Einzelnummer 10 Pfennige
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Franffurt a. M. 1304.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 85
Mittwoch, den 26. März 1930.
193. Jahrgang
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Rellame=
zeile 3.00 Reſchsmark. Alle Preiſe in Reichsmark
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streil uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
auffräge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konturs oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bant und
Darm=
ſädter und Nationalbank.
Annahme der neuen Landwirtſchaftszölle.
WBenigſtens ein polikiſcher Erfolg des Reichskabinekks. — Dafür neue Gegenſähe in der Zinanzreform.
Moldenhauer kommt den Parkeien weiter enkgegen. — Der Reichskanzler drängk zur Entſcheidung.
Abg. Dr. Horlacher (Bahr. Vp.) verlangte, daß angeſichts des
Ernſtes der Lage jede parteipolitiſche Agitation ausgeſchloſſen ſein müſſe.
Dü9 Aoeapeogramen oom Heicstag Es ſei ein großer Fortſchritt, daß der Reichstag diesmal ſchnell, ohne
lekzter Kampf um das Maismonopol. —Schließlich
mit Stimmenkhalkung der Deukſchnakionalen
ungenommen.
* Berlin, 25. März. (Priv.=Tel.)
Es hat doch noch einige Schwierigkeiten zu überwinden
ge=
hen, ehe das Agrarprogramm am Dienstag in dritter Leſung
r Reichstag verabſchiedet wurde. An einem Haar hing es,
tnn wäre nicht nur das Programm ſelbſt geſcheitert. Die
So=
ſa=demokraten, die in der unangenehmen Lage ſind, ihren
An=
in gern gegenüber eine Reihe von Zöllen vertreten zu müſſen,
Auſken verlangt, daß erſt das Maismonopol zur Abſtimmung
ſime, weil ſie in dieſem Monopol einen Fortſchritt der
Soziali=
uing ſehen und damit ihre übrigen Abſtimmungen
entſchul=
gen wollten. Beim Maismonopol machte aber die Volkspartei
ne ein Teil der Demokraten nicht mit, ſo daß die
Mehrheits=
ſtichältniſſe einigermaßen ungeklärt waren. Das änderte ſich
uc) nicht, als der Reichsernährungsminiſter Dr. Dietrich die
lärung abgab, daß er ſofort zurücktreten würde, wenn das
e ismonopol ſcheiterte. Das war eine Drohung, die ſich wohl
erſter Linie gegen die Deutſchnationalen richtete und dort
uc verſtanden wurde. Jedenfalls beſchloſſen die
Deutſchnatio=
alen, die urſprünglich gegen das Maismonopol ſtimmen woll=
. im letzten Augenblick Stimmenthaltung. Das
Mais=
nnopol wurde ſchließlich mit 195: 122 Stimmen bei
Enthaltungen angenommen. Wenn ſich alſo die
e ttſchnationalen nicht enthalten hätten, wäre das
Maismono=
gefallen und der Reichsernährungsminiſter wäre
zurückge=
ren. Man wird alſo nicht ohne Ironie feſtſtellen dürfen, daß
Deutſchnationalen den Reichsernährungsminiſter und damit
g5 ganze Kabinett gerettet haben, womit aber auch das Urteil
ber ihre parlamentariſche Taktik geſprochen iſt.
Die Landwirkſchaftsdebatte im Reichskag.
Berlin, 25. März.
Auf der Tagesordnung der Dienstagſitzung des
Reichs=
ages ſtand die dritte Beratung der von den Regierungsparteien
be=
ragten Zolländerungen bei Weizen, Hafer, Gerſte, Malz, Kartoffeln,
Nehl, Kleie und Zucker ſowie des Geſetzentwurfes über das Mais=
Nonopol. Die Deutſchnationalen und die Bauernparteien haben
be=
mragt, daß zukünftig ein Teil der Arbeitsloſenunterſtützung in
Kar=
vreln und Roggenbrot gezahlt wird.
Abg. Jandrey (Dntl.) erklärte, bei den ſozialdemokratiſchen
Vahlern werde man kein Verſtändnis dafür haben, daß dieſe Partei jetzt
er Zöllen zuſtimme, nachdem ſie 60 Jahre lang jeden Zoll als
Brot=
bunher bezeichnet habe. Die lachenden Erben würden die Kommuniſten
ein. Der deutſche Bauer könne die Knechtſchaft der Sozialdemokratie
ticht länger ertragen. Die Politik der Linken bedeute den Untergang
deutſchen Volkes.
Abg. Schmidt=Köpenick (Soz.) gab eine Erklärung ab, in der
ergewöhnliche Schwierigkeiten weiter Kreiſe der Landwirtſchaft
an=
zannt werden. Die für den augenblicklichen Notzuſtand erforderlich
ge=
wrdenen Maßnahmen dürfen aber nicht zu Dauermaßnahmen werden.
Gielmehr müſſe die damit gewährte Atempauſe benutzt werden, die
er=
derliche Selbſthilfe einzuleiten, um in ſteigendem Maße aus eigener
itiative die Verbeſſerung der Lage der deutſchen Bauern zu erreichen.
Nar unter dieſen Geſichtspunkten ſtimme die ſozialdemokratiſche Fraktion
din Zollerhöhungen zu.
Abg. Dr. Zapf, (D.V.P.) wies darauf hin, daß es nicht darauf
an=
omme, Anträge zu ſtellen, ſondern ſie durchzuſetzen. Dieſes Durchſetzen
hittten die Deutſchnationalen der Deutſchen Volkspartei überlaſſen. An
deen Maismonopol werde man keine große Freude haben. Unter allen
Unſtänden muß die Luxuseinfuhr ſtark eingeſchränkt werden, da es ſonſt
un möglich iſt, den Deviſenbedarf des Youngblanes aufzubringen. Die
Aotlage der Landwirtſchaft iſt vor allem auch eine Frage der Zinsſätze
c d der Steuern. Die Landwirtſchaft hat daher ſelbſt das größte
Inter=
ſe an einer wirkſamen Finanzreform, an deren Zuſtandekommen die
Nechte hoffentlich mitwirken wird.
Abg. Dr. Hermes (3.) nannte die Anträge der Regierungsparteien
einen großen Fortſchritt, wenn auch nicht alles erreicht ſei. Zweifellos
die Erhöhung des Weizenzolles gegenwärtig wichtiger als die Frage
des Roggenzolles. Das Maismonopol ſei das Kernſtück der geplanten
aßnahmen. Die Regierung müſſe von den ihr gegebenen Vollmachten
etſchloſſen Gebrauch machen.
Abg. Tantzen (Dem.) wies darauf hin, daß die Agrarkriſe eine
Aeltkriſe ſei und die Getreideüberſchußländer am ſtärkſten treffe. Da
Aeutſchland Roggenüberſchußland ſei, befinde ſich der Teil der
Land=
rtſchaft am ſtärkſten in einer Kriſe, der in dieſem Jahre unter den
ſ lechten Roggenpreiſen zu leiden hatte. Ein Unfug ſei es aber, zu
9auben, daß im Oſten die geſamte Landwirtſchaft darniederliege.
Oſt=
weußen ſei beiſpielsweiſe Schweineüberſchußgebiet und habe 1929 rund
75 000 Schweine exportiert. Eine dauernde Beſeitigung der
Roggen=
rſe ſei nur durch Verminderung der Anbaufläche möglich, indem man
Aurch Erhöhung des Weizenzolles einen Anreiz zum Weizenanbau ſchaffe.
ASlehnen müſſe ſeine Partei die Hebung des Roggenpreiſes auf dem
Aege über die Futtermittel. Sie könne daher der Gerſtenzollerhöhung
uicht zuſtimmen. Die Erhöhung der Futtermittelpreiſe perde
unüberſeh=
ere Folgen haben. Auch das Maismonovol lehne ſeine Partei ab. Von
wändeſtens ebenſo großer Bedeutung wie die Zollfrage ſei für die
Land=
tärtſchaft die Zins= und Steuerfrage.
Abg. Freybe (Wirtſch. P.) begrüßte es, daß der Brief des
breichspräſidenten endlich zu großzügigen Maßnahmen für die Landwirt=
Saft geführt habe.
Abg. Döhrich (Chriſtl.=Natl. Bauernp.) bedauerte die ſtarke
Ver=
ſogerung der Löſung der Agrarkriſe. „Leider werde mit den
vorgeſchlage=
en Maßnahmen das gewürſchte Ziel nicht erreicht. Die Verbindung
ES Gerſtenzolls mit dem Roggenproblem bedeute geradezu einen An=
Ei zur Einfuhr ausländiſcher Gerſte, die angeſichts der großen Vor=
TSite vermieden werden müſſe.
Ausſchußberatung, eingegriffen habe.
Abg. Hillebrand=Schleſien (Deutſche Bauernpartei) trat für
Zollerhöhungen über die Anträge der Regierungsparteien hinaus ein.
Der Reichsernährungsminiſter droht bei
Nichk-
annahme des Maismonopols mit ſeinem Rückkrikk.
Reichsernährungsminiſter Dietrich bedauerte, daß der
Beimah=
lungszwang bei den Regierungsparteien keine Gegenliebe gefunden
habe. Wenn in der Roggenfrage keine Beſſerung eintrete, müſſe er ſich
vorbehalten, in den nächſten Wochen auf dieſes Projekt
zurückzukom=
men. Heute handelt es ſich in erſter Linie um die Frage, wieweit die
Parteien den vorgeſchlagenen Maßnahmen zuſtimmen werden. Wenn
man das Maismonopol ablehne, zerſchlage man gleichzeitig die ganze
andere Arbeit. Niemand habe einen anderen Weg zeigen können.
Des=
wegen müſſen wir den Weg des Maismonovols gehen. Auch von der
Rechten iſt mir dieſe Auffaſſung beſtätigt worden. In den Einzelheiten
des Maismonopols will ich mir zunächſt freie Hand vorbehalten. Man
ſollte zu mir das nötige Vertrauen haben. Mit erhobener Stimme rief
der Miniſter den Parteien zu: Ueberlegen Sie ſich, was Sie in dieſer
Sache tun werden! Ich habe nicht Luſt, eine Politik mitzumachen, die
von vornherein zum Scheitern verurteilt iſt. Jeder, der das
Mais=
monopol ablehnt, darf nicht erwarten, daß ich morgen die Vorlage im
Neichsrat vertreten werde. Ich werde die nötigen Konſequenzen
dar=
aus ziehen und denfenigen die Verantwortung zuſchieben, die nicht den
Mut haben, die Verantwortung zu übernehmen. (Zuruf rechts: Das
ſagen Sie doch Ihrer eigenen Partei!) Nein, ich ſage es allen
Par=
teien!
Abg. Schiele (Dn.) erklärte, das vorliegende Kompromiß ſei
un=
geeignet, um der Landwirtſchaft Jahresdurchſchnittspreiſe von 230 Mk.
für Roggen und 260 Mk. für Weizen zu gewährleiſten. Dem Verlangen
des Reichspräſidenten werde durch das Kompromiß in keiner Weiſe
Genüge getan. Die Deutſchnationalen würden daher die Neuregelung
des Weizen=, Gerſte=, Hafer=, Mehl= und Zuckerzolls ablehnen.
Bezüg=
lich des Maismonopols habe der Miniſter in ſeiner Erklärung die
deutſchnationalen Bedingungen im weſentlichen erfüllt. Da jedoch keine
genügenden Sicherheiten für die Ausführung des Geſetzes gegeben ſeien,
werde die deutſchnationale Fraktion ſich der Stimme enthalten.
Damit ſchloß die Ausſprache. — Es folgten
die Abſtimmungen.
Das Maismonopol wurde in namentlicher Schlußabſtimmung mit
195 gegen 122 Stimmen bei 78 Enthaltungen angenommen. Dagegen
ſtimmten die Deutſche Volkspartei, Wirtſchaftspartei, Kommuniſten und
einige Demokraten, darunter der Abg. Tantzen. Die Deutſchnationalen
enthielten ſich der Stimme. Gegen die Stimmen der Deutſchnationalen,
der Bauernparteien und der Kommuniſten wurden die Zolländerungen
bei Weizen und Hafer mit 273 gegen 123 Stimmen angenommen. Der
Antrag, den Erwerbsloſen einen Teil der Unterſtützung in Kartoffeln
und Roggenbrot zu geben, wurde abgelehnt. Die Zolländerungen bei
Gerſte wurden mit 260 gegen 126 Stimmen bei 10. Enthaltungen der
Demokraten angenommen. Die Zolländerungen bei Mais, Kartoffeln,
Mehl, Kleie und Zucker wurden bei Stimmenthaltungen der
Deutſch=
nationalen gleichfalls angenommen.
Verabſchiedet wurde ferner der Geſetzentwurf über den Ausgleich
von Härten, die ſich aus der Erhöhung des Kaffee= und Teezolles
er=
geben haben. — Das Haus vertagte ſich auf Mittwoch, 15 Uhr:
Notetat, Nachtragsetat. — Schluß gegen 20 Uhr.
beſprechungen.
Noch keine Annäherung zwiſchen den Flügelpgrkeien
Wenngleich das Reichskabinett in der landwirtſchaftlichen
Hilfsaktion einen politiſchen Erfolg zu verbuchen hat, ſo iſt man
in der Finanzreform noch keinen Schritt weitergekommen.
Im Gegenteil, als Ergebnis der Beſprechungen, die am Dienstag
vor= und nachmittag unter den Sachverſtändigen der
Regie=
rungsparteien erneut ſtattfanden, iſt nur feſtzuſtellen, daß die
Gegenſätze wieder größer geworden ſind. Dr.
Mol=
denhauer hatte erneut Vorſchläge zur Arbeitsloſenverſicherung
ausgearbeitet, die ſich im weſentlichen an die Vorſchläge Dr.
Pfeffers hielten, in einzelnen Punkten aber auch den
ſozialdemo=
kratiſchen Vorbehalten entgegenkamen. Die Sozialdemokraten
haben dagegen bei der Steuerſenkung erklärt, daß, falls die
Volkspartei auch eine Senkung der Realſteuern verlange, dann
eine Senkung der mittleren Einkommenſteuertarife für ſie
undis=
kutabel ſei. Die Meinungen der Volkspartei und der
Sozial=
demokraten, ſtehen ſich alſo nach wie vor ſchroff gegenüber.
Stimmungsmäßig geht allerdings die Auffaſſung dahin, daß
doch noch eine Verſtändigung erzielt wird. Das Zentrum hat die
Parole ausgegeben, daß die Lage ernſt, aber nicht „
hoffnungs=
los” ſei. Inwieweit dieſe Beurteilung der Lage zutrifft, läßt
ſich ſchwer ſagen. Der Vorſitzende der Volkspartei,
Dr. Scholz, iſt am Dienstag beim
Reichspräſi=
denten geweſen. Hat aber auch bei der Gelegenheit nur
er=
klären können, daß die Fraktion an ihrem Programm feſthalte.
Ob es unter dieſen Umſtänden noch Sinn hat, das ewige Reden
weiter fortzuſetzen, iſt zum mindeſten zweifelhaft. Der
Kanz=
ler hat deshalb die Fraktionsführer für Dienstag
abend 9 Uhr zu ſich gebeten, um mit ihnen die ganze Lage
zu beſprechen, nachdem vorher noch kurz die Fraktionen tagten.
Offenbar will er, nachdem die Sachverſtändigen ſich
nicht einigen konnten, das ganze Problem noch einmal
von der politiſchen Seite her anpacken. Die Widerſtandskraft der
Fraktionen ſcheint uns aber noch nicht erſchöpft, ſo daß ſie noch
nicht mürbe genug ſind, einer politiſchen Löſung zuzuſtimmen.
Hefrag.
Vom Heſſiſchen Finanzminiſterium wird uns geſchrieben:
In den nächſten Tagen wird der Heſſiſche Landtag
Ent=
ſchließung zu treffen haben über den Verkauf der
Aktienbetei=
ligung des heſſiſchen Staates an der Geſellſchaft Braunkohlen=
Schwefelkraftwerk Heſſen=Frankfurt, A.=G., (Hefrag). Dieſe ſoll
mit den bisher ſtaatlichen Braunkohlenbergwerken von der
Preußiſchen Elektrizitäts=Aktiengeſellſchaft übernommen werden.
Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtags hat der zwiſchen
der Regierung und der Preußen=Elektra abgeſchloſſenen
Verein=
barung bereits einmütig zugeſtimmt.
Im Hinblick auf die bevorſtehende Beſchlußfaſſung des
Ple=
nums des Heſſiſchen Landtags iſt die Hefrag=Angelegenheit
zur=
zeit für die Oeffentlichkeit von beſonderem Intereſſe. Es iſt
darum wohl angebracht, wenn im Folgenden die Entwicklung
der Verhältniſſe nochmals kurz dargelegt wird.
Die ſtaatlichen Braunkohlenbergwerke in Oberheſſen haben
in der Zeit bis zur Gründung der Hefrag nur, eine beſcheidene Rente
abgeworfen. Aufwendungen, die der heſſiſche Staat wiederholt
gemacht hat, in der Erwartung, eine Erhöhung der Rente zu
er=
reichen, brachten nicht den erhofften Erfolg. Aus den
Betriebs=
ergebniſſen wurden zwar die Abſchreibungen gedeckt, doch konnte
das aufgewendete Kapital nur unzureichend verzinſt werden.
Große Sorge aber bereitete der heſſiſchen Regierung die
Frage, ob der Betrieb des Kraftwerkes, das zur beſſeren
Aus=
nutzung der Braunkohlenvorräte im Jahre 1913 errichtet worden
war und das im Laufe der Jahre in zunehmendem Maße die
ge=
ſamte Braunkohlenförderung aufgenommen hatte, der
Konkur=
renz der großen Elektrizitätsgeſellſchaften gewachſen ſein möchte.
Die Entwicklung der Verhältniſſe hatte auf dem Gebiete der
Elektrizitätswirtſchaft zu einer Zuſammenfaſſung der Produktion
geführt. Die im Laufe der Jahre entſtandenen großen
Geſell=
ſchaften hatten die Verſorgungsgebiete durch entſprechende
Ver=
einbarungen aufgeteilt. Hierdurch war eine ſtarke
Rationaliſie=
rung des Produktionsvorganges und eine gute Ausnutzung der
Abnahmemöglichkeiten erreicht worden.
Wölfersheim arbeitete unter weſentlich ungünſtigeren
Be=
dingungen. Das ſtaatliche Kraftwerk war ein verhältnismäßig
kleines Werk mit beſchränktem Verſorgungsgebiei. Dieſes war
rings umfaßt von den Intereſſengebieten der großen
Geſell=
ſchaften. Die Beſürchtung lag deshalb nahe, daß in abſehbarer
Zeit der Wettbewerbe der großen Konzerne das Wölfersheimer
Kraftwerk zum Erliegen bringen werde. Vorläufig allerdings
war die Provinz Oberheſſen als Abnahmegebiet geſichert. Das
Ueberlandwerk der Provinz war verpflichtet, bis zum Jahre
1933 ſeinen Fremdſtrombedarf ausſchließlich bei dem
Wölfers=
heimer Kraftwerk zu decken. Man mußte jedoch mit der
Mög=
lichkeit rechnen, daß nach Ablauf dieſes Vertrages die Provinz
Oberheſſen einen neuen Vertrag nicht mit dem heſſiſchen Staat,
ſondern mit dem Partner abſchließen werde, der am billigſten
den Strombedarf der Provinz decken würde. In dieſem Falle
wäre die Regierung gezwungen geweſen, nicht nur das
Kraft=
werk, ſondern auch die ſtaatlichen Grubenbetriebe ſtillzulegen, da
weder für die elektriſche Enengie, noch für die Kohle eine
ander=
weitige Verwendung möglich ſchien. Preßſteine, die man in
Wölfersheim früher hergeſtellt hatte, waren als Brennmaterial
minderwertig und hätten in der heutigen Zeit keinen Abſatz
mehr gefunden. Zur Brikettierung aber eignet ſich die
Wölfers=
heimer Braunkohle nicht wegen ihres hohen Teergehaltes.
Zu der gleichen Zeit etwa wurden bei der damals im
Be=
ſitze der Stadt Frankfurt befindlichen Gewerkſchaft Friedrich in
Treis=Horloff bei Hungen Verſuche veranſtaltet, die ſich mit der
Frage der Wirtſchaftlichkeit einer Verſchwelung der
ober=
heſſiſchen Braunkohle befaßten. Es lag für die heſſiſche
Regie=
rung nahe, ſich dieſen Verſuchen anzuſchließen. Eine gemeinſam
ins Leben gerufene Studiengeſellſchaft kam nach mehrjährigen,
eingehenden Unterſuchungen zu dem Ergebnis, daß die
Wirt=
ſchaftlichkeit einer Verſchwelung ſowohl bezüglich der
Wölfers=
heimer, wie auch der Hungener Kohle durchaus bejaht werden
könne. Sachverſtändige, die von der heſſiſchen Regierung befragt
wurden, beſtätigten dieſe Auffaſſung, geſtützt insbeſondere auf
einen betriebsmäßigen Großverſuch mit oberheſſiſcher
Braun=
kohle, der in dem Schwelwerk Edderitz (A.E. G.) veranſtaltet
wor=
den war.
Auf Grund der günſtigen Gutachten wurde darauf die
Er=
richtung der Aktiengeſellſchaft Braunkohlen=Schwelkraftwerk
Heſſen=Frankfurt (Hefrag) beſchloſſen.
Die Erwartungen, die man auf die neue Geſellſchaft ſetzte,
waren mit Recht ſehr hohe, denn nach den vorliegenden
Wirt=
ſchaftlichkeitsberechnungen konnte tatſächlich allein durch die
Ver=
ſchwelung der Braunkohle ein ſehr hoher Gewinn erzielt werden,
ſo daß der Anfall an elektriſcher Kraſt gewiſſermaßen ein
Abfall=
produkt darſtellte. Andererſeits war durch die Beteiligung der
Stadt Frankfurt für die Hefrag ein Abſatzgebiet erſter Ordnung
gewonnen, das es ermöglichte, die Kapazität des Kraftwerkes
auch in dem Falle auszunutzen, daß die Provinz Oberheſſen nach
Ablauf ihres Vertrages als Stromabnehmer ausſcheiden würde.
Die Ausführung des neuen Unternehmens begegnete nicht
vorausſehbaren Schwierigkeiten. Während man bei der
Projek=
tierung des Werkes mit einem Zinsſatz von 6 Prozent für
Leih=
kapital rechnete, ſtiegen die Zinsſätze für Inlandsgeld, freilich
erſt nach erfolgter Vergebung der Arbeiten, ſtark an.
Auslands=
geld durfte nicht in Anſpruch genommen werden. Wenn es auch
alsdann gelang, die Geldbeſchaffung zu verhältnismäßig (
On=
ſtigen Bedingungen zu ermöglichen, ſo entſtand doch gegenüber
der bisherigen Wirtſchaftlichkeitsberechnung eine Mehrbelaſtung
an Zinſen, die den laufenden Aufwand erheblich verteuerte.
Außerdem entſtanden Voranſchlagsüberſchreitungen in Höhe
von 4 Millionen RM., die ſich im weſentlichen daraus erklärten,
daß unvorherſehbare Projektänderungen, die von den
Sachber=
ſtändigen während der Bauzeit als notwendig erachtet wurden,
den Geſamtaufwand erhöhten.
Es muß hervorgehoben werden, daß die
Koſtenüberſchrei=
kürzlich in der Oeffentlichkeit behauptet
tungen nicht et
wurde, damit zuſammenhingen, daß in den von der Hefrag
ab=
geſchloſſenen Verträgen eine Garantieklauſel fehlte. Eine ſolche
Klauſel war vielmehr nach Mitteilung des Vorſtands der Hefrag
in allen Verträgen enthalten.
Durch dieſe ungünſtige Entwicklung der Verhältniſſe trat
eine weſentliche Veränderung der Rentabilitätsgrundlagen ein.
Die Wiederherſtellung einer normalen Rentabilität aber
erfor=
dert nach dem Urteil der Sachverſtändigen einen weiteren
Aus=
bau des Werkes und damit weitere erhebliche
Kapitalaufwen=
dungen, ſodann aber auch, wenn möglich, eine Einbeziehung des
Werkes in ein größeres Produktionsganze.
In dieſer Erkenntnis hat die Stadt Frankfurt a. M. im
Herbſt vorigen Jahres ihre Aktienbeteiligung bei der Hefrag an
die Preußiſche Elektrizitäts=Aktiengeſellſchaſt abgetreten. Für die
heſſiſche Regierung entſtand die Frage, ob ſie gemeinſam mit
dem neuen Partner das begonnene Werk fortſetzen oder aber
auch den heſſiſchen Anteil abtreten ſollte. Die Regierung
ent=
ſchloß ſich nach reiflicher Erwägung aller Möglichkeiten zu dem
Verkauf ihrer Aktienbeteiligung ſowie der bisher ſtaatlichen
Berg=
werke an die Preußen=Elektra. Ausſchlaggebend war hierbei die
Erwägung, daß durch die Vereinbarungen zwiſchen Frankfurt
und der Preußen=Elektra das Abſatzgebiet Frankſurt bereits in
das Intereſſengebiet der Preußen=Elektra einbezogen worden
war, und daß infolgedeſſen die Entwicklungsmöglichkeiten für
das Schwelkraftwerk Wölfersheim ohnedies durchaus in der
Hand der Preußen=Elektra lagen. Außerdem glaubte die heſſiſche
Regierung im Hinblick auf die Finanzlage des Staates größere
neue Kapitalaufwendungen zugunſten des Wölfersheimer
Wer=
kes nicht vertreten zu können.
Erleichtert wurde für Heſſen der Entſchluß, ſowohl die
Be=
teiligung bei der Hefrag, als auch die Bergwerke abzutreten,
dadurch, daß das Angebot der Preußen=Elektra die berechtigten
Intereſſen Heſſens durchaus berückſichtigte. Was der heſſiſche
Staat im Laufe der Jahre in den ſtaatlichen Bergwerken an
Kapital inveſtiert hatte, wird ihm nach Abzug der
vorgenom=
menen Abſchreibungen zurückerſtattet, wobei aber die auf Grund
der Abſchreibungen in einem Erneuerungsſtock angeſammelten
Rücklagen in der Hand des Staates verbleiben. Ebenſo werden
die Aufwendungen des Staates, die durch die Hefrag=Gründung
notwendig geworden waren, erſetzt. Letztere belaufen ſich auf
1,5 Millionen RM. Die bei der Hefrag eingetretenen
Voran=
ſchlagsüberſchreitungen belaſten nach dem Abkommen mit der
Preußen=Elektra die heſſiſche Staatskaſſe nicht mehr da die
Anleiheverbindlichkeiten der Hefrag, für die Heſſen Bürgſchaft
geleiſtet hatte, durch die Preußen=Elektra übernommen werden.
Tatſächlich iſt ſonach ein effektiver Verluſt für Heſſen aus dem
Hefrag=Engagement nicht eingetreten
Daß auch das oberheſſiſche Kohlenvorkommen aus der Hand
gegeben werden mußte, mag bedauert werden, es wird aber zur
Beruhigung der Oeffentlichkeit beitragen, daß nach den
getrof=
fenen Vereinbarungen Heſſen an künftigen Gewinnen des
Unter=
nehmens unter gewiſſen Vorausſetzungen beteiligt iſt. Ebenſo
be=
ſteht ein Heimfallsrecht an den Bergwerken für den Fall, daß
dieſe ſtillgelegt werden ſollten.
Durch den Verkauf der Bergwerke und der heſſiſchen
Betei=
ligung an der Hefrag wird der heſſiſche Staat, da die Preußen=
Elektra vorausſichtlich 7 Prozent Dividende verteilen wird, aus
ſeiner Aktienbeteiligung eine Rente von nahezu 300 000 RM.
erzielen, ein durchaus günſtiges Ergebnis, wenn man die
be=
ſcheidenen Abſchlüſſe der früheren ſtaatlichen Betriebe
berück=
ſichtigt. Außerdem kann der Staat demnächſt den Kaufpreis für
das alte Kraftwerk in Höhe von 1,8 Mill. RM., der zunächſt in
Aktien der Preußen=Elektra beglichen wird, gegen Rückgabe
dieſer 1,2 Millionen Aktien in bar verlangen. Durch den Ausbau
des Schwelkraftwerkes, den die Preußen=Elektra nunmehr allein
aus eigenen Mitteln durchführt, wird der heſſiſche Staat
weiter=
hin eine ſehr erhebliche jährliche Steuereinnahme zu verzeichnen
haben. Dazu kommen die weiteren großen Vorteile, die der
heſ=
ſiſchen Wirtſchaft durch den Ausbau eines derartig großen
indu=
ſtriellen Unternehmens zufließen.
Die neuerdings aufgeſtellte Behauptung, der heſſiſche Staat
habe durch das „Wölfersheimer Experiment” mehrere Millionen
Mark verloren, entſpricht ſomit nicht den Tatſachen. Ebenſo iſt
die an der Tätigkeit des früheren Miniſterialreferenten und
jetzigen Vorſtandes der Hefrag geübte Kritik nicht gerechtfertigt.
Anläßlich der Beſchwerde eines Keſſellieferanten hat ein
Aus=
ſchuß des Heſſiſchen Landtages auf Grund eingehender
Unter=
ſuchung der Verhältniſſe bereits am 2. Dezember 1927
ein=
ſtimmig feſtgeſtellt, daß der betreffende Miniſterialreferent bei den
Verhandlungen über die Gründung der Hefrag die Intereſſen
Heſſens mit Energie und Geſchick vertreten habe; auch erſcheine
es ausgeſchloſſen, daß er ſich bei dieſen Verhandlungen in
irgend=
einer Weiſe von perſönlichen Intereſſen habe leiten laſſen.
Vom Tage.
Der neue Reichsbankpräſident Dr. Luther, der ſich
auf einer Informationsreiſe bei ben Direktoren der fünf
großen europäiſchen Notenbankinſtitute befindet, iſt, von Rom kommen,
in Paris eingetroffen. Er wurde von dem Gouverneur der Bank
von Frankreich, Moreau, begrüßt, mit dem er am Mittwoch eine
Unter=
redung haben wird.
Der Aelteſtenrat des Preußiſchen Landtages beſchloß,
vom5. Aprilbis zum6. Maiin die Oſterferien zu gehen.
Im Geſetzgebungsausſchuß des Thüringiſchen
Landtages wurde der Regierungsentwurf zum
Er=
mächtigungsgeſetz mit den Stimmen der Regierungsparteien
gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommuniſten in zweiter
Leſung angenommen.
Nachdem die Debatte über den engliſchen
Heeres=
etat bis in die frühen Morgenſtunden gedauert hatte, wurde der
Etat angenommen. Kriegsminiſter Tom Shaw erklärte, die
Regierung ſei entſchloſſen, ein umfangreiches Abrüſtungsprogramm
durchzuführen, wenn andere Lände ſich ebenfalls dazu bereit zeigten.
Die franzöſiſche ſozialiſtiſche Kammerfraktion hat mit 27 gegen 3
Stimmen bei 9 Enthaltungen beſchloſſen, für die Ratifizierung des
Youngplanes zu ſtimmen, ſelbſt wenn die Regierung hierfür die
Ver=
trauensfrage ſtellen ſollte.
Die Jahrhundertfeier zum Andenken an die
Be=
freiung Griechenlands vom türkiſchen Joch hat geſtern
in ganz Griechenland bei prächtigem Wetter begonnen.
Die von dem ſüdafrikaniſchen Premierminiſter General Hertzog
ein=
gebrachte Bill, die den europäiſchen Frauen in Südafrika
das Wahlrecht einräumt, iſt mit 73 gegen 31 Stimmen im
ſüdafri=
kaniſchen Parlament angenommen worden. Mit dieſem Geſetz erhalten
ungefähr 450 000 europäiſche Frauen in Südafrika das Wahlrecht.
Der amerikawiſche Senat hat mit 53 gegen 31 Stimmen die
Geſetzes=
vorlage über die Reviſion der Zolltarife, das ſogenante Smoot=Hawley=
Tarifgeſetz, angenommen. Nach faſt einjähriger Debatte hat damit die
Regſerung den Sieg über die Koalition der Demokvaten und
unabhängi=
gen Republikaner errungen, die faſt um jede einzelne Poſition des
Ge=
ſetzes einen erbitterten Kampf lieferte. Das Geſetz bringt eine Erhöhung
für ſämtliche Zollſätze.
Neuernennungen in Preußen.
Die Beſehung der freien Ober= und
Regierungs=
präſidenkenſtellen. — Das Zenkrum ſicherk ſich das
Oberpräſidium in der Grenzmark.
* Berlin, 25. März. (Priv.=Tek.)
Der preußiſche Miniſterrat, der die ſchon ſo oft vertagten
Beamtenernennungen für einige hohe Verwaltungspoſten
brin=
gen ſollte, hat nun am Dienstag ſtattgefunden. Das Ergebnis
iſt nicht überraſchend und deckt ſich mit den vor kurzem in der
ſozialdemokratiſchen Preſſe erſchienenen Mitteilungen. Danach
wird der Demokrat Falck Waentigs Nachfolger im
Oberpräſidium in Magdeburg, während der
So=
zialdemokrat Weber zum
Regierungspräſiden=
ten, in Magdeburg ernannt wird. Der frühere
Regierungspräſident in Stettin, v. Halfern,
der zur Volkspartei gehört, kommt in das
Ober=
präſidium, während an ſeine Stelle der
ſozial=
demokratiſche Miniſterialrat Simons tritt. Zum
Oberpräſidenten in Kaſſel iſt der
Sozialdemo=
krat Haas=Köln ernannt worden, und zum
Regie=
rungspräſidenten in Frankfurt a. M. der
bis=
herige Vizepräſident in Gumbinnen, Fitzner,
der zur Sozialdemokratie zählt. — Das Zentrum iſt
alſo trotz ſeines Jammerns in ſeiner Preſſe diesmal
über=
gangen worden. Wahrſcheinlich hat es aber bereits unter der
Hand Zuſagen für komaiende Stellenbeſetzungen erhalten. Das
Zugeſtändnis, das der Deutſchen Volkspartei durch die Ernennung
des Stettiner Oberpräſidenten gemacht worden iſt, ſoll
vermut=
lich dadurch wieder ausgeglichen werden, daß der Oberpräſident
v. Bülow in der Grenzmark demnächſt abgehalftert wird. Bülow
zählt zur Volkspartei und ſo wäre das Ergebnis des
Revire=
ments, daß die Volkspartei wie bisher mit einem Oberpräſidium
vertreten bleibt, daß aber die Grenzmark an das
Zen=
trum gegeben wird, insgeſamt alſo Zentrum und
Sozial=
demokraten ihren Einfluß neuerdings verſtärken werden.
Bedenkliche Sparmaßnahmen der
Reichsbahn.
Perſongleinſchränkungen und Unkerlaſſungen nötiger
Arbeiten an Bauten und Fahrzeugen.
Berlin, 25. März.
Der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft
hielt am Montag und Dienstag in Berlin eine regelmäßige
Ta=
gung ab. Es wurde hierüber ein amtlicher Bericht ausgegeben,
in dem es heißt: Die immer noch fehlende, ſeit Sommer 1929
eiſtrebte finanzielle Entlaſtung ſetzt die Reichsbahnverwaltung
nicht in den Stand, für Erneuerung und Unterhaltung in dem
erforderlichen Umfange zu ſorgen. Auch der am 8. Februar
ge=
ſtellte Antrag der Reichsbahn auf eine Erhöhung der Tarife iſt
bisher von der Reichsregierung nicht entſchieden worden. Durch
die ſchlechte Verkehrsentwicklung iſt die finanzielle Lage der
Reichsbahn immer ſchwieriger geworden. Bis zum 23. März
blieben die Einnahmen um 90 Millionen Reichsmark gegen die
an ſich ſchon niedrigen entſprechenden Einnahmen des Vorjahres
zurück. — Der Verwaltungsrat gab in Anbetracht
dieſer Lage im Intereſſe einer weiteren geſunden
Wirtſchafts=
führung der Reichsbahn ſeine Zuſtimmung zu einem
ſofort durchzuführenden
Einſchränkungspro=
gramm, trotz ſchwerer Bedenken wegen der
Auswirkungen auf die allgemeine Wirtſchaft.
Durch Herabſetzung der Tagewerke des Perſonals, Entlaſfung
von Arbeitern und durch Unterlaſſung nötiger
Ar=
beiten an Bauten und Fahrzeugen müſſen ſolange
weiter entſprechende Einſparungen vorgenommen werden, bis
die Betriebseinnahmen wieder die notwendige Höhe erreicht
haben. Die Mittel, die der Reichsbahn durch den
Anſchluß des Reiches an die
Mobiliſierungs=
anleihe zufließen ſollen, können nicht für
Aus=
gaben des laufenden Betriebes verwende
werden und entbinden die Verwaltung nicht
von der Verpflichtung, für den Ausgleich der
Betriebsrechnung durch Erhöhung der
Ein=
nahmen Sorge zu tragen
* Der Verwaltungsrat der Reichsbahn hat alſo nun doch
wider Erwarten ſich dazu entſchloſſen, den Sparriemen noch
enger zu ziehen, notwendige Anſchaffungen zu verſchieben,
gleich=
zeitig aber Perſonaleinſchränkungen vorzunehmen. Der noch
immer laufende Antrag auf Tariferhöhung wurde
nicht erneuert, weil die Reichsbahn offenbar weiß, daß
man im Reichsverkehrsminiſterium keine große Neigung zeigt,
dieſe Wünſche zu erfüllen. Wahrſcheinlich wird der
Reichs=
verkehrsminiſter aber im Rahmen aller zur Löſung
ſtehenden Verkehrsprobleme auch dieſe Frage entſcheiden. Nach
allem, was bisher bekannt wurde, will er offenbar
Tarif=
erhöhung und Kraftwagenkonkurrenz in
Ver=
bindung bringen und einen abſchlägigen
Be=
ſcheid bei der Tariferhöhung durch
Zugeſtänd=
niſſe auf dem Gebiete des
Kraftwagenver=
kehrs wettmachen. Auch in der Frage der
Verkehrs=
ſteuer ſcheinen ſich die Anſchauungen der Reichsbahn und des
Reiches nach wie vor unüberbrückbar gegenüberzuſtehen. Es iſt
alſo bis jetzt noch kein brauchbarer Ausweg
ge=
funden, der Reichsbahn aus ihren Finanz;
ſchwierigkeiten zu helfen, ohne,die Allgemeint
heit erneut zu belaſten.
Wohnungsluxusſteuer für Berlin.
* Berlin, 25. März. (Priv.=Tel.)
Die ſtädtiſche Finanz= und Steuerdeputation der Stadt Berlin
be=
faßte ſich am Dienstag mit einer Denkſchrift der Stadtverwaltung über
die verlangte Wohnungsluxusſteuer. Unter Zuſtimmung zu dem
Ent=
wurf wurde beſchloſſen, vom Magiſtrat die Ausarbeitung einer
entſpre=
chenden Vorlage zu fordern. Die Denkſchrift ſieht vor, daß entſprechend
dem 8 16a des kommunalen Abgabeweſens das erſte Zimmer, das über
die in dieſem Beſtimmungen zugrunde gelegte Zimmerzahl hinausgeht,
mit 60 RM. beſteuert wird. In den betreffenden Beſtimmungen wird
ein Raum mehr als die Kopfzahl der Bewohner beträgt, allerdings
ohne Hausperſonal, als ſteuerfrei zugebilligt. Die Steuer ſoll ſich dann
weiter ſtaffeln, ſo daß bei 4 überſchießenden Zimmern ſchon ein
Steuer=
betrag von 480 RM. herauskommt. Ein Ehepaar mit 2 Kindern würde
alſo eine 6 Zimmerwohnung mit 60 RM., eine 9 Zimmerwohnung
da=
gegen mit 480 RM. verſteuern. Nach Abzug der von der Steuer nicht
zu erfaſſenden Wohnräume für gewerbliche Zwecke, ſowie der
Verwal=
tungskoſten, rechnet man mit einem Geſamtbetrag von rund 4,7 Mill.=
prN
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Den Tod vor Augen.
Von Kapitän Scott.
Am 29. März findet in Darmſtadt die Erſtaufführung
von Goerings „Südpolar=Expedition des Kapitän Seott”
ſtatt. Im Verlag Brockhaus ſind die berühmten Bücher
über die tragiſche Scott=Expedition in koſtſpieligeren
großen und billigeren volkstümlichen Ausgaben erſchienen.
Wir veröffentlichen nachſtehend aus dem Buch Robert Falcon
Scott „Letzte Fahrt” einen charakteriſtiſchen Abſchnitt, der
uns mitten in den Ablauf des grauſigen Schickſals der
Expedition hineinſtellt.
nur gelegentlich. Die Kälte iſt ungeheuer groß, mittags 40 Grad.
Meine Kameraden ſind überaus heiter, aber wir ſind in
ernſt=
hafter Gefahr zu erfrieren, und obwohl wir beſtändig davon reden,
Ueberzeugung nach, im Herzen keiner von uns mehr.
Wir frieren jetzt auf dem Marſch und auch ſonſt immer
ent=
ſetzlich, nur bei den Mahlzeiten nicht. Geſtern mußten wir des
Orkans wegen ſtill liegen, und heute geht es furchtbar langſam.
Wir ſind am Ponylager 14, alſo nur zwei Ponymärſche von Ein=
Tonnen=Lager entfernt. Hier laſſen wir unſern Theodoliten, eine
Kamera und Oates” Schlafſäcke zurück. Die Tagebücher uſw.,
ſowie die auf Wilſons ſpeziellen Wunſch mitgenommenen Geſtein= den ganzen Tag eines wütenden Orkans wegen nicht weiter.
proben wird man bei uns oder auf unſerem Schlitten finden.
Montag, 18. März. Heute beim zweiten Frühſtück ſind wir
39 Kilometer vom Depot entfernt. Das Unglück ſchreitet weiter.
Geſtern hatten wir wieder Gegenwind, Nordweſtwind mit
Stärke 4, und der Schnee trieb uns ins Geſicht; wir mußten den
Marſch unterbrechen; Temperatur 37 Grad. Kein meſiſchliches
Weſen brächte es fertig, ſolch einem Wetter zu trotzen, und unſere
Kraft iſt faſt ganz erſchöpft.
Mein rechter Fuß iſt erfroren, beinahe alle Zehen — noch vor
zwei Tagen war ich ſtolzer Beſitzer der beſten Füße. So brechen
wir allmählich zuſammen. Ich Eſel rührte mir einen kleinen
Teelöffel voll Currypulver in meinen flüſſig gemachten
Pemmi=
kan — er verurſachte mir heftige Verdauungsbeſchwerden. Die
ganze Nacht lag ich mit Schmerzen wach, und auf dem Marſche
fühlte ich mich kraftlos; mein Fuß erfror, und ich merkte es
gar nicht. Einen Augenblick Nachläſſigkeit — und man hat einen
Fuß, den man gar nicht anſehen mag. Bowers iſt, was ſeine
Geſundheit anlangt. Nummer Eins, aber große Auswahl iſt
ſchließlich unter uns nicht mehr. Die andern glauben noch, daß
wir durchkommen — oder ſtellen ſich vielleicht nur ſo — ich weiß
es nicht! Wir haben den Primus noch einmal halb vollgegoſſen.
das letztemal, und ſonſt haben wir nur noch ein wenig Spiritus
— dann müſſen wir verdurſten. Der Wind iſt augenblicklich
günſtig — vielleicht hilft er uns. Die Entfernung bis zum Depot
wäre uns auf der Hinreiſe lächerlich klein erſchienen.
Dienstag, 19. März. Zweites Frühſtück. Geſtern abend wurde
uns das Aufſchlagen des Lagers ſehr ſauer, und wir waren faſt
erſtarrt, bis wir unſer Abendeſſen verzehrt hatten; es beſtand aus
Schiffszwieback, kaltem Pemmikan und einem halben Kännchen
Kakao, den wir auf Spiritus kochten. Dann wurden wir wider
Erwarten ganz warm und haben alle gut geſchlafen. Heute
brachen wir in der gewöhnlichen ſchleppend langſamen Weiſe auf.
Der Schlitten war greulich ſchwer. Wir ſind 29 Kilometer vom
Depot entfernt und könnten in drei Tagen hinkommen. Das
ſind Fortſchritte! Wir haben noch auf zwei Tage Lebensmittel,
Ich kann nur beim zweiten Frühſtück ſchreiben; und dann aber nur noch einen Tag Brennmaterial. Alle unſere Füße
werden ſchlimm — die Wilſons ſind noch am beſten, mein rechter
am ſchlechteſten, nur mein linker iſt ganz in Ordnung. Aber
wie ſollen wir unſere Füße ſchonen, ehe wir das Depot erreicht
daß wir uns doch noch durchſchlagen werden, glaubt es, meiner haben und uns wieder mit warmem Eſſen pflegen können?
Amputation iſt jetzt noch das mindeſte, worauf ich mich gefaßt
machen muß; aber wird das Uebel nicht weitergehen? Das iſt
die ernſte Frage. Das Wetter bietet uns keine Erleichterung —
der Wind weht heute aus Nord und Nordweſt, und die
Tempera=
tur beträgt 40 Grad.
Donnerstag, 21. März. Lager R 60. Montag abend waren
wir noch 20 Kilometer vom Depot entfernt; geſtern konnten wir
Heute wieder eine verlorene Hoffnung — Wilſon und Bowers
wollen zum Depot gehen, um Brennmaterial zu holen.
Freitag, 22., und Sonnabend, 23. März. Der Orkan wütet
immer fort — Wilſon und Bowers konnten ſich nicht
hinaus=
wagen — morgen iſt die letzte Möglichkeit — bein Brennſtoff
mehr und nur noch auf einen, höchſtens zwei Tage Nahrung —
das Ende iſt nahe. Wir haben beſchloſſen, eines natürlichen
Todes zu ſterben — wir wollen mit unſern Sachen oder auch
ohne ſie zum Depot marſchieren und auf unſerer Spur
zuſam=
menbrechen.
Freitag, 29. März. Seit dem 21. hat es unaufhörlich aus
Weſtſüdweſt geſtürmt. Wir hatten am 20. noch Brennſtoff, um
jedem zwei Taſſen Tee zuzubereiten, und trockene Koſt auf zwei
Tage. Jeden Tag waren wir bereit, nach unſerm nur noch 20
Kilometer entfernten Depot zu marſchieren, aber draußen vor der
Zelttür iſt die ganze Landſchaft ein durcheinanderwirbelndes
Schneegeſtöber. Ich glaube nicht, daß wir jetzt irgendwie auf
Beſſerung hoffen können. Aber wir werden bis zum Ende
aus=
halten: freilich werden wir ſchwächer, und der Tod kann nicht
mehr fern ſein.
Es iſt ein Jammer, aber ich glaube nicht, daß ich noch weiter
ſchreiben kann.
R. Scott.
Letzte Eintragung: Um Gottes willen — ſorgt für unſere
Hinterbliebenen!
Wilſon und Bowers wurden in ihren Schlafſäcken gefunden,
die ſie über den Kopf geſchloſſen hatten, wie ſtets, wenn ſie ſich
ſchlafen legten.
Scott ſtarb ſpäter. Er hatte die Klappen ſeines Schlafſacks
zurückgeworfen und ſeinen Rock geöffnet. Die kleine Taſche mit
den drei Tagebüchern lag unter Schultern und Kopf, und ſein
Arm umſchlang Dr. Wilſon.
So wurden ſie acht Monate ſpäter gefunden.
* Theodor Däubler.
Vortrag in der Freien Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft,
Theodor Däubler iſt eine Urkraft.
Er iſt 1876 in Trieſt geboren. Seine beiden Eltern ſind
Deutſche. Die Sprachen ſeiner Jugend waren deutſch und iic=
lieniſch; ſein erſtes Werk ſchrieb er — aus Zufall — franzöſiſch.
Heute ſpricht er ſieben Sprachen. Er iſt in allen Ländern zu
Hauſe. Italien, Griechenland und Aegypten kennt er wie kein.
zweiter.
Er iſt Lyriker und Philoſoph. Friedrich Schuack
feiert ihn als den im dichteriſchen Grundſtoff reichſten deutſchen
Lyriker der letzten Zeit, als den heidniſchen Naturgeiſt, der ſich
ins Grenzenloſe ſteigert.
Auf Einladung der Freien Literariſch=
Künſtle=
riſchen Geſellſchaft hatte Däubler einen Vortrag über
„Goethe und die Antike” angekündigt. Als Däubler
eine halbe Stunde geſprochen hatte, dachte man, das Thema
heiße „Däubler und die Antike”; als er eine Stunde geſprochen,
hatte, hieß das Thema nur noch „Däubler”
Er führte keine geſchichtliche Unterſuchung durch, ſondern
er gab eine weite Viſion aus Licht und Farben. Er ſchilderte
das Griechenbild des Klaſſizismus und der Renaiſſance. Er
führte den Gedanken und das Weſen des Hellenismus durch alle
Jahrhunderte bis in die Gegenwart, und er zeigte im
Vorüber=
gehen auch manche Beziehungen Goethes über Iphigenie und
Helena zur Antike.
Das weſentlichſte aber war der Reiz der weitausladenoen
Perſönlichkeit des Dichter=Philoſophen, der ſeine
viſio=
nären Bogen ſpannte und ſeine Gedankenblöcke türmte.
Der Reiz der Dichterperſönlichkeit hatte die Künſtler
Darm=
ſtadts in ſeltenem Maße angezogen. Man ſah Sybille Flemming,
Thekla Lingens bildſchöne Tochter, die Dichter Michel und
Schie=
belhuth, den Schöpfer des kommenden Niebergall=Brunnens
Well Habicht, den Maler Gunſchmann und dazu den weiten
Kreis der Däubler=Verehrer,
X.‟
Nummer 85
Mittwoch, den 26. März 1930
Seite 3
TMMrendek en Bonry and Hoheien Scuten beſchisfter
Abbau von 205 Bolksſchullehrern und 44 Skellen bei den Höheren Schulen.
Differenzen unker den Regierungsparkeien.
Verhandlungen im Finanzausſchuß.
Alle Ankräge der Oppoſilkion abgelehnk.
* Im Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtages wurden
ziern die mit Spannung erwarteten Abſtimmungen über die
gpitel der Volks= und Höheren Schulen vorgenommen. Dabei
ab ſich, daß die Meinungsverſchiedenheiten unter den
Regie=
mgsparteien, die am Montag noch einmal im
Interfraktio=
yben Ausſchuß ſtundenlang verhandelt hatten, nicht beigelegt
urden konnten. Wie wir hören, hat dabei insbeſondere
Fnanzminiſter Kirnberger die Notwendigkeit
durchgreifen=
de Sparmaßnahmen betont, von denen auch die Schule nicht
asgenommen werden könne. In der Abſtimmung am Dienstag
ih ſich der demokratiſche Vertreter allerdings „nur”
de Stimme enthalten, aber ſeinen Koalitionsfreunden eine
ürklärung” angekündigt. Er ſoll ſogar für die
Endabſtim=
mng mit dem Ausbruch ſeiner Fraktion gedroht
hsen. In der heutigen Sitzung kann es alſo noch einmal recht
bhaft werden, wenn wir auch nicht glauben, daß es zu der
axkündigten Regierungskriſe kommen wird.
Bei der Abſtimmung zu Kap. 53 —
Kultusmini=
ztium — wurden ſämtliche Anträge der Oppoſitionsparteien
ſazelehnt. Darunter volksparteiliche Anträge, den Miniſterial=
Fektor und fünf Miniſterialbeamte auf den Inhaber zu
bewil=
ſien und an den ſachlichen Koſten von 17 000 RM., 5000 RM.
ſtreichen. Der Gewerbeſchulrat im Miniſterium wird auf den
thaber geſetzt. Das Kapitel findet mit 8:2 Stimmen bei Ent=
Mtng der Volkspartei und der Volksrechtpartei Annahme.
Kap. 54, Stellvertretungs=, Aushilfs= und ſonſtige
Ver=
haltungskoſten, wird mit zehn Stimmen, bei zwei
Ent=
hitungen, angenommen. Abgelehnt wird der volksparteiliche
Atrag, an den ſachlichen Ausgaben, Tagegeldern und
Umzugs=
liten von 49 300 RM., 10 000 RM. zu ſtreichen. Für
Schul=
nanderungen, wofür früher 5000 RM. bereitgeftellt waren,
ſiht alſo der neue Haushaltsvoranſchlag nichts mehr vor.
Zu Kap. 57: Volksſchulen
lgen 25 Abänderungsanträge der Parteien vor. Während die
lnmnuniſtiſchen Anträge auch hier einſtimmig der Ablehnung
brfielen, wurden die Anträge der Volkspartei und des
Land=
hndes mit den Stimmen der Regierungsparteien abgelehnt und
5 Anſätze der Regierung entſprechend genehmigt. Ein
deutſch=
uuonaler Antrag, bei den Abbaumaßnahmen die
Yaxität zu wahren, wurde der Regierung als Material
derwieſen. Der Ausſchuß erſuchte die Regierung, darauf
hin=
zwärken, daß der Landtag mit drei Vertetern in den Kuratorien
de Seminare für Handarbeit und Hauswirtſchaft vertreten iſt,
nen ſtaatliche Zuſchüſſe in Höhe von 28 000 RM. bewilligt ſind.
In der Schlußabſtimmung wurde das Kapitel in der
Regie=
ungsfaſſung mit 7:2 Stimmen, bei drei Enthaltungen der
Volks=
prtei, Volksrechtpartei und des demokratiſchen Vertreters
an=
gnommen. — Der Ausſchuß erſucht die Regierung, „möglichſt”
hne einklaſſigen Schulen eingehen zu laſſen, auch wenn
eine geringe Klaſſenſtärke aufweiſen. Die Regierung gibt
berzu eine entgegenkommende Antwort ab. — Das
Fortbil=
dingsſchulweſen, der Werkunterricht, ſowie die
hiſchüſſe an private Volksſchulen bleiben im vorgeſehenen
Um=
ing beſtehen. Beihilfen an Gemeinden für Schulhausneubauten
ſrüher 100 000 Mark) ſind dieſes Jahr nicht vorgeſehen.
Kapitel 58, Schulturn= und =Sportweſen,
nit 7200 RM. Ausgaben für Lehrerausbildung, Lehrmittel und
eeräte, wird genehmigt.
Kapitel 59, Taubſtummen=Anſtalten
in Friedbevg und Bensheim, mit 56 185 RM. Einnahmen und
164 106 RM. Ausgaben, ſowie
Kapitel 60, Blindenanſtalt,
mit 54 400 RM. Einnahmen und 101 439 RM. Ausgaben,
fin=
den ohne weſentliche Ausſprache Zuſtimmung. In der
Blinden=
anſtalt ſind zurzeit 70 Perſonen aufgenommen.
Eine eingehende Ausſprache entſpann ſich über Kapitel 61,
Gymnaſien, Reglſchulen und pädagogiſche Seminare.
Das Kapitel ſchließt mit 4 536 695 RM. Einnahmen (571000
RM. mehr als im Vorjahre) und 7195 271 RM. Ausgaben
(864 106 RM. mehr als im Vorjahre). Nach dem Sparprogramm
ſind hierbei abgeſetzt zuſammen 44 Stellen. Außerdem fällt der
Staatszuſchuß für acht Stellen an höheren Bürgerſchulen weg.
Das jährliche Erſparnis berechnet ſich hier im Dauerzuſtand für
die Staatskaſſe auf etwa 190 000 RM.
Ein Vertreter der Regierung wies zunächſt darauf hin, daß
bei der Geſtaltung des Voranſchlags bereits bis an die
Grenze des für Lehrer und Schüler
Erträg=
lichen gegangen worden ſei, und dies nur unter dem
Zwange der Finanzlage des Landes. Die außerordentlich
ſchweren Abſtriche bewirkten, daß bei dem Abbau von
Lehr=
kräften bereits auf Beamte zurückgegriffen werden müſſe, die
verheiratet ſind, Kinder beſitzen und ſchon acht Anwärterjahre
hinter ſich haben. — Der volksparteiliche Vertreter erklärte, daß
er von Verbeſſerungsanträgen abſehe, weil er ſich bei der
Zu=
ſammenſetzung des Ausſchuſſes keinen Erfolg verſprechen könne.
In der Abſtimmung wurde auch der ältere
volkspar=
teiliche Antrag, die Verordnung über die Schulgelderhöhung
zurückzuziehen, behandelt. Dem Antrag des
Zentrumsbericht=
erſtatters, den Antrag durch die Annahme des Kapitels ſelbſt für
erledigt zu erklären, ſchloß ſich der Ausſchuß gegen Volkspartei
und V.R.P. an. Ein weitergehender kommuniſtiſcher Antrag
verfiel einſtimmiger Ablehnung. Mit allen bürgerlichen Stimmen
wurde der ſozialdemokratiſche Antrag, nur begabte”
Kin=
der in die unteren Klaſſen der höheren Schulen aufzunehmen,
abgelehnt. Auch die Regierung hatte dieſes Verlangen als
un=
durchführbar bezeichnet. Auf Verlangen des Landbundes,
die höheren Schulen auf den Stand vom 31. 12.
1918 zurückzuführen und im anderen Falle den
Sitz=
gemeinden die Mehrlaſten aufzuerlegen, erklärte die Regierung,
daß tatſächlich ſeit 1918, mit einer einzigen, vom Landtag
geneh=
migten Ausnahme (Bingen), keine neuen Laſten vom Staate
übernommen worden ſeien, vielmehr in allen Fällen des
Aus=
baues der höheren Schulen die betreffenden Gemeinden die
Koſten tragen. Das Kapitel ſelbſt wurde dann mit 8:2 Stimmen,
bei Enthaltung der Volkspartei und V.R.P. wegen der Art der
Schulgelderhöhung, genehmigt.
Kapitel 61 a, Aufbauſchulen
in Friedberg, Bensheim, Alzey ſowie für Mädchen in
Darm=
ſtadt, verzeichnet an Einnahmen 87231 RM., an Ausgaben
552 573 RM. In der Ausſprache wandte ſich die Regierung
gegen das Verlangen des Landbundes, die Aufbauſchulen in
Pädagogiſche Seminare zur Ausbildung der Volksſchullehrer
umzuwandeln, unter Wegfall der betreffenden Etatpoſitionen bei
den Hochſchulen. Auch die übrigen Ausſchußmitglieder
ver=
ſprachen ſich von dieſer Abſicht keine Einſparungen, ſo daß der
Antrag mit 10:2 Stimmen abgelehnt wurde. Von
volkspartei=
licher Seite wurde die Notwendigkeit der
Aufbau=
ſchulen auf Grund des Artikels 146 der Reichsverfaſſung
be=
jaht, aber bezweifelt, ob Heſſen auf die Dauer vier
ſolcher koſtſpieligen Inſtitute werde aufrecht erhalten können.
Das Kapitel ſelbſt wurde mit 10:2 Stimmen, bei Enthaltung
der Volkspartei wegen der Schulgeldregelung, genehmigt.
Der Ausſchuß begann noch die Beratung von Kapitel 62,
Mädchen= und Höhere Bürgerſchulen, brach danm
aber ab und veriagte ſich auf heute. Der Etat des
Kultusmini=
ſters ſoll nach der Abſicht des Ausſchuſſes unbedingt bis zum
Donnerstag abgeſchloſſen werden. Am Freitag tritt dann das
Plenum zuſammen, das wahrſcheinlich auch noch am Samstag
zu tun haben wird.
6.
Der neue Reichs=Milliarden=Etak.
Skeigerung der Ausaaben in den einzelnen
Miniſte=
rien. — Der Elal des Arbeitsminiſters überſchreiket
die Milliarden-=Grenze. — Verdoppelung des Etals
der Reichsſchuldenverwalkang.
* Berlin, 25. März. (Priv.=Tel.)
Der Reichshaushaltsplan für das kommende Etatjahr
balanciert mit 11,6 Milliarden. Er iſt alſo um 1,2 Milliarden
höher als im Vorjahre. Die für den Reichspräſidenten, den
Reichstag und den Reichskanzler ausgeworfenen Beträge fallen
gegenüber den anderen Summen gar nicht ins Gewicht. Das
Auswärtige Amt fordert 63 Millionen an. Es hat
gegen=
über dem Vorjahre Einſparungen in Höhe von 1,75
Millionen vorgenommen. Dagegen iſt beim
Reichs=
innenminiſterium eine Steigerung um 8,6
Mil=
lionen feſtzuſtellen. Der Etat fordert jetzt 36 Millionen. Auch
das Reichswirtſchaftsminiſterium hat ſeine
Aus=
gaben von 17,2 auf 18,5 Millionen erhöht. Recht
beträchtlich ſind die Steigerungen beim
Reichsar=
beitsminiſterium. Sie betragen nicht weniger als
119,5 Millionen, während der Etat des Arbeitsminiſteriums die
Milliardengrenze überſchreitet. Der größte Teil der
Aufwen=
dungen kommt der Sozialverſicherung mit 603
Mil=
lionen zugute. Die Arbeitsloſenverſicherung ſoll
260 Millionen erhalten, das Wohnungs= und
Siedlungs=
weſen 25 Millionen. Für ſonſtige ſoziale Hilfsmaßnahmen ſollen
60 Millionen ausgeſchüttet werden. Auch der Heeresetat
iſt größer als im Vorjahr. Er weiſt jetzt eine Summe von
623 Millionen auf. Für das Landheer wurden 15
Mil=
lionen mehr angefordert. Das Reichsinnenminiſterium hat
10,3 Millionen angeſordert. Das Reichsverkehrsminiſterium
da=
gegen 134 Millionen, wovon 38,4 Millionen auf die Luftfahrt
ent=
fallen. Beim Verſorgungsetat iſt ein leichter Rückgang
feſtzuſtel=
len, doch müſſen noch immer 1,76 Milliarden für Kriegsrenten
und anderen Penſionen verausgabt werden. Der Etat der
Reichsſchuldenverwaltung hat ſich beinahe
ver=
doppelt. Er iſr von 500 auf 967 Millionen angeſchwollen.
Unweſentlich ſind die Neuanforderungen des
Reichsfinanzmini=
ſteriums, das etwa eine halbe Milliarde verausgaben will. Auf
die Landesfinanzämter werden 494 Millionen entfallen. Die
inneren Kriegslaſten ſind mit 326 Millionen veranſchlagt, wovon
130 Millionen für die Grenzgebiete und 116 Millionen für
Ent=
ſchädigungszahlungen verausgabt werden ſollen. Für die äußeren
Kriegslaſten werden 1,8 Milliarden angefordert.
Moldenhauers neue Vorſchläge.
Wie verlautet, hat Dr. Moldenhauer in der heutigen
Be=
ſprechung mit den Finanzſachverſtändigen der Regierungsparteien
zum Geſetz über die Arbeitsvermittlung und
Arbeitsloſenver=
ſicherung die Aenderung folgender Richtlinien vorgeſchlagen:
1. Kann der Bedarf der Reichsanſtalt aus den
Beiträgen und aus dem Notſtock nicht völlig
ge=
deckt werden, obwohl der Beitrag rechtzeitig einheitlich für das
Reichsgebiet feſtgeſetzt iſt, ſo gewährt das Reich Zuſchüſſe,
deren Höhe alljährlich im Reichshaushalt
feſt=
geſetzt wird.
2. Der Reichszuſchuß für das Rechnungsjahr 1930
be=
trägt 150 Millionen Mark.
3. Um den Ausgleich zwiſchen Einnahmen und
Ausgaben der Reichsanſtalt herbeizuführen, hat der
Vorſtand der Reichsanſtalt die erforderlichen Maßnahmen zu
treffen. Er bann dabei auch von den Vorſchriften des Geſetzes
abweichen, darf jedoch eine allgemeine Herabſetzung oder
Ver=
kürzung der Leiſtungen nicht vornehmen. Inſoweit dieſe
Maß=
nahmen nicht ausreichen, um den Ausgleich zwiſchen Einnahmen
und Ausgaben herbeizuführen, kann der Vorſtand die
Bei=
träge zur Arbeitsloſenverſicherung erhöhen.
4. Zu einem ſolchen Beſchluß des Vorſtandes iſt die
Mehr=
heit der Stimmen der Vertreter ſowohl der Arbeitgeber
wie auch der Arbeitnehmer erforderlich, die dem Vorſtand
angehören. Die Vertreter der öffentlichen
Köper=
ſchaften wirken bei der Beſchlußfaſſung nicht
mit.
5. Beſchließt der Vorſtand innerhalb einer
Friſt, die die Reichsregierung beſtimmt, die notwendigen
Maßnahmen oder Beitragserhöhungen nicht
ſo hat die Reichsregierung anſtelle des Vorſtandes
darüber Beſchluß zu faſſen.
Der Pakriof.
Emil Jannings ſtärkſter Erfolg.
Im Union=Theater läuft der letzte in Amerika
ge=
kehte große Emil=Jannings=Film, in der Regie von
Ernſt Lubitſch. „Der Patriot” nach dem gleichnamigen
ſchauſpiel von Alfred Neumann, eine der beſten und größten
ſilmleiſtungen, die je geſchaffen wurden.
„Ich war ein ſchlechter Freund und ungetreuer Liebhaber,
h wollte wenigſtens ein guter Patriot ſein” — Mit dieſen
Wor=
in ſchließt Graf Pahlen ſein Leben und ſetzt damit den
Schluß=
tunkt hinter ein Drama, das das größte Kaiſerreich der Welt
mter der Herrſchaft eines wahnſinnigen Zaren ſah. Einer
Tra=
ödie, die Graf Pahlen bewußt geſtaltete und die Rußland durch
ene Mordtat von der Herrſchaft des Wahnſinnigen befreite, dem
jahlen der einzige Freund und Vertraute war.
Dieſer grandioſe Film intereſſiert nicht ſo ſehr wegen der
ſandlung, die erſchöpft wird durch die von Graf Pahlen
ange=
eitelte Verſchwörung gegen den Zaren Paul I. Seine
gewalt=
ſtige Beſeitigung war keine brutale Mordtat, ſie war ein Akt
u1s heißer Liebe zum Volk und zum Vaterland geborener
Opfer=
ut, deren letztliche hiſtoriſche Bedeutung, verbunden mit dem
ſelbſtopfer des Grafen Pahlen, ihr alles Verdammenswerte
ahm. Graf Pahlen ſtarb eine Stunde nach dem gewaltſamen
(od des Zaren Paul. Dieſe Handlung, wie geſagt, intereſſiert
ſicht ſo ſehr wie die in der Film= und Bühnenkunſt einzig
da=
ehende ſchauſpieleriſche Leiſtung Emil Jannings und Lewis
dtone. Schwver zu entſcheiden, welcher von dieſen beiden
künſtlern das künſtleriſch Größte gibt. Emil Jannings tierhaft
frutal, der wahnſinnige Zar, wie er ſchrecklicher, abſtoßender,
rutaler nicht geſchildert werden kann, auch nicht nach den
rück=
altloſeſten geſchichtlichen Ueberlieferungen. Ein Menſch, in dem
as menſchliche mit dem rein tieriſchen im Triebleben in
ſtän=
gem Zwieſpalt, ſtändigem Kampf liegt. Es gehört die ganze
Bröße Janningsſcher Schauſpielkunſt dazu, dieſen ſtändigen
Viderſteit zwiſchen brutalſtem Vernichtungswillen und hündiſch
eitelnder Schonung des Lebens im Augenblick, da ihm ſein
ende klar ward, und wiederum das letzte gewaltige, gigantiſch
argeſtellte Aufflackern des Herrſcherbewußtſeins, dem alle zu
Elregen drohen, bis in letzter Sekunde die rohe Gewalt bru=
Aen, aber berechtigten Haſſes die Tat vollbringt. — Daneben
er Gegenſpieler Graf Pahlen! Lewis Stone, ſchlank, aufrecht,
rnſt, ſcharf geſchnittene, charakteriſtiſche Geſichtszüge, ſtreng
bechſelnd mit mildem Erkennen, fein ausgeprägte Diplomatie
tnd das unverrückbare Feſthalten am letztlichen Leben
zerſtören=
en, aber Volk befreienden Ziel. Groß in dem Augenblick, da
Faul wenige Minuten von ſeinem Ende durch Freundſchafts=
beteuerung, durch Erinnern an gegebenes Vertrauen dem Grafen
Tränen erpreßt. Von einer faſt verklärten Größe des Spieles in
den Szenen mit Gräfin Oſtermann. — Neben dieſen beiden
Dar=
ſtellern von ſtärkſtem künſtleriſchen Niveau, verblaßt alles andere.
Bleibt Florence Vidor, eine ſympathiſche Schönheit, gleich wie
Vera Voronina, bleibt Neil Hamilton als Kronprinz
unbedeutend, behaudtet ſich aber Harry Cording als Stephan
mit ausgeprägter Charakteriſtik.
Die Regieleiſtung Ernſt Lubitſchs iſt einzigartig.
* Neue Wege der Ernährung.
Ap. Von dem großen Werke von Dr. Hans Balzli: „Kunſt
und Wiſſenſchaft des Eſſens”, (Verlag von Otto Reichl,
Darmſtadt) iſt der zweite Band: „Nahrungsmittellehre,
Ernährungs=
therapie, Küchentechnik und Speiſenbereitung” (Preis geb. 24 Mk.)
er=
ſchienen. Der erſte Band dieſes umfangreichen Werkes erſchien unter
dem Titel „Unſeve natürliche Ernährung und ihre Bedeutung für
Ge=
ſundheit, Leiſtungsfähigkeit, Fortpflanzung, Volkswirtſchaft, ſowie
Frie=
den und Freiheit” Für Balzli iſt die erſte Forderung die pflanzliche
Rohkoſt als Kraft= und Wirkungsmittelpunkt der Nahrung; die zweite:
weitgehende Beſchränkung, wenn nicht Beſeitigung der Fleiſchkoſt; die
dritte: Reviſion der Koch= und Konſervierſünden; die vierte: Reviſion
der Induſtrialiſierung der Nahrung. Der zweite Band will die Lehren
des erſten in die Tat umſetzen helfen. Nicht allein ſoll er dazu
bei=
tragen, natürlich=zweckmäßige Ernährung wieder zur Grundlage der
geſamten Heilkunde zu machen, ſondern auch die Menſchen, die offenen
Auges und empfänglichen Ohres ſind, zur Wiederaufnahme einer
Er=
nährungsweiſe zu bewegen, die geſund und leiſtungsfähig erhält, alſo
Erkrankungen vorbeugt. Er bringt eine ganz neuartige
Nahrungs=
mittellehre, wie ſie bisher nicht vorlag: gleich wertvoll für die Hausfrau,
wie für den Arzt, für den Gaſtronomen wie für den Geſchichtsforſcher,
für den Chemiker wie für den Landwirt.
Nach Anſicht des Verfaſſers iſt eine Neuordnung der Medizin an
Haupt und Gliedern notwendig geworden. Gegen die ärztlichen
Phari=
ſäer, gegen die Medizinalhandwerker, gegen die ewigen Geſtrigen im
der Wiſſenſchaft und auch gegen jedwedes Scheuklappenſpezialiſtentum
will er mutvoll und überzeugt die praktiſche Neuordnung, die ſich in der
geſamten Medizin unaufhaltſam vollzieht, auf dem großen Gebiete der
Ernährung vertreten. Die Medizin ſucht verlorene Grundlagen
wieder=
zugewinnen und muß es. Was in dieſem Buche geboten wird, iſt keine
Sektiererei, der Verfaſſer iſt kein ärztlicher Außenſeiter. Hier handelt
es ſich vielmehr um den Niederſchlag aller Erfahrungs= und neuer
Ver=
ſuchswiſſenſchaft, um eine Nahrungsmittellehre, die zugleich eine
Er=
nährungstherapie iſt. Balzli predigt keinerlei Askeſe, ſondern klugen
Ge=
brauch der Gaben der Natur und weiſes Maßhalten, und lehnt jede
Ge=
meinſchaft mit Enthaltſamkeitsbewegungen und Ernährungsſektierern ab.
Wichtiger als die Heilkraft iſt die Verhütungskraft der natürlichen,
un=
entwerteten Nahrung. Krankheitsvorbeugung iſt die große Aufgabe
unſerer Zeit. Wir dürfen die Menſchen in Zukunft möglichſt nicht
mehr krank werden laſſen. Vieles Krankſein iſt vermeidbar. Die
Ver=
hütung bedeutet unberechenbaren wirtſchaftlichen und ideellen Gewinn.
Welche Koſten werden durch die Kranken heute dem Staatshaushalt
auf=
erlegt, ohne daß ihnen wirkſame Hilfe gewährt wird! Die ſchönſte
Be=
friedigung des Arztes liegt darin, ſich entbehrlich zu machen. Der Arzt,
der Geſundheitslehrer iſt, kann und wird dieſer Beglückung teilhaftig
werden. Bis jetzt gibt es leider nicht viele Geſundheitslehrer. — Wie
im griechiſchen Altertum, ſo muß auch heute wieder der geſunde, ſchöne,
harmoniſche Menſch das Ziel ärztlicher Wiſſenſchaft und Kunſt werden.
Das Buch, das 730 Seiten umfaßt, behandelt in den erſten Kapiteln
mit nicht zu übertreffender Gründlichkeit und Ausführlichkeit die
Nah=
rungsmittel und Genußmittel im Lichte der allermodernſten
wiſſen=
ſchaftlichen Erkenntniſſe, ferner ſind bei jedem Nahrungsmittel die beſte,
zweckmäßigſte Zubereitung angegeben und auch die vorteilhaften
Zuſam=
menſtellungen berückſichtigt, ſowie weiter die Wirkungen der Nahrungs=
und Genußmittel ſowohl der allgemeinen wie auch der beſonderen
be=
ſchrieben. In dem letzten Kapitel „Die ſchönen und geſunden Jahre‟,
entwickelt der Verfaſſer nochmals die Hauptgrundſätze ſeiner
Ernährungs=
lehre: Wir müſſen das Werk des Hippokrates wieder aufnehmen und
fortſetzen, es unſerer Zeit anpaſſen und durch unſeve
naturwiſſenſchaft=
lichen Neuerwerbungen erweitern und befeſtigen. Die Diaita muß wieder
der Unterbau und der Hauptpfeiler der geſamten Medizin und der
vor=
beugenden Geſundheitspflege werden. Alles zeigt mit Sicherheit an, daß
die Aerzte der kommenden Geſchlechter wieder Diätetiker ſein werden,
daß die Lebensgeſtaltung, obenan die Ernährung, wieder den Vorrang
vor der Arzneibehandlung und Chirurgie haben wird. Das Eſſen und
Trinken, ſagt der Verfaſſer weiter, muß auch heute Freude machen und
Behagen ſchaffen. Nur das genußvolle Eſſen und Trinken bekommt und
ſchlägt an. Die genießeriſche Seite erhebt das Eſſen und Trinken zur
Kunſt, ja ſelbſt zur Weisheit. Erſt wenn ſich dieſe Kunſt und
Weis=
heit mit Wiſſen und Können vereinen, erſt dann iſt die
Nahrungsauf=
nahme wirklich menſchenwürdig. In keiner Zeit haben die Tafelfreuden
als Sünden gegolten; erſt bildungsarme und kulturloſe Reformer”
haben ihnen einen ſolchen Makel anzuhängen verſucht. Schönheit des
Tafelgeſchirrs iſt von großer Wichtigkeit, eine nicht minder bedeutende
Angelegenheit iſt die Frage des Tafelſchmucks, er braucht nicht koſtbar
zu ſein, aber ſtilvoll muß er immer ſein; auch einfache Blumen laſſen ſich
hübſch zuſammenſtellen und anordnen.
Im Vordergrunde der Ernährung ſtehen das Obſt, das zu jeder
Mahlzeit gereicht werden ſoll, das Gemüſe und Salat, die täglich zu den
beiden Hauptmahlzeiten gehören, die Wurzeln, die Knollen, Nüſſe, die
Milch und die Milchprodukte; und erſt in zweiter Linie kommen die
Hülſenfrüchte, das Getreide mitſamt dem Brot, die Eier und das Fleiſch.
Ein Ehrenplatz in unſerer Koſt gebührt der Kartoffel. Die
Gärungs=
alkohole, alſo Wein, Bier, Kaffe, Tee und Kakav (Schokolade) brauchen
nicht verbannt zu werden, aber wer ſich ihrer enthalten zu müſſen glaubt,
kann es ohne Nachteil tun. Vorſicht gebieten nur die gebrannten Alkohole.
Zum Schluſſe lehnt der Verfaſſer jede Gemeinſchaft mit den fanatiſchen
Alkoholgegnern ab, den vereinsmeieriſchen Kampf gegen den Alkohol
kann er nur als „Sektiererei” betrachten.
Jedermann kann aus dem Balzliſchen Buche viel lernen, vor allem
Aerzte, gegen die der Verfaſſer allerdings oft zu Felde zieht, ſodann
die Frauen und Mütter, denen der häusliche Herd anvertraut iſt, und
die Hauswirtſchaftslehrerinnen. Auch als Nachſchlagewerk und zur
Orientierung über die Bedeutung und den Wert der Nahrungsmittel
im einzelnen iſt das Buch zu benu
Seite 4
Mittwoch, den 26. März 1930
Nummer 85
geBerhanslangen srieaehery
WAmerna.
Berwirklichung des Transozean=Flugverkehrs
mit Luftſchiffen.
* Berlin, 25. März. (Priv.=Tel.)
Nach einer geſtern in der National City Bank in New York
abgehaltenen Beſprechung mit Vertretern bedeutender
amerikani=
ſcher Banken und Luftfahrtunternehmungen erklärte Dr. Eckener,
daß nun die Zeit der Beſprechungen vorbei ſei und daß man
end=
gültig an die Verwirklichung aller Pläne eines
Transozean=Flugverkehrs mit Luftſchiffen
heran=
gehen könne. Die im vorigen Jahre gegründete internationale
Luftverkehrsgeſellſchaft habe das notwendige Kapital zur
Bau=
legung neuer Zeppeline bereits gezeichnet. Eine Entſcheidung
ſtehe noch offen, wieviel Luftſchiffe auf Stapel
gelegt werden ſollen. Die neuen Zeppeline werden ſowohl
in Acron bei der Goodyear Zeppelin Corporation, wie in
Fried=
richshafen bei der Zeppelinwerft gebaut werden. Als
haupt=
ſächlicher europäiſcher Luftſchiffhafen komme
Se=
villa in Betracht, während in Nordamerika aller
Wahr=
ſcheinlichkeit nach ein Platz bei Baltimore gebaut werde.
Die Verbindung zwiſchen dem Landeplatz und den
europäiſchen Binnenländern würde der Lufthanſa
oder dem Dornier=Metallbau, in Amerika einer
der großten amerikaniſchen
Luftverkehrsgeſell=
ſchaften übertragen. — Neu iſt die geplante Art der Brennſtoff=
verſorgung der zahlreichen Ueberſee=Luftſchiffe. Ein Rieſendrachen=
Ballon mit einem Faſſungsvermögen von mehreren hunderttauſend
engliſchen Kubikfuß werde Verwendung finden. Man habe bereits
in Lakehurſt ſehr intereſſante und erfolgreiche Verſuche damit
durchgeführt. Der Verſuchsballon werde ſoeben niedergeholt und
nach Pernambuco gebracht, um dort die Gastanks des deutſchen
„Graf Zeppelin” aufzufüllen, der in abſehbarer Zeit erwartet
werde. Nach Dr. Eckeners Meinung iſt die enge deutſch=
amerika=
niſche Zuſammenarbeit in allen Punkten geſichert. Man werde
hre Auswirkungen ſchon bald ſpüren.
Verkagung der Londoner Flokkenkonferenz
um ſechs Monake?
EP. London. 25. März.
Von dem italieniſchen Delegationsführer Grandi iſt geſtern
abend in einer Unterredung mit Maedonald ein bedeutſamer
Vorſchlag zur Rettung der Londoner Konferenz gemacht worden.
Grandi ſoll nämlich vorgeſchlagen haben, die Konferenz für eine
Zeit von ſechs Monaten zu vertagen. Während dieſer Zeit ſollen
Frankreich und Italien verſuchen, untereinander zu einem
Ein=
verſtändnis über die zwiſchen ihnen beſtehenden Streitfragen zu
gelangen. Während dieſer Zeit würden ſowohl Frankreich wie
auch Italien ſich verpflichten, keine neuen Schiffsbauten in
An=
griff zu nehmen. Der Vorſchlag Grandis dürfte bei längerem
Hinausſchieben der italieniſch=franzöſiſchen Kontroverſe ſehr
wahrſcheinlich als Ausweg aus der gegenwärtigen
Konferenz=
kriſe benutzt werden.
die Naoinenstilfein Bolen=
Pilſudfki ſtellt Bedingungen. — Szymanſki gibt ſeinen
Aufkrag zurück.
EP. Warſchau, 25. März.
Senatsmarſchall Szymanſki hatte heute mittag eine
zwei=
ſtündige Unterredung mit Marſchall Pilſudſki, dem er Bericht über
ſeine bisherigen Bemühungen zur Kabinettsbildung erſtattete
Wie er Preſſevertretern erklärte, habe, ihm Pilſudſki
er=
klärt, daß das jetzige Regierungsſyſtem im
Aus=
lande völlige Billigung finde. Wenn die Mitglieder
des Seim wieder beginnen ſollten, unter Ausnutzung ihres
Ein=
fluſſes bei Staatsbehorden für ihre privaten Intereſſen zu
inter=
venieren, dann wäre eine geordnete Tätigkeit der Regierung
un=
möglich gemacht. Das werde er unter keinen Umſtänden zulaſſen
und ſtelle dem Parlament vier Bedingungen
1. Die Mehrheitsparteien müßten dem Miniſterpräſidenten
Garan=
tien dafür geben, daß ſich die Abgeordneten in Perſonalfragen der
Regierung nicht einmiſchen. 2. Die politiſchen Fraktionen müßten
erklären, daß ſie ſich in die mit dem Budget zuſammenhängenden
Fragen nicht einmiſchen. 3. Der im Seim eingebrachte Antrag,
wonach für Ueberſchreitungen des Budgets harte Sanktionen
feſt=
geſetzt werden, müſſe zurückgezogen werden, und 4. Die
Regie=
rung werde in den nächſten ſechs Monaten ohne
Parlament regieren. — In einer um 9 Uhr abends
ab=
gehaltenen Beſprechung Szymanſkis mit den Fraktionsführern des
Seim erklärte die Oppoſition die Pilſudſkiſchen Forderungen für
unannehmbar. Szymanſki begab ſich darauf zum
Staatspräſiden=
ten und gab den Kabinettsbildungsauftrag zurück.
OM
Die glückliche Geburt eines
Stamm=
halters zeigen hocherfreut an
Siegfried Hehum u. Frau
Hanſel geb. Steinhardt
z. Zt. Klinik
Dr. Hofmann und Dr. Wolff.
Eberſtadt, den 24. März 1930.
DieEheleute HeinrichSchnauber
und Frau Käthe, geb. Volz,
Rein=
heim i. O., begehen heute das
Feſt der
ſilbernen Hochzeit
Glückauf zur goldenen! (4985
Statt Karien.
In dankbarer Freude zeigen wir die glückliche
Geburt eines geſunden Mädels an.
Landgerichtsrat Dr. Karl Jacobi
und Frau Lieſel, geb. Schmidt.
Darmſiadt, den 25. März 1930 Zwingenberg
z. Zt. Privatklinik Dr. Hoffmann u. Dr. Wolff. (Heſſen) (*
Stett Karten!
Dora Reichelt
Dr. med. Reinhold Sell
geben ihre Verlobung bekannt
Darmstadt, 26. März 1930
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Todes=Anzeige.
Montag früh entſchlief ſanft an den
Folgen eines Schlaganfalles unſere
liebe Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter und Tante
Durch einen traurigen Unglücksfall wurde uns unſer
lieber, hoffnungsvoller Sohn und Bruder
Herr Philipp Koch
Frau
geb. Hallſtein
im 70. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Jakob pollack
Familie Leonhard Pollack.
Schulverwalter
zu Raubach i. Odw. am 24. März im blühenden
Alter von faſt 24 Jahren jäh entriſſen.
Die ſchmerzgebeugten Hinterbliebenen:
In deren Namen:
Gg. Philipp Koch.
Billings i. Odw., den 25. März 1930. (4976
Darmſtadt, Wienerſtr. 70, Wald=
Michelbach (Odw.), 26. März 1930.
Die Beerdigung findet Donnerstag,
den 27. März, nachmittags 2½ Uhr,
auf dem alten Friedhof (Nieder=
Ramſtädterſtraße) ſtait.
Die Beerdigung findet Freitag, den 28. März 1930
um ½2 Uhr von Billings aus ſtatt.
Dankſagung.
Bei dem unerwarteten Heimgang
unſerer über Alles geliebten teuren
Ent=
ſchlafenen
Frau Sophie Keßler
geb. Sommerkorn
2 iſt uns in überaus rührender Weiſe heiz=
Alichſte Anteilnahme an unſerem großen
Schmerz erwieſen worden.
Aus tiefſiem Herzen danken wir all
den lieben Freunden und Bekannten.
Ebenſo danken wir Herrn Pfarrer Woll=
2 weber für ſeine troſtreichen Worte am
Grabe. Auch den Aerzten und den
Schweſtern des Städt. Krankenhauſes
ſei für die liebevolle, aufopfernde
Be=
handlung und Pflege herzlichſt gedankt.
Familien Keßler —
Getroſt — Sommerkorn.
Darmſtadt, den 26. März 1930.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Heimgang unſeres lieben Entſchlafenen
Gottlieb Rügner
ſagen wir herzlichſien Dank. Insbeſondere
danken wir Herrn Pfarrer Beringer für die
troſt=
reichen Worte.
Die trauernden Hiuterbliebenen.
Darmſitadt, den 25. März 1930.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme und
die zahlreichen Kranzſpenden beim Heimgange unſerer
teuren Entſchlafenen
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geb. Egner
ſagen wir unſeren innigſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
J. D. Wirthwein.
Biebesheim, den 25. März 1930.
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Mann, unſer treuer Vater und
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Profeſſor, Oberlehrer i. R.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Amélie Sammet, geb. Doſch
Dr. phil. Kurt Sammet und
Frau Thilde, geb. Rohde.
Darmſtadt
Bernburg
den 24. März 1930. (4963
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 26. März um
2½ Uhr auf dem alten Friedhof ſtatt.—
Wir bitten, von Beileidsbeſuchen freundlichſt abſehen
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[ ← ][ ][ → ] Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 26. März.
Auslandsdeukſchlum und Arbeikerſchaft.
Der Gewerkſchaftsſekretär vom A. D. G.B., Franz Joſef
Furtwäng=
ler, hat in den letzten Wochen auf Einladung von Ortsgruppen des
V. D.A., der Gewerkſchaften, des Zentralinſtituts für Erziehung und
Unterricht und der Reichszentrale für Heimatdienſt über das Thema
„Auslandsdeutſchtum und Arbeiterſchaft” Vorträge in einer Reihe von
Städten gehalten, ſo z. B. in Frankfurt a. M., Hannover, Mainz,
Wiesbaden, Freiburg i. Br., Darmſtadt, Gießen u. a. Seinem
Frank=
fyrter Vortrag entnehmen wir folgende Ausführungen:
Furtwängler leitete ſeine Rede ein mit einer Darlegung der
gegen=
wärtigen Arbeitsverhältniſſe der Welt: Die Vereinigten Staaten von
Amerika ſind, der ſchärfſte Konkurrent für Europa geworden, Indien
und Japan befinden ſich in einem Prozeß der Induſtriealiſierung,
Amerika ſperrt ſich gegen die Einwanderung mit den ſogenannten
Einwanderungsquoten” (für Deutſchland jährlich nur 25 000). Dieſe
Tatſachen geben der kulturellen Pflege des Auslandsdeutſchtums eine
erhöhte Bedeutung gerade auch im Hinblick auf die deutſche
Arbeiter=
ſchaft. Ausgehend von einer pſychologiſchen Wertung des deutſchen
Auswanderers ſtellte Furtwängler feſt, daß die Deutſchen in den
U. S. A., obwohl 22 Prozent ſtark, kulturell weniger einflußreich ſeien
als etwa die weſentlich geringere Zahl Irländer, die jederzeit als
ge=
ſchloſſene Einheit aufträten und dadurch eine nicht zu unterſchätzende
Rückwirkung auf den Freiheitskampf in ihrem Mutterlande ausübten.
In Erkenntnis dieſes und ähnlicher Beiſpiele ergäbe ſich logiſch — durch
die Nachkriegsverhältniſſe und die dadurch geſchaffene
Minderheiten=
frage erſt recht aktuell geworden — die Notwendigkeit: Pflege und
Förderung der deutſchen Kulturgüter in den von Deutſchland
abgetrenn=
ten Gebieten mit deutſcher Bevölkerung. Es taucht die Frage auf:
Wel=
ches Intereſſe kann der deutſche Arbeiter an dieſer Forderung haben?
Was gehen ihn die Beſtrebungen des „Vereins für das Deutſchtum im
Ausland” an? Der Skepſis von links ſtänden die Angriffe der
radi=
kalen Rechtsparteien gegenüber. Die Beſtrebungen dieſer
überpartei=
lichen und interkonfeſſionellen Vereinigung ſeien aber nur darauf
ge=
richtet, in der deutſchen Bevölkerung der Grenzſtaaten und in Ueberſee
die geiſtig kulturelle Verbindung mit dem Mutterlande
aufrechtzuerhal=
ten. Die Frage nach dem Intereſſe der Arbeiterſchaft an dieſen
Be=
mühungen finde ihre Antwort durch Aufhebung der deutſchen
Volks=
ſchulen, wie etwa in Polen, dann ſinke auch die wirtſchaftliche
Leiſtungs=
fähigkeit und damit der Lohn dieſer Arbeiterſchicht, was auf die Dauer
nie ohne Einfluß auf die Lebenshaltung der benachbarten Arbeiterſchaft
pleibe. Die Leidtragenden ſeien die Maſſen. Somit werde das
Pro=
bl.m der Minderheiten — nehme ſich ſeiner der Völkerbund nicht
inten=
ſitzer an — zum „Eitergeſchwür der Irredenta”, denn ſtets ſeien die
„unerlöſten Gebiete” Urſache politiſcher Kataſtrophen geweſen. Ein
ehr=
liches Eintreten für die Löſung der Minderheitenfrage ſei nichts
ande=
res als ein guter Pazifismus; es beſteht durchaus kein Widerſpruch
zwiſchen dem Wirken für die nationalen Erforderniſſe in den Ländern,
wo deutſche Bevölkerung in der Minderheit ſei und den internationalen
Beſtrebungen des Sozialismus.
— Verein für das Deutſchtum im Ausland (Männergruppe
Darm=
ſtadt). Im Alpenvereinszimmer des Gaſthauſes Sitte fand die
diesjäh=
rige Mitgliederverſammlung des Vereins unter dem Vorſitz von Dr.
Röhm ſtatt. Die Tagesordnung war in einer vorausgehenden
Vor=
ſtandsſitzung vorberaten worden. Nach herzlicher Begrüßung durch den
Vorſitzenden wurde das Protokoll der letztjährigen Hauptverſammlung
vom Schriftführer verleſen und von der Verſammlung genehmigt,
ſo=
dann erſtattete der erſte Vorſitzende den Tätigkeitsbericht. Seine
Mit=
teilungen über die Ergebniſſe der Werbewoche, die Werbetätigkeit, die
Vortragsveranſtaltungen u. a. ergaben ein erfreuliches Bild ſtetiger
Auf=
wärtsentwicklung der Gruppe. In der Beſprechung des Berichts
wur=
den mancherlei Anregungen zu den vorgetragenen Punkten gegeben. Dr.
Götz erzählte ſodann von dem größten V. D.A.=Ereignis des
abgelaufe=
nen Jahres, von der Pfingſtfahrt an die Waſſerkante, an der aus Heſſen
1000 Erwachſene und Jugendliche teilnahmen. Seine Ausführungen, die
Dr. Scheuring ergänzte, haben hoffentlich manchem Fernſtehenden
Luſt zur Teilnahme an der diesjährigen Fahrt nach Salzburg gemacht.
Kaufmann Koch gab ſodann den Kaſſenbericht, der mit 3447,12 RM.
in Einnahmen und Ausgaben bei einem Kaſſenbeſtand von 284,37 RM.
abſchloß. Die Mitgliederzahl betrug am 1. Januar 1929: 410; am 1.
Januar 1930: 435 und am 1. März 1930: 450. Im Voranſchlag 1930
ſind in Einnahmen und Ausgaben rund 2500 RM. vorgeſehen. Dem
umſichtigen Rechner wird auf Antrag der Rechnungsprüfer (Direktor
May und Kaufmann Grünpeter) Dank und Entlaſtung zuteil. Die
Vorſtandswahl ergab auf Antrag von Landgerichtsdirektor v. Pfiſter
die Wiederwahl des ſeitherigen Vorſtandes. Als Veranſtaltungen des
laufenden Jahres wurde wieder ein großer Werbevortrag in Ausſicht
genommen; für Teilnahme an der Salzburgfahrt warb Dr.
Scheu=
ring, über den „Bunten Ball” der Frauengruppe berichtete Frau Dr.
Koepke. Der Jahresbeitrag wurde auf ſeiner ſeitherigen Höhe (4 RM.)
belaſſen. Eine angeregte Beſprechung über die Frage der ſogenannten
„Wolgadeutſchen” und ihre Betreuung ſchloß ſich an. Nach einem
Be=
richt von Dr. Götzüber die Tätigkeit des V.D.A. in dieſer Frage wurde
namentlich die Forderung erhoben, dieſe deutſchen Menſchen im Oſten
unſeres Vaterlandes anzuſiedeln, anſtatt ſie nach Amerika auswandern
zu laſſen (v. Pfiſter). Von anderer Seite wurde auf die
außerordent=
llichen Schwierigkeiten hingewieſen, unter denen die Landwirtſchaft im
Oſten zu leiden hat und aus denen ſich oft die Unmöglichkeit einer
Sied=
lung ergibt (Direktor Mah). Dr. Röhm erzählte von ſeinen
Beobach=
tungen in der Wolgarepublik und der zunehmenden Kollektiviſierung des
ruſſiſchen Bauernbeſitzes, er erkennt die Diſziplin und die Leiſtungshöhe
der dortigen Fabriken an. Dr. Götz berichtete ſodann über den im
Januar in Darmſtadt vom Zentralinſtitut für Erziehung und Unterricht
veranſtalteten Kurſus „Auslandsdeutſchtum und Schule”, was
Gelegen=
ſheit zu einer Ausſprache über die Bebandlung des Auslandsproblems in
der Schule gab. — Mit Worten des Dankes ſchloß Dr. Röhm die
zwei=
ſeinhalbſtündigen Beratungen, die allen Anweſenden neue Anregungen
gegeben haben dürften.
26. März 19.30—22 Uhr
Tosca
B 17
Preiſe 1.00—10.00 Mk. 20—23 Uhr
Der Datterich
Außer Miete
Heſſ. Spielgemeinſchaft
Preiſe 1, 2, 3 Mark Donnerstag,
27. März 20—22 Uhr
Im weißen Röß’!
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Preiſe 1—10 Mk. Keine Vorſtellung Freitag,
28. März 19.30—22.30 Uhr
Die Affäre Dreyfus
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Darmſtädter Volksbühne
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Der Waffenſchmied
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Miete haben.
Preiſe 1. 20—6.00 Mk. Samstag,
29. März 20—22.30 Uhr
Ein Walzertraum
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Volksvorſtellung. 15—17 Uhr
Der Poſtillon v. Lonjumeau
Heſſenlandmiete 1 9
Preiſe 1 20—6 00 Mk.
20—22.15 Uhr
Der Kaiſer von Amerika
Zuſatzmiete VI 10
Preiſe 1.50—7.50 Sonntag,
30. März 17.30—22.30 Uhr
Die Meiſterſinger
von Nürnberg
A 19
Preiſe 1.20—12.00 Mk. 15—17 Uhr
Lady Fanny und die
Dienſtbotenfrage
Heſſenlandmiete 11 9
Preiſe 1.20—6.00 Mk.
20—22 15 Uhr
Der Kaiſer von Amerika
Zuſatzmiete 11 10
Preiſe 1.50—7.50 Mk. Montag,
31. März Keine Vorſtellung 2)—28 Uhr
Aus Operettenn Schlagern
Preiſe 1.00—3.00 Mk.
Seite 5
Mittwoch, den 26. März 1930
Zur Gasfernverſorgungsfrage.
Von Regierungsrat Dr. Probſt, Darmftadt.
2. Volkswirtſchaftliche Bekrachkungen.
In Nummer 84 des Darmſtädter Tagblatts habe ich die
Entwick=
lungsgeſchichte der Hekoga geſchildert und dabei auf den
überragen=
den Anteil des verſtorbenen Provinzialdirektors Dr. Kranzbühler
an der Gründung dieſer Geſellſchaft hingewieſen. Was Dr. Kranzbühler
bewog, für die Löſung der Gasverſorgungsfrage ſeine ganze Kraft
und ſein ganzes Können einzuſetzen, war die Erkenntnis der
außer=
ordentlich großen wirtſchaftlichen Bedeutung dieſer Sache. So ſehr
er eine Verſorgung des ganzen Heſſenlandes mit Gas aus einer
Zen=
tralkokerei unter Aufgabe aller beſtehenden Gaswerke für erwünſcht
hielt, ſo ſehr war er den Plänen der Ruhrgas A.G. abgeneigt. Als
Dr. Kranzbühler nach dem Scheitern der Hibernia=Verträge den
Zu=
ſammenſchluß der heſſiſchen Gemeinden und Gemeindeverbände betrieb,
hoffte er — ich muß dies von vornherein und ausdrücklich betonen —,/
mit Hilfe der Hekoga wenigſtens die Pläne der Ruhrgas A. G.
ver=
eiteln zu können.
Der Hauptgrund für die Einſtellung Dr. Kranzbühlers in dieſer
Beziehung war der, daß er es für volkswirtſchaftlich durchaus
uner=
wünſcht hielt, wenn der Ruhr durch Abſchluß eines
Gaslieferungsver=
trags eine Monopolſtellung in bezug auf die Verſorgung Heſſens mit
Gas eingeräumt würde. Dieſe Anſicht Dr. Kranzbühlers beruhte nicht
etwa auf politiſchen, ſondern auf wirtſchaftlichen Gründen. Man
braucht in der Tat nicht auf dem Boden der ſozialiſtiſchen
Weltanſchau=
ung zu ſtehen, um zur Ueberzeugung zu kommen, daß Monopole
nicht in die Hand privatkapitaliſtiſcher Unternehmen gehören. Gewiß
muß auch ein gemeinwirtſchaftliches Gaswerk ſeinen wichtigſten
Roh=
ſtoff, die Kohle, von privatkapitaliſtiſchen Unternehmungen beziehen.
Der Einwand, daß es infolgedeſſen gleichgültig iſt, ob man Kohle oder
Gas aus den Händen des Privatkapitals erhält, iſt aber doch nicht
ſtich=
haltig, denn beim Bezug von Kohle kann das betreffende Gaswerk ſich
die Vorteile der Konkurrenz zunutze machen, beim Bezug von Gas
aber nicht. Iſt für die Gaslieferung auf Grund eines Vertrags
je=
mand ein Monopol eingeräumt, dann iſt das Gebiet, auf das das
Monopol ſich erſtreckt, zum mindeſten während der Dauer der
Ver=
tragszeit dieſem Unternehmen ausgeliefert. Die meiſten deutſchen
Städte haben in früheren Jahren wirtſchaftliche Unternehmen mit
Monopolcharakter (Gaswerke, Elektrizitätswerke, Straßenbahnen uſw.)
an privatkapitaliſtiſche Geſellſchaften vergeben, und ſehr viele von ihnen
mußten, die die Zuſtände unhaltbar geworden waren, die Verträge
unter großen Opfern vorzeitig rückgängig machen. Sie ſcheinen nicht
alle aus ihren Erfahrungen etwas gelernt zu haben. Gewiß kann auch
ein Unternehmen, das in öffentlicher Hand iſt, unter Umſtänden
Aus=
beutewirtſchaft treiben. Dies iſt aber deshalb nicht ſo ſchlimm, weil
die Erträge aus dieſer Wirtſchaft der Allgemeinheit und nicht Einzelnen
zugute kommen.
Die Ueberlaſſung von Monopolen an privatkapitaliſtiſche
Unter=
nehmungen wirkt ſich dann beſonders ſchlimm aus, wenn ein Monopol
auch nach Ablauf der Vertragszeit nicht leicht wieder rückgängig
gemacht werden kann. Wenn das Deutſche Reich dem Zündholzkönig
Kreuger ein Zündholzmonopol einräumt, ſo wird dieſes nach
Ab=
lauf der Friſt ohne weiteres aufhören können, denn irgendwelche
Ein=
richtungen, die übernommen werden müſſen, beſtehen nicht. (Nebenbei
bemerkt, nimmt dieſes Monopol auch inſofern eine Sonderſtellung vor
anderen Monopolen ein, als die meiſten Zündholzfabriken in
Deutſch=
land ſich eben ſchon in Händen Kreugers befinden.) Die Hekoga wird
aber nach Ablauf des Vertrages mit der Ruhrgas A.G nur unter
erheblichen Geldopfern von dieſer loskommen können. Schuld daran
ſind das Fernleitungsnetz und die übrigen Anlagen zur
Gasfernverſor=
gung, die auf gemeinſame Koſten erſtellt werden. Die Hekoga wird,
wenn ſie nach Ablauf der Vertragszeit ein eigenes Gaswerk errichten
oder Gas von anderer Seite beziehen will, entweder dieſe Anlagen
über=
nehmen müſſen, oder ſie wird ihr Aktienkapital in Höhe von 3
Mil=
lionen Mark verlieren. Hat die Fernleitungsgeſellſchaft für den Bau
der Fernleitungen Anleihen aufgenommen, die bis zum Ablauf der
Verträge noch nicht getilgt ſind, wird der Verluſt der Hekoga noch
höher ſein. Es iſt nun an ſich ſchon mehr als zweifelhaft, ob das nach
ganz anderen Geſichtspunkten angelegte und dimenſionierte
Fern=
leitungsnetz für die Hekoga einen Wert hat, wenn ſie nach
Vertrags=
ablauf etwa Gas ſelbſt erzeugen oder anderswoher beziehen will. Es
kommt aber noch hinzu, daß die Hekoga der Ruhrgas A. G. und der
Sacrgas=Geſellſchaft die Leitungswege für weitere 25 Jahre nach
Ab=
lauf der mit dieſen Geſellſchaften geſchloſſenen Verträge zur
Durchfüh=
rung laufender Verträge zur Verfügung ſtellen muß. Da eine
Be=
nutzung derſelben Rohrleitung durch getrennte Geſellſchaften zur
Fort=
leitung von Gas — womöglich noch in verſchiedenen Nichtungen —
techniſch ausgeſchloſſen iſt, werden die genannten Fernleitungsanlagen
für die Hekoga ſogar ganz wertlos ſein. (Auffallenderweiſe enthält der
Geſellſchaftsvertrag der Südweſtdeutſchen Fernleitungs=Geſellſchaft keine
Beſtimmung darüber, was zu geſchehen hat, wenn keiner der
Geſell=
ſchafter die Fernleitungsanlagen erwerben will. Dieſe Vertragslücke
kann unter Umſtänden für die Hekoga ebenfalls gefährlich werden.)
Wenn Provinzialdirektor Dr. Kranzbühler die Gründung der
Hekoga unterſtützte, obwohl der 8 7 des Gründungsvertrages unter
gewiſſen Umſtänden den Fremdbezug von Gas zuläßt, ſo kam dies
da=
her, daß er in ſeinem großen Optimismus an den Sieg ſeiner guten
Gedanken glaubte. Dabei ſcheitert die Verwirklichung guter Gedanken
doch oft nicht an beſſeren Gedanken, ſondern an ganz kleinen und
klein=
lichen Dingen.
Eine andere Frage von größter volkswirtſchaftlicher Bedeutung iſt
die, ob die Verſorgung von Gebietsteilen, die nicht unmittelbar an
das Ruhr=(Saar=)Gebiet angrenzen, mit Gas von dort aus der
deut=
ſchen Volkswirtſchaft als ſolcher Vorteile bringt.
Unzweifelhaft befindet ſich der Bergbau in Deutſchland —
aller=
dings auch anderswo — in einer ſchlechten Lage. Dieſe beſteht ſchon
faſt die ganze Nachkriegszeit und war nur während des
Kohlenarbeiter=
ſtreiks in England beſſer. Angeſichts der großen ausländiſchen
Kon=
kurrenz iſt es dem deutſchen Bergbau wohl kaum noch möglich, ſich durch
Steigerung des Kohlenpreiſes zu helfen. Schon der Abſatz der beſſeren
Kohlenſorten iſt nicht mehr lohnend, für geringere Sorten gilt dies erſt
recht. Am unangenehmſten für den Bergbau aber iſt, daß bei
Gewin=
nung der Kohle 40 bis 50 Prozent Feinkohle abfällt, die irgendwie
verwertet werden muß. Da die Kohlenſtaubfeuerung noch wenig
ein=
geführt iſt, bleibt dem Bergbau nichts anderes übrig, als die
Fein=
kohle zu verkoken. Bei dieſem Vorgang wird das Gas erzeugt. Das
Gas iſt alſo in Kokereien im Gegenſatz zu den reinen Gasanſtalten,
ſtreng genommen, ein Nebenprodukt. Früher wurde es auch nur als
ſolches angeſehen, und auch heute noch wird es, von
Aus=
nahmen abgeſehen, meiſt lediglich zu den Zwecken verwandt, für die es
eigentlich zu wertvoll iſt, zum Beiſpiel zur Beheizung der Koksöfen,
zur Dampfkeſſelfeuerung u. dgl. Da das allein im Ruhrgebiet
gewon=
nene Gas, „Ueberſchuß=Gas” genannt, nach Angabe der Intereſſenten
mehrere Milliarden Kubikmeter beträgt, gehen hier in der Tat der
deutſchen Volkswirtſchaft Werte in Höhe von Millionen Reichsmark
verloven. Es fragt ſich indeſſen, ob die Verſorgung des heſſiſchen
Ge=
bietes durch dieſes Ueberſchußgas zur Verminderung dieſes
volkswirt=
ſchaftlichen Verluſtes beiträgt. Zweifellos werden die Zechen ſelbſt
gewinnen. Die Volkswirtſchaft als ſolche wird es indeſſen nur dann
tun, wenn dieſer Gewinn nicht durch andere Umſtände wieder
wett=
gemacht wird. Dies wird aber m. E. der Fall ſein, vor allem deshalb,
weil die Koſten der Zuleitung des Gaſes nach Heſſen wegen der großen
Heute
Kinder-Mittwoch
(2646a
im
Schiller-
Schunhaus lacop platz 8.
— Herr Theo Herrmann wurde, wie ſchon wiederholt, erneut von
der Intendanz der Berliner Staatsoper zu einem Gaſtſpiel eingeladen,
und zwar als Kezal in „Verkaufte Braut‟. Das Gaſtſpiel fand ſtatt
am 22. März. Der Künſtler errang großen Beifall, beſonders nach dem
zweiten Auftritt (Duett), bei offener Szene.
— Tannenberg=Bund. Es wird auf die Anzeige in der heutigen
Ausgabe an dieſer Stelle aufmerkſam gemacht.
Entfernung ganz unverhältnismäßig hoch ſind. Um ſie
herauszufin=
den, iſt es nötig, zunächſt den „volkswirtſchaftlichen Wert” des
Ueber=
ſchußgaſes zu ermitteln. Da das volkswirtſchaftliche
Inter=
eſſe ſich im vorliegenden Fall darauf beſchränkt, zu erfahren, wieviel bei
einer zweckmäßigeren Verwendung des Ueberſchußgaſes gewonnen
wer=
den kann, genügt es, dieſen Wert feſtzuſtellen, der „Vergleichswert”
genannt ſein ſoll. Der „volkswirtſchaftliche Vergleichswert” des Gaſes
in dieſem Sinne iſt alſo der Betrag, der ſich ergibt, wenn man
berech=
net, wieviel bei Verwendung minderwertiger Brennſtoffe an Stelle des
hochwertigen Gaſes für eigene Zwecke der Kokereien erſpart wird. Zum
Verſtändnis dieſes Satzes mag folgende Ueberlegung dienen: Mit einer
Menge Brennſtoff im Wert von 1 Mark gewinnt man X W.E.
Ver=
wendet man nun, ſei es aus Not, ſei es aus mangelnder Einſicht, einen
Brennſtoff, bei dem die gleiche Menge 3 Mark koſtet, muß man, um
keinen Schaden zu erleiden, mit dieſer Menge 3 X W.E. gewinnen.
Gewinnt man mit ihr nur 2X W.E., hat man den Betrag von
1 Mark unnötig ausgegeben, und damit nicht nur ſich, ſondern auch die
Volkswirtſchaft um 1 Mark geſchädigt. Dagegen wird die
Volkswirt=
ſchaft 1 Mark gewinnen, wenn man umgekehrt verfährt. Tatſächlich
wird auch nur dieſer Vergleichswert des Ueberſchußagſes zu ermitteln
ſei und nicht auch der wirkliche Wert.
Mit Rückſicht darauf, daß die Hibernia, die doch beim Verkauf dest,
Gaſes in Heſſen etwas verdienen wollte, auch für das Jahr 1930 nur
1,5 Pfg. für den Kubikmeter Gas verlangt hat, wird man den
gegen=
wärtigen „volkswirtſchaftlichen Vergleichswert” des in dem Ruhrgebiet
gewonnenen Ueberſchußgaſes mit höchſtens 1 Pfg. für den Kubikmeter
annehmen können. Da nun die Ruhrgas A. G. bei einer jährlichen
Ent=
nahme von 60 Millionen Kubikmeter Gas 4,3224 Pfg. für den
Kubik=
meter verlangt, entfallen alſo auf jeden gelieferten Kubikmeter Gas
3,3224 Pfg. Transportkoſten. Der ſo errechnete Betrag von 3,3224 Pfg.
enthält noch nicht einmal die geſamten Transportkoſten eines
Kubik=
meter Gaſes. Zu ihm kommt noch ein Zuſchlag von mindeſtens 0,6 bis
0,7 Pfg., den die Hekoga erheben muß, da ſie das geſamte, von den
Hauptzuleitungsſträngen abzweigende Verteilungsnetz auf eigene Koſten
anlegen muß, und außerdem die Verzinſung und Tilgung des für die
Bezahlung der Aktien der Fernleitungsgeſellſchaft aufgenommenen
Ka=
pitals in Höhe von 3 Millionen Mark zu tragen hat. (Uebrigens
wer=
den, auch wenn man nicht volkswirtſchaftlich, ſondern „kaufmänniſch”
rechnet und der Ruhrgas A.G. einen Unternehmergewinn von 100
Prozent — 1 Pfg. je Kubikmeter Gas zubilligt, die Transportkoſten
immer noch die Erzeugungskoſten überſteigen).
Es iſt weder privat= noch volkswirtſchaftlich erwünſcht, wenn die
Koſten des Transportes eines Produktes höher ſind als die Koſten der
Herſtellung des Produktes. Deshalb muß ſtets erſtrebt werden, das
Verhältnis umzukehren oder wenigſtens die Spannung zwiſchen den
Herſtellungs= und den Transportkoſten zu vermindern. Ergibt ſich,
daß es billiger iſt, ein Rohprodukt anſtatt eines Fertigproduktes an
einen Ort zu ſchaffen, an dem es gebraucht wird, dann wird man
ver=
nünftigerweiſe die Fabrik, die das Produkt herſtellt, nicht da errichten,
wo das Rohprodukt gewonnen wird, ſondern da, wo die Ware gebraucht
wird. Man wird dies insbeſondere dann tun, wenn, wie es hier der
Fall iſt, dem einen Rohprodukt, das in einem Gebiet gewonnen
wird, der Feinkohle, mehrere Erzeugniſſe aus der
Fein=
kohle gegenüberſtehen, die in einem anderen Gebiet gebraucht
werden, nämlich Gas, Koks, Teer und die übrigen Nebenprodukte.
Ent=
ſchließt man ſich zum Gasbezug von der Ruhr, dann werden alſo Gas,
Koks, Teer und die anderen Nebenprodukte vom Ruhrgebiete nach
Heſſen transportiert werden müſſen, während bei Errichtung einer
Zentralkokerei in Heſſen nur die Feinkohle nach dort befördert werden
muß. Nun wird allerdings bei zunehmendem Gasverbrauch eine
Ab=
nahme des Koksverbrauchs eintreten. Dieſe Abnahme würde aber bei
Annahme der Verträge mit der Ruhrgas A.G. dadurch wieder
ausge=
glichen, daß in Zukunft weit mehr Koks von der Ruhr nach Heſſen
befördert werden müßte, als es zur Zeit geſchieht, wo ein ſehr großer
Teil des Koksbedarfs der heſſiſchen Gemeinden von den verſchiedenen
örtlichen Gaswerken geliefert wird.
Nur nebenbei ſei bemerkt, daß, wenn ein großer Teil der in Heſſen
verbrauchten Brennſtoffe durch eine Rohrleitung befürdert wird, zwei
Unternehmen von größter volkswirtſchaftlicher Bedeutung, die
Reichs=
bahn und die Rheinſchiffahrt, ſtarke Einnahmeausfälle an
Transport=
koſten erleiden werden.
Die zuletzt dargelegten Verhältniſſe würden ſich natürlich nur dann
in vollem Umfange auswirken, wenn es im Ruhrgebiet noch keine
Koke=
reien gäbe, die Ueberſchußgas erzeugen, denn nur in dieſem Falle
beſtände vollſtändige Freiheit in der Anlage der
Gaserzeugungsanſtal=
ten. Die Tatſache, daß dort bereits derartige Anſtalten vorhanden
ſind, ändert aber nichts an der grundſätzlichen
volkswirtſchaft=
lichen Seite der Sache, und es beſteht keine Veranlaſſung, dieſen
volkswirtſchaftlich unerwünſchten Zuſtand, der aus ganz anderen
Ver=
hältniſſen hervorgegangen iſt; zu einem dauernden zu machen. Gewiß
iſt es nötig, den deutſchen Bergbau leiſtungsfähig zu erhalten. Dies iſt
aber eine Aufgabe von ganz Deutſchland und darf nicht auf Koſten
einzelner Landesteile erfolgen.
Auch der Hinweis auf amerikaniſche Verhältniſſe, wo es
Gasfern=
leitungen geben ſoll, die mehrere Hundert Kilometer lang ſind, iſt
ver=
fehlt. Denn dort handelt es ſich, ſoviel mir bekannt iſt, in faſt allen
Fällen um Naturgas, das ohne Fortleitung an entfernt gelegene Orte
überhaupt nicht verwertet werden könnte.
Wäre es ſeinerzeit in Heſſen zum Abſchluß des Hiberniavertrages
gekommen, dann hätte die Entwicklung der Gasverſorgungsfrage wohl
in ganz Deutſchland einen anderen Weg genommen. Zunächſt wäre
wohl ohne die Hibernia und die Gruben, die völlig im Beſitze des
preußiſchen Staates ſind, die Ruhrgas A. G. mit ihren monopoliſtiſchen
Abſichten überhaupt nicht zuſtande gekommen, und dann wären
unzwei=
felhaft auch in anderen Gegenden Deutſchlands Zentralkokereien nach
dem heſſiſchen Vorbild errichtet worden. Es iſt anzunehmen, daß die
Hibernia, als ſie der Provinzialdirektion Starkenburg ihr Angebot vom
Jahre 1926 machte, von ähnlichen Erwägungen ausging, wie ich ſie
dargelegt habe. Techniſch und wirtſchaftlich lagen die Verhältniſſe im
Jahre 1926 genau wie eben, und der Plan, das Rheinland, Weſt= und
Südweſtdeutſchland mit Ueberſchußgas zu verſorgen, wurde damals
ſchon erörtert. Die Grube Hibernia verfügte auch ſelbſt
unzweifel=
haft über 60 bis 100 Millionen Kubikmeter Ueberſchußgas oder hätte
dieſe Menge wenigſtens mit geringen Mehrkoſten an Ort und Stelle
erzeugen können. Gleichwohl dachte ſie nicht daran, dieſes
Ueberſchuß=
gas durch eine lange Rohrleitung nach Heſſen zu pumpen, ſondern
ent=
ſchloß ſich zum Bau einer Kokerei auf heſſiſchem Gebiet.
Was im Jahre 1926 wirtſchaftlich richtig war, iſt heute nicht falſch,
da die Sachlage ſich inzwiſchen nicht geändert hat. Die Tatſache, daß
die Hibernia ſich der Ruhrgas A.G. gleichfalls angeſchloſſen hat, kann
nicht als Beweis dafür angeſehen werden, daß ihre wirtſchaftlichen
An=
ſchauungen ſeit 1926 andere geworden ſind. Nach meinen eigenen
Er=
fahrungen und nach den Erfahrungen anderer Zechen, die zu meiner
Kenntnis gekommen ſind, iſt dieſer Anſchluß unzweifelhaft nur durch
einen ungeheuren Druck des hinter der Ruhrgas A.G. ſtehenden
Rhei=
niſch=Weſtfäliſchen Kohlenſyndikats und anderer Kreiſe zuſtande
ge=
kommen.
Volkswirtſchaftlich läßt ſich alſo der Anſchluß an die Ruhr nicht
rechtfertigen. Das gleiche gilt für die Verſorgung mit Ueberſchußgas
des Saargebiets, wovon ich im dritten und letzten Teil meiner
Be=
rachtungen noch ſprechen werde. Dort ſollen auch einige techniſche
Fragen behandelt werden, deren Löſung im Falle des Gasbezuges von
der Ruhr und der Saar ungünſtig ſein wird.
Hefſiſches Landestheater. Die Erſtaufführung des Schauſpiels
Die Südpolexpedition des Kapitäns Scott”, von
Reinhard Goering iſt auf Mittwoch, den 2. April, feſtgeſetzt. Die
In=
ſzenierung beſorgen Günter Haenel und Wilhelm Reinking.
— Das heilige Abendmahl. Nachdemk am vergangenen Mittwoch
Herr Studienrat Knöpp vorbereitend in einzigartiger, packender
Weiſe über das Paſſamahl und ſeine tiefe Bedeutung für das heilige
Abendmahl geſprochen hat, wird in der heutigen Männerbibelſtunde des
C. V. J. M. Herr Studienrat Knöpp über das heilige Abendmahl ſelbſt
ſprechen. Es ſei darum auf dieſe Stunde beſonders hingewieſen. Die
Männerbibelſtunde findet wie jeden Mittwoch, abends 8,30 Uhr im Heim
des Chriſtlichen Vereins junger Männer, Alexanderſtraße 22 (Inf.=Kal.)
ſtatt. Gäſte haben freien Zutritt.
— Herzliche Bitte. Am 29. und 30. März hält der „Heſſenbund” in
der Turnhalle der Mornewegſchule (Karlſtraße) ein Turntreffen ab. Für
die Unterbringung der auswärtigen Teilnehmer weden noch einige Frei=
Quartiere benötigt, und wir richten deshalb an alle diejenigen
Gemeinde=
gljeder der Petrus= ſowie der Paulusgemeinde, die in der Lage ſind,
eiſtem jungen Mann Unterkunft (und nach Möglichkeit auch Verpflegung)
zu geben, die herzliche und dringende Bitte, dies baldmöglichſt an
Hein=
ich Bill, Heidelbergerſtraße 85, melden zu wollen.
Seite
Mittwoch, den 26. März 1930
Nummer 85
Aus Heſſen.
Al. Höchſt i. O., 25. März. Abſchiedsfeier für Rektor
Weidmann. Der Schulvorſtand hatte die hieſige Einwohnerſchaft
an=
läßlich des Ausſcheidens des Herrn Rektors Weidmann aus dem
Schul=
dienſt zu einer öffentlichen Abſchiedsfeier eingeladen. Ein flott
ge=
ſpielter Eröffnungsmarſch der Jugendkapelle bildete die Einleitung der
Feier, die wirkungsvoll umrahmt wan von guten Geſangsvorträgen des
Männergeſangvereins und des Geſangvereins „Liederkranz‟. Dem
Gedichtvortrag der Schülerin Schmitt folgte die Begrüßungsanſprache
durch das Mitglied des Schulvorſtandes, Herrn Pfarrer Koch, der in
längeren Ausführungen die erfolgreiche Tätigkeit des ſcheidenden
Rek=
tors während ſeines 47jährigen Wirkens als Lehrer und Rektor an der
hieſigen Schule, ſowie ſeine ſelbſtloſen Dienſte innerhalb der Gemeinde
würdigte. Nach einem Schülerchor der oberen Klaſſe unter Leitung
des Herrn Rektor Mathes ergriff Herr Kreisſchulrat Gerbig=Erbach das
Wort und wies darauf hin, daß hier ein Mann aus der Schule ſcheidet,
der ſein ganzes Leben, ſein Wiſſen und Können in den Dienſt einer
Gemeinde geſtellt hat, eine Leiſtung, die nicht hoch genug bewertet
wer=
den kann. Auch Herr Rektor Mathes feierte Herrn Rektor Weidmann
als hervorragenden Volksbildner. Einige Violinſoli des Herrn
Muſik=
lehrers Jöſt, am Klavier begleitet von Herrn Studienrar Schneider,
Sologeſänge der hieſigen Lehrerin Fräulein Galm, ſowie die
Volks=
tänze von Schülerinnen der Mädchenfortbildungsſchule folgten.
Bür=
germeiſter Wolf überreichte ihm die Urkunde zu der vom Gemeinderat
beſchloſſenen Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Höchſt i. O.
Herr Rektor Weidmann dankte alsdann ſichtlich tief ergriffen. Zwei
Schülerinnen, Eldracher und Eckhardt, ſprachen noch ein hübſches
Ge=
dichtchen und überreichten ihrem ſcheidenden Rekvor in ſinnreicher Weiſe
ein Vergißmeinnichtkränzchen.
Ax. Neuſtadt i. O. mit Burg Breuberg, 25. März. Der
Krieger=
verein hielt ſeine letzte Hauptverſammlung im „Ochſen” ab. Es
konnte mit Genugtuung feſtgeſtellt werden, daß zwei Drittel ſeiner
Mit=
glieder erſchienen waren. Der langjährige Vorſitzende,
Schornſtein=
fegermeiſter Trabolt, hieß mit herzlichen Worten die Kameraden
will=
kommen. Danach erhielt unſer langjähriger Schriftführer,
Schreiner=
meiſter Waſcheroh, das Wort zur Schriftverleſung. Er tat es in
be=
kannter Gewiſſenhaftigkeit. Seit 37 Jahren waltet er ſeines Amtes
zur vollen Zufriedenheit. Auch die Rechnungsablage durch Kamerad
Eidmann gab zu keinen Beanſtandungen Anlaß. Mit einem kleinen
Ueberſchuß konnte abgeſchloſſen werden. Bei der nun folgenden Wahl
erfolgte Wiederwahl des ſeitherigen Vorſtandes. Anſchließend wurde
beſchloſſen, die Bezirkstage in Wald=Amorbach und Seckmauern zu
be=
ſuchen. Um auch den älteren Mitgliedern den Beſuch zu ermöglichen,
ſoll dazu ein geſchmückter Leiterwagen benutzt werden. Ein Antrag
des Kameraden Dr. Zurmeher, die Kameraden beim Ableben durch
ent=
ſprechenden Nachruf zu ehren, fand einſtimmige Billigung. Daneben
erhalten die Hinterbliebenen eine Unterſtützung von 20 Mark, wenn
die pflichtgemäßen Vorausſetzungen dazu erfüllt ſind. Weiter ſei in
dieſem Zuſammenhang erwähnt, daß eine kleine Beitragserhöhung
be=
ſchloſſen worden iſt. Außerdem ſoll an maßgebender Stelle beantragt
werden, daß den Kameraden Hax und Waſcheroh für langjährige
Ver=
dienſte eine Auszeichnung zuteil werden ſoll. Nicht zuletzt wurde einer
Anregung bereitwilligſte Unterſtützung zugeſagt, daß am
Volkstrauer=
tage neben der Teilnahme an der allgemeinen kirchlichen Feier am
gleichen Abend in Gemeinſchaft mit dem Männergeſangverein im
Rahmen der Beſtrebungen des Volksbundes Deutſche
Kriegsgräber=
fürſorge eine kleine Feier ſtattfinden möge. In ſpäter Abendſtunde
trennten ſich die Kameraden mit dem Bewußtſein, wieder einmal einen
ſchönen Abend verbracht zu haben.
Ag. Brensbach, 25. März. Generalverſammlung des
Spar= und Kreditvereins. Nach Begrüßung der Anweſenden
durch den Präſidenten des Aufſichtsrats, Herrn Bürgermeiſter Schanz,
verlas derſelbe das Protokoll der vorjährigen Generalverſammlung und
ernannte zum Schriſtführer Herrn Gemeinderechner Horn und zu
Stimmzählern die Mitglieder L. Wolf und A. Trinkaus. Aus dem
Jahresbericht des Vorſtands und Aufſichtsrats iſt zu entnehmen, daß
16 Sitzungen des Vorſtandes ſtattfanden, in denen 90 Kreditgeſuche
ge=
nehmigt wurden, und daß der im Herbſt 1929 zur Finanzierung des
Obſtgeſchäfts bei der Landesgenoſſenſchaftsbank in Anſpruch genommene
Kredit reſtlos abgetragen iſt und zurzeit noch ein größeres Guthaben
bei derſelben unterhalten wird, und daß es das größtmögliche
Beſtre=
ben iſt, ſich für flüſſige Mittel einzuſtellen, um ohne Kredit bei der
Bank auskommen zu können. Der Aufſichtsrat hat in 4 Sitzungen und
2 Kaſſenreviſionen mitgewirkt. Die Prüfung der Bilanz ergab die volle
Uebereinſtimmung mit den Büchern. Der Mitgliederbeſtand iſt im
Laufe des Geſchäftsjahres durch Tod, Wegzug und Austritt von 198
auf 188 zurückgegangen. Die Vermögensbilanz ergibt eine Aktiva von
725 934 RM. und eine Paſſiva von 721 973 RM., mit einem
Rein=
gewinn von 3961 RM. Der Geſamtumſatz des Geſchäftsjahres 1929
betrug 5 041 000 RM. (1928: 4 899 000 RM.). Die Bilanz wurde durch
den Rendanten Trinkaus vorgetragen und nach Auskunfterteilung über
die Anfragen der Mitglieder Daum und Hofmann, wobei Herr
Ober=
reviſor Keil noch ausgiebig die Tätigkeit der Verwaltung ſtreifte und
dabei hevvorhob, daß derſelben volles Zutrauen entgegengebracht
wer=
den könne, einſtimmig genehmigt. Darauf wurden dem Vorſtand und
Aufſichtsrat einſtimmig Entlaſtung erteilt. Aus dem Reingewinn
wer=
den 10 RMM. als Kopfdividende verteilt und der Reſt dem
Rückſtellungs=
konto überwieſen. Durch Zuruf wurden die ausſcheidenden
Vorſtands=
mitglieder P. H. Büchler und J. Horn wieder=, und für das verſtorbene
Mitglied Daab wird M. Göttmann 3. neugewählt. Die ausſcheidenden
Mitglieder des Aufſichtsrats, Bürgermeiſter Schanz, Fr. Horn und M.
Göttmann 4. werden wieder= und Gg. Göttmann=Werſau neugewählt.
Weiter wird beſchloſſen, die Kopfdividende dem Geſchäftsguthaben
zuzu=
ſchreiben. Nachdem ſich noch die Mitglieder Hofmann und Dölp über
die Handhabung kleiner und großer Kredite ausgeſprochen hatten,
wurde die Verſammlung geſchloſſen.
er. Brensbach, 25. März. Liederabend des
Geſang=
vereins Männerchor. Der erſte Vorſitzende Gg. Eiſenhauer
begrüßte die erſchienenen Gäſte. Auch der Geſangverein Werſau hatte
hatte ſich zur Mitwirkung eingefunden. Den muſikaliſchen Teil erledigte
die Kapelle Ruppert (Heubach). Als Eröffnungslied war der Deutſche
Sängergruß und Hymne an die Kunſt gewählt. Abwechſelnd mit
Ge=
ſangs= und Muſikvorträgen verliefen nur allzu ſchnell die Stunden.
Herr Lehrer Steinbach=Werſau, der den beiden Vereinen als Dirigent
vorſteht, wählte ſehr paſſende Chöre, und es war ſomit der
Zuhörer=
ſchaft reichhaltig Abwechſlung geboten. Gewaltig wirkte das Lied:
„Deutſchland, dir mein Vaterland”.
Michelſtadt, 25. März. Die vom Rheiniſchen Motorſport=Klub
Lorms veranſtaltete Odenwaldfahrt konnte ſich trotz des
reg=
neriſchen Wetters der Vortage einer guten Beteiligung erfreuen. Die
Fehrſtrecke, die von Bensheim (Hotel „Deutſches Haus”) über
Gadern=
h im—Lindenfels—Marbach zum Krähberg und von da über
Schöllen=
bach—Eberbach nach Mosbach ging, wo man ſich zu gemeinſamem
ittagstiſch zuſammenfand, um anſchließend über Rittersbach-Langen=
Eunſtthal—Amorbach nach Vielbrunn weiterzufahren, ſtellte auf der
nzen Strecke große Anforderungen ſowohl an die Fahrer als auch
deren Maſchinen. Die Einzeichnungskontrolle Vielbrunn hatte, dem
ichen des veranſtaltenden Klubs nachkommend, der Auto= und
rad=Klub Michelſtadt übernommen und die ihm übertragenen
itionen, zur vollſten Zufriedenheit aller Beteiligten .geführt.
un von der Kontrolle Vielbrunn noch etwas hervorgehoben zu
wer=
verdient, dann iſt es die den Fahrern gewordene prompte
Bedie=
a im Goſthaus. Zum Haſen‟. Der Saal des Herrn Bürgermeiſters
war für den Empfang freundlich hergerichtet. Von da ging es
Eulbach-Michelſtadt—Reichelsheim (letzte Kontrolle) nach
Heppen=
weiter. Die Fahrt wurde als Plakettenfahrt durchgeführt und
n 65 Motorräder und 10 Wagen daran teil.
Raubach, 25. März. Am Sonntag abend, kurz nach 7 Uhr,
er=
ſich in der hieſigen Waldgemarkung ein ſchwerer bedauer=
Unglücksfall, dem ein blühendes Menſchenleben zum Opfer
Der hieſige Förſter weilte mit dem ihm befreundeten Lehrer auf
Schnepfenſtrich. Als die erſte Schnepfe kam, ſchoß der Förſter, der
fehlte, während beim zweiten Schuß der unmittelbar neben ihm
Lehrer Koch aufſprang und die ganze Schrotladung ihm ins
drang, wodurch der Tod ſofort eintrat. Die ſofort herbeigerufene
armerie weilte bis tief in die Nacht hinein hier zur Feſtſtellung des
andes. Lehrer Koch wirkte erſt kurze Zeit an unſerer Schule, hat
durch ſein ſo freundliches Weſen allgemein die Achtung der
Ge=
erworben. Koch ſtand erſt im 23. Lebensjahre und bringt man
ltern, die den jungen Menſchen auf ſo tragiſche Weiſe verloren,
zlichſte Teilnahme entgegen.
B1. Erlenbach bei Fürth, 25. März, Filmvorführung.
Vor=
mitag wurde hier der zweite Teil des Großfilms „Weltbrieg,
olkes Not” vorgeführt. Mit dieſem Film hat die Amtliche Bild=
Kreisamt Heppenheim einen guten Griff getan, denn er zeigt
„haren Bildern, meiſt Originglaufnahmen, das große
Ge=
ahre 1915/16. Der bis auf den letzten Platz beſetzte Saal
niſſe, wie ſie auf der Leinwand an den Augen
vorüber=
n Schweigen hin, fühlte ſich doch jeder der
rücfverſetzt in jene ſchickſalsſchveren Tage.
Pflanzenſchutz.
Mitteilung aus der Heſſ. Hauptſtelle für Pflanzenſchutz, Gießen.
Fruchkfolge mit Berückſichtigung der Unkraukbekämpfung. — Gefreidefliegen. — Auswinkern der Saaken.
Durch Anbau beſtimmter Früchte auf ſtark verunkrauteten Feldern
laſſen ſich manche Unkräuter mit Erfolg unterdrücken und bekämpfen.
Bei Aufſtellung eines Fruchtfolge= und Beſtellungsplanes iſt es deshalb
wichtig, dieſe Maßnahmen weitgehendſt zu berückſichtigen. Einmal iſt
es der Hackfruchtbau, der weſentlich zur Beſeitigung des Unkrautes
beiträgt. Weiterhin zeigt ſich der Anbau von Futterpflanzen bei ſtarker
Verunkrautung ſehr wirkſam. Beſonders iſt bei dem Anbau von
Futter=
pflanzen die dichte Beſchattung des Bodens durch einen ſchönen
ge=
ſchloſſenen Beſtand von Bedeutung, da dadurch ein Aufkommen und
Ueberwuchern des Unkrautes verhindert wird. Günſtig iſt bei
mehr=
jährigen Futterpflanzen der wiederholte Schnitt. Durch den öfteren
Schnitt werden beſonders die Wurzelunkräuter zum Teil in ihrer
Ent=
wicklung ſehr geſchwächt, tritt dazu noch eine genügende Beſchattung
des Bodens hinzu, ſo können dieſe Unkräuter ſich auf die Dauer nicht
halten und gehen ein. Wintergerſte= und Winterroggenbau wirkt
eben=
falls ſehr günſtig. Erſtens können durch die frühzeitige Entwicklung
dieſer Kulturpflanzen die Keinmpflänzchen der Unkräuter nur ſehr
ſchlecht ſich entwickeln, und zweitens räumen Roggen und Gerſte ſo
zeitig das Feld, daß ein Ausſamen des Unkrautes kaum ſtattfinden
kann. Sonſt aber begünſtigt im allgemeinen der Getreidebau die
Ver=
unkrautung der Felder, beſonders der Anbau von Sommergetreide.
Im Nachſtehenden foll gezeigt werden, wie beſonders einige
Un=
kräuter, die in hieſiger Gegend von Bedeutung ſind, durch eine
ent=
ſprechende Fruchtfolge mit Erfolg bekämpft worden ſind.
Zunächſt iſt es der Flughafer, der ſich auch in Heſſen mehr
und mehr breit macht. Die Verſchleppung geſchieht in der Hauptſache
durch das Saatgut. Notwendig iſt es deshalb, um eine weitere
Ver=
breitung zu verhindern, nur flughaferfreies Saatgut zu verwenden.
Auch darf das Saatgut nicht von ſolchen Feldern gewonnen werden,
auf denen bereits Flughafer auftritt, da 1. eine reſtloſe Entfernung,
insbeſondere aus Hafer, aus dem Getreide kaum möglich iſt und 2.
während der Blüte die Möglichkeit einer Kreuzung zwiſchen
Kultur=
hafer und Flughafer beſteht. Tritt der Flughafer bereits auf dem
Felde auf, ſo iſt eine reſtloſe Beſeitigung nach einjähriger Arbeit
un=
möglich zu erreichen. Unterſuchungen über die Keimungsverhältniſſe
des Flughafers haben gezeigt, daß im erſten Jahre auch unter den
günſtigſten Bedingungen nur ein Teil der Früchte keimt. Ein großer
Teil bleibt immer einige Jahre im Boden ungekeimt liegen. Weiterhin
hat ſich herausgeſtellt, daß beſtimmte Kulturpflanzen auf die
Flughafer=
früchte keimungshemmend einwirken. Unter Berückſichtigung dieſer
Ge=
ſichtspunkte iſt es möglich, eine Bekämpfungsmaßnahme durchzuführen,
die auch in der Praxis allgemein Anklang gefunden hat. Das iſt die
Bekämpfung des Unkrautes durch eine zweckentſprechende Fruchtfolge,
und zwar in der Art, daß zweierlei Kulturpflanzen miteinander
ab=
wechſeln.
1. Solche, in denen das Unkraut nicht aufkommt, d. h. nicht keimt,
alſo keimverzögernde Pflanzen, wie dichte Beſtände von Winterroggen,
Wintergerſte, Luzerne, Esparſette, Rotklee.
2. Solche, in welcher das Unkraut auf direktem Wege entfernt wird,
wie Hackfrüchte und Grünfutterpflanzen.
Zu vermeiden iſt aber auf jeden Fall der Anbau von Hafer und
Sommergerſte. Solange dürfen dieſe Pflanzen auf dieſen Feldern nicht
angebaut werden, bis man beſtimmt weiß, daß kein Flughafer mehr
vorhanden iſt.
Man wird alſo am zweckmäßigſten zuvor mehrere Jahre
hinter=
einander keimverzögernde Früchte anbauen, damit die im Boden
liegen=
den Unkrautfrüchte nach mehrjähriger Ruhezeit in größerer Zahl keimen
Cf. Birkenau, 25. März. Theaterabend. Die Freie Sport=
und Sängervereinigung Birkenau hielt einen ſehr gut beſuchten
Theaterabend ab. Die zur Aufführung gebrachten Stücke, das
vier=
aktige Singſpiel „Hab' Sonne im Herzen” ſowie der Einakter=Schwank
„Brennende Herzen” fanden lebhaften Beifall und waren einwandfrei
geſpielt. Sehr gut waren die Einzelrollen verteilt. Beſonders originell
wirkte auch ein Mohr, der es verſtand die Lachmuskeln des Publikums
in Bewegung zu halten. — Die Freie Turnerſchaft Birkenaus nimmt
zurzeit umfangreiche Erweiterungsarbeiten auf ihrem Turn=
und Sportplatz vor, der dadurch auch zur Abhaltung größerer
ſport=
licher Veranſtaltungen geeignet wird. — Odenwaldklub. In
einer Monatsverſammlung der Ortsgruppe Birkenau des
Odenwald=
klubs ſprach am Sonntag abend Herr Lehrer Simon (Nieder=
Liebers=
bach über „Ernſtes und Heiteres vom Rittertum”. Der Vortrag war
ſehr intereſſant und von Herrn Lehrer Simon gut vorgetragen, ſo daß
ſtärkſte Aufmerkſamkeit der Zuhörer bis zum Ende vorhanden war. Die
Wanderkapelle des Klubs verſchönerte den Abend durch Vortrag einiger
Lieder, ſo daß die Verſammlung, die leider infolge der am gleichen
Abend ſtattfindenden anderen Veranſtaltungen nur mäßig beſucht war,
einen harmoniſchen Verlauf nahm.
Für die
Gesundheit!
Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7. Tel. 45
Bn. Hirſchhorn, 25. März. Sterbefall. Im Alter von nahezu
29 Jahren ſtarb am vergangenen Freitag abend Herr Albert Holzſchuh,
Stud. in der Brauereiakademie in Weihenſtephan bei München, fern
der Heimat, in Baſel, wo er bei einem Studienfreunde ſeine
Urlaubs=
zeit verbringen wollte. Nach kaum eintägigem Aufenthalt fühlte er ſich
in Baſel unwohl und mußte ſich im Krankenhauſe daſelbſt einer
ſchwe=
ren Operation unterziehen, die leider tödlich verlief. Bei jedermann
durch ſein zuvorkommendes und beſcheidenes Weſen beliebt, wendet ſich
der durch den harten Schickſalsſchlag ſchwer betroffenen Familie
allge=
meine Teilnahme zu, wie dies auch geſtern bei der ſtattgefundenen
Be=
erdigung zum Ausdruck kam. Nach den kirchlichen Zeremonien ehrte der
Männergeſangverein Eintracht”, ſeinen verſtorbenen Sangesbruder
durch ein Grablied. Außerdem wurden zahlreiche Kränze niedergelegt,
u. a. von ſeiner Verbindung durch die Chargierten, von Herrn Lehrer
Rös im Namen des Männergeſangvereins „Eintracht”, von Herrn
Lud=
wig Mathes jun. im Namen des Kleinkaliberſchützenvereins Hirſchhorn
und von Herrn Ernſt Klumb im Namen des Fußballklubs Hirſchhorn;
ferner ließ die Spielvereinigung Eberbach einen Kranz niederlegen.
Prassel-Kaftee
stets
frisch geröstet
Sohnlstr. 10
D. Biblis, 2. März. Gemeinderatsſitzung. Zu einer
Dringlichkeitsſitzung hatte ſich am Samstag abend der Ortsvorſtand
zu=
ſammengefunden. Die Angrenzer der Durchbruchsſtraße Hintergaſſe—
Ochſengaſſe waren geladen; man konnte ſich jedoch über manche Punkte
nicht klar werden, und ſo wurde dieſe Angelegenheit erneut
zurück=
geſtellt. Die Baukommiſſion ſoll ſich mit dieſer wichtigen Sache
noch=
mals eingehend befaſſen und das Ergebnis dem Geſamtgemeinderat
vorlegen. Bei Punkt 2 handelte es ſich um Ankauf von Baugelände
des Gaſtwirts Hch. Kiſſel zur Erbauung einer Turnhalle. Nach kurzer
Beratung und Einſicht des Ortsbauplanes wurde die Genehmigung zum
Ankauf einer Fläche von zirka 250 Quadratmetern erteilt. Anſchließend
kam man zum eigentlichen Punkt der Dringlichkeitsſitzung: Ausladen
von Schotter zur Herſtellung der Feldwege. Nach mehrmaliger
Ver=
ſteigerung kam man erneut zu keinem Ziele; die Fuhrleute wollen für
den vom Gemeinderat feſtgeſetzten Höchſtſteigerungspreis einfach nicht
mehr fahren. Nach längerer Debatte kam man zu folgendem Beſchluß:
Im Beiſein der Wegkommiſſion ſoll der Schotter an Ort und Stelle durch
Herrn Bürgermeiſter Frank verſteigert werden. Evtl. ſollen die
Stei=
gerer ihren Fuhrlohn auf die Gemeindeſteuer verrechnen. Auch das
Ausladen, ſoll nach Begutachtung der Kommiſſion entlohnt werden.
Darauf kam ein Geſuch von Ph. Fauſt bezüglich Anrecht auf geleſenes
Holz im Gemeindewald zur Erledigung, und zum Schluß kam es zu
einer recht lebhaften Ausſprache wegen Vergütung der
Yotſtandsarbei=
ten an einem Feldwege. Der Gemeinderat nahm ſchließlich dieſen
ſtrit=
tigen Punkt in die anſchließende nichtöffentliche Sitzung.
werden als nach einjähriger Pauſe. Darauf folgend zweimal
hinter=
einander abwechſelnd Hackfrüchte und Grünfutterpflanzen. Wichtig iſt,
daß durch den Anbau keimverzögernder Kulturpflanzen ein
ſchöng=
geſchloſſener Feldbeſtand erreicht wird. Winterfeſtigkeit und
Beſtockungs=
fähigkeit der betreffenden Roggenſorte ſpielt hierbei eine große Rolle.
Um Lücken zu vermeiden, iſt eine frühzeitige, möglichſt dichte Ausſaat
zweckmäßig. Bei Luzerne und anderen Grünfutterpflanzen ſind einige
Lücken weniger von Bedeutung, da durch ein rechtzeitiges Abmähen
der Flughafer ſowreſo dernichtet wird.
Ohne Gefahr können auch alle grün abzumähenden Früchte
ange=
baut werden. Beſonders iſt auch Rotklee, der allerdings in
Winter=
getreide eingeſät werden muß, gut geeignet. Hin und wieder kann
natürlich auch in den keimungshemmenden Kulturpflanzen Flughafer
auftreten; dieſe Pflanzen müſſen ſelbſtverſtändlich durch Hacken und
Jäten vor der Reife entfernt werden. Nach langjährigen Beobachtungen
und Unterſuchungen gibt Profeſſor Zade (Leipzig) beiſpielsweiſe
fol=
gende Fuchtfolgen an:
1. Roggen,
1. Hackfrucht,
1. Noggen,
2. Wintergetreide,
2. Rüben,
2. Noggen,
3. Hackfrucht,
3. Luzerne,
3. Roggen,
4. Kartoffeln.
4. Grünfuttergemenge, 4. Luzerne,
5. Luzerne,
5. Wintergetreide,
6. Hackfrucht,
6. Hackfrucht,
7. Roggen.
7. Hackfrucht.
Eine ſolche oder ähnliche Fruchtfolge iſt verhältnismäßig einfach
durchzuführen, da Hackfrüchte und Grünfutterpflanzen ſowie
keimungs=
hemmende Kulturpflanzen in genügender Zahl vorhanden ſind.
Ein Erfolg iſt aber nur dann ſicher, wenn die keimungshemmenden
Früchte den Boden dicht bedecken und keine Lücken aufweiſen.
Es iſt auch die Beobachtung gemacht worden, daß bei andauernder
Näſſe ein Teil der Flughaferfrüchte im Boden verfault. Es iſt alſo
wohl anzunehmen, daß, je länger die Keimverzögerung andauert, deſto
mehr Früchte im Boden verfaulen müſſen.
Die Einſchaltung einer mehrjährigen Futterpflanze oder der Anbau
von Hackfrüchten erweiſt ſich auch auf den Feldern als notwendig, auf
denen in beſonders ſtarkem Maße die Ackerwinde, der
Wind=
halm und der Ackerfuchsſchwanz auftreten.
Der Schaden, den die Getreidefliegen ſehr oft anrichten,
iſt in manchen Gegenden recht beträchtlich. Um unſere
Sommer=
ſaaten, ganz beſonders aber den Hafer, davor zu ſchützen, iſt es
notwendig ſofrühwieirgend möglich zubeſtellen. Nach
dem 20. Mai legen die im Frühjahr ausſchlüpfenden Fliegen ihre Eier
ab. Bis dahin muß aber der Hafer in allen zur Fruchtbildung
kom=
menden Trieben über das 4. Blatt hinaus ſein. Beſtellung möglichſt
noch vor Ende März. Wo die Ausſaat nicht zu früh wegen
Froſt=
gefahr möglich iſt, ſorge man wenigſtens für eine gute Herrichtung des
Saatbeetes und verwende nur beſtes Saatgut.
Obgleich der Winter nicht ſehr ſtreng war, macht ſich doch hier und
dort ein Auswintern der Saaten bemerkbar. Beſonders iſt
das Aufziehen der Saaten mehrfach beobachtet worden, vorwiegend auf
feuchteren Böden, wenn der Erdboden im Winter öfters friert und
wieder auftaut. Die oberen Schichten des Bodens werden durch die ſich
bildenden Eiskriſtalle in die Höhe gehoben. Dabei werden die
Ge=
treidepflänzchen ebenfalls mit gehoben, die tieferen Wurzeln aber
wer=
den abgeriſſen. Beim Auftauen ſind dann die Pflanzen mehr oder
weniger gelockert und ſterben ab. Möglichſt baldiges Walzen iſt
not=
wendig.
4t. Gobbelau, 25. März. Odenwaldklub. Auf der letzten
Monatsverſammlung hielt unſer Klubmitglied Herr Lehrer Mauer=
Stockſtadt einen ſehr intereſſanten Voſtrag über den geologiſchen
Auf=
bau des Odenwalds. Er verſtand es in weiſterhafter Weiſe, den ſonſt
vielen zu trockenen Stoff ſo klar und einfach zu geſtalten, daß
jeder=
mann 2 Stunden lang mit geſpannteſter Aufmerkſamkeit folgte. Mit
außerordentlichem Fleiße hatte er zu dieſem Zwecke etwa ein Dutzend
geologiſche Karten und Tafeln zuſammengeſtellt und verwandte ſie
ſo=
wie zahlreiches in einer Reihe vom Jahren geſammeltes
Geſteinsmate=
rial zur Einführung in ſeinen Vortrag. Die von etwa 75 Mitgliedern
beſuchte Verſammlung zollte dem Redner für ſeine Worte überaus
großen Beifall. Am Anfang und am Schluſſe des Abends ſorgte die
Hauskapelle für die nötige Unterhaltung. Darauf „erſtattete Führer
Herr Günther Bericht über die geplante Wanderung am Sonntag. Im
Laufe des Monats April wird der Klub einen Abendſpaziergang mit
Familie nach Crumſtadt unternehmen, wo ein geſelliges
Zuſammen=
ſein geplant iſt.
Rheinheſſen.
* Mainz, 25. März. Die Erhebung einer Bierſteuer
beſchloſſen. Die Frage der Erhebung einer Bierſteuer ſteht in
Mainz im Vordergrund des Intereſſes. Am Mittwoch vormittag
ver=
ſammelte ſich der Mainzer Stadtrat, um noch einmal dieſe Vorlage der
Verwaltung zu beraten. Die Sache ſtand bekanntlich ſchon auf der
Tages=
ordnung der Stadtratsſitzung vom 12. März, die Parteien waren damals
aber ziemlich einmütig für eine Vertagung der Angelegenheit, bis man
über das ſtädtiſche Budget und ſeine Deckungsmöglichkeiten ein genaueres
Bild habe. Mittlerweile ſind der ſtädtiſche Etat und die vorgeſchlagenen
Steuererhöhungen im Finanzausſchuß eingehend durchberaten worden
und der Verwaltung gelang es, ſich mit ihrem Standpunkt betreffs der
Bierſteuer durchzuſetzen. Die Verhandlungen im Finanzausſchuß
er=
wieſen, wie Oberbürgermeiſter Dr. Külb zu Beginn der Stadtratsſitzung
ausführte zur Evidenz, daß trotz aller vorgeſchlagenen Streichungen,
im=
mer noch ein großer Fehlbetrag bleibe, ſo daß man auf die Bierſteuer
nicht verzichten könne. Die Abſtimmung ergab ihre Annahme gegen die
Stimmen der Kommuniſten und der Notgemeinſchaft des Mainzer
Mittelſtandes. Die Satzung über die Erhebung ſieht eine örtliche
Bier=
ſteuer in Höhe von 7 Prozent des Herſtellerpreiſes pro Hektoliter vor.
Weiter wurde in der Sitzung für die durch die Verlegung des
Empfangsgebäudes der Köln=Düſſeldorfer Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft
nach dem Halleplatz notwendige Umgeſtaltung des Rheinufers ein
Be=
trag von 81 000 RM. bewilligt. — Um den Standort des
Streſemanndenkmals. Entgegen anders lautenden Meldungen
erfahren wir von zuſtändiger Stelle, daß nicht beabſichtigt iſt, das
Streſemanndenkmal in der Nähe der Burg Katz bei St. Goarshauſen
aufzuſtellen. Der Arbeits= und der Ehrenausſchuß, die ſich die
Errich=
tung eines Streſemanndenkmals am freien Rhein zur Aufgabe gemacht
haben, ſind der Anſicht, daß das Denkmal nur in Mainz Aufſtellung
finden kann, weil auf dieſer Stadt der Druck der fremdländiſchen
Be=
ſatzung am längſten lag. Es iſt für das Denkmal ein Platz am Rhein
in der Nähe des Fiſchtorplatzes vorgeſehen.
4d. Oppenheim, 25. März. Der Flugtag des letzten
Sonntags ergab nicht nur ein ſportlich, ſondern auch finanziell
gutes Reſultat, indem nahezu 4500 Karten ausgegeben wurden. Infolge
dieſes befriedigenden Ausganges will die Leitung im kommenden Herbſt
ähnliche Vorführungen veranſtalten, bei denen auch Szenen aus der
Arbeit des Weltkrieges gegeben werden.
*
— Waſſerſtands=Nachrichten vom 25. März. Rhein: Hüningen
1.11, Kehl 2,39 Maxau 3,98, Mannheim 2,68: Mainz 0,33; Bingen 1,56,
Caub 1,69; Köln 2,14 Meter. — Main: Schweinfurt 1,13, Würzburg
1,10, Lohr 1,55, Groß=Steinheim 2,37, Frankfurt 2,43. Koſtheim
Staats=
pegel 0,06, dito Waſſertiefe 208; dito Fahrtiefe 1,78 Meter.
— Gernsheim, 25. März. Waſſerſtand des Rheins am
24. März: —0,47 Meter; am 25. März: —0,43 Meter.
— Hirſchhorn, 25. März. Waſſerſtand des Neckars am
24. März: 0,96 Meter; am 25. März: 0,98 Meter.
Weiterbericht.
Das Hochdruckgebiet über den Britiſchen Inſeln verlagert ſich
ſüd=
öſtlich nach dem Feſtland. Weiterer Luftdruckanſtieg in ihm hat einen
Kern mit Barometerſtänden von über 770 Millimeter entwickelt, der ſich
heute morgen bis nach dem weſtlichen Deutſchland ausdehnte. Die
Vor=
herrſchaft des hohen Druckes wird ſich zunächſt durchſetzen, ſo daß ruhiges
und trockenes Wetter zu erwarten iſt. Dabei verſchärfen ſich vorläufig
infolge Ein= und Ausſtrahlung die Temperaturgegenſätze. Nachts
er=
folgt Temperaturrückgang bis zu leichtem Bodenfroſt und ein Sinken der
Lufttemperaturen bis um Null und etwas darunter. Tagsüber findet
Erwärmung ſtatt, welche ſpäter mehr zunehmen wird.
Ausſichten für Mittwoch, den 26. März: Zeitweiſe leicht bewölkt, ſonſt
heiter, trocken, nachts Abkühlung bis zum Gefrierpunkt und etwas
darunter, tagsüber milder.
Ausſichten für Donnerstag, den 27. März: Tagsüber weitere
Erwär=
mung, ſonſt wenig Aenderung der Wetterlage.
Mummer 85
Mittwoch, den 26. März 1930
Seite 7
Schweſter Elſa Brändſtröms Sendung.
ſom W. Freiherrn v. Lersner=Potsdam, Bundesehrenvorſitzender der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener e. V.
Es iſt für uns ehemalige Kriegsgefangene wie eine
Beleidi=
ung, wenn uns jemand fragt, wer Elſa Brändſtröm iſt.
Ant=
urxten wir mit einer Gegenfrage: „Wer von euch deutſchen
muen, wer von euch deutſchen Männern iſt heute bereit, aus
inem, geſichertem Leben, aus Reichtum und Anſehen
hinaus=
urreten, alles zurückzulaſſen, nur von einem Willen beſeelt, das
ihend tragen zu helfen?” Nichts anderes hat Elſa
rändſtröm damals getan, als ſie aus dem Salon der
brwediſchen Geſandtſchaft in Moskau von Vater und Freunden
irweg hinaus ins ewige, unendliche Sibirien zog, ein neues
Sen beginnend, das Alte zurücklaſſend, ins Elend hinein, um
ſienſchen ihres Blutes zu retten. Hunderttauſende haben auf
ſe geblickt, haben an ſie geglaubt, wo alles zu ſchwinden ſchien.
nderttauſenden war ſie Sinnbild der Heimat. Viele in
druitſchland glaubten, daß die heimkehrenden Kriegsgefangenen
ie bolſchewiſtiſche Revolution nach Deutſchland tragen würden.
deß das nicht geſchehen iſt, iſt das menſchliche und geſchichtliche
srrdienſt all der Menſchen nordgermaniſcher Abſtammung, die
acnals für die Kriegsgefangenen in Rußland ihr Leben ein=
Eiel etzt haben, aus deren Reihen Elſa Brändſtröm durch ihre
fiſche, vor allem aber durch ihre Treue und Folgerichtigkeit
her=
umrragt, mit der ſie die einmal übernommenen Aufgaben auch
nach Kriegsende weiterführte. Sie ſteht im Gegenſatz zu unſerer
Ziit, einer Zeit, wo jeder als Nummer erſcheint, wo alles
Or=
miiſation, Maſchine iſt. Da wirkt plötzlich ein Menſch auf
Fauſende, Abertauſende, wirkt durch Perſönlichkeit,
urch Art, durch Geſinnung.
Zu ergründen, woher dies kommt, iſt gleich wertvoll wie zu
eichten, was Elſa Brändſtröm tat. Den Schlüſſel zu
rer Kraft gibt Elſa Brändſtröm — vielleicht ohne es zu
ranen — in einer kurzen Zuſammenſtellung von Gedanken über
ndererziehung. Da ſagt ſie: „Glücklich iſt der Menſch, der den
diſammenhang mit allem Lebenden fühlt und deshalb das
ben liebt — und die Menſchen.‟ Das iſt ganz Elſa
Bränd=
tööm. Es war ihr einerlei, wer vor ihr ſtand, ob Profeſſor oder
7 ansportarbeiter, ob Offizier oder Mann, ihr galt allein der
enſch.
Welch wunderbares Vorbild, wie ein Menſch Bildung und
Txſitz nutzen ſoll! An Elſa Brändſtröms Leben ſehen wir, daß
Läldung nicht Recht, daß Beſitz nicht Willkür heißt. Bildung und
Aſitz ſind Aufgaben. Wahre Bildung, fühlt in ſich die
Ver=
ſpllichtung, dem Nächſten, jedem, der ſucht, zu geben. Richtig
ge=
uerteter Beſitz ſieht Beſtimmung und Glück in der Möglichkeit,
ſunderen zu helfen, kulturfördernd zu wirken. Elſa Brändſtröms
ſelbſtverſtändlich gelebtes Leben wirkt wie eine glühende
Ariiklage gegen Art und Geſinnung vieler Beſitzenden und
ſo=
umannter Gebildeten, denen ihr Geld nur zu Befriedigung
eige=
r Genüſſe dient und die mit Gleichgültigkeit und kalter
Ver=
ſachtung auf alle herab ſehen, die nicht von gleichem Rang und
ettand ſind.
Wie viele Frontkämpfer, hat auch Elſa Brändſtröm den
ein=
zwen Gewinn dieſes vernichtenden Krieges zu erkennen und
wer=
tm gewußt: Die Anbahnung des Verſtändniſſes zwiſchen den
2renſchen der alten bürgerlichen Schicht und der im 19.
Jahr=
hrandert entſtandenen Schicht des zum Selbſtbewußtſein
erwach=
tin werktätigen Volkes. Es haben ſich die geſunden Kräfte der
esher führenden Schichten mit dem naturſtarken, ſchlichten
A8ollen der neu aufkommenden Schicht zu gemeinſamem Werk
mät gemeinſamer Zielſetzung vereint. Während aber viele von
uns nach dem Kriege dieſen Gewinn preisgaben und verleugneten,
hat Elſa Brändſtröm das Erworbene durch ihre Art in den
Heimen weitergepflegt, die ſie zur Erholung für ehemalige
Kriegsgefangene und deren Kinder errichtet hatte. Sie hat die
Menſchen verſchiedener Schichten bewußt nebeneinander geſtellt.
Sie hat immer darüber gewacht, daß mit einer Anzahl von
Kame=
raden aus dem Arbeiterſtande eine gewiſſe Zahl
Kamera=
den aus gebildeten Kreiſen und verſchiedenen Berufen
zuſam=
menkamen. Da gab es am Tiſch keine Trennung, daß die einen
oben oder die anderen unten geſeſſen hätten. Sie ſaßen
neben=
einander „Sie lcinten ſich kennen. Dazu zwang ſie der helle
Wille der Herrin des Heimes ebenſo wie die Bindung durch das
gemeinſame Erlebnis. Da ſah jeder Beruf und jede Schicht die
andere Seite einmal unvoreingenommen ohne die Verhetzung
von Preſſe und Partei. Da wurde über alle Probleme geſprochen,
und keiner kam arm nach Hauſe. Jeder hatte innerlich gewonnen.
Dann fuhr Elſa Brändſtröm hinüber nach Amerika. Wieder
iſt ſie uns zum Vorbild geworden. Sie iſt es geweſen, welcher
als erſtes immer wieder die Märchen von den in Belgien durch
Deutſche abgehackten Kinderhänden entgegengehalten wurden. Sie
iſt ſchlicht und gerade für Deutſchland eingetreten. Sie hat durch
die bezwingende Art ihres Auftretens mehr Siege für
Deutſch=
land errungen, als viele Deutſche durch ihr falſches Auftreten
Niederlagen für Deutſchland erzielten. Sie führt Heimatliebe
nie großſprecheriſch im Munde. Sie hält es für
ſelbſtverſtänd=
lich, daß man ihr Heimatland achtet, wie ſie ebenſo
ſelbſtverſtänd=
lich das Gefühl der Liebe zur Heimat bei Fremden achtet. Wir
Deutſchen brüſten uns entweder unſerer Leiſtungen in einer die
anderen oft verletzenden Form, oder wir verleugnen unſer
Deutſchtum, unſere Sitten, unſer Empfinden und beugen uns
dem Fremden. Das erſte erregt Unwillen, das zweite
Verach=
tung. Schlichtheit iſt erfolgreicher als Großſprecherei. Wir
Kriegsgefangenen haben aus dem Vorbild Elſas und am eigenen
Erlebnis gelernt, daß mit Natürlichkeit und klarem Willen in
ſchwerſter Zeit auch waffenlos die Forderung nach Recht und
Gerechtigkeit mit Erfolg geſtellt werden kann. Hätte ſonſt Elſa
Brändſtröm in allen den Weiten Sibiriens gegenüber der
Will=
kür eines ſelbſtſicheren Militärs ſich durchſetzen können? Hätte
ſie es ſonſt fertig gebracht, dieſen Erfolg in Amerika zu erzielen?
Möchten alle Deutſchen, vor allem die jahraus, jahrein in fremde
Länder fahren, ſich die ſelbſtverſtändliche Schlichtheit und die
heimatſtarke Echtheit dieſer Frau ſtets vor Augen halten.
Wohl am reichſten ſcheint uns die Gedankenarbeit und das
Beiſpiel Elſa Brändſtröms im Hinblick auf die Erziehung der
heranwachſenden Generation. Auf zwei Druckſeiten hat Elſa
Brändſtröm einſt ihre Gedanken über Kindererziehung
nieder=
gelegt. „Wir dürfen dem Kinde die Fähigkeit nicht nehmen,
die Lebensfreude zu empfinden.” Wer der Geburtsſtunde ſeiner
Kinder gedenkt, der wird ſich des großen Empfindens erinnern,
das ihn überkam, vor einem neuen Eigenleben zu ſtehen, deſſen
Geſtaltung vor uns lag, wie eine Aufgabe, wie Verantwortung,
es zu geſtalten, ohne daß es ſich vorläufig gegen unſern — der
Eltern Willen — mit ſeinem Eigenwillen ſtemmen kann. Nur
aus ſolcher Einſtellung wächſt eine Liebe und ein Verſtändnis
für die heranwachſenden jungen Menſchen, wie wir ſie in ſo
er=
ſtaunlicher Weiſe bei Elſa Brändſtröm erlebten. Sie ſagt: „Wenn
man ein Kind ſieht, dann ſtellt man ſich im Geiſte den Mann
vor, der es einmal werden ſoll. Und iſt nicht der größte Schutz,
den man ihm geben kann, die Erinnerung an eine glückliche
Kindheit?” Und dann weiter: „Wir ſollten bei jeder negativen
Seite des Kindes die entſprechende poſitive ſuchen. Iſt nicht
Frechheit eine verwachſene Keckheit? Verſchwendung eine
ver=
wachſene Freigebigkeit? Habgier eine verwachſene
Sparſam=
keit?‟ Dann weiter: „Lehrt das Kind im Leben etwas zu wagen.
Lehrt es Selbſtdiſziplin; aber nicht die Selbſtdiſziplin, die im
Dulden und Sich=alles=gefallen=laſſen beſteht, ſondern die
Selbſt=
beherrſchung, die macht, daß man kämpfen kann, warten kann
und ſiegen kann ohne Lärm, ohne Bitterkeit und ohne
Ueber=
mut.” Gibt es Worte voll tieferer Lebensweisheit? Beſſer
zu=
geſchnitten für die uralten Fehler der Menſchheit als dieſe? Hier
wird Elſa Brändſtröm aus der Erzieherin des Kindes zur
Er=
zieherin von uns allen. Wieviel Haß, Zerriſſenheit in Familie,
Berufsleben und öffentlichem Leben würde vermieden, wenn wir
nur dies eine lernen könnten: Siegen, daß heißt Erfolg haben,
ohne Lärm und ohne Uebermut. Welche den Nebenmenſchen
ach=
tende Klugheit liegt in dieſem Wort. Ja, es liegt darin der
Schlüſſel zur Löſung einer der ſchwierigſten Fragen des Lebens,
des Verhältniſſes von Menſch zu Menſch. Wie mancher
wirt=
ſchaftliche Gegenſatz wird dadurch erſt empfunden, daß der
Er=
folgreichere und Beſitzendere auf den weniger Beſitzenden
herab=
ſieht. Unſer deutſches Volk und ſeine Menſchen ſind bei allem
Spießbürgertum innerlich ſo reif, daß ſie einſehen, daß es
Unter=
ſchiede in Beſitz und Bildung geben muß. Aber gerade infolge
der allgemeinen hohen Kulturſtufe verletzt nichts ſo ſehr, wie
Mißachtung. Der Arme wie der Reiche empfinden gleiche Freude
an Geſundheit und Wachstum der Kinder, empfinden gleiche
Sorge, wenn ſie leiden, gleichen Schmerz, wenn ſie an Gräbern
ſtehen. Alle, Arme wie Reiche, haben auf Entwicklung und
Vor=
wärtskommen gleiches Recht, eine gleiche Sehnſucht nach
wirk=
licher reiner Lebensfreude. Siegen ohne Lärm und ohne
Ueber=
mut. Was wäre aus Europa und der Welt geworden, hätten
die Sieger verſtanden, ohne Lärm und Haß und Uebermut zu
kämpfen und zu ſiegen.
Und dies alles, von dem wir hier ſprechen, das wir feiern,
das hat — eine Frau getan. Es gibt für die deutſchen Frauen
kein ſchöneres Vorbild als dieſe Frau, die nun auch
durch ihre Heirat Deutſche geworden iſt. Aufgabe aller
deutſchen Frauen ſollte es ſein, dieſem Vorbild nachzuleben und
eine junge Generation daran zu begeiſtern. In einer Zeit,
die durch die Mechaniſierung und Typiſierung von Menſchen und
Dingen ſo verarmt iſt, in einer Zeit, die ſich gerade durch die
troſtloſen Erſcheinungen von Untreue, Beſtechlichkeit, Eigennutz
und Kurzſichtigkeit beſchmutzt hat, braucht ein Volk, braucht jeder
einzelne Menſchen, an die er wieder glauben kann, die ihm inneren
Halt geben. Was Kirche und eine dem Volke entrückte Religion
nicht mehr erreichen können, erreicht das reine Leben einzelner
Menſchen. Es iſt mehr Zeugnis von Gott als manch” Wort von
Kanzel und Altar. Es gilt das Leben jedes edlen Menſchen,
einerlei wo er ſteht, der in ſolch ſchlichter
Beſcheiden=
heit dahinlebt, herauszuheben, es vor der jungen Generation
her=
anwachſender Frauen wie Männer aufzurichten als ein
Gegen=
ſtück gegenüber dem hohlen Schwindel leichtfertigen Dahinlebens.
Wähle, aber zögere nicht, ruft das Leben Elſa Brändſtröms
jedem zu. Zeigt der Jugend das Leben Elſa Brändſtröms, und
ſie wird wählen!
Jeder ſollte dieſer Frau nachleben, jeder von ihr ſprechen.
Wie ſie ſelbſt es uns mit dem Dichterwort entgegenruft: „Und
handeln ſollſt du ſo, als hinge von dir und deinem Tun allein
das Schickſal ab der deutſchen Dinge, und die Verantwortung
wär dein.” Nicht bei Parlamenten und Parteien liegt die
Ent=
ſcheidung für die Neugeſtaltung der Dinge. Entſcheidend
über Deutſchlands Zukunft iſt, wie du und ich,
wie wir leben. Daß dem ſo iſt, zeigt kein Leben beſſer als
das Elſa Brändſtröms.
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Seite 8
Mittwoch, den 26. März 1930.
Nummer 85
Die Straftaten von Hoyer und Schulle.
Frankfurt a. M. Hoher und Schulle haben
bei den polizeilichen Vernehmungen zugegeben, außer
der Mondtat an dem Polizeioberwachtmeiſter Kern
noch weitere 20 Straftaten, teils allein, teils
gemein=
ſchaftlich begangen zu haben. Sie haben verübt: einen
Raub auf die Stationskaſſe in Otzhauſen bei Trier,
einen Raubverſuch bei der Vorſchußkaſſe in
Schwan=
heim, drei Kircheneinbrüche, davon zwei in Flörsheim
und einen in Glashütten, einen Einbruch in ein
Waſ=
ferhäuschen und einen weiteren Einbruch in eine
Gartenhütte in Flörsheim, fünf Gelegenheitsdiebſtähle
in Herborn und in der Nähe von Siegen, ſieben
Fahrraddiebſtähle in Frankfurt a. M., Gonzenheim,
Schwanh ſim und Herborn, einen Motorraddiebſtahl
in Wiesbaden. Die bisher eingeſtandenen Straftaten
haben ſie im Laufe von drei Wochen, und zwar vor
und nach der Mordtat ausgeführt.
Schwerer Autozuſammenſtoß.
Ba. Wiesbaden. Montag mittag 2 Uhr
prall=
ten Ecke Kaiſer= und Leſſingſtraße zwei Frankfurter
Autos heftig aufeinander. Bei dem Unglück wurden
drei Buben im Alter von 8, 9 und 10 Jahren, die ſich
auf der Straße befanden, umgefahren und zur Seite
geſchleudert. Der eine der Jungen, Gartenfeldſtraße
wohnhaft, erlitt eine große Fleiſchwunde am rechten
Oberarm, an dem das Muskelfleiſch ſtark zerfetzt
wurde, auch die anderen beiden Knaben erlitten
Ver=
letzungen. Ein vorüberfahrendes Auto brachte die
drei Kinder ins St. Joſefshoſpital. Auch der eine
Autofahrer, der wahrſcheinlich bei dem
Zuſammen=
prall innere Verletzungen erlitt, mußte ſich in
ärzt=
liche Behandlung begeben. Die beiden Fahrzeuge
wurden ſchwer beſchädigt und mußten abgeſchleppt
werden.
Acht Perſonen bei einem Autounglück getötet.
Berlin. Ein furchtbares Unglück ereignete ſich,
wie Berliner Blätter aus New York melden, in
Au=
burn dadurch, daß ein Automobil von einem
Schnell=
zug erfaßt und gegen eine Hauswand geſchleudert
wurde. Sämtliche Inſaſſen, vier junge Leute und
vier junge Mädchen, wurden entſetzlich verſtümmelt.
Exploſionsunglück in Ludwigshafen.
Ludwigshafen. Die Korkſteinfabrik
Grün=
zuveig und Hartmann wurde am Montag nachmittag
in der dritten Stunde von einem Exploſionsunglück
heimgeſucht. Aus bisher noch unaufgeklärter Urſache
explodierte im Generatorenhaus ein Generator. Die
in der Nähe lagernden Korkmengen wurden durch die
freiwerdende Stichflamme in Brand geſetzt. Die
Lud=
wigshafener Berufsfeuerwehr ging mit zwei
Löſch=
zügen, wobei die Feuerwehrmänner mit Gasmasken
arbeiten mußten, gegen das Foer vor. Fünf Arbeiter
mußten ſich mit Brandwuden in ärztliche
Behand=
lung begeben. Der Geſamtbrandſchaden iſt noch nicht
feſtgeſtellt.
Ein ſiebentes Todesopfer der Trichinoſe
in Stuttgart.
Stuttgart. In einem hieſigen Krankenhaus
iſt der Edelſteinhändler Bretzler als ſiebentes Opfer
der Trichinoſe infolge Genuſſes von Bärenſchinken
geſtorben. Seine Fra liegt gleichfalls wegen
Trichi=
noſe im Krankenhaus.
Für über 1700 Mark Kleider geſtohlen.
Diez. In einem Hauſe am Markt haben Diebe,
anſcheinend Spezialiſten für Manſardeneinbrüche,
gründliche Arbeit geleiſtet. Sie plünderten zwei
Schränke aus, in denen hauptſächlich Damenkleider
aufbewahrt wurden. Insgeſamt erbeuteten die Diebe
16 Kleidungsſtücke im Werte von 1714 Mark.
Großfeuer in den Lederwerken
Rhein=
dahlen A.=G.
Gladbach=Rheydt. Die Betriebsanlagen
der Ledevwerke Rheindahlen A.=G. wurden in der
Nacht zum Dienstag von einem Großfeuer
heimge=
ſucht, das mehrere Stlnden lang wütete und faſt die
geſamten Werkgebäude einäſcherte. Durch Funkenflug
waren nicht nur die anliegenden, ſondern auch weiter
entfernt liegenden Häuſer im Stadtteil Rheindahlen
ſehr gefährdet und die Wehren mußten wiederholt
Löſchkommandos abordnen, um von den Dächern der
Häuſer Brandneſter zu entfernen. Die Anlagen der
Lederwerke Rheindahlen ſind bis auf das Keſſel= und
Maſchinenhaus und die Transformatorenſtation faſt
völlig eingeäſchert. Der Betrieb wird ſtilliegen, ſo
daß etwa 80 Arbeiter, die in der letzten Zeit voll
be=
ſchäftigt waren, erwerbslos geworden ſind. Der
Scha=
den beträgt mehrere hunderttauſend Mark.
Brund Walker in Paris.
Generalmuſikdirektor Bruno Walter
Hurde anläßlich ſeiner „Fledermaus”=
Inſzenie=
fung in Paris herzlich empfangen. Unſer Bild
ſeigt ein Gruppenbild des Empfangs im Hotel
Majeſtic, dem die Spitzen des geiſtigen
Frauk=
reichs beiwohnten. Von links nach rechts: Bruno
Walter, die Sopraniſtin Lotte Lehmann, rechts
der ehemalige Kriegsminiſter Paul Painlevé.
die zehlopd ereingt das soinde Bund!
Die „Europa” bricht den Aklankik=Rekord. — In 4 Tagen 17 Skunden
Cherbourg —New York. — der Sieg deutſcher Technik.
Die Ankunft in New Vork.
NewYork, 25. März.
Die „Europa” paſſierte um 5,54 Uhr
amerika=
niſcher Zeit (11,54 Uhr M.E.Z.) das Ambroſe=
Fuer=
ſchiff. Für die Ueberfahrt von Cherbourgh nach dem
Ambroſe=Feuerſchiff hat ſie vier Tage 17 Stunden
und ſechs Minuten gebraucht, während die „Bremen”,
für die gleiche Sprecke vier Tage 17 Stunden und
46 Minuten benötigte. Die „Europa” hat ſomit einen
neuen Rekord für die Ueberquerung des Atlantik
auf=
geſtellt. Bei beſſerem Wetter und bei Benutzung der
nördlichen Route, die evegen der Eisberggefahr in
dieſer Jahreszeit nicht gefahren wird, dürfte die
„Europa” in der Lage ſein, ihren eigenen Rekord
noch weiter zu veubeſſern.
In voller Fahrk.
Die Wetterverhältniſſe die der
Schnell=
dampfer „Europa” bei ſeiner Jungfernfahrt antraf,
waren ſchwieriger als die bei der erſten
Weſt=
fahrt der „Bremen”. Während der ganzen Reiſe
um die Mitteilung von der Ankunft der „Europa‟
auch amtlich zu beſtätigen. Er gab ſeiner Freude
darüber Ausdruck, die Gelegenheit dazu bewutzen zu
können, von New York aus einen Gruß an die
Hei=
mat richten zu können. Er ſchloß ſeine kurzen Worte
mit der Bemerkung, das Schiff habe das gute alte
deutſche Sprichwort wahrgemacht: „Doppelt genäht
hält beſſer!“
Telegramme des Norddeutſchen Lloyd
zur Ankunft der „Europa”.
Bremen, 25. März.
Anläßlich des Eintreffens der „Europa” in New
York hat der Norddeutſche Lloyd folgendes
Tele=
gramm an die Werft Blohm u. Voß in Hamburg
ge=
richtet:
Bei Ankunft der „Eutopa”, die nach den
vor=
liegenden Nachrichten die beſte Zeit weſtwärts erzielt
und anſcheinend auch den „Bremen”=Rekord noch
leicht unterboten hat, begrüße ich Sie mit herzlichem
Dank für die gelieferte gute Arbeit, auch namens
unſeres Aufſichtsrates und Vorſtandes.
(gez.) Stimming.
Die „Europa” auf der Rekordfahrt (Flugzeugaufnahme auf hoher See).
wurde die „Europa” durch ſtarke
Gegen=
winde und eine ſchwere See behindert.
Um ſo höher iſt die Rekordleiſtung des Dampfers zu
ſewerten.
Das Schiff mußte einen um etwa 70 Meilen
län=
geren Weg, die ſogenannte Frühlingsroute, wegen der
Eisberggefahr nehmen. Die
Durchſchnittsgeſchwindig=
keit der „Euvopa” betrug etwas über 28 Knoten vro
Stunde.
Am dritten Fahrtage legte die „Europa” 704
Mei=
en mit einer Durchſchnittsgeſchwindigkeit von 28,16
Knoten zurück. Die „Bremen” fuhr am dritten Tage
ihrer Jungfernfahrt mit einer
Durchſchnittsgeſchwin=
digkeit 27,5 Knoten.
Die „Europa” iſt um 13 Uhr G M.E.3. an der
Quarantäne=Station vor New York
eingetroffen.
Um 13 Uhr M. E.Z. verließ Botſchafter Prittwitz
mit dem Vertreter des deutſchen Generalkonſuls auf
einem Zollkutter den Hafen, um der „Europa”
ent=
gegenzufahren. Gleichzeitig holen unzählige
Journa=
liſten, Filmleute und Preſſephotographen das
Rekord=
ſchiff ein oder erwarten es am Pier. — Die Kunde
von der Rekordfahrt der „Europa” iſt bereits in
ganz New York bekannt und wird überall begeiſtert
beſprochen.
Nachdem die „Europa” um 15,11 Uhr M. E. 3. die
Quarantäneſtation verlaſſen hatte, traf ſie
unter begeiſtertem Jubel der Zuſchauer
um 15,45 Uhr am Pier in New York
ein und machte feſt.
Schon am frühen Morgen hatten ſich Tauſende
dort eingefunden, um die Ankunft des ſchnellſten
Dampfers der Welt zu erwarten. Sämtliche im Hafen
liegenden Schiffe haben nach Bekanntwerden des
neuen Weltrekords Flaggengala geſetzt, um die
„Europa” zu ehren.
Um 8,50 Uhr New Yorker Zeit (14,50 Uhr M. E.3.)
konnte der Führer der „Europa‟, Commodore
John=
ſen, durch den Rundfunk der ganzen Welt mitteilen,
daß die „Europa”, obwohl ihre Reiſe nicht vom
Wet=
ter begünſtigt war, die Fahrt Cherbourgh—New York
in vier Tagen 17 Stunden und ſechs Minuten
zurück=
gelegt hatte, und daß dieſer Erfolg der vorzüglichen
Technik des Schiffes und der ausgezeichneten Arbeit
ſeiner Mannſchaft zuzuſchreiben iſt.
Nach dem Führer des Schiffes ergriff der deutſche
Botſchafter, Dr. v. Prittwitz und Gaffron, das Wort,
An den Kapitän der „Europa”, Commodore
John=
ſen, iſt aus dem gleichen Anlaß folgendes Delegramm
abgeſandt worden:
Bei der Ankunft in New York begrüßen
Aufſichts=
rat und Vorſtand des Norddeutſchen Lloyd Sie und
die Beſatzung herzlich. Sie wünſchen, daß auch die
weiteren Reiſen des von Ihnen geführten Schiffes
mit gleich gutem Erfolge abſchließen und dem
deut=
ſchen Namen Ehre machen werden.
(gez.) Aufſichtsrat und Vorſtand.
Heineken. Stimming.
Die Begrüßung der „Europa” in der
New Yorker Preſſe.
Die Morgenblätter widmen dem zur Zeit ihres
Erſcheinens noch erwarteten Eintreffen der „Europa‟”
im New Yorker Hafen das größte Intereſſe. Die
Be=
richte über den Fahrtverlauf nehmen auf der erſten
Seite einen hervorragenden Platz ein. Beſonders
eingehend wird die Frage erörtert, ob das Schiff
tat=
ſächlich in der Lage ſein werde, die
Fahrtgeſchwindig=
keit der „Bremen” noch zu übertrumpfen. In einem
„Willkommen Europa” üüberſchriebenen Leitartikel der
„World” heißt es, daß die „Europa” den Rekord der
„Bremen” vielleicht ſchlage, ſei an ſich weniger
be=
deutungsvoll als die Tatſache, daß es ſich bei dieſer
Schöpfung der deutſchen Induſtrie der Nachkriegszeit
um ein ganz unvergleichliches Schiff handele.
Die „Bremen” im Dock.
Hamburg. Der Lloyddampfer „Bremen”, der
Montag bereits den Hamburger Hafen erreichte, hat
im Laufe des Montags wegen der Waſſerverhältniſſe
nicht mehr ins Dock genommen werden können. Nach
vorgenommener Leichterung erfolgt die Eindockung
Dienstag nachmittag. Die „Bremen” wird zur
Er=
ledigung notwendiger Ueberholungsarbeiten mehrere
Tage im kombinierten Dock VI dir Werft von
Blohm u. Voß verbleiben.
Die „Oceana” wieder flott.
Hamburg. Wie die Hamburg—Amerika=Linie
mitteilt, iſt der vor einigen Tagen bei der Inſel
Tenedos des Nachts im dichtem Nebel auf Grund
ge=
ratene Vergnügungsdampfer „Oceana” wieder flott
geworden. Das Schiff, das keinerlei Beſchädigungen
erlitten hat, befindet ſich auf der Fahrt nach
Konſtan=
tinopel. Die Maſchinen ſind vollkommen in Ordnung.
Eine ganze Familie durch Gas vergiftet.
Rom. In Bologna erlitt ein
Eiſenbahnkontrol=
leur zufammen mit ſeiner Frau und zwei Kindern
den Tod durch Gasvergiftung. Das Unglück, das
durch ausſtrömendes Gas aus der ſchadhaften Leitung
entſtand, wurde erſt 48 Stunden ſpäter feſtgeſtellt,
nachdem das unentſchuldigte Fehlen des Beamten
auf=
gefallen war.
Rettung Schiffbrüchiger.
Die Rettungsſtation Jershöft der Deutſchen
Ge=
ſellſchaft zur Rettungs Schiffbrüchiger meldet: Am
23. März von dem deutſchen Fiſchkutter „Schwan”
Nr. 16, Kapitän Boelke, geſtrandet auf dem Riff vor
Jershöft, leer von Stolpmünde nach
Rügenwalder=
miinde beſtimmt, 4 Perſonen durch das Rettungsboot
der Station gerettet. Weſtſturm, klares Wetter, Boot
vier Stunden unterwegs.
Drei Perſonen im Flugzeug verbrannt.
Londom. Wie aus Los Angeles gemeldet wird,
geriet über dem dortigen Flugplatz das
Privatflug=
zeug eines Filmſchauſpielers in Brand und ſtürzte
aus einer Höhe von etwa 700 Metern ab. Die
In=
ſaſſen, zwvei Männer und eine Frau, verbrannten.
Alle 17 Minuten ein Opfer des „raſenden
Todes” in Amerika.
Der Zeppelindienſt Deutſchland-
Amerika geſichert.
New York. Der Vorſitzende der National Eity
Bank gibt bekannt, daß nach Rückſprache mit Dr.
Eckener zwiſchen der Bank und mehreren Firmen ein
Uebereinkommen über die Errichtung eines
Zeppelin=
dienſtes zwiſchen Amerika und Deutſchland erzielt
worden ſei. Bei den beteiligten Firmen handelt es
ſich um folgende: Alluminium Corporation of Amereg.
Good Year Tire and Rubber Company, Carbide
Corporation. Auch die Untergeſellſchaft der General
Motors, United Aircraft Corporation, hat die
Teil=
nahme zugeſagt. Wenn auch die Finanzfrage, ſowie
die Höhe der Beteiligung der einzelnen Firmen noch
ung klärt iſt, ſo ſteht doch jetzt einwandfrei feſt, daß
die Amerikaner tatſächlich gewillt ſind, die Errichtung
einer Luftſchiffverbindung über den Atlantik in
An=
griff zu nehmen.
3. Jakubowſki=Prozeß.
Neuſtrelitz. Im Gelben Saale des ehemaligen
Reſidenzſchloſſes begann Montag morgen der letzte
Nogensprozeß, in dem endgültig der Streit um die
Schuld des zum Tode verurteilten und hingerichteten
Jakubowſki geklärt werden ſoll. Zu der
Verhand=
lung, die unter dem Vorſitz des Neuſtrelitzer
Land=
gerichtsdirektors Dr. Hoff ſtattfindet, werden die
Brü=
der Fritz und Auguſt Nogens und ihre Mutter Frau
Kaehler aus der Haft als Zeugen vorgeführt. Die
Verhandlung begann mit der Vernehmung der Frau
Kaehler.
Neu=Strelitz. In der Diemstagverhandlung
des 3. Jakubowſki=Prozeſſes machte Oberſtaatsanwalt
Dr. Weber Mitteilungen über die Beſprechung
ſämt=
licher Prozeßbeteiligten. Danäch ſoll auf eine Reihe
von Zeugen verzichtet werden. Der Nebenkläger,
Rechtsanwalt Dr. Brandt, erklärte, daß der Widerruf
von Fritz und Auguſt Nogens die Prozeßlage
grund=
legend geändert habe. Die letzten weſentlichen Beweiſe
ſeien fortgefallen, die für eime Mitſchuld Jakubowſtis
noch vorhanden waren. Er erklärte ſich grundſätzlich
bereit, auf alle Zeugen zu verzichten. Es wurde dann
in die Beweisaufnahme eingetreten. Als erſter Zeuge
wurde der frühere Mitangeklagte Heinrich Blöcker
vernommen. Er machte im allgemeinen die gleichen
Bekundungen wie früher. Er blieb auch dabei, daß
Fritz ihm geſagt habe, Auguſt habe den kleinen Ewald
die Luft abgedrückt. Daß Kreuzfeld im Spiel
ge=
weſen ſei, glaube er nicht, da dieſer ja am Mordtage
überhaupt nicht in Palingen geweſen ſei. Er habe
aber immer den Eindruck gehabt, als ob Jakubowſki
dabei war. Weiter wurde Landgerichtsdirektor Dr.
Schmidt, der Unterſuchungsrichter in der früheren
Vovunterſuchung, vernommen. Er ſci der Anſicht, daß
die Geſtändniſſe von Auguſt und Fritz Nogens
durch=
aus zutreffend geweſen ſeien. Eine Erpreſſung der
Geſtändniſſe komme nach ſeiner Anſicht nicht in Frage.
— Zum Schluß der Verhandlung kam es zu einem
Zuſammenſtoß zwiſchen dem Vertreter der
Neben=
klage, Rechtsanwalt Dr. Brandt= Berlin, und dem
Oberſtaatsanwalt Dr. Weber. Der Oberſtaatsanwalt
hatte beantragt, das Urteil im erſten Jakubowſti=
Prozeß zur Verleſung zu bringen. Dem widerſprachen
die Rechtsanwälte Dr. Brandt und Pieper. Nach
er=
rögter Ausſprache zog ſich das Gericht zur Beratung
zurück und verbüindete den Beſchluß, daß das Urtel
im erſten Jabubowſki=Prozeß in einer der nächſten
Sitzungen verleſen wird und weiterhin, daß die von
Rechtsanwalt Dr. Pieper beantragten Zeugen
ver=
nowmen werden ſollen. Um 3 Uhr begab ſich das
Gericht mit der Bahn nach Lübeck, um von dort aus
am Mittwoch vormittag nach Palingen zu fahren, wo
am Vormittag der Lokaltermin abgehalten werden
wird.
Der Hungerſtreik der Frau Hanau ein Betrug?
Wie die Agentur Havas berichtet, iſt in den
Wan=
delgängen des Juſtizpalaſtes mit Beharrlichkeit das
Gerücht im Umlauf, daß der angebliche dreiwöchige
Hungerſtreik der Frau Hanau inſzeniert geweſen ſei
und daß Frau Hanau während dieſer ganzen Zeit ſich
Nahrungsmittel habe zuſtecken laſſen, ſo daß ihr an
nichts fehlte. Die weiteren Unterſuchungen über ihr
Endweichen aus dem Krankenhaus haben übrigens
ergeben, daß das Fenſter ſo klein war, daß eine durch
einen längeren Hungerſtreik geſchwächte Perſon auf
dieſem Wege kaum hätte entweichen können. Die
Staatsanwaltſchaft beſtehe darauf, daß der Fall der
„Gazette du France” am nächſten Samstag vor der
11. Strafkammer zur Verhandlung komme.
A
zu er
Verba
der
rden gege
ant. Gehöt
igsverb
befe auch a
Verbandst
t DS.B.
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uScht
Arbeit
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ſeigt.
ſett, au
Die zuſtä
mitter 2
Todesfahrt des italieniſchen
Renn=
fahrers Graf Gaſtone Brilliperi.
New York. Nach einer vom amerikaniſchen
Automobilklub veröffentlichten Statiſtik ſind im Jahre
1929 in den Vereinigten Staaten 31 500 Perſonen
durch Autvunfälle getötet worden. Die Zahl der
Toten hat ſich gegewüber 1928 um 12 Prozent erhöht.
Die Statiſtik berechnet, daß in den Vereinigten
Staaten durchſchnittlich alle 17 Minuten ein
Men=
ſchenleben dem „raſenden Tod” zum Opfer fällt.
Graf Gaſtone Brilliperi,
einer der beſten italieniſchen Rennfahrer, Sieger
vieler internationaler Wettbewerbe deſſen Wagen
bei dem Rennen um den Großen Preis von Trie
polis gegen eine Mauer raſte und völlig zer”
trümmert wurde. Graf Brilliperi wurde auf der
Stelle getötet.
Armmer 85
Mittwoch, den 26. März 1930
Seite 9
Die Einigung zwiſchen Turnen und Sport.
Zei Bortiant ors Berirages.
Zwiſchen der Deutſchen Turnerſchaft, der Deutſchen Sportbehörde
ninLeichtathletik und dem Deutſchen Fußball=Bund iſt unter dem Vor=
Falt der Zuſtimmung des Hauptausſchuſſes der Deutſchen
Turner=
ſüt, der am 12./13. April zuſammentritt, ein Vertrag abgeſchloſſen
1mden, in dem es u. a. heißt:
„Die D.T., die D. S.B. und der D.F.B. erſtreben unter dem Ge=
Ziaren der Deutſchen Volksgemeinſchaft die engſte Zuſammenarbeit und
iehr als Endziel den Zuſammenſchluß der deutſchen Turn= und
Sport=
ände an, die auf gleicher Grundlage arbeiten. Zu dieſem Zweck
cheßen die drei Verbände zunächſt eine Arbeitsgemeinſchaft. Die
8beuragſchließenden verpflichten ſich zu gegenſeitiger kameradſchaftlicher
zſerſtützung bei allen Gelegenheiten, wo es gilt, die Belange der
besübungen zu vertreten oder zu fördern.
Vertragsdauer: Dieſe Arbeitsgemeinſchaft wird zunächſt auf drei
fure abgeſchloſſen und tritt am 1. Mai 1930 in Kraft. Der Vertrag
Iäut um je ein Jahr weiter, wenn er nicht ſechs Monate vorher ge=
1ſpigt wird. Die Vertragſchließenden ſind berechtigt, aus wichtigen
ſenden jederzeit den Antrag auf vorzeitige Löſung des Vertrages
uſtellen. Für die Entſcheidung über einen ſolchen Antrag iſt das
Aedsgericht zuſtändig.
Doppelmitgliedſchaft: Vereine und Abteilungen von Vereinen
kön=
nur entweder in der D.T. oder in den beiden anderen Verbänden
IRglied ſein. Dagegen iſt es Einzelperſonen geſtattet, gleichzeitig die
Rgliedſchaft in einem Verein der D.T. und der D.S.B. oder des
19ſ.B. zu erwerben. Dieſe Doppelmitglieder können ſich aber nur in
im Verband an Wettkämpfen und Wettſpielen beteiligen; hierzu
gehren auch Vereinswettkämpfe und Geſellſchaftsſpiele. Ausnahmen
ſetirfen der Genehmigung der in Frage kommenden Verbände.
Schwarze Liſten: Schwarze Liſten (Ausſchluß und Entrechtungen)
uden gegenſeitig ohne Nachprüfung für das gleiche Fachgebiet
aner=
gnt. Gehört ein derart Beſtrafter gleichzeitig einem anderen
Ver=
msverbande an, ſo entſcheidet der andere Verband ſelbſt, ob er dieſe
Stafe auch auf andere Fachgebiete ausdehnen will.
Verbandswechſel: Vereine oder Einzelmitglieder, die von der D. T.
D. S. B. oder zum D. F.B. oder umgekehrt hinüberwechſeln wollen,
uden nicht eher aufgenommen, als bis ſie ihren Verpflichtungen in
ſim bisherigen Verband ordnungsgemäß Genüge geleiſtet haben. Sie
üfen ferner zu keinen Wettkämpfen zugelaſſen werden, bevor nicht
A dem Tage des Einganges der ſchriftlichen Abmeldung bei ihrem
icherigen Verband eine Sperrfriſt von 6 Monaten abgelaufen iſt. Die
Serufriſt kann mit Einverſtändnis des bisherigen Verbandes
ver=
wert werden. Das Ziehen von Vereinen eines Verbandes zu denen
anderen Verbandes wird mißbilligt und bekämpft.
Aufgaben der Arbeitsgemeinſchaft:
Einheitliche Vertretung der Belange der Verbände bei allen in
Frage kommenden Stellen und Gelegenheiten;
Regelung des gegenſeitigen Wettkampfverkehrs;
8emeinſame Durchführung der Deutſchen Meiſterſchaften:
Regelung der internationalen Vertretung:
WFeſtlegung der Wettkampfbeſtimmungen und Spielregeln.
Vertretung: Die Vertretung der Belange der Verbände erfolgt
ſach den Verwaltungsausſchuß und die Fachausſchüſſe und
Unter=
itſchüſſe.
Arbeitspläne: In jedem Jahre ſind die Arbeitspläne der Verbände
Xrninliſten) in Einklang zu bringen. Dabei iſt feſtzuſetzen, welche
Fanſtaltungen offen ſein ſollen.
Leichtathletik (Volksturnen):
Um den gegenſeitigen Wettkampfverkehr zu erleichtern, wird die
guhmigung von örtlichen Veranſtaltungen in die Unterverbände
geegt. Die Veranſtalter ſolcher Wettkämpfe haben grundſätzlich das
ſhr, auch die Ortsvereine der anderen Vertragsverbände einzuladen.
P zuſtändigen Unterverbände können eine Teilnahme der Vereine
werer Verbände nur bei Vorliegen beſonderer Gründe unterſagen.
Dieſe Gründe ſind dem anderen Verband auf Wunſch mitzuteilen. Die
Deutſchen Meiſterſchaften in der Leichtathletik (Volksturnen) werden
von der D. T. und der D.S.B. gemeinſam durchgeführt. Das
wirt=
ſchaftliche Ergebnis der Meiſterſchaften ſowohl in bezug auf einen
Fehlbetrag wie auf einen Ueberſchuß wird unter der D.S.B. und der
D. T. vorläufig nach ihrem Kräfteverhältnis verteilt. Die Entſcheidung
darüber obliegt dem Verwaltungsausſchuß. Die Durchführung der
Meiſterſchaften unterſteht dem Leichtathletik(Volksturn)=Ausſchuß. Die
Federführung wird der D.S.B. übertragen.
Handball:
Oertliche Freundſchaftsſpiele im Handball nach Beendigung der
Pflichtſpiele in den einzelnen Verbänden werden grundſätzlich
frei=
gegeben, doch können aus beſonderen Gründen von den Verbänden
ört=
liche und zeitliche Einſchränkungen gemacht werden.
Freundſchafts=
ſpiele während der Pflichtſpiele bedürfen einer beſonderen
Genehmi=
gung. Die Deutſchen Meiſterſchaften im Handball werden von der
D.T. und der D. S.B. gemeinſam auf der Grundlage der
Gleichberech=
tigung ſowohl fachlich wie wirtſchaftlich durchgeführt, wozu beide
Ver=
bände unabhängig voneinander ihre beſten Mannſchaften ermitteln.
Die Durchführung unterſteht dem Handballausſchuß. Die Federführung
in dieſem Ausſchuß wird der D.T. übertragen.
Sommerſpiele und Fußball:
Oertliche Freundſchaftsſpiele zwiſchen den Vereinen der drei
Ver=
bände im Schlagball, Fauſtball und Fußball nach Beendigung der
Pflichtſpiele in den einzelnen Verbänden werden grundſätzlich
frei=
gegeben, doch können aus beſonderen Gründen von den Verbänden
örtliche und zeitliche Einſchränkungen gemacht werden.
Freundſchafts=
ſpiele während der Pflichtſpiele bedürfen einer beſonderen
Genehmi=
gung. Meiſterſchaften und Pflichtſpielreihen in den Sommerſpielen
(Schlagball und Fauſtball) werden allein von der D.T., im Fauſtball
allein vom D.F.B. durchgeführt. Wollen Vereine eines Verbandes an
den Meiſterſchaftskämpfen eines anderen Verbandes teilnehmen, ſo
wer=
den ſie auf Antrag des Stammperbandes als Geſtvereine zugelaſſen.
Die beſonderen Vereinbarungen hierüber werden vom
Verwaltungs=
ausſchuß getroffen.
Internationale Vertretung:
Die Vertretung im Internationalen Fußballverband und die
Rege=
lung des Internationalen Fußball=Spielverkehrs verbleibt dem D.F.B.
Grundſätzlich ſoll die internationale Vertretung ſowohl in der
Leicht=
athletik (Volksturnen) wie auf dem Gebiete des Handballſpieles
Auf=
gabe der Arbeitsgemeinſchaft werden. Für die Dauer der erſten drei
Jahre der Vertragszeit behält die D.S.B. mit Rückſicht auf ihre
bis=
herige ausſchließliche Zugehörigkeit die internationale Vertretung bei
und übt ſie für die Arbeitsgemeinſchaft aus. Ueber die Auswahl der
deutſchen Ländermannſchaften in der Leichtathletik (Volksturnen) und
im Handball entſcheidet der Sportwart bzw. Spielwart der D.S.B.
unter Mitwirkung des Volksturnwartes bzw. des Spielwartes der
D.T. Die Arbeitsgemeinſchaft vermittelt den Mitgliedern der D. T. die
Teilnahme an internationalen Veranſtaltungen; dieſe Wettkämpfer der
D. T. gelten inſoweit als der D.S.B angegliedert.
Wettkampfbeſtimmungen: Für den internationalen
Wettkampfver=
kehr und die gemeinſamen Meiſterſchaften erkennen die
Vertragſchlie=
ßenden die internationalen Wettkampfbeſtimmungen und Spielregeln an.
Verwaltungsausſchuß:
Um die Beſtimmungen über die Arbeitsgemeinſchaft durchzuführen
und ihre Durchführung zu überwachen, wird ein Verwaltungsausſchuß,
beſtehend aus vier Vertretern der D.T. und je zwei Vertretern der
D. S.B. und des D.F.B. gebildet. Der Ausſchuß iſt befugt, überall
einzugreifen, wo es das gemeinſcme Intereſſe erfordert oder gegen
Sinn und Wortlaut des Vertrages verſtoßen wird. Ih— ſind alle
an=
deren gemeinſamen Ausſchüſſe unterſtellt. Er hat das Recht,
Ausfüh=
rungsbeſtimmungen zu dieſem Vertrag zu erlaſſen; er wählt Ort und
Ausrichter der gemeinſam durchzuführenden Meiſterſchaften aus, wobei
er die Fachausſchüſſe gutachtlich hört.
Handball= und Leichtathletik(Volksturn)=Ausſchuß: Zur
Bearbei=
tung der gemeinſamen fachlichen Angelegenheiten für Handball und
Leichtathletik (Vollsturnen) wird je ein Ausſchuß eingeſetzt, beſtehend
aus je zwei Vertretern der D.T. und D.S.B. Den Vorſitz führt im
Handballausſchuß die D. T., im Leichtathletikausſchuß die D.S.B.
Unterausſchüffe: Um den Sinn und die Beſtimmungen des
Ver=
trages nach unten hin weiterzutragen und um ſeine Durchführung zu
überwachen, werden nach näherer Anweiſung des
Verwaltungsaus=
ſchuſſes Unterausſchüſſe gebildet. Dieſen Ausſchüſſen bleibt es
vor=
behalten, ſich über Fragen, die örtlich geregelt werden müſſen, zu
ver=
ſtändigen und gegebenenfalls für ihren Bereich gültige
Ausführungs=
beſtimmungen beim Verwaltungsausſchuß zu beantragen.
Schiedsgericht:
Für alle ſich aus dem Vertrag ergebenden
Meinungsverſchieden=
heiten, die nicht auf dem Wege unmittelbarer Verhandlungen
aus=
geräumt werden können, iſt ein Schiedsgericht zuſtändig, zu dem die
D.T. und, je nach Lage des Falles, die D.S.B. bzw. der D.F.B. je
zwei Vertreter entſenden. Dieſes Schiedsgericht wählt ſich ſelbſt einen
unparteiiſchen Vorſitzenden. Kommt eine Wahl nicht zuſtande, ſo iſt
das Reichsminiſterium des Innern um Benenung eines ſolchen
Vor=
ſitzenden zu bitten.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 26. März. 11.15: Schulfunk. o 13.30:
Schallplat=
ten. o 14.30: Schallplatten zur Demonſtration der Störquellen.
15.15: Stuttgart: Schulentlaſſungfeier, ausgef. von der 8.
Mädchenklaſſe der Altenburgſchule. o 16: Kurhaus Wiesbaden:
Konzert. Mozart: Ouv. zu „Die Zauberflöte‟. — Beethoven:
Romanze in G=dur. — Schubert: Impromptu, C=moll. — Wagner:
Waldweben aus „Siegfried‟. — Thomas: Ouv. zu „Mignon” —
Joh. Strauß: Neu=Wien. — Humperdinck: Fant. aus „Hänſel.
und Gretel”. — v. Blon: Victoria=Marſch. O 17.30: Rektor Jaſpert:
Wem Gott will rechte Gunſt erweiſen. 18.05: Dr. Benjamin:
E. Th. Hoffmann und Oscar Paniza. 0 18.35: Eſperanto. 0 19.05:
Stuttgart: Dr. Roeſeler; Wandlung der Jugend 1900—1930.
O 19.30: Stuttgart: Löwe=Balladen. O 20: Stuttgart:
Soliſten=
konzert. Bach: Brandenburgiſches Konzert Nr. 5. — Mozart:
Konzert Nr. 2 in Ddur. — Beethoven: Konzert für Violine
in D=dur. 21.15: Kurhaus Wiesbaden: Konzert. Lux: Ouv.
zu „Der Schmied von Ruhla”, — Hellmesberger: Ballſzene nach
einer Etude von Menſeder. O 22: Schach.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 26. März. 10: Dr. Hartmann:
Franzöſiſche und engliſche Schuljugend. O 10.35: Mitteilungen des
Reichsſtädtebundes. O 12: Schallplatten. o 14.45: Kinderſtunde:
Robinſon Cruſoe‟, O 15.45: Hilde Caeſar=Weigel: Welchen
länd=
lich=hauswirtſchaftlichen Beruf ſoll meine Tochter ergreifen? 8 16=
A. Tſchentſcher: Bilder aus dem Leben des Volksſchullehrers.
O 16.30: Hamburg: Konzert. o 17.30: Dr. Senger: Von Schubert
bis Chopin. 17.55: Dr. Winſchuh: Das neue Geſicht des
Ruhr=
gebietes. o 18.20: Dr. Artaſches=Abeghian: Volksſitten und Bräuche
der Armenter. O 18.40: Spaniſch für Anfänger. O 19.05: Prof.
Mersmann: Schöpferiſches Muſikerkennen. o 19.30: Dr. Völter,
Dr. Röhr; Warum Berufsbeamte? 20: Cherniavsky=Trio.
Beet=
hoven: Trio, D=dur. — Arensky: Trio, D=moll. O 21: Königsberg:
Unterhaltungs= und Tanzmuſik. Recktenwald: Felſenfeſt. — Strauß:
Ouv. zu „Karneval in Rom”. — Ziehrer: Faſchingskinder. —
Ganglberger: Wilde Roſen. — Geiger: Ein Blick ins Auge. —
Schmal: Nur mit deinem Mund. — Wellmann: Big Ben. —
Strauß: Mit Dampf. — Wetaſchek: Immer ſchneidig. O Anſchl.:
Zeit. Wetter. 0 22.30: Karten=Spiele. o Danach: Tanzmuſik.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Poltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmannz
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch;z für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; fürl
„Die Gegenwart”, Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nettei
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittelungen: Willy Kuble:
Druck und Verlag: L.C. Wittſch — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten
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Mittwoch, den 26. März
Die offizielle Mikkeilung der Einigung in der Generalverſammlung des Norddeukſchen Llond.
Weitgehendſte Selbſtändigkeit beider Gefellſchaften bleibt gewahrt.
In der Generalverſammlung des Norddeutſchen Lloyd Bremen ging
Präſident Heineken nach längeren Ausführungen über die allgemeine
Lage der Seeſchiffahrt zu der Angelegenheit der Arbeitsgemeinſchaft
zwiſchen dem Norddeutſchen Lloyd und der Hamburg=Amerika=Linie über.
Erfreulicherweiſe ſei es gelungen, zu einer bereits durch die Aufſichtsräte
beider Geſellſchaften gebilligten Einigung zu kommen, die ohne
Preis=
gabe der Selbſtändigkeit beider Geſellſchaften und unter ſtarker Betonung
und Sicherung der Intereſſen der Heimathäfen, eine gedeihliche
Zu=
ſammenarbeit nach menſchlichem Ermeſſen ſicherſtellt. Damit komme eine
Entwicklung zum Abſchluß, deren Notwendigkeit ſchon vor dem Kriege
vorauszuſehen war. Wie man hoffe, ſei nunmehr ein Werk geſchaffen,
deſſen Früchte der deutſchen Wirtſchaft als Ganzes und ſchließlich auch
der Welt zugute kommen ſollen. Bei der Wichtigkeit der Angelegenheit
wolle man die Abreden der Zuſtimmung der Generalverſammlung beider
Geſellſchaften unterbreiten. Von beiden werde eine
Generalverſamm=
lung auf den 15. April, mittags 12 Uhr, einberufen.
Der Norddeutſche Lloyd und die Hapag haben in einem Vertrage
von 50jähriger Dauer vorbehaltlich der Zuſtimmung durch die
General=
verſammlungen beſchloſſen, ihre geſamte wirtſchaftliche Betätigung unter
Verzicht auf jedweden Vorrang in gegenſeitiger Unterſtützung und
För=
derung nach einheitlichen Geſichtspunkten und unter einheitlichem
Zu=
ſammenwirken auszuüben. Beide Geſellſchaften bleiben
ſelbſtändig, mit dem Sitz in Hamburg und Bremen. Sie
bewah=
ren ihren bisherigen Charakter dadurch, daß ſie ſich getrennte
Aufſichts=
räte behalten, deren Mitglieder wie bisher in ihrer Mehrzahl in
Ham=
burg bzw. Bremen anſäſſig ſein müſſen. Zur Beſprechung gemeinſamer
Angelegenheiten treten die Aufſichtsräte durch eine Anzahl ihrer
Mit=
glieder zu einem Gemeinſchaftsrat zuſammen.
Eine volle Vereinigung der Intereſſen erfolgt erſtens in den
Vor=
ſtänden. Der Vorſtand beider Geſellſchaften ſoll aus den gleichen
Per=
ſonen beſtehen. Dadurch iſt eine Majoriſierung für den Fall einer
zeit=
weiſen zahlenmäßig nicht gleichen Beſetzung von beiden Seiten ausge=
(chloſſen. Zweitens in der Verteilung des Jahresertrages ihres
geſam=
ten Geſchäftsbetriebes. Beide Geſellſchaften machen auf gleicher
Grund=
lage ihre jährlichen Bilanzen auf. Die ſich ergebenden Gewinne
wer=
den ſo verteilt, daß beiden Geſellſchaften der gleiche Betrag für Ab=
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 25. März.
Nachdem die geſtrige Abendbörſe infolge des geringen
Orderein=
ganges faſt ohne Geſchäft verkehrte, machte ſich im heutigen
Frühver=
kehr wieder eine freundlichere Stimmung bemerkbar. Die geſtrige
Dis=
kontſenkung der Reichsbank wirkte günſtig nach, und in erſter Linie
konnten Renten und Pfandbriefe hiervon weiter profitieren. Das
Ge=
ſchäft an den Aktienmärkten erfuhr aber keine nennenswerte Belebung,
da das Publikum und das Ausland mit nur wenigen Kauforders am
Markte war. Verſchiedentlich kam Material heraus; die Kuliſſe ſchritt
nach der Aufwärtsbewegung der letzten Tage zu Gewinnſicherungen.
Der Umfang des Angebots war jedoch ziemlich gering, ſo daß nur ganz
vereinzelte Werte mit kleinen Abſchwächungen bedacht wurden. Das Gros
der Papiere lag jedoch auf Meinungskäufen der Spekulation
gegen=
über der geſtrigen Abendbörſe zumeiſt bis zu 1,5 Prozent feſter. Die
feſte New Yorker Börſe, ſowie die ſich bemerkbar machende Belebung
an den übrigen Auslandsbörſen machten einen guten Eindruck und
wurde als gutes Vorzeichen für die zukünftige Geſtaltung des Geſchäfts
für die deutſchen Börſen gedeutet. Am Chemiemarkt eröffneten J.G.
Farben zunächſt nur leicht erhöht. Renten weiter lebhaft gehandelt.
Beſonders Altbeſitzanleihe gefragt und erneut 0,5 Prozent höher.
Aus=
länder ebenfalls geſucht und feſter. Auch am Pfandbriefmarkt war das
Geſchäft weiterhin recht lebhaft bei Beſſerungen bis zu 1 Prozent. Im
Verlaufe übte die Spekulation wieder ſtärkere Zurückhaltung; Aufträge
waren auch ſpäter kaum eingetroffen. Der weiter günſtige
Reichsbank=
ausweis blieb ganz ohne Einfluß. Die Kurſe gaben unter dem Druck
einzelne Abgaben und der Geſchäftsſtille zumeiſt leicht nach. Stärker
gedrückt waren lediglich Aku, die weitere 1,5 Prozent einbüßten. Der
Grundton der Börſe blieb aber widerſtandsfähig. Am Geldmarkt wurde
der Satz für Tagesgeld auf 4,5 Prozent feſtgeſetzt. Am Deviſenmarkt
lag der Dollar weiter ſchwach. Man nannte Mark gegen Dollar 4.1880,
gegen Pfund 20.39, London-Kabel 4.9685, —Paris 124.24, —Mailand
92.94, —Madrid 38,75, —Schweiz 25.137/g, —Holland 12.1234.
An der Abendbörſe blieb das Intereſſe nur auf die
Anleihe=
märkte gerichtet. Feſtverzinsliche Werte weiter zu leicht anziehenden
Kurſen geſucht. Altbeſitz nannte man 55,75, Neubeſitz 9ſg Prozent
Geld. Von fremden Renten waren Bagdad=Türken bei 7,5 Prozent
geſucht auf Gerüchte, daß die Währungsanleihe perfekt ſei. Der
Aktien=
markt lag ſehr ſtill und zeigte eher ſchwächere Kurſe. Farben im
Ver=
lauf 0,75 Prozent gedrückt. Kunſtſeidewerte behauptet. Im Verlauf
der Börſe war Intereſſeſ, weiter nur für Renten vorhanden; erſt
gegen Schluß konnten Farben eine Kleinigkeit gewinnen. An der
Nach=
börſe nannte man Farben 167/, Deutſche 149, Dresdener 151,5,
Reichs=
bank 288.
Berlin, 25. März.
Während man im Vormittagsverkehr und an der Vorbörſe eine
Reihe günſtiger Momente ſtärler beachtete und daraufhin etwas höhere
Kurſe nannte, bewirkte der herrſchende Ordermangel eine etwas
ent=
täuſchende Eröffnung. Der ſehr feſte New Yorker Schluß, die
Ermäßi=
gung des holländiſchen Diskontſatzes von 3,5 auf 3 Prozent, die
An=
nahme des Notetats im Reichsrat, die ablehnende Haltung des
Reichs=
verkehrsminiſteriums gegenüber der von der Reichsbahn geplanten
Taxiferhöhung und die anſcheinend geſicherte Reichstagsmehrheit für
das Finanzprogramm konnten die Stimmung günſtig beeinfluſſen. Das
geringe Intereſſe des deutſchen Publikums ließ dieſe Momente jedoch
nicht voll zur Auswirkung kommen, zumal auch das Ausland nur für
einige Spezialwerte Kaufneigung bekundete. So kam es, daß zu den
Anfangsnotierungen überraſchenderweiſe eher Ware da war und die
Tendenz uneinheitlich wurde. Die Veränderungen gegen geſtern
betru=
gen in der Regel bis zu 1,5 Prozent nach beiden Seiten. Im Verlauf
bröckelten die Kurſe um Bruchteile eines Prozents ab. Der
Reichs=
bankausweis für die dritte Märzwoche brachte eine gute Entlaſtung um
zirka 150 Millionen. Die Deckung hat ſich auf 60,6 bzw. 71,6 Prozent
erhöht. Infolge der Geſchäftsloſigkeit wirkte ſich dieſer Ausweis jedoch
nicht aus, zumal an einigen Märkten, hauptſächlich wohl am
Schiff=
fahrtsmarkt, Abgaben der Hamburger Arbitrage beobachtet wurden. Zu
nennenswerten Verluſten kam es jedoch nicht, es zeigte ſich eine
beacht=
liche Widerſtandsfähigkeit.
Amerikaniſche Kabelnachrichken
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 25. März:
Getreide: Weizen, März 105, Mai 108½, Juli 105½,
Sep=
tember 107½; Mais, März 82, Mai 84½, Juli 85½, September
85½; Hafer, März 42½, Mai 43½, Juli 43½, September 42½;
Roggen, März 60½, Mai 61½, Juli 66½, September 70½.
Schmalz: März 10,10, Mai 10,25, Juli 10,50, Sept. 10,675.
Speck: 13,25.
Leichte Schweine 9,75—10,60, ſchwere Schweine 9,25—10,00,
Schweinezufuhren Chicago 17000, im Weſten 81000.
Chicago Baumwolle: Mai 15,28, Juli 15,35.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 25. März:
Schmalz: Prima Weſtern 10,85; Talg, extra loſe 67.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 125, Hartwinter n.
Ernte 110½: Mais 93½; Mehl 5,65—5,85; Getreidefracht nach
England 1,6—2,3 sh, nach dem Kontinent 8—9 C.
Kakao: Tendenz feſt, Umſätze 103, loco 87, März 8.36, April
8.37. Mai 8,58, Juni 8.72, Juli 886. September 909, Oktober
9.10, Dezember 9.09.
ſchreibungen, Reſervebildung und eventuelle Verteilung einer Dividende
zur Verfügung ſteht, die künftighin für beide Geſellſchaften die gleiche
ſein wird. Drittens in dem Schiffahrtsbetrieb. Sämtliche Dienſte beider
Geſellſchaften werden einheitlich geleitet und führen eine auf den
Gemein=
ſchaftsbetrieb hinweiſende Beflaggung. Die Fahrpläne werden
gegen=
ſeitig ſo abgeſtimmt und vereinheitlicht, daß der größtmögliche Nutzen
erzielt wird. Die Schiffe werden auf den für die Wirtſchaft am
mei=
ſten geeigneten Wege angeſetzt. Die Ankündigung der Geſellſchaften
ſo=
wie ihre Reklame und Propagandamaßnahmen geſchehen für beide
Ge=
ſellſchaften gemeinſam. Fahrtausweiſe in den gemeinſchaftlichen Dienſten
werden wahlweiſe auf Hamburg und Bremen ausgeſtellt. Erweiterung
beſtehender und Aufnahme neuer Schiffahrtsdienſte, Ankauf und Ban
von Schiffen uſw. erfolgen auf gemeinſamen Beſchluß. Das gleiche gilt
für das Verhältnis einer der beiden Geſellſchaften zu Dritten.
Die Annahme von Paſſagieren und Ladung erfolgt in Zukunft
durch die Vertretungen der beiden Geſellſchaften im In= und Auslande
für die Schiffe beider Parteien. Beide Geſellſchaften übernehmen
wechſel=
ſeitig in ihren Heimathäfen die Abfertigung ihrer Schiffe. Sie ſtellen zu
gegenſeitiger Benutzung ihre Piers und Hafenanlagen im In= und
Aus=
lande den Schiffen der anderen Geſellſchaft zur Verfügung.
Unabhän=
gig von einander verbleibt jeder Geſellſchaft die Bewirtſchaftung der
Schiffe, die in ihrem Eigentum ſtehen.
Sinn und Zweck der Vereinbarung iſt, den wirtſchaftlichen Erfolg
einer Fuſion zu erzielen, ohne durch formelle Durchführung einer
ſol=
chen auf die großen, ſich auch praktiſch auswirkenden Werte zu
verzich=
ten, die in den engen Beziehungen der Parteien zu ihren Heimathäfen
ſowie in dem Eigenleben und in der Werbekraft ihrer altbewährten
Organiſation liegen. Dieſer Zuſammenſchluß erfolgt auf der
Grund=
lage abſoluter und bleibender Parität. Die Parteien verzichten
aus=
drücklich darauf, während des Vertragsverhältniſſes auf Koſten der
an=
deren ihre Poſition in irgendeiner Weiſe zu ſtärken.
Mit dieſer Löſung iſt dem ſeit Jahrzehnten beſtehenden Wettbewerb
der Intereſſen zwiſchen der Hamburg=Amerika=Linie und dem
Norddeut=
ſchen Lloyd ein endgültiges Ende bereitet. Beide verzichten in der völlig
gleichberechtigten Vereinigung ihrer Intereſſen auf jedwede
Preſtige=
politik gegenenber dem anderen.
Der Ausweis der Reichsbank.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 22. März hat ſich in
dritten Märzwoche die geſamte Kapitalsanlage der Bank in Wech=;,
und Schecks, Lombards und Effekten um 147,4 auf 1653,6 Mill. R)
ermäßigt. Im einzelnen haben die Beſtände an Handelswechſeln —u
Schecks um 134,7 Mill. auf 1504,7 Mill. RM. und die Lombardbeſtärd
um 12,7 Mill. auf 55,6 Mill. RM. abgenommen. Beſtände an Rei c
ſchatzwechſeln ſind, wie am Ende der Vorwoche, nicht vorhanden.
Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind 174,2 Mu
RM. in die Kaſſen der Bank zurückgefloſſen, und zwar hat ſich der Un
lauf an Reichsbanknoten um 156,9 Mill. auf 4109,2 Mill. RM., der Un
lauf an Rentenbankſcheinen um 17,3 Mill. auf 319,9 Mill. RM. ail
ringert. Unter Berückſichtigung, daß in der Berichtswoche Renny
bankſcheine in Höhe von 2,0 Mill. RM. getilgt worden ſind, haben
die Beſtände der Reichsbank an Rentenbankſcheinen auf 61,6 Mill. RI
erhöht. Die fremden Gelder zeigen mit 593,1 Mill. RM. eine Zunalln
um 134,6 Mill. RM. — Die Beſtände an Gold und deckungsfähi=
Deviſen haben ſich um 50 Millionen auf 2942,4 Mill. RM. erhöht.
einzelnen haben die Goldbeſtände um 11,3 Mill. auf 2491,8 Mill. R25
die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 38,7 Mill. auf 450,6 Min
RM. zugenommen. Die Deckung der Noten durch Gold allein beſſet
ſich von 58,1 Prozent in der Vorwoche auf 60,6 Prozent, diejenige duug
Gold und deckungsfähige Deviſen von 67,8 Prozent auf 71,6 Prozen,
Mekallnokierungen.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Der Aktienindex. Der vom Statiſtiſchen Reichsamt errechnete
Aktienindex (1924 bis 1926 gleich 100) ſtellt ſich für die Woche vom 17.
bis 22. März 1930 auf 118,3 gegenüber 118,5 in der Vorwoche, und
zwar in der Gruppe Bergbau und Schwerinduſtrie auf 117,9 (117,4),
in der Gruppe verarbeitende Induſtrie auf 106,5 (106,8) und in der
Gruppe Handel und Verkehr auf 138,4 (138,8).
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt.
Beendete Konkurſe: Offenbach: Jakob Johann Amerſchläger in
Heuſenſtamm. — Neue Vergleichsverfahren: Langen:
Handelsmann Iſaak Markus. Vergleichstermin 2. 4. Gießen: Firma
Sigmund Jacob, Inhaber Frau Emilie Jacob, geb. Levi.
Vergleichs=
termin 3. 4. Worms: Firma S. Stein Sohn. Vergleichstermin 5. 4.
Chemiſche Fabrik Budenheim A.G., Mainz. Die der Firma Oetker
in Bielefeld naheſtehende Geſellſchaft beſchloß, für 1929 aus rd. 681000
Mark Reingewinn wieder 15 Prozent Dividende auf das Aktienkapital
in Höhe von 4 Millionen RM. zu verteilen.
Bleiſtiftfabrik von Johann Faber A. G., Nürnberg — wieder zehn
Prozent Dividende. Der Aufſichtsrat beſchloß, der auf den 17. April
einzuberufenden ordentlichen Hauptverſammlung bei erhöhten
Abſchrei=
bungen (109 953 i. V.) die Verteilung einer Dividende von wieder zehn
Prozent auf das nunmehr volldividendenberechtigte Stammkapital von
vier Millionen RM. vorzuſchlagen und 346 085 RM. (344 405 RM.)
vorzutragen. Wie erinnerlich, waren im Vorjahr zwei Millionen RM.
junge Aktien nur zu einem Viertel am Gewinn beteiligt.
Berliner Kursbericht
vom 25. März 1930
Die Berliner Metall=Termine vom 25. März ſtellten ſich
Kupfer: Januar, Februar 133,25 (133 50), März 134 (137), Ar
133,75 (134,50), Mai, Juni 133,50 (134), Juli 133,50 (133,75), Au=
133,50 (133,50), September Oſtober 133,25 (133,75) November,
zember 133,25 (133,25). Tendenz: befeſtigt. Für Blei: Jan=u
Februar 38,25 (38,50), März, April 37,50 (39), Mai 37,50 (38,25), J-u
Juli 38 (38,25) Auguſt, September, Oktober 38 (38,50) November 3
(38,50), Dezember 38,25 (38,25). Tendenz: befeſtigt. Für
Zink=
nuar 39,50 (40,50), Februar 29,75 (40,25), März 38 (38), April 37 (37,5
Mai 37 (38), Juni 37,50 (38,50), Juti 37,75 (38, 75), Auguſt 38,B (39
September 38,50 (39,50, Oktober 38,75 (39,75), November 39,25
Dezember 39,50 (40). Tendenz: kaum behauptet. — Die erſten Zalt
bedeuten Geld, die in Klammern beigefügten Brief.
Berliner Produktenbericht vom 25. März. Infolge der im Pa 0
ment zur Beratung ſtehenden Agrarhilfsmaßnahmen zeigte ſich an
heutigen Produktenbörſe ſtärkere Unſicherheit. Während im geſtrig
Nachmittagsverkehr infolge der ſchwachen Ueberſeemeldungen die 20
wärtsbewegung der Preiſe für Brotgetreide weitere Fortſchritte
macht hatte, ſetzte ſich heute auf Grund der überraſchend feſten Schl.6
meldungen von den nordamerikaniſchen Terminmärkten eine Erholzu
durch. Weizen konnte die geſtrigen Nachmittagsverluſte wieder en
holen und darüber hinaus noch 1—1,5 Mark gewinnen. Der Liee
rungsmarkt ſetzte 1,5—2,5 Mark feſter ein. Roggen bleibt demgegn
über im Promptgeſchäft vernachläſſigt und geſtrige Preiſe waren ſchtre
durchzuholen. Am Lieferungsmarkt wurden nach kaum behaupter
Eröffnung 1—1,5 Mark niedrigere Preiſe genannt.
Viehmärkke.
* Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 25. März. Auftrieb:
Ochſen, neun Bullen, 530 Kühe oder Färſen, 274 Kälber, 24 Ziegn
824 Schweine. Marktverlauf: ruhig; Großvieh langſam, geräumt;
Schweinen kleiner Ueberſtand. Es wurden pro 50 Kilo Lebendgewhh
folgende Preiſe in RM. bezahlt: Ochſen 56—59, 45—51, Bullen 40—/
Kühe 44—47, 32—39, 26—34, 18—23, Färſen 50—59, Kälber 59—
57 — 59, Schweine 68—72, 71—74.
Rindermarkt in Gießen. Auf dem geſtrigen Gießener Rinderma
ſtanden 1087 Stück Groß= und Jungvieh ſowie 212 Kälber zum An
kauf. Nach anfangs lebhaftem, ſpäter aber abflauendem Handel dn
blieb Ueberſtand. Man bezahlte für Kühe 1. Qualität 600—700 R2I
2. Qualität 450—500 RM. 3. Qualität 250—350 RM., für Schlachtk-5
100—400 RM., für dreivierteljährige Rinder 120—220 RM., für dr
viertel= bis anderthalbjährige Ninder 150—300 RM., für Kälber
bis 65 Pfg. je Pfund Lebendgewicht. Für beſſere Tiere wurden höEnf
Preiſe bewilligt.
Deviſenmarkd
vom 25. März 19)
Berl. Handels=Geſ.).
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149.75
152.—
110.c25
154.—
112.50
166.25
79.25
150.50
200.50
63.—
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105.50
108.25
107.375
47.375
90.75
173.375
75.25
Mee
fütgerswerke
Salzdetfurth Ko
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Eirſch Kupfer
Eohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. Pvege
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
275.875
78.75
E8.50
156.75
150.50
96.50
219.50
79.75
35.—
67.75
116.50
92.—
179.50
18.
67.25
43.50
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Prag
Budape!
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Lslo
Kopenhage:
Stockholm.
London.
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New York.
Belgien
Italien
Paris
Bährungſ
100 finn. Mt.
100 Schilline
100 Tſch. Ar.
100 Pengö
100 Leva.
100 Gulden 1
100 Kronen
100 Kronen
1 2.Sta.
1 Pap. Peſo
1 Dollar /4-184
100 Belgo
100 Lire
100 Franes
RiF
10.535/ 10.*5=
58. 945 59.085
12.406/ 12.426
73.06 73.20
3.037 2.(43
167.22/ 158. 2e Jugoflawien
112.,09 112.31
112.13/ 12.33
20.3641
1.575
8.38
21.91
16.325
100 Kronen 1112.51/ 112-73/Konſtantinopellt türt. 2
20.304
4. 19.
58.50
21.95
Schweiz
Spanien
Danzig
Japau
Rio de Janerro
Portuga)
Athen
Kairo
1.579/Kanada
uruguay
3sland
Tallinn (Eſtl.)
18.435 Riga.
*
rad
sonatbant, Komaanongefehfcaf
Frankfurter Kursbericht vom 25. März 1930.
70 Dtſch. Reichsanl.
69
6% Baden ...
8% Bayhern.
8% Heſſen
6%0 Preuß.
Staats=
anl. ....
8% Sachſen.
72 Tküringen . ..
Zticke. Anl.
Auslo=
ſungöſch. 1
Ablöſungsanl. . .
Ttſche. Anl. Ablö.
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe .
8% Baden=Baden
6% Berlin..... . ."
8% Darmſtadtv. 26
88
2a Frankf. g. M
8%0 Mainz..... ..
88 Mannheim. ..
89 Nürnberg:..
8%0 Seſſ. Landesbk.
Goldpfbr.. ..
89
„ Goldobl.
4½ % Heſſ. Lds.=
Hyp.=Bk.= Liquid.
Pfbr.. . . . . . . . . .
8% Preuß. Lds.=
Pfbr.=Anſt. Gold=
Pfbr.. ......
SSio
„ Goldobl.
8% Darmſt. Komm.
8 Landesbk. Goldobl.
½KaſſelerLandes=
lredi: Goldefbr.
U
Aos
97.5
78.5
88
91
92.8
97.25
80
55.1
8.9
2.8
87.5
88
83.75
91
96.5
93
81.25
26
7 Naſſ. Landesbk.)
T Gdtsie!
4½%
Obl.
Dr. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
* Ausl. Ser. 1
„ Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
% Berl. Hyp.=Bk
„Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp.Bk.,
Lig. Pfbr.
12%
„Pfbr. Bk...
412% Lig. Pfbr.,
8%Mein, Hyp. Bl.,
4½%0 „ Lig. Pſbr.
3% Pfälz. Hyp. Bk.
14½% — Lig. Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
ered.=Bank .....
4½% — Lig. Pfbr.
8% Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bk.. ..
4½% „ Lig.Pfbr.
8% Nhein. Hhp.Bk.
4½%0 „ Lig. Pfbr.,
18% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit .....
8% Südd. Bod.=
Cred.=Bank. . . . .
14½% „ Lig. Pfbr.
8% Württ. Syp.=Bk
6% Daimler Benz
825 Dt. Linol.Werke
½ Klbcner=Werie
8 Mainkraftwerke
72 Mitteld.
Stahl=
werke ......."
8½ Solzmannu. Co.
72 Ver. Stahlwerke
182 BoigtckHäffner!
81s
83.25
71.
16.25
en
85.25
97
84
97.5
83.6
97
86.5
97
9.
84.25
97
98
M
70.5
95
86.75
91
88
90.25
94.5
7.0.FarbenBonds
5% Bosn. L.E.B.
5%0 „ L.Inveſt.
4½% OSſt.
Schatz=
anw.... . . . . . . .
4%0 Oſt. Goldrentel
5”lvereinh. Rumän.
4½2
142
420 Türk. Admin..
420
„ 1. Bagdad
4% „ Zollanl.
4½% Ungarn 1913
4½%0
1914
42,
Goldr.
42
1910
Aktien
Alg. Kunſtzüde Unie
AEG. Stamm ...
AndreaeNoris Bahn
Baſt Nürnberg ...
Bemberg J. P...,
Bergmann. . . . . ."
Brown BoverickCie
Brüning & Sohn..
Buderus Ciſen ...
Cemen: Keidelbere
Karlſtadt 1
J. G. Chemie, Baſel/1
Chem.Werke Albert!
Chade ...........!"
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=BenzA. C.
Dt. Atl. Telegr.
Eiſenh. Berlin:
Erdöl ......!
„ Gold= u. Silb.=Anſtalt:
Linoleumwerk.
Dnckerhoff u.
Wid=
mann —
Eichbaum=Werger.
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ. 167‟I.
104,5
29.75
49.75
28.5
97.5
167
112
200.75
126.5
133
140
185.5
102.5
149.5
Me Meute
Eßlingen Maſchinen
Ettlingen Spinnereil=
J. G. Farbeninduſtrl.
Feinmech. (Jetter).
Felt. & Guillegum.
Frkft. Gas ..
Hof.
Geiling &Cie..."
Gelſenl. Bergwerk =
Geſ. f. elektr.
Unter=
nehmungen ..
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Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfingerl=
Hafenmühle Frkft..
Hammerſen ......"
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilvert Armaturfbr
Hinderichs=Aufſerm
Hirſch Kupfer...."
HochtieſCſſen ...."
Holzmann, Phil....
Holzverk.=Induſtrie
Zlſe Bergb. Stamm
„ Genüſſe
Junghans Stamm
AaliChemie. ....
„ Aſchersleben
„ Salzbetfurth ."
„ Weſieregeln
Kammgarnſpinn. 1
Karſtadt, R. ....
Klein, Schanzlin .
Klödnerwerle . ...1105.5
Lahmeyer & Co.../1
Lech, Augsburg.
Löwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br. . ...
210.5
.
210
167.8
94
141.5
188
Mannesm. Nöhren 106.5
Mansfeld Bergb..
Metallgeſ. Frankf. /109.5
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Deutz
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Nürnberger Brauh.
—
Oberbedarf.
Otavi Minen
250.5
135
39
147
215.5
368
108
117
166.5
168
Phönix Bergba:
Meiniger, Gebb...
Rh. Braunlohlen..
Elektr. Stamm
„ Stahlwerke..
Riebea Montan ..
Roeder Gb. Darmſt.
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113
81.5
117
2u1
253
93
190
132.5
251
39
105.5
97.5
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80
51.75
96
142
68.5
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Zellſtoff. Aſchaffbg../
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„ Rückverſich.
Fran jona Rück= u.).
Mitb. .....I423
Mannh. Verſich. ..
156-
135-1
uus
147
We
19g
159,
23Z
14Bl
z105
151.5
1103
146
140
288
1457
12
15C
9s
228
1285
Nummer 85
Mittwoch, den 26. März 1930
Märker alß der Tar.
Roman von Hans Schulze.
Nachdruck verboten.
Das Staunen des Publikums wuchs, während der kleine
Eſgineſe gleichmütig Zeitung auf Zeitung zerriß und einige davon
ſurch ſeinen Gehilfen in das Parkett herunterreichen ließ, daß
ſie wirklich in Srücke zerriſſen waren; wenn ſie dann zu ihrem
Poeiſter auf die Bühne zurückkamen, hatten ſie ſich unterwegs
weder in ganze Zeitungen verwandelt.
„Zeitlupe”, ſagte er endlich mit einer eigentümlich näſelnden
Srimme und führte ſeinen Trick ſo langſam aus, daß man jede
ſimizelne Phaſe genau verfolgen konnte.
Noch einmal ſchwang er die Papierfahnen in die Luft,
ver=
ni igte ſich undurchdringlich lächelnd und hatte dann doch wieder
enn vollſtändig erhaltenes, vierſeitiges Zeitungsblatt in der Hand.
Brandſtetter hatte ſein Opernglas erhoben und beobachtete
inttereſſiert die rätſelhaften Manöver des gelben Mannes.
Dann ſtutzte er plötzlich.
Schon beim Eintritt des Gehilfen waren ihm deſſen
geſchmei=
dege Bewegungen aufgefallen, die auch durch das faltige Gewand
nocht ganz verdeckt werden konnten.
Irgendwo mußte er dieſes verſchlagene, abſolut europäiſche
(ſicht ſchon einmal geſehen haben.
Und dann ſchoſſen ſeine krampfhaft arbeitenden Gedanken mit
einiem Male in einer einzigen Vorſtellung zuſammen.
Wilhelmsgarten.
Wenn ihn nicht alles trog, ſtand der junge Herr aus dem
Asilhelmsgarten dort oben neben dem Zauberer auf der Bühne.
Mit einer nervöſen Bewegung knüllte er das dünne
Pro=
grammheft zuſammen; er mußte unter allen Umſtänden klarſtellen,
oo er ſich nicht geirrt hatte.
„Entſchuldigen Sie mich bitte für ein paar Minuten, lieber
cerr v. Payer!” ſagte er, ſich unvermittelt erhebend. „Ich ſehe
dm unten im Saal ſoeben einen Herrn, den ich heute unbedingt
uch einmal ſprechen muß!”
Damit war er bereits die Terraſſentreppe hinabgeeilt und
leß ſich in der Kleiderablage ſeine Sachen geben.
In ſeiner amtlichen Tätigkeit hatte er eine Zeitlang den
ſEherheitspolizeilichen Teil des Kunſtdezernats bearbeitet und
kunnte daher ſämtliche Berliner Theater und Varietés in= und
atiswendig.
So fand er ſich denn ohne Schwierigkeiten zu den hinteren
Prühnenräumen des Wintergartens und ließ ſich durch einen
2iiener bei dem ihm ſeit Jahren befreundeten Inſpizienten
melden.
Ein halbnacktes, ſchlankes Kind, den Miedergürtel der Salome
un die ſchmalen Hüften, huſchte gerade die kleine Wendeltreppe
hrnab, die zwiſchen den grauen Steinwänden von Garderobe
zu Garderobe kletterte.
Von der Bühne kam zuweilen ein zartes Echo von
Orcheſter=
frrnfaren.
Dann ſchoß der völlig kahle Schädel des Inſpizienten aus
erner ſich plötzlich öffnenden Tür, und der Kommiſſar fühlte ſich
ür einen winzigen Bureauraum hineingezogen, in dem ein
ſchnee=
meißer Kakadu mit einem uralten Philoſophengeſicht ſtill und
zachdenklich auf einer Meſſingſtange über einem Schreibtiſch von
fubelhafter Unordnung hockte.
„N Abend, Brandſtetter, alter Junge!” begrüßte ihn der
inmmer eilige kleine Herr. „Das iſt ja eine unerwartete
Ueber=
naſchung. Sind wohl auf dem Kriegspfade, Zigarette oder Kognak
rfällig?"
Der Kommiſſar, wehrte ab.
„Danke, lieber Freund! Ich will Sie nicht lange ſtören.
Die Geißel der Aufführung hängt ja noch über Ihnen. Nur
eine kurze Auskunft. Wer iſt der lange Aſſiſtent des chineſiſchen
Zauberers?”
Der Inſpizient fuhr ſich über die ſpiegelnde Glatze.
„Das iſt eine Doktorfrage, Brandſtetterchen! Soll ein
ver=
krachter Juriſt ſein. Reiſt ſchon ſeit Jahren mit der Nummer
durch die ganze Welt. Iſt mir perſönlich ein fataler Burſche,
aber die Weiber ſind wie toll hinter ihm her. Wenn Sie übrigens
noch ein Hühnchen mit ihm zu pflücken haben, müſſen Sie
zu=
greifen. Der Chinamann geht morgen gleich nach der
Vor=
ſtellung mit ihm in ein Engagement nach Holland.”
„Wiſſen Sie, wo der Jüngling wohnt?”
„Keine Ahnung, aber Sie treffen ihn beſtimmt drüben bei
Kannenberg. Er hat ein Techtelmechtel mit unſerer franzöſiſchen
Tänzerin und ſpeiſt mit ihr dort jeden Abend!"
Die Herren verließen das Bureau, und der Inſpizient gab
ſeinem Beſucher noch ein paar Schritte das Geleit.
In dieſem Augenblick ging ein großer Herr mit einer jungen
Dame ſo nahe an ihnen vorbei, daß er ſie auf dem ſchmalen
Gange faſt mit dem Aermel ſtreifte.
Trotz der unſicheren Beleuchtung erkannte Brandſtetter in
ihm ſofort den Gehilfen des Zauberers.
Kinderwagen aller Art, nur im Spezialgeschätt
1. Donges & Wiest, Elisabethenstraße 25 5
Als er jetzt aus dem Portal des Wintergartens auf die
Dorotheenſtraße hinaustrat, verſchwand der fabelhafte
Abend=
mantel der Dame gerade im Eingang des Kannenbergſchen Lokals.
Der Kommiſſar ſchickte Walter durch den Portier ein paar
raſch hingeworfene Zeilen und begab ſich dann gleichfalls zu
Kannenberg hinüber.
Er war entſchloſſen. vorläufig allein zu operieren; Walter
v. Prayer hatten den Wilhelmsgarten=Kavalier durch ſein hitziges
Temperament ſchon einmal vorzeitig vergrämt. In dieſem Falle
wollte er vorſichtiger zu Werke gehen und nicht eher ruhen, als
bis er den Namen und Art des falſchen Chineſen reſtlos
auf=
geklärt hatte.
Bei Kannenberg wählte er ſeinen Platz mit ſtrategiſcher
Um=
ſicht in der Nähe der Tür ſo, daß er das Paar dauernd im Auge
hatte, und wartete dann bei einer Flaſche guten Rheinweins die
weitere Entwicklung der Dinge ab.
Seine Geduld wurde zunächſt auf eine ziemlich harte Probe
geſtellt.
Der junge Herr war in Erwartung des morgigen Fiſchzugs
anſcheinend in beſter Stimmung und ließ für ſeine wirklich
ent=
zückende Freundin auffahren, was Küche und Keller nur bieten
konnten.
Erſt gegen ein Uhr verließen ſie das Lokal und fuhren im
Auto zum Potsdamer Platz. Brandſtetter, der ſie in einem
zweiten Wagen unbemerkt verfolgt hatte, ſaß zehn Minuten ſpäter
mit ihnen in einem überfüllten Abteil der Wannſeebahn.
Hinter einer Zeitung verſteckt, beobachtete er jede Bewegung
der beiden jungen Leute, die ſich unter der Nachwirkung des
reich=
lich genoſſenen Alkohols ziemlich laut und ungeniert in
franzö=
ſiſcher Sprache unterhielten.
Als ſich der Wagen auf der Station Botaniſcher Garten etwas
zu leeren begann, ſank der Bubenkopf der kleinen Pariſerin auf
einmal ſchwer gegen die Bruſt ihres Begleiters, und eine alte
Dame entrüſtete ſich lebhaft über die allzu freigebige Enthüllung
eines ſchlanken Paares einfach vollkommener Beine.
Seite 11
Lichterfelde, Zehlendorf=Mitte, Zehlendorf=Weſt flogen vorbei.
Dann aber, als der Zug in den Bahnhof Schlachtenſee
ein=
lief, ſchreckte der Herr auf, und die beiden ſtiegen eilig aus.
Der Kommiſſar folgte ihnen langſam im Strom der übrigen
Reiſenden durch die Sperre; eine Art hellſeheriſcher Gewißheit
war auf einmal in ihm, daß dieſe nächtliche Expedition einzig die
Penſion Hartkort zum Ziele haben konnte.
Das Paar hatte unterdeſſen die Tunnelunterführung
durch=
ſchritten und wandte ſich dem Villenviertel zu.
Mit Blitzesſchnelle vergegenwärtigte ſich Brandſtetter das
Straßenbild Schlachtenſees.
Die Penſion Hartkort lag im Schnittpunkt der Albrechtſtraße
mit der Potsdamer Chauſſee, die er auf einem Abkürzungswege
am Sanatorium Schlachtenſee in wenigen Minuten erreichen
konnte.
So ſchnell ihn ſeine Füße tragen wollten, eilte er die
mond=
helle Viktoriaſtraße entlang und verbarg ſich im Gebüſch eines
Gartens gegenüber der Villa Hartkort.
In demſelben Augenblick bogen die jungen Leute um die
nächſte Straßenecke, und das luſtige Lachen der Franzöſin klang
weithin durch die ſtille Nacht.
Vor der Hartkortſchen Villa machten ſie Halt.
Der Herr zog einen Schlüſſel aus der Taſche und öffnete
die Gartentür.
Dann waren ſie im Innern des Hauſes verſchwunden. — —
Mit einem erleichterten Aufatmen richtete ſich der Kommiſſar
aus ſeiner gebückten Stellung empor.
Gott ſei Dank!
Ein Anfang war gemacht, ein erſter Faden angeknüpft
wor=
den, an dem er ſich aus dem Labyrinth des Karrprozeſſes
heraus=
taſten konnte.
Ein inſtinktives Gefühl ſagte ihm, daß ihm hier wieder
ein=
mal einer jener unerwarteten Glückzufälle zu Hilfe gekommen
war, wie er ſchon manchmal einer halb verlorenen Sache eine
völlig neue, überraſchende Wendung gegeben hatte.
XyII.
Vor dem rieſigen grauen Sandſteinportal des Landgerichts
in der Turmſtraße fuhren die Automobile in ununterbrochener
Reihe auf.
Der Zuhörerraum des großen Schwungerichtsſaales war
längſt bis auf den letzten Platz beſetzt, aber noch immer haſteten
eilige Menſchen durch das Treppenhaus des mächtigen
Licht=
hofes zum dritten Stockwerk hinauf.
Mit ungeheuerer Spannung erwartete man allgemein den
Beginn der Verhandlung; die Senſationsſtimmung eines großen
Tages zitterte über einem erleſenen Publikum aus dem
vor=
nehmſten Weſten, das ſich zu dem Schlußakt der Karrtragödie
wie zu einer nervenaufpeitſchenden Premiere in einem
Luxus=
theater des Kurfürſtendamms ein Stelldichein gegeben hatte. — —
Jetzt öffnete ſich ein ſchmaler Türſpalt in der Rückſeite der
Anklagebank, und Kurt Steinhoff wurde von einem
Gerichts=
diener hereingeführt.
Er ſah blaß und angegriffen aus, und ſein Geſicht zeigte
bereits die charakteriſtiſche gelbe Gefängnisfarbe.
Ohne von ſeiner Umgebung auch nur die geringſte Notiz zu
nehmen, ließ er ſich am äußerſten Ende der Bank nieder und
ſchaute regungslos in eine blendende Sonnenbahn, die ſich wie
eine Wand von glitzernden Staubatomen vor dem fahlen Grün
des Richtertiſches aufgebaut hatte.
Wenige Minuten ſpäter wurde die große Saaltür von einem
Juſtizwachtmeiſter weit aufgeriſſen.
Das Summen der Unterhaltung ſank plötzlich zu einem leiſen
Tuſcheln herab.
(Fortſetzung folgt.)
Taooohnenglafz iLebeh verschohe,
macht
Mbet Ihren deschirren!
Dasist ein Funkeln undGlitzern, ein Strahlen
und Blitzen, eine Augenweideohnegleichen!
Diamantenklar und rein wäscht o die
Por=
zellan=,Glas=,Kristall=, Stein= und
Metallge=
schirre, Kein Hauch, kein Schleier bleibt
zu=
rück. Husch, husch, sofliegt das Fett von
dan=
nen!Husch, husch, sowirdder Schmutz
ver=
jagt! Füro gibts kein Findernis. Die
schmut=
zigsten Gegenstände, wie Spülsteine,
Bade=
wannen, Putz=und Bohnertücher, Mopsund
Fensterrahmen, Fußböden, -neu wird alles
schnell durch o! Welche Bequemlichkeit,
welche Zeitersparnis! -durch
1 Eßlöffel O auf 10 Liter heißes Wasser
— ein Eimer, so ergiebig und sparsam!
Seite 12
Mittwoch, den 26. März 1930
Nummer 85
Lesidar auod d. 9otd. Zlern
Müllerstraße 19.
Inh.: A. Rausch
Großer Weinverkauf über die
Straße
Ensheimer Berg . . 95 ₰ per Lit.
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Im Ausschank das Glas
Weißwein . . . zu 30 und 25
. . 25
Rotwein .
Heute u. folgende Tage!
Mur noch wenlge Tage!
Heute u. Volgende Tage!
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3 Essen nach der Karte von 90 H bis
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unserer Zeit!
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Die
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Packend und ungemein
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greifend ist diese große treue
Liebe aus dem Elsaß der
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Dazu das reichhaltige
Beiprogramm
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Jugenheim
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Erstkl. Getränke, vorzügl. Speisen zu jeder
Tagesz. Jed. Sonntag Unterhaltungskonzert
Donnerstag, 27. März, 20½ Uhr, i. Saal
d St Akad f Tonkunſt, Eliſabethenſtr.
Oeffentlicher Vortrag
Johanna Doflein, Heidelberg, Pfarrer
in der Chriſtengemeinſchaft,
Frei=
willige Unkoſtenbeiträge
ORPNEUM
Heute Mittwoch, abends 8½ Uhr und folgende Tage
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Martin Herzberg, v. Winterstein
und Wera Baranowska/a.
Regie: Georg Asagasow
O
Reichhaltiges Beiprogramm.
Anfang 3½ Uhr
Das Ende des Zaren Paul von Rußland
Regie: ERNST LUBITSCH
der Meisterregissenr
Weitere Hauptrollen: Florence Vidor,
die „Dame des Films‟, Lewis Stone, der
feinste Charakterspieler des Welt-Films
Anfang 3½ Uhr (V.4961
D.A. V.
Ortsgruppe Darmstadt
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Mittwoch, den 26. März 1930
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bedeutet Verjüngung. Dieses bietet der anschl. Kursus
über die Vokaltyp-Atmung und Stimmbildung.
Heine Gymnaslik! Einzig exislierende Innenalmungsmassage!
Wir ersuchen um rege Beteiligung an dem Vortrage
und bei dem Kursus.
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Vereink. nalurgemäde Lehens U. Heilweise s. Darmstadt
Der Vorstand
Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 vergoldete
Damenuhr=
kette, 1 ſilberne Halskette, 1 bunt
geſtrick-
tes Kindertäſchchen, 1 geſtrickte Handtaſche.,
1 Knabenmütze, 1 kleines ſchwarzes
Porte=
monnaies mit 27 Pfg., verſch. Schlüſſel,
1 Autokurbel. — Zugelaufen: 1 gelbbr.
Dackel, 1 gelbſchwarzer Schäferhund, ein
Baſtard.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch Fundgegenſtände
vorhanden ſind, die in früheren Bekannt
machungen verzeichnet ſind. Intereſſenten
können die Fundgegenſtände während der
Büroſtunden auf Zimmer 1 beſichtigen.
Divenok
iſt nicht nur Nahrungs=ſondern
auch Heilmittel; es begünſtigt
den Stuhlgang und wird bei
Darmleiden mit Erfolg
an=
gewandt. Bekanntlich iſt die
Olkur gut bei
Gallenbeſchwer=
ſen, wo 1 — 2 Eßlöffel Ol
morgens nüchtern
ein=
genommen werden.
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und größeren Original=
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Ernst-Ludwigstraße 3.
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Kreuzzug gegen Rußland,
Prieſtermacht u. deutſcher Lebenswille!
Oeffentlicher, politiſcher Aufklärungsvortrag
am 27. März 1930,
abends 8. 15 Uhr, im Fürſtenſaal, Grafenſtr.
von Hans Pommer
Deutſche erſcheint zum Proteſt gegen die Kriegshetze!
Tannenbergbund, Ortsgruppe Darmſtadt.
Für die Provinzial=Pflegeanſtalt
Eberſtadt a. d. B. ſollen zur Lieferung
für die Zeit vom April 1930 bis Ende
März 1931 vergeben werden:
11 000 Ztr. Ruhr=Nußkohlen I und II.
(gewaſchen und geſiebt),
1 000 Ztr. Briketts „Union”
Die in dem Angebot anzuerkennenden
Lieferungsbedingungen liegen am 27
März 1930, vormittags, in der Anſtalt
offen, nach auswärts werden dieſelben
nicht verſchickt.
Angebote ſind verſchloſſen mit der
Aufſchrift „Angebot zu der am 26. März
1930 ausgeſchriebenen Lieferung”, bis
zum Eröffnungstermin, 2. April 1930,
vormittags 8 Uhr, einzuſenden oder in
den im Hauseingang des
Verwaltungs=
gebäudes befindlichen Kaſten einzu=
(4952
werfen.
Eberſtadt, den 26. März 1930.
Direktion der Provinzial=Pflegeanſtalt.
5
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8
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auch im Haushalt! Immer; den einfachsten
Weg wählen! Ohne große Kosten zum Ziel
kommen! Zu tausenden von Lesern durch
die kleine Anzeige sprechen, die sich immer
bewährt hat bei Stellengesuchen,
Stellen-
angeboten, Mietgesuchen, Vermietungen,
An- und Verkäufen usw. Die kleine
An-
zeige kostet wenig, sie leistet viell
Bis zum 5. April 1930 ſind bei
Mei=
dung der Beitreibung und
Koſtenberech=
nung an die unterzeichnete Kaſſe zu
zahlen:
das 6. Ziel Gemeinde=, Kreis= und
Pro=
vinzialſteuern 1929.
das 6. Ziel Filialſteuer 1929,
das 6. Ziel Straßenreinigungs=,
Müll=
abfuhr= und Kanalbenutzungsgebüh=
(St. 4948
ren 1929.
Darmſtadt den 26. März 1930.
Stadtkaſſe Darmſtadt.
Großes Haus 19.30—21.45 Uhr
Hessisches
B17
Landestheater
Mittwoch
26. März 1930
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Musikdrama.
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Der Datterich
Lokalposse von Niebergall
Preise 1, 2 u. 3 Mk.
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Darmſtadt. (
Schließfach 47.
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werden gereinigt
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Arheilgerſtraße 58.
Am Donnerstag, den 27. März
1930, nachmittags 3 Uhr, verſteigere
ich in meinem Verſteigerungslokal
Lu=
iſenſtraße 32 zwangsweiſe meiſtbietend
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gegen Barzahlung:
1 Grammophon, 1 Opelwagen, 1 Sofg,
10 Klubſeſſel, 3 Kluppen, 1
Waren=
ſchrank, 6. Ampeln, 2 Hängelampen,
300 elektr. Schalen, 2 Schreibmaſchinen,
1 Klavier, 1 Nähmaſchine, 22
Kaffee=
löffel, 24 Zuckertellerchen, 9
Torten=
gabeln (verſilbert) ſowie Möbel aller
Art.
Darmſtadt, den 25. März 1930.
Acker
ſtellvertr. Gerichtsvollzieher.
Zwangsverſteigerung.
Termin: Dienstag, den 17. Juni 1930, nachmittags
1/,4 Uhr, im Sitzungsſaal 219 des Neuen Gerichtsgebäudes
in Darmſtadt, bezügl. der ideellen Hälfte der Ehefrau.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Blatt 1137:
Flur 41, Nr. 12 „ooor 95 qm, Schätzung: 4000 RM.;
Flur 41, Nr. 124 /„ooor 284 qm, Schätzung: 1000 RM.
Eigentümer: Eheleute Friedrich Kiel und Marie, geb=
Kreutz, zu je ½ in Darmſtadt.
(4954a
Darmſtadt, den 19. März 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.