25. Jubelfeſt des Verbands
ober=
heſſiſcher Poſaunenchöre. Die kirchlichen Poſaunenchöre
Oberheſſens trafen geſtern in ſtattlicher Zahl hier zum 25. Jubiläum ein,
an den Maſſenchören nahmen unter Leitung von Bundeschormeiſter
Boller=Langgöns 200 Bläſer teil.
h. Gießen, 30. Juni. Heſſiſche Landestagung des
Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten. Der 4. Gautag
für den Volksſtaat Heſſen des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten und
=Hinterbliebenen tagte vorgeſtern und geſtern unter ſehr ſtarker
Beteili=
gung aus den drei Provinzen. Zu den Verhandlungen, die im
Gewerk=
ſchaftshaus begannen und auf der Liebigshöhe fortgeſetzt wurden, hatten
ſich als Vertreter eingefunden: Staatsrat Karcher für das Miniſterium
für Arbeit und Wirtſchaft, Dr. Heßler=Darmſtadt für die Heſſiſche
Für=
ſorgeſtelle der Kriegsbeſchädigten, Präſident Krug von Nidda für das
Oberverſicherungsamt Heſſen, Regierungsrat Piske=Gießen für die
Ver=
ſorgungsämter Darmſtadt, Mainz und Gießen, die Landtagsabgeordneten
Oberregierungsrat Ritzel=Gießen und Frau Noll=Gießen u. a. m.
Er=
öffnet wurde die Tagung durch einen Liedervortrag der Chorſchule und
die Begrüßungsrede des Gauvorſitzenden Seibert=Darmſtadt, der neben
obigen Vertretern beſonders die Vertreterin des Bundesvorſtandes, Frau
Harnoß=Berlin, willkommen hieß. Er gedachte ferner der Gefallenen des
Weltkrieges. Namens des Reichsbundes ſprach Frau Harnoß=Berlin und
im Auftrag der Ortsgruppe Gießen M. Walldorf. Gauleiter Alfred
Tauer=Darmſtadt erſtattete den Geſchäftsbericht. Gaurechner Heinrich
Deußer aus Langen erſtattete den Rechnungsbericht. „Ueber die ſoziale
Lage und das Weſen der Kriegsfürſorge” ſprach in der Sonntagsſitzung
die Vertreterin des Bundesvorſtand, Frau Martha Harnoß aus Berlin.
Hierauf wurde eine Entſchließung gefaßt, die entſchieden gegen den
Ab=
bauplan formaler und materieller Leiſtungen, Zeitbeſtimmungen uſw.,
Einſpruch erhebt. Als Tagungsort für 1931 hatte ſich Bensheim
ge=
meldet; die Vorſtandswahl ergab die Wiederwahl der ſeitherigen Herren
unter Leitung von Konrad Seibert=Darmſtadt als erſten Vorſitzenden.
Verbunden mit der Tagung war ein Begrüßungsabend im Kaffee Leib
zu Ehren der Delegierten und Gäſte.
— Schotten, 30. Juni. Der älteſte Polizeidiener
Heſ=
ſens. Auf eine 50jährige ununterbrochene Amtstätigkeit kann in dieſen
Tagen der Polizeidiener der Kreisgemeinde Glashütten, Heinrich Ott,
zurückblicken. Ott, Veteran von 1870/71, iſt der älteſte im Dienſt
be=
findliche Polizeidiener Heſſens und Aelteſter ſeiner Heimatgemeinde.
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Dienstag, den 1. Juli 1930
Nummer 180
Eroberung der „feſten” Stadt Swinemünde durch die tapferen Pankgrafen.
Alljährlich unternehmen einer hiſtoriſchen Tradition zufolge die Berliner Pankgrafen einen
Kriegs=
zug. Diesmal wurde die Stadt Swinemünde im Sturm genommen, worauf ſich Sieger und Beſiegte
zu einem fröhlichen Siegesmahl vereinigten.
Japaniſcher Prinzenbeſuch in London.
Prinz Takamatſu und ſeine Gemahlin werden von den Söhnen des Königs von England
zum Buckingham=Palaſt begleitet.
In London iſt der Bruder des Kaiſers von Japan, Prinz Takamatſu, mit ſeiner Gemahlin
ein=
getroffen und vom engliſchen Königshaus mit großen Ehrungen empfangen worden.
25 Jahre Reichswaiſenheim am Rhein.
Am 10. Juli ſind 25 Jahre verfloſſen,
ſeit=
dem das 5. Deutſche Reichswaiſenheim in
Nie=
derbreiſig a. Rh. feierlich eröffnet wurde, um
fortan, 50 deutſchen Waiſen, Halbwaiſen und
ſonſt verlaſſenen Kindern ohne Unterſchied des
Glaubens und aus allen deutſchen Gauen eine
neue Heimat und Erſatz für das verlorene
Elternhaus zu bieten. 329 Kindern beiderlei
Geſchlechts iſt das Heim im erſten
Vierteljahr=
hundert ſeines Beſtehens ein treuer Behüter vor
allen Gefahren geweſen und hat dadurch
un=
ſerem Volke unſchätzbare Dienſte erwieſen, denn:
„Wer, ein Kind rettet vom Verderben, der
rettet ein Geſchlecht”, ſagte Peſtalozzi! Das
herr=
liche Haus mit ſeinen bedeutenden
Liegenſchaf=
ten iſt Eigentum des Reichsverbands für
Wai=
ſenfürſorge (Deutſche Reichsfechtſchule), dem es
von ſeinem Verband Rheinland als Jubelgabe
zu ſeinem 25jährigen Beſtehen zum Geſchenk
ge=
macht wurde. Die vorbildliche Opferwilligkeit
der rheiniſchen Bevölkerung hatte die Mittel
zum Bau allein aufgebracht.
Das Eiſenbahnunglück bei Buir vor Gericht.
Köln. Am Montag vormittag begann vor
dem Erſten Schöffengericht in Köln der Prozeß
wegen des Eiſenbahnunglücks bei Buir im
Au=
guſt 1929 gegen den Lokomotivführer Nordhaus
aus Hamm und den Fahrdienſtleiter Fiſcher aus
Düren. Den Angeklagten wird zur Laſt gelegt,
das Eiſenbahnunglück von Buir durch
Vernach=
läſſigung der Dienſtvorſchriften und durch
Fahr=
läſſigkeit verſchuldet zu haben. Bekanntlich
fan=
den bei dem Unglück 16 Perſonen den Tod,
wäh=
rend 56 Perſonen verletzt wurden.
Lokomotiv=
führer Nordhaus ſelbſt hat bei dem Unglück den
rechten Arm verloren. Wegen der zahlreichen
Zeugen, des Andrangs von Zuhörern und
Preſſe=
vertretern findet die Verhandlung im
Schwurge=
richtsſaale ſtatt. Etwa 35 Zeugen und
Sachver=
ſtändige wurden aufgerufen. Am Dienstag
nach=
mittag ſoll in Düren und Buir ein Lokaltermin
ſtattfinden. Bei dieſer Fahrt ſoll die gleiche
Ma=
ſchine Verwendung finden, die damals den
Un=
glückszug gezogen hat.
Ein Ausflüglerzug verunglückt.
Berlin. Am Sonntag nachmittag ſprangen
nach einer Meldung Berliner Blätter aus Wien
in der Nähe des Bahnhofs Simmering von einem
mit Ausflüglern beſetzten Zug drei Wagen aus
den Schienen. Neun Reiſende wurden zum Teil
ſchwer verletzt.
Der neue Präſidenk des Deukſchen
Evangeliſchen Kirchenkags.
Graf Woldemar Vitzthum von Eckſtaedt
wurde auf dem Deutſchen Evangeliſchen
Kirchen=
tag in Nürnberg einſtimmig zum Präſidenten
gewählt.
Der „Zug des Todes”.
Raab. Der Wien-Budapeſter Schnellzug hat
auf der Strecke Raab—Budapeſt an verſchiedenen
Orten drei Perſonen totgefahren, während eine
vierte lebensgefährlich verletzt wurde. Im
Bahn=
hof Szöny überfuhr der Schnellzug den
zwei=
jährigen Sohn eines Streckenwärters. Das Kind
war ſofort tot. Die Mutter, die ihr Kind vor
dem heranbrauſenden Schnellzug retten wollte,
wurde gleichfalls vom Zuge erfaßt und
lebensge=
fährlich verletzt. Kurz darauf ſtürzte ſich auf
einer anderen Station ein 71jähriger Taglöhner
in ſelbſtmörderiſcher Abſicht vor den Schnellzug
und wurde getötet. In Tſtatowaros ſchließlich
wurde ein 15jähriger Schüler, deſſen Name noch
nicht feſtgeſtellt werden konnte, vom Schnellzug
überfahren und getötet.
Rätſelhafte Mordtat.
Berlin. In der Nacht zum Sonntag wurde
in der Türniſche eines Ladens in der
Mann=
ſteinſtraße der 29jährige Schloſſer Arthur Kniſtel
ſchwer verletzt aufgefunden. Kniſtel verſtarb noch
auf dem Transport ins Krankenhaus. Die
Poli=
zei ſtellte feſt, daß er erſtochen wurde. Kniſtel,
der ein ſehr arbeitſamer Menſch war, hatte am
Samstag gegen ſeine Gewohnheit einen Bummel
gemacht und erſchien gegen 1 Uhr nachts in einer
Gaſtwirtſchaft in der Nähe der Mordſtelle. Als
man ihn 1½ Stunden ſpäter auffand, hatte er
von der einen Mark, die er ſich beim Weggehen
vom Wirt geborgt hatte, noch 30 Pfg. bei ſich, ſo
daß die Polizei annimmt, daß er noch in einem
anderen Lokal war. Die Unterſuchung, iſt im
Gange.
Eine Ehetragödie.
Honnef. In einem zwiſchen Honnef und
Rhöndorf in der Nähe des Rheins ſtehenden
Hauſe wurde nach gewaltſamer Oeffnung der
Haustür das Arbeiterehepaar Kraus im Blute
liegend aufgefunden. Der Frau war vermutlich
mit einem in der Nähe liegenden Bügeleiſen die
Schädeldecke zertrümmert worden. Sie war
be=
reits tot. Der Mann wies ſchwere Verletzungen
auf und ſtarb, ohne das Bewußtſein wieder
er=
langt zu haben, auf dem Transport zum
Kran=
kenhaus. Man vermutet, daß die Eheleute in
Streit geraten ſind und ſich gegenſeitig die
töd=
lichen Wunden beigebracht haben.
Schwerer Unfall bei einer Hochzeitsfeier.
Stargard (Mecklenburg). Bei einer hier
abgehaltenen Hochzeitsfeier des Zimmerers
Gruhn ereignete ſich ein folgenſchwerer
Unglücks=
fall. Der Bruder Gruhns hatte mit einem
Kohlenſäureapparat zu viel Kohlenſäure in ein
Bierfaß geleitet, ſo daß das überladene Faß
plötz=
lich explodierte. Dem Gruhn wurde das Geſicht
zerſchmettert. Im Neuſtrelitzer Krankenhaus
er=
lag er noch in der Nacht ſeinen Verletzungen.
Neuer Rekord eines deutſchen Segelfliegers
in England.
London. Der 22jährige deutſche
Segel=
flieger Magerſuppe ſtellte in Folkeſtone mit
einem Segelflug von drei Stunden und 15
Mi=
nuten einen neuen Rekord für Großbritannien
auf. Der Segelflugſport findet in der engliſchen
Oeffentlichkeit ſtark zunehmendes Intereſſe.
Ueberraſchendes Ergebnis in der
Lübecker Geheimunkerſuchung.
Berlin. Wie die „B. Z.” meldet, iſt in
Eröffnung der gerichtlichen Vorunterſuchung in
Lübeck gegen den Obermedizinalrat Altſtädt,
Prof. Deycker, deſſen Laboratoriumsſchweſter und
den Leiter des Kinderhoſpitals wegen
dringen=
den Tatverdachts der fahrläſſigen Tötung
er=
folgt. In den Geheimſitzungen des
Bürgeraus=
ſchuſſes iſt nunmehr überraſchender Weiſe eine
furchtbare Tatſache bekannt geworden. Danach iſt
am 25. April zum letzten Male
Fütterungsmate=
rial für die Kinder an die Hebammen und Aerzte
ausgegeben worden, das für drei Fütterungen
reichte, die in Zwiſchenzeiten von je drei Tagen,
am 25. April, 28. April und am 1. Mai
ſtatt=
fanden. Bereits am 26. April wurde durch die
Obduktion eines der geſtorbenen Kinder
feſtge=
ſtellt, daß die Todesurſache auf das Calmette=
Serum zurückzuführen war. Sofort wurde die
Fütterung im Krankenhauſe ſelbſt eingeſtellt.
Man hatte es aber unterlaſſen, auch außerhalb
des Krankenhauſes die Fütterung mit dem
Cal=
mette=Präparat zu ſtoppen, die am 28. April und
am 1. Mai ſtattfinden ſollte. In dieſer
Unter=
aſſung wird eine furchtbare Fahrläſſigkeit der
betreffenden Aerzte geſehen, die jedoch zu ihrer
Verteidigung geltend machen, ſie hätten dieſe
Fütterung außerhalb des Krankenhauſes nicht
eingeſtellt, um keine Unruhe in der Bevölkerung
zu ſtiften.
Senſakioneller Ballonaufſtieg in
Augsburg.
Die Aluminiumkugel, die von einem Ballon
15 000 Meter hoch getragen werden ſoll.
In den nächſten Tagen ſoll bei Augsburg ein
ſenſationeller Ballonaufſtieg verſucht werden. Der
belgiſche Profeſſor Piccard und ein Begleiter
wollen die noch nie erreichte Höhe von 15 000
Metern gewinnen. Der Ballon wird von einem
beſonderen Gas ſehr ſchnell in die Höhe
getrie=
ben. Anſt lle des Tragkorbs iſt an dem Ballon
eine Aluminiumkugel von 2,10 Metern
Durch=
meſſer befeſtigt, in der Profeſſor Piccard und
ſein Begleiter Platz nehmen werden.
Gedenkmünzen für die Pfalz= und Rheinlan
lung.
Der Befreiungstaler,
der in dieſen Tagen von der Reichsregierung zum Gedenken an die Räumung des Rheinlandes und
„der Pfalz herausgebracht wird.
Denkmünze der Vaterländiſchen Verbände,
die vom Bayeriſchen Hauptfinanzamt aus Feinſilber in Größe eines Fünfmarkſtücks geprägt wird.
Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930
Seite 23
Verſehenklich ein Schloß geerbl.
(k) London. Ein Wörtlein hatte Major
William Sackville Gwynne Morris in ſeinem
Teſtament ausgelaſſen. Und durch dieſes eine
Wörtlein machte er nach ſeigem Tode eine
ein=
fache Frau furchtbar ſtolz und froh — und
ent=
täuſchte ſie bald nachher in der ſchlimmſten Weiſe.
Und alles nur wegen eines fehlenden Wortes.
Der Major ſtarb im Januar auf der Jagd. Er
war ein reicher Mann und beſaß ein prachtvolles
Schloß. Caſtell Pygyn bei Abergwili. Als man
nach ſeinem Tode das Teſtament öffnete, las
man zum allgemeinen Staunen, die folgenden
Worte: „Und ſo vermache ich denn das Haus
nebſt einer Rente von 900 Pfund der Witwe
meines Kammerdieners Collier. Dabei wußte
man ſeit Jahren, daß das Schloß ſeiner Kuſine
zufallen ſollte, nebſt allem, was dazu gehört.
So kam es denn, daß man ſich zu einer
Nach=
prüfung des Teſtamentes an Hand anderer
Un=
terlagen entſchloß. Daraus ergab ſich dann, daß
der Major das Wörtchen „Diener”, vergeſſen
hatte vor dem Worte „Haus‟. Dieſes
Diener=
haus, das er für Collier vor vielen Jahren hatte
bauen laſſen, ſollte der Witwe zur Nutznießung
zuſtehen, ſolange ſie Witwe ſei. Nach ſchwierigen
Verhandlungen gelang es den wirklichen Erben,
das Schloß für ſich zu erringen. Nach der großen
Freude kam für die Witwe die Enttäuſchung, und
nach der Enttäuſchung die Reſignation. — Es
geſchieht ſchließlich nicht alle Tage, daß man aus
Verſehen ein Schloß erbt.
Köhl=Fitzmaurice planen einen neuen
Atlantikflug.
NewYork. Der iriſche Flieger Fitzmaurice,
der zuſammen mit Köhl und dem verſtorbenen
900jähriges Jubiläum des Doms zu Speyer.
Freiherrn v. Hünefeld die erſte Oſt=
Weſtüber=
querung des Atlantiſchen Ozeans vornahm, gab
bekannt, daß er in einigen Wochen mit einem
einmotorigen Flugzeug erneut das Abenteuer
Der Dom zu Speyer.
Am 6. Juli beginnen in Speyer die großen kirchlichen Feiern anläßlich des 900jährigen Jubiläums des berühmten Speyerer Doms. Biſchof Dr. Kilian
wird ſelbſt die Weihe des Doms und der Diözeſe vornehmen.
wagen werde. Hauptmann Köhl werde auch dies=
mal wieder die Führung des Flugzeuges
über=
nehmen.
Neuer Weltrekord im Dauerflug.
Chicago. Die Gebrüder Hunter haben den
Weltrekord im Dauerfluge mit
Brennſtoffüber=
nahme während des Fluges gebrochen. Am
Mon=
tag früh um 5,01 Uhr (zentrale Standardzeit)
befanden ſie ſich bereits 421 Stunden 21 Minuten
in der Luft; ſie hoffen, ſich bis zur Erreichung
der 500. Stunde in der Luft halten zu können.
New York-Bermudas und zurück im Flugzeug.
NewYork. Der amerikaniſche Flieger
Wil=
liams, der zu einem Fluge New York—Bermudas
und zurück am Sonntag morgen aufgeſtiegen iſt,
hat um 18 Uhr 40 die Stadt Hamilton auf den
Bermudas überflogen. Er zog mehrere Kreiſe
über Stadt und verſchwand dann wieder in
Richtung New York, ohne zu landen.
Eine Perlenausſtellung in London.
In London wird demnächſt eine recht
unge=
wöhnliche Ausſtellung ſtattfinden: Eine
Aus=
ſtellung der ſchönſten und wertvollſten Perlen
in der Welt. Ueber den Zweck und die
Bedeu=
tung der Ausſtellung wird ſtrengſtes
Still=
ſchweigen von den Veranſtaltern bewahrt.
So=
viel iſt aber bereits bekannt geworden, daß nur
200 Perſonen zum Beſuche der Ausſtellung
ein=
geladen werden. Dieſe 200 glücklichen Beſucher
der Ausſtellung ſetzen ſich aus den reichſten
Per=
ſonen der Welt zuſammen. Auf der Ausſtellung
ſollen Perlen aller Art, aller möglichen
Far=
ben und Schattierungen, darunter ſchwarze und
milchweiße, zur Schau geſtellt werden. Ein
herrliches Perlenhalsband, deſſen Wert ſich auf
85 000 Pfund, alſo 1.7 Millionen Mark,
bezif=
fern ſoll, wird gleichfalls zu ſehen ſein. Wie
es heißt, iſt bereits ein Reflektant in der
Per=
ſon eines argentiniſchen Millionärs für dieſes
koſtbare Halsband vorhanden. Dieſes wunder=
volle Halsband beſteht aus 42 reinſten Perlen,
von denen jede etwa 2000 Pfund koſtet. Um
gegen uneingeladene Gäſte und Perlenliebhaber
von Beruf geſchützt zu ſein, iſt die Ausſtellung
zu einer phantaſtiſchen Prämie verſichert
wor=
den.
Exploſion auf Graf Lucknes Viermaſter
„Mopelia”.
New York. Graf, Luckners Viermaſter
„Mopelia”, der am Dienstag mit 46 Schülern,
die Söhne der beſten Geſellſchaft New Yorks ſind,
zu einer Kreuzfahrt nach den Bermuda=Inſeln
und nach Oſt= und Weſtindien ſtarten ſollte,
er=
plodierte am Montag ein größer Spiritusofen,
als die Schüler den Morgenkaffee zubereiten
wollten. Mit Hilfe von Feuerlöſchbooten konnte
das raſch um ſich greifende Feuer niedergekämpft
werden. Der Schaden wird auf 500 Dollar
ge=
ſchätzt. Graf Luckner gedenkt trotzdem, am
Diens=
tag zu ſtarten.
Tragödie bei einer Pfändung.
Bukareſt. Bei einer gerichtlichen
Pfän=
dung in einem Sägewerk im Walde Carnatu in
der Nähe von Satulung ſpielte ſich eine
erſchüt=
ternde Tragödie ab. Die Gattin des
Sägewerk=
beſitzers wollte die Pfändung verhindern und
übergoß den Gerichtsvollzieher und einen
Rechts=
anwalt mit Vitriol. Beide murden ſchwer
ver=
letzt. Während dieſer Szene erſchien der
Säge=
werksbeſitzer, der, von einem plötzlichen
Wutan=
fall ergriffen, den Rechtsanwalt niederſchoß und
dann in einem Lauf kilometerweit bis zur
näch=
ſten Eiſenbahnſtation raſte, wo er erſchöpft in
einem Eiſenbahnabteil zuſammenbrach. Er wurde
von der Polizei verhaftet.
Ein Frachtdampfer in Seenot.
London. Der Fordfrachtdampfer „
Anon=
daya” mit einer Ladung Automobilen treibt,
nach einer Meldung aus San Franzisko, mit
ge=
brochenem Steuer auf Felſenriffe zu.
Küſten=
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Dienstag, den 1. Juli 1930
Nummer 180
die Sieherssiſte des Boenwalogaues i erbach.
Männer:
Neunkampf.
Oberſtufe: 1. Sieger Heinrich Schott, Beerfelden, 156 Punkte;
2. H. Federlin, Groß=Zimmern, 143, 3. Fr. Schott 1., Beerfelden, 124,
4. Aug. Emmerich, Groß=Umſtadt, 123.
Mittelſtufe: 1. Wilhelm Siefert, Michelſtadt, 151 Punkte; 1. Heinr.
Hofferberth, Höchſt, 151; 2. Aug. Grenz, Stockheim, 148; 3. Friedr.
Loh=
nes, Höchſt, 147; 4. Adam Horn, König, 146; 5. Heinr. Fröhlich, Groß=
Zimmer, 145; 6. Gg. Veit, Beerfelden, 143; 7. Wilh. Lautenſchläger,
Lengfeld, 141; 7. Heinr. Siefert, Michelſtadt, 141; 8. Heinr. Tempel,
Harpertshauſen, 135: 9. Gg. Götz, Hetzbach, 134; 9. Wilh. Eutenmüller,
Brensbach, 134; 10. Phil. Grünewald, Höchſt, 131: 10. Gg. Müller,
Habitzheim, 131.
Unterſtufe: 1. Otto Brunner, Fränkiſch=Crumbach, 160 Punkte;
2. Ludw. Brunner, Schaafheim, 159; 2. Gg. Buxbaum, Groß=Zimmern,
159 (a. K.); 3. L. Rodemich, Erbach, 156; 3. Heinr. Kemmerer,
Lang=
ſtadt, 156; 4. Karl Heilmann, König, 154; 5. Heinr. Joſt, Fränk.=
Crum=
bach, 153; 5. Adam Weimar 2., Reichelsheim, 153; 6. Wilh. Leinert,
Reinheim, 151; 6. Adam Weimar 1., Reichelsheim, 151; 7. Heinr. Hörth,
Schlierbach, 150; 8. Wilh. Seitz, König, 149; 9. Heinr. Fiſcher, Neuſtadt,
147; 9. Herm. Schmucker, Michelſtadt, 147; 9. Wilh. Raitz, Höchſt, 147;
10. Adolf Stein, Stockheim, 146.
Altersſtufe über 40 Jahre: 1. Adam Rodemich, Erbach, 159 P.;
2. Joſ. Krauß, Groß=Zimmern, 153; 3. Benedikt Fleckenſtein, König, 143;
4. Karl Schlachter, Groß=Umſtadt, 119. — Altersſtufe bis 40 Jahre:
1. Jean Rudolf, Groß=Zimmern, 172 P.; 2. Karl Geitz, Michelſtadt,
152; 3. Gg. Weber, Kirchbrombach, 150; 4. Paul Nebeling, Unter=
Moſſau, 147; 5. Heinr. Klotz, Lengfeld, 136.
Zwölfkampf.
Oberſtufe. Ehrenſieger Franz Iffland, Hetzbach, 219 Punkte; 1. W.
Iffland, Hetzbach, 205; 2. Joſ. Bömig, Hetzbach, 198; 3. Ernſt Roth,
Groß=Umſtadt, 192; 3. Hans Hehner, Erbach, 192; 4. Aug. Haller, Groß=
Zimmern, 191; 5. Jakob Dingeldein, Erbach, 187; 5. Heinr. Beyſel,
Beerfelden, 187; 6. Fritz Schott 2., Beerfelden, 160.
Mittelſtufe: 1. Jak. Hamann= Hetzbach, 201 Punkte; 2. Wilh.
Bey=
ſel, Beerfelden, 195; 3. Leonh. Helmſtädter, Höchſt, 190; 3. Heinrich
Ber=
ger, Beerfelden, 190; 4. Wilh. Heß, Hetzbach, 183; 4. Heinr. Keller,
Georgenhauſen, 183; 5. Karl Mahr, Brensbach, 181; 6. Joh. Koch,
Steinbach, 180; 7. Franz Kotzenberger, Reinheim, 173; 8. Arthur
Leh=
mann, Reinheim, 169; 9. Joh. Fiſcher Heubach, 167: 9. Aug. Bramer,
Beerfelden, 167; 9. Wilh. Bangert, Fränk.=Crumbach, 167; 10. Wilh.
Brohm, Höchſt, 165; 10. Gg. Poth, Georgenhauſen, 165.
Unterſtufe: 1. Hans Hach, Niedernhauſen, 21 Punkte; 2. Jakob
Grimm, Hergershauſen, 199; 3. Gg. Stumpf, Groß=Zimmern, 197;
4. Wilh. Heim, Erbach, 187; 5. Leonh. Wolf, Brensbach, 186; 5. Ludw.
Schwebel, Niedernhauſen, 186; 6. Joh. Schwinn, Hainſtadt, 184; 7. Gg.
Kratz, Harbertshauſen, 182; 8. Franz Wiedekind, Groß=Zimmern, 180;
9. Otto Glenz, Erbach, 179; 9. Erasmus Angele, Erbach, 179: 10. Gg.
Johe, Beerfelden, 175.
Sechskampf.
Oberſtuſe: 1. Jean Angermeier, Groß=Zimmern, 101 Punkte: 2. Fr.
Iffland, Hetzbach, 100; 3. Fritz Peter, Groß=Bieberau, 94; 4. Wilhelm
Fendt, Altheim, 92; 5. Joh. Gerbig, Hetzbach, 89; 6. Karl Schön,
Beer=
felden, 87; 6. Jak. Werner, Reichelsheim, 87; 7. Ernſt Roth, Groß=
Um=
ſtadt, 85; 8. Franz Volz, Groß=Bieberau, 80; 8. Wilh. Lang, Erbach, 80;
8. Aug. Haller, Groß=Zimmern, 80.
Unterſtufe: 1. Heinr. Berger, Beerfelden, 136 Punkte: 2. Karl
Daab, Groß=Bieberau, 130; 3. Hans Kurz, Groß=Umſtadt, 126; 4. Joh.
Haußner, 120; 5. Gg. Keil, Groß=Bieberau, 119; 6. Gg. Würtemberger,
Erbach, 115; 6. Franz Katzenberger, Reinheim, 115; 7. Gg. Rebſcher, K.=
Brombach, 112; 7. Karl Mar, Brensbach, 112; 8. Jak. Müller, Erbach,
110; 9. Willi Schmid, Erbach, 108; 10. Heinr. Keller, Georgenhauſen, 106.
Frauen.
Neunkampf.
Oberſtufe: 1. Sofie Dietrich, Groß=Zimmern, 163 Punkte: 2.
Kät=
chen Gerbig, Hetzbach 150; 3. Marie Fries, Erbach, 147; 4. Elſe Klein,
Erbach, 146; 5. Ella Dölp, Kirch=Brombach, 136; 6. Marta Zink, König,
129; 7. Eliſ. Geidel, Groß=Umſtadt, 122; 8. Anna Kappes, Fr.=
Crum=
bach, 119; 9. Anna Glenz, Erbach, 117.
Unterſtufe: 1. Aminta Schmidt, Neuſtadt, 166 P. (a. K.); 1.
Gret=
chen Villhardt, Kirch=Brombach, 151; 2. Minna Gerbig, Michelſtadt, 148;
3. Mathilde Horn, Michelſtadt, 146; 3. Sofie Beiſſel, Beerfelden, 146;
4. Marie Karg, Hetzbach, 143; 4. Gretchen Saul, Hergershauſen, 143;
5. Gretchen Hotz, Kirch=Brombach, 142; 5. Eliſ. Götz, Hetzbach, 142;
5. Marie Fendt, Altheim, 142; 6. Marta Abbe, Erbach, 141; 7. Lotte
Köhler, Erbach, 140; 8. Irma Rodenhäuſer Neuſtadt, 139; 9. Eliſ.
Ruff=
ler, Beerfelden, 137; 10. Lieschen Jayme, Sandbach, 133.
Siebenkampf.
Oberſtufe: 1. Barbara Willenbücher, Beerfelden, 124 Punkte; 2. Anna
Breimer, Beerfelden, 118; 2. Bertel Dudeck, Fränk.=Crumbach, 118;
3. Emma Fiſcher, Beerfelden, 115; 4. Luiſe Braner, Beerfelden, 114;
5. Eliſabeth Brunker, Hergershauſen, 111; 5. Eliſe Luft, Heubach i. O.,
111; 6. Berta Schimpf, Heubach, 110; 7. Marie Koch, Zell, 97; 8. Lucie
Koziol, Erbach, 96; 9. Gretchen Neff, Zell, 90.
Unterſtufe: 1. Elli Diehl, Groß=Zimmern, 198 Punkte; 2. Barbara
Schönig, Groß=Zimmern, 122; 3. Käte Kehn, Groß=Umſtadt, 120; 4.
Gret=
chen Luft, Groß=Umſtadt, 118; 4. Gretchen Renſcher Kirch=Brombach,
118; 5. Annelieſe Zink, Groß=Zimmern, 116; 6. Grete Waſenmüller, Fr.=
Crumbach, 114; 7. Betti Löw, Erbach, 112; 7. Grete Barth, Kirch=
Brom=
bach, 110; 7. Berta Meiſter, Heubach, 110; 8. Anna Scheuermann, Unter=
Moſſau, 108; 8. Lotte Körtgen, Erbach, 108; 8. Marie Ehrhardt 2., Zell,
108; 9. Marie Gruber, Heubach, 107; 9. Marie Meiſter, Henbach, 107;
9. Hanna Pfeil, Altheim, 107: 10. Anni Müller, König, 106: 10. Marie
Kumpf, Beerfelden, 106; 10. Dora Fenſt, Altheim, 106; 10. Edel Maul,
Fr.=Crumbach, 106; 10. Marie Bundſchuh, Heubach, 106; 10. Käte
Hoffer=
berth, Altheim, 106.
Dreikampf.
1. Sofie Dietrich, Groß=Zimmern, 54 Punkte; 2. Mariechen Kredel,
Kirch=Brombach, 53; 2. Ella Dölp, Kirch=Brombach, 53; 3. Auguſta Roth,
Sickenhofen, 50; 3. Anna Kappes, Fr.=Crumbach, 50; 4. Bertel Dudeck,
Fr.=Crumbach, 49; 4. Elſe Trippel, Sickenhofen, 49; 4. Lisbeth Hörr,
Reichelsheim, 49; 5. Babette Werner, Reichelsheim, 48; 6. Gretchen
Waſenmüller, Fr.=Crumbach, 47; 7. Martha Zink, König, 46; 8. Kätchen
Meiſinger, Kirch=Brombach, 45; 8. Babette Ihrig, Erbach, 45; 8.
Gret=
chen Rebſcher, Kirch=Brombach, 45; 8. Elif. Lenz, Reichelsheim, 45;
9. Marie Seibert, König, 44; 9. Hanna Pfeil, Altheim, 44; 9. Kätchen
Reinheimer, Hergershauſen, 44: 10. Gretchen Zörgiebel, Fr.=Crumbach,
43; 10. Marianne Hotz, Fr.=Crumbach, 43; 10. Gretchen Nicklas,
Reichelsheim, 43; 10. Lieschen Vetter, Fr.=Crumbach, B.
Zußball.
* Kreisliga Südheſſen.
Zum Schluſſe der Fußballſaiſon wimmelt es geradezu in unſerem
Kreis noch einmal von Senſatiönchen. Da iſt vor allem der ungeahnte
Sieg unſeres Meiſters gegen Urberach, der in ſolcher Klarheit mie
er=
hofft wurde. Die „Kleeblatter” gaben ſich aber auch die denkbar größte
Mühe, und wenn auch ihr beſter Mann, der Linksaußen Fath, noch ſo
ſehr in Schach gehalten wurde, ſo war die Mannſchaft doch du
takti=
ſches Spiel in der Lage, ſich durchzuſetzen. Es war ja vorauszuſehen,
daß die Gäſte ihr Hauptaugenmerk auf den linken Wormſer Flügel
haben würden; aber gerade darauf war Olympia eingeſtellt, und
dem=
entſprechend fielen denn auch von rechts die Tore. Die Urberacher Elf
war übrigens keine fünf Tore ſchlechter — eine 3:1=Niederlage hätte
eher den Verhältniſſen entſprochen. Das ſechſte Tor war übrigens ein
Eigentor, wie man es gerade nicht jeden Tag zu ſehen bekommt. Der
Urberacher Tormann ärgerte ſich über eine Entſcheidung des
Unpartei=
iſchen Bachmann=Karlsruhe, drehte ſich um und warf den Ball aus zirka
10 Meter ins eigene Netz. Nachher wunderte er ſich, daß dies als Tor
gelten ſollte. Im übrigen darf man nun geſpannt ſein, wer aus
die=
ſem hartnäckigen wochenlangen Kampfe um den Aufſtieg als Sieger
her=
vorgeht. Wir wiſſen unſeren Vertreter zur Zeit wieder in guter Form
— — wir haben aber auch geſehen, daß der Gegner über eine ſehr ſtarke
Läuferreihe, wie überhaupt Hintermannſchaft verfügt. Der Ausgang
iſt beim entſcheidenden Spiel auf neutralem Boden nach wie vor offen.
Bei den Freundſchaftsſpielen gab es auch diverſe Ueberraſchungen.
Ein Samstagabendſpiel Pfiffligheim—Abenheim ging glatt 3:0 für die
Einheimiſchen gewonnen. In Biblis verloren die Abenheimer gar 5:0.
Der Bibliſer Fußballverein ſtellt übrigens in letzter Zeit dauernd
auf=
fällig hohe Reſultate auf, trotz Einſchulung junger Kräfte. Den
Lam=
pertheimer V.f.L.=Leuten hat man in Bensheim bös mitgeſpielt. Mit
einer 7:1=Niederlage mußten ſie ſich empfindlich hoch geſchlagen
be=
kennen. Ebenfalls 7:1 verlor Pfeddersheim in Nierſtein. Olympia
Lorſch hat unſeren Kreis in Oberrad würdig vertreten. Die Lorſcher
gewannen nach ſchönem Spiel 4:1. Das Spiel Hofheim i. T.—V.f. R.
Bürſtadt iſt ausgefallen.
Nun haben wir eine vierwöchige Ruhepauſe. Lediglich das
Ent=
ſcheidungsſpiel um den Aufſtieg wird unſer Intereſſe an einem
Sonn=
tag=Abend nochmals wecken.
FC. Zwingenberg — Sportverein 1898 Junioren 2:14 41:5).
Am Sonntag weilten die Junioren von SV. 98 in Zwingenberg
a. d. B. und erzielten gegen die dortige erſte Mannſchaft obiges
Reſul=
tat. Die Gäſte waren natürlich in punkto Technik und Zuſpiel haushoch
überlegen, dem Zwingenberg nur Eifer und Schnelligkeit entgegen zu
ſetzen hatte.
Baden=Badener Automobilturnier.
In unſerem geſtrigen Bericht muß es richtig heißen: Klubſieger der
Zielfahrt wurde der Deutſche Touring=Club Darmſtadt.
Das Wimbledon=Turnier.
Senſation: Allifſon ſchlägt Cochet. — Deutſche Erfolge
im Gemiſchten Doppel.
Den zahlreichen Zuſchauern wurde am Montag in Wimbledon bei
prächtigem Wetter eine große Senſation geboten: In den Viertelfinals
zum Herren=Einzel unterlag der Titelverteidiger Cochet gegen den
Amerikaner Alliſſon 4:6 4:6 3:6. Cochet bummelte gewohnheitsgemäß
im erſten Satz, den Aſſiſſon verhältnismäßig leicht 6:4 an ſich brachte.
Auch im zweiten Satz kam der Amerikaner noch 2:2 in Vorteil. Im
dritten Satz wurde Cochet dann vom Pech verfolgt. Nach 3:3 zog
Alliſ=
ſon unwiderſtehlich davon und gewann unter dem Jubel des Publikums
das Match. Doeg ſchlug ſeinen faſt gleichmäßigen Landsmann Mangin
nach Kampf 6:3 1:6 6:3 6:4, Tilden fertigte den nervöſen Engländer
Gregory leicht 6:1 6:2 6:3 ab, und Borotra mußte ſeine ganze Kunſt
aufbieten, um Lott 2:6 6:3 6:3 6:4 zu ſchlagen. Faſt wäre ſonſt die
Vorſchlußrunde eine rein amerikaniſche Angelegenheit geworden. — Im
Damen=Einzel herrſchte am Montag Ruhe. — Das Gemiſchte Doppel
brachte einige hübſche deutſche Erfolge. Außem=Tilden gewannen
gegen Henrotin=Brugnnon leichter als das 6:4 9:7=Reſultat beſagt.
Hilde Krahwinkel=Prenn kamen ſogar zwei Runden weiter. Zunächſt
fertigte ſie Colegata=Miſhu 15:13 6:3 ab in einem Kampf, der dank
der bekannten Mätzchen des Rumänen Miſhu eine ſehr humoriſtiſche
Angelegenheit war. Sodann beſiegte das deutſche Paar noch Miß
John=
ſon=Landau 6:3 6:3. — Weitere Reſultate: Damen=Doppel: Wills=
Ryan—Owen=Stocks 6:1 6:3; Herren=Doppel: Hopmann=Willard—
Miki=Sato 6:2 6:2 6:2, Alliſſon=van Riin—Hepburn=Horne 6:4 6:4
6:2, Auſtin=Olliff-Hillyard=v. Kehrling 8:6 6:0 6:2.
Die denkſchen Kampfſpiele.
Auch die Tennisſpiele beendet.
Als letzte Konkurrenz der 3. Deutſchen Kampfſpiele wurde am
Mon=
tag das Tennis=Turnier beendet. Bei tropiſcher Hitze wurden die
bei=
den noch ausſtehenden Wettbewerbe des Turniers, das bekanntlich
gleich=
zeitig als Nationale Deutſche Meiſterſchaften gewertet wurde, nämlich
Damen=Doppel und Gemiſchtes Doppel, ausgetragen. Im Gemiſchten
Doppel holten ſich Frl. Hoffmann=Bräuer durch einen 6:4 6:4=
Sieg über Frau Schomburgk=Heydenreich den Titel,
wäh=
rend im Damen=Doppel Frau Schomburgk=Frl. Roſt mit einem
6:2 6:4=Erfolg über Frl. Hoffmann=Frl. Weihe Meiſterinnen wurden.
Die Kampfſpiel=Ruderegatta.
Infolge der äußerſt ſchwachen Beteiligung nahm die Kampfſpiel=
Ruderregatta einen recht matten Verlauf. Den ſchärfſten Kampf
liefer=
ten ſich im Einer der Magdeburger v. Düſterloh und Loſert=Linz,
den Düſterloh nur knapp zu ſeinen Gunſten entſcheiden konnte. —
Er=
gebniſſe:
Vierer v. St.: 1. Dresdener RV. 7:45 Min.; 2. Breslauer RV.
8:00,8; 3. Wratislawa Breslau. — Doppelzweier: 1. Bineck=Breitmeyer
(Berliner RC.) 8:10.4 Min.; 2. Kloſe=Biener (Breslauer RV.) 8:20.4.
— Vierer: 1. Vorwärts Mannheim 7:57.4 Min.; 2. Dresdener RV.
8:04.2 Min.; 3. Germania Leitmeritz 8:40.8 Min. — Einer: 1. v.
Dü=
ſterloh (Altwerder Magdeburg) 8:12.2 Min., 2. Loſert=Wiking Linz
8:12,6 Min. — Achter: 1. Breslauer RV. 6:48,6 Min.; 2. Brünner
RV. 6:52.8 Min.; 3. Dresdener RV. 7:21 Min.
Mokorradſpork.
Das Colle della Maddalena=Berarennen.
Das am Sonntag ausgetragene Bergrennen Colle della Maddalena
(67 Km.), das als zweiter Lauf zur Europa=Bergmeiſterſchaft gewertet
wird, hatte bei ſeiner vierzehnten Wiederholung einen Rieſenerfolg zu
verzeichnen. Bei der hochwertigen Konkurrenz blieben Rekordzeiten dann
auch nicht aus. Die beſte Zeit des Tages fuhr Nuvelari auf Alfa
Romeo mit 38:21,4 Min. Damit verbeſſerte er den beſtehenden
Madda=
lena=Rekord um zehn Minuten. Sein Stundendurchſchnitt betrug
103,770 Km. Caraceiola auf Mercedes=Benz ſicherte ſich in
Rekord=
zeit (41:24,2) einen Sieg in der Klaſſe der Sportwagen über 1500
Kubik=
zentimeter.
Beim Genfer Fußballturnier ſchlug am Montag der ungariſche
Meiſter Ujpeſt die ſpaniſche Mannſchaft Reale Union Irun
3:1 (1:1). — Am Dienstag ſpielen Servette Genf gegen die Belgier
SC. Brugnois und der franzöſiſche Meiſter gegen Reale Union Jrun.
Geſchäftliches.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 1. Juli.
15.00: Hausfrauen=Nachmittag: Lehrer Stricker: Das Kind und die
Gefahren der Straße. — 15.25: Aus einer Groß=Dampfwäſcherei.
Mikrophonreportage.
16.00: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters.
18.05: Peter Scher lieſt eigene heitere Werke.
18.35: Dr. Fiſcher: Wilhelm Rotermund, ein auslandsdeutſcher
Führer.
19.05: Freiburg: Prof. Dr. Aly: Das Ende der heroiſchen
Welt=
anſchauung.
19.30: Opernhaus Frankfurt: „Coſi fan tutte”, Komiſche Oper von
W. A. Mozart.
22.30: Klavierkonzert. Maria Proelß.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag 1. Jufi.
15.00: Margarete Wallmann: Tanzturnen für Kinder.
16.00: Stud.=Rat Dr. Ziegelmayer: Das Problem des
Gefamt=
unterrichts in den Naturwiſſenſchaften.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Hel= land 40 Jahre reichsdeutſch.
18.00:
Dr. Krauſe: Die Pflanzenwelt unſerer Gebirge.
18.30:
aul Fechter: Das Drama der Gegenwart.
19.00:
gelen: Methoden der Lebensverlängerung.
19.25: P
r. Sigmund Schulze: Wege ſozialer Gemeinſchaft.
20.00: W
fan ſpricht.
20.30: Bre
„Der Rundfunk kommt auf’s Dorf”,
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aft: Rudolf Maupe; für Feullleton, Reich und
(ax Streeſe; für Sport: Karl Bähmann;
für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
Käftliche Mitteilungen: Willy Kuble,
Fittich — ſcmtlich in Darmſtiadt
rantie der Rückſendung nicht übernommen.
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starken Darmstädter
Die praktisch denkende
rsten Weg zur Erlangung
Hleine Anzeige im
werbe-
att!
Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930
Seite 25
Mahnung.
Das Schutgeld für den Monat Juni
1930 für die hieſigen höheren Schulen
ſowie für die ſtädtiſchen Maſchinenbau=,
Gewerbe=, Hundels= und
Haushaltungs=
ſchulen iſt bei Meidung der Beitreibung
und Koſtenberechnung bis zum 10. Juli
d8. J. an die unterzeichnete Kaſſe zu
zahlen.
(Sst. 10398
Darmſtadt, den 1. Juli 1930.
Stadtkaſſe.
Bekannkmachang.
Ueber das Vermögen der Firma Georg
Korbus, Kommanditgeſellſchaft in
Darmſtadt, Mornewegſtraße 39, iſt am
25. Juni 1930, nachmittags 12 Uhr 35
Minuten, das Konkursverfahren
eröff=
net worden. Konkursverwalter:
Rechts=
anwalt Dr. Georg Maurer in
Darm=
ſtadt. Olbrichweg 19.
Konkursforde=
rungs=Anmeldungen ſowie offener
Ar=
reſt und Anzeigepflicht bis zum 25. Juli
1930, erſte Glaubigerverſammlung 25.
Juli 1930, vormittags 11 Uhr,
Zim=
mer 219, und allgemeiner
Prüfungster=
min; 4. September 1930, vormittags
10 Uhr, Zimmer 219, vor dem
unter=
zeichneten Gericht.
(1035‟
Darmſtadt den 25. Juni 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Einträge in das Handelsregiſter.
Ab=
teilung A: Am 20. Juni 1930
hinſicht=
lich der Firma: Wilh. Hublitz,
Darm=
ſtadt: Ludwig Wenzel iſt mit Wirkung
vom 1. Mai 1930 aus der Geſellſchaft
ausgeſchieden. Gleichzeitig iſt Hermann
Ludwig Wenzel, Kaufmann in
Darm=
ſtadt, in die Geſellſchaft als perſönlich
haftender Geſellſchafter eingetreten. —
Abteilung B: Am 27. Juni 1930
hin=
ſichtlich der Firmen: 1. Heſſiſche
Luft=
hanſa Geſellſchaft mit beſchränkter
Haf=
tung, Darmſtadt: Die Geſchäftsführer
Dr. Ernſt Tremöhlen in Mainz und
Bankdirektor Erich Deku in Darmſtadt
ſind abberufen, an deren Stelle ſind
Bür=
germeiſter Hermann Hiemenz in Mainz
und Amtsdirektor Ernſt Bohländer zu
Darmſtadt zu weiteren Geſchäftsführern
beſtellt. — 2. Darmſtädter und
Natio=
nalbank, Kommanditgeſellſchaft auf
Aktien. Hauptniederlaſſung Berlin,
Zweigniederlaſſung Darmſtadt: Durch
die Beſchlüſſe der Generalverſammlung
vom 9. April 1929 und vom 12. April
1930 iſt der Geſellſchaftsvertrag
ge=
ändert.
(10351
Darmſtadt, den 28. Juni 1930.
Amtsgericht I.
luß Serſt
Wegen Auflöſung des Haushaltes der
verſtorbenen Frau Geheimrat Prof. Dr.
Pfannenſtiel verſteigere ich im gefl. Auftrag
Donnerstag, den 3., und Freitag, den
4. Juli, jeweils vormittags ½10 und nach
mittags ½,3 Uhr beginnend, in dem Hauſe
19 Am Erlenberg 19
nachfolgend verzeichnete Mobillen gegen
ſofortige Barzahlung:
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1Kredenz,1 Ausziehtiſch, 12 Rohrſtühle.
1 Venezianiſches Zimmer, beſt. aus
1 Stollentruhe, 1 runder Tiſch, 2
Seſſel, 2 Gondeln, 4 Stühle mit
echten Kameltaſchen, 1 venezianiſcher
Spiegel.
Einzel=Möbeln, 4 zweitür.
Kleider=
ſchränke, 1 Galerieſchrank, 1
Akten=
ſchränkchen, 1 Pfeilerſchrank m.
Spie=
gel, 2 lack. Hutſchränkchen, 1
Herren=
ſchreibtiſch m. Aufſatz, 1 Diplomat,
1 Nähtiſch, 1 Spieltiſch, 1 kleiner
Ausziehtiſch. 1 Toilettentiſch, weiß
lack., 1 große Flurgarderobe, 1
Tra=
meauſpiegel, 3 Ziertiſche, 2 große
Bügeltiſche, 1 Bügelplatte mit 2
Böcken, 1 Bügelofen. 1 Stehpult,
1 Kinderpult, 1 Nähmaſchine, 2
große Regale, 1 Blumengrippe, 3
Paravant, 1 Regulator, 2
Stand=
uhren, 12 elektr. Stehlampen und
Vüſter, 1 Ruhebett, 1 Sofa m.
Kelim=
bezug, 2 Polſterſeſſel u. 3 Stühle,
reich geſchnitzt mit Brokatbezug, 1
Bank mit Perſerbezug, 1 runde
Glastiſchplatte, 1 viereckige
Glas=
tiſchplatte, 3 eiſerne Betten, 2
Nacht=
ſchränke, 2 Wafchkommoden m.
Mar=
mor, 1 Partie Wäſche und Kleider
Tepniche. 1 Perſer 3,40X5 Meter, 1
PeTſerläufer, 1 Kelim, 2
Kokos=
teppiche, 2 kl. Plüſchläufer.
Bronze und Kriſtalle. 4 große u.
2 kl. Bronze, Vaſen, Karaffen und
Weingläſer.
Oelgemälde und Bilder unter
Glas: 1 Bild, Madonna (
Fayence=
plättchen), 1 Porträt (Kop. nach
A. Dürer, 15 Oelgemälde, darunter
ſehr gute Stücke, 40 Bilder unter Glas.
1 ſilbernes Kruzifix.
1 Partie ſehr gutes Porzellan,
Stein=
töpfe, Weckgläſer, 1 weiß emaill.
Gasherd, mit Backofen (faſt neu),
1 Küchenſpültiſch.
1 Badeeinrichtung, beſtehend aus
emaill. Wanne, Gasbadeofen, ein
Heißwaſſerapparat, 3 Gasheizöfen,
2 kleine Füllöfchen.
Gartengeräte. 1 eiſ. Walze, 1 eiſ.
Schiebkarre, 1 Raſenmähmaſchine,
1 Gartenſchlauch mit Wagen, ein
Rechen und 2 Spaten.
1 Piano (ſchwarz. Fabrikat Bechſtein).
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Dienstag, den 1. Juli
Eine Verfügung des Reichswirtſchaftsminiſters
über das Kohlenſundikal.
In einer in Eſſen abgehaltenen Verſammlung der Bergwerksbeſitzer
an der Ruhr iſt eine Verſtändigung mit der Mehrzahl der bisherigen
Außenſeiter erzielt worden. Dagegen haben zwei Verwaltungen, die
bereits dem freiwilligen Syndikat beigetreten waren, ihre Unterſchrift
wieder zurückgezogen.
Der Vertrag tritt mit dem 1. Juli 1930 in Kraft. Die
Beitritts=
erklärung wird hinfällig, wenn nicht ſämtliche Bergwerksbeſitzer, die der
früheren Vereinigung angehört haben, bis zum 30. Juni, nachmittags
18 Uhr, Mitglieder der Vereinigung geworden ſind.
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat nunmehr durch Verordnung vom
geſtrigen Tage die Außenſeiter dem Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Kohlenſyndi=
kat, das durch den im notariellen Protokoll des Juſtizrats Dr.
Heine=
mann in Eſſen am 27. Juni 1930 beurkundeten Beſchluß gebildet
wor=
den iſt, zwangsweiſe beigefügt. Die Verordnung wird hinſichtlich
der=
jenigen Bergwerksbeſitzer, die bis zum 30. Juni um 18 Uhr der
Ver=
einigung beigetreten ſind, nicht wirkſam.
Wirtſchaftliche Rundſchar.
Fahrpreisermäßigung für die Beſucher der Leipziger Herbſtmeſſe
1930. Zur Leipziger Herſtmeſſe 1930 erhalten ausländiſche Meſſebeſucher
wiederum auf zahlreichen deutſchen und außerdeutſchen Eiſenbahnen und
Schiffahrtslinien Fahrpreis= und Frachtermäßigungen. Einzelheiten
über die Fahrpreis= und Frachtermäßigungen erteilen die betreffenden
Verkehrsunternehmungen oder die ehrenamtlichen Vertretungen und
Geſchäftsſtellen des Leipziger Meſſeamts im Auslande oder das
Leip=
ziger Meſſeamt ſelbſt.
Die Reichsrichtzahl für die Lebenshaltungskoſten im Juni
1930. Die Reichsrichtzahl für die Lebenshaltungskoſten (
Ernäh=
rung, Wohnung. Heizung, Beleuchtung. Bekleidung und „ſonſtiger
Bedarf”) beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen
Reichsamtes für den Durchſchnitt Juni auf 147,6 gegenüber 146,7
im Vormonat. An dieſer Steigerung ſind im weſentlichen die
Bedarfsgruppen Ernährung und Wohnung beteiligt.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk
Darm=
ſtadt. Neue Konkurſe. Lorſch: Georg Maſſoth 3. Af. 7 7.,
Wt. u. Prft. 17 7. — Höchſt: Metzger Land= und Gaſtwirt Adam
Flath 11. zu Haſſenroth Af. 10. 7. GlV. u. Prft. 19. 7. — Neue
Vergleichsverfahren. Gießen: Albert Knorr (A. Stoll
Nachf. Eiſenhandlung), VerglT. 15. 7.
Vergleichsvorſchlag Gg. Wilh. Kumpf. Erbach i. Odw. Zu den
Vergleichsverhandlungen der ſeit 1842 beſtehenden Tuchfabrik Gg. Wilh.
Kumpf in Erbach i. Odw. erfährt man, daß nach dem unterbreiteten
Vergleichsvorſchlag den Gläubigern eine 40prozentige Quote, in vier
Raten zahlbar, geboten wird. Die Auszahlung dieſer Quote erfolgt mit
10 Prozent ſpäteſtens einen Monat nach Eintragung der
Aktiengeſell=
ſchaft, in welche das Unternehmen umgegründet wird: 10 Prozent drei
Monate ſpäter, und zwei weitere Raten von je 10 Prozent in Au
än=
den von je drei Monaten. Diefenigen Gläubiger, deren Jorderungen
500 RM. bzw. hierauf ermäßigt ſind, werden ſofort voll befriedigt. Der
letzte Status zum 17. April verzeichnete 263 141 RM. freie Aktiven
gegenüber 647 711 RM. ungedeckten Verbindlichkeiten.
Produktenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 30. Juni. Bei fortgeſetzt
gro=
ßem Angebot vom Auslande und ermäßigten Offerten ſowie ſchwächerer
Konſumnachfrage nahm der hieſige Markt einen ruhigen Verlauf. Im
vorbörslichen Verkehr hörte man folgende Kurſe in RM. pro 100 Kilo
waggonfrei Mannheim: Weizen inländ. 30,75—31, ausländ. 31—34,
Roggen inländ. 17,25—17,50, Hafer inländ. 16—17, Braugerſte —,
Fut=
tergerſte 17—18, ſüdd. Weizenmehl Spezial Null 44, ſüddeutſches
Wei=
zenauszugsmehl 48, ſüdd. Weizenbrotmehl 30, ſüdd, Roggenmehl (70—60 Ausmahlung) 25—28, Weizenkleie G,25—6,50, Biertreber mit
Sack 9,25—11, Leinſaat 37,50.
Frankfurter Produktenbericht vom 30. Juni. Die Tendenz war mit
Getreide und Mehl ruhig, in Futtermitteln feſt. Bezahlt wurden:
Wei=
zen Hektolitergewicht von 78 Kilo, gut, geſund und trocken 305—307,50,
Roggen 72 Kilo 164—166, Hafer 167,5, Weizenmehl ſüdd. 43,50—44,25,
niedrrhein. 43,25—44, Roggenmehl 24,50—25,50, Weizen= und
Roggen=
kleie 7—7,25, Erbſen 26—35, Linſen 38—80, Heu altes 7, neues 5,
Wei=
zen= und Roggenſtroh 4,50, Treber getr. 9,50—10.
Berliner Produktenbericht vom 30. Juni. Am Produktenmarkte
ſtehen ſich Verkäufer und Käufer weiterhin abwartend gegenüber. Die
Umfatztätigkeit blieb infolgedeſſen gering, zumal die Samstagmeldungen
von Ueberſee keine Anregung boten und das günſtige Wetter die Käufer
zur Zurückhaltung veranlaßte. Das Inlandsangebot zur prompten
Verladung iſt keineswegs groß; Roggen wird weiter geſtützt. In
Ge=
treide neuer Ernte will ſich Geſchäft noch nicht entwickeln; Forderungen
und Gebote gehen zumeiſt zu weit auseinander. Am Lieferungsmarkte
zeigte ſich angeſichts des bervorſtehenden Liefermonats einige
Realiſa=
tionsneigung, die ſich in Preisabſchlägen von 2 Mark für die Juliſicht
bemerkbar machten. Auch ſpätere Lieferung mußte im Preis nachgeben.
Weizenmehl bleibt vernachläſſigt und iſt im Preiſe kaum behauptet.
Roggenmehl findet bei ſtetigen Preiſen ziemlich gute Beachtung. Hafer
wird nur in feinen Qualitäten vereinzelt gefragt. Das Geſchäft in
neuer Wintergerſte wird durch die ſchwierigen Schiffahrtsverhältniſſe auf
der Oder beeinträchtigt.
Amerikaniſche Kabelnggrickten
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 30. Juni:
Getreide: Weizen, Juli 89, Sept. 93½, Dez. 98½; Mais, Juli
73½8, Sept. 73½, Dez. 69½; Hafer, Juli 35, Sept. 36. Dez. 39;
Roggen, Juli 45½, Sept. 50½, Dez. 5634.
Schmalz: Juli 9,45, Sept. 9,62, Okt. 9,60, Dez. 9,75.
Speck loco 13,75.
Leichte. Schweine 9,00—9,25, ſchwere Schweine 8,95—9,20;
Schweinezufuhren Chicago 44 000, im Weſten 121000.
Chicago Baumwolle: Juli 12,93, Okt. 13,08.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 30. Juni:
Schmalz: Pr. Weſtern 9,51; Talg extra loſe 5.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 108½, Hartwinter
96½; Mais 88½; Mehl 4,80—5,05; Getreidefracht nach England
1,6—2,3 sh, nach dem Kontinent 7—9 C.
Kakao: Tendenz ſchwächer, Umſätze 123, Loco 858; Auguſt 8.24,
Sept. 8.34, Okt. 8.48, Dez. 8.51, Jan. 1931 8.60.
Viehmärkte.
Mannheimer Großviehmarkt vom 30. Juni. Dem
Großvieh=
markte waren zugefahren und wurden bezahlt: 178 Ochſen 40
bis 62, 173 Bullen 45—55. 266 Kühe 18—49, 369 Färſen 45—62,
865 Kälber 54—76. 29 Schafe 48—52 2754 Schweine 56—65, 4
Zie=
gen 12—24 Mk. Marktverlauf: Mit Großvieh mittelmäßig
ge=
räumt, mit Kälbern ruhig, mit Schweinen mittel. Fettſchweine
vernachläſſigt.
Frankfurter Großviehmarkt vom 30. Junf. Dem heutigen
Schlacht=
viehmarkt waren zugeführt: 1260 Rinder, ſeit dem letzten Markt 21,
darunter 295 Ochſen, 98 Bullen, 562 Kühe, 305 Färſen, 706 Kälber, 25
Schafe und 5216 Schweine. Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht:
Ochſen a) 1. 58—61, 2. 54—57, b) 1. 48—53; Bullen a) 52—56 b) 48—51;
Kühe a) 46—49, b) 42—45, c) 36—41, d) 30—35; Färſen a) 59—62,
b) 54—58, c) 50—53; Kälber b) 70—74, c) 64—69, d) 50—63; Schafe
nicht notiert; Schweine b) 57—60, c) 61—64, d) 61—64, e) 60—62. Der
Marktverlauf war mit Rindern mäßig rege, ausverkauft, mit Kälbern
und Schweinen ſchleppend, Ueberſtand: Fettſchweine waren ſchwer
ver=
käuflich. — Fleiſchgroßhandelspreife: Ochſenfleiſch 1. 95—103, desgl. 2.
85—95, desgl. 3. 85—93; Kuhfleiſch 2. 70—80, desgl. 3. 60—70;
Kalb=
fleiſch 2. 100—110; Schweinefleiſch 1. 80—88. Gefrierfleiſch:
Vorder=
viertel 58, Hinterviertel 65. Geſchäftsgang langſam. Eingebracht
waren aus hieſiger Schlachtung 301 Viertel Rinder, 51 ganze Kälber,
217 halbe Schweine und drei Schafe; von auswärts 201 Viertel Rinder,
12 ganze Kälber, 6 halbe Schweine.
Frankfurter und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 30. Juni.
Im Vormittagsverkehr kamen zu Beginn der neuen Woche Umſätze
kaum zuſtande; die Spekulation verhielt ſich abwartend. Da aber
Ma=
terial nicht an den Markt kam, machte ſich eine allgemeine Befeſtigung
bemerkbar. Anregungen von wirtſchaftlicher Bedeutung waren nicht
vorhanden, doch ſchritt die Kuliſſe in Spezialwerten in etwas größerem
Umfange zu Deckungen. Das Geſchäft konnte ſich aber nur
vorüber=
gehend etwas beleben, da auf der anderen Seite von einem
Auftrags=
eingang kaum die Rede ſein konnte. Die New Yorker Börſe vom
Sams=
tag ſchloß unregelmäßig und blieb demzufolge ohne Anregung.
Hin=
ſichtlich der innerpolitiſchen Lage war man wieder in Erwartung einer
baldigen Beſeitigung der Schwierigkeiten etwas optimiſtiſcher geſtimmt.
Gegenüber den Schlußkurſen vom Samstag ergaben ſicht eilweiſe ganz
beträchtliche Gewinne. Etwas mehr hervortreten konnten am
Elektro=
markt Geffürel mit plus 4 Prozent. Schuckert und Siemens gewannen
bis 2,75 Prozent. Mehr Beachtung fanden noch Deutſche Linoleum, die
in den letzten Tagen ſtark unter Druck ſtanden, mit plus 3,5 Prozent.
Kunſtſeideaktien eröffneten bis zu 2 Prozent höher. Am Chemiemarkt
lagen J.G. Farben bei mäßigem Geſchäft nur leicht erhöht.
Holzver=
kohlung gewannen 1 Prozent. Am Montanmarkt traten unter
Füh=
rung von Buderus Beſſerungen bis zu 2,5 Prozent ein. Nennenswerte
Umſätze kamen auch in Kaliwerten nicht zuſtande, doch traten
Erholun=
gen beis zu 4 Prozent ein. Etwas Intereſſe beſtand noch für
Schiff=
fahrtswerte mit plus 2 Prozent. Banken bis zu 1 Proz. feſter. Renten
waren ſtill; Deutſche Anleihen anziehend. Im Verlaufe ſtagnierte das
Geſchäft faſt vollkommen, doch zogen die Kurſe gegen Anfang nochmals
bis zu 1 Prozent an. Am Geldmarkt war die Mark wieder etwas
ge=
beſſert. Man nannte Mark gegen Dollar 4,1970, gegen Pfunde 20,401,
London-Kabel 4,8604, —Paris 123,72, —Mailand 92,74, —Madrid 43,95
weiter ſchwächer, Holland 12,094/g.
Die Abendbörſe war ziemlich geſchäftslos, aber trotzdem
gegen=
über dem freundlichen Mittagsſchluſſe gut behauptet. Die
Aus=
landsbörſen lagen eher etwas freundlicher, trotzdem hielt die
Spekulation infolge der innerpolitiſchen Entwicklung noch zurück.
Zum Schluſſe waren die Kurſe, beſonders J. G., nicht ganz
ge=
halten.
Berlin, 30. Juni.
Die Vorbörſe zeigte nach einem ruhigen Vormittagsverkehr ein
freundlicheres Ausſehen. Die Geſamtlage in Politik und Wirtſchaft
fand heute eine weſentlich zuverſichtlichere Beurteilung, da Momente wie
die Rheinlandräumung, die vorausſichtliche Einigung über das
Finanz=
problem im Reichstag, die Einleitung des Verfahrens zur Auszahlung
der erſten amerikaniſchen Freigaberate von 300 Millionen und der
Mo=
natsbericht der Commerzbank, in dem eine Geſchäftsbelebung nach
Durch=
führung des Sanierungsprogramms in Ausſicht geſtellt wird, anregend
wirkten. Der anſcheinend ohne Schwierigkeiten verlaufene Zahltag bot
der Tendenz gleichfalls eine Stütze. Wenig Beachtung fand
demgegen=
über der etwas ſchwächere Verlauf der New Yorker Börſe und das
Scheitern des Arbeitszeitabkommens in Genf. Zu Beginn des offiziellen
Verkehrs kam es in der Regel zu Kursbeſſerungen von 1—2 Prozent.
Im Verlaufe hielt die freundliche Grundſtimmung an, angeblich ſollen
aus dem Rheinlande kleine Kauforders eingegangen ſein. Die
Beſſerun=
gen betrugen zirka 1 Prozent; Rheiniſche Braunkohlen gewannen 3,0
Prozent. Montan= und Schiffahrtswerte fanden etwas ſtärkeres
Inter=
eſſe. Baheriſche Motorenwerke lagen auf die G.V. etwas ſtärker
be=
achtet, während bei Deutſche Waffen der von der Oppoſition geſtellte
Liquidationsantrag verſtimmte. Anleihen freundlicher.
Metallnotierangen.
Berliner Metall=Termine vom 30. Juni. Für Kupfer;
Juli 98,75 (99) Auguſt, September 97,50 (98,50), Oktober,
No=
vember, Dezember, Januar, Februar 97,50 (98,25), März 97,50
(97,75), April 97,75 (98) Mai 97,50 (98). Tendenz: ruhig. Für
Blei: Juli 34,75 (35,75), Auguſt 35 (36) September, Oktober,
November, Dezember 35,50 (36) Januar, Februar, März, April,
Mai 35,50 (36,25). Tend.= ſtill. Für Zink: Juli 33,50 (32,75), Aug.
33,50 (33,50) September 33.50 (34), Oktober 33,25 (34.50),
Novem=
ber 33,25 (35), Dezember 33,50 (35,25) Januar, Februar, März
3,25 (35,50), April 33,25 (35,50 Mai 34,50 (35.50) Tendenz: ſtetig.
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Bom Holzmarkt
ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die Preiſe ſind ſeit unſerem
letz=
ten Bericht abgeglitten. Beſonders bemerkenswert iſt, daß auch die
Preiſe für Stammkiefer um etwa 3 Mark je Kubikmeter faſt
all=
gemein ermäßigt wurden, nachdem der Kaufeifer des
Platzholz=
handels ſtark nachließ. Trotz dieſer Ermäßigung konnte ſich kein
lebhaftes Geſchäft entwickeln. Vor allem lehnten die mittel= und
weſtdeutſchen Platzholzhändler jeden Verſuch, in größeren Mengen
geſägte Stammware vom Wintereinſchnitt zu verkaufen, ab. Auch
in Hamburg, Bremen und Lübeck iſt der Umſatz ſtark
zurückgegan=
gen, eine Tatſache, die ſich vor allem für die oſtpreußiſche
Säge=
induſtrie, die ihren Abſatz in den letzten Jahren vielfach auf die
Nordſeeküſte eingeſtellt hatte, unangenehm bemerkbar macht. Sehr
mißlich iſt es, daß in den letzten Tagen verſchiedene Inſolvenzen in
Verbraucherkreiſen zur Beunruhigung des Marktes beitrugen.
Eine große Pianomechanikfabrik in Berlin ſtellte die Zahlungen
ein; der Handel iſt mit größeren Beträgen beteiligt. Dieſer
Zu=
ſammenbruch illuſtriert deutlich den Verfall der Klavierinduſtrie,
die erſt vor kurzem eine Inſolvenz in Leipzig zu beklagen hatte.
Das Tannengeſchäft iſt vollkommen deroutiert. Aus aller Herren
Länder liegen beträchtliche Angebote vor. Das eine iſt immer
billiger als das andere. Trotzdem kommt es nur zu geringen
Ab=
ſchlüſſen. Sobald die Holzpreiſe abbröckeln, meinen die
Verbrau=
cher, daß immer weitere Preisrückgänge eintreten können.
Da=
durch wird die Geſchäftslage noch ungünſtiger geſtaltet. Balken
waren vernachläſſigt, freilich iſt auch das Angebot nicht groß. In
Thüringen wird die oſtdeutſche Kiefer vielfach verdrängt, man
bevorzugt das bayriſche Material. In wachſendem Umſang wird
auch Oregon verarbeitet, das ſich für einige Zwecke der
Möbel=
induſtrie gut eignet. Aſtreine Seitenbretter waren ſchwer
ver=
käuflich, Blaue Seitenware wurde neuerdings wieder geſucht.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Meldungen über eine bereits erfolgte Senkung der Preiſe des
Stickſtoffſyndikats Berlin entbehren der Grundlage. Erſt nach Abſchluß
der internationalen Verhandlungen in Paris, die zurzeit noch andauern,
wird über die neuen Preiſe für Stickſtoffdüngemittel Beſchluß gefaßt
werden.
Die Beſchäftigung der deutſchen Spielwareninduſtrie war in den
erſten Monaten des Jahres ziemlich unbefriedigend. Die Aufträge
ſetz=
ten erheblich ſpäter ein wie in den Vorjahren. Trotzdem ſich die
Spiel=
wareninduſtrie immer mehr den Monaten der Hochſaiſon nähert, ſind
noch zahlreiche Betriebe nicht voll beſchäftigt, ſondern arbeiten verkürzt.
Die ordentliche Hauptverſammlung der Berliner Bank für Handel
und Grundbeſitz A.G., Berlin, die die Dividende auf wieder 12 Proz.
feſtſetzte, beſchloß die Erhöhung des Aktienkapitals von 2 auf 4 Mill.
RM. durch Ausgabe von 200 000 RM. Vorzugs= und 1,8 Mill. RM.
Stammaktien, die zu 100 Prozent unter Ausſchluß des geſetzlichen
Be=
zugsrechtes der Aktionäre begeben werden.
Für die Ausfuhrlieferungen im Monat Juli 1930 ſollen gemäß
Ver=
einbarung zwiſchen der eiſenſchaffenden und der eiſenverarbeitenden
In=
duſtrie die gleichen Weltmarktpreiſe und Rückvergütungsſätze wie im
Vormonat gelten.
Wie wir hören, hat der Aufſichtsrat der Neunkircher Eiſenwerk A.G.
vorm. Gebr. Stumm beſchloſſen, für das am 31. März 1930 abgelaufene
Geſchäftsjahr 1929/30 eine Dividende von wiederum 8 Prozent auf die
Stammaktien und Genußſcheine in Vorſchlag zu bringen. — Ebenſo
ſoll beim Homburger Eiſenwerk A.G., vorm. Gebr. Stumm, in
Hom=
burg (Saar) die Dividende wie im Vorjahre 8 Prozent betragen.
Im Londoner Hydepark wurde eine große Proteſtkundgebung gegen
die Abſicht des Schatzkanzlers Snowden, die Schutzzölle für die
Spitzen=
induſtrie und andere Induſtrien nicht mehr zu erneuern, veränſtaltet.
An der Demonſtration nahmen mehrere tauſend Arbeiter der von der
Aufhebung der Schutzzölle bedrohten Induſtrien teil.
Die Goldbeſtände der Bank von England beliefen ſich It. Samuel
Montagu u. Co. am 18. Juni auf 156 610 010 Lſtrl., was einer
Ver=
mehrung von 10 469 926 Lſtrl. ſeit Jahresbeginn gleichkommt. In der
Woche vom 16.—23. Juni wurden 678 514 Lſtrl. — hauptſächlich aus
Südafrika — importiert und 612 612 Lſtrl. — in der Hauptſache nach
Frankreich — ausgeführt.
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73.295
3.03:
168.42/
12.19
12.1.
112.57
20.367
1.483
g. 190:
58.475
21.95
16.445
Brief
10.567
59.225
12.45
73.43
3.04:
168.7e
112.41
112.38
112.79
20.40
4. 198.
58.595
6.495l
Schwei=
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janetroll Milreis
Jugoſlawien 1100 Dina
Athen
Iſtambu.
Kairo
1. 4c7/Kanada
Uruguay
Island
21 99 Tallinn (Cſtl. //100 eſtl. Kr.
Riga
Unalbant, Kommänongefeäfche
Frankfurter Kursbericht vom 30. Juni 1930.
7% Dtſch. Reichsan!
6% Baden..
8% Bahern
.
%0 keſſen v. 28
v. 2e
(9 Preuß.
Staats=
anl. . . . . . . . ....
8% Sachſen .....
6% Sachſen ...."
7% Thüringen ..
Dt ce. Anl.
Auslo=
ſungsſch. +:/.Ab
löſungsanl.
Dtſche. Anl. Ablö.
ungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schusge=
bietsanleihe ..
2 Baden=Baden.
0% Berlin .. . ..
8% Darmſtadt v. 2/
v. 28
720 Frankfurt a.M
8% Mainz......"
8% Mannheim ..
8% Nürnberg".
103.5
88
82.5
1Cu.8
84:,
S2‟).
94
95
100.25
83.5
85
58.8
9.2
3.3
94
82.5
93
Rr.
88
91
94
8% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr. ... . .
80 Goldoblig
4½% Heſſ. Lds.,
Hhp.=Bk.=Liquid.
Pſbr. . . . . ..
5% Preuß. Lds.
pfbr.=Anſt. Gold=
Pfbr. . . . . . . ..
Goldobl.
420 Darm ſt. Komm
Laudesbk. Goldobl
8¾ Kaſſeler Land. Goldpfbr..
92..
95
87/.
½ Naſſ.Landesbr.
Goldpfbr.
4½‟
Ebl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
*Ausl. Ser.
*Ausl. Ger. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Hyp.=Bl.
4½½„Liqu.=Pfbr
30 Frrf. Hyp.=Bk.
4½% „ Lig. Pfhr
8% „ Pfbr.=Bk.
14½0 „Lig. Pfrb.
320 Mein. Hyp.=Bk
½ % „ Lig. Pfbr.
Pfälz. Hhp.=B!
4½% Lig.Pfbr.
18% Preuß.
Boden=
cred.=BanI .. ..
4½% Lig. Pfbr.
18% Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank.
4½% „ Lig. Pfbr
8% Rhein.Hyp.B
4½% Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit .....
8% Südd. Bod.=
Cred.=Banr....
4½% „Lig. Pfbr
8% Württ. Hyp.=B
101
9/
97
98.5
6% Daimler=Benz
18% Dt. Linol. Werke
% Klöcher=Werie
% Mainkrw. v. 26
72 Mitteld.
Stahl=
werke .
8% Salzmannu. Co
2 Ver. Stahlwerk
18% Voigtck Häffner
Nf Z
84.5
57.5
74.5
16
101
88.5
107
87.75
101
90
100.5
89
101
100.5
90.5
101
86. 5
100.5
90
10.
101
87.9
101
74
100
93.25
96
87.5
90.5
89
90.25
95
J. G. Farben Bonds/109.25
5% Bosn. L. E.B.
5% „ L.Inveſt.
½% Oſt.
Schatz=
anw. ... . .. ...
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
4%0
420 Türk. Admin.
4% „ 1. Bagdad
4% „ Zollanl.
4½% Ungarn 1913
1914
4½2
4%
Goldr.
49-
1910
Aktien
Alg. Kunſtziide Unie
AEG. Stamm . . .
AndreaeNoris Zahn
Baſt Nürnberg ...
Bemberg J. P. ...
Berqm. El.=Werfe.
Brown BoverickCie.
Brüning & Sohn
Buderus Eiſen....
Cemen: Seidelbere
Karlſtad
J. G. Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
Chade ........."
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr. .
„ Eiſenh. Berlin.
Erdöl .......
Gold= u. Silb.=Anſtalt.
Linoleumwerk
Dnckerhoff u.
Wid=
mann .
Eichbaum=Werger
Eleltr. Licht u. Kraft
„ Lieſer=Geſ.
47
9.65
7.65
20.5
24.85
R.Z
86.25
153.5
185
96
77
112
135
186
302
33.5
103.5
61
87.25
Mar2
92
170
148
Eſchw. Bergwerk.
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter!
Felt. & Guilleaum.
Frift. Gas
Hof
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwer
Geſ. elektr.
Unter=
nehmungen .."
Goldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kemp=
HilpertArmaturfbr
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupſer.
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
Holzveri.=Induſtrie
Flſe Bergb. Stamm
„ Genüſſe
Junghans. Stamm
KaliChemie.
Aſchersleben
Salzdetfurth
Weſteregeln .
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R... . ...
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke".
Lahmener & Co.
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Aft.=Br. .
213
44.25
162:.
110.25
1.0
61.
Mrngs
57.5
33
174
125
159
86
82
128
83
92.5
85.25
241
149
206
373
210.25
101
109.5
97
244
bC.5
80
176.5
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Franff.
Miag, Mühlenbau
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurfel /
Ricolay, Hofbr.
Nürnberger Brauh.
Dberbedar
Otavi Minen ...
Phönix Bergbau.
Reiniger, Gebb. ..
Rh. Braunkohlen ..
„Elektr. Stamm.
„ Stahlwerke. .
Riebeck Montan.
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerle
Sachtleben A. G.
Salzw. Heilbronn
Schöfierhof=Vind.
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Schuckert Eleftr.
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Siem, Glasinduſtr.
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„ Zuder=A. G.
Soenska Tändſticksl
Tellus Bergbau.
Thür. Lieſer.=Ge
Tucher=Brauerei..
Unterfranken
Beithwerke ..
Ver. f. Chem. Ind.
„ Laurahütte ...
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Zellſt. Berlin
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner.
Rre
113.5
114
so
68.5
118
46
113
216.5
143.5
102
105
60.5
158
ZuS
251
75
114.25
171.25
141.75
219
42
155.25
304
104.5
101
136
103
70
39.5
1a9
88
56
150
Wanß ” Frentag.
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Dresdener Bank
Frankf. Bank.. . ./100
„ Hyp.=Bant .. /149
„ Pfdbr.=Bk. ....
Gotha. Grundtr. B.
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Oſt. Creditanſtal)
Pfälz. Hyp. Bant ../139
Reichsbanf.
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Südd. Bod.=Cr. Bf.
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Württb. Notenbar:
A.-G. . Verfehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge.
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Nordd. Llond.....
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ.)
—
Allianz. n. Stung.)
Verſicherung .. .
Verein Verſ. . . . /200
Frkft. Alla. Berſ. G.
Rückverſich.
Frankona, Rück= u.
Mitn.
Mannh. Verſich. . .!
50
Brief
81.38
45.75
81.65
2.075
0.473
.427
18.84
5.435
20.225
4. 196
3.574
32.27
111.66
80.96
76
160
14
108
1. 2.75
112.5
148
148
122.25
226
142.5
210
133.7 5
117
133
149
120
140.75
27.8
261
152.75
139.5
145
92.5
149
104:.
105
106.5
Nummer 180
Dienstag, den 1. Juli 1930
Seite 27
Das Derlaukann
dan Nart.
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſint.
Nachdruck verboten.
Wieder vergingen mehrere Minuten. Plötzlich ſchnarrte es
in der alten Uhr . . . die gelbbeinige Tänzerin wackelte wie
be=
trunken — und drehte ſich. An ihre Stelle rückte das häßliche
Totengerippe, fah einen Moment grinſend mit dem kahlen Schädel
auf Nelly herunter und zog ſich dann wieder ins Dunkle zurück,
den Platz ſeiner luſtigen Kollegin überlaſſend. Der nächtliche
Beſucher war hinten eingetreten!
In dem nur ſchwach durch die Deckenlampe erhellten Zimmer
des Hehlers ſaß Moſes Aron auf dem alten Stuhle, anſcheinend
in der Betrachtung einer alten Münze mittels eines
Vergrö=
ßerungsglaſes verſunken. Da klopfte es an die geheime Tür ..
einmal . . . dann ſtärker, haſtiger.
Der alte Man erhob ſich, ging zur Tür und zog den Riegel
zurück. Der enge Gang draußen war dunkel. Ein Mann ſchob
ſich raſch über die Schwelle. Er war im Ueberrock, den Kragen
hochgeſchlagen, und dachte nicht daran, den breitkrämpigen Hut
abzunehmen.
„He, was wollen Sie? Wer ſind Sie” krächzte der Hehler.
Der Beſucher trat an den Tiſch, indem er faſt gleichzeitig
aus ſeiner Bruſttaſche ein Kuvert nahm. Jetzt richtete er den
durchdringenden Blick auf den Hehler, der aber halb im Dunkel
ſtand, gebückt, die hageren Hände reibend.
„Der Teufel findet ſich in dem Rattenloch zurecht. Den Hals
kann man ſich bei Euch brechen”, murmelte er.
„Meine guten Freunde kennen den Weg”, verſetzte kichemd
der Jude.
Der Beſucher machte eine kurze Handbewegung. „Machen
wir es kurz. Ich komme in Sachen des Perlenhalsbandes.”
Der Jude ſchien aufzufahren. „Bringen Sie mir mein Geld
zurück? Mein verlorenes Geld! Dreißigtauſend ſchöne Mark!
Ich bin ein ruinierter Mann!” zeterte er.
Der Beſucher warf das Kuvert auf den Tiſch. Er ſtellte ſich
ſo, daß auch er nicht voll von dem Licht getroffen wurde.
„Ihr ſollt ſchadlos gehalten werden. Hier ſind die
dreißig=
tauſend Mark zurück und ein Schmerzensgeld dazu.”
Als der Hehler haſtig danach griff, packte ihn der Mann am
Arm.
„Halt! Ich verlange einen Gegendienſt! Das Geld iſt Euer
unter der Bedingung, daß Ihr ſchwört, den Mann niemals zu
verraten . .. was immer auch geſchehe . . . der Euch die Perlen
brachte!"
Der Jude murmelte etwas Unverſtändliches, wiegte den
Kopf kläglich hin und her.
„Ihr kennt den Mann doch genau? Er hat Euch ſchon früher
wertvolle Antiquitäten verkauft? Iſt es nicht ſo?‟
Da kicherte der Alte. „Stimmt ſchon. Er kann wohl heute
nicht ſelber kommen? Schickt ſeinen guten Freund? Wie werd
ich nicht kennen den ..
„Halt! Ich will keinen Namen hören! Schwört mir, was ich
verlange!"
Der Hehler hob die Hand. „So wahr ich Moſes Aron bin,
ich werd’ ihn nicht verraten, den alten . . ."
Wieder eine kurze, ſcharfe Bewegung. „Es iſt gut! Ich
halte Euch an den Schwur!“
Der nächtliche Beſucher wendete ſich der Tür zu. Moſes
Aron raffte das Geld an ſich.
„Laßt die Tür einen Augenblick offen. Ich habe keine Luſt,
zum Schluß noch in dem Rattenloch den Hals zu brechen”, ſagte
ſchroff der Beſucher.
Er war draußen, der Hehler ſtand halb in der geöffneten Tür.
Er folgte dem Manne mit den Augen, bis derſelbe um die Ecke
V
110424
des kahlen Ganges bog und einige Stufen hinunterglitt. Dann
trat er zurück. Die Tür klappte wieder zu.
Der Hehler betrachtete das Kuvert mit den dreißigtauſend
Mark. Er zählte nicht einmal nach. Wozu auch. Mechaniſch
zog er den alten Flausrock aus, den Moſes Aron immer trug,
nur heute nicht, wo er einen andern Rock anzog — als man ihn
abholte —, hing das Kleidungsſtück an den Nagel des Kaſtens,
ſchob das Samtkäppchen weg, zog eine gut gearbeitete graue
Perücke vom Kopf — und war wieder der Doktor Borngräber.
Das Wagnis war gelungen. Der Doktor wußte jetzt, wer
ihm das Geld brachte. Kein anderer war es als der junge Graf
Egon von Arensberg. Finſter und erregt, eine furchtbare Unruhe
in ſich bergend, hatte der Graf dieſes ſeltſame Geſchäft abgewickelt.
Er kannte ſomit den Dieb. Wer anders war es als der alte
Mühlhauſer, der Leibdiener des verſtorbenen Grafen. Und der
war ſchon öfter hier geweſen, wicht erſt zum Verkauf des
Perlen=
bandes, brachte ſchon früher wertvolle Antiquitäten, die ihm der
alte Hehler abkaufte.
Ein Ring weiter in den Entdeckungen des Doktors. Aber
noch nicht alles, es fehlte noch gar manches bis zur vollen
Klar=
heit. Weshalb übergab der junge Graf den Dieb nicht einfach
der Polizei, auch jetzt nicht, wo er offenbar wußte, daß der alte
Patron den verſtorbenen Grafen ſchon früher beſtahl? Das war
noch ein Rätſel, das der Löſung harrte.
Und Doktor Borngräber ſchwur ſich zu, auch das noch
her=
auszübringen. Dahinter ſteckte etwas, weit wichtiger als dieſer
erſte Diebſtahl. Schon baute ſich eine neue Kombination in ſeinem
Hirn auf. Schritt für Schritt mußte er weiterforſchen — er ganz
allein. Und erſt wenn er klar ſah, wollte er den Regierungsrat
einweihen.
Es dauerte nicht lange, dann hatte der Doktor alles entfernt,
das an ſeine geſchickte Verkleidung noch erinnerte. Er drehte das
Licht im Zimmer aus und ging hinüber in die Weinſtube. Bevor
er durch die kleine Tür trat, horchte er. Alles ſtill. Keine Gäſte
da. Dann trat er ein.
Nelly fuhr aus dem Nachdenken empor. Sie ſah ihn fragend,
geſpannt an.
Er reichte ihr die Hand. „Es iſt alles gut abgelaufen, Nelly,
beſſer und raſcher, als ich dachte. Der Beſucher iſt fort.”
„Hat er Sie denn nicht erkannt? Faßte er keinen Verdacht?”
„Nicht den geringſten. Ich trat ihm in der Maske des alten
Fuchſes gegenüber. Auf ſo etwas bin ich ſtets vorbereitet.”
Sie mußte lachen. „Und Sie haben — den Mann geſehen?
Wiſſen wer er iſt?”
„Den Abgeſandten des Diebes — ja. Aber davon ein
an=
dermal. Sie werden alles erfahren, wenn es an der Zeit iſt. Ich
muß fort. Bleiben Sie noch auf Ihrem Poſten und halten Sie
die Augen offen. Ich glaube zwar nicht, daß für Sie viel noch
zu tun iſt. Aber Baruchs wegen — ſeien Sie ſchlau, daß der
Burſche nichts merkt.”
„Wird Aron wieder zurückkommen?”
„Vorläufig nicht. Es liegen Gründe genug vor, ihn ſo lange
feſtzuhalten, bis die Sache vollkommen aufgeklärt iſt. Gute
Nacht.”
Sie ging ein paar Schritte bis zum Aufgang der Treppe.
„Und — Sie vergeſſen mich nicht, Herr Doktor?” ſagte ſie
dort und ſah ihn an. „Mir wird hier unten manchmal unheimlich.”
Er reichte ihr noch einmal die Hand. „Rechnen Sie auf mich,
Nelly. Ich meine, wir werden noch beſſere Freunde. Ich halte
Sie feſt. Sie werden nicht mehr verſinken, was imer auch
geſchieht.”
Da glitt ein frohes Lächeln über ihr hübſches Geſicht, und
ſie nickte ihm zu, als er oben unter der Tür verſchwand,
Von einem der Türme ſchlug es elf.
Doktor Borngräber ſchritt gemächlich nach dem
Alexander=
platz und beſtieg dort eine Elektriſche, die ihn nach dem Vorort
brachte.
Er lächelte, in der Wagenecke ſitzend, ſelbſtzufrieden vor ſich
hin. Mit dem Reſultat ſeines heutigen Unternehmens ſchien
er ganz zufrieden zu ſein.
Frau Walter war noch auf, als er ſeine Wohnung betrat.
Sie brachte ihm den Tee und ſtellte keine unnützen Fragen.
Sie könne ſchlafen gehen, ſagte ihr der Doktor. Da zog ſie
ſich zurück.
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Das Interesse an meinem Idee-Kaffee wächst von
Tag zu Tag. Vor allem bezeugt dles die Intensität
meiner hochwertigen Konkurrenz.
lch mache ausdrückllch darauf aufmerksam,
daß ich auch für jeden Wiederverkäufer,welcher
meinen veredelten und daher
leichtbekömm-
lichen Idee-Kaffee verkauft, voll und ganz
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trete, soweit er sich streng an meine Broschüren
und Reklameschriften hält,
Es wird auch melne verehrteKundschaft Interessleren
zu erfahren, daß herz- und magenkranke und nervöse
Konsumenten mir bestätigt haben, daß sle nach
dem Genuß meilnes veredelten und daher
leicht-
bekömmlichen ldee-Kaffees keinerlel Beschwerden
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NB. In einem offziellen Fachblatt heiſt es wörtlich über ldee-Kaffee:
„Es würde sich, träfe diese Reklamebehauptung bei der
Bedeutung des Kaffees als Volksgetränk tatsächlich zu,
um eine epochemachende Ertindung handeln.”
lch erlaube mir, meine verehrte Kundschaft darauf aufmerksam
zu machen, daß mein Unternehmen bereits seit dem Jahre 1866
besteht, und sowohl der Erfinder, ein anerkannt ernster Forscher
und Wissenschattler, nach dessen zum Patent angemeldeten
Ver-
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Kurſus i. d.
Kondi=
toreifachſch. Liedtke,
Viktoriaſtr.
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Seite 28
Dienstag, den 1. Juli 1930
Vereinigung
früherer
Leibgardiſten
Darmftadt.
Am Donnerstag, 3. Juli 1930, abends 8 Uhr,
Familienabend mit Konzert
im Garten unſeres Vereinslokals /Sitte,
Karlſtr). Wir bitten unſere Kameraden
und deren Famlienangehörige um recht
zahlreichen Beſuch. Der Vorſtand.
Bismarck-Eck
Ecke Bismarck- und Wendelstadtstraße
Heute großer (10432
Rheinischer Abend
anläßlich des Befrelungstages.
Fest-Illumination des herrlichen Gartens.
3‟
„Zum Datterich”s
Kiesſtraße 27 : Telephon 4297
(104025
Heute
SBefreiungs-Feiert
Großes Sonder=Konzert
O Hiſtoriſche Märſche. Keſſelpaucken.
Eintritt frei.
2 Anfang ½8 Uhr.
Tiſchbeſtellungen rechtzeitig eibeten.
poeeeeeeeeeleloooooeoeeeoe
Des großen Erfolges wegen bis
Mittwoch verlängert!
Hanns Heinz Ewers
neuester Roman
Fundvogel
Regie: (V.10371
Wolfgang Hoffmann-Harnisch
Die eigenartige interessante
Handlung dreht sich um die
Verwirklichung der Thesen und
Theorien über die Vertauschung
der Geschlechter durch
Operation.
Es ist ganz die
phantastisch-
problematische Atmosphäre
wie bei „Alraune”, mit dem
Gegensatz, daß nicht die Männer
an der Frau, sondern die Frau
an den Männern zu Grunde geht
Hauptdarsteller sind:
Camilla Horn, Franz Lederer,
Paul Wegener
Dazu das bunte und aktuelle
Beiprogramm.
Nur noeh wenige Tage!
Begeisterte Urteile unserer
Besucher über:
NNIS
den ersten
Farben-Tonfilm
mit
Marilyn Miller
dem Weltstar und den
Orlginal Ziegfeld.-Girls
Operetten-Rerue größten Stils
mit Gesang u. Tanz in 24 Bildern
Dazu das bunte und aktuelle
Beiprogramm.
Ab beute!
Der weltberähmte Roman von
Richard Voss
Villa
Falconieri
Mit scharfen drastisch-
reali-
stischen Strichen ist hier die
Ehe eines Spielers gezeichnet.
Die berühmte historische Villa
an der sonnigen Via Appia
gibt den prunkvollen
Hinter-
grund für das schicksalsschwere
Geschehen u. die ewig aktuelle
Problematik von Liebe und
Leidenschaft.
In den Hauptrollen:
Maria Jacobini, Hans Stüwe,
Angelo Ferrarie, Mac Laglen.
Dazu das bunte und aktuelle
Beiprogramm.
Beginn 3½ Uhr
Ingendliche zugelassen
Beginn 3½ Uhr
Beginn 3½ Uhr
Mittwoch, den 2. Juli, 20 Uhr
Städtischer Saalbau
Rheinstr. 50
SCHMITZ
Telefon 192
Bunter Abend
Schönst gelegener Garten
Ia Küche, Oualitätsbiere und offene Weine
der Hornbacher Spielschar
Aus der Spieltolge:
3. Dortklatsch.
1. Die Zundelbräder.
2. Die lustige Eisenbahn. 4. Das Kälberbrüten.
Ein Kranz troher Lieder wird die Spiele umrahmen.
Heute, Dienstag Abend 8 Uhr, zur Rheinl.-Befreiung
Grosser Rheinischer Abend m. Einlage
ausgeführt von der Stimmungskapelle ,„Raffkini
Bei ungünstiger Witterung in den Lokalitäten
Karten im Vorverkaut: Mk. 1.50, 0.75, 0,50
Volks-
hochschule, Mathildenplatz 17, Verkehrsbüro und
Zeitschritten-Vertrieb Skurnik (Post).
Karten an der Abendkasse: Mk. 2.—, 1.—, 0,75.
Städt. Saalbau-Garten
Dienstag, den 1. Juli 1930
Großes Haus
Hessisches
Landestheater
Außer Miete
Dienstag
1. Juli 1930
Kleines Haus
Fidelio
Oper von L. van Beethoven
Preise: 1—4 Mk.
Geschlossen
Rheinland-
Befreiungs-KOnzert
Militär-Musik
ausgeführt vom gesamten Stadt-Orchester
Leitung: Kapellmeister W. Schlupp
Anfang 8 Uhr (St.10324) Elntritt 25 Pfg.
Fremdenzimmer
von Mk. 2.— an.
Gaſthaus Schwanen
Georgenſtr. 1½: Tel. 4565. (4296a
Aaf
Ahagak
Tel. 4 (854a/ Seeheim, Bergstr.
Sonntag, den 6. Juli
Ball ab 4 Uhr
Sektion Starkenburg
des Deutſch. u. Oeſterr.
Alpenvereins.
Sonntag, 6. Juni:
Wanderung
„„Teichtröge-
77
Laufach.
Näh. Geſchſt. (10347
Wer arbeitet
Dau=
nendecken auf?
An=
geb. m. Pr. unter
U. 77 Geſchäftsſt. (*
deschäftsadergane.
Mit heutigem Tage haben wir unser Konditorei-
Café an Konditormeister Paul Angermann
käuflich abgetreten.
Indem wir für das uns so reichlich bewiesene
Wohlwollen herzlich danken, bitten wir höflichst
dasselbe auch aut unseren Nachfolger
über-
tragen zu wollen.
Friedrich Kuhry
und Frau
Bezugnehmend auf obige Anzeige bitten wir
das Herrn und Frau Kuhry entgegengebrachte
Vertrauen auch uns entgegen bringen zu wollen.
Es wird stets unser Bestreben sein, unsere
werte Kundschatt in jeder Weise zutrieden
zu stellen, und werden wir das Geschätt in
unveränderter Weise weitertühren.
Sportplatz
Restaurant und Café
5
A
Dienstag, den 1. Juli 1930
Nachmittags Großes Kinderfest
unter Mitwirkung des bestbekannten Märchen-Onkels!!! Kinderreigen,
Tombola, Belustigungen aller Art u. s. w. Abends
guin Hiachd and abalcnen Haefn
(anläßlich der Betreiung des Rheinlandes)
u. a. des anerkannt besten Lautensängers Richard Hinz
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Großer Autopark
Tischbestellung erbeten
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Paul Angermann
Hleiner Chor der
Musitantengilde- Darmsladl.
Freitag, den 4. Juli, abends 8 Uhr, in
der Oito-Berndt-Halle, Alexanderstr.
Weltliche Abend-Musik
Alte weltliche Lieder in Sätzen des 16.
Jahrhund. Madrigale,alte
Instrumental-
musik, Chorwerke zeitgenössischer
Komponisten (Kanons).
Programme, die zum Eintritt
berech-
tigen zum Preise von RM. 1.00 u. 0.50
(für Jugendliche) bei Buchhändler
Saeng, Kirchstr. u. a. der Abendkasse.
Konditor-Meister
und Frau
Gratenstraße 12
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Befreiungs-Feier
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5. Juli bis 13. Juli .. . . . . . . . . . .
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Olivia‟ 15. Juli bis 30. Juli .. ."
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„Monte Sarmiento‟, 31. Juli bis 13. Aug. einschlleßlich
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Kostenlose Auskunft und Drucksachen durch die
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Otto Hirsch, in Mainz, Bauhofstraße 12
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Herrn Friedrich Horn, Darmstadt, Kirchstr. 14
Darmſtadt.
10. Wanderung
Sonntag,6. Juli 1930
Neckarſteinach,
Kohl=
hof, Heidelberg.
Abfahrt:
Hauptbhf. 6.49 Uhr.
Die
Heidelberger=
wagen befinden ſich
am Schluß desZuges.
In Darmſtadt=Süd
hält der Zug nicht
Sonntagsfahrkarte
Heidelberg löſen.
Anmeldungen für
Kaffee uſw. bis zum
13. 7. bei 9. it llied
Neudecher vorneymen.
(10434)
Inhaber: Hans Tod
Dieburgerſtraße 97 Telephon 4348
Dienstag, den 1. Juli
3 Uhr abends
Spezialiſt für
Volkstümlicher
Abend aaos
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Vergrößern,Zubehör
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Befreiungsiubel
Orcheſter ehemaliger Militär=Muſiker
Leitung: Mathias Weber
Schuchardſtr 14. Tel. 1545
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Helft Euren Brüdern am Rhein:
Trinkt deutſchen Wein!
Wohlan denn, ſo trinket zur Feier des Tags
Der Befreiung ein Fläſchchen deutſchen Wein
Damit helft Jyr den Winzern aus Not und Schmach
Sie werden gewiß Euch dafür dankbar ſein!
Aus edlem Pokale, rein und friſch
So lacht er Dich an, ſo grüßt er Dich
Der herrliche, gold’ne Deutſche Wein
Von der ſonnigen Pfalz, von Moſel und Rhein!
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Unſeren werten Mitgliedern hierdurch zur Kenntnis, daß
er Zinsfuß für
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ab 1. Juli 1930 bis auf weiteres
BBrozent beträgt
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Der Vorſtand.
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zu verkauf. Kubiſch, Weiterſtädterſtraß
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