Darmstädter Tagblatt 1930


21. März 1930

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Ginzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart:, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 80
Freitag, den 21. März 1930.
193. Jahrgang

27 mm breſte Zeile im Kreiſe Darmſſadt 25 Reſchspfg.

zeſſe 300 Reſchemarl. Alle Preſe in Reſchemart
(4 Dollar 420 Marßl. Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüſlung der Anzeigen=
aufträge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fäll ſeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und Darm=
ſtädter
und Naiſonalbank.

ie fMr vent sſtent und die Tanpwittſchaft.

aklion für die Landwirtſchaff.
Reichs= und Skaakshilfe
für die bedrängken Oftgebiefe.
Zuſtimmung des Reichskabinekks.
Berlin, 20. März.
Reichskanzlers zur Erledigung einer größeren Anzahl laufen=
R Angelegenheiten, in der Reichskanzlei zu einer Sitzung zu=
ſnten
.
In erſter Linie kamen die Anregungen, die der Herr Reichs=
aſdent
in ſeinem bekannten Schreiben an die Reichsregierung
mn 18. dieſes Monats gemacht hat, zu eingehender Erörterung.
Dieſem Zuſammenhang hatte der Reichsminiſter des Innern
kurzem dem Kabinett einen im Einverſtändnis mit den be=
tigten
Reichs= und preußiſchen Reſſorts ausgearbeiteten Plan
ein Oſtgebiete vorgelegt, der in der heutigen Kabinettsſitzung
u grundſätzliche Zuſtimmung der Reichsregierung
gul iden hat. Mit der Ausführung dieſes Planes, der
glich für zehn Jahre vorgeſehen iſt, ſoll im bevor=
Aye vorgeſehenen 22 Millionen Reichsmark begonnen
vel en.
Sodann berichtete der Reichsminiſter für Ernährung und Land=
gusinſamen
agrarpolitiſchen Anträge der Regierungsparteien, die
n kommenden Montag ab ihre parlamentariſche Erledigung be= ſchloſſen ſei,
ſteunigt finden ſollen.
über die Zolländerungen.
Abarung zwiſchen den Parteien zuſtande gekommen iſt, ſind
umnehr die von den Regierungsparteien vereinbarten Zollände=
lungen
als Initiativanträge dem Reichstag zugegangen. Es ten keine Belaſtung entſtehe. Es ſei kein, Zweiſel darüber, daß
hidelt ſich um fünf Geſetzentwürfe, nämlich um die Zollände= mit diefer dritten gewaltigen Zollſteigerung ein gefährlicher Weg
ungen bei Weizen und Hafer, um die Zolländerungen bei Malz,
4roffeln, Mehl und Kleie, um die Zolländerungen bei Gerſte,
Nuisgeſetzes. Die beiden Geſetzentwürfe, die die Zolländerungen
* Weizen, Hafer, Malz, Kartoffeln, Mehl und Kleie enthalten,
entwurf über die Zolländerungen bei Gerſte trägt nur die
Aterſchrift der Fraktionen der SPD., des Zentrums und der
tyeriſchen Volkspartei, während von der DVP. die Abgeord=
ſten
Dr. Becker=Heſſen, Günther, Janſen und Dr. Leutheußer
1d von den Demokraten nur die Abgeordneten Bernhard, Dr.
ſilz und Dr. Wieland mit unterſchrieben haben. Den Geſetz=
ſtwurf
über die Zolländerung bei Zucker haben alle Regierungs=
brteien
mit Ausnahme der DVP. unterzeichnet, das Maisgeſetz
hr Sozialdemokraten, Zentrum und Bayeriſche Volkspartei, dritter Leſung verabſchiedet. Nach dem neuen Geſetz können Arbeitnehmer,
fer fehlen alſo auch die Unterſchriften der Demokraten und der
Lutſchen Volkspartei.
Reichsminiſter Diefrich zum Roggenverbrauch.
Mannheim, 20. März.
In einem badiſchen Blatt äußert ſich Reichsminiſter für
nährung und Landwirtſchaft Dietrich über ſeine neuen Vor= in den folgenden Jahren abſteigend 4, 3, 2 und 1 v. H. des Hypotheken=
ſyläge
zur Hebung des Roggenverbrauches. Mit
m Hinweis, daß es auf den Märkten für Getreide in einem
verhörten Tempo bergab gegangen, in Deutſchland aber dank
ungen ſei, führt der Miniſter den ſchlechten Roggenpreis an und
cärt, daß noch ſchlimmer als dieſer Preis die Unmöglichkeit
den Roggen zu dieſem Preiſe an den Mann zu bringen. Es Der Finanzausgleich vom Reichsrak verabſchiedef.
belannt, daß die Reichsregierung einige hunderttauſend
onnen durch die Getreidehandelsgeſellſchaft hat kaufen und weg=
ſetren
laſſen, und daß nicht nur der Roggen unverkäuflich ſei,
hlechter Preiſe erinnere man ſich noch, daß der ganze Oſten
diler Kartoffeln ſitze, die unverwertbar ſeien,
ſind daß das deutſche Volk bereits wieder im=
ſöortierte
Frühkartoffeln verzehre. So müſſe man in Geldſachen die Freundſchaft auf beſonders die der kleinen Län=
e
neue Zollaktion der Regierung im Einvernehmen mit den
iegierungsparteien verſtehen.
Das Hauptziel iſt, ſo fährt der Miniſter fort, dahin zu
mmen, daß die in Deutſchland vorhandenen, aus
om deutſchen Volk an Stelle von ausländi=
hen
Einfuhren verbraucht werden. Beim Weizen
ar dieſe Gefahr durch die letzten Zölle in Verbindung mit dem
ermahlungszwang behoben; bei, Roggen, Gerſte, Hafer und
grtoffeln gilt es, ſie zu beheben. Die ideale Löſung wäre, die
läre möglich, wenn das deutſche Volk, ſich entſchließen würde,
ntit Weizen=, Roggenbrot zu eſſen, wozu man es dadurch bringen
ſurite, daß man die Weizeneinfuhr durch eine exorbitante Ver=
onnen
Weizen weniger hereinkommen. An deren Stelle würde
ländiſcher Roggen treten, und der Druck von Weizen auf Gerſte wagen wird, wegen der Einſtellung Bayerns dieſes heiße Eiſen
deale Löſungen meiſt unmöglich; ſo auch in dieſem
on zwei Seiten her dem Roggen zu Hilfe zu
dinmen, und zwar von der Brotgetreideſeite Fayern, Thüringen, Mecklenburg=Schwerin, Oldenburg, Lippe und
rch Verteuerung des Weizens, allerdings im

Ihn=Jahres=Plan für den Oſten. 22 Millionen für den Oſtfonds im Ekalsjahr 1930. Die Slühungs=
Förderung des Roggenverbrauchs.
Rahmen des Höchſtpreiſes von 26 RM., und ſodann von
der Futtermittelſeite, indem der Gerſtenzoll erhöht und
der Mais ſtaatlich unter weitgehender Einſchaltung des Han=
dels
bewirtſchaftet werde. Es ſei klar, daß, ſolange die Gerſte,
die aus dem Ausland komme, ſchrankenlos durch Mais erſetzt
werden könne, eine Erhöhung des Gerſtenzolles eine Entlaſtung
für den Roggen nicht bringen könne. Man werde ſagen, daß ſich
dann auch der Maiszoll erhöht; das ſei jedoch unmöglich, da er
handelsvertraglich auf 2.50 RM. je Doppelzentner gebunden ſei.
Das Reichskabinett trat heute nachmittag unter dem Vorſitz Der Preis für Mais ſei aber je Doppelzentner von etwa 20 RM.
im vorigen Sommer auf 10 RM. und darunter geſunken. Der
Gerſtenzoll ſolle daher kombiniert werden mit der Maisbewirt=
ſchaftung
. Das ergebe Widerſpruch in Nordweſtdeutſchland unter
den Schweinemäſtern und Eierproduzenten. Beachtlich ſei die
Gefahr für die Eierproduzenten, für die man auch einen Aus=
weg
ſuchen werde.
Zu beachten ſei noch beſonders, daß Regierung und Regie=
rungsparteien
den Gerſtenzoll nicht dauernd auf die exorbitante
einer Reichs= und Staatshilfe für die bedräng= Höhe von 10 RM. ſetzen ſollen, ſondern daß eine Beſtimmung
getroffen werde, nach der diejenigen, die im Verhältnis von 1:2
inländiſchen Roggen zuſammen mit eingeführter Gerſte zu ver=
wenden
bereit ſeien, einen ermäßigten Zoll, deſſen Höhe die
henden Haushaltsjahr 1930 mit den im Haushalts= Regierung feſtlege, genießen ſollen. Dieſes Verfahren werde den
ſtärkſten Anreiz zur Verfütterung inländiſchen Roggens geben.
In den letzten Monaten ſei in ſteigendem Maße wieder Aus=
landsmehl
eingeführt worden, ſo daß eine Erhöhung der Müh=
weiſchaft
über die in den letzten Tagen zuſtande gekommenen lenſchutzſpanne um eine Reichsmark geboten und der Ring zum
Schutze der Körner und der Körnerprodukte nunmehr völlig ge=
Miniſter Dietrich geht ſodann auf die Zuſtände am
Zuckermarkte ein. Der Höchſtpreis für deutſchen Zucker ſei
Die Inikiakipankräge der Regierungsparkeien amtlich auf 212235 RM. per Zentner an der Macbeburger
Börſe feſtgelegt. Jetzt werde Auslandszucker mit 800850 RM.
gehandelt und es beſtehe bereits Gefahr, daß wir zu dem deutſchen
Nachdem am Mittwoch auch in der Zuckerfrage eine Ver= Zucker, den wir im Ueberfluß haben, noch ausländiſchen hinzu=
bekommen
. Deswegen ſoll der Zollſchutz erhöht werden. Der
Richtpreis ſolle etwas geſenkt werden, ſo daß für den Konſumen=
begangen
werde; aber es ſei der einzige Weg, aus einer größeren
Gefahr zu helfen. Man wolle keine Dauerregelung,
m die Zolländerung bei Zucker, und um den Entwurf eines ſondern eine Regelung bis zu dem Augenblicke,
wo die ungeheuere Ueberſchwemmung, die über
den ganzen Getreideweltmarkt ſich ergoſſen
7d von ſämtlichen Regierungsparteien unterſchrieben. Der Ge= hat, abebbe. Das ganze deutſche Volk habe die Pflicht, zu=
nächſt
die Dinge aufzubrauchen und zu verzehren, die ihm die
heimiſche Erde liefert, und dann erſt ausländiſche Produkte
hereinzunehmen.
Reichszuſchüſſe zur Landarbeiker=Siedlung.
Berlin, 20. März.
Der Reichstag hat am 18. d. M. den Geſetzentwurf über Zuſchüſſe
aus Reichsmitteln für die Anſiedlung von Landarbeitern in zweiter und
die in der Land= und Forſtwirtſchaft beſchäftigt ſind, und ländliche Hand=
werker
, die der Landwirtſchaft dienen, Reichszuſchüſſe zu den Zins= und
Tilgungszahlungen für erſte Hypotheken erhalten, die ſie bei der Be=
gründung
eines kleinen landwirtſchaftlichen Betr ebes für die Erbauung
des Wohngebäudes und des Stall= und Scheunenraumes, für den An=
kauf
einer angemeſſenen Landzulage und die Einrichtung des Betriebes
aufnehmen müſſen. Die Zuſchüſſe können für die Dauer von zehn Jah=
ren
gewährt werden und betragen in den erſten ſechs Jahren je 5 v. H.,
darlehens. Zins= und Tilgungszahlungen m Höhe von wenigſtens
4. v. H. des Darlehens im Jahre muß der Siedler ſelbſt aufbringen.
Das Geſetz beſchränkt ſich auf wenige grundlegende Beſtimmungen
und überläßt die Regelung der Einzelheiten einer Ausführungsverord=
r
oft geſcholtenen und befehdeten Agrarpolitik beſſer abge= nung, die der Reichsarbeitsminiſter mit Zuſtimmung des Rechsrats er=
läßt
. Dieſe Verordnung iſt in kurzer Zeit zu erwarten.
* Berlin, 20. März. (Priv.=Tel.)
Die Reichsratsſitzung vom Donnerstag, in der die Uebergangs=
ndern
daß es der Gerſte und dem Hafer nicht beſſer gehe. Trotz regelung des Finanzausgleiches verabſchiedet wurde, ließ die ſonſt
übliche vornehme Ruhe vermiſſen. Es ging und das iſt eigent=
lich
nicht verwunderlich recht lebhaft zu. Erklärungen und
Gegenerklärungen wechſelten einander ab, wobei man ſogar vor
ſcharfen Redewendungen nicht zurückſchreckte. Schließlich hört auch
der, die auf Zuſchüſſe angewieſen ſind. Sie fühlten ſich beſonders
durch einen preußiſchen Antrag bedroht, den 8 35 des Finanzaus=
gleichsgeſetzes
in der Weiſe zu ändern, daß in Zukunft aus dem
Aufkommen aus der Einkommen= und Körperſchaftsſteuer neben
der geſetzlich feſtgelegten Ueberweiſung nur noch 15 Prozent über=
er
deutſchen Produktion ſtammenden Vorräte wieſen werden ſollen, während bisher die Grenze bei 25 Prozent
lag. Dieſer Antrag wurde mit 37:29 Stimmen angenommen, weil
Preußen diesmal ſämtliche Provinzialſtimmen auf ſeiner Seite
hatte und weil gleichzeitig auch Sachſen und die Hanſeſtädte ſich
dem preußiſchen Antrag anſchloſſen. Bayern hat aus grundſätz=
lichen
Erwägungen heraus mit den anderen Ländern (Thüringen,
Mecklenburg=Schwerin, Oldenburg, Lippe und Schaumburg=Lippe,
inzen Schwierigkeiten mit einem Schlage zu kurieren. Das gegen Preußen geſtimmt, obwohl es bisher mit 12 Prozent aus=
kam
. alſo ſeine Intereſſen nicht in Mitleidenſchaft gezogen waren.
Es ſchien auch ſo, als ob Bayern bei dieſer entſcheidenden Abſtim=
mung
Ja=Stimmen abgeben würde. Die Erwartung hat ſich aber
uerung droſſelt. Dann würden vielleicht 1 bis 1½ Millionen nicht erfüllt. Infolgedeſſen glauben wir auch nicht recht daran,
daß man im Reichstag ebenfalls eine Mehrheit für dieſen Antrag
finden wird, deswegen nicht, weil die Regierungskoalition nicht
nd Hafer würde aufhören. Aber in der Politik ſind anzuvacken. Sollte ſie es aber dennoch tun, dann würde ſie damit
die Bayeriſche Volkspartei in die Oppoſition bringen, woran die
ſalle. Der Miniſter meint dann, es ſolle jetzt verſucht werden. Regierungsparteien aber vorläufig kein Intereſſe haben. Die Ge=
ſamtvorlage
über den vorläufigen Finanzausgleich wurde ſchließ=
lich
mit 49 gegen 17 Stimmen angenommen. Dagegen ſtimmten
Schaumburg=Lippe.

Wege der hefſiſchen Finanzpolitik.

Von
Finanzminiſter Kirnberger.
Die Erörterung über die heſſiſchen Finanzen, die Herr Land=
tagsabgeordneter
Dr. Niepoth in ſeinem Artikel Falſche Wege
der heſſiſchen Finanzpolitik in Nr. 78 des Darmſtädter Tagblatts
vom 19. März erneut begonnen hat, möchte ich meinerſeits weiter=
führen
. Zunächſt einige Bemerkungen grundſätzlicher Art:
1. Der neue Voranſchlag iſt nicht gleichzuſetzen mit dem ge=
planten
heſſiſchen Sparprogramm. Was er an Einſparungen ent=
hält
, iſt ausdrücklich als Sofortprogramm bezeichnet, das not=
wendig
war, um den Fehlbetrag für 1930 möglichſt zu ſenken. Es
mußten alſo Maßnahmen gefaßt werden, die finanziell ſofort
wirkten. Das Gutachten des Reichsſparkommiſſars iſt nach Auf=
ſtellung
des neuen Voranſchlags erſchienen. Dieſes Gutachten
aber ſoll erſt die Grundlage für das künftige Sparprogramm ab=
geben
. Alle Einwendungen, die ſich gegen die Unzulänglichkeit
des Sparprogramms wenden, überſehen, daß es ſich alſo im Vor=
anſchlag
für 1930 größtenteils nur um Notmaßnahmen handelt,
die für den Augenblick vor Durchführung des Sparprogramms
finanzielle Erleichterung verſchaffen ſollen.
Im übrigen beträgt die Erſparnis des Sofortprogramms rd.
3 Mill. RM. im erſten Jahre, und ſie wiegt ſchwerer, als Herr
Dr. Niepoth annimmt. Das ergibt ſich auch daraus, daß die ſehr
weitgehenden Sparvorſchläge des Sparkommiſſars nach dem
Stand am Schluß des erſten Jahres der Durchführung alſo
nicht bereits während des erſten Jahres insgeſamt den Be=
trag
von 4 Mill. RM. nicht erreichen.
2. Das kommende Sparprogramm kann ſich unmöglich in
einem Voranſchlag auswirken. Seine Durchführung hängt
auch nicht allein vom heſſiſchen Finanzminiſter ab. Es heißt von
ihm unmögliches verlangen, wenn er die Staatsausgaben in
einem Staatsvoranſchlag ſo droſſeln ſoll, daß die Fehlbeträge
dauernd verſchwinden. Das geht ſchon deshalb nicht, weil der
Staat ein Organismus iſt, der es nicht verträgt, daß willkürliche
Experimente und Gewaltkuren mit ihm vorgenommen werden. Es
verbietet ſich aber auch darum, weil die Finanzwirtſchaft des
Landes viel zu eng mit der Finanzwirtſchaft des Reichs, der Ge=
meinden
und der Privatwirtſchaft verflochten iſt, und jeder Ein=
griff
in die eine ſtarke Rückwirkungen auf die andere hervorruft.
Die heſſiſche Regierung hat den feſten Willen, durch energiſche
Sparmaßnahmen die heſſiſchen Finanzen zu ordnen. Wenn dieſe
Ordnung aber von Dauer ſein ſoll, dann muß ſie auch mit Um=
ſicht
und ohne Ueberſtürzung herbeigeführt werden. Deshalb
muß man der Regierung die nötige Zeit dazu laſſen.
Im einzelnen iſt zu den Ausführungen von Herrn Land=
tagsabgeordneten
Dr. Niepoth noch folgendes zu bemerken:
Der Geſamtfehlbetrag, der aus den Fehlbeträgen der letzten
Jahre errechnet iſt, beträgt nach der von Dr. Niepoth gewählten
Berechnungsweiſe nicht 19,8 Mill. RM., ſondern bei Zugrunde=
legung
der wirklichen Zahlen nur etwa 11 Mill. RM.
Wenn weiter darauf hingewieſen wird, daß nach dem Stand
von 1925/26 in Heſſen auf den Kopf der Bevölkerung 2,87 RM.
mehr an perſönlichen Volksſchullaſten entfallen als in Preußen,
ſo darf ergänzend noch hinzugefügt werden, daß der reine Finanz=
bedarf
für Volks= und Fortbildungsſchulen in 1926/27 und
1927/28 nur um 107 bzw. 1,09 RM. höher war als in Preußen.
Uebrigens gaben dieſe erhöhten Ausgaben für das Volksſchul=
weſen
gerade die Veranlaſſung für die im Staatsvoranſchlag vor=
geſehenen
Einſparungen.
Daß im Rechnungsjahr 1930 ſich die Ausgaben in Höhe von
2,1 Mill. RM. weiter vermehrt haben, hängt im weſentlichen da=
mit
zuſammen, daß ſowohl die Beamtengehälter wie die Penſio=
nen
noch nicht ihren Gleichgewichtszuſtand erreicht haben. Dieſe
Ausgaben ſind zwangsläufig und laſſen ſich von keinem Finanz=
miniſter
von heute auf morgen beſeitigen. Die Steigerung der
Einnahmen durch Heranziehung der Gemeinden zu den Koſten
der Volksſchulen und durch Erhöhung der Pflegegelder iſt berech=
tigt
wegen des ungünſtigen ineren Finanzausgleichs.
Es iſt bereits an anderer Stelle darauf hingewieſen worden,
daß der innere Finanzausgleich zwiſchen Land und Gemeinden
in Heſſen weſentlich ungünſtiger iſt als in Preußen und in faſt
allen anderen Ländern. Wenn in Heſſen die Laſten ( insbeſon=
dere
für Volksſchule, Polizei, Wohlfahrtspflege und Straßen=
bau
) einerſeits und die Ueberweiſungsſteuern und Realſteuern
andererſeits in gleicher Weiſe zwiſchen Staat und Gemeinden
verteilt werden ſollten wie in dieſen Ländern, dann müßten die
Beiträge der Gemeinden zu den Volksſchulkoſten noch weſentlich
höher bemeſſen werden.
Herr Dr. Niepoth verweiſt darauf, daß auch nach Anſicht des
Reichsſparkommiſſars die Gemeinden und insbeſondere die Land=
gemeinden
die vom Staate übernommenen Aufgaben billiger be=
wirtſchaftet
haben würden. Dem iſt jedoch entgegenzuhalten,
daß der Sparkommiſſar trotzdem vorgeſchlagen hat, den Laſten=
ausgleich
zugunſten des Staates zu ändern, indem er eine
Beteiligung auch der kleinſten Landgemeinden an den perſönlichen
Volksſchullaſten mit 20 Prozent, alſo mit 6001200 RM. je
Lehrerſtelle vorſchlägt.
Eine Erhöhung der Gewerbeſteuer iſt nicht vorgenommen
worden, vielmehr handelt es ſich hier um eine höhere Veranſchla=
gung
des Ertrags dieſer Steuer bei gleichbleibendem Ausſchlag.
Die im Staatsvoranſchlag vorgeſehene Erhöhung der Einnahmen
aus den Forſten um 900 000 RM. iſt inzwiſchen auf Grund
neuerer Feſtſtellungen auf 400 000 RM. herabgeſetzt.
Die Koſtenabwälzung auf Gemeinden und Gemeindeber=
bände
bei der Gemeindeverſicherungsanſtalt und bei Straßen=

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Seite 2
unterhaltungen beträgt nicht 0,5 Mill. RM. wie angegeben, ſon=
dern
nur 0,37 Mill. RM. Im erſten Falle war ſie berechtigt, in=
ſofern
für den Staat keinerlei ſtaatspolitiſche Verpflichtung be=
ſteht
, einen Beitrag zu der Ruhegehaltsverſorgung der Gemeinde=
beamten
zu leiſten. Für die Provinzen wird der Wegfall des
Staatsbeitrages für die Straßenunterhaltung durch die Erhöhung
der Kraftfahrzeugſteuer mehr als wett gemacht.
Da bereits in 1929 die Sonderſteuer um etwa 3 Mill. RM.
geſenkt wurde, ohne daß die Ausgaben für Wohnungsbau in
dieſem Jahre gekürzt wurden, und der Voranſchlag für 1930
den gleichen Betrag vorſieht, iſt die einmalige Kürzung dieſer
Ausgaben um 2 Mill. RM. wohl vertretbar. Die Erſparniſſe
bei der Gebäudeunterhaltung von 700 000 RM. ſind nicht nur
einmalig, ſondern zum Teil auch dauernd. Der Staat muß ſich
eben in dieſen Notzeiten damit beſcheiden, daß er ſeine Häuſer
auch nicht viel pfleglicher behandeln kann, wie es den weitaus
meiſten privaten Hausbeſitzern möglich iſt.
An Stelle der im Voranſchlag vorgeſehenen Maßnahmen
werden nun von Herrn Landtagsabgeordneten Dr. Niepoth Re=
formen
gewünſcht, die nicht an den grundlegenden Fehlern des
Syſtems vorbeigehen, ſondern großzügig durch Organiſations=
änderung
und Rückgängigmachung früherer Fehler den Ausgleich
ſchaffen‟. Es handelt ſich hier vor allem um drei Anſtände, die
beſeitigt werden ſollen.
1. In den erſten Nachkriegsjahren habe der heſſiſche Staat
Aufgaben übernommen, die über ſeine fianzielle Leiſtungsfähig=
keit
hinausgingen. Das ſoll wieder rückgängig gemacht werden.
Der hier dem Staat gemachte Vorwurf würde alle Parteien
treffen. Dem Volksſchulgeſetz, das die Uebernahme der Volks=
ſchullaſten
durch den Staat vorſieht, haben bekanntlich alle Par=
teien
des Landtags zugeſtimmt; umgekehrt war es dem Ver=
treter
des Finanzminiſteriums nicht leicht geweſen, im Ausſchuß
bei der Beratung des Geſetzes durchzuſetzen, daß von den Ge=
meinden
Beiträge zu den Schullaſten erhoben werden. Auch die
Uebernahme der Kommunalforſtwarte auf den Staat wurde ein=
ſtimmig
von allen Parteien angenommen, ebenſo die Uebernahme
der Polizeilaſten nur gegen die 6 Stimmen des Landbundes, alſo
ebenfalls unter Zuſtimmung der Volkspartei. Wie ſehr dieſe
Regelung den damaligen Anſchauungen entſprach, geht auch
daraus hervor, daß Bayern und Baden in der gleichen oder faſt
der gleichen Weiſe vorgegangen ſind. Das ſollte man nicht ver=
geſſen
, wenn man heute auf Grund unſerer nachträglichen Er=
fahrungen
glaubt, dieſe Maßnahmen kritiſieren zu müſſen.
2. Es ſollen Erſparniſſe gemacht werden durch Abbau in der
aufgeblähten Zentralverwaltung und durch Dezentraliſation
der Aufgaben auf die Lokalbehörden. Dieſe Forderung iſt heute
zweifellos ſehr volkstümlich. Maßnahmen dieſer Art ſind auch
ſelbſtverſtändlich vorgeſehen. Aber ſelbſt bei radikalſter Durch=
führung
wird das finanzielle Ergebnis nicht ſehr ins Gewicht
fallen. Zudem iſt vom Sparkommiſſar ausdrücklich anerkannt
worden, daß der Aufbau unſerer Verwaltung geſund und für
unſer Land im großen und ganzen richtig iſt.
3. Es ſollen diefenigen Beamten, deren Tätigkeit ein Beam=
tenverhältnis
nicht bedingt, wieder wie früher in das Angeſtell=
tenverhältnis
übergeführt werden. Dieſe Anſichten decken ſich
in manchem auch mit denen der Regierung. Nur läßt ſich auch
dieſe Ueberführung nicht in einem Sofortprogramm, ſondern
nur ſehr allmählich durchführen, indem man die einzelnen Stellen
auf Inhaber ſetzt. Bis ſich dieſe Maßnahme als Erſparniſſe
in dem Voranſchlag auswirken, darüber werden Jahre vergehen.
Als wichtiaſte Maßnahme, und das hat Herr Landtagsabge=
ordneter
Dr. Niepoth nicht angeführt, wäre aber die bereits oben
erwähnte Aenderung des inneren Finanzausgleichs zu nennen.
Ihre Durchführung wäre ſo einſchneidend, daß alle anderen
Maßnahmen dann von geringever Dringlichkeit wären. Aber
angeſichts der gegenwärtigen finanziellen Lage unſerer Gemein=
den
kann auch hier nur an eine ganz allmähliche Aenderung
gedacht werden. Denn gerade die heſſiſchen Gemeinden ſind
zurzeit vielfach außerordentlich ſtark mit Ausgaben für die Wohl=
fahrtspflege
, insbeſondere mit der Fürſorge für die Ausgeſteuer=
ten
, belaſtet. Es werden deshalb noch manche Staatsvoran=
ſchläge
vorgelegt werden müſſen, bis es gelingt, den Ausgleich
ſo durchzuführen, daß der Staat Heſſen nicht ungünſtiger geſtellt
wird als die anderen Länder.
Ich bin für jede Kritik an dem Finanzprogramm der Re=
gierung
dankbar. Jeder Kenner der Verhältniſſe wird aber zu=
geben
, daß es unendlich ſchwer iſt, ein Sparprogramm durch=
zuſteuern
zwiſchen den Klippen der wohlerworbenen Rechte, der
Beamtenforderungen, den Wünſchen der Wirtſchaft, den Mei=
nungen
der Wähler, den Entſchließungen des Parlaments und
den nur zu berechtigten Klagen der Steuerzahler.
Ich gebe auch ohne weiteres zu, daß jedes Sparprogramm
Härten mit ſich bringt, die zu meinem größten Leidweſen ſich nicht
ganz vermeiden laſſen. Aber als Ziel des Sparprogramms winkt
Ausgleich des Budgets und dann Steuerſenkung, und ein ſolches
Ziel ſcheint mir auch ſchwerer Opfer wert zu ſein.

Freitag, den 21. März 1930
Vom Tage.
Kurz nach Mitternacht verkündete das Osnabrücker Gericht im
Dielingen=Prozeß folgenden Urteilsſpruch: Das Urteil des Schwur=
gerichts
von Osnabrück vom 14. Mai 1926 wird aufgehoben. Der An=
geklagte
wird wegen Körperverletzung mit Todeserfolg zu zwei Jahren
Gefängnis verurteilt. Die Unterſuchungshaft wird auf die Strafe an=
gerechnet
. Der Reſt der Strafe wird durch die bisherige Haft als ver=
büßt
erklärt. Die Koſten des Verfahrens trägt der Angeklagte. Drei=
viertel
der Koſten des Wiederaufnahmeverfahrens werden der Staats=
kaſſe
auferlegt. Der Haftbefehl wird aufgehoben. Die Verteidigung
hat gegen dieſes Urteil ſofort Berufung eingelegt.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstages lehnte am Donnerstag bei
der Beratung des Nachtragshaushaltes für 1929 zunächſt die Bereit=
ſtellung
von 400 000 RM. für Auslandspropaganda der Leipziger Meſſe
mit den Stimmen der Sozialdemokraten, des Zentrums und der Kom=
muniſten
ab.
Zur Eröffnung des Reichsparteitages der Deut=
ſchen
Volkspartei in Mannheim verſammelte ſich geſtern
abend der Parteivorſtand im Parkhotel zu Mannheim unter dem Vor=
ſitz
des Parteiführers Reichsminiſter a. D. Dr. Scholz. Der Partei
vorſtand erledigte mit dem Parteitag zuſammenhängende geſchäftliche
Fragen.
Der Badiſche Landtag hat, an Stelle des zurück=
getretenen
Landtagspräſidenten Dr. Baumgautner den Zen=
trumsabgeordneten
Joſef Duffner mit 66 Stimmen, d. h.
beinahe einſtimmig, zum Präſidenten des Landtags ge=
wählt
.
Zum Leiter der öſterreichiſchen Bundesbahnen
wurde der Betriebsdirektor der Bundesbahnen, Ing. Sedlak, be=
ſtellt
. Damit iſt dieſer Konflikt zunächſt beigelegt, doch verlautet, daß
Sedlak nur der Platzhalter für den chriſtlich=konſervativen Kandidaten
Dr. Straſella ſei.
Die Zentralleitung der Fasciſtiſchen Partei hat beſchlofſen, die in
ganz Italien beſtehende Sperre gegen die Aufnahme neuer Mitglieder
in die Partei für Südtirol aufzuheben.
Zu Beginn der geſtrigen franzöſiſchen Kammerſitzung brachte Juſtiz=
miniſter
Peret den Geſetzentwurf zur Ratifizierung der Haager Ab=
kommen
und des Young=Planes ein. Der Geſetzentwurf wurde der
Finanzkommifſion zur Berichterſtattung und der außenpolitiſchen Lom=
miſſion
zur Meinungsäußerung überwieſen.
Im engliſchen Unterhaus wurde geſtern der konſervative Zuſatz=
antrag
zur Kohlenbill, der die Streichung der vorgeſehenen Klauſel über
Kohlenmindeſtpreiſe verlangte, mit 274:229 Stimmen abgelehnt.
Die Verhandlungen zum Abſchluß eines engliſch=
ägyptiſchen
Vertrages ſind in greifbare Nähe gerückt. Der
ägyptiſche Premierminiſter Nahas Paſcha iſt nach London abgereiſt, um
mit dem Außenminiſter Henderſon Verhandlungen über den Vertrags=
abſchluß
zu eröffnen.
Der neue engliſche Botſchafter in den Vereinig=
ten
Staaten, Sir Ronald Lindſay, iſt in Waſhington
eingetroffen.
General Jenſiſchiang iſt zum Kommandierenden der chineſiſchen
Nordtruppen erklärt worden; Dſchiang Kaf=ſchek iſt als vogelfrei erklärt
worden.

Doch noch Tariferhöhung?
* Berlin, 20. März. (Priv.=Tel.)
Die kataſtrophale Lage unſerer Wirtſchaft, die ſich am ſicht=
barſten
in der hohen Zahl unſerer Erwerbsloſen ausdrückt, iſt
auch an der Reichsbahn nicht ſpurlos vorübergegangen. Schon
Ende des vorigen Jahres war ein langſames Abglei=
ten
der Verkehrskurve zu beobachten. Im Januar und
Februar hat der Verkehrsrückgang ein beſchleunigtes Tempo
eingeſchlagen. Nach den vorliegenden Schätzungen ſind Minder=
einnahmen
in Höhe von etwa 55 Millionen zu verzeichnen. Die
Reichsbahn will daraufhin eine neue Sparaktion einleiten.
Allzuviel läßt ſich wohl nicht mehr einſparen, weil in der Ver=
gangenheit
ſchon der Betrieb bis zum letzten durchrationaliſiert
worden iſt und gleichzeitig auch das Beſchaffungsprogramm au
die notwendigen Erneuerungsarbeiten zuſammengeſtrichen wurde.
Sollte man jetzt auch noch weitere Einſchränkungen
beim Beſchaffungsprogramm vornehmen, dann würde
das ſelbſtverſtändlich nicht ohne Rückwirkung auf die
Wirtſchaft bleiben. Nicht minder gefährlich iſt aber
auch eine Tariferhöhung. Ein dahingehender Antrag
liegt bereits ſeit Monaten bei der Reichsregierung. Angeſichts der
troſtloſen Finanzverhältniſſe der Reichsbahn wird das Reichs=
kabinett
über kurz oder lang zu dieſem Antrag Stellung nehmen
müſſen; weil ſich bisher keine Möglichkeit ergeben hat, das De=
fizit
im neuen Etat der Reichsbahn zu decken, das jetzt noch durch
die Mindereinnahmen vergrößert worden iſt, wozu die ſtei=
gende
Konkurrenz des Kraftwagenverkehrs noch
weitere Mindereinnahmen verurſacht. Vorläufig weiß man noch
nicht, welche Wege eingeſchlagen werden ſollen, um die Reichs=
bahn
aus den finanziellen Schwierigkeiten herauszuführen.

Nummer 80
der Ronniee mie Tyuringen.
Die Finanzſperre. Bevorſtehender Rückkrikk Fricks?
* Berlin, 20. März. (Priv.=Tel.)
Der Vorſtoß des Reichsinnenminiſters Severing gegen
Thüringen ſoll offenbar zu einer Haupt= und Staatsaktion ge=
macht
werden. Die Reichsregierung erklärt, daß der Kanzler
was ja eigentlich ſelbſtverſtändlich iſt hinter dem Innen=
miniſter
ſtehe. Auch mit dem Reichswehrminiſter Groener hat der
Reichsinnenminiſter Fühlung genommen. Dabei hat der Reichs=
wehrminiſter
zum Ausdruck gebracht, daß er die Stellungnahme
des Reichsinnenminiſters durchaus billige, da er befürchten
müſſe, durch das Verhalten der Thüringer Regierung den Natio=
nalſozialiſten
gegenüber im Zuſammenhang mit den zurzeit
ſchwebenden Ermittlungen wegen nationalſozialiſtiſcher Propa=
ganda
in der Reichswehr in eine ſchwierige Lage zu kommen. Die
Darſtellung, daß Reichswehrminiſter Groener die Auffaſſung ver=
treten
habe, ein Verbleiben des Miniſters Frick an der Spitz
der Landespolizei von Thüringen könne nicht lange mehr geduldet
werden, und daß der Reichswehrminiſter gemeinſam mit dem
Reichsinnenminiſter die Frage eines Vorgehens gegen Thüringen
geprüft habe, trifft nicht zu. Die ganze Angelegenheit wird von
dem reſſortmäßig zuſtändigen Reichsminiſterium des Innern be=
arbeitet
, von dem, wie üblich, der Reichskanzler und die inter=
eſſierten
anderen Reſſortminiſter über die geplanten Maßnahmen
unterrichtet worden ſind. Es ſcheint, als ob Herr Severing ſich
einſtweilen darauf beſchränkt, Thüringen finanziell auszu=
hungern
. Die geſperrten Gelder betragen 300 000 RM. im Monat,
Man rechnet damit, daß Thüringen am 1. April ſeine Polizei
beamten nicht mehr bezahlen kann und die geforderte Garan=
tie
geben will, die nur in dem Rücktritt des Innenminiſters
Frick liegen würde.
Eine Erklärung der khüringiſchen Regierung
zum Schreiben Severings.
Weimar, 20. März.
Das thüringiſche Geſamtkabinett beſchäftigte ſich am Do=
nerstag
mit dem bekannten Brief des Reichsinnenminiſters
Severing. Man einigte ſich auf eine Erklärung, die Staatsmini=
ſter
Baum im Landtag zur Verleſung brachte. Die Regierung
drückt darin ihr größtes Befremden über Form und Inhalt des
Schreibens Severings ſowie darüber aus, daß ſein Brief erſt
nach der Veröffentlichung durch Rundfunk und Preſſe in den
Beſitz der Landesregierung gelangt ſei. Nach den von der Re=
gierung
getroffenen Feſtſtellungen verfolge der Bund Adler und
Falke keine der Reichsverfaſſung oder dem Strafgeſetzbuch zu=
widerlaufenden
Ziele, ſo daß für die Regierung keinerlei Anlaß
vorgelegen habe, gegen dieſen Bund vorzugehen. Ein Beſchluß
des Staatsminiſteriums, das Schreiben Severings vom 17. Fe=
bruar
1930 nicht zu beantworten, liege nicht vor. Die bisher
nicht erfolgte Beantwortung jenes Briefes gebe aber nach Anſicht
des Kabinetts dem Reichsminiſter kein Recht, alle
Ueberweiſungen aus Fondsmitteln des Reichs=
innenminiſteriums
an Thüringen einſtweilen
einzuſtellen. Dieſe Maßnahme, die nur geeignet ſei, die
thüringiſche Bevölkerung zu beunruhigen, das Anſehen des
Landes aufs ſchwerſte zu ſchädigen und einen Konflikt zwiſchen
dem Reich und Thüringen herbeizuführen, weiſe die Regierung
mit aller Entſchiedenheit zurück. Wolle das Reich die Zuſchüſſe
für die Landespolizei ſperren, ſo ſei es ſeine Aufgabe, Beweiſe
dafür zu erbringen, daß die Vorbedingungen für die Organi=
ſation
und Verwaltung der Landespolizei nicht erfüllt werden.
Der Reichsinnenminiſter habe aber der Regierung überhaupt
nicht mitgeteilt, daß und inwiefern dieſe Bedingungen von Thü=
ringew
nicht erfüllt worden ſeien. Die Erklärung beſagt zum
Schluß, daß von dem gegenwärtigen Staatsminiſterium bei der
Landespolizei überhaupt keine Perſonalveränderung vorgenom=
men
worden ſei.

Weimar, 20. März.
Die thüringiſchen Regierungsparteien erklärten ſich in der
heutigen Landtagsſitzung mit der von einem Mitglied der Land=
volkspartei
eingebrachten Entſchließung einverſtanden, in welcher
das Vorgehen des Reichsinnenminiſters Severing als mit der
Verfaſſung nicht im Einklang ſtehend bezeichnet wird.
Thüringen will den Staaksgerichtshof anrufen.
Wie zuverläſſig verlautet, beabſichtigt die thüringiſche Regie=
rung
, den Staatsgerichtshof um eine Entſcheidung anzurufen
wenn der Reichsinnenminiſter dem Lande tatſächlich Etatsmittel
vorenthalten werde.

Von Hans Grimm GDS.

Unter Schriftſteller ſoll hier der Dichter verſtanden ſein, und
unter den Dichtern vor anderen der epiſche Dichter, das heißt
jener Schiftſteller, der Geſchichten ſchreibt. Für Geſchichten mag
der, dem’s gefällt, die ungeſchickten Worte Romane und
Novellen ſetzen, die wir in unſer deutſches Schrifttum haben
einſchmuggeln laſſen.
Mit dir, Mann, mit dir, Frau, mit dir, Jungen, und mit dir,
Mädchen, möchte ich darüber reden, was ihr von den deutſchen
Schriftſtellern fordern könnt und ſollt und müßt. Ich behaupte,
und will es gleich ſagen, der deutſche Schriftſteller habe ſeinem
eigenen Volke gegenüber nicht erſt ſeit geſtern und vorgeſtern,
ſondern von lange her verſagt, zuſammen mit den anderen deut=
ſchen
Seelſorgern und geiſtigen Führern. Ich meine, die größte
Schuld iſt bei den Schriftſtellern und Pfarrern geweſen, denn ſie
beide, aber die Pfarrer gehen mich hier nichts an, hatten die
größte Gelegenheit bei euch. Ich meine aber auch, du, deutſcher
Mann, du, deutſche Frau, du, deutſcher Junge, und du, deutſches
Mädchen, ihr habt verſagt, indem ihr nicht zu fordern verſtandet,
denn ihr und wir zuſammen machen erſt eine deutſche Wirkung
oder deutſche Unwirkung oder deutſche Mißwirkung aus. Ihr
habt ſelten die Schriftſteller, die ihr braucht, ihr habt immer die
Schriftſteller, die ihr euch gefallen laßt. Gäbe es eine Literatur=
geſchichte
des ſchriftſtelleriſchen Erfolges, ſie zeugte gewiß gegen
uns, aber auch gegen euch. Sie bewieſe, daß die Könner ſich ſel=
ten
bewußt waren, nein, nicht fühlten, nein, nicht ſpürten, daß
ſie ihrer Zeit, ihrem Mitvolke, der Gegenwart, ihrer Nation ein
Beſonderes ſchuldeten. Sie bewieſe, daß ihr euch von zweiter
Hand immer wieder Erſatz reichen ließet für das, was die erſte
Hand euch nicht bot. Sie bewieſe mit, was ſeit weitem wie ein
Fluch für Deutſchland gilt und nur für Deutſchland, daß der ge=
ſchliffene
Geiſt die Verbindung verlor, vielleicht niemals gewann,
mit dem erwachten Volke, daß ſie beide, das Volk und ſeine Er=
leſenen
, von einander nichts wußten, daß ſie ſich nicht ſahen
vor dem Gedrängſel der Zwiſchenperſonen.
Aber vielleicht muß knapp die Rede ſein von eurem Rechte
einer Forderung an uns. Es iſt doch ſo, daß in dem Haushalte
der Nation, in dem großen Familienleben unſerer Landsmann=
ſchaft
, ihr uns fragt. Es verhält ſich doch ſo, daß ihr mit eurer
unfreien Arbeit erſt uns die freie Arbeit ermöglicht. Ja, von euch
verlangt man, wie wäre ſonſt etwa ein Aufruf der Schillerſtiftung
in gemeinſamer Notzeit zu verſtehen, daß ihr uns, den deutſchen
Dichtern und Schriftſtellern, die Möglichkeit zu einem Leben

freier Arbeit ſtets von neuem verſchafft, daß ihr wenigſtens, um
es anders auszudrücken, an Stunden des Tages die groben Dinge
für uns übernehmt, um uns Muße zu geben. Wo nun die Ar=
beit
ſo geteilt iſt, daß der eine Dinge tut, ohne nach Luſt und
Unluſt, nach lieb und unlieb viel oder je fragen zu dürfen, aber
dem andern der reiche Segen leidenſchaftlich geliebter Schöpfer=
arbeit
unterdeſſen geſtattet wird auf welche Seite der größere
Verbrauch, der ſchärfere Verzehr, die geringere Bequemlichkeit ge=
legt
iſt, danach geht hier nicht die Frage , wo nun die Arbeit
ſo geteilt iſt, wäre es da in einer ſolch nüchternen praktiſchen
Angelegenheit, wie es der Haushalt einer Nation, wie es das
maſſige Familienleben einer Landsmannſchaft notwendig ſein
muß, überhaupt möglich, daß die Teilung ein anderes im Auge
hätte als den Nutzen der Gemeinſamkeit, als eine Zweckſetzung?
In einem Haushalte iſt jedes Glied dem andern verantwortlich,
und iſt eines freigeſtellt, ſo ward es freigeſtellt, um etwas zu
leiſten, daß die andern Glieder vor ihrem Dienſte nicht vermögen.
Dieſe Leiſtung habt ihr zu fordern, dieſe Forderung iſt euer
Recht, dieſe Forderung iſt eure Pflicht!
Was bietet euch nun das Schrifttum der Gegenwart, nennt’s,
wenn ihr mögt, die ſchöne Literatur, im allgemeinen? Was er=
wartet
ihr, was empfangt ihr als Leſer von denen, die ihr frei=
ſetzet
, für euch Bücher zu ſchreiben. Wir wollen uns gar nichts
weißmachen, ihr erwartet und empfangt im allgemeinen Rauſch=
mittel
zu Räuſchen, Erhabenheiten durch Enthobenheit und Ent=
hebung
; und es iſt rund und um, daß ich Ketzerei und Aergernis
gleich zu Ende treibe, gar nicht ſoviel einzuwenden gegen dieſen
derben Hunger und ſeine derbere Befriedigung. Denn je ärmer
euer Tag durch mechaniſierte Tätigkeit, durch Schreibſtube, durch
Traditionsverluſt, durch den fehlenden eigen= und urtümlichen
Zuſammenhang mit Scholle und Haus, durch die Ueberſpannung
eurer rechnenden Kräfte endlich wurde, deſto mehr müßt ihr
trachten, Gefühlswärme in einem Traumleben der Seele (wenn
es nicht ſo häßlich klänge, man würde verſucht ſein, zu ſagen:
durch künſtliche Düngung) wieder zu gewinnen.
Um die Erfüllung dieſes eures Bedürfniſſes hat ſich die
zweite Hand recht und ſchlecht bemüht, mit viel Rückſicht auf das
Geſchäft, auf die Konjunktur mit verflucht geringer Rückſicht auf
die volkliche Verpflichtung. Aber die Könner, die erſte Hand
haben ſich mit wenigen Ausnahmen, die in der Heimatkunſt und
an den Grenzen der Heimatkunſt zu finden ſind, um euch über=
haupt
nicht gekümmert; ſie haben ſich um die eigene unwichtige
Welt bemüht, ſie haben angegeben, ſich um die Kunſt und die
Menſchheit zu bemühen, ſie haben Symbole geſucht, ſie haben
eigentlich alles getan, um ihrem Volke auszuweichen, um ver=
geſſen
zu machen und ſelbſt zu vergeſſen, daß aus der Arbeitsteilung
eine Forderung an ſie erwuchs. Und dieſe Behauptung gilt und

ſoll gelten für die letzten dreißig Jahre oder auch fünfzig Jahre
d. h. für die Jahre, in denen die ganzen Gegenwartsprobleme
auftauchten und ſich ungeheuer ſchnell entwickelten, in denen ſich
die Weltwirtſchaft verflocht, in denen durch Schreiben und Leſen,
durch Zeitung, durch Reiſe, durch Erſchließung des Verkehrs die
Völker erwachten, in denen die ſoziale Frage ſich vordrängte, in
denen die Wälder der Fabrikſchornſteine wuchſen, in denen das
vorher ſonderverſchloſſene Judenblut die Lebensadern der Völker
mit durchlief, in denen die Sterblichkeitsziffer herabgedrückt
wurde, und der erfindende Menſch den lieben Gott ganz zu vor=
drängen
ſchien.
Doch ich muß deutlicher, bildlicher werden. Nun denn: wenn
alle Daſeinsſturen der weſtlichen Völker, der Engländer und
Franzoſen ausgelöſcht wären bis auf deren Schrifttum etwa
der vergangenen neunzig Jahre die Umgeſtaltung der Zeit
ſetzte bei beiden Völkern früher ein und vollzog ſich dafür in
den letzten dreißig Jahren viel aufgehaltener als bei uns wenn
alle anderen Daſeinsſpuren ausgelöſcht wären als die ſchöne
Literatur jener Völker, es ließe ſich aus dieſer der innere Zu=
ſammenhang
des wirtſchaftlichen, ſozialen, politiſchen künſt=
leriſchen
Lebens völlig erkennen; es ließe ſich in beiden Litera=
turen
die nationale Bedingtheit jedes Einzelſchickſals ſofort enk=
decken
; es ſtellte jede der beiden Literaturen ein ungeheures
Tagebuch der Nation dar; es wäre an nichts vorbeigedacht, es
wäre nichts unerlebt, das ingendwelche Bedeutung gehabt hätte
für das völkiſche Sein, von dem jeder jeden Tag mit jedem
Leide und jeder Freude abhängig iſt.
Und wenn nun alles Deutſche ausgelöſcht wäre bis auf unſer
Schrifttum der letzten fünfzig Jahre, der Zeit unſerer Umge=
ſtaltung
, der Zeit unſerer Problematik? Aus der Wurzelloſig=
keit
, aus der Verlaufenheit, aus der Scheuklappenherrlichkeit, aus
der Unmännlichkeit, aus der Zerſetzung, aus dem Dünkel, aus
der Weltflucht des deutſchen Schrifttums, aus dieſer bald feigen,
bald frechen Unerlebtheit vermöchte freilich der ahnungsvollſte
Forſcher das deutſche Schickſalsgebäude ſich niemals aufzubauen.
Oder wäre aus der deutſchen Literatur der letzten dreißig
und fünfzig Jahre zu erkennen, daß das deutſche Volk, daß das
Volk, von deſſen Menſchen ſie handelt und deſſen Menſchen ſie
dient, dienen müßte, zu dienen verpflichtet geweſen wäre, ſich an
einer Wende befindet wie nie ein Volk? Ja, daß es ſich ſchon
dreißig Jahre an dieſer Wende befindet? Denn es iſt länger
als dreißig Jahre, daß wir in enger Reibung zu viele Menſchen
ſind in einem zu kleinen Lande. Es iſt länger als dreißig Jahre,
daß infolge unſeres Raummangels die beſitzloſen Leute in
Deutſchland zu überwiegen begannen. Es iſt länger als dreißig
Jahre her, daß die Geſchwader beſitzloſer, erbitterter deutſcher

[ ][  ][ ]

Nummer 80

Freitag, den 21. März 1930

Seite 3

der Ausſchuß genehmigk in erſter Leſung mit 6:2 Stimmen bei 5 Enkhalkungen den eingeſchränkten
Das Zenkrum verlangt Garankien.

* Nach zweitägigen Bevatungen des Theater=Beirats des
ſſe ſiſchen Landtages befaßte ſich am Donnerstag der Finanzaus=
auuß
mit dem Etat des Heſſiſchen Landestheaters. Der Staats=
ſaranſchlag
ſieht hierfür einen Staatszuſchuß von 690 000 RM.
ſr, das ſind rund 200 000 RM. weniger wie im Vorjahre. Der
Zrſchuß der Stadt iſt auf 560 000 RM. veranſchlagt gegenüber
ſeri vorjährigen 730 000 RM..
Den größten Teil der Ausſprache nahmen kulturpolitiſche
4asführungen der verſchiedenen Parteivertreter und des Gene=
Tintendanten Prof. Ebert ein. Der Vertreter des Zentrums
namlich verlangte vor Zuſtimmung ſeiner Partei von der Re=
zierung
eine Erklärung, daß der künftige Spielplan
die Empfindungen ſeiner Weltanſchauungs=
ſteunde
nicht mehr verletze. Er verlangte Rück=
ichtnahme
auf die religiöſen und ſittlichen Ge=
jähle
des katholiſch=chriſtlichen Teiles der
s heaterbeſucher.
Staatspräſident Dr. Adelung vertrat die Auffaſſung, daß
eirie gewollte Tendenz und eine abſichtliche Verletzung irgend=
nelcher
religiöſer oder weltanſchaulicher Gefühle beim Landes=
heater
nicht feſtzuſtellen ſei.
Der Vertreter der Deutſchen Volkspartei erklärte,
grundſätzliche Ausführungen wolle er erſt im Plenum des
Landtages machen. Die Haltung ſeiner politiſchen Freunde
nerde durch das Ergebnis der heutigen Ausſprache under Um=
ſtänden
ausſchlaggebend beeinflußt werden.
Von demokratiſcher Seite wurde ausgeführt, daß
man ſelbſtverſtändlich Toleranz in dem Sinne verlange, daß nie=
mand
in ſeinen religiöſen oder weltanſchaulichen Gefühlen grob
oder abſichtlich verletzt werde. Auf der anderen Seite bedeute
Toleranz aber auch Berückſichtigung der Anſchauung derjenigen
Kreiſe, die nicht katholiſch ſeien. Wenn die vom Zentrum ge=
forderten
Garantien bewirken ſollten, daß Stücke, in denen aktuelle
Zeitprobleme erörtert werden, nicht geſpielt werden dürften, dann
hatten die Demokraten ſchwerſte Bedenken, ſolche
Garantien zuzugeſtehen, oder ein ſolches zenſurier=
tes
Theater zu unterſtützen.
Vom Landbund wurde beantragt, das Landesthea=
ter
ab 1. September d. J. als ſtaatliche Einrichtung aufzu=
heben
und bis dahin in Verbindung mit der Stadt Darmſtadt
und kunſtliebenden Kreiſen des Landes einen neuen Träger des
Theaters ausfindig zu machen. Blieben dieſe Bemühungen er=
folglos
, ſolle das Theater am 1. September geſchloſſen werden.
Auch die Kommuniſten verlangten die völlige Strei=
chung
des Staatszuſchuſſes an das Landestheater.
Die ſozialdemokratiſchen Vertreter legten dar, daß
der frühere Staat ſich ſeiner Aufgabe, die Theaterkunſt zu pflegen
und zu fördern, nicht entzogen habe und gerade der Volksſtaat
trage die Verpflichtung, insbeſondere der nationalen Kunſt=
ſhöpfung
zur Entfaltung zu verhelfen. Beim Vergleich mit
aideren Theatern, ſei der heſſiſche Zuſchuß zum Landes=
theater
relativ gering und doch ſeien große Leiſtungem
erreichſt worden, die bis ins Ausland Anerkennung gefunden
hätten. Ein Privattheater ſei denſelben Gefahren aus=
geſetzt
wie die Filmkunſt, die ſich nicht nur nach künſtleriſchen
Geſichtspunkten entfalten könne. Seine Geſinnungsfreunde for=
derten
weitere Ausgeſtaltung des Spielplanes im Sinne des
Zeittheaters unter Berückſichtigung der neueſten Dichtung. Auch
Tendenzſtücke müßten an einem Landestheater zur Vor=
fährung
kommen. Nur bei Toleranz aller Gruppen könne ein
Staatstheater nach künſtleriſchen Geſichtspunkten geleitet und die
kinſtleriſche Freiheit geſichert werden. Zwiſchen Sozialdemo=
kraten
und Zentrum entſpann ſich dann eine lebhafte Auseinan=
derſetzung
, ob nicht hinter den verlangten Garantien des Zen=
trums
eine Zenſur aufgerichtet werden ſolle.

Der Generalintendant des Heſſiſchen Landestheaters Prof.
Ebert erging ſich darauf in längeren Ausführungen über die
Bedeutung des Theaters im deutſchen Geiſtesleben. Es ſei be=
deutſam
, daß gerade in der heutigen Zeit der wirtſchaftlichen
Not das Theater ſo im Mittelpunkt der Oeffentlichkeit ſtehe. Ein
Theater, das keine Kritik finde, müſſe ein miſerables Theater
ſein, denn ſeine Aufgabe ſei, wirklich lebendige Kunſt zu bringen,
einerlei, ob dieſe ſchon Jahrhunderte alt ſei. Er lehne das
Tendenzſtück ab, wenn unkünſtleriſch in Form und Inhalt.
Cyankali werde er nicht ſpielen, dagegen beſäßen Dreigroſchen=
oper
und Verbrecher künſtleriſche Werte. Er wehre ſich gegen
jede Zenſur, die ein Zeugnis geiſtiger Armut ſei. Zum
Schluſſe erklärte Prof. Ebert, daß er in Zukunft nach jeder
Seite hin Toleranz üben und nach keiner Richtung hin
eine beleidigende Tendenz zulaſſen werde. Die Sparmaß=
nahmen
gingen bis an die Grenze des Tragbaren. Die Er=
ſparnismöglichkeiten
bei Schließung des Kleinen Hauſes ſeien
umſtritten, da ja auch beachtliche Einnahmen zu berückſichtigen
ſeien.
Der Vertreter des Zentrums hielt ſeine Bedenken durch
die Ausführungen des Generalintendanten nicht für beſei=
tigt
. Er werde ſeiner Fraktion berichten und ſich jetzt der
Stimme enthalten.
In der Abſtimmung wird dann der kom) uniſtiſche und
Landbundantrag, auf Beſeitigung des Landestheaters als
Staatseinrichtung abgelehnt.
EinAntrag der Volksrechtpartei forderte u. a., den Staats=
zuſchuß
auf 400 000 RM. herabzuſetzen, ſowie Beſchränkung des
Betriebes auf das Große Haus und auf das Schauſpiel oder
Austauſch der Kräfte mit einem benachbarten Theater, bzw.
Operngaſtſpiele, Beſeitigung des Balletts, beſſere Ausnützung
der vorhandenen Künſtlerkräfte, Beſchränkung der überhohen
Gehalte, beſonders des Intendanten (worüber es eine an=
geregte
Diskuſſion gab), des Generalmuſikdirektors, des künſt=
leriſchen
Beirats, des Dramaturgen und des Regiſſeurs des
Schauſpiels, Rückkehr zu der weſentlich billigeren Inſze=
nierung
der Vorkriegszeit, Vermehrung der klaſſiſchen
und älteren und Ausſchluß ſolcher Stücke, die geeignet ſind, das
künſtleriſche oder moraliſche Empfinden der gebildeten Bevölke=
rung
zu verletzen, nur je neun Monate Spielzeit, Beſchränkung
der Freikarten, und vermögensrechtliche Verantwortlich=
keit
der Theaterleitung für ſchuldhafte Ueberſchreitung
der bewilligten Mittel. Er wird gegen 1 Stimme bei 3 Ent=
haltungen
abgelehnt.
Annahme findet gegen 1 Stimme folgender ſozialdemo=
kratiſcher
Antrag, in dem die Auffaſſung des Theaterbeirats ihren
Niederſchlag gefunden hat:
Die Regierung wird erſucht, eine Aenderung des ſeitherigen
Freikartenſyſtems in nachſtehendem Sinne herbeizuführen.
1. ſämtliche von Mitgliedern des Landtags, des Stadt=
rats
und der Verwaltungskommiſſion in Anſpruch
genommenen Karten ſind nach Maßgabe näherer Vereinbarungen
zu bezahlen. Die Landtagsmitglieder werden denſelben
Preis zahlen, der von Verwaltungsrats= und Stadtratsmitglie=
dern
für ihre Plätze gezahlt werden;
2. die Karten für Angehörige der Mitglieder des Lan=
destheaters
ſind mit einer kleinen Gebühr zu belegen, deren
Höhe durch Verhandlungen mit den Onganſiationsvertretern feſt=
gelegt
werden ſoll;
3. die Preſſe ſoll in Zukunft nur für die Rezenſenten per=
ſönlich
unentgeltlich Karten erhalten. Für die übrigen Preſſe=
karten
iſt ein ermäßigter Preis zu zahlen, deſſen Höhe durch Ver=
handlungen
mit den Beteiligten feſtzulegen iſt;
4. ſämtliche Einnahmen aus dieſer Neuregelung ſind aus=
ſchließlich
zur Milderung ſozialer Härten, die ſich aus den Abbau=
maßnahmen
ergeben, zu verwenden.
Der Etat ſelbſt wird dann mit 6:2 Stimmen bei 5 Ent=
haltungen
des Zentrums und der Deutſchen Volkspartei ange=
nommen
.
Eingaben des Orcheſters, des Theaterbetriebsrates und des
Chors werden ſodann für erledigt erklärt.
Damit war zunächſt das Kapitel Theater erledigt. Wie die
Abſtimmung in der zweiten Leſung und insbeſondere
im Plenum des Landtages ausgehen wird, iſt noch völlig
zweifelhaft.
Der Ausſchuß ſetzt ſeine Verhandlungen am Freitag bei den

Kapiteln der Volksſchule fort.

Englands Kreuzzug

Von unſerem (D=Korreſpondenten.

II.

London, 19. März.

Die lahmen Rechtfertigungsverſuche, die von Moskau aus
unternommen wurden, fanden in England eine durchaus ein=
ſichtige
Würdigung und verhallten vollkommen wirkungslos. Als
Antwort auf das berühmte Interview des Metro=
politen
Sergius veröffentlichten beiſpielsweiſe die eng=
liſchen
Blätter den eingehenden Bericht eines der Journaliſten,
denen das Interview gewährt worden war. Dieſem Bericht
zufolge, hatte es ſich keineswegs um eine mündliche Unterhaltung
gehandelt; den Journaliſten war lediglich ein aus Fragen und
Antworten beſtehendes, mit der Schreibmaſchine geſchriebenes
Dokument ausgehändigt worden, das von der Sowjetmacht ſelbſt
abgefaßt und dem Metropoliten nur zur Unterſchrift vorgelegt
worden war; der Metropolit ſelbſt hatte vor Angſt gezittert und
ſich geweigert, dem Sowjetinterview auch nur ein einziges eigenes
Wort hinzuzufügen; in paniſchem Schrecken iſt er ſofort nach Aus=
händigung
des Dokumentes davongeeilt . . .
Noch weniger Eindruck machte auf die Engländer des
Sowjetkommiſſars Rykoffs Erklärung, daß in Rußland
niemand ſeines Glaubens wegen verfolgt werde, und daß die=
jenigen
Prieſter, die man verhaftet und erſchoſſen hätte, ſämtlich
Gegenrevolutionäre geweſen wären. Ein derartiger Nonſenſe,
entgegnete hierauf ein ſehr angeſehenes Londoner Wochenblatt,
kann in England auf keinen Menſchen auch nur den geringſten
Eindruck machen. Jeder Menſch weiß, was in Sowjetrußland
unter der Bezeichnung Gegenrevolutionär zu verſtehen iſt. Ein
Bauer, der drei Kühe beſitzt, gilt in den Augen der Sowjets be=
reits
als Gegenrevolutionär und wandert nach Sibirien. Der
ruſſiſche Prieſter iſt heute in ſeiner Maſſe ein eingeſchüchterter
und dem Verhungern naher Bettler, der an nichts weniger, als
ans Anzetteln von Verſchwörungen gegen den Staat denkt. Das
iſt es nicht, was die Sowjetführer in der Geiſtlichkeit des Landes
fürchten. Der ſtarke und tiefe Glaube dieſer Märtyrer iſt ihnen
verhaßt. Sie dulden in ihrem finſteren Reich der Knechtſchaft
und Intoleranz keinen anderen Glauben außer demjenigen
des alleinſeligmachenden Bolſchewismus. Deshalb und nur des=
halb
arbeiten ſie zielbewußt auf die völlige Ausrottung jeglicher
Religion in Rußland und auf die Zerſtörung aller Kirchen hin.."
Der Labour=Regierung iſt wie ſich leicht denken
läßt dieſer, in ganz Sowjetrußland mit beiſpielsloſem Fanatis=
mus
durchgeführter antireligiöſer Feldzug im gegenwärtigen
politiſchen Zeitpunkt im höchſten Maße ungelegen. Ganz be=
ſonders
wilde Formen begannen die Religionsverfolgungen in
Rußland juſt in dem Augenblick anzunehmen, als in England
die Arbeiterregierung ans Ruder kam und die Beziehungen
zum Kreml wiederaufzunehmen beſchloß. Nun beſteht aber die
überwiegende Mehrzahl der Labour=Wählerſchaft aus überaus
frommen und gottesfürchtigen Leuten, desgleichen ein großer
Teil der Arbeiterregierung ſelbſt. Dieſe werden jetzt von Freund
und Feind heftig mit Anfragen wegen ihres Verhaltens zur
Frage der bolſchewiſtiſchen Religionsverfolgungen beſtürmt. Im
Parlament hatte der Außenminiſter Henderſon dieſen Sturm
über ſich ergehen zu laſſen. Er muß es nicht leicht gehabt haben.
So nur läßt ſich die Tatſache erklären, daß er in dieſer Frage,
die zur Zeit im Vordergrund des öffentlichen Intereſſes Eng=
lands
ſteht, eine erſtaunliche Ungeſchicklichkeit an
den Tag gelegt hat. Er gab, wie erinnerlich, dem Parlament
die ſonderbare Erklärung ab, daß der britiſche Geſandte in
Moskau, Sir Esmond Ovey die Sowjetregierung um Aus=
kunft
über ihre antireligöſe Politik bitten und hierüber dem
Foreign Office berichten werde. Schon dieſes, an und für ſich
mehr als anfechtbare Vorgehen (den Angeklagten ſelbſt als Kron=
zeugen
über die an ſeinen Opfern begangenen Greueltaten zu
befragen!) erregte die ſchärfſte Kritik des Parlaments und der
öffentlichen Meinung. Dieſer Unmut über die merkwürdige Art,
wie Henderſon dieſe Frage behandelt hat, iſt nun noch dadurch
geſteigert worden, daß bekannt wurde der Bericht Sir Esmond
Oveys ſei wohl im Foreign Office eingelaufen, doch enthalte
er ſo unerhörte Dinge, daß von ſeiner Veröffentlichung Abſtand
genommen werden müſſe . . .
Die Kritik, die an dieſer Haltung der Labour=Regierung
ſeitens vieler aus dem Lager der eigenen Partei, ſowie ſeitens
der parlamentariſchen Oppoſition und der öffentlichen Meinung
im allgemeinen geübt worden iſt, kam beſonders lebhaft in den,
in England üblichen Briefen aus der Leſerſchaft zum
Ausdruck. Briefe, die den Religionsverfolgungen in Rußland
gewidmet ſind, laufen jetzt in den engliſchen Blättern täglich
in großer Zahl ein. Viele von ihnen zeichnen ſich durch eine

Bauernenbel unter Führung vergällter und marxiſtiſch vergrübel=
ter
Handwerker ſich internationalen Zielloſigkeiten zuwandten,
fratt ihr nationales Menſchenrecht ſich von neuem zu erzwin=
gen
. Es iſt endlich mehr als dreißig Jahre her, daß die deutſche
Freiheit nicht mehr von Deutſchen ſelbſt gedacht wird, von blütigen
Deutſchen, ſondern von emanzipierten Juden, das heißt von
remdblütigen Deutſchen, ſo klug, ſo wohlmeinend dieſe von Fall
zut Fall geweſen ſein mögen.
Ja, wäre etwa von dieſen vier Urſachen die jegliches deutſche
Teben faſt zu jeder Stunde berühren, bewegen, verrenken, ver=
wirren
und verkümmern, darum wir in den Weltkrieg gedrängt
vurden und heraus, darum wir heute ſeeliſch und körperlich ver=
kümmert
ſind und täglich ſeeliſch und körperlich mehr verelen=
den
, wäre von dieſen vier Urſachen im deutſchen Buche dieſer fünf=
77g, dieſer dreißig Jahre nur der Unterklang als wie vom Meere
in den Ufern des Meeres? Oder wie vom Rollen der Räder
meilenden Zuge? Aber es iſt kein ingendſolcher Hauptklang
and kein irgendſolcher Unterklang da.
Nein, ihr ſollt nicht Tendenz und nicht Propaganda und
icht Abſicht und nicht Predigt und nicht Lehre verlangen, die
alle mit Kunſt nichts zu tun haben, und ich ſage keineswegs, der
Schriftſteller=Künſtler und der Schriftſteller=Handwerker hätte
verſagt, weil ſie ſich etwa nationaler Tendenz und nationaler
Propaganda und nationaler Abſicht und nationaler Predigt und
kationaler Lehrhaftigkeit enthielten. Aber ihr könnt und ſollt
ind müßt verlangen, daß eure Schriftſteller, eure Schriftſteller,
ie ihr tragt, die ihr bezahlt, für die ihr aufgefordert werdet, die
robe Arbeit zu tun, nicht vor dem deutſchen Leben, vor der
eutſchen Entwicklung, vor der deutſchen Not weglaufen.
Wenn ihr, an die Gleiſe eurer Berufe Hingebannte, euer
erſtreutes Wiſſen von den deutſchen Dingen und den Dingen der
Welt durch die Zeitung erleſt, jagend, verwirrend an jedem
Tage, jene ſollen die deutſchen Dinge und die Dinge der Welt
rlebt haben in ihrem Herzen und in ihrem Blute an eurer
Statt, und bis zur Paſſion und bis zur Kreuzigung, ſelbſt wenn
uferſtehung und Himmelfahrt danach nicht mehr gewährt würde.
Das iſt der Sinn ihrer Muße, die ihr ihnen gabt, das iſt der
Sinn jener Arbeitsteilung, bei der ihr euch zu der unſchöneren
Arbeit verſtandet. Jene, die ihr freiſetztet von Gleis, von Furche,
on Maſchine, von Werkſtatt, von Schreibſtube und vom Stun=
Senſchlage, von der einen Aufgabe im Haushalte der Nation
Sefreit ſie kein künſtleriſches Recht, von der Aufgabe: Für euh
Heutſch zuſammenzudenken und für euch deutſch vorauszude ilen.
Und erſt danach beginnt ihre Freiheit, ihre lachende, ihre wei=
nende
, ihre weltabgewandte, ihre weltzugewandte Freiheit.

* Die erſte amerikaniſche Zarben=Tonfilm=Revue
in Berlin.
100 Prozent Farbe, 100 Prozent Ton, 100 Prozent Revue:
Firſt National=Vitaphone Pictures=New York zeigen dem Ber=
liner
die erſte waſchechte, und darüber hinaus ſogar farbenechte
Tonfilmrevue. Jawohl, koloriert, ja ſogar Technikolor=iert.
Nach dem neueſten Verfahren. Und darin liegt der einzigſte
Reiz dieſes amerikaniſchen Erzeugniſſes mit der bisher kaum
übertroffenen Kitſch=Generallinie. Kein Edelkitſch etwa, ſondern
grober, roher, ungeſchliffener Kitſch. Die ſogenannte Rahmen=
handlung
: ſo mit das Dümmſte, Verlogenſte, Naivſte was die
U. S. A. bisher exportierten. Konglomerat von Tanz, Geſang,
Witzen und falſcher Sentimentalität. Quatſch=Rhapſodie in
Farben und Tönen.
Die Töne: unmotiviert, zuförderſt bei den Geſangseinlagen.
Die Farben: Unbedingter Fortſchritt. Das Dominierende: Tanz=
enſembles
, geſchickt bewegtes tänzeriſches Menſchenmaterial.
Großangelegt. Techniſch ſchlechthin vollendet. Bisher ganz ge=
wiß
unübertroffen. Die Kehrſeite: Die bunten, überbunten Tanz=
maſſenſzenen
ermüden allmählich ſogar das Auge. Um von dem
Geiſt ganz zu ſchweigen. Schauſpieleriſche Leiſtungen: 0,0 Prozent.
Regie: Umſichtig, ſoweit bei Tonfilmen möglich. Aber: Immer
noch Tonfilmfetzen, abgeriſſen. Intereſſant die ſich mehrfach
(zum erſten Male wirklich überraſchend) vergrößernde Filmfläche.
Sollte dereinſt Europas Geiſt die amerikaniſche Technik der Film=
induſtrie
erfolgreich und konzeſſionsfrei befruchten, käme man
aber beſtimmt weiter.
Nebenbei: Die deutſchen Zwiſchentitel ſtören ungemein die
ſowieſo zerfetzte Handlung in engliſcher Sprache. Warum denn
keine untergelegten Texte, verehrte Deutſche Firſt National
Pictures G. m. b. H.? Und ohne ein Hypernationaliſt zu
ſein warum eigentlich keine deutſche Variante der Revue?
und trotz alledem: Starker Erfolg. Es lebe die Technik! Der
Geiſt iſt tot. Zumindeſt ſcheintot . . .
André v. Kän.

Ein Darmſtädter Kind hat geſtern abend im Muſikvereinsſaal
den erſten großen Erfolg errungen; es iſt der ſehr jugendliche
Celliſt Hans Andrä, der als aufſtrebendes Talent bei den Schüler=
konzerten
des Realgymnaſiums ſchon immer auffiel. Nun hat
er fleißig ſtudiert und ſoll auf dem Konzertpodium herzlich will=
kommen
geheißen ſein. Dieſe Worte entſprigen nicht irgend=

einem Lokalpatriotismus, ſondern ehrlicher Ueberzeugung. Der
junge Mann, der eine vortreffliche muſikaliſche Kinderſtube ge=
habt
haben muß, hat in ernſter und zielbewußter Arbeit es ſo
weit gebracht, daß man von außergewöhnlichem Erfolg ſprechen
kann, wenn man ſein erſtes Konzert beſpricht. Schlackenloſe
Technik, eine beſtrickend ſchöne Tongebung, bis in hohe Violin=
lagen
hinauf Wärme und Beſeeltheit des Vortrags, durch und
durch muſikaliſch und erſtaunliche Sicherheit und Ueberlegenheit
des Muſizierens das ſind die erfreulichen Eindrücke des
geſtrigen Abends. Nichts Weichliches, nichts Süßliches haftet
dem Spiel des jungen Künſtlers an; nichts iſt auf den Effekt
zugeftutzt er muſiziert, indem er ſich ganz in den Dienſt der
Muſik ſtellt; Entwicklung bedeutet da Erfüllung. Hans Andrä
ſoll nun in die Großſtadt, ins Leben hinaus und mitten hinein
ins Leben und ſoll eine Perſönlichkeit werden und ein Charakter;
und wenn zum großen Talent die charakterſtarke Reife des Men=
ſchen
kommt, dann wird aus ihm ein Künſtler, auf den ſeine
Vaterſtadt ſtolz ſein kann.
Wie geſagt, das wertvolle Programm, deſſen Zuſammen=
ſetzung
ſchon den ernſtſtrebenden Willen des jungen Künſtlers
zeigte, Sonate C=Dur von Händel, die rieſig ſchwere D=Moll=
Suite (für ſolo Cello) von Reger, Sonate C=Dur von Hayön,
Adagio con Variazioni von Reſpighi, und Toccata von Fresco=
baldi
=Caſſado erfuhr eine Wiedergabe von Glätte und Güte,
von reſtloſem Gelingen alles Techniſchen, von ſolcher Sicherheit
ſtiliſtiſcher Auffaſſung, daß der herzlich warme Beifall, der den
Muſikvereinsſaal durchbrauſte, ein voll und ganz verdienter war.
Helfershelfer dabei waren ein vorzügliches Inſtrument, das in
den hohen Lagen faſt klang wie eine edle Geige, und der wie
immer vorzügliche Begleiter und Muſiker am Klavier Hans
Simon.
O.
Ludwig II. im Film. Aus Anlaß des mit ſo außerordentlichem
Intereſſe aufgenommenen Films Ludwig II.,, König von Bahern von
Wilhelm Dieterle ſei auf das ausgezeichnete Buch Tagebuch=
aufzeichnungen
von Ludwig II. (Verlag Rupert Quaderer
(Frenzſcher Verlag), München) verwieſen. Das Buch enthält eine große
Reche von Dokumenten, die dem Film zugrunde gelegt ſind.
Vor vierzig Jahren: Bismarcks Entlaffung. Bismarck geht!
Welch ein Ereignis für die Zeitgenoſſen! Bismarck foll nicht mehr
Lotſe des deutſchen Stautsſchiffes ſein? Eine Nachricht, an deren Wahr=
heit
man ſich erſt langſam gewöhnen mußte. Und deren Tragweite wir
erſt heute völlig überſehen können! Der 20. März war zweifellos einer
der folgenſchwverſten deutſchen Schickſalstage der letzten Jahrzehnte.
Die Woche hat es unternommen, allen, die noch perſönliche Erinne=
rungen
mit Bismarcks Zeit verbinden (und noch mehr den Jüngeren)
die Entlaſſungstage durch vorzügliches Bild= und Textmaterial in einem
Bismarck=Gedenkheft vor Augen zu führen.

[ ][  ][ ]

Seite 4

riſchende Klarheit und Offenheit des Urteils aus. Bezug=
mend
auf die, in Moskau erfolgte Anfrage der engliſchen
Regierung, ſchreibt z. B. ein Leſer der Times folgendes: Dieſe
Leute wollen an der Wahrheit der ruſſiſchen Religionsverfol=
gungen
anſcheinend nur dann glauben, wenn die Anſchuldigungen
von den Verfolgern ſelbſt ausgehen. Dieſe Leute ſollten eines
nicht vergeſſen: die gegenwärtige Proteſtbewegung gegen die
Neligionsverfolgungen in Rußland iſt nichts anderes, als eine
Art internationaler Gerichtsverhandlung, in welcher wir die
Sowjetregierung als den Angeklagten, das ruſſiſche Volk da=
gegen
als den leidenden Teil vor uns haben. Trotz dieſer un=
leugbaren
Tatſache, gibt es dennoch Leute, welche willig eine Be=
weisführung
ſeitens der Verbrecher entgegennehmen, den Zeugen=
ausſagen
der anderen Seite aber mit Anzweiflungen begegnen.
Kann ein derartiges Vorgehen in der Tat kair plap genannt
werden?
Ein zweiter Leſer der Times weiſt auf die Gefahr hin,
die durch die antiveligiöſe Politik der Sowjets der heran=
wachſenden
Jugend Rußlands drohe; er ſchreibt:
Als einer jener Reiſenden, die noch kürzlich Rußland beſucht
und der Religionsfrage unter dem Sowjetregime beſondere Be=
achtung
geſchenkt haben, möchte ich darauf hinweiſen, daß in
Sowjetrußland heutzutage außer dem Verbot von jeglichem
Religionsunterricht in den Schulen die Jugend noch ſyſtema=
tiſch
zum Atheismus erzogen wird. Zur Zeit iſt das Lehren des
Atheismus in allen Sowjetſchulen, angefangen von Kindergärten
und geendet mit Univerſitäten, obligatoriſch! Lehrer, die ſelbſt
gläubige Chriſten ſind, werden gezwungen, den Schulkindern
den Atheismus zu lehren ." Endlich ſchreibt ein dritter Leſer
der Times ein Parlamentsmitglied, folgende tief empfundene
Sätze: In England wendet ſich heute die Sympathie eines jeden
anſtändigen menſchlichen Weſens ganz gleich ob er einer be=
ſtimmten
Religion oder überhaupt keinem Glauben angehören
mag jeder Menſch fühlt aufs Barmherzigſte Rußland zu und
mit den Leiden des ruſſiſchen Volkes, fühlt mit ihm in ſeinem
unſäglich ſchweren Martyrium . . ."
All dieſe Aeußerungen zeugen in einer ſehr deutlichen Weiſe
von der Tatſache, daß trotz der zögernden Haltung der Labour=
Regierung die engliſche öffentliche Meinung in ihrer über=
wiegenden
Mehrzahl genau weiß, was zur Zeit in Rußland
vor ſich geht und genau weiß, was es will. Das engliſche Volk
vertraut ſich heute in ſeiner Haltung gegenüber den, ſeitens der
Sowjetmacht begangenen Religionsgräueln voll und ganz der
Führung der Häupter der in England ver=
breitetſten
Konfeſſionen an. Kaum hatte der Erz=
biſchof
von Canterbury ſeinen hiſtoriſchen Aufruf erlaſſen, in
allen Kirchen Englands für die Opfer der bolſchewiſtiſchen Ver=
folgungen
zu beten, ſo ſind dieſem Rufe Millionen und Aber=
millionen
willig gefolgt. Das Haupt der jüdiſchen Gemeinde
Englands, Oberrabbi J. H. Hertz ſchrieb: Was heute in Ruß=
land
unter dem ſchweren Stiefel des Sowjetregimes zerſtampft
wird, iſt der Geiſt, die Glaubensfreiheit, iſt überhaupt alles, was
an Erhabenem und Schönem in der Seele der Menſchheit lebt.
Die Welt erwartet von den führenden Staatsmännern aller
Länder, daß ſie dieſen ſchreienden Zuſtänden gegenüber nicht
mehr untätig bleiben mögen! Endlich wies der Führer der
engliſchen Katholiken, Kardinal Bourne, in einer Rede auf die
Gefahr hin, welche dieſe von Rußland ausgehende Bewegung
für die ganze Welt darſtelle. Ich weiß es nur zu gut, daß jene
Leute, die heute in Rußland dieſen brutalen Krieg gegen jeden
Glauben und jede Glaubensfreiheit führen, feſt entſchloſſen ſind,
einmal das gleiche in der ganzen Welt zu verſuchen; gelingt es
daher nicht, jetzt dieſer verderblichen Bewegung Einhalt zu ge=
bieten
, ſo werden einſt die Ergebniſſe nicht nur für Rußland,
ſondern für die geſamte Menſchheit die entfetzlichſten ſein

Freitag, den 21. März 1930
Dieſe mächtige, ſo plötzlich vor ſich gegangene Aufrüttelung
der engliſchen öffentlichen Meinung in ihrem Verhalten dem
gottloſen Moskau gegenüber, ſollte nicht unterſchätzt werden.
England hat ſich ſtets dadurch ausgezeichnet, daß ſeine öffentliche
Meinung, einmal aufgerüttelt, ſich ſpäter in ein aktives
Eingreifen der britiſchen Macht ſelbſt umzu=
ſetzen
pflegt. Gerade von England aus ſind nicht nur einmal
in der Geſchichte entſcheidende Beeinfluſſungen der öffentlichen
Weltmeinung ausgegangen. England iſt führend geweſen, als
die Welt ſich im Laufe eines Jahrhundert nacheinander für die
Befreiung der Griechen, gegen die bulgariſchen Greuel und zur
Verteidigung der von den Türken verfolgten Armenier einſetzte.
All dieſe Dinge ſchrumpfen heute, verglichen mit den Vorgängen
in Sowjetrußland, ebenſo qualitativ wie quantitativ, zu völliger
Belangloſigkeit zuſammen. Um ſo entſchloſſener und einmütiger
wird ſich die Welt eines Tages zum Schutze des vielgeprüften
ruſſiſchen Volkes aufraffen und zuſammentun müſſen. Das, was
heute in England vor ſich geht, iſt nur ein Anfang dazu.

EP. London, 20. März.

Große Ueberraſchung hat in Konferenzkreiſen die Ankün=
digung
Briands in den geſtrigen ſpäten Abendſtunden hervorge=
rufen
, daß er heute morgen nach Paris zurückzukehren beabſich=
tige
. Die Erklärung wurde kurz nach einer längeren Ausſprache
zwiſchen Briand und Macdonald abgegeben. Als Folge der
überraſchenden Abreiſe Briands räumt man in hieſigen politi=
ſchen
Kreiſen der Konferenz jetzt nur noch ſehr geringe Aus=
ſichten
für den Abſchluß eines Fünfmächteabkommens ein.
Ikaliens Weigerung.
Der Grund zur Abreiſe Briands dürfte namentlich in der
Erllärung der italieniſchen Delegation liegen, an einer Einigung
in der Abrüſtungsfrage mitzuarbeiten. Italien hält aber
nach wie vor an ſeiner Forderung nach Flotten=
gleichheit
mit Frankreich feſt. In London nimmt
man an, daß Briand nach Paris gefahren ſei, um mit ſeinem
Kabinettschef Tardieu die durch die unnachgiebige Haltung Ita=
liens
neu geſchaffene Lage zu beſprechen. Gleichzeitig dürfte ſeine
Abreiſe, die nicht zuletzt auf Grund eines Pariſer Kabinetts=
beſchluſſes
erfolgt iſt, eine deutliche Drohung an die Adreſſe Ita=
liens
ſein, die Konferenz auffliegen zu laſſen, falls Italien wei=
ter
hartnäckig an ſeiner Frankreich unangenehnemen Paritäts=
forderung
feſthält. Der dritte Grund für Briands Rückkehr nach
Paris dürfte nicht zuletzt auch in der Einbringung der Haager
Abkommen in der franzöſiſchen Kammer zu ſuchen ſein, bei deren
Beratung Tardieu Briands Anweſenheit in der Kammer anſchei=
nend
erwünſcht iſt. Es verlautet auch bereits, daß Briand zu=
ſammen
mit Tardien am Freitag vor dem Auswärtigen Aus=
ſchuß
der Kammer über den Youngplan ſprechen werden. Es iſt
alſo nicht ausgeſchloſſen, daß Briand nach der Annahme des
Youngplanes durch die franzöſiſche Kammer wieder nach Lon=
don
zurückkehren wird. Immerhin benutzt die franzöſiſche Preſſe
heute die Gelegenheit, wieder einmal Schwarz in Schwarz zu
malen. Sie erklärt, daß mit der Weigerung Ita=
liens
, Zugeſtändniſſe gegenüber Frankreich
zu machen, die Verhandlungen wieder einmal
auf dem toten Punkt ange langt ſeien.

Nummer 80

*
Krantteics Mhanzponttiche suge.

Von unſerem A=Korreſpondenten.

Paris, 20. März.
Es gelang der Regierung Tardieu bisher nicht, in der fran,
zöſiſchen Innenpolitik eine Entſpannung herbeizuführen. Dass
Budget iſt von der Kamer votiert, aber im Senat warte ſeine-
noch
einige Schwierigkeiten. Im Lande äußert ſich die Oppo=,
ſition gegen Tardieu noch mehr als in der Kammer und im Se=
nat
. Die Taktikder Regierungsgegner hat übrigens
keine Aenderung erfahren. Man attackiert die Finanz.
politik; die Finanzkommiſſion hat dazu die Lage vorbereitet
und die Schwierigkeiten der Wirtſchaft erleichtern die Agitatior,
gegen die Regierung.
Das ſtark verübelte Interview Paul Reynauds, über die
Lage der Effektenbörſe wird von den Radikalſozialiſten als eirn
Aktivpoſten verzeichnet. Der Finanzminiſter Paul Reynaud ba-
offen
ausgeſprochen, was ſowieſo jeder wußte, und was ſchorn
hundertmal geſchrieben wurde, nämlich, daß die Lage der Börſg
ſchlecht ſei und die Regierung ihr mit künſtlichem Hauſſemanö=
vern
nicht helfen könne und ſolche auch nicht unternehmen werde
Es gibt gewiſſe Kreiſe, beſonders an der Börſe, die der Mei= ſind, daß ein Finanzminiſter nur optimiſtiſch ſprechen darf
Tardieu aber, der eingeſtandenermaßen immer alles von einen
optimiſtiſchen Standpunkt betrachtet, wird gerade wegen ſeines
Optimismus angegriffen. Die franzöſiſche Finanzpolitik iſt ge=
wiß
veraltet und entbehrt an vielen Punktem der Logik und
Methoden, aber die franzöſiſche Wirtſchaft leidet an denſelbem
Uebeln. Man erwartet von der Regierung kühne Reformen im
Finanzminiſterium, Reformen, die man in dem eigenen Büro
durchzuführen zögert. Das iſt für ziemlich große Wirtſchafts=
kreiſe
charakteriſtiſch. Im Vergleich mit den übrigen Ländern
iſt die Lage in Frankreich ausgeſprochem günſtig und an dem
Schwierigkeiten, inſofern ſie nicht von der Lage der Weltwirt=
ſchaft
bedingt ſind, iſt nur zur Hälfte die Finanzpolitik ſchuld.
Paul Reynaud im Finanzminiſterium war für viele eine
Ueberraſchung und er hat auch dementſprechend viele Gegner
Seine Anweſenheit in der Rue de Rivoli beſiegelt auch die Un=
einigkeit
in der Maringruppe. Louis Marin verfügt jetzt nur
über fünfzehn unbedingt ſichere Stimmen, das iſt ſehr ungünſtig
für ihn, aber fünfzehn Stimmen können im geeigneten Augen=
blick
die Regierung umwerfen.
Man iſt vielfach der Meinung, daß die Radikalſozialiſten
ſchneller und energiſcher bei den Steuerherabſetzungem durch=
greifen
würden. Man ſoll aber nicht vergeſſen, daß die Finanz=
politik
ſich nicht von einem Tage auf den andern ändern läßt.
Die franzöſiſchen Radikalen gegen den Young=Plan.
Während der Sitzung des Exekutivkomitees der Radikalem
Partei kam auch die Ratifizierung des Youngplanes, die das
Parlament demnächſt vorzunehmen hat, zur Sprache, wobei die
wenig freundliche Haltung der Radikalen Partei gegenüber dem
neuen Plan zutage trat. Abgeordneter Bergery ließ ſich in län=
geren
Ausführungen über die Gefahr der Internationalen Zah=
lungsbank
für die Souveränität der daran beteiligten Staaten
aus und erklärte, ſowohl eine Ratifizierung wie eine Nichtrati=
fizierung
bringt Gefahr mit ſich. In parlamentariſchen Kreiſem
glaubt man aber, daß die Radikalen ſich bei der Abſtimmung
über den Youngplan der Stimmen enthalten werden.

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[ ][  ][ ]

Nummer 80

Freitag, den 21. März 1930

Seite 5

Ans der Sundeshauprftaut.
Darmſtadi, den 21. März.
* Schwerer Unfall durch giftige Gaſe.
Im Anweſen der Sauerkrautfabrik Korbus ereignete ſich
geſtern vormittag ein ſchwerer Unfall. Der Arbeiter Georg
Kaiſer, wohnhaft Pallaswieſenſtraße, ſtieg in einen etwa 15
Meter tiefen Schacht, der dazu dient, die Abwäſſer aus den
Kellern der früheren Brauerei aufzunehmen (Senbgrube), um.
wie das von Zeit zu Zeit geſchehen muß, die Senkwäſſer aus=
Fupumpen. Die Pumpe funktionierte nicht, und bei dem Ver=
uch
, dieſe in Ordnung zu bringen, wurde Kaiſer durch giftige
Baſe ohumächtig und ſtürzte hinunter. Der Betriebsleiter Kon=
ftantin
Zeuner wollte dem Verunglückten zu Hilfe eilen, wurde
aber ebenfalls ohnmächtig und ſtürzte gleichfalls in den Schacht.
Darauf wurde Polizei und Feuerwehr alarmiert. Die Feuerwehr
ſtieg mit Gasmaske in den Schacht, um die Verunglückten
Heraufzuſchaffen. Hierbei wurden auch 2 Feuerwehrleute, trotz
wasmaske, ohnmächtig, ebenſo Branddirektor Wimter, und
mnußten ins Krankenhaus geſchafft werden. Sämtliche Ver=
ninglückten
befinden ſich auf dem Wege der Beſſerung.

L.U. Von der Landesuniverſität Gießen: Auf den neu zu errichten=
den
Lehrſtuhl für Orthopädie wurde der Oberarzt an der orthopädiſchen
Klinik in München Profeſſor Dr. Peter Pitzen berufen. Er wird
dem Rufe zum 1. April Folge leiſten.
Hohes Alter. Frau Geh. Oberbaurat Schlegel Witwe, Hoff=
mnannſtraße
2, vollendet am Dienstag, 25. März, das 88. Lebensjahr bei
woller Rüſtigkeit und Geſundheit.
Treue Mieterin. Im Hauſe Barkhausſtraße 63, 2. Stock, wohnt
Frau Marie Hamel, Witwe des Zollſekretärs Hamel, am 24. März
25 Jahre zur Miete. Sicherlich ein Beweis guten Einvernehmens zwi=
iſchen
Hauseigentümer und Mieterin.
Die Städtiſche Gewerbeſchule gibt bekannt, daß die im laufenden
Winterhalbjahr angefertigten Schülerarbeiten aus den Fachklaſſen
für Dekorationsmaler im Schulgebäude Landgraf=Philipp=
Anlage 6 ausgeſtellt ſind. Die Vertreter des Handwerks und alle
Freunde der Schule ſind zum Beſuche der Ausſtellung, die für jeder=
mann
frei und koſtenlos iſt, freundlichſt eingeladen. Die Ausſtellung iſt
geöffnet am Samstag, den 22., und Sonntag, den 23. März, von 10 bis
17 Uhr. Durch dieſe Ausſtellung möchte die Schule der Oeffentlichkeit
dartun, wie ſie die Aufgabe, dem Malerhandwerk einen tüchtigen Nach=
wuchs
heranzubilden, zu löſen ſuchte. Die Ausbildung der jungen Leute
erfolgte in drei Klaſſen. In der unteren Stufe erhielten die
Schüler Unterweiſungen in den grundlegenden Aufgaben des praktiſchen
Malens, wie Srrichziehen, Schablonieren, einfache Schriftanordnung
und Flächeneinteilung, ſowie Flächenbelebung in allen Techniken. In
den oberen Stufen kam mehr die neuere Richtung zum Ausdruck,
wie ſie die moderne Raumgeſtaltung erfordert. Die praktiſche Ausbil=
dung
der Schüler wurde ergänzt durch Unterricht in Deutſch, Staats=
bürgerkunde
, Rechnen, Buchführung, Geometrie, Naturlehre, Veran=
ſchlagen
und Berufskunde. Für dieſe wurden die dem einheimiſchen
Weißbindergewerbe angepaßten Richtlinien des Reichsbundes für das
deutſche Maler= und Lackiererhandwerk zu Grunde gelegt.
Die Südpolarexpedition des Kapitäns Scott, Schauſpiel in
drei Teilen von Reinhard Goering, wurde von der Generalintendanz
des Heſſiſchen Landestheaters zur Aufführung erworben und wird als
nächſte Schauſpielpremiere des Großen Hauſes in Szene gehen.
Orpheum. Zum Gaſtſpiel am 24. und 25. März der Gruppe
junger Schauſpieler Berlin mit dem Schauſpiel Cyan=
kali
von Friedr. Wolf beginnt der Kartenverkauf heute im Verkehrs=
büro
und bei Hugo de Waal, Rheinſtr. 14. Preiſe der Plätze 1,25 bis
4. Mk. Vergünſtigungen ſind aufgehoben.
Verein ehem. Landwirtſchaftsſchüler. Am kommenden Samstag,
den 22. d. M., findet im Saale des Reſtaurants Rummelbräu die dies=
jährige
Winterveranſtaltung des Vereins ehem. Landwirtſchaftsſchüler
Darmſtadt gemeinſam mit der Schlußfeier der abgehenden Schüler ſtatt.
Bei dieſer Gelegenheit wird der Film Ausſtellung der Deutſchen Land.
wirtſchaftsgeſellſchaft 1929 in München vorgeführt.
Gartenbauverein Darmſtadt e. V. Die letzte Monatsver=
ſammlung
wurde auf einſtimmigen Beſchluß der anweſenden Mit=
glieder
zu einer Hauptverſammlung erklärt, da zwei wichtige
Gegenſtände, die Rechnungsablage und die Beratung des neuen Vor=
anſchlags
, auf der Tagesordnung ſtanden. Hierüber referierte eingehend
der Vereinsrechner, Herr Dieter, der es verſtand, dem an ſich etwas
nüchternen Gebiet der Rechnungsführung intereſſante Seiten abzuge=
winnen
. Das über die Kaſſenverhältniſſe des Vorjahres aufgerollre
Bild geſtaltete ſich im allgemeinen recht günſtig und ergab noch einen
anſehnlichen Einnahme=Ueberſchuß trotz erhöhter Ausgaben für koſt=
ſpielige
Neuanſchaffungen (Epidiaſkop uſw.), ſowie für Reparaturen und
geſteigerten Waſſerverbrauch in den Kleingärten. Der genehmigte neue
Voranſchlag bewegt ſich hinſichtlich der Ausgabe= und Einnahmepoſten
in engeren Grenzen, weil ein größerer Pachtgartenkomplex für Bau=
zwecke
zurückgegeben werden mußte. Dem Rechner wurde unter Wor=
ten
dankbarer Anerkennung für die ordnungsmäßige und mühevolle
Nechnungsführung die beantragte Entlaſtung zuteil. Im weiteren Ver=
lauf
des Vereinsabends ſetzte Herr Grimm an Hand vorzüglicher,
meiſt farbiger Aufnahmen eine zweite Führung durch die Große Ruhr=
ländiſche
Gartenbauausſtellung in Eſſen ins Werk, die ſo eindrucksvoll
und anſchaulich war, daß die zahlreiche Zuhörerſchaft ſicher ein gutes
Bild von dieſem gigantiſchen Unternehmen auf dem Gebiet der Garten=
kunſt
inmitten des Rheiniſch=Weſtfäliſchen Induſtriebezirks bekam und
die andererſeits ein Zeugnis gab. mit welchem Fleiß und Geſchick der
Neferent ſeine Aufgabe löſte. Nach dem Vortrag gab es eine reich=
haltige
Freiverloſung. Die nächſte Monatsverſammlung findet am
10. April ſtatt. Vorausſichtlich werden hochintereſſante Mikroprojek=
tionen
aus der Kleinlebewelt den Hauptgegenſtand bilden.
Kohlenſparverein Darmſtadt. Die Generalverſammlung
erfreute ſich eines außerordentlich ſtarken Beſuchs. Der Verein hat ſeit
ſeinem ſechsjührigen Beſtehen einen mächtigen Aufſchwung genommen.
Ueber 2500 Mitglieder umfaßt heute der Verein, und fortwährend kom=
men
neue Anmeldungen hinzu. Der jedermann zugängige Verein
bezweckt die Belieferung ſeiner Mitglieder mit Brennmaterialien aller
Art aus nur erſtklaſſigen direkten Bezugsquellen, und zwar unter ſtän=
diger
Gewichtskontrolle und unter Zahlungserleichterungen, die unſerer
derzeitigen wirtſchaftlichen Notlage in weiteſtem Umfange angepaßt
ſind. Alle Gewinnüberſchüſſe kommen unverkürzt den Mitgliedern zu=
gute
, an welche als Ueberſchuß aus dem verfloſſenen Geſchäftsjahr wie=
der
eine beträchtliche Summe zur Verteilung gelangt, die diejenige des
Vorjahrs überſteigt, und wodurch ſich die Bezüge ſelbſtverſtändlich er=
heblich
verbilligen. Erſter Punkt der Tagesordnung war ein Referat
eines Vorſtandsmitgliedes über das Thema: Die Frau als Wirtſchaf=
terin
. Reicher Beifall lohnte die vorzüglichen Ausführungen des
Redners. Daran ſchloß ſich die Bekanntgabe des Geſchäftsberichts und
die Beſprechung verſchiedener anderer Punkte in freier Ausſprache an,
wobei die erſprießliche Tätigkeit des Vereinsvorſtandes, und beſonders
die des erſten Vorſitzenden und jene des überaus rührigen und gewand=
ten
Geſchäftsführers allgemeine Anerkennung fand, die auch hinſichtlich
der Buch= und Kaſſenführung ſeitens eines beeidigten Bücherreviſors

lebhaft unterſtrichen wurde.

Das Kind auf der Straße.
Von Rektor Walter Hauer, Berlin, Vorſitzender der Schulverkehrswacht.

Vom Spiel in den Tod! Dieſe furchtbare Ueberſchrift lieſt man
ſehr häufig über dem Bericht eines Verkehrsunfalls. Die ganz kleinen
Geiſter, die kaum tippeln können, laufen am liebſten dorthin, wo die
Gefahr für ſie am größten iſt. Daher finden wir ſie ſehr oft mitten
auf dem Straßendamm. Wer kleine Kinder zu betreuen hat, kann des=
halb
nicht ſcharf genug aufpaſſen, daß ſie nicht blindlings in ihr Ver=
derben
hineinrennen. Wer ſolchen kleinen Geiſt an der Hand hält,
der muß ihn in belebten Straßen recht feſthalten, damit er ſich nicht
plötzlich losreißt und auf die Fahrbahn eilt. So manches Spielzeug
aber verleitet geradezu die Kinder auf die Straße zu gehen. Der böſe
Roller iſt wohl am wenigſten für ſandige Plätze geeignet. Er zieht mit
unwiderſtehlicher Gewalt die Kleinen auf die Straße. Deshalb ſollten
einſichtige Eltern ihren Kinder niemals ſolch ein Spielzeug kaufen.
Vom Spiel in den Tod! Das iſt gar kein Wunder; denn beim
Spielen achten die Kinder nur auf das Spiel und nicht auf die Dinge
in ihrer Umgebung. Kein Fahrzeugführer kann dafür, wenn ihm plötz=
lich
beim Spielen ein Kind vor die Räder rennt und verunglückt. Iſt
bei den ganz Kleinen die Unwiſſenheit ſchuld, daß ſie ſorglos auf der
Fahrbahn weilen, ſo kommt bei größeren Kindern ſchon oft der Ueber=
mut
, die Waghalſigkeit und der Leichtſinn in Betracht. Sie denken
nicht daran, einem nahenden Fahrzeug rechtzeitig Platz zu machen, und
betrachten es als ein Kunſtſtück, ihm erſt im letzten Augenblick auszu=
weichen
; vielleicht erſt, wenn es ſchon zu ſpät iſt.
Das plötzliche Hinausſtürmen aus den Torwegen auf die Straße
hat ſchon häufig übel geendet. Ueberhaupt das plötzliche Hervorkommen
hinter Gegenſtänden, die dem Fahrer die Ausſicht auf die Fahrbahn
erſperren, wie Häuſer, Zäune, Bäume, Sträucher, Hecken und An=
ſchlagſäulen
, hat manches Kind zum Krüppel gemacht oder es ſeinen
Lieben für immer entriſſen. Hierhin gehört auch das zwiſchen den
Fahrzeugen Hindurchlaufen. Alles, was den freien Blick auf die Straße
beengt, muß uns zur doppelten Vorſicht mahnen. Das können wir den
Kindern nicht ſcharf genug einprägen.
Das richtige Verhalten auf der Straße iſt natürlich die Grundlage
für ein unfallſicheres Verhalten. Eltern und Erzieher haben daher die
Pflicht, die Jugend entſprechend zu belehren. Das ABC wird überall

lauten: Rechts gehen, rechts ausweichen, links überholen! Vor dem
Verlaſſen des Gehſteiges halte Umſchau, ob die Straße zum Ueberſchrei=
ten
frei iſt! Auf der Fahrbahn ſchau zuerſt nach links, von der Mitte
ab nach rechts! (In Oeſterreich und in der Tſchechoflowakei umgekehrt.)
Achte auf die Zeichen der Beamten und auch der Fahrer!
Wenn die Kinder das wiſſen und beachten, dann werden ſie im Straßen=
verkehr
nicht ſo leicht verunglücken. Hinzu muß die Warnung vor
dem Spielen auf der Straße und vor allem vor dem leichtſinnigen
Treiben kommen. Lauft nicht dicht vor, nicht dicht hinter oder zwi=
ſchen
Wagen über den Fahrdamm! Dieſe Mahnung iſt ſehr wichtig,
zumal den Kindern das richtige Schätzungsvermögen für Entfernungen
noch fehlt. Kein Fahrzeug kann auf einen Ruck ſtillſtehen. Das ſollte
den Kindern immer wieder mitgeteilt werden, damit ſie die Unſitte
laſſen, dicht vor fahrenden Wagen noch über den Damm zu eilen.
Allerlei Unfug hat den Kindern auf der Straße auch ſchon ſehr oft
übel mitgeſpielt. Wenn ein Knabe beiſpielsweiſe im Scherz verſucht,
ein Automobil aufzuhalten, um im letzten Augenblick erſt zur Seite zu
ſpringen, ſo iſt das ein Spiel mit dem Leben. Nicht viel beſſer iſt es
mit dem Anhängen an Fahrzeuge. Läßt ſo ein Lausbub los, ſo wird
er entweder von einem hinterherfahrenden Wagen erfaßt oder er kommt
unter die Räder eines entgegengeſetzt fahrenden Fahrzeugs, wenn er
hinter dem Wagen hervorkommt, mit welchem er ein Stückchen mitge=
fahren
war. Die ſchlimmſte Unſitte iſt das Werfen nach den Fahrzeu=
gen
. Oftmals ſind ſich die Kinder der Folgen gar nicht bewußt, die
ſolches Verhalten auf der Straße haben kann. Warnungen und wieder
Warnungen müſſen hier helfen, und wenn ſie nichts erreichen, dann
heißt es eben: Wer nicht hören will, muß fühlen! Auch die Ver=
kehrszeichen
, die die Behörden mit großer Mühe und mit großen Koſten
an den Wegen aufſtellen, bilden leider häufig die Zielſcheiben für die
Wurfübungen der Jungen. Alle dieſe ſcheinbaren kleinen Schandtaten
müſſen verſchwinden im Intereſſe der Sicherheit des Verkehrs. Helft
Unfälle verhüten! Dieſe Mahnung gilt für klein und groß. Für die
Eltern und Erzieher aber bedeutet ſie noch, daß ſie die Kinder zum
rechten Verhalten auf der Straße anhalten und ſie über die Mittel zur
Unfallverhütung im Verkehrsleben aufklären.

Unkerſtühung von Volksbüchereien
zum Tag des Buches.
Eine Unterſtützung von 30 000 Bänden (Volks= und Jugendſchriften)
ſtellt die Geſellſchaft für Volksbildung (Berlin NW. 40.
Lüneburger Straße 21) aus der von ihr verwalteten Rickert= Stif=
tung
unbemittelten Volksbüchereien, die Mitglied der Geſell=
ſchaft
ſind, zum Tag des Buches in dankenswerter Weiſe unentgeltlich
zur Verfügung. Von den gebundenen Büchern iſt in der Regel der
Einband zu entſchädigen, einige Bücher werden auch unentgeltlich ab=
gegeben
. Die Stiftung beſteht ſeit 1903 und hat bis Ende vorigen
Jahres 9523 Büchereien mit 205 166 Büchern unterſtützt. Im letzten
Geſchäftsjahr allein wurden Bücher im Werte von 72 204,25 Mark an
919 Büchereien abgegeben. Die Bücher können von den Antragſtellern
nach einem beſonderen Verzeichnis ſelbſt ausgewählt werden, das die
oben genannte Geſellſchaft koſtenlos abgibt.

Die Ausſtellung des Volksbundes Deutſche Kriegsgräberfür=
ſorge
in der Kunſthalle am Rheintor wird am Sonntag abend (23. ds.
Ms.) endgültig geſchloſſen. Sie iſt täglich von 106 Uhr durchgehend
geöffnet. Um 11 und 3½ Uhr finden Führungen ſtatt. Der Beſuch hat
gegenüber der Vorwoche erfreulicherweiſe zugenommen, wenn er auch
den Erwartungen bei weitem nicht entſpricht. Sollte man doch anneh=
men
, daß jeder, der einen Angehörigen betrauert, ſich dafür intereſſiert,
wie die Ruheſtätten der Gebliebenen heute ausſehen. Am Volkstrauer=
tag
war die Ausſtellung des Volksbundes gut beſucht; zu Ehren der
Toten brannten bis zum Abend beiderſeits des Eingangs Flammen=
becken
. Die monumentalen Plakate der weißen ragenden Kreuze, die in
der Vorhalle aufgeſtellt ſind, werden jeden Abend durch von der Heag
zur Verfügung geſtellte Scheinwerferlampen angeſtrahlt und werben alle
Vorüberkommenden zum Beſuch.
Volksbühne. Zu den Montag, den 25., und Dienstag, den 26.
März, im Orpheum ſtattfindenden Aufführungen von Cyankali von
Friedrich Wolff, geſpielt von der Truppe junger Schauſpieler Berlin,
erhalten die Mitglieder der Volksbühne gegen Vorzeigen der Mitglieds=
karte
Preisvergünſtigungen an der Kaſſe des Orpheums. Der Beſuch der
Aufführung wird angelegentlichſt empfohlen. Die Mitglieder der
Konzertgemeinde beſuchen als 6. Konzert, das Montag, den 24. d. M.,
im Großen Haus ſtattfindende 2. Volkskonzert.
Aus der Märchenwelt. Am kommenden Sonntag, 23. März,
vormittags 11.30 Uhr und 3 Uhr nachmittags, veranſtaltet der Vor=
tragsmeiſter
und Märchenerzähler P. Nowakowſky von der Geſell=
ſchaft
für Volksbildung in Berlin eine Märchenſtunde im Kleinen
Haus, bei der die beliebteſten deutſchen Märchen unter Benutzung von
vielen Lichtbildern geboten werden. Ganz billige Preiſe von 30 Pfg.
bis 1,50 Mk. Man ſichere ſich gute Plätze im Vorverkauf an der Theater=
kaſſe
des Kleinen Hauſes. (Siehe heutige Anzeige.)
Der Verein ehemal. Hefſiſcher Leibbragoner hat am Montag=
nachmittag
in Meſſel einen ſeiner älteſten, treueſten Kameraden, Ludwig
Hohnſtein, unter Standarten=Begleitung zu Grabe geleitet. Noch
am 30. Juni war es ſeine große Freude, als er an der Gedenkſtein= Ein=
weihung
in ſeiner alten Garniſonſtadt Butzbach teilnehmen konnte, wo
er drei Jahre zur größten Zufriedenheit ſeiner Vorgeſetzten und Kame= 21. März
raden ſeiner aktiven Dienſtpflicht genügte, und ihm dieſe Zeit in an=
genehmer
Erinnerung geblieben war.
Sektion Darmſtadt des Deutſchen und Oeſterreichiſchen Alpen=
vereins
. Mitglieder und Freunde der Sektion ſeien nochmals auf den
Vortrag des Herrn Studienrats Dr. Vetter über das Deutſch=
tum
in Siebenbürgen aufmerkſam gemacht, der heute abend 8.15 Uhr
in der Aula des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums ſtattfindet.
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875. Am Samstag, den 22. März,
findet die erſte Monatsverſammlung des Vereins ſtatt. Wir bitten alle
Mitglieder, ſich recht zahlreich am kommenden Samstag im Turnhaus
einzufinden. Die beiden neuem Redewarte werden verſuchen, den Abend
ſehr intereſſant zu geſtalten, und iſt es deshalb Pflicht eines jeden Tur=
ners
, zu erſcheinen.
Bildnerei der Geiſteskranken Ein Vortrag. Aus Anlaß
der Ausſtellung im Kupferſtichkabinett des Landesmuſeums hat der
bekannte Pſychiater Prof. Dr. Hans W. Gruhle von der Uni=
verſität
Heidelberg neben Prinzhorn wohl der beſte Kenner und
Forſcher auf dem Gebiet der Irrenkunſt ſich bereit erklärt, einen
Lichtbildervortrag, zu halten. Wer die Ausſtellung bereits
geſehen hat, weiß, daß ihr Inhalt dem Unvorbereiteten ſich nicht ohne
weiteres erſchließt und zu einer ganzen Reihe überraſchender Fragen
und Bedenken, unter anderem über die Spontaneität des künſtleriſchen
Geſtaltens, über die letzten pſychologiſchen und metaphyſiſchen Grund=
lagen
der Kunſt, über mögliche Zuſammenhänge der Irrenkunſt mit der
Kunſt der Primitiven, der Kinderkunſt, der Ornamentik, dem Expreſſio=
nismus
uſw., in beunruhigender Weiſe anregt. Abgeſehen von einer
Darſtellung des Tatſachenmaterials wird Profeſſor Dr. Gruhle auf alle
dieſe Fragen grundſätzlich eingehen. Der Vortrag findet am Mitt=
woch
, den 26. März, abends pünktlich 8 Uhr, im Vortragsſaal
des Landesmuſeums ſtatt und iſt koſtenlos.

Mozart=Verein. Stimmen der Völker in Liedern
heißt der Titel des vielverſprechenden Programms das der Mozart=
Verein unter Rehbocks Leitung am 8. April im Städtiſchen Saalbau
bietet. Der Chor ſingt norwegiſche, ſchwediſche, fmniſche, ruſſiſche,
tſchechiſche und deutſche Volkslieder und zeigt in reizvoller Gegenüber=
ſtellung
, wie ſich gleiche Gefühle und Gedanken in der Liedform der
Völker verſchieden geſtalten. In dieſen Rahmen fügen ſich ein die Dar=
bitungen
der beiden Soliſten Hans Grahl und Anny v. Stoſch.
Die gefeierte Sängerin, die im Konzertſaal gleiche Erfolge errang wie
auf der Bühne, wird ſchwediſche Lieder ſingen, unſer Heldentenor wird
durch ruſſiſche Lieder erfreuen. Den Schluß des Programms bildet ein
Reigen ſelten gehörter Duette. Die Begleitung der Soliſten hat Kapell=
meiſter
Rehbock übernommen. Der Vorverkauf hat bereits begonnen,
für Mitglieder bei O. Titze, für Nichtmitglieder bei Konzert=Arnold,
Eliſabethenſtraße, Chriſtian Arnold am Weißen Turm, und Heß, Muſi=
kalienhandlung
, Eliſabethenſtraße 34.
Zweites Volkskonzert des Landestheater=Orcheſters. Zwei So=
liſten
bringen im zweiten Volkskonzert, das am Montag, den 24. März,
unter Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm im Großen
Haus ſtattfindet, Konzerte von Mozart zu Gehör. Dr. Heinrich
Simon aus Frankfurt ſpielt das bekannte Klavierkonzert in D=Moll
und Max Zimolong, der erſte Horniſt des Landestheater=Orcheſters,
eines der Waldhornkonzerte mit Orcheſter. Beethovens zweite
Leonoren=Ouvertüre, ſeltener als die große dritte geſpielt, leitet den
Abend ein, und Beethovens erſte Sinfonie, die noch ganz Mozarts Geiſt
atmet, beſchließt die Vortragsfolge.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Karl Auguſt Neumann,
1. Baritoniſt der Leipziger Oper, hervorgegangen aus der Geſangs=
ſchule
des Herrn Profeſſor Beines, erhielt anläßlich der Urauffüh=
rung
von Kreneks Leben des Oreſt folgende Kritiken: Leipziger
N. Nachrichten Im Mittelpunkt der ſchauſpieleriſch hervorragende,
geſanglich in jeder Note erfühlte, tiefſte menſchliche Anteilnahme er=
weckende
Oreſt Karl Auguſt Neumanns. D. A. Z., Berlin: Die
ſchwere Partie des Oreſt ſang der eminent begabte, ſtimmlich wie dar=
ſtelleriſch
ausgezeichnete K. A. Neumann. Mit dieſer Rolle kann er
gaſtieren gehen. Allgemeine Muſikzeitung, Berlin: Ich preiſe an
erſter Stelle den als Darſteller wie als Sänger unvergleichlichen Oreſt
des jugendfriſchen, ſympathiſchen K. A. Neumann, einen der begabteſten
Baritoniſten, die auf deutſchem Theater ſtehen. Hamburger Korr.:
Einzig der Oreſt K. A. Neumanns ſteigerte ſich zu ergreifender Höhe.
Dieſen jungen Sänger, von außerordentlicher Intelligenz und weicher
modulationsfähiger Stimme, wird man ſich merken. Jean Stern,
Helden= und Charakterbariton des Frankfurter Opernhauſes (aus der
Schule von Profeſſor Beines hervorgegangen), hat in Berliner Gaſt=
pielen
als Holländer, Scarpic und Sebaſtiano großen Erfolg gehabt
und wurde daraufhin für die nächſte Spielzeit an die Staatsoper ver=
pflichtet
.

Großes Haus Kleines Haus Freitag, 20,0022.15 Uhr
Im weißen Röß!!
D 17. T Gr. 7u. 8
Preiſe 110 Mk. 2022 Uhr
3. Kammermuſikabend des
Drumm=Quartetts
Preiſe 1, 2, 3 Mark Samstag,
22. März 19.3022.30 Uhr
Die Affäre Dreyfus
H 10 (Bühnenvolksbund
Preiſe 1.0010.00 Mk. 2022 Uhr
Der Poſtillon v. Lonjumeau
E 19* TGr. 4 u. 5
*für E. Miet d. keine Zuſatz=
Miete haben. Sonntag,
23. März 1417 Uhr
Heſſenlandmiete II 8, III 9
P4Darmſt. Volksb. Gr. 1-8
Preiſe 1.0010.00 Mr.
2022.30 Uhr
C 17
Schwanda
Preiſe 1.2012.00 Mk. 2022 15 Uhr
Die Affäre Dreyfus K XII 12 Bühn.=Volksbund
Der Kaiſer von Amerika
Preiſe 1.507.50 Mk.
11.3013 Uhr
1516.30 Uhr
Heitere Märchenſtunde
Preiſe 0.301.50 Montag,
24. März 20 Uhr
2. Volkskonzert
Preiſe 0.753.00 Mk. Keine Vorſtellung Dienstag,
25. März 19.3022 Uhr
Schwanda
L 20. T, Gruppe 16
Preiſe 1.2012 Mr. Keine Vorſtellung Mittwoch,
26. März 19.3022.30 Uhr
Don Giovanni
B 17. T. Gr. 7 u. 8
Preiſe 1.0010.00 Mk. Keine Vorſtellung.

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Seite 6

Freitag, den 21. März 1330

Nummer 80

Ludwig-=Thoma=Abend.
Gaſtſpiel der Ganghofer=Thoma=Bühne im Orpheum.
Das Enſemble der Ganghofer=Thoma=Bühne hat ſich nach
den erfolgreichen Aufführungen von Angermeyers Flieg roter
Adler nunmehr vom Tragiſchen zum Humoriſtiſchen gewandt
und erzielt auch auf dieſem Gebiet allerbeſte Erfolge. Mit ge=
ringer
Einſchränkung allerdings: In 1. Klaſſe hapert es bei
den beiden hochdeutſchen Rollen, namentlich bei dem ſchnoddrigen
Neuruppiner Kaufmann, der bei Thoma das von den Bayern
ſo heiß geliebte Preußentum verkörpert. Dieſe Künſtler ſind in
ihrem Spiel und beſonders in ihrem durch keinerlei Gekünſtel=
tes
verdorbenen Dialekt ſo urwüchſig und bodenſtändig, daß
ihnen das Hochdeutſch fremd und ungewohnt iſt.
Die biderbe Bauernſchlauheit aber, das kernhafte Bayern=
tum
, wie es ſich in den prachtvollen Geſtalten Ludwig Thomas
verkörpert, das, geben die Künſtler des Enſembles in ganz aus=
gezeichneten
Typen wieder. Da ſind ſie unübertrefflich im Ernſt
wie im luſtigen Bauernſchwank.
Und ſo köſtlich friſch ſind die Einakter Thomas, als ſeien
ſie heute geſchrieben. Klaſſiſch in ihrer Art, weil ſie ſo wunder=
voll
wahr geſehene Menſchen zeichnen. Die Brautſchau zu=
nächſt
, in der der Bauer und ſeine Frau jeder auf ſeine Art dem
Aelteſten die Braut verſchaffen wollen und ſchließlich beide
hereinfallen, da der Simon ſich ſeine eigene ausſuchte. Pracht=
voll
in dieſem Schwank die beiden feindlichen Brüder, die
Schmuſer (Heiratsvermittler) von Franz Fröhlich und
Bertl Schultes gegeben. Ebenſo aber auch der Sedlbauer,
Maxl Schultes, und die Roſina, ſein Weib, von Maria
Schwaighofer.
Und 1. Klaſſe dann, Thomas luſtige Simpliziſſimus=
geſchichte
von dem klaſſiſchen bayeriſchen Landtagsabgeordneten
Filſer, den Bertl Schultes ganz prachtvoll verkörpert und
dem in Fvanz Fröhlichs Sylveſter Glottmair ein ebenſo
köſtlicher Spez’l erſteht. Ueberwältigend komiſch ſind die beiden
und reißen mit ihrer Laune auch den ſauertöpfiſchſten Griesgram
mit. Ludwig Schleich, der Schaffner, Konrad Späth, der
Zugführer, ergänzen den Reigen der feingezeichneten Bayern=
Typen. Dieſe Thoma=Abende ſollte ſich niemand entgehen
**
laſſen.
Elkernabend der Hauswirkſchaftlichen Berufsſchule.
In der Hauswirtſchaftlichen Berufsſchule beſteht ein äußerſt harmo=
niſches
Verhältnis zwiſchen Elternſchaft, Lehrkörper und den Schülerinnen,
das beſonders durch Herrn Rektor Schäfer und das Lehrerkollegium dieſem Jahre Geſetzeskraft erhält. Der Rechtsſchutz des Gaues
gepflegt wird. Durch Elternabende, Ausflüge und Aufführungen wird
dieſes gute Einvernehmen noch vertieft. So nimmt es ken Wunder, daß
ſämtliche Veranſtaltungen der Schule ſtark und gerne beſucht werden.
Auch der letzte Elternabend im Saalbau wies eine ſo große Beſucher=
zahl
auf, daß Saal und Galerien dicht beſetzt waren. Der Abend, der
in der Hauptſache von Laiendarſtellern beſtutten wurde, ſtand im Zei=
chen
des innigen Familienlebens und war in der Hauptſache der Mutter
gewidmet.
Das mit viel Liebe zuſammengeſtellte Programm beſtand aus zwei
Teilen, deſſen erſter

Mutterſtolz und Mutterliebe
betitelt war. Das Programm verſchweigt die Namen der Darſteller.
Wenn trotzdem einige Mitwirkende namentlich angeführt werden, ſo
ſollen damit die Leiſtungen der übrigen in der Anerkennung nicht ge=
ſchmälert
ſein, der Darſteller waren aber ſo viele und gute, daß ſie lei=
der
nicht alle genannt werden können. Ein ſehr ſchöner, ja, ergreifender
Chor Schön ſt die Jugend leitete den Abend ein. Die Chöre hatte
Herr Rektor Schäfer einſtudiert, der ſie auch perſönlich dirigierte.
Anweſenden und gab ſeiner Freude Ausdruck, daß der Beſuch ſo zahl=
reich
ſei, ein Zeichen, welche Harmonie mit der Schule beſtehe. Die
Schule ſei beſtrebt, neben chrer pflichtmäßigen Ausbildung der Schüle=
rinnen
das Gemüt der ihr anvertrauten Zöglinge in edler Weiſe zu be=
einfluſſen
. Nach dem eindrucksvollen, von Frl. K. Baas gehaltenen
Vortrag Eine römiſche Mutter, der die Geſchichte der Cornelia be=
handelte
, trugen Frl. Schönau und Metzler Mutter und Sohn
aus Hermann und Dorothea mit ſehr innigem Ausdruck vor. Der
Chor St lles, trautes Heimattal leitete zu einem hübſchen Gedicht Es
war ein Knecht über, das von einer Schülerin der Oe vorgetragen
wurde. Dann ſang mit gut ausgebildeter, ſchöner Stimme eine Lehre=
rin
der Anſtalt, Frl. Müller, Das Erkennen von Löwe.

Kindesdank und Kindesliebe
ſymboliſierte der zweite Teil in dem hübſchen und von den jungen Dar=
ſtellerinnen
mit der ganzen Begeiſterung und Innerlichkeit der Jugend
geſpielten Laienſpiel i 5 Bildern Mutterſchutz nach der Erzäh=
lung
von H. Villinger. Es wirkten u. a. als Mutter Frl. M. Vogel,
als Vater Frl. E. Röder und als älteſte Tochter Frl. L. Burger
mit. Die Mutterehrung beſchloß den Abend. Chöre und eine
luſtige und gern gehörte Kinderſymphonie wurden zu Ehren der Mutter
dargebracht. Entzückende Tänze junger, tanzfroher Schülerinnen im
vielen Figuren und in farbenfrohen Frühlingsgewändern, einſtudiert
von Frl. Müller und Frl. Hörr, und Einzeltänze wurden vorge=
führt
, Frl. E. Pfnorr zeigte in einem Girlkoſtüm feſche Solotänze,
ganz reizende und graziöſe Solotänze führte das junge, anmutige Frl.
R. Eichner in lieblichem Biedermeierkoſtüm vor. Schließlich wurde
zu Ehren der Mutter ein gemeinſames Lied Ein getreues Herz ge=
ſungen
.
Die Regie des ſo wohlgelungenen Abends hatte Herr Lehrer Kun=
kel
, der die große Vorarbeit nicht geſcheut hatte und dem es in der
Hauptſache zu verdanken iſt, daß die Veranſtaltung ſo ſtarke Begeiſte=
rung
auslöſte und ſo lebhaften Belfall fand. Herr Kunkel hatte am
Abend auch zu ben Tänzen am Klavier die Begleitung übernommen.
Alle Beſucher, insbeſondere aber die Eltern, waren hochbefriedigt über
den Verlauf des Elternabends.


des Heſſiſchen Landestheaters de dritte Kammermuſik=Abend des
Drumm=Quartetts ſtatt. Unter Mitwirkung des Herrn Guſtav Beck
ſpielen die Heuren Drumm und Andrege die Klaviertrios von Beethoven
Opus 97, Dumry=Trio Dvorak und Brahms C=Moll. Die Trios von
Beethoven und Brahms ſind ſo bekannt, daß es ſich erübrigt, ihnen eine
beſondere Empfehlung zu geben. Sektener erſcheint Dvoraks Dumky=
Trio auf den Konzertprogrammen. Es iſt ein überaus poeſievolles
Werk frei von jeder Problematik, aus muſizierfreudigem Herzen ge=
ſchrieben
. Man darf erwarten, daß dieſem ſchönen und muſikaliſch wert=
vollen
Programm beſonderes Intereſſe entgegengebracht wird.
Bezirksverein Beſſungen. Am Samstag, dem 22. März, hält
Herr Studienaſſeſſor Dr. Hanns Kraft in der Beſſunger Turnhalle einen
hochintereſſanten Vortrag über Namen der Gemarkung Beſſungen
(Flur=, Platz= und Schneiſennamen). Wir laden nochmals die Mitglieder
ſowe die geſamte Bebölkerung Beſſungens hierzu ein. Zahlreicher
Beſuch darf im Hinblick auf die allgemeine Bedeutung dieſes Vortrags,
der Hochintereſſantes aus Beſſungens Vergangenheit bieten wird, er=
wartet
werden. Der Eintritt iſt frei. Beginn 8 Uhr abends, (Vergl.
Anzeige vom 16. in dieſer Zeitung.)

Perband Deutſcher Oiplom=Kaufleute e. V.
Falſche und richlige Verkeilung der Gemeinkoſten. Die Bedeukung des Schlüſſelungproblems.

Im Rahmen der Veranſtaltungen des Verbandes Deutſcher Diplom=
Kaufleute e. V., Arbeitsgemeinſchaft Darmſtadt, ſprach Herr Privat=
dozent
Dr. Henzel von der Univerſität Frankfurt vor zahlreich er=
ſchienenen
Zuhörern im großen Saale des Hotels Zur Traube über
das Thema: Falſche und richtige Verteilung der Ge=
meinkoſten‟
. Der Redner verſtand es, ſeine Zuhörer in einſtündi=
ger
Nede für das nicht ganz einfach liegende Schlüſſelungsproblem zu
intereſſieren. Die von dem Vortragenden benutzten Zeichnungen er=
leichterten
es weſentlich, den Ausführungen zu folgen. Herr Dr. Henzel
ſtellte ſich in der Hauptſache die Aufgabe, die Verteilung der Gemein=
koſten
oder Generalunkoſten, we man noch vor kurzem ſagte, auf den
letzten Koſtenträger darzuſtellen. Nur nebenher wurde auch die Ver=
teilung
auf die Koſtenſtellen herangezogen. In erſter Linie richteten ſich
die Darlegungen des Redners gegen die Benutzung einer einzigen Zu=
ſchlagsgrundlage
, welche gegen das Prinzip der innerbetrieblichen Funk=
tionsteilung
verſtößt. De Hauptfunktionen des Betriebes wurden als
Beſchaffungs=, Lagerungs=, Fertigungs=, Transport=, Verwaltungs= und
Abſatzfunktion angedeutet, wobei aber mit vollem Recht darauf hinge=
wieſen
wurde, daß die einzelne Hauptfunktion wiederum in Teilfunk=
tionen
zerlegt werden kann, bzw. bei richtiger Kalkulatzon ſogar muß.
Die Funktionsteilung wurde durch den Vortragenden der Sorten=
teilung
gegenübergeſtellt, und es wurde darauf hingewieſen, daß die
Fehler der Selbſtkoſtenrechnung gewöhnlich in einer mangelhaften Tei=
lung
der Funktionen und der Leiſtungsſorten zu ſuchen ſind.
Der Redner ging we terhin auf den bei der Verteilung der Gemein=
koſten
möglichen Schlüſſel ein und nahm hier eine Gruppierung nach
einfachen und kombinierten Schlüſſeln vor. Beſonders wurde hervor=
gehoben
, daß zwiſchen dem Schlüſſel und den zu repartierenden Ge=

Der Arbeitsbericht des 2.H. B. im Main=Weſer=Gau.
Als erſte der großen Berufsorganiſationen im rhein=mainiſchen
Wirtſchaftsgebiet veröffentlicht der Deutſchnationale Hand=
lungsgehilfenverband
für Heſſen, Heſſen=Naſſau und das
Nahegebiet ſeinen Arbeitsbericht für das Jahr 1929. Gewerk=
ſchaftspolitiſch
kann er über 17 neue Gehaltsabſchlüſſe berichten. Die
große Gehaltserhebung, von der das Statiſtiſche Amt Berlin ſagt, daß
es eine gleichgute Erhebung kaum durchführen könne, brachte von 86,6
Prozent ſeiner Mitglieder im Gau genaue Angaben. Die Frage der
älteren Kaufmannsgehilfen hat zwar 1929 noch keine
endgültige Löſung gefunden, doch wird die Hoffnung ausgeſprochen,
daß der von der Zentrale des Verbandes eingereichte Geſetzentwurf in
Main=Weſer im D.H.V. berichtet über 10 352 Nechtsauskünfte und ins=
geſamt
179 419,16 RM. erſtrittene Gehälter. In der Bildungs=
arbeit
konnten die günſtigen Ergebniſſe des Jahres 1928 noch
weſentlich überholt werden. 153 berufliche Lehrgänge, 394 Vorträge
und 211 geſellige Veranſtaltungen, ſowie eine Reihe von Ausflügen,
Beſichtigungen u. a. m. beweiſen es. Durch Vorträge und geſellige
Veranſtaltungen wurden rund 50 000 Beſucher im Jahre 1929 erfaßt,
während der Gau Main=Weſer des D.H.V. jetzt 20 556 (der geſamte
D.H.V. 380 000) Mitglieder zählt. Die Zahl der Ortsgruppenheime
konnte im Gau auf 21 erhöht werden, die im Jahre 1929 in ihren Räu=
men
73 985 Beſucher vereinigten. Dabei muß noch feſtgeſtellt werden,
daß eine ganze Reihe von Heimen erſt wenige Monate im Betrieb
waren. Schöne Erfolge kann der D.H.V. beſonders in der Jugend=
arbeit
verzeichnen, der er von jeher ſeine beſondere Sorgfalt wid=
met
. Die Mitgliederzahl erhöht ſich um 1068 Kaufmannslehrlinge.
Durch die mannigfaltigen Veranſtaltungen in der Jugendarbeit konn=
ten
36 805 Mitglieder und Gäſte erfaßt werden. Auch die Berichte über
die übrigen Arbeitsgebiete zeugen von verantwortungsvollem Handeln
Herr Nektor Schäfer begrüßte dann in kurzen, herzlichen Worten die im Dienſte der Kaufmannsgehilfen. Die Mitgliederzahl des Gaues
betrug am 1. Januar 1930: 20935, der Reinzuwachs im Jahre 1929
beträgt 2093. Das iſt der ſtärkſte Zuwachs nach dem Kriege. Alles in
allem ein erfreulicher Bericht über ernſte Standesarbeit im Kaufmanns=
ſtand
.
Tagesordnung zur Sitzung des Stadtrats am Donnerstag,
den 27. März, um 17 Uhr im Rathaus: 1. Voranſchlag der Städt.
Sparkaſſe für das Kalenderjahr 1930 (Berichterſtatter: Stadtratsmit=
glied
Geißner). 2. Bewilligung eines ſtädtiſchen Garantie=Zuſchuſſes
für die Ausſtellung der Neuen Heſſiſchen Arbeitsgemeinſchaft für bildende
Kunſt: 200 Jahre Heſſiſche Malerei im Sommer 1930 auf der Mathil=
denhöhe
(Stadtratsmitglied Ziegs). 3. Die Erhebung einer allgemeinen
Wertzuwachsſteuer in Darmſtadt; hier: Feſtſetzung der Steuerſätze.
(Stadtratsmitglied Geißner). 4. Ausbau des ſtädtiſchen Baublocks am
Oſtbahnhof (Stadtratsmitglied Klotz). 5. Voranſchlag für 1929, hier:
Krediterweiterung (Stadtratsmitglied Rudolph), 6. Straßenbenennun=
gen
(Oberbürgermeiſter Mueller). 7. Vevgnügungsſteuer, hier: Antrag
der Stadtratsmitglieder Dr. Kollbach und Genoſſen wegen Steuerbefrei=
ung
(Stadtratsmitglied Dr. Kollbach). 8. Anträge der Nat.=ſoz. Deut=
ſchen
Arbeiterpartei und der Poſitiven Arbeitsgemeinſchaft, betr. Ge=
haltskürzung
bei den ſtädtiſchen Beamten uſw. 9. Antrag der Nat.. Deutſchen Arbeiterpartei, die Beſchäftigung älterer Angeſtellten bei
der Stadt betr. (Stadtratsmitglied Dr. Bender). 10 Antrag der Nat.. Deutſchen Arbeiterpartei, die Beſ äftigung von Penſionsempfängern
uſw. betreffend (Stadtratsmitglied Dr. Kollbach). 11. Antrag der Nat.. Deutſchen Arbeiterpartei, Tribünenkarten für das Rathaus betr.
(Stadtratsmitglied Zürtz). 12. Antrag der Nat.=ſoz. Deutſchen Arbeiter=
partei
, Landesſpende für Erwerbslofe uſw. betreffend. 13. Geſchäfts=
ordnung
des Stadtrats und der Deputationen und Ausſchüſſe. 14. Mit=
teilungen
.

Kunſtnokizen.

leber Werte, Künfiler oder künſiſeriſche Veranſtaltungen, deren im Rachſiehenden Erwähnung
geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urtel vor.
Am Freitag, den 21. März, erſcheint im Union=Theater, Rhein=
ſtraße
6, ein neuer Afrika=Film: Simba, der König der Tiere. Er
wurde von einem bekannten Berliner Kritiker als Ben Hur unter den
Drumm=Quartett. Heute abend 8 Uhr findet im Kleinen Haus Kulturfilmen bezeichnet. Dieſer Film wurde unter dem Protektorat
des amerikaniſchen Muſeums für Völkerkunde in Newv York von Martin
und Oskar Johnſon gedreht. Vier Jahre ſtreifte deren Expedition kreuz
und quer durch die afrikaniſche Wildnis. Alle Tiere des unwegſamen
afrikaniſchen Buſches werden nach und nach vor das Auge der Film=
Kamera gebracht. So ſieht man Löwen und Panther, Elefanten und
Nashörner, Zebras, Giraffen und Gnus. Als Hauptdarſteller ſieht
man Simba, den König der Tiere, den frechen Räuber. Es ſind Bilder
zuſtande gekommen von eindrucksvollſter Wirkung, die einen bleibenden
Eindruck hinterlaſſen. Jugendliche haben Zutritt.

Briefkaſten.

Jeder Anfrage iſt die letzie Bezugsquittung beſzufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechisverbindlichkeit.
J. H., Ober=Ramſtadt. Wenden Sie ſich an einen Augenarzt oder
die Augenklinik der Univerſität Gießen.
P. M. Fragen Sie bei einem Buchhändler wegen einer Reclam=
ausgabe
an.

meinkoſten eine Proportionalität beſtehen muß, und daß es in vielen
Fällen nicht lecht ſein wird, den inneren Zuſammenhang der beiden
Größen zu verfolgen. Im allgemeinen wird es ratſam ſein, die Koſten=
komplexe
in die einzelnen Koſtenarten zu zerlegen und bei jeder Koſten=
art
einen beſonderen Schlüſſel in Anwendung zu bringen.
Allerdings kann eine ſolche Koſtenteilung das Schlüſſelungsproblem
noch nicht in allen Teilen klären. Das Prnzip der Koſtenzerlegung muß
verbunden werden mit einem Prinzip der richtigen Erfaſſung der Koſten=
verurſachung
. Gerade über die Frage der genauen Erfaſſung der Koſten=
verurſachung
konnte der Redner aus ſeiner Praxis ſehr intereſſante
Beiſpiele heranbringen, ſo im beſonderen, als er die Verurſachung der
Koſten der Heizung in Raum=, Zeit= und Temperaturverurſachung
zerlegte.
Am Schluſſe ſeiner Darlegungen faßte der Redner ſeine Gedanken=
gänge
in die folgenden Forderungen an die Praxis zuſammen: Die rich=
tige
Kalkulation muß neben einer ſorgfältigen Funktions= und Sorten=
teilung
der Verurſachung der Koſten größte Aufmerkſamkeit w dmen,
damit man nicht zu einem bedenklichen Fehlſchlüſſel kommt. Enthält
auch jede Selbſtkoſtenrechnung Ungenauigkeiten, ſo iſt es doch von Be=
deutung
, daß man ſich dieſer Fehler bewußt iſt und den Umfang der
irrationalen Rechnung einigermaßen feſtſtellen kann.
Der ſehr klare Vortrag des Herrn Dr. Henzel erntete einen ſtarken
Erfolg, welcher auch in der ſich anſchließenden Dskuſſion zum Ausdruck
kam. Nachdem der Vorſitzende der Arbeitsgemeinſchaft, Herr Regie=
rungsrat
Dr. Aufermann, dem Redner auch im Namen des Ver=
bandes
gedankt hatte, meldeten ſich durchweg Praktiker zur Diskuſſion
und zeigten, welche Bedeutung das Schlüſſelungsproblem gerade für die
Praxis beſitzt.

Aus dem Gerichksſaal.

und bis zum 10. Jahre

dürfen Sie als besorgte Mutter
für die zarte, empfindliche Haut
Ihres Kindes nur die milde, reine
MIVEA
KINDERSEIFE
verwenden. Nivea-Kinderseife
wird nach ärztlicher Vorschrift
hergestellt; mit ihrem seiden-
weichen
Schaum dringt sie
schonend in die Hautporen ein
und macht sie frei für eine ge-
sunde
und kräftige Hautatmung.
Fre:s 20 Pig.
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NATAA UALTIA
ist Tages- und Nachtcreme zugleich.
Am Tage schützt sie lhre Haut vor den schädlichen Einflässen
rauher Witterung. Sie ist überdies hervorragend geeignet als
Puderunterlage, da sie ein Verstopfen der Hautporen dhurch den
Puder verhindert; sie läßt aber den Puder haften und später
leicht wieder entfernen. Des Nachts wirkt das hautpflezende
Eucerit, das nur in der Nivea-Creme enthalten ist, als Haut-
nährmittel
, alle Gewebe verfüngend, Kräftigend und pflegend.
Runzeln und Falten werden schnell und vollkemmen beseitigt.
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Nivea-Creme dringt in die Haut ein u. hinterläßt keinen Glanz.

Aw. Ein 26jähriger Chauffeur aus Offenbach, verheiratet und Vater
zweier Kuder, war am 11. Oktober vorigen Jahres vom Bezirksſchöffen=
gericht
Offenbach wegen Notzuchtverſuchs zu einem Jahr Gefängnis und
Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jah=
ren
verurteilt worden. Er hatte am 9. Juni vorigen Jahres ein jun=
ges
Mädchen, das er in ſeiner Autodroſchke zu einem beſtimmten Ziel
fahren ſollte, ohne deſſen Willen im den Wald gefahren, iſt an einer ein=
ſamen
Schneiſe zu ihm eingeſtiegen und verſuchte, es zu vergewaltigen,
Es gelang ihm jedoch nicht, da das Mädchen ſich heftig zur Wehr ſetzte.
Der Angeklagte hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Sie wurde
am Donnerstag von der Großen Strafkammer verworfen. Der Ver=
treter
der Staatsanwaltſchaft hatte ein Jahr Zuchthaus beantragt. Die
Strafe iſt ſo hoch, weil das Gericht die Tat des Angeklagten als beſon=
ders
gememgefährlich anſieht.
Richtige Pfändung einer Lebensverſicherung.
Wann iſt die Pfändung von Verſicherungsanſprüchen wirkſam?
Grundſätzliche, zum Abdruck inder amtlichen Samm=
lung
beſtimmte Reichsgerichtsentſcheidung.
(Nachdruck verboten.)
js. In der gegenwärtig uns vorliegenden Reichsgerichtsentſcheidung
iſt die für weiteſte Kreiſe ſehr bemerkenswerte Rechtsauffaſſung beacht=
lich
, daß die bloße Pfändung des Verſicherungsanſpruchs nicht genügt,
um den zur Entſtehung gelangten Verſicherungsanſpruch des Bezugs=
berechtigten
zu vernichten. Es muß vielmehr der Widerruf der Bezugs=
berechtigung
(Kündigung) erwirkt werden.
Der Ehemann der Klägerin war mit der Lebensverſicherungsbank
A. in Berlin eine Lebensverſicherung in Höhe von 15 000 GM. ein=
gegangen
. Im Oktober 1928 ließ die Beklagte die Verſicherungs=
anſprüche
aus der Verſicherung auf Grund eines Arreſtes pfänden.
Nachdem der Verſicherte ſich am 25. Januar 1929 erſchoſſen hatte, ver=
langte
die Verſicherungsgeſellſchaft von der Pfandgläubigerin vergeb=
lich
die Zuſtimmung zur Auszahlung der Verſicherungsſumme an die
Klägerin, die Witwe des Verſicherten. Gemäß der erhobenen Klage iſt
aber die Beklagte in allen Inſtanzen Landgericht Weimar, Ober=
landesgericht
Jena und Reichsgericht zur Einwilligung der
Auszahlung der Summe an die Klägerin verurteilt worden. Aus den
reichsgerichtlichen Entſcheidungen geht folgendes hervor: Das Ober=
lendesgericht
hat erwogen, daß dem Ehemann der Klägerin zur Zeit
der Pfändung neben dem bedingten Anſpruch auf die Lebensverſiche=
rungsſumme
das Recht zugeſtanden habe, die Bezeichnung der Klägerin
als Bezugsberechtigte zu widerrufen und den Vertrag nach 8 165 VVG.
zu kündigen. Die Annahme des OLG., daß die Befugnis zum Wider=
ruf
ein höchſt perſönliches Recht ſei und von der Perſon des Verſiche=
rungsnehmers
nicht gelöſt werden könne, iſt nicht zu billigen. Es iſt daher
davon auszugehen, daß die Beklagte durch den von ihr erwirkten Pfän=
dungsbeſchluß
auch das Recht zum Widerrufe gepfändet hat. Dieſe
Rechtsſtellung ermächtigte ſie mithin zum Widerruf der Be=
zugsberechtigung
der Klägerin. Den Widerruf hat die Beklagte aber
nicht ausgeübt. Da die Pfändung das Erlöſchen der Bezugsberech=
tigung
nicht unmittelbar zur Folge hat, iſt die Ausſicht der Bezugs=
berechtigten
auf den Erwerb des Anſpruchs auf die Verſicherungsſumme
beſtehen geblieben. Um dieſe Ausſicht zu vernichten, bedurfte es
des Widerrufs. Unterläßt der Pfandgläubiger bis
zum Tode des Verſicherungsnehmers eine ſolche
Erklärung, ſo erwirbt der Bezugsberechtigte den
Anſpruch auf die Verſicherungsſumme, ohne durch
Pfandrecht beſchränkt zu werden. Mit dem Tode des Ver=
ſicherungsnehmers
iſt an die Stelle ſeines Anſpruchs auf die Verſiche=
rungsſumme
ein neuer, durch das Pfandrecht nicht beſchwerter Anſpruch
des Bezugsberechtigten getreten. Die Beklagte kann alſo auf Grund
der Pfändung der Auszahlung der Verſicherungsſumme an die Klägerin
nicht widerſprechen. Reichsgerichtsbriefe‟. (FII 504129. 25. Fe=
bruar
1930.)
Ferienſonderzüge 1930. Vorausſichtlich werden zum Beginn der
diesjährigen Sommerferien die hierunter aufgeführten Ferienſonder=
züge
verkehren: Am 16./17. Juli: KaiſerslauternHamburg=Bremen über
Worms, Darmſtadt, Frankfurt a. M.; am 19. Juli: Wiesbaden Mün=
chen
über MainzDarmſtadtStuttgart; am 19. Juli: Wiesbaden
Baſel=Konſtanz über MainzDarmſtadtKarlsruhe; am 19./20. Juli:
WiesbadenHamburg=Bremen über MainzDarmſtadt Frankfurt am
Main; am 19./20. Juli: Wiesbaden-Berlin Anh. Bf. über Mainz
DarmſtadtFrankfurt a. M.; am 19./20. Juli: BaſelStralſund=
Swinemünde über MannheimDarmſtadtFrankfurt a. M.; am 26.
Juli: WiesbadenMünchen über MainzDarmſtadtWürzburg; am
30. Juli: SaarbrückenBreslau über Bad KreuznachMainz Frank=
furt
a. M.; am 31. Juli: Trier-Baſel=Konſtanz über Bingerbrück
MainzWormsMannheim; am 31. Juli: WiesbadenMünchen
über MainzDarmſtadtWürzburg; am 31. Juli/1. Aug.: Trier
München über Bingerbrück-MainzDarmſtadtWürzburg.

[ ][  ][ ]

Nummer 80

Freitag, den 21. März 1930

Seite 7

Aus Heſſen.
Ordenkliche Jahreshaupkverſammlung des Jung=
Landbundes Heſſen=skarkenburg.
Der Junglandbund Heſſen=Starkenburg veranſtaltet am kommen=
din
Sonntag, 23. März, nachmittags 2 Uhr, im Reſtaurant Nummel=
bräu
in Darmſtadt ſeine diesjährige ordentliche Jahreshaupt=
verſammlung
.
Nach Erſtattung des Geſchäftsberichts werden Bauernſchriftſteller
Guſtav Schröer=Weimar über: Der Kampf des Bauern=
hams
um ſich ſelbſt, und die Vorſitzende des Ausſchuſſes für
fungmädchenarbeit beim Reichs=Junglandbund Frl. Eliſabeth Riſch in
hoitzſch über Jungmädchenarbeit im Junglandbund
ſtrechen. An die beiden Referate ſchließt ſich eine Ausſprache an.
Anſchließend an die offizielle Tagung ſoll dann ein Deutſcher
Abend ſtattfinden. Neben einigen Solovorträgen von Jungbauern
und Jungbäuerinnen werden die Junglandbund=Ortsgruppe Harres=
heuſen
das Theaterſtück Das Wunderkäpplein und die Junglandbund=
Ortsgruppe Bickenbach das Theaterſtück. Wenn man im Dunkeln küßt
zur Aufführung bringen.
Alle Jungbauern und Jungbäuerinnen, ſowie Freunde der bäuer=
ſchen
Jugendbewegung und auch die Angehörigen ſind zu beiden Ver=
grſtaltungen
freundlichſt eingeladen.

Ck. Dornheim, 20. März. Wahl zur Feldbereinigungs=
Vollzugskommiſſion. Infolge Ablebens eines einheimiſchen
Sachverſtändigenmitgliedes der Vollzugskommiſſion, für die Feldberei=
ngungsarbeiten
in der Gemarkung Dornheim iſt eine Neuwahl erfor=
derlich
geworden. Dieſe Wahl erfolgt nun am Freitag nächſter Woche,
den 28. März, vormittags von 1012 Uhr, im Rathaus zu Dornheim.
Pahlberechtigt ſind alle beteiligten Grundeigentümer. Die Wahl erfolgt
gheim durch Abgabe von Stimmzetteln während der genannten Zeit.
Jeder beteiligte Grundeigentümer hat eine Stimme, auch wenn er mehr=
ſjach
bevollmächtigt iſt. Gewählt iſt, wer die Mehrheit der abgegebenen
Stimmen auf ſich vereinigt. Kommt eine Wahl nicht zuſtande, ſo hat
die Landeskommiſſion für das Feldbereinigungsweſen den Sachverſtän=
digen
zu beſtellen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 20. März. Schweinerotlaufſeuche.
unter dem Schweinebeſtand des Landwirts Seriba dahier, Kirchſtr. 41,
it die Schweinerotlaufſeuche ausgebrochen. Gehöftſperre iſt angeordnet.
Statiſtiſches. In der Zeit vom 1. Januar I. J. bis jetzt wur=
aen
folgende ſtandesamtliche Eintragungen dahier regiſtriert: 7 Gebur=
vn
(darunter ein Zwillingspaar), 7 Eheſchließungen, 7 Sterbefälle
Karunter zwei aus den Nieder=Ramſtädter Anſtalten). Außerdem ſind
in der genannten Zeit in auswärtigen Krankenhäuſern zwei Perſonen
verſtorben. Obſtbaumbehandlung. Die Baumbeſitzer ſind
gehalten, von ihren Obſtbäumen alles dürre Holz zu entfernen, ebenſo
ſiud Bäume, Hecken und Sträucher alsbald von Raupenneſtern und
Miſteln zu befreien. Säumige können auf Grund der beſtehenden Poli=
ziverordnung
hierzu gezwungen werden. Ueber den Verkehr und die
Tenutzung der Provinzialſtraßen iſt eine neue Bekanntmachung erlaſſen,
de im Rathauskaſten dahier ausgehängt iſt
G. Ober=Namſtadt, 20. März. Frühjahrsausſaat. Mit
Rückſicht auf die Frühjahrsausſaat ſind die Tauben, in der Zeit vom
23. März bis einſchl. 2. April d. Js. eingeſperrt zu halten. Zuwider=
handlungen
ſind ſtrafbar. Beſichtigung des Rathauſes.
Am letzten Sonntag nahmen die Teilnehmer an der Führertagung der
4reiw. Feuerwehren des Kre ſes Darmſtadt Gelegenheit, auch das hieſige
Kathaus, insbeſondere die jetzigen Feuerwehrgeräteräume, zu beſichtigen.
(benſo wurde das Rathaus an dieſem Tage von den Mitgliedern des
Ortsgewerbevereins Roßdorf beſichtigt. Nachdem die Chauſſierungs=
grbeiten
an der Kreuzſtraße nunmehr beendet, kann der Kreuzſtraßeweg
von jetzt ab wieder befahren werden.
Bw. Langſtadt, 18. März. Ein intereſſanter Vortrag über Fütterungs=
Uhre hatte zahlreiche Intereſſenten aus hieſigen landwirtſchaftlichen
reiſen in das Gaſthaus Zur Roſe gelockt. Als Redner des Abends
uar Herr Dr. Keil vom Landwrtſchaftsamt Groß=Umſtadt gewonnen.
r behandelte in ſehr eingehender Weiſe hauptſächlich die Fütterung
es Milchbiehes und wies darauf hin, daß man ſich ſchon von vornherein
d ar ſein müſſe, welchem Zweck die Fütterung diewen ſoll, ob für Maſt=
zwecke
oder für Milcherzeugung. Eine entſprechende Auswahl von
zweckdienlichen Futtermitteln ſei daher ſehr zu empfehlen.
Bw. Langſtadt, 20, März. Nächſten Sonntag, den 23. d. Mts.,
tbends, veranſtaltet der hieſige Arbeitergeſangverein Vorwärts emen
Liederabend. Das reichhaltige Programm weiſt Chöre von bedeutenden
Komponiſten, wie Gluck, Nägeli, Grieg, Uthmann uſw., auf.
Cl. Beerfelben, 20. März. Dienſtjubiläum. Aus Anlaß ſeiner
4Sjährigen Dienſttätigkeit am Finanzamt Darmſtadt=Land wurde dem
früher lange Jahre am hieſigen Finanzamt tätigen Herrn Heinrich
Kumpf ſeitens des Herrn Reichspräſidenten eine Ehrung zuteil, die in
einem herzlichen Glückwunſchſchreiben des Reichsoberhauptes beſteht,
Cl. Schöllenbach, 20. März. Kaminbrand. In dem Anweſen
der Witwe Schwinn hier brach ein Kaminbrand aus, der leicht für die
Bewohner des Anweſens ſchlimme Folgen mit ſich bringen konnte. Durch
den alten Kamin, der noch auf Holzbalken ruhte, war der Brand ent=
ſanden
, der jedoch von dem im Nebenzimmer ſchlafenden Dienſtmädchen
bemerkt und rechtzeitig gelöſcht werden konnte. Es iſt nur Sachſchaden
eitſtanden.
Wimpfen, 20. März. Gemeinderatsſitzung. Aus Zei=
tungsnachrichten
konnte feſtgeſtellt werden, daß bei der Umgeſtaltung im
Heſſiſchen Gerichtsweſen das Amtsgericht Hirſchhorn dem Amtsgericht
Wimpfen zugeteilt werden ſoll. In der heutigen Sitzung wurde vom
Gemeinderat folgende Reſolution angenommen: Der Gemeinderat
nimmt mit Befriedigung davon Kenntnis, daß bei der Umgeſtaltung im
Heſſ. Ger ichtsweſen das Amtsgericht Wimpfen beſtehen bleiben ſoll. Die
von der Heſſ. Bürgermeiſterei Hirſchhorn einberufene Proteſtverſamm=
lung
wird als ein unfreundlicher Akt angeſehen, da Hirſchhorn das
Amtsgericht Wimpfen dem Amtsgericht Hirſchhorn zugeteilt wiſſen will.
Eine ſolche Maßnahme würde eine weitere wrtſchaftliche Verſchlech=
terung
für die Bevölkerung von Wimpfen bedeuten und wäre untragbar.

Der Aſtheim-Erfelder Enkwäſſerungsverband
hat die Erhebung von Ausſchlägen nach Beitragsklaſſen der im Ent=,
wäſſerungsgebiet begüterten Grundſtücksbeſitzer für dieſes Frühjahr
beſchloſſen. Die Zahlungen ſind, der Notlage der Landwirtſchaft eut=
ſprechend
, nur in beſchränktem Umfange eingegangen. Es ſteht zu be=
fürehten
, daß hieraus der Bevölkerung ſehr große wirtſchaftliche Nach=
te
e erwachſen, da die in Ausſicht geſtellte Zinsverbilligung nur dann
gewährt wird, wenn die Ausſchlagskoſten eingehen. Der Ausſchuß des
Aſtheim=Erfelder Entwäſſerungsverbandes und die von den Grund=
ſtücksbeſitzern
gewählte Vertretung zur Wahrnehmung der Intereſſen
der Landwirte im Ried hat in einer gemeinſamen Sitzung die Finanz=
lage
des Verbandes erörtert und die im Anzeigenteil unſeres Blattes
veröffentlichte Entſchließung einſtimmig gefaßt.

Bt. Auerbach, 20. März. Kameradſchaftlicher Abend.
Der Kriegerverein, als zweitälteſter Ortsverein, iſt bisher anderen Ver=
einen
gegenüber am wenigſten mit öffentlichen Veranſtaltungen hervor=
getreten
, und konnte doch ſeinen Mitgliederſtand auf einer Höhe halten,
daß er in der Verbandsſtatiſtik der Haſſia als einer der ſtärtſten Ver=
eine
verzeichnet erſcheint. Für den kommenden Sonntag iſt abends im
Hotel Weigold nun ein Ehrungs= und Unterhaltungsabend geplant,
der in ſeinem Ausbau dem Verein zur Ehre gereichen wird. Die Vor=
tragsfolge
für die Veranſtaltung iſt ſo gewählt, daß der kameradſchaft=
liche
Geiſt unter den Mitgliedern gefördert wird. Im Mittelpunkt der
Feier ſteht die Ehrung von verdienten Vorſtandsmitgliedern, ſowie
Mitgliedern, die dem Verein 40 bzw. 25 Jahre angehören; die Zahl
der zu ehrenden Mitglieder beträgt 68. Dem Ehrungsakt voraus geht
ein Lichtbildervortrag des Kameraden Oberſt a. D. Melchers über die
Friedensverhandlungen mit den Ruſſen im Januar 1918. Der Haupt=
anteil
für den Ausbau des Abends liegt in den Händen des Kameraden
Obermuſikmeiſters a. D. Urbach, der in einer ſorgfältigen Auswahl von
Vortagsſtücken aus der deutſchen Militärmuſik ein Konzertprogramm
vorbereitet hat, das ſicherlich ſeine Wirkung nicht verfehlen wird. Die
Leiſtungen ſeines Bläſerchors werden auch an dieſem Abend voll befrie=
digen
und was die Exaktheit des Vortrages anbelangt, überraſchen. Es
ſteht für die Beſucher ein genußreicher Abend in Ausſicht, was durch
Herrn Melchers, als beliebten Vortragsredner, und Herrn Urbach, als
geſchätzten Orcheſterleiter, gewährleiſtet iſt. Einbrecher am Werk.
Schon ſeit Wochen betreiben hierſelbſt Diebe und Einbrecher ihr un=
ſauberes
Handwerk. In der Martin= und Burgſtraße wurden in ein
und derſelben Nacht in verſchiedenen Villen Einbruchsverſuche vereitelt.
In dem Konſumgeſchäft, Ecke Park= und Schloßſtraße, konnten die Ein=
brecher
am Samstagabend mit Beute auch wieder unerkannt entkommen.
Zwiſchen 9 und 10 Uhr waren die Inhaber der Filiale auf kurze Zeit
abweſend. Als die Frau nach etwa einer Stunde zurückkehrte, mußte ſie
feſtſtellen, daß in der Zwiſchenzeit Einbrecher am Werk geweſen waren.
Der Inhalt der Ladenkaſſe mit 180 RM. war verſchwunden; außurdem
fehlten aus den Warenbeſtänden noch etwa 600 Zigaretten, Feinſchnitt=
tabake
, Manufaktur= und Strumpfwaren, ſowie auch Sämereien. Es
wurde ſofort Anzeige erſtattet und am Sonntagmorgen ein Polizeihund
auf die Spur geſetzt. Es war der Einbrecher allem Anſchein nach mit
den Verhältniſſen ſehr gut vertraut. Es iſt auch auffallend, daß in den
letzten Tagen der vorigen Woche der Schlüſſel zur Vorplatztür, durch
die der Einbrecher ſeinen Weg genommen hatte, fehlte und nach dem
Einbruch ſich, in der Tür ſteckend, wieder vorfand. Die Unterſuchung iſt
noch im Gang. Beſitzwechſel. Das ehemals Müllerſche An=
ſpeſen
, an der Ecke der Ernſt=Ludwig=Promenade, eines der größten
Villengrundſtücke unſerer Gemarkung, das der Frau Oberſtleutnant
Weber Witwe in letzter Zeit gehörte, ging käuflich zum Preiſe von
43 000 RM. an die Eheleute Emil Kuch aus Mannheim über.
Bensheim, 20. März. Turn=Werbetag in Bensheim.
Wenn man eben durch Bensheim geht, ſo kann man überall Plakate
leſen mit der Aufſchrift: Der Deutſche Handball=Meiſter der D. T. am
23. März in Bensheim. Ueberall ſtehen kleinere und größere Grup=
pen
, debattieren und diskutieren über das bevorſtehende Ereignis, und
man kann ſagen, das nächſtſonntägliche Spiel bildet gegenwärtig den
Geſprächsſtoff der ſportbegeiſterten Bensheimer. Es iſt nämlich dem
Spielausſchuß der mächtig aufſtrebenden Handball=Abteilung des Turn=
vereins
Bensheim gelungen, den Deutſchen Handball=Meiſter der D. T.,
Turnverein Frieſenheim, mit ſeiner kompletten Mannſchaft nach hier zu
verpflichten. Er wird ſich in einem Spiel gegen unſere einheimiſche
Elf vorſtellen und Handballkunſt in wahrer Vollendung vorführen. Da
auch unſere Mannſchaft mit zu den beſten Meiſterklaſſe=Mannſchaften
des Main=Rhein=Gaues zählt und gegenwärtig gut in Fahrt iſt, kann
mit einem ganz hervorragenden Kampfe gerechnet werden, der ſeine An=
ziehungskraft
nicht verfehlen ſollte. Vor dem Haupttreffen findet ein
Jugendſpiel zwiſchen Arheilgen und Bensheim ſtatt. Die Spiele
finden auf dem ſtädtiſchen Feſt= und Spielplatz ſtatt, und zwar um 130
und 3 Uhr. An dieſem Tage iſt nur der Zugang von der Darmſtädter=
ſtraße
geöffnet.
D. Biblis, 19. März. Geſtern abend fand eine außerordentliche
Generalverſammlung der Turngemeinde D. T. ſtatt.
Zur Erbauung einer Turnhalle wurde zunächſt die Platzfrage erledigt.
Nach längerer Debatte wurde ein vom Turnwirt Hch. Kiſſel zur Ver=
fügung
geſtellter Platz, unmittelbar an der Ortsgrenze, als am geeig=
netſten
anerkannt. Der Bau der Halle bzw. ihre Verſetzung kann alſo
ſchon dieſer Tage in Angriff genommen werden. Für 900 Mark gelang
es der Vereinsleitung bei der Verſteigerung des ehemaligen Gefangenen=
lagers
in Worms, eine 10 Meter breite und 30 Meter lange Halle zu
erhalten, mit deren Material die Turnhalle erbaut werden ſoll. Der
hieſige Ortsgewerbeverein hat auf die Dauer von 4 Wochen
eine Werbelotterie veranſtaltet, nach deren Satzungen jeder Verbrau=
cher
bei einem Einkauf von 5 Mark ein Los gratis erhält. Es werden
10 000 Loſe ausgegeben: 400 Gewinne verſchiedener Art kommen zur Ver=
loſung
. Der erſte Preis iſt ein hochmodernes Tochterzimmer, ausgeſtellt
bei Gewerbemitglied Höfle. Alltäglich werden in der hieſigen Milch=
Zentrale zirka 3500 Liter Milch geſammelt, gekühlt und an die
Hauptſammelſtelle nach Mannheim per Bahn weitergeleitet. Die Milch
wird zum allergrößten Teil von den Nachbargemeinden Wattenheim,
Nordheim, Rohrheim, Gernsheim und Biebesheim geliefert.

D. Biblis, 20. März. Gemeinderatsſitzung. In der letz=
ten
Gemeinderatsſitzung wurde erneut das Problem des Bebauungs=
planes
ernſthaft erwogen, zumal ſich bei der Einteilung des Baugelän=
des
an der Wattenheimer Landſtraße Mißſtände ergeben haben. Die
verſchiedenen Beſitzer dieſes Geländes waren zur Sitzung geladen. Man
kam jedoch zu keiner Einigung, da zwei der Angrenzer der Sache ziem=
lich
ſteptiſch gegenüberſtanden. Die Eigentumsbeſitzer werden ſich zu=
ſammen
beſprechen und das Ergebnis dem Gemeinderat vorlegen. An=
ſchließend
gab Herr Bürgermeiſter Frank bekannt, daß das Ausladen der
erſten drei Waggons Schotter zur Herſtellung der Feldwege bereits er=
folgt
iſt, und daß die Fuhrleute pro Waggon den Steigerungspreis von
7,50 RM. erhielten. Neuerdings wurden nun wieder drei Waggon ver=
ſteigert
, und zwar ein Waggon zu 9,99 RM., zwei Waggon zu je 15 RM.
Der Gemeinderat genehmigte dieſen Steigerungspreis nicht. Ein Höchſt=
ſatz
von 10 RM. pro Waggon wurde feſtgeſetzt; das Ausladen ſoll er=
neut
verſteigert werden. Maurermeiſter Hertling ſtellte einen Antrag,
auf Vergütung für einen ſtark zerfahrenen Acker am Fliesweg. Man
einigte ſich ſchließlich auf einen Entſchädigungspreis von 10 RM. Ge=
meinderat
J. Metz machte darauf aufmerkſam, daß durch Vernachläſſi=
gung
des Feldſchutzes die Sache ſoweit gekommen wäre und erſucht
Herrn Bürgermeiſter Frank, es an einem entſprechenden Verweis uicht
fehlen zu laſſen. In nichtöffentlicher Sitzung wurden darauf noch
einige Anträge erledigt.
Ca. Lorſch, 20. März. Gegen die Auflöſung des Amts=
gerichts
. In dem nun vorliegenden Sparplan des Reichsſparkom=
miſſars
iſt die Aufteilung des Amtsgerichts Lorſch tatſächlich vorgeſehen.
Die Aufteilung ſoll derart vor ſich gehen, daß die Gemeinden Bobſtadt
und Bürſtadt zu Lampertheim, Hofheim zu Worms, Lorſch, Klein= und
Groß=Hauſen zu Heppenheim, Kirſchhauſen, Sonderbach, Erbach, Wald=
erlenbach
und Ober=Laudenbach zu Bensheim zugeteilt werden ſollen.
Die dadurch gemachte Erſparung betrage jährlich 18 000 Reichsmark.
Die Gemeinde wehrt ſich natürlich gegen die Aufteilung mit allen zu
Gebote ſtehenden Mitteln. Die Bürgermeiſterei hat den Auftrag, an
ſämtliche heſſiſchen Abgeordneten und zuſtändigen Stellen einen flam=
menden
Proteſt einzureichen. Auch wird in allernächſter Zeit eine öffent=
liche
Volksverſammlung ſtattfinden, um der Allgemeinheit Gelegenheit
zu geben, ihren Willen zur Erhaltung des Amtsgerichts zum Ausdruck
bringen zu können.
Ca. Lorſch, 20. März. Maßnahmen des Arbeitsamts.
Die Einwendungen der Gemeinde waren ergebnßlos. Die Lorſcher Er=
werbsloſen
müſſen alſo auch weiterhin nach Bensheim zum Stempeln.
Beſchaffung von Schulräumen. Seit Jahren ſchon über=
ſteigt
die Zahl der Kinder, die zur Schule aufgenommen werden, die=
jenigen
, die aus der Schule entlaſſen werden, um ein Beträchtliches.
Dieſes Jahr z. B. kommen nur 64 Schüler zur Entlaſſungwährend 162
Kinder aufgenommen werden. Es macht ſich deshalb de Schaffung neuer
Schulräume notwendig. Dieſe ſollen dadurch gewonnen werden, daß an
dem neuen Wingertsbergſchulhauſe Anbauten gemacht werden ſollen.

Rheinheſſen.

Bingen, 20. März. Das Binger Lochgeſperrt. Im Binger
Loch ereigneten ſich wiederum zwei Schiffsunfälle, wodurch das Fahr=
waſſer
des Binger Loches geſperrt werden mußte. Dem Schiff Neptun V,
das ſich im Anhang eines Schleppdampfers auf der Bergfahrt befand,
riß das Verbindungstau, wodurch das Schiff abtrieb. Beim zweiten
Unfall handelt es ſich um das Schraubenboot Direktor Schlüter, Min=
den
, deſſen Motore plötzlich ausſetzten, wodurch der ganze Schleppzug
ins Treiben kam. Bei dem Verſuch, die Anker zu werſen, riſſen beide
Anker in dem felſigen Grund, worauf ſich beide Boote in den Einfahrt=
kanal
legten.
Ad. Wald=Uelversheim (Rheinheſſen), 20. März. Erſtickt. In
Wald=Uelversheim begab ſich ein junges Ehepaar mit ihrem zwei Monate
alten Säugling zur Ruhe. Gegen Mitternacht wurde die Mutter plötz=
lich
wach und mußte zu ihrem Schrecken feſtſtellen, daß ihr Kind er=
ſtickt
war.
m. Aus dem Lande, 20. März. Gewerbliches. Die Neben=
ſtellen
der Handwerkskammer haben für die kommenden Wochen folgende
Sprechtage vorgeſehen: Die Nebenſtelle Alzeh an 4 Orten und in Alzeh
mit Ausnahme der auswärtigen Sprechtage an allen Wochentagen von
10 bis 12 Uhr und 3 bis 4 Uhr; Samstag nachmittags ausgeſchloſſen;
die Nebenſtelle Darmſtadt an 8 Orten, die Nebenſtelle Friedberg an
11 Orten und in Friedberg mit Ausnahme der auswärtigen Sprechtage
Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags; die Nebenſtelle
Gießen an 2 Orten und in Gießen außer Samstags, Donnerstags und
den Nachmittagen der auswärtigen Sprechtage täglich von 9 bis 12 Uhr,
außerdem iſt das Büro werktäglich von 812 Uhr und 26 Uhr ge=
öffnet
; die Nebenſtelle Mainz in Mainz Montags, Dienstags, Don=
nerstags
und Freitags von 912 Uhr, ferner in Bingen und Gau= Alges=
heim
; die Nebenſtelle Offenbach an 3 Orten, das Büro in Offenbach
iſt weiter außer Samstags täglich von 912 Uhr für den Verkehr ge=
bffnet
; die Nebenſtelle Worms an 5 Orten und in Worms außer
Mittwochs und Samstags täglich von 912 Uhr und 34 Uhr.
Waſſerſtands=Nachrichten vom 20. März 1930. Rhein: Hün=
ningen
0,67, Kehl, 1.90, Maxau 3.,75 Mannheim 2,61. Mainz 0,54,
Bingen 180. Caub 1,98, Köln 3.10 Meter, Main: Schweinfurt 1,52,
Würzburg 1,30. Lohr 1,74, Steinheim 238 Frankfurt 2,/42, Koſtheim:
Staatspegel 0,21, Waſſertiefe 23, Fahrtiefe 1,98 Meter,
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Freitag, den 21. März 1930

Nummer 80

Der Kampf um das Blaue Band.
Die wiſſenſchaftlich=kechniſchen Grundlagen für die große Schnelligkeit der 9zeanrieſen.
nauen Formen des Schiffsmodells ausgeſchnitten, die der Kon=
ſtrukteur
gezeichnet hat. Die Uebereinſtimmung mit dem Grund=
Die Täkigkeit der Verſuchsanſtalt
riß der Zeichnung muß ſelbſtverſtändlich bollkommen ſein, da
ſonſt nicht die Berechnungen ſtimmen würden. Es werden auch
alle am Schiffskörper befindlichen Apparate wie Schrauben uſw.
für Schiffsbau

Bedeukſame Verſuche mit Modellen.
Die Europa hat ſoeben ihre erſte Amerika=Reiſe angetretei,
und nicht nur in Deutſchland, ſondern auch in anderen Ländern
erwartet man mit größter Spannung die Ergebniſſe dieſer Jung=
fernreiſe
. Engliſche und amerikaniſche Zeitungen ſtellen bereits
Betrachtungen darüber an, ob die Europa das Blaue Band
des Ozeans erringen wird. Der Norddeutſche Lloyd hat bei
der Indienſtſtellung der beiden Rieſendampfer niemals an den
Kampf um das Blaue Band gedacht, ſondern nur die Abſicht
verwirklicht, ſchöne, große, ſichere und ſchnelle Schiffe für den
Verkehr mit Amerika zu ſchaffen. Trotzdem aber hat bei der
ſportlichen Einſtellung der heutigen Völker die Frage, wer das
Blaue Band beſitzt, nicht nur eine ſportliche Bedeutung, ſon=
dern
auch eine ſehr große volkswirtſchaftliche, denn ein ruhm=
gekrönter
Schnelldampfer, der einen Schnelligkeitsrekord erzielt,
iſt für Tauſende und Abertauſende das Schiff, auf dem ſie gern
die Fahrt zwiſchen Europa und Amerika machen. Darum iſt auch
jetzt das Intereſſe der Welt an der Dauer der erſten Ozeanfahrt
der Europa ſehr groß. Bekanntlich hat die Bremen im Juli
1929 das Blaue Band des Ozeans in vier Tagen 18 Stunden
und 17 Minuten errungen und damit den bisherigen Rekord
der Mauretania um mehr als 8 Stunden geſchlagen. Die
Europa wird vorausſichtlich hinter der Schnelligkeit der
Bremen nicht zurückſtehen.
Es iſt kein Zufall, wenn ein Schiff den Schnelligkeitsrekord
erlangt, denn vor dem Bau eines Schiffes werden in Deutſchland
und anderen Ländern umfaſſende Verſuche mit der Form des
Schiffes gemacht, um feſtzuſtellen, ob ſie in bezug auf Geſchwindig=
keit
und andere nautiſche Eigenſchaften den modernſten An=
ſprüchen
gewachſen iſt. Dieſem Zwecke dienen die ſogenannten
Verſuchsanſtalten für Schiffsbau, von denen ſich eine in Ham=
burg
und eine in Berlin befindet. In Hamburg wurden die
waßgebenden Verſuche für die neue Form des ſogenannten
Maier=Schiffes unternommen, während in Berlin in der Ver=
ſuchsanſtalt
für Waſſerbau und Schiffsbau die erſten grund=
legenden
Probefahrten mit Modellen der neuen großen Rieſen=
ſchiffe
Bremen und Europa gemacht wurden. Hier wurden
tatſächlich die Grundlagen für die große Schnelligkeit der neuen
Ozeanrieſen gelegt. Dieſem Zwecke dient eine große AnTahl tech=
niſch
=wiſſenſchaftlicher Einrichtungen, deren Bedeutung ſchon aus
dem volkswirtſchaftlichen Wert der deutſchen Schiffahrt genügend
hervorgeht. Es wird nun intereſſieren, zu erfahren, auf welche
Weiſe die für Rekordgeſchwindigkeiten geeignete Schiffsform ge=
funden
wird. Die Verſuchsanſtalt, die ſich im Berliner Tier=
garten
befindet, verfügt über eine 200 Meter lange Fahrrinne,
die 8 Meter breit iſt und die Möglichkeit gewährt, mit verhältnis=
mäßig
großen Modellen alle Verſuche zu unternehmen, die für
die Erreichung hervorragender Eigenſchaften notwendig ſind. In
der Verſuchsanſtalt werden die Schiffsmodelle aus Paraffin ge=
goſſen
. Eine Tonform, die genau die vorher von den Konſtruk=
teuren
errechnete Form der Schiffe in kleinem Format aufweiſt,
dient zur Anfertigung des Modells in großen Umriſſen. Nach=
dem
dieſes in Paraffin gegoſſen und erkaltet iſt, werden mit Hilfe
einer Schneidemaſchine bis in die kleinſten Einzelheiten die ge=

angebracht. Nachdem nun dieſes Modell in verkleinertem Maß=
ſtabe
es hat oft die Größe von 57 Metern fertiggeſtellt iſt,
wird es mit Hilfe einer Schleppvorrichtung durch die Waſſer=

Der Rieſenbug der Europa,
der nun die Wellen des Ozeans mit ſeinem mächtigen Steven
durchſchneiden wird.
rinne gezogen, und zwar mit einer Geſchwindigkeit, die unter
Umſtänden mehr als 7 Meter in der Sekunde beträgt. Hierbei
werden die Einrichtungen und Formen des Schiffes ſtudiert und
es wird feſtgeſtellt, ob alle angeordneten Maßnahmen ſo be=
ſchaffen
ſind, daß ſie zur Erzielung einer Höchſtgeſchwindigkeit
ausreichen. Bevor alſo das Schiff in großem Maßſtabe gebaut
wird und viele Millionen inveſtiert werden, kann man hier für
wenige tauſend Mark aufs genaueſte nach wiſſenſchaftlich= techni=
ſchen
Arbeiten die für Höchſtleiſtungen geeignete Form erforſchen
und ſo die Bedingungen für das Blaue Band ſchaffen.

Luftſchiff= Flugzeuglinie Berlin-Braſilien
in Vorbereitung.

Dr. Eckener,

Oberſt Herrera,

die ſoeben die deutſch=ſpaniſchen Verhandlungen über eine ſtändige
Luftverbindung Berlin-Pernambuco (Braſilien) zum Abſchluß
brachten. Die Strecke BerlinSevilla ſoll von Flugzeugen der
Lufthanſa, die Strecke SevillaPernambuco von Zeppelin=
luftſchiffen
beflogen werden.

Karte des diesjährigen Erkundungsfluges des Graf Zeppelin,
der der Vorbereitung des Luftſchiffdienſtes SevillaPernambuco
dient.

Wetterbericht.

Die über Polen liegende Störung verurſacht im öſtlichen Deutſch=
land
verbreitete Regen= und Schneefälle, und im übrigen Teil des
Reiches bedingt die ozeaniſche Luft unbeſtändiges und kühles Wetter.
Durch die neue Störung über der Nordſee verbleiben wir weiter in
dem Bereich ozeaniſcher Luft. Infolgedeſſen geſtaltet ſich das Wetter
wechſelhaft und kühl, ferner treten vereinzelte Schnee= und Regenſchauer
auf.
Ausſichten für Freitag, den 21. März: Kühles Wetter bis zu leichter
Nachtfroſtgefahr, wechſelnde Bewölkung mit Aufheiterung, ver=
einzelte
Schauer.
Ausſichten für Samstag, den 22. März: Meiſt wolkiges Wetter und
wieder etwas milder, Neigung zu Niederſchlägen.

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und Appetitlosigkeit. Nachdem meine Fran Neo-
Kruschensalz seit längerer Zeit täglich genau
nach Vorschrift gebraucht, fühlt sie sich bedeutend
wohler, man möchte sagen frischer, leichter in
ihrem ganzen Körper. Heine Frau hat durch
Kruschen regelmäßigen Stuhlgang, immer guten
Appotit, alles schmeckt ihr und, während sie früher
an Rheumatismus litt, hat sie jetzt, nachdem sie
Kruschen regelmäßig nimmt, nichts mehr damit zu
tun, denn auch der Rheumatismus ist vollständig
verschwunden. Nehmen Sie hierdurch meinen
besten Dank. lch kann nur jedem, der an der-
artigen
Zuständen leidet, Neo-Kruschen-Salz
bestens empfehlen.
gez. Unterschrift.
(Original-Schreiben liegt vor und kann ein-
gesehen
werden.)
Kruschen regt das innere Spstem des Mensohen
zu kräftiger Arbeit an. Läetige Ansammlungen von
trägen Massen in den Därmen werden durch die an-
genehm
leichte Wirkung von Kruschen prompt inner-
balb
weniger Stunden auegeschieden. Die beruhi-
gende
, erleichternde und völlig reizlose Wirkung von
Kruschen ist geradezu frappierend. Wer Kruschen
ständig gebraucht, wird sich bei entsprechender
Lebensweise frisch, wohl, rüstig, elastisch fühlen, er
wird keine Mattigkeit, Müdigkeit, Abgespanntheit
kennen, da Verdauung und Därme regelmäßig ar-
beiten
und zu deuernder Tätigkeit angeregt sind.
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Frische, Elastizität und Energie, die jeder Mensoh
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gerien
, sein Inhalt reicht für 100 Tage. Aber hüten
Sie sich vor angepriesenen Nachahmungen, achten
Sie auf den Namen Neo-Kruschen-Salz und die
gelb-schwarze Packnng. Kein Land der Ende Anz
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Nummer 80

Freitag, den 21. März 1930

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Seite 14

Nummer 80

Freitag, den 21. März 1930

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Im Doppelprogramm:
Der meisterhafte Kriminalfilm
Die letzte
Warnung

mit der entzückenden
Laura la Pfante
Regie: Paul Leni
Ein spannungsreiches Kriminal-
stück
, das bis zuletzt gefangen
nimmt.
Außerdem

Ab heute
in Erstaufführung:
Der beste un d anfreg en dste I*ne ditianzti! m.

Ab heute:

Lucle oio
in seinem großen Sensationsfilm:

Derlustige
Witwer

Hauptrolle:
Harry Liedtke
Regie: Rob. Land
Weitere Darsteller:
Alice Roberte, La Jana. Marcel
Vibert, Anton Pointner,
Otto Wallburg usw.
Die Ehekomödie eines Strohwitwers
an der Riviera, seine Abenteuer
als falscher Witwer und sein End
als zahmer Ehegatte.
Lustiger, charmanter, unwidersteh-
licher
denn Je, ist diesmal
Harry Liedtke

Dieser Film der Wildnis, aufgenommen unter
dem Protektorat des amerikanischen Museums
für Naturkunde in New-Tork von Martin und
Osa Johnson ist ein Werk von seltener Schän-
heit
und Vollendung. Packende, nie gezeigte
Bilder von eindringlichster Wir kung.
Der Kampf der Neger mit dem Löwen, nur
mit Speeren bewaffnet Songa, der Häupt-
lingssohn
, ein Aristokrat der Wildnis Neger-
tänze
Zebras Antilopen Gazellen Gnus
Giraffen Elefanten Nashörner Fluß-
pferde
und Simba, der große Räuber Der
Neunmetersprung Von Löwen zerrissen
Kriegstanz Der rasende Büffel.
Bllder von ungeheurer Spannung.
Jugendliche haben Zutritt!
Beiprogramm.

Neue gefährliche Abenteuer des
beliebten Darstellers im Zirkus-
milien
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Im Fürstensaal am 21. März, abends 8 Uhr
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hierüber wissen müssen . . . Die innere Lebenskraft ist ge
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Zeit: Zerfahrenheit, Vergeßlichkeit, Geisteskrankheiten und
geheime Leiden aller Art sind die Folgen von Geschlechts-
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am 30. März 1930, vorm. 10 Uhr, im Reichshof, Rheinstr. 35
Tages-Ordnung
1. Geschäftsbericht des Vorstandes und Aufsichtsrats;
2. Genehmigung der Bilanz, Entlastung des Vorstandes,
Verteilung des Reingewinnes;
3. Wahlen zum Aufsichtsrat;
4. Wahlen zum Vorstand;
5. Fürsorgeeinrichtungen der Beamtenbank;
6. Bericht über die Vorgänge in den Beamten-Selbsthilfe-
Einrichtungen;
7. Allgemeine Aussprache.
Stimmberechtigt sind nur die Vertreter
Darmstadt, den 14. März 1930.
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DARMSTADTER TAGBLATT HESSISCHE NEUESTE NACHRICHTEN
21. März 1930

Straßenfreie‟
Straßenkreuzungen.
Von
Reg.-Baum. a. D. Spamer, Darmstadt.
Man ſpricht von ſchienenfreien Straßenkreuzungen
und meint damit die Ausbildung der Kreuzung einer Straße
der eines Weges mit einer Eiſenbahn als Straßenunterfüh=
ſung
(d. h. Bahn hoch und Straße tief) oder Straßenüberfüh=
nung
(d. h. Bahn tief und Straße hoch). Die Vertehre beider
Verkehrswege ſtören ſich an derart ausgebildeten Kreuzungsſtellen
Fgenſetig nicht.
Bei dem immer mehr zunehmenden Kraftwagenverkehr wer=
den
auch die Kreuzungsſtellen zweier Straßen in gleicher
höhe immer mehr erhebliche Gefahrpunkte. Bei den geplanten
Nur=Kraftwogenſtraßen, wie ſie in den Projekten der Hafraba
(Autoſtraße HamburgFrankfurt-Baſel) greifbare Form an=
genommen
haben, ſind ſolche Plankreuzungen mit anderen Stra=
ßen
deshalb vermieden und allenthalben an ihrer Stelle ſtraßen=
freie
Kreuzungen vorgeſehen. Meiſtens werden die anderen
Straßen und Wege über die Kraftwagenſtraße hochgelegen hin=
weggeführt
. Dringender als das Problem der Nur= Kraft=
wagenſtraßen
iſt in Deutſchland vorläufig dasjenige der Umge=
ſtaltung
des beſtehenden Landſtraßennetzes für die Bedürfniſſe
des Kraftwagenverkehrs, wobei an erſter Stelle zu nennen ſind:
Berbeſſerung bzw. Beſeitigung unüberſichtlicher enger Orts=
durchfahrten
durch den Bau von Ortsumgehungsſtraßen unter

gleichzeitiger Ausbildung ſtraßenfreier Kreuzungen
dieſer mit anderen mehr oder weniger wichtigen Wegen. Solche
Anlagen unterſcheiden ſich von ſchienenfreien Straßenkreuzungen
dadurch grundlegend, daß die Fahrzeuge zwiſchen beiden Ver=
kehrswegen
übergehen ſollen, und zwar ſo, daß ſich entgegen=
geſetzte
Verkehrsrichtungen möglichſt wenig kreuzen.
Je nach den vorhandenen Verkehrsbeziehungen wird dieſe
Forderung durch die Anordnung von Rund= oder Schräg=
rampen
erfüllt. In Bild 1 kreuzt eine winderwichtge Straße
((d) eine Kraftwagenſtraße ab. Der Uebergang der Fahr=
zeuge
zwiſchen allen vier Richtungen iſt ohne Kreuzung ent=
gegengeſetzter
Fahrrichtungen auf der Kraftwagenſtraße bei der
dargeſtellten Anordnung möglich; auf der Straße d kommen
jedoch ſolche Kreuzungen vor, ſind aber dort micht von Bedeutung.
Sollen auch dieſe beſeitigt werden, ſo müſſen noch die in Bild 1

geſtrichelt dargeſtellten Rundrampen ausgeführt werden. Bei
dieſen Ausführungen können Halbmeſſer von 2025 Metern und
Neigungen von 36 Prozent verwendet werden; die lichte Durch=
fahrtshöhe
der untenliegenden Straße ſoll 4,204,50 Meter be=
tragen
. Hierdurch werden auch die Kraftfahrzeuge an den Ueber=
gangsſtellen
zu einer Geſchwindigkeitsermäßigung gezwungen.
Iſt es jedoch nur erforderlich, den kreuzungsfreien Ueber=
gang
zwiſchen einer Richtung (b in Bild 2) der Autoſtraße
und der Nebenſtraße (e) zu ermöglichen, ſo kommt man mit den
im Bau und Grunderwerb billigeren Schrägrampen aus; bei
dem in Bild 2 ſkizzierten Fall iſt außerdem der Uebergang db
bequem möglich. Solche Anlagen, bei denen ein geordneter Ver=
kehr
durch gute Beſchilderung der Ein= und Ausfahrten erreicht
werden muß, ſind u. a. ſchon ausgeführt beim Neubau der
Staatsſtraße LeipzigChemnitz (vergl. Bautechnik 1929, Heft 30).

Der erste Kohlenstaub-
Dieselmotor.
Von
Dr. Ing. A. Sander, Berlin.
Nach langjährigen, mühevollen Verſuchen iſt es Dipl.=Jng.
Rudolf Pawlikowſki in Görlitz gelungen, einen Dieſel=
motor
mit Kohlenſtaub an Stelle von Oel zu betreiben. Bekannt=
lich
hat ſchon Dieſel ſelbſt vor bald 40 Jahren an dieſer Auf=
gabe
, die ihm als Ideal der Krafterzeugung vorſchwebte, gear=
beitet
, doch gelang es ihm nicht, die ſehr erheblichen praktiſchen
Schwierigkeiten zu überwinden, ſo daß er zum Oel als Betriebs=
ſtoff
ſeine Zuflucht nahm. Auch Pawlikowſki hat ſeine Verſuche
bereits im Jahre 1911 begonnen, und es hat volle 5 Jahre ge=

BP Rups
Miatar Nr 594

dauert, bis es ihm gelang, mit Kohlenſtaub gute Zündungen
in dem Motor hervorzubringen. Er benutzte zu ſeinen Verſuchen
einen ſtehenden Einzylinder=Viertakt=Dieſelmotor von 80 PA
Nennleiſtung, der in einer chemiſchen Fabrik bereits zehn Jahre
in Betrieb geſtanden hatte, ehe er für die Verſuche mit Kohlen=
ſtaub
umgebaut wurde.
Bei den Verſuchen zeigte ſich, daß der Kohlenſtaub für die
Verbrennung im Motor ebenſo fein gemahlen ſein muß wie das
für die Staubfeuerung von Keſſeln und Lokomotiven benutzte
Kohlenpulver. Die Feinheit muß um ſo größer ſein, je höher der
Feuchtigkeits= und Aſchegehalt des Brennſtoffs und je geringer
ſein Gasgehalt iſt. Die bei der Verwendung gasarmer Kohlen
auftretenden Schwierigkeiten laſſen ſich umgehen, wenn man der
Steinkohle etwa 20 Prozent Braunkohenſtaub zuſetzt. Im Laufe
der Jahre wurden Verſuche mit Staub aus weſtfäliſcher, ober=
und niederſchleſiſcher Steinkohle, aus deutſcher und böhmiſcher
Braunkohle, ferner mit Torfſtaub aus Oberbayern, mit Holz=
mehl
, mit Holzkohlenſtaub und ſogar mit gemahlenem Hütten=
koks
angeſtellt. Es gelang, den Verbrennungsvongang ſo zu be=
herrſchen
, daß die Maſchine ohne Anſatz von Aſche oder Schlacke
im Innern und mit wirtſchaftlich erträglicher Abnutzung entweder
nur mit Kohlenſtaub oder nur mit Oel oder auch mit einem Ge=
miſch
aus Staub und Oel einwandfrei lief. Die Aſcheteilchen
fliegen mit dem Auspuff der Maſchine ins Freie; der Auspuff
enthält weder Teer noch ſonſtige brennbare Beſtandteile, man
nimmt lediglich einen leichten braunen Aſchenhauch wahr. Daß
die von der Maſchine zu bewältigenden Aſchemengen bei weitem
nicht ſo groß ſind, wie man ſich gemeinhin vorſtellt, möge folgende
Berechnung zeigen: Der obige 80 PS=Motor verarbeitet in der
Stunde 36 Kilogramm Braunkohlenſtaub, der etwa 10 Prozenk
Aſche enthält. Es ſind ſomit ſtündlich 3,6 Kilogramm Aſche mit
dem Auspuff ins Freie zu befördern, für jeden Zündhub ergeben
ſich jedoch nur rund 0,86 Gramm Aſche, die in je 100 Liter Hub=
rauminhalt
des Arbeitzylinders geworfen werden.
Eine Unterſuchung der Maſchine, nachdem ſie 9 000 Stunden
mit Staub betrieben worden war, ergab, daß ſich nur der Zylin=
der
am oberen Ende um rund 4 Millimeter ausgeweitet hatte,
im übrigen war keinerlei Verſchleiß zu bemerken. Der erſte Kol=
ben
arbeitet heute noch, dagegen mußten die Kolbenringe wäh=
rend
der Betriebszeit mehrfach erneuert werden. Die Maſchine
wurde in den letzten Jahren von zahlreichen Fachleuten aus dem
In= und Ausland beſichtigt und zum Teil von dieſen auch ein=
gehend
geprüft. Beſondere Hervorhebung verdient noch die
Tatſache, daß die Maſchine mit den oben genannten Brennſtauben
jederzeit aus dem kalten Zuſtand angelaſſen werden kann und
nicht etwa zuerſt mit Oel anlaufen muß.
Die wirtſchaftliche Bedeutung der Verſuche von Pawlikowfki
ergibt ſich aus folgender Rechnung. Beim Kohlenſtaub= Dieſel=
motor
betragen die Brennſtoffausgaben, da für 1 PS=Stunde nur
etwa 2000 Kalorien erforderlich ſind, kaum ½ Pfennig je PS=
Stunde gegenüber etwa 2,3 Pfennigen beim Oelbetrieb. Für
einen 1000 PS=Motor errechnet ſich ſomit bei 3000 Arbeits=
ſtunden
im Jahre eine Erſparnis von rund 50 000 RM. Die
Mehrkoſten, die der Umbau der Maſchine für den Betrieb mit
Kohlenſtaub bedingt, dürften dieſer Erſparnis gegenüber nicht
ins Gewicht fallen. Man darf daher wohl erwarten, daß der
Kohlenſtaubmotor in abſehbarer Zeit Eingang in die Induſtrie
ſowie in den Kraftwerkbetrieb finden wird, zumal heute der er=
forderliche
Kohlenſtaub überall leicht erhältlich iſt.

Aus der Werkstatt
des Feinmechanikers.

Die)
Roſe 1
Aaty
d.

Von
Christoph Carlowitz.
e alte Zeit, da der hölzerne Zollſtock ſeine vielſeitige
ſchinenbau ſpielte, iſt für immer vorbei. War James
er erſten Dampfmaſchinenbauer, ſchon ſehr zufrie=
23 Ausbohren eines Dampfzylinders ſo genau
ein dünnes engliſches Geldſtück zwiſchen Zylin=
gepreßt
werden konnte, ſo erfordert die Aus=
die ſie die heutige Serienherſtellung der Ma=

ſchinen mit ſich bringt, einen Grad der Genauigkeit, der ſich um
das winzig kleine Maß eines hundertſtel Millimeters herum be=
wegt
. Mit den zu beſonderen Feinmeſſungen im Maſchinenbau
verwendeten Mikrometern und Meßmaſchinen können ſogar Ab=
weichungen
von einem tauſendſtel Millwweter feſtgeſtellt werden.
Damit iſt nun freilich für den Maſchinenbauer das Höchſtmaß
an Genauigkeit erreicht. Eine weitere Steigerung iſt zwar denk=
bar
, aber nicht erforderlich.
Bildet alſo für den Ingenieur etwa der hundertſte Teil
eines Millimeters den Prüfſtein für die erreichte Präziſion
irgendeines bearbeiteten Maſchinenteils, ſo arbeitet der moderne
Phyſiker mit Maßen, die ſich zum hundertſtel Millimeter des In=
genieurs
verhalten wie der heutige Maſchinenbau zu dem eines
James Watt. Den tauſendſtel Millimeter zerlegt er in weitere
tauſend Teile und nimmt einen dieſer tauſend Teile des tau=
ſendſtel
Millimeters, alſo einen einmällionſtel Millimeter, als
das Maß an, mit dem er bei ſeinen phyſikaliſchen Feinmeſſungen
zu Werke gehen kann. An die Geſchicklichkeit des Feinmecha=
nikers
, der außer den Feinmeßwerkzeugen für den geſamten Ma=
ſchinenbau
auch die vielfältigen Inſtrumente und Meßapparate
für den Chemiker, Phyſiber, Aſtronomen, Seefahrer uſw. anzu=
fertigen
hat, ſtellen die wiſſenſchaftlichen Meßmethoden watürlich
ebenfalls ganz außerordentlich hohe Anforderungen.
Welcher Grad an Genauigkeit von ſeinen Erzeugniſſen ver=
langt
wird, ſoll an den nachſtehend angeführten Beiſpielen aus
dem Tätigkeitsbereich des Feinmechanikers kurz erläutert wer=
den
. Da ſind zunächſt drei Quarzplatten zu erwähnen, die jüngſt
im Amerika vom Bureau of Standards (vergleichbar mit der
deutſchen Phyſikaliſch=Techniſchen Reichsanſtalt) angefertigt wur=
den
. Sſie ſolben zum Prüfen und Eichen von Winkeln, Krüm=
mungsmeſſern
uſw. dienen. Bei etwa 4 Zenümeter Diche haben
die Platten 25 Zentimeter Durchmeſſer. Sie wurden in der
üblichen Weiſe zunächſt jede für ſich vorgeſchliffen und dann
alle drei abwechſelnd miteinander in der Weiſe fein geſchliffen,
daß Scheibe 1 auf Scheibe 2, Scheibe 2 auf 3, alsdann 3 auf 1
bearbeitet wurde. Auf dieſe Weiſe mußte man zu völlig ebenen
Flächen kommen, während beim Schleifen von nur zwei Flächen
aufeinander keine Gewähr für ebene Flächen beſteht. Da die
Erwärmung der Platten vermieden werden mußte, ſo galt es
öfters Pauſen einzulegen. Da die letzten noch feſtſtellbaren Un=
genauigkeiten
ſchließlich durch Nachpolieren der Platten mittels
der Hand beſeitigt werden mußten, ſo nahm ihre Herſtellung
ſehr viel Zeit in Anſpruch. Bei der Prüfung ergab ſich, daß
die Platten zwar nicht völlig eben waren (ſolche laſſen ſich über=
haupt
nicht herſtellen), immerhin auch nicht mehr als /voo Licht=
wellenlänge
von der vollkommenen Ebene abweichen. Allgemein=
verſtändlich
ausgedrückt heißt das alſo, daß die Platten auf
6 millionſtel Millimeter genqu gearbeitet waren. Spätere Nach=
prüfungen
werden von Zeit zu Zeit feſtſtellen müſſen, ob und
wieviel ſich die Platten verzogen haben.
Ein Meiſterwerk der Feinmechanik ſtellen auch die Maſchinen
dar, auf denen man die Gitter, wie ſie zur Prüfung der Mikro=
ſkope
und zur Beſtimmung der Lichtwellenlängen benötigt wer=
den
, herſtellt. Der Feinmechaniker Nobert zu Greifswald erregte
ſeinerzeit mit den erſten von ihm hergeſtellten Gittern berech=
tigtes
Aufſehen. Kleine ebene Glasplatten wurden von ihm mit
Hilfe eines Diamanten, mit einem ſo feinen Netz paralleler
Striche geritzt, daß ſie ob ihrer Feinheit vom unbewaffneten Auge
überhaupt nicht wahrgenommen werden konnten. Erſt unter dem
Mikroſkop löſte ſich der feine Nebel der Glasplatten in unend=
lich
feine Linien auf. Die Nobertſchen Gitter ſind neuerdings
von dem Amerikaner Henry Rowland noch bedeutend verfeinert
worden. Mit einer von ihm gebauten Teilmaſchine vermag er
800 Teilſtriche auf 1 Millimeter Breite der Platte einzuritzen.
Der Diamant der Teilmaſchine wird nach jedem Strich um 1/oo
Mällimeter in der Querrichtung verſchoben. Der Schlitten, auf
dem der Diamant eingeſpannt iſt, muß zu dieſem Zweck durch
eine Leitſpindel um dieſen winzigen Betrag auf ſeinem Bett
verrückt werden. Die ganze Teilmaſchine iſt in ihrem Aufbau
ſo empfindlich, daß bereits die Wärmeausſtrahlung des menſch=
lichen
Körpers ihr Arbeiten ſehr ſtark beeinfluſſen würde. Sie
muß deshalb in einem beſonderen, Raume, deſſen Temperatur
auf den Bruchteil eines Grades genau ſtetig zu halten iſt, auf=
geſtellt
werden. Und dieſer Raum muß von dem Mechaniker
ſchon einige Stunden vor Ingangſetzung der Maſchine, die von
außen erfolgt, verlaſſen werden, damit die Maſchine auf eine
völlig gleichmäßige Temperatur gebracht wird. Daß es trotz
dieſer Sorgfalt bisher noch niemals gelingen wollte, völlig gleich=
mäßig
geritzte Gitter herzuſtellen, läßt die Schwierigkeiten dieſer
feinmechaniſchen Arbeiten beſonders deutlich in Erſcheinung
treten.
Das Milligramm iſt bereits ein ſo winzig kleines Gewicht,
daß man es zweckmäßig nur mit der Pinzette greift. Für den
Chemiker freilich iſt auch dieſes winzige Platinplättchen unter
Umſtänden noch ein recht großes Gewicht, und er unterteilt des=
halb
das Milligramm noch tauſendmal, um als kleinere Einheit
1 Mikrogramm (1 Mikrogramm ooo Milligramm uwoo=
Gramm) zu erhalten. Mechaniſch läßt ſich das Milligramm nicht
tauſendmal verkleinern, da bereits ein kleiner i=Punkt aus Tinte
etwa 1 Mikrogramm wiegt. Beim Wiegen gonz geringer Mengen
geht man deshalb in der Weiſe vor, daß auf dem Waagebalken
Reiter verſchoben werden. So wurde vor einiger Zeit von der
feinmechagiſchen Werkſtatt Paul Bunge in Hamburg nach den
Angaben des Chemikers Dr. Holtz in Erlangen eine Ultrawagge
gebaut, auf der Gegenſtände bis zu 30 Gramm Höchſtgewicht mit
der Genauigkeit von 1 zehnmillionſtel Gramm gewogen werden
können. Als Gewichte werden nur ſolche bis herab zu 10 Milli=
gramm
verwendet. Geringere Gewichte werden durch Verſchie=
ben
von 2 Reitern erzielt. Die Reiter beſtehen aus gebogenem
Droht. Sie werden auf zwei Linealen, die auf dem Wagge*
balken angeordnet ſind, verſchoben. Wird der Reiter auf den
hinteren Lineal um eine Kerbe verſchoben, dann bedeutet diel
eine Gewichtsverſchiebung von 0,1 Milligramm; der vordere
Reiter hingegen zeigt bei jeder Verſchiebung um eine Kerbe ein
hunderttauſendſtel Gramm an. Das Ableſen der millionſtelſ
Gromm und das Abſchätzen auf zehnmillionſtel Gramm geſchieht!/,
mit Hilfe einer optiſchen Einrichtung, die außen am Gehäuſe
angeordnet iſt.
Neben dem Kompaß ſpielt bekanntlich das Lot eine ſehrd
wichtige Rolle in der Schiffsnavigation. Während nun der Kom=
paß
immer mehr verbeſſert werden konnte und gegenwärtig in
dem Anſchütz’ſchen Kreiſelkompaß eine unübertreffliche Vollkom=
menheit
erreicht hat, mußte man bis vor wenigen Jahren mit
dem von jeher gebräuchlichen Fadenlot, dem große Mängel an=
haften
, fürlieb nehmen. Erſt mit der Erfindung des Behnt
Lotes, an dem der Phyſiker Alexander Behm zehn Jahre gear=
beitet
hat, trat ein völliger Umſchwung ein, da das neue Lot auf
der Fortpflanzung des Schalles im Waſſer beruht (der Schal/
pflanzt ſich im Waſſer mit 1435 Meter, in der Luft mit 330 Metgk!
Geſchwindigkeit in der Sekunde fort), und die Lotung eing
Waſſertiefe von 5000 Meter z. B. nur ſieben Sekunden dauer
während das Fadenlot hierzu 25 Minuten benötigt.
Das wichtigſte Inſtrument bei dem neuen Behm=Lot iſt ei
Kurzzeitmeſſer, an dem ſich eine zehntauſendſtel Sekunde ger
ableſen läßt. Er beſteht aus einer genau ausbalancierten

[ ][  ][ ]

Freitag, den 21. Mdrz 1930

Technik der Gegenwart

Nummer 3

die auf einer in Rubinen gelozerten Achſe angeordnet iſt. Dieſe
Scheibe trägt an einer Stelle ihres Randes einen kleinen Anker,
unrer dem ſich ein Magnet befindet. Bei geſchloſſenem elektriſchem
Stromkreis zieht dieſer Magnet den Anker unter Linksdrehung
der Scheibe ſo an, daß eine Blattfeder von dem Anker geſpannt
wird. Sobald der Stromkreis unterbrochen wird, drückt die
Feder den Anler wieder nach oben, demit auch die Scheibe in
eine ganz ſchnelle Drehung nach rechts verſetzend. Gegenüber
dem erſten Magneten befindet ſich ein zweiter Magnet, an deſſen
Anker eine an einer Blattfeder befeſtigte Bremsbacke angebracht
iſt. Der Rand der Scheibe iſt an dieſer Stelle gerauht, um beim
Anlegen der Bremsbacke eine ſofortige Bremſung herbeizuführen.
Solaneg der zweite Magnet unter Strom ſteht, liegt der Anker
mit der Bremſe am Magneten, wenn er aber ſtromlos rird, hebt
die Feder den Anker ab und drückt die Bremsbacke gegen den
gerauhten Rand der Scheibe. Wenn nun beide Magneten kurz
hintereinander ſtromlos gemacht werden, ſo wird die Scheibe
ſchnell hintereinander ganz geringe Links= oder Rechtsdrehungen
um ihre Achſe ausführen. Ein Lichtſtrahl, der einen auf der
Achſe befeſtigten Spiegel trifft und von dieſem zurückgeworfen
wird, ſchwenkt alſo entſprechend hin und her und ermöglicht auf
einer Süala das genaue Ableſen der Zeit, die ſich auf eine zehn=
tauſendſtel
Sekunde genau beſtimmen läßt.

Das Augemnder Technik
Von
Dr. W. Lipps, München.
Die Photozelle, alſo die lichtempfindliche elektriſche Zelle,
die im Fernſeher eine ſo wichtige Verwendung gefunden hat,
wird mehr und mehr auch für den Bau anderer techniſcher Appa=
rate
von Bedeutung und ermöglicht die Löſung von Aufgaben,
die man vorher gar nicht, oder nur in ſehr unvollſtändiger Weiſe
erledigen konnte. Das Weſentliche der Photozelle liegt darin,
daß ſie dem durch ſie hindurchgehenden Strom je nach der
Stärke ihrer Belichtung einen größeren oder geringeren Wider=
ſtand
bietet. Sie ſtellt ſomit ein techniſches Auge dar, das in
dem mit ihr verbundenen Apparat beſtimmte Bewegungen oder
Regiſtrierungen auslöſt, wenn ſich die Menge des auf ſie fallen=
den
Lichtes durch irgendeinen Vorgang in ihrer Umgebung
ändert. So hat neuerdings die Weſtinghouſe Electric Co. ver=
ſchiedene
Apparate herausgebracht, bei denen dieſe Zelle Ver=
wendung
findet. Der alte automatiſche Feuermelder, der durch
die bei einem Brand auftretende Wärme ausgelöſt wird, der
alſo bei langſamem, ſchwelendem Feuer oft erſt nach längerer
Zeit in Tätigkeit tritt, wird durch den optiſchen Feuermelder
erſetzt. Dieſer enthält eine Photozelle, die ſtändig von einer klei=
nen
, auf der anderen Seite des kontrollierenden Raumes gele=
genen
Lichtquelle aus mit einem dünnen, in der Stärke gleich=
bleibenden
Lichtſtrahl beleuchtet wird. Das erſte, was bei einem
Brand, meiſt noch vor Feuer= und Wärmeerſcheinung, zu beobach=
ten
iſt, iſt der Rauch. In dem Moment aber, wo der Rauch die
Luft zwiſchen Lichtquelle und Photozelle trübt, wird auch der
Lichtſtrahl in ſeiner Intenſität gehemmt, was eine Widerſtands=
änderung
in der Photozelle zur Folge hat, die in dem Feuer=
melderapparat
ein Alarmwerk in Bewegung ſetzen und auch
gleich das Ausſtrömen von löſchender Kohlenſäure bewirken
kann.
Nach genau demſelben Prinzip arbeitet der Perſonenzähler,
bei dem die Zahl der eine beſtimmte Stelle oder einen beſtimm=
ten
Eingang paſſierenden Perſonen regiſtriert werden ſoll. Auch
hier iſt eine Abſperrung durch einen feinen, kaum ſichtbaren
Lichtſtrahl vorgenommen, der durch jeden Vorübergehenden für
einen Moment verdunkelt wird, wodurch ſich im Apparat ein
Zählwerk betätigt. Dieſe Einrichtung kann in ſinngemäßer Weiſe
auch als Einbrecherſchutz zur Sicherung ganzer Gebäude oder
Gartenanlagen Verwendung finden. Zu dieſem Zwecke werden
unter Benutzung mehrerer Lichtquellen und Photozellen ſämt=
liche
Seiten des zu ſchützenden Gebietes durch ſolche Strahlen
abgeſperrt. Der kurze Augenblick, in dem der in das Gebiet
eindringende Menſch den Lichtſtrahl beim Ueberſchreiten ver=
dunkelt
, genügt, das Alarmwerk in Tätigkeit zu ſetzen.: Damit
dieſe Vorrichtung nicht ſchon von weitem zu erkennen iſt, oder
nachts durch ihr Licht Tiere anlockt, deren Körper evtl. auch eine
Auslöſung betätigen würde, werden optiſche Strahlen verwen=
det
, die unterhalb der Sehgrenze liegen, ſog, infrarote Strah=
len
, die auch noch den großen Vorteil mit ſich bringen, daß ſie
auch bei ſtarkem Nebel und Rauch in ihrer Intenſität faſt gar
nicht geſchwächt werden.
Außerordentlich bedeutungsvoll iſt auch die Anwendung, die
die Photozelle in der automatiſchen Zugſicherung nach einem von
Dr. Bäſeler vorgeſchlagenen Syſtem finden ſoll. Es ſind hier=
mit
von der Reichsbahndirektion in der Nähe von München be=
reits
Verſuche angeſtellt worden, die ſehr günſtig ausgefallen
ſind. Das Verfahren arbeitet folgendermaßen:
Jede Lokomotive iſt mit einem elektriſchen Scheinwerfer aus=
gerüſtet
, der ein Strahlenbündel ſchräg nach oben wirft. An all
den Punkten der Bahnſtrecke, von welchen ein Signal übertragen
werden ſoll, befindet ſich ein Spiegel, der aus mehreren in be=
ſtimmten
Winkel zueinander geneigten Flächen beſteht. Ein ſol=
cher
Spiegel hat die Eigenſchaft, jeden Lichtſtrahl, der aus dem
Scheinwerſer der Lokomotive auf ihn trifft, immer auf eine
ganz beſtimmte gleichbleibende Stelle neben dem Scheinwerfer
der Lokomotive zurückzuwerfen. Dieſe Stelle, auf die das Licht
auftrifft, ändert alſo auch während des Vorbeifahrens der Loko=
morbe
am Spiegel ihren Platz nicht und wird ſolange erhellt,
als nur überhaupt der Spiegel ſich im Licht des Scheinwerfers
befindet. An dieſer Stelle iſt nun die Photozelle angebracht.
Durch eine entſprechende elektriſche Verbindung kann dann ohne
weiteres der durch die Spiegelreflexion erzielte Stromſtoß zur
automatiſchen Bremſung oder einer anderen Regulierung on
der Maſchine verwendet werden. Es iſt auch möglich, durch
unterſchiedliche Stellung der Spiegel an den verſchiedenen Signal=
ſtellen
der Lokomotive verſchiedene Befehle zu erteilen. Durch
eine Drehung des Spiegels um die entſprechende Achſe kann
man nänlich den auf die Maſchine fallenden Reflex auch auf
andere Stellen feſtlegen, die ſich in einem um die Scheinwerfer=
öffnung
gelegten Kreis befinden. Beſetzt man alle dieſe Stellen
mit einer eigenen Photozelle, ſo iſt eine Einwirkung auf ebenſo
viele Stromkreiſe und damit Regulierungsvorrichtungen auf der
Maſchine möglich. Es kann alſo z. V. die gewünſchte Herabmin=
derung
der Geſchwindigkeit bis zum vollſtändigen Stillſtand
durch eine Reihe von unterſchiedlich geſtellten Spiegeln, die ſich
an den aufeinanderfolgenden Signalſtellen befinden, bewerkſtel=
ligt
erden. Jeder der Spiegel beleuchtet hierbei während des
Momentes der Vorbeifahrt eine andere durch ſeine Stellung
beſtimmte Zelle, und damit kaun durch die Nacheinanderverſtär=
kung
berſchiedener Stromkreiſe eine Bremſung des Zuges in
mehreren Etappen ausgelöſt werden. Scheinwerfer ſowohl wie
Spiegel ſind durch beſondere Vorrichtungen gegen Schnee und
jegliche Verunreinigung geſchützt und im übrigen wird mit einer
Lichtmenge gearbeitet, die auch beim ſtärkſten Nebel und Rauch
eine ausreichende Wirkung erzielt. Um weiterhin fremde Licht=
teirkungen
, alſo auch Sonnenſtrahlen auszuſchalten, wird durch
einen Unterbrecher das Scheinwerferlicht in eine Reihe raſch
aufeinanderfolgender Lichtblitze zerteilt und der im Stromkreis
hinter der Zelle eingeſchaltete Verſtärher iſt ſo eingerichtet, daß
er nur Stromſtöße von eben dieſer Frequenz verſtärkt und wei=
terleitet
.
Einen direkten Erſatz für das menſchliche Auge ſtellt die
Photozelle im ſogenannten Viſagraph dar. Es iſt dies ein Appa=
rat
, der es Blinden ermöglicht, die übliche Druckſchrift zu leſen.
der damit den techniſch ſehr ſchwierigen und koſtſpieligen

Druck in der erhabenen Blindenſchrift unnötig macht. Das Ver=
fahren
beruht darauf, daß jeder Buchſtave mit einem ganz ſeinen
Lichtſtrahl, der durch eiſen kleinen Stift geführt wiro, abge=
täſtet
wird. Trifft der Lichtſtrahl auf das Schwarz des Buch=
ſtabens
, ſo wird er abſorbiert, gleitet er hingegen auf das Weiß
des Zwiſchenraums, ſo findet dort eine Reflexion ſtatt, die das
Licht auf eine am Stift mitgefuhrte Zelle wirft. Die in der
Zelle dadurch eniſtehende Stromſchſantung wird über einen
Verſtärter einem Lautſprecher zugeleitet, in dem ſich die Unter=
ſchiede
des Dunbels der Schrift und des Hells des Zwiſchen=
raums
als Töne bemertbar machen. Der Viſagraph iſt ſo ein=
gerichtet
, daß er ſo lange im Lautſprecher ein gleichmaßig ſum=
mendes
Gerauſch von ſich gibt, als der Stift über weißes Papier
geführt wird. Dieſes Geräuſch hört in dem Moment und für
ſolange auf, als der Lichtſtrahl auf einem Buchſtaben fällt, von
dem er abſorbiert wird, wodurch die Zelle unbelichtet bleibt.
Iſt damit ein hörbarer Unterſchied zwiſchen Buchſtabe und Zwi=
ſchenraum
gegeben, ſo muß die Art des Buchſtaben durch ein
Abtaſten ſeiner hauptſächlichſten Formen ergründet werden. Dies
iſt dem Blinden dadurch möglich, daß ja in dem Moment, wo
er die Druckerſchwärze mit dem Stift verläßt, der Lautſprecher
ertönt. Für das Erkennen eines Buchſtabens iſt es hierbei nicht
notwendig, ihn etwa vollſtändig nachzufahren, ſondern es ge=
nügt
eine ganz beſtimmte, durch eine Führungsſchablone vor=
geſchriebene
Linie, um aus den auf dieſer Linie liegenden hellen
und dunklen Stellen, durch die Zahl und Dauer der Summ=
töne
ein für jeden Buchſtaben charakteriſtiſches Geräuſchbild zu
erhalten. Eine Erleichterung bei dieſem Apparat iſt weiterhin
noch dadurch gegeben, daß der Blinde den Lichtſtrahl nicht direkt
über die ſehr kleinen Schriftzeichen führen muß, ſondern ihn
mit Hilfe einer ſtorchſchnabelähnlichen Vorrichtung in weſentlich
vergrößertem Maßſtab lenken und verfolgen kann.
Eine intereſſante Verwendung findet die Photozelle auch in
dem rieſigen Hudſontunnel, der New York und New Yerſey
miteinander verbindet. Vor allem infolge des enormen Auto=
verkehrs
, der dort herrſcht, hat es ſich als nodwendig erwieſen,
ein ganz beſonderes Augenmerk auf die richtige Durchlüftung
dieſes Tunnels zu richten und auch dafür Sorge zu tragen, daß
nie mehr als eine beſtimmte Anzahl von Fahrzeugen gleich=
zeitig
dieſen durchquert. Zu dieſem Zwecke ſind am Eingang
und Ausgang mit Photozellen ausgerüſtete Zählapparate ange=
bracht
, die jedes vorübergehende Auto regiſtrieren und auf dem
Additions= bzw. Subtrakuonswege für jeden Augenblick die Zahl
der im Tunnel befindlichen Wagen anzeigen. Nach dieſer An=
gabe
wird dann automatiſch die intenſivere oder geringere Durch=
lüftung
des Tunnels reguliert.
Die nach den neueſten Erfahrungen verbeſſerte Zelle reagiert
aber nicht nur auf ſolche, durch momentane Unverbrechung eines
Lichtſtrahls hervorgerufenen Helligkeitsunterſchiede, ſondern ſie
iſt in ihrer Empfindlichkeit ſo geſteigert, daß ſie zur Kontrolle
der feinſten Tönungsdifferenzen herangezogen werden kann und
hierbei ſogar das menſchliche Auge übertrifft. Auf dieſer Tat=
ſache
iſt eine Vorrichtung aufgebaut, die in Banknotendruckereien
nicht nur die äußerſt wichtige Zählung der die Druckmaſchine
verlaſſenden Banknoten vornimmt, ſondern dieſe auch in unfehl=
barer
Weiſe auf die genaue Erfüllung der vorgeſchriebenen Fär=
bung
prüft. In gleicher Weiſe hat ſich die Photozelle in der Zi=
garreninduſtrie
bewährt, zu der dort wichtigen Sortierung der
Zigarren nach der Farbe des Deckblattes, die ein außerordent=
lich
geübtes Auge erfordert.

Neuartige Warn-Anlagen
bei Wegübergängen.
Schon ſeit Jahren betätigt ſich bekanntlich der Allgemeine
Deutſche Automobil=Club beſonders auf dem Gebiete der
Sicherung des Verkehrs an Eiſenbahnübergängen, und hat auch bereits
an verſchiedenen Privatbahnen Verſuchsanlagen errichtet. Auf Grund
der mit dieſen gemachten Erfahrungen hat die Reichsbahn vorläufige
Richtlinien für Ausführung von Warnanlagen herausgegeben, und
nunmehr dem A. D.A. C. eine Reichsbahnſtrecke für die Errichtung wei=
terer
Warnanlagen zur Verfügung geſtellt.

Blinksignal mit Acetvlen- Gas-
lampe
tür unbeschrankte Weg-
übergänge
.

Vorsignal türbeschrankte Weg
übergänge an gekrümmten Zu-
tahrtswegen
.

Bei dieſen handelt es ſich in der Hauptſache um Anlagen, welche
für unbeſchrankte Uebergänge beſtimmt ſind, weil die örtlichen Verhält=
niſſe
nicht überall die Anbringung von Schranken als zweckmäßig er=
ſcheinen
laſſen, und weil derartige Warnanlagen als in Deutſchland
bisher unbekannt, erſt einer gründlichen Erprobung bedürfen, ehe
man zu ihrer Einführung übergeht.
Zwei derartige Warnanlagen, welche der A.D.A.C. nunmehr an
der Strecke KönigswuſterhauſenStorkow zur Aufſtellung gebracht hat,
wirken durch ein Blinklicht, und zwar zeigen ſie während der Zug=

Amerikanisches Wig-Wag- Blinksignal mit elektrischer
Signal mit pendelnder
Laterne für unbeschrankte
roter Lampe.
Wegübergänge.
pauſen ein weißes Blinklicht, welches bis zu 45mal in der Minute
leuchtet, während von dem Augenblick an, in dem ſich ein Zug auf 250
Meter genähert hat, ein rotes Licht ſichtbar wird, das bis zu 80mal
in der Minute blinkt, und zwar ſo lange, bis der letzte Wagen des
Zuges die Straße überfahren hat. Der Unterſchied in der Zahl der
Blinkzeichen hat ſeinen Grund darin, daß man auch farbenblinden Per=

ſonen erkennbar machen will, wann eine Zugpauſe iſt, und wann ein
Zug ſich nähert. Um nun auch jedem bei Dunkelheit herannahenden
Wegbenutzer zu zeigen, daß es ſich um Lichter an einem unbeſchrankten
Uebergang, das heißt alſo um ein Warnſignal an einer Bahnanlage,
handelt, iſt die Blinklampe mit einem quadratiſchen Rahmen umgeben,
der mit rückſtrahlendem Material verſehen iſt.
Unabhängig davon bleiben natürlich die internationalen War=
nungsſchilder
in Dreiecksform beſtehen, welche im allgemeinen 250 Meter
vor dem Uebergang rechts an der Chauſſee aufgeſtellt ſind. Für Ueber=
gänge
mit elektriſchem Strom wird die Lampe elektriſch beleuchtet,
während ſie mangels elektriſchen Anſchluſſes mit gepreßtem Acetylen=
gas
betrieben wird.
Zwei andere Anlagen, deren Einführung bei der Reichsbahn zu=
nächſt
nicht in Ausſicht genommen iſt, verdienen aber nichtsdeſtoweniger
volle Beachtung. Die eine ſtellt einen Winker dar, welcher bei gekrümmten
Zufahrtswegen das Nahen eines Zuges bereits an einer Stelle anzeigt,
an welcher die Schranke für den Straßenbenutzer noch nicht ſichtbar iſt.
Die andere iſt ein amerikaniſches Signal, bei dem ein Pendel, an deſſen
Ende ſich eine rote Lampe befindet, in Tätigkeit tritt, ſobald ein Zug
ſich nähert.
Ferner wurde eine Schranke, zu deren Sichtbarmachung bei Dunkel=
heit
die Reichsbahn zur Zeit ſogenannte Tiefſtrahler benutzt, an Stelle
ſolcher mit Blinklampen ausgerüſtet, welche dem gleichen Zweck wie die
Tiefſtrahler dienen, aber billiger ſind.
Für die Oeffentlichkeit iſt von beſonderem Intereſſe, daß alle vor=
ſtehend
erwähnten Anlagen anders als die bisher an verſchiedenen
Stellen des Reiches vom A. D.A.C. aufgeſtellten an einer nur wenige
Kilometer langen Strecke errichtet worden ſind, ſo daß jedem Inter=
eſſenten
die Möglichkeit geboten iſt, ſich über die Arbeitsweiſe und den
Wert der Neuerungen innerhalb weniger Stunden ſelbſt ein Urteil zu
bliden.

KURZE MITTEILUNAEN
* Der Wanderroſt iſt immer noch die gebräuchlichſte Heizungsart
für Dampfkeſſel. Im Jahre 1927 wurden 45 Prozent aller Dampfkeſſel
mit Wanderroſten ausgerüſtet, im Jahre 1928 ſind es etwa 43 Prozent.
Die Kohlenſtaubfeuerung hat ſich bei den Dampfkeſſeln nicht in dem
Umfange eingeführt, als man urſprüglich annahm. 1926 wurden
30 v. H., 1927 aber nur 16 v. H. und 1928 gar nur 10 v. H. der neu
beſtellten Keſſelheizflächen für Kohlenſtaubfeuerung eingerichtet.
* Die Welterzeugung an Gold und Radium, den beiden, nach der
Volksmeinung, wertvollſten Stoffen der Erde betrugen im Jahre
1928 beim Gold rund 610 000 Kilogramm, beim Radium 58 Gramm.
Dieſer ungeheure Unterſchied in der Gewichtsmenge wird noch beträcht=
licher
bei Berückſichtigung der geſamten vorhandenen Menge. Der Ge=
ſamtweltvorrat
an Radium beträgt nur 42 Gramm. Amerika beſitzt
W Gramm, Frankreich 10 Gramm, Deutſchland und Schweden je 6
Gramm. Alle anderen Kulturländer zuſammen haben nur ganz un=
weſentliche
Mengen. Hauptſächlich wird Radium in Amerika, in
Joachimsthal in Sachſen und ein kleiner Reſt in Südafrika gewonnen.
Bei der Weltgewinnung von Gold iſt Afrika mit 58 Prozent, Amerika
mit 27 Prozent beteiligt. Der Weltvorrat an Gold läßt ſich bei deſſen
weiter Verbreitung auch nicht ſchätzungsweiſe angeben.
* Neue Wolkenkratzer plant man in Amerika. Mit Hilfe des
elektriſchen Schweißverfahrens beim Aufbau der Stahlgerüſte zu den
Hochhäuſern wird es möglich ſein, derartige Bauten bis zu 500 Metern
und mehr in die Höhe zu treiben. Ob es allerdings wirtſchaftlich ſein
wird, muß dahingeſtellt bleiben. Der zurzeit höchſte Wolkenkratzer, das
Woolworthgebäude, hat 80 Stockwerke, aber trotzdem noch nicht die Höhe
des Eiffelturms erreicht. Das Land der Rekorde empfindet es als
bitter, nicht das höchſte Bauwerk der Erde zu beſitzen. Man plant
deswegen in Manhattan einen 488 Meter hohen Wolkenkratzer, der 150
Stockwerke enthalten ſoll. Das Haus ſoll Büroräume für 50 000
Menſchen enthalten. Die Höchſtzahl der Verkehrsziffer wird auf 200000
Perſonen geſchätzt. Mit welchen techniſchen Mitteln dieſe in dieſem
Rieſenbau befördert werden ſollen, iſt allerdings eine noch ungelöſte
Frage.
* Der Verbrauch von Leuchtgas je Kopf der Bevölkerung beträgt
in Deutſchland gegenwärtig etwa 100 Kubikmeter im Jahre. Hierbei
iſt der Verbrauch in der Haushaltung und in gewerblichen Betrieben
zuſammengefaßt. In Amerika iſt der Verbrauch über doppelt ſo groß,
234 Kubikmeter, in England mit 242 Kubikmetern noch größer. Hierbei
muß jedoch bedacht werden, daß in Amerika auch Naturgas in ſehr
großem Umfange verwandt wird. Der Elektrizitätsverbrauch iſt in
Chikago, das an erſter Stelle ſteht, mit 1088 Kilowatr je Einwohner
und Jahr am größten in der Welt. Es folgen dann New York mit
767, Zürich mit 630, Stockholm mit 294, Paris mit 279, Berlin mit 251,
Wien mit 210, Kopenhagen mit 194, Prag mit 180, London mit 150
und Budapeſt mit 135 Kilowatt. Auffallend iſt der hohe Verbrauch
in Stockholm und Zürich, der wohl durch den niedrigen Preis des mit
Waſſerkraft erzeugten Stromes zu erklären iſt.
* Schneidbrenner, die Aluminiumpulver als Brennſtoff an Stelle
von Waſſerſtoff oder Azetylen verwenden, werden eine Hitze erzeugen,
in der faſt alle Körper ſchmelzen. Bekannt iſt die Verwendung von
Aluminiumpulver als Brennſtoff in dem Goldſchmidtſchen Thermit=
ſchweißverfahren
, beſonders beim Zuſammenſchweißen von Straßen=
bahnſchienen
. Führt man in den Sauerſtoffſtrom einer Schneidpiſtole,
wie ſie bei der autogenen Metallbearbeitung heute auch allgemein be=
kannt
ſind, ganz fein verteiltes Aluminiumpulver durch die ſonſt für
das Brenngas benutzte zweite Schlauchleitung ein, ſo entſteht infolge
der ſtarken chemiſchen Affinität zwiſchen Sauerſtoff und den Metallen
eine ſehr heiße Brennflamme, die bei der Metallbearbeitung vorteilhaft
verwendet werden kann. Die geringere Feuergefährlichkeit und Explo=
ſionsgefahr
gegenüber der Verwendung von Brenngaſen ſcheint dem
neuen Verfahren eine ſehr weite Verbreitung zu ſichern. Die Tem=
veratur
des Thermitſchmelzverfahrens erreicht eine Litze von etwa 3000
Grad. Dieſe an ſich ſchon ungeheuerliche Hitze verſchwindet gegenüber
der höchſten im Laboratorium erreichbaren Temperatur, die mit 7600
Grad angenommen werden muß. Sie entſteht in einem Lichtbogen einer
druckluftbogenlampe, wobei der Flammenbogen unter einem Ueberdruck
von 22 Atmoſphären erzeugt wird.

NEUE BÜCHER UND ZEITSCHRIFTEN
* Techniſche Muſeen als Stätten der Volksbelehrung von O. v. Miller,
(Schriftenreihe Deutſches Muſeum, Abhandlungen und Berichte‟
Heft 5) 1939. V.D.J.=Verlag G. m. b. H. Berlin, DIN A 5, 27 Seiten
mit 11 Abbildungen, broſchiert 1. RM.
Ein Altmeiſter deutſcher Technik, der Gründer und Schöpfer des
Deutſchen Muſeums, läßt uns hier nicht nur einen fehr intereſfanten
Blick in ſein Schaffen und ſeine Werkſtätten tun, er entwickelt auch über
den Rahmen des eigentlichen Muſeums hinaus Gedanken, wie er ſich
die weitere Entwicklung techniſcher Muſeen in Deutſchland und der
Welt denkt. Jedem Freund deutſcher Technik muß dieſer Blick hinter die
Kuliſſen des bedeutendſten techniſchen Muſeums von großem Wert ſein.
* Der Weg des Geiſtes in der Technik von L. Erhard ( Schriften=
reihe
Deutſches Muſeum, Abhandlung und Berichte‟, Heft 4). 1929.
V. D. J.=Verlag G. m. b. H., Berlin, DIN A 5, 30 Seiten mit 55 Ab=
bildungen
und 2 Ueberſichtstafeln. Broſch. 1. RM.
Die Geiſter regen ſich, um die Technik von einer höheren Warte aus
zu betrachten; nicht nur als Mittel zur Gütererzeugung, ſondern als
verbindendes Glied zwiſchen Geiſtesleben und der Materie. So kommt
auch Erhard beim Betrachten techniſcher Entwicklungsreihen zur ethiſchen
Reihe: Alle für einen; Einer für alle; Jeder für jeden.
* Die Praxis des Beleuchtungsweſens von Rudolf Illersperger.
Kleinoktav, 99 Seiten mit 23 Abbildungen. München, Verlag Georg
D. W. Callwey. In Ganzl. geb. 3,30 RM.
Das Beleuchtungsweſen, richtiger hier mit Reklamebeleuchtung
gekennzeichnet, iſt ein ſehr weſentliches Mittel zur Kundenwerbung im
Geſchäftsleben geworden. Wirkungsvoll mit den gegebenen Räumen
und haushälteriſch mit beſchränkten Mitteln vorzugehen, iſt nicht leicht.
Ein erfahrener Fachmann hat hier u. W. zum erſten Mal einen kleinen
Wegweiſer für die Geſchäftswelt geſchaffen, der reich an Anregungen
und Vorſchlägen iſt.

PERBöNLIOHES AU8 DER TECHNIK
Der durch ſeine Tätigkeit beim U=Bootsbau bekannt gewordene
Direktor der Krupp’ſchen Germaniawerft in Kiel Dr.=Ing. e. h. Konrad
Regenbogen iſt im Alter von 60 Jahren geſtorben.
Die Bergakademie in Freiberg i. Sa. verlieh dem Gen.=Dir. Dr.=Ing.
Fritz Springorumdie Würde eines Doktor=Ingenieur Ehren halber.
Der Hauptſchriftleiter der amerikaniſchen Zeitſchrift Power Fred
R. Low iſt von der Leitung zurückgetreten. Sein Nachfolger wurdg
Ely C. Hutchinſon.

[ ][  ][ ]

Net
Ku

Nummer 80

Freftag, den 21. März 1930

Stott, Shtel und Turnen.

Der Spork des Sonnkags.
Entſcheidende Kämpfe in den Raſenſpielen.

Auch am 23. März ſtehen wieder die Raſenſpiele im Vordergrund
Hes Sportprogramms. Sowohl im Fußball, Hockey, Handball, wie auch
Em Rugby wird nicht nur ein umfangreicher Spielbetrieb abgewickelt,
es zeigen ſich auch zahlreiche Kämpfe von größerer und allgemein in=
Eereſſierender Bedeutung.
Fußball.
Bei den ſüddeutſchen Endſpielen iſt am kommenden Sonn=
Eag kaum eine weſentliche Aendevung zu erwarten. Die Favoriten hoben
Hurchweg Gegner vor ſich, mit denen ſie fertig werden ſollten. Der
Spielplan hat im einzelnen folgendes Ausſehen: Runde der
Meiſter: Eintracht Frankfurt Freiburger F.C., V.f.B. Stuttgart
Sp.Vg. Fürth, Bayern München F.K. Pirmaſens, S.V. Waldhof
Worwatia Worms; Troſtrunde Südoſt: 1. F. C. Nürnberg
A. S.V. Nürnberg, Phönix Karlsruhe München 1860, Jahn Re=
gensburg
Union Böchingen; Troſtrunde Nordweſt: Fuß=
ballſportverein
Frankfurt F.V. Saarbrücken, Sportfreunde Saar=
brücken
S.V. Wiesbaden, V.f.L. Neu=Iſenbung V.f.V. Neckarau.
Von den Privatſpielen des Sonntags ſind zu erwähnen: F. S.V.
Frankfurt Pokalelf Offenbacher Kickers (Samstag), F. C. Konſtanz
Sp. Vg. Schramberg, F.C. Pforzheim Germania Brötzingen, F. C.
Idar Haſſia Bingen. Wie in Süddeutſchland, ſo werden
guch in allen anderen Landesverbänden die Endſpiele um
die Verhandsmeiſterſchaften und die Plätze fortgeführt. Iw Aus=
land
kommt es am Samstag zur Vorſchlußrunde um den engliſchen
Pokal und am Sonntag zu den beiden Länderſpielen Tſchecho=
ſlowakei
Oeſterreich in Prag und Frankreich Schweiz im Paris.
Rugby.
Zur Vorbereitung auf das demnächſt in Berlin ſtattfindende Länder=
Fwiel gegen Frankreich hält der Deutſche Rugby=Fußballverband in
Hannover ein Auswahlſpiel ab, an dem auch ſieben ſüddeutſche
Spieler teilnehmen. Die Meiſterſchaftsſpiele in den Landesverbänden
ſind abgeſchloſſen, am Sonntag gibt es nur noch einige Privatſpiele.
Hanbball.
Während in der Gruppe Oſt die Sp.Vg. Fürth bereits als Teil=
nehmer
für das Endſpiel um die ſüddeutſche Meiſterſchaft
ermittelt iſt, ſteht in der Gruppe Weſt moch das zweite Entſcheidungs=
ſpiel
zwiſchen S.V. 98 Darmſtadt und V.f.R. Kaiſerslautern aus. Das
Spiel wird am Sonntag in Darmſtadt ausgetragen, der S.V. 98 Darm=
ſtadt
benötigt nur ein Unentſchieden, um ſich für das Endſpiel gegen
Fürth zu qualifizieren. Auch in den anderen Landesverbänden der
D. S. B. und in den Turnkreiſen der D.T. werden die Handball= Ent=
ſcheidungsſpiele
weitergefördert.
Hockey.
Im deutſchen Hockey gübt es keine Meiſterſchaft, die bedeutendſten
ſationalen Ereigwiſſe ſind die Spiele um den Silberſchild für Verbands=
owannſchaften
. Das diesjährige Endſpielumden Silberſchild
für das ſich Süddeutſchland und Brandenburg qualifiziert haben, wird
in Heidelberg ausgetvagen. Süddeutſchland ſteht hier vor einer ſehr
ſchweren Aufgabe, denn Berlin iſt zur Zeit unſtreitig der bei weitem
ſtärkſte Landesverband des Deutſchen Hockey=Bundes. Die Berliner
Mannſchaft, die für das Endſpiel geſtellt iſt, hat auch faſt die Stärke
einer Ländermannſchaft. Sie wird ſich in der nachſtehenden Aufſtellung
zeigen: Linke (B.S.V. 92); Heymann (B.H.C.), Zander (B.S.V. 92);
Kummetz (Brandenburg), Kleingeiſt, Habeck (beide B. S.V. 92); Mehlitz
(B.S. V. 92), Müller, Kurt Weiß (B.S.C.) Scherbarth (B.S.V. 92),
Kemmer (B.H.C. Süddeutſchland hat die folgende Mannſchaft
nominiert: Haas (T.V. 60 Frankfurt); Heuſer (T.G. 78 Heidelberg),
Haußmann (H.C. Heidelberg); Riehl (T.G. 78), Theo Haag, Schäfer
(beide S.C. 80 Frankfurt); Horn (H.C. Heidelberg); Voth, Meyer
(beide T. G. 78 H.), Ell (T.H.C. Nürnberg), Kayſer (S. C. 80 FranFfurt),
Es wäre eine große Ueberraſchung, wemm in dieſem Spiel der Siegen
anders als Berlin heißen würde.
Tennis.
Die an der Riviera verſammelte internationale Tennis=Elite ſteht
zur Zeit im Turnier zu Cannes im Wettbewerb. Auch einige
deutſche Spieler und Spielerinnen ſind wieder mit von der Partie.
Leichtathletik.
Auch der 23. März bringt wieder i gahlreichen Gauen und Kreiſen
Frühjahrswaldläufe. In London kommt es unter der Be=
teiligung
der vier großbritanniſchen Länder, ſowie von Frankreich, Bel=
gien
und Holland zur internationalen Ouerfeldein=
Meiſterſchaft.
Boxſport.
Nach dem Auftakt in Berlin wird die Deutſchlandreiſe Max Schme=
lings
am Sonntag in Breslau fortgeſetzt.
Radſport.
Die neue deutſche Radſportſaiſon auf offenen Bahnen wird erſt am
30. März eröffnet. Am Sonntag herrſcht hier wie auf den Winter=
bahnen
Ruhe.
Motorſport.
Die Motorſportſaiſon in Deutſchland wird am Sonndag wit dem
klaſſiſchen Eilenriederennen bei Hannover eröffnet. In den
verſchiedenen Klaſſen iſt eine Anzahl der bekannteſten und beſten deut=
ſchen
Fahrer gemeldet worden.

Seite 17

Geſchäftliches.

Fußball im Kreis Skarkenburg.
Meiſterſchaftsentſcheidung oder =Vertagung? Der erſte Aufſtiegs=
kampf
der A=Meiſter.
Der 23. März ſieht wieder einmal ein volles Programm in den
Kämpfen der Kreisliga und dabei gleichzeitig das wohl entſcheidende
Spiel um die Kreismeiſterſchaft. Laſſen wir das Programm vorweg
folgen:
Viktoria Walldorf Viktoria Urberach (Vorſpiel 1:1),
FV. Sprendlingen SV. Münſter (Vorſpiel 1:1),
Sport=Vgg. 04 Arheilgen SV. Mörfelden (Vorſpiel 1:1)
Polizei Darmſtadt Union Darmſtadt (Vorrundentreffen),
Germania Oberroden Viktoria Griesheim (Vorſpiel 4:1),
FC. 03 Egelsbach Rot=Weiß, VfR. Darmſtadt (Vorſpiel 1:3).
Das entſcheidende Spiel ſteigt in Walldorf. Den Urberachern genügt
ein Unentſchieden, um Meiſter zu werden, dagegen müſſen ſie im Falle
einer Niederlage die noch ausſtehenden Spiele Walldorfs abwarten, da
Walldorf bei Gewinn ſämtlicher Treffen dann Urberach noch einholen
kann. Allerdings hält das ſehr ſchwer, denn ſchon in Darmſtadt können
gegen Union die Punkte flöten gehen, und wenn das nicht hilft, ſo ſteht
immer noch Pfungſtadt als letztes Hindernis da. Man darf alſo letzten
Endes doch die Urberacher als Meiſter erwarten, auch wenn ſie am
Sonntag in Walldorf verlieren. Der Ausgang des Spieles iſt abſolut
offen. In Sprendlingen ſtoßen Münſter und der FV. Sprendlingen
aufeinander; die Gewinnchancen liegen mehr bei Sprendlingen. Auch
Arheilgen müßte ſich gegen Mörfelden durchſetzen können. Polizei
und Union Darmſtadt treffen ſich zum erſten Mal. Zwar haben ſich
beide Mannſchaften bereits im Herbſt ein Spiel geliefert, doch wurde
dieſes beim Stande von 4:1 für die Polizei wegen Unwetter abgebrochen
und neu angeſetzt. Alſo darf man dieſes Spiel als Vorſpiel werten.
Der Spielausgang erſcheint offen. Viktoria Griesheim muß nach
Oberroden. Hier dürfte die letzte Hoffnung der Griesheimer, eventuell
die jetzige Punktzahl der Polizei noch zu erreichen, ſchwinden; die Ein=
heimiſchen
werden beide Punkte behalten. Auch in Ggelsbach iſt mit
einem Erfolg der Einheimiſchen zu rechnen.
Die ſpielfreien Pfungſtädter treten in Darmſtadt zum Rückſpiel
gegen den SV. 98 Darmſtadt an. Man wird dem Antreten der ver=
jüngten
Pfungſtädter Elf am Böllenfalltor mit viel Intereſſe begegnen.
In der 4=Meiſterſchaft
iſt am vorigen Sonntag die letzte Entſcheidung gefallen. Das Ent=
ſcheidungsſpiel
zwiſchen SV. 1911 Neu=Iſenburg und Union Wixhauſen
hat ſtattgefunden, und zwar auf dem Platze des 1. FC. Langen. In
einem hartnäckigen Kampf, in dem Wixhauſen bereits mit 2:0 führte,
ſicherte ſich dann Neu=Iſenburg nach Verlängerung einen 3:2=Sieg und
damit die Dreieichgau=Meiſterſchaft. Die Kreisbehörde hat auch bereits
die Spiele um die Kreismeiſterſchaft angeſetzt, die intereſſant und ſcharf
zu werden verſprechen, zumal nur zwei Vereine zur Kreisliga auf=
ſteigen
können. Am kommenden Sonntag treffen ſich bereits in Eber=
ſtadt
Germania Eberſtadt Haſſia Dieburg. Spielaus=
gang
abſolut offen. Bei der faſt gleichen Spielſtärke der drei A=Meiſter
kann man ſich überhaupt von vornherein nicht feſtlegen. Wahrſcheinlich
iſt durchweg mit Heimſiegen zu rechnen.
Die Termine der Aufſtiegskämpfe: 23. März: Gber=
ſtadt
Dieburg, 30. März: Dieburg Neu=Iſenburg, 6. April: Neu=
Iſenburg Eberſtadt, 13. April: Dieburg Eberſtadt, 27. April:
Neu=Iſenburg Dieburg, 4. Mai: Eberſtadt Neu=Iſenburg.
Alle Spiele werden von der Kreisbehörde überwacht.
Handball.
Pol. Sp. D. Darmſtadt Wormakia Worms (Damen).
Laut Mitteilung der Behörden ſind die Damen des Polizeiſport=
vereins
zum Kreismeiſter erklärt worden. Aus dieſem Anlaß
heraus müſſen die Damen des Polizeiſportvereins ihre bereits be=
gonnenen
Spiele um die Bezirksmeiſterſchaft fortſetzen. Am Sonntag
vormittag haben die Damen des Polizeiſportvereins die gleichen von
Wormatia Worms als Gaſt zum fälligen Rückſpiel auf ihrem Platz.
Das Vorſpiel konnte Darmſtadt knapp 1:0 gewinnen. Am Sonntag
müßte man unter günſtigen Umſtänden des eigenen Platzes wieder
Darmſtadt als Sieger erwarten. Aber Worms verſteht zu kämpfen,
und die ſpielſtarke Eintracht=Mannſchaft Frankfurt konnte gegen Worms
nur 1:0 gewinnen. Das Spiel wird zeigen, daß auch der Damenhand=
ball
ſich entwickelt. Wenn man auch von Herrenmannſchaften beſſeres
gewöhnt iſt, ſo muß doch feſtgeſtellt werden, daß das Damenſpiel, trotz
ſeiner Anfänge, ſchon gute Anſätze für Spielkultur und Technik zeigt.
Das Spiel gegen Worms wird ſich dem gegen Arheilgen würdig an=
reihen
. Der Beſuch wird ſich bei den volkstümlichen Eintrittspreiſen
empfehlen.
Fahrpreisermäßigung für Jugendliche.
Dem Deutſchen Reichsausſchuß für Leibesübungen wurde von ber
Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft unter dem 13. März mitgeteilt, daß
vom 1. April 1930 ab der Führerausweis für Jugend=
fahrten
von ben Vereinsleitern ſelbſt anszuſtellen und
von der Gemeinbebehörde oder dem Jugendamt zu beglaubigen iſt.

Rheuma, Gicht, Iſchias. Freitag, den 21., und Samstag, den 22.
März, von 121 und 68 Uhr erteilt im Hotel zur Traube unentgelt=
lichen
Beſcheid über Bad Piſtyan Dr. Székely, Kurarzt.
Was iſt Bio=Brot?
Bio=Calcium=Brot, iſt ein vollwertiges Brot, hergeſtellt
aus 60 Prozent Rmehl als Landbrot, Vollkornmehl als Vollkornbrot,
mit den Zuſätzen von Calcium und Kalium als Mineralſalze und
Energieſpender. Durch dieſe Zuſätze erhält das B.C.B. entgegen dem
weißen Brot bedeutend mehr Nährgehalt und Abwehrſtoffe, und iſt
dadurch in der Lage, nicht nur den Magen= und Darmkrankheiten vor=
zubeugen
, ſondern auch ſchon beſtehende Verdauungsſtörungen, ſo z. B.
Sodbrennen, Blähungen, Kolik, Magen= und Darmauftreibung und
Stuhlverſtopfung zu beheben. Gerade den an Stuhlträgheit Leidenden
iſt es ganz beſonders zu empfehlen. Der Tod ſitzt im Darm! ruft der
große Reformer Grotzinger uns zu, und dieſer Mann hat recht. Bio=
Brot darf nicht friſch genoſſen werden.
Ein illuſtrierter Reiſekalender für 1980 iſt im Selbſtverlag von
Siemer & Co., Verkehrsgeſellſchaft m. b. H. in München, Herzog=
Wilhelmſtraße 33, erſchienen. Derſelbe enthält nähere Angaben über
280 Geſellſchafts und Ferienreiſen in allen Preislagen und zu allen be=
kannten
Reiſezielen in Europa, Nordafrika, Kleinaſien und Nord=
amerika
, darunter eine Reihe von Oſterfahrten nach Italien,
Sizilien, Dalmatien, Spanien, in die Schweiz und an die Riviera.
Beſonders bemerkenswert iſt eine große Zahl von Oberammergaufahrten
aus allen Teilen Deutſchlands in Verbindung mit den verſchieden=
artigſten
Reiſekombinationen. Das für Reiſeluſtige hochintereſſante
Heft, das in dieſer umfangreichen Zuſammenfaſſung von Reiſen eine
Neuheit in Deutſchland darſtellt, wird bis auf weiteres koſtenlos abge=
geben
und kann in Darmſtadt bezogen werden im Bankgeſchäft Friedrich
Zaun, Luiſenplatz 1, Telephon 1308, und Lotterieeinahme L. F.
Ohnacker, Schulſtraße 15, Telephon 84.

Frankfurt a. M.
Freitag, 21. März. 15.15: Jugendſtunde. O 16: Kurhaus Bad
Homburg: Konzert. Lehnhardt: An ,die Gewehre‟ Benoit:
Ouv. Charlotte Corday Gabriel=Marie: Ronde des Bachi=
Bonzoncks Lortzing: Fant. aus Der Waffenſchmied Kling:
Waldteufeleien, Melodienkranz aus E. Waldteufels Werken.
Neue Tanzmuſik. 17.30: Architekt und Gewerbelehrer Jüngſt:
Wanderraſt in Dorfquartier und Jugendherberge. O 18: Buch und
Film. O 18.35: Stuttgart: Aerztevortrag: Wiſſenſchaftliche Traum=
deutung
. O 19.05: Stuttgart: Prof. Dr. Wunderlich: Moderne
Weltſchiffahrt. 19.30: Stuttgart: Das alte Lied. Ein Bieder=
meierluſtſpiel
aus Dr. Fiſchers muſikal. Hauskomödien. Muſik von
Mozart. O 20.15: Stuttgart: Erſter Frühling. Goethe: Oſterſpa=
ziergang
. Hofmannsthal: Vorfrühling. Brahms: O Frühlings=
Abenddämmerung. Dauthendey: Die Amſeln haben Sonne
getrunken. Bonſels: Aus Himmelsvolk. Conrad: Der =
mann
Schubert: Die linden Lüfte ſind erwacht. Wildgans:
Das Lächeln. Flaiſchlen: Morgenwanderung. Wolf: Früh=
ling
läßt ſein blaues Band. Geibel: Hoffnung. O 21.15: Stutt=
gart
: Soliſtenkonzert. Tſchaikowſky: Ouv. aus Der Nußknacker
Variationen über ein Rokoko=Thema: Marſch aus Der Nußknacker
Glazounow: Chant du Ménéſtrel. Cuf: Cantabile. Tſchai=
kowſky
; Trépak aus Der Nußknacker Saint=Saens: Der
Schwan. Fauré: Elegie. Bizet: Aegyptiſcher Tanz aus
Djamileh‟. Schumann: Abendlied. Popper: Tarantella.
Tſchaikowſky: Polonaiſe aus Eugen Onegin o 23: Stuttgart:
Tanzmuſik. O 0.30: Nur für Frankfurt: Nachtkonzert. Weber:
Trio in G=moll. Schubert: Trio in B=dur.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Freitag, 21. März. 9.30: Zum Tag des
Buches. O 10: Schulrat Niemann: Bei deutſchen Landleuten m
aller Welt. 12: Schallplatten=Konzert. O 14.30: Kinderſtunde.
O 15: Jungmädchenſtunde. O 15.40: Annie Francé=Harrar: Ceylon
von heute. O 16: Dir. Dr. Ladewig: Grundſätzliches zur Lehrer=
bücherei
. O 16.30: Leipzig: Konzc-t. O 17.30: Prof. Dr. Mersmann:
Vergleichende Stilunterſuchungen i der Muſik. o 17.55: Dr. Neu:
Die Möglichkeit der Kapitalbeſchaffung für induſtrielle Unternehmun=
gen
. O 18.20: Prof. Dr. Dietrich: Beſinnliche Viertelſtunde. e 18.40:
Engliſch für Fortgeſchr. O 19.05: Dr. med. Kaufmann: Die Frau
in ihren Altersſtufen. O 19.30: Wiſſenſchaftl. Vortrag für Aerzte.
O 20: Aus dem Leiptger Rathaus: Reichskundgebung zum Tag
des Buches. Anſprache: Reichsinnenmmiſter Severing und Dr. von
Kardorff, M. d. R. Fr. Thieß: Buch und Leben. o 20.50;
Aus dem Konzerthaus Stettin: Chorkonzert. Dombrowſki: Memento
mor: (Angelus Sileſius). Uraufführung. Nicodé: Das Meer.
Sinfonie=Ode. O Anſchl.: Zeit, Wetter. O 22.30: Karten=Spiele.
O Danach: Schallplatten.

Hauptchriftlenung Rudolf Maupe
Verantwortiſch für Polltſk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feutlleton, Reich und
Ausiand und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer: für
Die Gegenwart Tagesſplegel in Blid und Wort Dr. Herbert Nette.
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willv Kuble:
Druck und Verlag. L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 20 Geiten

144.,
BeifOnpt
S
urZr
Gets
86
jede

Tutt

[ ][  ][ ]

Nummer 80

Freitag, den 21. März

Leichte Abnahme der Arbeitsloſenzahl.
Die Zahl der hauptunterſtützungsberechtigten Arbeitsloſen betrug
am 12. März 2 313000 (nicht, wie irrtümlich zuerſt amtlich berichtet
ſorden war, 2 213 000). Das bedeutet eine Abnahme von 65 000. Am
28. Februar berrug die Zahl noch 2 378 000. Kriſenunterſtützung erhiel=
ten
am 12. März 281000 gegen 283000 am 28. Februar. Der Fehl=
betrag
der Arbeitsloſenverſicherung beträgt bekanntlich nach dem geſtern
bewilligten Nachtragshaushalt 40 Millionen Mark, dagegen wird man
vorausſichtlich, um den Bedarf für das geſamte Jahr zu decken, noch
etwa 40 Millionen Mark anfordern müſſen. Die Zahl der Geſamt=
unterſtützten
einſchließlich der Ausgeſteuerten dürfte etwas über 3 Mil=
lionen
liegen.

Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Die arbeitstägliche Kohlenför=
derung
betrug in der Zeit vom 9. März bis 15. März 374 175 To. gegen
349 034 To. in der vorhergehenden Woche. Die tägliche Kokserzeugung
ſtellte ſich auf 83 599 To. (83 952) To., die arbeitstägliche Preßkohlen=
herſtellung
auf 9321 To. (9392 To.). Wegen Abſatzmangels wurden in
der Berichtswoche 280 764 (arbeitstgl. 46 794) Feierſchichten eingelegt
gegen 340 051 (56 675) in der Vorwoche.
Stärkere Zunahme der Sparkaffſeneinlagen im Januar. Ende Ja=
nuar
1930 beliefen ſich die Spareinlagen bei den deutſchen Sparkaſſen
auf 9359,2 Mill. RM. gegen 9016,3 Mill. RM. Ende Dezember 1929.
Mithin iſt eine Zunahme um 342,9 (188,2) Mill. RM. zu verzeichnen.
Die Scheck=, Giro=, Kontokorrent= und Depoſiten=Einlagen ſtellten ſich
Ende Januar auf 1352,8 Mill. RM. gegen 1356,5 Mill. RM. Ende
Dezember.
Von der Frankfurter Börſe. Vom 24. März 1930 ab erhalten die=
jenigen
Stücke der Tproz. Mitteldeutſchen Stahlwerksſchuldverſchreibun=
gen
von 1927, auf die das Optionsrecht ausgeübt worden iſt, im amt=
lichen
Kursblatt eine beſondere Notiz mit dem Zuſatz: ohne Options=
ſchein
.
Die Volksbank Modautal e. G. m. b. H., Nieder=Mobau, ver=
öffentlicht
ſoeben ihren Geſchäftsbericht über das abgelaufene 6. Ge=
ſchäftsjahr
1929. Wie daraus zu erſehen iſt, hat ſich das Inſtitut im
abgelaufenen Geſchäftsjahr weiter günſtig entwickelt. Der Umſatz iſt
um rund 350 000 RM. auf 2 560 000 RM. geſtiegen. Die Spareinlagen
und Kontokorrent=Guthaben ſind um rund 50 000 RM. auf 162 000 RM.
angewachſen, ein Zeichen, daß auch in der ſchweren wirtſchaftlichen Zeit
bolles Vertrauen zu der Genoſſenſchaft beſteht. Der Reingewinn be=
trägt
2785,58 RM. für das Geſchäftsjahr. Hiervon ſollen 8 Prozent
Dividende auf die Geſchäftsguthaben der Mitglieder verteilt und der
Reſtbetrag den Reſerven zugewieſen werden. Die Mitgliederzahl iſt
auf 117 geſtiegen. Die ordentliche Generalverſammlung findet am
Sonntag, den 23. März 1930, ſtatt.
Veithwerke A.=G., Sandbach bei Höchſt i. O. Die Generalver=
ſammlung
, in der 351990 RM. Stammaktien und 60 000 RM. Vor=
zugsaktien
vertreten waren, genehmigte den bekannten, wieder dividen=
denloſen
Abſchluß per 1929. Bezüglich des neuen Geſchäftsjahres
wurde ſeitens der Verwaltung ausgeführt, daß ſich dieſes befriedigender
angelaſſen habe und daß der augenblickliche Status ein liquideres Bild
zeige. Aus Aktionärkreiſen wurden der im Aufſichtsrat vertretenen
Emiſſionsbank Vorwürfe gemacht wegen des niedrigen Kursſtandes der
Aktien und eine beſſere Kurspflege verlangt. Die aus dem Aufſichtsrat
turnusmäßig ausſcheidenden Mitglieder wurden wiedergewählt. Für
das verſtorbene Aufſichtsratsmitglied Georg Gerſt=München fand eine
Neuwahl nicht ſtatt.
Rohpappenfabrik Worms A.=G., Worms. Das Geſchäftsjahr hat ſich
befriedigend geſtaltet. Gegenüber dem Konjunkturvückgang war ein ver=
befſerter
Auftragseingang zu verzeichnen, ſo daß der Abſatz an Sonder=
erzeugniſſen
für die an dieſer A.=G. maßgebend beteiligten Deutſchen
Linoleum=Werke ausgeglichen werden konnte. Nach Abzug von Hand=
lungsunkoſten
, Abſchreibungen und Tantiemen in Höhe von 205 323 RM.
verbleibt ein Reingewinn von 147 823 (155 877) RM., aus dem wieder
8 Prozent Dividende auf das A.=K. ausgeſchüttet werden. Nach Rück=
ſtellungen
in Höhe von 60 000 RM. wurden 23 423 (20 977) RM. auf
neue Rechnung vorgetragen. Die G.=V. genehmigte den vorliegenden
Abſchluß einſtimmig.
Auflage von 20 Millionen Dollar=Goldbonds des RWE. Rheiniſch=
Weſtfäliſches Elektrizitätswerk U1SA. Die National City of New York
legt 20 Millionen Dollar=Goldbonds des RWE. zu 93 Prozent auf. Die
Bonds ſind mit einem Bezugsrecht auf RWE.=Aktien ausgeſtattet. Die
Aktienoption gewährt auf 1000 Dollar das Recht zum Bezuge von
4 American Chares von nom. 100 RM.
Dresdener Bank, Dresden=Berlin. Der Geſchäftsabſchluß der Dres=
dener
Bank für 1929 weiſt einen Reingewinn von 11 416 680 (im Vor=
jahre
13 413 572) RM. auf. Der Aufſichtsrat ſchlägt wieder eine 10 pro=
zentige
Dividenbe vor. 0,30 Mill. RM. (im Vorjahre 0,30 Mill. RM.)
ſollen dem Penſionsfonds zugewieſen werden. Eine Zuweiſung an die
offenen Reſerven (im Vorjahre 2 Mill. RM.) erfolgt in dieſem Jahre
nicht.

Mannheimer Produktenbericht vom 20. März. Wegen der in den
nächſten Tagen zu erwartenden Zollerhöhung iſt Inlandsweizen weni=
ger
angeboten und die Preiſe dafür ſind hinaufgeſetzt. Auch die For=
derungen
für Auslandsweizen ſind allgemein erhöht. Für Mais war
bei Aöfertigung dieſes Berichtes noch keine Notiz erhältlich wegen der
Unſicherheit der Lage und der zu erwartenden Regierungsmaßnahmen.
Der Markt verkehrte in ſtetiger Haltung, obwohl der Konſum noch
immer in ſeiner Zurückhaltung verharrt. Im nichtoffiziellen Verkehr
nannte man gegen 12.30 Uhr in Reichsmark per 100 Kilogramm wag=
gonfrei
Mannheim: Weizen inl. mit 27,50, Weizen ausl. mit 28,25 bis
31,50, Roggen inl. mit 16,7517,25, Hafer inl. mit 1515,75, Braugerſte
inl. je nach Qualität und Erzeugungsgebiet mit 17,7519,75, Futter=
gerſte
mit 1515,50, ſüdd. Weizenmehl (Spez. Null) mit Sack 38,75,
ſüdd. Weizenauszugsmehl mit 42,75, ſüdd. Weizenbrotmehl 24,75, ſüdd.
Roggenmehl (6070 prdz. Ausmahlung) 24,5028,50, feine Weizenkleie
mit Sack 88,25, Biertreber mit Sack 1111,50 und Leinſaat mit 37,50.
Berliner Produktenbericht vom 20. März. Die Produktenbörſe bot
heute ein recht feſtes Bild, wozu neben den höheren Auslandsmeldungen
die nunmehr mit ziemlicher Sicherheit feſtſtehenden Zollerhöhungen bei=
trugen
. Das Inlandsangebot von Weizen war ſehr knapp, ſo daß ſich
im Promptgeſchäft Preisbeſſerungen um 3 bis 4 Mark durchſetzen konn=
ten
. Seitens der Mühlen beſtand rege Nachfrage, zumal das Mehl=
geſchäft
eine Belebung erfahren hat. Der Lieferungsmarkt folgte der
Preisbewegung des Promptgeſchäftes und ſetzte 4 bis 5 Mark feſter
ein. Roggen war demgegenüber etwas vernachläſſigt. Während die
Provinzmühlen über unbefriedigende Verſorgungsmöglichkeiten klagen,
war hier das Ialandsangebot etwas größer, ſo daß nur 1 Mark höhere
Preiſe für prompte Ware zu erzielen waren. Die Lieferungspreiſe
lagen 1 bis 1½ Mark über geſtrigem Schlußniveau. Weizenmehle
waren beſſer gefragt, jedoch konnten die bis um 50 Pfg. erhöhten
Mühlenforderungen nicht immer durchgeholt werden. Roggenmehl hat
bei wenig veränderten Preiſen kleines Konſumgeſchäft. Hafer und
Gerſte liegen bei knapperem Angebot feſter.

Viehmärkke.

Darmſtädter Viehmarkt vom 20. März. Aufgetrieben waren 7 Ochſen,
140 Kälber, 12 Schafe. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber auf a) 7278,
b) 6571, c) 5864 Pfg. pro Pfund. Marktverlauf: lebhaft, geräumt.
Mannheimer Kleinviehmarkt vom 20. März. Dem Kleinviehmarkte
waren zugefahren: 77 Kälber, 14 Schafe, 152 Schweine, 613 Ferkel und
Läufer, 1 Ziege. Bezahlt wurden für Kälber 6280, Schweine und
Schafe nicht notiert, für Ferkel bis 4 Wochen 2834, über 4 Wochen
4046, für Läufer 5058 und für Ziegen 1224. Marktverlauf: Mit
Kälbern ruhig, mit Ferkeln und Läufern mittelmäßig.
Fraukfurter Viehmarkt vom 20. März. Dem heutigen Kleinvieh=
markt
waren zugeführt: 170 Rinder, 1050 Kälber, 151 Schafe und 745
Schweine. Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht: Kälber a) ,
RFN8. C) 6874, d) 6367, Schafe a1) 5054, b) 4249. Der Markt=
herlauf
war mit Kälbern und Schafen ruhig, ausverkauft, mit Schwei=
ſen
ſchleppend, Ueberſtand. Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch 1) 88
ſis 95, do. 2) 4088, Bullenfleiſch 8590, Kuhfleiſch 2) 6573, do. 7
1065, Kalbfleiſch 1) 100110, do. 2) 85100, Hammelfleiſch 100105.
Schweinefleiſch 2) 9095. Gefrierfleiſch: Vorderviertel 58, Hintervi=
55. Geſchäftsgang ſchleppend:

Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 20. März.
Die innerpolitiſche Bereinigung ließ jetzt einen etwas größeren
Optimismus zu, zumal noch andere Momente vorlagen, die mit der
Zeit eine gewiſſe günſtige Wirkung nicht verfehlen werden. Vor allem
ſtimulierte die feſte geſtrige New Yorker Börſe, woraus man erſehen
will, daß auch für deutſche Werte wieder Intereſſe von Auslandsſeite
erſwachen werden wird. Aber auch die weiter günſtigen internationalen
Geldmarktverhältniſſe beſonders in Amerika war Tagesgeld ſehr
flüſſig , wodurch wieder Diskontſenkungshoffnungen laut wurden,
befriedigten allgemein. Die leichte Beſſerung am Arbeitsmarkt und die
bevorſtehende Stickſtoffeinigung zwiſchen J. G. Farben und den Ruhr=
zechen
trugen ebenfalls zur Beſſerung bei. Die Tendenz war aus=
geſprochen
freundlich. Das Geſchäft konnte aber auch wieder kein
größexes Ausmaß annehmen, da die zweite Hand immer noch fehlte.
In Spezialaktien war die Umſatztätigkeit etwas lebhafter. Gegenüber
der geſtrigen Abendbörſe traten am Chemiemarkt Deutſche Erdöl mit
plus 2 Prozent etwas mehr hervor. J. G. Farben und Scheideanſtalt
eröffneten je 1 Prozent feſter. Renten ſtill. Deutſche Anleihen leicht
gedrückt, von Ausländern Türken befeſtigt.
Im Verlaufe war die Tendenz weiter freundlich. Die Ermäßigung
der Londoner Diskontrate um ½ Prozent gab der Börſe, da Aufträge
aum eingetroffen waren, eine kräftige Stütze. Das Geſchäft war nicht
weſentlich groß, doch konnten die Kurſe erneut bis zu 1½ Prozent an=
ziehen
. Am Geldmarkt wurde der Satz für Tagesgeld auf 6 Prozent
erhöht. Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen Dollar 4,1917
gegen Pfunde 20,3825. London=Kabel 4,8622, Paris 124,31, Mailand
92,88, Madrid 38,40, Schweiz 25,125/g, Holland 12,12½,
An der Abendbörſe wirkten die Londoner Diskonſenkung und
die Ermäßigung des Berliner Privatdiskontes nach, und man hoffte,
daß die Auswirkungen der internationalen Zinsſenkung ſich nunmehr
ſtärker auswirken werden als bisher. Trotzdem trat eine nennenswerte
Belebung des Geſchäftes noch nicht ein, da der Ordereingang von außen
her nicht erheblich größer geworden ſein dürfte. J. G. Farben, Metall=
geſellſchaft
, Schuckert und Kali Weſteregeln zogen bis 1½ Prozent an.
Im übrigen die Kurſe gut behauptet.
Berlin, 20. März.
Im Vormittagsverkehr und an der Vorbörſe hörte man Kurſe, die
ſich etwas über dem erhöhten geſtrigen Abendniveau bewegten. Anregend
wirkten die für heute erwartete Londoner Diskontſenkung, die leichte
Beſſerung am Arbeitsmarkt und die Beruhigung der politiſchen Lage.
Auch die Regelung der Stickſtoffquoten und die wiederauftauchenden
Verſionen betreffs des angeblich geplanten Benzinmonopols wurden
günſtig interpretiert. Eine gewiſſe Mahnung zur Zurückhaltung war
allerdings das noch nicht verabſchiedete Finanzprogramm, für das nur
noch wenige Tage zur parlamentariſchen Beratung zur Verfügung ſtehen,
und daß, falls eine Einigung nicht erzielt wird, durch eine Notverord=
nung
in Kraft geſetzt werden müßte. An einigen Märkten lagen zu den
erſten Kurſen Auslandsorders, zwar nur geringen Umfanges, vor, ſo
daß es faſt überall zu 12prozentigen Beſſerungen kam. Im Verlaufe
erhielt ſich die freundliche Grundſtimmung und es kam zu Beſſerungen,
die zirka 1 Prozent betrugen. Die von den einzelnen Großbanken und
vom Inſtitut für Konjunkturforſchung veröffentlichten Wirtſchafts= bzw.
Geſchäftsberichte fanden freundliche Aufnahme, und man ſchloß ſich viel=
fach
der Anſicht an, daß der Höhepunkt der Wirtſchaftskriſe überwunden
ſei. Um ein Uhr wurde die Ermäßigung des Londoner Diskontſatzes
um ½ Prozent auf 3½ Prozent bekannt, doch war dieſe Maßnahme
mit ſo großer Beſtimmtheit erwartet worden, daß ſie im Kursniveau
bereits eskomptiert war. Das Geſchäft nahm auch jetzt keinen größeren
Umfang an.

Mekallnokierungen

Die Berliner Metalltermine vom 20. März 1980 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar und Februar 131 (131.25), März 132.25 (134.25),
April 132.25 (132.50), Mai 131.50 (132.50), Juni 131.50 (131.75), Juli,
Auguſt, September, Oktober und November 131.25 (131,75), Dezember
131 (131.50). Tendenz: ſtetig. Für Blei: Januar und Februar
37.50 (37.75), März 37 (37.25), April, Mai und Juni 37 (37.50), Fuli
und Auguſt 37.25 (37.50), September und Oktober 37.50 (37.75), Nobem=
ber
37.50 (37.75), Dezember 37.50 (37.75). Tendenz: ſtill. Für Zink:
Januar 39 (39.25), Februar 39.25 (39.25), März 35 (37), Apml 35.50 (37),
Mai 36.25 (37.75), Juni 36.75 (37.75), Juli 37.50 (38.25), Auguſt 38
(38.50), September 38 (38.25), Oktober 38.50 (39), Mobember 38.50 (39.25),
Dezember 38,75 (39.25). Tendenz: ſtetig. Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern Brief.

Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 20. März:
Getreide. Weizen: März 106½, Mai 10934, Juli 108½, Sep=
tember
110½; Mais: März 82½, Mai 85½, Juli 86½, Septem=
ber
87½; Hafer: März 43, Mai 4438, Juli 43½, September 43;
Roggen: März 65½, Mai 66½, Juli 71½, September 74½.
Schmalz: März 10,15, Mai 10,36, Juli 10,52½, Septem=
ber
10,72½.
Fleiſch. Rippen ; Speck 13,25; leichte Schweine 9,75 bis
10,65, ſchwere Schweine 9,25 bis 9,90; Schweinezufuhren:
Chicago 10 000, im Weſten 74 000.
Baumwolle: März 15,10, Mai 15,30.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 20. März;
Schmalz: Prima Weſtern 10,90; Talg, extra, loſe 6%.
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 127¾, Hartwinter
n. Ernte 111½; Mais 94½; Mehl 5,605,80; Getreidefracht:
nach England 1,6 bis 2,3 Schilling, nach dem Kontinent 8 bis
9 Cents.
Kakao. Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze: 9: Loko: 8½; Mäxz
8,28, April 8,36, Mai 8,55, Juni 8,70, Juli 8,87, Auguſt
September 9,14, Oktober 9,14, November , Dezember 9,02,
Januar 9,11.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Auf Grund der zunehmenden Nachfrage am Geldmarkte wurde an
der Berliner Donnerstags=Börſe der Privatdiskontſatz von bisher 5½/g
auf 5 Prozent für beide Sichten ermäßigt.
In Berlin wurde die Brokers A.=G. für Verſicherungsvermittlung
mit einem Anfangskapital von 100 000 RM. gegründet.
Die J. P. Bemberg A.=G. will in ihren Barmer Betrieben Ent=
laſſungen
vornehmen. An Stelle der Kurzarbeit des geſamten Betrie=
bes
ſoll für einen Teil Vollarbeit eintreten.
Der Aufſichtsrat der Stuttgarter Gewerbekaſſe hat in ſeiner vor=
geſtrigen
Bilanzſitzung beſchloſſen, der auf den 21. April ds. Js. ein=
zuberufenden
Generalverſammlung aus dem Reingewinn von 63 403
RM. die Ausſchüttung einer Dividende von 5 Prozent (im Vorjahre
7 Prozent) und außerdem einen Antrag auf Liquidation der Geſellſchaft.
zu bringen.
Die Bank von Norwegen hat mit Wirkung vom 21. März ihren
Diskontſatz von 5 auf 4½ Prozent herabgeſetzt.
Der franzöſiſche Außenhandel in den beiden erſten Monaten dieſes
Jahres weiſt bei 9,59 (im Vorjahre 10,27) Milliarden Franken Einfuhr
und 7,73 (im Vorjahre 7,81) Milliarden Franken Ausfuhr ein Defizit
von 1,86 (2,46) Milliarden Franken auf. Ein Einfuhrrückgang iſt be=
ſonders
bei Lebensmitteln und Textilwaren feſtzuſtellen.
Die Bank de Lyon=Pariſienne, die kürzlich die Erhöhung ihrer
Dividende von 13 auf 14 Prozent ankündigte, ſchließt ihr Geſchäftsjahr
bei einem Reingewinn von 33 (im Vorjahre 22,5) Millionen Franken
ab bei einem von 150 auf 200 Millionen Franken erhöhten Kapital.
Das Direktorium der Bank von England hat, wie allgemein er=
wartet
, in ſeiner Donnerstagsſitzung die Herabſetzung des Diskontſatzes
von 4 auf 3½ v. H. beſchloſſen.
Heute beginnt in Budapeſt die auf fünf Tage geplante Zuchtvieh=
ausſtellung
der ungariſchen landwirtſchaftlichen Vereine, zu deren Er=
öffnung
mehrere Tauſend Ausländer, darunter zwei ausländiſche Land=
wirtſchaftsminiſter
, und zwar der bayeriſche Landl irtſchaftsminiſter
Fehr und der italieniſche Miniſter Acerbo, ihren Beſuch angekündigt
haben.
Der Wirtſchaftsausſchuß der rumäniſchen Regierung beſchloß, die
Befugniſſe des Führers der rumäniſchen Abordnung für die Handels=
vertragsverhandlungen
in Berlin, Antipa, zu erweitern, damit bis zur
Behebung der Schwierigkeiten, die den Abſchluß eines endgültigen Ver=
trages
verzögern, ein vorläufiges Abkommen mit Deutſchland abge=
ſchloſſen
werden kann.
Der Einnahmeüberſchuß der ſchweizeriſchen Bundesbahnen im Fe=
bruar
in Höhe von 5,2 Millionen Franken weiſt gegenüber dem Februar
1929 eine Verminderung von über einer halben Million Franken auf.
Die Federal Reſerve Bank von Philadelphia hat ihren Diskontſatz
von 4½ auf 4 Prozent herabgeſetzt.

Berliner Kursbericht
vom 20. März 1930

Deviſenmarkt
vom 20. März 1930

Berl. Handels=Geſ.)
Danatbank

Deutſche Ban1u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordb. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti Gummi
Deutſche Cont. Eas
Deutſche Erdö!

V
GR
145.
146.25
105.
147.
107.875
162.125
75.75
145.50
196.
62.50
149.50
169.87*
99.25

Miei
J. G. Farben
Gelſenk. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klödnerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchlef. Kofsw.
Orenſtein & Koppel

161.
159 50
140.
169.75
130.25
107.12:
96.
210.
102.
104.875
105.125
45.625
84.875
100.
PKR

Maneee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
erm. Poege
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werke

M
Kue
360.50
153.75
153.
96.25
214.50
74.25
36.
G8.
112.125
175.
64.50
43.875

Helſingfor=
Wien
Prag
Budapeſt
Eofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenvs=Aires
New Yort
Belgien
Italien
Paris

Bährung
100 finn. Mk
100 Schillin
00 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
00 Kronen
100 Kronen
00 Kronen
S.Stg.
1 Pap. Peſo
Dollar
00 Belga
100 Lire
100 Francs

et
10.537
59.00
12.41
73.15
3.03
167.94
112.05
112.11
112.46
20.362
1.570
4.1875
58.345
21.915
16.375

Rie
10.55
59.12
73.20
2.C4
112.2
18-415 Riga

Schweiz
Spanien
12.43 Danzig
Japan
Rio de Janetrolt Milreis
168.281Jugoſlawien 1100 Dinar
Portuga!
212.33/Athen
112.68/Konſtantinopell1 türk.
20.402/Kairo
1.574/Kanada
a. 1955füruguah
58. 465/Jsland
2 1.955/Tallinn (Eſtl.) 1100 eſtl. Kr.

Währung
100 Franker
1100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen
1100 Escudos
1100 Drachm
1ägypt. 4
canad. Doll.
1 Goldpeſo
100 eſtl. Kr.
1100 Lats

GeId
31.04
53.05
21.39
2.070
0.479
7.39
18.82
5.425
20.88
4.1845
3.666
92.16
111.52
80.70

Briei
81.20
3. 15
81.45
2.074
0.-481
7.411
18.86
5.435
20.92
4. 1925
3.674
92.34
111.74
80.86

7% Dtſch. Reichsanl.
6

69 Baden ......"
8% Bahern ...
8% Heſſen v.
8
6% Preuß. Staats=
anl
. .
8% Sachſen.
7% Thüringen ...
Dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
. +
Ablöſungsanl. ..
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
..."
8% Baden=Baden
6% Berlin. . . . . ."
8% Darmſtadtv. 26
v. 28
Frankf. a. M.
8% Mainz.. .. . . .
8% Mannheim. . .
8% Nürnberg ...."

80 Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . . . . . .
8% Goldobl
4½ % Heſſ. Lds.,
Hhp.=Bk.=Liquid.
Pfbr.. . . . . . . . . .
% Preuß. Lds.-
Pfbr.=Anſt. Gold
Pfbr. . .. . . . . . .
Foldobl
8% Darmſt. Komm.
Landesbf. Goldoh
KaſſelerLa: dcs
deei Conx

Frankfurter Kursbericht vom 20. März 1930.

R=
76.5
84.5
87.25
91.70
96.75
78.5

86

96.5
86

79

Pai e
Goldpfbr. .
Obl.
/4½%
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
+ Ausl. Ser. I
Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).

Berl. Hyp.=Bl!
½% Ligu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp. Bk...
4½% Lig. Pfbr
Pfbr. Bk..
4½% Lig. Pfbr..
8%Mein. Hyp.Bk.
½%0 Lig. Pfbr.
Pfälz. Hhyp. Bk
4½% Lig.Pfbr.
8% Preuß. Boden=
cred
.=Bank ...."
4½% Lia.Pfbr
8% Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bk. ..
4½% Lia. Pfbr
8% Rhein. Hyp. Bk.
14½% Lig. Pfbr.
18% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit .....
8½ Südd. Bod.
Cred.=Bank. . . . .
4½% Lig. Pfbr.
18% Württ. Hyp.=Bk.

6% Daimler Benz
82 Dt. Linol. Werke
8% Klöckner=Werke
Mainkraftwerke
Mitteld. Stal.!
werke

38.5

50.5
68.25

96.5
82
96.5
82.5
96
83.
96.5
84.7
96.5
82
96.5
83.75
97
96.5
82.95
97

70.5

E8. 25

2.5

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17.22
9.05
5.5

23.5

125

127-.
1a4
181.5
49
149
246
36.5
14.5
100
147
236

157

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105

104
130

55.5

104
75.25
160
259
248
94
122
184.25
132.5

196
40
143
110.5
105.5
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19.5
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79.5
104
153
128
120
1a7
141
127.5
193
156.75
227.25
144.25
110.5
147
100.75
132
142
120
133
29.8
1a0
153
140.5
12:/,
150
113.5
154

231.5
197

[ ][  ][ ]

Nummer 80

Freitag, den 21. März 1930

Seite 19

Wärker ul6 dnr Tor.
Roman von Hans Schulze.
152)
Nachdruck verboten.

Warum ſeine Tat geſchehen und wie ſie geſchehen, würde für
mmer ſein Geheimnis bleiben, das er lieber mit ins Grab neh=
anen
wolle,, ehe es in Verbindung mit Evelyns Namen durch
Elle Zeitungen der Erde geſchleift würde.
Deshalb bäte er auch Walter, nicht weiter mit Fragen in
hn zu dringen; er wiſſe, daß ihn die Welt verdamme, verdammen
rnüßte; vielleicht werde aber doch noch einmal ein Tag kommen,
wa man ihn anders beurteilen und das furchtbare Unglück, in
Das ihn ein blindes Schickſal verſtrickt habe, beſſer verſtehen
twerde.

In tiefer Erſchütterung war Walter nach Ablauf der Sprech=
Beit von ihm geſchieden, aber noch lange hatte ihn das Bild des
Hoffnungsloſen, grauen Geſichtes verfolgt, in das die wenigen
Tage der Gefängnishaft bereits unauslöſchliche Furchen gezogen
hatten.

Trotz Kurts lebhaften Widerſpruches hatte er einen aufſtre=
Genden jungen Anwalt, Dr. Ruhland, mit ſeiner Vertretung be=
auftragt
, der in letzter Zeit ſich in mehreren großen Strafſachen
wen Ruf eines ſchneidigen Debattiers und glänzenden Vertei=
wigers
erworben und ſich ſogleich mit Feuereifer auf das ſen=
Fationelle neue Mandat geſtürzt hatte.
Doch ſchon ſein erſter Beſuch im Gefängnis hatte ihm gezeigt,
nvelche Schwierigkeiten für ihn in der ſeltſamen, kühl=höflichen,
aber undurchdringlichen Zurückhaltung Kurts zu überwinden
nvaren, der anfangs überhaupt jede Zuziehung eines Rechtsbei=
ſtandes
abgelehnt und ſich erſt durch einen wiederholten Hinweis
euf die Vorſchriften der Strafprozeßordnung hatte beſtimmen
Aaſſen, eine Vollmacht für Dr. Ruhland zu unterzeichnen.
Ich fürchte, Herr v. Prayer, ſagte der Anwalt, als Walter
ines Abends zu ſeinem Büro am Savignyplatz heraufkam, daß
nuns Herr Dr. Steinhoff noch manche harte Nuß zu knacken geben
avird. Ich habe heute die Akten von der Staatsanwaltſchaft zur
Slagebeantwortung erhalten und auch ſchon einmal eingehend
wurchgearbeitet, ſehe aber, offengeſtanden, in der ganzen Sache
Eis jetzt noch ſehr wenig klar. Es ſind da in der Anklage eine
Menge von Widerſprüchen enthalten, bei denen die Verteidigung
fſehr wirkſam einhaken könnte, wenn ſich Dr. Steinhoff zu ein
waar aufklärenden Worten entſchließen wollte. Aber gegen dieſe
werbohrte Schweigſamkeit kämpfen ja ſelbſt Götter vergebens,
mund es macht mir manchmal faſt den Eindruck, als ob dieſer Un=
glücksmenſch
geradezu planmäßig in ſein Unglück rennt!
Es dunkelte bereits, als Walter das Büro des Anwalts wie=
Der verließ.
Er hatte mit Dr. Ruhlond an Hand der Akten die Tatfrage
mioch ſtundenlang nach allen Richtungen erörtert und im geheimen
Dabei, die unermüdliche Ausdauer und ſyſtematiſche Gründlich=
keit
des jungen Juriſten bewundert, der nach immer neuen
WWegen geſucht hatte, die aus dem Dunkel dieſes undurchdring=
Michen Konfliktes zur Klarheit und Wahrheit hinausführen
Fonnten.
Daheim lag auf ſeinem Schreibtiſch noch ein Brief.
Es war ein kurzes, mit Bleiſtift hingeworfenes Schreiben
Wores, daß Evelyn in den ſpäten Nachmittagsſtunden ganz un=
zerwartet
aus der Unterſuchungshaft entlaſſen worden ſei und
Wom Gericht bis zur Hauptverhandlung ihre Wannſeevilla als

Wohnort angewieſen erhalten habe; ſie und die Schreiberin
dieſer Zeilen würden ſich ſehr freuen, wenn Herr v. Prayer zwei
einſamen Frauen ſobald als möglich einen freundnachbarlichen
Beſuch abſtatten wollte.
In tiefen Gedanken trat Walter noch einmal auf ſeine Ter=
raſſe
heraus; die Luft im Atelier erſchien ihm plötzlich unerträg=
lich
beengend.
Die Wipfel des Parkes rauſchten kaum hörbar wie ein ſchla=
fendes
Meer.
Nur ein einziges Licht ſchimmerte durch die drohende Fin=
ſternis
von der Villa Evelyns herüber.
Das Licht, bei dem Lore wohl noch am Bett der Heim=
gekehrten
ſaß, die nach ſo langen, furchtbaren Wochen zum erſten
Male wieder unter ihrem eigenen Dache ſchlief.

Kaffee doch nicht teuren!
Trotz Tollerhöhung.

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So war das kaum mehr Erhoffte alſo doch Ereignis ge=
worden
.
Epelyn wieder frei.
Und zugleich mit Lore ſeine nächſte Nachbarin.
Mit Lore.
Auf einmal hatte er all die Irrungen und Wirrungen der letz=
ten
Zeit wieder vergeſſen, ſah er nur ein lachendes, helles Jung=
mädchengeſicht
, das in ſeinen blauen Augen den ganzen Himmel
in ſich trug.
Eine ſtürmiſche Sehnſucht brach plötzlich in ihm auf, daß er
am liebſten mitten in der Nacht noch einmal zur Villa Karr hin=
übergegangen
wäre.
In dieſem Augenblick fühlte er bis auf den Grund ſeiner
Seele, wie tief er mit Herz und Sinnen in ſeiner Liebe zu Lore
verankert war, daß er in dieſer Liebe für alle Zeit ſein Schickſal
gefunden hatte.
XV.
Guten Morgen, Herr v. Prayer!
Wie ein liebliches Sommerbild ſtand Lore unter den Gly=
cinienhängen
der Terraſſe in der hellen Sonne; ſie trug ein ganz
ſchlichtes weißes Leinenkleid, das den ſchlanken Hals in einem
loſen Ausſchnitt freigab und die runde Bruſt in zarten Umriſſen
anmutig nachzeichnete.
Walter ſchüttelte ihr mit kameradſchaftlichem Druck die Hand.

Sie werden von Tag zu Tag hübſcher, ſagte er bewun=
dernd
. Es iſt bald nicht mehr zum Aushalten!
Lore drohte ihm lachend mit dem Finger.
Und Sie bleiben ein unverbeſſerlicher Don Juan! Ich ſah
Sie vorhin ſchon mit Ihrem Segelboot hereinkommen, als ich im
Garten Roſen ſchnitt.
Ja, ich habe gleich nach meinem einſamen Frühſtück einen
Schlag nach Schwanenwerder hinüber gemacht. Wo bleiben all
die Geſpenſter der Nacht vor dieſem Glanz der Morgenfrühe!
Damit ließ er ſich behaglich in einem Korbſeſſel nieder, indes
Lore ihre Roſen mit geſchickten Händen in Schalen und Vaſen
ordnete.
Meine Schweſter ſchläft noch, ſagte ſie. Sie ſieht zum Er=
barmen
aus, und ich werde ſie in der nächſten Zeit erſt einmal
ordentlich herauspflegen. Ich danke Ihnen übrigens, daß Sie
meinem Notſchrei ſo ſchnell gefolgt ſind, denn ich habe einiges
Wichtige mit Ihnen zu beſprechen!
Sie war bei den letzten Worten an die Tür des Speiſeſaales
getreten und kam mit einem Päckchen Briefe zurück.
Hier iſt die Poſt von heute morgen. Ein gutes Dutzend
Droh= und Schmähbriefe. Die Gemeinheit der Maſſe Menſch iſt
wirklich unbeſchreiblich.
Mit einer unwilligen Bewegung ſchob ſie den Briefberg
beiſeite, ihr feines Geſicht glühte in ehrlicher Empörung.
Ich war gerade im Begriff, den ganzen Kram ins Feuer
zu werfen, als ich mit dem letzten Brief eine merkwürdige Ent=
deckung
machte. Da behauptet nämlich ein anonymer Herr
natürlich gegen eine entſprechende Vergütung die Unſcild
meiner Schweſter und Dr. Steinhoffs nachweiſen zu können.
Aehnliche Angaben ſind übrigens ſchon mehrfach erfolgt, das
heutige iſt aber ſo beſtimmt abgefaßt, daß ich Ihnen dankbar
wäre, wenn Sie es einmal näher prüfen wollten!
Walter nahm den Brief zur Hand und las ihn lange und
aufmerkſam.
Eine flotte, ſteil=moderne Handſchrift, der Stil gewandt,
leicht phraſenhaft; zum Schluß die Mitteilung, daß der Unbe=
kannte
einen Beauftragten Frau Karrs während der nächſten
Abende zwiſchen acht und neun Uhr in einem Reſtaurant Wil=
helmsgarten
am Oranienburger Tor zu einer Rückſprache er=
warten
würde.
Eine Hyäne des Schlachtfeldes! ſagte Walter endlich kopf=
ſchüttelnd
. Das ganze läuft wahrſcheinlich auf eine gewöhn=
liche
Erpreſſung hinaus.
Lore zuckte die Achſeln.
Das glaube ich ja auch, aber der Ertrinkende klammert ſich
bekanntlich an einen Strohhalm. Ich werde Evelyne natürlich
den Brief zunächſt unterſchlagen, denn ſonſt erwecke ich in ihr
vielleicht nur falſche Hoffnungen, und die Enttäuſchung iſt nach=
her
um ſo größer. Jedenfalls möchte ich der Sache aber doch
nachgehen und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ſich mit dem
Wilhelmsgarten=Kavalier möglichſt bald in Verbindung ſetzen
wollten!
Walter war zur Teeſtunde noch einmal nach der Villa Karr
herübergekommen und von Evelyn im Chineſiſchen Salon emp=
fangen
worden.
Karr war ein leidenſchaftlicher Verehrer antiker chineſiſcher
Porzellankunſt geweſen und hatte für ſeine berühmte Sammlung
aus der Zeit Kaiſer Kwangſüs das kleine Erkerzimmer neben
dem Gartenſaal nach der alten Bildvorlage aus dem Kaiſerpalaft
in Peking ganz in Elfenbeintäfelung und jadegrüner Seide ein=
richten
laſſen.
(Fortſ. folgt.)

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[ ][  ]

Seite 20

Nummer 80

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Darmſtadt, den 20. März 1930.
Der Kirchenvorſtand: Rückert.

Einperren ger Tauden

Auf Grund des Artikels 39 Ziffer
des Feldſtrafgeſetzbuches beſtimme ich

hiermit, daß alle Tauben vom 23. März
bis einſchließlich 6. April ds. Js. ein=
geſperrt
zu halten ſind.
Zuwiderhandlungen werden mit Geld=
ſtrafe
bis zu 30. RM. oder mit Haft
bis zu einer Woche beſtraft. (St.4612
Darmſtadt, den 18. März 1930.
Der Oberbürgermeiſter.

Bekanntmachung

Der Ausſchuß des Aſtheim=Erfelder
intwäſſerungs=Verbands und die von
den Grundſtücksbeſitzern gewählte Inter=
ſſenvertretung
haben in gemeinſamer
Sitzung am 18. März 1930 die finan=
zielle
Lage des Verbands eingehend er=
örtert
. Es iſt leider Tatſache, daß in=
folge
der ſchlechten Ernte und der Un=
verwertbarkeit
der landwirtſchaftlichen
Produkte viele Landwirte die angefor=
derten
Ausſchlagskoſten nicht bezahlen
können. Soweit die Beteiligten aber in
der Lage ſind, die ausſtehenden Aus=
ſchlagskoſten
, wenn auch unter Opfern,
zu leiſten, werden die im Verbands=
gebiet
begüterten Landwirte aufgefor=
dert
, die Beträge ganz oder teilweiſe zu
bezahlen. Der Ausſchuß iſt durch ſeine
ſtandige Mitarbeit an dem Unternehmen
der vollen Ueberzeugung, daß das Unter=
nehmen
, auf die Dauer geſehen und nach
Ueberwindung der ſchwierigen Ueber=
gangszeit
, der wirtſchaftlichen Entwick=
tung
des Rieds zum Segen gereichen

wir

Die Intereſſenvertretung wird gemein=
am
mit dem Verbandsausſchuß ſich in
den nächſten Tagen mit den zuſtändigen
Miniſterien in Verbindung ſetzen. um
eine für alle Teile erträgliche finanzielle
Löſung herbeizuführen.
Dieſe Erklarung wurde im ganzen
(4653
einſtimmig angenommen.
Weilerhof den 19. März 1930.
Der Vorſteher des Aſtheim=Erfelder
Entwäſſerungs=Verbands.
(gez.) r. Dehlinger.

In herrlichſter Lage des Maintales
(Nähe Miltenbergs) werden von dem
ſeitherigen Pächter zwei größere gepflegte
Gemeindejagden abgetreten (Reh= und
Auerwild).
Die Pachtzeit der einen Jagd (887 ba)
läuft noch bis 31. Dezember 1934, die
ſer anderen (493 ha) bis 31. Dez. 1932.
Intereſſenten erfahren Näheres unter
K 123 durch die Geſchäftsſtelle dieſer
(4701
Zeitung.

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Darmſtadt, den 20. März 1930.
Metzger
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Berſteigerungsanzeige.

Samstag, den 22 März, vorm. 9 Uhr,
verſteigere ich in Reinheim, Jahn=
ſtraße
23. öffentlich gegen bare Zahlung
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(Brennabor,
Perſonenkraflwagen Sechsſitzer).

Klingler,
Heſſ. Gerichtsvollzieber in Reinheim.