Einzelnummer 10 Pfennige
Aolt
Tadter Tat
At
Bezugspreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Anzeigenpreis:
Bei wöchentlich 7maligem Erſchelnen vom 4 März
bis 31. März 2.48 Reiſchsmark und 22 Pfennig
Abtragegebühr, abgeholt 2.25 Reichsmart, durch die
Agenturen 2.40 Reſchsmarl frei Haus. Poſibezugspreis
tim März ohne Beſtellgeld monatlich 2,75 Reichsmarlt.
Verantwortlichkeit für Aufnahme von Anzelgen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nichte=
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſe, Beſſellungen und Abbeſtellungen durch
Fermruf obne Verbindlichkeit für uns. Poſiſcheckonio
Franffurt a. M. 4301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſkrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 65
Donnerstag, den 6. März 1930.
193. Jahrgang
27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 40 Reſchopfg. Reilamezelle (92 mm
breil=ReichsmarltAnzeigen von auswärte 40 Reſchepfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reſchspfg. 92 mm breite
Nellame=
zelle 3,00 Reſchsmark. Alle Preiſe in Reichsmart
(1 Dollar — 4.20 Mark. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufuanf. Siet un. eriſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
auſtäge und Leſaung von Schadenernah. Bei
Konlurs oder gerſchtlicher Beitreibung fäll jeder
Rabatt weg. Banſtionto Deutſche Banf und
Darm=
ſädter und Nationalbank.
Nokopfer und Sonderbeſteuerung der Feſtbeſoldeken aufgegeben. — Die Arbeilsloſenverſicherungsanſtalt
wird aukonom. — Reue Beitragserhöhung zur Arbeitsloſenverſicherung. — Borſorge für 1931. — Beſeiligung Von unſerem =Korreſpondenten.
der Lohnſteuerrückerſtakkung. — Steuerſenkung und Ausgabenverminderung geſehlich vorgeſehen.
Moldenhauers Skeverkompromiß.
Die Deckungsbeſchlüſſe des Reichskabinekls. — Die
Geiechenlniſe Pereis bein Neſkerl.
* Berlin, 5. März. (Priv.=Tel.)
Amtlich wird mitgeteilt: „Die mehrtägigen Beratungen des
Reichskabinetts über die Deckungsvorlagen wurden heute zu
Ende geführt. Die Beratungen führten zu einem Einvernehmen.
Der Haushaltsplan für 1930 und die Deckungsvorlagen werden
noch in den nächſten Tagen dem Reichsrat zugehen.”
* Nun iſt es alſo kurz vor dem Auseinanderbrechen doch
noch gelungen, wenigſtens im Kabinett ein Kompromiß
über die Finanzreform zuſtande zu bringen. Das
Kabinett hat am Mittwoch in einer mehrſtündigen Sitzung
die Vorſchläge des Finanzminiſters, noch einmal
durchgeprüft und angenommen, ſo daß ſie jetzt an den
Reichsrat weitergeleitet werden können. Die Einzelheiten des
Ausgleichs ſind ſehr ſchwierig und eigentlich nur verſtändlich,
wenn man das Hin und Her der Verhandlungen der
vergange=
nen Wochen zugrunde legt. Geblieben ſind die vorgeſehenen
Sätze bei der Erhöhung der Bierſteuer um 75
Pro=
zent, bei der Mineralwoſſerſteuer und beim
Benzinzoll. Dabei iſt zu beachten, daß für Benzin und
Benzol=nur eine Erhöhung des Zolles, dagegen nicht eine
Benzinſteuer in Ausſicht genommen iſt. Zuſammen mit
der bereits eingeführten Erhöhung für Kaffee= und
Teezoll ergibt ſich eine Geſamtbelaſtung von 475 Millionen,
wovon 170 Millionen auf die Länder und 305 Millionen auf das
Reich entfallen. Inſofern iſt ales beim Alten geblieben.
Die Neuregelung der Bedürfniſſe der
Arbeitsloſen=
etſheungfe.
Das Moment der Unſicherheit beſeitigt. —
Rück=
griffe auf den Etat künftig nicht mehr
erforderlich.
Die eigentliche Kriſe, hat ſich ja auch eigentlich um die
Frage gedreht, wie den Schwierigkeiten bei der
Arbeitsloſenverſicherungsanſtalt
beizukom=
men ſei. Der Finanzminiſter hat daran feſtgehalten, daß
die=
ſes Moment der Unſicherheit aus ſeinem Etat verſchwinden
müſſe. Seine Vorſchläge, zunächſt für das Jahr 1930 150
Mil=
lionen Vorzugsaktien der Reichsbahn flüſſig zu machen, iſt
be=
ſtehen geblieben und auch angenommen worden. Strittig war
eigentlich nur der Betrag von 100 Millionen. Infolge des
Widerſpruches der Volkspartei iſt der Gedanke eines
Not=
opfers oder einer Sonderſteuer der
Feſtbeſol=
deten endgültig gefallen. Die erforderlichen
100 Millionen werden dadurch aufgebracht, daß aus dem
Reſervefonds, der Bank für
Induſtrieobliga=
tionen 50 Millionen entnommen und der
Verſiche=
rungsanſtalt überwieſen werden, gewiſſermaßen als ſichtbares
Opfer des Beſitzes. Außerdem erhält der Vorſtand
der Verſicherungsanſtalt das Recht, mit
quali=
fizierter Mehrheit die Beiträge zu erhöhen und
Reformvorſchläge zu machen. Erfolgt eine Einigung inne alb
des Vorſtandes nicht, geht die Entſcheidung an das
Reichskabi=
nett über, das aber infolge des Einſpruches der
Sozialdemokra=
ten nicht mehr ſelbſtändig entſcheiden kann, ſondern der
Zuſtim=
mung des Reichstages für ſeine Aenderungsvorſchläge bedarf.
Immerhin rechnet man damit, daß aus einer Erhöhung der
Bei=
träge um ½ Prozent 70 Millionen im Laufe dieſes Jahres
her=
auskommen, ſo daß zuſammen mit den 50 Millionen aus dem
Reſerbefonds der Induſtriebank 120 Millionen zur Verfügung
ſtänden. Der Finanzminiſter glaubt, daß damit die
An=
ſprüche der Arbeitsloſenverſicherung unter allen
Umſtänden gedeckt ſind, ſo daß künftige Rückgriffe
auf allgemeine Etatsmittel nicht mehr
erfor=
derlich ſind.
Moldenhauers Pläne für 1931.
Feſtlegung der Mittel aus der Lohnſteuer für
die Arbeitsloſenverſicherung. — Beſchränkung
der Etatausgaben.
Der Reichsfinanzminiſter hat aber auch gleichzeitig für das
kommende Jahr 1931 Vorſorge Itroffen in der Form,
daß dann im Zuſammenhang mit der
Einkommen=
ſteuerreform Rückerſtattungsanträge für
zu=
viel gezahlte Lohnſteuer künftig nicht mehr
möglich ſein ſollen. Der dadurch freiwerdende Betrag von
60 Millionen ſoll dauernd der Arbeitsloſenverſicherung aus
Reichsmitteln zur Verfügung geſtellt werden. Darüber hinaus
aber noch weitere 30 Millionen durch eine Aenderung der
Lex Brünning, alſo der Feſtlegung der Mittel
aus der Lohnſteuer, wodurch ebenfalls ein Spitzenbedarf
von 30 Millionen an die Verſicherungsanſtalt fallen könnte, die
damit für das Jahr 1931 bereits wieder mit 90 Millionen
ſicher=
geſtellt würde und, ſalls die Arbeitsloſigkeit nachlaſſen ſollte,
imſtande wäre, ſich auch einen Rerſervefonds anzuſammeln.
Wünſchen der Volkspartei entſprechend hat das Kabinett
zeitig beſchloſſen, den Finanzminiſter zu
ermäch=
tigen zuſammen mit dem Reichsſparkommiſſar hierüber einen ſo breiten Rahmen eingenommen, daß darüber
ein Programm auszuarbeiten, wonach der Etat
denen von 1930 bleiben muß, um überhaupt eine
ſyſte=
matiſche Senkung der Ausgaben in Reich, Ländern und Ge=
Ausgabefreudigkeit nun endlich eine rückläufige Bewegung
ein=
ſetzt.
Sieuerſenkung um 690 Millionen.
Ermäßigung der Einkommenſteuer. — Senkung
der Gewerbeſteuer
Das Kabinett hat gleichzeitig eine Vorlage
verabſchiedet entſprechend dem
Finanzpro=
gramm des zurückgetretenen
ſozialdemokrati=
ſchen Finanzminiſters Hilferding, daß für das
kommende Finanzjahr 1931 die Steuern
minde=
ſtens um den Betrag von 600 Millionen zu
ſenken ſind. Endlich iſt noch ein Entwurf verabſchiedet
1. April 1931 ab. Dadurch ſoll das ſteuerfreie
Exiſtenzminimum auf 1440 RM., alſo um 220 RM.
erhöht werden. Der Tarif ſoll außerdem ſo
auseinander=
gezogen werden, daß eine durchſchnittliche Senkung
der Einkommenſteuer um 12½ Prozent mit einer
Geſamtermäßigung des Steuerbetrags um 350
Millionen erreicht wird. Hand=in=Hand damit geht, wie wir
ſchon ſagten, die Beſeitigung der
Lohnſteuerrücker=
ſtattung. Sie hat dazu geführt, daß in den letzten Jahren
durchſchnittlich 3½Millionen Anträge auf Rückerſtattung
vor=
lagen, die an die Verwaltung allein 15 Millionen erforderten,
während der Rückerſtattungsbetrag durchſchnittlich kaum 20 RM.
betrug. Was ſonſt zurückerſtattet wurde, ſoll wie ſchon geſagt, der
Arbeitsloſenverſicherung überwieſen werden, während das Reich
dadurch die geſamten Verwaltungsausgaben noch nebenbei
ſpart.
Die Senkung der Gewerbeſteuer bleibt in
Aus=
ſicht genommen. Der Reichsfinanzminiſter rechnet damit,
daß er eine entſprechende Vorlage im Laufe des Frühſommers
bereits dem Reichstag zuleiten kann. Bei dieſer Steuer ſind
umfangreiche Vorarbeiten auch in den Ländern notwendig in
Verbindung auch mit dem Finanzausgleich, der wohl erſt im
Herbſt zu erwarten iſt.
Die Ausfichken.
Die Regierungskriſe für den Augenblick
über=
wunden, aber nicht für die Dauer.
* Berlin, 5. März. (Priv.=Tel.)
Moldenhauers Vorlagen ſind vom
Reichs=
kabinett am Mitttwoch bereits dem Reichsrat
zu=
geleitet worden mit der Bitte um größtmögliche
Beſchleuni=
gung bei der Beratung, weil das Kabinett daran feſthält, die
Ge=
ſetze ſo rechtzeitig zu verabſchieden, daß die neuen Steuern
bereits am 1. April zu laufen beginnen.
Immer=
hin wird der Reichsrat vermutlich keine Schwierigkeiten
machen, wenn es gelingt, die Mehrheit der hinter dem Kabinett
ſtehenden Parteien zuſammenzuhalten. Aber ob das gelingt, iſt
die große Frage.
Zentrum und Demokraten werden ſich aller Wahrſcheinlichkeit
nach mit den Vorſchlägen des Kabinetts einverſtanden erklären.
Anders liegen die Dinge bei den Flügelparteien. Die Volkspartei
kann den Erfolg für ſich buchen, daß ſie jede direkte
Steuer=
erhöhung vermieden und außerdem die
Steuer=
ſenkungsaktion in Höhe von 600 Millionen für das
nächſte Jahr geſetzlich feſtgelegt hat. Sie mußte
da=
für in Kauf nehmen, daß die Induſtrie die erhoffte ermittelbare
Entlaſtung durch die Senkung der Induſtrieobligationen nicht
er=
fährt. Die Umlage für dieſe Obligationen beträgt bisher 300
Mil=
lionen. Sie ſollte nach dem Vorſchlag des Miniſters um 50
Mil=
lionen geſenkt werden. Jetzt dagegen wird ſie rechneriſch auf 350
Millionen geſteigert, wovon 70 Millionen aus dem Reſervefonds
gutgeſchrieben werden, ſo daß nur 280 Millionen aufzubringen
ſind. Die ganze Entlaſtung der Induſtrie gegenüber dem
vergan=
genen Jahr würde alſo nur 20 Millionen betragen. Außerdem iſt
die Sanierung der Arbeitsloſenverſicherung
zu=
nächſt nicht gelungen, weil das Experiment, das jetzt gemacht
wird, mehr die Krankheitserſcheinungen als die Krankheit ſelbſt
trifft.
Die Sozialdemokraten ſind ebenfalls in einer ſchwierigen Lage,
weil ſie einer doch erheblichen Erhöhung der indirekten Steuern
zuſtimmen ſollen, dafür aber keine Entlaſtung durch eine direkte
Steuer bekommen, ſondern im Gegenteil für 1931 einer weiteren
Steuerſenkung der direkten Steuern um mindeſtens 350 Millionen
zuſtimmen müßten. In ihrer Fraktionsſitzung hat daher die
Vor=
lage der Regierung eine ſehr geteilte Aufnahme gefunden. Die
Fraktion hat ſich zuuächſt aus der Verlegenheit geholfen, indem ſie
einen Beſchluß zurückſtellte, bis die Vorlage dem Reichstag zugeht.
Das kann 14 Tage dauern, während die Schlußabſtimmung
über den Aoungplau bereits in der kommenden
Woche ſtattfinden ſoll. Mit dieſer Vertagug wird das Zentrum
ſich gewiß nicht abfinden. Die Zentrumsfraktion hat
be=
reits beſchloſſen, von den Parteren eine bindende
Erklärung zu verlangen, worin ſie ſich auf das
Regierungsprogramm vor der
Schlußabſtim=
mung über den Youngplan feſtlegen.
Sozialdemo=
kraten und Volkspartei müſſen ſich alſo in den nächſten Tagen
entſcheiden.
Als Geſamtergebnis iſt feſtzuhalten, daß die Kriſe für
den Augenblick überwunden iſt, aber nicht für die
Dauer.
Der 80. Geburtstag des tſchechiſchen Staatspräſidenten
am 7. März.
Prag, Anfang März.
Das öffentliche Intereſſe iſt in der Tſchechoſlowakei in die=
Das iſt aber nur der eine Teil des Steuerprogramms. Den ſen Tagen auf die Feſtlichkeiten konzentriert, mit denen der
80. Geburtstag des Präſidenten Th. G. Maſaryk begangen wird.
In der Preſſe haben in der letzten Woche die Erörterungen
1931 in ſeinen laufenden Ausgaben, unter die Behandlung des zehnjährigen Gedenktages der
tſchechoflo=
wakiſchen Verfaſſung, faſt völlig in den Hintergrund gedrängt
worden iſt; einzelne Zeitungen haben wohl eingehendere
Ver=
meinden anzukurbeln und den Willen zu bekommen, daß in der ſuche einer Analyſierung dieſer Verfaſſung, bzw. ihrer in zehn
Jahren erwieſenen Auswirkungen uuternommen, wobei die
deutſchen Blätter mit Bedauern feſtgeſtellt haben, daß an der
tſchechiſchen Verfaſſungsjubiläumsfeier auch Mi glieder deutſcher
parlamentariſcher Gruppen teilnahmen, obwohl gerade das
Deutſchtum in der Tſchechoflowakei durch die von einem
ſelbſt=
herrlichen Nationalrat beſchloſſene Verfaſſung arge Schäden in
nationaler, wirtſchaftlicher und kultureller Hinſicht erlitten hat —
aber im allgemeinen iſt die Erörterung über dieſen Gedenktag
auf deutſcher Seite vor der Behandlung der Frage der deutſchen
Einſtellung zu den im ganzen Lande ſtattſindenden Maſarykfeiern
ein wenig zur Seite gerückt worden.
Es iſt aus den Meldungen der Preſſe bekannt, daß dem
Präſidenten des tſchechoflowaliſchen Staa es anläß’ich ſeines
80. Geburtstages eine Summe von zwanzig Millionen Kronen
worden zur Senkung der Einkommenſteuer bom aus öffentlichen Mitteln zur freien Verſtgung geſtellt worden
iſt und daß nach einem kürzlich eingebrachten Geſetzesantrag in
den Sockel der im Prager Parlament ſtehenden Maſaryk=Büſte
die Worte eingemeißelt werden follen: „Th. 6. Maſaryk hat ſich
um den Staat verdient gemacht. Es iſt aber auch bekannt, daß
die Tſchechen wohl alle Urſache haben, ihren Präſidenten an dem
Tage ſeines Eintritts ins 70. Lebensjahr durch pompöſe
Ver=
auſtaltungen zu feiern, weil er ihnen ja in der Tat die Freiheit
und die ſtaatliche Selbſtändigkeit gebracht hat, daß aber die
Deutſchen des tſchechoflowakiſchen Staates, ſo ſehr ſie den
Menſchen und Philoſophen Maſaryk ehren, auch heute,
im elften Beſtandsjahr der iſchechoflowakiſchen Republik, noch
keinen Anlaß ſehen, durch Teilnahme an den Feierlichkeiten des
7. März ihre Zufriedenheit damit auszudrücken, daß ſie nach den
Beſtimmungen der Friedensverträge Bürger eines Staates
ge=
worden ſind, deſſen parlamentgriſche Mehrheit ängſtlich auf die
Wahrung des tſchechiſchen Charakters trotz der nach Millionen
zählenden Seelen der ihn bewohnenden ſogenannten
Minder=
heitsvölker bedacht bleibt. Aus dieſem Grunde auch haben die
Vertreter der deutſchnationalen Partei, im Abgeordnetenhauſe
gegen die Annahme der Geſetze über die Bewilligung der
zwan=
zig Millionen an Maſaryk und über die Ueberlieferung der
Kunde ſeiner Verdieuſte um den tſchechoflowakiſchen Staat durch
einen in Stein gemeißelte Satz an kommende Geſchlechter
ge=
ſtimmt. Sie haben in Begründung ihrer ablehnenden Haltung
iusbeſondere darauf hingewieſen, daß Maſaryt als Staatsmann
ſchuldig geblieben iſt, was er als Menſch und Poliiker
ver=
ſprochen hat, und ſie benützen den Anlaß des 7. März zur
Auf=
zählung der vielen von der tſchechiſchen Majorität gutgeheißenen
Maßnahmen gegen die Minderheiten und insbeſondere gegen das
Sudetendeutſchtum, die deutlich den Gegenſatz zwiſchen den
von Maſaryk verheißenen, bzw. angeſtrebten Bemühungen um
den fridlichen Ausgleich von Volk zu Volk und den tatſächlichen
Zuſtänden dartun. In der Tat muß geſagt werden, daß
Maſa=
ryk, der greiſe Präſident, deſſen perſönliche Ehrenhaftigkeit auch
von deutſcher Seite nicht angezweifelt wird, und deſſen
aufrich=
tige Liebe zu ſeinem Volke ihn nicht hindert, auf die
Abſchlei=
ſung der nationalen Gegenſätze innerhalb der Völker ſeines
Staates hinzuarbeiten, trotz ſeiner überragenden Perſönlichkeit,
trotz ſeiner unermüdlichen Verſuche um den Frieden innerhalb
der Landesgrenzen, in den elf Jahren des Beſtandes der
tſchecho=
ſlowakiſchen Republik nur geringe Erfolge aufzuweiſen hat.
Ge=
wiß, ihn trifft der Vorwurf, daß in dem Lande, deſſen erſter
Präſident er ſein durfte, die Dinge noch lange nicht ſo weit
gediehen ſind, wie er ſie vielleicht herangereift ſehen möchte,
weni=
ger; er laſtet auf Jenen, die ihre ſtaatspolitiſche Aufgabe darin
erblicken, zu verhindern, daß die Prinzipien der Demokratie,
von denen in der Tſchechoflowakei mehr geſprochen wird als
man nach ihnen zu handeln für gut findet, in ein Syſtem
ge=
bracht werden, das der famoſen „Verſaſſung” entſpricht, deſſen
zehnjähriges Jubliäum faſt zuſammenfällt mit dem 80.
Ge=
burtstag des Staatspräſidenten. Eine Flut tſchechiſcher und
deutſcher Literatur über Maſaryk hat ſich zu ergießen begonnen.
in den Redaktionen der Zeitungen häufen ſich die Jubelartikel
über den Präſidenten; wer die Vorbereitungen der Tſchechen zu
dem Geburtstagsfeſt in Prag, in Pilſen, in Brünn oder anderswo
geſehen hat, wer die Begeiſterung zu ermeſſen vermag, von der
breite Maſſen des tſchechiſchen Volkes in dieſen Tagen erfaßt
ſind, der kann ſich nur ſchwer mit der Tatſache abfinden, daß ein
großer Teil des Glanzes, des Jübels und der Begeiſterung nichts
anderes iſt als Theater, gutes Theater zwar, aber immerhin
nur Theater. Denn wäre es dem tſchechiſchen Volk wirklich
ernſt=
haft darum zu tun, dem greiſen Präſidenten den Beweis zu
erbringen, daß es ſich ſeine Philoſophie, ſeine humane
Denkungs=
weiſe, ſeine Einſtellung zu den brennendſten Problemen in der
Staatstolitik zu eigen gemacht hat, dann würde es am 7. März
eine ſo machtvolle Manifeſtation erbringen können, daß
die=
jenigen Kreiſe, die, heute wie vor zehn Jahren, in Wirklichkeit
in der Tſchechoflowakei die Zügel in Händen halten, nicht umhin
könnten, ſich vor dem geeinigten Willen des Volkes zu neigen.
Da es indeſſen noch nicht ſo weit iſt, bleibt für das
Sudeten=
deutſchtum auch der 7. März ein Tag wie jeder andere, denn
auch er wird leider eine geſündere Atmoſphäre im tſchechiſchen
Staate nicht vorbereiten können.
Seite 2
Donnerstag, den 6. März 1930
Nummer 65
Die kuinmändfniſche Hartlon.
Anordnung der großen Alarmſtufe für die Polizei.
UNB. Berlin, 5. März.
Es dürfte jetzt feſtſtehen, daß die Kommuniſtem am
inorgigen Donnerstag unter allen Umſtänden
verſuchen wollen, das Demonſtrationsverbot
zu durchbrechen, um den „Weltkampftag gegen
den Hunger” auch in Berlin und anderen deutſchen Städten
durchzuführen. In ihrer Zentrale am Bülowplatz iſt an
die ſogenannten Kampffunktionäre bereits die Parole
ausgege=
ben worden. Nach dieſen Inſtruktionen ſollen ſämtliche
Rot=
frontkämpfer morgen in Sturmuniform auf die Straße gehen.
Die Polizei rechnet damit, daß die Kommuniſten dieſelbe Taktik
einſchlagen wie am 1. Februar und verſuchen werden, an den
Stempelſtellen Erwerbsloſe zu verſammeln, die ſich dann an
be=
ſtimmten Zentralpunkten vereinigen ſollen. Die Polizei hat aber
alle Vorbereitungen getroffen, um dem Demonſtrationsverbot
Geltung zu verſchaffen und alle Anſammlungen zu unterdrücken.
In Kreiſen des preußiſchen Innenminiſteriums wird erklärt,
daß keine beſonderen zentralen Anordnungen an die
Polizei=
ſtellen im Lande ergangen ſeien. Die Polizei wiſſe, daß ſie das
Demonſtrationsverbot durchzuführen habe, und werde danach
handeln. Auch die Anordnung der großen
Alarm=
ſtufe bedeutet keineswegs, daß man ſich wegen des Ausgangs
des 6. März etwa Sorge mache. Natürlich müſſe wan damit
rechnen, daß es zu Zuſammenſtößen komme. Die kommuniſtiſche
„Welt am Abend” berichtet auch bereits triumphierend, daß ſich
irgendwo in Berlin einige Hundert Rotfrontkämpferleute in
Uniform und mit Fahnen zuſammenrotten konnten, und kündigt
an, daß die Kommuniſten ſich auch morgen das „Recht auf die
Straße” nicht nehmen laſſen würden. Die intereſſierten
Behör=
deu ſind aber der Anſicht, daß nur mit lokalen. Zuſammenſtößen
zu rechnen iſt.
Den Grund für die ſogenannte kommuniſtiſche Aktion, die
ſich ja nicht nur auf Deutſchland, ſondern auf die ganze Welt
erſtreckt, muß man einmal in dem Verſuch ſehen, die Stimmung
der Arbeitsloſen für die kommuniſtiſchen Ziele auszuwerten.
Dazu kommt noch die Propagandawirkung, die nach Anſicht
unterrichteter Kreiſe von der Dritten Internationale beabſichtigt
iſt. Dem ruſſiſchen Volk ſoll ein neuer Beweis dafür geliefert
werden, daß die Weltrevolution auf dem Marſch iſt. Außerdem
ſollen die Demonſtrationen offenbar eine Warnung ſein, die die
nichtbolſchewiſtiſche Welt als eine Antwort auf die zahlreichen
Kritiken und Angriffe aufzufaſſen hat, die in der letzten Zeit
gegen Moskau bekannt geworden ſind.
Das ſächſiſche Innenminiſterium hat für die
Zeit vom 6. —14. März alle Veranſtaltungen,
Umzüge und ſonſtige Kundgebungen unter
freiem Himmel verboten, da die kommuniſtiſche Preſſe
bekanntlich zu großen Kundgebungen und Hungermärſchen auf
gefordert hatte. Die Polizei iſt angewieſen worden, das
Ver=
bot mit aller Strenge durchzuführen. — Auch in Wien wird
morgen von den Kommuniſten ein „Hungermarſch” veranſtaltet
werden. Die Demonſtration wurde bei der Polizei
ordnungs=
gemäß angemeldet und iſt bisher nicht verboten worden. Man
rechnet nur mit einer geringen Beteiligung an der Kundgebung,
da die Polizei alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen hat.
Die franzöſiſche Negierung hat ſämtliche
De=
monſtrationen, die für den morgigen Donnerstag von den
Kommuniſten geplant ſind, verboten. Der Pariſer
Polizei=
präfekt hat Weiſung erhalten, mit aller Strenge gegen
etwaige Kundgebungen vorzugehen.
Die geplanken Kommuniſken=demonſtrakionen
in New York.
Die New Yorker Polizei hat mit Rückſicht auf die für
Don=
nerstag geplanten großen kommuniſtiſchen
Erwerbsloſendemon=
ſtrationen Vorſichtsmaßnahmen in dem Umfang getroffen, wie ſie
ſonſt nur für den 1. Mai üblich ſind. U. a. werden Kirchen
und öffentliche Gebäude ſowohl wie die
Woh=
nungen bekannter Millionäre unter beſondere
Bewachung geſtellt. Man glaubt bei den Behörden nach
den vorliegenden Anzeichen übrigens nicht, daß die Kundgebung
den Umfang erreicht, den die Kommuniſten ankündigen. Dagegen
herrſcht in der New Yorker Bevölkerung
beträcht=
liche Nervoſität, was ſich geſtern darin zeigte, daß
ziem=
lich beträchtliche Polizeikräfte durch unbegründete Alarmgerüchte
über geplante Bombenattentate und Demonſtrationen unnütz
in Atem gehalten wurden. Der Präſident der ruſſiſchen
Han=
delsgeſellſchaft, Amtorg Bogdanoff, hat eine Erklärung
ver=
öffentlicht, in der er ſich mit Nachdruck gegen die neuerdings
aufgetretene Behauptung wendet, die Demonſtrationen würden
von der ſowjetruſſiſchen Handelsgeſellſchaft finanziert.
Erziehung im Aufbruch.
Jugend, die werden ſoll.
Von Dr. Hans W. Liepmann.
Zwei große geiſtesgeſchichtliche Bewegungen haben, das
deutſche Erziehungsweſen ſeinem Grundgehalt nach beſtimmt
Humanismus und Aufklärung. Wenn dann auch in
der Folgezeit trrationale und religiöſe Impulſe ihren Einfluß
auf die pädagogiſche Praxis ausübten, ſo geſchah es doch nie in
ihrem tiefſten Kern, in der letzten Frage nach dem Sinn
erziehe=
riſcher Arbeit.
Die altproteſtantiſche Orthodoxie, ſtark durchſetzt von
rationaliſtiſchen Elementen und durchaus nicht einer
humaniſti=
ſchen Bildung abgeneigt, hatte gar keine Veranlaſſung, einen
Wandel anzuſtreben. Die Meißener Fürſtenſchule iſt ein
deut=
licher Beweis dafür. Rouſſeaus Pathos iſt dann gewiß
entſchei=
dend geworden für die meiſten Reformbeſtrebungen auf
pädago=
giſchem Gebiet. Seine Ablehnung des Rationalen iſt auch klar.
Aber er hat nichts an ſeine Stelle zu ſetzen. In gleicher Front
gegen den Rationalismus ſtand auch die Romantik. Sie
bringt wohl die Geſchichte als Unterrichtsfach wieder in Kredit,
aber an die Vorausfetzungen des von ihr bereicherten
Unter=
richts hat ſie nicht getaſtet. Seine Form wurde als
ſelbſtver=
ſtändlich übernommen. Die deutſche Philologie, die ſie brachte
wuchs ja aus der klaſſiſchen Philologie heraus, und deshalb iſt
die damit verbundene Wendung zum Nationalen eigentlich ſchon
dem Humanismus anzurechnen.
Pädagogiſch Neues hat nur der Neuproteſtantismus
geſchaffen. Wir meinen damit jene religiöſe Auffaſſung, wie ſie
bei Leſſing und ſeinen Nachfolgern auftritt. Man kann ſie
defi=
nieren als ein dogmatiſch zur Freiheit neigendes, mehr auf das
praktiſch Sittliche gerichtetes Chriſtentum. Von ihm war
Her=
mann Lietz getragen, als er das Landerziehungsheim ſchuf.
Lietz ariff das herrſchende Schulſyſtem in einem ſeiner
bedeutend=
ſten Pfeiler an: in der intellektuellen Iſolierung. Er erkannte,
daß man wieder zu einer breiteren Erziehungsbaſis kommen
müſſe. Er kämpfte gegen den Lernbetrieb, gegen die
Einſeitig=
keit des Lehrplans, gegen die Züchtung eines auf antike Idegle
eingeſtellten Menſchenſchlages. In dieſer Wirklichkeitsbejahung
trifft er ſich mit den an Rouſſeau anknüpfenden
Reformbeſtre=
bungen. Das verbindet ihn auch mit der Romantik, die ſchon
den Schritt von der blutsfremden Antike zum deutſchen Mittel=
Vom Tage.
Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, iſt die für heute
an=
geſetzte Länderkonferenz im letzten Augenblick abgeſagt worden.
Meh=
rere Länder, darunter Bayern und Württemberg, haben mitgeteilt, ſie
ſeien nicht in der Lage, Vertreter zur Konferenz zu entſenden, weil ſie
ſelbſt ſich in ſchwierigen Etatsverhandlungen befänden.
Am Sonntag, den 6. April, findet in Frankfurt a. M. ein
außer=
ordentlicher Parteitag der heſſiſchen Demokraten
ſtatt, um über die Frage des Anſchluſſes Heſſens an
Preußen eine Ausſprache herbeizuführen.
Der Appellationsgerichtshof in Kattowitz hat das
Berufungs=
verfahren in dem Prozeß gegen den
Geſchäfts=
führer des deutſchen Volksbundes für
Oberſchle=
ſien, Ulitz, für den 9. April angeſetzt.
Wie aus Moskau gemeldet wird, ſind in der
wolgadeut=
ſchen Republik 6 Kirchen geſchloſſen und die Glocken
nach Moskau geſchafft worden, wobei es zu kleineren
Zwiſchen=
fällen kam.
Der Bericht des engliſchen Botſchafters in
Mos=
kau über die antiklerikalen Maßnahmen der
ruſſi=
ſchen Regierung wird nach Ankündigung des engliſchen
Außen=
miniſters Henderſon nicht veröffentlicht werden.
Das engliſche Unterhaus hat einen
konſerva=
tiven Mißtrauensantrag gegen die Regierung mit 286 gegen
212 Stimmen abgelehnt.
Die Wiederverſöhnung zwiſchen der
Konſerva=
tiven und der neuen Vereinigten Reichspartei, die
in Kundgebungen Baldwins und Lord Beaverbrooks zum Ausdruck
kommt, wird von den konſervativen Blättern mit Genugtuung, von den
linksſtehenden mit Jronie aufgenommen.
Die belgiſche Kammer beſchloß geſtern die Vorlage über
die Vlamiſierung der Genter Univerſität.
Der Schweizer Ständerat genehmigte die
Flug=
zeugvorlage einſtimmig bei zwei Stimmenthaltungen. Die
Vor=
lage ſieht den Bau von 60 Jagd= und 45 Beobachterflugzeugen vor
und fordert dafür einen Kredit von 20 Millionen Franken.
Der Nationalrat hat in der Geſamtabſtimmung die Vorlage, die
ein einheitliches ſchweizeriſches Strafrecht ſchafft,
mit 99 gegen 5 Stimmen angenommen.
Wegen der Ermordung der beiden italieniſchen
Miſſionare in China iſt der italieniſche Geſandte in
Peking beauftragt worden, der Regierung in „Nanking eine
energiſche Proteſtnote zu überreichen,
Die Zahl der Arbeitsloſen in den Vereinigten
Staaten wird vom Arbeitsminiſter Davis auf drei Millionen
geſchätzt.
Zu ſchweren Studentenunruhen iſt es in Manila
auf den Philippinen gekommen. Der größte Teil der Studenten
iſt in den Streik getreten, um gegen die Beſetzung eines Lehrſtuhls
durch eine Amerikanerin Einſpruch zu erheben. Die Demonſtranten
ſcheutzen vor Gewaltakten nicht zurück, ſo daß die Polizei an
verſchie=
denen Stellen eingreifen mußte,
Aus Haiti treffen Alarmnachrichten ein: In einer
Ver=
ſammlung, an der Tauſende von jungen Haitianern teilnahmen, wurde
ein Aufſtand für den Monat April angekündigt für den Fall, daß die
amerikaniſche Regierung die Wahl des Präſidenten durch den Staatsrat
nicht verhindert. Dieſe Wahl müſſe durch das Volk erfolgen, da der
Staatsrat ein willenloſes Werkzeug der Vereinigten Staaten von
Amerika ſei.
Wien, 5. März.
In der heute unter dem Vorſitz des Geheimrats Profeſſor
Dr. Kahl fortgeſetzten Beratung der Strafrechtskonferenz wurde
zunächſt eine Reihe von zurückgeſtellten Beſtimmungen über
Kup=
pelei, Beleidigung und Verletzung fremder Geheimniſſe, üble
Nachrede und Verleumdung erledigt. Eine längere Debatte
ent=
wickelte ſich über die Frage, ob die Entſcheidung über die
Straſ=
arten, darunter insbeſondere auch über die Aufrechterhaltung
der Todesſtrafe, die zurückgeſtellt worden war, ſchon heute
ge=
troffen werden ſoll. Dem vom Vorſitzenden gemachten Vorſchlag,
daß die Abſtimmung darüber lediglich eine Feſtſtellung der
An=
ſichten ſein ſoll, wurde Folge geleiſtet und in dieſem Sinne die
Abſtimmung vorgenommen. Es ſprachen ſich 30 Stimmen gegen
die Beibehaltung der Todesſtrafe und 14 Stimmen dafür aus.
Die vorbehaltene Entſcheidung über die Strafbarkeit der
Homo=
ſexualität, der Beſtialität und des Ehebruchs wurden ebenfalls
durch Abſtimmung herbeigeführt. Für die Strafbarkeit der
Homo=
ſexualität ſtimmten 23 Mitglieder, gegen die Strafbarkeit
21 Mitglieder. Dasſelbe Stimmenverhältnis ergab ſich für die
Strafbarkeit der Beſtialität und des Ehebruchs. Nach
Dankes=
worten von Juſtizminiſter Dr. Slama, dem
Konferenzvorſitzen=
den Geh.=Rat Dr. Kahl und dem Obmann des öſterreichiſchen
Sonderausſchuſſes Dr. Waber an die Teilnehmer wurde die Be
ratung der Konferenz beendet.
alter gegangen war. Aber Lietz geht weiter als alle ſeine
Vor=
gänger. Zwar ſtellt er noch nicht die Frage nach dem allertiefſten
Sinn jeder Erziehung, aber er ſchafft die Vorausſetzung dazu.
Seine Landerziehungsheime werden gewiſſermaßen der
Probier=
ſtein neuer pädagogiſcher Erkenntniſſe.
Wir gebrauchten für die weltanſchauliche Stellung bei Lietz
das Schlagwort Neuproteſtantismus. Idealismus genügte uns
nicht. Ganz abgeſehen von der Undeutlichkeit, die ſolche Begriffe
mit der Zeit unbrauchbar macht, ſchien uns „Idealismus” nicht
genügend den wirklich religiöſen Zug bei Lietz zum Ausdruck zu
bringen. Dieſer iſt wichtig, beſonders da die aus dem Lietz’ſchen
Landerziehungsheim hervorgehende Bewegung der Freien
Schul=
gemeinde nun bloß idealiſtiſch, das heißt ohne wirkliche
Religio=
ſität iſt, ſofern man nicht dieſen Begriff zu einem farbloſen
Schemen macht.
Wynekens Freie Schulgemeinde, eine Aufnahme von
Ju=
gendbewegungsideen in den Lietz’ſchen Schulaufbau, bedeutet
ge=
wiß in der hiſtoriſchen Entwicklung einen Schritt weiter in der
Kette der Emanzipationen, die unſerer Zeit ihr Gepräge geben.
Wenn man aber die Schule und ihr Erziehungsideal
unter=
ſucht nach dem kulturellen Boden, auf dem ſie gewachſen ſind,
ſo muß feſtgeſtellt werden, daß Wyneken weit weniger zum
Neu=
proteſtantismus als zum Humanismus gehört, daß er alſo in
dieſer Hinſicht eher einen Schritt zurück zur alten
humaniſtiſch=
aufkläreriſchen Grundlage der Schule getan hat. Seine
intellek=
tuelle und ariſtokratiſche Grundeinſtellung iſt an Nietzſche, man
darf nicht vergeſſen, an dem klaſſiſchen Philoſophen Nietzſche
und an Fichte geſchult. In der geſamtgeiſtigen Tradition ſteht
Wyneken konſequent auf dem Boden des allerdings mehr
huma=
niſtiſchen als aufkläreriſchen Schulideals.
Wenn in dieſen Zeilen der Nachweis verſucht wurde, daß alle
Schultypen und pädagogiſchen Theorien mehr oder minder die
humaniſtiſch=aufkläreriſche Grundauffaſſung vom
Erziehungs=
weſen unangetaſtet ließen, ſo ſoll daraus nicht etwa eine
Ein=
heit innerhalb der Pädagogik von heute konſtruiert werden. Ganz
im Gegenteil. Wir haben wohl ſelten Zeiten ſo manniafaltigen
Theoretiſierens gehabt. Man diskutiert auf einer grundſätzlichen
Vorausſetzung die einzelnen pädagogiſchen Programmpunkte
durch, man fragt nach Arbeitsunterricht, nach Bekenntnisſchule,
nach Koedukation und Handfertigkeitsunterricht. Das Bild
bie=
tet eine faſt verzweifelte Buntheit. Wie ſollte es auch anders
ſein? Iſt doch das Leben ſelbſt und der Menſch genau ſo
ge=
ſpalten! Und die Schule iſt ſo innig mit dem Lebensganzen
verflochten, daß ſie ſeine Züge tragen muß.
die Miſsartidi für eie Ennewierſchaft=
Verhandlungen zwiſchen dem
Reichsernährungs=
miniſter und den Führern der Grünen Fronk.
* Berlin, 5. März. (Priv.=Tel.)
Im Reichsernährungsminiſterium haben am Mittwoch von
den frühen Vormittagsſtunden bis zum Abend ununterbrochen
Verhandlungen zwiſchen Miniſter Dietrich und
den Führern der Landwirtſchaft ſtattgefunden. Sie
drehten ſich im weſentlichen um Vorſchläge der ſogenannten
Grünen Front, die vor kurzem dem Miniſter zugeleitet worden
ſind. Ueber das Ergebnis der Verhandlungen iſt zwiſchen den
Verhandlungsteilnehmern vorläufig Stillſchweigen vereinbart
worden, um nicht durch vorzeitiges Bekanntwerden die
Hilfs=
maßnahmen zu entwerten. So iſt ſeinerzeit bei dem
Bekannt=
werden der Pläne über eine Erhöhung des Gerſtenzolles von
geſchäftstüchtigen Getreideſpekulanten bis zum Vorliegen der
Geſetzesvorlage ſoviel Getreide eingeführt worden, daß vor Mai
oder Juni praktiſch mit einem Wirkſamwerden des jetzigen
Ger=
ſtenzolles weder für die Landwirtſchaft nach für das Reich zu
rechnen iſt. Das will man jetzt vermeiden, zumal die Vorſchläge
der Grünen Front auch dem Reich einen ſehr erheblichen
finan=
ziellen Nutzen abwerfen ſollen. Was am Mittwoch erreicht
wor=
den iſt, ſind im beſten Fall Richtlinien. Erſt der
Reichsernäh=
rungsminiſter wird dafür zu ſorgen haben, daß die Abmachungen
zu Geſetzentwürfen umgeſtaltet werden, wobei er auch noch zu
überprüfen hat, wieweit die Verabredungen ſich auch durchführen
laſſen. Richtig ſcheint allerdings zu ſein, daß die
Roggen=
aktion fortgeführt werden ſoll. Man würde alſo über
das Roggenbrotgeſetz noch hinausgehen. Schon
wieder aber kündigte die Sozialdemokratie prinzipiellen
Wider=
ſtand an gegen eine Erweiterung des Vermahlungszwanges. Der
Roggenabſatz muß aber unbedingt gefördert werden, weil
ohne=
hin ſchon erhebliche Roggenvorräte unverkäuflich auf Lager
lie=
gen. Dann aber muß auch die Landwirtſchaft unbedingt wieder
ſteuerlich leiſtungsfähig werden. Daher iſt es wohl eine
Selbſt=
verſtändlichkeit, daß alle Vorausſetzungen für einen beſſeren
Ab=
ſatz ihrer Produkte geſchaffen werden. Dabei denkt man offenbar
auch an eine Droſſelung der Maiseinfuhr, um den
Mais als Konkurrenz für das heimiſche Getreide auszuſchalten.
Im einzelnen wird noch an eine Reihe Zollerhöhungen gedacht,
die letzten Endes aber auch darauf hinauslaufen, dem Reich
finanzielle Vorteile zu bringen. Deswegen ſchon ſollte ſich die
Sozialdemokratie es überlegen, ob es nicht doch beſſer iſt,
wenigſtens erſt einmal abzuwarten, wie die Hilfsaktion für die
Landwirtſchaft in ihren Details ausſieht und welche
wirtſchaft=
lichen und finanziellen Vorteile ſie bringt.
Die Zollfriedensverhandlungen ſtocken immer noch.
Die Arbeiten der Zollfriedenskonferenz in Genf ſtocken bis
auf Teilverhandlungen zwiſchen den Delegierten vollſtändig.
Lediglich einer der Unterausſchüſſe hat Gelegenheit genommen,
in einer öffentlichen Sitzung ſich über den vorausſichtlichen
wei=
teren Verlauf der Arbeiten auszufprechen. Dabei hat der
fran=
zöſiſche Vertreter Gaudier, der als einer der „gemäßigten”
fran=
zöſiſchen Delegierten anzuſprechen iſt, erneut betont, daß der
wirtſchaftliche Friede Europas erfordere, daß das Programm für
ſpätere Verhandlungen mit möglichſt großer Umſicht aufgeſtellt
werde. — Der Schweizer Vertreter Stucki entgegnete ihm darauf
mit ſatiriſcher Anſpielung auf die Ausführungen Briands in
der Septembervollverſammlung des Völkerbundes, man habe
ſchon" verſchiedentlich von der wirtſchaftlichen Organiſierung
Europas geſpröchen. Bis jetzt ſeien aber ſtichhaltige Vorſchläge
für dieſe Pläne noch von keiner Seite geliefert worden. Er
hoffe, daß die franzöſiſche Delegation demnächſt in der Lage ſein
werde, dieſe Lücke auszufüllen. Das Verhandeln über ſpätere
Pläne habe keinen großen Zweck, ſolange man nicht Sicherheiten
hinſichtlich der Haltung der einzelnen Staaten in der Frage der
Zolltarife beſitze. An Stelle eines mehrſeitigen Handelsvertrages
erſcheine es ihm ausſichtsreicher, jetzt Verhandlungen über die
Zolltarife für beſtimmte Warengattungen zu beginnen.
Die große Frage der Konferenz iſt nach wie vor, wie ſich
Frankreich zu den weiteren Verhandlungen verhält.
EP. London, 5. März.
Auf der Konferenz der Liberalen Fraktion im Unterhaus
wurde dem Führer der Liberalen, Lloyd George, ein
Vertrauens=
votum bei nur einer Stimmenthaltung erteilt. Die Konferenz,
die zum Teil einen recht bewegten Verlauf nahm, dauerte nicht
weniger als fünf Stunden. Auch dem Hauptſekretär der
parla=
mentariſchen Liberalen Partei, Sir Robert Hutchinſon, der als
Einpeitſcher der Partei tätig iſt, wurde das Vertrauen
ausge=
ſprochen, worauf er ſeine Demiſſion zurückzog.
Was iſt zu tun? Wir ſehen, daß Lietz, indem er von den
ſcheinbar ſelbſtverſtändlichen Vorausſetzungen Abſtand gewann,
die Möglichkeit gab, endlich einmal die Kernfrage zu ſtellen:
welchen Sinn hat Erziehung überhaupt? Wollen
wir Kindern einen Wiſſensſtoff übermitteln, ohne nach ihren
Bedürfniſſen und Nöten zu fragen, nur mit dem Hinweis, daß
ſie es ſpäter einmal brauchen werden? Oder muß die Schule
aufgefaßt werden als die einzige Inſtitution, die die Stetigkeit
einer nationalen Kultur garantiert, weil ſie den folgenden
Gene=
rationen das Kulturgut der vorhergegangenen übermittelt? Hat
ſie vielleicht nur ſoziale Aufgaben, die Ueberbrückung der
Gegenſätze, die Nivellierung durch eine Allgemeinbildung? Wie
ſieht denn übehaupt die Wirklichkeit aus, zu der wir unſere
Kin=
der erziehen wollen?
Dieſe letzte Sinnfindung erzieheriſcher
Ar=
beit iſt Aufgabe der Religionspädagogik. In der Theorie und
in der Praxis. Sie iſt ſich dieſer Aufgabe bewußt und fängt an,
das auch öffentlich zu dokumentieren. Man braucht ja nur auf
das Religionspädagogiſche Inſtitut in Berlin hinzuweiſen, auf
pädagogiſche Arbeiten des Werneuchner Bundes und ſchließlich
ganz auf dem Gebiete der Praxis auf die Gründung der
evan=
geliſchen Schulgemeinde Urſpring auf der Schwäbiſchen Alb, die
an Oſtern ihre Arbeit aufnimmt. Allen dieſen Bemühungen
gemein iſt die Erkenntnis, daß die Not unſerer Jugend
entſchei=
dend ſein muß auch für die Art des erzieheriſchen Verhaltens.
Dieſe Not verpflichtet zur gewiſſenhaften Heranziehung aller
modernen Erfahrungen und zur Auseinanderſetzung mit den
Zeitproblemen. Ferner iſt man ſich einig in der Anſicht, daß nur
ein neues Ideal der Gemeinſchaft zu dieſen Zielen führen kann:
daher iſt die Neugründung einer evangeliſchen Schule notwendig
die einer Schulgemeinde. Man darf es wohl ſymboliſch
werten, daß die evang. Schulgemeinde in Urſpring Heimat findet
in einem alten Benediktinerkloſter. Sie fühlt ſich zutiefſt
ver=
wandt mit dem religiöſen Gemeinſchaftswillen, der uns in der
mittelalterlichen Bauhütte entgegentritt. Schließlich muß der
Lernbetrieb und die intellektuelle Grundtendenz überwunden
wer=
den durch eine Erfaſſung wirklich des ganzen Menſchen in ſeiner
geiſtig=ſeeliſchen und körperlichen Exiſtenz.
Eine religiös begründete Schulauffaſſung bejaht die Kultur
denn ſie überwindet die kriſenhafte geiſtige Vereinzelung, ſie
be=
jaht die Gegenwart, denn nur in ihr kann der Menſch Gottes
Willen erfüllen, ſie bejaht die Gemeinſchaft, denn erſt ſie ſchafft
in der Form der Gemeinde das Verhältnis der Perſönlichkeit zur
geiſtigen Welt.
Nummer 65
Donnerstag, den 6. März 1930
Seite 3
Pumnaitfgenen i ver franzoſiſchen Hamiier.
Verſchärfung der Gegenſähe zwiſchen Rechts und Links. — Die Linke ſordert die Demiſſion Tardieus.
Die Rechte verhindert den Sozialiſten Froſſard am Reden. — Die Radikalen
verweigern Tardieu nach wie vor das Verkrauen.
multipliziert habe. Tardieu ſei der Gefangene ſei=
Tardieus Regierungserklärung.
ner Rechtsmehrheit. Mit flammenden Worten hob
Froſ=
ſard den außenpolitiſchen Gegenſatz zwiſchen der
im Kabinett Tardieu vertretenen Gruppe Ma=
Die ſtanzöſiche Kammer ſpricht der Regierung mit rin und Außenminiſter Briand hervor. Dieſe
Aus=
führungen des Redners veranlaßten Louis Marin zu der Ent=
316 : 263 Skimmen das Verkrauen aus.
gegnung, daß ſeine Freunde Tardieu keine Zuſagen gemaht
EP. Paris, 5. März.
Die franzöſiſche Kammer iſt von einem ſtarken
Polizeiaufge=
bot abgeſperrt. Jede Anſammlung vor dem Gebäude ſoll
verhin=
dert werden. Die Teilnehmer der Sitzung, ſogar die
Abgeord=
neten, müſſen eine ſtrenge Kontrolle durchmachen. Vor
über=
vollem Hauſe eröffnet der Kammerpräſident um 15 Uhr die
Sitzung. Als Miniſterpräſident Tardieu die Tribüne beſteigt,
um die Regierungserklärung zu verleſen, wird er von rechts und
von der Mitte mit Beifall, von links mit drohendem Murren
empfangen, das ſich während ſeines Vortrages wiederholt zu
lauten Zwiſchenrufen ſteigert, die beſonders gegen die in das
Kabinett eingetretenen radikalen Miniſter gerichtet ſind. Nur
ſchwer kann der Präſident dem Redner, dem von links Rufe wie
„Demiſſion”, „Demiſſion” entgegentönen, Gehör verſchaffen.
In der Regierungserklärung werden ſämtliche
Programm=
punkte wiederholt, die bereits in den Regierungserklärungen
des erſten Kabinetts Tardieu und der Regierung Chautemps
enthalten waren. Was er geſtern während der Kriſe angeregt
habe, als er die Grundlage für ein Waffenſtillſtandskabinett
vor=
ſchlug, das ſei heute die Forderung der Stunde.
Da=
nach bezeichnete Tardieu als dringliche Aufgaben die
Annahme des Budgets, die Fortſetzung und
Beendi=
gung der internationalen Verhandlungen über
die Flottenabrüſtung, den Youngplan, den Zollwaffenſtillſtand
und den Ständigen Internationalen Gerichtshof im Haag, die
Finanz= und Steuerreform, die
Sozialverſiche=
rung, den Geſetzentwurf für die Amneſtie, die
Unentgelt=
lichkeit des Vorſchulunterrichts und die Auflegung von
Kolonial=
anleihen. Die Erklärung betont weiterhin die Notwendigkeit,
die Einheitlichkeit und Kontinuität der Außenpolitik
ſicherzu=
ſtellen. Zum Schluß bedauert die Erklärung, daß es nicht
ge=
lungen ſei, ein Waffenſtillſtandskabinett zu bilden,
das nach Löſung dieſer dringenden Probleme hätte zurücktreten
ſollen. Die Organiſation des äußeren Friedens
und der Sicherheit im Innern, ſowie die eben
gekennzeichneten Maßnahmen ſeien das Ziel
der Regierung und ihrer nationalen Pflicht.
Die Ausführungen des Miniſterpräſidenten wurden faſt nach
jedem Satz
von der Linken mit mingkenlang anhalkendem Lärm
unkerbrochen.
der Tardieu zeitweiſe am Sprechen hinderte und den ſelbſt die
Glocke des Präſidenten nicht zu bewältigen vermochte. Die Rechte
antwortete mit ebenſo geräuſchvollen Beifallskundgebungen. Nach
Schluß der Regierungserblärung entſtand erneut ein wüſter
Tumult. Die Rechte verhinderte den erſten Interpellationsredner,
den Sozialiſten Froſſard, durch lautes Geſchrei und Klappern
mit den Pultdeckeln am Reden. Der Kammerpräſident war daher
gezwungen, die Sitzung zu unterbrechen. Nach Wiederaufnahme
der Sitzung appellierte der Kammerpräſident Bouiſſon an die
parlamentariſche Höflichkeit und erſuchte das Haus, die Redner
anzuhören. Dieſer Appell blieb jedoch erfolglos, da ſchon die
erſten Sätze des ſozialiſtiſchen Abgeordneten Froſſard, in denen
er die Zuſammenſetzung der Regierung kritiſierte und ſich
beſon=
ders gegen die beiden Miniſter wandte, die aus dem radikalen
Lager zu Tardieu übergelaufen ſind, in der allgemeinen Unruhe
untergingen. Bouiſſon unterbrach daraufhin die Sitzung zum
zweiten Male.
Endlich wurde die Ruhe ſoweit wieder hergeſtellt, daß der
Abgeordnete Froſſard ſeine Rede und ſeine ſcharfen Angriffe
gegen die einzelnen Mitglieder der Regierung zu Ende führen
konnte. Tardieu habe, ſo erklärte er, ſich ganz einfach dadurch
eine Regierungsmehrheit ſichern wollen, daß er die Portefenilles
hätten. Froſſard ſchloß ſeine Ausführungen mit der Erklärung,
die Regierung könne ſich nicht, wie ſie behaupte, auf die
tech=
niſchen Probleme beſchränken und ſich von der Politik freimachen,
ſondern ſie werde ſtets für die dringlichen Gegenwartsprobleme
die Löſungen ſuchen, die ihrer Mehrheit angenehm ſeien.
Tardieus Auseinanderſehzung mit der Oppoſikion.
Nachdem dann noch der radikale Abgeordnete Dalimier die
Gründe entwickelt hatte, welche die Radikalen veranlaſſen,
der Regierung das Vertrauen zu verweigern,
beſtieg Tardieu erneut die Tribüne. In ſeiner Entgegnung
unter=
ſtrich er wiederum die Dringlichkeit der außen= und
innenpoliti=
ſchen Probleme, begründete erneut das Bedauern darüber, daß
der Burgfriede nicht verwirklicht werden könne und ſeinen
Wunſch nach Beruhigung und Ausgleich zwiſchen den Parteien.
Unter lebhaftem Beifall ſeiner Freunde und wachſendem Lärm
auf der Linken ſetzte Tardieu ſich in ſeiner energiſchen und klaren
Art mit ſeinen Gegnern auseinander und ſuchte die
Zuſammen=
ſetzung ſeines Kabinetts ſowie ſein Programm, das gleichzeitig
das Programm der Oppoſition ſei, zu rechtfertigen. Tardieu
meinte ironiſierend, daß anſcheinend alle Parteien mit ſeiner
Regierungserklärung einverſtanden geweſen ſeien. Er ſchließe
das aus dem allgemein großen Lärm, mit dem ſie aufgenommen
worden ſei. Es ſei nicht richtig, daß die Radikalſozialiſten das
Land beherrſchen wollten, denn ſie ſtellten nur eine Minderheit
von 115 Abgeordneten in der Kammer dar, während die
Mehr=
heit über 300 Stimmen verfüge. Die Mehrheit, die die
Regie=
rung ſtütze, ſei die Mehrheit von 1928. Sein
Regierungs=
programm ſei das Programm Frankreichs. Er
werde jedoch mit einer kleineren Mehrheit der Kammer ſein
Programm durchkämpfen. Nach eine Rede des Kommuniſten
Cachin entwickelte Herriot von der Radikalſozialiſtiſchen
Partei, warum ſeine Partei die Unterſtützung der Regierung
Tardieu verweigere, und behandelte ausführlich den
innerpoli=
tiſchen Kampf in der Kamer zwiſchen Rechts und Links.
Am Schluß der Kammerdebatte wurde dann ein
links=
radikaler Antrag, der der Regierung das
Ver=
trauen ausſpricht, mit 316:263 Stimmen
ange=
nommen. Die Regierung hat alſo eine Mehrheit
von 53 Stimmen errungen.
Wochenend=Ausſprache Macdonald-Tardien.
London, 5. März.
Macdonald hat an Tardieu eine Einladung gerichtet, das
Wochenende mit ihm in Chequers zu verbringen. Tardieu wird
am Samstag Spätabend in London erwartet. Montag dürfte
er wieder nach Paris zurückkehren. Die Verhandlungen zwiſchen
den beiden Staatsmännern werden privat ſein, da Tardieu der
franzöſiſchen Abordnung, die Ende der Woche wieder in London
erwartet wird, nicht angehört. Vorläufig iſt auch ungewiß, ob
Tardieu überhaupt, wenn auch nur für kurze Zeit, an den
Ver=
handlungen der Flottenkonferenz teilnehmen wird.
Die geſtrige Sitzung der Hauptvertreter hat ohne
nennens=
werte Verhandlungen wieder unterbrochen werden müſſen, da ſich
im Gegenſatz zu allen Erwartungen herausſtellte, daß der
fran=
zöſiſche Botſchafter über keinerlei Anweiſungen aus Paris
ver=
fügte. Die Fragen, mit denen ſich die Hauptvertreter
beſchäf=
tigen ſollten und die nun erſt am Freitag zur Sprache kommen
verden, ſind nach dem diplomauſchen Mitarbeiter des „Daily
Telegraph” folgende: 1. Sollen Hilfsſchiffe der Tonnage wie der
Geſchützſtärke nach beſchränkt werden? 2. Soll die Tonnage der
Kreuzer mit Sechszoll=Geſchützen (rund 15 Zentimeter) begrenzt
werden? 3. Soll ein Ausgleich zwiſchen Kreuzern mit 8 Zoll
(rund 20 Zentimeter) und Sechszoll=Geſchützen erlaubt werden?
4. In welche Klaſſe ſind die Flugzeug=Mutterſchiffe für
Waſſer=
flugzeuge einzuordnen?
Rolſ.
Bildnis eines Hundes.
Von Richard von Schaukal, G. D.S.
Rolf heißt der Hüter meines Hauſes am Semmering. Er iſt
ein kleiner Hund, unbekannter, wie ein Gerücht will, ruſſiſcher
Herkunft. Der Eiſenbahnarbeiter, der vor fünf Jahren als
Haus=
meiſter und Gärtner das Erdgeſchoß des Wirtſchaftsgebäudes
bezog — im Oberſtock wohnt, wenn er uns beſucht, mein älteſter
Sohn — hat ihn mitgebracht. Obwohl wir nur drei
Sommer=
monate in unſerem waldbegrenzten Anweſen zu verbringen
pflegen, kennt und liebt uns Rolf mit ehrerbietiger Hingebung,
er, der ſonſt ſcheu vor Fremden ſich zurückzieht.
Es iſt der ſonderbarſte Hund, den ich je geſehen habe. Sein
ſtruppiges, ungepflegtes Fell ſpielt vom Roſtroten ins Aſchgraue.
Der kurze, breite Kopf, den er geſenkt trägt, iſt bis an die Stirn
von einem buſchigen Bart bedeckt. Wenn er ihn erhebt, blitzen
aus ſeinem ſchwarzen ernſten Geſicht zwei kleine, braune, feurige
Augen auf, Augen, die von Gutmütigkeit und Klugheit erfüllt ſind.
Obwohl er anhaltend mit hoher Stimme bellen kann (was er
meiſt in der Dunkelheit ausgiebig, aber nicht aufdringlich
be=
ſovgt), macht er den Eindruck der Stummheit, das heißt, man
meint immer wieder, daß er etwas zu ſagen hätte. Wenn je einem
Tier, ſo geht dieſem komiſch=ernſten Geſellen die Sprache ab. Sein
ſtämmiger, gedrungener Körper, der auf feſten, leicht gekrümmten
Beinen ruht, iſt maſſig und muskelſtark. Er legt lange Strecken
mit beharrlicher Ausdauer zurück, obgleich Kurzatmigkeit ihn zumal
beim Aufwärtsſteigen, behindert. Er geht gern ſeiner eigenen
Wege, die ihn, da die ihm gereichte Koſt nicht regelmäßig ſcheint,
im Umkreis zu nahrhaften Gelegenheiten führen. Sobald jemand
von uns zu einem Ausgang durch das nächſte Gartenpförtchen
tritt, ſtürzt Rolf in freudiger Haſt herbei und ſchließt ſich, mit dem
langhaarigen Schwänzchen, das weder ein Stummel iſt noch einer
Fahne gleicht, heftig wedelnd, in ſtiller Zuverſicht dem
Ausſchrei=
tenden an. Paßt ihm die Ausdehnung der Wanderung nicht, ſo
bleibt er zurück verſchwindet mit Anſtand und kehrt gelaſſen um.
Man findet ihn an irgendeiner Stelle im Garten, gern in ſeichten
Mulden des Hanges, gleichſam dem Grasboden eingeſchmiegt,
be=
haglich träumend. Er läßt ſich von uns ſtreicheln, ſteht wohl auch,
ſich dehnend, auf und reibt Kopf und Rücken, mehr geſchmeichelt
als ſchmeichelnd, an den Beinen des Gönners.
In unſer Haus war er früher nie gekommen. Erſt ſeit wir
vor drei Jahren ſelbſt einen Hund, einen ſchönen, großen, edel
gezogenen Airedaleterrier, mitgebracht hatten, der ihn
erſichtlicher=
maßen beunruhigt, unternahm er manchmal einen Verſuch, die
Schwelle, auf der er in derSonne zu liegen ſich geſtattete, mit
zögern=
der Neugierde zu überſchreiten. Und als im letzten Jahre jenem
ungebärdigen, oberflächlichen und wenig anhänglichen Begleiter
der Herrſchaft als Erſatz für den inzwiſchen Verſchiedenen ein
junger, nicht ganz reinraſſiger Schäferhund gefolgt war, entſchied
ſich Rolf nach einiger Ueberlegung dazu, dem trotz ſeiner ſchlanken
Höhe minder Beträchtlichen auf längere Friſten in unſer Haus zu
folgen, ja ihm — es lag Herausforderung des Fremdlings darin
— zuvorzukommen. Dieſer, im Gegenſatz zu ſeinem vornehmen
Vorgänger, befangen=zugängliche Zuwachs der vertrauten
Ge=
bietergruppe ſchien ihm von vornherein minder achtungswürdig,
ja er war entſchloſſen, ihm ſeine älteren Rechte auf das
nachdrück=
lichſte einzuſchärfen. Rolf iſt eine im Grunde unabhängige, eine
freizügige Natur, ein durchaus ſelbſtändiger Charakter, ein
ent=
ſchiedenes Temperament. Er kennt den Unterſchied zwiſchen ſeiner
Stellung als der eines unmittelbar Untergebenen und der
unſrigen als der anſehnlicher Befehlshaber. Er weiß, daß er, der
Schlichte, der Ruppige, nicht ins Vorderhaus gehört, ſondern zur
Familie ſeines Beſitzers, des Hausmeiſters. Dort, in der
Um=
gebung des Nebengebäudes, hat er ſeinen gewohnten, ihm
zuſtän=
digen Aufenthalt. Tag und Nacht verbringt er, abgehärtet, von
rauhen Sitten, im Freien, aber nahe der Wohnung deſſen, dem
er rechtmäßigerweiſe und mit unbedingter Ergebenheit anhängt.
Zu uns herüber lockt ihn ehrliche Neigung, die, wie geſagt, eines
hochachtungsvollen Ausdruckes ſich befleißigt. Er geſellt ſich uns,
doch mit der durch den Abſtand gebotenen Mäßigung. Aber Lux
gegenüber — ſo hieß der Schäferhund, den wir ſeitdem auf
trau=
rige Weiſe vor der Zeit eingebüßt haben —, Lux gegenüber hatte
ſich ſein Selbſtgefühl geregt. Dem wollte er einen Vorrang nicht
einräumen. Und ſo brachte er es über ſich, unbeſcheiden zu ſein.
Es war ergötzlich, zu beobachten, wie er ſich dem Bevorzugten
gegenüber herausnahm, was er ſich trotzig zugeſtand: die Freiheit
einer ſich räkelnden Flegelhaftigkeit. Und die wohlweislich in den
Zimmern der verehrten Herrſchaft. Sicherlich ſpielte eine
inſtinkt=
mäßige Erwägung mit, daß es ſich diesmal um einen nur durch
Gunſt, nicht durch Geburt über ihn Erhöhten handelte. In dem
Naturburſchen war der Köter erwacht, der ſeinesgleichen nicht
zu=
billigen mochte, was nach Ueberhebung ausſah.
Heuer hat Rolf niemand neben, niemand über ſich. Seine
Unbefangenheit iſt mit der alten Herzlichkeit zurückgekehrt. Nichts
beunruhigt ſeinen Stolz. Er iſt der alte treue Gefährte, der ſich
unangefochten in feinem urſprünglichen, aber die Rangordnung
berückſichtigenden Gehaben, der Anweſenheit ſeiner freundlichen
1FA.-Schau.
Von
Pater Friedrich Muckermann.
Es iſt nicht viel, was der proletariſche Freiſinn da an
Aus=
ſtellung am Potsdamer Platz in Berlin zuſammengebracht hat.
Die Kümmerlichkeit der Räume und die Flitterhaftigkeit der
Sachen erinnert peinlich an Finanznot und geiſtige
Unzuläng=
lichkeit. Auch das ſonſt ſo berühmte propagandiſtiſche Talent
der Sowjetleute verſagt hier, bringt es höchſtens zu ein paar
wenig anſchaulichen Tabellen und zu Dingen, wie man ſie aus
der „Roten Fahne” ja ſattſam kennt. Auch die „kommuniſtiſche
Kapelle”, wie man den Winkel genannt hat, der beſonders der
Verhöhnung der chriſtlichen Religion gilt, iſt blödeſter Firlefanz.
Dennoch darf man dieſe JFA nicht einfach als eine politiſche
oder kulturelle Belangloſigkeit betrachten. Einige Fragen an
unſere Staatsbehörden, die ich hier ſtellen möchte, beweiſen das
hinlänglich.
Erſtens: In jener kommuniſtiſchen Kapelle wird in
ge=
meinſter Weiſe der Papſt beſchimpft. Es iſt da ein Mann, der
vor einer Bildkartenausſtellung Dauervorträge des Inhalts
daher=
plärrt: Hier ſehen Sie den Papſt als Eſel . . . Hier ſehen Sie
den Papſt als Teufel . . . Ich frage: Wie iſt es möglich, daß
man einen auswärtigen Souverän, deſſen Geſandtſchaft ſich in
Berlin befindet, in der allergemeinſten Weiſe beſchimpfen darf?
Wäre es denkbar, daß man dort etwa die Bilder franzöſiſcher,
engliſcher, italieniſcher Souveräne oder Miniſterpräſidenten ſo
öffentlich beſudeln dürfte? Iſt Deutſchland ſo ſehr aus der
Reihe der Kulturſtaaten herausgetreten, daß man auf ſeinem
Boden fremde Souveräne wie Freiwild behandelt? Was
wer=
den Spanien, Italien, Süd=Amerika, Frankreich und andere
katholiſche Nationen dazu ſagen?
Zweitens: Die ganze Ausſtellung ſteht im Dienſte der
Sowjet=Propaganda. Dieſe Propaganda, die man ſich in
Paris, London, Rom, Wien uſw verbittet, richtet ſich
unmittel=
bar gegen die Verfaſſung der deutſchen Republik. Sie arbeitet
mit den Methoden der Revolution. Was würde man dazu
ſagen, wenn wir in Moskau eine anti=kommuniſtiſche
Aus=
ſtellung, die ſich gegen die Herren im Kreml richtete,
veranſtal=
teten? Haben wir noch eine nationale Ehre, oder nicht? In
Moskau gäbe es auf ſolche Verſuche nur eine einzige Antwort,
nämlich die der Tſcheka. Wir trennen dieſe Frage vollkommen
von jener andern, nämlich unſerer Beziehungen zu Rußland.
Unſere Beſchwerde bleibt gewichtig, einerlei, ob Rußland unſer
Freund iſt oder unſer Feind.
Drittens: Die chriſtlichen Bekenntniſſe ſind in
Deutſch=
land verfaſſungsmäßig geſchützt. Sie werden auf dieſer
Aus=
ſtellung in einer nicht mehr zu überbietenden Weiſe verhöhnt.
Unſere Heiligen Schriften, unſere Gebräuche, unſere
Anſchau=
ungen werden durch Wort und Bild in den Schmutz gezogen.
Es ſitzt da am Eingang ein Biſchof mit dem Meßbuch und mit
dem Revolver, ein Biſchof mit Mitra, Stab und heiligen
Ge=
wändern. Von den berüchtigten Kirchenfenſtern wollen wir ganz
ſchweigen. Frage: Iſt das Chriſtentum in Deutſchland
vogel=
frei? Gibt es noch Parteien, die es verteidigen und gegen
un=
flätigſte Angriffe ſchützen?
Viertens: Die FFA iſt für jedermann für 20 Pfennig
zugänglich. Ich gehe als Geiſtlicher hindurch, beſchimpft von
einem fanatiſierten Perſonal. Als Geiſtlicher muß ich es mir
gefallen laſſen, daß man meinen Stand in meiner Gegenwart
beleidigt. Die Funktionen des Prieſters werden zu einem
Fa=
ſching gemacht. Iſt die chriſtliche Geiſtlichkeit, die proteſtantiſche
und die katholiſche, in Deutſchland durch Reichsgericht oder
Ver=
faſſung ihrer bürgerlichen Ehrenrechte für verluſtig erklärt
worden? Gibt es irgendeinen andern Stand im Lande, dem
man ähnliches bieten dürfte?
Dieſe vier Fragen ſähe ich gern von den betreffenden
Jn=
ſtanzen beantwortet. Ich ſtelle ſie einfach als deutſcher
Staats=
bürger, nur fußend auf der Verfaſſung. Und ich verſichere die
in Betracht kommenden Stellen, daß Millionen im Lande aus
der Beantwortung dieſer Fragen ſehr gewichtige Folgen ziehen
werden.
Aufklärung des Leipziger Waffendiebſktahls.
Von der Kriminalpolizei wird mitgeteilt, daß die bisherigen
Er=
mittelungen in der Diebſtahlsaffäre folgendes vorläufiges Ergebnis
gehabt haben: Etwa Ende Januar dieſes Jahres hat der Tarifangeſtellte
Peſtner, der als Lagerverwalter bei der Reichswehr beſchäftigt war
und ſich in Geldſchwierigkeiten befand, dem Büro der ſächſiſchen
Ar=
beiterwehr im Franz=Mehring=Haus die Waffen der Reichswehr für
2000 Mark zum Kauf angeboten. Peſtner wurde darauf die
Bekannt=
ſchaft mit dem Mitglied der K.P.D. und früheren Rotfrontkämpfer
Ernſt Döring vermittelt, der im weſentlichen die Verhandlungen
ge=
führt hat. Er gab dem Peſtner noch vor der Ausführung des
Dieb=
ſtahls 300 Mark, nach der Tat weitere 500 Mark. Die reſtlichen 1200
Mark ſollte Peſtner noch erhalten. Die Waffen ſind bereits am Abend
des 22. Februar mittels eines Laſtkraftwagens aus dem Lagergebäude
heraus abtransportiert worden.
Gäſte freut. Denn er — das weiß er — iſt da, wo er jahraus,
jahrein lebt, zu Hauſe.
Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. — Mittwoch, 5. März.
Tiefland.
Muſikdrama von Eugen d’Albert.
Es wimmelte heute von Umbeſetzungen.
Franzi v. Dobay aus Freiburg ſang aushilfsweiſe die
Martha. Die hier wohlbekannte Sängerin bewies aufs. Neue
ihre auf ſchönes, durchgebildetes Material geſtützte, von
drama=
tiſchem Geiſt beſeelte Künſtlerſchaft mit einer feſſelnden Leiſtung
von Rang. Maria Kienzl hat für die Nuri ſchon eine zu
gewichtige Stimme und eine zu wenig kindliche Figur, ſang
frei=
lich ihre Partie ſehr ſchön. Ellen Philips, die eine der
Mägde gab, habe ich noch nie ſo hemmungslos, friſch, und
allerliebſt geſehen wie heute. Muſikaliſch ſehr ſicher, ging ſie in
ihrem Röllchen völlig auf. Ines Löwen ſetzte ebenſo ſicher
ihr ſchönes Material ein, blieb indes im Spiel noch zu
unbe=
teiligt. Schließlich hatte Rudi Wünzer den Tommaſo
über=
nommen, der ihm etwas tief liegt, im übrigen aber nicht ſchlecht
zu Geſicht ſteht.
v. H.
Kunſt. Wiſſenſchaft und Leben.
T. U. Von der Landes=Univerſität Gießen.
Der Direktor des Mediziniſch=Balneologiſchen
Univerſitäts=
inſtituts in Bad. Nauheim, Profeſſor Dr. Arthur Weber
wurd zum Mitglied der Kaiſerlich=Deutſchen (Leopoldiniſchen)
Akademie der Naturforſcher in Halle ernannt.
Bilder von van 2yck, Tinkorekto und Rubens enkdeckk
Bei Reſtaurationsarbeiten an Gemälden der Kaſſeler
Galerie entdeckte man drei Meiſterwerke. Ein bislang dem
Holländer Cornelius de Vos zugeſchriebenes Männerbildnis
er=
wies ſich nach Entfernung der Firnisſchicht als ein Frühwerk
van Dycks. Ein Herrenbildnis ſtellte ſich nach Entfernung der
Uebermalung als das Werk Tintorettos heraus und ein ſeit
Jahrzehnten angezweifelter Rubens, der „Trunkene Silen”
wurde nach Beſeitigung der Uebermalung einwandfrei als von
der Hand des Meiſters ſtammend, anerkannt.
Seite 4
Donnerstag, den 6. März 1930
Nummer 65
Heſſiſche Polikik.
Maßnahmen zur Belebung des Baumarkkes.
Der Penſionsekak vor dem Finanzausſchuß.
* Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtages ſetzte geſtern die
Beratung des Haushaltsvoranſchlages 1930 bei Kapitel 7, Bad=
Salz=
hauſen, fort. 72 658 RM. Einnahmen ſtehen 76 391 RM. Ausgaben
gegenüber. Der diesjährige Zuſchuß ergibt ſich aus einmaligen
Aus=
gaben für notwendige bauliche Herſtellungen und Mobiliarbeſchaffungen.
Auf einen Zentrumsantrag, die Kurtaxe für das Kriegsblinden=
Erholungsheim in Bad=Salzhauſen aufzuheben, erklärt die
Ne=
gierung, daß dies wegen der Konſequenzen nicht möglich ſei. Sie werde
jedoch eine vorübergehende Erleichterung ermöglichen.
Nach längerer Debatte werden die Kapitel 8, 9 und 10 (Anteile
Heſſens an den Reichsſteuern und die Landesſteuern)
zu=
rückgeſtellt. Hier ſpielt die noch ungeklärte Frage der Finanzreform
und des Finanzausgleichs zwiſchen Reich und Ländern und Land
und Gemeinden eine ausſchlaggebende Rolle.
Kapitel 12, Lorterie, mit einer Einnahme von 828 684 RM.
findet Genehmigung.
Ging bisher die Beratung ziemlich flott voran, ſo brachte Kapitel 15
(Penſionen, Ruhegehalte, Soziale Fürſorge für
Beamte) eine ſehr ausgedehnte Debatte, die noch nicht abgeſchloſſen
wurde. Das Kapitel ſieht an Einnahmen 68 081 RM. vor, an
Aus=
gaben 17 249 RM., was gegenüber 1929 eine
Mehraus=
gabe von 2 425 069 RM. darſtellt. Die Ruhegehalte und
Warte=
gelder für Beamte und Lehrer betragen 10,630 Millionen (2,137 Mill.
mehr wie 1929). Für die Verſorgung der Witwen und Waiſen
ſind 5,211 Mill., für Gnadengehalte uſw. 160 000 RM. und für ſoziale
Fürſorge einſchließlich der Staatlichen Betriebs= und Krankenkaſſe
1 179 871 RM. vorgeſehen. Von ſozialdemokratiſcher Seite wurde die
Aufhebung der Staatlichen Krankenkaſſe erneut
ge=
fordert, doch wurde der Antrag mit 8:5 Stimmen abgelehnt. Dagegen
fand ein Zentrumsantrag Annahme, der eine Reihe von Stellen bei
der Beamtenkrankenkaſſe nur unter der Vorausſetzung genehmigt, daß
der Verwaltungsapparat der Kaſſe vereinfacht und ſo ſparſam wie
mög=
lich gehalten wird. Außerdem ſoll die Beitragsregelung auf neuer
Grundlage erfolgen, wie ſie von der Regierung in Ausſicht geſtellt
wurde. Insbeſondere die höhere Beamtenſchaft hat wegen der hohen
Beiträge Beſchwerden erhoben. Für Hilfskräfte bei der Kaſſe
werden 15 000 RM. geſtrichen. Die Stelle eines hauptberuflichen
Kran=
kenkontrolleurs wird abgeſetzt.
Um die ganz außerordentliche Höhe des Penſionsetats herabzuſetzen,
beantragt der Landbund, die Aufhebung des
Altersgren=
zengeſetzes für die Staatsbeamten. Es ſoll dadurch jährlich
min=
deſtens 1 Million erſpart werden. Während der ſehr ausgedehnten
De=
batte begnügte ſich der Landbund damit, die Heraufſetzung der
Alters=
grenze vom 65. auf das 66.Lebensjahr zu verlangen, da für die
Auf=
hebung der Altersgrenze überhaupt eine Mehrheit nicht zu erreichen iſt.
Die Debatte wird morgen fortgeſetzt.
Auch die Ausſprache über die Kinderzulagen für Kinder
vom 16. bis 21. Lebensjahr wurde wieder aufgenommen, aber ebenfalls
nicht beendet. Das Zentrum, das in der vergangenen Woche ebenfalls
für die Aufhebung dieſer Zuſchläge geſtimmt, beantragt nunmehr, einen
Betrag von 20 000 RM. für Ausgleichung beſonderer Härtefälle
einzuſetzen. Staatspräſident Adelung ſetzte ſich für dieſe Forderung
warm ein, da die Kinderzuſchläge namentlich für die untere
Beamten=
ſchaft ſozial notwendig ſeien.
Um den Arbeitsmarkt zu entlaſten und gleichzeitig den Baumarkt
raſcher anzukurbeln, erſucht der Ausſchuß in ſeiner Geſamtheit die
Ne=
gierung, ſofort die Aufträge für
Unterhaltungsar=
beiten an ſtaatlichen Gebäuden und Anlagen zu vergeben.
Außerdem wird der Miniſter für Arbeit und Wirtſchaft einſtimmig
er=
mächtigt, zunächſt bis zum Betrage von 4 Millionen
verbil=
ligte Baudarlehen für Landgemeinden zur Verteilung
zu bringen. Die Regierung erklärte, einen noch weitergehenden
Geſetz=
entwurf in Arbeit zu haben, und wird dem Beſchluß des Ausſchuſſes
umgehend nachkommen.
Die Beratungen des Finanzausſchuſſes gehen heute weiter.
Wie wir hören, hat der Unterausſchuß zur Prüfung der
rechtlichen Möglichkeiten, eine Kürzung der
Beamtengehäl=
ter und Zulagen vorzunehmen, ſeine Beratungen noch nicht beendet.
Es ſcheint aber, als ob der Landbund mit ſeiner Forderung auf
Ge=
haltskürzung allein ſteht und die übrigen Ausſchußmitglieder ſich durch
die juriſtiſchen Darlegungen der Regierungsvertreter und die
vorlie=
genden gerichtlichen Entſcheidungen davon überzeugen ließen, daß Heſſen
z.
hier nicht allein vorgehen kann.
K
Stiller Teilhaber
geſucht m. 15-20000
RM. zwecks Ausbau
und Vergröß, eines
Obſt= und Geflügel=
Gutes. Sicherſtell. d.
Kapit. Streng reell
u. ausſichtsreich.
Ang. u. E. 49 Gſch.
2750.— RM.
als Hypothek auf
Haus in Eberſtadt
von Selbſtgeber
ge=
ſucht. Angeb. unter
E. 50 a. d. Geſchſt.
200 Mark
ſucht Lehrer z. leih.
geg. Sicherh. auf 5
bis 6 Monate Ziel.
Rückzahl. 250 ℳ.
Ang. u. E. 69 Gſch.
Wer ſucht Geld?
Hyp., Baug., Betr.=
Kap. Keine Verm.
Auskunft koſtenlos.
Schweitzer u. Orth,
Zeughausſtr. 7, II.*
O
Berufstät kinderlſ.
Ehep. ſucht z. 1. 5.
30, ev. ſpäter 2—3=
Zimmer=Wohnung
mit allem Zubehör
möglichſt in
Bahn=
hofsnähe. Angebote
unter E. 72 an die
Geſchäftsſtelle.
2=Zim.=Wohnung
m Küche v.
kinder=
loſem Ehepaar per
1. April zu mieten
geſucht. Angeb. unt.
E. 48 a. d. Gſchſt.*
Beſchlagnahmefreie
1—2 Zim. m. Küche
von Polizeibeamten
zu mieten geſucht.
Angeb. unter E. 58
an die Geſchäftsſt.
2 Zimmer u. Küche,
beſchlagnfr., v. Pol.=
Beamt. z. 15. April
od. 1. Mai geſucht.
Ang. u. E. 65 Gſchſt.*
Beſchlagnahmefreie
2.3lm. Wohn.
geſ. Miete kann 6
Mon. voraus b. w.
Ang. u. E. 79 Gſch.
Jung. anſtd. Ehep.
ſucht ſof. oder zum
1. April
2 kleine Zimm.
od. 1 gr. Zim. mit
Küche. Ang. m Pr.
u. E. 87 Geſchſt. (
Suche ſchöne
4 Zim. Wohn.
Frei od. Tauſch
Ang. u. E. 83 Gſch
2 oder 3 möbl.
vonn. Zimmer
mit Küche geſucht.)
Angeb. m. Preis u.
E. 55 a. d. Gſchſt.
Berufstät. Kaufm.
(Iſr.) ſucht p. 15. d.
Mmäl. Zium.
mit Frühſt. mögl.
mit Fam.=Anſchluß.
Angeb. unter E. 67
a. d. Geſchſt. (3819
Darll Talnattt
Ultorliier Ruswalnt
Zu dem bekannt niedrigen
DedOu
Ss
D Tao A
Mehrere neuzeitlich
einge=
richtete, beſchlagnahmefreie
3=bis 4=
Laden
in nur beſter Geſchäftslage, von mindeſt.
80 qm Größe, von alteingeführter Firma
zu mieten geſucht. Ausführliche Angeb.
mit Preis unter E. 63 a. d. Geſchſt.
für alsbald oder ſpäter
geſucht. Angebote mit
Preisangabe erbeten an
E. MERCK
Perſonal=Abteilung.
Schön möbl. Zimm.
m. Kochgelegenheit
von jung. Ehepaar
of. geſucht. Angeb.
u. E. 86 Geſchſt. (
2ge. ſchöne Zimmer
und Wohnküche oder
Einzelz., t. a. H. z vm.
Näh. Gſchſt. (* 830
Behagl. Wohn= und
Schlafz. m.
Küchen=
benutz. an Ehepaar
od. 2 Damen z. vm.
Näh. Geſchäftsſt.
Saalbauſtr. 16, III.
frdl. mbl. ſep. Zim.ſof.
z. vermieten.
Heidelb. Str. 40½p.
g. möb. Zim. m. L
u. Kaffee 28 ℳ. (*
Kiesſtraße 122, II.
möbl. Wohn= und
Schlafz, ſonn. Lage,
a berufst. H. (Beamt.
O.Angeſt.)3,5. (Emds
Kaſinoſtraße 18, II.
ſchön möbl. Z. m. el.
Licht ſof. zu verm.
Kiesſtraße 64, I.
2 eleg, möbl. Herr.. Schlafz. an einz.
od. zwei Herren
ſo=
fort zu vermieten.
NEU EROFFNET
HUBNERS
SCHUHBESOHLUNG
Herren-Sohlen und Fleck
Mk. 3.50. Damen-Sohlen
u. Fleck Mk. 2.50. Echtes
Kernleder. Fachmännische
Bedienung.
(3809
KARLSTR., ECKE HUGELSTR.
Frankf.=Str. 32, pt.
möbl. Zim. mit el.
Licht zu verm. (*id
Landskronſtr. 81, I.
geräum., gut möbl.
Zim m. eig. Küche
1. Glasabſchluß an
beſſ. Ehepaar oder
2. Damen zu verm.*
Kranichſteinerſtr. 24,
part, gut möbl. 3.
mit 2 Betten ſof. (
Rückertſtraße 13
großes, ſonn. ſehr
ſchön möbl. Zimm.
mit el. Licht.
Hei=
zung und Küche
ſo=
fort zu vermieten.
Gutenbergſtr. 29, I.
g. möbl. Zim. z. v.
Soderſtraße 58, pt.
einfach möbl.
Zim=
mer zu vermieten.
Liebfrauenſtr. 82, II.
zut möbl. Zim mit
Schreibt., el. L.. an
Dauermiet. z. v. (*dg
Mathildenſtr. 10, I.
gut möbl. Wohn= u.
Schlafzimm. abzug.
Näh. 12—3½. (*df
3=Z.=Wohn. i. Oſtv.
geg. 2—3=3.=Wohn.
Südv. z. tauſchen.
Angeb. unt D. 114
an die Geſchſt. (Emd
Lagerräume
Werkſtatt mit kleinem Büro und
Neben=
räumen, Garagen für Auto und
Motor=
räder ſofort preiswert zu vermieten. (*
Viktoriaſtraße 30, Büro.
Martinſtr. 14, part.
3-4 Z., teilw. möbl.,
a. ruh. Mieter z. vm.
Nebenr. vorh. Emdf
Erbacherſtr. 48½.
möbl. 3. ſof. (*mdf
Frdl. kl. Zimmer
in gutem Hauſe bei
älterer Dame ohne
Mietzahl. abzugeb.
an berufst. Frl. o.
geb. Dame. Nähe
Hermannſtr. Meld.
u. E. 84 Geſchſt. (*
Heidelbergerſtr. 107,
IStock, groß. möbl.
Zimmer zu verm.
Am beſten geeignet
für 2 Schüler. (
Alexanderſtraße 10
(Moog) möbl. Zim.
m. od o. Penſ.z v.
Vornehm möblierte
Zimmer
ſot beziehb.
Hügel=
ſtr. 15, Laden.
Täg=
lich ab 11—19 Uhr
(317a)
Zentrum, Grafenſtr.
Nr. 23½ einf. möbl.
ſch. Manſz. m. Ztrl.=
Heiz. Zu erfr. 1. Et.*
Möbl. gr. Wohn= u.
Schlafzim.,Notküche,
Keller, an beſſ.
kin=
derloſ. Ehev. zu vm.
Näh. Geſchſt. (*dis
Wohn. Tauſch!
Geſucht: Schöne 5-6=
Zim.=Wohnung m.
Bad u. Garage in
Nähe d. Gaswerks.
Geboten: Sch. mod.
4=Zim.=Wohng. m.
Bad. Balkon und
Manſarde.
Angeb. m. Preis u.
E. 60 Geſchſt. (*ds
Nd.=Ramſt. Str. 53,
ſchön. 6=Zim.=Wohn.
1. Stock alsbald zu
vermieten. Näheres
daſelbſt 2. Stock. (*
A
Neuerſtedte
3 Zimmer=
Wohnung
mit Küche (
beſchlag=
nahmefrei) gegen
einige Tauſend Mark
Hypotheken=
Dar=
lehen preiswert
in der Nähe
Darm=
ſtadt zu vermieten.
Angeb. u. B 51 an
d. Geſchäf sſt. 3422b
Villenbeſitzerin in
Alsbach hat einzelne
Zimmer mit Küch.=
Benutzung abzugeb.
Angeb. unter E. 68
a. d. Geſchſt. (3793
n zu vermiet.
Laden eptl. das
zu
ver=
haus kaufen
Dieburgerſtr. 2, II.
O
helle Werkſiaft
ca. 100 qm groß u.
neu hergerichtete
gewerbl. Räume p.
ſof. od. ſpät. z. vm.
Ludwig Netz,
Karlſtr. 20 (3492b
Gr. helle Werkſtätte
mit 5 Nebenräum.,
die ſich. für Büro u.
Lagerräume eignen,
zu vermieten. (*dg
Kiesſtraße 25.
Garage frei!
Waldſtraße 30. (*dg
Herrenrad
wie ueu, mit
Cä=
rantie 48 Mk.,
gutes Damenrad
50 Mk.
zu verkaufen (3764b)
Karlſtr. 14 (Laden).
Nummer 65
Donnerstag, den 6. März 1930
Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 6. März.
Generalleuknank v. Herff 70 Jahre.
* Am heutigen Tage feiert auf ſeiner Beſitzung in Seeheim einer
unſerer alten heſſiſchen Artillerieoffiziere, Generalleutnant Exzellenz
Karl v. Herff, ſeinen 70. Geburtstag. 1860 als Sohn des
nach=
maligen Generals und Ordenskanzlers v. Herff geboren, wurde v. H.
1881 im Straßburger Feldartillerie=Regiment Nr. 15 Offizier. Bald
nach Darmſtadt verſetzt, bleibt er bis zum Jahre 1886 im
Großherzog=
lichen Artilleriekorps. Dann ſteht er bis 1891 in Breslau im
Regi=
ment 6, zuletzt als Batteriechef im Regiment 21 in Oberſchleſien. Mit
der Neuformation der Feldartillerie kommt Hauptmann v. Herff nach
Heſſen zurück und iſt von 1899 bis 1906 erſt Batteriechef, dann
Haupt=
mann, bzw. Major beim Stabe im Regiment 61. Dann wird er als
Abteilungskommandeur nach Trier ins Regiment 44 verſetzt und
er=
hält im Jahre 1913 das Feldartillerie=Regiment 23 in Koblenz.
Mit dieſem Negiment rückte Oberſtleutnant v. Herff ins Feld. Am
Ende des Feldzuges war General v.,Herff Artillerie=Kommandeur. Die
Heeresauflöſung beendete auch ſeine militäriſche Laufbahn. Als
Generalleutnant wurde v. Herff verabſchiedet.
Wünſchen wir dem bewährten und allſeitig beliebten Offizier noch
recht viele geſunde Jahre im Kreiſe der Seinen!
— Gedächtnisfeier am Volkstrauertag. Wie alljährlich, ſo
veran=
ſtaltet auch in dieſem Jahre der „Volksbund deutſcher
Kriegsgräberfür=
ſorge” zu Ehren unſerer im Weltkriege Gefallenen und Verſtorbenen
eine Gedächtnisfeier. Die Gedenkrede hält Herr Pfarrer Guyot, der
Leiter des Heſſiſchen Diakonievereins und der Wohlfahrtsſchule zu
Darmſtadt. (Nähere Mitteilungen erfolgen noch.)
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Neben den bereits
bekannt=
gegebenen Veranſtaltungen Feiler und Roſenſtock=Trioabend iſt es der
Bücherſtube gelungen, Bernhard Minetti vom Heſſiſchen Landestheater
für einen Abend zu verpflichten. — Die Bücherſtube zeigt jetzt in ihren
Räumen die Ausſtellung Erich Freyer=Darmſtadt. Der junge
Künſtler zeigt in den Vorwürfen ſeiner Bilder eine ſtarke Neigung zum
karikaturiſtiſchen Sehen.
— Volkshochſchule. Die Lehrgänge der Volkshochſchule ſind zu
Ende gegangen, die letzten werden in nächſter Woche beendet. Vom
10. März bis 4. April werden die fremdfprachlichen Lehrgänge über
vier Wochen fortgeführt. Vom 5. Mai bis 30. Mai folgen dann
wei=
tere vier Abende, ſo daß dann der Sommerabſchnitt beendet werden
kann. Anmeldungen zu dieſen Lehrgängen erfolgen umgehend
in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, Mathildenplatz 17.
— Roſe Landwehr. Das beliebte Mitglied des Landestheaters gibt
auf Veranlaſſung der Volksbühne am Freitag, dem 4. April 1930, im
Kleinen Haus ein eigenes Konzert. Die Künſtlerin ſingt ſelten
ge=
hörte Arien von deutſchen und italieniſchen Komponiſten. Am Flügel
begleitet Kapellmeiſter Hans Simon. Eintrittskarten zum Preiſe von
1—5 Mark ſind ſchon jetzt an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes zu
haben. Die Mitglieder der Volksbühne erhalten im Vorverkauf auf
der Geſchäftsſtelle Karten zu ermäßigtem Preis. Der Konzertgemeinde
der Volksbühne iſt dieſes Konzert ebenfalls zugeteilt.
— Bühnenvolksbund. Zu der Aufführung „Opfer” des
ameri=
kaniſchen Menſchenfreundes, die am Donnerstag um 8 Uhr im Kleinen
Haus wiederholt wird, ſtehen unſeren Mitgliedern Karten zu 50 Pfg.
in unſerer Geſchäftsſtelle zur Verfügung. Wir bitten beſonders die
I=Mieter, reichlich davon Gebrauch zu machen. Die Uraufführung
hinterließ tiefen Eindruck bei Erwachſenen und Kindern.
— Der Frauenverein der Johannesgemeinde hält heute
Donners=
tag abend um 8 Uhr im Gemeindehaus, Kahlertſtr. 26, ſeine
Haupt=
verſammlung in Form eines Teeabends ab. Nach Erledigung
des geſchäftlichen Teils wird Frau Profeſſor Heräus aus Offenbach
einen Vortrag halten über „Wirtſchaftsnot und deutſche
Hausfrau”. Für muſikaliſche Unterhaltung haben ſich
freundlicher=
weiſe bereit erklärt beizutragen Fräulein Betty Aßmuth (Sopran),
Fräulein Vera Wagner (Sopran), Herr Niebergall (Klavier),
Frau Lili Glöckner (Violine) und Frau Lotte Vidal (Violine).
U. a. kommt zur Aufführung die Kantate von Lübeck: „Willkommen,
ſüßer Bräutigam”. Teekarten zu 50 Pfg. bei Frau Lina Paul, beim
Kirchendiener und abends beim Eingang.
— Einen Abend guter Uuterhaltung bietet im Orpheum das
derzeitige Nevue=Gaſtſpief „Das Mädgh wom Btoadway”, das
nur noch viermal, von heute Donnerstag bis einſchließlich Sonntag,
9. März, aufgeführt wird. Ein Beſuch dieſer letzten Vorſtellungen ſei
empfohlen. Kleine Eintrittspreiſe von 1 Mk. an. (Siehe Anzeige.)
— Ortsverband des B.D.J. Verſöhnungsarbeit trieben
einige hundert Männer und Frauen von 20 Nationen in ganz
prakti=
ſcher Weiſe, als ſie Schaufel und Spaten in die Hand nahmen und das
von einer furchtbaren Unwetterkataſtrophe heimgeſuchte Fürſtentum
Liechtenſtein (am Jungrhein) wieder aufbauten. Von dieſer Arbeit, die
Menſchen in gemeinſamer fruchtbarer Tat zuſammenführte, wird der
anſprechende Redner Otto Weiß am Samstag, den 8. März, abends
8 Uhr, im Gemeindehaus der Johannesgemeinde, Kahlertſtraße 25,
durch Lichtbild und Wort einen Eindruck in einem öffentlichen Vortrag
geben. Der Eintritt iſt frei; zum Ausgang ſind freiwillige Gaben
er=
beten.
— Vom Muſikverein wird uns geſchrieben: Am Freitag, 7. März,
20 Uhr, findet Probe für Damen und Herren zur Matthäus=
Paſſion ſtatt. Vollzähliger Beſuch iſt erforderlich. Stimmbegabte
Damen und Herren, die bei der Aufführung als Gäſte mitzuwirken
wünſchen, ſind willkommen und werden gebeten, ſich zur Probe im
Ver=
einshauſe, Wilhelm=Gläſſingſtraße 24, einzufinden.
— Konzert der Eliſabethenſchule. Das diesjährige Konzert der
Eliſabethenſchule findet Montag, den 17. März um 20 Uhr in der Otto=
Berndt=Halle ſtatt. Singkreis und Chor der Schule wirken diesmal
ge=
trennt. Der erſte Teil bringt vorwiegend geiſtliche Chöre (u. a.
Mor=
genlied von Kaun, das „Große Hallelujah” von Schubert, das
Adora=
mus von Brahms); der zweite Teil Lieder ernſter und heiterer Art. Am 26. Februar 1930 wurde nach nahezu 42jähriger Tätigkeit das in
Hier werden die zwei namhafteſten Vertreter des polyphonen Stils auf
dem Gebiete des Schulgeſangs zu Gehör kommen: Armin Knab und Stadt Darmſtadt hat das Heim mit allen Rechten und Pflichten über=
Walter Rein, jener in eigenen Liedern, dieſer in Sätzen beliebter alter
Volkslieder. Aber auch die ſchlichte Volksweiſe iſt nicht vernachläſſigt.
Schließlich ſei noch gefagt, daß der Singkreis ſich auch an drei ſchwierige
Frauenchöre unſeres einheimiſchen Meiſters Arnold Mendelsſohn ge=
Andreaſſon=Schülerin Fräulein Lotte Dornbuſch und von
Kla=
vierdarbietungen ehemaliger und jetziger Schülerinnen der
Eliſabethen=
ſchule. Die abwechſlungsreiche Vortragsfolge dürfte alle Freunde der
Schule und des Schulgeſangs intereſſieren. — Der Reinertrag foll der
Ausſtattung einer eigenen Turnhalle dienen.
dem bieſigen Verkehrsbüro (Vertretung des Mitteleuropäiſchen Reiſe= Südw. Flugverkehrs=A.G. (Alleinvertrieb Ludwig Klement,
Franl=
büros G. m. b. H.) erfahren wir ſoeben, daß die von der italieniſchen furt a. M.) herausgebracht. Es liegt uns eine Serie dieſer ſehr guten
Staatseiſenbahn bis zum 15. Juni 1930 zugebilligte 50prozentige
Ermäßigung bei Reiſen nach Sizilien auch in dieſem Jahre dann
gewährt wird, wenn die Orte Taormina oder Syrakus oder
Girgenti (Agrigentum) als Zielorte gewählt werden. Früher war
es erforderlich, daß der Reiſende unter allen Umſtänden Palermo
auf=
ſuchte und ſich dort ſeine „Teſſera” (Berechtigungsſchein) abſtempeln
ließ, während dies jetzt auch in den drei vorgenannten anderen Orten
geſchehen kann. Dieſer Umſtand bedeutet eine große Annehmlichkeit für
alle diejenigen Reiſenden, die zum Frühlingsaufenthalt z. B. lediglich
Taorming aufſuchen wollen.
— Tobſucht. Geſtern mittag bekam im Hallenſchwimmbad ein
Mann einen Tobſuchtsanfall. Er ſchlug etliche Scheiben ein und
wurde von der Rettungswache ins Städtiſche Krankenhaus verbracht, ſchen, erhalten koſtenlos Nat und Auskunft durch die Herren J. Storck,
— Geſtern abend bekam in der Eliſabethenſtraße ein Fräulein Krämpfe.
Es konnte in ſeine Wohnung gebracht werden.
Hohe Geburkenziffer, niedere Sterbeziſſer, fünfthöchſter Geburkenüberſchuß der deutſchen Länder.
g. Im Durchſchnitt des Deutſchen Reiches kommen, nach den
neue=
ſten Unterſuchungen des Statiſtiſchen Reichsamts, im dritten Vierteljahr
1929 als jüngſter Berichtszeit, auf das Tauſend der Einwohner 9,2
Eheſchließungen. Heſſen hat 90 Eheſchließungen auf jedes
Tauſend ſeiner Bevölkerung (gegen ihrer 8,5 im dritten Vierteljahr
1928 mit gegen ihrer 6,4 im dritten Vierteljahr 1913), ebenſoviel wie
Braunſchweig, liegt alſo unter dem Reichsdurchſchnitt, und zwar mit
zehn anderen deutſchen Ländern. In der nach der Heiratsziffer
ab=
ſteigenden Reihe der einzelnen deutſchen Länder iſt Heſſen an achter
Stelle, zwiſchen Württemberg mit 9,1 und Lübeck mit 8,9
Eheſchließun=
gen auf das Tauſend Einwohner. Unter allen deutſchen Ländern hat
Bremen die höchſte Heiratsziffer von 11,2, dagegen Mecklenburg=Strelitz
die niederſte von 5,7.
Geborene, ohne Totgeborene, zählt Heſſen in dieſer neueſten
Berichtsperiode 17,2 auf jedes Tauſend der Bevölkerung (gegen 17,9 im
Jahre 1928 und gegen 24,5 im Jahre 1913), gegenüber ihrer 17,9 im
ganzen Deutſchen Reich. Wie acht andere Länder bewegt ſich dabei
Heſ=
ſen unter dem Reichsdurchſchnitt und ſteht dabei am achthöchſten
Platz der Länder, bei Thüringen mit 17,3 und Schaumburg=Lippe mit
17.0 Geburten auf das Tauſend der Einwohner. Im Kreiſe der
ſieb=
zehn deutſchen Länder ſteigt die Geburtenziffer an von ihrer niederſten
Stufe von 13,8 in Hamburg bis zu ihrem höchſten Gipfel von 21,6 in
Oldenburg.
Geſtorbene ohne Totgeborene, finden wir im Durchſchnitt des
ganzen Deutſchen Reiches 10,5 unter jedem Tauſend der Bevölkerung.
Heſſen iſt mit acht andeven Ländern unter dieſem Reichsdurchſchnitt,
und zwar in der abſteigenden Reihe der deutſchen Länder an
dritt=
niederſter Stelle, mit einer Sterbeziffer 9,6 (gegen 9,9 im Jahre
1928 und gegen 11,8 im Jahre 1912). Der Sterblichkeit in Heſſen kommt
am nächſten die Sterblichkeit in Lippe mit 9,4 und in Hamburg mit 9,9
Geſtorbenen auf jedes Tauſend der Einwohner. Die höchſte, ungünſtigſte
Sterbeziffer von 13,4 bietet Mecklenburg=Strelitz, die niederſte, günſtigſte
Sterbeziffer von 8,2 zeigt Oldenburg.
Im Geburtenüberſchuß, dem für die ganze Zukunft des
deutſchen Volkes ſo wichtigen Mehr an Geborenen als Geſtorbenen,
treffen wir Heſſen bei den acht deutſchen Ländern, die gegenüber dem
Reichsdurchſchnitt des Geburtenüberſchuſſes von 7,4 einen größeren
Geburtenüberſchuß aufweiſen. Heſſen hat, gemeinſam mit Schaumburg=
Lippe und Preußen, die Geburtenüberſchußziffer 7,6 (gegen 7.9 im
Jahre 1938 und gegen 12,7 im Jahre 1913) und nimmt dabei den
fünf=
höchſten Platz der deutſchen Länder ein, in der Nachbarſchaft von
Bayern mit 7,9 und Anhalt mit 7,6 als Geburtenüberſchußziffer,
Olden=
burg beſitzt mit 13,5 die höchſte, beſte Geburtenüberſchußziffer aller
deut=
ſchen Länder, Hamburg mit 3,9 die niederſte, ſchlechteſte
Geburtenüber=
ſchußziffer.
Was die Säuglingsſterblichkeit angeht, die Sterbefälle
lebendgeborener Kinder im erſten Lebensjahr, ſo entfallen in Heſſen auf
das Hundert der Lebendgeborenen 5,8 Sterbefälle (gegen 5,2 im Jahre
1928 und gegen 10,0 im Jahre 1913), während im Durchſchnitt des
Deutſchen Reiches in dieſer neueſten Berichtsperiode 8,6 Sterbefälle von
Säuglingen auf jedes Hundert der Lebendgeborenen zu verzeichnen ſind.
Heſſen gehört zu den elf deutſchen Ländern, die in der
Säuglingsſterb=
lichkeit ſich unter dem Reichsdurchſchnitt befinden, alſo eine günſtigere
Säuglingsſterblichkeit zeigen als das Reich im Ganzen. In der nach
der Häufigkeit der Sterbefälle von Säuglingen abnehmenden Reihe der
ſiebzehn deutſchen Länder iſt Heſſen an ſechſtniederſter
Stelle, in der Mitte zwiſchen Hamburg mit 6,0 und Oldenburg mit
5.7 Sterbefällen von Säuglingen auf das Hundert der Lebendgeborenen.
Die ſtärkſte, alſo ſchlechteſte Säuglingsſterblichkeit mit der
Verhältnis=
zahl 16,3 hat von den deutſchen Ländern Mecklenburg=Strelitz, die
ſchwächſte, alſo beſte mit der Verhältniszahl 4,0 hat Lippe.
Zu den „Juſtizreformvorſchlägen der Preußiſchen
Regierung”
hat der Vorſtand des deutſchen Anwaltvereins in
ſei=
ner Sitzung vom 16. Februar 1930 wie folgt Stellung
ge=
nommen:
1. Die Aenderung der Gerichtsverfaſſung und des Verfahrens ſoll
nicht wie bisher durch Teilreformen erfolgen. Die erforderliche
durch=
greifende organiſche Aenderung unſerer Prozeßgeſetze darf nicht durch
Gelegenheitsgeſetze beeinträchtigt werden.
2. Auch die geplanten Sparmaßnahmen können eine ſolche
Gelegen=
heitsgeſetzgebung nicht rechtfertigen, unbeſchadet der Möglichkeit, im
einzelnen für die Grundlagen der Gerichtsverfaſſung und des
Verfah=
rens in unweſentlichen Punkten Aenderungen anzuregen.
3. Ueberdies führt eine genaue Prüfung zu dem Ergebnis, daß die
vorgeſchlagenen Maßnahmen eine Erſparung nicht herbeiführen.
4. Die vorliegenden Vorſchläge können als Material für die künftige
Geſetzgebung in Frage kommen.
5. Die Geſetzgebung über die Gewährung und die Wirkungen des
Armenrechts iſt durchaus der Verbeſſerung bedürftig und fähig. Eine
ſolche Verbeſſerung könnte zu erheblichen und der Rechtspflege nützlichen
Erſparniſſen führen. Der Deutſche Anwaltverein hat die Vorarbeiten
für die Vorſchläge in dieſer Richtung aufgenommen (vergl. JW. 1930,
S. 517).
Dagegen iſt jede Herabſetzung der Armenrechtsgebühren der
Rechts=
anwälte für den Anwaltſtand untragbar und mit der Tatſache
unver=
einbar, daß erſt vor kurzer Friſt eine als endgültig bezeichnete
geſetz=
liche Regelung dieſer Frage erfolgt iſt.
Die ahweichenden Vorſchläge ſind nur erklärlich durch vollſtändige
Unkenntnis der ſich dauernd verſchlechternden wirtſchaftlichen
Verhält=
niſſe des Anwaltſtandes (JW. 1930, S. 515 ff., 518, 520, 535 ff.).
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Ein Schriftſteller und früherer Redakteur des Völkiſchen
Beobachters, Frankfurt, hatte im April 1929 im Perkeo in einer
Ver=
ſammlung der Nationalſozialiſtiſchen Arbeiterpautei über „
Parlamen=
tarismus und Diktatur” geſprochen und im Verlauf ſeiner
Ausfüh=
rungen beleidigende Aeußerungen gegen den früheren preußiſchen
Innenminiſter Grzeſinſki gebraucht. Der Angeklagte wurde im
De=
zember 1929 vom Bezirksſchöffengericht mit 6 Wochen Gefängnis
be=
ſtraft wegen Vergehens gegen das Republikſchutzgeſetz, gegen welches
Urteil er Berufung einlegte, der Vertreter der Staatsanwaltſchaft
vor=
ſorglich ebenfalls. Zu der Mittwoch=Verhandlung der Großen
Straf=
kammer war der Angeklagte nicht erſchienen, da er in Hannover eine
Strafe für ein ähnliches Delikt abſitzt. Der beleidigende Ausdruck konnte
nicht einwandfrei feſtgeſtellt werden, da Zeugenausſage gegen
Zeugen=
ausſage ſteht. Die Große Strafkammer wies beide Berufungen zurück,
wandelte aber die Gefängnisſtrafe in eine Geldſtrafe von 210 Mark
um. Die Geſinnung ſeiner ganzen Auslaſſungen laſſe den
Angeklag=
ten ſchuldig erſcheinen.
Auflöfung des Erziehungsheims „Ohlyſtift” in „Gräfenhauſen.
Gräfenhauſen gelegene „Ohlyſtift” als Erziehungsheim aufgelöſt. Die
nommen und führt es nun, um dem Sinne der Satzung des früheren
Erziehungsheims zu entſprechen, als ſtädtiſches Verſorgungsheim „
Ohly=
ſtift” in Gräfenhauſen weiter. Die Uebergabe des Heims an die Stadt
Darmſtadt fand in Anweſenheit des Herrn Oberbürgermeiſters der
wagt hat. — Die Geſänge werden umrahmt von Violinvorträgen der Stadt Darmſtadt, des Kuratoriums des früheren Erziehungsheims und
weiterer Vertreter der Stadtverwaltung Darmſtadt in feierlicher Weiſe
ſtatt. Der ſeitherige Leiter des Erziehungsheims, Oberinſpektor Joſt,
wird auch in Zukunft dem „Ohlyſtift” als Leiter des Verſorgungsheims
vorſtehen.
— Flugzeug=Städte=Poſtkarten, das ſind Karten nach photographi=
— Reiſeerleichterungen bei Frühlingsfahrten nach Sizilien. Von ſchen Fliegeraufnahmen, alſo Anſichten aus der Vogelperſpektive, hat die
Anſichtskarten vor, die das Oberwaldhaus, Stadion, den Großen Woog,
die Pauluskirche mit dem Tintenviertel, die Ludwigshöhe,
Künſtler=
kolonie und Totalanſicht von Darmſtadt zeigen. Die Karten ſind in
allen Darmſtädter Papierhandlungen zu haben.
— Sterbekafſe=Verein „Einigkeit‟ Darmſtadt. Wir bitten unſere
werten Mitglieder, zu der am Sonntag, den 9. März, nachmittags 3.30
Uhr, bei Geſtwirt Wilhelm Nagel, Mauerſtraße 34, ſtattfindenden 40.
Generalverſammlung recht zahlreich und pünktlich zu
er=
ſcheinen. Beſondere Einladungen mit entſprechender Tagesordnung
werden durch den Diener bereits zugeſtellt. Anträge ſind bis ſpäteſtens
8. März an den Vorſitzenden, Herr J. Storck hier, Techniſche
Hoch=
ſchule, einzureichen. Intereſſenten, welche dem Verein beizutreten wün=
Techniſche Hochſchule, E. Thomas, Ploenniesſtraße 17, ſowie durch den
Rechner, Herrn Fritz Kilian, Feldbergſtraße 89. (Siehe Anzeige.)
Eine günſtige Gelegenheit.
Am kommenden Sonntag, nachmittags 3 Uhr; findet in Darmſtadt
auf dem Stadion am Böllenfalltor der Handballkampf der
Repräſenta=
tiven des Landesverbandes Brandenburg gegen die ſüddeutſche
Aus=
wahlmannſchaft ſtatt. Es treffen die 11 beſten Spieler aus den beiden
großen und wohl ſpielſtärkſten Landesverbänden zuſammen, 22 Maun,
alle Spezialiſten auf ihrem Poſten, die ſich aber auch als Mannſchaft zu
einem geſchloſſenen Ganzen zuſammenfinden werden. Handball, techniſch
etwas leichter, ſchneller und zügiger noch als Fußball, ſetzt ſich auch gerade
in den ländlichen Vereinen immer mehr als Volksſport durch. Nicht nur
den Vereins= und Uebungsleitern, ſondern allen Anhängern der
Ball=
ſpiele iſt hier eine günſtige Gelegenheit geboten, bei dieſem Kampf der
Berliner und der ſüddeutſchen Handballgrößen ſpannende Eindrücke und
reiche Anregungen zu ſammeln. Wir verweiſen auf die
Veröffentlichun=
gen in unſerem Sportteil.
eceS LARGe Fhegler. Miſte Huch Miit Hach Donnerstag,
6. März 20—32.30 Uhr
Angelina
K 11 (Bühnenvolksbund),
T, Gruppe 1. 20—21.:0 Uhr
Opfer.
Außer Miete. Freitag,
7. Mirz 20— 22.30 Uhr
„Im weißen Röß!
T 17, T, Gruppe 2, 3, 4u. 5. 20—22.15 Uhr
Außer Miete.
Einakterabend der Heſſiſchen
Spielgemeinſchaft Samstag,
8. März 19.30—22.30 Khr.
Die Affäre Dreyfus
B 17 20—22 Uhr
Der Wildſchütz
H 9 (Bühnenvolksbund), Sonntag,
9. März 14.30—17 Uhr
Angelina
Heſſenlandmiete I., P3
(Darmſtädter Volksbühne)
Gruppe 1— 4.
20—22 Uhr. Außer Miete
Anna Pawlowa mit Enſ. 1194—13 Uhr
Tanz= und Spiellieder
von Lilli Hickler
19.30—21.30 Uhr
Lady Fauny und die
Dienſtbotenfrage
Heſſenlandmiete III8 Montag,
10. März 8—10 Uhr
6. Sinfonie=Konzert Geſchloſſen. Di nstag,
11 März 19.30—22 Uhr
Die Affäre Dreyfus
A 18 20—22 Uhr
Der Wildſchütz
Zuſatzmiete V 10 Mittwoch,
12. März 19.30—39 Uhr
Florian Geyer
Darmſtädter Volksbühne
W4 X4 20—22 Uhr
La vida breve
Die Hochzeit in Eremona
Zuſatzmiete II 9. Donnerstag,
13. März 19.30— 22.30
Die Affäre Dreufus 19 30—22 Uhr
Satharina Knie
Außer Miete
— Einmaliges Gaſtſpiel Anna Pawlowa. Frau Anna Pawlowa
wird mit ihrem weltberühmten Ballett=Enſemble (45 Perſonen)
Sonn=
tag, den 9. März, auf Einladung der Generalintendanz des Heſſiſchen
Landestheaters im Großen Haus ein einmaliges Gaſtſpiel geben. Die
Kunſt der Pawlowa, die mit Recht die Königin des Tanzes genannt
wird, iſt ein einzigartiges Erlebnis, das kein Kunſtfreund verſäumen
darf. Die unvergleichliche Leichtigkeit, mit der Anna Pawlowa ihre
Tänze vollführt, erweckr den Eindruck, als überwinde ſie alle
Schwer=
kraftsgeſetze der Phyſik. Keine Tänzerin vermag ihr in der Kunſt des
Sprunges gleichzukommen. Schwebend, entſchwindend und bald wieder
erſcheinend, durchſichtig wie ein Phantom, ſcheint ſie die Geſtalt einer
Nymphe aus dem Zauberreich.
— Sechſtes Sinfoniekonzert. Dem am Montag, dem 10. März,
unter Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm ſtattfindenden
ſechſten Sinfoniekonzert liegt ein intereſſantes Programm zugrunde. Der
Mitwirkung von Paul Hindemith, dem berühmten Komponiſten,
als Soliſt auf der Viola d'amore und Viola alta ſieht man mit
beſon=
derem Intereſſe entgegen. Paul Hindemith ſpielt ein Konzert von
Vidaldi und ſein eigenes Bratſchenkonzert. An Orcheſterwerken
werden ein Concerto groſſo von Corelli, die ſinfoniſche Dichtung
„Die Moldau” von Smetana und als Uraufführung „Sechs
böhmiſche Lieder und Tänze” von dem durch ſeine Oper „Schwanda,
der Dudelſackpfeifer” ſchnell zur Berühmtheit gekommenen Komponiſten
Jaromir Weinberger zu Gehör gebracht.
Seite 6
Donnerstag, den 6. März 1930
MNummer 65
Aus geſſen.
Landwiriſchaftliche Haushalkungsſchule
zu Aichelftadt i. Odw.
Die Landwirtſchaftskammer Darmſtadt eröffnet am 2. Juli 1930
einen weiteren fünfmonatigen Haushaltungskurſus an ihrer
Haushal=
tungsſchule zu Michelſtadt i. Odw. Die in herrlicher Waldgegend des
heſſiſchen Odenwaldes gelegene Haushaltungsſchule Michelſtadt
i. Odw, iſt beſonders neuzeitlich eingerichtet und mit
ausreichen=
den Lehrkräften beſetzt. Der praktiſche und theoretiſche
Haushaltungs=
unterricht erſtreckt ſich auf die Anleitung im ſelbſtändigen Kochen mit
Nückſicht auf die Bedürfniſſe des ländlichen und bürgerlichen Tiſches,
Zubereitung und Aufbewahrung der Speiſen, gründlichen
Handarbeits=
unterricht, in welchem das Stricken, Wäſche=Schnittzeichnen, Wäſche=
Zuſchneiden, Hand= und Maſchinennähen und Ausbeſſern erlernt wird,
auf Waſchen und Bügeln, Reinhalten des Hauſes, Buchführung,
Garten=
bau Kleintierzucht und Molkereibetrieb. Ferner werden allgemein
bil=
dende Fächer gelehrt, wie Aufſatz. Rechnen, Singen, Geſundheitslehre,
Säuglings= und Krankenpflege. Die Teilnahme an dem Unterricht iſt
nicht nur Töchtern von Landwirten, ſondern auch denen des
Mittel=
ſtandes ſehr zu empfehlen. Gründliche Ausbildung erfolgt im Obſt=
und Gemüſebau, im Einmachen des Obſtes und der Gemüſe.
Anmeldungen zur Teilnahme an dem am 2. Juli 1930 zu
Michel=
ſtadt beginnenden Kurſus ſind alsbald an die
Landwirtſchafts=
kammer für Heſſen, Darmſtadt, Rheinſtr. 62, zu richten,
welche auf Verlangen ausführliche Proſpekte und Anmeldebogen
ver=
ſendet.
Ct. Heubach i. O., 5. März.Gemeinderaksbericht.
Rück=
ſtändige pfandloſe Gemeindegelder aus 1924/25 werden niedergeſchlagen,
die aus 1926 1927, 1938 ſollen aufrecht erhalten werden. Mit der
er=
forderlichen Schweinezählung wird Feldſchütz Magſam beauftragt. Auf
Anraten des Kreisveterinärrats wird die Abſchaffung eines Faſels
be=
ſchloſſen; der Verkauf erfolgt durch Submiſſion am Donnerstag, den
6. März, 12 Uhr mittags, bei der Bürgermeiſterei, Genehmigung
er=
folgt durch den Gemeinderat in nächſter Sitzung. Als Erſatz ſollen ein
älterer ſchwerer ſowie ein Jungfaſel (Simmenthaler) angekauft werden.
41. Hüchſt i. Odw., 4. März. Der Rektor der hieſigen Volksſchule,
Herr Friedrich Weidmann, ſchied am 2. Februar ds. Js. auf Grund
des Altersgeſetzes aus dem Schuldienſt aus. In treuer Hingebung
ſeines Berufes hat Herr Rektor Weidmann. 47 Jahre an der
Volks=
ſchule in Höchſt gewirkt. Das Amt eines Nektors der hieſigen Schule
hatte er ſeit 15 Jahren inne. Anläßlich ſeines Ausſcheidens fand im
neuen Schulhaus eine Abſchiedsfeier ſtatt, an der Kreisdirektor von
Werner, Schulrat Gerbig, der Schulvorſtand und die Lehrerſchaft von
Höchſt teilnahmen. In anerkennenden Worten beleuchteten die Vertreter
des Kreisamts und es Kreisſchulamts, ſowie die Herren Pfarrer Koch
und Lehrer Mathes die erfolgreiche Tätigkeit des ausſcheidenden Rektors.
Die beiden oberen Schulklaſſen trugen durch einen von einer Schilerin
geſprochenen ſinnreichen Prolog und einige Liedervorträge zur
Ver=
ſchönerung der Feier bei. Im Anſchluß gab Herr Schulrat Gerbig
bekannt, daß das Miniſterium für Kultus Herrn Lehrer Mathes als
Nachfolger und Rektor für die Schule in Höchſt ernannt hat und die
frei=
gewordene Lehrerſtelle dem dienſtälteſten Bewerber, Herrn Lehrer
Sander=Pfirſchbach, übertragen hat. Herr Lehrer Mathes wurde
als=
dann durch Handſchlag als Rektor verpflichtet und in ſein Amt
ein=
geführt. Zu Ehren des Herrn Rektor Weidmann findet am Sonntag,
den 23. März, im Saale des Gaſthauſes „Zur Burg Breuberg” eine
öffentliche Abſchiedsfeier ſtatt.
Al. Höchſt i. Odw., 5. März. Aus dem Gemeinderat. Der
Voranſchlag der hieſigen Schule wurde auf 3000 Mark ermäßigt. Die
Einteilung dieſes Betrages bleibt der Schulverwaltung überlaſſen. —
Der Verkauf des Grundſtücks Flur 23 Nr. 949 und 252 am hohen Steg
an Ph. Jakob Volk auf deſſen Antrag wurde abgelehnt und ſoll
dem=
ſelben weiterhin pachtweiſe überlaſſen bleiben. — Ginem Antrag der
Kriegsbeſchädigten, eines ihrer Mitglieder in die Fürſorgekommiſſion
aufzunehmen, wurde zugeſtimmt. In der anſchließenden geheimen
Be=
ratung fand eine Bürgſchaftsübernahme ihre Erledigung.
— König, 5. März. Am Sonntag, den 2. März 1930, fand im
Gaſt=
haus „Zum Berggarten” die 66, ordentliche Generalverſammlung der
Vereinsbank König e. G. m. b. H. ſtatt. Der Vorſitzende des
Aufſichts=
rates, Hery Rektor Schäfer, begrüßte namens des Vorſtandes und
Auf=
ſichtsrates die erſchienenen Mitglieder und gab die Tagesordnung
be=
kannt nachdem die ordnungsmäßige Einberufung der Verſammlung
feſtgeſtellt worden war. Herr Rektor Heyl erſtattete den
Rechenſchafts=
bericht über das abgelaufene Geſchäftsjahn 1929, in dem über die
wich=
tigſten Ereigniſſe und die gute Entwicklung der Genoſſenſchaft im Jahr
1929, beſonders über das vergrößerte Geſchäft im abgelaufenen Jahre,
eingehend Bericht erſtattet wurde. Die Bilanz ſowie die Gewinn= und
Verluſtrechnung wurde von Herrn Bankleiter Krämer vorgetragen und
hierzu die entſprechenden Erläuterungen gegeben. Den Bericht des
Aufſichtsrates über die Prüfung der Jahresrechnung, welcher gleichfalls
von der Generalverſammlung, nicht beanſtandet wurde, erteilte der
Schriftführer des Aufſichtsrates, Herr Jäger. Gemäß den Vorſchlägen
von Vorſtand und Aufſichtsrat fand die Bilanz und die Verwendung
des Neingewinns einſtimmige Annahme. Es werden auf Vorſchlag der
Verwaltung wieder wie im Vorjahre eine Dividende von 10 Prozent
auf die Geſchäftsguthaben der Mitglieder verteilt und 4900,74 NM.
den Neſerven zugewieſen. Zu Punkt 3 der Tagesordnung wegen
Er=
höhung des Geſchäftsanteils von 200 RM. auf 300 RM. wurde von
Herrn Krämer ausführlich die Begründung gegeben, nachdem auch Herr
Nektor Heyl in dem Rechenſchaftsbericht ſchon eingehend Stellung hierzu
genommen hatte. Nach weiteren aufklärenden Beantwortungen der aus
der Verſammlung heraus geſtellten Fragen wurde ſodann die
Abände=
rung des 8 46 der Satzungen einſtimmig beſchloſſen und ſomit der
Ge=
ſchäftsanteil von 200 auf 300 Reichsmark erhöht. Dem Vorſchlag des
Aufſichtsrates gemäß wählte die Generalverſammlung einſtimmig das
turnusgemäß ausſcheidende Vorſtandsmitglied, Herrn Philipp Koch 6.,
in den Vorſtand wieder. Auch die ausſcheidenden Aufſichtsratsmitglieder,
die Herren Adam Berle 1., Jakob Jäger und Jakob Schäfer 8., wurden
einſtimmig von der Verſammlung durch Zuruf wiedergewählt. Wie in
den früheren Jahren wurde auch in dieſem Jahr der hieſigen
Gemeinde=
pflegeſtation eine Speude von 200 Reichsmark und dem Volksbund
deutſcher Kriegsgräber=Fürſorge, Ortsgruppe König, eine Spende von
25 NM. bewilligt. Der Vorſitzende, Herr Nektor Schäfer, gab noch auf
Anfrage der Mitglieder nähere Erläuterungen über den derzeitigen
Stand der Bauangelegenheit des projektierten Neubaues des
Bankgebäu=
des. Wegen der Finanzierung dieſes Projektes wurden weitere
auf=
klärende Auskünfte durch Herrn Bankleiter Krämer erteilt. Der
Vor=
ſitzende ſchloß die Verſammlung, die ſehr harmoniſch verlaufen iſt, mit
dem Ausdruck des Dankes an die zahlreich erſchienenen Mitglieder.
Cm. Wald=Michelbach, 5. März. Trockenlegung des
Eiſen=
bahntunnels. Jeden Winter zeigten ſich im Tunnel zwiſchen den
Stationen Kreidach und Wald=Michelbach ſtarke Eisbildungen, die die
Durchfahrt der Eiſenbahnzüge hemmten. Dieſer Uebelſtand trat
beſon=
ders in der Tunnelhälfte auf der Kreidacher Seite auf und hatte ſeine
Urſache im Einſickern des Waſſers durch die Ummauerung, die dadurch
auf die Dauer auch beſchädigt wird. Um die Eisbildungen zu beſeitigen
und um die weitere Beſchädigung der Ummauerung einzuhalten, hat
man letzten Herbſt begonnen, das Waſſer des Wieſengrundes über dem
Tunnel unterhalb der Kreidacher Höhe abzuleiten, um ſo eine
Trocken=
legung des Tunnels vorzunehmen. Ob der Zweck ganz erreicht wird?
Die Firma Hopp in Weinheim hat die Arbeiten übernommen. Wie man
erfährt, werden zurzeit Unterhandlungen über die Weiterführung der
Arbeiten gebflogen.
Cf. Birkenau, 5. März. Schweinezählung. Die am 1 März
1930 ſtattgefundene Zwiſchenzählung der Schweine ergab insgeſamt
169 Stück und hierunter 5 Zuchtſauen und 1 Gber. Der Stand nach
der Zählung vom 1. Dezember 1929 war 218 Schweine. — Bei einem
Ziegenbeſitzer in der Kirchgaſſe brachte am Faſtnachtsſonntag eine Ziege
dier junge Geislein zur Welt. Dieſes ſehr ſeltene Vorkommnis verdient
inſofein beſondere Beachtung, als die bier jungen Ziegen volkommen
normal entwickelt ſind.
O. Birkenau, 4. März. Gemeinderatsſitzung. Die
Brenn=
holzverſteigerung vom 24. Februar 1930 wurde genehmigt. — Einen
Antrag des Bauinſpektors Knaup auf Verlegung eines Kanals vou
ſeinem Anweſen bis zur Weſchnitz durch das Gemeindeeigentum (
Tuch=
bleiche) zwecks Ableitung der Abwäſſer wurde vom Gemeinderat unter
der Bedingung genehmigt, daß die Abwäſſer durch eine vorſchriftmäßige
Kläranlage geklärt werden müſſen, und daß der Einlauf des Kanals iu
die Weſchnitz betoniert oder mit Mauerwerk befeſtigt werden muß, damit
eine Beſchädigung der Böſchung vermieden wird. Auch darf der
Ein=
lauf nicht oberhalb der zum Waſſerholen angelegten Treppe einmüinden.
— Der Karuſſellplatz für Pfingſtmarkt und Kirchweib 1930 wurde ohne
Konkurrenz dem ſeitherigen Pächter Philipp Wagner zu Hambach bei
Hepbenheim zum Betrage von 20 Mark überlaſſen. Wagner hat die
Hälfte des Betrages an Pfingſtmankt 1930 und die andere Hälfte an
Kirchweih zu entrichten.
Bb. Bensheim, 5. März. Die letzte Holzverſteigerung in dieſem
Jahre durch die Stadtverwaltung im Märker= und Vorderwald brachte
erheblich höhere Preiſe, als ihre Vorgängerinnen. So wurden geboten:
für Buchenſcheitholz 25— 28 Mk., Eichenſcheit 15—20 Mk., Buchenknüppel
12—14, Kiefernſcheit 15—18 Mk., Buchenknüppel 16—19 Mk.,
Eichen=
knüppel 10 Mk. Kiefernknüppel 1150 Mk., Stockholz: Buchen 17.
Kie=
fern 15,50—21 Mk. je 2 Naummeter. Wellen: Buchen 3.50—10 Mk.,
Kiefern 6,50—10 Mk. je 50 Stück; Kiefern=Nutzſcheit=Rundholz 2 Nm.
26,50 Mk. Beteiligung und Bietluſt waren rege. — Der am Sonntag
nachmittag bei günſtigſtem frühjahrsmäßigem Wetter, vom katholiſchen
Geſellenverein in Verbindung mit dem Verkehrsverein in Szene geſetzte
große Faſchingszug veranlaßte einen gewaltigen Verkehr. Ueber 40
durchweg ſehr humorvolle Wagen, eine große Zahl von Gruppen, ein
ſtarker Reitertrupp und die unvermeidliche Kleppergarde nebſt allerlei
Volk aus Bensheims Marokko=, Indianer=, Leibweh= und PortArtur=
Viertel bildeten ein buntbewegtes Zugbild von größter karnevaliſtiſcher
Einſtellung. Aus der näheren und weiteren Umgebung waren die
Zu=
ſchauer in großen Maſſen herbeigeſtrömt, um den als wirklich großartig
anerkannten Zug zu ſchauen. Das Leben in der Stadt am Sonntag
fand anläßlich des Faſtnachtsmarktes, der ſehr reich beſchickt war, eine
beſondere Ausdehnung, die ſich am Abend in den Gaſtſtätten der Stadt
in echt karnebaliſtiſcher Stimmung weiterſpann. Am Dienstag abend
veranſtaltete der Geſanoverein Harmonie, wie alljährlich, ſeinen
Maskenball, dem ein gut beſuchter Kreppelkaffee voranging. Damit
dürften hier die karnevaliſtiſchen Unterhaltungen ihren Abſchluß ge=
funden haben.
W. Heppenheim a. b. B., 4. März. Frühlingsbote.
Vor=
geſtern nachmittag iſt der erſte Storch wieder in Heppenheim eingezogen.
Wie alljährlich kehrte er zu ſeinem Neſt auf dem Schornſtein des
Park=
hotels „Halber Mond” zurück. Man darf die Nückkehr dieſes
Zug=
vogels wohl als ein ſicheres Zeichen des nahen Frühlings bezeichnen. —
Durch die anhaltende warme Witterung ſind bereits vereinzelte
Mandel=
bäume in Blüte. Selbſt Aprikoſen= und Pfirſichbäume zeigen
auf=
ſpringende Knoſpen. Neben Schneeglöckchen findet man in den Gärten
nun ſchon Krokus und ſelbſt an ſonnigen Rainen die erſten Veilchen und
Kuhſchellen. — Mandatsniederlegung. Die
Kreistagsmit=
glieder Schwebel in Siedelsbrunn, Denner in Neckarſteinach, Nohr in
Oberabſteinach und Bürgermeiſter Schäfer in Rimbach haben ihre
Man=
date als Kreistagsmitglieder niedergelegt. An Stelle der Ausſcheidenden
treten neu in den Kreistag ein: Schutzmann Ohlſchläger in
Waldmichel=
bach Kraftwagenführer Gerbig in Birkenau, Bürgermeiſter Lamperth
in Viernheim und Regierungsrat Reimberr in Heppenheim. —
Land=
wirtſchaftliche Schule. Der Verein ehemaliger Schüler der
landw. Schule in Heppenheim veranſtaltete im katholiſchen Vereinshaus
einen wohlgelungenen Unterhaltungsabend. Gemeinſame Lieder,
Ein=
zelvorträge, ſowie zwei gut gelungene Thegterſtücke, ließen eine frohe
Stimmung aufkommen. Beſonders erwähnt ſeien die beiden
vorgeführ=
ten Filme bezüglich Ernährung der Kulturpflanzen ſowie eines
Scherz=
filmes, ſodaß hier das Nützliche mit dem Schönen verbunden wurde. Den
Abſchluß des Abends, bildete Tanz. — Lieferungsvergebung.
Die hieſige Landes=Heil= und Pflegeanſtalt vergibt auf dem Wege
öffent=
lichen Angebots die Lieferung der erforderlichen Backwaren und Milch
für die Zeit vom 1. April 1930 bis 31. März 1931; ferner für die Zeit
vom 1. April bis Ende September 1930 die Lieferung von
Kolonial=
waren, Spezereiwaren und den nötigen Textilwaren. Die Bedingungen
ſind bis zum Eröffnungstermin, Donnerstag, den 2. März 1930,
vor=
mittags 10 Uhr, bei der Divektion einzuſehen.
1. Von der Bergſtraße, 4. März. Der erſte Storch hat ſoeben auf
dem Noten Turm in Weinheim ſeinen Einzug gehalten. — Als drittes
Opfer der gemeldeten Familientragödie iſt der 5bjährige Kaufmann Karl
Friedrich in Weinheim, der von ſeinem Onkel, dem Schreinermeiſter
Jakob Jochim, durch drei Revolberſchüſſe ſchwer verletzt worden war,
im dortigen ſtädtiſchen Krankenhauſe geſtorben. — In der nördlichen
Hauptſtraße 36 in Weinheim beging die 3tjährige ledige Schneiderin
Anna Wetzel durch Einnehmen einer giftigen Flüſſigkeit einen
Selbſt=
mordverſuch. Die Unglückliche wurde in hoffnungsloſem Zuſtande in
das dortige Krankenhaus eingeliefert. Sie iſt eine Stieſtochter des
verſtorbenen Güterauſſehers Bär, der von ſeiner jetzt in Strafhaft
be=
findlichen Ehefrau mit einem Beil erſchlagen worden war.
8. Lampertheim, 4. März. Streit mit tödlichem
Aus=
gang. Bei einem Wirtshausſtreit, der infolge verſchiedenartiger
politiſcher Anſchauungen entſtanden ſein ſoll, erhielt der Schloſſer
Philipp Strohmenger mit einem Bierglas, ſog. Stein, geſtern
Nacht einen ſo wuchtigen Schlag auf den Kopf, daß die Schädeldecke
zer=
trümmert wurde und er am Morgen im Krankenhaus der Verletzung
erlag. — Aufgeklärter Diebſtahl. Der Polizei iſt es
gelun=
gen, zwei Brüder ausfindig zu machen, die vor einiger Zeit aus dem
Schlachthauſe eines Metzgers Fleiſch geſtohlen hatten. Nun haben
die=
ſelben auch angegeben, daß ſie dem Metzger Bäumchen überlaſſen, die
ſie in einer Gärtnerei in Sandtorf und im Staatswald entwendet hatten.
—Todesfall. Unter ganz außerordentlicher Beteiligung wurde
heute Lehrer Auguſt Stolz zu Grabe getragen. Im noch jungen
Alter von 38 Jahren iſt derſelbe nach achttägiger Krankheit vom Tode
dahingerafft worden. Um ihn trauern nicht nur Frau und Kind,
betagter Vater und Schwiegervater, ſondern auch der ganze Lehrkörper,
ſeine Schülerinnen, ja die ganze Gemeinde. Er war, der Tüchtigſten
einer und wegen ſeines ſchlichten Weſens allgemein beliebt. Seit 1912
wirkte er an der hieſigen evangeliſchen Schule.
— Lorſch, 3. März. Gemäldeausſtellung. Ab geſtern
fin=
det im Rathausſaale eine Gemäldeausſtellung ſtatt, veranſtaltet von dem
heſſiſchen Kunſtmaler Herrn L. Obſt. Gezeigt werden die von Herrn
Obſt in den letzten Wochen hier geſchaffenen Werke von Lorſch und ſeiner
Umgebung, auch Werke des genannten Malers aus früheren Zeiten. —
Generalverſammlung. Der Sportklub Olympia Lorſch hielt
ſeine Generalverſammlung im Klublokal ab. Gegen die Vorjahre war
ein guter Beſuch zu verzeichnen. Die Erſtattung der einzelnen
Tätig=
kreisberichte ergab zu Beanſtandungen keine Veranlaſſung. Die nun
vorgenommene Vorſtandsneuwahl brachte nur unweſentliche
Aende=
rungen; ſämtliche Herren wurden ebenfalls einſtimmig gewählt. Dies
und auch der übrige Verlauf legten Zeugnis davon ab, welche
Cin=
mütigkeit zurzeit im Vereine herrſcht.
Em. Hofheim (Nied), 3. März. Ausdem Gemeinderat. Für
die Schweinezwiſchenzählung teilte der Bürgermeiſter die Gemeinde in
mehrere Zählbezirke ein; die Zählung übernahmen mehrere
Gemeinde=
räte, und werden hierfür pro Zähler 3 Mark vergütet. — Gegen einen
früheren Beſchluß des Gemeinderats, daß die Manſardenwohnung im
neuen Schulhauſe infolge eines dringlichen Räumungsfalles von einer
hieſigen Familie bezogen werden ſoll, erhob das Kreisſchulamt
Ein=
ſpruch. Der Gemeinderat jedoch bleibt auf ſeinem früheren Beſchluß
beſtehen, und die Wohnung wird ſofort bezogen. —Betreffs Aufſtellung
der Finanzſtatiſtik richtete ſich der Gemeinderat nach verſchiedenen
Nach=
bargemeinden. Die Aufſtellungskoſten werden von der Gemeinde
ge=
tragen. — Ueber die Aufnahme eines Darlehens vom ebangel.
Kirchen=
geſangverein in Höhe von 8000 Mark zum Ankauf von Straßengelände
und zur Herſtellung der hinteren =Bahnhofſtraße wird nichtöffentlich
verhandelt. — Vergebung von Gartengelände. In Frage kommen 21
Grabgärten; gemeldet haben ſich 31. Bewerber. Die Angelegenheit
wurde zurückgeſtellt. Es, ſoll noch weiteres Gelände zur Verfügung
geſtellt werden, um alle Bewerber berückſichtigen zu können. — Für
die Freiwillige Feuerwehr ſollen 100 Meter neue Schlauchleitung von
einer Wormſer Firma beſchafft werden.
Gernsheim, 5. März. Waſſerſtand des Rheins am
4. März 1,34 Meter, am 5. März 136 Meter.
De beſteriſche Miogeneriſchaf guafer Schufnel.
Oppenheim. Die ſagenhafte Beckerſche Millionenerbſchaft, die in
den letzten Monaten die Gemüter ſo vieler „Erben” beunruhigte, hat
ſich als ein großer Betrug herausgeſtellt. Ein amerikaniſcher
Mit=
arbeiter des Düſſeldorfer „Mittag” hat in Philadelphia über die
viel=
beſprochene Millionenerbſchaft Feſtſtellungen gemacht, die geeignet ſind,
dieſes Kapitel für alle Zeiten in der Verſenkung verſchwinden zu laſſen.
Auf dem Nachlaßgericht in Philadelphia, wohin ſich der Reporter um
Aufklärung wandte, wurde ihm der amtliche Beſcheid, „daß das
be=
rühmte Jacob=Baker=Eigentum, das ſich unter einer 99 Jahre alten
Nachlaſſenſchaft befinden ſoll, ein Betrug iſt. Es gibt keine Erbſchaft
dieſer Natur, die ſich unter Nachlaßverfahren in Philadelphia befindet.
Jede Perſon, die unter der Vorſpiegelung, das ſolch eine Erbſchaft
be=
ſteht, Geld einnimmt, ſollte vor Gericht gebracht werden”.
Wohl beſtand einmal eine Baker=Erbſchaft. Ihr Vater war der
Oberſt Baker, der unter George Waſhington in den Freiheitskriegen
gegen England kämpfte. Nach dem Krieg lebte er in Philadelphia als
reicher Mann und ſtarb dort 1818. Er hinterließ ein großes Vermögen,
das nach einer gewiſſen Zeit an ſeine Kinder fallen ſollte. Dieſes
Teſta=
ment war unter Nr. 82 auf dem Nachlaßgericht in Philadelphig
einge=
tragen, wo es auch heute noch über die Sache Aufſchluß gibt. Das
Ver=
mögen fiel denn auch an die Erben.
Die Schwindelgeſchichte mit der Erbſchaft fing um das Jahr 1900
an, als ſich ein Winkeladvokat den Namen Baker oder Becker zunutze
machte. Auch früher ſchon waren Schwindler auf dieſe Sache verfallen,
die immer wieder von Gaunern adoptiert wurde. Es haben ſich
Ver=
bände gebildet, die den Fall Baker berufsmäßig ausbeuten. Sie arbeiten
über die ganze Welt verbreitet, haben ihre Agenturen auch in
Deutſch=
land, wo es ja viele Beckers gibt, und im übrigen Europa.
Philadel=
phias Behörden haben Warnungen, in alle Welt hinausgeſchickt. Aber
es gibt der Vertrauensſeligen zu viele. Alle paar Wochen taucht ein
neuer Fall Becker auf, der ebenſo endet, wie alle ſeine Vorgänger. Das
Nachlaßgericht in Philadelphia hat Millionen von Briefen bekommen
die „Erbberechtigte” aus aller Welt geſchrieben haben. Es konnte ſie
nicht alle einzeln beantworten und hat ſich deshalb eine Karte drucken
laſſen, die jedem klipp und klar ſagt: „Wenn Sie ſich auf das berühmte
Becker=Erbe beziehen, müſſen wir Ihnen leider mitteilen, daß Sie
be=
ſchwindelt worden ſind.”
— Hirſchhorn, 5. März. Waſſerſtand des Neckars am
4. März 0,71 Meter, am 5. März 0,66 Meter.
Cp. Biebesheim, 4. März. Zuchtviehmarkt. Der diesjährige
Zuchtviehmarkt in Biebesheim war im Vergleich zu dem vorjährigen
Markttag vom Wetter äußerſt begünſtigt. Zu dieſem vorteilhaften
Um=
ſtand kam die erſtmalige Benutzung des neuen Marktgeländes, das dem
Nathaus gegenüber auf einem neu erſchloſſenen Platz mitten im Orte
entſtanden iſt und ſich als Viehmarktplatz gut eignet. Zur linken Hand
am Eingang ſind die Schweineſtänder untergebracht. Für das
Groß=
vieh ſind beſonders eiſerne Ständer im Viereck einbetoniert, in deſſen
Mitte zwei große Vorführungsringe geſchaffen ſind. Wenn auch die
ganzen Einrichtungen und der Platz noch nicht völlig ausgebaut ſind,
ſo genügte es doch ſchon vollauf für den diesjährigen Markt.
Unmittel=
bar an den Auftrieb (der Markt war gut beſchickt) ſchloß ſich die
Prä=
miierung an. Die einzelnen Kommiſſionen fanden viel wertvolles
Zucht=
material vor. Der Markt war mit Schweinen, Nindvieh und Ziegen
beſchickt. Ausgeſtellt hatten Züchter aus Biebesheim ſelbſt, Goddelau,
Gernsheim. Leeheim, Wolfskehlen, Hahn, Crumſtadt, Hähnlein uſw=
Auch landwirtſchaftliche Maſchinen, Haus= und Küchengeräte aller Art,
ja ſogar Möbel uſw. waren ausgeſtellt. Gleichzeitig fand im
Rathaus=
ſaal eine Geflügelausſtellung ſtatt. Infolge des ſchönen Wetters
herrſchte ſchon von früh an auf dem Marktplatz und auch im Ort reger
Verkehr. Der Handel ſetzte nur allmählich ein, doch wurden zahlreiche
Verkäufe getätigt. Nachmittags herrſchte unter den Klängen der Muſik
ein Leben und Treiben wie an einem Feſttag.
z. Nauheim bei Groß=Gerau, 5. März. Die
Auseinander=
ſetzungen zwiſchen der politiſchen und der
evange=
liſchen Kirchengemeinde. In der Gemeinderatsſitzung wurde
wegen der Organiſtenbeſoldung der evangeliſchen Kirche mitgeteilt, daß
der Einſpruch der evangeliſchen Kirche bei der Voranſchlagsbehandlung
1929 formgerecht behandelt worden iſt und daß die Gemeinde die
Er=
höhung der Organiſtenbeſoldung nicht zu zahlen brauche. Die Höhe
der Leiſtungen der Gemeinde an die Kirche iſt vertraglich geregelt. Zur
Kirchendienerbeſoldung fordert die Kirche Abgaben von der Gemeinde
von jedem alten oder neuerbauten Wohnhaus. Der Ablöſungsantrag
wegen dieſer Reallaſt iſt beim Kreisamt anhängig. Die Gemeinde hat
neben der evangeliſchen Kirche ein Grundſtück liegen. Vertraglich darf
die Kirche das Grundſtück bei Bau= und Unterhaltungsarbeiten an der
Kirche betreten. Nun hat die Kirche ihre neue Kirchenheizung ſo
ein=
gebaut, daß ſie das Grundſtück auch bei der Kirchenheizung ſtändig
betreten muß. Die Gemeinde iſt bereit, der Kirche das Grundſtück
unentgeltlich abzutreten, verlangt aber als Gegenleiſtung von der Kirche
Entbindung der Gemeinde von der Bau= und Unterhaltungspflicht des
Kirchturms. Außerdem will die Gemeinde auf ihr vertragliches Recht
verzichten, das darin beſteht, daß der Gemeinde (bürgerliche) die
aus=
drückliche Befugnis für alle Zeiten eingeräumt iſt, den Kirchturm, die
Kirchenglocken und die Kirchenuhr nicht nur zu feuerpolizeilichen und
anderen polizeilichen und Gemeindezwecken nach eigenem Gutdünken
unter Ausſchluß jeglichen Widerſpruchs, der evangeliſchen
Kirchen=
gemeinde zu benützen. Ueber dieſe Sache wird ſich die Gemeinde noch
eingehend zu beſchäftigen haben.
a. Offenbach, 4. März. Die umſtrittene
Lernmittel=
freiheit. Die Reichsverfaſſung ſchreibt in Art. 145 vor, daß die
Lernmittel in den Volks= und den Fortbildungsſchulen unentgeltlich
ſind. Der Geſetzgeber ſagt jedoch nicht, klar und beſtimmt, wer der
Träger der Koſten dafür ſein ſoll. Das heſſiſche Schulgeſetz von 1921
erklärt aber in Fortentwickelung des Gedankens der Lernmittelfreiheit,
daß das Land Heſſen vom Jahre 1926 die Lernmittel frei liefern werde.
Für die hieſigen Schulen übernahm die Stadtkaſſe bald nach Erlaß der
Neichsverfaſſung die unentgeltliche Stellung der Lernmittel, und dieſe
Einrichtung iſt mit der Zeit ſo allgemein und ſelbſtverſtändlich geworden,
daß der Haushaltsplan dafür rund 60 000 Mark im Jahre vorſieht.
Dabei ließ man ſich immer etwas von dem Gedanken leiten, daß die
Reichsverfaſſung für die Lernmittelfreiheit eintrete und das Heſſiſche
Schulgeſetz ſie für Staatsſache erkläre. Es iſt ſelbſt in Fachkreiſen wenig
bekannt, daß der Staat Heſſen ſeine Verpflichtung bezüglich der
Lern=
mittellieferung durch Geſetz vom 13. Januar 1926 bis auf weiteres
wieder aufgehoben hat. Die Kaſſenlage des Staates war nicht dazu
angetan, im Jahre 1926 die neue Laſt zu übernehmen. Das
Bekannt=
wverden der Geſetzesabänderung wird zweifellos hier zur Folge haben,
daß hier die allgemeine Lernmittelfreiheit bei der Notlage der Stadt
wieder auf die Minderbemittelten und wirklich Bedürftigen beſchränkt
wird, wenn auch nicht zu leugnen iſt, daß durch die unentgeltliche
Be=
ſchaffung der Lernmittel durch die Stadt die Arbeit im Unterricht
ge=
fürdert wird.
w. Aus dem Lande, 5. März. Gewerbliches. Die
Handwerks=
kammer=Nebenſtellen, geben auch in den nächſten Wochen dem
Hand=
werkerſtand reichlich Gelegenheit für Anfragen und
Belehrungsgelegen=
heit, denn es halten Sprechtage ab. die Nebenſtelle Alzeh an 5 Orten
und in Alzeh außer den auswärtigen Sprechtagen von Montags bis
Samstags von 10—12 Uhr und 3—4 Uhr, Samstag nachmittag
aus=
geſchloſſen; — die Nebenſtelle Darmſtadt an 5 Orten: — die
Neben=
ſtelle Friedberg an 9 Orten, in Laubach und Ulrichſtein nach Bedarf
und in Friedberg Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags; die
auswärtigen Sprechtage ausgenommen; — die Nebenſtelle Gießen an
10 Orten und in Gießen von 9—12 Uhr, außer Samstags, Donnerstags
und den auswärtigen Sprechtagen; ferner iſt das Büro werktags von
8—12 Uhr und 2—6 Uhr geöffnet. — die Nebenſtelle Mainz in Mainz
von 9—12 Uhr Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags, in
Bingen zweimal Mittwochs und in Gau=Algesheim einmal Mittwochs;
— die Nebenſtelle Offenbach an 6 Orten, weiter iſt das Büro in
Offen=
bach außer Samstags geöffnet täglich von 4—12 Uhr; — die Nebenſtelle
Worms an 5 Orten und in Worms außer Mittwochs und Samstags
täglich von 9—19 Uhr und 3—4 Uhr.
Sce
sind die Herde aller Fäulniserreger. Man hat durch mikroskopischen Befund festgestellt, daß mehr als 10 verschiedene Bazillen, Kokken, Spirochäten, Schimmel-
und Hefepilze in dem Belag der Zahn-Zwischenräume enthalten sind, wenn die Zahnpflege vernachlässigt wird oder unvollkommen ist. Als Folgen sind
zu erwähnen: Übler Mundgeruch, häßlicher Zahnbelag und Zahnkrankheiten, insbesondere Zahnfäule (Karies) und Paradentose. Eine glatte Borstenkläche der
Lahnbürste dringt erklärlicherweise schwer in die Tiefe der Zahn-Zwischenräume ein. Aus dieser Erwägung heraus ist die Chlorodont-Zahnbürste mit gexahntem
Borstenschnitt konstruiert, In Verbindung mit der berühmten Chlorodont-Zahnpaste ist eine gründliche Reinigung auch in den Zahn-Zwischenräumen möglich und der Effekt ist schon äußerlich 2
bemerkbar: Eifenbeinartiger Glanz auch an den Seitenklächen und angenehmer erfrischender Atem. Kaufen Sie bei Bedarf nur eine Chlorodont-Qualitäts-Zahnbürste, sie befindet sich in geschlossener
hugienischer Verpackung, 1st als0 von Menschenhand noch nicht befühlt, wie dies beim Kauf leider oft geschieht, und kostet nicht mehr als eine andere gute Zahnbürste. — Einheitspreis 1 Mk, in 8
ziuei Härtegraden, Kinderzahnbürste 60 Pf. — Verlangen Sie nur echt Chlorodont in blau-grün-weißer Originalpackung und weisen Sie jeden Ersats dafür zurück
Rabatt
Jabatt
10%R
Beilwaren, Beilsielen
Leinen und Halbleinen
Tischwäsche
Taschentücher
Kolern, viezpdecken
AAaublaou
Das alte Qualitätshaus am Rathaus
Großer
Trauergarderoben
werden in einigen Stunden, ſchwarz gefärb
Dankſagung.
Für die uns beim Hinſcheiden unſerer
lieben Entſchlafenen erwieſene Teilnahme
ſagen wir herzlichen Dank.
Minna Rinn, geb. Heldmann
Karl Rinn.
Darmſtadt, den 4. März 1930.
Todes=Anzeige.
Verwandten und Freunden die traurige Nachricht,
daß mein innigſtgeliebter, guter Gatte, Schwager,
Onkel, Großonkel und Vetter
Kranichſteinerſtr. 28
Eliſabethenſtr 4
(Huthaus Titze)
elephon 736
Telephon 736
Marktpaſſage
307a
Bitte genau auf Firma und Straße zu achten
Große Holländ. Stück 13 9, 10 Stück 1.28
Große Deutſche Stück 129, 10 Stück 1.18
Große Stehriſche .
. . Stück 10
Mittel Eier
.. . . Stück 89
Alle ſind Trink= und Sied=Eier, das
Beſte was geboten werden kann.
Eier=Spezial=Geſchäft
P. Wedekind
Holzſtraße 18 (3828) Teleph. 2378
Die besten KOCHFREOUENZ-APPRRHTE
und ELEKTRODEN zu haben.
WRLDSTRASEE 3S ptr. R. KRuSCHMRNM
(297a)
Kanzleirat i. R.
im Alter von 69 Jahren ſanft entſchlafen iſt.
Im Schmerz
der trauernden Hinterbliebenen:
Anna Rittershofer
geb. Spangenberg.
Seeheim, den 6. März 1930.
Die Beerdigung fand auf Wunſch des Entſchlafenen
in aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abſehen zu wollen.
Ich bedauere, zur Weiterverbreitung eines
in jeder Beziehung unwahren Gerüchtes
über Herrn Stud. D. Meiſinger in
Darm=
ſtadt beigetragen zu haben, durch welches
dieſer verleumdet wurde. Auf Grund dieſer
Erklärung wird Herr Meiſinger die gegen
mich erhobene Privatklage zurücknehmen.
gez. Maria Ruhlant
3816
Fränkiſch=Crumbach
Die mir in ſo zahlreichem Maße
über=
ſandten Glückwünſche anläßlich meines
80. Geburtstages machen es mir
un=
möglich, jedem Einzelnen beſonders
meinen Dank auszuſprechen. Ich nehme
daher Ve anlaſſung, auf dieſem Wege
allen denjenigen, die in 66 jähriger
Tätigkeit auf dem Darmſtädter
Wochen=
markt mich kennen und mir in ſogütiger
Weiſe ihre Glück vünſche übermittelten,
auf dieſem Wege meinen herzlichſten
Dank zum Ausdruck zu bringen.
Frau Barbara Born Witwe
Fränkiſch=Crumbach. (3815
Wervoattat
Guterhalt. modern.
Kinderwagen aus
nur gut. Hauſe zu
kaufen geſ. Angeb.
u. E. 70 a. d. Geſch.
(B.3787)
Blufarmut, Bleichsucht,
oSchwächezustände-
Toverden erfolgreich bekämpft
mit
Bruder Heinrichs-
Ekuku Nerbennakung.
Zu haben
ber Drogen=Biebig
Buisenstraße 4 (12446
Gebild. Dame
ſuchtGed.=Austauſch Für ei. Verwandte
mit gebild., netten
J., zw. ſpät. Heirat.
aus gut. Fam. von
Herrn, nicht üb 55 ſ tadelloſ. Ruf. Mitte
20, mit vollſt. Eig.=
Angeb unter E. 81/Heim. ſuche ich paſſ
Lebensgefährten.
Herren vom Lande
mit ſol. Charakter,
in ſich. Poſition
be=
vorzugt. Bildzuſchr.
unter E. 78 an die
Geſchäftsſt. erb.
getragene Kleider,
Schuhe, ſowie
Boden=
u. Kellerkram, auch
Flaſchen
M. Speiel
Kl. Ochſengaſſe 4.
Poſtkarte genügt.
a. d. Geſchäftsſt.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſern lieben,
guten Vater, Großvater, Schwiegervater, Bruder,
Schwager und Onkel
2fl. Gasherd (neu,
Modell 30 Roeder),
rot. Kokosläufer zu
Aufarb. v. Matratz.
jetzt 10 ℳ. Aufarb.
von Chaiſelongues
jetzt 15 ℳ. Angeb. verkaufen. Pabſt,
Gelinde abführend und waſſertreibend entfernen Sie die
Harnſäure aus dem Körper. Ganz überraſchende Erfolge
werden berichtet. 1 Schachtel (ausreichend für 1:2 Monate
Mk. 1.50. — In den Apotheken: Darmſtadt, Engel=Apotheke.
E. 75 Geſchſt. (* Seitersweg 14, II.
Handarbeits=Heminar
des Alice=Vereins
für Frauenbildung und Erwerb
Friedrichſtraße 4.
Am Samstag, den 8. ds. Mts. (von
0—6 Uhr), und Sonntag, den 9.
ds. Mts. (von 10—1 Uhr) ſind Arbeiten
der Seminariſtinnen zur Beſichtigung
ausgeftellt
3796b
Städt. Vorarbeiter i. R.
heute morgen 6 Uhr nach kurzem ſchweren Leiden
zu ſich heimzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie J. Rückert, Ober=Bahnmeiſter,
Lohr a. Main
Familie Peter Engert, Roßdorf.
(3792
Roßdorf, den 5. März 1930.
Die Beerdigung findet Freitag, den 7. ds. Mts.,
nach=
mittags 3 Uhr, vom Sterbehauſe, Schwanenſtraße 9
aus ſtatt.
gut erh., gegen bar!
zu kaufen geſucht.
Angeb. m. Preis u.
E. 56 Geſchſt. (3771
Der Tod sitzt im Darm!
Liebhaber kauft
Briefmarken
auch Sammlung.
gegen bar. Angeb.
und sein erlolgreichster Bekämpfar ist der aus besten
giftkrelen Naturkräutern hergestellte Lexolin-Bonbon!
Stets gleichblelbende, absolut unschädliche, naturgemäße Wirkung
bei Magen- und Darmleiden
Verdauungsbeschwerden, Hämorrhoidalleiden. Als vorzügliches
Blutreinigungsmittel angewandt mit bestem Ertolg bei Blasen-,
Nieren-, Drüsen-, Leber- und Gallenleiden. Hervorragend bewährt
bei Frauenkranklieiten, Flechten, Hautausschlag, Rheuma, Gicht,
Ischias, Zuckerkrankheit, denn die gittfreien ausgesuchten
Natur-
kräuter bewirken eine durchgrelfende Reinigung des Darms
und des Blutes und werden zur energischen Bekämptung mit
verblüffendem Erfolg
der vorgenannten Krankheiten angewandt.
Preis der Packun (tür einen Monat ausreichend) M. 3.50 portotrei,
Doppelpack. M. 6.— gegen Nachnahme durch die Versand-Apotheke.
Pharma-Großhandlung, Hamburg 36/93, Hohe Bleichen 36.
Fünfmonatige Kurſe
an der
Haushaltungsſchule der Landwirtſchaftskammer
in Michelſtadt i. Odw.
3814b
ete
Vollſtändige Ausbildnng in allen Zweigen der
Hauswirt=
ſchaft, Molkerei und Kleintierzucht.
Ferner gründliche Unterweiſung in der Fertigung von
Handarbeiten, Weißzeugnähen, Kleidermachen ſowie
theoretiſcher Unterricht auf den verſchiedenſten Bebieten.
Billigſter Penſſonspreis einſhließlich Schulgeld uſw.
Be inn des nächſten Kurſus 2. Juli 1930.
Auskunft ſowie Verſand der Aufnahmebedingungen durch
die Landwirtſchaftskammer in Darmſtadt, Rheinſir. 62
Gründliche Ausbildung
an eigener Garderobe
Zuſchneiden, Kleider=, Mäntel=, Wäſchenähen
Meiſterin, Eliſabether
ſtraße 70, 1. Telephon 4243
Seitsssstttsstttts
Nummer 65
Donnerstag, den 6. März 1930
Seite 7
Sfener Beiefandee Heichsbäynoneinon
Die heſſiſche Staatsanwaltſchaft befaßt ſich zur Zeit mit
Feſtſtellun=
gen über die Witterungs= und Sichtverhältniſſe, der Zugſignale und
Bokomotivbeleuchtung zu dem furchtbaren Eiſenbahn= und
Automobil=
uſammenſtoß, der am 2. Januar d. Js. auf dem ungeſchützten Bahn=
Ebergang über die Straße Darmſtadt—Frankfurt bei Sprendlingen
wie=
derum ein Menſchenleben forderte und weitere ſchwer gefährdete.
Oft ſchon wurde von berufener Stelle auf die Gefahren hingewieſen,
die der unbewachte Bahnübergang gerade bei Buchſchlag=Sprendlingen=
Dreieichenhain für den Verkehr, beſonders den Fuhrwerks= und
Auto=
werkehr, in ſich birgt. Vor kurzem wurde durch den Heſſiſchen
Auto=
mobilklub eine offene Anfrage an die Reichsbahndirektion Mainz
ge=
ichtet. Eine Antwort darauf iſt bisher nicht ergangen. Wenn die
Reichsbahndirektion in früheren Fällen eine Antwort erteilt hat, hat
ne ſich auf die beſtehenden geſetzlichen Beſtimmungen berufen, die ſie
zu ihrem Schutz in Anſpruch genommen hat. Wenn wirklich
geſetz=
iche Beſtimmungen die Reichsbahndirektion der Verpflichtung entheben,
Bahnübergänge, wie den bei Buchſchlag=Sprendlingen, ungeſchützt zu
aſſen, ſo ſtammen dieſe Beſtimmungen aus einer Zeit, in der der Ver=
Eehr auf den Landſtraßen im heutigen Umfange noch nicht geahnt
werden konnte. Es gibt aber auch moraliſche Verpflichtungen,
Henen ſich eine Reichsbehörde nicht entziehen kann, auch wenn ſie wirk=
Eich ſich durch geſetzliche Vorſchriften gedeckt glaubt.
Muß es immer und immer wieder Menſchenleben koſten?
Soll immer wieder Zugperſonal der Gefahr ausgeſetzt werden,
Menſchenleben zu vernichten und unſchuldig ſchwere Schuld auf ſich zu
Laden, und ſollen immer wieder harmloſe Paſſanten in die Gefahr ge=
Hracht werden, von der Lokomotive zermalmt zu werden, ohne daß je
Sier ein Kläger erſteht?
Es iſt durchaus begreiflich und richtet ſich nicht gegen die Perſön=
Eichkeit, die hier in Frage ſteht, wenn ernſthaft der Vorſchlag
gemacht wird, etwa den Präſidenten der Reichsbahn=
Hirektion Mainz wegen fahrläſſiger Tötung unter
Anklage zuſtellen. Es iſt durchaus verſtändlich, wenn die
Ueber=
zeugung ſich durchſetzt, daß nur, wenn die Oberbeamten der
Reichsbahn dafür verantwortlich gemacht werden,
wenn ſie ſich über die Gefahr, die durch den
unbe=
wachten Bahnübergang Menſchenleben droht,
hin=
wegſetzen, die Wahrſcheinlichkeit beſteht, daß hier
Abhilfe geſchaffen wird.
Es iſt bekannt, daß bereits im Jahre 1909 an der gleichen Stelle ein
Auto durch Zuſammenſtoß mit dem Zug zermalmt wurde. Aus einem
damals durchgefochtenen Rechtsſtreit hat die Reichsbahnbehörde volle
Kenntnis von der Gefährlichkeit des genannten unbewachten
Bahnüber=
ganges erhalten. Sie hat nichts getan.
Es iſt nicht angängig, ja es iſt unmenſchlich, menſchenunwürdig,
wenn eine Behörde wie die Reichsbahn ſich auf behördliche
Anordnun=
gen bezieht und ſich darauf beruft, daß dieſe Anordnungen nicht richtig
ſind. Wir ſind der Anſicht, daß die Reichsbahnbehörde von dem
Augen=
blicke an, wo ihr das Gefahrbringende des ungeſchützten
Bahnüber=
ganges durch mehrfache Unfälle, Zuſammenſtöße ſchwerſter Art
eindring=
lichſt zum Bewußtſein gebracht wurde, unter allen Umſtänden
die Pflicht und Schuldigkeit hat, dieſen gefährlichen
Zuſtand zu beſeitigen.
Um ſo zwingender muß die Reichsbahnbehörde dieſe Verpflichtung
fühlen, als ihr ſelbſt ja am beſten bekannt iſt, in welch ungeheurem
Maße der Verkehr auf der Straße Darmſtadt—Frankfurt ſich geſteigert
hat. Sie muß auch wiſſen, daß ſie ihren eigenen Betrieb gefährdet und
ſchwerſte Verantwortung für die ſich ihr anvertrauenden Menſchen und
deren Güter zu tragen hat. Ganz abgeſehen von der Tatſache, daß die
Eiſenbahnbau= und Betriebsordnung von 17. Juli 1928 beſtimmt, daß
verkehrsreiche Wegübergänge mit Schranken zu verſehen oder in anderer
Weiſe zu ſichern ſind. Unter „zu ſichern” iſt zu verſtehen, daß
derart wirkſame Vorkehrungen getroffen werden, daß Unfälle, wie die
hier in Frage ſtehenden, ſich nicht mehr ereignen können.
Soll es wirklich erſt ſo weit kommen, daß leitende Beamte der
Reichsbahn unter Anklage geſtellt und mit Gefängnis beſtraft werden?
Sollte nicht vielmehr die Reichsbahnbehörde ſo viel Nechtsgeführ
und ſo viel rein menſchliches Pflichtgefühl haben, hier endlich Abhilfe
zu ſchaffen, bevor noch mehr Unſchuldige ſchuldig werden?
Weiter: Der Bahnbetrieb Reinheim-Reichelsheim hat
ſeit 1887 mehr als ein Dutzend Menſchenleben aus dem Gerſprenztal
vernichtet. Dieſe Bahn hat nicht weniger als zehn unbewachte
Ueber=
gänge auf nur 15 Kilometer Entfernung, die direkten Zufuhrwege
für einzelne Feldwege und Gehöfte nicht gerechnet. Vielfach läuft das
Geleiſe direkt neben der nur ſechs Meter breiten Fahrſtraße. Auch dieſe
Zuſtände ſind nicht mehr tragbar, weder für Pferdefuhrwerksbeſitzer
noch für Automobilfahrer. Auch auf dieſer Strecke iſt der Verkehr
un=
geheuer geſtiegen. Aber auch der Bahnbetrieb ſelbſt iſt in gleichem
Maße ſowohl umfänglich wie in der Schnelligkeit geſteigert worden.
Fuhren früher drei Wagen eine Höchſtgeſchwindigkeit von 30 Kilometer,
werden heute 15—20 Wagen mit bis zu 60 Kilometer Geſchwindigkeit
gefahren. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß ein derartiger Zug nicht
mehr ſo leicht zu bremſen iſt, als das früher der Fall war.
Hier handelt es ſich nicht um die Reichsbahn, ſondern um die
Süd=
deutſche Eiſenbahn A. G. An der Verpflichtung, für
Verkehrs=
ſicherheit, ſoweit menſchenmöglich, zu ſorgen und Gefahren
abzuwen=
den, ändert das nichts. Bekanntlich beabſichtigt die S. E. G., in Gr.=
Bie=
berau ein neues Stationsgebäude zu errichten. Hierzu ſind umfangreiche
Gleisverlegungen notwendig. Vielleicht iſt dabei Gelegenheit gegeben,
energiſcher durchzugreifen und die beregten Mißſtände abzuſtellen,
be=
vor weitere Menſchenleben vernichtet werden.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsaulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechteverbindlichkeiſt.
A. R. in S. 2 Gramm.
Seite 8
Nummer 65
Donnerstag, den 6. März 1930
Das Mannheimer Verkehrsunglück.
Mannheim. Zu dem bereits gemeldeten
Ver=
kehrsunglück in Neuoſtheim erfahren wir ergänzend,
daß die Verletzungen der 24jährigen Martha
Stei=
ner nicht lebensgefährlich ſind. Die Ueberfahrene hat
neben ſchweren Kopfverletzungen Fleiſchwunden am
rechten Fuß und Hautabſchürfungen am linken
Ober=
ſchenkel davongetragen. Ob innere Verletzungen
be=
ſtehen, iſt einſtweilen nicht feſtzuſtellen. Die
polizei=
liche Unterſuchung hat ergeben, daß den Führer des
Kraftwagens keine Schuld zu treffen ſcheint; er
wurde wieder freigelaſſen. Das getötete Kind war
fünf Jahre alt.
Kindern keine Streichhölzer!
Fulda. Die Ermittlungen über die Urſache
eines Brandes, dem das Anweſen des
Maurer=
poliers Biſchof in Stork (Kreis Fulda) zum Opfer
fiel, ergaben, daß der ſechsjährige Sohn in der
Scheune beim Eierſuchen Streichhölzer angezündet
hatte und dabei das Stroh zum Brennen brachte.
Der Knabe, von dem man zuerſt annahm, daß er
bei dem Brande umgekommen war, hatte ſich aus
Angſt verſteckt und geſtand ſpäter ein, den Brand
veranlaßt zu haben."
Unglücksfahrt Oberlahnſteiner Muſiker.
Oberlahnſtein. Fünf Muſiker von hier
hatten in der Nacht in Oſterſpay die Muſik bei einer
karnevaliſtiſchen Veranſtaltung ausgeführt. Gegen
Morgen traten ſie in Begleitung von drei Damen
mit einem Lieferauto die Rückfahrt nach
Oberlahn=
ſtein an. Infolge des herrſchenden Nebels kam das
Auto vom Wege ab und geriet in ein Wieſengelände,
wo es mit voller Wucht gegen einen Baum rannte.
Die Inſaſſen wurden aus dem Wagen geſchleudert.
Der Muſiker Peter Föhr erlitt dabei ſo ſchwere
Ver=
letzungen, daß er noch im Laufe des Vormittags im
Krankenhaus zu Oberlahnſtein verſchied. Die
übri=
gen Inſaſſen wurden verletzt oder kamen mit dem
Schrecken davon.
Hausſuchung bei der Berliner Kreditbank.
Berlin. Im Zuſammenhang mit der Prager
Juvelenaffäre ſind Prager Kriminalbeamte in
Ber=
lin eingetroffen und haben gemeinſam mit Beamten
der zuſtändigen Dienſtſtelle des Polizeipräſidiums
eine Durchſuchung der Räume der Berliner
Kredit=
bank, A.=G., vorgenommen. Die Bankbücher
wur=
den beſchlagnahmt. Mit ihrer Durchſicht, die einige
Zeit in Anſpruch nehmen dürfte, iſt die
Kriminal=
polizei beſchäftigt.
Ein= und Ausbrecher Sandowski wieder
feſtgenommen.
Berlin. In einem Juweliergeſchäft in der
Friedrichſtraße wurde geſtern früh der
berüch=
tigte Juwelendieb Sandowski, der am 3. Febr.
aus dem Strafgefängnis Tegel entwichen war,
feſtgenommen. Sandowski war kurz nach
Laden=
öffnung in das Geſchäft gekommen und von dem
Juwelier, der ihn bei einem früheren Termin
kennen gelernt hatte, trotz ſeiner Verkleidung
wieder erkannt worden. Der Juwelier bat ihn
unter einer Ausrede, wiederzukommen, und
be=
nachrichtigte inzwiſchen die Polizei. Man fand
bei dem Verhafteten eine Piſtole, einen
Glas=
ſchneider und einen mit Säure gefüllten
Gummi=
ball. Sandowski, der wegen verſchiedener
Villen=
einbrüche geſucht wird, hatte es trotz
wiederhol=
ter Feſtnahmen immer wieder verſtanden, aus
den Gefängniſſen zu entweichen. Der Polizei
be=
kannt wurde er im Jahre 1926, als er
typhus=
verdächtig in einem Krankenhauſe lag und in
ſeinem Beſitz eine Kiſte mit zahlreichen Juwelen
gefunden wurde, die, wie man vermutete, aus
Einbrüchen in Amerika ſtammten. Da man ihm
ſeine Schuld aber nicht nachweiſen konnte, mußte
er freigelaſſen werden. Jetzt wird Sandowski
wieder nach Tegel gebracht werden, wo er
zu=
nächſt den Reſt der gegen ihn wegen Meuterei
verhängten ſechs Monate Gefängnis verbüßen
wird.
Sieben Monate Gefängnis für Bankier Rathke.
Berlin. Im Prozeß wegen des
Waldenbur=
ger Anleiheſkandals wurde am Mittwoch von der
Großen Strafkammer des Landgerichts I das Urteil
verkündet. Die Berufung des Angeklagten wurde
auf deſſen Koſten verworfen. Auf die Berufung der
Staatsanwaltſchaft wurde das erſtinſtanzliche Urteil,
das auf 20 000 Mark Geldſtrafe gelautet hatte,
auf=
gehoben und der Angeklagte wegen Betrugs in
Tat=
einheit mit Vergehen gegen das Depotgeſetz unter
Freiſprechung in den übrigen Fällen zu ſieben
Mo=
naten Gefängnis verurteilt. Soweit Verurteilung
erfolgt iſt, fallen die Koſten dem Angeklagten, im
übrigen der Staatskaſſe zur Laſt.
Entdeckung wertvoller Gemälde.
Berlin. Die „B. Z.” berichtet: Bei der
Reſtaurierung von Gemälden der Kaſſeler
Galerie hat der Leiter der ſtaatlichen
Samm=
lungen, Prof. Dr. Luthmer, aufſehenerregende
Entdeckungen gemacht. Ein bisher dem
Hollän=
der Cornelius de Vos zugeſchriebenes
Männer=
bildnis dritten Ranges wurde nach Entfernung
der kranken Firnisſchicht einwandfrei als
Früh=
werk van Dyks erkannt. Ein Italiener, ein
Herrenbildnis, konnte nach Beſeitigung der
Uebermalung einwandfrei als Werk des
Tinto=
rettos erkannt werden. Es entpuppte ſich als
eines der herrlichſten Bildniſſe des Meiſters, die
in deutſchen Sammlungen ihren Platz haben.
Ferner wurde an einem ſeit 1880 angezweifelten
Rubens, der „Trunkene Silen”, nach
Beſeiti=
gung der Uebermalung und Anſtückungen
ein=
wandfrei die Hand des Meiſters feſtgeſtellt.
Das deutſche Schulſchiff „Oldenburg”
auf Grund gelaufen.
Hamburg. Das Kadettenſchulſchiff „
Olden=
burg” des Vereins Seefahrt Bremen, von
Fernan=
dina unterwegs, geriet auf dem Kratzſand auf Grund.
Fünf Schlepper verſuchen, das Schiff abzuſchleppen.
Ein wütender Stier tötet eine Bauersfrau.
Saarbrücken. Auf dem Gute Chatillon
Saargemünd wurde die 60 Jahre alte Frau Subl
als ſie im Stall das Vieh füttern wollte, von ein
jungen Stier, der ſich losgeriſſen hatte, angefalle
und zu Boden geworfen. Die alte Frau wurde v.
dem wütenden Stier ſo bearbeitet, daß ſie die
ſinnung verlor, Sie ſtarb kurz darauf, ohne
Beſvußtſein wiedererlangt zu haben.
Vereitelter Ausbruch von Strafgefangener
in Lille.
Varis. Geſtern verſuchten 65 Strafgefangene
in Lille auszubrechen. Dem Führer des
Ausbruch=
verſuchs gelang es zwar bei dem allgemeinen
Durch=
einander über zwei Mauern zu klettern, doch
be=
rührte er dabei einen elektriſch geladenen Draht und
wurde in verletztem Zuſtand ins Lazarett übergeführt.
Frühlingswind ſchwellt die Segel,
leicht ſchießen die Boote über das blaue Waſſer. Die Internationale Segelregatta in Monte Carlo
eröffnet die neue Saiſon.
Schreckliche Bilder der Berwüſtung. — Von der Amwelt Lurch Waſſer abge
ſchloſſen. — Ein Skaudamm durchbrochen. — Flugzeuge über dem
Ueber=
ſchwemmungsgebiet. — Die Zahl der Todesopfer noch unbekannk.
Paris. Die Ueberſchwemmungen in
Süd=
frankreich haben einen geradezu kataſtrophalen
Charakter angenommen. Große Landſtrecken
ſind einfach verſchwunden, die Hänge der
Wein=
berge fortgeſchwemmt, Eiſenbahndämme
voll=
kommen zerſtört und Häuſer durch Unterſpülung
vollkommen eingeſtürzt und dem Erdboden
gleichgemacht. Der Tunnel von Malz iſt auf
über die Hälfte zuſammengebrochen.
Feuer=
wehren, Infanterie und Pioniere leiſten
auf=
opfernd Hilfe, doch iſt es oft nicht möglich, au
die gefährdeten Stellen heranzukommen.
Mini=
ſterpräſident Tardien hat ſofort Anweiſung
ge=
geben, den Opfern der Ueberſchwemmung jede
Hilfe zuteil werden zu laſſen.
In den fünf Departements im Süden
Frankreichs, die in den letzten Tagen von einer
wahren Sintflut heimgeſucht worden ſind, iſt
beſſeres Wetter eingetreten. Langſam weicht das
Waſſer und läßt ein ſchreckliches Bild der
Ver=
wüſtung zurück. Man könnte glauben, die
Ge=
gend ſei der Schauplatz eines ſchweren Kampfes
geweſen. Faſt kein Haus in den fünf
Departe=
ments Garonne, Tarn, Aube, Haut=Garonne
und Hérault iſt unbeſchädigt geblieben.
Zahl=
reich ſind die Ruinen, die jetzt aus den
zurück=
gehenden Fluten herauszuragen beginnen. Die
Weinberge ſtehen zerſtört da. Unzählige
Tier=
leichen werden von den Fluten angeſchwemmt.
Die Zahl der Todesopfer konnte noch
nicht annähernd genau feſtgeſtellt
werden. An dreißig Leichen wurden bereits
geborgen; ebenſoviele Menſchen oder noch mehr
werden noch vermißt. Die meiſten Dörfer ſind
ohne Licht. Die Verſörgung mit Lebensmitteln
konnte glücklicherweiſe aufrecht erhalten werden
und wird jetzt bei dem Sinken des
Waſſer=
ſpiegels erleichtert.
Man kann ſich ein Bild von der Größe der
Kataſtrophe machen, wenn man erfährt, daß in
Lavour zum Beiſpiel das Waſſer zehn
Meter hoch ſtand. Hundert Häuſer ragten
nur noch mit der Dachſpitze aus den Fluten
heraus. Die Telephon=, Telegraphen= und
Eiſenbahnverbindungen in dieſer Gegend ſind
daher unterbrochen. Zwiſchen Toulouſe und
Bordeaux kann kein Zug mehr verkehren. Es
wird noch einige Tage dauern, bis die
Auf=
räumungsarbeiten die Wiederaufnahme des
Verkehrs ermöglichen. Auch die
Wiederherſtel=
lung der Waſſer= und Elektrizitätswerke wird
längere Zeit in Anſpruch nehmen. Manche
Gemeinde läuft Gefahr, ſolange ohne Licht zu
bleiben und den Trinkwaſſerverbrauch auf das
äußerſte einſchränken zu müſſen.
In der Nacht zum Mittwoch iſt in der
Ge=
gend von Narbonne der Staudamm von Cuxae
auf einer Breite von 300 Metern
zuſammen=
gebrochen. Der Waſſerſtand in der Ebene iſt
dadurch bedeutend geſtiegen. Ueber Béziers
brach die Flut mit einer derartigen Schnelligkeit
ein, daß zahlreiche Einwohner nicht mehr aus
ihren Häuſern gelangen konnten. Der
Waſſer=
ſtand erreichte teilweife eine Höhe von zehn
Metern. Die Bewohner mußten ſich auf die
Dächer flüchten, von wo ſie dann von ihren
Rettern in Booten in Sicherheit gebracht
wur=
den. — Das Kriegsminiſterium veröffentlicht
eine Note, wonach ein Offizier, zwei
Unteroffi=
ziere und vier Soldaten bei dem Rettungswerk
ums Leben gekommen ſind.
Eine neue Schreckensmeldung.
„Hundert Todesopfer”,
ſo melden die Blätter, ſind in Moiſſac, im
ſüd=
franzöſiſchen Ueberſchwemmungsgebiet, infolge
eines Dammbruches zu verzeichnen. Wie eine
ungeheure, meterhohe Flut iſt das Waſſer des
geborſtenen Dammes über zwei Teile der Stadt
hereingebrochen. Ein Wanderzirkus hatte
ge=
rade ſeine Vorſtellung beendet und viele
Ein=
wohner befanden ſich auf den Straßen, als
plötzlich ein Getöſe einſetzte, dem unmittelbar
darauf eine meterhohe Flutwelle folgte. Die
Lichter erloſchen ſofort, ſo daß die entſetzten
Bewohner in der Dunkelheit nicht wußten,
wo=
hin ſich wenden. Das Rauſchen des Waſſers
wurde unterbrochen durch das Krachen
zuſam=
menſtürzender Häuſer und verzweifelte
Hilfe=
rufe Ertrinkender. Hundert Menſchen ſollen
der Kataſtrophe zum Opfer gefallen ſein. Da
alle Verbindungen mit dem Städtchen
unter=
brochen ſind und die Aufräumungsarbeiten
langſam vorwärts ſchreiten, konnte dieſe Zahl
noch nicht nachgeprüft werden.
Während die Nachrichten aus dem
Ueber=
ſchwemmungsgebiet des Tarn einen leichten
Rückgang des Waſſers melden, ſteigt die
Ga=
ronne noch weiter. Die Behörden haben
Flug=
zeuge angefordert, die das
Ueberſchwemmungs=
gebiet zur Aufklärung für die Rettungsarbeiten
überfliegen ſollen. In der Ortſchaft Reynes bei
Villemur ſollen 100 Häuſer eingeſtürzt ſein.
Man beobachtete, wie die auf die Dächer der
Häuſer geflüchteten Bewohner von der mit
raſender Schnelligkeit ſteigenden Flut
weg=
geſpült wurden. Die Rettungsarbeiten ſind ſehr
erſchwert, da nicht genügend Boote zur
Ver=
fügung ſtehen. — In Montauban befinden ſich
60 Perſonen ſeit 30 Stunden auf den
Dächern ihrer Häuſer und warten auf
Rettung; aber die Strömung iſt noch ſo ſtark,
daß man ihnen noch keine Hilfe bringen konnte.
Die Stadt ſelbſt iſt immer noch von jedem
Ver=
kehr abgeſchloſſen. Die Flut geht nur ſehr
lang=
ſam zurück.
Nach einer Havasmeldung aus Bordeaux
ſteigt die Garonne beträchtlich; die Straße von
Cérons nach Cardillac iſt überſchwemmt. —
Nach einer Havasmeldung aus Agen iſt auch
dieſe Stadt durch das Hochwaſſer der Garonne
von der Umwelt abgeſchnitten. Die Telegraphen=
und Telephonverbindungen ſind unterbrochen.
100=Millionen=Kredit für die Opfer.
Der durch die
Ueberſchwemmungskata=
ſtrophe allein im Departement Tarn angerichtete
Schaden wird auf 30 Millionen Franken
ver=
anſchlagt. Die Rettungsarbeiten können nun
ſchneller durchgeführt werden, weil das Waſſer
zu fallen beginnt. Bisher werden aus dieſem
Gebiet ſechs Tote gemeldet. Miniſterpräſident
Tardien erklärte dem Senator Sarraut und
dem Abgeordneten Blum, die bei ihm wegen
der Ueberſchwemmungsſchäden in ihren
Wahl=
kreiſen vorſtellig geworden ſind, daß er morgen
der Kammer einen Geſetzentwurf zur
ſchleu=
nigen Bewilligung von 100 Millionen
für die Geſchädigten vorlegen werde.
Die Schreckensnachrichten aus dem
ſüdfranzö=
ſiſchen Ueberſchwemmungsgebiet häufen ſich
wei=
ter. „Neue furchtbare Einzelheiten werden
be=
kannt. Die Ortſchaft Boulis iſt vom Waſſer, das
den Stand von 10 Metern erreichte, vollkommen
überſchwemmt. Hilfsmannſchaften haben bisher
vergeblich verſucht, in die Ortſchaft einzudringen.
Flugzeuge überfliegen die überſchwemmten
Ortſchaften und berichten furchtbare
Einzelhei=
ten. Die Bewohner, ſoweit ſie noch am Leben
ſind, ſitzen auf Dächern und Bäumen und
win=
ken verzweifelt um Hilfe. Auf einer mächtigen
Eiche, die nur noch 50 Zentimeter aus dem
Wüſſer herausragte, bemerkte man heute morgen
zwei Menſchen, die dann plötzlich verſchwanden.
Die Müdigkeit ſcheint ſie übermannt zu haben.
Während der ganzen Nacht wurden die Hilferufe
gehört. In Reynes ſind hundert Häuſer
einge=
ſtürzt. Zwei Männer, die den Rettungsdienſt
verſahen, ertranken. Das Städtchen Agen iſt
ebenfalls völlig von der Außenwelt
abgeſchnit=
ten. — Die Garonne ſteigt weiter mit
außer=
ordentlicher Schnelligkeit.
Der Mord an der Krankenſchweſter
in Holland.
Der Täter nicht der Düfſeldorfer Mörder.
Amſterdam. Unter Beteiligung einer tau= Menge wurde Dienstag in
Arnhein-
das Opfer des Mordes im Walde von Bennekom, die
21jährige Tine Koperberg, beerdigt. Das furchtbarn
Verbrechen, das die Bevölkerung der ganzen
Umge=
bung in rieſige Aufregung verſetzt hat und große
Aehnlichſeit mit den Düſſeldorfer Morden aufweiſt-,
iſt durch die Augenzeugin, die Freundin des Opfers=
Fräulein Anny Boerwinkel, in allen Einzelheiter”
bekannt. Die beiden Mädchen waren am Donnerstas
ſpazieren gegangen, als ihnen am Waldrand eim
Mann entgegentrat, ſie anſprach und ſie mit einen
Meſſer bedrohte. Unter fortwährenden Drohunger
zwang er die Mädchen, ihm weiter in den Wals
zu folgen. Dort ſtürzte ſich der Mann auf Fräuleir
Koperberg. Fräulein, Boerwinkel, die verzweifeltn
Verſuche machte, ihre Freundin zu befreien, wurde
von dem Wüterich an den Händen und Armen durch
Schnittwunden verletzt. Als ſie ſah, daß ſie nich=t
mehr helfen konnte, eilte ſie hilferufend davon. Dem
Mörder hat ſein Opfer nach Mißhandlungen mist
fünf Meſſerſtichen getötet. Nachdem die ganze
Be=
völkerung tagelang die Wälder vergeblich abgeſuch-t
hat, iſt es der Polizei Ende der vergangenen Wochr
in Ede gelungen, den vermutlichen Mörder, einer
gewiſſen Jean Hoek, feſtzunehmen. Er iſt ſchon von
mehreren Jahren wegen eines Ueberfalls auf eir
Mädchen verurteilt worden. Der Verhaftete hat noch
kein Geſtändnis abgelegt, obwohl ſich die Beweiſe
gegen ihn immer mehr verdichten. Frl. Boerwinke!
hat ihn bei der Gegenüberſtellung ſofort erkannt uns
iſt bei ſeinem Anblick in Ohnmacht gefallen. Auch
erwies ſich ſein Alibi als unrichtig. — Die verbrei.,
teten Gerüchte, daß die Möglichkeit eines
Zuſam=
menhanges zwiſchen dem Mörder von Bennekom unS
dem Mädchenmörder von Düiſſeldorf beſtehen ſoll, ſins
indeſſen mit ziemlicher Sicherheit als unbegründeß
zu bezeichnen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß
der Düſſeldorfer Mörder deutſcher Nationalität ſeir
muß, während Hoek ein holländiſcher Bauerntypus
iſt, der höchſtwahrſcheinlich noch nie die Landesgrenze
überſchritten hat.
Direkte Telephonverbindung Bordeaux—Kownn
Paris. Vorgeſtern iſt eine direkte
Telephon=
verbindung zwiſchen Bordeaux und Kowno in
Be=
trieb genommen worden.
Ein Auto mit 13 Perſonen im Eis eingebrochen,
Helſingfors. Ein mit 13 Arbeitern beſetzes
Laſtauto, das einen zugefrorenen See in vollen
Fahrt überquerte, brach ein, und ſämtliche dreizehm
Perſonen ertranken.
Däniſche Auszeichnung für einen deutſchen
Flieger.
Kopenhagen. Die Königlich Däniſche
Aero=
nautiſche Geſellſchaft hat beſchloſſen, dem deutſcher
Flieger Frhr. v. König Warthauſen ſeine höchſte
Auszeichnung, eine goldene Plakette, zu verleihen.
Blutübertragung zur Rettung des
lebens=
gefährlich erkrankten mexikaniſchen
Vertre=
ters in Genf.
Genf. Zur Rettung des lebensgefährlich
e=
krankten Vertreters der mexikaniſchen Regierung auff
der Zollfriedenskonferenz Caſtro Leal, iſt im
Gene=
ralſekretariat des Völkerbunds eine Aufforderung ar
die Staatsvertreter und die Beamten angeſchlager
worden, ſich zur Blutübertragung zur Verfügung zu
ſtellen. Daraufhin haben ſich zahlreiche Vertreten
und Beamte gemeldet. Die in der Nacht vorgenom
menen mehrfachen Verſuche der Blutübertragung ſind
jedoch ohne Ergebnis verlaufen, da die Aerzte die
zur Rettung des Kranken notwendige Blutzuſammen:
ſetzung bei den gemeldeten Perſonen nicht feſtſteller,
konnten. Die Verſuche werden fortgefetzt.
Ein deutſcher Reiſeſchriftſteller in der
kanadiſchen Wildnis tot aufgefunden.
New York. „Aſſociated Preß” berichtet aus
Edmonton, der Hauptſtadt der kanadiſchen Provinz
Alberta: Eine hier mit Verſpätung eingetroffen
Nachricht beſagt, daß eine Streife der Gendarmeri
am vergangenen Samstag 15 Meilen oberhalb de
Lower Hay=River=Niederlaſſung im Nordweſt=Terrk
torium die zerfleiſchten Leichenreſte des ſeit einiger
Zeit vermißten deutſchen Reiſeſchriftſtellers und
Wiſ=
ſenſchaftlers Dr. Kurt Faber gefunden habe. Es
liegen noch keine Einzelheiten darüber vor, wie
Dr. Faber zu Tode gekommen iſt.
Größer als „90. T‟.
Das italieniſche Flugzeug „Caproni 6000‟.
das größte Flugzeug der Welt, beim Start zum
Verſuchsflug.
Das Rieſenflugzeug „Caproni 6000” das noc)
größer als die „Do. X” iſt, wird von 6 Motore7
mit je 1000 PS. getrieben. Die Spannweit.”
der unteren Flügel beträgt 57 Meter. Eine Ge= bis zu 210 Kilometern in dei
Stunde kann erzielt werden.
de
lich
und
hat.
noch
Ge
an
Nur
Hassig
[ ← ][ ][ → ]Nummer 65
Donnerstag, den 6. März 1930
Seite 9
Das moderne Lourdes.
Gannputz,, idie es Wwirklia) II.
Der Kaupi für und gegen Zeileis.
Von unſerem nach Gallſpach entſandten Sonderverſchterſtatter.
Gallſpach, Anfang März.
Einhundertſechsundvierzigtauſend Menſchen ſind nach der
ſongfaltig gefuhrten Statiſpir des neuen Zeileis=Inſtitutes im
Vorjahr in Gauſpach geweſen, und ſie haben aute an das Wunder
geglauvt, daß ſich in dieſem modernen Lourdes an jedem Tag
ungezahlte Mate ereignen ſoll. Sie glaubten zumindeſt vorher
daran, denn ſonſt waren ſie nicht hingefahren und hätten nicht
die Beſchwerlichneit einer oft wochenlangen Reiſe auf ſich
genom=
men. Dieſe Kurliſte von Gallſpach iſt ja ſo ungefahr das
inter=
nationalſte, was man ſich denten bann, und es givt kein Land
und beinen Erdteil, keine Nationalität und keinen Stand, der in
ihr nicht vertreten iſt. Wieviel dann von dieſen
hundertundſechs=
undvierzigtauſend Menſchen auch noch nachher auf das Wunder
von Gaulſpach geſchworen haben, läßt ſich ſtatiſtiſch leider nicht
erfaſſen. Der Wundermann Zeileis ſpricht von achtzig Prozent,
die er geheilt oder deren Leiden er zumindeſt weſentlich gebeſſert
haben will, und es klingt faſt wie eine Entſchuldigung, wenn er
bezüglich der reſtlichen zwanzig Prozent beifügt, er ſei eben kein
Herrgott. Und die Leute, die zu ihm kämen, hätten überdies
vor=
her ſchon meiſtens ein halbes Dutzend Aerzte und Profeſſoren
vergeblich konſultiert . . .
In dieſem Jahr wird der Zuſtrom der Patienten noch um
ein erhebliches größer ſein, und man ſorgt ſich in Gallſpach, wie
dieſe ungeheure Arbeit überhaupt bewältigt werden ſoll. Daß
der Streit, der jetzt für und gegen Zeileis in ſo leidenſchaftlicher
Weiſe geführt wird, die Zahl der Wundergläubigen verringern
würde, iſt wohl kaum zu erwarten. Vielleicht wird das
Gegen=
teil eintreten und Gallſpach könnte ſich dann gar heine
zugträf=
tigere Reklame wünſchen. Wobei aber unter Gallſpach
keines=
wegs das Zeileis=Inſttut, oder nur dieſes gemeint ſein ſoll.
Gallſpach — das iſt jetzt vor allem eine Art Sammelbegriff und
man muß in ihm auch alles zuſammenfaſſen, was hier das
Wun=
der nicht als Erlebnis, ſondern als Verdienſtobjekt wertet:
Näm=
lich die Gaſtwirte und die Hoteliers, die vielen Geſchäftsleute
und die Haus= und Grundbeſitzer oder ganz einfach den Ort als
ſolchen, der ſich in einem faſt amerihaniſchen Tempo über Nacht
von dem einfachen Bauerndorf zum großen Kurort entwickelt
hat. Und in einem gar nicht ſo weiten Abſtand gehört dann auch
noch das Land Oberöſterreich dazu und ſchließlich ſogar der Stagt.
Geſchäft iſt Geſchäft und Gallſpach bringt heute dem Fiskus ſehr
anſehnliche Steuereinnahmen, auf die er nicht verzichten will.
Auch die Tatſache darf zuletzt nicht vergeſſen werden, daß
unge=
heure Kapitalien in Gallſpach inveſtiert worden ſind, die ſich jetzt
verzinſen müſſen. Ueber die Wirkſamkeit der Zeileis=Strahlen
kann man am Ende noch diskutieren. Ueber dieſes rein
volks=
wirtſchaftliche Moment aber will ſich kein Amt und heine
Be=
hörde hinwegſetzen. Niemand getraut ſich, die Verantwortung
dafür zu übernehmen, daß dieſe Goldquelle verſiegt. So gibt es
für Gallſpach eben keine Vorſchriften gegen das Kurpfuſchertum,
und es hat gar heinen Zweck, das Geſetz anzurufen.
Der Glaube an das Wunder iſt freilich auch nur ſehr ſchwer
zu widerlegen, und es ließe ſich ſogar darüber ſtreiten, ob es ein
gutes Werk iſt, den kranken Menſchen, die nach Gallſpach gehen
wollen, dieſen Wunderglauben von vorneherein zu nehmen. Und
ob einmal die Wiſſenſchaft oder das, was ſich ſo nennt, den Streit
um Gallſpach tatſächlich mit einem Urteil abſchließen wird, gegen
das jede Berufung ausgeſchloſſen iſt, bann doch niemand vorher=
ſagen. Der Reporter, der die Dinge nur ſo ſehen darf, wie ſie
wirtlich ſind, muß ſich jedenſalls hulen, einem ſouhen Urteil
vor=
zugreiſen. Er hat ſchon Muhe genug, außerhalp jener
Maſfen=
juggeſuon zu bleiben, die Sauſpach wie in einen
undurchdring=
lichhen Nebel einhullt.
Das alte Gauſpacher Schloß, von dem das Wunder einmal
ausgegangen iſt, reicht jetzt für den ungeheuren Anſturm der
Gläuvigen nicht mehr aus. Es iſt nur noch Wohnraum und
Büro und zum Teil auch Laboratorium. Dafur hat man in ein
paar Monaten den modernen Rieſenbau des neuen
Behandlungs=
inſtitutes aus der Erde geſtampft und hier ſtellen ſich von ſieben
Uhr früh angefangen die Menſchen an. Sie tommen in
elegon=
ten Autos angefahren oder werden in Rollwagen hergeführt,
ſie humpeln auf Krücken herbei oder laſſen ſich von ihren
Kran=
benpärtern hintragen. Zu Hunderten ſtehen ſie hintereinander,
und es gibt keinen Rangunterſchied unter ihnen und keine
Pro=
tektion. In Gallſpach ſind ſie alle gleich. Und niemand kann
ſich den Vortritt erbaufen oder auf irgendwelchen Umwegen eher
in das Heiligtum gelangen. Dieſer tägliche Zuzug der
Schwer=
kranken und Totgeweihten, dieſe endloſe Prozeſſiom der
Breſt=
haften und Krüppeln iſt von ungeheurer Traurigkeit. Aber
viel=
leicht noch erſchütternder als der äußere Anblick dieſer armen
und armſeligen Menſchen iſt ihr ungeheurer Wille, geſund zu
werden, iſt dieſer faſt ſchon ſanatiſche Glaube an das Wunder,
das ihrer hier wartet. Im Flüſterton werden die Geſchichten von
den erfolgreichen Zeileis=Kuren erzählt, die wie Märchen
an=
muten, Geſchichten von Blinden, die wieder ſehend wurden, von
Tauben, die ihr Gehör wieder erlangten, von Lahmen, die ihre
Krücken wegwarfen. Nur Geduld müſſe man haben und
verzwei=
feln dürfe man nicht. Der „Herr Profeſſor” wird ſchon helfen..."
Wenm die großen Glastüren geöffnet werden, kommt
Be=
wegung in die Maſſen und dann ſchiebt ſich alles an den
Kaſſen=
ſchaltern vorbei in den rieſigen Warteſgal, der mehr als
zwei=
tauſend Menſchen aufnehmen bann. Man zahlt drei Schilling
für eine Eintrittskarte, aber das Sekretariat erblärt einem, daß
reichlich ein Drittel aller Patienten koſtenlos behandelt wird,
und daß Zeileis niemanden wegſchickt, nur weil er kein Geld
hat. Wer nur aus Neugierde in den Warteraum geht, muß
frei=
lich gute Nerven mitbringen. Es iſt ſicherlich alles geſchehen, um
die ſchlechte Luft auszuwechſeln und durch ungeheure
Ventilato=
ren friſche, vorgewärmte Luft in den Raum zu preſſen. Aber
es bleibt doch nur ein ohnmächtiges Beginnen und das
Grauen=
hafte dieſes Maſſenbetriebes ließe ſich vielleicht überhaupt nicht
durch irgendwelche ſanitäre Vorkehrungen wildern. Man muß
es eben hinnehmen und man denkt zuletzt gar nicht mehr daran,
daß hier die Atmoſphäre durch Migsmen vergiftet ſein muß und
daß man mit weit ſchwereren Krankheitskeimen weggehen könnte,
als man hergekommen iſt. Stundenlang ſitzt wan hier und ſtaunt
zuletzt nur noch über die ungeheure Geduld, die dieſe kranken
Menſchen aufbringen. Vielleicht gehört auch das ſchon mit zu
dem Wunderglauben.
Von dem Warteſaal gelangt man dann in die getrennten
Auskleideräume, aber hier werden nur imwer hundertfünfzig
Perſonen gleichzeitig eingelaſſen. Die drängen ſich danm mit
einem ungeheuren Ruck an den zwei Krankenſchweſtern vorbei,
die die Eintrittskarten abnehmen, und müſſen jetzt, in qualvoller
Enge aneinandergepreßt, ihre Oberkörper entblößen. Das
gräß=
liche Bild, das ſich einem vorher ſtundenlang geboten hat, tritt
jetzt in allen Einzelheiten noch hundertmal ſtärker hervor, wenn
dieſe unglücklichen Menſchen ihre Hüllen wegwerfen und nichts
mehr die Breſthaftigkeit ihres Leibes verdeckt. Man hat draußen
in dem Warteraum gute Nerven gebraucht. Hier verſagt einem
faſt die Energie, und man hat nur den einzigen Wunſch, dieſen
Jammer nicht mehr mitanſehen zu müſſen.
Bis ſich dann auf einmal, von unſüchtbaren Händen bewegt,
die Türen zu dem eigentlichen Ordinationsſaal öffnen. Man
wird bei alder Objertipität nicht leugnen können, daß hier der
Phantaſie, ein bißchen nachgeholfen iſt. Schwarzes Marmorglas
vertleidet die Wände bis zur Deche und in dem myſtiſchen Duntel
des rieſigen Raumes leuchten gelbliche Lichter auf. Aber dann
hört man auch ſchon das Kniſtern des unterbrochenen elektriſchen
Stromes und man ſieht die bläulichen und grünlichen Lichter,
die ſich in den ſchwarzen Glaswänden widerſpiegeln. Die
Be=
ſtrahlungen haben begonnen und jeder Kranke bekommt ſeinen
Teil davon ab. Langſam ſchiebt ſich, von ein paar Aerzten in
ihren weißen Operationskitteln geordnet, der Zug der Patienten
vorwärts, und ehe man noch recht zum Bewußtſein gekommen
iſt, was einem eigentlich geſchieht, ſteht man vor einem gemütlich
ausſehenden Herrn in Hemdärmeln mit einem langen,
grau=
melierten Vollbart, der einen freundlich anlächelt und wie einen
guten Bekannten auf die Schulter klopft: Vor Valentin Zeileis,
dem Wunderwann. Das Inſtrument, das er in der Hand hält,
ſieht wie eine metallene Flaſche aus und aus ihr ſprüht jetzt ein
Funkenregen auf den nackten Oberkörper, der ein merkwürdig
prickelndes Gefühl auslöſt. Ein paar Sekunden lang dauert dieſe
Behandlung und dann iſt ſchon der nächſte an der Reihe und der
dritte und ſo weiter.
Nur bei denen, die zum erſtenmal da ſind, geht es nicht ganz
ſo ſchnell. Zeileis hat eim verblüffendes Perſonengedächtwis, und
er merkt ſich jeden, der an ihm vorübergeht. Bei den neuen
Patienten nimmt er ſeinen berühmten Diagnoſeſtab in die Hand,
der in dem Augenblick aufzuleuchten beginnt, da ſein Strahl dem
menſchlichen Körper begegnet, und ſchon wiſſen die aſſiſtierenden
Aerzte aus ein paar zugeworfenen Worten Urſache und Umfong
des Leidens und verordnen danm die weitere Behandlung.
Merk=
würdig eigentlich, daß kein Menſch weiter darüber nachdenkt, ob
die Diagnoſe auch richtig ſein mag und ob ſie mit dem
überein=
ſtimmt, was vorher andere Aerzte feſtgeſtellt haben. Die
Men=
ſchen, die ſich hier täglich anſtellen, um ſich für drei Schilling mit
einem elektriſchen Sprühregen behandeln zu laſſen, glauben
daran. Und ſie glauben auch daran, daß ihnen Zeileis helfen
wird. Sie wiſſen es, weil doch ſchon ſo viele von Gallſpach
ge=
ſund nach Hauſe gegangen ſind und weil ja eben hier das
Wun=
der geſchieht, das die Kranken geſund macht und die Breſthaften
wieder froh und glücklich.
Wenn man dann wieder draußen in der friſchen Luft ſteht
und noch ein bißchen betäubt von den wechſelnden Eindrücken
das eben Erlebte überlegt, kommt man beim beſten Willen zu
keinem bündigen Schluß. Daß Tauſende Gallſpach geheilt
ver=
laſſen haben, wird auch die zünftige Wiſſenſchaft nicht
wegleug=
nen können. Daß in dieſem Maſſenbetrieb Fehldiagnoſen
unter=
laufen müſſen, mag ebenſo richtig ſein. Aber die werden
viel=
leicht auch ſchon einem gelernten Arzt paſſiert ſein, der trotzdem
den Vorwurf des Kurpfuſchertums ſehr energiſch von ſich weiſen
würde. Es gibt eine ganze Menge graduierter Aerzte, die an
die Heilmethoden Zeileis” ebenſo glauben wie ſeine Patienten.
Wo ſoll da die Wahrheit ſein, wo fängt ſie an und wo hört ſie
auf und wo iſt das wirkliche Geheimnis, das dieſes kleine
ober=
öſterreichiſche Bauerneſt zu dem modernen Lourdes von heute
gemacht hat?
Nachdenklich geht man wieder in ſein Hotel zurück. Und dort
wird einem erzählt, daß gerade jetzt der Gemeinderat
zuſammen=
getreten ſei, um gegen dieſen „Rufmord an Gallſpach” zu
pro=
teſtieren, den die Wiſſenſchaft mit ihrem Streit um Zeileis
an=
geblich begeht. Daß ſich alle Geſchäftsleute von Gallſpach, alle
politiſchen Parteien des Landes dieſem Proteſt anſchließen
wer=
den, und daß am Abend in zwei rieſigen Maſſenverſammlungen
auch die Patienten des Wundermannes dagegen Verwahrung
einlegem wollen, daß man ihnen nicht erlaubt, ſich ſo kurieren zu
laſſen, wie es ihnen paßt. Sie glauben eben an das Wunder
von Gallſpach und ſie laſſen ſich dieſen Glauben nicht nehmen.
Am Ende haben ſie recht. So lange wenigſtens, als ihnen
nie=
mand anderer helfen kann.
R. W. P.
O
U
En
E
EU
Aotverkauf!
Mur 2 Tage! (Gelegenheit für Brautleute) Mur 2 Tage!
3 Schlafzimmer, eiche, Prachtstücke, bestehend aus
2 Betten, 2 Nachttische mit Marmor und Glas, 1 Waschtisch
wit Marmor, 2 Stahlmatratzen mit Gegendruckfedern, 2 Ja
Schonerdecken, großer 3teiliger Kleiderschrank mit Innenspiegel
und Wäscheabteilung nebst polierten Türen (innen). Für
erst-
klassige tehlerfreie Arbeit wird bei den Zimmern garantiert.
Der Preis für ein Zimmer ist Mk. 625.—
Außerdem: Speisezimmer, komplett, von Mk. 500. — an.
3822
A. L. Sallwey, Möbelhandlung
Hügelstraße 27 — Darmstadt — Telefon 4576
(II. St. 1808
Meine
BALLISLIM TaAZ
dauern nur noch
Donnerstag, Freitag und Samstag
Während dieser Zeit gewähre ich in allen Abteilungen auf meine
ohnehin schon sehr niedrigen Preise einen Extra-Rabatt von
Alle meine Läger in:
Damen-Wäsche, Hüft-
und Büstenhalter
Strümpfen
Herren-Artikel
N L
Wollwaren, Kurzwaren
sind reich ausgestattet und in jeder Preislage gut sortiert.
Ganz besonders mache ich Sie auf mein
großes Hutlager
zu den bekannt billigen Preisen aufmerksam
Hadeka-Haus
Gg. Heckmann-Schmidt
Ecke Markt und Ludwigsstraße.
Büfett, 1= u. 2tür.,
Kleiderſchränke von
20. —an,
Waſch=
kommoden, einzelne
Betten 25.—.
Nacht=
tiſche 6.—,
Näh=
maſchine 25.
Tiſche 6.—,
Stand=
uhr, Vertiko,
Glas=
ſchrank, Trümo38.—
w. Friſiertoilette,
Garderobeſtänder.
Spiegel zu verkauf.
Mathildenplatz 1.(
(3823)
Zu verkaufen:
Badewanne m. K.=
Ofen,Dauerbrenner,
Höhenſonne (
Gleich=
ſtrom), W.=Mangel.
Grüner Weg 33.
1flämiſch geſchnitztes,
maſſ, hell ei h Büfett
mit gr. Ausziehtiſch
u. 1frz. pol Bettſtelle
ſehr preisw. zu verk.
Herdweg 95 (Gth.).
Adler=
Damenfahr=
rad, nicht gefahren.
preiswert zu verkf.
Näh. Geſchäftsſt. C
Aus Her ſchaftsbeſitz
1 Marken=Flügel
kaum geſp. 1500 ℳ
Marken=Piaeos
wie neu. v. 58
Neue Pianos
erſte Mark., bis 300 ℳ
unt. bisherig. Preis.
B
VorTA.
1 Ltr. Mopöl
ROMERBAD
DARMSTADT
Telephon 383=
Zimmerstraße 7
AL.LE MED. BADER
Massagen, Wannenbäder, Fußpflege
Autmerksame Bedienung. (3230
Bel allen Krankenkassen zugelassen
1 längl.
türkiſch. Schal
als Chaiſelong=Decke
wunderbar, (alt).
tadell. f.
neuerFuchs=
pelz u. einige eleg
Kleider, für große,
ſchmale Figur, ſehr
preisw. z. verkauf.
Herdweg 95, Gartenhans.
Faſt neues
D.=Markenfahrrad
zu verk. Näh. in der
Geſchäftsſtelle.
(fl., weiß em.
Gas=
herd mit Backofen,
faſt neu, billig
ab=
ugeben. Friedrich,
Stiftſtraße 89.
Serdubernden
Goldschimmer
erhaltenblonde und braune Haare
ohne besondere Hilfsmittel durch
Dr. Röhm’s patentiertes
OLDTM
Hochwirksam durch Enzgme
Beutel 30 Pfg. ROHM & HAAS A.-G. Darmstadt!
Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag
abends 8½ Uhr
4 letzte Tagel
Jazz-Revue in 20 Bildern
Sonntag, den 9. März. nachmittags 4 Uhr
W Einzige und letzte Wiederholung D
Hammis Fahrt in’s
Kinder-Revue mit Parade sämtlicher Märchen-
Figuren und Pat und Patachon. Preise 0.50 an
Rheinstraße 14
Schloßkellen
Anerkannt gut bürgerliche Küche
i. Abonnement Auswahl unter 3 Essen
Täglich nachmittags und abends
(3824
(Streichorchester)
Münchener Spezlal-Groß-Ausschank
Seite 10
Donnerstag, den 6. März 1930
Nummer 65
UAIONTTHEATER
4 RHEINSTRASSE A
Heute Donnerstag, 10.30 Uhr abends.
nach Schluß der letzten Abend-Vorstellung:
Nachtodorstellang
V Nur für Erwachsenel
Der einzige von der Zensur öffentlich zugelassene Film mit Begleit-Vortrag über
MAcKTHEIT UND EREIKORPERKULTUR
Der Eilm der deutschen Lichtkämpfer (ldeale Nacktheit)
Vorverkauf an der Tageskasse.
Heute letzter Tag!
LISSI ARNA
in dem Großfilm:
Unter
der Laterne
Ein Mädchenschicksal nach einer
wahren Begebenheit in 9 Akten.
Das bekannte Lindemann’sche
Trinklied ,„Trink, trink,Brüderlein
trink” bildet das Leitmotiv zur
Handluug des Films, der die
Lebensschicksale eines jungen
Mädchens schildert, das — ein
Spielball der Männer — auf der
Straße ihr trauriges Ende findet.
In weiteren Rollen sind: Mathias
Wiemann, Paul Heidemann, Garla
Bartheel, Gerhard Dammann u. a. m.
beschäftigt.
Im Beiprogramm:
1U ckPUVVer
Grotesk-Lustspiel in 2 Akten
Dazu Kulturfilm und Wochenschau
Beginn 3½ Uhr
Heute letzter Tag!
Heinrich George
in dem großen Gerhard Lamprecht-
Kriminal-Film:
Der Mann mit
dem Laubfrosch
Die Geschichte eines
rätsel-
haften Verbrechens in 8 Akten.
In weiteren Hauptrollen:
Evelyn Holt, Olga Limburg.
Hans Junkermann, Walter Rilla.
—
Im Beiprogramm:
Bei uns auf
Hieute letzter Tag!
Der Iustige Sensations-Film:
Unter Falschem
Namen
Bär‟ muda
Groteske in 2 Akten mit Larry Semon
in der Hauptrolle
Dazu Kulturfilm und Wochenschau
Beginn 3½ Uhr
Ein abenteuerliches Erlebnis in
24 Stunden, dessen tolle
Be-
gebenheiten zum Schluß sich
als Fieberfantasien des
Haupt-
helden enthällen.
In den Hauptrollen:
Monte Blue
und Patsy Ruth Miller
Dazu als zweiter Schlager:
Moderne Mütter
Ein Gesellschaftsbild in 7 Akten.
An den „modernen Töchtern‟
sind die modernen Mütter
schuld. Diese interessante These
sucht der Film in glänzenden
Bildern aus dem Leben der
New-Torker oberen Vierhundelt
zu beweisen. (V.3772
Hauptrolle: Trene Rich
Beginn 3½ Uhr
Freitag, 7. März:
Geſamtprobe zur
Matthäuspaſſion.
(3780)
Kinderwagen
Klappwagen
Kindertische
Kinderstühle
Laufgltter
Dreiräder
Selbstfahrer
Straßenroller
Turnapparate
Liegestühle
billigst bei
Zetzsche
Ernst-Ludwigsstr. 19
(3727b)
Hlavier-Arnold
Elisahethenstr. 28
Spgethe
fragen
Augengl.=Spezialiſt.
Schuchardſtraße 11.
(376a)
B.S.A.=Motorrad
500 ccm, wie neu,
D. K. W., 2 Zylinder
500 ccm, wie neu,
ſehr gut erhalten.
Wanderer, 2Zylind.
ſehr preisw. abzug.
(3676a)
Jagdgewehre
Kleinkalib.=Büchſen,
Reparakuren
aller Syſteme
zu billigſt. Preiſen.
Georg Link
Waffengeſchäft
Grafenſtr. 39. (3076b
IEN NLSIAORAIIU
A
K
Großes Haus
Hessisches
Landestheater
Donnerstag
6. März 1930
K 11
(T. Gruppe1)
Außer Miete
Kleines Haus 20—21.30 Uhr
Angelina
Oper von Giacomo Rossini
Preise 1—10 Mk.
Opfer
Judithlegende von E. B. de Marnay
Preise 1—5 Mk.
Prachtvolle
lebendfrischeSeefische
Große, blutfriſche grüne Heringe
Pfd. 0 24, 3 Pfd. 0.65
Feinſte Nordſee=Bratſchellfiſche
Pfd. 0.35
Portion
Feinſter, friſcher Kabliau, ohne Kopf,
P d. 0.45
auch geteilt
Lebendfriſcher Nordſee=Seelachs
geputzt, im Schnitt Pfd. 0.55
Lebendfriſcher, allerfeinſter Schellfiſch,
das Beſte, i. Schn., Pfd. 0.70 u. 0 80
Lebendfriſcher, allerfeinſter Kabliau
geputzt, i. Schn., Pfd. 0.60 n. 0.70
Feinſtes Edel=Filet, ohne Haut und
Gräten.
„ Pfd. 0.85
Allerfeinſter Heilbutt, ganz, Pfd. 1.20
geputzt, im Schnitt
1.40
Allerfeinſter Seehecht ganz, Pfd. 0.60
Zeden abend ab 5 uhr heiß aus der
Pfanne feiſch gebackene Fiſchkoteletts
R4
Pfund 0.50
Feinſte ſüße u. ſcharfe Bücklunge,
ge=
räucherte Schellfiſche, Fleckheringe,
KielerSprotten, geräucherte Koteletts
Große Nieſen=Rollmops u.
Bismarck=
heringe, ſchneeweiß, Stück 0.15, alle
Marinaden 1 Kilo=Doſe 0. 5, 1 Pfund=
Doſe 0.60, Neue Salzheringe
Enkirch & Rühl
Kiesſtraße 41
Telsphon 2599
Gärtner ſucht
Gar=
ten mit Waſſer zu
Angeb.
pachten
unter E. 54 an die
Geſchäftsſtelle.
OMfnſche
in ruhig,, ſtaubfrei.
Lage, je ca. 800 an
in Jugenheim a. d
Bergſtr. zu verkauf
Näh. dch. Gg. Zeh.
Baugeſchäft.
Jugenheim.
Karlſtraße 47
Markt 4
Aus täglich friſchen Zufuhren empfehle:
ff. Schellfiſche, I. Qualität Pfd. 80 J
1a Cablian 70 J. Silberlachs 80 H
Seelachs . 55 Goldbarſch 55 S
1a Fiſchfilet, tafelfertig . . Pfd. 85 J
Heilbutt. Rotzungen Schollen
Pfd. 2.80
Ia Salm im Schnitt
Flußhechte, Zander, Rheinbackfiſche,
Breſem
Billige Konſumſiſche:
Pfd. 30 J
Backfiſche, Merlans
3 Pfd. 65
Grüne Heringe 24 5
3—4pfündige Cabliau . . Pfd. 40 H
2—3pfündige Schellfiſche Pfd. 40. 5
eitinger & Blechſchmid
Eliſabethenſtr. 19. . Telefon 543
Erſtklafiges Fiſchſpezialgeſchäft
Für dieſe Woche A
empfehlen
Holl. Angelſchellfiſche, Cabliau,
Seehecht, Oſtendee Steinbutt,
Seezungen, Rotzungen, Schollen
Heilbutt, ff. Schellfiſch im Schn.
Billige Konſumſiſche!
Bratſchellffſch 30 J Grüne Heringe 22 5
Bratſchollen . . 45 % 3 Pfund . . 60 J
Cabliau o. K. . 40 J Goldbarſch o. K. 52.O
Schellfiſch o. K. 45 J Stockfiſch 55 %
Ia Nordſ.=Seelachs küchenf. Pfd. 50 5
Ia Jsländ. Cabliau
„ 65 3
la Schellfiſch
„ 70 9
Ale Flußfiſche in größter Auswahl.
Rheinzander — —
— Tafelzander
1a Rheinbackfiſche, Pfund 45 3
Räucherfiſche, Marinaden
in größter Auswahl (3821
Friſche Tafelbutter . . ½. Pfd. 95 %
Nahe Herdweg!
5-Zimmer-
Elagenhaus
in gutem Zuſtande,
1 Wohnung
ſof. beziehbar.
ſehr preiswert bei
10 000 ℳ Anzahlg
zu verkaufen durch
Conrads Hellmund
Waldſtraße 3.
Telephon 3084.
Bauplätzea. d.
Lands=
kronſtr. ſow. i.
Vil=
lenviertel a d.
Lud=
wigsh., ſchönſte Lage,
zu vk. Günſt. Zahl.=
Bed.Anfr. E.53Gſch.
Dienstag, den 11. März,
20 Uhr
im Städtischen Saalbau
Weinhandl.
einem Beſitz, ſchönes
Anweſen, am
Bahn=
hof, preisw. zu
ver=
kauf. Daniel Schulz,
Weinhandlung.
Pfungſtadt. (*id
f
Ia Makrelenbüicklinge das Pfund 50 3
Geräuch. Stör, Seelachs, Schellfiſche,
echte Makrelen Kieler Bücklinge
la Sprotten, Kiſtch. 60 J Marinad , Lt.:D. 95.%
Friedfiſhbäderei täglich in Betrieb
NP. Prompter Stadt= u. Fernverſand.
In Darmſtadt oder
Umgeg. wird
Betei=
ligung oder
Ueber=
nahme eines
Weiß=
bindergeſchäfts
ge=
ſucht. Bewerber iſt
alleinſteh., 50Jahre,
evangeliſch Angeb.
u. E. 59 Gſchſt. 3773
Zu Gärfnerei
od. Mühle bei
Bar=
ausz. geſ. Nur ausf.
Angeb hat Zweck a.
„Gärtner R.”, poſtl.
Frankfurt a. M.
(3616b)
ttel
beſte Geſchäftslage (Zentrum), ſofort billi
zu verkaufen. Erforderlich zirka 5000 Mk
Angebote unter E 73 an die
Geſchäfts=
ſtelle dieſes Blattes.
Frisch von der See!
Käolad
ohne Kopf Pfd. 38 Pfg.
im Ausschnitt 42 Pfg.
Feinste
Süssbücklinge
Pfd. 30 Pfg. (3798
Schade &
Fälgrabe
Einfamilienhaus
Nähe Jahnſtr., 6 Z.,
Bad, Zentralheizg.,
großer Garten, für
32 000 zu verkauf.
Auskunft bei.
Philipp Dorſt,
Hoffmannſtr. 21,
Hinterhaus part.
Gutgeh. mittleres
gleich w. Branche,
von Fräulein zu
mieten geſucht. Ev.
wird auch Filiale
übernommen.
Angeb. unter E. 74
d. Geſch. (3797b
ertoren
Samstag nachmittag zwischen
5 und 6 Uhr auf dem Wege
Wilhelminenstraße - Annastraße
eine goldene Blusennadel mit
gr. Opal. Gegen gute Belohnung
abzugeben. Annastraße Nr. 25.
D.K.W., 300 ccm Alle
Garken=
arbeiten
Boſchlicht, wie neu, werd, fachmänniſch
ausgeführt.
Donges & Wieſt. Karl Hof, Gärtner,
Karlſtraße 58.
am Theaterplatz
Telephon 2764
Sterbekaſſe=Verein „EinigkeitI."
Gegründet 18.0
Darmſtadt
Unſere diesjährige
40. General=
Perſammlung
findet am Sonntag, den 9. März 1930,
nachm. 3½ Uhr, bei GaſtwirtW. Nagel,
Mauerſtraße 34 ſtatt, und bitten wir
unſere werten Mitglieder um recht
zahlreiches und pünktliches Erſcheinen:
Der Vorſtand.
3807)
Ab 20 Uhr jeden Abend (3829
Inhaber Joh. Guhl Künstler-Konzert
Ludwig Nöſinger
Erſtes Fiſch=Spezialgeſchäft am Platze
untere Eliſabethenſtr. 42. Teleph. 367
Friſche u. billige Konſumſiſche!
Bratſchellſiſch 30 Grün. Heringe 0.22
3 Pfd. 0.60
Kabliau v. K. 40 Geelachsi. Sch. 0.50*
Schellfiſch o. K. 45 Goldbarſcho. K 0.52
la gew. Stockſiſch, feinſte Speifemuſcheln,
Holl. Kabliau i. Sch., Angelſchellfiſche,
Schollen, Rotzungen, allerfeinſter
Nord=
ſee=Schellfiſch i. Sch. uſw.
Sehr preiswert:
la Rhein=Zander 1.20.
Meine Spezialität:
Feinfiſche in größter Auswahl.
Echter Rheinſalm i. Sch., Steinbutt,
Seezungen uſw. (3811
Aus meiner Rheinfiſcherei:
Lebende Hechte, Karpfen, Schleien, Aale
Rheinbackſiſch 45 9
Räucherwaren in größter Auswahl.
Süße Bücklinge Pfd. 50 ₰, echte Kieler
Sprotten uſw.
Ia blütenweiße Marinaden, Doſe 95 9
Voll=Hernge St. 10 H, 3. St. 285
Matjesheringe.
NB. Alle Ausſchnittſiſche ſind
ſelbſtver=
ſtändlich tüchenfertig.
Prompter Stadt= und Fernverſand.
Engliſch!
Beſitzer erbet. unter In kleiner Gruppe,
Näh. Geſchäftsſt. (*
in gut. Lage b. hoh.
An= evtl. Auszahlg.
ſofort geſucht.
Nur direkte Ang. v.
F. M. 5792 an Ala! Stunde 50 Pfg.
HaaſenſteingVogler
Frankfurtmain.
(II.3775)
RyFrhäuſer Technikum)
Ingenieur- u
Frankenhausen Werkm.-Abt.
Schwach-u. Starkstromt. Alt. für Masch.-u.
sonderabt. f. Landm. u. Flugt. Automobilb.
Ot
Untar wilden Indianern
Borirag mit Lichtbildern von Dr. Baesster
(Selbsterlebtes aut 5 Expeditionen im tietsten Innersüdamerika).
Numerierter Platz
Mk. 2.—
Nichtnumerierter Platz . . . . Mk. 1.—
Vorverkaut:
Buchhandlung H. Schroth, Rheinstr. 15
Hutgeschäft 0. Titze, Elisabethenstr. 4
Seite 11
Sporn Splel und Tnrnen.
Die Handballpokal=Zwiſchenrunde.
Süddeutſchland — Brandenburg in Darmſtadt.
Die Berliner Mannſchaftsaufſtellung.
Zudem am kommenden Sonntag, nachmittags 3 Uhr, auf dem
Sportplatz am Böllenfalltor zum Austrag gelangenden Zwiſchen=
„undenſpiel um den Handballpokal der Deutſchen Sportbehörde hat der
Brandenburgiſche Verband, der bekanntlich in der Vorrunde ſpielfrei
ſrwar, ſeine Vertretung folgender Mannſchaft anvertraut:
Chuchra
(Sportclub Charlottenburg)
Gerloff
Klein
(Polizei) (Deutſcher Handballclub)
Schmidt
Schönwieſe Teege
(Brandenburg) (Polizei Spandau) (Berl. Sportcl. 92)
Buſſe
Wichert Wolff Kaundynia Bartel
Deutſch. Handb. Club) (Siemens) (Polizei) (Siemens) (Polizei)
Die Elf macht im erſten Augenblick einen recht bunt gewürfelten
(Eindruck. Nicht weniger als 7 Vereine ſind bei der Aufſtellung der
Repräſentativelf berückſichtigt. An ſüddeutſchen Verhältniſſen gemeſſen,
müßte dies die Konſequenz haben, daß die Elf nicht als
Mannſchafts=
einheit operieren kann. Es iſt jedoch zu bedenken, daß die Mannſchaft
Hes Brandenburgiſchen Verbandes als Berliner Städteelf
Hauernd Gelegenheit hat, Spiele auszutragen, und daß daher die
ein=
selnen Spieler in vielen Spielen gegen andere Stadtmannſchaften, ins=
Seſondere gegen Halle, Leipzig und Magdeburg ſich gegenſeitiges
Ver=
tändnis aneignen konnten. Der Brandenburgiſche Verband dürfte
Haher mit Recht darauf verzichten, im weſentlichen nur die Spieler
Feiner beiden Spitzenvereine zu berückſichtigen, da wohl die beſten
Ein=
selſpieler der ihm angeſchloſſenen Vereine auch die würdigſte Ver=
Gandsvertretung ergeben.
Im einzelnen iſt über die Elf folgendes zu ſagen: Das Abwehrtrio
Der Berliner iſt in vielen Repräſentativkämpfen erprobt worden.
Chuchra, Gerloff und Klein ſind durch die früheren Spiele in
DDarmſtadt bekannt und als zuverläſſige und tüchtige Spieler
geachtet. Unbekannt ſind dagegen die in der Läuferreihe tätigen Spie=
Cer, wie ja überhaupt die geſamte Läuferreihe zum erſten Male reprä=
Fentativ für Berlin ſpielt. Hier wird alſo erſt das Spiel ſelbſt Auf=
Fchluß über die wahre Spielſtärke geben können. Sehr ſtark ſcheint
uuns der Sturm der Brandenburger zu ſein. Wolff und Kaun=
Dynia dürften die größten Stützen des Angriffsquintetts ſein, wie
mnan ſie ja vielfach als die beiden beſten deutſchen Stürmer überhaupt
Gewertet. Weniger bekannt iſt in Süddeutſchland der Halbrechte, der
SSiemensmann Wichert, während die Außenſtürmer Buſſe und Bar=
Eel als äußerſt gefährliche Flügel auf Grund der Leiſtungen früherer
Repräſentativkämpfe zu betrachten ſind. Zweifellos wird dieſe Elf ein
glänzendes Handballkönnen zeigen und die Spielſtärke des Branden=
Hurgiſchen Verbandes auf das Beſte dokumentieren. In Berliner Fach=
Ereiſen iſt man mit der Auswahl der Repräſentativelf ſehr zufrieden,
Das beſte Zeichen dafür, daß man ſich für den 3. Kampf gegen Süd=
Heutſchland auf das Beſte gewappnet hält.
*
Im Handball der Turner wurde jetzt das Entſcheidungsſpiel um
Die Meiſterſchaft der Gruppe B zwiſchen Polizei Frankfurt und TV.
=Herrnsheim, das zuerſt für den 9. März nach Darmſtadt angeſetzt
war, wegen des am gleichen Tage in Darmſtadt ſtattfindenden D. S.B.=
PPokalſpieles zwiſchen Süd und Norddeutſchland auf den 16. März
werlegt.
Abſchluß der Ringkampf=Europameiſterſchaften.
Die deutſchen Teilnehmer nur auf Plätzen.
Am Dienstag abend gingen in Stockholm die Kämpfe um die
Europameiſterſchaften der Amateurringer zu Ende.
Im Bantamgewicht hatte der Nürnberger Brendel den
KSchweden Harald Tuveſon im Finale zum Gegner. Brendel drängte
auf eine möglichſt ſchnelle Entſcheidung. Er konnte auch verſchiedene
gute Griffe anſetzen, doch Tuveſon zeigte ſich dieſen Angriffen
gewach=
ſen, kam immer mehr auf und blieb verdienter Punktſieger. Die
Mei=
ſterſchaft im Weltergewicht fiel an Mikko Nordling=Finnland, der
Sen Hamburger Jean Földeak ſicher nach Punkten abfertigte. Da
Föl=
deak bereits vorher auch gegen den Ungarn Gyula Zambory eine
Niederlage hatte einſtecken müſſen, endete er auf dem dritten Platz.
Auf der zweiten Stelle rangierte Zambory. Den Entſcheidungskampf
im Halbſchwergewicht um den 3. Platz beſtritten der Däne
Hanſen und der deutſche Meiſter Müller=Kreuznach. Nach
14:2 Minuten wurde der deutſche Vertrete: von ſeinem Gegner auf
beide Schultern gelegt. Meiſter dieſer Klaſſe wurde Carl Weſtergren
durch ſeinen Punktſieg gegen den Finnen Edil Roſengviſt. Im
Schwergewicht fiel die Entſcheidung zugunſten des Schweden
Richthoff, der ſich glatt gegen den finniſchen Vertreter Nyſtröm
durch=
ſetzen konnte. Gehring=Ludwigshafen rangiert hier an 3. Stelle.
Die Liſte der neuen Europameiſter zeigt alſo:
Ban=
tamgewicht: 1. Tuveſon=Schweden, 2. Brendel=Deutfchland,
3. Szekfü=Ungarn. Federgewicht: 1. Pihlajamäki=Finnland,
2. Martenſen=Norwegen, 3. Tomorh=Ungarn. Leichtgewicht:
1. Malmberg=Schweden, 2. Väli=Eſtland, 3. Karpati=Ungarn.
Welter=
gewicht: 1. Nordling=Finnland, 2. G. Zamborh=Ungarn; 3. Földeak=
Deutſchland. Mittelgewicht: 1. Kokkinen=Finnland, 2. Johanſſon=
Schweden, 3. Kulliſaar=Eſtland. Halbſchwergewicht: 1.
Weſter=
gren=Schweden, 2. Hanſen=Dänemark, 3. Roſengviſt=Finnland.
Schwer=
gewicht: 1. Richthoff=Schweden, 2. Nyſtröm=Finnland, 3. Gehring=
Deutſchland. — Geſamtklaſſe ment der Nationen:
1. Schweden, 14 Punkte; 2. Finnland, 12 Punkte; 3. Ungarn, 5 Punkte;
4. Deutſchand, 4 Punkte; 5. Eſtland, 3 Punkte; 6. und 7.
Nor=
wegen und Dänemark mit je 2 Punkten.
Im Berliner Sechstagerennen führten nach 115 Stunden die
bei=
den Mannſchaften Buſchenhagenſvan Kempen und Rieger/Kroſchel mit
zwei Runden vor dem übrigen Feld.
Hirſchfeld will am Samstag beim Frankfurter Hallenſportfeſt den
Weltrekord im beidarmigen Kugelſtoßen angreifen.
34. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſen=Lokkerie.
21. Tag, 5. Klafſe. In der Vormittags=Ziehung fielen:
2 Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. B576; 12 Geſvinne zu je 3000
Mark auf Nr. 8028 115 769 125 504 150 504 344 923 380 145; 20 Gewinne
zu je 2000 Mark auf Nr. 28799 204 692 225 406 N6 491 296 911
298 673 312975 333 501 354 484 386 828; 42 Gewinne zu je 1000 Mark
auf Nr. 8246 21 081 27 501 30841 48382 56 396 110 29 141 260 175 466
186 469 21 154 214 092 231 079 280 072 293 439 323 608 331 467 337 785
361 628 366 654 275 373; ferner 106 Gewinne zu je 500 Mark und 218
Gewinne zu je 300 Mark. — In der Nachmittags=Ziehung
fielen: 2 Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. 39 236; 8 Gewinne zu je
3000 Mark auf Nr. B2 526 253 821 362 162 329 110; 8 Gewinne zu je
2000 Mark auf Nr. 18 156 53 010 213 744 342112; 36 Gewinne zu je
1000 Mark auf Nr. 37 612 54316 57 571 6923 73 953 94999 105 182
161 190 190 333 196 475 225 545 275 052 280 603 288 747 354 059 384 739
389 219 396 865; ferner 72 Gewinne zu je 500 Mk. und 150 Gewinne zu je
300 Mk. — Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500 000
Mark, 2 Gewinne zu je 75 000 Mark, 2 Gewinne zu je 50 000 Mark,
2 Gewinne zu je 25 000 Mark, 32 Gewinne zu je 10 000 Mark, 38
Ge=
winne zu je 5000 Mark, 148 Geſwinne zu je 3000 Mark, 234 Gewinne zu
je 2000 Mark, 598 Gewinne zu je 1000 Mark, 1224 Gewinne zu je
500 Mark und 3370 Gewinne zu je 300 Mark.
„Der Haushalt iſt der beſte, in dem man nichts Ueberflüſſiges will
und nichts Notwendiges entbehrt”, hieß es im Altertum.
In der heutigen Zeit hält man ſowieſo nur Ausſchau nach dem
Notwendigen, dabei Guten und Billigen. Hierbei ſind in erſter Linie
Maggi’s gebrauchsfertige Suppenwürfel zu nennen, weil ſie um wenig
Geld nahrhafte, wohlſchmeckende Suppen in reicher Auswahl liefern.
In Millionen von Haushaltungen ſind dieſe praktiſchen Helfer der
Küche ſtändig im Gebrauch.
Nutzkraftwagen mit Mercedes=Benz=Rohölmotor auf der Leipziger Mefſe.
Die techniſche Meſſe Leipzig bringt in der Automobilabteilung eine
Reihe wichtiger Neuerungen, unter denen verſchiedene Nutzkraftwagen=
Fahrgeſtelle mit eingebautem Mercedes=Benz=Rohölmotor das
beſon=
dere Intereſſe der Fachwelt erregen dürften. Dieſer ausprobierte,
zu=
verläſſige Fahrzeug=Djeſel ergibt eine Brennſtoffkoſtenerſparnis von
78 Prozent gegenüber dem Benzinbetrieb und gilt als der zur Zeit
beſte Schweröl=Motor der Welt. Infolge ſeiner hohen
Wirtſchaftlich=
keit erobert er ſich immer mehr Anwendungsgebiete. So finden wir
ihn auf dem Stand der Firma Meiller, eingebaut in einen Mercedes=
Benz=Dreiachskipper für 7 To. Nutzlaſt, während er bei der Firma
Tenner im 5 To.=Dreiſeitenkipper vorgeführt wird. Ein ſolcher
Rohöl=
laſtwagen wurde auf der kürzlich beendeten internationalen Automobil=
Ausſtellung in Kopenhagen von der Fachpreſſe als techniſche
Errungen=
ſchaft von umwälzender Bedeutung bezeichnet, und es iſt zu erwarten,
daß er auch in Leipzig allgemeine Beachtung finden wird.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 6. März. 12.30: Schallplatten: Jazz=Soli=Geſang.
O 15.15: Kaſſel: Jugendſtunde. 16: Unterhaltungskonzert.
O 18.05: Zeitfragen. 18.35: Bekämpfung der Wirtſchaftsnot.
Zwiegeſpräch zwiſchen Stadtrat Dr. Linſe und A. Saternus. O 19.05:
Franzöſiſch. O 19.30: Zitherkonzert. Kutnik: Eröffnungsmarſch. —
Wormsbacher: Paraphraſe über das Lied „Spinn, ſpinn”. —
Sme=
tana: Gruß an Dornbach. — Seiffert: Erinnerung an das ſchöne
Salzkammergut. — Kollmaneck: Volksliederkranz. — Mönch:
Fell=
bachs Zithergruß. O 20.30: Heinrich Caſſimir lieſt aus den
Kalen=
dergeſchichten von O. M: Graf. O 21: Leipzig: Arlecchino.
Theatrali=
ſches Capriccio in einenn Aufzuge. Worte und Muſik von F. Buſont,
O 22: Zipfelmützen ringsherum. Schumann: Marſch der
Davids=
bündler gegen die Philiſter. — Worüber ſie ſich ärgern. — Pfitzner:
s war einer, dem’s zu Herzen ging. — Bechſtein: Ich bin
verdrieß=
lich. — Jerrold: Frau Kaudels Gardinenpredigt —— Mozart: Die
Alte. — Zelter: Schneidercourage. — Glasbrenner: Hausfrau und
Köchin. — Tucholsky: Herr Wendrinter lädt zum Mittageſſen ein.
— Beethoven: Die Wut über den verlorenen Groſchen. — Der
Biertiſch. — Der Anhängewagen. — Handn: Schulmeiſter=Sinfonie.
— Mendelsſohn: Aufmarſch der Rüpel aus dem „
Sommernachts=
traum”. — Worüber ſie ſich freuen. — Seidel: Leberecht Hühnchen.
Bach: Erbauliche Gedanken eines Tabakrauchers. — Haydn: Lob der
Faulheit. — Stinde: Familie Buchholz. — Lautenlieder:
Nacht=
wandler: Der Gleichgültige: Der Krähwinkler Landſturm. —
Lilien=
cron: Auf der Kaſſe. — Mendelsſohn: Nocturno aus dem „
Som=
mernachtstraum”.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 6. März. 9: Wochenmarkt im
alten Berlin. o 9.30: P. Kania: Tief unter der Erde. o 10:
Dr. Knottnerus=Meyer: Erlebniſſe und Erfahrungen mit Elefanten.
O 10.35: Mitteil. des Verb. der Preuß, Landgemeinden. O 14.30:
Jugendſtunde. O 15: M. Schumacher: Die Sonderſtellung und
Sonderaufgaben der Schulen vor den Toren der Groß= und
Induſtrieſtädte. o 15.45: Paula Steiner: Die Frau im
Hotel=
gewerbe. O 16: Prof. Jäger: Die wiſſenſchaftliche Ausbildung der
Lehrer an höheren Schulen. o 16.30: Berlin: Konzert. o 17.305
Dr. Alfred. Wolfenſtein lieſt aus eigenen Dichtungen. o 17.55:
Pfarrer Schleuning: Aus Kampf und Not der deutſchen Koloniſten
in Sowjet=Rußland. o 18.20: H. Reimann: Familie und Sprache.
O 18.40: Spaniſch für Fortgeſchrittene. O 19.05: L. v. Kohl: Die
nordiſchen Völker. 19.30: Dir. Memleb: Ertragsſteigerung und
Neulandgewinnung durch landwirtſchaftliche Meliorationen und
mo=
toriſche Bodenbearbeitung. 20: Hamburg: „Kyritz — Pyritz”.
Poſſe mit Geſang in drei Aufzügen. O Anſchl.: Zeit, Wetter. 0 23:
Letzte Stunde des Sechstagerennens.
Wetterbericht.
Die Warmluftwelle von Weſten her hat ſich über ganz Deutſchland
durchgeſetzt, dabei auch in tieferen Schichten die Vorherrſchaft
gewon=
nen und nachts froſtfreies Wetter verurſacht. Das Hochdruckgebiet
ver=
lagert ſich weiter nach Süden, und an der Rückſeite der
Baltikum=
ſtörung dringt Kaltkuft ſüdwärts vor. Sie wird ſich zunächſt auch bei
uns wieder auf die Temperaturen auswirken und ferner etwas
wechſel=
haftes Wetter hervorrufen, wobei einzelne Niederſchläge nicht
aus=
geſchloſſen ſind.
Ausſichten für Donnerstag, den 6. März: Wechſelnde Beſvölkung,
wieder kühler und vereinzelte Niederſchläge.
Ausſichten für Freitag, den 7. März: Meiſt wolkiges Wetter,
Tempe=
raturen ſchwankend mit Neigung zu Niederſchlägen.
Hauptſchriftleitung Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch: für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort, Dr. Herbert Nette.
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuble=
Druck und Verlag L. C. Wiitich — ämtlich im Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen,
Die heutige Nummer hat 14 Seiten
Ufon
Rt
Ain
vergeudet nutzlos Geld. Die praktisch denkende
Hausfrau kennt den sichersten Weg zur Erlangung
guten Hauspersonals: die kleine Anzeige im
werbe-
starken Darmstädter Tagblatt!
D=Rad
zu verkaufen.
Moraß
Ardie, Mod. 28, 750
ccm., in tadelloſem
gut erhalten, billig Zuſt., mit el. Licht
uſw. umſtändehalb.
Kahlertſtraße 12. bill. z. verk.
Reb=
han, Karlſtr. 99, I.
Oeffenkliche Impfung.
Für die im Jahre 1928 und in frühe= ten, billig abzugeb.
ren Jahren geborenen Kinder, die bis
jetzt noch nicht geimpft ſind, werden
un=
entgeltliche Impftermine wie folgt
ab=
gehalten:
Am Samstag, den 8. d. Mts., von 15
Uhr ab in der Ohlyſchule, Friedrichſtr. 1,
ſowie in der Mornewegſchule,
Hermann=
ſtraße 2:
Am Mittwoch, den 12. und 19. d. Mts., Auflöſung des Haushaltes kommt weiter
jeweils von 15 Uhr ab in der
Runde=
turmſchule, Rundeturmſtraße 11.
Nachſchau jeweils 8 Tage ſpäter um
die gleiche Zeit in denſelben Schuler
der zugegangenen ſchriftlichen Aufforde
rungen ſind mitzubringen. (St.3770
Darmſtadt, den 5. März 1930.
Der Oberbürgermeiſter.
Selbſtjahrer
ſucht
Privalwagen.
Angeb. m. Preis u.
E. 57 a. d. Geſchſt.
Derad
500 ccm. gut erhal=
Donges & Wieſt.
(3675a)
Kinderleickt rur 75 Pfennige
Necetin
Macht alte Kleider neu
Beseitigt Glanz, Schmutz u. Geruch
Glbt neue Appretur -Dosinflziert
Für Kleider, Hüte, Tepplche sta.
Garantlert unschädlich!
machen Sie im eigenen
Haus-
halt alte Kleidungsstücke wie nen
durch einfaches Durchbürsten mit
Necetin. Necetin entfernt spielend
abgetragenen Glanz, Schmutz
und Flecken, frischt gleichzeitig
die Farben auf und gibt den
Stoffen neue Appretur. Garantiert
unschädlich! Deutsches
Reichs-
patent! Einfachste Anwendung!
Versuchen Sie noch heutel
Eine Schachtel, für einen
kom-
pletten Anzug usw. ausreichend,
kostet nur 75 Pfg.
In allen Drogerien etc.
erhälttich.
Necetin-Gesellschaft
Leipsig C 1.
*
Bekannkmachung.
Am Freitag, den 7. März 1930,
vormittags 10 Uhr, ſollen in meinem
Verſteigerungslokale Luiſenſtraße 32 34
ſolgende Pfänder zwangsweiſe geger
1oſortige Barzahlung verſteigert werden.
insbeſondere:
(3826
2 Kieswagen, 2 Plüſchſeſſel, ein
Motor, 1 Warenſchrank, 1
Aktenroll=
ſchrank, 21 Fl. Wein, 6 Fl. Sekt, 5 Fl.
Vikör, 1 Grammophon, 1 Elektrolux=
Staubſauger, 1 Kleiderſchrank, 1
Chaiſe=
longue mit Decke, 1 Perſonenwagen
(Steyer), Möbel aller Art u. and. m.
Darmſtadt, den 5. März 1930.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
zum Verkauf: 1 maſſiv eich. Spiegelſchrank
mit Waſch= und Kleider=Abtlg., 1
Waſch=
kommade m Marmor und Spiegelaufſatz
Die den Eltern der impfpflichtigen Kin= 2 Fenſter, hochſeine rote Plüſchübervorhänge
mit ff. Stor, 1 ſchwarz hocheleg. kompl
Schla zimmer (Louis XVl.) mit franz.
Doppelbetiſtelle, Inhalt echt weiß
Schlaf=
wollmatratzen, 1 ant ke nuß aum Empire,
Glagvitrine, ebenſo 1 Nähtiſch noch einige
Porzellan, Gläſer und Kriſtall, 1 Gobelin
bild, 1Staubſauger (110 Volt), ebenſo eine
beſſere elektr. Sonne 1 Blumenſtänder, eine
große noch neue Gartenſcheere, geſtickte
große und kleine Deckchen, 1 Partie
Damen-
kleider und Mäntel, ein kleiner Kupferkeſſel
*
und 2 Petroleums=Lampen uſw.
Anzuſehen nur von 10 bis 12 Uhr
und 3 bis 5 Uhr.
TMathiidenstraße 1
(Ecke Martinſtraße)
gen Wagner
Taxator Telef. 2943
Karlſtr. 41
Annahme von Verſteigerungen und
Taxationen
4/20 PS. Fiat,
Betreffend: Baulandumlegung Brücken=)f. neu, bill. zu verk.
gaſſe der Gemarkung Ober=Ramſtadt.
Motorrad w. in 3
Nachdem die Vorarbeiten für die
Bau=
gen. Kahlertſtr. 12.*
landumlegung über die Grundſtücke Flur
INummer 767—770, 777 7777/zo, 7784/z0
782/z. 779, 776, 780, 781, 782, 783, 854.
853, 627 der Gemarkung Ober=Ramſtadt
offengelegen haben, bringe ich hiermit
zur allgemeinen Kenntnis, daß
Don=
nerstag, den 20. März 1930, nachmittags! Am Freitag, den 7. März, 16 Uhr,
4 Uhr, im Rathaus zu Ober=Ramſtadt wird auf der Güterhalle Darmſtadt Hbf.
(Erdgeſchoß. Zimmer 18) über die
vor=
gebrachten Wünſche und Einwendungen/ 1 Ballen Afbeſt (45 Kilogramm
verhandelt wird.
In der Tagfahrt wird auch die Wahl der den es angeht, verſteigert.
von den Grundeigentümern zu
wählen=
den Mitglieder desUmlegungsausſchuſſes Darmſtadt, den 4. März 1930.
— ein Vertreter der beteiligten
Grund=
eigentümer und ein Sachverſtändiger für
die Bewertung der Grundſtücke — und
deren Stellvertreter vorgenommen. Die
Wahl erfolgt mit Stimmenmehrheit der Derſteigeran
anweſenden Grundeigentümer und bei
Stimmengleichheit durch das Los. Wenn
in der Tagfahrt Grundeigentümer der nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinem
Umlegung widerſprechen, ſo hat dem Verſteigerungslokale, hier, Hügelſtr. 27,
Umlegungsausſchuß außerdem ein von verſchiedene Gegenſtände öffentlich
dieſen Grundeigentümern zu wählender zwangsweiſe gegen Barzahlung. (382‟
Vertreter anzugehören. Die der
Um=
legung zuſtimmenden und widerſprechen= Hieran an Ort und Stelle nachm.
den Grundeigentümer wählen ihre Ver=14 Uhr verſteigere ich:
treter und deren Erſatzmänner dann in
1 große Spitzendrehbank.
getrennten Wahlgängen.
Darmſtadt, den 5. März 1930.
Ich lade alle Beteiligten ein, ſich hier=
(3782
zu einzufinden.
Portner
Ober=Ramſtadt, den 6. März 1930.
Der Bürgermeiſter: Rückert.
R6it von
Mroder Balsstang
daß derWagen, dem
Sie Ihren Liebling
anvertrauen,
sach-
gemäß konstruiert
und gut gefedert ist.
Die
Oualitätsfabri-
kate die wir führen,
bürgen hierfür. 3791
O. Sain &. Täſnn
Haus der Geschenke für Groß und Klein
Verſteigerung!
öffentlich meiſtbietend auf Koſten deſſer
(376
Die Güterabfertigung Hbf.
Am Freitag, den 7. März 1930,
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Am Freitag, den 7. März 1530,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich
im Lokale Ludwigsplatz 6 (Böttingers
Brauerei) öffentlich zwangsweiſe gegen
Barzahlung:
(3.20
2 Ausſtellſchränke, 3 Schreibmaſchinen,
1 Schnellwaage, 80 Fl. Weinbrand u.
Likör, 2 Schreibtiſche, 1 Bücherſchrank,
1 Klublampe, 4 Klubſeſſel, 1 runder
Tiſch, 1 Tafelklavier, 1 Sofa, 1 elektr.
Schrankgrammophon, 1 Büfett, eine
Ladentheke.
Ferner: 15 elektr. Lampen u. Lichter,
die an Ort und Stelle verſteigert
wer=
den. Bekanntmachung erfolgt im
Ver=
ſteigerungslokal.
Anſchließend an Ort und Stelle
Eliſa=
bethenſtr. 50 um 4 Uhr:
7 Lattenroſte, 2 Holzböcke, 2 Bretter.
Darmſtadt, den 5. März 1930.
Metzger
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Nummer 65
Donnerstag, den 6. März
Leichte Zunahme der Arbeitsloſigkeit.
Der Leipziger Meſſe=Mikkwoch.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Zinsänderung bei der Seehandlung. Das für die Banken= und
Bankierkundſchaft beſtimmte Monatsrundſchreiben der Preußiſchen
Staatsbank (Seehandlung) enthält wieder einige Zinsänderungen. Der
Satz für tägliche Gelder, die über den Märzultimo bei der Staatsbank
ſtehen bleiben, wird auf 57/s Prozent (über Ultimo Februar 6 Prozent)
feſtgelegt. Dagegen iſt die zuſätzliche Vergütung für diejenigen täglichen
Gelder, die über den Februar= und über den Märzultimo bei der
Staatsbank belaſſen werden, für die Februarperiode auf ½ Prozent
heraufgeſetzt worden (im Vorjahre ¼ Prozent). Im übrigen erfahren
die Sätze auf Konto „I” eine Ermäßigung um 2/₈ Prozent.
Zur Inſolvenz Kern u. Hirſch, Frankfurt a. M. In der
Gläubiger=
verſammlung dieſer Firma konnte man zu keinem endgültigen Ergebnis
gelangen, da eine Anzahl der Gläubiger noch nicht die Zuſtimmung zu
dem von den Freunden des Inhabers ermöglichten 10prozentigen
Ver=
gleich gegeben hatte.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 5. März.
Die Stimmung an der Börſe war heute im Zuſammenhang mit
der Hoffnung auf eine baldige Erledigung der Reibungsobjekte im
Reichstag etwas zuverſichtlicher. Die feſte geſtrige New Yorker Börſe
und die hoffnungsvolle Entwickelung am Geldmarkt trugen zur
Beſſe=
rung der Lage ebenfalls bei. Das Geſchäft konnte keinen größeren
Umfang annehmen, da ſich das Fehlen der zweiten Hand immer noch
nachteilig bemerkbar machte und als größter geſchäftshemmender Faktor
empfunden wurde. Das Ausland beteiligte ſich kaum am Geſchäft.
Gegenüber der geſtrigen Abendbörſe traten jedoch zumeiſt kleine
Er=
holungen ein. Spezialaktien traten mehr in Erſcheinung. Die
Speku=
lation ſchritt, da einige Zufallsorders einen Anreiz boten, zu
Deckun=
gen. Aber auch einige andere günſtige Momente veranlaßten zu
Mei=
nungskäufen. Aus einem nicht zu erkennenden Grunde beſtand für
Zellſtoff Waldhof mit plus 3½ Prozent verſtärktes Intereſſe. Am
Elektromarkt traten Siemens und Rheag mit je plus 1½ Prozent
etwas mehr hervor. Die übrigen Werte dieſes Marktes lagen bis zu
1 Prozent feſter. Von Chemiewerten eröffneten J. G. Farben 1½
Pro=
zent höher. Holzverkohlung unverändert. Montanaktien fanden trotz
der Wiederaufnahme der Dividendenzahlung bei Harpener kaum
Beach=
tung. Rheinſtahl plus 1 Prozent. Am Kalimarkt wirkte der hohe
Kaliabſatz im Februar günſtig; Aſchersleben plus 2 Pvozent. Banken
behauptet; Dresdener Bank gaben leicht nach. Von Kunſtſeideaktien
konnten Aku 1 Prozent gewinnen. Für Schiffahrtsaktien erhielt ſich
etwas lebhaftere Nachfrage bei Beſſerungen bis zu 1½ Prozent. Die
Betriebs= und Intereſſengemeinſchaft von Nordd. Lloyd mit dem Königl.
Holl. Lloyd veranlaßte zu Deckungen. Renten ſtill, zumeiſt gut
be=
hauptet.
Im Verlaufe trafen vereinzelte Auslandsorders ein, und in
Spezialaktien waren die Umſätze weiter etwas größer. Die Beſſerungen
gingen erneut bis zu 1 Prozent. Gegen Schluß der Börſe ließ das
Geſchäft ſtark nach, ſo daß ſich zumeiſt kleinere Rückgänge ergaben. Die
Grundſtimmung war jedoch weiter freundlich. Am Geldmarkt war
Tagesgeld mit 6½ Prozent unverändert. Am Deviſenmarkt war Madrid
erholt, Schweiz weiter feſt. Mark gegen Dollar 4,1900, gegen Pfunde
20,365, London-Kabel 4,8600, — Paris 124,22. — Mailand 92,78,
— Madrid 41,00, — Schweiz 25,16½, — Holland 12,1238.
An der Abendbörſe wurde zwar die Verſtändigung innerhalb
der Regierung über die Deckungsvorlagen mit Befriedigung
aufgenom=
men, doch konnte eine Geſchäftsbelebung infolge des anhaltenden
Order=
mangels nicht eintreten. Es kamen kaum Umſätze zuſtande. Die Kurſe
waren zumeiſt gut behauptet. Im freien Markt nannte man J. G.
Farben und Siemens etwas höher. Renten ohne Geſchäft.
Neubeſitz=
anleihe 8,65, Adca 121, Berliner Handelsgeſellſchaft 184, Dedibank 148,
Dresdner Bank 149½, Reichsbank 288½, Buderus 76, Gelſenkirchen
138½, Harpener 134, Aſchersleben 213, Salzdetfurth 364, Weſteregeln
216, Mannesmann 106½, Rheinſtahl 117½, Stahlverein 96.
Berlin, 5. März.
In Börſenkreiſen gab der neue Plan des Reichsfinanzminiſters
Moldenhauer, der im Punkt des Arbeitsloſendefizits ohne „Notopfer
durch eine geringe Erhöhung der Erwerbsloſenbeiträge und
Heran=
ziehung der Reſerven der Bank für Induſtrieobligationen vorſieht,
zu der zuverſichtlichen Hoffnung auf eine Einigung innerhalb der
Re=
gierung und der Koalitionsparteien Anlaß. So konnte man im
Vor=
mittagsverkehr eine ſreundliche Grundſtimmung erkennen, die ſpäter
noch durch eine Reihe anregender Momente verſtärkt wurde,
Freund=
liche Auslandsbörſen und vor allem die leichte Abnahme der
Arbeits=
loſenziffern, die als Symptom eines kommenden Wirtſchaftsaufſchwungs
begrüßt wurde, boten einen Stimulus. Nach einer vielbeachteten
Mel=
dung aus New York lag an der heutigen Börfe 12=Monatsgeld ſeit
mehreren Jahren erſtmalig wieder mit 5 Prozent angeboten, was auf
eine weitere Erleichterung des internationalen Geldmarktes hoffen
läßt. Da man für Elektrowerte, Farben und einige andere
Spezial=
vaviere Schweizer und ſüddeutſches Intereſſe beobachten konnte,
er=
gaben ſich zur Eröffnung vielfach Gewinne bis zu 1½ Prozent.
Be=
merkenswert feſt tendierten in Nachwirkung der guten
Februarabſatz=
ziffern am Kalimarkt Salzdetfurth und Kali Aſchersleben mit plus
23½ bzw. 2½ Prozent. Im Verlaufe konnte ſich die freundliche
Stim=
mung erhalten und es kam unter Führung von Kali= und Spritwerten
zu allgemeinen Beſſerungen um zirka 1 Prozent. Spezialwerte zogen
bis zu 2 Prozent an. Das Geſchäft hielt ſich jedoch weiter in engen
Grenzen und es traten dann kleine Schwankungen auf.
Neueſte Nachrichten
Produkkenberichte.
Nach dem Bericht der Reichsanſtalt vom 24. Februar bis 1. März
hat ſich die Ruhe des winterlichen Arbeitsmarktes in der Berichtswoche
wveiter gelockert. Doch war die Frühjahrsbelebung noch immer nicht
ſtark genug, um die ungünſtigen Einflüſſe zu überwinden. Insgeſamt
haben die Zugänge von Arbeitsloſen die Abgänge leicht überſtiegen.
Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger in der
verſicherungs=
mäßigen Arbeitsloſenunterſtützung ſtieg um weitere 25000 auf
2 355 000 an. Die ſchwachen Antriebe, die der Arbeitsmarkt empfing,
ſind ausgeſprochen jahreszeitlicher Natur. Ueber ihre
Entwicklungs=
fähigkeit haben ſich die Beſorgniſſe vermehrt. Andere Faktoren der
Entſpannung fehlen gänzlich. Die Zurückhaltung der Wirtſchaft wird
anſcheinend noch übertroffen durch die Reſerve, die ſich die öffentlichen
Verbände in der Auftragserteilung auferlegen. Unter dem Ernſt der
Lage erſcheint nichts dringlicher, als daß ſich ein einheitlicher Wille
zur ſchnellen Herausgabe der verfügbaren Arbeit fände.
Frankfurter Produktenbericht vom 5. März. Die Nachrichten,
wo=
nach das Reichsernährungsminiſterium neue Vorſchläge zur Hebung
des Getreidepreisniveaus vornehmen will, riefen zu Beginn der
heu=
tigen Produktenbörſe eine größere Unſicherheit hervor. Die
Händler=
ſchaft verhielt ſich wiederum äußerſt reſerviert und legte eine große
Luſtloſigkeit an den Tag. Die Preisveränderungen waren ſehr
mini=
mal. Während Weizenmehle etwas niedriger waren, konnte Kleie
weiter leicht anziehen. Weizen 25,75—25,85, Roggen 17, Gerſte 17,50,
Hafer inl. 15,50—15,75, Mais 15,25, ſüdd. und niederrhein. Weizenmehl
38—38,75, Roggenmehl 24,75—26, Weizenkleie und Roggenkleie 8,35.
Die Berliver Metallnotierungen vom 5. März 1930 ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer auf 170.50 RM., Originalhüttenaluminium 190,
des=
gleichen 194 Reinnickel 350, Antimon Regulus 59—62, Feinſilber
55 bis 57 RM.
ſor
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der Meſſeverkehr hält unvermindert an. In faſt allen Branchen
herrſchte eine zuverſichtliche Stimmung, da die bereits erteilten
Auf=
träge den meiſten Induſtrien Beſchäftigung, wenigſtens für die nächſte
Zeit, ſichern. Auch auf der Textilmeſſe, wo es anfangs etwas flau
ausſah, iſt es, wie ſich jetzt herausſtellt, ſchon am Sonntag vielfach zu
recht anſehnlichen Abſchlüſſen gekommen, da belgiſche und franzöſiſche
Einkäufer und Wavenhäuſer größere Aufträge erteilt haben. Recht gut
abgeſchnitten haben Gardinen; auch bemalte Samtkiſſen ſind trotz des
großen Angebots vom In= und vom Auslande gekauft worden. Viel
kommt ſtets darauf an, ob der Ausſteller ſeine Ware wirkſam zur
Gel=
tung zu bringen vermochte und ſich ſelbſt zu rühren verſteht.
Ver=
hältnismäßig gute Abſchlüſſe ſind in preiswerter Mittelware in der
Beleuchtungsinduſtrie zu verzeichnen, und zwar ſowohl aus dem
In=
wie aus dem Auslande. Die Papierinduſtrie berichtet von andauernd
großem Intereſſe. In Kriſtallwaren liegt offenbar ein Ueberangebot
vor, das die Preiſe ungünſtig beeinflußt. — Auf der Techniſchen Meſſe
ſind in dem Hauſe Elektrotechnik größere Abſchlüſſe zuſtande gekommen,
ebenſo auf der Baumeſſe, wo neuartige und praktiſche
Hilfsvorrichtun=
gen der Bautechnik gut gekauft werden. Beſonders erweiſen ſich die
Gießereianlagen für Beton als recht abſatzfähiger Artikel. Da das
gute Intereſſe, beſonders des Auslandes, in allen Branchen
offenſicht=
lich weiter anzuhalten ſcheint, ſcheint das Meſſegeſchäft die allgemein
nicht ſehr hoch geſpannten Erwartungen der Ausſteller rechtfertigen zu
wollen. Geklagt wird eigentlich nur da, wo entweder großes
Ueber=
angebot vorliegt, oder wo man von der Meſſe mehr verlangt, als ſie
leiſten kann. Charakteriſtiſch für das Vertrauen auf die Leipziger
Meſſe iſt es, daß im Textilmeſſehaus ſchon vom Dienstag ab viele
dem=
nächſt ablaufende Verträge verlängert worden ſind, um ſich die bisherigen
Plätze zu ſichern.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 5. März:
Getreide. Weizen: März 106½, Mai 111½, Juli 109,
Sep=
tember 111½; Mais: März 825, Mai 86½, Juli 88½,
Septem=
ber 88½; Hafer: März 42½8, Mai 43½, Juli 43½, September
43½; Roggen: März 73, Mai 71½, Juli 73½, September 74½,
Fleiſch. Rippen —: Speck 13,75; leichte Schweine 10,40 bis
11,25, ſchwere Schweine 9,85 bis 10,65; Schweinezufuhren:
Chi=
cago 15 000, im Weſten 97 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 5. März:
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 129½, Hartwinter n.
Ernte 110½; Mais 95½: Mehl 5,60—5,90; Getreidefracht: nach
England 1,6 bis 2,3 Schilling, nach dem Kontinent 8 bis 9 Cents.
Kakao. Tendenz: willig; Umſätze: 165; Loko: 8½; März
8,33, April 8,45, Mai 8,57, Juni 8,72, Juli 8,86, Auguſt —
September 9,19, Oktober 9,17, November —, Dezember 9,16.
Die Berliner Metalltermine vom 5. März 1930 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar und Februar 131.75 (132), März 132.25 (132.50),
April 131.75 (132.50), Mai 131.50 (132), Juni, Juli, Auguſt und
Sep=
tember 131.75 (132.25), Oktober 131.75 (131.75), November und
Dezem=
ber 131.75 (132). Tendenz: ſchwächer. — Für Blei: Januar und
Februar 39.25 (39.75), März 38.50 (39), April 38 (39.50), Mai 38.25
(38.75), Juni und Juli 38.75 (39), Auguſt 38.75 (39.25), September,
Oktober, November und Dezember 39 (39.50). Tendenz: ſtetig. — Für
Zink: Januar 39 (39.50), Februar 39 (40), März 35.50 (36.75), April
35.75 (37.25), Mai 36 (37.75), Juni 36.50 (37.75), Juli 36.75 (38), Auguſt
37.50 (38.50), September 38 (39), Oktober 38 (39.50), November 38.50
(39.50), Dezember 38.75 (39.75). Tendenz; ruhig. — Die erſten Zahlen
bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
*
Die Norddeutſche Lloyd A.=G., Bremen, beruft auf den 25. März
eine ordentliche Hauptverſammlung ein. Auf der Tagesordnung ſteht
u. c. Beſchlußfaſſung über den Umtauſch der über weniger als je 1000
RM. lautenden Vorzugsaktien in Stücke über je 1000 RM., ferner
Aenderung des § 22 der Satzung dahin, daß je 100 RM. einer
Stamm=
aktie eine Stimme und je 100 RM. einer Vorzugsaktie acht Stimmen
gewähren.
Im Monat Januar 1930 wurden im Landesfinanzamtsbezirk Kaſſel
8106 Doppelzentner Zucker in den freien Verkehr überführt, welche rund
85 000 RM. Zuckerſteuer erbrachten.
Die Naſſauiſche Landesbank beantragt für 5 Mill. GM. 8prozentige
Goldhypothekenpfandbriefe R 1 der Badiſchen Kommunalen
Landes=
bank (Girozentrale) die Zulaſſung zur Frankfurter Börſe. Die
Pfand=
briefe ſind unkündbar bis 1. Oktober 1934 und rückzahlbar zu 100 Proz.
Die Preſſemeldungen, daß die Unterzeichnung des deutſch=
pol=
niſchen Handelsvertrages am nächſten Freitag erfolgen werde, wird
von zuſtändiger Stelle für unrichtig erklärt. Die Verhandlungen
ſtün=
den allerdings dicht vor dem Abſchluß. Eine Unterzeichnung am
Freitag ſei aber noch nicht zu erwarten.
Nach den Angaben des Arbeitsamtes hat die engliſche
Arbeits=
loſenziffer eine weitere erhebliche Steigerung erfahren. Für die mit
dem 24. Februar ſchließende Woche wird die Zahl der Erwerbsloſen
mit 1539 300 angegeben, was eine Zunahme von 15 359 gegenüber der
Vorwoche bedeutet.
In der außerordentlichen Hauptverſammlung der Société Centrale
pour I Induſtrie él ectrique erklärte die Verwaltung, die Ergebniſſe
der erſten Hälfte des Geſchäftsjahres 1929/30 würden erlauben, eine
bedeutend höhere Dividende auszuſchütten, als zuletzt bei der alten
Sofina gezahlt worden ſei, obgleich das dividendenberechtigte Kapital
jetzt größer ſei. Auch bei der Chade dürfte mit einer
Dividenden=
erhöhung gerechnet werden.
Der Direktor der Société Fonciere et Induſtrielle Blois, Imbault,
iſt wegen Betruges verhaftet worden. Die Geſellſchaft hatte letzthin
für 6 Millionen Franken Obligationen ausgegeben. In den Kaſſen
fand man kaum 10000 Franken. Außerdem wurden von der
Geſell=
ſchaft falſche Angaben über ihre Vermögenslage gemacht.
In der japaniſchen Textilinduſtrie droht eine Kriſe auszubrechen,
da die Textilunternehmungen beabſichtigen, in allernächſter Zeit wegen
Abſatzmangels an den Auslandsmärkten 800 000 Arbeiter zu entlaſſen.
Die Regierung wird ſich am Mittwoch mit dieſer Angelegenheit
be=
ſchäftigen und die nötigen Maßnahmen treffen, um eine Stillegung der
Betriebe zu verhüten.
Berliner Kursbericht
vom 5. März 1930
Deviſenmarkt
vom 5. März 1930
R H
Danatbank
Deutſche Ban1u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Naf
235.25
147.75
149.—
105.25
145.75
107.—
164.75
156.375
201.—
67.50
147.75
172.—
102.50
Clektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſenk. Bergw.
Geſ. f. elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmenn
Kali Aſchersleben
Klöanerwerte
Köln=Neueſſ. Bgw
Ludw. Loewe
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kolsw.
Orenſtein & Koppell
Vee
165 —
138.—
72.—
134.50
111.—
95.—
210.50
104.50
108.25
172.—
106.25
104.50
85.625
101.—
73.—
Mee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Wer 10
Lindes Eismaſch.
Herm. Pvege
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werke
Vee
360.—
158.—
158.—
96.—
215.—
72.50
35.50
67.125
114.—
90.—
168.—
17.75
65.25
43.—-
Heiſingfors
Wien
Prag
Budapei
Sofia
Holland
Cslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New Yor
Belgien
n
Italien
Paris
Ri
100 finn. Mk.
100 Schillin
00 Tſch. Kr
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
2-Stg.
Pap. Peit
Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Franc=
Beld=
10.526
58.94
12.40
73.16
3.027
167.80
Brie
10.546
*.(33
168. 14
11n.97 112.10
112.01 112.23
112.30 112.5:
20.344 20.38
1.578 1.581
1.1865 4. 1945/1ruguag
5e.31 58.43 1Jsland
1.93 21.97
16.365 1e.40*
Schweiz
59.06 Spanien
12.42 Danzig
73.30 Japan
Rio de Janetro
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Konſtan inrpellt türk. 2
Kairo
Kanada
Tallinn C
Riga
Frankfurter Kursbericht vom 5. März 1930.
7% Dtſche.
Reichs=
anleihe v. 1929
6% Dtſche.
Reichs=
anleihe v. 192
6% Baden
Frei=
ſtaat von 1927
8% Bay.
Staats=
anleihe v. 1929
6% Bah.
Staats=
anleihe v. 1927
8% Heſſen Volks
ſtaat von 1928.
8% Heſſen
Volfs=
ſtaat von 1929.
6% Preuß.
Staats=
anleihe von1928
8% Sachſen
Frei=
ſtagt von 192c
6% Sachſen
Frei=
ſtaat von 1927.
7% Thüringer
Frei=
ſtaat von 1927
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + /
Ablöſungsanleih.
Dtſche. Anl
Ablö=
ſungsſch. (Neub.;
Dtſche. Schutzge
bietsanleihe.
80 Bad.=Bad. v. 2(
6% Berlin v. 24
8% Darmſt. v. 26
80
. v. 28
7% Frif. a. M. v. 24
8% Mainz v. 26.
80 Mannh. v. 26
8% Nürnberg v. 20
82 Heſſ. Landesb!.
Goldpfbr. . . .
8% Heſſ. Landesbk.
Goldoblig.
4½½Heſſ. Lds. Hyp
Bf.=Liqu. Pfbr
8% Preuß. Lds.,
Pfb. Anſt. Goldpf
8% Preuß. Lds.=
Pfb. Anſt. Goldobl.
8% Darmſt. Komm
Ldbsf. Goldobl.
8
%KaſſelerLandes=
kredit Goldpfbr.
8% Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr.
4½% Naſſ. Ldsbk.
Liquid.-Oblig.
Dt. Komm. Sam.=Ablöſ.=Anl.
* Ausl. Ser. I
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
Ausloſ. Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Hhp.-B!
4½0 Liqu. Pſbr.
8% Frkf. Hyp.Bt
4:/.% Lia Pfbr
8% Vfbrbon
41/.%-: Lig. Pfb
8‟, Mein Hnp.B1
4½ Lig.-Pfdbr.
8%0 Pfäl; bnp.Bk.
4½% „Liqu. Pfbr.
87 841,
82
84 96.5 96.5 93.25 88 80 97 95 94.5 94.5 94 94 95 95 95 25 78 78.5 50.5 48.5 R 66 17.5 96.5
82
96
82.5
96
85.25
96
85.1
96.5
81.75 86.5
81
96.5
96.5
83.45
86.5
831,
96.5
83.5
3% Prß. Bodcr.=Bk.
4½% „Liqu. Pfbr.
3% Prß. Ctrl. Bod.=
Cred.=Bank.
4½% Prß. Ct. Bod.=
Cred. Bk. Lig. Pf.
8%Rhein. Hyp.=Bt.
41/, %n Lig- Pfdbr.
8% Rhein.=Weſtf.,
Bd. Credit ..."
8% Südd. Bod.:
Cred.=Bank.."
4½ % Südd. Bod.
Cr.=Bk. Lig. Pf.
8% Württ. Hyp.=B
6%0 Daimler Benz
von 27..
8% Deutſche Linol.
Werke v. 26..
7% Deutſche
Linol=
werke v. 26...
8 % Klöckner=Werke
Berlin v. 26.
70 Maintrw. v. 26
7% Mitteld.
Stahl=
werke v. 27.
8% Salzmann u. Col
v. 26.
7% Ver. Stahlw.
v. 26
8% Voigt & Häffner
v. 26..
J. G. Farben Bondsl
v. 28 ...
% Bosn. L. E. B.v.
1914.
5% Bosn. 2. Inveſt.
von 1914 ..
4½% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½
4%0 Türk. Admin.
„ 1. Bagd
49
Zollanl.
½% Ungarn 1913
4½%
1914
Goldr.
1910
Aßtien
Alg. Kunſtzijd. Unie
AEG. Stamm
AndregeNoris Bahn
Baſt Nürnberg
Bemberg J. P..
Bergm. El. Werte.
BrownBoverickCie.
Brüning E Sohn.
Buderus Eiſen ..
Cement Heidelbergl
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſell
Chem. Werte Albert
Chade
Contin. Gummiw.
„ Linoleum"
Daimler=Benz
Dt. Atl.=Telear.
„ Eiſenh. Berlin
Erdöl ...."
5. 2.
95
5 3
96.5
83
96.5 97
96.5
83.8
96.5
81.55
Dt. Gold= u. Silb.
ſcheide=Anſtalt
Linolwerk Berl
Dyckerhoff u. Wid
mann
Eichbaum=Werger
94.5
97.5
94.5
97.5
Liefer.=Ge
Eſchw. Bergwerk
81.25
96
80.75
97
Ettling. Spinnere
Farbenindſtr. J. G.
69
70
Felt. & Guilleaum
Frkft. Gas".
„ Hof......
Geiling & Cie..
88.5
93.5
85
83.5
Gee r eſts Un
ternehmungen.
Goldſchmidt Th. ..
Grün & Bilfinger
88.5
85
86‟-
93
84
85
84‟.
92
Hammerſen (Osn.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer..
Hochtief Eſſen".
Holzmann, Phil.
101.75 100.
IlſeBergb. Stamm
26
29.8
110.5
169
118
190
48.5
347
152
258
126.5
141.5
185‟
47.5
148
249
73.75
108
39
Junghans Stamm
Kalt Aſchers eben
„ Chemie .. . .
„ Salzdetfurth
„ Weſteregeln
Kammgarnſpinn.
Karſtadt. R....
Klein. Schanzt.. .
Kiöcknerwerke ..
Daymeyer & Co..
Lech, Augsburg ..
Löwenhr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Maintr.=W. Höchſt
Mainz. Akt=Braur
Mannesm Röhren
Mansfeld. Berab.
Metallgeſ. Frankft 8
Miag. Mühlenbau
MontecatiniMaild
Motorenſb. Darmſt
Deutz.
Oberur
Nicolan bofhr
Nürnbg. Brauhaus
Oberbedarf.
Otavi Minen ..
Phönix Bergbau
Reiniger Gebb.
Rh. Braunkohlen.
„. Elektr. Stamm
„ Stahlwerke
Riebeck Montan
Roeder Gb. Darmſt
Rütgerswerke ...
11 — 31.5
— 12 169.5 6 78.5 7½ — 115 5 62 27.5 8 141.5 10 177.5 3 55.25 12 166 129 8 10 165 105 82.5 118 88 98.5 84 10 249 10 136 46.25 10 220 163 15 10 221 12 133 116.25 109 12 173 15 258 6 59 107.25 13 111 114.25 10 182 50.5 10 115 175 12 82.25 1S. 61.5 6½ 106 10 147.5 8 120.5 7.20 10 119.25 6 81
147
243
95.5
162
206
32
210
164.75
81.25
29.5
44.75
112
81.5
115
88.5
95.1
82.25
Sacht leben A.-G.
Salzwk. Heilbronn
Schöfferhof-Bind.,
Schramm Lackfbr.
Schriftg. Stempel
Schuckert Elektr.
Schwarz Storchen
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Strohſtoff. Ver.
Südd. Immobilien
„ Zucker=AG
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau.
Thür. Lief.=Geſ..
Tucher, Brauere:
Unterfr. Krs.=
Elet=
tr.=Verſ.
Veitlwerke..
Ver. f. Chem. Ind.
Frankfurt
Laurahütte.
„ Stahlwerke.
„ Ultramarin. .
„„ Zellſt. Berlin
Vogtländ. Maſch..
Voigt &. Haeffner
Wayß & Freytag.
Wegelin Rußfabril
Sellſt. Aſchaffenbe.
„ Memel ..."
„ Waldhof.
248
129
14
130
117
107
104.5
107
130
Allg. Dt. Creditanſt,
Badiſche Bank....
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein
Berl. Handelsgeſ.
„ Hypothekenbk
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
DeutſcheBk. u. Disc.
Dt. Eff.=u.
Wechſel=
bant
Dresdener Bank.
Frankf. Bk.
„ Gyp.=Bk..
„ Pfdbr.=Bk.
Gotha. Grundfr. B.
Mein. Hyp.=Ban!
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=Ant.
Rhein Hyp.=Ban
Südd. Bod.=Cr. Bf.
Wiener Bankverein
Wttbg. Notenban!
50
70.5
115
175
A=G. (. Verkehrsw
Allg. Localb. und
Kraftw..
7% Dt. Reichsbahn=
Vorzge. ..
Hapag
Nordd. Lloyd.
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Ge
101.75
113
Alllanz u. Stuttg.
Berſicherung
dto. Verein Verſ.
Frkft. Alla. Verſ.=G
Rückverſich.
Frankona Rück= u
Mitv.
Mannh. Verſich
10
15 225
112
155. 25
104
140
139
120
1.35.5
140
310
153
148
12.25
150.2:
28.75
91.5
107.75 1104.25
110
148
101
142
139.5
119.75
132.75
29.8
140
2881.
153
144.5
150.25
108.5
114.5
12
12½
202
145
232
198
Nummer 65
Donnerstag, den 6. März 1930
Seite 13
Märker afß dr Tou.
Roman von Hans Schulze.
Nachdruck verboten.
Ein ſeltſamer Führer hockte über dem Steuerrad.
Unter der Lederkappe grinſte ein knöcherner Totenſchädel mit
gefletſchten Zähnen höhniſch zu ihm herüber.
Mit einem heiſeren Schrei ſchlug er die Hände erſchauernd
vor das Geſicht; eine furchtbare Erinnerung war plötzlich in ihm
aufgeſprungen.
Wie ein wildegewordenes Pferd bäumte ſich das ſteuerloſe
Auto mit den Vorderrädern ſteil in die Höhe.
Staub ſtob nach rechts und links.
Ein Krachen und Scklittern, ein ſchmetterndes Praſſeln.
Dann Totenſtille.
In tauſend Trümmern lag der Wagen quer über dem
Straßendamm.
VIII.
Die Mordkommiſſion war ſchon in den frühen
Morgenſtun=
den zur Villa Karr herausgekommen, nachdem der
Kammer=
diener Franz, der ſeinen Herrn als Erſter tot im Schlafzimmer
ritfgefunden hatte in höchſter Erregung unverzüglich das
Polizei=
revier in Wannſee alarmiert hatte.
Die Leiche Karrs war ſofort amtsärztlich unterſucht und
ebenſo wie der ganze Tatort photographiſch aufgenommen worden.
Der Tod war offenbar durch einen aus nächſter Nähe
ab=
gegebenen Bruſtſchuß erfolgt und zweifellos auf der Stelle
ein=
getreten; bei der Obduktion ergab ſich, daß das Herz durch die
Sprengwirkung des Nachſchuſſes vollkommen
auseinander=
geriſſen war.
Die Kriminalpolizei konſtruierte nach den erſten Erhebungen
den mutmaßlichen Tatvorgaug dahin, daß ein zu dem offenen
Schlafzimmerfenſter eingeſtiegener Einbrecher wahrſcheinlich
hinter dem Fenſtervorhang verſteckt geweſen ſei und im Augenblick
ſeiner Eutdeckung auf dem ziemlich engen Raum zwiſchen
Fen=
ſter und Bett im unmittelbaren Einandergegenüberſtehen auf
Karr gefeuert habe.
Eine Fußſpur im Park, die ſorgfältig in einem Gipsausguß
aufgenommen wurde, Beſchädigungen an der Hausmauer und am
Weinſpalier und deutliche Fingerabdrücke auf dem Fenſterſims
gaben einen einwandfreien Hinweis auf den Weg, den der Täter
genommen haben mußte.
Eine Beraubung des Ueberfallenen hatte anſcheinend nicht
ſtattgefunden, wenigſtens wurde die ſehr wertvolle Platinuhr und
eine Brieftaſche mit einem bedeutenden Barbetrag noch bei der
Leiche vorgefunden; offenbar war der Einbrecher durch einen
bisher noch unaufgeklärten Umſtand vorzeitig verſcheucht
wor=
den, da der Knall des Schuſſes in der Stille der Nacht weithin
vernehmbar geweſen ſein mußte.
Die weiblichen Dienſtboten, die im Souterrain des
gegen=
überliegenden Gebäudeflügels untergebracht waren, vermochten
hierzu allerdings nichts von Belang auszuſagen; auch der noch
ganz verſtörte alte Franz, der allein mit dem Ehepaar Karr in
der gleichen Etage ſchlief, wollte von einem Schuß nichts gehört
haben.
Seine eingehende Verwehmung ergab jedoch einen ziemlich
ſicheren Anhalt für den wahrſcheinlichen Zeitpunkt des
Ver=
brechens, das nach ſeiner Auffaſſung nur während der Dauer
ſeiner Abweſenheit etwa zwiſchen ein und zwei Uhr nachts
ge=
ſchehen ſein konnte, als er auf Anordnung Karrs noch einen
Brief nach Schlachtenſee beſorgt und in der Wohnung des
Emp=
fängers erſt nach längerem Warten Einlaß gefunden habe.
Kinderwagen aller Artnur im Spezialgeschätt"
1. Donges & Wiest, Elisabethenstraße 25½. J
Die gnädige Frau ſei zur Zeit der Tat überhaupt nicht in
der Villa anweſend geweſen.
Sie habe nach der Rückkehr aus dem Theater mit ihrem
Gatten im Gartenſaal noch zu Nacht geſpeiſt und dann gegen
zwölf Uhr durch die große Eingangshalle, in der er noch mit
Aufräumungsarbeiten beſchäftigt geweſen ſei, in großer Eile das
Haus verlaſſen.
Sie habe dabei im Vorübergehen bemerkt, daß ſie über den
Zuſtand ihrer kranken Mutter ſoeben eine bedrohliche
Telephon=
nachricht erhalten habe und, wie dies ſchon manchmal geſchehen,
mit einem Wagen vom nahen Autoſtand am Haus am See nach
Zehlendorf hinübergefahren werde.
Der Unterſuchungsrichter nahm bei dieſer Sachlage von einem
Verhör der jungen Witwe, die vorläufig in der Wohnung ihrer
Mutter verblieben war, bis auf weiteres Abſtand, zumal ein
Zeugnis des Hausarztes ihre angebliche Vernehmungsunfähigkeit
infolge eines völligen Nervenzuſammenbruchs beſcheinigte.
Die Affäre Karr, die ein Spätabendblatt noch am gleichen
Tage mit allerlei ſenſationellem Aufputz kommentiert hatte,
ſchrumpfte unter der nüchternen kriminaliſtiſchen Betrachtung
zu einem einfachen Mordüberfall zuſammen, der nur durch die
Perſönlichkeit des Ermordeten ein beſonderes Gepräge erhielt.
Als mutmaßlicher Täter kam nach den behördlichen
Preſſe=
informationen ein Einbrecher in Betracht, der erſt vor kurzem in
einem andren weſtlichen Vorort eine nächtliche Beraubung gauz
ähnlichen Stils verſucht hatte und über den ſeinerzeit eine
ziem=
lich genaue Perſonalbeſchreibung zu den polizeilichen Akten
ge=
geben worden war.
Die Beiſetzung Karrs erfolgte auf einen teſtamentariſch
nie=
dergelegten Wunſch des Verſtorbenen in aller Stille und mit
größter Schlichtheit.
Trotzdem hatten es ſich die Reichs= und Staatsbehörden nicht
nehmen laſſen, bei ſeiner feierlichen Einäſcherung im
Wilmers=
dorfer Krematorium durch beſondere Abordnungen vertreten zu
ſein, und die Unzahl pomphafter Kränze und ſpaltenlanger
Nach=
rufe in den Tageszeitungen ſämtlicher Parteirichtungen bewies,
welcher Wertſchätzung ſich der ſo jäh aus dem Leben Geſchiedene
in den weiteſten Kreiſen von Induſtrie und Handel erfreut hatte.
Die gerichtliche Unterſuchung war unterdes mit höchſtem
Nach=
druck betrieben und der ganze umfangreiche Apparat des
Fahn=
dungsdienſtes ſofort nach allen Richtungen der Windroſe in
Be=
wegung geſetzt worden.
Sämtliche bedeutenderen Polizeiſtationen des In= und
Aus=
landes hatten auf funkentelegraphiſchem Wege das Signalement
des geſuchten Verbrechers erhalten.
Ein überaus ſcharfer Grenzüberwachungsdienſt war
ein=
gerichtet worden, und die von der Staatsanwaltſchaft
ausge=
ſchriebene beträchtliche Belohnung, die von der Geſchäftsleitung
der Karrwerke privatim noch um den dreifachen Betrag erhöht
worden war, ſpornte das große Publikum in ſolchem Umfange
zu freiwilliger Mitarbeit an, daß die Nachrichtenabteilung des
Polizeipräſidiums die Ueberfülle der täglich maſſenhaft
ein=
laufenden namentlichen Anzeigen und anonymen Denunziationen
kaum zu bewältigen vermochte.
Die Leitung der Vorunterſuchung lag in den bewährten
Händen des Unterſuchungsrichters Dr. Rottmann, eines in
Ver=
brecherkreiſen überaus gefürchteten Kriminaliſten, dem die
Juris=
prudenz eine Reihe wertvoller Arbeiten zur Pſychologie der
Zeugenausſagen verdankte und der mit einem bedeutenden
Fach=
wiſſen ein kühl=abwägendes, ſcharf=kritiſches Urteil und eine
rück=
ſichtlos durchgreifende Energie vereinte.
Ungefähr eine Woche war ſeit der Beiſetzung Karrs ins Land
gegangen, als der Juſtizwachtmeiſter vom Dienſt Herrn Dr.
Rott=
mann eines Spätnachmittags die Karte eines Herrn v. Rybinſki
überbrachte, der den Herrn Unterſuchungsrichter in einer ſehr
dringenden Angelegenheit unbedingt noch einmal zu ſprechen
wünſchte.
(Fortſetzung folgt.)
W O
O
K
Tüchtige
Mielewerke A. G.
Gütersloh /Westfalen
Zu beziehen durch die Fahrradhandlungen.
1Bar0 ane Hassichangsraan Bärmrstadt
gegenüber dem Hauptbahnhof
1513
„Bechſtein”.lJunge Frau, 30 J.
Hang wie neu, ohne Anhang, ſucht
Stellung als
Haus=
billigſt.
hälterin oder Wirt=
Piano=Berg,
beidelbergerſtr. 88, ſchaftsköchin hier od./ Oelſe
geſucht.
Telef. 126. (B.3788 auswarts. Angebote
unter E. 61 an die Guſtav Heeb. Debus, Nied.=Ram=
Geſchäftsſtelle. E/Wienerſtr. 83. (*
Sahrrager 5g. Frau ſucht ſtds/Kräft, fleiß, ehrl.
Größte Auswahl. weiſe od. Halbtags=
Billigſte Preiſe. Beſchäftigung. Ang. Mädchen
u. E. 71 Geſchſt. (* nicht unter 18 Jah=
Gütting,
ren, für 1. April ge=
Schuchardſtraße 10. Jung. Mädch. ſucht
(3641a)
Stelle bis nach dem ſucht Alice=Hoſpital
Dieburgerſtraße 21
Spül. Magdalenen=
Im Montag, d. 10.ſtraße 21, Vdh. I. I. *Darmſtadt. (3790a
März 1930, vorm
Braves, fleißiges
19 Uhr, werden die MANMLIER
gegenüber der Eil=
Mädchen
gutabfertigung auf
Tüchtiger geſ. Zelder, Heidel=
BahnhofDarmſtadt=
bergerſtr. 124, II.
Haupt lagernden Herren=Fkiſeur
(3801)
Brennholzſchwellen
ſucht Stelle. Stadt
öffentl. verſteigert, bevorzugt. Ang.
Bahnmeiſterei 55
E. 76 a. d. Geſch. C
Darmſtadt Hptbhf.
(f7.3777)
Bankbeamker
Kf
WEIBLICH
Friſeuſe
lerſte Kraft) ſucht
Dauerſtellung ab 1.
April. Angeb. unt.
E. 77 a. d. Geſch. (*
Tücht., ordtl.
Mäd=
chen vom Lande, w
ſchon gedient, ſucht
Stelle v. 15. März
H. Magdalenenſtr.
Nr. 6.pt., Lel. 2069. (*
Tücht. Alleinmädch.
mit beſten Zeugn.,
welch, kochen kann.
ſucht Stellung bis
5. 3. oder 1. 4. in
nur gut. Hauſe
Alng. u. E. 82 Gſch.
übernimmt d.
Bei=
ſchreiben von
Ge=
ſchäftsbüchern jeder
Art von abends 7
Uhr ab. Offert. u.
B. 94 Geſch (3531b
Für unsere umfangreichen
Abteilungen
Kleiderstoffe
Seidenstoffe
suchen wir durchaus
branche-
kundige, tüchtige
Verkäuferinnen
zum Eintritt nach Ubereinkuntt.
Ausführliche Angebote mit
Zeug-
nisabschritten, Lichtbild und
Ge-
haltsansprüchen an (3781
Schwarzhaupt
Julius Spitz
Regensburg
Tüchtige jüngere Kontoriſtin
mit Kenntnis in Maſchinenſchreiben und
Buchführung zum 1. April geſucht. (3817
Südweſtdeutſche Mclkereizentrale, e. G.m. b. H.
Darmſtadt, Mühlſtraße 48.
Geſucht für kl. herrſchaftl. Villenhaushalt
(3 Erw.) nach Homburg, Herbſt
Wies=
baden, perfektes,
um=
ſichtiges, evang. Hausmädchen
Alter 23—30 Jahre; ſaubere, in der feiner.
Küche ſelb=
Alter 28—25 J.
ſtänd, evg. Köchin, Große Wäſche
außer Hauſe. Diener, Hilfe und Büglerin!
vorh. Lohn netto 60 und 80 ℳ bei freier
Hauskleid. Ang. mit Zeugn. und Bild an
Fräulein Meta Schmitz
Bad Homburg b. d. 6, Hölderlinweg 2
Sol., brav Mädchen,
welches ſchon in
Stel=
lung war, per 15 ds.
Mts. geſucht.
Vor=
zuſtellen Bleichſtraße
Nr. 22, part.
Jung. tücht. Mädch.
tagsüber geſucht.
ſtädterſtraße 57a. (*
Zwei Dienſtmädchen
vom Lande f. Küche
und Haushalt zum
15. März geſucht.
Gute Behandlung
wird zugeſichert. (*
Reſtaur. Perkeo”
Alexanderſtraße 12
Einf. ruh. Mädchen
vom Lande für alle
Hausarbeit, nicht u.
20 Jahren, per 15.
März geſucht. Näh.
Karlſtr. 53, pt.
40 Jahre, Autogen,
Führerſchein 3b,
ſucht Stelle a.
Haus=
meiſter od. ähnlich.
Poſten. Kaution k.
geſtellt werd. Ang.
u. E. 66 Geſchſt. (
MEIBUIKM
Tüchtiges
vervierfraulei
geſ. Langgaſſe
Guteingeführte
Lebensversicherungsanstalt
hat ihre
Beuirksdirektion für Hessen-Darmstadt
mit Sitz in Darmstadt neu zu besetzen.
Büro und umfangreicher Bestand ist
vor-
handen. Sämtliche Unkosten trägt die
Ge-
sellschatt. Handschrittliche Angebote mit
Lebenslaut und Ertolgangaben von nur
Fachleuten, insbesondere von ertolgreichen
und energischen Inspektoren, die sich selb.
ständig machen wollen, unter M. 0. 3984
an Rudolf Mosse, München. (I Mch 3774
Strengsie Diskrelion wird zugesichert. 8
Zuverläſſig, tüchtig.
mit gut. Zeugn. v.
ſofork geſuchk.
Vorzuſtell. bei Neu,
Ludwigsplatz 9.
(3827)
er
Herr geſucht
zum Verkauf von
Zigarren an Wirte
und Private.
H. Jürgenſen &. Co.
Hamburg 22.
(II. Hbg.3776)
Junger Hausburſche
ſofort geſucht.
Roßmann
Inſelſtraße 29.
Um alle Fleischspeisen
schmackhaft zu machen ..
Viele Speisen, wie Schnitzel, Kotelett, Beefstcak, Bratwurst usw., geben
wenig Soße. Werden diese Gerichte mit Knorr Bratensoße gereicht, so
wird die Hausfrau bei Tisch nicht den Vorwurf hören: „Das Essen
schmeckt so trocken.” — Knorr Bratensoße ist mühelos in wenigen
Minuten zuzubereiten und kann niemals mißlingen. Ihr feiner, würziger
Geschmack paßt sich der Eigenart jeder Fleischspeise an.
1 Würfel gibt so viel
Soße
wie 2 Pfund Braten.
I. St. 3020)
Bratenso).
1 Würfel — 1/,1 — 15 Pfennig
Inſpektoren
v. groß
Lebensver=
ſich.=A. G. für Freiſt.
Heſſen, Reg.=Bezirk
Wiesbaden u. Krs
Wetzlar geſucht.
Direktionsvertrag.
feſt. Gehalt. Proviſ
u. Speſ. Bew. mit
Lebenslauf, Zeugn.=
Abſchr. u.
Erfolgs=
nachweiſ. u. E. 85
a. d. Geſchäftsſt. (
Kaufm. Lehrling
mit gut. Schulbild.
u. leichter
Auffaſ=
ſungsgabe aus gut.
Hauſe f. Oſtern geſ.
Ludw. Horſt,
Kolo=
nialw.=Großhandlg.,
Pfungſtadt (Heſſen).
(3783)
Große Verſicherungsgeſellſchaft
hat in der hieſigen Stadr einen größeren
Beſtand haupt= oder nebenberuflich zu
vergeben. Herren, welche Intereſſe an
dem weiteren Ausbau dieſes Beſtandes
haben und kleine Kaution ſtellen können,
verden um ihre Adreſſe gebeten unter
E 80 an die Geſchäftsſtelle d. Bl. (3810
einen Lehrling
mit höherer Schulbildung
Persön-
liche Vorstellung bei
Müfler & Rühle
Buchhardlung / Elisabethenstraße 5
Gute Exiſtenz!
Altbeſtehendes Schuhgeſchäft
umſtände=
halber ſofort zu veikaufen. Erforderl.
Kapital Mk. 10000.—, auch für Dame
geeignet. Angeb. unt. E 52 an die
Ge=
ſchäftsſtelle ds. Blattes.
Zu günſtigſten Bedingungen
hat Direktion alter, leiſtungsfähiger
Lebensverſicherungs=A.=G.
General=Agentur
zu vergeben. Ohne Zwiſchenſtelle.
Ausführl. Angebote, möglichſt mit
Bid, unter U. 759 an die
Ge=
ſchäftsſtelle ds. Bl. erbeten. (1V.3695
Seite 14
Donnerstag, den 6. März 1930
Aus unseren großen
TD deIIO MDeNIOTA
STA
Bamenwäsche
Kunstseidene Unterkleider 995
Damen-Kretonne-Hemden
mit feiner Spitze durchgarniert .
Trägerform, mit Stickerei gut ver-
1 0.
Damen-Nachthemden
arbeitet . ...."
aus Croisé, mit Kragen und langem
Elegantes Taghemd
Arm, mit Veston garniert.
Trägerform, mit Valencienne-Spitze
und gestickten Pünktchen . . . ."
Damen-Nachthemden
95
95 aus feinem Wäschestoff. m. Kragen und
Damen-Nachtjacken
kurzem Arm, mit fein, Stickereiverarb. U
aus Croisé, solide Oualität und
Ver-
arbeitung . . . . .."
Elegante Nachthemden
Damen-Reformröcke
Trägerform, mit feiner Klöppel-Spitze 1900 mit breiter Bogenspitze garniert, in 290
hübschen Farben.
G
reich garniert . . . .
Kunstseidene Rockhemdhosen
mit keiner Spitze oben und unten A10
Elegante Hemdhosen
195
mit breiter Spitze hübsch garniert,
durcbgarniert . . ..."
in zarten Parben ...."
Leicht angestaubte Kinder-Wäsche
auf Extra-Tischen ausgelegt, sehr preiswert!
Lischuasche:
Bettwasche
Tischtücher
N dr. 110/150 cm, weis Drell, gute
V Gebrauchs-Oualität.
G
Tischtücher
Gr. 130/160cm,rein weißlamast,
50
in schönen Dessins
3
Lischtücher
Gr. 130/160 cm, Hableinen, in
15
hübschen Jacguard-Mustern U
Servietten,
weiß Drell, Größe 50/50 cm,
gute Strapazier-Oualität . . .UU"
Servietten
Halbleinen, Größe 60/60 cm, in
hübschen Drell-Mustern.
0o2
Kaffee-Gedeck
Halblein,weiß m.farbigerBorde, H90
Gr. 125/160 cm, m. 6 Servietten U
Die guten Weißwaren
Doppelte Breite
Einfache Breite
Kissen-Bezüge
aus kräftigem Kretonne, mit
Bogen
1.10,
Kissen-Bezüge
mit schönem Stickerei-Einsatz
verarbeitet
.. 1.95,
Parade-Kissen
an drei Seiten mit Stickerei und
Hohlsanm verziert ..
Kolter-Tücher
aus kräftigem Kretonne, mit
4 bübschen Bogen .. . . 450,
Kolter-Tücher
mit schönen Stickerei-Ecken
verarbeitet.
8.50,
Bettücher
aus kräftigem Haustuch, 225 cm
lang.
Bettücher
aus Haustuch, mit verstärkter
Uitte, 150/225 cm
W ä s chet u ch
80 cm br., unsere selbstausgerüsteten,
krättigen Oualitäten . . . 0.70, 0.58,
Ren forcé
38 Leibnäsche .... . 100, 078, U0P BlnmenUnstern . . . . 260, 1.95,
Bett-D am ast
130 cm breit, in hübschen Streifen-
Deseins .. . . . . . . 185, 135, 0U=
Bett-D amast
130 cm breit, in schönen, neuen V 10
Rein Mako-Damast
45
130 cm breit, unsere bervorragenden
Handtücher
Protierwäſche
80 cm breit, feinfädige Onalitäten,
Weißer Croisé
unsere gutgerauhten, kräftigen Stamm-
Oualitäten .. . . . . . 095, 0,68, Tu‟ Stamm-Qualitäten . . . . 3.40, 2.95, EI
H au stuch
R e 1 n M a k o
doppelbreit, kräftige Strapazier-Ouali-
80 cm br., unsere bewährten Fabrikate,
für feine Wäsche ... . 1.15, 098, UU‟ äten für Bettücher .. . 195, 1.45, V0
H a1 b Leinen,
M a k o-Imitat
doppelbreit, unsere bewährten, soliden / 20
80 cm breit. erstklassige, feinfädige
Wäsche-Oualitäten .. . . . 1.20, UU‟ Wäsche-Onalitäten . . . . 250, 1.95, 4.
Unsere erstklassigen
Bettuch-Halbleinen mit
verstärkter Mitte
. . 3.10, 0.90, 2.80,
Gläser-Tücher
rot und blau kariert, Größe
40/40 cm .„
Gläser-Tücher
rot kariert, gesäumt und
ge-
bändert, Größe 45/45 cm ..
Handtücher
weiß Gerstenkorn, mit roter"
Borde, Größe 45/100 cm . . .
Handtücher
Reinleinen, grau Drell. gesäumt
und gebändert, Größe 40/100 cm
Handtücher
Größe 45/100 cm, Halbleinen,
Jacquard, gesänmt u. gebändert
Frottier-Handtücher
½ mit hübschen, indanthrenfarbig.
4 Streiken.
Frottier-Handtücher
Größe 42/100 cm, weiß mit
roten Streifen ..."
Frottier-Handtücher
weiß mit indanthrenfarbiger
Borde ...
Kinder-Badetuch
Größe 100/100 cm, schöne
in-
danthrenfarbige Karos..
Bade-Tücher
Größe 100/150 cm, m. hübschen
Streiken
Serola=Fußbodenbeize
Doſe 655, ). Doſe 1.15. (B2726
Drogerie Secker Nachf., Ludwigshöhſtr 1.
Tapezierarbeiten
werden billig
erle=
digt. Angeb. unter
E. 64 a. d. Gſchſt. (
A-—2—2
1—4—
NAHEZU 9 MILLIONEN
SCF-ElER
sind im Jahre 1929 in unserer
ElER-SPEZIAL-ABTEILUNS
fachmännisch bearbeitet,
ge-
leuchtet und in unseren Filialen
verkauft worden.
Ein Beweis für die Güte unsererS8F-Eier!
Frische Hollinder
Magnet-Eier estra groß u. schwer
10 Stüek 1.30
Deutsche Frischeiert0stück 1.40
Frische Sied-Eier . . 10Stück 1.10
Sied-Eier 10 Stück 0.78, 0.98
Täglich friſch
Jahneschichtkäse
Arztlich empfohlen.
Friedrich Ewold
Untere Eliſabethenſtr. 46, nächſt Saalbauſtr.
A—2—
Darmstadt, Markt und Ernst-Ludwigsplatz
3184
Mergnde Meeen
Gekochter
zart u. mild
Sohinken „pfud 0.50„.0.58
SCHAPE
TaHdRABE
S‟, RückVergüfung
10 Rahalt
auf
Kinderwagen
Hüiergrödle Auswahl !
nur bei B. Orio, Karlstr. 14/16
we
Bin unter Nummer
A66T
an das Fernsprechnetz
an-
geschlossen. (3808
Hübners Schuhbesohlung
Maihildenplatz 10 Harlsstr., Ecke Hügelstr.
Bolun
(3453b
mit reiner Borſte
11.25 7.95 6.,75 A.5S
Selkenhaus am Schlllerplatz
Inh. Hans Knos. Fernruf 2073.
Zu kaufen gesucht
Darmſtädter Tagblatt
(Frage= und Anzeigungsblatt)
Jahrgänge 1743, 1749 bis 1782
1 Angeboie unter E 39 an die Geſchäftsſtelle. Ga734
Aiel
Diesen Tip geben Ihnen die erfolgreichsten
Kaufleute der Welt: Nicht nur gute Waren
herstellen, sondern sie auch bekannt machen.
Schon Mark Twain sagt: Und wenn einer Gold
als Blei anzubieten hätte, er würde es nicht
los, wenn er es nicht bekannt machte. Für den
Kaufmann unserer Stadt ist das „Darmstädter
Tagblatt” das Organ der großen Werbeerfolgel
Selbſtfahrbare
Mokor=
bandfäge
tadellos
betriebs=
fähig, günſt. abzug.
Heſſ. Handwerker=
Zentralgenoſſenſch,
Darmſtadt.
Luiſen=
ſtr. 6. Fernſpr. 2452
(3718b)
Fahrraddecken
und Schläuche
am billigſten bei
B. Orio,
Karl=
ſtr. 14/16. (2265a
Paßbilder
in einer Stunde
billig und gut.
Thiele Nachſ.
nur Bleichſtraße 9.
Teleph. 1912. (319a
Prima Sohlenleder,
Eichenlohgerbungs=
ſtücke für Sohlen, d.
Pfund v. 2,50 N an.
Nur bei J. Rubin,
Kirchſtr. 10. (1451a/
Transparente
Gut und
bilig GustäV Gell
Meu
(2556a
Erſtklaſſiges Erzeugnis / Ergebnis
jahrelanger Verſuche. Aus la
gehär=
tetem Original ſchwediſchem
Sand=
vikſtahl. Jede Klinge haargenau
ge=
prüft u. 4fach kontrolliert.
Wunder=
voller ſanfter Schnitt. Volle
Garan=
tie für ſtets gleichbleibende Qualität
und doch 10 Stück nur Mk. 1.70
RANK
ELISABETHENSTRASSE 9