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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 56
Dienstag, den 25. Februar 1930.
193. Jahrgang
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ſede Verpſichtung au Erfüllung der
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aufträge und Teiſſung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung ſäll jeder
Nabat weg. Bonſonge Deuſche Ban und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Mieterſchutzfragen vor dem Reichstage.
Die Gelkungsdauer des Miekerſchuk= und des Reichsmiekengeſetzes foll bis zum 30. Juni 1932 verlängerk Kulffreiheik auf dem Pavier. — Wie eine kirchen:
werden. — Dder Reichsarbeitsminiſter Wiſſell gegen die Aufhebung der Wohnungszwangswirtſchaft.
Eine neue Verzögerung.
Die zweike Leſung des Noungplanes wieder
Mnaucheſchen.
* Berlin, 24. Februar. (Priv.=Tel.)
Aus dem für Mitte der Woche vorgeſehenen Beginn der
zweiten Beratung der Younggeſetze im Reichstagsplenum wird Wohnungsmarkt geklärt werden.
wieder nichts. Der Reichstag will zunächſt ſeine
Karnevals=
pauſe einlegen und dann am 6. März die Beratungen aufnehmen.
Am Monuag hat er ſich leoiglich mit Mieterſchutzfragen
Ueberblick über den herrſchenden
Wohnungs=
hervorgeht, daß Neich, Länder und Gemeinden in der
Nachkriegszeit doch herzlich wenig für die Bekämpfung der
Woh=
nungsnot getan haben. Am Dienstag ſoll das Thema
weiter=
beraten werden. Man wird aber aus Mangel an Arbeitsſtoff
ſich dann wohl ſchon bald in den Zug ſetzen.
Inzwiſchen wird ſich das Kabinett über die neuen
Steuergeſetze ſchlüſſig werden. Die für Dienstag
vor=
geſehene Kabinettsſitzung fällt aus, da der
Reichs=
finanzminiſter nach Köln gefahren iſt. Seine
Steuer=
geſetze dürften aber wohl im Reichsfinanzminiſterium fix und
fertig vorliegen, ſo daß ſich das Kabinett nur für die eine oder
andere Declungsmöglichkeit auszuſprechen braucht. Man ſpricht
davon, daß das Notopfer doch Wirklichkeit wird. Der
Neichs=
innenminiſter Severing hat ſich bereits in einer
Wahlverſamm=
lung in Chemnitz in dieſem Sinne ausgeſprochen. Unter d as
Notobfer würben alke Feſtbeſoldeten faklen, die — Abg. Dr. Jöriffen (Wirtſch,) weiſt auf frühere
Erklä=
bisher, nicht
arbeitsloſenverſicherungspflich=
tig ſind. Unmittelbar nach der Verabſchiedung der
Steuer=
geſetze will die Reichsregierung noch einmal mit den Fraktionen
Fühlung aufnehmen, ſie aber in der Hauptſache nur über die
ge=
faßten Beſchlüſſe informieren.
Reichskags=Sihungsberichl.
Auf der Tagesordnung ſteht die erſte Beratung der
Geſetz=
entwürfe, durch die die Geltungsdauer des Mieterſchutz= und des
Neichsmietengeſetzes bis zum 30. Juni 1932 verlängert werden
ſoll. In Verbindung damit ſtehen zur Beratung der von der
Deutſchen Volkspartei eingebrachte Geſetzentwurf zur
Neurege=
lung des Mietweſens, Anträge der Kommuniſten und der
Wirt=
ſchaftspartei auf Aufhebung der Hauszinsſteuer, ein Antrag der
Wirtſchaftspartei auf Aufſtellung eines Reichsbauprogramms und
ein ſozialdemokratiſcher Antrag auf Ausdehnung der
Volks=
zählung 1931 auf die Wohnungsverhältniſſe. Der Antrag der
Deutſchen Volkspartei ſieht einen Geſetzentwurf zur Regelung
des Mietweſens vor, der ſämtliche jetzt beſtehenden
Mieterſchutz=
geſetze erſetzen ſoll. Der erſte Abſchnitt des Geſetzentwurfs
be=
handelt die Höhe der Miete. Die geſetzliche Miete ſoll auf der
Friedensgrundmiete treten Zuſchläge in Hundertſätzen für die
Inſtandſetzungen. Die geſetzlich feſtgelegten Zinsſteigerungen
und die Betriebsunkoſten ſollen ferner in ihrer vollen Höhe auf
die Mieter umgelegt werden. Ausgenommen von dieſer
Rege=
einbarung über ein beſtehendes Mietsverhältnis neu abgeſchloſſen
werden, ferner Verträge über Fünf= und Mehrzimmerwohnungen,
über gewerbliche Räume und Untervermietungen und über
Neu=
bauten. Der zweite Abſchnitt behandelt den Mieterſchutz. Für für die Solidität der Geſchäftsgebarung der Reichsregierung
dritten Abſchnitt werden Wucherbeſtimmungen geſchaffen, wonach ſeſtgelegten Entſchädigungsverpflichtungen Bayern gegenüber
die Forderung zu hoher Mieten oder unaugemeſſener Abſtands= entziehe.
ſummen beſtraft wird. Das neue Geſetz ſoll zunächſt bis Ende
Dezember 1932 befriſtet ſein.
Reichsarbeiisminiſter Wiſſell begründer die
Reſſengsraligen.
eine eigene Wohnung verfügen, ſo ſpricht das keineswegs gegen
das Beſtehen der Wohnungsnot. Dieſe Einzelverſonen ſind in
anſehen.
Bei einer Aufhebung der Wohnungszwangswirtſchaft
wür=
den Kündigungen in großer Zahl erfolgen. Der plötzlich ver= tionen der Koalitionsregierungen noch ſelten ſeine Wirkung
ver=
dermeiden. Die Anträge der Wirtſchaftspartei und der Deutſchen bezeichnet hatte, daß bedauerlicherweiſe die preußenfeindliche
Volkspartei, die eine Uebergangsregelung vorſchlagen, ſind für
die Regierung nicht tragbar.
Für und gegen die Wohnungszwangswirkſchaft.
Abg. Lipinſki (Soz.) ſpricht ſich ſür Annahme der
Regie=
rungsvorlagen ohne Ausſchußberatung aus. Sollten die
Vor=
lagen dem Ausſchuß überwieſen werden, dann würden die
Sozial=
vemokraten ſich Aenderungsanträge vorbehalten. Die
Sozial=
demokratie verlange uamentliche Abſtimmung, um feſtzuſtellen,
wer die Intereſſen der Mieterſchaft vertritt. Bei der
Volks=
zählung im nächſten Jahre müßten auch die Verhältniſſe auf dem
ſchaft bis 1932 beſtehe. Der Begriff des Wohnungselends und die Kundgebungen des Papſtes, der engliſchen Kirche, führender
befaßt. Dabei hat der Reichsarbeitsminiſter Wiſſell einen der Wohnungsnot wird vielfach falſch angewandt auf die Erſchei= jüdiſcher Geiſtlicher, ferner die Kampagne in der europäiſchen
mangel gegeben, aus dem aber nur ſoviel mit Deutlichteit Wohnungsſuchenden die ärgſte Not leiden. Wir beautragen die mächtige Wutausbrüche des „Weltpoventums” mit einer
über=
jetzt nur um ein halbes Jahr verlängert werden.
Umfange. Die von der Deutſchen Volkspartei beantragte Ueber=
Ueberſpannung der Mieten wollen wir nicht. Daran hat auch in Moskau dieſe geiſtige Kampagne ernſt nimmt.
der ſolide Hausbeſitz kein Intereſſe. Wohnungen über 80
Quadrat=
der Zwangswirtſchaft freibleiben.
rungen aus dem Lager der Regierungsparteien hin, in denen der
baldige Abbau der Wohnungszwangswirtſchaft und der
Haus=
ziusſteuer verlangt wurde. Die Regierung habe aus dieſer
Er=
bisherigen Lockerungen der Wohnungszwangswirtſchaft hätten
ſich durchaus bewährt. Wenn der Arbeitsminiſter jetzt die
Wöch=
nerinnenfürſorge einſchränken wolle, ſo ſteigere er damit die religiöſe Propaganda durch die antireligiöſe Tat erſetzt, ſie be=
Wohnungsnot.
Um 17½ Uhr wird die Weiterberatung auf Dienstag 15 Uhr
vertagt. Auf der Tagesordnung ſtehen weiter die
Handwerks=
novelle und das Geſetz über Bergmannsſiedlungen.
Ein bayeriſch=preußiſches Duell.
Geff die Aſbark Iichf Rhildfk.
Die Anerkennung der preußiſchen Entſchädi=
Grundlage einer Friedensmiete berechnet werden. Zu dieſer gungsanſprüche aus dem polniſchen Liau da= Kirchenſchließung” ein, wie auf ganz gleiche Weiſe „ein ſpontaner
tionsvertrag durch die Reichsregierung hat in
Bayern ein recht unfreundliches Echo gefunden.
laufenden Inſtandſetzungsarbeiten ſowie für die Koſten für große Die Korreſpondenz der Bayeriſchen Vollspartei hat ſich mit die= eingeſetzt oder die Maſſen von „Enthuſiasmus erfaßt” mit
Kriegs=
ſer Angelegenheit ſehr ausführlich beſchäftigt und dabei die Be= rufen gegen China durch die Straßen ziehen. So erklärt es ſich
hauptung aufgeſtellt, daß Preußen wieder einmal eine ſchwache leicht, warum man in der Sowjetpreſſe nie von einer
Kirchen=
lung ſollen Mietsverträge bleiben, die ſchriftlich als freie Ver= Situation des Reiches ausgenutzt habe, um finanzielle Wünſche
Streitigkeiten wird ein Mietsſchöffengericht gebildet. In einem ſpreche, wenn ſie ſich gleichzeitig der Erſüllung ihrer vertraglich
denz weiſt jetzt der amtliche Preußiſche Preſſedienſt im Auftrage ſtiſche Ueberſicht über das Ausmaß der Zerſtörung iſt bisher nicht
Die Mieterſchutzgeſetzgebung muß beſtehen bleiben, bis das An= auf unbeſtrittener Rechtslage beruhten. Erinnert wird hierbei
an die Beträge, die Bayern aus der Bierſteuer heute trotz des Bei dieſen Prozeſſen wird die Anklage tatſächlich in der Regel
gebot vor allem an mittleren und kleineren Wohnungen der Nach= urteils des Staatsgerichtshofes nach wie vor in derſelben Höhe wezeſ' ,gegenrevolutionärer Umtriebe” erhoben, denn die
Sowjet=
frage entſpricht. Von dieſem Zuſtand ſind wir leider noch ſehr empfange, obwohl der Staatsgerichtshof dasſelbe Geſetz als un= preſſe hat ſchon zu Beginn der Kampagne erklärt, das die
reli=
weit entfernt. Die Zahlen der Wohnungsſtatiſtik beweiſen das gültig bezeichnet habe. Boyern habe für ſeine Saargruben, deren giöſe Bewegung als politiſche Bewegung betrachtet werden müſſe
deutlich. Wenn hingewieſen wird auf die Einzelperſonen, die über Wert gegenüber den preußiſchen unbedeutend ſei, im Jahre 1926 und daß die Feinde des Sowjetſyſtems in der Kirche die einzige
der Mehrzahl ältere Menſchen, die Zimmer vermieten. Als ſchädigungsforderungen aus Anlaß des Krieges Skrupel zu Anklage wegen „Gegenrevolution” führen kann. Für das Niveau
Urſache der Wohnungsnot kann man dieſen Zuſtand keineswegs machen, während Preußen bisher noch keinen Pfennig für ſeine d2s Kampfes gegen die Kirche iſt es bezeichnend, daß in der Sow=
Reichsregierung zu beſitzen, das bei den öfteren kritiſchen Situg= halts verteilt hatte.
ſtärkten Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt würde ein aus= fehlt habe. Eine preußiſche Volkspartei gebe es leider nicht im Zu den Schließungen der Synagogen (1928 wurden 59 geſchloſſen,
reichendes Augebot nicht gegenüberſtehen. Die dadurch bewirkten Reichstag. Zun Schluß heißt es. Die Korreſpondenz der Baye= ſeitdem nech eine größere Zahl) kommen kleinliche Schikanen wie
Mietſteigerungen würden zu weſentlichen Lohnſteigerungen und riſchen Volkspartei ſetzt mit dem Artikel ein Verfahren fort, das die Einziehung der Sabbathleuchter. Die Mohymmedaner
wer=
zu ſtarken wirtſchaftlichen Störungen führen. Aus wirtſchaft= von allen denjerigen, denen an einem guten Verhältnis der deut= den verhältnismäßig am vorſichtigſten angefaßt, weil die
Beken=
lichen und ſozialen Gründen läßt ſich die Verlängerung der ſchen Länder untereinander liegt, als unverantwortlich bezeichnet ner des Iflam, vielfach als halbwilde Volksſtämme in entlegenen
Nieterſchutzgeſetzgebung, vor allemn des Nei )smietengeſetzes, nicht vor einiger Zeit in einer Rede vor den Preſſevertretern dahin ſehr tatkräftig zu v.rteidigen.
Stimmung, die in Bayern Tradition zu ſein ſcheint, noch durch Kirchen und anderen Kulthäuſern, angeſichts des Verbots jeder
unrichtige Behauptungen genäh.t werde.”
Der Krieg gegen den Glauben
iin Zoloſerntalnt.
ſelndice Malſchenegng enfſfel.
Von unſerem Moskauer Sonderberichterſtatter,
Moskau, im Februar 1930.
Im Zuſammenhang mit der in der
Sowjet=
preſſe neuerdings veröffentlichten Erklärung der
ruſſiſchen Kirchenfürſten, die im Sinne der
Sowjet=
regierung jede Kirchenverfolgung im Sowjetſtaat
be=
ſtreitet, gewinnen die folgenden Darlegungen unſeres
Moskauer Sonderberichterſtatters über die
tatſäch=
liche Lage ein beſonderes Intereſſe.
Die im Auslande um ſich greifende Empörung über die Ver=
Abg. Dr. Steiniger (2n.) beſtreitet, daß heute noch ein folgungen, denen alle Religionsformen und Kulte im Sowjetſtrar
Bedürfnis für eine Verlängerung der Wohnungszwaugswirt= ausgeſetzt ſind, und die Ausdrucksformen dieſer Empörung —
nung der allgemeinen ſozialen Not. Es iſt gar nicht ſo, daß die und amerikaniſchen Preſſe — werden in Moskau zwar als ohn=
Ueberweiſung der vorliegenden Anträge und Geſetzentwürfe an deutlich zur Schau getragenen Verachtung behandelt, erregen
den Ausſchuß. Die Geltungsdauer der beſtehenden Geſetze ſollte aber nichtsdeſtoweniger ein Unbehagen, das in Unruhe übergeht.
Venn dieſe Bewegung in den nimperialiſtiſchen Staaten” den
Abg. Winnefeld (9.V.) verneint die Notwendigkeit einer Sowjetmachthabern wirklich ganz belanglos erſchiene, dann wäre
Fortſetzung der Wohnungszwangswirtſchaft in dem bisherigen ſie mit einem der in ſolchen Fällen üblichen witzelnden, mehr
feuilletoniſtiſchen als politiſchen Artikel und vielleicht mit einer
gangsvorlage würde den Mietern den notwendigen Schutz ge= Karikatur abgetan worden. Wenn aber die Sowjetpreſſe eine
währen und doch für die Hausbeſitzer erträglich ſein. Wenn der ganze Reihe von Artikeln darüber bringt, wenn ſogar die poli=
Berliner Mieterbund behauptet, unſere Vorlage würde zu einer tiſche Wochenſchau der offiziöſen „Isweſtija”, die nur den wich=
Steigerung der Mieten um 50 Prozent führen, ſo verwechſelt er tigſten Fragen Beachtung ſchenkt, ſich ernſtlich mit der „moraliſchen
unſeren Antrag offenbar mit dem der Wirtſchaftspartei. Eine Front” im Auslande auscinanderſetzt, dann iſt es klar, daß man
Es wird in den maßgebenden Sowjetkreiſen ſehr peinlich
meter und gewerbliche Räume ſollen nach unſerem Antrag von empfunden, daß die Außenwelt immer genauer erfährt, wie es
mit der „unbehinderten Ausübung religiöſer Kulte” tatſächlich
beſchaffen iſt. Das Geſetz vom 8. April 1929 verkündete die
Frei=
heit der religiöſen Bekenntniſſe. Die Kultuskommiſſion des
Zentralexekutivkomitees erklärte damals, nicht nur die religiöſen
Gemeinſchaften, ſondern auch die Sowjetbehörden würden zur
kenntnis leider noch immer nicht die Konſequenz gezogen. Die Befolgung des Zeſetzes angehalten werden. Wie aber ſteht es
tatſächlich? Die ſeit Ende 1928 mit zunehmender Brutalität
ge=
führte neue Kampagne gegen Neligion und Kirche hat die
anti=
kämpft nicht nur den Geiſt der Kirche, ſondern auch ihre
Organi=
ſation. Sie richtet ſich nicht nur gegen die Weltanſchauung des
Prieſters, des Rabbiners, des Mullah, ſondern gegen ihn ſelbſt.
Die Agitation des Verbandes der Gottloſen, deren Ergebniſſe
kläglich geblieben waren, iſt jetzt überholt durch das jede Rückſicht
über Bord werfende Vorgehen des Machtapparates der
Sowjet=
regierung und der Kommuniſtiſchen Partei. Freilich tritt er
nicht offen auf, ſondern arbeitet mit der „Meinung der breiten
Maſſen der Werktätigen”, mit der „Dorfarmut”, mit den Jung=
Bayeriſche Vorwürfe gegen Preußen. — Preußen kommuniſten: nicht die Sowjetregierung, nicht die Parteileitung,
ſchließen Kirchen, verbannen Prieſter, beſchlognahmen kirchliches
Eigentum — die nungeheure Mehrheit der Arbeiterſchaft” in den
* Berlin, 24. Februar. (Priv=Tel) Städten, die „Dorfarmut” auf dem Lande „erzwingen” dieſe
Maßnahmen. Tatſächlich liegt es gerade umgekehrt. Von oben
erfolgt der Wink, und ſofort ſetzt das „allgemeine Verlangen nach
Ausbruch der Empörung” wegen des Sacco=Vanzetti=Prozeſſes
ſchließung durch die Sowjetbehörden lieſt. Es wird als „
Volks=
durchzuſetzen. Sie nennt die Entſchädigungsanſprüche proble= bewegung” aufgezogen, was in Wahrheit Politik des Kreml iſt.
matiſch und meint unter Hinweis auf die bayeriſche Wenn die „breiten Maſſen” zu Wort kämen, ſo würde gewiß
Poſt= und Eiſenbahnentſchädigung, daß es nicht ſogar die Mehrheit des Proletariats die verarmte, zermürbte
Kirche unbehelligt laſſen — von den Bauern ganz zu ſchweigen.
Dieſe neue Kampagne, die mit dem ganzen ſcharfen Kurs der
Stalin=Politik übereinſtimmt, hat nun ſchon bis Ende 1929 zur
Schließung von Hunderten, von Kirchen geführt. Die Aktion
Die Ausführungen der Bayeriſchen Volkspartei=Korreſpon= wird aber ſeither noch weit ſchärfer fortgeſetzt. Eine genaue
ſtati=
der Staatsregierung ganz energiſch zurück. Aus der laugen Er= erſchienen, und angeſichtis der Erregung im Auslande wird die
klärung iſt hervorzuheben, daß Preußen noch niemals eine Not= Sowjetpreſſe, vermutlich wenigſtens, vorläufig noch weniger
ge=
lage des Reiches ausgenützt habe, um ſich irgendwelche Vorteile neigt ſein, eine ſolche zu geben. Was die Verfolgung und
Terro=
zuſichern zu laſſen. Wohl aber habe Bayern bei den verſchieden= riſierung von Geiſtlichen betrifft, ſo fehlt es auch hier an einer
ſten Gelegenheiten Anſprüche erhoben und durchgeſetzt, die nicht zahlenmäßig genauen Ueberſicht. Berichte über Prozeſſe gegen
Geiſtliche finden ſich aber in den Sowjetblättern immer wieder.
einen Betrag von 5 Millionen empſangen, ohne ſich über die von legale Form für eine Organiſation fänden. Dadurch erklärt es
ihm jetzt behauptete „problematiſche Grundlage” dieſer Ent= ſich, daß jede religiöſe Bktätigung ſchon zur Konſtruktion einer
Saargruben erhalten habe. Bayern ſei eben in der glücklichen jetpreſſe unlängſt nach den ſchärfſten Maßnahmen gegen eine alte
Lage, durch ſeine Bayeriſche Volkspartei ein Druckmittel auf die Frau gerufen wurde, die an Kinder Flugblättchen religiöſen In=
Die jüdiſche Religion hat heute in gleicher Weiſe zu leiden.
werden muß und das der preußiſche Miniſterpräſident bereits Gebieten der Sowjetunion lebend, noch bereit ſind, ihren Glauben
Bei dieſer Sachlage, bei der fortſchreitenden Schließung von
Werbung für Kirche und Religion, während die antireligiöſe
Seite 2
Dienstag, den 25. Februar 1930
Nummer 56
Propaganda geſtattet iſt, bei der Ausſchaltung des
Religions=
unterrichts, die den Gemeinden aller Bekenntniſſe einen
gläubig=
geſinnten Nachwuchs nehmen ſoll und muß, erſcheint es mehr als
ſeltſam, wenn jetzt in Moskau die Teilnahme des Auslandes für
die verfolgte Kirche als Heuchelei bezeichnet und die angebliche
Freiheit der Kultausübung im Sowjetſtaat immer noch betont
wird. Die zunehmende Erbitterung der Sowjetpreſſe beweiſt aber
jedenfalls, daß die verſpätete Stellungnahme des Auslandes auf
Moskau ungeachtet aller Ableugnungen Eindruck macht.
Wie aus Moskau gemeldet wird, wurden nach den letzten
amtlichen Angaben in der geſamten Sowjetunion 900 Kirchen, 77
Synagogen und 200 Bethäuſer anderer Religionsgemeinſchaften
geſchloſſen. Der Kampf gegen die Kirche iſt nach dem Aufruf des
Papſtes nicht zurückgegangen, ſondern hat ſich im Gegenteil
weſentlich verſchärft.
In Kiew wurde am Sonntag offiziell das Glockenläuten
verboten und die Kiewer Kathedrale des Heiligen Wladimir
geſchloſſen.
E.P. London, 24. Februar.
Außenminiſter Henderſon hatte in der Unterhausſitzung wiederum
mehrere Anfragen von konſervativer Seite über die
reli=
giöſen Verfolgungen in Rußland zu beantworten. Wie
der Außenminiſter erklärte, habe er bisher einen Bericht des engliſchen
Botſchafters in Moskau noch nicht erhalten. Die ruſſiſche Regierung
habe dem engliſchen Botſchafter verſchiedene Informationen über die
Religionsgeſetze in Rußland erteilt; ſie wäre aber um nähere
Einzel=
heiten in der Angelegenheit nicht angegangen worden. Da der von
dem engliſchen Botſchafter erbetene Bericht von der Regierung als
dringlich bezeichnet worden ſei, hoffe Henderſon, die verlangten
In=
formationen bald in Händen zu haben. Nach Prüfung des Materials
werde er entſcheiden, ob der Bericht veröffentlicht werden ſolle oder
nicht.
Die preußiſche Generalſynode zum Staatsverkrag
mit der evangeliſchen Kirche.
Berlin, 24. Februar.
Die Generalſynode, das oberſte Parlament der
Altpreußi=
ſchen Landeskirche, trat heute in ihre eigentlichen Beratungen ein.
Präſes Dr. Winkler, der den Tätigkeitsbericht des Kirchenſenats
und des Oberkirchenrates mit einigen Bemerkungen einleitete,
äußerte ſich erneut zu der Frage des Staatsvertrages mit der
evangeliſchen Kirche. Wenn nach einer langen Zeit
unverſtänd=
lichen Zögerns erſt am 8. Februar mit ſämtlichen preußiſchen
Landeskirchen die Verhandlungen offiziell aufgenommen ſeien,
ſo müßte die Synode mit um ſo größevem Nachdruck auf einen
baldigen poſitiven Abſchluß drängen, und dieſe Forderung
zu=
gleich auch im Namen der übrigen preußiſchen Landeskirchen
er=
heben.
Eine Erklärung der Krupp-A. G.
Zu den ſenſationellen Meldungen über ein von der
Ober=
reichsanwaltſchaft in Leipzig gegen die Firmen
Krupp in Eſſen und Tyſſen in Mülheim wegen
Landesverrats eingeleitetes
Ermittlungsver=
fahren verlautet auf Anfrage bei der Verwaltung der Krupp
A.=G. in Eſſen, daß bis zum heutigen Tage darüber bei der
Verwaltung keinerlei Material vorliege, da insbeſondere keine
offizielle Benachrichtigung über Einleitung eines ſolchen
Ver=
fahrens durch den Oberreichsanwalt erfolgt ſei. Beide Firmen
erhielten erſt durch die Zeitungsmeldungen Kenntnis von der
ganzen Angelegenheit. Irgendwelche Erhebungen oder
Ver=
nehmungen ſeien bisher nicht erfolgt. Die Verwaltungen können
ſich zu den gegen ſie erhobenen Beſchuldigungen nicht äußern,
ehe man ihnen eine konkrete Form gegeben habe. Die Annahme,
daß die deutſche Rüſtungsinduſtrie während des Krieges die ihr
vorgeworfenen landesverräteriſchen Transaktionen vorgenommen
habe, laſſe ſich ſchon deswegen nicht aufrecht erhalten, weil gerade
dieſe Induſtrie während der geſamten Dauer des Krieges und
auch in Vorkriegsjahren unter ſchärfſter Kontrolle der zuſtändigen
militäriſchen und Regierungsſtellen geſtanden habe.
Heittgedter vor Handert Jahten.
Von Dr. Philipp Krämer.
Der 25. Februar 1830 iſt einer der wichtigſten Tage in der
Geſchichte des franzöſiſchen Dramas, er iſt ein Wendepunkt der
franzöſiſchen Geiſtesgeſchichte überhaupt. Man mag der Meinung
ſein, daß es in der Geiſtesgeſchichte keine eindeutig fixierten
Daten gäbe. Hier liegt tatſächlich ein ſolches Datum vor. Die
Uraufführung von Viktor Hugos „Hernani” am Abend vor des
Dichters 28. Geburtstag in der Comédie frangaiſe vor einem
Parterre der erleſenſten Geiſter entſchied den Sieg der
„Romantik” über die „Klaſſik”
Frankreich befand ſich in dieſem Jahr in einer ſtaatskritiſchen
Lage erſter Ordnung. Die Parteien bekämpften ſich bis aufs
Meſſer. Noch war es nicht entſchieden, ob das Land auf die
Dauer eine Monarchie oder eine Republik ſein werde. Der
Staat zuckte, obwohl ein König auf dem Thron ſaß, den eine
Mehrheit gewählt hatte. Im Jahre vorher hatte Karl X, die
Aufführung von Hugos „Marion de Lorme” verboten, weil darin
Ludwig XIV. neben Richelieu als der Schwächere dargeſtellt
war. Auch den „Hernani” bedrohte die Zenſur, weil man
Ten=
denzen in dem Stück witterte, die bei den Gegnern nicht beliebt
waren.
Es ging in dem Stück, das ſich, wie ſein klaſſiſches Gege
ſpiel, der Cid, in ein ſpaniſches Gewand hüllte, nicht nur darun
daß, wie Börne ſpäter ſchrieb, Karren klaſſiſchen Schutts a
gefahren wurden, es ging nicht nur um eine Kunſtform, um ein
Kunſtrichtung, es ging auch um Politiſches. Man wird vergeben.
Anſpielungen im Text ſuchen, ſie ſind ſo wenig zu finden, n
in Kleiſts Hermannsſchlacht. Aber der Atem des Ganzen wa
deutlich. Es ging um ein neues Weltgefühl. Und dies iſt aue
immer mit dem Politiſchen verbunden. Es gibt kein abſtrakte
Weltgefühl, das ſich löſen könnte von der Sichtbarwerdung ſeine
Kräfte. Der größte Kritiker der damaligen Zeit, Sainte
Beut=
ſchrieb: „Hernani, das bedeutete für mich zugleich das Ende de
Verfaſſunggebenden Verſammlung” Und die ſchon im Juli de
nach einſetzende Bewegung hat ihm Recht gegeben. Dies Zei
theater von damals unterſcheidet ſich von dem heutigen dadure
daß es nicht ein zufälliges Teilproblem, wie etwa einen z
bekämpfenden Geſetzesparagraphen, herausgreift,, ſondern daß e
die Urfrage nach dem Sinn des Ganzen ſtellt und mit künſ
leriſchen Mitteln zu beantworten unternimmt.
Freilich iſt in Frankreich ſeit alters die Literatur gan
anders mit der Politik verknüpft, wie in germaniſchen Länder=
*) Wie wir hören, wurde der Band Darmſtädter Novellen „Buben”
des Verfgſſers vorliegenden Auffatzes ſoeven von dem Verlag Dr Unges
Forlag in Kopenhagen zur Ueberſetzung ins Däniſche erworben. Eine
holländiſche Ausgabe iſt ſchon früher erſchienen
Vom Tage.
Der Reichsminiſter des Innern hat die Unterausſchüſſe
des Verfaſſungsausſchufſes der Länderkonferenz auf Samstag,
den 8. März, zuſammenberufen.
Aus einer Bilanz der Berliner
Verkehrsgeſell=
ſchaft ergibt ſich, daß ſeit der Tariferhöhung am 1. Jan.
in dieſem Monat der Verkehr von 166,4 auf 149,1
Millionen beförderte Perſonen gefallen iſt.
Dar=
unter bei der Straßenbahn um 18 Prozent, bei den übrigen
Verkehrs=
mitteln um 10 Prozent.
Der thüringiſche nationalſozialiſtiſche Volksbildungsminiſter Frick
hat der Volkshochſchule Thüringen mitgeteilt, daß mit der
Streichung ſämtlicher Staatszuſchüfſe für die
Er=
wachſenen=Bildung in Thüringen zu rechnen ſei. Auch mit der
Weiter=
gewährung der bisher durchgeführten Entlaſtung von Lehrkräften in
ihrer Schultätigkeit zugunſten ihrer Arbeit in der Erwachſenenbildung
ſoll nicht mehr gerechnet werden können.
In der Montagnachmittagsſitzung des Schaumburg=
Lippi=
ſchen Landtags, in der die dritte Leſung des Geſetzentwurfs über
die Vereinigung des Freiſtaates Schaumburg=Lippe mit dem
Freiſtaat Preußen ſtattfand, wurde der Antrag der Regierung
auf Anſchluß an Preußen abgelehnt. Damit bleibt die
Selbſtändig=
keit Schaumburg=Lippes erhalten.
Der Reichsregierung iſt ſoeben der Entwurf eines Geſetzes
zuge=
gangen, durch das die geltende Pachtſchutzordnung um
anderthalb Jahre bis zum 30. September 1931 verlängert
werden ſoll.
Der Reichsernährungsminiſter wird in den nächſten
Tagen bei dem Reichskabinett beantragen, den
Vermah=
lungszwang von 50 Prozent Inlandsweizen auch für
den Monat März in Kraft zu laſſen.
Der Direktor der Abrüſtungsabteilung des
Völker=
bundes Colban iſt nun tatſächlich zurückgetreten. Es
ver=
lautet, daß auch Deutſchland den Anſpruch geſtellt habe,
den Nachfolger zu ſtellen, da es ſeiner Bedeutung entſprechend
viel zu wenig Beamte im Völkerbund beſitzt.
Am Sonntag fand in Gdingen eine große polniſche
Oſt=
ſeekundgebung anläßlich des zehnfährigen Jubiläums des
pol=
niſchen Zugangs zum Meer ſtatt. Handelsminiſter Kwiatkowfki hielt
eine Rede, die er mit dem Ausruf ſchloß: „Polen, Achtung! die Front
nach der See!”
Ein Deutſcher namens Paul Münzberg, 25 Jahre alt, und
ein Oeſterreicher namens Stafler, ebenfalls 25 Jahre alt, ſind ſeit
dem 18. Februar aus einer Penſion in Grenoble, in der ſie
zu=
ſammen wohnten, verſchwunden. Sie waren an dem
betreffen=
den Tage zu einer Skitour ins Hochgebierge ausgefahren.
Aus Paris verlautet, daß die Polizei, ihre Unterſuchung im Fall
Kutiepow ſo weit gefördert habe, daß die Feſtſtellung der Entführer
bevosſtehe. Zwifchen der Entführung und der Re ſe des Generals
Kutiepow nach Berlin beſtehe ein großer Zuſammenhang. Die Polizei
ſei jetzt feſt davon überzeugt, daß der General auf Veranlafſung leitender
G.P.U.=Beamter von Berlin aus entführt worden ſei.
Als Folge der fortdauernden Unruhen zwiſchen Hindus
und Mohammedanern haben die Behörden von Ahmedabad
den Belagerungszuſtand über die Stadt verhängt. Bei den
Zuſammenſtößen zwiſchen Anhängern der feindlichen Religionsgruppen
wurden 125 Hindus verletzt. 11 Mohammedaner, die bei den Unruhen
eine führende Rolle ſpielten, wurden verhaftet.
Molddens Buuget.
10 Millionen Pfund Defizik. — Angriffe Snowdens
gegen ſeinen Vorgänger Churchill.
EP. London, 24. Februar.
Schatzkanzler Snowden, der ſich bisher jeder Aeußerung über
ſein Budget enthalten hatte, gab in einer Rede vor Mitgliedern
der Arbeiterpartei in Staithwaite zu, daß das diesjährige
engliſche Budget möglicherweiſe ein Defizit aufweiſen
wende. Falls ein Fehlbetragin ſeinem Haushaltsplan
auf=
trete, ſo ſei die Arbeiterregierung hierfür in keiner Weiſe
ver=
antwortlich zu machen. Die Verantwortung falle in
vollem Maße dem früheren Schatzkanzler
Chur=
chill zu, deſſen Budget Snowden als
betrüge=
riſch bezeichnete. Die Steuerſätze ſeien von dem
konſer=
vativen Schatzlanzler mit einer Summe eingeſetzt worden,
hin=
ter der die wirklichen Steuereingänge weit zurückblieben. Durch
den Ausſall der veranſchlagten Summe müſſe er ungefähr 20
Millionen Pfund auf irgendeine Weiſe wieder hereinbringen,
aus welchem Grunde neueSteuern oder dieErhöhung
gewiſſer beſtehender Steuern im kommenden
Finanzjahr notwendig würden. Das Defizit, das
Snowdens Budget auch nach dieſen Steuererhöhungen aufweiſen
dürfte, wird auf 10 Millionen Pfund geſchätzt.
Literat ſein, heißt in Frankreich nicht, ſuſpekt ſein in allen
Fragen des ſichtbaren Lebens, Literat ſein, iſt neben der Politik
der Hauptehrgeiz der „Männer der Praxis‟. Ein ſchlechtes
Franzöſiſch zu ſchreiben oder zu ſprechen, könnte den Politiker
unmöglich machen und der Lächerlichkeit preisgeben.
Chateau=
briand, Lamartine ſind zu den höchſten Stellen im Staat auf=
Victor Hugo,
deſſen Drama „Hernani” am 25. Februar 1830 mit ſenſationellem
Erfolg uraufgeführt wurde.
geſtiegen. Man kann den Weltkrieg gewinnen und doch ein Buch
über den Maler Monet ſchreiben, man kann die Sozialiſtiſche
Partei führen und ein „Leben Beethovens” ſchreiben. Auch
Viktor Hugo ſaß in der Kammer.
Bei der Uraufführung des „Hernani” erſchien Theophil
Gautier, dem wir die beſte Schilderung des denkwürdigen
Abends verdanken, in einer roten Weſte, um ſchon rein äußerlich
zu dokumentieren, weſſen man ſich zu gewärtigen habe. Nicht
weit von ihm ſaß Chateaubriand, der alternde Dichter, der den
jungen verſtand, als er ihm ſchrieb: „Ich habe die
Erſtauf=
führung Ihres „Hernani” geſehen. Sie kennen meine
Bewun=
derung für Sie. Ich ſcheide bald, aber Sie bleiben. Ich empfehle
mich dem Gedenken Ihrer Muſe. Ein frommer Ruhm ſoll für
die Toten beten.”
Die Jugend drängte zur Aufführung. Man beſtürmte Hugo
um Freikarten. Er antwortete einer Anzahl Studenten: „Von
ganzem Herzen, meine Herren. Alle jungen Seelen ſind edel.
In ihre Hand lege ich die Entſcheidung zwiſchen meinen
Fein=
den und mir.”
Schon in ſeinem Cromwell hatte Hugo zwei Jahre vorher
in der Buchausgabe ein Programm der neuen Kunſt entworfen
in einer berühmt gewordenen Vorrede. Jedermann wußte,
Geutſc oſterreictſchen Handelsdertrag.
Schobers Berliner Reiſe von Erfolg.
Berlin, 24. Februar.
Amtlich wird mitgeteilt: Die politiſchen
Be=
ſprechungen zwiſchen dem öſterreichiſchen Bundeskanzier
Dr. Schober und der deutſchen Reichsregierung
wurden heute vormittag in der Reichshanzlei zu Ende geführt.
An den Beſprechungen, die unter dem Vorſitz des
Reichskonz=
levs Müller ſtattſanden, nahm der gleiche Kreis von
Teilneh=
mern wie am Samstag teil. Der heutigen Sitzung waren am
geſtrigen Sonntag Einzelbeſprechungen
wirtſchafts=
politiſcher Art vorausgegangen. Auf dieſer Grundlage
konnte in der heutigen Ausſprache über den geplanten
Handelsvertrag zwiſchen Oeſterreich und
Deutſchland eine Einigung über die wichtigſten,
bisher noch offenen Fragen erzielt werden. Es
kann daher mit Beſtimmtheit erwartet werden, daß der
öſter=
reichiſche Handelsvertrag binnen kurzem zum Abſchluß gelangen
wird. Die noch zu bereinigenden Einzelfragen werden ſofort
nach Beendigung der Genfer Zollfriedenskonferenz durch die
beiden Abordnungen erledigt werden.
* Oeſterreichs Bundeskanzler Dr. Hans Schober hat Berlin
bereits wieder verlaſſen. Sein dreitägiger Beſuch iſt durchaus
nicht erfolglos geblieben. Er hat ſich im der Wilhelmſtraße
aus=
führlich mit den zuſtändigen Männern über hochpolitiſche Dinge
unterhalten. Ueber die Grundzüge des künftigen
Handelsvertrages hat man ſich dabei geeinigt.
Dieſer Vertrag bildete bisher dauernd einen Stein des Anſtoßes
zwiſchen Berlin und Wien und hat ſchließlich eine nicht
unerheb=
liche Mißſtimmung hervorgerufen, die jetzt beſeitigt iſt. Wie der
neue Vertrag, mit deſſen Abſchluß ſchon in naher Zukunft zu
rechnen iſt, in ſeinen weſentlichen Teilen ausſehen wird, läßt ſich
natürlich heute noch nicht ſagen. Man wird aber darüber ſchon
bald Näheres erfahren. Neben dieſem poſitiven Ergebnis der
Reiſe Schobers liegt noch ein Meinungsaustauſch über
das deutſch=öſterreichiſche Verhältnis und das
Verhältnis Oeſterreichs zu Italien vor, der in der
Wilhelmſtraße Befriedigung ausgelöſt haben ſoll,
Bundeskanzler Schober über die innere Lage und die
inkernakionale Polikik Oeſterreichs.
Der öſterreichiſche Bundeskanzler Dr. Schober empfing vor
ſei=
ner Abreiſe die Vertreter der deutſchen und ausländiſchen Preſſe,
denen er längere Erklärungen über die innere Lage und die
in=
ternationale Politik Oeſterreichs gab. Er wies darauf hin, daß
die von ihm geführte Regierung ſich mit aller Energie den
wirt=
ſchaftlichen Fragen zuwende. Als Auswirkung der Haager
Ab=
kommen begrüßte der Bundeskanzler die Normaliſierung der
wirtſchaftlichen Beziehungen in Mitteleuropa. Die auswärtige
Politik Oeſterreichs, ſo betonte Schober, bann ſich keine
Ueber=
roſchungen leiſten. Es war und bleibt unſer Beſtreben, mit
allen Staaten Beziehungen aufrichtiger Freundſchaft zu pflegen.
Dieſer Linie entſprang das Bemühen der jetzigen öſterreichiſchen
Regierung, mit Ihalien in ein freundſchaftliches Verhältnis zu
treten und die Beſſerung der Beziehungen, die vordem durch
ſtarke Spannungen getrübt waren, durch den Abſchluß eines
Schiedsgerichtsvertrages zu dokumentieren. Auf die
Beziehun=
gen zu Deutſchland übergehend, erklärte der Bundeskanzler, zu
den Vertretern der deutſchen Preſſe gewandt: Ich brauche Sie
nicht mehr zu verſichern, daß wir Oeſterreicher als Brüder eines
Volkes und als Teile der großen deutſchen Nation uns mit
Ihnen tauſendſach verbunden fühlen und der Ueberzeugung von
unſerer Schickſalsgemeinſchaft immer wieder gern Ausdruck
geben. Ein tauſendjähriges gemeinſchaftliches Erleben, die
kul=
turelle Einheit und die Ueberzeugung von einer beſſeren Zukunft
iſt in Oeſterreich ſo tief verankert, daß niemand daran rütteln
kann. Schober wies auf die Notwenigkeit der vertraglichen
Regelung der gegenſeitigen Ein= und Ausfuhr zum Zwecke der
Steigerung des wirtſchaftlichen Austauſches hin und teilte mit,
daß die hierüber geführten Verhandlungen in herzlichem Geiſte
verliefen und bereits zu einem befriedigenden Ergebnis
gelang=
ten. Er betonte zum Schluß, daß ſein Berliner Beſuch auch eine
Herzensangelegenheit darſtelle, ohne daß wiederum irgend ein
anderer Staat dieſe Beteuerung als Tendenz betrachten dürfe,
die ſich gegen ſeine Intereſſen wende.
worum es ging. Die Parteien ſtanden kampfbereit. Es ſollte
entſchieden werden, ob der Einbruch des kosmopolitiſchen Weſens
in die franzöſiſche Geiſtigkeit ſtattfinden dürfe, ob die
Entgren=
zung in bisher unbekannte Gefilde der menſchlichen Seele
vor=
tücken ſolle, ob der Hauch Shakeſpeares die franzöſiſchen Dichter
berühren könne, ob Schiller und Goethe über den Rhein reichten.
den Hugo bald darauf bereiſen ſollte, ob die Nebel der Nordſee neue
Farben in das glitzernde Azur des lateiniſchen Meeres miſchen
dürften. Das alles ſtand zur Entſcheidung, zur Entſcheidung
wenigſtens für die nächſten Jahrzehnte. Und dies alles war
Zeittheater im höchſten Sinne, weil die Zeit als Ganzes
ſchick=
ſalhaft mit überzeitlichen Mitteln zur Diskuſſion geſtellt ward.
Und die Zeit entſchied gegen den Klaſſizismus. Heute, wo man
in Frankreich längſt wieder zu einem neuen Klaſſizismus
zurück=
gefunden hat, der aber die Elemente des Romantiſchen in ſich
aufgenommen hat, verſteht man das Stück nur noch hiſtoriſch
wie man die „Räuber”, wie man Ibſen nur noch hiſtoriſch
ber=
ſteht. Die Mitte ſtand zur Entſcheidung, und nicht die Peripherie.
Von den verſchiedenſten Seiten her hat man verſucht, die
wenigſtens für die nächſten Jahrzehnte. Und dies alles war
nicht mehr. Firmin übernahm die Titelrolle. Aber würde dieſer
Schauſpieler, der in der klaſſiſchen Tradition des Hauſes erzoger
war, ſolche Verſe ſprechen können, die jedes klaſſiſch geſchulte Ohr
beleidigten? Fräulein Mars widerſetzte ſich ihrer Rolle. Be
allen Proben erfand ſie neue Einwände, warum ſie dieſe ode
jene Verſe nicht ſprechen könne. Man rechnet damit, daß ſie an
ihrem Teil das Stück mit zum Durchfallen bringen könnte.
Aber es kam alles anders, wie es immer anders kommt, wenn
die Geſchichte ſelbſt das Wort ergreift. Schon nach dem vierten
Akt eilte der Buchhändler Mame in des Dichters Loge und bo
ihm 6000 Franken für den Erſtdruck.
Die Gegner hofften von den folgenden Aufführungen, daß
ſie, da die entſcheidenden Größen nun fehlten, die wahre ab
lehnende Haltung des Publikums zu ſpüren bekämen. Um
ſonſt. Der Erfolg ſteigerte ſich von Aufführung zu Aufführung
Faſt die geſamte Preſſe erkennt die Größe und Bedeutung des
Werkes für die zeitgenöſſiſche Literatur an. Nur der „
Continen=
tal” und die „Gazette de France” ſetzen das Stück herab. Es
kam zu Störungen von Aufführungen durch die Gegner Hugos
Umſonſt. Fünfundvierzigmal wird das Stück aufgeführt. Es
wäre noch öfter aufgeführt worden, wenn man nicht ſchon am
Ende der Saiſon geſtanden hätte und die Schauſpieler nicht der
Urlaub hätten antreten müſſen. Die Einnahmen des Theaters
waren nie ſo glänzend geweſen.
Hernani hielt ſich auf der Bühne bis zur Verbannung des
Dichters im Jahre 1851. Obwohl Napoleon III. politiſch von
Hugo ſehr angegriffen wurde, obwohl der Dichter ſeine ſcharfen
„Kaſteiungen” gegen ihn geſchleudert hatte, widerſetzte ſich der
Kaiſer nicht, als man ihm vorſchlug, es ſollte bei Gelegenheit
Nummer 56
Dienstag, den 25. Februar 1930
Seite 3
ze
Eine Woche „Zollfrieden”
Spalkung der Konferenz in einzelne
Skagkengruppen.
Der Kampf um die großen Europa=Ideen.
* Genf, 24. Februar. (Priv.=Tel.)
Die Genfer Zollfriedenskonferenz hat ſich nach einer Woche
allgemeiner Ausſprache vom ſchwärzeſten Peſſimismus allmählich
zu einem gemäßigten Peſſimismus bekehrt. Man konnte dabei
die ſonderbare Feſtſtellung machen, daß ſich ihr Peſſimismus
immer mehr verflüchtigte, je ſchlechter es um die
Zollfriedensziele der Konferenz ſtand und je
ſchärfer das Auseinanderfallen der
Konferenz in einzelne
Staaten=
gruppen zutage trat.
Wirkliche Schwarzſeher ſind nur
die Staaten mit alter
freihändle=
riſcher Ueberlieferung, deren
Vertre=
ter, wie z. B. der holländiſche Handelsminiſter
Coliin, nach wie vor die Heilung der
euro=
päiſchen „Wirtſchaftsmalaiſe”
ein=
zig und allein von einer
gemein=
ſamen umfaſſenden Senkung der
Zollſchranken und der Herſtellung
des Freihandels zwiſchen allen
europä=
iſchen Staaten erwartet. Colijn hat mit
Recht der Konferenz den Spiegel
vorge=
halten und ſie daran erinnert, daß ſie im
Be=
griffe ſei, vollkommen von den
großen Europaideen abzuweichen,
welche Briand in der
Septembervollverſamm=
lung des Völkerbundes als Ziele dieſer
Konfe=
renz bezeichnet hat. Der ganze Verlauf der
all=
gemeinen Ausſprache iſt ein Beweis dafür, daß
Coliin mit dieſer Behauptung recht hat.
Die Gruppierung der Konferenz läßt das alte
wirtſchaftsevolutioniſtiſch gewachſene Europa
wieder erſcheinen in ſeinen geographiſch
wirt=
ſchaftlichen und ſogar in ſeinen früheren
poli=
tiſchen Zuſammenhängen. Allerdings deckt ſich
dieſe neue Schichtung nicht ſklaviſch mit den
alten Grenzen und noch weniger mit den
ab=
ſtrakt=geographiſchen Begriffen der
Vorkriegs=
zeit, ſondern zeigt bereits den Einfluß der durch
den Krieg freigewordenen und von der
Vor=
kriegskonſtellation Europas gebundenen Kräfte.
Es laſſen ſich auf der Konferenz unter den
teilnehmenden 26 europäiſchen Süaten trotz
aller Unterſchiede im einzelnen und trotz aller
Feinunterſcheidungen, die man einer ſolchen „Grobausleſe”
gegen=
über machen muß, doch deutlich fünf Gruppen von Staaten
feſt=
ſtellen; zum Teil gehören ſie geographiſch eng zuſammen, doch
iſt das mehr ein Zufall, denn ihre Gruppierung wird vielmehr
von den gemeinſamen, naturgegebenen Wirtſchaftsvorausſetzun= Schweden dem Charakter ſeiner Wirtſchaft und ſeiner
Ver=
gen der Länder beſtimmt.
Am ſchärfſtem erkennbar iſt die Balkan=
Donau=
ſlawien, alſo die politiſche Kleine Entente, neben Ungarn, Bul= Aufbau der ihr angehörenden
mitteleuropä=
garien, Griechenland und Polen angehören. In gewiſſem Sinne, iſchen Induſtrieſtaaten, ihrer induſtriellen
Spezialiſie=
wenn man ſo will, eine Wiederauferſtehung des
Wirt=
ſchaftsraumes, der früheren Donaumonarchie, dehnungskraft ihrer Wirtſchaft ergibt. Man kann zu ihr
Mit Ausnahme der Tſchechoſlowakei, verbindet dieſe Länder die
Abwehrſtellung der Landwirtſchaftsſtagten
gegen die mitteleuropäiſchen Induſtrieſtaaten.
Sie haben ſämtlich ein Intereſſe an der Oeffnung der
mitteleuro=
päiſchen Märkte für den Abſatz ihrer landwirtſchaftlichen Erzeug= deren jüngſte wirtſchaftliche Vergangenheit ſie als Vertreter
niſſe, desgleichen einigt ſie der Schutz ihrer eigenen inneren
Märkte, die ſie ihren jungen zollgeſchützten Induſtrien
vorbehal=
ten möchten. Die Tſchechoſlowalei iſt eigentlich nur aus politi= beides Länder, die durch ihre ethnographiſche und wirtſchaftliche
ſchen Rückſichten in dieſen Kreis geraten. Wieweit ſie ſich ſelbſt
mit den Intereſſen dieſer öſtlichen Landwirtſchaftsſtaaten gleich= ihre ganze eigenartige Verkehrslage eine Sonderſtellung
einneh=
ſetzen kann, bleibt abzuwarten.
Eine zweite, ziemlich ſcharf umriſſene Gruppe, bilden
die Oſtrandſtaaten Eſtland, Lettland, Finnland, Beibehaltung des Syſtems der zweiſeitigen
deren Vertreter auf der Konferenz faſt wie aus einem Munde Induſtrieſtaaten auf einer wirtſchaftlich primitiveren Grundlage
ſprachen. Daß Litquen in dieſer Gruppe nicht ausdrücklich er= organiſiert iſt. Ihr dürfte die Ueberwindung der
Intereſſen=
ſcheint, liegt mehr in ſeinem politiſchen Verhältnis zu den drei gegenſätze bedeutend leichter fallen als z. B. der Gruppe der
lichen Intereſſen der Talkan=Donau=Gruppierung ziemlich nahe, wie zuguterletzt die Verteilung der Staaten auf die einzelnen
zu welcher ſie durch Polen ein verbindendes Organ beſitzt, ſchließt Gruppen ſein wird, das kann ſich erſt entſcheiden, wenn man auf
ſich auf der anderen Seite aber infolge des Durchgangscharakters, die wirtſchaftlichen, zollpolitiſchen, zolltechniſchen und fiskaliſchen
ihres Verkehrs mit Rußland ziemlich eng an eine dritte
Gruppe an.
Dieſe dritte Gruppe iſt räumlich nicht einheitlich,
jedoch durch den hervorſtechenden Verkehrscharakter ihrer
Wirt=
ſchaft zuſammengehalten. Sie iſt mit England, Holland
Zur Europäiſchen Zollfriedenskonferenz in Genſ.
28 Zollmauern durchſchneiden heute das kleine Europa!
und Dänemark zu Wort gekommen, die ſich alle drei für
die überlieferte freihündleriſche Auffaſſung
der Zollfriedensidee einſetzen. Unter Umſtänden iſt ihr
zuzurechnen auch Norwegen und Portugal, während
kehrslage nach zur vierten Gruppe hinneigen wird.
Die vierte Gruppe weiſt zweifellos die größten Ab=
Gruppe, welcher Rumänien, die Tſchechoſlowatei und Jugo= ſtufungen auf, wie es ſich aus dem ſtark gemiſchten
rung und der nach verſchiedenen Richtungen eingeſtellten Aus=
Deutſchland, Belgien, Luxemburg, die Schweiz,
Oeſterreich und mit einigen beſonderen Vorbehalten auch
Frankreich rechnen.
Die fünfte Gruppe wird durch zwei Staaten gebildet,
eines hochpotenzierten, nationaliſtiſchen
Pro=
tektionismus kennzeichnet: Italien und Spanien,
Verbundenheit mit dem ſüdamerikaniſchen Kontinent und durch
men. Sie ſind auch die beiden Länder, die ſich — Italien
rückhalulos deutlich, Spanien etwas vorſichtiger — für die
Handelsverträge ausgeſprochen haben, während alle
an=
deren Gruppen großräumigere, gemeinſchaftliche
Zollabmachun=
gen anſtreben.
Die Vorgänge auf der Konferenz haben gezeigt, in welcher
der Gruppen am leichteſten ein Zuſammengehen möglich ſein
wird: In der Balkan=Donau=Gruppe, die im Vergleich zu den
übrigen Nachfolgeſtaaten aus dem altruſſiſchen Küſtengebiet an mitteleuropäiſchen Induſtrieſtaaten. Wie weit aber die
Kon=
der Oſtſee. Dieſe zweite Gruppe ſteht wegen ihrer landwirtſchaft= ferenz überhaupt zu einem ſolchen Ergebnis gelangen kann und
Einzelheiten näher eingeht, ſo, wie es jetzt in den beiden
Aus=
ſchüſſen geſchieht, in denen die Beratungen der Konferenz
fort=
geſetzt werden.
Ein erſter Erfolg der Genfer Konferenz.
Grundſähliches Einverſtändnis über den Stichkag für
das Inkrafkkreken eines künftigen
Zollfriedens=
abkommens.
* Genf, 24. Februar. (Priv.=Tel.)
Das erſte, allerdings nur grundſätzliche Einverſtändnis der
Genfer Zollwaffenſtillſtandskonferenz wurde heute darin erzielt,
daß der 1. Oktober 1929 als Stichtag für das Inkrafttreten eines
künftigen Zollfriedensabkommens gelten ſoll. Da ſeit dieſem
Zeit=
punkt z. B. in Deutſchland, der Tſchechoſlowakei, Italien uſw.
Er=
höhungen der Zolltarife vorgenommen worden ſind, müſſen dieſe
Erhöhungen im Falle der endgültigen Annahme des 1. Oktober
1929 zurückgezogen oder als Ausnahmen in das Abkommen
zu=
gelaſſen werden.
Weitgehende Uebereinſtimmung iſt auch darüber erzielt
wor=
den, daß ſich alle teilnehmenden Staaten nach den Bedingungen
des internationalen Abkommens über die Abſchaffung der Ein=
und Ausfuhrhinderniſſe richten ſollen.
Am ſchwierigſten geſtalteten ſich die Beratungen über die
An=
wendung der Meiſtbegünſtigungsklauſel Staaten gegenüber, die
an einem Zollfrieden nicht teilnehmen. Die Vertreter der
Agrar=
länder, ſo der rumäniſche Delegierte Negulcea, beſtehen darauf,
daß die Meiſtbegünſtigung auch auf alle nicht teilnehmenden
Staa=
ten Geltung haben, während die Induſtrieſtaaten größtenteils die
Beſchränkung der Vorteile der Meiſtbegünſtigung auf die
teil=
nehmenden Staaten vertreten. Nach Lage der Dinge wird man
dieſe Frage durch eine Zwiſchenlöſung zu überwinden ſuchen, in
der es den teilnehmenden Staaten freigeſtellt wird, die
Meiſt=
begünſtigungsabmachungen aus zweiſeitigen Verträgen denjenigen
Staaten zuzugeſtehen, die nicht an einem Zollfrieden teilnehmen.
Doch rechnet man damit, daß dann in der Praxis die
teilnehmen=
den Staaten nur in ſehr geringem Umfange von dieſer Möglichkeit
nicht teilnehmenden Staaten gegenüber Gebrauch machen werden.
Im übrigen ſind heute drei weitere Unterkommiſſionen für
die verſchiedenen Einzelfragen gebildet worden, ſo daß die
Konfe=
renz ſich nunmehr in ſechs Unterkommiſſionen aufgeteilt hat, in
welchen zum Teil die gleichen Fragen unter den doppelten
Ge=
ſichtspunkten des Zuſtandekommens eines Zollfriedens oder
regio=
naler Zollabkommen erörtert werden.
Japan und die Zolfriedenskonferenz.
* Genf, 24. Februar. (Priv.=Tel.)
Das japaniſche Mitglied auf der Genfer Zollfriedens=
Konfe=
renz, Yoſhida, hat einer Erklärung ſeiner Regierung über die
Haltung Japans dem Zollfriedensgedanken gegenüber abgegeben,
in welcher er ausführte, Japan werde den Abſchluß eines
ſolchen Abkommens zwiſchen allen europäiſchen
Staaten begrüßen. Japan ſelbſtkönne jedoch an
dieſem Abkommen nur teilnehmen, wenn auch
andere große Staaten, wie die Vereinigten Staaten von
Nordamerika, China, Indien und Auſtralien, ihm beiträten. Unter
den augenblicklichen Umſtänden beſtehe jedoch kaum die Hoffnung,
daß der Beitritt dieſer Staaten ſich verwirklichen werde.
der Pariſer Weltausſtellung vom Jahre 1867 den zahlreich zu
erwartenden Fremden als typiſches franzöſiſches Muſterſtück der
„Hernani” geboten werden. Der Erfolg war wiederum unerhört
und ohne Beiſpiel. Einundſiebzigmal wird das Stück aufgeführt,
dem verbannten Dichter werden nicht endenwollende Sympathien
zum Ausdruck gebracht. Adolphe Crémieux, Advokat und
Poli=
tiker, berichtet damals Hugo nach ſeiner Verbannungsinſel
Guersney: „Die Jugend von 1867 hat das edle und großherzige
Beiſpiel unſerer Jugend von 1830 wiederholt.”
Nach zehn Jahren beginnt mit der Uebernahme der Rolle
Donna Sols durch Sarah Bernhardt eine neue, die letzte,
Er=
folgſerie. Hundert Aufführungen folgen ſich. Hugo, der Greis,
ſchreibt jetzt an Sarah Bernhardt: „Sie ſind groß und charmant
geweſen. Sie haben mich bewegt, mich, den alten Kämpfer.
Und an einer beſtimmten Stelle habe ich weinen müſſen. Dieſe
Träne, die Sie zum Fließen brachten, gehört Ihnen, ich lege
ſie Ihnen zu Füßen.”
Drei Jahre ſpäter, 1880, findet das fünfzigjährige Jubiläum
des Stücks ſtatt. Des Dichters Büſte ſteht auf der Bühne, die
ſein Freund David d’Angers gemeißelt hatte. Der alte Dichter
ſteht daneben. Ein Feſtmahl, bei dem Emil Augier eine nicht
bergeſſene Rede auf Hugo hielt, beſchloß die Erinnerungsfeier.
Hugo hatte mit Hernani das Tor aufgeſtoßen, durch das
als Erſter der ältere Dumas ſprengte.
Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus. — Montag, den 24. Februar.
1. Volkskonzerk.
Das ſchlug ein! Dr. Karl Böhm iſt ein famoſer Muſikant,
der es fertig bringt, Tänze alten, älteren, neueren und neueſten
Stils ſo zu dirigieren, wie es mancher Generalmuſikdirektor nicht
kann, nämlich je nachdem ſchlicht, ſüß, ſchmiſſig und ausgelaſſen.
Da ging natürlich das Publikum tüchtig mit, applaudierte enorm,
ſo daß ſich Böhm nur zu retten wußte, indem er den Beifall
im=
mer wieder ſeinem Orcheſter zuwies. Aber auch die Künſtler
ſpielten mit beſtem Humor und größter Hingabe. Manchmal
be=
dauerte man, nicht tanzen zu können und beneidete Böhm, der
ſich als einziger im Rhythmus wiegen durfte. Im erſten Teil
trat die gemeſſene Grazie von Barock und Rokoko in Erſcheinung,
es folgten deutſchen Tänze, die eigentlichen Urwalzer von Mozart,
Beethoven und Schubert, und dann kamen die richtigen Wiener
Walzer. Für die modernen Tänze, die ſtürmiſch da cano begehrt
wurden, war das gut beſetzte Orcheſter eigentlich etwas zu groß,
da Schlagzeug und Sarophone dadurch zu ſehr in den
Hinter=
grund traten. Awwer ſchee war’s. Wunnerſchee! E Frag, ob’s
ſchee war!
E. N.
Goethe. Herus und Eros.
(Zu dem Buch von F. A. Theilhaber, Horen=Verlag, Berlin.)
Das iſt kein gutes Buch. Die Art, in der es vom
ſexualpſycholo=
giſchen Standpunkt geiſtige Erſcheinungen befingert, iſt peinlich und
lächerlich. Dabei ſteht auf mancher Seite Nichtiges, ſo richtige kleine
Teilwahrheiten, die, ſelbſt addiert, viel unrichtiger ſind als ein großer
Irrtum.
Das Richtige war leicht zu errechnen: Goethes Gehirn, ſeine
Phantaſie, ſeine künſtleriſche Begabung, ſeine geiſtige Leidenſchaft, ſeine
überlegene Weisheit, die ihn zum reifſten Geiſt des damaligen Europa
machten, gingen auf Koſten ſeiner primitiven Geſchlechtskraft. Seine
Seelenfülle, ſeine erotiſche Kraft und Liebesfähigkeit ſtrömten ſtärker
in ſein Werk, ſchwächer und gehemmt nur in die Sphäre des
Ge=
ſchlechts. Sexus und Eros ſtanden beziehungslos zueinander, da der
Eros ſo aufs engſte dem Geiſt verbunden war. Der biographiſch
deut=
lichſte Ausdruck dafür iſt der Kontraſt zwiſchen den zwei dauerndſten
Liebesepochen: dem platoniſchen Verhältnis zu der alternden, frigiden
Frau von Stein, und der Liäſon mit der kleinbürgerlichen,
ungebilde=
ten Chriſtiane Vulpius.
Es wäre die Aufgabe des Buches geweſen, dem lebenslänglichen
Prozeß der Sublimierung, der Veredlung und Aufſtufung der inneren
Kräfte eindringlich und behutſam nachzuforſchen. Dieſer Prozeß, den
man nicht ohne eine geiſtige Erſchütterung von eigentümlich ſtiller
Art verfolgen kann, — denn es iſt ein ſehr innerlicher Vorgang, und
der Kampf iſt viel ſchwerer als in den ſogenannten heroiſchen
Lebens=
läufen —; dieſer Prozeß wird hier mit einer Art Augenzwinkern
auf=
gezeigt, als ſei der Geiſt ein Falſchſpieler, der mit betrügeriſchen Tricks
den Trieb um ſeine Rcchte prellt. Auf jeder Seite ſteht ausgeſprochen
und zwiſchen den Zeilen, daß hier aus der Not eine Tugend, aus dem
körperlichen Bedürfnis eine geiſtige Leiſtung gemacht wurde, und daß
es eigentlich nur Mangel an aktiver Männlichkeit,
Gehirnüber=
fruchtung, weichliche Lebensſchwäche uſw. waren, die Goethe zum
Dich=
ten trieben. Eigentlich nur — das iſt der archimediſche Punkt, von dem
all dieſe Heldenzerſtörer ausgehen, wenn ſie ſich der Erfahrung
be=
dienen, daß alle Dinge, die ihr Licht von oben erhalten, von unten
betrachtet, dunkel ſind. Es iſt aber eine perverſe Blickverkehrung, im
Geiſt nur Sekundäres und Abgeleitetes zu ſehen, denn das Eigentliche
im Menſchen, ſein Eigentümliches und Eigenſtes, iſt der Geiſt und nur
der Geiſt.
Nur hier alſo gilt unſer Einſpruch. Wo es ſich um Goethes private
Sphäre, die Unzulänglichkeit des Perſönlichen, handelt, verfahre jeder
nach ſeinem ſchlechten Geſchmack; allerdings ſoll man wiſſen, daß
gegen=
über Menſchen eines beſtimmten Ranges die Charakterforſchung mit
all ihren Normen, gut zur Feſtſtellung von Berufseigenſchaften und
Ehetauglichkeiten, hinfällig und unzuſtändig wird. — Hinter Werner
Hegemanns überſteigerten Angriffen kann man ein Gefühl für die Werte,
zu denen er in ſo leidenſchaftlichen Gegenſatz geraten mußte,
heraus=
ſpüren. Hier fehlt der Wille anzugreifen und herabzuſetzen, aber auch
jenes Gefühl. — Als ſein abſchließendes Ergebnis trägt dieſes Buch die
Feſtſtellung: Goethe ſei im Leben und im Werk der erſte Vorkämpfer
für die abſolute Anerkennung der ſexuellen Freiheit geweſen; die
Be=
handlung der Sexualproblematik ſei Sinn und Wert des Fauſt I.
Damit erſcheint uns das Buch nach mancher Richtung, Eraktheit, Höhe
und Umfang des Erfaſſens, ausreichend gekennzeichnet. Dr. Nette.
* „Magna Mater” von Friedrich Markus Huebner. Verlag: Geſellſchaft
heſſiſcher Bücherfreunde, Darmſtadt, Schloß. Preis für Mitglieder
der Geſellſchaft 1.— Mk., für Nichtmitglieder 1,50 Mk.
Friedrich Markus Huebner, der Dichter=Philoſoph hat einen guten
Namen! Die Würfelbücherei hat recht daran getan, eines ſeiner Werke
ihren Freunden zu vermitteln. Zu Weihnachten 1929 iſt es
herausge=
kommen in dem bekannten 10 Zentimeter=Format, und führt den Titel:
Magna Mater‟. Einmal ein gereimtes Würfelbichlein von ſchwererem
Gewicht als ſonſt. Huebner hat es als Stück eines größeren gedacht,
als Stück eines auf drei Bände angelegten Werkes „Magiſche
Deu=
tungen”, deſſen erſter Band im vergangenen Jahre unter dem Titel
„Zugang zur Welt” erſchienen iſt. Die Magna=Mater=Verſe haben einen
angenehmen Klang, denn ſie ſind Reime eines muſikaliſchen Denkers.
Es gibt bekanntlich auch unmuſikaliſche Denker! Der Inhalt: Das ewig
alte und ewig junge Spiel von Ich und Du, vom Du mit dem Ich, vom
Ich mit dem Du! Huebner iſt von ihm ganz gefangen genommen!
Er ſpielt es auf ſeine Weiſe, denn „Ihm iſt am Charakter und an der
Exiſtenz jedes Menſchen nicht ſein Ich das Wichtigſte, ſondern Grad und
Maß der in ihm lebenden Du=heit.‟ Die Stimmung der Verſe: hafiſiſch,
freilich in einem ihnen eigenen Sinne: viel Nächtlichkeit — viel
Ueber=
dämmertes — viel Schummriges!
„Der Wanderer”, vereinigt mit dem „Bergſteiger”, dem „Rad=
und Faltbootwanderer”, dem „Skifahrer” und der
„Kamera des Naturfreundes”, zugleich die Zeitſchrift der
Gemeinſchaft der Wanderfreunde, E. V., und für die
Jugendbewegung, Verlag „Der Wanderer” in Düſſeldorf,
Wehrhahn 77, Herausgeber: Hans Hartung in Düſſeldorf, Schriftleitung
Max Viehweg in Leipzig, Bezugspreis für das Jahr 6 Mk., iſt wohl die
reichhaltigſte und am beſten mit Bildern ausgeſtattete Monatsſchrift für
Wanderer und alle diejenigen, die der Natur naheſtehen und ſo der
Ge=
ſundurg an Leib und Seele zuſtreben. Vom Februarheft ab iſt zudem
noch das Beiblatt „Geſundheitspflege” dazugekommen, alles für den
ge=
ringen Jahresbezugspreis. — Wie könnte eine ſo ausgezeichnete und
billige Monatsſchrift doch ſegensreich wirken, wenn ſich alle die
vielen Wander= und verwandten Vereine, die keine
eigene Zeitſchrift haben, in dieſer vereinigen, ſie zu der ihrigen
machen würden! Da wüßte doch jeder, was der andre Naturfreund
treibt, und jeder fühlte ſich vor dem gleichen Ziel mit ihm verbunden,
ohne jeden Weg mit ihm gehen zu müſſen.
W. S.
Als gute Ergänzung zum „Wanderer” ſei die von zahlreichen
Vaterlandsfreunden gegründete, von Mich, Laßleben, in Kallmünz
herausgegebene und von Walter Schweter geleitete Monatsſchrift
„Unſer Vaterland” — Jahresbezugspreis 5 Mk. — empfohlen.
In Wort und Bild führt ſie durch unſer ganzes Vaterland. „Ihr
In=
halt iſt ſo vielſeitig und ſo ſehr auf Weſentliches, Ueberzeitliches
ge=
richtet, daß wirklich alle Deutſchen dieſe billigen, gut illuſtrierten
Monatshefte leſen ſollten”, heißt es in einer der vielen warm
empfeh=
lenden Beſprechungen.
— Der geſchickte Wechſel von Ernſt und Scherz macht Nummer 4 der
Neuen Illuſtrierten Frauenzeitung „Das Heft”, das bekanntlich jede
Frau in der Hand hat, beſonders intereſſant. Neben Aufſätzen wie
„Ehekriſe — Liebesnot” „Zeitprobleme der Frau” „Sind wir ein
ſter=
bendes Volk?”, die ſich gründlich mit ernſten Fragen unſerer Zeit
be=
ſchäftigen, finden ſich luſtige und auch ernſte Plaudereien über
Geſell=
ſchaftliches und Modiſches, über Maskenſreuden und Faſchingslannen.
Seite 4
Dienstag, den 25. Februar 1930
Nummer 56
Heſſen und die Anſchlußfrage.
Dezenkraliſierker Einheiksſtaal. — Preußenanſchluß.
Innerer Laſtenausgleich?
Man ſchreibt uns: Die Frage derheſſiſchen
Eigen=
ſtaatlichkeit iſt in der letzten Zeit von verſchiedener Seite wohl daraus, daß in einem kleineren Land die
Zentralverwal=
aus behandelt worden. Nicht nur in den Verſammlungen der
verſchiedenen Parteien und in der Preſſe, auch im heſſiſchen
Land=
gemeindetag iſt ſie in einer Entſchließung geſtreift. Die
Laſten=
verteilung zwiſchen Land und Gemeinden beſchäftigt die
Oeffent=
lichkeit in gleichem Maße. Die folgenden Ausführungen ziehen
aufGrund exakten ſtatiſtiſchen Materials die
Ver=
bindungslinie zwiſchen beiden Problemen.
Die Aufgabe der heſſiſchen Selbſtändigkeit
iſt keine erſt in letzter Zeit auſgetauchte Forderung. Sie war
be=
kampf, aber damals nicht zugkräftig. Vor allem wohl, hätten ſie jedoch für die Schulen allein 15,7 Millionen RM. mehr
deshalb nicht, weil das Endziel (Aufgehen im Reich,
An=
ſchluß an Preußen oder ein ſonſtiges Land?) nicht geklärt
erſchien. Inzwiſchen iſt nicht zuletzt durch den Verlauf der
Länderkonferenz der Eindruck ſtärker geworden, daß die Frage
der Reichsgliederung nicht mit Reſolutionen zu löſen iſt, daß ſie
nicht nur Wünſche, ſondern auch die Kraft eines politiſchen
Wil=
lens vorausſetzt. Wenn im Hinblick aufdiekommenden bei der Polizei nahezu 0,6 Million weniger. Das ſind msgeſamt
Wahlen bereits heute ſchon die gleiche Parole
auf=
taucht, ſo doch in einer durch die inzwiſchen gemachten
Erfah=
rungen abgewandelten Form: Es ſind Stimmen laut
geworden, die nicht mehr den Einheitsſtaat, ſondern den Anſchluß
an Preußen fordern. Das heſſiſche Sparprogramm ſcheint die
Stimmung in dieſer Richtung zu verſtärken, nicht ohne daß dem
zugleich der ernſtliche Einwand entgegengehalten wird: man
könne Gegner einzelner Sparmaßnahmen ſein, ſollte aber doch die
Objektivität aufbringen, die Geſundung der heſſiſchen Finanzen
nicht zu hindern. Den „Anſchlußfreunden auf jeden Fall” wird
die Frage vorgelegt, ob ſie nicht einſehen, daß die heſſiſche
Frage nur im Verhandlungswege gelöſt werden
kann, und daß es für ſolche Verhandlungen nicht
förderlich iſt, wenn man die Regierung durch die
Volksbewegung unnötig feſtlegt. Deswegen hat ſich
auch der Finanzausſchuß des heſſiſchen
Land=
tages, deſſen Mitglieder ſicherlich genau über die Finanz= und
Lebensfragen Heſſens unterrichtet ſind, gegen jede
Ver=
quickung der Finanzfragen mit den Fragen des
Anſchluſſes gewandt.
Es lohnt ſich aber, einmal zu prüfen, ob Heſſen denn wirklich
durch den von beſtimmten Kreiſen geforderten Anſchluß an
Preußen ſoviel gewinnt, als man ſich in der Oeffentlichkeit davon
verſpricht. Gewiß würde mancher in ſeiner Stellungnahme
vor=
ſichtiger und ſicherer werden, wenn er wüßte, was in den
finan=
ziellen Verhältniſſen des Landes dadurch geändert
würde.
Die Koſten für die allgemeine Verwaltung
des Landes, d. h. für die oberſten Staatsorgane, die
Volks=
vertretung und die innere Verwaltung ohne Polizei, betrugen
auf den Kopf der Bevölkerung umgerechnet
als reiner Finanzbedarf als Zuſchußbedarf
in Heſſen: in Preußen: in Heſſen: in Preußen:
2,79 RM
2,39
3,32
3,78
1926/27
3,30 (1) RM.
2,39
3,76
3,98
1927/28
Für ein ſpäteres Jahr liegen Vergleichsmöglichkeiten noch
nicht vor.
Dieſe Zahlen müſſen überraſchen und ſind geeignet, die
über=
triebenen Vorſtellungen von der teuren Verwaltung der
mitt=
leren Länder im Gegenſatz zum Großſtaat Preußen auf ihr
rich=
tiges Maß zurückzuführen. Der durch Steuern aufzubringende
Zuſchußbedarf iſt in Heſſen ſogar geringer als in Preußen,
ob=
wohl die heſſiſche Verwaltung bei der Aufteilung der Aufgaben
zwiſchen Land und Gemeinden mehr belaſtet, iſt als die
preußiſche. Der Unterſchied zu Ungunſten Preußens erklärt ſich
tung zugleich die Aufgaben der Mittelinſtanzen mitverſieht.
Auch den heſſiſchen Städten, Gemeinden und
Ge=
meindeverbänden müßten die Vergleichszahlen,
z. B. mit Preußen, manches zu denken geben. Würde
die Verteilung der Einkommen=, der Körperſchafts=, Umſatz= und
Kraftſahrzeug=Steuer zwiſchen Land und Gemeinden nach dem
preußiſchen Schlüſſel erfolgen, ſo bekämen die heſſiſchen
Gemein=
den etwa 6 Millionen mehr wie bisher. Berückſichtigt man
außer=
dem noch die Grund= und Gebäudeſteuer, die allgemeine
Gewerbe=
ſteuer und die Sondergebäudeſteuer — letztere ſoweit, ſie zur
Deckung des allgemeinen Finanzbedarfs dient —, ſo würden die
reits Wahlparole beim letzten Landtagswahl= Gemeinden im ganzen 6,8 Millionen mehr erhalten. Dagegen
aufzubringen, unter Berückſichtigung der Gebühren immerhin
noch 14,3 Millionen mehr. Beim Wohlfahrtsweſen ohne
Er=
werbsloſenfürſorge hätten ſie unter Berückſichtigung der
Gebüh=
ren nahezu 4,7 Millionen RM. mehr aufzubringen; im
Verkehrs=
weſen, d. i. allgemeine Bauverwaltung, Straßen, Wege,
Waſſer=
ſtraßen und Verkehrsförderung, 0,4 Millionen RM. mehr. Nur
unter Berüclſichtigung der Gebühren 18,8 Millionen mehr. Dem
Weniger an Steuern von 6,8 Millionen ſtünde
ein Mehr an Laſten von 18,8 Milionen RM.
gegen=
über, ſo daß ſich die Gemeinden und
Gemeinde=
verbände im ganzen um 12 Millionen ſchlechter
ſtünden als bisher. Dieſe Zahlen ſind gerade
nichtſehrermutigend für den Anſchluß an
Preu=
ßen, denn den Gemeinden bliebe nur der
Aus=
weg, entweder ihre Steuern und Gebühren zu
erhöhen oder einen radikalen Abbau
vorzuneh=
men. Vielleicht waren dem Heſſiſchen Landgemeindetag dieſe
Tatſachen etwas bekannt, denn in ſeiner letzten Entſchließung
ſprach er im Zuſammenhang mit der Notwendigkeit der
Schaf=
fung eines dezentraliſierten Einheitsſtaates mit keinem Wort vom
Anſchluß an Preußen.
Es erſchien notwendig, mit dieſen aufklärenden, exakten
Zah=
len einen ſachlichen Beitrag zur leidenſchaftsloſen, ſchlagwortfreien
Auseinanderſetzung zu geben. Man entſinnt ſich in dieſem
Zu=
ſammenhang auch der Aeußerung, die Staatspräſident Dr.
Adelung bei dem Preſſeempfang über das Sofortprogramm tat,
als er erklärte, daß die Hinderniſſe auf dem Weg zu einer
zweck=
mäßigen Gliederung Deutſchlands — dem wirklich
dezentraliſier=
ten Einheitsſtaat — nicht in Heſſen liegen und daß es eine
grobe Täuſchung der Bevölkerung darſtelle, wenn
man behaupte, durch den Anſchluß Heſſens an
ein anderes Land würden die finanziellen Nöte
ſchmerzlos behoben.
Konferenz der Nokenbankleiker in Rom.
Der Gouverneur der Bank von Frankreich, Moreau, iſt in
Begleitung des ſtellvertretenden Gouverneurs Moret und des
Archivars Quesnay nach Rom abgereiſt, um an der am Mittwoch
dort ſtattfindenden Beſprechung der Vorſitzenden der
Emiſſions=
banken der ſechs Staaten teilzunehmen, die die Bank für den
internationalen Zahlungsausgleich gründen. Auch
Reichsbank=
präſident Dr. Schacht iſt zu dieſer Beſprechung nach Nom gereiſt.
Dus Scafür der Londoner Ronſerenz.
In Erwarkung der Abſtimmung über das
franzöſiſche Kabinekt.
EP. London, 24. Februar.
Das Schickſal der Londoner
Seeabrüſtungs=
konferenz hängt, wie in Konferenzkreiſen heute beſtätigt
wurde, in hohem Maße von dem Schickſal der neuen
franzöſiſchen Regierung ab.
Während man in engliſchen Delegationskreiſen die
Mög=
lichkeit einer Vertagung bereits zugibt, zeigen ſich die
Amerikaner ſowohl als auch die Japaner
opti=
miſtiſcher. In amerikaniſchen Delegationskreiſen wurden
heute Gerüchte über einen Mißerfolg der Konferenz ganz
ent=
ſchieden in Abrede geſtellt und betont, daß die
amerika=
niſche Abordnung noch immer hoffe, daß ein
Abkommen in London zuſtande kommen werde.
Die Japaner halten gleichfalls die
Tot=
fagung der Konferenz für verfrüht und ſind
ent=
ſchloſſen, weiter den Abſchluß eines internationalen
Ueberein=
kommens in London zu erſtreben.
Falls es der franzöſiſchen Regierung gelingt, morgen eine
Mehrheit zu erzielen, wird am Mittwoch eine Beſprechung der
Hauptdelegierten ſtattfinden, auf der die allgemeine Lage
über=
prüft werden ſoll. Am Donnerstag wird dann wahrſcheinlich
eine zwangloſe Beſprechung abgehalten werden.
Wird Chaukemps eine Mehrheik haben?
CNB. Paris, 24. Februar.
Der Kampf der Preſſe um die Exiſtenz des neuen
Mink=
ſteriums Chautemps hat bereits eingeſetzt. Die rechtsſtehenden
Blätter rechnen bereits aus, daß das Kabinett ſtürzen wird. Sie
geben ihm höchſtens 260 bis 265 Stimmen von 612
Kammerman=
daten. Betrachtet man dieſe Dinge aber realiſtiſch, dann kommt
man zu dem Ergebnis, daß jedenfalls für das Kabinett 290 bis
295 Abgeordnete ſtimmen werden. Außerdem beſteht die
Wahr=
ſcheinlichkeit, daß auf dem rechten Flügel der Mittelparteien, alſo
bei den Linksrepublikanern und bei der Radikalen Linken,
meh=
rere Abgeordnete, ſoweit ſie ſich nicht für das Kabinett
aus=
ſprechen, teilweiſe Stimmenenthaltung üben werden. Ferner
muß man berückſichtigen, daß 612 Abgeordnete ſich niemals an der
Abſtimmung beteiligen. Einige Mandate ſind unbeſetzt, die
Man=
date zweier kommuniſtiſcher Abgeordneter ſind noch nicht für
gül=
tig erklärt worden und etwa 20 Abgeordnete ſind durchſchnittlich
ſtets beurlaubt, ſo daß im günſtigſten Falle etwa 585 bis 590
Abgeordnete abſtimmen werden. Daß ein Kabinett, das den
Ehr=
geiz hat, ein linksrepublikaniſches Kabinett zu ſein, nach der
Ab=
ſage der Fraktion der Linksrepublikaner bei einer prinzipiellen
Abſtimmung mehr erzielen könnte als eine knappe Mehrheit, wird
niemand behaupten wollen. Wenn es ſich um die budgetären,
techniſchen und wirtſchaftlichen Fragen handelt, werden die Dinge
dagegen anders liegen. In dieſer Beziehung wird die
Regie=
rungserklärung wohl den Beifall weiter Kreiſe der Kammer
fin=
den. Man kann daher ſehr wohl mit der Möglichkeit rechnen,
daß das Kabinett den morgigen Tag überleben und die
Möglich=
keit haben wird, einige Zeit zu regieren, wenn es dem Programm
treu bleibt, das es durch ſeine Preſſe bereits verkünden läßt.
Danach beſteht innerhalb der Regierung zum mindeſten
Ueberein=
ſtimmung darüber, daß auf finanzpolitiſchemGebiet die übermäßige
Belaſtung der franzöſiſchen Wirtſchaft beſeitigt werden muß, um
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114 TAHKE
[ ← ][ ][ → ] Aus der Landeshaupkſtadl.
Darmſtadt, den 25. Februar.
Scuut one Beivemäuchen jar Horberung der Bienensachr:
aus
iren
Karneval in Darmſtadl.
Die wirtſchaftliche Lage macht ſich in dieſem Jahr, wie kaum
in den vorangegangenen nach dem Kriege, beſonders bei den
karnevaliſtiſchen Veranſtaltungen bemerkbar. Der Rekordbeſuch des
Bunten Balles beim V.D.A. iſt bisher einzig geblieben, nur noch
der Mozart=Verein hatte verhältnismäßig guten Beſuch zu
ver=
zeichnen. Im übrigen waren faſt alle Vereinsveranſtaltungen
recht mäßig beſucht. Was ſeit Jahren nicht der Fall geweſen iſt,
der Städtiſche Saalbau iſt ſogar während der Faſtnachtstage noch
verfügbar. —.
Deſto mehr bürgert ſich aber ein karnevaliſtiſches Treiben in
den öffentlichen Lokalen, beſonders in den Cafés und großen
Bierreſtaurants, ein. Hier wird ſelten oder gar nicht
Eintritts=
geld erhoben, man verzichtet auf Maskierung, erſcheint aber gern
in Koſtüm und gibt ſich in den meiſt ſchön geſchmückten
Gaſt=
ſtätten, ſoweit Brieftaſche und Portemonnaie es geſtatten, einem,
wenn auch beſcheidenen, ſo doch immerhin fröhlichen
Karnevals=
treiben hin.
Beſonders vielverſprechend war der Anfang der
karnevaliſti=
ſchen Veranſtaltungen in den unteren Räumen des Hotels zur
„Traube‟. Zu einem Ball der „Kunterbunten” war eingeladen,
und kunterbunt war die Schar der Gäſte, ebenſo wie die durch
Theatermaler Langer närriſch dekorierten Feſträume. Der
grüne und rote Saal haben durch Langer ein Gewand erhalten,
das das vorjährige weit übertrifft. Aus rauſchenden
Farben=
flächen, in denen grelle Farbtöne Orgien feiern, lachen ins
Gigan=
tiſche vergrößert, fröhliche Geſichter oder ſchneiden andere
Grimaſſen. Die Deckenbeleuchtungen ſind durch vielfarbige
Bal=
dachine verdeckt und verbreiten ein gedämpftes, buntes Licht. Wie
immer, wurden den Gäſten Ueberraſchungen verſchiedenſter Art
geboten, Scherzartikel. Luftballons allerneueſter Art waren
reich=
lich auf Tiſchen ausgelegt, hübſche Gewinne winkten beim
Rou=
lettentanz. Luſtige Ballenſchlachten und vieles andere ſorgten für
köſtliche Stimmung, die durch den geſchickten Conferencier, Herrn
Straſſer, ausgezeichnet geſchürt wurde.
Café Ernſt Ludwig veranſtaltet an drei Tagen in der
Woche bis zum Faſtnachtsdienstag Geſellſchaftsabende, bei denen
namentlich am Samstag und Sonntag ebenfalls eine glänzende
Stimmung herrſchte. Sämtliche Räume des Cafés waren bis auf
den letzten Stuhl beſetzt, im Billardſaal, der ebenfalls ausgeräumt
iſt, wird getanzt, und ein glänzendes Jazz=Orcheſter, das
uner=
müdlich die wirkſamſten und modernſten Schlager ſpielt und
ſingt, ſorgt im übrigen dafür, daß die Not der Zeit für ein paar
Stunden vergeſſen wird.
Auch in den übrigen Cafés, weiter im Hotel zur Poſt und
zahlreichen großen Reſtaurants werden karnevaliſtiſche
Sonder=
veranſtaltungen geboten, die allgemein ſehr gut beſucht ſind.
Selbſt in den Straßen hat jetzt ſchon das karnevaliſtiſche
Treiben eingeſetzt. Am Samstag abend und auch am Sonntag
zogen koſtümierte Muſikbanden durch die Straßen, ihre
gut=
gemeinten, wenn auch nicht immer „taktvollen” Leiſtungen den
Straßenpaſſanten darzubieten. —
— Ernannt wurden durch Entſchließung des Herrn Miniſters für
Kultus und Bildungsweſen die Studienreferendare Georg Bücking
zu Darmſtadt, Dr. Nargarete Challier zu Gießen, Helene Döll,
Dr. Hans Hellwig zu Darmſtadt und Rudolf Schloſſer zu
Darmſtadt zu Studienaſſeſſoren.
85. Geburtstag. Frau Jenny Lorey Wwe.,
Wilhelminen=
ſtraße 38, begeht heute ihren 85. Geburtstag.
— Hefſiſches Landestheater Darmſtadt. Als Faſchingsaufführung
des Landestheaters wird heute Dienstag um 20 Uhr im Großen Haus
das Luſtſpiel „Im weißen Rößl” von Blumenthal und Kadelburg
in neuer Inſzenierung von Renato Mordo (Bühnenbild: Lothar
Schenck von Trapp) zur Darſtellung kommen. In den Hauptrollen:
Gothe, Baumeiſter, Maletzki, Weſtermann, Nürnberger, Conradi, Knott
und Gallinger. (Miete 4 und Miete T, Gruppe 1.)
Lortzings komiſche Oper „Der Wildſchütz” wird heute
Diens=
tag um 19.30 Uhr im Kleinen Haus unter muſikaliſcher Leitung von
Karl Maria Zwißler mit der erfolgreichen Premierenbeſetzung (
Wal=
ter, Bunſel, Stralendorf, Liebel, Harre, Kuhn, Philips, Vogt)
wieder=
holt. (Zuſatzmiete UI und Miete T, Gruppe 4.)
„Die Affäre Dreyfus”, das ſpannungsſtarke Schauſpiel von
Rehfiſch und Herzog, gelangt morgen Mittwoch um 19.30 Uhr im
Großen Haus mit der bekannten Beſetzung zur Aufführung. (
Darm=
ſtädter Volksbühne Gemeinde R Gruppe 1—4.)
„Fra Diavolo”, komiſche Oper von Auber, wird morgen
Mitt=
woch um 20 Uhr im Kleinen Haus unter muſikaliſcher Leitung von
Erwin Palm in Szene gehen. Die Titelpartie ſingt Hans Grahl.
In den übrigen Hauptrollen: Harre, Bunſel, Liebel, Gerlach, Vogt,
Neh, Overlack. (Zuſatzmiete II.)
„Der Kaiſer von Amerika”, eine politiſche Komödie von
Bernhard Shaw, befindet ſich als nächſte Schauſpielneuheit des Kleinen
Hauſes in Vorbereitung. — Es folgen dann die Erſtaufführung der
„Südpolexpedition des Kapitän Scott” von Reinhard
Goering, die ſoeben im Berliner Staatstheater erfolgreich uraufgeführt
wurde, ſowie eine Neueinſtudierung des „Hamlet” mit Bernhard
Minetti in der Titelrolle.
Die Heſſiſche Spielgemeinſchaft bringt Donnerstag,
den 27. Februar, um 2) Uhr im Kleinen Haus im Rahmen ihres
Ein=
akter=Abends eine Faſchingsſchnurre „Um die
Dreigroſchen=
oper” von einem, der nicht genannt ſein will, erſtmalig zur
Auffüh=
rung. In Verbindung hiermit werden die beiden beliebten Einakter
in heſſiſcher Mundart „Der erſte Hochzeitstag” von Dr. Georg
Büchner und „Der gute Nat” von Heinrich Rüthlein in Szene
gehen. Die Vorſtellung findet außer Miete bei kleinen Preiſen ſtatt.
— Volkshochſchule. Am Mittwoch, den 26. Februar, 20.15 Uhr,
ſpricht Herr Vonderheit im Muſikſaal des Städtiſchen Saalhaues
über „Vogelzug”. Unſere Mitglieder kennen Herrn Vonderheit
von den Wanderungen zur Beobachtung der Noc men und ſchätzen
ſeine Sachkenntnis. Wir weiſen hiermit auf ſeinen Vortrag hin und
empfehlen den Beſuch. — Am Dienstag, den 25. Februar,
Experi=
mentalvortrag, Dipl.=Ing. Scriba: „Rundfunkgeräte,
Laut=
ſprecher”. Elektrotechniſches Inſtitut der Techniſchen Hochſchule, um
20.15 Uhr.
— Liederkranz=Konzert am Donnerstag, den 3. April, im Feſtſaal
am Wogsplatz. Kapellmeiſter Friedel Fiſcher hat die Vortragsfolge in
hervorrägender Weiſe der neuen Chormuſik gewidmet, darunter
bedeutende Werke der Nürnberger Sängerwochen. Eine verdiente
Ehrung wird unſerem einheimiſchen Geſangsmeiſter und Komponiſten,
Herrn Profeſſor C. Beines, der auch ſelbſt mitwirkt, bereitet.
— Sektion Darmſtadt des Deutſchen und Oeſterreich. Alpenvereins.
Mitglieder und Freunde der Sektion ſeien auf den
Lichtbilder=
vortrag aus den Detztaler Bergen der Herren P. und C. Schmidt,
der heute abend 8.15 Uhr in der Aula des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums
ſtattfindet, aufmerkſam gemacht.
Weidenkätzchen. Das Polizeiamt teilt mit: Nach der
Polizei=
verordnung für den Kreis Darmſtadt vom 4. März 1918 iſt das
Feil=
halten und der Verkauf von Weidenkätzchen verboten. Zur Förderung
der Bienenzucht iſt es überaus wichtig, daß die Blütenſtaub ſndenden
Sträucher, wie Weide, Haſel uſw. geſchont werden. Gegen
Zuwider=
handelnde wird deshalb unnachſichtlich mit Strafanzeige vorgegangen.
Draußen vor der Stadt haben die Imker und Kleingärtner ihre
Bienenſtände. Seit Monaten war es ſtill in den Stöcken; der
Winter=
ſturm lag vor den kleinen Türen der Bienenvölker. Heute ſcheint zum
erſten Male warme, lockende Frühlingsſonne vor die vielen bunten
Fluglöcher. Da lugt Suſi vorſichtig aus der dunklen Oeffnung hervor
und taucht ihr Köpfchen in die goldene Flut, die an ihrer Hauswand
zitternd aufwärtsſtrömt. Wohlig zieht es durch ihren kleinen Körper.
Mit den Vorderbeinen putzt ſie den Winterſtaub von ihren Augen.
Plötzlich halten die Füßchen inne mit ihrer Arbeit. Unbeweglich ſitzt
ſie da, halb, noch im nächtlichen Dunkel, halb ſchon im Lichte der
März=
ſonne. Erſtaunen liegt in ihrer Haltung. Es iſt, als grüßte ſie den
weitgeſpannten blauen Märzhimmel mit dem flutenden Licht.
Lang=
ſam entfaltet ſie „ihre durchſichtigen Schwingen und ſchwebt, halb
ge=
tragen, dem Lichte entgegen. Ueber das Gewirr der vielen kleinen
Gärten hin geht ihr Flug, über blütenleere Obſtanlagen und kahle
Parks, hinaus ins Freie, ins Endloſe. Eine Duftwelle umfängt ſie.
Suſi wendet ſich ihr entgegen, bis ſie endlich an den erblühten
Kätz=
chen eines Weidenſtrauches die Quelle erreicht, an der ſie nach erſter
Fahrt die langentbehrte Labe findet. Von einem gelben Kätzchen eines
Weidenſtrauches erhebt, ſie ſich zum anderen. Doch der Strauch hat
deren nicht viele; zerzauſt ſind ſeine Zweige, lange Nindenfetzen
hän=
gen von den Wundſtellen herab. Suſi fliegt zum nächſten. Auch hier
iſt nur dürftige Koſt. Geplündert ſteht der Strauch da. So geht es
den Bienenvölkern ſchon ſeit Jahren. In jedem Frühling müſſen ſie
weiter hinaus. Ein breiter Gürtel rings um die Stadt iſt tot für ſie.
Kätzchenleer und in jedem Jahre wird dieſe Oede breiter. Neue
Duft=
wellen fluten heran. Suſi wendet ſich von dem zerriſſenen armſeligen
Geſträuch und ſchwebt dem Strom entgegen. Ueber Felder und Wieſen,
Naine und Hecken geht ihr Flug, an manch verödetem Weidenſtrauch
vorbei, die ſie alle läßt.
Dort, wo der Bach aus Sumpf und Moor unter das dichte
Ge=
ſtrüpp des Waldrandes kriecht, ſteht ein mächtiger Weidenbuſch,
be=
laden mit überreicher duftender Tracht. Trunken von ihrer erſten
Frühlingsfahrt kehrt Suſi heim. Drei Tage lang lebte der Weidenbuſch.
Wohl alle Völker des Bienenſtandes mußten es von Suſi erfahren
haben, woher ſie ihren Reichtum, das Bienenbrot für die
Immen=
jugend holte. Die Imker ſchmunzelten vergnügt, brauchten ſie doch
* Waller Kuliſch †.
Im blühenden Alter von 35 Jahren iſt Walter Kuliſch,
der ausgezeichnete Schauſpieler und Regiſſeur, den Darmſtädter
Theaterbeſuchern aus ſeinem 5 Jahre langen Engagement am
Heſſiſchen Landestheater noch beſtens in Erinnerung, in der Nacht
vom Samstag zum Sonntag geſtorben. Der Künſtler hatte ſich in
der vergangenen Woche einer Blinddarmoperation unterziehen
müſſen, die zunächſt gut verlief, ſo daß mit baldigſter Geneſung
gerechnet wurde, bis am Samstag Komplikationen eintraten, die
unerwartet und ſchnell zur Kataſtrophe führten. Doppelt tragiſch
für die junge Frau des Künſtlers, die bekannte Tänzerin Aenne
Osborn, als es dem Paar erſt ganz kürzlich vergönnt war,
ein eigenes Heim zu gründen. Walter Kuliſchs
Engagementsver=
trag als Schauſpieler und Regiſſeur am Stadttheater Bochum
lief noch 3 Jahre. —
Walter Kuliſch wurde im Jahre 1920 nach einem im Jahre
vorher erfolgreich abſolvierten Gaſtſpiel als Ferdinand in
„Kabale und Liebe” und als Oswald in „Geſpenſter” für
Darm=
ſtadt verpflichtet und gehörte dann 5 Jahre unſerem
Schauſpiel=
enſemble als eines ſeiner beſten Mitglieder an. Er war in
Darm=
ſtadt gleich hoch geſchätzt als Menſch wie als Künſtler. Seine
erſte Rolle auf der Darmſtädter Bühne war der Dunois in der
„Jungfrau von Orleans” und ſeine Abſchiedsrolle der Wilhelm
Duke in „Ueberfahrt” am 19. Juni 1925. Von Darmſtadt ging
Walter Kuliſch nach Bremen, Gera, Zürich und Bochum, wo ſeine
vielverſprechende künſtleriſche Laufbahn und ſein Erdenwallen
jähen Abſchluß fand. —
Bis zum Eintritt der Zollerhöhungzu seitherigen
Preisen erhältlich in allen Stadtteilen
— Verkehrsbureau: Italien=Geſellſchaftsreiſen. Die
Uebergangs=
monate vom Winter zum Vorfrühling im „rauhen Norden” ſind der
geeignetſte Zeitpunkt für Italienreiſen. Dann wärmt bereits die
Sonne des Südens, ohne wie im Sommer zu ſengen, und die blühende
Landſchaft atmet milde Frühlingsluft. Darum beginnen ſchon im
Februar die erſten Gefellſchaftsreiſen nach Italien und Sizilien,
die das Mitteleuropäiſche Reiſebureau (MER) für 1930 in großer
Zahl durchführen wird. Man hat die Auswahl zwiſchen Reiſen von
nur 14 Tagen Dauer, die bis Neapel führen, und Reiſen von 16 Tagen
bzw. 26 Tagen durch ganz Italien bis Sizilien. Seefahrten „Rund
um Italien” ermöglichen, in nur 14 Tagen die intereſſanteſten Städte
in Landausflügen kennen zu lernen. Im April beginnen die
Ober=
italienreiſen des MER. Alle MER.=Geſelleſchaftsreiſen ſind ſo
durch=
organiſiert, daß ſie auch in verhältnismäßig beſchränkter Zeit dem
Teilnehmer — bei beſonders ausgewählter Unterkunft in
Vertrags=
hotels — ein ruhiges Genießen aller Schönheiten ermöglichen. Ein
Proſpekt der vorgeſehenen Geſellſchaftsreiſen nach Italien und Sizilien
iſt koſtenlos in allen MER.=Vertretungen erhältlich. Jede gewünſchte
Auskunft wird bereitwillig unentgeltlich in dem Reiſeburequ:
Ver=
kehrsbureau, Ernſt=Ludwigsplatz 5, erteilt.
— Grtenbauverein Darmſtadt e. V. Bei einem vollbeſetzten Saal
hielt der G. V. ſeine Hauptverſammlung ab. Nach kurzer Begrüßung
durch den Vorſitzenden erſtattete der erſte Schriftführer den
Jahres=
bericht, aus dem hervorging, daß die Abwicklung des Arbeitsprogramms
im letzten Jahre recht abwechſlungsreich war. Es wurden ſieben größere
Vorträge gehalten, und zwei Monatsverſammlungen dienten der
Ge=
felligkeit. Dazu kamen noch einige Nebenveranſtaltungen, wie der
Be=
ſuch des Palmengartens in Frankfurt, die Beſichtigung von
Glashaus=
kulturen in Griesheim und Groß=Umſtadt, Beteiligung an einem
Ge=
markungsrundgang in Nieder=Ramſtadt, ein Lehrgang über
Obſtver=
wertung im Haushalt und dgl. Auch beſchickten eine Anzahl von
Mit=
gliedern mit Erfolg die Jubiläumsausſtellung des Kreisobſtbauverbands.
Die Mitgliederzahl iſt geſtiegen; leider war aber die Zahl derer
ziem=
lich groß, die durch den Tod abgerufen wurden. Die Anweſenden ehrten
ihr Andenken in der üblichen Weiſe. — Die Vorſtandswahl ergab
inſo=
fern eine Aenderung, als für den verſtorbenen Herrn Studienrat
Acker=
mann. Herr Landtagsabgeordneter K. Haury gewählt wurde. — In
das Referat über die „Gruga” teilten ſich drei Herren. Herr Brehm
zog intereſſante Vergleiche zwiſchen den größeren
Gartenbauausſtellun=
gen der letzten Jahre. Herr Grimm beſprach eingehend an der Hand
ſelbſtgefertigter Aufnahmen die Eſſener Gartenbauausſtellung. Herr
Reg.=Nat Schäfer wußte in humorvoller Weiſe an die Ausführungen
der Vorredner noch eine Reihe von Betrachtungen anzugliedern.
ſeit Tagen nicht mehr zu füttern. Als die Bienen am vierten Tage
ſich einſtellten, waren die kätzchenreichen Zweige verſchwunden.
Er=
bärmlich zugerichtet ſtand der arme Strauch da. Enttäuſcht wandten
die Suchenden ſich ab und zerſtreuten ſich in die Weite. —
An der belebteſten Straßenkreuzung der Stadt ſitzt eine
Händlers=
frau. Rund um ſich hat ſie ganze Bündel friſcher Weidenkätzchen liegen.
Alle Augenblicke ruft ſie mit ihrer harten, krähenden Stimme: „
Wei=
denkätzchen, meine Herrſchaften! Friſche Weidenkätzchen! Der Strauß
20 Pfennig!” Viele Menſchen kauften ihr ab. Eine Biene fliegt
her=
bei, angelockt von dem Duft der vielen gelben Blüten. „Schlag ſie ab,
ſie ſticht!” ſagt der Herr zu der feinen Dame. Die ſchüttelt ihren
Strauß ab. Die Biene fällt. Zwiſchen hundert Füßen kriecht ſie im
Staub der Straße dahin, mitten auf der belebten Straßenkreuzung.
Ob es Suſi iſt? —
Hoffen wir, doch wenigſtens dem wilden, oft gedankenloſen
Ver=
nichten der Weidenkätzchen etwas Einhalt zu tun. Hartnäckigen
Uebel=
tätern und Unbelehrbaren iſt ſeit dem Vorjahr durch polizeiliche
Maß=
nahmen beigekommen. Es gelang, den preußiſchen
Landwirtſchafts=
miniſter und den Kultusminiſter zur Herausgabe einer
Polizeiverord=
nung betr. Verkehr mit Schmuckreiſig zu veranlaſſen. Die Verordnung
des Landwirtſchaftsminiſters I8005 gründet ſich auf die Paragraphen
30, 33, 34 und 39 des Feld= und Forſtpolizeigeſetzes und auf den
Para=
graphen 36 des Geſetzes über die Allgemeine Landesverwaltung. Nach
Paragraph 1 gelten als Schmuckreiſig im Sinne dieſer Verordnung:
„Zweige und Zweigſpitzen, die ganz oder nach Teilung zur Verwendung
als Zimmerſchmuck oder zur Kranzbinderei geeignet ſind. Wer
Schmuckreiſig feilbietet oder ſo befördert, daß nach der Menge und
Beſchaffenheit die Annahme der Abſicht eines unmittelbaren Verkaufs
nach Verarbeitung gerechtfertigt iſt, muß ſich über den rechtmäßigen
Erwerb des Schmuckreiſigs ausweiſen können.
Alle erforderlichen Ausweiſe ſind ſtets bei ſich zu führen und den
Forſt= und Polizeibeamten auf Verlangen vorzuzeigen. Verſtöße
wer=
den mit Geldſtrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen
beſtraft. Der Zweck dieſer Zeilen iſt: jedem Imker, jedem Schulmeiſter
zur Ermahnung der heranwachſenden Jugend Material zur Förderung
der Bienenzucht in die Hand zu geben.
Hermann Sahm.
* Februar-Sihung der Familiengeſchichklichen
Vereinigung.
Zuerſt nahm Stadtbibliothekar i. R. Noack zur Ergänzung bdes
jüngſt hier zuſammengeſtellten Berichts über die älteſten
Fami=
lien Darmſtadts das Wort. Die älteſte nach dem Fürſtenhaus
iſt wohl die Familie Nöllner. 1527 konnte Archivdirektor D. Dr.
Herrmann einen Schneider Nöllner nachweiſen. Ob die Familie
ununterbrochen in Darmſtadt gelebt hat, iſt noch nicht feſtgeſtellt. Sie
tritt auch in Buchsweiler auf. Im 18. Jahrhundert treten bedeutende
Glieder der Familie auf, ſo ein Arzt, der nach Rußland kam, Leibarzt
der Kaiſerin Katharina II. und von dieſer geadelt wurde. Im 19.
Jahrhundert ein Juriſt, der Hofgerichtsadvokat Dr. F. Nöllner, ein
Onkel vom Herrn Sanitätsrat, der durch ſeine „Darlegung des
gericht=
lichen Verfahrens gegen Pfarrer Weidig 1844” ſich bekannt machte. Sehr
lehrreich waren auch die Mitteilungen über die Ableitung der Namen,
die vielleicht hinweiſen auf den Stammſitz der Familie. Nachdem der
Vortragende lange vergeblich geſucht, fand er endlich in ſchleſiſchen
Urkunden die Vorſtufe. Dort kommt im 13. und 14. Jahrhundert auf:
Noldenaere. Daraus iſt durch Angleichung des d an l und Umlaut der
Name Nöllner entſtanden. Noldenäre iſt urſprünglich ein Berufsname, wird
aber ſchon Anfang des 13. Jahrhunderts als Familienname gebraucht. Es
ſind Nadelmacher, die auf einer Maſchine, wie ſolche in der
Odenwaldſammlung des Stadtmuſeums zu ſehen iſt, Nadeln herſtellten,
Aus Nadel wird durch Umſtellung Nalde und in der ſchleſiſchen
Mund=
art Nolde, ſo kommt Nolde heraus. In heſſiſchen Mundarten kommt
dieſe Umſtellung bei Nadel nicht vor, es iſt aber möglich, daß ſie im
rheiniſchen vorkommt.
Nun hielt den Hauptvortrag der Vorſitzende, Regierungsrat
R. Schäfer, über „Praktiſche Beiſpiele aus meinen
Ahnenforſchungen‟. Der Vortragende, ein Meiſter der
Familienforſchung, führte etwa folgendes aus:
Neuerdings iſt ein Umſchwung in den Anſichten über die Aufgaben
der Familienforſchung eingetreten. Während ſie früher im weſentlichen
in die Vergangenheit gerichtet war, wendet ſie jetzt, wie der Gott
Janus, ihr Antlitz in die Zukunft. Es kommt darauf an,
Zukunfts=
werte zu ſchaffen, indem man die Ergebniſſe zur Führung einer
bewuß=
ten, beharrlichen Familienpolitik benutzt, um eine körperlich und geiſtig
geſunde Familie zu ſchaffen. Mit dieſer, beſonders durch Geh. Rat
Profeſſor Dr. Sommer vertretenen Anſchauung tritt die
Ahnen=
forſchung, d. i. die Feſtſtellung aller Ahnen einer Perſon, von denen
dieſe in männlicher und weiblicher Linie abſtammt und daher
Keim=
zellen geerbt haben kann, in den Vordergrund. Danach iſt die
Familien=
kunde eine mit geſchichtlichen Forſchungsmitteln betriebene
Natur=
wiſſenſchaft.
Natürlich bietet die Ahnenforſchung mehr Schwierigkeiten, als die
Erforſchung einer einzelnen Familie. Denn auf den Ahnentafeln der
meiſten Perſonen finden wir meiſt alle möglichen Landſtriche und
Stände, ja ſogar Raſſen. Wie in ſolchen Fällen mit Erfolg weiter
gearbeitet werden kann, zeigte der Vortragende an zahlreichen
Einzel=
beiſpielen, wie bei Verſagen von Kirchenbüchern mit Hilfe mancherlei
archivaliſcher Quellen (Perſonalakten, Gerichtsbücher, Steuerliſten u. a.),
Grabſteinen weitergeforſcht werden kann. Der Verfaſſer brachte ſehr
lehrreiche Beiſpiele aus ſeiner eigenen Ahnentafel, die zeigen, wie man
oft auf Umwegen doch ſein Ziel erreichen kann. Der inhaltsreiche und
reizvolle Vortrag fand lebhaften Beifall. Es ſchloß ſich noch eine
leb=
hafte Ausſprache an.
K. Noack.
Gewerbemuſeum. Der für Dienstag, den 25. d. M. angeſetzte
Vortrag von Herrn von Ruckteſchell kann infolge Erkrankung
des Vortragenden einſtweilen nicht ſtattfinden.
— Vereinigung der Freunde des human ſtiſchen Gymnaſiums. Der
Archäologe Arnold von Salis, der am kommenden Freitag, dem 28.
Fe=
bruar, im Feſtſaale des Gymnaſiums über die Göttin Athene in der
griechiſchen Kunſt ſprechen wird, iſt 1881 in Baſel geboren. Er begann
ſeine Wirkſamkeit in Deutſchland als Aſſiſtent von Georg Loeſchke am
Akademiſchen Kunſtmuſeum in Bonn. Dort habilitierte er ſich und
er=
hielt bald einen Ruf als außerordentlicher Profeſſor an die
Univer=
ſität Roſtock. Seit 1916 lehrte er in Münſter als Ordinarius für
Klaſ=
ſiſche Archäologie und wurde 1929 als Nachfolger von Ludwig Curtius
nach Heidelberg berufen. In der breiteren Oeffentlichkeit kennt man
ihn aufs beſte als den Verfaſſer des ungemein reizvollen und
anregen=
den Werkes über „Die Kunſt der Griechen” (jetzt in 3. Auflage
vor=
liegend). Das Buch gibt, äußerlich unbelaſtet von allem gelehrten
Hand=
werkszeug, ein geiſtvoll geformtes und durch ein eigenſtes pero
Temperament erfaßtes Bild vom Ablauf des Kunſtſchaffens jener Zeit,
deren weltgeſchichtliche Bedeutung gerade jetzt wieder neu erarbeitet
wird. Kennzeichnend iſt das Streben des Verfaſſers Stile der
bilden=
den Kunſt ſprachſtiliſtiſch kongenial zu beſchreiben. Die geſamte antike
Kunſtgeſchichte, deren innere Einheit und Geſchloſſenheit von der
älte=
ſten griechiſchen Epoche b’s zum Einmünden in die Kunſt des frühen
Mittelalters er ausdrücklich betont, baut von Salis in einem anderen
zuſammenfaſſenden Buche auf: „Kunſt des Altertums” (die 6 Bücher der
Kunſt I). Neben zahlreichen kleineren Arbeiten zur Kunſt und
Mytho=
logie der Antike hat er als einer der erſten einem gigantiſchen Werk
der ſpäteren griechiſchen Kunſt, dem berühmten Altar von Pergamon,
dem „Thron des Satans der Bbel”, den gebührenden Platz in der
Kunſtgeſchichte angewieſen. Der Vortrag über die Göttin Athena
ver=
folgt eine Einzelgeſtalt des religiöſen Denkens der Griechen, die
moder=
ner Anſchauung als Symbol des Hellenentums gilt, durch Kunſt,
Reli=
gion und Geſchichte und zeigt die überaus intereſſanten und
mannig=
fachen Abwandlungen ihres Typs im Bilde.
Seite 6
Dienstag, den 25. Februar 1930
Nummer 56
Trauerkundgebung für Ingenieur Rohatſch.
* Geſtern nachmittag verſammelten ſich der Lehrkörper der Techniſchen
Hochſchule, die Aſſiſtenten und die Korporationen in Couleur und mit
umflorten Fahnen in der Kapelle des Städtiſchen Krankenhauſes, wo
der verſtorbene Aſſiſtent der Techniſchen Hochſchule, Ing. Hans
Nohatſch, aufgebahrt war, zu einer ſchlichten, würdigen
Trauer=
feier. An dem Sarge wurden u. a. Kränze niedergelegt von Profeſſor
Dr. Heidebroek für den Rektor der Techniſchen Hochſchule, von
Profeſſor Dr. Wagenbach, der ſeinem erſten Aſſiſtenten ehrende
Worte widmete, von dem 1. Vorſitzenden der Studentenſchaft; ferner
von Vertretern der Burſchenſchaften, des V. D.K. und der Aſſiſtenten.
Dann wurde der Verſtorbene, deſſen ſterbliche Ueberreſte in die Heimat
übergeführt werden, in feierlichem Zuge von Vertretern des
Lehrkör=
pers, von den Aſſiſtenten und Korporationen unter Vorantritt einer
Trauerkapelle an der Hochſchule, der letzten Wirkungsſtätte des
Ver=
blichenen, vorbei, durch die Alexanderſtraße, Rheinſtraße zur Bahn
ge=
leitet. Etwa 600 Meter hinter der Brücke auf der Straße Darmſtadt—
Griesheim fuhr das Auto mit dem Verſtorbenen langſam an den
ſpalierbildenden Korporationen vorbei. Die Fahnen ſenkten ſich, und
noch einmal grüßte die Darmſtädter Hochſchule ihren verdienten, ſo
früh dahingegangenen Mitarbeiter.
Alt=Darmſtadt,
Vereinigung für Oelsgeſchichie und Heimakkunde.
295. Veranſtaltung.
Zu Eingang des Abends gedachte der Vorſitzende, Herr Philipp
Weber, dreier verdienter Mitglieder und Mitarbeiter, die in den
ver=
gangenen Tagen, als gute Altdarmſtädter, im beſten Sinne, Geburtstage
feiern konnten, zwei F5jährige am gleichen Tage, Herr Geh. Sanitätsrat
Dr. A. Hoffmann, der allſeits beliebte Arzt, der noch in voller
Rüſtigkeit ſeines Amtes waltet, und der langjährige Leiter der
Zentral=
ſtelle für die Gewerbe, Herr Regierungsrat Reuter, ſowie Herr
Bau=
unternehmer, jetzt Privatier Georg Möſer, der in voller Rüſtigteit
ſeinen 70. Geburtstag feiern konnte. Er wünſchte den allbeliebten
Bür=
gern unſerer Stadt auch weiterhin eine frohe und geſegnete Wegfahrt.
Als Redner des Abends ſprach Herr Studienaſſeſſor Dr. Hans
Kraft über Namen der Gemarkung Beſſungen (Flur=, Platz=,
Schnei=
ſen= und Straßen=Namen) und führte ſeine Zuhörer auf „Altbeſſunger”=
Pfade. Der Redner führte in ſeinem groß angelegten Vortrag etwa
folgendes aus: Die Namen der Gemarkung Beſſungen bilden immer
einen Anreiz zur wiſſenſchaftlichen Betrachtung. Sind dieſe Namen doch
geeignet, das Leben zu befruchten und den Sinn für die Heimat zu
wecken. „Bezzungen, die Graveſchafft gein Gerach gehörig mit der
Zentgerechtigkait und allen zugehorungen hat Kaiſer Hainrich der ander,
datzumal noch konig (Biſchof) Hainrich den erſten zu W. (Würzburg)
und ſeinen Nachkommen zu aigen geben an 21. Brachmond anno 1013.
Die furter den Graven von Catzenelnbogen verliehen. Gera die
Her=
ſchaft oder ambt in oberen Ringau gelegen eomitatus Alberti, mit
allen ſeinen zugehorigen kirchen, wieſen, dorfern, weilern, hofraiten,
feldern, welden, waiden, gejagden, waſſern, waſſerleufften, fiſchereien,
mulen und leuten beyderlei geſchlechts desgleichen die Gravſchafft
Bezzungen hat konig Hainrich der andere Biſchofe Hainrichen den II.
und ſeinem Stifft W. zu aigen geben —‟. So berichtet Lorenz Fries,
der Archivar der Würzburger Biſchöfe, im 1. Band ſeiner ſogenannten
„hohen Regiſtratur”, einem aus dem 16. Jahrhundert ſtammenden
Archivrepertorium. In dieſer Urkunde wird die Grafſchaft Beſſungen
zum erſtenmale erwähnt. Das Dorf Beſſungen iſt jedenfalls älter und
bedeutender geweſen als Darmſtadt. Der Ortsnamen lautet: 1002
Be=
zungen, 1013 Bezzungen, 1257 Bertzingen, 1343 Beſſingen, und 1403
Beſſungen. Es iſt benannt nach dem Pn, Bazo, Bezo, das eine
Kür=
zungsform für Bernhard bedeutet. In den Wirren des Dreißigjährigen
Krieges wurden eine große Anzahl Beſſunger Urkunden vernichtet,
des=
halb findet man in den Archiven nur wenige Belege für die
Flurnamen=
forſchung. Aus der Fülle der Namen ſeien einige genannt:
Abts=
wäldchen: Kloſterbeſitz aus 1362. Akaziengarten: Gelände auf dem
das ehemalige Garniſonslazarett ſteht. Abertsbrunnen: am
Schuampel=
weg. Albertsloch: Wieſenſtück im Beſſunger Laubwald. Der Atzwinkel:
an der Lehmkaute und der Lichterwieſe, ehemaliger Weideplatz. Der
Ban=
gert: Baumgarten aus 1675. Baumbachshof: das ſogenannte Beſſunger
Hofgut, 1581 erwähnt. Unter dem blauen Stein: Gelände hinter der
neuen Trainkaſerne. Blimwieſe: beginnt am Odenwaldbahndamm und
zieht nach der Lichtwieſe. Böllenfallthor: das Haus an den Böllen,
den Pappeln, ehemaliger Wildparkeingang. In der Bruchwieſe:
Ge=
lände zwiſchen Schießhaus= und Martinſtraße. Die Clemensgärten:
Ge=
lände bei der Clemensſtraße. Dachsberg: in der Nähe des
Böllen=
falltors. Der Dieterſchlag: öſtlich der Woogbergsſchneiſe und
Eiſern=
handſchneiſe, hier wurden 1874/75 Gräber aus der Hallſtatt geöffnet,
die Schwerter, Meſſer und Urnenſcherben bargen, die das
Landes=
muſeum aufbewahrt. Am Eichberg; heutige Gegend der Eichberg=,
Wilhelm= und Hermannſtraße. Eiſenweg: an der Landſtraße nach
Roß=
dorf, ſoll nach den Eiſenſteingruben bei Roßdorf geführt haben.
Flachs=
bacherweg: nach der Flachsbach (Saubach) benannt, beginnt an der
Goethe=
ſtraße. In der Flachsbach wurden die Flachsſtengel gerözt, mürbe gemacht.
Forellenteich; der ehemalige Beſſunger Woog, oder Beſſunger Teich
beim Martinspfad. Forſtmeiſterplatz: im Mittelpunkt von Beſſungen,
geziert mit dem althiſtoriſchen Laufbrunnen, im Volksmund als die
„Brunnebitt” bezeichnet. Die Frankenäcker: am Erlenweg, nördlich von
der Nachtweide, nach einem Beſitzer Frank bezeichnet. Franzoſenberg:
bei der Oppermannswieſe, ſicher ein Lagerplatz durchziehender
Kriegs=
völker. Galgenberg: zwiſchen Karls=, Martinsſtraße und Herdweg, beim
Landhaus Wolfskehl, hier ſtand auf dem höchſten Punkt der Galgen, er
war Darmſtadt und Beſſungen gemeinſam und diente als Nichtſtätte.
Am Gericht: in der gleichen Gegend weſtlich. Im Groppenſtück (Im
Grabenſtück): Gegend des heutigen Hochſchulſportplatzes. Harniſchhof:
bevor der Orangeriegarten angelegt, war hier ein fürſtliches Lehensgut,
das der Harniſchhof hieß. Landgraf Ernſt Ludwig erwarb es 1715 von
ſeinem Miniſter Chriſtian Eberhardt von Kametzky für 15 000 Gulden.
Herrenwingert: berrſchaftlicher Weinbergsbeſitz: Hopfengarten: an der
Holzhofallee. Beſſunger Hofgut, ehedem Baumbachshof zwiſchen Hügel=,
Wilhelminen=, Wilhelm= und Saalbauſtraße gelegen, 1766 unter
Lud=
wig UIII. angelegt, 1786 von der Familie der Freiherrn v. Riedeſel
ge=
pachtet. In der Klappach; ein eingegangener Ort, der in Urkunden um
1450 erwähnt wird. Im Krötengrund: Feld zwiſchen den Villen
Iſen=
burg und Morneweg, ſchon 1630 erwähnt. Im Kuhſchwanzeck:
Seiten=
gäßchen bei der Ludwigshöhſtraße. An der Lenzenhütte: Waldſtück beim
Beſſunger Forſthaus. Die Letſchbach: ſchon 1585 erwähnt, urſprünglich
Lützelbach benannt. Maitanne: bei der Reitſchneiſe, von hier holten
ſich die alten Beſſunger ihre Maibäume zu Pfingſten.
So führte der Redner in bunter Reihenfolge ſeine Zuhörer durch
bekannte und unbekannte Pfade. Machte mit Schneiſen=, Platz= Straßen=
und Flurnamen bekannt, die er in irgendeiner Weiſe zu deuten
ver=
ſuchte. Das alte Beſſungen aus der Vergangenheit wurde lebendig
ge=
macht und manches längſt Vergeſſene in Erinnerung gebracht.
An den äußerſt anregenden Vortrag ſchloß ſich eine ausgedehnte
Ausſprache, an der ſich die Herren Rentner Lui Geiſt, Oberſchulrat
Ritſert, Buchhändler Saeng ſen., Profeſſor Rouge,
Bürger=
meiſter Lerch und Regierungsrat Reuter beteiligten, und die
im=
mer wieder darin ausklang, möglichſt die Vergangenheit zu wahren und
vor allem wertvolle Straßenbezeichnungen nicht durch Umtaufen zu
ver=
nichten und bei neuen Straßenbezeichnungen möglichſt mmer wieder dem
Heimatlichen gerecht zu werden und nicht in die Ferne zu ſchweifen.
Mit Dankesworten an den Redner durch den Vorſitzenden fand die
angeregte Verſammlung in vorgerückter Stunde ihren Abſchluß. —
Nächſter Vereinsabend am 6. März. Herr Profeſſor Adolf Beyer
ſpricht über „Auf Pfaden des Malers und Künſtlers Anſelm Feuerbach”.
Die Auszahlung der Militär=Verſorgungsgebührnifſe für
Mär=
findet bereits am 27. Februar beim Poſtamt in der Rheinſtra
ſtatt. An dieſem Tage werden gleichzeitig die Jahresbeſcheinigun
gen ausgegeben, die bei der nächſtfolgenden Zahlung (am 2. Mär
wieder zurückzugeben ſind, nachdem ſie richtig ausgefüllt und beglaubig
worden ſind. Wer die Jahresbeſcheinigung am 29. März nicht zurück
gibt oder eine mangelhaft ausgefüllte zurückgeben will, erhält fü.
April kein Geld.
Tageskalender für Dienstag, den 25. Februar 1930.
Heſf Landestheater, Großes Haus, 20 Uhr, 4 17: „Im weißen
Rößl”. — Kleines Haus, 19,30 Uhr, VI 9: Der Wildſchütz‟ —
Or=
pheum: Geſchloſſen. — Konzerte: Schloßkeller, Schloßkaffee,
Hotel Schmitz, Kaſfee Ernſt Ludwig, Theater=Roſtaurant —
Kiuo=
vorſtellangen: Anion=Theaten Helia, Pglaſt=Lichtſpiele.
Karneval in Mainz.
Die große Sonnkags=Fremdenſikung.
Dieſes ſou tein Bericht über den Verlauf der Fremdenſitzung
in der Mainzer Stadihaue ſein. Es ſoll nur Eindrücke
wie=
dergeben von dem in Mainz mit vollſtem Recht als „großes
Er=
eignis” Bezeichneten und auen Gäſten ſicher auch Empſundenen.
In der Fremoenſitzung, die der Manzer Karnevalsverein nicht
nur für die „Maänzer”, ſondern in erſter Linie für die aus der
näheren und weiteren Nachbarſchaft kommenden Freunde des
rheiniſchen Karnevals veranſtaltet, und in der die närriſchen
Mainzer Krititer beſonders die Schwächen und die wichtigſten
Ereigniſſe in den Beziehungen der närriſchen Hochburg Mainz
zu den Nachbarſtädten Wiesbaden, Franufurt, Darmſtadt uſw.
unter die kritiſche Lupe nehmen, bietet der Mainzer
Karneval=
verein das Repräſentativſte, das karnevaliſtiſch Eindrucksvollſte der
ganzen Sciſon.
So kann nur Mainz, kann mon nur am Rhein Karneval
feiern. Es iſt wirklich nicht überheblich, ſondern es iſt bis zum
weiteſtgehenden Grad gerechtfertigt, wvenn einer der Büttredner
in ſeiner Auseinanderſetzung mit Frankfurt, der Stadt, die die
Beſucher einer karnevaliſtiſchen Sitzung mit der Gratisgabe von
2 Frantfurter Würſtchen anziehen zu müſſen glaubt, fordert,
man ſoll Mainz den Karnevallaſſen. Ueberall ſonſt,
künſtlich hin verpflanzt, wird er nur mit künſtlichen Mitteln
ge=
halten werden und nicht gedeihen. Das iſt richtig! Schuld daran
ſind nicht die Veranſtalter baruevaliſtiſcher Feſte in
ande=
ren Städten. Schuld daran iſt die Tatfache, daß es in den
nicht=
rheiniſchen Karnevalſtädten an Menſchen fehlt, die Scherz und
Humor im Rahmen karnevaliſtiſcher Auseinanderſetzungen ſo
aufzunehmen vermögen, wie eben die „Määnzer” oder
auch die Kölner. Von den viereinhalb oder fünf Tauſend
Men=
ſchen, die am Sonntag die Mainzer Stadthalle füllten, war auch
nicht einer, der nicht freudigen Herzens mitging mit
all dem, was an Buntem, Farbenfrohem, Froniſch=Satiriſchem
und Närriſch=Künſtleriſchem geboten wurde. Hier gibt es keinen
Beſucher, der nicht friſch und freudig die gemeinſamen Lieder
mitſingt. Hier braucht keinerlei freundlicher Zwang ausgeübt
zu werden, wenn „geſchunkelt” wird, hier aber bedarf es
aller=
dings auch hin und wieber, nicht ofi, der Kunſtpauſe, wenn
die Pointe eines Witzes richtig verſtanden werden ſoll. Das
aber wiſſen augenſcheinlich die Mainzer Redner. Sie ſind von
der Qualität ihrer Witzpointen ſo überzeugt, daß ſie gegebenen
Falles minutenlang warten, ſtillſchweigend, Beifall heiſchend, bis
dann aus der jubelnden Menge doppelt wirkſam das Verſtehen
aufleuchtet und ſich in herzlichen Ova ionen Luft macht.
Freilich, auch das Materielle ſpielt eine Rolle. Die
Ausſchmüdung der Stadthalle für die Zwecke der
karnevaliſti=
ſchen Veranſtaltungen hat offenbar viele Tauſende gekoſtet. Witz,
Humor, in unbedingt künſtleriſche Form gebändigt, haben die
Ausſchmückung geſtaltet, ein Rauſch bunter Farben in Flaggen,
Fahnen und Emblemen gibt ihnen das Lebendige,
Sinnverwir=
rende, das die beſte Vorbedingung für die karnevaliſtiſche
Stim=
mung der Sitzungen, in denen ausſchließlich Loienkünſtler tätig
ſind, bildet. Großzügig wie der ſchöne weite Raum der
Stadt=
halle in dem Feſtſchmuck der Narrhalla iſt alles, was in der
Fremdenſitzung geboten ward. Das Feſtſpiel zunächſt, eine wenn
auch harmloſe, ſo doch recht wirkſome Dichtung, die die
Ge=
fangenſetzung des Prinzen Karneval durch Philiſtertum und
eng=
ſtirnige Sicherheitsbeamten und die Befreiung aus dem „
Kitt=
chen” durch die Määnzer Buwe zum Gegenſtand hat (die
Main=
zer Buwe zum größten Teil repräſentiert durch blitzſaubere
Mainzer Mädcher), dann der pompöſe Einzug des
Elfer=
rates mit der Prinzengarde, der Kleppergarde, den
prachtvol=
len Geſtalten der Trommler, die wie aus versangener Zeit
ſtam=
mend, ausſchauen, alle in blitzſauberen, hübſchen,
farbenleuchten=
den Uniformen, endlich der Fahnenträger mit dem vom New
Yorber Harnevalverein den Mainzern geſtifteten Sternenbanner,
rauſchende Feſtmuſik und Jubeln der viereinhalb Tauſend
Zu=
ſchauer, all das iſt von einzigartigem Eindruck.
In gleichem Maße aber war das auch die große Anzahl der
Büttreden. Mögen ſie im poetiſche Form gegoſſen oder als
Zwie=
geſpräch gegeben ſein. Keiner verkannte, vor allem nicht der ganz
ausgezeichnete Protokollant, ein Dichter von beſonderem
For=
mat, die Not der Zeit, die für Mainz ja zu allem noch durch die
Beſetzung verſchärft wird, alle aber forderten mit dem Recht ihrer
karnevaliſtiſchen Herrſchaft, während der kurzen Zeit der
Kar=
neval=Feſttage dieſe Not zu vergeſſen, um in dieſen Tagen der
Freude und der mutigen Lebensbejahung Kräfte zu ſammeln,
das kommende Schwere beſſer zu ertragen.
Das dichteriſche, das witzige und auch das ironiſche Nibeau
aller Vorträge war gut, z. T. hervorvagend. Die waſchechten
Mainzer ließen es nicht fehlen on Derbheiten und
Deutlich=
keiten, wo ſie zu kritiſieren ſich das Recht nahmen. Aus leinem
Munde aber kam eine Zote! Insgeſamt waren die Vorträge ſo,
wie guter deutſcher Humor ſie zu geben vermag, der lächeln und
lachen kann, auch mit einer Träne des Schmerzes im Auge. —
*
*
Ueber den Verlauf der Sitzung noch folgendes: Aus Mainz, aus
nah und fern, aus Rheinheſſen, dem Rheingau, aus Darmſtadt,
Wies=
baden und insbeſondere aus Frankfurt, aber auch weiter her waren
die Beſucher in reicher Zahl in der „Gut Stubb” der Mainzer
Stadt=
halle zu der berühmton Fremdenſitzung des Mainzer
Carnevalvereins erſchienen. Ihre Zahl iſt mit 500) ſicher
nicht zu hoch geſchätzt. Lange ſchon vor dem offiziellen Beginn war
die Halle bis auf den letzten Platz beſetzt. Sind die Herren= und
Damen=
ſitzungen des M.C.V. mehr auf die lokalen Verhältniſſe und die
ein=
heimiſchen Narren zugeſchnitten, ſo wendet ſich die traditionelle
Frem=
denſitzung an alle, die noch Sinn für echten karnevaliſtiſchen Geiſt,
lau=
teren Frohſinn, bodenſtändigen Witz und Humor bewahrt haben. An
alle ganz beſonders im Zeitalter des Radios, in der man durch
Ueber=
tragung durch die Aetherwellen die Möglichkeit hat, zu einem
Hörer=
kreis zu ſprechen, der ganz gewiß nicht in der doch ſicherlich nicht
kleinen Mainzer Narrhalla unterzubringen wäre. Wie die noch
wäh=
rend der Sitzung aus allen Himmelsrichtungen eintreffenden
Tele=
gramme beſtätigen, war man überall mit dem Gebotenen ſehr
zufrie=
den. Mainz beſtätigte aufs neue ſeinen Ruf als karnevaliſtiſche
Hoch=
burg. Dabei iſt es beſonders bemerkenswert, daß alle Mitwirkenden
ihre Tätigkeit ehrenamtlich ausführen, daß es im Gegenſatz zu Köln
in Mainz keinen Dienſt im Narrenreich um des ſchnöden Mammons
willen gibt. Alle Darbietungen, ſeien es nun Reden, Lieder,
Zwie=
geſpräche, Chorlieder, das Eröffnungsſpiel hielten hohes Niveau und
bewieſen, daß Mainzer froher Humor und geiſtvoller Witz noch immer
ſeine ſchönſten Blüten treiben. Stets war ja der Mainzer Karneval
ſehr geiſtreich, ſehr philvſophiſch und von dem heißen Beſtreben erfüllt,
Mißſtände der Zeit und ihre Sünden aufzuzeigen und auf Beſſerung
hinzuarbeiten. In Humor getauchter Ernſt, das iſt ein allgemeines
Signum der Mainzer Narrenſitzungen. Darüber hinaus ſind alle
Sitzungen erfüllt von tiefem vaterländiſchen Geiſte und getragen von
echter Heimatliebe und edlem Mainzer Bürgerſtolz. So auch wieder
die Fremdenſitzung, eine Spitzenleiſtung närriſcher Weisheit, die jeden
Zuhörer in ihrem Höhenflug aus dem Grau und den
Widerwärtig=
keiten des Alltags heraushob und zu den lichten Höhen wahren und
echten Menſchentums führte. Wie ein roter Faden zog ſich immer
wie=
der durch alle Darbietungen die Freude und die ſtolze Genugtuung,
nach langer ſchwerer Fremdherrſchaft endlich die Stunde der Befreiung
nahen zu ſehen. Immer wieder mußten die Beſatzungsmächte die
un=
geſchminkte Wahrheit hören und manchen kräftigen Naſenſtüber
ein=
ſtecken. Man kann ſich denken, daß bei dem ſchönen und gehaltvollen
Programm die Stimmung eine begeiſterte war und daß die Wogen
animierten rheiniſchen Lebens im Laufe des Abends immer höher
ſchlugen. Des Präſidenten Benders Begrüßungsanſprache fand
allgemeinen Anklang. Ein Glanz= und Höhepunkt war das gehaltvolle,
ganz ausgezeichnete Protokoll Seppel Glückerts, der das Weſen der
Mainzer Narrheit auseinanderſetzte und mit poetiſchen Worten die
Mainzer Treue in ſchwerer Zeit pries. Eine feine Leiſtung auch der
geiſtvolle Vortrag Ernſt Hartmanns, der als Till Eulenſpiegel
unſerer zerriſſenen Zeit den Spiegel vorhielt und in witzig=ſatiriſcher,
mit feinem Sarkasmus durchſetzter Weiſe zeitgenöſſiſche Mißſtände
auf allen Gebieten bloßlegte und zur Beſinnung aufrief. Auch die
Darbietungen der übrigen Redner waren voll treffenden Witzes und
einſchlagender Pointen. Raummangel verbietet uns, auf Einzelheiten
der ſo glänzend verlaufenen Sitzung einzugehen, die neben den Reden,
Zwiegeſprächen, Geſangsvorträgen, humoriſtiſchen Geſangsparodien
Tanzdarbietungen noch eine Szene „Familie Knorzel und die Freiheit”,
ein Viergeſpräch der bewährten Narren Mundo, Mauer,
Leh=
mann und Frau Greiner brachte, in dem der Begriff und die
Bedeutung der Freiheit entwickelt wird und das in einer Apotheoſe
auf die Freiheit ausklang. Die über ſechsſtündige Sitzung hat in ihrem
erhebenden Verlauf alle hochgeſpannten Erwartungen übertroffen,
Unter den anweſenden Gäſten wurde auch der Vorſitzende des
Landes=
vereins heſſiſcher Zeitungsredakteure im Reichsverband der deutſchen
Preſſe mit beſonders ehrenden Worten begrüßt.
— Karneval=Verein Beſſungen 1905. Der große impoſante
Jubi=
läums=Maskenball des Karneval=Vereins Beſſungen 1905
bringt die närriſchen Gemüter im ganzen ſüdlichen Stadtteil
Darm=
ſtadts in Bewegung. Es dürfte für die echt fröhlich Geſtimmten am
Samstag, den 1. März, auf der Ludwigshöhe ein Erleben werden,
zu=
eingeſetzte Kartenverkauf iſt ein derartig reger, daß den Intereſſenten
nur empfohlen werden kann, ſich umgehend in den Beſitz von Karten
zu ſetzen. So wie die große Jubiläums=Sitzung einen beſonders ſchönen
Verlauf nahm, wird auch der Jubiläums=Maskenball eine großzügige
Veranſtaltung im wahren Sinne des Wortes werden und alles bis
jetzt Dageweſene übertreffen. Um den Beſuchern, beſonders bei
ſchlech=
tem Wetter, ein leichtes und bequemes Hinaufkommen zu
gewähr=
leiſten, iſt von ſeiten des Großen Rates ein Omnibusverkehr ab
Lands=
kronſtraße in der Zeit von 7 Uhr 30 Min. bis 10 Uhr abends
ein=
gerichtet. (Näheres ſiehe Anzeige.)
imtavin=
PASTILLEN
Geridiniumderbat)
Aus den Parkeien.
— Deutſche Volkspartei, Frauengruppe. In der
Zeit vom 28. September bis 22. Oktober d. J8. findet in Darmſtadt die
Lehrausſtellung des Vereins Deutſcher Ingenieure: „Technik im Heim”
ſtatt. Um den daran intereſſierten Perſönlichkeiten Gelegenheit zu
geben, ſich über dieſe Angelegenheit zu informieren, wird Herr Dipl.=
Ing. Biberger vom V.d.J. am Mittwoch, den 26. Februar, nachmittags
5 Uhr, im Gartenſaal des Städtiſchen Saalbaues ein ausführliches
Referat über die ſoziale und kulturelle Bedentung der Ausſtellung
hal=
ten. Wir machen unſere Frauen auf dieſen intereſſanten und
belehren=
den Vortrag aufmerkſam, zu dem wir eingeladen ſind.
— Die Ortsgruppe Darmſtadt der Deutſchen
Volkspartei hielt ihre ſehr gut beſuchte
Jahreshauptverſamm=
lung ab. Nach Erſtattung des Jahresberichts durch Generalſekretär
Welkow hielt Landtagsabgeordueter Dr. Niepoth ein ſehr
bei=
fällig aufgenommenes Referat zur Frage der Sanierung der heſſiſchen
Finanzen und des Voranſchlags 1930. Seine Feſtſtellung, daß das
Finanzelend des heſſiſchen Staates nur durch die verfehlten
Maßnah=
men der Regierung verurſacht worden ſei; ſein Hinweis, daß das
Gutachten des Sparkommiſſars zum Teil faſt wörtlich mit den früher
geſtellten Forderungen und Anträgen der DVP. übereinſtimme, und
ſchließlich die Auffaſſung, daß die Landtagsfraktion ſich auf ſchärfſte
Oppoſition einſtellen müſſe fanden die nachdrücklichſte Unterſtützung
aller Diskuſſionsredner und die ſtürmiſche Zuſtimmung ſeitens der
Verſammlungsteilnehmer. Der frühere Vorſtand und Ausſchuß wurde
wiedergewählt, aber durch ſechs Herren der Reichsgemeinſchaft junger
Volksparteiler ergänzt. Vorſitzender der Ortsgruppe bleibt Herr
Ober=
landesgerichtsrat Altendorf, ſein Stellvertreter Zimmermeiſter
9. Haury, M. d.8.
Briefkaſten.
F. in H. Wenden Sie ſich an das Reichswehrminiſterium in Berlin
unter Schilderung des bisherigen Lebensganges.
Zum Schutz gegen
Grippe"
Erhältungsbrank-
beiten, Mandel-u.
Halsentzündungen
* Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Sechs Angeklagte aus Bürſtadt ſtanden vor
dem Bezirksſchöffengericht. Der erſte, ein Fabrikarbeiter aus
Bür=
mal die wunderbar dekorierten Räumlichkeiten der Ludwigshöhe ſich ſtadt, iſt in der ganzen Umgegend als Spezialiſt für Kellereinbrüche
für eine ſolche Veranſtaltung ganz beſonders eignen. Der ſchon bereits bekannt und wiederholt mit Zuchthaus vorbeſtraft. In der Nacht
vom 2. auf den 3. Oktober vorigen Jahres wurden einem
Kauf=
mann in Bürſtadt 15 Flaſchen Wein aus dem Keller geſtohlen.
Das Drahtgitter am Kellerfenſter war gewaltſam entfernt, ſo daß
es ſich alſo um Einbruchsdiebſtahl handelte. Der erſte Angeklagte,
der ſeit acht Tagen aus dem Zuchthaus entlaſſen war, kam als
Urheber in Betracht, während der zweite und dritte Angeklagte,
ebenfalls Fabrikarbeiter aus Bürſtadt, als Helfer bei dem
Dieb=
ſtahl angeſehen wurden. Die vierte und fünfte Angeklagte,
Ar=
beiterfrauen, hatten von dem Wein gekauft und geſchenkt
bekom=
men, und es lag der Verdacht nahe, daß ſie um die Herkunft des
Weines wußten. In der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober fuhr
ein Händler aus Reichelsheim mit einem Laſtauto voll gemahlener
Frucht durch Bürſtadt. Ein Sack voll Weizenſchrot verſchwand.
Der erſte und der ſechſte Angeklagte wurden in derſelben Nacht
be=
obachtet, wie ſie einen Zweizentnerſack zur Wohnung des ſechſten
Angeklagten ſchleppten. Der erſte Angeklagte ſuchte ſich damit
herauszureden, daß er den Sack auf der Straße gefunden habe
und ihn zur Wohnung des ſechſten Angeklagten gebracht hätte,
um ihn am nächſten Tage wieder abzuliefern, was auch tatſächlich
geſchab. Der ſechſte Angeklagte will lediglich gerufen worden ſein,
um den Sack in ſeine Wohnung tragen zu helfen. Das
Bezirks=
ſchöffengericht verurteilte den erſten Angeklagten wegen ſchweren
und einfachen Diebſtahls im Rückfall zu zwei Jahren ſechs
Mona=
ten Zuchthaus, abzüglich zwei Monate Unterſuchungshaft; den
zweiten und dritten Angeklagten wegen ſchweren Diebſtahls zu je
vier Monaten Gefängnis, abzüglich zwei Monate
Unterſuchungs=
haft. Die beiden Frauen erhielten wegen Hehlerei anſtelle einer
Woche Gefängnis je 50 Mark Geldſtrafe. Der ſechſte Angeklagte
wurde wegen Begünſtigung zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt.
Ein Kraftwagenführer aus Schwanheim, der
bei einem dortigen Spengler angeſtellt iſt, fuhr am 3. September
vorigen Jahres auf der Provinzialſtraße zwiſchen Rüſſelsheim und
Groß=Gerau. Unterwegs kam ein 66jähriger Landwirt aus Groß=
Gerau, ſein Fahrrad ſchiebend, aus einem Feldweg und beſtieg
kurz vor ihm ſein Rad. Er zeigte ſich jedoch in ſeiner Fahrweiſe
ſo unſicher, daß er beim Vorbeifahren von dem Laſtwagen ſtark
geſtreift wurde, vom Rad herabſtürzte und eine Kopfverletzung
er=
litt, an deren Folgen er zwei Tage ſpäter im Groß=Gerauer
Kran=
kenhaus ſtarb. Der Angeklagte behauptet, daß ihn der Getötete
geſehen habe, überdies habe er ausgiebig gehupt, um den
Rad=
fahrer auf ſein Vorbeikommen aufmerkſam zu machen. Der
Ver=
treter der Staatsanwaltſchaft beantragte anſt lle von zwei
Mona=
ten Gefängnis zweihundert Mark Geldſtrafe. Das Gericht ſprach
den Angeklagten frei, da ſeine Behauptungen nicht widerlegt
wer=
den konnten.
Nummer 56
Dienstag, den 25. Februar 1930
Seite 7
Aus Heſſen.
Die Jugenheimer Schwimmbad=Projekte.
Zu unſerem Bericht aus Jugenheim (Nr. 53) über die
Er=
bauung eines Schwimmbades wird uns geſchrieben:
Jugenheim, die Perle des Odenwaldes, iſt nach langem
Dornröschenſchlaf zu neuem Leben erwacht. Es bekommt jetzt
eine Straßenbahnverbindung mit Darmſtadt und gleich zwei
Schwimmbäder; das eine ſoll, wie berichtet von der
Ge=
meinde erbaut werden, mit einem Koſtenvoranſchlag von 63000
Mark ohne Gelände, das zweite wird von privater
Seite im herrlichen Stettbacher Tal mit Ausnützung der
natür=
lichen Formation erbaut und geht, in wenigen Wochen ſeiner
Vollendung endgegen.
Abgeſehen von ſeiner prächtigen Lage, übertrifft es das von
der Gemeinde projektierte Bad in allen ſeinen Dimenſionen und
wird — das iſt von allergrößter Wichtigkeit — von reinem
Quellwaſſer geſpeiſt, während das für das Gemeinde=
Schwimmbad benötigte Waſſer einer grundlichen Klär=
Arbeit unterzogen werden muß, da der Stettbacher Bach, aus
dem das Waſſer ſtummt, durch Spül= und
Schmutz=
waſſer ſtark verunreinigt iſt.
Man fragt ſich unwillkürlich, ſind in heutiger Zeit wirklich
zwei Schwimmbäder nötig? Iſt eine ſo hohe Belaſtung einer
kleinen Gemeinde wirtſchaftlich tragbar?
Erdbeben in Groß=Gerau und Amgebung vor 60 Jahren
Bk. Groß=Zimmern, 24. Febr. Gruppenwaſſerwerk Kreis
Dieburg, Freigabe des Waſſers. Unter Bezugnahme auf
die Bekanntmachung vom 6. Dezember 1929, wonach die Leitung noch
nicht freigegeben wurde, weil das Waſſer noch nicht vollſtändig von
Eiſen befreit war, bringt das Heſſiſche Kreisamt jetzt zur öffentlichen
Kenntnis, daß die Leitungen inzwiſchen vollſtändig geſpült wurden und
der Bezug des Waſſers für alle Zwecke nunmehr freigegeben wird. Die
Zahlung des Waſſergeldes wird mit dem 1. März d. J. beginnen. —
Am Freitag, den 7. März 1930, nachmittags 3 Uhr, werden im
Rat=
hausſaal die Gemeindehofreiten Verbindungsweg Nr. 1, 2 und 4
öffent=
lich meiſtbietend verſteigert. Die Verſteigerungsbedingungen liegen von
Mittwoch, den 26. Februar I. J., auf der hieſigen Bürgermeiſterei zur
Einſicht offen. — Die am 3. und 17. Februar I. J. abgehaltenen
Holz=
verſteigerungen ſowie die am 13. Februar abgehaltene
Stammholzver=
ſteigerung wurden genehmigt und werden die Holzabfuhrſcheine ab
Montag, den 24. Februar, ausgegeben.
g- Groß=Bicberau, 24. Febr. Die geſtrige Beigeordnetenwahl fiel
zugunſten der bürgerlichen Parteien aus. Herr Gg. Daab 6. wurde mit
14 Stimmen Mehrheit gewählt. Die Wahlbeteiligung war äußerſt lebhaft.
Br. Seckmauern, 24. Febr. Oeffentliche
Bürgerver=
ſammlung. Auf der Tagesordnung ſtand der Anbau von 2 bis 3
Schulräumen mit Lehrerwohnung an die gemeinſame Schule für die
oberen Klaſſen der Konfeſſionsſchulen. Der ſozialdemokratiſche Redner
erklärte, daß ſeine Partei nur dem Projekt die Zuſtimmung gebe, wenn
eine Simultanſchule in Frage komme, während das Zentrum nach wie
vor auf Konfeſſionsſchulen beſtand. Der Koſtenvoranſchlag für den
Neu=
bau beläuft ſich auf 45 000 RM. und ſchießt der Staat hierzu 13 000
RM. zu, evtl. würde der Staat ſpäter weiterhin Mittel zur Verfügung
ſtellen. Hierauf entſtand zwiſchen Partei und Konfeſſion eine ſtarke
Auseinanderſetzung. Es wurde ein Vorſchlag gemacht, nur einen
Schul=
ſaal mit einer Lehrer=Wohnung zu bauen, um die 13 000 RM. vom
Staat nicht zu verlieven. Ein Beſchluß wurde nicht gefaßt.
Ch. Heubach, 24. Febr. Gemeinderatsſitzung. Der erſte
Punkt der Tagesordnung behandelte rückſtändige Hausmiete von
Ge=
meindewohnungen. Der Gemeinderat beſchäftigte ſich eingehend damit
und beſchließt einſtimmig, nach genauer Feſtſtellung der Mietzinsliſte die
Wohnungen derjenigen, die am weiteſten im Rückſtand ſind, auf ſofortige
Räumung auszuklagen. Zu Punkt 2, rückſtändige Waſſergelder, nimmt
der Gemeinderat energiſch Stellung mit dem einſtimmigen Beſchluß, den
in Frage kommenden die Waſſerleitung zu plombieren. — Eine
Auf=
forderung der Schülerunfallverſicherung muß Ablehnung finden, da
dieſe Ausgaben nicht in den Voranſchlag aufgenommen ſind und der
Gemeinde ohnedies täglich neue Koſten erwachſen. — Uneinbringliche
Gemeindegelder aus 1924 und 1925 finden Niederſchlagung. Weiter wird
der Beſchluß herbeigeführt, für die Umlagen von Provinz, Kreis und
Gemeinde keine Verzugszinſen zu berechnen. Eine Holzverſteigerung
vom 15. Februar, bei welcher der geſetzliche Durchſchnittstarif nicht
ge=
löſt wurde, findet nachträglich Genehmigung. — Dem Odenwaldklub wird
aus den Waldungen der Gemeinde Bauholz genehmigt zum Neuaufbau
der Kiſſinger=Wünzer=Hütte über der Straße.
4z. Neuſtadt i. O. mit Burg Breuberg, 24. Febr.
Odenwald=
klub. Die zweite Wanderung wurde im Rahmen eines
Gemarkungs=
rundganges ausgeführt. Vom Rentamt aus ging es über die obere
Mümlingbrücke nach der „Gänstränke” hinauf den Rußlandweg durch
den tiefen Wald nach dem Geiersweg. An einer Lichtung hatte man
einen wunderbaren Fernblick, nach der Böllſteiner Höhe, dem
Kaiſer=
turm und anderen Höhen des Odenwaldes. Nun wanderte die ſtattliche
Schar, über 30 mögen es geweſen ſein, den langen Grenzweg dahin nach
dem „Dammſch‟ Ein herrlicher Buchenwald zeugte von guter Hege
und Pflege. Dort bog man ſeitwärts ab, ſich dem Mühlhäuſer Tale
zuwendend, ohne jedoch hinabzuſteigen. In weitem Bogen ſuchte man
das Steigersfeld zu erreichen, um von hier aus über Breitenbach nach
Roſenbach zu gelangen. Am Dörfchen ſtieg man den ſteilen Schloßberg
über „Theobalds Gärtchen” durch den Wald nach der Richtung des
Turnierplatzes hinan. Von der „Karlsruhe” aus war die Terraſſe
bald erreicht. Hier wurde gemütliche Einkehr gehalten. Bei eintretender
Dunkelheit ſtrebte man über die „Guſtavseiche” dem Städtchen zu.
* Brensbach, 24. Febr. Der Epangeliſche
Kirchengeſang=
verein, der unter der Leitung ſeines neuen Dirigenten, des Herrn
Lehrers Weigel=Wallbach, wieder einen neuen Aufſchwung genommen
hat, veranſtaltete am letzten Sonntag im Februar eine wohlgelungene,
öffentliche Abendunterhaltung. Nach einem mehrſtimmigen
Lied und der Begrüßung durch Pfarrverwalter Bickel wechſelten
voe=
tiſche Vorträge Duette, ſzeniſche Darbietungen, inſtrumentale Sticke,
zwei= und vierſtimmige Chöre, in wohlgeordnetem Programm einander
ab. Der Abend nahm zur Befriedigung aller einen ſehr ſchönen
Ver=
lauf und hat der Sache des Kirchengeſangvereins neue Freunde
ge=
wonnen.
Vor 60 Jahren wurde die Umgebung von Groß=Gerau von ſtarken
Erdſtößen heimgeſucht: im Jahre 1869 wurden zirka 1350, im Jahre
1870 zirka 500 und im Jahre 1871 zirka 150 Erdbewegungen in Groß=
Gerau regiſtriert. Ein alter Groß=Gerauer, Lehrer der damaligen
Pri=
vatrealſchule zu Groß=Gerau, Ernſt Frank, der erſte Groß=Gerauer
Heimatforſcher, hat über dieſe Erdbeben genaue Unterſuchungen
ange=
ſtellt und in der Feſtſchrift zur Einweihung des Neubaues der jetzigen
Groß=Gerauer Realſchule im Jahre 1904 intereſſante Ausführungen
ge=
macht. Der Heimatkalender für den Kreis Groß=Gerau
(herausgegeben von Kreisſchulrat a. D. K. Backes=Groß=Gerau, Verlag
Phil. L. Fink=Groß=Gerau) bringt aus dieſen Ausführungen ſehr
inter=
eſſante Auszüge. „Wer niemals eine ſolche Periode der Schrecken
erlebte” ſo erzählt Ernſt Frank, der kann ſich von dem Entſetzen keine
Vorſtellung machen, das den Menſchen überkommt, wenn er den ſonſt
für das Allerfeſteſte gehaltenen Erdboden in Bewegung geraten und die
Wohngebäude dem Einſturz nahekommen ſieht.”
Der Hauptſtoß des Groß=Gerauer Erdbebens wurde angemeldet
durch zehntägige rollende oder „hummernde‟ Geräuſche die beſonders
morgens und abends wahrgenommen wurden, die vorerſt aber niemand
deuten konnte. Schließlich ging das Rollen in ſehr deutlich
wahrnehm=
bares Beben der Erde über, und bald folgten ſo heftige Erdſtöße daß
die Einwohner ihre Häuſer verließen, einzelne ſogar den Ort. Dann
folgten wieder einige Tage ruhigeren „Rollens”, bis am 2.
Novem=
ber 1869 der ſtärkſte Erdſtoß der Periode die Bewohner in Angſt und
Schrecken verſetzte. Darüber berichtet Ernſt Frank wie folgt:
„Mich überraſchte die ſchreckliche Erſcheinung im unteren Saal der
„Krone”, links hinten in der Ecke bei einem Feſte, indem ein Herr
un=
ſerer Abendgeſellſchaft eine verlorene Wette zu einer Martinsgans
ſer=
vierte. Wir waren mit der erſten Schnitte noch nicht zu Ende, als ich
unter furchtbaren Donnerſchlägen die mir gegenüber befindliche Wand
ſich anſchicken ſehe, unſeren Tiſch zu bedecken. Blitzſchnell erhob ich mich,
um die Straße zu gewinnen, da ſehe ich im Umdrehen, wie die Eiſen=
ſäule des Saales ſich nach der Straße umlegen will. Schon glaubte ich
im nächſten Augenblick von der Decke begraben zu ſein, als ſich die Säule
wieder aufrichtet und im Moment, wo ich an ihr vorbeiflüchte, die
Be=
wegung nach der entgegengeſetzten Hofſeite beginnt. Als ich mit einem
Satze durch die Haustüre flog, tönte mir ein gewaltiges Rauſchen und
Klappern von den Ziegeln auf den Dächern und den Schiefern des
nahen Kirchturmes entgegen, das noch eine ganze Weile anhielt. Als
dieſes zu Ende ging, und ſomit die Erſcheinung ſchon vorübergegangen
war, hörte ich zahlreiche Haustüren klappen, und in kaum einer Minute
befand ſich die geſamte Bevölkerung auf der Straße, die aus den Betten
geriſſenen Kinder, auf den Armen tragend, alle bleich und verſtört nach
Atem ringend und nicht zu reden wagend. Mit vorgerückter Stunde
ſuchten ſich dann die Alten auf dem Straßenpflaſter durch Bretter,
Schutzwände unb Bettſtücke ſo weit als tunlichſt ein Lager zu bereiten...
Erſt gegen 2 Uhr trieb die Kälte die Mehrzahl in die Häuſer, dennoch
befanden ſich um zweieinhalb Uhr noch einige Hundert auf der Straße,
als Kreisarzt Dr. Münch mich mit einem anderen Herrn einlud, in
ſeinem mitten im Hofe ſtehenden Landauer die Nacht zu verbringen...
So ſaßen wir in dem Wagen, im Halbſchlaf, bis 3.48 Uhr, wo wieder
ein gewaltiger Schlag ertönte, der ſchnell heranrollend unter dem Wagen
durchlief, ihn einmal hin= und herſchaukelnd, bis er in der Ferne
ver=
rollte. Die Beſorgnis erwachte damit aufs neue, doch folgten bis zum
Morgen nur noch kleinere Stöße und Rollen, deren ſich in jenen Tagen
über 100 täglich meldeten. Am anderen Morgen zeigten ſich zwar
zahl=
loſe Sprünge in Decken und Wänden, doch wurden die eigentlichen
Zer=
ſtörungen nur von den herabgeſtürzten Kaminen gebildet.”
Es folgten noch eine Menge kleinerer Beben. Die Erdſtoßveriode
dauerte vom November 1869 bis zum Juli 1871. Am 10. Februar
1871 wurde nochmals eine große Erſchütterung wahrgenommen; in
Auerbach an der Bergſtraße hatte ſich ein neues Zentrum gebildet, das
dieſen Hauptſtoß indeſſen nicht ganz ſo ſchreckhaft fand wie Groß=Gerau
den ſeinen.
Gk.
Ai. Vielbrunn, 24. Febr. Gemeinderatsſitzung vom 22.
d. M. Es war kein liebliches Gericht, mit dem Bürgermeiſter Wolf in der
Bekanntgabe der 15 Bewerbungsſchreiben um den Poſten „
Untererheb=
ſtelle” ſeinem Parlament aufwartete, und waren die
Gemeinderatsmit=
glieder nicht zu beneiden um die Zwickmühle, in der ſie ſich befanden,
denn es iſt kein Kinderſpiel, unter 15 achtbaren Männern einen zu
be=
vorzugen. Aber Parlamentarier ſind als Diplomaten ſchlau, zuweilen
rückſichtsvoll. Und nach dem Grundſatz Es wird nicht ſo heiß gegeſſen
wie es gekocht wird”, gingen ſie vorſichtig um den heißen Brei, der
be=
denklich zu brodeln und dampfen anfing, herum, und ſtellten ihn zurück,
um ihn bis zur nächſten Sitzung etwas erkalten zu laſſen, auch wollten
ſie den Kandidaten, nicht ſchon beim erſten Turnier alle Hoffnung
nehmen.
Faus
Dadtdte. Sodenen
Ch. Unter=Moſſau, 24. Febr. Gemeinderatsſitzung. Die
für Samstag einberufene Gemeinderatsſitzung fand im alten Schulhauſe
ſtatt, da als erſter Punkt der Tagesordnung die Neuanſchaffung von
Schulbänken zur Debatte ſtand. Nach kurzer Diskuſſion wurden 600 RM.
für die Beſchaffung neuer Schulbänke in den Voranſchlag für 1930
auf=
genommen. Die Lehrerwohnung in dieſem Schulhauſe ſoll neu
herge=
ſtellt werden, da durch den Abbau und die damit verbundene
Neu=
beſetzung der zweiten Stelle die Wohnung wieder bezogen wird. Als
zweiter Punkt ſtand ein Vorſchlag der Reichspoſt zwecks Einrichtung
einer Kraftpoſtverbindung Unter=Moſſau—Erbach zur Erörterung. Die
Gemeindevertretung wird ſich bei annehmbaren Zuſchußbedingungen
dieſer Verkehrsverbeſſerung nicht verſchließen.
m. Beerfelden, 23. Febr. Goldenes Ehejubiläum und
Ständchen. Herr W. Kumpf=Offenbach und ſeine Gatti bonnten
dieſer Tage das Feſt der Goldenen Hochzeit begehen. Die Anweſenheit
der Familie Kumpf hier im Heimatſtädtchen veranlaßte den
Männer=
geſangverein „Sängerriege”, dem Jubelpaar geſtern abend durch ein
Ständchen die Glüchwünſche zu dem ſeltenen Feſte darzubringen. Herr
Kumpf iſt ein Sängeuveteran, wie es in der deutſchen Sängerſchaft
wenige gibt, benn in 58jähriger Mitgliedſchaft beim Sängerchor des
Offenbacher Turnvereins wunden ihm alle Auszeichnungen zuteil, die es
im Sängerleben gibt, und daß ſeine wackere Gattin eine ebenſo freudige
Verehrerin des deutſchen Liedes iſt, davon iſt eben die lange
Sänger=
tätigkeit ihres Gatten der beſte Beweis. Die Sängerriege hatte in den
vergangenen Jahren öfter das Vergwügen, das Jubelpaar bei ſich zu
fehen, und die begeiſternden Worte, die Herr Kumpf dabei für die
Pflege des deutſchen Liebes fand fielen auf fruchtbarem Boden. So
vevehren in ihm die Vereinsmitglieder das Ideal eines Sängers und
den liebenswürdigen Berater.
Bn. Hirſchhorn, 24. Febr. Schwerer Unglücksfall. Am
letzten Samstag nachmittag zwiſchen 4 und 5 Uhr verunglückte der 31
Jahre alte, in der hieſigen Seidenfärberei J. A. André Höhn
beſchäf=
tigte, verheiratete Joſef Steinbauer aus Hirſchhorn, als er einen
Re=
volver ſeines Schwagers, des am Eingang des Feuerbergtunnels
woh=
nenden Bahnarbeiters Andreas Schätzle, ausprobieren wollte. Als der
Revolver beim Abdrücken nicht los ging, ſah er unvorſichtigerweiſe in
den Lauf. In dieſem Augenblick entlud ſich die Waffe nahe der Naſe;
das Geſchoß drang in die Backe, um am Hinterkopf wieder zum
Vor=
ſchein zu kommen. Mittelſt Autos wurde der Schwerverletzte in das
hieſige St. Bonifatius=Krankenhaus verbracht, wo ſich Herr Dr. Rieſe
und Frl. Dr. Fritſch um den Verletzten, der bis zur Stunde immer
noch bewußtlos darniederliegt, bemühten und feſtſtellten, daß das kleine
Gehirn durch das Geſchoß verletzt iſt. Ob der Verunglückte mit dem
Leben davonkommen wird, iſt wohl nach Lage des Falles ſehr fraglich.
— Der Kriegerverein Hirſchhorn hielt ſeine
Generalver=
ſammlung ab. Nach einer kurzen Begrüßung gedachte der erſte
Vor=
ſitzende, Herr Ludwig Mathes jr., vor Eintritt in die Tagesordnung der
im Laufe des vergangenen Vereinsjahres verſtorbenen Kameraden, der
Herren Guſtav Waibel und Philipp Schubert. Der
Geſamtmitglieder=
ſtand beträgt bei Jahresſchluß 117 einſchließlich 3 paſſiven Mitgliedern.
Die monatlichen kameradſchaftlichen Abende, die man aus
verſchiedener=
lei Gründen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres hatte fallen
laſſen müſſen, ſollen im laufenden Jahre wieder ſtattfinden und wurde
die erſte Zuſammenkunft auf Sonntag, den 23. März, nachmittags 5 Uhr,
bei Kamerad Franz Bißdorf im Gaſthaus „Zum Lamm” dahier
feſt=
gelegt. Anſtatt der im letzten Jahre abgehaltenen Lichtbildervorträge,
die, wie der Beſuch zeigte, anſcheinend in Hirſchhorn wenig Anklang
finden, ſollen Filmvorträge veranſtaltet werden. Der Ueberſchuß aus
dieſen Filmporträgen ſoll dem Fonds für Errichtung eines Dentmals
für die im Weltkrieg gefallenen Söhne Hirſchhorns zugewieſen werden.
Weiterhin wurde die Anſcaffung von neuen Vereinsabzeichen in Form
von Nadeln beſchloſſen und wurde der Vorſtand beauftragt, entſprechende
Muſter und Vorſchläge von in Betracht kommenden Firmen einzuholen.
Das neue Werk „Ruhmeshalle unſerer alten Armee” ſoll auf Koſten
des Vereins angeſchafft und an die Mitglieder gegen eine Leihgebühr
von 50 RPſg. für einen Monat verliehen werden. Der von dem
Rech=
ner, Kamerad Heinrich Dotzauer, vorgetragene Kaſſenbericht zeigt ein
günſtiges Ergebnis. Während man mit einem Kaſſenvorrat von nahezu
300 RM. in das abgelaufene Vereinsjahr eintrat, konnte man dasſelbe
mit einem Beſtand von über 400 RM. abſchließen. Dem Rechner wurde
nach Prüfung des Abſchluſſes durch die Kameraden Kohler und Walther.
die zu keinerlei Beanſtandungen Anlaß gab, Entlaſtung erteilt. Bei
der Vorſtandswahl wurden ſämtliche ſatzungsgemäß ausſcheidenden
Mit=
glieder durch Zuruf einſtimmig wiedergewählt. Hiermit hatte die
Tages=
ordnung ihr Ende erreicht und ging man zur gemütlichen
Unterhal=
tung über.
— Jugenheim, 24. Febr. Am kommenden Samstag hält das Hotel
„Goldene Krone” in ſeinen ſämtlichen Räumen ſeinen „einzigen”
diesjährigen Maskenball unter der Flagge „Wiener Prater=Bummel” ab.
Es wird ein ſchöner „Grinzing=Bummel” werden, wofür die eigens
dazu hergeſtellte Dekoration, gutes Orcheſter, Schrammel=Cabarett,
Fiakerſtand, Weinklauſen uſw., eine gute Gewähr bieten. (Weiteres ſiehe
Anzeige.)
Bb. Bensheim, 24. Febr. Geſtern wurde in den prächtig geſchmückten
Sälen des Deutſchen Hauſes nachdem tags — oder beſſer nachts —
zu=
vor der Turnverein e. V. daſelbſt bei überaus zahlreichem Beſuch ſeinen
großen Maskenball abgehalten hatte, gewiſſermaßen als Auftakt zu
dem am nächſten Sonntag in Szene zu ſetzenden großen Karnevalszug
eine ganz großartig verlaufene humoriſtiſche Sitzung veranſtaltet, die
als Generalprobe für großzügige Fremdenſitzungen, wie ſolche für
ſpätere Jahre vom Verkehrsverein beabſichtigt werden, anzuſehen war.
Trotzdem nur neben den Zugteilnehmern und ihren nächſten Angehörigen
ganz wenig eingeladene Gäſte Zutritt gefunden hatten, waren die Säle
bis auf den letzten Platz beſetzt. Prinz Karneval mit ſeinem Hofmarſchall,
„Kulturminiſter” Finanzminiſter und ſeinem närriſchen Hofſtaat nahm
an dem Tiſch des Elferrates Platz. Schlag auf Schlag ſetzten die
Dar=
bietungen aus der Bütt und vor dem Tiſche des Elferrates ein und
war die karnevaliſtiſche Stimmung von Anfang bis zum um ½1 Uhr
nachts erfolgenden Schluß eine außerordentlich gehobene, zumal dem
Humor, dem Witz und der Saitre der breiteſte Raum eingeräumt
wer=
den konnte und alle Redner ihr beſtes gaben. Es war eben eine recht
fröhliche Karnevalsſtümmung, die dabei erzeugt wurde. Zahlreiche Orden
wurden dabei verteilt, deren Benennung natürlich mit ſatiriſchem
Ein=
ſchlag auf Vorkommniſſe des ſtädtiſchen Lebens gewählt waren. Der am
kommenden Sonntag zu veranſtaltende große Karnevalszug wird in
erſter Linie vom katholiſchen Geſellewerein durchgeführt, ihm hat ſich
der Verkehrsverein finanziell und ideell zur Seite geſtellt. — Die Firma
A. Sauer veranſtaltete am Samstag als Veutreterin der Opel=Werke
hiepſelbſt auf dem Parkplatz des Hotels „Deutſches Haus” eine große
Opel=Schau, die in 11 Exemplaren die neueſten Modelle dieſer
Welt=
firma im Automobilbau zur Ausſtellung und Vorführung brachte. Der
Beſuch der durch zahlreiche Flaggen der Opelwerke kenntlich gemachten
Schauſtellung war ein ſehr reger.
— Waſſerſtands=Nachrichten vom 24. Februar. Rhein: Hüningen
0,12, Kehl 1,33; Maxau 3,18: Mannheim 1,86: Mainz minus 21;
Bin=
gen 100: Caub 105, Köln 0,85 Meter. — Main: Schweinfurt 0,60,
Würzburg 0,62, Lohr 1,02; Steinheim 2,30; Frankfurt 225; Koſtheim
Staatspegel minus 0,64: dito Waſſertiefe 134; dito Fahrtiefe 1,04 Mtr.
— Hirſchhorn, 94. Febr. Waſſerſtand des Neckars am
23. Februar: 0,66 Meter: am 24. Februar: 0,60 Meter.
— Gernsheim, 24. Febr. Waſſerſtand des Rheins am
23. Februar: —1,17 Meter; am 24. Februar: —1,21 Meter.
Seite 8
Dienstag, den 25. Februar 1930
Nummer 56
eine Maunche Madt.
Eine Stadt, die im abgelaufenen Jahr Ueberſchüſſe erzielte, iſt die Stadt Siegen, die bei niedrigen
Steuerzuſchlägen einen Ueberſchuß von 273 700 Mark erzielen konnte.
Blick auf Siegen.
Sure Seyrades Beitteloto voit Averovien werben.
Kay Don in ſeinem Rennwagen „Silberne Kugel” (Funkbild),
einem Rieſenrennwagen mit 24 Zylindern und 4000 Pferdekräften, mit dem am Strande von
Daytona Beach (Florida) der ſenſationelle Schnelligkeitsweltrekord, Segraves (371
Stundenkilo=
meter) überboten werden ſoll.
Sabre Tertenrsunfcke.
Ein Mokorradunglück forderk zwei Todesopfer. — Tragiſche Folgen
vorſchrifts=
widriger Beleuchkung. — Folgenſchwere Eiſenbahnkakaſtrophe in Amerika. — Ein
Expreßzug überfährt ein Perſonenaufo. — 11 Toke, 130 Verletzke.
Vom Karneval in den Tod.
Frankfurt a. M. In der Nacht zum Sonntag
ſtürzte eine Frau bei der Heimkehr von einer
karne=
valiſtiſchen Veramſtaltung von der zu ihrer Wohnung
führenden Treppe. Der Sturz war ſo unglücklich,
daß der Tod auf der Stelle eintrat.
Aachen. In der Nacht zum Sonntag befanden
ſich mehrere Frauen und Männer auf dem
Nachhauſe=
weg von einem Koſtümfeſt. Ein Chauffeur, der
ebenfalls an der Feſtlichkeit teilgenommen hatte,
er=
faßte mit dem Korflügel ſeines Autos eine der
Frauen, die durch den Anprall zu Boden geſchleudert
und ſo erheblich am Kopf verletzt wurde, daß ſie kurz
darauf im Krankenhaus ſtarb. Der Wagenführer
wurde in Schutzhaft genommen.
Ueberraſchende Verhaftung in der
Mord=
angelegenheit Bauer.
Halle. Die Unterſuchung wegen des Anfang
Jawar an dem Geſchäftsführer Bauer begangenen
Mordes hat eine überraſchende Wendung genowmen.
Die Leiche Bauers wurde vor einigen Tagen aus
der Saale gezogen. Unmittelbar nach der Beiſetzung
Bauers ſind nun Frau Bauer wegen dringenden
Verdachtes der Anſtiftung zum Mord und ihr
Ge=
liebter, der Privatdetektiv Peters beide
aus Magdeburg, verhaftet worden. Es handelt ſich
um einen Verſicherungsſchwindel. Frau Bauer ſcheint
nämlich die Lebensverſicherung von 100 000 Mark
gegen den eigentlichen Willen ihres Mannes
abge=
ſchloſſen zu haben.
Eine Brücke nach Uſedom.
Berlin. Der Kreistag des Bäderkreiſes Uſedom=
Wollin nahm, wie der „B. L.=A.” meldet, einſtimmig
eine Vorlage über den Brückenbau zwiſchen der
Inſel Uſedom und dem Feſtlande bei Zecherin an.
Zugeſtimmt wurde auch dem vom Miniſter für Handel
und Gewerbe vorgelegten Finanzierungsplan. Die
Brücke wird rund 1½ Millionen Mark koſten. Staat
und Provinz leiſten Zuſchüſſe. Der Kreis nimmt
eine Anleihe von einer Million Mark bei der
Allianz=
gruppe auf. Der Bau ſoll zu Beginn der Badeſaiſon
1931 betriebsfähig ſein.
England ſichert den Luftweg nach Indien.
Berlin. Nach einer Meldung der „Berliner
Montagsblätter” aus Athen iſt mit dem Imperial
Aivways vorläufig auf die Dauer von drei Monaten
ein Luftfahrtsabkommen abgeſchloſſen worden, das
die engliſche Flugverbindung London—Indien über
Griechenland ſichert. Nach dieſer Friſt wird über ein
endgültiges Abkommen verhandelt werden.
Banditenüberfall auf einen fahrenden Zug.
Berlin. Wie die Berliner „M.=P.” aus
Bres=
lau berichtet, wurde am Samstag gegen ½8 Uhr auf
der Strecke Kandizin-Bauerwitz in Oberſchleſien ein
Raubüberfall auf einen Perſonenzug verübt. Als der
Zug die Station Reinſchdorf verließ, ſprangen
plötz=
lich zwei maskierte Männer auf den Pachwagen auf.
Es fielen den Räubem fünf Geldtaſchen mit einem
Geſamtinhalt von über 1600 Mark in die Hände.
Zwei Kilometer hinter der Station ſppangen ſie von
dem in voller Fahrt befindlichen Zuge ab. Dem
Zug=
führer gelang es, den Zug zum Halten zu bringen.
Die Verfolgung der Täter wurde aufgenommen, blieb
aber ergebnislos. In der Nacht fanden Beamte des
Bahnſchutzes neben dem Bahndamm zwei der
Geld=
taſchen mit etwa 150 Mark Inhalt wieder. Der
Zug=
führer, den die Banditen Armeerevolver vorgehalten
hatten, erlitt einen ſchweren Nervenſchock und war
bis Sonntag abend noch nicht vernehmungsfähig. Man
vermutet, daß es ſich bei den Räubern um einen aus
dem Zuchthaus Groß=Strelitz entſprungenen
Straf=
gefangenen mit ſeinem Komplizen handelt.
Verhaftung von Falſchmünzern.
Magdeburg. In den letzten Tagen wurden in
Magdeburg und Umgegend falſche Ein= und
Zwei=
markſtücke ſowie Fünfmankſtücke angehalten. Die
Kri=
minalpolizei hat jetzt als Herſteller und Verbreiter
der Falſchſtücke den Uhrmacher Wilhelm Ballin und
den Arbeiter Friedrich Ballin, beide aus Magdeburg,
feſtgenommen. Die Falſchſtücke ſind in der Wohnung
des Uhrmachers hergeſtellt worden. Das verwendete
Material konnte bisher nicht beſchlagnahmt werden.
Wilhelm Ballin behauptet, die Formen und alles
übrige kurz vor ſeiner Feſtnahme in die Elbe
ge=
worfen zu haben, da er ſich bereits von der Polizei
verfolgt glaubte. Wilhelm Ballin iſt wegen
Münz=
verbrechens ſchon vorb=ſtraft und wurde außerdem
wegen Unterſchlagung ſt=ckbrieflich geſucht. Die
Falſch=
münzer wurden dem Gericht zugeführt.
Leipzig. In einer ſcharfen Kurve beim
Oſt=
ausgang des Dorfes Grethen auf der Staatsſtraße
Leipzig—Grimma wurde Sonntag nachmittag ein
Motorradfahrer mit Sozius von einem
entgegenkom=
menden Perſonenkraftwagen geſtreift und zur Seite
geſchleudert. Beide Motorradfahrer wurden dabei ſo
ſchwer verletzt, daß der Tod auf der Stelle eintrat.
Um den Zuſammenſtoß zu vermeiden, hatte der
Kraftwagenführer das Steuer ſcharf herumgeriſſen,
ſo daß der Wagen eine Böſchung hinunterfuhr und
erſt nach 25 Metern zum Halten gebracht werden
konnte. Die Inſaſſen des Wagens kamen mit dem
Schrecken davon. Das Unglück iſt darauf
zurückzu=
führen, daß der verunglückte Motorradfahrer die
Kure nicht vorſchriftsmäßig nahm.
Berlin. Ein folgenſchweres Unglück ereignete
ſich am frühen Sonntagvormittag gegen 5,30 Uhr
auf der Teltower Chouſſee in der Nähe von Teltow.
Etwa 50 Perſonen, die in der Frühe von einem
Maskenball den Heimweg angetreten hatten, gingen
die Teltower Chauſſee entlang, als plötzlich eine
Kraftdroſchke, die nicht vorſchriftsmäßig beleuchtet
ge=
weſen ſein ſoll, in die Menſchengruppe hineinfuhr.
Dabei wurden ein junger Mann und ein Mädchen ſo
ſchwer verletzt, daß ſie bald nach ihrer Ueberführung
ins Krankenhaus ſtarben. Eine dritte Perſon wurde
ebenfalls verletzt. Die Schuldfrage iſt noch nicht
geklärt.
Vereiteltes Eiſenbahnattentat=
Bukareſt. Auf der Hauptſtrecke Bukareſt—
Giurgiu wurde abermals ein Anſchlag auf einen
Eiſenbahnzug durch Entfernung der Schwellen
verſucht. Glücklicherweiſe fuhr vor dem
fahrplan=
mäßigen Schnellzug ein leerer Güterzug über die
Anſchlagſtelle. Der Güterzug konnte noch
recht=
zeitig zum Halten gebracht werden, ſo daß ein
Unglück verhutet wurde.
Autounfall des portugieſiſchen Geſandten
in Rumänien.
Bukareſt. Der portugieſiſche Geſandte in
Bukareſt, Brederode, wurde bei einem
Auto=
unfall ſchwer verletzt. Der Kraftwagen des
Ge=
ſandten ſtieß bei Targoviſte mit einem
Kraft=
wagen zuſammen, der zu einer
Hochzeitsgeſell=
ſchaft gehörte. Beide Wagen wurden vollſtändig
Bombenanſchlag in einer indiſchen Hochſchule.
Kairo. Nach einer Meldung aus Lahore wurde
in Amritſar bei einer Hochſchulfeier von unbekannten
Perſonen eine Bombe geworfen. Dabei wurden elf
zerſtört. Der Geſandte ſeine Gemahlin, ſein
Chauffeur und zwei Offiziere ſowie drei Kinder
des Hochzeitszuges erlitten ſchwere Verletzungen.
New York. Bei Kenoſſa im Staate Wisconſin
erfaßte ein Expreßzug in voller Fahrt ein
Perſonen=
auto, das eben die Gleiſe überquerte. Im ſelben
Augenblick kam von der entgegengeſetzten Seite ein
Güterzug herangefahren. Das Auto wurde
buchſtäb=
lich zerdrückt, die fünf Jnſaſſen bis zur Unkenntlichkeit
zermalmt. Beide Züge entgleiſten. Acht Fahrgäſte
des Expreßzuges wurden getötet, ewwa 60 ſollen
ver=
letzt ſein.
Zu dem Eiſenbahnunglück bei Kenoſſa im Staate
Wisconſin wird noch ergänzend gemeldet, daß es ſich
als viel ſchwerer herausgeſtellt hat, als man es im
erſten Augenblick überſehen konnte. Außer den
be=
reits gemeldeten acht Toten des Expreßzuges ſind
mehr als 100 Fahrgäſte verletzt worden, die ſich zum
größten Teil vom verbrachten Wochenende aus
Chi=
cago auf dem Heimwege befanden. Unter ihnen ſind
viele Frauen und Kinder. Bei dem Zuſammenſtoß
brach eine unbeſchreibliche Panik aus, da mehrere
Wagen des Güterzuges Feuer gefangen hatten, das
auch auf den Expreßzug überzugreifen drohte.
Der Zug, der auf dem Bahmübergang mit einem
Automobil zuſammenſtieß, gehörte zu den neueſten
Zugtypen der Vereinigten Staaten und fuhr im
Augenblick des Zuſammenſtoßes mit
Höchſtgeſchwin=
digkeit. Der aus entgegengeſetzter Richtung
kom=
mende Güſterzug fuhr auf die Trümmer des
Auto=
mobils auf. Die meiſten Verletzten haben Arm= und
Beinbrüche davongetragen.
Bei dem Eiſenbahnunglück ſind nach ſoeben
eingegangenen ergänzenden Berichten 130
Per=
ſonen verletzt worden. Die Zahl der Toten wird
vorläufig noch mit 11 angegeben, doch ſind die
Aufräumungsarbeiten noch nicht beendet, und
man befürchtet, daß weitere Tote unter den
Trümmern begraben ſind. Es ſcheint, daß der
eine Güterzug bei einer Eiſenbahnüberführung
ein Automobil ſtreifte, wodurch das Automobil
auf das Gleis des von Süden her kommenden
Paſſagier=Expreß geworfen wurde und deſſen
Entgleiſung zur Folge hatte. Alle
Kranken=
häuſer in der Umgebung ſind mit Verwundeten
überfüllt, von denen ein Teil ziemlich ernſte
Verletzungen davongetragen hat.
Perſonen verletzt. Die Polizei bringt zwei
Auslän=
der, die zwei Tage vor der Hochſchulfeier in Amritſar
eingetroffen waren, mit dem Bombenanſchlag in
Verbindung.
Das Urkeil im Molinari=Prozeß.
Breslau. Nach dreiwöchiger Verhandlung wurde
am Montag mittag im Molinari=Prozeß das Urteil
verküindet. Der Prozeß beanſpruchte deshalb
beſon=
deres Intereſſe, weil es ſich um die altangeſehene, ſeit
über 100 Jahren im Beſitz der Familie Molinari
be=
findliche Firma handelt, die den Schwierigkeiten der
Inflationszeit auf traurige Weiſe zum Opfer gefallen
iſt. Das Haus Molinari war durch Guſtav Freytags
Roman „Soll und Haben” berühmt geworden.
Der Angeklagte Molinari wurde wegen Betruges
und Konkursvergehens zu ſechs Monaten Gefängnis
und 1000 Mark Geldſtrafe oder weitere 20 Tage
Ge=
fängmis, der Angeklagte Grzimek wegen Betruges und
Konkursvergehens zu einem Jahr zwei Monatem
Gefängnis, der Angeklagte Urban wegen Beihilfe zum
Betvug und Beihilfe zum Konkursvergehen zu 500
Mark Geldſtrafe oder 25 Tagen Gefängnis, der
An=
geklagte Kantelberg wegen Beihilfe zum
Konkurs=
vergehen zu 200 Mark Geldſtrafe oder zehn Tagen
Gefängnis verurteilt.
Profeſſor Pſchorr=Berlin geſtorben.
Berlin. Geheimrat Profeſſor Dr. Pſchorr,
or=
dentlicher Profeſſor an der Techniſchen Hochſchule
Berlin, iſt in der Nacht zum Sonntag plötzlich an
einem Herzſchlag in München verſtopben. — Pſchorr
iſt 1868 als Sohn des Kommerzienrats und
Brauerei=
beſitzers Pſchorr in München geboren. Er ſtudierte in
München und Zürich, habilitierte ſich in Jena und
kam von dort an die Univerſität Berlin und ſchließlich
an die Techniſche Hochſchule in Berlin, deren Senat
er im letzten Jahre angehörte. In der größeren
Oeffentlichkeit iſt er durch ſeine Vorträge im letzten
Jahre über die Gefahren der Vergaſung, die
Not=
wendigkeit und Möglichkeit von Schutzmitteln,
be=
kannt geworden.
Der Hapagdampfer „Hamburg” nach
ſieben=
tägiger Fahrt in New York eingetroffen.
Hamburg. Der Hapagdampfer „Hamburg”,
der bekanntlich mit neuen Maſchinen und
Keſſelan=
lagen verſehen worden iſt, traf am Sonntag
nach=
mittag 5 Uhr amerikaniſcher Zeit in New York ein,
nachdem er vergangenen Sonntag Cherbourgh
ver=
laſſen hatte. Das Schiff hat ſeine Reife über den
Ozean in ſieben Tagen durchgeführt. Auf der Fahrt
wurde teilweiſe ſchlechtes Wetter angetroffen, bei dem
die hervorragenden Seeigenſchaften des Dampfers
ſich erneut bewähren konnten. Die Maſchinen und
Keſſelanlagen arbeiteten vorzüglich. Das Schiff fuhr
völlig ohne Vibration. Die neugeſtaltete
Innenein=
richtung fand bei den zahlreichen Paſſagieren
unge=
teilten Beifall.
Die Nordſeefahrt der „Europa”.
Bremen. Mach der Kompenſation der Kompaſſe
vor der Elbmündung nahm die „Europa” am
Sonn=
tag nachmittag Kurs auf Norderney, wo ſie um
½4 Uhr eintraf. Nachdem das Schiff um 4,40 Uhr
Helgoland und um 5,20 Uhr das Weſerfeuerſchiff
wie=
derum paſſiert hatte, wurde beim Leuchtturm
Hoherweg Anker geworfen, um einige Paſſagiere auf
den Tender „Voraus” auszuſchiffen. An Bord iſt
alles wohl. Am Samstag war die „Europa” mit dem
auf einer Weltreiſe begriffenen, zurzeit in Bombetz
befindlichen Lloyddampfer „Columbus” in
funken=
telegraphiſcher Verbindung.
Lawinenkataſtrophe in Oberitalien.
Baſel. Nach den neueſten Meldungen haben ſich
auch am Mont Cenis=Paß Lawinenkataſtrophen
er=
eignet. Eine gewaltige Lawine verſchüttete die
Straße auf eine weite Strecke. Eine zweite Lawine
hat auch die Telegraphen=, Telephon= und
Strom=
leitungen unterbrochen. Der Verkehr nach Mont
Cenis mußte eingeſtellt werden. Der Bürgermeiſter
von Venaus hat die Räumung einiger bedrohter
Ort=
ſchaften angeordnet. In der Gegend von Maiera in
Prali ſind drei Häuſer durch eine Lawine verſchüttet
worden. Ein älterer Mann und ein Jüngling
wur=
den ernſtlich verletzt. Man befürchtet, daß ſich noch
zwei weitere Perſonen unter den Schneemaſſen
be=
finden.
Von einer Sturzwelle überraſcht.
Paris. In der Nähe von Teneriffa ereignete ſich
am Sonntag ein tragiſcher Unglücksfall. Drei junge
Mädchen hatten das ſchöne Wetter benutzt, um ſich
an den Strand zu begeben und Muſcheln zu ſammeln.
Mit geſchürzten Röcken wateten ſie ſo weit als mögt
lich in die See hinaus, als plötzlich eine Sturzwelle
alle drei himwegriß. Da kein Menſch Zeuge dieſes
Vorfalles war, vermißte man erſt in den Abende
ſtunden die jungen Mädchen und fand ſie als Leichey
am Strand.
Kohlenſtaubfeuerung für Lokomokiven.
Die erſte Kohlenſtaub=Lokomotive Deutſchlands
wurde von der A.E.G. fertiggeſtellt. Das Weſen der neuen Feuerung beſteht in der Verbrennung
feingemahlenen Kohlenſtaubs in der Schwebe ohne Roſt. Da gemahlene Kohle der Luftzufuhr eine
verhältnismäßig viel größere Angriffsfläche bietet als feſte Kohle, geſchieht die Kohlenſtaub=
Ver=
brennung ſchneller und vollkommener.
3 Urteil
beſon=
ene, ſeit
be=
Häng
Jage Ge=
Lges ud
Monaten
hilfe zum
Nummer 56
Dienstag, den 25. Februar 1930
Amelne int ineinen Kagen.
Von Hauptmann a. D. Hermann Köhl.
III.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Die Lufffahrk in der neuen Welk.
Es iſt kein Wunder, daß die Fliegerei in Amerika eine ganz
andere Stellung einnimmt und überhaupt abſolut anders geartet
iſt als bei uns in Deutſchland. Man muß ſich vergegenwärtigen,
daß das reiche Amerika den Anfängen des Flugweſens zunächſt
recht zyniſch und mit zugeknöpften Taſchen zuſah und gar nicht
daran dachte, ſich an einer Sache zu beteiligen, deren Entwicklung
man noch nicht abſehen konnte. Das Kapital gab alſo keinerlei
Initiative und — da hier wie überall ohne Kapital nichts zu
machen iſt — blieb die Fliegerei in den kümmerlichſten
An=
fängen ſtecken, bis zu Beginn des Krieges, als der Luftfahrt
zum erſten Male eine wirklich praktiſche Rolle zufiel, das
Inter=
eſſe wuchs, da ſich hier ein Gebiet für recht einträgliche
Kriegs=
lieferungen eröffnete.
Ohne irgendwie große techniſche Pionierarbeit zu leiſten,
ſchuf man eben Flugzeuge, die gut verkauft wurden, weil der
Staat ſie beim Eintritt Amerikas in den Weltkrieg brauchte. Es
war ein Geſchäft, wie alles andere auch: wenn gezahlt wird, wird
auch gearbeitet. Ganz beſonders, da ja inzwiſchen in Europa
genügend Erfahrungen geſammelt werden konnten, die man alſo
nicht zu bezahlen brauchte.
Nach dem Kriege kamdann der Rückſchlag. Zivilfliegerei beſtand
noch gar nicht und wurde erſt ſehr langſam populär.
Anderer=
ſeits ſaßen die Fabriken mit einer ganzen Menge von Maſchinen
da, die in der Hoffnung auf eine weitere Dauer des Krieges
fabriziert worden waren, und ſuchten neue Abſatzmöglichkeiten.
Da das arme Europa in der Zeit des Verfalls aller kontinentalen
Währungen als Käufer ausſchied, und man ſogar die noch auf
dem Kontinent lagernden Flugzeuge und Autos in Mengen
ver=
nichtete, weil man ſie nicht verſchenken wollte, ſo mußte man ſich
im eigenen Lande umſehen und ſchließlich ſo billig werden, daß
ſich Wagemutige fanden, die Flugzeuge kauften. Aus dieſen
Wenigen, die aber ebenfalls ihr Metier ſelbſtverſtändlich rein
ge=
ſchäftsmäßig betrieben, wurde langſam die amerikaniſche
Ver=
kehrsfliegerei. Lindbergh, mit dem ich mich über dieſe Fragen
unterhielt, hat auch auf dieſe Weiſe angefangen. Sozuſagen als
Luft=Taxi=Chauffeur — im Sommer im Norden und im Winter
im Süden Leute durch die Luft kutſchierend, die der Kurioſität
wegen gern einmal fliegen wollten.
Dieſes Konjunkturgeſchäft wurde zur Grundlage wirklich
großer Verdienſtchancen: der amerikaniſchen Poſtbehörde leuchtete
es ein, welch große Vorteile durch eine Ueberbrückung der weiten
Entfernungen mittels Flugzeug entſtehen würden, die den
Ver=
brauchern einleuchten mußten, und natürlich auch von ihnen
be=
zahlt werden würden. Die Rechnung ſtimmte. Man organiſierte
mit ganz geringen Mitteln auf äußerſt primitive Art zunächſt ein
umfangreiches Poſtnetz, für das der Staat die Bodenorganiſation
und die Sicherungsmaßnahmen zur Verfügung ſtellte. Das iſt
die einzige Art der Unterſtützung, die die amerikaniſche Luftfahrt
jemals aus Staatsmitteln erhielt.
Daß man ſo klug war, das Geſchäft nicht etwa auf
Paſſagier=
verkehr aufzubauen, der lange nicht ſo rentabel und
ausnutzungs=
fähig iſt, ſondern ſich gleich auf Poſt und Fracht warf, kam man
nach ganz kurzer Zeit in gute wirtſchaftliche Verhältniſſe, die
augenblicklich ſchon ſo günſtig liegen, daß Luftfahrtpapiere zu
den begehrteſten Effekten der Börſe gehören. Ein großer
Rück=
ſchlag kam allerdings jetzt bei dem letzten Börſenkrach, aber auch
dieſer hat ſich heilſam ausgewirkt und vor einer Ueberſteigerung
der Anſprüche und Ausgaben gewarnt. Ein weiterer wichtiger
Faktor des Wohlſtandes der amerikaniſchen Luftfahrt iſt die
ſchnelle Erkenntnis der Notwendigkeit von Nachtflügen. Auch
hierin hat man viel und Gutes geleiſtet, obwohl manche Dinge
noch nicht ſo weit entwickelt wurden, wie bei uns in Europa.
Ueberhaupt iſt man ſo klug geweſen, ſich es angelegen ſein
zu laſſen, recht aufmerkſam über den Ozean zu ſchauen und da
zu lernen, wo man weiter iſt als in Amerika. Das iſt eine
Tugend, die billig und dabei doch recht gut iſt. Amerika ſparte
auf dieſe Weiſe viel Koſten für die Entwicklung, indem es ſich
die Kaſtanien vom weit ärmeren Europa aus dem Feuer holen
ließ.
Wenn man bedenkt, wie jung die amerikaniſche Fliegerei
und Flugzeuginduſtrie iſt, dann darf man getroſt über den
ſchnel=
len Aufſchwung erſtaunt ſein. Bedeutſam und intereſſant iſt es,
daß — wenn auch die amerikaniſchen Flugzeugfabriken einen faſt
unbegrenzten Abſatz haben — der Wille zur Konzentration aus
Gründen der Rationaliſierung ſehr deutlich zum Durchbruch
kommt. Eine Zerriſſenheit der Produktion, wie wir ſie in Europa
und ganz beſonders unheilvoll in Deutſchland haben, iſt dort
drüben völlig unbekannt. Selbſt Fokker, der nun ja auch in
Amerika produziert und ſicher, auf ſich allein geſtellt, ſehr gut
exiſtieren könnte, hat es vorgezogen, ſich mit einer der größten
amerikaniſchen Autofabriken zuſammenzutun, um ſo eine größere
Kapitalkraft entwickeln zu können.
In dieſer Hinſicht dürfen wir ſehr viel von den
geſchäfts=
tüchtigen Yankees lernen, zumal die Verhältniſſe bei uns
weſent=
lich unangenehmer liegen und eine abſolut rationelle
Zuſammen=
faſſung aller induſtriellen Kräfte wirtſchaftliche Vorausſetzung
für gedeihliches Schaffen iſt. Aber nicht allein in wirtſchaftlicher,
ſondern auch in techniſcher Beziehung dürften wir aufmerkſamer
ins Ausland und über den Ozean hinwegſehen. Es iſt
unfrucht=
bares Bemühen, ſich aus purer Eitelkeit darauf zu verſteifen,
alles ſelbſt erfinden und erdenken zu müſſen. Wir ſind zwar
führend in mancher Beziehung, aber es gibt auch jenſeits unſerer
Landesgrenzen kluge Köpfe, die recht Beachtliches leiſten, das
wir getroſt und ohne jede falſche Scham verwenden und uns
nutz=
bar zu machen verſuchen ſollten.
Wie anders iſt da Amerika eingeſtellt! Iſt etwas Neues gut, ſo
wird es benutzt, iſt es ſchlecht, befördert man es rückſichtslos in
den Hades. Denken wir doch daran, wie eng ſich Ford mit ſeinem
neuen Großflugzeug an die deutſche Junkerskonſtruktion
an=
lehnte! Er hat etwas gefunden, was er für wertvoll hält —
folglich ſtellt er es in den Dienſt ſeiner Sache. Daß er ſich
aller=
dings dagegen ſträubt, die Junkerswerke für die Benutzung ihrer
Patente zu entſchädigen, iſt ein weniger ſchönes Kapitel, das
hoffentlich die amerikaniſchen Patentgerichte wieder in Ordnung
bringen werden.
Und trotz alledem — trotz dieſes vitalen Willens zum
Vor=
wärtsſtreben, bemerkt der unbefangene deutſche Beſchauer doch
einen ſtarken und teilweiſe recht berechtigungsbaren Hang zur
Sentimentalität bei den amerikaniſchen Konſtrukteuren —
näm=
lich dort, wo es ſich um die äußere Geſtalt ihrer Maſchinen
handelt. Die „Bremen” in der Halle der Centralſtation iſt ein
fremder Vogel, der ſich in dieſes Land der Hoch= und
Doppel=
decker verirrt hat. Der Amerikaner beſtaunt, er bewundert ihn,
aber verſucht es nicht, ihn nachzubauen oder eine ähnliche
Kon=
ſtruktion zu ſchaffen, obwohl ihm die Vorteile des Metall=
Tief=
deckers, alſo der ſtatiſch und gerodynamiſch zweckmäßigſten Form
ohne weiteres einleuchtet. Er bleibt bei ſeinen vielfach längſt
überholten äußeren Konturen und vermag ſich nur ſchwer zu
dem Neuen und Ungewohnten zu entſchließen.
Seite 9
Aber wie ſich hier alles durchſetzt, was wirklich gut und
zweck=
mäßig iſt, ſo dürfte es nur eine Frage der Zeit, ſein, daß ſich
Amerika offen und freudig zu den uns längſt vertrauten Formen
bekennt und die vielen, altmodiſchen Maſchinen, die zum Teil
aller=
dings muſtergültig mit allen Hilfsinſtrumenten ausgeſtattet ſind,
verſchwinden. Der Hochdecker und die billige Holzkonſtruktion,
ſie ſind heute noch der Ausdruck des rigoroſen Geſchäftsſinnes der
Yankees, werden aber in abſehbarer Zeit vor der immer lauter
werdenden Forderung „sakety ürst” kapitulieren müſſen.
Ueberhaupt dieſe Betonung der Flugſicherheit! Wie alles,
was hier angefaßt, auch mit allen zur Verfügung ſtehenden
Mit=
teln betrieben wird, ſo hat man ſich mit einer geradezu
fanati=
ſchen Intenſität auf die Vervollkommnung des Flugmaterials
ge=
worfen. Tonangebend dabei iſt Guggenheim mit ſeiner 5
Millio=
nen Dollar=Stiftung geworden, die vor allen Dingen die
Erfor=
ſchung des Nebelfluges und der Nebellandung unterſtützt. Auch
wir haben uns in Deutſchland bereits eingehend mit der
Bewäl=
tigung dieſer wichtigen Probleme beſchäftigt, und dabei Erfolge
gezeitigt, die wirklich als ſolche anzuſprechen ſind. Wenn aber
all dieſe Pläne und erfolgreichen Verſuche in den Akten unſerer
Luftfahrtbehörden verſchwanden, ſtatt in praktiſchem Verkehr
nutz=
bar angewendet zu werden, ſo iſt der Grund hierfür in der
Tat=
ſache zu ſuchen, daß man die Bedeutung dieſer Fragen abſolut
unterſchätzt.
Ich ſelbſt habe bereits während des Krieges im Felde
Nebel=
ſtarts und Nebellandungen durchgeführt — damals fliegeriſche
Kunſtſtücke, die im Ernſt der Situation viele Opfer gefordert
haben. Doch man muß bedenken, welch primitives Material uns
damals zur Verfügung ſtand. Heute ſind wir weiter.
Funk=
peilung und ausgezeichnete Inſtrumente haben ſich zu ſo
wich=
tigen Hilfsmitteln vervollkommnet, daß tatſächlich an eine
prak=
tiſche Anwendung des Nebel= und Nachtfluges gegangen werden
kann, da beide Gebiete den Verkehrsflug frei von den ſo ſtörenden
Einflüſſen machen können, die jetzt Flüge manchmal tagelang
verhindern.
Das hat Amerika erfaßt, und der Hunderttauſend=Dollar=
Preis der Guggenheimſpende für Nacht= und Nebelflug hat reiche
Früchte getragen, wenn auch nach meiner Kenntnis noch nicht das
erreicht worden iſt, was heute unbenutzt ſeit Jahren in den
Akten=
bänden unſerer Behörden begraben iſt. Amerika ſchafft aus der
Praxis heraus für die Praxis. Die Theorie iſt vervönt und hat
nur ſoweit Berechtigung, als ſie eben den Erforderniſſen der
Wirt=
ſchaft dient.
(Fortſetzung folgt.)
Welterbericht.
Die Wetterlage ſteht nach wie vor im Zeichen hohen Luftdrucks. Der
allgemeine weitere Barometeranſtieg bei gleichzeitiger Ausdehnung des
Hochs dauert fort. Ueber Südſkandinavien, das mit in dem Bereich des
Kerngebietes liegt, erreicht das Barometer einen Stand von nahezu 790
Millimeter. Im nordöſtlichen Teil des hohen Druckes iſt Bewölkung
und ſtellenweiſe auch etwas Niederſchlag aufgetreten. Für unſer
Ge=
biet wird ſich jedoch keine Aenderung bemerkbar machen, wenn auch
zeit=
weiſe leichte Bewölkung vorherrſcht. Ebenſo erfahren die Temperaturen
keine weſentliche Aenderung.
Ausſichten für Dienstag, den 25. Februar: Heiter, auch zeitweiſe leicht
bewölkt, trocken, leichter Nachtfroſt.
Ausſichten für Mittwoch, den 26. Februar: Noch Fortdauer der
herr=
ſchenden Wetterlage.
Hauptſchriftleltung. Rudeif Maup=
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſplegel in Bild und Wort Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willv Kuble;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — jämtlich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantu der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten
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mann, Darmſtadt: Die Firma iſt
ge=
ländert in: Pelz=Spezialhaus Alfred
Zimmermann. — Am 17. Februar 1930
hinſichtlich der Firma: Georg Valentin
Heß. Darmſtadk: Die Firma iſt
er=
loſchen. — Am 21. Februar 1930
hin=
ſichtlich der Firma; Gebrüder Trier,
Darmſtadt: Die Kommanditgeſellſchaft
hat ſich durch Ausſcheiden des
Kom=
manditiſten in eine offene
Handelsge=
ſellſchaft umgewandelt. Dr. Ing. Ernſt
Mayer, Kaufmann in Frankfurt am
Main, iſt als perſönlich haftender
Ge=
ſellſchafter in die Geſellſchaft, die am
1. Januar 1930 begonnen hat,
einge=
treten. — Die Prokura des Kaufmanns
Ernſt Mayer iſt erloſchen.
Abteilung B: Am 19. Februar 1930
Neueintrag: Firma: Rohſtoff=
Verede=
lungs= und Mörtelbau=Geſellſchaft mit
beſchränkter Haftung. Sitz: Darmſtadt.
Gegenſtand des Unternehmens: Die
Veredelung und die Bearbeitung von
Rohprodukten und Halbfabrikaten aller
Art der chemiſchen Induſtrie und
Han=
del mit ſolchen Waren und Fabrikaten,
ſowie Beteiligung an Unternehmungen
ähnlicher Art unter Ausſchluß von
Bankgeſchäften. Ferner iſt die Firma
befugt, ſich mit der Forſchung über die
Herſtellung von Bauſtoffen jeder Art
für Gebäude= und Straßenbau zu
be=
faſſen, ſolche Bauſtoffe herzuſtellen, zu
verbauen und zu vertreiben und alle
damit zuſammenhängenden Geſchäfte zu
betreiben. — Stammkapital: 70 000.—
Reichsmark. — Geſchäftsführer:
Pro=
feſſor Hermann Plauſon in Darmſtadt.
L2b 4 Mfk 1Wt und 2s uf 197
geändert worden. Ferner iſt durch
Be=
ſchluß der Geſellſchafterverſammlung
(Nähe Taunusſtr.) zu vom 23. Januar 1930 der
Geſellſchafts=
vertrag geändert und ergänzt. — Sind
mehrere Geſchäftsführer beſtellt, ſo er=
Näheres bei Dorſt, folgt die Vertretung der Geſellſchaft
durch je zwei Geſchäftsführer
gemein=
ſchaftlich oder durch einen
Geſchäftsfüh=
rer in Gemeinſchaft mit einem
Proku=
riſten. — Die Geſellſchafterverſammlung
i” befugt, einem einzelnen
Geſchäfts=
führer die Befugnis zur
Alleinvertre=
tung zu erteilen. — Der Sitz der
Ge=
ſellſchaft iſt von Hamburg nach Darm=
(3276
ſtadt verlegt.
Darmſtadt, den 22. Februar 1930.
Amtsgericht I.
Die Gemeinde Eich beabſichtigt, ein
Ehrenmal
zu errichten.
Entwürfe und Angebote ſind bis
1. April 1930 auf der Bürgermeiſterei
einzureichen, wo auch alles Nähere zu
erfahren iſt. Es werden nur Angebote
und Entwürfe heſſiſcher Künſtler berück=
(3296
ſichtigt.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Eich,
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Seite 10
Dienstag, den 25. Februar 1930
Nummer 56
Spoln Spier und Tarnen,
und das Gottesackerplateau mit Gottesackerſcharte beſucht. Dieſe
Hoch=
touren waren begünſtigt durch vorzügliche Witterung und Schneever=
Vom 6. Alpenſkikurs des Skiklubs
hältniſſe und gaben Einblick in ein Gebiet von großer landſchaftlicher
Schönheit mit wundervollen Ausblicken von den Spitzen der einzelnen
Berge. Als die ſchönſten Abfahrten in dieſer Gegend kann man wohl
die Abfahrten vom Didamskopf, vom Hahnenköpfle über das Gottes=
Bürifiaor Boeitlonlg.
ackerplateau und =ſcharte durch das Mahdtal (mit Ausnahme des letzten
Von A. Gießmann,
Der Klub hatte zur Durchführung ſeines diesjährigen 14tägigen
Alpenſkikurſus Riezlern im kleinen Walſertal bei Oberſtdorf im Allgäu
gewählt. Als wir am 2. Februar in Oberſtdorf ankamen, zeigte uns das
ſchöne Tal ein wenig winterliches Bild. Alle der direkten
Sonnenein=
wirkung ausgeſetzten Berghänge waren ſchneefrei, und den Organiſatoren
der Meiſterſchaften des Deutſchen Skiverbands, welche hier ſtattfanden,
muß es in dieſen Tagen nicht ganz wohl zu Mute geweſen ſein.
Vor=
läufig behalf man ſich durch Herbeiſchaffung von Schnee aus höheren
Lagen durch eine Drahtſeilbahn, um auf dieſe gekünſtelte Weiſe die
große Sprungſchanze für die Meiſterſchaften vorzubereiten. Solche
wich=
tigen ſportlichen Kämpfe ſollte man bei dieſen unſicheren Wintern doch
nach Orten legen, die höher als 815 Meter wie Oberſtdorf liegen.
Für die 41 Teilnehmer des Darmſtädter Skikurſes änderte ſich das
Bild bei weiterem Anmarſch zu Fuß und Schlitten in den höheren
Lagen ſehr ſchnell. An der Walſerſchanze, welche an der Grenze zwiſchen
Oeſterreich und Deutſchland liegt, begann ſchon eine dicke,
zuſammen=
hängende Schneedecke. Bald grüßten aus der Ferne die das kleine
Walſertal und Riezlern umrahmenden Berge wie: Fellhorn,
Gottes=
ackerwände, Hoher Ifen, Ochſenhoferköpfe und der wirkungsvoll
ab=
ſchließende Widderſtein. Im Gegenſatz zum hinteren kleinen Walſertal,
welches wegen ſeiner ſteilen Hänge weniger zum Skilauf geeignet iſt,
bildet die breitere Ausbuchtung des vorderen Walſertals mit Riezlern
und Hirſchegg als Zentrum ein ſehr ſchönes Skigelände in 1100 Meter
Höhe. Auf dem letzten Ausläufer eines Höhenzuges, welcher ſich über
die Ochſenhoferköpfe, Walmendinger Höhe und Heuberg bis, kurz vor
Riezlern herabzieht und das Schwarzwaſſer= vom Walſertal trennt,
liegt auf einer das Tal weit überragenden Anhöhe das Waldemar=
Peterſen=Haus der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt, welches uns als
Heim für die Dauer des Kurſes in dankenswerter Weiſe zur Verfügung
geſtellt wurde.
Einen hervorragend ſchönen Platz mit prachtvoller Fernſicht nach
allen Seiten hat man für das Darmſtädter Studentenheim gewählt,
das nicht nur landſchaftlich, ſondern auch zur Durchführung von
Ski=
kurſen ſehr günſtig liegt. Dicht neben dem Heim ſtehen hier die
ſchön=
ſten Uebungshänge zur Verfügung, ungeſtört durch den
Fremdenbe=
trieb des aufſtrebenden 15 Minuten entfernt liegenden Riezlerns. Auch
der Eingang zum Schwarzwaſſertal, dem Zugangswege zu den ſchönſten
Hochtouren und den ſchneeſicheren vorzüglichen Uebungshängen
ober=
halb und unterhalb der größten Silberfuchsfarm Deutſchlands, liegt
hier in nächſter Nähe.
Die Vorbedingungen zur günſtigſten Durchführung unſeres Haupt=
Skikurſus waren hier voll gegeben, insbeſondere, da gleich in den erſten
Kurstagen reichlicher Neuſchnee fiel. Nach vorbereitender
Ausbildungs=
arbeit, welche dazu diente, die zahlreichen Kurſusteilnehmer für die
ge=
planten Hochtouren körperlich und ſkitechniſch vorzubereiten, führte der
Kurſus, getrennt in zwei Gruppen, unter Führung der Klubſkilehrer
Gießmann und Roſt bald große Fahrten durch, welche meiſtens in die
zweifellos ſchönſten Skigebiete der Schwarzwaſſer= und Ifenhütte
führten.
Von der Schwarzwaſſerhütte wurde der Didamskopf (2092 Meter),
Steinmandel (1984 Meter) und der Hählekopf (2059 Meter) und von der
Ifenhütte das Hahnenköpfle (2143 Meter), der Hohe Ifen (2232 Meter)
Waldſtückes) oder über die Kürenalpe, bezeichnen.
Von beſonderem Reiz iſt auch die Abfahrt durch das
Schwarzwaſſer=
tal, nach Riezlern. Im oberen Teil unterhalb der Schwarzwaſſerhütte
heißt es noch alle Spannkräfte an ſteilen Hängen zufammennehmen, bei
den Hüitten der Melköde beginnt dann die Genießerabfahrt über die
ſo=
genannte Achterbahn durch wundervollen Hochwald, der ſich in dieſem
windgeſchützten Tal günſtig entwickeln kann. Auf dem ausgefahrenen
Wege dieſes Talbodens kann man die Führung unbeſorgt ſeinen Skiern
überlaſſen und ganz entſpannt die Schönheit des Gleitens durch dieſes
reizvolle, tief im Schneeſteckende Hochtal genießen.
Abgeſehen von harmloſen Fuß= und Handverletzungen und neun
Spitzenbrüchen, welche Zeugnis geben von dem Draufgängertum der
Kurſusteilnehmer, nahmen alle Skiwanderungen einen guten Verlauf.
Wertvoll bei dieſem Kurſus waren wieder die außerordentlich
kräftigen=
den und ſtählenden Einflüſſe, welche gerade der winterliche Bergſport
in unbegrenztem Maße bietet. Der Kampf, der in der Ueberwindung
der Steigung, in der Beherrſchung der zu Boden ziehenden Fallkräfte
bei ſauſender Abfahrt liegt, löſt natürliche Freude aus, die belohnt wird
durch den erkämpften Sieg mit daran anſchließender köſtlicher Ruhe
und Entſpannung.
Zuſammenfaſſend kann man wohl ſagen, daß der nun hinter uns
liegende Hauptſkikurſus ein Ergebnis für die Teilnehmer war, an das
noch lange zurückgedacht werden wird. Sehr viel zur harmoniſchen
Durchführung des Kurſus hat die ſehr gute Unterbringung im
Wal=
demar=Peterſen=Haus beigetragen. Hier in dieſem geiſtreich bis ins
Kleinſte durchdachten Heim, über welches an anderer Stelle ſchon
aus=
führlich geſchrieben wurde, fanden wir alles, was der müde nach Hauſe
kommende Skiläufer bedarf. Wärme, Ruhe, gute Verpflegung und
weit=
gehendes, verſtändnisvolles Eingeben des Hüttenpächters Troſt, auf die
Wünſche und Bedürfniſſe ſeiner Gäſte. Wir können dieſes Heim,
wel=
ches in nächſter Zeit außerhalb der Hochſchulferien auch der
Allgemein=
heit zugänglich gemacht werden wird, recht warm für
Erholungsaufent=
halt im Winter wie im Sommer empfehlen.
Kruftiwort.
Deutſche Eiche Roßdorf-Sporkv. 1920 Werſau 9:11.
Der Tabellenfüührer geſchlagen! — Die Ringermannſchaft des
Sport=
vereins 1920 Werſau weilte am dergangenen Sonmtag in Roßdorf und
konnte nach äußerſt harten ſpannenden Kämpfen mit obigem Reſultat
ſiegen. Die ungerechte Niederlage vom Vorbampf konnte hiermit
revi=
dierr werden. Daß auf beiden Seiten hart um den Sieg gekämpft
wurde, beweiſt die Tatſache, daß der Kampf eiſt in der letzten Minute
entſchieden wurde. Im Bantomgowicht ſiegt der vorzügliche Schuchmann=
Roßdorf über Fornoff=Werſau nach 6 Minuten. Im F.dergewicht
ge=
winnt nach ſchönem Kampf der ſtärkere Daum III.=Werſau über Schäfer=
Roßdorf. Im Leichtgewicht erhält Aal=Roßdorf die Punkte kampflos, da
ſein Gegner Becker=Werſau Uebergewicht bringt Menzer=Roßdorf
ge=
winnt durch ein Mißverſtändnis im Weltergcwicht. Der Elar in
Füh=
rung liegende Altſtätter=Werſau wird nach 10 Minuten zu Boden
be=
ordert und verliert hier durch Eindrücken der Brücke. Im Mittelgewicht
gewinnt nach ſcharfem Kampf Riebel=Werſau üüber Schuhmann, Konrad,
Roßdolf. Bermond=Wevſau erringt einen Punkdſieg über Schuhmann,
Ad., Roßdorf im Halbſchvergeſwicht. Im Schwergewicht beſiegt Daum I.=
Werſau den 25 Pfund ſchwereren Feigſ=Roßdorf in der 20. Minute durch
Feſſelung und Eindrücken der Brücke.
34. Preußiſch=Süddeukſche Klaſſenlokkerie.
13. Tag der 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung am
22. Februar fielen: 2 Gewinne zu 5000 Mk. auf Nr. 270 509: 6
Ge=
winne zu 3000 Mk. auf Nr. 70 893 179 172 377 52; 14 Gewinne zu
2000 Mk. auf Nr. 44 944 171 724, 198 667 212 166 288 913 295 457 299 271;
54 Gewinne zu 1300 Mk. auf Nr. 11 181 18 134 24 913 48879 58 594 97 434
99 226 132 293 133 538 142527 190 054 190 368 193 964 197 681 205 741
233 934 242 257 252 813 254 682 283 267 285 977 297 674 311965 370 357
384 304 391 316 396 163; ferner 86 Gewinne zu 500 Mk. und 220
Ge=
winne zu 300 Mk. — In der Nachmittags=Ziehung fielen: 2
Ge=
winne zu 5000 Mk. auf Nr. 26 670; 2 Gewinne zu 3000 Mk. auf Nr.
213 223; 12 Gewinne zu 2000 Mk. auf Nr. 93834 113025 120 453
284 158 253 331 374 788; 30 Gewinne zu 1000 Mk. auf Nr. 26 917
113977 139 561 154 478 192 932 196 465 209 051 223 747 255 356 259 342
266 691 273 457 284 658 333 750 360 046; ferner 66 Gewinne zu 500 Mf.
und 154 Geſinne zu 500 Mk. — Im Gewinnrade verblieben: 2
Prä=
mien zu je 500 000 Mk., 2 Gewinne zu fe 500 000 Mk., 4 Gewinne zu je
75 000 Mk., 2 Gewinne zu je 50 000 Mk., 6 Gewinne zu je 25 000 Mk.,
46 Gewinne zu 10 000 Mk., 98 Gewinne zu je 5000 Mk., 266 Gewinne
zu je 3000 Mk., 452 Gewinne zu je 2000 Mk., 1192 Gewinne zu je
1000 Mk., 2566 Gewinne zu je 500 Mk., 6640 Gewinne zu je 300 Mk.
(Oyne Gewvähr.)
Rundfunf=Brogramme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 25. Febr. 13.30: Schallplatten. O 15.15:
Jugend=
ſtunde. Ein rheiniſcher Weberiunge erzählt. o 16: Hausfrauen=
Nachmittag des Frankf, Hausfrauenvereins.: Bayeriſche
Faſtnachts=
krapfen. Ausgezogene Bauernnudeln, Rheiniſche Muzemandeln —
Das Friſchei O 17: Karneval: Joh. Strauß: Luv. zu „Karneval
in Rom” — Korngold: Mummenſchanz aus „Viel Lärm um nichts”.
— Kalman: Potp aus „Faſchingsfee‟. — Rubinſtein: Toréador
el Andalouſe aus „Bal coſtumé”. — Jeſſel: Und Colombine tanzt.
O 305: Wie denken Sie über die Oper?. Geſpräch zwiſchen Kam=
merſänger John Gläſer und Oberſpielleiter Dr. H. Graf o 19.30:
Die Wiedereröffnung des ägyptiſchen Parlaments Bearbeitet von
Actualts O 20.15: Der liebe Auguſtin Operette von Fall. O 22.15:
Lieder= und Balladen=Stunde. Kammerſänger M. Krauß. Werke
von Schubert und Loewe
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 25. Febr. 9: Reportage aus einer
Großbäderei o 12: Franzöſiſch für Anf. O 14.30: Tanzturnen
f... Kinder O 15: Jugend=Schach. 15.45: Künſtleriſche
Hand=
arbeiten: Papierſchmuckkette. O 16.30: Leipzig: Konzert des
Funk=
orcheſters. O 17.30: Miniſterialrat Goslar: Staatliche Preſſevolitik
einſt und jetzt. O 17.55: Dr. Mayer: Die Chemie der Gärung.
O 18.20: Prof
feriſches Muſikerkennen o 19.30: Reg.=Baumeiſter Kopfermann:
2 urmewirtſchaft im Wohnungsbau O 20: Prof. Schulze
Gäver=
nitz: Menſch und Maſchine 20.30: Georg Bertram ſpielt
Werke von Chopin. o 21: Königsberg: Konzert Suppé: Ouv.
zu „Die ſchöne Galathee‟ — Joh. Strauß: Geſchichten aus
dem Wiener Wald — Tſchaifowſky: Walzer aus der „
Nuß=
knacker=Suite‟ — Lanner: Die Schönbrunner. — Buſoni:
Tanz=
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Räuſcher: Politiſche Zeitungsſchau.
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Nummer 36
Die Arbeitsmarkklage in Heſſen und Heſſen=Raſſan.
Die Zahl der Arbeitſuchenden hat in der letzten Woche wieder um
2300 zugenommen, ſie beträgt jetzt 229 500. Der Arbeitsmarkt des
Bau=
gewerbes und der übrigen Außenberufe wird immer noch durch den
Froſt ungünſtig beeinflußt. Die Beſchäftigungsverſchlechterung in der
Metallinduſtrie beruht zum größten Teil auf konjunkturellen Einflüſſen.
Dieſe ſind auch die Urſache der wenig befriedigenden Entwicklung des
Marktes der übrigen Verbrauchsinduſtrien, wie Nahrungs= und
Genuß=
mittelgewerbe, Bekleidungsgewerbe, Lederinduſtrie und Holzgewerbe.
Die Zahl der arbeitſuchenden Angeſtellten ſteigt beſtändig, ſie beträgt
zurzeit faſt 15000 und hat den ungünſtigſten Stand der Vorjahre
weſentlich überſchritten. — Die beiden Unterſtützungsarten (
Arbeits=
loſen= und Kriſenunterſtützung) nahmen rund 166 300 Perſonen für ſich
und ihre Angehörigen in Anſpruch (Vorwoche 163 900). Die Zahl der
Hauptunterſtützungsempfänger liegt alſo zurzeit um 13.30) über dem
Stand von Mitte Februar 1929 und um 8300 über dem Höchſtſtand von
Mitte März des Vorjahres. — Die Belaſtung der
Arbeitsloſenverſiche=
rung mit berufsüblich Arbeitsloſen nimmt immer mehr zu. So waren
am 31. Dezember von insgeſamt 111 100 Hauptunterſtützungsempfängern
in der Arbeitsloſenverſicherung 45 700 oder 41,1 Prozent berufsüblich
arbeitslos, am 15. Februar aber von 148 500 ſchon rund 65000 oder
47 Prozent.
Frankfurter Handelsbank A.G., vorm. Frankfurter Viehmarktsbank.
Mit dem abgelaufenen Geſchäftsjahr dieſes Inſtitutes ſind zugleich 25
Jahre verfloſſen, ſeitdem das Unternehmen beſteht. Die Entwicklung,
die das Inſtitut genommen hat, iſt als günſtig zu bezeichnen. Der
vor=
liegende Bericht über das Geſchäftsjahr 1929 weiſt einen Reingewinn
von 57 635 RM. aus, aus dem eine Dividende von 10 Prozent auf die
Stammaktien in Vorſchlag gebracht wird. Die Bilanz zeigt A.K. 512 500
Reſerven 121 250, Viehmarktsabteilung 338 685, auf feſten Termin
ge=
gebene Gelder 2 428683, Paſſiohypothek 42250, andererſeits Kaſſe
131000, Bankabteilung 2 102 184, Bankguthaben 167 600, Immobilien
47400, eigene Effekten 86300 und Wechſel 68 100 RM. (
Generalver=
ſammlung 2. April 1930.
Fuſion Preußiſche Zentralbodenkredit A. G.—Preußiſche
Pfandbrief=
bank. In den Sitzungen des Verwaltungsrats der Preußiſchen
Zen=
tralbodenkredit A.G. und des Aufſichtsrats der Preußiſchen
Pfandbrief=
bank wurden von den Direktionen Geſchäftsbericht, Bilanz und
Ge=
winn= und Verluſtrechnung vorgelegt, die übereinſtimmend die
Aus=
ſchüttung einer Dividende von 12 Prozent vorſehen (i. V.
Zentralboden=
kredit=A. G. 10 Prozent, Pfandbriefbank 12 Prozent). Ferner wurde
die Vereinigung der beiden Inſtitute beſchloſſen. Die
zuſammenge=
ſchloſſene Geſellſchaft ſoll den Firmennamen „Preußiſche Zentral=
Bodenkredit= und Pfandbriefbank” führen. Stamm= und
Vorzugs=
aktivnäre der Preußiſchen Zentralbodenkredit A.G. erhalten 18,2 Mill.
RM. Aktien des neuen Inſtituts im Verhältnis 1:1. Von den 18,2
Mill. RM. Aktien werden 11 Mill. RM. auf dem Wege einer
Kapital=
erhöhung der Pfandbrief=Bank beſchafft und 7.2 Mill. RM. von
Aktio=
nären der Pfandbrief=Bank zur Verfügung geſtellt. Das Grundkapital
des neuen Inſtituts wird hierdurch 36 Millionen RM. betragen und
ausſchließlich aus Stammaktien beſtehen. Dem Vorſtand der
vereinig=
ten Geſellſchaft werden als ordentliche Mitglieder je drei
Vorſtands=
mitglieder der heiden Inſtitute angehören.
Beer, Sondheimer u. Co., Frankfurt a. M. Obige Metallfirma
ſteht in Verhandlungen mit einer Berliner Grundſtücksgeſellſchaft zwecks
Veräußerung ihres Geſchäftshauſes in Frankfurt a. M. Es ſind
Be=
ſtrebungen im Gange, den Betrieb nach Berlin zu verlegen.
Meininger Hypothekenbank A. G. Die erſte Verloſung von
Liqui=
dationspfandbriefen findet nunmehr ſtatt. Ende Februar ſollen zwei
Millionen Reichsmark zwecks Verloſung zum 30. Juni gezogen werden.
Die Quote ſtellt ſich auf nicht ganz 3 Prozent des Umlaufs. An der
Frankfurter und Berliner Börſe wurden Goldmark 92 Mill. 4.5proz.
Liquidations=Goldpfandbriefe zum Handel und zur Notiz zugelaſſen.
Große engliſche innere Anleihe. Die engliſche Regierung hat die
Ausgabe einer neuen Anleihe beſchloſſen. Die Anleihe wird in Form
einer 4,5prozentigen Konvertierungsanleihe zu einem Emiſſionskurs von
95 Prozent ausgegeben werden. Die Höhe der Anleihe iſt unbeſchränkt.
Die Inhaber von 5,5prozentigen Schatzanweiſungen der engliſchen
Ne=
gierung werden aufgefordert, ihre im Mai fälligen Schatzanweiſungen
gegen-Anteile der neuen Anleihe umzutauſchen. Die neue Anleihe ſoll
im Laufe der Jahre 1940—1944 zurückbezahlt werden.
Amerikas Handel mit Europa. Das amerikaniſche
Handelsdeparte=
ment gibt bekannt, daß die Vereinigten Staaten im Jahre 1929 für
1333 Millionen Dollar Waren aus Europa einführten, was gegenüber
1928 eine Steigerung von 7 Prozent bedeutet. Im gleichen Jahre
führten die Vereinigten Staaten für 2341 Millionen Dollar Waren
nach Europa aus, das heißt, für 24 Millionen Dollar weniger als 1928.
Beachtenswert iſt, daß die Geſamteinfuhr Amerikas aus Europa 1929
nur 30 v.H. der Geſamteinfuhr ausmachte gegenüber 50 v.H. im Jahre
1913.
Produktenberichke.
Mannheimer Produktenbexicht vom 24. Februar. Bei fortgeſetzter
Zurückhaltung des Konſums verkehrte die Börſe in ruhiger Haltung. Es
wurden notiert: Weizen inl. 26, ausl. 28—32, Roggen inl. 17,75, Hafer
inl. 15,75—16,50, Braugerſte badiſche und württembergiſche, je nach
Qualität und Erzeugungsgebiet 18,50—20,50, Futergerſte 15—16, Mais
m. S. 15,75—16, Weizenmehl Spez. 0. 38,75, ſüdd. Auszugsmehl 42,75.
ſüdd. Weizenbrotmehl 24,75, Roggenmehl 70—60proz. Ausmahlung 24,50
bis 28,50, Kleie (feine) 8, Biertreber mit Sack 12—12,25.
Frankfurter Produktenbericht vom 24. Februar. Die Frankfurter
Getreidebörſe lag luſtlos. Faſt ſämtliche Preiſe ſind eine Kleinigkeit
zurückgegangen, Weizenmehl um 50 Pfg. Es notierten je 100 Kg.:
Weizen 25,75—26; Roggen 17,25; Sommergerſte 17,50—18; Hafer 15,75
bis 16; Mais 15,25; Weizenmehl ſüdd, und niederrhein. 38,25—39;
Roggenmehl 24,75—26; Weizenkleie 8—8,10; Roggenkleie 8,25; Erbſen
22—23, Linſen 35—80; Heu 9—9,50; Weizen= und Roggenſtroh
draht=
gepreßt 5, geb. 5, Treber 12—12,25.
Frankfurter Kartoffelnotierungen. Die Tendenz an der
Frankfur=
ter Kartoffelbörſe war ruhig. Induſtrie hieſiger Gegend notierten
2,80—2,90 RM.
Berliner Produktenbericht vom 24. Februar. Der deutſche
Getreide=
markt iſt gegenwärtig ziemlich ſtark abhängig von der Preisgeſtaltung
am Weltmarkt, da der Inlandsmarkt angeſichts der dauernden
Leb=
loſigkeit des Mehlgeſchäfts keinerlei Anregung zu bieten vermag. Auf
die am Freitag eingetretene kräftige Reaktion iſt an den überſeeiſchen
Terminmärkten, mit Ausnahme von Chikago, das wegen Feiertag
ge=
ſchloſſen hatte, eine neue Abſchwächung erfolgt, und auch die heutigen
Liverpooler Eröffnungsnotierungen zeigten einen weiteren
Preisrück=
gang. Im Anſchluß hieran ſetzte Weizen im handelsrechtlichen
Liefe=
rungsgeſchäft um 2,5—3 Mark ſchwächer ein, und auch für das an ſich
nicht reichlich zu nennende Inlandsangebot zur prompten Verladung
wurden etwa 2 Mark niedrigere Gebote abgegeben. Roggen wird
wei=
ter geſtützt; die Lieferungspreiſe eröffneten jedoch gleichfalls 1—2 Mk.
ſchwächer. Mehl bei unveränderten Forderungen der Mühlen ſehr
ſtill. Hafer verhältnismäßig gut gehalten, da das Angebot eher
zu=
rückhaltender geworden iſt. Gerſte ruhig.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 24. Febr.:
Getreide: Weizen, März 1033 Mai 108½, Juli 110½,
Sep=
tember 113½; Mais, März 82, Mai 85½, Juli 88½, September
87½; Hafer, März 4034, Mai 42½, Juli 4228; Roggen, März
77½, Mai 75½, Juli 773‟ September 79.
Schmalz: Mär z10,50, Mai 10,65, Juli 10,875, Sept. 11075.
Speck loco 13,25.
Leichte Schweine 10,85—1150, ſchwere Schweine 10,25—11,10;
Schweinezufuhren Chicago 63000, im Weſten 176 000.
Chicago Baumwolle: März 14,68, Mai 14,97.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 24. Febr.:
Schmalz: Prima Weſtern 11,15; Talg, extra loſe 6½.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 128½, Hartwinter n.
Errte 108½: Mais 94½; Mehl 5,60—5,91; Getreidefracht nach
England 1,6—2,6 sh, nach dem Kontinent 8—9 C.
Kakao: Tendenz willig, Umſätze 351, loco 9: März 8.77, April
8.93, Mai 9.02, Juni 9.28, Juli 9.45, September 9.71, Oktober
9.68, Dezember 9.62.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 24. Februar.
Zu Beginn der neuen Woche trat infolge des anhaltenden
Auf=
tragsmangels keine Geſchäftsbelebung ein. Anregungen fehlten
eben=
falls. Die New Yorker Börſe vom Samstag war wegen Feiertag
ge=
ſchloſſen, die übvigen Auslandsbörſen lagen zumeiſt ſchwächer. Die
geplante Betriebseinſchränkung bei der Mannesmann=Röhrenwerke=
A.G., wovon mindeſtens tauſend Arbeiter betroffen werden, machte
einen nachteiligen Eindruck. Zu den erſten Kurſen kamen auch heute
wieder nur wenige Abſchlüſſe zuſtande. Die Spekulation verhielt ſich
reſerviert und legte eine große Luſtloſigkeit an den Tag. Vereinzelt
wurden Abgaben vorgenommen, ſo daß verſchiedentlich Abſchläge
ein=
traten. Gegenüber den Schlußkurſen vom Samstag war die
Kurs=
geſtaltung nicht einheitlich. Auf der anderen Seite beſtand in
Anbe=
tracht des morgigen Liquidationstages einiges Intereſſe für
Spezial=
werte. Hiervon ausgehend erhielt die Grundtendenz eine nicht zu
ver=
kennende Widerſtandskraft. Eine Belebung des Geſchäfts trat aber
trotz=
dem nicht ein. Am Elektromarkt eröffneten Siemens, Schuckert, Licht
u. Kraft, und Rheag bis zu 1 Prozent ſchwächer. Lechwerke lagen gut
behauptet, während AEG. leicht anziehen konnten. Am Chemiemarkt
waren J.G. Farben leicht gebeſſert. Rütgerswerke gaben 1 Prozent
nach. Am Montanmarkt gingen bei kleinſtem Geſchäft die Rückgänge
nicht über 0,5 Prozent hinaus. Kaliaktien leicht gedrückt.
Schiffahrts=
werte verkehrten uneinheitlich. Hapag gaben 1/s Prozent nach,
Nord=
deutſcher Lloyd lagen dagegen 0,5 Prozent feſter. Am Bankenmarkt
beſtand für Dresdener Bank mit plus 1 Prozent einige Nachfrage. Die
übrigen Werte dieſes Marktes waren geringfügig ſchwächer. Von
loka=
len Werten waren Frankfurter Maſchinen mit minus 1,5 Prozent und
Metallgeſellſchaft mit minus 1 Prozent ſtärker gedrückt. Am
Bau=
unternehmungsmarkt konnten Hoch= und Tiefbau 1,25 Prozent
an=
ziehen. Renten vernachläſſigt. Anatolier leicht abgeſchwächt. Im
Verlaufe war die Stimmung eher etwas zuverſichtlicher. Auf
Rück=
deckungen traten zumeiſt kleine Befſerungen ein. Siemens lagen
wei=
ter etwas niedriger. Das Geſchäft war im großen und ganzen ſehr
klein, Gegen Schluß der Börſe bröckelten die Kurſe bei anhaltender
Geſchäftsſtille wieder ab, ſo daß bei den Werten das Anfangsniveau faſt
wieder erreicht wurde. Am Geldmarkt wurde der Satz für Tagesgeld
mit 5.5 Prozent erneut ermäßigt
An der Abendbörſe hielt die luſtloſe Stimmung an, und es
herrſchte wieder weitgehende Geſchäftsſtille. Die Kursveränderungen
gegen den Berliner Schluß waren meiſt nicht nennenswert. Am
Elek=
tromarkt gaben Licht u. Kraft leicht nach. Späterhin kam das Geſchäft
faſt vollkommen zum Stillſtand. Renten ebenfalls umſatzlos.
Neubeſitz=
anleihe 8.55, Adca 121, Commerzbank 155, Dresdener Bank 150,
Reichsbank 290, Gelſenkirchen 137, Harpener 135, Aſchersleben 206,
Weſteregeln 210, Mannesmann 103.25, Rheiniſche Braunkohlen 239,
Stahlverein 100.75, Aku 111.50, AEG. 170, Bemberg 160, Chade 326,
Licht u. Kraft 165, J. G. Farben 163, Felten 125, Geſfürel 166,
Metall=
geſellſchaft 107,50, Zellſtoff Aſchaffenburg 150,5, Nordd. Lloyd 103.75.
Berlin, 24. Februar.
Die Börſe ſtand im Zeichen anhaltender Orderloſigkeit. Aus der
Wirtſchaft lagen. Nomente beſonderer Art nicht vor, und am politiſchen
Horizont wirkte die Erwartung der Entwicklung der politiſchen
Debat=
ten im Reichstag weiterhin hemmend auf die Unternehmungsluſt der
Spekulation. Die Baiſſeſpekulation hielt ſich heute zurück, und man
beobachtete nur kleine Abgaben eines ſchiebungsmüden Publikums.
Die offiziellen Anfangsnotierungen enttäuſchten dann ein wenig, da
man vorbörslich einen Farbenkurs von 164,75 Prozent genannt hatte;
es waren doch überwiegend kleine Abgaben feſtzuſtellen, wodurch ſich
das Kursniveau etwas ſenkte. Das Geſchäft wickelte ſich in ſo engen
Grenzen ab, daß ſchon bei einem Umſatz von nur ſechs Mille
mehr=
prozentige Kursveränderungen eintraten. Im Verlauf der Börſe
vurde es auf eine günſtigere Beurteilung der innerpolitiſchen Lage und
die leichte Geldmarktverfaſſung vielfach etwas freundlicher. Schubert u.
Salzer, bei denen die unveränderte Dividende von 16 Prozent anregte,
konnten ihren Anfangsverluſt voll aufholen; auch Rheiniſche
Braun=
kohlen und Bergmann erholten ſich etwas.
Meiallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 24. Februar ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer 170,50 RM., Original Hüttenaluminium 190 NM.,
desgleichen 194 RM., Reinnickel 350 RM., Antimon Regulus 62—64
RM., Feinſilber 59—61 RM.
Dienstag, den 2.5. Februar
HeſſNeueſte Nachrchten
Die Berliner Metall=Termine vom 24. Februar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 134 (134,50), Februar 135 (139), März 135,50 (137),
April 134,50 (135,50) Mai, Juni. Juli 134 (135), Auguſt, September
134 (134,75), Oktober, November, Dezember 134 (134,50). Tendenz: ſtill.
Für Blei: Januar 41,25 (41,50), Februar 40,50 (41,50), März 40.50
(41), April 40,75 (41), Mai 40,75 (41,25), Juni 41 (41,25), Juli, Auguſt
41 (41.50), September, Oktober, November, Dezember 41,25 (41,50).
Tendenz: ſtill. Für Zink: Januar 39,50 (37,25), Februar 35,75 (37),
März 36 (37). April 36,50 (37,25), Mai 36,75 (37,25), Juni 37,75 (37 25),
Juli 38,25 (37,25), Auguſt 38,50 (37,50), September 39,25 (37,50),
Ok=
tober, November, Dezember 39,50 (37,50). Tendenz: ſtetig. — Die erſten
Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern beigefügten Bricf.
Biebmärkke.
Mannheimer Großviehmarkt vom 24. Februar. Dem
Großvieh=
markt waren zugeführt und wurden je 50 Kilo Lebendgewicht
ge=
handelt: 170 Ochſen 35—58, 136 Bullen 42—53, 306 Kühe 18—47, 421
Färſen 44—60, 651 Kälber 54—80, 40 Schafe 44—46, 2962 Schweine 73
bis 80, 94 Arbeitspferde pro Stück 800—1800 Mk., 80 Schlachtpferde 50
bis 160 Mark; eine Ziege. Mit Großvieh ruhig, Ueberſtand; mit
Kälbern mittelmäßig, geräumt; mit Schweinen mittelmäßig geräumt;
mit Arbeitspferden ruhig, mit Schlachtpferden lebhaft.
Frankfurter Viehmarkt vom 24. Februar. Zugeführt waren: 1450
Rinder, 331 Ochſen, 68 Bullen, 620 Kühe, 386 Farſen, 537 Kälber, 94
Schafe und 4628 Schweine. Bezahlt wurden pro Zentner:
Lebend=
gewicht: Ochſen a) 1. 54—57, 2. 50—53; b) 1. 45—49; Bullen: a) 54
bis 56, b) 49—53; Kühe: a) 46—48, b) 41—45, c) 34—40, d) 28—33;
Färſen: a) 56—58, b) 52—55, c) 48—51; Kälber: b) 73—77, c) 68—72,
d) 60—70; Schafe: a) 75—78, b) 76—79, c) 77—80, d) 76—80, e) 74
bis 78. Der Marktverlauf war mit Rindern ruhig, geringer
Ueber=
ſtand; Kälber und Schafe mittelmäßig, geräumt; Schweine ruhig,
Ueberſtand. — Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch 1. 90—97,
des=
gleichen 2. 80—90; Bullenfleiſch 85—90; Kuhfleiſch 2. 65—75, desgl. 3.
50—65; Kalbfleiſch 2. 100—115; Hammelfleiſch 95—105; Schweinefleiſch
98—106. — Gefrierfleiſch: Vorderviertel 58, Hinterviertel 65.
Ge=
ſchäftsgang ſchleppend.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Die deutſche Produktion von Original=Hüttenweichblei einſchließlich
kleinerer Mengen Hartbleib ſtellte ſich, wie der Geſamtausſchuß zur
Wahrung der Intereſſen der deutſchen Metallwirtſchaft Berlin
mit=
teilt, im Januar 1930 auf 9999 Tonnen gegen 10 230 To. im Monat
Dezember 1929.
Die Werft Blohm u. Voß erklärt entgegen Gerüchten, wonach nach
Fertigſtellung der „Europa” auf der Werft Maſſenentlaſſungen
erfolg=
ten und Unruhen ausgebrochen ſeien, dank rechtzeitiger Dispoſitionen
müßten Entlaſſungen in abſehbarer Zeit nicht vorgenommen werden.
Die Beſſerung in der Lage der Pirmaſenſer Schuhinduſtrie hat
Fortſchritte gemacht. Das Frühjahrsgeſchäft hat nun überall eingeſetzt.
Die Vermittelungstätigkeit beim Arbeitsamt war ſehr lebhaft.
Ueber das Vermögen der Volksbank e.G.m.b.H. in Lampertheim
iſt am Samstag das Konkursverfahren eröffnet worden, da die Bank
ihre Zahlungen eingeſtellt hat.
Die Generalverſammlung der Triumphwerke A.G., Nürnberg,
genehmigte den Abſchluß mit 15 Prozent Dividende. Nach Mitteilung
der Verwaltung beſtehe die Hoffnung auf eine günſtige
Weiterentwick=
lung des Unternehmens, wie ſie ſchon im Geſchäftsbericht zum
Aus=
druck gebracht worden iſt, weiter.
Die holländiſche Kunſtſeidenausfuhr belief ſich im Januar 1930 auf
757 To. im Werte von 2,327 Mill. holl. fl. gegen 726 To. im Werte von
2,226 Mill. holländ. fl. im Vormonat und 587 Tonnen im Werte von
2,127 Mill. holl. fl. im Januar 1929. Nach Deutſchland, Hollands
größtem Abſatzmarkte, wurden diesmal nur 219 To. gegen 303 To. im
Dezember ausgeführt; dagegen hat ſich die Ausfuhr nach den
Ver=
einigten Staaten beinahe verdoppelt.
Die amtliche franzöſiſche Außenhandelsſtatiſtik bringt für den
Mo=
nat Januar folgende Ziffern: Die Einfuhr belief ſich auf 4 777 565 000
Fr. für 5 210 355 To. Gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres
bedeutet das ein minus von 334 479 000 Fr. und ein Plus von 902 103
To. Die Ausfuhr betrug im Januar 1930 3 714387000 Fr. für
2 908 069 To., was gegenüber dem Monat Januar 1929 ein Plus von
15 303 000 Fr. und ein Minus von 94 926 To. bedeutet.
Berliner Kursbericht
vom 24. Februar 1930
Deviſenmarkt
vom 24. Februar 1930
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Italien 100 Lire 21.9 21.91 Tallinn (Eſtl. 100 eſtl. Kr. 111.4s 111.71 Deutſche Erdöl 101.50 Orenſtein & Koppell 73.50 Wanderer=Werke 47.— Paris 100 Franc= 6.3‟ 16-41 Riga 100 Lats 80.C5 tC.81
Frankfurter Kursbericht vom 24. Februar 1930.
Da
6%0
„
8% Baden ......."
6% Baher ....."
2
...
8% Heſſen v. 2
v. 2‟
20 Preuß.
Staats=
anl. . . . . . . . .. ..
8% Sachſen ....."
„
720 Thüringen ..
Dtſche Anl. Auslo
ſungsſch. *
Ablöſungsan!.
Ttſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ...
8% Baden=Baden
6% Berlin. . . .
8% Darmſtadtv. 20
v.28
A.
7% Frankf. a. M.
8% Mainz..... .
8% Mannheim. .
8% Nürnberg ..."
8% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr.
ADio
Goldobl.
4½% Heſſ. Lds.=
Hyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr.. . .
8% Preuß. Lds.=
Pfbr.=Anſt. Gold=
Pfbr.
Goldobl
Daumſt. Komim.
Landesbf. Goldobl
8%KaſſelerLandes=
1redit Goldpfbr.
87.5
75.25
97
76.4
R4
87
91.6
96.7:
76
51
8.525
86.75
84.5
34.5
82
88
96.5
88
76.25
34.5
94
96
% Naſ. Landesbk.
Goldpfbr. . .
4½% „ Obl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+* Ausl. Ser.
„ Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Hyp.=Bk
4½% „Ligu. Pfbr
8% Frrf. Hyp.Bf.
4½% „ Lig. Pfbr.
Pfor.Bf..
o „ Lig. Pfbr.
8% Mein Hyp.Bt.
Lig. Pfbr
Pfalz. Hnp. Bi.
4½% Lig.Pfor
8%0 Preuß.
Boden=
cred.=Bant.
4½% „ Lia. Pfbr
8% Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bt...
4½% „ Lig. Pibr
8% Rhein.Hyp.Bf
4½% „Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.
Bd. -Credit .....
8% Südd Bod.
Cred.=Ban... ."
4½% „ Lig. Pfbr
8% Württ. Hyp.=Bk
6% Daimler Benz
3½ Dt. Linol. Werke
2 Klöchner=Werie
Mainkraftwerkel
7%0 Mitteld. Stahl
werke. .
8% Salzmann u. Co.
7% Ver. Stahlwerke
8% VoigtckHäffner
78.25
49
65.5
16
96.5
81.5
96.5
82
96
83.75
96
84,
96.5
80.8
95.5
82.5
96.5
79.5
96.5
82.7
94.5
97.-
96
70
98
91
84
85.5
84.5
93
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14½% „
42 Türk. Admin.
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4½ % Ungarn 1913
1914
4½%
Goldt
40
1910
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„ Liefer=Geſ.
RN
27
40
10.75
17
3.7
27.4
25.95
111
190.25
127
74.5
124.5
143
186
147
38
126
101.5
148
185
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Unter=
nehmungen
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Grün & Bilfing
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Hammerſen .. . . .
Harpener Bergbau
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Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil..
Holzvert.=Induſtrie
Flſe Berab Stamm
„ Genüſſel133
Junghaus, Stamm
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Salzbetfurtk 1351
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Klein, Schanzlin 1118
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Luz (5chr. Darmſt.
Mainkr.=W. Köchſt. 1107
Mainz. Akt.=Br. . . .!
205
30.5
210
163.1
80.25
126.5
15
26
68
50
185
128
162
110
83.25
15
89.25
95.5
45
161
205.5
209
129.5
164
105.9
239
65
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85
105
1!
128
120.5
151
145
129.25
2(3
174,5
236.5
149
110.5
144 .75
/1(1.5
141
140
119
133
29.8
T40
(280
153
12/.
1.0‟
105=
29.5
1(4.5
(145
[ ← ][ ][ → ]Seite 12
Würker ulß dar Toc.
Roman von Hans Schulze.
11)
Nachdruck verboten.
Seit jenem furchtbaren Augenblick, da ſie aus der Villa in
der Albrechtſtraße zum Bahnhof geflüchtet war, hatte ſie keine
Ruhe mehr gefun.”.
In zitternder Tag) hatte ſie den ganzen Abend über auf die
Rückkehr ihres Mannes gewartet und um Mitternacht endlich
die Tür ihres Schlafzimmers mit einem ſchweren Möbelſtück
feſt verbarrikadiert.
Doch all” ihre Furcht und Sorge war umſonſt geweſen, der
Gatte war nicht nach Hauſe gekommen und auch am anderen
Tage unter einer belangloſen Entſchuldigung von Wannſee
fern=
geblieben.
Was war geſchehen?
Der Fernſprecher ſchwieg beharrlich.
Weder hatte Kurt, wie er verſprochen, an jenem
Unglücks=
abend noch einmal bei ihr angerufen, noch war in der Folgezeit
eine briefliche oder telephoniſche Verbindung mit ihm zu erreichen
geweſen.
Auch Walter v. Prayer, zu dem ſie in ihrer Not endlich auf
eine Viertelſtunde hinübergehufcht war, hatte ihr keine Auskunft
geben können.
War Kurt einem Unglück, einem Verbrechen zum Opfer
ge=
fallen, und was bedeutete dieſer ſeltſame Theaterbeſuch, wenn
es zwiſchen den beiden Männern vielleicht zu einem
Zuſammen=
ſtoß gekommen war, der auch für ſie nur den Auftakt zu einer
furchtbaren Kataſtrophe bedeuten konnte?
Jetzt trat die Zofe leiſe herein.
„Der Herr Generaldirektor iſt im Haus”, ſagte ſie, „und
kleidet ſich bereits zum Theater um!"
Evelyn nickte.
Die Kehle war ihr wie zugeſchnürt.
Auf einmal graute ihr wieder vor dem erſten
Zuſammen=
treffen mit dem Gatten, das ſie doch den ganzen Tag über faſt
herbeigeſehnt hatte, um der kaum mehr erträglichen Marter der
Ungewißheit ein Ende zu machen.
Willenlos, mit bleiſchweren Gliedern, ließ ſie ſich das
koſt=
bare Goldlamékleid überſtreifen und legte als einzigen Schmuck
eine ſchmale Perlenkette um den ſchlanken Hals.
„Komm, Lore”, ſagte ſie dann, ihren ganzen Mut
zuſammen=
nehmend, „ich muß eilen, es iſt bereits halb acht vorbei!“
Draußen in der großen Halle mit den florentiniſchen Säulen
wartete der Gatte ſchon.
Er war ruhig und ernſt wie immer, kein Zug in ſeinem
un=
durchdringlichen Geſicht verriet etwas von einer tieferen ſeeliſchen
Erregung.
Er begrüßte die Damen mit ſeiner ſtets gleichen, ein wenig
farbloſen Höflichkeit und ſprach zu Lore ein paar bedauernde
Dienstag, den 25. Februar 1930
Worte, daß er verſäumt habe, auch für ſie eine Karte zum Theater
beſorgen zu laſſen.
Dann bot er Evelyn den Arm und geleitete ſie über die
breite Freitreppe mit den am Geländer herabſchreitenden Löwen
zum Auto.
Als Kurt und Walter v. Prayer vor der Säulenfront des
Weſtendtheaters vorfuhren, war der Beginn der Vorſtellung ſchon
nahe herangerückt, aber noch immer ſtrömten dichte
Menſchen=
ſcharen an der endloſen Auffahrt der Automobile dem
grellerleuch=
teten Marmorportal der Eingangshalle zu.
Ein Summen wie von einem Bienenſchwarm ging durch das
ganze große Haus, das ſich mit ſeinem ragenden Turmaufbau
wie eine dunkle, drohende Maſſe in das warme Grünblau des
ſinkenden Maiabends emporreckte.
Im Parkett des rieſigen Zuſchauerraumes ein ewiges
Auf=
ſtehen und Sichſetzen, ein ununterbrochenes Grüßen und Winken,
ein Gewühl und Gewoge von Köpfen und Lichtern.
Jetzt das erſte Gongzeichen.
Erwartungsvoll lehnte ſich alles in den Stühlen zurück, die
Theaterzettel, die nur ganz unperſönlich drei handelnde Perſonen
als „den Mann”, „die Frau” und „den Dichter” verzeichneten,
wurden zurechtgelegt.
Noch einmal und ein letztes Mal die dumpfen, hallenden
Töne des mahnenden Gongs.
Der ſtrahlende Lichterkranz der Deckenkrone erloſch, und der
ſchwere Brokatvorhang teilte ſich lautlos auseinander.
Kurt hatte ſich bereits in der Vorhalle des Theaters von
Walter verabſchiedet und ſich von dem Rundgang des Parketts
aus durch eine Geheimtür ſogleich hinter die Bühne begeben.
Auf einmal war er wieder völlig gleichgültig gegen das
Schiaſal ſeines Werkes, auf das er bisher die ganze Hoffnung
ſeines Lebens geſetzt hatte.
Auch die entrüſteten Vorwürfe, mit denen er im
Direktor=
zimmer empfangen wurde, ließen ihn gänzlich unberührt; einzig
dem Oberregiſſeur, deſſen künſtleriſchen Ernſt und hingebenden
Eifer er in der Kleinarbeit der Proben beſonders ſchätzen gelernt
hatte, ſagte er ein paar entſchuldigende Worte.
Dann ſtand er neben dem Feuerwehrmann in einer
Seiten=
kuliſſe und ſchaute klopfenden Herzens in den Ring des
Zu=
ſchauerraumes.
Er konnte von ſeinem Verſteck aus gerade die erſten Reihen
der Parkettbeſucher überblicken, deren Geſichter und Hände ſich
wie zahlloſe weiße Flecken aus dem feierlichen Dämmer des
Theaters undeutlich abhoben.
Ob ſich auch Evelyn unter jenen Menſchen befand, deren
Atem in einem einzigen verſchwebenden Laut zur Bühne
herauf=
wehte?
Mit bohrenden Blicken ſuchte er die Mauern der ſtummen
Geſtalten zu durchdringen, und wie eine glühende Kette riß
wieder die Sehnſucht an ſeinem Herzen, Evelyn noch ein letztes
Nummer 56
Mal zu ſehen und zu ſprechen, ehe ſich mit dem Ablauf dieſer
furchtbaren Nacht auch ſein Schiaſal vollendete.
Auf der Bühne hatte unterdes der erſte Akt ſeinen Anfang
genomimen.
Man ſah in die matterleuchtete Diele einer vornehmen
Parkvilla.
Das Ehepaar war mit dem Dichter, in ſpäter Nachtſtunde
ſoeben von einem Sommerfeſt heimgekommen, die junge Frau
noch in einem bunten Phantaſiekoſtüm, die Herren in Frack und
Domino.
Die joviale Stimme des Ehemannes erfüllte das ganze
Theater mit lärmender Luſtigkeit.
Er nötigte ſeinen ſpäten Gaſt in einen Klubſeſſel am Kamin,
holte Kognak und Liköre, bot Zigarren und Zigaretten an und
ſchaltete ein elektriſches Grammophon ein, ein gutmütiger Bär,
ſaftig und lebensvoll, eine ganz der Wirklichkeit abgelauſchte
Figur.
In heiterem Wortgeplänkel flog der Dialog hin und her
und gab in zwangloſer Form die einfache, ſogleich zutageliegende
Vorgeſchichte.
Der Gatte, ein reicher Fabrikant aus der Webinduſtrie, der
ſich in ſchon ſtark vorgerückten Jahren die ſchöne Tochter einer
mittelloſen Beamtenfamilie in ſein üppiges Haus geholt hatte.
Die junge Frau, ein feines, ſtilles, aus lauter Zartheiten
zuſammengeſetztes Weſen, geſpielt von einer genialen
Schau=
ſpielerin, die erſt im letzten Winter als Stern erſter Größe am
Berliner Kunſthimmel aufgegangen war und in einer einzigen
Saifon die ganze Reichshauptſtadt in ihren Bann gezogen hatte.
Drei Jahre lang war die Ehe dieſer beiden ſo ungleichen
Menſchen im eintönigen Trott des Alltags ereignislos
dahin=
gegangen.
Bis die weltfremde junge Frau eines Tages wie aus einem
Traum zur Wirklichkeit erwacht war, an jenem Schickſalsabend;
da ſie den Dichter auf einer Geſellſchaft getroffen hatte, und mit
dieſer Begegnung ihr ganzes Leben auf einmal auf einen völlig
neuen Grund geſtellt worden war.
Mit allerzarteſten Händen, mit feinſtem Mitempfinden und
heiliger Begeiſterung war, das Geheimnis dieſer Liebe dem
eigenen Erleben nachgeſchaffen worden.
Wundervoll, wie ſich in Rede und Gegenrede, im Spiel der
Augen, in einem ſchüchternen Lächeln das tiefe Gefühl dieſer
einander unrettbar verfallenen Menſchen offenbarte, in des der
Gatte in ganz ſelbſtherrlicher Beſitzerfreude mit der
Ahnungs=
loſigkeit des am nächſten Beteiligten, trinkend und rauchend in
breiter Behäbigkeit, zwiſchen ihnen ſaß.
Die Rolle des Dichters war einem gefeierten jungen
Schan=
ſpieler anvertraut worden, dem Liebling des weſtlichen Berlins,
der ſich mit ſeiner ſieghaften Blondheit und dem weichen Tonfall
ſeiner betörenden Stimme ſchon zahlloſe Frauenherzen erobert
hatte, ein unbekümmerter Bejaher des Lebens, deſſen leichter,
federnder Schritt ſelbſt unter der Laſt eines tragiſchen Schickſals
nicht ſchwerer und wuchtiger wurde.
(Fortſetzung folgt.)
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Ernt=Ludwigſtr. 3 (3306
37
Nummer 56
Dienstag, den 25. Februar 1930
Seite 13
Unser Lothar bekam am
Sonntag sein Schwesterchen
In dankbarer Freude:
August und Ottilie Christmann
geb. Seibert
Heinrichsstraße 70, II.
Heute verſchied nach zweitägigem
Kranken=
lager unſer lieber Sohn und Bruder
Senht Teuet
im blühenden Alter von 21 Jahren.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Familie Auguſt Becker
Grafenſtr. 35.
Darmſiadt, den 23. Februar 1930.
Die Beerdigung findet Mittwoch, nachm.
½3 Uhr, auf dem Waldtriedhof, das
Seelen=
amt Freitag vormittag 7/49 Uhr in der
Ludwigskirche ſiatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.
Heute Nacht um 2/,2 Uhr entſchlief in Frieden an den
Folgen eines Schlaganfalls nach 14 tägigem
Kranlen=
lager un er geliebter Vater, Großvater, Bruder,
Schwager und Onkel
Shroodt deuek
Pfarrer i. R.
im 25. Lebensjahr.
Wilhelm Nebel, Forſtmeiſter in Alzeh
Anna Nebei
Sophie Nebel / Kinderheim in Laubech
Johannes Nebel, Geflügelfarm in Ortenberg
Toni Nebel, geb. Hahn
Elſe Nebel, geb. Hahn
Drei Enkel.
Laubach (Oberheſſen), den 23. Februar 1930. (8313
Trauerfeier: Mittwoch, den 26. Februar, nachmittags
344 Uhr in der Stadtkirche, von da Ueberf hrung
nach dem Friedhof.
Nach langem ſchweren Leiden plötzlich entſchlafen
iſt im 52. Lebensjahr
Dankjagung.
Frau Eliza del Strother
Für die vielen Beweiſe herz=
geb. Anthes.
Dem Wunſch der Verſtorbenen entſprechend wird
dringend gebeten, von Kran ſpenden und
Beileids=
beſuchen abzuſehen.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Heute nacht entſchlief ſanft nach kurzem, ſchwerem
Krankſein mein innigſtgeliebter Gatte, unſer
treu=
ſorgender Vater, Großvater, Schwiegervater,
Schwager und Onkel
9oy. Punnpp sruer In.
Altveteran von 1870/71
früherer Gaſtwirt
im 83. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Emilie Keller, geb. Deiß
Familie Karl Keller I., Gaſiwirt
Familie Georg Keller
Familie philipp Keller, Düſſeldorf
Familie Abraham Keller.
Wembach, den 24. Februar 1930.
(3297
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 26. Februar,
nachmittags 3 Uhr ſtatt.
Mitko B atow
und FrauMeta
geb. Weyrauch
zeigen in dankbarer
Freude die Geburt
einer Tochter an
Sofia, den 24. Februar 1930
Bulgarien
Darmstadt
Allen für die herzlichſien
Auf=
meikſamkeiten und Glückwünſche
zu meinem 80. Geburtstage auf
dieſem Wege meinen innigſten
Dank
Auguſt Seipp Witwe.
Frankfurterſtraße 37.
Darmſtadt, Februar 1930 (*
Von der Reiſe
jrün!
Ak. Iojenthal
Eſchollbrückerſtr. 4½.
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Sute
nettes Mäde
20 — 27 Jahren, aus
Stadt od. Land, zw.
Heirat. Etw. Verm.
erwv. Bin Kaufmann.
Zuſchr. u. A 99 a. d.
Geſchäftsſt. erbet. (*
Witwer, 60 J., mit
ſchuldenfreiemHaus
ſucht Frau, nicht
unter 40 J., kennen
zu lernen zw.
Hei=
rat. Angeb. unter
A. 107 Gſchſt. (3312
Geſtern verſchied nach langem Leiden
mein lieber Mann, unſer
herzens=
guter Vater und Schwiegervater
Leonharo Kameiter.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marg. Kamleiter Wwe.
Leonhard Kamleiter
Dora Benedzm. geb. Benedum
Bernhard Benedum.
Darmſtadt, den 24. Februar 1930.
Blumenthalſtr. 91.
Die Beeidigung findet am
Mitt=
woch, nachmiitags 3½ Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt.
Todes-Anzeige.
Am 24. ds. Mts., früh 1 Uhr wurde
mein lieber Mann, unſer auter
Vat r, Schwiegervater, Großvater
und Onkel
Otto Bauer
Gendarmerie=Wachtmeiſter i. R.
Alt=Beteran
im 81. Lebensjahr, von ſeinem
ſchweren Leiden erlöſt
Darmſtadt, den 24. Februar 1980
Sandbergſtraße 46
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
J. d. N. Frau Otto Bquer, geb. Kuhn
Die Beerdigung findet Mittwoch,
den 26. Feb uar 1930, nachmittags
3 Uhr von der Kapelle des
Wald=
friedhofs aus, ſtatt.
Aelt. Herr
ſucht die
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ſchaft einer alleinſt.
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ſpenden bei dem Hinſcheiden
meiner lieben Frau, unſerer
guten Schweſter. Schwägerin
und Tante
Srau euemd hoh
geb. Röth
ſagen wir hiermit unſeren
innig=
ſten Dank. Beſonders danken
wir Herrn Pfarrer Berger für
die troſtreichen Worte am Grabe.
Die krauernden
Hinkerbliebenen.
Darmſtadt, den 21. Febr. 1930.
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Nummer 56
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armes Mädel, das er auf Kredit
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gestattet hat, als Dame von Welt in
die Welt ein.
Weitere Hauptdarsteller:
Olga Limburg, Walter Rilla.
Kurt Vespermann
Als zweiter Schlager:
Der Ladenprinz
Ein Film nach d. vielgelesenen Roman
von Kurt Münzer, in der Bearbeit.
und unter der Regie von Erich.
Schönfelder. Ein Spiel von Moden,
schönen Frauen und Liebe, das den
Weg des kleinen Konfektionärs aus der
Provinz, zum ersten Modekünstler
Berlins in bunten farbenprächtigen
Bildern aufrollt.
Die Hauptdarsteller sind:
La Jana, Adele Sandrock, Ralph Arthur
Roberts, Harry Halm, Siegfried Auno.
Beginn 3½ Uhr
Seltrmiiier
Ein exotisches Filmdrama
in 8 Akten.
Manuskript und Regie Carmine Gallone.
Neben den grandiosen Schiffsscenen
und der virtuosen Gestaltung des
im Orkan untergehenden
Passagier-
dampfers sind die landschattlichen
Scenen in Tripolis besonders reizvoll.
Die ungeheuer dramatisch bewegte
Handlung, der Kampf der
Leiden-
schaften, der die Menschen in Not
bringt, sind von besonders starker
Wirkung.
Neben Liane Haid in der Hauptrolle
wirken mit Gina Manés, Alfons
Fryland, Leopold von Ledebur.
Dazu der bunte und aktuelle Filmteil
mit Grotesk-Lustspiel und
Wochenschau.
Eeginn 3½, Uhr.
Kochgebirge.
Das Schicksal zweier junger
Menschen-
kinder im Genre des erfolgreichen
Filmwerks „Hinter Klostermauern”.
Die majestätische Bergwelt, der
bay-
rischen Alpen bildet den Hintergrund
zu der fesselnden Handlung.
Begie: Franz Seitz.
In den Hauptrollen:
Vera Schmitterlöw, Walter Grüters.
Als zweiter Schlager:
Hordeh enne mer
Nach einem spanischen Roman
be-
arbeitet von Thilde Förster.
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